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Full text of "Pharmazeutische Zentralhalle für Deutschland"

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L^Ux>W'  M.i-'. 


/ 


I 


') 


) 


Pharmaceutische  Centralhalle 


für  Deutschland. 


(Gegründet  Ton  Dr.  Hermann  Hager  1859;  weitergefflhit 
Ton  Dr.  Ewald  Gelssler  1880  bis  1894.) 

Heraasgegeben 

von 

Dr.  Alfred  Schneider  and  Dr.  Paul  SfiB. 


XLVII.  Jahrgang. 

(Der  Neuen  Folge  XXVII.  Jahrgang.) 

1906. 


Dresden  1906. 

Verleger:  Dr.  A.  Schneider  in  Dresden- A.  u.  Dr.  P.  Süß  in  Dresden-ßlasewitz. 

In  Kommission  bei  Julius  Springer,  Berlin-N.,  Monbijouplatz  3. 


Inhalts-Verzeichhis 


des 


XLVU.  (Neue  Folge  XXVII.)  Jahrganges  1906 


der 


Pharmaceutischen  Centralhalle  für  Dentschland. 

Zusammengestellt  von  G.  Hofmann  in  Dresden. 


*  bedeniet  mit  Abbildang. 

A. 

Abfährdraftoi  nach  Hellwig  111. 
Abführmittel,  neuere  788. 
Abrastol,  Farbenreaktionen  34. 
Abainthln,  Eigenschaften  195. 
Absorblae,  B^tandteile  131. 

—  eine  Qaecksilbersalbe  733. 
Abwasser,  Analysen  171. 

—  .Sch&dlichkeit  für  Fisohe  172. 
— 'biologische  Beinigaog  290. 

—  Bestimmang  der  Oxydierbarkeit  291. 

der  suspendierten  Stoffe  296. 

des  Chlorgehaltes  297. 

AbyasinlD,  Eigenschaften  69. 
AbzIehbUder,  bleihaltige  554. 
Aeetaailid,  BesUmm.  neben  Koffein  656. 
Aeeton,  Bestimm,  nach  Auld  285. 

—  Autotozikosen  durch  A.  636. 
Acetopyrln,  Aufbewahrung  780. 
Aeetyiwasserstoffperoxyd,  Darstell.  480. 
Acetysal  =  Aeld.  a«etylo*8altoylieam  46 
Aeidol^  Untersuchungen  466. 

—  -Pepsin,  Abgabe  dess.  910. 

-PastilleD,  Bestandt.  691. 

Aeidam  amido-formicieiini  257.  304. 

—  earboliemn  Ph.  ü.  S.  21. 

—  Mtrleam  Fh.  Nederl.  396. 

—  Jodieam  u.  seine  Salze  1011. 

—  propylo-barbitnrieain  460. 

—  tsrtarleam  Ph.  ü.  8.  22. 

—  u.  Kalimn  tellarosnm  1011. 
Aettna-Puder,  Bestandteile  443, 
Ad^ll'a  Adlertropfea,  Bestandteile  131. 
Adeps  CkMMypii,  Eigenschaften  217. 
Adralglii,  Bestandteile  777. 
Adrenalin,  Identitätsreaktion  356. 


1594^ 


Aeeldinm,  Oenerationswochsel  452. 
Aether  pro  narkosi  Ph  Nederl.  397. 
Aetylformiat,  Anwendaog  808. 
Aethylmethylzanthin,  Anwend.  460. 
Agar-Agar,  Aschegehalt  832. 
Aglesia,  Bestand!,  u   Anwefid.  131. 
AkazienbltttenM,  Eigenschaften  356. 
Akonin,  Bildung  aus  Akomtin  48. 
Akonitalkaloide,  2  neue  333. 
Akonitln,  neues  Reagens  auf  A.  376. 
Albertol  Remedy  =  Albert's  Remedy. 
Albarit,  Harnprüfor  auf  Eiweiß  506. 

—  Darsteller  629. 

Alformin,  Anwend.  u.  Wirk.  460. 
Algarlne  Kyrdahl,  Bestandteile  258. 
Allpinnitrat,  AnwendnDg  149. 
Alkalijodide,  Naohw.  yon  Nitraten  1014. 
Alkaloid-Arrhenalate.  Da*  Stellung  7. 
Alkaloide,  Bestimm,  mittels  Kaliumwismutjodid- 
lösung  36 

—  Bestimm,  nach  Pharm,  ü.  St.  383. 

—  Bestimm,  nach.  Ph.  Austr.  VIII  916. 

—  eioheitl.  Bestimm.- Methoden  858. 
Alkamine,  Darstell,  yon  Estern  der  A.  30. 
Alkarsodyl,  Anwendung  402. 

Alkohol  Ph.  ü.  8.  22. 

Alkoholgehalt,    Bestimm,    durch    den   Gefrier- 
punkt 586. 
Alkoholfreie  GetrMnke,  Beurteilung  169. 

Analysen  von  7  Arten  72. 

Aikoholozydase,  Bedeutung  935. 
Alkoholsilbersalbe  nach  Löwe  93. 
AlllgatorVl,  Eigenschaften  982. 
Almeidlna-Kantsehuk.  Eigensjh.  67d. 
AloS,  Untersach.  seltner  Sorten  154. 

—  Oxydationsprodukte  der  A.- Bestandteile  850. 
Aloxanthln,  Eigenschaften  668. 


npflanzen  auf  dem  Brocken  1039. 


IV 


Alsol-Or^me,  Bestandteile  869. 

Bezugsquelle  888. 

Aliimiiiiiim  aeetieo-glyeerinatam  402. 
tartar.  Ph.  Nederl.  397. 

—  -kaseinat,  Eigenschaften  691. 

—  papier,  Verwendung  346. 
Alzen,  neue  Legierung  904. 
Ameisen,  Vertreibung  346. 

—  Yerschleppen  den  Typhus  560. 

—  -sttnre,  titrimetr.  Bestimm   70. 

-~  -saure  Salze,  mediz.  Verwend.  306. 

Kapferoxydal,  Eigensoh.  779. 

Ajmnonlaeam,  Identitätsreaktion  397. 
Ammoniamsalze,  Bestimm,  mit  Alkalibypobromit 

197. 
Amydol  Ibis,  Bestandteile  357. 
Amylalkohol,  Untersuchung  1015. 
Anästhesierende  LOsungren,  Wirkung  429. 
Analgos,  Anwendung  337. 
■—  Bestandteile  733. 
Aneoeit,  ZuAammenselzung  899. 
Anemone  nemorosa,  Schädlichkeit  452. 
Angri^r's  Petroleom-Emnlsion  715. 
Angnsturarlnde,  die  Basen  deis.  154. 
— ,  ein  neues  Alkaloid  234. 
AniUnfarben,  Schädlichkeit  ders   190. 
Anilinfarltotoire,  Entdeoker  ders.  751. 
Ankara,  angebl.  Butterersatz  861. 
Ankylostomom  Dnodenale,  Lebensgang  787. 
Anodynon  nach  Bielitz  29. 
Ansal,  Zusammensetzung  899. 
Anthrasol,  farbloser  Teer  14. 
Anthrasolin,  Bestandteile  402.  756. 
Antibex,  gegen  Keuchhusten  950. 
Antibleiaeife,  Bestandteile  928 
Anticalenlose,  ein  Gichtmittel  149. 
Antieelta-Tablets,  Bestandteile  8. 
Antlehlorotin,  Bestandteile  240. 
Antieollämin,  nach  Kleftner  353. 
Antidiabetikom  Stoek,  Bestandteile  49. 
Antidol,  gegen  Kopfschmerz  131. 
Antidysenterie-Seram  47.  240. 
Antiepileptionm  Boscnberg  479. 
Antifebrin,  entgiftetes  15. 
Antiirlnoosine,  Anwendung  402. 
Antigonokokkensemm,  Gewinnung  240.  402. 
Antigon-Stttbehen,  Bestandteile  715. 
Antikatarrh-Pastillen  von  Engelhard  715. 
Antimon-Präparate  in  der  Ph.  U.  S.  26. 
AntimotteYn,  Bereitung  379. 
Antinenrasthin,  Analyse  869. 
AnÜphymoae,  gute  Wirkung  950. 
Antipneomocochina,  Anwendung  950. 
Antipositln  von  Wagner  29. 
AnÜpyrlnnm  CofTeino-eitr.  Ph.  Austr.  710. 
Antiquitäten,  Korrosion  metallischer  180. 
Antlrheamalin,  Bestandteile  111. 
Antirhenmol,  Bestandteile  563. 
Antiseabln,  Bestandteile  464. 
Antiseptiseh  wirkende  Tücher  706. 
Antistreptokokkensernm  von  Ri^'wid  56. 

—  ,3ern'^  808. 

Antithyreoidin,  Anwendung  387. 
Antitranspirin,  Bestandteile  131. 
AntityphSses  Serum.  Eigenschaften  733. 
Antltyphnsserom,  Wirkung  520. 


AntiTom,  Anästhesintabletten  995. 

Apfel,  Zucker-,  Säure-  u.  Tanningehalt  Yorsohied. 

Aepfelsorten  975. 
— -  -säure,  Nachw.  mit  Kobaltnitrat  973. 

—  u.  Citronensänre,  Vorkommen  in  Früchten 

588. 

—  -kakao,  Bezugsquelle  761. 

—  -malztee,  Bereitung  131. 
Apieinnm,  Bestandteile  46. 

Apotheker  dürfen  weder  innere  noch  äußere 
Heilkunde  betreiben  737. 

—  -titel,  Führung  durch  Drogisten  651. 
Aqua  Ammonfae  Ph.  ü.  S.  25. 

—  earminatira  Ph.  Austr.  710. 
Aqoae  destill,  aromat.  Ph.  Noderl.  397. 
Araehin,  Eigenschaften  520. 
Aräometer,  Justierung  ders   634 
Araroba,  minderwert   Ware  184. 
Arbutin,  Reaktionen  555. 

Argentum  earbonienm,  Eigenschaften  520. 

—  foliatnm,  Ph.  Nederl.  398. 

—  Jodatum  naseens,  Anwend.  240. 
Aristol,  Bereit,  nach  Ph.  Hispan  580. 

—  u.  Jodthymol,  Bestimmung  445. 
Armadiphtherin,  Anwendung  950. 
Arrhenal,  als  Eeagens  1033. 
Arrowroot,  Starompflanze  185. 
Arsen,  elektrolyt.  Bestimmung  167. 

—  toxikolog.  Nachw.  nach  Mai  320. 

—  mikroskop.  Nachw.  510. 

—  Mengen  bei  Vergiftungen  587. 
Arsenik,  Gewöhnung  an  A.  701. 
Arsenwasserstoff,  Reaktionen  u.  Bestimmung  525. 
iLrsol,  Bestandteile  733. 

Arteriöse,  Bestandteile  808. 

Artrolo,  gegen  Gicht  usw.  715. 

Amm  maenlat.,  Untersuch,  der  Blätter  177. 

Arzneibneh  f.  d.  D.  R.,  neue  Ausgabe  662. 

Arzneien,  Begriff  857.  «  . 

—  Abgabe  durch  die  Krankenkassen  780.    ^ 
AnneUiandel  im  Umherziehen  543. 
Arzneimisehungen,  unverträgliche  42. 
Arzneimittel,  Sterilisation  ders.  130. 

—  kombinierte  Verordnung  1059. 

—  Ueberlassen  an  Andere  672. 

—  Unterschiebung  von  sogen.  Ersatzmitteln  716. 

—  sind  keine  Nahrungsmittel  672. 

—  neue,  alle  im  Jahre  1906  bekannt  gewordeoen 

N.  A.  sind  im  Yorliegenden  Register 
namentlich  aufgeführt. 

Arzneitabletten  zur  Arzneiversorgung  der  Trup- 
pen 897. 

A  S,  Bedeutung  583. 

Asanin  ist  Sir.  Kalü  sulfogucy'ac.  131. 

Asaprol,  siebe  Abrastol. 

Askarldiasis,  Behandlung  838. 

Asparox,  Bezugsquelle  761. 

Aspirophen,  Bestandteile  777. 

Asthma,  Hauskur  gegen  A.  150. 

—  -karbon,  Bestandteile  756. 

—  Medizinen  von  Harold  Eayn  464. 
mittel  von  Tucker.  Analyse  1003. 

—  -pnlyer  „Zematone^^  356. 

—  -zii^aretten  von  J.  Ecpic  663. 

der  Ph.  Hispan.  580. 

Atomgewichte,  neue  Bestimmungen  381. 


Atoxyl,  gegen  die  SchlafkrsDkheit  928. 
Atropin,  Yergiftimgen  bei  äußerlicher  Anwen- 
dung 32^6. 
Atrosofffii,  Bestandteile  606. 
AvireiilMÜBam  von  C.  F.  Müller  214. 

—  -salbe,  gelbe  630.  739. 

—  Ixopfglteehen  nach  Hujnmelsheim  283*. 

—  Terleteongen,  Behandlung  618. 
Aarin,  neue  Darstellung  648. 
Austern,  Ursache  Yon  Typhus  550. 
Aatan,  Bestandteile  u.  Eigensoh.  733. 

—  Yer&hren  zur  Desinfelilion  894. 
Aatolysfttor  nach  übber  609*. 

B. 

BaelUa,  Qrundmaße  der  Ph.  Nederl.  398. 

Baellliu  Gomesli  Ressl  605. 

BJlekereien,  yorschriftsmfißige  Einrichtung  963. 

Bakterlenbrand  der  Obstbäume  913.  1001. 

Balata«  Untersuchung  155. 

Ballon-Piiotogniphleii  55. 

Balsainikft,  Wert  als  Antigonorrhoika  688. 

—  Nebenwirl^ungen  1019. 
BalsuBimi  CopaiTae  Fb.  U.  S.  44. 
Ph.  Nederl.  396. 

BückbUck  auf  1905  185. 

Prüf,  mit  Ghloralhydrat  185. 

Prüf,  auf  Kolophon  nach  Ph.  Austr.  685. 

Ausführ,  der  Salpetersäureprobe  1072. 

—  peniTiaBiim  Ph.  U.  S.  44. 
Ph.  Nederl.  398. 

Prüf,  mit  Ghloralhydrat  185. 

Erkenn,  des  künstlichen  186. 

weißer  892. 

-—  tolatannm  Ph.  ü.  8.  44. 

Losüchkeit  in  8.  G  398. 

Prüf,  mit  Kalkwasser  685. 

Bandwurm,  Abtreibuog  nach  Spier  306. 

-mittel,  Brfuiter  56. 

Barlmtlmaoilode,  Oebrauoh  786. 
Barblerstubeii,  Hygiene  der  B.  548. 
Barbltonftoreo,  Darstellung  10. 
Baryam,  Trennung  yon  Ca  und  Sr  318. 
Baryumsnlfiit,  Losüchkeit  in  H,  0,  945. 
Basedow'sche  Krankheit,  Serum  260. 

Anwend.  von  Antithyreoidin  387. 

Baaer's  lithosanol,  Bestandteile  950. 
Baumwollsameii-Oel  u.  -Stearin  651. 
Banmwollwaren,  Erzeugung  des  „krachenden 

Griffe*'  633.  662. 
Bayer's  KMbertropfen,  Bestandteile  715. 
Bebeerin,  üotersnchuog  848. 
Bellmann's  8ehatzk9rper,  Bestandt  972. 
Belloform,  Eigenschaften  240. 

—  Bezugsquelle  304. 

Benaaldehyd.  Umwandl.  in  Benzoesäure  338. 
Benzin,  spezif.  Oewicht  832. 

—  Unterscheid,  von  Naphtha  u.  Gasolins  382. 

—  Tetraehlorkohienstoff-Oemiseh ,     Entzünd- 

lichkeit 11. 
Benao^  Unterscheid,  der  Slam-  von  der  Sumatra- 

B.  523. 
Benxol,  Nachweis  von  Toluol  1013. 
Benxomorphin  =  Peronln  402. 
Benxon's  Malzextrakt,  Bestandt  715. 


Benzosaün,  Darstell,  u.  Eigensch.  173.  1053. 
Benzoylalkylaminoaethanole  869. 
Berberin,  Reaktionen  473. 

—  Konstitution  dess.  505. 

—  Beziehung  zu  den  Golombobesen  830. 
Bergmann 's  Herbosanum,  Bestandt.  733. 

—  Kräutermlsehnng  768. 
Berghoeh's  Kränteressena,  Bestandt.  131. 
Bergholz'  Tannenttther,  ^standt.  715. 
Beriberi,  das  Wesen  der  B.  549. 
Bernsteinöl,  EigeDschalten  51. 
Beta-Snlfopyrin,  Anwendung  1006. 
Bettendorfs  Reagens,  Abänderung  610. 
Biekmore's  Wnndknr  für  Tiere  131. 
Bienenmotte,  Tuberkulose  der  B.  591. 
Bigall,  Zusammensetzung  899. 

Bier,  gofölschles  Berlioer  Weißb.  169. 

—  Herstell  von  eisenhaltigem  B.  405. 

—  »hefe,  Bildung  von  H,8  648. 
Blkhakonitln,  Eigenschaften  333. 
Bloferrin,  Eigenschaften  513. 
Bioforina,  Bestandteile  6. 
Bioson,  Analyse  7.  170. 
BirkeiuindenfiU  Gewinn  u.  Eigensch.  467. 
Bismal^  Darstell,  u.  Eigensch.  537. 
Bismath  Formlc  Jodide,  691. 
Blsmntum  bisalieylienm,  Anwend.  479. 

—  bitannleom,  E.gen8ch.  520. 
Blsmnt,  fiiehe  auch  Wismut. 
Bitterwein  von  Bersch,  Bestandt.  715. 
Blandinm,  Bereitung  1006. 
Blaasäare  liefernde  Pflanzen  134. 

—  Nachw.  im  Darm-  u.  Mageninhalt  173. 
Blansänreglykoslde  669. 

Blei,  als  Abortivum  54. 

—  aus  schlecht  glasierten  Geschirren  175. 

—  Bestimm,  als  Jodat  363. 

—  Loalicbkeit  in  Wasser  955. 

—  -acetat,  trocknes  präzipitiertes  528. 

—  -kolik,  Behandlung  mit  Kokain  366. 

—  -nitrat,  Darstellung  485. 

—  -weiß,  Bestimm,  der  Essigsäure  525. 
Blell's  Wein,  Bestandteile  131. 
Blenal,  Anwendung  443. 
Blennorsan,  Eigenschaften  149. 
Blennosalyl,  Beetandteile  149. 
Blinddarmentzündung,  mögliche  Ursachen  430. 
Blnt,  Verhütung  der  Gerinnung  31. 

—  freies  Formaldehyd  im  B.  38S. 

—  Bestimm,  des  Eiweißes  587. 

—  Nachw.  von  Bakterien  1058. 

—  Unterscheid,  des  Mensohenb.  vom  tierischen 

B.  605. 
Blansllnreglykoside  669. 
Blutan,  Anwend.  u.  Wir  kg.  920. 
Blntbanner,  em  Yerbandstoff  337. 
Blutegel,  Aufbewahrung  216. 

—  rasch  anzusetzen  814. 
Blutflecke,  neuer  Nachweis  610. 

Blut-  u.  Gallenfarbstofl^  Untersuch.  872. 
Blutmelase-Futter,  Bestandteile  761. 
Blutsalz  nach  Illing  540. 
Blutstillende  Watte  nach  Ph.  Nederl.  401. 
Boeeonia  eordata,  Untersuchung  547. 
Bösrang's  Hustentee,  Bestandteile  715. 
Bohnen,  giftige  ausländische  673. 


VI 


BohnenSi,  ohinesisohes  52. 

Bolus  allMi,  zur  Behandl.  der  Cholera  692. 

Bonal,  BeRtaDdteile  761. 

Borkalk,  YorkommeD  in  Argentinien  779. 

BornjleBdiamin,  Darstellung  173. 

Bornyral,  Anwendung  616. 

—  Anwend.  bei  Herzstörangen  1076. 
Borophenjlsäare^  Bestandteile  761. 
BoroTertin,  Eigenschaften  928. 

Borsftore^    Methoden    des    qualitativen   Nach* 
weises  71. 

—  Nachweis,  amtliche  Vorschrift  218. 

—  kolorimeir.  Bestimmung  220. 

—  neue  Farbreaktionen  221. 

—  Indikator  bei  der  Titration  152. 

-r-  unzulässig  als  Konservierungsmittel  937. 

—  Uebergang  aus  dem  Futter  in  die  Organe  659. 
Borsalbe,  freihändiger  Verkauf  607. 

—  Verkauf  in  Drogerien  694. 
Bomssln,  Bestandteile  761. 
Botanik,  Kongreß  in  Hamburg  913. 
Bovovaeoin  nach  Behring,  Bereitung  567. 
Bovril  StamnoMs,  Fleiachpulver-Tabletten  761. 
Brandol,  Bestandteile  464. 
Brasant-Kapselu,  Bestandteile  424. 
Brann's  Seluiapf^iilver,  Bestandteile  172. 
Bravseliinonadoii,  Beurteilung  39. 

—  mit  Saponinen  223. 

Breehwelnstein,  Vorrätighalten  in  Drogerien  694. 
Brenzoatechiii,  neue  Beaktion  973. 
Brenztraubensäure.  Farbreaktionen  361. 
Briefmarken,  giftige  622. 
BrUlantflTttn,  Wirkung  702. 
Broekmann's  Fntterkalk,  Bestandt.  131. 
Brom,  Bestimm,  mit  Hydrozylaminsulfat  610. 
Brom^ine,  Eigenschaften  479. 
Bromlndostrie  in  Nordamerika  8. 
Broniipin,  Anwendung  1011. 
Bromleeithin,  Eigenschaften  244. 
Bromoearpin^  Bestandteile  129. 
Bromoform,  Zersetz,  durch  Licht  und  Luft  216. 
Bromokoll,  Anwend.  bei  Tetanus  702. 
Bromsäore  für  oxydimetrisohe  Zwecke  197. 
Bromyi  =  Bromalin  563. 
Broneliial-Tabletten  von  Engelhard  715. 
Bronzen,  alte  und  neue  ß.  924. 
Brot  für  Diabetiker  569. 

—  Erreger  des  Fadenziehens  411. 

—  Aikoholeehalt  936. 

Brannensalze,  Vorschriften  zu  4  künstlichen 

B.  423. 
Bii*€o  bedeutet  Buttermilchkonserven  733. 
Bnehenholzteer,  Verarbeitung  1005. 
Btteherseban  siehe  am  Schlüsse  des  Registers. 
Bürette  nach  Qöckel  317. 

—  Ersatz  für  B.  nach  Kippenberger  782. 
Bnnsen-Brenner,  ausziehbarer  527. 
Burkhart*s  Kränterpillen,  Bestandt.  464. 
Bntter,  eine  seltsam  anormale  B.  174. 

—  Bestimm,  des  Fettgehalts  262. 

—  Naohw.  von  Kokosfett  674. 

—  Bestimm,  des  Wassers  955*. 

—  angeblicher  Ersatz  ders.  488*. 
Bntterfett,  Beurteilung  569. 
Bnttermlleh,  Beurteilung  141. 
^  alkalisierte  340,  784. 


Buttermilch,  Wässerung  ist  unzulässig  287. 

—  in  Form  von  Konserve  784. 

—  in  Pulverform  785. 

c. 

(Siehe  auch  unter  K  und  Z.) 

Caeaol,  ein  Nährpräparat  899. 

—  Analysen  452. 

Caehets  Silver,  Bestandteile  715. 
Cadosol,  Bestandteile  520. 
Caemsantal-Eapseln  gegen  Tripper  733-  777. 
Caesar  &  Loretz,  Geschäftsbericht  19G6   1055. 

1076. 
Ciüo,  Beschreibung  939. 
Caleiom,  elektrolyt  Darstellung  1036. 
Öalelamehlorld,  Anwendung  1011. 
Caleinm  hippuricam,  Anwendung  402. 
Caleiom  laetat,  gegen  Kopfschmerzen  743. 
Califlgr»  Bestandt.  u.  Wirkung  131. 
Callaquol,  Anwendung  87. 
Calmyren,  Baldrian-Kampherpillen  950. 
Capsnles  Ferroplasma  402. 
Carbo  animalls  Japan.  707. 
Carminfibrin,  zur  Bestimm,  von  Pepsin  1011. 
Camaubawaehs,  Prüf,  nach  Ph.  Nederl.  399. 
CamOBOt,  zur  Fleischkonservierung  342. 
Carnotit  (Uranerz),  Fundorte  in  Australien  1064 
Caseara  Sa^ada,  Entbitterung  235. 

Kennzahlen  235. 

Extrakt  ders.  855 

Caseara  Tonic  laxative  Oiobnles  715. 
Caseoferrin,  Bestandteile  46.  1006. 
Cassia  Orandis,  Untersuchung  614. 
Castoreum,  angeblich  verlülschtes  187. 
Catarrh-PastiUen  mit  Emser  Salz  715. 
Catgrnt,  SterÜisierung  306. 
Catnlin-Präparate,  Hundemittel  131. 
Cedrarine  =  Pbenzoline  (Orexin)  402. 
Celluloae,  Bestimmung  ders.  1027. 
Ce^teifage  für  Laboratorien  997*. 
Cepbalaria  Syriaea  ist  nicht  giftig  72. 
Cera  flava,  neuer  Text  für  D.  A.-B.  V.  1065. 

—  foliomm  Pb.  Nederl.  399. 

—  siehe  auchjanter  Waehs. 
Ceratom  Cetaeei  Ph.  Austr.  710. 
CerebOB-Speisesalz,  Bestandteile  143. 
Ceriom  snlfurie*  zur  Bestimm  von  Nitriten  1012. 
Carolin,  Heilprinzip  der  Hefe  489. 

—  -Kn^ein  u.  -Zttpfeben  520. 
Cetaeeum,  Prüf,  auf  Stearinsäure  234.  399. 
Cetrarin,  Anwendung  1018. 

Chailletia  toxiearla  956. 
CbelafHnnm  mnriat.  solatnm  1052. 
Chemie  in  Wort  und  Bild  822. 

—  Kongreß  für  angewandte  Gh.  561.  582.  605. 
Chemiker,  Yersamml.  sächsischer  Nahrungs- 
mittel-Gh.  28a 

—  Yersamml.  deutscher  Nahrungsmittel-Gh.  346. 

—  öffentl.  selbständige,  Yersamml.  641. 
Chemisehe  Fabriken,  Oeruchsbelästigung  5^3. 

—  Industrie^  Aufschwung  982. 
Chemisches  Laboratorium  d.Württemberg'achen 

Medic.  Kollegium  650. 
Chiele-Gnmmi,  Untersuchung  116. 


VII 


düfllc-Camiai,  Qewinnang  786. 
Chlleh  Zalon,  Besohreibnng  427. 
Chlnaalkaloidey  Eonstitation  192. 
ekln»  liqoida  de  YrQ,  Bereitung  316. 
CUiuoiiiie  ans  Sjunemn  855. 

—  Bestimm,  des  Alkaloidgehalts  481.  1010. 

—  Yergl  aaoh  Cortex  Chinae; 
Cliiiiaiollii,  Darstellung  406. 

—  Hierimte,  Darstellung  426. 
CblnidliL,  üntersöheid.  von  Chinin  634 
Cbiiiin,  Verbind,  mit  Filokarpin  30. 

—  Loslichkeit  in  Ammoniak  29. 

—  Unterscheid,  von  Chinidin  634. 

—  üntersöheid.  Yon  Cinohonin  235. 

—  Yerdeckung  des  Gesohmaoks  28,  367. 

—  u.  seiae  Salze  Ph.  ü.  8.  23. 

—  aeetjLudleylat,  DarstelL  831. 

—  -üreoehlorkjdnit,  Eigensoh.  479. 

—  •formiat,  Eigensoh.  2^3. 

—  -hydroehlorid,  Prüf,  nach  Ph.-  Nederl.  399. 
ChlBinnm  «rrheiuUieiiiD,  Eigensoh.  240. 
Cliiiiofonii  =  CUnoformlat  377. 
Ciilii^liii,  Oxydat.  im  Organismus  755. 
ChiBotom,  Bestandteile  131. 

Chlor,  DarstelL  aus  Salzsäure  u.  Luft  30. 

—  BcHstimm«  mit  Hydroxylaminsulüat  610. 
Ohloralhydral,  Bestimmung  782. 
Chlonile,  Bestimm,  naoh  Soholi  420. 
Chloride,  Bestimm,  neben  Cyaniden  873. 
Chlorkalk,  Naohw.  in  der  WSsohe-  290. 
Chloroform  Ph.  ü  S.  23. 

—  pro  naroosl  Ph.  Nederl.  400. 

—  Zersetz,  duroh  lioht  u.  Luft  216. 
Ckloroformiam  gelattnosnm  111. 
Cklumaky'sohe  Llteung,  Bestandt.  u.  Anwendung 

665. 
Ckolera,  Behandl.  mit  Bolus  alba  592. 

—  -Hellsemm,  Gewinnung  777. 

—  -tropfen,  Vergiftung  996. 

Choiesterlii  zur  Entgiftung  von  Saponin  1012. 
Cholosan  siehe  Lithosan  87. 
Ckolsllare,  Hg-Salze  ders.  284.  406. 
Chrom,  Fünfwertigkeit  dees.  853. 
ChroBO-Saeeharometer  „Bapld*^  717^ 
ChrysaroMn  Ph.  Nederl.  400. 

—  -Dennasan  353. 
Chrysoform,  Eigenschaften  563. 
Chrysophansttore,  versohied.  Herkunft  167. 
Ciha,  Bedeutung  des  Wortes  87.  128. 
ddrase.  Eigenschaften  386. 

Cista,  BestandteUe  464. 

Citarfaif  in  Form  eines  Brausesabses  337. 

—  Wirk,  auf  die  Harnsäure  1041. 
dtreeoU,  Anwendung  777. 
Citronat,  Herkunft  und  Oewinn.  837. 
Citronelfel,  veifftlsohtes  252. 
dtronensinre,  neue  Bereitungsweise  48. 

—  Naohw.  mit  Eobaltnitrat  973. 

—  u.  Apfelittiire,  in  Früchten  588. 
Citronensall,  Untersuchungen  900. 

—  gefälschter  659. 

—  Kxmstprodnkte  144. 

—  Yorsohriften  zu  künstlichem  439. 

—  gegen  Yeigiftung  mit  Farneztrakt  1020. 
Citroqnlnlnm  Slmomiet,  Eigensoh.  479. 
Cltroifteninin,  Bestandteile  608. 


dtrOTin-EssIg,  Zusammensetzung  761. 
Clarettahara,  Untersuchung  852. 
ClaTaiin-Pflaster,  Hühneraugen-P.  131. 
CoeeioneUa,  Prüfung  1072. 
Coeolds,  Bestandteile  353.  424. 
Codrelüne,  Bestandteile  46. 
ColaUn,  Oewinn  u.  Anwend.  460. 

—  LaxAdTO  304.  460. 

Collemplas^mm  adhaeslTam  Ph.  Austr.  710. 
->  salieylatiim  Ph.  Austr.  710. 

Collyrlom  adstringens  luteum  Ph.  Austr.  710. 
Colomkobasen,  Bezieh,  zum  Berberin  880. 
Comprlmte  de  ehlorate  de  potaese  1010. 
Conephrln  naoh  Thilo,  Zusammensets.  520. 
Oonfeetiones  der  Ph.  U.  8.  83. 
Conleus-Flasehen  nach  Feldmann  328.  432*. 
CopalTera-Mopane,  Bestandt.  der  Früchte   116. 
Copahidla  Mazeron,  Bestandteile  479. 
Corisol,  ein  Nebennierepräparat  563. 
Oornedbeel^  Yerfälsohungen  1046. 
Cornina,  Hühneraugenringbinde  131. 
ComnÜn  Sehaefer,  Eigenschaften  258. 
Corona,  Lokal-Anaesthetikum  756. 
Corosneein,  Antiseptikum  258. 
Corpolin,  Bestandteile  131. 
Cortex  Casearlllae,  Substitutionen  324. 
-<  Chinae  Ph.  (J.  S.  45. 

Ph.  Nederl.  400. 

Ph.  Austr.  481. 

siehe  auch  Chinarinde. 

—  Clnnamomi,  Handelsnotiz  235. 

—  Condnrango,  Eadntkt  der&  855. 

—  Coto,  Fälschung  891. 
Naohw.  von  Cotoin  1072. 

—  Frangnlae,  verfälschte  865. 

—  GranatU  Alkaloidbestimm.  1056. 

—  Pmnl  PadI,  Glykoside  ders.  116. 

serotln.,  Fälschung  700. 

Comhin,  künstlicher  Korund  574 
Corydalls,  Alkaloide  ders.  155.  802. 
Cr^me  de  Bismath  (jnesnevüle  131. 
Creolin  «fPearson^   ist   im   Handel   nioht   be- 
schränkt 414. 

Crin  d'AfJrIque,  Ersatz  von  Boßhaar  414. 

Croeetin,  Eigenschaften  357. 

Crarln,  gute  Wirkung  74. 

Crnringaae.  Sterilisation  ders.  767. 

Cnhehae,  Bestimm,  des  Alkohol-Aetherertrakts 

522. 
Curry  Powder,  Bestandteile  761. 
Cnsparein,  Angostura-Alkaloid  234. 
Cyandifdkylaeetylhamstofl^  194. 
Cyankallnm,  Qegenmittel  bei  Yergiftungen  519. 
Cyanophyeeen,  Zellkern  ders.  325. 
Cyanverhindnngen,  Gewinnung  64. 
CyanwasserMtoffisttnre,  Bildung  452. 
Cyllin,  BestandteUe  354. 

D. 

Dalloir  Th6  eontro  TohMt«  41. 
Darmhakterien,  Nachweis  510. 
Dattel-Sirupe,  Untersuchung  464. 
Datnra-Arten,  Alkaloide  ders.  134.  1089. 

—  alba,  Alkaloide  ders.  47. 
DauerlEonservesalz,  Borfreies  762. 


VIII 


Baaemüleh,  Herstellupg  612. 
Deekirlftseheii,  Beinignng  ders.  641. 
Deeoeta  Pb.  Nederl.  400. 
D6eoetloii  de  Magendle,  Voisohrift  445. 
Degrasln,  EotfettoD^smittel  424. 
Behydromorphlflu  Reaktionen  609. 
Dekaquor  Thymi,  Bestandfeile  304. 
Delphlnfllter,  Wirkung  828. 
Dentoly  ein  Zabnantiseptikum  733. 
Dermasogen  ist  ein  Heilmittel  694. 
Dermatol-StrenpiÜTer  nach  Pb.  Aii8tr.  713. 
Desinfekton,  Bestandteile  129. 
Bestillatlonsappanit  nach  Eippenberger  782. 
Beatsche  Emalsion,  Lebertran -£.   131. 
Dextrin,  Verbind,  mit  Foimaldebyd  30. 
Dextrose,  ümwandl.  in  Läv^ulose  404. 
Diabetes,  Behandlung  mit  Hefe  54. 

—  Erkenn,  schwerer  Formen  157. 
Diabeteserin-Tabletten,  Bestandt.  46. 
Diadermine,  Salben^nindlage  337. 
Diaethyloxjacetyl- Harnstoff  87. 
DiaklysmoB,  Bedeutung  ö67. 
Diamalt,  Bestandteile  131. 

Diastaae,  EinfluB  auf  die  Krankheiten  der  Weine 
562. 

—  in  Tabletten,  Anwendung  1012. 
Dienstmädehen  in  Apotheken  sind  krankenver- 

sicherungspflichtig  463. 

Dieterle's  Taleriana  Bromid  1052. 

Dieti's  Magentee,  Bestandteile  131.  715. 

Digalen,  Anwend.  u.  Wirkung  117. 

Digltoxinnm  solabile  lilratnm  H.  M.  777. 

D^ozol-Salze,  Zusammensetz.  443. 

Dimethylamidoazobenzol  als  Indikator  525. 

p  -  Dimethy plamidobenzaldehyd,    Farbenreakti- 
onen 485. 

Dimethyiglyoxim,  Eigeusohaften  1012. 

Dionin,  Unterscheid,  von  Kodein  298. 

Dipbtherie,  Behandl.  mit  Omorol  1021. 

—  Behandl.  nach  Bourget  1040. 

—  -Heiisernm,  eingezogene  Nummern  304.  565. 

647.  869.  918.  1055. 
Dipropylaeet  p-phenedltin.  Darstell.  507. 
Dipropyl-p-pheneditin,  Eigenscb.  195. 
Blnretin  mit  Hiumstofl^  Anwendung  243. 
Diz6,  Erfinder  des  Sodaprozesses  819*. 
Dolorant-Tabletten,  Bestandt.  756. 
Doppeibtirette  naoh  Iwanow  508. 
Doppelktlhler  nach  Olatzel  671*. 
Donreanx  P.,  Biographie  866*. 
Dosis  letalis,  Begriff  978. 
Draehentod,  Warnung  66. 
Drahtnet  zanlisatz,  explosionssioherer  509. 
Dreifuß,  Yeistellbarer  671*. 
Dresdner  UntersnchnngBamt,  Bericht  über  1905 

139.  168. 
Drogen,  Rückblick  auf  1905  159.  182.  234.  250. 

279. 

—  Wertbestimmung  1072. 

—  -markt,  Neues  vom  D.  863.  889. 

—  -reiehe  nach  Tschirch  427. 
Drysaltery,  Bestandteile  761. 
Dnleinol-Schokolade,  Bestandteile  950. 
Dnnbar's  Herbstkatarrh-Sero  m  563. 
Dnodenalextrakt,  Bereit  u.  Eigenscb.  149.  195. 

^enal  Mneons  Extraet  402. 


Dnotonal-Tablets,  Bestandteile  691. 
Dnranametall,  neue  Bronze  924. 
Dnret's  Balsam,  Vorschrift  278. 
Dnroform,  ein  Salbenslift  520. 
Dysenterietoxin,  Gewinnung  788. 

E. 

Ean  de  Dardel,  Bestandteile  131. 
Ileole  de  Pharmaefe  in  Paris  881*. 
Ehrlieh'sche  Aldehydreaktioo,  Ausführung  405. 
Eier,  Ersatz  durch  Seife  282. 

—  jodhaltige,  Gewinnung  757. 
Eierkonserren,  Fäleohungen  140. 

—  Untersuchung  282.  288. 
Eierteig  waren,  Zersetzung  718. 

—  Nachw.  künstlicher  Färbung  611. 

Eigelb«  KonservieruDg  mit  Borsäure  937.  1074. 
Eis,  flüssiges  i  Liquid  Ice;  443. 
Eisenbakterien,  sohfidlicbo  Wirkung  526. 
Eisenehiorid  u.  Kaliumjodid  632. 
Eiseneitronensaft  nach  Skormin  304. 
Eisenliköre,  alkoholfieie  920. 
Eisenmanganpeptonate,  therapeutische  Bedeu- 
tung 15. 
Eisennähnneker,  Bestandteile  563. 
EisenpnlTer,  Herstellung  483. 
Eisensomatose  ist  ein  chemisches  Präparat  564. 
Eiweiß,  Synthese  des  E.  88. 

—  Verdauung  von  E.  668. 
Ekiri,  Japan.  Kinderkrankheit  567. 
Eklampsie,  Serum  gegen  E.  403. 
Elaterin,  Untersuchung  825. 
Eleetuariom  lenitimm  Ph.  Austr.  710. 
Eleetrienm,  Bestandteile  131. 
Elektriseher  Gicbtspiritns,  Bestandt  131. 
Elenehns,  Bedeutung  793.  841. 

Elixir  d'azaroles,  Bestandteile  150. 

—  Uritone  componnd,  Bestandteile  715. 
Emodin,  Wirkung  788. 

Emolline,  Bereitung  150. 
Emplastnim  adiiaesiTum  Pb.  U.  S.  84. 

Ph.  Nederl.  400. 

Ph.  Austr.  710. 

—  anglieom  Ph.  Austr,  712. 
--  ad  claTOS  Ph.  Austr.  712. 
Empyroform,  gegen  Ekzem  343. 
Emalgen,  Bestandteile  150.  290. 
Emalsio  Chloroformtt  . 

—  Olei  Jceoris  As.  l    Ph.  U.  S. 

com  Hypophospbit.     i        566. 

TerebintUnae  ' 

Jecoris  As*  der  Ph.  Hispan.  580. 

Enen-Eapseln,  Bestandteile  150. 
Enteoi,  Eigenscb.  u.  Anwend.  899. 
Engel's  Neetar,  Ankündig,  betreff.  521. 
Engler's  Bromalin,  Bestandteile  715. 
Enos  firoit  salt,  Untersuchung  917. 
Eoftflngerlinge  aus  Zephirleder  596. 
Epileptol  Rosenberg,  Bestandteile  1052. 
Erbsen,  unreife  u.  konservierte  E.  447. 
Erbswurst  ist  keine  Fleisohware  447. 
Erdbeeren,  Sterilität  der  E.  914. 
Erden,  eßbare  578. 
Erdmann'sohes  Salz,  Formel  56. 
Erdnüsse,  Beschwerung  mit  Wasser  785. 


xvn 


KerrenhelleisaiTeii,  üntersuoh.  Ö6ü. 
Nerritoii,  Bestandteile  337. 
Kerroronn-Pilleii«  Bestandteile  424. 
li'errolan,  Anwenaong  1006. 
Nefiler's  Reagens,  Verhalten  gegen   Glykoside 

n.  Kohlenhydrate  681. 
Kenmanii's  Nähr-Bandagre  626. 
Kenradin,  Einreib,  gegen  Gioht  214. 
Keuraemln,  Darstell.  n.  Eigenscb.  87. 
Nenrasiiitabletteii,  Bestandteile  1052. 
Nenrofelwlii,  Bestandteile  951. 
Neiirooal^  gnte  Wirkungen  448. 
NIekel,  vielfachos  Vorkommen  682 

—  empfind!.  Reagens  auf  N  66.  1012. 
KiekelgefUße,   Brauchbarkeit  im   Laboratorium 

695. 
Nitrobenzol,  Naohw.  von  Nitrotoluol  1013. 
Xitroeelliüose,  Bestimm,  des  N-Gehalts.  1070. 
KitFOglyeerln,  beste  Dosierung  1033. 

—  Bestimmung  in  Tabletten  467. 
KitroB,  als  Reagens  1033. 

yiTea  =  BeiersdoriTs  Basis  Seife  461. 

—  eine  Basis-Seife  nach  Unna  899. 
Komenklatur,  Verschiedenheiten  38. 
Kormalsttnien,  Einstellung  den.  341. 
Normyl,  gegen  Trunksucht  214. 
KoYftmiii-TaMetten  353. 
KoTargan,  Anwendung  1006. 
XoToealn,  Lösungen  in  Oel  854 
KoTorenal,  Bestandteile  735. 
Kttrnberg-Lieht,  Erzeugung  344. 
Knldeogen,  Bestandteile  130. 
KaC9l,  Nachweis  von  Leinöl  92. 
Nutritive  Liquid  Peptone  214. 

0. 

Oblaten-Terseliiiifiapparat,  neuer  49*. 

Oekertin,  Bestandteile  647. 

Odol  mit  Rosen  gesohmaok  911. 

Odorio,  Badewasserzusatz  214. 

Oele,  ftther.,  Vanillinsalzsäurereaktion  251. 

—  —  aus  Sizilien  699. 
Oel-Zerstttnber  nach  Hausmann  717*. 
Oenosterlllsateur,  Bestandteile  762. 
Oetker's  SalieyJ,  Bestandteile  762. 
Ofenscliwllrze,  Vorschrift  95. 

Cime  Luft,  neue  Injektionsspritze  369. 
Olea  aetherea.  der  Ph.  Nederl.  420. 
Oleata  der  Ph.  ü.  S.  85. 
Oieoresfnae  der  Ph.  U.  S.  81. 
Oleum  Anisi  Pb.  ü.  8.  62. 

—  Caeao  Ph.  U.  S.  63. 
Ersatzmittel  254.  522. 

—  camphoratiim,  Prüfung  834. 

—  dy^pvti,  Ursache  der  Grünfftrbung  252. 
~  Carri  Ph.  U.  8.  62. 

—  dnerenm,  Darstellung  340. 

—  Citri,  aus  Ealifomien  252. 

indirekte  Bestimm,  der  Aldehyde  70. 

Verdünnung  mit  Alkohol  143. 

Verkauf  von  verdünntem  269. 

—  Coeoa,  Anford.  der  Ph.  Nederl.  421. 

—  Hyoseyami,  Bereitung  113.  167.  445. 

—  —  Alkaloidbestimm.  523. 

—  Jeeoris  Aselli  siehe  Lebertrau. 


Oleam  Jnglandis  naeam,  Bereitung  113. 

—  Lavandalae,  Verfälschungen  258. 

—  Menthae  plper.,  französisches  253. 
Handelsnotiz  889. 

—  morplilnatiiiii,  Bereitung  519. 

—  OllTarnm  siehe  Olivenöl. 

—  phosphoratiim.  Bestimm,  des  Phosphors  28. 

—  Bieioi  siehe  Bieinnstfl. 

—  Bosmarini  mit  Linksdrehung  867. 

—  Santali,  Grenzzahlen  nach  Schimmel  258. 
Bestimm,  des  Santalolgehalts  nach  Ph. 

Nederl.  444. 

—  —  ostind«,  Wert  als  Antigonorrhoikum  691. 

—  Sesami  siehe  SesamVl. 
Olensaban,  Desinfektionsmittel  47. 
OlivenVi  Ph.  ü.  8.  63. 

—  Verfftlsohungen  255.  878. 
-<  Prüf,  auf  Araohisöl  421. 

—  Nachw.  von  Sulfaröl  760. 
Oliveol,  Eigensohaften  479. 
Ollat.  ein  Lebertran-Ersatz  195. 
Olvasin,  Bestandteile  304. 
Omega,  Katarrhpastillen  195.  214. 
Omorol,  Eigensch.  u.  Anwend.  443.  504. 

—  Anwendung  bei  Diphtherie  1021. 
Opiansftore,  Kondensationsprodukte  48. 
Opium  Ph.  U.  S.  64. 

—  Anforder.  der  Ph.  Nederl.  422. 

—  norwegisches  362. 

—  Gewinn,  in  Deutschland  usw.  256.  305. 

—  betrüger.  Manipulation  256. 

—  Prüf,  mittels  Mekonsäure  187. 

—  Bestimm,  des  Morphins  siehe  unter  Morpldo« 
Opium-Bnistkaeheii,  Bestandteile  131. 
Opodeldok,  Etymologie  u.  Geschichtliohes  418. 
Opsomin,  gegen  Tuberkulose  540. 
Orfftnum,  Verurteilung  543. 

Organs  Präparate  479.  540. 
Organisehe   Sttnren,     Naohw.    freier   Mineral- 
säuren 1015. 
OrientaL  Kraflextrakt  214. 
Osmium,  Nachw.  kleinster  Mengen  363. 
Ossln-Gai^akolkarboiiat,  Bestandteile  735. 
Ovogal,  Eigenschaften  461.  506. 
Ovon,  eine  Eikonserve  658. 
Ovos,  Püanzenfleischextrakt  143. 
Ovotoxin,  Wirkung  590. 
Owala-Oel,  Eigenschaften  939. 
Oxone,  Bestandt.  u.  Anwend.  12. 
Oxydationen)  spontane  11. 
Oxydationsfndex  der  Milch  606. 
Oxymel  Seiilae  Pb.  Austr.  711. 
Ozet-Bäder«  Bezugsquelle  995. 
Ozoii)  zur  Veredelung  von  Wein  783*. 
Ozonatlne,  Bestandteile  214. 

P. 

Paeifle,  Analyse  288. 
Pain-Expeller,  Nachahmungen  996. 
Painless.  Bestandteile  21.4. 
PaUadiumehloros,  medizin.  Anwend.  129. 
Pankreol,  Bestandteile  259. 
Panseeretin,  Gewinnung  563. 
Panzersehlamm,  Vorkommen  u.  Verwend.  6. 
Pap  er-Rigolott,  Untersuchung  S76. 

2 


xvm 


Paprika,  Handelsnotiz  861. 

—  Nachw.  von  Mehl  od.  Stärke  811.  861. 
PaprlkapolTer,  geschmackloses  140« 
Paraffin,  Transparenz  des  P.  217. 
Parafflnum  solldom  D.  A.  IV.  283. 
Paragoaytee  siehe  Mate* 
Paranephrin-Kokain-Sabeutlii  1006. 
Paranephrin-XoTO-Sabeutin  1081. 
Paraphenylendlamin,  Giftigkeit  433. 

—  Naobw.  in  Haarfärbemitteln  574. 

Paris  qoadrlfolla.  Untersach.  der  Blätter  177. 
Parisiana-Damenblnde  677. 
Parmessnkttse,  das  Reifen  dess.  785. 
Parolen,  Bestandteile  403. 
Pasta  emnlslTa,  Yerwendung  340. 
Pastlllenformer  nach  Piohler  472*. 
PastUlen-Schiielder  nach  Bansch  778^. 
Pastllli  Tamarindomm  comp.  Ph.  Austr.  713. 
Patehonli,  Geschichte  und  Ealtur  239. 
patentiert»,  strafbare  Bezeichnung  1054. 
PaTykol,  gegen  Zackerkrankheit  808.  951. 
Peetali  Hastentod^  Bestandteile  339. 
Peloain,  identisch  mit  Bebeerln  848. 
Pelsetln,  Bestandteile  1064. 
Penny  royal  pills,  Bestandteile  339. 
Pentosen,  qaantit.  Bestimmang  362. 
Pepsin,  Wirksamkeit  838. 

—  Bestimm   mit  Carminfibrin  1011. 
Pepsin-Acldolmischangen  466. 
Pepsorthln,  Bestandteile  716.  911. 
Peptobrom-Elgon,  Anwendung  326. 
Peptone,  Synthese  der  P.  P9. 

Pepnle  Pancro-Hepatic,  Bestandteile  443. 
Pergler's  Oiehtbalsam,  Bestandteile  339. 
Perhydrasemileh  nach  Merck  013. 
Perhydrol  ist  Merck'sches  HsOt  543. 

—  Explosionsgefalir  448.  478. 
PerhydroUösungen,  Zersetzung  478. 
Perhydrolmundwasser,  Bezugsquelle  911. 
Perkolation,  neues  Verfahren  30. 
Permanganatpasten,  Vorschrift  606. 
Perox  0  cop,  ein  Bandwurmmittel  464. 
Peroxydol,  Salbe  gegen  Wundsein  339.  757. 
Pertussln  nach  Matte,  Bezugsquelle  995. 
Pem-Lenleet-StreapiÜTer  u. Kompressen 

461. 
Pemol-Crdme,  Bestandteile  403. 
Pesotta-Pillen,  Bestandteile  464. 
Petroklastlt  od.  Halokla^tlt,  Bestandt.  1010. 
Petroleumlampe  ohne  Zylinder  680*. 
Petrosol,  Anwendung  889. 
Pfeffer,  Alkalitätszahlen  864. 

—  Verfälsch,  yon  schwarzem  P.  904. 
Pfefferminze,  Kultur  in  Nord-Amerika  889. 
Pfeilglft-Oiykoside,  Untersuchung  376. 
Pferdekammfett,  Gewinnung  10. 
Pferdeworst,  Erkennung  658. 

Pflanzen,  Wirkung  der  Güte  auf  P.   122.  146. 
162.  188. 

—  Bedeutung  der  Kalidüngung  914. 
Pflanzenbasen,  Alkalinitftt  ders.  848. 
Pflanzenehemie,  Beziehung  zur  Systematik  850. 
Pflanzenfarben,  yergleichende  Untersuchung  361. 
Pflanzenprodukte,  Kontrolle  in  Hamburg  962. 
Pflastemnterlagen,  wasserdichte  167. 

—  nach  Nolde  574. 


Pharmaoeut.  Gesetze,  Auslegung  113.  261.  340. 

463.  507.  521.  543.  564.  607.  661.  672. 

694. 716. 737. 780. 857. 929. 996. 1008. 1054. 
Pharmaeopoea  Anstriaea  ed.  VIII  481. 

Allgemeines  664—608.  683—688.  748. 

Otfizinelle  Präparate  710—712. 

Vorschriften  aus  dem  Eienchus  712^714. 

—  Hispanica  ed.  VII,  Besprechung  von  Weigel 

675—580. 

—  Nederlandfea  ed«  IV. 

Allgemeines  371. 

Drogen,  Chemikalien,  Galenische  Präpar. 
396.  419.  439. 

Anhang,  Tabellen  usw.  441. 
Pharmakopoe,  amerlkanisehe,  8.  Ansg« 

Allgemeines  1—6. 

Chemische  Präparate  19—26. 

Drogen  43.  64. 

Aether.  u.  fette  Oele  43.  62. 

Galenische  Präparate  82.  108. 

Verbandstoffe  109. 

Beagentien  109. 

Tabellen  HO. 
Phaseolns  lanatns  liefert  giftige  Bohnen  673. 
Phenanthren,  neue  Beaktion  309.  506. 
Phenchizine  =  Orexln  563. 
Phenol  und  Formaldebyd  261. 
Phenole,  Eisenchloridreaktion  849. 

—  Unterscheid,  von  den  Kresolen  360. 

—  u.  Kresole,  in  Gemischen  mit  Seifen  657. 
Phenolkampher^  Anwendung  565. 
Phenol-Natrinm  sulforielnienm  1033. 
PhenolphtbaleYn.  Wirkung  1033. 
Phenyform,  Bereit,  u.  Eigensch.  377. 

—  ist  ungiitig  463. 
PbenylqueeksUber,  bei  Syphilis  366. 
Phenzoline  Hydroehlorlde  u.  —  Tannate  403. 
Philanthropin,  Bestandteile  149. 
Phosphor,  quantit.  Bestimmung  34. 

—  Nachw.  von  weißem  P.  933. 

—  Prüf,  des  roten  P.  auf  gelben  P.  1035. 
Phosphorbronzen,  Analysen  12. 
Phospborol,  Phosphorlatwerge  736. 
Phosphororganisehe  Sftore,  Darstell.  468. 
Phosphorpillen    (für  die  Rezeptur),   Bereitung 

215. 

Phosphorwasserstoir,  Vergiftung  1020. 

Phosphorwolframs&nre  zur  Zuckerprobe  388. 

Photographie: 

I.  Allgemeines. 

Spitzertypie.  136.  —  Afikroskopische  Por- 
träts 346.  —  Acetylen  mit  Sauerstoff  ver- 
brannt für  Aufnahmezwecke  389.  —  Um- 
kehrbare photochemisohe  Prozesse  413.  — 
Die  größte  direkte  Porträtaufnahme  413. — 
H.  Schnanß  gestorben  431.  ^  Gerbung 
der  Gelatine  in  Entwicklerlösungen  471.  — 
Ueber  die  photographische  Kunst  471.  — 
Ziele  und  Aufgaben  der  Amateur-Photo- 
graphie  551.  —  Die  Lage  der  deutschen 
Camerafabrikation  637.  —  Die  Photo- 
graphie in  der  Schule  660.  —  Mißbrauch 
der  Photographie  660.  —  Photographische 
Karrikatnren  999.  —  Photographische 
Weltaustellnng  1042.  —  Unsichtbare 
Photographien  1060. 


XiX 


II.  Aufnahme. 

Porträts  in  BüBtenform  179.  —  Belioh- 
toDgszeit  im  TiopenUima  179.  —  Naoht- 
anfnahmen  389.  —  Aufnahmen  Ton 
Maschinen  389.  —  Beobachtung  bei  Auf- 
nahmen mit  Böntf^en-Strahien  660.  — 
Ezpositionsseit  bei  Beproduktionen  765.  — 
Doppelte  Beliöhtung  einer  Platte  zu  yer- 
meiden  765.  —  Aufnahme  von  Innen- 
räumen 940. 

IIL  Ballon-Photographie. 

Ballon  -  Auf  nähme  16.  —  Neues  über 
Ballon  -  Photographien  55.  —  Farbige 
Projektion  Ton  Ballon-Photographien  9l0. 

lY.  Abschwächen  von  Negativen. 

Neue  Abschwächungsmethode  345.  — 
Ammoniumpersulfat- Abschwächer  491.  — 
Teilweises  Abschwächen  mit  Ammonium- 
persuliat  491.  —  Abschwächer  mit  Ceri- 
sul£Rt  593. 

y.  Bilderfertigstellung. 

Sauberes  Planlegon  von  Postkarten  703.  — 
Bilder  mit  der  Schicht  auf  Olas  zu  kleben 
903. 

VI.  Blitzlicht. 

Zündstreifen  für  Blitzpulver  327.  — 
Photographische  Blitzlichtmisohung  431.  — 
Yerbrennungsgeschwindigkeit  des  Blitz- 
lichts 999. 

Yn.    Diapositiv  -  Entwickler. 

Entwickler  für  höher  empfindliche  Dia- 
positiy- Platten  593.  —  Ein  sehr  guter 
Entwickler  958. 

Ym.  Diapositiv-Färbung. 

Blaue  Diapositive  aus  versohleierten  Plat- 
ten 136.  —  Purpurfarbene  Diapositive  940. 

IX.  Entwickler-Rezepte  für  Negative. 

Fehler  beim  Ansetzen  von  Hydrochinon- 
entwickler  345.  —  Amidol-Hydroohinon- 
Entwickler  744.  —  Entwickler  für  Auf- 
nahmen mit  monotoner  Beleuchtung  903. 

X.  Entwickler*Bezepte  für  Positive. 

Ankopierte  Celloidinbilder  179.  —  Metol- 
hydrochinonentwickler  für  Chlorbrom- 
silberpapiere 413.  —  Saurer  Entwickler 
für  Bromsilberbilder  200. 

XI.  Standentwicklung. 
Neue  Form  der  Standentwicklung  744. 

XII.    Fehler    bei   Negativen    und   deren 

Yerbesserung. 

Blasen  auf  Platten  660.  —  Orünschleier 
903.  —  Kräuseln  der  Platten  75. 

Xm.  Fixieren. 
Fixierbad  mit  Borsäure  Zusatz  660. 


XIY.  Films. 
Films  bequem  zu  kopieren  368. 

XY.  Farben-Photographie. 

Farbige  Porträtaufhahmen  389.  -—  Farbige 
Photographie  der  Sonnenfinsternis  551.  — 
ütopapier  922. 

XYI.  Geräte. 

Selbstanfertigung  von  Mattscheiben  368.  — 
Neues  Bocktaschenstativ  «Picoolo»  703. — 
Selbstanfertigung  von  Gelb-  und  Bot- 
scheiben 903. 

XYII.   Kleine  Hilfsmittel  für  Negative. 

Sicherer  Schutz  wertvoller  Negative  200. 

—  Schnelles  Plattenwässem  mit  wenig 
Wasser  368.  —-  Negative  zu  schützen 
471.  —  Silberflecke  von  Negativen  zu 
entfernen  593.  —  Neue  Negativ  -  Kalk- 
lauke  703.  —  Gelbfärben  von  Mattlack 
703.  —  Aufbewahren  fertiger  Gelatine* 
Negative  765.  —  Lackieren  großer  Nega- 
tive 789.  —  Teilweises  Decken  von 
Negativen  958.  —  Ein  Mittel  bei  ünter- 
exposition  958.  —  Farbe  zum  Abdecken 
der  Negative  1042. 

XYin.  Hilfsmittel  für  Positive. 

Maskenabdeckung  17.  •—  üeberkopierte 
Cilloidinbilder  75.  —  Bromsilberpapiere 
von  geringer  Empfindlichkeit  179.  —  Be- 
touche  glänzender  Bromsilberkopien  413. 

—  Fiogerflecke  an  Bildern  471.  —  Fixieren 
von  Bleistift-  oder  Kreideretouche  auf 
Bromsilberdrucken  593.  —  Platindrucke 
789.  —  Gelbe  Eisen  flecken  von  Brom- 
silberdrucken zu  entfernen  903.  —  Halt- 
barkeit der  Papierbilder  940.  —  Weiße 
Schrift  auf  Silberbildem  958.  —  Hetouche 
von  Celloidinbildem  1042. 

XIX.  Hilfsmittel  für  Geräte. 

Reinigen  von  Schalen  637.  —  Schwarz- 
beize für  Metallgegenstände  999. 

XX.  Hilfsmittel. 

Händeschutz. 

Braune  Finger  durch  Pyro  -  Soda  -  Ent- 
wickler 413. 

XXI.  Kinematographie. 

Eine  schwierige  kinematographische  Auf- 
nahme 75.  —  Lichtquelle  für  Kinemato- 
graphen  789. 

XXn.   Optik. 
Flecken  auf  Objektivlinsen  551. 

YYTTT  Papiere  und  Yorschriften  zur 
Sei  bstpräparation. 

Albuminpapier  und  Ceiloidinpapier  200.  — 
Chlorbromsilberpapiere  (GasUchtpapiere) 
765.  —  Matt -Genre  für  Porträtphoto- 
graphie  (Gaslicht -Papier,  Satrap -Papier 
Matt-Albumin-Papier)  1060. 

2* 


XX 


XXIV.   Pigmentdruck. 

Ueberzag  für  Pigmentbilder  17.  —  Guter 
Ueberzag  für  Pigmentbilder  75.  —  Kohle- 
drucke  auf  japanischem  Papier  368.  — 
Harzwaohslösung  zum  Einreiben  von  Eat- 
wioklungspapler  für  den  Pigment -Prozeß 
431. 

XXY .  LichtpauB-,  Lichtdruck- und 
ähnliche  Verfahren. 

Einfaches  Lichtdruckverfabren  345«  — 
Der  Fotoldruck  551. 

XXVL  Platten. 

(Gegenüberstellung  der  yerschiedenen  8en- 
sitometorgrade  431.  —  Auffrischen  yon 
TrockeopUtten  789.  —  Xontrolle  panchro- 
matischer Platten  1060. 

XXVII.  Projektion. 

Verwendung  von  Objektiven  zur  Projek- 
tiven 789. 

XXVm.  Stereoskopie. 

Ein  Umschwung  in  der  Stereoskopie  721. 
(Stereo-Umkehr-Apparate.) 

XXIX.  Tonen. 

Satte  Violett-Töne  75.  —  Blau^iolette  Töne 
auf  Celloidin-  und  Aristo-Papier  491.  •— 
Alaun-Tonfijderbäder  703.  —  Das  Tonen 
von  Aristo-  und  Celloidinpapier  450.  — 
Braunfärbung  von  ßromsilberdrucken  744. 
—  Die  Verwendung  des  Natriumphosphats 
744.  —  Die  anspruchsloseste  Tonungs- 
methode 903.  —  Gewinnung  von  Metalien 
aus  idten  Tonbädern  999.  —  Orangegelbe 
und  grüne  Tonung  von  Bromsilberdrucken 
1042.  —  Grüne  Töne  auf  Bromsilber- 
papier 1060. 

XXX.  Vergrößern. 

Schutzmittel  für  kolorierte  Vergrößerungen 
179.  —  Pixativ  fär  Bromsilbervergröße- 
rungen 200.  —  Diapositivplatten  für  Ver- 
platten für  Vergrößerungen  450.  —  Oute 
Vergrößerungen  nach  flauen  Negativen 
999. 

XXXI.  Verstärken   von  Negativen. 

Jod -Verstärker  327.  —  Verstärken  von 
fHlms  345.  —  Kaliumpermanganat  als 
Verstärker  491. 

XXXII.  Verschiedene  Vorschriften. 

Photographien  auf  Elfenbein  zu  übertragen 
327.  —  Bromsilberbilder  als  Zimmerhygro- 
meter 327.  —  Handschriften  und  Druck- 
sachen zu  photographiereu  413.  —  Cyano- 
typien  auf  Glas  oder  Porzellan  491.  — - 
Ozonbiomdruck  839. 

Photographie,  Literatur   570.   679.    704.    791. 

963.  980.  1081. 
Physiolog.  Btrahinng,  Begriff  1044. 
Physostlgminealfat,  saures,  Eigensch.  406. 
Physostlgmlnnm  sölftirosiim  1033. 
Phytinum  liquidum,  Bezugsquelle  899. 
Phytophthora,  Infestans,  Eartoffelsohädling  675. 


Pikrinsäure,  Löslichkeit  89. 

Pikrotoxln,  Reaktionen  438. 

Pilae  marinae,  Entstehung  433. 

PUlen,  prakt  Vorschläge  zur  Bereitung  215. 

Plllenmasehine  nach  Swidkes  671. 

Pllulae  Neosser.  Bestandteile  339. 

—  odontalgleae  Ph.  Austr.  713. 

—  orlentales  Thompson  259. 
Pllules  Coolpier,  Bestandteile  736. 
PUze,  Giftigkeit  der  Boviste  145. 

—  Vergiftungen  mit  P.  470. 

—  Standorte  ders.  305. 

Pinol,  Gewinn,  u.  Eigenschaften  757. 
Plnolln,  Eigenschaften  215. 
Pinos-Plllen,  Bestandteile  339. 
Pipomlol,  Latschenkieferöl  777. 
Piseln,  Ersatz  für  Lebertran  995. 
PlseioJ,  ein  Ichthyol-Ersatz  777. 
Plttosponim  midalatam  812. 
Plttylen,  Herstell,  u.  Eigensch.  129.  741. 

—  -Präparate,  Anwendung  1019. 
Pizzala's  Hafergries,  Zasammensetz.  762. 
Plantal,  Bestandteile  465. 

Plantol,  gereinigtes  Kokosfett  152. 

Plejadln,  Ersatz  des  Migränin  461. 

PohFs  Oleht-  u.  Bheumatismusmittel  150. 

Poleek  Th.,  Nachruf  514. 

Polygala  Sencga,  Fett  der  Wurzel  323. 

Polygonum  dametonim,  Abführmittel  843. 

Bezugsquelle  963. 

Polypeptide,  Gewinn,  n.  Bedeut.  88. 
PomrU,  ist  kein  Apfelsaft  977. 
Pontleln,  ein  Rhabarberglykosid  8. 
Portwein,  kttnstlleher,  darf  nur  als   «Eunst- 

wein>  feilgeboten  werden  92. 
Pottasocalne,  Bestandteile  339. 
Pottwalltran,  Zusammensetzung  151. 
Poudre  de  Pulveol,  Bestandteile  129. 
Präelpltät,  weißer,  Untersuchung  804. 
Präzislons-Declmalwage  509. 
Prager  Hanssalbe,  Bestandteile  736. 
Preteaufgaben  für  Lehrlinge  369. 
Proferrln,  Eigenschaften  337. 
«Profreß>-Paekung  für  sterilis.  Seide  usw.  137*^. 
Proponal,  Formel  u.  Eigensch.  6.  701. 
Protargol,  in  Salbenform  1033. 
Proteid,  ein  Wurstbindemittel  762. 
Protelnoebrom,  Bedeutung  568. 
Protokatechugerbstoffe,  Einwirkung  von  Form- 

aldehyd  27. 
Protos,  ein  Eoliertrichter  9. 
Protylln,  Anwendung  539. 
Pralaurasln,  Gewinr.  u.  Eigensch.  133.  669. 
Pseudomonas  Cerevisiae  548. 
PTO,  Bedeutung  583. 
Pnamaglobln,  gegen  Mannesschwäche  736. 
Pulmonln  Pserhofer,  Thymiansirup  735. 
Pulpa  Prnnomm  Ph.  Austr  711. 
Pulver,  Herstellung  nach  Ph.  Nederl.  422. 
Polvls  dlgestlvus  Ph.  Austr.  713. 

—  dendenalis.  Bereit,  u.  Eigensch.  195.  1036. 

—  Onaraaae  compos.  Ph.  Austr.  713. 
Punsebextrakt,  Bestaodteile  762. 
Pnrgatln,  Nebenwirkung  788. 
Porgatlv-Tabletten  von  Engelhard  736. 
Pnrgen,  Wirkung  788. 


XXI 


Purgen«  Vergiftang  mit  P.  157. 
Pnrgettae«  naoh  AschofF  378. 
Pnrglets,  Bestandt.  u.  Anweod.  692. 
PykBometer,  Fallen  a.  Eotleoren  955*. 
Pymeetosalyl,  Migrftninersati  1031. 
Pynunidon,  Naohw.  von  Antipyrin  1014. 
PyrUln,  Bestandteile  563. 
Pyrooyanaae.  Anwendung  583.  901. 
Pjrogallol,  Qlykoafinren  dess.  130. 
Pjrogallolgerbstoffe,  Einwirkang  von  Formalde- 
hyd  27. 

a. 

Qoarfordt's  Nadel-  u.  Kräaterbalsam  339 
Qoartonol-Tablets,  Bestandteile  692. 
QnarxgefKße  im  likboratoriam  66. 
Qnebraelio,  Oerbstoff  dess.  357. 
Qnebraehogerb^nre,  Bestimmung  599. 

—  Fällung  mit  Formaldehyd  600. 
Qneekallber,  Trennung  von  Bi  605. 

—  Bestimm,  in  organischen  Hg- Verbindungen  36. 

—  medizin.  Verwendung  in  Ostasien  366. 

—  Anwendung  bei  Kindern  490. 

—  siebe  auch  Hydrargyrom. 
QaeeksUbereyanid,  Gehaltsbestimm.  361. 
Qaeckdlber  -  Einspritzungen,  unglückl.  Zufälle 

902. 

schmerzlose  subkutane  902. 

Qaecksilber-Inhalationen  durch  die  Nase  1019. 
Qacoksilbcroxyeyanid,  Untersuchung  459.  484. 
Qulllafarinde,  Substitution  676. 
Qninifebrin«  Monnler  479. 
Qiiinol6ine  =  OhInoUn  479. 
Qnlnquor  Spiritus  saponatl  808. 

Badlnln,  Kokuin-Anästhetikum  757. 
Badloben,  Ä.uftreten  ders.  56. 
Badlol-Prilparate  naoh  Asohoff  377. 
Radlophor,  Anordnung  u.  Anwend.  47. 
Badlothor,  Bereit,  u.  Eigensch.  196. 
Badinm,  Wirkung  der  Ausstrahlnngen  135. 
Badix  Althaeae,  Bild,  von  Wundkotk  825. 

—  Belladonnae.  Alkaloidgehalt  614. 

—  Colombo,  Allaloide  ders  828. 
Gehalt  an  Calciumoxalat  1069. 

—  Ipeeaenanhae,  Kultur  in  deutschen  Kolonien 

279. 

—  liqnlritlae  pnlr^  yerfälschtes  280. 

—  Polygonl  blstortae,  wirks.  Bestandt.  700. 

—  Bbel  pul?.,  Nachw.  von  Korkuma  280. 

—  Senegae,  Extrakt  ders.  875. 

—  Scammoniae,  Gehidt  an  Saccharose  633. 
Bakm,  Fälschung  durch  Homogenisierung   697. 
Bamln,  Bestandteile  47. 

Baphanol,  Beitlgsaft  736. 
Bapid,  ein  Ghromo-Saccharometer  717*. 
Basel,  Bestandteile  380. 
BaCaphln,  BestandteUe  735. 
Batln,  Rattenvertilgungsmittel  138. 
BattenwnrsJL  Bestandteile  339. 
Bay-Belfe,  Untersuchung  585. 
Bay's  Neryol,  Bestandteile  339. 
Beagensglashalter  509*. 


Beaglergestell  mit  Rückwand  671"'. 
Beagentlen,  Vergütungen  bei  chemischen  Unter- 
suchungen 892. 
BebensehAdllnge  675. 
Beblans,  elektrische  Vertilgung  346. 
Befraktometrie,  vermehrte  Anwendung  896. 
Begenerol,  ein  Nährpräparat  339. 

—  Bestandteile  736.  911. 
BegoUnf  Bestandt.  u.  Anwend.  1020. 
Bclehel's  Brosttropfen,  Verkauf  frei  694. 

—  UnlTersal-Magenpolyer  339. 
Belfl,  Nährwert  u.  Gerichte  mit  R.  334. 

—  Verwend.  im  lussisch-japan.  Kriege  334. 

—  u.  Graupen,  polierte  142.  176. 
Beltthofer's  Hautsehatz  563. 
Btnastyptln,  Bezugsquelle  259. 
Besoreln,  neue  ReaJLtion  973. 

—  Nachw.  nach  Garobbio  1040. 
Bespliin,  Anwendung  735. 
BestbacUlns  von  Bebring,  Bedeutung  568. 
Betterspltzwasser,  Bestandteile  339. 
Bezeptkontrollmarken  249*. 
BhabarberkonserTen,  schädliche  761. 
Bhabarber-Kugeln  808. 
Bhaebltls-Tabletten  von  Engelhard  736. 
Bhamnoside,  Untersuchung  802. 

Bheum  Bbapontlenm,  Untersuchung  der  Wurzel 

183. 
Bheomasol,  Anwendung  366. 
Bheumatlkon  nach  Fricke  82. 
Bbenstnal,  Anwendung  461. 
Bhlnoeulln-Pritparate,  Bestandteile  540. 
Bhlzoma  Hydrastls,  Aschengehalt  280. 

—  Zlnglberis,  Extrakt  ders.  875. 
Bhlzopbora  Mangle,  Anwend.  1033. 
BhodiuiTerblndungen,  Vorkommen  im  Organis- 
mus 893. 

—  Verwend.  in  der  Therapie  893. 
Bhodeose,  Konstitution  657. 
Bhodlnm,  Reaktionen  u.  Nachweis  318. 
Bichter's  Heilsalbe,  Bestandteile  339. 
Blelnile  D^laere,  trockenes  Ricinusöl  951. 
Biclnus-Hellsernm,  Anwendung  47. 
Bleinusöl,  kaukasisches  824. 

—  DrehungSYcrmögen  255. 

—  Nachw.  von  Krotonöl  648. 
Bleebsalze,  Bereitung  414. 
Bledel  J.  D.,  Bericht  1906  406, 
Binger'sche  LOsnng*  Vorschrift  935. 
Blngolln,  Bestandteile  339. 
Blquet-Gildln-Kakac,  Bestandteile  762. 
Rlsiecol,  Bestandteile  403. 
Bobeferrol  «Bumpelt»,  Bestandteile  403. 
Bobor,  FJeischsaft,  Bezugsquelle  761. 
Bdder's  Laboratorium,  Bericht  481.  522. 
Bohfaser,  Begriff  u.  Bestimm.  1025. 
Bosaplast,  Zinkkautschukpflaster  972. 
BotkohlaoBzag,  neuer  Indikator  37.  362. 
Bettlerin,  Untersuchung  826. 
Botwelii-Couleur,  Bestandteile  762. 
Botweinmost,  Beziehung  zum  Weingesetz  41t. 
Bttckfluß-  u.  Destlllatlonsknbler  314^. 
Bahr,  Behandl.  mit  Stuhlzäpfchen  54. 
Bohrsemm  nach  Vaillard  995. 

Bnm,  Verfälschungen  16S. 

—  Verkehr  mit  Rumyerschnitt  651. 


XXll 


Bumatin  zur  Bumbereitung  762. 
Biusiseher  Brusttee,  Bestandteile  131. 


s. 

Baeeharin,  rascher  Nachweis  32. 
SaeeharinpastUlen,   Bereit,   nach  Ph.  Nederl. 

422. 
Saeeharln-Tftfeleheii  N.  und  M.  246. 
Saccharose,  Erkenn,  neben  Milchzucker  928. 
Säuglinge,  Erbrechen  der  8.  590. 
Säugilngsflasehe,  eine  neue  308. 
Säuglingsnahrung,  holländische  583. 
Safran,  Wertbestimmung  874. 

—  Beschwerung  mit  Zucker  236. 

—  Verfälsch,  mit  Seignettesalz  583. 
Safronai  u.  MalonaL  2  Riechstoffe  1034. 
Sahli'sche  Desmoidpillen  808. 
Si^odln,  Eigenschaften  259.  483.  702. 

—  Bezugsquelle  304. 

«Sal» -Methode   zur  Fettbestimm,  in  der  Milch 

91.  174. 
Salaethylum,  Anwendung  735. 
Salbenseifen,  medikamentöse  444. 
Salenal,  Bezugsquelle  911. 
Saletin  =  Aeetylsalieylsäure  403. 
Salieum,  ein  Klebstoff  917. 
Saliejlaeetol  =  Salaeetol  540. 
Salieylsäure,  Darstell,  aus  Orthokresol  648. 

—  kolorimetr.  Bestimm.  197. 

—  als  Zusatz  zu  Fruchtsäften  yerboten  92. 

—  Nachw.    u.    Bestimm,    in    Nahrungsmitteln, 

Referat  241. 

—  Schicksal  im  Organismus  74. 

—  Ablagerung  in  den  Organen  407. 

—  Reizung  der  Nieren  durch  S.  1076. 
Sallcjlstturemonoglykolester  438. 
Salicylsäuregljeerinformalester  580. 
Salieyl-StreupnlTer  nach  Ph.  Austr.  713. 
Salimenthol,  Anwendung  540. 

—  u.  Samol,  Bezugsquelle  583. 
SaUt,  Wirkung  978. 

Salit-  u.  Salocreol-Patronen  111. 
Salitannal,  Zusammensetz.  563. 
Salmiak,  Anwend.  in  Nebelform  542. 
Salogen,  ein  Badesalz  129. 
Salol,  Nachw.  neben  Salieylsäure  472. 
Salpetersäure,  Oewinn.  aus  der  Luft  433. 
Salpetrige  Säure,  yolumetr.  Bestimm.  71. 
Saltarin,  Blutreinigungspulyer  839. 
Sal  Tartari  ist  nicht  Weinstein  748. 
Saligurken  mit  Salieylsäure  759. 
Salzsäure,  Reinig,  arsenhaltiger  927. 
Sambueus  nigra.  Blausäure  liefernd  134. 
Sambunigrin,  Eigenschaften  669. 
Samenproduktion  der  Pflanzen  813. 
Samol,  Bestandteile  540.  583. 
Sanas,  Bereitung  378. 
Sanatol,  ein  Desinfektionsmittel  339. 
Sanella,  Tegetabil.  Margarine  1082. 
Sanguinintabletten,  Bestandteile  1052. 
Sanidkapseln,  Bestandteile  736. 
Banin,  als  Ersatz  der  Butter  488. 
Sanitor,  Bestandteile  172. 
Santal-Monal  in  Qelatinekapseln  259. 


Santal  salol6,  Bestandteile  736. 
Santeläl-SpeciaUtäten,  üebersicht  690.  724. 
Santyl,  Wiikung  449. 

—  Beurteilung  691.  724. 
Sapene-Präparate,  Zusammensetz  583.  912. 
Saplndus    Barak,    Untersuchung   der  Früchte 

114. 
Sapofener,  Ersatz  des  Creolins  692. 
Sapoform,  Eigensch.  u.  Anwend.  1006. 
Saponarin,  Reiogewinnung  812. 
Saponin  der  weißen  Seifenwurzel  156. 

—  DarsteU.  eines  ungiftigen  458. 
Saponine,  Vorkommen  ^7. 

—  Giftigkeit  deis.  90. 

—  Yerwend.  zu  Brauselimonaden  223. 

—  u.  Kohlenhydrate,  Verhalten  gegen  Neßler's 

Reagens  581. 
Saponit,  sogen.  Seifenstein  554. 
Saprol,  gute  VerweDdbarkeit  907. 
Saprosol,  eine  Kresolseifenlösung  339. 
Sardellenbutter,  Untersuchung  1073. 
Satinholz,  Vergütung  durch  8.  1041. 
Sauerkraut,  gewässertes  364.  487. 
Sauerkrautgärung,  Verlauf  936. 
Sanerstofl^  neue  Reaktion  auf  S.  582. 
Saugtrichter  nach  Lenz  509. 
Seharlaoh-StreptokokkeuTaeeine  952. 
Schaumwein,  Bezeichnung  342. 
Seheliaek«  Diana«S,  Eigenschaften  832. 
Schistosomiasis,  Bedeutung  668. 
Sohlafiniltel,  als  Einreibung  angewendet  93. 

—  strafbare  Anwendung  929. 
Sehlagdenhaufen's  Reaktion  649. 
Sehlangenbisse,  Behandlung  1024. 
Sehleiehera  tr^uga.  Untersuch   547. 
SehmeJzröhrehenhalter  nach  Lenz  509. 
Sehmelzpunktbestimmung,  neuer  Apparat  66. 
Schmerzstill.  Balsam  von  Engelhard  736. 
Sehmierseife,    Anwend.    bei    tuberkulösen   Er- 
krankungen 344. 

Schnopfen,  Behandi.  mit  H,Oa  dämpfen  93. 

—  der  Säuglinge,  Behandlung  135. 
Schokolade,  Mehlgehalt  der  Cr$me-S.  749.  . 
Sehokoladeplätzehen,  Mehlgehalt  751. 
Sehottlseher  Stoppmanstee  831. 
Sehrader's  Pflaster,  Bestandteile  339. 
Schreibfedem  aus  Tantal  792. 

Schöler's  Kaliapparat  508*. 

SohUtze  Dieh,  Schutzmittel  gegen  geschleohtl. 
Ansteckung  429. 

Sehuherftme,  Bereitung  792. 

Sehutzkerze,  Bestandt.  u.  Anwend.  339. 

Schutzringe  für  geeichte  Kolben  670. 

Schwärzeres  Aipeukräutertee  ist  ein  Heilmittel 
607. 

Sehwarswurselbiätter  in  der  Seidenzncht  414. 
492. 

Schwefel,  Präpar.  mit  kolloidalem  S.  776. 

Sehwefelblumen  u.  sublimierter  Schwefel,  rich- 
tige Bezeichnung  648. 

SchwefeikohlenstofTemuLiioB,  Bereitung  390. 

Schwefelsäure,  titrimetr.  Bestimm,  der  ge« 
bundenen  S.  419. 

Schwefelzueker,  zur  Darstell,  von  H«8  696. 

Schweflige  Säure,  zur  Desinfektion  11. 

neue  Bestimmungsart  198. 


xxm 


BehirefliiTBaiiTe  Salze,  Einwirk.  auf  orgaiL  Ver- 

bindQDgea  898. 
Schweizer  Wurzel,  Anwendung  339. 
Sehwerstrahlen,  Charakteristik  947. 
8eott*B  Emulsion,  Feilhalten  ders.  996. 
Sebnm  orlle,  als  Pillenmasse  806. 

—  BaUejlatum  Ph.  Anstr.  711. 
Seeaeornln  =  Seeornin  284. 
Seeretin,  Bereit,  u.  Eigonsch.  195. 

—  Bezugsquelle  260. 
Seidenfibroin,  üntersnohang  89. 
Seidenwurmfaden,  Verwendung  137. 
Seifen,  Untersuchung,  Referat  585. 

—  Untersuch,  nach  Behrens  407. 

—  Analyse  nach  Fabrion  654. 

—  Bestimm,  der  Fettsäuren  608. 

—  Bestimm,  des  freien  Fettes  1070. 

—  Bestimm,  von  Wollfett  382. 

—  Bestimm,  des  Schwefels  1013. 

—  Prüf,  auf  Wasserglas  37.  608. 

—  neutrale  schwimmende  S.  ]063. 
Seifenbanm,  Kultur  in  Algerien  1063. 
Selcrete,  System  der  S.  nach  Tschirch  329. 
Selbstsehntz»  Beatandteile  355. 

Semen  Colehiei,  Colchicinbestimm.  1057. 

—  Stropbanthi,  Substitute  281. 

Bestimm,  des  Strophanthins  nach  Mann  7 19. 

Ausbeute  an  fettem  Oel  720. 

Strophanthingehalt  des  Kombe-Str.  1057. 

—  Stryehnl,  Fett  der  Samen  323. 

Alkaloidbestimm.  nach  Böder  523. 

Alkaloidbestimm.  nach  Fromme  1071. 

Semiearbazides  =  Oryogenin  479. 

Senf  (Speisesenf  r,  Zersetz,  durch  Bakterien  697. 

Senlknebl,  Qehalt  an  fither.  Oel  1057. 

Senfpapier,  richtige  Anwendung  876. 

Senftamen  -verschied.  Herkunft  875. 

S^noforme  =  Sanoform  479. 

Septoforma,  Bestandteile  355. 

Sera:  antlinfektiSse,  bakteriotrope,  eytotrope, 

bftmotrope  567.  568. 
Semm  gegen  Basedow'sche  Krankheit  260. 

—  gegen  Cholera  777. 

—  gegen  Eklampsie  403. 

—  gegen  Genickstarre  354.  691.  808. 

—  Uunbar's  Herbstkatarrh-S.  563.  910. 

—  gegen  Hundestaupe  195.  756. 

—  gegen  Ruhr  nach  Vailard  995. 
Senun,  opsonisehes,  Bedeutung  568. 
S4mm  de  Latta,  Bestandteile  480. 

—  leoeoeyg^ne  de  Raymond  1031. 
Serum  Laetis,  Molken,  Ph.  Anstr.  711. 
Serrator,  Wäsoheschutz  430. 
Serfiettenbülien  aus  Celiuloid  549. 
Seaamöl,  Ursache  der  Reaktionen  837. 

—  Prüf,  auf  Arachisöl  421. 
Sextonol-Tablets,  Bestandteile  692. 
Sexuol,  Anwendung  249. 
Shoop's  Wiederherstelier  355. 
Sie,  gegen  Keuchhusten  777. 

—  Entstehung  des  Namens  912. 
Sldiodal,  Zusammensetzung  912. 
Siegeliaek,  Ersatz  172. 
Slgaatnren  in  polnischer  Sprache  651. 
Silberi^autsehukseide  862. 
Silber-Lenieet-Kompressen  461. 


Siibersalbe«  flüssige,  nach  Schäffer  283. 

SUIelum,  Wirkung  in  Pflanzen  813. 

Slliciumehloroform«  Eigenschaften  41. 

SÜTana-Essenzen,  Eigenschaften  356. 

SÜTexmetali,  neue  Legierung  383. 

Slnideo,  alkoholfreies  Getränk  762. 

Sintol,  Bestandteile  355. 

Sirop  Nonery,  Bestandteile  355. 

Slrapi,  Prüf,  auf  Saccharin  u.  Salicylslure  687. 

Sirnpns  BromoformU  eompos«  736. 

—  Coeeionellae  Ph.  Austr.  713. 

—  Desaessarzt,  Bestandteile  736. 

—  EryodietoniB  tomentosi  304. 

—  Ferri  JodatI,  Bestim.  des  Fe  J2  523. 

—  glyeerophospborieos  Siboni  736. 

—  Croi^aeoli  eomp.,  Ph.  Austr.  713. 

—  Kalii  8nlfosrai4^<^Uci  65. 

—  peetoralls  Ph.  Austr.  713. 

—  Rami,  BestandteUe  736. 

—  Sennae  eompos.  Ph.  Austr.  711. 

—  Thymi  eompos.  Ph.  Austr.  713. 

—  Trifolil  eomp.  eum  Caseara  736. 
Skopolamin,  aktives  n.  inaktives  406. 
— ,  Sterilis.  der  Losungen  858. 

—  •  -Morphin-Dämmerseblaf  763. 

—  u.  Skopolin,  Konstitution  669. 

—  Oxydation  doss.  298. 

—  Abkömmlinge  803. 
Skopomorphin,  Zusammensetzung  808. 
Skormin's  Citronensaft-Präparate  304. 
SodalSsnng  zur  Desinfektion  von  Eß-  u.  Trink- 
geschirren 841. 

Sodaprozeß,  Erfinder  dess.  819*. 
Sodenal-BonbODS,  Bestandteile  355. 
Sohlenzement,  Bestandteile  95. 
Solaferin,  Bestandteile  762. 
Solanln,  Entgiftung  dess.  1036. 
Solid-Crlyeerine,  Suppositorien  355. 
Solution  de  HerardI,  Bestandteile  480. 

—  Nieolan,  Bestandteile  735 
SolykrinpiUen,  Bestandteile  952. 
Sonatin,  Anwendung  461. 

Sophol,  Zusammensetz.  u.  An  wen  d.  443. 

Sorlsin^  Zusammensetzung  129. 

Speelal-Abrosfa,  Bestandteile  355. 

Speeialitäten,  alle  im  Jahre  1906  bekannt  ge- 
wordenen besseren  8  sind  im  vorliegen- 
den Register  namentlich  aufgeführt. 

—  üntersuchungsergebnisse  464. 
Speeies  amarieantes  Ph.  Austr.  711. 

—  eannlnativae  Ph.  Austr.  713. 

—  Lini,  Preis  ders.  138. 

—  puerperales  Ph.  Austr.  713. 

—  stomaebleae  Ph.  Austr.  713. 
Speeiflqoe  B^Jean,  Bestandteile  855 
Speekstein,  Nachw.  in  Reis  u.  Graupen  142, 176. 
Speiseöle,  gefälschte  142. 

Sperma,  mikrochemische  Reaktion  510. 

—  Untersuchung  781. 
Spermatbanaton,  Bestandteile  u.   Anwendung 

111,  149. 
Spermatozoon,  Nachweis  341. 
Speton  =  Spermatbanaton  403. 
Spierit,  Bestandteile  762. 
Spinatkönserven,  Grünen  ders.  698. 
Spiraein,  Anwendung  260. 


XXIV 


Bplraein  Knapp  Bestandteile  1031. 
Spiritus,  Kleinhandel  mit  8.  507,  607. 

—  Nachw    von   denaturiertem  8.   in   pharmac. 

Präparaten  314. 
Bpiritnsprftparate,  specif.  Oew.  ders.  1069. 
Spiritus  saponatns  D.  A.-B.  IV,   Bereitung  7. 
Ersatz  des  Olivenöls  duroh  Aracbisöl  435. 

—  Saponis  kallni  Ph.  Anstr.  711. 
Spirochäten,  Vorkommen  bei  Syphilis  428. 
Sporenl&rbangsmethoden  615. 
Spritzrtthren  nach  £ob  696*. 

Spmw,  das  Wesen  des  indischen  S.  549. 
Spueknapf^olTer,  Bestandteile  355. 
Sqnibb's  Wundpalrer,  Bestandteile  692. 
Staehelbeerstraaeh,  amerikan.  Mehltan  iOOl. 
Stttrkekleister,  Haltbarmachung  261. 
Stttrkemehl,  Anwend.  bei  Durchfall  412. 

—  Nachw.  in  Wurstwaren  528. 
Stärkemehle,  6  Sorten  tropische  365. 
Stärkeairop,  steueramtl.  Nachweis  u.Bestim.  833. 
StaiTophor,  Bestandteile  735. 
Stalagmometer  nach  Traube  283*. 
Stapbylase  Doyen,  ein  Antistreptokokkenserum 

47. 
Statiyplatte  nach  Hugershoff  465'". 
Stoub,  Bekämpfung  880. 
Steckers  Gelatinetube,  Bestandteile  355. 
Stege*s  Kränterwein,  Bestandteile  355. 
Stek-0-,  Bestandteile  1010. 
St6nol,  Bestandt.  u.  Anwend.  540. 
Stereoskopie,  Umschwung  in  der  8   721. 
Sterilette  Adrenalin,  Anwendung  443. 
Sterilisieren  in  der  Apotheke  670. 
StemanlSy  Prüf,  auf  Echtheit  445. 
StCTen's  Olntment,  Bestandteile  172, 
Stickstoff,  Gewinnung  aus  der  Luft  358. 

—  Assimilation  durch  Bakterien  53. 
Stickstofrbestimmnng  nach   Ejaldahl,    Fehler- 
quellen 35. 

—  Verwendung  von  Platin  649. 
Stimm-Tabletten  von  Engelhard  736. 
Stoeklack,  Untersuchungen  892. 
Stomacbyl-Plllen.  Bestandteile  424,  461. 
Stomaebystabletten,  Bezugsquelle  129 
Storch-MorawskPsche  Harzreaktion  481. 
Stranß'sches  Sanol,  Bestandteile  335. 
Stransfam-Urwald  in  Masuren  768. 
Streptokokkensernm  «Menzer»    199. 
StreptokokkenTaeclne,  Anwendung  337. 
Stroop*s  PolTcr  gegen  Krebs  736. 
Strophanthin  Wirkung  448. 

—  siehe  auch  Semen  Strophanthi. 
Stryebnln,  Einwirkung  von  Brom  376. 

—  Bestim.  nach  ü.  S.  Ph.  1014. 

—  als  Abführmittel  367. 

—  Immunität  gegen  S.  636. 

"  Widerstandsfähigkeit  der  Vögel  1041. 
Strychninoxyd,  Untersuchung  193. 
Styptogan,  Blutstillungsmittel  199. 

—  Bestandteile  465. 
Styptol,  Anwendung  243. 
Slyrakol,  Anwendung  388. 
Styrar,  Prüfung  439,  956. 
Styx,  Mäusegiftweizen  912. 

Sabllmat,  Erklärung  der  Oiftwirkung  157. 
Sablimatpastlllen,  Vergiftung  403. 


Snbllmatpastlllen,  Bereitung  nach  Ph.  Nedexl. 
422. 

Snblf  matTcrbandstoife,  Prüfung  auf  antiseptisohe 
Wirkung  u.  Bestimm,  des  Sublimats,  Ab- 
handlung 965,  987. 

—  vergl.  auch  Verbandstoffe. 
Sucrnbld,  haltbarer  Himbearsaft  488. 
Sndoformal,  Formalinseife  563. 
Sndol,  Bestandt  u.  Anwend.  480. 
Snezol,  Anwendung  261. 
Süßholz,  Anbau  u.  Verwertung  652. 
SUßstoifgesetz,  Auslegung  521. 
Sufonwasser,  Anwendung  953. 
Salfogenol,  Darst.  n.  Eigensch.  1051. 
Snlfonal  Riedel,  Eigenschaften  1040. 
Sulfopyrln,  Eigenschaften  149. 

—  gegen  Migräne  1006. 

Snmmit.  Sabinae.  Substitutionen  720. 
Snnil  u.  Heureka,  Bestandteile  172. 
Süpposltorla  Glycerini  Ph.  Austr.  712. 
Supranefhinnm  bydrochlorleom  444. 
Surra  =  Tsetsekrankheit  568. 
Syneytiolyse,  Bedeutung  568. 
Syphilis,  Vorkommen  von  Spirochäten  428. 

—  Prophylaxe  490.  763. 

—  Anwend.  von  Hydrarg«  e.  Oreta  490. 
Syroeol,  Ersatz  des  Sirolins  912. 
Syrolat,  ein  Syrolin-Ersatz  809. 
Sympns,  zulässige  Schreibweise  607. 


T 

Tablet  Cardlae  Compound  355. 
Tablettae  Bhei  eompos.  378. 
Tabletten,  Bereitung  mit  Kakaoöl  647. 
Tablettes  androsthlniqnes,  480. 
Tabnlae  Llqalritiae  ammon.  Ph.  Austr.  714. 
Tachlol,  zur  Sterilis.  von  Wasser  32. 
Täolln,  Bestandteile  355. 
Tafelhonig,  was  ist  T.  ?  342. 
Tage,  efne  Suppenwürze  762. 
TaUsman,  Protargolsalbe  355. 
Tamarindenweine,  Eigenschaften  357. 
Tannacetln  =  Tannigen  540. 
Tannalbin,  Darstell,  u.  Eigensch.  536. 

—  Bereitung  nach  Ph.  Nederl.  439. 
Tannigen,  Darstell,  u.  Eigensch.  535. 

—  Zusammensetzung  604. 
Tannin,  Prüf,  auf  Gallussäure  481. 

—  Wertbestimmung  nach   der  Formaldehydzahl 

385,  481. 

—  neuere  Untersuchungen  983,  1052. 

—  siehe  auch  Crcrbsäuren. 

Tannisol,  Darstell,  u.  Anwend.  480,  1006. 

—  Bezugsquelle  563. 
Tannobromin,  Eigenschaften  298. 
Tannoferrine,  Darstellung  634. 
Tannoform,  Eigenschaften  537. 
Tannopin,  Formel  538. 
Tantal-Sehreibfedern  792. 
Tao- Waffeln,  Bestandteile  444. 
Taploca  Lact6  Marie-IiOulse  762. 
Tarkoninmethyljodld,  Untersuchung  196. 
TaschentachparlUms,  billige  1044. 
Taurumnn,  ein  Impfstoff  831,  912. 


XXV 


TC5,  TÖJ,  TO,  TOA,  TE,  TV,  TX,  Bedeutung 

568. 
Teer,  Darstell,  eines  farblosen  T.  14. 
Teerieniiasaii,  Eigenschaften  260. 
Tdffwaaren,  Farben  zam  Färben  deis.  606. 
Tela  serifea  «dhaeslYa  Ph.  Aastr.  712. 
TembentiDe,  Ersatz  des  Terpentinöls  1068. 
TerebiBthina  larieliia  Ph.  Nederl.  440. 
Terpentane,  Eigenschaften  180 
'Terpentiii,   in£sober   and   ostasiatischer    282, 

324,  676,  866. 
TerpentlnSl,  Identitätsreaktion  256. 

—  aas  Fichtenholz  740 

—  unterscheid,  von  Elienölen  215. 
TerpentiiiSle  mit  hoher  Rechtsdrehang  867. 

—  des  Handels,  Bewertung  380. 
Prüfung  643. 

Brommethode  645. 

—  Enatxöie  180,  1082,  1068. 
Terpinol-Tabletten  nach  Asoho£f  378. 
Terrlal,  Anwendang  149. 
TetradüorkoffeTn,  Darstellung  10. 
Tetraehlorkohlensteff,  Verwendang  1064. 
Tetralgln,  Bestandteile  129. 
Textilseifeii,  Fettsänrebestim.  655. 
Thallstnun  aqallegefoliam,  Blausäure  liefernd 

134. 
Thebala,  Spaltung  durch  Beosoylchlorid  336. 
ThebaXn,  Reaktionen  623. 
TbcobromlB,  Doppelsalze  773. 

—  neue  Reaktion  932. 
TheobremlBnatrliiiB-Natrliinifemilat,  888. 
Th^obremose,  Zusammensetz.  304. 
Thee-Faekel,  Feuerlöschmittel  38. 
Theo-FenerKtoeh-Faekeln,  yerbesserte  222. 
Theoaaeet,  Zusammensetzg  912. 
TheoaasaL  Bestandteile  809. 
TheophylliB,  bestes  Diuretikum  592. 
Thephorin,  Eigenschaften  338. 
Therapogen-Styron-Seife,  Anwend.  480. 
Thermit,  Bestandteile  574. 
Thermog^ne,  Gichtmittel  1010. 
Tktrmometer,  Grösche's  Patenthnlse  für 

Maximalth.  264*. 
Theyollp  =  Thlolan  809. 
Thiek  Yasoliment,  Bestandteile  403. 
Tklgmol-Cr^me,  Verkauf  betreff.  780. 
Thlonol,  ein  lohthyoliA'äparat  952. 
Thlophen,  Bestimm,  nach  Schwalbe  446. 
ThlosliiaiiilD.  Wirkung  1020. 
ThOrpU,  Bedeutung  7. 
Thyinidol,  Oewinnuog  u.  Anwend.  47,  315. 
Thymophea,  Präparate  mit  T.  809. 
TlegeU^ieek  nach  Kette  465*. 
Tfanpe^s  Kraftgries,  Bestandteile  762. 
TlBctnrae  Ph.  Nederl.  440. 
Tlnetara  C^l^pvtl  eomp.  Ph.  Austr.  714. 

—  Oardamomi  compos»,  ünTcrträglichkeit  738. 

—  DigttallB,  IdentitätsreaktLon  523. 
~  glngiTalis  Ph.  Austr.  714. 

—  Ipeeaeoanbae,  Alkaloidbestimm.  523. 

—  odOBtalgiea  714. 

—  Oleae  enropaeae  928. 

—  Opii,  ansichere  Untersuch.- Besoltate  650. 

—  ati^raaehlea  Ph.  Austr.  714. 
~  Strephaatkl,  Wirkang  617. 


Tlnet  Stryehnl,  Alkaloidbeetimm.  524. 
Tiakttn,  Gewinn,  u.  Anwend.  260. 
Tinktaren,  Bedeutung  der  Formaldehydxahl  78. 

—  Bedeutung  der  Permanganatzahl  78,  107. 

—  Wertbestim.  nach  Pancbaad  130. 

—  Nachw.  Ton  Aceton  492. 

—  Prüf,  auf  Reinheit  des  rerwendeten  Spiritus 

440. 
nnnoleam,  Ersatz  des  Lebertrans  735. 
TisapirlnpastUlen,  Bestandt.  1052. 
Titrierflilsiigkelten,  Aufbewahrung  433. 
Tomatenkonserren,  Untersuchung  659. 
Toaerde,  Darstell,  gewachsener  T.  681. 
Tonaalazehrkar,  Anpreisang  yerboten  694. 
Tonoie,  Bestandteile  130. 
Torosaw,  Eigenschaften  354. 
Toxi-earJine,  Bestandteile  952. 
Triaeetylmorpbln,  Eigenschaften  928. 
Tribut,  Rattenvertilgungsmittel  737. 
Tilferrin,  günstige  Wirkungen  412. 

—  Dri.ckfefalor-BBrichtigung  641. 
Trift*rrin-Bi8qiiit8  355. 
Triotonol-Tablets,  Bestandteile  692. 
Trippei:,  Behandl  des  chronischen  T.  1041. 
Trippermittel  siehe  Gonorrhöe. 
Troehold  Rejthärek,  Bestandteile  403. 
Troekenmilch,  Herstellung  1073. 

—  Abtötung  der  Rindertuberkelbacillen  1073. 
Troekenprftparate  aus  pflanzlichen  Säften  737. 
Tropakokain,  Narkose  mit  T.  1021. 
Tropiflasebe,  sterilisierbare  4^5*. 

—  nach  Brun  934*. 
Tropfglas  nach  Iwanow  119. 

—  lateinisch  Gattalns  452. 
Tropin,  UntersuchuDg  803,  825. 
TrlUrelkonserren,  Darstellung  613. 
Trygase,  medicin.  Verwendung  54. 
Trypanrot,  Verwend.  als  Heilmittel  617. 
Trypsalia,  Anwendung  444. 
Trypsogen,  Zusammensetz.  149. 
Tseherniek*s  Uair.  Langenkraut  355. 
Tabera  Acoaiti,  Alkaloidgehalt  915. 
amerikanische  614. 

—  Jalapae,  Insektenfraß  892. 

Vermisch,  mit  sogen,  holziger  Jalape  282. 

Taberal  nach  Thamm  996. 
Tnberkalin,  Alt-  und  Nea-T.  290. 

—  nach  Beraneck  520. 

—  nach  Denys  424,  452,  995. 

—  nach  Marmorek  995. 

—  nach  T.  Ruck  735. 
Taberkoliain  nach  Bandran  972. 
Taberkoloalbamiii  nach  Piorkoweki  952. 

Berichtigung  996. 

Taberkolol,  dosis  letalis  dess.  978. 
Taberkolose,  Injektion  mit  Floricindl  617. 

—  Immunität  gegen  die  Infektion  mit  T.  591. 

—  bei  der  Bienenmotte  591. 
Taberi^alose-Antltoxin,  Anwend.  480. 
Tuberkalosebeilmittel  nach  Behring,   Gewinn. 

567. 

siehe  auch  Talase. 

Tolase,  Behring's  Heiknittel  der  Tuberkulose  608. 

—  neue  Beobachtungen  952. 
Tarpethein,  Eigenschaften  652. 
Tusslets,  Bestandteile  809. 


ZXVI 


Typhiuk  nach  Genuß  von  Aostero  560. 
TjphnBDaellleii,  Naohw.  im  Wasser  53,  469. 
—  Absonderofig  aus  Wasser  429. 


u. 

Ufl^  ein  Abführungsmittel  563 

ülilmann's  Heilsidbe,  Bestandteile  355« 

Uleerol,  Bestaodt.  u.  Anwend.  480 

Ullrleh's  Erftuterwein,  Ankündigung  543. 

Umbiline,  Nabelbinde  912. 

Ungnenta  Ph.  Nederl.  441. 

Unguentom  (Ointment)  der  Ph.  ü.  S.  108. 

—  aromaÜeani  Ph.  Austr.  712. 

—  Chrjsarobini  nach  Unna  994 

—  Dreuw,  Vorschrift  886. 

—  Hjdrargyri  Le  Beuf  88 

einer.,  gerichtl.  Entsoheid.  564. 

ge^en  Länse  ist  kein  Heilmittel  507. 

oxydati,  BereiKing  466. 

fiaTum,  Bereitung  630.  739. 

—  —  praelp.  albl  pultiforme  483. 

—  Naphtholi  eompos«  Ph.  Austr.  712. 

—  ad  pemiones  Ph  Austr.  714. 

—  physiologieam,  Bestandteile  355. 

—  saposalicylatnm  912.  952. 
UnlTersal-Magentlnktar.  Verurteilung  1008. 
ÜnlTersal-Heilsaibe  ans  Weinböhla  355. 
Unlrenitätskllniken,  Haftpflicht  857. 
Unkmuttod,  gegen  Hederich  482. 

Uran,  Fundorte  in  Australien  1064. 
Uranminenüieii  in  Deutsch-Ostafrika  899. 
UraseptiBe,  Bestandteile  149. 
Ureol  Chanteaud,  Anwendung  540. 
Urethrophortabe  nach  Strebel  355. 
Urleedin  nach  Strosohein  355. 
Urisol  =  Urotropin  540. 
Urogosan,  ein  Blasenantiseptikum  178. 
Urometer  nach  Mayer  285*. 
Ürotropiii,  Prüfung  217. 

—  Nebenwirkungen  343. 

Urpin,  gegen  Hühnerdiphtherie  355. 
üsninsäore,  Wirkung  787. 
Utrogen,  Anwendung  461. 
Utrolene,  Bestandteile  149. 


V. 

Yaeein,  richtige  Anwend.  des  Wortes  568. 
Taglnaikageln  dor  Ph.  Hispan.  580. 
Yaglnln,  Bestandteile  355. 
YaginoL  Bestandteile  1031. 
Yalda-Pastilleii,  Anwendung  583. 

Bestandteile  608.  692. 

Yal^rlanose,  Bestandteile  480. 

Yalldol,  Ersatz  durch  Menthol,  valerian.  996. 

Yalofln,  Bestandt.  u   Anwend.  367. 

Yalyl,  gegen  Ohrensausen  677. 

Yanler's  Sirup.  Bestandteile  355. 

Yanille,  Bestimm,  des  Vanillins  153. 

—  Vorzüge  vor  Vanillin  250. 
Yanillin,  Reaktionen  426. 

—  Prüf,  nach  Ergänzungsbuch  597.. 

—  Veifälschungen  250. 


Vanillin,  Bestimm.  neb.Kumarin  u  Aoetaniiid  687. 
Yanillinreaktlon  auf  Eetone  317. 
YaalUin-SaLBSäare-Beaktion  zum  Nachweis  yon 

Fermenten  485. 
Yantnra,  Bestandteile  385. 
Yapo-Cresolen,  Bestandt.  u.  Anwend.  111.  149. 
.Yaselln.  Schmelzpunkte  der  verschied.  Sorten  9. 
Yaseliniederfett,  Vorschrift  1024. 
Vasenol,  Armee-Puder  356. 
Yasenol-Banltäts-Pader,  Bestandteile  737. 
Vastmentum  Jodi,  Anwendung  444. 
Yasogen,  Waren  zeichen- Prozeß  1008. 
Yeal  Marrow,  Bestandteile  540. 
Yegetalln,  Gleitmittel  für  Katheder  737. 
Yeniviei,  neuer  Vibrator  1058. 
Venusin-Toüettefliiid  328 
VerbandstolTe,  Preissteigerung  158 

—  Darstell,  nach  Gohn  480. 

—  Bestimm,  des  Sublimats  965.  9S7. 
Verbandbaumwolie,  Herstellung  998. 
>erbandniekBftckelieD,  Ausstattung  596. 
Verbandwatte,  Prüf,  n^ch  Ph.  Nederl.  401. 

—  mit  ckoirschendem  QrifF»  662. 
Verbindnngs-  u.  Btti-ettenhahn  695*. 
Yerseifnngszahl,  Apparat  zur  Bestimm.  782*. 
Veslpyrin,  Eigensch.  u.  Anwend.  130. 
Yestosol,  gegen  Fußschweiß  540. 

Yesnv,  Analyse  der  Asche  des  V.  346. 

—  Auswurfsmassen  im  Handel  662. 
Ylbrationsmassage,  Ausführung  1058. 
Yideant  ConsaiesI  771. 
Vlehreinlgungspolver,  Bestandteile  356. 
Vierte  Krankheit,  richtige  Bezeichnung  568. 
Ylferral,  Eigenschaften  213. 

Vin  de  Peptone  Gatiilon  737. 

—  Yieor,  Bestandteile  735. 

Vin  am  bldigentivam,  Bestandteile  356. 

—  Chinae  ferrat. 

—  Oottdurango 

—  Cascarae  Sagradae 

—  Jodotannieam,  Vorschrift  544. 
Ph.  Hispan.  579. 

—  Uranii,  Zusammensei z.  356. 
Yirilln,  Bestandteile  952. 
Vlrlliam-Tabletten,  gegen  Mannesschwäche  737. 
Virisanol,  Bestandteile  564. 

Visein,  Beiodarstellung  942. 
Vlscinpflaster,  Bestandtefle  444. 
Ylsogen-Prftparate,  Anwendung  735. 
VisTit,  ein  Nährpräparat  378. 
Yiteseln,  Formel  812. 
Yixol,  Bestandteile  709. 
Volkshoehsehule  in  Straßburg  792. 
Vorbengnngsmittel  oder  Heilmittel  I  1008. 


w. 

Waeholderholatfl  nach  Alberda  356. 
Wachs,  Untersuch,  von  gelbem  W.,  Abhandlung 
201  u.  folg. 

—  Ursprung  des  Gehalts  an  Oeresin  201. 

—  Bestimm,  des  spezif.  Gewichts  207. 

—  Schmelzpunktbestimmung  210. 

—  Säure-  u.  Verseifungszahi  227.  234. 

—  desgl.  Berg'sohe  Methode  230. 


Ph.  Austr. 
112. 


XXVII 


Waehfl,  Yorseifong  270. 

—  bäte  Vereeifüng  273. 

—  Baohner-Zahl  276. 

—  Jodzahl  277. 

--  kanstliohe  Eftrbimg  278. 

—  Prüfung  auf  Paraffin  a.  Geresin  299. 

—  Prüfung  aaf  Eolophon  a.  Steannsäare  301. 

—  Prüfong  aof  Talg  n.  Japanwaohs  311. 

—  Prüfung  auf  ohines.  o.  CarDanbawaohs  313. 
Waehfl,  gelbes,  neuer  Text  für  D.  A  -B.  1065. 

—  ExtmktioDS-W.  554. 
IfSgeflAsehehen  naoh  Eippenberger  782"'. 
Wagner*8  Beagens,  Zusammensetz.  298. 
Walkwasser,  gifti|^  Eigenschaften  527. 
Wareo,  Garantie  für  Oüte  463. 
'Warenzeichen,  Prozeß  «^egen  W.  5G7. 
Warzen,  Vertreib,  mit  Seewasser  764. 
WasehpolTer  «Reform»,  Bestandteile  172. 
Wasser,  Prüfung  u.  Beniteiiung  der  Gewässer 

1018. 

—  Analyse  des  Dresdner  Leitungsw.  171. 

—  Nachw.  Ton  Blei  im  Leitungsw.  859. 

—  Nachw.  fäkaler  Yerunreinigungen  318. 

—  Bestimmung  der  Hftrte  61. 

—  Baumwollr^tion  auf  Kupfer  681 

—  Nachw.  Ton  Maogan  neben  Eisen  609. 

—  Naohw.  TOD  Schleusenw.  im  Brunnenw.  907. 

—  Beioigiing  mit  Baiyumlcarbonat  137. 

—  SteriUisierung  mit  Taohiol  32. 

—  Sterilisierung  naoh  fc'h.  Hispan.  578. 

—  Verhalten  von  Baoillenwolken  469. 

—  Nachw.  Yon  Typhusbaoilien  53.  469. 

—  Absonderung  des  Typhnsbaoillus  429. 

—  Trink  w.,  Bestimm,  von  Maogan  584.  770. 

799. 

Bestimm,  der  H^SOa  ^^* 

Naohw.  von  Typhusbaoilien  53. 

Wasseraaalysey  Literatur  528. 
Wasserbider,  yerbesserte  695*. 
Waaserdampi;  Entwicklung  918*. 
WasserleitungsrOhren,  Bostbildurg  526. 
WasserstofE,  Bereitung  mit  Caloinm-Metall  308. 

—  Aktiyierungsmittel  bei  der  Entwicklung  1035. 
Wasserstoffperoxyd,  Herstell,  von  Lösungen  417. 

448.  478. 
Wasserrenorgnng,  mangelhafte  in  Breslau  769. 
WaBmuth'sohe  Drogenschränke  564. 
Wattebflehse,  sterilisierbare  308. 
Wegerer's  Fiehtenäther  356. 
Weirs  EpUepste-PolTer  1052. 

—  Nerren-Begeneration  1052 
Wein,  Nachw.  der  Citronensäure  759. 

—  Bestimmung  des  Gerbstoffes  175.  469. 
— .  Gehalt  an  Lecithin  74. 

—  Bestimm,  der  schwefligen  Sfture  512. 

—  Schwarswerden  des  W,  342. 

—  Veredelung  durch  Ozon  783.* 

—  das  Zuckern  des  W.  905. 

—  gezuckerter  W.  ist  kein  Naturw.  904. 

—  Zusatz  von  Zuokercoulenr  263.  487. 
-^  strafbarer  Handel  mit  W.  1054. 

-^  mße  Fälschung  569. 

—  Mt  nicht  unter  das  Krankenyersicherungs- 

gesetz  463. 
--  Statistik  der  Ah r  -  Ro  t  w.  515.  538. 

—  Analysen  der  Ahr-Botw.  560. 


Wein,  ümgämng  des  Mosel  -W.  977. 
-~  künsüioher  Portwein  92. 

—  Beurteil,  von  FortugieserW.  938. 

—  Gewinnung  in  Südafrika  562. 

—  Gewinn,  u.  untersuch,  des  T  okay  er  W.  286. 
Welnban-Geblete  in  Kartenform  938. 
Weinessig,  was  ist  W.?  4b8. 

—  Herstell,  des  echten  W.  143. 
Welnhftndler,    Auskunft  über  den  Preis   der 

Weine  929. 
Welnkeller^KontroUe  528. 
Weinparlament,  Tagung  880. 

—  Zuckern  des  Weins  905. 

—  Ergebnisse  ]038. 

Welnsänre,  neue  Bereituogsweise  48. 

—  Naohw.  mit  Kobaltnitrat  973. 
Weinstein,  Bestimm,  dess.  im  Rohprod.  522. 
Welß-NenroUn  =  Nenrol  564. 

Welssol,  ein  Schnupfmittel  735. 
Weizenmehl,  VerdauUohkeit  488. 
Wendelshelmer  Entfettungstee  741. 
WerdmttUer's  Lebertranerdme  996. 
Wermutwein,  Bereit,  u.  untersuch.  484. 
Wermonth  dl  Terlao-Esseni  737. 
Wlnter's  Gesundheltsbersteller  356. 
WlntergrttnM  siehe  OanltherlaVL 
Winterspinat,  Vergiftung  durch  W«  550. 
Wirbelnde  (auf  Wasser)  Babstanzen  37& 
Wismut,  Trennung  yon  Hg  605. 

—  siebe  auoh  BIsmutnm« 
Wlsmnttannat,  Herstell.  u.  Eigensch.  876. 
WoifTs  aromat.  Eisenwein  778. 
Wolframlampe,  Konstruktion  622. 
Wollfett,  Zerlegung  in  2  Teile  1072. 
Wnk,  ein  Hefenextrakt  762. 
Wnrmkrankhelt,  Bekämpfung  306. 

—  Heilmittel  786. 


X. 

Xantidn,  Derivate  dess.  406. 
Xaxa  =  Aeetylsalleylsäure  338. 
Xeroform,  gute  Wirkung  dess.  54. 
Xylol,  Anwend.  bei  Blattern  617. 


Y. 

Yohlmberlnde,  Stammpflanze  236. 
Yohimbin,  Vorkommen  648. 
—  Wirkung  bei  Lnpotenz  838. 


z. 


Zahnellxlr,  nach  Matthis  316. 
Zahnplombe,  Zusamraeosetz.  17S. 
Zapotebanm,  Nutzen  dess.  786. 
Zapnpe,  neue  Textilpflanze  924. 
Zealenter,  Bestandteile  762. 
Zelehentlntenfleeken,  Entfernung  357. 
Zematone,  Astbmapulver  356. 
Ziethen's  Wassersuehtspalver  910,  1007. 
Zigarren,  entgiftete  246. 


XXVIII 


Zigaretten,  Klebstoff  für  Z.  172. 

—  sogen.  Zaoker-Z.  173« 
Zimt,  Alkaütfttszahlen  *364. 
Zimtstture,  Redaktion  zu  Styrol  934. 
ZinlE,  Nacbw.  in  Bier  o.  Wein  411. 
Zinkonal,  Zasammensetz.  564. 
Zinkperhydrol  Merek,  Eigensobaften  635« 
Zinn,  neue  Beichard'sche  Beaktion  391. 
Zomotheraple,  Bedentang  568. 

Zneker,  yoTumetr.  Bestimm,  redozierender  Z.  33. 

—  Störung  der  Nylaader'Bchen  Beaktion  35. 
Zackerprobe  mit  Pbospborwolframsäore  383. 
Zitndmasee,  neue  nacb  Oans  17. 
Zttudsalz  nacb  Oans,  Bestandt.  180. 
Zwieback-Essenz  a.  -Extrakt  762. 
Zynün,  Verwend.  in  der  Honiganalyse  514. 


BftcbeTSclian. 

Äbderhald.n  E.^  Pbysiologiscbe  Cbemie  661. 
Ärenda  G.^  Neue  Arzneimittel  118. 
Arnold  C,  QualitatiTe  Analyse  639. 

—  Allgemeine  Cbemie  790. 

—  Repetitoiium  der  Chemie  1043 
An/neiiaaB^  Ergänzun^staze  1906  118. 
Asohan  0.,  Alioyklisobe  Verbindungen  678. 
Askiruon  G.,  Paifumerie-Fabrikation  767. 
Barher  /.,  Apotheken-Buchführung  959. 
Barth  M.^  Obstweinbereitung  1081. 
Baumert'a  Lehrbuoh  der  gericbtl.  Chemie  553. 
Beckurta  F.,  Jahresbericht  der  Pharmade  über 

1902,  1903  u.  1904   1000. 
Bermdes  J,,  Der  angebende  Apotheker  981. 
BieeheU  M,,  Strukturformeln  der  oigan.  Chemie 

840. 

—  Prüfung  der  Arzneimittel  959. 
Biedermann  B.,  Chemiker-Kalender  1906  94. 

—  Chemiker  Kalender  1907  1081. 
Bhehmann  B,^  Luft,  Wasser,  Licht  u.  Wärme 

723. 
BoequdUon  F.,  Modicaments  nouveaux  571. 
Bötiaer  G.^  Amerikan.  Hochschulwesen  1078. 
Buekheiater  (?.  A.,  Drogisten-Praxis  571. 
Okemiker-Kalender  19ü6  u.  1907  94.  108L 
Glossen  A.,  Analytische  Chemie  1080. 
Otausen,  Die  Apotheke  in  Sorö  1023. 
Ookn  G.,  Die  Riechstoffe  722. 
Oöhn  P.,  Chemikalien  als  Heilmittel  245. 
Orinon  C7.,  Medicaments  nouToauz  307. 
David  L.,  An&ger  im  Photographieren  570. 
DeiU  a,  Seifenfabrikation  638. 
Dekker  K,  Lebensrätsel  1022. 
Dennert  E.^  Tom  Sterbelager  des  Darwinismus 

791.  879. 
Dennstedi  M,.  Elementaranalyse  706. 
Diaanostiseh'tkerapeut,  LeoDtkon  981. 
Eramann  F,  Naturkonstanten  572. 
Erdmann'K&nigs  Warenkunde  1078. 
Ergämungslmch  zum  D.  A.-B.  IV  633. 
Fränkel  Jf.,  Arzneimittellehre  791. 
Fränkel  8,,  Harnanalyse  1079. 
Frieboes  W,,  Guajakpräparate  746. 

—  Arzneiwissenschait  des  A.  C.  Celsus  959 
Fried  S,^  Rezeptformebi  620. 


Friedheim  0,,  Quantitative  Analyse  723. 
Froelieh  !£.,  Handverkaufstaxe  639. 
Fromm  E,,  Koblenstoffverbindungen  678. 
Gedenkblatt  1880  bis  1905  640. 
Gmelin-Kraiä's  Anorganische  Chemie  620. 
Goupü  P.,  Essai  des  medicaments  307. 
Graßhoff  /.,  Betusohe  von  Photographien  640. 
Große  W,j  Jonen  und  Elektronen  680. 
Gtuxrescki /.,  Osservazioni  etc.  390. 

—  Sui  colori  degli  Antiohi  979. 
Günther  L.,  Ein  Augenprozeß  1063. 
Guttmann  FT.,  Grundriß  der  Physik  1062. 
Haendel  J„  Neueste  Arzneimittel  1061. 
Häßler  J.,  Apotheken  in  Schweden  553. 
Hahn  u.  Holfert^  Spezialitäten  u.  Geheimmittel 

570. 
Hanausek  E,^  Allgem.  Warenlunde  1078. 
Hanneke  P.,  Herstellung  photograph.  Postkarten- 

bUder  980. 

—  Prakt  Photographie  1081. 

Hansen  ^.,  Repertorium  der  Botanik   766.  791. 

Helfenberger  AnnaUn  1906  840. 

Emkel  A.,    Medicinal    Planta    of   the    United 

States  307. 
Heyl  G.^  Prüfnngsmethoden  des  D.A.-B.IV  94. 

1062. 

—  Handel  mit  Giften  eto.  640. 

Bolfert  J.^  Voikstüml.  Namen  der  Arzneimitttel 
118.  571. 

—  siehe  auch  unter  Hahn. 

Hueppe  F.,  Untersuch,  über  Kakao  289. 

HygieniseJi^hemisehe  Untersuchungen  620. 

Jahrbuch  der  Gtemie,  14.  Jahrgang  790. 

15.  Jahrgang  1043. 

Jahresbericht  der  Pharmade  1902,  1903  u.  1904 
1000. 

Just  A.^  Analytische  Reaktionen  767. 

Kantorowicx  E,  Praescriptiones  594. 

Karlsruher  Warnungen  vor  Kurpfuschern  553. 

Kirstein  F.,  Leitfaden  für  Desinfaktoren  571. 

Kliemont  J,  siehe  unter  Ulxer  F, 

Kobert  Jß.,  Lehrbuch  der  Intoxikationen  879. 

König  E.,  Farben-Photographie  791. 

Krafft  F,f  Organische  Chemie  307. 

Kraft  E^  Bakteriolog.  Arbeiten  1063. 

Küster  F  W,  Allgemeine  Chemie  980. 

Lange'B  Blitz-Kalkulator  723. 

Lassar 'Oohn,  Arbeitsmetboden  1043. 

Leuken  0.,  Apotheken-Gesetzgebung  879. 

Liehreich  0.,  Pharmakodynamisohe  Then^ie  595. 

Linde  A.,  Repetitorium  der  Phannakognosie  1022. 

Linde  0.  n.  Peters^  Untersuchung  des  Wassers 
705. 

V,  Lippmann  E,,  Geschichte  der  Naturwissen- 
schaften 594. 

Löseher  F.,  Vergrößern  u.  Kopieren  auf  Brom- 
silberpapier 767. 

—  Kamera- Almanach  961. 

Loew  0.,  Chemische  Energie  der  lebenden  Zellen 

923. 
Malenkovic  B.,  Holzkonservierung  979. 
Meliehar  L.,  Spezialitäten  572. 
Merck  E,  Prüfuns  der  Reagentien  678. 
V.  Meyer  E.^  Ges<michte  der  Chemie  960. 
Meyer  B,  siehe  Jahrbuch  der  Chemie. 
Michael  K,  Führer  für  Pilzfreunde  1080. 


XXIX 


Miguia  W.,  Eryptogamen-Flora  Ton  Deatsohland 

745. 
Muules  J.,  Der  fieoeptar  1077. 
Moeüer  J.,  Pharmakognosie  1077. 
MoeUer  u.  Thoms^  Real-Enzyklopädie  der  Fhai- 

macie  1000. 
Moßler  O.,  Fhannaoop.  Anatriaca  VIII  552. 
Mylius  i?.,  Schnle  der  Pharmacie  —  Praktischer 

Teil  621. 
Neimamn  TT.,  GroDdriß  der  Chemie  705. 
Nordheim  H.,  Yademecom  far  Zeitangsleser  553. 
Oeaierreiek.  Apoikekerver&in,  Nene  Anneifflittei 

790. 
01^  K,  SüBatof^gesetsgelmiig  639. 
Ostwaid  FT.,  Schule  der  Chemie  2.  Teil  704. 

—  Leitfaden  der  Qiemie  941. 

n  Piaphu  K,  Radium  n.  radioaktive  Stoffe  595. 
Perrat  E^  Drogen-Geographie  722. 
Peiers  J7.,  Neueste  Arzneimittel  1061. 
PeUr8  R.,  Analyse  für  Zollbeamte  670. 
Pkarmaceutiseher  Kaiender  1906  245 
Paulene  C,  Nonveantes  ohimiques  289. 
Preseher  n.  220^,  HiUsbach  fürs  Laboratorium 

704. 
Preußüehe  Einkommemteuer  1062. 

—  direkte  Steuern  1079. 

Quabeek  P.,  Handwerker  als  Eaofmann  640. 
Raab  J9.,  Die  Apothekenfrage  723. 
Rektarik  St.^  Praeparata  pharmaoentica  679. 
Roeenthaler  L.,  Nene  organ.  Arzneimittel  766. 
Roth  W.,  Miütftr-Sanitfttswesen  595. 
Riidenberg  G.,  Photographie  u.  Optik  704. 
Sehaefer^  Monnttenta  medica  980. 
Schmidt  Aug,^  Pharmacent.  Vorprüfong  746. 


Sekmidi  B^  Qualitative  Analyse  621. 
-—  Phannaoeat.  Chemie  1061. 
Sehmidi  K,  Photograph.  Hil£sbach  679. 
Schmidt  Jul^  Alfadoidohemie  1900—1904  289. 
~  Pynhoi  und  seine  Derivate  722. 

—  Sauerstoff  n.  Kohlenstoff  746. 

—  Oiipmische  Chemie  1079. 

Schneider  E.^  Formaldehyd-Desinfektion  553. 

Schau  S,  Kapitalanlagen  638 

Sehürhoff  P.,  Botan.  Analyse  der  Drogenpnlver 

790. 
Sehnde  der  Pharmacie  siehe  unter  Mylnu  und 

Theme. 
Scriba  J.,  Vorschriften  zu  Spezialitäten  94. 
Sjpeeialitäten,  Vorschriften  zur  Selbstbereitung 

vom  D.  A.  V.  und  von  den  Ph.K.V.  Sachsen 

639. 
Stange  X,  Chemie  in  Wort  und  Bild  840. 
lakc^ama  Jf.,  Toxikologie  923. 
l%ome  Ry  Schule  der  Pharmade,  Chemischer 

Teü  621. 

—  Arbeiten  des  Pharmaoeut  Instituts  in  Berlin 

961. 

—  siehe  auch  unter  MoeUer, 

ÜIxer  F,  und  Klimowt  /.,  Chemie  der  Fette  621. 
Ufhan  F.,  Betriebsvorschriften  für  Drogenhand- 
Inngen  661. 

—  Verkehr  mit  Geheimmitteln  661. 
Vogtherr  Jf.,  Chemie  638. 

Weiter  W.,  Chemie  fürs  praktische  Leben  981. 
Worme  R,^  Warenzeichensohuts  620. 
Takugakuxaaehit  Japan.  Pharmacie  745. 
Year-book  of  pharmaey  1906  661. 
Zeteehe  F.,  Die  wichtigsten  Fasentoffo  245. 


Draok  TOB  Fr.  TItlel  Naehfolfer  (Kanath  ft  Mahlo)  in  Dratdea. 


!.       r 


IX 


Erdnaßknehemnelil,  EigeDsohaften  90O. 
Ergotosdne  Citrate  =  OornutineUrftt  777. 
Erlenmeyer's  Bromwasser,  Yerkaaf  780. 
Errnttdungstoxine,  HersteUang  739. 
ErytbroprMiipltiiie,  Bedeutung  567. 
EOgesebirr,  verdächtiges  72. 
Essig,  mit  gelöstem  Cküoiumpbosphat  1074. 

—  Untersoheid.  von  E.  aus  Essigesseos  588. 

—  -gftmiig,  Uotersnobnog  935. 
Estoral,  Eigeosohaften  284. 
Ethomorphlne  =  DIoiila  402. 
Eaealyptine  Le  Bmn,  EigeDSchaften  258. 
Eueareaalln^  zur  Blutstillung  400. 
Eaeathymin,  Bestandteile  304. 
Eachtninnm  salieylleiiiii,  Eigensoh.  240. 
EaeB  oder  Saaitkapseln  353. 
Eagatol,  ungiftiges  Haarfärbemittel  217. 
Eohlmose,  Bestandt.  u.  Anwend.  443. 
EnkalyptnsSl,  Prüfung  912. 

—  Anwendung  statt  Filixetrakt  1083. 

—  Vergiftung  mit  E.  764. 
Eakalyptas  Btafgeriana,  ftther.  Oel  609. 
Eamerola,  Bestandteile  777. 
Eomydrlii,  Ersatt  des  Atropin  367. 
Eopidn,  Bestandt.  u.  Anwend.  479. 
Earesol,  Anwend.  gegen  Frostbeulen  53. 
Earoathin,  Bestandteile  1031. 
Eusemlii,  Zusammensetzung  356. 
Eosvifiii-Seife,  Anwendung  443. 
Bestandteile  733. 

Entannln  ist  OhebiiUiisäiire  402. 

—  Eigensohaften  987. 
Eatliymo],  Bestandteilo  150. 
EatoDielB,  Bereit,  u.  Eigensch.  337. 
Exodin,  Wirkung  788. 
Extraeta,  Ph.  Nederl.  401. 

—  aquosa  naob  Steinhorst  928. 

—  fluida  der  Pb.  U.  8.  84. 
der  Pharm.  Brit.  858. 

Extraetam  Belladoimae,  untersoheid.  zwischen 

Wurzel-  u.  Blätterextrakt  481. 
Alkaloidbestimmung  916. 

—  Chiaae  fluidam,  Bereitung  316. 

—  Coeae  fluid,  Alkaloidbestimmung  482. 

—  FerrI  pomati,  Prüf,  auf  Eisengehalt  482. 

—  FUleis,  fahrläss.  Tödtung  564. 

—  Ilyoseyami,  Alkaloidbestimmung  482.  916. 

—  Beoalls  eomutl,  Identitätsreaktion  482. 

—  Stryehnl,  Beurteilung  482. 

Extraktion  unter  Anwendung  von  Druck  und 
Wärme  126.  149. 

R 

Fllrber's  Untodon,  Bestandteile  150. 

Fagaeid,  Eigenschaften  386. 

Farben,  yeiMschte  862. 

Farblaeke,  Entfärb,  durch  Sonnenlicht  1082. 

Farbstoffe,   Verwend.  bei  Bodenuntersuohungen 

994. 
Farina  Amygdal.,  Bestimm,  der  Blausäure  522. 
FascolBalbe,  Bestandteile  464. 
Felke's  Pflanzentonikiim,  Bestandt.  339. 
Fer-Protylin  =  Eisenprotylin  520. 
Fer  da  Dr.  Babnteau,  Bestandteile  240. 
Fergan,  Bestandteile  304. 


Fermente,  Naohw.  mit  der  Vanillin -Salzsäure- 
Reaktion  485. 
Ferroealettes,  Bestandteile  910. 
Ferrodar,  Härtemittel  für  Eisen  492. 
Ferrogiotin,  Bereit,  u.  Anwend.  460. 
Fernun  aeetleum,  Anwendung  1012. 
Fermstan,  Bestandteile?  1031. 
Festoform,  Bereit,  u.  Eigensoh.  258. 
Fette,  Bestimm,  der  Fettsäuren  608. 

—  Physiolog.-Chemisches  909. 
Fettprttfer  nach  Eippenberger  782*. 
Feaerwerkski^rper,  Verkehr  mit  F.  857. 
Fibrolysin,  Anwendung  921. 
Fiebtenharz,  Säuren  dess.  778. 
Fiebtenmistel,  Vorkommen  814. 
Fiimaron,  Wirkung  635. 
Flltrlerkonns  nach  Steinten  314*. 
Filtrieren,  m  Hieroglyphen  683. 
Fiseb-Pndding,  Sterilisation  785. 
Fixlemngsmetboden  von  Bakterienkapseln  615. 
Flammen.  Höchsttemperaturen  619. 
FlammenWgenlampe  ^Jnno^^  747. 
FlasebenfOUmaselünen  451*.  452*. 

Fleiseb,   Konservierung  nach  Emmerioh's  Ver- 
fahren 92. 

—  Zusammensetz,  von  9  Konserresalzen  322. 

—  «beseban,  tecbnisohe  Hilfsmittel  132. 

—  -saffc,  Gewinnung  488. 

Flenrs  de  Cologne  gegen  Kopfschuppen  734. 
Fliegen,  Vertilgung  ders.  119. 
Fllegenkrankbeit.  Verlauf  919. 
Flores  Oluunomillae,  Extrakt  ders.  854 

—  Cinae.  Verfälschung  891. 
Floridawalkererde,  Anwendung  573. 
Flnoroformol,  Bestandteile  240. 
Flnotal,  ein  Atitiseptikum  111. 
Foennm  graeenni-Salbe,  Bereitung  356. 
Folia  BeUadonnae,  Alkaloidbestimmung  1056. 

—  Bneeo,  neue  Sorte  238. 

—  Ooea,   Alkaloidbestimmung  nach  Koller  238. 

—  Digitalis,  physiolog.  Wertprüfung  1056. 

—  Jaborandi,  Untersuchung  614. 
Fälschung  891. 

—  Sennae  Alex.,  Extrakt  ders.  854. 

—  Stramontt,  Extrakt  ders.  854. 

—  Trifolii  flbr.,  Extrakt  ders.  854. 

—  Uyae  UrsI,  mikrochem.  Nachw.  des  Arbutins 

945. 

chemische  Prüf,  auf  Echtheit  954. 

Forgenln,  Eigenschaften  831. 
Formagnol  Bonty,  Bestandteile  129. 
Formaldebyd,  eine  Monographie  57.  77.  97. 

—  Beagentien  u.  Reaktionen  97. 

—  Verbindungen  mit  Amiden  672. 

—  Unterscheid.  Ton  Acetaldehyd  633. 

—  Bestimmungs-Methoden  98—107. 

—  Bestimm,  des  Methylalkohols  61. 

—  Nachw.  nach  Theyenon  586. 

—  kolorimetr.  Nachweis  586. 

—  Nachweis  in  Nahrungsmitteln  81. 

—  Verwend.  als  Desinfektionsmittel  79. 

—  als  Konservierungsmittel  80. 

—  zur  Konservierung  von  Früchten  1044. 

—  gegen  Ungeziefer  769. 

—  Gegenmittel  bei  Vergiftungen  mit  P.  81. 
FormaldehydlSsangen,  feste  403. 


F^^rmaldehydpastilleiiy  Bestimm,  des  Formalde- 
hyds 426. 
FormamlBt-TabletteB,  Bestandtefle  6. 
Formasolnm,  eis  Antiseptikum  734. 
Fomdatine,  Bestandteile  950. 
Formieln,  Ersatz  des  Jodoformglyoerins  430. 

—  DarstelluDg  507. 

Formophen-Tabletten,  Bestandteile  129. 
Bereitung  563. 

Formiirol,  Anwendung  777. 
Formysol,  Eigenschaften  1006. 
Fraserin.  Bestandteile  950. 
FnaenpÜleii,  Gefährlichkeit  54. 

—  englische  715. 

Freneh's  Bemedy,  Bestandteile  150. 
Fresenius*  Laboratorium  792. 
Freyasinge^s  Präparate  479.  480. 
Fricoi,  Bestandteile  172. 
Frigorlt,  Bestandteile  178. 
FrOhlke's  BotlaufUnktur  691. 
Frostbeulen,  Behandluog  mit  Euresol  53. 

—  Behandlung  nach  4  Bezepteo  743. 

—  BehandluDg  nach  Hecht  1059. 
Fruehtsäfte,  untersuch,  u.  Beurteil.  486. 

—  Statistik  1905  511. 
Fniehtzueker,  Bestandteile  761. 
Frichte,  Konseryier.  mit  Formaldehyd  1044. 
Fmetns  Capdfi,  Extraktionsmittel  239. 
Extrakt  ders.  855. 

—  Cardamomi,  westafrikanisohe  239. 
FilUtriithter,  451*. 

Fnlgnral,  Bestandteile  734. 
Fumigateur  peetoral  d'Espie  663. 
Furftirol,  Nachw.  in  Bier  u.  Sake  175. 
Fusariiim  roseum,  Vorkommen  38. 
Fuselöl,  Ursprung  dess.  382. 
FußabdrUeke,  hjtbaie  472. 
Fußsehweiß,  Behandl.  mit  Sudol  480. 

—  Behandl.  mit  Vestosol  540. 

G. 

Gadose,  Eigenschaften  460.  520 

—  gelirtinata  520. 

Gilr-  u.  NtthrKtoung,  Vorschrift  123. 
Gär-Saeeharoskop,  Beschreibung  50*. 
Gftrnngsröhrehen  nach  Schmidt  283*. 
Galbanum,  Identitätsreaktion  401. 
Gallak,  Trockenmilch  734.  831. 
Gallen,  technisch.  u.pharmaceut.  verwendete  365. 
Gallen-  u.  Blntflarbstoff.  Untersuch.  872. 
Gallonsteinmittel  nach  Franke  379. 

—  fJLti  Cyma**  737. 

Gallin,  gegen  Gallensteine,  Bestandt.  150. 
Gallio9ella  fermginea,  Eisenbakterie  526. 
Gallogon,  Wirkung  449. 
Garfleld  tea,  Bestandteile  150. 
Galyanoplastik,  Vorbereitung  390. 
Gasoline,  Unterscheid,  tou  Benzin  u.Naphtha  382. 
Gasterogen,  Bestandteile  46. 
Gastrs  Blutreinigiuigstee,  Bestandteile  715. 
Gaudanin,  Bestandt  u.  Anwend.  377.  424. 
GaultherialVL  Gewinn*  u.  Eigensch.  467. 
Gantherine,  Eigenschaften  240. 
C^frierpunktBemiedrigiuig,  Anwendung  in  der 
NahrungsmitteUmalyse  811. 


Geheimmittel,  im  Dresdner  Untersuchuogsamt 
analysierte  172. 

—  Ankündigung  betreff.  507.  672.  716. 

—  -Kammern  814. 

Ctoisha,  ein  Menstruationspulver  715. 
Gekalieht,  Bezugsquelle  369. 
Gelatinekapseln,  harte  und  weiche  399. 

—  der  Ph.  Hispan.  579. 
Genickstarre,  Prophylaxe  u.  Therapie  689. 
Serum  gegen  O.  691.  808. 

—  angebl.  Vorbeugungsmittel  651. 
Gentuiu  Formel  u.  Eigensch.  994. 
Gentiogenin,  krystallisiertes  633 
Gerbsäuren  (GerbstolTo,  Tannin),  Definition  983. 

—  Beindarstelluog  795. 

—  direkte  Bestimmung  599. 

—  Einwirkung  von  Formaldehyd  27. 

—  yergl.  auch  GorbstolTe  u.  Tannfii. 
GerbstolTe,  was  sind  G.?  983. 

—  Beindarstellung  795. 

—  Einwirk,  von  Formaldehyd  27. 

—  Analysen  887. 

—  vergl.  auch  Gerbsäuren  u.  Tannin« 
Getränke,  Herstell.  alkoholfreier  487. 
Getreide,  Ursache  von  trunkenem  G.  38. 

—  -milben,  schädliche  222. 
Gemehsbelästlgnng  durch  Chemische  Fabriken 

672. 
Ctowttrze,   Untersuchung  durch  Qefnerpunkta- 

erciedrigung  811. 
Gleht,  Entstehung  u.  Behandlung  921. 
Giemsa-LSsung,  Zusammensetz.  428. 
Gifte,  Wirkung  auf  lebend.  Substans,  Abhandig. 

121.  146.  162.  188. 

—  Gesetz:  Handel  mit  0.  betreff.  181. 

—  Abgabe  an  Tierärzte  1008. 
Giftflasehen,  neue  Form  573. 

Giftigkeit.    Bestimm,  der  G.  chemischer  Ver- 
bindungen 221. 
Gifthandel  ohne  Genehmigung  694. 
Gingko  biloba,  Harzgänge  ders.  13. 
Ginsengwurzel,  enthält  Saponin  676. 
Glashahn,  neuer  nach  Strdhlein  695*. 
Glaskflhler  mit  Kugelmundstück  314*. 
Glasrerband,  Anwendung  590. 
Glidin-NährpulTer  nach  Klopfer  424. 
Globuli  eamphorati  Ph.  Austr.  713. 
Gloddu,  Herstellung  546. 
Glyeeride,  Synthese  69. 
Glyeerln  Ph.  U.  K.  24. 

—  yergleichende  Bestimmungen  406. 

—  Wertbestimmung  758. 

—  Gewinn,  aus  Trestem  562. 
Glyeerita  der  Ph.  U.  S.  85. 
Glyeeritum  Ulm!,  Bereitung  739. 
Glye^ro-Bouty  comp.,  Bestandteile  129. 
Glyeones,  Glycerin-Suppositorien  715. 
Glyeyrrhizln,  richtige  Schreibweise  119. 
Glykogen,  Bestimm,  im  Pferdefleisch  545. 
Glyko-Heroine  u.  Glyko-Kreosote  129. 
Glykoside,  Bildung  in  den  Pflanzen  614. 
Goldkoibe  sibirische,  Vorkommen  596. 
Gonokokken,  Nährböden  und  Impfungen  618. 
Gonorrhoe,  Uebersicht  der  innerlichen  Ifittel 

688.  904. 
GoBoryl,  heißt  jetzt  BleimorsaB  149. 


XI 


Chmosan,  PrüfuDg  406. 

—  Anwend.  Toxn  Mastdärme  ans  513. 
Gonosanham,  üntenaohnog  314. 
Gooehtlegel,  Filtrierea  mit  Q.  695*. 
GrainB  de  HtaM  du  Dr.  Franek  150. 
Granula,  nioht  Grannlae  138. 
Graadira,  Syphili&Hohutzmittel  520. 
~  Bestandteile  691. 

Graphit,  Heretell.  von  künstlichem  0.  619. 
Grasiana-Zehrkar,  Mittel  dazu  464. 
GHtoehe's  Patenthülse  264*. 
GraßhaadeU  Begriff  564.  652.  857.  1054, 
Greesmana's  Kraft-Emulsion  284  402. 
Gai^AlE^l^l^Qix^Bate,  Dantellnng  405. 
Gui^akolold,  Zosammensets.  284. 
Gnatannia,  Anwendung  978. 
Galgnard  J^  Biographie  886*. 
Gnmm's  Klndermehl,  Bezugsquelle  777* 
Gnrkea,  Giftigkeit  der  eingelegten  0.  1017. 
Gummi  araMeum,  künstliches  G.  29. 

Erpatz  duroh  Gedda-Gommi  250. 

Gnttapereha,  Kohlenwasserstoffe  ders.  42. 

—  Kultur  in  deutschen  Kolonien  13. 
Gyljey  ein  Meeressediment  402. 

H. 

Haaraasfiül  nach  Anwend.  von  Kanthariden  677. 
Eaarflrbemlttel,  giftige  170 
Haarpetrol,  Bereitung  56. 
HKmaae,  Gewinn,  u.  Anwend.  613. 
HftmasepslB,  Bestandteile  563. 
Himatin,  Herstell,  eines  einheitL  H.  875. 
Himatogen,  Ajbgabe  durch  Drogisten  652.  996. 
HimatopaiL  Eiganschaften  777. 
Httmatoxjlm,  fieagentien  aus  H.  1032. 
Hftmoblade  für  Damen  683« 
Httmoeyaain,  Vorkommen  u.  Eigeosch.  779. 
H&noljlisehe  Wirkung,  Bestimm.  909. 
Httmoplase,  Darstellung  424. 
Hämoirhoidalblatangen,  Behandlung  343. 
Hämoirhoisid,  Herstellung  734. 
Hämofloter,^e]n  Hg-Präparat  87. 
Httmostan-Tablettea,  Bestandteile  734 
Haemotropliinum  arseniatum  910. 
Halg's  Goltre  Cure,  Mittel  dazu  464. 
Halbsebatten,  farbiger  514. 
Haliol,  Ersatz  des.Terpentinöls  1082. 
Halogen,  Bestimm,  in  organischen  Verbindungen 

781. 
Haaud-Extrakt.  Bereitung  160. 
Hamburger  Hefipflaster,  Bestandteile  876. 
Hardwiekia-Balsam,  Untersuchung  773. 
Harn,  ein  milohweifier  379. 

—  Qehalt£an  Hydroohinon  32 

—  Färbung  der  Niederschläge  12. 

—  Ehrliorsche  Aldehydreaküon  405. 

—  nach  Gebrauch  von  Gonosan  314. 

— ^naoh^Gebrauch  von  Phenolphthalein  485. 
— 'Naohw.  bezw.  Bestimm.  Ton  Aceton  82.  425. 
446. 

—  von  Eiweiß  mit^Alburit  506. 

—  von  Eiweiß  nach  Buchner  933.* 

—  von  Harnoylindem  446. 

—  von  Harnsäure  mit  Jodsäure  384. 

—  von  Harnsäure  nach  Bonohese  912. 


Harn,  von  Indikan  360. 

—  von  Lävulose  804. 

—  von  Milchzucker  35. 

—  von  Morphin  609. 

•—  von  Zucker  mit  Indigorit  505. 
Hamfünger  für  Kinder  290. 
Hamsilnre-ZinB-Reaktion  392. 

—  Bestimm,  mit  Jodsäure  384. 
-—  jodometr.  Bestimm.  912. 

—  u.  Harnstoir  bei  Gicht  921. 
Hartmann*s  Ausstellung  574. 
Hartweizen,  Anbau  242. 
Harzessenz  siehe  Pinolin« 
Haublkolile»  japanische,  Eigenscb.  708. 
Hansenblase  zum  Schönen  des  Weins  198. 
Hederieh,  Vertilgung  dess.  482.  1002. 
Hefknol,  ein  Hefepräparat  563. 

Hefe,  Wirkung  der  Gifte  auf  H.  122.  146.  162. 
188. 

—  Herateil,  glykogenarmer  622. 

—  Vorkommen  von  Emulsin  739. 

—  Anwend.  als  Heilmittel  489. 

—  -Kataplasmen,  Bereitung  27. 
Hefipflaster,    Verwend.    bei   Untersohenkelge« 

schwüren  157. 
Heide,  Aufforatung  dere.  913. 
Heidelbeerwein,  Herstellung  760. 
Heilkunde,  unbefugte  Ausübung  607. 
Heilmittel*  Ankündigung  von  Apothekern   521. 

—  Verkaut  als  Vorbeuguogsmittel  521. 

—  genaue  Definition  521. 
~  aufrällige  Definition  607. 

—  Begriff  857. 

—  indirekte  Ankündigung  857. 

HeleoBoma  tropienm,  Enreger  der  Beulenkrank- 
heit 567. 
Helfenberger  Annalen  1905  832.  854.  875.  916. 
Helgotan,  Bestandteile  951. 
Helios'  Wnnderbalsam,  Bestaniteile  214. 
Helium  kann  nicht  verflüssigt  werden  671. 
Hellmer's  Badesali,  Bestandteile  150. 
Helma,  Bestandteile  150. 
Helvella  esenlenta.  Giftigkeit  15. 
H^moglofer,  ein  Blutprflparat  149. 
Herba  Millefolü,  Extrakt  dess.  855. 
Herbaeo],  Bestandteile  520. 
HeriNMannm  nach  Bergmann  733. 
Herbstkatarrh,  Bedeutung  567. 

—  -serom,  Dars^ell.  910. 
Heringsin,  japanisches  1036. 
Herisaner  Sallie  u.  Tee,  Besiandt.  150. 
Herliek's  Malz-Mileh,  Bestandteile  377. 
Hermann's  Pferdegeist,  Bestandt.  715. 
Herm^l,  Bestandteile  1052. 
HemiarPillen,  Bestandteile  734. 
Hemiol,  Anwendung  258. 

Heroin,  Höchstgaben  630. 

Heu-  u.  Sauerwnrm,  Vertdgudg  545. 

Henastlima,  Erkennung  93. 

Hevea  Brasiliensis,  Fett  der  Samen  323. 

Bienfong-Essenz  ist  ein  Heilmittel  521. 

Himbeersaft,  Säuren  des  H.  447. 

—  Analysen  böhmischer  Säfte  409. 

—  üntenuchungen  486.  511. 
Himl^eersimp,  gerichÜ.  Entscheidungen  144. 

—  aus  unverg^renem  Saft  511. 


XII 


Hlstosan,  Eigenschaften  734. 

—  -Tabletten,  Bestandteile  910. 
~  -Sirup,  Bezugsquelle  911. 
Höchst  graben,  Leitsätze  541. 

—  Bereohnnnß  für  Kinder  541. 
HttUenstelnfleekeD,  Entfernung  357. 
Holbnannstropfen  sind  frei  Terkänflioh  463. 
Holadln-Kapselu,  Bestandteile  443. 
Holzanstrieh,  feuersicherer  467. 
Holzgrelst,  Giftigkeit  dess.  1075. 
Holzschliff,  Nachweis  34. 

Holzteer  u.  Formaldehyd  417. 
Homatropln-Tabletten  353. 
Homöopath.  Potenzen,  Wertbestimm.  653. 

—  Schrankapotheken  847. 
Homoferrine,  ein  Bluiprfiparat  951. 
Homolo8r9  Etymologie  200. 

Hong-ho  Gichtpflanze,  Anwendung  150. 
Honig.  Erzeugung  in  Europa  662. 
Hordein,  Eigenschaften  649. 
Htthncrangen,  Vertreib,  mit  Seewasser  764. 

—  desgl.  mit  »Lebewohl«  214. 

—  -seife,  Bestandteile  215. 
Httttenapotheken,  Ausstattung  942. 
Hnndestanpe,  Serum  gegen  H.  195.  756. 
Handskrankheit,  Vorlauf  ders.  567. 
Hnndswut,  Impfungsversuche  742. 
Hnngrll,  ein  Nährmittel  150. 
Hnstonpastlllen  von  Engelhard  715. 
Hydrargolent,  Ersatz  der  Hg-Salbe  691. 
Hydrocarpns  Wlghtlana,  Bestandt.  der  Samen 

13. 
Hydrarfynun  cmm  Creta,  Anwend.  bei  Kindern 
490. 

—  byodatnm,  Anwendung  1032. 

—  prttclpit.  albnm,  untersuch.  459. 

—  siehe  auoh  QnecksUber. 
Hydrastlnln-bltartrat,  Anwendung  403. 
Hydrachlnon,  neue  Reaktion  973. 
Hydrozol-Präparate,  Bezugsquelle  951. 
Hygiene  im  Wirtshaus  962. 

—  der  Barbierstuben  548. 
Hyglopon,  Eigenschaften  995. 

J. 

Jam,  Herstellung  761. 

Japanlack,  Untersuchung  154. 

Ichtarsol,  Bestandteile  734. 

Ichthyol,  Prozeß  um  den  Namen  I.  113.  261. 

—  vergleichende  Untersuchungen  1055. 
Ichthyopon,  ist  ein  geschätzter  Name  340. 
Ichtollthlnm  u.  Ichtozlncnm  403. 
Idealsplndel,  neuer  Aräometer  509. 
Jecoferrol,  Eisenlebertran  583. 
Jecoleinnm,  Salbenkörper  808. 
Impotenz,  wirk,  von  Tohimbin  838. 
Indakonlän.  Eigenschaften  333. 
Indlgorit,  Harnprüfer  auf  Zucker  506. 

—  Bezugsquelle  629. 

Indikator,  ein  neuer  nach  Woods  656. 
Indisches  Krftuter-Extrakt,  Bezugsquelle  258. 
Influenza-Pastillen  von  Engelhard  715. 
Infnsa  Ph.  Nederl.  401. 

—  concentrata,  Bereitung  696. 

Inflisam  Sennae  cum  Manna  Pb.  Austr.  711. 


Inhalations-Patrone  »Frlgldns«  150. 
Injektion  Hirsch,  Bestandteile  540.  608.  Oll. 
Inoslt,  Ermittelung  dess.  582. 
Jod,  Bestimm,  von  Chlor  u.  Brom  37. 

—  Bestimmung  von  Jodcyan  319. 

—  Bestimm,  mit  Hydroxylaminsulfat  610. 

—  Anwend«  in  wässeriger  Lösung  542. 
Jodalose  Galbrnn,  Anwendung  258. 
Jodan,  Bestandteile  111. 
p-Jodanlsol,  Darstellung  709. 
Jodbenzin,  Anwendung  259. 
Jodcatechln,  Zusammensetz.  777. 
Jod-Catgut,  trooknes  338. 

—  Darstellung  632. 
Jodehloroform,  statt  Jodtinktur  89. 
Jodelsen-Lebertran,  Darstellung  646. 
Jedipin,  Anwend.  u.  Wirkung  178. 
Jodlplnnm  solldnm,  Anwendung  129. 

—  Tcterlnarlam,  Bezugsquelle  129. 
Jodofiin,  Bezugsquelle  869. 

—  Bestandteile  911. 

Jodoform,  Schmelzpunkt  nach  Ph.  U.  B.  24. 

—  Zersetz,  durch  Licht  u.  Luft  216. 

—  Nachw.  in  Leichenteilen  221. 

—  -Elnspritznngen«  Anwendung  135. 
Jodolormlnm  llqnldnm,  Vorschrift  544. 

—  -^  Eigensch.  259. 

Verbandstoffe  306. 

Jodoglycin,  Anwendung  46. 
JodomaYsln,  Eigenschaften  259. 
Jodometrle,  erweit.  Anwendung  870. 
Jodone,  ein  Jodpeptonpräparat  149. 

—  Bestandt.  u.  Anwend,  951. 
Jodosyl,  ein  Jodoformersatz  87. 
Jodotannol,  Bestandteile  149. 
Jodthymol  u.  Aristo!,  Bestimm.  445. 
Jodsänre  für  oxydimetrische  Zwecke  197. 
Jodsalze,  unverträgl   mit  Perozyden  usw.   902. 
JodsUber-Emnlslon,  Bereitung  646. 
Jodyasogen,  Bestimm,  des  Jodgehalts  386. 
Jon,  Bestandteile  951.  972. 

Jothlon,  Anwend.  u.  Wirk.  489. 
Irlsol,  ein  Kresolpräparat  353. 
Iron-Tonol  ist  Eisenglycerophosphat    40. 
Irosyl  (Itrosyl),  Bestandteile  911. 
Ishwarg,  Anwend.  d.  Blätter  957. 
Isländisch  Moos,  Anwendung  369. 
Isn  (nicht  Ion),  Eisenoxyduisaccharat  972. 
Isokonlln,  Darstellung  807 
Isolencln,  Vorkommen  382. 
IsopraL   ein  äußerlich   anzuwendentes  •  Schlaf- 
mittel 93.  1032. 
Isotachlol,  Vorzüge  von  Tachiol  259. 
Isostrychnln,  Untersuchung  193. 
Itrosyl-Plllen,  Bestandteile  756. 
Jnglandine  Ferronll,  Anwendung  479. 
Jnnlpems  thurlfera  rar.  galUea,  Beschreib.  700. 

K. 

(Siehe  auoh  unter  ۥ) 

KMse,  Untersuch,  von  3  Beifungsmitteln  322. 
Kaffee,  vom  Koffein  befreiter  698. 

—  Glasieren  des  gebrannten  K.  mit  Harzen  242. 

—  mit  Schellack  1016. 

—  mit  Eiweißglasur  1017. 


xm 


Kaffee,  sohftdliohe  Wirkangen  1075. 

—  Ersatz  durch  Malzkaffee  1075. 

~  -gretrank,  Oehalt  an  Eoffeio  810.  859.  877. 
974. 

—  -glasur,  Bestandteile  761. 
Kahlbaniii,  Literar.  Streit  597.  770.  793. 
Kahlk^pflgrkeit  ist  eine  Krankheit  1054. 
Kalfler-Bnnd-Palrer,  Bestandteile  172. 
Kakao  (KaJcaepulrer),  Oebalt  an  Pentoean  835. 

—  Wert  als  Nahrangs-  u.  Genoßmittel  410. 

—  KaUumkarbonatgehalt  des  aufgesohlosaenen  £. 

453. 

—  ünteisnohnngsiuethoden  974. 

—  Bestimmung  der  Rohlaser  835.  1027. 

—  Mindestgehalt  an  Fett  411. 

—  Fettbestimmung  1037. 

—  Bestimmung  von  Fett  u.  Zuoker  52. 

—  Nachw.  u.  Bestimm,  von  Schalen  170.  415. 

835. 
Kakaobaam,  Bekämpfung  der  Rinden wanze  13. 

—  Anbau  in  deutschen  Kolonien  186. 
Kakaobatter,  Surrogate  254.  522. 
Kakaoselialen,  Bestimm,  in  Kakaopräparateu  170. 

415.  835. 
Kalabarbohnen,  Wertbestimmung  325. 

—  falsche  237. 

Kaladana,  Analyse  der  Samen  957. 
Kalfum  bromatum  Ph.  U.  8.  26 

—  bromld.  Wertbestimm.  33. 

—  Jodatum  Ph.  U.  S.  25 

—  perkarbonat,  Eigenschaften  27. 

—  permanganieam  Ph.  (J.  S  25. 

—  -qaecksllbeijodid,  als  Reagens  317. 
Kalkatiekstoli;  ein  Düngemittel  492. 
Kalkwasser,  Aufbewahrung  778. 
Kalomei  Ph.  ü.  S.  24. 

—  Einwirkung  von  Kochsalz  484. 
Kalomelol,  Darstellung  395. 
Kamala,  wirksamer  Stoff  ders.  826. 
Kamalin,  Untersuchung  827. 
Kampher,  Borneo-  und  Ngai-K.   187. 

—  Anwend.  bei  Lungenkranken  764. 

—  mit  KoffeYn  zu  Einspritzungen  244. 

—  Ursache  des  Wirbeins  auf  Wasser  379. 

—  Herstellung  des  künstlichen  186   524. 

—  Daistell.  aus  Isoborneol  892. 

—  künstlicher  ist  optisch  inaktiv  399. 

—  Verfälsch,  des  Würfel-K.  865. 
Kampherbaum,  Kulturversuche  864. 
Kantharlden,  Bestimm,  des  Kantharidins  1014. 
Kapern»  Stammpflanze  und  Fälschungen  759. 
Kapitel^  Bestandteile  460. 

Kapokwolle,  Herkunft  u.  Yeiwendung  528. 
KapselfXrbungsmethodea  615. 
Karboltfl,  Bereitung  492.  561. 
Karbolsünre,  Verhütung  der  Rotförbung  10. 

—  statt  Karbolöl  verkauft  780. 
Karbolwasser,  Abgabe  durch  Drogisten  672. 

—  Abgabe  als  Heilmittel  857. 
Karbolyslii,  Eigenschaften  87. 
Karite-C^ntta,  Verwendbarkeit  156. 
Karlsbader  Sabs,  pulverförmiges  138. 
Kartoffeln,  Solaningehalt  976. 
Kartoffelsehädlinge  675. 
Kaaeinpriparat  mit  Kieselsäure  342. 
Kasueoium  =  Kaliomsalfagriuyakolat  46. 


Katharmon,  Bestandteile  951. 

Katharobieu  u.  Saprobieu,  Vorkommen  1018. 

Kanbalsam  »Sahir«  111. 

Kaorikopal,  Oewinn.  u.  Handel  1039. 

Kautaebuk,  Kohlenwasserstoffe  dess.  42. 

—  Quellungsfähigkeit  177. 

—  Klebmittel  für  K.  414. 

—  vulkanisierter  kreidehaltiger  875. 

—  Bestimm,  des  Antimons  in  vulkanisiertem  K. 

1013. 

—  sogen,  künstlicher  696. 
--  Handelsnotiz  832. 

—  Kultur  in  deutschen  Kolonien  13. 

—  -Mfsteln,  Gewinn  d.  K.  133.  177. 

—  -pflanzen,  in  Madagaskar  176. 
Kefyrogen-Tabletten  zur  Kefir-Bereit   715. 
Kephaldol,  Anwendung  756. 

—  Darstell,  u.  Eigensch.  911. 
Kerol,  ein  Desinfektionsmittel  831. 
Kesselstein,  Entfern,  aus  Dampfkesseln  862. 
Kesselspeisewasser,   Schädlichkeit  der  Kiesel- 
säure 7ö8. 

Ketone,  Vanillinreaktion  auf  K.  317. 
Kientfle,  Unterscheid,  von  Terpentinölen  215. 

—  Darsteil,  u.  Eigensch.  1009. 
Kindboms  OlutinaÜva  medeeln  150. 
KIngr's  Blttersirop,  Bestandteile  715. 
Kinlo's  Faßzugpflaster  715. 
Klpsol-PUlen  gegen  Schnupfen  46. 
Kirehlorbeerblätter,  Glykoside  ders.  116.  133. 
Kirsehwein,  Bereitung  675. 

Klebstoff«,  ein  neuer  328. 
Kleines  Deutsche  Ossoline  736. 
SJinol,  ein  Antiseptikum  284. 
Knapp*s  Condnrango-Pepsin-Essenz  1031. 
Kneipp*s  Unstentee  214. 
KnVteriehtee  ist  ein  Heilmittel  543. 
Kobalt,  neue  Reaktion  auf  K.  582. 
Koehsalz-InfDslonsbomben  480*. 
Kodein,  Reaktionen  727. 

—  Unterscheid,  von  Dionin  298. 
Kdlner  PSkelsalz,  Bestandteile  762. 
KOrber's  Heilpräparat,  Bestandteile  113. 
KoffeYn  Ph.  D.  8.  23. 

—  Bestimm,  neben  Acetanilid  656. 

—  Bestimm,  im  Kaffeegetränk    810.  859.  877. 

974» 
Kogrnnk,  Vermischungen  168. 
Kohl,  Herstell,  von  Dörrweißk.  1017. 
Kohle,  absorbier.  Wirkung  verschied.  Arten  von 

K.  849. 
Kohlenoxyd,  Nachw.  kleinster  Mengen  12. 
Kohlensäure  des  Handels,   Anforderungen  583. 
Kohlstrttnke,  Verwertung  718. 
Kohsiun,  Anwendung  563. 
KokaYn,  neue  Beamonen  nach  Reichard  347. 

383. 

—  zwei  neue  Reaktionen  655. 

—  Reaktionen  des  reinen  K.   925. 
KokaYnformiat,  Eigenschaften  284. 
KokaYnfireles  Anaesthetikam  915. 
KokaYnhydroehlorid,  Zersetzung  847. 
Kokosbutter,  als  Nahrungsmittel  152. 
Kokosmileh.  Zusammensetz.  1045. 
Koladiastasln,  Bestandt.  u.  Anwend.  563. 
KolanUsse,  Abstammung  812. 


XIV 


Eolantlsse,  neue  UnteraaohnDgen  938. 

—  uneohte  281. 

Kolatill,  neuer  Stoff  der  Eolanaß  325. 
KoUbftbe's  Ozoiiiir  Badekriuter  756. 
Koliertetehter  •  Protos  >  9. 
Kollargol,  Verwend.  zur  Antisepsis  788. 
Koniferen-Badeextnkt  736. 
Konlferen-RhennifttlsDiiusalbe  736. 
Koniin,  Synthese  dess.  807. 
Konried's  Salbe,  Bestandteile  150. 
KonserTOD,  giftige  Zersetzung  898. 
Konserresalz  yon  Zngi,  Bestandteile  762. 
Kopal,  Lösliohkeit  afrikanischer  K.  234. 

—  physikalisohe  Eigenschaften  323. 
Korkstopfen,  widerstandst&hige  670. 
Korysan,  Bezugsquelle  951. 

Kot,  sterile  Entnahme  dess.  465. 

—  illnische  Fettbestimmung  260*. 

—  Nachw.  von  Blutfarbstoff  586. 

—  N-verbingungen  im  menschl.  K.  867. 
KotarniD,  Doppelealz  mit  Eisenohlorid  650. 
Kothe's  Zahnwasser,  Ankündigung  10O8 
Kräuter,  Verfahren  zur  AufiBchlielung  580. 
Krattpulver  von  Christellus,  Bestandt.  762. 
Krankheit^  Begriff  1054. 
Krebsbutter,  echte  u.  nachgeahmte  140. 
KreoUn-IiBimeiit,  Bestandteile  268. 
Kreseptol,  Septosol  u.  Lithantral,  Desinfektions- 
mittel 111. 

Kresole,  Wertbestimm,  der  käuflichen  407. 

—  Unterscheid,  vom  Phenolen  360. 

—  u.  Phenole,  in  Gemischen  mit  Seifen  657. 
Kresolselfenltfsang,  Prüfung  809. 
Kretinismus,  Behandl.  mit  Jodothyiin  387. 
Kreazdomsaft  ist  kein  Obstsirup  607. 
Krenznaeher  radio-aktive  Prttparato  377. 

—  Salz-Tabletten  378. 
Krenzottem,  Vertilgung  1024. 

KreweFs  Sangalnal-Levertran-Emalsion  6. 
Kristalle,  scheinbar  lebende  381. 
Kronämatogen,  ein  Wortzeichen  808. 
Krontbaler  Wasser,  künstliches  507. 
KrotonSl,  Nachw.  im  Rtoinusöl  648. 
Krüekl's  Badesalz,  Bestandteile  150. 
Krose-Semm,  ein  Antidysenterie-Serum  47. 240. 
KomariD,  verbreit.  Vorkommen  492. 
Knnstmileh-Extrakt,  Bestandteile  762. 
Kunstweine  dürfen  nicht  an  Brennereien  ver- 
kauft werden  411. 
Karin,  ein  Abführmittel  563. 
Korin-Tabletton,  Bestandteile  734. 
Kyl-Kol,  Kohlensparer  528. 

L. 

Laborator.  Apparate,   neue  314*.  465*.  506*. 

670*.  695*.  782*.  955*.  997*. 
Laekfiurben,  Entfernung  492. 
Laekmusnutrose-Agar,  Bereitung  18. 
Laeto,  ein  Milohnahrpräparat  1074. 
Laetobaelllitt,'  £igOttBt)h.  m  Anwend.  112. 
Laetoelpulver,  eine  Eikonserve  658. 
Laeto-Mllehfleiseliextrakt  403. 
Laetoserve,  ein  Eiudemährmittel  698. 
Laetuearlum,  Produktion  1057. 
'  Ladewig's  Schweiß-Cream  150. 


LäTulose,  sicherer  Nachweis  404. 
LKvulosurie,  Verlauf  ders.  804. 
Läose,  Mittel  gegen  L.  1021. 
Lafotln-Kreosotkarbonat,  Bestandt.  734. 
Lalt  d'Appenzell,  Abführmittel  540. 
Lambertnttsse,  Gewinnung  878. 
Landolphia  Perrleri  956. 
Laaoeerln,  Bestandteile  des  Wollfettes  31. 
Lanogen,  Eigenschaften  756. 
LanoUmentam  lenlens  Ph.  Anstr.  713. 
Larytine,  Eeuohhustenpflaster  691.  899. 
Lathraea  Squamaria,  Untersuchung  649. 
Lanser's  Sedopillenp  Bestandteile  736. 

—  Hastentropfen  u.  —  Magenpnlver  464. 
Laxin,  Bestandteile  736. 
Laxinkonfekt,  Bestandteile  911. 
Lazarin,  Bestandteile  214. 

Lazams*  Olehtselfe,  Bestandteile  214. 
Lebertran,  sogen,  deutscher  254. 

—  isländischer  780. 

—  fabrikmäß.  Gewinnung  891. 

—  niedriger  Preis  890. 

—  Identitätsreaktion  890. 

—  neue  Farbreaktion  255. 

—  ist  Ausfrierenlassen  notwendig?  255. 
Lebertran-Emnlslon,  rote  Flecken  in  ders.  528. 
Lebewohl,  Hühneraugenmittel  214. 
Lederkolben,  nicht  dichtschUeßende  770. 
Legominosen-Mehle,  Verdaulichkeit  512. 
I<elehdorutinktar,  Bestandteile  214. 
Leishman'sche  KVrperehen,  Vorkommen  567. 
Leim,  ein  nouer  flüssiger  1082. 
Lelnsamenmehl,  Oehalt  an  Stärke  725. 

—  Verunreinigungen  726. 
LemongrasVl^  westindisches  253. 
Lenleet,  Bestandteile  51. 

~  Darstellung  566. 

—  Präparate  mit  L.  460.  461. 
Lepidadenia  Wyghtlana,  Fett  der  Samen  323. 
Lepra,  Behandlung  in  Sudan  244. 

—  ärztliche  Behandlung  490. 

—  Aethiologie  der  L.  550. 
Letolln,  Ungeziefermittel  214. 
Lenein,  Darstellung  195. 
Leukonltln,  Vorkommen  567. 
Leukotoxlne,  Vorkommen  567. 
Liehenolds,  Bestandteile  240. 
Lieht,  Messung  des  Tageslichts  308. 
Liebe's  Brnsttee  214. 

Lieber'sche  Krttnter,  Warenzeichen  007. 
Liebig*s  Fleisehextrakt,  untersuch.  658. 
Lightwood-Oel«  Eigenschaften  740. 
Lysol,  Bestandteile  214. 
Limonaden,  Zusatz  von  Salicyl säure  ist  unzu- 
lässig 246. 
LinaloS-Oel,  rechtsdrehendes  253. 
Liniment,  ammoniat.  Pb.  U.  8.  148. 

—  terebintlL,  Bereitung  113. 
Linoleum,  Bohnermasse  für  L.  1082. 
LInosan-Kapseln.  Inhalt  691. 
Lipanol,  Ersatz  aes  Lebertrans  734. 
Liquide  de  Loeke  u.  L.  de  Ringer,  künstliche 

Sera  353. 
Liquor  Alominii  aeet,  Prüf,  auf  Al^O,  Gehalt 

481. 
mit  Zusatz  von  Borsäure  506. 


XV 


Liquor  Alaminlt  sabforndeiel  :=  Alformln  757. 

—  aneniealis  Fowleri,  Prüfang  850. 

—  Oapdei  eompoB.  Ph.  Atistr.  711. 

—  Feril  albomin«,  neatraier  873. 

Darstell,  nach  Beathner  445. 

eomp.  laxans  =  Caseoferrin  1006. 

maiifaiio-peptonati,  alkoholfreier  920. 

—  llypophosphitlam  oompos.  363. 

—  JÖdt  earbolatus  353. 

—  Natrli  arsenlciol,  BereitnDg  693. 

—  Plombi  subaeetioi  Pb.  Aostr.  714. 

—  sangiiiiialls  Krewel,  Beetandteile  304. 

—  sedans,  Bestandteile  583. 
Litharrinprttparate,  Bezugsquelle  608. 
lithosaD,  Bestandteile  87.  464. 
Lithosanol  von  Bauer,  Bestandteile  950. 
LösiiBgeii  für  Hauteinspritzungen  1034. 
Lobtannlnbider,  elektrische  87. 
LoDglife-Essenz,  üntersuohung  917. 
Loreheln«  Giftigkeit  15. 

Lozione  Yemis  ammoiu  Bertelll  214 
Lflek's  Speelaltee  Nr.  22.  214. 
Lnlterfrlscbangspastllleii  95. 
LnlloB-ituelle  in  Hersfeld,  Analyse  524. 
LnmfBOskop,  Bezugsquelle  706. 
Lupulin,  Asohegehalt  1057. 
LyeopodiiUDi,  ein  Ersatz  633. 

—  Substitute  863. 
Lyptol,  Bestandteile  214. 

—  Eigenschaften  337. 
Lysargiii.  Eigensch.  u.  Wirk.  631. 
LysincL  Bedeutung  667. 
Ljsol-rilleii  nach  Zinser  34. 
Lytrol,  Bestandteile  928. 


M. 

Maolnato  di  Sausa.  Bestandteile  762. 
Maeis,  Kultur  auf  Java  250. 

—  Gebalt  an  Zucker  250. 

—  Ffilschungen  250. 

—  Nachw.  von  Zucker  1037. 
MHosetypbiis,  Wirkung  auf  Menschen  550. 
MafencMfr.  Bestimm,  der  Salzsfiure  408. 
Mag en-Ttebletten  von  Engelhard  736. 
Macrnedomperhydrol  Merek  326. 
Mafnedomperoxyd  ^Tierl^^  443. 
HagnesliiBisalze,  anästhesier.  Eigensch.  919. 
Magnetlaehe  Legferang,  Bestandt.  706. 
Magolan,  Bestandteile  353. 

Maisstärke  für  Weizenstärke  142. 
Malsin-Kapseln,  Anwendung  51. 
Malakoplakia  veaieae  nrlnariae^  Vorkommen 

567. 
Malaria,  Anwend.  von  Enzian  429. 
Malonal  und  Safhinal,  2  Riechstoffe  1034. 
Maltavdne,  ein  Nährpräparat  461. 
Maltoeryttol  ist  Malzextrakt  in  Eristallform  129. 
Malto-Legunlnose,  Bestandteile  762. 
Malz,  was  ist  M.?  342. 
Malzkaffee,  Vorzüge  dess.  1075. 
Malzsappen-Extrakl,  Bestandteile  762. 
ManimaHne,  ein  Brustpflaster  899. 
Mammosan,  Salbengrundiage  443. 
XandelmiAbiitter,  Herstellung  762. 


Mangrovebaum,  Anwend.  der  Binde  1033. 
Manihot  C^lazlorii,  Samen  ders.  156. 
Mannesmaimllßbt,  Eonstraktion  963. 
Maraplaste.  Pflastermolle  583. 

—  richtig:  Paraplaste  692. 
Maretin,  entgiftetes  Antifebrin  15. 
Margarine,  unzulässige  Reklame  141. 

—  unerlaubte  Bezeichnung  158. 

—  gesetzlicher  Zusatz  von  Sesamöl  287. 
Marmeladen,  Fälschungen  145. 
Marsner^s  Bieform-Mhr-Sebokolade  762. 
Marters  Spath-Idniment,  Bestandteile  172. 
Marzipan,  BegriffiBbestimmung  132. 
Masenüieilseriim,  Anwendung  337. 
Mastpolver,  Vertrieb  von  M.  857. 

Mate,  Vergiftungsersoheinungen  166. 
Matrel-Kapseln,  Bestandteile  424. 
Maxlmaldosen  siehe  HSehstgaben. 
Meda  Snltan,  ein  Rheumatismusmittel  736. 
Medieoferment,  ein  Hefepräparat  734. 
Meerzwiebel,  hautroizende  Wirkung  244. 
Mehle,  Bestimm,  des  Qlutens  37. 

—  Eeinheitsbestimmung  421. 

—  Bedeut.  der  Sauerstoffzahlen  421.  658. 

—  Nachw.  der  Färbung  937. 

—  der  Leguminosen,  Verdaulichkeit  512. 
Mehl-,  Teig-  und  Brotaänren  29. 
Mehltau,  europäischer  u.  amerikanischer  1001. 
Mel  rosatom  Ph.  Austr.  713. 

MelaL  Bestandteile  563. 
Melioioroi,  ein  Desinficiens  449. 
Meliton-€lewtirzbonig,  Bestandt  214. 
MeloS  majalls,  Verwendung  942. 
Menfor,  Bestandteile  284. 
Meningokokkensemm  354. 
Mensel,  Anwendung  149. 
Menthol,  neue  Anwendungsform  542. 
Menthol-JodoL  Anwendung  403. 
Menthol-Kokain-PastiUen  377. 
Menthol-Pastillen  von  Engelhard  736. 
Mentbolsalicylat  Gawalowski  354. 
Menthol-Thymat,  Eigenschaften  995. 
Menthymin,  Bestandteile  808. 
Mereoran,  Bestandteile  111. 
Mergal,  Eigenschaften  284.  406. 
Merknrojodid,  neue  Darstellung  31. 
Meßgeräthe,  flache  670*. 
Messing,  Mattbrennen  dess.  344. 
Metakiän,  Darstell,  eingestellt  195. 
Metalle,  Destillation  der  M.  561. 
Metarsol  Bomty,  Zusammensetz.  149. 
Metbaeetonilid  =  Exalgin  403. 
Methaform,  Eigonsohaften  337. 
Methylentannlnkarbamid,  Darstell.  538. 
Methylgrttn-Pyronin-Beagens  1032. 
Methylium  benKoylsalieylienm  1053. 
Merck's  Jahresbeiioht  1905  1011.  1032. 
MIdy's  Misehnng,  Bestandteile  87. 
MigräletB  sind  Migrophen-TabL  808. 
Migrftne-Tabletten  von  Engelhard  736. 
Migränin,   Verordnung,   Abgabe   dess.   betreff. 
119. 

—  Analyse  von  Ersatzpräparaten  931. 

—  Htfchst,    Eigonsohaften  930. 

Bestimm,  der  Bestandteile  930. 

-—  nach  Ph.  Austr.  710. 


XVI 


lljigrol,  Bestandt.  u.  Anwend.  129. 
Mlgrropheiif  AnwenduDg  337. 
Mikronal,  Menthol-Forinalin  87. 
Mlleh^  Kontrolle  ia  Dresden  141. 

—  Eontrolle  in  Dortmund  493—504. 

—  Gewinnung  in  Ohom  546. 

—  Gämngserscheinungen  878. 

-^  lösliche  Prot^nsuätanzen  605. 

—  Feststell,  des  Oxydationsindex  606. 

—  krankhafte  Veränderungen  22^. 

—  Bestimm,  der  Aldehydcahl  262. 

—  Fetthestimm.  nach  lierher  242. 

—  desgl.  mittels  der  <Sal» -Methode  91.  174. 

—  Bestimm,  des  Schmutzes  263. 

—  Nachw.  von  Formaldehyd  97.  128. 

—  Konservierung  mit  B^Oi  468. 

—  Apparat  zum  Erhitzen  ders.  898. 

—  Untersuch,  pasteurisierter  M.  877. 

—  Bestinmi.  des  Rohrzuckers  in  kondensierter  M. 

469. 

—  Herstell,  von  Dauermilch  612. 

—  Herstell,  von  Perhydrasem.  613. 
Mllch-Hämatofen^  Bereitung  808. 
MilehpnlTer,  Bereitung  596.  675. 

—  Fettbestimmung  1016. 
Milchsäure^  Darstellung  542. 

—  Flüchtigkeit  ders.  608. 
Ittilchsäurebakterieneyanate,  Bedeutung  935. 
MilchsKiiregftniiig,  Untersuchung  935. 
Milehzueker,  Anford.  u.  Prüfung  406. 

—  Löslichkeit  in  Wasser  876. 
Mlmmlzol-Balsam,  Bestandteile  214. 
Mineralöle,  Bedeutung  der  Jodzahl  67. 
Miraculoidin,  Eigenschaften  708. 
Mise  u.  Shoya,  Untersuchung  7. 
Mitln-Prl^Murate,  Bestandteüe  951. 
Mixture  Bronx,  Analyse  226. 
Mixtum  Brown,  Bestandteile  214.  736. 

—  Ferri  eompos.  Ph.  Brii  466. 

—  snlfüriea  acids,  Bestimm,  der  freien  u.  ge- 

bundenen H^SOa  385. 
Modergeraeh,  Heseitigung  328. 
Monnot-Metalle,  Eigenschaften  706. 
Menoehlorphenol  Merck,  Anwendung  616. 
Montaainflaat,«yerweDdung  748. 
Montejos,  Bedeutung  492. 
Morphaeetin  =  Heroin  540. 
Morphin,  Bestimm,  im  Opium,   Rückblick  auf 

1905   267. 

—  Bestimm,  im  Opium  nach  Ph.  U.  S.  64. 

—  Bestimm,   im  Opium   nach  Bemström  632. 

1057. 

—  kolorimetr.  Bestimm.  1054. 

—  Einwirk,  von  Gummi  arab.  380. 

—  Formaldehydreaktion  247. 

—  Nachw.  in  Pflanzenauszügen  654. 

—  fahrläBS.  Körperverletzung  durch  M.  6dl. 
MorphinaUuüoide,  Konstitution  908. 
Morphinreeepte,  Fälschung  716. 
Morphinyalerlanat,  Bereitung  129. 
Morrhna  (Oados  M.),  Ableitung  des  Wortes  119. 

165. 
Moschus,  Prüfung  nach  Ph.  Nederl.  419. 

—  Isolierung  des  RiechstofEs  934. 
Moser'sche  Kristalle,  zum  Blutnachweis  779. 
Motten,  Lebensgeschichte  der  Kieiderm.  158. 


Mueilago  Oiunmi  arab.  mit  MnoU.  Tragaean- 

thae  648. 
Mttcken,  Mittel  gegen  M.-Stiche  157. 

—  Vertilg,  mit  Petroleum  414. 
MUglitzol,  Bestandteile  28. 

Muse  Ambrette,  künsü.  Moschus  1052. 
Muskon,  MoschusriechstofT  934. 
Musterole,  Wirkung  1031. 
Mutterkorn,  Abnormitäten  943*. 
Myrrha,  Stammpflanze  957. 

—  Bestandteile  der  echten  251. 
-  Prüf,  nach  Ph.  Nederl.  419. 

—  Prüf,  auf  Extraktgohalt  700. 
MyrtiU-Laxler-Saft,  Bestandteüe  464. 
Myrtyl,  Heidelbeersaft  214. 
Mytolin,  Darstellung  664. 


N. 

Ntthrzueker  nach  Soxblet  545. 
Nagel,  Bekandl.  beiip  Abstoßen  des  N.  117. 
Nahrungsmittelchemiker,  Stellung  z.  Gewerbe- 
kammer 929. 

—  contra  Apotheker  771. 
Nahrnngsmittelfaisehang  und  Presse  724. 
Nahrnngsmittelkontrolle  und  Konsumyerelne 

812. 
Nalicin,  ein  Anästhetikam  652. 
Naney-Strahlen,  Charakteristik  947. 
Napawsaw,  Anwend.  d  Rinde  957. 
Naphtha,  Unterscheid,  von  Gasoline  u.  Benzin 

382. 
Napthamine  =  Urotr»pin  403. 
Naphthenseife,  Anwendung  49. 
Narcein,  Reaktionen  1028.  1048. 
Natrium  aeeticnm,  Gehaltsbestimmung  360. 

—  arsenleicnm,  Eigenschaften  693. 

—  benzoylsulfonicnm  1033. 

—  biearbonicum  Ph  U.  S.  26 
Prüfung  auf  Kalisalze  420. 

—  -bisolfit  =  Saure  Sulfitlauge  38. 

^  -eitrat,  Zusatz  zur  Säuglingsmilch  322. 

—  hlpporieum,  Anwendung  403. 

—  hydrosnlfit,  Verwendung  in  der  Gasanalyse 
717. 

—  hyposulfurosum  1033. 

—  lygosinatmn,  Wirkung  701. 

—  monomethylarsenieleum    1033. 

—  -peroxydhydrat,  Eigenschaften  895. 

Farbreaktionen  organischer  Körper  582. 

~  santonlnicam,  Anwendung  1033. 
Natroncltronensaft  nach  Skormin  304. 
Natnim  canstieum,    technische  Bezeichn.    654. 

ö97. 
Natarforscher-Tersammlnng  in  Stattgart  369. 

747.  802   825.  848   870.  893.  909.    - 
Natorselbstdruek,  Geschichte  dess.  806. 
Nebennierensnbstanz  in  Lösung  646. 
Negri'sche  Körperchen,  Vorkommen  568. 
Neodermin,  Bestandteile  337. 
N^osiode,  Eigenschaften  734. 
Neothin,  ein  Nährpräparat  284. 
Nepenthe,  geschützter  Name  911. 
Nephretin,  Bezugsquelle  563. 
Neptonkappe,  gegen  Seekrankheit  414. 


Pharmaceutische  Centralhalle 

für  Deutschland. 

Herausgegeben  von  Dp.  A.  Schneider  und  Dp.  P.  SQss. 


'«'•'«■' 


Zeitschrift  für  wissenschaftliche  nnd  geschäftliche  Interessen 

der  Pharm acie. 

Gegründet  von  Dr.  Hermann  Hager  im  Jahre  1859. 

Erscheint  jeden  Donnerstag. 
Bezugspreis   vierteljährlich:   durch  Buchhandel  oder  Post  2,50  Mk.,  durch  «u-schäft^- 
stelle  im  Inland  3,—  Mk.,  Ausland  3,50  Mk.  —  Einzelne  Nummern  30  Ff. 
Anzeigen:   die  einmal  gespaltene  Klein-Zeile  30  Pf.,  bei  gröPeren  Anzeigen  oder  Wieder- 
holungen Preisermäßigung 
Leiter  der   1  Dr.  Alfred  Schneider,  Dresdf-n-A.  21;   Schandauer  Str.  43. 
Zeitsehrift:  J  Dr.  Paul  Süß,  Dresden-Blasewitz;   Gustav  Freytag-Str.  7. 
GesehMftsstelle:   Dresden-A.  21;   Schandauer  Straße  43. 


M  h 


Dresden,  4.  Januar  1906. 


Der  neuen  Folge  XXVII.  Jahrgang. 


XLVIL 

Jahrgang. 


Inhalt:  Chemie  vnd  Pharmaeie:  Keuc  anarrikani^che  Pharmakopoe.  —  Neue  Anneiiuittel.  —  Darstellung  tuq 
i>piritus  saponatus  D.  A.-B  IV.  —  .AIk»lo>d>AiThcna]atc.  —  Bioson.  —  Miso  und  Shoya.  —  Die  amerikanisclio 
BromindustriM.  —  Pontfcin.  -  Anlleelu  TablcU  ~  Schmelsptinkt  der  Vaselinaortcn  —  Koliertrichler  „Protos". 
-  VerhQtung  d»r  Rotf&rbung  der  Karbolsflaro  —  Pfcrdekainmfett.  —  Diimiaopyrinudin.  —  Trichlormetbylxanthin.  -' 
DeMnff'ktion  mittels  schweflig  ^äu^e.—  EinflnLl  alkalisch,  bubstanaen  auf  Oxydationen.»  Benzin-Tetrachlorkobleoatiff*. 
—  Nachweis  von  Kohlenoxyd.— Fftrbung  von  Harnniederscbiflgen.  —  Analysen  von  Phosphorbronzen.  —  Oxone.  - 
PtaariDakognogtiiiGhe  Mitteilancen.   —  Therapfatiflehe  MiUeilnnceii.  -^  Photosraphisehe  Hltteünn«»-«!! 

Verflchiedene  MitteilaoccD.  —  Briefwe^liael.  '^ 


Chemie  und  Pharmaeie. 


Die  neue 
amerikanische  Pharmakopoe 

(The  Pharmacopoeia  of  the  United  States 

of  America*). 

Besprochen  von  Dr.  O.   Wcigel. 

Die  schon  seit  Jahren  sorgsam  vor- 
bereitete 8.  Ausgabe  der  amerikan- 
ischen l'harmakopöe  —  UiüO  traten 
die  Delegierten  zum  eisten  Male  in 
Washington  zusammen  -  ist  im  Juli 
des  vergangenen  Jahres  im  Druck  er- 
schienen und  bereits  am  darauffolgenden 
1 .  September  in  Kraft  getreten.  Dieses 
neue  Arzneibuch  ist  ein  weiteres  Glied 
in  der  Kette  der  im  Geiste  fortge- 
sclirittener  Wissenschaft  revidierten 
Neuauflagen  von  Pharmakopoen  ver- 
schiedener Länder,  nachdem  in  dieser 
Beziehung  Deutschland  (1900),  Schweden 
(1901),  die  Niederlande, (Suppl.  z.  Pharma- 
kopoe 1902),  Italien  und  Rußland  (1903) 

*)  Eighth  Decennial  Revision, 
Verlag  von  P.  ßlaküion'^  Son  db  Co.  in  Phila- 
delphia. 


vorangegangen  sind,  und  weitere  Staaten 
bald  folgen  werden.  So  sind  neue 
Arzneibücher  in  Vorbereitung  bezw.  in 
allernächster  Zeit  zu  erwarten  von  der 
Schweiz,  Spanien**),  Fi^ankreich,  Belgien 
und  Oesterreich. 

Diese  Rührigkeit  ist  ein  hocherfreu- 
liches Zeichen  für  das  Bestreben  aller 
Kulturländer ,  ihre  Arzneibücher  auf 
die  Höhe  der  Zeit  zu  bringen  und  die- 
selben in  wichtigen  Punkten  mehr  und 
mehr  übereinstimmend  zu  gestalten. 
«Die  Pharmakopoe  soll  sich»  —  so 
schrieb  eine  Autorität  auf  dem  Gebiete 
des  Arzneibuchwesens  vor  kurzem 
treffend  —  «nicht  dem  niedrigsten 
Stande  der  Wissenschaft  anpassen  und 
nur  das  noch  gerade  zulässige  Minimum 
an  Kenntnissen  verlangen,  sondern  ein 
Abbild  des  höchsten  Standes  der  Fach- 
wissenschaften sein,  also  auch  die 
höchsten  Anforderungen   an   den   Apo- 

**)  Die  spanischo   Pharmakopöo  ist   wahrer  d 
der  DiUcklegoDg dieses  Artikels  bereits  erschieor^n. 


i) 


theker    stellen»    —   und     an     anderer 
Stelle:    «Die    Pharmakopoe    soll    aber 
keineswegs  nur  für  den  Apotheker  ge- 
macht  und    auf   seine  Bedürfnisse   zu-, 
geschnitten   werden,   sondern    sie  muß 
auch    die   Bedürfnisse    des    Ai'ztes    be- , 
rücksichtigen.*       Kurz     mit     anderen. 
Worten :  Das  Arzneibuch  soll  eine  Rieht- , 
schnür  sein,   an  die  man  sich  in  allen 
Fällen  hält. 

Kehren  wir  zurück  zum  eigentlichen  i 
Gegenstand  unserer  Besprechung!  1 

Abgesehen  davon,  daß  das  Erscheinen 
eines  Arzneibuches,  an  dessen  Neu-i 
bearbeitung  sich  in  der  Regel  hervor-; 
lagende  Fachmänner  des  betreffenden 
Landes  beteiligen,  immer  ein  Ereignis 
für  die  Fachwi  senschaft  bedeutet,  und 
sich  schon  deshalb  ein  näheres  Ein- 
gehen auf  die  Aenderungen  und  Ver- 
besserungen wohl  verlohnt,  so  ist  die 
Herausgabe  der  neuen  amerikanischen 
Pharmakopoe  speziell  auch  für  die  be- 
teiligten Handelskreise  von  Wichtigkeit, 
insofern  als  vor  einiger  Zeit  in  Amerika 
ein  Gesetz  herausgekommen  ist,  welches 
gegen  die  Verfälschung  und  Minder- 
wertigkeit von  auswärts  eingeführter 
Drogen,  Gewürze,  Nahrungs- 
mittel u.  dergl.  mehr  vorgeht.  Da- 
nach sind  die  mit  der  Kontrolle  beauf- 
tragten Behörden  berechtigt,  die 
Aushändigung  von  solchen  Gütern,  die 
bei  der  vorgenommenen  Untersuchung 
den  gesetzlichen  Vorschriften  nicht  ge- 
nügen, zu  verweigern ;  das  Ende  davon 
ist:  die  Ware  geht  zurück  an  diej 
Verkäufer.  Die  hierbei  gültigen  Be- 
stimmungen inbetreff  Drogen  usw. 
dürften  sich  aller  Wahi-scheinlichkeit 
nach  in  den  einzelnen  Vorschriften  des 
neuen  amerikanischen  Arzneibuches 
wiedei^piegeln ,  und  letzteres  somit 
wichtige  Anhaltspunkte  auch  für  Handels- 
kreise geben. 

Die  8.  Ausgabe  der  Ph.  U.  S.*)  re- 
präsentiert einen  stattlichen  Band,  in 
Größe  und  Stärke  bedeutend  umfang- 
reicher als  das  z.  Zt.  gültige  deutsche 


*)   Ph.   ü.   S.    =    Abkürzaug    für    Pharma- 
copoeia  of  United  States. 


Arzneibuch.  Dies  wird  nicht  ver- 
wundern, wenn  man  hört,  daß  ersteres 
neben  zahlreichen  allgemeinen  An- 
leitungen und  Tabellen  etwa  950  Arznei- 
mittel und  165  Reagentien  aufgeführt 
enthält,  während  das  D.  A.-B.  nur 
rund  600  Arzneimittel  aufzuweisen  hat. 

Eingeleitet  wird  das  amerikanische 
Arzneibuch  von  einer  interessanten 
Abhandlung  über  die  geschichtliche 
Entwickelung  desselben,  wobei  auch  in 
pietätvoller  Weise  derer  gedacht  ist, 
die  sich  darum  verdient  gemacht  haben. 
Danach  wurden  1817  die  Vorbereit- 
ungen zur  erstmaligen  Ausgabe  eines 
offiziellen  amerikanischen  Arzneibuches 
getroffen,  welches  1820  in  Kraft  trat 
und  dem,  mit  der  nunmehr  erschienenen, 
sieben  Neuausgaben  gefolgt  sind. 

Diesem  geschichtlichen  Ueberblick 
folgt  alsdann  nach  echt  amerikanischer 
Eigenart,  die  das  Persönliche  liebt, 
eine  Aufzählung  der  einzelnen  Dele- 
gierten aller  Provinzen  der  Vereinigten 
Staaten,  welchen  das  Recht  zustand, 
durch  Wort  und  Schrift  an  der  Revision 
teilzunehmen.  Diese  Zusammenstellung 
besitzt  natürlich  nur  mehr  lokales 
Interesse,  zeigt  aber  auch  uns,  wie  in 
weitgehendstem  Maße  Vertreter  von 
Universitäten ,  Apothekervereinen  und 
Medizinalbehörden  hinzugezogen  und 
gehört  worden  sind. 

Anschließend  wird  im  Zusammenhang 
über  die  Fortschritte  der  Revisions- 
verhandlungen berichtet,  welch  letztere 
erst  nach  fünf  Jahren  (1900  bis  1905) 
zum  Abschluß  gelangten,  und  u.  a.  hier 
die  hauptsächlichsten  Grundsätze  er- 
wähnt, nach  denen  die  Ph.  U.  S.  neu 
bearbeitet  worden  ist. 

Demgemäß  gelangten  zur  Aufnahme 
nur  Drogen  (product  of  nature)  be- 
kannter Herkunft  und  ebenso  nur 
arzneilich  gebrauchte  chemische  Pro- 
dukte und  Präparate  (sjiithetized 
product)  von  bestimmter  Zusammen- 
setzung, deren  Identität,  Reinheit  und 
Stärke  sich  mit  Sicherheit  feststellen 
lassen,  dagegen  blieben  unkontrollier- 
bare Geheimmittel  und  patentierte 
Medikamente      davon     ausgeschlossen. 


Letztere  Bestimmung  verfolgt  jedenfalls 
den  Zweck,  der  Ueberhandnahme  der 
in  jüngster  Zeit  in  unheimlicher  Men^e 
auftauchenden  «neuen  Arzneimittel»  ent- 
gegenzutreten. Dies  mag  in  vielen 
Fällen  berechtigt  erscheinen,  doch  sollte 
man  individualisieren,  d.  h.  die  wirklich 
erprobten  und  von  sachverständiger 
Seite  empfohlenen  Sjoithetica  neuesten 
Datums  nicht  unter  der  Allgemeinheit 
leiden  lassen,  sondern  diese  einfach 
herausgreifen. 

Des  weiteren  hat  es  sich  die 
Kommission  zur  Aufgabe  gemacht,  für 
alle  wichtigeren  bezw.  stark  wirkenden 
Drogen  oder  die  daraus  hergestellten 
Präparate  —  wo  irgend  angängig  ~ 
Prüfungs- Vorschriften  zur  Bestimmung 
des  Qehaltes  an  wirksamen  Stoffen 
aufzustellen.  Dabei  ist  aber  streng 
darauf  geachtet  worden,  daß  die  Unter- 
suchungen möglichst  einfach  zu  ge- 
stalten und  mit  den  im  Apotheken- 
laboratorium vorhandenen  Hilfsmitteln 
leicht  auszuführen  sind  (von  schwie- 
rigeren Prüfungen,  wie  z.  B.  physio- 
logischen Bestimmungen,  hat  man  daher 
mit  Recht  abgesehen).  Hierher  ge- 
hören vor  allem  die  Alkaloidbestimm- 
ungen,  sowie  die  Ermittelungen  von 
Harz-  und  Asche -Gehalt  in  Drogen, 
Jod-  und  Verseifungszahlen  in  fetten 
Oelen  und  Balsamen,  die  Feststellung 
des  optischen  Drehungsvermögens  bei 
ätherischen  Oelen  u.  a.  mehr. 

In  bezug  auf  die  offlzinellen  («pharma- 
copoeial>  anstelle  des  früheren  «official») 
chemischen  Präparate  sind  folgende 
Grundsätze  maßgebend  gewesen:  Bei 
Arzneimitteln,  wo  etwaige  —  wenn 
auch  geringe  —  Beimengungen  fremder 
Substanzen  die  therapeutische  Wirk- 
samkeit des  Mittels  ungünstig  beein- 
flussen oder  herabsetzen  können,  ist 
eine  strenge  Prüfung  auf  größtmöglichste 
Reinheit  am  Platze.  Bei  solchen  Prä- 
paraten jedoch,  welche  gewisse,  ent- 
weder durch  die  Art  des  Rohmaterials, 
durch  die  Herstellungsweise  oder  in- 
folge geringer  Beständigkeit  bedingte, 
aber  —  selbst  für  den  äußerlichen  Ge- 
brauch —  unschädliche  Mengen  von 
Fremdkörpern    enthalten,    ist    weniger 


scharf  vorzugehen  und  der  Reinheits 
grad  demgemäß  besonders  zu  normieren 
(Hierauf  komme  ich  später  noch  aus- 
führlicher zu  sprechen  —  d.  Ref.) 

Diese  Ansicht  ist  sehr  richtig  und 
beachtenswert;  dadurch  werden  die 
Arzneimittelpreise  für  Chemikalien,  die 
geringe  Mengen  fremder  Substanz  ein- 
schließen, deren  Eliminierung  aber  nur 
unter  Aufwand  größerer  Kosten  möglich 
ist,  nicht  unnötig  in  die  Höhe  getrieben, 
—  und  das  ist  sowohl  für  den  Fa- 
brikanten, aber  besonders  dem  Apo- 
theker angenehm,  und  in  dritter  Linie 
schließlich  für  die  Konsumenten  von 
großem  Nutzen. 

Das  metrische  Gewichts-  und  Maß- 
system wird,  gleich  der  7.  Ausgabe, 
beibehalten  und  die  älteren  landes- 
üblichen Gewichte  und  Maße,  da  wo 
wünschenswert,  bei  den  einzelnen 
Pharmakopöeartikeln  entsprechend  bei- 
gefügt. 

Dies  sind  die  hauptsächlichsten 
Prinzipien,  welche  bei  der  Bearbeitung 
der  8.  Ausgabe  grundlegend  waren. 

Ehe  die  Beschreibung  der  einzelnen 
Arzneibuch-Artikel  beginnt,  ist  in  einem 
Vorwort  mit  amerikanischer  Gründlich- 
keit nochmals  alles  Wissenswerte  über 
Aenderungen,  Verbesserungen,  Zusätze 
zusammengefaßt,  was  in  der  neu  er- 
schienenen Pharmakopoe  zum  Ausdruck 
gelangt  ist. 

Dieser  Vorrede  folgen  schließlich  noch 
allgemein  gehaltene,  erläuternde  Ein- 
führungs  -  Bestimmungen  (introductory 
notices)  über  den  Feinheitsgrad  der 
Pulver  (5  Abstufungen),  Perkolation, 
Extrakte,  spezifisches  Gewicht,  Normal- 
temperaturen, Maße  und  Gewichte. 

Aus  dem  Vorwort  verdienen  folgende 
Punkte  besondere  Erwähnung:  Als  der 
wichtigste  Fortschritt  der  8.  Ausgabe 
ist  ohne  Zweifel  die  Befolgung  bezw. 
praktische  Anwendung   der  *  Beschlüsse 
der    1902    in   Brüssel    stattgefundenen 
«Conference  Internationale   pour  Tüni- 
'  fication  de  la  Formule  des  M6dicaments 
|H6roiques»  zu  betrachten.    Das  ameri- 
kanische Arzneibuch  ist  zwar  das  erste, 
.welches    die    internationalen    Abmach- 


UDgen  (zam  größten  Teil)  praktisch 
befolgt  und  sich  zunutze  macht,  aber 
auch  dasjenige,  welches  in  dieser  Be- 
ziehung recht  sehr  im  Rückstände  war. 
Dieser  Fortschritt  ist  daher  um  so  mehr 
mit  Freude  zu  begrüßen,  als  dadurch 
endlich  größere  Uebereinstimmung  mit 
den  diesbezüglichen  Vorschriften  europä- 
ischer Länder  erzielt  wird. 

Die  wichtigsten  Grundsätze  der 
Brüsseler  Konferenz  sind  bekanntlich 
folgende:  1)  Starkwirkende  Arzneimittel 
sollen  nicht  in  Form  von  Medizinal- 
wein bereitet  werden,  2)  Tinkturen 
starkwirkender  Drogen  sollen  durch- 
gehends  eine  Stärke  von  10  pCt,  und 
3)  Fluidextrakte  von  starkwirkenden 
Drogen  sollen  eine  Stärke  von  100  pCt 
besitzen.  Um  den  Unterschied  der  7. 
und  8.  Ausgabe  der  Ph.  U.  S.  in  dieser 
Hinsicht  durch  einige  Beispiele  kurz 
zu  charakterisieren,  sei  erwähn  t,  daß 
die  frühere  Tinctura  Aconiti  1  g  Droge 
in  2,85  ccm,  Tinct.  Digitalis  1  g  in 
6,67  ccm  und  Tinct.  Strophanthi  1  g 
in  20  ccm  enthielt,  während  nunmehr 
alle  im  Verhältnis  1  :  10  zu  bereiten 
sind.  Durch  die  Einführung  des  Dezimal- 
systems ist  der  internationalen  Rezeptur 
ein  großer  Dienst  erwiesen  worden, 
und  darf  man  hoffen,  daß  auch  andere 
Länder  diesem  Beispiel  folgen,  und 
damit  eine  immer  weiter  fortschreitende 
Erleichterung  im  internationalen  Ver- 
kehr mit  Arzneimitteln  erzielt  wird. 

Unterschiedlich  vom  D.  A.-B.  IV  ist 
in  der  Ph.  U.  S.  als  Einheit  für  die 
Berechnung  der  Atomgewichte  Wasser- 
stoff =  1  und  Sauerstoff  -=  15,88  an- 
genommen worden,  während  ersteres 
bekanntlich  Sauerstoff  =16  und  Wasser- 
stoff =  1,008  zugrunde  legt.  Als  ab- 
gekürzte Zeichen  für  die  Elemente  sind 
die  von  der  internationalen  Atom- 
gewichts -  Kommission  im  Jahre  1904 
festgesetzten  angenommen.  Die  dies- 
bezüglichen Einzelheiten  kommen  in  der 
dem  Arzneibuch  beigegebenen  Atom- 
und  Molekulargewichts-Tabelle  zum  Aus- 
druck. 

Neu  und  für  die  am  amerikanischen 
Handel     beteiligten    Kreise    besonders 


beachtenswert  ist  die  von  der  8.  Aus- 
gabe bei  analytischen  Bestimmungen 
vorgeschriebene  Normal  -  Temperatur 
(Standard  temperature)  von  25^  C  gegen 
\b^  C  früher.  Die  Prüfung  der  spezif- 
ischen Gewichte  von  ätherischen  Oelen 
und  sonstigen  Flüssigkeiten,  ebenso 
die  Löslichkeitsermittelung  sind  also 
nunmehr  bei  25^  vorzunebnen  und  die 
dafür  in  der  Ph.  U.  S.  aufgestellten 
Konstanten  dieser  Temperatur  ent- 
sprechende. Diese  Aenderung  wird  von 
der  Pharmakopoe  -  Kommission  dahin 
begründet,  daß  die  in  den  Vereinigten 
Staaten  vorherrschende  Durchschnitts- 
temperatur (spez.  in  Apotheken,  La- 
boratorien) durchweg  der  Temperatur 
von  25<^  C  (=  770  F)  näher  kommt  als 
der  von  15«  C  (=  69«  F). 

Wie  bereits  bemerkt,  enthält  das 
jetzige  Arzneibuch  etwa  950  Mittel, 
wovon  117  als  neu  zu  betrachten,  da- 
gegen 151  der  letzten  Ausgabe  weg- 
gelassen sind.  Demzufolge  führt  die 
Ph.  U.  S.  also  rund  350  Arzneimittel 
mehr  als  das  D.  A.-B.  IV.  Dieser 
bedeutende  Ueberschuß  mag  einesteils 
in  der  Größe  der  Vereinigten  Staaten 
und  in  der  Eigenart  der  zahlreichen 
Provinzen,  andernteils  in  der  Vorliebe 
der  Amerikaner  für  galenische  Prä- 
parate (Pillen,  Tinkturen,  Fluidextrakte 
zur  Bereitung  der  beliebten  «drinks») 
Erklärung  finden.  Ein  Fehler  ist  ein 
Plus  von  Medikamenten,  soweit  es  sich 
nicht  um  veralteten  Ballast  handelt,  in 

« 

einer  Pharmakopoe  nicht,  denn  es  ist 
richtiger,  für  alle  gangbaren  und  be- 
währten Medikamente  erprobte  Vor- 
schriften im  Arzneibuch  selbst  zu  haben, 
als  die  Anfertigung  nach  mehr  oder 
minder  guten  Vorschriften  jedem  ein- 
zelnen Apotheker  oder  Fabrikanten  zu 
überlassen.  Außerdem  wird  dem  Arzte 
eine  größere  Auswahl  von  Arzneimitteln 
an  die  Hand  gegeben,  deren  genaue 
Zusammensetzung  eben  durch  Auf- 
nahme in  das  Arzneibuch  feststeht. 

Bevor  ich  auf  die  einzelnen  Pharma- 
kopöeartikel  näher  zu  sprechen  komme, 
will  ich  noch  einige  allgemeinere,  bei 
der  Durchsicht  der  Ph.  U.  S.  gemachte 
Beobachtungen  herausgreifen. 


Während   das  D.  A.-B.  nur  bei  den  geudeEinrichtangeii  äußerer  Art  hervor- 


in  der  Tabelle  A  zusammengestellten 
starkwirkenden  Arzneimitteln  Höchst- 
gaben und  zwar  je  Einzel-  und  Tages- 


zuheben:  Bei  jeder  einzelnen  Prftfung 
auf  Reinheit  des  Präparates  ist  das 
Verfälschungs-    oder    Verunreinigungs- 


gabe aufführt,  bat  man  in  der  neuen  Objekt,  auf  welches  das  betr.  in  An- 
Ph.  U.  S.  jedem  innerlich  bezw.  sub-  wendung  kommende  Reagens  fahndet, 
kutan  gebrauchten  Medikament  eine  1  in  Parenthese  beigefügt.  Hierdurch 
sogenannte  Durchscbnittsgabe  (für  Er- '  wird  dem  Arzneibuch  sozusagen  der 
wachsene  =  eyerage  dose  for  adults) ,  Anstrich  eines  Rätselbuches  genommen 
am  Schlüsse  der  Beschreibung  zugefugt,  und  in  vieler  Hinsicht  ein  Kommentar 
um  dadurch  Arzt  und  Apotheker  in '  überflüssig  gemacht ;  vor  allem  ist  dies 
allen  Fällen  einen  gewissen  Anhalts- :  aber  eine  Erleichterung  für  den  jüngeren 
punkt  zu  geben.  Das  Arzneibuch  er-  j  Fachgenossen,  der  noch  nicht  in  allen 
wähnt  aber  ausdrücklich  im  Vorwort,  Satteln  festsitzt.  Die  andere  Einricht- 
daß  sich  der  Arzt  absolut  nicht  streng  I  ung  von  praktischem  Wert  besteht  darin, 
an  die  vorgeschriebene  Gabe  zu  binden  daß  bei  jeder  wichtigeren  Prüfung 
braucht,  sobald  er  eine  höhere  Gabe  (Alkaloidbestimmung)  alle  die  dazu 
für  nötig  erachtet.  (Ob  es  nicht  vor- ,  nötigen  Hilfsmittel  der  Ausführung  vor- 
teilhafter gewesen  wäre,  außerdem  bei  gesetzt  sind.  Auf  diese  Weise  über- 
den  starkwirkenden  Mitteln  doch  auch  sieht  der  Analytiker  sofort,  was  er  zur 


noch  eine  Maximal  -  T  a  g  e  s  gäbe  hinzu- 
zufügen?   D.  Bef.) 


Prüfung  braucht  und  kann  sich  somit 
schnell  überzeugen,  ob  die  vorgeschrie- 


Generdvorechriften     zur     Bereitung  j  Jjjfif^^.^^^;^^^^ 

zusamm^ehönger  Gruppen  galenischer  Aufenthalt  die  Analyse  in  der  rechten 
Präparate  hat  die  Ph.  U.  S.  raöfflichst  ttt.: ^u ^^^^    ^i^a^^ :.i.x  u.-.^ 


Präparate  hat  die  Ph.  U.  S.  möglichst 
vermieden  und  solche  nur  da  gegeben, 


Weise  vorbereiten.     Man  ersieht  hier- 
aus, auch  auf  die  äußerliche  praktische 


wo  sie  wirklich   am  Platze  sind    wie ,  ^a^^^^^         ^^    Arzneibuches   haben 

?;  ^\^fJ^^,'^f'^Tf'''^  !^fZ\^^  Amerikaner  gebührende  Rücksicht 
(Aquae  destülatae)  und  (in  begreuztem !  „„_„„„„_    „^^  anerkannt  nnd  da  vor- 

SiBBe)  bei  Tinkturen ,    welch   letztere ,  gfS  rezeTclefwerden  muß       " 

von  starkwirkenden  Dro&ren  im  Verhält-       i-w«      r>  j        a        •.^•i.*  i 

Tvii  o«w«.»f««.oiiujii  *^iugcu  xiii  Tcx  «lu        p       Benennungen   der    Arzneimittel 

ms  1 :  10,  aje  anderen  1 :  6  herzustellen  ^j  ueberschrift  für  die  einzelnen 
fflnd.  Im  übr^en  aber  werden  genaue ,  phannakopöe-Artikel  sind  nicht  einheit- 
Emzelvorschnften,  ^e  sich  ganz  der  j.^j^  _  {/„„gerem  Sinne  -,  und  ist 
Art  und  Natui-  der  betr  Rohdroge  an- 1  ^^  .  ^  willkürlich  verfahren, 
paasen,    vorgezogen.      Dieses    Pnnzip  ^  ^      j  ^^,     Verhältnissen  weitl 

steht  mit  den  neueren  Forschungen  nach ,  ^^  ^^  Rechnung  getragen,  d.  h.  je 
^esM-  Richtung  hm  voUkommen  im  l^^^^^^  ^j^  •„  ^^  Medizina  umgangJ- 
EmUang  und  macht  sich  im  vorUegen- ,  ^^^^  ^  Landes  gebräuchlichite 
den  Arzneibuch  z  B.  bei  den  Vorschriften ,  B^^nennung  ~  oblateinisch  oder  amerikan- 
ttr  Fluidextrakte  vorteühaft  bemerk- 1  j^^j^  ^^^^  ^  „^^^  _  ^,g  ueberschrift 
bar,  indem  hierbei  die  verschiedensten  |  j^^j.^^!^  j^^^^ 

Menstrua  in  Anwendung  kommen.  Von  l  ^^  ^f^  chemischen  Präparaten  herrscht 
Neuaufnahmen  sind  besonders  die  wich-  ^j  ^  lateinische  Nomenklatur  (nach 
ügen  neueren  organo-therapeutischen  ß,^,;,-^,,  ^^^  ,Anseni  Trioxiduoi  für 
Präparate  zu  nennen,  womit  die  Ph.  US.  ^^j^„^  arsenicosum,  Calcii  Carbonas 
m  die  Fußtapfen  des  D.  A.-B.  tritt  praecipitatus  für  oälcium  carbonicum 
Erstere  ist  sogar  weitergegangen  und  J^aeci^itatum,  Magnesii  Oxidum  für 
hat  neben  Serum  antidiphthencum  noch  M„_np^i„  „    '  n   während  die  Galenica  ' 

wandulaelüyreoidaeun«ii.&upiarenaies  ^^^^  ^^^,  ^^^^  ^^^  ^^^  üblichen  latein-  ä 

aulgenommen.  -^^^^^^  Nomenklatur  (analog  D.  A.-B.  IV)  j 

Als   recht  praktisch  sind  ferner  fol-  benannt  sind. 


Die  geschützten  Arzneimittelnamen 
der  neueren  Synthetica  haben  keine 
Gnade  vor  den  Angen  der  Pharmakopöe- 
Eommission  gefunden;  entweder  ist 
dafür  die  wissenschaftliche  Bezeichnung 
gewählt  worden  (Acetphenetidin  für 
Phenacetin,  Bismutsubgallat  für  Der- 
matol,  Guajacolcarbonat  für  Duotal, 
Thymüljodid  für  Aristol  usf.),  oder  man 
hat  sich  sogar  zu  einer  Umtaufe  resp. 
Wortneubildung  entschlossen  (Aethyl- 
carbamat  für  Urethan,  Benzosulflnidum 
für  Saccharin,  Sulfonmethan  für  Sulfonal 
usf.)'  Neu  ist  auch  die  Zusammen- 
ziehung von  Extractum  fluidum  in  ein 
Wort  «Fluidextractum»,  ebenso  z.  B. 
das  latinisierte  «Cinnaldehydum»  für 
Zimtaldehyd. 

Für  die  Benennung  der  vegetabil- 
ischen Drogen  bezw.  derea  Stamm- 
pflanzen sind  in  der  Hauptsache  die 
lateinischen  Namen  nach  Engler  und 
Prantl  maßgebend  gewesen,  jedoch 
sind  auch  hier  die  Ueberschriften 
spezifisch  amerikanisch  und  dem  Pharma- 
kopöeartikel  meist  nur  der  Gattungs- 
name vorgesetzt  ohne  jedwede  Nenn- 
ung des  die  betr.  Droge  ausmachenden 
Bestandteiles  der  Pflanze  (Glycyrrhiza 
für  Radix  Liquiritiae,  Jalapa  für  Tubera 
Jalapae,  Lobelia  für  Folia  Lobeliae, 
Lycopodium  für  Semen  Lycopodii  usf.). 
Den  offiziellen  Ueberschriften  sind  da- 
gegen außerdem  noch  die  gebräuch- 
Uchsten  Synonyme  beigegeben. 

Nach  alledem  ist  für  den  mit  der 
amerikanischen  Nomenklatur  weniger 
Vertrauten  das  Zurechtfinden  in  der 
Ph.  ü.  S.  nicht  ganz  leicht.  Ich  habe 
daher  auch  bei  der  nachfolgenden  kurzen 
Besprechung  der  Arzneimittel  und 
sonstigen  Pharmakopöeartikel,  von  denen 
mir  Einzelheiten  erwähnenswert  dünkten, 
die  im  D.  A.-B.  IV  übliche  Nomen- 
klatur gewählt,  die  betr.  Bezeichnung 
der  Ph.  U.  S.  aber  in  Klammer  hinzu- 
gefügt. 

(^Fortsetzung  folgt.) 


Neue  Arzneimittel. 

Bioforip.a  ist  eine  granulierte  Blischung 
von  50  g  Calciamglycerophospbat,  10  g 
Chinaextrakt;  40  g  Kakao  mit  Vanillezusatz, 
20  g  Eolaextrakt;  5  g  Eokaextrakt  und 
875  g  Zucker. 

Formamint  -  Tabletten  enthalten  nadi 
Corresp.-Blatt  f.  Schweiz.  Aerzte  1905,  769 
je  0,01  g  Formaldehyd,  lose  gebunden  an 
Zucker  und  Menthol,  außerdem  als  wirk- 
same Stoffe  etwas  Pepsin,  Salzsäure, 
Zitronensäure.  Vergleidie  auch  Pharm. 
Centralh.  45  [1904],  650. 

Krewel'  s  Sangninal  -  Lebertran  -  Emul- 
sion besteht  ans  gleichen  Teilen  Sanguinal 
Krewel  (Pharm.  Centralh.  34  [1893J,  650, 
687)    und   aromatischer  Lebertranemulsion. 

Panzersohlamm.  Unter  diesem  Namen 
kommt  ein  Seeschlick  in  den  Handel,  der 
auf  dem  Gute  Lndwigshof  im  Kreise 
Ueckermünde  gefunden  wird.  Nach  Med. 
Klinik  1905,  1369  befindet  sich  daselbst 
eine  etwa  900  ha  große  Fläche  eines  vor 
vielen  Jahren  nach  dem  Haff  abgelassenen 
Sees.  Dieselbe  ist  seitdem  mit  einer 
dichte,  einen  Fuß  hohen  Torfdecke  über- 
wachsen, unter  der  sich  eine  14  m  mächtige 
Schicht  einer  braunen,  krümeligen,  sich 
etwas  fettig  anfühlenden  Masse  befindet. 
Letztere  an  die  Luft  gebracht,  gibt  das 
Wasser  nur  sehr  langsam  ab,  trocknet 
jedoch  schließUch  zu  einer  homartigen, 
schwierig  zu  zerkleinernden  Masse  ein  und 
besteht  hauptsächlich  aus  Bacillariaceen- 
formen.  Anwendung:  statt  Moor  und 
Schlamm,  besonders  in  Krankheitsfällen,  die 
mit  Ausschwitznngen  verbunden  sind.  Er 
kann  auch  mit  Sublimat,  Aluminiumaoetat- 
lösung,  Jod  usw.  versetzt  werden. 

Proponal  ist  nach  Med.  Klin.  1905, 
1327  Dipropylbarbitursänre  mit  der  Struktur- 
formel: 


CaH; 
C3H7 


>c<S  =  cS>«o 


Es  ist,  wie  sein  Homologes:  Veronal,  ein 
farbloser,  kristallinischer  Körper,  schmilzt 
bei  145^  ^korrigiert),  löst  sich  in  ungefähr 
70  Teilen  kochendem  Wasser  und  in  1640 
Teilen  Wasser  von  20^.  Die  wässerige  Lösung 
schmeckt    schwach  bitter.      In    verdünnten 


Alkalien  ist  68  außerordentlich  leieht  IMidi. 
Es  wurde  in  Gaben  von  0,15,  0,2  bis 
0,5  g  bei  Sdilaflosigkeit  mit  sehr  gutem 
Molge  gegeben.  Auffallend  war,  daß  das 
Proponal  bei  einzelnen  Personen  trotz 
seiner  schweren  LOslichkeit  m  Wasser 
schneller  als  Veronal  seine  Wirkung  ent- 
faltete. Endl  Fischer  und  J.  v.  Mering 
vermuten,  daß  im  alkalischen  Darmsafte 
eine  schnellere  Aufsaugung  stattfindet.  Es 
wird  am  besten  als  Pulver  genommen  und 
mit  Wasser,  Tee  oder  einem  alkoholischen 
Getränk  hinuntergespflit  Darsteller:  Farben- 
fabriken vorm.  Friedrich  Bayer  <&  Co. 
in  Elberfeld   und  E,  Merck  in  Darmstadt. 

Thürpil  ist  der  Handelsname  für  die 
Tbflringer  Pillen,  welche  von  CL  Lage- 
manrij  chemische  Fabrik  in  Aachen  dar- 
gestellt werden.  Die  Zusammensetzung 
derselben  ist  in  Pharm.  Gentralh.  46  [1905], 

650  mitgeteUL 

Ä  Mentxel. 

Zur  Darstellung  von 
Spiritus  saponatus  D.  A.-B.  IV 

empfiehlt  Apotheker  Jacobson  (in  Pharm. 
Ztg.  1905,  792)  600  Teile  Olivenöl,  105 
Teile  festes  Aetzkali  und  750  Teile  Wein- 
geist in  eine  Flasche  zu  geben  und  dieses 
Gemisdi  auf  die  Platte  eines  geheizten 
Destillierapparates  zu  stellen.  Nach  einigen 
Standen  hat  sich  eine  vollkommen  klare 
FlOssigkeit  gebildet  Dieser  setzt  man 
sofort  noch  2250  Teile  Spu-itus  und  595 
Teile  Wasser  hinzu,  stellt  die  Mischung 
emen  Tag  beiseite  und  ffigt  1700  Teile 
Wasser  hinzu.  Man  erhält  so  ein  tadel- 
loses Präparat,  das  nicht  filtriert  zu  werden 
braucht  und  das  kerne  Spur  Oel  aus- 
sdieidet 

Eine  andere  Vorschrift  teilt  Stabsapotheker 
Dr.  Schaumann  in  Pharm.  Ztg.  1905, 
814  mit.  Dieselbe  lautet:  210  Tdle 
festes  Aetzkali,  290  Teile  destilliertes  Wasser, 
1200  TeUe  OUvenöl  und  1500  Teile 
Spiritus  werden  gemischt.  Bei  öfterem  Um- 
achfltteln  ist  nach  20  bis  25  Minuten  die 
Versdfung  beendet,  worauf  man  4500 
Teile  Spfaitus  und  soviel  destilliertes  Wasser 
znffigt,  daß  das  Ganze  12000  Teile  he- 
Wißt.  H,  M, 


Salze  der  Alkaloide  und 

monomethylarseniger  Säure 

(Arrhenal). 

Prof.  Discor.  Vitali  empfiehlt  zur  Dar- 
stellung von  Alkaloid- Arrhenalaten 
In  kristallisiertem  Zustande  folgende  Methode: 
Arrhenal  (monomethylarsenige  Säure)  und 
eine  dem  Molekulargewicht  entsprechende 
Menge  des  betr.  Alkaloidsuifats  werden  mit 
etwas  Wasser  zu  einem  dünnen  Brei  an- 
gerührt, zur  Trockne  verdampft,  fein  ge- 
pulvert und  mit  siedendem  wasserfreien 
Alkohol  ausgezogen.  Aus  ihm  scheiden  sich 
nach  dem  Filtrieren  beim  Erkalten  die 
Salze  kristallmisch  aus.  Aus  Arrhenal  und 
den  Alkaloidsulfaten  entstehen  durch 
Wechselzersetzung  Natriumsulfat  und  Aikai- 
oidarrhenalat;  ersteres  bleibt  unlöslich  zurück, 
letzteres  geht  in  LOsnng  und  kristallisiert 
aus.  Was  die  einzelnen  der  vielen  vom 
Verfasser  dargesteUten  Alkaloidsalze  betrifft, 
so  empfiehlt  es  sich,  um  ihre  Eigenschaften 
usw.  zu  studieren,  die  Originalabhandiung 
einzusehen  in  Bollettino  chimico-farmacentico 
1905,  8.  265.  E.  S. 

Bioson  hat  Arthur  Sörmann  im  Pharma- 
oeutischen  lostitat  der  Berliner  Universität  unter- 
suoht  and  folgende  Zahlen  im  iiittei  gefanden  : 
8,3  pCt  Wasser,  62,48  pGt  aaf  EiweiH  berechnete 
Stickstoffkörper,  davon  0,15  pCt  Theobromin, 
4,28  pGt  Asche,  davon  1,87  pCt  P^Oe,  0,34  pCt 
Eiseo,  7,42  pCt  Aethereztrakt,  davon  0,0168  pCt 
P^Og  entsprechend  0,393  pGt  Lecithin,  1  pGt 
Bohfaser  and  1,91  pGt  Stärke.  Vergleiche  hierzu 
Pharm.  Gentralh.  45  [1904],  480.  — te— 


Aus  den  Japanischen  Produkten  ^Miso^  und 
9,Sboya^  isolierten  Kitao  and  Akiyama  einen 
Körper,  der  mit  Eisenohlorid  eine  ähnliche 
Reaktion  gibt  wie  die  Salioylsäare.  Sie  ver- 
muten,  daß  dieser  Körper  Tyrosin  ist  und  als  Zer- 
setzangsprodokt  der  in  den  rohen  Materialien 
enthaltenen  Eiweißkörper  entstanden  sei.  Gleich- 
zeitig werden  Unterscheid  angsmerkmale  zwischen 
dieser  Substanz  und  der  Salioylsäure  angegeben. 

Joum.   of  the  pharm.  Soe,  of  Japan   1905, 
Nr,  280,  Seite  484.  J.  K. 


8 


Die  Bromindustrie 
und  die  Gewinnung  von  Brom 
in  den  Vereinigten  Staaten  von 


Wie  sich  einem  Auszug  aus  dem  Bericht 
des  «U.  S.  Geological  Survey»  über  die 
Entwickelung  der  Bromindustrie  im  ver- 
gangenen Jahre  entnehmen  läßt;  kommt 
Brom  in  der  Natur  in  Verbindung  mit 
verschiedenen  Metallen  vor  in  Form  von 
Embolyt,  Gromyrit  und  Idobromit,  welche 
jedoch  sämtlich  nicht  als  Materialien  für 
die  Gewinnung  des  Broms  dienen.  Das- 
selbe wird  in  Amerika  hauptsächlich  aus 
Salzlaugen  gewonnen.  In  1  Liter  Meer- 
wasser sind  ungefähr  0,05  g  Brom  ent- 
halten,  während  die  bei  den  Extraktions- 
prozessen zu  Staßfurt  und  Leopoldshali  er- 
haltene Mutterlauge  0,15  bis  0^35  pGt 
Brom  enthält.  Die  hauptsächlichsten  Pro- 
duktionsstaaten, wo  der  Bromgehalt  der 
Salzlaugen  für  kommerzielle  Ausbeutung 
ausreicht,  sind  Michigan,  West- Virginia, 
Ohio  und  Pennsylvanien,  während  sich  in 
den  Laugen  des  Staates  New- York  Brom 
nur  in  sehr  germgen  Mengen  findet.  Mit 
der  Erzeugung  von  Brom  wurde  zuerst  im 
Jahre  1846  zu  Freeport  in  Pennsylvanien 
begonnen,  während  sie  später  hauptsächlich 
in  der  Umgegend  von  St.  Louis  in  Michigan, 
Pomeroy  in  Ohio  und  Waiden  in  West- 
Virginia  betrieben  wurde.  Für  die  Extra- 
hierung wird  in  den  Vereinigten  Staaten 
gewöhnlich  folgendes  Verfahren  angewendet, 
welches  von  der  F?a7ik'Bchen  Methode 
etwas  abweicht:  die  Mutterlauge  wird  mit 
verdünnter  Schwefelsäure  versetzt,  wodurch 
Hydrobrom-  und  Hydrochlorsäure  frei  ge- 
macht werden.  Durch  Erhitzen  der  Misch- 
ung auf  120^  F,  scheidet  man  die  flüchtige 
Hydrochlorsäure  von  der  in  Lösung 
bleibenden  Hydrobromsäure.  Beim  Ab- 
kühlen kristallisieren  verschiedene  Sulfate 
aus.  Die  Flüssigkeit  wird  hierauf  mit 
Mangansesquioxyd  und  Schwefelsäure  destill- 
iert. Das  Destillat  gelangt  in  2  Gefäße, 
deren  eines  leer  ist  und  mit  Wasser,  Brom, 
Bromoform,  Bromchlorid  und  Carbonbromid 
beschickt  wird,  während  das  andere  eine 
Aetznatronlösung,  welche  die  Bromdämpfe 
aufnimmt  und  sie  als  Natriumbromid  und 
Natriumbromat  auflöst,  entliält.    Die  Lösung 


wird  verdampft  und  der  Rückstand  erhitzt, 
worauf  man  ihn  mit  Schwefelsäure  und 
Pyrolusit  destilliert  Im  vergangenen  Jahre 
wurden  897  100  Pfund  Brom  im  Werte 
von  215  304  Doli,  produziert.  Deutschland 
liefert  jährlich  ungefähr  300  t  Brom 
Ztschr.  f.  angew.  Chem,  1905,  1749.     Bit 


Ponticin, 
ein  neues  Bhabarberglykosid 

hat  Oilson  (Kapert,  de  Pharm.  1903,  413) 
in  einem  Bastard  von  Rheum  Rhapontioum 
und  Rheum  undulatum,  der  in  Mähren  an- 
gebaut wird,  entdeckt  Die  Gewinnung 
des  Ponticin  beruht  auf  seiner  Eigenschaft, 
sich  aus  dem  gepulverten  Rhabarber  mit 
Aceton  ausziehen  zu  lassen  und  im  kristallin- 
isohen  Zustande  in  Aceton  unlöslich  zu  sein. 

In  diesem  Zustande  bildet  es  weiße 
Kristalle,  die  leicht  braun  und  rot  werden 
und  unlöslich  in  Wasser,  absolutem  Alkohol, 
Methylalkohol,  Aceton,  Essigsäure,  Aether, 
Chloroform,  Benzin  und  Petroläther  sind. 

In  der  Wärme  ist  es  in  einem  Oemisohe 
von  4  Teilen  Wasser  und  6  Teilen  Aceton 
löslich,  desgleichen  ist  es  in  Aetzkali  und 
Ammoniakflüssigkeit  löslich.  Es  schmilzt  uro 
231^  C,  Die  Lösung  von  Ponticin  in  Aceton 
färbt  sich  mit  Eisenchlorid  dunkelblau.  Beim 
Kodien  mit  5proc.  Schwefelsäure  zerfällt 
es  in  Zucker  und  Pontigenin. 

Ijetzteres  kristallisiert  aus  Eisessig  und 
einer  Wasser -Methylalkoholmischung  in  farb- 
losen, bei  187,5^  (7  schmelzenden  Kristallen, 
die  wenig  in  warmem  Wasser,  aber  sehr 
löslich  in  Methyl-  und  Aethylalkohol,  Aceton, 
Aether,  Essigäther,  dagegen  unlöslich  in 
Benzin  und  Petroläther  sind. 

Durch  die  Elementaranalyse  wurde  die 
Zusammensetzung  des  Pontigenin  zu 
G15H14O4  ermittelt;  die  Formel  des  Ponticin 
ist  wahrscheinlich:  C21H24O9. 

Tannoide  wie  der  chinesische  Rhabarber 
enthält  diese  Varietät  nicht.  (Vergl.  Pharm. 
Centralh.  44  [1903],  662.)  P. 

Anticelta  Tablets,  die  von  der  Anticelta- 
Association  io  London  "WC,  62  Chancery  Lane 
hergestellt  werden,  bestehen  nach  Dr.  J.  Koehs 
(Apoth.-Ztg.  1905,  951)  aas  0,5  g  Natrium- 
bikarbonat  mit  etwa  1,25  pCt  eines  Yerdanangs- 
fermentes.  Die  bei  der  Untersachaog  gefandenen 
3  pCt  Magnesium  Silikat  dürften  auf  ein  Ein- 
pudern der  Preßstempel  zurückzuführen  sein. 


9 


Zur   Beurteilung   des    Schmelz- 
punktes der  Vaselinsorten 

macht  Henrik  Enell  in  Svensk  Farm. 
Tidskr.  1905, 185  etwa  folgende  Mitteilungen : 
In  den  Handel  werden  verschiedene  Vaselin- 
Borten  gebracht^  die  alle  die  für  sogenann- 
tes Natnrvaselin  charakterischen  Eigenschaften 
(sich  in  Blätter  oder  Fäden  ausziehen  zu 
lassen)  besitzen,  dagegen  sich  bei  ihrer  An- 
wendung ganz  verschieden  verhalten.  In- 
folgedessen bestimmte  der  Verfasser  den 
Schmelzpunkt  verschiedener  Sorten.  Nach 
Angabe  des  Anhanges  zur  Pharm.  Norv. 
schmilzt  Vaselin  bei  40  bis  50^.  Verfasser 
erhielt  im  offenen  Kapillarrohr  folgende 
Schmelzpunkte : 

1.  Aus  einer  belgischen  Fabrik,  fast  völlig 
farblos  und  durchscheinend:   85  bezw.  35,8^. 

2.  Gelbweiß ,  durchscheinend :  43  bezw. 
44«. 

3.  Oelbwelß ,  durchscheinend :  43  bezw. 
440. 

4.  Schwedisches  Fabrikat,  gelbweiß,  durch- 
scheinend: 36  bezw.  38^. 

5.  Fast  völlig  farblos,  durscheinend  44^3 
bezw.  45^. 

6.  Eine  in  Schweden  viel  gebräuchliche 
Marke,  fast  völlig  farblos,  weniger  durch- 
scheinend als  die  anderen  Arten:  38  bezw. 
38,50. 

7.  Ohesebrough,  heUgelb,  durchscheinend 
44,50. 

In  gesdimolzenem  Zustande  fluoreszierten 
die  fast  farblosen  Proben  1,  5  und  6  ganz 
wenig;  die  anderen  recht  stark.  In  20 
Teilen  Aether  gelöst  ergaben  1  und  6  fast 
klare,  5  etwas  trübe  und  2,  3,  4  sowie  7 
Lösungen  die  beim  Umschfltteln  mehr  oder 
minder  milchig  wurden. 

Verschiedene  Vaselinsorten  besitzen  die 
unangenehme  Eigenschaft,  sowohl  ohne  Zu- 
satz als  auch  mit  anderen  Stoffen  gemischt 
Salben  zu  liefern,  die  während  der  wärmeren 
Jahreszeit  die  Neigung  haben,  flüssig  zu 
werden.  Auffalienderweise  war  diese  Er- 
scheinung denjenigen  der  oben  erwähnten 
7  lYoben  (mit  Ausnahme  von  4)  eigen, 
welche  den  höheren  Schmelzpunkt  hatten, 
indem  sie  bei  Zimmerwärme  die  weichsten 
waren.  Demnach  dürfte  die  Schmelzpunkt- 
bestimmung  für  die  Beurteilung  der  Vaseline 
in   der  Praxis    nicht  entscheidend   sein,   ob 


eine  Sorte  brauchbar  ist.  Die  Ursache 
dieses  eigenartigen  Verhaltens  beruht  wahr- 
scheinlich auf  den  verschiedenen  Viskositäten 
der  verschiedenen  Sorten. 

Wurden  8  Teile  Vaselin  mit  1  Teil 
Wollfett  gemischt  und  diese  Versuche 
wiederholt,  so  zeigt  es  sich,  daß  bei  30 
bis  31^  die  Proben  1  (am  meisten)  und 
7  flüssig  wurden,  5  anfing  sidi  zu  ver* 
flüssigen  und  die  übrigen  sich  wie  oben 
ohne  Zusatz  verhielten. 

Bei  der  Ausführung  dieser  Prüfungen  ist 
die  Probe  vorher  umzurühren,  da  es  sich 
sonst  ereignen  kann,  daß  eine  in  einer 
Porzeliansdiale  geschmolzene  und  darauf 
völlig  abgekühlte  Veselinprobe  bei  30  bis 
31^  keine  Neigung  zeigt,  flüssig  zu  werden. 
Auch  diese  Erscheinung  dürfte  von  der 
Viskosität  abhängen. 

Eine  Vaselinsorte,  die  nach  vor- 
herigem Umrühren  bei  30  bis  31^ 
noch  nicht  flüssig  ist,  dürfte  zur 
Verwendung  für  Salben  unge- 
eignet sein. 

Dem  Aussehen  nach  war  Nr.  2,  3,  4 
und  7  zweifellos  sogenannte  Naturvaseline, 
Nr.  5  und  6  wahrscheinlich  mit  irgend 
einem  Zusatz  versehen.  Obwohl  Probe  5 
aUe  Anzeichen  einer  Mischung  besaß,  war 
sie  als  Salbengrundlage  von  fester  Kon- 
sistenz und  fast  besser  als  die  anderen  zu 
gebrauchen.  Die  ihr  eigene  Viskosität  läßt 
annehmen,  daß  sie  größtenteils  sogenanntes 
Naturvaselin  enthielt.  Nach  des  Verfassers 
Ansidit  würde  ein  der  Probe  5  ent- 
sprechendes Gemisch,  das  im  übrigen  den 
Anforderungen  der  Pharmakopoe  genügt, 
für  den  Gebrauch  ein  sehr  geeignetes 
Vaselin  sein.  H.  M. 

Der  Eoliertricliter  ,,Protos'* 

besteht  aus  zwei  Teilen,  er  ist  vermutlich 
aus  Celluloid  hergestellt.  Ueber  den  unteren 
Teil  wird  die  dazu  gehörige  Kolierscheibe 
gelegt  und  darauf  der  obere  in  den  unteren 
eingesetzt;  so  daß  das  Tuch  wie  bei  einem 
Siebe  gespannt  ist  Hergestellt  wird  der- 
selbe und  die  Kolierscheiben  in  zwei  Durch- 
messern (8  und  12  cm)  von  Lüsche7' 
<&  Römper  in  Fahr  (Rhein!.).         —tx  — 


10 


Zur  Verhütung  der  Botfärbung 
der  Karbolsäure 

empfiehlt  L.  Reuter  einen  ganz  geringen 
Zusatz  von  schwefliger  Säure  zu  dem  zu 
kristalliBierenden  Phenol.  Er  stellt  sich  zu 
dem  Zweck  erst  ein  Acidum  carbolicum 
liquef actum  mit  10  pGt  Schwefeldioxyd 
her^  durch  Einleiten  des  gut  gewaschenen, 
aber  nicht  getrockneten  S02-Gase8  in  ge- 
kohltes verflQssigtes  Phenol.  Man  kann 
ebenso  gut  auch  das  verflüssigte  S02-6as 
nehmen.  Diese  lOproc.  Lösung  ist  eine 
gelbliche  Flüssigkeit  und  besitzt  intensiven 
Schwefligsäuregeruch.  Von  dieser  Lösung 
werden  50  ccm  zu  200  kg  geschmolzenem 
reinen  Phenol  zugesetzt,  so  daß  das  fertige 
Präparat  ungefähr  0,0025  pGt  SO2  und 
ein  damit  ber^tetes  5proc.  Karbol  wasser 
nur  0;000125  pCt  SO2  enthält,  eine 
Menge,  die  sicherlich  zu  keinerlei  Bedenken 
Anlaß  gibt  Nach  den  Beobachtungen 
Reuter^B  ist  die  deutsche  Karbolsäure 
reiner  als  die  englische  und  daher  der 
letzteren  vorzuziehen,  und  auch  nur  mit 
deutscher  Karbolsäure  gelang  es  häufig 
schon  mit  25  ccm  obiger  Schwefligsäure- 
lösung  auf  200  kg  dauernde  Farblosigkeit 
herbeizuführen.  Nach  den  Beobachtungen 
des  Verfassers  hält  sich  eine  Karbolsäure 
ebenfalls  länger  farblos,  wenn  sie  nach  der 
Destillation  in  einer  Kohlensäureatmosphäre 
erkaltet  und  kristallisiert.  Doch  ist  ein 
geringer  S02-Zu8atz  auch  hier  zu  empfehlen. 
Für  gewöhnliche  Zwecke  genügt  ein  Phenol 
mit  dem  Schmp.  30  bis  35^  (7,  während 
nur  für  Fabrikation  von  Salicylsäure, 
Kumarin  usw.  ein  solcher  vom  Schmp. 
42^  notwendig  ist.  (Vorläufig  muß  natür- 
lich in  der  Receptur  von  einer  schweflig- 
säurehaltigen Karbolsäure  abgesehen  werden. 
Schriftleitung,)  J,  K, 

Pharm,  Joum,  1906,  787. 


Pferdekammfett, 

das  als  Haarerhaltungsmittel  verwendet 
werden  soll,  erhält  man  nach  Pharm.  Ztg. 
1905,  1002,  indem  man  das  gesunden 
Pferden  entnommene  Fett  '.Kammfett)  mög- 
lichst klein  sehneidet,  in  eine  eiserne 
Presse  bringt,  deren  Preßplatten  innen 
gerippt  und  sehr  gut  verzinnt  sind,  und  es 
auspreßt  Das  so  erhaltene  Fett  läßt  man 
in    einem  Glasgefäße    bei  12^  C  so  lange 


stehen,  bis  sich  oben  eine  Schicht  flOscugen 
Fettes  angesammelt  hat,  das  bei  gewöhn- 
licher Temperatur  ölartig  flüssig  bleibt. 
Diese  flüssige  Schicht  wird  abgeschöpft 
und  auf  je  1  kg  desselben  etwa  50  g 
Muskatnußöl  und  5  g  Ingweröl  oder  fran- 
zösisches bez.  amerikanisches  Terpentinöl 
zugesetzt.  Dadurch  wird  auf  die  Kopfhaut 
ein  leichter  Reiz  ausgeübt,  durch  den  der 
Haarwuchs  befördert  werden  soll.  Des 
angenehmen  Geruches  wegen  können  diesem 
Produkte  auf  1  kg  noch  etwa  30  g 
Zitronenöl  zugegeben  werden,  worauf  das 
Pferdekammfett  als  Haarerhaltungsmittel 
fertig  ist. 

Die  im  Gefäß  zurückgebliebene  dicke 
Masse  wird  mit  den  obengenannten  Zusätzen 
und  außerdem  noch  auf  je  1  kg  derselben 
mit  700  g  frischem  Schweinefett,  700  g 
gelbem  Bienenwachs,  50  g  Orangenöl  und 
20  g  Bergamottöl  innigst  vermischt  und 
als  Haarpomade  verwendet 

Will  man  das  Pf«rdekammfett  für  andere 

Kosmetika    verwenden,    so   setzt   man  auf 

je  1  kg  hinzu:  1,4  kg  gelbes  Bienen  wachs, 

100  g   Orangenöl   und   40  g   Bergamottöl. 

H.  M, 

Verfahren  zur  Darstellung  von  Dilmino- 
pyrimidin  und  dessen  C-Alkylsubstltatlons- 
produkten.  D.R.P.  158621,  Kl.  12  p.  Farben- 
fabriken vorm.  Friedrich  Bayer  db  Cq.^  Elber- 
feld.  Die  zur  Herbtellung  der  therapeutisch 
wichtigen  Barbitursäuren  zu  verwenden- 
den Produkte  des  vorliegenden  Patentes :  2-Thio- 
4,6  -  diiminopy rimidin ,  2  -  Thio  -  4,6  -  dümino  -  5  - 
diäthypyrimidin ,  2-Thio-4,6-diimiüO-5  dipropyl- 
pyrimidin ,  2  -  Thio  -  4,6  -  diimino  -  5  -  monoäthyl- 
py rimidin  werden  erhalten,  indem  man  Thioham- 
stoff  mit  Malonnitril  oder  dessen  Alli^lsab- 
stitutionsprodukten  mit  Hilfe  von  alkalischen 
KondensatioDsmitteln  kondensiert.  A,  St. 


Darstellnng  von  8-Mono,  Dl-  und  Triehlor- 
methylxanthinen,  Darstf  Hang  Ton  Teiraehlor- 
kaffein.  D.  R  P.  146714,  146715.  (Vgl. 
Pharm.  Centralh.  44  [1903],  770).  lÄßt  man 
auf  das  1.  3.  7.  8-Tetramethylxanthin  oder 
8-Methylkaffei'D  1,  2  oder  3  Mol.  Chlor  ein- 
wirken, 60  gelangt  man  zu  1.  3.  7-Trimethyl-8- 
monochlormetbylxanthin,  zu  1.  3.  7-Thmethyl-8- 
dichlormethylxanthin  und  zu  1.  3  7-Trimethyl- 
8-trichlormethylxanthin.  Diese  neuen  Substi- 
tutionsprodukte sind  gut  charakterisierte,  ziemlich 
beständige  Verbindungen  ohnebasisohen  Charakter 
und  dienen  als  Ausgangsmaterial  für  neue 
pharmazeutische  Produkte.  So  erhält  man  durch 
energisches  Chlorieren  das  vierfach  gechlorte 
Methylxanthin,  das  Tetrachlorkaffein. 

A,  St, 


11 


Ueber  Desinfektion  mittels 
schwefliger  Säure. 

A.  BariUi  hat  die  Einwirkung  von 
schwefliger  Säure  auf  Militärtnche^  auf 
Leinewand  nnd  Baumwolle  und  auf  eine 
Reihe  anderer  Stoffe  untersucht  und  fand, 
daß  durch  diese  Desinfektionsmethode  die 
Stoffe  mehr  oder  weniger  zerstört  werden, 
and  daß  durch  die  gebildete  Schwefelsäure 
der  Zellstoff  hydrolysiert  wird.  Er  fand 
bis  zu  28;0d  g  freier  Schwefelsäure  im 
Kilogramm  Stoff  und  als  Umwandlungs- 
produkt in  einem  Falle  61,95  g  d-Glykose 
auf  1  Kilogramm.  Auf  Orund  seiner  Be- 
funde warnt  er  vor  dem  Gebranch  von 
schwefliger  Säure  und  schlägt  statt  dessen 
eme  stark  sodaalkalische  EresolseifenlOsung 
vor.  Will  man  aber  doch  schweflige  Säure 
anwenden,  dann  müssen  die  Stoffe  frei 
sdn  von  Metallsalzen  einer  corrodierenden 
Säure,  oder  müssen  wenigstens  mit  50  g 
Soda  oder  Borax  auf  1  Kilogramm  im- 
praegniert  werden.  A, 

Rep.  de  Pharm.  1904,  529, 


Die  Untersuchungen 
über   den    Einfluss    alkalischer 
Substanssen   auf  Vorgänge    der 

spontanen  Oxydation 

sind  von  Prof.  Dr.  Schär  fortgesetzt  worden 
(vergl.  hierzu  Pharm.  Centralh.  46  [1905], 
256).  Als  Hauptergebnisse  der  jahrelangen 
Arbeiten  dieses  Forschers  über  die  spontanen 
Oxydationen  und  die  bei  ihnen  zu  beobachten- 
den aktivierenden  Wirkungen  mancher,  vor 
allen  Dingen  alkalischer  Substanzen  sei  hier 
hervorgehoben:  Werden  verdünnte  Lösungen 
von  Tannin ;  Pyrogallol,  Chinon^  Aloin^ 
Chrysarobin  und  Brasilin  1)  mit  kleinen 
Mengen  einer  anorganischen  oder  organischen 
Bäure  versetzt,  2)  neutral  belassen,  3)  mit 
kleinen  Zusätzen  von  stärker  oder  schwächer 
alkalischen  Stoffen  versetzt  und  huigestellt, 
80  tritt  m  den  Lösungen  unter  2)  sehr  bald 
eine  langsame,  unter  3)  eine  schnelle  jedoch 
nach  der  Natur  des  zugefügten  Alkali  ver- 
schieden schnelle  Oxydation  und  damit  ver- 
bundene Färbung  der  Lösung  ein.  Dagegen 
ist   in   den  Lösungen  unter  1)  eine,   wenn 


auch  je  nach  der  zugefügten  Säure  graduell 
verschiedene  Verzögerung  m  der  Oxydation 
und  Färbung  zu  verzeichnen.  Außer  einer 
Oxydation  durch  den  Sauerstoff  der  Luft, 
wie  bei  allen  diesen  Körpern,  tritt  nament- 
lich bei  Chinon  und  Aloin  auch  noch  ^e 
intramolekulare  Oxydation  oder  Verbrennung 
durch  Umlagerung  des  Sauerstoffs  der  Ver- 
bindung ein. 

Zuletzt  macht  Schär  noch  auf  die  akti- 
vierende Wh*kung  sehr  geringer  Mengen 
der  meisten  Ammoniumsalze  aufmerksam 
und  glaubt  hiermit  zum  Teil  die  bei  der 
Bereitung  vieler  pharmazeutiseher,  namentiich 
galenischer  Präparate  auftretenden  Nach- 
dunkelungen und  Verfärbungen  erklären  zu 
können.  Entgegen  der  Ansicht  anderer 
Forscher,  wie  z.  B.  Weith  und  Weber, 
hält  er  die  von  Schönbein  behauptete 
Bildung  von  Ammoniumnitrit  aus  Wasser 
und  atmosphärischem  Stickstoff  bei  der  Ver- 
dampfung von  Wasser  an  der  Luft  für 
wahrschemlieh.  Da  nun  die  Ammonium- 
salze selbst  in  der  geringsten  Konzentration 
durch  Dissociation  und  hierbei  auftretende 
minimale  alkalische  Reaktion  aktivierend 
auf  die  spontanen  Oxydationen  einwirken, 
so  fände  damit  die  Dunkelfärbung  mancher 
galenischer  Präparate  während  ihrer  Dar- 
stellung, wie  namentlich  der  eingedampften 
Extrakte,  eine  glatte  Erklärung. 

Archiv  der  Pharm.  1905,  198.  J.  K. 


Ueber  die 

Entzündlichkeit  eines  Benzin^ 

Tetrachlorkohlenstoff- 

GemiBches 

berichtet  Dr.  Brodtmann  in  Pharm.  Ztg. 
1905,  706  folgendes:  Eine  Mischung  von 
7  Raumteilen  Tetrachlorkohlenstoff  und  3 
Raumteilen  Bensn  war  beim  Nähern  dnes 
Streichholzes  noch  leicht  entflammbar.  Die 
FLQsMgkeit  brannte  mit  stark  rußender 
Flamme  untei*  Entwickelnng  von  Salzsäure- 
dämpfen. Erst  bei  einem  Mischungs- 
verhältnis von  9  +  1  war  zur  Entflammung 
em  Erwärmen  der  Flüssigkeit  nötig,  die 
Flamme  verlosch  aber  sehr  bald  von  selbst, 


12 


Zum  Nachweis  kleinster  Mengen 

Eohlenozyd 

in  der  Luft  von  Wohnränmen  gibt  es  einen 
antomatischen  Apparat;  der  von  Albert 
Levy  und  A,  P4coul  beschrieben  wird  und 
auf  der  Reduktion  von  Jodsänre  beruht. 
Die  Anordnung  ist  folgende :  Die  Luft  wird 
angesaugt;  mdem  man  aus  einer  Flasche 
Wasser  auslaufen  läßt,  zur  mechanischen 
Reinigung  passiert  sie  zuerst  eine  Röhre  mit 
Baumwolle  und  durohstreidit  dann  ein 
U-Rohr  das  mit  Jodsäure  gefüllt  ist;  die 
durch  eine  sehr  kleine  Spiritusflamme  auf 
70  bis  80^  erwftrmt  wird.  Aus  diesem 
Rohr  geht  die  Luft  durch  ein  Gefäß  das 
einige  Kubikzentimeter  Chloroform  enthält. 
Ist  nun  in  der  Luft  Eohlenozyd  enthalten; 
so  oxydiert  sich  dieses  auf  Kosten  der  Jod- 
säurc;  macht  Jod  frei  und  dieses  Jod  wird 
aus  dem  erwärmten  Rohr  mitgerissen  und 
löst  sich  in  dem  Chloroform  auf.  Auf  diese 
Weise  gelingt  es  noch  Viooooo  Kohlenoxyd 
mit  Sicherheit  nachzuweisen.  Zur  bequemen 
Handhabung  ist  der  ganze  Apparat  in  einen 
leicht  transportablen  Holzkasten  eingebaut 
und  macht;  mit  einiger  Vorsicht  gehandhabt; 
den  Emdruck  großer  Brauchbarkeit       A, 

Jourfi.  de  Pharm,  et  de  Chwn.  1905,  XXF,  467, 


Ueber   die  Färbung  von  Harn- 
niederschlägen 

hat  Dr.  Necker  in  der  k.  k.  Gesellschaft 
der  Aerzte  zu  Wien  eiuen  Vortrag  gehalten. 
Nach  dem  in  der  Münch.  Med.  Wochenschr. 
1905;  532  enthaltenen  Bericht  ist  folgen- 
des mitzuteilen:  Ein  Tropfen  des  durch 
Zentrifugieren  des  frischen  Harnes  ge- 
wonnenen Bodensatzes  wird  auf  einem 
Objektträger  mit  einer  Iproc.  Lösung  v^on 
alizarinsulfosaurem  Natrium  vermischt  und 
sofort  mikroskopisch  untersucht.  Je  nach 
der  Reaktion  des  Harnes  erhalten  die  Form- 
elemente des  Bodensatzes  in  Kern  und 
Protoplasma  oft  verschiedene  (gelbe,  rötliche 
oder  violette)  Farbentöne  oder  bleiben  auch 
ungefärbt.  So  werden  die  Leukozyten  bei 
chronischen  Entztlndungen  des  hinteren 
Harnröhrenabschnittes  unmer  violett  gefärbt^ 
während  man  ziemlich  regelmäßig  unge- 
färbte Leukozyten  bei  frischem  oder  vorbe- 
handeltem Blasenkatarrh  findet    Diese  Färb- 


ung der  zelligen  Elemente  hingt  nicht  allein 
von  der  Reaktion  des  Harnes^  sondern  auch 
von  emer  dem  Zellprotoplasma  eigenen 
Reaktion  ab,  so  dafi  bei  demselben  Säure- 
grad zweier  Harne  verschiedene  Färbung 
der  Leukozyten  eintreten  kann.  Aus  der 
Färbung  der  Grundsubstanz  des  Bodensatzes 
vermag  man  auf  den  Ort  der  Erkrankung 
der  Hamorgane  zu  schließen.  Bei  normalem 
Harn  oder  dem  eines  Blasenkatarrhs  sieht 
man  nach  Anwendung  des  alizarinsulfosauren 
Natrium  zunächst  leuchtend  rot  gefärbte 
platten-  oder  schoUenförmlge  liassen,  die 
neben  Epithel-  und  Eiterzellen  die  Haupt- 
menge des  Bodensatzes  bilden.  Bei  Nieren- 
oder Nierenbeckenerkrankung  sieht  man 
nicht  die  leuchtend  rot  gefärbten  Schleim- 
partieeu;  sondern  eine  ungefärbte  oder  schwach 
gelb;  bisweilen  rötlich  gefärbte  Grundsubstanz 
von  flaumigem  oder  moosartig  feingekömtem 
Bau,  von  der  sich  die  gelbgefärbten  hyalinen 
Zylinder  scharf  abheben.  Bei  veremigter 
Erkrankung  des  Systems  sah  man  entweder 
eine  Vereinigung  des  mikroskopischen  Bildes 
oder  nur  das  einer  Nierenbeckenentzündung, 
so  daß  die  Blasenentzündung  nicht  erkannt 
wurde.  — te.— 


Analysen 
von  Phosphorbronzen 

lassen  sich  nach  Moniteur  Scientifiqiic 
(1905,  94)  leicht  ausführen,  wenn  man  die 
Bronze  zunächst  mit  Salpetersäure  behandelt, 
wobei  die  gebildete  Metazinnsäure  allen 
Phosphor  als  phosphorsaures  Zinn  zurück- 
hält. Man  löst  darauf  den  Niederschlag 
mit  Oxalsäure  und  neutralem  oxalsaurem 
Ammonium  und  bestimmt  das  Zinn  elektro- 
lytisch. Die  Lösung  wird  dabei  alkalisch, 
der  Phosphor  ist  schließlich  darin  als  Ammon- 
iumphosphat enthalten  und  kann  mitMolybdän- 
lösung  gefällt  werden.  Die  Methode  ist 
einfach,  die  Resultate  sehr  genau.         A, 


Oxone  nennen  nach  Pharm.  Ztg.  1905,  564 
Roeßler  db  Raßlather,  Chem.  Co.  in  New- York 
eine  Mischung  der  Peroxyde  alkalischer  Erden, 
welche  in  Berührung  mit  Wasser  Sauerstoff 
entwickelt  und  andererseits  der  Luft  Kohlen- 
säure entzieht.  Anwendung  soll  es  zur  Er- 
neuerung der  Luft  in  abgeschlossenen  Bäumen 
(z.  B.  Unterseeboten)  finden.  —te 


13 


Pharmakognostische  Mitteilungen. 


Die  Kautsohuk- 

iind  Outtaperoha-Eultur  in  den 

deutschen  Kolonien 

soll  naoh  P.  Preuß  dnrehana  nieht  aus- 
aiehtdoB  sein.  In  Eamemn  und  Nen- 
Onmea  ist  die  Knltor  der  EantBehukbänme 
wie  anch  die  Kantsehnkgewinnung  in  den 
beraitB  bestehenden  Plantagen  wegen  der 
sehr  gflnstigen  klimatischen  und  geologischen 
Verhältnisse  sogar  eine  recht  lohnende,  und 
der  Vorsprang;  den  andere  Länder  in  der 
Kultar  der  EantBchakpflanzen  vor  den 
deutschen  Kolonien  voraushaben,  soll  mit 
Ausnahme  von  Ceylon  und  Malakka  nicht 
sehr  bedeutend  sein.  Ffir  SQdwestafrika 
kommt  wegen  des  eigenartigen  Klima  zur 
Kautschuk-Kultur  vor  allem  die  Gnayule- 
Pflanze,  Parthenium  argentatum  (Pharm. 
Oentnüh.  46  [1905];  747)  in  Frage.  Auch 
die  Outtaperdia-Kultur  hat  in  den  deutschen 
Kolonien  keine  schlechten  Aussichten;  da 
Paiaquium  oblongifolium  dort  leicht  zu 
zflchten  ist  Es  besteht  daher  die  Hoff- 
nung; daß  in  Zukunft  ein  Teil  des  deutschen 
Bedarfs  an  Kautschuk  und  Guttapercha 
aus  Kulturen  der  deutschen  Kolonien  gedeckt 
werden  wird.  j.  k. 

TropmpfUmxer  1905,  297. 


Die  Bestandteile  der  Samen 

von  Hydrocarpus  Wightiana 

und  anthelniintica 

haben  Power  und  Barrowcliff  untersucht 
und  gefunden;  daß  das  ausgepreßte  Oel 
dieser  Samen  sehr  große  Aehnlichkeit  hat 
mit  dem  Ghaulmoogra-Oel;  das  nach  früheren 
Untersuchungen  derselben  Autoren  von 
Taraktogenos  Ihurzii  stammt.  Alle  3  Oele 
enthalten  Ghauimoogra  -  Säure  (Gi  8^3202)  y 
und  die  beiden  Hydrocarpus-Oele  enthalten 
außerdem  noch  eine  homologe  Säure  von 
der  Formel:  0\^^i%0^y  welche  die  Verf. 
Hydrocarpus  •  Säure  nennen.  Die  Samen 
von  Gynocardia  odorata  enthalten  weder 
Ghaulmoograr  noch  Hydrocarpus-SäurC;  ihr 
Oel  besteht  vielmehr  der  Hauptsache  nach 
aus  den  Olyceriden  der  linol-  und  linolin- 
Säure.  j.  K. 

Pharm.  Jaum,  1905,  856. 


Die  Harzgänge  von  Gingko 

biloba 

untersuchte  Otto  Tunmann  und  erhielt 
dabei  folgende  Resultate:  Gingko  biloba 
(die  einzige  noch  heute  lebende  Gonifere 
mit  breiten;  noch  nieht  zu  Nadeln  umge- 
formten Blättern)  besitzt  Harzgänge  in  den 
Deckblättern  der  KnospeU;  in  den  Blatt- 
stielen und  Blättern;  in  der  Rinde  jüngerer 
Zweige  und  im  Mark;  nie  dagegen  im 
Holze.  Die  Harzgänge  sind  schizolysigen. 
Die  Bildung  der  resmogenen  Schicht  in  den 
Harzgängen  erstreckt  sich  nicht  nur  auf 
die  nach  dem  Gang  -  Innern  gerichteten 
Membranen;  sondern  auch  auf  die  Zwischen- 
wandschiehten  des  Kanalgewebes.  Mit  der 
Bildung  des  Sekretes  (Harzes)  steht  vor- 
nehmlich Gerbstoff  in  inniger  Beziehung; 
der  sowohl  im  fertigen  KanalgewebC;  als 
auch  in  den  Begleitzellen  in  großen  Mengen 
stets  auftritt.  Die  Harzgänge  der  Knospen- 
deckblätter  ersetzen  in  gewissem  Grade  die 
Colleteren  (Leimzotten  oder  verschleimende 
Haargebilde)  der  Winterknospen.  J.  K. 
Ztsehr.  d.  Ällgem.  österr.Äpoth.-Ver.  1905,701. 


Zur  Bekämpfung  der 
Bindenwanze  des  Eakaobaumes 

wird  nach  W,  Busse  (Reisebericht  HI 
der  pflanzenpathologischen  Expedition  naoh 
Westafrika)  in  MoliwC;  Westafrika;  eine 
Mischung  von  Petroleumseifenemulsion  mit 
Schweinfurter  Grün  mit  großem  Erfolg  an- 
gewandt Da  sich  dieses  Mittel  zweifellos 
auch  zur  Vertilgung  anderer  tierischer 
Schädlinge  auf  unseren  Nutz-  und  Zier- 
pflanzen eignen  wird;  so  sei  die  Vorschrift 
hier  wiedergegeben:  Schweinfurter  Grfin 
40  g;  Petroleum  3  L;  Seife  1  kg;  Soda 
1  kg  auf  100  L  Wasser. 

Die  Soda  wird  man  wahrscheinlich  ganz 
weglassen  können;  und  man  wird  dazu 
direkt  gezwungen  sem  bei  solchen  Pflanzen; 
bei  denen  sich  eine  Schädigung  durch  den 
Alkaligehalt  der  Brühe  herausstellen  sollte. 
(Die  Verwendung  von  Schweinfurter  Grün 
läßt  einen  Gebrauch  des  Mittels  nicht  für 
alle  Fälle  zu.     Schriftleitung.)        J,  K, 

Tropenpflanxer  1905,  252. 


14 


Thsrapeutisoho  Mitteilung«!!. 


Einen  farblosen  Teer 

ans  dem  Stemkohlenteer  zu  gewinnen,  war 
das  Bestreben  von  Arnold  Sack  und  Viethj 
lind  sie  noaehten  darüber  die  erste  An- 
kündigung in  der  Münoh.  Med.  Wochenschr. 
1903,  Nr.  18,  und  übergaben  die  Her- 
stellung der  Chemischen  Fabrik  von  Knoll 
&  Co,  in  Ludwigshafen  a.  Rh. 

Durch  die  Extraktion  der  schädlichen 
Basen  mit  Säure,  durch  das  AbdestilUeren 
des  Peches,  durch  komplizierte  Reinigungs- 
vorgänge des  zurückgebliebenen  Gemisches 
von  Kohlenwasserstoffen  und  Phenolen, 
schließlich  durch  den  Zusatz  von  Wach- 
olderteer, der  die  merkwürdige  Eigenschaft 
hat,  die  festen  Bestandteile  dieses  Gemisches 
vollständig  zu  lösen,  gelang  es,  einen  ge- 
rmigten, dünnflüssigen  und  entfärbten  Teer 
zu  erhalten,  der  die  Konustenz  und  die 
Farbe  des  Olivenöls  besitzt,  nicht  nach- 
dunkelt, nicht  eindickt  und  dazu  alle  wirk- 
samen Bestandteile  des  Steinkohlen-  und 
Wacholderteers  enthält. 

Das  Anthrasol  (vergl.  Pharm.  Gentralh. 
44  [1903],  301;  46  [1904],  62,  443)  als 
dünnflüssiges,  farbloses  Präparat  liefert  mit 
Zinkoxyd  blendend  weiße  Pasten  und  Salben 
und  beschmutzt  weder  die  Haut  noch  die 
Wäsche  und  hat  außerdem  den  Vorzug  mit 
den  verschiedensten  Substanzen,  wie  abso- 
lutem Alkohol,  Aether,  Benzol,  Aceton,  Fetten, 
Gelen,  flüssigem  Paraffin  und  Vasogen,  in 
beliebigem  Verhältnis  mischbar  zu  sein,  ohne 
Rückstände  zu  hinterlassen.  In  gewöhn- 
lichem 90proc.  Spiritus  lösen  ach  nur  etwa 
10  pGt  Anthrasol.  Nur  anstatt  der  ge- 
wöhnlichen Vaselinsalbe  empfiehlt  Sack  die 
Lanolin  -  Glycerinsalbenmisehung :  Anthrasol 
5  g,  Lanolin  5  g  und  Glycerinsalbe  zu  50  g. 

Vincenx  Meyer  in  Neapel  (Deutsche 
Praxis  1904,  Nr.  17)  bestätigte  die  Reiz- 
losigkeit und  relative  Harmlosigkeit  des 
Anthrasols;  es  traten  nur  zweimal  Reiz- 
erscheinungen  auf,  während  bekanntUch  der 
gewöhnliche  Teer  besonders  in  der  Hand 
des  Nichtdermatologen  leicht  Reizungen  be- 
wirkt Anthrasol  stellt  kein  neues  Präparat 
oder  Ersatzmittel  des  Teers  dar,  es  ist  viel- 
mehr eine  zweckentsprechende  Modifikation 
des  altbewährten  Teers  unter  Erhaltung 
seiner  wirksamen  Bestandteile.     Zur  eigent- 


lichen Teerbehandlung,  nachdem  das  Nässen 
versdi wunden  ist,  empfiehlt  L.  Mayer 
(Münch.  Med.  Wochenschr.  1904,  Nr.  30) 
von  den  neuesten  Mitteln  das  Anthrasol. 

Anthrasol  hat  Ooldman  (Deutsche  Aerzte- 
Ztg.  1904,  Nr.  11)  bei  gewerblichen  Haut- 
entzündungen der  Bergleute  mit  recht  gutem 
Erfolge  versucht.  Zur  Behandlung  kamen 
insbesondere  Nesselsucht  und  große  Furunkeln, 
deren  Lieblingsstellen  die  Streckseiten  der 
Gelenke  waren.  Ein  Einschnitt  wurde  von 
den  Kranken  fast  immer  bei  der  Furunkulose 
wegen  der  damit  verbundenen  Arbeits- 
verhinderung  abgelehnt.  Anthrasol  in  Form 
von  10  pCt  Vaselin-  oder  Lanolinsalbe 
stillte  den  Juckreiz,  trocknete  rasch  aus  und 
verkürzte  den  Erankheitsverlauf  auf  höchstens 
4  Tage.  Bei  allgemeinen  Ekzemen  und 
bei  Erätze  fand  Gold^nan  die  5  bis  10- 
proc  Anthrasolseif en  von  HeU  und 
Stiefel  sehr  brauchbar.  Will  man  eine 
kräftigere  Wirkung  erzielen,  so  kann  man 
den  aufgetragenen  Seifenschaum  eintrocknen 
lassen,  um  ihn  dann  erst  nach  Stunden  ab- 
zuwaschen. Die  Resultate  mit  Anthrasol- 
seife  waren  besser,  als  wenn  die  landläufige 
Behandlung  mit  Perubalsam  angewandt  wurde. 

Eine  weitere  günstige  Verwendung  kann 
das  Anthrasol  finden  in  dem  von  Balxer 
zuerst  vorgeschlagenen  Teerbade.  Das- 
selbe verordnet  A,  Mibelli  (Monatsh.  für 
prakt.  Dermat.  1905,  119)  mit  Eadeöl  oder 
Anthrasol  folgendermaßen:  Eadeöl  oder 
Anthrasol  67  g,  Eolophonium  11,1  g  und 
2()proc  Natriumkarbonatlösung  21,9  g. 

Man  erhält  ein  gleichartiges  Gemisch,  das 
sich  mit  Wasser  in  jedem  beliebigen  Ver- 
hältnisse leicht  mischt  und  somit  zur  Be- 
reitung von  Bädern,  Waschungen  und  Um- 
schlägen vortrefflich  sich  eignet  100  g 
dieser  Emulsion  genügen  in  manchen  Fällen 
schon  zu  einem  wirksamen  Bade.  Auch, 
hier  kommt  hauptsächlich  die  juckstillende 
Wirkung  in  betracht,  aber  eine  solche  ent- 
wickelt sich  bisweilen  leichter  bei  den  voll 
und  ganz  wirkenden  und  namentlich  bequem 
anzuwendenden  Bädern,  Umschlägen  und 
Packungen;  daher  ist  namentlich  am  be- 
haarten Eopf  und  an  den  Gliedmaßen  diese 
Methodik  unter  Benutzung  des  Anthrasols 
sehr  bemerkenswert.  A  Rn. 


15 


Als  entgiftetes  Antifebrin 

wird  von  den  Farbenfabriken  vormalfi  Bayer 
<&  Co.  das  Maretin  bezeichnet  Das 
Maretin  [vergl.  auch  Pharm.  Centralh.  46 
[1905],  476)  wurde  durch  die  Senator- 
sehe  Klinik  in  die  Therapie  eingeführt.  Es 
wurde  zunächst  meist  als  Antipyretikum  bei 
Lungenschwmdsucht  geprfift;  auch  Fer- 
dinand Hewich  (Therap.  Monatsh.  1905; 
Nr.  3)  prüfte  die  Wirkung  und  fand  in  der 
Tat,  daß  es  Fiebertemperaturen  der  Phthisiker 
im  allgemeinen  gut  herabsetzt  und  die 
Temperatur  bei  regelmäßiger  Darreichung 
dee  Mittels  ziemlich  konstant  in  mäßigen 
Grenzen  hält,  wobei  manchmal  eine  zwei- 
malige tägliche  Gabe  von  0,25  g  genügte, 
öfters  aber  auf  2mal  0,5  g  gestiegen  werden 
mußte.  Bei  hohen  Temperaturen  tritt  neben 
der  Temperaturemiedrigung  zunächst  Schweiß- 
bildung auf,  die  mehr  oder  weniger  lästig 
werden  kann,  durch  gleichzeitige  Darreich- 
ung eines  schweißhemmenden  Mittels  aber 
anscheinend  günstig  zu  beeinflussen  ist.  Bei 
fortgesetztem  regelmäßigen  Gebrauche  kann 
man  erwarten,  daß  auch  anfangs  sehr  lästige 
Sdiweißausbrüche  wesentlich  geringer  werden 
bezw.  schließlich  ganz  wegbleiben. 

Auch  Wilhelm  Sobemheim  in  Berlin 
(Deutsche  Med.  Wochenschr.  1905,  Nr.  15) 
prüfte  Maretin  mit  Erfolg  bei  Lungentuber- 
kulose und  auch  bei  einigen  Fällen  von 
Gelenkrheumatismus. 

Während  sonst  die  antipyretische  Wirk- 
ung nicht  sonderlich  in  die  Augen  springend 
war,  erschien  auch  nach  den  Albert 
Ulrtch'ßdien  Versuchen  die  Wirkung  des 
Maretin  beachtenswert  beim  Gelenkrheumatis- 
mus. Bemerkenswert  ist  femer,  sagt  Ulrich, 
daß  üble  Nebenwirkungen  bei  der  Anwend- 
ung des  Maretin  in  Fällen  von  Rheumatis- 
mus nicht  beobachtet  wurden.  Da  die 
Empfänglichkeit  der  Personen,  die  doch  eine 
sehr  verschiedene  ist  und,  wie  oben  bereits 
mitgeteilt^  bei  der  Verordnung  des  Maretin 
in  Fällen  von  Tuberkulose  und  andern 
fieberhaften  Infektionen  zuweilen  Schweiß 
und  Ittchte  Cyanose  beobachtet  worden  war, 
so  erscheint  es  jedenfalls  ratsam,  in  jedem 
Falle  mit  emer  Gabe  von  0,25  g  Maretm 
zu  beginnen  und  event  erst,  wenn  hiermit 
keine   deutliche    Wirkung    erzielt  wird,  am 


zweiten     oder    dritten    Tage    auf    0,3    g, 

nötigenfalls  auf  0,5  g  Maretin   zu  steigen. 

Ä.  Rn. 


Die  Eisenmanganpeptonate 

scheinen  auch  nach  neueren  Untersuchungen 
(vergl.  Kicnka)  ihre  hervorragende  Bedeut- 
ung für  den  Blutbildungsgang  bewiesen  zu 
haben.  Daher  kommen  in  einer  jüngeren 
Abhandlung  S.  Silber  und  22.  L.  Braun 
in  Wien  auf  die  Bedeutung  des  Liquor 
Ferro-Mangani  saccharati  und  des 
Liquor  Ferro-Mangani  peptonati 
(Chemische  Fabrik  Helfenberg)  wieder  zu- 
rück. Sie  gaben  den  Liquor  dreimal  täglich 
vor  oder,  wenn  er  besser  vertragen  wurde, 
unmittelbar  nach  den  Mahlzeiten  je  ein 
halbes,  später  ein  ganzes  Likörglas  und 
Kindern  einen  Kaffeelöffel  voll  namentlich 
bei  Bleichsucht.  Kindern  gibt  man  die 
beiden  Präparate  zweckmäßig  in  warmer 
Milch,  Erwachsene  können  den  Geschmack 
darch  Zusatz  von  etwas  Kognak  noch 
kräftiger  machen. 

Der  Unterschied  der  Darreichung  des 
zuckerhaltigen  und  peptonhaltigen  Medi- 
kamentes liegt  in  folgendem  Umstand: 
Während  das  Peptonat  schwach  sauer  ist, 
reagiert  das  Saccharat  schwach  alkalisch 
und  hat  die  Nebeneigenschaft,  auf 
den  Stuhl  lösend  zu  wirken.  Durdi  diese 
Verschiedenheit  beider  Verbindungen  ergibt 
sich,  daß  das  Saccharat  bei  gleichzeitig 
vorhandener  Stuhlverstopfung  und  wenn 
diese  beseitigt,  das  Peptonat  anzuwenden 
ist.  A,  Rn. 

Med.  Blätter  1905,  Nr.  13. 


Ist  die  Speiselorchel  giftig? 

Eine  angelbliche  Vergiftung  von  4  Kin- 
dern nach  dem  Genuß  der  Speiselorchel 
(Helvella  esculenta)  gab  Dr.  J.  Hockauf 
die  Veranlassung,  obige  Frage  in  der  Wiener 
k.  k.  Untersuchungsanstalt  für  Lebensmittel 
nochmals  einer  Prüfung  zu  unterziehen. 

Es  wurden  physiologische  Versuche  mit 
dem  Abkochwasser  von  Morchebi,  (Morchelia 
conica  Pers.)  und  getrennt  hiervon  mit 
größeren  Mengen  Lorcheln  (Helvella  esculenta 
und  Helvella  suspecta)  angestellt.     Letztere 


16 


beide,  welche  bei  uns  sehr  oft  fälschlieh  als 
«Morchel»  bezeichnet  werden,  wurden  außer- 
dem direkt  roh,  mit  Fldsdi  gemischt,  an 
Katzen  verfflttert.  Jtlngere  Exemplare 
wurden  von  Menschen  ohne  Schaden  — 
nach  dem  Abbrühen  —  verzehrt.  Ebenso 
verliefen  alle  anderen  Versuche  negativ; 
obschon  die  Lorcheln  von  dem  gleichen 
Standort  stammten,  wie  die  angeblich  giftigen, 
konnten  keine  bedrohliehen  Symptome  an 
den  Versuchstieren  (Katzen)  wahrgenommen 
werden.  Die  von  Böhm  näher  studierte 
Helvellasänre ,  der  giftige  Bestandteil  der 
Lorcheln,  wurde  aus  650  g  der  älteren, 
größeren  Lorcheln  isoliert  und  an  einen 
Hund  von  20  kg  Körpergewicht  verfüttert, 
ohne  daß  er  erkrankte.  Das  Lorchelgift, 
mit  dessen  Wirkung  sich  besonders  Ponfick 
und  Bostroem  näher  befaßten,  bewirkt  be- 
sonders Hämoglobinurie,  diese  trat  indes  im 
vorliegenden  Falle  nicht  dn. 

Die  von  Ponfick  empfohlenen  Vor- 
sichtsmaßregeln sind  dennoch  beachtens- 
wert und  lauten  folgendermaßen  : 

A.    Frisch  gesammelte  Lorcheln. 

1.  Es  ist  anter  allen  Verhältnissen  unstatt- 
haft, sie  roh  zu  essen. 

2.  Gekocht  daif  sie  nur  nach  vorherigem 
wiederholtem  AufiBieden  and  erneutem  üeber- 
spülen  mit  heißem  Wasser  in  Gebraaoh  ge- 
zogen werden  mit  der  Maßgabe,  daß  nicht  nur 
die  Brühe  völlig  abgegossen,  sondern  auch  alle 
Flüssigkeit,  welche  den  auf  dem  Siebe  zarack- 


gebliebenen  Schwämmen  etwa  noch  anhaften 
mag,  durch  Sohüttela  oder  Drücken  entfernt 
werden  maß. 

3.  Diese  Brühe,  als  die  verderblichste  Quint- 
essenz des  ganzen  Giftpilzes,  muß  zum  Schatz 
von  Mensch  and  Tier  sofort  vernichtet  werden. 

4.  Auf  solchem  Wege  von  ihren  schädlichen 
Bestandteilen  befreit,  darf  die  Helvella  als 
Gemüse  anstandslos  in  beliebiger  Form  genossen 
werden. 

5.  Waschen  in  kaltem  Wasser  hilft  gar 
nichts,  einfaches  üebergießen  mit  heißem  Wasser 
nur  ganz  angenügend;  ein  mehrmaliges  Auf- 
sieden der  Pilze  ist  unerläßlich. 

B.    Gedörrte  Lorcheln. 

1.  Jüngere  Stücke  sind  innerhalb  der  ersten 
14  Tage  noch  immer  recht  gefilhrlich;  weniger, 
aber  doch  unverkennbar,  innerhalb  des  ersten 
and  zweiten  Monats,  um  von  da  ab  bis  zam 
vierten  Monat  der  Aufbewahrung  ihre  deletären 
Eigenschaften  mehr  und  mehr  zu  verlieren. 

2.  Halbjährige,  jährige  oder  noch  ältere  Stücke 
sind  durchaus  unschädlich  und  können  ohne 
alle  weiteren  Vorsichtsmaßregeln  getrost  ver- 
speist werden. 

Hierzu  ist  noch  zu  bemerken,  daß  die 
Lorchel  in  Oesterreich  nicht  als  marktfähig 
gilt,  während  sie  z.  B.  in  München  zuge- 
lassen ist.  Eine  gewisse  Vorsicht  scheint 
den  jüngeren  Exemplaren  gegenüber,  trotz- 
dem sie  offenbar  häufig  nicht  giftig  sind, 
immerhin  am  Platze  zu  sein.  — ^/. 

Nach  freundlichst  vom  Verf.  eingesandtem 
Sonderabdmck  aus  der  Wiener  kUniachen 
Woehensohrift  1905,  Nr.  41. 


Photographisoh«  Mitteilungen. 


BaUon-AufDahmen. 

In  der  Berliner  Urania  hielt  nach  «Photogr. 
Wochenblatt»  1905,  Nr.  44,  am  19.  Ok- 
tober der  Schweizer  Naturforscher  Dr.  Leo 
Wehrli  einen  von  Projektionsbiidem  be- 
gleiteten Vortrag  über  die  Luftreisen  des 
bekannten  Kapitäns  Spelterini  im  Hoch- 
gebirge und  über  der  Wüste.  Spelterini 
hat  537  Luftreisen  gemacht  und  dabei 
über  1100  Personen  mitgenommen.  Die 
Reisen  sind  nicht  billig;  so  stellte  uch  eine 
WOstenfahrt  auf  etwa  30000  Mark.  Seit 
8  Jahren  photographiert  Spelterini  vom 
Ballon  aus  und  kann  daher  über  dne 
große  Anzahl  meist,  vorzttglioher  Aufnahmen 


verfügen.  Die  Fahrten  über  die  Alpen 
bewegen  sich  nicht  in  großen  HOhen  über 
den  Bergen,  sondern  bleiben  meist  zwisehen 
den  Gipfeln,  denen  sie  sich  manchmal 
gefährlich  bis  etwa  25  Meter  näherten. 
Der  Oeistesgegenwart  Spelterini^s  ist  es 
zu  danken,  daß  die  meisten  Rdsen  ohne 
erhebliche  Unglflcksfälle  abgelaufen  sind. 
Auch  nicht  der  Ramik  entbehrten  manchmal 
die  Fahrten.  Auf  einer  Wttstenfahrt  blieb 
plOtzlieh  der  Ballon  ui  beträohtlieher  Höhe 
stecken.  Man  untersuchte  den  Ballast, 
fand  aber  alles  in  Ordnung,  da  lehnte 
Spelterini  sich  über  den  Rand  der  Gk>ndel 
und     gewahrte     am     Schleppseil     hängend 


17 


einen  jungen  Araber.  Mit  Lebensgefahr 
kletterte  Spelierim  herunter,  band  den 
Jungen  fest  und  zog  ihn  dann  langsam  in 
die  Gondel,  wo  er  als  blinder  Passagier 
mitgenommen  und  daffir  Ballast  ausge- 
worfen wurde.  Die  Aufnahmen  sind  meist 
vortrefflieh.  Man  sieht  auf  ihnen  die  be- 
kannten Sehweiaerstädte,  Oletsofaer,  Seen, 
Wolkenfelder,  aus  denen  die  Bergspitzen 
wie  Insehi  in  ebem  Meere  hervorragen, 
Wflstensand  in  den  merkwürdigsten,  den 
Meeresweilen  ähnliohen  Formationen,  die 
Pyramiden  usw.  Es  wird  unsere  Leeer 
interessieren,  etwas  über  die  teohnisohen 
Hilfsmittel  des  kühnen  Luftsehiffers  zu  er- 
fahren. Speltetini  arbeitete  mit  einer 
OoerX'Anschütx-ElaL^peBmetKf  die  einen 
doer^-Doppelanastigmat  enthielt,  er  hatte 
also  sehr  vielen  unserer  Amateure  in  seiner 
Ausrüstung  nichts  von  Besonderheit  voraus, 
und  trotz  der  Schwierigkeiten  lieferte  er 
tadellose  Aufnahmen.  Bm, 


Ueberzug  für  Pigmentbilder. 

Man  lOet  1  Teil  weiche  ^ebon- Gelatine 
Nr.  1  in  der  WSrme  in  4  Teilen  Eisessig. 
Femer  bereitet  man  eine  LOsung  von 
1  Teil  Chromalaun  m  4  Teilen  Wasser. 
Zur  Herstellung  des  Lacks  mischt  man 
50  Gewiehtsteile   denaturierten  Spiritus  mit 


20  Gewichtsteilen  Wasser  und  fügt  nach 
und  nach  unter  Schütteln  2,5  Teile  von 
der  Gelatinelösung  hinzu.  Weon  sich  etwas 
von  der  Gelatine  ausscheiden  sollte,  so  er- 
wärmt man  bis  zur  LOsung  des  Nieder- 
schlags. Zuletzt  setzt  man  langsam  und 
unter  Schütteln  1  Teil  von  der  Chrom- 
alaunlösung zu.  Diese  Flüssigkeit  kann 
man  durch  Schwimmenlassen  oder  Ueber- 
streichen  der  Pigmentbilder  auftragen.  Sie 
hat  keine  Neigung,  in  das  Papier  ein- 
zudringen und  trocknet  in  etwa   1  Stunde. 

Photogr,  Wochmbl,  Bm. 


Masken. 


Um  ein  Bild  beim  Kopieren  entsprechend 
abzudecken,  benötigt  man  oft  die  ver- 
schiedensten Ausschnitte,  sodaß  es  gamicht 
möglich  ist,  alle  die  verschiedenen  Formate 
vorrätig  zu  haben.  Das  Selbstausschneiden 
derselben  ist  eine  mißliche  Sache.  Bei 
rechteckigen  Masken  kann  man  sich  nun, 
wie  «Amateur»  angibt,  in  der  Weise  helfen, 
daß  man  2  derartig  übereinanderlegt,  daß 
die  verschiedensten  Oeffnungen  entstehen. 
Durch  einfaches  Verschieben  gegen- 
einander stellt  man  gleichzeitig  den 
richtigen  Bildauflschnitt  fest  und  ist  an  kein 
unpassendes  Format  gebunden.  Bm, 


Versohisdene  lllittmiung«ii. 


Ueber  eine  neue  Zündmasse, 

die  von  Dr.  Ocnis  erfunden  worden  ist, 
wird  in  der  «Chemischen  Industrie»  1905, 
546  folgendes  berichtet.  Der  Grundkörper 
der  Zündmasse  besteht  aus  einem  Gemenge 
von  Sulfocuprobaryumpolythionat  (Pharm. 
Centralh.  46  [1905],  245),  dessen  Her- 
stellung durch  D.  R.  P.  157  424  ge- 
schützt ist,  und  von  Ealiumchlorat.  Dieses 
Gemenge  explodiert  durch  Schlag  oder 
starke  Reibung  nicht,  sondern  verpufft  nur, 
und  durch  den  in  der  Zündmasse  ent- 
haltenen Leim  und  sonstige  FüUmaterialien 
wird  dies  noch  bis  auf  ein  ruhiges  Ab- 
brennen gemildert.  Dadurch  sind  Unglücks- 
fälle!, wie  sie  bei  Zündmassen  aus  amorphem 


Phosphor  oder  Phosphorsesquisulfid  vor- 
kommen, völlig  ausgeschlossen.  Da  das 
Sulfocuprobaryumpolythionat  in  trockenem 
Zustande  eme  amorphe,  zähe  Masse  bildet, 
die  sich  nur  schwer  pulvern  läßt,  wird  das 
Salz  mit  der  Füllmasse  gemischt  her- 
gestellt. Um  Zersetzungen  zu  vermeiden, 
muß  die  Verwendung  von  eisemen  Geräten 
vermieden  werden.  Zum  Vermählen  dient 
eine  Grünsteinmühle.  Zur  Vermeidung  von 
Entmischung  besitzt  der  rotierende  Stein 
eine  konische  Erhöhung  und  die  Mahl- 
fläche ist  möglichst  groß  gewählt. 

Zur  Herstellung  der  Tunke  wird 
der  Leim  1  bis  2  Tage  mit  Wasser  ge- 
quollen, dann  im  Waaserbade  geschmolzen 


18 


und  das  Kaliumohlorat  eingerührt.  Dann 
wird  in  kleinen  AnteUen  das  Zündsalz  nnd 
schließlich  Antimontrisulfid  zugefügt.  Nach 
dem  Stehen  über  Nacht  wird  die  Masse 
auf  der  Grünsteinmühle  zweimal  bei  feiner 
werdender  Einstellnng  gemahlen  und  die 
Tunke  in  üblicher  Weise  verarbeitet.  Sie 
hat  den  Vorteil^  daß  sie  sich  nicht  ent- 
mischt und  gegen  Erwftrmen  verhältnis- 
mäßig unempfindlich  ist 

Nach  dem  Mahlen  wird  die  Mühle  durch 
Aufgeben  von  Wasser  während  des  Ganges 
gereinigt;  um  das  Antrocknen  von  Masse- 
teilchen zu  verhüten.  Aber  selbst  bei  der 
EntzünduDg  solcher  angetrockneter  Teile 
übertr^  sich  dieselbe  nicht  auf  die  übrige 
Masse.  Das  Trocknen  der  getunkten 
Hölzer  geht  rasch  vor  sich;  aber  sie 
brauchen  noch  eine  lAckierung  mit  Schellack 
oder  Leimlösung;  da  sie  sich  sonst  leicht 
durch  gegenseitige  Reibung  entzünden.  Nach 
den   gemachten  Erfahrungen  reiht  sich  die 


neue  Zündmasse  in  bezug  auf  G^ährlioh- 
keit  an  die  Schwedenmasse.  Die  Ent- 
zündlichkeit ist  wesentlich  geringer  als  die 
der  Weißphosphorhölzer;  doch  wesentlich 
besser  als  die  der  Schtvtering'Bttea  Reichs- 
hölzer. Sie  besitzen  ein  sehr  schönes  Aus- 
sehen; und  die  Herstellung  ist  einfach,  nur 
die  Lackierung  bewirkt  eine  Verteuerung 
und  Verzögerung.  Die  Rosten  werden 
sich  bei  einem  Preise  von  95  M.  für  100  kg 
Zündsalz  etwa  gleich  hoch  stellen;  wie  bei 
der  Verwendung  von  amorphem  Phosphor 
oder  Phosphorsesquisulfid.  Die  Masse  ist 
sowohl  für  paraffinierte  oder  geschwefelte 
als  auch  für  Fichten-  und  Eiefemholzdraht 
verwendbar.  -  he. 

Deutsclie  Pharmaceutische  Gesellscliaft. 

Tagesordnung  für  die  Sitzung  Donnerstag, 
4.  Januar  1906,  abends  8  ühr  (Restaurant 
«Zum  Heidelberger»,  Berlin  NW.,  Dorotheenstr.) 

Herr  Dr.  M.  T  o^^Äcrr-Berlin :  Vortrag  über 
den  gegenwärtigen  Stand  der  Butterprufung. 


Brisffwechsel. 


Pharm,  de  PHdpital  Cant«  in  Lausanne. 

Die  Methode  von  v.  DrigaUki  and  H.  Conradi 
zur  bakteriologisohen  Diagnose  einer 
Typhuserkrankung  beim  Menschen  fiodet 
sich  kurz  und  zuverlässig  beschrieben  auf 
Seite  73  im  «Taschenbuch  för  den  bakteriolog- 
ischen Praktikanten»  von  Dr.  R.  Abel,  Verlag 
Ä.  Stuber  (a  Kabüxsek),  Würzburg  1904. 
(Nach  weiterer  Abänderung  der  Verfasser.) 

Bereitung  des  Laokmusnutrose- 
Agar:  1,5  kg  gehacktes  Pferdefleisch  wird  mit 
2  L  Wasser  ohne  Erwärmen  24  Stunden  lang 
digeriert.  Das  abgepreßte  Fleisohwasser  läßt 
man  1  Stande  kochen,  flltriert,  vei setzt  mit 
20  g  Pepton,  sioo.  Witte^  20  g  Nutrose,  10  g 
Natrinmchlorid,  läßt  wieder  1  Stunde  kochen, 
filtriert,  setzt  dann  60  bis  70  g  feinsten  Stangen- 
Agar  hinzu,  kocht  das  Oanze  3  Stunden  im 
Dampfstrom  oder  1  Stande  im  Autoklaven, 
macht  gegen  Lackmuspapier  schwach  alkalisch, 


filtriert  und  läßt  nochmals  V2  Stunde  kochen. 
Dem  etwas  abgekühltenAgar  sotzt  man  40^  bis 
50^  warme  Lackmus-Milchzuckerlösang  (Lack- 
muslösang  nach  Kubel  -  Tiemcmn  von  0.  Kahl- 
baum^  Berlin  80,  260  ocm  10  Minuten  lang 
gekocht,  30  g  ehem.  reinen  Milchzucker  zu- 
gefügt und  genau  15  Minuten  gekocht)  hinzu, 
schüttelt  gut  durch  und  stellt  die  etwa  ver- 
schwundene schwach  alkalische  Reaktion  wieder 
her.  Die  Mischung  versetzt  man  mit  4  ccm 
heißer  steriler  Natriumkarbonatlösung  (10  g 
Natr.  carbon.  sicc.  in  90  ccm  Wasser),  darauf 
mit  20  ccm  einer  frisch  bereiteten  Lösnng  von 
Oa  g  Kristallviolett  B  (Höchst)  in  100  ocm 
warmem  sterilen  Wasser. 

Der  fertige  Agar  wird  teils  in  große  Schalen 
(etwa  15  cm  Durchmesser)  in  Sohichtdioke  von 
2  mm  gegossen,  teils  in  200  ccm -Kolben  ab- 
gefüllt vorrätig  gehalten.  P.  S. 


Zur  gefälligen  Beachtung  I 

Das  Register  für  den  Jahrgang  1905 
wird  der  Mr.  3  dieses  Jalir^i 
ganges  (1906)  beigeffiigt  werden. 

Veriegw:  Ür.  A.  BehBelder,  Drefden  und  I>r.  P.  8tfi  Dresden-Bluewiti 

VenmtirortUcbBr  Letter:  Ihr.  A.  Sehneider  in  DrMden. 

Tn  Bnehhandel  dnreh  Jnllm  Springer,  Bertin  N.,  lfonM]<mpUt«  8. 

Praok  Ton  Fr.  Tlttel  Naehf.  (K.nftth  A  Mahlo),  Dratd«n. 


Pharmaceutische  Centralhalle 

für  Deutschland. 

Herausgegeben  yon  Dp.  A.  Schneider  and  Dp.  P.  SO««. 


-♦♦♦■ 


ZeitBchiift  fflr  wisseiiBcliftftlicIie  nnd  geschäftliche  Interessen 

der  Pharmacie. 

Gegrflndet  von  Dr.  Hermaim  Hager  im  Jahre  1859. 

Eisolieint  jeden  Donnerstag. 

Bezugspreis  yierteljährlich:   durch  Bachhandel  oder  Post  2,50  Mk.,  durch  Geschäfts- 
stelle im  Inland  3,—  Mk.,  Ausland  3,50  Mk.  —  Einzelne  Nummern  30  Pf. 

Anzeigen:  die  einmal  gespaltene  Elein-Zeile  30  Pf.,  hei  größeren  Anzeigen  oder  Wieder- 
holungen Preisermäßigung. 
Leiter  der  1  Dr.  Alfred  Schneider,  Dresden- A.  21;  Schandauer  Str.  43. 
Zeltselirift:  J  Dr.  Paul  Süß,  Dresden-Blasewitz;  Oostav  Freytag-Str.  7. 
GesehttftssteUe:  Dresden-A.  21;  Schandauer  Straße  43. 


Mt. 


Dresden,  11.  Januar  1906. 


Der  neuen  Folge  XXVIL  Jahrgang. 


XLVIL 

Jahrgang. 


Inhalt:  Chemie  und  Pliarniaeie:  Neue  amerikanUche  Pharmakopoe.  —  Einwirkung  Ton  Formaldehyd  auf 
Oerbstoflb.  —  Kalinmperkarbonat.  —  Hefe- K  aUplaemen.  —  Phosphor  im  PhosphorOl.  —  MQglitaol.  —  VerdfCkuDg 
de*  Cbinlnffuchmackes.  —  KQostlicher  Gummi.  -  Ammoniak  mit  Chinin  gefällt.  —  Mehl-,  Teig-  und  Brotsäure. 
—  Wegner's  Antipositio.  —  Anodynon.  —  PerkolattouBverffthren.  —  Dextrin  mit  Formaldehyd.  —  Oiinin  und 
PUokarpin.  —  Chlor  ans  Salssäure  und  Luft.  —  Ester  der  Alkamine.  —  Merkurojodid.  —  Lanocerin.  —  Blut- 
gerinnung. —  Aceton  im  Harn.  —  Hydrochinon  im  Diabetikerhame.  —  Saccharin.  —  Sterilisation  Ton  Wasser.  — 
Redusierender  Zucker.  —  Kallumbromid.  —  Abrastol.  —  Quant.  Bestimmung  des  Phosphors.  —  Holsschliff- 
naohweis.  -^  Dr.  Zinwer's  Lysol^Pillen.  —  Nylander'sche  Zuckerreaktion.  —  Stickstoff bestimmung  nach  Kjeldahl. 
Milebsncker  im  Harn.  —  Alkaloidbestimmung  mitteis  Kaliumwismut jodidlOsung.  —  Organische  Quecksilberrerbind- 
ung.  —  Indikator.  —   Glutenbeetimmnng  im  Mehl.  —   Chlor  und  Brom  im  Jod.  —  Wasserglas  in  Seife.  —  Ver- 

sehledene  HitteiliuiKen.  —  Brlefweehiiel. 


Chemie  und  Pharmaoie. 


Die  neue 
amerikanische  Pharmakopoe 

(The  Pharmaoopoeia  of  the  TJnited  States 

of  America*). 

Besprochen  von  Dr.  O.   Weigel. 
(Fortsetzung  von  Seite  6.) 

Chemische  Präparate. 

Ganz  allgemein  ist  bei  Besprechung 
der  chemischen  Präparate  noch  fol- 
gendes Yoraoszaschicken. 

Die  üeberschrift  besteht  nicht  nur 
ans  der  offiziellen  Bezeichnung  und 
etwaigen  Synonymen  des  Arzneimittels, 
sondern  es  findet  sich  stets  noch  die 
chemische  Formel  nebst  Atom-  oder 
Molekulargewicht  darunter  verzeichnet; 
in  den  meisten  Fällen  ist  sogar  außer 
der  empirischen  die  Struktur  -  Formel 
bezw.  eine  weitere  nähere  wissenschaft- 
liche Erklärung  hinzugefügt  worden. 
Diese    praktische    Neuerung    sei    am 

*)  Eighth  Decennial  Revision, 
Verlag  vod  P.  ßlaküton's  San  db  Co,  in  Phila- 
delphia. 


besten  durch  Anfährung  nachfolgender 
Beispiele  klargelegt: 

Acetanilidum 
Acetanilide 

CöHgNO  =  134  .  09 

The  monacetyl  derivatelCeHsNHcCHg.CO)] 

of  aniline 

oder 

Benzosulphinidum 

Benzosnlpbinide  Saccharin 

C6H4<^^2^NH  =  181.77 

Bei  den  Chemikalien  bezw.  chem- 
ischen Präparaten,  wo  —  wie  schon 
anfangs  erwähnt  —  gewisse  Mengen 
fremder  Substanz  zugelassen  sind, 
finden  wir  am  Anfang  des  Pharma- 
kopöeartikels  den  Reinheitsgrad  in 
Procenten  genau  normiert  («purity 
rubric»);  z.  B. 

Acidum  citricum  usw. 

«It  should  contaiu  not  less  than  99,5 
percent.  of  pure  Citric  Add.» 


20 


Hierbei  ist  zu  beachten,  daß  sich 
der  Reinheitsgrad  anf  das  von 
Feuchtigkeit  freie  Präparat  zu 
beziehen  hat,  wenn  nichts  besonderes 
im  Text  vermerkt  ist.  Nicht  hygro- 
skopische krystallisierte  Salze  sollen 
nicht  mehr  als  3  pGt  (anhängende) 
Feuchtigkeit  enthalten,  während 
solche  in  Form  von  Pulver  oder 
Krystallmehl ,  ebenso  alle  hygroskop- 
ischen Salze  in  fühlbarer  Trockenheit 
zu  verabfolgen  sind.  Soweit  diese  Vor- 
schriften erfüllt  werden,  ist  etwa  vor- 
handene Feuchtigkeit  nicht  iJs  Ver- 
unreinigung zu  betrachten.  Bei  leicht 
verwitternden  Salzen  gilt  der  Reinheits- 
grad als  auf  die  unverwitterte  Substanz 
bezogen,  welch  letztere  auch  immer 
zu  dispensieren  ist. 

Dem  Text  der  Prüfungen  gehen  bei 
Präparaten,  wo  es  nötig  erscheint,  noch 
Bemerkungen  über  die  Art  der  Auf- 
bewahrung in  bezug  auf  Temperatur, 
Schutz  vor  Luft,  Licht  und  Feuer,  Art  der 
Gefäße  (ob  Glasstöpselflaschen,  ob  braune 
Gläser  usf.)  voraus.  Bei  den  einzelnen 
Prüfungen  nun  sind  zunächst  die 
äußeren  Eigenschaften  des  betreffenden 
Präparates  aufgezählt,  also  Farbe, 
Geruch,  Geschmack,  dann  folgen  die 
Identitätsreaktionen  und  schließlich  die 
Vorschriften  zur  Ermittelung  etwaiger 
Verwechselungen,  Unreinigkeiten  oder 
Verfälschungen,  wobei  letztere  zur  Auf- 
klärung des  Prüfenden  in  Klammer  an- 
geführt sind.  Um  im  Text  einen  sicht- 
baren Unterschied  zwischen  Arzneimittel 
und  Reagens  zu  ermöglichen,  ist  bei 
jeder  Prüfung  letzterem  je  nachdem 
entweder  das  Zeichen  T.  S.  (Test 
Solution  =  Prüfungsflüssigkeit)  oder 
V.  S.  (Volumetrie  Solution  =  Volu- 
metrische  Lösung)  beigefügt;  auf  diese 
einfache  Weise  werden  Irrtümer  zu 
vermeiden  gesucht. 

Im  besonderen  ist  zu  erwähnen  von: 

Aoetanilidam.  Außer  den  im  D. 
A, -B.  IV  enthaltenen  Prüfungsvor- 
schriften auf  Anilinsalze,  Zucker,  läßt 
die  Ph.  U.  S.  noch  die  Bromwasser- 
reaktion ausführen,  um  eine  Verwechsel- 
ung mit  Antipyrin  oder  Phenacetin  aus- 


zuschließen. Danach  soll  die  wässerige 
Acetanilidlösung  1 :  100  auf  allmählichen 
Zusatz  einiger  Tropfen  Bromwasser 
einen  weißen  Niederschlag  von  Para- 
bromacetanilid  geben. 

♦Acetonum*)  soll  99procentig**)  sein 
und  bei  56,5^  C  sieden.  Auf  G^ehalt 
an  brenzlichen  Stoffen  wird  geprüft, 
indem  die  Rosafärbung  von  20  ccm 
Aceton,  durch  Schütteln  derselben  mit 
0,1  ccm  Vio-Normal-Ealiumpermanganat 
erhalten,  vor  Ablauf  von  15  Minuten 
nicht  gänzlich  verblassen  darf. 

Aeidum  aoetioum.  Unter  Acidum 
aceticum  versteht  die  Ph.  U.  S.  eine 
36proc.  Säure  (sp.  Gew.  1,046  bei 
2  60  C!)***)^  während  das  D.  A.-B.  damit 
eine  96proc.  meint.  Dafür  führt  Ph. 
U.  S.  aber 

Aoidum  aoetioum  glaoiale,  welche 
nicht  geringer  als  99proc.  (sp.  Gew. 
1,049)  sein  soll. 

Acidum  aoetioum  dilutnm,  wie  sie 
das  D.  A.-B.  führt  (SOproc),  kennt  da- 
gegen Ph.  U.  S.  wieder  nicht,  sondern 
versteht  unter  dieser  Bezeichnung  eine 
6proc.  Säure,  also  den  Essig  des 
D.  A.-B.  Demnach  entsprechen  un- 
gefähr: 

Acid.  acetic.  (96proc.)  Ph.  G.  IV 

=  Acid.  acetic.  glac.  (99proc.)  Ph.  U.  S. 

Acid.  acetic.  du.  (30proc.)  Ph.  G.  IV 

=  Acid.    acetic.    (36  proc.)  Ph.  U.   S. 

Acetum  (6proc.)  Ph.  G.  IV 
=  Acid.  acetic.  dil.  (6proc.)  Ph.  U.  S. 

Aoidum  arBenicoBum  (Arseni  Trioxidum). 
Arsenige  Säure  soll  99,8 proc.  sein 
gegen  99proc.  im  D.  A.-B.  Der  Gehalt 
wird  dementsprechend  unter  Angabe 
der  Vorschrift  jodometrisch  bestimmt. 
Die  Durchschnittsgabe  ist  auf  0,002  g 
festgesetzt  (Maximal-Einzelgabe  des  D. 
A.-B.  =  0,005  g). 

Aoidum  benzoioum.     Es  sind  sowohl 


*)  Die  mit  *  verseheDen  Medikamente  sind 
in  die  8-  Ausgabe  der  Ph.  Ü.  S.  neu  auf- 
genommen. 

**)  Sofern  nichts  anderes  bemerkt  ist,  sind 
stets  Gewichtsprocente  zu  verstehen. 

♦♦*)  Alle  spez.  Gewichte  beziehen  sich  auf 
25^  (7,  ausgenommen  bei  Wein  und  Alkohol, 
bei  welchen  15,6^  C  als  Normaltemperatur  gilt. 


21 


die  aus  BeuzoSharz  sublimierte  als  auch 
die  synthetische  BenzoSsäure  zulässig, 
doch  darf  letztere  nur  Spuren  Chlor 
(ChlorbenzoesÄure)  enthalten ,  worauf 
Ph.  U.  S.  besonders  prüfen  läßt.  Da 
der  Schmelzpunkt  außerdem  auf  121,4^ 
festgesetzt  ist,  verbietet  sich  eine  ge- 
ringere Qualität  von  selbst. 

Acidam  boricam.  Boraäure  soll  99,8- 
proc.  sein.  Neben  den  bekannten  Prüf- 
ungen auf  Verunreinigung  läßt  Ph. 
U.  S.  die  titrimetrische  Gehalts- 
bestimmung  ausführen  und  zwar  fol- 
gendermaßen : 

Eine  Losung  von  1  g  Borsäure  in 
einem  Qemisch  von  50  ccm  Wasser 
und  50  ccm  Glycerin  soll  unter  Be- 
nutzung van  Phenolphthalein  als  Indi- 
kator nicht  weniger  als  16,2  ccm 
Normal-Natronlauge  bis  zur  Neutral- 
isation verbrauchen;  dies  entspricht 
dem  geforderten  Gehalt  von  99,8  pCt. 

*Aoidum  oamphoricnm.  Als  Schmelz- 
punkt wird  187<>  verlangt;  der  um  ein 
Grad  niedrigere  Schmelzpunkt  des  D. 
A.  -  B.  ist  eigentlich  der  im  Handel 
übliche. 

Aoidnm  carbolioum  (Phenol).  Ph. 
U.  S.  gestattet  für  den  medizinischen 
Gebrauch  sowohl  die  durch  fraktionierte 
Destillation  des  Steinkohlenteeres  er- 
zeugte als  auch  die  synthetisch  (durch 
Einwirkung  von  Schwefelsäure  auf 
Benzol  usw.)  dargestellte  Säure.  Hieraus 
ersieht  man  wiederum  (vergl  Acid. 
benzoic),  daß  die  Amerikaner  auch  die 
praktischen  Erfolge  der  Synthese  zur 
Geltung  kommen  lassen.  Karbolsäure 
soll  mindestens  96  pCt  reines  Phenol 
enthalten;  die  diesbezfigl.  maßanalyt- 
ische Phenolbestimmung  wird  im  Prtif- 
ungstext  genau  beschrieben.  Auf  Ab- 
wesenheit von  Kreosot  und  Kresolen 
wird  geprüft,  indem  ein  Volumteil 
Säure  (c.  aqua  liquef.)  mit  einem  Volum- 
teil Glycerin  eine  klare  Mischung  geben 
soll,  die  sich  auch  auf  Zusatz  von 
3  Volumteilen  Wasser  nicht  trübt. 
Die  flüssige  Karbolsäure  (Phenol, 
liquefactum)  läßt  Ph.  U.  S.  —  zum 
Unterschied  vom  D.  A.-B.  (100  +  10  Aq.) 
-  durch  Mischen  von  90  Teilen  Säure 


und  10  Teilen  Wasser  herstellen ;  sie 
soll  mindestens  86,  i  p('l  reines  Phenol 
enthalten. 

Aoidnm  citricum.  In  Zitronensäure 
ist  eine  Spur  Kalk  gestattet,  doch  darf 
die  Trübung  der  wässerigen  Säure- 
lösung auf  Zusatz  der  vorgeschriebenen 
Menge  Chlorbaryum  innerhalb  5  Minuten 
nicht  eintreten.  Auch  bei  Zitronen- 
säure (vergl.  Acid.  boric.)  gibt  Ph. 
U.  S.  eine  titrimetrische  Qehalts- 
bestimmung  an,  wonach  34,75  ccm 
einer  Lösung  von  5  g  Acidum  citricum 
in  100  ccm  Wasser  nicht  weniger  als 
24,87  ccm  Normal- Kalilauge  unter  Be- 
nutzung von  Phenolphthalein  als  Indi- 
kator zur  Neutralisation  gebrauchen 
sollen,  was  einem  Gehalt  von  rund 
99,5  pCt  reiner  Säure  entspricht. 

Aoidnm  hydrobromicum.  Die  Brom- 
wasserstoffsäure (Acidum  hydrobromicum 
dilutumi  der  Ph.  ü.  S.  enthält  unter- 
schiedlich vom  D.  A.-B.,  welches  einen 
Gehalt  von  25  pCt  vorschreibt,  nur 
10  pCt  Bromwasserstoff.  Hierbei 
möchte  ich  zusammenfassend  erwähnen, 
daß  alle  verdünnten  (Mineral-) 
Säuren  der  Ph.  U.  S.  Ed.  VIII  auf 
einen  Gehalt  von  10  pOt  absoluter 
Säure  eingestellt  sind.  Diese  Einheit- 
lichkeit bezieht  sich  auf  folgende 

Aeida  diluta  der  Ph.  U.  S. :  *hydro- 
jodicum,  hydrochloricum,  hypophosphor- 
osum,  nitricum,  phosphoricum,  sulfuri- 
cum.  Die  einzige  Ausnahme  hiervon 
macht  die  Blausäure  (Acid.  hydro- 
cyanicum  dilutum)  der  Ph.  ü.  S.,  welche 
nur  2  pCt  HCN  enthält.  Von  den 
stärkeren  Säuren  der  Ph.  ü.  S.  sei 
erwähnt,  daß 

Acidum  hydrochloricum  31,9  pCt 
Chlorwasserstoff   (D.  A.-B.  =  25  pCt), 

'^Acidum  hypophosphoroium  30  pCt 
unterphosphorige  Säure  (D.  A.-B.  = 
nicht  aufgenommen), 

Acidum  nitrioum  68  pCt  absolute 
Säure  (D.  A.-B.  =  25  pCt), 

Acidam  phoBphoricum  85  pCt  abso- 
lute Orthophosphorsäure  (D.  A.-B.  = 
25  pCt)  und 

Acidum  sulfurioum  (Acid.  sulphuricum) 
92,5  pCt  absolute  Säure  (D.  A.-B.  = 
94  bis  98  pCt)  enthalten  sollen.     Bei 


22 


allen  genannten  Säuren  finden  wir  ge- 
naue Vorschriften  zur  maßanalytischen 
Gehaltsbestimmnng  unter  Anwendung 
von  Methylorange  als  Indikator  vor. 

Addum  tartarioom.  Weinsäure  darf 
Spuren  Kalk  (analog  Zitronensäure)  ent- 
halten, indem  mit  Ammoniumoxalat 
eine  schwache  Trübung  der  wässerigen 
Säurelosung  gestattet  ist;  im  übrigen 
sollen  aber  3,73  g  Acidum  tartaricum 
nicht  weniger  als  49,8  ccm  Normal- 
Kalilauge  sättigen,  was  einem  Rein- 
gehalt von  rund  99,5  pCt  entspricht. 

Anknüpfend  möchte  ich  hier  noch 
bemerken,  daß  die  Aufnahme  der  Sättig- 
ungsanalysen bei  den  Säuren  für  die 
8.  Ausgabe  der  Ph.  ü.  S.  typisch  ist; 
wir  finden  solche  außerdem  bei  Acidum 
lacticum,  Acidum  sulfurosum  und  sogar 
bei  Acidum  trichloraceticum  angegeben. 
Bei  den  schwächeren  Säuren  dient 
Phenolphthalein ,  bei  den  stärkeren 
Methylorange  als  Indikator. 

Ich  bin  auf  die  Besprechung  der 
Säuren  etwas  ausführlicher  eingegangen 
und  zwar  aus  dem  Grund,  weil  gerade 
in  dieser  Beziehung  die  Vorschriften 
der  einzelnen  Arzneibücher  sehr  aus- 
einandergehen. Gleichzeitig  habe  ich 
dadurch  die  Art  und  Weise,  wie  die 
neue  amerikanische  Pharmakopoe  ihre 
chemischen  Präparate  prüfen  läßt, 
charakterisieren  wollen.  Nunmehr  kann 
ich  mich  kürzer  fassen  und  dies  mit 
ruhigem  Gewissen,  denn  die  hauptsäch- 
lichsten Arzneimittel  chemischer  Art 
sind  wohl  in  allen  Arzneibüchern  ent- 
halten. Ebenso  sind  die  Prüfungs- 
vorschrtften  bezw.  die  diesbezüglichen 
Methoden  der  reinen  Chemie  sozu- 
sagen international  —  und  wenn  man 
will:  auch  die  Verunreinigungen  und 
Verfälschungen!  Was  also  für  das 
D.  A.-B.  maßgebend  ist,  gilt  mit  gering- 
fügigen Abweichungen  auch  für  die 
neue  Ph.  U.  S.  Zur  weiteren  Charakter- 
istik derselben  will  ich  von  chemischen 
Präparaten  noch  herausgreifen: 

Aether.  Es  wird  nur  ein  96proc. 
Aether  verlangt,  was  in  dem  vorge- 
schriebenen sp.  Gew.  0,716  bis  0,717 
7.'v.)\     Ausdruck    ffelai:p:t.       Der    Rest 


Wasser  bestehen.  Die  Anforderungen 
sind  demnach  hier  im  Vergleich  zum 
D.  A.-B.  herabgesetzt.  Auf  höheren 
Gehalt  an  Alkohol  und  Wasser  wird 
mittels  der  Schüttelprobe  geprüft.  20 
ccm  Aether  werden  mit  20  ccm  äther- 
gesättigtem Wasser  im  graduierten 
Reagenscylinder  kräftig  geschüttelt,  wo- 
durch die  Aetherschicht  nach  der  Trenn- 
ung nicht  mehr  als  0,8  ccm  verlieren 
darf.  Einen  Aether  pro  narcosi  führt 
Ph   U.  S.  nicht  besonders  auf. 

Aloohol  absolutuB  (Alcohol  absolutum). 
Der  Gehalt  bis  zu  1  pCt  Wasser  ist 
gestaltet,  das  sp.  Gew.  darf  demnach 
nicht  höher  als  0,797  bei  lö,60  C  sein. 
Von  den  stärker  mit  Wasser  verdiLnnteu 
offizineilen  Alkoholen,  die  das  D.  A.-B. 
unter  der  Bezeichnung  «Spiritus  und 
Spiritus  dilutus»  führt,  kennt  Ph.  U.  S. 
einen  Alcohol  mit  92,3  Gew.-pCt  = 
94,9  Vol.-pCt  (D.  A.-B.  aus  90/91  Vol.- 
pCt)  und  einen  Alcohol  dilutum  mit 
41,5  Gew.-pCt  =  48,9  Vol.-pCt  (D.  A.-B. 
aber  68/69  Vol.-pCt>  Der  Unterschied 
im  Vergleich  mit  dem  D.  A.-B.  ist  also 
hierbei  ein  wesentlicher,  was  z.  B.  bei 
der  Pilifung  ätherischer  Oele,  Balsame 
usw.  auf  Löslichkeit  in  Alkohol  (seitens 
der  Exporteure)  besonders  zu  beachten  ist. 

Atropinum  snlfarioam  (Atropinae  Sul- 
phas).  Ph.  ü.  S.  bemerkt  sehr  richtig, 
daß  das  Handelspräpaiat  in  der  Regel 
eine  geringe  Menge  schwefelsaures  Hyos- 
cyamin  (hyoscyamine  sulphate)  enthält, 
von  welchem  es  bei  der  Fabrikation 
schwer  zu  trennen  ist.  Der  Schmelz- 
punkt ist  daher  auf  etwa  189,9^  C  fest- 
gesetzt, wobei  noch  bemerkt  wird,  daß 
das  von  Hyoscyamin  freie  Präparat  etwa 
bei  188^  schmilzt.  Diese  Angaben  sind 
der  Praxis  weit  mehr  angepaßt  als  die 
des  D.  A.-B.  (1800)  und  decken  sich 
ungefähr  mit  den  Resultaten  der  neueren 
Forschung,  wonach  Atropin.  sulfur.  des 
Handels  bei  vorschriftsmäßigem  Arbeiten; 
d.  h.  bei  normalem  Erhitzen  zwischen 
185  und  190«  schmilzt,  während  180<> 
äußerst  selten  erzielt  wird. 

"^Bensaldehydam.  Sowohl  das  aus  dem 
Bittermandelöl  gewonnene  als  auch  das 


{4  [\il\)   d.nf   aus    Alkohol    mit.    weni^^  syiitlHMisch     hergestellte    Benzaldehyd, 


^^nlaiigf  lelzleics  chlorfrci  (Ph.  U.  S. 
gibt  2  Prüflingen  dafür  an)  ist,  «ind 
zum  medizinischen  Gebi  auch  zugelassen. 
Auf  etwaigen  Gehalt  an  Blausäure  ist 
mittels  der  Berlinerblau -Reaktion  zu 
prüfen. 

Borax  (Sodii  Boras).  Der  Reinheits- 
grad ist  mit  99  pCt  Tetraborat 
normiert.  Merkwürdigerweise  läßt  Ph. 
U.  S.  nicht  auf  die  hierbei  üblichen 
Verunreinigungen  wie  Kalk,  Sulfat, 
Chlorid  und  Msen  prüfen,  sondern  gibt 
nur  Vorachriften  zur  Prüfung  auf  Kar- 
bonate, Phosphate  und  Nitrate.  Dem- 
nach scheinen  Spuren  erstgenannter 
Verunreinigungen  —  den  Reinheitsgrad 
in  betracht  ziehend  zugelassen  zu 
sein. 

Calcaria  chlorata  (Calx  chlorinata). 
Vom  Chlorkalk  wird  ein  Gehalt  von 
nicht  weniger  als  30  pCt  aktivem  Chlor 
--  also  5  pCt  mehr  als  im  D.  A.-B. 
gefordert;  Ph.  ü.  S.  läßt  daraufhin 
jodometrisch  prüfen. 

Chiainum  et  ejus  Salia  (Quinina). 
Außer  der  Base  selbst  hat  Ph.  ü.  S. 
fünf  ihrer  Salze  als  offizinell  aufge- 
nommen und  zwai* :  Chininum  bisulfuric, 
hydrobromic. ,  hydrochloric. ,  salicylic. 
und  sulfuric. ;  CTiinin.  ferro  -  citric. 
und  tannic.  des  D.  A.-B.  fehlen.  Für 
die  zur  Identifizierung  des  Chinins 
dienende  Thalleiochin  -  Reaktion  gibt 
die  Ph.  ü.  S.  eine  abweichende  Vor- 
schrift unter  Benutzung  von  Brom- 
wasser anstelle  des  Chlorwassers  und 
zwar  folgende:  Fügt  man  zu  1  ccm 
einer  wässerigen  Chininlösung  1 :  100, 
welcher  die  zur  völligen  Lösung  des 
Chinins  nötige  Schwefelsäure  zugesetzt 
ist,  2  ccm  Bromwasser  (I  :  100)  und 
darauf  1  ccm  Ammoniakflüssigkeit  zu, 
so  soll  das  Gemisch  eine  smaragdgrüne 
Färbung  annehmen.  Dieselbe  Reaktion 
je  nachdem  modifiziert,  gilt  auch  u.  a. 
zur  Identifizierung  der  Chininsalze.  Re- 
ferent hält  die  Verwendung  von  Brom- 
wasser bei  der  Thalleiochinreaktion  für 
recht  praktisch ,  da  das  Chlorwasser 
trotz  sorgfältiger  Aufbewahrung  unter 
Wasser  bald  an  Chlor  verliert ,  die 
Reaktion  mit  solchem  schwachen  Chlor- 


wasscr  Mbt'niiihtui'jhr  deutlich  oder  über- 
haupt nicht  auftritt  und  auf  diese  Weise 
zu  Irriüniern  führen  kann.  Außerdem 
ist  die  Darstellung  von  Chlorwasser 
bedeutend  umständlicher  als  die  des 
Brom  Wassers,  welches  bei  Bedarf  schnell 
in  der  gewünschten  Stärke  bereitet  ist. 

Chininum  sulfuricum  (Quininae  Sul- 
phas).  Die  Prüfung  auf  Nebenalkaloide 
(Cinchonidin  usw.)  nach  Kemer  ist  die- 
selbe wie  im  D.  A.-B.  IV,  nur  ist  Ph. 
U.  S.  loyaler  und  gestattet  einen  etwas 
höheren  Gehalt  an  Nebenalkaloiden 
«etwa  1,6  pCt  gegen  1  pCt  im  D.  A.-B.), 
was  dadurch  in  der  Vorschrift  zum 
Ausdruck  kommt,  daß  zur  Lösung  des 
auf  Zusatz  von  Ammoniakflüssigkeit 
zunächst  entstehenden  Niederschlages 
6  ccm  Ammouiakflüssigkeit  zulässig  sind 
(bei  genau  15^  C;;  das  D.  A.-B.  gestattet 
bekanntlich  nur  4  ccm.  Die  gleiche 
Prüfung  gilt  für  die  übrigen  Chinin- 
salze. 

Chloroformium  (Chloroform um),  Chloro- 
form ist  behufs  besserer  Haltbarkeit 
mit  einem  Gehalt  von  0,6  bis  1  pCt 
Alkohol  vorgeschrieben,  was  in  dem 
geforderten  sp.  Gew.  1,476  bei  2B*^  C 
und  dem  Siedepunkt  60  bis  61^  (-  zum 
Ausdruck  gelangt.  Auf  freie  Salzsäure, 
Chloride  und  freies  Chlor  läßt  Ph.ü.S. 
zusammenfassend  folgendermaßen  prüfen: 
10  ccm  Chloroform  werden  mit  20  ccm 
destill.  Wasser  geschüttelt  und  nach 
Trennung  der  beiden  Flüssigkeiten 
letzteres  abgehebert.  Dieses  Wasser 
soll  auf  Lackmuspapier  neutral  reagieren 
(Salzsäure),  auf  Zusatz  von  Silbemitrat- 
lösung (Vio-Normal)  nicht  verändert 
(Chloride)  und  durch  Jodkaliumlösung 
(l:B)  nicht  gefärbt  werden  (freies 
Chlor). 

Coflfeinum  (Caffeina).  Der  von  der 
Ph.  U.  S.  angegebene  Schmelzpunkt 
236,80  c  für  Koffein  weicht  von  dem 
des  D.  A.-B.  ^230,5^  C)  auffallend  ab. 
Nach  den  neuesten  Angaben  Siedler'^ 
schmilzt  reines  Koffein  nach  vorschrifts- 
mäßigem Trocknen  bei  234^,  im  Luft- 
bade getrocknet  sogar  bei  23  6, 5^, 
während  das  lufttrockene  Präparat  bei 
229<>  bchmilzt. 


24 


Demnach  ist  die  Forderung  derPh.ü.S. 
berechtigt,  nur  muß  darauf  ge- 
achtet werden,  daß  man  den  Schmelz- 
punkt von  dem  im  Luftbade  getrock- 
neten Koffein  bestimmt.  Die  wässerige 
Koffeinlösung  soll  durch  Mayers  Re- 
agens (mercuric  potassium  Jodide  T.  S.) 
nicht  gefällt  werden,  welche  Vorschrift 
neben  anderen  auf  Anwesenheit  fremder 
Alkaloide  geht  (bekanntlich  ist  Koffein 
eines  der  wenigen  Alkaloide,  welches 
durch  May  er'' ^  Reagens  nicht  gefällt 
wird). 

Glyoerinum.  Ph.  U.  S.  verlangt  ein 
konzentriertes  Glycerin  mit  höchstens 
5  pCt  Wassergehalt.  Dies  entspricht 
dem  im  Handel  befindlichen  Glycerin 
von  30  Beaumd'QiTdAQW  (sp.  Gew.  1,26 
bei  160  c  oder  1,246  bei  2h%  während 
das  D.  A.-B.  bekanntlich  nur  28grädiges 
(sp.  Gew.  1,23)  fordert,  was  einem  Ge- 
halt von  etwa  13  pCt  Wasser  entspricht. 
Auf  die  absolute  Reinheit  des  Glycerins 
legt  Ph.  U.  S.  —  wie  aus  den  zahl- 
i^eichen  Piüfungen  hervorgeht  —  großen 
Wert  und  zwar  jedenfalls  deshalb,  weil 
es  in  der  amerikanischen  Medizin  in 
verschiedener  Fono  (als  sogen.  «Gly- 
ceritum»  Hydrastis  u.  a.  m.)  sehr  viel 
innerlich  verordnet  zu  werden  scheint. 
Glycerin  muß  völlig  frei  von  Kalk, 
Schwefelsäure,  Oxalsäure  und  selbst 
Chloriden  (Natrium-)  sein  (D.  A.-B.  ge- 
stattet von  letzteren  Spuren).  Butter- 
säure wird  durch  den  fruchtartigen 
Geruch  festgestellt,  welcher  beim  Er- 
wärmen von  Glycerin  mit  Schwefelsäure 
und  Alkohol  auftritt.  Auf  Akrolein 
wird  mittels  fertiger  (Ph.  U.  S.  gibt 
im  Reagentien-Verzeichnis  eine  besondere 
Vorschrift  dafür)  Silber- Ammoniumnitrat- 
lösung geprüft,  auf  Schwermetalle  mit 
Schwefelwasserstoff,  jedoch  in  einer 
von  der  des  D.  A.-B.  abweichenden 
Form  (Time-Limit  Test  for  heavy  me- 
tals).  Auch  zum  Nachweis  von  Arsen 
ist  die  Vorschrift  der  Ph.  ü.  S.  eine 
andere;  es  wird  nicht  mit  Zinnchlorür- 
lösung,  sondern  vermittels  der  modi- 
fizierten Öw^^^Y'schen  Arsenprobe  ge- 
prüft (Entwickelung  von  Arsenwasser- 
8toff  mit  Hilfe  von  Zink  und  Salzsäure 


und  Einwirkenlassen  auf  Bleiacetatgaze 
und  Quecksilberchloridpapier). 

Nebenbei  will  ich  hier  bemerken,  daß 
die  letztgenannten,  kurz  skizzierten 
Piüfungsvorschriften  für  Schwermetalle 
und  Arsen  die  in  der-Ph.  ü.  S.  allge- 
mein üblichen  sind ;  es  finden  sich  dafür 
im  Reagentien-Verzeichnis  genaue  Spe- 
zialvorschriften (vergl.  später  unter  Re- 
agentien). 

Hydrargyrum  chloratum  (Hydrargyri 
chloridum  mite).  Ph.  U.  S.  kennt  nur 
das  aus  sublimiertem  Quecksilberchlorür 
durch  Schlämmen  hergestellte  Präparat, 
also  «mite».  Auf  Gehalt  an  Merkuri- 
chlorid  wird  folgendermaßen  geprüft.: 
2  g  des  Präparates  werden  mit  20  ccm 
Aether  geschüttelt,  filtriert,  das  Filtrat 
eingedampft  und  nachdem  mit  Wasser 
aufgenommen.  Dieses  soll  nun  weder 
durch  Silbernitratlösung  (bis  auf  eine 
geringe  Opalescenz)  noch  durch  einige 
Tropfen  Ammoniumsulfid  verändert  wer- 
den. Auch  auf  weißen  Präzipitat  ist 
eine  besondere  Prüfung  vorgesehen. 
Danach  wird  Kalomel  mit  Essigsäure 
geschüttelt,  darauf  filtiiert  und  das 
Filtrat  teils  mit  Schwefelwasserstoff, 
teils  mit  Silbemitrat  behandelt,  wobei 
keine  Veränderungen  des  Filtrates  ein- 
treten dürfen. 

Die  Durchschnittsgabe  als  Laxans  ist 
auf  0,125  g,  die  als  Alterans  auf  0,065  g 
festgesetzt. 

Jodoformiiim  (Jodoform um).  Ph  U.S. 
präzisiert  den  Schmelzpunkt  mit  115^  C, 
welcher  bei  vorschriftsmäßigem  Erhitzen 
eines  reinen  Präparates  auch  stets  ge- 
funden wird  und  daher  der  richtigere 
ist,  während  120^,  wie  das  D.  A.-B. 
fordert,  nur  bei  rascherem  Erhitzen  zu 
erzielen  sind.  Jodoform  soll  ferner  in 
5,2  Teilen  Aether  (bei  25«  C)  und  in 
etwa  12  Teilen  siedendem  Alkohol  lös- 
lich sein.  Ueber  Schwefelsäure  getrock- 
net, soll  es  nicht  mehr  als  1  pCt 
Feuchtigkeit  verlieren.  Die  Prüfung 
des  Filtrates,  welches  man  durch 
Schütteln  des  Jodoforms  mit  Wasser 
erhält,  auf  kohlensaures  Alkali  ver- 
mittels Baryumnitrat  fehlt;  dafür  soll 
Jodoform  aber  beim  Erhitzen  nicht  mehr 
als  0,1  pCt  Rückstand  hinterlassen. 


23 


Kaliam  bromatfon  (Potassii  Bromidam). 
Die  Medizinalware  soll  nicht  weniger 
als  97  pCt  reines  Salz  enthalten ;  unter 
den  restlichen  3  pCt  dürften  Feuchtig- 
keit und  der  zulässige  Qehalt  an  Chlorid 
zu  verstehen  sein.  Auf  fieies  Alkali 
läßt  Ph.  U.  S.  wie  folgt  prüfen:  l  g 
des  Salzes  in  10  ccm  Wasser  gelöst 
and  mit  0,1  ccm  Vio-Normal-Schwefel- 
säore  versetzt,  soll  auf  Zusatz  eines 
Tropfens  Phenolphthaleinlösung  (1:100), 
selbst  beim  Erwärmen,  nicht  gefärbt 
werden.  Die  Abwesenheit  von  Bromat 
wird  festgestellt,  indem  beim  Befeuchten 
des  zerriebenen  Salzes  mit  verdünnter 
Schwefelsäure  und  nachherigem  Schütteln 
des  Gemisches  mit  Chloroform  letzteres 
keine  gelbbräunliche  Färbung  annehmen 
darf.  Der  erlaubte  Gehalt  an  Chlorid 
ist  etwas  hoher  als  im  D.  A.-B.  ge- 
stattet; 0,3  g  des  Salzes,  in  50  ccm 
Wasser  gelöst  und  mit  Kaliumchromat 
versetzt,  dürfen  nämlich  bis  zur  bleiben- 
den Rotfärbung  der  Losung  25,85  ccm 
Vi  0  -  Normal  -  Silbemitrat  verbrauchen 
(gegen  26,4  ccm  =  etwa  1  pCt  im 
D.  A.-B.).  (Hieraus  erklärt  sich  auch, 
daß  das  nach  Deutschland  eingeführte 
amerikanische  Präparat  in  bezug  Chlorid- 
gehalt selten  den  Anforderungen  des 
D.  A.-B.  IV  entspricht.    Der  Ref,) 

Kaliiim  jodatum  (Potassii  Jodidum). 
Die  Arzneibuchware  soll  mindestens 
99  pCt  reines  Salz  enthalten;  die 
dementsprechende  maßanalytische  Ge- 
haltsbestimmung lautet:  Eine  Lösung 
von  0,5  g  des  gut  getrockneten  Salzes 
in  10  ccm  Wasser,  mit  3  Tropfen 
KaliumchromaÜOsung  (1  :  10)  versetzt, 
soll  nicht  weniger  als  30  ccm  und 
nicht  mehr  als  30,8  ccm  Yio-Normal- 
Silbemitrat  bis  zur  dauernden  Rot- 
färbung verbrauchen.  Die  Prüfung  der 
Ph.  ü.  S.  auf  Jodat  ist  vom  D.  A.-B. 
abweichend:  Eine  LOsung  von  0,5  g 
Jodkalium  in  10  ccm  ausgekochtem 
and  wiedererkaltetem  Wasser  soll  auf 
Zasatz  von  2  Tropfen  verdünnter  reiner 
Schwefelsäure  innerhsdb  einer  Minute 
keine  Gelbfäi*bung  erkennen  lassen 
lauf  den  Stärkezusatz  ist  also  ver- 
zichtet). Auch  die  Prüfung  auf  Nitrat 
und  Nitiit  ist  eine  andere :  Die  Dämpfe, 


welche  durch  Erwärmen  (16  Min.  auf 
dem  Wasserbade)  von  0,1  g  des  Salzes 
mit  5  ccm  Wasser,  5  ccm  Kalilauge 
v5proc.)  und  etwa  0,2  g  Aluminium- 
draht entweichen,  sollen  rotes  Lackmus- 
papier nicht  bläuen. 

Kalium  permanganioum  (Potassii 
Permanganas).  Auch  hierbei  wird  ein 
99proc.  Präparat  verlangt  und  eine 
titrimetrische  Gehaltsbestimmung  vor- 
gesehen. 0,1  g  Permanganat  in  etwa 
100  ccm  heißem  Wasser,  welches  einen 
Zusatz  von  1  ccm  Schwefelsäure  ent- 
hält, gelöst,  soll  bis  zur  vollständigen 
Entfärbung  nicht  weniger  als  31,5  ccm 
Vio-Normal-Oxalsäure  verbrauchen.  Die 
Prüfungen  auf  Sulfat  und  Chlorid  sind 
die  gleichen  wie  im  D.  A.-B.  IV,  ab- 
weichend jedoch  die  auf  Nitrat:  Von 
dem  durch  Kochen  des  Permanganats 
in  Wasser  und  Alkohol  (0,5  +  20  +  4) 
erhaltenen  Filtrat  sollen  5  ccm  mit 
1  Tropfen  DiphenylaminlOsung  (1 :  500) 
versetzt  und  mit  1  ccm  Schwefelsäure 
unterschichtet,  an  der  Schichtzone 
keine  Blaufärbung  erkennen  lassen. 

Liquor  Ammonii  oaustioi  (Aqua 
Ammoniae).  Außer  dem  auch  im  D. 
A.  -  B.  offizinellen  1 0  (gewichts-)  proc. 
Salmiakgeist  führt  Ph.  U.  S.  noch  einen 
konzentrierten  mit  28  pCt  NH3  (Aqua 
Ammoniae  fortior),  welcher  bei 
25^  C  das  sp.  Gew.  0,897  besitzen  soll. 

Liquor  Kali  canstici  (Liquor  Potassii 
Hydroxidi).  Sowohl  die  Kalilauge  als 
auch  die  Natronlauge  (Liquor  Sodii 
Hydroxidi)  der  Ph.  U.  S.  sind  nur  5- 
proc.  im  Gegensatz  zu  den  je  15proc. 
Laugen  des  D.  A.-B.  Erstere  ist  aus 
85proc.  Ealiumhydroxyd^  letztere  aus 
90  proc.  Natiiumhydroxyd  darzustellen, 
welche  Stärken  Ph.  ü.  S.  von  genannten 
Hydroxyden  fordert. 

Liquor  Kalii  arsenioosi  (Liquor  Potassii 
Arsenitis)  enthält  (gleich  D.  A.-B.)  1  pCt 
arsenige  Säure  in  Form  von  Kalium- 
arsenit  und 

Liquor  Natrii  arsenioici  (Liquor 
Sodii  Arsenatis)  1  pCt  wasser- 
freies Natriumarseniat.  Dies  sei  des- 
halb erwähnt,  weil  beide  Vorschriften 
der    Ph.    U.    S.    in    bezug   Gehalt    an 


Arsenigsäure  bezw.  arsensiuirem  Natrium 
von  der  Brüsseler  internationalen  Kon- 
ferenz als  maßgebend  angenommen 
worden  sind. 

Natrinm  bioarbonicum  (Sodii  Bi- 
carbonas).  Ph.  ü.  S.  bemerkt  aus- 
drücklich, daß  ein  99proc.  Präparat 
genügt,  schreibt  aber  trotzdem  vor, 
daß  Natriumbikarbonat  beim  Erhitzen 
etwa  36,9  pCt  seines  Gewichtes  verliert, 
d.  h.  nicht  mehr  als  63,1  pCt  Rück- 
stand hinterläßt.  Dies  entspricht  näm- 
lich einem  chemisch  reinen  Prä- 
parat, bei  welchem  (der  Berechnung 
nach)  63,09  pCt  Monokarbonat  hinter- 
bleibt. Im  Widerspruch  hiermit  steht 
auch  die  spezielle  Prüfung  auf  Gehalt 
an  Monokarbonat,  die  in  Ph.  U.  S.  die- 
selbe wie  im  D.  A.-B.  IV  ist,  also  den 
Gehalt  von  etwa  1  pCt  an  Mono- 
karbonat im  Bikarbonat  gestattet.  Ein 
etwas  größerer  Glührückstand  als  63,1  pCt 
muß  daher  selbstverständlich  erlaubt 
sein,  wie  dies  im  D.  A.-B.  z.  B.  auch 
vorgesehen  ist  (63,8  pCt). 

Im  Gegensatz  zu  dieser  strengen 
Vorschrift  der  Ph.  U.  S.  in  bezug 
Monokarbonat- Gehalt  -  und  das  ist 
speziell  für  Handelskreise  interessant 
—  steht  die  Tatsache,  daß  gerade 
amerikanisches  (nach  Deutschland  ein- 
geführtes) Bikarbonat  in  dieser  Be- 
ziehung zu  wünschen  übrig  läßt  und 
meist  sogar  nicht  einmal  den  dies- 
bezügl.  Anforderungen  des  D.  A.-B. 
völlig  entspricht. 

Plumbnm  aceticum  (Plumbi  Acetas). 
Das  amerikanische  Arzneibuch  wünscht 
nur  das  reine  Präparat  mit  nicht 
weniger  als  99,5  pCt  an  reiner  Sub- 
stanz. Außer  den  auch  im  D.  A.-B. 
enthalLenen  oberflächlichen  Prüfungen 
auf  Karbonat,  Eisen  und  Kupfer  ist 
auf  letztere  beiden  einschließlich  Zink 
in  Ph.  U.  S.  eine  weitere  verschärfte 
Prüfung  angegeben:  Die  wässerige 
Bleiacetatlösung  (1 :  10) ,  aus  welcher 
die  Hauptmenge  des  Bleies  zunächst 
mittels  Salzsäure,  der  Rest  des  Bleies 
(im  Filtrat  des  abgeschiedenen  Blei- 
cblorids)  durch  Einleiten  von  Schwefel- 
wasserstoff ausgefällt  ist,  soll  schließlich 
ein  Filtrat  ergeben,  welclies  durch  Zu- 


satz von  Ammoniakflüssigkeit  im  ge- 
ringen Ueberschuß  nicht  verändert 
wird.  Ein  anderer  Teil  des  gleichen 
Filtrates,  zur  Trockene  verdampft,  soll 
keinen     Rückstand     hinterlassen     (Ab- 

I  Wesenheit  von  Salzen  der  Alkalien  und 
alkalischen  Erden). 

Stibium.  Die  Antimonpräparate  hat 
die  8.  Ausgabe  der  Ph.  ü.  S.  für  ent- 
behrlich gefunden  und  deshalb  von  der 

1  Wiederaufnahme  folgender ,  in  der 
7.  Ausgabe  offizinellen  Antimon  Verbind- 
ungen abgesehen:  Antimonii  Oxidum 
(Sb20d),  Antimonii  Sulphidum 
(Stibium  sulfuratum  nigrum)  und  Anti- 
monium  Sulp  hur  atum  (Stibium 
sulfuratum  aurantiacum).  Das  einzige 
noch  offizinelle  Antimonsalz  ist: 

Tartarus  stibiatus  (Antimonii  et 
Potassii  Tartras),  welches  Doppelsalz 
Ph.  U.  S.  in  einer  Reinheit  von  min- 
destens 99,5  pCt  verlangt,  worauf  auch 
die  jodometrische  Gehaltsbestimmung 
gebührend  Rücksicht  nimmt.  Zur  Prüf- 
ung auf  Arsen  wird  in  diesem  Fall 
Bettendorf' ^  Arsenprobe,  also  (analog 
D.  A.-B.)  die  Zinnchlorürlösung  vor- 
geschrieben ;  hierfür  gibt  aber  Ph.  U.  S. 
im  Reagentien- Verzeichnis  (vergl.  später 

;  dieses)  eine  besondere  Anweisung  mit 
der  nachdrücklichen  Bemerkung,  daß 
bei  der  Analyse  stets  frischbereitete 
Zinnchlorürlösung  zu  verwenden  ist. 

Auf  Bitartrat  wird  geforscht,  indem 
beim  Uebergießen  des  Brechweinsteins 
mit  Natronkarbonatlösung  (1 :  10)  ein 
Aufbrausen  nicht  stattfinden  darf. 

I     Zincum    et    ejus    Salia.     Für    Zink- 

!  Verbindungen     scheinen    dagegen     die 

'Amerikaner  besonders  Vorliebe  zu  be- 
sitzen, denn  außer  dem  Metall  und  dem 
Oxyd  sind  nicht  weniger  als  9  Zink- 
salze    offizinell     und    zwar:     Zincum 

'  aceticum  ,  bromatum  ,  carbonicum  , 
chloratum,  jodatum,  stearinicum,  sulfo- 

,  carbolicum ,  sulfuricum  und  valeriani- 
cum.    Unter 

'     Zincum     oxydatum    (Zinci     Oxidmn) 

I verstellt  Ph.  U.S.  nur  das  reine 
Präparat  mit  mindestens  99,5  pCl  ZuÜ, 
wofür  folgende  maßanalytisclie  Gelialts- 
bestimmung  vorgesehen  ist :  Die  Lösung 
von    1  ü,   frischgeglühtem   Zinkoxyd    in 


27 


30  ccm  Vi  o-Normal  Salzsäure  soll,  unter 
Benutzung  von  Metbylorange  als  Indi- 
kator nicht  mehr  als  5.4  ccm  ^/lo- 
Xormal  -  Kalilauge  zur  Neutrali -ation 
gebrauchen  (jeder  gebundene  ccm  Vio- 
Xormal-HCl  =  etwa  4  pCt  ZnO). 

Die  im  Vorhergehenden  angezogenen, 
wenigen  Beispiele  zeigen  zur  Genüge^ 
daß  das  neue  amerikanische  Arzneibuch 
in  betreff  Prüfung  chemischer  Präparate 
vielfach  seine  eigenen  Wege  geht, 
wenn  dieselben  schließlich  auch  nur 
zu  ein  und  demselben  Ziele  führen. 

(Fortsetzung  folgt) 


Bei  der  Binwirkung 
von  Formaldehyd  auf  Oerb- 

stoffe, 

wobei  50  ccm  der  klaren  Abkochung  der 
veraduedenen  Oerbmaterialien  von  Üblicher 
Konzentration  imKolbenmit  10  ccm  verdünnter 
Salzsäure  (1  :  1)  and  10  oem  Formaldehyd 
(40proG.)  etwa  10  Minuten  am  Rttckflußkühler 
gekocht  werden,  kann  man  nach  den  Beob- 
achtnogen  von  E.  Stiasny  (Chem.-Ztg. 
1905,  Rep.  264)  zwei  Gruppen  unter- 
sdieiden.  Die  Protokatechugerb- 
stoffe,  QuebrachO;  KatechU;  Malet,  Man- 
grove,  TIcmlock,  Fichte,  Aleppokiefer,  Mimosa; 
Birke,  Weide,  Palmetto,  Gajotta,  Eichen- 
rinde, Ganaigre;  Eermek,  Pistacia  lentiscus, 
Snmach,  Gambir  werden  vollständig  gefällt, 
während  die  Pyrogallolgerbstof fe, 
Eichen-,  Kastanienholz,  Enoppem,  chinesische 
und  andere  Gallen,  Valonea,  Myrobalanen 
nicht  oder  nur  in  ganz  geringem  MaCe  ge- 
fällt werden. 

Dnrch  Ausführung  der  Reaktion  bei  ge- 
wöhnlicher Temperatur  durch  mehrtägiges 
Stehenlassen  bilden  sich  unter  den  Proto- 
katechngerbstoffen  noch  zwei  Untergruppen. 
Die  eine  Gruppe  wird  auch  kalt  vollständig, 
die  andere,  Eichenrinde,  Fichtenrinde,  Birken- 
rinde, PalmettO;  Sumach  und  einige  Sorten 
Quebraehoextrakt,  wird  zwar  reichlich;  aber 
nicht  vollständig  gefällt.  So  läßt  sich  die 
Formaldehydreaktion  zum  Nachweise  von 
Verfälschungen  von  Protokatechugerbstoffen 
mit  Pyrogallolgerbstoffen,  z.  B.  von  Eichen- 
holz-   oder    Kastanienholzextrakt    in    Que- 


braehoextrakt verwenden.  Zur  quantitativen 
Bestimmung  der  Protokateohugerbstoffe  läßt 
sie  sich  aber  niclit  verwenden,  weil  aucli 
Niohtgerbstoffe  mit  gefällt  werden.  Früchte- 
gerbstoffe wie  Divi,  Algarobilla,  Teri  und 
Bablah  ordnen  sich  keiner  der  beiden  Klassen 
unter,  offenbar  infolge  der  Anwesenheit  von 
Gallussäure,  die  mit  Formaldehyd  einen 
starken,  weißen,  sich  alimählich  rötenden 
Niederschlag  gibt,  im  Filtrat  aber  starke 
Gerbstoff reaktionen  bewirkt.  Auszüge  von 
Algarobilla  zeigen  nach  der  Entfernung  der 
Gallussäure  keine  Niederschläge,  während 
Divi  eine  erhebliche  Fällung,  wahrscheinlich 
von  EHagengerbsäure,  bewirkt.  Sumach 
gehört  infolge  seines  starken  Gallussäure- 
gehaltes  nur  scheinbar  zu  den  Protokatechu- 
gerbstoffen; nach  '  Entfernung  derselben 
zeigt  sich  der  Pyrogallolcharakter.       -he. 


Das  Ealiumperkarbonat 

ist  von  W.  D.  Brown  (Chem.-Ztg.  1905, 
Rep.  339)  durch  Elektrolyse  einer  gesättigten 
Lösung  von  Kaliumkarbonat  bei  einer  Tem- 
peratur unter  0^  C  dargestellt  worden  und 
in  seiner  Oxydationswirknng  mit  Wasser- 
stoffperoxyd und  Natriumperoxyd  verglichen 
worden.  Dabei  zeigte  es  sich,  daß  das  neue 
Salz  mit  Wasserstoffperoxyd  gleiche  Ergeb- 
nisse lieferte,  daß  dagegen  Natriumperoxyd 
schneller  wirkte.  Sehr  groß  ist  der  Unter- 
schied in  der  Wirkung  auf  Mangansulfat, 
aus  dem  Natriumperoxyd  sofort  das  braune 
Mangandioxyd  fällt,  während  das  Perkonat 
nur  eine  kleine  Menge  des  braunen  Nieder- 
schlages neben  Mangankarbonat  erzeugt. 
Erst  auf  Zusatz  von  Natrinmhydroxyd  fällt 
das  Dioxyd.  Das  Perkarbonat  oxydiert 
leicht  die  Ferro-  und  Stannosalze,  und  aus 
jodwasserstoffsaurer  Lösung  macht  es  Jod 
frei.  Als  Oxydationsmittel  ist  aber  dem 
Perkarbonat  das  Natriumperoxyd  vorzu- 
ziehen. 

(Vergl.  auch  Pharm.  Gentralh.  43  [1902J, 
8,  161;  46  [1904],  705.)  ~-ke. 


Uefe-Katuplasmen  bereitet  man  nach  Pharm. 
Ztg.,  indem  2ö0  g  Bierhefe  mit  5C0  g  "Weizen- 
mehl vermischt,  bis  zum  Beginn  von  Blasen- 
bildung ei*wärmt  und  darauf  mit  50  bis  60  g 
Holzkohlenpulver  versetzt  werden.  Anwendung: 
bei  Geschwüren,  Rose,  Gangrän  usw.    —tx— 


28 


Zur   quantitativen   Bestimmung 
des  Phosphors  im  Phosphor  öl 

empfiehlt    Henrik  Eiiell    in    Pharm.   Ztg. 
1905,  603  folgendes  Verfahren: 

Ungefähr  1  g^)  Phosphoröi  wird  genau 
abgewogen  und  in  einer  Mischung  von 
10  ccm  Spuitus  und  20  com  Aether  nebst 
einem  Tropfen  Phenolphthalein  gelöst.  Zu 
der  in  einer  mit  Giaspfropfen  versehenen 
Flasehe  befindlichen  Lösung  werden  12  ccm 
y^^Q-Normal  -  Jodlösung  hinzugesetzt  und  die 
Mischung  3  bis  5  Minuten  lang  geschüttelt, 
worauf  der  Jodüberschuß  mit  Y^^-Normal- 
Thiosolfatlösung  genau  entfernt  wird.  Da 
die  Flüssigkeit  sich  leicht  in  zwei  Schichten 
teilt,  hat  nach  jedem  Zusatz  von  Thiosulfat 
ein  kräftiges  Schütteln  zu  *  erfolgen ;  denn 
der  sich  bildende  Jodwasserstoff  hat  die 
Neigung,  sich  bald  zu  zersetzen,  und  diese 
Zersetzung  wird  'dann  leicht  durch  einen 
UeberschuB  von  Thiosulfat  verborgen.  Nach 
der  Entfärbung  wird  die  Mischung  unmittel- 
bar mit  ^liQ'^orm9\rlAVi^Q  titriert,  bis  die 
rote  Farbe  der  Flüssigkeit  nach  Umschütteln 
bei  Zusatz  von  2  Tropfen  von  Y^^-Normal- 
Lauge  nicht  weiter  zunimmt.  Vom  ersten 
Eintreten  der  Rosafarbe  bis  zur  Vollendung 
der  Reaktion  sind  gewöhnlich  ungefähr 
0,3  ccm  Yio-Normal-Lauge  erforderlich,  und 
um  eine  deutliche  Steigerung  in  der  Farbe 
zu  sehen,  dürfen  2  Tropfen  Lauge  auf  ein- 
mal genommen  werden. 

Nunmehr  wurd  abermals  ungefähr  1  g 
Phosphoröi  genau  abgewogen,  in  der  gleichen 
Spuitus- Aethermischung  gelöst  und^30  ccm 
destilliertes  Wasser  nebst  einem  Tropfen 
Phenolphthalein  zugesetzt.  Diese  Mischung 
wird  wie  vorher  mit  Yio-Normal- Lauge 
titriert  Der  Unterschied  in  der  Acidität  für 
Phosphoröi  vor  und  nach  der  Jodbehandlung 
gibt  den  Gehalt  an  freiem  Phosphor  an. 
0,01  g  Phosphor  entsprechen  9,6  ccm  ^/lo- 
Normal-Jodiösung  und  16,12  ccm  \^]q- 
Normal-Lauge. 

Verfasser  schlägt  vor,  daß  die  Grenzen 
des  Phosphorgehaltes  zwischen  0,9  bis  1,05 
pCt  von  den  Arzneibüchern  festgelegt  werden 
sollten. 


^)  Man  wiege  nicht  2  oder  mehr  Gramm  ab 
und  rechne  auf  1  g  um,  dagegen  köncen  z.  B. 
1,2  g  abgewogen  werden. 


Wegen  Platzmangel  können  wir  auf  die 
vom  Verfasser  in  Pharm.  Ztg.  1905,  Nr.  57 
und  von  Professor  E.  Rupp  in  Pharm. 
Ztg.  Nr.  59  veröffentlichten  theoretischen 
Erörterungen  nicht  näher  eingehen  und 
müssen  daher  auf  die  Originalarbeiten  ver- 
weisen.    n,  M. 

MügUtzol, 

das  schon  in  Pharm.  Central.  46  [1905], 
335  erwähnt  wurde,  besteht  angeblich  aus 
0,1  Methanol  (=r  Formaldehyd),  0,4  Per- 
chlormethan  (=  Tetrachlorkohlenstoff),  0,4 
Aethanol  (=  Aethylalkohol),  0,05  Methanol, 
0,02  Eukalyptus-  und  0,02  Lavendelöl  so- 
wie 0,01  flüssigem  Paraffin  auf  1  Teil 
Müglitzol. 

Die  im  Pharmaceutisohen  Institut  der 
Berliner  Universität  ausgeführte  Untersuch- 
ung ergab  nach  Dr.  F,  Zemik  (Apoth.- 
Ztg.  1905,  600)  die  Anwesenheit  von  freiem 
Formaldehyd  (6,245  pCt),  Aethyl-  und 
Methylalkohol,  Aceton,  Lavendelöl  und  einem 
ichthyolartigen  Stoffe,  dagegen  die  Abwesen- 
heit von  Tetrachlorkohlenstoff.  Flüscnges 
Paraffin  war  auch  nicht  nachweisbar.  Dem- 
nach dürfte  Müglitzol  eine  mit  ätherischen 
Oelen  und  geringen  Mengen  eines  ichthyol- 
artigen Stoffes  versetzte  etwa  6proc  Lös- 
ung von  Formaldehyd  in  denaturiertem 
Spkitus  sein.  H,  M. 

Zur  Verdeckung  des  Chinin- 
geschmackes 

werden  nach  Yvon  (Presse  m6dicale  1905, 
336)  größere  Mengen  Chinin  in  Algier  in 
dem  Safte  einer  Zitrone  verteilt.  Kindern, 
die  Zitronensaft  nicht  mögen,  gibt  man  es 
in  einem  Fettkörper,  dem  etwas  Natrium- 
bikarbonat zugesetzt  ist,  eingehüllt  Zu 
diesem  Zwecke  werden  aus  90  g  Chinin 
und  10  g  in  Aether  gelöstem  Mandelöl 
eine  teigartige  Masse  hergestellt  und  dieser 
nach  Zugabe  von  Natriumbikarbonat  ein 
schwacher  Zitronen-  oder  Pfefferminz- 
geschmack gegeben.  Bei  raschem  Vc. 
schlucken  hinterläßt  das  Chinin  keinen  un- 
angenehmen Geschmack.  In  gleicher  Weise 
kann  auch  Rhabarber  gegeben  weixlen. 

H.  M. 


29 


Die  Herstellung 
von  künstlichem  Gummi 

für  technische  Zwecke  geschieht  nach  dem 
»Tropenpflanzer»  in  folgender  Weise:  Man 
behandelt  20  bis  30  g  Carragen-Moo8]^bei  80 
bis  90^  C  mit  1  L  Wasser,  bis  aller 
Schleim  extrahiert  ist.  Nachdem  die  Lösung 
von  suspendierten  Teilen  befreit^ist,  ^werden 
100  bis  200  g  Stärke  hinzugefügt,  die 
man  vorher  mit  Wasser  anreibt.  Die 
Mischung  wird  auf  sdiwach  geölte  Metall- 
platten in  dünner  Schicht  aufgestrichen  und 
unter  100^  getrocknet  Nach  dem  IVocknen 
stellt  das  Produkt  eine  farblose  Hautj^dar, 
die  in  Stficke  zerbrochen  winl.  In  kaltem 
Wasser  weicht  das  Produkt  auf  und  bildet 
bei  nachfolgendem  Erhitzen  einen  dicken 
Gommischleim ,  der  als  Verdickungsmittel 
für  Farben  oder  als  Ersatzmittel  für  natür- 
lichen Gummi  benutzt  werden  kann. 
Tropenpflanxer  1905,  282.  J.  K. 


Die  Löslichkeit 
des  mit  Ammoniak  gefällten 

Chinin 

in  überschüssigem  Ammoniak  hat  W. 
Duncan  einer  Nachprüfung  unterzogen.  Er 
fand,  daß  diese  Löslichkeit  nur  eine  schein- 
bare ist;  indem  fflch  beim  Stehen  der 
Lösung  sehr  bald  Kristalle  von  Chinin  aus- 
scheiden. Ebenso  ist  nach  Dimcan  die 
Erhöhung  der  Löslichkeit  des  Chinin  in 
Wasser  durch  Zusatz  von  Ammoniak  nur 
eine  scheinbare,  da  sich  sehr  bald  Aus- 
scheidungen bemerkbar  machen,  namentlich 
wenn  man  mit  einem  kleinen  Kristall  von 
Chinin  impft  Während  wasserfreies  Chinin 
(nach  Hesse)  un  Verhältnis  1  :  1900  löslich 
ist,  ist  es  in  lOproc.  Ammoniakflüssigkeit 
1  :  2286  und  in  32,5proc.  Ammoniak- 
flOflsigkeit  1 :  2505  löslich.  Aehnliche  Ver- 
hältnisse sollen  nach  dem  \ed,  auch  bei 
anderen  Alkaloiden  obwalten.  Andererseits 
erklärt  er  die  Verluste,  die  emtreten,  wenn 
riiinlnsalze  (namentlich  das  Hydrochloiidj 
mit  Ammoniak  gefällt  und  nach  dem  Ab- 
fiiitiiei'en  mit  Wasser  ausgewaschen  werden, 
dnrdi  die  hydrolytische  Spaltung  der 
Ammoniumsalze.  Er  schlägt  für  die  Kcrncr- 
WeUer'wibe  P)*obe,  deren  Resultate  je  nach 
der  heriBchenden  Temperatur  und  der  Be- 


handlung, längeres  oder  kürzeres  Schütteln 
usw.  schwanken,   folgende  Abänderung  vor: 

5  g  Chininsulfat  werden  fein  gepulvert 
in  einer  verkorkten  Flasche  mit  100  ccm 
Wasser  bei  60^  C  l  Stunde  lang  im 
Wasserbade  unter  häufigem  ümschütteln 
digeriert,  auf  15^  abgekühlt  und  2  Stunden 
zum  Absetzen  unter  öfterem  Umrühren  hin- 
gestellt und  filtriert.  Vom  flltrat  werden 
20  ccm  mit  Kalkwasser  versetjit,  bis  wieder 
eine"  klare]|^Ijösung  eingetreten  ist.  Anderer- 
seits werden  20  ccm  des  Filtrates  unter 
Zusatz  von  Phenolphthalein  als  Indikator 
bis  zur  Rotfärbung  titriert.  Von  dem  von 
Duncan  -benutzten  Kalkwasser,  das  den 
Vorschriften  der  Britischen  Pharmakopoe  ent- 
sprach, wurden  bei  diesen  beiden  Versuchen 
41  bezw.  2,8  ccm  verbrauclit.  Ist  das 
Chinmsulfat  dagegen  mit  anderen  China- 
basen verunreinigt,  so  ist  die  notwendige 
Menge  Kalkwasser  jedesmal  erhöht  Diese 
Prüfungsraethode  besitzt  noch  den  Vorteil, 
daß  sich  beide  Titrationen  gegenseitig  kon- 
trollieren. J.  K. 

Pharm,  Journ.  1905,  438. 

Zur  Kenntnis  der  Mehl-,  Teig:-  und  Brot- 
f^äoren  teilt  PomArotrsÄry- Würzburg  mit,  daB 
im  Brotteig  Die  Ameisensäure,  da^'egen  Essig- 
säure '50,5  pCt),  Milchsäure  (25,3  pCt)  ui.d 
saure  Phosphate  (22,0  pCt/  geifur.den  wurden. 
Durch  Zusatz  von  llofo  zum  Teig  wird  der 
Säuregehalt  des  Teiges  gosteigoit,  eben  durch  die 
Tätigkeit  der  Hefe.  Die  wichtigsten  t^äure- 
iiildner  sind  I  eine  Bakterien  der  Koligruppe. 
Im  Mehl  beträgt  die  Gesamtsäure  für  Koggen- 
raehl  0,30  bis  0,52,  für  Weizenmehl  0,23  bis 
0,4  pCt  (auf  Trockensubstanz  und  Milchsäure 
b»  rechnete 

Areh'p  f,  Hygiene  Bd.  50,  1904.  L. 

Wagner's  Antipositln,  bereits  in  Pharm. 
Centralh.  46  [19u)],  194  erwähnt,  dürfte  nach 
der  Untersuchung  von  Dr.  F.  Zernik  'Apoth.- 
Ztg.  190."),  1^8)  ein  Gomisch  aus  Weinsäure, 
Citi oLcnsäure,  Natriumdi'orid,  Xuti'iumbikarkinat 
oder  getroc'  notem  Xatriura"  arbonat,  einer  ge- 
ringen Men^e  eines  Kaliumsalzes  einer  dor  ge- 
rannten Siiuron,  mögliehorwiisa  auch  Nafrium- 
malat  sein.  — /t  — 

Anodynon  noiuit  (Jcorg  R.  Bielitx  in  Mün- 
chen ,  ScLwaiithale:straIe  17  einen  Wärme- 
Apparat,  der  10  bis  .'0  Stunden  hindurch  jogu- 
lierbare  Wärme  abgeben  soll.  Angewendet  wird 
er  bei  mit  Wärme  zu  behandelnden  Leiden, 
z.  B.  FvhiMimatismus  u.  v.  a.  t\. 


lO 


Eine  Abänderung 
des  Ferkolationsverfalirens 

gibt  Oardner  an.  Dieselbe  besteht  darin^ 
daß  er  nicht,  wie  die  Britische  Pharmakopoe 
bezw.  deren  Appendix  VIII  vorschreibt^  die 
in  der  Drogenmasse  znrflckbleibenden 
Tinkturenreste  durch  Abpressen  entfernt, 
sondern  vermittels  Verdrängung  mit  Wasser. 
Die  Perkolation  wird  wie  gewöhnlich  einge- 
leitet, durch  Befeuchten  des  Drogenpulvers 
mit  der  Perkolierflüssigkeit  (Alkohol  ver- 
schiedener St&rke);  festes  Einpacken  in  den 
Perkolator  und  fortgesetztes  Nachlaufen- 
lassen der  Perkolierflüssigkeit.  Es  wird 
jedoch  nur  soviel  Extraktionsfiüssigkeit  ge- 
nommen, als  man  Auszug  bezw.  Tinktur 
erhalten  will.  Ist  alle  Flüssigkeit  abgetropft, 
so  wird  durch  Wägung  festgestellt^  wieviel 
noch  an  dem  vorgeschriebenen  Gewicht  der 
Tinktur  fehlt,  die  Masse  im  Perkoiator  mit 
einer  Scheibe  Filtrierpapier  bedeckt  und 
doppelt  soviel  Wasser  aufgegossen  als  die 
fehlende  Menge  Tinktur  beträgt.  Man  läßt 
dann  genau  soviel  abtropfen,  als  die  fehlende 
Menge  beträgt  und  fügt  den  Nachlauf  zu 
der  zuerst  erhaltenen  Tinktur.  Eine  uner- 
läßliche Bedingung  für  ein  gutes  Gelingen 
der  Perkolation  ist,  daß  man  das  befeuchtete 
Drogenpulver  sehr  fest  in  den  Perkolator 
einpackt,  damit  nicht  Zwischenräume  in  der 
Masse  bleiben,  durch  die  das  aufgegossene 
Wasser  ohne  die  Tinkturenreste  zu  «de- 
plazieren» hindurchrieseln  würde.  Genaue 
vergleichende  Untersuchungen  von  Tinkturen, 
genau  nach  der  Pharmakopöe-Methode  und 
nach  dieser  Wasserverdrängungsmethode 
dargestellt,  ergaben  übereinstimmende  Re- 
sultate sowohl  für  die  spezifischen  Gewichte, 
die  Extraktgehalte  und  die  Alkoholstärken 
der  geprüften  Tinkturen.  j.  K 

Pkarmac.  Joum.  19C5,  548 


Verfahren  zur  Darstellung  einer  starreu, 
pulverlbierbaren,  wasserlöslichen  Verbindung 
von  Dextrin  mit  Formaldehyd.  D.  R  P.  155  567, 
KI.  12  0.  Dr.  Busch^  Erlangen.  Man  dampft 
Dextrin  mit  Formaldehydlösun^  bei  Wasserbad- 
temperatur ein  und  trocknet  die  so  gewonnene, 
ziilitlüxsige  Masse  mit  einü:n  Troc.enmittil  im 
Vacuura  ein.  So  erhält  man  ans  einem  kg 
Dextrin  und  anderthalb  L  40  proc.  Formaldehyd- 
lösung ein  wasserlösliches  Produkt  von  29,7  pCt 
Aldehydgehalt,  der  »ich  bis  auf  50  pCt  erhöhen 
iä' t.  Ä.  SL 


Verfahren  zur  Herstellung  einer  leieht 
Itfsiielien,  Chinin  und  Pilokarpin  enthalten- 
den Yerbindnng.  D.  R.  P.  163  767,  El.  12  p. 
E.  Sohn  in  Berlin.  100  g  neutrales  Chininhydro- 
chlorat  und  50  g  reines  Pilokarpin  werden  innig 
gemischt  und  das  Gemisch  unter  Bühren  im 
Oelbad  yorsichtig  erhitzt,  bis  eine  vollkommen 
klare,  dickflüssige  Masse  entstanden  ist,  was  bei 
etwa  130^  erfolgt.  Die  flüssige  Masse  gießt 
man  aus  und  läßt  sie  erkalten.  Nach  dem  Er- 
kalten stellt  sie  eine  spröde,  glasartige  Masse 
dar,  die  sich  aus  Wasser  kristallisieren  läßt  und 
neue  tiierapeu tische  Wirkungen  besitzen  soll ,  indem 
unerwünschte  Wirkungen  der  Komponenten  nicht 
auftreten  sollen.  (Eine  recht  eingehende  Prüfung 
dieser  neuen  therapeutischen  Wirkungen  wäre 
um  so  mehr  am  Platze,  als  beide  Komponenten 
gerade  stark  charakterisierte  Einzelwirkungen 
besitzen,  von  denen  der  Mediziner  wohl  kaum 
eine  wird  missen  wollen,  oder  es  kann  von 
neuen  therapeutischen  Wirkungen  vielleicht  gar 
keine  Rede  sein,  denn  im  Grande  genommen 
stellt  das  neue  Verfahren  nichts  anderes  dar, 
als  ein  Schmelzen  im  Kristall wasser  und  Ver- 
jagen desselben.  Eine  direkte  Verbindung  würde 
dabei  gamicht  stattfinden.)  Ä»  St. 


Verfahren  lur  Darstellung  von  Chlor  aus 
Salzsäure  und  Luft,  bzw.  Sauerstoff.    D.  R.  P. 

150226,  Kl.  12  i.  Dr.  H.  Ditx  und  Ä  M. 
Margosehes  in  Brunn.  Eine  Mischung  aus  Salz- 
säure und  Luft  oder  aus  Salzsäure  und  Sauer- 
stoff wird  über  eine  auf  300  bis  600 »  erhitzte 
Kontaktmasse  geleitet,  die  besteht  aus  Oxyden 
(bezw.  Salzen,  insbesondere  Chloriden)  der 
seltenen  Erden  des  Thorium,  Cer,  Lanthan, 
Praseodym,  Neodym,  Yttrium,  für  sich  alleiii 
oder  in  beliebigen  Mischungsverhältnissen. 
Früher  wurde  zum  gleichen  Zweck  Kupferchlorid 
als  Kontaktsubstanz  verwendet,  wobei  die  Wirk- 
samkeit desselben  bald  nachließ,  da  sich  aus 
dem  Schwefelsäuregehalt  des  Kupferchlorids 
Kupfersulfat  bildete  und  dieses  sich  unter 
Abspaltung  von  Schwefligsäure  zersetzte.  Ä.  St. 


Verfahren  zur  Darstellung  von  Estern  der 
Alkamlne.  D.  R.  P.  151890,  Kl.  12  p.  Chinin- 
fabrik K raunschweig,  Buckier  «&  Cb.  in  Braun- 
schweig. Acetyltropyltropein ,  Acetyltropyl- 
lupinein ,  Bromhydratropyltropein .  Acetyl  -  m  - 
oxybeuzoesäuretropem ,  Opiansäurelupinein  und 
analoge  Verbindungen  lassen  sich  dadurch  dar- 
stellen, daß  man  auf  die  Alkamine  die  Haloide 
von  Oxykarbonsäuren  einwirken  läßt,  bei  denen 
entweder  der  Wasserstoff  der  Hydroxylgruppe 
durch  ein  organisches  Radikal  oder  die  ganze 
Hydroxylgruppe  durch  Halogen  ersetzt  ist.  So 
läßt  man  z.  B.  44  g  Atetyltropasäurechlorid  in 
der  Wärme  auf  35  g  salzsauros  Tropin  ein- 
wirken, löst  dann  in  Wasser  und  versetzt  mit 
Alkali,  wobei  man  eine  sirupartige,  allmählich 
kiistaliisierende  Masse  erhält,  die  durch  Ab- 
spaltung der  Acidvlgruppe    glatt  A tropin  liefert. 

Ä.  St. 


31 


üeber  eine  neue  Darstellung 
des  Merkurojodid, 

wie  sie  von  Dr.  Bda  Sxilärd  in  6y(>gyBz. 
Ertesitö  1905;  Nr.  46  angegeben  ist,  be- 
richtet die  Apoth.-Ztg.  1905,  963  etwa 
folgendes:  Die  abgewogene  Qnecksilber- 
menge  wird  mit  der  dreifachen  Raummenge 
Chloroform  so  lange  geschfllteU;  bis  das 
Quecksilber  in  so  winzige  Körnchen  ver- 
wandelt ist,  daß  es  wie  ein  feines  Pulver 
aussieht  und  sich  nicht  mehr  an  dem 
Boden  des  Glasstöpselgefäßes  absetzt. 
Darauf  wird  unter  fortwährendem  Schütteln 
das  abgewogene,  zu  einem  feinen  Pulver 
verriebene  und  mit  viel  Chloroform  an- 
geriebene Jod  hinzugegeben.  Die  Um- 
setzung erfolgt  nahezu  augenblicklich.  Aus 
dem  grauen  Pulver  und  der  violetten 
Lösung  scheidet  sich  in  wenigen  Augen- 
blicken ein  grÜLlich-gelbes  Pulver  aus,  das 
sich  am  Gefäßboden  absetzt.  Viel  Chloro- 
form ist  zur  Aufnahme  der  entstehenden 
Wärme  erforderlich.  Wegen  der  sich  ent- 
wickelnden, übrigens  sehr  geringen  Wärme 
darf  das  Gefäi)  beim  Schütteln  nicht  fest 
zugestöpselt  sein,  damit  das  dabei  ver- 
dunstende Chloroform  stark  abkühlt.  Das 
verwendete  Chloroform  wird  durch  Filtrieren 
wiedergewonnen  und  kann  zu  gleichem 
Zwecke  wieder  benutzt  werden.  Der  auf 
dem  Filter  gesammelte  Niederschlag  wird 
mit  kochendem  Wasser  einige  Male  aus- 
gewaschen und  darauf  im  Dunkeln  ge- 
trocknet. Die  ganze  Herstellung  soll 
zweckmäßigerweise  bei  Absohluü  des  Tages- 
lichtes, womöglich  abends  vorgenommen 
werden,  weil  das  Jodchloroform  und  das 
Merkurojodid  lichtempfindlich  sind. 


-tx. 


Ueber  Lanocerin 


hat  F.  Röhmann  in  der  Deutschen 
physiologischen  Gesellschaft  gesprochen. 
Dem  in  Münch.  Med.  Wochenschr.  1905, 
1953  veröffentlichten  Berichte  ist  folgendes 
zu  entnehmen: 

Nach  Liebreich  soll  das  Wollfett  (Lanolin) 
liauptsächlich  aus  Fettsäureestern  des  Chol- 
esterin bestehen.  Darmslädter  und  Lif- 
schütx  fanden  dagegen  in  den  von  ihnen 
nnterauchten  Wollfetten  uur  wenige  Procente 
dieser  Ester  neben  Fettsäuren,  Kamauba-, 
Lanocerin-      und     Lanopalminsäure     sowie 


Earnaubylalkohol  und  anderes  mehr. 
Andererseits  konnte  Ä.  Sicbeii  zeigen, 
daß  diese  Körper  zum  teil  erst  bei  der 
Abscheidung  entstehen,  zum  teil  aber  noch 
unbestunmte  Gemenge  von  Verseifungs- 
piodukten  und  der  Muttersubstanz  sind. 
Als  sidierer  Bestandteil  des  Wollfettes  wurde 
Lanocerin  nachgewiesen.  Dieses  ist 
wahrscheinlich  das  innere  Anhydrid  der 
Lanocerinsäure  und  geht  beim  Rochen  mit 
alkoholischer  Kalilauge  in  das  Kaiiumsalz 
dieser  Säure  über.  Ein  dem  Lanocerin 
ähnlicher,  Pennacerin  genannter  Körper, 
ist  neben  Fettsäureestern  des  Oktadecyl- 
alkohols  in  dem  Sekret  der  Burzeldrüsen 
enthalten.  Eine  gewisse  Aehnlichkeit  mit 
dem  Wollfett  scheint  der  menschliche  Haut- 
talg zu  haben;  denn  beim  Verseifen  liefert 
er  neben  Fettsäuren  und  wenig  Cholesterin 
das  Dermocerin,  einen  Stoff,  der  be- 
sonders in  Gesellschaft  eines  Oeles  (Der- 
molcKn)  in  den  Dermoidzysten  vorkommt. 
Der  Gehalt  an  Cholesterin  ist  beim  Inhalt 
der  Dermoidzysten  ebenso  schwankend  wie 
beim  Wollfett.  Dies  beruht  wahrscheinlich 
darauf,  daß  beide  nicht  nur  das  Sekret 
der  Talgdrüsen,  sondern  auch  Umwandlungs- 
produkte der  Haut  enthalten  und  das 
Cholesterin  letzteren  Ursprunges  ist.  Dafür 
spricht  einmal  der  reiche  Gehalt  epithelialer 
Gebilde  (Homer  und  Hufe)  an  Cholesterin 
und  zum  anderen  sein  Fehlen  im  Sekret 
der  Burzeldrttse.  Vortragender  hält  es  für 
wahrscheinlich,  daß  die  genannten  spezif- 
schen  Bestandteile  des  Wollfettes,  des 
Hauttalges  und  der  Burzelsekretes  aus 
echten  Fetten  oder  Fettsäuren  durch  Re- 
duktion, Oxydation  und  Kondensation  ent- 
stehen und  hierbei  besonders  die  Oelsäure 
in  betracht  kommt.  —tx.  - 

Verfahren  zur  Gewinnung  des  die  Blut- 
gerinnung aufhebendeuBestandteiles  desBlut- 
egels. D.R.P.  J  50  805.  Kl.  30  h.  E.  Sachsse  db  Co. 
in  Ijeipzig-Reudnitz.  Man  extrahiert  die  Köpfe 
oder  die  herauspraparierten  Schlundringe  bei 
30  bis  40'*  mit  physiologischer  Kochsalzlösung 
und  setzt  die  centrifugierte  liösung  4  bis  6  Tage 
lang  den  Dära]  fen  einer  neutralen,  leicht 
flüchtigen,  organischen  Flüssigkeit  aus,  z.  B. 
Chloroform,  Schwefeläther,  Petroläther,  Schwefel- 
kohlenstoff. Dadurch  werden  dio  fremden  Ei- 
weil'stoffe  als  tlockigor  Niederschlag  ausge- 
schieden. Die  klare  Lösung  wird  dialysiert  und 
im  Vakuum  über  Schwofolsäure  bei  höchstens 
40"  getrocknet.  A.  St. 


32 


Der  Nachweis  von  Aceton 
im  Harn, 

wie  ihn  M.  Voiirnaxos  angibt  (Bull.  Soc. 
cbim.  1904^  137);  beruht  auf  der  Bildung 
von  1 8  0  n  i  t  r  i  L  Er  gibt  zu  10  ccm 
filtriertem,  schwach  alkalischem  Harn  1  ccm 
von  seinem  Reagens,  das  er  herstellt  aus: 
1  g  Jod,  0,5  g  Kaliumjodid,  50  g  Wasser, 
5  g  Methylamin  (wahrscheinlich  30proc. 
Lösung).  Enthält  der  Harn  Aceton,  so 
tritt  der  widerliche  Geruch  nach  Methyl- 
carbylamin  auf.  Da  als  Zwischen- 
produkt Jodoform  entsteht,  das  sich  dann 
weiter  mit  dem  Amin  umsetzt,  so  muß  die 
Harnprobe  natürlich  frei  sein  von  einer 
anderen  Jodoform  bildenden  Substanz  wie 
Alkohol,  Milchsäure,  Chloroform.  Statt 
Methylamin  kann  auch  Anilin  an- 
gewendet werden.  In  diesem  Falle  besteht 
das  Reagens  aus  einer  lOproc.  Lösung 
von  Jod  in  Anilin  und  es  tritt  der  im 
Arzneibuch  mehrfach  zur  Identitätsreaktion 
verwandte  Geruch  des  Phenyi carbyl- 
amin auf.  A. 

Hydrochinon 
in  einem  Diabetikerharne 

fand  Dr.  F.  Qi(jli  (Chem.-Ztg,  1905,  1084). 
Der  Harn  war  wenig  gefärbt,  nicht  ganz 
klar  und  von  saurer  Reaktion.  lu  Be- 
rührung mit  der  Luft  färbte  er  sich  an  der 
Oberfläche  braun,  besonders  stark  nach  Zu- 
satz von  Alkali.  Bei  der  Behandlung  mit 
Natriumhypobromit  oder  mit  einem  Oxy- 
dationsmittel nach  dem  Alkalisieren  wuide 
die  Färbung  gleichmäßig  dunkel.  Mit 
Fckling'scher  Lösung  gab  der  Harn  eine 
stark  rot  gefärbte  Flüssigkeit  unter  spur- 
weiser  Abscheidung  von  Kupferoxydul.  Da- 
gegen wurde  beim  Kochen  mit  basisch  sal- 
petersauiem  Wismut  und  Natronlauge  das 
Wismut  nicht  geschwärzt  und  mit  Phenyl- 
hydrazinchlorhydrat  und  essigsaurem  Natrium 
wurden  keine  Giykosazonkristalle  erhalten. 
Traubenzucker  war  also  nicht  vorhanden. 
Die  leicht  oxydierbare  Substanz  konnte  aus 
dem  Haine  sowohl  in  saurer  wie  in  alkal- 
ischer Lösung  leicht  durch  Ausschütteln  mit 
Aether  abgeschieden  >\  erden,  und  hintei*blieb 
nach  dem  Verdunsten  in  dünnen  stern-  und 
fächerförmigen  KristäUchen,  die  wenig  in 
kaltem,  gut  in  warmem  Wasser  löslich  waren 


und  dem  Wasser  saure  Reaktion  erteilten. 
Die  wässerige  Lösung  wurde  mit  Alkalien 
gelbrot;  nach  Zufflgung  eines  Oxydations- 
mittels wird  die  ganze  Lösung  stark  rot. 
Kaliumpermanganat  wird  reichlich  entfärbt, 
nimmt  aber  nach  dem  Alkalischmachen  die 
gewöhnliche  rote  Farbe  trotzdem  an.  Aus 
Ne/!ler'B  Reagens  wird  unter  Rotfärbung 
eine  kleine  Menge  Quecksilber  reduziert. 
Aus  ammoniakalischer  Silberlösung  wird  so- 
fort freies  Silber  als  schwarzes  Pulver  ge- 
fällt. Mit  basiachem  Bleiacetat  fällt  ein 
weißer  Niederschlag,  mit  neutralem  nicht; 
mit  Millon's  Reagens  fällt  ein  gelber,  später 
rot  werdender  Niederschlag.  Hieraus  ist  zu 
schlieOen,  daß  es  sich  um  eine  Verbindung 
des  Hydrochinon  mit  einer  Boedecker'Bdien 
Aikaptonsäure,  vielleicht  mit  der  von  Neu- 
bauer und  Vogel  als  Uroleucinsäure  be- 
zeichneten, gehandelt  hat.  —he. 


Der  Nachweis  von  Saccharin 

läCt  sich  rasch  folgendermaßen  erbringen  : 
Man  zieht  das  zu  untersuchende  Nahrungs- 
mittel usw.  mit  Aether  aus,  gibt  den  Ver- 
dampfungsrückstand in  ein  Reagensglas  und 
fügt  em  wenig  metallisches  Natrium  zu; 
man  erhitzt  zum  Schmelzen,  zerstößt  dann 
das  Probierröhrchen  in  einem  Spitzglas  und 
gibt  Wasser  zu.  In  dieser  Lösung  wird 
etwa  gebildetes  Sulfid  durch  die  rotviolette 
Färbung  erkannt,  die  auf  Zusatz  einer  frisch 
bereiteten   Lösung   von   Nitroprussidnatrium 

entsteht.  A. 

Journ.  de  Pharm.  d'Anvers  1905,  142. 


Zur  Sterilisation  von  Wasser 

wird  Tachiol  (Pharm.  Centralh.  43  [1902], 
604;  44  [1903],  94,  502;  45  [1904],  337) 
empfohlen.  Ein  Znsatz  von  1:500000 
soll  eine  vollständige  Sterilisation  bewu-ken, 
es  bildet  sich  sofort  eine  Trübung  von  un- 
löslichen Silbersalzen,  die  sich  bald  absetzen. 
Die  Menge  Silber  in  einem  Liter  übersteigt 
nicht  1  mg  und  ist  völlig  indifferent.  Man 
braucht  keine  besonderen  Einrichtungen,  und 
das  Verfahren  ist  sparsam.  2  bis  2,5  g 
einer  Iproc.  Lösung  von  Fluorsilber  (Tachiol) 
genügen,  um  einen  Kubikmeter  unreinen 
Wassers  sofort  brauchbar  zu  machen. 
Journ.  de  Pharm.  d^Anrers  1904^  439.       A. 


33 


Zur  volumetrischen 
BeBtimmung  reduzierender 

Zucker 

haben  naoJi  Pharm.  Zig.  1905;  604  A,  R. 
IJng  und  Th,  Bendle  folgendes  Verfahren 
ausgearbeitet:  Ais  Indikator  kommt 
eine  Fenothiocyanatiösung  zur  Verwendung. 
Zu  ihrer  Herstellung  werden  1  g  Ferro- 
ammoniumsulfat  und  1  g  Ammoniumtbio- 
eyanat  in  10  ocm  Wasser  von  45  bis  50^  C 
gelöst,  die  LOsung  sofort  gekflblt  und 
50  ocm  konzentrierte  Salzsäure  zugegeben. 
Die  erhaltene,  gewöhnlich  brftunlichrote 
Flüssigkeit  muß  durch  wenig  Zinkstaub 
entfärbt  werden.  Nach  einigen  Stunden 
nimmt  der  Indikator  infolge  von  Oxydation 
wieder  eine  rote  Farbe  an,  die  durch  Zink- 
staub entfernt  wird.  Wiederholte  Ent- 
färbungen beeinträditigen  aber  die  Empfind- 
lichkeit. Kommt  dieser  Indikator  mit  einer 
cuprisalzlialtigen  Lösung  in  BerQhrung,  so 
wird  er  durch  Oxydation  rot  gefärbt. 

Zur  Darstellung  der  Fehlmg\^e;ti  Lös- 
ung werden  für  Lösung  Nr.  l  69,278  g 
kristallisiertes  Eupfersulfat  in  Wasser  gelöst 
und  zu  1  L  aufgefflUt.  Für  Lösung  Nr.  II 
werden  346  g  kristallisiertes  Rockelle89\z 
in  heißem  Wasser  gelöst,  mit  142  g  in 
Wasser  gelöstem  Aetznatron  gemischt  und 
nadi  dem  Erkalten  auf  1  L  gebracht. 
Gleiche  Raummengen  beider  Lösungen 
werden  bei  15,5^  C  genau  abgemessen, 
täglich  frisch  in  einer  trockenen  Flasche 
gemisdit.  Zur  Titration  werden  10  ccm 
(in  einzelnen  Fällen  20  ccm)  dieser  Misch- 
ung in  einem  200  ccm-Kolben  zum  Kochen 
gebradit.  Die  so  konzentrierte  Zucker- 
lösang,  daß  etwa  20  bis  30  ccm  10  ccm 
Fehling^Wihe  Lösung  reduzieren,  wird  dann, 
mit  5  cem  anfangend,  in  kleinen  Mengen 
in  die  kochende  Flüssigkeit  gegossen  und 
nadi  jedem  Zusatz  unter  Drehen  auf- 
gekocht. Etwa  12  einzelne  Tropfen  des 
Indikators  bringt  man  auf  Porzellan  und 
fOgt,  wenn  man  glaubt,  daß  die  Fällung 
des  Kupfers  vollständig  sei,  einen  Tropfen 
der  Flfissigkeit  dem  Indikator  rasch  zu. 
Die  Titration  muß  möglichst  schnell  aus- 
geführt werden.  Bdm  Endpunkt  wird  etwa 
10  Sekunden  lang  gekocht.  Die  erste 
Titration  gibt  gewöhnlich  das  Endresultat 
nur  annähernd,  die  zweite  und  dritte  genau 


an.      Eine    Titration     dauert    2V2    his    3 
Minuten. 

Durch  zahlreiche  Versuche  fanden  die 
Verfasser,  daß  die  reduzierende  Kraft  des 
Invertzuckers  zu  der  von  wasserfreier 
Maltose  sich  wie  100:62  verhält.  Daher 
ist  der  Maltosewert  der  Fehling'schen  Lös- 
ung gleich  0,008  170.  —tx-~. 


Zur  Wertbestimmung  des 
Ealiumbromid 

schlägt  Dr.  F.  Oeitel  in  Pharm.  Ztg.  1905, 
248  folgendes  Verfahren  vor: 

Man  bringt  die  genau  gewogene  Probe 
(etwa  0,5  statt  0,2  g,  wie  D.  A.B.  IV 
vorschreibt)  in  ein  Becherglas  von  etwa 
100  ccm  Fassung,  löst  mit  40  ccm  destill- 
iertem Wasser,  fügt  1  ccm  Ghromlösung 
(10  g  Kaliumdichromat  und  4,2  g  reines 
Aetzkali  zu  1  L  gelöst)  zu  und  läßt  die 
Silberlösung  langsam  zufiieSen.  Gegen 
Ende  der  Titration  muß  man  den  Brom- 
silberniederschlag lebhaft  zerrühren,  wodurch 
die  schmutzig-rötliche  Färbung  in  ein  reines 
Schwefelgelb  übergeht.  Sobald  dieser  Um- 
schlag nicht  mehr  erfolgt,  ist  die  Titration 
beendet.  Die  Unsicherheit  beträgt  höchstens 
2  Tropfen.  Die  verbrauchten  Kubik- 
centimcter  Silberlösung  werden  durch  Mul- 
tiplizieren mit  0,4  auf  0,2  g  umgerechnet 
und  mit   untenstehender  Tabelle  verglichen. 

Um  ganz  sicher  alles  Wasser  durch 
Trocknen  bei  100^  zu  entfernen,  muß  die 
Probe  aufs  feinste  gepulvert  sein,  wie  auch 
nochmals  fein  zerrieben  werden,  nachdem 
sie  einige  Zeit  im  Trockenschrank  gelegen 
hat. 

Tabelle  für  0,2  g  Kaliumbromid. 

Verbrauchte  ccm  Yio-Normal-AgNOj  16,79; 
16,84;  16,90;  16,94;  17,00;  17,05;  17,09 
entsprechen   KCl   pCt   0;   0,5;    1,0;    1,5; 

2,0;  2,5;  3,0. 

Verfasser  irrt  sich  in  bezug  auf  die  vom 
Arzneibudi  vorgeschriebene  Menge,  letztere 
beträgt  0,3  g.  Es  sollen  nämlich  3  g  zu 
100  ccm  gelöst  und  von  dieser  Lösung 
10  ocm    zur  Titration    verwendet    werden. 


.^4 

Neue   Farbenreaktionen   des       zuletzt  die  Pliosphorsaure  in  bekannter  Weise 

Abrabtol   fAsaDroll  '"^*    Magnesiamischung    gefällt.      Das   Ver> 

^        '^       '*  I  fahren   von  ( Jhnstomanos   lehnt  sich    eng 

Nach  Banal  gibt  Abrastol  (Calciumsalz ! an  das  Verfahren  von  Katx  (Pharm, 
der  //-Naphtholmonosulfosäure)  folgende  Re- ,  Centralh.  44  [1903],  744}  an,  von  dem  es 
aktionen:  l.Ymmomcrs  Reagens  gibtigich  nur  durch  die  Wahl  des  Oxydations- 
einen  bräunlichen  Niederschlag  mit  orange-  j  mittels  (Brom  und  Salpetersäure  anstelle  von 
gelber  Flüssigkeit ;  2.  ro?^  7?%6- Reagens I  Wasserstoff peroxyd)  unterscheidet.  Ob  es 
ruft  in  der  Kälte  eine  blaue  Färbung  hervor,  wirklich  vorteilhafter  als  das  Katx'Bühe  Ver- 
die  beim  Erhitzen  nach  und  nach  gelb  wird ;  I  fahren  ist,  insbesondere  ob  es  einer  ebenso 
3.  Froekdes  Reagens  (frisch  bereitete ;  allgemeinen  Anwendung,  z.  B.  auch  bei 
Lösung  von  Natriummolybdat  in  konzentr.  phosphorölen,  fähig  ist,  müssen  erst  Nach- 
Schwefelsäure  0,1  g  :  100  ccm)  färbt  sich  j  prüfungen  lehren.  J.  K. 

damit  erst  gelb,  dann  braunschwarz ;  4.  Fügt      Ztsckr.  f.  amrg.  Chem.  1Ü04,  305. 

man  einige  Tropfen  Formaldehydlösung  

und  Schwefelsäure  zu  ein  wenig  Abrastol,  | 

so  entsteht  eine  prächtige  grüne  Fluorescenz,  I       Beim  HolzSChliffnachweisO 


die  durch  viel  Wasser  verschwindet;  5.  Na- 
triumpersulfat gibt  in  der  Hitze  eine 
grüngelbe  Färbung,  die  braungrün  und 
schließlich  braunorange  wird;  6.  Sulfo- 
molybdänsäure  gibt  in  der  Wärme 
eine  grüngelbe  Färbung.  Dieselbe  wird  dann 
schmutzig  blau  und  nach  einiger  Zeit  dunkel- 
blau. A. 
Journal  de  Pharm.  1904,  422. 


in  Papier  kann  man  in  Zweifel  geraten,  ob 
die  mit  Phloroglucinsalzsäure  entstehende 
Rotfärbung  wirklich  von  Holzschliff  oder 
von  einem  Farbstoffzusatze  wie  Metanilgelb 
herrührt.  Nach  W.  Herxbetg  (Chem.-Ztg. 
1905,  Rep.  319)  muß  man  in  solchen  Fällen 
beachten,  daß  beim  Vorhandensein  von  Holz- 
schliff die  Rotfärbung  allmählich  an  Tiefe 
zunimmt,  wobei  einzelne  Fasern  durch 
dunklere  Färbung  besonders  hervortreten; 
bei  Gegenwart  eines  Farbstoffes  tritt  die 
Die  quantitative  Bestimmung  Färbung  schneller  ein,  ist  ganz  gleichmäCig 
des  Phosphors  und    verblaLt    rasch    unter    Bildung    eines 

bewirkt  Christomanos  in  folgender  Weise:  I  violetten  Hofes.  Ist  man  auch  dann  noch 
Der  Phosphor  wird  in  Aether  oder  Benzol,""  Zweifel,  wie  es  bei  gleichzeitigem  Vor- 
gelöst mit  einer  überschüssigen  Menge  einer !  handensein  von  Holzschliff  und  Farbstoff 
lOproc.  Kupfernitratlösung  geschüttelt,  bisl^er  Fall  sein  kann,  so  befeuchte  man  das 
aller  Phosphor  als  schwarzes  Phosphorkupfer ,  Papier  zunächst  nur  mit  Salzsäure.  Tritt 
gebunden  ist,  während  die  überstehende  ^a^ei  keine  Färbung  ein,  so  rührte  diejenige 
Flüssigkeit  von  Kupfernitrat  noch  blau  ge-  bei  Behandlung  mit  Phloroglucin  nur  von 
färbt  ist.  Hierauf  wird  auf  dem  Wasser- 1  Holzschliff  her ;  andernfalls  ist  Farbstoff  zu- 
bade  das  Lösungsmittel  vertrieben  und  die  gegen  und  der  Holzschliff  durch  genaue 
erwärmte  Flüssigkeit  unter  Umschwenken  i  mikroskopische  Prüfung  nachzuweisen.  Die 
langsam  mit  Brom  versetzt.  Dadurch  wird  mikroskopische  Prüfung  sollte  überhaupt 
zum  teil  Kupferbromür  gebildet,  zum  teil  «möglichst  stets  stattfinden,  schon  um  den 
Kupfer  metallisch  abgeschieden,  welches  aber  i  Ursprung  der  verholzten  Fasern  festzustellen, 
wieder  in  Lösung  geht,  und  sämtlicher ,  ob  sie  von  Holzschliff,  Jute  oder  dergl. 
Phosphor  wird    in    phosphorige   Säure  und  herrühren.  —he. 

Phosphorsäure  fibergeführt.  Dann  wird  auf  dem'     ^     «,        ,    ^      ,  ,„„  ,,  , ,.  . 

G  «A«j«  A    ^k  «V«  «  kr  «•       1  X  •    i        !)*••  Zinssers  Lysoi-PiUen,  welche  aDgebhch 

Sandbade  durch  überschüssige  konzentrierte  |  ^us  27^  Teilen  Lvsol  und  je  5  Teilen  Fcno- 
Salpetersäure  das  Brom  ausgetrieben,  die  laktat,  Maguesia  und  Süllholz  bestehen  sollen, 
phosphorige  Säure  zu  Phosphorsäure  oxydiert,  I  waren  nach  Dr.  J.  Kochs  (Apotb.-Ztg.  1905, 
nach  starkem  Einengen  zur  Entfernung  der'^^^)  zusammengesetzt  aus:  43,2  pCt  Dragier- 
c«i««*  _«  •  ;j  »x      •  1   TiT  masse,  40,1  pCt  Sußkolzpulver  und  Extraktiv- 

Salpetersäure   wieder  mit   viel  Wasser   ver-  .^^^f^^'^  j^^pCt  Lysol,  2%  pCt  Eisenlaktat  uüU 

dünnt,   mit   Ammoniak   bis  zur  Lösung  des  1,9  [»Ct  gebrannter  Ma.^nesia.  -  U. 

Kupferhydroxydniederschlages    versetzt  und  


35 


Ueber  die  Hemmung  der 
Nylander'sohen   Zuokerreaktion 

berichtet  Dr.  H.  Bechhold  in  Hoppe- Seyler's 
ZtBchr.  f.  phys.  Chem.  1905,  XLVI,  H.  4 
etwa  folgendes:  Bei  der  Untersuchung  des 
Harnes  eines  Bakteriologen,  der  zum  Schutz 
vor  pathogenen  Bakterien  täglich  und  sehr 
hftnfig  mit  Snblimatlösung  die  Hände  wusch, 
zeigte  das  Nylander'sche  Reagens  keine 
Dunkelfärbung.  Als  dem  Harn  zum  Ver- 
gleich Traubenzucker  zugesetzt  worden  war, 
trat  auch  nach  dem  flblichen  fünf  Minuten 
langen  Kochen  keine  Dunkelfärbung  auf. 
Ein  viel  längeres  Erhitzen  erst  bewirkte  ein 
geringes,  nach  und  nach  zunehmendes 
Dunkelwerden.  Der  Quecksilbergehalt  des 
Harnes  betrug  in  1600  ccm  0,09  mg.  Die 
gliche  Beobachtung  wurde  an  Hamen  von 
Syphilitikern  gemacht,  die  Quecksilber- 
einspritzungen  bekamen.  Wurde  Sublimat 
zu  einem  künstlichen  Zuckerharn  (5  ccm 
Harn,  0,5  ccm  4proc.  Traubenzuckerlösung) 
zugesetzt,  so  wurde  die  Nylander'wii^ 
Reaktion  nicht  in  dem  Maße  gehemmt,  wie 
in  obengenannten  Fällen.  Infolgedessen 
setzte  Verfasser  verschiedene  organische 
ijnecksilberverbmduDgen  einem  Zuckerhame 
zu  und  beobachtete  nur  bei  Sublamin  und 
Quecksilber-Thymoloaoetat  eine  etwas  stärkere 
Hemmungswirkung  als  bei  Sublimat.  Daß 
Eiweiß  im  Harn  die  Reaktion  verringert,  ist 
schon  von  Nylander  gesagt  worden,  indem 
er  darauf  hinwies,  daß  durch  eine  zwar 
nicht  sdiwarze,  sondern  mehr  rotbraune 
Fäi'bung  des  Phosphatniedersehlages  die 
Gegenwart  von  Zucker  vortäuschen  kann. 
Angestellte  Versuche  ergaben,  daii  ein  Zu- 
satz von  2  Tropfen  Serum  eine  rotbraune, 
4  Tropfen  Serum  eine  rotgeibe  und  Pepton 
Wüte  nach  5  Minuten  braungeibe  und 
nach  6  Minuten  schwarze  Färbung  mit 
Nyland4:r'A  Reagens  gaben.  Außerdem  be- 
obachtete Verfasser  bei  Thymol  eine  geringe 
und  bei  Chloroform  eine  stärkere  Hemmnngs- 
wirkung. 

Da  die  Zuckerprüfung  mit  Fehling'scher 
Lösung  oder  nach  Tromnier  durch  Queck- 
silber und  Chloroform  nicht  gehemmt  wird, 
so  empfiehlt  Verfasser  bei  negativem  Ausfall 
der  Nylapider'sQheu  Reaktion  eine  der  bei- 
den anderen  anzuwenden. 

Zum  Sdiluß  wird  noch  darauf  hingewiesen, 
daß   die   oben   beschriebene  Reaktion  einen 


HinweiH  bietet,  ob  bereits  eine  Quocksilber- 
sättigung  des  Organismus  eingetreten  ist 
und  ob  Maßregeln  zur  Verhinderung  von 
Schädigungen  zu  ergreifen  sind.      — /*.— 


Fehlerquellen 

bei  der  Stiokstoffbestimmung 

nach  EjeldahL 

Auf  2  Fehlerquellen  bei  der  Destillation 
des  Ammoniaks  nach  Kjeldahl  machen  in 
der  Wochenschr.  f.  Brauerei  //.  Brown 
und  später  K.  Barelt  und  H.  Schönwald 
aufmerksam.  Ersterer  fand  bei  nicht  gekühltem 
Glasrohr,  daß  der  mit  Ammoniak  beladene 
Wasserdampf  die  Alkalien  des  Glases  stark 
angreift.  Es  wurden  bei  Anwendung  von 
reinem  Ammoniumchlorid  101  bis  105,5  pCt 
gefunden.  Letztere  Autoren  fanden  bei 
ihren  Versuchen  mit  neuem  wie  mit  altem 
Glase,  daü  der  Fehler  nidit  mehr  als  0,1 
bis  0,15  pCt  beträgt.  Die  DestUlation  soll, 
um  weitere  Erhöhung  des  Fehlers  zu  ver- 
meiden, nach  20  bis  25  Minuten  abge- 
brochen werden.  Brown  weist  noch  darauf 
hin,  daii  man  zur  Zerstörung  nicht  zu 
wenig  Schwefelsäure  verwenden  dürfe,  so 
daij  sich  beim  Erkalten  das  Kaliumsulfat 
wieder  ausscheidet.  Besonders  bei  Gerste 
seien  20  bis  30  ccm  Schwefelsäure  zu 
nehmen.  Besonders  bei  Gerste  seien  20  bis 
30  ccm  Schwefelsäure  zu  nehmen,  —del, 
Ztschr.  /".  Untetö'.  ä,  Sahr.-  u.  Oenu^jmittel 
190J,  10,  165. 


Milchzucker  im  Harne 

ist  gewöhnlich  nur  zu  0,25  bis  0,5  pCt, 
selten  zu  1  pCt  enthalten.  Den  Nach- 
weis von  Milchzucker  im  Harne 
ftlhrt  man  nach  //a/^s■  Malfatli  dadurch, 
da[^  man  zu  5  ccm  Harn  etwa  die  Ilälfto 
seines  Volumens  starke  Ammoulakflüssigkeit 
zusetzt,  etwa  5  Tropfen  Kalilauge  zufügt 
und  das  Ganze  in  ein  heißes,  aber  nicht 
siedendes  Wasserbad  setzt.  Nach  etwa  5 
Minuten  tritt  eine  sich  allmählich  ver- 
stärkende Rotfärbung  auf.  ,;.  Rn. 
Geiitralbl.  f.  d.  Krankh.  d.  Harn-  u.  >exHal- 
orgam  Bd.  16,  Heft  12. 


36 


Die  Methode  der  quantitativen 

Alkaloidbestimmung  mittels 

Eallumwlsmutjodldlösung 

hat  Prof.  Dr.  Thonis  einer  genauen  Nach- 
prüfung unterzogen.  Es  gelang  ihm  hierbei, 
Atropin  wie  auch  Strychnin  in  unzersetzter 
Form  wiederzugewinnen ,  was  durch 
Elementaranalyse  und  das  Golddoppelsaiz 
bewiesen  wurde.  In  quantitativer  Hinsicht 
ist  die  Methode  auch  befriedigend,  indem 
vom  angewandten  Atropin  96,6  bis  97,8 
pGt  wiedergefunden  wurden.  Die  Methode 
wkd  in  der  neuen  Modifikation  folgender- 
maßen ausgeführt:  100  com  der  sdiwefel- 
sauren  Alkaloidlösung  oder  einer  2proc. 
Extraktlösung  in  Iproc.  Schwefelsäure 
werden  in  einem  Becherglase  mit  10  ccm 
Kaliumwismutjodidldsung  (nach  Kraut)  unter 
Umrühren  gefällt,  der  Niederschlag  auf  ein 
Filter  von  9  cm  Durchmesser  gebracht  und 
mit  10  ccm  5proc.  Schwefelsäure  aus- 
gewaschen. Niederschlag  samt  Filter  werden 
noch  feucht  in  einen  200  ccm  fassenden 
SchüttelcyUnder  mit  weiter  Ualsöffnung  ge- 
geben und  mit  einer  Anreibung  von  10  g 
kristallisiertem  Natriumkarbonat  und  10  ccm 
lOproc.  Natronlauge  versetzt.  Nach  10 
bis  15  Minuten  langem  kräftigen  Durch- 
schütteln (dies  muß  zum  guten  Gelingen 
der  Methode  sehr  kräftig  und  sorgfältig 
geschehen,  bis  die  gelbrote  Farbe  des 
Niederschlages  in  weiß  übergegangen  istj 
gibt  man  aus  einer  25  ccm-Pipette  zweimal 
je  25  ccm  Aether  hinzu,  schließt  den  Glas- 
stoffen des  Schüttelcylinders  recht  fest  und 
schüttelt  in  kurzen  Schlägen  in  senkrechter 
Richtung  20  Minuten  lang  kräftig  durch. 
Nach  erfolgter  Trennung  der  Schichten 
zieht  man  von  der  Aetherschicht  mit  einer 
Pipette  25  ccm  vorsichtig  heraus  und  gibt 
sie  in  eine  mit  Glasstöpsel  versehene  eng- 
halsige  Flasche  von  etwa  200  ccm  Inhalt. 
Diese  Flasche  war  vorher  mit  50  ccm 
Wasser,  10  ccm  Aether,  sowie  3  Tropfen 
Jodeosinlösung  beschickt;  durch  Hinzufügen 
einiger  Tropfen  Vi oo^^^rmal- Salzsäure  war 
die  durch  die  Alkalmität  des  Glases  be- 
dingte Rotfärbung  der  Flüssigkeit  beseitigt. 
Man  titriert  darauf  in  bekannter  Weise  mit 
Vi(xrNormal-Salz8äure.  J.  K. 

Her.  (L  D.  Pharm.  Ges.  VJ05,  So. 


Die  Bestimmung 
des  Quecksilbers  in  organischen 
Quecksilberverbindungen  §iS 

führen  Prof.  Dr.  E.  liitpp  und  PA.  Nöll 
in  folgender  Weise  aus:  Einige  Dedgramm 
des  Präparates  (bei  Hydrargyrum  salicylicam 
zweckmäßigerweise  0,3  g)  werden  mit  4  g 
Kaliumsulfat  und  5  ccm  konzentrierter 
Schwefelsäure  in  einem  etwa  150  ccm 
fassenden  Kochkölbchen  zusammengebracht 
und  dieses  durch  einen  einfach  durch- 
bohrten Korkstopfen  verschlossen,  welcher 
ein  40  bis  50  cm  langes  Steigrohr  trägt, 
das  am  oberen  Ende  zweckmäßig  trichter- 
förmig erweitert  ist.  Man  erhitzt  in  ge- 
ueigter  Stellung  auf  dem  Drahtnetz  zum 
leichten  Sieden  solange,  bis  die  Mischung 
wasserklar  geworden  ist,  spült  das  Steigrohr 
mit  5  bis  10  ccm  konzentrierter  Schwefel- 
säure aus,  gibt  0,1  bis  0,2  g  Kalium- 
permanganat zu  und  erhitzt  noch  einige 
Augenblicke  bis  die  Permanganatfärbung 
verschwunden  ist.  Nach  dem  Erkalten 
verdünnt  man  auf  etwa  100  ccm  mit 
Wasser,  läßt  abermals  völlig  erkalten,  gibt 
etwa  2  ccm  Eisenalauniösung  zu  und 
titriert  mit  Yi  o  ~  Normal  •  Rhodanammonium- 
lösung  unter  fortgesetztem  Schütteln  auf 
eintretende  Rotbraunfärbung.  Ein  ccm  7io' 
Normal-Rhodanlösung  entspricht  0,010015  g 
Quecksilber. 

Die  Zerstörung  der  organischen  Substanz 
ist  bei  diesem  Verfahren  notwendig,  um 
das  Quecksilber  in  eine  solche  wasserklare 
Lösung  zu  bringen,  in  der  es  durch 
Rhodan  gefällt  wird,  das  Permanganat  muß 
zugesetzt  werden,  um  das  durch  die  Ein- 
wirkung der  entwickelten  schwefUgen  Säure 
gebildete  Mercurosuifat  in  Mercurisulfat  zu 
verwandeln,  da  das  erstere  nur  halb  soviel 
Rhodanlösung  verbraucht. 

Als  brauchbar  wurde  das  Verfahren  bei 
Hydrargyrum  salicylicam  und 
succinimidatum  durch  Beleganalysen 
bewiesen.  Für  das  letztere  Präparat  geben 
die  Verfasser  gleichzeitig  folgende  quali- 
tativen Identitätsreaktionen  an:  I.  0,1  g 
Hydrargyrum  succinimidatum  werden  mit 
0,5  g  Zinkstaub  in  einem  trockenen  Probier- 
rohr erhitzt  und  in  die  sich  entwickelnden 
Dämpfe  wird  ein  mit  konzentrierter  Salz- 
säure   befeuchteter     Fichtenspan     gehalten 


87 


der  «oh  durch  das  gebildete  Pyrrol  rot 
f&rbt  n.  Die  wSsserige  Löeimg  des  Ptft- 
paratee  (1 :  10)  wird  mit  dem  doppelten 
Volamen  Barytwasser  versetzt,  worauf  eine 
weiße,  beim  Erwärmen  oder  längerem 
Stehen  grauschwarz  werdende  Färbung  auf- 
tritt J,  K 
Archiv  der  Pharm,  1905^  1. 


Einen  neuen  Indikator 

gewinnt  man  nach  Dr.  E,  Fiild  (Mfinch. 
Med.  Wochenscbr.  1905,  1197),  indem 
man  gewöhnliches  Rotkraut  oder  Blaukohl 
zerpflfickt,  mit  Wasser  überdeckt  und  aus- 
kodit  oder  einen  Tag  bei  Zimmerwärme 
stehen  läßt.  Der  Auszug  wird  abgegossen, 
wenn  nötig  durch  ein  Sieb,  auf  ein  kleines 
Volumen  eingedampft  und  ist  nach  Zusatz 
von  etwas  Alkohol  gebrauchsfertig.  Man 
kann  auch  einen  weingeistigen  Auszug 
h^^ellen.  In  saurer  Lösung  ist  dieser 
Indikator  schön  rot  und  in  alkalischer 
praditvoli  grün.  Er  gestattet  ein  besseres 
Arbeiten  beim  Uebergang  von  saurer  in 
alkalische  Lösung,  als  umgekehrt  Bei  der 
Titration  verwende  man  eine  weiße  Unter- 
bige  und  beobachte  den  Farbenumschlag  in 
der  Aufsicht  Werden  Yio'^^i™^^'^^^^^®^ 
benutzt,  so  ist  bei  mäßigem  Zusatz  des 
Indikators  der  Uebergang  von  rot  In  grün 
durch  einen  Tropfen  Lauge  scharf  und 
rein;  bei  einem  Ueberschuß  an  Indikator 
macht  sich  als  Neutralfarbe  ein  blauer  Ton 
bemerkbar.     Diesen  kann  man  durch  einen 

sehr  geringen  Zusatz  von  Safran  beseitigen. 

-tx— 


Ueber  Olatenbestimmung 
im  Mehl 

berichtet  E.  Fleurent  auf  Grund  lang- 
jähriger Erfahrungen  und  schlägt  folgendes 
Verfahren  vor,  um  gleichwertige  Analysen 
zu  erhalten. 

Das  Waschwasser  soll  eine  Temperatur 
von  16^  haben;  in  1  L  sollen  0,1  g  Kalk 
entiialten  s^  und  zwar  wenigstens  zu  ^/iq 
als  Bikarbonat.  Das  Kneten  soll  10  oder 
11  Minuten  dauern,  das  Nachwasehen  2 
oder  3  Minuten,  so  daß  die  ganze  Operation 
in  13  Minuten  beendet  ist.  Das  Qluten  soll 
bei  100^  bis  105^  getrocknet  werden.    A. 

Joum.  de  Pharm,  etde  Ohim.  1905,  XXI,  511. 


Bestimmung 
von  Chlor  und  Brom  im  Jod. 

Nach  Tatlock  und  Thomson  werden  zu 
dem  Zweck  5  g  Jod  mit  50  ccm  Wasser 
übergössen  und  nach  und  nach  mit  soviel 
granuliertem  Zink  oder  Zinkstaub  versetzt, 
daß  alles  Jod  gebunden  wird,  wobei  jede 
Erhitzung  vermieden  werden  muß.  Die 
Lösung  wu^  filtriert,  der  Rückstand  aus- 
gewaschen und  3,5  g  Natriumnitrit  zu- 
gefügt Die  Mischung  wird  vorsichtig  mit 
verdünnter  Schwefelsäure  angesäuert  und 
nach  dem  Ausfällen  des  Jodes  die  Lösung 
abfiltriert  und  das  Filter  ausgewaschen. 
Die  letzten  Reste  Jod  werden  durch  zwei- 
maliges Ausschütteln  mit  Benzol  unter  Zu- 
gabe einer  kleinen  Menge  Natrinmnitrit 
und  verdünnter  Schwefelsäure  entfernt.  Das 
Chlor  und  Brom  werden  aus  der  wässerigen 
Lösung  mit  Silbemitrat  und  Salpetersäure 
gefällt,  der  Niederschlag  wird  abfiltriert. 
Durch  eine  Lösung  von  2  g  Silbernitrat 
in  10  ccm  Ammoniakfiflssigkeit  und  90  ccm 
Wasser  wird  das  Chlorsilber  in  Ijösung  ge- 
bracht, das  zurückbleibende  Bromsilber 
wird  gewogen  und  das  gelöste  ChlorsUber 
durch  Salpetersäure  abgeschieden,  abfiltriert 
und  ebenfalls  gewogen.  Zur  Prüfung  des 
Bromsilbers  auf  Jod  wird  es  mit  Zink  und 
Schwefelsäure  behandelt,  filtriert  und  das 
Filtrat  nach  Zufügen  von  wenigen  Tropfen 
Chlorwasser  mit  Schwefelkohlenstoff  aus- 
geschüttelt J,  K, 

Pharm,  Joum.  1906,  441. 


Zum  Nachweis  von  Wasserglas 

in  Seife 

löst  man  gewöhnlich  diese  in  heißem  Alkohol, 
filtriert,  wäscht  den  Rückstand  mit  heiüem 
Alkohol,  trocknet  ihn  vollkommen  bei 
höherer  Temperatur,  löst  dann  davon  einen 
Teil  in  Wasser  auf  und  gibt  Salzsäure  zu, 
worauf  sich  Kieselsäure  abscheiden  soll. 
Ahmed  Hussein  empfiehlt  jedoch,  da  durch 
die  vorhergehende  Behandlung  die  Kiesel- 
säure unlöslich  geworden  sein  kann,  zur 
Lösung  des  getrockneten  Rückstandes  ver- 
dünnte Natronlauge  zu  verwenden  und  den 
Ueberschuß  von  Salzsäure  durch  Ammoniak 
abzustumpfen.  A, 

Joum,  de  Pharm,  et  de  öfiim,  1905^  XXI^  496 


88 


Verschiedene  Mitleilungeii. 


Theo-Fackel  und  Blitz-Faokel 

werden  als  Feuerlöschmittel  empfohlen.  Sie 
stellen  koniseh  znlanf  ende  trichterartige  Bieoh- 
gefäße  dar,  die  innen  mit  Theolin,  einem 
feinen  gelblichen  trockenen  Polver,  gefflllt 
smd.  Dieses  ist  mit  Eisenocker  gelb 
gefärbtes  Natrinmbikarbonat.  Da  die  Theo- 
Fackeln  das  Stück  zn  Mk.  8;50  und  die 
Blitz-Fackeln  zu  Bik.  5. —  verkauft  werden, 
so  ist  ihr  Pteis  ein  viel  zu  hoher,  umsomehr 
als  das  Natriumbikarbonat  nicht  besser  wirkt 
als  gewöhnlicher  Sand.  — to.— 


Unter  „trunkenem"  Getreide 

versteht  man  Roggen,  der  unter  besonderen 
Umständen  in  feuchten  Gegenden  und 
regnerischen  Jahren  eine  sehr  gefährliche 
und  giftige  Beschaffenheit  annimmt.  Die 
KOmer  desselben  sind  nach  Ä.  Jatschewski 
(Ghem.-Ztg.  1905,  Rep.  165)  schlecht  ent- 
wickelt   und     mit    Pilzen    bedeckt,     unter 


denen  in  den  mosten  Fällen  Fusarium 
roseum  gefunden  wurde.  Der  Genufi 
des  Hehles  von  solchem  Getreide  ruft  in 
emigen  Stunden  Schwindel,  starke  Kopf- 
schmerzen, Erbrechen,  Störung  des  Seh- 
vermögens usw.  hervor,  Erscheinungen,  die 
mehrere  Tage  anhalten  und  sogar  mit  dem 
Tode  enden  können.  Auch  bei  Haustieren 
wurden  sie  beobachtet.  — Ae. 


Notiztischchen  mit  Kalender   1906.     Die 

Chemisch 3  Fabrik  Helfenberg  A. -G.  vorm. 
Eugen  Dieterich  in  Helfenberg  (SachReD)  hat, 
wie  im  Vorjahre,  an  sämtliche  Herren  Apotheken- 
besitzer ein  äußerst  praktisches  und  bequem 
in  der  Tasche  zu  tragendes  Notiztischchen  mit 
Kalender  versandt.  Am  Fuße  eines  jeden 
Blattes  dieses  Abreißkalenders  sind  in  über- 
sichtlicher Weise  einige  von  der  Fabrik  her- 
gestellte Artikel  mit  Preisangabe  aufgeführt. 

£s  mag  noch  erwähnt  sein,  daß  zur  Ver- 
teilung an  die  Angestellten  der  betr.  Apotheken 
weitere  Exemplare  zur  Verfügung  stehen,  so- 
lange der  Vorrat  reicht. 


Briefwechsel. 


Apoth.  Oe.  in  G.  Das  Geheimnisvolle  des 
Unguentum  Hydrargyri  Le  Beuf 
(«Leboeuf»  ist  nicht  richtig)  besteht  darin, 
daß  Le  Beuf  das  Quecksilber,  wovon  seine 
Salbe  50  pCt  enthält,  mittels  einer  Lösung  von 
20  T.  Benzoe  in  40  T.  Aother  und  15  T. 
Mandelöl  abtötet.  P.  S. 

G.  IL,  m  Bukarest.  Tinctora  «Strychni» 
ist  richtiger  oder  wenigstens  moderner  als 
Tinctura  <n  u  c  i  s  v  o  m  i  o  a  e» ;  die  Regel,  die 
Gattungsnamen  der  Pflanzen  zur  Bezeichnung 
der  Drogen  heranzuziehen,  ist  bei  weitem  nicht 
durchgeführt;  Beispiele  hierfür  sind:  Folia 
Belladonnae,  Balsamum  Peruvianum,  Fruotus 
Carvi  usw. 


Früher  kannte  man  die  Stammpflanzen  der 
ausländischen  Drogen  natürlich  nioht  und  man 
benannte  diese,  deshalb  nach  sehr  äußerlichen 
Merkmalen,  z.  B.  Sternanis,  Nux  vomica, 
Krähenangon  usw.  Bei  Bildung  der  Art- 
bezeichnung  wurden  später  solche  Namen  viel- 
fach mit  verwendet,  z.  B.  Stryohnos  nuz 
vomica.  8, 

Apoth.  Ai  Or.  in  Focsani.  In  der  Photo- 
graphie versteht  man  unter  Natriumbisulfit 
die  im  Handel  unter  der  Bezeichnung  «Saure 
Suifitlauge»  vorkommende  Lösung  von  35® 
Beaume,  Bm. 


Zur  gefälligen  Beachtung  1 

Das  Register  fOr  den  Jahrgang  1905 
wird  der  Mr.  3  dieses  Jalir- 
ganges  (1906)  beigefffigt  werden. 

Yerieger:  Dr.  A*  Sehaeldar,  Dretd«!  und  Dr.  P.  SlD  Dmdeii-BUMwite. 

VflmitiRHrttklMr  Letter:  Dr.  A.  Behaeider  In  Dmdeii. 

Im  BnfthH>iHiel  duroh  Jaliai  Springer,  AerUa  H.,  MenbUcoplstB  8. 

Drsek  ven  Fr.  Titiel  Neebf.  (Keneib  A  Meklo),  Dreeden. 


Pharmaceutische  Centralhalle 

für  Deutschland. 

Heransgegeben  von  Dr.  A.  Schneider  and  Dr.  P.  Sflee. 


Zeitschrift  fttr  wissenschaftliche  und  geschäftliche  Interessen 

der  Pharmacie. 

Gegrfindet  von  Dr.  Hermann  Hager  im  Jahre  1859. 

Erscheint  jeden  Donnerstag. 

Bezugspreis  vierteljährlich:  durch  Buchhandel  oder  Post  2,50  Mk.,  durch  Ooscbäfts- 
stelle  im  Inland  3,—  Mk.,  Ausland  3,50  Mk.  -—  Einzelne  Nummern  30  \H, 

Anzeigen:  die  einmal  gespaltene  Klein-Zeile  30  Pf.,  bei  gi-ößeren  Anzeigen  oder  Wieder- 
holungen Preisermäßigung 
Leiter  der  1  Dr.  Alfred  Schneider,  Dresden-A.  21;  Schandauer  Str.  43. 
Zeitsehrift:  J  Dr.  Paul  Süß,  Dresden-Blasewitz;  Gustav  Freytag-Str.  7. 
Oeeehailsstelle:  Dresden-A.  21;  Schandauer  Straße  43. 


MB. 


Dresdeo,  18.  Januar  1906 


Der  neuen  Folge  XXVII.  Jahrgang. 


XLVIL 

Jahrgang. 


Inhalt:  Chemie  «nd  Pharniaele:  Braaselimonaden.  —  Eigen<cbaften  des  Silidumcb'oroform.  —  Dalloff  Th6 
eontre  l'OMsit^.  —  Beiiehai>gen  swischen  den  Kohlenwasserstoffen  aus  Kautschak  nnd  Guttapercha.  —  Unrer* 
trigliche  Anneiii.iachttnRen.  —  Nene  amerikanische  Pharmakopoe.  —  Neue  Arsiieimiltel.  —  Badiophor.  —  Opian- 
aäiive.  —  Akonitin.  —  Wein-  und  ZitronensAure  nnd  deren  Salxe.  —  Kapella  b'evcik-Oblaten-TrotkenTerschluC- 
Apparat.  —  Naphthenseife.  —  Antidiabetikum  Stock.  —  Oir-8aocharoskop.  —  Lenicet  —  BemsteinOl.  —  A  alain- 
kapseln  —NahriiBaiiDittel-Cbeiiile.  ~  Bakteriologische  MitteilnngeB.  —  Therapentieche  Mitteilangeii. 
—  Photographlsebe  MitteUnngen.  —  venchlf deue  Mltteiinnffeii.  —  Brlefwechael. 


Chemie  und  Pharmacie. 


Ueber  Brauselimonaden. 

Von  Dr.  Ä.  Beythiefi, 

Direktor    des    chemischen  Untersuch ungsamtes 

der  Stadt  Dresden. 

Von  Seiten  der  amtlichen  Nahrangs- 
mittelkontroUe  ist  seit  Jahren  versucht 
worden,  die  Fabrikanten  der  ohne 
Prachtsaft  hergestellten  künstlichen 
Brauselimonaden  durch  Belehrung  und 
Verwarnung  zu  einer  gutwilligen  De- 
klaration der  Nachmachung  zu  veran- 
lassen, und  diese  Anregung  hat  im 
großen  und  ganzen  den  erfreulichen 
Erfolg  gezeitigt,  daß  die  in  Rede 
stehenden  Erzeugnisse  nicht  mehr  als 
«Himbeer-»  oder  «Zitronen  -  Brause- 
limonade» schlechthin,  sondern  als 
«Brauselimonade  mit  Himbeergeschmack, 
kfinstlich  gefärbt»,  oder  unter  ähnlichen 
Bezeichnungen  in  den  Verkehr  ge- 
langten. In  letzter  Zeit  hat  sich  jedoch 
herausgestellt,  daß  einzelne  Fabrikanten 
auf  dem  platten  Lande  wieder  zu  dem 


früheren  Modus  zurückgekehrt  sind, 
und  mehrere  von  den  Chemikern  der 
Amtshauptmannschaften  ausgesprochene 
Beanstandungen  haben  ein  strafrecht- 
liches Einschreiten  im  Gefolge  gehabt. 
Obwohl  dasselbe  zu  einer  völligen  An- 
erkennung der  von  der  amüichen 
Nahrungsmittelkontrolle  vertretenen 
Grundsätze  durch  3  richterliche  In- 
stanzen bis  zum  Königl.  Sächsischen 
Oberlandesgericht  führte,  erscheint  es 
doch  zweckmäßig,  die  für  die  Beur- 
teilung maßgebenden  Gesichtspunkte 
noch  einmal  zur  Kenntnis  der  In- 
teressenten zu  bringen,  besonders  des- 
halb, weil  einige  Auslassungen  in  der 
Fachpresse  der  Mineralwasserfabri- 
kanten und  abfällige  Besprechungen 
der  Urteile  geeignet  erscheinen,  in  den 
Kreisen  der  kleineren  Produzenten  irr- 
tümliche Auffassungen  hervorzurufen , 
welche  leicht  zu  unangenehmen  Kon- 
flikten mit  dem  Nahrungsmittelgesetz 
führen  könnten. 


40 


Wie  sich  aus  der  Geschichte  der 
menschlichen  Nahrungs-  und  Genuß- 
mittel ergibt,  versteht  man  unter 
Limonaden  ganz  allgemein  Misch- 
ungen von  Fruchtsäften  mit  Zucker 
und  Wasser.  Die  bekanntesten  dieser 
Getränke,  Himbeer-  und  Zitronen- 
limonade, werden  noch  heutzutage  in 
Familien  und  Gastwirtschaften  so  her- 
gestellt, daß  man  den  natürlichen,  ge- 
zuckerten Preßsaft  der  Früchte  mit 
Wasser  verdünnt,  oder  daß  man,  wie  das 
bei  Zitronenlimonade  meist  geschieht, 
die  zerkleinerten  Früchte  direkt  mit 
Wasser  übergießt  und  Zucker  hinzu- 
setzt. 

Der  Name  Brauselimonade  deutet 
nun  sprachlich  darauf  hin,  daß  eben- 
falls eine  Limonade  vorliegt,  deren 
einziger  Unterschied  von  den  soeben 
beschriebenen  darin  besteht,  daß  sie 
braust,  d.  h.  mit  kohlensäurehaltigem 
Wasser  bereitet  worden  ist.  Auch  der- 
artige Getränke  sind  dem  Publikum 
seit  Jahren  bekannt.  Es  hat  sie  in 
den   Trinkhallen    der   größeren   Städte 


liehst  bekannte  Mineralwasserfabrik  von 
Dr.  Striive  in  Dresden  schon  seit  mehi 
als  20  Jahren  und  noch  heute  Himbeer- 
brauselimonade mit  echtem  Fruchtsaft 
in  den  Verkehr  bringt. 

Inzwischen  ist  nun  eine  Fabrikation 
ins  Leben  getreten,  welche  durchaus 
abweichende  Erzeugnisse  ohne  jede 
Spur  von  Fruchtsaft  herstellt.  Es  sind 
dies  lediglich  mit  einem  Riechstoffe 
parfümierte  und  mit  Zucker  und  einer 
organischen  Säure  versetzte  kohlensaure 
Wä&ser,  welchen  durch  künstliche 
Färbung  mit  einem  Teerfarbstoffe  der 
Anschein  verliehen  worden  ist,  als  sei 
natürlicher  Fruchtsaft  darin  enthalten. 
Aus  dem  vorher  gesagten  geht  mit 
genügender  Klarheit  hervor,  daß  diese 
Genußmittel  nicht  das  Wesen  oder  den 
Gehalt,  sondern  nur  das  äußere  An- 
sehen, den  Schein  der  echten  Ware 
besitzen.  Sie  sind  Nachahmungen 
der  aus  Fruchtsaft  und  kohlensäure- 
haltigem Wasser  hergestellten  Limo- 
naden, d.  h.  nachgemacht  im  Sinne  des 
Nahi  ungsmittelgesetzes.    Wenn  sie  aber 


griff  der  normalen  Beschaffenheit, 
welcher  nach  der  bekannten  Ent- 
scheidung des  Reichsgerichts  vom 
2.  November  1886^)  jeder  Beurteilung 
von  Nahrungs-  und  Genußmitteln  im 
Sinne  des  N.-M.-G.  zu  Grunde  gelegt 
werden  muß,  erfordert  also  bei  Brause- 
limonade ein  Gemisch  von  Fruchtsaft 
mit  Zucker  und  kohlensäurehaltigem 
Wasser.  Daß  diese  Definition  auch  von 
den  maßgebenden  Vertretern  der 
Nahrungsmittelchemie  anerkannt  wird, 
geht  aus  den  «Vereinbarungen»  un- 
zweifelhaft hervor,  und  das  Publikum 
ist  daher  wohl  zu  der  Erwartung  be- 
rechtigt, ein  ihr  entsprechendes  Er- 
zeugnis zu  erhalten. 

Offenbar  hat  auch  die  Industrie,  als 
sie  die  Herstellung  von  gebrauchs- 
fertigen Brauselimonaden  in  Flaschen 
übernahm,  zunächst  die  Berechtigung 
dieser  Auffassung  anerkannt.  Jeden- 
falls steht   soviel  fest,    daß   die  rühm- 


vor  seinen  Augen  entstehen  sehen  und  Nachahmungen     sind ,      und     darüber 
sich  vielfach  seltet  bereitet.  ^  Der  Be-[sc^^^      unter  den  Fachgenossen  keine 
'"*     ""*  "     "'"       ■^-~'^'^'  ^--    Meinungsverschiedenheit    zu     bestehen 

(s.  a.  die  lesenswerte  Broschüre  von  Wby 
und  das  Gutachten  von  Fresmiusy), 
dann  dürfen  sie  auch  nicht  unter  einer 
zur  Täuschung  geeigneten  Bezeichnung 
in  den  Verkehr  gebracht  werden.  Der 
Name  «Himbeerbrauselimonade»  deutet 
jedoch  nicht  im  mindesten  darauf  hin, 
daß  ein  Getränk  ohne  jede  Spur  von 
Fruchtsaft  vorliegt,  er  ist  also  zu 
einer  Aufklärung  der  Käufer  nicht, 
wohl  aber  zu  einer  Täuschung  derselben 
geeignet.  # 

Gegen  diese  Auffassung  haben  die 
Fabrikanten  vor  allem  den  Einwand 
erhoben,  daß  mit  Hülfe  von  Fruchtsaft 
gar  keine  Brauselimonaden  hergestellt 
werden  könnten,  weil  dieselben  durch 
Abscheidung  von  Pektinstoffen  trübe 
würden  und  ihre  Farbe  nach  kurzer 
Zeit  einbüßten.  Dieser  Einwand  ist, 
selbst  wenn  er  zuträfe,  zu  ihrer  Recht- 
fertigung   nicht   geeignet.      Auch    bei 


»)  Euisch.  Bd.  14,  S.  428. 


-)  Der  Mineralwasser-Fabrikant  1905,  Nr.   \4 


41 


manchen  anderen  Nahrungs-  und  (Jenuß- 
uiittelu  äteheu  der  Merätelluug  im 
Großbetriebe  oft  erhebliche  Schwierig- 
keiten im  Wege.  Es  ist  bekannt,  wie 
sehr  die  Weine  mancher  Jahrgänge 
dem  Verderben  ausgesetzt  sind,  aber 
niemand  hat  bis  jetzt  daraus  die  Be- 
rechtigung abgeleitet ,  nachgemachte 
Erzeugnisse  als  echte  zu  verkaufen. 
Außerdem  ist  die  Einrede  auch  sachlich 
unbegründet! 

Wahr  an  ihr  ist  lediglich,  daß  die 
Anwesenheit  von  Alkalien  den  Himbeer- 
farbstoff ungünstig  beeinflußt,  und  daß 
unreines  Brunnenwasser  das  Eintreten 
schleimiger  Zersetzungen  im  Gefolge 
hat.  Sobald  aber  ein  tadelloser,  mit 
peinlichster  Sauberkeit  bereiteter  Him- 
beersirup und  steriles  destilliertes 
Wasser  ohne  Sodazusatz  genommen 
wird,  gelingt  es  sehr  wohl,  aus  Himbeer- 
sirup echte  Brauselimonaden  herzu- 
stellen, wie  die  vorzüglichen  Erzeug- 
nisse von  Dr.  Sh-uve  und  die  neuerdings 
im  Handel  erschienenen  von  Hünlich 
in  Wilthen  beweisen.  Möglich  ist,  daß 
die  auf  der  Anwendung  von  Essenzen 
und  Teerfarben  beruhende  Fabrikation 
größere  Bequemlichkeit  und  höheren 
Verdienst  darbietet,  aber  dieser  Grund 
kann  vom  Standpunkte  des  Nahrungs- 
mittelchemikers als  ein  berechtigter 
nicht  anerkannt  werden. 

Auch  die  Gerichte  haben  ihn  im  all- 
gemeinen nicht  gebilligt.  Allerdings 
ist  zuzugeben,  daß  verschiedene  Fabri- 
kanten künstlicher  Brauselimonaden  auf 
Grund  widersprechender  Gutachten  der 
Sachverständigen  von  der  Anklage  der 
Nahrungsmittelfälschung  freigesprochen 
worden  sind,  aber  man  darf  doch  nicht 
außer  Acht  lassen,  daß  in  mindestens 
ebenso  vielen  Fällen  Verurteilung  er- 
folgt ist;  so  u.  a.  in  den  Urteilen  des 
Eammergerichts  in  Berlin  vom  24.  März 
1902,  der  Oberlandesgerichte  Breslau 
vom  21.  Januar  1902,  des  Oberlandes- 
gerichts Dresden  vom  10.  Dezember 
1 905  und  der  Landgerichte  Berlin  vom 
31.  Dezember  1901;  Beuthen  29.  No- 
vember 1901;  Marburg  28.  Juni  1899; 
Bochum29.  November  1901  und  Bautzen 
16.  Oktober  190'). 


Die  Fachpresse  der  Mineralwasser- 
fabrikanteu  handelt  sicher  nicht  im 
Interesse  der  Produzenten,  wenn  sie 
diese  offenkundigen  Tatsachen  ver- 
schweigt und  die  Sache  so  darstellt, 
als  ob  «trotz  Dutzende  von  Freisprech- 
ungen nur  gelegentlich  der  Versuch 
gemacht  würde,  die  in  Rede  stehenden 
Brauselimonaden  als  verfälschte  (richt- 
iger :  nachgemachte)  Fruchtlimonaden 
hinzustellen».  Mancher  kleine  Produzent 
könnte  durch  solche  einseitige  Bericht- 
erstattung zu  einer  unrichtigen  Be- 
zeichnung veranlaßt  werden! 

Es  sei  daher  nochmals  eindringlich 
darauf  hingewiesen,  daß  die  amtliche 
Nahrungsmittelkontrolle  nach  wie  vor 
auf  ihrem  Standpunkte  verharrt,  daß 
viele  richterliche  Urteile  ihr  gefolgt 
sind,  und  daß  namentlich  die  sächsischen 
Fabrikanten  gut  tun  werden,  auf 
ihren  Flaschen  eine  entsprechende  De- 
klaration der  künstlichen  Beschaffenheit 
anzubringen. 

Ueber  die  Eigenschaften  des 
Siliciumchloroform 

berichten  0.  Ruff  und  K.  Albert  (Bor.  d. 
Deutsch.  Cham.  Ges.  1905,  2222).  Zur 
Darstellung  desselben  eignet  sich  am  besten 
die  Methode  von  Combes.  Es  siedet  bei 
330  C,  schmilzt  bei  —  1349  C  und  hat 
bei  150  (7  eine  Dichte  von  1,3438.  Es 
wurde  das  Verhalten  bei  hoher  Temperatur, 
beim  Erhitzen  mit  Metallpuivern,  Metalloiden 
und  Chloriden,  und  zu  Ammoniak  unter- 
sucht. Mit  diesem  bildete  sich  Silicium- 
stickstoffhydrür,  das  sehr  unbeständig  ist. 
Es  ist  ein  Derivat  des  vierwertigen  Silioiam. 
Ein  Uebergang  des  in  Siliciumchloroform 
und  dessen  Derivaten  vierwertigen  Silicium 
in  dreiwertiges  unter  Abspaltung  von  Wasser- 
stoff konnte  nicht  beobachtet  werden. 

-Jie. 

Dalloif  Tii6  contre  i'Ob^sit^  bestand  nach 
H.  Thoms  (Apoth.-Ztg.  1905,  ICl)  aus  Flores 
Anthyllis  vulnerariae,  Folia  Sennae  tota,  Folia 
Uvae  ürsi  tota,  Folia  Lavandulae  sowie  geringen 
Mengen  von  Folliculi  Sennae,  Fruchtständen  einer 
Juncusart,  Plantage -Blutenständen  und  einer 
Frucht  von  Schinus  moUe.  Die  Gesamtmenge 
betrug  80  g.  Anwendung:  zur  Enttettung.  Be- 
zugsquelle: Maximilian  Naumann  in  München, 
Herzog  Wilhelrastr.  29.  —tx— 


42 


'Daraus  geht  zunächst  hervor,  daß  die 
Ozouide  CjoHieOe  ans  Kautschuk  und 
Guttapercha  verschieden  und  zwar,  wie 
Harries  für  sehr  wahrscheinlich  hält, 
stereoisomer  sind.  Da  nun  aber  bei  dem 
durchaus      symmetrischen       1,5  -  Dimethyl  - 


Ueber 
die  Beziehungen  zwischen  den 
Kohlenwasserstoffen  aus  Kaut- 
schuk und  Guttapercha. 

Wir  haben  vor  kurzem^)  berichtet,  daß 
es  C.  Harnes  gelungen  ist,  vermittels  der  cyclooctadign-(l,r)) 
Ozonmethode  die  chemische  Natur  des 
Parakautschuks  aufzuklären.  Es  lag  nahe, 
auch  die  wichtige  Guttapercha  nach  dem- 
selben Verfahren  zu  untersuchen,  um  so 
mehr,  als  die  Arbeiten  von  W,  Ramsay^) 
und  A.  Tschirch^)  über  Guttapercha  er- 
geben haben,  daß  der  in  der  Guttapercha 
enthaltene  Kohlenwasserstoff  eine  weiße 
kristallinische  Masse  von  der  gleichen 
empirischen  Formel  wie  der  Parakautschuk 
darstellt  Außerdem  hatte  Harries  früher 
gefunden,   daß  die   reine  Guttapercha   beim 

Behandeln    mit    salpetriger    Säure    ähnlich  ^    .     ,      ^  .  -  ^  t^-      .    , 

wie   der  Kautschuk    ein    gelbes   Nitrosit  ^tufe  der  Polymerwation  von  1,5  Dimethy 


HgG  .  G  —  Go2  —  CH2  —  GH 

11    ^  II 

HC  —  CH2  —  GH2  ~  G .  GH3 

selbst  nach  der  Theorie  keine  stereoisomeren 
Formen  vorauszusehen  sind,  so  muß  die 
Veranlassung  zur  Bildung  von  stereoisomeren 
Diozoniden  schon  in  den  Ausgangs- 
materialien —  den  beiden  Kohlenwasser- 
stoffen Parakautschuk  und  Guttapercha  — 
vor  der  Behandlung  mit  Ozon  gegeben 
sein;  d.  h.  diese  beiden  Substanzen  müssen 
sich  nicht  nur  durch   eine  verschieden  hohe 


eon  der  Formel  G10H15N3O7  liefert,  dessen 
Moleknlargröße  zwischen  O^o  und  G20  Hegt. 

Beim  Abbau  des  Guttapercha  -  Kohlen- 
wasserstoffs nach  der  Ozonmethode  hat  nun 
Harries^)  das  eindeutige  Resultat  erhalten, 
daß  der  Kautschuk-  und  Guttapercha- 
Kohlenwasserstoff  auf  dieselbe  chemische 
Grundsubstanz,  nämlich  das  1,5 -Dimethy  1- 
cyclooctadi6n-(l,5)  zurückgeführt  werden 
können.  Ihre  Verschiedenheit  ist  nicht 
etwa  durch  eine  andere  Lagerang  der 
Doppelbindungen  verursacht 

Der  Guttapercha kohlenwasserstof f 
liefert  bei  der  Behandlung  mit  Ozon  quan- 
titativ ein  Diozonid  der  Formel  OjoHißOß 
wie 


cyclooctadien(l,5)-MoIekülen,  sondern  durch 
eine  andere  Art  des  Zusammentritts  der 
Moleküle  von  einander  unterscheiden. 

Sc. 

Unverträgliche  Arzneimisch- 
ungen. 

Oleum  cadinum  und  Paraffinum 
liquidum  zusammengemischt  geben  eine 
schmutzige,  trübe  Flüssigkeit,  aus 
der  sich  das  Kadeöl  nach  kurzer  Zeit  aus- 
scheidet, während  das  überstehende  Paraffinöl 
leicht  gefärbt  ist  mit  einem  braunen  Ring 
an  der  Oberfläche. 

Beim  Mischen  von  Salol,  Benzo- 
naphthol  und  Thymol  bildet  sich  nach 
der  Parakautschuk;  dasselbe  besitzt i ^o^'^ß^^*  (Pharm.  Ztg.  1905,  846)  eine 
die  gleiche  Molekulargröße  und  ergibt  mitlsir'ipöse  Flüssigkeit,  die  auf  der 
Wasserdampf  die  gleichen  Spaltungsprodukte  I  Vereinigung  von  Salol  und  Thymol  beruht 
wie  dieses,  .nämlich  Lävulin- Aldehyd  bezw.'^iiid  auch  bei  Zusatz  von  Salol  zu  wein- 
-Säure  und  Lävulinaldehyddiperoxyd.  Aber '  geistiger  Thymollösung  entsteht.  In  letzterem 
bei     der    quantitativen    Verfolgung     dieser,  Falle  bilden  sich  ölige  Tropfen,  die  sich 

schließlich  auf  dem  Boden  sammeln. 

StovaYn  gibt  mit  alkalischen  Alkaloid- 
und  Sublimatlösungen  Niederschläge. 
Daher  hat  man  bei  Reinigung  der  Injektions- 
spritze nach  dem  Gebrauch  derartige  Des- 
infektionsmittel zu  vermeiden  bezw.  die 
Spritze  vor  dem  Wiedergebrauch  mehrere 
Male  mit  destilliertem  Wasser  oder  physiolog- 
ischer Kochsalzlösung  auszuspülen. 

Styrax  liquidus  und  Paraffinum 
liquidum  mischen  sich  nicht,     —tx--. 


Spaltung  hat  sich  ein  nicht  erwartetes, 
sonderbares  Resultat  ergeben.  Nämlich  das 
Ozonid  aus  Guttapercha  liefert  nicht  die- 
selben Mengen  Lävulinaldehyd  und  Lävulln- 
säure  wie  dasjenige  aus  Kautschuk,  sondern 
das  Mengenverhältnis  ist  gerade  umgekehrt. 


1)  Pharm.  Centralh.  46  [190.)J,  3ö<). 
'^)  Journ.  So(j.  Cücm.  Ind.  31  [19('2], 
8)  Ann   d.  Chem.  243  [1905],  114. 
»)  Ber.    d.   Deutsch.   Chem.    Gt^s.    38 

3985. 


1367. 


[lijo:,]. 


43 


Die  neue 
amerikanische  Pharmakopoe 

(The  Pharmacopoeia  of  the  United  States 

of  America.) 

Besprochen  von  Dr.  Q.  Weigel. 

(Fortsetzung  von  Seite  27.) 

Drogen,  ätherische  und  fette 

Oele. 

Das  Kapitel  der  Drogen  einschließlich 
Oele  hat  eine  nicht  minder  sorgsame 
und  zeitgemäße  Bearbeitung  in  der 
neuen  Ph.  U.  S.  gefunden.  Zahlreiche 
Methoden  zur  Alkaloidbestimmung  sind 
neu  aufgenommen,  zum  gi*ößten  Teil 
titrimetrische,  aber  auch  gravimetrische 
Ffir  erstere  sind  wohl  die  bekannten 
TTeZfer'schen  Vorschriften  grundlegend 
gewesen,  welche  auf  dem  «Aus- 
schättelungssystem  mittels  geeigneter 
Lösungsmittel»  basieren.  Die  hierbei 
in  betracht  kommenden  Prinzipien  und 
Hauptregeln  sind  in  einem  besonderen, 
erklärenden  Artikel  (Alkaloidal  assay 
by  immisdble  solyents)  der  Ph.  U.  S. 
beigegeben. 

Zur  Identifiziei'ung  der  Fette  und 
fetten  Oele  sind  Jod-  und  Verseifungs- 
zahlen  herangezogen  worden,  letztere 
auch  bei  den  Harzen  und  Balsamen. 
Obwohl  bei  jeder  einzelnen  Droge 
bezw.  Oel  eine  spezielle  Vorschrift  zur 
Bestimmung  der  Jod-  oder  Verseifungs- 
zahl  unter  Angabe  der  anzuwendenden 
Menge  vorgesehen  ist,  finden  wir 
außerdem  im  Reagentien  -  Verzeichnis 
diesbezflgliche ,  ausführlichere  Erklär- 
ungen vor  (Jodine  absorption  and 
saponification  yalue  of  fats  and  oils), 
in  denen  alle  Einzelheiten  sozusagen 
in  Form  einer  Gebrauchsanweisung  zu- 
sammengestellt sind. 

Die  Methoden  sind  die  flblichen  (wie 
im  D.  A.-B.).  Zur  Bestimmung  der 
Jod  zahl  läßt  Ph.  U.  S.  in  der  Regel 
0,3  g  des  zu  untersuchenden  Fettes 
oder  Oeles  anwenden  (fflr  Oleum  Lini 
0,15  bis  0,2  g,  ffir  Oleum  Cacao  und 
ähnliche  Fette  0,8  g)  und  die  Hübl- 
sehe  Jodquecksilberchloridlösung  4  Stun- 
den darauf  einwirken  (bei  Oleum  Lini 
16  Stunden). 


Zur  Ermittelung  der  Verseif  ungs- 
zahl  werden  1,6  bis  2.g  der  ge- 
reinigten und  filtrierten  Substanz  an- 
gewendet und  die  Verseifuug  durch 
halbstündiges  Erhitzen  auf  dem  Wasser- 
bade bewerkstelligt.  Die  erlaubten 
Qrenzen  der  Jod-  und  Verseifungszahlen 
sind  im  Prüfungstext  durch  die  betr. 
Zahlenwerte  ausgedrückt  (z.  B.  Oleum 
Olivarum:  Jodzahl  80  bis  88,  Ver- 
seifungszahl   191  bis  195). 

Neben  der  chemischen  Analyse  ist  aber 
auch  die  mikroskopischePrüf  ung  der  vege- 
tabilischen Drogen  in  ausreichendem  Maße 
berücksichtigt  worden ;  insbesondere  hat 
man  der  wichtigen  Diagnose  der 
Pflanzen pulver  gebührende  Aufmerk- 
samkeit geschenkt  und  bei  jeder 
wichtigen  Droge  die  hauptsächlichsten 
Merkmale   des   betr.  Pulvers  erwähnt. 

:  Die  Prüfung  der  ätherischen  Oele 
ist  —  wie  schon  eingangs  erwähnt  — 
durch  die  Aufnahme  des  optischen 
Drehungsvermögens  ergänzt  worden. 
Damit  ist  allerdings  eine  nicht  unbe- 
deutende Ausgabe  in  betreff  Anschaffung 
eines  Polarisationsapparates  für  den 
amerikanischen  Kollegen  verknüpft,  aber 
gerade  die  Bestimmung  der  Rotation 
gibt  für  die  Beurteilung  der  äther- 
ischen Oele  treffliche  Anhaltspunkte, 
so  daß  diese  Neuerung  als  ein  be- 
merkenswerter Fortschritt  zu  bezeichnen 
ist.  Auch  über  die  Bestimmung  der 
optischen  Drehung  finden  wir  in  der 
Ph.  U.  S.  eine  allgemeine  Anleitung 
vor  (Determination  of  the  pplical 
rotation  of  organic  substances),  in 
welcher  u.  a.  die  zur  Berechnung 
dienenden  Formeln  erläutert  werden. 

Im  besonderen  seien  von  folgenden 
Drogen  und  Oelen  interessante  Einzel- 
heiten erwähnt: 

Aloä.  Zugelassen  ist  der  Saft  ver- 
schiedener Alo^spezies  ohne  Nennung 
einer  bestimmten  Herkunft.  Der  Farbe 
ist  ein  großer  Spielraum  gelassen;  Alo6 
darf  gelblichbraun,  orangebraun  bis 
schwarzbraun  sein,  womit  gesagt  ist, 
daß  auch  die  durch  Eindampfen  bei 
gelinder  Hitze  gewonnene,  also  leber- 
farbige Aloe  verwendet  werden  darf. 


44; 


AloS  soll  mit  Salpetersäure  und  mit 
Lösungen  der  Alkalien  rötliche  Färbung 
geben.  Infolge  dieser  Reaktion  bevor- 
zugt Ph.  U.  S.  die  Isobarbaloin 
führenden  Sorten,  wie  Barbados-  und 
Curassao-Alo6,  während  das  D.  A.-B. 
bekanntlich  die  mit  Salpetersäure  eine 
GränfärbuDg  gebenden  afrikanischen 
Sorten  wünscht. 

Asa  foetida.  Die  Anforderungen  an 
diese  Droge  sind  die  gleichen  wie  im 
D.  A.-B.  IV:  50  pCt  alkohollösliche 
Substanz,  10  pCt  Asche.  Letztere 
Bedingung  wird  von  der  naturellen 
Handelsware  nur  selten  erfüllt,  trotz- 
dem besteht  der  Amerikaner  darauf 
und  weist  —  wie  die  Praxis  gelehrt 
hat  —  minderweiüge  Ware  mit  höherem 
Aschegehalt  rücksichtslos  zurück. 

Balsamum  Copaivae  (Copaiba).  Hierbei 
schreibt  Ph.  U.  S.  kurz  vor:  Harz- 
balsam (oleoresin)  mehrerer  süd- 
amerikanischer Spezies  der  Gattung 
Copaiba  (Copaifera).  Mit  Recht  ist  dem 
spezifischen  Gewicht  ein  größerer  Spiel- 
raum gelassen  und  zwar  0,950  bis 
0,995,  denn  es  kommen  ebenso  viel 
dünne  wie  dicke  Balsame  an  den  Markt, 
die  an  Qualität  einander  nicht  nach- 
stehen. Ph.  ü.  S.  läßt  zur  Prüfung 
des  Gopaivabalsam  nur  dessen  Säure- 
zahl bestimmen  (1  g  in  50  ccm  Alkohol 
gelöst,  soll  nicht  weniger  als  2,3  und 
nicht  mehr  als  2,8-  ccm  V2"  Normal 
alkoholische  Kalilauge  verbrauchen), 
verzichtet  also  zum  Unterschied  vom 
D.  A.-B.  auf  die  Gesamtverseifungs- 
bezw.  Esterzahl. 

Allerdings  begnügt  sich  auch  Ph. 
U.  S.  nicht  allein  damit,  sondern 
schreibt  außerdem  die  Bosetti'sche 
Ammoniakprobe  (Pharm.  Centralh.  37 
[1896],  671)  sowie  die  Gurjunbalsam- 
Farbreaktion  (vermittels  Essigsäure  und 
Salpetersäure )  zur  Prüfung  auf  Reinheit 
vor.  Die  Gurjunbalsamreaktion  läßt 
Ph.  U.  S.  in  folgender  Weise  ausführen : 
Ein  Gemisch  von  4  Tropfen  Salpeter- 
säure (sp.  Gew.  1,40)  und  1  ccm  Eis- 
essig soll,  mit  4  Tropfen  Gopaivabalsam 
überschichtet,  keine  rötliche  Zone  zeigen, 
noch   soll    die   Flüssigkeit    nach    dem 


Schütteln    eine     rote    oder    purpurne 
Färbung  annehmen. 

Balsamom  pemviannm.  Das  spezif- 
ische Gewicht  soll  1,140  bis  1,150  bei 
2b^  C  betragen,  was  im  Vergleich  zum 
D.  A.-B.  eine  Erweiterung  der  Grenze 
nach  oben  einscUießt  und  der  jetzt 
an  den  Markt  kommenden  Handels- 
ware entspricht.  Die  Löslichkeit  in 
Alkohol  ist  dahin  festgelegt,  daß  1  Teil 
Balsam  in  5  Teilen  Alkohol  mit 
höchstens  schwacher  Opalescenz  löslich 
ist.  Die  unsichere  Salpetersäure-Farb- 
reaktion des  Petrolätherauszuges  hat  in 
der  neuen  Ph.  U.  S.  Platz  gefunden, 
allerdings  in  milderer  Form,  indem  in 
negativem  Sinne  verlangt  wird,  daß 
keine  grüne  oder  blaugrüne  Farben- 
erscheinung eintritt ;  eine  rein  gelbe 
Färbung  (wie  im  D.  A.-B.  IV  gefordert 
wurde),  die  Perubalsam  den  gemachten 
Erfahrungen  nach  aber  nicht  durch- 
gehends  gibt,  wird  also  nicht  aus- 
drücklich gefordert. 

Analog  D.  A.-B.  IV  soll  Perubalsam 
minimal  56  pGt  Cinuamein  enthalten; 
allerdings  geschieht  die  Gehaltsbestimm- 
ung nach  Ph.  U.  S.  in  einer  anderen 
Form.  Daneben  sind  Veiiseifungszahlen 
sowohl  des  Balsams  wie  des  Cinnameins 
aufgenommen.  Neu  ist  folgende  Prüf- 
ung auf  Eolophon,  Terpentin,  Storax, 
fette  Oele  usw. :  3  ccm  des  Perubalsam- 
Petrolätherauszuges  (1  +  5)  sollen,  mit 
dem  gleichen  Volumen  einer  wässer- 
igen Kupfer acetatlösung  (1  :  1000)  ge- 
schüttelt, nicht  grün  oder  blaugrün 
gefärbt  werden. 

Balsamum  tolutaiium.  Zum  Arznei- 
gebrauch ist  sowohl  der  frische  weiche, 
als  auch  der  ältere  erhärtete  Balsam 
zugelassen.  Die  Bemerkung  der  Ph. 
U.  S.:  «teilweise  löslich  in  Schwefel- 
kohlenstoff» entspricht  den  Tatsachen, 
denn  die  diesbezügliche  Vorschrift  des 
D.  A.-B.  IV:  «in  Schwefelkohlenstoff 
unlöslich»  ist  falsch,  da  durchschnittlich 
20  pCt  in  Lösung  gehen  (vergl.  Pharm. 
Centralh.  1 904,  S.  4).  Der  vom  Lösungs- 
mittel befreite  Schwefelkohlenstoffaaszug 
wird  zur  Prüfung  des  Tolubalsams  auf 
Verfälschung     mit     Eolophon     heran- 


46 


prezogen:    er  soll,    in   Eisessig    gelöst,! 
auf  Zusatz    einiger  Tropfen   Schwefel- 
säure  keine  Grünfärbnng    zeigen   (be- 
kanntlich tritt  bei  reinem  Balsam  hierbei 
eine  tief  kirschrote  Färbung  ein). 

Benzoä  (Benzoinum).  Neben  Siam- 
BenzoS  ist  auch  Sumatra  -  BenzoS  offi- 
zinell,  resp.  beide  arzneilich  zugelassen. 
Pb.  Ü.  S.  sagt  deshalb:  balsamisches 
Harz  von  Styrax  Benzoin  Dryander 
und  einer  anderen,  noch  nicht  näher 
identifizierten  Spezies  der  Gattung 
Styrax  stammend.  Bedingung  ist,  daß 
BenzoS  in  5  Teilen  warmem  Alkohol 
fast  gänzlich  löslich  ist  und  nicht  mehr 
als  2  pCt  Asche  ergibt. 

Camphora.  Außer  dem  Schmelzpunkt 
175^  C  und  dem  sp.  Gew.  0,990  bei 
250  C  schreibt  Ph.  U.  S.  noch  vor, 
daß  Eampher  (in  alkoholischer  Lösung) 
optisch  rechtsdrehend  ist.  Diese  Eigen- 
schaft ist  bekanntlich  das  Unterschieds- 
merkmal des  naturlichen  Eamphers 
vom  künstlichen,  welcher  optisch  in- 
aktiv ist. 

Caatharides  (Cantharis).  Der  gestattete 
Äschegehalt  ist  derselbe  wie  im  D.  A.-B., 
nämlich  8  pCt.  Eine  quantitative  Be- 
stimmung des  Kantharidins  in  spanischen 
Fliegen  schreibt  jedoch  Ph.  ü.  S.  nicht 
vor,  was  ebenso  richtig  ist,  denn  der 
Eantharidingehalt  ist  ziemlichen 
Schwankungen  unterwoifen  und  erreicht 
in  den  seltensten  Fällen  die  vom  D.A.-B.IV 
geforderte  Höhe  von  0,8  pCt ;  im  allge- 
meinen kann  man  nur  mit  der  Hälfte 
(0,1  pCt)  rechnen. 

Cortez  Chiaae  (Cinchona).  In  der 
Zulassung  verschiedener  Chinarinden 
zum  Arzneigebrauch  ist  Ph.  U.  S.  ziem- 
lich loyal;  sie  läßt  eigentlich  alle  Rin- 
den zu,  vorausgesetzt,  daß  sie  nicht 
weniger  als  5  pCt  Gesamtalkaloid  ent- 
halten. Diese  Annahme  wird  dadurch 
begründet,  indem  Ph  U.  S.  schreibt: 
die  getrocknete  Rinde  von  Cinchona 
Ledgeriana,  C.  Calisaya,  C.  officinalis 
und  der  Hybriden  genannter  Arten  mit 
anderen  Cinchonaspecies.  Die  Gruppe 
vorstehender  Rinden  faßt  das  amerikan- 
ische Arzneibuch  unter  der  Ueberschrift 


«Cinchona»  zusammen,  während  die 
außerdem  noch  (im  D.  A.-B.  aber  allein) 
offizinelle  Rinde  von  C.  succirubra  unter 
der  Ueberschrift  «Cinchona  Rubra»  ge- 
sondert gefuhrt  wird. 

Für  die  Bestimmung  des  Alkaloid- 
gehaltes  in  der  Chinarinde  gibt  Ph.  ü.  S. 
zwei  besondere  Vorschriften;  die  eine 
bezieht  sich  auf  den  Gesamtalkaloid- 
gehalt  (verlangt:  wenigstens  5  pCt), 
die  zweite  auf  den  Gehalt  an  äther- 
löslichen  Alkaloiden  (verlangt :  wenig- 
stens 4  pCt),  unter  welchen  Chinin, 
Chinidin  und  Cinchonidin  zu  verstehen 
sind. 

Cortez  Cinnamomi  (Cinnamomum  Zey- 
lanicum).  Wie  schon  aus  der  Ueber- 
schrift ersichtlich,  zieht  Ph.  U.  S.  den 
Ceylonzimt  dem  (vom  D.  A.-B,  geforder- 
ten) chinesischen  Zimt  vor,  führt  aber 
merkwürdigerweise  außerdem  unter  der 
wenig  bekannten  Bezeichnung  «Cinna- 
momum Saigonicum»  eine  zweite 
Sorte  auf,  welche  der  chinesischen  Droge 
ähnelt,  deren  Stammpfianze  aber  noch 
unbestimmt  ist;  man  nimmt  an,  daß  es 
sich  hierbei  um  eine  Varietät  von 
Cinnamomum  Cassia  handelt. 

Fabae  calabarioae  (Physostigma).  Im 
D.  A.-B.  sind  nur  die  Salze  des  in  den 
Kalabarbohnen  enthaltenen  Alkaloids 
Physostigmin  offlzinell,  Ph.  U.  S.  erwähnt 
aber  auch  die  als  Ausgangsmaterial 
dienende  Droge  selbst  und  verlangt,  daß 
der  reife  Samen  von  Physostigma  vene- 
nosum  nicht  weniger  als  0,15  pCt  äther- 
lösliche Alkaloide  enthält.  Eine  genaue 
Gehaltsbestimmung  ist  beigegeben. 

Folia  Coea  (Coca).  Eokablätter  sollen 
nicht  weniger  als  0,5  pCt  ätherlösliche 
Alkaloide  enthalten.  Diese  Forderung 
wird  von  allen  im  Handel  befindlichen 
Sorten  mit  Leichtigkeit  erfüllt;  es  sind 
daher  in  der  Ph.  U.  S.  sowohl  die 
H  u  a  n  u  c  0  -  Blätter  (identisch  mit 
Huanta-  und  wohl  auch  Bolivia-  und 
Cnsco-Blättern)  von  Erythroxylon  Coca 
Lfümarck,  als  auch  die  im  Alkaloid- 
gehalt  etwas  zurückstehenden  Truxillo- 
Blätter  von  E.  Truxillense  Rtisby  zum 
Arzneigebrauch  zugelassen. 


46 


Folia  Jaboraadi  (Pilocarpns).  Ph.  U.  S. 
wünscht  die  Blätter  von  Pilocarpus 
Jaborandi  Holmes  oder  P.  microphyllus 
Stapf  mit  einem  Alkaloidgehalt  von 
wenigstens  0,6  pCt.  Die  Wahl  genann- 
ter Spezies  tär  das  Arzneibuch  ist  eine 
glückUche,  denn  diese  liefern  nach- 
gewiesenermaßen die  an  Pilokarpin 
reichsten  Blätter,  während  die  der  Be- 
schreibung des  D.  A.-B.  IV  entsprechende 
Art  (P.  pennatifolius)  erst  an  zweiter 
Stelle  kommt. 

Folia  Seuiae  (Senna).  Neben  den 
(vom  D.  A.-B.  allein  geforderten)  Tinne- 
velly-Blättem  (India  Senna)  von  Cassia 
angustifolia  sind  auch  die  Alexandriner 
Blätter  (Alexandria  Senna)  —  beide  aber 
stielfrei  —  von  Cassia  acutifolia  zuge- 
lassen, doch  sollen  letztere  frei  von 
Arghelblättem  sein,  die  sich  durch  ihre 
drei  zelligen  Haare  unterscheiden 
lassen. 

Von  offlzinellen  Blättern  seien  noch 
die  alkaloidhaltigen  aus  der  Familie  der 
Solanaceen  erwähnt  und  zwar  des  ge- 
forderten Gehaltes  an  «mydriatischen 
(=  die  Pupille  erweiternden»)  Alkaloiden 
—  wie  Ph.  U.  S.  schreibt  —  wegen. 

Folia  Belladoiuiae  (Belladonna  Leaves) 
sollen  mindestens  0,35  pCt, 

Folia  Hyoscyami  (Hyoscyamus)  0,08 
pCt  und 

Folia  Stramoiiii  (Stramoniumj  0,36  pCt 
enthalten. 

FrnotQs  Vanillae  (Vanilla).  Vanille 
darf  bei  einer  Länge  von  16  bis  26  cm 
nicht  breiter  als  7  mm  sein  (D.  A.-B. 
bis  1  cm).  Auf  diese  Weise  wird  die 
breitere,  minderwertige  Tahiti  -  Vanille 
vom  Arzneigebrauch  ausgeschlossen. 
Außerdem  verlangt  Ph.  U.  S.,  daß  Ge- 
ruch und  Geschmack  charakter- 
istisch (nach  Vanille)  und  sehr  an- 
genehm sind  -  und  nicht  wie  das 
D.  A.  -  B.  IV,  daß  Vanille  stark 
aromatisch  riechen  und  schmecken 
soll,  denn  dies  tut  die  heliotropin- 
haltige  Tahitifrucht  auch! 

(Fortsetzung  folgt.) 


Neue  Arzneimittel. 

Acetysal  nennen  O.  <&.  R.  Fritz 
Aoidum  aoetylo  -  salicylicum  pon- 
derosnm. 

Apicinum  sind  nach  0,  &  R.  FHtx 
fruchtartig  schmeckende  Fondants,  die  haupt- 
sächlich Calcium-Phosphognajakolat  enthalten. 
Anwendung:  bei  Erkrankungen  der  Luft- 
wege. 

Caseoferrin  enthält  Triferrin  und  einen 
entbitterten  Auszug  ans  Rhamnus  purshiana. 
Anwendung:  als  ein  die  Darmtätigkeit  an- 
regendes Eisenpräparat  Darsteller :  E.  Wei- 
gerty  AeekulapApotheke  in  Breslau  I. 

Codrenine  enthält  nach  O,  &  R.  Fritx 
in  1  com  (?)  0,02  g  salzaauree  Kokain 
und  0,00006  g  salzsaures  Adrenalin.  An- 
wendung: zur  örtlichen  Betäubung  und 
Blutstillung.  Darsteller:  Parke,  Davis 
dk  Co,  in  Detroit 

Diabeteserin-Tabletten  Nr.  I  enthalten 
nach  Med.  Elin.  1905,  1443  außer  den 
Salzen  des  Truiiecekr^envai  (Pharm.  Gentralh. 
43  [1902],  282)  nur  Eserin,  Nr.  II  auch 
noch  geringe  Mengen  Atropin.  Anwend- 
ung: gegen  Zuckerkrankheit  Darsteller: 
WiUi.  Natterer,  Fabrik  pharmazeutischer 
Präparate  in  München  2. 

Oasterogea  ist  ein  Hundemagensaft  ent- 
haltendes Präparat,  das  auch  mit  Znsätzen 
von  5  pCt  Rhabarber  oder  5  pCt  China- 
rinde bezw.  10  pGt  Gondurangorinde  von 
dem  Darsteller  Chemisches  Laboratorium 
Weydenberg  in  Berlin  NW  21  geliefert 
wird.  Anwendung:  zur  Hebung  der  Eß- 
lust  und  Verdauung. 

Jodoglycin  besteht  nach  Münch.  Med. 
Wochenschr.  1905,  Nr.  51  hauptsächlich 
aus  Alnminiumsilikat  CKaolin),  Jod  und 
Glycerin.  Es  wird  in  Amerika  gegen  Unter- 
schenkelgeschwüre sowie  bei  Bronchial- 
entzündung kleiner  Kinder  als  luftdichter 
Verband  angewendet. 

Kasucolum  nennen  0.  <&  R,  iMtx  ilir 
Ealiumsulfoguajakolat 

Kipsol  sind  Pillen  unbekannter  Zusammen- 
setzung, von  denen  3  bis  7  Stück  genügen 
sollen,  um  gewöhnlichen  wie  auch  Jod- 
schnnpfen  zu  beseitigen.  Darsteller :  Blan- 
Card  dt  de,  in  Paris. 


47 


Kmse-Semm  ist  ein  ADtidyeenterie-Senim 
und  wird  im  Wiener  Staatlichen  Heilserum- 
Institut  gewonnen. 

Oleusaban  ist  ein  zum  teil  ans  Eukalyp- 
tus bereitetes  Desinfektionsmittel,  dessen 
Wirkung  die  der  Karbolsäure  übertreffen 
soll.  Darsteller :  Oleusaban  -  Eukalyptus- 
Gompagnie  in  London  E.  C,  38  Gamomile 
Street. 

Bamia  enthält  in  einem  halben  Liter 
Flüssigkeit  10  g  Natriumchlorid,  10  com 
Branntwein,  30  g  Salmiakgeist  und  0,25  g 
Kampher.  Anwendung:  äußerlich  gegen 
Gicht,  Rheumatismus  u.  dergl. 

Sicinuaheilaerum  soU  nach  R.  Koberf 
vZtschr.  f.  ärztl.  Fortbild.  1905,  Nr.  23) 
hergestellt  aber  noch  nicht  im  Handel  sein. 
Anwendung:  gegen  die  Augenentzündung 
der  Arbeiter,  die  mit  nicht  entgifteten 
Rieinuspreßkuchen  zu  tun  haben. 

Staphylaae  Doyen  ist  nach  O.  &  R. 
Fritx  ein  AntiStreptokokken- Serum,  das  auch 
als  Staphylase  bromur6e,  granul6e 
und  jodur^e  in  den  Handel  kommt. 

Thymidol  ist  Methylpropylphenol- 
menthol.  Es  ist  nach  Pharm.  Ztg.  1905, 
1078  ein  kältebeständiges  Verdiohtungs 
ergebnis  aus  Thymol  und  Menthol  herge- 
stellt nach  einem  patentierten  Verfahren. 
Anwendung:  als  Antiseptikum  zur  Behand- 
lung der  Mund-  und  Nasenschleimhäute  in 
Form  von  Mundwässern  und  Zahnpasten, 
zu  Wurzelfüllungen  in  hochprozentigen  Misch- 
ungen. Darsteller:  Hesse  dh  Ooldstaub  in 
Hamburg. H.  Mentxel. 

Radiophor, 

der  schon  in  Pharm.  Centralh.  46  [1905], 
664  erwähnt  wurde,  besteht  aus  zwei,  ein 
zusammenhängendes  Ganzes  bildenden  Teilen, 
der  aktiven  Masse  und  der  Unterlage  für 
dieee  Masse.  Die  Unterlage  besteht  aus 
Celluloid,  wenn  Hautkrankheiten  behandelt 
werden  sollen.  Es  kOnnen  und  werden 
auch  andere  Stoffe  als  Unterlage  verwendet, 
z.  B.  Silber  in  Form  von  Nadein  zur  Tiefen- 
wirkung, oder  andere  Metalle,  Glas,  Hart- 
gummi und  Porzellan  für  Sonden,  Spiegel 
und  ähnliche  Geräte  zur  Behandlung  von 
Geschlechts-  und  Frauenleiden.  Die  aktive 
Masse  besteht  aus  reinem  Radiumbromid, 
das  mit  Pechblendenpulver  gleichmäßig  ver- 
rieben   ist,    und    einem    die    Radioaktivität 


nicht  beeinflussenden  Bindemittel ,  um  die 
aktive  Masse  auf  die  Unterlage  auftragen 
zu  können.  Das  Wesentliche  der  Zusammen- 
setzung und  Anordnung  besteht  darin,  daß 
man  auf  einer  bestimmten  Fläche  stets  eine 
bestimmte  Energiemenge  des  Radiums  zur 
Verfügung  hat,  daß  weder  von  der  Emanation 
noch  von  den  a-,  ß-  oder  ^-Strahlen  auch 
nur  ein  Teil  zurückgehalten  wird  und  für 
die  Wirkung  verloren  geht,  und  daß  die 
Aktivität  des  Präparates  eine  dauernde 
ist,  so  daß  es  ebensowenig  wie  Radium- 
bromid selbst  bei  der  Aufbewahrung  eine 
wahrnehmbare  Abschwächung  erleidet.  Die 
Aktivität  des  Radiophor  wird,  so  lange  es 
kein  besseres  Verfahren  gibt,  nach  der  Ein- 
wirkung auf  die  photographische  Platte  be- 
messen, nachdem  ein  Testpräparat,  das  für 
alle  folgenden  als  Norm  dient,  hergestellt  ist. 

Auf  grund  der  bisherigen  Erfahrungen  be- 
nutzt man  den  Radiophor  zur  Behandlung  der 
meisten  Hautkrankheiten  bakteriellen  Ur- 
sprungs, zur  Beseitigung  von  Leberflecken 
u.  dergi.,  jedoch  nur  auf  Anordnung  des 
Arztes  und  unter  steter  Aufsicht  desselben. 
Angewendet  wird  der  Apparat,  indem  man  ihn 
mit  der  matten  Seite  dem  EOrper  zugekehrt 
direkt  auf  die  zu  beLandelnde  Stelle  auf- 
legt und  mit  Leukoplast  befestigt. 

Die  Schnelligkeit  der  Wirkung  hängt  von 
der  jedem  Kranken  eigenen  Empfindlichkeit 
der  Haut  ab,  die,  wenn  nötig,  durch  chem- 
ische Mittel  gesteigert  werden  kann,  z.  B. 
durch  Auflegen  von  Salicylsäure-PflastermuU. 
Daher  ist  es  erforderlich,  den  Fortschritt 
der  Wirkung  genau  zu  kontrollieren,  um 
die  Zeit  zu  bestimmen,  wie  lange  dieselbe 
auf  einer  Stelle  zu  erfolgen  hat.  Zur'  Er- 
reichung des  beabsichtigten  Zweckes  werden 
in  einigen  Fällen  nur  Tage,  m  anderen 
Wochen  vergehen.  Ist  die  zu  behandelnde 
Fläche  gröHer  als  der  Radiophor,  dann  wird 
sie  nach  und  nach  damit  behandelt,  indem 
der  Radiophor  Stück  um  Stück  verschoben 
wird.  Obwohl  der  Radiophor  sich  durch 
seine  bakterientötende  Einwirkungen  von 
selbst  desinfiziert,  kann  man  zu  diesem  Zweck 
kalte  Formalindämpfe  verwenden.  Wer 
ängstlich  ist,  kann  denselben  außerdem  in 
Guttaperdiapapier  einhüUen,  wodurch  die 
Strahlung  etwas  geschwächt  wird.  Darsteller : 
P.  Beiersdorf  <&  Co.  in  Hamburg.    H.  M. 


50 


Das  Oär-Sacoharoskop, 

wie  H.  Citron  (Deutsche  Med.  WocheDBobr. 
1905,    1753)    einen    Apparat    zar    qnanti- 
tativaa    Zuckerbestimmnng     nennt,     berabt 
anf  dem  Priozip  des  Gewichtsverlustes,  deo 
ein   zuckerhaltiger  Haro   durch   vollBländige 
VergtLroDg  erleidet.     Die   hierbei   zor  Ver- 
wenduDg    kommende    Uronieterspindel    bat 
eiue  L&nge  von  110  bis  125  mm   und  ist 
für    die    spezifischen    Gewichte    1,005    bis 
1,046    bestimmt.      Da    die    bisherige    Ab- 
lesung   in     der    trüben    Ilamhefemischnng 
Schwierigkeiten    vernraacht,    so  ist   die  Ab- 
lesung nach  sul'en 
verlegt  worden.  Zu 
diesem  Zwecke  ist 
daa     obere     Ende 
der    Spindel     znm 
Knie  gebogen  und 
jaaf      dieses      eine 
scharf     zugespitzte 

Federpose 
geschoben,  die  auf 
nner  seitlich  ange- 
brachten        Skala 
spielt.      Diese    ist 
so    graduiert,    daß 
ue      die     Zucker- 
proceute  von  0  bis  i 
10  in  Vio  pCt  ge- 
t«lt   direkt  an^bt. 
Mittels  einer   Stell- 
Bchranbe     reguliert 
man    sie    so,    daß  1 
zu  Beginn  des  Ver- ! 
sDches    die    Feder  | 
der  Spindel  auf  0  I 
zeigt.       Nach    be- 
endeter Gärung  gibt 
die      Feder       den 
Procentgebalt     auf    der    Skala     annlüiernd 
genau  an.     Um  diese  annähernde  Genauig- 
keit  zu  erreichen,    ist    eine    exakte  Durch- 
mischung  der  Harnhefeanfschwemmung  und 
Temperaturkorrektur  notwendig.    Zu  diesem 
Zweck  ist  das  Oärnngsgefäß,  ein  verzinnter 
Meesingzy linder,   mit   einer  LängsriDue  ver- 
sehen, in  der   eine  RQhre  auf   und  ab  ver- 
schiebbar angebracht  ist.     Die  ROhre  nimmt 
ein    kldnes    Thermometer    auf    und    läuft 
unten    in    eiue  Platte   mit    einem    Boraten- 
kranz  aus.     Dadurch    ist   ee   mOgUch,    dall 
Rtlhrer    und    Thermometer     während     des 


ganzen  Versuches  neben  der  Spindel  im 
Apparat  bleiben  kOnnen.  Während  des  Um- 
rOhrens  braucht  die  Spindel  nicht  entfernt, 
sondern  nur  um  ün  weniges  gehoben 
zu  werden. 

Der  (EorrektOT*  besteht  aus  zwei  parallel 
angeordneten  Skalen  auf  der  Außenwand 
des  Thermostaten,  von  denen  die  eine  be- 
weglidhe  in  der  Mitte  die  Zahl  0,  darüber 
die  Werte  von  -h  1  bie  +  8,  darunter  die 
von  —  0,1  bis  —  0,8;  die  andere  feste 
die  Temperatargrade  von  10  bis  26  enthält. 
Beim  Beginn  des  Vereuohes  stellt  mau  den 
0-Strich  auf  die  jeweilige  Temperatnrzahl 
em  und  liest  am  Schluß  an  der  Skala  den- 
jenigen Wert  ab ,  der  neben  der  dann 
vorhandenen  Temperatur  verzdchnet  ist. 
Das  Vorzeichen  +  oder  —  gibt  an,  ob  der 
Korrektionswert  dem  Hauptwort  an  der 
großen  Skala  zu-  oder  abzurechnen  ist 

Daa  Verfahren  selbst  gestaltet  sich 
folgeudermaßeu : 

In  den  beigegebeneo  Glaszylinder  gibt 
man  ein  erbsengroßes  Stück  Butter*),  füllt 
mit  Harn  bis  zur  Marke,  brSckelt  soviel 
Preßhefe  hinein,  bis  die  Oberfläche  auf 
Marke  <IIefe>  steht,  gibt  dne  Hand  voll 
Schrot  hinzu  und  achüttelt  15  bis  20mal 
kräftig  um.  Die  milchige  AufBchwemmuug 
entleert  man  durch  das  Sieb  in  den  Gär- 
zylinder  (g),  öffnet  den  SeitenabfluO  (s), 
setzt  das  Thermometer  (Tb)  ein  und  läßt 
die  Zugerspindel  (Z)  langsam  einsinken, 
wobei  der  FlÜHaigkeitsUberschnü  in  ein 
Gefäß  läuft.  Man  schließt  s,  rObrt  bei 
etwas  emporgehobener  Spindel  um  und 
läßt  dieselbe  zur  Ruhe  kommen.  Durch 
sanftes  Anblasen  der  Fed«'  gegen  die 
Hauptskala  (HS),  die  man  mittels  der 
Stellschraube  (St)  hebt  oder  senkt,  stellt 
man  die  Spitze  der  Feder  auf  0  tm.  Von 
der  Genanigkeit  der  Eiustellung  überzeugt 
man  sich  nach  abermaligem  RDhren.  Der 
0  -  Strich  des  beweglichen  Teiles  des 
Korrektora  (K)  wird  auf  den  am  Rtthr- 
tbermometer    sbgeleeenen    Wärmegrad    ein- 


*)  Bie  Butter  verhütet  die  lästige  Schauin- 
bildiing  und  Uoibt  auf  dem  Sieb  zurück.  Bei 
zu  stürmiacher  Gärung  Rebe  man  ein  Stückchen 
Butter  in  den  Girzyltnder,  wodurch  Deber- 
schäumen  mit  Sicberlicit  vermieden  wird.  Die 
«ieoanigkeit  scheint  daduroh  nicht  beeinträchtig 
zu  werden. 


51 


gestellt  und  der  Thermostat  bis  fast  znm 
Rande  mit  warmem  Wasser  (etwa  44^  C) 
gefüllt,  worauf  die  Oärung  fast  unmittelbar 
beginnt  Diese  ist  nach  höchstens  zwei 
Stunden  beendet,  sofern  die  Temperatur 
sich  zwischen  36  bis  39^  bewegt,  was 
sich  durch  ein  beigegebenes  Nachtlicht  er- 
reichen läßt  Nach  beendeter  Gärung  ent- 
leert man  den  Thermostaten,  füllt  ihn  mit 
kaltem  Wasser  und  liest  nach  etwa  zehn 
Minuten  und  etwa  zehnmaligem  kräftigen 
Umrühren  die  Hauptskala,  das  Thermometer 
und  den  Korrektor  ab. 

Das  6är-Saccharoskop  wird  von  Richard 
Kallmeyer  &  Co,    in    Berlin  N,    Oranien- 

burgerstraße  45    für  M.  27, —   hergestellt. 

— te— 

Ueber  Lenicet 

teilt  Dr.  Aufrecht  in  Pharm.  Ztg.  1905, 
885  mit,  daß  dasselbe  einen  süß  säuer- 
lichen zusammenziehenden  Geschmack  besitzt. 
Mit  Wasser  geschüttelt,  erteilt  es  diesem 
eine  stark  saure  Reaktion,  ohne  sich  darin 
zu  lösen.  Ebenso  wenig  ist  es  in  Alkohol 
und  Aether  löslich.  Verdünnte  Minerai- 
säuren  und  Aetzalkalien  lösen  es  beim  Er- 
wärmen leicht  auf. 

Nach  der  qualitativen  Vorprüfung  enthält 
Lenicet  außer  Aluminiumoxyd  und  Essig- 
säure noch  geringe  Mengen  von  Chloriden 
und  Calciumsulfat  als  Verunreinigungen.  Die 
quantitative  Untersuchung  ergab:  30,28  pCt 
Aluminiumoxyd,  64,48  pGt  Essigsäure  und 
5^24  pGt  Wasser.  Demnach  dürfte  es  sich 
um  ein  basisches  Aluminiumsalz  handeln, 
das  auf  1  Molekül  Tonerde  2  Moleküle 
Essigsäure  enthält  und  der  Zusammen- 
setzung Al2(OH)2(C2H302^4  +  H2O  entspricht 
Weiteres  siehe  Pharm.  Centralh.  46  [1905], 
738.  ~te.- 

Ueber  das  Bernsteinöl 

macht  M.  Rakusin  (Chem. -Ztg.  1905, 
669)  folgende  Angaben.  Das  spezifische 
Gewicht  bei  18»  C  ist  0,9217.  Es  löst 
sich  nicht  im  gleichen  Volumen  95proc. 
Alkohol;  wohl  aber  im  doppelten.  Leicht 
löslich  ist  es  in  Aether,  Benzol,  Chloroform, 
Schwefelkohlenstoff  und  Aceton.  Durch 
Kochen  mit  Wasser  erhält  man  einen  sauer 
reagierenden  Auszug.  Das  Gel,  das  durch 
trockene    Destillation     des    Bernsteins     g^ 


Wonnen  wird,  ist  von  dunkelbrauner  Farbe 
und  zeigt  einen  recht  unangenehmen  Harz- 
geruch. Es  wird  in  der  Lackfabrikation 
verwendet,  kann  aber  in  grö'.3erer  Menge 
nicht  zugesetzt  werden  eben  jenes  Geruches 
wegen.  Das  Gel  zeigte  im  50  mm-Rohr 
eine  Rechtsdrehung  von  11,45  Sacchari- 
metergraden,  was  +  15,88  Ereisgraden  im 
200  mm-Rohr  entspricht.  Da  der  Bernstein 
eine  niedrigere  Rotation  zeigt,  so  ist  an- 
zunehmen, daß  der  aktive  Bestandteil  teil- 
weise racemisiert  ist,  was  auch  daraus 
hervorgeht,  daß  das  von  Haller  aus  dem 
Bernstein  isolierte  Borneol  eine  Drehung 
von  +  3,24^,  aber  das  von  Tschugajeff 
aus  dem  Xanthogensäureester  dargestellte 
+  38,39^  zeigte.  Aus  der  optischen 
Aktivität  des  Bernsteins  kann  auf  seinen 
pflanzlichen   Ursprung    geschlossen   werden. 

-he. 

Maisinkapseln, 

Mal[sin,über  welches  schon  in  Pharm.Gentralh. 
44  [1903],  46  und  45  [1904],  42  berichtet 
worden  ist,  wird  nach  Apotb.-Ztg.  1905, 
847  vom  Magensaft  nur  langsam  ange- 
griffen, dagegen  vom  Pankreassaft  viel 
leichter  gelöst.  Infolge  dieses  Verhaltens 
dürfte  sich  Maisin  (ähnlich  wie  Keratin)  zur 
Einhüllung  von  Arzneikörpern  sowie  zur 
Herstellung  von  Kapseln  eignen,  die  erst 
im  Darm  zur  Wirkung  kommen  sollen. 
Mittels  Aethylalkohol  lassen  sich  40proc. 
und  mittels  Essigsäure  50proc.  Malsin- 
lösungen darstellen.  Diese  Lösungen  sind 
dickflüssig  und  eignen  sich  sehr  gut  zum 
Ueberziehen  von  Pillen,  ohne  sie  merkbar 
zu  vergrößern.  Dampft  man  die  Malsin- 
lösungen  ein,  so  erhält  man  eine  Masse, 
aus  der  sich  Kapseln  zur  Aufnahme  von 
ätherischen  Gelen,  Aether,  wässerigen  Lös- 
ungen und  dergleichen  herstellen  lassen. 
Alkohole  und  alkoholische  Lösungen  können 
nicht  in  Malsinkapseln  eingeschlossen  werden, 
weil  sie  dieselben  auflösen  würden.  Mit 
Maisin  überzogene  Pillen  und  Malsinkapseln 
halten  sich  sehr  lange  unverändert  und 
werden  weder  durch  Feuchtigkeit  noch 
durch  Wärme  angegriffen.  Bei  38  bis  39^ 
wurden  sie  durch  Magensaft  innerhalb  10 
Stunden  noch  nicht  zersetzt.  --tx  — 


52 


Nahrungsmittel-Ohemie. 


Ueber  das  chinesische  Bohnenöl 

machen  Dr.  W.  Koretitschewski  und  A, 
Zimmermann  (Chem.-Ztg.  1905,  777) 
folgende  Angaben.  In  der  Umgegend  von 
Gharbm  gibt  es  etwa  20  Bohnenarten,  die 
unter  der  Bezeichnung  «Doutsa»  teils  als 
Nahrungsmittel  für  Menschen,  teils  als  Vieh- 
fntter,  teils  zur  Oelgewinnung  benutzt 
werden.  Dieses  Oel  stellt  ein  sehr  beliebtes, 
billiges  und  nahrhaftes  Nahrungsmittel  der 
Chinesen  dar.  Auch  zu  Beleuchtungszwecken 
wird    es    von   ihnen   verwendet.     Das  Oel 


wird  in  besonders  dazu  gebauten  Fabriken 
gewonnen.  Die  Bohnen  werden  in  einem 
von  Mauleseln  in  Bewegung  gesetzten  Mahl- 
gange zerquetscht  und  zu  Kuchen  gepreßt, 
die  zerquetschten  Bohnen  dann  auf  TQchem 
über  Steinplatten  bis  zur  Dampfbildung  er- 
wärmt und  in  eisernen  Pressen  ausgepreßt. 
Das  anfangs  trflbe  Oel  klftrt  sidi  bald  unter 
Absetzung  eines  aus  Pflanzenfasern  und 
Sandkömchen  bestehenden  Bodensatzes.  Von 
4  untersuchten  Proben  wurden  folgende 
Werte  erhalten: 


Farbe: 

dunkelbraun 

Konsistenz : 

flÜRAIg 

Geraoh,  der  sich  beim 

Erwärmen  verstärkt: 

unbedeutend 

deutlich 

schwach                 schwach 

erinnert  an  den  Geruch  von  Baumöl 

(reschmack : 

erinnei*t  an  andere  eßbare  Pflanzenöle 

Löslich keit  in  Aether: 

vollständig 

Wassergehalt 

1,80  pCt 

0,59  pCt 

0,'^4  pCt                 0,13  pCt 

Spez.  Gew.  bei  15'^  C 

0,9264 

0,9287 

0,9270                     0,9276 

ErstarruDgspunkt 

150 

14,b« 

15,30                        14,60 

Yerseifungszahl 

207,9 

212,6 

208,0                      209,8 

Äetherzahl 

206,8 

203,9 

206,8                      207,7 

Fettsäuren 

1U,28  pCt 

94,02  pCt 

93,88  pCt               93,60  pCt 

Jodzahl 

114,8 

126,0 

137,2                      130,17 

Erstarrungspunkt  der 

Fettsäuren 

+   16,40 

+  16° 

+  170                    +  17^30 

Schmelzpunkt  der 

Fettsäuren 

+  20,5« 

+  20« 

4-  21«                    +  210 

MaumenS-Frohe 

104" 

1020 

1160                       104« 

Säuregrade 

\ß(j' 

15,46'> 

3,920                       3^700. 

Durch  Tierversuche  wurde  festgestellt,  daß 
die  Bohnen  keine  schädlich  wirkenden  Stoffe 
enthalten^  die  etwa  in  das  Oel  übergehen 
könnten.  Versuche  an  3  Soldaten  ergaben 
eine  gute  Ausnutzung.  Es  wurd  gern  ge- 
nossen; ist  aber  ziemlich  schnellem  Ranzig- 
werden ausgesetzt.  —he. 

Zur  Bestimmung  von  Fett  und 
Zucker  in  Eakaopräparaten 

empfiehlt  A,  Steinemann  (Chem.-Ztg  1905, 
1074)  eine  Modifikation  des  Welmans- 
schen  Verfahrens.  Dieses  besteht  darin,  daß 
man  die  Ware  gleichzeitig  mit  äthergesättigtem 
Wasser  und  wassergesättigtem  Aether  be- 
handelt Ein  bestimmtes  Volumen  der  Fett- 
lösung wird  abdestilliert,  der  getrocknete 
Rückstand  gewogen  und  unter  Berück- 
sichtigung der  Volumenzunalimc  der  Lösung 


durch  das  Fett,  auf  das  ursprünglich  ango- 
wendete  Volumen  des  Lösungsmittels  um- 
gerechnet. In  der  wässerigen  Lösung  wird 
der  Zucker  polarimetrisch  bestimmt  und  in 
ähnlicher  Weise  berechnet.  Nach  den 
Untersuchungen  des  Verfassers  gibt  das 
Verfahren  ungenaue  Resultate,  weil  durch 
die  Aufnahme  von  Fett  und  Zucker  die 
gegenseitige  Löslichkeit  von  Wasser  und 
Aether  verschoben  wird  und  damit  die 
Volumina  geändert  werden.  Zur  Vermeid- 
ung dieses  Fehlers  soll  nun  statt  des  Aethers 
Petroläther  von  einem  Siedepunkte  unter 
60^  C  genommen  werden,  weil  dieser  sich 
in  Wasser  nicht  löst,  auch  Wasser  nicht  merklich 
aufnimmt  und  leicht  aus  dem  Fette  abzu- 
destillieren  ist  Die  Resultate  sollen  genaue 
sein  und  das  ganze  Verfahren  einfach  und 
bequem.  — ä/». 


53 


Bakteriologische  Mitteilungeii. 


des  freien 
Stickstoffs  im  Waldboden  durch 

Bakterien. 

Schon  von  Hemy  ist  beobachtet  worden, 
dafi  im  abgestorbenen  feuchten  Laub  unserer 
Wälder  eine  Stickstoffvermehmng  stattfindet. 
Die  Versorgung  unserer  Waldbäume  mit 
Stidcstoff  geschieht  bekanntlich  in  gewissen 
Fällen  unter  Mithilfe  der  «Mykorrhizen»; 
symbiotisch  in  der  Wurzelhaube  lebender 
Pilze  (bei  verschiedenen  Coniferen,  Erle  und 
Heidekräutern  nachgewiesen).  Durch  die 
Mykorrhizeu  vermögen  selbst  in  sehr  stick- 
stoffarmen Böden  die  Pflanzen  ihren  Stick- 
stoffbedarf zu  decken.  Als  ein  weiterer, 
sehr  wichtiger  Faktor  für  die  Waldkultur 
würde  nun  die  erwähnte  Stickstoffvermehr- 
ang  im  toten  Laube  in  betracht  kommen. 
H.  Süchting  hat  als  Träger  dieser  sehr 
eriieblichen  Stickstoffsammlung  Bakterien 
im  gefallenen  Waldlaub  nachgewiesen,  welche, 
ähnlich  dem  nahe  verwandten  Clostridium 
pastoriannm     Winogradsky  y     den     freien 


Stickstoff    der    Luft    zu    assimilieren    ver- 
mögen. — cfe/. 
Ceniralb.  f,  Bakteriol.  1905,  XIV.  Bd.,   343. 

Für  den 

Nachweis  von  TjrphusbaziUen  in 

Trinkwasser    durch    chemische 

Fällungsmethoden 

hat  sich  nach  O.  Müller  (Chem.-Ztg.  1905, 
Rep.  271)  die  Methode  von  Mcker  mit 
Ferrisnlfat  in  natriumkarbonathaltiger 
alkalischer  Lösung  gut  bewährt,  und  zwar 
auch  dann,  wenn  der  Niederschlag  nicht 
mit  Salzsäure  gelöst,  sondern  unverändert 
auf  die  Nährböden  ausgestrichen  wird. 
Statt  der  Anwendung  einer  Zentrifuge  kann 
auch  der  Niederschlag  abfOtriert  werden. 
Eine  Verbesserung  des  Verfahrens  ist  die 
Verwendung  von  Eisenoxychlorid  (5  ccm 
Liquor  Ferri  ozycblorati  auf  3  Liter  Wasser), 
während  die  von  Feistmantel  empfohlene 
Alaunlösung  eine  weniger  vollständige  Fäll- 
ung ergibt.  (Vergl.  auch  Pharm.  Centralh. 
46  [1905],  220.)  -he. 


Therapeutische  Mitteilungen. 


Ueber  die  Behandlung  der 
Frostbeulen 

berichten  Dr.  Mctx  Joseph  und  Dr.  H, 
Vieth  im  Dermatol.  Centralbl.  1905,  Nr.  6 
etwa  folgendes: 

In  vielen  Fällen  hat  sich  der  von  Binx 
empfohlene  Chlorkalk*),  in  Form  einer 
Salbe  auB  1  Teil  Chlorkalk  und  9  Teilen 
Paraffinsalbe,  sowie  die  SalxwedeVsdien 
Alkoholverbände  (Pharm.  Centralh.  45 
[1904J,  485,  815)  bewährt.  In  manchen 
schweren  Fällen  aber  hat  sowohl  letztere 
Behandlung  wie  auch  die  Anwendung  von 
Bromocoll  in  Form  des  Frostinbalsam 
(Pharm.  Centralh.  44  [1903],  760,  849) 
im  Stich  gelassen.  Dagegen  wurden  gute 
Erfolge  mit  Epicarin  (Pharm.  Centralh. 
42  [1901],  725)   in  Form  einer  Salbe  aus 


^;  In  dem  betief fendoii  Aufsätze  war  «Calcaria 
chiorata»  mit  «Cblorcalcium»  übersetzt! 


3  g  Epicarin,  0,5  g  grüner  Seife  und 
Kaselfnsaibe  bis  zu  30  g  erzielt  Trotzdem 
kommen  noch  immer  Fälle  vor,  bei  denen 
die  mit  Frostbeulen  Befallenen  mit  der 
Behandlung  nicht  zufrieden  sind.  Verfasser 
sind  daher  vom  Resorcin  ausgehend,  das 
als  Hautmittel  ähnlich  wie  Ichthyol  und 
Jod  wirkt,  zur  Anwendung  des  Euresol, 
welches  das  Monoacetylderivat  des  Resorcin 
ist  und  bereits  in  Pharm.  Centralh.  39 
[1898],  508  beschrieben  wurde,  über- 
gegangen. Bei  Anfpinselung  desselben  auf 
größere  Hautflächen  von  Tieren  wurden 
neben  der  härtenden  Wirkung  weder  Reiz- 
erseheinungen  der  Haut  noch  anderer  Or- 
gane beobachtet,  wie  auch  der  Harn  völlig 
normal  blieb.  Seme  Anwendung  wurde 
nur  zur  Behandlung  von  Frostbeulen, 
nicht  aber  von  offenen  Frostwunden  in 
betracht  gezogen.  Folgende  Anfpinselung 
hat  sich  bewährt:  Euresol,  Eukalyptol, 
Terpentinöl   je  2  g    und  Kollodium   14  g. 


54 


Noch  empfehlenswerter  ist  die  Earesol- 
Frostseife,  die  aus  Eoresol,  Eukalyptol, 
Terpentinöl;  I^noliii  je  2  g  nnd  Sapo 
ungainosns  20  g  besteht  (Auf  den  Etiketten 
steht  Sapo  mollis). 

Diese  Frostseife  wird  von  der  Chem- 
ischen Fabrik  Knoll  dt  Co.  m  Ludwigs- 
hafen a.  Rh.  in  Tuben  zu  30  g  in  den 
Handel  gebracht.  Die  Verpackung  in 
Tuben  ist  der  in  Schachteln  oder  Kruken 
vorzuziehen ;  da  die  Luft  auf  das  Präparat 
zersetzend  einwirkt.  Die  Euresol- Frostseife 
hat  eine  rötliche  Farbe  und  dunkelt  all- 
mählich etwas  nach;  ohne  daß  sich  ihre 
Wirksamkeit  ändert.  —tx  — 


Wattebäuschen    zur  Einführung  in   die  an 

«weißem    Fluß»    bezw.    Tripper    erkrankte 

Scheide.  a.  Rn, 

Otrlbl.  /".  Stoff w.  und   Verdauungs-Krankk, 
J906,  475. 


Hefe  bei  Zuckerharnruhr 

rühmt  Bruno  Domenico  als  ein  wichtiges 
Hilfsmittel;  um  das  Allgemeinbefinden  des 
Zuckerkranken  zu  heben  und  den  Zucker- 
gehalt des  Harns  herabzusetzen;  und  zwar 
ohne  daß  dabei  eine  allznstrenge  und  den 
Kranken  quälende  Diät  von  Nöten  ist. 
Im  Gegent^  ist  eine  gewisse  Zufuhr  von 
Brot  und  Kohlenhydraten  —  zuviel  Masse 
verbietet  sich  sowieso  nach  neueren  An- 
schauungen (Kolisch)  —  nicht  nur  er- 
laubt, sondern  sogar  erwünscht;  sofern  man 
Bierhefe  zwischen  die  Mahlzeit  gibt 
Dadurch  steigert  man  das  Lustgefühl  des 
Essens  und  befördert  den  Stuhlgang  des 
Zuckerkranken  (vermehrte  Kotbildung);  und 
man  begibt  sich  nicht  in  die  Gefahren  der 
einseitigen  Diät. 

Domenico  verwendete  die  unter  dem 
Namen  «Trygase»  mit  Erhaltung  der 
biologischen  Hefeeigenschaften  von  der 
Firma  J.  D.  Riedel,  Berlin,  in  den  Handel 
gebrachte  pulverförmige  DauerhefC;  die  er 
in  der  ersten  Woche  teelöffelweisC;  späterhin 
auf  weitere  3  bis  4  Wochen  halbteelöffel- 
welse  dreimal  täglich  verordnete;  vor  oder 
während  der  Mahlzeit  zu  nehmen. 

Auch  bei  Furunkulose  und  chronischen 
Luftröhrenkatarrhen  und  namentlich  auch 
in  der  Kinderpraxis  (bei  Skrophulose  mit 
Hautausschlag  und  Darmstörungen)  be- 
währe sich  die  Trygase.  ' 

Aeußerlich  verwendete  Domenico  die 
Trygase  ^4  :  50)  in  Bier  aufgeschwemmt  zu  , 
Scbeidenspülungen   und  Durchtränkung  von 


Zur  Buhrbehandlung 

gibt   Kolbassenko    eine    sehr    brauchbare 
Stuhlzäpfehenvorschrif  t : 

Ichthyol  ....  gtt.  n  bis  VI 
Xeroform  ....  5;0  bis  8;0  g 
Antipyrin  ....  6;0  bis  8;0  » 
Wismutnitrat;  basisches  15;0  bis20;0  » 
Lanolin 

Kakaoöl  aa  q-  s.  auf  10  Stuhlzäpfchen 
D.  S.  1  bis  2mal  täglich  je  em  Zäpf- 
chen. 
Das    Xeroform    (Chemische    Fabrik    von 
Heyden  in  Radebeul)   wirkt  gewissermaßen 
direkt  als  Streupulver   auf    die    Geschwür- 
flächen   und    erhöht   somit    noch    die    ein- 
trocknende Wirkung  des  basischen  Wismut- 
nitrates.      Auch     bei     Hämorrhoidalleiden 
empfiehlt  Verf.   vorstehende   Stuhlzäpfchen. 
Forisehr,  d.  Med,  1904,  Nr.  33.       Ä.  Rn. 


Blei  als  Fruchtabtreibungs- 

mittel 

ist  schon  lange  bekannt;  aber  namentlich 
in  England  wird  ganz  besonderer  Unfug 
damit  getrieben.  Deshalb  weist  auch  ein 
englischer  Arzt;  Arthur  Ball  in  Sheffield; 
nachdrücklich  auf  die  Tatsache  dieser  Ver- 
breitung hiU;  die  leider  auch  nicht  durch 
die  englische  Gesetzgebung  eingeschränkt  ist 

Das  Blei  wird  entweder  als  Unguentum 
diachylon  oder  in  Form  von  Pillen  ge- 
nommen; die  als  «Frauenpillen  (female 
pills)»  oder  unter  ähnlichem  Namen  beim 
Drogisten  zu  haben  sind.  Die  Vergiftung 
verläuft  entweder  akut  unter  stürmischen; 
das  Leben  bedrohenden  Erscheinungen  oder 
mehr  chronisch  unter  nicht  minder  schweren 
Störungen.  Unter  den  30  mitgeteilten 
kurzen  Krankengeschichten  war  eine  mit 
tödlichem  Ausgang;  nur  wenige  verliefen 
leidit  und  schnell  günstig;  bei  den  meisten 
handelte  es  sich  um  ein  schweres  Krankheits- 
bild mit  BlutveränderungeU;  manchmal  mit 
Krämpfen  und  Ohnmächten.  A.  Rn. 

Brit.  vied.  Joum.  19<^5,  März 


55 


Photographische  Mitteiiungen. 


Neues 
über  BaHon-Photographien. 

Yon  Oustav  Baum, 

Mit  dem  rapiden  Anwachsen  der 
Amateur  -  Photographie  im  allgemeinen 
ist  anch  das  Int^eresse  in  der  wissen- 
schaftlichen Photographie  erheblich  ge- 
stiegen. Drei  Gebiete  sind  es  ins- 
besondere, die  der  Photographie  gerade- 
zu glänzende  Erfolge  verdanken: 
Medizin,  Astronomie  und  Topographie. 
Bezüglich  der  Medizin  genügt  es,  auf 
die  wunderbaren  Erfolge  der  Röntgen- 
Photographie  hinzuweisen,  wie  auf  die 
außerordentlich  interessanten  und  für 
Lehrzwecke  vortrefflich  geeigneten 
kinematographischen  Aufnahmen  von 
Operationen  des  bekannten  Pariser 
Chirurgen  Doyen  \  die  Astronomie  ver- 
dankt der  Photographie  die  Entdeckung 
neuer  Gestirne,  deren  Wahrnehmung 
selbst  unserem  bewaffneten  Auge  un- 
möglich war,  wie  auch  Veränderungen 
und  Erscheinungen  an  den  Gestirnen 
durch  die  Photographie  iji  weit  voll- 
kommenerer Weise  als  mit  anderen 
Hilfsmitteln  festgehalten  werden  konnten ; 
die  Topographie  schließlich  erfuhr 
namentlich  durch  Aufnahmen  vom 
Ballon    aus    wertvolle   Bereicherungen. 

Die  Ballon-Photographie  hat 
sich  überhaupt  zu  einem  ebenso  in- 
teressanten wie  lehrreichen  Spezial- 
Gebiet  entwickelt.  Ihre  Vorteile  für 
topographische  und  militärische  Zwecke 
liegen  auch  auf  der  Hand ;  erst  kürz- 
lich zeigte  sich  im  russisch-japanischen 
Kriege  ihr  außerordentlicher  Wert  für 
den  Aufklärungsdiet.st.  Interessante 
Notizen  gingen  ferner  in  den  letzten 
Wochen  durch  die  Fachpresse  über  die 
Ballon  -  Photographien  des  bekannten 
Luftschiffers  Spelterini  (vergl.  Pharm. 
Centralh.  47  [1906],  17). 

Weniger  bekannt  ist  es  dagegen  ge- 
worden, daß  im  November  1905  in 
Paris  eine  internationale  Ausstellung 
für  Ballon  -  Photographien  stattfand. 
Diese  vom  A6ronautique-Club  in  Paris 
veranstaltete  Ausstellung  bot  höchst 
interessante    Bilder  -  Kollektionen ,    bei 


denen  begreiflicherweise  die  französ- 
ischen dominierten,  denn  in  keinem 
anderen  Lande  hat  sich  die  Ballon- 
Photographie  so  hervorragend  ent- 
wickelt wie  in  Frankreich.  Aber  auch 
andere  Länder,  England,  Deutschland, 
Oesterreich,  Italien  und  Rußland  waren 
auf  der  Ausstellung  gut  vertreten.  Von 
deutschen  Aufnahmen  fielen  besonders 
die  ausgezeichneten  Arbeiten  des  Haupt- 
manns Härtel  vom  Feld  -  Artillerie- 
Regiment  Nr.  68  in  Riesa  auf.  Die 
Jury  der  Ausstellung  hat  sie  als  beste 
deutsche  Ballon  -  Photographien  aner- 
kannt, indem  sie  dem  Hauptmann 
Härtel  zwei  silberne  Medaillen  zu- 
sprach, die  eine  derselben  war  von  der 
Stadt  Paris  für  Serie  I  (Aufnahmen 
vom  Ballon  zur  Erde),  die  andere  von 
der  Soci6t6  frangaise  de  Photographie 
für  Serie  II  (Aufnahmen  von  Wolken 
und  Naturerscheinungen)  gestiftet.  In 
der  BärteV^chexi  Kollektion  befanden 
sich  einige  Photographien,  die  aus  2000 
bis  3000  Meter  Höhe  aufgenommen 
waren  und  sich  trotzdem  durch  hervor- 
ragende Schärfe  aller  Details  auf  der 
Erdoberfläche  auszeichneten.  Die  Auf- 
nahmen erfolgten  durchgängig  mit 
einer  Klapp  -  Camera  und  Eme^nann- 
Anastigmat  von  Heinrich  Ememann 
A.-G.,  Dresden,  und  auf  Platten  von 
Otto  Perutx,  München.  Beide  Fabrikate 
vereinigten  sich  zu  den  vollendeten 
Resultaten. 

Es  steht  außer  Zweifel,  daß  sich 
nach  den  großen  Erfolgen  der  jüngsten 
Pariser  Spezial- Ausstellung  die  Ballon- 
Photographie  mehr  und  mehr  entwickeln 
und  allgemein  so  lebhaftes  Interesse 
finden  wird,  wie  sie  es  unbedingt 
verdient. 

üeberhaupt  sollten  unsere  Amateur- 
Photographen  mehr  von  der  Schablone 
abweichen  und  sich  für  ihre  Betätigung 
Spezial-Gebiete  suchen,  die  noch  nicht 
allzusehr  abgegrast  sind.  Sie  werden 
dann  für  sich  selbst  höhere  Befriedig- 
ung haben  und  andererseits  der  All- 
gemeinheit wie  der  Wissenschaft  manch 
wertvollen  Dienst  zu  leisten  vermögen. 


56 


Verschiedene  Mitteilungen. 


Radioben. 

Bei  seinen  Versuehen  hatte  John  Butler 
Burke,  der  im  Gavendish-Laboratoriam  in 
Cambridge  Versuche  mit  Radinm^  anstellte; 
Radinmsalze  zu  Gelatinekulturmedien  ge- 
bracht; wobei  beide  Substanzen  vorher 
gründlich  sterilisiert  worden  waren.  Nach 
einiger  Zeit;  die  je  nach  der  Natur  des 
Kadiumsaizes  [  Radinmbromid  24  Stunden, 
Radiumohlorid  3  bis  4  Tage)  schwankte, 
zeigten  sich  zuerst  an  der  Oberfläche  eigen- 
tümliche kulturähnliche  Bildungen,  die  all- 
mählich weiter  in  die  Tiefe  wuchsen,  und 
in  einigen  Fällen  nach  14  Tagen  bis  1  cm 
tief  reichten.  Die  mikroskopische  Unter- 
suchung dieser  Gebilde,  die  anfangs  für 
Bakterienrasen  gehalten  wurden,  ergab,  daß 
es  sich  nicht  um  Bakterien  handelte,  und 
daß  es  keine  Kristalle  seien.  Von  den  Rainey- 
schen  Kristallen  unterscheiden  sie  sich  schon 
durch  ihr  Verhalten  im  polarisierten  Licht, 
denn  es  kommt  bei  den  Radioben,  wie 
Burke  die  Gebilde  genannt  hat,  nicht  zum 
Auftreten  der  Polarisations-Wirbelfiguren, 
welche  erstere  Kristalle  zeigen,  abgesehen 
von   deren   Wasserlöslichkeit     Wenn   nicht 


besondere  Beobachtungs-  bezw.  Versuohs- 
fehler  vorliegen,  dürfte  man  zur  Erklärung 
dieser  Gebilde  mehr  zu  den  seit  Wüh, 
Weber y  Bruecke  u.  A.  bekannten  Myelin - 
formen  und  vielleicht  auch  auf  die  be- 
kannten Versuche  Ord'^  zurückgehen  müssen. 

A.  Rn. 

HaarpetroL 

5  kg  bestes  Petroleum  (amerikanisches 

Kaiseröl), 
10  kg   Brennesseltinktur    (erhalten    aus 
2  kg  Brennesselwurzel,  7  kg  Wein- 
geist und  3  kg  destill.  Wasser), 
5  kg  Glycerin, 
38  kg  Weingeist, 
40  kg  destill.  Wasser, 
2  kg  ätherische  Gele  als  Duftstoffe. 
Das   vorher   parfümierte   Petroleum    wird 
mit  96proc.  Weingeist  gemischt  bis  fast  zur 
Siedehitze  erhitzt,  um  eine  innige  Mischung 
und  Lösung   herbeizufOhren.     Darauf   setzt 
man  das  Wasser  und   die  übrigen  Bestand- 
teile   in     zweckentsprechender     Reihenfolge 
hinzu.  //.  3/. 

Pharm.  Ztg.  1905,  880. 


Briefwechsel. 


NahruDgsm.-Gbem.  Fr.  in  D.  Das  Erdmann- 
sche  Salz,  ein  EobaltamiDsalz ,  welches  in 
schwefeisäurehaltiger  Lösung    als  Abschwächer 


Serum     von    Professor    Bujwid   können    Sie 
durch  0.  df  R.  Fritx  in  "Wien  beziehen,    -tx- 
A.  S.  in  Str.    Das  Erfurter  Bandwurm- 


für Silberbilder  benutzt  wird,  soll  der  Formel:  |  mittel  der  Chem.  Fabrik  Erfurt,   G.  m.  b.  H. 
Cot(NH3)4(N02)8K2  entsprechen.  S.     \  i^     Erfurt  -  Ilversgehofen     enthält     angeblich 


G*  A.  in  Fr.    Das  Antistreptol^okken-Fiimaron. 


—ix  - 


Zur  gefalligen  Beachtung  1 

Das  3abre$perzeid)ni$  des  Jabrgatides  i^os  ist  der 

beutigeti  nunniier  beigegeben. 

mer  daiielbe  anbei  Hiebt  erbaiteii  hat,  wolie  ei  gefiliigit  nw- 

gebeiid  oeriaNgeH. 

Verleger:  Dr.  A.  8tthB«l4«r,  Dreidai  und  Dr.  P.  8tB  I>Niden-Bl«a«irits. 

Verantwortlidier  Ldt«r:  Dr.  A.  Behnelder  in  Drstden. 

Im  Baehluuidel  dnreb  Jnlini  Rprlnger,  BttUn  K.,  Moiibl|oiiplate  8. 

Druek  tob  Fr.  Tliid  Naehf.  (Kanatli  A  MaIiIo),  DfMden. 


Pharmaceutische  Centralhalle 


;.* 


für  Deutschland. 

Herausgegeben  von  Dp.  A.  Schneider  und  Dr.  P.  SOss. 


Zeitschrift  fflr  wissenechaftliclie  and  geschäftliche  Interessen 

der  Pharmacie. 

Gegründet  von  Dr.  Hermaim  Hager  im  Jahre  1859. 

Erscheint  jeden  Donnerstag. 

Bezugspreis  yierteljährlioh:   durch  Buchhandel  oder  Post  2,50  Mk.,  durch  Geschäfts- 
stelle im  Inland  3,—  Mk.,  Ausland  3,50  M^.  —  Einzelne  Nummern  30  Pf. 

Anzeigen:  die  einmal  gespaltene  Elein-Zeile  30  Pf.,  bei  größeren  Anzeigen  oder  Wieder- 
holungen Preisermäßigung 
Leiter  der  I  Dr.  Alfred  Schneider,  Dreaden-A.  21;  Schandauer  Str.  43. 
Zeltselirift:  J  Dr.  Paul  Süß,  Dresden-Blasewitz;  Gostav  Freytag-Str.  7. 
Geaehäfbwtelle:  Dresden- A.  21;  Schandauer  Straße  43. 


JS4. 


Dresden,  25.  Januar  1906, 

I     Der  neuen  Folge  XXVII.  Jahrgang.      | 


xLva 

Jahrgang. 


Inhalt:  Gkeinle  md  Fharma«le:  Fonnaldehjd.  —  Neue  amerikantflche  Phwiaakopfle,  —  Birapus  KalU  tolfo- 
gnajaeolld.  —  CyuiTerblDdoiifen  ans  Cyan  and  Ammoniak  enthaltenden  Gaaen.  —  QuanfeftOe  Im  Laboft« 
torium.  —  Bcagena  anf  Nickel.  —  8chmelxpiinktbeatimmungia|»pant.  —  Draehentod.  —  Jodaahl  Ton  &f  ineralOlen. 
—  Syntheae  Ton  Qljeeriden.  —  Abjasinln.  ^  Ameis^nslarebeatiaunong.  ->  Beatlmmnng  der  Aldebjde  Im 
ZitronenOl.  —    QoalltatiTer    Naehweis    der    BonAore.    —    Salpetrige    Biiue.   —    Nabnugraütttl-Chemle.    — 

11i«rape«tlaeh«  Mitteiluiaeii.  —  Photograpldiehe  MltteilvBgtn. 


Chemie  und  Pharaiaoie. 


Formaldehyd« 

Eine  Monographie   vom  chemisch  -  pharmazeut- 
iachen  Gesichtspunkt  unter  besonderer  Berück- 
sichtigung der  neuesten  Errungenschaften 

von  Dr.  Albin  Striekrodt. 

Der  Formaldehyd  als  derjenige 
Körper,  welcher,  wie  kaum  ein  anderer, 
sich  seit  seiner  EJntdeckong  Eingang 
in  80  viele  Zweige  der  Industrie  nnd 
Technik  verschafft  hat  und  dem  daher 
von  den  verschiedensten  Seiten  ein 
großes  Interesse  entgegengebracht  wird, 
ist  in  den  letzten  Ja^n  wieder  der 
Gegenstand  so  vieler  interessanter 
Untersuchungen  nnd  wichtigerer  Neuer- 
ungen geworden,  daß  eine  umfassende 
Abhandlung  tlber  diesen  Körper,  vor 
allem  vom  chemisch -pharmazeutischen 
Standpunkt  aus,  wie  eine  solche  seither 
überhaupt  noch  nicht  abgefaßt  sein 
dfirfte,  wohl  nicht  unangebracht  er- 
scheint 

Der  Formaldehyd  wurde  im  Jahre 
1869  von  Ä.  TT.  Hofmann  zum  ersten 


Male  erhalten  und  zwar  dem  Prinzip 
nach  auf  dieselbe  Weise,  wie  er  heute 
noch  im  Großbetrieb  erzeugt  wird, 
nämlich  durch  Oxydation  des  Methyl- 
alkohols. Er  leitete  Luft  durch  ein 
mit  diesem  beschicktes  Gefäß  und  führte 
das  erhaltene  Gemisch  von  Luft  und 
Alkoholdämpfen  Aber  eine  zur  Rot- 
glut erhitzte  Platinspirale. 

Das  Platin  wurde  im  Laufe  der  Zeit 
durch  andere  Kontaktsubstanzen,  Kohle, 
Kupfer  ersetzt  und  die  verschiedensten 
Apparate  konstruiert,  um  eine  mög- 
lic^t  konzentrierte  Formaldehydlösung 
und  eine  möglichst  große  Ausbeute  zu 
erzielen;  d.  h.  um  den  verwendeten 
Methylalkohol  möglichst  vollkommen  in 
FormaJdehyd  aberzuführen ;  denn  ein 
Teil  desselben  geht  bei  der  Darstellung 
verloren,  indem  er  sich  vollständig 
oxydiert  zu  Kohlensäure  und  Wasser, 
während  ein  anderer  Teil  unverändert 
in  das  Ansammlungsgefäß  mit  fiber- 
geht. 


58 


Heutzatage  wird  der  Formaldehyd 
in  der  Technik  hauptsächlich  nach  dem 
Tnllef sehen  Verfahren  erhalten.  In 
einem  großen,  kupfernen  Kessel  wird 
der  Methylalkohol  durch  Dampf  erhitzt. 
Er  entweicht  durch  ein  Verbindungs- 
rohr, welches  an  seinem  anderen  Ende 
mit  einer  Zerstäubungsvorrichtung  ver- 
sehen ist.  Diese  taucht  in  eine  weitere 
Kupferröhre  ein,  welche  an  dem  zu- 
nächstliegenden Ende  offen,  an  dem 
anderen  Ende  mit  dem  Ansammlungs- 
gefäß in  Verbindung  steht  und  in  der 
Mitte  eine  kugelige  Erweiterung  be- 
sitzt. Letztere  wird  mit  Holzkohle 
oder  Koaks  gefüllt  und  bis  zur  Rot- 
glut erhitzt.  Das  Ansammlungsgefäß 
steht  noch  mit  einem  Wasserstrom- 
gebläse in  Verbindung,  welches  den 
verdampfenden  Alkohol  mit  der  durch 
die  gegenüberliegende  Oeffnung  der 
Röhre  eintretenden  Luft  gemischt  über 
die  glühende  Masse  saugt.  Hier  wird 
der  Methylalkohol  oxydiert,  und  je^ 
nachdem  man  nun  eine  wässerige  oder 
alkoholische  Lösung  oder  direkt  ein 
Additions-  oder  Kondensationsprodukt 
des  Formaldehyds  erzeugen  will,  be- 
schickt man  das  Ansammlungsgefäß  mit 
den  betreffenden  Agentien. 
[  Die  Jahresproduktion  an  Form- 
aldehyd dürfte  sich  für  Deutschland 
allein  auf  etwa  1  Million  Mark  be- 
laufen ;  außerdem  wird  er  noch  in 
Belgien  und  neuerdings  auch  in  Amerika 
hergestellt,  in  welchen  Ländern  der 
Methylalkohol  vorteilhafter  als  in 
Deutschland  zu  beschaffen  ist. 

Der  Foi-maldehyd : 

H-C< 

\h 

ist  ein  Oas,  welches  sich  beim  Durch- 
leiten durch  ein  Gemisch  von  fester 
Kohlensäure  mit  Aether  zu  einer  bei 
—  21<>  siedenden  Flüssigkeit  verdichtet. 
In  seinen  wässerigen  Lösungen  ist  er, 
wie  man  annimmt,  in  Form  seines 
Hydrats  enthalten: 


H 


H.        ..OH 


OH. 


Physikalisch  -  chemische  Untersuch- 
ungen neuesten  Datums ,  welche  im 
Kaiserlichen  Gesundheitsamt  mit  seinen 
wässerigen  Lösungen  ausgeführt  worden 
sind,  machen  es  jedoch  sehr  wahr- 
scheinlich, daß  diese  den  Formaldehyd 
nicht  allein  als  solchen,  sondern  auch 
in  Form  seines  trimeren  Polymerisations- 
produktes enthalten.  Und  zwar  herrscht 
zwischen  beiden  ein  Gleichgewichts- 
zustand, welcher  von  der  Konzentration 
der  Lösung  und  der  Temperatur  ab- 
hängig ist.  Dieser  jeder  Konzentration 
und  Temperatur  entsprechende  Gleich- 
gewichtszustand stellt  sich  stets  ein, 
einerlei,  ob  man  den  gasförmigen  Form- 
aldehyd oder  sein  trimeres  Poly- 
merisationsprodukt,  das  Paraform  in. 
Lösung  überführt. 

Aus  dem  Formalin  hat  man  nun 
wieder  durch  Entziehung  des  Wassers 
einen  sogenannten  «absoluten  Form- 
aldehyd in  flüssiger  Form»  erhalten. 
Dieser  bildet  eine  leicht  bewegliche, 
nicht  allein  mit  Wasser  und  Alkohol, 
sondern  auch  mit  Aether  mischbai*e 
Flüssigkeit,  welche  bei  gewöhnlichem 
Druck  unzersetzt  destilliert.  Aber  auch 
dieses  Produkt  ist  vermutlich  kein 
einheitliches,  sondern  ein  Gemisch 
mehrerer  Polymeren,  denn  die  Destillation 
geht  bei  verschiedener  Temperatur  vor 
sich,  je  nachdem  man  die  Wasser- 
entziehung mit  geglühter  Pottasche,  mit 
Calciumoxyd  oder  mit  Chlorcalcium  be- 
werkstelligt hat 

Der  Vollständigkeit  halber  seien  an 
dieser  Stelle  einmal  die  hauptsäch- 
lichsten chemischen  Eigenschaften 
des  Formaldehyds  aufgeführt.  Die  so- 
eben schon  erwähnte  Fähigkeit  der 
Polymerisation,  welche  ja  allen  Aldehyden 
eigen  ist,  besitzt  er  in  hervorragendem 
Maße.  Außer  dem  trimeren  Paraform 
(H .  C0H)3 

<0 .  CH .  CH3 
>0 
O.CH.CH3 

Konstitutionsformel  des  Paraforms. 

bildet  er  auch  noch  höhere  Poly- 
merisationsstufen  und  geht  schließlich 
direkt    in    zuckerartige    Verbindungen 


59 


Über.  Paraform.  bildet  sich  nicht  nur 
beim  Elrhitzen  der  wässerigen  Lösung, 
sondern  auch  beim  Stehen  derselben 
bei  Temperaturen  unter  0^.  Letzteres 
macht  sich  dem  Apotheker  oft  unan- 
genehm   bemerkbar,    indem   in    kalten 


Zeit  auch  auf  künstlichem  Wege  unter 
Anwendung  hoher  Temperaturen  ge- 
lungen, nämlich  Synthesen  des  Form- 
aldebyds  aus  Gemischen  von  Kohlen- 
säure und  Wasserstoff,  oder  Eohlenoxyd 
und  Wasserdampf  und  ähnlichen.    Be- 


Kellem  aufbewahrtes  Formalin  trübe  ;kannt  sind  ja  dann  die  verachiedenen 
wird  oder  flockige  Abscheidungen  fallen  Zuckersynthesen,  welche,  vom  Form- 
läßt.    Diese  lösen  sich  im  allgemeinen  aldebyd  ausgehend,  im  Laufe  der  Zeit 


wieder,  wenn  man  die  Flüssigkeit  m 
einen  geheizten  Baum  bringt,  ältere 
Abscheidungen  können  jedoch  trotz 
Erwärmens  oft  nicht  wieder  in  Lösung 
zurückgeführt  werden.  Auf  der  Bild- 
ung des  Paraforms  beruht  auch  die 
erste  Identitäisreaktion  des  deutschen 
Arzneibuches:  5  ccm  Formaldehyd- 
lösung hinterlassen  beim  Eindampfen 
im  Wasserbade  eine  weiße,  amorphe, 
in   Wasser   unlösliche   Masse,    welche. 


gemacht  worden  sind.  Butlerow  er- 
hielt zuerst  durch  Einwirkung  von 
Kalkmilch  auf  Paraform  eine  Zuckerart, 
welche  er  Methylenitan  nannte,  und 
Loew  bekam  durch  Einwirkung  von 
Kalkmilch  direkt  auf  Formaldehyd  ein 
Gemisch  verschiedener  Zuckerarten , 
die  Formose.  Beiden  Gelehrten  war 
es  jedoch  nicht  möglich,  die  gebifdeten 
Zuckerarten  von  den  Beimengungen  zu 
trennen.    Erst  E,  Fischer  war  es  vor- 


bei Luftzutritt  erhitzt,   ohne  wägbaren  >  behalten,  im  Phenylhydrazin  denjenigen 

Rückstand  verbrennt.  Körper  zu  erkennen,    welcher  für  die 

Seine     Fähigkeit,     sich     zu     poly-  Trennung  und  Charakteristik  der  ver- 

merisieren,  läßt  den  Formaldehyd  eine  schiedenen  Zuckerarten  von  so  eminen- 


besonders  wichtige  Rolle  bei  der 
Assimilation  der  Pflanzen  spielen. 
Bei  dieser  waren  ja  früher  nur  die 
Ausgangsprodukte,  CO2  und  H2O,  und 
die  Endprodukte,  Zucker  und  Stärke 
bekannt,  und  man  vermutete  im  Form- 
aldehyd schon  lange  eines  der  Zwischen- 
glieder in  dieser  Entwickelungsreihe. 
Hindernd  stand  dieser  Hypothese  die 
verhältnismäßig  große  giftige  Wirkung 
entgegen,  welche  schon  sehr  geringe 
Mengen  von  Formaldehyd  auf  den  Or- 
ganismus dea  Pflanzen  ausüben.  Ein 
italienischer  Forscher,  Oino  Polacci, 
glaubt  jedoch,  die  Anwesenheit  des 
Formaldehyds  in  grünenden  Pflanzen- 
teilen sicher  nachgewiesen  zu  haben. 
Längere  Zeit  belichtete  und  zerkleinerte 
grünendePflanzenteile  extrahierte  er  durch 
Destillation  mit  Wasser.  Im  Destillat 
hat  er  mittelst  besondei*s  empfindlicher 
Reagentien  Formaldehyd  nachgewiesen, 
ja  er  hat  ihn  sogar  durch  Verdunsten- 
lassen der  ganzen  Flüssigkeit  als 
Paraform  im  Rückstand  erhalten.  Was 
somit  die  Pflanzen  innerhalb  ihrer 
Chlorophyllkömer  unter  Mithilfe  der 
Sonnenstrahlen  bei  gewöhnlicher  Tem- 
peratur bewerkstelligen,  ist  in  neuester 


ter  Bedeutung  geworden  ist.  Ihm 
gelang  es  denn  auch,  vom  Akrolei'n,  später 
vom  Glycerin  ausgehend,  eine  voll- 
ständige Synthese  des  Traubenzuckers. 
Noch  bei  der  Bildung  einer  anderen 
Klasse  von  Pflanzenstoffen  scheint  dem 
Formaldehyd  eine  große  Rolle  zuzu- 
fallen, nämlich  bei  der  der  Alk aloi' de. 
Professor  A,  Pictet  hat  in  einem  erst 
kürzlich  in  Neuchätel  gehaltenen  Vor- 
trag die  Ansicht  ausgesprochen,  daß 
diese  nicht  Assimilationsprodukte,  son- 
dern Zerfallprodukte  komplizierterer  Ge- 
bilde seien  und  daher  als  die  stickstoff- 
haltigen Ueberbleibsel  des  pflanzlichen 
Stoffwechsels  zu  bezeichnen  seien.  Es 
seien  jedoch  nicht  die  direkten  Zerfall- 
produkte derartiger  Körper,  sondern  erst 
solche  sekundärer  Art,  indem  die  Ans- 
gangssubstanzen  erst  verschiedenartige 
Veränderungen  erleiden,  unter  denen 
der  Methylierung  eine  besondere  Wich- 
tigkeit zukommt ;  und  an  dieser  Methyl- 
ierung sei  aller  Wahrscheinlichkeit  nach 
der  Formaldehyd  in  hervorragendem 
Maße  beteiligt,  indem  unter  Freiwerden 
von  Sauerstoff  Methyläther-  und  Anisol- 
ähnliche  Körper  entstehen.  An  der 
Hand  dieser  Annahme  sei   auch  leicht 


60 


das  häufige  Vorkommen  der  Methyl- 
gruppe in  Pflanzenbasen  zu  erklären, 
denn  dieses  ist  das  einzige  Alkohol- 
radikal, welches  seither  im  Molekül  einer 
Pflanzenbase  angetroffen  worden  ist  bis 
auf  die  Methylengrnppe  CH2,  welche 
das  Methyl  in  einigen  Alkaloiden  zum 
Teil  ersetzt. 

Während  bei  den  soeben  behandelten 
Erscheinungen  der  Polymerisation 
sowohl  zwei,  meist  aber  mehrere  Mole- 
küle eines  Körpers  zu  einem  neuen  zu- 
sammentreten, ohne  daß  dabei  immer 
eine  neue  direkte  Eohlenstoffbindung  zu 
Stande  käme  (vergl.  Eonstitutionsformel 
des  Paraforms)  handelt  es  sich  bei  den 
Erschainungen  der  Kondensation 
meist  nur  um  2  Moleküle.  Dabei  ist 
ein  Unterschied  zu  machen  zwischen 
einer  Kondensation,  bei  welcher  Wasser 
austritt  und  einer  solchen,  bei  welcher 
dieses  nicht  der  Fall  ist.  Bei  den  Alde- 
hyden speziell  spricht  man  in  ersterem 
Falle  von  einer  «Aldehyd»,  im  letzteren 
von  einer  «Aldolcondensation». 

Im  weiteren  Sinne  versteht  man  dann 
unter  Kondensation  auch  das  Zusammen- 
treten von  Aldehyden  mit  Anhydriden, 
Phenolen,  Aminen,  Gerbstoffen,  Harn- 
stoff; mit  Hydroxylamin  zu  Aldoxinen 
und  mit  Hydrazin  zu  Hydrazonen: 

H.COH  +  NHaNHCßHö 

Phenylhydrazio. 

.  N-NHCßHs 
=  H.C  C  +H2O 

\  H 

Formaldehydphenylhydrazon. 

Von  Additionsreaktionen  seien 
die  mit  Cyanwasserstoff  erwähnt,  bei 
welchen  Nitrile  von  Oxysäuren  ent- 
stehen : 

H.C.0H  +  H.CN  =  CH2(0H)CN. 

Nitril  der  Glyoolsäure. 

Ferner  die  mit  Natriumbisulflt  : 

HCOH  +  NaHSOa  =  C  Hg  (OH  j  SOg  ONa 

Auch  mit  Ammoniak  geben  die  Al- 
dehyde meist  Additionsreaktionen  unter 
Bildung  von  Aldehydammoniaken.  Beim 
Formaldehyd  dagegen  tritt  neben  einer 
Wasserabspaltung  auch  noch  eine  Poly- 


merisation ein  unter  Bildung  von  Hexa- 
methylentetramin  oder  Urotropin: 

6H.COH  +  4NH3  =  6H20  +  (CH2)6N4. 

Auf  der  Bildung  dieses  Körpers  be- 
ruht die  2.  Identitätsreaktion,  welche 
das  deutsche  Arzneibuch  angibt:  Wird 
Formaldehydlösung  mit  Ammoniak  stark 
alkalisch  gemacht  und  hierauf  im  Wasser- 
bade verdunstet,  so  verbleibt  ein  weißer, 
krystallinischer,  in  Wasser  sehr  leicht 
löslicher  Rückstand. 


EonstitatioDsfonnel  des  Urotropins. 

Andere  Alkalien  als  Ammoniak  wirken 
auf  die  meisten  Aldehyde  derart  ein, 
daß  sie  diese  unter  Auftreten  eines 
eigenartigen  Geruchs  in  harzartige  Sub- 
stanzen umwandeln;  auf  andere,  so  auf 
den  Formaldehyd  wirken  sie  sowohl 
oxydierend  als  auch  reduzierend,  so  daß 
aus  letzterem  durch  Einwirkung  von 
Natronlauge  Ameisensäure  und  Methyl- 
alkohol entsteht: 

2HCOH  +  H20  =  HCOOH  +  CH80H. 

Die  Aldehyde  und  insbesondere  der 
Formaldehyd  sind  starke  Reduktions- 
mittel auch  den  Salzen  der  Schwer- 
und  Edelmetalle  gegenüber  und  zwar 
derart,  daß  auf  dieser  Eigenschaft  nicht 
nur  qualitative,  sondern  auch  quanti- 
tative Bestimmungsmethoden  derselben 
beruhen.  Auch  von  dieser  Eigenschalt 
nimmt  das  deutsche  Arzneibuch  Notiz, 
indem  es  eine  dritte  und  vierte  Iden- 
titätsreaktion darauf  begründet:  Aus 
Silbemitratlösung  scheidet  Formaldehyd- 
lösung nach  Zusatz  von  Ammoniak- 
flüssigkeit allmählich  metallisches  Silber 


61 


ab.  Alkalische  Eapfertartratlösung  wird 
beim  Erhitzen  mit  Formaldehydlösung 
unter  Abscheidung  eines  roten  Nieder- 
schlages entfärbt. 

Vom  Formaldehydum  solutum, 
dessen  Gehalt  das  D.  A.-B.  IV  auf  35,5 
pCt  normiert,  verlangt  diese  außer  der 
Abwesenheit  von  Halogen,  von  Sulfaten 
and  metallischen  Verbindungen,  daß  er, 
bei  Luftzutritt  erhitzt,  ohne  wägbaren 
Rfickstand  verbrenne,  und  daß  der  Ge- 
halt an  freier  Säure  in  1  ccm  nicht 
mehr  als  einem  Tropfen  Normalkalilauge 
entspreche.  In  letzter  Zeit  ist  angeregt 
worden,  einen  geringen  Aschengehtdt 
zu  gestatten,  da  in  den  meisten  Handels^ 
Sorten  0, 1 5  pCt  RQcksland  vorgefunden 
seien.  Femer  sei  ein  geringer  Gehalt 
an  Ameisensäure  zuzulassen  und  der- 
selbe nach  oben  hin  auf  0,25  pCt  zu 
begrenzen  ^),  da  die  geringe  Menge  freier 
Säure,  welche  das  Arzneibuch  gestattet, 
oft  schon  in  Form  von  Kohlensäure 
vorhanden  sei. 

Gar  keine  Rücksicht  nimmt  jedoch 
das  deutsche  Arzneibuch  auf  einen  Ge- 
halt von  Methylalkohol,  den  das 
Handelsprodukt  bis  zu  20  pCt  enthalten 
kann.  Dieser  Gehalt  hat  zwar  sein 
Gutes,  denn  er  verhindert  die  Polymeri- 
sation des  Formaldehyds  bei  gewöhn- 
licher Temperatur.  Da  jedoch  ein  von 
Methylalkohol  freier  Formaldehyd  besser 
zu  Desinfektionszwecken  verwendbar 
sein  soll,  so  hat  man  vorgeschlagen,  ein 
32  prozentiges,  von  Methylalkohol  freies 
Präparat  zur  Verwendung  gelangen  zu 
lassen.  Bei  dieser  Stärke  soll  keine 
Abscheidung  von  Paraform  auftreten 
und  ein  einfaches  Charakteristikum  ffir 
den  richtigen  Gehalt  bei  vorschrifts- 
mäßiger Reinheit  die  Bestimmung  des 
specifischen  Gewichtes  sein.^ 

Zur  quantitativen  Bestimmung 
des  Methylalkohols  im  Formal- 
dehyd sind  verschiedene  Methoden  be- 
kannt. Sie  beruhen  alle  darauf,  daß 
man  den  Formaldehyd  bindet  und  den 


0  Pharmazeut.  Journal  1905.  1.    Pharm.  Ztg. 
1905  8  369 
•^)  Pharm.  Centralh.  45  [1904],  375 


Methylalkohol    im    Destillat    bestimmt. 
Die  wichtigsten  derselben  sind: 

1.  Die  von  Duyk.^)  Dieser  bindet 
den  Formaldebyd  an  Ammoniak,  destil- 
liert unter  Zusatz  von  etwas  Natrium- 
karbonat, neutralisiert  mit  Schwefelsäure 
und  bestimmt  in  dem  nunmehrigen 
Destillat  den  Methanolgehalt  nach 
Orodxki  und  Krämer^  indem  er  den- 
selben mittels  rotem  Phosphor  und  Jod 
in  Methyljodid  fiberführt  und  letzteres 
in  einem  graduierten  Zylinder  auffängt. 

2.  if.  J.  Stritar^)  bindet  ebenfsäls 
den  Formaldehyd  an  Ammoniak  und 
empfiehlt  als  ein  einfacheres  Verfahren 
die  Bestimmung  des  Methylalkohols  als 
Jodsilber. 

3.  Die  Bisulfitmethode,^)  nach 
welcher  Natriumbisulfit  zur  Bindung  des 
Formaldehyds  verwendet  und  nach  zwei- 
maliger Destillation  der  Gehalt  •  an 
Methylalkohol  einfach  durch  Feststell- 
ung des  spez.  Gewichtes  ermittelt  wird. 
Die  Methode  wurde  durch  Anwendung 
einer  genauen  Neutralisation  von 

4.  H.  Bamberger  ^)  derart  modifiziert, 
daß  nur  eine  einmalige  Destillation  er- 
forderlich ist. 

6.  Die  Methode  von  GhnehmdbKaufler'^)^ 
welche  sulfanilsaures  Natron  zur  Bind- 
ung des  Formaldehyds  verwenden. 

(Fortsetzung  folgt.) 


Zur  Härtebestimmiiiigr  des  Wassers  geben 
nach  Vergleichs  versuchen  von  H,  Siehling 
(Chem.-Ztg.  1905,  Rep.  271)  die  C/orib'sche, 
von  Faissi  und  Kmmsa  abgeänderte,  und  die 
Wartha'aohQ  Methode  iveigl.  Pharm.  Centralh. 
44  [1903],  207  und  45  [l9ü4],  285)  befriedigend 
übereinstimmende  Resultate.  Die  letztere 
Methode  liefert  aber  zuverlässigere  Werte,  be- 
sonders in  Fällen,  bei  denen  die  Anwendung 
von  Seifenlösung  Schwierigkeiten  bereitet. 
Außerdem  gestattet  sie  die  Ermittelung  der 
Alkalität,  die  zur  Berechnung  der  Reinigungs- 
mittel  notwendig  ist,   und  läßt  sich   mit   der 

Pfeiffer'sohQn  Magnesiumbestimmung  verbinden. 
'he. 

3)  Joum.  de  Pharm.  d'Anvera  1902.  469. 

4)  Ztschrft.  f  analvt.  Chem.  1904.  401. 
^)  Ztschrft.  f.  angew.  Chem.  1904.  1246. 
«)  Ztschrft.  f.  angew.  Chem.  1904.  1246. 
•)  Ztschrft.  f.  angew.  Chem.  1904.  673, 


62 


Die  neue 
apinerikanische 


(The  Pharmaoopoeia  of  the  United  States 

of  Amerioa.) 

Besprochen  von  Dr.  Q.  Waigel. 

(rortsetzTing  von  Seite  46.) 

Drogen,  ätherische  und  fette 

Oele. 

Olea  aetherea.  Daß  der  Prüfung  der 
ätherischen  Oele  und  Riechstoffe 
aus  dem  Pflanzenreich  im  allgemeinen 
die  zukommende  Würdigung  zuteil  ge- 
worden ist,  habe  ich  bereits  früher  er- 
wähnt. Es  ist  mir  natürlich  an  dieser 
Stelle  nicht  möglich,  alle,  etwa  einige 
30  zählenden,  ätherischen  Oele  ein- 
gehend zu  besprechen;  ich  muß  mich 
daher  zusammenfassend  nur  auf  die 
hauptsächlichsten  Merkmale  bezw.  einige 
interessante  Einzelheiten    beschränken. 

Li  der  Auswahl  der  ätherischen  Oele 
ist  Ph.  ü.  8.  in  gewisser  Beziehung 
dem  D.  A.-B.  IV  gefolgt,  welches  be- 
kanntlich anstelle  einiger  ätherischer 
Oele,  deren  wertvolle,  d.  h.  die  Wirk- 
ung und  den  charakteristischen  Geruch 
bedingende  Hauptbestandteile  als  offi- 
zinell  aufgenommen  hat  (wie  z.  B. 
A  nethol  für  Oleum  Anisi,  Carvon  für 
Oleum  Carvi  usf.).  Allerdings  macht 
Ph.  U.  S.  hierbei  den  Unterschied,  daß 
gewöhnlich  neben  den  isolierten  Riech- 
körpem  auch  noch  die  betr.  äther- 
ischen Oele  in  natura  offizinell  sind, 
wie  z.  B.  Benzaldehydum  und  Oleum 
Amygdalae  amarae,  Üinnaldehydum  und 
Oleum  Cinnamomi,  Eugenol  und  Oleum 
Caryophyllorum  u.  a.  m. 

Zum  Arzneigebrauch  zieht  Ph.  U.  S. 
dem  Anethol  das  A  n  i  s  ö  1  (Oleum  Anisi) 
vor  und  gestattet  das  Oel  aus  den 
Früchten  sowohl  von  Pimpinella  Anisum 
wie  von  Illicium  verum  (Oleum  Anisi 
Stellati);  Bedingung  ist,  daß  der  Er- 
starrungspunkt nicht  unter  Ib^  C  liegt. 
Von  Oleum  Cajeputi  (Oleum 
Cajuputi)  fordert  Ph.  U.  S.  einen  Ge- 
halt von  mindestens  55  Vol.-pCt  Cineol, 
welches  laut  beigegebener  einfacher 
Vorschrift  in  Form  von  ( ineol-Phosphor- 
säure    zu   bestimmen   ist.     Carvon 


Ersatz  für  Oleum  Carvi  (Oleum 
Cari)  wird  verschmäht;  es  ist  das 
natürliche  Oel  offizinell.  Oleum 
Caryophyllorum  (Oleum  Caryophylli) 
soll  nicht  weniger  als  80  Vol.-pCt 
Eugenol  —  als  Eugenolkalium  bestimmt 

—  und  Oleum  Cinnamomi  nicht 
unter  76  Vol.-pCt  Zimtaldehyd  (Er- 
mittelung wie  im  D.  A.-B.  IV)  enthalten. 
Oleum  Copaivae  (Oleum  Copaibae) 
soll  linksdrehend  sein,  zum  Unterschied 
von  dem  ätherischen  Oel  des  afrikan- 
ischen Copaivabalsam ,  welches  rechts 
dreht.  Vielleicht  wäre  es  angebracht 
gewesen,    hinzuzufügen:     nicht     über 

—  30^,  um  es  dadurch  von  Gurjun- 
balsamöl  zu  unterscheiden,  das  stark 
linksdrehend  ist.  Oleum  Eucalypti 
soll  mindestens  50  VoI.-pCt  CSneol 
(Eucalyptol)  enthalten ,  phellandrenfrei 
(Nachweis  mittels  Natriumnitrit  und 
Essigsäure)  und  in  3  Volumteilen 
70proc.  Alkohol  löslich  sein.  (Letztere 
Bedingung  wird,  selbst  von  guten 
Handelsqualitäten,   nicht  immer  erfüllt 

—  d.  Ref,)  Bei  Oleum  Menthae 
piperitae  ist  ein  Minimalgehalt  von 
50  pCt  Gesamt-Menthol  (frei  und  ver- 
estert)  vorgeschrieben;  die  Bestimmung 
ist  die  übliche  nach  Power  -  Kleber. 
Wie  aus  den  angezogenen  Beispielen 
ersichtlich,  legt  Ph.  U.  S.  bei  Prüfung 
der  ätherischen  Oele  auf  die  quan- 
titativeBestimmungdercharakteristischen 
Bestandteile  großen  Wert;  es  ist  daher 
zu  verwundem,  daß  man  bei  Oleum 
Lavandulae  (Oleum  Lavandulae 
Florum)  von  der  einfachen  Ermittelung 
der  Verseif ungszahl ,  die  doch  wichtige 
Anhaltspunkte  für  den  Estergehalt  des 
Oeles  gibt,  abgesehen  hat.  Außer  dem 
Erstarrungspunkt  IH^  bis  2-^  verlangt 
Ph.  U.  S.  von  Oleum  Rosae  eine 
Verseif  ungszahl  nicht  unter  10  und 
nicht  über  17,  sowie  das  spez.  Gew. 
0,855  bis  0,8(55  bei  25^  C;  diese 
Eigenschaften  stimmen  auf  das  bulgar- 
ische Rosenöl.  Man  ersieht  hieraus, 
daß  die  amerikanische  Pharmakopöe- 
Kommission  bemüht  war,  auch  die  (im 
D.  A.-B.IV  vernachlässigte)  PiHf  ung  dieses 
teueren  Produktes  zu  vervollkommnen. 
Dasselbe  ist  von  Oleum  Santali  zu 


63 


sagen,  welches  bekanntlich  mit  Vorliebe 
verfälscht  wird.  Von  diesem  verlangt 
Ph.  U.  S.  einen  Gehalt  von  minimal 
90  pCt  Santalol  (Vorschrift  zur  Be- 
stimmung ist  beigegeben),  außerdem 
das  spez.  Gew.  0,965  bis  0,976  bei 
2-^0  C,  die  Drehung  —  16«  bis  —  20« 
und  Löslichkeit  in  5  Volumteilen  70proc. 
Alkohol.  An  Oleum  Sinapis  (Oleum 
Sinapis  Volatile)  stellt  Ph.  ü.  S.  höhere 
Anforderungen  als  D.  A.-B.  IV;  sie 
fordert  nämlich,  nach  der  gleichen 
Methode  bestimmt,  92  pCt  AUylsenföI, 
während  D.  A.-B.  IV  mit  77  bis  83  pCt 
zufrieden  ist. 

Olea  piaguia.  Von  fetten  Oelen 
ist  zunächst  Oleum  Cacao  (Oleum 
Theobromads)  zu  erwähnen ,  welches 
neben  einer  Jodzahl  von  33  bis  38 
einen  Schmelzpunkt  von  30  bis  35^  C 
aufweisen  soll.  Die  Erweiterung  der 
Schmelzpunkt  -  Grenze  nach  oben  (D. 
A.-B.  IV  gestattet  nur  30  bis  33^  ist  sehr 
richtig,  denn  zahlreiche  einwandfreie 
Handelsmarken  schmelzen  infolge  ver- 
schiedener Fabrikationsverfahren  bei  34 
bis  35^  C.  Die  Verseifungszahl  der 
Kakaobutter  soll  188  bis  190  betragen. 
Die  Prüfung  auf  Verfälschungen  mit 
Wachs,  Stearin,  Talg  usw.  ist  eine  von 
der  des  D.  A.-B.  IV  etwas  abweichende : 
Eine  bei  17^  C  bewerkstelligte  Lösung 
von  1  g  Oleum  Cacao  in  3  ccm  Aether 
soll,  in  Wasser  von  0®  gestellt,  inner- 
halb 3  Minuten  weder  getrabt  werden, 
noch  flockige  Ausscheidungen  zeigen; 
dieselbe  Lösung ,  nachdem  wieder  auf 
eine  Temperatur  von  15^  gebracht,  soll 
eine   völlig  klare  Flüssigkeit  abgeben. 

Oleum  Jecoris  Aselli  (Oleum  Morr- 
huae)  soll  aus  frischen  Lebern  von  Gadus 
morrhua  und  anderen  Arten  der 
Gattung  Gadus  gewonnen  sein.  Daß 
die  Herstellung  durch  Dampf  geschehen 
soll,  schreibt  Ph.  U.  S.  nicht  besonder 
vor,  ebenso  verlangt  sie  keine  Kälte- 
beständigkeit bei  0^.  Zur  Identifizierung 
des  Lebertrans  werden  die  bekannten 
Farbreaktionen  herangezogen.  Bei  der 
Schwefelsäurereaktion  ist  anstelle  des 
SchwefelkohlenstofEs  das  angenehmere 
Chloroform    als   Lösungsmittel    vorge- 


schrieben; auf  Zusatz  des  Tropfen 
Schwefelsäure  soll  eine  violettrote 
Färbung  eintreten.  Richtiger  wäre  ge- 
wesen, hierbei  eine  «blau violette» 
Färbung  zu  verlangen.  Die  geforderte 
Jodzahl  ist  fast  die  gleiche  wie  im  D. 
A.-B.  IV,  nämlich  140  bis  150  gegen  140 
bis  152,  dagegen  erscheint  die  ge- 
wünschte Verseifungszahl  von  175  bis 
185  als  zu  niedrig  bemessen,  denn 
echte  Trane  mit  einer  solchen  bis  zu 
190  (D.  A.-B.  IV  gestattet  sogar  die  Ver- 
seifangszahl  196,5)  sind  keine  Selten- 
heiten im  Handel. 

Von  Oleum  Olivarum  (Oleum Olivae) 
kennt  Ph.  U.  S.  nur  eine  Sorte,  und 
zwar  geht  aus  der  geforderten  Ver- 
seifungszahl 190  bis  195  hervor,  daß 
nur  die  besseren,  d.  h.  ohne  Anwend- 
ung von  Wärme  gepreßten  Oele^  für 
den  Arzneigebrauch  erwünscht  sind. 
Die  Jodzahl  ist  auf  80  bis  88  (D.  A.-B.  iV 
80  bis  84)  festgesetzt  und  damit  der 
Praxis  Rechnung  getragen  worden. 
Zum  Nachweis  von  Baumwollsamenöl 
(cotton  seed  oil)  schreibt  Ph.  ü.  S. 
sowohl  die  jBcccÄi'sche  wie  die  Halphen- 
sehe  Reaktion  vor,  zur  Prüfung  auf 
Sesamöl  gibt  sie  dagegen  anstelle  der 
bekannten  Furf  urol  -  Salzsäure  -  Reaktion 
folgende  Vorschrift;  Werden  2  ccm 
Olivenöl  mit  1  ccm  Salzsäure  (spez. 
Gew.  1,18),  welche  1  pCt  Zucker  ent- 
hält, V2  Minute  lang  geschüttelt,  hierauf 
5  Minuten  stehen  gelassen,  alsdann 
3  ccm  Wasser  hinzugefügt  und  das 
Ganze  nochmals  kräftig  durchgeschüttelt; 
so  soll  die  sich  schließlich  abscheidende, 
sauerwässerige  Flüssigkeit  keine  Rosa- 
färbung zeigen. 

Für  Oleum  Ricini  sind  außer  den 
üblichen,  auch  im  D.  A.-B.  IV  ent- 
haltenen Prüfungen  noch  Jod-  und 
Verseifungszahl  angegeben.  Die  von 
der  Ph.  U.  S.  hierfür  geforderten  Werte 
bewegen  sich  allerdings  in  engen 
Grenzen  und  stimmen  mit  den  in 
der  deutschen  Literatur  vei*zeichneten 
Zahlen  nicht  ganz  überein.  Die  Jod- 
zahl soll  zwischen  86  und  89 ,  die 
Verseifungszahl  zwischen  179  und  180 
liegen. 


CA 


Opium  (Opium  et  Opii  Pulvis).  Die 
neue  Ph.  U.  S.  behandelt  Opium  und 
Opiumpulver  in  zwei  getrennt  ge- 
haltenen Artikeln.  Ersteres  soll  mehr 
oder  minder  rundliche,  in  Mohnblätter 
gehüllte  Massen  darstellen  und  in 
diesem    Zustande    nicht    weniger    als 

9  pOt  kristallisiertes  Morphin 
(Morphinhydrat)  enthalten.  Opium- 
pulver, welches  durch  Trocknen  der 
Opiumbrote  bei  einer  85^  C  nicht  über- 
schreitenden Temperatur  herzustellen 
ist,  soll  dagegen  nicht  weniger  als  12 
und  nicht  mehr  als  12,5  pCt  kristall- 
isiertes Morphin  enthalten;  hOher- 
procentiges  Opiam  ist  durch  Mischen 
mit  geringerem  Opium  oder  Milchzucker 
auf  den  vorgeschriebenen  Gehalt  zu 
bringen.  Ph.  U.  S.  läßt  also  das 
Morphin  als  Hydrat  bestimmen  und 
entsprechen  9  pCt  Hydrat  =  8,46  pCt 
wasserfreiem  Morphin,  12  bis  12,6  pCt 
Hydrat  =  11,28  bis  11,75  pCt  wasser- 
freiem Morphin.  Ich  erwähne  dies,  um 
einen  Vergleich  mit  den  Vorschriften 
des   D.  A.-B.   IV   zu   ziehen,    welches 

10  bis  12  pCt  wasserfreies  Morphin 
im  Opiumpulver  verlangt.  Feuchtigkeits- 
grenzen, die  immerhin  von  Wichtigkeit 
sind,  gibt  Ph.  U.  8.  weder  bei  Opium 
in  massa  noch  bei  Opium  pulveratum  an. 

Die  Morphinbestimmungs- 
methode weicht  von  denen  der  Ph.  6. 
UI  und  IV  ab,  ähnelt  aber  in  gewissen 
Beziehungen  der  ersteren,  indem  das 
isolierte,  bei  60^  C  getrocknete  Morphin 
durch  Wägen  ermittelt  wird,  das- 
selbe aber  ebenfalls  noch  auf  seine 
Löslichkeit  in  Ealkwasser  zu 
prüfen  und  der  hierbei  etwa  unlös- 
liche Rückstand  von  der  ursprünglich 
gefundenen  Morphinmenge  in  Abzug 
zu  bringen  ist.  Zur  Analyse  werden 
10  g  Opium  verwendet,  diese  succesive 
mit  destilliertem  Wasser  extrahiert,  die 
Auszüge  filtriert,  konzentriert  und  ver- 
einigt. Aus  dieser  wässerigen  Opium- 
lösung wird  das  Morphin  mit  Hilfe 
von  Alkohol,  Aether  und  Ammoniak- 
flüssigkeit sowie  darauffolgendes  10 
Minuten  langes  Schütteln  abgeschieden. 
Zur  völligen  Ausscheidung  der  Morphin- 
kristalle  empfiehlt  Ph.  U.  S.,   das  Ge- 


misch   6    Stunden    oder    über    Nacht 
stehen  zu  lassen. 

Eadix  Belladoxmae  ( Belladonnae 
Radix).  Die  getrocknete  Wurzel  von 
Atropa  Belladonnae  soll  nicht  weniger 
als  0,5  pCt  mydriatische  Alkaloide  ent- 
halten. Die  Gehaltsbestimmung  ist  die 
gleiche  wie  bei  Folia  Belladonnae. 

Badix  IpeoaouanlLae  (Ipecacuanha). 
Bei  Brechwurzel  macht  sich  wieder  der 
Fortschritt  bemerkbar.  Ph.  ü.  S.  läßt 
nämlich  neben  der  (im  D.  A.-B.  LV  allein 
offlzinellen)  Wurzel  von  Cephaelis 
Ipecacuanha  auch  die  neuerdings 
empfohlene  und  sehr  in  Aufnahme  ge- 
kommene Wurzel  von  C.  accuminata 
zum  Arzneigebrauch  zu.  Erstere  ist 
—  so  schreibt  Ph.  ü.  S.  —  im  Handel 
unter  den  Namen  «Rio-,  Brasil-  oder 
Para-Ipecacuanha»,  letztere  als  «Cartha- 
gena-Ipecacuanha»  bekannt.  Der  ge- 
forderte Alkaloidgehalt  ist  der  gleiche 
wie  im  D.  A.-B.  IV:  2  pGt  minimal. 

Badix  Bhei  (Rheum).  Die  Stamm- 
pflanze des  Rhabarbers  bezeichnet  Ph. 
U.  8.  genauer  und  folgt  damit  den 
letzthin  gemachten  diesbezügl.  autent- 
ischen  Feststellungen.  Als  Stamm- 
pflanzen sind  angegeben:  Rheum  offl- 
cinale,  Rheum  palmatum  und  deren 
Varietät  Rheum  tanguticum;  möglicher- 
weise, so  schreibt  Ph.  U.  S.,  sind  aber 
noch  andere,  in  China  und  Tibet  ein- 
heimische Alten  der  Gattung  Rheum 
an  der  Lieferung  der  Wurzel  beteiligt. 

Bhizoma  Hydrastis  (Hydrastis).  Ph. 
U.  S.  begnügt  sich  nicht  mit  den  vom 
D. A.-B. IV  vorgeschriebenen  qualitativen 
Nachweisen  des  Hydrastins,  sondern 
verlangt  den  quantitativen  Nachweis 
von  mindestens  2,5  pCt  Alkaloidgehalt. 

Semen  Strophanthi  (Strophanthus). 
Anstelle  des  in  der  7.  Ausgabe  offl- 
zinellen Semen  Strophanthi  hispidi  ist 
nunmehr  der  auch  vom  D.  A.-B.  IV 
bevorzugte  Eombesamen  getreten.  Von 
der  Aufnahme  einer  Vorschrift  zur 
quantitativen  Strophanthinbestimmung 
hat  Ph.  U.  S.  abgesehen,  und  beschränkt 
sich  der  Nachweis  lediglich  auf  die 
bekannten  Farbenerscheinungen  ver- 
mittels konzentrierter  Schwefelsäure. 


65 


Semen  Stryolmi  (Nox  Vomica).  Der 
von  Ph.  U.  S.  geforderte  Gehalt  von 
1,25  pCt  Alkaloid  (Strychnin)  steht  im 
Einklang  mit  den  Analysenbefunden 
der  Praxis.  Dieser  Alkaloidgehalt  be- 
zieht sich  aber  wohlverstanden  nur  auf 
Strychnin  (nicht  etwa  einschließlich 
Bmcin),  worauf  auch  die  vorgeschriebene 
Bestimmungsmethode  Rücksicht  nimmt. 

Styrax.  Von  Styrax  verlangt  Ph.  ü.  S. 
70  pCt  alkohollösliche  Bestandteile; 
eine  etwas  hohe  Anforderung!  Die 
(auch  im  D.  A.-B.  IV  enthaltene)  Angabe, 
daß  Styrax  unlöslich  in  Petrolbenzin 
ist,  stimmt  nicht,  denn  nachgewiesener- 
maßen ist  etwa  ein  reichliches  Drittel 
des  unverfälschten  Produktes  stets  in 
Petrolbenzin  löslich  (vergl.  Pharm. 
Centralh.  46  [l904],  S.  3). 

Terebinthina.  Gewünscht  wird  der 
Harzbalsam  vorzugsweise  von  der  (in 
Nordamerika)  einheimischen  Pinus  pa- 
lustris Miller,  doch  sind  auch  die  Harz- 
safte anderer  Pinusarten  zulässig.  Die 
Prüfung  des  Tei-pentins  auf  Reiiüieit  ist 
recht  stiefmütterlich  behandelt  worden. 
Man  sollte  doch  bei  dieser ,  wenn 
auch  nicht  gerade  teueren  Droge,  eine 
nähere  Prüfung  (Bestimmung  der  Lös- 
lichkeit in  Alkohol,  Säure-  und  Verseif- 
ungszahl)  im  Arzneibuch  vorsehen,  denn 
Eunstprodukte  aus  Eolophon,  Harz-  und 
Mineralöl  und  dergl.  mehr  sind  jetzt  im 
Handel  keine  Seltenheit. 

Tabera  Jalapae  (Jalapa).  Der  in  der 
7.  Ausgabe)  verlangte  Harzgehalt  von 
18  pCt  ist  in  der  neuen  Ph.  U.  S.  auf 

8  pCt  minimal  herabgesetzt  worden. 
Diese  geringeren  Ansprüche  an  Jalapen- 
wurzel  entsprechen  der  Tatsache,  daß 
speziell  in  den  letzten  beiden  Jahren 
der    Durchschnittsgehalt     selten    über 

9  pCt  Hai'z  hinausgeht. 

Zur  Analyse  wird  zweckmäßig  feines 
Jalapenpulver  verwendet  und  das  Harz 
durch  Perkolation  mit  Alkohol  extrahiert. 
Jalapenharz  soll  nicht  mehr  als  1,6  pCt 
an  Aether  abgeben  zum  Unterschied 
von  dem  billigeren  Skammoniumharz, 
welches  bekanntlich  mehr  als  75  pCt 
ätherlOsliche  Bestandteile  enthält.  (Von 
anderer  Seite  sind  schon  4,  auch  6  pCt 


ätherlösliche  Substanz  in  reiner  Besina 
Jalapae  gefunden  worden  —  vergl.  Pharm. 
Centralh.  46    [1904],   554.  -  D.  Ref,) 

(Fortsetzung  folgt.) 


Sirupus  Ealii  sulfoguajacolicL 

Von  Herrn  Dr.  Schaerges  in  Basel 
erhalten  wir  folgende  Zuschrift: 

«Es  findet  sich  in  No.  62  Ihres  Blattes 
1905  bei  den  Vorschriften  zur 
Selbsther  Stellung  pharmazeut- 
ischer Spezialitäten  von  den 
Ereisvereinen  im  Königreich 
Sachsen  auf  Seite  III  eine  ab- 
geänderteVorschrift  fürSirupus 
Kalii  sulfoguajacolicL 

Im  Jahrgang  1903  wurde  im  Brief- 
kasten auf  Seite  252  angegeben,  daß 
die  Vorschrift  nur  den  Mitgliedern  des 
Spezialitätenunternehmens  zugäugig  sei. 

Nachdem  aber  jetzt  die  Abänderung 
in  der  Vorschrift  bekannt  wurde,  so 
haben  vielleicht  die  Ereisvereine  keinen 
Anlaß  mehr,  die  ältere  Vorschrift  ge- 
heim zu  halten. 

Es  fällt  uns  nämlich  an  der  neuen 
Vorschrift  der  Zusatz  «leichtlöslich» 
auf,  und  es  existieren  in  der  Tat 
guajakolsulfosaure  Kaliumsalze  im 
Handel,  welche  sich  durch  ihre  Lös- 
lichkeit von  einander  unterscheiden.  Es 
ist  das  wieder  ein  sehr  interessanter 
Beleg  dafür,  daß  eben  nicht  so 
leicht  von  einer  chemischen 
Identität  gesprochen  werden  darf.» 


Yerfahren  zur  Oewinnnng  von  Cyan- 
Terbindimireii  ans  Oyan  nnd  Ammoniak  ent- 
haltenden Gasen.  D.  R.  P.  151697.  El.  12o. 
W.  Feld  in  Höningen.  Man  wäscht  die  Gase 
mit  Eisenverbindungen  enthaltenden  Lösungen 
von  Salzen,  deren  Basen  als  Oxyde,  Hydroxyde, 
Sulfide  oder  Karbonate  Ammoniak  aus  dessen 
Salzen  auszutreiben  vermögeo,  wobei  auf  ein 
Atom  Eisen  mindestens  vier  Molelvüle  eines 
Salzes  eines  einwertigen  oder  zwei  Moleküle 
eines  Salzes  eines  zweiwertigen  Metalles  ver- 
wendet werden.  Bei  Verwendung  von  Magnesium- 
chlorid verläuft  die  Beaktion  im  Sinne  der 
Gleichung : 

2MgCl,  +  4NH8  +  6HCN  -|-  Fe(OH), 

=  MgjFeCye  +  iNH^Cl  +  2H2O. 

Falls  das  Gas  zu  wenig  Ammoniak  enthält,   ist 

noch  eine  Ammoniaksalzlösung  zuzusetzen: 

2MgC08  +  6NH4CI  +  6HCN  4-  Fe(0H)2 

=  MggFeCyc  +  6NH^C1  +  2C08  -f-  ^HgO. 

A,  tSt, 


66 


Ueber  die 

Anwendbarkeit  der  QuarsgefäBe 

im  Laboratorium 

sprechen  sich  F.  Mylius  und  A.  Meusser 
(Chem.-Ztg.  1905,  Rep.  145)  dahin  aus, 
daß  Wasser  die  Geräte  nicht  merklich  an- 
greift, weder  bei  gewöhnlicher  Temperatur, 
noch  bei  100<^  C  Dagegen  bringen  Al- 
kalien, Natron-  und  Kalilauge  und  Ammoniak 
sowie  Losungen  alkalisch  reagierender  Salze, 
schon  bei  gewöhnlicher  Temperatur  merk- 
liche Mengen  Kieselsäure  in  Lösung;  in 
der  Wärme  nimmt  die  Lösungsfähigkeit 
stark  zu.  Barytwasser  schied  bei  18<^  nach 
6  Monaten  Kristalle  von  BaryumsUikat  ab. 
Verdünnte  Säuren,  mit  Ausnahme  von 
Fluorwasserstoffsäure,  greifen  selbst  bei  100^ 
nicht  merklich  an.  Auch  konzentrierte 
Schwefelsäure  ist  selbst  bei  100^  ohne 
wesentliche  Einwirkung.  Phosphorsäure  ist 
bei  gewöhnlicher  Temperatur  unwirksam, 
erst  beim  Konzentrieren  über  100^  scheidet 
sich  weiOee  Silicylphosphat  ab.  Fluor- 
wasserstoffsäure bewirkt  starke  Lösung. 
Aus  SOproc.  Kalilauge  wird  von  den 
Gefäßen  Kali  absorbiert,  bei  SOproc. 
Natronlauge  wurde  ähnliches  nicht  beob- 
achtet. Auch  gewisse  organische  Farbstoffe, 
Methylenblau,  Kongorot,  Rhodamin,  alkohol- 
ische Lösung  von  Anilmblau,  werden  von 
den  Gefäßen  aus  ihren  Lösungen  absorbiert, 
können  aber  durch  heiße  Lösungsmittel 
wieder  entzogen  werden.  Bei  diesen 
Eigenschaften  der  Gefäße  wird  also  auch 
fernerhin  der  Gebrauch  der  Edelmetalle 
nicht  zu  umgehen  sein.  ^he. 

Höchst  empfindliclies  Reagens 

auf  NickeL 

L.  Tschugaeff  (Chem.-Ztg.  1905,  Rep. 
247)  empfiehlt  als  höchst  empfindlich  das 
a-Dimethylglykozim.  Die  Nickellösung  wird 
durch  Zusatz  von  Alkali,  überschüssigem 
Ammoniak  oder  Natriumacetat  von  über- 
schüssiger Säure  befreit,  etwas  gepulvertes 
Diozun  zugesetzt  und  kurze  Zeit  zum 
Sieden  erhitzt.  Es  bildet  sich  sofort  ein 
scharlachroter  Niederschlag  von  der  Zu- 
sammensetzung: NiD.DH2  (D  =  Dioxim). 
In  einer  Lösung  von  1  T^  Nickel  auf 
400000  Teile  Wasser  erhält  man  noch 
sehr  deutliche  Reaktion.  —hc 


Neuer 

Schmelzpunktbestiminungs- 

apparat. 

Bei  der  Schmelzpunktbestimmung  kommt 
es  besonders  darauf  an,  daß  der  Nullpunkt 
des  Thermometers  stets  genau  bestimmt  ist, 
da^  die  Korrektur  für  den  herausragenden 
Quecksilberfaden  gemacht  wird,  und  dal) 
stets  der  Punkt  des  beginnenden  Schmelzens 
beobachtet  wird.  Femer  muß  der  Apparat 
es  möglichst  gestatten,  die  Substanz  erst 
kurz  vor  der  Erreichung  des  Schmelz- 
punktes einzubringen,  um  etwaige  Zer- 
setzungen möglichst  hintanzuhalten.  Am 
bequemsten  ist  es  auch,  wenn  gleich  der 
korrigierte  Schmelzpunkt  abgelesen  werden 
kann.  Die  bisher  diesen  Bedingungen  am 
meisten  entsprechenden  Apparate  von  Roth 
und  Houben  lassen  aber  eine  Erhitzung 
über  250^  C  nur  schwer  erreichen.  Des- 
wegen hat  A.  Landsiedl  (Chem.-Ztg.  1905, 
765)  einen  neuen  Apparat  konstruiert,  bei 
dem  das  Thermometer  und  das  Schmelz- 
röhrchen  sich  in  einer  25  cm  langen, 
15  mm  weiten  unten  geschlossenen  Glas- 
röhre befinden,  die  in  den  Hals  eines  bis 
zu  ^/s  seiner  Höhe  mit  Schwefelsäure  ge- 
füllten Kolbens  eingeschliffen  ist.  Der 
linsenförmige  Körper  des  Kolbens  ist  unten 
mit  einem  feinmaschigen  Drahtnetz,  und 
oben  mit  einer  Asbesthülle  umgeben.  Der 
Hals  des  Kolbens  wird  noch  von  einem 
oben  mit  Deckel  versehenen  Glaszylinder 
umgeben.  Die  Einführung  der  Schmelz- 
röhrchen  geschieht  durch  ein  4  mm  weites 
Glasrohr,  das  unten  etwas  verengt  ist,  so 
daß  die  Röhrchen  mit  ihrem  oberen  weiten 
Teile  darin  hängen  bleiben.  Sie  sind  auch 
wieder  entfembar,  ohne  daß  der  Apparat 
aus  einander  genommen  wird.  ^ke. 


Brachentod  besteht  aus  einem  feiaen  Pflanzen- 
puiver,  das  hauptBächlich  Thymian  and  Stärke- 
mehl enthält,  sowie  einer  Salbe  aus  grünlich 
gefärbtem  Fett.  Da  dies  Mittel  zur  Heilung  von 
Leistenbrüchen  seitens  eines  gewissen  Ä.  Nagel 
in  BraoDBchweig  empfohlen  wird,  so  warnt  der 
Ortsgesundheitsrat  in  Karlsruhe  vor  der  An- 
wendung dieser  nutzlosen  Präparate.      H.  M. 


r,7 


Anwendung  der  Jodzahl  auf 
Mineralöle. 

Einen  sehr  interessanten  Vortrag  hielt 
Dr.  Graefe  in  Weban  über  seine  dieses 
Thema  betreffenden  Versuche  in  der  Haupt- 
versammiang  des  «Vereins  Deutseher  Che- 
miker» in  Bremen.  Schon  Krey  hatte  sich 
vor  Jahren  zur  Untersuchung  und  Bewertung 
von  Paraffinen  der  Jodzahl  bedient,  dieselbe 
gibt  zwar  nicht  die  absolute  Menge  der 
ungesättigten  Verbindungen  an,  sie  liefert 
aber  äußerst  genaue  Vergleichswerte.  Dr. 
Qraefe  dehnte  nun  diese  Probe  auch  auf 
Mineralöle  und  Bitumine  überhaupt  aus.   Er 


fand  zunächst;  daß  Solaröl  mit  zweifach 
Chlorschwefel  (S2CI2)  außerordentlich  ener- 
gisch reagierte  und  sich  in  kurzer  Zeit 
unter  Entwickelung  von  Salzsäuredämpfen 
ganz  dunkel  färbte,  während  sowohl  ameri- 
kanisches wie  russisches,  galizischeS;  deutsches 
und  javanisches  Petroleum  der  Einwirkung 
des  Schwefeldilorürs  widerstehen.  Als  Grund 
für  dieses  abweichende  Verhalten  des  Solar- 
öles nahm  der  Vortragende  den  großen 
Gehalt  desselben  an  ungesättigten  Verbind- 
ungen an  und  bediente  sich  zu  deren  Be- 
stimmung der  Jodzahl  nach  dem  Hübl'Bchen 
Verfahren. 

Es  wurden  zunädist  untersucht: 

Spez.  Gew.         Jod  zahl 


Amerikanisches  Naphtha 

Amerikanisches  Petroleum 

LeuchtturmÖl  (amerikanisch; 

Rassisches  Petroieam,  einmal  raffiniert 

Kassisches  Petroleum,  zweimal  raffiniert  Brillant 

Rassisches  Petroleum,  unbek.  Ursprungs 

Oalizisches  Petroleum 

Deutsches  Petroleum  {Wietxe) 

Solaröl 


0,693 

4,22 

0,800 

16,8 

0,796 

5,47 

0,821 

0,158 

0,804 

0 

0,821 

0,158 

0,813 

0,08 

0,801 

0,73 

0,832 

79,8. 

Die  in  der  Jodzabi  von  der  ersten  und 
dritten  Probe  ganz  bedeutend  abweichende 
zweite  Probe  erwies  sich  als  mit  Solaröl 
verfälsdit.  Für  die  Bestimmung  des  Solar- 
ölzusatzes  bietet  auch  die  Ermittelang  des 
Sehwefelgehaltes  ein  ausgezeichnetes  Hilfs- 
mittel, da,  mit  Ausnahme  des  gereinigten 
Paraffins,  alle  Braunkohlenteerprodakte  nicht 
unbeträchtliche  Mengen  Schwefel  enthalten. 
Beim  Solaröl  schwanken  dieselben  zwischen 
ungefähr  0,5  bis  1  pGt,  während  die 
Petroleumsorten  des  Handels  annähernd 
sehwefelfrei  sind  und  kaum  mehr  als  0,02 
pGt  Schwefel  enthalten.  Die  verfälschte 
Petroleumprobe  enthielt  0,103  pCt  Schwefel, 
welcher  Gehalt  auf  einen  Solarölznsatz  von 
10  bis  12  pCt  schließen  ließ,  während  sich 
aus  der  Jodzahl  der  annähernd  gleiche  von 
12  bis  14  pGt  ergab.     Um  die  erreichbare 


Genauigkeit  bei  der  Bestimmung  von  Braun- 
kohlenteerdestiiiaten  festzustellen ,  wurden 
nodi  Mischungen  hergestellt  aus  Kompressor- 
Öl  (spez.  Gew.  0,887;  Jodzahl  3,0)  und 
sogenanntem  D-Oel,  ein  Ablauföl  der  Braun- 
kohlenteerparaffinmasse  (spez.  Gew.  0,940; 
Jodzahl  45,0).  Die  Mischung  ergab  die 
Jodzahl  7,3,  woraus  sich  ein  Gehalt  von 
10,2  pGt  Braunkohienteeröl  berechnet, 
während  10,0  pGt  angewandt  waren.  Femer 
wurde  rassisches  Petroleum  (spez.  Gew. 
0,825;  Jodzahl  1,62)  mit  10  pGt  Solaröl 
(spez.  Gew.  0,832;  Jodzahl  77,3)  gemischt. 
Das  Gemisch  ergab  als  Jodzahl  9,1.  Hier- 
aus berechnet  sich  ein  Solarölgehalt  von  9,9 
pGt  gegenüber  dem  wirkliehen  von  10  pGt 
Femer  wurden  noch  die  Jodzahlen  anderer 
Braunkohlenteerprodukte  bestimmt,  z.  B.: 

Spez.  Gew.         Jodzahl 


Rotöl  0,882 

Gasöl  0,892 

D-Oel  0,917 

Kreosotöl  0,9  s2 

Oelgoudron,  Schmp.  nach  Krmtier  u.  Samow    52* 
Asphalt,  Schmp.  nach  denselben  70*^ 


54,3 
59,6 
48,0 

106,0 
66,5 

130,5 


Die   Zahlen  sind   keineswegs  Konstanten 
(Kennzahlen),   sondern   schwanken   je  nach 


Herkunft  des  Oeles   sowie  je  nach  der  Zu- 
sammensetzung    des     Teeres     und     seiner 


68 


Behandlnngsweise;  and  BoUen  nnr  den  großen 
eharakteriBtischen  ünteraehied  gegenüber  den 
Petrolenmdestillaten  zeigen.  Weitere  mit 
versehiedenen  Oelen  angestellte  Versnchs- 
reihen^  bei  welchen  die  mit  Chloroform  nnd 
Jodlösong  veisetzten  Oele  vor  der  Titration 
3  Stunden  lang  bei  nngeffihr  17  bis  20<> 
im  dunkeln  nnd  die  jedesmal  frisch  einge- 
stellte Jodlösong  unter  denselben  Bedingungen 
aufgehoben  wurden,  ergaben,  daß  mit  zu- 
nehmender Einwurkungsdauer  sowie  mit  zu- 
nehmender Temperatur  ein  starkes  Ansteigen 
der  Jodzahl  stattfindet.  Auch  die  Belicht- 
ung des  reagierenden  Jodölgemisches  ist 
nicht  ohne  Einfluß  und  man  scheidet  diese 
Fehlerquellen  am  besten  dadurch  aus,  daß 
man  mögliehst  unter  gleichen  Versuchs- 
bedingungen  arbeitet  Auch  ist  es  wichtig, 
die  Jodzahl  des  verwendeten  Chloroforms 
festzustellen,  sowie  bei  der  Untersuchung 
von  Rohölen  oder  deren  nicht  raffinierten 
Destillaten  auf  etwa  vorhandenen  Schwefel- 
wasserstoff Rücksicht  zu  nehmen,  welcher 
ebenfalls  mit  der  Jodlösung  reagiert 

(H28  +  J2  =  2HJ  +  S) 

und  die  Jodzahl  höher  ersdheuien  läßt,  als 
dieselbe    ist.      Um    schwefelwasserstofffreie 


Destillate  des  Rohöls  zu  erhalten,  genügt 
es  nicht,  letzteres  vom  Schwefelwasserstoff 
zu  befreien,  da  dieser  zum  teil  erst  bei  der 
Destillation  entsteht  und  dann  durch  Schütteln 
des  DestiUates  mit  Bleiaoetatlösung  entfernt 
werden  kann. 

Oraefe  wies  femer  durch  Versuche  nach, 
daß,  wie  schon  Sachowicz  bezüglich  der 
Olefine  im  galizischen  Petroleum,  sowie  auch 
(nach  Höfer)  Krämer  annahm,  die  unge- 
sättigten Verbindungen  zum  teil  erst  bei  der 
Destillation  durch  Zersetzung  infolge  der 
Wärme  entstehen.  Das  beste  Beispiel  hier- 
für bieten  die  Braunkohlenteerprodukte  an 
sich.  Während  die  Ausgangssubstanz  des 
Braunkohlenteers,  des  Bitumen  der  Kohle, 
die  Jodzahl  18,7  besitzt,  steigt  dieselbe  beim 
Teer  durch  den  Sehwelprozeß  auf  75. 

lieber  weitere  Aufspaltungen  der  Kohlen- 
wasserstoffe im  liaufe  der  Destillation  des 
Teers  und  der  Teerprodukte  geben  frühere 
Arbeiten  von  Engler  und  von  Krey  Auf- 
schluß. Alle  Paraffine  aber,  welche  durch 
trockene  Destillation  bezw.  Schwelung  von 
bituminösen  Substanzen  dargestellt  werden, 
bewahren  trotz  der  Remigung  ihren  Auteil 
an  ungesättigten  Verbindungen,  wie  aus 
nachstehendem  hervorgeht: 


Weichparaffin  \       Durch  Schwelen  von 

Hartparaffin  \    Braunkohle  oder  Schiefer 

Schottisches  Paraffin  j  gewonnen 

Amerikanisches  Paraffin  (semi  refined  wax)1  Petroi- 
Amerikanisches  Paraffin  (refined  wax)        >    par- 
Galizisches  Paraffin  1  affine 


{ 

I]  Petroi-  i 

\    ^^'     { 
j  affine     ( 


Schmp. 

Jodzahl 

40,8« 

5,77 

55,1<> 

3,98 

61,40 

3,33 

51,20 

1,92 

50,80 

1,41 

52,40 

0,385 

Auf  den  Umstand,  daß  die  Jodzahl  der 
Petrolparaffine  niedriger  als  die  der  andern 
ist,  mithin  auch  die  Menge  ihrer  unge- 
sättigten Verbindungen  geringer  ist,  basierte 
Krey  eine  Methode,  um  Braunkohlen- 
paraffine von  Petrolparaffinen  zu  unter- 
scheiden, indem  er  außer  der  Jodzahl  auch 
die  Löslichkeit  des  Paraffins  in  Schwefel- 
säure bestimmte,  welches  Verfahren  ein- 
facher, wenn  auch  nicht  so  genau  ist. 

Oraefe  fand  nun  eine  emfaehe  Farben- 
reaktion, mittels  welcher  es  unter  Zuhilfe- 
nahme der  Jodzahl  gelingt,  Petrolparaffine 
von  Schwelparaffinen  zu  unter- 
scheiden. Sie  beruht  darauf,  daß  man, 
am  besten  auf  dem  Wasserbade,  1  oder 
2  ccm   geschmolzenes  Paraffin   im  Pl'obier- 


röhre  auf  das  gleiche  Volumen  erwärmter 
Schwefelsäure  von  66^  B^  schichtet  und 
stehen  läßt.  Hierbei  bleiben  Petrolparaffine 
hell  oder  färben  höchstens  die  Schwefel- 
säure, welche  aber  klar  bleibt,  während 
Sehweiparaffine  sich  gelb  bis  braun  färben 
und  gewöhnlich  auch  die  Schwefelsäure 
trüben.  Wdter  versuchte  der  Vortragende 
zur  Ermittelung  ungesättigter  Verbindungen 
bei  den  verschiedenen  Petroleummarken  des 
Handels  ein  ähnliches  abgekürztes  Ver- 
fahren anzuwenden,  welches  auf  der  Auf- 
nahmefähigkeit für  Brom  beruhte.  Versetzt 
man  2  bis  3  ccm  der  Oele  mit  einem 
Tropfen  Brom,  so  entfärben  die  Oele 
amerikanischer  Herkunft  dasselbe  fast 
augenblicklich,    während    die   anderen  Oele 


69 


längere  Zeit  rot  gefftrbt  bleiben  und  sidh 
dann  erst  infolge  der  beginnenden  Brom- 
aubstitution  aufhellen.  Eb  wnrden  nur 
raffinierte  HandelBpetroleumaorteii  auf  diese 
Woae  untersucht;  da  eine  Farbenreaktion 
bei  den  dunkel  gefärbten  Rohölen  aus- 
gesdüossen  ist  Auch  die  Jodzahl  der 
Rohöle  liefert  infolge  deren  Oehalt  an 
Asphalt  oder  sonstigen  Verharzungs-  und 
Polymerisationsprodukten  keine  verwerte 
baren  Zahlen.  Auch  bei  den  rohen 
Destülaten  wird  man  keine  zuverlässigen 
Werte  erhalten  und  der  spezifische  Unter- 
schied zwischen  dem  amerikanischen  und 
den  anderen  Petroleumsorten  scheint  nur 
darin  zu  bestehen^  daß  durch  die  Raffination 
die  bei  der  Destillation  in  verschiedenen 
Mengen  entstehenden  jodabsorbierenden 
Verbindungen  nur  unvollkommen  zu  ent- 
fernen sind. 

Ans  den  Versuchen  des  Vortragenden 
geht  demnach  kurz  zusammengefaßt  fol- 
gendes hervor: 

1.  Die  Bestimmung  der  Jodzahl  gibt 
Aufschluß  über  die  relative  Menge  der  in 
Mineralölen  oder  anderen  Bituminis  ent- 
haltenen ungesättigten  Verbmdungen. 

2.  Die  Jodzahl  kann  dazu  dienen, 
Braunkohlenteerprodukte  in  Mineralölen  nach- 
zuweisen. Sie  wird  dabei  unterstützt  durch 
die  Bestimmung  des  Schwefelgehaltes,  sowie 
bei  hellen  Oelen  auch  durch  die  Prüfung 
auf  das  Verhalten  derselben  gegen  Chlor- 
sdiwefel. 

3.  Es  ist  möglich,  durch  die  Jodzahl, 
vor  allem  aber  durdi  die  Farbenreaktion 
beim  Behandehi  mit  Schwefelsäure,  Petrol- 
paraffine  von  Schwelparaffinen  zu  unter- 
scheiden. 

4.  Es  seheint  möglich  zu  sein,  durch  die 
Jodzahl  und  das  verschiedene  Verhalten 
beim  Behandeln  mit  Brom  Oele  amerikan- 
ischer Herkunft  von  anderen  Petroleum- 
arten zu  unterscheiden.  Zur  Fällung  eines 
Urteils  von  allgemeiner  Gültigkeit  in  dieser 
Hinsicht  würde  die  Bearbeitung  einer 
größeren  Menge  von  Versuchsobjekten  ge- 
hören. 

Der  Vortragende  erwähnt  schließlich,  daß 
auch  bei  der  Untersuchung  der  künst- 
lichen Asphalte  und  Peche  die  Jodzahi 
mancherlei  Dienste  zu  leisten  vermag,  je- 
doeh    sind    seine    Untersuchungen    darüber 


noch    nicht    abgeschlossen,    und    er    stellt 
weitere  diesbezügliche  Mitteilungen  nach  Be- 
endigung seiner  Arbeiten  in  Aussicht. 
2^ehr.  f.  angeto.  Gkem.  1905,  1580.     Btt 


die 
Synthese  von  Olyceriden 

eignet  sich  nach  A,  Orun  (Ber.  d.  D. 
Ghem.  Ges.  1905,  2284)  am  besten  der 
Ausgang  von  den  Schwefelsäureeetem  des 
Glycerin  oder  von  den  Ghlorhydrinen,  wenn 
man  auf  sie  die  Fettsäuren  in  sdiwefel- 
saurer  Lösung  einwirken  läßt.  Da  die 
Esterifizierung  des  Glycerin  durch  Schwefel- 
säure bei  der  quantitativen  Bildung  von 
Glycerinschwefelsäure  C3  H5  (OH)  (HOS03)2 
stehen  bleibt,  erhält  man  auf  diese  Weise 
nur  Diglyceride,  aber  schnell  und  in  guter 
Ausbeute,  ohne  daß  gleichzeitig  Mono-  oder 
Triglyceride  entstehen  oder  andere  Neben- 
produkte sich  bilden.  Bei  dieser  Reaktion 
werden  nur  die  beiden  primären  Hydroxyl- 
gruppen verestert.  Dagegen  kann  beim 
aChlorhydrin  sowohl  die  primäre  als  auch 
die  sekundäre  Gruppe  in  Reaktion  treten, 
sodaß  man  aa-  und  aj3-Diglyceride  erhält. 
Wird  dann  in  diesen  Verbindungen  das 
Hydroxyl  oder  Chlor  durch  einen  von  den 
bereits  vorhandenen  verschiedenen  Fett- 
säurerest ersetzt,  so  erhalt  man  struktur- 
isomere symmetrische  und  unsymmetrische 
Triglyceride.  — A#. 


Abyssinin. 

Ueber  Abyssinin,  das  Brieger  und  Krause 
aus  der  Bagamayo-Art  der  Acocanthera 
dargestellt  haben,  berichtet  R.  Freund  in 
der  «Zeitschrift  für  experimentelle  Patiiologie 
und  Therapie».  Der  Körper  ist  in  den 
Pfeilgiften  der  Eingeborenen  von  Deutsch- 
Ost-Afrika  enthalten,  und  wie  der  Verfasser 
durch  zahlrdche  Proben  an  Fröschen  und 
Kaninchen  bewies  und,  wie  zu  vermuten 
war,  den  bis  jetzt  dargestellten  Digitalis- 
und  Strophanthus- Präparaten  in 
der  Wirkung  äußerst  ähnlich.  Die  zahl- 
reichen Gurven,  die  der  interessanten  Arbeit 
beigegeben  sind,   lassen  das  deutiich  sehen. 

Sehelenx, 


70 


Ueber  AmeisenBäure  und  deren 
titrimetrische  Bestimmung 

macht  Dr.  Rupp  einige  MitteiJungeD.  Es 
soll  hiernach  die  mit  dem  Ooldschmidt- 
schen  Verfahren  durch  Einwirkung  von 
Kohlenoxyd  auf  Aetznatron  unter  Druck 
hergestellte  Ameisensäure  sich  sehr  gut  zur 
Herstellung  der  offizineilen  Ameisensäure 
eignen,  da  dieselbe  sehr  rein  ist  und  von 
den  geringen  Verunreinigungen  leicht  befreit 
werden  kann.  Der  geringe  Schwefelgehalt 
läßt  sich  durch  Verdttnnen  der  Säure  auf 
25  pCt,  Absetzenlassen  während  mehrerer 
Tage  und  Filtrieren  beseitigen;  da  der 
Schwefel  in  25  proc  Ameisensäure  nicht 
mehr  löslich  ist.  Der  Chlorgehalt  anderer- 
seits wird  dadurch  entfernt,  daß  die  Säure 
mit  ein  Promille  Bleiglätte  versetzt  und  nach 
24  stündiger  Einwirkung,  während  welcher 
öfters  umzuschüttein  ist,  aus  einer  Olas- 
retorte  rektifiziert  wird.  Im  Anschluß  hieran 
heschreihiRupp  eine  nicht  auf  addimetrischer, 
sondern  oxydimetrischer  Grundlage  beruhende 
Titration  der  Aroeisensäure.  Hierzu  ist  er- 
forderlich eine  Bromlauge,  die  durch  Lösen 
von  15  g  Aetznatron  in  etwa  450  ccm 
Wasser,  Zusatz  von  15  g  Brom  nach  dem 
Erkalten  und  AuffüUen  auf  500  ccm  dar- 
gestellt wird.  Der  Wirkungswert  der  Brom- 
lauge wird  ermittelt  durch  Titration  mit  Y^q' 
Normal  -  Thiosulfatlösung  von  5  ccm  der 
Lauge,  die  mit  50  ccm  Wasser,  20  ccm 
lOproc.  Salzsäure  und  1  g  Jodkalium  ver- 
setzt wurden.  Die  Lösung,  vor  Luft  und 
Licht  geschützt,  behält  monatelang  den 
Anfangstiter. 

Die  Titration  der  Ameisensäure 
geschieht  dann  wie  folgt:  In  einer  Olas- 
stöpselflasche  verdünnt  man  ein  geeignetes 
Volumen  der  Bromlauge  von  bekanntem 
Wirkungswert  mit  Wasser  auf  etwa  70  bis 
100  ccm,  setzt  soviel  der  zu  bestimmenden 
Ameisensäure  zu,  daß  etwa  die  Hälfte  Brom- 
lauge im  Ueberschuß  bleibt.  Hierauf  tropft 
man  aus  einer  Pipette  solange  verdünnte 
Salzsäure  zu,  bis  die  an  der  Einfalistelle 
auftretende  Bromgelbfärbung  eben  bestehen 
bleibt.  Man  läßt  nun  eine  halbe  Stunde  im 
Dunkeln  stehen  und  gibt  alsdann  etwa  1  g 
Jodkalium  und  10  bis  20  com  verdünnte 
Salzsäure  zu,  worauf  das  ausgeschiedene  Jod 
mit  YiQ-Normal-Thiosulfatlösung  titriert  wird. 


Die  Differenz  zwischen  ursprünglichem  und 
schiießlichem  Thiosulfatwert  ergibt  den  auf 
Ameisensäure  entfallenden  Verbrauch. 

Kombiniert  man  diese  oxydimetrische  mit 
der  acidimetrisohen  Bestimmung,  so  läßt  sich 
in  Gemischen  von  Ameisensäure  mit  Formiaten, 
durch  erstere  die  Gesamtameisensäure  und 
durch  letztere  die  im  freien  Zustande  vor- 
handene bestimmen.  J.  K. 

Ärehiv  der  Pharm,  1905,  69. 


Als  indirekte  Methode 

zur  Bestimmung  der  Aldehyde 

im  Zitronenöl 

empfiehlt  E,  BerU  (Ghem.-Ztg.  1905,  805) 
die  polarimetrische  Ablenkung  des  zu  unter- 
suchenden Oeles  zu  bestimmen,  dann  die 
Aldehyde  durch  Behandlung  mit  Eaiium- 
bisulfit  zu  entziehen  und  abermals  die 
Polarisation  festzusteUen.  Zur  Bindung  der 
Aldehyde  werden  10  ccm  Oel  mit  50  ocm 
einer  gesättigten  Kaliumbisulfitlösung  in 
einem  250  ocm  fassenden  Erteriyneyer- 
Kolben,  der  durch  einen  Kork  mit  einem 
40  bis  45  cm  langen  Glasrohr  verschlossen 
wird,  bis  zur  Bildung  einer  Emulsion  ge- 
schüttelt und  auf  einem  kochenden  Wasser- 
bade unter  wiederholtem  ümschütteln  und 
unter  Vermeidung  zu  starker  Erwärmung 
10  Minuten  lang  behandelt,  dann  abgekühlt 
und  nochmals  5  Mmuten  unter  kräftigem 
Schütteln  erwärmt  Nach  abermaligem  Er- 
kalten wird  die  Mischung  in  einem  Scheide- 
trichter von  100  ocm  Inhalt  nach  längerer 
Ruhe  getrennt,  und  das  obenauf  schwimm- 
ende Oel  zweimal  mit  wenig  Wasser  ge- 
waschen, dann  unter  Zusatz  von  wasser- 
freiem Natriumsulfat  filtriert  und,  wenn  es 
klar  geworden  ist,  der  polarimetrischen 
Untersuchung  unterworfen.  Die  procentisehe 
Menge  der  Aldehyde  C  wird  nach  der 
Formel: 

p        100  (A     a) 
C= 

berechnet,  wobei  a  die  Drehung  des  ur- 
sprünglichen und  A  die  des  von  Aldehyden 
befreiten  Oeles  darstellt.  Die  Resultate 
sollen  gute  sein.  Das  Terpen  wird  durch 
die  Bisulfitbehandlung  nicht  verändert. 


71 


Ueber 

den  qualitativen  Nachweis 

der  Borsäure. 

FQhrt  man  die  Kurkuma -Reaktion  auf 
Bonänre  gemäß  der  Anlage  D  der  Aus- 
fUhrongsbeBtimmungen  zum  Fleieehbesehan- 
gesetz  aofly  so  ist  es  nicht  ausgeschlossen, 
daß  beim  Trocknen  des  Kurknmapapiers 
bei  100^  geringe  Mengen  Borsäure  sich 
verflüchtigen  und  dem  Nachweis  entziehen. 
Für  den  Nachweis  kleinster  Mengen  Bor- 
säure empfiehlt  daher  A.  Ooske  eine  Ab- 
änderung des  VerfahrenSy  welche  es  ermög- 
licht, nodi  0,001  bis  0,0001  pGt  Borsäure 
mit  Sidierheit  nachzuweisen.  Er  bedient 
sich  der  Eapillaranalyse  und  verwendet 
20  cm  lange  und  2  cm  brmte  Streiten 
vom  Eurkumapapier,  läßt  nach  mehr- 
stflndigem  Emtauchen  an  der  Luft  trocknen. 
Die  schwach  angesäuerte  Flüssigkeit  steigt 
bis  zu  einer  bestimmten  Höhe,  bUdet  dort 
eine  bräunlichrote  Zone,  in  der  sich  die 
Borsäure  anreichert,  und  die  nach  dem 
Trocknen  mit  Sodalösung  betupft,  sofort 
Blaufärbung  zeigt.  Eine  Vergleichsprüfung 
zeigt,  daß  ganz  reine  angesäuerte  Lösungen 
letztere  Reaktion  nicht  geben  und  nur 
gelbbraune  Verfärbung  zeigen.  Zu  beachten 
ist,  daß  es  auf  diesem  Wege  gelingt,  die 
im  Kochsalz  so  häufig  als  Verunreinigung 
enthaltenen  unter  0,01  pCt  betragenden 
Borsäuremengen  zu  veranschaulichen.  Für 
die  praktische  Nahrungsmitteluntersuch- 
ung scheint  sich  demnach  das  amtliche, 
weniger  empfindliche  Verfahren  mehr  zu 
eignen. 

Mit  der  Ausführung  des  Borsäure-Metbyi- 
alkoholverfahrens  beschäftigt  sieh  0.  Mexger 
kritisch.  Er  betont,  daß  bei  geringen 
Mengen  Borsäure  die  Wasserstofffiamme 
sich  nicht  grün  färbt,  (was  wir  bestätigen 
können  —  SekriftUg)  wenn  das  Methyl- 
alkohol-Schwefelsäuregemisch nicht  erwärmt 
wird.  (Die  amtliche  Vorschrift  läßt  Salz- 
säure verwenden  —  Schriflltg.)  Das  Auf- 
treten der  Grfinfärbnng  ist  sicher  an  die 
Bildung  des  sehr  leicht  flüchtigen  Borsäure- 
methylesters gebunden.  Zu  beachten  ist, 
daß  die  Gegenwart  von  Wasser  erheblich 
die  Esterbildung  erschwert,  ja  unter  um- 
ständen ganz  verhindert. 

Mexger    empfiehlt    schliefjlich    folgendes 


Verfahren,     weiches     den     Nachweis     mit 
größerer  Sicherheit  gestattet: 

15  bis  20  g  Substanz  werden  mit 
Natriumkarbonatlösung  durchfeuchtet ,  ge- 
trocknet und  verascht.  Einer  kleiner  Teil 
der  Asche  wird  zum  Borsäurenachweis  mit 
Kurkumapapier  benützt.  Der  größere  Teil 
der  Asche  wird  mit  15  bis  20  ccra  Methyl- 
alkohol in  ein  Erlenmeyer-KbXhiAiesi  ge- 
bracht und  das  Ganze  mit  einem  Rückfiuß- 
kühler  verbunden.  Nachdem  durch  den 
Kühler  von  oben  etwa  2  ccm  konzentrierte 
Schwefelsäure  hinzugegeben  und  mit  Methyl- 
alkohol nachgespült  wurden,  wird  das  Ganze 
eine  Viertelstunde  auf  einem  Wasserbade 
von  70^  C  erwärmt,  nach  dem  Erkalten 
Wasserstoffgas  durchgeleitet  und  angezQndet 

Ztsckr,   f.    Unter  stich,   d.   Nafir.-  u.    Genuß- 
mittel  1905,  242.  -^del. 


Zur 

volumetriscilen  Bestimmung 

der  salpetrigen  Säure 

verwendet  Dr.  (?.  Barbieri  (Ghem  -Ztg. 
1905,  668)  die  Oxydation  derselben  durch 
Gerisalzlösungen.  Beim  Zusammenbringen 
einer  Lösung  eines  Nitrites  mit  der  orange- 
gelben Lösung  von  Cerisulfat,  tritt  eine 
schnelle  Entfärbung  der  letzteren  ohne  Gas- 
entwickelung ein.  Die  Reaktion  verläuft 
quantitativ  nach  der  Gleichung 

2Ce  S04)2  +  KNO2  +  H2O 
=  002(804)3  +  KNO3  +  H2SO4. 

Daher  ist  die  titrimetrische  Bestimmung  der 
salpetrigen  Säure  mittels  einer  gestellten 
Geiisulfatlösung,  deren  oxydierende  Wirkung 
auf  jodometrischem  Wege  festgestellt  worden 
ist,  sehr  einfach.  Genauere  Resultate  werden 
noch  erhalten,  wenn  man  die  salpetrige 
Säure  durch  überschüssige  Cerisulfatlösung 
oxydiert  und  den  Ueberschuß  durch  Zusatz 
von  Jodkalium  und  Titration  des  frei  ge- 
wordenen Jodes  bestimmt.  Die  Anwesen- 
heit größerer  Mengen  von  Nitraten  in  der 
Lösung  wirkt  nicht  störend,  auch  braucht 
das  Cerisulfat  nidit  rein  zu  sein,  da  ein 
Gehalt  an  Lanthan ,  Praseodym  und 
Neodym  auf  das  Oxydationsvermögen  ohne 
Einfluß  ist,  weil  diese  Elemente  nur  Salze 
der  Form  MX3  liefern,  die  weder  Nitrite 
oxydieren,  noch  Jod  aus  Jodiden  frei 
machen  können.  —ke. 


72 


Nahrungsmittel-Chemie. 


Ueber  anfechtbares  EBgeschirr 

berichtet  Dr.  H,  Steinheil  in  Dentsoh.  Med. 
WochenBohr.  1905,  2064.  Nach  seinen 
Beobachtungen  werden  in  vielen  Haushalt- 
ungen  billige  Löffel  verwendet,  die  beim 
Kochen,  besonders  beim  ROsten  von  Fett 
teilweis  schmelzen.  Das  abgegebene  Metall 
zerteilt  sich  in  kleine  Perlen,  die  sich  den 
Speisen  durchaus  unauffällig  beimengen.  Die 
Untersuchung  eines  Löffels  ergab,  daß  er 
aus  einer  Legierung  hergestellt  war,  die 
hauptsächlich  aus  vorwiegendem  Zinn  und 
Antimon  bestand,  außerdem  enthielt  sie 
Kupfer  und  Blei  in  ziemlich  beträchtlichen 
Mengen,  Eisen,  Nickel,  Zink,  Schwefel  und 
Arsen  in  Spuren.  Ob  die  angegebenen 
Metallmengen  dem  menschlichen  Körper 
schädlich  sind,  wagt  Verf.  nicht  zu  ent- 
scheiden, doch  hält  er  es  für  wichtig,  davor 
zu  warnen,  daß  solche  Löffel  zum  Kochen 
verwendet  werden.  — to— 


Cephalaria  Syriaca 

ist  ein  im  Oetreide  des  Kaukasus  weit  ver- 
breitetes Unkraut,  dessen  Samen  das  Mehl 
und  Brot  mehr  oder  weniger  blau  färbt. 
Bei  der  örtlichen  Bevölkerung  ist  diese  blaue 
Farbe  beliebt  und  deshalb  wird  für  die 
Ausrottung  des  Unkrautes  nichts  getan. 
J.  D,  Kupxis  (Ohem.-Ztg.  1905,  Rep.  198) 
hat  festzustellen  versucht,  ob  die  Cephalaria 
zu  den  schädlichen  Unkräutern  gehört  oder 
nicht,  und  ob  ihr  da  gewisser  Nährwert 
zukomme. 

Die  Pflanze  ist  einjährig,  wächst  schnell 
und  hat  10  bis  15  Blüten,  die  jede  etwa 
20  Samen  bringen.  Diese  haben  die  Gestalt 
eines  zusammengelegten  Sonnenschirmes  und 
sind  von  bläulicher  Farbe.  Die  Samenhaut 
ist  sehr  zähe  und  im  Mehle  leicht  zu  er- 
kennen. Endosperm  und  Keim  sind  grün- 
lich, sehr  fettreich  und  sehr  bitter.  Bei  der 
Extraktion  mit  Petroläther  wurden  22,6  pCt 
eines  gelben  nicht  trocknenden  Oeles  er- 
halten, bei  der  Extraktion  mit  Aether  noch 
0,185  pCt  Pflanzenwachs,  Harz  und  Chloro- 
phyll. Der  Eiweißgehalt  beträgt  etwa 
15  pCt,  wovon  etwa  2  pCt  wasserlöslich 
und  bei  70^  C  koagulierbar  sind.  Auch 
an  stickstofffreien  Extraktivstoffen  sind 
36,375   pCt   vorhanden,   von  denen   etwa 


die  Hälfte  aus  Zucker,  Qummi,  Pektinstoffen 
besteht,  während  Stärke  nur  wenig  vorhanden 
ist.  Ferner  wurden  noch  11,2  pCt  Oerb- 
Stoff  und  5,85  pCt  Asche  gefunden;  außer- 
dem ließ  sich  ein  Bitterstoff  daraus  isolieren, 
der  sich  aber  bei  höheren  '  Temperaturen 
leicht  zersetzt  und  seine  Bitterkeit  verliert 
Der  bittere  Qesohmack  ist  bereits  bemerk- 
bar, wenn  zu  Weizenmehl  0,5  pOt  Gepha- 
lariasamen  zugesetzt  sind.  Bei  der  Auf- 
bewahrung des  Mehles  bewurkt  der  hohe 
Fett-  und  Zuckergehalt  des  Unkrautes  eine 
wesentlich  raschere  Zersetzung.  Die  blaue 
Farbe  wird  hauptsächlich  durch  eine  Ein- 
wirkung des  Eisens  des  Weizenmehles 
auf  die  Gerbstoffe  des  Unkrautes  hervor- 
gerufen. Eine  Olftigkdt  des  Cephalaria- 
samens  konnte  nicht  nachgewiesen  werden; 
aber  trotzdem  kommt  Verfasser  zu  dem 
Schlüsse,  daß  die  Gephaiaria  eine  uner- 
wünschte Verunreinigung  desMehles  verursache 
und  auch  als  Surrogat  in  sogenannten 
Hungerbroten  nicht  zu  empfehlen  sei.    ^he, 

Untersuchung  alkoholfreier 
Getränke. 

Gegenüber  den  verhältnismäßig  ungün- 
stigen Untersuchungsresultaten  der  im  Jahre 
1903  angekauften  und  untersuchten  Proben 
alkoholfreier  Getränke  können  Dr.  R.  Otto 
und  Dr.  S,  Rahn  (Ztschr.  f.  Untersuch,  d. 
Nähr.-  u.  Genußm.  1905,  X,  240)  jetzt 
recht  befriedigende  Ergebnisse  über  die 
Untersuchung  nachstehender,  nach  verbesser- 
tem Verfahren  hergestellter  «alkokolfreier» 
Getränke  berichten  (vgl  die  umsteh.  Tab.). 

So  ist  z.  B.  Frutll  (Dresdener  Manzanil- 
Geseilschaft)  geschmacklich  besser  und  auch 
viel  preiswürdiger  geworden,  a  1  k  o  h  o  1  - 
freierApfelsaft(i^.  Poethko,  Guben) 
ist  aus  gutem  frischen  Obst  hergestellt 
DonatK%  Natur-Apfelmost  schmeckt 
nach  frischem  Obst  und  entspricht  in  seiner 
Zusammensetzung  reinem  Apfelsaft,  DonatK% 
Naturmost  aus  frischen  Beeren  ist 
«trinkfertig»  gemacht,  d.  h.  der  für  den 
Genuß  zu  hohe  Säure-  und  zu  niedrige 
Zuckergehalt  der  Fruchtsäfte  ist  durch 
Wasser-  und  Zuckerzusatz  ausgeglichen  und 
Donath's  Natur- Weinmost  entspricht 
der  Bezeichnung  <  aus  frischen  Trauben 
ohne  Zuckerzusatz».  p.  s. 


73 


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74 


Therapeutische  Mitteilungen. 


Organisoher  Phosphor  im 

Wein 

konnte  von  J,  Weirich  und  Ö.  Ortlieb, 
namentlich  in  Weinen  griechischer  Herkunft 
(Insel  Thyra)^  im  Tokayer  und  Malaga  u.  ä. 
Krankenweinen^  nachgewiesen  werden,  und 
beide  Verfasser  führen  die  Bedeutung  dieser 
Weinarten  für  die  Erankenbehandlung  auf 
deren  Lecithingehalt  zurück.  Bei  Beurteil- 
ung von  Erankenweinen  ist  daher  vor  allem 
der  Phosphorsäuregehalt  zu  prüfen  und  die 
Anwesenheit  von  organisch  gebundenem 
Phosphor  festzustellen.  In  Weinen,  denen 
ein  großer  Teil  des  Alkohols  erst  nach  der 
Gärung  und  Entfernung  von  den  Trauben 
künstlich  zugesetzt  wird,  wie  dies  bei  Sherry-, 
Malaga-,  Porto-  und  oft  auch  bei  der  Tokayer- 
behandlung  geschieht,  wird  wohl  kein  Leci- 
thin oder  sehr  wenig  vorkommen. 

Man  mu£  aber  auch  darauf  bedacht  sein,  dem 
Wein  den  aktiven  Stoff,  das  Pflanzenlecithin, 
zu  belassen  und  darum  mit  Vorsicht  die- 
jenigen Behandlungen  umgehen,  die  den 
Wein  vor  Krankheiten  schützen  und  haltbar 
machen  sollen.  Dazu  gehören  das  Pasteur- 
isieren des  Weines  und  das  Erhitzen  des 
Mostes  bei  nachheriger  Zugabe  von  neuer 
Hefe.  Beides  sind  sicherlich  gute  Methoden, 
um  die  schädlichen  Pilze,  Ursache  der  be- 
kanntesten Weinkrankheiten,  zu  zerstören 
oder  am  Weiterentwickeln  zu  verhindern. 
Sie  erscheinen  rationell  und  angezeigt,  sie 
sind  aber  auch  Methoden,  welche  sicher  den 
Hauptbestandteil  des  Eraiikenweines ,  das 
Ijccithin,  zerstören,  das  bei  schon  wenig 
über  50^  C  sich  zersetzt.  Fehlt  aber  dem 
Weine  diese  organische  Phosphoi  Verbindung, 
so  sind  die  Behauptungen  der  Alkoholfeinde 
und  auch  berühmter  Physiologen  [richtig, 
wenn  sie  sagen,  daß  schließlich  Wein  keine 
andere  Wirkung  hervorrufen  kann,  als  ein 
entsprechend  verdünnter  Alkohol.  Erhalten 
wir  deshalb  dem  Weine  seine  Bestandteile, 
und  er  wird  der  Menschheit  auch  künftighin 
noch  als  ein  wahres  Nahrungs-  und  Kräftigungs- 
mittel große  und  sichere  Dienste  leisten. 

Ä.  Rn. 

Therap.  Monatshefte  1905,  522. 


Crurin 
bei  Untersohenkelgeschwüren 

empfahl  zuerst  Max  Joseph  (Dermat. 
Centralbl.  III,  Nr.  5),  und  er  ist  seither 
bei  diesem  Heilmittel  geblieben.  Er  beginnt 
mit  Crurm  5  bis  10  T.  auf  100  T.  Amylum 
und  steigt  allmählich  zu  einer  aus  gleichen 
Teilen  Crurin  und  Amylum  bestehenden 
Mischung.  Das  Pulver  wird  2mal  täglich 
aufgestreut.  Auch  F,  Samberger  konnte 
sich  von  dem  Vorhandensein  von  reinen  und 
üppigen  Granulationen  bei  Crurin  überzeugen. 

Aus  der  Freiburger  chirurgischen  Klinik 
stellte  Lichtenberger  außerordentlich  be- 
friedigende Resultate  zusammen:  «Der  Haupt- 
vorzug des  Mittels  liegt  darin,  da'i  es  die  ober- 
flächlichen Schichten  schlechter  Granulationen 
rasch  zu  zerstören  und  durch  ein  gesundes 
Granulationsgewebe  zu  ersetzen  vermag.  In 
einer  größeren  Anzahl  der  Fälle  war  die 
günstige  Wirkung  auch  subjektiv  für  die 
Patienten  so  augenscheinlich,  daß  sie  trotz 
der  anfänglidien  Schmerzhaftigkeit  selbst  die 
Weiterbehandlung  mit  Crurin  verlangten.» 
Ebenso  bestätigten  Meister,  Schneider  und 
Bing,  daß  durch  Crurin  die  Ueberbäutung 
schnell  und  energisch   bewerkstelligt  würde. 

Indes  ist  auch  nach  Joseph  die  bakterien- 
hemmende Wirkung  des  Crurin  zu  beachten, 
und  sie  ist  gewiß  der  Grund  für  die  Wirk- 
samkeit des  Mittels.  Diese  bakterienfeind 
lidie  Wirksamkeit  konnte  in  Bestätigung 
früherer  Beobachtungen  neuerdings  E.  Koch 
in  Aachen  wieder  feststellen;  er  kommt  zu 
dem  Schluß,  da!j  von  allen  zu  diesen  Ver- 
suchen angewendeten  Wismutsaizen  dem 
Crurin  der  erste  Platz  einzuräumen  ist.  Es 
leistet  dasselbe  wie  die  zum  Vergleich  ge- 
prüften Silbersalze,  trotzdem  es  unlöslich  ist. 

A,  Rn. 

Das  Sehieksal  der  Salicylstture  im  Oi*ganis- 

mus  besteht  nach  den  Versuchen  von  Sawadski 
(Chem.-Ztg.  1905,  Rep.  131)  darin,  daß  sie  mit 
Olykaronsäure  oder  einem  nahe  verwandten 
Körper  eine  gepaarte  Verbindung  eingeht,  die 
im  Harne  ausgeschieden  wird.  Die  Verbindun^^ 
ist  sehr  unbeständig.  Sie  wurde  aus  dem  Hatne 
isoliert,  indem  der  durch  Bleiacetat  erhaltene 
Niederschlag  zersetzt  und  die  Verbindung  aus 
der  Flüssigkeit  mit  viel  Aether- Alkohol  ausge- 
zogen wuido,  oder  sie  wm-de  nach  der  Metbodo  von 
Baumann  benzoyliert  und  so  abgeschiedeu       -he. 


75 


PhotogpaphiscKe  Mitteilungen. 


Einen  guten  Ueberzug  fiir 
Pigmentbilder 

gibt  folgende  Vorschrift;  die  wir  dem 
«Photogr.  Wochenblatt»  entnehmen:  Man 
löet  einen  Teil  weiche  Nelson  -  Gelatine 
Nr.  1  in  der  Wärme  in  4  Teilen  Eisessig. 
Ferner  bereitet  man  sich  eine  Lösnng  von 
1  Teil  Ghromalann  in  4  Teilen  Wasser. 
Zur  Herstellang  des  Lackes  mischt  man 
50  Gewichtsteile  denaturierten  Spiritns  mit 
20  Teilen  Wasser  nnd  ffigt  nach  nnd  nach 
onter  Schütteln  2,5  Teile  von  der  Gelatine- 
lösnng  hinzu.  Wenn  sich  etwas  von  der 
<jelatine  ausscheiden  sollte;  so  erwärmt 
man  bis  zur  Lösung  des  Niederschlages. 
Zuletzt  setzt  man  langsam  und  unter 
Schütteln  1  Teil  von  der  Chromalaun- 
Jösung  zu.  Diese  Flüssigkeit  kann  man 
^urch  Schwimmenlassen  oder  lieber- 
streichen  der  Pigmentbilder  auftragen.  Sie 
liat  keine  Neigung;  in  das  Papier  einzu- 
bringen und  trocknet  in  etwa  einer  Stunde. 

Bm. 

Eine  schwierige 
kinematographische  Aufhahme 

wurde  kürzlich  von  der  Biographischen  Gesell- 
schaft gemacht.  Es  galt  eine  Fahrt  im 
Zug  der  unterirdischen  Metropolitain-Bahn 
in  New- York  kinematographiscli  festzuhalten. 
Wie  wir  darüber  in  «Photo- Revue»  lO/ii. 
1905  leseu;  scheute  die  Gesellschaft,  weder 
3fittel  noch  Energie  zur  Lösuug  dieser 
überaus  schwierigen  Aufgabe.  So  wurde 
«ine  kolossale  Batterie  von  72  Cooper- 
//ee/vY/- Quecksilberlampen  verwendet,  deren 
jede  750  Kerzen  lieferte.  Es  war  also  im 
Ganzen  ein  Licht  von  54  000  Kerzen  in 
Verwendung.  Die  Lampen  waren  an 
vertikalen  Brettern  schräg  auf  einer  Lori 
angebracht.  Die  Linie  lieferte  den  Strom, 
•der  durch  Transformatoren  auf  die  richtige 
Spannung  gebracht  wurde.  Während  einer 
Fahrt  von  etwa  7  Minuten  nahm  der  im 
JZuge  b^lM^iidie  Kinematograph  6300  An- 
«ichjen  des  Tunnels  auf  mit  allen  Auf- 
«i^thalten  auf  Stationen;  Signalen,  Beweg- 
ungen des  Publikums  usw.  Bm. 


Ueberkopierte  Celloidinbilder 

werden  von  den  Amateuren  gewöhnlich  als 
unbrauchbar  weggeworfen.  Man  mache 
aber  vorher  wenigstens  folgenden  einfachen 
Rettungsversuch;  der  mitunter  ganz  leid- 
liche Resultate  liefert.  Zunächst  wird  die 
Kopie  in  üblicher  Weise  getont;  gründlich 
gewässert  und  dann  während  10  Minuten 
in  einer  5proc.  Formalinlösung  unter  steter 
Bewegung  gebadet.  Darauf  hält  man  sie 
an  einer  Holzklammer  in  kochendes  Wasser, 
wobei  eine  hinreichende  Abschwächung  ein- 
tritt. Man  muß  den  Prozeß  jedoch  genau 
überwachen  und  die  Kopie  rechtzeitig  ganz 
schnell  aus  dem  kochenden  Wasser  nehmen, 
sonst  kann  leicht  eine  übermäßige  Ab- 
schwächung stattfinden.  Zum  Schluß  wird 
die    Kopie    kurze    Zeit    in    kaltes    Wasser 

gelegt  und  dann  wie  üblich  getrocknet. 

Bm. 


Satte  Violett-Töne 

auf  Auskopierpapieren  erzielt  man  nach 
Köhler  auf  folgende  Weise:  Man  kopiert 
sehr  tief  und  tont  in  einem  Tonfixierbad 
bis  zu  blaugrauer  Farbe ;  wässert  dann 
1  Stunde  und  bringt  die  Bilder  in  eine 
2proc  wässerige  Lösung  von  Quecksilber- 
chlorid. Die  Bilder  nehmen  sofort  einen 
tiefen  samtartigen  violetten  Ton  .  an  und 
brauchen  nur  noch  ^2  Stunde  lang  aus- 
gewässert  zu  werden.  Sie  sind  auch  recht 
haltbar.  Bm. 

Photogr.   Wochenblatt. 


Das  Kräuseln  der  Platten 

verhindert  man  nach  einer  im  Photograph- 
ischen Nachschlagebuch  von  Hesekiel  ge- 
gebenen Vorschrift  auf  folgende  Weiße: 
Man  bestreicht  die  PlatteijLränder  mittelst 
eines  eingeschnittenen  Korks  mit  folgender 
Schellacklösung :  100  T.  absoluter  Alkohol; 
50  T.  Aether;  10  T.  weißer  Schellack  und! 
3  T.  Mastix. 

Für   die   Tropenländer   ist  dieser  schnell 
trocknende;    nicht    klebrige  Lack    geradezu! 


ein  Idealmittel. 


I 


jBw*     j 


Terl0g«r;  Dr,  A*  Seluieider,  Dresden  und  t>r.  F.  Sflü  l>ro»den-BlMewita. 

.^Im  Biid^aiidei  dtunoh  Jnlii^t  Bprtn^vrvMtliilf.,  lC<mW5<nipliits  8. 
Drvek  ton  Fr.  Tittel  Nftchf.  (Knnftth  A  Mablo),  Dresden. 


•w    V 


Pharmaceutische  Centralhalle 

für  Deutschland. 

Herausgegeben  yon  Dp.  A.  Schneider  und  Dp.  P.  SQss. 


»t-«- 


Zeitschrift  ffir  wissenschaftliche  und  geschäftliche  Interessen 

der  Pbarmacie. 

Gegrflndet  von  Dr.  Hermaim  Hager  im  Jahre  1859. 

Erscheint  jeden  Donnerstag. 

Bezugspreis  vierteljährlich:  dnrch  Bachhandel  oder  Post  2,50  Mk..  durch  Qescbäfts- 
stelle  im  Inland  3,—  Mk.,  Ausland  3,50  Mk.  —  Einzelne  Nummern  30  Pf. 

Anzeigen:   die  einmal  gespaltene  Klein-Zeile  30  Pf.,  bei  größeren  Anzeigen  oder  Wieder- 
holungen Preisermäßigung. 
Leiter  der  1  Dr.  Alfred  Schneider,  Dresden- A.  21;  Schandauer  Str.  43. 
Zeitsehrlft:  /  Dr.  Paul  Süß,  Dresden-Blasewitz;  Gustav  Freytag-Str.  7. 
Gesehlftsstelle:  Dresden-A.  21;  Schandauer  Straße  43. 


Mb. 


Dresdeo,  1.  Februar  1906. 


Der  neuen  Folge  XXVII.  Jahrgang. 


XLVIL 

Jahrgang. 


Inhalt :  Ckenie  «Dd  Pharaiafie:    Foimaldehyd.  —  Fricke's  Rbcumatikon.  —  Neue  amerikanUche  Pharmakopoe. 

Eiweiß-Sjnthesr.    —    LOalicbkeit    der  PikrinsXure.    —    Jodchloroform.  —  NahnrnfeimiUcl-Ohenile.    ^    Thera- 

p«vtitrhe  Mttteiloiigen.  —  Bficlierfichaii.  —  Vfnehiedene  MitteiliuiKea.  »  Brlefvreehsel. 


Chemie  und  Pharmaoie. 


Formaldehyd. 

Eine  Monographie  vom  chemisch  -  pharmazeut- 
ischen Gesichtspunkt  unter  hesonderer  Berück- 
sichtigung der  neuesten  Errungenschaften 

von  Dr.  Albin  Strickrodt. 

(Fortsetzung  von  Seite  61.) 

Was  nun  die  Verwendung  anbe- 
langt, welche  der  Formaldehyd  findet, 
so  spielt  er  zunächst  im  chemischen 
Laboratorium  vermöge  seines  un- 
gemein großen  ReduktionsvermOgens 
keine  geringe  Rolle.  Er  dient  hier  zur 
Verarbeitung  von  Metallrttckständen 
und  zur  raschen  Darstellung  von 
rauchender  Salpetersäure.  Er  wirkt 
nämlich  nach  folgender  Gleichung  auf 
Salpetersäure  ein: 

4HNO3  +  3H(;0H 
=  4N0  +  5H2O  +  3CO2. 

In  sekundärer  Reaktion  wird  dann 
auch  noch  etwas  Stickstoff  entwickelt. 
Vanino    sagt  in    dieser   Hinsicht   von 


ihm:  «Handelt  es  sich  darum,  aus 
Salpetersäure  rasch  nitrose  Dämpfe  zu 
entwickeln,  so  ist  wohl  kein  Körper 
geeigneter  als  Formaldehyd.» 

Auch  zur  Darstellung  des  StickstofEs 
läßt  sich  Formaldehyd  in  Gestalt  des 
Paraform  verwenden.  Erhitzt  man 
nämlich  Ammoniumnitrat  mit  Paraform, 
so  entwickelt  sich  neben  ganz  geringen 
Mengen   NO2   Stickstoff. 

Vanino  hat  femer  eine  quantitative 
Trennung  von  Chlor  und  Jod,  femer 
quantitative  Bestimmungen  von  Gold, 
Silber  und  Wismut  mittelst  Formaldehyd 
ausgearbeitet. 

In  nahrungsmittelchemischer 
Beziehung  kann  er  verwendet  werden 
zum  Nachweis  von  Salpetersäure  in 
Milch  und  damit  zur  Erkennung  einer 
stattgefundenen  Wässerung  dieses 
Nahrungsmittels  sowie  ferner  zum  Nach- 
weis von  Gelatine  in  Gummi  arabicum. 


7s 


Von  besonderem  Interesse  für  den 
ApoÜieker  dürfte  eine  Verwendang 
sein^  welche  der  Foimaldehyd  in 
neuester  Zeit  gefunden  hat,  nämlich 
zur  Charakteristik  der  Tink- 
turen. 

Vor  einigen  Jahren  schon  hatte 
Thoms  das  Kaliumpermanganat  zu 
diesem  Zwecke  verwandt.  Er  stellte 
fär  die  einzelnen  Tinkturen  sogenannte 
«Permanganatzahlen»  auf,  welche  sich 
vornehmlich  auf  den  Gerbstoffgehalt  des 
betreffenden  Präparates  bezogen.  Als 
Permanganatzahl  bezeichnete  er  die- 
jenige Zahl,  welche  angibt,  wieviel 
mg  KMQO4  erforderlich  sind,  um  die 
aus  1  g  Extrakt  bezügl.  10  g  Tinktur 
durch  Ausfällen  mit  Ammonsulfat  und 
Extraktion  des  Ausgefällten  mit  90- 
proc.  Alkohol  erhaltenen  Gerbstoffe  zu 
oxydieren. 

E.  Weiss  bezeichnet  nun  als  «Form- 
aldehydzahl diejenige»,  welche  die  aus 
100  g  Tinktur  gefällte  Menge  Konden- 
sationsprodukt angibt.  Die  Bestimmung 
ist  leider  nicht  einheitlich  für  alle 
Tinkturen  auszuführen,  da  jede  je  nach 
der  Menge  der  vorhandenen  Gerbstoffe 
und  nach  den  Eigenschaften  des  Konden- 
sationsproduktes eine  besondere  Be- 
handlung erheischt.  Im  Großen  und 
Ganzen  verfährt  E.  Weiss  auf  fol- 
gende Weise  (z.  B.  bei  Tinctura 
Catechu):  10  ccm  Tinktur  werden  in 
eine  250  ccm  fassende  Porzellanschale 
gegeben  und  das  Meßgefäß  mit  20  ccm 
Wasser  gut  nachgespült.  Dann  gibt 
man  eine  Mischung  von  1 6  ccm  Formalin 
und  40  ccm  conc.  Salzsäure  hinzu. 
Es  entsteht  ein  dichter,  rotbrauner 
Niederschlag.  Man  dampft  nun  das 
Ganze  auf  dem  Wasserbade  unter 
häufigem  Umrühren  auf  ungefähr  die 
Hälfte  ein,  setzt  dann  etwa  200  g 
Wasser  hinzu  und  saugt  durch  einen 
gut  gestopften  und  vorher  tarierten 
GoocA-Tiegel  ab.  Den  Niederschlag 
wäscht  man  mit  etwa  250  ccm  Wasser 
aus  und  trocknet  im  Dampftrocken- 
schrank.  Das  Gewicht  auf  100  g 
Tinktur  bezogen  ist  die  Formaldehyd- 
zahl. Da  diese  mit  dem  Extraktgebalt 
wächst  und  dieser  wieder  je  nach  der 


Zweckmäßigkeit  des  Extraktionsmittels 
verschieden  ist,  so  hat  man  auf  diese 
Weise  eine  chemische  Methode  an  der 
Hand,  um  das  entsprechendste  Ex- 
traktionsmittel für  eine  Droge  zu  er- 
proben. 

Von  der  äußerst  vielseitigen  Ver- 
wendung des  Formaldehyds  in  der 
Technik  sei  hier  zunächst  eine  er- 
wähnt, welche  wobl  auch  für  den 
Apotheker  allgemeines  Interesse  besitzt ; 
es  ist  dies  die  Darstellung  von  Aldehyd- 
harzen,  welche  im  Großen  betrieben 
wird  und  deren  Produkte  als  künst- 
licher Kopal  oder  Schellack  sich  im 
Handel  befinden.  Man  verfährt  hierbei 
derart,  daß  man  Phenole  auf  Form- 
aldehyd unter  Zusatz  organischer  Oxy- 
säuren  als  Kondensationsmittel  ein- 
wirken läßt.  In  großen,  innen  verbleiten, 
mit  Haube  und  Abzugsrohr  versehenen 
Kesseln  werden  ungefähr  gleiche  Teile 
technischer  Weinsäure  und  Formalin 
gelinde  erhitzt,  bis  die  Säure  völlig 
gelöst  ist.  Hierauf  setzt  man  technische 
Karbolsäure  hinzu  und  erhitzt  gelinde 
so  lange  weiter,  bis  die  Reaktion  ein- 
tritt, welche  die  ganze  Masse  ungefähr 
10  Minuten  lang  im  Sieden  erhält. 
Das  Harz  schwimmt  dann  als  ölige 
Masse  auf  der  Flüssigkeit,  von  welcher 
-es  abgenommen  und  mit  frischem  Wasser 
unter  Zusatz  von  etwas  Ammoniakflüssig- 
keit gekocht  wird,  um  es  von  anhaftendem 
Phenol   und  Formaldehyd  zu^  befreien. 

Formaldehyd  findet  ferner  Ver- 
wendung in  der  Photographie  zum 
Härten  von  Gelatineplatten ,  deren 
Durchlässigkeit  für  Chemikalien  im 
Gegensatz  zu  solchen  mit  Alaun  ge- 
härteten nicht  leidet;  auch  kann  man 
ihn  dazu  verwenden,  die  Lichtempfind- 
lichkeit photographischer  Platten  zu 
erhöhen. 

Wie  im  Laboratorium ,  so  dient  Form- 
aldehyd auch  im  Großen  zur  Ver- 
arbeitung von  Gold-  und  Silber- 
rückständen und  zur  Darstellung 
rauchender  Salpetersäure.  Er 
wird  femer  zum  Bleichen  und  in  Misch- 
ungen mit  Eiweiß  oder  Gelatine  zum 
Beschweren  von  Seide  verwandt, 
diese  wird  dadurch  gleichzeitig  bedeutend 


79 


kräftiger  und  nimmt  einen  hoben  Qlanz 
an. 

In  der  Lederfabrikation  dient 
Formaldebyd  zum  Gterben  von  Fellen. 
Aof  seiner  Verwendung  bei  Gegenwart 
von  Kalk  und  Soda  beruht  ein  paten- 
tiertes Schnellgerbeverfahren.  In  neuester 
Zeit  ist  eine  Lederfabrik  errichtet  wor- 
den, welche  ausschließlich  Formaldehyd 
verwendet.  Er  hat  den  Vorteil,  Felle 
zu  gerben,  ohne  eine  Schwellung  derselben 
hervorzurufen. 

Eine  entsprechende  Wirkung  fibt 
Formaldehyd  auf  Leim,  Kasein  und 
Gelatine  aus.  Er  dient  daher  in  der 
Papierfabrikation  zur  Herstellung 
wasserdichter ,  abwaschbarer  Gegen- 
stände, Tapeten,  Papierwäsche  und 
eines  künstlichen  Ersatzes  des  Gutta- 
peix^hapapieres.  Formaldehyd  -  Easein 
ist  ein  direktes  Ersatzmittel  fiir 
Brauerpech,  um  Bier-  und  Wein- 
fässer damit  zu  dichten. 

Derjenige  Industriezweig  jedoch , 
welcher  die  Hauptmenge  des  produ- 
zierten Formaldehyds  verkonsumiert,  ist 
die  Farbenchemie.  Hier  dient  der 
Formaldehyd  zur  Darstellung  von  Azo- 
und  TriphenylmethanfarbstofEen ,  von 
solchen  der  Aurin-  und  Acridinreihe, 
und  äußerst  zahlreich  sind  die  Patente, 
welche  auf  diesem  Gebiete  auf  der 
Verwendung  des  Formaldehyds  beruhen. 

Weiterhin  ist  zu  erwähnen  die  Ver- 
wendung des  Formaldehyds  als  Des- 
odorierungs-  und  Desinf ektions-, 
als  Konservierungs-  und  Heil- 
mittel. Als  Desodorier  ungs- 
mittel  kommt  ihm  insofern  eine 
spezielle  Bedeutung  zu,  als  er  im  Gegen- 
satz zu  vielen  anderen  hier  Anwendung 
findenden  Substanzen  —  Parffims  oder 
Räuchermitteln  —  nicht  die  schlechten 
Gerüche  einfach  verdeckt,  sondern  daß 
er  diese  vernichtet,  indem  er  sich  mit 
den  die  üblen  Gerüche  bedingenden 
Substanzen  zu  geruchlosen  und  unlOs- 
Uchen  Verbindungen  vereinigt.  Hier 
kommt  unter  anderen  wieder  in  betracht 
die  Bildung  von  Hexamethylentetramin 
aus  Ammoniak  und  Formaldehyd  und 
die  von  Thioformaldehyd  aus  Form- 
aldehyd und  Schwefelwasserstoff. 


Seine  Verwendung  als  Desinfek- 
tionsmittel beruht,  wie  viele  anderen 
der  besprochenen  Verwendungsarten, 
auf  der  Fähigkeit  des  Formaldehyds, 
welche  ihm  vor  allen  anderen  Aldehyden 
allein  zukommt,  sich  mit  EiweißkOrpem 
und  ähnlichen  Substanzen:  Leim, 
Gelatine,  Kasein  zu  völlig  unlöslichen 
und  sehr  beständigen  Verbindungen  zu 
vereinigen.  Eine  eiweißartige  Substanz 
ist  bekanntlich  auch  das  Protoplasma 
der  Pflanzen  und  Tiere  und  somit  auch 
der  Bakterien  und  derjenigen  Klein- 
lebewesen, welche  die  Ursachen  der 
Fäulnis  und  Verwesung  organischer 
Materie  sind.  Trifft  nun  der  Form- 
aldehyd mit  diesen  zusammen,  so  macht 
er  deren  Plasma  starr  und  unlöslich; 
d.  h.  er  tötet  es  ab.  Formaldehyd 
spielt  daher  eine  große  Rolle  bei  der 
Desinfektion  von  Krankenzimmern  und 
Wohnräumen. 

Zu  diesem  Zwecke  ist  ja  schon  eine 
große  Anzahl  chemischer  Agentien 
herangezogen  worden.  Teils  jedoch 
waren  die  mit  ihnen  erzielten  Erfolge 
ungenügend,  teils  stellten  sich  ihrer 
Anwendung  erhebliche  Unbequemlich- 
keiten bezw.  Nachteile  in  den  Weg, 
so  daß,  als  man  die  große  desinfizierende 
Kraft  des  Formaldehyds  erkannt  hatte, 
man  nunmehr  glaubte,  ein  Idealmittel 
in  dieser  Hinsicht  in  der  Hand  zu 
haben.  Leider  hat  der  Formaldehyd 
diese  auf  ihn  gesetzten  Hoffnungen 
nicht  in  vollem  Maße  erfüllt;  er  dringt 
trotz  seiner  Verwendung  als  Gas  nicht 
tief  in  die  Gewebe  ein  und  ist  daher 
nur  ein  Oberflächendesinfektionsmittel 
geblieben. 

Die  verschiedensten  Apparate  sind 
konstruiert  worden,  um  den  Formaldehyd 
in  möglichst  vollkommener  Weise  im 
Raum  zu  verbreiten.  Ein  Teil  der- 
selben erzeugt  ihn  wiederum  direkt 
durch  Oxydation  von  Methylalkohol, 
ein  anderer  durch  Verdampfen  von 
flüssigem  Formaldehyd  entweder  rein, 
oder  unter  Zusatz  von  Chlorcalcium, 
von  Glycerin  oder  Menthol,  ein 
dritter  endlich  aus  seinem  festen 
Polymerisationsprodukt,  dem  Paraform. 
Bei    all     diesen    Apparaten     ist    das 


80 


Prinzip,  eine  vorzeitige  Polymerisation 
der  erzeugten  Formaldehyddämpfe  zu 
vermeiden  und  man  versucht,  dieses 
bei  den  einzelnen  Konstruktionen  zu 
erreichen  durch  eine  reichliche  Wasser- 
zufuhr, durch  einen  Zusatz  der  er- 
wähnten Chemikalien  oder  durch  An- 
wendung eines  höheren  Druckes. 

Bei  den  Apparaten,  welche  das  Gas 
durch  Oxydation  des  Methylalkohols 
erzeugen,  kommt  als  Nebenerscheinung 
noch  hinzu  die  Bildung  des  giftigen 
Eohlenoxyds  sowie  die  des  desinfek- 
torisch ebenfalls  unwirksamen  Methylal, 
welches  sich  bildet  durch  Zusammen- 
treten eines  Moleküls  Formaldehyd  mit 
2  Mol.  Methylalkohol  unter  Austritt 
von  Wasser: 

H.COH  +  SCHgOH 

/OCH3 
=  H  .  CH<  +  H2O 

\OCH3 

Methylal. 

Am  bekanntesten  in  deutschen  Apo- 
thekerkreisen dürfte  der  Schering'sche 
Aesculap  sein,  der  später  in  die  Form 
des  «combinierten  Aesculap»  fiberging 
und  bei  welchem  Paraformpastillen  mit 
Alkohol  und  Wasser  zur  Verdampfung 
gebracht  werden,  deren  jede  1  g  gas- 
förmigen Formaldehyd  =  2  V2  g  Formalin 
entsprechen. 

In  der  Heilkunde  hat  der  Form- 
aldehyd Verwendung  gefunden  bei 
tuberkulösen  Erkrankungen,  bei  Keuch- 
husten und  gegen  Harnleiden.  Ferner 
als  Antiseptikum  in  der  Zahnheilkunde, 
bei  der  Wundbehandlung;  femer  gegen 
Hautkrankheiten,  Warzen  und  gegen 
übermäßige  Schweißabsonderungen.  In 
letzter  Beziehung  ist  der  Formaldehyd 
schon  seit  längerer  Zeit  in  der  bayer- 
ischen Armee  eingeführt,  und  auch  in 
der  preußischen  sind  in  den  letzten 
Jahren  Versuche  mit  einem  Formalin- 
talg  angestellt  worden,  welcher  an  die 
Stelle  des  Salicyltalgs  treten  soll.  In 
der  Veterinärpraxis  ist  der  Formaldehyd 
herangezogen  worden  zur  Bekämpfung 
der  Maul-  und  Klauenseuche  und  gegen 
die  Räude  der  Schafe. 


Als  Konservierungsmittel  spielt 
der  Formaldehyd  in  der  Mikroskopie 
und  Bakteriologie  eine  bedeutende 
Rolle.  Blum  hat  zuerst  pflanzliche 
und  tierische  Objekte  mit  ihm  be- 
handelt und  gefunden,  daß  dadurch 
weder  Form  noch  Farbe,  weder  mikro- 
skopische Struktur  noch  die  Färbbarkeit 
der  Objekte  beeinträchtigt  wird.  Das 
Chlorophyll  der  Pflanzen  wird  nicht 
vernichtet,  und  der  Blutfarbstoff  der 
Tiere,  welcher  scheinbar  verschwindet, 
kann  durch  Alkohol  wieder  von  neuem 
hervorgerufen  werden.  Dauerpräparate 
von  Bakterien  kann  man  erhalten, 
indem  man  die  Kulturen  Formaldehyd- 
dämpfen aussetzt.  Dadurch  werdGü 
wohl  die  Bakterien  getötet,  aber  das 
Gesamtbild  wird  in  keiner  Weise  ver- 
ändert. Eine  durch  Bakterien  Wachstum 
verflüssigte  Gelatine  wird  durch  Form- 
aldehyd wieder  fest. 

Formaldehyd  übt  schon  in  minimalen 
Mengen  eine  konservierende 
Wirkung  auf  Nahrungsmittel 
aus;  so  sollen  2V2  g  40proc.  Form- 
aldehydlösung ausreichend  sein  für: 

2000  Liter  Wein 
1000     >      Bier 
25      »      Milch. 

Er  ist  daher  anfänglich  auch  zu  deren 
Konservierung,  z.  B.  von  Berliox,^) 
vorgeschlagen  worden.  Seitdem  jedoch 
nachgewiesen  wurde,  daß  er  infolge 
seiner  Eigenschaft,  Eiweiß  unlöslich  zu 
machen,  sowohl  die  Verdaulichkeit  der 
mit  ihm  behandelten  Nahrungsmittel 
herabsetzt,  als  auch  ungünstig  auf  die 
Magenwände  einwirkt,  ist  seine  Ver- 
wendung auf  diesem  Gebiete  in  den 
meisten  Kulturstaaten,  so  auch  in 
Deutschland,  und  zwar  hier  auf  Grund 
des  §  12  Absatz  1  des  Nahrungsmittel- 
gesetzes vom  14.  Mai  1879  verboten. 
Dieser  lautet: 

Mit  Gefängnis,  neben  welchem  auf 
Verlust  der  bürgerlichen  Ehrenrechte 
erkannt  werden  kann,  wird  bestraft: 
wer  vorsätzlich  Gegenstände,  welche 
bestimmt  sind,  andern  als  Nahrungs- 
und Genußmittel  zu   dienen,   derart 

«)  Nouv.  rem.  1892,  8.  100. 


81 


herstellt,   daß  der  Genuß   derselben 
die   menschliche   Gresandheit  za  be-' 
schädigen  geeignet  ist  etc.  .  .  . 
Durch  Tierversuche  ist  femer  fest- 
gestellt    worden,     daß     Formaldehyd 
kristallinische  Ealkablagerungen  auf  der 
Nierenrinde  hervorruft.    Er  soll  femer 
die  menschliche  Haut  stark  schädigen, 
indem  er  eine  lähmende  Wirkung  auf 
die  Nerven  ausübt.  Auf  die  Respirations- 
organe dagegen  wirkt  er  stark  reizend, 
und   im  Auge   kann  er  Erkrankungen 
verursachen,    welche   den   Verlust   des 
Auges  hervorrufen  können. 

Als  promptes  Gegenmittel  bei 
Formalinvergiftungen  hat  sich 
der  Liq.  Ammon.  acet.  bewährt.  Seine 
Wirkung  dürfte  auf  folgende  Gleichung 
zurückzuführen  sein: 

6H.COH  +  4CH3.COONH4 
=  (CH2)6N4  +  4CH3COOH  +  6H2O. 
Das  gebildete  Hexamethylentetramin 

bUdet  dann  mit  1  Mol.  der  freien  Säure 

ein  Salz: 

(CH2)6N4.C2HA. 

Es  darf  an  dieser  Stelle  wohl  nicht 
unerwähnt  bleiben^  daß  es  auch  Ver- 
treter, und  unter  diesen  Autoritäten, 
der  Aiisicht  gibt,  daß  ein  so  minimaler 
Zusatz,  wie  zur  Eonservierung  von 
Nahrungsmitteln  erforderlich,  nicht  als 
schädigend  anzusehen,  unter  Umständen 
sogar  als  ganz  angebracht  zu  be- 
zeichnen sei.     (?  Sckriftleitung.) 

Um  nun  den  Formaldehyd  bezw. 
das  Hexamethylentetramin,  welches  zu 
diesem  Zwecke  ebenfalls  Verwendung 
findet,  in  Nahrungsmitteln  nach- 
zuweisen, sind  zahlreiche  Methoden, 
manche  für  einen  Eonsumarükel  speziell 
geeignet,  veröffentlicht  worden.  Thom- 
son^ benutzt  seine  Reduktionsfähigkeit 
gegenüber  SUbernitrat.  Bei  festen 
Körpern  wird  ein  wässeriger  Auszug, 
bei  Flüssigkeiten  diese  selbst  der 
Destillation  unterworfen  und  das 
Destillat  mit  einigen  Tropfen  einer 
ammoniakali<%chen  Silberlösung  im 
Dunkeln  mehrere  Stunden  stehen  ge- 
lassen. Eine  Schwarzfärbung  oder  ein 
Niederschlag  ist  das  Kennzeichen  seiner 


Gegenwart.  Diese  Reaktion  dürfte  z.  B. 
für  Milch  nicht  ganz  einwandsfrei  sein, 
da  Mayrhofer^^)  aus  reiner,  saurer 
Milch  ebenfalls  ein  SUbernitrat  schwärz- 
endes Produkt  erhielt. 

Auf  der  Rotfärbung  von  fuchsin- 
schwefliger Säure  beruht  das  Schiff^sche 
von  Oayon  modifizierte  Reagens :  I  ccm 
einer  gesättigten,  wässerigen  Fuchsin- 
lösung wird  mit  10  ccm  Natrium- 
bisulfitlösung  von  30^  B^  und  10  ccm 
conc.  Salzsäure  versetzt  und  das  Ganze 
zum  Liter  aufgefüllt.  Die  durch  Form- 
aldehyd entstehende  Rotfärbung  geht 
durch  Zusatz  von  2  ccm  conc.  Salz- 
säure nach  einigen  Minuten  in  blau- 
violett über. 

Eine  Reaktion,  welche  zum  Nachweis 
von  Formaldehyd  in  den  verschiedensten 
Nahmngsmitteln  verwendbar  ist,  geben 
C.  Arnold  und  C  Mentxel^^)  an:  Man 
versetzt  etwa  5  ccm  der  zu  prüfenden 
wässerigen  Flüssigkeit  mit  0,03  g  salz- 
saurem Phenylhydrazin ,  4  Tropfen 
Eisenchloridlösung,  10  Tropfen  conc. 
Schwefelsäure  und  fügt  schließlich  noch 
Alkohol  hinzu,  bis  ^e  trübe  Flüssig- 
keit sich  geklärt  hat.  Bei  Gegenwart 
von  Formaldehyd  tritt  eine  Rotfärbung 
ein.  liegt  Fleisch  oder  Wurst 
zur  Untersuchung  vor,  so  extrahiert 
man  10  g  davon  durch  Schütteln  mit 
10  ccm  absolutem  Alkohol  und  be- 
handelt 3  bis  4  ccm  des  Filtrats  wie 
angegeben.  Bei  Abwesenheit  von  Form- 
aldehyd bleibt  die  Flüssigkeit  gelb  ge- 
färbt, während  anderseits  eine  deutliche 
Rotfärbung  eintritt.  E^s  soll  so  noch 
1  g  Formaldehyd  in  5  kg  Fleisch  nach- 
zuweisen sein. 

Bei  der  Prüfung  von  Fett  schüttelt 
man  10  g  desselben  mit  10  ccm 
Spiritus  unter  schwachem  Erwärmen 
bis  zum  Schmelzen,  läßt  dann  erkalten 
und  prüft  das  Filtrat  wie  oben.  Empfind- 
lichkeit 1  :  5000. 

Bei  Milch  schüttelt  man  ebenfalls 
10  ccm  mit  10  ccm  absolutem  Alkohol 
und  prüft  das  Filtrat  nach  Vorschrift. 

Helle  Biere  kann  man  direkt  der 


»)  Chem.  News  71,  247. 


W)  Ztschr.  f.  Nahrungs-  u.  Genußm.  1898,  52. 
")  Ztsohr.  f.  NahruDgs-  u.  Genußm.  1902,  353. 


82 


Prüfung  unterwerfen,  ebenso  die  meisten 
dunklen,  bei  welchen  eine  Rotfärbong 
des  beim  Schütteln  entstehenden 
Schaumes  als  Charakteristikum  ange- 
sehen werden  kann.  Bei  dunklen 
Eulmbacher  Bieren  lassen  die  Ver- 
fasser 6  ccm  mit  dem  Reagens  ver- 
setzen, füllen  dann  mit  Aether  auf 
10  ccm  auf  und  schütteln  den  die  Rot- 
färbung verursachenden  Körper  aus  der 
Flüssigkeit  heraus.  Nach  Trennung 
der  beiden  Schichten  hebt  man  2V2  ccm 
von  der  gelbgefärbten  Aetherschicht  in 
ein  trockenes,  graduieites  Reagensglas 
ab,  füllt  mit  Alkohol  zu  4  ccm  auf 
und  fügt  1  Tropfen  conc.  Schwefel- 
säure hinzu.  Die  Flüssigkeit  wird  bei 
Gegenwart  von  Formaldehyd  deutlich 
rot  gefärbt,  während  reines  Bier 
höchstens  eine  schwache  Rotfärbung 
hervorruft.  Empfindlichkeit  1 :  10  000. 
Eine  andere  Reaktion  ist  die  eben- 
falls von  Arnold  und  Mentxel  empfqhlene 
von  Rimini.  Hier  versetzt  man  die 
zu  prüfende  Flüssigkeit  mit  einem 
erbsengroßen  Stückchen  salzs.  Phenyl- 
hydrazin, fügt  2  bis  10  Tropfen  einer 
6  bis  lOproc.  Nitroprussidnatriumlösung 
und  darauf  8  bis  10  Tropfen  offi- 
zineller  Kalilauge  hinzu.  Bei  Gegen- 
wart von  Formaldehyd  entsteht  sofort 
eine  je  nach  der  Menge  variierende 
blaue  bis  blaugraue  Färbung,  die  nach 
kurzer  Zeit  in  rot  übergeht. 

(Schluß  folgt.) 


Prlcke'fl  Rheumatikon  soll  nach  Angabe 
des  Darstellers  Hch,  Frieke  in  Berlin,  Danziger- 
Btraße,  aus  0,005  Natrium  phosphoricum.  0,05 
Colchic,  0,01  Aconit.,  0,1  pCt  Ck)oc«  caci  und 
Spir.  Vin.  aquos.  bestehen.  Wie  Dr.  F,  Zernik 
in  Apoth.-Z<K.  1905,  7/9  mitteilt,  Helfen  sich 
weder  Eolchicin  noch  Akonitin  und  Natrium«^ 
phosphat  beziehentlich  irgend  welche  andere 
starkwirkende  Bestandteile  nachweisen.  Beim 
Eindampfen  yon  25  ccm  Rheumatikon  hinter- 
blieben lediglich  0,16  g  eines  schwach  rötlich 
gefärbten  Ruckstandes,  der  sich  als  Milchzucker 
erwies.  Demnach  scheint  das  Rheumatikon 
eine  rotgefärbte  indifferente  homöopathische  Zu- 
bereitung zu  sein.  — tx^ 


Die  neue 
amerikanische  Pharmakopoe 

(The  Pharmaoopoeia  of  the  United  States 

of  America.) 
Besprochen  von  Dr.  G.  Weigel, 

(Fortsetzung  yon  Seite  65.) 

Galenische  Präparate  und 
Verbandstoffe. 

Die  Hauptgruppen  der  galenischen 
Präparate  sind  auch  in  der  Ph.  ü.  S. 
vertreten;  dieselbe  führt  —  gleich 
D.  A.  -  B.  IV  —  Aquae,  Emplastra, 
Extraeta,  Liquores,  Pilulae,  Sirupi, 
Spiritus  (praep.),  Tincturae  usw.  Einige 
bekannte  Arzneigr  uppen  des  D.  A.-B.  IV 
fehlen,  wie  z.  B.  Gereoli,  Elaeosacchara, 
Electuaria,  Granula,  Pastilli,  Species; 
dafür  enthält  aber  Ph.  U.  S.  wieder 
galenische  Arzneibereitungen  spezifisch 
amerikanischen  Charakters,  so  z.  B. 
Confectiones,  Glycerita,  Oleata,  Oleo- 
resinae,  Triturationes.  Auf  diese,  uns 
weniger  geläufigen  Arzneimittel  komme 
ich  später  noch  ausführlicher  zu  sprechen. 

Generalvor.>chriften  zur  Bereitung 
galenischer  Präparate  gibt  Ph.  ü.  S.  — 
wie  schon  eingangs  erwähnt  —  nur  in 
beschränktem  Maße ;  so  finden  wir  solche 
bei  Aquae  (destillatae),  Decocta,  Infusa, 
Suppositoria,  Triturationes.  Im  übrigen 
aber  verfolgt  Ph.  U.  S.  mit  Recht  das 
Prinzip,  zu  individualisieren,  d.  h.  es 
zieht  Einzel  Vorschriften  vor,  in  denen 
die  Art  der  Zubereitung  unter  Angabe 
der  geeignetsten  Hilfsmittel  (wie  E^- 
traktionsmittel  bei  Extrakten  und  Tink- 
turen) genau  beschrieben  wird. 

Bei  Arzneimitteln,  die  z.  B.  durch  Lösen, 
Mischen  oder  Mazerieren  fester  Sab'^ 
stanzen  mit  Flüssigkeiten  hergestellt 
werden,  sind  die  festen  Substanzen  in 
Grammen,  die  flüssigen  in  Eubikzenti'^ 
metern  vorgeschrieben;  z.  B.: 

Sirupus  Acidi  oitrioi 
Zitronensäure  10  g 

Destill.  Wasser  10  ccm 

Tinktur  aus  frischer 

Zitronenschale         10  ccm 

Zuckersirup  zu  1000  ccm 

oder 


83 


100  g 
200  g 


Tinotora  Alo^s 

Gereinigte  Alo6 
Sflßholzwarzel 

Verdfiniiter  Alkohol  za  1000  com 

Das  Prinzip,  die  festen  Arzneikörper 
zu  wiegen  y  die  Flüssigkeiten  aber  zu 
messen,  ist  auch  sonst  —  speziell  bei 
den  galenischen  Präparaten  —  in  der 
Ph.  U.  S.  mit  wenigen  Ausnahmen  all- 
gemein durchgeffihrt. 

Ebenso  wie  bei  den  starkwirkenden 
Drogen  selbst  sind  auch  bei  den  daraus 
hergestellten  Präparaten  quantitative 
Bestimmungen  des  Gehaltes  an  wirk- 
samen Stoffen  (Alkaloiden)  vorgesehen. 
Die  7.  Ausgabe  der  Ph.  ü.  S.  ließ  nur 
bei  6  galenischen  Präparaten  solche 
quantitative  Prüfungen  vornehmen  und 
zwar  bei  Extractum  Strychni,—  Strychni 
fluidum  und  —  Opii,  sowie  bei  Tinctura 
Opii,  —  Opii  desodorata  und  —  Strychni. 
Die  neue  Ausgabe  hingegen  enthält  mehr 
als  30  quantitative  Alkaloidbestimmungen 
in  galenischen  Präparaten  und  zwar 
werden  außer  denen  de^  Opiums  und 
der  Brechnuß  noch  die  folgender  Drogen 
geprüft:  Aconitum,  Belladonna  (Folia 
et  Radix),  Cinchona,  Coca,  Colchicum 
(Tubera  et  Semen),  Conium,  Guarana, 
Hydrastis,  Hyoscyamus,  Ipecacuanha, 
Jalapa,  Physostigma,  Pilocarpus,  Scopolia 
und  Stramonium. 

In  einzelnen  Vorschriften  erkennt  man 
gangbare  Spezialitäten,  so  z.  6.  bei 
Emulsum  Olei  Morrhuae  €  Scott' h  Emul- 
sion», bei  Syrupus  Hypophosphitum 
Gompositus  ^Fellow's  Syrup»  usw.  Die 
Pharmakopog-Kommission  ist  demnach 
bemüht  gewesen,  auch  der  modernen 
Medizin  Rechnung  zu  tragen  und  für 
teuere  Spezialitäten  preiswerte  Ei^satz- 
mittel  zu  schaffen.  Die  zahlreichen 
galenischen  Arzneimittel  der  Ph.  U.  S., 
welche  zum  großen  Teil  die  gleiche 
üeberschrift  wie  die  des  D.  A.-B.  IV 
fähren,  haben  aber  außer  dem  gleichlauten- 
den Titel  und  der  beabsichtigten  Wirk- 
ung nichts  miteinander  gemeinsam.  Die 
Zubereitung  und  Art  der  Zusammen- 
setzung sind  in  den  genannten  Arznei- 
büchern außerordentlich  verschieden  von 


einander.  Wenn  es  bei  der  großen  Anzahl 
der  Mittel  auch  selbstverständlich  nicht 
möglich  ist,  im  einzelnen  darauf  einzu- 
gehen, so  soll  doch  der  Unterschied 
an  einigen  Beispielen  näher  gezeigt 
werden. 

Von  den  Hauptgruppen  der  galen« 
ischen  Präparate  sei  kurz  folgendes  er- 
wähnt : 

Aquae  (destillatae).  Ph.  U.  S.  gestattet, 
die  medizinischen  Wässer  —  soweit  es 
sich  um  solche  mit  ätherischem  Oel 
handelt  —  entweder  durch  Destillation 
der  betreffenden  Rohdroge  mit  Wasser 
oder  durch  Mischen  des  ätherischen 
Oeles  mit  heißem  Wasser  unter  Zuhilfe- 
nahme von  gereinigtem  Speckstein 
(Talcum  Purificatum)  zu  bereiten,  welch 
letzteren  Ph.  ü.  S.  durch  Waschen  des 
gewöhnlichen  Talks  mit  verdünnter  Salz- 
säure zu  diesem  Zweck  herstellen  läßt. 

Aqua  Amygdalarum  amarum 
(Aqua  Amygdalae  Amarae)  läßt  Ph.  ü.  S. 
z.  B.  durch  Mischen  von  1  ccm  Bitter- 
mandelöl mit  999  ccm  destilliertem 
Wasser  und  nachfolgendes  Filtrieren 
bereiten.  Die  Vorschrift  zu  Aqua 
C  i  n  n  a  m  0  m  i  lautet :  2  ccm  Zimtöl 
werden  mit  16  g  Talkum  verrieben  und 
hierauf  unter  kräftigem  Schütteln  soviel 
heißes  destilliertes  Wasser  zugesetzt, 
daß  das  Filtrat  1000  ccm  beträgt. 

Ceratae.  Als  Grundlage  für  Gerate 
schreibt  Ph.  U.  S.  teils  gelbes,  teils 
weißes  Wachs  vor.  Die  Mischungen 
bestehen  außerdem  noch  aus  Vaselina 
alba  (Petrolatum  Album),  Adeps  Lanae, 
Adeps  suillus,  Adeps  benzoatus,  Resina, 
Terebinthina  u.  a.  m.  Die  wirksame 
Substanz,  wie  z.  B.  Eampher  oder 
Bleiacetat  wird  in  Form  von  Liniment 
bezw.  in  wässeriger  Lösung  dem  Wachs- 
gemisch zugesetzt. 

Copfeotioiies.  Confectio  Ph.  U.  S. 
ist  als  Ersatz  für  Electuarium  Ph.  G.  IV 
anzusehen.  Das  amerikanische  Arznei- 
buch führt  eine  Confectio  Rosae, 
ein  Gemisch  aus  Zucker,  gereinigtem 
Honig,  Rosenpulver  und  Rosenwasser, 
welches  als  Zusatz  zu  Pillen  Verwend- 
ung findet,  und  eine  Confectio 
Sennae,    ein    Gemisch    aus    Sennes- 


84 


blätterpiüver,  Gassia  fistula,  Tamarinden, 
Feigen,  Zucker  nnd  dergl.  mehr. 

Decocta.  Abkochungen,  fttr  welche 
seitens  des  Arztes  keine  bestimmte 
Menge  des  anzuwendenden  Arzneimittels 
vorgeschrieben  ist,  sollen  im  Verhältnis 
1  :  20  (D.  A.-B.  IV  =  1 :  10)  bereitet 
werden.  Die  grob  zerkleinerte  Droge 
wird  mit  kaltem  Wasser  übergössen 
und  im  bedeckten  Gefäß  15  Minuten 
(D.  A.-B.  IV  =  30  Min.)  erhitzt;  dann 
läßt  man  das  Dekokt  auf  etwa  40^  C 
abkühlen,  preßt  ab  und  bringt  es  mit 
Wasser  auf  das  vorschriftsmäßige  Ge- 
wicht. Für  Abkochungen  starkwirken- 
der Mittel  gilt  die  gleiche  Bestimmung 
wie  im  D.  A.-B.  IV. 

Eixir.  Die  Elixire  der  Ph.  U.  S. 
werden  nicht  durch  Extrahieren  der 
verschiedenen  Rohdrogen  (wie  im 
D.  A.-B.  IV)  bereitet,  sondern  z.  B. 
einfach  mit  Hilfe  der  betr.  Fluidextrakte 
gemischt. 

Emplastra.  Die  Vorschrift  zu  Em- 
plastrum  adhaesivum  ist  ziemlich 
einfach:  20  g  gereinigter  Kautschuk, 
20  g  gelbe  Vaseline,  960  g  Bleipflaster. 
Der  Kautschuk  wird  bei  einer  lb(fi  C 
nicht  überschreitenden  Temperatur  ge- 
schmolzen, dann  die  Vaseline  zugesetzt 
und  das  Gemisch  noch  so  lange  erhitzt, 
bis  der  Kautschuk  gelöst  ist.  Schließ- 
lich wird  das  Bleipflaster  zugeschmolzen. 
Dieses  Empl.  adhaesivum  dient  als 
Grundlage  für  verschiedene  Pflaster- 
mischungen (Empl.  Belladonnae,  Capsici, 
Opii).  Auch  die  Vorschrift  zu  Em- 
plastrum  Plumbi  ist  eine  von  der 
des  D.  A.-B.  IV  ganz  abweichende. 
Ph.  U.  S.  läßt  Bleipflaster  aus  100 
Teilen  medizinischer  Seife  und  60  Teilen 
Bleiacetat  herstellen.  Seife  und  Blei- 
acetat  werden  je  in  einer  entsprechenden 
Menge  heißen  Wasser  gelöst,  und  die 
Bleiacetatlösung  in  die  warme  Seifen- 
lösung unter  beständigem  Rühren  ein- 
getragen. Der  Pflastemiederschlag  wird 
schließlich  mit  heißem  Wasser  aus- 
gewaschen und  durch  Kneten  vom 
Wasser  befreit. 

Emnlsiones.  Die  Emulsionen  der 
Ph.  U.  S.  werden  teils  mit  arabischem 
Gummi,    teils    mit    Traganth    bereitet. 


Besonders  erwähnenswert  ist  die  Vor- 
schrift zur  Lebertranemulsion  (Emulsum 
Olei  Morrhuae):  500  ccm  Lebertran 
werden  mit  125  g  Gummi  gemischt, 
dann  160  ccm  Wasser  zugegeben  und 
gerührt,  bis  die  Emulsion  erfolgt  ist. 
Hinzu  kommen  schließlich  noch  4  ccm 
Gaultheriaöl,  100  ccm  Sirupus  simplex 
und  soviel  Wasser,  daß  das  Ganze 
1000  ccm  ausmacht. 

Extracta.  Die  Extrakte  der  Ph.  ü.  S. 
werden  nicht  —  wie  im  D.  A.-B.  IV 
—  durch  Maceration,  sondern  durch 
Extraktion  im  Perkolator  bereitet. 

Fast  ebenso  groß  wie  die  Zahl  der 
Extrakte  ist  auch  die  Zahl  der 
Extraktionsflfissigkeiten ,  d.  h.  in  bezug 
auf  Art  oder  Zusammensetzung.  Ate 
Menstrua  dienen  Wasser,  Alkohol  ver- 
schiedener Stärke,  Essigsäure,  Glycerin, 
Ammoniakflüs^igkeit ,  teils  allein,  teils 
in  verschiedensten  Mischungsverhält- 
nissen. 

Bei  Bereitung  der  trockenen  Extrakte 
wird  mehrfach  nur  auf  die  betr.  Fluid- 
extrakte zurückgegriffen  und  dieselben 
einfach  durch  weiteres  Eindampfen 
konzentriert  (z.  B.  Extract.  Digitalis, 
Hyoscyami,  Rhei).  Als  Verdünnungs- 
mittel werden  Milchzucker  (z.  B.  bei 
Extract.  Opii,  Strychni)  oder  Süßholz- 
pulver (z.  B.  bei  Extract.  Cimicifugae, 
Leptandrae)  angewendet,  speziell  zur 
Bereitung  trockener  Extrakte. 

Die  meisten  Extrakte,  soweit  es  sich 
nicht  um  trockene  Präparate  handelt, 
sollen  bis  zur  «Pillen(masse)konsistenz 
(pilular  consistence)»  eingedampft  werden. 
Die  hierbei  in  betracht  kommenden 
Temperaturen  sind  verschieden  hoch 
und  der  betr.  Droge  entsprechend  ge- 
wählt; jedenfalls  sind  hohe  Tem- 
peraturen vermieden,  um  etwaigen 
Zersetzungen  der  Inhaltsstoffe  vorzu- 
beugen. Die  Temperatui^en  bewegen 
sich  meist  zwischen  50  und  80^  C. 
Der  Gehalt  narkotischer  Extrakte  an 
Alkaloid  ist  genau  normiert,  bezw.  ist 
derselbe  den  Vorschriften  gemäß  ein- 
zustellen. 

Extracta  floida  (Fluidextracta).  Was 
über  die  Verschiedenartigkeit  der  Ex- 
traktionsmittel unter  «Extracta»  gesagt 


85 


ist,  gilt  auch  fflr  die  Fluidextrakte  der 
Ph.  U.  S.  Bei  diesen  fällt  die  An- 
Wendung  von  Essigsäure  als  Menstruum 
noch  häufiger  auf;  dieselbe  wird  an- 
gewendet bei  Bereitung  von  «Fluid- 
extractum»  Conii,  Ergotae  (Seealis 
comuti) ,  Lobeliae ,  Nucis  Vomicae 
(Strychni)  und  Scillae. 

Nicht  weniger  als  86  Vorschriften 
(gegen  4  im  D.  A.-B.  IV)  zu  Fluid- 
extrakten enthält  die  neue  Ph.  U.  S. ; 
dies  ist  ein  deutliches  Zeichen  für  die 
Beliebtheit  dieser  Arzneiform  in  Amerika. 
Allerdings  hat  —  wie  wir  später  noch 
sehen  werden  —  die  Pharmakopo^- 
Eommission  mit  der  Aufnahme  dieser 
großen  Anzahl  Fluidextrakte  noch  einen 
besonderen  Zweck  verfolgt;  sie  läßt 
dieselben  vielfach  zu  anderen  galenischen 
Präparaten  in  praktischer  Weise  ver- 
wenden (z.  B.  zu  Sirupen).  1  ccm  Ex- 
trakt entspricht  stets  1  g  Droge,  eine 
Norm,  die  bekanntlich  auch  das  D.  A.-B.  IV 
einhält,  mit  dem  geringen  Unterschied, 
daß  1  Gramm  Extrakt  gleich  I  g  Droge 
entspricht. 

Olyoerita.  Unter  der  im  D.  A.-B.  IV  un- 
bekannten Bezeichnung  «Olyceritum» 
versteht  Ph.  U.  S.  eine  Lösung  fester 
Arzneikörper  in  Qlycerin  bezw. 
Glycerin  mit  weniger  Wasser  oder 
Alkohol.  Die  Glycerita  dienen  sowohl 
innerlichen  wie  äußerlichen  Zwecken. 
ü.  a,  führt  Ph.  U.  S.  ein  Glyceritum 
Acidi  tannici  (l  -H  4),  Gl.  Boroglycerini 
(3  +  7),  Gl.  Hydrastis,  GL  Phenolis  (1  +  4). 

Infusa.  Die  Aufgüssse  läßt  Ph.  U.  S. 
—  soweit  nichts  anderes  vorgeschrieben 
ist  —  gleich  den  Dekokten  im  Ver- 
hältnis 1 :  20  anfertigen.  Die  grob  zer- 
kleinerte Droge  wird  mit  kochendem 
Wasser  übergössen  und  V2  Stunde  an 
einem  warmen  Ort  stehen  gelassen, 
alsdann  koliert  und  mit  Wasser  er- 
gänzt. D.  A.-B.  rV  schreibt  unter- 
schiedlich hiervon  ein  5  Minuten  langes 
Erhitzen  im  Wasserbade  vor.  Inbetreff 
Aufgüsse  starkwirkender  Drogen  gilt 
dieselbe  Vorschrift  wie  unter  Decocta 
mitgeteilt 

Merkwürdigerweise  ist  ein  Infus  um 
Digitalis  (1,6/100)  mit  Alkohol  und 
Zimtwasser   offlzinell,   ohne   daß   dabei 


bemerkt  ist,  daß  Infusum  Digitalis  stets 
frisch  bereitet  werden  muß. 

Linimenta.  An  stelle  des  im  D.  A.-B.  IV 
zur  Bereitung  von  Linimenten  vorge- 
schriebenen Oleum  Papaveris  läßt 
Ph.  U.  S.  Oleum  Gossypii  unter 
Zuhilfenahme  von  Acidum  oleinicum 
verwenden.  Unter  Linimentum 
Belladonnae  versteht  Ph.  U.  S. 
eioe  Auflösung  von  50  g  Eampher 
in  1000  ccm  (sdkoholischem)  Belladonna- 
Fluidextrakt.  Auch  Linimentum 
C  a  1  c  i  s  (aus  je  gleichen  Teilen  Ealk- 
wasser  und  Leinöl)  ist  u.  a.  als  offlzinell 
aufgenommen. 

Liquores.  Liquores  sind  ebenfalls 
zahlreich  (25)  im  neuen  amerikanischen 
Arzneibuch  vertreten .  Ueber  die  wich- 
tigen arsenhaltigen  Flüssigkeiten  ist 
bereits  im  Kapitel  der  chemischen  Prä- 
parate berichtet  worden,  desgleichen 
über  Liquor  Ammonii,  Kali  et  Natri 
caustici.  Von  den  galenischen  Liquores 
seien  noch  erwähnt: 

Liquor  antisepticus,  welcher 
eine  alkoholisch-wässerige  Lösung  von 
Borsäure,  Benzoesäure,  Thymol,  £u- 
kalyptol  sowie  von  Pfefferminz-,  Gaul- 
theria-  und  Thymianöl  darstellt,  und 
Liquor  Calcis,  gleichbedeutend  mit 
Aqua  Calcariae  D.  A.-B.  IV.  Letzterer 
soll,  titrimetrisch  bestimmt,  nicht  weniger 
als  0,14  pCt  Calciumhydroxyd  enthalten. 

Oleata.  Die  Oleata  sind  wieder  für 
die  Ph.  U.  S.  charakteristische  Galenica. 
Sie  versteht  darunter  Lösungen  fester 
Arzneikörper  (in  der  Hauptsache  Alkal- 
oide)  in  einem  Gemisch  von  Oliven- 
öl und  Oelsäure  oder  auch  in  Oelsäure 
allein.  Oleatum  Cocainae  wird 
z.  B.  bereitet,  indem  man  6  g  Kokain 
mit  5  ccm  Alkohol  verreibt,  dann  nach 
und  nach  60  g  Acidum  oleinicum  hinzu- 
fügt, das  Mischen  unter  Erwärmen  so 
lange  fortsetzt,  bis  der  Alkohol  ver- 
dunstet und  andernteils  das  Kokain  ge- 
löst ist,  und  schließlich  das  Ganze  mit 
Oleum  Olivarum  auf  das  Gewicht  von 
100  g  bringt.  Auf  gleiche  bezw.  ähn- 
liche Weise  sind  zu  bereiten:  Oleatum 
Atropinae,  Hydrargyri,  Quininae,  Vera- 
trinae. 


86 


Oleoresiaae.  Auch  diese  Art  der 
galenischen  Präparate  ist  für  Ph.  U.  S. 
tjrpisch.  Als  «Oleoresina»  bezeichnet 
Ph.  U.  S.  das  aus  ätherischem  Oel  und 
Harz  bestehende  Qemisch,  welches  durch 
Perkolation  gewisser  Drogen  (Aspidium, 
Capsicum,  Cubeba,  Piper)  mittels  Aceton 
oder  Alkohol  und  nachherigem  Verjagem 
des  Lösungsmittels  gewonnen  wird. 
Die  Oleoresinae  dienen  als  Zusatz  zu 
Pillen  und  dergl. 

Filalae.  Die  Vorschriften  für  Pillen 
sind  so  verschieden  und  zahlreich,  daß 
es  an  dieser  Stelle  nicht  möglich  ist, 
näher  darauf  einzugehen.  Außer  Aloe-, 
Rhabarber-  und  Eisenpillen  sind  Mastix-, 
Myrrha-,  Asafoetida-,  Opium-,  Phosphor-, 
Podophyllum-  und  einige  andere  Pillen 
als  offizineil  aufgenommen.  Allgemeine 
Vorschriften  in  bezug  Bindemittel,  Eon- 
spergieren usw.  gibt  Ph.  U.  S.  nicht; 
darauf  ist  in  den  Einzelvorschriften 
gebührende  Bficksicht  genommen. 

Polveres.  In  bezug  Feinheit  der 
einfachen  Pulver  kennt  Ph.  ü.  S. 
5  Abstufungen:  sehr  feines  (durch 
Drahtsieb  mit  mindestens  30  Maschen 
auf  1  cm),  feines  (24  Maschen),  mittel- 
feines (20  Maschen),  mittelgrobes  (16 
Maschen)  und  grobes  Pulver  (8  Maschen). 
Der  Feinheitsgrad,  welcher  je  nachdem 
bei  den  Präparationen  gewünscht  wird, 
ist  der  Efirze  halber  durch  eine  be- 
stimmte Nummer  im  Text  der  einzelnen 
PharmakopOeartikel  angedeutet. 

Von  den  9  offizineilen  gemischten 
Pulvern  ist  das  Doveri' sehe  Pulver 
(Pulvis  Ipecacuanhae  et  Opii)  das 
wichtigste;  es  wird  auf  gleiche  Weise 
wie  im  D.  A.-B.  IV  bereitet. 

Spiritus  (praeparati).  Die  bekannten 
Spirituspräparate,  welche  nach  Vor- 
schrift des  D.  A.-B.  IV  durch  Destillation 
der  Drogen  mit  Spiritus  herzustellen 
sind,  werden  nach  Ph.  U.  S.  durch 
einfaches  Mischen  der  betr.  ätherischen 
Oele  mit  Alkohol  bereitet  (Spiritus 
Aurantii  compositus,  Juniperi,  La- 
vandulae  usw.) 

Die  Vorschriften  laufen  aläo  auch 
hier   auf   eine    Vereinfachung   in    der 


Defektur  hinaus.  Spiritus  aethereus 
(Spiritus  Aetheris)  ist  aus  326  ccm 
Aether  und  676  ccm  Alkohol  zu 
mischen.  Spiritus  camphoratus 
enthält  in  1000  ccm  100  g  Camphora. 
Spiritus  Menthae  piperitae  läßt 
Ph.  ü.  S.  merkwürdigerweise  auf  fol- 
gende Art  bereiten:  100  ccm  Pfeffer- 
minzöl  werden  in  900  ccm  Alkohol 
gelöst,  diese  LOsung  mit  10  g  zer- 
schnittenem Pfefferminzkraut  24  Stunden 
mazeriert  und  alsdann  filtriert.  Nicht 
vergessen  zu  erwähnen  seien :  Whisky 
=  Spiritus  Frumenti  und  Brandy 
=  Spiritus  Vini  Gallici,  beide  in  der 
Ph.  U.  S.  offizineil. 

8irupi  (Syinipi).  Die  Herstellung  der 
Sirupe  macht  Ph.  U.  S.  dem  Apotheker 
größtenteils  leicht.  Das  Fluidextrakt 
oder  die  Tinktur  der  betr.  Droge  mit 
Sirupus  Simplex,  häufig  auch  unter 
Hinzuziehung  von  Glycerin  und  Wasser, 
gemischt,  gibt  den  gewünschten  Sirup. 
Auf  diese  oder  ähnliche  Weise  läßt 
Ph.U.S.  folgende  Sirupe  bereiten :  Syrupus 
Amygdalae  (Emulsion),  Aurantii,  Ipecacu- 
anhae, Erameriae,  Lactucarii,  Bhei, 
Rosae,  Sarsaparillae,  Scillae,  Senegae, 
Sennae  und  Zingiberis.  Der  infolge- 
dessen hierbei  eine  Hauptrolle  spielende 
Sirupus  Simplex,  von  der  Ph.  U.  S. 
kurz  als  «Syrupus»  bezeichnet,  soll  in 
1000  ccm  860  g  Saccharum  enthalten. 
Die  Vorschrift  hierzu  lautet:  850  g 
Zucker  werden  mit  450  ccm  destill. 
Wasser  bis  zum  Kochen  erhitzt,  die 
Lösung  abkühlen  gelassen  und  danach 
mit  Wasser  zu  1000  ccm  ergänzt. 

Sirupus  Ferri  jodati  (Syrupus 
Ferri  Jodidi)  enthält  jetzt  nur  noch  — 
den  Abmachungen  der  Brüsseler  Kon- 
ferenz zufolge  —  analog  D.  A.-B.  IV 
6  pCt  Eisen jodür  (gegen  10  pCt  in  der 
7.  Ausgabe).  Eine  Anzahl  zusammen- 
gesetzter Sirupe,  darunter  ein  Ersatz 
für  €Fellow'&  Syrup»,  vervollständigen 
die  Gruppe  dieser  Arzneimittelform  in 
der  Ph.  ü.  S. 

(Schluß  folgt.) 


87 


Neue  ArzneimitteL 

Callaqnol  stellt  eme  milohig  trübe 
Flflflrigkdt  von  aogenehmem  aromatisohen 
Oeruohe  dar;  es  besteht  angeblich  ans 
einem  Ester  der  Ozytrioarballylsäaren  in  Ver- 
bindung mit  einer  eigenartig  hergestellten 
seißgen  JjOsong,  in  der  noch  Thymianöl 
verteilt  ist.  Letzteres  dient  hanptsäohiioh 
zur  Verdeckong  des  flblen  Geruches,  der 
sich  etwa  bei  der  Einwirkung  des  Caiiaquol 
auf  die  Haut  entwickelt.  Es  wird  äußer- 
lich zu  ümschlftgen  sowie  zur  Wund- 
behandlung angewendet  In  einzelnen 
F&llen  wurde  nach  Dr.  M.  Lauser  bei 
der  Anwendung  des  Cällaquol  ein  Ausschlag 
beobachtet;  der  aber  bei  weiterer  Fort- 
setzung der  ümschiflge   wieder  verschwand. 

Darsteller:  Friedr,  Braun,  Laboratorium 
für  ehem. -pharm.  Präparate  in  Nflrnberg- 
Doos. 

Ciba  ist  nach  Südd.  Apoth.-Ztg.  1906, 
25  ein  billigeres  Kreosotkarbonat  als 
Ereosotal. 

IM&thylozyacetyl  -  Harnstoff  hat  sich 
nach  Jonm.  of  Amer.  Assoc.  Nr.  26  bei 
Warm-  und  KaltblQtem  als  gutes  Schlaf- 
mittel bewährt  Klinische  Versuche  fehlen 
noch. 

Haemosoter  ist  nach  Monatsh.  f.  prakt. 
DermatoL  1906,  130  ein  neues  unlOs- 
licbes  Quecksilberpräparat,  dessen  Zusammen- 
setzung nicht  mitgeteilt  ist  Es  soll  nicht 
die  unangenehmen  Nebenwirkungen  der 
anderen  Quecksilbersalze  besitzen,  aber  auch 
gegen  Lues  völlig  wirkungslos  sein. 

Jodosyl  ist  dne  Jodverbindung  von  der 
Formel:  CgHs . J . OJ . GOOH.  Anwendung: 
als  geruchloser  Jodoformersatz.  Darsteller: 
Nelson^  Baker  S  de.  in  Detroit. 

Xarbolysin  werden  Würfel  genannt,  die 
durch  Pressen  synthetischer  Karbolsäure 
vermischt  mit  organischen  Säuren  und 
Alkaliverbmdungen  dargestellt  smd.  Qe- 
wöhnliche  Teerkarbolsäure  läßt  sich  hierzu 
nicht  verwenden.  Das  Darstellnngsverfahren 
ist  der  CShemischen  Fabrik  HohenzoUem 
Walter  Strebel  in  Aachen  durch  Patent 
geschützt. 

lithosan,  früher  Cholosan  genannt, 
besteht  angeblich  aus  75  g  lithinmhaltigem 
Pfefferminzwasser,  100  g  Olycerin,  100  g 
wässeriger   Shabarbertinktur,    20   g  Kola- 


wein, 15  g  französischem  Kognak,  10  g 
Natriumbikarbonat,  10  g  Pomeranzenelixir, 
1  g  Schöllkraut-  und  2  g  Muiraextrak^ 
5  g  Baldrian-  und  2  g  Bibergeiltinktur. 
Anwendung:  bei  Gallenleiden.  Darsteller: 
Bönigk's  Chemische  Fabrik  Ernst  Wuckow 
in  Berlin  S.  0. 

Lohtanninbäder ,  elektrische.  Patent 
Stanger.  Der  Zusatz  zum  Bade  besteht 
nach  Münch.  Med.  Wochenschr.  1906,  133 
aus  verschiedenen  Arten  von  Gerbstoffen, 
gewonnen  aus  der  Rinde  von  Fichten, 
Eichen,  Quebracho,  Kastanien  und  Myro- 
balanen.  Durch  diese  Beimengung  wird 
das  elektrische  Leitungsvermögen  des 
Wassers  bedeutend  erhöht.  Mittels  10  Elek- 
troden wird  ein  Strom  von  10  bis  30  Volt 
durch  die  Badewanne  geleitet  Anwendung: 
bei  chronischer  Gicht  und  Rheumatismus. 

mdy's  Mischung  enthält  nach  Münch. 
Med.  Wochenschr.  1906,  146  in  1  ocm 
0,01  g  Hydrargyrum  bijodatum,  0,01  g 
Natrium  jodatum,  0,005  g  Subcutin  und 
0,002  g  Natrium  chloratum  in  Aqua 
ozonisata  sterilisata  gelöst  Anwendung: 
zur  schmerzlosen  Einspritzung  von  Queck- 
silber. (Subcutin  =  Pharm.  Centralh.  44 
[1903],  376.) 

Mikronal  wird  im  Therapist  1905  als 
abgeändertes  Menthol -Formalin,  verbunden 
mit  Tetrapyridinkarbonat  bezeichnet  An- 
wendung: in  einprocentiger  Lösung  zu  Ein- 
atmungen usw.  Darsteller:  The  Formaline 
Hygienic  Co.  in  Ix)ndon. 

Neuraemin  stellen  Gabiin  <&  Cie.  in 
Paris  (Pharm.  Ztg.  1906,  77)  auf  folgende 
Weise  dar:  20  g  Ledthin  werden  in  100  g 
Aether  gelöst  und  unter  ümschütteln  eine 
Jjösung  von  10  g  Haematin  und  10  g 
Smilacin  in  2  L  Alkohol  (90^  nach  und 
nach  zugegeben.  In  der  Luftleere  wird 
dann  bei  30^  C  abdestilliert  und  auf  Ton- 
teilern getrocknet  Zur  Bereitung  der 
Haematinlösung  wird  die  abgewogene 
Menge  Haematin  mit  wenig  Alkohol  im 
Mörser  zu  einer  Paste  angerieben,  in  einen 
Kolben  gespült  und  in  gelinder  Wärme 
mit  der  angegebenen  Alkoholmenge  in 
Lösung  gebracht.  Man  erhält  eine  weiche, 
homogene,  wachsähnliche,  braunrote  Masse, 
die  sich  in  Alkohol,  Aether  und  Aceton 
leicht  löst  und  bei  128^  C  schmilzt 

Ä  Mentxel, 


88 


Zur  Eiweifi-Synthese. 
Untersuchungen    über    Amino- 
säuren, Polypeptide  und 
Proteine. 

üeber  dieses  Thema  hielt  Geheimrat 
Prof.  Dr.  E,  Fischer  am  6.  Januar  1906  in 
einer  Sitzung  der  Deutschen  Chemischen 
Oeselischaft  einen  hochwichtigen  Vortrag. 
Nach  ziemlich  langer  Pause  ist  das  Studium 
der  Eiweißstoffe  oder  Proteine^  welches  für 
die  Erkenntnis  der  chemischen  Vorgänge 
im  Pflanzen-  und  Tierkörper  von  gröIHer 
Wichtigkeit  ist,  von  der  organischen  Chemie 
wieder  aufgenommen  worden.  Die  biologische 
Chemie  kennt  schon  lange  eine  Reihe  von 
Eigenschaften  der  Proteine,  welche  zu  ihrer 
Unterscheidung  dienen  können,  insbesondere 
ist  neben  der  Elementaranalyse  das  Verhalten 
bei  der  Hydrolyse  durch  Säuren  und  Alkalien, 
vor  allem  aber  durch  Fermente  wichtig. 
Der  Vortragende  ging  bei  seinen  Unter- 
suchungen von  den  Aminosäuren,  den  letzten 
Spaltungsprodukten  der  Protelfne  aus,  über 
weiche  wir  am  besten  unterrichtet  sind. 
Aminosäuren ,  die  in  den  Eiweißkörpem 
aufgefunden  wurden  und  deren  chemische 
Struktur  bekannt  ist,  sind :  GlykokoII,  Alanin, 
Aminovaleriansäure,  Leucin,  Isoleudn,  Phenyl- 
alanin, Asparaginsäure,  Glutaminsäure,  Serin, 
Tyrosin,  Prolin  (vom  Vortragenden  a-Pyrrol- 
idinkarbonsäure  genannt),  Oxyprolin,  Tryp- 
tophan, Arginin  (Ornithin,  Harnstoff),  Lysin, 
Histidin,  Diaminotrioxydodekansäure,  Cystin. 
Mit  Ausnahme  des  Glykokoli  besitzen  alle 
ein  asymmetrisches  Kohlenstoffatom.  In  der 
Natur  sind  nur  die  optisch  aktiven  Formen 
vorhanden,  zu  deren  chemischer  Individual- 
isierung war  ihre  Synthese  und  die  Spalt- 
ung des  zunächst  erhaltenen  Racemkörpers 
nötig.  Die  letztere  war  bisher  nur  ftlr  das 
Asparagin  und  unvollkommen  für  das  Leu- 
cin durchgeführt.  Dem  Vortragenden  gelang 
dieselbe  bei  dner  großen  Reihe  der  oben- 
genannten Stoffe,  indem  er  die  Benzoyi- 
oder  Formylderivate  mit  aktiven  Alkaloiden 
kuppelte. 

Für  die  Synthese  der  Mono-aminosäuren 
dient  mit  eventuellen  Modifikationen  die 
Methode  von  Strekker  (Cyanhydrinsynthese). 
Sie  gibt  z.  B.  auf  Arabinosen  angewandt 
eine  jedenfalls  biochemisch  sehr  wichtige 
Körperklasse,  welche  eine  Zwischenstellung 
zu    den    Kohlenhydraten   und   Aminosäuren 


(d.  h.  auch  den  Eiweißstoffen)  einnimmt 
(z.  B.  Glukosaminsäure). 

Diaminosäuren  konnten  nach  verschiedenen 
vergeblichen  Versuchen  doch  noch  auf  zwei 
verschiedenen  Wegen  in  folgender  Weise 
dargestellt  werden.  Die  von  Oabriel  er- 
haltene Phthalimidverbindung: 

C6H4 :  (C0)2N .  (CH2)3 .  CH :  (COg .  (^^h 
kann  am  Kohlenstoff  der  Malonsäuregruppe 
leicht  bromiert  werden.  Nach  vorsichtiger 
Verseifung  wütl  ein  CO2  abgespalten,  worauf 
die  Substitution  des  Brom  durch  NH2  glatt 
gelingt,  und  nur  noch  die  Phthalylgmppe 
abzuspalten  ist.  Nach  einem  zweiten  Ver- 
fahren gelangt  man  von  dem  ebenfalls  von 
Oabriel  beschriebenen  Malonsäurederivat: 

CN .  (CH2)3 .  CH :  (COg .  C2H5)2 

durch  Anwendung  von  salpetriger  Säure  zu 

CN .  (CH2)3 .  C :  N0H(C02 .  C2H5), 

welches  letztere  durch  Reduktion  ebenfalls 
die  Diaminosäure  liefert  Diese  Untersuch- 
ungen  führten  zu  dem  Ergebnis,  daß  von 
den  angeführten  Aminosäuren  nur  drei  bis 
jetzt  noch  nicht  synthetisch  erhalten  wurden, 
ebenso  wurde  bis  auf  3  Fälle  die  Racem- 
spaltung  überall  durchgeführt.  Zur  Erkenn- 
ung der  verschiedenen  Aminosäuren  Eond 
besonders  die  Ester  sehr  wichtig.  Sie 
zeigen  sich  als  außerordentlich  reaktions- 
fähige Stoffe  und  sind  nach  der  Methode 
von  Curtius  leicht  darzusteUen,  sowie  durch 
fraktionierte  DestiUation  im  absoluten  Vakuum 
zu  trennen.  Die  zunächst  erhaltenen  HCl- 
Salze  können  mit  Alkali  in  der  Kälte  zerlegt 
werden  und  der  freie  Aminosäureester  wird 
der  wässerigen  Lösung  durch  Aether  unter 
Aussalzen  mit  Kaiiumkarbonat  entzogen. 
Zur  Synthese  von  Proteinstoffen  sind  be^ 
sonders  die  (Säure-)C  h  1 0  r  i  d  e  der  Amino- 
säuren wichtig  mit  dem  Typus: 

NH2.CH2.COCI. 
Die  salzsauren  Salze  entstehen  durch  Chor- 
ierung  mit  Phosphorpentachlorid,  wobei  das 
einzig  brauchbare  Lösungsmittel  Aoetyl- 
chlorid  ist.  Die  Reaktion  tritt  nur  ein, 
wenn  die  Aminosäuren  aus  Alkohol  kristall- 
isiert, nicht  aber  wenn  de  aus  wässeriger 
Lösung  erhalten  wurden.  Die  Säureohloride 
sind  wichtig  zum  Aufbau  der  amidartigen 
Anhydride  der  Aminosäuren  vom  Typus: 

NH2 .  CH2 .  CO .  —  NH .  OH2COOH 

(Glycylglydn),    vom    Vortragenden    Poly- 

1  Peptide  genannt.  (Vgl.Ph.C.46[1905],203.) 


89 


Die  ersten  synthetischen  Poly- 
peptide, allerdings  nur  Dipeptide  mit 
gleichen  Aminosäuren ,  wurden  durch 
Aufspaltung  mit  verdünnten  Säuren  oder 
Alkalien  aus  Diketopiperazinen  gewonnen. 
Bei  der  Aneinanderreihung  beliebiger  Amino- 
säuren, also  beim  Aufbau  gemischter 
Polypeptide,  kann  die  Verlängerung  der 
Kette  von  der  Amidogruppe  oder  von  der 
Garboxylgruppe  ausgehen.  Der  erstere  Fall 
läßt  sich  durch  Anwendung  von  Chloracyl- 
Verbindungen,  z.  B.  von  Chloracetylchlorid, 
erreichen,  fflr  den  zweiten  Fall  jedoch,  um 
eine  ganze  Polypeptidkette  an  eine  andere 
anzureihen,  sind  die  oben  genannten  Säure- 
chloride, welche  sich  ebenso  einfach  von 
Polypeptiden  gewinnen  lassen,  höchst  wert- 
voll, indem  sie  direkt  mit  anderen  Polypep- 
tiden reagieren.  Durch  Modifikation  der 
Methode,  indem  man  auf  der  einen  Seite 
die  Bromderivate  (C4Hg.GHBr.COGl),  auf 
der  anderen  Seite  die  Ester 

(NH2 .  CH2 .  GONH .  CH2 .  CO2C2H9) 

benutzt,   konnte   die    Synthese  bis  zu  den 
Heptapeptiden  ausgedehnt  werden. 

Der  Vortragende  glaubt,  daß  mit  der 
Synthese  der  Polypeptide  auch  die  Synthese 
der  Peptone,  der  Produkte  der  Magen- 
Verdauung,  gelungen  ist  Er  hält  beide  im 
Wesen  für  gleich  im  Hinblick  auf  ihre 
gleichen  Eigenschaften  und  besonders  auf 
das  gleiche  Verhalten  zu  dem  Pankreas- 
ferment  Die  Hydrolyse  durch  das  Pankreas- 
ferment  ist  außerordentlich  subtil,  so  daß 
man  die  synthetischen  Polypeptide  in  hydro- 
lysierbare  und  nicht  hydrolysierbare  trennen 
kann.  Alanylglycin  z.  B.  wird  gespalten, 
Olyeylalanin  nicht.  Racemische  Polypep- 
tide werden  asymmetrisch  hydrolysiert.  Ver- 
längert man  die  Polypeptidkette,  so  wird 
man  zu  Stoffen  gelangen,  die  sehr  wahr- 
sdieinlich  schon  die  Magenverdauung  er- 
kennen lassen  und  mit  den  Albumosen 
verwandt  sind.  Der  Vortragende  nimmt 
für  diese  eme  Kette  von  8  bis  15  Amino- 
säuren an. 

Besonders  aussichtsreich  erscheint  das 
Stadium  des  Seidenfibroin.  Durch 
Spaltung  mit  Salzsäure,  Trypsin  und  Baryt- 
hydrat wurde  bereits  aus  dem  Fibroin  ein 
ein  Dipeptid  erhalten,  es  gelang  jedoch  nicht, 
dasselbe    mit   synthetisch    dargestellten  ent- 


sprechenden Produkten  zu  identifiaeren.  In 
neuerer  Zeit  jedoch  wurde  aus  dem  Seiden- 
fibroin das  Diketopiperazin  (Glycylglycin- 
anhydrid)  gewonnen,  welches  als  identisch 
mit  dem  synthetischen  Produkt  erkannt 
wurde. 

Der  Vortragende  nimmt  für  die  eigent- 
lichen Proteine,  welche  noch  nicht  in 
dieser  Richtung  untersucht  wurden,  Ketten 
von  etwa  30  bis  40  Aminosäuren  an,  er  hofft, 
daß  es  weiteren  systematischen  vorsichtigen 
chemischen  Untersuchungen  gelingen  wird, 
die  Struktur  der  Eiweißstoffe  aufzuklären 
und  hält  eine  erfolgreiche  Durchforschung 
des  Gebietes  derselben  für  die  Biochemie 
von  fundamentaler  Bedeutung,  denn  mit 
dem  Geheimnis,  welches  noch  über  den 
Eiweißstoffen  schwebt,  würde  auch  das 
Rätselhafte    vieler    biochemischer     Prozesse 

schwinden.  Bit 

Ztsekr.  f.  angew.  Chem.  1906,  72. 


Ueber  die  Löslichkeit  der 
Fiknnsäure 

wird  m  Apotii.-Ztg.  1905,  1031  berichtet, 
daß  die  verschiedenen  Angaben  im  Schrift- 
tum nicht  übereinstimmen.  Verfasser  hat 
dieselben  nachgeprüft  und  veröffentlicht 
folgende  runde  Zahlen: 

1  Teil  Pikrinsäure  löst  sich  hälb^  Cm 
86  Teilen  Wasser 

9       »       Weingeist 
44       9      Aether 
50       »       Chloroform 
13       »      Benzol 
etwa  3000       »       PetroläÜier. 
Ganz  besonders  wird  hervorgehoben,  daß 
die  Angabe  in  MercK%  Index,  1  Teil  Pikrin- 
säure löse  sich  in  6,5  Teilen  Aether,  unzu- 
treffend sei.     Hierzu  bemerkt  E.  Cobet  auf 
Seite    1046,   daß    sich  die  Pikrinsäure  sehr 
wohl  in  letztgenanntem  Verhältnis  löst,  nur 
solle  man  einen  Tropfen  Wasser  zusetzen. 

*  Jodcbloroform, 

das  aus  1  g  Jod  und  10  ccm  Chloroform 
bereitet  wird,  ist  nach  Chassevant  (Presse 
m6dicale  1905,  845)  em  vorzüglicher  Ersatz 
für  Jodtinktur,  welcher  nach  Ansicht  des 
Verfassers  viele  Unannehmlichkeiten  anhaften 
sollen.  — /«— 


90 


Nahrungsmittel-iCheiiiie. 


Angebliche  Gesundheitsschäd- 
lichkeit von  Saponln 

betitelt  sich  ein  Artikel  in  Nr.  1  (1906)  der 
Deutschen  Nahrungsmittel  -  ßundschau, 
der,  an  eine  Warnung  der  Statthalterei 
Prag  vor  Verwendung  von  Saponin 
bei  Herstellung  von  Brausegetränken 
anknfipfendy  diese  fflr  manche  wenig 
gewissenhafte  Fabrikanten  lästige  Ver- 
ordnung mit  der  in  der  Deutsch. 
Nahrgsm.  -  ßdsch.  üblichen  Unentwegtheit 
bekämpft.  Der  Verfasser  jenes  Ela- 
borates wirft  Prof.  Brunner ,  durch 
dessen  Vortrag  auf  der  74.  Versamm- 
lung Deutscher  Naturforscher  und  Aerzte 
in  Karlsbad  dieses  Verbot  veranlaßt 
sein  soll 9  vor,  er  begründe  seine  Be- 
fürchtung in  bezug  auf  die  Giftwirkung 
des  Saponin  mit  Literaturangaben, 
welche  auf  falschen  Voraussetzungen 
beruhen.  Diese  kühne  Behauptung  fällt 
dem  Artikelschreiber  um  so  leichter, 
als  seine  eigene  Literaturkenntnis,  wie 
aus  dem  Artikel  hervorgeht,  nur  bis 
zu  den  Arbeiten  des  «bekannten  Pharma- 
kologen»  Flilckiger  reicht,  nach  dessen 
Forschungen  «das  eigentliche  Saponin 
für  den  menschlichen  Körper  indifferent, 
d.  h.  unschädlich  ist,  während  andere 
zur  gleichen  Gruppe  gehörende  Stoffe, 
wie  z.  B.  Sapotoxin,  die  Quillaiasäure, 
Gift  Wirkung  äußern  können».  Leider 
kann  der  Altmeister  der  Pharma- 
kognosie Flilckiger  y  der  bereits  seit 
einem  Decennium  verstorben  ist,  nicht 
mehr  selbst  gegen  den  Mißbrauch 
seines  Namens  protestieren,  der  hier, 
ich  will  annehmen  aus  Unkenntnis,  mit 
ihm  getrieben  wird. 

Sämtliche  Ungenauigkeiten,  Irrtümer 
und  die  daraus  gezogenen  Schlüsse  des 
betreffenden  Artikels  hier  zu  bericht- 
igen, dürfte  zu  weit  führen.  Es  möge 
nur  festgestellt  sein,  daß  alle  bis  jetzt 
physiologisch  untersuchten  Saponin- 
substanzen  toxisch  wirken,  mit  Aus- 
nahme des  für  die  Technik  wenigstens 
bisher  nicht  in  betracht  kommenden 
Gnajaksaponin ,  und  daß  es  durchaus 
an  einer  Methode  fehlt,   nach  welcher 


aus  giftigem  Saponin  unter  Er- 
haltung der  Schaumkraft  ein 
ungiftiges  gewonnen  werden 
kann.  Von  den  durch  Saponin- 
substanzen  bei  Einführung  in  den 
Magen  hervorgerufenen  Erscheinungen 
seien  erwähnt:  Räuspern,  Kratzen, 
Uebelkeit,  Erbrechen ,  Leibschmerzen, 
Durchfall.  Es  kommt  hier  allerdings 
in  betracht,  daß  viele  Saponinsubstanzen 
von  der  intakten  Magendarmschleim- 
haut nicht  resorbiert  werden,  so  z.  B. 
auch  die  aus  Quillaiarinde  hergestellten, 
während  andere,  wie  z.  B.  das  aus 
der  Kornrade  gewonnene  Saponin, 
leicht  aufgenommen  werden,  bn  Falle 
der  Nichtresorption  treten  zwar  auch 
immer  Reizerscheinungen  oben  be- 
schriebener Art  auf,  welche  aber, 
meistens  nach  Erbrechen,  verschwin- 
den. 

Ist  die  Magendarmschleimhaut  infolge 
leichter  Entzündung  oder  gar  Geschwür- 
bildung usw.  jedoch  nicht  intakt,  so 
erfolgt  eine  Resorption  des  Saponin 
und  als  Folge  können  die  schwersten 
Krankheitserscheinungen ,  Bewußtlosig- 
keit, tiefes  Coma  und  der  Tod  ein- 
treten. [Kobert,  Lehrb.  der  Intoxi- 
cationen;  von  Jaksch,  Die  Vergift- 
ungen.) 

Bei  der  Beurteilung  eines  Nahrungs- 
oder Genußmittels  ist  aber  nicht  nur 
sein  Verhalten  im  gesunden  Organis- 
mus maßgebend,  sondern  es  müssen 
auch  die  Wirkungen,  welche  es  in 
krankhaft  veränderten  Organen  hervor- 
ruft, in  erster  Linie  mit  in  betracht 
gezogen  werden.  Die  Verwendung  von 
Saponin  oder  saponinhaltigen  Extrakt- 
lösungen als  Schaumerzeugungsmittel 
in  der  Limonadenfabrikation  muß  des- 
halb, wenigstens  bis  auf  weiteres,  als 
unzulässig  angesehen  werden.  Daran 
können  auch  die  wenigen  physio- 
logisch einseitigen  Versudie  von  Dr. 
Lohniann  (Ztschr.  f.  öffenU.  Ghem. 
1902,  320)  nichts  ändern. 

Dr.  0.  May, 


91 


Die  „Sal"-Methode. 

HenoB  säurefreies  Verfahren  zur 
sohnellen    Fettbestimimmg    in    allen 

Milokarten. 

Das  Laboratorium  von  Dr.  N.  Oerber's  Co, 
m.  b.  H.  in  Leipzig  fibersendet  uns  eine 
MitteUnng,  die  wk  in  etwas  gekürzter 
Form  folgen  lassen: 

«Wenn  auch  die  alte  und  überall  be- 
währte Dr.  N,   Oerber's  Add-Bntyrometrie 


teilen  festgehalten  und  so  der  Ablesung 
entzogen  wurde.  Solche  und  andere 
störende  Erscheinungen  sind  bei  der  «Sal»- 
Methode  ganz  ausgeschlossen. 

Hinsichtlich  der  Schärfe  der  Ablesung 
dürfte  im  allgemeinen  die  «Sal» -Methode 
noch  über  der  Säure-Methode  stehen.  Wie 
bei  dieser  bildet  die  Trennungsfläche  im 
Gegensatz  zu  den  übrigen  Methoden  eine 
fast  horizontale  Ebene.  Ein  weiterer  nicht 
zu     unterschätzender    Vorteil     der     «Sal»- 


mfolge  ihrer  vielseitigen  Anwendbarkeit  und  «  ..    j     u     ux  •     j      rr«        j      a  u  «i- 
-^u    II      o    ju  u  1.1  u         •    ;i     u   Methode   beruht  m   der  Kürze  der  Arbeits- 

sehnellen  Handhabung  wohl  kaum  ie  durch !,  ,.         «x     a        l  ji        «  «^ 

,         Ol.    neu  11^  dauer,     die     mit     Ausnahme     der     Add- 

ern anderes  Schnellverfahren  voll  und  ganz !  d  *  4.  1.  .  j         w  n.  j 

.  .  u     '      ;>  j  «    A        j     ,  Butyrometne   von   kemer    anderen  Methode 

ersetzt   geschweige  denn  verdrSngt  werden !       ...     .,     t«i^  -xj-      ai 

-  ,    '   **  u     j        riu     -u  j  erreicht  wu-d.     Infolgedessen   ist  die  «Sal»- 
wird ,     wenn     auch     der     Chemiker     und  «.»^  j««m#  *        u 

V        w  lu     •«    L  j*        I  Methode   gerade   für  Massenuntersnchungen 

mandier     Molkereifachmann      aus     diesen  l.ox.x  .  jau? 

ri  -_j^^    A'     A  -Ali  4 A  •       I    «n    -u    I  äußerst  geeignet,  zumal  wenn  das  Arbeiten 

Gründen   die  Acid-Butyrometne  als  für  ihn '.    ,        ^     ^      '      ,       1    •  ^      a   u-xi.  1 
...,.,.,•'        j  .  ,  m  den  von  uns  neu  konstnuerten  SchütteN 

einzig    m  betracht   kommend   ansehen  und  *   1 1  *  <)         Ah 

daher  jedes  andereVerfahren  als  überflüssig  be-  ^    .      ,.      «.  .  f,   ....         n  '  ju  u 

.,   *         .  .  u  L        J3    1.  ^^'^    die    Einfachheit    ihrer    Handhabung 

zeichnen    wird,     so    haben    doch    an    uns       .  , .    .^  t^.       «  i     m#  au  ^ 

^•k*j.A«  j      tir       u        u«        spricht    für  sie.     Die    «Sal» -Methode    ver* 

genehtete  Anfragen  den  Wunsch  nach  emer  .'^    .  •      m  1.«       ^ 

-  «.         WAUj;]       A  ri    langt  nur  eine  Tempenerung  von  kürzester 
säurefreien    Methode    dargetan.      Es  ^^  u       1  u  u  n    *•      *u  -^ 

..  j •     I  *  *      u  -i.  u'  A        A       Dauer,  nach  welcher  man  mit  Bestimmtheit 

smd  zwar  m   letzter  Zeit   verschiedene  der-       .     \  n  x»  j-       t  «  a      d*     'r 

artige   SchneUfettbeBtimmnngsverfahren   auf- ,  »°*,,  «"•«  voltettodige  Lösung  der  E.weüJ- 


getaucht,  jedoch  fanden  diese  entweder  in- 
folge ihrer  vielfach  umständlichen  Hand- 
habung oder  ünzuverlässigkeit  der  Resultate 
keinen  Anklang. 

Alles   dies   veranlaßte    uns   ebenfalls   an 


Stoffe  rechnen  kann.  Es  ist  selbst  jedem 
Laien  möglich,  an  Hand  der  Gebrauchs- 
anweisung nach  dieser  Methode  sofort 
richtige  Resultate  zu  erhalten. 

Die  Arbeitsweise  nach  der  «Sal»- 


_.  .Methode    ist  kurz   folgende:     Man   füllt  in 

die  Ausarbeitung   emes  besseren  säurefreien !  ^j^    Butyrometer    genau    in    nachstehender 
Verfahrens   heranzutreten.      Hierbei  b&ttenj  j^^y^gj^f^j^^. 
wir    das  Ziel    im  Auge,    nicht    allein    eine! 


znverlftasige  und  für  die  Praxis  geeignete 
Methode  zu  schaffen,  sondern  dieselbe  auch 
möglichst  der  bereits  bei  der  Add- 
Butjrometrie  gebräuchlichen  Apparatur  an- 
zupassen und  so  einem  jeden  Besitzer  von 
Dr.  N.  Oerber'B  Original -Apparaten  ohne 
große  Kosten  die  Einführung  dieser  säure- 
freien Methode  wesentlich  zu  erleichtem. 
Die  Methode  ist  bereits  zum  Patent  ange- 
meldet Bei  derselben  fällt  dem  Aetzalkali 
die  Hauptaufgabe  an  der  Lösung  des 
Kasein  zu*  Zugleich  wollen  wir  hier 
hervorheben^  daß  die  von  uns  benutzten 
Chemikalien  nicht  mit  denen  anderer 
Methoden  identisch  sind.  Der  Uebelstand, 
welcher  den  säurefreien  Methoden  bisher 
anhaftete^  daß  nicht  alle  Eiweißstoffe  gelöst 
wurden^  barg  die  Gefahr  in  sich,  daß  beim 
Zentrifugieren  bisweilen  em  Teil  der  Fett- 
trOpfchen   von  den  nicht  gelösten  Bestand- 


1 1  ccm  Sal-Lösung  1  alles  auf 

0,6    »    Butyl    (Isobutylalkohol)   letwalöoo 

10    »    gut  durchmischter  Milch  temperiert 

verschließt  dieselben  mit  trockenen,  gut 
sitzenden  Gummizapfen  und  dreht  dieselben 
soweit  hinein,  daß  die  Flüssigkeit  bis  In 
das  obere  Drittel  der  Skala  hinaufreicht, 
hierauf  schüttelt] man  (Stopf eu  nach  oben 
gerichtet)  den  Inhalt  der  Butyrometer  unter 
dreimaligem  Stürzen  der  letzteren  kräftig 
durch  (diese  Manipulation  beansprucht  etwa 
Y2  Min.);  wobei  vor  allen  Dingen  darauf 
zu  achten  ist,  daß  vor  dem  jedesmaligen 
Schütteln  die  Flüssigkeit  vollständig  nach 
unten  geflossen  ist  und  das  Skalenrohr 
ausgefüllt  hat.  Die  Butyrometer  gelangen 
nun  *  in  ein  Wasserbad  von  etwa  45^  (7 
und  ü' verbleiben  darin  3  Minuten,  worauf 
man  durch  ein  kurzes  Schütteln  und  darauf* 
folgendes  zwei-  bis  dreimaliges  Stürzen  der 


93 


Bnt3rrometer  die  Flüssigkeit  nochmals  gut 
durchmischt.  Die  But3rrometer  werden  als- 
dann 2  bis  3  Minuten  mit  800  bis  1000 
Touren  in  der  Minute  zentrifugiert  und 
nach  nochmaligem  kurzen  Einstellen  in  das 
Wasserbad  von  annähernd  45^  C  in  be- 
kannter Weise  abgelesen. 

Für  Mager-  wie  andere  fettarme 
Milchen  kommt  bei  der  Ablesung  stets 
der  mittlere  Meniskus  in  betracht  und  nichts 
wie  bei  VollmilcheU;  der  untere. 

Zur  Beurteilung  der  Verwendbarkeit  und 
Genauigkeit  der  «Sal»- Methode  lassen  wir 
das  Ergebnis  von  Untersuchungen  folgen, 
die  mit  verschiedenen  Milchen  nach  der- 
selben ausgeführt  worden  sind;  zum  Ver- 
gleiche fügen  wir  die  entsprechenden  nach 
der  Acid-Butyrometrie  erlangten  Werte  hinzu. 
(Die  angef ührten Werte  stunmen  mit  denjenigen 
der  Acidbutyrometrie  gut  überein,  auch  bei 
Milch ,  die  mit  Ealiumdichromat  oder 
Formalin  konserviert  war.    Schrifileitung.) 

Eine  große  Anzahl  Beleg- Analysen  aus 
den  verschiedensten  Laboratorien  stehen 
allen  Interessenten  zur  Verfügung  und 
werden  demnächst  in  einschlägigen  Fach- 
blättem  publiziert.  Wir  wollen  nur  noch 
hinzufügen,  daß  die  Fettabsdieidung,  welcher 
Art  auch  die  Milch  sei,  stets  eine  scharf 
ablesbare  ist,  und  daß  Propfenbildungen  so 
gut  wie  ausgeschlossen  sind. 

Zum  Schlüsse  wollen  wir  noch  hervor- 
heben, daß  es  keineswegs  in  unserer  Ab- 
sicht liegt,  Dr.  N.  Oerber^B  universell 
gewordene  Add-Butyrometrie,  welche  m 
letzter  Zeit  bei  verschiedenen  internationalen 
Kongressen  als  eine  sog.  Standard-  oder 
Normal -Fettbestimmungs- Methode  für  Milch 
empfohlen  wurde,  zu  Gunsten  der  tSal»- 
Methode  aufzugeben.  Wir  bezwecken 
lediglich  nur  Denjenigen,  welche  an  dem 
Arbeiten  mit  Säuren  wie  auch  beim  Laktokrit 
usw.  Anstoß  nehmen,  mit  der  Einführung 
einer  sicheren  säurefreien  Methode  einen 
Ersatz  für  die  Säure  -  Methoden  zu  bieten.» 


Das  Emmerioh'sohe] 
Fleischkonservierungsverfahren 

hat  Agerth  nachgeprüft,  ohne  zu  einem 
abschließenden  Resultat  zu  gelangen.  Wohl 
hielt  sich  das  mit  der  Essenz  von  der  Dauer- 
fleischgesellschaft, welche  das  Patent  von 
Prof.  Emmerich  erworben  hat,  behandelte 
Fleisch  14  Tage  lang  gut,  aber  das  nicht 
behandelte  Fleisch  zeigte  sich  infolge  gün- 
stiger Temperatur  auch  noch  nicht  verdorben. 
Das  Verfahren  nach  Emmerich  besteht 
darin,  daß  man  mit  Hilfe  einer  Art  Irrigators 
die  großen  Blutgefäße  der  Fleischstücke  mit 
einer  Essigsäurelösung  ausspült,  da  Verfasser 
nachgewiesen  hat,  daß  die  Einwanderung 
der  Fäulniserreger  hauptsächlich  von  den 
Blutgefäßen  aus  erfolgt.  Nach  2  Tagen 
verschwinden  in  dem  so  behandelten  Fleisch 
Geruch  und  Geschmack  nach  Essigsäure. 
Bei  einer  nach  einem  Tage  angestellten 
vergleichenden  Kochprobe  mit  einem  be- 
handelten und  einem  nicht  behandelten 
Fleischstück  ließ  sich  kaum  ein  Unterschied 
im  Geschmack  wahrnehmen. 

Ztschr.   f.    üntersuoh,   d.  Nähr.-  u.    Qenuß- 
mittel  1905,  X,  609.  — <fc/. 


Zusatz   von  Salicylsäure   zu  Fruchtsäften 

ist  nach  eiDem  Urteil  dei  6.  Strafkammer  des 
BerÜDer  Landgerichts  I  (vom  4.  Februar  1905) 
eine  Verfälschung  im  Sinne  des  §  10  des 
N.-M.-Q.  Dieses  urteil  ist  unter  dem  16.  Mai 
1905  vom  preußischen  Kamroergericht  be- 
stätigt worden.  (Es  handelte  sich  um  Zitronen- 
und  Himbeersaft.)  P.  S. 


KttnstUeher  Portwein  darf  nach  einem 
Urteil  des  Hamburger  Landgerichts  nur  als 
«Kunstwein»  deklariert  feilgehalten  oder  ver- 
kauft werden,  da  andernfalls  ein  Vergehen 
gegen  §  10  des  Nahrungsmittelgesetzes  be- 
gangen wird.  Nach  §  3  Nr.  3  des  Weingesetzes 
ist  die  Herstellung  von  ausländischen 
Dessertweinen  aus  Rosinen  gestattet,  wenn  der 
Betrieb  bei  der  zuständigen  Behörde  angemeldet 
ist.  P.  S. 

Zum  Nachweis  Ton  Leintfl  in  NußOl  benutzt 
G.  Ralphen  (Ohem.-Ztg.  1903,  Rep.  197)  eine 
Lösung  von  Brom  in  Tetrachlorkohlenstoff,  die 
im  Augenblicke  der  Anwendung  hergestellt 
wird,  durch  Zusatz  von  soviel  Brom,  daß  das 
Volumen  des  Tetrachlorkohlenstoffe  sich  um 
die  Hälfte  yermehrt.  Dann  wird  0,5  com  Nußöl 
in  10  ccm  Aether  gelöst  und  1  ccm  der  Brom- 
lösung zugefügt,  gemischt  und  in  ein  Wasser- 
bad  von  25^  C  eingestellt.  Ist  Leinöl  vor- 
handen, so  tritt  in  weniger  als  2  Minuten  eine 
Trübung  und  Dunkelfärbung  der  Probe  ein. 

--he. 


93 


Th«rap«utisoh«  Hitteilungsiii 


von  Schlafmitteln 

in  denjenigen  FiÜlen,  wo  eine  sonstige  Ver- 
abreiehnng  schwer  durchführbar  ist^  kann 
durch  Isoprai  (Trichlonsopropylaikohol) 
ermöglicht  werden.  Das  Isoprai  (Farben- 
fabriken vorm.  Friedr,  Bayer  <Sb  Co.  in 
Eiberfeld),  das  ähnlich  wie  Eampher  bei 
gewöhnlicher  Temperatur  schon  flüchtig  ist, 
wurde  von  Förster  in  folgender  Mischung 
angewendet:  Ricinusöl  und  absoluter  Alkohol 
je  10  g,  Isoprai  30  g.  Die  notwendige 
Menge  wird  auf  die  Körperhaut  (Oberarm 
oder  Oberschenkel)  eingerieben  und  dann 
die  Haut  mit  Guttapercha  bedeckt.  Diese 
Bedeckung  bleibt  1  bis  1^2  Stunden  liegen. 
Reizerscheinungen  treten  so  gut  wie  gar 
nicht  auf,  örtliche  Gefühlsstörungen  wie 
taubes  Gefühl  verschwanden  sehr  bald. 
Sonstige  Nachwhrkungen  bei  der  Anwendung 
des  Mittels  bleiben  aus.  Nur  Gaben  über 
2^5  bis  3,0  g  haben  schlafmachende  Wirk- 
ung. Müdigkeit  und  Schlaf  soll  in  der 
Regel  nicht  vor  Ablauf  von  Y2  bis  2  Stunden 
antreten  und  verschieden  lange  anhalten, 
durchschnittlich  4  bis  7  Stunden.  Bei  ünruhe- 
Kustftnden  muß  man  mit  der  Gabe  auf  4 
bis  5  g  steigen.  Dse  Versuche  Förster's 
sind  noch  nicht  abgeschlossen.  a,  Rn, 
Müneh.  Med,    Wochensckr.  1905,  Nr.  20. 


Zur  Unterscheidung 

des  Heuasthma  von  anderen 

Asthmaformen 

benutzt  Alfred  Wolff  (Berl.  Klin.  Wochen- 
schrift 1906,  25)  ein  Extrakt  des  Pollen- 
gifteS;  das  er  durch  Verreiben  von  Pollen- 
kömern  in  physiologischer  Kochsalzlösung 
gewinnt.  Wird  dieses  Extrakt  Heufieber- 
kranken in  den  Augenbindehautsack  geträufelt^ 
so  tritt  sehr  bald  darauf  eine  sehr  starke 
Buldge  Schwellung  der  Bindehaut  ein^  es 
entwickelt  sich  starkes  Tränen  und  hefüges 
Niesen.  Nach  etwa  zwei  Stunden  pflegen 
diese  Erscheinungen  wieder  verschwunden 
zu  sein.  Bei  Nichtheufiebergiftempfindlichen 
macht  sich  dagegen  nur  ein  leichtes  Brennen 
bemerkbar.  —t»—. 


Loewe'8  Alkohol-Silbersalbe 

ist  eine  Kombination  von  Cred^Bcher  Silber- 
salbe mit  Alkohol,  die  nach  Versuchen  der 
chemischen  Fabrik  Helfenberg,  Aktiengesell- 
schaft, vormals  Eugen  Dieterich  in  Helfen- 
berg  für  längere  Zeit  haltbar  hergestellt 
wird.  Die  Anwendung  der  Salbe  ist  nach 
Loewe  eine  einfache.  Mit  dem  Spatel  oder 
Löffelstiel  wird  sie  messerrückendick  und 
gleichmäßig  auf  die  gut  gereinigte  Haut 
gestrichen^  dann  bedeckt  man  die  Stelle  mit 
einer  doppelten  Schicht  Verbandmull^  über 
diese  Schicht  kommt  ein  wasserdichter  Stoff, 
um  die  Salbe  vor  Verdunstung  zu  schützen. 
Eine  dünne  Schicht  Watte  und  ^e  Mull- 
binde oder  eine  Flanellbinde  allein  schließt 
den  Verband  ab.  Dieser  Verband  muß 
täglich  ein-  bis  zweimal  erneuert  werden. 
Etwa  eine  Viertelstunde  nach  der  Anlegung 
des  Verbandes  macht  sich  ein  lebhaftes 
Wärmegefühl  bemerkbar,  welches  sich  etwa 
eine  halbe  Stunde  bis  zum  Höhepunkt  ent- 
wickelt, um  in  etwa  einer  Stunde  abzu- 
klingen. Mit  der  Zunahme  des  Wärme- 
gefühls geht  eine  Abnahme  der  Schmerzen 
und  eine  wohltätige  Beeinflussung  des  Allge- 
meinbefindens einher. 

Die  Voraussetzung  der  hervorragend 
antiseptischen  Wirkung  konnte  auch  R,  Weiß- 
mann  in  lindenfels  in  15  Beobachtungs- 
fällen bestätigen,  namenüich  bewährte  sich 
die  Alkohol-Silbersalbe  gequetschten  und 
vernachlässigten  Wunden  gegenüber,  und 
die  Anwendung   war  dabei  äußerst  einfach. 

A&r%tl.  Rundschau  1905,  Nr.  30.     A.  Rn. 


Gegen  Schnupfen 

empfiehlt  L.  Maget  in  Presse  m^dicale  1905, 
803  ein  drei-  bis  viermaliges,  je  5  Minuten 
dauerndes  Einatmen  von  Wasserstoffperoxyd- 
dämpfen,  nicht  Sprühung.  Die  Flüssig- 
keit muß  sieden.  Am  anderen  Morgen 
soll  der  Schnupfen  verschwunden  sem.  Bei 
völlig  verstopfter  Nase  soll  die  Nasenschleim- 
haut vorher  mit  Adrenalinlösung  (1 :  1000) 
werden,  wodurch  die  Nase  für  die  Dämpfe 
freier  wird.  Chronischer  Schnupfen  bedarf 
zur  Heilung  längere  Zeit.  —tx.— 


94 


BflohsrsohaH« 


Vorscluriften  zur  Selbstbereitnng  pharma- 
oeuÜBoher  Handverkaufs  -  Spezial- 
itäten. Im  Anftrage  des  hessischen 
Apotheker  -  Vereins  herausgegeben  von 
Julius  Scriba.  1905.  Druck  und 
Verlag  von  Fr.  Meisbach  in  Sobem- 
heim. 

Die  Grandzüge  und  der  umfang  des  Unter- 
nehmens sind  von  einer  Kommission  hessischer 
Apotheker  unter  dem  Vorsitze  von  Medizinalrat 
Dr.  Vogt  in  Butzbach  aufgestellt  worden;  die 
Aufstellung,  Ausarbeitung  und  Erprobung  der 
Vorschriften  hat  Apotheker  Jidiua  JSeriba  aus- 
geführt. 

Die  Inhalts -Angabe  teilt  die  Vorschriften  ein 
in  solche  zur  Gesuodheits-  und  Krankenpflege, 
für  Nähr-  und  Genußmittel,  technische  und 
Haushaltungsartikel ,  Tierheilmittel ,  ToUette- 
artikeL 

Die  Vorschriften  -  Sammlung  ist  sehr  reich*^ 
haltig  und  vielseitig;  sie  ist  als  eine  sehr  ge- 
diegene zu  bezeichnen  und  den  Kollegen 
bestens  zu  empfehlen ;  wohl  Jeder  wird  beim 
Durchsehen  des  Büchelchens  verschiedene 
Spezialitäten  finden,  deren  Einführung  ihm,  in 
Hinsicht  auf  die  schon  erfolgte  Nachfrage, 
zweckmäßig  und  aussichtsvoll  erscheinen  wird. 

Erleichtert  wird  die  Einführung  der  Spez- 
ialitäten ganz  bedeutend  dadurch,  daß  zu 
J*eder  derselben  Etiketten,  Umschläge  oder 
Packungen  usw.  vorrätig  sind.  Dieselben  sind 
von  der  Firma  Fr,  Melabaeh  in  Sobernheim 
zu  beziehen.  Der  Vorschriften -Sammlung  ist 
eine  ausführliche  Preisliste  darüber  an^^ehängt. 
Die  uns  als  Muster  eingesandten  Etiketten, 
Kartons  usw.  sind  durchgehend  sehr  geschmack- 
voll und  ge&llig,  sowie  sauber  ausgeführt.   8. 


Chemiker-Kalender  1906.  Ein  Hilfsbnch 
für  Chemiker,  Physiker ,  Mineralogen, 
Industrielle ,  Pharmazeuten ,  Hütten  - 
männer  usw.  Von  Dr.  Rudolf  Bieder- 
mann, In  zwei  Teilen.  27.  Jahr- 
gang. Berlin  1906.  Verlag  von 
Julius  Springer.    Preis:  4  Mark. 

Der  allbekannte  BiedermantCwihQ  Chemiker- 
Kalender  hat  sich  auf  der  Höhe  wissenschaft- 
licher Forschung  erhalten  und  steht  inhaltlich 
den  neueren  größeren  Tabellen  werken,  auch  auf 
physikalisch  -  chemischem  Gebiete,  nicht  nach. 
Bei  der  Maßanalyse  (I.  Teil)  ist  je  eine  Ta- 
belle über  den  Wert  von  Normalsäuren  und 
Normalalkalien  aufgenommen  worden  und  die 
Gasanalyse  hat  eine  Erweiterung  erfahren 
dnroh  die  Bestimmung  von  Kohlensäure  und 
Kohlenoxyd  in  der  Luft,  ferner  durch  die  Ana- 


lyse von  Leuchtgas  und  eine  kurze  Abhandlung 
über  Schlagwetter. 

Im  II.  Teil  finden  wir  als  neu  eine  Beschreib- 
ung der  Mokr'WesiphaJrBfih&ii  Wage,  des  von 
Osttoald  abgeänderten  SprengeTBoheü  Pykno- 
meters, der  JoÜy^Bohea  Federwage  und  des 
Hydrometers.  Der  Abschnitt  über  Miloh- 
untersuchung  ist  leider  der  neueren  Praxis 
noch  nioht  angepaßt  worden,  was  hoffentlioh  in 
der  nächsten  Auflage  gesohieht 

Im  übrigen  soll  nur  nochmals  auf  die  Beioh- 
haltigkeit  und  auf  die  Fülle  von  wichtigen  An- 
^ben  und  erprobten  Vorschnften  für  die  chem- 
ische Praxis  hingewiesen  sein.  Süfi. 


Erklärung  der  teclmischen  Prüfnngs- 
methoden  des  Dentsehen  Arznei- 
buchos  IV.  Von  Prof.  Dr.  Oeorg 
Heylj  Obermedizinalrat  in  Darmstadt. 
2.  Auflage.  Berlin  1905.  Selbstverlag 
des  Deutschen  Apotheker- Vereins.    Preis: 

60  Pf. 

Die  Broschüre  dient  dem  praktischen  Apo- 
theker und  allen  in  der  Ausbildung  begriffenen 
Pharmazeuten  als  ein  zuverlässiger  und  recht 
brauchbarer  Leitfaden  bei  der  Durchführung 
der  Prüfungsmethoden  des  D.  A.-B.  IV.  iS 
werden  Schmelzpunkt-  und  Siedepunktbestimm- 
ung,  ferner  Bestimmung  des  spec.  Gew.,  der 
Alkaloide,  der  Säure-,  Ester ,  Verseifungs-  und 
JodzahL  des  Senföls,  sowie  acidimetrische , 
alkalimetrische  und  jodometrische  Bestimm- 
ungen, Fällungsanalysen  und  sonstige  Gehalts - 
bestimmungen  unter  Anfügung  praktischer 
Hinweise  und  tabellarischer  Uebersichten  be- 
sprochen. Ein  reichhaltiges  Literaturverzeichnis 
gibt  dem  Praktiker  und  Lernenden  einen 
Fingerzeig,  um  sich  eingehender  mit  den  ein- 
zelnen Gegenständen  befassen  zu  können.  An 
Hand  vorliegender  Broschüre  wird  die  analyt- 
ische Tätigkeit  im  Apothekenlaboratorium 
wesentlich  erleichtert  und  gefördert  werden. 

Süß, 

Preislisten  sind  eingegangen  von : 

Carl  Sack  in  Berlin  über  Bilfemittei  zur 
Krankenpflege,  Verbandstoffe,  pharmazeutische 
Bedarfsartikel.      

Muster  sind  eingegangen  von : 

Chemische  FabrSc  Helfenberg  A. -G.  vorm. 
Eugen  Dieterich  in  Helfenberg  imd  zwar  ver- 
schiedene feine  Liköre  (s.  B.  Benediktiner, 
Kakao-,  Pomeranzenlikör,  Danziger  Goldwasser 
usw.),  Rotwein  -  Punsch -Essenz  (fein 
aromatisiert),  Eau  de  Cologne  von  nach- 
haltigem Duft,  Räucherpapier  (sehr  aus- 
giebig), Englisch -Pflaster -Taschenalma  nach 
usw. 


95 


Verschiedene  Hitteilungeii^ 


LufterfriBchungspastillen. 

Naeh  Pharm.  Ztg.  1906,  18  werden 
weißer  Ton  und  Infusorienerde  gepulvert, 
mit  soviel  Wasser  befenchtet,  daß  eine  Pasta 
«ntBtehty  und  zn  beliebig  gestalteten,  ge- 
färbten, verzierten  oder  bedruckten  Pastillen 
gepreßt  Nach  dem  sorgfältigen  Trocknen 
werden  sie  je  nach  Bedarf  bei  hoher  Tem- 
peratur gebrannt  zur  Verleihung  der  nötigen 
Haltbarkeit  und  Porosität.  Alsdann  werden 
sie  mit  aromatischen  Stoffen  (Waldduft- 
«xtrakt  usw.)  durchtränkt.  Letztere  werden 
allmählich  an  die  umgebende  Zimmerluft 
bis  auf  den  letzten  Rest  abgegeben.  Eine 
'der  Größe  des  Zimmers  entsprechende  An- 
zahl Pastillen  ist  auf  Tische  und  Möbel  zu 
verteilen.  —te— 


Blakene  Store  Pollsh  =  Ofenschwärze,  be- 
steht aus: 

51,9  pCt  Petroleumbeozio, 
5,7  pCt  Harz, 
27,8  pOt  Ruß  und  Graphit, 
14,6  pCt  Asche.  P, 

Ztsekr.  f.  ZoUtoesen  u.  Reiekasieuem  1904,  25. 


Sohlcnzement  ist  eine  graubranne  Flüssigkeit 
von  sinipartiger  EonsisteDZ  und  besteht  aus 
einer  Auflösung  von  Kautschuk  in  Benzin.      P. 

Ztschr.  f.  Zollwesen  u.  Reiehsetettem  1905,  26. 

Deutsche    Fharmazentischo    Oesellschaft. 

Tagesordnung  für  die  am  1.  Februar  1906, 
abends  8  ühr,  im  Restaurant  «Zum  Heidel- 
berger», Berlin  N.  W.,  Dorotheenstraße  statt- 
findende Sitzung: 

Herr  Dr.  J.  Koehs^  Berlin:  Die  wichtigsten 
neuen  Arzneimittel  aus  dem  Jahre  1905. 


Briefwechsel. 


Apoth.  Dr.  M.  in  D.  Die  Obst-  und 
Beerenweine  gehören  in  Sachsen  nach  einer 
ministeriellen  Entscheidung  zu  den  weinähn- 
lichen Getränken;  die  betreffenden  Keltereien 
sind  also  zu  revidieren.  Weinpunsch- Essenz 
gehört  auf  Grund  gerichtlicher  Entscheidung 
zu  den  weinhaltigen  Getränken;  die  Essenz 
fällt  demnach  in  gewisser  Beziehung  eben- 
falls unter  das  Weingesetz.  P.  S. 

Nahrungsm.  -  Chem.  Dr.  IL  in  B.  Es  ist 
zweifellos  im  §  10  des  Nahrungsmittelgesetzes 
«ine  Lücke  vorbanden,  da  es  nicht  möglich  ist, 


auf  Grund  dieses  Paragraphen  eine  Verurteilung 
herbeizuführen,  wenn  Maisstärke  an  Stelle 
von  Weizenstärke  oder  Se s  a  m  ö  1  anstatt  Oliven- 
öl vom  Verkäufer  abgegeben  wird.  Hier  hegt 
weder  eine  Verfälschung  noch  eine  Nachmach- 
ung vor.  Ist  der  geforderte  Preis  ein  ange- 
messener, so  fällt  auch  der  Betrugsparagraph 
fort  und  unlauterer  Wettbewerb  wird  nur  auf 
Antrag  der  Interessenten  verfolgt.  Man  hätte 
im  N.-M.-G.  auch  die  Abgabe  minderwertiger 
Naturprodukte  an  Stelle  höherwertiger  unter 
Strafe  stellen  sollen.  P.  S. 


Von  dem 


arachtrag^  1005 


zum 


Verzeichnis  der  nenen  Arzneimittel 

mach  ihren  im  Handel  üblichen  Namen,  sowie  nach  ihrer  wissenschaftlichen  Bezeichnung 

von  Hugo  Mentzel 

—  Pharmacentische  Oentralhalle  190&,  No.  32  bis  50  — 

sind  SondCPdbdPUCkc  hergestellt  worden;  dieselben  sind  mit  einem  steifen  Um- 
schlag versehen  worden,  so  daß  sie  die  für  den  täglichen  Gebrauch  erforderliche  Widerstands- 
fähigkeit haben. 

Dieselben  sind,  soweit  der  kleine  Vorrat  reicht,  gegen  vorherige  Einsendung  von 
1  Mk.  50  Pf.  mittels  Postanweisung  (10  Pf.)  durch  die  Geaoliftftflfltelie  (Sehandauer 
i9tr«flfle  43)  zu  beziehen. 

Von  dem  Haupt-Verzeichnis 

—  Pharmacentische  Centralhalle  1902,  Nr*  21  Ms  89  — 

sind  noch  einige  Stück  mit  steifem  Umschlag  vorhanden  und  gegen  Einsendung  von  9  Mk.  50  Pf. 
2u  beziehen. 

Verleger;  Dr.  A«  Sehneld«*.  Dresdea  und  Dr.  P.  SAB  Dreiden-BlMewiti. 

Verantwortlicher  Leiter:  Dr.  P.  SäB,  Dresden-Blasewitz. 

Im  Baelihaodel  dnrob  Jallae  Springer,  B«riin  N*.  MonbiJoapUti  8. 

Druck  Ton  Fr.  Tittel  Naehf.  (Knnath  A  Mahlo),  Dresden. 


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OegiUDdet  1844. 

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Bakteriologie,  Fharmacie   und  ver- 
wandte Zweige. 

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Heraii8g:egeben  von  Dr.  A.  Schneider  und  Dr.  P.  Saes. 

Zeitschrift  fflr  wisseiiBchaftliche  nnd  geschäftliche  Interessen 

der  Pharmacie. 

GfegrQndet  von  Dr.  Hermann  Hager  im  Jahre  1859. 

Erscheint  jeden  Donnerstag. 

Bezugspreis   vierteljährlich:  durch  Buchhandel  oder  Post  2,50  Mk.,  durch  Geschäfts- 
stelle im  Inland  3,—  Mk.,  Ausland  3,50  Mk.  —  Einzelne  Nummern  30  Pf. 

Anzeigen:  die  einmal  gespaltene  Elein-Zeile  30  Pf.,  bei  gröPeren  Anzeigen  oder  Wieder- 
holungen Preisermäßigung 
Leiter  der  1  Dr.  Alfred  Schneider,  Dresden- A.  21;  Schandauer  Str.  43. 
Zeitschrift:  J  Dr.  Paul  Süß,  Dresden-Blasewitz;  Gustav  Freytag-Str.  7. 
GeeehSIlsstelle:  Dresden- A.  21;  Schandauer  Straße  43. 


M  6. 


Dresden,  8.  Februar  1906. 


Der  neuen  Folge  XXVII.  Jahrgang. 


XLVIL 

Jahrgang. 


Inhalt :  Chemie  «nd  Phmrmaeie:  Formaldehyd.  -  Zu  dem  Auftatie  Formaldehyd.  —  Neue  amerikanische  Pharma- 
kopoe. ^  Neue  Anneim'ttel.  —  Laote hacillin.—  Auslegung  pharmazeutischer  Gesetze.  —  KOrber's  Heilprftparat  fßr 
Langentuberkuloae.  Darstellung  Ton  Oleum  Hyoscyami  und  Oleum  nucum  Juglandis.  —  Llnimentum  there- 
binthinatnm.   —   Ph«rmakogiio0tiflohe  Uitteilangen.  -   Therapeotische  MiUeilangeo.  —  Bflehersohan.  — 

Yenohledene  MltteilnoKen.  —  BrlefwechBel. 


Chemie  und  Pharmacie. 


Formaldehyd. 

Eine  Monographie  yom  chemisch  •  pharmazeut- 
ischen Gesichtspunkt  unter  besonderer  Berück- 
sichtigung der  neuesten  Errungenschaften 

von  Dr.  Älbin  Sirickrodt, 

(Schluß  Yon  Seite  82.) 

In  neuster  Zeit  hat  Fred,  Bonnet^^) 
die  charakteristische  Farbreaktion,  wel- 
che Formaldehyd  mit  einer  Morphin- 
schwefelsänre  gibt,  zur  qaalitaliyen 
nnd  auch  quantitativen  Bestimmung  der- 
selben in  Nahrungsmitteln  herangezogen. 
Eine  Losung  von  0,35  g  Morphin  in 
100  ccm  kalter  konzentrierter  Schwefel- 
säure vom  spez.  Qew.  1,84  gibt  mit 
Formaldehyd  eine  je  nach  seiner  Menge 
yon  rosa  bis  dunkelblau  yarürende 
Färbung.  Zur  quantitativen  Be- 
stimmung des  Formaldehyds  z.  B.  in 
Milch  bereitete  sich  Bonnet  Vergleichs- 
flössigkeiten  im  Verhältnis 

J^)  Jouni.  ehem.   Soc.   Vol.  XXVII,  601/605. 


4 :  1000  :  10000: 100  000 :  1000000 

Formalin  :  Milch  und  verglich  mit  den 
in  diesen  durch  Morphinschwefelsäure 
hervorgerufenen  Färbungen  die  der  zu 
untersuchenden  Milch,  wobei  schon  die 
Zeit,  in  welcher  die  Farbenbildung  auf- 
trat, ihm  Anhaltspunkte  für  den  Qehalt 
gab.  Er  will  so  noch  1  Teil  Form- 
aldehyd in  250  Teilen  Milch  nachge- 
wiesen haben  und  hat  fär  seine  quan- 
titativen Bestimmungen  besondere  Ta- 
bellen aufgestellt. 

Ein  anderes  Reagens,  welches  es 
ebenfalls  gestattet,  den  Formaldehyd 
auf  kolorimetrischem  Wege  zu  be- 
stimmen, ist  das  Le&6m'sche^^).  In 
40  bis  50  proc.  Natronlauge  werden 
5  pCt  Resorcin  gelöst.  Gleiche  Volumina 
des  Reagens  und  der  zu  prüfenden 
Flüssigkeit  werden  eine  halbe  Stunde 
lang   zum   Sieden   erhitzt.     Eine   ent- 

:3;  Pharm.  Ztg.  1886,  S.  681. 


98 


stehende  Rotfärbung  zeigt  Formaldebyd 
an.  Verschiedene  Autoren  haben  dann 
noch  andere  Reaktionen  auf  Form- 
aldehyd angegeben: 

Jorisson  verwendet  Phloroglucin, 
Famsteiner^^)  Metaphenylendiamin, 
Neuberg  i^)    salzsaures    Dihydrazino- 

diphenyl, 
Hehner^^)  eine  verdünnte  Phenollösung 

und  konzentrierte  Schwefelsäure, 
Manget  und  Marion^'^)  Amidophenol, 
Ut%^^)  Vanillinsalzsäure  und 
Therenon  ^^)    schwefelsaures    Methyl- 

paraamidophenol  (Metol). 

Alle  diese  soeben  angeführten  Reak- 
tionen können  natürlich  mehr  oder 
weniger  überhaupt  zum  qualitativen 
Nachweis  von  Formaldehyd  Verwendung 
finden.  In  vielen  Fällen  dürften  jedoch 
die  Identitätsreaktionen  des  Deutschen 
Arzneibuches  genügen. 

Was    nun    die    quantitativen    Be- 
stimmungsmethoden anbelangt,  so 
sind    bis   jetzt   deren  26  verschiedene 
veröffentlicht  worden  und  zwar: 
1  gasvolumetrische, 
7  gewichtsanalytische, 
16  maßanalytische  und 
2,   welche    sowohl   gewichts-    als 
auch  maßanalytisch  ausgeführt  werden 
können. 

Rubrizieren  wir  dieselben  nach  den 
verschiedenen  Eigenschaften  des  Form- 
aldehyds, auf  welchen  dieselben  beruhen, 
so  erhalten  wir  folgende  Gruppierung: 

Es  beruhen  auf  der  Eigenschaft  des 
Formaldehyds 

1.  der  Addition  3  Methoden 

2.  »    Kondensation       10        » 

3.  »    Polymerisation       3        » 

4.  »    Reduktionsfähig- 

keit gegen  AgNOa  2         » 

5.  »     Selbstoxydation     6        » 

6.  »    Spaltung  durch 

NaOH  1 


'^)  Forsohber.  über  Lebensmittel  3,  363. 
'•')  Ber.  d.  D.  Chem.  Ges.  99,  1961. 
16)  The  Analyst  21,  157. 
'')  Chem.-Ztj?.  1902,  S.  1043. 
^^)  Apoth.-Ztg.  1904,  S.  iüA. 
•0;  Rep.  de  Pharm.  1905,  Nr.  10. 
Phann.  Zt^;.  1905,  8.  920. 


7.  der  auf  seinem  Ver- 
halten gegenüber 
neutralen  Natrium- 
sulfitlösungen 1  Methode. 

In  der  folgenden  Zusammenstellung 
sind  die  Methoden  in  dieser  Weise  an- 
geordnet und  innerhalb  der  einzelnen 
Gruppen  wieder  nach  der  Zeit  ihrer 
Veröffentlichung. 

Diese  verschiedenen  Methoden  sind 
nun  schon  häufig  mit  einander  verglichen 
worden,  auch  mit  besonderer  Rflcksicht 
auf  die  Praxis  des  Apothekers.  Vanino^^) 
hat  sie  in  dieser  Hinsicht  speziell  einer 
Betrachtung  unterworfen.  Er  kommt 
zu  dem  Schluß,  daß  für  den  Apotheker 
vor  allem  folgende  vier  Methoden  in 
betracht  kommen: 

1.  die    L^'pfer'sche    Ammoniak-    (die 

Ph.  Q.  IV-)  Methode. 

2.  die  iZo;^^^;n'sche  Jodmethode. 

3.  die  Schiff- JVällnüx' sehe  und 

4.  die  Methode  von  Blank  -  Finken- 

beiner. 

Auch  diese  vier  Methodensindspeziell  des 
öfteren  wieder  unter  einander  verglichen 
worden  und  es  sind  hierbei  ziemlich 
verschiedene  Ansichten  zutage  getreten. 
In  zwei  Richtungen  aber  herrscht  ein 
ziemliches  Uebergewicht  der  Meinungen 
vor  und  zwar  1.  darin,  daß  die  jetzige 
Ph.  Q.  IV-Methode  nicht  die  zweck- 
entsprechendste ist  und  2.,  daß  an  deren 
Stelle  am  vorteilhaftesten  die  Romijn- 
sche  Jodmethode  zu  setzen  sei.  Die 
Legler'sche  Methode  gibt  stets  etwas 
zu  niedrige  Resultate,  und  Kippenberger^^) 
hat  durch  längere  Untersuchungen 
die  Qründe  hierfür  festgestellt.  Er 
führt  als  solche  an:  1.  die  Eigenschaft 
des  sich  bildenden  Hexamethylen- 
tetramin,  mit  der  Säure  zu  hydrolytisch 
nicht  quantitativ  spaltbaren  Salzen  zu- 
sammenzutreten. 2.  eine  Rückbildung 
von  NHs  und  HCOH.  3.  den  Kohlen- 
säuregehalt der  Ammoniakflüssigkeit, 
welcher  sehr  unterschiedlich  in  den  ein- 
zelnen Handelswaren  ist  und  welcher 
bis  zu  5  pCt  betragen  kann. 


'^0  Pharm.  Centralh.  44  [1903],  751. 
21)  Ztschr.  f.  analyt.  Chem.  1903,  686. 


99 


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A.J. 

um2 
tatei 
nnd 

drigere  als  nach  Komtjn'a 
Jodmethode  (Nr.  19)  und 
bemängelt  auiierdem  einen 
siuh  ständig  wiederholen- 
den,   die   Titration    sehr 
langwierig        machenden 
Farbenwecbsel    bis    zum 
endgiltigen    Eintritt    der 

daher  die  folgende  Modifi- 
kation [Nr.  15). 

1 
ä 

r: 

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iHlülfil 

iiiiii 

Ijljljilf 

ähnelt  sehr  der  vorigen  Methode,  nur  wird  bier  das 

frei    gemacht.      Verfasser    erhielt    gute    U  ehe  rein - 
Stimmung  mit  der  üomt>'R'schen  Jodmethode, 

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losung    setzt    man    10  com    einer  0,1    bis  0,2proc. 
Formaldehydlosung   und    erhitzt  das   Gemisch   vier 
Stunden  lang  am  Ruotflußkübler.    Das  überschüssige 
Silbemitrat  bann  man  nnn  titrimetrisch  bestimmen, 
oder    das    abgeschiedene    Silber    als    solches    zur 
Wägung  bringen.* 

Man  löst  2  g  AgNOj  in  Wasser,  gibt  reine,  chlor- 
freie  NaOH  bis  zur  stark  alkalischen  Reaktion  hinzu, 
lälit  dann  sofort   unter  Umriibren  die  Fonnaldehyd- 
lösung    hinzuflielien    und   stellt 
Licht  geschützt,   beiseite.    Nach 
man    die    klare    überstehende    1 
zuvor  gewogenes  Filter,   digeriert  den  Mederscülag 
3  bis  4mBl  mit  etwa  öproo.  Essigsäure  und    bringt 
denselben  auf's  Filter,    Han  wäsoht  nnn  mit  durch 

durch    Zusatz    von    verd.    Salzsäure    keine    Chlor- 
reaktion mehr  eintritt,  trocknet  bei  106*  und  wägt. 

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H)7 


In  vorstehender  Tabelle  finden  sich 
weitere  5  Kritiken,  welche  sich  ge^en 
die  Legier 'sehe  Methode,  und  drei, 
welche  sich  für  die  Romijn^sche  Jod- 
methode aassprechen. 

Ich  habe  nun  versucht,  auch  mir 
ein  Urteil  zu  bilden  und  zu  diesem 
Zwecke  die  drei  Methoden,  zu  welchen 
nur  Lösungen  des  Deutschen  Arznei- 
buches erforderlich  sind,  nämlich  die 
Legier' sehe,  die  Schiff-  Wällnitx^i^che 
und  die  Romijri'sche  einer  Reihe  von 
Versuchen  unterworfen. 

Was  zunächst  die  Legier^ sehe  Me- 
thode anbelangt,  so  kann  ich  nur  der 
Ansicht  von  Z.  Peska^^)  zustimmen, 
daß  der  Neutralisationspunkt  nicht 
scharf  genug  zu  erkennen  ist.  Ich 
hatte  mit  dieser  Methode  erst  mehrere 
Mißerfolge,  welche  wohl  auch  einem 
zu  geringen  Zusatz  des  Indikators  zu- 
zuschreiben waren.  Im  Laufe  meiner 
weiteren  Untersuchungen  sind  mir 
20  Tropfen  Rosolsäurelösung  als  die- 
jenige Menge  erschienen,  bei  welcher 
der  Farbenumschlag  am  deutlichsten 
wahrzunehmen  ist.  Im  großen  und 
ganzen  erfordert  die  Methode  erst  sehr 


viel  Uebung,  und  auch  dann  erhält 
man  noch  leicht  Resultate,  welche  um 
etwa  1  pCt  von  einander  differieren 
können  und  im  Durchschnitt  hinter  den 
durch  Ramyn  gefundenen  Zahlen  zurück- 
bleiben. 

Bei  der  Schiff-  Wällnifx^schen  Me- 
thode ist  der  Neutralitätspunkt  etwas 
en^er  begrenzt,  doch  führen  hier  die 
geringsten  Ungenauigkeiten  (z.  B.  im 
Titer  der  Lösungen  oder  Abweich- 
ungen in  dem  beobachteten  Farbenton 
des  Neutralisationspunktes)  leicht  zu 
erheblichen  Diffirenzen,  so  daß  ich 
auch  hier  1,4  pCt  Unterschied  zwischen 
den  einzelnen  Resultaten  zu  verzeichnen 
hatte,  deren  Durchschnitt  noch  erheb- 
licher als  der  der  vorigen  Methode 
hinter  den  Romijn' sehen  Befunden 
zurückblieb. 

Bei  letzterer  Methode  konnte  ich 
übrigens  einen  besonders  glatten  Ver- 
lauf konstatieren  und  erhielt  ich  auch 
ohne  jeden  vorherigen  Mißerfolg  be- 
sonders gut  fibereinstimmende  Befunde. 

Nachstehend  eine  Zusammenstellung 
meiner  erhaltenen  Analysenbefunde: 


I.  Legler's  Methode  35.5        34.95 

n.  Schiff^  Wällnitx  33.7        33.3 

III.  Romijn's  Jodmethode     35.68      35.52 


Im 
Mittel: 

35.05  35.10  35.15 
32.8  34.2  33.50 
35.52      35.58      35.55 


2-.*)  Chem.-Ztg.  1901,  S.  743. 


Zu  dem  Aufsatze  Formaldehyd. 

Berichtigung. 

In  dem  zusammenfassenden  Artikel 
des  Herrn  Dr.  A,  Sirickrodt  über  Form- 
aldehyd (Pharm.  Centralh.  47  [1906], 
Nr.  4  und  5)  ist  auf  Seite  78  gesagt: 

«Vor  einigen  Jahren  schon  hat  Thoms 
das  Kaliumpermanganat  zu  diesem  Zwecke 
verwandt  (uämlich  zur  Charakteristik 
der  Tinkturen).  Er  stellte  für  die 
einzelnen  Tinkturen  sogenannte  Per- 
manganat- Zahlen  auf,  welche  sich  vor- 
nehmlich auf  den  Gerbstoffgehalt  des 
betreffenden  Präparates  bezogen.» 

Der  Herr  Verfasser  befindet  sich  in 
einem  Irrtum.    Ich  habe  für  Tinkturen 


niemals  sogenannte  Permanganat-Zahlen 
aufgestellt,  auch  nicht  für  Extrakte 
allgemein,  sondern  lediglich  beim  Ex- 
tractum  Belladonnae  an  einer  Anzahl 
verschiedener  Handelspräparate  die  Re- 
duktionsfähi^keit  des  aus  den  Extrakt- 
lösungen durch  Ammoniumsulfat  Aus- 
salzbaren gegenüber  Kaliumpermanganat 
ermittelt.*)  Nur  hierauf  beziehen  sich 
meine  «Permanganat-Zahlen».  Aus  dem 
Belladonnaextrakt  wird  durch  Ammon- 
iumsulfat Gerbstoff  gefällt.     E,  Thoms. 


*)  Ber.  d.  Dtsch.  Pharm.  Ges  1903,  240  und 
Arb.  a.  d.  Pharm.  Institut  d.  Universität  Berlin 
I.  Band,  8.  132. 


108 


Die  neue 
amerikanische  Pharmakopoe 

(The  Pharmaoopoeia  of  the  United  States 

of  America.) 

Besprochen  von  Dr.  O,  Weigd, 

(Schluß  von  Seite  86.) 

Galenische  Präparate  und 
Verbandstoffe. 

Tiacturae.  .Ueber  die  Stärke  der 
Tinkturen  ist  schon  eingangs  berichtet 
worden.  Kurz  wiederholt  sei  gesagt, 
daß  die  Tinkturen  starkwirkender  Drogen 
im  Verhältnis  l:l<',  die  übrigen  mit 
wenigen  Ausnahmen  1:5  zu  bereiten 
sind.  Das  Maß  der  Zerkleinerung,  die 
Art  der  Extraktionsflfissigkeit  und  die 
Mazerationsdauer  sind  in  jeder  Einzel- 
vorschrift  genau  zum  Ausdruck  gebracht. 
In  der  Regel  läßt  Ph.  ü.  S.  die  Droge 
nicht  geschnitten,  sondern  in  Pulver- 
form anwenden.  Die  Mazerationsdauer 
zählt  3  oder  7  Tage,  vielfach  auch  nur 
nach  Stunden. 

TincturaJodi  wird  unterZuhilfenahme 
von  Jodkalium  bereitet;  die  Vorschrift 
lautet :  70  g  Jod  werden  mit  50  g  Jod- 
kalium im  Mörser  fein  verrieben  und  durch 
allmählichen  Zusatz  von  Alkohol  zu  einer 
Flüssigkeit  von  insgesamt  1000  ccm  ge- 
löst. 

Tinctura  Strychni(TincturaNucis 
Vomicae)  wird  durch  Auflösen  des  Ex- 
traktes in  verdünntem  Alkohol  im  Ver- 
hältnis 20:1000  hergestellt. 

Für  Tinkturen  aus  frischen  Kräu- 
tern gibtPh.U.S.  ebenfalls  eine  beachtens- 
werte Vorschrift.  Soweit  nichts  anderes 
vorgeschrieben  ist,  sind  solche  Tinkturen 
durch  14tägiges  Mazerieren  von  500  g 
frischem  Kraut  mit  1000  ccm  Alkohol 
zu  bereiten. 

Triturationes.  Verreibungen,  d.  h.  ge- 
mischte Pulver  sind,  sobald  eine  be- 
sondere Vorschrift  nicht  gegeben  ist, 
im  Verhältnis  1  -{-  9  Milchzucker  an- 
zufertigen. 

TrochisoL  Anstelle  von  Pastillen  oder 
Tabletten  führt  Ph.  ü.  S.  Trochisci.  Als 
Bindemittel  für  diese  schreibt  sie  je 
nachdem  Traganth,  Zucker  oder  arabisches 
Gummi    vor.    Um   die   Bindemittel   in 


Wirkung  zu  setzen,  wird  als  Flüssig- 
keit meist  Orangenblütenwasser  oder 
auch  nur  destilliertes  Wasser  verwendet. 

üngnenta.  Die  Salbengrundlagen 
sind  ziemlich  dieselben  wie  im  D.  A.-B.  IV. 
Gera  alba  und  flava,  Cetaceum,  Vaselina 
alba  und  flava,  Paraffin,  Adeps  suillus, 
-benzoatus  und  -Lanae  (c.  Aqua),  auch 
Emplastrum  Plumbi,  Glycerin  und  Oleum 
Olivarum  spielen  hierbei  die  Hauptrolle. 
Im  übrigen  sind  aber  die  Zusammen- 
setzungen der  Salben  recht  verschieden 
von  denen  des  D.  A.  B.  IV. 

Mit«Unguentum»  bezeichnet Ph.U.S. 
kurz  eine  Mischung  aus  200  g  Gera 
alba  und  800  g  Adeps  benzoatus.  Dieses 
Gemisch  (Ointment)  dient  der  Ph.  ü.  S. 
als  Grundlage  für  einige  andere  Salben- 
mischungen ähnlich  unserer  Ungt. 
Paraffini.  Adepsbenzoatus  (benzoi- 
natus),  welches  für  die  meisten  offlzinellen 
Salben  als  Grundlage  dient,  wird  durch 
Schmelzen  von  20  g  Benzogpulver  in 
1000  g  Schweinefett  und  darauf  folgen- 
des Kolieren  erhalten;  Adeps  Lanae 
cum  Aqua  (Adeps  Lanae  Hydrosus) 
soll  durch  Mischen  des  gereinigten  Woll- 
fetts mit  30  pGt  (D.  A.-B.  IV  =  26  pCt) 
hergestellt  sein. 

Außer  Unguentum  Kalii  jodati 
(Ungt.  Potassii  Jodidi),  welche  durch 
Lösen  von  10  g  Kalium  jodatum  und 
0,6  g  Kalium  carbonicum  in  10  g  Wasser 
und  Mischen  der  Lösung  mit  80  g  Benzoe- 
schmalz  herzustellen  ist,  führt  Ph.  U.  S. 
noch  eine  stärkere  Jodsalbe  (Ungt.  Jodi), 
nach  folgender  Vorschrift  bereitet:  Je 
4  g  Jod  und  Jodkalium  werden  durch  Ver- 
reiben in  12  g  Glycerin  gelöst  und 
darauf  80  g  Adeps  benzoatus  hinzuge- 
rührt. Ph.  U.  S.  macht  noch  darauf 
aufmerksam,  daß  Metallspatel  hierbei 
zu  vermeiden  sind. 

Vina.  Die  mit  Wein  bereiteten  Galenica 
werden  da  wo  angängig,  gleich  den 
Sirupen,  durch  Mischen  des  betr.  Fluid- 
extraktes mit  Weißwein  hergestellt,  so 
z.  B.  Vinum  Seealis  comuti  (Ergotae) 
und  Ipecacuanhae.  Vinum  Opii  wird 
dagegen  durch  Mazerieren  des  Opium- 
pulvers unter  Zusatz  von  Zimt  und 
Nelken  mit  Wein  und  Alkohol  bereitet. 


109 


Aas  den  Vorschriften  za  Vinum 
Ipecacnanhae  and  -Opii  geht  hervor,  daß 
Ph.  U.  S.  dem  Beschlaß  der  Brüsseler 
Konferenz,  wonach  starkwirkende  Arznei- 
mittel nicht  in  Form  von  Medizinalwein 
aufgemacht  werden  sollen,  noch  nicht 
gefolgt  ist ;  wahrscheinlich  deshalb,  weil 
sich  diese  Arzneimittel  nicht  so  schnell 
aas  der  Praxis  entfernen  lassen. 

Qeber  Verbandstoffe  der  Ph.  U.  S. 
läßt  sich  nicht  viel  sagen,  da  dieselbe 
nar  Gossypiam  deparatam  (6os- 
sypiam  Pariflcatum)  aufgenommen  hat. 
Von  der  gereinigten  Baumwolle  (Ver- 
bandwatte) wird  verlangt,  daß  sie  geruch- 
und  farblos  ist,  in  kaltem  Wasser  rasch 
untersinkt,  dabei  dem  Wasser  aber 
weder  saure,  noch  alkalische  Reaktion 
erteilt.  In  allen  gebräuchlichen  Lösungs- 
mitteln soll  Watte  unlöslich,  löslich 
jedoch  in  Eupferoxydammoniak  sein. 
Der  Aschegehalt  darf  0,3  pCt  (wie  im 
D.  A  -B.  IV)  nicht  fibersteigen. 

Reagentien  und  Tabellen. 

Seagentien.  Die  neue  Ph.  U.  S.  entr 
hält  nicht  weniger  ak  155  Reagentien 
und  zwar  124  Reagentien  im  gewöhn- 
lichen Sinne  (Tests,  Reagents  and  Test 
Solutions),  8  Indikatorflfissigkeiten  (Indi- 
cators  for  Addimetry,  Alkalimetry  usw.) 
und  23  Volumetrische  Lösungen  (Volu- 
metrie Solutions).  Die  einzelnen  Kapitel 
über  Reagentien  sind  mit  großer  Ge- 
nauigkeit abgehandelt  und  vielfach  prak- 
tische Bemerkungen  über  die  Anfertigung, 
Aufbewahrung  und  Handhabung  (bei 
den  Prfifungen)  hinzugefügt.  Auch  dies- 
bezügliche allgemeine,  erläuternde  Be- 
stimmungen sind  den  Einzelkapiteln 
vorausgeschickt. 

Die  zur  Bereitung  >^  der  Reagentien 
nötigen  Chemikalien  müssen  selbstredend 
in  größter  Reinheit  angewendet  werden, 
zum  mindesten  haben  sie  dem  in  der 
Pharmakopoe  normierten  Reinheitsgrad 
zu  entsprechen.  Reagentien  sollen  in 
Flaschen  aus  blei-  und  arsenfreiem  Glas 
aufbewahrt,  auch  darf  das  Glas  durch 
Säuren  und  Alkalien  nicht  angegriffen 
werden. 

Die  in  der  Ph.  ü.  S.  gebräuchlichen 


Abkürzungen  für  Reagentien  und  volu- 
metrische Lösungen  sind: 
T.  S.  =  Test  Solution 
V.  S.  =  Volumetrie  Solution 

=  Normal 


1 
2 
10 

50 

_N_ 

100 

2N 


=•  Halb-Normal 


=  Zehntel-Normal 


=  Fänfzigstel-Normal, 
=  Hundertstel-Normal 
oder  2N  =  Doppel-Normal. 


Die  meisten  Reagentien  stimmen  mit 
denen  des  D.  A.-B.  IV  überein,  wenn 
auch  z.  B.  in  den  Lösungsverhältnissen 
geringe  Abweichungen  bestehen.  Bei 
der  Besprechung  der  chemischen  Prä- 
parate habe  ich  bereits  verschiedene 
Reagentien  namhaft  gemacht,  sodaß  ich 
mich  hier  kürzer  fassen  kann. 

Von  Spezial  -  Beagentieii  bezw.  Re- 
aktionen sind  Mayer's  und  Nessler^s 
Reagens  sowie  Bettendorf  ^  und  Gutxeifs 
Prüfungsmethoden  auf  Arsen  aufge- 
nommen. Letzteren  beiden  widmet 
Ph.  U.  S.  in  der  Beschreibung  der  Aus- 
führung große  Aufmerksamkeit.  In  der 
Anwendung  der  Outxeif  sehen  und  Betten- 
dorf sehen  Reaktion  zur  Prüfung  der 
Präparate  auf  Ai  sen  variiert  Ph.  U.  S. ; 
die  gewünschte  Methode  ist  je  nachdem 
bei  dem  zu  prüfenden  Präparat  besonders 
genannt. 

Alkohol  als  Reagens  wird  in  Stärken 
von  95,  90,  80  und  70  Vol.-pCt  ange- 
wandt. 

Der  Bereitung  des  Schwefelwasser- 
stoffs bezw.  Schwefelwasserstoffwassers 
ist  im  Reagentien- Verzeichnis  ein  be- 
sonderes Kapitel  gewidmet,  desgleichen 
den  Ausführungsbestimmungen  zur 
Ermittelung  der  Jod-,  Säure-  und  Ver- 
seifungszahlen  bei  Fetten,  Oelen,  Harzen 
und  Balsamen.  Auch  für  die  Prüfung 
von  chemischen  Präparaten  bezw.  deren 
Lösungen  auf  unerlaubten  Gehalt  an 
Schwermetallen  ist  eine  allgemeine  Vor- 
schrift   (Time-Limit   Test    for    Heavy 


110 


Metals)  vorgesehen.  Hiernach  sollen 
1 0  ccm  der  wässerigen  Lösung  der  betr. 
Substanz  (1 :  2u)  mit  1  ccm  verdünnter 
Salzsäure  (sofern  nichts  anderes  vorge- 
schrieben) bis  auf  50  ^  C  erwärmt,  darauf 
mit  dem  gleichen  Volumen  frisch  be- 
reiteten Schwefelwasserstoffwasser  ver- 
setzt und  die  Mi^chuug  —  gut  ver- 
schlossen —  an  einen  warmen  Ort  (bei 
etwa  35^  C)  wenigstens  eine  halbe 
Stunde  der  Ruhe  überlassen  werden. 
Nach  Verlauf  dieser  Zeit  soll  das  Gemisch, 
selbst  auf  Zusatz  von  Ammoniakflüssig- 
keit im  Ueberschuß,  weder  eine  Ver- 
färbung noch  Trübung  erkennen  lassen. 

Von  Indikatorflüssigkeiten  werden  8 
im  Eeagentien- Verzeichnis  der  Ph.  U.  S. ! 
beschrieben,  und  zwar  außer  Haema- 
toxylin-,  Jodeosin-,  Methylorange-  und 
Phenolphthaleinlösung ,  Kurkuma-  und 
Lackmustinktur  noch  eine  Abkochung 
von  50  g  Lignum  Fernambuci  mit 
100  ccm  Wasser,  welcher  schließlich 
25  ccm  Alkohol  zugesetzt  sind ;  die  Rosol- 
säurelösung  des  D.  A.-B.  IV  fehlt. 

Für  die  Herstellung  der  Volumetri- 
schen  Lösungen  gibt  Ph.  U.  S.  aus- 
führliche Anweisungen  und  fügt  außer- 
dem in  recht  praktischer  Weise  den 
einzelnen  Kapiteln  die  Mengen  der- 
jenigen Substanzen  bei,  welche  einem 
Kubikzentimeter  der  zu  ihrer  Ermittelung 
dienenden      Normallösung      äquivalent 


]  g- 


<1 


(3 
CO 

CD 


sind.    Z.  B. : 


N 


One  Cubic  Centimeter  of— -  HCl  is 
the  equivalent  of 

Potassii  Bicarbonate  (KHCO3)  =0,049  706 
Potassii  Bitartrate  ^KHC4H4O6)=0,09339. 
usf. 

Tabellen.  Die  in  der  neuen  Ph.  U.  S. 
enthaltenen,  zahlreichen  Tabellen  sind 
einerseits  in  solche  zu  gliedern,  welche 
dem  Apotheker  den  üebergang  von  der 
7.  zur  8.  Ausgabe  erleichtern,  und 
andererseits  in  solche,  welche  als  Hilfs- 
mittel beim  Arbeiten  in  Apotheke  und 
Laboratorium  dienen  sollen. 

Zur  ersten  Gruppe  gehören  folgende, 
tabellarisch  angeordnete  Zusammen- 
stellungen : 

1)  Neu  aufgenommene  Arzneimittel. 

2)  Nicht  wieder  aufgenommene  Arznei- 
mittel (der  7.  Ausgabe). 


3)  Veränderungen  in  den  offi- 
ziellen lateinischen  Ueberschriften 
der  8.  Ausgabe. 

4)  Veränderungen  in  den  offi- 
ziellen englischen  Ueberschriften 
der  8.  Ausgabe. 

5)  Geforderte  Stärke  aller  in 
der  8.  Ausgabe  enthaltenen  chem- 
ischen Präparate,  stark  wirkenden 
Drogen  und  Drogenpräparate. 

6)  Sämtliche  von  der  8.  Aus- 
gabe verlangten  maßanalytischen 
Prüfungen  in  alphabetischer 
Reihenfolge. 

Interessanter  und  zugleicli  wichtiger 
ist  die  2.  Gruppe  der  Tabellen.  Hier 
finden  wir  tabellarisch  zusammengestellt: 

1)  Atomgewichte  der  Elemente  nebst 
einem  Anhang,  in  welchem  die  haupt- 
sächlichsten Atom-  und  Molekular- 
gewichte, bis  zu  ihrem  Neunfachen 
berechnet,  vermerkt  sind. 

2)  Molekulargewichte  der  chemischen 
Präparate  unter  gleichzeitiger  Nennung 
der  empirischen  Formel. 

3)  Aequivalente  der  Celsius-  und 
Fahrenheit  -  Grade,  berechnet  von 
-  40«  C  aufwärts  bis  +  336^  C. 

4)  Tabellen  über  die  spezifischen  Ge- 
wichte bei  verschiedenen  Temperaturen 
und  den  entsprechenden  Proz2ntgehalt 
von:  Alkohol,  Essigsäure,  Salzsäure, 
Salpetersäure,  Phosphorsäure,  Schwefel- 
säure und  Ammoniakflüssigkeit. 

5)  Saturationstabellen  für  Säuren  und 
Alkalien  unter  gleichzeitiger  Mengen- 
angabe der  entstehenden  Produkte 
(Salze). 

6)  Aequivalente  der  landesüblichen 
und  der  offiziellen  Maße  und  Ge- 
wichte (Dezimal-System). 

7)  Aequivalente  der  Gewichte  und 
und  Maße  von  Flüssigkeiten  unter 
Berücksichtigung  des  spezifischen  Ge- 
wichts bei  260  c. 

Durch  Aufnahme  letztgenannter 
Tabellen  tritt  das  amerikanische  Arznei- 
buch aus  dem  begrenzten  Rahmen 
eines  Gesetzbuches  heraus  und  wird  zu 
einem  wertvollen  Nachschlagewerk. 

Einige  Schlußworte  seien  noch  ge- 
stattet. Die  neue  amerikanische 
Pharmakopoe  hat  an  dieser  Stelle  eine 


111 


ziemlich  aasführliche  Besprechung  ge- 
funden. Aber  durch  das  in  letzter  Zeit 
häufigere  Erscheinen  der  Arzneibächer 
wird  eine  Universal-Pbarmakopöe  fast 
zur  Unmöglichkeit  gemacht  und  eine 
eingehende  Besprechung  der  wichtigsten, 
neuerschienenen  Arzneibücher  in  Fach- 
zeitschriften daher  nötig.  Außerdem 
bietet  aber  gerade  die  neue  Ph.  U.  S. 
so  viel  des  Interessanten  und  Beachtens- 
werten, daß  man  durch  deren  Studium 
nur  lernen  und  profitieren  kann.  Sie 
ist  ein  Buch,  welches  nicht  nur  der 
Wissenschaft,  sondern  auch  der  Praxis 
gerecht  zu  werden  sucht. 

Wenn  auch  der  amerikanische  Kollege 
nicht  immer  die  Zeit  dazu  finden  wird, 
alle  die  von  der  Pharmakopoe  vor- 
geschriebenen Prüfungen  auszuführen, 
so  ist  doch  zum  mindesten  damit  eine 
Richtschnur  geschaffen,  an  die  er  sich, 
speziell  in  Streitfällen,  halten  kann. 

Unvorteilhaft  repräsentiert  sich  in 
der  neuen  Ph.  U.  S.  der  teilweise  recht 
kleine  Druck;  doch  es  ist  wohl  in 
dieser  Beziehung  eine  andere  Wahl 
nicht  übrig  geblieben,  wollte  man  bei 
der  außerordentlichen  Fülle  des  Materials 
das  Arzneibuch  nicht  zu  einem  un- 
handlichen Band  anschwellen  lassen. 
Dies  auch  nur  nebenbei. 

Alles  in  allem  genommen:  Die  achte 
Ausgabe  der  amerikanischen  Pharma- 
kopoe ist  ein  interessantes  und  im 
Geiste  der  fortgeschrittenen  Wissen- 
schaft revidiertes  Buch! 


Neue  Arzneimittel. 

AbftUurdrag^eSyWolilsohmeckeiide;  nennt 
M.  Hellimg  in  Berlin  NO  43,  Neue  König- 
straße  70;  mit  Kakao  überzogene  Phenol- 
phthaleln-Pillen.  Dieselben  enthalten  für 
Erwachsene  je  0,1  g  und  für  Kinder  je 
0,05  g  Phenolphthalein. 

ABtirhenmatin  werden  von  Apotheker 
W,  Netüiger  in  Berlin-Reinickendorf  6 
Salbenstifte  mit  Salit  bezw.  Salocreoi  ge- 
nannt Dieselben  führen  auch  den  Namen 
Salit-  bezw.  Salocreoi  -  Patronen. 
Erstere  werden  hauptsftohlich  bei  rheumatischen 
LeideU;  letztere  außerdem  auch  bei  Erysipel^ 


DrüsenschwelluDg  usw.  wie  Migäneetifte  an- 
gewendet. Nicht  zn  verwechseln  mit  Anti- 
rheumatin  (Diflnordiphenylsalbe). 

Chloroforminm  gelatinosum  bereitet  man 
durch  Mischen  gleicher  Teile  frischen  Ei- 
weißes und  Chloroform  in  einer  geschlossenen 
Flasche  bei  gelinder  Wasserbadwärme. 

Elaotal  ist  Fluorbromphenylwismut.  An- 
wendung: als  starkes  Antiseptikum. 

Jodan  ist  nach  Amer.  Drugg.  and  Pharm. 
Rec.  1906;  11  eine  Lösung  von  25  pOt 
Jod  in  dem  flüssigen  Teil  des  Gänsefettes. 
Anwendung:  innerlich  und  äußerlich.  Dar- 
steller: Eusoma  Pharmaceutical  Company  in 
Cincinnati. 

Kaubalsam  «Sahir»  enthält  die  wirk- 
samen Bestandteile  der  Betelnuß,  frei  von 
den  färbenden  und  sonstigen  Nebenwirk- 
ungeu;  eingebettet  in  eine  unlösliche  Kau- 
massC;  aus  der  sie  sich  beim  Kauen  heraus- 
lösen. Anwendung:  bei  verschiedenen  Krank- 
heiten des  Zahnfleisches,  zur  Erhaltung 
gesunder  Zähne  und  zur  Säuberung  der 
Mundhöhle.  Darsteller :  Chemisch  -  pharma- 
zeutisches Laboratorium  «Sahir»  Ludtvig 
Sevsburg  in  München,  Herzog  Rudolfstr.  11. 

Kreseptol,  Septosol  und  Lithantral  sind 
nach  Deutsch.  Med.  Wochenschr.  1906,  35 
drei  neue  Desinfektionsmittel,  über  die  nichts 
Weiteres  mitgeteilt  ist 

Mercuran  besteht  nach  Amer.  Drugg.  and 
Pharm.  Rec.  1906,  11  aus  50  pCt  Queck- 
silber und  Gänsefett.  Das  Präparat  wird 
von  der  Eusoma  Pharmaceutical  Compagny 
in  Cincinnati  in  weichen  Gelatinekapseln  zu 
4  g  in  den  Handel  gebracht. 

Spermathaaaton.  Tabletten  angeblich 
aus  Natriumtetraborat  und  Sauerstoff  in 
fester  Form  (?)  dargestellt.  Anwendung: 
zur  Verhinderung  der  Empfängnis.  Vapo- 
Cresolen  hält  P.  van  der  Wielen  (Pharm. 
Weekbl.  1905,  Nr.  52)  für  ein  unreines 
flüssiges  Phenol.  Ein  damit  vollkommen 
identisches  Präparat  erhielt  Verfasser  durch 
Mischen  von  93  g  Phenolnm  liqnef actum 
mit  5  g  Cresolum  crudum  und  2  g  Wasser. 
Anwendung:  zur  Erleichterung  bei  Keuch- 
husten durch  Verdampfung  im  Kranken- 
zimmer. Darsteller:  Chemisches  Laboratorium 
«Nassovia»  Fr,  J,  Reusch  in  Wiesbaden, 
Dotzheimerstraße  5.  H.  MentxeL 


112 


Lactobacillin 

wird  von  der  Geseilschaft  Le  Ferment 
(PariS;  me  Denfert-Rocherean)  ein  Ferment 
genannt,  das  sowohi  in  flüssiger  wie  in 
Puiverfonn  in  den  Verkehr  kommt.  Es 
besitzt  nach  Vierteijahrsschr.  f.  prakt.  Pharm. 
1905,  233  die  Eigenschaft,  im  Magen-Darm- 
kanal  f&alniswidrig  zu  wirken  und  Milch  zu 
säuern.  Damit  behandelte  Milch  eignet  sich 
zur  Bekämpfung  gewisser  Magen-  und  Darm- 
krankheiten. Es  scheint  eine  Reinkultur 
einer  bestimmten  Art  von  Milchsäurebakterien 
zu  sein.  Von  Professor  Metschnikojf  an- 
gestellte Versuche  haben  ergeben,  daU  das 
Präparat  völlig  unschädlich  ist,  die  darin 
enthaltenen  Mikroben  im  Magen-Darminhalt 
lebend  bleiben  und  somit  den  oben  erwähnten 
Fäulniserregem  entgegenarbeiten  können. 
Sie  befördern  die  Verdauung,  regeln  die 
Magen-  und  Darmtätigkeit  an  und  verhindern 
durch  ihre  harntreibende  Wirkung  die  Bild- 
ung von  Hamgries  in  den  Nieren. 

Durch  Lactobacillin  geronnene  Milch  hat 
einen  erfrischenden  und  angenehmen  Ge- 
schmack. Sie  kann  rein  oder  mit  Zucker, 
Zimtpulver  genossen  werden.  Zweckmäßig 
soll  zum  ersten  Frühstück  und  abends  vor 
dem  Schlafengehen  ^j^  Liter  genossen  werden. 
Leute,  die  einen  Widerwillen  gegen  Milch 
besitzen,  können  Lactobacillin  -  Pulver  mit 
gleichem  Erfolge  verwenden.  Zur  Herstellung 
geronnener  Milch  mit  Lactobacillin  gibt  die 
Darstellerin  folgende  Anweisungen: 

1.  Mit  flüssigem  Lactobacillin.  Ein 
halbes  Liter  reine  Milch  wird  zum  Kochen 
erhitzt  und  5  Minuten  lang  im  Kochen  er- 
halten. Nach  dem  Erkalten  füllt  man  die 
Milch  in  zwei  etwa  einviertel  Liter  fassende 
Satten,  die  vorher  mit  kochendem  Wasser 
ausgewaschen  worden  und,  und  die  man 
ohne  sie  auszutrocknen,  abü'opfen  läßt.  Mit 
dem  Inhalte  jeder  Schüssel  mischt  man  den 
vierten  Teil  eines  Fläschchens  flüssigen 
Lactobacillin  und  stellt  die  Mischung  gut 
zugedeckt  an  einen  Ort,  dessen  Höchstwärme 
350  C  beträgt.  In  10  Stunden  ist  bei 
dieser  Wärme  die  Milch  geronnen.  Die  ge- 
ronnene Milch  säuert  weiter  und  in  12 
Stunden  hat  sie,  kühl  aufbewahrt,  alle  ge- 
wünschten Eigenschaften  als  Geschmack  und 
therapeutische  Wirkungen  angenommen. 

2.  Mit  pul  verförmigem  Lactodllm. 
Milch  und  AufnahmegefäOe  werden  wie  oben 


vorbereitet  Dann  bringt  man  in  jede 
Schüssel  den  vierten  Teil  des  Inhaltes  einer 
Tube,  mischt  einige  Löffel  der  Milch  hinzu 
und  läßt  bedeckt  etwa  2  Stunden  lang  ab- 
setzen. Darauf  gibt  man  den  Milchsaft 
hinzu,  mischt  gut  durch  und  stellt  bedeckt 
an  die  Seite.  Der  übrige  Vorgang  ergibt 
sich  aus  oben  Gesagtem. 

Die  geronnene  Milch  hält  sich  etwa  2 
Tage  lang,  jedoch  nimmt  ihr  Säuregrad 
mit  der  Zeit  zu.  Eine  sich  über  der  ge- 
ronnenen Milch  zeigende  Flüssigkeitsschicht 
kann  ohne  Schwierigkeit  und  Nachts  ab- 
gegossen werden,  da  der  wirksame  Bestand- 
teil in  dem  geronnen  Teil  der  Milch  ent- 
halten ist.  Man  kann  auch  neue  Milch  durch 
mit  Lactobacillin  behandelte  Milch  säuern, 
doch  ist  dies  mit  derselben  Menge  nur  ein- 
mal möglich.  Zur  Bereitung  der  Milch  mit 
liactobacillin  bringt  obengenannte  Firma 
einen  Apparat  in  den  Handel.         -^tx— 

Neue  Arzneimittel, 

über  die  im  Januar  1906 

berichtet  wurde: 


Abrastol 

Seite  34 

Acetysal 

46 

Antidiabeticum  Stock 

49 

ApiciDam 

46 

Arrbeoal-Salze 

7 

Bioforina 

6 

BiosoQ 

7 

BromocoU 

53 

Caseoferrin 

46 

Ck)dreDine 

46 

Crurin 

74 

Diabetesoria-Tabl 

46 

Epicarin 

53 

Euresol 

63 

Formainint-Tabl. 

6 

Oasterogea 

46 

Jodoglycin 

46 

Kasacoium 

46 

Kipaol 

46 

KretceVs  Saogiiio. 

Lebertran-Emuls.     6 

TTrtMe- Serum 

47 

Lemicet 

51 

Lysol -PilieD,  Dr. 

Zinsser's 

34 

MaisiDkapseln 

51 

Oieosaban 

47 

Panzerschlamm 

6 

PropoDal 

6 

Badiophor 

47 

Ramio 

47 

Ricinasheilseram 

47 

Ralol 

42 

Staphylase 

47 

Stovain 

42 

Tbymidol 

47 

113 


Zur  Auslegung 
pharinazeutisohor  Gesetze  usw. 

(Fortsetzung  von  1905,  Seite  868.) 

196.  Ichthyol.  Die  Pinna  LtWfy  cfe  Co. 
in  Bargdorf  (Schweiz)  hatte  den  Standpunkt 
vertreten,  daß  «Ichthyolsolfosaares  Ammon- 
ium resp.  Ammonium  suifoichthyolicum» 
Sachbezeichnung  seien  und  solche  daher 
auch  trotz  der  Warnungen  der  Ichthyol- 
Gesellschaft  in  Hamburg;  welche  diese  Be- 
zeichnungen bekanntlich  nur  für  ihre  Erzeug- 
nisse verwendet  wissen  will,  ftkr  in  eigener 
Fabrik  hergestellte  Schwefelpräparate  ver- 
wendet Der  daraus  entstandene  Prozeß 
ist  nunmehr  durch  ein  Urteil  des  Bundes- 
gerichts,  der  höchsten  Instanz  in  der  Schweiz, 
endgiltig  abgetan.  Das  Ergebnis  ist,  daß 
die  Rechtmäßigkeit  der  der  Ichthyol- 
Gesellschaft  eingetragenen  Marken  «Ichthyol» 
und  «  Sulf 0 - ichthyolicum  »  anerkannt 
und  der  Firma  Lüdy  <&  Co.  untersagt 
wurde,  für  ihre  Präparate  sich  der  Bezeich- 
nungen <  Ichthyolsulfosaures  Ammonium  » 
oder  «Ammonium  sulfoichthyolicum»  resp. 
«Ammoniumichthyolsulfonat»  zu  bedienen. 
In  seiner  Entscheidung  hat  das  Bundes- 
gericht  u.  a.  ausgeführt,  daß,  wenn  auch 
die  Aufnahme  eines  Präparates  in  die 
Pharmakopoe  (Ammonium  sulfoichthyolicum 
ist  in  der  Pharmac.  Heivet  enthalten)  im 
allgemeinen  ein  gewichtiges  Indiz  dafür 
biete,  daß  die  für  dieses  Präparat  gewählte 
Bezeichnung  zum  Freizeichen  geworden  sei, 
dieselbe  doch  in  der  vorliegenden  Sache  das 
Verfallen  der  Individualbezeichnung  in  das 
Gemeingut  nicht  bewirken  könne,  da  die  in 
den  Pharmakopoen  aufgenommenen  Be- 
schreibungen und  Prüfungsmethoden  des 
Ichthyols,  wie  durch  die  Belege  und  Exper- 
tise festgelegt  worden  sei,  nicht  genügen, 
um  dieses  Präparat  zu  charakterisieren  und 
zu  identifizieren  und  auch  die  Firma  Lüdy 
<6  Co,  nicht  den  Beweis  erbracht  habe,  daß 
sie  dasselbe  Präparat  herstellen  könne,  da 
festgestellt  worden  sei,  daß  ihr  Präparat  in 
seiner  Zusammensetzung  vom  «Ichthyol»  der 
Klägerin  nicht  unwesentlich  abweiche. 


KSrber's  Heilpräporat  für  Lnngentuber* 
kolose  dürfte  nach  der  Untersuchung  von 
Dr.  J,  Koehs  (Apoth.-Ztg.  19(^,  7)  aus  Butter- 
fett und  Honig,  sowie  etwa»  Eatechu  und 
Teerwasser  bestehen.  — tx.  — 


Zur  Darstellung  von  Oleum 
Hyoscyanü  und  Oleum  nucum 

Juglandis 

teilt  Ottokar  Kreytschy  in  Pharm.  Ztg. 
1906,  77  folgende  Vorschrift  mit: 

Oleum  Hyoscyami:  5  kg  zerschnittene 
Bilsenkrautblätter  werden  mit  5  kg  96proc. 
Spuritus  Übergossen,  bei  20  bis  25^  drei 
Tage  stehen  gelassen,  durchgeseiht  und  ab- 
gepreßt Nachdem  andererseits  5  kg  Oel 
in  die  Destiliierblase  eines  Dampfapparates 
gebracht  worden  sind,  destilliert  man  unter 
allmählichem  Zusatz  von  1  Liter  des  Spiri- 
tuosen Auszuges  den  Alkohol  völlig  ab. 
Mit  dem  Destillat  werden  die  Preßrückstände 
nochmals  behandelt  und  eine  zweite  DestUI- 
ation  mit  5  kg  Oel  vorgenommen.  Nach 
Vereinigung  beider  Oele  wird  nach  acht 
Tagen  filtriert.  Erhalten  wird  ein  schön 
grünes  Präparat  von  kräftigem  Bilsenkraut- 
geruch ohne  besonderen  Spiritusverlust.  Für 
das  Destillat  dürfte  sich  eine  entsprechende 
Verwendung  finden. 

Oleum  nucum  Juglandis  wird  auf 
gleiche  Weise  gewonnen :  5  kg  grüne  Wal- 
nüsse werden  geschält,  die  Schalen  mit  4  L 
96proc.  Spiritus  Übergossen,  nach  sechs 
Tagen  abgegossen  und  mit  5  kg  Oel  destill- 
iert. Mit  dem  Destillat  werden  die  teilweis 
ausgezogenen  Schalen  und  ein  Teil  der  ge- 
schälten, eingewässerten  Walnüsse  Über- 
gossen und  daraus  ein  vortrefflicher  Likör- 
körper erhalten.  (Das  Destillat  wird  wohl 
einen  Geschmack  nach  dem  Oel  besitzen! 
Schrifileitui:  g  )  — 1% — 

Zu 
Linimentum  tereblnthinatum 

gibt  0.  Sfän  in  Phaim.  Ztg.  1906,  18 
nachstehende  Vorschrift: 

Kali  causticum  fusum       40  g 

Aqua  20  g 

Spiritus  100  g 

Oleum  Lini  210  g 

»     Terebinthinae        200  g 

werden   bis   zur   erfolgten  klaren  Lösung 

gelinde  erwärmt  und  darauf  unter  Umschütteln 

nach    und    nach    100   g  Wasser   zugesetzt 

und  bis  zur  vollständigen  Verseifung  erhitzt 

Die  so  erhaltene   Seife   wird  allmählich  mit 

330  g  Oleum  Terebinthinae  verdünnt.    Man 

erhält  so  ein  tadelloses  klares  Liniment.   K  M, 


114 


Pharmakognostische  Mitteilungen. 


Die  Früchte 
von  Sapindus  Barak 

unterzog  0.  May  (Inaug.  -  Dissertat.; 
Straßbarg  1905)  einer  eingehenden  pharma- 
kognoBtisch- chemischen  Untersuchung.  Die 
Fruchtschale  läßt  makroskopisch  Exo-; 
Meso-  und  Endocarp  unterscheiden.  Ersteres 
besteht  aus  einer  Lage  von  einer  dicken 
Guticula  bedeckten  stark  verdickter  Epi- 
dermiszellen  und  aus  7  bis  9  Reihen 
koilenchymatisch  verdickter,  tangential  ge- 
streckter Zellen  mit  braunem  harzigen 
Inhalt.  Das  Mesocarp  wird  von  groß- 
iumigen  polyedrischen  Zellen  gebildet,  die 
mit  konzentr.  Schwefelsäure  die  bekannte 
Saponinf ärbung  geben  und  als  der 
Sitz  des  Saponin  zu  betrachten  sind.  Außer- 
dem finden  sich  in  dieser  Gewebeschicht 
zahlreiche  Galciumoxalatdrusen  sowie  viele 
coilaterale  Gefäßbündel.  Das  die  Frucht- 
schale nach  innen  abschließende  Endocarp 
setzt  sich  aus  tangential  gestreckten  Faser- 
zellen mit  ring-  oder  schraubenförmig  ver- 
dickten Membranen  zusammen,  die  infolge 
ihrer  geflechtartigen  Orientierung  eine 
äußerst  zähe  Haut  bilden.  Einzelne  der 
Zellen  sind  ganz  mit  quadratischen  Einzel- 
kristallen  von  Calciumoxalat  angefüllt.  An 
der  Verwachsungsstelle  der  Teilfrüchte  ist 
die  Fruchtschale  nicht  wie  oben  beschrieben 
differenziert,  sondern  besteht  lediglich  aus 
verholzten  Zellen  mit  einzelnen  dazwischen 
gelagerten  Steinzelien. 

Die  knochenharte  Samenschale  wird 
von  einer  Epidermis  aus  5  Reihen  stark 
verdickter  sechskantiger  Säulenzellen  ab- 
geschlossen. Den  Hauptteil  der  Schale 
bilden  außen  tangential  gestreckte,  innen 
polyedrische  Zellen  mit  sehr  stark  ver- 
dickten Membranen. 

Der  Same  besitzt  kein  Nährgewebe. 
Er  würd  innerhalb  der  harten  Samenschale 
noch  von  einer  dünnen  spröden  Haut  ein- 
geschlossen. In  den  großlumigen  Zellen 
der  Gotyledonen  sind  neben  viel  Oel,  Stärke 
und  Proteinkörnern  nur  Spuren  von  Saponin 
nachweisbar. 

Außer  einem  durchschnittlichen  Gehalt 
von  13,5  pCt  Saponin  in  den  Frucht- 
schalen von  Sapindus  Rarak  DC  konnte 
Verfasser    einen    relativ    hohen   Gehalt    an 


Ealiummonophosphat  als  weiteren  typischen 
Bestandteil  nicht  nur  für  die  Fruchtechalen 
von  Sapindus  Rarak,  sondern  auch  für  die 
von  Sapindus  Mukorosä  und  Sapindus 
trifoliatus  und  somit  auch  höchst  wahr- 
scheinlich für  die  Fruchtschalen  aller 
Sapindusarten  feststellen.  Die  2,3  pCt  der 
lufttrockenen  Fruchtschalen  von  Sapindus 
Rarak  betragende  Asche  enthält  22,16  pCt 
H3PO4.  May  schlägt  deshalb  vor,  neben 
Saponin  diesen  Gehalt  an  Monophosphat 
(KH2PO4),  der  sowohl  durch  seine  saure 
Reaktion  als  auch  durch  die  üblichen 
Phosphorsäurereagentien  leicht  nachweisbar 
ist,  in  den  von  Radlkofer  (Sitzungsber.  der 
math.-phys.  Klasse  der  Kgl.  bayer.  Akad. 
der  Wissensch.  1878)  festgesetzte  Charakter- 
istik   der    Gattung    Sapindus    aufzunehmen. 

Die  Anwesenheit  dieses  sauer  reagierenden 
Salzes  ist  bei  der  Gewinnung  des 
Saponin  um  deswillen  recht  hinderlich, 
weil  die  vorhandene  freie  Säure  beim  Aus- 
kochen der  Droge  mit  Wasser  oder  Alkohol 
eine  partielle  Spaltung  des  Saponin  ver- 
ursacht. Da  eine  Beseitigung  der  harzigen 
Inhaltstoffe  der  Fruchtschalen  durch  kalte 
Extraktion  im  Perkolator  mit  geeigneten 
Lösungsmitteln  wegen  der  Neigung  zum 
Zusammenbacken  des  Materials  mißlang, 
wurde  das  Saponin  durch  Auskochen  mit 
90proo.  Alkohol  gewonnen,  nachdem  durch 
Zusatz  von  Magnesiumoxyd  die  Säure 
vorher  neutralisiert  war.  Das  Saponin  aus 
Sapindus  Rarak  gleicht  im  allgemeinen  in 
seinen  chemisch  physikalischen  Eigenschaften 
den  bereits  früher  untersuchten  Saponin- 
substanzen.  Nur  durch  seine  verminderte 
Reaktionsfähigkeit  gegenüber  basischem 
Bleiacetat  und  Barytlauge  unterscheidet  es 
sich  von  den  meisten  anderen,  indem  es 
mit  diesen  Salzen  nur  schwache  Nieder- 
schläge, d.  h.  leicht  lösliche  Verbindungen, 
bildet.  Zu  der  Reinigung  des  Rohsaponin 
konnte  infolgedessen  weder  die  Blei-  noch 
die  Barytmethode  herangezogen  werden. 
Versuche,  Magnesiumoxyd,  Aluminium-  oder 
Zinkhydroxyd  in  einer  den  bekannten 
Methoden  ähnlichen  Weise  zur  Reinigung 
zu  verwerten,  mißlangen,  desgleichen  Aus- 
schüttelversuche  aus  wässeriger  Lösung 
mittels  Chloroform,  Aether  nsw.    Am  zweck- 


115 


dienlichsten  zur  Entfernung  der  harzigen 
Begleitstoffe  fand  Verf.  längeres  Kochen 
alkoholischer  Lösungen  nüt  Bleihydroxyd 
am  Rflckflußkühler  und  fraktioniertes 
F&Ilen  der  alkoholischen  Lösungen  des  so 
vorgereinigten  Saponin  mit  Aether. 

Die  hämolytische  Wirkung  des  Saponin 
hat  Prof.  Dr.  Robert  untersucht  und 
folgende  VerdQnnungszahlen  der  Saponm- 
lösnngen  als  Lösungsgrenzen  für  die  Blut- 
körperchen aufgestellt:  für  Iproc.  Hunde- 
hlutlösung  1:15000  für  völlige  Lösung 
und  1  :  25  000  für  teilweise  Lösung ;  für 
Iproc.  Kaninchenhlutlösung  1:12  000  für 
völlige  Lösung  und  1 :  20  000  für  teil- 
weise Lösung.  Es  gleicht  hiernach  dem 
von  Kruskal  untersuchten  Saponin  aus 
den  Fruchtschalen  von  Sapindus  Saponaria 
außerordentlich. 

Ausgenommen  die  Bildung  leicht  lös- 
licher Baryt-  und  Bleiverbindungen  gibt  das 
Sapindus-Saponin  ähnliche  Reaktionen  wie 
die  anderen  Saponinsubstanzen  Die  Lös- 
licbkeitsverhältnisse  sind  folgende:  Wasser 
in  allen  Verhältnissen,  Methylalkohol  löst 
4,61  pCt,  Aethylalkohol  (absoluter)  1,75  pCt, 
derselbe  (96proc.)  2,86  pCt,  Amylalkohol 
0,2  pCt,  Aceton  0,17  pCt.  In  Aether, 
Essigäther,  Petroläther,  Chloroform,  Benzol 
und  Schwefelkohlenstoff  ist  es  völlig  un- 
löslich. 

Die  Elementar  -  Analysen ,  welche  im 
Bajonettrohre  unter  Zuhilfenahme  von 
Sauerstoff  und  eines  Gemisches  von  Blei- 
und  Kaliumchromat  ausgeführt  sind,  er- 
gaben im  Mittel  50,32  pCt  C,  7,57  pCt  H, 
42,11  pCt  0.  Die  zunächst  hieraus  be- 
rechnete Formel :  Cj  ^  Hgg  0^  o  erfordert 
50,53  pCt  0,   7,36  pCt  H,    42,11  pCt  0. 

Die  Elementar-Analysen  des  Acetylesters, 
der  auf  die  übliche  Weise  aus  3  g  Saponin, 
3  g  entwässertem  Natriumacetat  und  18  g 
Essigsäureanhydrid  dargestellt  ist,  ergeben 
im  Mittel:  53,18  pCt  C,  6,54  pCt  H, 
40,28  pOt  0.     Berechnet  für   die  Formel: 

=  C  53,16  pCt,  H  6,33  pCt,  0  40,51  pCt. 

Die  Anzahl  der  in  das  Molekül  einge- 
tretenen Acetylgruppen  ist  teils  durch  direkte 
Titration  nach  Verseifung  mit  ^j^-i^oimBiex 
Kalilauge,  teils  durch  Titration  nach  Ver- 
seifung sowie  Ansäuren    mit  Phosphorsäure 


und  Destillati  on  mit  Wasserdampf  bestimmt. 
Unter  Zugrundelegung  obiger  Esterformel 
werden  364,7  g  Essigsäure  für  das  Gramm- 
molekOl  gefunden,  während  sich  theoretisch 
360  g  berechnen. 

Die  nach  der  kryoskopischen  Methode 
ausgeführten  Molekulargewichtsbestimmungen 
des  Esters  ergeben  im  Mittel  ein  Molekular- 
gewicht von  951,  woraus  der  Verf.  schließt, 
daß  der  Ester,  für  den  sich  nach  obiger 
Formel  ein  Molekulargewicht  von  632  be- 
rechnet, und  naturgemäß  auch  das  Saponin 
aus  dem  Anderthalbfachen  der  aus  den 
Elementar-Analysen  berechneten  Werten  be- 
stehen. Es  sind  demzufolge  in  dem  Saponin 
der  Formel:  C24H42O15  9  Hydroxylwasser- 
stoffe  durch  Acetylgruppen  unter  Bildung 
des  Esters:  0241133015(00.0113)9  ersetzt. 

Von  dem  aus  dem  Saponin  durch  Er- 
wärmen in  5proc.  Salz-  oder  Schwefel- 
säure gewonnenen  Sapogenin  sind  nach 
entsprechender  Reinigung  Elementar-Analysen 
und  Molekulargewichtsbestimmungen  ausge- 
führt worden. 

Die  Resultate  der  erstereu  sind:  68,41  pOt 
0,  8,69  pOt  H  und  22,9  pOt  0.  Die 
einfachste  hieraus  berechnete  Formel :  04HeO 
verlangt  68,57  pCt  0,  8,57  pOt  H  und 
22,86  pOt  0  mit  dem  Molekulargewicht  70. 
Da  die  Molekulargewichtsbestimmungen  im 
Mittel  225  ergeben,  so  ist  die  Elementar- 
formel des  Sapogenin  zu  verdreifachen: 
O4H6O  =  O12H18O3  =  M  210. 

In  dem  bei  der  Spaltung  auftretenden 
Zucker  stellte  Verf.  mittels  der  Scbmelz- 
punktbestimmung  von  daraus  hergestellten 
Osazonen  eine  Pento  se  und  Hex  ose  fest 
(Vergl.  auch  Pharm.  Oentralh.  46  [1905], 
960.)  Die  Mengen  der  abgespaltenen 
Pentose  und  Hexose  sind  auch  quantitativ 
bestimmt  worden,  und  zwar  erstere  nach 
der  Krüger  -  Tb/fe/i^'schen  Phloroglucid- 
methode,  letztere  durch  Vergärung  im 
Lohnsteui'sdien  Gärungssaccharimeter  Aus 
den  mitgeteilten  Resultaten  ergibt  sich  ein 
Gehalt  von  26,27  pOt  Pentose  und  31,50  pOt 
Hexose,  während  sich  bei  Annahme  je  eines 
Mol.  Pentose  und  Hexose  in  dem  Mol. 
O24H42O15  theoretisch  26,36  pOt  Pentose 
und  31,58  pOt  Hexose  berechnet. 

Die  Folgerung,  daß  bei  der  Spaltung 
des  Saponinmoleküls  eine  Mol.  Pentose  und 


116 


ein  Mol.  Hexose  entstehen^  erschemt  dem- 
nach als  berechtigt 

Den  Schluß  der  Arbeit  bildet  die  Unter- 
suchung des  in  den  Samen  enthaltenen 
Oels.  Der  von  der  Samenschale-  befreite 
Embryo  enthält  26^17  pCt  eines  gelben 
nichttrocknenden  Oels  vom  spez.  Gew.  0,911. 
Die  nach  den  Vorschriften  Benedict-  Ulxer'B 
vorgenommenen  Bestimmungen  der  Kon- 
stanten und  Variabein  haben  folgende  Werte 
ergeben:  Sänrezahl  5^34,  Verseifungszahl 
170;21,  Aetherzahl  164,87,  Jodzahl  65,08, 
Reichert  -  Meißl  -  Zahl  0,7 ,  Hehner  'sehe 
Zahl  80,05.  Die  Neutralisationszahl  der 
wasserunlöslichen  Fettsäuren  beträgt  189,45, 
woraus  sich  ein  mittleres  Molekulargewicht 
von  296,8  berechnet.  Die  Jodzahl  der 
FettBäuren  =  73,48,  läßt  auf  einen  Oehalt 
an  80,5  pCt  Oelsäure  in  den  unlöslichen 
FettBäuren  schließen. 

Die  Trennung  der  ungesättigten  Fett- 
säuren von  den  gesättigten  ist  nach  Farn- 
steiner mittels  Behandeln  der  fettsauren 
Bleisal^e  mit  Benzol  bei  verschiedener 
Temperatur  ausgeführt.  Als  unlösliche  Fett- 
säure ist,  wie  aus  der  Jodzahl  82,81,  der 
Elaldinreaktion  und  der  Analyse  des  Baryum- 
salzes  hervorgeht,  nur  Oelsäure  vorhanden. 
Die  gesättigten  Fettsäuren  haben  einen 
Schmelzpunkt  von  57^.  Durch  fraktionierte 
Fällung  mit  Magnesinmacetat  und  Schmelz- 
punktbestimmung der  Fraktionen  konnte 
Palmitin-  und  Stearinsäure  nachgewiesen 
werden.  Das  Verhältnis  der  3  Säuren  ist: 
80,5  pCt  Oelsäure,  15,6  pCt  Palmitinsäure 
und  3,9  pCt  Stearinsäure.  F. 


Die  Bestandteile  der  Früchte 
von  Copaifera  Mopane 

haben  Mai  und  Rath  untersucht  Durch 
Chloroform  ließ  sich  ein  dickfltkssiger,  grttn- 
lichbrauner  Balsam  gewinnen,  der  die  Säure- 
zahl 57,4  und  die  Verseifungszahl  212 
zdgte.  Nach  längerem  Stehen  schieden 
sich  aus  dem  Balsam  farblose  Nädelchen 
vom  Schmp.  96^  aus,  die  nicht  identifiziert 
werden  konnten.  Ebenso  konnte  eine  aus 
dem  Balsam  durch  Ausschütteln  mit  Natrium- 
karbonatlösung gewonnene  Fettsäure  nicht 
identifiziert  werden,  sondern  j  stellte  sicher 
noch  ein  Gemisch  dar.  j,  K. 

Archiv  der  Pharm,  1935,  426. 


Die  blausäureabspaltenden 
Glykoside  in  den  Eirschlorbeer- 
blättem  und  in  der  Faulbaum- 
rinde (Prunus  Fadus) 

suchte  Karl  Jouck  im  Schaer^%(Aieii  La- 
boratorium rein  darzustellen,  ohne  jedoch 
zu  einem  völlig  befriedigenden  Resultat  zu 
kommen.  Hierzu  wurden  die  grob  gepulver- 
ten Blätter  bezw.  Rinde  mit  90proc.  Alkohol 
perkoliert,  das  Perkolat  so  lange  (bis  zu  5 
Wochen!)  mit  Bleihydroxyd  geschüttelt,  bis 
es  hellgrün  geworden  war.  Nach  teilweisem 
Abdestillieren  des  Alkohol  wurde  Aether  zu- 
gesetzt, vom  Ausgeschiedenen  abfiltriert,  das 
Filtrat  zur  Trocknis  destilliert  und  der  Rück- 
stand mehrfach  mit  heißem  Wasser  aufge- 
nommen, das  Filtrat  mit  Aluminiumhydroxyd 
versetzt,  filtriert  und  eingedampft.  Der 
dünnflüssige  Rückstand  wurde  dialysiert,  das 
Dialysat  eingedampft  und  in  der  Luftleere 
getrocknet.  Durch  mehrfaches  Lösen  in 
Alkohol  und  Fällen  mit  Aether,  wobei  das 
Glykosid  gelöst  bleibt,  wird  die  Substanz 
weiter  gereinigt  Das  Glykosid  wird  am 
besten  mit  Emulsin  gespalten,  Mineralsäuren 
spalten  das  Glykosid  nicht  vollständig,  Idchter 
dagegen  organische  Säure  wie  Zitronen-  und 
Weinsäure.  j.  K, 

Archiv  der  Pharm.  1905,  421. 


Das  sogenannte  Chicle -Gummi, 

der  eingedickte  Milchsaft  von  Achras  Sapota 
ist  ein  hauptsächlich  aus  Mexiko  kommendes 
Produkl,  das  fast  ausschließlich  in  Amerika 
zur  Herstellung  des  Kaugummi  Ver- 
wendung findet  Nach  Untersuchungen  von 
Prof.  Tschirch  und  Schereschewski  lösen 
sich  von  diesem  Ghicle-Gummi 

in  siedendem  Wasser  16,8  pCt 
»  »         Alkohol  59,7     » 

»  »         Aceton    61,7     » 

»  »         Aether    76,2     » 

in  kaltem  Chloroform  77,2  » 
Flüchtige  Bestandteile,  ätherische  Gele  und 
dergl.  waren  nicht  vorhanden.  Die  Verf. 
konnten  ein  Gummi,  a-,  /?-  und  ^-Ghidalban, 
Chidafluavil,  Ghidagutta  und  Ghidalbanan 
aus  dem  Ghicle-Gummi  mit  Hilfe  der  ge- 
wöhnlichen Tschirch'odien  Methoden  dar- 
stdlen.  j,  E, 

Archiv  der  Pharm.  1905,  378. 


117 


Therapeutisohe  Mitteilungen. 


Genaue  Digitalisgaben 

erzielt  man  durch  daa  Digitoxinum  solubile 
(Claetta)  (vergl.  anch  Pharm.  Gentralh.  46 
[1904];  650,  669),  das  als  Digalen  von 
der  Firma  F.  Hoffmann-La  Boche  <&  de. 
in  Grenzach  nnd  Basel  in  den  Handel  ge- 
bradit  wird.  Man  kann  sogar  anch  das  Digalen 
zu  subkutanen  Einspritzungen  verwenden, 
wenn  solche  Oberhaupt  bei  den  leicht  erreg- 
baren Herzkranken  angezeigt  erscheinen. 
Wenn  wir  auch  mit  C.  Foeke  (Med.  Klinik 
1905,  Nr.  31)  die  bei  der  Digitaliswirkung 
ehedem  beobachtete  und  gefflrchtete  Kumu- 
lation als  unbegründet  und  übertrieben  be- 
zeichnen müssen,  so  ist  gerade  mit  einer 
so  genauen  Dosierung,  wie  sie  Digalen  er- 
laubt, uns  ein  wertvoller  Dienst  getan. 
Schon  die  Art  sdner  Verpackung  —  jedem 
Originalfläschchen  ist  eine  Pipette  beigegeben 
—  ermöglicht  die  genaueste  Tropfeneinteil- 
ung. Femer  haben  wir  im  Digalen  ein 
gleichmäßiges  Präparat^  welches  zudem  lange 
Zeit  haltbar  ist;  namentlich  aber  ist  es  von 
sdineller  Wirkung,  und  es  kann  da,  wo  es 
darauf  ankommt,  schnellste  Wirkung  zu  er- 
zielen und  den  Verdaunugstraktus  außer 
Spiel  zu  lassen,  intravenös  oder  subkutan 
eingespritzt  werden ;  K.Hochheim  (Centralbl. 
f.  innere  Medizin  1905,  Nr.  22)  spritzte 
z.  B.  3  bis  5  ccm  Digalen  in  die  Armvene; 
auch  subkutan  wurde  das  Digalen  in 
schweren  Fällen  verwendet  und  zwar  inner- 
halb 6  Tagen  12  ccm.  Die  Einspritzung 
verursachte  nur  unbedeutende,  etwas  brenn- 
ende Schmerzen.  Die  Unregelmäßigkeit  der 
Herztätigkeit  nahm  während  der  Digalen- 
behandlung  stetig  ab. 

Die  Wu*kung  des  Digalen  scheint  nach 
Hochheim  bei  subkutaner  und  innerlicher 
Anwendung  gleich  gut  zu  sein.  Bei  der 
subkutanen  Verabfolgung  ist  das  Digalen 
dem  Digitoxinum  crystaiJisatum  vorzuziehen, 
denn  die  Knspritzung  mit  dem  letzteren 
bereitet  stärkere  Schmerzen. 

WalH  (Deutsche  Aerzte-Ztg.  1904,  Nr.  20) 
berichtet  von  einer  52  jährigen  Patientin  mit 
ausgebildetem  Herzklappenfehler  und  Bauch- 
wassersucht, die  erst  kein  Digitalis  vertragen 
hatte,  aber  Digalen  di-eimal  täglich  0,3  mg 
ausgezeichnet  vertrug.  Es  trat  nicht  der 
geringste  Brechreiz  auf,  kein  Durchfall,  und 


die  Hammenge,  die  etwa  200  ccm  über 
Tag  betragen  hatte,  hob  sich  im  Laufe  der 
Nacht  zu  der  dreifachen  Menge. 

Betreffs  der  Furcht  vor  Kumulation  der 
Digitaliswirkung  müssen  wir  C.  Focke  Recht 
geben,  wenn  er  sagt:  «Der  Begriff  der 
Kumulation  oder  Akkumulation  der  Digitalis- 
wirkung ist  wahrscheinUch  in  den  ersten 
Jahrzehnten  des  19.  Jahrhunderts  in  Ge- 
brauch gekommen.  Der  Begriff  erwies  sich 
als  sehr  bequem,  so  daß  bald  viele  Beob- 
achtungen, die  man  sonst  nicht  unter- 
zubringen wußte,  durch  die  Kumulation  er- 
klärt wurden.» A.  Rn, 

Das  AbstoBen  des  Nagels 

ist  oft  mit  großen  Umständen  nach  Finger- 
entzündungen, Fingerquetschungen  usw.  ver- 
bundeu,  daher  ist  es  ganz  am  Platze,  das 
einfache  Verfahren  von  Moritz  Porosx  in 
Budapest  zu  beachten.  Verfasser  füllte  mit 
Kollodium  die  Lücke  aus,  die  sich  zwischen 
dem  neuen  Nagel  und  dem  Bettrande  des 
hängenden  alten  Nagels  befindet  und  zwar 
tröpfelt  er  eine  entsprechende  Menge  dar 
zwischen  und  auf  die  Nageloberfläche. 
Nach  dem  Eintrocknen  kommt  eine  harte, 
feste  Vereinigung  zustande,  die  die 
Fingerspitze  vollkommen  schützt;  dieselbe 
kommt  nun  nicht  mit  allen  Gegenständen 
in  unliebsame  Berührung,  gibt  dem  im  Ab- 
stossen  begriffenen  alten  Nagel  festen  Halt 
und  hindert  nicht  das  Wachstum  des  neuen. 
Um  dies  sicher  zu  stellen,  ist  es  notwendig, 
daß  nur  die  Nagelfläche  mit  Kollodium  be- 
legt wird.  Die  den  Nagel  umgebenden 
Hautteiie  müssen  wir  verschonen.  Den  mit 
dem  neuen  Nagel  noch  nicht  bedeckten 
Fingerteü  versieht  man  sofort  mit  einer 
solchen  Schicht.  Die  mit  dem  Trocknen 
einhergehende  Empfindlichkeit  nimmt  zu- 
nächst die  Geduld  des  Patienten  in  Anspruch, 
doch  hält  der  Schmerz  nicht  länger  als  eine 
halbe  Stunde  an.  Am  nächsten  Tage  legt 
man  eine  neuere  dicke  Schicht  darauf,  und 
dann  kann  der  Patient  den  Finger  beliebig 
benutzen.  Ein  großer  Erfolg  der  KoUodium- 
schicht  ist,  daß  sie  sich  im  Wasser  nicht  auf- 
löst   und    somit   nicht    nur    Schutz    bietet, 

sondern  auch  lauge  anhält  A,  Rn. 

Monatsk,  f.  prakt.  DermatoL  1905,  82. 


llrf 


BSohepsohau. 


Nene  Arzneimittel  und  pharmazentisohe 

Spezialitäten    einschließlich   der  nenen 

Drogen  y    Organ-    nnd    Serumpräparate 

und  Vorschriften  zu  ihren  Ersatzmitteln 

nebst    Erklärung    der    gebräuchlichsten 

medizinischen     Kunstausdrficke.       Von 

O,  Ärends,   Apotheker;    Redakteur  an 

der    Pharmazeutischen   Zeitung.     Berlin 

1905.    Verlag  von  Julius  Springer. 

Preis:  geb.  M.  6, — . 
Bei  Besprechung  der  Tor  2  Jahren  erschienenen 
ersten  Auflage  von  diesem  Nachschlagebach  ist 
dasselbe  eingehend  gewürdigt  worden.  Wir 
können  unseren  damaligen  Ausführungen  hinzu- 
fügen, daß  die  Neaauflage  nicht  allein  ver- 
mehrten Inhalt,  der  ja  durch  die  vielen  Neu- 
erscheinungen zum  größeren  Teil  bedingt  ist, 
sondern  auch  anerkennenswerte  Verbesserungen 
bietet.  Letztere  bestehen  zum  Teil  darin,  daß 
nicht  nur  bei  den  emzelnen  Arzneimitteln  die 
Synonyma  mit  erwähnt,  sondern  auch  einzeln 
für  sich  in  die  alphabetische  Reihenfolge  ein- 
gefügt sind.  Dieser  Umstand  hat  ein  be- 
sonderes Inhaltsverzeichnis  überflüssig  gemacht 
und  Raum  für  ein  Wörterverzeichnis  geschaffen, 
das  die  wichtigsten  medizinischen  Kacstaus- 
drücke  erläutert.  Letztere  Zugabe  erhöbt  den 
Wert  dieses  Baches,  da  das  Verzeichnis  im 
allgemeinen  als  aasreichend  anzusehen  ist. 
Durch  den  Fortfall  des  Sachregisters  und  die 
bessere  Anordnung  des  bearbeiteten  Stoff^'s  war 
es  möglich  trotz  erheblicher  Vermehrubg  des 
letzteren,  den  Umfang  dos  Werkes  nicht  m 
dem  Maße  zu  erhöhen,  daß  der  Verkaufspreis 
den  der  ersten  Auflage  hätte  überschreiten 
müssen.  H.  Menixel. 

Volkstümliche  Namen  der  Arzneimittel, 
Drogen  und  Chemikalien.    Eine  Samm- 
lung   der    im    Volksmunde    gebräuch- 
lichen    Benennungen      und      Handels- 
bezeichnungen.    Zusammengestellt   von 
Dr.  J.  Holfert    Vierte,  verbesserte  und 
vermehrte    Auflage.       Bearbeitet    von 
O.  Arends.    Berlin  1906.    Verlag  von 
Julius  Springe?\     Preis  M.  4,—  ge- 
bunden. 
Gelegentlich   der  Besprechungen  der  zweiten 
und  dritten  Auflage  vorliegenden  Nachschlage- 
buches  ist  auf  die  Vorzüge   dieses  unentbehr- 
lichen Ratgebers  in  ausreichender   Weise  hinge- 
wiesen  worden.    Unser  früher  gefälltes  Urteil 
können   wir  auch   der  diesjährigen  Neuauflage 
gegenüber   nur  bestätigen,   indem    wir  gleich- 
zeitig hervorheben,  daß  dieselbe  nicht  erweitert, 
sondern  auch  verbessert  worden  ist.    Die  haupt- 
sächlichste Erweiterung  besteht  darin,  daß  eine 
große  Anzahl  volkstümlicher  Namen   von  tech- 


nischen Drogen  und  Chemikalien  sowie  viel 
gebräuchlichen  Farben  Aufnahme  gefunden 
haben.  Dieser  Umstand  kann  auch  dem  Apo- 
theker von  großem  Nutzen  sein,  sei  es  nun,  daB 
er  ein  Drogen-  und  Farbengeschäft  als  Neben- 
betriob  unterhält,  oder  um  zu  erfahren,  was 
unter  diesem  oder  jenem  Namen  wirklich  ver- 
langt wird.  Die  Verbesserungen  bestehen  haupt- 
sächlich in  der  Hervorhebung  der  Stich worte, 
Anwendung  der  neuen  Rechtschreibung  und 
gewissen  Erläuterungen,  die  sich  gleich  am  An- 
fang der  Mehrzahl  der  Buchstaben  befinden. 
Die  letztere  Verbesserung  hat  wesentlich  dazu 
beigetragen,  daß  der  Umfang  des  Buches  trotz 
reichlicher  Vermehrung  seines  Inhaltes  nicht 
viel  größer  geworden  ist,  als  sein  letzter  Vor- 
gänger Niemand,  der  dies  Buch  zurate  zieht, 
wird  jedoch  den  Anspruch  erheben,  etwas  Voll- 
ständiges vor  sich  zu  haben.  Um  dieses  Ziel 
auch  nur  annähernd  zu  erreichen,  bedarf  es 
sicherlich  noch  einer  weiteren  Unterstützung 
der  beteiligten  Kreise. 

Möge  dies  Buch  gleich  seinen  Vorgängern 
weite  Verbreitung  finden  und  den  vom  Ver- 
fasser gewollten  Nutzen  stiften.  H.  M. 


Ergänznngs-Taxe  zur  Deutschen  Arznei- 
Taxe  1906.  Berlin.  Selbstverlag  des 
Deutschen  Apotheker- Vereins. 

Die  vorliegende  Ergänzungs  -  Taxe  für  1906 
ist,  ebenfalls  wie  diejenige  für  1905,  von  Apo- 
theker Stein  in  Durlach  bearbeitet  worden. 
Ihr  verspätetes  Erscheinen  ist  dadurch  bedingt, 
daß  sie  erst  auf  Grund  der  amtlichen  Taxe, 
welche  kurz  vor  Neujahr  erschien  nnd  deren 
Ansätze  in  die  vorliegende  Taxe  mit  auf- 
genommen sind,   fertig  gestellt  werden  konnte. 

Eine  Neuerung,  welche  sich  allseitiger  An- 
erkennung erfreuen  wird,  ist  die,  daß  dio 
«Preise  der  Gefiße»,  «L'reise  der  Arbeiten»  und 
«Taxe  der  homöopathischen  Arzneimittel»,  auf 
einigen  Vorblättern,  z.  T.  übersichtlicher 
als  in  der  Taxe  selbst,  wiederholt  sind. 

Bereichert  wurie  die  Ergänzungs- Taxe  1906 
durch  ein  H öchst gaben  -  Verzeichnis  für 
Kinder  und  die  iSortöa'schen  Tabellen  zu 
den  Vorschriften,  die  Abgabe  starkwirkender 
Arzneimittel  betreffend. 

Die  Preise  für  Verbandmittel  sind 
nicht  wieder  aufgenommen  worden,  aber  es 
ist  Platz  gelassen  worden  für  eigene  Eintrag- 
ungen. Einige  kleine  Unebenheiten  bei  der 
Berechnung  der  Preise  1905  sind  jetzt  beseitigt 
worden.  Der  Nutzen  einer  Er^ninngs-Taze 
ist  unbestritten;  die  vorliegende  wird  selbst  In 
der  kleinsten  Apotheke  ihren  Platz  auf  dem 
Receptirtische  behaupten!  s. 


119 


Verschiedene  Mitteilungen. 


Ein  neues  Tropfglas 

besehreibt  W,  Iwanow  (Chem.-Ztg.  1906; 
19).  An  den  biaherigen  Konstruktionen 
taddt  er,  daß  zum  tropfenweisen  Abiassen 
der  Fltkssigkeit  zu  viel  Zeit  nötig  sei,  daß 
eine  größere  Menge  Flfissigkeit  ohne  Ab- 
nehmen des  Stopfens  nicht  möglich  sei;  und 
daß  endlich  die  eingeschliffenen  Teile  des 
Tropfenglases  so  fest  eintrocknen,  daß  em 
Anseinandemehmen  schwierig  ist.  Das  neue 
Tropfglas  besteht  aus  einem  bimförmigen 
Glasgefäße,  in  dessen  Inneren  ein  in  die 
Wandung  eingeschmolzenes  Glasröbrclien  bis 
zum  Boden  reicht,  während  es  aulien  in 
eine  Ausflnßspitze  endet.  Die  obere  Oeff- 
nung  des  GefäCes  ist  mit  einer  dünnen 
Gummiplatte,  etwa  einer  Gnmmikappe,  wie 
solche  zu  bakteriologischen  Arbeiten  gebraucht 
werden,  oder  mit  einem  Stopfen,  der  ein 
Glasröhrchen  mit  Gummiball  trägt,  fest  ver- 
schlossen. Zum  Gebrauch  wird  die  Flfissig- 
keit bis  zum  Knie  des  Röhrchens  in  das 
Tropfglas  gefüllt  und  die  Gummiplatte  fest 
verschlossen.  Bei  starkem  Druck  auf  die 
Gummiplatte  flieCt  aus  dem  Glase  ein 
starker  Strahl  Flüssigkeit,  bei  sdi wachem 
Drucke  lassen  sich  gleichmäßige  lYopfen 
entnehmen.  Die  Flüssigkeit  kann  somit 
schnell  entweder  als  Strahl  oder  in  Tropfen 
entnommen    werden    und    zwar   mit   einer 


Hand;  das  Gefäß  hat  keine  eingeschliffenen 
Teile,  die  verkleben  können,  und  hat  einen 
größeren  Inhalt  als  gewöhnlich,  nämlich 
75  ccm.  —he. 

Zur  Vertilgung  der  Fliege 

genügt  es  nicht,  wie  der  ungenannt  bleiben 
wollende  Empfänger  des  von  «Le  Matin» 
ausgeschriebenen  Preises  ausführt,  das  aus- 
gewachsene Insekt  zu  töten,  da  es  vergeb- 
liche Mühe  sei;  denn  im  Durchschnitt  legt 
eine  Fliege  200  Eier,  so  daß  nach  der 
sechsten  Generation  aus  einer  einzigen 
Fliege  hundert  Milliarden^;  hervorgegangen 
sind.  Dagegen  lassen  sich  die  Fliegen 
gründlid)  in  verpupptem  Zustande  ver- 
nichten, wo  sie  in  bedeutenden  Massen  auf 
Düngerhaufen  und  in  Senkgruben  angehäuft 
lagern.  Vielfache  Versuche  ergaben,  daß 
Rohöl  diese  Larven  augenblicklich  tötet 
(Was  hier  unter  Rohöl  zu  verstehen  ist, 
war  nicht  mitgeteilt,  vermutlich  ist  Roh- 
petroleum gemeint,  das  zur  Vertilgung 
anderer  Insekten  gebraucht  wurd.  D.  Bericht- 
erstatter.) —tx— 

*)  Nach    aogestelitor    RechDUDg    gehen    ans 
einer  Fhoge  bei  6  GeDerationen 

12000000000000000 
Fliegen  hervor. 


Brieffweohsel. 


Dr.  W.  in  H.  Die  Trenn ung  des  Wortes 
Morr-hua  scheint  mir  auf  keincD  Fall  richtig  zu 
sein.  Leider  war  es  mir  nicht  möglich  in  einem 
pharmakognostischen  oder  zoologischen  Werk 
einen  Anhalt  über  die  Herkunft  der  Bezeichnung 
Gadus  Morrhna  zu  finden.  Soviel  aber  ist 
sicher,  daß  das  Woit  Morrhua  dem  griechischen 
Wortschatz  entlehnt  ist. 

Mir  scheint  das  Wort  von  17  ftoggia  (vasa 
mnrrina  der  Alten)  abgeleitet  zu  sein;  verrnnt- 
üch  war  letztere  unser  Porzellan,  so  daß  diese 
nähere  Bezeichnung  auf  den  weißen  Bauch  des 
Kabeljau  hinweist  Oder  sollte  Gadus  Morrhua 
auch  Cetaceum  liefern?  Eine  Ableitung  von 
^a(^)  falsche  Lesart  von  rj  ^oa  hezw.Qo?}  der  Fluß 
und  einer  Vorsilbe  fiog  ^von  /jicigofiai)  scheint  mir 
nicht  angezeigt,  weil  der  Kabeljau  ein  Seefisch 
ist.  VieUeioht  ist  einer  unserer  Leser  in  der 
Lage,  genauere  Mitteilungen  hierüber  zu  bringen. 

Soviel  ist  aber  sicher,  daß  das  h  von  dem  r 
unzertrennlich  ist.  B.  Th.     | 


Apoth.  Dr.  X.  in  B.  Die  richtigere  Schreib- 
weise ist  Glycyrrhizin;  denn  das  Wort  ist 
abgeleitet  von  yXvxvg^  süß,  und  g'i^a^  Wurzel; 
das  griechische  k  (x)  ändert  im  Lateinschen  in 
«0^  ab,  nicht  in  *zy>.  Die  übrigen  Antworten 
folgen  bald.  P.  S, 

Apoth.  Z.  in  L.  Die  Einreihung  des  Migrä- 
n  i  n  unter  die  starkwirkenden  Arzneimittel  dürfte, 
nachdem  auch  Preußen  und  Sachsen  sie  angeordnet 
haben,  wohl  nun  bald  allgemein  erfolgen.  Und 
weiterhin  ist  es  eine  Notwendigkeit  für  Wieder- 
holungen ärztlicher  Vorschiiften  eine  Höchst- 
Einzelgabe  für  Migränin  einheitlich  festzul- 
iegen, was  vorläufig  nicht  der  Fall  ist.    P.  S. 


Anfrage. 

Gibt  es  in  Deutschland  an  irgend  einer  Stelle 
noch  einen  eigentlichen  Golderzbergbau? 
Die  Angaben  in  der  Literatur  widersprechen 
sich. 


▼«ri<>g«r!  Dr.  A.  Sf«liB«lder.  Dretdn  und  [h*.  P.  Stß  DreBdrn-BlMewits 

Verantwortlicher  Leiter:  Dr.  P.  SäQ,  Dresden-Blaaewltz. 

Im  BnehbMide^  diueli  Jallas  Springer,  B«rllB  N.,  Monbijoaplati  8. 

Drsck  TOB  Fr.  Tltt«!  Naebf.  (Kaaatk  A  Maklo),  DvaadM. 


Jotbion 


von   nnttlwrtroffeiier   BeBorbierbarkeiL    Enthält   ca.   SO  "lo  Jod,  organ   gebaaden. 

Enati  Kr  JodkkllmedlkatJoD.  lo-wle  tBr  Jodtinktur,  Jodiklb»,  JodruDilmeDte  eio. 

Annnd.  t.  ElnplnselD,    b«w.  Einreiben  nur  d.  Hiut,  mil  Olitfnttl,  Splritai-Qlycarin,  mp.  LumIId. 

iinbjdi.  und  Viselln.  Bit.  gemlecfat. 

Ueronal  JsopraJ 

Ulttl.   Doala  0,B-0,T6-1,<J  g  ID  heiiKD  Finnig-  |  Doi.:    0,5-1,0   g     bei     etn'ichen    AgiypnWii; 

kalUn  «ISat  lo  nehmen  1,0-2,0-8,0  g  bei    ErregunguDallnden, 

/■.■™i,i«.   r...  „!._»  n      K       1.,  '■  «ntwedor  i.    Lteuog  od.   i.   Form   »on   Dragäe«. 

(gerochloi,  t««t  ohD*  GMchnnckl,  ;  ^,^   q,,,  ,er„hlo«en   u.  kOhl   »■ifinbe««hren ) 

dnrcb   iDlcnilUt   u.   Ekherfaell   der  Wirkung  lUBicE-icimet ;    Ircl   Tsn   Kbldlgendcn   Nebcmriikangen. 

CItarln  i  \  Aspirin 

Hetmltol  !  ',  Hesotan 

Agarla  |  |  Tamilgeii 

GreosotaUBayer     |  DDotal'Bayer 

Theobromin.  pur,  Theobromln.-Natr.  salicylk.  — 

J*Aeaacelin —  Salfoaal—  PIperatln  —  SaJoI  —  Sallcy^säore  und  talfcyhearti  Natron 
„Mapke  Bayar" 

Aold.  lalloyllr.  volnmlnoa.,  begondcrs  geeignet  für  Uand>erk*ul. 


Die  bekanntesten  und  zuverlässigsten  HaemOglObill-Extrakte 
zur    Herstellung    von    Haematogen    und    Haemoglobin  -  Präparaten : 

Sicco-Extrakt   Sicco  gen 

(Qlycerinhaltig}  (Qlycerinhaltig) 

1  ig  6,—  M.  1  kg  4,60  M. 

3  kg  18,—  M.  franko  4  lg  17,—  M.  franko 

10  kg  57,—  M.  franko  10  kg  40,—  M.  franko 

25  kg  125,^  M.  franko  25  kg  90,—  M.  franko 

ExtractJaemoglübmispiritaQS.' 

1  hg  ...  2,40  M. 

4  1^  ...  fl,—  M.  franko 

I2i/i  kg  .     .     .  25,-  M.  franco 

25  kg  ...  45,—  M.  franko 

SICCO,  G.  m.  b.  H.,  BERLIN  O.  34. 


*)  Diu  HaeraoglobiQ  -  Extrakte  des  Handels  entsprechen  im  wesentlichen  dieser 
tr  bllllgBlsn  Uarke. 


Pharmaceutische  Centralhalle 

für  Deutschland. 

Herausgegeben  von  Oi%  A.  Schneider  nnd  Dp.  P.  Sflas. 


■»*♦ 


Zeitschrift  fttr  wisseiiBchaftliche  nnd  geschäftliche  Interessen 

der  Pharmacie. 

Oegrflnclet  von  Dr.  Hermaim  Hager  im  Jahre  1859. 

Erscheint  jeden  Donnerstag. 

Bezugspreis  vierteljährlich:  dnrch  Buchhandel  oder  Post  2,50  Mk..  durch  Geschäfts- 
stelle im  Inland  3, —  Mk.,  Ausland  3,50  Mk.  —  Einzelne  Nummern  30  l*f. 

Anzeigen:  die  einmal  gespaltene  Elein-Zeile  30  Pf.,  bei  größeren  Anzeigen  oder  Wieder* 

holungen  Preisermäßigung 
Leiter  der  1  Dr.  Alfred  Schneider,  Dresden-A.  21;   Schandauer  Str.  43. 
Zeltsebrfit:  J  Dr.  Paul  Süß,  Dresden-Blasewitz;  Gustav  Freytag-Str.  7. 
GesehäftssteUe:  Dresden-A.  21;  Schandauer  Straße  43. 


M  7. 


Dresden,  15.  Februar  1906. 


Der  neuen  Folge  XXVII.  Jahrgang. 


xLvn* 

Jahrgang. 


Inhalt :  Cbcmie  «nd  Pharmaele:  Beobachtongen  fiber  die  Giftmenge,  welche  cur  TOtting  einer  besümmten  Menge 
lebender  Substanz  nOtig  ist  —  Anwendung  Ton  l>ruck  und  Wärme  fQr  die  Extraktion.  —  Ciba.  —  Formaldehyd.  — 
Nene  Arzneimittel.  —  Nucleogcn.  —  Fttr  die  Sterilisation  der  Arzneimittel.  —  Pyrogallol  und  sein  Alkyläther.  ^-~ 
'Wertbestimmung  ron  Tinkturen  und  Extrakten.  -^  Pharmazeutische  Spezialitäten.  —  NahnuffSinlttcl-Üliemle.  '- 
PliarJDakosnostiaohe  MitieilDneen.  —  TherApentisehe  Mittciloniceii.  —  PhotogrAphisehe  Mitteilmigeii. 

—  Ycnohledene  MltteilvnKeB.  —  Briefwechsel. 


Chemie  und  Pharmacie. 


Beobachtungen 

über  die  Giftmenge,  welche  zur 

Tötung  einer  bestimmten  Menge 

lebender  Substanz  nötig  ist. 

Von  Th.  Bokarny, 

Die  «letale>  Dosis  Gift  ist  wohl  bei 
Tieren  bis  jetzt  beobachtet  worden. 
Dort  spielen  aber  so  viele  Nebenomstände 
mit|  daß  diese  FeststelluDgen  nicht  als 
quantitative  in  dem  im  Titel  angegebenen 
Sinne  angesehen  werden  können. 

So  heißt  es  z.  B.,  daß  bei  einem 
Kaninchen  die  tödliche  Menge  Form- 
aldehyd 0,24  g  f fir  1  kg  Körpergewicht 
betrage ; ,  oder  daß.  Kaninchen  durch 
0,015  g  Sublimat  getötet  werden. 

Bei  solchen  Tieren  brauchen  nur  ein- 
zelne Gewebepartien  durch  das  Gift  ge- 
tötet oder  auch  nur  vorübergehend 
funktionsunfähig  zu  wardeu,  um  dann 
den  Tod  des  ganzen  Körpers  herbeizu- 
fähren.  Wird  z.  B.  das  Atmungszentrum, 


wie  durch  Blausäure,  gelähmt,  so  tritt 
Erstickung  des  Tieres  ein. 

Bei  Sublimat  ist  das  Bild  der  Ver- 
giftung von  Tieren  (nach  Husemann, 
Arzneimittellehre  S.  402)  das  der  Gastro- 
enteritis; breniiend  scharfer,  abscheu- 
licher Metallgeschmack,  krankhafte  Kt»n- 
traktionen  im  Schlünde;  oft  zeigt  sich 
Unterdrückung  der  Hamsekretion  (dann 
oft  Eiweiß  im  Harn);  in  starken  Fällen 
kann  es  zu  Respirationsbeschwerden 
kommeu:  Man  sieht,  daß  eine  Störung 
gewisser  Nerven  schließlich  zum  Tode 
des  ganzen  Organismus  führt. 

Auch  Aldehyde  wirken  in  erster  Linie 
auf  die  Nerven  und  Ganglien.  Aethyl- 
aldehyd  ist  als  ein  sehr  stark  das 
Großhirn  erregendes  und  dann  be- 
täubendes Mittel  bekannt,  das  leicht 
Erstickung  und  Tod  nach  sich  zieht 
{Boutignyj  Poggiale,  Lallemand  u.  A.). 
Paraldehyd  narkotisiert  Tiiere  und  Men- 
schen, wirkt  nur  wenig  auf  Herz  und 
Atmung  usw. 


122 


Herzgifte  töten  Menschen  und  Tiere 
einzig  dnrch  die  merkwürdige  Einwirk- 
ung auf  den  die  Herzkontraktion  diri- 
gierenden Nerv.  Digitoxin  kann  schon 
zu  0,0001  g  systolischen  Ventrikelstill- 
stand beim  Frosche  bedingen,  Katzen 
zu  0,001  g  töten  und  in  gleicher  Dosis 
beim  Menschen  zu  ziemlich  heftiger 
Vergiftung  führen.  Digitalin  und  Di- 
gitalem töten  Frösche  zu  0,5  bis 
0,26  mg. 

Die  hauptsächlichste  Wirkung  des 
Stychnin  ist  Steigerung  der  Reflexaktion 
und  Erzeugung  tetanischer  Anfälle  in 
toxischen  Dosen  infolge  direkter  Wirk- 
ung auf  die  Medulla  spinalis  {Husemann, 
Arzneimittellehre  S.  480). 

Aus  diesen  wenigen  Beispielen  ist  zu 
ersehen,  wie  sehr  die  Giftwirkung  an 
Nerven  besitzenden  Tieren  zu  unter- 
scheiden ist  von  der  nachher  zu  be- 
schreibenden Giftwirkung  bei  Pflanzen. 

Wollte  man  auf  dem  Gebiete  des 
Tierreiches  nervenfreies,  ganz  aus  gleich- 
artigen Zellen  aufgebautes  lebendes 
Material  zu  den  Versuchen  verwenden, 
so  mflßte  man  auf  die  Urtiere  zurück- 
gehen, wie  z.  B.  auf  die  Infusorien. 
Diese  sind  aber  schwer  in  großer  ab- 
wägbarer Menge  zu  beschaffen. 

Bei  Pflanzen  geht  es  leichter.  Nie- 
dere Algen,  wie  Spirogyren,  Conferven, 
bestdien  ans  lauter  gleichartigen  leben- 
den Zellen,  welche  meist  zu  unver- 
zweigten Fäden  vereinigt  sind.  Der- 
artige Algen  kann  man  gelegentlich  in 
sehr  großer  Menge  aus .  Teichen  und 
anderen  stehenden  Süßwassern  einsam- 
meln. Sie  werden  vor  dem  Versuch  in 
einem  Trichter  ablaufen  gelassen,  dann 
obei^ächlich  auf  Fließpapier  getrocknet 
und  gewogen. 

Folgendes  sind  quantitative  Versuche 
mit  Sublimat  und  Algen: 

a)  10  g  Algen  (Spirogyren)  wurden 
üi  50  ccm  einer  0,0001  procentigen 
SublimatlOsnng  gebracht.  Zunächst  keine 
Veränderung;  nach  2  Stunden  Farbe 
unverändert,  ebenso  Turgor.  Unter  dem 
Mikroskop  zeigten  sich  nur  einzelne 
Ghlorophyllbänder  abgelöst  und  in  Un- 


ordnung   geraten.     Ebenso    nach    S4 
Stunden. 

b)  10  g  Algen  wurden  in  50  ccm 
einer  0,001  proc.  Sublimatlösung  ge- 
bracht. Zunächst  erfolgte  keine  Ver- 
änderung. Nach  24  Stunden  war  aber 
die  ganze  AJgenmasse  verfärbt  und  ohne 
Turgor;  unter  dem  Mikroskop  zeigten 
die  meisten  Zellen  solche  Veränderungen 
(Ablösung  der  Ghlorophyllbänder,  Eon- 
traktion des  Plasmaschlauches,  Granu- 
lation in  diesem  usw.)«  daß  sie  als  tot 
betrachtet  werden  mußten 

Wir  können  also  sagen, .  daß  50  ccm 
einer  0,001  proc.  Sublimatlösung,  d.  i. 
0,0005  g  oder  0,5  Milligramm  Su- 
blimat, noch  ausreichen,  um 
10  g  Algen  abzutöten;  nichtmehr 
ausreichend  sind  50  ccm  einer 
0,0001  proc.  Sublimatlösung  oder  0,00005 
Gramm,  d. i.  0,05  Milligramm  Sub- 
limat. 

Aehnliche Versuche  mit  Conferven 
und  Blausäure  haben  gezeigt,  daß 
0,2  g  reine  (wasserfreie)  Blausäure 
nicht  im  Stande  ist,  10  g  Conferven 
vollständig  zu  töten;  dagegen  reichen 
0,4  g  dazu  aus. 

Wie  groß  zeigt  sich  hier  der  Unter- 
schied gegenüber  dem  Tierversuch! 
Bei  Meerschweinchen  genügt  Vim  ^ 
wasserfreie  Blausäure,  um  den  Tod  her- 
beizuführen. 

Bei  Strychninnitrat  reicht  0,1  g 
aus,  um  10  g  Algm  zu  töten,  0,025  g 
aber  nicht  (Verf.  in  I^lug.  Arch.  1906, 
Bd.  110,  S.  226). 

Meine  quantitativen  Versuche  gind 
aber  meist  nicht  aü  Algen,  sondern  an 
Preßhefe  ausgeführt  worden,  weil 
man  diese  jederzdt  in  beliebiger  Menge 
frisch  beziehen  kann,  während  die  Be- 
Schaffung  der  Algen  —  namentlich  im 
Winter  —  Schwierigkeiten  macht 

Münchener  Preßhefe  besteht  ans  meist 
gleichartigen  Hefezellen  (Saccharomyces 
cerevisiae),  vermischt  mit  etwas  Kar- 
toffelstärke; einige  Bakterien  sind  natür- 
lich dabei. 

Bezüglich  der  Methode,  welche  hier 
eingehalten  werden  muß,   sei  bemerkt, 


123 


daß  stets  zaerst  die  Verdännung 
f est z asteilen  ist,  bei  welcher  das 
betreffende  Gift  noch  tödlich  wirkt; 
denn  sonst  findet  man  keine  Orenze 
hinsichtlich  der  noch  tödlichen  Gift- 
menge. So  kann  man  z  B.  die  Hefe 
dni'ch  Iproc.  Milchsäure  töten,  nicht 
aber  durch  0,1  procentige.  Von  letzterer 
würde  idso  keine  noch  so  große  Menge 
genügen,  um  auch  nur  1  g  Hefe  ab- 
zutöten. 

Offenbar  beruht  das  darauf,  daß  die 
Tötung  durch  chemische  Bindung  des 
Qiftes  im  Plasmaeiweiß  erfolgt;  erst 
wenn  eine  gewisse  Menge  Plasmaeiweiß 
in  chemische  Verbindung  mit  dem  Gift 
übergetreten  ist,  tritt  der  Tod  der  Zelle 
ein.  Nun  gibt  es  hier  natürlich  ebenso 
eine  Verdünnungsgrenze,  wie  bei  jeder 
andern  chemischen  Reaktion ;  die  chemi- 
schen Vorgänge  setzen  nicht  mehr  ein, 
wenn  eine  gewisse  Verdünnung  über- 
schritten ist.  Die  obere  Grenze  der 
Reaktionsfähigkeit  ist  ja  bei  rein 
chemischen  Reaktionen  sehr  verschieden ; 
bei  physiologischen  Vorgängen,  welche 
nicht  Reizwirkungen,  sondern  direkte 
chemische  Wirkungen  sind,  muß  es  ähn- 
Uch  sein.  Sie  ist  in  beiden  Fällen  von 
der  Natur  des  Reagens  sowohl  als  von 
der  des  reagierenden  Körpers  abhängig. 

Alkalische  Silberlösung  wird  (nach 
O.  Loew)  von  Pyrogallol,  Gallussäure, 
Gterbsäure  noch  reduziert,  wenn  sie 
0,0001  pa  Silbemitrat  enthält,  nicht 
mehr,  wenn  sie  0,00001  pCt  enthält; 
ameisensaure  Salze  aber  vermögen  die 
alkalische  SUberlösung  schon  dann  nicht 
mehr  zu  reduzieren,  wenn  sie  0,1  pCt 
Silbemitrat  entliält,  dagegen  aber  noch 
bei  1  pCt  Gehalt.  Alkalische  Osmium- 
nnd  Palladiumlösungen  geben  selbst  bei 
l  pCt  Metallgehalt  mit  Aethylaldehyd 
bei  gewöhnlicher  Temperatur  nur  sehr 
allmählich  eine  Metallabscheidung ,  und 
bei  der  zehnfachen  Verdünnung  erfolgt 
dieselbe  sogar  beim  Erwärmen  aiä- 
fallend  langsam.  Die  äußerst  schwache, 
nur  unter  Mithilfe  von  Wärme  zu  er- 
reichende Endreaktion  liegt  ejbwa  bei 
einem  Verhältnis  von  1  Teil  Metall  auf 
12  000  Teilen  Wasser.  Aehnlich  sind 
die   Verhältnisse    beim    Platin.      Eine 


momentane  fast  blitzschnelle  Wirkung 
üben  aber  alkalische  QaecksUber-,  Silber- 
und Goldlösung  schon  bei  gewöhnlicher 
Temperatur.  Doch  während  beim  Queck- 
silber die  Reaktionsgrenze  schon  bei 
etwa  0,002  pCt  Metallgehalt  erreicht 
wird,  reagieren  Silber-  und  Goldlösung 
noch  bei  dem  Hundertfachen  dieser  Ver- 
dünnung usw. 

Ganz  ähnliche  Differenzen  beobachtet 
man  auch  bei  der  Einwirkung  von 
Giften  auf  das  Plasmaeiweiß;  die  einen 
wirken  augenblicklich  und  noch  bei  sehr 
großer  Verdünnung,  die  andern  langsam 
und  erst  in  größerer  Konzentration,  im 
Uebrigen  ist  es  selbstverständlich,  daß 
ein  und  dasselbe  Gift  bei  stärkerer 
Konzentration  rascher  töten  wird  als 
bei  sehr  geringer,  da  ja  aus  sehr  stark 
verdünnten  Lösungen  das  Gift  erst  auf- 
gesammelt werden  muß. 

Es  wird  auch  ein  Unterschied  zu 
machen  sein,  je  nachdem  das  Gift  auf 
diese  oder  jene  Art  Plasmaeiweiß  ein- 
wirkt; die  noch  wirksamen  Verdünn- 
ungsgrade schwanken  äußerordentlich 
stark. 

Mit  Spirogyren  -  Plasma,  speziell  mit 
den  Chlorophyllkörpern  derselben,  rea- 
giert Sublimat  noch  bei  einer  Verdünnung 
1  :  10  Millionen,  ja  sogar  bei  1 :  100 
Mülionen;  nur  muß  man  dann  mehrere 
Tage  bis  zum  Eintritt  der  Reaktion 
warten. 

Hefe  ist  nicht  so  empfindlich  gegen 
Sublimat,  wie  folgende  Versuche 
lehren : 

10  g  Preßhefe  mit  100  ccm  einer 
0,01  proc.  SablimatlösuDg.  Naoh  24  Stan- 
den zeigte  eine  in  Oär-  aod  NahrlÖs- 
ting^)  gebrachte  Spar  dieser  Hefe  keine 
Vermehrangsfähigkeit  (binnen  24  Stan- 
den bei  25  bis  30^  C  keine  Hefe- 
trübang}. 

10  g  Preßhefe  mit  200  com  einer 
0,005  proo.  Sablimatlösang.  Nach  24 
Standen  ergab  der  VennehraogTersach 
(wie  vorhin  angestellt)  bei  24 stündigem 
Verweilen  im  Wärmeschrank  schwache 
Hefetrubang. 


M  Gär-  und  Nährlösung  ist  hier  wie  immer 
in  dieser  Abhandlung:  1()00  g  Wasser,  2  bis  3  g 
Pepton,  50  g  Rohrzucker,  1  g  l^eralsiüze 
(Monokaliumphosphat  und  Magnesiumsuifat). 


124 


10  g  Preßhefe  mit  1000  com  einer 
0,001  proc.  Sablimatldsung.  Nach  24 
Standen  ergab  der  VermehrangsTersnch 
(wie  vorhin  angestellt)  bei  24  stÜDdigem 
Stehen  im  Wärmeschrank  deutliche 
Hefetrübung  (mikroskopisch  Sproßver- 
bände  nachgewiesen). 

Somit  reicht  die  Verdttnnung  0,01  proc. 
gerade  noch  aus^) ;  0,005  proc.  Sublimat- 
lösang  and  sogar  0,001  proc.  Lösungen 
wirken  nicht  mehr  ein.  Bemerkt  sei, 
daß,  am  Irrtümer  za  vermeiden,  die 
Hefe  in  allen  3  Versuchen  von  Zeit  zu 
Zeit  aufgerührt  wurde,  und  daß  die 
Sublimatlosung  möglichst  flach  ausge- 
breitet war. 

Bei  Formaldehyd  zeigt  die  Hefe 
eine  mittlere  Empfindlichkeit.  Es  wur- 
den drei  Versuche  angestellt: 

50  ccm  Gär-  und  Nährlösung  mit 
0,01  pCt  GH2O,  dann  mit  Spur-Hefe 
versetzt.  Nach  248tündigem  Stehen  bei 
25^  C  zeigte  sich  keine  Hefetrübung; 
die  mikroskopische  Untersuchung  ergab 
keine  Hefe. 

50  ccm  Oär-  und  Nährlösung  mit 
0,001  pCt  CHgO,  dann  mit  Spur-Hefe 
versetzt.  Nach  24  stündigem  Stehen 
bei  25  <^  G  ergab  die  mikroskopische 
Untersuchung  zahlreiche  Sproß  verbände. 

50  ccm  Oär-  und  Nährlösung  mit 
0,0001  pCt  CHsO,  dann  mit  Spur-Hefe 
versetzt;  nach  24  ständigem  Stehen  bei 
25^  C  zahlreiche  Hefesproß  verbände. 

Es  wirkt  also  0,01  pCt  Formaldehyd 
noch  auf  Hefe  ein  und  tötet  sie  eventuell; 
0,001  pCt  und  0,0001  pCt  sind  wirk- 
ungslos. 

Daß  die  Gesamtmenge  des  Form- 
aldehydes  in  beiden  letzteren  Fällen 
nicht  zu  gering  war,  kann  man  leicht 
berechnen.  Denn  beim  zweiten  Ver- 
such betrug  die  Giftmenge  0,5  mg,  beim 
dritten  0,05  mg,  was  sicher  ausreicht, 
um  eine  «Spur»  Hefe  (Platinöse  aus 
mit  viel  Wasser  angerührter  Hefe)  zu 
töten.  Es  kann  also  nur  die  Verdünn- 
ung Schuld  sein  an  dem  negativen  Er- 
folg der  beiden  letzten  Versuche. 

Sohwermetallsalze.  Am  ausge- 
sprochensten ist  die  Wirkung  der  Salze 
von  Kupfer,  Quecksilber  und  Silber, 
wenigstens  gemäß  den  bei  Algen  ge- 
machten Erfahrungen. 

^  Die  Gesamtmenge  0,01  g  Sublimat  ist  für 
10  g  Preßhefe  ausreichend  zur  völligen  Abtötung 
(siehe  später). 


Auch  das  Verhalten  von  Infusorien 
scheint  das  zu  bestätigen.  0,  l  proc. 
Lösungvon  salpetersaurem  Queck- 
silberoxyd tötet  die  Infusorien  mo- 
mentan ab  unter  starker  Trübung  mi- 
kroskopisch noch  sichtbarer  Bötlich- 
gelbfärbung. Auch  in  0,0 1  proc.  Lösung 
stellen  die  Infusorien  augenblicklich  ihre 
Bewegungen  ein ;  man  kann  gar  nicht 
rasch  genug  beobachten,  um  den  üeber- 
gang  zu  betrachten.  Durch  Behandlung 
mit  Schwefelwasserstoffwasser  kann  man 
dann  die  Infusorien  dunkel  färben.  So- 
gar in  0,001  proc.  Lösung  wird  die  Be- 
wegung der  zuvor  äußerst  lebhaft  durch- 
einander wimmelnden  Infusorien  fast 
augenblicklich  langsamer ;  binnen  weni- 
gen Minuten  tritt  dann  bei  vielen  Indi- 
viduen absolute  Unbeweglichkeit  und 
Trübung  ein. 

Wie  außerordentlich  energisch  reagiert 
somit  das  Quecksilbersalz  mit  dem  Plasma- 
eiweiß! Uebrigens  ist  mit  0,001  pGt 
des  Quecksilbersalzes  sicher  noch  nicht 
die  Grenze  der  Beaktionsfähigkeit  er- 
reicht, sonst  würde  die  Wirkung  nicht 
so  rasch  eintreten. 

Wegen  früherer  Untersuchungen  in 
dieser  Sache  wurde  das  Beaktionsver- 
mögen  hier  nicht  weiter  verfolgt.  Er- 
wähnt sei  nur  noch,  daß  Sublimat  von 
1 :  100000  die  Fäulnis  der  fäulnisfähigen 
Flüssigkeiten  verhindert,  solches  von 
1:500000  aber  nicht  mehr;  und  daß 
nach  R.  Koch  Sublimat  von  1 :  300000 
die  Auskeimung  der  Milzbrandsporen 
hindert.  Daß  Spirogyren  durch  Subli- 
mat von  1 :  100  Millionen  noch  geschä- 
digt werden,  wurde  schon  mitgeteilt. 

Ebenso  auch  beim  salpetersauren 
Silber,  von  dem  nur  f es^estellt  wurde, 
daß  0,1  proc.  Lösung  die  Infusorien 
augenblicklich  tötet,  wie  auch  0,01  proc. 
und  sogar  0,001  proc.  Auflösung!  An 
den  Infusorien  der  0,00  L  proc.  Lösung 
trat  dann  mit  Schwefelwasserstoffwasser 
eine  starke  BräunUchfärbung  ein,  wäh- 
rend die  Lösung  sdbst  unter  dem  Mi- 
kroskop farblos  blieb.  Die  Fäulnis  wird 
noch  durch  Silbemitrat  von  1 :  500  000 
hintangehalten. 

(Fortsetzung  folgt.) 


126 


Die  Anwendung 
von  Druck  und  Wärme  für 

Extraktion. 

In  der  Nr.  35  der  Pharm.  Centralh. 
Yom  29.  Aag.  v.  J.  habe  ich  mir  er- 
laubt, ein  ExtraktioDSverfahren  zur  Ge- 
winnung konzentrierter  Extrakte  darch 
eine  zweckmäßige  Anwendung  von  Druck 
und  Wärme  mitzuteilen.  Die  Prinzipien, 
welche  dem  damals  mitgeteilten  Ver- 
fahren zu  Grunde  liegen,  sind  auch 
heute  noch  dieselben  geblieben,  aber  es 
haben  sich  inzwischen  technische  Fort- 
schritte ergeben,  welche  für  die  Benutz- 
ung des  Apparates  Typ  III  von  Bedeut- 
ung sind,  sodaß  ich  mich  genötigt  sehe, 
hier  Ober  dasWissenswerteste  mitzuteilen. 

Vorausschicken  muß  ich,  daß  das  zu 
beobachtende  Verfahren  dem  frfiher  mit- 
geteilten Prinzip  entspricht,  das  Zell- 
gewebe der  Pflanze  möglichst  zu  erhalten, 
die  zu  extrahierende  Substanz  mit  etwa 
einer  gleichen  Gewichtsmenge  Flfissigkeit 
ausweichen  unddann  abzupressen.  Sehr 
harte  Substanzen,  wie  Mutterkorn  usw. 
verwendet  man  als  grobes  Pulver,  alle 
anderen  in  geschnittener  Form.  Man 
erreicht  die  Aufweichung  der  Substanz 
meist  in  etwa  24  Stunden,  wenn  man 
die  betr.  Droge  mit  der  Flüssigkeit 
unter  Umrühren  übergießt,  und,  sobald 
die  Flüssigkeit  aufgesogen  ist,  die  Masse, 
leicht  zusammengedrückt,  in  bedeckter 
Schale  solange  stehen  läßt,  bis  eine 
Probe  im  Inneren  keine  trockene 
Faser  mehr  zeigt.  Die  so  vor- 
bereitete Substanz  füllt  man  in  einen 
Beutel  und  unterwirft  sie  im  Apparat 
der  Abpressung.  Um  nun  den  Druck 
der  Wasserleitung  ohne  Pumpenkraft 
zu  erhöhen,  und  gleich  bei  der  ersten 
Pressung  nahezu  die  gesamte  Extrakt- 
menge zu  erhalten,  erhitzt  man  nach 
erfolgter  Abpressung  und,  nachdem  der 
Zuleitungshahn  derWasserleit- 
ung  geschlossen  ist,  das  imAppa- 
rat  befindliche  Druckwasser.  Diesem  ist 
dann  eine  Ausdehnung  nur  nach  oben  hin 
möglich,  und  es  wird  nun  ein  starker 
Druck  auf  den  Kolben  ausgeübt.  Der 
Druck  steigt  bei  ganz  mäßiger  Er- 
wärmung   erst    langsam   und    dann 


schnell  und  schneller,  bis  er  nach  etwa 
30  Minuten  20  bis  25  Atm.  erreicht 
Nun  mäßigt  man  die  Erwärmung  und 
hält  den  Druck  auf  etwa  20  Atm.,  bis 
alle  Flüssigkeit  abgetropft  ist. 

In  den  meisten  Fällen  genügt  eine 
zweimalige  Aufweichung  und  Abpre^ss- 
un^,  um  die  Substanz  bis  zur  Ge- 
schmacklosigkeit zu  erschöpfen. 
Bemerkenswert  ist  die  Klarheit  der  so 
gewonnenen  Extrakte.  Wohl  sind  die 
aus  gepulverten  Substanzen  erhaltenen 
Auszüge  trübe,  aber  nach  24  Stunden 
haben  sie  abgesetzt  und  lassen  sich 
durch  Filtration  leicht  blank  erhalten. 
Die  Ursache  dieser  auffallenden  Er- 
scheinung dürfte  wohl  darin  zu  finden 
sein,  daß  die  leicht  löslichen  hygro- 
skopischen Extraktivstoffe  die  durch  die 
Kapillarröhren  eintretende  Flüssigkeit 
begierig  aufsaugen  und  so  eine  hoch- 
konzentrierte I^sung  bilden,  welche 
eben  infolge  ihrer  Konzentra- 
tion kein  Lösungsmittel  mehr 
für  andere  Stoffe  ist.  So  läßt  das 
Ipecacuanha-Ebctrakt  nach  kurzem  Ab- 
sitzen die  Sinkstoffe  fallen,  und  über 
einem  zähen  Schleim  steht  eine  tief- 
braune klare  Flfissigkeit.  Hinzu  kommt 
die  günstige  Druckwirkung  beim  Ab- 
pressen im  geschlossenen  Räume.  Da- 
durch nämlich,  daß  die  Flüssigkeit  vor 
Beginn  des  Abpressens  den  ganzen 
Raum  ausfüllt,  wird  der  Druck  voll- 
ständig auf  die  feste  Wand  übertragen, 
und  die  Substanz  wird  zusammenge- 
drückt, ohne  zerquetscht  zu  wer- 
den. Hierdurch  wird  der  Schleim 
größtenteils  zurückgehalten,  und  die 
Substanz  wirkt  selbst  als  Filter. 

Von  ferneren  Versuchen  ist  erwäh- 
nenswert die  Extraktion  von  Rhabarber, 
Süßholz,  Sennesblättem  und  Kaffee,  ferner 
die  Lösung  von  rohem  Para-Qummi  in 
Benzin  binnen  etwa  12  Stunden  durch 
Druckwirkung. 

1 .  Der  Rhabarber  wurde  in  geschnit- 
tener Form  mit  der  vom  Arzneibuch 
vorgeschriebenen  Menge  Borax  und  Pott- 
asche und  einem  gleichen  Gewicht  Wasser 
versetzt.  Nach  etwa  12  Stunden  war 
der  Rhabarber  soweit  aufgeweicht,  daß 
er  keine  trockene  Faser  mehr  zeigte. 


136 


Die  aufgeweichte  Masse  wurde  nun  in 
einen  Beutel  gefällt  und  im  Apparat 
kalt  abgepreßt.  Nach  erfolgter  Ab- 
pressung  wurde  das  Druckwasser  auf 
etwa  50  ^  erhitzt  und  dadurch  ein  Druck 
von  etwa  23  Atm.  erzielt.  Die  Ab- 
pressung  ergab  etwa  800  g  eines  tief 
dunkelroten,  völlig  klaren  Extraktes. 
Der  Rückstand  wurde  dann  nochmals 
in  500  g  Wasser  au^eweicht  und  noch- 
mals abgepreßt.  Nach  dieser  Behand- 
lungverblieb der  Rückstand  geschmack- 
los zurück.  Da  das  erhaltene  Extrakt 
Neigung  zum  Gelatinieren  zeigte,  wurde 
es  im  Dampf  bade  auf  100^  erhitzt  und 
nach  dem  Erkalten  durchgeseiht.  Das 
Extrakt  wurde  dann  auf  1000  g  ein- 
gedunstet und  bildete  nun  eine  kristall- 
klare Flüssigkeit  von  der  Dicke  des 
Glycerins,  klarlöslich  in  Wasser.  Dies 
Extrakt  ist  für  die  Herstellung  diverser 
Rhabarberpräparate  sehr  geeignet.  Es 
ist  ferner  sehr  billig  herzustellen,  da 
für  die  Verarbeitung  nicht  die  teuere, 
in  Scheiben  geschnittene  Form,  sondern 
jeder  beliebige  Rhabarber  geeignet  ist, 
und  da  ferner  eine  völlige  Ausbeutung 
stattfindet,  im  Gegensatz  zu  der  Vor- 
schrift des  Arzneibuches,  welche  ein 
Auspressen  des  Rhabarbers  verbietet. 

2.  1  kg  geschnittenes  Süßholz  wurde 
mit  dem  gleichen  Gewicht  Wasser  auf- 
geweicht, bis  keine  trockene  Faser  mehr 
vorhanden  war,  und  dann  kalt  abge- 
preßt. Nach  einmaliger  Wiederholung 
verblieb  der  Rückstand  nahezu  ge- 
schmacklos. Das  trübe  Extrakt  war 
bei  allen  wiederholt  vorgenommenen 
Versuchen  nach  etwa  24  Stunden  zu 
einer  festen  Masse  geronnen.  Diese 
Masse  wurde  auf  1 00  ^  erhitzt  und  nach 
dem  Erkalten  filtriert.  Auf  dem  B'ilter 
verbleibt  dann  eine  braune  gelatinöse, 
nach  dem  Auswaschen  grauweiße,  ge- 
schmacklose Masse,  während  das  Filtrat 
eine  dunkelbraune  klare  und  klar 
lösliche  Flüssigkeit  bildet,  welche  durch 
gelindes  Eindunsten  auf  ein  spezifisches 
Gewicht  von  1,17  gebracht  wurde. 
Dies  Extrakt  ist  unbegrenzt  haltbar,  zeigt 
den  reinen  Süßholzgeschmack  und  ist 
für  die  bequeme  Herstellung  der  verschie- 
denen Süßholzpräparate  sehr  geeignet. 


5  Teile  dieses  Extraktes  mit  175  T. 
Sirup,  simpl.  und  20  T.  Spiritus  gemischt, 
entsprechen  genau  dem  Sirup.  Liquirit. 
des  Arzneibuches. 

Für  die  Ektraküon  des  Süßholzes  wurde 
keine  Ammoniakflüssigkeit  verwendet, 
weil  das  Glycyrrhizin  unter  der  Wirkung 
desDruckes  sich  in  der  hochkonzentrierten 
Extraktlösung  leicht  auflöst. 

3.  Inf  usum  Sennae  compositum. 
500  g  Tartar.  natronat  und  10  g  Natr. 
carbon.  wurden  in  1000  g  warmen 
Wassers  gelöst  und  hierin  1000  g  Manna 
gelöst.  In  diese  Lösung  wurden  nun 
500  g  Fol.  Senn,  concis.  eingetragen  und 
in  der  Wärme  vollständig  au^eweicht. 

Nach  etwa  12  Stunden  wurde  die 
ganze  Masse  mit  Hilfe  eines  weiten 
Trichters  in  den  im  Apparat  hängenden 
Beutel  gefüllt  und  warm  abgepreßt  und 
dann  unter  hohem  Druck  unter  Erwär- 
men gänzlich  vom  Safte  befreit. 

Die  ziemlich  trübe  Flüssigkeit  wurde 
nun  im  Dampf  bade  bis  auf  100^  erhitzt 
und  nach  dem  Erkalten  durch  ein 
Koliertuch  gegossen.  Einfaches  Kolleren 
durch  Flanell  genügte  in  allen  Fällen, 
um  die  Eolatur  vollständig  blank  zu  er- 
halten. Das  Infusum  wurde  dann  auf 
ein  Gewicht  von  2500  g  gebracht  und 
ergab  so  ein 

Infusum  Sennae  compositum 
duplex  von  unbegrenzter  Haltbarkeit. 
Dem  hieraus  durch  Verdünnung  mit  Aq. 
dest.  zu  bereitendem  Infus.  Senn.  comp, 
simpl.  sind  nach  der  Vorschrift  des 
Arzneibuches  5  pCt  Alkohol  zuzufügen. 

4.  l  kg  fein  gemahlener  Kaffee 
wurde  mit  1  Liter  Wasser  vermengt 
und  sogleich  kalt  abgepreßt  bei  eiiem 
schließlichen  Druck  von  25  Atm.  Der 
Rückstand  war  nahezu  geschmacklos 
schon  nach  einmaliger  Behandlung.  Das 
Extrakt  war  klar,  tiefschwarz  und  son- 
derte auf  der  Oberfläche  nach  kurzer 
Zeit  eine  nicht  unerhebliche  Menge  fetten 
Oeles  ab.  Der  Geschmack  war  rein 
und  ohne  den  herb  säuerlichen  Neben- 
geschmack des  heiß  abgepreßten  Ex- 
traktes. 

6.  Die  Auflösung  des  rohen  P  a  r  a  - 
Gummi  in  Benzin  bereitet  große  Seh  wie- 


127 


rigkeiten  und  ist  mit  erheblichem  Zeitver- 
last verbandeD.  Ein  Versuch,  das  Qummi 
anter  Drackanwendanf?  zn  lösen,  gab 
folgendes  Resnltat:  Das  rohe  Para- 
Gammi  warde  mit  der  Scheere  zer- 
schnitten and  ohne  Zwischenmaterial 
and  ohne  Beutel  mit  der  dreifachen 
Menge  Benzin  kalt  unter  3  bis  4  Atm. 
Druck  gebracht.  Nach  12  Stunden  war 
alles  Benzin  vom  Qummi  aufgenommen 
und  dieses  bildete  nun  eine  elastische, 
leicht  zerreißbare  Masse.  Die  Masse 
wurde  mit  der  Hand  in  kleine  Stücke 
zerteilt  und  wiederum  mit  der  gleichen 
Menge  Benzin  unter  Druck  gesetzt. 
Nach  kurzer  Zeit  war  alles  Benzin  ab- 
sorbiert und  das  Gummi  in  eine  gela- 
tinöse Masse  verwandelt,  welcher  sich 
durch  Umrfihren  leicht  beliebige  Mengen 
von  Benzin  einverleiben  ließen.  Durch 
Druck  ließ  sich  diese  Gummilösung 
leicht  durch  ein  vorgelegtes  Filter 
pressen.  Das  Druckverfahren  bietet 
demnach  die  Möglichkeit,  dem  Gummi 
binnen  24  Stunden  jede  beliebige  Menge 
Benzin  einzuverleiben  und  die  Gummi- 
lösung durch  ein  Filter  zu  pressen. 
Benzinverluste  und  die  damit  verbun- 
denen Gefahren  sind  ausgeschlossen. 

Von  allgemeinerem  Interesse  ist 
schließlich  noch  die  Extraktion  von 
getrockneten  Aepfelschnitzeln  ohne  jede 
Verwendung  von  Alkohol  oder  von 
sonstigen  Eonservierangsmitteln.  Die 
Aepfelschnitzel  wurden  mit 
etwa  dem  gleichen  Gewicht  Wasser 
fibergossen  und  nach  Absorbierung  des 
Wassers  im  Apparat  auf  60^  C  erhitzt 
und  dann  unter  hohem  Druck  abge- 
preßt. Der  Saft  war  anfangs  ziemlich 
trüb,  wurde  aber  mit  fortschreitender 
Abpressung  immer  klarer.  Zur  voll- 
ständigen Klärung  ist  eine  Filtervorlage 
nicht  zu  vermeiden.  Dieser  Saft  hat 
sich  bisher  ohne  weitere  Behandlung 
als  Filtration  sehr  gut  gehalten. 

Rüben  Schnitzel  wurden  ohne 
jeden  Wasserzusatz  auf  50  bis  60^  im 
Apparat  erwärmt  und  dann  unter  hohem 
Druck  abgepreßt.  Der  erhaltene  Saft 
war  blank  und  enthielt  etwa  30  pCt 
Zucker.    Die  Schnitzel  blieben  nahezu 


trocken  zurück.    Der  schließliche  Druck 
betrug  20  Atm. 

Bemerkenswert  ist  schließlich  noch, 
daß  es  nicht  gelingt,  einen  Hochdruck 
durch  Erhitzen  des  im  Apparat  befind- 
lichen Wassers  zu  erzielen,  wenn  man 
nicht  zuvor  das  Wasser  unter 
Druck  setzt  und  dann  den  Hahn 
absperrt.  Vei^säumt  man  es,  zuvor 
den  Druck  herzustellen,  so  bewirkt  die 
Erhitzung  des  Wassers  eine  Erwärmung 
und  folglich  eine  Kompression  der  im 
Druckraum  befindlichen  Luft,  ohne  daß 
das  Manometer  steigt. 

Schließlich  würde  freilich  eine  fort- 
gesetzte Erhitzung  Dampf  erzeugen  und 
einen  Hochdruck  ermöglichen.  Hierzu 
würde  aber  viel  Zeit  erforderlich  sein 
und  weit  stärkere  Erhitzung,  als  für 
den  1^  ni  vorgesehen  ist. 

Stellt  man  aber  vor  der  Erhitzung 
den  Druck  her  und  sperrt  dann  den 
Hahn,  so  findet  das  Wasser  keinen  Raum 
mehr  für  die  Ausdehnung,  und  wird 
dann  auch  allmählich  der  Spielraum 
immer  kleiner,  welchen  das  Preßgut 
bietet,  so  genügt  eine  massige 
Temperaturerhöhung,  um  in 
wenigen  Minuten  einen  erheb- 
lichen Druck  zu  erzeugen. 

Weil  also  kein  hochgespannter  Dampf, 
sondern  lediglich  erwärmtes  Druckwasser 
vorliegt,  ist  die  Gefahr,  welche  das 
Arbeiten  mit  dem  Typ  HI  bieten  mag, 
eine  relativ  geringe.  OefiFnet  man  näm- 
lich den  Hahn  für  das  Druckwasser,  so 
genügen  einige  Tropfen  des  lauwarm 
austretenden  Druckwassers,  am  den 
Druck  auf  ein  Minimum  zu  verringern. 

Für  die  Herstellung  eines  Hoch- 
Druckes  ist  die  Anwendung  einer  Hand- 
preßpumpe  das  geeignetste  Werkzeug, 
mit  welchem  in  kürzester  Frist  ein  Druck 
von  einigen  20  Atm.  mit  Leichtigkeit 
herzustellen  ist.  Die  Abpressung  ver- 
läuft dann  glatt,  schnell  und  weit  voll- 
kommener als  in  einer  anderen  Presse. 
Will  man  aber  bei  kleinem  Betriebe  die 
Anschaffung  einer  solchen  Pumpe  ver- 
meiden, so  ist  die  Erhitzung  des  Preß- 
wassers ein  bequemes  und  billiges  Mittel 
zur  Erzeugung  eines  Hochdruckes. 


128 


Die  Wirkung  dieses  Verfahrens  ist 
gegeben,  aber  auch  begrenzt  dnrch  die 
Aasdehnung  der  Wassersäule,  welche 
sich  unter  dem  Kolben  des  Apparates 
befindet.  Folgende  Bedingungen  mässen 
daher  erfüllt  sein,  um  einen  Hochdruck 
zu  erzielen: 

1.  Es  darf  keine  Undichtigkeit  vor- 
handen sein. 

2.  Das  Wasser  muß  kalt  sein. 

3.  Die  Substanz  muß  vorher  die 
Nacht  über  unter  dem  vorhandenen 
Druck  der  Wasserleitung  ausgepreßt 
sein. 

4.  Es   darf   keine    sehr   nach- 
giebige Substanz  vorliegen. 
Wenn  nämlich  die  Nachgiebigkeit  der 

Substanz  größer  ist,  als  das  Ausdehnungs- 
vermögen  der  vorhandenen  Wassersäiüe, 
so  wird  die  Substanz  entsprechend  zu- 
sammengedrückt, kann  aber  auf  diese 
Weise  nicht  völlig  ausgepreßt  werden. 
Die  Druckerhöhung  ist  um  so  größer, 
je  härter  die  Substanz  ist  und  erreicht 
in  vielen  Fällen  20  bis  26  Atm.  nnd 
darüber. 

Die  erreichbare  Höhe  des  Druckes  durch 
Erhitzen  des  Presswassers  ist  femer  ab- 
hängig von  dem  vorhandenen  Anfangs- 
druck  und  dem  dadurch  bedingten  Grade 
der  Abpressnug  der  vorliegenden  Sub- 
stanz. Bemerken  möchte  ich  schließ- 
lich noch,  daß  der  Apparat  um  so 
günstiger  arbeitet,  je  mehr  Substanz 
verarbeitet  wird.  Bei  Dauerbetrieb  be- 
nutzt man  die  zweiten  bezw.  dritten 
Auszüge  zum  Aufweichen  der  folgenden 
Portion.  Man  erhält  so  ohne  jedes  Ein- 
dampfen hochkonzentrierte  Auszüge  und 
hat  nur  bei  der  letzten  Portion  eine 
geringe  Menge  Flüssigkeit  einzudunsten. 
Manche  Substanzen  lösen  sich  in 
einer  geringen  Menge  Wasser  klar  und 
werden  erst  durch  weiteren  Zusatz  von 
Wasser  getrübt.  So  gab  Chinarinde 
mit  einem  gleichen  Gewicht  salzsäure- 
haltigem Wasser  einen  klaren  Auszug, 
während  der  zweite  und  dritte  Auszug 
trübe  waren  und  sich  erst  beim  Ein- 
dampfen klärten.  Die  Chinarinde 
schmeckte  nach  dem  dritten  Aus- 
zuge nicht  mehr  bitter.  Es  waren 
im  ganzen  3  kg  Wasser  auf  1  kg  China- 


rinde verbraucht.  Die  kalte  Ab- 
pressung  ist  der  heißen  im  allge- 
meinen vorzuziehen.  Dagegen  ist 
eine  Erwärmung  der  Substanz  bis  auf 
etwa  30^  vor  der  Druckanwendung 
vorteilhaft. 

Eine  kurzgefaßte  Uebersicht  über  das 
vorliegende  Extraktionsverfahren  und 
eine  genaue  Vorschrift  für  die  Behand- 
lung der  verschiedenartigen  Substanzen 
befindet  sich  im  Druck  und  wird  Interes- 
senten auf  Wunsch  zugesandt  durch  die 
Hanseatische  Apparate  -  Baugesellschaft 
in  Hamburg,  Rödingsmarkt  35. 

Reparaturen  oder  Unfälle  sind  bisher 
bei  dem  Typ  UI  nach  sechsmonatlichem 
Gebrauch  bei  täglicher  Inanspruchnahme 
nicht  vorgekommen. 

Dr.  W,  Bnms, 


Ciba. 

Zu  unserer  Notiz  über  «Ciba»  (Pharm. 
Centralh.  47  [1906],  87)  schreibt  uns 
die  Gesellsch.  f.  Chem.  Industrie  in 
Basel  folgendes: 

«Mit  dem  Zusatz  «Marke  Ciba»  be- 
zeichnen wir  diejenigen  unserer  Pro- 
dukte, deren  Namen  nicht  besonders 
geschützt  sind,  und  deren  chemische 
Reinheit  unübertroffen  ist.  E^  sind  dies 
u.  a.  Ereosotum  carbonicum  M. 
«Ciba»,  Guajacolum  carbonicum 
M.  «Ciba»  und  Kalium  sulfoguaja- 
colicum  M.  «Ciba»,  die  wir  trotz 
höchster  Reinheit  auch  noch  besonders 
bUlig  liefern. 

Der  Name  «Ciba»,  zusammengezogen 
aus  C(hem.)  I(ndustrie)  Ba(sel),  allein 
leistet  Qewähr  dafür,  daß  die  damit 
bezeichneten  Produkte  unserer  Pro- 
venienz sind.» 


Zu  dem  Au&atze  Formaldehyd 

ist  auf  Seite  97  (Nr.  6)  in  der  H.  Spalte 
nachzutragen,  daß  der  Nachweis  von 
1  Teil  Formaldehyd  noch  in  250  000 
Teilen  Milch  (nicht  in  260  Teilen,  wie 
gesetzt  worden  ist)  gelang.  Femer  ist 
die  Methode  von  M,  Klar  (Seite  100) 
in  Ztschr.  f.  analyt.  (%em.  1896,  34, 
623  veröffentlicht. 


129 


Neue  ArzneimitteL 

Bromooarpine  ist  naoh  Dr.  F,  Zemik 
(Sfidd.  Apoth.-Ztg.  1906,  74)  eine  Vereinig- 
QDg  von  Pilokarpin  nnd  Bromiden. 

Desinfekton  ist  nach  Dr.  F.  Zemik 
(Sfidd.  Apoth.-Ztg.  1906,  66)  eine  ans 
Naphthaabfällen  gewonnene  seifenartige 
Masse.     Anwendung:    zur  Großdesinfektion. 

FormagBol  Bouty  enthiUt  nach  Dr.  F, 
Zemik  (Südd.  ApoÜi.-Ztg.  1906,  74)  Na- 
triumformiat  Anwendung:  zur  Nerven- 
stSrkung. 

Formophea-Tabletten  bestehen  naoh  Dr. 
F,  Zemik  (Südd.  Apoth.-Ztg.  1906,  66) 
vermutlieh  aus  einem  Verdichtungsergebnis 
von  Formaidehyd  und  Phenol.  Anwend- 
ung :  zur  Desinfektion  bei  Genickstarre  usw. 
als  Verdunstung.  Darsteller:  Wagner  <Sh 
Wiebe  in  Leipzig. 

Olycöro-Bouty  comp,  enthält  nach  Dr. 
F.  Zemik  (Südd.  Apoth.-Ztg.  1906,  74) 
Gl7oerophoq)hate. 

Olyko-Heroin,  Heroline,  Pruno-Herom 
und  Thio-Benzo-Heroin  enthalten  naoh  Dr. 
F,  Zemik  (Südd.  Apoth.-Ztg.  1906,  75) 
als  wirksamen  EOrper  Heroin;  Olykokreo- 
sote  außerdem  noch  Ereosotkarbonat. 

Jodipinum  solidum  (Jedipin -Emulgat) 
besteht  aus  40  pCt  25proc  Jedipin  und 
Roborat.  Daraus  hergestellte  Tabletten  ent- 
halten je  0,2  g  Jedipin,  entsprechend 
0,05  g  Jod.  Anwendung:  in  allen  Fällen, 
bei  denen  ein  längerer  Jodgebrauch  er- 
wünscht ist  Gabe:  zwei-  bis  dreimal  täg- 
lich 2  g  Jodipinum  solidum  oder  täglich 
drm  bis  vier  Tabletten ;  bei  Kindern  je  nach 
Alter  der  dritte  Teil  oder  die  Hälfte.  Dar- 
stelier:  E.  Merck  in  Darmstadt 

Jodipinum  veterinarinm  10-  und  25proc. 
Ueber  die  Anwendung  siehe  Pharm.  Centralh. 
45  [1904],  415.  Darsteller:  E.  Merck  in 
Darmstadt 

Maltocrystol  ist  der  jetzige  Handels- 
name für  das  in  Pharm.  Centralh.  45  [1904], 
76  besprochene  Malzextrakt  in  Eristall- 
form.  Darsteller:  Dr.  Chr,  Brunnen- 
gröber  in  Rostock  i.  H. 

IDgTol  besteht  nach  Angabe  der  Dar- 
steller Dr.  van  Oember  und  Dr.  Fehlhaber 
in  Grünau-Berlin  aus  gleichen  Teilen  der 
Brenzkatechinmonoacetate   des  Koffein  und 


Natrium.  Anwendung:  bei  Kopfsohmerz, 
Migräne  nnd  nervösen  Zuständen.  Gabe: 
0,4  g. 

Morphinvalerianat  erhält  man  aus  drei 
Teilen  reinem  Morphin  und  2  Teilen  Bal- 
driansäure als  lösliche  Kristalle. 

Palladiumchlorttr  ist  eine  braunschwarze, 
wasserlöelidie  Masse,  die  bei  Lungentuber- 
kulose in  3proc  Lösung  zu  5  bis  10  Tropfen 
gegeben  würd. 

Pittylen  ist  nach  Med.  Klin.  1906,  100 
ein  Kondensationsprodukt  des  Nadelholz- 
teeres mit  Formaldehyd.  Es  stellt  ein 
braungelbes,  lockeres  Pulver  von  nicht  teer- 
artigem Gerüche  dar,  das  sich  in  wässeriger 
Alkalilange,  Alkohol,  Chloroform,  Kollodium 
und  Aceton  leicht  löst  Anwendung:  statt 
Teer  als  2-  bis  lOproc  Salbe*),  Streu- 
pulver und  Pflaster  oder  als  5-  bis  lOproc 
Schüttelmixtur**). 

Foudre  de  Pulveol  enthält  nach  Dr 
F,  Zemik  (Südd.  Apoth.-Ztg.  1906,  75) 
Menthol,  Eukalyptol,  Terpinol  und  Terpen- 
tinöl.    Anwendung:  zu  Einatmungen. 

Salogen  ist  ein  eisenhaltiges  Mutterlaugen- 
Badesalz. 

Sorisin,  auf  das  schon  in  Pharm.  Oentralh. 
45[1904],631  und  46[1905],905  hingewiesen 
worden  Ist,  wird  vom  Darsteller  einmal  als 
eine  T^ung  von  10  pCt  paragnajakol- 
snlfosaurem  Kalium  in  Pomeranzenschalen- 
sirup  zum  anderen  als  eme  Lösung  von 
6  pCt  orthosulfoguajakolsaurem  Kalium 
in  Orangensirup,  versetzt  mit  Orangentinktur 
angegeben.  Demnach  hat  es  eine  dem 
Shrolin  ähnliche  Zusammensetzung. 

Stomachystabletten  von  noch  unbe- 
kannter Zusammensetzung  stellt  die  Chemische 
Fabrik  Erfurt  in  Erfurt-Ilversgehofen  dar. 

Tetralgin  enthält  nach  Dr.  F,  Zemik 
(Südd.  Apoth.-Ztg.  1906,  74)  als  wirksame 
Bestandteile  Koka,  Dthium  und  Strontium. 
Anwendung:  zur  Nervenkräftigung. 

♦)  Pittylen    2  bis  10  g 
Zinkcxyd  25  „ 

Stärke  25 


Fetron  zu 


ICO 


1^ 


*♦)    Pittylen    5  bis  10  g 
Ziokozyd  20  ,, 

Stärke  20  ,, 

Giyoerin  30  „ 

dest.  Wasser  zu  100 


)) 


130 


ToBole  enthält  nach  Dr.  F.  Zemik 
(SOdd.  Apoth.-Ztg.  1906;  74)  Glycerophos- 
phate. 

Vesipyrin,  auf  das  schon  in  Pharm. 
Gentraih.  46  [1905]^  718  gewiesen  wurde, 
ist  Acetylsalioylsänre-Phenyläther.  Es  ist  ein 
kristallisierender^  bei  97  ^  schmelzender  Kör- 
per,  der  sich  in  Wasser  nicht,  aber  in 
Alkohol  nsw.  lOst  und  durekt  aus  seinen 
Bestandteilen  dargestellt  werden  kann.  Vesi- 
pyrin  ist  fast  geschmack-  nnd  geruchloe, 
beständig  und  wird  erst  im  Darm  aufge- 
spalten. Salicylsäure-Nebenwirkungen  sind 
bis  jetzt  nach  jahrelangem  Gebrauch  nicht 
beobachtet  worden.  Der  Harn  bleibt  nach 
Einnahme  größerer  Mengen  vollkommen  klar, 
behält  seine  natflrliche  Farbe  und  nimmt 
den  Charakter  des  bekannten  Earbolhams 
nicht  an.  Im  Harn  ist  die  Salicylsäure 
nach  einiger  Zeit  nachweisbar.  Durch  den 
Essigsäuregehalt  wird  wahrscheinlich  die  ge- 
ringe Menge  Karbolsäure  unschädlich  ge- 
macht, da  die  Essigsäure  das  beste  Gegen- 
gift gegen  Karbolsäure  ist.  (Vergl.  hierzu 
Pharm.  Gentraih.  38  [1897|,  46.)  Da  im 
allgemeinen  Vesipyrin  keine  stärkere  Schweiß- 
absonderung hervorruft,  so  ist  der  Kranke 
nicht  gezwungen,  zu  Bett  zu  gehen. 

Anwendung:  bei  Blasenkatarrh,  Nieren- 
beckenentzündung, zur  Desinfektion  der 
Hamwege,  ferner  bei  GelenkrheumatismuB, 
Nervenschmerzen,  Influenza  usw.  Tages- 
gabe :  zur  Vorbeuge  von  Bla^enkatarrh  beim 
Katheterisieren  1  bis  2  g,  sonst  3  bis  5  g 
in  Einzelgaben  von  1  g,  bei  Kindern  ist 
sie  entsprechend  geringer.  (^Therapie  der 
Gegenw.  1906,  92.)  B.  Mentxel, 


Nucleogen. 

Nach  den  Ergebnissen  einer  von  Dr. 
Atifrecht  (Parm.  Ztg.  1906,  76)  ausge- 
führten Untersuchung  dürften  die  in  Pharm. 
Gentraih.  46  [1905],  896  besprochenen 
Tabletten  einem  Gemisch  entsprechen,  das 
sich  aus  20  pGt  Eisenoxyd,  3  pCt  Natrium- 
chlorid, 30pGt  eines  eiweiuhaltigen  Körpers 
(vermutlich  Hämoglobin),  10  pCt  Zucker  und 
17  pCt  eines  stärkemehlhaltigen  Pflanzenpul- 
vers (vermutlich  Süßholz)  zusammensetzt.  Der 
Nachweis  von  organisch  gebundenen  Arsen 
ist  dem  Verfasser  nicht  gelungen.   H.  M. 


die  Sterilisation  der 
Arzneimittel 

stellt  Sckoofs  folgende  Leitsätze  auf:  Die 
In  den  Arzneimitteln  vorkommenden  Keime 
sind  weder  ihrer  Natur  nach,  noch  in  bezug 
auf  die  durch  sie  möglichen  Gefahren  genau 
bestimmt.  Die  Sterilisation  des  Wassers 
geschieht  mit  absoluter  Sicherheit  bei  120^ 
im  Autodaven,  doch  genügt  in  den  meisten 
Fällen  auch  schon  emfaches  Aufkochen. 
Lösungen,  welche  durch  Hitze  zersetzt  wer- 
den, müssen  hergestellt  werden  aus  reinen 
Ausgangsmaterialien  und  einem  sterilisierten 
Lösungsmittel.  Die  schädigenden  Einflüsse, 
welche  durch  die  Sterilisation  auf  manche 
Arzneimittel  ausgeübt  werden,  sind  noch 
ungenügend  studiert.  Es  Ist  wünschens- 
wert, daß  die  Mikrobiologie  (Bakteriologie) 
in  den  Studienplan  der  Apotheker  aufge- 
nommen wurd.  J.  K. 

PubliecUion  du  Cormrha  de  Oltim.  et  de  Pharm, 
de  Lüge, 

Yerfiihr«n  zur  Barstellang  von  Glykol- 
säurcn  des  Pyrogallols  und  seiner  Aikyl- 
ttthen  D.  R.  P.  155 56 i,  Kl.  12 q.  A.-G.  für 
AniliDfabrikation,  Berlin.  Dorch  das 
vorliegende  Yertahren  werden  Yerblndangen 
des  I^rogallols  erhalten,  in  denen  die  Giftigkeit 
des  Pyiogallols  durch  Absättigune  nur  einer 
Hydroxylgroppe  aufgehoben  ist,  ebne  da£  da- 
daroh die  Heilwirkung  desselben  abgescbiväoht 
würde.  Zur  «Herstellung  der  Pyrogallolmono- 
glykolsfiure  werden  molekulare  Gewiobtsmengen 
Fyrogallol  and  Monoohloressigsäare  unter  Za- 
sats  von  2  Molekülen  Aetznatron  am  Rückflafi* 
kühler  oder  im  offenen  Gefäß  unter  Ersatz  des 
verdampfenden  Wassers  etwa  3  Stunden  lang 
erhitzt.  Dann  wird  abgekühlt  und  mit  Salz- 
säure angesäuert  Die  auskristalUsierende  Säure 
wird  abfiltriert  und  aus  Wasser  umkristallisiert 
Die  Säure  ist  in  kaltem  Wasser,  Aetber  und 
Benzol  schwer,  dagegen  leicht  löslich  in  heißem 
Wasser  und  in  Alkohol.  Der  Schmelzpunkt 
liegt  bei  153  bis  154o  G. 

In  analoger  Weise  werden  Pyrogalloldiglykol- 
Bäare ,  Pyrogallolmonoäthylätherdiglykolsäure, 
Pyr<  galloldiäthyläthermonoglykolsäure  usw.  her- 
gesteUt.  A,  St, 

Ueber  Wertbestimmang  Ton  Tinkturen  und 
Extrakten  berichtet  Panehaitd^  welcher  vor 
allem  den  Alkohol-,  Extrakt-  und  Alkaloidgehalt 
und  eventuell  die  Färbekraft  berücksichtigt. 
Wesentlich  neue  Gesichtspunkte  weist  die  Arbeit 
nicht  auf. 

Sehweix,  Woehemehr.  f.  Ohem,  u.  Pharm, 
1905,  558.  J,  K, 


181 


Fharmazeutische  Spezialitäteii. 

AlMorblne  ist  nach  Dr.  W.  ÄJberda  van  Ehen- 
stein  (Pharm.  Weekbl.  1904,  325)  eine  wein- 
geistige Losung  heUwirkender  Körper,  besonders 
von  eigenartig  nnangenehm  riechenden  äther- 
ischen Oelen. 

Ad6Il's  AdlertFopfen  förondroppar)  bestehen 
nach  Märner  (Svensk  Farm.  Tidskr.  1905,  277) 
aas  einem  fetten  Oel,  Eampher  und  Zimtöl. 
Anwendung:  gegen  Rneumatismus. 

Aepfelmalztee  bereitet  man  nach  Pop.  homöop. 
Zeitg.  aus  4  Teilen  gerösteten  und  gemahlenen 
Aepfelschnitten ,  2  Teilen  ^b  geschiotenen 
MaJz  und  1  Teil  Zitrone,  die  zu  einem  Brei 
zerquetscht,  getrocknet  und  gemahlen  wird.  An- 
wendung: als  Ersatz  für  chinesischen  Tee. 

AglefilA  ist  nach  Leipz.  Popul.  Zeitsohr.  f. 
Homöop.  1905,  128  ein  Extrakt  aus  Enoblauoh- 
knoUen  (Allium  sativum).  Anwendung:  bei 
Tuberkulose. 

Antldol  von  Vümos  ist  ein  Formaldehyd  ent- 
haltendes Eopfschmerzmittel.  Yergj.  hierzu 
Pharm.  Gentralh.  45  [1904],  862. 

ABtltranspfrin,  ein  Schweißmittel,  besteht 
nach  Pharm.  Weekbl.  aus  einer  5  proc.  mit 
Lavendelspiritus  versetzten  Formaldehydlösung. 

AsaDiii  nennt  Apotheker  Kleewein  in  Erems 
einen  Sirupus  Ealii  sulfoguajacoiici. 

Berghoeli's  KrSoteressens  ist  nach  Zeitschr. 
d.  Allgem.  österr.  A|  oth.-Yer.  1906,  38  eine 
Mischung  von  je  10  Teilen  Tinctnra  Acori, 
Absynthii  und  Oentianae  sowie  je  50  Teilen 
Spiritus  Foeniculi  und  Garvi 

Blekmore's  Wandknr  für  Tiere  ist  nach 
dem  Dresdner  XJnters.-Amt  ein  mit  Ultramarin 
geerbtes  Gemisch  vonVaselin,  Borsäure,  Schwefel 
und  Alaun.  Darsteller:  Btclmore  Qaüe  Cure  Co. 
in  Old  Tow,  Maine,  U.  S.  A.  Vergl.  hierzu 
Pharm.  Gentralh.  46  [1905],  448. 

Blell's  Wein  ist  nach  Dr.  W.  Alberda  van 
Ekenstem  (Pharm.  Weekbl.  1904, 325]  eine  Lösung 
v<m  Pepsin  in  Wein,  wahrscheinlich  Sherrywein. 

Broeknuum's     pliosphorsanrer    Fiitt«rkallc 

besteht  angeblioh  aus  60  Teilen  rohen  Calcium- 
phosphat,  je  4  Teilen  Fenchel,  Wacholderbeeren 
und  Ealmuswurzel ,  6  Teilen  SüBholzwurzel 
sowie  4  Teilen  Bookshomsamen. 

Califlg  (Pharm,  (üentralh.  44  [1903],  529; 
45  [1904],  176)  besteht  nach  d.  C!orresp.-Hl.  f. 
Schweiz.  Aerzte  1905,  567  aus  45  g  einer  Ab- 
kochung kalifornischer  Feigen,  30  g  aromatischem 
Sirup,  20  g  flüssigem  Sennesextrakt  und  5  g 
zusammengesetzten  Nelkenelixir.  Der  wirksame 
Bestandteil  ist  das  flüssige  Sennesextrakt,  das 
nach  einem  eigenen  Yerfanren  hergestellt  wird 
Dieses  benimmt  dem  Extrakt  die  Eatibartinsäure 
und  dadurch  die  Eolikschmerz  erzeugenden 
Eigenschaften  vollständig.  Oabe:  Für  einmalige 
reichliche  Entleerung  Vs  ^is  1  Eßlöffel,  bei  er- 
worbener Verstopfung  1  bis  2  Teeiöffel  vor  dem 
Schlaf eng<^hen.  Bei  Eindeiii  genügen  stets  1 
bis  2  Tcclöfifel. 


CataUB-Prftparate.  Unter  diesem  Namen 
empfiehlt  Apotheker  Maa  Bücken  in  Aachen 
Hundemittel  gegen  Staupe,  Räude  und  Wurm- 
krankheiten, ohne  deren  Zusammensetzung  mit- 
zuteilen. 

Cidnotom  ist  nach  Zeitschr.  d.  Allg.  Oest. 
Apoth. -Yer.  1905.  496  eine  mit  einem  aro- 
matischen Bitterstoffe,  Zimt  und  Ingwer  ver- 
setzte Chinatinktur. 

Clayalin-Pflaster  ist  ein  Hühneraugen-Gutta- 
perchapflaster. 

Gomliia  ist  eine  Hühneraugen-Ringbinde,  die 
aus  einem  mit  Salicylsäure-Hanfextrakt-Pflaster- 
mull  gefüllten  in  eine  kleine  Pflasterbinde  aus- 
laufenden Filzring  besteht.  Darsteller:  P.  Beiers* 
dor  ^  db  Co,  in  Hamburg.  Nicht  zu  verwechseln 
mit  Cor n in  (Pharm.  Centralh.  46  [  1905  j,  527). 

Corpniiii  enthält  nach  E.  Salomon  Blasentang- 
extrakt,  Tamarinden  und  Cascara  Sagrada.  Yergl. 
hierzu  Pharm.  Centralh.  42  [1901],  440,  805, 
44  [1903],  619,  690. 

Crdme  de  Bismiitli  Qnesneville  enthält  Wis- 
mutoxydhydrat    Anwendung:   bei  Magenleiden. 

Deutsche  Emalsion  nennt  Ä.  Zalewski  yorm. 
L.  Basenmüller  Nachf.  in  Honnef  a.  Rh.  eine 
unter  Yerwendnng  von  Maschinen  dargestellte 
Lebertran-Emulsion. 

Diamalt  war  nach  Dr.  TT.  Alberda  van  Eken^ 
stein  ein  Sirup,  der  Maltose,  Maltodextrin  und 
andere  Extraktivstoffe  des  Malzmehies  neben 
unverändertem  Mehl  und  einigen  Hefezellen  ent- 
hielt. Vergl.  hierzu  Pharm.  Centralh.  44[1905],112. 

Dr.  Dietl's  Ma^entee  besteht  nach  Hell  aus 
40  g  Herb.  Centaureae  minoris  sowie  je  20  g 
Herba  Menthae  piperitae  und  Cortex  Cinnamomi. 

San  de  Bardel  oder  Spiritns  Melissas  Dardel 

besteht  nach  Zeitschr.  d.  Allg.  österr.  Apoth.- 
Yer.  1904,  1900  aus  30  g  Spiritus  Melissas 
compositus,  20  ^  Spiritus  Menthae  piperitae, 
20  g  Spiritus  RosmariDi,  15  g  Spiritus  Salviae 
und  15  g  Spiritus  Thymi. 

Eelite  0piam*Bni8tlnieheii  von  Carl  Petierson 
in  Nora  enthalten  nach  Mömer  (Svensk  Farm. 
Tidskr.  1905,  286)  kein  Opium,  sondern  sind 
mit  Anis  versetzte,  aus  Lakritzensaft  und  Zucker 
bestehende  Trochisci,  ähnlich  den  Trochisci 
Glyoyrrhizae  Ph.  Succ.  VII. 

Eehter  Biig8i8cli«»r  Brast*Tee  erwies  sich  nach 
Mömer  (Svensk.  Farm.  Tidskr.  1905,  284)  als 
Herba  Polygoni  avicularis. 

Eleetrienm,  ein  Mittel  gegen  Rheumatismus 
usw  ,  ist  nach  Angabe  des  Darstellers  Otto 
Reirhel  in  Berlin  SO  ätherisches  Kiefemadel- 
Waldwollöl,  nach  Dr.  /  Koeh's  (Apoth.  Zeitg. 
1905,  983 1  ein  Gemisch  verschiedener  Oele  der 
Koniferengruppe.  Yergl.  Pharm.  Centralh.  43 
[1902],  653. 

Elektrlsclier,  sehmerzstillender  Giehtsplri- 
tns:  l7pCt  Terpentinöl,  l  pCt  Kochsalz,  70pCt 
Salmiakgeist  und  Spuren  eines  eigentümlichen 
organischen  Stoffes.  B,  Ment%ely 


132 


Mahrungsmittel-Cheiiiie. 


Technische  Hilfsmittel 
zur  Ausführung  praktischer 
Arbeiten  im  Sinne  des  Fleisch- 
beschaugesetzes. 

Autoreferat. 

Durch  die  Firma  Paul  Altrnann  in 
Berlin  habe  ich  vor  einiger  Zeit  mehrere 
Apparate  fertigstellen  lassen,  die  den 
Zweck  verfolgen,  aberall  da  Erleichter- 
ungen herbeizuführen,  wo  eine  bequemere 
Handhabung,  soweit  eine  solche  den 
Bedürfnissen  chemischer  Untersuchungs- 
ämter (für  die  Auslandsfleischbeschau) 
entspricht,  wünschenswert  erscheint.  Bei 
den  fast  täglichen  Erfordernissen  der 
Prüfung  auf  Konservierungsmittel  kann 
daher  besonders  derjenige  Apparat  nicht 
bequem  genug  gestaltet  werden,  der 
den  strömenden  Wasserdampf  zum  Ein- 
leiten in  die  mit  geschmolzenem  Fett 
und  Wasser  beschickten  Kolben  von 
etwa  500  ccm  Inhalt  zwecks  Nachweis 
von  Alkali-  und  Erdalkalihydroxyden 
und  -Karbonaten,  sowie  Fluorwasser- 
stoff und  dessen  Salzen,  von  schwefliger 
Säure,  schwefligsauren  und  unterschwef- 
ligsauren  Salzen  und  zum  Nachweis  von 
Formaldehyd  zu  liefern  hat.  Der  aus 
Kupfer  gefertigte  Dampfentwickler  er- 
möglicht an  drei,  bei  Verwendung 
doppeldurchlochter  Gummistopfen  an 
sechs  Stellen  zugleich  Dampf  zu  ent- 
nehmen. Der  Behälter  (etwa  2,5  Liter 
Wasser  fassend)  steht  auf  einer  eisernen 
Plattform  von  46  cm  Durchmesser,  deren 
Größe  und  Form  das  Arbeiten  erleich- 
tert und  die  Fortnahme  der  Kolben 
nach  dem  Einleiten  des  Dampfes  unter 
Verwendung  von  Klemmschrauben  an 
den  Verbindungen  der  Leitungsröhren 
bequem  gestattet.  Die  Stative  zum 
Halten  der  Kühler  für  die  Kondensation 
der  Formaldehyd-  bezw.  Schwefligsäure- 
dämpfe  sind  mit  dem  Gestell  vereinigt 
und  dienen  auch  zugleich  diesem  ids 
Halt.  Ein  Nachfüllen  von  Wasser  in 
den  Dampfentwickler  wird  erst  dann 
nötig,    wenn    das   seiüich   vorhandene 


Wasserstandsrohr  keine  Flüssigkeit  mehr 
anzeigt. 

Da  ausgeschmolzene  Fette  nach  dem 
Uebergießen  in  Kolben,  Reagensgläser 
usw.  in  diesen  bald  erstarren  und  des- 
halb zwingen,  die  Anstellung  der  Re- 
aktionen (z.B.  die  Prüfung  auf  Sesamöl 
ohne  Zuhilfenahme  von  Aether)  zu  be- 
schleunigen, oder  von  neuem  anzu- 
wärmen und  zu  schmelzen,  hat  sich  die 
Herstellung  einer  Heizvorrichtung  ein- 
fachster Art  als  sehr  praktisch  erwiesen. 
Dieselbe  besteht  aus  einer  Messingplatte 
und  einem  Heizrohr,  welches  höher  und 
tiefer  gestellt  werden  kann,  je  nachdem 
stärker  oder  schwächer  erwärmt  werden 
soll.  Geringe  Mengen  Gas  sind  hin- 
reichend, dem  Messingstab  soviel  Wärme 
zuzuführen,  daß  dieselbe  auf  darauf- 
stehende Gefäße  leicht  zu  übertragen 
ist,  um  deren  Inhalt  warmflüssig  zu  er- 
halten. 

Weiterhin  hat  es  sich  als  notwendig 
erwiesen,  den  Zinkbechem,  die  für  die 
Probeentnahme  und  zum  Ausschmelzen 
der  Fette  bestimmt  sind,  Handhaben 
zu  schaffen,  die  leicht  entfembar,  ebenso 
leicht  aber  auch  anlegbar  sind.  Diesem 
Zwecke  dienen  Außenbecher  mit  ange- 
löteter Messinghandhabe,  die  in  den 
Obenrand  der  Becher  eingreifen  und 
;so  bequem  abnehmbare  Griffe  darstellen. 

Um  endlich  kleine  Mengen  verflüssig- 
tes Fett  ohne  Ausgießen  den  Bechern 
zu  entnehmen,  habe  ich  bauschig  auf- 
getriebene, im  Aussehen  einem  ge- 
schlossenen Schirm  ähnelnde  Glasstäbe 
herstellen  lassen,  die  beim  Abtropfen 
die  für  Jod-  und  Verseifungszablen 
nötigen  Fettmengen  liefern. 

Johannes  Preseher. 


Begrlffsbestimmangr    Ton  ManripsB.      Auf 

seinem  25.  Yerbandntag  (29  VI.  1905)  beschloß 
der  «Verband  selbständiger  deutscher  Konditoren» 
folgende  Begriffsmerkmale:  Marzipan  besteht 
aus  Mandeln  und  Zucker,  Marzipanmasse 
aus  Vs  Mandeln  und  Vs  Zucker.  (Damit  ist 
unsere  in  Pharm.  Centralh  46  [1905],  843  aas- 
gespiochene  Meinung  bestätigt  worden.)    P.  S. 


133 


Pharmakognostische  Mitteilungeiii 


Die 

Bestandteile  der  Wurzel  von 
Bheum  Rhaponticum 

haben  Rrof.  Tschirch  und  Christofoleiti 
dargestellt  Ans  einer  ans  Oesterreich  be- 
zogenen Droge  konnten  sie  das  Glykosid 
Rhaponticiny  Ghrysophansäure  nnd  Ghryso- 
phansftnremetfaylftther,  Tetrahydromethoxy- 
cfarysophanol  nnd  ein  Anthraglykosid  isolieren. 
Das  Glykosid  Rbapontiein  ist  identisch  mit 
dem  Ton  Eomemann  (Berl.  Jahrb.  f.  d. 
Pharm.  1822,  252)  Rhapontidn,  sowie  mit 
dem  Rhapontin  Hessens  {Liebig^s  Annalen 
1899,  Bd.  303,  S.  44)  nnd  dem  Ponticin 
Qilson'%  (Bnll.  de  TaGEid.  roy.  de  miA.  de 
Belgiqna  1903)  nnd  ist  m  d-GIykose  nnd 
Rhapontigenin  spaltbar.  Letzteres  ist  farb- 
los, enthält  eine  Methoxylgrnppe  nnd  zwei 
Hydroxyle.  Es  besitzt  die  Formel:  Ci 7 H24O3 
nnd  hat  mit  den  Oxymethylanthrachinonen 
nnd  den  Anthraglykosiden  nichts  zu  tun. 
(Dnroh  den  Nachweis  des  Rhapontidn  Iftßt 
sich  Radix  Rhapontici  Ton  Radix  Rhei  leicht 
unterscheiden;  vergl.  Pharm.  Centralh.  46 
[1905],  638.)  Das  Anthraglykosid  liefert 
bei  der  Hydrolyse  Tetrahydromethylchryso- 
phans&ure  und  d-Glykose.  In  den  Wurzeln 
von  in  Bern  kultiviertem  Rheum  Rhaponticum 
ließ  sich  nur  Rhapontidn,  Ghrysophansäure 
und  Spuren  von  Anthraglykosiden  ge- 
winnen, j,  K. 
Arehiv  der  Pharm,  1905,  443. 


Als  neue  Kautschukpflanzen 

w^en  von  Prof.  Warburg  einige  Arten 
aus  der  Familie  der  Loranthaceen  beschrieben. 
Bisher  hat  es  keine  Früchte  gegeben,  deren 
Kautschukgehalt  die  Möglichkeit  praktischer 
Ausnutzung  geboten  hfttte.  Bei  diesen  im 
tropischen  Sfldamerika,  namentlich  auf  den 
Schattenblumen  der  Kaffeepflanzungen  vor- 
kommenden Kautschukmisteln  kommt 
der  Kautschuk  nicht  wie  sonst  als  Inhalts- 
bestand von  Milchsaftschläuchen  vor,  sondern 
er  hüllt  die  Samen  als  kompakte  Schicht 
ein.  Diese  Kautschukschicht  entspricht 
morphologisch  dem  Viscinmantel  unserer 
meisten  Mistelgewftchse  und  geht  aus  der 
chemischen     Umwandlung     großer    langge- 


drückter Zellen  hervor,  wobei  die  Zellwände 
zuerst  verquellen  und  erweichen,  spftter  aber 
völlig  undeutiich  werden.  Man  unterscheidet 
im  allgemeinen  3  Sorten  Kautschukmisteln: 
1.  grol'frflchtige ,  2.  mittelfrüchtige  und 
3.  kleinfrüchtige.  Die  ersten  stammen  von 
Strutanthus  syringifolius  Mart,  die  zweiten 
von  Phthirusa  Theobromae  Willd,  und  die 
kleinfrüchtigen  stammen  von  mehreren 
Pflanzenarten,  so  unter  anderen  von  Phthirusa 
pyrifolia  EichL,  Phoradendron  rubrum 
Oriseb.y  Ph.  Giordanae  Warb.,  Ph.  Knoopii 
Warb,  und  Strutanthus  Roversii  Warburg. 
Die  kautBchukreichsten  Früchte  stammen 
von  Strutanthus  syringifolius.  Die  große 
Bedeutung  der  Kautschukmisteln  liegt  in 
folgenden  Punkten :  Die  Kultur  ist  sehr  ein- 
fach, ebenso  ist  die  Ernte  und  Aufbereitung 
leicht  und  einfach  und  zuletzt  können  auch 
hochgelegene  Gebiete,  in  denen  bisher  eine 
rentable  Kautschukkultur  nicht  möglich  war, 
zur  Kultur  der  Kautschukmisteln  benutzt 
werden.  J.  K. 

Tropenpflanxer  1905,  633. 


Das  Glykosid  der  Eirschlorbeer- 

blätter 

hat  HSrissey  in  kristallisierter  Form  darge- 
stellt und  nennt  es  Prulaurasin.  Die  Be- 
reitung geschah  folgendermaßen :  Die  frischen 
ganzen  Blätter  wurden  in  kleinen  Portionen 
in  kochendes  Wasser  geworfen,  um  das 
Ferment  Emulsin  abzutöten,  darauf  heraus- 
genommen, zerrieben  und  in  das  ursprüng- 
liche kochende  Wasser  zurückgegeben.  Nach 
kurzem  Kochen  läßt  man  erkalten,  preßt 
ab,  filtriert,  versetzt  mit  etwas  Calcium- 
karbonat  und  dickt  das  Filtrat  bei  niederer 
Temperatur  im  Vakuum  ein.  Das  eingedickte 
Extrakt  wird  mit  dem  vierfachen  Volumen 
starken  Alkohols  versetzt,  24  Stunden  hin- 
gestellt, der  gebildete  Niederschlag  abfiltriert 
und  das  Filtrat  im  Vakuum  zur  Trocknis 
verdampft.  Durch  vorsichtiges,  nach  ein- 
ander folgendes  Behandeln  mit  Essigäther 
und  Aether  und  mehrmaliges  Umkristall- 
isieren wurde  das  Prulaurasin  in  färb-  und 
geruchlosen,  bitter  schmeckenden  Nadeln  von 
beträchtlicher   Länge  (oft  mehrere  cm  lang) 


i:u 


erhalten,  die  zwischen  120  und  122^ 
Bohmoizen.  Dieselben  lösen  sich  sehr  leicht 
in  Wasser,  Alkohol  und  Essigäther,  nicht 
in  Aether  und  lenken  das  polarisierte  Licht 
nach  links  ab.  Bei  15  bis  20^  wird  das 
Prolaurasin  durch  Emolsin  sehr  schnell  in 
Blausäure,  Glykose  und  Benzaldehyd  ge- 
spalten. Das  nach  der  Gefrierpunktmethode 
bestimmte  Molekulargewicht  wurde  zu  298,8 
gefunden.  H&rissey  erteilt  dem  Glykosid 
die  Bruttoformel:  C14H17NO6  und  hält  es 
fflr  isomer  mit  dem  Amygdalin  und  dem 
Sambunigrin.  J.  E. 

Sekweix,  Woehenschr,  f.  Chrm.  u.  Pharm. 
1906,  21. 

Ueber  die  Alkaloide 
einiger  mydriatisch  wirkender 

Solanaceen 

hat  Prof.  E.  Schmidt  durch  seine  Schüler 
Feldkaus  und  Kircher  eingehende  Unter- 
suchung anstellen  lassen. 

DaturaMetelist  hiemach  eine  typische 
Skopolaminpflanze.  Sämtliche  Organe  dieser 
Pflanze  enthalten  im  wesentlichen  nur  Skopol- 
amin  und  zwar  reines  Links- Skopolamin, 
das  nach  Koberfa  Untersuchungen  allein 
in  der  Augenpraxis  Anwendung  finden  sollte. 
Die  getrockneten  Blätter  von  Datura  Metel 
enthalten  im  mittel  0,55,  die  Samen  0,5  pGt 
Skopolamin. 

Datura  arborea  enthält  ebenfalls  m 
allen  Teilen  hauptsächlich  Skopolamin  neben 
wenig  Hyoscyamin. 

Datura  quercifolia  enthält  Skopol- 
amin und  Hyoscyamin  etwa  zu  gleichen 
Teilen  und  zwar  enthalten  die  Blätter  0,4 
und  die  Samen  0,28  pCt  Alkaloid. 

Datura  Stramonium  enthält  im 
wesentlichen  nur  Hyoscyamin  ebenso  wie 
auch  Atropa  Belladonna.  Der  Alkaloid- 
gehalt  der  Atropa  Belladonna  betrug  im 
mittel  für:  Blätter  wildwachsender  Pflanzen 
0,4  pGt,  Blätter  kultivierter  Pflanzen  0,26 
pOt,  unreife  Früchte  0,884  pGt^  reife  Früchte 
0,476  pGt,  Samen  0,797  pGt,  Blumenkrone 
0,39  pCt  Der  Alkaloidgehalt  der  Datura 
Stramonium  betrug  für:  Samen  0,33  pGt, 
Hauptwurzeln  0,10  pCt,  Wurzelzweige  0,25 
pOt,  Hauptachse  0,09  pGt,  Achsenzweige 
0,36  pGt,  Blätter  0,39  pGt,  Stempel  0,54 


pCt,  Blumenkronen  0,43  pGt,  Eelchröhren 
0,30  pCt,  reife  Perikarpien  0,082  pGt, 
Placenten  der  reifen  Früchte  0,28  pGt.  Die 
Keimlinge  enthielten  am  meisten  Alkaloid, 
nämlich  0,67  pCt.  Wenn  von  den  Blättern 
die  Spreiten  abgeschnitten  wurden,  so  konnte 
ein  langsames  Zurückgehen  des  Alkaloid- 
gehaltes  in  den  stehengebliebenen  Blatt- 
stielen festgestellt  werden. 

Die  zur  Alkaloidbestimmung  angewandte 
Methode  war  folgende:  10  g  getrocknete 
feingepulverte  Pflanzenteile  wurden  mit  90  g 
Aether  und  30  g  Ghloroform  übergössen, 
10  ccm  lOproc.  Natronlauge  zugegeben  und 
1  bis  2  Stunden  im  Schüttelapparat  ge- 
schüttelt. Nach  dem  Absetzen  wurde  die 
ätherische  Flüssigkeit  abgegossen  und  mit 
etwas  Magnesia  usta  versetzt,  60  g  abfiltriert 
und  hiervon  die  Hälfte  der  Flüssigkeit  ab- 
destilliert, um  das  Ammoniak  zu  entfernen. 
Die  ätherische  Lösung  wurde  wieder  mit 
Aether  verdünnt  und  mit  25  ccm  Vioo~ 
Normal- Salzsäure  ausgeschüttelt,  dreimal  mit 
je  15  ccm  Wasser  nachgewaschen  und  die 
sauren  Ausschüttelungen  in  bekannter  Weise 

mit  Vioo'^oi^>^^l'^^'^l^^g^  ^^^  Jodeosin  bis 
zur  blaßroten  Farbe  titriert.  Die  qualitative 
Unterscheidung  der  einzelnen  Alkaloide 
(Skopolamin,  Hyoscyamin  und  Atropin)  ge- 
schah mit  Hilfe  ihrer  charakteristischen  Gold- 
doppelsalze. J.  K, 
Archiv  der  Pharm,  1905,  303. 


Als 
Blausäure  liefernde  Pflanze 

hatte  vor  einiger  Zeit  Ouignard  den  Flieder, 
Sambucus  nigra,  angegeben,  eine  An- 
gabe, die  L.  van  liallie  bestätigen  konnte, 
wenn  auch  die  von  ihm  gefundenen  Mengen 
hinter  denen  von  Ouigyiard  zurückbliebeo. 

Als  neue  blausäureliefemde  Pflanze  ist 
vom  Verfasser  nur  noch  Thaliotrum 
aquilegifolium  erkannt.  Die  Blausäure 
ist  hierin  nicht  frei,  sondern  als  Glykosid 
enthalten  und  zwar  enthält  die  Wurzel  keine, 
die  Stengel  nur  wenig  und  die  Blätter  das 
meiste  Blausäureglykosid.  Außerdem  enthält 
die  Pflanze  ein  Enzym,  welches  auch  das 
Amygdalin  zu  spalten  vermag.  J,  K, 

Archiv  der  Pharm,  1905,  553. 


135 


Thorapeutisohe  Mitteilungeiii 


Der  Schnupfen  der  Säuglinge 

fflhrt  sehr  leicht  zu  Katarrhen  und  Ent- 
zündongen  der  oberen  Luftwege,  zar  Unter- 
haltung von  Wncfaemngen  nsw.  und  ist 
außerdem  danim  gefährlich,  weil  der  Sftugling 
noch  nicht  die  Kraft  hat,  den  Schleim  aus 
der  Nase  auszustoßen.  Es  war  daher  von 
Wichtigkeit,  daß  Ballin  eine  Auspinseinng  der 
Nase  der  Säuglinge  und  zwar  mit  Adrenalin 
vorschlug.  Doch  glaubt  Hecht  in  Beuthen, 
daß  das  Adrenalin  nicht  gerade  ein  indiffer- 
entes Mittel  in  der  Hand  der  I^aien  ist  Er 
empfiehlt  vielmehr  die  Einträufelungen  einer 
0,5  proc  Sozojodolzinklösung.  Ein 
Glycerinzusatz  befähigt  sie,  entzündliche 
Schwellungen  der  Nasenmuscheln  zu  be- 
seitigen und  damit  die  behinderte  Nasen- 
atmung wiederherzustellen.  Diese  günstige 
Wirkung  lernte  er  besonders  bei  Nasen- 
diphtherie der  Scharlachkranken  schätzen, 
denen  diese  Einträuflungen  große  Erleichter- 
ungen brachten.  A.  Rn. 
Therap.  d.  Gegenwart  1905,  239. 


«Radiumkleid»  vollkommen  Schutz  gewährt. 
Durch  Färbung  der  RadiumlGsung  wie  des 
Kollodium  mit  einer  Anilinfarbe  wird  dann 
noch  kenntlich  gemacht,  ob  das  Radiumkleid 
intakt  ist  oder  nicht.  Versuche  haben  ge- 
zeigt, daß  Radiumpräparate  in  dieser  Form 
weit  wirksamer  sind  als  bei  der  bisher  ge- 
bräuchlichen Anwendungsweise;  so  hat  ein 
dünnes  Stäbchen,  an  seiner  Spitze  mit  einem 
solchen  üeberzug  aus  Radiumbromid  von 
10000  Aktivität  versehen,  denselben  Ein- 
fluß auf  das  Elektroskop  wie  1  g  Radium- 
bromid von  derselben  Aktivität  in  einem 
Glasröhrchen  oder  wie  10  mg  Radiumbromid 
von  1 000  000  Aktivität  m  einer  sehr  dünnen 
Aluminiumkapsel.  Um  die  Radiumausstrahl- 
ung dUrekt  in  die  Lunge  (bei  Tuberkulose) 
zu  blasen,  wird  die  Luft  mittels  emes  Ge- 
bläses in  eine  an  beiden  Enden  durch  Hahn 
verschließbare  Glasröhre  gepreßt  und  von 
hier  aus  nimmt  nun  die  bei  der  Lungen- 
Einblasung  herausgeblasene  Luft  von  den 
Innenwänden  der  Röhre  das  Radium  mit. 
Therap.  Monatshefte  1905,  318.        Ä.  Rn. 


Radium- Ausstrahlungen 

werden  nach  einem  Verfahren  von  Hugo 
Lieber  Gegenständen  und  der  Luft  mitge- 
teilt, um  damit  die  Radiumwirkung  möglichst 
ausgiebig  zu  gestalten.  Das  Prinzip  ist 
folgendefl:  Radium  (Radiumsalze)  wird  in 
einem  geeigneten  Lösungsmitte!  gelöst  und 
in  diese  Lösung  ein  geeigneter  Träger  ein- 
getaucht, an  dem  etwas  von  der  Lösung 
hängen  bleibt;  das  Lösungsmittel  verdunstet 
und  läßt  auf  dem  Träger  eine  äußerst  dünne 
Radiumschicht  zurück.  Die  Art  des  Lösungs- 
mitteis hängt  von  der  Art  des  Trägers  ab. 
Werden  z.  B.  als  Träger  Zelluloidstäbchen 
oder  -Scheiben  verwandt,  so  benutzt  man  | 
als  Lösungsmittel  Alkohol,  Amylacetat  oderi 
dergl.  Das  Zelluloid  wird  dabei  vorüber- 
gehend oberflächlich  erweicht,  so  daß  später 
das  Radium  nicht  allein  einen  Üeberzug 
bildet,  sondern  der  Oberfläche  des  Trägers 
gewissermaßen  einverleibt  ist.  Darüber 
kommt  eine  dünne  Lage  Kollodium,  um  em 
zufälliges  Abstreifen  des  Radiumüberzuges 
zu  verhindern;  nach  einigen  Tagen  wird 
die  Rollodiumdecke  so   zähe,   daß    sie  dem 


Jodoformeinspritzungen 
bei  Schwindsucht 

machte  schon  im  Jahre  1903  Dewar  mit 
Erfolg.  Jetzt  hat  er  die  ätherische  Jodo- 
formlösung insofern  verbessert,  als  dem 
Aether  flüssiges  Paraffin  im  Verhältnis  von 
40  pCt  hinzugefügt  wurde.  In  dieser 
Flüssigkeit  wurd  das  Jodoform  fein  emul- 
giert;  es  sind  dann  auch  verhältnismäßig 
kleine  Venen  als  Einspritzungsstelle  geeignet. 
Die  Einspritzungen  werden  täglich  oder 
einen  um  den  anderen  Tag  ausgeftlhrt,  sind 
durchaus  schmerzlos  und  ohne  unangenehme 
Nebenwirkungen.  Selbst  bei  Höhleneiterung 
in  den  Lungen  und  schwerem  Fieber  ergab 
die  als  einzige  Maßnahme  durchgeführte 
Behandlung  mit  Jodoformeinspritzungen 
günstige  Resultate,  auch  bei  sonst  nicht 
gerade  günstigen  Verhältnissen.  Die  emmal 
erzielte  Besserung  hielt  auch  an  und  der 
tuberkulöse  Prozeß  kam  zum  Stillstand. 

British  med,  Joum.  1905,  Januar.    ^1.  Rn. 


136 


Photographische  Mitteilungen. 


Spitzer-Typie, 

ein  1161168,  Aufsehen  erregendes  Reprodoktions- 
verfahren,  hat  das  bisher  als  ualOsbar  ge- 
haltene Problem;  direkt  vom  Halbton-Negativ 
durch  Aetznng  druckbare  Platten  fflr  Auto- 
typie und  Photogravflre  herzustellen  und 
somit  die  störenden  künstlichen  Zerlegungs- 
mittel wie  Raster,  Asphaltstaub  und  der- 
gleichen entbehrlich  zu  machen,  anscheinlich 
gelöst.  Es  ist  eine  Erfindung  des  bekannten 
Münchner  Malers  E,  Spitzer. 

Nach  einem  Bericht  von  Dr.  R,  Defregger 
in  der  «Photographischen  Korrespondenz» 
1905;  473;  ist  das  Verfahren  folgendes: 

Eine  blanke  Metallplatte  wird  mit  einer 
Ghromgelatineschicht  ohne  sonstige  Zusätze 
überzogen,  unter  dem  Halbton-Negativ  be- 
lichtet und  hierauf  ohne  weiteres  geätzt. 
Der  Druckstock  ist  dann  gebrauchsfertig 
und  zwar,  wenn  man  unter  einem  Diapositiv 
kopierte,  als  Gravüre-Platte. 

Der  Aetzvorgang  ist  dem  bei  der  Gravüre 
gleich,  nur  hat  man  es  bei  dieser  mit  einer 
überall  gleich  harten,  aber  verschieden  dicken 
Gelatineschicht  zu  tun,  während  Spitze?''» 
Verfahren  mit  einer  überall  gleich  dicken, 
jedoch  den  Tonabstufungen  des  Negativs 
entsprechend  verschieden  harten  Schicht  ar- 
beitet. Die  Aetznng  erfordert  Bäder  ver- 
schiedener Konzentration.  Sie  beginnt  an 
den  am  wenigsten  belichteten  und  somit  am 
wenigsten  erhärteten  Stellen  und  setzt  sich 
allmählich  bis  zu  dem  am  stärksten  belich- 
teten und  erhärteten  Stellen  fort. 

Die  Zerlegung  der  Halbtöne  erfolgt  ganz 
von  selbst  durch  eine  Strukturveränderung 
beim  Aetzen,  die  Schicht  zerreißt  gewisser- 
maßen und  die  Aetznng  erfolgt  dann  nicht 
in  Form  flacher  Vertiefungen,  sondern  in 
Form  angehäufter  kleinster  Grübchen,  welche 
je  nach  der  Größe  mehr  oder  weniger  auf- 
fallend wirken.  Diese  Grübchen  durchschneiden 
jedoch  keine  zeichnerischen  Einzelheiten  des 
aufkopierten  Bildes.  Durch  Wegfall  der 
künstlichen  Zerlegungsmittel  wird  eine  außer- 
ordentliche Treue  in  der  Wiedergabe  des 
Originals  erzielt,  besonders  bei  kleinsten 
Photographien,  wissenschaftlichen  (z.  B. 
mikroskopischen)  Aufnahmen,  die  einen  Reich- 
tum an  Einzelheiten  erfordern. 


Die  Anwendung  der  Spitzer-Typie  auf 
den  Mehrfarbendruck  dürfte  große  Vorteile 
zeitigen,  namentlich  auch  durch  erhebliche 
Verringerung  der  Arbeit.  Das  in  allen 
Kulturstaaten  patentierte  zukunftssichere  Vor- 
fahren wird  sich  gewiß  noch  weiter  vervoll- 
kommnen lassen,  zumal  sich  in  München 
bereits  eine  Gesellschaft  zur  Ausnutzung 
desselben  gebildet  haben  soll.  Bm. 


Verschleierte, 
iinbelichtete  Platten 

kann  man  nach  «Phot.  Ind.»  zur  Herstell- 
ung blauer  Diapositive  verwenden.  Man 
fixiert  die  Platten  in  einer  20proc  Lösung 
von  unterschwefligsaurem  Natrium  voll- 
kommen aus,  wässert  dann  sehr  gründlich 
und  legt  sie  hierauf  2  bis  3  Minuten  in 
das  Eisenblaubad,  das  wie  folgt  zusammen- 
gesetzt ist: 

I.  Deetill.  W&sser  500  ccm,  zitronensaures 
Eisenoxyd  -  Ammonium  180  g,  Oxalsäure 
8  g. 

II.  Destill.  Wasser  500  ccm,  rotes  Blut- 
laugensalz 120  g. 

Zum  Gebrauche  mischt  man  von  der  Lös- 
ung  I   250  ccm   mit  Lösung  II  325  com. 

Wenn  die  Platte  aus  diesem  Bade  ge- 
nommen und  getrocknet  worden  ist,  kann 
sie  verwendet  werden.  Man  belichtet  unter 
einem  Negativ  in  zerstreutem  Lichte,  bis  die 
Einzelheiten  des  Bildes  grau  auf  oliven- 
farbigem Grunde  erscheinen,  wäscht  dann 
10  Minuten  in  oft  erneuertem  Wasser  und 
legt,  wenn  das  Bild  sich  während  dieses 
Waschens  bis  zur  gewünschten  Kraft  ent- 
wickelt hat,  die  Platte  in  ein  Bad  aus 
Wasser  125  ccm,  Kaliumdichromat  13  g 
und  Ghromsäure  1  g. 

Man  läßt  sie  darin  liegen,  bis  das  Bild 
eine  intensive  dunkelblaue  Farbe  ange- 
nommen hat  (nicht  länger  als  dne  Viertel- 
stunde), wäscht  dann  gut  aus  und  trocknet 
Das  Sensibilisieren  und  Entwickeln  muß 
natürlich  bei  künstlidiem  Lichte  (Gas-  oder 
Lampenlicht)  vorgenommen  werden.      Bm, 


137 


Verschiedene  Mitteilungen^ 


kr^K. 


Die  „Brogreß**-Packung 
für  sterilisierte  Seide  und  keim- 
freies Eatgut 

besteht  aus  einer  Glasdoppel- 
hfilae  mit  Metalldecke],  in  der 
das  Nähmaterial  trocken  auf- 
bewahrt wird  und  derart  ge- 
wickelt ist,  daß  eine  teilweise 
Entnahme  ohne  BerQhmng 
des  Restes  möglich  ist  Die 
obere  Röhrenmflndnng  der 
inneren  Glaspatrone  kann  an 
der  Spiritnsflamme  ausgeglüht 
werden,  wobei  der  Faden  nur 
soweit  verbrennt,  als  er  her- 
aushängt, während  der  Rest 
alsdann  noch  mit  der  Pinzette 
faßbar  ist.  Der  keimdichte 
Verschluß  wird  durch  Roh- 
baumwollfilter bewirkt 

Darsteller :  Verbandstoff- 
fabrik Paul  Hartmann  in 
Heidenheim.  —ix— 


U 


j^«i-i 


schwefliger  Säure  gebleicht  und  mit  weichen 
Fellen  gerieben.  Der  in  der  Chirurgie  ver- 
wandte Seidenwurmfaden  ist  gewöhnlich  30 
bis  32  cm  lang  und  0,1  bis  0,5  mm  dick. 
Um  ihm  die  gewQnschte  Biegsamkeit  zu 
verleihen,  wird  er  einige  Wochen  in  schwaches, 
mit  Glycerin  versetztes  Karbolwasser  gelegt. 

Jaum.  der  Pharm,  v.  Elsaß-Lothringen  1905, 
124.  J,  K. 


Der  Seidenwurmfaden, 
Silk  worm  gut, 

ist  die  zarte  Faser,  welche  man  ans  den 
seideerzeugenden  Drüsen  des  Bombyx  Mori 
erhält,  bevor  er  begonnen  hat,  seine  Puppe 
zu  spinnen.  Wenn  die  jungen  Seidenwür- 
mer zu  spinnen  beginnen,  werden  sie  getötet, 
indem  man  sie  ins  Wasser  wirft,  dem  etwas 
Essig  oder  Zitronensäure  zugesetzt  ist.  Nach 
12  bis  15  Stunden  nimmt  man  sie  aus 
dem  Wasser  heraus,  schneidet  sie  auf  dem 
Rücken  der  Länge  nach  auf  und  nimmt 
ihnen  die  inneren  Teile  mit  Ausnahme  der 
beiden  seideerzeugenden  Drüsen  heraus. 
Letztere,  eine  gallertartige  Masse,  werden 
sorgfälltig  mit  lauwarmem  Wasser  gewaschen, 
worauf  geübte  Arbeiterinnen  den  gebildeten 
Faden  aus  ihnen  herausstechen.  Jeder  Faden 
wird  behutsam  auf  eine  glatte  Platte  gelegt, 
an  der  Luft  getrocknet,  nach  dem  Trocknen 
zur  Entfernung  von  Blut  und  Fett  in  al- 
kalischer Lösung  gekocht  und  wiederum  an 
der  Sonne  getrocknet.  Zuletzt  werden 
die   Fäden   mit  Bimsteinpulver   poliert,    mit 


Für  die  Verwendung 

von  Barjnunkarbonat  zur 

Wasserreinigung 

hat  die  Firma  Reisert  em  neues  Verfahren 
sidi  patentieren  lassen.  Bei  der  gewöhn- 
lichen Kesselwasserreinigung  mit  Kalk  und 
Soda  werden  die  fixen  Salze  von  Calcium 
und  Magnesium  als  unlösliche  Karbonate 
oder  als  Hydroxyde  gefällt,  dafür  entsteht 
jedoch  ein  entsprechender  Teil  an  Natrium- 
salzen, welche  zu  den  bereits  vorhandenen 
hinzukommen  und  bei  längerem  Betriebe 
eine  hochkonzentrierte  Lauge  bilden,  die 
häufig  teilweise  erneuert  werden  muß  oder 
zu  lästigen  Ausschwitzungen  an  den  Armatur- 
teilen und  Verschraubungen  Anlaß  gibt 
Dagegen  wird  durch  das  Baryumkarbonat 
nicht  nur  von  dem  im  Wasser  vorhandenen 
Gipse  sowohl  die  Säure  als  die  Base  in  un- 
löslicher Form  niedergeschlagen,  sondern 
es  soll  auch  die  an  Alkalien  gebundene 
Schwefelsäure  im  Reinigungsapparate  zurück- 
gehalten werden.  Laboratoriumsversuche,  die 
Dr.  E,  E,  Basch  (Chem.-Ztg.  1905,  721) 
über  dieses  Verfahren  angestellt  hat,  haben 
ergeben,  daß  zum  guten  Verlaufe  der  Um- 
setzung in  angemessener  Zeit  (1  bis  2  Stdn.) 
die  Anwendung  eines  beträditlichen  Ueber- 
schuBses  von  Baryumkarbonat  und  eine  starke 
Bewegung  der  Masse  unbedingt  notwendig 
ist.  Unter  diesen  Umständen  hat  sich  aller- 
dings eine  Gipslösung  von  22  ^  franz.  Härte 
derart  umgesetzt,  daß  schließlich  ein  Wasser 
mit  etwa  5  ^  Härte  entstand,  die  aber  ledig- 
lich von  gelöstem  Baryumkarbonat  herrührte. 
Da  nun  bei  diesem  Versuche  die  Umsetzung 
3  Tage  in  Anspruch  genommen  hatte,  so 
hatte  das  Wasser  Zeit  gehabt,  sich  mit 
Baryumkarbonat  zu  sättigen,  was  um  so 
weniger  eintreten  wird,  je  schneller  die  Um- 


138 


aetznng  vor  sich  geht.  Auch  die  Vereiiche 
mit  Glaabersalz  führten  zam  Ziele;  nur 
war  der  Verlauf  ein  noch  trägerer.  Den 
oben  genannten  Bedingungen  sucht  die 
Firma  in  ihrem  Apparate  dadurch  zu  ge- 
nflgen,  daß  nicht  nur  eine  geringe  Menge^ 
sondern  der  Bedarf  fflr  mehrere  Monate 
an  Baryumkarbonat  eingefflllt,  und  daß 
das  Wasser  stoßweise  von  unten  zugeftlhrt 
wurd,  sodaß  der  entstehende  Schlamm  stets 
Aufwirbelnng  zeigt  Verf.  verspricht  dem 
Verfahren  guten  Erfolg;  wenn  der  Druck 
des  Wassers  groß  genug  ist;  um  den  Schlamm; 
der  bei  längerer  Betriebszeit  sich  beträdit- 
lich  vermehrt,  stets  vollkommen  aufzuwirbeln; 
sodaß  sich  keine  Kanäle  darin  bilden.     Der 


Preis  des  Verfahrens  kann  je  naeh  der 
Zusammensetzung  des  Wassers  etwas  teurer 
oder  billiger  seiU;  als  der  des  alten  Verfahrens; 
letzteres  nämlich  weil  Chlorcaldnm  durch 
Baryumkarbonat  nicht  entfernt  wud.     ~~he. 


Batln  ist  eine  trübe,  geruchlose  Flüssigkeit 
von  schwaohgelber  Farbd  und  enthält  KoUbak- 
terienkultureo,  die  ia  Meisohbrühe  gezüohtet 
aind.  Sie  dient,  auf  Brot  gegosseD,  zum  Ver- 
tilgen von  Ratten  and  Mäusen.  P. 

Ztsehr  f.  Zollwesen  u.  Beiehssteuam  1004,  25. 


Preislisten  sind  eingegangen  von : 

Dr.  Theodor  Sehuekardt  in  Görlitz  über  ehem. 
Präparate,  Beagentien,  Mmeraliensammlungen. 
Neu  aufgenommen  sind  eine  große  Anzahl  von 
Präparaten. 


Briefwechsel. 


Apoth.  Dr.  S.  in  S.  Die  Einzahl  von  E ö rn - 
ohen  lautet  im  Lateinischen  «Granulom»,  die 
Mehrzahl  also  «Granula»  —  nicht  «ae»,  wie  Sie 
meinten.  P.  S. 

Dr.Br.inGr.  1.  Sal  thermarum  Card, 
-faot.  erysttist  nur  scheinbar  billiger  als 
Sal  thermar.  Carol  fact.  pulr«,  da  ersteres  mehr 
als  5t>  pGt  Kristallwasser  enthält  Dazu  kommt, 
daß  das  künstl.  krist.  Karlsbader  Salz  —  ebenso 
wie  das  krist.  echte  —  nur  aus  unreinem 
Glaubersalz  ^Natriumsulfat)  besteht,  während  das 
pulverförmige    künstl.    Karlsbader  Salz    außer  I 


Natriumsulfat  noch  Kaliumsulfat,  Natriumchlorid 
und  Natriumbikarbonat  enthält,  dem  eohten 
pulverförmigen  Karlsbader  Salz  (Quellsalz)  also 
sehr  nahe  kommt. 

2.  Leintee  (Speoies  Lini)  ist  auch  nur 
scheinbar  billiger  als  Speoies  peotorales,  da  die 
Mengen,  welche  zum  TeeauS^ß  yerweodet 
werden,  doch  nur  nach  Augenmaß  genommen 
werden.  Da  nun  aber  Species  peotorales 
viel  Yoluminöser  und  demnach  viel  ausgiebiger 
ist  als  Species  Lini,  so  wird  dadurch  der  höhere 
Preis  des  Brusttees  gegenüber  dem  Lemtee 
wieder  ausgegUchen.  s. 


Von  dem 

BTaclitrag^  1005 

zum 

Terzeichnis  der  neoen  Arzneimittel 

nach  ihren  im  Handel  üblichen  Namen,  sowie  nach  ihrer  wissenschaftlichen  Bezeichnung 

von  Hugo  Mentsel 

—  Pharmaeeutlsehe  Centnühalle  19O&9  NOb  82  bis  60  — 

sind  8onciBI*9bcil*flck0  hergestellt  worden;  dieselben  sind  mit  einem  steifen  Um- 
schlag versehen  worden,  so  daß  sie  die  für  den  täglichen  Gebrauch  erforderliche  Widerstands- 
fiihigkeit  haben. 

Dieselben  sind,  soweit  der  kleine  Vorrat  reicht,  gegen  vorherige  Einsendung  von 
1  Mk.  ftO  Pf.  mittels  Postanweisung  (10  Pf.)  durch  die  «Motaftilssteile  (SctaAB^aaer 
Str««ae  43)  zu  beziehen. 

Von  dem  Haupt- Verzeichnis 

—  Pharmaeeutlsehe  Centndhalle  1902,  Nr.  21  bis  89  — 

sind  noch  einige  Stück  mit  steifem  Umschlag  vorhanden  und  gegen  Einsendung  von  9  Mk.  AO  Pf. 
zu  beziehen. 

Yctlegar:  Dr.  A.  Sehaeider.  DratdMi  und  Dr.  P.  Stil  Drptden-BlaMwite. 

Verantwortlicber  Leiter:  l>r.  P.  Süfi,  Dresden-'Bluewits. 

Im  BuebJiaiuiel  dureli  Julia»  äprlnger,  Beran  N.,  MonbiioiiplsU  3. 

Draek  vod  Fr.  TllieJ  N  ar  h  r.  (Ken  a  ih  d  Mahlo),  Dreedül. 


Pharmaceutische  Centralhalle 

für  Deutschland. 

Herausgegeben  von  Dp.  ü.  Schneider  und  Dp.  P.  SOse. 


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der  Pharmacie. 

Gegründet  von  Dr.  Hermaim  Hager  im  Jahre  1859. 

Erscheint  jeden  Donnerstag. 

Bezugspreis  viertel  jährlich:  durch  Buchhandel  oder  Post  2,50  Mk.,  durch  Gescbftfts- 
stelle  im  Inland  3,—  Mk.,  Ausland  3,50  Mk.  —  Einzelne  Nummern  30  Pf. 

An  z  e  i  g  e  n :  die  einmal  gespaltene  Elein-Zeile  30  Pf.,  bei  größeren  Anzeigen  oder  Wieder- 
holungen Preisermäßigung. 
Leiter  der  1  Dr.  Alfred  Schneider,  Dresden-A.  21;  Schandauer  Str.  43. 
Zeltsehrlft:  j  Dr.  Paul  Süß.  Dresden-Blasewitz;  Gustav  Freytag-Str.  7. 
GesehMflastelle:  Dresden-A.  21;  Schandauer  Straße  43. 


JI2  8. 


Dresden,  22.  Februar  1906. 


Der  neuen  Folge  XXVII.  Jahrgang. 


XLvn. 

Jahrgang. 


Inhalt  :  Cbeaile  «Dd  PbArBACi«:  Uebc>r  die  Tfttigkeit  d«>8  chemiHcheii  Uiitersuchangsamtes  der  SUdt  Dresden  im 
Jahr«  1Ü(.K>.  —  Beobachtungen  fiber  die  Gittmenge,  welche  sur  TOtung  einer  bestimmten  Menge  lebender  Sobstana 
nOtig  iBt  —  Linimentum  ammoniatnm.  -  Anwendung  von  Dnick  und  Wärme  fOr  die  Extraktion.  —  Nene  Arziiei- 
mittel.  —  Pharmaceutische  Speslalitfttcn.  -  Ueber  die  Zusammen «etzuns  des  Pottwaltranes  —  NAhmiiKSiilittol- 
Chemle.  -  PharmakoifnoBUsehe  MUlelloDfi^en.    —  Tta«»rApeiitisrhe  MitteUuiiKen.  —  VertehiedeBe  Mittell- 

nnceii»  —  Briefwechsel. 


Chemie  und  Pharmacie. 


Ueber  die  Tätigkeit  des 

chemischen  Unter  suchungsamtes 

der  Stadt  Dresden  im  Jahre 

1905. 

Von  Dr.  A^  BeytUien. 

Die  bekannte  Tatsache,  daß  vor- 
beugende Maßnahmen  besser  zur  Ver- 
hinderung von  Gesetzesabertretungen 
geeignet  sind  als  schärfste  Bestrafung 
in  Einzelfällen,  findet  auf  kaum  einem 
anderen  Gebiete  eine  so  augenfällige 
Bestäticcung  als  dem  der  Nahrungs- 
mittelkontrolle.  An  allen  Orten  hat  die 
bloße  Gründung  von  chemischen  Unter- 
suchnngsämtem  in  kurzer  Zeit  eine  Ab- 
nahme der  Verfälschungen  herbeigeftthrt, 
und  eine  sachgemäß  ausgefibte  regel- 
mäßige Ueberwachung  des  Lebensmittel- 
verkehrs muß  notgedrungen  von  Jahr 
zu  Jahr  ein  Sinken  der  {>rozentischen 
Beanstandungsziffer  im  Getolge  haben. 
Das  hat  sich  auch  während  des  ver- 
flossenen Zeitraumes  wieder  in  Dresden 


gezeigt,  indem  trotz  der  Zunahme  der 
Untersuchungen  auf  828")  (7984  im  Vor- 
jahr) ein  Rückgang  der  Beanstandungen 
von  «57  auf  647,  d.  h.  von  10,7  auf 
7,8  pCt  zu  verzeichnen  war.  Dieser 
Erfolg  ist  um  so  höher  einzuschätzen, 
als  die  Revisionen  gerade  notorisch  viel 
verfälschte  Gegenstände,  wie  Zitronen- 
saft, Marmeladen  und  dergl.  berück- 
sichtigen, und  als  die  zu  großen  kapital- 
kräftigen Verbänden  zusammenge- 
schlossenen Interessentenkreise  der  amt- 
lichen Nahrungsmittelkontrolle  immer 
entschiedeneren  Widerstand  entgegen- 
setzen. 

Eine  wesentliche  Unterstützung  in 
ihren  Bemühungen  um  die  Hebung  der 
Volfcsemährung  finden  die  Untersuch- 
ungsämter in  dem  zunehmenden  Inter- 
esse des  Publikums  für  alle  Fragen  der 
Hygiene,  und  es  muß  daher  ihr  Be- 
streben sein,  Aufklärung  in  immer  wei- 
tere Kreise  hineinzutragen.  Nichts  ist 
dazu    geeigneter,    als    die    Abhaltung 


140 


populär  -  wissenschaftlicher       Vorträge ;  gesprodieneii  Zwecke  der   Färbung  ia  den 


aber  auch  von  der  Benutzung  der  Tages- 
presse sollten  die  Vertreter  der  Nahr- 
ungsmittelkontrolle sich  nicht  durch  den 
Vorwurf  der  Gegner  abschrecken  lassen, 
daß  sie  der  BeMedigung  persönlichen 
Ehrgeizes  diene.  Die  Zahl  der  vom 
Berichterstatter  in  gemeinnfitzigen  Ver- 
einen gehaltenen  Vorträge  betrug  4, 
während  in  wissenschaftlichen  und  Tages- 
zeitungen 12  Abhandlungen  veröffent- 
licht wurden.  Von  äußeren  das  Amt 
berührenden  Elreignissen  ist  vor  allem 
die  4.  Versammlung  der  Freien  Ver- 
einigung Deutscher  Nahrnngsmittel- 
chemiker  zu  erwähnen,  welche  unter 
Beteiligung  zahlreicher  Vertreter  der 
Reichs-,  Staats-  und  städtischen  Behör- 
den am  2.  und  3.  Juni  auf  dem  Eönigl. 
Belvedere  stattfand  und  reichen  wissen- 
schaftlichen Gewinn  brachte,  den  An- 
gestellten des  Amtes  wie  den  Übrigen 
Mitgliedern  des  Ortsausschuss3S  aller- 
dings auch  viele  Mühe  und  Arbeit  ver- 
ursachte. Weniger  erfreulich  war  der 
Verlauf  der  Versammlung  Deutscher 
Teigwarenfabrikanten,  in  welcher  der 
auf  Einladung  erschienene  Bericht- 
erstatter vergeblich  versuchte,  die  Inter- 
essenten zu  einem  Entgegenkommen 
für  die  Bestrebungen  der  Nahrungs- 
mittelkontrolle zu  veranlassen. 

Hinsichtlich  der  einzelnen  Gruppen 
von  Untersuchungsgegenständen  sind 
nachfolgende  Beobachtungen  zu  ver- 
zeichnen : 

Fleisch  und  Warst.  Die  hier  ange- 
troffenen Verhältnisse  können  im  allgemeinen 
als  befriedigend  bezeichnet  werden,  unter 
den  eingelieferten  125  Pleischproben 
worden  verdorbene  oder  mit  den  im  Fleisch- 
besohangesetze  verbotenen  Stoffen  vermischte 
überhaupt  nicht  angetroffen.  Der  in  5  Fällen 
beobaohtete  Znsatz  von  anderen  künstlichea 
Firbemittda,  wie  des  aus  Natrium- Phosphat 
und  -Benzoat  bestehenden  Konservesalzes  to 
Seeth  und  von  Paprika  konnte  dareh  ein- 
fache  Verwamang  beseitigt  werden.  Der 
Einwand,  daß  letztere  ein  GewQrz  sei,  wird 
schon  durch  die  Tatsache  widerlegt;  daß 
neuerdings  von  der  Plaoenta  völlig  befreite^ 
also  geschmacklose  Paprikapulver  zam  aos- 


Handel  gebracht  werden.  Mehrere  unter 
dem  Verdachte  der  .Verdorbenheit  eingelieferte 
Fleischwaren  besaßen  tadellose  Beschaffen- 
heit; hingegen  erwies  sich  ein  Oorned 
beef  deutschen  Urspmngs  als  gänzlleh  von 
Sehnen  durchsetzt  und  den  amerikanischen 
Erzeugnissen  gegenüber  minderwertig.  Es 
wäre  daher  dringend  zu  wünschen^  daß  die 
deutschen  Fabrikanten  zur  wurksamen  Be- 
kämpfung der  aosländisehen  Konkurrenz 
besseres  Ausgangsmaterial  verwendeten. 

Eine  interessante  Feststeilang  konnte  an 
2  von  der  Arbeitsanstalt  übersandten  Wasser- 
proben; in  welchen  Seefische  gekocht  worden 
waren;  gemacht  werden.  Es  ergab  sich 
nämlich;  daß  mit  diesem  Kochwasser;  welches 
wegen  seines  Geruchs  zu  Emährungszwecken 
nnbranchbar  erschien;  nicht  weniger  als  8;8 
bezw.  11;3  pCt  der  Qesamt-Eiweißstofife 
verloren  gingen. 

Auch  die  Ueberwachung  des  Warst- 
handeis  hat  eine  weitere  Besserung  im 
Gefolge  gehabt;  indem  unter  189  Proben 
nur  5  Mal  Mehlzusatz  und  6  Mai  ein  ge- 
ringer Borsäuregehalt  nachgewiesen  werden 
konnte. 

Krebsbntter.  Die  berdts  im  Vorjahre 
ei*wähnten  hOchstrichterlichen  Entscheidungen 
haben  ihre  Wirkung  in  sofern  geäußert;  als 
die  Mehrzahl  der  untersuchtea  1 8  Proben  ledig- 
lich aus  Butter  und  Krebsschalen  bestanden; 
während  die  verfälschten  eme  Deklaration 
des  Zusatzes  fremder  Fette  und  künstlicher 
Farbstoffe  trugen. 

Eikonserven.  Mehrere  neuerdmgs  im 
Handel  erschienene  Eikonserven  bestanden 
aus  reinem  getrockneten  Eigelb;  welches  als 
Abfallprodukt  der  photochemischen  Industrie 
gerade  in  Dresden  massenhaft  gewonnen 
wird.  Andere  stellten  Gemische  von  Trocken- 
Ei  mit  Kasein  oder  anderen  Stickstoff- 
substanzen dar;  z.  B.  aber  auch  völlige 
Schwindelprodukte  aus  künstlich  gelb  ge- 
färbtem Maismehl  mit  Natriumbikarbonat 
und  Spuren  von  Eigelb.  Die  wegen  des 
Zusatzes  von  Borsäure,  fremden  EiweiJ- 
stoffeu;  Mehl  und  künstlicher  Firbung  aus- 
gesprochenen Beanstandungen  haben  in 
mehreren  Fällen  zur  Emleitung  eines  Straf- 
verfahrens geführt;  das  jedoch  noch  nicht 
abgeschlossen  ist. 


141 


Milck-  und  Molkereierzengnisse.  Auch 
im  Berichtsjahre  ist  eine  Verbesserung  der 
Dresdner  Milchversorgang  nicht  eingetreten. 
Zwar  befanden  sich  nnter  den  4351  unter- 
suchten Milchproben  nur  297,  welche  als 
dnrch  Abrahmung  oder  Wasserzusatz  direkt 
verfJUscht  beanstandet  werden  mußten^  aber 
die  Zahl  der  infolge  schlechter  Viehhaltung 
oder  Ffitterung  minderwertigen  Proben  hat 
sidi  durchaus  auf  der  Höbe  des  Vorjahres 
gehalten.  Von  den  im  Wege  der  regel- 
mäßigen Revisionen  entnommenen  4040 
Proben  Vollmilch  hatten  2103  =  62  pCt(!) 
einen  Fettgehalt  von  weniger  als  3  pCt 
(gegen  31,9  pCl  Im  Jahre  1900),  ja  bei 
231  Proboi  lag  der  Fettgehalt  sogar  unter 
2,3  pGt  Dementsprechend  betrug  das 
Mittel  aller  Bestimmungen  nur  noch  3,05 
pGt  gegen  3,30  pCt  im  Jahre  1 900.  Diese 
Angaben  veranschaulichen  aufs  neue  die  den 
Nahrungsmittelchemikern  wohl  bekannte 
Tatsache,  daß  auch  das  hygienisch  vollendet- 
ste Milchreguiativ  ohne  Festsetzung  eines 
Mindestfettgehaltes  nur  eine  stumpfe  Waffe 
bildet  und  keinen  Sdiutz  der  Bevölkerung 
gegen  üebervorteilung  gewährt. 

Als  einzige  erfreuliche  Folge  der  Eontrolle 
ist  die  zunehmende  Reinlichkeit  der 
Milehgewinnung  anzuführen,  welche  sich  aus 
der  geringen  Beanstandungsziffer  von  5 
verschmutzten  Proben  ergibt.  Mit  Konser- 
viemngsmittehi  vermischte  Milch  wurde  nicht 
angetroffen. 

Die  Ausdehnung  der  Revisionen  auf  die 
Bahnhöfe  hat  in  mehreren  F&llen  zur  Auf- 
deckung arger  Verfälschungen  gefflhrt  Bis- 
weilen waren  sämtliche,  den  hiesigen  Händlern 
gesandte  Milchlieferungen  bis  zu  50  pCt 
mit  Wasser  verpantscht. 

unter  den  eingelieferten  17  Sahne- 
proben besaßen  2  zu  geringen  Fettgehalt, 
während  die  12  Quark-  und  7  Eäse- 
proben  zu  keiner  Beanstandung  Anlaß 
gaben  und  msbesondere  frei  von  Kartoffel- 
mehl waren. 

Zu  der  noch  nicht  völlig  entschiedenen 
Streitfrage,  betr.  den  Zusatz  von  Wasser 
zu  Buttermilch,  weicher  von  einigen  Pro- 
duzenten als  unentbehrlich  hingestellt  wird, 
hat  das  Amt  eine  abwartende  Stellung  ein- 
genommen. Nachdem  aber  die  sehr  beacht- 
liehe Auslassung  von  Brauth  in  Nr.  1  der 
Mildizeitung  1 905  fiberzeugend  die  Unzulässig- 


keit  einer  Wässerung  dargetan  hat,  wird 
beabsichtigt,  im  nächsten  Jahre  die  Ueber- 
wachung  auf  dieses  wertvolle  und  billige 
Volksnahrungsmittel  auszudehnen. 

In  analytischer  Hinsicht  ist  der  neue 
Fettbestimmungsapparat  von  Röhrig  zu  er- 
wähnen, welcher  sich  als  außerordentlich 
brauchbar  erwiesen  hat 

Butter.  Von  den  insgesamt  eingeliefer- 
ten 716  Butterproben  waren  37  (=  5  pCt) 
zu  beanstanden,  und  zwar  24  wegen  Ver- 
dorbenheit,6  wegen  Verfälschung  mitMargarine, 
6  wegen  zu  hohen  Wasser-  bezw.  zu  nie- 
drigen Fettgehaltes.  Eine  zur  Weihnachts- 
zeit verkaufte  «Butter»  war  nichts  als  reine 
Margarine. 

Die  außerordentliche  Unsicherheit  in  der 
Beurteilung  von  Butter  hat  trotz  zahlreicher, 
in  letzter  Zeit  erschienener  Arbeiten  keine 
Aenderung  erfahren.  Nur  die  Sesamöl- 
reaktion  scheint  ungeachtet  einzelner  Angriffe 
bei  den  amtlichen  Nahrungsmittelchemikern 
ihr  Ansehen  bewahrt  zu  haben. 

Margarine.  Die  278  untersuchten  Mar- 
garineproben gaben  zu  Beanstandungen 
keinen  Anlaß,  wohl  aber  mflssen  die  Ver- 
suche einiger  gro^ier  Fabriken,  ihre  Erzeug- 
nisse unter  irrefflhrenden  Bezeichnungen  mit 
dem  großen  Aufdruck:  «Butter»  und  der 
sehr  versteckten  Inschrift:  «Margarine»  in 
den  Verkehr  zu  bringen,  als  dem  Sinne 
des  Gesetzes  zuwiderlaufend  verurteilt  werden. 
Die  Gerichte  haben  sich  dieser  Ansicht  aller- 
dings mehrfach  nicht  angeschlossen,  sondern 
nur  den  Wortlaut  des  Gesetzes  ihrer 
Entscheidung  zu  gründe  gelegt 

Speisefette  und  Oele.  Die  emgelieferten 
festen  tierischen  Fette:  471  Schweineschmalz, 
32  Rinderfett,  31  Oleomargarin  und  2 
Hammeltalg,  sowie  17  Kunstspeisefette  waren 
mit  Ausnahme  einer  hochgradig  ranzigen 
und  widerwärtig  verschmutzten  Probe  von 
normaler  Beschaffenheit  Die  Jodzahl  lag 
bei  dem  amerikanischen  Schweineschmalz 
zwischen  58,5  und  69,9,  bei  dem  ungar- 
ischen Schmalz  zwischen  50,6  bis  59,9  und 
bei  dem  Oleomargarin  zwischen  46,3  und 
47,0.  Die  Jodzahl  des  Hammeltalgs  betrug 
46,7. 

Ein  sogen.  Speck  öl  amerikanisdier  Her- 
kunft besaß  eine  Jodzahl  von  75,8  und 
eine  Verseifungszahl  von    194,8.     Hieraus 


142 


und  ans  dem  eigentümlichen  Speckgeruch 
war  zn  schließen,  daß  es  sich  am  den  aus- 
gepreßten flüssigen  Anteil  des  Schweine- 
specks handelte. 

Vier  als  Pflanzenbutter  bezeichnete 
Speisefette  stellten  gereinigtes  Kokosöl  dar 
und  waren  nicht  zu  beanstanden,  wenngleich 
die  überschwängliche  Reklame,  nach  welcher 
von  der  Pflanzenbutter  Y5  weniger  als  von 
anderen  Fetten  verbraucht  werden  sollte,  zu 
einer  Täuschung  des  Publikums  geeignet 
erschien. 

Von  10  den  städtischen  Anstalten  ge- 
lieferten Speiseölen  waren  8  als  reines 
Olivenöl  anzusprechen;  eine  war  richtig 
bezeichnetes  Erdnußöl  und  die  letzte  wegen 
eines  Zusatzes  von  etwa  3  pCt  Sesamöl  zu 
beanstanden.  Unter  den  übrigen  Proben 
erwies  sich  eine  bereits  in  Meißen  bean- 
standete, welche  einer  angesehenen  fran- 
zösischen Firma  entstammte,  als  ein  grob 
verfälschtes  Gemisch  von  Olivenöl  mit 
Sesamöl  und  Banmwollsamenöl  (Jodzahl 
90,6 !). 

Mehl,  Ories.  Im  Auftrage  der  städtischen 
Anstalten  waren  227  Mehlproben  zu  unter- 
suchen, welche  allen  billigen  Anforderungen 
entsprachen.  Hingegen  befanden  sich  unter 
den  von  Konsumenten  eingelieferten  Mehlen 
2  Proben,  welche  wegen  Milbengehaltes  und 
eine  weitere,  welche  als  durch  Säurebildung 
verdorben  zu  beanstanden  waren,  während 
ein  mit  Kartoffelstärke  vermischtes  Weizen- 
mehl als  verfälscht  bezeichnet  wurde.  Eän 
mit  erheblichen  Mengen  Salz  und  Soda  ver- 
unreinigtes Kartoffelmehl  besaß  einen  höchst 
zweifelhaften  Oenußwert. 

In  bezug  auf  die  jetzt  vielfach  beliebte 
Unterschiebung  von  Mais-  für  Weizen- 
stärke  teilen  wir  zwar  die  Ansicht  der 
übrigen  sächsischen  Chemiker,  daß  diese 
Manipulation  unzulässig  ist,  und  beanstanden 
sie  auch  bei  städtischen  Lieferungen,  halten 
aber  andererseits  ein  strafrechtliches  Ein- 
sehreiten auf  grund  des  Nahrungsmittel- 
gesetzes für  sehr  schwierig,  weil  Maisstärke 
weder  verfälschte  noch  nachgemachte  Weizen- 
stärke ist. 

Die  weitere  Entwicklung  des  Vorgehens 
gegen  polierte  Reis-  und  Graupen- 
fabrikate hat  leider  nur  zu  sehr  die  Be- 
rechtigung der  vom  Amte  beobachteten 
Zurückhaltung  dargetan.     Nachdem   sowohl 


die  Staatsanwaltschaft  in  licipzig  wie  in 
Hamburg  das  gegen  große  Fabriken  einge- 
leitete Strafverfahren  eingestellt  hat,  erscheint 
es  angezeigt,  von  einem  weiteren  Einschreiten 
gegen  die  Kleinhändler  zunächst  abzusehen 
und  durch  Belehrung  und  Verwarnungen 
das  allmähliche  Verschwinden  dieses  keines- 
wegs zu  bUligenden  Verfahrens  herbei- 
zuführen. Wie  ans  einem  interessanten 
Aufsatz  in  Nr.  3  der  Kolonialwaren-Zeitung 
1906  hervorgeht,  kann  die  Behörde  in  diesem 
Bestreben  auf  die  Unterstützung  der  kleineren, 
deutsche  Gerste  verarbeitenden  Mühlen  rech- 
nen. 

Backwaren.  Der  hohe  Wassergehalt  des 
sonst  vorzüglichen  Dresdner  Brotes  war 
die  Ursache,  daß  von  40  Proben  11  be- 
anstandet wurden.  2  weitere  Proben,  sog. 
Landbrot,  deren  Wassergehalt  mehr  als  50 
pGt  betrug,  waren,  anscheinend  infolge  der 
Verwendung  alter  Brot  und  Teigreste  von 
Mucor-Myoelien  und  Zygosporen  dicht  durch- 
setzt und  daher  als  verdorben  im  Smne  des 
N.-M.-G.  zu  bezeidinen. 

Die  45  Semmelproben  gaben  zu 
keinen  Ausstellungen  Anlaß.  Von  2  auf 
grund  privater  Beschwerde  untersuchten 
Weihnachtsstollen  zeigte  die  Liefer- 
ungsprobe einen  höheren  Gehalt  an  Butter 
von  besserer  Beschaffenheit  als  das  vor  dem 
Ankauf  verabfolgte  Probestück ;  ein  Beweis, 
daß  der  Bäcker  ungerechter  Weise  in  Ver- 
dacht geraten  war. 

Die  mehrfadi  beobaditete  Tatsache,  daß 
die  Gewerbetreibenden  sehr  zum  Ankaufe 
wertloser  Geheimpräparate  neigen,  hat  auch 
im  Berichtsjahre  zu  einer  groben  Ueber- 
vorteilung  Anlaß  gegeben.  Ein  zu  hohen 
Preisen  an  hiesige  Bäcker  verkaufter  Er- 
satz für  Eiweiß  erwies  sich  als  gewöhn- 
liches, noch  dazu  verdorbenes  Albumin. 

Teigwaren.  Trotz  der  neuerdings  wieder 
recht  unerfreulichen  Stellung  des  Verbandes 
Deutscher  Teigwarenfabrikanten  entsprachen 
die  in  Dresdner  Geschäften  angekauften  48 
Eiemudeln  mit  einer  einzigen  Ausnahme 
durchaus  den  Anforderungen  der  Nahrung»- 
mittelkontroUe,  und  es  scheint  sonach  der 
Schluß  gerechtfertigt,  daß  die  nach  hier 
liefernden  Produzenten  aus  der  kleinen 
Zeitungspolemik  zwischen  Herrn  Syndikus 
Scklo/hnaehe?*   und   mir   die  entsprechende 


143 


Notzanwandang  gezogen  haben.  Die  durch- 
weg sehr  hohen  Gehalte  an  alkohollÖBlieher 
IliosphorBäure  in  den  an  stftdtisohe  Anstalten 
gelieferten  Nndeln  lehren  zugleich,  daß  der 
theoretisch  unbestreitbare  Rückgang  des 
Lecithins  fClr  die  Verhältnisse  der  Praxis 
kerne  große  Bedeutung  besitzt. 

Gewürze.  Die  scharfe  Eontrolle  der 
Vorjahre  hat  dazu  geführt^  daß  verfälschte 
Gewfirze  in  Dresden  zu  den  größten  Selten- 
heiten gehören.  Von  den  eingelieferten 
354  Proben:  159  Pfeffer,  105  Zimt,  46 
Piment,    22    Kochsalz,    8    Suppen wfirzen, 

6  Senf,  3  Muskatnuß,  je  1  Macis,  Safran, 
Caroben,   Gardamomen,   Vanille  waren  nur 

7  Proben,  nämlich  2  Pfeffer,  2  Muskatnflsse, 
1  Zimt,  1  Piment  und  1  Senf  zu  bean- 
standen. 

In  bezug  auf  Pf  ef  f  er  konnte  ein  weiteres 
Verschwinden  der  stark  schalen-  und  asche- 
haltigen  Produkte  festgestellt  werden,  indem 
nur  dne  Probe  mit  mehr  als  16  pGt  Roh- 
faser (22,1  pGt)  und  ein  schwarzer  Pfeffer 
mit  hohem  Mineralstoff-  (15,48  pCt!)  und 
Sandgehalt  (8,76  pGt)  angetroffen  wurden. 
Dem  Verkaufe  von  gekalktem  Penangpfeffer, 
welcher  sogar  nach  dem  Bund  der  Nahrungs- 
mittelfabrikanten nur  unter  Deklaration  zu- 
lässig ist,  wird  in  Zukunft  auf  grund  der 
Urteile  dee  Königl.  OberiandesgerichtB  vom 
6.  Oktober  1902,  10.  Mai  1904  und 
12.  Oktober  1905,  sowie  mehrere  Urteile  des 
hiesigen  Schöffengeridits  mit  Erfolg  ent- 
gegengetreten werden  können. 

Die  Beanstandung  von  Piment  erfolgte 
wegen  einer  künstlichen  Färbung  mit  Eisen- 
oxyd (Ocker),  nachdem  die  Handelskammer 
Dresden  in  ihrem  Gutachten  vom  12.  Mai 
d.  J.  diese  Manipulation  als  nicht  handels- 
üblich und  unzulässig  bezeidinet  hatte. 

Die  Frage  der  künstlichen  Färbung  des 
Senfs  ist  hingegen  noch  immer  nidit  völlig 
geklärt,  denn  wenn  auch  im  hiesigen  Ver- 
kehr aUg^nein  Deklaration  eingeführt  ist, 
so  hat  doch  die  Königl.  Staatsanwaltschaft 
in  Magdeburg  ein  strafrechtliches  Einschreiten 
gegen  die  dortigen  Lieferanten  abgelehnt. 
Dafür  teUte  das  Königl.  Polizeipräsidium  in 
Berlm  am  22.  November  1905  dem  Rate 
die  erfreuliche  Tatsache  mit,  daß  der  Verein 
Beriiner  Senffabrikanten  beschlossen  hat, 
Senf  grundsätzüch  nicht  mehr  zu  färben. 

Ein    mit    großer   Reklame   angepriesenes 


n 

'.•) 


«knochenbildendes  Cerebos-Speisesalz» 
entpuppte  sich  als  eine  ganz  gewöhnliche 
Mischung  von  Natriumchlorid  mit  3  pCt 
Tricalciumphosphat,  und  das  «Pflanzen- 
fleischextrakt-Ovos»  war  als  ein 
Hefenpräparat  nachstehender  Zusammen- 
setzung anzuspredien : 

Wasser.    .     .    .  54,37  pCt 
Stickstöffsubstanz  21,83    „ 

Fett 0 

Mineralstoffe  .     .  14,51 
Eochsalz     .    .     .    7,62 
PhosphoiBäure     .    2,87    „ 
Kreatinin  konnte  darin  nach  dem  Verfahren 
von  Micko  nicht  nachgewiesen  werden. 

Zitronenöl.  Die  Frage  der  Verdünnung 
von  Zitronenöl  mit  Alkohol  hat  das  Amt 
mehrfach  beschäftigt,  nachdem  derartige 
Mischungen  von  anderer  Seite  als  verfälscht 
beanstandet  worden  waren.  Nach  eingehen- 
den Erörterungen  haben  wir  die  Auffassung 
vertreten,  daß  für  die  Zwecke  von  Haus- 
haltungen und  Bäckereien  derartige  alkohol- 
ische Lösungen  gewisse  Vorteile  darbieten, 
indem  sie  sich  ohne  die  sonst  unausbleib- 
lichen Wägeverluste  mit  den  zu  würzenden 
Materiafien  besser  vermischen  lassen.  Wir 
haben  daher,  sobald  nicht  eine  pekuniäre 
üebervorteilung  des  PubUkums  in  Frage 
kam,  von  einem  Einschreiten  abgeraten.  Es 
würde  aber  interressant  sein,  hierzu  Aeußer- 
nngen  aus  pharmazeutischen  und  Handels- 
kreisen zu  vernehmen. 

Essig.  Trotz  der  anerkennenswerten  Be- 
strebungen des  Vereins  Deutscher  Wein- 
essigfabrikanten zur  Sanierung  ihrer  Industrie 
setzen  vereinzelte  Produzenten  den  Anforder- 
ungen der  Nahrungsmittelkontrolle  nodi 
immer  zähen  Widerstand  entgegen,  und  erst 
durch  das  Urteil  des  Königl.  Landgerichts 
vom  17.  X.  1905  ist  wenigstens  für  Dres- 
den prinzipiell  entschieden  worden,  daß 
Weinessig  aus  einer  Maische  mit  mindestens 
20  pGt  Wein  hergestellt  werden  muß.  Für 
den  chemischen  Nachweis  emer  etwaigen 
Verfälschung  wird  auch  jetzt  noch  die  Be- 
stimmung des  Extrakt-  und  Aschengehalts 
in  erster  Linie  heranzuziehen  seb,  da  die 
von  einer  Seite  als  ausschlaggebend  em- 
pfohlene Glycerinbestimmung  nach  den 
neueren  Veröffentiichungen  mit  Vorsicht  an- 
zuwenden ist.  Der  Einwand,  daß  der  ver- 
langte Extraktgehalt  von  0,4  pGt  durch 
Zusatz  von  Zucker  leicht  vorgetäusdit  wer- 


144 


den  könne;  verkennt  die  Tatsache^  daß  die 
erwähnte  Zahl  sidi  selbstredend  anf  zucker- 
freies Extrakt  bezieht^  und  ist  daher  nidit 
beachtlich. 

Die  eingelieferten  20  Proben  setzten  sich 
ans  4  Speiseessigen;  7  Essigspriten  und  9 
Weinessigen  zusammen,  von  denen  1  den 
städtischen  Anstalten  gelieferter  Speiseessig 
und  3  Weinessige  zu  beanstanden  waren. 
Ein  Vorgehen  wegen  zu  geringen  Säure- 
gehaltes erscheint  zur  Zeit  erfolglos,  jedoch 
läßt  die  Verordnung  des  Eönigl.  Ministeriums, 
unterstützt  durch  die  Beschlüsse  der  Handels- 
kammer in  Leipzig,  eine  Besserung  erhoffen. 

Himbeersirup.  Die  regelmäßige  Ueber- 
wachang  hat  einen  weiteren  Rückgang  der 
Verfälschungen  im  Gefolge  gehabt,  indem 
unter  163  Proben  nur  30  verfälschte  ange- 
troffen wurden.  18  Beanstandungen  er- 
folgten wegen  Wasserzusatzes,  9  wegen 
gleichzeitiger  Beimischung  von  Wasser,  Farbe 
und  Stärkesirup  und  3  wegen  künstlicher 
Färbung. 

Bei  der  feststehenden  Rechtsprechung  der 
hieeigen  Gerichte  konnten  die  meisten  Ueber- 
tretungen  durch  polizeiliche  Verwarnungen 
oder  Straf  Verfügungen  erledigt  werden.  Nur 
in  2  Ausnahmefällen  erfolgte  Verurteilung 
durch  das  Rönigl.  Landgericht  zu  je  100 
Mark  Geldstrafe. 

Zur  Warnung  der  Produzenten  sei  darauf 
hingewiesen,  daß  im  Gegensatz  zu  den  von 
der  Eonserven- Zeitung  (1906,  S.  4)  und 
der  Nahrungsmittel-Rundschau  (1906,  S.  13) 
zitierten  Urteilen  der  Strafkammern  in  Hom- 
burg und  Düsseldorf  von  den  Sächsischen 
Gerichten  Himbeerlimonadenrnrup  als  reiner 
unverfälschter  Himbeersirup  angesehen  wird, 
so  außer  verschiedenen  Urteilen  des  Dresdner 
Landgerichts  in  der  Entscheidung  der  Straf- 
kammer  zu  Chemnitz   vom   20.  UI.  1905. 

In  der  Beurteilung  eines  Salicylsäure- 
zusatzes  mußte  das  Amt  seine  früher  ge- 
kennzeichnete mildere  Stellung  aufgeben, 
seitdem  mehrere  geriditliche  Entscheidungen 
u.  a.  in  Chemnitz,  femer  des  Landgerichts 
Görlitz  vom  8.  HL  und  21.  X.  1905,  des 
Preußischen  Kammergerichts  vom  16.  V. 
1905  und  des  Schöffengerichts  Dresden  vom 
25.  X.  1905  diesen  Zusatz  als  Verfälschung 
bezeichnet  hatten,  in  Uebereinstimmung  mit 
den  Gutachten  des  Königl.  Sachs.  Landes- 
medizinalkoUegiums,  der  Königl.  Deputation 


für  das  Medizin&lwesen  in  Berlin  vom  17. 
n.  1904  und  des  MedizinalkoUegiums  der 
Universität  Würzburg  vom  26.  X.  1904. 
Zum  mindesten  ist  nunmehr^die  Deklaration 
der  Salicylierung  zu  verlangen. 

Von  zwei  weiteren  Fruchtsäften  wies  ein 
Kirschsaft  mit  0,6  pCt  Asche  und 
6,5  ccm  Alkalität  normale  Beschaffenheit 
auf,  während  ein  Johannisbeersaft 
stark  gewässert  war. 

Der  chemische  Nachweis  der  letzteren 
Verfälschung  bietet  keine  Schwierigkeit, 
seitdem  durch  zahlreiche  Untersuchungen  im 
letzten  Jahre  über  die  Zusammensetzung 
des  Naturproduktes  und  ihre  natürlichen 
Schwankungen  weitere  Klarheit  geschaffen 
worden  ist.  Bei  einigermaßen  vernünftiger 
Handhabung  der  sog.  Grenzzahlen  dürfte 
einem  erfahrenen  Chemiker  kaum  eine  un- 
gerechte Beanstandung  passieren,  ebensowenig 
wie  der  warnend  hervorgehobene  Aschen- 
gehalt des  Zuckers  zu  irgend  welchen  Be- 
ängstigungen Anlaß  bietet. 

Zitronensaft.  Daß  sich  auch  hier  ein 
wesentlicher  Umschwung  zum  Besseren  voll- 
zogen hat,  geht  aus  der  Tatsache  hervor, 
daß  von  50  Proben  nur  14  zu  beanstanden 
waren,  die  sich  auf  3  Fabrikanten  verteilen. 
Alle  übrigen  Produzenten  hatten  unver- 
fälschte Säfte  geliefert.  Acht  der  bean- 
standeten Proben,  welche  einer  rheinischen 
Fabrik  entstammten,  erwiesen  sich  als  völlige 
Kunstprodukte  aas  Wasser,  Alkohol,  Zucker 
und  Zitronensäure,  welchen  zur  Irreführung 
der  Chemiker  geeignete  Mineralstoffe  hinzu- 
gesetzt worden  waren.  Bei  dem  nahezu 
gänzlichen  Fehlen  des  Stickstoffs  und  des 
übrigen  Extraktrestes  bot  ihre  Charakterisier- 
ung selbstredend  kerne  Schwierigkeit  Trotz 
der  übereinstimmenden  Gutachten  von  14 
Vertretern  der  amtlichen  Nahrungsmittel- 
kontrolle war  aber  das  Landgericht  Duis- 
burg am  9.  IL  1905  zu  einer  Freispredi- 
ung  des  Fabrikanten  gelangt,  weil  3  andere 
Chemiker  die  vorhandenen  wissensehaftfiehen 
Unterlagen  als  unzureichend  bezeichnet 
hatten.  Um  so  größer  ist  der  Erfolg  zu 
bewerten,  daß  das  hiesige  Königl.  Land- 
gericht am  7.  XL  1905  das  in  Rede  stehende 
Erzeugnis  als  ein  Kunstprodukt  bezeichnete 
und  damit  einen  Weiterverkauf  in  Dresden 
unmöglich  machte.  Hieran  wurd  auch  durch 
den  Umstand  nichts  geändert,    dal  der  Fa- 


145 


brikant  neaerdings  den  früher  vergessenen 
Stieicstoff  hinzusetzt,  so  lange  er  nicht  den 
Extraktrest  anf  normale  Höhe  bringt. 

Die  beiden  anderen  Fabrikanten,  welche 
mit  wflsseriger  ZitronensäarelOsung  ver- 
f&JBchte  Säfte  in  den  Handel  gebracht  hatten, 
wurden  Tom  EOnigl.  Landgericht  Görlitz  am 
8.  III.  1905;  femer  am  I.  IX.  1905  und 
am  21.  X.  1905  zu  500  bezw.  150  Mark 
Geldstrafe  verurteilt  Da  der  eine  von  ihnen 
sich  in  der  Hauptverhandlung  ausdrflcklich 
der  Nahrungsmittelverfftlschung  schuldig  be- 
kannt hatte,  so  mußte  es  um  so  größeres 
Erstaunen  erregen,  daß  er  in  der  Deutschen 
Destillateur-Zeitung  emen  seltsamen  Angriff 
anf  das  Dresdner  üntersuchungsamt  ver- 
öffentlichte, der  mit  dem  Satze  begann: 
«In  Dresden  scheint  jetzt  der  Zitronensaft 
in  bezug  auf  Beanstandung  sich  einer  be- 
sonderen Beliebthdt  zu  erfreuen.  So  humor- 
istisch die  Sache  klingt,  so  tragisch  ist  sie 
für  die  Beteiligten.»  Ich  habe  seinerzeit 
eine  Antwort  für  entbehrlich  gehalten,  möchte 
aber  jetzt  darauf  hinweisen,  daß  die  Unter- 
suchnngsämter  verpflichtet  sind,  die 
Nahrungsmittelverfälschung  zu  bekämpfen, 
und  daher  ihr  Augenmerk  notgedrungen 
aneh  auf  den  notorisch  so  viel  verfälschten 
Zitronensaft  richten  müssen.  In  wiefern  das 
humoristisoh  klingt,  vermag  ich  nicht  einzu- 
sehen. Wohl  aber  sehe  auch  ich  die  Ver- 
urteilung der  Kleinhändler  als  bedauerlich 
an,  da  diese  erst  durch  wiederholte  Ver- 
Bicherungen  der  Lieferanten  zum  Widerstände 
gegen  die  Ratschläge  und  Verwarnungen 
der  Behörde  veranlaßt  worden  sind. 

In  bezug  auf  die  hohen  Alkoholgehalte 
einiger  Säfte  von  10  bis  20  Vol.-pCt, 
welche  ein  hiesiger  Chemiker  im  Gegensatz 
zu  unserem  Gutachten  nicht  als  Verfälsdi- 
nng  bezeichnete,  während  das  Breslauer 
Untersuchungsamt  schon  geringere  Zusätze 
von  5  pOt  für  unzulässig  erklärte,  hat  das 
König!.  Landgericht  Görlitz  im  Sinne  unserer 
Auffassung  entschieden,  daß  8  bis  10  pGt 
Alkohol  noch  zu  dulden,  größere  Mengen 
aber  zu  beanstanden  sind. 

Die  Beurteilung  des  Zitronensaftes  bietet 
zur  Zeit  keine  Schwierigkeit.  Wohl  aber 
muß  dringend  davor  gewarnt  werden,  auf 
gmnd  unvollständiger  Analysen  Beanstand- 
ung auszusprechen. 

Karmeladen.  Wohl  an  keinem  Industrie- 
zweige sind  die  Bemühungen  der  Nahrungs- 


'  mittelkontrolle  so  spurlos  vorübergegangen 
wie  an  der  Marmeladenfabrikation.  Znsätze 
von  Trestem,  Teerfarben  und  Stärkesbrup 
sind  an  der  Tagesordnung,  ja  die  billigeren 
sog.  gemischten  Marmeladen  bestehen  zu 
50  pCt  und  mehr,  oft  sogar  nahezu  vöUig 
aus  gefärbtem  Eartoffelsirup.  Die  Versuche 
der  üntersucfaungsämter,  in  dem  Geschäfts- 
prinzipe  «Billig  und  schledit>  eine  Aender- 
ung  herbeizuführen,  haben  bei  den  Produ- 
zenten bislang  nur  wenig  Gegenliebe  ge- 
funden. So  schrieb  ein  Leipziger  Fabrikant 
m  kräftiger  Urwüchsigkeit,  daß  man  noch 
obendrein  das  Färben  verbietet,  fuide  ich 
geradezu  skandalös»,  und  der  Vertreter 
einer  anderen  Firma  drohte  jedem  Verbreiter 
und  Ansteller  der  Behauptung:  ihr  Produkt 
bestehe  im  wesentlichen  aus  gefärbtem 
Stärkesirup,  mit  Schadenersatz-  und  Unter- 
lassungsklage.  Und  dabei  bestand  diese 
Marmelade  tatsächlich  zu  75  bis  80  pCt 
aus  Stärkesirup,  was  doch  gewiß  Niemand 
als  nnwesentlidi  bezächnen  wird.  Bei  dieser 
Sachlage  kann  es  nicht  Wunder  nehmen^ 
daß  trotz  der  zahlreichen  Beanstandungen 
—  42  von  70  Proben  —  ein  nennens- 
werter Erfolg  nicht  erzielt  worden  ist  Eme 
für  den  Nachweis  von  Teerfarben  wichtige 
Beobachtung  konnte  bei  der  Untersuchung 
selbst  hergestellter  Aprikosen-Marmelade  ge- 
macht werden.  Diese  verleihen  nämlich  dem 
Wollfaden  an  sich  eine  gelbe  Farbe. 

Erbsen  -  Konserven  waren  durch  eine 
Braunfärbung  der  inneren  Büchsenwandung 
und  eine  gewisse  schleimige  Beschaffenheit 
in  den  Verdacht  der  Fälschung  geraten. 
Die  Feststellung,  daß  die  Bräunung  auf  der 
ganz  normalen  Bildung  von  Schwefelzinn 
und  die  schleimige  Konsistenz  auf  der  Ver- 
wendung überreifer,  stärkehaltiger  Schoten 
beruhte,  verschaffte  jedoch  Beruhigung. 

Pilze.  Mehrfach  wurden  Pilze  aus  der 
Familie  der  Boviste  (Bovista  nigrescens) 
eingeliefert,  welche  im  jugendlichen  Zustande, 
d.  h.  so  lange  die  Schnittflädie  rein  weiß 
erscheint,  eßbar  sind,  in  einem  späteren  Stadium 
aber  eine  dunklere  Farbe  annehmen  und 
ungenießbar  werden.  Im  Hinblick  auf  den 
Umstand,  daß  der  zum  Verwediseln  ähn- 
liche Kartoffelbovist  (Scleroderma  vulgare) 
auch  jung  giftig  ist,  wurde  dem  Rate  die 
Ausschließung  der  Boviste  vom  Markthandel 
empfohlen.  (Schluii  folgt.) 


146 


Beobachtungen 

über  die  Giftmenge,  welche  zur 

Tötung  einer  bestimmten  Menge 

lebender  Substanz  nötig  ist. 

Von  Th.  Bokomy. 
(Fortsetzong  von  Seite  124.) 

Wenn  man  Kupfervitriol  auf 
0,1  pGt  verdünnt  und  in  diese  Lösung 
die  oft  genannte  spitzeifOrmige  In- 
fusorien-Art hineinbringt,  so  sterben  sie 
augenblicklich  unter  Trübung  ab.  In 
0,01  proc.  Losung  leben  die  widerstands- 
fähigeren nur  noch  einige  Minuten 
weiter,  dann  stellen  sie  für  immer  ihre 
Bewegung  ein.  So  rasch  findet  hier 
eine  Au&peicherung  des  Kupfers  statt! 
Man  kann  diese  auch  direkt  sichtbar 
machen  durch  Anwendung  von  Schwefel- 
wasserstoffwasser, worin  die  Infusorien- 
leiber eine  dunklere  Farbe  annehmen. 

Daß  gegen  Kupfervitriol  viele  Or- 
ganismen noch  bei  weit  größerer  Ver- 
dünnung empfindlich  sind,  wurde  schon 
hervorgehoben.  Kupfervitriol  von  1 :  60000 
tötet  binnen  2  Tagen  die  Fadenalgen 
Cladophora,  Conferva,  Spirogyra,  Vau- 
cheria,  femer  Infusorien,  Rädertierchen, 
Würmer,  Insektenlarven.  Auch  in  Lös- 
ung 1 :  200  000  sterben  diese  Organis- 
men ab,  wenn  man  genug  Lösung  und 
wenig  Versuchszellen  anwendet.  Spiro- 
gyren  sind  in  ihren  Ghlorophyllapparaten 
so  empfindlich  gegen  Kupfervitriol,  daß 
in  Lösung  1 :  100  Millionen  schon  nach 
24  Stunden  Absterbeerscheinungen  sicht- 
bar werden.  Fäulnis  wird  durch  1 :  100000 
verhindert,  nicht  aber  durch  1 :  500  000. 

Folgendes  sind  einige  quantitative 
Versuche  mit  Quecksilber-  und 
Silbersalzen  an  Hefe.  Versuche 
mit  Kupfersalz  und  Hefe  wurden  schon 
früher  (diese  Zeitechtift  1904,  Seite 
263)  beschrieben: 

10  g  frische  Preßhefe  mit  20  com 
einer  0,01proc.  Sublimatlösung. 
Nach  24  Shmden  ergab  der  Vermehr- 
uogsversuch,  daß  sowohl  die  Hefezellen 
als  die  Bakterien  vermehrungsfähig 
waren  (letztere  in  großer  üeberzahl). 

10  g  frische  Preßhefe  mit  50  ccm 
einer  0,01  proo.  Sublimat lösung. 
Nach  24  Stunden  Hefezellen  und  Bak- 
terien nooh  vermehrungsfähig. 


10  g  frische  Preßhefe  mit  100  ccm 
einer  0,0lproc.  Sublimatlösung. 
Nach  24  Stunden  Hefezellen  und  Bak- 
terien noch  vermehrungsfähig  (erstere 
auffallend  viele). 

10  g  frische  Preßhefe  mit  20  ccm 
eioer  0,001proc.  Sublimatlösung. 
Nach  24  Stunden  Hefezellen  und  Bak- 
terien noch  vermehrungsfähig. 

10  g  frische  Preßhefe  mit  50  ccm 
einer  0,001  proc.  Sublimatlösung. 
Nach  24  Stunden  Hefe  und  Bakterien 
noch  vermehrungsfähig. 

10  g  frische  Preßhefe  mit  100  com 
einer  0,001proc.  Sublimatlösung. 
Nach  24  Stunden  Hefe  und  Bakterien 
noch  vermehrungs&hig. 

10  g  Preßhefe  mit  10  com  einer 
0,lproc.  Sublimatlösung.  Nach 
24  Stunden  Hefe  nioht  mehr  ver- 
mehningsfähig.    Gärvermögen  noch  da. 

10  g  Preßhefe  mit  20  ccm  einer 
0,1  proc.  Sublimatlösung.  Nach 
24  Stunden  Hefe  nicht  mehr  ver- 
mehrungsfähig. Gärvermögen  beein- 
trächtigt. 

10  g  Preßhefe  mit  50  ccm  einer 
0,lproc.  Sublimat  lösung.  Nach 
24  Stunden  Hefe  nicht  mehr  ver- 
mehrungsfähig. Gärfähigkeit  verschwun- 
den. 

Somit  reicht  0,01  g  Sublimat  aus, 
um  die  10  g  Hefe  abzutöten. 
Merkwürdiger  Weise  erhält  man  dieses 
Resultat  nicht,  wenn  man  die  Sublimat- 
lösung 0,01  proc.  anwendet  und  dann 
100  ccm  gebraucht,  während  bei  0,1  proc. 
10  ccm  Lösung  die  völlige  Abtötung 
bewirken.  Vermutlich  nimmt  bei  An- 
wendung 0,01  proc.  Lösung  das  Gär- 
ferment ziemlich  viel  von  dem  Quecksilber- 
salz in  Beschlag,  indem  bei  dieser  Ver- 
dünnung das  Plasmaeiweiß  der  Hefe  lang- 
-  sam  mit  der  Quecksilberlösung  reagiert. 
jDas  Gärvermögen  von  10  g  Hefe  wird 
!  durch  0,05  g  Sublimat  vernichtet  (außer- 
dem auch  das  Vermehrungsvermögen, 
wie  oben  erwähnt). 

Ein  weiterer  Versuch  mit  lO^ccm 
einer  0,05  proc.  und  10  ccm  einer 
0,02  proc.  Sublimatlösungg' ergab  nach 
24  Stunden  positives  Resultat  bezüglich 
der  Vermehrungs-  und  Gärfähigkeit. 
0,005  g  Sublimat  sind  also  nicht 
imstande,  10  g  Hefe$zu  töten. 
Die  tödliche  Gabe  Sublimat  für  10  g 


147 


Hefe  ist  also  zwischen  0,01  und  0,005  g 
gelegen ! 

Wenn  man  «Gär-  und  Nährlösung» 
(von  der  öfters  genannten  Zusammen- 
setzung) mit  einer  0,1  proc.  Lösung  von 
Silbemitrat  versetzt,  so  entsteht  ein 
Niederschlag,  der  stärker  oder  geringer 
sein  kann,  je  nach  der  zugesetzten 
Menge  des  Silbersalzes;  jedenfsdls  bildet 
sich  eine  schwerlösliche  Verbindung 
zwischen  Silber  und  Pepton,  zum  teil 
auch  eine  zwischen  Ealiumphosphat  und 
Silbemitrat.  Trotzdem  also  der  größere 
Teil  des  Silbers  durch  Ausfällung  ent- 
fernt wird,  erhält  man  keine  Hefen- 
vegetation,  wenn  man  zur  «Gär-  und 
Nährlösung»  soviel  Silberlösung  zusetzt, 
daß  a)  0,05  pCt,  b)  0,01  pCt,  c)  0,002 
pCt,  d)  0,001  pCt  AgNOs  in  der  Lösung 
enthalten  ist,  und  dann  eine  Spur  lebende 
Hefe  in  dieselbe  Gär-  und  Nährlösung 
hineinbringt.  Also  sind  diese  minimalen 
Mengen  Silbersalz  schon  imstande,  die 
Entwicklung  der  Hefe  zu  verhindern! 

Auch  wenn  man  die  Gär-  und  Nähr- 
lösung mit  Ammoniumsulfat  statt  mit 
Pepton  herstellt,  erhält  man  Trübungen 
bei  Znsatz  von  Silbemitratlösung. 

Trotzdem  ergibt  der  Hefevermehrungs- 
versuch bei  den  oben  genannten  Zu- 
sätzen von  Silbersalz  stets  ein  negatives 
Resultat,  d.  h.  eine  Spur  Hefe,  die 
man  in  die  Gär-  und  Nährlösung  mit 
jenem  Silbersalzzusatz  bringt,  vermehrt 
sich  nicht.  Die  geringe  nicht  ausgefällte 
Silbermenge  genagt  also,  um  eine  Ver- 
mehrung der  Hefespur  zu  verhindern. 

Nun  wurden  Versuche  mit  Zusatz 
bestimmter  Mengen  von  Silbersalz  zu 
je  10  g  Preßhefe  angesetzt;  daraus 
nach  24  Stunden  Proben  entnommen, 
um  die  Vermehrungsfähigkeit  usw.  zu 
prüfen : 

10  g  frische  Preßhefe  mit  20  ccm 
einer  0,01  proo.  Silbernitratlös- 
UDg.  Nach  24  Standen  Yermehrungs- 
fähigkeit  noch  da. 

10  g  frische  Preßhefe  mit  50  ccm 
einer  0,01  proc.  Silbernitratlös- 
ung. Nach  24  Standen  Yermehrungs- 
£ihigkeit  der  Hefe  noch  da. 

10  g  Preßhefe  mit  20  ccm  einer 
0,001proc.  Bilbernitratlösang. 
Nach  24  Standen  VermehrangBföhigkeit 
noch  da« 


10  g  Preßhefe  mit  50  ccm  einer 
0,001proc.  Silbernitratlösung. 
Nach  24  Standen  Vermehrungsfähigkeit 
noch  da. 

10  g  Preßhefe  mit  200  ccm  einer 
OfOOOlproc.  Silbernitratlösun^. 
Nach  24  Standen  Yermehrungs&higkeit 
noch  da. 

10  g  frische  PreBhefe  mit  10  com 
einer  0,lproc.  Silbernitratlösung. 
Nach  24  Stunden  ergab  eine  heraus- 
genommene Probe  noch  Yermehrungs- 
fsUiigkeit  der  Hefe  (Bakterien  aber  auch 
da).    Gftrvermögen  noch  da. 

10  g  Preßhefe  mit  20  ccm  einer 
0,1  proc.  Silbernitratlösung.  Nach 
24  Stunden  zeigte  eine  Probe  keine 
Vermehrungsfähigkeit  mehr.  Gärver- 
mögen  auch  fast  ganz  verschwunden. 

10  g  frische  Preßhefe  mit  50  ccm 
einer  0,1  proc.  Silbernitratlösung. 
Nach  24  Standen  zeigte  eine  heraus- 
genommene Probe  keine  Yermehrungs- 
fähigkeit  mehr  (Bakterien  aber  da). 
Gärvermögen  auch  völlig  verschwunden. 

Somit  liegt  die  tödliche  Gabe 
Silbernitrat  (Höllenstein)  fär  10  g 
Hefe  zwischen  0,01  und  0,02  g. 

Daß  bei  den  2  letzten  Versuchen  auch 
das  Gärvermögen  schwand,  ist  sehr  auf- 
fallend, da  ja  sonst  die  Gärkraft  erst 
bei  Anwendung  viel  größerer  Giftmengen 
zu  schwinden  pflegt,  also  lange  nach 
der  Vermehrungsfähigkeit.  Hier  liegt 
vielleicht  ein  größeres  Reaktionsver- 
mögen des  Gärungsfermentes  gegenüber 
dem  Gifte  (Silbemitrat)  vor.  Auch  ist 
nicht  ausgeschlossen,  daß  in  der  Hefe 
noch  andere  Stoffe  enthalten  sind  neben 
dem  Plasma  und  den  Fermenten,  welche 
ausfällend  auf  das  Silbemitrat  wirken, 
Phosphate,  Peptone  usw.  Auch  durch 
sie  kann  es  bedingt  sein,  daß  die  töd- 
liche Dosis  des  Sübe.rnitrates  für  Hefe 
verhältnismäßig  hoch  liegt. 

Von  den  Fermenten  kommt  neben  dem 
Gärungsferment  noch  manches  andere 
in  betracht,  z.  B.  das  Invertin,  die 
Maltase,  die  Katalase  usw.  Die  Hefe- 
zelle steckt  überhaupt  so  voll  von 
Stoffen,  die  Silbernitrat  ausfällen  können, 
daß  hierdurch  die  relativ  hohe  Silber- 
zahl vollkommen  erklärlich  ist. 

Auch  von  dem  Sublimat  gilt  wohl 
etwas  ähnliches.  Auch  dieses  Gift  ver- 
bindet  sich   mit   einer  großen  Anzahl 


148 


von  Stoffen.  Immerhin  reicht  bei  Sub- 
Umaty  wie  oben  gezeigt  wurde,  0,01  g 
aas,  um  10  g  Hefe  zn  toten;  0,005  g 
reicht  nicht  aas. 

Die  relativ  hohe  Zahl,  die  hier  gegen- 
über der  bei  Algen  gefundenen  (0,0005  g 
aasreichend  fflr  10  g  Algen)  auffällt, 
ist  wohl  damit  zu  erklären,  daß  die  von 
mir  angewandten  Algen  weitaus  reicher 
an  Wasser,  somit  Substanz-  und  plasma- 
ärmer waren  als  Preßhefe.  Letztere 
enthält  ja  über  30  pCt  Trockensubstanz ; 
Algen,  wenn  sie  in  sehr  wasserreichem, 
schlecht  ernährtem  Zustande  eingesam- 
melt werden,  vielleicht  nur  den  zehnten 
Teü. 

Gegen  Kupfervitriol  sind  merk- 
würdigerweise manche  Pilzzellen  ziem- 
lich wenig  empfindlich,  während  Algen 
äußerst  leicht  geschädigt  werden,  ebenso 
Infusorien.  Verf.  hat  über  erstere  in 
der  Pharm.  Centralh.  44  [1903J,  Nr.  18, 
einige  Angaben  gemacht: 

«Hefe,  welche  fünf  Tage  lang  in  0,lproc. 
EupfervitrioUösaDg  (50  g  Hefe  auf  500  ccm 
Lösung)  gelegen  hatte,  zeigte  unter  dem  Mi- 
kroskop noch  kein  durchaus  verändertes  Aus- 
sehen; in  vielen  Hefezellen  allerdings  war  der 
Inhalt  kontrahiert.  Es  mußte  ein  Teü  der  Hefe- 
zellen abgestorben  sein,  weil  schon  am  dritten 
Tage  von  unten  her  eine  bräunliche  Färbung  in 
der  Flüssijtkeit  aufgetreten  war,  was  auf  ein 
Austreten  von  färbenden  Substainzen  aus  den 
Hefezellen  gedeutet  werden  muß. 

Das  Gär  vermögen  war  nach  fünf  Tagen 
noch  vollständig  erhalten.  Es  wurde  sowohl 
Rohrzucker,  als  auch  reiner  Malzzucker  kräftig 
vergoren.  Demnach  sind  auch  die  Enzyme  In- 
vertin  und  Glukase  noch  aktiv  gewesen. 

Nach  zehn  Tagen  zeigte  sich  eine  Haut  auf 
der  Eupfervitriollösung,  welche  aus  lauter  kleinen 
Hefezeüen,  die  lebhaft  sproßten,  bestand. 

Eb  gibt  somit  eine  Hefeart,  welche  bei  Gegen- 
wart von  0,1  pCt  Kupfervitriol  wächst  und  assi- 
miliert. Das  assimiÜerende  Plasma  und  das 
Yermehrungsplasma  dieser  Hefeart  werden  also 
durch  0,1  pCt  Kupfervitriol  nicht  abgetötet  — 
binnen  10  Tagen. 

In  0,05  proo.  Kupfervitriollösung  bildete  sich 
binnen  gleicher  Zeit  eine  Haut,  welche  aus 
Bakterien  bestand,  die  Hefezellen  umsponnen 
hielten. 

In  0.02  proa  Kupfervitriollösung  entstand  schon 
binnen  sechs  Tagen  eine  Filzhaut ;  auch  war  die 
Flüssigkeit  trüb  von  Bakterien. 

Ersterer  Basen  (10,2  g)  war  nach  dem  Ab- 
trocknen stark  grün  auf  der  unteren  Seite,  hatte 
also  Kupfersalz  an  sich  (basisches  Kupferkar- 
bonat? —  Dasselbe  löste  sich  in  Salzsäure  unter 
Gasentwicklung  auf). 


Als  diese  von  Schimmel  befreiten  Lösungen 
;  noch  weiter  stehen  blieben,  bildete  sich  von 
neuem  eine  Schimmeldeoke. 

Es  besitzen  somit  einzelne  Organismen  gegen 
dieses  sonst  so  starke  Gift  eine  sehr  erhebliche 
Resistenz. 

Assimilation,  AVachstum  und  Zellteilung  finden 
bei  jenem  Schimmelpilz  sogar  noch  bei  Gegen- 
wart von  1  pCt  Kupfervitriol  statt.» 

Daß  die  Bierhefe  selbst  gegen 
Kupfervitriol  von  0,1  pCt  empfindlich 
ist  und  bei  genügender  Menge  der  Oift- 
lOsung  getötet  wird,  wurde  schon  früher 
hervorgehoben.  Vielleicht  ist  an  dem 
Wachsen  einiger  Klze  bei  den  eben  er- 
wähnten Versuchen  die  ungenügende 
Gesamtmenge  des  Kupfers  oder  die  nach- 
trägliche Abscheidung  des  Kupfers  aus 
der  Losung  Schuld.  Neuerdings  an- 
gestellte quantitative  Versuche 
haben  ergeben,  daß  die  tödliche 
Gabe  Kupfervitriol  für  10  g  Hefe 
zwischen  0,0026  und  0,001  g  liegt 

(Fortsetzung  folgt.) 


ammoniatmn. 

In  Ergänzung  der  auf  Seite  111 
zum  Abschluß  gelangten  Besprechung 
der  neuen  amerikanischen  Pharmakopoe 
interessiert  den  deutschen  Apotheker 
vielleicht  noch  die  Vorschrift,  welche 
Ph.  ü.  S.  anstelle  der  im  D.  A.-B.  IV 
gegebenen,  oft  bemängelten  für  Lini- 
mentum  ammoniatum  (Linimentum  Am- 
moniae)  gibt: 

Liquor  Ammonii  caustici 

(10  Gew.-pCt)  350  ccm 
Alkohol  (95  Vol.-pCt)  50  ccm 
Oleum  Gossypii  670  ccm 

Acidum  oleinicum  30  ccm 

1000  ccm 
Das  Liniment  wird  durch  kräftiges 
Schütteln  der  Flüssigkeiten  in  gut  ver- 
schlossener Flasche  erhalten.  Ph.  U.  S. 
bemerkt  noch,  daß  man  das  Präparat, 
wenn  gewünscht,  stets  frisch  bereiten  soll. 
Die  offlzinelle  Oelsäure  (Acidum 
oleinicum)  der  Ph.  U.  S.  besteht  aus 
dem  abgesonderten,  flüssigen  Anteil, 
welchen  man  durch  Abkühlen  der  käuf- 
lichen Oelsäure  auf  etwa  6  ^  C  erhält. 
Das  spezifische  Gewicht  der  offizinellen 
Säure  soll  0,895  bei  ib^  C  betragen. 

Dr.  Weigel 


149 


Zur  Anwendung  von  Druck  und 
Warme  für  die  Extraktion. 

Betreffend  die  Extraktion  des  Rha- 
barbers (vorige  Nnrnmer,  Seite  125) 
soll  der  Bericht  lauten: 

«Eän  kg  Rhabarber  wurde  in  ge- 
schnittener Form  ...  mit  einem  gleichen 
Gewicht  Wasser  versetzt.  Die  erste 
Abpressung  ergab  etwa  800  g.  Der 
Rückstand  wurde  in  600  g  Wasser 
nochmals  aufgeweicht  und  wiederum 
abgepreßt.  Beide  Auszüge,  zusammen 
1300  g,  wurden  dann  auf  1000  g  ein- 
gedunstet.» Dr.  W.  Bruns. 


Neue  ArzneimitteL 

Al3rpi]ium  nitricum  wird  nach  O,  und 
R.  Pritx  (Zeitscbr.  d.  AUgem  österr.  Apotb.- 
Yer.  1906;  81)  in  Verbindung  mit  Silber- 
nitrat  verwendet,  da  das  bisherige  Alypin 
als  salzsaures  Salz  in  gleichem  Falle  nicht 
verwendbar  ist. 

AnticalouloBe  ist  ein  franzÖBischeS;  pflanz- 
liches Oichtmittei  unbekannter  Zusammen- 
setzung. 

BlennoTBaa  ist  der  neue  Name  für  das 
in  Pharm.  GentraU).  46  [1905J  erwähnte 
Oonoryl;  dessen  wirksamer  Bestandteil 
das  Fluidextrakt  von  Ranjan  (der  Rubiacee 
Ixora  oocdna  L.)  ist  Es  wird  nunmehr 
als  Fluidextrakt  in  den  Handel  gebracht. 

Blennosalyl  ist  nach  Dr.  F,  Zemik 
(Sfldd.  Apotb.-Ztg.  1906;  '82)  em  mit  Ex- 
traetum  Salicis  nigrae  verBetztes  Kawa-Santal. 

Duodenalextrakt  wird  als  ein  saurer 
Auszug  der  DuodenalBchleimhaut  gewonnen 
und  hat  sich  nach  The  Lancet  No.  4300 
in  emigen  Fallen  von  Zuckerkrankheit  be- 
wahrt. 

H^moglofer  ist  nach  Dr.  Zemik  (Sttdd. 
Apoth.-Ztg.  1906;  92)  em  Olycerophoephat 
enthalten  sollendes  Blutpräparat. 

Jodone  ist  ein  französisches  Jodpepton- 
praparat 

Jodotannol  ist  angeblich  eine  emgestellte 
Lösung  von  Jod  und  Tannin.  Darsteller: 
Naud  in  Paris. 

Kensol  ist  em  von  der  Schweiz  aus  gegen 
MenstmationsbeBchwerden  empfohlener  Tee 
unbekannter  Zusammensetzung. 


Metarsol  Bouty  ist  em  Konkurrenz- 
pr&parat  des  Arrh6na]. 

Philanthropin  enth&lt  Eisenpyrophosphat 
und  Calciumphosphat.  Anwendung:  gegen 
Blutarmut. 

Spermathaaaton*).  Tabletten  angeblich 
ans  Natriumtetraborat  und  Sauerstoff  in 
fester  Form  (?);  neuerdings  auB  Natrium- 
Metaborat  und  -Tetraborat  dargestellt  An- 
wendung: zur  Verhinderung  der  Empfängnis 
Darsteller:  Chemisches  Laboratorium  «Nas- 
sovia»  Fr.  J,  Reusch  in  Wiesbaden;  Dortz- 
heimerstraße  5. 

Sulfopyrin  ist  das  Antipyrinsalz  der 
ParaamidobenzylsulfonsAure.  Es  stellt  em 
weißes,  nicht  wasseranziehendes  Pulver  dar. 
Anwendung:  wie  Migraenin.  Gabe:  1  g. 
DarBteller:  Ebert  dk  Meincke,  Fabrik  pharm, 
und  di&tet  Pr&parate  in  Bremen. 

Terrial  ist  eine  Einreibung  unbekannter 
Zusammensetzung.  Anwendung:  bei  ver- 
schiedenen Hautkrankheiten. 

Trypsogen  soll  nach  Dr.  F.  Z/emik 
(Südd.  Apoth.-Ztg  1906;  83)  die  tryptischen 
Enzyme  der  Langerhans'BAen  Inseln  nebst 
Ptyalin;  Amylopsin  sowie  geringen  Mengen 
Goldbromid  und  Arsenbromfir  enthalten. 

VraBeptine  enthält  nach  Dr.  F,  Zemik 
(Sfidd.  Apoth.-Ztg.  1906;  82)  Urotropin; 
PiperaziU;  Natrium-  nnd  Lithiumbenzoat 
Anwendung:  als  Hamantiseptikum  und  bei 
Gicht. 

TJtrolene  ist  nach  Dr.  F.  Zemik  (Sfldd. 
Apot-Ztg.  1906;  92)  ein  dem  H&m  OS  typ- 
ticum  Brfininghausen  ähnliches  ameri- 
kanisches Pr&parat. 

Vapo-CreBolen*)  h&lt  P,  van  der  Wielen 
(Pharm.  Weekbl.  1905;  No.  52)  ffir  em 
unreineS;  flflssiges  Phenol.  Ein  damit  voll- 
kommen identisches  Pr&parat  erhielt  Ver- 
fasser durch  Mischen  von  93  g  Phenolum 
liquefactum  mit  5  g  Gresolum  crudum  und 
2  g  Wasser.  Anwendung :  znr  Erleichterung 
bei  Eeuchusten  durch  Verdampfen  im  Kranken- 
zimmer.   Darsteller:  Tuberger  in  Harlem. 

H,  Mentxel, 


*)  Durch  ein  Versehen  in  der  Druckerei  sind 
auf   Seite  111  d.  Jahrg.  die  Artikel  Sperma- 
th anaton    und    Vapo -Cresolen    vereinigt 
worden.     Die  richtige  Fassung  ist  die  obige, 


150 


FharmazeuÜBohe  Spezialitäten. 

Ellxir  d^azaroles  war  nach  Dr.  TT.  Alberda 
van  Ekenstein  (Pharm.  Weekbl.  1904,  325)  eioe 
weingeistige  Flüssigkeit  mit  mehr  als  25  pGt 
Süßstoffgebalt.  Der  gefundene  Zucker  schien 
ganz  oder  teilweise  von  den  zur  Bereilnng  ver- 
wendeten Früchten,  darunter  Mispf'ln,  abzustam- 
men.   Der  Gehalt  an  Weingeist  betrug  17,8  pCt. 

Emolline  wird  nach  R.  Beus^^el  (Pharm. 
Ztg.  1905,  993)  bereitet  aus  1  g  Traganth, 
50  g  destilliertem  Wasser,  10  g  Glycerin,  5  g 
Spiritus,  1  g  Salicylsäure  und  Rosenwasser  so- 
viel als  nötig. 

Emulgeii  (Pharm.  Centralh.  45  [1904J,  56) 
dürfte  nach  Dr.  AufrBcht  (Pharm.  Ztg.)  aus 
10  g  Traganth,  5  g  arabisches  Gummi,  5  g  Leim, 
20  g  Glycerin,  JO  g  Alkohol  und  50  g  Wasser 
bestehen. 

Enen  nennt  Rudolf  Hauke  in  Wien  nach 
Zeitschr.  d.  AUgem.  österr.  Apoth.-Ver.  1903, 
814  Kapseln,  welche  Salol,  Terpinol^  Eubeben 
und  Santal  enthalten. 

Euthymol  besteht  nach  Angabe  des  Darstellers 
Parke^  Davis  ^  Co,  in  Detroit  aus  Oleum  Eu- 
calypti. Oleum  Gaultheriae,  Extractum  fluidum 
Wild  Indigo,  Acidum  boricum  und  Thymol.  Es 
kommt  als  Flüssigkeit,  Streupulver  und  Tabletten 
in  den  Handel.  Yergl.  hierzu  Pharm.  Centralh. 
44  [1903],  335. 

Fttrber'sLintodOB  ist  nach  Zeitschr.  d.  Allgem. 
Österr.  Apoth.-Ver.  1905,  796  mit  Thymianöl 
versetztes  flüchtiges  Liniment. 

French's  Bemedy  Nr.  2  A  gegen  Fallsucht 
ist  nach  EreU  (Chem.-Ztg.)  eine  wässerige  Lös- 
ung von  etwa  40  pOt  der  Jodide  und  Sromide 
des  Kalium  und  Ajnmonium. 

Gallin  ist  ein  Gallensteinmittel,  das  nach 
Wük,  Eupke  (Pharm.  Ztg.  1905,  846)  aus  drei 
Flaschen  besteht,  von  denen  die  eine  eine  Ab- 
kochung von  Fenchel  und  Anis  12 : 2(X),  in  der 

14  g  Natriumbikarbonat,  16  g  Natriumsulfat, 
3  g  Natriumchlorid  und  13  g  Rhabarberextrakt 
gelöst  sind,  enthält,  während  der  Inhalt  der  beiden 
andern  eine  Emulsion  aus  iö  g  Wermutextrakt, 
240  g  Mandelöl.  55  g  Glycerin,  45  g  destillier- 
tem Wasser,  25  g  Gummischleim,  3  Tropfen 
Arnika-  und  3  Tropfen  Ihsöl  ist.  Darsteller: 
ß.  Deichmann  in  Mannheim.  Nicht  zu  ver- 
wechseln mit  dem  Geflügelcholeraserum  G  all  in. 
(Pharm.  Centralh.  46  [1905],  943.) 

Garfleld  tea  soll  aus  15  g  Herba  Hepaticae, 

15  g  Herba  Tritici  und  225  g  Folia  Sennae  be- 
stehen. 

Githt-  und  BheiiiDatismiumittel  von  Johann 
Pohl  iHong-ho-Gichtpflanze)  war  nach  W.  81. 
Ph.*)  gewöhnliche  Natronseife. 

Graliu  de  Saiit^  du  doetenr  Franek  bestehen 
aus  0,06  g  Aloe  und  0,03  g  Gutti. 

Hamal-Extrakt  bereitet  A,  Wünsch,  Stitzen- 
burg-Apotheke  in  Stuttgart  aus  Hamamelis. 


Hansknr  gegen  Asthma,  ein  Bäucherpulvcr, 
bestand  nach  Mömer  (Svensk  Farm.  Tidskr. 
1905,  281)  aus  Quebrachorinde,  Süßholzwurzel, 
Zucker,  Kalisalpeter  und  1  pCt  Kaliumjodid. 

Hellmer's  Badesalz  besteht  nach  Zeitschr.  d. 
Allgem.  österr.  Apoth.-Ver.  1906,  50  aus 
5  Teilen  Natriumchlorid  und  je  1  Teil  Magnesium- 
und  Natriumsulfat. 

Helma  ist  eine  rötlich  gefärbte  weingeistige 
Lösung  von  10  pCt  Benzoesäure. 

Herisauer  Salbe  besteht  nach  Apoüi.-Ztg. 
1905,  103  aus  3  Teilen  Hebra's  Diachylonsalbe, 
1  Teil  mit  gelbem  Yaselin  bereiteter  Zinksalbe 
und  1  pCt  Perubalsam.  Anwendung:  gegen 
offene  Beinschäden. 

Herisauer  Tee :  2  g  Folia  Pulmonariae  conc, 
4  g  Flores  Malvae  silvestris  tot.,  4  g  Flores 
Calendulae,  14  g  Radix  Liquiritiae  hispanicae 
conc,  14  g  Radix  Gentianae  conc,  40  g  Radix 
Sarsaparillae.  Anwendung:  im  Verein  mit  vor- 
stehender Salbe  zwei-  bis  dreimal  täglich  eine 
Tasse  frisch  gebrühten  Tees. 

Hong*ho»Giehtpflanse  (Samaritima)  em- 
pfiehlt J.  Pohl  in  Dresden -Blasewitz,  West- 
straße 10,  in  Büchsen  zu  M.  8,50,  gegen  Gicht 
und  Rheumatismus. 

Hongril  wird  ein  Nährmittel  unbekannter 
Zusammensetzung  genannt,  das  gegen  Migräne, 
Kolik  und  Kopfschmerzen,  Hartleibigkeit,  Blut- 
verdickung, Geschwür-  und  Pickelbildung  sowie 
zur  Anregung  der  Eßlust,  der  Zellen-  und 
Knochenbildung  vom  Drogist  Fräx  Qrasnick^ 
Laboratorium  für  hygienische  Präparate  in 
Berlin  0,  Kronprinzen-Straße  48,  empfohlen. 

Inhalatlons-Patrone  «Frigidos»  hat  die  Form 
einer  Zigarre  und  wirkt  durch  mit  Menthol, 
Eukalyptol  und  Terpineol  versetzte  Salmiak- 
dämpfe. Darsteller :  Max  Retemeyer  in  Berlin  W  9, 
Linkstraße  23. 

Frau    Auguste     Kindboms     Glnttnatlra 

medecin  sind  Pillen  und  ein  Dekokt.  Nach 
Mömer  (Svensk  Farm.  Tidskr.  1905,  280)  be- 
standen die  Morgenpillen  aus  Kreidenelken, 
Schafgarbe,  Pisum  arvense  und  Kartoffelmehl; 
die  Abendpillen  aus  Kreidenelken,  Schaf- 
garbe, Faulbaumrinde  und  Kartoffelmehl.  Das 
Dekokt  war  aus  den  gleichen  Bestandteilen 
wie  die  Pillen  bereitet  und  enthielt  einschließ- 
lich vorhandener  Borsäure  1,3  pCt  Trocken- 
substanz. 

Konried's  Salbe  besteht  nach  Zeitschr.  d. 
Allgem.  österr.  Apoth. -Ver.  1905,  748  aus  5  g 
Schwefeiblumen,  2,5  g  Perubalsam  sowie  je  20  g 
Vaselin  und  Lanolin. 

Krttekl's  Badesalz  besteht  nach  d.  Zeitschr. 
d.  Allgem.  österr.  Apoth -Ver.  1904,  1400  aus 
2,50  g  kristallisierter  Soda  sowie  je  1,5  g  Ros- 
marin- und  Thymianöl. 

Ladewig's  Behwelfl-Cream  empfiehlt  ohne 
Angabe  der   Zusammensetzung  L.  Stoffmeister 


")  Wiener  Stadt-Physikat. 


*  - 


in  Leipzig  104  b. 


H.  Mentxel, 


Jöl 


Ueber  die  Zusammensetzung  des 
Pottwaltranes 

berichtet  Dr.  O.  Fendler  (Chem.Ztg.  1905, 
555)  auf  gnmd  eingehender  Stadien,  die  er 
an  einer  größeren  Menge  Trans  von  genau 
verbürgter  Herkunft  machen  konnte.  Der 
Tran  war  ein  hellgelbes,  schwach  tranig^ 
aber  nicht  nnangenehm  riechendes  Oel,  ans 
dem  reichlich  kristallinische  Massen  von 
Wahrat  abgeschieden  waren.  Im  Eisschrank 
erstarrte  die  ganze  Masse  kristallinisch^  so 
daß  es  im  Laboratorium  nicht  möglich  war, 
bei  dieser  Temperatur  den  festen  und 
fltissigen  Anteil  zu  trennen.  Nach  drei- 
tägigem Stehen  konnte  die  Scheidung  durch 
Filtration  durch  ein  Tuch  und  Zentrifugieren 
des  Rückstandes  bewirkt  werden.  Es  wurden 
so  15  pGt  rohen  Walrats  erhalten  als  fisch- 
sehuppenartige  Kristalle;  die  nach  dem 
Schmelzen  und  Filtrieren  einen  Schmelz- 
punkt von  41,5^  C  und  einen  Erstarrungs- 
punkt von  41,0^  C  zeigten.  Nach  der 
Behandlung  mit  2,5  proc.  Natronlauge  stieg 
der  Schmelzpunkt  auf  42^.  Durch  zwei- 
maliges Umkristallisieren  aus  Alkohol  wurde 
der  Schmelzpunkt  auf  43,5^  und  durch 
fünfmaliges  Umkristallisieren  aus  Aether  auf 
48,5^  erhöht.  Die  Kennzahlen  des  Pro- 
duktes waren-: 


Sp.  Gew.  bei  150  ... 
YerseifuDgszahl  .  .  . 
Jodzabl  (nach  von  Bubi)  . 
Gehalt  an  unverseifbarer 
Substanz  (Alkohole).  . 
Schmelzpunkt  der  Alkohole 


0,942 

134,0 

9,3 

51,07  pGt 
450. 


Der  flüssige  Anteil  des  Tranes,  das 
Spermacetiöl;  war  nach  dem  Filtrieren 
hellgelb,  dünnflflssig  und  von  schwach  tran- 
artigem Oerueh  und  Geschmack. 

Die  Kennzahlen  wurden  folgendermaßen 
bestimmt: 


0,8781 

15,5» 

118» 

0,60 

150,3 

62,2 

39,17  pCt 
13,2. 

Bei  der  Bestimmung  der  Verseifungszahl 
wurde  beobachtet,  daß  die  vollständige  Ver- 
seifung nur  sehr  langsam  emtritt,  denn  nach 
1^/2  stündigem    Erhitzen    wurde    die   Ver- 


Sp.  Gew.  bei  20«  .  . 
Eistarrongspunkt  .  . 
Schmelzpunkt  .  .  . 
Eeichert-Meißl-ZM  . 
Verseifungszahl  .    .     . 

Jodzahl      

Gehalt  an  anverseifbaren 

Bestandteilen .    .    . 
Säurezahl 


seifungszahl  92,7,  nach  3  V2  stündigem 
Erhitzen  149,4,  nach  6  stündigem  Erhitzen 
15G,3  erhalten.  Dagegen  wurde  nach  der 
Henriques'MihGSi  Methode  der  kalten  Ver- 
seifung die  Zahl  148,5  erhalten.  Es  wurden 
dann  noch  die  FettBäuren  und  Alkohole 
isoliert  und  untersucht  und  folgende  Werte 

festgestellt: 

Alkohole : 

Sp.  Gew.  bei  40^    .     .     .  0,8379 

Schmelzpunkt     .     .  32,5*^ 

Erstarrungspunkt     .     .     .  30,5^ 

Jodzahl 46,7 

Acetylzahl 200,4 

Erstarrungspunkt  der  acetyl- 

ierten  Alkohole  15'> 


Fettsäuren: 

Sp,  Gew.  bei  IS« 
Erstarrungspunkt 
Schmelzpunlct 
Säuiezahl  .  . 
Jodzahl  .  .  . 
Acetylsäurezahl  . 
Acetylverseifungszahl 

Acetylzahl 

Mittleres  Molekulargewicht 
Gehalt  an  flüssigen  Fett- 

j^    säuren 

Gehalt  an  festen  Fettsäuren 


0,8999 
12,40 
18,8> 
236,2 

6S,64 
222,5 
240,4 

17,9 
237,7 

85,78  pCt 
14,22     » 


Das  Molekulargewicht  wird  sonst  in  der 
Literatur  höher  angegeben^  auch  die  Jodzahl 
wurde   von   anderer   Seite   höher  gefunden. 

Feste  Fettsäuron: 

Schmelzpunkt      ....      38,2^ 

Säurezahl 242,5 

Mittleres  Molekulargewicht    231,6 

Flüssige   Fettsäuren: 

Säurezahl 228,7 

Mittleres  Molekulargewicht     245,6 
Jodzahl        75,6 

Von  den  weiteren  Untersuchungen  ist  zu 
erwähnen,  daß  nach  den^erhaltenen  Resul- 
taten der  Trennung  der  .Fettsäuren  das 
Vorhandensein  einer  von  Hofstädter  ge- 
fundenen ungesättigten  Fettsäure :  O16H30O2 
der  Physetölsäure,  vom  Schmelzpunkte  30^ 
unwahrscheinlich  ist.  Dagegen  konnte  Verf. 
die  weitere  Angabe  Hofstädter%  daß  das 
Walratöl  glycerinhaltig  sei;|  gegen  die  An- 
sichten Allen'%  und  Lewkotvitsch's  ^be- 
stätigen.    Er  fand  1,32  pGt  Glycerin. 

— he. 


152 


Mahpungsmittel-Chemie. 


Der  Indikator  bei  der  Borsäure- 
titration. 

Bereits  im  Jahre  1899  haben  Dr.  Beythien 
und  Dr.  Hempel  darauf  biDgewiesen,  daß 
man  reine  Borsäure  nnter  Zusatz  von 
Olycerin  und  Phenolphthalein  als  alleinigen  Indi- 
kator scharf  titrieren  kann,  ohne  daß  die 
Gegenwart  der  Phosphorsäure  hierbei  irgend 
störend  wirkte.  Dennoch  ist  im  Laufe  der 
Zeit  das  sich  hieraus  ergebende  einfache 
Verfahren  für  die  Bestimmung  der  Borsäure 
im  Fleisch  (vergl.  Pharm.  Gentralh.  42 
[1901],  50)  vielfach  angezweifelt  und  wieder 
verlassen  worden.  Der  Grund  für  die 
herrschende  Verwirrung  ist  darin  zu  suchen; 
daß  man  bei  Verwendung  zweier  Indikatoren 
—  wenn  man  nämlich  die  gleichzeitig  vor- 
handene Phosphorsäure  zunächst  mit  Methyl- 
orange titriert,  dann  Glycerin  zusetzt  und 
mit  Phenolphthalein  weiter  titriert  —  für 
Phosphorsäure  im  ersteren  Falle  zu  wenig 
AlkaU  verbraucht.  Die  Phosphorsäure  ver- 
braucht nämlich  gegen  Methylorange  eben 
nur  die  Hälfte  Alkali  wie  gegen  Phenol- 
phthalein, da  das  Dialkaliphosphat  erst  ge- 
bildet wird,  ehe  der  Umschlag  gegen  Phenol- 
phthalein erfolgt.  Will  man  daher  beide 
Indikatoren  anwenden,  so  muß  die  Phos- 
phorsäure vorher  entfernt  werden;  die  Be- 
rechnung der  Borsäure  erfolgt  mit  dem 
Faktor:  1  ccm  Normallauge  =  62  mg 
Borsäure. 

Wendet  man  Phenolphthalein  allein  an, 
was  nach  Beythien  vorteilhafter  ist,  so 
braucht  man  die  Phosphorsäure  nicht  zu 
entfernen  und  hat  für  die  Berechnung  die- 
jenige Alkalimenge  zu  gründe  zu  legen, 
welche  von  der  voiher  bereits  neutralisierten 
Losung  noch  nach  dem  Glycerinzusatz  ver- 
braucht wird.  Der  Wert  schwankt  hier  je 
nach  der  vorhandenen  Gesamtborsäuremenge 
und  der  Konzentration  der  Lösung.  Er 
beträgt  für  1  ccm  Normallauge:  bei  An- 
wesenheit von  0,10  g  Borsäure  etwa 
63,29  mg,  bei  Anwesenheit  von  0,155  g 
Borsäure  etwa  64,39  mg  und  bei  Anwesen- 
heit von  0,400  g  Borsäure  etwa  66,67  mg 

Borsäure.  —del, 

Ztschr,  f.  Unters,  d.  Nähr.-  t*.    Qenußmtttel 
1905,  10,  283. 


Ueber  die  Auftreibung  von 
Fleischkonservenbüchsen 

barichten  Prof.  Dr.  E.  Pfuhl  und  Korps- 
Stabsapotheker  Dr.  Wintgen  in  der  Ztschr. 
f.  Hyg.  1905,  B.  52,  S.  144,  daß  sie  vor 
kurzem  Gelegenheit  hatten,  aufgetriebene 
Büchsen  zu  beobachten,  bei  denen  die  Oas- 
bildung nach  Einwirkung  von  Bruttemperatur 
nicht  zunahm.  Die  Büchsen  waren  zu  Ver- 
suchszwecken vor  2Y2  Jahren  aus  galvan- 
isch schwach  verzinntem  Blech  gezogen 
worden.  Die  bakteriologische  Untersuchung 
ergab  Eeimfreiheit  des  Inhaltes,  dessen  Aus- 
sehen tadellos  war.  Der  Geruch  und  Ge- 
schmack des  Inhaltes  einiger  Büchsen  war 
etwas  metallisch,  so  daß  der  Genuß  des 
Fleisches  von  manchen  Personen  zurück- 
gewiesen wurde.  In  den  Fällen,  in  denen 
der  Geruch  und  Geschmack  weniger  metall- 
isch ausgesprochen  war,  wurde  das  Fleisch 
gegessen  und  gut  vertragen.  In  einzelnen 
Büchsen  war  die  Reaktion  des  Inhaltes  al- 
kalisch, in  anderen  amphoter.  Die  Unter- 
suchung des  Gases  aus  drei  Büchsen  ergab 
einen  Gehalt  von  66,7  bis  84  pGt  Wasser- 
stoff, während  Methan  und  Kohlensäure 
nicht  vorhanden  waren.  In  zwei  weiteren 
Büchsen  wurden  3,5  und  1  pGt  Sauerstoff 
gefunden.  Demnach  besteht  das  Gas  aus 
Wasserstoff,  vermischt  mit  kleinen  Luft- 
mengen, die  beun  Falzen  m  die  Büchsen 
gelangt  sind. 

An  der  stark  angegriffenen  Innenfläche 
der  Wandung  wurden  weißliche,  körnige, 
an  der  Luft  schnell  grau  werdende  Gebilde 
bemerkt.  Im  Durchschnitt  konnten  aus  jeder 
Büchse  0,1  bis  0,2  g  gewonnen  werden. 
Die  Untersuchung  ergab,  daß  dieser  Ansatz 

aus  phosphorsaurem  Eisenoxydul  bestand. 

Äpoth.'Ztg.  1905,  Nr.  104,  1046.       — te— 


Kokosbutter  als  Nahrungsmittel  für  die 
Armee  ist  der  lotendantur  des  rassischen  Heeres 
von  der  Firma  Ä,  M.  Shukow  unter  der  Be- 
zeichnung «Plantol»  vorgeschlagen  und  zum 
Preise  von  10  bis  13  Kübel  für  1  Pud  an- 
geboten, der  aber  bereits  auf  8  Rubel  erniedrigt 
worden  ist.  "Eb  ist  ein  besonders  gereinigtes 
Kokosfett  vom  Schmelzpunkt  24<>.  — he. 

Chem.'Ztg.  1905,  Rep.  164. 


153 


Die 

quantitative  Bestiminung  des 

Vanillm  in  der  Vanille. 

Während  bisher  nach  der  Methode  von 
Hanns  das  Vanillin  mit  p-Bromphenyl- 
hjdrazin  ausgefällt  und  als  p  -  Brom- 
pbenylhydrazon  gewogen  wurde,  ist  es  dem- 
selben Verfasser  nach  mannigfachen  Vei- 
suehen  nunmehr  geglfickt,  eine  andere 
Methode,  die  die  Unzulänglichkeiten  der  alten 
vermeidet,  ausfindig  zu  machen.  Letztere 
bestanden  in  der  schwierigen  Darstellung 
fettfreier  Vanillinextrakte  aus  Vanille  oder 
vanillinhaltigen  Nahrungsmitteln  und  in  der 
Unbeständigkeit  des  p-Bromphenylhydrazin. 
Man  verfährt  nunmehr  zur  Bestimmung  des 
Vanillin  ans  Vanillinlösungen  wie 
folgt: 

Man  nimmt  50  com  der  Vanillinlösung 
und  setzt  ihr  das  Anderthalbfache  des 
theoretisch  fOr  die  etwa  zu  erwartende 
Vanillinmenge  nötigen  m-Nitrobenz- 
hydrazid  (z.  B.  genügen  für  0,1  g 
Vanillin  0,2  g  Hydrazid),  gelöst  in  10  ocm 
heißen  Wassers,  hinzu.  Man  läCt  im  ver- 
stopften Kolben  24  Stunden  stehen,  nach 
welcher  Zeit  sich  der  Niederschlag  quantitativ 
abgesetzt  hat,  was  durch  öfteres  UmschQttein 
besehleunigt  wird.  Man  filtriert  alsdann 
durch  einen  ausgeglühten  und  gewogenen 
&oocA-Tiegel  mit  Asbestfilter,  wäscht  den 
Niederschlag  so  lange  mit  kaltem  Wasser 
aus,  bis  ammoniakalische  Silbemitratlösung 
im  Fiitrat  keine  Reduktion  mehr  erfährt, 
und  trocknet  bei  100  bis  105^  C.  Hierbei 
beobaditet  man,  daß  sich  im  Trockenschranke 
nach  10  Minuten  der  anfangs  blaßgelbe 
Niederschlag  bräunt  und  eine  glasige  Be- 
schaffenheit annimmt,  nach  weiteren  15  Mi- 
nuten aber  ersdieint  er  in  seiner  ursprüng- 
lichen Beschaffenheit  wieder.  Man  trocknet 
2  Stunden  hing  und  wägt.  Die  gefundene 
Menge  des  Vaniilinkondensationsproduktes 
rechnet  man  durch  Multiplikation  mit  dem 
Faktor  0,4829  auf  Vanillin  um.  Um  ge- 
naue Resultate  zu  erhalten  ist  es  nötig;  die 
ungefähre  Verdünnung  des  Vanillin  von 
0,05  bis  0,15  g  Vanillin  auf  50  ccm 
Wasser  innezuhalten. 

In  der  Vanille  selbst,  wo  sich  bisher 
der  exakten  Bestimmung  die  meisten  Schwierig- 
keiten boten,  verfährt  man  wie  folgt: 


Etwa  3  g  Vanille  werden  in  kleme  Stücke 
zerschnitten  und  3  Stunden  mit  Aether 
extrahiert,  wobei  man  nur  50  ocm  desselben 
anwendet  Bei  60^  verdunstet  man  die 
ätherische  Lösung  auf  dem  Wasserbade,  löst 
den  Rückstand  in  wenig  Aether  und  filtriert 
durch  ein  kleines  Filterchen  in  einen  Erlen- 
meyer-KcXbexk.  Man  wäscht  das  Filter  mit 
Aetiier  aus  und  verdampft  abermals  bei  60^. 
Den  Rückstand  nimmt  man  nun  mit  50  com 
Wasser  auf  und  wartet,  bis  alles  Vanillin 
sich  auf  dem  Wasserbade  bei  60^  gelöst 
hat,  was  etwa  eine  Viertelstunde  dauert 
Die  bei  kräftigem  Durchschüttehi  erhaltene 
Emulsion  fällt  man  mit  0,2  g  m-Nitrobenz- 
hydrazid  wie  oben  beschrieben.  Nach  der 
Fällung  läßt  man  den  Kolben  noch  eine 
halbe  Stunde  bei  60^  und  dann  24  Stunden 
bei  gewöhnlicher  Temperatur  stehen.  Bei 
der  folgenden  Filtration  beseitigt  man  das 
Fett  duidi  dreimalige  Extraktion  mit  Petrol- 
äther,  den  Niederschlag  behandelt  man  wie 
oben. 

Die  auf  diese  Weise  erzielten  Ergebnisse 
waren  sehr  befriedigend  quantitative.  In 
alkoholischen  Vanilleauszfigen  und  Extrakten 
verjagt  man  zuerst  aus  einer  bestimmten 
Menge  den  Alkohol  bei  mäßiger  Wärme, 
nimmt  den  Rückstand  mit  50  ccm  Wasser 
auf  und  behandelt  ihn  wie  vordem  erwähnt 
Die  extrahierten  Vanilleschoten  werden  zu- 
weilen verfälscht  durch  künstliches  Auf- 
sublimieren  von  Benzoösäure  oder  Acetanilid, 
um  den  Anschein  des  auskristallisierten 
Vanillin  zu  erwecken.  Während  man  nach 
Lecomie  die  Benzoesäure  durch  die  Phloro- 
glucinreaktion  unterscheiden  kann,  eignet  sich 
die  beschriebene  Methode  trotz  der  Gegen- 
wart von  Benzoösäure  zum  quantitativen 
wie  qualitativen  Nachweis  des  Vanillm. 
Ebensowenig  stören  Acetanilid,  Eumarin  oder 
reduzierende  Zuckerarten  und  Salicylsäure 
den  Verlauf  der  Reaktion.  Kurz  überall, 
wo  nicht  Fettaldehyde,  wie  z.  B.  Form- 
aidehyd,  Acetaldehyd  oder  aromatische  wie 
Benzaldehyd,  Salicylaldehyd,  Piperonal  die 
Reaktion  hmdem,  ist  das  neue  Verfahren 
anwendbar.  ^deL 

Ztachr,  f.  Unters,  d.  Nähr.-  u.  Qenußm,  190  ö 

10,  585. 


154 


Pharmakognostische  Mitteilungen. 


Die  Untersuchung  der  in  der 
Angusturarinde  vorkommenden 

Basen 

haben  Prof.  Beckurts  und  Frerichs  fortgesetzt. 
Bereits  früher  berichteten  sie  (Pharm. 
Gentralh.  44  [1903],  722)  über  das  Vor- 
kommen von  amorphen  Basen  neben  den 
4  schon  länger  bekannten  kristallisierten 
Basen  Cnsparin^  Gosparidin,  Galipin  und 
Galipidin,  über  eine  Methode  zur  Trennung 
der  amorphen  von  den  kristallisierten  Basen 
und  die  Isolation  der  amorphen  Base  Gus- 
pare'in.  In  der  vorliegenden  Abhandlung 
wird  berichtet  über  einige  Salze  und  Ha- 
logensubstitutionsprodukte des  Gusparin,  so- 
wie weiter  über  Versuche  mit  Galipidin. 
Bei  der  Alkalischmelze  bildet  das  Galipin 
wie  das  Gusparin  Protokatechusäure.  Ga- 
lipidin wird  bei  Einwirkung  von  Brom  penta- 
substituiert,  durch  Einwirkung  von  Halogen- 
alkyl  alkyliert  und  aus  dem  alkylierten 
Produkt  wird  durch  feuchtes  Silberoxyd  eme 
Ammoniumbase  erhalten.  Aus  der  Am- 
moniumbase bildet  sich  durch  Wasserabspalt- 
nng  Methylgalipidin.  Die  versuchte  Dar- 
stellung von  Additionsprodukten  durch  Ein- 
wirkung von  Methylenjodid;  Aethylenjodid 
und  Aethylenbromid  auf  Galipidin  führte 
zu  keinem  positiven  Ergebnis.  J  K. 

Archiv  der  Pharm,  1905,  470. 


Ueber  den  Japanlack  (Ei-urushi) 

haben  Prof.  Tschirch  und  Stevens  Unter- 
suchungen angestellt  und  beschreiben  zuerst 
die  Gewinnung  des  Japanlackes  vom  Lack- 
baum, Khus  vernicifera,  sowie  seine 
Verarbeitung  und  die  geschichtlichen  Kennt- 
nisse über  seine  Anwendung.  Die  Haupt- 
ergebnisse der  eigenen  Arbeit  von  Tschirch 
und  Stevens  lassen  sich  km'z  dahin  zu- 
sammenfassen, daß  die  von  Yoshida  be- 
schriebene Urushmsäure  oder  Lacksäure, 
d.  h.  der  alkohollOeliche  Anteil  des  (frischen) 
Lackes,  das  Laccol  Bertrand'' s  ein  Gemisch 
ist,  das  sich  in  einen  petrolätherlöslichen  und 
einen  petrolätherunlöslichen  Anteil  trennen 
läßt.  Der  petrolätherlösliche  Anteil  läßt  sich 
wiederum  in  3  Körper  trennen.  Einer 
dieser  Körper  ist  ein  nicht  flüchtiges  Gift, 


das  jedoch  nicht  rein  erhalten  wurde,  sondern 
nur  als  ölartige  Flüssigkeit,  das  noch  in 
allergeringster  Menge  (0,005  mg)  intensive 
Entzündung  und  Pustelbildung  auf  der  Haut 
hervorruft.  Dies  Gift  whrd  durch  Erwärmen 
nicht  unwirksam,  wirkt  nur  lokal,  ist  aber 
von  der  Haut  nur  äußerst  schwer  wieder 
zu  entfernen.  Es  zeigt  Aehnlichkeit  mit 
dem  Gift  von  Rhus  Toxieodendron.  Die 
wertvolle  Eigenschaft  des  Lackes,  nach  einiger 
Zeit  an  feuchter  Luft  in  eine  in  fast  allen 
Lösungsmitteln  unlösliche  Modifikation  über- 
zugehen, wird  mitbedingt  durch  die  Mit- 
wirkung eines  oxydaseartigen  Fermentes. 
Die  Reindarstellnng  der  Körper  gelang  wegen 
ihrer  leichten  Veränderlichkeit  nicht  Den 
Schluß  der  Arbeit  bildet  eine  sehr  ausführ- 
liche Zusammenstellung  der  Resultate  und  der 
Literatur  der  neueren  Oxydaseforschungen. 
Archiv  der  Pharm.  1905,  504.  J.  K. 


Bei  der  Untersuchung 
einiger  seltener  Aloesorten, 

namentlich  im  Hinblick  auf  die  in  ihnen 
enthaltenen  Aloine,  gelang  es  Prof.  Tschirch 
und  Hoffbauer  nur  bei  der  ZanstbaraloS 
nicht  mit  Hilfe  der  Schäfer'wben  Methode 
(Lösen  der  AloS  in  Wasser  und  Fällen  des 
FUtrats  mit  Ammoniak  und  Ghlorcalcium)  das 
Aloin  darzustellen ,  hier  mußte  es  vielmehr 
nach  dem  Pedersen'sdiea  Verfahren  isoliert 
werden.  Durch  Bestimmung  der  Schmelz- 
punkte der  Einzelkörper  wie  auch  ihrer 
Gemische  konnte  festgestellt  werden,  daß 
die  Aloine  aus  Barbadosaloö  und  Gnra^ao- 
aloe  identisch  sind,  daß  dagegen  diejenigen 
aus  Zanzibaralog,  Kapaloö  und  Jaferabadalo6 
unter  sich  und  von  ersteren  verschieden  sind. 
Aloinrot  konnten  die  Verf.  durch  Umkristall- 
isieren aus  ätherhaltigem  Pyridin  reinigen. 
Aloinrot  enthält  denselben  Kern  wie  die 
Aloine,  da  es  mit  Salpetersäure  Ghrysamin- 
säure  liefert.  Durch  Beobachtung  der  Spektren 
konnte  nachgewiesen  werden,  daß  die  bei 
der  Klunge'Bchen  Reaktion  auftretende  Rot- 
färbung durch  Aloinrot  hervorgerufen  wird. 
Nach  völliger  Befreiung  der  Aloölösung  mit 
Aether,  Gbloroform  usw.  von  Aloin  und 
Oxymethylanthrachinonen  und  darauf  folgen- 
des  fünfstündiges   Koclien  des  Rückstandes 


155 


mit  verdfinntdr  Sdiwefelsäare  konnten  neue 
Mengen  Emodin  mit  Aether  isoliert  werden. 
Ans  der  hydroiysierten  Flüssigkeit  konnte 
mit  Haie  von  Phenylhydrazin  ein  Osazon 
vom  Sohmp.  183^  (7  isoliert  werden.  Hier- 
durch ist  bewiesen,  daß  die  Alo€  auch 
Anthraglykoside  enth&lt  Im  Harz  des 
Zanzibaraloe  wurde  Parakumasfture  und  ein 
Reainotannol  aufgefunden.  Im  Harz  der 
Cura^aoaloe  war  Zimfaäure  und  ein  Resmo- 
tannol  und  in  dem  Harz  des  nach  dem 
neuen  Verfahren  bereiteten  BarbadosaloS 
war  ein  Zimts&ureester  des  Aloresinotannols 
vorhanden.  Die  Oxydation  des  Aloresino- 
tannols hat  noch  keine  eindeutigen  Ergeb- 
nisse geliefert. 
Archiv  der  Pharm.  1905,  399.  J,  K 


Die  Untersuchung  der  Balata 

führten  Prof.  Tscfurch  und  Schereschewsld 
mit  folgenden  Resultaten  durch:  Es  waren 
Itelich  in 

siedendem  Wasser  5,7  pOt 

Alkohol  41,5  pCt 
Aceton  42,5  pa 

„         Aether  87,0  pCt 

erwäimtem  Chloroform  86,8  pGt. 

Der  Wassergehalt  betrug  1^72  pCt;  Asche- 
gehalt 0;96  pGt,  Harzgehalt  (durch  Er- 
schöpfen mit  siedendem  Alkohol)  41^5  pCt, 
Guttagehalt  (durch  Erschöpfen  des  entharzten 
Produktes  mit  Chloroform)  45,3  pCt.  Die 
wasserlöslichen  Anteile  bestanden  aus  Gummi; 
welehesdieJtfbA/tscA^scheReaktion^dieFurfurol- 
reaktion  nach  Schiff  und  die  Pyrrolreaktion 
(Pharm.  Centralh.  46  [1905],  501 :  Tschirch 
und  Stevens)  gab,  jedoch  keine  optische 
Drehung  besaß  und  frei  von  Oxydasen  war. 
In  dem  in  Alkohol  löslichen  Anteil  der  Balata 
wurden  2  kristallisierende  Körper  a-Balalban 
und  /^-Balaiban  sowie  ein  nicht  kristall- 
isierender Körper  Balafluavil  aufgefunden. 
Zimtsäureester  waren  in  der  untersuchten 
Balata  nicht  vorhanden.  Die  durch  Er- 
sdiöpfen  des  entharzten  Produktes  mit 
Chloroform  erhaltene  Balagutta  besteht  aus 
sidielförmigen  NSddchen  und  verändert  sich 
an  der  Luft  sehr  bald,  büßt  sehr  schnell 
ihre  Elastizität  ein  und  wird  gelblich  und  in 
Alkohol  löslich.  Daß  die  naturelle  Balata 
80  gut  baltbar  ist,  liegt  an  der  Weichheit 
der  Harzbestandteile.  Als  eines  der  bemerkens- 


wertesten Ergebnisse  seiner  neuen  Unter- 
suchungen der  Guttapercha  und  ihrer  Ver- 
wandten sieht  es  Tschirch  an,  daß  der 
isolierte,  von  den  sog.  Harzbestandteilen  be- 
freite Kohlenwasserstoff  ein  schon  an  der 
Luft  rasch  veränderlicher  Körper  ist.  Ebenso 
wie  die  Balagutta  ist  auch  das  zuletzt 
noch  aus  der  Balata  dargestellte  Albanan 
ein  an  der  Luft  sich  schnell  verändernder 
Körper.  J.  K 

Archiv  der  Pharm,  1905,  358. 


Die  Untersuchung  der  Corydalis- 

Alkaloide 

hat  Prof.  Oadamer  in  Gemeinschaft  mit 
Dr.  Haars  fortgesetzt.  Die  Gorydalis- 
Alkaloide  zerfallen  nach  den  frflheren  Forsch- 
ungen Oadamer'%  in  3  Gruppen:  1.  Gory- 
dalin-Gruppe,  schwache  Basen,  hierzu  ge- 
hören Gorydalin,  Gorybulbin  und  Isocory- 
bulbm.  2.  Corycavin-Gruppe,  mittelstarke 
Ba^en ''  Gorycavin  und  Gorycavamin.  3.  Bulbo- 
capnm-Gruppe,  die  stärksten  Corydalisbasen, 
hierher  zählen  Bulbocapnin,  Gorydm  und 
Gorytuberin.  Von  allen  diesen  Basen  kommt 
für  eme  therapeutische  Verwendbarkeit  nur 
Bulbocapnin  in  Frage  und  zwar  vor  allem 
für  die  Veterinärpraxis  bei  Rindern,  Pferden 
usw.,  bei  denen  Morphin  mit  Aufregungs- 
zuständen  wh-kt,  während  hier  Bulbocapnin 
beruhigend  wirkt  (vergl.  Pharm.  Centralh. 
46  [1905],  825). 

Aus  den  von  dem  Verfasser  ausgeführten 
Untersuchungen  des  Krautes  von  Corydalis 
eava  ist  bemerkenswert,  daß  dasselbe  außer 
amorphen  Basen  von  den  bekannten  Cory- 
dalis-Alkaloiden  nur  Bulbocapnm  und  zwei 
bisher  nicht  bekannte  Basen  von  der  Formel: 
C21H21NO8  und  C21H29NO7  enthält,  während 
auch  im  Kraut  wie  in  der  Wurzel  Protopin 
nicht  vorhanden  ist. 

Als  Resultate  der  Versuche  zur  Kon- 
stitutionsermittelung des  Gory- 
dalin sind  zu  verzeichnen:  Das  durch  vor- 
sichtige Oxydation  sich  bildende  Dchydro- 
corydalin  ist  eine  quartämäre  Base;  ihre 
Pseudoform  (Ptoudoammoniumbase)  reagiert 
als  Ketonbase.  Durch  Reduktion  des  De- 
hydrocorydalin  entstehen  zwei  isomere  m- 
aktive  Corydaline,  eins  vom  Schmp.  135^, 
welches  dem  Typus   der  Traubensäure  ent- 


156 


spricht  and  eins  vom  Sohmp.  158^^  das  der 
Mesoweinsänre  analog  ist  Letzteres  konnte 
in  die  2  Antipoden  1-  und  d-Mesocorydalin 
zerlegt  werden.  Bei  der  Oxydation  des 
Gorydalin  mit  verdünnter  Salpetersäure  wird 
Corydinsänre  and  Oxalsäare,  bei  der  weiteren 
Oxydation  der  Gorydinsäare  mit  heißer 
Ealiampermanganatlösung  Gorydilsäare  und 
m-Hemipinsfture  erhalten.  Die  von  Dobbie 
und  Marsden  gefundene  Methylpyridin- 
trikarbonsäure  konnte  nur  qualitativ  nach- 
gewiesen werden.  Bei  der  Oxydation  des 
Gorydalin  mit  Kaliumpermanganat  bei  ge- 
wöhnlicher Temperatur  entsteht  Gorydaldin. 
Die  Konstitutionsformel  ffir  das  Gorydalin 
ist  also  folgende: 

G-O-GHs 

OGH3    ^" 
C      GH2 


IV 


GO-GHs 


GH 


8" 


o-o/\<f\/\/ 


OH 


HC 


II 


0 


CH 

m 

N 

\/6\/\/ 

GH    GGHg  GH2 


GH 


2 


Hierbei  muß  jedoch  die  Frage  nach  der 
Stellung  der  Methylgruppen  im  Kern  I  noch 
offen  gelassen  werden. 

Archiv  der  Pharm.  1905,  147.  J.  K. 


Die  Untersuchung  der  Samen 
von  Manihot  Glaziovii 

und  des  in  ihnen  enthaltenen  fetten  Oeles 
lieferte  nach  Fendler  und  Kithn  folgende 
Besultate:  Die  Samen  bestehen  aus  74^5 
pGt  Schalen  und  25,5  pGt  Kernen.  Sie 
enthalten  8;98  pGt  Kemfett  und  0,96  pGt 
Schalenfetty  also  9,94  pGt  Gesamtfett.  Das 
Fett  wurde  durch  Aether  extrahiert.  Es 
bildet  nach  sorgfältiger  Entfernung  des 
Aethers  ein  klares  grOnlichgelbes  Oel,  riecht 
wie  Olivenöl  und  schmeckt  bitterlich  und 
kratzend. 

Die  Konstanten  sind  folgende:  Spez.  Oew. 
bei  15<>  C0;9258;  Verseifungszahl  188;6; 
Reichert 'MeißlrZBhl  0,7;  HübP^e  Jod- 
zahl 137;  Säarezahl  2,18;  Glyoeringehalt 
10,6  pGt;  Oehalt  an  unverseifbaren 
Beetandteilen    0,90    pGt.      Die  Sauerstoff- 


aufnahme nach  der  Livache'^en  Probe 
war  nach  4  Tagen  vollendet  und  betrug 
8,33  bis  8,40  pGt.  Die  aus  dem  Oel 
isolierten  Fettsäuren  besaßen  einen  Schmelz- 
punkt von  23,5^  und  einen  Erstarrungs- 
punkt von  20,5^  und  bestanden  zu  10,97 
pGt  aus  festen  und  zu  89,03  pGt  aus 
flfissigen  Fettsäuren.  Bei  einer  technischen 
Verwendung  wQrde  das  ManihotOl  wohl  in 
erster  Linie  für  die  Seifenfabrikation  in 
betracht  kommen.  J.  R, 

Ber.  d.  Deutsch.  Pharm.  Oes.  1905,  426. 


Die  Angaben  über  das  Saponin 
der  weiBen  Seifenwurzel, 

Gypsophila  Struthium  L.,  hat  Bosenthaler 
einer  kritischen  Nachprüfung  unterzogen 
und  ist  dabei  zu  folgenden  Ergebnissen  ge- 
kommen :  Die  Zusammensetzung  des  Qypso- 
phila-Saponin  entspricht  nicht  den  geltenden 
Angaben.  Wahrsdieinlich  ist  es  ein  Gemenge 
zweier  Homologe:  GigH280io  und  GieHsoOxo* 
Die  Rochleder'sdie  Spaltungsformel  ist  un- 
richtig. Bei  der  Spaltung  des  Gypsophila- 
Saponin  mit  verdünnten  Minerälsäuren  ent- 
stehen zu  ungefähr  gleichen  Teilen  Sapogenln, 
eine  Arabinose  und  ein  anderer  Zucker. 

Archiv  der  Pharm.  1905,  496.  J.  K. 


Die  Gutta  des  Earitebaumes 

ist  bezüglich  ihrer  Verwendbarkeit  sehr  ver- 
schieden beurteilt  worden.  Nach  E.  Acker- 
mann (Ghem.-Ztg.  1905,  Rep.  233)  gibt 
es  zwei  Arten  des  Baumes,  von  denen  die 
gelbe  keine  oder  nur  eine  minderwertige 
Gutta  liefert,  während  diejenige  der  roten 
Art  ganz  vorzüglich  ist,  wie  aus  einem 
Vergleiche  derselben  mit  guter  Sunda-Outta 
hervorgeht     Es  enthalten  nämlich: 

Earite-Outta      Sanda- Gutta 

Reingutta  92,0  pGt         91,5  pGt 

Alban  5,8     »  6,0     » 

Flnavil  2,2     »  2,5     » 

Hierüber  sei  auch  auf  das  Referat  in 
Pharm.  Gentralh.  46  [1905],  431  ver- 
wiesen, ^he. 


157 


Tkarapeutisohe  Mitteilungen. 


Heftpflaster  bei  Untenchenkel- 

gesohwüren 

wendet  Moos  in  Hdlbronn  in  einfacher  nnd 
fiberzengender  Weise  an,  am  die  Stanang 
nod  Blatfiberfflllong  in  den  abb&ngigen 
Partien  des  Fußes  bezw.  UntersohenkelB  zu 
heben.  Die  3,75  om  breiten  Streifen  einer 
Beiersdorfwbea  Lenkoplaatrolie  wer- 
den mGgUdist  giatt  unter  gleichm&ßig  idchtem 
Zuge  herumgelegt  und  zwar  so,  da!5  die 
freien  Enden  sieh  auf  der  Vorderseite  des 
Unterschenkels  bezw.  FuUes  kreuzen,  wobei 
die  einzelnen  Streifen  sich  dachziegelfOrmig 
decken.  Anfangs  legte  Moos  auf  die  Oe- 
schwürsfläehe  eine  mit  schwach  verdfinnter 
essigsaurer  TonerdelOsnng  getränkte  Verband- 
gaze-Kompresse,  die  er  aber  bald  weg- 
lassen konnte. 

Ther.  d.  Qegenw.  1905,  ä82.  Ä.  Rn. 


Anfall  bestand  zugleich  Schüttelfrost  Nach 
2  Tagen  löste  sich  der  Darmverschluß  und 
es  gingen  mit  Vehemenz  Gase  ab.  Auch 
anderwärts  wurde  über  Earbolurie  nach 
Purgengebrauch  berichtet ,  ebenscf  Aber 
schwere  Darm-  und  Nierenaffektione^.  Man 
hüte  sich  deshalb,  besonders  bei  Kindern, 
die  ja  gegen  Phenol  so  überaus  empfind- 
lich   sind,     das    Purgen    —    ein    Phenoi- 

phthalelnpräparat  —  anzuwenden.         L. 
Berliner  min,   Woekensehr.  1905,  931. 


Schwere 
Formen  von  Zuckerharnruhr 

zeigen  sich  durdi  Fluorescenz  des  Harns 
nach  Formalinzusatz  an.  In  reichlich 
zuckerhaltigem  Harn  tritt  nach  Zusatz  von 
5  pGt  Formalln  dne  Fluorescenz  des  Harnes 
bei  50<>  bis  ß(fi  Wärme  eher  als  bei 
Zhnmertemperatur  auf.  Schilling  fand 
diese  Fluorescenz  stets  bei  Hamen  mit  fiber 
4  pCt  Zuckergehalt.  Sie  hängt  wahr- 
scheinlich nicht  mit  der  Acetonurie  zu- 
sammen, sondern  wird  durch  bisher  unbe- 
kannte Farbstoffe  hervorgerufen.  A.  hn. 
Omtralbl  f.  innere  Med,  1SK)5,  Nr.  14. 


Purgen-Vergiftung 

•beobaditete  ein  Berliner  Arzt  an  sich 
selbst,  der  im  Verlaufe  von  6  Wochen 
9  Tabletten  für  Babys,  6  für  Erwachsene 
und  2  für  Bettlägerige  zu  sich  genommen 
hatte.  Nach  dem  letzten  Plätzchen  traten 
heftige  Leibschmerzen  und  stürmische  Ent- 
kerungen  ein;  es  entwickelte  sich  Darm- 
verschlnß,  Uebelkeit  und  Brechneigung. 
Schließlich  stellte  sich  auch  noch  ein 
brennendes  Gefühl  in  der  linken  Nieren- 
gegend ein,  das  bdm  Urinieren  bis  m  die 
Harnröhre  sich  erstreckte.  Der  Harn  er- 
gab Eiweißreaktion  und  enthielt  rote  Blut- 
körperchen.      Bei     jedem      krampfartigen 


Zur  Erklärung  der  heftigen 
Giftwirkung  des  Sublimat. 

Nadi  R,  Koch  wird  durch  Sublimat 
von  1  :  1000000  das  Wachstum  der 
Milzbrandbazillen  noch  behindert,  durch 
1:300000  aufgehoben.  Ja  selbst  eine 
Losung,  die  auf  1000  Millionen  Hektoliter 
Wasser  1  Teil  Sublimat  enthält,  wirkt  so, 
daU  man  die  schädliche  Wirkung  nach 
8  Tagen  unter  dem  Mikroskop  erkennen 
kann.  Diese  fast  unglaubliche  Giftigkeit 
ist  wohl  nur  so  zu  erklären,  daß  vielleicht 
eine  Ansammlung  des  Giftes  durch  die 
lebenden  Zellen  stattfindet,  ehe  der  Zelltod 
durch  Lösungen  von  dieser  Verdfinnung 
eintritt.  Die  Sublimatwurkung  ist  nach  den 
Experimenten  Bokomy^s  jedenfalls  eine 
quantitative  chemische  Reaktion;  eine  be- 
stimmte Menge  Protoplasmaeiweiß  braucht 
eine  bestimmte  Menge  Sublimat,  um  getötet 
zu  werden.  (Vgl.  Ph.Gentralh.  47  [1906|,  122.) 
Müneh.  Med.   Woekenaekr.  1905,  94ü.         L. 


Mittel  gegen  die 

sind  nach  Scfnll  doppelkohlensaures  Natrium 
und  Thymol.  Das  erstere  rfihrt  man  zu 
einem  Teig  an  und  bringt  es  auf  den 
Stich,  oder  man  kann  es  in  gesättigter 
Lösung  mit  sich  ftlhren,  um  es  dann  wieder- 
holt auf  den  Stich  zu  tupfen  oder  einzu- 
pinseln. 

Das  zweite  Mittel  ist  eine  Lösung  von 
Thymol  in  50proc.  Spiritus  (2  :  100),  welche 
man  mittels  eines  Wattebäuschchens  oder 
Wollläppchens  auf  Hände,  Nacken  und 
Gesicht  streicht,  um  die  Mficken  fern- 
zuhalten. Ä.  Rn. 

Sckweix.   Woehensehr.  f.  Ghem.  u.  Pharm. 
1905,  Nr.  24. 


158 


Verschiedene  Mitteilungeii. 


lieber  die  Lebensgeschichte  der 

Kleidermotte 

berichtet  M.  L.  Sitowski  im  Bull,  de 
rAoadem.  des  BcieneeB  de  Cracovie  1905, 
daß  der  ausgebildete  Schmetterling  stark 
verkümmerte  Mundwerkzeuge  hat.  Infolge- 
dessen ist  es  ihm  nicht  möglich,  während 
seines  bis  zu  einem  Monat  langen  Lebens 
Nahrung  aufzunehmen.  Während  dieser 
Zeit  lebt  das  Tier  von  dem  im  Körper  auf- 
gespeicherten Fettgewebe,  das  es  schon  als 
Raupe  besitzt  und  bei  dem  Ausschlüpfen 
behüt.  Demnach  schadet  der  fliegende 
Schmetterling  unseren  Stoffen  nicht  direkt. 
In  den  Zuchten  überwogen  die  Weibchen 
die  Männchen.  Abgesonderte  Weibchen 
legten  zwei  bis  fünf  Tage  nach  dem  Aus- 
schlüpfen unbefruchtete,  zu  gründe  gehende 
Eier.  Zwei  bis  drei  Tage  nach  der  etwa 
20  Minuten  dauernden  Begattung  legte  das 
'^Wdbchen  bis  zu  60  Eier.  Diese  ent- 
wickelten sich  während  zwei  bis  drei  Wochen 
zu  weißen  Räupchen.  Letztere  nähren  sich 
von  reiner  Wolle,  in  die  sie  röhrenförmige 
Oänge  bauen.  Aus  einem  Wolle  und  Baum- 
wolle enthaltenden  Gewebe  verzehren  sie 
nur  die  Wollfasem  in  ziemlich  langen  Fäden. 
Durch  mit  Lackmuslösung  gefärbte  Wolle 
wurde  festgestellt,  daß  die  Nahrung  in  etwa 


zwei  Tagen  durch  den  ganzen  Darm  ging.. 
Durch  Versuche  wurde  erwiesen,  daß  die 
meisten  Farbstoffe  für  die  Raupen  unsdiäd- 
lieh  sind.  Es  wird  die  Hoffnung  ausge- 
sprochen, daß  es  der  Farbstoffindustrie  ge- 
lingen möchte,  Farben  zu  erzeugen,  die 
damit  gefärbte  Wolle  für  Mottenraupen  un- 
genießbar machen.  Halbstündige  Einwirk- 
ung von  Chloroform  und  Formalindämpfen 
waren  ohne  sichtbaren  Einfluß  auf  die  Tiere. 
Demnach  bliebe  als  sicherstes  Mittel  zur 
Bekämpfung  der  Motten  das  Wegfangen 
der  Schmetterlinge  und  das  Absuchen  der 
Raupen  an  den  befallenen  Stellen. 

(Zur  Vertilgung  der  Mottenraupen  werden 
vielfach  mit  Erfolg  Essigsäuredämpfe  an- 
gewendet, andererseits  wird  ein  wiederholtes 
Lüften  und  Klopfen  empfohlen.  Der  Bericht^ 
erstatter,)  —tx— 

Die  Ereie  Vereiaignng  der  Verbaadstoff-^ 

Deutschlands 


hielt  am  12.  Februar  eine  Sitzung  in  Berlin  (im 
«Heidelberger»,  Friedrichstraße)  ab,  in  welcher 
eine  gemeinsame  Erhöhung  der  Preise  be-^ 
schlössen  wurde.  Durch  die  Steigerung  der 
Roh-  und  Hilfsmaterialien  veranlaßt,  sehen  sich 
auch  die  Verband  stoff-Fabrikaoten  gezwungen, 
ihre  Preise  um  etwa  10  pCt  zu  erhöhen. 


Briefwechsel. 


Di.  B.  in  L.    Wir  billigen   das  Gebahren  der 
Fabrikanten  von  Margarine,  Reklame- Plakate 
aushängen    zu   lassen,   auf  welchen   durch  sehr 
auffälligen  Druck   das   Wort  *  Butter»   hervor-  • 
tritt   und   hierdurch    bei   flüchtigem  Lesen  die  I 
Margarine  als  Butter  vorgetäuscht  wird,  eben- ' 
falls   nicht.     Auch   ein  Ausspruch  des  EÖnigl. 
Sachs.  Oberlandesgerichts  steht  mit  uns  im  Ein- 


klang, iodem  gesagt  wird:  «Der  ganze  Maigarine-. 
Verkaufsbetrieb  muU  so  beschaffen  und  einge- 
richtet sein,  daH  sich  jedem  Käufer  in  augen- 
fälligster Weise  die  Einsicht  aufdrängt,  daB  er 
nichtb  Besseres  als  Margarine,  insbesondere  also 
nicht  Butter  erhält.»  (Entscheidung  vom 
15.  Juni  190Ö,  Verkauf  von  Margarine  ohne  ge- 
nügende Kennzeichnung  betreffend.)       P.  S, 


Besckwerden  über  unregelmässige  Zustellung 

der  cPharmaeentisehen  CentraUuüle»  bitten  wir  stets  an  die  Stelle  richten  zu  wollen,  bei 
welcher  die  Zeitschrift  beatellt  worden  ist,  also  Postanstalt  oder  Buchhandlung  oder  Geschäfts- 
stelle, de  ZZeza.'ULsgre'bex. 


Verlegvr:  Or.  A.  Seluielder,  Dresden  aod  Dr«  P.  8tB  Dresden-BlMeiHU. 

Verantwortlicber  Leiter:  Dr.  P.  Süß,  Dresden-Blasewits. 

In  Bochhtndel  darch  Jaliai  Springer,  Berlin  N.,  MonblJonpUts  8« 

Dmrk  von  Fr.  Tl  1 1  «»I  N  •  e  h  f .  (Ku  nath  d  M«hlo),  Dreeden. 


Pharmaceutische  Centralhalte 

für  Deutschland. 

fieransgegeben  von  Dis  A.  8ohneid«p  und  Dp.  P.  SO««. 


•■♦ 


ZeitBchrift  fQr  wissenschaftiiche  nnd  ge8e^äftlicbe  Interessen 

der  Pbarmaeie. 


Gegrfinclet  von  Dr.  Hermaan  Hager  im  Jahre  1859. 

Erscheint  jedea  Donne'rBkag. 

Bezügspreis  vierteljährlioh:  durch  Buchhandel  oder  Post  2,50  Mk.,  dnroh  Oesobifta- 
stelle  im  Inland  3,—  Mb.,  Ausland  3,50  Mk.  —  Einzelne  Nummern  30  Pf. 

Anzeigen:  die  einmal  gespaltene  Elein-Zeile  30  Pf.,  bei  groPeren  Anzeigen  oder  Tl^ieder- 

holungen  Predsermäßigung. 
Leiter  der  \  Dr.  Alfred  Schneider,  Dresden-A.  21;  Schandaner  Str.  43. 


ZeHsehriflt:  /  Dr.  Paul  Süß,  Dresden-Blasewitz;  Gustav  Fieytag-Str.  7. 
Geaehlftsstelle:  Dresden- A.  21;  Schandauer  Straße  43. 


1 


«■^ 


M  9. 


Dresden,  1.  März  1906. 


Der  neuen  Folge  XXVIL  Jahrgang. 


XLTSL 

Jahrgaag. 


^te^bfa 


Inhalt :  Chemie  Ud  PhAmseie:  Bemerkensworte  Bnehelnaiigen  auf  dem  Gebiete  der  Drom  im  Jahre  1906.  — 
Beobechtangen  Aber  die  Giftmenge,  welche  siir  TOtung  einer  bestimmten  Menge  lebi»nder  Sobatans  nOtig  ist  — 
Aihorin.  —   Gadns  Iforrhna  und  sehife  Etymologie.  —  Pantfnaytee.  —  Cbrysophansinren  Tenchiedener  Hsrkaali. 

—  Wasserdichte  feste  Pflastenmterlage.  —  Elektrolytische  Bestimmung  kleiner  Arsenmengen.  —  Bilsenknmtt^l.  — 
Ueber  die  Tätigkeit  des  chemischen  Untersachongsamtes  der  Stadt  Dresden  im  Jahre  1906.  —  Benttoialia  „Boahe". 

—  Bomylendiamin.  ^  NaluwMcniittel-Oaemie.  —  FlianiftkogBetti«ehe  MitteiiiiBgen.   —  Therspeat&iehe 

llitteiliniseii.  —  TcMehledene  KltteilmBcen.  —  Briefireehtel. 


Chemie  und  PharmacMe. 


Bemerkenswerte 

Erscheinungen  auf  dem  Gebiete 

der  Drogen  im  Jahre  1905. 

Bttekbliek 

von  Dr.  0.  Weigel^  Hamburg. 

Wenngleich  das  Arbeitsgebiet  der 
Drogen  ein  beschränktes  genannt  werden 
muß,  so  sind  anf  demselben  doch  auch 
im  vergangenen  Jahre  wieder  eine  ganze 
Anzahl  fortschrittlicher  Arbeiten  von 
wissenschaftlichem  nnd  praktischem  Wert 
erschienen,  sodaß  sich  ein  zusammen- 
fassender Bückblick  wohl  verlohnt.  Der 
nachfolgende  Rfickblick  auf  das  Berichts- 
jahr 1906  schließt  sich  im  Prinzip  der 
Bearbeitung  seinen  Vorgängern  [1903 1) 
und  1904^)1,  diese  gleichzeitig  ergänzend, 
an^. 

Was  zunächst  die  wirtschaftliche 
Seite  des  Drogenhandels  betrifft,  so 
ist  erfreidicherweise  darin  ein  Rückgang 
im  verflossenen  Jahre  nicht  zu  ver- 
zeichnen.   Im  Gegenteil,  Einfuhr  sowohl 


wie  Ausfuhr  sind  im  Vergleich  zu  1904 
noch  gestiegen,  indem  die  deutsche  Aus- 
fuhr nach  allen  Teilen  der  Erde  zuge- 
nommen hat.  Auch  die  Tatsache,  daß 
die  Einfuhr  überseeischer  Drogen  nach 
Deutschland  sich  mehr  und  mehr  unter 
Umgehung  der  Weltmärkte  London, 
Havre,  Marseille  und  Tiiest  direkt  ge- 
staltet, darf  als  bemerkenswerter  Fort- 
schritt nicht  unerwähnt  bleiben.  Die 
englische  Fachpresse^)  selbst  hat  vor 
nicht  langer  Zeit  freimütig  bekannt,  daß 
der  früher  weltbeherrschende  Drogen- 
handel Londons  im  Rückgang  begriffen 
ist.    Neben  Marseille  ist  es  vor  allem 


1)  Rüokbliok  auf  1903  — Phann.  Centralh.  45 
]1904],  107,  125,  U7,  167. 

*)  Bückbliok  auf  1904  —  Pharm.  Centralh.  46 
[1905],  119,  139,  163,  184,  206. 

s)  Auf  Veroffentliohungen  bezw.  Referate, 
welohe  in  vorliegender  Zeitschrift  erschienen  sind, 
wird  in  dieser  Arbeit  nur  kurz  verwiesen  werden. 

*)  Phannaoeutic.  Joum.,  London. 


1(50 


Harn  barg,  welches  infolge  seiner  aus- 
gezeichneten SchifEsyerbindnn^en  nach 
allen  Ländern  der  Erde  and  seiner  groß- 
artigen Hafenanlagen  London  den  Welt- 
handel mit  Erfolg  streitig  macht. 

Der  russisch-japanische  Krieg 
ist  im  vergangenen  Jahre  glficklich  zum 
Abschluß  gelangt.  Wie  schon  im  letzten 
Jahresbericht  erwähnt  wurde,  hat  dieser 
furchtbare  Krieg  einen  besonders  un- 
günstigen Einfluß  auf  den  Drogenhandel 
nicht  gehabt^  aus  Bränden,  die  früher 
an  gleicher  Stelle  genannt  worden  sind^). 
Der  Krieg  brachte  sogar  naturgemäß 
eine  gesteigerte  Nachfrage  nach  sdlerlei 
Medikamenten,  darunter  natfirlich  auch 
Drogen,  mit  sich,  an  deren  Lieferung 
sowohl  nach  Rußland  wie  nach  Japan 
sich  auch  Deutschland  in  bedeutendem 
Maße  beteiligte.  Auch  jetzt,  nach  Frie- 
densschluß, ist  man  in  Handelskreisen 
der  Ansicht,  daß  Japan  bestrebt  sein 
wird,  durch  vermehrte  Produktion  und 
erhöhte  Ausfuhr  die  riesige  Schulden- 
last, die  es  infolge  des  Krieges  aufzu- 
nehmen gezwungen  war,  zu  verringern. 

Ffir  Rußland  hat  der  Frieden  die 
erhoffte  Ruhe  nicht  gebracht.  Aber 
selbst  die  stark  revolutionären  Beweg- 
ungen im  Reiche  des  Zaren  haben  bis 
jetzt  den  Handel  nicht  allzu  sehr  ins 
Stocken  geraten  lassen.  Als  die  Wogen 
am  höchsten  gingen,  trat  zwar  z.  B. 
eine  Hausse  in  Lycopodium  ein,  die  aber 
schnell  wieder  verschwand.  Immerhin 
ist  festzustellen,  daß  die  Preise  für 
russische  Drogen  im  Laufe  der 
letzten  10  Jahre  eine  stetige  Aufwärts- 
bewegung zeigen;  ffir  russischen  Anis, 
Lycopodium,  Kanthariden  und  russisches 
Mutterkorn  zahlt  man  jetzt  den  doppelten 
und  dreifachen  Preis  wie  ein  Jahrzehnt 
vorher. 

Von  japanischen  Drogen  zeigt 
nur  Kampher  eine  starke  Aufwärtsbe- 
wegung im  Preise,  welche  durch  die 
geringe  Zufuhr  von  Rohkampher  nach 
Europa  bedingt  wird.  Es  hat  sich  also 
in  dieser '  Beziehung  im  Berichtsjahre 
nichts  geändert.  Die  Ursachen  der 
Knappheit  in  Rohkampher  während  der 

••)  Pharm.  Ccntralh   46  [1905],  120 


letzten  zwei  Jahre  fuhrt  man  in  der 
Hauptsache  auf  den  Arbeitermangel  in 
den  Kampherwäldern  zurfick.  In  Japan 
mußten  die  Arbeiter  größtenteils  dem 
Kriegsruf  gegen  Rußland  folgen,  auf 
Formosa  aber  fflhrten  ~  wie  geschrieben 
wurde  —  während  dieser  Zeit  die  un- 
zivilisierten  Eingeborenen  einen  regel- 
rechten Kampf  gegen  die  organisierten 
Arbeiter  und  versuchten,  diese  aus  den 
Kampherdistrikten  zu  vertreiben.  Trotz 
der  Beendigung  des  Krieges  mit  Ruß- 
land, wodurch  sich  die  Arbeitskräfte 
wieder  mehren  und  der  Au&tand  der 
Eingeborenen  nunmehr  unterdrfickt  wer- 
den kann,  besteht  die  Meinung,  daß 
noch  Monate  vergehen  kOnnen,  ehe  nor- 
male Verhältnisse  im  Handel  mit  Kampher, 
d.  h.  billigere  Preise  daffir  eintreten 
werden. 

Erwähnt  man  noch,  daß  die  hohen 
Preise  ffir  amerikanische  Drogen, 
speziell  Wurzeln  (Hydrastis,  Senega), 
anhalten,  so  ist  wohl  alles  gesagt,  was 
Preiskonjunkturen  im  Drogenhandel  des 
letzten  Jahres  betrifft.  Eine  mißliche 
Erscheinung  macht  sich  insofern  be- 
merkbar, ÜB  sich  infolge  des  geringen 
Angebotes  in  einigen  amerilranischen 
Drogen,  wie  z.  B.  Rhizoma  Hydrastis, 
deren  Qui^tät  im  Vergleich  zu  frfiheren 
Jahren  verschlechtert  hat.  Der  Ge- 
halt der  betreffenden  Droge  an  Ver- 
unreinigungen (insbesondere  Staub  und 
Schmutz)  ist  häufig  derartig  groß,  daß 
wiederholt  Klagen  darfiber  laut  wurden. 
Selbst  die  nach  dem  Produktionslande 
gerichteten  energischen  Reklamationen 
führten  wenig  Besserung  herbei.  Die 
amerikanischen  Händler  entschuldigen 
sich  damit,  daß  sie  die  Ware  bei  dem 
kleinen  Angebot  und  der  großen  Nach- 
frage so  von  den  Sammlern  fibemehmen 
mfissen,  wie  diese  sie  liefern,  denn  die 
Sammler  suchen  natfirlich  die  ffir  sie 
gflnstige  Marktlage  nach  Möglichkeit 
auszunfitzen,  da  sie  ihre  Ware  trotz 
schlechter  Qualität  fiberall  los  werden. 
Es  sind  nun  aber  von  ffihrenden  deut- 
schen Großhäusem  diesbezügliche  Maß- 
nahmen im  Gange,  sodaß  auf  eine 
Besserung  dieser  mißlichen  Zustände  zu 
hoffen  ist. 


161 


Im  Yoijfthrigen  Bfickblick^)  habe  ich 
darauf  hingewiesen,  daß  in  den  Ver- 
einigten Staaten  von  Nordamerika  ein 
Gesetz  erschienen  ist,  welches  gegen 
die  Verfälschung  und  Minderwert^keit 
von  auswärts  eingeführter  Drogen,  Ge- 
wttrze,  Genußmittel  usw.  vorgeht.  Durch 
dieses  Gesetz  sind  die  zuständigen  Be- 
hörden ermächtigt,  Proben  solcher  Waren 
auf  Echtheit  und  Reinheit  zu  prüfen 
und  verfälschte,  bezw.  unrichtig  de- 
klarierte oder  verdorbene  von  der  Ein- 
fuhr auszuschließen.  Diesem  Beispiel, 
welchem  Japan*^)  schon  seit  längerer 
Zeit  vorangegangen  war,  ist  im  ver- 
gangenen Jahr  nun  auch  die  Türkei 
gefolgt.  Eine  kaiserliche  Verordnung^), 
die  inzwischen  zum  Gesetz  geworden 
ist,  regelt  die  zollamtlich-sanitäre 
Untersuchung  von  einzuführenden 
Drogen,  Lebensmitteln,  chemischen  und 
pharmazeutischen  Präparaten  und  dergl. 
nach  den  heutigen  Anschauungen  der 
Wissenschaft.  Zu  diesem  Zweck  ist  in 
Eonstantinopel  ein  größeres  Untersuch- 
ungslaboratorium mit  Filiale  in  Galata 
errichtet  worden,  während  die  Unter- 
suchungen in  den  Hauptstädten  Smyma, 
Saloniki,  Trapezunt,  Skutari,  Beirut, 
Alexandrien,Bassora  und  Tripolis  von  je 
einem  Chemiker  ausgeführt  werden. 
Die  in  dem  Gesetz  enthaltenen  Einzel- 
bestimmungen müssen  als  zeitgemäß 
und  gerecht  bezeichnet  werden.  Trotz 
eines  für  den  Verkäufer  ungünstigen 
Untersuchungsbefundes  steht  ersterem 
eine  Gegenuntersuchung  frei.  Geht 
durch  diese  zwdte  Analyse  die  Echtheit 
und  normale  Beschaffenheit  der  bean- 
standeten Ware  hervor,  so  werden  dem 
Eigentümer  alle  vorher  hinterlegten 
Gebühren  zurückerstattet,  eine  Lager- 
gebühr wird  dann  nicht  erhoben  usf. 
Von  der  Einfuhr  nach  der  Türkei  aus- 
geschlossen sind  Drogen  und  Arznei- 
mittel unbekannter  Zusammensetzung, 
also  Geheimmittel.  Desgleichen  werden 
Drogen,  chemischePräparateusw.zurück- 


6)  Fbam.  Centnlh.  46  [1S05],   124;  veigl. 
anoh  47  [1905],  2. 

7)  Phann.  OentraUi.  46  [1005],  120. 
i)  Duroh  GhenL-Ztg.  1906,  702. 


gewiesen,  welche  bei  der  Untersuchung 
als  nicht  den  betr.  türkischen  Arznei- 
mittel-Bestimmungen entsprechend  be- 
funden worden  sind. 

Daß  die  Untersuchungen  in  den 
türkischen  Laboratorien  eingehend  vor- 
genommen werden,  beweist  ein  mir  be- 
kanntes Beispiel,  wonach  ein  Lebertran 
wegen  abweichender  Befraktometerzahl 
kürzlich  beanstandet  wurde. 

Zu  den  Fortschritten  des  letz- 
ten Jahres  auf  rein  wissen- 
schaftlichem Gebiet  übergehend, 
komme  ich  auch  hier  zunächst  auf  Ver- 
öffentlichungen allgemeineren  Inhaltes 
zu  sprechen. 

Auf  die  1906  neuerschienenen  und 
demnächst  zu  erwartenden  Arznei- 
bücher verschiedener  Länder 
habe  ich  vor  kurzem  erst  in  dieser 
Zeitschrift  gelegentlich  der  ausführlichen 
Besprechung  der  am  1.  Sept  1906  in 
Erait  getretenen  «Pharmacopoeia  of  the 
United  States  of  America»  hingewiesen^). 
Nachtragend  möchte  ich  hierbei  nur 
noch  erwähnen,  daß  auch  Rumänien 
im  Begriffe  ist,  eine  neue  Ausgabe 
seines  .^^zneibuches  vorzubereiten.  Eben- 
so wie  der  8.  Ausgabe  der  amerika- 
nischen wird  der  gegen  Ende  des  vorigen 
Jahres  erschienenen  7.  Ausgabe  der 
spanischen  Pharmakopoe  nach- 
gerühmt, daß  sie  dem  heutigen  Stande 
der  Wissenschaft,  wie  den  Ansprüchen 
der  modernen  Pharmazie  gerecht  wird. 
So  zeichnet  sich  das  spanische  Arznei- 
buch z.  B.  durch  Aufnahme  zahlreicher 
Vorschriften  zu  Verbandstoffen,  Gelatine- 
kapseln, künstlichen  ]^eral  -Wässern 
und  -Bädern  u.  a.  m.  aus. 

Von  fachwissenschaftlichen  Versamm- 
lungen des  letzten  Jahres  ist  zu  be- 
richten, daß  die  «Freie  Vereinig- 
ung Deutscher  Nahrungsmittel- 
chemiker» am  2.  und  3.  Juni  in 
Dresden  eine  Versammlung  abhielt,  die 
insofern  von  einiger  Wichtigkeit  für  den 
Drogenhandel  war,  als  auf  derselben 
neue  Vorschläge  zur  Abänderung  des 
Abschnittes  «Gewürze»  in  den  für 
Nahrungs-    und   Genußmitteluntersuch- 


»)  Pharm.  Gentnlk.  47  [lOOQ,  1. 


162 


ungw  z.  Zt.  als  Grundlage  dienenden 
«Yereinbarangen»  bekannt  gegeben  und 
zur  Diskussion  gestellt  worden  sind. 
Die  Abänderungen  betrefEen  die  Drogen : 
Anis,  Fenchel,  Nelken,  Ingwer,  Earda- 
momen,  Koriander,  Efimmel,  Majoran, 
Macis,  Muskatnuß,  Paprika,  Pfeffer, 
Piment,  Si^an,  Senfsamen  (Pulver^, 
Vanille  und  Zimt.  Näheres  ttber  die 
vorgeschlagenen  Konstanten  dieser  Ge- 
wttrzdrogen,  wie  über  die  gesamten 
Verhandlungen  Oberhaupt,  finden  wir  in 
einem  ausführlichen  Referat  der  Pharm. 
Centralh.  46  [1905J,  471. 

(Fortsetzung  folgt.) 


Beobaohtongen 

über  die  Oiftmenge,  welche  zur 

Tötung  einer  bestimmten  Menge 

lebender  Substanz  nötig  ist. 

Von  Tk.  Bokomy. 
(Fortsetzung  von  Seite  148.) 

Oxydationsgifte.  Von  den  freien 
Halogenen  ist  schon  seit  einiger  Zeit 
bekannt,  daß  sie  noch  bei  großen  Ver- 
dfinnongen  Giftwirkungen  äußern,  ebenso 
von  dem  Wasserstoffperoxyd,  femer 
den  flbermangansauren  Salzen. 
Sie  gehören  nach  0.  Loew  zu  den 
Giften,  welche  durch  Oxydation  auf  das 
Plasma  wirken.  Die  Halogene  wirken 
bei  so  labilen  Substanzen,  wie  sie  das 
lebende  Protoplasma  bildet,  in  erster 
Linie  oxydierend,  indem  sie  Wasser 
spalten,  Halogenwasserstoff  bilden  und 
den  Sauerstoff  auf  die  organische  Sub- 
stanz werfen;  so  verhält  sich  ja  auch 
z.  B.  Brom  gegen  Glykose.  Nach  Bim 
bilden  die  Halogene,  wenn  sie  in  das 
alkalische  Blut  gelaiigen,  auch  Sauer- 
stofbalze  (Hypochlorit,  Jodat),  indes 
dfirfte  das  gebildete  Hypochlorit  wohl 
nur  sehr  kurze  Zeit  im  Blut  existenz- 
fähig bleiben,  da  es  außerordentlich 
oxydierend  wirkt.  An  eine  substitu- 
ierende Wirkung  der  Halogene  kann 
wohl  beim  Protoplasma  erst  gedacht 
werden,  wenn  es  tot  ist.  (0.  L.  a.  a. 
0.,  Seite  16.) 

Nach  meinen  Beobachtungen  werden 
Algen    und   Infnsorfen   durch   Chlor- 


lösung von  1:10000  getötet  unter 
Bleichung  und  Eontraktion  des  Inhaltes. 
Als  ich  die  Verdflnnung  noch  weiter 
steigerte,  zeigte  sich,  daß  durch  Lösung 
l :  20  000  binnen  34  Stunden  ebenfalls 
alle  Organismen  abstarben,  desgleichen 
durch  Lösung  1:60  000 ;  sogar  durch 
1:100000  wurde  der  Tod  herbeige- 
f&hrt,  nur  wenige  Zellen  waren  in  letz- 
terem Falle  ausgenommen;  die  toten 
Algenfäden  waren  gebleicht. 

Brom  im  freien  Zustand  wirkt  eben- 
falls sehr  giftig  auf  Spirogyra,  Clado- 
phora,  Diatomeen,  Oscillarien,  Infusorien 
usw.  Binnen  wenigen  Stunden  stellt 
sich  in  Lösung  1 :  10  000  Erschlaffung 
der  Fäden  und  Verfärbung  des  Chloro- 
phylles  ein ;  der  Tod  ist  allenthalben 
eingetreten.  Lösung  1:20000  tötet 
binnen  24  Stunden  nicht  unbedingt  alle 
Tiere  und  Pflanzenzellen,  man  findet 
nach  dieser  Zeit  noch  einige  lebende 
Infusorien,  Diatomeen,  Wflrmer,  Algen- 
zellen darin  vor.  Eine  Lösung  1 :  60  000 
ließ  die  gesamten  Algen  und  niederen 
Tiere  unverändert,  desgleichen  natfirlich 
auch  eine  Lösung  1 :  100000. 

Freies  Jod  wirkte  ebenfalls  noch  bei 
einer  Verdünnung  von  1 :  10  000  tödlich 
auf  Algen  und  Infusorien  ein.  In  den 
Algenfäden  kontrahierte  sich  der  Plasma- 
scUauch,  und  nahmen  die  Stärkekömer 
eine  blaue  Farbe  an.  Durch  Lösung 
1 :  20  000  wurden  binnen  24  Stunden 
sämtliche  eingesetzten  Algen  und  nie- 
deren Tiere  getötet;  desgleichen  durch 
Lösung  1  :  60  000.  In  Lösung  1 :  100000 
fanden  sich  nach  dieser  Zeit  noch 
lebende  Algen  vor;  von  Cladophora 
waren  die  dünneren  Zweige  abgestorben, 
die  dicken  Aeste  noch  am  Leben. 

Für  Hefe  sind  die  freien  Halo- 
gene ebenfalls  starke  Gifte.  Chlor 
wirkt  auf  sie  noch  bei  einer  Verdünn- 
ung 1 :  10  000  tödlich,  Jod  ebenfalls ; 
durch  Brom  in  der  Verdünnung  1  zu 
10  000  wird  das  Wachstum  und  auch 
die  Gärtätigkeit  der  Hefe  nicht  unter- 
drückt. Chlor  von  1 :  50000  läßt  eben- 
falls die  Gärung  einer  zuckerhaltigen 
Flüssigkeit  noch  aufkommen. 

Läßt  man  freies  Chlor  auf  Fäul- 
nisbakterien  einwirken,    so   findet 


163 


man,  daß  jenes  bei  einer  Verdännung 
von  1:100000  nicht  mehr  schädlich 
wirkt;  die  Fäulnis  einer  Peptonlösung 
tritt  unter  diesen  Verhältnissen  schon 
binnen  2  Tagen  ein. 

Wasserstoffperoxyd  liefert  «ak- 
tivierten» atomistischen  Sauerstoff  bei 
seiner  Spaltung  im  Plasma  und  ist  des- 
wegen gÖtig.  Ein  Kubikzentimeter  käuf- 
liche WasserstofFperoxydlösung,  etwa 
lOproCy  auf  1  L  Wasser  tötet  nach  24 
Stunden  die  gewöhnlichen  Wassermikro- 
ben (Althöfer);  das  bedeutet,  daß  un- 
gefähr 0,01  pCt  H2O2  letztere  vergiften 
kann.  Paneth  fand,  daß  Vioooo  Wasser- 
stoffperoxyd sämtliche  ciliaten  Infusorien 
eines  Heuaufgusses  binnen  15  bis  80 
Minuten  tötete.  Selbst  bei  1  :  20  000 
fiberlebte  nur  ein  Teil  der  Tiere.  Algen, 
welche  in  O,lproc.  vöUig  neutraler 
Wasserstoffperoxydlösung  10  bis  12  Stun- 
den verweilen,  sterben  ab.  EinelOproc. 
neutralisierte  Lösung  wirkt  augenblick- 
lich tödlich  auf  Infusorien.  Wurzeln 
von  Vicia  und  Trianea  dagegen  können 
einige  Zeit  in  O,lproc.  Wasserstoffper- 
oxydlösung ohne  Schaden  verweUen, 
ebenso  Staubfäden  von  Tradescantia 
(Pfeffer).  Frösche  zeigen  narkotische 
Erscheinungen,  wenn  sie  in  1  proc.  Lös- 
ung gesetzt  werden  (Bodländer) ,  und 
2B  ccm  einer  4  proc.  Wasserstoflperoxyd- 
lösung  reichen  hin,  einen  3  kg  schweren 
Hund  zu  töten,  unter  Symptomen  ähn- 
lich denen^  welche  Bert  bei  Anwendung 
komprimierten  Sauerstoffes  beobachtete. 
Bei  intravenöser  Infektion  wird  der  Tod 
durch  Stillstand  der  Respiration  bedingt 
(Labor de). 

Daß  Kaliumpermanganat  giftig 
auf  Infusorien  einwirkte,  hat  Binx  fest- 
gestellt; er  fand,  daß  0,2  pCt  dieselben 
binnen  1  Minute  tötet.  Nach  meinen 
Untersuchungen  sind  noch  weit  größere 
Yerdfinnungen  giftig,  wenigstens  fär 
Algen.  Denn  in  Lösung  1 :  60  000 
blieben  die  Algen  zwar  6  Stunden  lang 
grfln,  aber  die  Zellen  starben  zum  teil 
ab,  indem  die  Chlorophyllkörner  in  Un- 
ordnung gerieten  und  der  Plasmaschlauch 
sich  kontrahierte ;  lebende  Infusorien  und 
Wärmer,  Insektenlarven  usw.  waren  hier 
noch  aufzufinden ;  desgleichen  bei  Lösung 


1 :  100  000.  Nach  weiteren  18  Stunden 
waren  in  letzterer  Lösung  auch  noch 
sämtliche  Infusorien,  Diatomeen,  Wur- 
mer, Insektenlarven  usw.  am  Leben, 
desgleichen  die  Cladophoren  und  sonst- 
igen Fadenalgen.  Bei  Verdünnung 
1 :  100  000  scheint  also  hier  die  Gift- 
wirkung aufzuhören.  In  Lösung  1 :  50000 
stellte  sich  nach  6  Stunden  schon  die 
Giftwirkung  etwas  ein. 

In  Lösung  1 :  20  000  starben  binnen 
6  Stunden  alle  Algen  und  Infusorien 
unter  Braunfärbung  des  Plasma  ab ;  die 
Algenfäden  wurden  schlaff  und  hatten 
schmutzig  rotbraune  Farbe  angenommen. 

Kaliumpermanganat  wirkt  nach  0. 
Loew  (Giftwirkungen,  S.  16)  «aktiv 
oxydierend»  auf  das  Zellplasma  ein  und 
tötet  dasselbe  hierdurch.  Die  Oxydations- 
kraft dieses  Stoffes  ist  ja  überhaupt 
sehr  groß,  er  wirkt  schon  bei  gewöhn- 
licher Temperatur  auf  viele  organische 
Stoffe. 

Für  Fäulnisbakterien  ist  Kalium- 
permanganat  ebenfalls  ein  hoch- 
gradiges Gift.  Zwar  konnte  ich  Ver- 
suche derselben  Art  wie  die  bisher 
beschriebenen  mit  dieser  Substanz  nicht 
so  anstellen,  daß  sie  direkt  vergleich- 
bar waren;  denn  das  zugesetzte  Gift 
wird  hier  zum  teil  von  den  (außer  den 
Bakterien)  vorhandenen  organischen 
Substanzen,  wie  Pepton,  in  Beschlag 
genommen.  Trotzdem  konnte  ich  fest- 
stellen, daß  in  einer  fäulnisfähigen  Lös- 
ung, welche  mit  0,002  pCt  Kalium- 
permanganat versetzt  war,  binnen 
3  Tagen  keine  Fäulnis  eintrat,  während 
in  einer  ganz  gleichen  zweiten  Flüssig- 
keit ohne  Permanganat  stinkende  Fäul- 
nis sich  zeigte.  Ja  sogar  durch  Zusatz 
von  nur  0,001  pCt  Kaliumpermanganat 
wurde  die  Fäulnis  etwas  hintange- 
halten. 

Das  Kaliumpermanganat  darf  mithin 
den  stärksten  Antisepticis  zugerechnet 
werden. 

Kaliumchlor at  (KClOs)  ist  be- 
merkenswerter Weise  viel  weniger  schäd- 
lich als  die  bisher  betrachtetenOxydations- 
gifte.  Spaltpilzvegetationen  werden  erst 
durch  2proc.  Lösungen  geschädigt ;  sind 


164 


die  Lösungen  verdünnter,  so  findet  eine 
Reduktion  zu  KCl  durch  die  fortleben- 
den Pilze  statt  (Binx),  wenn  gute  Nähr- 
stofEe  vorhanden  sind.  Aeroben  vertragen 
bis  zu  3  pCt.  Nach  Manassein  werden 
Schimmelvegetationen  sogar  durch  7  pCt 
Ealiumchlorat  in  der  Nährlösung  nicht 
geschädigt. 

0.  Loew  beobachtete ,  daß  Buch- 
weizenkeimlinge in  Nährlösungen  mit 
0,01  pCt  Ealiumchlorat  nach  3  Wochen 
unter  Erbleichen  der  Blätter  abstarben. 
Spirogyren  starben  in  0,01  proc.  Lösung 
des  Salzes  nach  einer  Reihe  von  Tagen. 
Algen  und  höhere  grüne  Pflanzen 
scheinen  demnach  wesentlich  empfind- 
licher zu  sein.  Vermutlich  vermögen 
die  Ghlorophyllapparate  eine  Abspaltung 
des  Sauerstoffes  leichter  zu  bewirken 
als   die  nicht  grünen  Plasmaapparate. 

Y&  gehört  beim  Ealiumchlorat  (nach 
0.  Loew  a.  a.  0.,  Seite  17)  überhaupt 
ein  äußerer  Anstoß  dazu,  um  die  oxydier- 
ende Wirkung  auszulösen;  «dieser  An- 
stoß wird  durch  die  energischen  Schwing- 
ungen im  lebenden  Plasma  gegeben». 
Zucker  (Glykose)  wird  direkt  von  Ealium- 
chlorat nicht  oxydiert.  Wenn  man  aber 
Platinmohr  dazu  setzt,  so  beginnt  sofort 
eine  Uebertragung  von  Sauerstoff  auf 
den  Zucker,  es  idrd  Ealiumchlorid  ge- 
bildet, was  mit  Silbemitrat  bald  nach- 
gewiesen werden  kann. 

Da  dajs  Ealiumchlorat  verhältnis- 
mäßig schwach  giftig  für  Pilze  zu  sein 
scheint,  so  wandte  ich  bei  diesem 
Oxydationsgift  1  proc.  Lösungen  an: 

10  g  frische  Preßhefe  mit  .20  com  einer 
Iproc.  EaliamchloratlösTing.  Nach  24  Stunden 
ergab  der  Vermehrungsversuch  positives  Re- 
sultat. 

10  g  Preßhefe  mit  50  ccm  einer  Iproc. 
Eaiiomchloratlösung.  Nach  24  Stunden  ergab 
der  VermehrongsverBach  positives  Resultat. 

10  g  Preßhefe  mit  100  ccm  einer  Iproc. 
Ealiumchloratlösung.  Nach  24  Stunden  waren 
noch  einige  sprofifäiige  Zellen  da. 

Also  genügt  1  gEaliumchlorat 
noch  nicht,  um  10  g  Hefe  abzu- 
töten. Das  Ealiumchlorat  ist  also  wirk- 
lich von  relativ  großer  Unschädlichkeit. 
Es  scheint  mir,  daß  die  Hefe  auf  das- 


selbe überhaupt  nicht  reagiert,  sonst 
müßte  bei  obigen  Versuchen  eine  schäd- 
liche Wirkung  bemerkt  worden  sein. 

Das  Wasserstoffperoxyd  ergibt 
zwar  ähnliche  Resultate  wie  das  Ealium- 
chlorat. Dieselben  dürfen  aber  nicht 
so  gedeutet  werden,  wie  unten  gezeigt 
werden  soU: 

10  g  frische  Preßhefe  mit  20  ccm  einer 
Iproc.  Wasserstoff peroxydlösnng.  Nach  24 
Stunden  zeigte  ein  Vermehrungsversuch,  daß 
die  Hefe  noch  lebend  war. 

10  g  frische  Preßhefe  mit  50  ccm  einer 
1  proc.  Wasserstoffperoxydlösung.  Nach  24 
Stunden  Vermehrungsversuch  positiv. 

10  g  frische  Preßhefe  mit  100  ccm  einer 

1  proc.   Wasserstoffperoxydlösung.  Nach   24 

Stunden  Vermehrungsversuch   mit  positivem 
Resultat. 

Demnach  wäre  nicht  einmal  1  g 
WasserstofFperoxyd  tödlich  für  10  g 
Hefe.  Wenn  man  aber  gesehen  hat, 
wie  das  WasserstofFperoxyd  sofort  zu 
schäumen  anfängt,  begreift  man,  daß  eine 
giftigeWirkungnichteintretenkann.  Denn 
die  Berührung  mit  den  kleinen  Hefe- 
körperchen  bewirkt,  wie  die  mit  andern 
fein  verteilten  Eörpem,  sofort  eine  Zer- 
setzung: H2O2  =  H2O  +  0. 

Das  Holzspanexperiment  bestätigt 
die  Entwicklung  von  Sauerstoff.  Das 
Gift  dringt  vieUeicht  garnicht  bis  zum 
Plasma  vor,  sondern  wird  schon  an  der 
Oberfläche  der  Hefezelle  zersetzt  Die 
vorhandene  Eatalase  gibt  natürlich  dem 
Vorgang  einen  beschleunigten  Verlauf. 

Einige  quantitative  Versuche  mit 
freiem  Chlor  sind  folgende: 

10  g  frische  Preßhefe  mit  20  ccm  einer 
0,03  proo.  Chlorlösung.  Nach  24  Stunden 
ergab  ein  Vermehrungsversuch  Sproß  verbände 
in  den  20  Stunden  im  Brutofen  gestandenen 
Gär-  und  Nährlösungen.  Gärvermögen  noch  da. 

10  g  Hefe  mit  50  ccm  einer  0,03  proc. 
ChlorlÖsuDg.  Nach  24  Stunden  wuchsen 
in  einer  Vermehrungsprobe  fast  nur  Stäbchen- 
bakterien, sehr  selten  Sproß hefezellen.  Oär- 
kraft  nicht  vernichtet. 

10  g  Hefe  mit  100  ccm  einer  0,03  proo. 
Chlorlösung.  Nach  24  Stunden  ergab  der 
Vermehrungsversuch  nur  noch  entwicklungs- 
fähige Stäbchenbakterien.  Gärkraft  nicht  ganz 
vernichtet. 


165 


Es  sind  also  0,015  g  freies  Chlor 
nahezu  ausreichend,  0,03  g  yOllig 
genügend,  um  10  g  Hefe  zu  töten; 
0,006  g  reicht  dazu  nicht  aus. 

Da  die  Gärkraft  bei  allen  3  Ver- 
suchen nicht  vernichtet  wurde,  müssen 
wir  wohl  annehmen,  daß  das  Chlor  sich 
zuerst  mit  dem  eigentlichen  Plasma- 
eiweiß verbindet,  dann  erst  mit  der 
cZymase»,  was  wohl  bei  den  meisten 
Oiften  der  Fall  ist;  denn  fast  immer 
sehen  wir  die  Lebens-  oder  Yermehr- 
ungsfähigkeit  der  Hefe  etwas  eher  ver- 
schwinden als  das  Qärvermögen. 

Ueber  das  Kaliumpermanganat 
haben  quantitative  Versuche  folgen- 
des ergeben: 

10  g  frische  Preßhefe  mit  20  ccm  einer 
0,1  proc.  Ealiampermanganatlösang.  Nach 
24  stÖDdigem  Stehen,  wobei  yöllige  Entfärb- 
ung der  Lösung  (schon  in  der  ersten  Zeit) 
eintrat,  eigab  der  YermehruogsverBuoh,  daß 
einige  Sproßverbäode  heranwuchsen.  Gär- 
vermögen  da. 

10  g  irische  Preßhefe  mit  50  com  einer 
0,1  proc.  EaUompennanganatlösung.  Nadi 
24  stündigom  Stehen,  wobei  etwas  brauner 
Absatz  erfolgte,  ergab  der  Yermekrungs ver- 
such negatives  Resultat  Gärkraft  noch  etwas 
da. 

10  g  frische  Preßhefe  mit  100  ccm  einer 
0,1  proc.  Kaliampermanganatlösung.  Nach 
24  ständigem  Stehen,  wobei  starker  brauner 
Niedersohlag  eintrat,  ergab  der  Yermehrungs- 
veisuch  negatives  Resultat.  Gärkraft  nicht 
ganz  yernichtei 

Die  letale  Gabe  Kalium- 
permanganat für  10  g  Hefe  liegt 
also  zwischen  0,2  und  0,05  g.  Da- 
bei ist  wohl  zu  beachten,  daß  das 
Kaliumpermanganat  auch  viele  andere 
organische  Stoffe  als  das  Plasmaeiweiß 
oxydiert  Die  letale  Gabe  ist  lübso,  wenn 
wir  dieselbe  als  die  wirklich  mit  dem 
Plasmaeiweiß  reagierende  Menge  Gift 
auffassen,  wohl  noch  geringer  als  eben 
angegeben.  (Schluß  folgt.) 

Bei  der  üntersnehiug  des  Arhovin  fand 
Dr.  Anselmino,  daß  dasselbe  bei  213^  anfängt 
sa  sieden,  langsam  bis  236^  und  dann  schneller 
über  300»  steiei  Durch  Schütteln  mit  yer- 
dünnter  Natronhiuge  und  Ansäuren  UeB  sich 
Thymol  gewinnen.  Außerdem  konnte  noch 
Benzoesäureäthylester  und  Diphenyiamin  daraus 
isoliert  werden.  /.  K 

Ber.  d.  D,  Pharm,  Ges.  1906,  202. 


Oadus  Horrhua  und  seine 
Etsrmologie. 

Meine  «Geschichte  der  Pharma- 
cie>  gibt  die  nötigsten  Hinweise,  daß 
der  Lebertran  eine  nur  sehr  kurze  Ge- 
schichte hat.  Die  alten  Klassiker 
kannten  aus  erklärlichen  Gründen  den 
nordischen  Gesellen  Dorsch  nicht  (er 
soll  in  der  Nähe  Europas  nur  zwischen 
dem  60.  bis  60.,  bei  Amerika  zwischen 
dem  43.  und  45.  Grade  vorkommen),  sie 
kannten  Asellus-Arten  (Callarien 
und  Bacchen),  Eselchen,  wegen  ihrer 
eselgrauen  Farbe,  övog^  oder  sehr  selten 
yddog.  Diese  Fische,  über  deren  Eigen- 
art unanfechtbares  wohl  kaum  fest- 
gestellt werden  kann  (ihre  modernen 
Nachfolger  baccalä  und  merluzzo 
sind  meines  Wissens  mit  dem  Dorsch 
oder  Kabeljau  auch  nicht  identisch) 
wurden  arzneilich  nicht  verwandt,  ganz 
sdlgemein  nur  sagtP/emW,  daß  Fisch - 
fett  mit  Honig  für  die  Klarheit  der 
Augen  gebraucht  wird:  das  ist  der 
Vorläufer  des  späteren  Aerschenfetts 
*mit  seiner  Spezialheilkraft. 

Erst  eine  spätere  Zeit  macht  Europa 
mit  dem  Fisehreichtum  des  atlantischen 
Ozeans  bekannt.  Seine  nordischen  An- 
wohner werden  seit  ältesten  Zeiten  den 
Segen  des  Meeres,  die  zeitweise  milliarden- 
weise das  Meer  bevölkernden  Dorsche 
zu  allen  möglichen  Zwecken  gebraucht 
haben,  den  Tran  vermutlich  zum  Brennen, 
zum  Schmieren,  vielleicht  auch  arznei- 
lich. 

Im  Jahre  1782  wurde  der  Lebertran 
von  wissenschaftlicher  Seite  für  den 
gleichen  Zweck  empfohlen,  erst  in  der 
Ph.  Borussica  erscheint  der  Tran  als 
Oleum  Morrhuae,  als  Oleum  Jecor. 
Aselli  in  der  Ph.  Hassiaca  von  1827, 
um  sich  von  da  ab  nach  u.  nach  zu  dem 
jetzt  so  viel  gebrauchten  diätetischen  oder 
Heilmittel  emporzuschwingen,  das  nach 
eines  Dr.  Mackenxie  Behauptung  das 
Lebensalter  der  Menschen  um  2  bis  8 
Jahre  verlängert  haben  soll. 

Ein  Fisch  mit  einem  ähnlichen  Namen 
wie  Morrhua  war  im  Altertum  un- 
bekannt.   Dagegen  wird  in  einem  alten 


166 


Tractatos  de  piscibos,  einer  Handschrift 
ans  dem  Xin.  Jahrhundert  schon  von 
einem  Fisch  Circulus  (seiner  rundlichen 
Gestalt  wegen)  berichtet,  «genus  piscis 
a  nostris  (im  jetzigen  Frankreich)  m  o  (r  j- 
rude  ab  ore,  quia  mourre  vocant  os 
cum  prominentibus  labris.  Diese  Mo- 
rnde,  an  anderer  Stelle  moruta  (im 
Hennegau  m  ol  u e ,  in  Namur  m ole uv e), 
dessen  Name  aus  merlus  [aus  maris 
lucius,  See-Hecht  entstanden]  verdreht 
sein  soll  [wenn  nicht,  was  mir  nicht 
unmöglich  erscheint,  —  eine  bezugliche 
Angabe  finde  ich  nirgends  —  der  mulus, 
(Maul-)Esel,  im  Anklang  an  den  asellus 
—  dvog,  oder  das  germanische  Maul 
im  Anklang  an  das  auffallende  Maul 
des  Fisches  zu  gründe  liegt];  dürfte 
der  Ahn  der  Morrhua  sein,  der  in 
einer  Zeit,  die  immer  daran  dachte,  daß 
des  Dioskorides  Naturgeschichte  die 
der  ganzen  Welt  sei,  daß  der  Grieche 
auch  den  morude  gekannt  haben  mfisse, 
das  inzwischen  französisch  gewordene 
Wort  m  or  ue  als  griechischen  Ursprungs 
ansah  und  es  in  griechischem  Gewände, 
außerdem  mit  einem,  in  Erinnerung  an 
den  Asper  am  Anfang  des  Wortes 
(vergl.  Hrabanus,  Hrosaritha,  Hruod- 
trud  etc.)  hier  doppelt  überflüssigem  h 
neben  das,  wie  schon  gesagt  seltene 
Wort  Gadus  zur  Bezeichnung  der 
Gattung  setzte.  Das  deutsche  Arznei- 
buch behielt,  wie  gesagt,  Asellus  bei, 
und  machte  es  als  lateinischen  Namen 
modern. 

Das  Vorerwähnte  belehrt  auch  über 
die  Silbentrennung.  Man  trennt  diaQ- 
QecDj  danach  unzweifelhaft  auch  Mor- 
r(h)ua,  im  übrigen  wäre  es  wohl 
angebracht,  wenn,  was  ich  kaum  glaube, 
nicht  gewichtige  Stimmen  meine  Dar- 
legung verbessern,  das  fragliche  Wort 
fürder  nicht  nur  des  einen  r,  wie  es 
gelegentlich  z.  6.  in  dem  großen  «Diction- 
naire  des  sciences  naturelles»  geschieht, 
sondern  des  r  und  h  zu  entkleiden. 

Neuerdings  hat  man  den  Unterschied 
zwischen  Dorsch  und  Kabeljau  fallen 
gelassen.  Ich  möchte  dabei  aber  darauf 
aufmerksam  machen,  wie  einerseits  die 
Farbe,  andererseits  die  Gestalt  die 
Namen  für  den  Grau-  und  für  den  runden 


(circulus)  u.Cod-  (engl.Hülse,  Sack)  Dorsch 
wählen  ließ,  schließlich  darauf,  wie  diese 
«Frucht  des  Meeres»  von  allen  Fisch- 
fang treibendea  Völkern,  wenn  auch 
nach  ihrer  Zunge  mehr  oder  weniger 
um-,  aus-  oder  mißgestaltet,  gleich  ge- 
nannt wird  (es  existiert  ja  auch  eine  ziem- 
lich internationale  Seemannssprache !). 
Ueberall  hört  man  Worte,  die  anklingen 
an  E  a  b  e  1  j  a  u ,  Cabliau,  Eabelau,  Bakel- 
jdu,  Bagaliau  und  schließlich  Baccalä. 
Woher  das  Wort  stammt,  das  zu  er- 
gründen, ist  den  Gelehrten,  auf  die  ich 
mich  in  obigen  Angaben  stützte,  noch 
nicht  möglich  gewesen. 

Hermann  Sehelenx. 


Zur  Anwendung 
des  Faraguaytee  (Mate). 

Man  findet  in  Gebrauchsanweisungen 
für  den  in  neuerer  Zeit  häufig  em- 
pfohlenen Paraguaytee  oder  Mate  (von 
Ilex  Paraguayensis  und  einigen  anderen 
üexarten)  ofbnals  die  Angabe,  daß  der 
bereits  schon  einmal  aufgegossene  Mate 
unter  Zufügen  von  neuen  Matemengen 
mehrmals  verwendet  werden  könne. 
Hiergegen  liegen  aber  ernste  Bedenken 
vor.  Im  «Handbuch  der  Arzneimittel- 
lehre» voni&x6oi^undÄ>Mr^e^(Berlin  1897) 
wird  z.  B.  folgendes  angeführt:  «Im 
Sommer  braucht  man  nur  feuchte  Mate- 
blätter kurze  Zeit  in  einem  geschlossenen 
Baume  stehen  zu  lassen,  so  bildet  sich 
infolge  mikroorganischer  Zersetzung  eine 
gewisse  Menge  Chol  in,  das  sich  selbst 
in  Muscarin  oder  analoge  Substanzen 
umwandelt  (die  man  bekanntlich  auch 
bei  den  giftigen  Pilzen  findet).  Dieselbe 
Zersetzung  kann  man  übrigens  hervor- 
rufen, wenn  man  Tee-  oder  Mateblätter 
im  Wasser  liegen  läßt  und  eine  geringe 
Menge  eines  Heuaufgusses   hinzufügt.» 

In  einem  Vergiftungsfalle  —  es  war 
eine  ganze  Familie  nach  Mategenuß  er- 
krankt —  hatte  man  den  erschöpften 
Mate  nicht  fortgeworfen,  sondern  in  der 
bekannten  Teekugel  aus  Drahtgewebe 
belassen  und  bei  der  Bereitung  von 
späterem  Mateaufguß  kleine  Mengen 
nicht  erschöpften  Mate  hinzugegeben. 
Als  wesentlichste  Yergiftungserscheinun- 


167 


gen  konnten  folgende  beobachtet  werden  : 
Schwindel  mit  Uebelkeit  und  Erbrechen^ 
Diarrhöe  nebst  sehr  schmerzhaften 
Koliken  und  Kollaps  nach  jeder  Stuhl- 
entleerung. 

Für  gewöhnlich  werden  zum  Aufguß 
nur  2  gehäufte  TeelöfEel  voll  (etwa  4  bis 
5  g)  geschnittener  Mate  auf  4  bis  6 
Tassen  empfohlen.  Da  nun  der  Preis 
des  Mate  etwa  nur  den  vierten  Teil 
desjenigen  von  grünem  oder  schwarzem 
Tee  beträgt,  so  erscheint  die  oben  er- 
wähnte bedenkliche  Sparsamkeit 
keineswegs  am  Platze.  (Yergl.  auch 
Pharm.  Centralh.  41  [1900],  638;  44 
[1903],  686,  713).  Dr.  P,  Süß, 


Die  Chrysophansäuren  ver- 
Bohiedener  Herkunft 

zeigen  verschiedene  Schmelzpunkte.  Dieses 
gab  Prof.  Oesterle  Veranlaasung,  der  Frage 
naher  zu  treten,  ob  dieselben  identiBoh  sind 
oder  nicht  Er  stellte  sich  zuerst  eine 
methoxylfreie  GhrTsophansäore  her  durch 
LQsen  der  ans  Chrysarobin  gewonnenen 
Ghrysophansäare  in  Benzol,  Eintragen  von 
femgepnlvertem  Alamininmcfalorid,  28tfind- 
iges  Erwärmen  und  darauf  folgendes  Ab- 
destillieren.  Der  Rflckstand  wird  erst  mit 
verdünnter  Salzsäure  aasgezogen,  darauf  in 
Natronlauge  gelöst,  die  L5sung  mit  Salz- 
säure gefällt,  der  Niedersdiiag  getrocknet, 
in  Benzol  gelöst  und  mit  Petroläther  ans- 
gefällt.  Aus  der  Lösung  kristallisiert  dann 
eme  Ghrysophansäare  vom  Schmp.  193^  (?, 
welehe  durch  Ueberffihren  in  das  Acetat, 
Versdfen  mit  verdflnnter  Natronlauge  und 
Umkristallisieren  aus  Benzol  völlig  melhoxyl- 
frei  wurde  und  dann  den  Schmp.  196^ 
zeigte.  Weiter  wurden  Acetylchrysophan- 
säure,  Ghrysophansäuremethyläther,  Aoetyl- 
monomethylcbrysophansäure  und  Ghryso- 
phansäuredimethyläther  dargestellt.  Weitere 
Mitteünngen  sind  in  Aussicht  gestellt. 
Archiv  der  Pharm,  1905,  434.  J.  K. 


Wasserdlehtejfeste'  Pflasterunterlage  D.  R.  P. 
159  991.  .•  Kl.  30  h.  H.  v,  Qimhom  in  Emme- 
rich. Geölte  Oewebe  werden  mittels  Kleister 
mit  Gaze  überklebt  und  bilden  so  eine  Pflaster- 
aoterlage  die  sich  durch  vöUige  Wasserdichtheit 
gegenüber  den  alten  Schirtingpflastem  und  dorch 
gleichbleibende  Geschmeidigkeit  gegenüber  den 
Guttaperchapilastermullen  auszeichnet.  A,  St. 


Für  die 

elektrolsrtisohe  Besümmung 

kleiner  Arsenmengen 

empfehlen  Frerichs  und  Rodenberg  den 
von  C,  Mai  und  Hurt  angegebenen  Ap- 
parat mit  geringen  Abänderungen.  Bei  der 
Elektrolyse  von  Lösungen  arseniger  Säure 
oder  durch  schweflige  Säure  reduzierter 
Arsensäure  erhielten  Verf.  sehr  gute  Re- 
sultate. Die  eigentliche  Bestimmung  beruht 
auf  Zurflcktitration  einer  vorgelegten  Y^oq- 
Normal-Siibemitratlösung.  J.  K 

Archiv  der  Pharm.  1905,  348. 

(lieber  die  vorstehende  Bestimmung  sind 

bereits  in  der  Pharm.  Centralh.  27  [1886]; 

609  und  32  [1891];  493;  von  Med -Assessor 

C.    H.    Wolff   m    Hamburg    ausführliche 

Arbeiten  veröffentlicht  worden.    Man  vergl. 

femer  Pharm.  Centralh.  46  [1905],  260. 

SohriftleOung.) 

Die 

Darstellung  des  Bilsenkrautöles 

suchte  Ratkge  dadurch  zu  verbessern;  daß 
er  die  Extraktion  des  Bilsenkrautes  mit 
Alkohol  und  Oel  unter  Zusatz  von  Stearin- 
säure vornahm;  indem  er  von  der  experi- 
mentell gefundenen  Tatsache  ausging;  daß 
die  Alkaloidstearate  in  Oel  leicht  löslich 
sind.  Der  Aikaloidgehalt  des  fertigen  Oeles 
wurde  in  der  Weise  festgestellt;  daß  50  g 
Bilsenkrautöl  mit  der  gleichen  Menge  Aether 
vermischt  dreimal  mit  je  100  g  einer  Iproc 
Salzsäure  ausgescbtltteit  wurden.  Die  sauren 
Ausschtlttelungen  wurden  mit  Natronlauge 
alkalisch  gemacht  und  mehrmals  mit  Aether 
ausgescbtltteit  und  die  Ausschtlttelungen 
wiederum  mit  Yioo'^oi*°^^'3^2^i"^  ausge- 
scbtltteit und  die  überschtlssige  Vioo'^^'™^' 
Salzsäure  mit  Vioo'^^^"^^'^^^^^!^^^^  ^^^ 
Jodeosin  zurückgemessen.  Es  ergab  sich; 
daß  die  Verwendung  von  Stearinsäure  nicht 
geeignet  ist;  ein  an  Alkaloid  wesentlich 
reicheres  Oel  zu  liefern  und  zwar  offenbar 
deshalb;  weil  die  Stearinsäure  nicht  im 
Stande  ist;  eine  in  der  Droge  vorhandene 
Verbindung  der  Alkaloide  völlig  zu  zerlegen. 
(Vergl.  auch  Seite  113  [1906]  der  Pharm. 
Centralh.) 

Joum.  der  Pharm,  v.  Elsaß-Lothringen  1905, 
192.  J.  K. 


168 


Ueber  die  Tätigkeit  des 

chemischen  Unter  suchungsamtes 

der  Stadt  Dresden  im  Jahre 

1905. 

Von  Dr.  Ä,  Beyt/tien, 
(Schluß  von  Seite  145.) 

Honig.  Wie  allj&hrlioh  wurden  zn  Ostern 
und  im  Herbste  95  Proben  entnommen,  von 
denen  eine  mit  etwa  20  pCt  Rohrzucker, 
3  andere  mit  St&rkesirap  verffilscht  waren. 
Der  Fabrikant  der  letzteren  wnrde  vom 
Schöffengericht  Stolpen  zu  10  Mark  Geld- 
strafe verurteilt.  Fortschritte  in  analytischer 
Hinsicht  waren  nicht  zn  verzeichnen.  Hin- 
gegen erscheint  die  Verurteilung  eines  Ver- 
käufers von  verfälschtem,  sog.  «präpariertem» 
Tafelhonig  durch  die  Strafkammer  in  Magde- 
burg insofern  von  Bedeutung,  als  gerade 
von  Magdeburg  aus  notorisch  große  Mengen 
Kunsthonig  nach  Dresden  vertrieben  wurden, 
ohne  daß  die  dortige  Behörde  bislang  Ge- 
neigtheit zum  Einschreiten  gezeigt  hätte. 

Bienenwaohs.  Vier  Proben  Bienenwachs 
hatten  folgende  Zusammensetzung: 


I. 


n. 


m. 


IV. 


Sänrezahi       19,58 

20,13 

8,36 

19,13 

Esterzahl        74,21 

35,52 

35,96 

75,03 

Verseifungs- 

zahl        93,79 

55,65 

4^,32 

94,16 

VerhältniB- 

zahl          3,79 

1,71 

4,17 

3,92 

Buehner-Zahl    — 

3,53 

Demnach  besaßen  I  und  IV  normale  Be- 
schaffenheit, III  stellte  em  Gemisch  von 
Wachs  mit  50  bis  60  pCt  Paraffin,  H  ein 
solches  mit  40  bis  50  pCt  Paraffin  und 
etwas  Stearinsäure  dar. 

Branntweine  und  Liköre.  Die  Beurteil- 
ung der  Edelbranntweine  hat  im  Be- 
richtsjahre eine  weitere  Erschwerung  er- 
fahren durch  ein  Urteil  des  Königl.  Land- 
gerichts Wttrzburg  vom  9.  September  1905, 
durch  welches  em  Weinhändler,  der  ein 
Gemisch  von  nur  20  pCt  Rum  mit  ver- 
dünntem Spiritus  unter  der  Etikettierung 
«Rum»  verkauft  hatte,  von  der  Anklage 
der  Nahrungsmittelfälschung  freigesprochen 
worden  ist  Bisher  sah  man  im  Handel 
und  Verkehr  nur  eine  Herabsetzung  des 
Alkoholgehaltes  von  Originalrum  mit  Wasser 
als  zulässig  an,   während  ftlr  Gemische  mit 


Sprit  und  Wasser  die  deutliche  Deklaration 
«Verschnitt-Rum»  verlangt  wurde.  Ffir  die 
amtliche  Nahrungsmittelkontrolle  liegt  kein 
Grund  vor,  diese  Auffassung,  welche  auch 
in  dem  Gutachten  der  Handelskammer  in 
Zittau  vom  27.  April  1905  zum  Ausdruck 
gebracht  ist,  aufzugeben. 

Beichersolier  Kognak-Extrakt,  welcher 
zur  sog.  Destillation  im  Hause  empfohlen 
wu:d  und  laut  Etikettenmschrift  «ein  Original- 
Weindestillat,  welches  das  natürliche  Aroma 
und  alle  Bestandteile  de»  echten  Kognaks 
stark  konzentriert  enthält»  sein  soll,  besaß 
folgende  Zusammensetzung: 

Spez.  Gew.  bei  15<>  G  1,1044. 
In  100  com  sind  enthalten: 


22,840  g 

37,070  g 

34,980  g 

0 

1,440  g 

0,061  g 

0,188  g 

0,028  g 


Alkohol 
Extrakt 
Bohrzucker 
Glycerin 
Amylalkohol 
Essigester 

Freie  Säure  (als  Wein- 
säure) 
Flächtige    Säore    (als 

Essigsäure) 
Nichtflüchtige  Säure  (als 

Weinsäure)  0,152  g 

Aldehyd  nicht  nachweisbar 

Blausäure  »  » 

Furfurol  minimale  Spur. 

Hieraus  und  den  organoleptischen  Befun- 
den geht  klar  hervor,  daß  das  Erzeugnis 
nicht  em  Origmal- Weindestillat  darstellt, 
sondern  eme  mit  Zuckerkouleur  braun- 
gefärbte Lösung  von  etwa  35  pGt  Zuoker, 
23  g  Alkohol  und  Fuselöl  mit  geringen 
Mengen  von  Estern  und  Säuren. 

Der  nach  Vorschrift  des  Erfinders  aus 
1  Flasche  Extrakt,  1  L  96proc  Weingeist 
und  1Y4  L  Wasser  hergestellte  angebliche 
Kognak  besitzt  nachstehende  Zusammen- 
setzung : 

Spez.  Gew.  0,9517. 

In  100  com  sind  enthalten: 

Alkohol  33,650  g 

Extrakt  0,990  g 

Zucker  0,934  g 

Höhere  Alkohole  0,039  g 
Freie  Säure  (Essigsäure)  0,0047  g 

Aldehyd  -- 

Fuifurol  Spur 

Ester  (Essigester)  0,0016  g 

oder   auf   100   ccm   absoluten  Alkohol  be- 
rechnet : 


169 


Freie  Säuren  0,0116  g 

Aldehyde  0 

Furforol  Spur 

Höhere  Alkohole  0,0964  g 

Ester  0,0039  g 


Summe  derYemnreinigUDgen  0,1109  g 

Verhältnis  der  höheren  Alkohole  zu  den  Estern 

wie  24,5  :  1. 

Es  wird  aueb  unter  den  Eognakfabrikanten 
keine  MetnungsverBohiedenheit  darQber  herr- 
schen^ daß  dieses  Gemisch,  ganz  abgesehen 
TOB  seinem  wenig  erfreulichen  Geschmacke, 
keinen  Kognak,  sondern  ebenso  wie  das 
c  Original-Destillat»  ein  nachgemachtes  Genuß- 
mittel darstellt 

Auf  Ersuchen  der  Eönigl.  Staatsanwalt- 
schaft wurde  in  üebereinstimmung  mit  einer 
durch  die  Königl.  Zentralstelle  f.  öffentl. 
Gesundheitspflege  ausgesprochenen  Bean- 
standung ein  Gutachten  dahin  abgegeben, 
daß  künstlich  gefärbter  Himbeerlikör 
und  Eierkognak  verfUscht  seien.  Diese 
Auffassung  hat  die  Billigung  des  Eönigl. 
Landgerichts  gefunden.  9  Proben  Brenn- 
spiritus und  4  Trinkbranntweine  gaben  zu 
keiner  Bemängelung  Anlaß.  Hingegen  war 
Franzbranntwein  aus  einem  hiesigen 
Warenhause  wegen  seines  mmimalen  Alkohol- 
gehaltes von  16,96  VoL-pCt  als  verfälscht 
zu  beanstanden^  da  die  Normal- Ware  min- 
destens 50  pCt  enthält 

Wein.  Die  amtliche  Kellerkontrolle  von 
98  Geschäften  und  die  Untersuchung  von 
48  Weinproben  förderte  keine  nennenswerten 
üebertretungen  der  gesetzlichen  Vorschriften 
zutage.  Ebensowenig  die  Analyse  von 
7  Tee-  und  3  Kaffeeproben  sowie  11 
Kaffeesurrogaten,  unter  denen  sich 
nur  ein  havarierter  Tee  und  1  sandhaltiges 
Rfibenmehl  befanden. 

Bier.  Während  18  den  städtischen  An- 
stalten gelieferte  Biere  von  normaler  Be- 
schaffenheit waren  und  den  vorgeschriebenen 
Gehalt  von  6  pCt  Stammwtlrze  besaßen, 
mußten  von  den  flbrigen  13  Proben  mehrere 
(8)  beanstandet  werden.  So  waren  2  Flaschen- 
biere wegen  starker  Verschmutzung  gerade- 
zu als  verdorben  und  ekelerregend  zu  be- 
zeidmen.  Besonders  grobe  Pantschereien 
wurden  im  Verkehr  mit  sog.  Berliner 
Weißbier  aufgedeckt,  welches  von  hiesigen 
Händlern  mehrfach  durch  Vermiscbung  von 
echtem  Weißbier  oder  gar  von  gewöhnlichem 


Schankbier  mit  der  mehr  als  vierfachen  (!) 
Menge  Wasser  hergestellt  worden  war, 
während  zur  Aufbesserung  der  hellen  Farbe 
und  des  schalen  Geschmacks  Zusätze  von 
Natron, Wemsäure  und  «Bierextrakt»  (Zucker- 
kouleur)  gemacht  wurden.  Das  Schöffen- 
gericht verurteilte  2  derartige  «Brauer»  zu 
30  und  60  Mark  Geldstrafe.  Auch  sog. 
Stern-Gose,  welche  nach  Angabe  des 
Verkäufers  mittels  eines  derartigen  frag- 
würdigen Extraktes  aus  verdtlnntem  Bier 
bereitet  worden  war,  mußte  als  «nachgemacht» 
beanstandet  werden.  Drei  Getränke,  deren 
Bezeichnung  die  Erwartung  auf  einen  hohen 
Malzgehalt  hervorzurufen  geeignet  war,  hatten 
folgende  Zusammensetzung: 


Bonissia- 

DT.Kretxsek- 

Malz-Bier 

mar'B 

Malz- 

Malz-Brauoe 

Labsan 

Spez.  Oew.         1,0366 
Alkohol              1,26  pCt 

1,0166 

1,0264 

0,740  pCt 

0  pCt 

Extrakt              9,b9    > 

4,400     » 

7,070  ^ 

Mineralstoffe     0,107  > 

0,022    * 

0,088  » 

Phosphorsäure   0,032  » 

0       » 

Spur 

Stiokstoffsub- 

stanz          0,201  » 

0,042     ^ 

0     » 

Gesamtzucker    4,610  • 

4,310      :» 

6,200  » 

Glycerin            0,164  » 

0       » 

0     » 

Polarisation 

a)  direkt     -f20,00o 

+  18,100 

b)  .mvertiert.+14,63o 

—          _ 

■    9,000. 

Da  sonach  im  wesentlichen  braun  gefärbte 
Lösungen  von  Stärkesirup  und  Bohrzucker 
vorlagen,  wurden  alle  3  als  «nachgemacht» 
beanstandet  Sie  bilden  den  Uebergang  zu 
den  sogenannten 

Alkoholfreien  Getränken,  welche  im 
Zeitalter  der  Alkoholbekämpfung  sehr  modern 
sind,  aber  zum  großen  Teil  recht  zweifel- 
hafte Erzeugnisse  darstellen.  Ein  strafrecht- 
liches EuLBchreiten,  auch  gegen  die  minder- 
wertigsten Produkte^  erscheint  aber  ausge- 
schlossen, weil  sie  meist  unter  nichtssagenden 
Phantasienamen  m  den  Verkehr  kommen, 
und  die  Tätigkeit  des  Amtes  hat  sich  des- 
halb darauf  beschränkt,  in  4  derartigen 
Getränken  die  «Alkoholfreiheit»  festzustellen. 
Fflr  die  Fabrikanten  von  Brauselimonaden 
erscheint  das  von  mur  in  der  Fachpresse 
näher  besprochene  Urteil  des  Eönigl.  Ober- 
landesgerichts  beachtlich,  nach  welchem 
Erzeugnisse  ohne  Fruchtsaft  nur  unter  ent- 
sprechender Deklaration  feilgehalten  werden 
dtlrfen. 


170 


Kakao,  Schokolade.  Mehrere  auswärts 
erfolgte  Beanstandimgeii  von  Kakao  wegen 
übermäßiger  AlkalisieniDg  führten  zur  Ent- 
nahme von  99  Proben,  deren  Gehalt  an 
Kaliumkarbonat  zwischen  0^94  und  4,0  pCt 
lag  und  zu  keinen  Ausstellungen  Anlaß  bot. 
Hingegen  mußten  unter  den  übrigen  17 
untersuchten  Mustern  9  beanstandet  werden. 

Drei  derselben  waren  durch  Schalenzusatz 
verfälscht  worden,  wie  mit  Hilfe  des  Fil- 
singer'wAien  Schlämmverfahrens  zweifeisfrei 
nachgewiesen  werden  konnte.  Mir  scheint, 
als  ob  die  gegen  diese  Methode  erhobenen 
Einwände  auf  einem  Mißverständnis  des 
Prinzips  beruhen.  Denn  wenn  man  solange 
abschlämmt,  bis  der  Rückstand  stärkefrei 
erscheint,  kann  man  sicher  sein,  daß  er  nur 
aus  Schalen  besteht,  und  das  erlangte  Ge- 
wicht mit  ruhigem  Gewissen  als  Mindest- 
gehalt einsetzen.  Zuzugeben  ist  den  leiden- 
schaftlichen Angriffen  einiger  Interessenten 
gegenüber  lediglich,  daß  bei  sehr  fein  ge- 
mahlenen Schalen  bisweilen  zu  viel  abge- 
schlämmt wird,  und  Verfälschungen  dem 
Nachweise  entgehen.  Der  Chemiker  muß 
sich  aber  im  allgemeinen  bescheiden,  wenn 
seine  Methoden  zur  Aufdeckung  gröberer 
Verfälschungen,  nie  aber  zu  falscher  Bean- 
standung führen. 

Unter  den  13  analysierten  Schokoladen 
fanden  sich  2,  welche  auf  grund  äer  hohen 
Jodzahl  ihres  Fettes  von  51,6  als  grob  ver- 
fälscht zu  gelten  hatten. 

Bioson.  Dieses  mit  umfänglicher  Reklame 
angepriesene  «Nähr-  und  Kräftigungsmittel», 
dessen  Geschmack  vielen  Leuten  kaum  zu- 
sagen dürfte,  ergab  bei  der  chemischen 
Analyse  folgende  Werte: 

Wasser  7,33  pCt 

Fett  6,72  « 

Gesamt-Protein     65,99  « 
In  kaltem  Wasser 

lösliches  Protein  35,55  « 

Mineralstoffe  4,53  ^ 

£isen  0,15  « 

Lecithin  1,08  « 

Kohlenhydrate      14,35  « 

Es  dürfte  demnach  ein  Gemisch  von  etwa 
30  pCt  Kakao  mit  70  pCt  eines  auf- 
geschlossenen Eiweißpräparates,  vielleicht  aus 
Kasein,  vorliegen.  Bei  dem  Preise  von 
6  Mark  für  1  kg  stellt  sich  die  Nährwert- 
einheit noch  teurer  als  im  Tropon. 


G  ebrauchsgegenstände. 

Spielwaren  im  Sinne  des  Gesetzes  vom 
5.  Juli  1887  kamen  nicht  zur  Untersuchung, 
weil  bezügl.  der  zahlrächen  Beanstandungen 
giftiger  Tuschfarben  und  Buntstifte  durch 
die  Chemiker  der  Amtshauptmannschaften 
zunächst  die  Entscheidung  der  Gerichte  ab- 
gewartet werden  sollte,  und  weil  der  Bean- 
standung bleihaltiger  Abziehbilder,  auf  welche 
mehrfach  hingewiesen  worden  ist,  §  5  des 
zitierten  Gesetzes  im  Wege  steht,  nach 
welchem  die  strengeren  Vorschriften  der 
§§  2,  3  und  4  auf  die  Erzeugnisse  des 
Buch-  und  Stemdrucks  keine  Anwendung 
finden. 

Ess-,  Trink-  und  Kochgeschirre  wurden 
20  mal  emgeliefert.  Auf  grund  des  Gesetzes 
vom  25.  Juli  1887  waren  zu  beanstanden: 
4  Bierkrüge  wegen  zu  hohen  Bleigebaltes 
der  Deckel  und  Krücken ;  1  verzinnte  Fisch- 
pfanne, weil  sie  mit  einem  mehr  als  10  pCt 
Blei  enthaltenden  Lote  an  der  Innenseite 
gelötet  war,  und  4  glasierte  Tongeräte, 
welche  bei  halbstündigem  Kochen  mit  4proc. 
Essigsäure  Blei  abgaben.  In  3  Fällen  han- 
delte es  sich  um  die  bekannten  hellgelb 
glasierten  bayerischen  Erzeugnisse,  einmal 
um  ein  französisches  Fabrikat 

Farben  und  gefärbte  Oegeastäade. 
Drei  Proben  Einwickelpapier,  welche  mit 
unschädlichem  Berlinerblau  bedruckt  und 
mit  7,25  pCt  Stärkezucker  imprägniert 
waren,  femer  10  Stoff-  und  10  Tapeten- 
proben gaben  keinen  Anlaß  zu  einer  Be- 
anstandung. Zigarettenpapier  erwies  sich 
frei  von  metallschädlichen  Bestandteilen. 

Kosmetische  Mittel  Das  Haarfärbe- 
mittel «Neril»  von  Dralle  bestand  aus 
2  getrennten  Lösungen  von  Pyrogallol  und 
ammoniakaiischer  Siibernitratlösung;  Jean 
Stehm  Vegetable  Colouring  aus 
Pyrogallol  und  ammoniakaiischer  Kobaltsalz- 
lösung; Teinture  v^g^tale  aus  Wasser- 
stoffperozydundParaphenylendiamin.  Wegen 
des  letzteren  gefährlichen  Bestandteils,  vor 
welchem  der  Rat  in  einer  amtlichen  Be- 
kanntmachung gewarnt  hatte,  wurde  dieses 
Mittel,  wie  auch  das  analog  zusammen- 
gesetzte Nutin  beanstandet. 

Petroleum.  Von  38  Proben  Petroleiim 
war  zwar  nur  eine  wegen  zu  niedrigen  Ent- 
fiammungspunktes   und   eine   wegen    eines 


171 


WaflflergdialteB  von  4pOt  zu  beanstanden. 
In  TJeberdnstimmnng  mit  den  BeBehlflSBen 
der  Bcfaweizerisclien  Chemiker  wurde  aber 
wiederholt  auf  die  Feuergeffihrliohkeit  des 
gerade  dem  Reidistest  entsprechenden  ame- 
rikanisdien  Petroleums  hingewiesen  und  die 
Ansehaffung  der  weit  besseren  russischen 
und  galizischen  Sorten  empfohlen. 

Wasser.  Im  Jahre  1905  gelangten  110 
Wasserproben  zur  Untersuchung^  und  zwar 
66  Leitungswasser^  34  Brunnen  wisser,  3 
Kesselspeisewilsser,  3  AbwSsser,  2  Bade- 
wSsser,  1  Quell-  und  1  Schleoßenwasser. 
Die  regelmäßigen  Untersuchungen  des 
Dresdner  Leitungswassers  ergaben, 
daß  dasselbe  trotz  der  noch  immer  bestehen- 
den Grenothrizplage  von  brauchbarer  Be- 
schaffenheit war.  Die  vollst&ndige  Analyse 
führte  zu  folgenden  Werten,  neben  welchen 
die  Zusammensetzung  des  Leitungswassers 
der  Gemeinde  cWeißer  Hirsch»  mitgeteilt  sei. 

In  1  L  waren  enthalten  mg: 


Feuchtigkeit  2,40  pGt 

Glühverlust  11,17  g 
Chloroformauszug  0,17  g 
Stickstof&abstanz      0,41    g 


Saloppe 

Tolke- 
witz 

Weißer 
Hirsch 

Trockenruckstand 

122,60 

215,60 

184,00 

Gluhyerlust 

25,12 

20,43 

39,00 

Chlor 

10,63 

15,95 

12,41 

Salpetersäure  (N^Os) 

6,60 

17,40 

6,73 

Salpetrige  SSnie 

0,00 

0,00 

0,00 

Geb.  Kohlensäure 

(CO.) 
Schwefelsfiaie  (8O3) 

36,00 

53,00 

0,00 

19,57 

38,45 

64,20 

Xieselsänie  (SiOg) 

7,60 

13,60 

6,30 

Eaik  (CaO) 

30,60 

58,40 

34,00 

Magnesia  (tfgO) 

7,61 

12,61 

8,70 

Ammoniak 

0,00 

0,00 

0,00 

Saaerstoffverbrauch 

2,38 

0,77 

3,23 

Gesamthärte 

4,12'> 

7,500 

4,62 

Das  Wasser  von  «^Weißer  Hirsch»  ist 
demnach  von  dem  sonst  ähnlichen  Dresdner 
Leitungswasser  durch  seuien  größeren  Sulfat- 
gehalt unterBchieden. 

Zahlreiche  Bestimmungen  von  Eisen  und 
Mangan  wurden  ausgeführt^  um  die  Wirk- 
ung einer  Filtration  durch  Holzwolle  und 
Kies  zn  überwachen^  ohne  daß  bis  jetzt  ein 
nennenswerter  Erfolg  zu  verzeichnen  ge- 
wesen wäre. 

Bei  Remigungsversuchen  mit  dem  No- 
woiny^BAea  Röhrenreiniger  wurden 
starke  Ernsten  braunroter  Ausscheidungen 
losgelöst,  weldie  folgende  Zusammensetzung 
besaßen: 


In  100  TeUen  Glührückstand 

waren  ent 

halten: 

Kieselsäure 

3,08  g 

Eisenoxyd  (Fe^O^ 

92,00  g 

Mangan 

0,00  g 

Tonerde  (AlsOs) 

2,80  g 

Kalk  (CaO) 

0,63  g 

Magnesia  (MgO) 

0,10  g 

Schwefelsäure 

0,00  g 

Rest  (Alkalien,  Kohlensäure) 

1,39  g. 

Bei  dem  Fehlen  von  Grenothrix  muß  mit 
Schorler  angenommen  werden,  daß  hier 
Ablagerungen  von  Gallionella  vorlagen. 

Von  den  34  Brunnenwässern  waren 
17  zum  menschlichen  Qenuß  ungeeignet, 
und  auch  die  3  Eesselspeisewässer 
waren  als  unbrauchbar  zu  bezeichnen. 
2  Badewässer  enthielten  0,3364  und 
0,7089  pGt  Kohlensäure. 

Auf  dnem  Quellwasser  bildete  sich  nach 
einigem  Stehen  ein  dünnes  schillerndes  Häut- 
chen, welches  das  Wasser  unappetitlich 
machte.  Die  Untersuchung  ergab  jedoch, 
daß  nicht,  wie  der  Auftraggeber  vermutete, 
eine  Fettschicht,  sondern  eine  Ausscheidung 
von  Zinkoxyd  vorlag,  welche  der  mit  Zink- 
vitriol imprägnierten  Holzverkleidung  ent- 
stammte. 

Ein  Abwasser,  welches  den  Zement- 
beton der  Schleusen  angegriffen  haben 
sollte,  besaß  folgende  Zusammensetzung: 

Reaktion  sauer 

12,0  com  Noimallauge 

0,0 

0,648  pCt 

0,564    > 

0,928    * 


Alkaliverbranoh 

Salpetersäure 

Schwefelsäure 

Kupfersolfat 

Zinksulfat 


Die  Wirkung  war  sonach  durchaus  er- 
klärlich. 

DasAbwasser  einerWollwäscherei, 
welches  eine  trübe,  braungraue  Flüssigkeit 
von  unangenehm  laugenartigem  Geruch  dar- 
stellte, enthielt  in  1  L: 


Trockenrüokstand 
Glühverlast 
Glühnickstand 
Fettsäuren 

Gesamt-Alkali  (Na-COg^ 
Freies  Alkali  (NasCOg) 
Wassernnlösliche  Stoffe 
Sauerstoffverbrauch 


ll,89:g 
6,23  g 
ö,66g 
6,00  g 
5,06  g 
1,49  g 
0,76  g 
0,30  g 


172 


Eb  handelte  sich  also  um  eine  ziemlich 
konzentrierte  Lösung  von  Soda,  Pottasche 
und  Seife  mit  suspendiertem  Fett.  Trotz- 
dem wurde  die  Ableitung  in  einen  kleinen 
Flußlauf  ftlr  unbedenklich  erklärt^  weil  vor- 
her eine  20  fache  Verdünnung  mit  Eondens- 
wasser  stattfand^  und  selbst  die  empfind- 
lichsten Fische,  Forellen,  erst  bei  längerem 
Aufenthalte  in  Ipromille  SodalOsung  ab- 
getötet werden^  während  Schleien  auch  so 
hohe  Gehalte  ohne  Schaden  vertragen. 
Karpfen  sollen  sogar  in  2,4promille  Lösungen 
tagelang  ungeschädigt  bleiben. 

Oeheimmittel. 

Heiltrank.  Eine  Auflösung  von  0,15  g 
Kochsalz  und  0,1  g  Soda  in  100  com 
Wasser. 

Einreibang.  Ueberschichtung  von  Essig- 
ester und  dtlnnem  Zuckerwasser. 

Heilsalbe.  Gelbes  Vaselin.  Diese  3 
Präparate  waren  von  einem  sog.  Homöo- 
pathen zum  Preise  von  75  M.  (!)  an  un- 
bemittelte Kranke  verkauft  worden. 

Hygienisches  Büstenwasser.  Parfüm- 
ierte  alkoholische  Auflösung  von  Borsäure, 
Salicylsäure  und  Glycerin. 

Haarwuchsmittel.  Mit  Thymian  aromat- 
isiertes Gemisch  von  Petroleum  und  Olivenöl. 

Haarwasser  Eau  v^g^tale.  Emulsion 
eines  wässerigen  Pflanzenextraktes  mit 
Schwefelblumen. 

Braun's  Schnupfpulver.  Mentholin  mit 
Borsäure  und  Kaffeesatz. 

Kaiser-Brand- Pulver,  zum  Aufstreuen 
auf  Brandwunden,  enthält  vorwiegend  Linden- 
holzkohle, Weizen-  und  Linsenmehl,  Eichen- 
rinde und  WoUblumen. 

MarteVs  Späth -Liniment  gegen  alle 
denkbaren  Pferdekrankheiten:  Lanolin  mit 
Kampher,  Terpentm,  Ammoniak,  Aloö  und 
11  pCt  metallischem  Quecksilber. 

Fricol,  Einreibung  für  lahme  Pfei'de: 
Kampherspiritus,  flüchtiges  Liniment,  Ter- 
pentinöl, Arnikatinktur. 

Boter  englischer  Blister  (Steven^s  Oint- 
ment),  eine  13  pOt  Quecksilberjodid  ent- 
haltende Spathsalbe. 

Wie  ersichtlich,  mußten  die  meisten  im 
freien  Verkehr  angetroffenen  Mittel  als  den 


Apotheken   vorbehaltene  Zubereitungen  be- 
anstandet werden. 

Technische  Gegenstände. 

Waschpulver  Reform.  Ein  Gemiseh 
von  Soda,  Wasserglas  und  Seife  mit  52,7 
pGt  Natriumkarbonat,  9,17  pCt  Natrium- 
siUkat,  32,2  pCt  Feuchtigkeit  und  3,8  pGt 
Seife^  von  dessen  Ankauf  im  Hinblick  auf 
den  Preis  von  24  Pf.  für  1  kg  abgeraten 
wurde. 

Klebstoff  für  Zigaretten  bestand  in 
einem  Falle  aus  2  Teilen  Dextrin  und 
1  Teil  Wasser.  Ein  anderes  Pdlparat 
amerikanischen  Ursprungs  erwies  sich  als 
ein  Erzeugnis  aus  etwa  21  g  fettarmem 
Kasein  und  3  g  Wachs  mit  6,5  g  Borax 
und  69,5  g  Wasser. 

Siegellack-Ersatz  zum  Ueberziehen  von 
Weinkorken  war  eine  konzentrierte  Lösung 
von  37  g  festem  Natronwasserglas,  2,5  g 
Gummi  ambicum  und  0,5  g  OeÜure  in 
60  g  Wasser. 

Sunil  und  Heureka,  Mittel  zum  Beinigen 
von  Bierleitungen,  stellten  sich  als  8  bezw. 
21proc.  Aetznatronlösungen  heraus.  Also 
alte  Bekannte  mit  neuen  Namen!  Der 
Preis  von  1,00  bezw.  2,50  Mark  für  enie 
Weinflasche  voll  war  als  eine  starise  üeber- 
vorteilung  der  Käufer  zu  bezeichnen. 

Frigorit,  ein  Schutzmittel  für  Kühhröhren, 
erwies  sich  als  eine  filzartige  Masse  von 
Pflanzenfasern,  JuteabfftUen  und  Stroh,  welche 
sich  gegen  Wasser  und  Säuren  ziemlich 
widerstandsfähig  erwies,  von  Alkalien  aber 
leicht  zerstört  wurde. 

Havarierte  Bindshäute.  Auf  mit  Eib- 
kahn verschifften  gesalzenen  Häuten  hatten 
sich  schwarzgrüne  Flecken  gebildet,  welche 
nach  Aussage  der  Empfänger  eme  Ver- 
arbeitung auf  Sohlenleder  ausschlössen  und 
von  ihnen  auf  eine  Einwirkung  von  auf 
Nachbarkähnen  veriadenem  Schwefelkies 
zurückgeführt  wurden.  Die  Feetstellung, 
daß  die  normal  aussehenden  Häute  nur 
0,20  pCt  Eisen  und  1,22  pGt  Schwefelsäure 
in  der  Asche  enthielten,  gegenüber  1  pGt 
Eisen  und  2,3  pGt  Schwefelsäure  bei  den 
beschädigten  Stellen  bestätigte  ihre  Ansicht 
und  mahnt  in  ähnlichen  Fällen  zur  Vonidit 

Sanitor.  Die  Füllung  dieses  neuerdings 
in    vielen    Bedürfnisanstalten    aufgehängten 


173 


sog.  DesinfektioQsapparatfls  besteht  aas  einem 
aromatiBierten  Mineralöle  ohne  irgend  welche 
desinfizierende  Stoffe. 

Zahnplombe,  nach  deren  Einsetzen  starke 
Sehmerzen  aufgetreten  waren,  besaß  die 
übliche  Znsammensetzong  der  billigen  Amal- 
gamplomben :  50,53  pGt  Qneeksilber,  48,98 
pCt  Knpfer  und  0,69  pGt  Zinn.  Der 
Sehmerz  war  möglicherweise  durch  erheb- 
liche, in  der  Zahnhöhlung  befindliche  Jodo- 
formmengen verursacht  worden. 

Zucker-Zigaretten  waren  auswärts  be- 
anstandet worden,  weil  ihre  PapierumhflU- 
ung  mit  einem  Mundstttck  aus  unechtem 
Blattgold  versehen  war.  In  der  Erwägung, 
daß  Kupfer  und  Zink  als  Metallfarben  ffir 
die  Umhüllung  von  Nahrungsmitteln  aus- 
drücklich erlaubt  sind,  daß  femer  der  mini- 
male Gehalt  einer  ^garette  von  2,6  mg 
Kupfer  und  1,1  mg  Zmk  eine  Gesundheits- 
schSdigung  ausgeschlossen  erscheinen  ließ, 
wurde  dieser  Beanstandung,  welche  für  die 
ganze  Zigaretten-Industrie  von  den  bedenk- 
lichsten Folgen  sein  könnte,  nicht  beige- 
treten. 

Blausäure-Vergiftung.  Der  Darm-  und 
Magenmhalt  dner  unter  verdächtigen  Um- 
ständen verstorbenen  Person,  welcher  sich 
in  der  Vorprüfung  als  frei  von  Ferro- 
cyankalium  erwiesen  hatte,  gab  bei  der 
Destillation  mit  Wasserdämpfen  nach  dem 
Zusatz  von  Weinsäure  ein  schwach  nach 
Cyanwasserstoff  riechendes  Destillat.  Ein 
Teil  desselben  wurde  mit  etwas  Natronlauge 
und  Ferrosulfat  versetzt,  bis  zur  teilweisen 
Oxydation  des  Eisenoxyduls  längere  Zeit 
mit  Luft  durchgeschüttelt  und  mit  Salzsäure 
angesäuert.  Ein  sofort  in  reichlicher  Menge 
auftretender  Niederschlag  von  Berlinerblau 
deutete  die  Gegenwart  von  BUiusäure  an. 
In  einem  anderen  Teile  trat  nach  dem  Ein- 
dampfen mit  Natronlauge  und  gelbem 
Schwefelammonium  und  nachherigem  Zusatz 
von  Salzsäure  und  Eisenchlorid  deutlich  die 
rote  Rhodanfärbung  ein.  Die  Menge  der 
so  zweifelsfrei  nachgewiesenen  Blausäure 
wurde  durch  Titration  mit  Silbemitrat  zu 
5,4  mg  HON  ermittelL 


Benzosalin  „Boche"'. 

Das  Benzosalin  ist  der  Methylester  der 
Benzoylsalicylsäure  D.  R.  Patent  Nr.  169  246 
mit  der  chemischen  Formel: 


^6^4 


O-CCOCeHö) 
COOCH3 


Das  Benzosalin  ist  sonach  ein  Salicyl- 
säure-  und  Benzoösäurederivat,  welches  inner- 
lich antiseptisch  whrkt  und  vor  allem  bei 
Darmdesinfektion  und  als  Specifikum  gegen 
Rheumatismus  und  seröse  Gelenkentzündun- 
gen dient.  Bei  Fällen  rheumatischer  wie 
nicht  rheumatischer  Natur  kommt  außerdem 
seine  schmerzstillende  Wirkung  in  betracht. 
Das  Benzoealm  bildet  weiße,  schwach  aroma- 
tisch riechende  und  kaum  schmeAende, 
nadeiförmige  Kristalle,  die  sich  gut  in  Wem- 
geist  und  Benzol,  auch  in  Chloroform,  etwas 
schwerer  in  Aether  lösen.  Im  kalten  Wasser 
ist  Benzosalin  so  gut  wie  unlöslich ;  Schmp. 
85^  C.  Die  wemgeistige  Lösung  mit  Wasser, 
bis  zur  leichten  Opalisierung  verdünnt,  darf 
mit  Eisenchlorid  kerne  violette  Färbung 
(Salicylsäure   oder  Salicylsäureester)   geben. 

Als  ganz  besonderer  Vorzug  des  Benzo- 
salin ist  hervorzuheben,  daß  seine  Spaltung 
im  Magen  nicht  erfolgt,  dagegen  geht  die 
Zersetzung  im  Darm  leicht  und  quantitativ 
vor  sich.  Es  ist  demnach  eme  Belästigung 
oder  Reizung  der  Magenschleimhaut  völlig 
ausgeschlossen. 

Als  Einzelgabe  werden  0,5  bis  1  g  und 
für  den  Tag  3  bis  4  g  verabreicht 

Benzosalin  kommt  nur  in  Tablettenform, 
aus  mikrokristallinischer  Ware  von  F.  Hoff- 
mann 'La  Roche  <&  de,  in  Basel  und 
Grenzach  (Baden)  gefertigt,  in  Röhrchen  mit 
20  Tabletten  zu  je  0,5  g  in  den  Handel. 
Man  nimmt  die  Tabletten  mit  Wasser  ver- 
rührt oder  durekt  und  trinkt  dann  etwas 
Wasser  nach. 


Yerfahren  zur  Darstellung  von  Bornylen- 
dlamln.  D.  R.  P.  160103.  Dr.  P.  Duden  in 
Höchst.  Durch  Reduktion  des  Oxims  des 
Amine-,  IsoDitroso-  oder  Isonitro-Eamphers 
mittels  Natrium  und  Alkohol,  Natrinmamalgam, 
elektrolytischein  Wasserstoff  oder  ähnlichen 
Reduktionsmitteln  und  Extraktion  mittels  Aether 
erhält  man  das  Bomylendiamin  ids  wachsartige, 
wasserlösliche,  bei  246^  siedende  Masse.  ;-iJE]s 
zeigt  bei  Tölliger  üngiftigkeit  stark  antipyretische 
Wirkung.  Ä.  St. 


174 


Ilahrungsmittel-Ohemie. 


Zur  Sal-Methode. 

Von  Dr.  Wendler. 

Jedem,  der  schon  Milchfettuntersnohmigen 
nach  der  acidbatyrometrischen  Methode  von 
Dr.  N,  Oerber  ausgeführt  hat,  wird  nach 
dem  Zentrifagieren  in  den  Bntyrometern  die 
dentliohe  Abhebung  der  bald  waseerkJaren, 
bald  mehr  oder  weniger  gelblich  gefärbten 
Fettsäule  von  der  fast  schwarz  erscheinen- 
den Flüssigkeit  aufgefallen  sein.  Ein  der- 
artiger durch  die  Schwefelsäure  bedingter 
Farbenkontrast  kann  in  dem  Umfange  da, 
wo  an  Stelle  von  Säure  ein  Alkali  tritt 
(also  bei  einer  säurefreien  Milchfettbestimm- 
ungsmethode)  natürlich  so  ohne  weiteres 
nicht  erzielt  werden.  Daher  versuchte  man 
hier  künstlich  nachzuhelfen,  indem  man  zur 
Färbung  der  Fettsäule  seine  Zuflucht  nahm. 

Da  es  sich  für  diesen  Zweck  nur  um 
einen  fettlQslichen  Farbstoff  handein  konnte, 
so  sah  man  sieh  veranlaßt,  denselben  dem 
bei  der  Untersuchung  in  frage  kommenden 
Alkohol  zuzusetzen. 

Es  stellte  sich  hierbei  heraus,  daß  zwar 
die  Abscheidung  des  Fettes  deutlicher  hervor- 
tritt, jedoch  eine  scharfe  Erkennung  des 
Meniskus  zumal  bei  künstlichem  Licht  er- 
schwert wird. 

In  noch  höherem  Maße  macht  sich  dieser 
Uebelstand  hei  Magermilchuntersuchungen 
geltend,  bei  welchen  der  obere  Meniskus  zu 
berücksichtigen  ist. 

Da  bei  der  Sal-Methode  (neues  säure- 
freies Milchfettbestimmungsverfahren  zum 
Patent  angemeldet;  vergl.  auch  Pharm. 
Centralh.  47  [1906],  91)  derartige  niedrige 
Temperaturen  in  Anwendung  kommen,  daß 
von  einer  Earamelisierung  des  Milchzuckers 
kaum  die  Rede  sein  kann,  so  weißt  der 
wässerige  Bestandteil  des  Butyrometerinhaltes 
eine  schwach  gelbgrünliche  Färbung  auf, 
die  sich  von  der  bisweilen  mehr  oder  weniger 
gelblich  gefärbten  Fettschicht  kaum  unter- 
scheiden würde,  wenn  nicht  infolge  der 
Lichtbrechung  die  Trennungsfläche  sich  be- 
merkbar machte. 

Wenn  auch  trotzdem  die  Ablesung  eine 
ungemein  scharfe  ist,  so  bietet  doch  ein 
schärferer   Farbenkontrast  zumal  bei  ktlnst- 


licher  Beleuchtung  hinsichtlich  der  Ablesung 
manche  Vorzüge. 

Nach  mannigfachen  mit  den  verschieden- 
sten Farbstoffen  angestellten  Versnchen  ist 
es  mir  gelungen,  einen  geeigneten  zu  finden, 
der  bei  dner  Rotfärbung  der  wässerigen 
Schicht  das  Fett  unbeeinflußt  in  seiner 
natürlichen  wasserhellen  bis  schwadi  gelb- 
lichen Farbe  schon  von  weitem  deutlich 
sichtbar  hervortreten  läßt. 

Mitteilang  aus  dem  Laboratoriam  von  Dr.  N, 
Oerber^s  Co.  m.  b.  H.  in  Leipzig. 


Anormale  Butter. 

Ueber  eine  Butter  von  ganz  anormaler 
Zusammensetzung  berichtet  K.  Fischer  in 
Bensheim.  Durch  die  Stallprobe  wurde  die 
Unverfälsohtheit  der  Butter  zweifellos  er- 
wiesen, die  ermittelten  Eonstanten  waren 
bei  Trockenfütterung  im  Stall:  Refraktion 
+  3,2,  Reichert 'Meißl'ZM  15,4,  Ver- 
seifungszahl  206,9,  Molekulargewicht  der 
nicbtflüchtigen,  unlöslichen  Fettsäuren  270,7, 
Jodzahl  40,7.  Die  Butter  stammte  aus  der 
Milch  von  4  Kühen  nicht  ganz  reiner 
holländischer  Rasse.  An  Futter  erhielten 
die  Tiere  zusammen  täglich  20  kg  Futter- 
mehl, bestehend  aus  gleichen  Teilen  Erdnuß- 
mehlj  Leinmehl  und  Baumwollsamenmehl. 
Die  Futtermittel  waren  von  normaler  Be- 
schaffenheit und  enthielt  das  Erdnußmehl 
9,56,  das  Leinmehl  7,22  pCt  und  das 
BaumwoUsamenmehl  8,96  pCt  Fett  Neben- 
bei erhielten  die  Kühe  sehr  wenig  Heu  und 
Stroh.  Ganz  auffällig  war,  daß  auch  bei 
längerem  Weidegang  die  so  gänzlich  ab- 
weichende Zusammensetzung  der  Butter 
zwar  sich  merklich  besserte,  aber  doch  kein 
völlig  normales  Bild  zeigte.  Nach  5  Wochen 
Grünfütterung  gab  Butter  aus  der  Milch 
von  den  gleichen  Kühen  folgende  Kon- 
stanten :  Refraktion  +  3,7,  Reichert-Meißl- 
Zahl  22,2,  Polenske-Zahl  1,2,  Verseifungs- 
zahl  212,4,  mittleres  Molekulargewicht  267,0, 
Jodzahi  46,3,  Schmelzpunkt  36^,  Erstarrungs- 
punkt 22,6^.  Die  Kühe  waren  dabei  völlig 
gesund  und  nirgends  fanden  sich  Anhalts- 
punkte, um  dies  seltsame  Verhalten  der 
Butter  aufzuklären. 


175 


In  letzter  Zeit  ist  wiederholt  von  solcher 
abweichende  Konstanten  zeigender  Butter 
die  Rede  gewesen.  (Der  Berichterstatter 
mOehte  nicht  verfehlen  daran!  hinzuweisen, 
wie  weittragende  Folgen  es  haben  würde, 
wollte  man  hieraus  voreilige  Schlfisse  ziehen 
und  die  festen  bestehenden  Grundsätze  ffir 
die  Beurteilung  der  Marktbutter  ins  Wanken 
geraten  lassen.  Man  muß  sich  stets  ver- 
gegenwärtigen, wie  vereinzelt  derartige  F&Ue 
sind,  wie  nie  stetB  nur  kleine  Buttennengen 
betreffen  können  und  welche  Folgen  ent- 
stehen würden,  wenn  man  diese  Ausnahmen 
verallgememem  wollte.  Wir  müssen  im 
Handel  durchaus  eine  Butter  von  normaler 
Zusammensetzung  verlangen,  wo  sie  nicht 
angetroffen  wird,  hat  der  Verkäufer  durch 
die  Stallprobe  die  Echtheit  seines  Produktes 
zu  erweisen  oder  muß  sich  die  Beanstandung 
gefaUen  lassen.)  ^del. 

Ztsehr.  f,  Unters,  d.  Nähr,-  u,    Oenußmittel 
1906,  10,  335. 


Für  die  Bestimmung 
des  Gerbstoffgehaltes  im  Wein 

empfiehlt  Krämsky  die  Fällung  mit  Zink- 
Sulfat  nach  folgender  Methode:  50  ccm 
Rotwein  oder  100  ccm  Weißwein  werden 
mit  Ammoniak  schwach  alkalisch  gemacht, 
erwärmt  und  mit  20  ccm  einer  ammoniakai- 
isehen  Zinksulfatlösung  versetzt.  Nach  der 
Abscheidung  des  Zinktannates  wird  die 
Flüssigkeit  auf  300  ccm  aufgefüllt,  stehen 
gelassen  und  nach  dem  Absetzen  erst  mehr- 
mals dekantiert  und  zuletzt  entweder  durch 
einen  OoocA-Tiegel  oder  ein  gewogenes 
Filter  abfiltriert,  mit  heißem  schwach  ammon- 
iakalischen  Wasser  ausgewaschen  und  bis 
zum  gleichbleibenden  Gewicht  getrocknet. 
Darauf  wird  der  Niederschlag  verascht  und 
geglüht  Die  Gewichtsdifferenz  zwischen 
getrocknetem  und  geglühtem  Niederschlag 
ist  gleich  der  vorhandenen  Menge  Gerbstoff. 
Die  für  diese  Methode  nötige  Zinksulfat- 
lösung wird  dargestellt  durch  Lösen  von 
25  g  reinem  Zinksulfat  in  Wasser,  Versetzen 
der  Lösung  mit  Ammoniakflüssigkeit  bis  der 
anfangs  gebildete  Niederschlag  wieder  gelöst 
ist^  Zusatz  von  weiteren  300  ccm  Ammoniak- 
flüssigkeit und  Verdünnen  mit  Wasser  auf 
1  Liter.  Die  Vorteile  der  Methode  bestehen 
nach  Angabe  des  Verf.  und  nach  den  bei- 


gefügten BeleganaljTsen  darin,  daß  ammon- 
iakalische  Zinksnlfatlösung  den  Gerbstoff  aus 
reinen  Gerbstofflösungen  vollständig  aus- 
scheidet und  die  hierbei  gefundenen  Werte 
mit  den  nach  der  Neubauer- Löwenthal- 
sehen  Methode  erhaltenen  Werten  überein- 
stimmen, daß  weiter  die  normalen  Bestand- 
teile des  Weines  keinen  Einfluß  auf  die 
fUlung  des  Zinktannates  haben  und  daß 
der  Farbstoff  des  Weines  durch  ammoniakal- 

ische  Zinksnlfatlösung  nicht  gefällt  wird. 
Ztsehr.  f.  anal.  Chem.  1905,  776.       J.  K. 


Ueber  die  Aufaahme  von  Blei 
dm'ch  Speisen  bei  Verwendmig 
schlecht  glasierter  Tongeschirre 

hat  Schynidinger  erneut  Versuche  ange- 
stellt Zu  diesem  Zweck  wurde  in  einem 
Wiener  Laden  eine  Anzahl  billiger  Ton- 
geschirre gekauft  und  mit  Wasser  sorgfältig 
ausgespült.  In  einigen  derselben  wurden 
dann  Speisen  in  üblicher  Weise  zubereitet^ 
in  anderen  wurden  als  Getränke  diienende 
Flüssigkeiten  einige  Zeit  aufbewahrt  Von 
diesen  Speisen  und  Getränken  wurden  dann 
nach  vorherigem  Durchmischen  gewogene 
Mengen  untersucht,  und  zwar  derart,  daß 
die  störenden  organischen  Substanzen  durch 
Behandein  mit  Salzsäure  und  Ealiumchlorat 
in  einer  Porzellanschale  zerstört  wurden, 
worauf  das  in  Lösung  befindliche  Blei  mit 
Schwefelwasserstoff  abgeschieden  und  als 
Sulfat  zur  Wägung  gebracht  wurde.  Die 
Versuche  lehrten,  daß  auch  bei  der  gewöhn- 
lichen küchenmäßigen  Behandlung  schlecht 
glasierte  Gefäße  Blei  an  Speisen  abgeben 
und  zwar  unter  Umständen  in  nicht  unbe- 
trächtlichen Meugen,  andererseits  aber  auch, 
daß  das  Verhalten  der  Glasuren  gegenüber 
sauren  Speisen  und  Getränken  dem  der 
4proc.  Essigsäure  ganz  ähnlich  ist.  J.  K. 
Ztsehr.  d.  Allgem.  österr.Äpoth,-  Ver,  1905,678. 


Fnrfurol  ist  nach  den  UntersuchungeD  von 
Nishixaki  in  Bier  und  Sake  (Reisbier  der 
Japaner)  enthalten.  Der  Verf.  konnte  diesen 
Stoff  in  jedem  Sake  und  in  längere  Zeit  aufbewahr- 
tem Bier  nachweisen.  £r  glaubt,  daß  das  Furforol 
von  der  Zersetzung  der  in  den  Getränken  vorhan- 
denen Pentose  herstammt.  Er  fand,  daß  es  bei  der 
Furfurolbestimmung  nach  der  Methode  Yon 
Beim  dorchaos  notwendig  ist,  vor  der  Destillation 
die  freie  Säure  genau  abzusättigen.         J.  K. 

Jou/m.   of  the  Pharm.  Soc.   of  Japan^ 
November  1905. 


176 


Der  Nachweis 

von  Speckstein  und  Farbstoffen 

in  Graupen  und  Beis. 

AIb  wenig  harmlos  faßt  von  Raumer  das 
Polieren  des  Rdses  mit  Speckstein  auf. 
Nicht  wie  die  Reismühlen  angeben^  um  die 
Ware  zu  polieren  und  hierbei  an  Kraft  eu 
sparen  und  gleichzeitig  die  Milben,  denen 
die  glatte  Oberfläche  mehr  Widerstand  ent* 
gegensetzty  fem  zu  halten,  geschieht  der 
Zusatz  von  Speckstein,  sondern  um  der 
Ware  den  Anschein  einer  besseren  Be- 
schaffenheit zu  erteilen.  Der  Speckstein 
dient  nach  dem  Verf.  dazu,  um  mit  seiner 
Hilfe  und  unter  Zusatz  von  Sirup  einen 
blauen  Farbstoff  auf  die  Oberfläche  des 
Reises  zu  bringen,  der  diesen  weißer  er- 
Schemen  lä4it  van  Baumer  fand  unter 
53  Reisproben  40  mit  Speckstem  polierte, 
von  denen  wiederum  25  gleichzeitig  mit 
blauer  Farbe  behandelt  waren.  Den  Surup- 
zusatz  erkennt  man  am  süßen  Geschmack 
des  Reises  und  an  dem  Verhalten  der 
wässerigen  filtrierten  Ausschüttelung  gegen 
Fehling^wäie  L^toung.  Farbstoffe  und  Speck- 
stein lassen  sich  leicht  mit  Chloroform  nach 
Förster  abtrennen  und  unter  dem  Mikro- 
skop der  kryptokristallinische  Speckstein  sich 


vom  schuppenfOrmig  kristallisierten  unter- 
scheiden. Ultramarin  und  Berlinerblau  fallen 
als  blaue  Pünktchen  auf. 

Für  die  quantitative  Bestimmung  macht 
Verf.  darauf  aufmerksam,  daß  die  Anwend- 
ung der  jPbr^^^'schen  Methode,  welche  den 
Reis  veraschen  läßt  und  aus  der  in  der 
Asche  ermittelten  Magnesia  auf  den  Speck- 
steingehalt schließt,  geradezu  falsche  Er- 
gebnisse liefert,  da  die  in  den  Gerealien 
selbst  enthaltenen  Magnesiamengen  fälschlich 
als  Speckstein  mit  bestimmt  werden,  der 
hierdurch  entstehende  Fehler  beträgt  nach 
Versuchen  des  Verfassers  ungefähr  0,5  pGt 
zuviel. 

Verfasser  tritt  daher  dafür  ein,  dafi  zur 
Bestimmung  des  Specksteins  die  fraglidien 
Graupen  oder  der  Reis  dreimal  mit  Chloro- 
form ausgeschüttelt,  das  Chloroform  ver- 
jagt und  der  Rückstand  geglüht  und  ge- 
wogen werde.  Dieser  ist  direkt  Speckstein : 
H2Mg3Si40i2>  Da,  wo  Shrup  verwandt 
wurde,  üt  die  Ausschüttelung  mit  Wasser, 
wie  sie  zuerst  von  Haupt,  später  von 
Eefelmann  vorgeschlagen  wurde,  vorzu- 
ziehen. 


Ztsehr,  f  Unters,  d.  Nähr.-  u.  Oenußm.  1905, 
10,  744. 


Pharmakognostische  Mitteilungen« 


Zwei 

neue  Kautsohukpflanzen  auf 

Madagaskar 

beschreibt  Jumelle  (Chem.-Ztg.  1905,  Rep. 
233).  Der  Pirahazo  gehört  zu  den  Eu- 
phorbiecn  und  liefert  einen  Kautschuk  von 
guter  Mittelqualität,  der  nach  emer  von 
Michelm  ausgeffihjlen  Analjrse  1,03  pCt 
Asche,  0,70  pGt  Feuchtigkeit,  9,34  pa 
acetonlösliche  Harze  und  88,93  pCt  Kaut- 
schuk enthielt  Das  Waschmuster  war  von 
ziemlich  heller  Farbe.  Der  Pirahazo- 
kautsohuk  ist  reich  an  ätherlOslichen 
Kautschukkohlenwasserstoffen,  ist  also  wenig 
sauerstoffhaltig.  Um  eine  vollständige  Ab- 
scheidung des  Kautschuks  aus  der  Milch  zu 
erreichen,  muß   eine   ziemlich  große  Menge 


von  Schwefelsäure  oder  Alkohol  angewendet 
werden.  Leider  vermischen  die  Eingeborenen 
teils  aus  botanischer  Unkenntnis,  teils  aus 
Gewinnsucht  den  Pirahazosaft  mit  den 
Milchsäften  anderer  Euphorbieen,  die  dem 
Pirahazo  sehr  ähneln.  Infolge  dieser  Ve^ 
fälschungen  ist  aber  der  Preis  des  Pirahazo 
auf  dem  Markte  zu  Soalala  erheblich  zurück- 
gegangen. Die  zweite  Pflanze,  der  Va- 
himainty,  wu^  bereits  seit  einiger  Zeit 
zur  regelrechten  Kautschukgewinnung  be- 
nutzt, ist  aber  erst  jetzt  im  botanischen 
Museum  zu  Kew  als  zu  den  Seeamoneen 
gehörig  näher  bestimmt  worden.  Audi 
dieser  Kautschuk  soll  eine  gute  Mittel- 
qualität sein.  — A«. 


177 


Mistel-Eautscbuk 

wird  nach  O.  Fendler  (Ghem.-Ztg.  1906, 
Rep.  13)  von  Misteln  gewonnen,  die  in 
Venezuela  anf  den  Sohattenbäumen  der 
Eaffeepflanzungen  waehsen  und  in  ihren 
Früchten  betrftehtliche  Mengen  von  Kaut- 
schuk enthalten,  der  auch  verhältnism&ßig 
leidit  auf  meohaniaehem  Wege  gewonnen 
werden  kann.  Außer  Kautschuk  enthalten 
die  Frfiehte,  Tinao,  große  Mengen  von 
Färb-  und  Gerbstoff.  Aus  den  Früchten 
löste  Petroiather  20,30  pGt,  darunter  8,95 
pCt  durch  Alkohol  f&llbare  Kautschuksub- 
stanz, ll,:i5  pGt  Harz.  Benzol  löst  21,44 
pCt,  davon  10,09  pOt  durch  Alkohol  fäll- 
bar^ Tetrachlorkohlenstoff  löst  26,37  pGt, 
wovon  15,2  pCt  durch  Alkohol  fällbar  sind. 
Also  und  in  den  Früchten  ungefähr  15  pCt 
KantschukBubstanz  und  11  pCt  Harz  ent- 
halten. Von  dem  rohen  Kautschuk  waren 
17,12  pGt  in  Petroiather  unlöslich,  82,88 
pCt  löslich  und  darin  52,18  pCt  durch  Al- 
kohol fällbare  Kautschuksubstanz.  Das 
Harz  betrug  30,70  pCt;  es  ist  durch  den 
in  den  Früchten  enthaltenen  Farbstoff  tief- 
rot gefärbt 

Hierzu  bemerkt  der  Referent  der  Chemiker- 
Zeitung,  daß  nur  die  Analysen  des  ge- 
waschenen und  getrockneten  Kautschuks 
Zweck  hätten.  Bei  der  Berechnung  des  Ver- 
hältnisses von  Kautschuk  zu  Harz  findet 
man  m  den  Früchten  1,3,  bei  dem  rohen 
Kautschuk  1,7.  Referent  fand  bei  den 
gleidien  gereinigten  Kautschukproben  das 
Verhältnis  ^ößer  als  1,7,  bei  gut  garemig- 
ten  Proben  bis  zu  1,9.  Das  Verhältnis  ist 
aber  ungünstiger  als  beim  Ouayule,  weshalb 
es  auch  gelingt,  den  Tinaokautschuk  im 
eigenen  Harze  zu  schmelzen  und  so  eine 
mechanische  Trennung  voa  den  Pflanzen- 
resten  zu  bewirken.  (Vergl.  auch  Pharm. 
Centralh.  47  [1906),  133.)  ^^he. 


Zur  FeststeUiing  der  Quellungs- 
i&higkeit  der  Eautschukarten 

bat  R.  Ditmar  (Ohem.-Ztg.  1905,  Rep. 
234)  je  1  g  bei  15^  C  mit  75  ccm 
Schwefelkohlenstoff  Übergossen,  10  Minuten 
mit  der  Masdiine  geschüttelt,  5  ccm  der 
Lösung  in  ein  Wägegläsohen  abpipettiert, 
wieder  10  Minuten  geschüttelt,   5  ccm  ent- 


nommen und  so  fort  Das  in  Lösung  Ge- 
gangene wurde  nach  dem  Abdunsten  und 
Trocknen  gewogen  und  ohne  Berücksichtig- 
ung, daß  durch  das  Abpipettieren  das  Ver- 
hältnis des  Lösungsmittels  zum  gelösten 
Präparate  verändert  wurde,  die  mit  20  multi- 
plizierten Gewichte  der  von  je  5  ccm  er- 
haltenen Trockenrückstände  als  «Procente» 
bezeichnet  und  graphisch  in  QueUungskurven 
eingetragen.  Aus  den  üntersuohungen  wird 
gesdilossen,  daß  trockener  Rohparä  schwerer 
quillt,  als  Reindimethyloktadien  und  viel 
leichter  als  entharzter  Parä.  Feuchter  Parä 
bildet  eine  Emulsion,  die  nach  einiger  Zeit 
nicht  weiter  abquillt  Dasselbe  gilt  von 
feuchtem  mastizierten  (durch  Walzen  unter 
Erwärmung  in  mastixähnliche  Form  ge- 
brachter) Parä.  Verschiedene  entharzte 
Kautschuksorten  sind  je  nach  ihrer  Poly- 
merisationsstufe verschieden  quellbar.  Je 
mehr  Harz  ein  Kautschuk  enthält,  desto 
leichter  ist  er  in  Schwefelkohlenstoff  qnell- 
bar.  Mastizierter  Kautschuk  quillt  rascher 
als  trockener  Rohparä.  Reindimethyloktadien 
quillt  leichter  als  mastizierter,  trockener  Parä. 
Bewegung  erhöht  die  Quellung,  Wärme  be- 
günstigt das  Aufquellen,  verzögert  aber  das 
Abquellen.  Die  Versuche  wurden  auch  mit 
anderen  Lösungsmitteln,  Benzol,  Aether, 
Ohloroform,  Toluol,  Tetrachlorkohlenstoff 
und  Petroiather  vom  Siedepunkt  43  bis  48^  C 
wiederholt  Verfasser  hält  es  für  fraglich, 
ob  nicht  der  Sauerstoff  in  mit  Aceton  ent- 
harztem KautBehuk  von  acetonunlöslichen 
Harzen  herrühre.  —hs. 


Die  Blätter  von  Amm  maenlatom  und 
Paris  quadrifoUa  zeigen  bei  der  mikroskop- 
ischen Untersuchung  des  groben  Pulvers  folgende 
Merkmale :  Beiden  gemeinsam  ist,  was  besonders 
betont  werden  muß,  das  Vorkommen  von  Oxa- 
latraphlden,  die  vollständige  Ealüheit,  sowie  der 
zarte,  aus  Nerven  höherer  Ordnung  gebildete 
zweite  Randnerv.  Als  wichtige  Unterschiede 
sind  anzuführen,  da£  das  Blatt  von  Arum  deut- 
lich bifacial  gebaut  ist,  das  von  Paris  zentrisch. 
Die  Epidermiszeilen  von  Paris  sind  beiderseits 
stark  buchtig,  bei  Arum  geradlinig*  polygonal. 
Die  Spaltöffnungen  bei  Arum  haben  jederseits 
eine  Nebenzelle,  denjenigen  von  Paris  fehlen 
solche.  (Original-Arbeit  von  Dr.  P.  Bohny  in 
Zürich.)  P.  Ä 

Sefnoew.  Woehensehr.  f,  Giern,  u.  Pharm, 
1906,  96. 


178 


Therapeutisohe  MitteiluiiBeii. 


Bei  der  Jodbehandlung 

spielt  immer  noch  das  Jodkalium  innerlich 
genommen  die  Hauptrolle,  und  es  wird  oft 
in  großen  Gaben  und  lange  Zeit  vertragen. 
Es  gibt  jedoch  Fälle,  die  auf  Jodkalium 
entweder  gar  nicht  reagieren,  oder  die  so- 
fort mit  emem  bedenklichen  Jodismus,  mit 
Herzbeschwerden,  Pulsbeschleunigung,  Ap- 
petitlosigkeit, Erbrechen  u.  ä.  antworten, 
daß  man  wohl  oder  übel  nach  einem  Ersatz- 
mittel suchen  muß,  oder  man  kommt  in  die 
Lage,  vom  Jod  die  größtmöglichen  Gaben 
hintereinander  zu  geben  oder  die  Verteilung 
des  Jods  so  allmählich  im  Körper  vor  sich 
gehen  zu  lassen,  daß  keinerlei  Reizerschein- 
ungen und  dergl.  auftreten.  Will  man  also 
einer  beständigen,  gleichmäßigen,  gewisser- 
maßen nacbsickemden  Jodwirkung  sicher 
sein,  so  ist  das  Jedipin  {E.  Merck  in 
Darmstadt)  am  Platze.  Dasselbe  ist  eine 
klare,  hellbräunlichgelbe  Fltlssigkeit  mit  ent- 
weder 10  oder  25  pCt  Jodgehalt.  Das 
letztere  dient  zu  Einspritzungen  unter  die 
Haut  (8  bis  15  ccm  auf  einmal  mit  der 
Serumspritze!)  und  das  erstere  wird  am 
besten  mit  einem  geschmackverbessemden 
Mittel  (z.  B.  Pfefferminzpastillen)  eßlöffel- 
bis  kinderlöffelweise  eingenommen.  Viel- 
leicht ist  diese  letztere  Darreichungsform  bei 
geschwungen  Entzündungen  im  Munde, 
Rachen  oder  Kehlkopf  von  guter  Hilfswlrk* 
ung,  wie  neuerdings  Benno  Steuner  m 
Jassy  hervorhebt ;  überhaupt  für  syphilitische 
Hauterkrankungen  (Schuppenflechte,  Gummi- 
knoten) ist  das  Jodipin  von  einschlägiger 
Wirkung,  ebenso  wie  es  andererseits  bei 
nervösen  Erscheinungen  der  Syphilis  (Hirn- 
lähmung,  Nervenentzündung,  Rückenmarks- 
blutungen usw.)  nie  außer  Acht  gelassen 
werden  darf,  denn  seine  Wu-kung  ist 
chronisch  und  schleichend,  wie  es  gerade 
bei  solchen  schleichend  entstandenen  und 
schleichend  vergehenden  Schädigungen  am 
Platze  ist.  und  dann  gibt  es  FäUe,  wo 
das  Jodipin  die  Jodgaben  —  vielleicht  noch 
neben  Jodkalium  innerlich  —  recht  hoch 
darzureichen  zuläßt,  um  nun  möglichst  er- 
folgreich den  weitgehenden  syphilitischen 
Geschwürbüdungen  oder  den  Folgen  nach 
Schlaganfällen    u.   ä.    zu    begegnen.     Dies 


bringt  auch  Pierre  Chapuis  in  seiner 
Inaugural-Dissertation  (Lausanne  1904)  zur 
Geltung.  Ä.  Rn. 

Ueber  ürogosan, 

em  neues  beruhigendes  Blasenantisep- 
tikum,  berichtete  8.  Boß.  Schon  vom 
hmteren  Teile  der  Harnröhre  und  nament- 
lich von  der  Blase  ab  macht  sich  bei  jeder 
gonorrhoischen  Entzündung  die  Mischinfektion 
geltend,  die  schließlich  die  Wirkung  des 
Gonokokkus  in  den  Hintergrund  treten  läßt 
oder  ihm  die  weiteren  Wege  bahnt.  Jeden- 
falls muß  man  gerade  dieser  Mischinfektion 
mit  inneren  Mitteln  energischer,  aber  nicht 
gerade  reizender  Art  beizukommen  suchen, 
und  man  muß  ein  Blasenantiseptlkum  haben, 
das  zugleich  auch  die  subjektiven  Beschwer- 
den der  Dysurie  zu  beseitigen  im  stände 
ist  Als  em  sowohl  energisches  als  auch 
schmerzstiUendes  Blasenantiseptikum  erwies 
sich  in  den  Boß'sdien  Fällen  das  von  ihm 
erfundene  Ürogosan,  eine  Verbindung  von 
Hezamethylentetramin  und  Gonosan,  welche 
von  der  chemischen  Fabrik  J,  D,  Riedel 
in  Berlin  hergestellt  wird  und  m  Gelatine- 
kapseln in  den  Handel  kommt. 

Das  Ürogosan  bewährte  üch  als  Dea- 
inficieus  bei  den  gonorrhoischen  Entzünd- 
ungen der  hinteren  Harnröhre  und  der 
Blase,  femer  aber  auch  bei  allen  bakteriellen 
Erkrankungen  der  Hamwege,  also  der  Harn- 
röhre, der  Blase  und  des  Nierenbeckens, 
so  z.  B.  auch  bei  Blasenentzündungen  in- 
folge von  Strikturen  und  infolge  von  Hyper- 
trophie der  Prostata.  Es  werden  vom 
Ürogosan  täglich  8  bis  10  Kapseln  gegeben, 
und  zwar  jedesmal  zwei  nach  der  Mahl- 
zeit, so  daß  pro  die  2,4  bis  3,0  g  Gono- 
san und  1,5  g  Hezamethylentetramin  — 
denn  jede  Kapsel  enthält  0,3  g  Gonosan 
und  0,15  g  Hexamethylentetramm  —  ge- 
nommen werden.  Diese  Gabe  ist  zur  Er- 
zielung  eines  vollen  Erfolges  ausreichend,  da 
größere  Gaben  Hexamethylentetramin  leicht 
Blasenreizung  erzeugen  können.      A,  Rn, 

Med.  Klinik  1905,  Nr.  47. 


170 


Photogpaphisohe  Mitteilungen, 


Porträts  in  Büstenform. 

Diese  Art  der  BildniB-Photographie  ist  dem 
Amatenr  besonders  zn  empfehlen,  denn  er 
erzielt  eine  recht  originelle  Wirkung  ohne 
sonderliehe  Vorriehtongen.  Man  hat  nur 
nötig,  dnen  vollständig  schwarzen  Hinter- 
grand zu  sdiaffen.  Schwarzes  Papier  ist 
nicht  empfehlenswert,  selbst  wenn  es  voll- 
ständig glatt  liegt;  am  besten  eignet  sich 
schwarzer  Sammet  oder  Plflsch,  den  man 
oben  und  unten  mit  Zflgen  versiebt,  die  in 
^  Eisenstangen  eingeschoben  werden. 

Ungefähr  1  Meter  von  diesem  schwarzen 
Hintergrund  entfernt,  stellt  man  dnen 
Hsdi  mit  einem  BQstensockel  auf  und 
plaziert  die  aufzunehmende  Person  derart 
dahinter,  daß  mne  volle  Bflstenform  erscheint 
Um  eine  möglichst  plastische  Wirkung  zu 
erzielen  ist  empfehlenswert,  die  Kleidung 
hell  zu  wählen,  fflr  Damen-Porträts  eignen 
sich  am  besten  weiUe  Blusen,  wodurch  auch 
der  Charakter  einer  Steinbttste  besser  ge- 
wahrt wird.  Selbstverständlich  muß  alles, 
was  bei  der  Aufnahme  Aber  die  BQstenform 
hinaus  auf  die  Platte  gekommen  ist,  von 
geschickter  Hand  wegretouchiert  werden. 
Man  kopiert  das  BUd  außerdem  vorteilhaft 
mit  emer  ovalen  Deckmaske.  Bm 


Zum  Gebrauch  werden  mit  100  ocm 
Wasser  5  com  Lösung  I,  5  com  Lösung  II 
und  1  ccm  Lösung  HI  gemischt  Die 
Wassermenge  muß  bei  starker  Belichtung 
entsprechend,  event  bis  zu  500  ccm  ver- 
mehrt werden.  Nach  dem  Entwickeln  sind 
die  Bilder  in  tlblicher  Weise  hmreichend 
lange  im  sauren  Fixierbad  zu  fixieren. 


Bromsilberpapiere  von  geringer 


Um  bei  solchen  gute  Resultate  zu  er- 
zielen, empfehlen  Monton  <Sb  Pelitot  in 
cPhoto  Revue>  (1905,  143)  folgende  Me- 
thode: Die  Belichtung  erfolgt  in  einer 
Entfernung  von  50  cm  vom  Eopierrahmen 
mittels  Magnesramband,  von  welchem  je 
nadi  der  Dichtigkeit  des  Negativs  wenige 
Zentimeter  bis  zu  Y4  Meter  verbrannt  wer- 
den. Der  Entwickle  ist  der  schwächeren 
oder  st&rkeren  lichtwirkung  entsprechend 
abzustinimen,  am  besten  verwendet  man 
gebrauchte  Entwickler.  Folgende  Entwickler- 
Vorschrift  soll  besonders  empfehlenswert 
sein:  Lösung  I:  5  g  Hydrodiinon,  15  g 
Etkonogen,  75  g  Natriumsulfit  (wasserfrei) 
und  1000  ccm  destill.  Wasser;  Lösung II: 
Natriumkarbonat  in  gesftttigter  Lösung; 
Lösung  ni:  Kaliumbromid  in  10  proc 
Lösung. 


Bm. 

Belichtungszeit  im  feuchten 
Tropenklima. 

Dr.  H.  Hirschi  schreibt  hierüber  in 
«Builetm  Photoglob>  1905,  12:  Die  Ex- 
positionsdauer ist  in  den  Tropen  eme  sehr 
wechselvolle  und  hängt  ganz  besonders  von 
dem  Konservierungszustand  der  Platte  ab. 
Es  ist  gleich  hervorzuheben,  daß  die  große 
Feuchtigkeit  die  Empfindlichkeit  der  Platten 
innerhalb  kurzer  Zeit  sehr  verringern  kann, 
so  daS  die  Expositionsdauer  unter  umständen 
einige  Male  länger  gewählt  werden  muß, 
als  die  aus  dem  Empfindlichkeitsgrad  der 
Platte  abzuleitende.  Da  in  den  Tropen, 
wo  unter  ungünstigen  Verhältnissen  ent- 
wickelt werden  muß,  aus  unterexponierten 
Platten  meist  nichts  wird,  kann  eine  reich- 
liche, ja  sogar  zu  reichliche  Exposition  nicht 
genug  empfohlen  werden.  Bm. 


Schutzmittel  für  kolorierte 
Vergröflerungen. 

Die  gewöhnlichen  Fixative  eignen  sich 
nicht  gut  für  die  mit  Kreide  oder  Pastell- 
Farben  überarbeiteten  Vergrößerungen.  Man 
erzielt  aber  einen  guten  Schutz  mit  folgen- 
der Mischung,  die  nicht  fleckig  und  glänzend 
auftrocknet:  Amylacetat  160  com,  Gelluloid 
2  g.  Durch  kräftiges  Umschütteln  befördert 
man  die  Lösung  und  läßt  die  Mischung  vor 
Gebrauch  längere  Zeit  ruhig  stehen.  Un- 
brauchbare Celluloid-Fihns,  von  denen  man 
die  Emulsionsschicht  entfernt  hat,  lassen  sich 
sehr  gut  hierfür  verwenden.  /m. 


Ankopierte  Celloidlnbilder  werden  am  ein- 
fachsten in  einem  Entwickler  aus  l  Teil 
100  proc.  NatriumacetaÜösung  und  15  Teilen 
konzentrierter  GaUussänrelösung  entwickelt. 

Bm, 


180 


Verschiedene  Mitteilungen. 


Bei  der  Korrosion  metalliBCher 

Antiquitäten 

spielt  naeh  den  Untersaohiingen  von  Krefting, 
über  die  John  Sebelien  (Gbem.-Ztg.  1906; 
56)  berichtet;  die  Gegenwart  von  Chloriden; 
namentlich  CUomatrinm;  eine  große  Rolle. 
Wenn  man  Metalle  als  FeUspäne  mit  Koch- 
salz mischt  nnd  anter  einer  Glasglocke 
dampfgesättigter  Lnft  aussetzt;  so  zeigen 
Aluminium;  Zinn  und  Nickel  eine  besondere 
Widerstandsfähigkeit;  während  andere,  na- 
mentlich Kupfer;  das  doch  unter  gewöhn- 
lichen Umständen  ziemlich  dauerhaft  ist; 
bald  ganz  zerstört  werden.  Auch  Eisen 
wird  bei  Gegenwart  von  Kodisabs  viel  hef- 
tiger angegriffen  als  sonst  Die  Wirkung 
beruht  nicht  auf  der  wasseranaehenden 
Kraft  des  Kochsalzes;  da  nur  mit  Wasser 
benetzte  Kupferfeilspäne  sich  in  derselben 
Zeit  haltbar  zeigen.  Die  Wirkung  kann 
einerseits  darauf  beruhen;  daß  eine  geringe 
Menge  von  durch  die  Atmosphärilien  gebildeten 
Metiülozyden  mit  dem  Alkalichlorid  in 
Wechselwirkung  tritt  und  daß  das  so  ge- 
bildete Metallchlorid  auf  das  unangegriffene 
Metall  weiter  wirkt: 

Cu  +  CuCl2  =  Cu20l2 

CugCla  +  H2O+  0  =  OuGla  -f  Cu(0H)2. 

Es  kann  aber  auch  das  Metall  direkt  von 
der  Lösung  eines  Neutralsalzes  korrodiert/ 
werden;  wenn  das  letztere^  wie  das  Koch- 
salz; stark  dissoziierbar  ist  So  hat  Krefting 
gezeigt;  daß  sich  Eisen  in  alkalischen  Flflssig- 
keiten  und  Lösungen  vcm  alkalisch  reagieren- 
den Salzen  wie  Natriumphosphat  und  Borax 


beliebig  lange  blank  erhält  Setzt  man  aber 
ein  wenig  Ghlomatrium  zU;  so  überzieht 
sich  das  Eisen  sehr  rasch  mit  «ner  grünen 
Schicht  von  Eisenphosphat  Ebenso  hält 
sich  Eisen  in  einer  ausgekochten  reinen 
Lösung  von  Ferricyankalium  unverändert; 
bedeckt  sich  aber  sofort  mit  einem  blauen 
Niederschlage;  wenn  ausgekochte  Kochsalz- 
lösung zugesetzt  wuxl. 

Zur  Remigung  eiserner  Gegenstände  ver- 
fuhr Rrefting  in  der  Weise;  daß  er  an 
einigen  Stellen  der  mit  dickem  Roste  be- 
deckten Sachen  das  Metall  mit  der  Feile 
bloßlegte;  bandförmige  Zinkstreifen  darum 
wickelte;  die  mit  den  blanken  Stellen  in 
direkter  Berührung  standen;  und  das  Ganze 
in  5proc  Natronlauge  einstellte.  Nach 
höchstens  24  Stunden  war  die  ganze  Rost- 
schicht losgelöst  und  zu  Boden  gefallen. 
Dann  wurden  die  Gegenstände  mit  Wasser, 
hierauf  mit  Alkohol  abgespült;  getrocknet  und 
mit  einer  Lösung  von  Paraffin  in  Petroleum 
überzogen. —he. 

Deutsche   Pharmazeutische   Oesellsohaft. 

TagesordnuDg  für  die  Donnerstag,  1.  März 
1906,  im  Restaurant  «Zum  Heidelberger», 
Beriin  NW.,  Dorotheenstraße  stattfindende 
Sitzung. 

Herr  Professor  Dr.  R,  PjcÄorr-Berlin:  Ueber 
die  EonstitutioD  des  Morphins. 

Demonstrationen  neuer  Laboratoriumsappaiate : 
a)  die  «Sal>-Methode  zur  Fettbestimmung  der 
Milch;  b)  eine  neue  Stativplatte  für  Labora- 
toriumszweoke  mit  sohlittenartigen  lusschDitten; 
0)  eine  nene  wechselseitige  Antriebsvorrichtung 
für  Rubrer.  Demonstriert  von  Herrn  Pmd 
Wieske.  d)  Ein  neuer  Sohüttelscfhießofen.  De- 
monstrieit  von  Herrn  F^fessor  Thoms, 


Briefwechsel. 


H.  M.  in  Gl.  Unter  (Tons'scbes  Zündsalz 
versteht  man  das  in  Pharm.  Ceotralh.  46  [1905], 
246  beschriebene  Snlfocuprobaryumpolytliionat 
Ueber  die  daraus  dargestellte  Zündmasse  ist  in 
Pharm  Gentralh.47  [1906],  17  berichtet  worden. 
Der  Erfinder  heiBt  Öotw,  nicht  OaiuM,    H.  M. 


A.  P.  in  W.  Terpentane  soll  das  gleiche 
spezifische  Gewicht,  gleichen  Entflammungs-  und 
Siedepunkt  wie  französisches  Terpentinöl  haben. 
Bezugsquelle  ist  Chemische  Fabrik  Bruchsal 
(Baden).  — te— 


Veriegar:  Dr.  A*  BelUMMer,  DrMdn  imA  Dr.  P.  MB  DrMdn-BlaMirlte. 

VetantworttielMr  Ldters  Dr.  P.  SAB,  DnadMi-Blawwite. 

Im  Bnehhaiidal  durch  Jallui  Springer,  B«rUn  M.,  MoabtloaBlmta  8. 

DrMk  ▼M  Fr.  Titt«!  Vaahf.  (Kvaath  4t  M  a  k  1  ^JDNätai. 


Pharmaceutische  Centralhalle 

für  Deutschland« 

Herausgegeben  top  Dis  A.  Sohneider  und  Dr.  P.  SOss. 


»>♦ 


Zeitschrift  für  wisseneehaftliche  und  geschäftliehe  Interesses 

der  Pharmacie. 

Gegründet  von  Dr.  Hennttm  Hager  im  Jahre  1859. 

Eischeiiit  jeden  Donnerstag. 

Bezugspreis  vierteljährlioli:  durch  Buchhandel  oder  Post  2,50  Mk.,  durch  Geschäfts-^ 
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Anzeigen:  die  einmal  gespaltene  Elein-Zeile  30  Pf.,  bei  größeren  Anzeigen  oder  TVieder- 

holungen  Preisermiißigung 
Leiter  der  I  Dr.  Alfred  Schneider,  Dresden-A.  21;  Schandauer  Str.  43. 
Zeltsehrifl:  J  Dr.  Paul  Süß.  Dresden-Blasewitz;  Gustav  FreytBg-Str.  7. 
CkeeliifftaBtelle:  Dresden-A.  21;  Schandauer  Straße  43. 


«1210. 


Dresdep,  8.  März  1906. 

I     Der  neuen  Folge  XXVII.  Jahrgang. 


XLvn. 

Jahrgang. 


lahalt :  Clienle  «md  FhanuMl«;  QiftgeseU.  —  Bemerkenswierte  EnehAintingen  saf  dem  QeUete  der  Drogen  im 
Jabre  1906.  —  OpiomprQfung.  —  Beobachtnngen  Qb«r  die  Giftmenge,  welche  aar  TStang  einer  beittmmtea  Menge 
lebender  Sobstans  nOtig  itt.— Nene  Beitrage  cur  KonstltutionaerlorMhiing  der  Chinaalkaloide.  —  Stryehnoxyd  nnd 
Jaouttjehnin,  —  CpOKualkflaoethylhamttoffie«  —  Nene  Annelmittel.  —  Anuieimittel  Tom  Monat  Febraar.  —  Tar— 
koniiimetbjljodld.  —  Badiotbor.  —  Beatlmmong  Ton  Ammoniamaalaen  mit  Alkallhjrpobromit.  —  Jodaftare  und 
Bromcaare.  ^  Salicyla&ore.  —  Nahruicaaiittol-Cbemle.  —  Therapeatlselie  MlUeUaaseB.  —  Paotographteclie 

MitteiliiBgcB  —  BriefWeobsel. 


Chemie  und  Pharmaoie. 


Abänderungen  der  YorBchriften 
über  den  Handel  mit  Giften. 

Vom  Bundesrate  sind  folgende  Aender- 
QDgen  nnd  Zusätze  zum  Giftgesetz  (vom 
November  1894)  beschlossen  worden,  deren 
finffibmng  in  den  dnzelnen  Bundesstaaten 
demnächst  zn  erwarten  ist 

In  Abteilung  L  werden  eingefügt 

Salis&nre,  arsenhaltige  und 

Schwefelsäure,  arsenhaltige. 

Die  genannten  Säuren  gelten  als  arsen- 
haltig, wenn  1  ccm,  mit  3  ccm  ZlnnchlorQr- 
lösnng  versetzt,  innerhalb  15  Minuten  eine 
dunklere  Flrbung  annimmt.  Handelt  es 
sieh  um  konzentrierte  Schwefelsäure,  so  Ist 
zunächst  1  ccm  derselben  durch  Eingießen 
m  2  ccm  Wasser  zn  verdünnen;  erst  von 
dieser  Verdflnnung  ist  nach  dem  Er- 
kalten 1  ccm  in  oben  beschriebener  Weise 
mit  3  ccm  Zlnnchlorfiriösung  zu  prüfen. 

In  der  Abteilung  III.  ist  bei 

Kresolen  hinzuzufügen  «und  deren  Zu- 
bereitungen ^Kresolseifenlösungen,  Lysol, 
Lysosolveol  usw.)  sowie  deren  Lösungen, 
soweit  ne  in  100  Gewichtsteilen  mehr  als  ein 
Oewichtsteil  der  Krcfolzubereitung  enthalten.» 


Bekanntlich  war  auf  der  Haupt- Versamm- 
lung des  Deutschen  Apotheker-Vermns  zu 
Breslau  1905  ein  Antrag  von  Lücker  an- 
genommen worden,  der  das  nun  errdciite^ 
bezweckte.  —  Im  Kommentar  zum  D.  A.-B.  IV 
von  Hirsch  und  Schneider,  ebenso  später 
in  dem  von  Schneider  und  Süß  ist  auf 
die  große  Giftigkeit  des  Kresols  -schon  vor 
Jahren  hingewiesen  nnd  namentlich  auch  be- 
tont worden,  daß  Eresol  ebenso  gut  wie^ 
das  Phenol  zu  den  Separanden  zu  rechnen  ist.. 

Kresol  -  Zubereitungen  sind  eine  ganze 
Menge  unter  den  verschiedensten  Namen  io». 
Handel ;  auch  die  offizinelle  Aqua  cresolica. 
fällt  unter  obige  Bestimmung. 

In  der  Abteilung  III.  ist  femer  ein- 
zufügen 

Parapheny^endiamin,  dessen  Salze,  Lös- 
ungen und  Zubereitungen,  weil  nach  den^ 
Gebrauch  von  Haarfärbemitteln,  welche  diesen 
Stoff  enthielten,  wiederholt  Vergiftungen  be- 
obachtet wurden. 

In  der  Abteilung  III.  ist  weiter  hinter 

Salzsäure  und  Schwefelsäiff'e"  üocK^  HS^ 
zufügen  «arsenfreie». 


182 


.  Bemeükeiiswerte  -  ' 
Erschdinungen  auf  dem  Gebiete 
der  Drogen  im  Jahre  1905. 

Bftekblick 

von  Dr.  Q.  Weigel^  Hamburg. 

(Fortsetzung  von  Seite  162.) 

Auf  der  vom  24.  bis  30.  Sept.  1905 
in  Meran  tagenden  77.  Versammlung 
Deutscher  Naturforscher  und 
A  e  r  z  t  e  wurden  auch  einige  das  Qebiet 
der  Drogen  streifende  Vorträge  gehalten, 
allerdings  nicht  in  so  ausgiebigem  Maße 
wie  auf  der  Versammlung  des  vorher- 
gehenden Jahres.  Es  berichteten  K 
Dieterich  über  einen  neuen  fossilen  Kopal 
(Java-Kopal),    Winckel  über  den  Gerb- 


ansstellung  in  Lüttich  nichts  der* 
artiges  gebracht.  Wie  verlautet,'  soll 
überhaupt  die  gesamte  Pharmazie  und 
Chemie  recht  schwach  auf  der  Lütticher 
Ausstellung  vertreten  gewesen  sein.  Auch 
die  mit  der  34.  Hauptversammlung  des 
Deutschen  Apotheker- Vereins  wiedemm 
verbundene  pharmazeutische  Aus- 
stellung in  Breslau  hat  die  Gruppe 
«Drogen»  ganz  vernachlässigt.  Nur  eine 
animalische  Droge,  der  Lebertran,  ist 
hierbei  zu  Ehren  gekommen  und  durch 
eine  deutsche  Firma  in  anschaulicher 
und  jedenfalls  sehr  interessanter  Form 
ausgestellt  worden^],  indem  alles,  was 
auf    Gewinnung     dieses    vielbegehrten 


Volksheilmittels  bezug  hat,  wie  zoolo- 
rtoff7m'Fruchtfle^^^^^  dT'obst^^uVd^fJf^^^^  Objekte,  Fischdampfermodelle, 
Siedler  über  die  Schmelzpunktangaben '  gschereigeräte    u.    dergl.    mehr   dabei 


des  D.-A.-B.  IV.  Letzteres  Thema  inter- 
essiert uns  hier  deshalb,  weil  es  die  zur 
Identifizierung  wichtigen  Schmelzpunkte 
zahlreicher    aus    Drogen     gewonnener 


Platz  gefunden  hatte.  Auf  den  «deutschen^ 

Lebertran  komme  ich  noch  unter  Oleum 

Jecoris  Aselli  zu  sprechen.  4 

Seine  Veröffentlichungen  über  Heil- 


Pflanzenstoff  e  (Atropin,  Koffein,  Kokain,  und  NutzpflanzenBrasihenshat 
Menthol  usf.)  behandelt  und  die  auf ,  ^«j仫»;  im  letzten  Jahre  fortgesetzt. 
Grund  neuer,  eingehender  Forschungen  Sie  umfassen  diesmal  die  medizinisch 
erhaltenen  Resultate  mit  den  diesbezügr  wie  technisch  wichtige  Gruppe  der 
liehen  Angaben  des  D.  A.-B.  IV  ver- 1  Euphorbiaceen.  Nach  den  Mitteilungen 
gleicht.  Auch  hierüber  finden  wir  alles  PeckoWs  sind  Euphorbiaceen  in  Brasilien 
nähere  in   der  Pharm.  Centralh.  (1905,  durch  67  Gattunsren  mit  884  Arten  ver- 


S.  773  und  815).  Schließlich  sei  noch 
einer  ausländischen ,  fachwissenschaft- 
lichen Körperschaft,  der  British 
Pharmaceutical  Conference,  ge- 
dacht, die  auf  ihren  Versammlungen  all- 
jälnlich  zahlreiche  Fachfragen  in  Form 
interessanter  Vorträge  beantwortet.  So 
wurde  auf  der  letztjährigen  Versamm- 
lung (in  Brighton)  über  folgende  Themata 


treten,  von  denen  nicht  weniger  als  35 
Gattungen  mit  172  Arten  technische, 
ökonomische  oder  therapeutische  Ver- 
wendung finden.  Die  meisten  enthalten 
Kautschuk  liefernden  Milchsaft,  wobei 
die  bekannte  Gattung  Hevea  eine  Haupt- 
rolle spielt.  Auch  mehrere  Croton-Arten 
bieten  medizinisches  Interesse, 
üeber  einige  Giftpflanzen  West- 


berichtet^):  Aschengehalt  der  Myrrha,!a«istraliens,  welchen  speziell  viele 
Inhaltsstoffe  der  Folia  Violae  odoratae,  Haustiere  daselbst  zum  Opfer  fallen, 
Inhaltsstoffe  und  wirksame  Bestandteile ;  referiert  die  Pharm.  Centralh.  4e[l905j, 
des  Oleum  Ricini,  Präparate  aus  Capsicum  837. 

annuum  u.  a.  m.  Auf  Einzelheiten  komme  |  Einige  für  die  demnächst  zu  erwartende 
ich  bei  Besprechung  der  betr.  Drogen  österreichische  Pharmakopoe 
später  noch  zurück.  i(vergl.  Pharm.  Centralh.  1905,  65)  vor- 

HWährend  die  Weltausstellung  in  St. ! ^^^^JL«^«  Alkaloidbestimmungen 
Louis  mit  Drogen  aus  aller  Herren  JP  D^.^SJ^^.  (Cortex  Chmae,  Cortex 
Ländern  in  hervorragendem  Maße  be-  »ranati,   Opium,   Radix  Ipecacuanhae) 


schickt  war,  hat  die  vorjährige  Welt- 


0  Durch  Chemist  aad  Draggist,  London. 


8)  Phann.  Ztg.,  Berlin  1905,  719. 

9)  Ber.  d.  D.  Pharm.  Ges.  1905,  15,  183  und 
225. 


183 


unterzieht  Fro?nme  in  Nr.  19,  367*)  der 
Pharm.  Centralb.  einer  Kritik,  indem  er 
für  dieselben  darch  die  Praxis  begründete 
Abänderungen  empfiehlt. 

Aufklärungen  über  die  Entstehung 
der  Pflanzenalkaloidegab  uns  im 
Zusammenhang  der  bekannte  Alkaloid- 
forscher  Äime  Pictet;  über  die  hierbei 
in  frage  kommenden,  hochinteressanten 
Hauptgesichtspunkte  referiert  die  Pharm. 
Centralh.  46  [1905],  797. 

Auf  einem  anderen,  die  Alkaloide  be- 
treffenden Gebiet,  nämlich  dem  der 
Alkaloid-Farbenreaktionen  gab 
Reichard  im  Anschluß  an  seine  früheren 
diesbez.  Arbeiten  zahlreiche  neue  An- 
regungen. Diese  betreffen  die  Alkaloide: 
Chinin  y  Cinchonin,  Nikotin,  Eoniin, 
Spartein,  Akonitin,  Yeratrin,  Koffein, 
Theobromin  und  Piperin.  Sämtliche 
Arbeiten  sind  in  vorliegender  Zeitschrift 
(Pharm.  Centralh.  46  [190ö]  Nr.  13,  16, 
20,  25,  33,  44,  50)  im  Original  er- 
schienen, mit  Ausnahme  von  Chinin  und 
Cinchonin  ^^). 

Auch  das  Kapitel  der  Farben- 
reaktionen  von  Rohdrogen,  ins- 
besondere der  durch  Mineralsäuren  her- 
vorgerufenen, hat  im  letzten  Jahre  Be- 
arbeitung gefunden.  Linde  beschäftigte 
sich  mit  Drogen,  welche  mit  Schwefel- 
säure eine  Rotfärbung  geben.  Seine 
Untersuchungen  führten  zu  einigen  wich- 
tigen, hierbei  in  betracht  zu  ziehenden 
Leitsätzen,  die  Weigel  in  einer  weiteren 
Arbeit  über  gewisse  Farbenreaktionen 
verschiedener  Drogen  (Cubebae,  Semen 
Strophanthi ,  Balsamum  pemvianum, 
Oleum  Jecoris  Aselli)  —  vermittels 
Schwefelsäure  bezw.  Salpetersäure  —  er- 
wähnt (Pharm.  Centralh.  46  [1905],  922) 
und  am  Schlüsse  seiner  Abhandlung  er- 
gänzt und  erweitert.  Näheres  hierüber 
ist  in  Pharm.  Centralh.  46  [1905]  746 
und  921  nachzulesen. 

Durch  die  Medizinalabteilung  des  kgl. 
Preuß.  Kriegsministeriums  ^1)  sind  im  ver- 


*)  Sofern  nicht  anderes  vermerkt  ist  bezieht 
sich  die  angegebene  Nr.  oder  Seitenzahl  stets 
auf  den  Jahi^ang  46  [190ÖJ  der  Pharm.  Centralh. 

-0)  Pharm,  Ztg.,  1905,  314  und  430. 

^^)  Veröffentlichungen  aus  dem  Gebiete  des 
Miiitär-Sanitätswesens,  1905,  Heft  29. 


gangenen  Jahre  mehrere  aus  den 
hygienisch-chemischen  Laboratorien  der 
preußischen  Armee  hervorgegangene 
Arbeiten  ehem. -pharm.  Inhaltes  ver- 
öffentlicht worden,  in  denen  zum  Teil 
auch  Drogen  Gegenstand  der  Unter- 
suchung sind.  Diese  Abhandlungen  be- 
ziehen sich  auf  l)  die  Bestimmung 
des  SenfOles  in  Senfsamen  und 
Senfpapier  (von  Eoltx)  an  Hand  der 
etwas  abgeänderten  6^adam^'schen  xiniE. 
Dieterich' sehen  Vorschriften,  2)  die  Be- 
stimmung der  Jodzahl  mittels  halt- 
barer JodmonobromidlOsung  (Von  Deibler), 
wobei  die  kurze  Analysendauer  als  be- 
sonders vorteilhaft  hervorgehoben  wird, 
und  3)  die  Ermittelung  des  Rein- 
kautschuks in  Kautschukwaren 
(von  Budde)  durch  gravimetrische  Be- 
stimmung der  in  Tetrachlorkohlenstoff 
löslichen  Bromadditionsprodukte  des 
Kautschuks  (vergl.  Ref.  Pharm.  Centralh. 
46  [1905],  947). 

Ein  einfaches  Verfahren  zur  Be- 
stimmung des  spezifischen  Ge- 
wichtes von  festen  Fetten  und 
Wachsarten,  speziell  für  solche,  die 
bei  Zimmertemperatur  nicht  schmelzen 
und  beim  Zerschneiden  mit  dem  Messer 
einen  gewissen  Widerstand  leisten,  gibt 
Rakusin^^)  an.  Danach  ist  es  bei  solchen 
Fetten  und  Wachsarten  einfacher,  das 
Gewicht  eines  bestimmten 
Volumens  derart  zu  bestimmen,  daß 
man  das  zu  untersuchende  Fett  in 
bohnengroße  Stücke  schneidet  und  diese 
dann  auf  einer  Messerspitze  vorsichtig 
in  Alkohol  von  70  bis  90  pCt  eintauchen 
läßt.  Letzterer  wird  in  das  genau  kali- 
brierte Gefäß  vorsichtig  aus  der  Pipette 
zugegossen,  wonach  das  Gefäß  mit  der 
Flüssigkeit  genau  gewogen  wird.  Nach- 
dem das  zu  untersuchende  Fett  in  einer 
Menge  von  1  bis  2  g  in  das  Gefäß  ge- 
bracht worden  ist,  wiegt  man  das  Gefäß 
bei  verschlossenem  Stopfen  nochmals. 
Die  Differenz  beider  Gewichte  bezogen 
aaf  das  abgelesene  Volumen  der  zu 
prüfende  Substanz,  ergibt  —  nach  aus- 
geführten Korrekturen  —  das  gesuchte 
spezifische  Gewicht  in   einer   Genanig- 


12)  Cliem.-Ztg.  1905,  122. 


184 


keit,  die  ffir  die  meisten  Fälle  der 
Praxis  ausreichend  ist.  Nach  Ansicht 
Rakiisin's  eignet  sich  das  Verfahren 
n.  a.  besonders  für  Kakaobutter  und 
verschiedene  Wachsarten. 

Einen  lesenswerten  Artikel  fiber  die 
Herstellung  von  Tinkturen 
und  ähnlichen  Präparaten  hat 
J.  Ratx  geschrieben  und  in  der  Pharm. 
Centralh.  46  [1905],  No.  22  bis  25  ver- 
öffentlicht. Er  faßt  in  seiner  Arbeit 
alle  die  in  dieser  Beziehung  gemachten, 
speziell  neuzeitlichen  Erfahrungen  in 
übersichtlicher  Weise  zusammen  und 
gibt  am  Schlüsse  seiner  treffenden  Aus- 
führungen praktische  Winke  zur  zeit- 
gemäßen Verbesserung  der  Darstellungs- 
methoden genannter  Präparate. 

Den  gleichen  Zweck  verfolgen  die 
in  der  bekannten  Helfenberger  Fabrik 
unternommenen  systematischen 
Drogen-Untersuchungen  im 
Dienste  der  Defektur.  Auch 
hierbei  wird  mit  Erfolg  versucht,  auf 
Grund  eingehender  Forschung  Methoden 
aufzustellen,  die  zu  tadellosen,  jedenfalls 
aber  den  verschiedenen  zum  Ausdruck 
gebrachten  Anforderungen  der  Arznei- 
bücher entsprechenden^Präparaten  führen. 
Die  diesbezüglichen  früheren  Veröffent- 
lichungen^^)  hat  K  Dieterich  in  den  im 
vergangenen  Jahre  erschienenen  «Helfen- 
berger Annalen  1904»  fortgesetzt. 

Durchaus  wichtige,  wenn  auch  nicht 
neue  Hinweise  inbetreff  Aufbewahr- 
ung vegetabilischer  Drogen  gibt 
Wippem^^}.  Er  warnt  vor  Aufbe- 
wahrung größerer  Mengen  Vegetabilien 
in  Säcken,  die  vor  Feuchtigkeit  Schimmel- 
bildung, Käfern  und  sonstigen  lebenden 
Feinden  der  vegetabilischen  Drogen  nicht 
genügenden  Schutz  gewähren,  ganz  ab- 
gesehen davon,  daß  bei  manchen  Vege- 
tabilien Aroma  und  Farbe  ebenfalls 
durch  das  Aufbewahren  in  Säcken  un- 
günstig beeinflußt  werden.  Es  gilt  hier- 
bei noch  immer  der  alte  Grundsatz, 
daß    diejenigen    Vegetabilien    sich    am 


^»j  Helfenb.     Annalen     1903,     Ref.     Pharm. 
Centralh.  45,  1904,  767. 
'>)  Pharm.  Ztg.  105,  1067. 


besten  halten,  die  gut  getrocknet  in  gut 
schließenden  Gefäßen  untergebracht  sind. 

Schließlich  machte  uns  noch  Weigel 
an  der  Hand  von  Abbildungen  mit  den 
Original-Verpackungen  einer  An- 
zahl ausländischer  Drogen  (in 
Pharm.  Centralh.  46  [1906],  Nr.  32) 
bekannt,  die  gewiß  Interesse  bei  den 
Lesern  vorliegender  Zeitschrift  gefunden 
haben  dürften. 

Ich  gehe  nun  zur  Berichterstattung 
der  einzelnen  Drogen  über: 

Aloö.  Prof.  Tschirch,  welcher  sich 
schon  seit  längerer  Zeit  mit  der  W  e  r  t  - 
bestimmung  gewisser  (oxymethylan- 
thrachinonhaltiger)Abftthrdrogen  beschäf- 
tigt, hat  in  Gemeinschaft  mit  Hoffbauer 
die  Wertbestimmung  der  Aloösorten 
weiter  ausgebaut  und  zum  vorläufigen 
Abschluß  gebracht  (Ref.  Pharm.  Centralh. 
46  [1905],   578). 

Araroba.  Gegen  Ende  1905  kam 
eine  größere  Partie  Araroba  an  den 
Hamburger  Markt,  die  sich  bei  der 
Untersuchung  als  völlig  minderwertig 
herausstellte.  Die  Ware  enthielt  knapp 
2  pCt  —  gegen  durchschnittlich  10  bis 
60  pCt  sonst  —  Rohchrysarobin  und 
bestand  fast  ausschließlich  aus  wertlosen 
Holz-  und  Rindenstflckchen.  Diese  ab- 
fallende Araroba  gehörte  einem  als  zu- 
verlässig bekannten  Ablader,  und  man 
war  in  hiesigen  Handelskreisen  ganz 
erstaunt,  daß  sich  derselbe  von  den  Ein- 
geborenen in  solcher  Weise  hat  täuschen 
lassen.  Dies  Beispiel  zeigt  aber  von 
neuem,  wie  nötig  es  im  Großhandel  ist, 
in  allen  Fällen  dem  Kauf  eine  Unter- 
suchung der  Ware  vorausgehen  zu 
lassen. 

Zum  Zwecke  der  Ermittelung  des 
Rohchrysarobingehaltes  zieht  man 
die  Rohdroge  mehrmals  mit  warmem 
Chloroform  aus.  Dieses  eignet  sich 
besser  hierzu  als  Benzol,  da  es  sich  in- 
folge seines  niedrigeren  Siedepunktes 
schneller  und  vollständiger  abdestillieren 
läßt.  Die  letzten,  dem  extrahierten 
Chrysarobin  anhaftenden  Spuren  Chloro- 
form kocht  man  mit  wenig  Aether  auf 
dem  Wasserbade  weg. 


iHfj 


Arrowroot.  üeberdie  Gewinnung  der 
zur  Arrowroot-Drogengruppe  gehörigen 
Tapiokastärke  auf  Java  referierte  die 
Pharm.  Centralh.  46  [1905],  746.  Im 
vergangenen  Jahr  hatte  ich  Gelegenheit, 
auch  die  ganze,  stärkereiche  Wurzel 
der  Manihotpfianze  zu  beobachten.  Eine 
Partie  der  geschälten  und  in  Längs- 
viertel  geschnittenen  Eassawewurzel- 
knoUen  berührte  den  hiesigen  Markt, 
ohne  aber  Interesse  dafür  zu  erwecken. 
Eine  hier  vorzunehmende  Verarbeitung 
der  Wurzel  würde  ein  viel  zu  teueres 
Arrowroot  liefern,  da  mit  den  billigen, 
überseeischen  Arbeitskräften  hier  nicht' 
gerechnet  werden  kann. 

Balsamum  Copaivae.  Schimmel  <&  Co. 
haben  mehrere  Eopaivabalsame  unter- 
sucht und  dabei  gefunden,  daß  deren 
Versejfungszahlen,  auf  warmem  Wege 
nach  Vorschrift  des  D.  A.-B.  IV.  be- 
stimmt, stets  etwas  niedriger  ausfielen, 
als  von  letzterem  gefordert  wird.  Ein 
Parabalsam  gab  die  Säurezahl  67,68 
und  die Bsterzahl  5,88,  ein  Bahiabalsam 
Säarezahl  56,00  und  Esterzahl  7,54,  ein 
Angosturabalsam  Säurezahl  85,88 
und  Esterzahl  3,53,  Die  durch  Destil- 
lation mit  Wasserdampf  erhaltene  Aus- 
beute an  ätherischem  Oel  betrug  bei 
ersterer  Sorte  62,5  pCt  mit  der  optischen 
Drehung  —  78^  48',  bei  der  zweiten 
61,93  pCt  mit  —  90  37^  bei  der  letzten 
62,3  pCt  mit  -  2«  20^  —  Diese  Er- 
gebnisse zeigen  u.  a.  recht  deutlich,  wie 
verschieden  das  Rotationsvermögen  des 
ätherischen  EopaivabalsamOles  ist.  Das- 
selbe fiberschreitet,  wie  ich  auf  Grund 
zahlreicher  eigener  Untersuchungen  be- 
stätigen kann,  in  den  seltensten  Fällen 
—20^.  Die  Forderung  des  englischen 
Arzneibuches,  daß  die  Drehung  zwischen 
—28®  und  —34®  liegen  soll,  erweist 
sich  daher  als  völlig  unhaltbar. 

Ueber  die  P  r  ü  f  u  n  g  des  Eopai  vabalsams 
läßt  sich  die  Firma  Caesar  d;  Loretz^^) 
in  ihrem  letzten  Geschäftsbericht^^;  des 
näheren  aus  (vergl.  Ref.  Pharm.  Centralh. 
46  [1905],  779). 


15)  April-Bericht  1905,  15. 

i'*')  September  1906. 

1',  Südd.  Apoth.-Ztg.  1905,  Nr.  14. 


Zum  Nachweis  von  Gurjun- 
balsam  und  Ricinusöl  in  Ko- 
paivabalsam  empfiehlt  Beitter^'^)  Chlo- 
ralhydrat.  Man  schüttelt  den  Bal- 
sam mit  80proc.  Ghloralhydratlösung, 
wobei  sich  das  ätherische  Oel  an  der 
Oberfläche  abscheidet.  Mit  diesem  führt 
man  dann  die  bekannte  Flückiger^&cjxe 
Salpeter  -  Schwefelsäurereaktion  au^, 
welche  die  Anwesenheit  von  Gurjun- 
balsam  durch  eine  Rot-  bis  Blaufärb- 
ung anzeigt. 

Kopaivabalsam  ist  in  60  proc.  Ghloral- 
hydratlösung klar  löslich;  sind  aber 
z.  B.  8  pCt  und  mehr  Ricinusöl  dem 
Balsam  zu^emischt,  so  tritt  eine  klare 
Lösung  nicht  mehr  ein  (vergl.  Ref. 
Pharm.  Centralh.  46  [1905],  374). 

Balsamum  Copaivae  afiicaiium.  Ueber 
den  sogenannten  afrikanischen  Kopaiva- 
balsam, dessen  Eigenschaften  und  even- 
tuelle Verwendung  in  der  Medizin  be- 
richteten Kline^^)  und  Fenioick  (Ref. 
Pharm.  Centralh.  46  [1905],  899). 

Balsamum  gurjunicum.  Die  Gewinn- 
ung und  Eigenschaften  des  Gur- 
junbalsams  nach  französischen  Berichten 
behandelt  ein  ausführliches  Referat  in 
der  Pharm.  Centralh.  46  [1905],  915. 
Desgleichen  finden  wir  in  Pharm.  Cen- 
tralh. 46  [1905],  837  einige  Mitteilungen 
über  die  Farbreaktionen  des  Gur- 
junbalsams  mit  Eisessig  und  Salpeter- 
säure. 

Balsamum  peraviaaum.  Auch  das  Ver- 
halten des  Perubalsams  gegen  Chloral- 
hydratlösungen  hat  Beitter^^)  studiert. 
Reiner  Balsam  soll  mit  60  proc.  Chloral- 
hydratlösung  klar  mischbar  sein,  wäh- 
rend Gehalt  an  Ricinusöl  hierbei  eine 
Trübung  verursacht.  Ferner  läßt  sich 
nach  Beitter  mittels  salzsäurehaltiger 
Chloralhydratlösung  auch  Gurjunbalsam 
im  Perubalsam  nachweisen.  1  Tropfen 
Perubalsam  mit  2  ccm  einer  80  proc. 
Chloralhydratlösung,  welche  auf  10  Teile 
1  Teil  Salzsäure  (spez.  Gew.  1,12)  ent- 
hält, gemischt,  soll  in  der  Kälte  eine 
helle   Grünfärbung   zeigen,    die   beim 


i»y  Vergl.  auch  Schimmel  db  Co.,  Okt-Bericht 
I90d,  1?. 
1»)  Südd.  Apoth.-Ztg.  1905,  Nr.   14. 


186 


Erhitzen  in  ein  dunkles  Laubbraan  über- 
geht. Ist  jedoch  Gnrjanbalsam  im  Pera- 
balsam  enUialten,  so  tritt  hierbei  in  der 
Kälte  eine  olivgrüne  Färbung  ein,  die 
beim  Erhitzen  nicht  in  braun,  sondern 
in  tief  dunkelgrün  übergeht.  Letztere 
Färbung  soll  übrigens  auch  mit  Eo- 
paivabalsam  verfälschter  Perubalsam 
geben. 

üeber  die  Unsicherheit  verschiedener 
Farbenreaktionen  bei  Drogen,  speziell 
auch  der  Salpetersäurereaktion  bei 
Perubalsam,  spricht sichWeigel in  Pharm. 
Centralh.  46  [1906],  Nr.  49  aus.  Man 
soll  Farbenreaktionen,  sofern  für  die 
betr.  Droge  bessere  Prüfungsvorschriften 
vorhanden  sind,  nach  Möglichkeit  aus- 
scheiden. 

Die  unsichere  Salpetersäureprobe  f  nach 
Ph.  6.  ni)  ist  neuerdings  als  Unter- 
schiedsmerkmal des  echten  Balsams  dem 
in  letzter  Zeit  in  den  Handel  gebrachten, 
sogenannten  «synthetischen  Perubalsam» 
gegenüber  (vergl.  Pharm.  Centralh.  46 
[1905],  779)  empfohlen  worden.  Wenn 
man  für  dieses  Kunstprodukt,  wel- 
ches sich  schon  durch  seinen  völlig  ab- 
weichenden Geruch  (vergl.  Bericht  von 
Gehe  &  CoP),  Ref.  Pharm.  Centralh. 
46  [1905],  393)  vom  echten  Balsam 
unterscheidet,  ein  auf  physikalisch-chemi- 
scher Grundlage  basierendes  Unter- 
scheidungsmerkmal wünscht,  so  sind 
eher  die  Befunde  von  Aufrecht^^)  in 
betracht  zu  ziehen.  Derselbe  fand 
bei  künstlichem  Perubalsam  eine  Ver- 
seifungszahl  206  und  eine  Jodzahl 
33,7,  während  das  natürliche  Produkt 
doch  eine  Verseif ungszahl  von  218  bis 
260  (im  Mittel  239)  und  eine  Jodzahl 
von  40  bis  70  (im  Mittel  55)  aufweist, 
üeber  verschiedene  weiße  Perubalsame 
berichteten  Tschirch  und  Hellström ;  wir 
finden  diesbezügliche  ausführliche  Refe- 
rate in  Pharm.  Centralh.  46  [1905J, 
803. 

Cacao.  Seine  an  Ort  und  Stelle  ge- 
machten Erfahrungen  über  den  Kakao- 
anbau in  deutschen  Kolonien  hat 


-0)  üandelsber.,  März  1905. 
2)  Pharm.  Ztg.  1905,  307. 


Wohltmann  in  einem  Buche^^)  nieder- 
gelegt. Nach  seiner  Ansicht  können 
bei  sorgfältiger  Auswahl  und  Behand- 
lung des  Bodens  die  Pflanzungen  vom 
5.  Jahre  ab  eine  angemessene  Rente 
liefern.  In  betracht  kommen  hier 
Samoa-Kakao,  der  zum  Teil  schon  in 
recht  feiner  Qualität  geliefert  wird, 
ferner  Kamerun-  und  Togo-Kakao,  die 
aber  noch  zu  wünschen  übrig  lassen. 
Im  allgemeinen  hat  man  wohl  anfangs 
zu  übertriebene  Hoffnungen  auf  unseren 
Kolonialkakao  gesetzt,  doch  dai'f  immer- 
hin auf  eineallmähliche,  zufriedenstellende 
Entwickelung  dieser  Kultur  in  unseren 
Kolonien  gerechnet  werden. 

In  einem  Artikel  «Zur  Kenntnis  der 
Kakaoschalen»  in  der  Pharm.  Centralh. 
46  [1905],  Nr.  J5  weist  Dekker  auf  eine 
neue,  von  ihm  ausgearbeitete  Unter- 
suchungsmethode hin,  welcher  man  sich 
zur  Auffindung  eines  Zusatzes  fein 
gemahlener  Kakaoschalen  in 
reinem  Kakaopulver  mit  Erfolg  bedienen 
kann. 

Camphora.  Ueber  den  augenblick- 
licen  Mangel  an  Kampher  und  dessen 
hohen  Wertstand  ist  bereits  im  allge- 
meinen Teil  gesprochen  worden  (vergl. 
auch  Pharm.  Centralh.  46  [1905],  641). 
Nachrichten  aus  Japan  zufolge^^)  hat  die 
dortige  Regierung,  durch  den  Rückgang 
der  Kampherproduktion  in  den  Jahren 
1 904/05  veranlaßt,  Maßnahmen  zur  An- 
pflanzung jungerKampherbäume  ergriffen. 
Die  Darstellung  synthetischen 
Kamphers  hat  allem  Anschein  nach 
im  letzten  Jahre  keine  großen  Fort- 
schritte gemacht.  Wohl  haben  sich 
einige  chemische  Großbetriebe,  die  sich 
damit  befassen,  ihre  neueren  Forschungs- 
ergebnisse in  dieser  Beziehung  (vergl. 
Pharm.  Centralh.  S.  835)  patentieren 
lassen,  doch  sind  diese  mehr  von  theo- 
retischem als  praktischem  Wert.  Die 
Haupthindemisse  bestehen  einesteils  in 
dem  hohen  Preis  für  das '  Ausgangs- 
material, das  Terpentinöl,  welches  schwer- 
lieh  wieder  auf  den  früheren  billigen 
Preisstand  zurückgehen^^dürfte,  andem- 

22;  D.  Chem.-Ztg.  1905,  242 
'\  Chem.-Ztg.  1905,  76 J. 


1S7 


teils  in  der  schwierigen  üeberführung 
des  als  Zwischenprodukte  auftretenden 
Borneols  und  Isobomeols  zu  Kampher. 
Solange  dieser  Oxydationsprozeß  sich 
nicht  einfacher,  billiger  und  ausgiebiger 
gestaltet,  ist  an  eine  merkliche  Kon- 
kurrenz des  synthetischen  Produktes 
kaum  zu  denken.^) 

Einen  interessanten  Aufsatz  über  das 
Vorkommen  und  die  Gewinnung  des 
B^orneokamphers,  wie  sie  von  den 
Eingeborenen  auf  Bomeo  betrieben  wird, 
veröffentlichte  Kremers^^),  Der  Bomeo- 
kampher  ist  noch  unter  den  Bezeich- 
nungen Barus-  oder  malaischer  Kam- 
pher bekannt.  Sein  Lieferant  ist  ein 
majestätischer  Baum,  Dryobalanops  Cam- 
phora  Colebr.,  dessen  gerader,  runder 
Stamm  eine  Höhe  von  100  bis  160  Fuß 
erreicht  und  in  einer  prächtigen,  dichten 
Laubkrone  von  etwa  50  bis  70  Fuß 
Durchmesser  endigt,  welche  die  wohl- 
riechenden, weißen  Blüten  beherbergt. 
Die  Einsammlung  des  Bomeokamphers 
aus  den  Spalten  und  Ritzen  dieser  Bäume 
wird  schon  von  altersher  betrieben; 
ganz  bestimmte,  komplizierte  Zeremonien 
sind  damit  verbunden.  Der  Ertrag 
eines  Baumes  soll  zwischen  3  und  11 
Pfand  schwanken;  trotz  des  hohen 
Preises  herrscht  fttr  dieses,  religiösen 
Zwecken  dienende  Produkt  auf  dem 
chinesischen  Markt  lebhafte  Nachfrage. 

Kremers  kommt  noch  auf  den  Ngai- 
kampher,  ein  optisches  Isomeres  des 
Bomeokamphers,  zu  sprechen,  welcher 
in  Kanton  und  auf  der  Insel  Hainan 
aus  einer  hohen,  krautartigen  Kom- 
posite,  Blumea  balsamifera  DCj  ge- 
wonnen wird.  Er  steht  ebenfalls  im 
Preise  sehr  hoch,  besitzt  aber  —  gleich 
dem  erstgenannten  Produkt  —  kein 
Handelsdnteresse  für  Europa.  In  China 
findet  er  teils  in  der  Medizin,  teils  als 
Parfüm  für  feine  chinesische  Tusche 
Verwendung,  auch  dient  er  ritualen 
Zwecken. 

Caanabii  ladica.  Ueber  den  Harz- 
gehalt  und  die  Wirksamkeit  von 
Cannabis  Indica  aus  verschiedenen  Ur- 


2*)  Vergl.    Schimmel   db    Co.^    April -Bericht 
1905,  119. 


sprnngsländem  macht  Hohnes  Mitteil- 
ungen (Ref.  Pharm.  Centralh.  46  [1905], 
875). 

Carragen.  Näheres  über  die  Ein- 
sammlung und  Zubereitung  des 
Carragen  an  den  Küsten  Irlands,  Ame- 
rikas und  Frankreichs  erfahren  wir 
durch  Gu^uen  (Ref.  Pharm.  Centralh. 
45  [1905],  413). 

Caryophylli.  Die  häufigeren 
Verfälschungen  der  gemahlenen 
Gewürznelken  behandelt  im  Zusammen- 
hang ein  lesenswerter  Artikel  von  Haupt 
in  der  Pharm.  Centralh.  46  [1905],  473. 

Caatorenm.  Beiläufig  sei  an  dieser 
Stelle  erwähnt,  daß  im  vergangenen 
Jahre  ein  kleiner  Posten  Castoreum  von 
einem  inländischen  Käufer  als  mit  Harz 
verfälscht  angesehen  wurde,  und  zwar 
deshalb^  weil  die  Beutel  völlig  mit  Se- 
kret ausgefüllt  waren.  Dies  ist  aller- 
dings nur  bei  einer  ganz  besonders 
guten  Ware  der  Fall,  und  wer  daher 
den  Artikel  nicht  näher  kennt  und  zu 
beurteilen  versteht,  mag  derartige  prall 
gefüllte  Beutel  wohl  als  mit  Harz  oder 
anderen  fremden  Substanzen  verfälscht 
ansehen,  aber  wie  gesagt  mit  Unrecht. 
Die  von  zwei  Seiten  unternommene 
Untersuchung  des  beanstandeten  Casto- 
renms    ergab   denn  auch  die  Echtheit 

und  Güte  der  Ware.      (Fortsetzung  folgt.) 

Bei  der  Oplamprttfiuig  mittels  Mekonsänre 
naeh  U.  S.  Flu  1890  fanden  Mailinokrodt  und 
Dunlap  (Chem.-Ztg.  1905,  Rep.  267)  einen  gelb- 
lichen sohuppenförmigen  Bodensatz,  der  als  ein 
Doppelsalz  der  Mekonsänre  mit 
Cafoiam  und  Ammoniak  von  der  Formel 
GaNH^GjHOT .  2H2O  eikannt  wurde.  Dieses  Salz 
würde  bei  der  Titration  der  Morphiumalkaloide 
zu  hohe  Resultate  yerursachen,  wenn  es  als 
Verunreinigung  in  dem  Niedersohlage  enthalten 
ist.  Es  ist  deshalb  zur  Berücksichtigung  dieses 
Fehlers  eine  Tabelle  uusgearbeitet  worden.  Der 
Hydroxylwasserstoff  der  Mekonsäure  reagiert 
gegen  Baryum  und  Calcium  sauer;  es  wurden 
Salze  entsprechend  der  Formel :  C&g{OjB,0-j)i.GH20 
und  BBQ^C^E0^)f.6EJ0  dargestellt  Das  Di- 
bar  7  u  m  -  und  Tribaryumsalz  ist  in  der 
BaryumbydroxydlösuDg  fast  unlöslich.  Statt 
Monobaiyurnmekonat  wurde  Dibaryummekonat 
und  freie  Mekoosäure  in  der  Mutterlauge  er- 
halten. Das  schuppige  Ammonium-Cucium- 
mekonat  konnte  nicht  dargestellt  werden,    —he. 

•'6)  Pharmaceut.  Review  23  (1905),  7  durch 
Schimmel  db  Co.  April ber.  19Jo,  S.  100 


188 


Beobachtungen 

über  die  Oiftmenge,  welche  zur 

Tötung  einer  bestimmten  Menge 

lebender  Substanz  nötig  ist. 

Von  Th,  Bokorny, 

(Schluß  von  Seite  l65.) 

Säuren.  Da  die  Proteinstoff e  in 
ihrem  chemischen  Charakter  am  meisten 
den  Amidosäuren  ähneln  (0.  Loew),  so 
können  sie  eich  sowohl  mit  Säu- 
ren als  mitBasen  yerbindenund 
damit  salzartige  Verbindungen  eingehen. 
Geschieht  das  m}}.  den  Eiweißstoffen 
des  lebenden  Protoplasten,  so  wird  das 
Störungen  mit  sich  bringen,  welche  zum 
Tode  fähren.  Da  auch  hier  eine  unlös- 
liche Verbindung,  ein  Acidalbumin,  ge- 
bildet wird,  so  ist  zu  erwarten,  daß  das 
Protoplasma  gegenüber  sehr  verdünnten 
Lösungen  eine  au&ammelnde,  bis  zur 
beiderseitigen  Sättigung  fortschreitende 
Wirkung  ausübt,  vorausgesetzt,  daß  die 
Reaktionsfähigkeit  bei  größeren  Ver- 
dünnungen nicht  schwindet. 

Merkwürdiger  Weise  erhielt  ich  nun 
mit  Baldriansäure  durchaus  negative 
Resultate;  dagegen  kam  ich  bei  Butter- 
säure zu  einem  positiven  Resultat. 

Setzt  man  zu  einer  Nähr-  und  Gär- 
lösung (0,2  pCt  Pepton,  0,1  pCt  Mono- 
kaliumphospbat,  0,02  pCt  Magnesium- 
sulfat, 5  pCt  Rohrzucker)  0,01  pCt 
Baldriansäure  und  dann  eine  Spur 
Hefe,  so  zeigt  sich  nach  24  stündigem 
Stehen  bei  25  bis  30^  eine  durch  Sproß- 
verbände hervorgerufene  Trübung.  Bei 
Zusatz  von  0,05  pCt  und  sogar  bei  0,1 
pCt  Baldriansäure  erweist  sich  die  Heife 
ebenfalls  als  vermehrungsfähig. 

Außer  der  Hefe  stellten  sich  in  allen 
3  Fällen  zahlreiche  Bakterien  ein. 

10  g  Preßhefe  mit  10  ocm  einer  Iproc. 
Baldrian  säure.  Nach  24  Stondeo  Ver- 
mehrongsfähigkeit  noch  da ;  Ofirfähigkeit  eben- 
falls. 

10  g  Preßhefe  mit  20  ccm  einer  Iproc- 
Baldriansäure  Nach  24  Stunden  Ver- 
raehrungsfähigkeit  noch  da,  ebenfalls  GArver- 
mögen. 

10  g  Preßhefe  mit  50  ccm  einer  1  proc 
Baldriansäure.  Nach  24  Stunden  Ver- 
mehrungsfähigkeit noch  da;  Oänrermögen 
ebenfalls  (nur  etwas  beeinträohtigt). 


Sonach  kann  man  mit  dieser  relativ 
schwachen  Säure  die  Hefe  gar  nicht 
direkt  abtöten.  Die  sonst  beobachtete 
schädliche  Wirkung  scheint  darin  ihren 
Grund  zu  haben,  daß  eben  bei  Gegen- 
wart von  Baldriansäure  im  Laufe 
mehrerer  Tage  Bakterien  in  großer 
Zahl  auftauchen,  welche  die  Hefe  töten. 

10  g  frische  Preßhefe  mit  100  ccm  einer 
0,1  proc.  Buttersäure.  Nach  24  Stunden 
ergab  der  Vermehrnngsyetsuoh  keine  Hefe- 
trübung. Oär^ermögen  nicht  ganz  yer- 
8oh wunden ;  Eintritt  der  Gärung  verspätet. 

10  g  frische  Preßhefe  mit  60  ccm  einer 
0,1  proc.  Butter  säure.  Der  nach  24  Stun- 
den angestellte  Vermehrungsversuch  er^ab 
teils  Bakterientrübung,  teils  Hefetrübung. 
Oär kraft  noch  etwas  da;  Eintritt  der  Gärung 
verspätet. 

10  g  frische  Preßhefe  mit  20  com  einer 
O,lproo.  Buttersäure.  Der  nach  24  Stun- 
den angestellte  VermehruDg&versuoh  ergab 
teils  Hefe-,  teils  Bakterientrübung.  Oärkraft 
nooh  etwas  da;  Eintritt  der  Gärung  verspätet 

10  g  frische  Preßhefe  mit  200  com  einer 
0,01  proo.  Butt  er  säure.  Nach  24  Htunden 
Vermehr uDgsfähigkeit  der  Hefe  noch  n:cht 
erlosohen  (Hefe-  und  Bakterien trübung).  Gär- 
kraft noch  da. 

10  g  frische  Preßhefe  mit  50  com  einer 
0,01  proc.  Buttersäure.  Nach  24  Stunden 
Vermehrungsfähigkeit  der  Hefe  noch  nicht 
erlosohen;  Bakterien-  und  Hefetrübung.  Gär- 
kraft nooh  da. 

Somit  reicht  0,1  g  Buttersäure 
aus,  um  10  g  Hefe  zu  töten; 
0,05  g  reicht  nicht  mehr  ganz 
dazu  ans.  Hiemach  ist  die  Bntter- 
säure  hinsichtlich  ihrer  Giftigkeit  gegen 
Hefe  (gemessen  an  der  tötlichen  Gabe) 
ungefähr  zu  vergleichen  mit  der  Salz- 
säure, was  mich  einigermaßen  wunderte, 
da  man  in  der  Literatur  Angaben  fiber 
große  Giftigkeit  derselben  ffir  Hefe 
findet. 

Um  zu  sehen,  bei  welcher  Verdünn- 
ung die  Bnttersäure  noch  tödlich  auf 
Hefe  wirkt,  löste  ich  a)  0,06  pCt, 
b)  0,02  pCt,  c)  0,01  pCt,  d)  0,005  pCt 
Buttersäure  in  cGär-  und  Nährlösung» 
auf  und  setzte  überall  eine  Spur  Hefe 
zu.  Nach  24stündigem  Stehen  bei  25 
bis  30^  zeigte  sich  bei  allen  4  Proben 
Trübung  von  sproßender  Hefe,  und  zwer 
mit  zunehmender  Häufigkeit  der  Sproß- 
verbände von  a)  nach  d)  hin.  Zugleich 


189 


bUdeten  sich  auch  zahlreiche  kleine 
stäbchenförmige  Bakterien.  Es  ist  auch 
hier  von  einer  großen  Giftigkeit  der 
Bnttersäure  nichts  zu  bemerken. 

Eüne  besonders  schädliche  Wirkung 
der  Battersäure  auf  Hefe  müßte  also 
höchstens  darin  begründet  sein,  daß  die 
Buttersäure  das  Aufkommen  von  Bak- 
terien begünstigt,  welche  dann  durch 
ihre  massenhafte  Vegetation  die  Hefe 
zurückdrängen. 

Daß  die  Baldriansäure  selbst  in 
Iproc.  Lösung  und  bei  Anwendung 
größerer  Lösungsmenge  die  Hefe  nicht 
tötet,  ist  mir  bis  jetzt  nicht  ganz  er- 
klärlich. Die  oben  gegebene  Erklärung 
ist  nicht  sicher  genug.  Möglicherweise 
war  das  Präparat,  das  ich  benutzte, 
nicht  von  der  angenommenen  Stärke. 
Weitere  Untersuchungen  darüber  sind 
geplant. 

Starke  Mineralsäuren,  wie  die  S  c  h  w  e  - 
feisäure,  wirken  auf  die  niederen 
Organismen,  Pilze  und  Algen,  femer 
Infusorien,  schon  bei  ziemlich  großer 
Verdünnung,  bald  schädlich  ein.  Läßt 
man  1  proc.  Schwefelsäure  auf  Infusorien 
einwirken,  so  tritt  der  Tod  augenblick- 
lich ein.  Gegen  0,1  proc.  Schwefelsäure 
verhalten  sich  die  Infusorien  ebenso. 
Dagegen  reagieren  manche  Fadenalgen 
nicht   augenblicklich  auf  diese  Lösung. 

In  0,01  Schwefelsäure  sieht  man  zu- 
nächst keine  Reaktion  der  Infusorien; 
nach  einer  Viertelstunde  auch  noch 
nicht.  Nach  24  Stunden  sind  alle  Mikro- 
organismen noch  am  Leben;  Spirogyren 
und  Conferven  vegetieren  ungestört 
weiter,  Oscillarien  führen  ihre  Schwing- 
ungen mit  den  Fadenenden  aus,  pflanz- 
liche grüne  Schwärmer  treiben  sich  in 
großen  Mengen  äußerst  behend  herum. 
Infusorien,  Rädertierchen,  kleine  An- 
guillnlen  usw.  sind  aufs  lebhafteste  in 
Bewegung. 

Da  nun  die  0,01  proc.  Schwefelsäure 
in  solcher  Menge  angewendet  worden 
war,  daß  sie  ausgereicht  hätte,  um  alle 
Mikrorganismen  zu  töten,  so  müssen 
wir  annehmen,  daß  die  Schwefelsäure 
bei  dieser  Verdünnung  gar  nicht  mehr 
mit  dem  Plasmaeiweiß  zu  reagieren  ver- 
mag und  aus  diesem  Grunde  unwirksam 


bleibt.  Eine  Au&ammlung  des  Giftes 
ist  hier  nicht  möglich,  weil  eben  die 
chemische  Reaktion  überhaupt  nicht  ein- 
setzt. Es  schien  mir  eher,  als  ob  die 
schwache  Säuerung  des  Versuchswassers 
eine  Art  Reiz  auf  die  Mikroorganismen 
ausgeübt  hätte ;  sie  sahen  frischer  aus 
als  zuvor,  die  beweglichen  schienen  viel 
rascher  umherzuschwimmen  als  vorher. 

Da  die  Schwefelsäure  bei  einer  Ver- 
dünnung von  0,1  pGt  zwar  Infusorien 
augenbUcklich  tötet,  aber  Algen  nicht, 
und  da  femer  0^01  pCt  als  Anreiz  für 
lebhaftere  Bewegung  usw.  zu  wirken 
scheint,  so  kann  man  davon  sagen,  was 
0.  Loew  in  «natürl.  System  der  Gift- 
wirkungen:s>  Seite  9  über  Gifte  im  all- 
gemeinen sagt:  cEin  Gift,  welches  für 
alle  Arten  von  Lebewesen  bei  einer 
gewissen  Konzentration  tödlich  wirkt, 
wird  bei  weitgetriebener  Verdünnung 
den  resistenteren  Zellen  nicht  mehr  ver- 
hängnisvoll werden,  sondern  nur  den 
labileren.  Ja  jenseits  einer  bestimmten 
Grenze  der  Verdünnung  üben  Gifte  oft 
Reizerscheinungen  aus,  wodurch  ge- 
wisse Funktionen  (der  Gärvorgang  bei 
Sproßpilzen  z.  B.)  beschleunigt  werden 
(Hugo  SchulXj  Biemacki), 

Anders  als  Schwefelsäure  verhält  es 
sich  mit  der  Salzsäure  hinsichtlich 
der  schädlichen  Konzentration.  In 
0,1  proc.  Lösung  macht  sie  augenblick- 
lich alle  Beweglichkeit  der  lufusorien, 
Pflanzenschwärmer  usw.  verschwinden. 
In  0,0 Iproc.  Lösung  sieht  man  eben- 
falls binnen  wenigen  Minuten  alle  Be- 
wegung aufhören.  Bei  0,001  pCt  sogar 
hörten  Schwärmsporen  und  Infusorien  zu 
meinem  Erstaunen  auf,  sich  zu  bewegen. 

Wenn  übrigens  der  Magen  der  Tiere 
0,2  proc.  Salzsäure  verträgt,  so  müssen 
die  auskleidenden  Zellen  dieses  Organes 
offenbar  eine  relativ  hohe  Unempfind- 
lichkeit  gegen  Salzsäure  besitzen. 

Aehnlich  verhält  es  sich  in  diesem 
Punkte  —  verschiedene  Resistenz  der 
Zellen  gegen  Gifte  —  mit  der  Schwefel- 
säure. Denn  von  einigen  Meeres- 
schnecken ist  bekannt,  daß  sie  aus 
Drüsenzellen  2-  bis  3  proc.  Schwefelsäure 
ausscheiden. 


100 


Milzbrandbazillen  sollen  48  Stunden 
lang  eine  Iproc.  Salzsäure  vertragen 
können  (Dyrmontjy  während  der  Cholera- 
bazillns  schon  gegen  Oylproc.  Salzsäure 
empfindlich  ist. 

Die  «Empfindlichkeit»  richtet  sich 
offenbar  nach  der  Reaktionsfähigkeit. 
Manches  Plasmaeiweiß  verbindet  sich 
schon  bei  0,lproc.  Verdfinnung  der 
Säure  nicht  mehr  mit  dieser,  manches 
aber  leicht. 

Was  die  organischen  Säuren  an- 
betrifft, so  sollen  dieselben  im  allge- 
meinen schwächer  wirken. 

Fluoride.  Mit  dem  Natriumsalz  wur- 
den folgende  Versuche  angestellt: 

10  g  frische  Preßhefe  mit  100  ccm  einer 
0,6proG.  Fluor natri um lösung.  Nach  24 
Stunden  Hefe  nicht  mehr  yermehrnngsfähig, 
Gärkiaft  stark  beeinträchtigt. 

10  g  frische  Prefhefe  mit  100  ccm  einer 
0,26  proc.  Flnorna  tri  um  lösung.  Nach  24 
Stunden  Hefe  nicht  mehr  vermehrungsfähig, 
Oärkraft  beeinträchtigt,  aber  noch  di 

10  g  frische  Preßhefe  mit  60  ccm  einer 
0,25  proc.  Fluornatrium  lösung.  Nach  24 
Stunden  Hefe  nicht  mehr  vermehrungsfähig, 
Gärkraft  noch  da. 

lOgfrischePreßhefemit  IGOccm  einer  O,lproc. 
Fluornatrium  lösung.  Nach  24  Stunden 
Hefe  nicht  mehr  vermehrungsfähig,  Gärkraft 
noch  da. 

10  g  frische  Preßhefe  mit  500  ccm  einei 
0,01  proc.  Fluornatrium  lösung.  Nach 
24  Stunden  erwies  sich  die  Hefe  noch  als 
yermehrungs&hig,  Gärkraft  unverändert. 

10  g  frische  Preßhefe  mit  50  ccm  einer 
0,1  proc.  Fluornatrium  lösung.  Nach 
24  Stunden  Hefe  noch  vermehmngsfähig, 
Gärkraft  unrerändert. 

Somit  liegt  die  für  10  g  Hefe 
tödliche  Gabe  Fluornatrium 
zwischen  0,05  und  0,1  g.  (Zwei 
schon  in  cBr.  u.  H.-Ztg.»  1905,  Nr.  260 
veröffentlichte  Versuche  haben  ergeben, 
daß  0,026  g  nicht  ausreichen  zur  Tötung 
von  10  g  Hefe.) 

Das  Fluomatrium  soll  äbrigens  bei 
noch  weit  größerer  Verdünnung,  als 
oben  angewendet,  Pilzwachstum  unter- 
drücken. Nach  Tappeiner^  ferner  nach 
O,  Loew  wirkt  0,01  pCt  fäuhiLswidiig, 


0,001  pCt  soll  der  Gärtätigkeit  der 
Milzbrandbazillen  entgegenwirken. 

Ueber  die  Flußsäure  wurden  vom 
Verf.  schon  in  «Br.  u.  H.-Ztg.>  1906, 
Nr.  260  einige  Versuche  bekannt  ge- 
geben, welche  zeigen,  daß  die  tödliche 
Gabe  ffir  10  g  Hefe  zwischen  0,01  und 
0,025  g  liegt. 

Vergleichen  wir  damit  die  für  S  c  h  we  - 
feisäure  und  Milchsäure  erhaltenen 
Zahlen  (a.  a.  0.,  Seite  2860),  nämlich 
0,025  bis  0,05  g  für  Schwefelsäure  und 
0,05  bis  0, 1  g  bei  Milchsäure,  so  ergibt 
sich  ein  recht  auffallender  Unterschied, 
der  nicht  auf  die  verschiedene  Stärke 
der  Säuren  zurfickgeführt  werden  kann. 
Die  Flußsäure  muß  offenbar  noch  anders 
als  durch  Säurewirkung  schädlich  sein. 
Vielleicht  entzieht  sie  dem  Protoplasma 
Calcium,  da  sie  mit  Calcium  ein  völlig 
unlösliches  Produkt,  das  Fluorcalcium, 
gibt. 

Auch  hinsichtlich  des  wirksamen  Ver- 

dännungsgrades   scheint   die  Flußsäure 

eine  Ausnahmestellung  unter  den  Säuren 

einzunehmen.    Sie  soll  nach  Effront  so- 

'gar  10-  bis  20  mal  stärker  wirken  als 

'Sabssäure.     Einen   Unterschied   soll   es 

'  dabei  allerdings  ausmachen,  ob  die  Hefe 

sich  in  guter  Nährlösung  befindet  oder 

nicht. 

Anilinfarben.  Wenn  die  Anilinfarben 
rein  sind,  gelten  sie  gegenwärtig  nicht 
mehr  für  erheblich  giftig. 

Meine  Versuche  an  Infusorien  zeigten 
mir  aber,  daß  unter  Umständen  schon 
durch  sehr  verdünnte  Lösungen  tödliche 
Wirkungen  hervorgerufen  werden  können 
(siehe  hierüber  auch  in  Chem.-Ztg.  1906, 
Dezember).  Es  zeigte  sich,  daß  die 
Schädigung  in  demselben  Maße  fort- 
schreitet, in  welchem  die  Färbung  ein- 
tritt. Ein  Farbstoff,  der  das  Plasma 
nicht  färbt,  ist  auch  nicht  schädlich. 

Fuchsin  vermag  den  Infusorienleib 
zu  färben.  Läßt  man  0,01  proc.  Lös- 
ung, die  unter  dem  Mikroskop  nur  noch 
wenig  oder  gar  nicht  gefärbt  erscheint, 
auf  Paramäcien  (Infusorien,  die  sich 
leicht  einstellen,  wenn  man  z.B.  Zwie- 
beln oder  gelbe  Rübenscheiben  in  einer 
Schale  mit  Wasser  übergießt  und  zu- 
gedeckt der  Fäulnis  überläßt;  einwitken, 


101 


so  erkennt  man,  falls  die  Lösung  in 
genügender  Menge  angewendet  wurde, 
bald  eine  schädliche  Einwirkung.  Binnen 
wenigen  Minuten  färbt  sich  der  In- 
f nsorienleib ;  zunächst  verlangsamt  sich 
die  Bewegung,  dann  steht  sie  ganz 
still,  das  Infusorium  stirbt  ab;  dabei 
sieht  man  die  fortschreitende  Färbung; 
so  lange  das  Infusorium  noch  wenig 
Farbstoff  aufgespeichert  hat,  bewegt  es 
sich  noch,  bei  stärkerer  Färbung  wird 
es  unbeweglich.  Eine  0,lproc.  Fuchsin- 
lösung wirkt  fast  augenblicklich. 

Nimmt  man  O,lproc.  Methylviolett- 
lösung, so  werden  die  Mikroorganis- 
men ziemlich  rasch  getötet.  Aehnlich, 
aber  etwas  langsamer,  mit  0,01proc. 
Methylviolettlösung.  Auch  hier  kann 
man  beobachten,  wie  das  noch  wenig 
gefärbte  Infusorium  hin-  und  her- 
schwimmt, dann  aber  mit  Zunahme  der 
Färbung  seine  Bewegungen  einstellt. 

In  0,01  proc.  Lösung  von  Viktoria- 
blau wird  durch  Infusorien  soviel  B'arb- 
stoff  gespeichert,  daß  binnen  einer 
Viertelstunde  eine  deutliche  Blaufärbung 
des  Leibes  dieser  Tiere  sichtbar  wird, 
während  an  der  Lösung  selbst  die 
Färbung  unter  dem  Mikroskop  nicht  er- 
kennbar ist.  Demgemäß  sterben  die 
Infusorien  in  dieser  hochverdflnnten  Lös- 
ung bald  ab.  Es  ist  dabei  sehr  deut- 
lich zu  sehen,  wie  der  Infusorienleib 
noch  während  des  Lebens  der  Tiere 
(erkennbar  an  ihrer  Bewegung)  sich 
färbt,  und  daß  der  Tod  erst  eintritt, 
wenn  die  Färbung  ein  gewisses  Maß 
erreicht  hat. 

Safranin  tötet  in  0,1  proc.  Lösung 
die  Infusorien  fast  augenblicklich,  auch 
0,01  pCt  wirkt  auf  viele  Individuen 
binnen  kurzer  Zeit  tödlich. 

Methylenblau  wird  etwas  lang- 
samer von  den  Paramäcien  aufgespeichert, 
die  Tötung  geschieht  also  nicht  so  rasch. 

Da  man  Infusorien  durch  Anilinfarb- 
stoffe töten  kann,  so  liegt  es  nahe,  daß 
auch  andere  Organismen,  z.  B.  Hefe 
durch  bestimmte  Mengen  Farbstoff,  wenn 
sich  derselbe  mit  dem  Hefeplasma  ver- 
bindet, damit  abgetötet  werden  können. 
Folgendes  sind  einige  Versuche  hierüber : 


10  g  irische  Preßhefe  mit  10  ccm  einer 
0,1  proc.  Methylviolettlösung.  Nach 
24  Stunden  ergab  der  Yennehrungsversuch 
positives  Resultat,  desgl.  der  Oärversuch. 

10  g  frische  Prefhefe  mit  20  com  einer 
0,1  proc.  Methylviolettlösung.  Nach  24 
Stunden  ergab  der  Vermehrun^s versuch  posi- 
tives Resultat,  desgl.  der  Gärversuoh. 

10  g  frische  Preßhefe  mit  50  ccm  einer 
0,1  proc  Methylviolettlösung.  Nach  24 
Stunden  ergab  der  Vermehrangs versuch,  posi- 
tives Resultat,  desgl.  der  Grärversuch ;  Bakterien 
entwickeln  sich  auch. 

10  g  frische  Preßhefe  mit  100  ccm  einer 
0,1  proc.  Methylviolettlösung.  Nach  24 
Stunden  noch  vermehrungsfähige  Zellen  da; 
kleine  Diplokokken  entwickeln  sich  ebenfalls. 

10  g  frische  Preßhefe  mit  200  ccm  einer 
0,1  proc.  Methylviolettlösung.  Nach  24 
Stunden  noch  wenige  vermehrungäähige  Zellen 
da ;  grol'e  stäbchenförmige  Bakterien  entwickeln 
sich. 

10  g  frische  Preßhefe  mit  20  ccm  einer 
0,5  proc.  Methylviolettlösung.  Nach  24 
Stunden  ergab  der  Vermehrungsversuch  etwas 
Hefetrübung  (binnen  24  Stunden  bei  25  bis 
30«  G), 

10  g  Hefe  mit  50  ccm  Methylviolett- 
lösung von  0,5  pCt.  Nach  24  Stunden  ergab 
der  Vermehrungsversuch  keine  Hefetrübung 
(binnen  24  Stunden  bei  25  bis  300-  Oär- 
vermögen  auch  geschwunden. 

10  g  Hefe  mit  100  com  Methylviolett- 
lösung. Nach  2\  Stunden  keine  Hefetrübung 
bei  dem  Vermehrungsversuch  (binnen  24 
Stunden  bei  25  bis  30')-  Gärvermögen  auch 
geschwunden. 

Also  liegt  die  tödliche  Gabe  von 
Methylviolett  für lOgHefe  zwischen 
0,2  g  und  0,25  g.  Das  Oärvermögen 
schwindet  hier  auffallender  Weise  fast 
gleichzeitig  mit  dem  Leben  und  der 
Yermehrungsfähigkeit  der  Hefe. 

Die  relativ  große  Menge  Farbstoffi 
welche  zur  völligen  Abtötung  der  Hefe 
notwendig  ist,  erklärt  sich  wohl  da- 
durch, daß  derselbe  auch  von  anderen 
Stoffen  als  dem  Plasmaeiweiß  reichlich 
gespeichert  wird  (Zellhaut,  Schleimsub- 
stanzen usw.).  Alle  möglichen  organ- 
ischen Stoffe,  auch  manche  unorganische^ 
halten  den  Farbstoff  an  ihrer  Oberfläche 
fest.  Wie  intensiv  der  Farbstoff  sogar 
an  Glas  festhaft,  das  kann  man  beider 
Auswaschung  der  Gefäße  beobachten, 
die  jene  Farbstofflösungen  enthalten 
haben. 


102 


Neue  Beiträge 
zur  EonsütutionserforBchung 

der  Chinaalkaloide. 

Als  Chinuclidin  bezeichnet  Königs^) 
eine  Piperidinbaäe ,  von  welcher  sich 
höchst  wahrscheinlich  der  Kern  der 
«zweiten  Hälfte»  der  Chinaalkaloide 
ableitet.  Das  Chinuclidin  enthält  eine 
Brttcke  von  zwei  Kohlenstoff  -  Atomen 
zwischen  dem  Stickstoff  und  dem  y- 
Eohlenstoffatom  des  Piperidins. 


N 
ChiDuolidin. 


CH 

Hocl   CH, 

V 

N 
/?- Aethyl-ohmnolidiD . 


CH .  G2H5 
CH2 


Ein  Derivat    des   Chinuclidin,    das 
/3-Aethyl-chinuclidin  haben  Königs 


und  Bernhardt^  neuerdings  auf  zweierlei 
Weise  dargestellt.  Einerseits  ausgehend 
vom  y- Methyl -/S-äthylpyridin,  anderer- 
seits aus  dem  durch  Abbau  der  China- 
alkaloide erhaltenen  Cincholoipon. 

1.  y-Methyl-/?-äthylpyridin  wurde  zu- 
nächst mit  1  Mol.  Formaldehyd  kon- 
densiert zu  dem  Monomethylol-/y-collidin 
CHglOH) .  OH2 .  CgHaCCgHslN.  Bei  der 
Reduktion  desselben  mit  Natrium  und 
Alkohol  entsteht  das  Monomethylol- 
hexahydro  -  ^  -  coUidin  (Formel  I)  und 
aus  diesem  durch  Kochen  mit  Jod- 
wasserstoff und  rotem  Phosphor  das 
Jodhydrat  der  jodhaltigen  Base  von  der 
Formel  E.  Letzteres  kann  mit  Leichtig- 
keit in  das  /i-Aethylchinuclidin  fiber- 
geführt werden,  indem  man  die  jod- 
haltige Base  vorsichtig  in  Freiheit  setzt 
und  die  ätherische  I^sung  einige  Zeit 
stehen  läßt.  Dabei  tritt  das  an  den 
Kohlenstoff  gebundene  Jodatom  mit 
dem  Imidwasserstoff  aus  unter  Bildung 
des  Jodhydrates  des  tertiären  /?-Aethyl- 
chinuclidin. 


I. 


GH  •  GH2 .  CH2 .  OH 
HgC/^H.CgHs 


H20s.      •OB 
NH 


2 


IL 


CH  •  CH2 .  GH2 .  J 
HgO-^^CH.OgHj 


HoC 


NH 


CH 


2 


CH 
H2Q'^fli^CH.C2H5 


H,C 


GH, 

I 
CHj 

\l/ 

N 


CHc 


2.  Eine  optische  Form  des  /^-Aethyl- 
chinuclidin  bildet  sich,  wenn  man  das 
durch  Abbau  der  Chinaalkaloide  er- 
haltene Cincholoipon  (HI)  esterifiziert, 
den  Aethylester  mit  Natrium  und  Al- 
kohol reduziert,  das  dabei  gebildete 
mit  dem  Monomethylolhexahydro  -  /i  - 
collidin  stereoisomere  Alkin  mit  Jod- 


0  Ber.  d.  Dentsch.  Chem.  Ges.  87  [190 1],  3244. 

HL 
GH .  CH2 .  CO2H  CH .  GH2 .  CH2OH 


Wasserstoff  und  Phosphor  kocht  und 
die  so  entstandene  jodhaltige  Base 
CsHigJN  in  ätherischer  Lösung  stehen 
läßt.  Damit  ist  die  Stellung  des 
Carboxyls  im  Cincholoipon  und  im 
Merochinen,  welch  letzteres  ja  durch 
Reduktion  in  ersteres  übergeffihrt 
werden  kann,  endgfiltig  festgestellt. 

»;  Ebenda  88  [1905],  3049. 


H 


,c^ 


CH .  G2H5 


HoC 


/\ 


NH 


CH, 


H, 


GH .  G2H0 


H,C 


NH 


CH< 


2' 


H»G 


CH 


GH, 


CH .  CgHj 


CH, 

N 


CH 


8 


19J 


Die  früher  von  Königs  aufgestellten 
Eonstitutiossformeln  von  Cincholoipon 
und  Merochinen,  jenen  beiden  wichtigen 
Derivaten  der  Ghinabasen,  haben  somit 
einen  hohen  Grad  an  Wahrscheinlichkeit 
gewonnen.        

Eine  bequeme  Darstellung  von  Deri- 
vaten des  Merochinen  haben  vor 
kurzem    Rabe^    und   Ritter   gefunden. 


Das  von  v.  Miller  und  Rhode^)  ge- 
wonnene Isonitrosomethylcinchotoxin 
zerfällt  bei  der  Einwirkung  von  Phos- 
phorpentachlorid  und  der  nachfolgenden 
Behandlung  mit  Wasser,  also  bei  der 
sogenannten  Beckmann'schen  Reaktion, 
in  Cinchouinsäure  und  das  Nitril  des 
Methylmerochinen.  Der  Vorgang  läßt 
sich  durch  nachstehende  Gleichung 
wiedergeben : 


CII 
HgC'^^Ij^CH.CHiCHa 


eil 


HON: C.CO  |/^"2 
N 


COOH 


CgHßN 


H2C''  cfl^  CH .  CH :  CH2 


+ 


C9H6N  CHs 
IsonitToso-Metbylcinchotoxin. 


CH, 

CN  1/ 

N 

CH3 


CH 


2 


Gifichoninsäure.        Nitril  des  Metbylmerocbinin. 


Durch  den  Verlauf  dieser  Spaltung 
findet  zugleich  die  Auffassung  von 
V.  Miller  und  Rhode,  daß  bei  der  Um- 
setzung von  Amylnitrit  mit  den  Toxinen 
die  zwischen  dem  Ghinolinkem  und 
dem  Carbonyl  stehende  Methylengruppe 
beteiligt  sei,  eine  experimentelle  Be- 
stätigung.          Sc. 

Ueber 
Stryohnmozyd  und  Isostryolmin. 

Bei  der  Behandlung  des  Strychnin 
mit  Wasserstoffperoxyd  erhielten  Fielet 
und  Mattisson  (Ber.  d.  Deutsch. 
Chem.  Ges.  38  [1905],  2782)  eine  Reihe 
von  Oxydationsprodukten  teils  basischer, 
teils  saurer  Natur.  Unter  denselben 
fällt  insb^ondere  eines  wegen  seiner 
für  die  weitere  Untersuchung  ange- 
nehmen Eigenschaften  auf.  £^  bildet 
große,  farblose  Prismen  und  seine  Zu- 
sammensetzung entspricht  der  Formel 

C21H22N2O3  +  3H2O. 

Der  Körper  enthält  also  1  Atom  Sauer- 
stoff mehr  als  das  Strychnin  und  ist 
deshalb  Strychninoxyd  genannt 
worden.      Aus     seinen    Eigenschaften 


")  Ber.   d.   Deutsch.    Chem.   Ges.  38  [1905], 
2770. 


geht  hervor,  daß  er  in  die  Klasse  der 
Aminoxyde  gehört,  von  denen  eine 
größere  Anzahl  in  verschiedenen  Reihen 
der  organischen  Basen  heute  bekannt 
sind,  und  die  durch  die  gemeinsame 
Gruppe  :  N :  0  charakterisiert  sind.  Da 
das  Strychnin  nur  ein  basisches  Stick- 
stoffatom enthält  und  durch  die  Ver- 
suche von  Auerbach  und  Wolffenstein 
an  den  Acylpiperidinen  (Ber.  d.  Deutsch. 
Chem.  Ges.  32  [1899],  2507)  bewiesen 
worden  ist,  daß  der  Stickstoff  der 
Gruppe  :  N .  CO .  R  zur  Addition  von 
Sauerstoff  nicht  befähigt  ist,  so  erhält 
das  Strychninoxyd,  unter  Zugrunde- 
legung der  Ta/i?rschen  Strychn&ormel 
folgende  Formel: 

COv 
I     •(C20H22O)  :  N  :  0. 

W 

Wie  alle  Aminoxyde  gibt  Strychninoxyd 
seinen  Sauerstoff  leicht  ab.  Es  bläut 
Jodkaliumstärkelösung  augenblicklich , 
auch  beim  bloßen  Erwärmen  findet  die 
Abspaltung  statt. 

Die  subkutane  Einspritzung  des 
Strychninoxydes  oder  seines  Chlor- 
hydrates   bewirkt    ähnliche    Erschein- 


4)  Ber.   d.  Deutsch.   Chem.   Oes.  88   [1900], 
3214;  38  [1905],  306. 


101 


ungen  wie  die  des  StrychDin,  doch  mit 
dem  Unterschiede,  daß  die  krampf- 
erregende Wiikung  ziemlich  abge- 
schwächt ist,  während  die  paralysierende 
Wirkung  intensiver  hervortritt.  Die 
Giftigkeit  ist  erheblich  kleiner  als  die 
des  Strychnin.  Die  letale  Gabe  be- 
trägt, auf  100  g  Körpergewicht  be- 
rechnet, beim  Forsch  0,016-0,020  g, 
beim  Meerschweinchen  0,006—0,0072  g. 
Aus  der  Existenz  des  Strychnin- 
ozydes  kann  man  bezüglich  der  Kon- 
stitution des  Strychnin  denselben  Schluß 
ziehen,  wie  er  bereits  früher  von  J. 
Tafel  (Ann.  d.  Chem.  801  [1898],  294) 
aus  anderen  Beobachtungen  abgeleitet 
worden  ist.  E^s  haben  sich  nämlich  bis 
jetzt  nur  diejenigen  tertiären  Basen 
(Trialkylamine ,  N  -  Alkylpiperidine ,  Di- 
methylanilin,  Tropin,  Nikotin)  in  Amin- 
oxyde  überführen  lassen,  bei  denen  der 
Stickstoff  an  drei  verschiedene  Kohlen- 
stoffatome gebunden  ist.  Man  darf 
also  annehmen,  daß  diese  Bedingung 
auch    beim    basischen    Stickstoff    des 


Strychnin  erfüllt  ist.  Da  man  nun 
weiß,  daß  kein  Alkylrest  an  diesem 
Stickstoff  hängt,  so  wird  dadurch  sehr 
wahrscheinlich  gemacht,  daß  derselbe 
gleichzeitig  zwei  Ringsy.^temen  an- 
gehört, wie  man  es  heute  für  mehrere 
andere  Alkaloide,  z.  B.  Cinchonin,  an- 
nimmt. 

Es  ist  noch  zu  erwähnen,  daß  auch 
Brucin  mit  Wasserstoffperoxyd  ein  schön 
krystallisiertes  Oxyd  liefert. 

Eine  weitere  neue  Beobachtung  in 
der  Strychninchemie  wurde  von  Ba- 
corescu  und  Pictet  gemacht  (Ber.  d. 
Deutsch.  Chem.  Ges.  88  [1906],  2787). 
Dieselben  fanden,  daß  das  Stiychnin 
durch  Erhitzen  mit  Wasser  in  za- 
geschmolzenen  Röhren  auf  160—180^ 
in  Isostrychnin  umgewandelt  wird. 
Es  möge  genügen,  den  Zusammenhang 
des  Isostrychnin  mit  Strychnin  und 
dessen  Umwandlungsprodukten  durch 
nachfolgendes  von  Bacarescfi  und  Pictet 
am  genannten  Orte  gegebenes  Schema 
zu  erläutern. 


Strychnin 
.CO 


(C20H22NO) 


N 


iz5 

SB 

O 
P 


Strychninsäure 


(Strychnol) 
.COOH 


HgO  oder 


Ba(OH), 


/COGH 
C2oH22NO<  +  4H2O 


Isostrychnin 
(Trihydrostrychnin  ?) 

^  /CO 

(C2oH22NO)<  I   +  3H2O 


s 

p 

Isostrychninsäure 

(Dihydrostrychnin) 

/COOH 
C20H22NO/  +H2O 


^NH 


Sc. 


YerÜiüireii  zur  BarsteJlunf  Ton  Cyandlal- 
kjlaeetylhamstoffeii.  D.  ß.  P.  156  383,  El.  12o. 
K  Mereky  Darmstadt.  Die  Harnstoffe  werden 
aus  Dialkylcyanessigestern  und  Harnstoff  oder 
Harnstoff  den  vaten  durch  Einwirkung  von  Metall- 
alkoholaten  bei  gewöhnlicher  Temperatur  erhalten 
und   liefern   durch    Kondensation   ImiuodialkyU  I 


barbitursäuren,  die  ihrerseits  durch  Ammoniak- 
abspaitung  die  als  Hypnotika  zu  vorwend  enden 
Dialkylbarbitursäuren  liefern.  Derartige  Harn- 
stoffe sind:  Cyandiäthylaortylhamstoff,  Cyandi- 
äthylacetyltbioharnstoff,  Cj'^andiäthylacetylguani- 
din,  CyandipropylacetylharnBtoff  und  Cyandi- 
äthylacetylphenylharnstoff.  A,  St. 


195 


Neue  Arzneimittel. 

Absinthin,  ist  wie  bekannt,  ein  Bitter- 
stoff des  Weimatkrantes ;  es  stellt  ein 
amorphes  oder  kristallinisdieey  gelbliches 
Polder  dar,  das  nach  Wermat  riecht,  neutrale 
Beaktion  besitzt  und  sich  leicht  in  Alkohol 
and  Chloroform,  weniger  leicht  in  Aether 
sowie  in  Wasser  (1 :  IQOO)  löst  Anwend- 
ung nach  Wiener  klin.  Randsohaa:  bei 
Appetitlosigkeit;  Oabe:  0,1  bis  0,2  g  m 
PiUenform  oder  in  Gelatinekapseln  zwei-  bis 
dreimal  täglich  vor  dem  Essen. 

Dipropyl-p-phenetidin  wird  durch  Er- 
hitzen von  Dipropyleasigsäure  mit  p-Phene* 
tidin  erhalten.  Es  schmilzt  bei  147  <>  C 
und  löst  sich  schwer  in  heißem  Wasser, 
aber  ziemlich  leicht  in  heißem  Alkohol  und 
Benzol.  Seine  Wvkang  ist  eine  gleichzeitig 
fieberwidrige  und  schlaferzeugende.  Dar- 
steller: Aktien-Oesellsehaft  für  Anilinfabrika- 
tion in  Berlin  SO. 

Lencin  (neutrales  Eiseneiweiß  Laves) 
wird,  wie  die  Sfldd.  Apoth-Ztg  1906,  92 
mitteilt,  nach  einem  zum  Patent  angemelde- 
ten Verfahren  in  ähnlicher  Weise  wie  Liquor 
Ferri  albuminati,  aber  ohne  Anwendung  von 
Alkali  dargestellt 

Metakalin,  über  das  in  Pharm.  Gentralh. 
46  [1905],  777  ausführlich  berichtet  wurde, 
wird  nicht  mehr  dargestellt 

OUat,  ein  Lebertran-Ersatz,  ist  eine  Ei- 
weiß-Emulsion, die  12,3  pGt  Wasser,  46,2 
pGt  Fett,  15,1  pGt  Eiweiß  und  22,3  pGt 
Kohlenhydrate  enthält  Ihr  Phosphorgehalt 
soll  der  gleiche  wie  bei  ScoU's  Emulsion 
sein.  Außerdem  enthält  sie  angeblich  na- 
türliche Blutsalze.  Darsteller:  J,  und  0. 
Leineweber  in  Mainz. 

Omega  sollen  aus  Ammoniumchlorid  und 
Süßholz  bestehende  0,5  g  schwere  Pillen 
sein.     Darsteller:  R.  Boscich  in  Beinsberg. 

Pulvis  dnodenalis  erhält  man  nach  The 
Pharm.  Joum.  1906,  166  durch  Abschaben 
der  Oberschicht  des  gereinigten  Duodenum, 
Ausbreiten  der  erhaltenen  Masse  auf  Glas- 
platten und  Trocknen  bei  70  bis  80^  sowie 
darauffolgendem  Mischen  des  Trocken- 
präparates mit  der  gleichen  Menge  Calcium- 
phosphat.  Das  fertige  Pulver  riecht  pepsin- 
artig und  muß  In  gut  schließenden  Oläsern 
aufbewahrt   werden.     Bei    der    Anwendung 


dieses  Präparatee  nimmt  Marsden  an,  daß 
der  natürliche  Gehalt  des  Magens  an  Salz- 
säure das  die  Pankreasausscheidung  begün- 
stigende Ferment  abspalten  wird. 

SeoreÜA  ist  der  Name  für  das  in  Pharm. 
Gentralh.  47  [1906],  149  erwähnte  Duo- 
denalextrakt  Dieses  gewinnt  man  nach 
The  Pharm.  Journ.  1906,  166,  indem  man 
die  obere  Schicht  des  frischen  Duodenum 
von  Schweinen  abschabt,  diese  darauf  schnell 
reinigt,  zerkleinert  und  5  Minuten  lang  im 
Mörser  mit  der  gleichen  Raummenge  0,4- 
proc.  Salzsäure  durcharbeitet  Nach  dem 
Erhitzen  bis  zum  Kochen  fügt  man  Soda 
bis  zur  fast  vollkommenen  Sättigung  hinzu. 
Das  so  erhaltene  Präparat  wird  entweder 
sofort  eingenommen  oder  nach  Ausscheidung 
der  Proteide  in  sterilen  Flaschen  aufbewahrt, 
in  denen  es  sich  3  bis  4  Tage  unzersetzt 
hält  Nach  Marsden  enthält  es  wahrschein- 
lich einen  Körper,  aus  dem  durch  Salzsäure 
ein  die  Pankreasausscheidung  beförderndes 
Enzym  abgeschieden  wird.  Letzterem  soll 
die  Heilwirkung  bei  Diabetes  zukommen. 

Serum  gegen  Hundestaupe,  das  bisher 
nur  vom  Jenner 'Institut  m  London  herge- 
stellt wurde,  wird  jetzt  auch  von  Dr.  Pior- 
kowsky  in  Berlin  bereitet.  Nach  Lange 
(Beri.  tierärztl.  Wochenschr.  1906,  Nr.  4 
und  5)  eignet  sich  das  deutsche  Serum  so- 
wohl zu  Heilzwecken  wie  zur  Vorbeuge. 

H.  Mentxel. 


Neue  Arzneimittel, 

über  die  im  Februar  1906 

berichtet  wurde: 


Abführdragees 

Seite  111 

Adrenalin 

136 

Alkoholsilbersalbe 

93 

Alypinum  nitricum 

149 

Anticalculose 

149 

Antirbeiimatin 

111 

Blennorsan 

149 

Blennosalyl 

149 

Bromocarpin 

129 

Callaqnol 

87 

Chloroform,  gelatinös. 

111 

Ciba 

87,  128 

Desinfekton 

129 

Diäthyloxyacety  1-  Harnstoff 

87 

Digalen 

117 

Digitoxin,  solubile 

117 

Baodenalextrakt 

149 

Fluotal 

111 

id6 


Formagnol 

Seite  129 

Foimophen-Tabletten 

129 

Glycero  Bouty 

129 

Glyko-Heroin 

J29 

Olykokreosote 

129 

Haemosoter 

87 

Hemoglofer 

149 

Herolioe 

129 

Jodan 

111 

Jodchloroform 

89 

Jodipin-Emiilgat 

1-29 

Jodipin.  solidam 

129 

Jodipin.  Veterinär. 

129 

Jodone 

J49 

Jodosyl 

87 

Jodotannol 

149 

Isopral 

93 

Earbolysin 

87 

Kaubalsam  Sahir 

111 

Ereseptol 

111 

LactobacilÜD 

112 

Lithantral 

111 

LithoMUi 

87 

LohtanDinbäder,  elektr. 

87 

Maltocrystol 

129 

MeDSol 

149 

Merooran 

111 

Metarsol 

149 

Midy'a  MischuDg 

87 

Migrol 

129 

Mikronal 

87 

Morphinyalerianat 

129 

Neiirämin 

87 

Nacleogen 

130 

Palladiumchlorür 

129 

Philanthropin 

149 

Pittylen 

129 

Poudre  de  Palveol 

129 

Pruno-Heroin 

129 

Pulten 

157 

RheamatikoD,  Frickes 

82 

Balit-Patronen 

111 

Salogen 

129 

Salokreol-Patronen 

111 

Septosol 

111 

Sorisin 

129 

SozojodoUZiDk 

135 

SpermathanatoD 

111,  149 

Stomachystabletten 

129 

Snlfopyrin 

149 

Terrial 

149 

Tetralgiu 

129 

Thio-Benzo-He  ro'in 

129 

ToDole 

130 

Trypsogen 

149 

Uraseptme 

149 

Utrolene 

149 

Vapo-Cresolen 

149,  111 

Vesipyrin 

130 

(Yeigl.  hierzu  Seite  112; 

außerdem  vergleiche 

Seite  172  und  196.) 

K  Mentxel, 

Ueber  das 

Tarkoninmethyljodid  und 

seine  Beziehungen  zu  Cotamin 

und  Hydrocotamin 

stellte  Dr.  Bruns  UnterBuchangen  an.  Er 
konnte  dabei  feststelien,  daß  diese  Basen 
in  derselben  Beziehung  zn  einander  stdien 
wie  Berberin,  Dihydroberberin  nnd  Ganadin. 
Ebenso  wie  bei  den  letzteren  Basen  eine 
G  =  G  -  Gmppe  mit  Doppelbindung  als 
chromophore  Gruppe  anzusehen  ist,  ist  dies 
auch  bei  dem  Tarkoninmethyljodid  der  Fall. 
Das  Tarkoninmethyljodid  konnte  durch 
Ztnk  und  Schwefelsäure  in  das  Hydro- 
cotamin  umgewandelt  werden,  welches 
durch  seine  Salze  charakterisiert  wurde. 
Dieses  Hydroeotamin ,  das  auch  aus 
Gotamin  mit  Zink  und  Schwefelsäure  dar- 
stellbar ist,  konnte  durch  Jod  wieder  zu 
Tarkoninmethyljodid  oxydiert  werden  und 
durch  gemäßigte  Oxydation  mit  Jod  teQ- 
weise  auch  zu  Gotamin  zurfickverwandelt 
werden.  Ebenso  ließ  sich  das  Gotamin 
durch  Jod  teilweise  zu  Tarkoninmethyljodid 
oxydieren.  Während  in  diesen  Versuchen 
eme  völlige  üebereinstimmung  des  Tarkonin- 
methyljodids  mit  Berberin  und  Dehydro- 
corydalln  nnd  Ganadin  im  Verhalten  gegen 
nasderenden  Wasserstoff,  wie  auch  gegen 
Jod  festgestellt  werden  konnte,  war  dies 
nicht  möglich  b«  den  analogen  Versuchen, 
Tarkoninmethyljodid  mit  Aceton,  Ghloro- 
form,  Schwefelammonium  und  Hydroxyl- 
amin  in  Wechselwirkung  zu  bringen,  ebenso 
verhielt  es  sich  gegen  starke  Kalilauge 
nicht  dem  Berberin  analog.  J.  K. 

Archiv  der  Pharm,  1905,  67. 


Badlothor  ist  ein  neues  radioaktives  Element, 
welches  Thonnmemanation  (Ausstrahlung)  aus- 
sendet. Bei  der  Darstellung  aus  der  Baryum- 
Radinmmisohang  wurde  es  nach  0.  Bahn  (Chem.- 
Ztg.  1905,  Bep.  385)  zunächst  in  den  leichtlös- 
licheren Fraktionen  angereichert  und  dann,  mit 
etwas  Eisen  zusammen,  mittels  Ammoniak  ge- 
fällt. Diese  sowie  einige  andere  Metboden  fahr- 
ten jedoch  zu  keinem  befriedigenden  Ergebnisse. 
Brauchbar  ist  die  Fällung  mit  Karbonaten.  Die 
sauren  Lösungen  worden  mit  emem  Ueberschuß 
von  Ammoniamkarbonat  in  der  Kälte  gefällt. 
Beim  Kochen  des  Filtratrs  fiel  etwas  basisches 
Karbonat  aus,  das  lelativ  stärkere  Aktivität 
zeigte,  die  sich  knrz  nach  der  Fällung  etwas 
änderte.  — he. 


197 


Für  die  Bestiinmiing 

von  AmmoniiiTn Balzen  mit 

Alkalihypobromit 

stellen  E,  Rupp  und  E.  Rößler  folgende 
Idtende  Gesichtspunkte  auf:  Man  Mßt  ein 
geeignetes  Volumen  der  mit  Wasser  auf 
etwa  50  bis  75  ccm  verdünnten  Bromlauge 
von  genau  ermitteltem  Jodwerte  einfließen, 
nach  5  bis  10  Minuten  yerdQnnt  man  noch- 
mals mit  50  ccm  Wasser,  säuert  mit  Salz- 
säure aU;  fflgt  sofort  Jodkalium  zu  und 
titriert  nach  2  Mmuten  mit  ViQ-Normal- 
Thiosulfat  Die  Menge  der  angewandten 
Bromlauge  ist  so  zu  bemessen,  daß  etwa 
die  Hälfte  bis  ein  Drittel  hiervon  im  üeber- 
schuß  bleibt. 

Die  Reaktionsgleichungen  hierbei  sind 
folgende: 

2NH3  +  SNaOBr 

=  N2  +  3H2O  +  3NaBr; 

NaOBr  +  2KJ  +  HgO 
=  2 J  +  NaBr  +  2K0H. 

Die  Bromlauge  wird  bereitet  durch  Auf- 
lösen von  10  g  Natriumhydroxyd  in  500 
ccm  Wasser  und  Zusatz  von  17  g  Brom. 
Die  Titerbeetändigkeit  der  Liösung  ist  eine 
ziemlich  gute,  da  eine  Veränderung  der 
Lange  der  Hauptsache  nach  in  einer  Aut- 
oxydation des  Hypobromites  zu  Bromat 
besteht,  was  auf  das  Titrationsergebnis  in 
saurer  Lösung  ohne  Einfluß  ist 

Freies  Ammoniak  erhöht  die  Alkalinität 
der  Bromiauge  und  ist  daher  (weil  stark 
alkalische  Bromlauge  untauglich  ist)  direkt 
nicht  genau  bestimmbar.  Wo  solches  vor- 
liegt, läßt  man  die  stark  verdQnnte  Lösung 
unter  Umschwenken  langsam  zur  Bromlauge 
zufließen,  setzt  tropfenweise  solange  ver- 
dOnnte  Salzsäure  zu,  bis  eben  Oelbfärbung 
der  Lösung  durch  eme  Spur  überschüssiger 
Säure  auftritt  und  titriert  nach  5  Minuten 
wie  üblich  zurück. 

Ais  Kriterium  aller  vollständig  verlaufenen 
Oxydationen  kann  der  Umstand  dienen,  daß 
die    mit   Stärkezusatz    austitrierten    Proben 
vor   Ablauf    einiger   Minuten    nicht    wieder  • 
blau  werden  dürfen.  J.  K.     ' 

Arehiv  der  Pharm,  1906,  104, 


Jodsäure  und  Bromsäure  als 
oxydimetrische  Mittel. 

E.  Rupp  versuchte  die  Jodsäure  bei  der 
Bestimmung  von  arseniger  Säure  und  Thio- 
cyansäure,  ohne  jedoch  zu  günstigen  Re- 
sultaten zu  kommen.  Er  führt  diese  Miß- 
erfolge darauf  zurück,  daß  die  Anwendungs- 
möglichkeit  der  Jodsäure  für  oxydimeirisehe 
Zwecke  dadurch  so  außerordentlich  beschränkt 
wird,  daß  die  aus  dem  zu  analysierenden 
Objekte  hervorgehenden  Oxydations-  bezw. 
Zerfallprodukte  indifferent  sein  müssen  gegen 
freies  Jod,  gegen  Jodwasseretoff  und  Jod- 
kalium. Dagegen  läßt  sich  Ameisensäure 
mit  Jodsäure  titrieren,  wenn  man  Mischungen 
beider  Säuren  eine  halbe  Stunde  im  Wasser- 
bade erwärmt,  das  gebildete  freie  Jod  durch 
Eriiitzen  in  offener  Schale  verjagt  und  den 
Jodsäureüberschuß  mit  Thiosulfat  zurüok- 
mißt.  Die  Reaktion  erfolgt  hierbei  nach 
der  Gleichung: 

2HJO5  +  5HC00H 
=  2J  +  6H2O  +  öCOj. 

Eine  größere  Anwendbarkeit  zu  gleichen 
Zwecken  erlaubt  die  Bromsäure  bezw. 
ihre  Salze  in  schwefelsaurer  Lösung.  Der 
Bromattiter  wird  in  der  Titerflüssigkeit  wie 
auch  nach  erfolgter  Oxydation  in  der 
Reaktionsflüssigkeit  bestimmt,  indem  man 
die  Lösungen  auf  75  bis  100  ccm  mit 
Wasser  verdünnt,  einige  ccm  verdünnte 
Schwefelsäure  und  1  bis  2  g  Jodkalium 
zusetzt  und  das  ausgeschiedene  Jod  mit 
Yio-Normal-Thiosulfat  mißt  Da  das  abge- 
spaltene Brom  nicht  wieder  oxydierbar  und 
und  leicht  flüchtig  ist,  so  fallen  die  Be- 
schränkungen, welche  für  die  Anwendung 
von  Jodsäure  giltig  sind,  vollständig  weg 
und  man  wird  die  Jodsäure  daher  als 
Oxydationsagens  überhaupt  völlig  aus- 
schalten. J.  K, 

Arehiv  der  Pharm.  1905,  98. 


Die  kolorlmetrlsebe  Bestimmung  der  Sali- 
oylsäure  auf  grund  der  EisenohloridfärbuDg  be- 
gegnet bei  der  Untersachung  von  Nahrungsmitteln 
häufig  der  Schwierigkeit,  daß  bei  einem  Gehalte 
an  Gerbstoff  eine  gute  Färbung  nicht  zu  erhalten 
ist  F,  T.  Harry  und  W,  B.  Mummery  (Chem.- 
Ztg  1905,  Rep.  164)  verfahren  in  der  Weise, 
dajä  sie  die  ßleisalze  heratelleu,  die  sich  durch 
kaustische  Alkalien  trennen  lassen,  weil  Blei- 
salioylat  sich  leicht  darin  löst,  während  Blei- 
tannat  unlöslich  ist.  ^-he. 


198 


■  ahrungsmi 

Die  Bestimmung  der  schwef- 
ligen Säure. 

Eine  neue  Methode  znr  Beetimmnng  der 
Bchwefligen  Sänre  in  Nahrnngsmitteln,  welche 
den  Yorzng  Bchnellerer  AusfQhrbarkeit  vor 
der  Defitillationsmethode  mit  nachfolgender 
Oewichtsbestimmang  als  BaS04  haben  soll, 
veröffentUchten  Th,  Schumacher  und  E. 
Feder  (Ztschr.  f.  Unters,  d.  Nahr.-n.  Genußm. 
1905,  X,   649). 

Das  aus  angesäuerter  Lösung  ausgetrie- 
bene Schwefeldioxyd  wird  in  einer  mit  jod- 
saurem Kalium  beschickten  Vorlage  auf- 
gefangen und  von  der  Jods&ure  unter  Ab- 
scheidung von  Jod  oxydiert  So  lange  die 
Jodsäure  im  Ueberschuß  da  ist,  braucht  man 
nicht  zu  befürchten,  daß  das  ausgeschiedene 
Jod  sich  an  der  Oxydation  der  schwefligen 
Säure  beteiligt.  Die  Ausführung  geschieht 
in  der  Weise,  daß  der  Destillationskolben 
mit  100  bis  150  ccm  Wasser  beschickt 
und  dieses  ausgekocht  wird.  Alsdann 
fQllt  man  ihn  durch  einen  kleinen  Scheide- 
trichter, der  als  Oaszuleitungsrohr  dient,  mit 
Kohlensäure  an  und  gibt  nun  25  g  Dörr- 
obst oder  Hackfleisch  hinzu;  dann 
säuert  man  durch  den  Scheidetrichter  mit 
Phosphorsäure  an  und  destilliert  in  bekannter 
Weise.  Als  Vorlage  dient  eine  Jodatlösung, 
deren  Wert  gegen  YiQ-NormalThiosulfat- 
lösung  man  kennt.  Die  Wertbestimmung 
jener  erfolgt  in  der  Weise,  daß  die 
Jodatlösung  unter  Znsatz  eines  Ueberschusses 
von  Kaliumjodid  und  Schwefelsäure  mit 
Thiosulfat  titriert  wird.  Eine  gemessene 
Menge  dieser  Lösung  wird  vorgelegt  und 
nach  beendeter  Destillation  das  ausgeschie- 
dene Jod  durch  Kochen  auf  dem  Drahtnetz 
vertrieben,  noch  5  bis  10  Minuten  weiter 
erhitzt  und  nach  dem  Erkalten  der  noch 
vorhandene  Ueberschuß  an  Jodat  wieder 
mit  Thiosulfat  bestimmt. 

Die  Art  der  Berechnung  zeigen  die 
folgenden  Ausführungen:  Man  stelle  die 
Kaliumjodatlösung  am  besten  gleich  einer 
YiO'^oi™^''i'bioAQU<itlösung,  sie  enthält  dann 
nach  der  Gleichung: 

KJOa  +  5KJ  +  3H28O4 
=  3K2SO4  +  3H2O  +  6J 

Ye  Molekül  Kaliumjodat  im  Liter  gelöst. 

Eine    Normal  -  Sulfitlösung    enthielt    72 
'olekOl  SO2  im  Liter,  hiemach  entsprechen 


ttel-Chemie. 

2K.TO3  =  5SO2  und  12  ccm  Jodatlösung 
(Wirkungswert  gleich  einer  ^/iQ-l^onn^l' 
Thiosulfatlösung)  =  10  ccm  ^/iQ-NormsA- 
Sulfitlösung  oder  6  ccm  Jodatlösung  =  5  ccm 
Sulfitlösung. 

Man  hat  also  von  der  Anzahl  der  redu- 
zierten Kubikzentimeter  Jodatlösung  ein 
Sechstel  zu  subtrahieren  und  die  erhaltene 
Zahl  mit  dem  Aequivalent  von  S  bezw. 
SO2  also  mit  16  bezw.  32,  bei  Yic^^r- 
mallösungen  mit  1,6  bezw.  3,2  zu  multi- 
plizieren, um  die  Menge  des  vorhandenen 
Schwefels  oder  Schwefeldioxydee  in  Milli- 
gramm zu  erhalten. 

Die    allgemeine   Gleichung   ist   folgende: 

2KJO3  +  5SO2  +  4H2O 
=  K2S04  +  4H2S04+  2J. 

Beispiel: 
Vorgelegt     sind     20     ccm     Jodatlösung 
(=  YiQ-Normal-Thiosulfatlösung), 
zurücktitriert   8  ccm   Yio*^<>i^™Al~'i'^><^^^^; 
verbraucht     12  ccm  Jodatlösung  z.  Oxydat., 
davon  ab  Ye"  2  ccm 

Rest  10  ccm    mit    3,2    multipliziert 
=  32  mg  SO2. 

Das  Verfahren  liefert  bei  Einhaltung  der 
erwähnten  Bedingungen  gute  Resultate  and 
die  Einwendungen,  die  Kerp  (Arbäten  aus 
d.  Kaiserl.  Gesundheitsamt  1904,  21,  169) 
gegen  das  Destillationsverfahren  vorbrachte, 
beruhen  auf  fehlerhafter  Versuchsanstellnng. 
Für  die  Bestimmung  des  Gesamischwefel- 
gehaltes  im  Leuchtgas  in  Form  von  SO2 
in  den  aufgefangenen  Verbrennungsgasen 
eignet  sich  das  neue  Verfahren  gleichfalls, 
wenn  man  die  unterwegs  oich  im  Luftstrom 
zu  Schwefelsäure  oxydierende  Menge  schwef- 
liger Säure  berücksichtigt  —del. 

Welnstelnsättrehaltige  IlaasenblaselSsniig 
zum  Schönen  des  Weines  Ist  unzuiässig.    Um 

die  Hausenblase  besser  löslich  zu  machen, 
hatten  ein  Weinhändler  und  ein  Küfer  Weinstem- 
säare  bei  der  Bereitung  der  HausenblaselösuDg 
verwendet  und  mit  dieser  Lösung  trübe  junge 
Weine  «geschönt».  Die  Schonung  an  sich  ist 
anerkannte  Eellerbebandlung,  der  Zusatz  von 
Weinsteinsäure  verstößt  jedoch  gegen  §  3  Nr.  5 
des  Weingesetzes  vom  24.  Mai  1901.  Die  An- 
geklagten wurden  am  7.  bezw.  14.  Juni  1904 
wegen  Vergehens  wider  das  Weingesetz  und 
Nahrungsmiitelgesetz  (§  10^)  von  der  Strafkammer 
des  Landgerichts  Eaiserlautern  zn  10  M.  bezw. 
ö  M  Geldstrafe  und  Einziehung  des  gefälschten 
Weines  verurteilt  und  dieses  urteil  am  3.  April  1905 
vom  I.  Strafsenat  dt\sReiclisgorichts bestätigt.  P.  S. 


1&9 


TherapeutisciMr/  Mitteilungen. 


Streptokokkenserum  Menzer. 

VeiBohiedene       Stareptokokkeninfektiozien 


wie  korzes  Sorumfieber,  Hautröte,  Pals- 
steigerang  auf.  Aus  der  jedesmal  fieber- 
herabeeüsenden  Wirkung  dee  Seram  schließt 


haben     auch    ihre    venMshiedenen    Strepto-  j  Burckhard  auf  eine  spezifisch  zuverlässige 
kokkenarteo,  so  daß  schließlich  die  Strepto- .  Wirkung  des  enteren. 


kokkenstämme  des  Scharlachs,  des  Gelenk- 
rheumatismus und  der  verschiedenen  Eiter- 
ung; en  verschieden  von  einander  und  ver- 
schieden in  ihrer  Abstammung  sind.  Daher 
hat  Menzer  (BerL  Elin.-therap.  Wochenschr.) 
ein  sog.  polyvalentes  Streptokokkenserum  er- 
zeugty  indem  er  die  zu  immunisierenden 
Tiere  mit  Streptokokkenstämmen  verschie- 
dener Herkunft  behandelte.  Menxer  aber 
gibt  seinem  Serum,  das  von  der  Chemischen 
Fabrik  E,  Merck  in  Darmstadt  dargestellt 
wird,  gleich  von  vornherein  strenge  Gesichts- 
punkte und  zieht  enge  Grenzen,  denn  er 
sagt  im  Sinne  der  Serumbehandlung  über- 
haupt, daß  man  sich  stets  die  Höhe  der 
Kraftleistung  vergegenwärtigen  mQsse,  die 
ein  Serum  wie  das  seinige  im  menschlichen 
Körper  erfordert.  Ein  solches  bakterien- 
tötendes Serum  vernichtet  sowohl  die  ein- 
gedrangenen  Krankheitserreger  und  regt 
aucli  die  Fortschaffung  der  bei  diesem 
Kampfe  erzeugten  Abfallstoffe  an.  Kein 
Wunder,  daß  im  vorgeschrittcnei  Stadium 
Versagen  oder  gar  Verschlimmerungen  ein- 
treten. Deshalb  kann  nur  bei  Prozessen, 
die  noch  örtlich  umschrieben  sind  und  eben 
erst  im  Begriffe  stehen,  eine  gefährliche 
Allgemeinmfektion  zu  bilden,  ein  Erfolg  vom 
Menxer'^^&i  Serum  erwartet  werden, 
z.B.  bei  noch  bestehender  Entzündung  der 
Gebärmutterhöhle,  bevor  die  hinzutretende 
BanchfelleotzQndung  noch  allgemein  ist;  in 
demselben  Sinne   bei  eitriger  Blinddarment- 


Auch  beim  Gelenkrheumatismus  wurde 
das  Menxer^wii'^  Serum  erprobt,  und  zwar 
von  E,  Bibergeil  in  Berlin  (BerL  Klin.- 
ther.  Wochensdhr.  1904,  Nr.  50)  mit  einem 
Erfolge  dort,  wo  der  chronische  Eutzünd- 
ungsvorgang  noch  nicht  zu  bleibenden  und 
strangförmigen  und  auflagernden  Veränder- 
ungen geführt  hatte.  Aber  um  so  mehr 
kommt  die  Serumwirkung  dort  zur  Geltung, 
wo  der  akute  Rheumatismus  chronisch  oder 
rückfällig  werden  will  und  bei  chronischen 
Gelenkentzündungen  ohne  feststellbare  sta- 
tionäre GelenkveränderuDgen  Hier  trat 
nach  jeder  Einspritzung  sogleich  eine  fieber- 
hafte Allgemeinreaktion  ein;  die  Schmerzen' 
in  den  befallenen  Gelenken  nahmen  vor- 
übergehend an  Heftigkeit  zu,  um  dann  nach 
Ablauf  der  Reaktion,  in  der  Regel  nach 
Verlauf  von  24  Stunden,  einer  entschiedenen 
Besserung  Platz  zu  machen.  Fälle  obiger 
Art  wurden  durch  die  Einspritzungen  zur 
Heilung  gebracht.  (Vergl.  auch  Pharm.  Oentralli. 
43  [1902],  570;  45  (1904],  198.)   A,  Rn. 


gefüllt    und    in  dieser   gleichmäßigen  Form 
Zündung  und  ähnlich  bei  Sehnenscheiden-  und  I  (die  Tube  kostet  60  Pf.)  von  der  Chemischen 


Zellgewebsentzündungen,  die  fortkriechen 
bezw.  fortschreiten  wollen.  Hier  empfiehlt 
Menxer  wiederholte  Serum-Einspritzungen 
mit  20  ecm  seines  Serum. 

O,  Burckhard  in  Würzburg  (Reichs- 
Med.- Anzeig.  1905,  Nr.  3)  berichtet  von 
7  Fällen,  wo  bei  schwerem  beginnenden 
Kindbettfieber  das  Menzer^^dtie  Serum  die 
stürmischen  Erscheinungen  der  Allgemein- 
infektion bekämpfte.  Die  Anwendung  des 
Seram  geschah  in  der  Weise,  daß  das  erste 
Mal  20  ccm  subkutan  eingespritzt  wurden, 
dann  jeden  weiteren  Tag  10  ccm.  Es 
traten  nur  geringfügige  Nebenerscheinungen 


Styptogan 

als  äußeres  und  örtliches  Blutstillungsmittel 
prüfte  auch  H.  Schaedel  bei  flächenhaften 
Blutungen,  wie  sie  gerade  oft  bei  Abtrag- 
ung von  Warzen,  Condylomen  usw.  ent- 
stehen. Die  mit  Vaselih  und  Kieselgur  an- 
gerührte Kaliumpermanganatpaste  wird  der 
Haltbarkeit  und  Handlichkeit  wegen  in  Tuben 


Fabrik  J.  D,  Riedel  in  Berlin  in  den  Handel 
gebracht. 

Die  Art  der  Anwendung  ist  eine  bequeme 
und  die  Wirkung  eine  durchaus  zuverlässige. 
Hat  man  von  der  Paste  zu  viel  aufgetragen 
und  ragt  etwas  über  die  Ränder  der  Wunde 
hinaus,  so  kann  man  den  Rest  leicht  mit 
emem  in  Olivenöl  getauchten*  Wattebausch 
entfernen,  ein  Verband  ist  überflüssig  Nach 
ein  bis  zweimal  24  Stunden  stö3t  sich  der 
Schorf  ab  und  hinterläßt  eine  reine  glatte 
Wnndfläche,  die  in  kurzer  Zeit  heilt 

Dculsf'Jie  Med.  Wuchctischr.   IQjö,    Nr    t 

A.  Rn, 


iOO 


Ph«itographische  Mitteilungeiii 


Saurer  Entwickler 
für  Bromsüberbilder. 

Die  mit  saurem  Amidol-Entwickler  er- 
zielten gfliistigen  Reeultate  Balagny'B  worden 
neuerdings  von  BocandS  in  Rioto- Revue 
1905  bestätigt  Folgende  abgeänderte  Vor- 
schrift für  den  Entwickler  soll  besonders  zu 
empfehlen  sdn  und  Schleier  und  Vergilben 
trotz  verschiedener  Expositionszeit  verhüten: 
Natriumbisulfit  (saure  Sulfitlauge)  15  ocm, 
Natriumsulfit,  wasserfreies  10  g,  Wasser, 
destill.  50  ccm. 

Von  dieser  Vorratslösung  nimmt  man  zum 
Gebrauch  5  ccm  auf  50  ccm  Wasser  unter 
Zusatz  von  0,5  ccm  lOproc  Bromkalium- 
lOsung  und  0,5  Teelöffel  voll  Amidol.  Er- 
scheint das  Bild  zu  schnell,  setzt  man  eine 
Wenigkeit  Amidol  zu,  tritt  es  dagegen  zu 
langsam  zutage,  so  müssen  von  der  Vorrats- 
lösung dnige  Tropfen  beigegeben  werden. 

Bm, 

Sicherer  Schutz  wertvoller 


Die  meisten  Amateure  üben  eine  große 
Nadüftssigkeit  beim  Aufbewahren  ihrer  Ne- 
gative. Vielfach  werden  dieselben  direkt 
aufeinander  in  einer  leeren  Plattensohaohtel 
aufgespeichert,  allenfalls  legt  man  noch 
Papierstüoke  dazwischen.  Ordnungsliebendere 
Amateure  verwenden  gern  die  im  Handel 
befindtichen  transparenten  Kuverts;  diese 
bergen  aber  insofern  eine  nicht  zu  unter- 
schätzende Gefahr  in  sich,  als  zum  Zusammen- 


kleben saurer  Kleister  verwendet  wordei> 
sein  kann,  dessen  Einwirkung  auf  die  lingere^ 
Zeit  mit  ihm  in  Berührung  befindlichem 
Platten  sich  in  höchst  unangendimen  Fleekeik. 
bemerkbar  macht.  Man  beachte  bei  Ver- 
wendung solcher  Schutzhüllen  mindestens- 
immer,  daß  nur  die  Olasseite  mit  den  ge- 
klebten Stellen  in  Berührung  kommt 

Bm. 


Fixativ 
für  Brom  ilbervergröBerungen». 

Spörl  gibt  hierfür  in  sdner  «Praktischen 
Reoept  -  Sammlung»  folgende  Vorsdiriftr 
250  ccm  Alkohol,  60  ccm  Benzin,  2,5  ocnk 
Lavendelöl  und  15  g  pulveris.  Mastix. 

Die  Mischung  wird  unter  öfterem  Um- 
rühren eme  Woche  lang  stehen  gelassei^ 
und  dann  filtriert.  Büttels  eines  ZerstiuberB- 
blSst  man  sie  über  das  retouchierte  Bild^ 
wobei  sie  sich  in  Form  eines  feinen  Taue», 
darauf  absetzt  und  die  Retouche  bindet 


Bm. 

Albuminpapier 
und  Celloidinpapier. 

Obgleich  das  Oelloidinpapier  mancheriek 
Vorteile  besitzt,  ist  es  doch  nicht  imstande^ 
das  Albuminpapier  zu  ersetzen.  Vor  allon» 
arbeitet  dieses  weicher  und  ist  deshalb  be- 
sonders für  Porträts  geeignet.  Celloidinpapier 
liefert  die  besten  Kopien  nach  zarten,  wie^ 
mit  dnem  Hauch  überzogenen  Negativen^ 
doch  dürfen  diese  nicht  ganz  kontrastlos. 
und  nicht  versohlttert  sein.  Em. 


Brieffwetthsel. 


Apoth.  Hch.  N.  in  B.  Bei  Qalen  heißt  es 
^hfiiXoyov  fiiav  XQäoiv  ix^^s^^"*  USW.  Vermat- 
lieh  denkt  er  dabei  an  ein  6ix6koyov^  ein  Ho- 
mologes, das  mit  andern  MischuDgen  gewisse 
übereinstimmende  EigeDScbaften  hat.  Homologe 
Reihen  besteben  aus  in  gewissen  Eigenschaften 
übereinstimmenden  cOliedem».  Selbst  wenn 
man  sich  nioh^das  Glied  ergänzte,  dürfte  man 
—  wenigstens  ich  habe  das,  vielleicht  nach  dem 
Beispiele  der  Lehrer,  so  getan  —  das  Homo- 
logen, das  Homolog(e),  ein  Homolog  and  dazu 
die  Mehrzahl  «die  Homologe»  bilden.    Nach  einer 


Erkundigung  bei   einer  offenbar  maßgebende!^ 
Stelle   soll  es  Begein,   nach   denen   die  Fi'age- 
unanfechtbar  richtig  zu  beantworten  wäre,  nicht 
geben,   und  über  das    Sprachgefühl  läßt  sich 
streiten.  Sehelenx, 

H  N.  in  B.  Das  Bach  über  «Die  chemische 
Ursache  des  Lebens»  ist  von  Loew  und  Bohorm^ 
bearbeitet  und  1881  bei  Jos,  Ant,  Finsterlm  in 
München  erschienen.  Eine  Besprechung  de» 
Baches  finden  Sie  in  Pharm.  Centralh.  2S  [1882]^ 
160. 


Verleger:  Dr.  A.  X^eaaelder,  DrsMleii  und  0r.  F.  StlS,  Drwden-Bbtfewite 
Venuntwcrtlkhar  Leltv:  Dr.  A.  8ekB«ider  in  DrMden. 
In  Bncbhftiidel  dnreh  Julius  Springer,  Berlin  N.,  MonUioaplats  S* 
Druck  v«>B   Fr.  TUfrl  IVaehfolK^r  fKnnetli   Ik    Melilo)ln   Dr^eden. 


Pharmaceutische  Centralhalle 

für  Deutschland. 

Herausgegeben  von  Dis  A.  Sohnaider  and  Dr.  P.  SOss. 


•  f 


Zeitschrift  fflr  wissensebaftliehe  und  gesehäftliehe  Interessen 

der  Fharmacie. 

Gegründet  von  Dr.  HermaBii  Hsger  im  Jahre  1859. 

Erscheint  jeden  Donners^'tag. 

Bezugspreis  vierteljährlich:  dnrch  Bachhandel  oder  Post  2,50  ML.,  durch  Oescbftfts- 
steUe  im  Inland  3,-—  Mk.,  Ausland  3^  Mir.  —  Einzelne  Nummern  30  Pf. 

Anzeigen:  die  einmal  gespaltene  Elein-Zeile  30  Pf.,  bei  größeren  Anzeigen  oder  "Wieder- 

holuogen  Preisermäßigung. 

[Leiter  der  \  Dr.  Alfred  Schneider,  Dresden- A.  21;  Schaudauer  Str.  43. 
Zeitsehrift:  J  Dr.  Paul  Süß,  Dresden-Blasewitz;  Gustav  Freytag-Str.  7. 

Oesehüflsstelle:  Dresden-A.  21;  Schandauer  Straße  43. 


M  11. 


DresdeD,  15.  März  1906. 


Der  neuen  Folge  XXVII.  Jahrgang. 


xLvn. 

Jahrgang. 


Inhalt :  Chemie  and  Fharmaeie:  Zur  Untenuchusg  tob  gelbem  Wache.  —  Vifomtl.  —  Neue  Speiialitftten.  — 
Harzcsienf,  EienGl  und  Terpentinöl.  ^  Von  einigen  Vorschlagen  fQr  die  Praxis  dee  Beeeptare.  —  Lanterbach'i 
HQhneraogenseife.  —  Zersetxung  pharmaseutiecher  Prlptrate.  —  Aufbewahrung  der  Blutegel.  —  Adeps  OoMjpii.  — 
Transparenz  des  Ptralfin.  —  Eugatol.  —  Untersuchnng  des  Urotropin.  —  Nachweis  der  Borsäure.  —  Nftchwe.^ 
kleiner  Mengen  Jodoform.  ~  Giftigkeit  chemischer  \erbindungen   —  YeneUedeiie  MittellmnCMi. 


Chemie  und  Pharmacie. 


Zur  Untersuchung   von  gelbem 

Wachs. 

Von  Dr.  P,  Bohrisck  und  Rudolf  Richter. 

In  den  letzten  Jahren  ist  bereits  eine 
große  Reihe  von  Abhandlangen  über 
gelbes  Wachs  ersehenen,  sodaß  es  eigent- 
lich überflfissig  erscheinen  könnte,  noch- 
mals einen  längeren  Artikel  darüber  zu 
veröffentlichen.  Verschiedene  Gründe 
veranlagten  uns  aber  dennoch,  es  zu 
tun.  Einerseits  sind  trotz  der  vielen 
Arbeiten  über  Untersuchungsmethoden 
von  gelbem  Wachs,  speziell  über  die 
Ausführung  der  v.  HübC&chen  Probe 
noch  manche  Unklarheiten  vorhanden, 
andrerseits  häufen  sich  die  Klagen  der 
Fachgenosseu,  daß  es  ihnen  unmöglich 
sei,  gelbes  Bienenwachs  in  reinem,  un- 
verfälschtem Zustande  zu  erhalten,  ob- 
gleich sie  es  teilweise  direkt  von  den 
Imkern  bezogen  hätten.  Uns  waren 
diese  Klagen  nichts  neues,  sagt  ja  schon 


Hager'»  Handbuch  der  Pharm.  Praxis 
(1900,  S.  686)  unter  Gera  flava:  «Die 
Verhältnisse  liegen  gegenwärtig  eigen- 
tümlicher Weise  so,  daß  es  kaum  noch 
möglich  ist,  ein  garantiert  unverfälschtes 
Wachs  im  Handel  zu  bekommen.  Nur, 
wenn  man  in  der  Lage  ist.  Wachs  von 
wilden  Bienen  zu  sammeln,  oder  mit 
einem  zuverlässigen  Imker  bestimmte 
Abmachungen  zu  treffen,  kann  man 
sicher  sein,  ein  unverfälschtes  Wachs 
zu  erhalten,  ist  dies  nicht  möglich,  so 
muß  man  stets  gewärtig  sein,  daß  selbst 
Wachs  aus  anscheinend  zuverlässiger 
Quelle  fremde  Beimengungen  enthält. 
Dies  kommt  daher,  daß  die  Imker  gegen- 
wärtig zur  Vermehrung  der  Honigaus- 
beute den  Bienen  künstliche  Waben 
(aus  Ceresin)  in  die  Stöcke  stellen.  Bei 
der  Honigemte  haben  die  Imker  meist 
vergessen,  in  welche  Stöcke  sie  die 
künstlichen  Waben  gebracht  haben. 
Infolgedessen  werden   dann  auch  ohne 


202 


unlaiitere  Absicht  Naturwaben  und  Eunst- 
waben  zur  Gewinnung  des  Wachses  zu- 
sammengeschmolzen. » 

In  ähnlicher  Weise  äußert  sich  Sah- 
mann  in  der  Real-Encyklopaedie  d.  ges. 
Pharmacie  (III.  Band,  S.438).  Es  heißt 
an  dieser  Stelle:  «Da  die  Imker  zur 
Vermehrung  der  Honigausbeute  den 
Bienen  kfinstliche  Waben  aus  Ceresin 
in  die  Stöcke  stellen,  und  da  diese  zu- 
meist auch  ohne  betrügerische  Absicht 
mit  den  natfirlichen  Waben  zusammen- 
geschmolzen werden,  so  ist  es  verhält- 
nismäßig schwer,  reines  Wachs  zu  er- 
halten.» 

Liegt  es  auf  der  Hand,  daß  der  Imker, 
wie  Stdxmann  auch  erwähnt,  oft  nur 
unabsichtlich,  also  ohne  sich  eines  Be- 
truges schuldig  machen  zu  wollen. 
Ceresin  in  das  Wachs  hinein  bringt, 
so  gibt  es,  besonders  im  Großhandel, 
genug  Fälscher,  die  den  hohen  Preis 
des  Wachses  benutzen,  um  durch  billige 
Surrogate  großen  Gewinn  zu  erzielen, 
und  da  viele  Käufer  von  Wachs  der 
Ansicht  sind,  daß  es  nur  sehr  schwer 
möglich  ist,  Verfälschungsmittel  im 
Wachse  nachzuweisen,  und  infolgedessen 
gewöhnlich  auf  die  Untersuchung  des 
gekauften  Wachses  verzichten,  so  ist 
es  den  Fälschern  eben  sehr  leicht,  ihre 
unreinen  Produkte  ungestraft  an  den 
Mann  zu  bringen.  Daß  der  Nutzen, 
der  aus  der  Verfälschung  des  Wachses 
erzielt  wird,  ein  nicht  geringer  ist,  geht 
am  besten  aus  den  Preisen  des  reinen 
Wachses  und  der  zum  Verfälschen  be- 
nutzten Produkte  hervor.  Nach  der 
Oehe'schen  Preisliste  A  1905  kostet 
1  kg  Cera  flava  D.  A.  B.  IV  =  3,85 
Mark,  während  für  1  kg  Cera  mineralis 
(Ceresin)  =  1,70  bis  1,80  Mark  für 
1  kg  Cera  Japonica  =1,70  Mark,  für 
1  kg  Paraffin  (44  bis  46^  und  56  bis 
58^  Erstarrungspunkt)  =:=  1, —  bis  1,10 
Mark,  für  1  kg  Kolophonium  =  25  bis 
30  Pf.  und  für  1  kg  Stearinum  album 
=  1,30  Mark  bezahlt  wird.  Wir  sind 
uns  wohl  bewußt,  daß  bei  diesen  Zahlen 
nur  das  Preisverhältnis  einen  Wert  hat, 
da  im  Oroßhandel  selbstverständlich  ein 
noch  niedrigerer  Preis  für  die  einzelnen 


Drogen  sich  berechnet.  Jedenfalls  sieht 
aber  auch  schon  der  Laie  aus  den 
obigen  Zahlen,  daß  das  Verfälschen  von 
Wachs  mit  einem  der  genannten  Pro- 
dukte ein  gutes  Geschäft  ist,  ja  daß 
der  gewissenlose  Händler  infolge  der 
hohen  Wachspreise  und  des  niedrigen 
Preises  der  Verfälschungsmittel  gerade- 
zu zu  unlauteren  Machenschaften  ver- 
lockt wird. 

Obgleich  für  den  Apotheker  das  gelbe 
Wachs  verhältnismäßig  wenig  Bedeutung 
hat,  da  es  in  der  Hauptsache  nur  für 
Pflaster  und  Cerate  Verwendung  findet, 
die  heutzutage  immer  mehr  aus  Fabriken 
bezogen  werden,  und  als  Droge  nur  in 
wenigen  Gegenden  Deutschlands  als 
Handverkaufsaitikel  noch  eine  größere 
Rolle  spielt,  so  haben  doch  infolge  der 
Verfälschungen,  denen  es  ausgesetzt  ist, 
die  Pharmakopoeen  bei  dem  Artikel 
Cera  flava  immer  zahlreichere  Prüfungs- 
methoden anzugeben  Veranlassung  ge- 
nommen. Während  die  Pharmacopoea 
Germanica  außer  dem  spezifischen  Ge- 
wicht, Schmelzpunkt  und  der  Löslich- 
keit in  Aether  und  Terpentinöl  nur  an- 
gibt, daß  gelbes  Wachs,  auf  glühende 
Eohle  geworfen,  keinen  fettartigen  Ge- 
ruch verbreiten  und,  mit  kaltem,  ver- 
dünntem Spiritus  geschüttelt,  ein  Filtrat 
geben  soll,  welches  nach  dem  Ver- 
dampfen kein  Harz  hinterläßt,  stellt  die 
Pharmacopoea  Germanica  ed.  altera 
schon  bedeutend  höhere  Anforderungen. 
Außer  einer  mikroskopischen  Prüfung 
und  Bestimmung  des  spezifischen  Ge- 
wichts nach  Hager  mittels  Einwerfen 
von  Wachsstückchen  in  verdünnten 
Spiritus,  läßt  sie  noch  auf  Stearinsäure 
und  Harze  prüfen,  indem  das  Wachs 
in  30  Teilen  kochendem  Spiritus  vom 
spezifischen  Gewicht  0,830  gelöst  werden 
soll;  nach  dem  Erkalten  wird  von  dem 
ausgeschiedenen  Eristallbrei  abfiltriert 
und  in  das  Filtrat  Lackmuspapier  ge- 
bracht. Dieses  darf  sich  nicht  röten; 
auch  darf  das  Filtrat  durch  Wasser- 
zusatz nicht  getrübt  werden.  Ebenso 
soll  Wachs,  eine  Stunde  lang  mit  30 
Teilen  Spiritus  vom  spezifischen  Gewicht 
0,960  und  1  Teil  entwässerter  Soda 
gekocht,  nach  dem  Erkalten  ein  Filtrat 


203 


geben,  in  welchem  Salzsäure  keinen 
Niederschlag  verursacht. 

Das  D.  A.-B.  III  hat  fast  dieselben 
Prüfungsmethoden,  wie  die  Pharm.  Genn., 
ed.  altera.  Auf  Stearinsäure,  Fflanzen- 
wachs  und  Talg  prfift  es  noch  folgen- 
dermaßen: «Wird  1  g  gelbes  Wachs 
mit  10  ccm  Wasser  und  3  g  kristall- 
isiertem Natriumkarbonat  V4  Stunde  zum 
Sieden  erhitzt,  so  muß  sich  das  Wachs 
beim  Elrkalten  über  der  Salzlösung  wie- 
der abscheiden  und  letztere  darf  nur 
opalisierend  getrflbt  erscheinen.  Die 
Probe  des  umständlichen  Kochens  mit 
Alkohol  und  Soda  usw.  hat  das  D.  A.-B. 
ni  fallen  gela:isen;  es  betont  hingegen 
das  klare  Schmelzen  des  Wachses,  wo- 
durch die  Abwesenheit  größerer  Mengen 
Wassers  erwiesen  ist. 

Das  D.  A.-B.  IV  hat  als  wichtigste 
Prüfung  die  Bestimmung  der  Säure-  und 
Esterzahl  neu  aufgenommen,  lieber  die 
Ausführung  der  letzteren,  welche  in  der 
Fassung ,  wie  sie  das  Arzneibuch  angibt, 
nach  K.  JDieterich,  Werder  und  Lang- 
bpf  keine  absolut  richtigen  Zahlen  gibt, 
werden  wir  weiter  unten  berichten. 
Bei  Ausfülirung  der  Bestimmung  des 
spezifischen  Gewichtes  legt  das  Arznei- 
buch Wert  darauf,  daß  nicht  Wachs- 
stftckchen,  sondern  Wachskfigelchen  Ver- 
wendung finden.  Die  Prüfung  auf  Harze 
uud  Stearinsäure  ist  gegenüber  dem 
D.  A.-B.  in  genauer  ausgeführt. 

Bei  der  Untersuchung  einer  größeren 
Anzahl  von  Wachsproben  nun,  welche 
wir,  um  auch  unsererseits  einen  Ueber- 
blick  bezüglich  der  Eennzahlen  (Eon- 
stanten) des  deutschen  gelben  Wachses 
zu  erhalten,  aus  den  verschiedensten 
Gegenden  von  Nord-,  Mittel-  und  Süd- 
Deutschland  bezogen  hatten  %  machten 
wii'  die  Erfahrung,  daß  die  pessimist- 
ischen Angaben  von  Fischer  und  Hart- 
ickhy  sowie  Sahmann  über  die  Rein- 
heit des  gelben  Bienenwachses  nur  allzu- 
sehr berechtigt  waren.  Aus  Tabelle  I 
sind  die  Resultate  der  73  untersuchten 
Wachsproben  zu  ersehen.  Vergl.  diese 
Tabelle  auf  Seite  204  bis  206. 


*)  Ans  jedem  der  drei  Landesteile  worde  an- 
nfihernd  die  gleiche  Anzahl  Frohen  entnommen. 


Die  Prüfung  der  Wachse  erstreckte 
sich  auf  die  Bestimmung  des  spezifischen 
Gewichtes  nach  2  Methoden,  des  Schmelz- 
punktes nach  Hagery  der  Säure-,  Erster-, 
Verseifungs-  und  Verhältniszahl  nach 
V,  Hübl  und  der  Sodaprobe  des  D.  A.-B. 
IV.  Im  Bedarfsfalle  wurde  auch  noch 
die  Biuihnerz2ih\  ausgeführt.  Sämtliche 
Wachse  wurden  außerdem  auf  äußere 
Beschaffenheit  und  Qeruch  sowie  auf 
künstliche  Färbung  untersucht. 

Die  Tabelle  zeigt,  daß  von  den  73 
gelben  Wachsproben  nicht  weniger  als 
38  verfälscht  waren,  also  52pCt.  34 
Proben  oder  ca.  47  pCt  hatten  einen  Zu- 
satz von  Paraffin  oder  Ceresin  erhalten, 
4  Proben  oder  ca.  6  pGt  waren  mit 
Stearinsäure  resp.  Talg  oder  Gamauba- 
wachs  versetzt  worden.  Von  den  34 
ceresin-  oder  paraffinhaltigen  Wachs- 
proben enthielten  24  oder  fast  Va  ^^i* 
mit  Kohlenwasserstoffen  versetzten 
Wachsproben  mehr  als  30  pGt  Paraffin 
oder  Geresin.  Bei  derartigen  Zusätzen 
kann  man  wohl  noch  kaum  von  einer 
Fahrlässigkeit  der  Imker  sprechen,  son- 
dern muß  annehmen,  daß  diese  oder  die 
anderen  Lieferanten  in  unre^icher  Ab- 
sicht gehandelt  haben.  Auf  jeden  Fall 
geht  ans  der  Tabelle  hervor,  daß  der 
Apotheker  auch  heutzutage  noch  bei 
dem  Einkaufe  von  gelbem  Wadis  sehr 
auf  der  Hut  sein  muß.  Es  ist  deshalb 
wohl  angebracht,  auch  in  dieser  Zeit- 
schrift die  verschiedenen  Wachsprflf  nngs- 
methoden  durchzusprechen  und  die  für 
den  Apotheker  am  meisten  geeigneten 
besonders  zu  erwähnen.  Daß  die  Prüf- 
ungen, welche  das  D.  A.-B.  IV  angibt, 
nicht  sämtlich  einwandfrei  sind,  haben 
wir  schon  früher  kurz  angedeutet  und 
werden  an  geeigneter  Stelle  näher  darauf 
eingehen. 

Was  zunächst  die  äußere  Be- 
schaffenheit und  den  Geruch  des 
gelben  Wachses  anbetrifft,  so  gibt  das 
Arzneibuch  an,  daß  es  eine  gelbe,  körnig 
brechende  Masse  darstellen  soU,  die  ge- 
schmolzen nach  Honig  riecht.  Die  er- 
haltene Flüssigkeit  soll  klar  sein. 

Reines  «gelbes»  Wachs  braucht  nicht 
immer  gelb  auszusehen;  das  Jungfem- 
wachs z.  B.  ist  von  schmutzig-weißlich- 


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207 


gelber  Farbe,  w&hrend  afrikanische  and 
amerikanische  Wachssorten  oft  braun, 
indische  granbraun  aussehen.  Die  Bruch- 
fl&che  des  Wachses  bietet  für  den 
Kenner  häufig  ein  sicheres  Merkmal, 
ob  es  verfälscht  ist.  Erdwachs  (Ozokerit) 
z.  B.  verleiht  dem  Wachse  ein  mehr 
oder  minder  kristallinisches  Gefüge, 
während  sich  ein  größerer  Paraffinzusatz 
durch  ziemlich  glatten,  ganz  feinkörnigen 
Bruch  erkennen  läßt. 

Beim  Kneten  in  der  Hand  erweicht 
das  Wachs,  es  wird  klebrig ;  enthält  es 
viel  Paraffin,  so  verliert  es  diese  Eigen- 
schaft und  fühlt  sich  schlüpfrig  an. 
Beim  Kauen  zwischen  den  Zähnen 
darf  reines  Wachs  nicht  an  diesen  haften, 
andernfalls  ist  es  eines  Harzzusatzes 
verdächtig.  Mit  Paraffin  versetztes 
Wachs  zeigt  geschmolzen  einen  schwach 
petroleumartigen  Geruch;  bei  einiger 
üebnng  sind  selbst  Zusätze  von  10  bis 
20  pCt  mit  ziemlicher  Sicherheit  zu  er- 
kennen. Enthält  ein  Wachs  Wasser 
beigemischt,  so  schmilzt  es  trübe;  auch 
zeig^  es  einen  erdigen  Bruch,  der  durch 
Druck  mit  dem  Fingernagel  glänzend 
wird,  wobei  oft  Wassertropfen  austreten. 
Die  quantitative  Bestimmung  des  Wasser- 
gehaltes wird  am  besten  durch  das  Ver- 
fahren von  Davis  (Chem.-Ztg.,  Rep.  1901, 
26.  266)  durch  Trocknen  mit  Fließ- 
papier im  Wägegläschen  bei  lli)^  C 
ausgeführt.  Häufig  enthält  gelbes  Wachs 
Mehl,  Schmutz  oder  anorganische  Stoffe 
beigemengt.  Diese  Verunreinigungen 
werden  entweder  durch  Schmebsen  des 
Wachses  und  Filtrieren  nachgewiesen 
und  entfernt,  oder  auch  durch  Lösen  des 
Wachses  in  Chloroform.  Alle  diese  Un- 
reinigkeiten  bleiben  als  Bodensatz  un- 
gelöst zurück ;  dieser  wird  mikroskopisch 
untersucht,  wobei  Mehl,  Polleukömer 
usw.  leicht  erkannt  werden  können.  In 
der  Großindustrie  wird  der  Gehalt  des 
Wachses  an  cAbgang»  d.  h.  Schmutz 
nach  B.  Berg  (Chem.-Ztg.  1903,  S.  762) 
folgendermaßen  bestimmt.  60  bis  100  g 
Wachs  kocht  man  in  einer  geräumigen 
PorzeUanschale  unter  stetem  Umrühren 
nngefttr  10  Min.  mit  etwa  10  pCt  ver- 
dünnter Schwefel-  oder  Oxalsäure  (1 :  10). 
Dann  läßt  man  die  Probe  in  Ruhe  ab- 


setzen, erkalten  und  schabt  möglichst 
vorsichtig  etwa  anhaftenden  Schmutz 
von  der  Unterseite  des  Wachskuchens 
ab.  Der  Kuchen  wird  mit  Fließpapier 
abgetrocknet,  einige  Runden  im  Trocken- 
gefäß (Ezsiccator)  gelassen  und  dann 
gewogen.  Der  Schmutz  wird  nochmals  ein 
Paar  Minuten  mit  der  Säure  zum  Sieden 
erhitzt  und  etwa  hierbei  gewonnenes 
Wachs  der  Hauptmenge  zugezählt. 

Von  den  physikalischen  Methoden, 
die  bei  der  Untersuchung  des  gelben 
Wachses  verwendet  werden,  sind  die 
Bestimmung  des  Schmehspunktes  und  des 
spezifischen  Gewichtes  die  wichtigsten. 
Weniger  von  Bedeutung  ist  die  Bestimm- 
ung des  Brechungsvermögens  u.  die  mikro- 
skopische Untersuchung.  Femer  gehören 
hierher  noch  die  Löslichkeitsverhältnisse. 

Die  Bestimmung  des  spezifischen 
G  e  w  ichtes  erfolgt  nach  dem  D.  A.-B.  IV 
in  folgender  Weise :  Man  mischt  2  Teile 
Weingeist  mit  7  Teilen  Wasser,  läßt 
diese  Flüssigkeit  bei  16^  stehen,  bis 
aUe  Luftblasen  daraus  verschwunden 
sind,  und  bringt  kleine  Kugeln  von 
gelbem  Wachs  hinein.  Diese  sollen  in 
der  Flüssigkeit  schweben,  oder  doch 
zum  Schweben  gelangen,  wenn  durch 
Zusatz  von  Wasser  das  spezifische  Ge- 
wicht des  verdünnten  Weingeistes  auf 
0,962  bis  0,966  gebracht  worden  ist. 
Die  hierzu  erforderlichen  Wachskugeln 
werden  so  dargestellt,  daß  man  das 
Wachs  bei  möglichst  niedriger  Tem- 
peratur schmilzt  und  tropfenweise  in 
ein  Becherglas  mit  Weingeist  faUen 
läßt.  Bevor  die  so  erhaltenen,  allseitig 
abgerundeten  Körper  zur  Bestimmung 
des  spezifischen  Gewichts  benutzt  werden, 
sollen  sie  24  Stunden  lang  an  der  Luft 
liegen  bleiben. 

Hat  man  eine  größere  Reihe  von 
Wachsproben  zu  untersuchen,  so  stellt 
man  sich  zweckmäßig  verschiedene 
Wasser  -  Weingeistmischungen  her  vom 
spezifischen  Gewicht  0,960,  0,961  usw. 
bis  0,967  und  bringt  dann  die  Wachs- 
perlen (mindestens  10  Stück)  der  Reihe 
nach  in  die  einzelnen  Flüssigkeiten  und 
beobachtet,  in  welcher  sie  schweben. 
Da  einzelne  Wachsperlen  trotz  sorg- 
fältiger Darstellung  doch  Luft  enthalten 


d08 


ist  es  unbediagt  notwendig,  eine  größere 
Anzahl  von  Perlen  in  jede  Spiritus- 
mischung  zu  bringen.  Die  Mischung^  in 
welcher  die  Mehrzahl  der  Perlen  sich 
schwebend  hält,  ist  die  ausschlaggebende. 
Um  das  Anhaften  von  Luftblasen  an 
den  Wachskugeln  zu  vermeiden,  ist  es 
zweckmäßig,  sie  mit  einer  Pinzette  zu 
fassen  und  langsam  unter  die  Flfissig- 
keitsoberfläche  zu  bringen  und  dann 
loszulassen.  Die  Wachsperlen  stellten 
wir  dar,  indem  wir  das  Wachs  in  einer 
Porzellanschale  auf  dem  Wasserbade 
schmolzen,  möglichst  kalt  werden  ließen 
und  dann  mittels  eines  etwas  ange- 
wärmten Olasstabes  derart  in  kalten 
Alkohol  tropften,  daß  der  Glasstab  mit 
dem  Wachse  die  Oberfläche  des  Alko- 
hols fast  berührte.  Die  Luftblasen,  die 
sich  auf  dem  Wachse  in  der  Porzellan- 
schale befanden,  wurden  mittels  Fließ- 
papier sorgfältig  entfernt.  Nur  so  ist 
es  möglich,  völlig  luftfreie,  runde  Perlen 
zu  erhalten.  Auf  jeden  Fall  erfordert 
die  Bestimmung  des  spezifischen  Gewichts 
mit  Hilfe  der  Jager'schen  Schwimmprobe 
eine  gewisse  UebuDg  und  peinliches  Be- 
folgen der  angegebenen  Vorschriften. 
Wir  haben  infolgedessen  versucht,  das 
spezifische  Gewicht  des  Wachses  mittels 
der  Mohr'schen  Wage  auf  direktem 
Wege  zu  bestimmen,  und  sind,  wie  die 
Tabelle  I  (Seite  204  bis  i!06)  zeigt,  auch 
zu  brauchbaren  Resultaten  gekommen. 

Wir  benutzten  zu  unseren  Versuchen 
eine  gleichschenkelige  Mohr'sche  Wage. 
An  dem  linken  Schenkel  der  Wage 
hängt  eine  Wagschale  an  seidener 
Schnur,  an  dem  rechten  dagegen  eine 
Wag[schale  aus  Messing,  wie  sie  zur 
Bestimmung  des  spezifischen  Gewichts 
fester  Körper  Verwendung  findet.  Beide 
Schenkel  tragen  außerdem  an  ihrem 
Ende  einen  dttnnen  Draht  vom  gleichen 
Gewicht.  Zur  Bestimmung  des  spe- 
zifischen Gewichts  wird  ein  Stengelchen 
Wachs  von  ungefähr  1  cm  Durchmesser 
und  3  cm  Länge  an  dem  Drahte  des 
rechten  Schenkels  befestigt,  bis  auf  die 
Centigramme  genau  gewogen  und  in  ein 
Becherglas  oder  einen  Glaszylinder  mit 
absolutem  Alkohol  untergetaucht.  Durch 
Belasten  der  linken  Wagschale  mit  Ge- 


wichten steUt  man  das  Gleichgewicht 
her.  Aus  dem  spezifischen  Gewicht  des 
absoluten  Alkohols  und  dem  Gewichte 
des  Wachses  vor  und  nach  dem  Ein- 
tauchen in  Alkohol  kann  man  leicht  das 
spezifische  Gewicht  des  Wachses  er- 
mitteln. Beträgt  das  absolute  Gewicht 
des  Wachses  vor  dem  Eintauchen  in 
Alkohol  =  a  g  und  nach  dem  Ein- 
tauchen =  b  g  und  ist  das  spezifische 
Gewicht  des  absoluten  Alkohols  =  c, 
so  ist  das  spezifische  Gewicht  (x)  des 

Wachses  =  — '—v-. 

a  —  b 

Die  Wachszylinder  lassen  sich  ohne 
Schwierigkeit  von  Luftblasen  frei  her- 
stellen, indem  man  Papierhälsen,  die 
unten  mit  einem  Eorkstopf en  verschlossen 
sind,  mit  dem  in  einer  Schale  auf  dem 
Wasserbade  eben  geschmolzen  Wachse 
ffiUt  und  dieses  an  einem  nicht  alhsu 
kühlen  Orte  möglichst  langsam  erkalten 
läßt.  Die  völlig  erkalteten  Wachs- 
zylinder werden  erst  nach  weiterem 
12  ständigem  Liegen  an  einem  kühlen 
Orte  in  Gebrauch  genommen.  Das  Be- 
festigen der  Zylinder  geschieht  durch 
Einstechen  des  Drahtes  in  das  eine 
Ende  desselben;  dadurch  wird  eine  ge- 
nügende Befestigung  erzielt. 

B.  Dieterich  (Helfenb.  Annalen  1897, 
S.  362)  bestimmt  ebenfalls  das  spezifische 
Gewicht  des  Wachses  mit  der  JtfoAr'schen 
Wage,  nur  nimmt  er  nicht  Alkohol  als 

fintauchfiüssigkeit ,  sondern  Wasser, 
ach  ihm  läßt  man  das  Wägeschälchen 
außerhalb  des  in  einem  Becherglase  be- 
findlichen Wassers  von  16^  C  hängen, 
so  daß  nur  der  unterhalb  des  Schälchens 
befestigte  Bügel  in  das  Wasser  unter- 
taucht, bringt  das  Wachs  in  Gestalt 
eines  Kegels  auf  das  Schälchen,  und 
stellt  durch  B^iter  das  Gleichgewicht 
her.  Ersetzt  man  nun  den  Wachskegel 
durch  Gewichte,  so  erhält  man  das  Ge- 
wicht derselben  in  der  Luft  (p) ;  klemmt 
man  hierauf  den  Wachskegel  in  den  im 
Wasser  befindlichen  Bügel  und  bestimmt 
den  Auftrieb  (v),  so  erhUt  man  das 
spezifische  Gewicht  direkt  durch  Division 

nach  der  bekannten  Formel  s  =  -. 


209 


Wir  haben  deshalb  absoluten  Alkohol 
dem  Wasser  vorgezogen,  weil  sich  nach 
unserer  Erfahrung  beim  Eintanchen  in 
Wasser  erstens  leichter  Lnftbläschen 
an  das  Wachs  ansetzen,  als  beim  Ein- 
tanchen in  Alkohol,  und  zweitens,  weil 
die  große  Eohäsion  des  Wassers  das 
genaue  Einstellen  schwieriger  macht,  da 
es  die  Bewegungen  des  Senkkörpers 
stärker  hemmt,  ate  Alkohol.  Bemerken 
möchten  wir,  daß  Wachs  in  kaltem,  ab- 
solutem Alkohol  unlöslich  oder  doch  nur 
so  minimal  löslich  ist,  daß  das  auf  die 
Bestimmung  des  spezifischen  Gewichtes 
keinen  Einfluß  hat.  Ebenso  kann  es  üa 
ausgeschlossen  gelten,  daß  sich  das 
spezifische  Gewicht  des  absoluten  Alko- 
hols durch  Wasseraufnahme  in  der  kurzen 
Zeit,  die  zur  Bestimmung  nötig  ist, 
merklich  yerftndert. 

F.  Dietxe  (Pharm.  Centralh.  89  [1898], 
S.  37)  bestimmt  das  spezifische  Gewicht 
des  Wachses  mit  dem  Pyknometer,  in- 
dem er  10  g  Wachs  in  einem  Porzellan- 
schälchen  schmilzt,  und  nach  dem  Er- 
kalten ein  längliches  Stfick  von  ungefähr 
1  g  Schwere  aus  der  Mitte  heraus- 
schneidet, die  eckigen  Ränder  rund 
schmilzt,  und  das  genau  gewogene 
Wachsstfickchen  im  Wasser -gefüllten 
Pyknometer  auf  15®  (7  erkalten  läßt. 
In  üblicher  Weise  wird  dann  das  spe- 
zifische Gewicht  berechnet. 

Die  Bestimmung  des  spezifischen  Ge- 
wichte ist  von  nicht  zu  unterschätzen- 
der  Wichtigkeit   für    die   Beurteilung 


eines  Wachses.  Reines  gelbes  Wachs 
hat  ein  spezifisches  Gewicht  von  0,960 
bis  0,970.  Das  Arzneibuch  gibt  engere 
Grenzen  an,  0,962  bis  0,966,  doch 
dürfen  sich  diese  Zahlen  als  kritische 
Grenzzahlen  kaum  aufrecht  erhalten 
lassen.  Fischer  und  Hartwich  geben 
an,  daß  die  niedrigste  Angabe  in  der 
Literatur  0,966,  die  höchste  0,975  ist; 
wir  selbst  haben  ein  notorisch  reines 
Wachs  untersucht,  (s.  Tabelle  I,  Nr.  20) 
welches  das  spezifische  Gewicht  0,958 
besitzt. 

Außereuropäische  Wachssorten  hatten, 
wie  F.  Dietxe  angibt,  ein  spezifisches 
Gewicht  von  0,958  bis  0,966,  verhalten 
sich  also  ähnlich,  wie  die  deutechen 
Wachssorten. 

Verfälschungen  geben  bez.  des  spe- 
zifischen Gewichte  oft  abweichende 
Zahlen.  Nach  Hager  zeigt  eine  Mischung 
aus  gleichen  Teilen  Wachs  und  Paraffin 
das  spezifische  Gewicht  0,9 1»  bis  0,919, 
eine  solche  aus  gleichen  Teilen  Wachs 
und  Harz  0,973  bis  0,976 ;  eine  Mischung 
aus  2  Teilen  Wachs  und  1  Teil  Ceresin 
0,942  bis  0,943. 

Wir  selbst  higiben  Paraffinwachsge- 
mische hergestellt,  und  zwar  aus  Wachs, 
das  ein  spezifisches  Gewicht  von  0,961 
hatte,  und  aus  Paraffin  mit  dem  spe- 
zifischen Gewicht  0,887  und  0,916. 
Aus  den  Tabellen  II  und  in  ist  das 
spezifische  Gewicht  der  Paraffinwachs- 
gemische ersichtlich. 


TaboUe  Nr.  2. 
Zahlen  der  ParafBnwachB-OenüBohe  (Paraffin  Nr.  II,  Schmelzpunkt  44  bis  45^. 


Eteines 
Paraffin 
Nr.  II 

Gera  flava  Nr.  17  mit 

Reines 

750/. 
Paraffin 

Para^n 

400/o 
Paraffin 

30Vo 
Paraffin 

20o/o 
Paraffin 

Paraf&n 

Paraffin 

Wachs 
Nr.  17 

Spcz.  Qew.  m. 
ii/oAr'scher  Wage 

Spez.  Gew. 
(Bager) 

SohmeLEpmikt 

0,887 
44—450 

0,905 
0,908 

520 

0,919 
0,920 

57,60 

0,926 
0.928 

59,5'> 

0,935 
0,935 

60,50 

0,943 
0,945 

61,50 

0,953 
0,954 

63,5«. 

0,956 

0,957 

64P 

0,960 
0,961 

64,50 

210 


TabeUe  Nr.  3. 
Zahlen  der  Paraffin -WachsgemiBche  (Paraffin  I,  Sdunelxpnnkt  63,6^. 


Säore- 
zahl 
(8.Z) 

Ester- 
zahl 
(Ez) 

Verseif- 

nngszahl 

(Vz) 

Ver- 

hältnis- 

zahl 

Spez.  Oew. 
mittels 

Wage 

"^pez.  Qew. 

naoh 

Hager 

Schmelz- 

pankt 

(Hager) 

Beines  Paraffin 

0  (Theorie) 

0  (Theorie) 

0  (Theorie) 

0  (Theorie) 

0,916 

63,60 

Gera  fl,  (Nr.  17) 
0.  76%  Paraffin 

4,80 

24,98 

29,78 

5,21 

0,921 

0,924 

540 

Gera  fl.  (Nr.  17) 
c   öOo/o  Paraffin 

10,62 

40,11 

50,73 

3,78 

0,935 

0,932 

58,5" 

Gera  fl.  (Nr.  17) 
0.  407o  Paraffin 

12,26 

48,79 

61,05 

3,98 

0,939 

0,936 

59,5» 

Gera  fl.  (Nr.  17) 
0.  30o/o  Paraffin 

14,55 

65,31 

69,86 

3,80 

0,946 

0,944 

610 

Gera  fl.  (Nr.  17) 
c.  207o  Paraffin 

16,98 

62,11 

79,09 

3,66 

0,952 

0,950 

62» 

Gera  fl.  (Nr.  17) 
c.  l(y>/o  Paraffin 

19,37 

71,14 

90,51 

3,67 

0,966 

0,9.  >6 

63» 

Gera  fl.  (Nr.  17) 

0.  6%  Paraffin 

20,44 

73,22 

93,66 

3,58 

0,969 

0,957 

C40 

BeineBWaohB(Nr.l7) 

21,37 

76,05 

97,42 

3,56 

0,960 

0,961 

64,5'» 

E,  Dieterich  (Wagner*^  Jahresber. 
1882,  1028)  hat  in  derselben  Weise 
yon  Ceresinwachsgemischen  das  spe- 
zifische Gewicht  bestimmt 


Gelbes  "Wachs 

Gelbes  Geresin 

Spez.  G 

100 

0 

0,963 

90 

10 

0,961 

80 

20 

0,957 

70 

30 

0,953 

60 

40 

0,960 

50 

50 

0,944 

40 

60 

0,937 

30 

70 

0,933 

20 

80 

0,931 

10 

90 

0,929 

0 

ICO 

0,922 

Die  Pharm.  Helvet.  schreibt  zur 
schnellen  Orientiemng,  ob  ein  Wachs 
größere  Mengen  PanJfin,  Ceresin  oder 
Talg  enthält,  vor,  das  Wachs  in  10  proc. 
Ammoniak  bei  15^  (7  zu  bringen. 
Schwimmt  es  anf  demselben,  so  ist  es 
wahrscheinlich  mit  einem  der  3  obigen 
Produkte  yerf&lscht.    Von  anderen  Ver- 


fftlschangen  erniedrigen  Schweinefett 
and  Bindstalg  das  spezifische  Gewicht, 
Camaubawachs  und  Japantalg  erhohen 
es! 

Ueber  den  Schmelzpunkt  des 
Wachses  sagt  das  D.  A.-B.  lY  zunächst 
nur:  «Gelbe,  bei  63  bis  64 ^^  zu  einer 
klaren,  nach  Honig  riechenden  Flüssig- 
keit, schmelzende  Masse».  Eine  be- 
sondere Methode  der  Schmelzpunktbe- 
stimmung wird  also  nicht  angegeben, 
und  es  ist  daraus  zu  schließen,  daß  das 
Arzneibuch  die  in  der  Vorrede  gegebene 
Methode  fOr  Fette  und  fettähnliche  Sub- 
stanzen angewendet  wissen  will.  Diese 
lautet : 

„Die  Bestimmung  des  Schmelz- 
punktes der  Fette  und  fettähnlichen 
Substanzen  wird  in  einem  dfinn- 
wandigen,  an  beiden  Enden  offenen 
GlasrOhrchen  yon  höchstens  1  mm 
lichter  Weite  ausgeführt.  In  dieses 
saugt  man  soviel  von  dem  klar  ge- 
schmolzenen Fette  auf,  daß  es  eine 


21t 


etwa  1  cm  hoch  auf  dem  Boden 
stehende  Schicht  bildet.  Das  Röhr- 
chen läßt  man  nun  24  Standen  bei 
niederer  Temperatur  (etwa  10  ^  C) 
liegen,  um  das  Fett  völlig  zum  Er- 
starren zu  bringen.  Erst  dann  ist 
das  Böhrchen  mit  einem  geeigneten 
Thermometer  zu  verbinden  und  in 
ein  etwa  30  mm  weites  Beagensglas 
zu  bringen,  in  welchem  sich  das  zum 
Erwärmen  dienende  Wasser  befindet. 
Das  Erwärmen  soll  allmählich  und 
unter  häufigen  Umrühren  des  Wassers 
geschehen.  Der  Wärmegrad,  bei 
welchem  das  Fettsäulchen  durchsichtig 
wird  und  in  die  Höhe  schnellt,  ist 
als  der  Schmelzpunkt  anzusehen.'^ 
In  der  Literatur  finden  sich  noch 
folgende  speziell  ffir  Wachs  bestimmte 
Methoden  angegeben:  j^a^^r'sche  Me- 
thode (Handbuch  der  Pharm.  Praxis 
S.  687): 

«Man  bringt  in  ein  auf  die  Hälfte 
seiner  Länge  veijüngtes  und  am  ver- 
jüngten Ende  zugeschmolzenes  Glasrohr 
2  bis  3  Tropfen  des  geschmolzenen 
Wachses,  sammelt  sie  durch  Neigen  un- 
mittelbar über  der  Yerengungsstelle  und 
läßt  vollständig  erkalten.  Man  läßt  so- 
dann das  Böhrchen  mehrere  Tage  liegen, 
da  die  Fette  und  Wachsarten  ihren  nor- 
malen Schmelzpunkt  erst  nach  längerer 
Zeit  wieder  erlangen,  stellt  dann  das 
Böhrchen  in  ein  mit  kaltem  Wasser  ge- 
fülltes Becherglas,  in  welches  man  zu 
gleicher  Zeit  ein  Thermometer  eintaucht 
und  erwärmt  mit  einer  kleinen  Flamme 
langsam,  bis  das  Tröpfchen  herabzu- 
fließen beginnt.  (Anfangspunkt  des 
Schmelzens.)  Man  erwärmt  dann  weiter, 
bis  er  völlig  durchsichtig  ist,  und  notiert 
die  Temperatur  (Endpunkt  des  Schmel- 
zens). 

Die  im  Handel  übliche  und  von  Berg 
angewandte  Tropfmethode  (Chem.-Ztg. 
1903,  S.  763)  besteht  darin,  daß  man 
die  Quecksilberkugel  eines  Thermometers 
in  geschmolzenes  Wachs  eintaucht  und, 
nach  dem  vorschriftsmäßigen  Erstarren- 
lassen, den  dünnen  Wachsüberzug  durch 
Erwärmen  zum  Abtropfen  bringt. 

Eine  akustische  Methode  der  Schmelz- 
punktbestimmung des  Wachses  ist  von 


N.  Ckercheffsky-Porcs  (Chem.-Ztg.  1899, 
S.  697)  angegeben  worden.  Sie  besteht 
darin,  daß  man  durch  Eintauchen  in 
geschmolzenes  Wachs  einen  Neusilber- 
stift mit  einer  dünnen  Wachsschicht 
überzieht  und  diesen  in  Quecksilber 
eintaucht.  Mittels  einiger  Trocken- 
elemente stellt  man  nach  Einschaltung 
eines  Läutewerkes  einen  elektrischen 
Stromkreislauf  her,  der  aber  vorerst 
durch  den  Wachsüberzug  unterbrochen 
ist.  Nach  langsamem  Anwärmen  des 
Quecksilbers  liest  man  an  einem  passend 
eingetauchten  Thermometer  die  Tem- 
peratur ab,  wenn  das  Läutewerk  die 
durch  Schmelzen  des  Wachses  einge- 
tretene Stromschließung  anzeigt. 

Bei  der  Untersuchung  unserer  Wachs- 
proben wurde  nun  durchgängig  die 
Methode  des  D.  A.-B.  IV  und  außerdem 
die  Hager'sche  Methode  augewendet  und 
wir  beobachteten  dabei,  daß  es  in  bezug 
auf  die  Höhe  des  Schmelzpunktes  durch- 
aus nicht  gleichgültig  ist,  nach  welcher 
Methode  der  Schmelzpunkt  bestimmt 
wurde.  Wir  machten  nämlich  die  Er- 
fahrung, daß  bei  der  Pharmakopöe- 
methode  das  Wachssänlchen  in  die  Höhe 
geschnellt  wurde,  ehe  es  vollständig 
klar  durchsichtig  geschmolzen  war,  daß 
also  die  von  der  Pharmakopoe  als  Kenn- 
zeichen des  Schmelzpunktes  angegebenen 
Eigenschaften  des  «in  dieHöheschnellens» 
und  «Durchsichtigwerdens»  nicht  bei 
ein  und  derselben  Temperatur  eintreten. 
Das  Wachssänlchen  erweicht  wenige 
Grade  unter  dem  Schmelzpunkte,  — 
d.  h.  der  Temperatur,  bei  der  es  zu 
einer  klaren  Flüssigkeit  schmilzt  — 
soweit,  daß  es  durch  den  Auftrieb  des 
Wassers  zum  Steigen  gebracht  wird, 
und  dadurch  wird  ein  Beobachten  des 
wirklichen  Schmelzens  bei  weiterem 
Steigern  der  Temperatur  unmöglich  ge- 
macht. Denn  entweder  —  wenn  das 
Schmelzröhrchen  aus  dem  zum  Erwärmen 
dienenden  Wasser  herausragt  —  erstarrt 
das  Wachssänlchen,  sobald  es  die  Zone 
des  erwärmten  Wassers  verlassen  hat, 
oder  —  wenn  das  obere  Ende  des 
Schmelzröhrchens  sich  noch  innerhalb 
des  Wassers  befindet  —  wird  es  vom 
aufwärts  strebenden  Wasser  einfach  aus 


212 


dem  Röhrchen  herausgedrängt.  Ein 
Beobachten  des  wirklichen  Schmelzens 
ist  also  zur  Unmöglichkeit  gemacht  and 
man  kann  lediglich  die  eine  Eigenschaft 
des  «in  die  Höhe-Schnellens»  beobachten. 
Daher  fällt  aber  die  Angabe  der  Tem- 
peratur immer  um  1  bis  2  Grade  zu 
niedrig  aus. 

Die  ^asrer'sche  Methode  gestattet  da- 
gegen sowohl  das  Erweich en,als  auch  dann 
das  eigentliche  Schmelzen  zu  beobachten. 
Schmelzpunktbestimmungen  des  Wachses 
sollten  immer  nach  dieser  Methode  vor- 
genommen werden,  dann  wird  man  bei 
reinen  Wachsproben  auch  immer  den 
vom  D.  A-B.  IV  geforderten  Schmelz- 
punkt von  63^  bis  64^  C  oder  höchstens 
64,60  c  erhalten. 

Bei  der  Schmelzpunktbestimmung  kann 
man  eine  sehr  häufige  Verfälschung 
meist  schon  an  der  Art  des  Schmelzens 
deutlich  erkennen.  Ist  nämlich  das 
Wachs  mit  einigermaßen  erheblichen 
Mengen  Paraffin  oder  Ceresin  versetzt, 
so  wird  das  Wachssäulchen  vorher  klar, 
ehe  es  steigt,  und  man  kann,  wenn  das 
Wachs  vorher  durchsichtig  wird,  ehe  es 
in  die  Höhe  schnellt  (nach  D.  A.-B.  IV) 
oder  ehe  es  herunterläuft  (nach  Hager) 
mit  ziemlicher  Sicherheit  auf  einen  Pa- 
raffin- oder  Ceresinzusatz  schließen,  wäh- 
rend man,  wenn  das  Wachs  erst  später 
klar  wird,  in  der  Regel  ein  unver- 
fälschtes, jedenfalls  nicht  mit  Paraffin 
oder  Ceresin  verfälschtes  Wachs  vor 
sich  hat. 

Bei  der  Bestimmung  des  Schmelz- 
punktes sowohl  nach  der  Methode  der 
Pharmakopoe,  als  auch  nach  der  Hager- 
sehen  Methode  hat  uns  der  in  Pharm. 
Centralh.  42  [1901],  S.  45  und  ff.  be- 
schriebene Apparat  zur  Bestimmung  von 
Schmelz-  und  Siedepunkten  von  H.  Kunz- 
Krause  ausgezeichnete  Dienste  geleistet. 

Die  in  der  Tabelle  I  angegebenen 
Zahlen  sind  die  nach  der  Rager'^ch^M 
Methode  erhaltenen. 

Die  Bestimmung  des  Schmelzpunktes 
hat  nur  bei  groben  Verfälschungen 
einigen  Wert;  ein  Talgzusatz  von  13 
pCt  z.  B.  läßt  sich  nach  Hager  nicht 
am  Schmelzpunkte  erkennen.  Ein 
größerer  Zusatz  von  Paraffin,  Talg  und 


japanischem  Wachse  erniedrigt  den 
Schmelzpunkt,  ein  Gehalt  an  Carnauba- 
wachs,  Harz  und  Stearinsäure  erhöht 
ihn.  Tabelle  n  und  III,  Seite  186  und 
000  geben  die  Schmelzpunkte  von  Pa- 
raffin-Wachsgemischen an.  Ein  Zusatz 
von  50  pCt  Paraffin  (mit  einem  Schmelz- 
punkt von  52,5^)  erniedrigt  hiemach 
den  Schmelzpunkt  des  Wachses  um  ca. 
5^,  ein  Zusatz  von  50^  Paraffin  (mit 
einem  Schmelzpunkt  von  43  bis  44^) 
um  ca.  6^,  während  ein  Zusatz  von  20 
pCt  Paraffin  kaum  noch  durch  den 
Schmelzpunkt  nachgewiesen  werden 
kann,  da  hier  der  Unterschied  nur 
etwa  20  beträgt 

Der  Schmelzpunkt  von  63  bis  64<^, 
den  das  D.  A.-B.  IV  angibt,  kann  nicht 
als  maßgebend  bezeichnet  werden,  da 
eine  Anzahl  anderer  Pharmakopoen  die 
Zahl  62  bis  64^  angeben.  E.  Dieterich 
fand  den  Schmelpunkt  von  88  unver- 
dächtigen Wachsproben  zwischen  63,5<^ 
und  65^  liegen,  Fischer  und  Harttvich 
zwischen  61,5^  und  65^,  wobei  sie  aller- 
dings ausländische  Wachsproben  mit 
einrechneten.  F.  Dietxe  (Pharm.  Centralh. 
39  [1898],  S.  38)  fand  bei  23  außer- 
europäischen Wachsproben  den  Schmelz- 
punkt zwischen  63  und  65^.  Bei  35 
von  uns  untersuchten  reinen  gelben 
Wachsproben  lag  der  Schmelzpunkt,  wie 
schon  früher  erwähnt,  zwischen  63^  und 
64,50  c. 

Durch  die  Bestimmung  des  Brech- 
ungsvermögens mittels  des  Zeiß- 
sehen  Refraktometers  nach  Dr.  J.  Werder 
(Chem.-Ztg.  1898,  38)  lassen  sich  Zu- 
sätze von  Paraffin,  Stearinkerzenmaterial 
und  Carnaubawachs  leicht  nachweisen, 
da  Wachs  eine  auf  40  ^  C  bezogene 
Refraktion  von  44  bis  45^,  seltener  42 
bis  46^,  Paraffin  hingegen  eine  Refrak- 
tion von  22,5^,  Stearinkerzenmaterial 
von  30^  und  Carnaubawachs  eine  solche 
von  66^  gibt.  Der  hohe  Schmelzpunkt 
der  Wachsarten  bedingt  allerdings  die 
Verwendung  eines  hundertteiligen  Ther- 
imometers  anstelle  des  ffir  die  Butter- 
prfifung  vorgeschriebenen  Theimometers, 
das  nur  bis  600  C  reicht.  K  Berg 
(Chem.-Ztg.  1903,  S.  753)  empfiehlt,  die 
Wachsproben    bei   mindestens    67^   zu 


213 


ontersachen,  da  viele  Wachsproben  einen 
Schmelzpunkt  von  65  bis  66^  und  noch 
höher  zeigen,  und  es  unbedingt  nötig 
ist,  eine  yollkommen  flflssige  Probe  zu 
haben;  andernfalls  bereitet  das  Ablesen 
Schwierigkeiten.  Um  das  hohe  Erhitzen 
des  Refraktometers  zu  vermeiden,  schlägt 
Marpmann  vor,  das  Wachs  in  Pfeffer- 
minzöl  zu  lösen  und  dann  die  Refraktion 
bei  40°  C  zu  bestimmen.  Bei  dem 
teuren  Preise  des  Pfefferminzöles  wird 
aber  die  Jlfarp?7?ann'sche  Methode  wenig 
Liebhaber  finden,  zumal  da  nach  R. 
Berg's  Angaben  die  neuen  Zeiß'schen 
Refiaktometer  Wärmegrade  von  70  bis 
80<^  leicht  aushalten. 

Eäne  mikroskopische  Prüfung  des 
Wachses  hat  das  D.  A.-B.  IV  nicht  an- 
gegeben, während  die  Ph.  Germ.  Ed. 
altera  und  D.  A.-B.  in  sagten,  daß  das 
geschmolzene  und  wieder  erkaltete  Wachs 
sich  unter  dem  Mikroskope  als  verworren 
kristallinisch  zeigen  soll.  Ein  größerer 
Paraffinzusatz  wfiide  die  Kristallbildung 
verhindern.  Long  (Chem.-Ztg.  9,  S.  1604) 
läßt  einige  Tropfen  einer  Lösung  von 
Wachs  in  Chloroform  auf  einen  Objekt- 
träger bringen,  mit  einem  Ueckglase 
bedecken  und  dann  beobachten.  Nach 
kurzer  Zeit  entstehen,  wenn  das  Wachs 
rein  war,  tumhantelähnliche  Kristall- 
age:lommerate.  Schon  20  pCt  Paraffin, 
Talg  oder  Stearinsäure  zeigen  ein  gänz- 
lich verändertes  mikroskopisches  Bild. 
Für  den  Nachweis  von  Bienenwachs  in 
Gemischen  bietet  die  mikroskopi^che 
Prfifung  um  so  mehr  einen  Anhalt,  als 
unfiltriertes  gelbes  Wachs  stets  PoUen- 
kOmer  enthält.  Diese  geben  unter  dem 
Mikroskop  ein  so  charakteristisches  Bild, 
daß  sie  kaum  übersehen  werden  können. 

Die  Löslic hk ei ts Verhältnisse 
vermögen  ebenfalls  in  manchen  Fällen 
Aufschluß  über  Verfälschungen  des 
Wachses  zu  geben.  Gelbes  Wachs  ist 
vollständig  löslich  in  Chloroform,  Schwefel- 
kohlenstoff, Benzin,  Terpentinöl,  sowie 
in  vielen  fetten  und  ätherischen  Oelen. 
Mit  Camaubawachs  versetztes  Bieneu- 
wachs  ist  gleichfalls  in  heißem  Chloro- 
form löslich,  beim  Erkalten  scheidet  sich 
aber  das  erstere  wieder  aus.  Mit  Pa- 
raffin oder  Ceresin  verfälschtes  Wachs 


ist  nach  K.  Dieterich  in  Chloroform 
überhaupt  nicht  völlig  löslich.  Mineral- 
ische Bestandteile  sowie  Mehl  und  Stärke 
bleiben,  wie  schon  oben  erwähnt,  beim 
Lösen  von  Wachs  in  einer  der  genannten 
Flüssigkeiten  ungelöst  zurück;  der  ge- 
trocknete Rückstand  kann  dann  leicht 
identifiziert  werden. 

In  kaltem  Alkohol  löst  sich  das  gelbe 
Wachs  so  gut  wie  gar  nicht,  in  sieden- 
dem Alkohol  ist  es  hingegen  bis  auf 
einen  geringen  Rückstand  löslich;  dieser 
soll  sich  nach  dem  D.  A.-B.  JII  in  der 
10  fachen  Menge  warmen  Chloroforms 
vollständig  lösen. 

(Fortsetzung  folgt.) 


Ueber  Viferral 

berichtet  Dr.  Aufrecht  in  der  Pharm.  Ztg. 
1905,  885  etwa  Folgendes: 

Es  ist  ein  weißes  kristallinisdieB,  ziemlich 
hygroskopisches  Pulver,  das  unter  dem 
Mikroskope  rhombisohe  Prismen  zeigt  Im 
Gegensatze  zum  Chloralhydrat  löst  es  sich 
sehr  schwer  in  kaltem,  leicht  in  siedendem 
Wasser  und  alkalischen  Flüssigkeiten.  In 
Alkohol,  Aether,  Chloroform  und  Benzol  ist 
es  nahezu  unlöslich.  Beim  Erhitzen  beginnt 
es  bei  etwa  120^  C  zu  sintern  und 
schmUzt  bei  148  bis  150^  C  unter  Ent- 
Wickelung  stechend  riechender  Dämpfe,  wo- 
bei dieselben  an  den  kälteren  Teilen  des 
Glasrohres  ein  Sublimat  bilden.  Seine 
wfisserige  Lösung  reagiert  schwach  sauer. 

Mit  verdünnter  Natronlauge  erwärmt 
spaltet  sich  Chloroform  und  Ammoniak*) 
ab,  während  beim  Erhitzen  des  Viferral  mit 
festem  Aetzkali  Isonitrilverbindungen  auf- 
treten. Diese  Reaktion  in  Verbindung  mit 
der  Sohwerlöslichkeit  und  dem  höheren 
Schmelzpunkte  des  Vifernds  konnten  zur 
Unterscheidung  von  Viferral  und  Chloral- 
hydrat genügen. 

Vergl.  hierzu  Pharm.  Gentralh.  45  [1904], 
827  unter  Polychloral  und  Pharm.  Gentralh. 
46  [1905],  297.  E.  M. 


*)  Wie  der  Darsteller  mitteilt,  rührt  das  Auf- 
treten von  AmmoDiak  beim  Kochen  mit  Langen 
nur  von  zurückgebliebenen  Pyhdin-Sparen  her. 
Es  gehört  also  nicht  zur  Substanz  und  findet 
sich  nur  selten  darin. 


214 


Neue  Spezialitäten. 

Lazarln  (Helios'  WanderbalBam)  be- 
stand nach  Mämer  (Bvensk  Farm.  Tidskr.  1905, 
282)  ans  Borsäure,  Dermatol,  Fettstoffen,  Earbol- 
Bäoie,  Pembalsam,  Spiritus  und  Zinkweiß. 

Lazarus  •  Gleht    und    Rhenmatlsmiis  •  Seife 

stellt  nach  Dr.  J^.  Zemik  (Apotb.-Ztg.  lliOo,  608) 
eine  ansoheinend  mit  geringen  Mengen  eines 
nicht  näher  zu  bezeiohnenden  ätherischen  Oeles 
versetzte  Natronseife  von  ziemlich  geringer  Otite 
dar.    Darsteller:  Z.  Fritach  in  Dresden  6. 

Lebewohl  ist  ein  Hühnerangenmittel  unbe- 
kannter Zusammensetzung.  Darsteller:  C.  F. 
W,  Becker  in  Dresden-A.  21. 

L«lehdonitlnktiir  war  nach  Dr.  W.  Älberda 
van  Ekenstein  (Pharm.  Weekbl.  1904,  325)  eine 
Lösung  von  Salicylsäare  und  einem  Pflanzen- 
extrakt  (wahrscheinlich  Indisch  Hanf)  in  CoUod- 
ium. 

Letolln,  ein  Mäuse-,  Hatten-  und  Insekten- 
yertilgungsmittel  enthielt  W.  St-Ph.  (Wiener 
Stadt  -  Physikat)  Brechnuß ,  Baldrianwurzel , 
Weizenstärke,  Holzfasern  von  Koniferen  sowie 
Lykopodium  und  Teeblätter. 

Liebe^s  Brusttee  besteht  nach  Pharm.  Ztg. 
1905,  791  aus  dem  zerschnittenen  Kraut  von 
Galeopsis  oohroleuca. 

LIJsol  war  nach  Dr.  TF.  Älberda  van  Eken- 
stein (Pharm.  Weekbl.  1904,  325)  ein  wein- 
geistiger Pflanzenauszug  mit  49,4  pCt  Alkohol- 
gehalt 

Lesdone  Tenos  ammoiüaeale  Bertelll  ist  ein 

ammoniakalisches  Chiaawasser.  Anwendung  bei 
Alopecie,  Pitiriasis  und  Seborrhoe. 

Lttek^s  Spezlaltee  Nr.  22  besteht  angeblich 
aus:  10  g  Stemanis,  5  g  Anis,  15  g  Fenchel, 
10  g  Holunderblüte,  5  g  Arnika,  lOgHoflaltich, 

5  g  Salbei,  5  g  Weiden-,  25  g  Kirschenrinde, 
10  g  Leberbraut,  20  g  Schafgarbe,  5  g  Andorn, 

6  g  Hirtentäschen,  5  g  Isopkraut,  20  g  Johannis- 
kraut, 10  g  Garraghen,  10  g  Knöterich,  10  g 
Spitzwegerich,  20  g  Lungenkraut,  20  g  afrikan- 
ischer Ginster,  10  g  läändisches  Moos,'  6  g 
Angelika,  30  g  Senega,  20  g  Süßholz,  10  g 
Pimpinellwurzel,  10  g  Schwarzwurzel,  10  g 
Queokenwurzel,  10  g  Bockshornsamen.  Vergl. 
Pharm.  CJentralh.  45  [1904],  116. 

Lyptol  aus  Henrikaon's  Technischer  Fabrik 
in  Oerebro  enthielt  nach  Mömer  (Svensk  Farm. 
Tidskr.  1906,  282)  Chinosol,  Pfefferminz-  und 
Fieberholz  ^Euka]yptu8)-öl  und  50  pCt  Alkohol. 

Meliton-Clewlirzhoiilg  der  Tedmischen  Fabrik 
«MelitOD9  in  Stockholm,  Pipersg.  26  war  nach 
M^mer  (Svensk  Farm.  Tidskr.  1905,  283)  ge- 
wöhnlicher Honiff  versetzt  mit  flüchtigen  Oelen 
(Kümmel-  und  Terpentinöl  deutlich  wahrnehm- 
bar). 

Mimmizol-Balsam  war  nach  Mömer  (Svensk 
Farm.  Tidskr.  1005,  283)  S  a  1  u  b  r  i  n  (Pharm. 
Centralh.  48  [1902],  606 ;  44  [1903],  56)  mit 
einem  Gehalt  von  26  pOt.,  Essigäther  und  30 
pOt  Alkohol 


Mixtnra  Brown  besteht  nach  CKom.  di  Farm., 
di  Chim.  aus  4  g  Süßholzextrakt,  4  g  Ammon- 
iumchlorid, 4  g  Opiam  -  Kampher  -  Tinktur,  2  g 
Brechwein,  1  g  süßem  Salpeterweingeist,  40  g 
Dextrinsirup  und  destilliertem  Wasser  bis  zu 
70  g. 

C.  F.  Mttller's  Angenbalsam  besteht  angeb- 
lich aus  70  pa  Butter,  29  pCt  Wachs  und 
1  pGt  rotem  Quecksilberoxyd. 

Myrtyl  ist  ein  konzentrierter  Heidelbeersaft 
Darsteller:  Fabrik  chem.-pharm.  Spezialitäten, 
G.  m.  b.  H.  in  Dresdeu-A.  18,  Elisenstraße  72. 
Bezagsquelle :  Stephan^  Stresemann  db  Zielke 
in  Dresden-A. 

Neuradln  ist  eine  Einreibung  unbekannter 
Znsammensetzung  gegen  Oicht.  Bezugsquelle : 
O,  db  B.  Früx  in  Wien. 

Normyl  ist  ein  neues  Geheimmittel  gegen 
Trunksucht,  das  von  einem  englischen  Pastor 
erfunden  worden  ist 

Nutritive  Liquid  Peptone  ist  eine  Flüssig- 
keit, die  die  Bestandteile  des  Fleisches  und 
Malzes  in  löslicher  Form  enthält.  Darsteller: 
Parke^  Davis  db  Co.  in  Detroit. 

Odorin,  ein  Bade-  und  Wasch wasserzusatz, 
erhält  man  nach  Pharm.  Ztg  1905,  1023  durch 
achttägige  Mazeration  von  100  Teilen  Irauben- 
kraut,  50  Teilen  Parakresse  und  30  Teilen  Ber- 
tram mit  1000  Teilen  fein  gereinigtem  Alkohol. 
Nach  dem  Abpressen  wird  die  Flüssigkeit  aus 
Glas  destilliert  und  dem  Destillat  1  pCt  Salicyl- 
säure  zugesetzt 

Omega,  Katarrhpastillen  von  Rudolf  Poseiek 
in  Rheinsberg  enthalten  nach  Dr.  Aufrecht 
(Pharm.  Ztg.  1906,  76}  im  wcEentlichen  Ammon- 
iumchlorid und  Süßholzextrakt. 

Orientalisehes  Eraft-ExtnÜLt  aus  der  Chem. 
Exp.  Affär  in  MalmO  bestand  nach  Mömer 
(Svensk  Farm.  Tidskr.  1905,  284)  hauptsächlich 
aus  Hafer-  und  Weizenmehl  mit  Zucker,  Eiweiß 
und  Natriumbikarbonat. 

OzonatiDe  besteht  nach  M.  Niederkom  (Pharm. 
Ztg.  1905,  805)  aus  eioer  schwach  gelb  gefärb- 
ten Mischung  von  260  g  Terpentin-,  2,5  g  Eu- 
kalyptus- und  1  g  Bergamotiöl,  2  g  Benzoe,  1  g 
Tolabalsam  und  1  g  Zimtöl.  Vorgl.  hierzu  Pharm. 
Centralh.  42  [1901],  501 :  44  [1903],  10. 

Painleß,  eine  Einreibung,  bestand  nach  Lüh- 
Hg  (Chem.-Ztg.)  aus  einem  Pflanzeneztrakt  und 
Chloroform. 

Pastor  Kneipp^B  Husten-Tee  von  B.  Söder- 
gren^  Chem.  Fabrik  in  Gefle  bestand  nach 
Mömer  (Svensk  Farm.  Tidskr.  1905,  288)  aus 
den  Blüten  der  Königskerze,  Lindenblüten  uod 
Stiefmütterchen,  Eibisch-  und  Süßholzwurzel, 
Hnflattigblättem,  Bockshomsamen,  Wacholder- 
beeren, Fenchel  und  Fuchsschwanzkraut. 

H.  Menixel. 


215 


Ueber  das  Verhalten 

von  Harzessenz,  Eienölen  und 

Terpentinölen 

macht  E,  VcUenta  (Chem.-Ztg.  1905,  807) 
folgende  Angaben.  Er  hat  besondere  das 
BreohnngBvermögen  und  das  Drehnnga- 
vermdgen  dieser  Oele  nntereneht  nnd  in 
3  größeren  Tabellen  niedergelegt,  anf  die 
hier  nnr  verwiesen  werden  kann.  Dabei 
hat  er  erkannt,  daß  das  Uehtbrechnngs- 
ond  Drehnngsvermögen  der  asom  Versetzen 
von  Terpentinöl  m  betracht  kommenden 
Fraktionen  der  Harzessenz  (Pinolin)  kaum 


'  10  com  Oel  nnd  10  com  Schwefelkohlen- 
stoff 1  Minute  lang,  so  geben  frische 
Terpentinöle  eine  gelbe  Jodkaliumschicht 
und  eine  von  ausgeschiedenem  Jod  rosa 
gefJlrbte  Oelschioht,  Kienöle  geben  eine 
gelblichrote  Oelschidit,  Pinolin,  Harzöl  und 
Petroldestillate  geben  eine  gelbe  Oelschicht 
Bd  Eienölen  trübt  sich  auf  Zusatz  des 
Schwefelkohlenstoffs  die  Oelschioht,  bei 
Terpentinölen  bleibt  sie  klar.  ^he. 


zur  Ericennung  eines  Zusatzes  herangezogen 
werden  können,  weil  die  Unterschiede  von 
remem  Terpentmöl  nicht  groß  und  auf- 
fallend genug  sind.  Verf.  gibt  deshalb 
einige  andere  Reaktionen,  die  ftlr  diese 
Zwecke  nützlich  sein  können.  Die  nied- 
rigsten Fraktionen  des  Pinolin  geben  die 
Herxfeld'winb  Schwefligsäurereaktion  (Gelb- 
fibrbung  beim  Schüttehi  mit  Schwefligsäure- 
lÖBung),  während  Terpentmöle  und  Petrol- 
destillate farblos  bleiben.  Harz,  Harzöle 
und  Eienöle  geben  aber  diese  Reaktion 
auch.  Für  das  Pinolin  und  namentlich 
seine  Fraktionen  unter  160^  C  ist  besondere 
charakteristisch  eine  intensiv  grüne  Färbung 
beim  Versetzen  mit  Essigsäureanhydrid  und 
emem  Tropfen  Schwefelsäure.  Ebenso  er- 
hält man  intensiv  grüne  Färbungen,  wenn 
man  1  Teil  Pinolin  mit  1  bis  2  Teilen 
einer  6proc  Lösung  von  Jod  in  Chloro- 
form oder  Tetrachlorkohlenstoff  im  Wasser- 
bade erwärmt  Man  verwendet  auch  hierzu 
am  besten  die  Fraktionen  unter  160^^  (7. 
Weder  Terpentmöl,  noch  Eienöl,  noch 
Petroleumdestillate,  noch  Eampheröl,  noch 
Harzöle  geben  diese  Reaktion. 

Zur  Unterscheidung  der  Eienöle  vom 
Terpentinöl  benutzt  Verf.  das  Verhalten 
gegen  Goldchloridlösungen.  Sdiüttelt  man 
gleiche  Mengen  Iproc.  Goldchloridlösung 
und  Terpentinöl  in  einem  Reagensnohr,  er- 
hitzt sie  1  Mmute  im  Wasserbade  und 
schüttelt  nochmals,  so  zeigen  reine  Terpen- 
tinöle nnr  in  der  Oelschicht  eine  Aus- 
sdieidnng  von  Gold,  die  Lösung  selbst 
wird  nicht  entRürbt.  Dagegen  entfärben 
die  Ode  der  Eienölgruppe  und  Pinolin  die 
Goldlösung  vollkommen.  Schüttelt  man 
5  ccm   einer    lOproc.  Jodkaliumlösung   mit 


Von  einigen  Vorschlägen  für 
Praxis  des  Beoeptars, 

welche  Wiegand  im  American  Joum.  of 
Pharm.  1905,  326  macht,  seien  die  folgen- 
den hier  angeführt :  Zur  genauen  Herstellung 
von  Phosphorpillen  soll  erst  eine  Lösung 
des  Phosphors  in  Eakaobutter  hergestellt 
werden,  indem  dne  gewogene  Menge  Phos- 
phor in  einem  verschließbaren  Reagieroylmder 
mit  etwas  Schwefelkohlenstoff  gelöst  und 
Eakaobutter  in  kleinen  Anteilen  unter  jedes- 
maligem ümschütteln  zugegeben  wird,  bis 
die  Eakaobutter  das  fttnfzehnfache  Gewicht 
des  angewandten  Phosphors  ausmacht  Dar- 
auf soll  der  verschlossene  Probieroylinder  in 
warmem  Wasser  erwärmt  und  solange  ge- 
schüttelt werden,  bis  alles  gut  gemischt  ist 
(Ob  der  zugdsetzte  Schwefelkohlenstoff  nicht 
zu  Bedenken  Anlaß  gibt,  dürfte  wohl  erst 
noch  zu  entscheiden  sein.  Der  Berichterst) 
Von  dieser  phosphorhaltigen  Eakaobutter 
soll  dann  eine  entsprechende  Menge  zur 
Bereitung  der  Pillen  genommen  werden. 
Für  die  Bereitung  von  Pillen,  die  ätherische 
Oele  enthalten,  soll  em  geringer  Zusatz  von 
Seife  gemacht  werden.  Für  die  Herstellung 
von  Pillen  mit  Hampher  soll  ein  geringer 
Zusatz  von  Harz  (Resina  pini?)  gemacht 
werden.  Für  die  Herstellung  von  Silber- 
nitratpillen wird  die  bekannte  Vorschrift  mit 
Eaolin,  Glyeerin  und  Traganth  gegeben. 
Ealiumpermanganat  in  Pillen  soU  zuvor  mit 
Eakaobutter  fein  verrieben  werden  und  mit 
weißem  Wachs  zu  einer  Pillenmasse  ver- 
arbeitet werden.  /.  K 


Lauterbach's  Htthneraugenseife  besteht  nach 
Zeitsohr.  d.  Allgem.  österr.  Apoth.-yer.  1905, 
1367  aus  28  g  gelbem  Waohs,  55  g  Fett,  17  g 
Salioylsäure  sowie  kleinen  Mengen  PeruDalsam 
und  ätherisoben  Gelen.  — <*. — 


216 


Die  Zersetzung 

pharmazeutischer  Präparate 

unter  dem  Einflüsse  von  Licht 

und  Luft. 

Bei  den  Untersuchungen  einiger  pharma- 
zeutischer Präparate  gelangten  Schoorl  und 
van  den  Berg  zu  folgenden  Resultaten: 

Chloroform  zersetzt  uch  unter  dem 
Einflüsse  des  Lichtes  bei  einem  üeberschuß 
von  Sauerstoff  nach  der  Gleichung:  2GHGI3 
+  50 -►  2CO2  +  HgO  +  6CI,  während  die 
Zersetzung  bei  einem  Mangel  an  Sauerstoff 
(oder  was  dasselbe  sagt:  bei  einem  lieber- 
Schuß  an  Chloroform)  nach  der  Gleichung: 
CHCI3  +  0  -►  COCI2  +  HCl  verläuft  Ent- 
gegen  der  Ansicht  von  Bütx  («Der  Schutz 
des  Chloroforms  vor  Zersetzung  am  Licht» 
1892)  fanden  die  Verf.,  daß  das  zu  aller- 
erst auftretende  Zersetzungsprodukt  nicht 
Chlor,  sondern  Salzsäure  ist. 

Die  Zersetzung  des  Jodoform  durch 
das  Licht  ist  eine  Oxydation,  die  begrenzt 
ist  durch  die  Menge  des  anwesenden  Sauer- 
stoffs. Diese  Oxydation  gibt  —  gleich- 
giltig  ob  ein  Ueberschuß  an  Sauerstoff  oder 
an  Jodoform  vorhanden  ist  —  in  jedem 
Falle  als  Reaktionsprodukte:  Jod,  Eohlen- 
oxyd,  Eohlendioxyd  und  Wasser.  Neben 
der  Umsetzung :  2CHJ3  +  50  -►  2CO2  +  HgO 
+  6J  geht  die  Zersetzung  hauptsächlich  wie 
folgt  vor  sich :  2CHJ3  +  30  -►  2C0  +  HgO 
+  6J. 

Die  Zersetzung  des  Bromoform  im 
Licht  bei  Gegenwart  von  Sauerstoff  voll- 
zieht sich  nach  den  beiden  Gleichungen: 
CHBrg  +  0  -►  CO  +  2Br  +  HBr  und  2CHBr8 
+  öO  -►  2CO2  +  H2O  +  ÖBr-  Außerdem 
entsteht  stets  auch  Tetrabrorokohlenstoff, 
wahrscheinlich  als  Nebenprodukt  durch  Ein- 
wirkung des  primär  gebildeten  Bromes  auf 
Bromoform. 

Bei  der  Einwirkung  von  Licht  allein  ohne 
Gegenwart  von  Sauerstoff  wird  Chloroform 
gar  nicht  zersetzt,  Jodoform,  das  viel  licht- 
empfindlicher ist  als  Chloroform,  wird  durch 
spurenweise  vorhandene  Luft  spurenweise 
zersetzt,  endlich  Bromoform  wird  durch  Licht 
allein  spontan  zersetzt  unter  Spaltung  m 
Dibromkohlenstoff  und  Bromwasserstoff.  Bei 
Ausschluß  des  Lichtes  und  Anwesenheit  von 
Sauerstoff   mehrere   Stunden   im  kochenden 


Wasserbade  (100  ^  C)  behandelt,  zersetzt 
sich  Chloroform  gamicht,  Bromoform  wird 
nur  spurenweise,  dagegen  Jodoform  in  er- 
heblichem Maße  zersetzt.  Chloralhydrat 
spaltet  sich  unter  dem  Einflüsse  des  Lichtes 
ohne  Gegenwart  von  Sauerstoff  nach  der 
Gleichung:  CCI3CHOH2O -►  3HC1  +  2C0. 
Bei  Gegenwart  emer  beschränkten  Menge 
Sauerstoff  spielen  sich  im  Lichte  folgende 
zwei  Reaktionen  ab:  CCI3CHOH2O  -^  3 HCl 
+  2C0  und  CCI3CHOH2O  +  20  -►  3HCI 
+  2C02y  während  bei  einem  üeberschosse 
von  Sauerstoff  unter  Lichieinfluß  folgende 
beiden  Oxydationen  stattfinflen:  GCI3CHOH2O 
+  20  -►  3HC1  +  2CO2  und  2CCI3CHOH2O 
+  70  -►  3H2O  +  6C1  +  4CO2. 

Zu  allen  diesen  Versuchen  war  Sonnen- 
licht benutzt  Daß  aber  auch  Gasglühlicht 
Zersetzungen  mancher  pharmazeutischer  Prä- 
parate herbeiführen  kann,  zeigten  Versuche 
mit  Bromoform,  Jodoform,  Chloralhydrat, 
Resorcin  und  Pyrogallol.  Während  Chloro- 
form unter  dem  Emflusse  des  Gasglflhlichtes 
nicht  zersetzt  wurde,  zeigte  Jodoform  in 
Substanz  und  namentlich  in  alkoholischer 
Lösung  eine  sehr  starke  Zersetzung,  während 
dieselbe  bei  Bromoform,  Chloralhydrat,  Re- 
sorcin und  Pyrogallol,  wenn  auch  schwächer, 
so  doch  immerhin  deutlich  nachweisbar  war. 
Durch  Anwendung  brauner  Gläser  konnte 
die  Zersetzung  erheblich   verzögert  werden. 

Ber.  d.  D,  Pharm.  Ges.  1905,  385.     /.  K. 


Zur  Auf bewahrting  der  Blutegel 

empfiehlt  Sartorius  m  der  Apoth.-Ztg.1906, 7, 
an  fließendem  Wasser  mit  grünen  Algen 
bewachsene  Steine  zu  suchen  und  etwa  zehn 
derselben  von  der  Größe  eines  Hühnereies 
in  eine  weithalsige  3  bis  5  Liter  fassende 
Flasche  von  hellem  Glas  zu  tun.  Letztere 
wird  zu  ^/lo  mit  Leitungswasser  gefüllt,  mit 
Leinwand  oder  Gaze  verbunden  an  einen 
hellen  Ort  ans  Fenster  gestellt  Die  Pflan- 
zen entwickeln  den  für  das  Leben  der 
Blutegel  nötigen  Sauerstoff  und  verbrauchen 
dafür  die  Abgabestoffe  des  Egel.  Auf 
diese  Weise  hat  Verfasser  sämtliche  Blut- 
egel seit  sieben  Monaten  stehen  und  die 
Tiere  sind  so  munter,  wie  er  sie  nie  vorher 
gesehen.  —  to— 


217 


Adeps  Oossypii, 

das  von  O.  und  R.  Fritx  in  Wien  als 
t^weiser  Ersatz  für  S oh w eines ohmalz 
in  den  Handel  gebracht  wird;  stellt  nach 
Dr.  Aufrecht  (Pharm.  Ztg.  1905,  10)  eine 
strohgelbe,  fast  gemchlose,  fettartige  Masse, 
die  in  Alkohol  nicht,  in  Aether,  Chloroform, 
Petroläther  und  Benzol  vollkommen  löslich 
ist  und  beim  Erwärmen  zu  einer  klaren 
gelblichen,  neutral  reagierenden  Flüssigkeit 
sdimilzt.  Das  Fett  ffthlt  sich  etwas  krümelig 
an,  gibt  aber,  mit  anderen  Fettarten  ver- 
rieben, Salben  von  durchaus  gleichmäßiger 
Beschaffenheit  Die  Wasseraufnahme  ist 
nur  eine  geringe.  Beim  Aufbewahren  scheint 
es  kerne  Veränderungen  zu  erleiden.  Beim 
Veraschen  bleibt  ein  kaum  nennenswerter 
Rückstand. 

Eb  wurden  folgende  Eennzahlen  ermittelt 

Spez.  Gew.  bei  lö«  C       0,927 
ScbmelzpuDkt  35,5 

Erstarrungspankt  31,0 

Vcr^eifungszabl  200,2 

Jodzahl  114 

Mithin  besteht  das  untersuchte  Fett,  wie 
der  Name  schon  sagt,  aus  den  festeren  An- 
teilen des  Cotton-  oder  Baumwollsamenöles, 
was  auch  durch  die  J?ec/^^'sche  Probe  zu 
erbringen  ist  H.  M. 

Die  Transparenz  des  Paraffin 

hingt  nach  Dr.  L.  Neusiadtl  (Chero.-Ztg. 
1906,  61}  davon  ab,  daß  die  Erstarrungs- 
punkte der  einzelnen  Komponenten  in  mög- 
liehst engen  Grenzen  bd  einander  liegen. 
Je  weiter  diese  Erstarrungspunkte  von  ein- 
ander verschieden  sind,  desto  ungleichmäßiger 
geht  die  Erstarrung  des  Produktes  vor  sich 
und  die  Folge  davon  ist  eine  milchige  oder 
fleckige  Beschaffenheit  Da  nun  die  trans- 
parenten Paraffme  wertvoller  sind  als  die 
trüben,  so  hat  sich  das  Augenmerk  der 
Fabrikanten  darauf  zu  richten.  Bis  zu  einem 
gewissen  Grade  kann  man  das  Aussehen 
des  Paraffin  durch  rasches  Abkühlen  in  der 
Nähe  des  Erstarrungspunktes  beeinflussen, 
jedoch  gelingt  das  nur  in  dünnen  Schichten 
von  2  bis  5  mm,  während  die  handels- 
übliehen  Tafeln  1  bis  1,5  Zoll  stark  sind. 
Es  muß  also  durch  die  gesamte  Betriebs- 
weise dafür  gesorgt  werden,  daß  em  trans- 
parentes Paraffin  erhalten  wird.  Zum  Stu- 
dium dieser  Verhältnisse  empfiehlt  Verf.  die 


Ermittelung  der  sogrenannten  Zeitabkühlungs- 
kurven,  die  er  dadurch  erhält,  daß  die 
Paraffine  in  /S^t/Aro/f-Apparaten,  die  ihres 
Vakuummantels  wegen  dne  langsame  und 
gleichmäßige  Abkühlung  verbürgen,  der  Ab- 
kühlung überlassen  werden.  Von  etwa  60^ 
ab  werden  die  Temperaturen  von  Minute  zu 
Minute  festgestellt  und  die  Kurven  durch 
Auftragen  der  Zeit  auf  die  Absdssenachse, 
und  der  zugehörigen  Temperatur  auf  die 
Ordinatenachse  erhalten.  Dabei  hat  sich  er- 
geben, daß  die  Kurven  oberhalb  des  Schmelz- 
punktes sehr  rasch  abfallen,  dann  beim 
Schmelzpunkte  emige  Minuten  hindurch  fast 
horizontal  verlaufen  und  schließlich  mehr 
oder  weniger  rasch  abfallen.  In  diesem 
absteigenden  Aste  liegt  nun  der  unterschied 
der  transparenten  und  trüben  Paraffine,  m- 
dem  er  beim  transparenten  Paraffine  eine 
steile,  fast  gerade  Linie  darstellt,  während 
er  beim  trüben  einen  viel  weniger  steilen, 
gebogenen  Verlauf  nimmt  —he. 


Eugatol 

nennt  die  Aktien-Gesellschaft  für  Anilin- 
fabrikation in  Berlin  SO  ein  neues  ungiftiges 
Haarfärbemittel.  Dasselbe  ist  eme  Lösung 
der  Natriumsaize  der  o-Aminophenol- 
sulfosäure  und  p-Aminodiphenyl- 
aminsulf osäure  in  Verbindung  mit  Y2 
Volumen  3proc  Wasserstoffperoxydiösung. 
Nach  E,  Tomerscxewski  und  E.  Erdmann 
(Münch.  Med.  Wochenschr.  1906,  360)  trat 
in  96  Fällen  nur  einmal  eme  ganz  leichte, 
schnell  abklingende  Hautreizung  auf.  Die 
erzielten  Färbungen  am  lebenden  Haare 
waren  gute.  — te.— 

Zur 
Untersuchung  des  Urotropin 

benutzt  Wöhlk  das  iVe/ifer'sche  Reagens. 
Da  die  gewöhnlichen  Verunreinigungen  des 
Urotropin  (Hexamethylentetramin) ,  Ammon- 
iumsalze, Amide  und  Paraformaldehyd,  mit 
Ne/jler'Bchem  Reagens  reagieren,  so  ist  ein 
Urotropin  als  rein  zu  betrachten,  wenn  es 
in  Wasser  gelöst  und  mit  Ne/Jler'Bßh&m 
Reagens  versetzt  weder  eine  gelbbraune  oder 
braune  Farbe  annimmt,  noch  auch  emen 
Niederschlag  von  Quecksilber  fallen  läßt 
Ztschr.  f.  analyt.  Chem.  1905,  766.    /.  K, 


218 


Ueber  den  Nachweis  der 
Borsäure. 

In  der  Apoth.-Ztg.  1905,  Nr.  75,  76  und 
77  nnterzieht  Dr.  O,  Fendler  den  in  den 
«Ansfflhningsbeeäffimangen  zn  dem  Gesetze; 
betreffend  die  Schlachtvieh-  nnd  Fleisch- 
beschau  vom  3.  Juni  1900»  vorgeschriebenen 
Nachweis  der  Borsäure  oder  deren  Salze 
in  der  Fleischmasse  dner  eingehenden  Be- 
leuchtung; aus  der  nachstehendes  hervor- 
zuheben ist: 

Der  Wortlaut  der  Ausführungsbestimmung 
in  bezug  auf  den  Borsäure  -  Nachweis  ist 
folgender: 

«30  g  der  zerkleinerten  Fleischmasse 
werden  in  einer  Platinschale  mit  5  ccm 
einer  gesättigten  Natriumkarbo&atlösung  gut 
durchgemischt;  getrocknet  und  verascht. 
Die  erhaltene  Asche  wird  in  wenig  Salz- 
säure gelöst  und  mit  letzterer  em  Streifen 
Eurkumapapier  befeuchtet;  den  man  auf 
einem  ührglase  bei  100^  trocknet  — 
Entsteht  hierbei  auf  dem  Eurkumapapier 
an  der  benetzten  Steile  eine  rote  Färb- 
ung; die  durch  Auftragen  eines  Tropfens 
Natriumkarbonatlösung  in  Blau  flbergeht; 
so  ist  Borsäure  nachgewiesen.  Der  übrige 
Teil  der  alkalisch  gemachten  AsdienlOsung 
wird  eingedampft;  der  Rückstand  mit  Salz- 
säure schwach  angesäuert;  die  Flüssigkeit 
in  eme  Woulff^Bdäe  Flasche  gebracht;  mit 
Methylalkohol  versetzt,  Wasserstoff  durch- 
geleitet und  letzterer  angezündet;  bei 
Gegenwart  von  Borsäure  brennt  er  mit 
grüngesäumter  Flamme.» 

Bei  der  Prüfung  von  Fetten  auf  Bor- 
säure sollen  10  g  Fett  mit  20  ccm  al- 
koholischer Ealilauge  verseift  werden.  Die 
SdfenlOsung  wird  in  einer  Platinschale 
eingedampft;  verascht  und  wie  oben  weiter 
behandelt  Bei  der  Untersuchung  der 
Margarine  kann  das  beim  Schmelzen 
dieses  Fettes  sich  absetzende  Wasser  so- 
gleich auf  Borsäure  geprüft  werden. 

Dem  Wortlaut  entsprechend  genügt  also 
zur  Beanstandung  der  qualitative  Nachweis 
der  Borsäure.  Obwohl  in  einer  ganzen 
Reihe  pflanzlicher  Produkte  wie  auch  in 
vielen  Eochsalzproben  kleine  Mengen 
natürlich  vorkommender  Borsäure  nachge- 
wiesen worden  sind,  so  sind  dieselben  doch 
im    allgemeinen    so    gering;    daß    sie    als 


belanglos  zu  betrachten  sind.  So  fand 
Hebebrand  Im  Staßfurter  -  Rohsalz  nur 
geringe  Spuren ;  während  der  Gehalt 
mehrerer  Salinensalze  zwischen  0;6  und 
3  mg  Borsäure  in  100  g  Salz  schwankte. 
Verfasser  fand  in  einigen  Proben  0;5  bis 
0;6  mg  Borsäure  in  100  g  Salz.  In  dem 
Eochsalz  der  Salzwerke  in  Salsomaggiore 
bei  Parma  wurden  von  Laubi  in  100  g 
0;116  g  Borsäure  gefunden.  Die  Ver- 
wendung des  letzteren  Salzes  war  die 
Ursache;  daß  in  der  Schweiz  Aualands- 
waren  wegen  angeblichen  Borsäurezusatzes 
beanstandet  wurden.  Dieser  Umstand  ver- 
anlaßte  die  Nahrungsmittel -Rundschau;  die 
Forderung  zu  stellen;  daß  es  als  unzulässig 
angesehen  werden  müsse,  bei  Gegenwart 
von  Eochsalz  aus  dem  qualitativen  Nach- 
weis von  Borsäure  auf  einen  Zusatz  solcher  zu 
schließen.  Dieser  Forderung  trat  Hefel- 
mann  in  der  Ztschr.  f.  öffentl.  Ghem.  1905; 
231  entgegen;  indem  er  darauf  hrnwies, 
daß  Fleisch  erst  dann  als  mit  Borsäure 
behandelt  anzusehen  ist,  wenn  de  nach 
oben  mitgeteiltem  Verfahren  nachwdsbar 
ist  Der  Nachweis  aber  ist  erst  dann  er- 
brach^ wenn  das  Eurkumapapier  an  der 
benetzten  Stelle  eine  rote  Färbung 
zeigt;  die  durch  einen  Tropfen  Natrium- 
karbonat in  Blau  übergeht.  Demnach 
sollen  zweifelhafte  Verfärbungen  des  gelben 
oder  mit  Soda  betupften  Eurknmapapieres 
unberücksichtigt  bleiben;  während  die  zweite 
Reaktion,  Grünfärbung  der  Wasserstoff- 
flamme  durch  Borsäuremethylester;  nach 
obiger  Anordnung  ausgeführt;  keine  schärfere 
Probe  als  die  erste  sem  soU.  Diesen  Aus- 
ftlhrungen  beistimmend  hält  Verfasser  eine 
quantitative  Borsäurebestimmung  so  lange 
für  unnötig;  als  die  amtliche  Anweisung 
sinngemäß  ausgeführt  wird;  wenn  also 
zweifelhafte  Verfärbungen  des  Eurknma- 
papieres außer  betracht  gelassen  werden 
und  der  endgiltige  Nachweis  nennens- 
werter Borsäuremengen  erst  dann  als  er- 
bracht gilt;  wenn  die  Flammenreaktion 
deutlich  eintritt 

Zur  Eurkumareaktion  auf  Bor- 
säure übergehend  wird  darauf  hmgewiesen; 
daß  für  die  Herstellung  des  Eurkuma- 
papieres  keine  bestimmte  Vorschrift  besteht. 
Infolgedessen  ist  es  auch  erklärlich,  daß 
bei    Verwendung    verschieden    dargestellter 


219 


Karknmapapiere  diese  in  der  Schärfe  sowohl 
als  aneh  im  Farbentone  ganz  beträchtliohe 
Unterschiede  aufweisen  können.  Nach 
Wiedergabe  mehrerer  Aenßeningen  7on 
anderen  Verfassern  über  die  von  ihnen 
gemachten  Beobachtungen,  welche  sie  ge- 
legentlich der  Ansfflhrung  dieser  Reaktion 
gemacht  haben,  und  der  Forderungen;  die 
sie  in  dieser  Hinsicht  stellen,  bespricht 
Verfasser  die  verschiedenen  Darstellungs- 
verfahren  von  Kurknmapapier  und  er- 
läutert an  einer  großen  Tabelle  das  Ver- 
halten von  15  Kurkumapapieren  zu  2; 
0,5;  0,1  und  0,01proc.  BoreäurelOsung  in 
Gegenwart  von  0,1;  0,5;  5  und  10  pCt 
Chlorwasserstoff  sowohl  nach  dem  Ein- 
trocknen wie  nach  darauffolgendem  Be- 
feuchten mit  Salmiakgeist,  Natronlauge  bezw. 
Natriumkarbonatlösung. 

Die  Reaktionen  wurden  derart  ausgeführt, 
daß  der  Papierstreifen  zur  Hälfte  in  die 
Versuchslöeung  getaucht,  dann  auf  ein  Uhr- 
glas gelegt  und  im  Wassertrockenschrank 
getrocknet  wurde.  Besonders  bei  Gegen- 
wart kleiner  Mengen  von  Borsäure  muß 
man  das  Trocknen  beobachten  und  das 
Ubrglas  aus  dem  Schrank  nehmen,  sobald 
das  Papier  sich  trocken  anfühlt.  Man 
wartet  alsdann  noch  etwa  2  Minuten,  ehe 
man  die  Färbung  beobachtet,  damit  das 
Papier  während  dieser  Zeit  völlig  ab- 
trocknen kann,  wobei  sich  die  Färbung  zu 
vertiefen  pflegt  Nach  dem  Trocknen  wurde 
je  ein  Papierstreifen  an  der  gefärbten  Stelle 
mit  lOproc.  Salmiakgeist,  5proc  Natron- 
lauge oder  lOproc.  Natriumkarbonatlösung 
befeuchtet.  Die  entstehende  Färbung  wurde 
sofort  beobachtet  und  aufgezeichnet  unter 
Vernachlässigung  der  später  eintretenden 
Verfärbungen. 

Ans  der  Tabelie  ergibt  sieh,  daß 
Kurkumapapiere,  die  mit  zu  konzentrierten 
Farbstoffiösungen  hergestellt  sind,  mit  ge- 
ringen Mengen  Borsäure  bei  Anwesenheit 
genügender  Mengen  Salzsäure  unschöne  und 
wenig  charakteristische  braungelbe  bis 
braunrote  Färbungen  geben.  Femer  ist 
es  nicht  ohne  Einfluß,  ob  das  Kurkuma- 
papier aus  Filtrier-  oder  Schreibpapier  her- 
gestellt worden  ist  Das  aus  ersterem 
bereitete  Kurkumapapier  gibt  schärfere  und 
klarere  Reaktionen,  als  solches  aus  dem 
anderen  dargestellte.     Von  ganz  besonderer 


Bedeutang  ist  der  Einfluß  der  Salzsäure- 
menge. Je  mehr  von  derselben  zugegen 
ist,  desto  deutlicher  und  schärfer  ist  die 
Reaktion.  Mehr  als  10  pCt  Chlorwasser- 
stoff möchte  Verfasser  aus  praktischen 
Gründen  nicht  empfehlen.  Des  weiteren  ist 
es  nicht  ganz  gleichgültig,  ob  man  die 
Farbenveränderung  mit  Alkali  durch 
Ammoniak,  Natronlauge  oder  Natrium- 
karbonat hervorruft  Am  ungeeignetsten  ist 
Natronlauge,  welche  vielfach  grünblaue, 
blaugrüne  oder  grüne  Abtönungen  hervor- 
ruft. Am  geeignetsten  erscheint  lOproc. 
Ammoniakflüssigkeit 

Da  fünf  Papiere  bei  Gegenwart  von 
10  pCt  Salzsäure  mit  0,01proc.  Borsäure- 
lösung die  schönsten  Reaktionen  gaben, 
während  sie  ber  anderen  mehr  oder  weniger 
deutlich  waren,  so  wurde  ihr  Verhalten  auf 
0,005  und  0,001  proc.  Borsäurelösung  in 
Gegenwart  von  5  und  10  pCt  Salzsäure 
wie  oben  geprüft 

Aus  der  veröffentlichten  Tabelle  ersieht 
man,  daß  sich  mit  gutem  Kurkumapapier 
bei  Gegenwart  von  10  pCt  Salzsäure  noch 
0,005  pCt  Borsäure  einwandfrei  nach- 
weisen läßt  Färbungen,  wie  sie  mit 
0,001  pCt  Borsäure  erhalten  wurden,  würde 
Verfasser  in  der  Praxis  unberücksichtigt 
lassen.  Dasselbe  gilt  von  mmimalen  röt- 
lichen Rändern,  wie  man  sie  häufig  auf 
dem  Papier  an  der  Grenze  der  eingetrock- 
neten Flüssigkeit  beobachtet,  und  wie  Ver- 
fasser sie  auch  mit  auf  10  pCt  verdünnter 
reiner  sowohl  wie  rober  Salzsäure  erhalten 
hat.  Die  Salzsäure  enthält  offenbar  unter 
Umständen  ebensogut  Spuren  Borsäure, 
wie  das  Kodisalz  und  andere  Reagentien 
(Natriumhydrat  und  Natriumkarbonat*). 

Von  den  zur  Verwendung  gelangten 
Kurkumapapieren  empfiehlt  Verfasser  fol- 
gende drei  als  die  geeigneteren: 

1.  Filtrierpapier,  mit  Kurkumatinktar  ge- 
tränkt, die  im  Verhältnis  1  :  100  mit 
90  volumproc.  Alkohol  hergestellt  ist. 

2.  Filtrierpapier,  mit  Kurkumatinktur  ge- 
tränkt, die  im  Verhältnis  1  :  50  mit  50 
volumproc.  Alkohol  hergestellt  ist 

3.  Kurkuminpapier.  ManlöstO,05g 
Kurkumin    (Merck)    in    100  ccm    9  9  proc. 


*)  Hebebrani,  Ztschr.  f.  Unters,  d.  Nahrungs- 
u.  Genußm.  V,  1046. 


Säö 


Alkohol;  trftnkt  hiennit  Filtrierpapierstreifen 
und  hängt  diese  im  Dankdn  über  Bind- 
fäden zum  Trocknen  auf.  Naeh  Y2  ^^ 
1  Stande  ist  das  Papier  gebrauchsfertig. 
Man  bewahre  es  vor  Licht  geschützt  in 
Glasstöpselgläsem  auf.  Dies  letztere  Papier 
empfiehlt  Verfasser  am  meisten.  Seine 
Empfindlichkeit  wird  durch  Anwesenheit 
von  Salzen  nicht  bednflußt;  denn  die 
Reaktion  trat  mit  einer  mit  Kochsalz  ge- 
sättigten 0;005  pGt  Borsäure  und  10  pGt 
Salzsäure  enthaltenden  Lösung  ein. 

Da  Hebebrand*)  bei  Ausarbeitung 
seiner  kolorimetrischen  Methode  der  Bor- 
säurebestimmung die  Beobachtung  gemacht 
hat;  daß  Eisenchlorid  stOrend  wirkt; 
und  er  weiterhin  ausführt;  daß  die  Kurkuma- 
reaktion durch  Eisenchlorid  beeinflußt  werde 
und  das  von  Windisch  beobachtete  Fehlen 
von  Borsäure  in  einzelnen  Weinproben  auf 
einen  stärkeren  Eisengehalt  zurückzuführen 
sei;  so  wurden  vom  Verfasser  vergleichende 
Versuche  mit  Kurkuminpapier  bei  Gegen- 
wart und  Abwesenheit  von  0,5  pGt  Eisen- 
chlorid angestellt  und  die  Ergebnisse  in 
einer  dritten  Tabelle  zusammengestellt.  Aus 
derselben  geht  hervor;  daß  die  Anwesenheit 
des  Eisenchlorid  die  rote  bezw.  rosa 
Färbung  in  ein  Oelbrot  bezieh.  Rotgelb  ab- 
tönt, welch  letzteres  auf  Zusatz  ^on 
Salmiakgeist  in  ein  schönes  Violett  über- 
ging (bei  einem  Oehalt  von  0;005  pOt 
Borsäure).  Des  Femeren  hat  der  Versuch 
ergeben;  daß  sich  1  mg  Borsäure  in  100  g 
Schabefleisch  bei  einer  Ein  wage  von  30  g 
Fleisch  mittels  der  Kurkumareaktion  recht 
gut  nachweisen  läßt.  Das  Kurkuminpapier 
färbte  sich  nicht  rosa;  sondern  rot  gelb; 
und  ging  auf  Zusatz  von  Ammoniak  in 
schönes  Violett  mfolge  der  Anwesenheit 
von  Eisra  über. 

Hieraus  geht  hervor;  daß  die  Borsäure- 
reaktion  mit  Kurkumapapier  zu  scharf  ist, 
um  aus  ihrem  positiven  Ausfall  auf  den 
Zusatz  von  Borsäure  zum  Untersuchungs- 
material zu  schließen.  Die  Kurkuma- 
reaktion darf  deshalb  nur  als  Auslese- 
reaktion gehandhabt  werden. 

Nach  dem  Sinne  der  amtlichen  Vor- 
schrift   ist    der    Borsäurezusatz    erst    dann 


*)  Eebebrcmd,  Ztschr.  f.  Unters,  d.  Nahruogs- 
u.  Genußm.  V,  8.  1047. 


nachgewiesen ;     wenn     die    Flammen- 
reaktion  positiv  ausfällt. 

Die  in  obiger  Vorschrift  mitgeteilte  Methyl- 
alkohol-Wasserstoffmethode wird  von  0. 
V,  Spindler  in  einigen  Punkten  abgeändert 
empfohlen.  Zunächst  wird  der  Wasserstoff 
durch  Leuchtgas  ersetzt.  Dadurch  erhält 
man  einen  gleichmäßigen  Gasstrom  und  die 
Explosionsgefahr  wird  verringert.  Das 
Leuchten  der  Gasflamme  tritt  erst  bei  einer 
gewissen  Größe  derselben  auf;  so  daß  sie 
bei  langsamen  Ausströmen  des  Gases  unge- 
färbt bleibt  Eine  Verdünnung  des  Methyl- 
alkohols mit  Wasser  ist  möglichst  zu  ver- 
meiden; da  hierdurch  die  Empflndlichkdt 
der  Reaktion  stark  beeinträchtigt  wird, 
während  sie  durch  Erwärmen  verstärkt  wird. 
Nach  von  Spindler  gibt  eine  Lösung  von 
0;1  mg  Borsäure  in  etwa  100  ccm  98proc 
Methylalkohol  bei  etwa  250  ccm  fassender 
Flasdie  im  Leuchtgasstrom  noch  eineFlammen- 
färbung;  die  nach  etwa  2  Minuten  erscheint 
und  etwa  1  Minute  anhält.  In  vielen  Fäüen 
(z.  B.  bei  Wurstwaren)  läßt  sich  nach 
V,  Spindler  die  Veraschung  umgehen  und 
schlägt  er  folgendes  Verfahren  vor:  5  bis 
10  g  der  fein  verschnittenen  Substanz 
werden  mit  5  Tropfen  verdünnter  Schwefel- 
säure im  Mörser  möglichst  zu  Brei  zerrieben 
und  so  in  die  Flasche  zum  Methylalkohol 
gebracht.  Die  Flasche  befindet  sich  in  einem 
auf  70  bis  75^  zu  haltenden  Wasserbade. 
Zündet  man  das  durch  die  Mischung 
streichende  Leuchtgas  an,  so  ist  bei  Gegen- 
wart der  geringsten  Borsäuremenge  die 
Flamme  sofort  lebhaft  grün  gefärbt.  Die 
Substanzmenge  darf  nicht  zu  groß  im  Ver- 
hältnis zu  der  Menge  des  Methylalkoholes 
gewählt  werden;  welche  etwa  30  bis  40  ccm 
betragen  soll;  um  eine  Beeinträchtigung  der 
Empfindlichkeit  zu  vermeiden.  Aus  gleichem 
Grunde  ist  es  nicht  zu  empfehlen;  mehrere 
Proben  hintereinander  in  die  gleiche  Methyl- 
alkoholmenge zu  bringen;  sondern  für  jeden 
Versuch  den  Methylalkohol  zu  wechseln. 
(Das  ist  nach  unserer  Ansicht  doch  selbst- 
verständlich und  brauchte  also  nicht 
besonders  erwähnt  und  hervorgehoben  zu 
werden  I     Schriftleüung.) 

In  bezug  auf  die  Empfindlichkeit  der 
Methylalkohol- Wasserstoffmethode  hat  Verf. 
Beobachtungen  gemacht;  die  mit  denen 
V,  Spindler^B  nicht  flberemstimmten.     Mit 


221 


nicht  erwäimtem  Wasserstoff  konnte  Verf. 
nieht  weniger  als  3  mg,  mit  erwärmtem 
I/enchtgas  nicht  weniger  ab  2  mg  Borsäure 
nachweisen.  Das  Oas  strömte  hierbei  ans 
einer  Ratmspitze  und  die  Flamme  war  mit 
einem  mnen  geschwärzten  und  von  einem 
mit  dner  seitlichen  BeobaehtnngserOffnnng 
versehenen  Pappzyiinder  mngeben.  Verf. 
äußert  sich  in  bezug  auf  die  Beobaohtunga- 
unterschiede  dahin^  daß,  wenn  die  Empfind- 
HehkeitBgrenzen  subjektiver  Natur  sind,  die 
Flammenreaktion  den  Wert  als  ausschlag- 
gebenden Faktor  verlieren  wflrde^  und  es 
würde  kdneswegs  gentigen,  aus  dem  qual- 
itativen Nachweis  von  Borsäure  auf  einen 
Zusatz  derselben  zum  Untersuchsmaterial  zu 
schließen.  Sind  dagegen  die  vom  Verfasser 
beobachteten  Empfmdlichkeitsgrenzen  allge- 
mdn  giltig,  lassen  sich  also  nach  Vorschrift 
der  AusfUhmngsbestimmnng  (siehe  am  An- 
fang) nicht  weniger  als  0,3  mg  mithm  m 
100  g  Fleisch  11  g  Borsäure  durch  die 
Flammenreaktion  nachweisen,  so  hält  Verf. 
eine  weitergehende  Untersuchung  ft&r  unnötig; 
denn  0,01  pCt  dürfte  die  höchste  Borsänre- 
menge  sem,  welche  unbeabsichtigt  in  Nahr- 
ungsmittel gelangen  kann.  Verfasser  em- 
pfiehlt ein  Nachprüfen  der  Empfindlichkeits- 
grenze, sowie  in  zweifelhaften  Fällen  eine 
annähernde  quantitative  Bestimmung  nach 
dem  von  Hebebrand  in  der  Ztschr.  f.  Unters, 
d.  Nähr.-  u.  Oenußm.  V,  S.  55  und  1044 
veröffentlichten  kolorimetrischen  Verfahren 
auszuführen. 

Zum  Schluß  teilt  Verfasser  zwei  neue 
Farbreaktionen  auf   Borsäure    mit: 

Mischt  man   in   einem  Porzellanschälchen 

1  bis  2  ccm  dner  schwachen  Borsäurelös- 
nng  mit  3  Tropfen  25proc.  Salzsäure  und 

2  Tropfen  Galendulatinktur  (1:10), 
so  hinterbleibt  beim  Eindampf en  ein  zitronen- 
ge 1  b  e  r  Rückstand,  der  sich  beim  Befenchten 
mit  10  proc  Sahniakgeist  vorübergehend 
sehön  gelbrot  färbt  Die  ammoniakalische 
Lösung  bleibt  noch  einige  Zeit  gelbrot.  Wird 
die  Borsäurelösung  durch  reines  Wasser  er- 
setzt, so  hinterbleibt  ein  nur  ganz  schwach 
gelber  Rückstand,  der  durch  Salmiakgeist 
zitronengelb  gefärbt  wurd  und  eine  zitronen- 
gelbe Lösung  liefert. 

Dieselbe  Reaktion  in  gleicher  Weise  mit 
Gartbamustmktur  (1 :  10)  angestellt,  ergibt 
einen  braungelben  Rückstand,  der  sich  bdm 


Befeuchten  mit  Ammoniak  vorübergehend 
deutlich  rot  färbt  und  sich  dann  mit  gelb- 
roter Farbe  löst  Bä  Abwesenheit  von 
Borsäure  löst  sich  der  Rückstand  mit  grün- 
gelber Farbe,  ohne  sich  rot  zu  färben.  Beide 
Reaktionen  treten  mit  0,1  mg  Borsäure  noch 
sehr  deutlich  ein.  (Zu  obigem  Referat  vergl. 
auch  Pharm.  Centralh.  47  [1 906],  45.)    — <».~ 

Zum  Nachweise 
kleiner  Mengen  Jodoform 

in  Leichenteilen  empfiehlt  Storienbeker 
(Ghem.-Ztg.  1905,  Rep.  197)  die  schwach 
angesäuerte  Substanz  im  Wasserdampfstrome 
zn  destillieren,  das  Destillat  mit  emigen 
Tropfen  Alkali  zu  versetzen,  um  vorhandene 
Fettsäuren  zu  binden,  und  dann  mit  Aether 
auszuschütteln.  Den  ätherischen  Auszug 
läßt  man  bei  gewöhnlicher  Temperatur  und 
zur  Vermeidung  von  Zersetzungen  unter 
Lichtabschluß  verdunsten,  entfernt  das  kon- 
densierte Wasser  mit  Fließpapier  und  nimmt 
den  Rückstand  mit  wenig  heißem  Eisessig 
auf.  Aus  dieser  Lösung  kristallisiert  das 
Jodoform  sehr  schön  und  kann  mikro- 
skopisch geprüft  werden.  Auch  die  Farb- 
reaktion des  Jodoforms  mit  Natriumphenolat 
kann  verwendet  werden.  ^he. 


Zur  Bestimmung  der  Giftigkeit 
chemischer  Verbindungen 

beschreibt  Dr.  A.  J.  J,  Vandevelde  (Chem.- 
Ztg.  1905,  565)  dn  Verfahren,  das  auf 
der  Bestimmung  der  niedrigsten  Konzen- 
tration dieser  giftigen  Stoffe  beruht,  die 
rote  Blutkörperchen  hämolyuert  Diejenige 
Lösung  höchster  Konzentration,  die  inner- 
halb 3  Stunden  die  Hämolysiemng  nicht 
hervorruft,  wird  als  kritische  Lösung 
bezeichnet  Zur  Ausführung  des  Verfahrens 
werden  eine  Auflösung  von  0,9  pGt  Koch- 
salz in  50proc.  Aethylalkohol  und  eine 
Aufschwemmung  von  5  pCt  defibriniertem 
Rinderblut  in  0,9proc.  Kochsalzlösung  her- 
gestellt Dann  werden  in  kleinen  Probier- 
röhrchen "^yb  ccm  der  Blutaufschwemmung 
mit  2,5  ccm  von  Mischungen  wässeriger 
und  alkoholischer  Kochsalzlösungen  ver- 
schiedener Konzentration  gemischt  und  die 
hämolytisdien  Erscheinungen  nach  be- 
stimmter Zeit  festgestellt.  Der  Alkohol- 
gehalt m  den  Röhrchen  steigt  um 
0,5  VoL-pOt  -- 


222 


Vapschiedan«  Mittoilungan. 


Theo-Feuerlösch-Fackeln. 

Die  diefle  darstellende  Firma  Wendling 
db  Co,  In  Berlin  C;  BrQderstraße  4  teilt 
uns  mit^  daß  das  in  denselben  enthaltene 
Theolin  wesentlich  verbessert  worden  ist; 
so  daß  es  nieht  wie  Sand  (siehe  I%arm. 
Gentralh.  47  [1906],  38),  sondern  noeh 
besser  als  Wasser  wirkte  besonders  in  Fällen, 
in  denen  letzteres  versagt,  wie  bei  Aether, 
Benzin,  Gellnloid  usw.,  ein  Umstand,  der 
von  vielen  Behörden,  Vorständen,  Feuer- 
wehren und  Fabriken  bestätigt  ist,  wie  dies 
aus  einer  beigelegten  Broschüre  ersichtlidi 
ist  Leider  wird  die  Zusammensetzung  des 
Theolin  nieht  verraten.  --tx- 


SoMdliohe  Oetreidemilben. 

In  Bayern  sind  im  Sommer  1905  häufig 
Milben  als  Getreidesehädiger  festgestellt 
worden.  Am  Hafer  kennzeiehnet  sich  die 
Besdiädigung   durdi  Tarsonemns  durch 


Zurückbleiben  im  Wachstum,  Steckenbleiben 
der  Aehren  bezw.  Bispen,  gelbliche  und 
bräunliche  Flecken  an  der  Blattscheide  und 
Einrollung  der  obersten  Blattscheide.  Die 
Aehren  von  Roggen  waren  taub  und  lücken- 
haft. Bei  Befall  mit  Tarsonemus  trat 
öfter  Rotfärbung  der  Inflorescenzen  auf. 
Auch  Pediculoides  graminum  wurde 
als  Schädling  angetroffen.  —dd. 

CentrM.  f,  Bakteriol.  1905,  IL  Äbt,  XV,  760. 


Preislisten  siud  eingegangen  von : 

J,  W.  Sehwarxe  in  Dresden  über  Drogen, 
Chemikaliei),  Vegetabilien. 

Chro  Hausknecht' 8  Nachfolger,  Richard  Baus- 
knecht in  Nämberg  über  pharmazeatisohe  Uten- 
silien; beigefügt:  Master  von  Schildern  für 
Standgefaße. 

Paul  Hentschel  in  Zwöoit^  in  Sa.  über  phar- 
mazentisoh-chemische  Präparate. 

Dietz  db  Richter Aj&i^z\g  über  Progen,  Chem- 
ikalien, Spezialitäteo,  Farben  nsw. 


Von  dem 


Maehtrag^  1905 


zmn 


Verzeichnis  der  nenen  Arzneimittel 

nach  ihren  im  Handel  üblichen  Namen,  sowie  nach  ihrer  wissenschaftlichen  Bezeichnung 

von  Hugo  Mantzel 

—  Pharmaceutlsehe  Centralhalle  1906»  Nr.  82  bis  50  — 

sind  SonilM*ttbcll*0ckO  helgestellt  worden;  dieselben  sind  mit  einem  steifen  Um- 
schlag veisehen  worden,  so  daß  sie  die  für  den  täglichen  Gebranch  erforderliche  Widerstands- 
fähigkeit haben. 

Dieselben  sind,  soweit  der  Idelne  Torrat  reicht,  gegen  vorherige  Einsendung  von 
1  Mk.  50  Pf.  mittels  Postanweisung  (10  Pf.)  durch  die  Ge«chEitsstelie  (SeliandMter 
StrwMe  48)  zu  beziehen. 

Von  dem  Haupt-Yerzeichnis 

—  Pharmaeevtisehe  Centralhalle  1902,  Kr.  21  bis  89  — 

sind  noch  einige  Stück  mit  steifem  Umschlag  vorhanden  und  gegen  Einsendung  von  9  Mk.  0%  Pf. 
zu  beziehen. 


Betehwenleii  über  nregtliniissiiie  ZasttHnig 

der  «Pharmaaeiitiaelien  CentraUialle»  bitten  wir  stets  an  die  Stelle  richten  zu  wollen,  bei 
welcher  die  Zeitschrift  bestellt  worden  ist,  also  Postanstalt  oder  Buchhandlung  oder  Oeschäfts- 
steUe.  3Die  SlexetxLMgreloex. 

VflitoROT-:  Dr.  A.  Sclmelder,  Dratdeo  und  Dr.  P.  Stil,  Diwdflik-BlaMirlta 
Vermntirortllclivr  I«cUer:  Dr.  Jl.  S«kll«ider  In  Dretdcn. 
Im  Buehhandel  dnreh  Julia •  Springer,  Berlin  N.,  MaabtJou]iUU  8. 
I  ni«k  ?an  Fr.  TltUl  tiaebroUer  (JCnaath   tt    Maklo)  in  Dreidoii. 


Pharmaceutische  Centralhalle 

für  Deutschland. 

Herausgegeben  von  Dr.  iL  8ohn«id«p  and  Dp.  P.  Süss. 


•  ■^ 


ZeilBchrift  fttr  wiBBenschaftliche  nnd  geschäftliche  Interessen 

der  Phannacie. 

Gegründet  von  Dr.  Eermaim  Hager  im  Jahre  1859. 

Erscheint  jeden  Donnerstag. 

Bezugspreis  vierteljährlich:  dnrch  Buchhandel  oder  Post  2,50  Mk.,  durch  Gescbftfts- 
steUe  im  Inland  3,—  Mk.,  Ausland  3,50  Mk.  -—  Einzelne  Nnmmem  30  Pf. 

Anzeigen:  die  einmal  gespaltene  Elein-Zeile  30  Pf.,  bei  größeren  Anzeigen  oder 'Wieder- 
holungen Preisermäßigung. 

!  Leiter  der  1  Dr.  Alfred  Schneider,  Dresden-A.  21;  Schandauer  Str.  43. 
Zeitsehrift:  J  Dr.  Paul  Süß,  Dresden-Blasewitz;  Gustav  Frey^-Str.  7. 

Gesehaitsstelle:  Dresden- A.  21;  Schandauer  Straße  43. 


M12. 


Dresden,  22.  März  1906. 


Der  neuen  Folge  XXVII.  Jahrgang. 


xLvn. 

Jahrgang. 


Inhalt:  0]i«mle  md  Pharmaeie:  Zar  Verwendung  ron  Saponinen  in  Brauselimonaden.  —  Analyse  von  Mixtni« 

Broax  oder  Mlxtnre  T^nitienoe.  —  Fhytiologische  und  pathologische  Kohmilch.  —  Zur  Untersuchung  von  gelbem 

Wachs.  —  Bemerkenswerte  Erseheinungen  auf  dem  Oeblete  der  Drogen  im  Jahre  1905.  —   Neue  Arzneimittel.  — 

NahruigSHiiMel-Chemle.  —  Therapentiselie  HitteiliugeD.  —  Bfleherichav.  —  Briefweehtel. 


Chemie  und  Pharmaeie. 


Zur  Verwendung  von  Saponinen 
in  Brauselimonaden. 
Mehrere  anlangst  abgegebene  Qnt- 
achten  anläßlich  einer  Anklage  wegen 
Gennßmittelfälschnngy  begangen  dnrch 
Zusatz  von  Saponin  zu  Branselimonaden, 
geben  mir  nochmals  Veranlassung^  auf 
die  physiologische  Wirkung  der 
Saponinsub&tanzen  zurückzukommen. 
(Vergl.  auch  Pharm.  Gentralh.  47 
[1906],  90.) 

Einer  der  als  Sachverständiger  ver- 
nommenen Chemiker  sprach  sich  dahin 
ans,  daß  reines  Saponin  wohl  uugiftig, 
aber  chemisch  rein  nicht  herzustellen 
sei  und  Quillaiasäure  und  Sapotoxin 
als  Nebenprodukte  enthatte,  die  beson- 
ders bei  geringen  Verletzungen  der 
Schleimhaut  des  Magendarmkanals  schä- 
digende Wirkungen  auszuüben  ver- 
möchten. Drei  andere  Sachverständige 
(2  Chemiker  und  1  Arzt)  gingen  noch 
weiter  in  der  Verneinung  der  Gesund- 


heitsschädlichkeit des  Saponin,  indem 
sie  behaupteten,  daß  letzteres  sehr  wohl 
rein,  mithin  auch  giftfrei  herzustellen  sei. 
Jedem,  der  einmal  ein  Saponin  aus 
einer  Droge  zu  isolieren  versuchte, 
dürfte  die  Hinfälligkeit  dieser  letzten 
Behauptung  ohne  weiteres  klar  sein; 
überdies  bestehen  die  meisten  in  der 
Limonadenfabrikation  zur  Schaumerzeug- 
ung gebrauchten  Saponinpräparate  ledig- 
lich aus  einem  mehr  oder  minder  reinen 
Extrakt  aus  der  Rinde  von  QuiUaia 
sapouaria  oder  derWui*zel  vonSapona- 
ria  rubra,  bei  denen  von  einer  reinen 
Substanz  im  chemischen  Sinne  überhaupt 
nicht  die  Bede  sein  kann.  Aber  auch 
die  Ansicht,  die  toxische  Wirkung  der 
verwendetenSchaumerzeugungspräparate 
sei  nicht  durch  das  Saponin,  sondern 
durch  Begleitstoffe  desselben  bedingt, 
entspricht  nicht  dem  heutigen  Stand  un- 
serer Kenntnis  über  die  physiologische 
Wirkung  dieser  Körper.  Hervorgerufen 
ist  diese  irrtümliche  Meinung  teils  durch 


224 


eine  gewisse  Unklarkeit  der  Nomen- 
klatur, die  sich  in  der  Literatur  über 
die  verschiedenen  Saponinsubstanzen  vor- 
findet, teils  durch  die  Tatsache,  daß 
durch  wiederholtes  Eindampfen  mit 
Baryumhydroxyd  aus  giftigen  Saponin- 
substanzen ungiftige  gewonnen  werden 
können. 

Was  zunächst  die  Nomenklatur  be- 
trifft, so  sei  erwähnt,  daß  man  die  zahl- 
reichen hierher  gehörigen  Körper,  die  sich 
mehr  durch  charakteristische  physikal- 
ische und  physiologische  als  chemische 
Eigenschaften  auszeichnen,  unter  dem 
Sammelbegriff  tSaponinsubstanzen» 
zusammenfaßt.  Sie  zeriallen  in  2  Unter- 
abteilungen: 1)  die  sauren  Saponin- 
substanzen oder  Saponinsäuren 
und  2)  die  neutralen  Saponinsub- 
stanzen oder  kurzweg  Saponine. 
Für  diejenigen  Glieder  der  zweiten 
Gruppe,  deren  Zusammensetzung  der 
allgemeinen  Formel:  C17H26O10  ent- 
spricht, ist  von  Prof.  Robert  die  Be- 
zeichnung Sapotoxine  eingeführt 
worden.  Zur  Kennzeichnung  der  Her- 
kunft der  einzelnen  Saponinsubstanzen 
fttgt  man  den  Namen  der  betreffenden 
Drogen,  aas  welchen  sie  gewonnen  sind,  an 
und  spricht  also  von  Quillaiasäure  (aus 
Qaillaiarinde),Polygalasäure  (aus  Senega- 
wurzel),  Guajaksaponinsäure  (aus  Guajak- 
holz)  oder  von  Guajaksaponin,  Roß- 
kastaiiiensaponin,  Teesamensaponin  oder 
auch  von  Quillaiasapotoxin,  Sapindus - 
sapotoxin  (aus  den  flüchten  von  Sapin- 
dus Sapon.),  Agrostemmasapotoxin  (aus 
Komradesamen)  usw.  Außerdem  haben 
sich  ffir  einige  Körper  der  zweiten 
Gruppe  noch  spezielle  Namen  erhalten 
wie:  Digitonin  (aus  Digitalisblättem), 
Parillin  (aus  Sarsaparillewurzeln),  Cyk- 
lamin  (aus  Alpenveilchen),  Melanthin 
(aus  Schwarzkümmel),  Senegin  (aus  Se- 
nega Wurzel)  u.  andere.  Aus  dem  Gesagten 
ergibt  sich,  daß  die  oben  angeführte 
Ansicht  eines  der  Sachverständigen,  die 
Quillaiasäure  und  das  Sapotoxin  seien 
nur  Begleitstoffe  des  aus  der  Quillaia- 
rinde  dargestellten  Saponin  eine  irrige 
ist,  daß  vielmehr  gerade  mit  diesen 
Namen  die  Saponinsubstanzen  der  Qnillaia- 
rinde  belegt  sind. 


Wie  bereits  erwähnt,  zeichnen  sich 
die  Saponinsubstanzen  durch  eine  Reihe 
charakteristischer  physikalischer  u.  phys- 
iologischer Eigenschaften  aus.  Ersteren 
—  Emulgierungsfähigkeit  und  Schaum- 
erzeugung —  verdanken  sie  ihre  An- 
wendung in  der  Technik,  letztere  machen 
sie  uns  einesteils  zu  geschätzten  Heil- 
mitteln, andemteils  setzen  diese  aber 
auch  ihrer  Verwendung  bei  Herstellung 
von  NahiTings-  und  Genußmitteln  eine 
Grenze.  Die  physiologische  Wirkung 
der  Saponinsubstanzen  ist  je  nach  der 
Anwendung  eine  protoplasmareizende 
oder  protoplasmatötende.  Erstere  gibt 
sich  z.  B.  bei  der  Berührung  von  Sa- 
poninsubstanzen mit  der  Nasenschleim- 
haut durch  Niesen  oder  beim  Eindringen 
ins  Auge  durch  Tränenfluß  zu  erkennen, 
letztere  kommt  nur  bei  stärkerer  Re- 
sorption, z.  B.  bei  Entzündungszuständen 
der  Magendarmschleimhaut,  bei  dauern- 
der Zuführung  oder  beim  direkten  Ein- 
spritzen in  die  Blutbahn  zustande,  und 
sind  ihre  gesundheitsschädlichen  Folgen 
natürlich  viel  schwerwiegenderer  Natur, 
als  die  nur  durch  örtliche  Einwirkung 
hervorgerufenen  Reizerscheinungen. 

Die  Einwendung,  daß  beim  Genuß 
von  saponinhaltigen  Nahrungs-  oder  Ge- 
nußmitteln das  Saponin  ja  nicht  direkt 
in  die  Blutbahn  gelange,  ist  nicht  mehr 
stichhaltig,  nachdem  Prof.  Robert j  dessen 
Schrift:  «Beiträge  zur  Kenntnis  der 
Saponinsubstanzen»*)  ich  jedem  Inter- 
essenten wärmstens  empfehlen  möchte, 
nachgewiesen  hat,  daß  Fische  genau  an 
denselben  Vergiftungserscheinungen,  näm- 
lich Auflösung  der  Blutkörperchen  und 
Herzlähmung,  zu  gründe  gehen,  einerlei 
ob  man  ihnen  dies  Gift  in  die  Blntbahn 
einspritzt  oder  ob  man  es  dem  Wasser, 
in  dem  sie  leben,  zusetzt  (1 :  300000). 

Nun  büßen  zwar  die  Saponinsub- 
stanzen beim  öfteren  Eindampfen  mit 
Baryumhydroxyd  ihre  toxische  Wirkung 
ein,  aber  sie  verlieren  bei  dieser  Mani- 
pulation auch  ihie  Schaumerzeugungs- 
kraft  in  so  erheblichem  Maße,  daß  so 
behandelte  Substanzen  nicht  mehr  als 
schaumerzeugende    Mittel    Verwendung 


*;  Stuttgait  1904,  Verlag  von  Ferd,  Enke. 


225 


finden  können,  ganz  abgesehen  davon, 
daß  infolge  Materialverlost  and  Um- 
ständlichkeit des  Verfahrens  schon  der 
Preis  dieser  Produkte  eine  Verwendung 
in  der  Limonadenfabrikation  verböte. 
Die  Tatsache,  daß  die  Saponinsubstan- 
zen  sowohl  vor  als  auch  nach  der  Be- 
handlung mit  Baryumhydroxyd  dieselbe 
Mementarzusammensetzungzeigen,deutet 
darauf  hin,  daß  die  Entgiftung  durch 
intramolekulare  Umlagerung  des  großen 
Saponinmolekfils  bedingt  ist  und  nicht, 
wie  zuweilen  angenommen  wird,  auf 
Entfernung  giftiger  Beimengungen  beruht. 

Der  Einwand  der  Limonadenfabrikan- 
ten, daß  die  saponinhaltigen  Präparate 
nur  in  so  geringen  Mengen  zugesetzt 
wftrden  —  sie  sprechen  von  1  Millionstel 
Gramm  für  die  Flasche  — ,  daß  sie  der 
Gesundheit  nicht  schädlich  sein  könnten, 
kann  nicht  zu  einer  anderen  Beurteilung 
vom  hygienischen  Standpunkte  aus  ffihren, 
einmal  weil  auch  kleinste  Mengen  bei 
beständigerZuf  tthr,besonders  bei  Kranken^ 
sehr  wohl  schädliche  Wirkungen  ent- 
falten können,  dann  aber  auch,  weil  eine 
ununterbrochene  amtliche  Eontrolle  der 
I^monaden  praktisch  nicht  durchführbar 
ist.  Inwieweit  äbrigens  die  Versicher- 
ung der  Fabrikanten  über  den  quanti- 
tativen Zusatz  derartiger  Stoffe  über- 
haupt zu  bewerten  ist,  möge  dahingestellt 
bleiben.  Ich  erinnere  mich,  daß  ge- 
legentlich eines  Strafverfahrens  wegen 
Verwendung  von  Natriumsulfit  zur  Eon- 
servierung von  Hackfleisch  von  einer 
großen  Anzahl  Dresdener  Fleischer  auf 
Befragen  des  Sachverständigen  über  die 
zur  Eonservieruug  nötige  Menge  dieses 
gewiß  nicht  harmlosen  Salzes  nicht  ein 
einziger  orientiert  war,  oder  auch  nur 
eine  genügend  feine  Wage  zum  Abwägen 
der  in  betracht  kommenden  Mengen  be- 
saß. Sie  setzten  das  Salz  entweder 
nach  Augenmaß  oder  csovielnfan  zwischen 
3  Fingern  fassen  kann»  usw.  zu.  Aehn- 
liches  dürfte  sich  auch  beim  Zusatz  von 
Schaumerzeugungsmitteln  zu  Limonaden 
ereignen.  *) 

Die  Intensität  der  physiologischen 
Wirkung  der  verschiedenen  Saponinsub- 

*9  Dasselbe  gilt  auch  für  Salicylsäure. 

Sel^ftleiitmg. 


stanzen  ist  nicht  gleich.  Die  großen 
Unterschiede,  die  in  dieser  Hinsicht  vor- 
handen sind,  lassen  sich  schon  durch 
einen  Vergleich  der  hämolytischen  Wirk- 
ung der  einzelnen  Eörper  erkennen. 
Sarsasaponin  (aus  Sarsaparillewurzel) 
löst  noch  bei  einer  Verdünnung  von 
1 :  126<i00  sämtliche  Blutkörperchen  in 
1  proc.  Blutlösung  auf,  Quillaiasäure  und 
Quillaiasapotoxin  erreichen  die  Grenze 
ihrer  Lösungsfähigkeit  bei  einer  Ver- 
dünnung von  1:10000,  während  Guajak- 
saponinsäure  nur  noch  bei  einer  Eon- 
zentration  von  1 :  10  lösend  wirkt  und 
das  neutrale  Guajaksaponin  Oberhaupt 
kaum  löst.  Der  Zusatz  eines  solchen 
von  Natur  aus  ungiftigen  Saponih,  z.  Bi. 
nach  Vorschlag  Prof.  KoberfB  des  Guajak- 
saponin, zu  Limonaden  wäre  vom  hygien- 
ischen Standpunkt  aus  nicht  zu  bean- 
standen, jedoch  dürfte  der  Nachweis, 
daß  gerade  ein  solches  und  nicht  etwa 
das  der  Quillaiarinde  verwendet  wurde, 
große  Schwierigkeiten  bereiten. 

In  der  gerichtlichen  Verhandlung,  die 
zu  vorstehenden  Ausführungen  Anlaß 
gab,  konnte  sich  der  Gerichtshof  infolge 
der  auseinandergehenden  Gutachten  der 
Sachverständigen  zwar  nicht  von  der 
Gesundheitsschädlichkeit  der  Saponin- 
substanzen  bei  geringfügigem  Zusatz 
überzeugen,  gelangte  aber  trotzdem  auf 
grund  des  §  10  des  Nahrungsmittel- 
gesetzes zu  einem  verurteilenden  Er- 
kenntnis, weil  durch  den  Zusatz  von 
Saponin  der  Limonade  der  Anschein 
einer  besseren  Beschaffenheit  gegeben 
sei  und  somit  eine  Täuschung  des  Eon- 
sumenten  vorliege. 

Es  wäre  wünschenswert,  wenn  in 
Zukunft  auch  die  hygienischen  Gesichts- 
punkte in  stärkerem  Maße  zur  Beurteil- 
ung derartiger  Fragen  mit  herangezogen 
würden.  Und  zudem  sind  Saponinsub- 
stanzen  durchaus  keine  normalen  Be- 
standteile der  Brauselimonaden.  Der 
Zusatz  schaumerzeugender  Mittel  zu 
letzteren  ist  eine  Folgeerscheinung  der 
Eonkurrenz,  um  das  Fabrikat  des  einen 
vorteilhafter  erscheinen  zu  lassen  als  das 
des  anderen  Eonkurrenten.  Dem  kaufen- 
den Publikum  ist  auch  durch  diesen  Miß- 
brauch aUmählich  der  Glaube  anerzogen 


226 


worden  I  daß  eine  wenig  schäumende 
Brauselimonade  nicht  so  gut  sei  wie 
eine  solche  mit  starker  Schaumbildung, 
und  darin  liegt  eine  Schädigung  der- 
jenigen Limonadenfabrikanten,  welche 
jenen  Mißbrauch  verabscheuen  und  nicht 
üben.  Mich  persönlich  ekelt  eine  Brause- 
limonade an,  die  einen  langestehenden 
seifenähnlichen  Schaum  zeigt,  herrährend 
von  den  Substanzen,  die  man  auch  als 
Waschmittel  benutzt.  Dr.  0.  May. 


Analyse  von  Hixture  Broux 
oder  Mixture  venittenne. 

Unter  diesem  Namen  kommt  eine 
Flüssigkeit  in  den  Handel,  bestimmt 
zum  Färben  der  Kopf-  und  Bart- 
haare. 

In  einem  schOnen  sechseckigen  Earton- 
Etui,  das  sich  sehr  elegant  ausnimmt  in 
der  Aufmachung,  die  sonst  im  allge- 
meinen den  französischen  Spezialitäten 
eigen  ist,  befinden  sich  2  braune  platte 
Flaschen  mit  Eorkstopfen,  über  welche 
eine  metallene  Schraubenkapsel  gesteckt 
ist,  femer  2  Zahnbürsten  und  Gebrauchs- 
anweisung. Die  eine  Flasche  trägt  den 
Buchstaben  A  in  Rotdruck,  die  andere 
den  Buchstaben  B  auch  in  Rotdruck, 
nebst  einer  Nummer,  angebend  dieFarben- 
nflance.  Darsteller  ist  Brovx,  Chemiker 
in  Paris. 

Flasche  A  enthält  eine  dunkle  violett- 
braune  klare  Flüssigkeit,  die  stark  nach 
Ammoniak  riecht  und  alkalisch  ist. 

Die  Analyse  ergab  folgende  Bestand- 
teile: Kobalt,  Salpetersäure  und 
Ammoniak. 

Flasche  B  enthält  eine  rote  geruch- 
lose Flüssigkeit  von  schwach  saurer 
Reaktion. 

Die  Analyse  ergab:  Pyrogallol 
und  einen  roten  Teerfarbstoff. 

Folglich  enthält  A  eine  ammoniak- 
alische  wässerige  LOsung  von 
salpetersaurem  Kobalt  und  J?  eine 
wässerige  PyrogallollOsung  mit 
einem  Teerfarbstoff  rot  gefärbt. 

Da  PyrogallollOsungen  auf  der  Haut 
durch  Resorption  mitunter  giftig  wirken, 
zumindestens  aber  Reizerscheinungen 
hervorrufen  können,  so  sollte  man  doch 


den  Verkauf  derartiger  Haarfärbemittel 
direkt  verbieten. 

Jedenfalls  bezweckt  dieses  Haarfärbe- 
mittel durch  seinen  hohen  Preis 
nur  eine  Ausbeutung  des  Publikums. 
Der  R-eis  einer  Schachtel  von  12  Frcs. 
ist  ja  geradezu  horrent,  wenn  man  be- 
denkt, daß  die  Ingredienzen  samt 
Flaschen  und  Etui  sich  kaum  auf  1  Frc. 
belaufen. 

Es  ist  die  Pflicht  der  Apotheker, 
solchen  Geheimmitteln  mit  aller  Energie 
entgegenzuarbeiten  und  deren  Verbreit- 
ung zu  unterdrücken. 

Und  dies  kann  man  meiner  Ansicht 
nach  nur  dadurch  erreichen,  daß  man 
die  Analysen  solcher  Präparate  in  die 
Oeff  entlichkeit  bringt  undUneingeweihten 
Belehrung  gibt. 

Bukarest,  im  März  1906. 

Oonstantin  Kollo, 
Licent  pharmac. 


Ueber  neuere  Ergebnisse  der  physikaliseh- 
ehemlsehen  Untersnehung  phvuologlBeher 
und  pathologiseher  Kuhmlleh  berichtet  die 
Pharm.  Ztg.  1905,  671  nach  der  Inatigaral- 
dissertation  von  t^knorf  etwa  folgendes:  Ver- 
fasser berücksichtigt  in  erster  Linie  die  elektrische 
Leitfähigkeit,  die  Gefrierponkterniedrigang  nnd 
Refraktion.  Von  diesen  wird  namentlich  die 
erstere  durch  physiologische  oder  krankhafte 
Verändemngen  der  Milch  oder  durch  Erkank- 
UDgen  des  Milchtieres  beeinflußt.  Das  Leitrer- 
mögeo  ist  bei  den  gleichen  gesunden  Tieren  zu 
den  verschiedenen  Melkzeiten  ziemlich  beständig 
und  erleidet  während  der  AofbewahruDg  bei 
15®  (7  in  Qlai^asohen  innerhalb  4d  Standen 
keine  Yeränderung.  Durch  die  Lahgerinnung 
wird  das  Leitvermögen,  so  lauge  der  gebildete 
Käse  in  der  Molke  verbleibt,  nicht  verändert, 
dagegen  tritt  eine  Erhöhung  nach  seiner  Ent- 
fernuog  ein.  Die  Höhe  des  Leitvermögens  der 
Milch  einzelner  Viertel  desselben  Euters  ist 
verschieden  und  bewegt  sich  im  umgekehrten 
Verhältnis  zur  Müchmenge,  während  der  Ge- 
frierpunkt annähernd  derselbe  ist  Das  Leitver- 
mögen des  Kolostrum  ist  anfangs  normal,  steigt 
schon  beim  zweiten  Melken  plötzlioh  in  die 
Höhe  und  fällt  in  etwa  6  Tagen  zur  Norm. 
Die  Brunst  bat  auf  die  Leitfiiigkeit  keii>en 
wesentlichen  Einfluß,  dagegen  ist  die  Gefrier- 
punktemiedrigung  vermärt.  Die  Milch 
euterkranker  Eühe  weist  stets  er- 
höhtes Leitvermögen  auf,  so  daß 
diese  Bestimmung  für  sich  allein  zum  direkten 
Nachweis  von  Muchfehlem  genügen  kann. 

S,  Jh. 


227 


Zur  Untersuchung  von  gelbem 

Wachs. 

Von  Dr.  P.  Bohriseh  und  Hudolf  Biehter, 
(Fortsetzung  von  Seite  213.) 

Die  chemisehe  Untersuehoog  des 
Bienenwachses  ist  ffir  die  einwaiiäfreie 
Beartfeflnng  desselben  außerordentlich 
wichtig.  Von  besonderen  Untersnch- 
nngsmethoden  kommen  hauptsächlich 
die  Bestimmung  der  Säore-  und  Ver- 
seifongszahl  nach  v.  BiU)l,  die  Büchner- 
Zahl^  die  Jodzahl  nnd  ev.  noch  die  kalte 
Verseifang  nach  Henriques  sowie  die 
Oesamtsäurezahl  nach  Benedikt  und 
Mangold  in  betracht. 

Die  V.  HUbrsche  Probe  —  Säure-  und 
Verseüuugsiahl  —  ist  auf  jeden  Fall 
in  erster  Linie  auszufBhren.  Durch 
sie  wird  die  Säurezahl,  d.  h.  die  ffir 
1  g  Wachs  zur  Sättigung  der  freien 
Säure  v^brauehten  Müligramme  EOH, 
die  Esterzahl  d.  h.  die  zur  Zerlegung 
der  Ester  in  i  g  Wachs  verbrauchten 
Milligramme  EOH,  die  Verseifungszahl, 
d.  h.  die  Summe  von  Säure-  und  Ester- 
zahl und  schließlich  die  Verhältniszabl, 
d.  h.  das  Verhältnis  zachen  Säurezahl 
und  E^terzahl  ermittelt.  Die  v,  HilbU 
sehe  Methode  ist  aus  dem  von  KötU- 
torfer  erfundenen  und  nach  ihm  be- 
nannten Versdfungsverfahren  hervor- 
gegangen. Becker  (Zeitschr.  f.  analyt. 
Chemie  19,  241)  hat  wohl  als  Erster 
die  Verseifungszahl  im  Bienenwachs  be- 
stimmt, indem  er  2  g  Wachs  mit  25  ccm 
V2  bis  Vi  wässeriger  Normal-Kalilauge 
verseifte.  Den  Kolben  verschloß  er  mit 
einer  zweikugeligen  Sicherheitsröhre,  in 
die  er  soviel  Quecksilber  gab,  daß  ein 
Druck  von  5  cm  entstand.  Dann  stellte 
er  den  Kolben  auf  ein  kochendes  Wasser- 
bad, schwenkte  um,  bis  Alles  geschmol- 
zen war,  erwärmte  noch  eine  halbe 
Stunde,  verdünnte  den  Kolbeninhalt  mit 
50  ccm  absolutem  Alkohol  und  titrierte 
mit  Salzsäure  und  Phenolphthalein  als 
Indikator  zurflck.  v.  Hübt  fand  nun, 
daß  die  Verseifungszahl  nicht  allein  aus- 
reichend ist,  um  Verfährchungsmittel  im 
Wachse  nachzuweisen,  da  Gemische  von 
Stearinsäure,  Japantalg,  Paraffin  usw. 
ähnliche  Verseifnngszahlen  wie  Bienen- 


wachs gaben.  Infolgedessen  ermittelte 
er  neben  der  Verseifungszahl  auch  noch 
die  Sfturezahl.  Außerdem  benutzte  er 
an  Stelle  von  wässeriger  alkoholische 
Kalilauge  zur  Verseifung. 

Bei  der  Wichtigkeit,  die  die  v.  HiibU 
sehe  Probe  von  Anfang  an  bei  der 
Wachsuntersuchung  eingenommen  hat, 
ist  es  nicht  verwunderlich,  daß  gerade 
hierfiber,  namentiich  seit  die  Apotheker 
durch  Aufnahme  der  v.  ^i^rschen  Probe 
in  das  D.  A.-B.  IV  sich  damit  beschäf- 
tigen müssen,  sehr  viel  geschrieben 
worden  ist.  Einigermaßen  erklärlich 
wird  die  große  Mannigfaltigkeit  in  den 
Veröffentlichungen  auch  dadurch^  daß 
beim  Wachse  £e  Verseifung  lange  nicht 
so  glatt  von  statten  geht  wie  z.  B.  bei 
den  Fetten,  und  dies  ist  einmal  in  den 
eigentümlichen  chemischen  Eigenschaften 
der  Wachskomponenten,  dann  aber  auch 
in  der  wechselnden  Zusammensetzung 
als  Naturprodukt  überhaupt  begründet. 

Wenn  es  auch  fraglich  ersehenen 
kann,  ob  bei  den  zum  Teil  schon  kritisch 
zusammenfassenden  Veröffentlichungen 
von  W&rder  (Chem-Ztg.  1900,  S.  967  \ 
Buchner  (Chem.-Ztg.  1900,  21  u.  andere;, 
Berg  (Chem.-Ztg.  1903,  7S2  u.  andere), 
Prescher  (Pharm.  Centralh.  46  [1904], 
784),  Spaeth  (Süddeutsche  Ap.-Z^.  und 
(Bef.)  Pharm.  Centralh.  46  [19041,  63), 
Eichhorn  (Zeitschr.  f.  analsrt.  Chemie 
1900,  10),  Kühl  (Ph.  Ztg.  1904,  493), 
WiebeUtx  (Ph.  Ztg.  1904,  513),  QrWnr 
hut  (Zeitschr.  f.  öff.  Chemie  1904,  29), 
Orohmann  (Ph.  Ztg.  1906,  167),  Kohn 
(Zeitschr.  f.  öff.  Chem.  1904,  401^),  und 
vor  allen  Dingen  K  Dieterich  in  den 
für  die  Wachsuntersuchung  geradezu 
maßgebenden  Annalen  der  Helfenberger 
Fabrik,  ein  näheres  Eingehen  auf  die 
Entwic^elung  der  Wachsverseif  ung  nötig 
oder  auch  nur  wünschenswert  sei,  so 
haben  wir  doch  einen  Ueberblick  dar- 
über nicht  unterlassen  wollen,  in  wel- 
cher mannigfaltigen  Weise  die  alte 
V.  Hiibr&che  Methode  abgeändert  und 
modifiziert  worden  ist. 

Das  erste  von  v.  Hiibl  angegebene 
Verfahren  zur  Bestimmung  der  v.  Hübl- 
sehen  Sfturezahl  und  Esterzahl  besteht 


228 


darin  (Benedikt- ülxer) ,  daß  3  bis  4  g 
Wachs  mit  20  ccm  95proc.  Alkohol  bis 
ztun  Schmelzen  erwärmt  werden  und 
mit  wässeriger  V2i^onn.  Kalüange  and 
Phenolphthalein  die  Säurezahl  festgestellt 
wird.  Dann  setzt  man  26  ccm  alko- 
holische Ealilange  hinzu,  erwärmt  45 
Min.  auf  dem  Wasserbade  und  titriert 
mit  y2Ü0Tm.  Salzsäure  zurück.  Man 
erhält  so  die  Esterzahl  und  indirekt  die 
Verseifungs-  und  Verhältniszabl.  Wenig 
Anlaß  zu  Meinungsyerschiedenheiten  hat 
die  Bestimmung  der  Säurezahl  gegeben. 
Die  Ausffihrung  ist  verhältnismäßig  ein- 
lach: man  löst  das  Wachs  in  der  ge- 
nügenden Menge  siedenden  Alkohols 
und  hat  nur  die  Titration  möglichst  zu 
beschleunigen,  damit  sich  nicht  während 
des  Titrierens  die  in  kaltem  Alkohol 
schwerer  lösliche  Oerotinsäure  wieder 
ausscheidet.  Das  Dresdener  Chemische 
Untersuchungsamt  empfiehlt  (Jahresber. 
d.  Dresdener  Ü.^A.  1896),  das  Eölbchen 
beim  Titrieren  in  80®  warmes  Wasser 
zu  stellen.  £än  nochmaliges  Anwärmen 
dann,;  wenn  sich  etwa  Oerotinsäure  aus- 
zuscheiden beginnt,  ist  deshalb  unstatt- 
hait,  weil  dabei  sich  abspielende  chem- 
ische Varänderungen  (Verseifung)  die 
Höhe  der  Säurezahl  beeinträchtigen 
(JSer^f,  Chem.-:Ztg.  1903,  762).  Die  Ti- 
tration muß  genau  geschehen,  da,  wie 
Berg  1.  c.  erwähnt,  0,1  ccm  V2  KOH 
=::  0,7  Säurezahl  entspricht  Zur  ge- 
naueren Bestimmung  kann  man,  wie 
Orünhut  (Ztschr.  f.  öff.  Chemie  1904, 
22)  empfiehlt,  ^/iQjioTm.  Lauge  nehmen; 
die  meisten  anderen  Autoren  halten 
jedoch  V2nonn.  Lauge  für  ausreichend. 
Hervorgehoben  sei  hoch,  daß  v.  Hübl 
nach  seiner  ersten  Angabe  zur  Bestimm- 
ung der  Säurezahl  wässerige  EalUauge 
nahm,  während  die  Abänderungen  der 
V,  ^ti^rschen  Methode  alle  hierffir  alko- 
holische Kalilauge  vorschreiben. 

Ueber  die  eigentliche  Verseif  ung,  d.  h. 
aber  die  Bestimmung  der  EsterzsSil  sind 
die  Meinungen  die  Autoren  nicht  so  ein- 
hellig,  wie  aber  die  Säurezahl,  und  ge- 
rade aber  die  Ausführung  der  Verseif- 
ung ist  eine  große  Reihe  von  Arbeiten 
veröffentlicht  worden.  Das  Wachs  läßt 
sich  wesentlich  schwerer  verseifen,  wie 


die  Fette,  und  man  hat  bei  der  Be- 
stimmung der  Esterzahl  die  Beobachtung 
gemacht,  daß  die  Zahlen  leicht  bedeu- 
tende Differenzen  zeigten,  d.  h.  daß  die 
Verseifung  in  vielen  Fällen  keine  voll- 
ständige gewesen  sein  kann.  Soweit 
man  etwaige  Differenzen  nicht  auf  das 
Konto  der  Inhomogenität  des  Wachses 
setzen  konnte  [K,  Dieterichy  Annalen  u. 
Ref.  Phanh.  Centralh.  45  [1904],  785), 
mußte  man  auf  die  Auffindung  irgend 
welcher  Fehler  in  der  Methode  fahnden, 
die  eine  vollständige  Verseifung  ver- 
hinderten. Die  erste  und  wichtigste 
Abänderung,  die  auf  eine  vollständige 
Verseif  ung  abzielte,  war  die,  daß  v.  Hübl 
alkoholische  Kalilauge  verwendete.  Auch 
alle  späteren  Autoren  sind  darüber  einige 
daß  Wachs  mit  wässeriger  Kalilauge 
nicht  völlig  verseifbar  ist,  daß  vielmehr 
unbedingt  alkoholische  genommen  wer- 
den muß.  O,  Bitehner,  K.  Dieterich, 
R.  Berg  und  Andere  haben  dann  später 
gefunden,  daß  die  Verseifungsflflssigkeit 
möglichst  aus  absolutem  oder  wenigstens 
sehüT  hochgradigem  Alkohol  bestehen 
muß,  jedenfalls  der  Wassergehalt  eine 
bestimmte  Grenze  nicht  fiberschreiten 
ihif^  die  von  Berg  (Chem.-Ztg.  1903,  752) 
auf  20  pCt,  von  Kohn  (Ztschr.  f.  öffenü. 
Chemie  1904,  404)  auf  15  pCt  ange- 
geben wird.  Deshalb  wird  auch  fiber- 
einstimmend als  Lösungsmittel  des 
Wachses  entweder  absoluter  oder  96proc. 
Alkohol  vorgeschi'ieben.  Ebenfalls  aus 
diesem  Grunde  wird  es  auch  als  zweck- 
mäßig hingestellt,  die  alkoholisdie  Kali- 
lauge aus  möglichst  hochprocentigem 
Alkohol  herzustellen  (Btichner,  K  Die- 
terich;  Prescher  (Pharm.  Centralh:  46 
[1904],  785).  Die  Verseifung  selbst 
wird  im  Erlenmeyer^  seilen  oder  Schott- 
sehen  Kölbchen,  am  besten  aus  hartem 
Jenaer  Glase,  vorgenommen,  da  bei  Ver- 
wendung von  weichem  Glase  eine  Er- 
höhung der  E^terzahl  durch  Alkali- 
abgabe an  das  Glas  beobachtet  wor- 
den ist. 

Manche  Autoren  lassen  einfach  offen 
verseifen  ohne  Anwendung  einer  Bäck- 
fiußkfihlvorrichtung  für  den  verdunsteten 
Alkohol :  Orünhut  (Ztschr.  f.  öff.  Chem. 
1904,  22),  V.  Hübl,  Eichhorn  (mit  Amyl- 


229 


/ 


alkohol  (Chem.-Ztg.  1900,  376).  Von 
andren  Chemikern  wird  dagegen  das 
An&etzen  eines  Steigerohres  ißerg^ 
Chem.-Ztg.  1903,  762)  oder  eines  Rück- 
floSkühlers  {Orokmanny  Ph.  Ztg.  1906, 
168)  empfohlen,  um  ein  Verdampfen  des 
Alkohols  und  dadurch  heryorgerufene 
stärkere  Xonzentration  der  Kalilauge 
zu  vermeiden.  Diese  fuhrt  leicht  zu 
einer  Oxydation  des  Alkohols,  wodurch 
Teile  des  EOH  gebunden  werden  können. 
Andererseits  ist  aber  wieder  eine  stär- 
kere Konzentration  zu  einer  vollstän- 
digen Verseifung  sehr  förderlich,  und 
um  diesen  Vorteil  auszunutzen,  ist  von 
Bitchner  (Chem.-Ztg.  1905,  Nr.  3)  vor- 
geschlagen worden,  dem  Erlenmeyer- 
sehen  Kolben  einen  Soxleth' »chen  Ex- 
traktionsapparat und  Kugelkfihler  auf- 
zusetzen, sodaß  der  Alkohol  von  Zeit  zu 
Zeit  wieder  ergänzt  wird.  Von  Orün- 
hut  (Ztschr.  f.  öff.  Chemie  1904,  22) 
wird  dagegen  ein  ^/4  stflndiges  Kochen 
im  Wasseri)ade  und  völliges  Verjagen 
desAlkohols  nicht  für  bedenUich  gehalten. 
Anstatt  Aethylalkohbl  ist  auch  Amyl- 
alkohol empfohlen  worden  {Eichhorn, 
Chem.-Ztg.  1900,  Rep.  376),  ohne  jedoch 
in  Aufnahme  gelangt  zu  sein,  weil  auch 
er  eine  vollständige  Verseifung  nicht 
ohne  weiteres  zu  gqjrantieren  scheint 
{Wiebelitx,  Ph.  Ztg.  1904,  513).  Weiter- 
hin ist  das  Verhältnis  der  Menge  des 
Wachses  zur  Menge  der  zur  Verseif  ung 
dienenden  Kaulilauge  wichtig.  Die  meisten 
Autoren  lassen  3  bis  4  g  auf  25  bis  35 
ccm  V2i^orm.  KaUlauge  verwenden 
{Büchner,  Chem.-Ztg.  1900,  21;  iT.  Die- 
ierich,  Annalen;  JBer^f,  Chem.-Ztg.  1903, 
762;  Kühl,  Ph.  Ztg.  1904,  492;  Bött- 
ger,  Chem.-Ztg.  1892,  98;  Orohmann, 
Ph.  Ztg.  1906,  168;  Orünhut,  Ztschr. 
f.  öff.  Chemie  1904,  22),  während  z.  B 
das  D.  A.-B.  IV.  für  6  g  Wachs  nur 
20  ccm  72iiorm.  Kalilauge  verwendet. 
Dieser  letzteren  Bestimmung  gegenüber 
haben  K  Dieterich  (Ph.  Ztg.  1900,  888) 
und  Werder  (Chem.-Ztg,  1900)  festge- 
stellt, daß  20  ccm  V2  norm.  Lauge  durch- 
aus nicht  ffir  eine  völlige  Verseifung 
ausreichend  sind,  wefl  hierzu  ein  wesent- 
licher Ueberschuß  an  Aetzkali  nötig  ist. 
Buchner    hat  angegeben   (Ref.  Pharm. 


Centralh.  45  [1904J,  795),  man  müsse 
soviel  Kalilauge  zusetzen,  daß  etwa  Vs 
derselben  später  wieder  zurficktitriert 
werden. 

Ueber  die  Wärmequelle  herrschen 
ebenfalls  verschiedene  Ansichten.  Viele 
Autoren  ziehen  dem  Erhitzen  auf  dem 
Wasserbade  —  wie  es  die  dte  v.  Hüblr 
sehe  Methode  und  die  Vorschrift  des 
D.  A.  B.  rv.  verlangt  —  das  Kochen 
fiber  freier  Flamme  mit  untergelegtem 
Drahtnetze  oder  Asbestdrahtnetze  vor 
{Buchner,  Chem.-Ztg.  1900,  21;  Berg, 
Chem.-Ztg.  1903,  763,  Böttger,  Chem.- 
Ztg.  1892,  Nr.  98;  Orohmann,  Ph.  Ztg. 
1905,  168),  während  andere  Autoren 
wieder  das  direkte  Einhängen  in  ein 
siedendes  Wasserbad  fordern :  Orohmann, 
Ph.  Ztg.  1906,  168;  Orünhut,  Ztschr. 
f.  öff.  Chemie  1904,  22;  Frerichs,  Ap.- 
Ztg.  1901). 

Ueber  die  Verseifungsdauer  herrscht 
auch  keine  Einmütigkeit.  Im  Allge- 
meinen ist  festzustellen,  daß,  je  weniger 
Wachs  man  verseift,  die  Verseif  ung  um 
so  eher  beendigt  ist.  Für  6  g  Wachs 
ist  bei  Verwendung  von  20  ccm  V2ßorm. 
Kalilauge  V2  Stunde  zur  vollständigen 
Verseifung  nicht  ausreichend  (Pharma- 
kopoe-Vorschrift),  wie  K,  Dieterich  und 
Werder  (s.  oben)  angeben.  Unter  diesen 
Bedingungen  darf  man  nach  K,  Dieterich 
höchstens  3  g  Wachs  nehmen.  Wieder 
andere  Forscher  wollen  ^4  Stunden 
erhitzt  wissen  {v.  Hiibl,  Ref.  Pharm. 
Centralh.  42  [1901],  7 ;  Orünhut,  Ztschr. 
f.  öff.  Chem.  1904,  22;  Kühl,  Ph.  Ztg. 
1904,  492).  Eine  ganze  Stunde  Ver- 
seifungsdauer fordern  Werder  (Chem.- 
Ztg.  1900,  967);  Buchner  (Chem.-Ztg. 
1900,  21);  Böttger  (Chem.-Ztg.  1892, 
98);  Orohmann  (Ph.  Ztg.  1906,  168). 
Die  höchste  Anforderung  an  die  Zeit- 
dauer der  Verseif  ung  stellt  Berg  (Chem.- 
Ztg.  1903,.  762).  Er  hält  in  der  Regel 
4  Stunden  für  ausreichend,  bei  ost-  und 
Süd-asiatischen  Wachssorten  hält  er  8 
Stunden  ffir  notwendig,  gibt  jedoch  zu, 
daß  man  oft  in  kürzerer  Zeit  die  Ver- 
seifung beendigen  kann.  Dann  und 
wann  kämen  aber  auch  Proben  vor, 
die  sich  ziemlich  schwer  verseifen 
lassen. 


830 


Unter  Berttcbnchtigang  dieser  nm- 
fangreiehen  literator  ersehienen  xxn» 
ZOT  Erhaltang  richtiger  Besnltate  bei 
der  Wachsverseifaiifi;  folgende  drei 
Punkte  für  beachtlicn  resp.  erstrebens- 
wert: 

1.  Arbeiten  mit  hochprocentig-alkohol- 
ischen  Fltlssigkeiten ; 

2.  Anwendung  von  genügend  alkohol- 
ischer y^^ortsL  Ealilange  gegenüber 
der  Menge  des  zu  yerseifenden  Wachses ; 

3.  Genügende  WSnnezofahr  unter  Be- 
rflcksichtigung  der  Dauer  der  Verseif- 
laig. 

Diesen  drei  Punkten  schien  uns  am 
besten  die  Methode  Berg  Rechnung 
zu  tragen  (Chem.-Ztg.  1903,  762)  und 
wir  untersuchten  darum  unsere  73  lS*oben 
nach  Angabe  dieser  Methode,  mit  der 
geringffl^en  Abänderung,  daß  wir 
anstatt  eines  Steigerohrs  einen  Kugel- 
kühler  aufisietzten,  da  wir  die  Unzu- 
IftngUchkeit  des  Steigerohres  zur  Kon- 
densation des  yerdampfenden  Alkohols 
übereinstimmend  mit  Wiebelitx  und 
Orohmann  (Ph.  Ztg.  1905,  168)  kon- 
statieren mußten.  Die  JS^^'sche  Me- 
thode lautet  nach  der  Originalarbeit 
folgendermaßen : 

«4  g  der  klar  geschmolzenen  Probe 
werden  mit  80  ccm  96proc.  Alkohol 
versetzt  u^d  einige  Minuten  auf  dem 
Drahtnetze  über  einer  kleinen  (10  bis 
16  mm  hohen)  Gasflamme  gekocht. 
Hierzu  bediene  ich  mich  eines  Erlen- 
meyer'schea  Kolbens  aus  Jenenser 
Geräteglas  von  300  ccm  Inhalt,  dessen 
Oeftaung  yermittels  eines  Korkstopfens 
verschlossen  ist.  Durch  den  Stopfen 
wird  ein  1 V2  ni  langes,  unten  schräg 
abgeschnittenes  Glasrohr  als  Kühler 
gesteckt.  Kolben  und  Rohr  werden 
in  einem  Winkel  von  iO^  festgehalten, 
damit  das  Kondensat  ungehindert 
zurückfließen  kann.  Die  Kolben  wer- 
den, bevor  sie  zum  ersten  Male  be- 
nutzt werden,  etwa  2  Stunden  mit 
100  ccm  bO^  B^  starker  wässeriger 
Kalilauge  und  dann  mehrere  Male  mit 
Wasser  ausgekocht  (unterläßt  man 
das,  so  werden  die  Resultate  der 
Bestimmung  der  VerseifungszaU  an- 
fangs immer  etwas  zu  hoch  ausfallen). 


Die  Flüssigkeit  wird  so  im  Sieden 
gehalten,  daß  der  verdunstende  Al- 
kohol in  den  untersten  Vs  des  Glas- 
rohres kondensiert  wird.  Nach  einigem 
Kochen  titriert  man  nach  Zusatz  von 
6  bis  6  Tropfen  lOproc.  alkoholischer 
Phenophthalä'nlOsung  mit  V2  norm, 
alkoholischer  Kalilauge.  Die  Titration 
muß  so  schnell  durchgeführt  werden, 
daß  die  Flüssigkeit  nicht  erkalten  oder 
sich  trüben  kann.  Ein  nochmaliges 
Erwärmen  und  Weitertitrieren  ist 
unstatthaft  (hierdurch  fallen  die  Säure- 
zahlen immer  zu  hoch  aus,  vielleicht, 
weil  sich  der  Palmitinsäuremyricyl- 
ester  etwas  verseift)  Dabei  muß  die 
Titration  sehr  genau  ausgeführt  wer- 
den, da  ja  schon  0,1  ccm  =  0,7 
Säurezahl  entspricht.  Die  verbrauchte 
Anzahl  ccm  mit  7  multipliziert,  ergibt' 
die  Säurezahl  der  Probe.  Jetzt  läßt 
man  30  ccm  der  V2  norm.  Lauge  zu- 
fließen, wartet  einige  Minuten,  bis  die 
Lange  von  den  Wänden  der  Bürette 
herabgelaufen  ist,  stellt  dann  genau 
auf  30  ccm  ein,  und  erhitzt  wie  vor- 
her zum  Sieden.  Die  Probe  soll  jetzt 
wenigstens  4  Stunden,  bei  ost-  und 
Süd-asiatischem  Wachse  am  besten 
8  Stunden  kochen  und  wird  dann  bis 
zur  Entfärbung,  mit  V2  norm,  wässer- 
iger Salzsäure  titriert ;  darauf  erhitzt 
man  nochmals  etwa  6  Minuten  zum 
Kochen,  wobei  die  Rotfärbung  ge- 
wöhnlich wiederkehrt  und  titriert  jetzt 
endgiltig  bis  zur  Entfärbung.  Es  ist 
woU  wahr,  daß  man  oft  in  kürzerer 
Zeit  die  Verseifung  beendigen  kann; 
dann  und  wann  kommen  aber  auch 
Proben  vor,  die  sich  ziemlich  schwer 
vers^en  lassen.  30  weniger  die 
verbrauchten  ccm  V2i^onn.  Salzsäure 
mal  7  ergibt  die  Esterzahl,  Esterzahl 
durch  Säurezahl  geteilt  die  Ver- 
hältniszi^l,  Säurezahl  und  Esterzahl 
die  Verseifungszahl  der  Probe.» 
Ueber  die  Ausführung  der  v.  HübU 
sehen  Methode  unter  Berücksichtigung 
der  £^^'schen  Verbesserungen  mochten 
wir  noch  folgendes  bemerken: 

Wie  bereits  oben  gesagt,  ist  es  von 
Wichtigkeit,  daß  man  eine  vorschrifts- 
mäßige, d.  h.  farblose  alkoholische  Kali- 


\ 


231 


lange  verwendet.  In  der  literatnr  findet 
sich  anch  eine  ganze  Reihe  von  Vor- 
schriften znr  Herstellung  namentlich  von 
länger  haltbarer  alkoholischer  Kalilauge. 
Notwendig  ist  jedenfaDs  reiner,  fusel- 
freier Alkohol  und  reines  Ealihydrat 
Thiek  und  Marx  geben  (Ztschr.  f.  off. 
Chemie  1904  ^  386)  ein  Herstellungs- 
verfahren durch  umsetzen  von  Kalium- 
sulfat mit  Barythydrat  an,  durch  das 
die  störenden,  die  Färbung  verursachen- 
den Unreinheiten  des  käuflichen  Kali- 
hydrates ausgeschaltet  werden.  Fär 
Apothekenlaboratorien  kommen  aber  in 
erster  Linie  einfachere  Verfahren  in  Be- 
tracht. So  gibt  Haupt  (Pharm.  Centralh. 
46  [1905]  669)  eine  bequemere  Methode 
bekannt,  die  im  Leipziger  Städtischen 
Untersuchungsamte  angewendet  wird. 
Danach  werden  36  g  Aetzkali  in  100  ccm 
absolutem  Alkohol  gelöst,  und  diese  Lös- 
ung dann  mit  90proc.  oder  hoher  grädigem 
Alkohol  auf  1  Liter  aufgefüllt.  Wir 
machten  die  Erfahrung,  daß  das  Auf- 
lösen von  Aetzkali  in  absolutem  Alkohol 
ziemlich  schwierig  von  statten  geht, 
und  wendeten  darum  folgendes  Ver- 
fahren an :  35  g  Kalium  causticum  fusum 
Eahlbaum  pro  analysi  wurden  in  der 
gleichen  Menge  Wasser  gelöst  und  in 
soviel  absoluten  Alkohol  eingegossen, 
daß  1  Liter  Volttm  entsteht.  Man  läßt 
über  Nacht  stehen  und  filtriert.  Hier- 
bei scheiden  sich  die  Karbonate  und  die 
Verunreinigungen  des  Aetzkali  ab  und 
man  erhält  eine  sehr  lange  haltbare, 
(nach  V2  J<^  i^^x^  g^^  verwendbare) 
alkoholische  V2  iiorm.  Kalilauge,  voraus- 
gesetzt, daß  man  Kork,  Staub  und 
andere  organische  Verunreinigungen 
fernhält.  Nach  längerem  Gebrauch  und 
häufigem  Oeffnen  entstehen  Karbonat- 
trubnngen,  die  natürlich  abflltriert  werden 
mflssen.  Anch  hat  man  zu  beachten, 
daß  der  Titer  der  alkoholischen  Kali- 
lauge nicht  konstant  bleibt.  Bereits 
nach  2  bis  3  Tagen  kann  man  ein  deut- 
lichas  Znrfickgehen  des  Aetzkaligehaltes 
beobachten  und  darum  ist  es  vorteil- 
hafter, wenn  man  die  Lauge  nur  an- 
nähernd auf  Va  iiormal  stellt,  den 
Titer  jedesmal  mit  der  V2iiorm.  Salz- 
säure ermittelt  und  lieber  die  Analyse 


danach  umrechnet,  als  die  langwierige 
Arbdt  des  gmauen  Einsteilens  vorzu- 
nehmen. 

Bei  der  Bestimmung  der  Säorezahl 
ist  dem  oben  GtsjEtgten  nur  noch  hinzu- 
zuffigen,  daß  wir  das  Einstellen  des 
Kolbens  in  heißes  Wasser  bei  schnellem 
Arbeiten  recht  gut  entbehren  konnten. 
Als  Abiaufzeit  der  Büretten  wurden 
3  Minuten  durchgängig  innegehalten, 
um  möglichst  genau  übereinstimmende 
Ablesungen  zu  ermöglichen. 

Bei  der  Bestimmung  der  Esterzahl 
kann  man  den  Apparat  rahig  8  Stunden 
sich  gelbst  flberhissen,  nachdem  man 
durch  Kleindrehen  der  Flamme  das 
Sieden  reguliert  und  ffir  ausreichende 
Kühlung  Sorge  getragen  hat  Läßt 
man  bä  der  Rücktitration  der  über- 
schüssigen Kalilauge  die  Vs^^o^n.  Salz- 
säure zufließen,  so  scheidet  sich  die 
Wachsseife  aus.  Man  fügt  darum  zu- 
nächst fast  die  ganze  Menge  yz^ovm. 
Salzsäure  zu,  löst  dann  die  Wachsseife 
durch  Kochen  wieder  auf,  und  titriert 
nun  erst  zu  Ende,  nachdem  man  noch 
einige  Tropfen  FhenolphthalelnlOsung 
zugegeben  hat  Durch  das  lange  Kochen 
mit  Aetzkali  leidet  der  Indikator  und 
man  erhält  ohne  nochmaligen  Zusatz 
desselben  keinen  schönen  Umschlag. 
Als  Verseifungsdauer  wurde,  wie  von 
Berg  angegeben  und  begründet  worden 
ist,  (s.  0.  Chem.-Ztg.  1903,  753)  8  Stunden 
angewendet  Unsere  Wachsproben  waren 
aus  all^n  Gegenden  Deutschlands  (auch 
Hafenstädten)  gewählt,  und  so  konnte 
immerhin  ein  sdiwerer  verseifbares,  aus- 
ländisches Wachs  vorliegen. 

Eine  eigentümliche  Erscheinung  bei 
d^r  Wachsverseifung ,  die  man  ander- 
wärts auch  beobachten  kann,  z.  B.  wenn 
man  vorher  genau  neutralisierte  alko- 
holische Kaliseifenlosungen  längere  Zeit 
kocht,  besteht  darin,  daß  nach  been- 
deter Rücktitration  der  überschüssigen 
Kalilauge,  also,  nachdem  die  Elüssig- 
keit  durch  Zufügen  von  Vsi^orm.  Salz- 
säure entfärbt  worden  ist,  beim  noch- 
maligen Kochen  oder  auch  schon  bei 
längerem  Stehenlassen  die  rote  Farbe 
des  Fhenolpthalelns  wieder  auftritt,  als 
Zeichen  dafür,  daß  durch  irgendwo  ab- 


23i 


Bemerkenswerte 

Ersoheinungen  auf  dem  Oebiete 

der  Drogen  im  Jahre  1905. 

BllekUtok 

-   von  Dr.  (?.  Weigei^  Hambaig. 
(FoTtgetsung  von  Seite  187.) 

Cantsohac.  Interessante  Referate  in 
betreff  Eantschnk  brachte  die  Pharm. 
Gentralh.  im  vergangenen  Jidire,  so  auf 
S.  379  fiber  Gewinnung  und  Haiidel  am 
Amazonenstrom,  S.  431  Aber  die  An- 
pflanzang  yon  Parakautschnkbftnmen  auf 
Ceylon,  S.  497  über  sogen.  Almeidina- 
Eantschnk  und  S.  747  über  Ouayule- 
Kantschok,  S.  803  aber  die  Eantschok- 
gewinnong  in  Onyana,  auf  8.  947 
schließlich  über  die  Bestimmung  yon 
Kautschuk  in  Rohkautschuk  und  Eaut- 
schnkwaren. 

Cera  (alba  et  flava).  Mit  der  Wert- 
bestimmung des  Bienenwachses  hat  man 
sich  im  letzten  Jahre  mehrfach  beschSf- 
tigt.  Insbesondere  sind  die  Methoden 
zur  Bestimmung  der  Säure-  und 
Verseifungszahlen  eingehend  ge- 
prüft und  ist  dabei  zugleich  festgelegt 
worden,  welche  Metiiode  zu  gleich- 
mäßigen Resultaten  fuhrt.  Diesbezüg- 
liche Referate  finden  wir  Pharm.  Centridh. 
46  [1905],  260  u.  393.  Mit  diesen  über- 
einstimmend hebt  Orohmann^^)  auf  grund 
seiner  Versuche  hervor,  daß  man  zur 
Titration  das  Wachs  in  absolutem 
Alkohol  lösen  und  die  Lösung  beim  Ti- 
trieren möglichst  im  Sieden  erhalten 
soll,  sowohl  bei  Bestimmung  derSäure- 
wie  Verseifungszahl.  (Man  vergl.  a^nch 
den  ersten  Artikel  in  dieser  und  der 
vorigen  Nummer  11.) 

Cetaeeum.  Zur  Prüfung  des  Wal- 
rats auf  Stearinsäure,  ein  hierbei 
vielfach  schon  beobachtetes  Verfälsch- 
ungsmittel,  wurde  neuerdings^*^)  folgendes 
Verfahren  angegeben :  Man  schmilzt  den 
Walrat  in  einer  Porzellanschale  auf  dem 
Wasserbade,  gibt  etwas  Ammoniak- 
flüssigkeit zu  und  rührt  mehrmals  um. 
Nach  dem  Erkalten  des  Gemisches  hebt 
man   den   erstarrten   Kucl^en   ab  und 

£«)  Phann.  Ztg.  1905,  157. 
a?)  Jahreebericht  1905  der   Fa.   Ph,   Böder, 
Wien. 


pr^ft.  die  darunterstehende  Flüssigkeit 
mit  Salzsäure.  Ba  Gegenwart  von 
Stearinsäure  entsteht  auf  Zusatz  von 
Saksäure  ein  Niederschlag, 

Copal.  Die  Lösiichkeit  einiger 
afrikanischer  Eopale,  und  zwar 
des  Kiesel-,  Kamerun-  und  Accra-Kopals, 
hat  Coffignier^^)  studiert.  Das  Verhalten 
genannter  Kopale  gegen  verschiedene 
Lösungsmittel  ist  ein  ziemlich  gleiches; 
obwohl  sie  in  keinem  der  bekannten 
Lösungsmittel  ganz  löslich  sind,  kommen 
doch  einige  der  letzteren  dem  Null- 
punkte nahe.  Die  fast  vollständigen 
Lösungen  bilden  aber  trotzdem  noch 
keine  Firnisse.  Coffignier  sagt  daher, 
daß  es  fraglich  ist,  ob  das  Auffinden 
eines  Mittels  zur  vollkommenen  Lösung 
der  Eopale  für  die  Fimißindustrie  ein 
großer  Fortschritt  sein  würde. 

Cortez  Angostorae.  Beckurts  und 
Freri(^^^)  haben  festgestellt,  daß  die 
kristallinischen  Angosturabasen 
von  den  amorphen  sich  dadurch  trennen 
lassen,  daß  sich  die  letzteren  nur  mit 
stärkeren  Mineralsäuren  vereinigen,  wäh- 
rend die  kristallinischen  auch  mit  organ- 
ischen Säuren,  wie  z.  B.  EJssigsäure, 
Weinsäure,  Salze  bilden.  Neben  den 
bereits  bekannten  kristallinischen  An- 
gostura-Alkaloiden^  Cusparin,  Gallipin, 
Cusparidin  und  Gailipidin  haben  Ver- 
fasser aus  dem  noch  nebenbei  vorhan- 
denen Gemisch  amorpher.  Basen  ein 
fünftes  kristallinisches  Alkaloid,  das  Cus- 
parein,  isoliert.  Dieses  bildet  weiße;  bei 
64^  schmelzende  Nadeln  von  der  Zu- 
sammensetzung O84H36N2O5. 

Cortez  Cascarae  sagradae.  Ueber  die 
Einsammlung  undProduktion  der 
Sagradarinde brachte  die  Ph.G.  46  [1905J, 
interessante  Mitteilungen  auf  S.  916.  — 
Bei  seinen  Versuchen  in  betreff  Wert- 
bestimmung oxymethylanthra- 
chinonhaltiger  Drogen  (vergl.  auch 
Ref.  Pharm.  Gentralh.  46  [1905],  468) 
kam  Warin^)  zu  folgenden  Feststell- 
ungen:   Faulbaumrinde,    deren  Gehalt 

2«)  BuU.  Soc.  Chim.  1905,  3.  8er.  169.  — 
D.  Ch.  Ztg.  Bep.  1905,  51. 

»;  Aroh.  d.  Pharm.  1905,  213,  470. 

»)  Joura.  de  Pharm,  et  de  Chim.  1906, 
6.  Ser.,  12. 


235 


aa  Oxymetbylanthi*achinonyerbmdung6B 
etwa  35  g  Emodin  in  1000  g  Droge 
entspricht,  gab  bei  der  Verarbeitong 
dieser  Menge  auf  Extrakt  ein  Präparat, 
welches  nur  7^56  g  Emodin  enthielt. 
Sa|;radarinde  dagegen,  welche  in  1000 
Teilen  Droge  etwa  6,05  g  Emodin  (d.  h. 
dieser  Menge  entsprechende  Oxymetbyi- 
anthrachinone)  ffihrt,  lieferte  darans  ein 
Extrakt  mit  5,9  g  Emodin.  Bei  Sa- 
gradarinde  waren  also  fast  sftmtliche 
wirksamen  Stoffe  mit  in  das  Extrakt 
flb«irgegangen,  bei  Fanibanmrinde  aber 
nur  etwa  der  vierte  Teil.  Warin 
schließt  darans,  daß  ans  1000  g  ge- 
nannter Rinden  nicht  mehr  als  7,5  g 
wirksame  Substanz  von  den  bei  der 
Extraktion  in  betraeht  kommjdnden  Lös- 
ungsmitteln aufgenommen  wird. 

In  einer  anderen  Veröffentlichung  teilt 
Panchaud^^)  mit,  daß  die  zur  Entbit- 
terung  von  Sagradarinde  behufe 
Extraktbereitung  verwendete  Magnesia 
neben  dem  Bitterstoff  auch  Oxymethyl- 
anthrachinone,  also  die  wiiksame  Sub- 
stanz  der  Rinde,  bindet.  Die  betreffende 
Verbindung  ist  aber  in  verdfinntem  Al- 
koholy  welcher  als  Extraktionsmittel 
vielfach  in  Anw^dung  kommt,  unlös- 
lich und  geht  somit  der  Wirksamkeit 
des  Präparates  verloren.  (Die  Praxis 
wird  sich  dieses  Ergebnis  zunutze 
machen,  d.  h.  entweder  von  der  Ent- 
bitterung  dm*ch  Magnesia  absehen  oder 
in  den  diesbezüglichen  Vorschriften  an- 
steUe  des  verdünnten  Alkohol  geeignetere 
LOsungs-  bezw.  Extraktionsmittel  setzen 
—  d.  Ref.). 

Als  Anhaltspunkte  für  die  Be- 
urteilung von  Sagradarinde  schlägt 
Böder^)  vor:  Aschegehalt  des  Pulvers 
höchstens  9  pCt,  wässeriges  Extrakt 
mindestens  23  pCt  und  alkoholisches 
mindestens  24,5  pCt.  (Diese  Beding- 
ungen werden  von  normaler  Handels- 
.  wäre  leicht  erfüllt  —  d.  Ref.). 

Cortex  Caicarillae:  lieber  den  Raub- 
bau der  Cascarillrinde  auf  den  Bahama- 


si)  Sohwos.  Wohfldir.  f.  Chem.  und  Phann. 
1906.  Nr.  3a 

&2)  Jahresber.  der  Fa.  Ph.  Böder,  Wien  1905. 


Inseln   referiert    Pharm.    Centralb.   46 

[1905J,  770. 

Cortex  Cinaaiaomi.  Die  am  Londoner 
Markt  unter  der  Bezeichnung  «Wild 
Cinnamom»  angebotene  EUnde  von 
Cinnamomum  pe&tinervum  bespricht 
niarm.  Centralh.  46  [1905],  689. 

Ueber  den  Zimthandel  Annams 
berichtet  Pimv^  Nach  dessen  Mit- 
telungen ist  der  Zimthandel  daselbst 
durch  die  CSunesen  monopolisiert,  welche 
die  ganze  Ernte  nach  China,  insbeson- 
dere ftber  Hongkong  ausfahren.  Die 
Centrale  des  Zimtmarktes  in  Annam  ist 
der  Ort  Tra-my  im  SOng-Tangtal.  Die 
Rinde  wird  tals  von  wildwachsenden, 
tttls  von  kultivierten  Bänmen,  etwa  nach 
Art  des  chinesischen  Zimts,  gesammelt, 
aber  zum  Unterschied  von  diesem  in 
pLattgedrOckten  Stückchen,  zu  Bftndeln 
geschnürt,  gdiandelt  Die  Zimtrinde 
ans  Annam,  welche  nach  Perrot  von 
Cinnamomum  Loureiri  Neea  stammt,  er- 
zielt in  China  verhältnismäßig  hoh^ 
Preise,  höhere  als  z.  B.  der  Ceylonzimt 
auf  europäischen  Märkten. 

Cortex  Chinae.  Nach  der  Ursache  der 
Rotfärbung  der  Chinarinde  hat 
Tschirdi  geforscht  und  gefunden,  daß 
ein  Enzym  dieselbe  hervorruft  (näheres 
ersiehe  aus  dem  Referat  d^  Pharm. 
Centralh.  46  [1«05],  431).  Methoden  zur 
Alkaloidbestimmung  in  China- 
rinde finden  wir  Pharm.  Centralh.  46 
[1905],   367  und  779  angegeben. 

Inbezng  Farbreaktionen  des 
Chinins  und  Cinchonins  teilt 
Beichard^)  auf  grund  seiner  eingehen- 
den Versuche  mit,  daß  sich  diese  beiden 
Chinaalkaloide  durch  ihr  Verhalten  zu 
konzentrierter  EisenchloridlOsung  von 
anderen  Alkaloiden  unterscheiden  lassen. 
Chinin  und  Cinchonin  färben  sich  mit 
Eisenchlorid  rotbraun  und  bei  darauf- 
folgendem Betupfen  mit  Schwefelsäure 
grfin.  Um  Chinin  von  Cinchonin  zu 
unterscheiden,  schlägt  Beichard  eine 
Losung  von  Ammonmolybdat  in  Schwefel- 
säure vor;  damit  färbt  sich  Chinin  erst 


38)  BuU.  des  Soiena  phsim.  1005,  242, 
»)  Pharm.  Ztg.  1905,  Nr.  30. 


236 


«hellblau,   später  dunkelblau,   Cincbonin 
dagegen  sofort  dunkelblau. 

Ueber  das  Versagen  der  Thal- 
leiochin-Beaktion  zum  Nachweis 
Ton  Chinin  in  Chinawein  finden  wir 
schließlich  noch  interessante  Angaben 
in  einem  Referat  der  Pharm.  Centralh. 
46  [1905],  721. 

Cortex  Tobimbehe.  Als  Stamm- 
pflanze der  Yohimberinde  ist  von 
Oilg^)  endgfltig  Coiynanthe  Yohimbe 
fes^estellt  worden.  Diese  ist  keine 
Apocjrnacee,  sondern  gehört  zur  Familie 
der  Rubiaceae  -  Cinchonoideae.  üeber 
eine  falsche  Yohimberinde  von 
Corjrnanthe  macroceras  berichtete  Her- 
zog ;  hierüber  referiert  Pharm.  CentraUi. 
46  [1906],  384  äusftthrlich.  Dagegen 
beschreibt  THUes^  &ne  neue  dritte 
Yohimberinde,  und  zwar  aus  dem 
französischen  Kongogebiet  ätammend. 
Die  Rinde  wird  von  den^  Eingeborenen 
daselbst  ebenfalls  als  Aphrodisiakum 
gebraucht  und  von  einem ,  dort  mit 
«Endun>  bezeichneten  Baum  gewonnen. 
Botanischen  Feststellungen  zufolge  han- 
delt es  sich -wie  bei  Corynanthe  um 
eine  Rubiacee,  die  man  vorläufig  mit 
«Pausinystalia  Trillesii»  bezeichnet  hat. 
Eingehende  Untersuchungen  ergaben, 
daß  das  darin  enthaltene  Alkaloid  die- 
selben chemischen  und  •medizinischen 
Eigenschaften  besitzt  wie  das  Yohimbin, 
auch  sonst  zahlreiche  fibereinstimmende 
oder  doch  sehr  ähnliche  Merkmale 
zwischen  der  echten  und  der  neuen 
Rinde  bestehen. 

Croous.  Die  Kultur  des  Safrans 
in  Pennsylvanien  unterzieht  Lemberger^'^) 
einer  Besprechung. 

Danach  wurde  noch  bis  vor  wenigen 
Jahren  in  Pennsylvanien  Safran  in 
größerem  Maßstabe  und  mit  lohnendem 
Gewinn  angebaut.  Man  will  sich  aber 
jetzt  mit  der  mähevoUen  Safranemte 
nicht  mehr  gern  befassen  und  baut  da- 
ffir  mehr  und  mehr  Obst  an.  Nach 
Lemberger  liefert  eine  Landfläche  von 
12  X  14  Fuß  im  Geviert,  rationell  mit 

3«)  Ber.  d.  D.  Pharm.  Ges.  1905,  Nr.  1. 
^)  Bull.  dM  Soiens.  pharm.  1905,  72. 
^'^  Amer.  Jonm.  of  Pharm.,  Jahrg.  1905. 


Crocuszwiebeln  bepflanzt,  etwa  1500 
bis  2000  Blüten,  die  eine  Ausbeute  an 
Safrannarben  im  Werte  von  9  bis  10 
Dollar  ergeben. 

Auf  die  in  letzter  Zeit  häufiger  auf- 
tretende Verfälschung  von  Safran 
durch  Imprägnieren  mit  verschiedenen 
Salzlösungen  ist  in  vorliegenderZeitschrift 
schon  mehrfach  hingewiesen  worden 
(vergLDrogen-Jahresbericht  1904,  Pharm. 
Centralh.  46  [1906],  144).  Auch  im  ver- 
gangenen Jahre  wurde  verschiedentlich 
wieder  über  känstlich  beschwerten  Saf- 
ran berichtet.  Ueber  den  einen  Fall  —  es 
handelt  sich  dabei  um  eine  Verfälsch- 
ung mit  Borax  und  Salpeter  —  referiert 
die  Pharm.  Centralh.  46  [1905J,  966. 
Der  andere  Fall  betrifft  eine  absicht- 
liche Beschwerung  des  Safrans 
m  i  t  Z  u  c  k  e  r.  Da  anorganische  Salze, 
wie  Salpeter,  Glaubersi^^  Pottasche, 
Borax  usw.  den  natflrlichen  Aschen- 
gehalt des  Safrans  beträchtlich  erhöhen 
und  auf  diese  Weise,  d.  h.  durch  Be- 
stimmung des  Aschengehaltes  leicht 
nachgewiesen  werden  können,  versuchen 
es  scheinbar  die  Fälscher  neuerdings  mit 
wasserlöslichen  organischen  Substanzen 
als  Beschwerungsmittel,  welche  mit  ver- 
aschen bezw.keineodernur  eine  verhältnis- 
mäßig geringe  Erhöhung  der  natürlichen 
Asche  verursadien.  Nestlet^  hat  nach- 
gewiesen, daß  der  beobachtete  Zucker- 
gehalt im  Safran,  den  man  ^bisher  für 
ein  natürliches  Ausscheidungsprodukt 
hielt,  auf  einer  Fälschung,  jedenfalls  mit 
Milchzucker,  beruht.  Westler  konnte 
nämlich  bei  reinen,  bis  zu  8  Jahre  alten 
Safransorten  niemals  Zuckerausscheid- 
ungen feststellen.  Der  Nachweis  von 
Zucker  in  der  verfälschten  Ware  ge- 
lang auf  folgende  Weise:  Die  Safran- 
narben zeigten  bei  näherer  Betrachtung 
mit  der  Lupe  einen  grauen  klein- 
kristallinischen Ueberzug.  Die  Narben 
wurden  unter  Verwendung  eines  Glas- 
stabes mit  96proc.  Alkohol  kräftig  durch- 
gerührt, der  Alkohol,  welcher  die  Kri- 
stalle suspendiert  enthielt,  abgegossen 
und  die  Behandlung   der  Narben  mit 

•^)  Ztsohr.  f.  Unten,  d.  Nähr.-  u.  GeDnßm. 
Nr.  6  mid  9,  337. 


237 


Alkohol  mehrmals  wiederholt.  In  den 
vereinigten  alkoholischen  Auszügen 
setzten  sich  die  Kristalle  zu  Boden^ 
worauf  der  Alkohol  vorsichtig  abgegossen 
und  der  Bodensatz  so  lange  durch 
Dekantieren  mit  neuem  Alkohol  ausge- 
waschen wurde,  bis  der  Safranfaii>stoff 
völlig  entfernt  war.  Der  nunmehr  grau- 
weise Bäckstand  wurde  durch  Losen  in 
wenig  Wasser  von  den  noch  beige- 
mengten pianzlichen  Bestandteilen  ge- 
trennt, die  abfiltrierte  wässerige  Lösung 
schließlich  verdampft  und  der  zurück- 
bleibende Zucker  vermittels  der  bekann- 
ten Reaktionen  (a-Naphthol  und  Schwefel- 
säure, essigsaures  Phenylhydrazin,  Feh- 
Hng'sche  Lösung)  als  solcher  ident^ert. 

R^erate  über  die  Prüfung  des 
Safrans  einerseits,  und  über  die  Eon- 
stanten normaler  unverfälschter 
Handelsware  andererseits  bringt 
Pharm.  Centralh.  46  [1906],  781  und 
474. 

Cubebae.  Ueber  falsche  Eubeben- 
frfichte,  die  kürzlich  mehrfach  am 
Hamburger  Markt  zum  Angebot  kamen, 
wurde  bereits  in  Pharm.  Centralh.  46 
[1906|,  932  berichtet.  Es  handelte  sich 
hierbei  um  die  üblichen  Substitute,  d.  h. 
die  Früchte  von  Piper  Lowong  oder 
P.  guineense,  welche  trotz  ihres  mit  den 
echten  Früchten  ziemlich  überein- 
stimmenden Aeußeren  mit  Schwefelsäure 
keine  Rotfärbung  geben. 

Auch  am  Londoner  Markt  sind  letzt- 
hin falsche  Eubeben  beobachtet  worden ; 
diese  wichen  jedoch  schon  in  ihrem 
Aeußeren  auffaUend  von  echten  Früch- 
ten ab.  Nach  8ag^^)  waren  es 
glatte  Fruchte  von  bräunlicher  Farbe, 
wdcbe  beim  Zerreiben  wenig  oder  kein 
Oel  erkennen  ließen  und  teilweise  reife, 
runde  Samen  enthielten.  Die  Samen- 
schale hatte  zwar  Eubebengeruch,  die 
Samen  dagegen  schmeckten  und  rochen 
ausgesprochen  nach  Macis.  Eonzen- 
trierte Schwefelsäure  wurde  von  den 
Früchten  nicht  rot,  sondern  nur  gelb 
gefärbt.  Auffallend  war  auch  der  reich- 
hche  Stärkegehalt,  welcher  sich  durch 


^  The  Chemifit  and  Droggist  1905,  Nr.  1347. 


die  Blaufärbung  der  mit  Jod  versetzten 
Abkochung  zu  erkennen  gab.  Auf  grund 
weiterer  anatomischer  Merkmale  glaubt 
&ye  die  Früchte  von  Piper  ribesoides 
WaU,  vor  sich  gehabt  zu  haben. 

.  Euphorbium.  Das  Euphorbium  haben 
Tsefdrch  und  Patd  auf  seine  Bestand- 
teile hin  untersucht  und  dabei  gleich- 
zeitig eine  zur  Identifizierung  dieses 
Harzes  charakteristische  Farbreak- 
tion  aufgestellt.  (Näheres  s.  Ref. 
Pharm.  Centralh.  46  [1906],  669.) 

Fabae  calabaxicaa.  Falsche  Eala- 
barbohnen,  welche  auf  dem  Ham- 
burger Markt  angetroffen  worden  sind, 
wurden  in  der  «Schweiz.  Wochenschr« 
für  Chemie  und  Pharmazie»  beschrie- 
ben.^ Danach  waren  die  betreffenden 
Samen  dunkelrotbraun,  bis  7  cm  lang, 
bis  5  cm  breit,  bis  1,1  cm  dick,  also 
ziemlich  flach,  am  Rande  zugeschärft 
und  der  Umriß  oval  bis  rundlich  drei- 
eckig. An  dem  einen  Ende  des  Samens 
ist  der  Funiculus  als  ansehnliche  Narbe 
deutlich  sichtbar,  daneben  die  Mikropyle 
als  eine  feine  Vertiefung.  Wenn  man 
will,  kann  man  die  äußere  Form  der 
Samen  kurzweg  mit  der  einer  Teicb- 
muschel  vergleichen.  Es  handelt  sich 
hierbei  nach  Schinx  um  die  Samen  von 
Pentaklethra  macrophylla,  einer  im  trop- 
ischen Afrika  heimischen,  baumartigen 
Leguminose.  Diese  Samen  gelangen  in- 
folge ihres  Gehaltes  an  fettem  Oel  (bis 
46  pCt)  in  letzter  Zeit  häufiger  nach 
Europa.  (Diesen  Mitteilungen  möchte 
ich  aus  eigener  Erfahrung  hinzufügen, 
•daß  ich  mehrfach  Gelegenheit,  hatte, 
diese  sogenannten  falschen  Ealabar- 
bohnen  am  hiesigen  Markt  zu  beobach- 
ten. Die  äußere  Form  derselben  weicht 
aber  derartig  von  der  üblichen  nieren- 
fOrmigen  der  echten  Ealabarbohne  ab, 
daß  es  einem  einigermaßen  geübten 
Drogenkenner  nicht  schwer  f^t,  die 
Fälschung  sofort  wahrzunehmen.  Außer- 
dem enthalten  die  Samen  keine  Spur 
von  Alkaloid.    D.  Ref.) 


^)   Schweiz.    Woobeoschr.    für    Chem.    und 
Pharm.  1905,  Nr.  32. 


938 


Fabae  loaoo.  Ein  ausfiihrlicheB  Re- 
ferat in  der  Pharm.  Centralh.  46  [1906], 
785  behandelt  die  interessanten  Andri- 
sehen  Mitteilungen  aber  die  Einsamm- 
lung und  Zurichtung  der  Tonka- 
bohnen  im  tropischen  Amerika. 

Tolia  Buoeo.  Auf  fremdartige 
Buccoblätter,  deren  Stammpflanse 
damals  aber  noch  nicht  sichergestellt 
war^  wurde  bereits  im  Jahresbericht 
1904  (Pharm«  Centralh.  46  [1905],  145) 
aufmerksam  gemacht.  Sage^^)  hat  nun- 
mehr als  ^unmpflanze  dieser  neuen 
Dro^e  «Diosma  succulenta  Var.  Bergiana» 
ermittelt 

Die  neue  Sorte  Bucco-  oder  Buccu- 
blätter,  «Earoo  Buchu»,  besteht  aus 
3  bis  6  mm  langen,  1,75  mm  breiten 
iQderartigen  Blättchen,  die  zum  Unter- 
schied von  den  bisher  bekannten  Bucco- 
blättem  ganzrandigsind.  IhreForm 
ist  oval,  in  eine  scharfe,  schwach  zurfick- 
gebogene  Spitze  auslaufend;  das  Blatt 
ist  mit  Oeldrfisen  durchsetzt.  Mitteil- 
ungen der  Firma  Schimmel  dh  Co.'^^)  zu- 
folge dürfte  das  aus  der  neuen  Sorte 
gewonnene  ätherische  Oel  dem  aus 
Blättern  von  Barosma  betulina  Barth 
destillierten  gleichwertig  sein.  Das  betr. 
Oel  war  halbfest  und  von  kräftigem, 
pfefferminzähnlichem  Geruch ;  mit  E^en- 
chloridlOsung  gab  es  schwache  Rot- 
färbung. 

Folia  Coca.  Die  Methode  zur  Wert- 
bestimmung der  Eokablätter 
nach  Oreshoff  finden  wir  in  der  Pharm. 
Centralh.  46  [1905],  875.  Gleichzeitig 
werden  daselbst  interessante  Mitteilungen 
aber  den  Alkaloidgehalt  jungerund 
alter  Eokablätter  gemacht,  die  mit' 
früheren  diesbezfiglichen  Angaben  (vergL 
Pharm.  Centralh.  46  [1904],  947)  fiber- 
einstimmen. Bloemmthal^^)  zieht  die 
OrestioffBche  Methode  allen  anderen,  in 
letzter  Zeit  voigeschlagenen  (z.  B.  von 
KeUer,  Panchaud,  L4ger)  vor.  Dagegen 
hat  de  Jong^)  bei  der  Bestimmung  der 


^1)  Chemist  and  Dniggist  66  '^1904),  506  and 
717. 

*0  April-Bericht  1905,  8.  11. 

^0  Pharm.  Weekbl,  1905,  286. 

44)  Beo.  trav.  ohim.  des  Pays-Bas  1905,  34, 
307;  d.  Chem.-Ztg.  Rep.  1906,  396. 


Alkaioide  in  Eokablättem  mit  der  Keller- 
sehen  Methode  vorzügliche  Resultate  er- 
zielt tend  zwar  bei  folgender  Arbdts- 
weise:'  S5  g  getrocknete  und  gepulverte 
Blätter  werden  mit  10  ccm  Ammoniak 
und  300  ccm  eiskaltem  (auf  0^  ab- 
gekohlt)  Aether  in  gut  verschlossener 
Flasche  V2  Stunde  unter  Öfterem  Schüt- 
teln stehen  gelassen,  dann  werden  60 
ccm  Eiswasser  hinzugefügt,  das  Ganze 
nochmals  umgeschüttelt  und  durch  Watte 
filtriert.  100  ccm  der  filtrierten,  auf  0^ 
abgekühlten,  ätherischen  Lösung  schüt- 
telt man  im  Sch^detrichter  erst  mit  50, 
alsdann  mit  25  ccm  0,5proc.  Salzsäure 
aus,  wobei  auch  die  sich  büdende  Emul- 
sion mit  in  die  sauerwässerige  Lösung 
übernommen  "werden  muß.  Der  filtrierte 
sauerwässerige  Auszug  wird  durch  ein- 
maliges Ausschütteln  mit  Aetiier  ge- 
reinigt, dann  schwach  ammoniakalisch 
gemadit  und  nunmehr  nacheinander  mit 
50  und  36  ccm  Aether  ausgeschüttelt 
Von  den  vereinigten  ätherischen  Lös- 
ungen destilliert  man  den  Aether  ab  und 
trocknet  den  verbleibenden  Bückstand 
unter  öfterem  Einblasen  von  Luft  im 
Wasserbade  bis  zum  konstanten  Gewicht 
Auf  diese  Weise  werden  alle  in  den 
Eokablättem  enthaltenen  Alkaioide  mit 
Ausnahme  des  Benzoyleegonins  erhalten. 
(Es  empfiehlt  sich,  nach  dem  Wägen  den 
Bückstand  zur  Eontrolle  noch  ütri- 
metrisch  zu  bestimmen.  —  D.  Ref.) 

Folia  Jaborandi.  Beachtenswerte  An- 
gaben über  die  Jaborandiblätter  des 
englischen  Handels,  deren  Alkaloidgehalt 
und  dergl.,  die  aber  ebenso  gut  die  Ver- 
hältnisse am  deutschen  Markt  charakter- 
isieren, machten  Holmes  und  Umney; 
des  näheren  referiert  darüber  Pharm. 
Centralh.  46  [1905],  638  u.  670.  Dem 
in  diesen  VeröffenUichungen  zum  Aus- 
druck gebrachten  Wunsch,  man  möge 
bei  Aufnahme  in  Arzneibücher  die 
Blätter  von  Pilocarpus  microphyllns  in- 
folge ihres  hohen  Pilokarpingehaltes 
allen  anderen  Spezies  vorziehen,  ist  die 
neue  Pharmakopoe  der  Vereinigten  Staa- 
ten von  Nordamerika  bereits  nadige- 
kommen  (veigL  Pharm.  Centralh.  47 
[1906],  46). 

EineMethode  zur  Alkaloidbestimm- 


289 


VLTLg  in  Jaborandiblättern  fiüden 
ynr  in  Pharm.  Centralb.  46  [1905],  891. 

Folia  Patohouli.  Mit  d«r  Oeschichte 
and  Kultur  der  Patchonlipflanse 
befichSftigt  sich  ein  kflrzlidi  in  der  D.* 
Amer.  Apoth.-Ztg.^^)  erschienener  Artikel 
dee  Gtoneralkonsols  Skdmer  in  Marseille. 
Danach  ist  die  die  in  der  Parffimerie  ge- 
schätzten Patchonliblfttter  liefunde 
Pflanze  eine  Labiate,  Pogostemon  Pat- 
chonli,  welche  in  Indien  and  China 
heimisch  ist,  aber  anch  auf  Ceylon, 
Boorbon  nnd  in  Paraguay  erfolgreidi 
kultiviert  wird.  In  ihrem  ftnßeren  Ha- 
bitus Shnelt  die  Patchoulipflanze  unserem 
einheimischen  Salbei,  nur  mit  dem  Unter- 
schied, daß  ihre  Bl&tter  weniger  fleischig 
sind. 

Die  Kultur  der  Pflanze  wird  in  China 
und  auf  den  Malaischen  Insehi  schon 
seit  Jahrhunderten  betrieben ;  sie  erfor- 
dert leichten  Boden,  ebenes  Luid  oder 
schwach  ansteigendes  Hügelland.  Die 
Pflanzen  werden  w&hrend  der  Regen- 
periode in  Abstanden  von  ca.  18  Zoll 
umgepflanzt  und  zum  Schutz  mit  Blättern 
bedeckt  Nach  einem  halben  Jahre  findet 
das  erste  Beschneiden  statt,  wobei  man 
gewissermaßen  3  Emtequalitftten  unter- 
scheidet :  1)  Bl&tter,  2)  Bl&tter  mit  jun- 
gen Schößlingen  und  etwas  HoIzteUen, 
3)  große  Stengel. 

Patchoulibl&tter  von  Calcutta  und 
Bombay  sollen  in  der  Begel  76  pCt 
Stmgel  enthalten  und  bei  der  Verarbeit- 
ung auf  Essenz  durch  Destillation  mittels 
Wasserdampf  ein  weniger  wertvolles 
Produkt  ergeben  als  die  Bl&tter  der  auf 
dem  Malaisußhen  Archipel  wachsenden 
Pflanzen.  Die  Javapflanze  wiederum  ist 
von  ansehnlichem  Aeußeren,  aber  ärmer 
an  Aroma. 

Bekanntlich  wird  die  Destillation  der 
ßlfttter  auf  Oel  fast  ausschließlich  in 
Europa  betrieben.  Interessant  sind  noch 
der  geschichtliche  Hinweis,  daß  die  ersten 
Importe  Patchouliblätter  im  Jahre  1860 
nach  London  kamen,  und  die  merkwür- 
dige Veranlassung  dazu.  Um  genannte 
Zeit  wurden  nflmlich  echt  indische  Shawls 


4}  Barch  Pharm.  Ztg.  1905.  1031. 


ZU  sehr  hohen  Preisen  verkauft,  und  die 
E&uf  er  ließen  sich  beim  Kauf  durdi  den 
Geruch  der  Shawls  leiten;  diese  waren 
ntoilich  mit  Patchouli  parfflmiert. 
Französische  Fabrikanten  machten  sich 
diese  Eigenschaft  zunutze  und  impor- 
tierten nun  Patchonliblfttter  in  großer 
Menge,  um  mit  deren  Parf&m  ihre  eigene 
Ware  zu  versehen  und  diese  dann 
als  «echt  indische»  auf  den  Markt  zu 
bringen. 

FnietuB  Amomi  siehe  Pimeata. 

FruotuB  Capsioi.  Als  bestes  Extrak- 
tionsmittel fflr  Fructus  Capsici 
erklärt  Oerrard^^  90proc.  Alkohol. 
Oerrard  erhielt  aus  einem  Teil  Droge 
mit  10  Teilen  Lösungsmittel  durch  Per- 
kolation  26,4  pCt  Extrakt,  wShrend 
Aether,  Benzin,  Chloroform,  Petrolfither 
und  Schwefelkohlenstoff  durchschnittlich 
nur  etwa  17,6  pCt  Ehetrakt  ergaben. 
Im  Rflckstand  ließen  sich  infolgedessen 
noch  eine  Menge  wirksame  Bestandteile 
nachweisen,  £e  den  Präparaten  bei 
Anwendung  letztgenannter  Extraktions- 
mittel verloren  gehen. 

Anhaltspunkte  zur  Beurteil- 
ung eines  reinen,  einwandfreien  Papri- 
kas finden  wir  in  Pharm.  Centralh.  48 
[1906],  473  angegeben. 

Fructut  Cardamomi.  Sogen,  west- 
afrikanischen  Eardamomen  mit 
der  einheimischen  Bezeichnung  «Amo- 
mum  Eorarina  di  Pereira»  erwfihnt  die 
Fa.  Hr.  Haensel^'^).  Diese  neue  Amo- 
mumart  hat  Aehnlichkeit  mit  den  Früchten 
von  Amomum  angustifolium  Sonnerat, 
nur  mit  dem  Unterschied,  daß  ihre 
F^ttchte  weniger  langgestreckt  bimen- 
artige,  sondern  eine  mehr  kurze  dicke, 
nach  dem  Blattstid  zu  sich  verjüngende 
Form  besitzen.  Der  westafrikanische 
Eardamomen  lieferte  bei  der  Destillation 
1,72  pCt  &therisches  Od,  welches  nach 
Haensel  ein  feineres  Aroma  als  das  aus 
Kamerun-Eardamomen  gewonnene  er- 
kennen läßt. 

Schlegel^^  hat  bei  Prüfung  einwand- 


^)  Doroh  Ghemist  and  Dra»rist,  London. 

47)  Oktober-Bericht  der  Fa.  Bginrieh  Eaeruel, 
Fima. 

*^)  Bericht  der  Untersooh.-Anstalt  Nürnberg, 
Chem.-Ztg.  1905,  959. 


24a 


freier  Proben  von  Kardamom  auf  ihren  i 
Aschengehalt  Zahlen  erhalten,  welche 
von  den  in  den  cVereinbarungen»  an- 
gegebenen Grenzzahlen  (6  pCt  i^r  ganze 
Fruchie  und  10  pCt  ftkr  Samen) !  ab- 
wichen. 

Allem  Anschein  nach  ist  darauf  be- 
reits Bficksicht  genommen  worden ;  die 
neuerdings  fUr  die  €yereinbarungen> 
vorgeschlagenen  Grenzzahlen  sind  10 
und  14  pCt  (vergl.  Ref.  Pharm.  Centralh. 

46  [1905],  473). 

(Fortsetzung  folgt.) 

Neue  Arzneimittel, 

Antichlorotin  sind  angeblich  HaQmo- 
globinpillen  mit  Schwefel  und  Magneflia. 
Anwendung:  gegen  Bleiehsucht  Darsteller: 
L&wen-Apotheke  in  Görlitz. 

Antigonokokkeaserom  wird  von  Kanin- 
chen gewonnen^  denen  abgetötete  Gono- 
kokken-Eulturen  m  das  Bauchfell  geimpft 
worden  sind.  Anwendung:  bei  Tripper- 
rheumatismus. 

Antidyseaterie-Serum,  auch  Dysentexie- 
(Buhr)- Heilserum  genannt,  ist  bereits  iu 
Pharm.  Centralh.  47  [1906],  47  unter 
Kruse-Serum  erwähnt  Es  wird  beider 
durch  den  Badllus  Skiga-Krtise  erzeugten 
endemisdien  Dysenterie  (Ruhr)  als  Hautein- 
spritzung in  die  Bauohgegend  angewendet 
und  besitzt  keinen  Zusatz  eines  Antiseptikum. 
Gabe:  20  eom;  zur  Vorbeuge  5  ocm. 

Argeatum  jodatum  aascens  wird  nach 
Apotfa.-Ztg.  1906,  Nr.  16  gegen  gewisse 
Krankheiten  der  Hamwege  angewendet 
Empfohlen  wird  folgende  Formel:  2,2  g 
Silbemitrat,  2,2  g  Kaliumjodid,  50  ocm 
destilliertes  Wasser  und  Carrageenschleim  bis 
zu  100  ocm.  Zur  Bereitung  des  Letzteren 
werden  3  g  Oarrageen  mit  Wasser  abge- 
waschen, auf  dem  Wasserbade  15  Minuten 
lang  mit  100  ccm  Wasser  erhitzt,  durchge- 
seiht und  die  erkaltete  Kolatur  auf  100  ocm 
gebradit 

Belloform  ist  nach  AUgem.  med.  Zentral- 
Ztg.  1906,  158  ein  Kondensationsprodukt 
verschiedener,  hochsiedender,  kresolarmer 
Kohlenwasserstoffe  mit  Formaldehyd  m  Seifen- 
lösung. Es  ist  eine  kirschrote  Flüssigkeit 
von  nicht  unangenehmem,  aromatischem  Ge- 
ruch, in  dem  sich  der  des  Formaldehyd  nur 
sehr  gering  bemerkbar  macht     Es  löst  sich 


leicht  m  Wasser  iind  Alkohol.  Die  sehwachen, 
wSsserigen  Lösungen  sind  durchsichtig  und 
gelb  opalisierend,  die  stärkeren  undurch- 
sichtig, besonders  bei  Verwendung  von  stark 
kalkhaltigem  Wasser.  Es  übt  selbst  in  kon- 
zentriertem Zustande  auf  die  Haut  keine 
reizende  oäer  ätzende  Wirkung  aus,  in 
wässerigen  Lösungen '  macht  es  die  Haut 
nur  weich,  nidit  aber  schlüpfrig  und'  glatt 
Wochenliemg  fortgesetzte  tägliche  Waschungen 
der  Hände  mit  2-  bis  3  proc.  wässerigor 
Lösung  greifen  dieselben  in  keiner  Weise 
an.  In  seiner  Wirkung  steht  es  dein  Greolin 
und  Lysoform  nicht  nach,  andi  ist  dieselbe 
wenig  giftig. 

Chininum  arrheaalicum  ist  Ghinin-Hono- 
methylarsinat  Es  bildet  nach  Südd.  Apoth.- 
Ztg.  1906,  153  farblose,  sehr  bitter 
schmeckende  Kristalle,  die  bei  139  bis  14 1<^ 
schmelzen  und  sich  in  kahem  Wasser  sehr 
schwer,  leichter  in  heißem  lösen.  Tages- 
gabe :  0,6  bis  0,8  g.  Es  gibt  noch  ein 
saures  Ghinin-Arrhenala^  das  bei  151  bis 
154^  schmilzt  und  etwas  Idditer  m  Wasser 
löslich  ist 

Suehininum  salicylicum  ist  salicylsaurer 
Chinmcarbonsäureätfaylester.  Es  ist  mn  ge- 
schmackloses, in  Wasser  fast  unlöelidies 
Pnlver  vom  Schmelzpunkt  195^.  Der 
Euchmmgehalt  beträgt  74,15  pCt  Anwend- 
ung: statt  Chininsalicylat  fod  Kindern. 

Fer  du  Dr. .  Babuteau  ist  Eisenproto- 
chlorür.  Darsteller:  F.  Comar  et  Füs 
et  Oie,  in  Paris. 

Fluoroformol,  auch  Fiuoryl  genannt, 
ist  eine  2,8  proc  Lösung  von  Flu(Hrofonn 
(Triflnormethan).  Anwendung:  als  Antisep- 
tikum bei  Fhthisis  und  Lungenentzündung. 
Gabe:  15  com. 

Oaultherine  ist  natOrHches  Natrium- 
Methylsalicylat  Es  ist  ein  blafirotes  Pulver, 
das  sich  schwer  m  Wasser,  leidit  in  Alko- 
hol löst  Anwendung:  als  Antiseptikum  und 
Antifermentativum.     Oabe:   0,3   bis  0,6  g. 

Iroa-ToAol  enthält  EisenglycerophoqBhat. 

Lichenoids  sind  Pastillen,  die  ans  vom 
Cetrarin  befreitem  Isländisch  Moos  bereitet 
smd. 

Yesipyxia  (Fhaim.  Centralh.  47  [1906], 
130).  Darsteller:  Ohemisohe  Werke  12ßt%^- 
stieg^  G.  m.  b.  H.  in  Hamburg,  Eherne 
Johannisstraße  4.  H.  Menixel. 


241 


■  ahrunosmittel-Ohemie. 


Ueber  den  Nachweis  und  die 
Bestimmung  der  Saücylsäure 

in  NahnmgB-  und  Genußmitteln  hat  Dr.  Ed, 
Späth  m  der  SfiddentBeh.  Apoth.-Ztg.  1 906, 
Nr.  1  bis  3,  ein  kritischefi  Sammelreferat 
ver^tffentliebt  und  anf  gmnd  eigener  Yer« 
sndie  folgende  Sehlaßsfttze  aufgestellt: 

1.  Zar  Isolierung  der  Salicylsäaie  aus  Nahr- 
ungs-  und  Genußmitteln,  aus  Harn  muß  eine 
Isolierungkflüssigkeit  gewählt  werden,  «die  lern 
Wasser  und  infolgedessen  keine  die  läsenchlorid- 
reaktion  störende  Stoffe  (Säuren,  (Gerbstoffe) 
aufnimmt  Die  Eisenobloridreaktion  ist  für  den 
qualitativen.  Nachweis  als  der  sicbersten  und 
schönsten,  sowie  auch  empfindlichsten  Reaktion 
der  erste  Platz  einzuräumen. 

2.  Als  Isolierungsflüssigkeit,  die  alle  die  ge- 
wünschten Vorteile  bietet,  eignet  sich  eine  Misch- 
uog  von  3  Teilen  Petroläther  (leiohtsiedender) 
und  von  2  Teilen  Chloroform. 

3.  Das  Isolieren  der  Salicylsäure  kann  in  den 
meisten  Fällen  durcb  Ausftohütteln  der  betreffen- 
den zn  prüfenden  Flüssigkeiten  mit  der  Misch- 
ung erfolgen;  in  allen  Fällen,  wo  man  eine 
Emulsionbildung  erwarten  kann,  bei  Eontioll- 
analysen,  verfährt  man  in  der  angegebenen 
Weise. 

4.  Als  sichere  quantitative  Bestimmungs- 
methode kann  die  von  Fresenius  und  Orünhut 
modifizierte  i^r^er'sche  Methode  der  Salicyl- 
säurebestimmung  empfohlen  wenden. 

Man  sdittttelt  am  zweckmäßigsten  50  bis 
100  g  des  zn  prüfenden  Materiales  nach  dem 
Ansänem  direkt  oder  nach  zweckentsprechen- 
der yorbereitnng  mit  ungefähr  der  doppelten 
Menge  der  Petrolätfaer-Chloroformmisehnng 
anSy  trennt  die  Flfiarigkeiten^  wiederholt  die 
•  Anasehttttelnng  nnd  vereinigt  die  durch  das 
gldche  Filter  filtrierten  Petroläther-Chloro- 
f  onnlOsnngen,  wobei  man  noch  zuletzt  das 
FOter  mit  der  AnasohüttelnngsOfissigkeit  an»- 
wSaeht;  man  bringt  das  Filtrat  anf  ein  be- 
atimmtes  Votlnmen,  oder  wenn  man  größere 
Mengen  eifaalten  haben  sollte^  destilliert  man 
einen  Tdl  des  Lösungsmittels  im  Wasser- 
bade —  nieht  über  70^  erhitzen  —  ab, 
verwendet  etwa  20  ocm  der  Lösung  zur 
qualitativen  Prüfung  auf  Sallcjlsänre  und 
bei  Anwesenheit  derselben  den  Rest  für  die 
quantitative  Bestimmung  anf  titrimetri- 
sehem  Wege.  Man  schüttelt  mit  alkalischem 
Wasser  die  Salicylsäure  aus  und  verfährt 
folgendermaßen:  Die  erforderliche  Menge 
der  Broms  alzlösnng  (siehe  unten),  deren 
Wlrknngswert  dadurch  erreicht  wird,  daß 
man    eine   bestimmte  Menge  mit  Salzsäure 


und  Jodkalium  versetzt  und  das  ausge- 
schiedene Jod  mit  Thiosulfatiösung  titnert, 
verdünnt  man  mit  300  ecm  Wasser  und 
zersetzt  sie  mit  30  ocm  verdünnter  Salz- 
säure (1,1  spez.  Gew.)*  In  diese  Mischung 
läßt  man  unter  Umrühren  die  etwa  Iproc. 
Salioylsäurelöenng  emfließen,  wobei  sich  so- 
fort em  weifier  Niedersehlag  bildet  Unter 
zeitweiligem  Umrühren  läßt  man  etwa  5 
Minuten  stehen,  fügt  dann  30  bis  40  com 
lOproc  JodkaUumlösung  hinzu  und  titriert 
das  ausgeschiedene  Jod  mit  yiQ-'SormBl' 
Thiosulfatiösung  (1  oem  =  0,00199111  g 
Sali<7lsänre).  Hierbei  ist  zu  beachten,  daß 
man  die  Stärkelösnng  erst  dann  zusetzen 
darf,  wenn  die  Flüssigk^  bereits  nahezu 
entfärbt  ist,  da  sonst  Jodstärke  durch  Ad- 
sorption auf  der  Oberfläche  des  flookigen 
Tribromphenohiiederschlags  verdichtet  wird 
nnd  sich  der  Titrienmg  entzieht 

Das  Verfahren  beruht  auf  folgenden 
Grundlagen.  Bringt  man  Salicybäurelösung 
nnd  Bromwasser  zusammen,  so  bildet  sich 
unter  Emwukung  überschüssigen  Broms  zu- 
nächst Tribromphenolbrom  m  Form  emes 
gelbüdi weißen  Niederschlages: 

CßH^OHCOOH  +  8Br 
=  GßHBrsOBr  +  4HBr  +  COg. 

Fügt  man  nun  Jodkaliumlösung  hmzu,  so 
setzt  nicht  nur  das  überschüssige  Brom  die 
äquivalente  Menge  Jod  in  Freiheit,  sondern 
es  wirkt  auch  das  Tribromphenolbrom  auf 
Jodkalium  ein: 

CeHBrg  .  OBr  +  2KJ 
=  CeHBrgOK  +  KBr  +  2J. 

Von  den  ursprünglich  v^brauchten  8 
Atomen  Brom  sind  also  2  regeneriert  worden,  ^ 
bezw.  wurde  die  ihnen  entsprechende  Menge 
Jod  nachträglich  in  Freiheit  gesetzt  Bei  der 
Berechnung  der  Analyse  hat  man  also  nur 
6  wirksame  Atome  Brom  einzusetzen« 

Für  das  Gelmgen  der  Bestimmung  ist 
nach  Freyer  ein  Bromüberschuß  von  80 
bis  100  pCt  nötig.  Statt  Brom wasser  ver- 
wendet man  zweckmäßig  eine  viel  beständigere 
BromBalzlÖ8ung(l,7  gEaliumbromatund 
6  g  Kaliumbromid  im  Liter),  aus  welcher  dann 
durch  Salzsäurezusatz  Brom  frei  gemacht  wkd : 

KBrOs  +  öKBr  +  6HC1 
=  6Br  +  6KC1  +  SHgO. 


342 


Mit  stärkerer  BromealBiöBa^g  (2  g  +  10  g 
ia  1  h)  and  größeren  SabBtanzmeDgen  et- 
zielten  Fresenius  und  Orünhut  ebenfaÜB 
gate  EeenUate.  (Veigl.  Phann*  Gentnüh. 
^  [1899],  444^ 

Die  qualitative  Prfifnng  anf >  Salieylr 
sfture  führt  Späth  in  folgender  Wem  ans: 
«Die  Petrolftther-Ghlorofonnl06nng(3:  /)wird 
nach  dem  Ablaasen  der  an  prüfenden  Flflsaig- 
keit  dnrob  ein  klanee  Fliterehen  filtriert^  die 
AnsBehftttelang  wird  wiederholt  und  £e 
zweite  PetroUtherOhlorcrformlOeiing  mit  der 
ersten  vereinigt  Dureh  das  Filtrieren  werden 
Belbet  die  geringsten  hängengebliebenen 
FeuehtigkeitBmengen  entfernt;  dasFUtsrohen 
wird  noeh  mit  der  fachen  Hisohung  nadi- 
gewaschen  und  das  Flltrat,  ohne  daß  man 
das  Lösungsmittel  vorläufig  etwa  verdampft 
oder  abdestillierty  wie  folgt  auf  Salicylsänre 
g^rüft:  Von  den  auf  ein  bestimmtes 
Volumen  —  wenn  noeh  die  quantitative 
Bestimmung  der  etwa  vorhandenen  Salioyl- 
säure  vorgenommen  werden  soll  —  ge- 
brachten Ausschüttelungsflfissigkeiten  pipet- 
tiert man  20  ccm  in  ein  größeres  Beagens- 
glaSy  £^bt  1  bis  2  Tropfen  verdünnter 
Eisenehloridlösnng  oder  einer  verdünnten 
Eisenalaunlösung  (1 :  100)  und  2  bis  3  ccm 
Wasser  hinzu  und  sdiüttelt  nun  das  Reagens- 
glas tüchtig  um;  wenn  Salicylsänre  selbst 
nur  in  Spuren  voriianden  ist,  dann  setzt 
sieh  cBe  wässerige  Schicht  mit  der  charakter- 
istischen sdiönen  violetten  Färbung  ab.» 

P.  S, 

Ueber  die  Konservierung  des 
Kaffee  mit  Harzen 

macht  L.  Oraf  ^Chem.-Ztg.  1905,  1312) 
folgende  Mitteilungen.  Die  ersten  Versuche 
mH  diesem  Verfahren  wurden  in  den  neun- 
ziger Jahren  gemacht  und  zwar  wurde  haupt- 
sächlich Schellack  dazu  verwendet  Es  ei^ 
hoben  sich  schon  damals  sehr  viele  Stimmen 
in  der  Presse  dagegen,  während  die  Gla- 
suren mit  um  so  größerer  Reklame  ange- 
priesen  wurden.  Man  erhitzte  den  Schellack 
auf  bestimmte  Temperaturen,  um  die  Geruchs- 
Btoffe  zu  entfernen,  oder  man  parfümierte 
ilm.  Auch  Miscliungen  von  Schellack  mit 
Gelatine,  Gummi  und  Eiweiß  wurden  em- 
pfohlen. Trotzdem  kam  man  sehr  bald  zu 
der  üeberzeugung,  daß  der  glasierte  Kaffee 
einen    eigentümlichen   Geschmack   annimmt 


Bd  geringwertigem  Kaffee  ist  dieser  natfir- 

lidi   wem'ger    bemerkbar,    während   er   bei 

feinen    Qualitätssorten    desto    empfmdlicher 

hervortritt     Dagegen   wurde   bemerkt,  daß 

durch    die  Harzglasur   gewisse    Schönhetts- 

fehler   des   Kaffee,    ungleichmäßige    Farbe 

nach  dem  Brennen  und  dergl.,  verdeekt,  so- 

daß  die  Auslese  geringer  wird,  und  so  das 

Glasieren   Vortdt   bringt.     In   neuerer  Zeit 

wird  (statt   der    «feinen  Harze»,   die  nach 

den  Vereinbarungen   als  zur  Konservierung 

zulässig  anzusehen   sind,  audi  gewöhnliches 

Kolophonium  verwendet,  ein  Mißbrauch, 

der  abgesehen  von   dem  Bedenklichen  des 

ganzen  Verfahren  streng  zu   verfolgen  ist 

-Ä«. 

Xeues    BahmfettbestimmuBgs  -  YerflüireB. 

Nach*  monatdangen  Veisnohen  können  wir  nun 
unser  neues  Verfahren  zur  Rahmf ettbestimmusg 
ab  vollständig  ausgearbeitet  betrachten.  Das- 
selbe zeichnet  sich  besonders  durch  bequeme 
Handhabung,  Kürze  und  Genauigkeit  ans.  Letz- 
terei wirdf  unter  anderem  durch  die  Verwendung 
neu  konstruierter  besonders  geeigneter  Buty- 
rometer  erzielt  Der  FettgdSialt  wird  direkt 
abgelesen,  man  bedarf  nicdit  der  umständlioheo 
und  zeitraubenden  Verwendung  von  Tabellen. 
Wir  werden  jedoch  nicht  eher  mit  diesem  Ver- 
fahren an  die  Oe£fentliohkeit  treten,  sds  bis  uns 
durch  Gutachten  von  autoritativer  Seite  ersteres 
als  zuverlässig  bestätigt  worden  ist  Dies  dürfte 
voraussiohtiich  in  Kürze  der  Fall  sein. 

Mitteilung  aus  dem  Laboratorium  Dr.  N.  0er* 
ber'a  Co.  m.  b.  H.  Leipzig,  von  Dr.  Wetuüer. 


Beri  Hartweizen  wird  nach  F,  A.  Norton 
^Ghem.-Zt^.  1905,  Rep.  266)  in  den  Vereinigten 
Staaten  vielfach  angebaut,  wo  sein  an  sich 
sohon  höherer  Proteingehidt  unter  den  dortigen 
Klima-  und  Bodenverhältnissen  noch  zunimmt. 
Die  aus  ihm  hergestellten -Produkte  zeigen  in- 
folge des  Vorhandenseins  eines  gelben  Farbstoffes 
eine  stärkere  Färbung  als*die^Produkte  des  ge- 
wöhnlichen Weizens.  Der  fehlende  Pflanzenleim 
wird  durch  den  besonders  hohen  Gluteogehalt 
ersetzt.  Gute  Sorten  des  Hartweizens  sind* zur 
Herstellung  von  Brot,  Makkaroni  u.  deigl.  her- 
voi  ragend  geeignet.  — he. 


Das  Sehwarzwerden  der  ITf  eine  ist  nach 
der  Deutsch.  Wein-Ztg.  1906,^[179,  schon  im 
Voraus  festzustellen,  wenn'man  die  Weinpröbe 
1  bis  2  Tage  in  offenem  Glase  stehen  läßt; 
Wein  mit  der  Neigung  zum  Schwarzwerden 
ändert  hierbei  seine  Farbe.  Tritt  bei  gekauftem 
Wein  das  Schwarzwerden  ein,  so  ist  nach  einem 
Urteile  des  Kölner  Oberiandesgerichts  (23./il.  05) 
der  Käufer  nicht  verpflichtet,  den;;  Wein  zu 
nehmen.  P.  S, 


248 


Therapeutisoh»  Mitteilunoon. 


Ueber  Stsrptol  bei  Oebärmutter- 

blutungen 

berichtet  V.  Meyer  in  Neapel  (AUg.  med. 
Centnü-Ztg.,  1904,  Nr.  49).  Das  Stryptol 
(phthataauree  Cotamln),  welebes  von  Knoll 
dk  Co.  in  Lndwigshafen  a.  Rh.  hergestellt 
wird  nnd  von  der  ^ö^rscben  Klinik  ein- 
geführt wurde,  hat  nach  Meyer  vor  dem 
Styptiein  den  Vorzug,  daß  es  2  blutstillende 
Komponenten  besitzt,  da  die  Phthals&nre 
selbst  andi  bhitstillend  wirkt.  (Styptiom  ist 
bekanntlidi  salzaaures  Cotamin.)  Das  Styp- 
tol  erfflllte  alle  Ansprüche,  die  man  billiger- 
wdse  an  dn  uterines  Hämostatikum  stellen 
kann,  und  dabei  hat  es  gleiehzeitig  eine 
deutliche  beruhigende  Wirkung.  Es  wirkt 
bereits  in  kleinerer  Gabe  als  Stypticm  und 
ist  billiger  als  dieses.  Man  gibt  täglich  3 
bis  5  Tabletten  zu  je  0,05  g. 

Weißbart  (Die  Heilkunde,  1904,  Nr.  10), 
welcher  seine  Erfahrungen  mit  Styptiein  be- 
reits früher  mitgeteilt  hat,  vergleicht  nun- 
mehr die  Wirkung  dieses  Mittels  mit  dem 
Styptol.  Er  kommt  zu  folgenden  Schlüssen: 
Auf  Gebärmutterblutungen  in  den  Wechsel- 
jahren wirkt  Styptol  vortrefflich  und  ver- 
sagt nie.  In  Fällen  von  sogenannten  re- 
flektorisdien  Gebärmutterblutungen  in  folge 
von  Gesehwülsten  in  der  Gebärmuttermus- 
kulatur,  femer  bei  Schwangerschaftsblutungen 
und  nach  Auskratzungen  des  Gebärmutter- 
Inneren  waren  die  Erfolge  ausgezeichnet 
Wehen  traten  niemals  auf.  Die  am  meisten 
interessierende  Frage,  ob  Styptol  besser 
wiikt  als  Styptiem,  entBcheidet  Weißbari 
kurz  dahin,  daß  im  allgemeinen  beide  Mittel 
gleidi  gut  wirken,  nur  bei  Blutungen  ohne 
örtlichen,  anatomischen  Befund,  wo  Styptidn 
meistens  versagte,  scheint  Styptol  dem  Styp- 
tidn überlegen  zu  sein. 

Berg  (Centralbl.  f.  d.  Krankh.  d.  Harn- 
u.  Sexualorgane,  1905,  Nr.  I)  hat  das 
Styptol  auch  in  der  Urologie  versucht. 
Blutungen  im  Bereich  der  Hamorgane  er- 
schweren ja  die  Diagnose  mit  dem  Blasen- 
spiegel außerordentlich.  Auch  ist  die  durch 
die  Blutung  hervorgerufene  Schwächung  des 
Organismus  nicht  gleichgültig:  es  kann  zu 
einer  förmlichen  Verblutung  des  Patienten 
kommen,  wenigtens  bei  Blutern.     Hier  ver- 


mag ein  inneres  unschädliches  Blutstillungs- 
mittel, das  ohne  zu  reizen  auf  das  Gefäß- 
zentrum wirkt,  den  Blutkreislauf  verlangsamt 
und  dadurch  Gerinnung  hervorruft,  wertvolle 
Dienste  zu  leisten.  Audi  die  Reizerscheinungen 
der  Blase  klingen  nach  Styptoldarreichung 
erheblich  früher  ab. 

In  der  Zahnheilkunde  findet  das  Styptol 
ebenfalls  neuerdings  Verwendung.  Bohr- 
bach  (Zahnärztl.  Reform  1905,  Nr.  2) 
wandte  dasselbe  bei  einer  schwer  stillbaren 
Blutung  sowohl  in  Form  von  30proc 
Styptol-Watte  wie  auch  als  loses  Pulver 
an  und  war  von  der  schnellen  und  sicheren 
Wirkung  des  Präparates  sehr  befriedigt. 


Ein  kombiniertes  harn- 
treibendes Mittel, 

das  bloß  die  Nierenepithelien  razt,  ist  immer- 
hin beachtenswert,  denn  das  einstmals  so  oft 
und  gern  als  Diuretikum  angewendete  Koffein 
hatte  den  Nachteil,  daß  es  neben  seiner 
Ortlich  nierenepithelanregenden  Wirkung  auch 
noch  die  recht  störende  Nebenwirkung  hatte, 
vom  Zentralnervensystem  blutgefäß verengernd 
zu  wirken;  um  diese  unerwflnschte  Neben- 
wirkung auszuschalten,  wurde  bisher  immer 
(von  Sehmiedeberg,  Curschmarm)  der 
Koffelnlösung  Kognak  als  ein  die  Gefäße 
weit  eriialtendes  Mittel  mit  beigegeben. 

Julius  Zajacxkowski  wendete  nun  dem 
Diuretin  wieder  sein  Interesse  zu,  welches 
bekanntlich  von  Knoll  <&  Co,  in  Ludwigs- 
hafen dargestellt  wird  und  schon  lange  ein- 
geftlhrt  ist.  Zajacxkowski  aber  kombinierte 
in  seiner  Vorschrift  das  Diuretin  mit  reinem 
Harnstoff  und  zwar:  Diuretin  und  Urea  pura 
je  0,5  g  pro  dosi ;  4,  6  bis  8  Pulver  inner- 
halb 24  Stunden  zu  nehmen. 

Er  empfiehlt  nach  dem  Vorbild  von 
Koritschoner,  das  Mittel  erst  3  Stunden 
nach  dem  Essen  zu  geben,  damit  nicht  die 
Salzsäure  des  Magensaftes  die  Salicylsäure 
des  Diuretin  frei  madit  Mit  obiger  Kom- 
bination erreichte  Verfasser  nach  dreitägiger 
Darreichung  eine  Steigerung  der  Hammenge 
fast  um  das  dreifache,  bricht  nicht  bloß  bei 
Aorten-  und  Mitralklappenfehlern,  sondern 
auch   bei  der  sonst  so  träge  auf  Diuretika 


244 


reagierenden  LebensohnimpfuDg  mit  freiem 
Erguß  in  die  Bauchhöhle,  und  zwar  wurde 
in  5  Fftllen  diese  Transsudat-FlUsBigkeit  ab- 
gelassen und  danach  die  Nierenültigkeit 
durch  obige  Pulvermisehung  in  Anregung 
erhalten,  so  daß  durch  den  Harn  weitere 
FIflssigkeit  reichlich  ausgeschieden  wurde. 
Wien,  med  Presse,  A.  Rn. 


Bromlecithin 

kommt  der  heutigen  Tages  seit  Danilewsky 
immermehr  anerkannten  Lecithin-Anwendung 
zur  Hilfe,  mdem  es  vom  Magen  leicht  ver- 
tragen wird. 

Das  Bromledthin  wurde  auf  Anregung 
von  P.  Ehrlieh  in  Frankfurt  a.  M.  durch 
P.  Bergeil  in  Berlin  dargestellt  und  wird 
in  fabrikmäßig  angefertigten,  mit  Kakao 
dragierten  Pillen  mit  einem  Gehalt  von 
0,1  g  Bromlecithin  (20proc.)  von  der 
Aktien' Oesellschaft  für  Anilin^ Fabrika- 
tion in  Berlin  in  den  Handel  gebracht. 

Serono  sah  mit  einem  eignen  Ledthin- 
präparate  bei  Einspritzung  unter  die  Haut 
den  Blutbefund  bei  sekundärer  Blutarmut 
bald  gebessert,  und  von  diesen  systematischen 
Versuchen  leitet  sich  die  praktische  Bedeut- 
ung des  Lecithin  ab.  In  der  obigen  Kom- 
bination gab  das  Lecithin  zur  Prüfung  nur 
bei  der  innerlidien  Darreichung  Veranlass- 
ung, und  es  ergab  sich  nach  den  Ver- 
suchen von  Braunstein,  Eölpin  und  Walter 
Wolffy  daß  bei  sekundären  Anämien  das 
Bromlecithin  vermöge  semes  LedtLingehaltes 
innerlich  genommen  schnell  und  fördernd 
auf  die  Blutbildung  einwirkt,  und  daß  es 
somit  ein  einfaches  und  günstiges  Anreg- 
ungs-  und  Blutbildungsmittel  in  der  Rekon- 
valescenz  ist 


Ther,  d,  Qegenw,  J90ö,  156. 


Ä.  Rn. 


Die  hautreizende  Wirkung   der 

Meerzwiebel 

konnte  Erich  Hoffmann  in  Berlin  bei 
2  Frauen  feststellen,  die  mit  Blättern  oder 
der  Knolle  der  Meerzwiebel  in  Berührung 
gekommen  waren ;  es  zeigte  sich  eine  dgen- 
artige  bläschenförmige  Hautentzündung;  die- 
selbe war  ausgezeichnet  durch  mehr  oder 
weniger  heftiges  Brennen  und  Jucken,  durch 
eine   mal' ige  SchweUung  und  geringe  Röte 


der  von  der  Pflanze  direkt  getroffenen  Baut 
und  durch  das  nach  12  bis  24  Stunden 
beginnende  Aufsdüeßen  stecknadelknopf-  bis 
hanfkomgroSer  praller  Bläschen,  die  eine 
feste  glatte  Decke  und  einen  vöDIg  klaren 
Inhalt  besaßen.  Unter  schonender  Behand- 
lung gingen  Rötung  und  Schwellung  der 
Haut  in  wenigen  Tagen  zurück,  die  Bläs- 
chen begannen  vom  dritten  bis  vierten  Tage 
an  einzutrodcnen  und  nach  einer  geringen 
Abschilferung  war  die  Erkrankung  in  10 
bis  14  Tagen  beseitigt  Bisher  wurden 
mehrfach  für  die  hautreizende  Wirkung  der 
Meerzwiebel  die  zahlreich  in  ihr  enthaltenen 
Kalkoxalatnadeln  (Raphiden)  verantwortlich 
gemacht.  Nach  den  Versudien  Lewih'B 
sowie  nach  den  Experimenten  und  Beob- 
achtungen des  Verf.  haben  jedoch  diese  Ra- 
phiden an  der  Oiftwirkung  sidierlich  keinen 
nennenswerten  Anteil.  Vielleicht  Ist  es  ein 
flüchtiger  oder  leicht  zersetzUcher  Stoff, 
etwa  ein  ätherisches  Oel.  A  Rn, 

Dermatohg.  Ztsehr.  19  b,  Nr   6 

Zur  Behandlung  von  Lepra 

werden  nach  Laffay  und  Ruelle  (Ann.  de 
th^rap.  dermatoL  et  syphiligraph.  1905, 
Bd.  V,  Nr.  22)  in  Mossi  (französ.  Sudan) 
fünf  Pflanzen  als  Aufguß  und  Salbe  an- 
gewendet und  zwar  von  einer  Schlingpflanze 
Djiba  (Salacia  senegalensis)  die  Zweige 
und  Wurzeln,  ebenso  von  den  krautartigen 
Pflanzen  Stylosanthes  Ouineensis 
sowie  Oouru-Eidikher,  einer  Vemo- 
macee,  die  Früdite  und  Wurzel  einer  kleinen 
Staude  Boso-Jua  (Acanthaoea)  nebst 
einigen  Stücken  der  Schmarotzerpflanze 
Q  u  e  1 1  a  b  a  (Bauhinia  reticulata).  Der  Auf- 
guß wird  innerlich  und  äußerlidi  verwendet, 
die  Salbe  abends  und  morgens  aufgetragen, 
nadidem  die  erkrankten  Stellen  mit  den  ge- 
trockneten und  hart  gewordenen  Früchten 
von  Boso-Jua  bis  zum  Austreten  von  Blut 
gerieben  worden  sind.  Bei  Männern  dauert 
die  Kur  33,  bm  FVauen  44  Tftge.  — /»— . 

Zur  gleichzeitigen  EtnsprltzuDg  von  Kam- 
ipher  und  KoffeYn  mischt  A.  Ciaret  iChem.- 
Ztg.  1905,  Bep.  398)  eioe  wässerige  Lösung  von 
EoffeiDDatriamsalicylat  mit  alkoholischerKampher- 
lösaog  durch  Zusatz  von  Glycerin.  Bisher  mußten 
beide  Mittel  getrennt  eingespritzt  werden,  da  die 
Lösnogsmittel  des  einen  sich  nicht  für  das  andere 


ripnrtcn. 


he. 


245 


BOohepsohau. 


wichtigsten  Faserstoffe  der  europä- 
ischen Industrie,  Anleitung  zur  Er- 
kennung und  ünterseheidung.  Von 
Franx  Zetxsche,  gepr.  Nahrungsmittel- 
diemikery  Aasistenten  an  der  Teehnisehen 
PrflfungssteUe  der  Königl.  Säehs.  Zoll- 
und  Steuerdirektion.  Zweite  ver- 
mehrte Auflage.  Mit  Textabbildungen^ 
einer  ünterscheidungstabelle  und  12 
mikrophotographischen  Tafeln.  K(^tz8chen- 
broda  und  Leipzig  1905,  H.  F.  Adolf 
Thahvitxer, 

Naoh  kaum  6  Mouateo  seit  Erscheinen  der 
ersten  Auflage  ist  bereits  die  zweite  gefolgt,  gewifi 
ein  Zeichen  von  der  Brauchbarkeit  des  vorliegen- 
den Buches,  welches  auch  außerhalb  Deutech- 
lands  wohlwollende  Aufnahme  gefanden  hat. 
Indem  auf  die  Besprechung  der  ersten  Auflage 
(Pharm.  Gentralb.  46  [1905],  21)  verwiesen 
wird,  soll  hier  nicht  unerwähnt  bleiben,  daß  ein 
Abschnitt  aber  den  Bau  und  die  Behandlung 
des  Mikroekopes  und  über  die  Ausführung  der 
Untersuchung  sowie  eine  recht  brauchbare  und 
handliche  tabellarische  Üebersicht  der  Unter- 
scheidungsmerkmale der  Fasern  neu  eingefügt 
wurden,  und  daß  auch  sonst  noch  einige  kleinere 
ZuflStse  gemacht  imd  zwei  Photogramme  in 
besserer  Ausführung  erneuert  worden  sind. 

P,  Süß, 


Wirkungsweise  der  Vertreter  der  Puringruppe, 
der  Alkaloide  und  der  Lokalanästhetika.  Aller- 
dings darf  nicht  verschwiegen  werden,  daß 
mancher  stylistische  Fehler  nicht  beseitigt  ist, 
was  hier  und  da  recht  störend  wirkt.    «7.  KaU. 


Die  Verwendung  von  Chemikalien  als 
Heilmittel  von  Dozent  Dr.  Paul  Cohn, 
Stuttgart  1906,  Verlag  von  Ferdinand 
Enke.     Preis:  2  M.  40  Pf. 

Der  Verfasser  hat  sich  zum  Ziele  gesteckt, 
bei  den  Lesern  das  Verständnis  für  die  Zeit- 
fragen  in  der  Fabrikation  von  Chemikalien  zu 
HeUzwecken  zu  erwecken  und  da  bei  denjenigen, 
welche  zwar  Interesse  für  dieses  Gebiet,  aber 
nicht  viel  Zeit  übrig  haben,  eine  befriedigende 
üebersicht  hierüber  zu  bieten.  Dementsprechend 
gibt  er  bei  der  Besprechung  der  einzelnen 
Stoffe  einen  ganz  kurzen  historischen  Rückblick 
auf  ihre  älteste  Anwendung  und  sodann  einen 
üeberblick  über  die  Erforschung  der  Zusammen- 
setzung sowie  über  die  gebräuchlichsten  An- 
weodunfflformen  und  Anwendungsweisen  und 
über  die  Wirkungsweise  auf  den  mensch- 
lichen Körper.  Hier  und  da  werden  auch  An- 
gkben  gemacht  über  die  Darstellung  einiger  als 
eilmittel  benutzter  Chemikalien,  doch  scheint 
die  Auswahl  hier  etwas  willkürlich  zu  sein. 

Auf  Vollständigkeit  kann  natürlich  die  etwa 
90  Seiten  lange  Abhandlung  keinen  Anspruch 
machen   und  tut  dies  ja  auch  nicht.    Im  all- 

femeinen  ist  sie  aber  anregend  geschrieben  und 
ÜTlte  auch  dem  Apotheker  manches  Interessante 
bieten,   so   namentlich  die  Abschnitte  über  die 


Pharmazeutischer  Kalender  1906.  Heraus- 
gegeben von  O,  Arends,  In  zwei 
Teilen.  35.  Jahrgang.  Verlag  von  Julius 

Springer  in  Berlin. 
Dieser  beliebte  Begleiter  des  Apothekers 
im  Laboratorium  und  am  Roceptiertisch  ist  in 
diesem  Jahre  durch  einige  Neuerungen  noch 
praktischer  gestaltet  worden.  Die  Zusammenstell- 
ung der  neuen  Arzneimittel  u.  Spezialitäten  des  ver- 
gangenen Jahres  ist  ganz  neu  bearbeitet.  Femer 
sind  die  Listen  über  Gegengifte,  Aufbewahrung 
der  Arzneimittel  usw.  sehr  erweitert  worden. 
Die  Methoden  zur  Untersuchung  der  Nahrungs- 
mittel sind  ebenfalls  dem  neuesten  Stande  der 
Wissenschaft  entsprechend  verbessert  worden. 
Die  Gesetzsammlung  ist  von  Herrn  E,  ürban 
bearbeitet;  neu  aufgenommen  ist  hier  eine  wert- 
volle Statistik  über  die  Apothekenvermehrung 
in  Preußen  seit  Einführung  der  Personalkon- 
zession; sehr  dankbar  würden  die  Apotheker  in 
den  anderen  Bundesstaaten  sein,  wenn  diese 
Statistik  auch  auf  ihre  Bezirke  ausgedehnt 
würde.  Kin  Adressen  Verzeichnis  der  Apotheken 
der  Niederlande  ist  neu  aufgenommen  worden. 
Als  sehr  beachtenswert  ist  der  Aufsatz  von 
O,  Ärends  über  die  Homöopathie  (enthaltend 
eine  Begründung  der  Lehre  und  Darstellung  der 
Technik)  zu  bezeichnen.  «. 


Preislisten  sind  eingegangen  von: 

Chemische  Fabrik  auf  Aktien  (vorm. 
E,  Schering)  in  Berlin  über  chemische  Prä- 
parate für  Pharmacie,  Photographie  und  Technik. 
Beigefügt:  Preisliste  über  Verpackungen. 

Caesar  db  Loretx  in  Halle  a.  S.  über  vege- 
tabilische Drogen.  Beigefügt:  eine  Sonderpreis- 
liste über  Rhabarber  und  dessen  Zubereitungen ; 
neu:  komprimierte  Kugeln,  ein  billiger  Ersatz 
für  die  gedrechselten  Rhabarberkugeln. 

ö.  Erdmann  in  Leipzig-Lindenau  über 
chemische  Präparate,  giftfreie  Farben,  Frucht- 
äther. 

jß.  H.  Pauleke  in  Leipzig  über  chemlsoh- 
pharmazeutische  und  technische  Präparate, 
Drogen,  Spezialitäten. 

Dr.  Hugo  Bemmler  in  Berlin  über  pharma- 
zeutische Präparate,  lose  und  abgepackt.  Neu: 
Kamakosin,  ein  Band  Wurmmittel  (Kapseln) 
mit  Kamala,  Knssin  und  Olivenöl;  femer  Thy- 
motussan,  Pastillen,  enthaltend  Extractum 
Thymi  siccnm  und  Natrium  bromatum. 


246 


Karl  BngelharcU  in  Frankfurt  a.  M.  über 
Gelatinekapseln,  Pastillen,  gepreßte  Tabletten, 
Aetzstifte,  Pillen,  Lakritzen  and  Santonin- Prä- 
parate, Salben,  Pflaster  usw.  Die  Packungen 
der  genannten  Präparate  sind  durch  zahlreiche 
Abbildungen    in    schwarzer   und   mehrfarbiger 


Ausführung   (dem   Original   entsprechend)  ver- 
anschaulicht. 

Oskar  Brück  in  Breslau  über  pharmazeut- 
ische Gias waren,  Bleohgefäße,  fänrichtungs- 
gegenstände,  Papierwaren,  Bedarfsartikel  usw. 


Briefwechsel. 


Dr.  C.  A.  in  F.  Nach  dem  "Wortlaute  auf 
Seite  368  des  Baches  «Die  Fabrikation  der 
künstlichen  Mineralwässer  usw.»  von  Hirsch  & 
Siedler  (Braunschweig  1897,  Friedr,  Vieweg  db 
Sohn)  sind  die  Limonaden  bezw.  Brause- 
limonaden ursprunglich  aus  natürlichen 
Fruchtsäften  hergestellt  worden  und  nur  die 
verhältnismäßig  geringe  Haltbarkeit  jener  Er- 
zeugnisse führte  zar  Herstellung  von  Kunst- 
Limonaden.  Die  Berechtigung,  derartige  Limo- 
naden mit  der  Bezeichnung  wie  «Himbeer- 
limonade» usw.  zu  versehen,  wird  von  den 
Verfassern  verneint,  da  unter  diesen  Namen 
eine  mit  wirklichem  Himbeer-  (usw.)  Sirup  be- 
reitete Limonade  zu  verstehen  sei.  Ein  Zusatz 
von  Salicylsäure  wird  als  unzulässig 
bezeichnet.  Diesem  letzteren  Ausspruche  muß 
ebenfalls  und  zum  mindesten  in  bezug  auf 
Kunst-Limonaden  beigepflichtet  werden, 
weil  ein  Salioylieren  der  Fabrikate,  wenn  tadel- 
lose künstliche  Limonadensirupe  zar  Verwendung 
gelangen,  erfahrungsgemäß  nicht  notwendig 
ist.  Schon  aus  hygienischen  Gründen  muß  man 
den  in  den  meisten  Fällen    quantitativ  nicht 


kontrollierten  Zusätzen  von  bedenklichen  Kon- 
servierungsmitteln zu  Nahrnngs-  und  Genuß- 
mitteln insbesondere  dann  entgegentreten,  wenn 
sich  eine  Konservierung  bei  sachgemäßer  Her- 
stellung der  Ware  entbehren  läßt.         P,  S. 

M.F.  inPL  Die  Saccharin-Täfelohen 
N.  bestehen  aus  raffiniertem  Saccharin  und 
Natrium bikarbonat  und  die  Sacoharin- 
Täfelchen  M.  aus  raffiniertem  Saccharin, 
Milchzucker  und  soviel  Natriumbikarbonat, 
als  zum  schnellen  Lösen  erforderlich  ist.  K  M. 

C.  Lamboy  in  Krompaeh  (Unfam).  Ueber 
die  Herstellung  eines  Staubtilgun^smittel 
finden  Sie  Auskunft  in  unserer  Zeitschr.  46 
[1905],  750. 

P.  in  Str.  Nach  einer  verbeeserten  Methode 
von  Thams  wird  zur  Herstellung  von  Zigarren, 
deren  Rauch  möglichst  entgiftet  werden  soll, 
ein  Teil  des  Taba&  an  dem  Ende  der  Zigarre, 
welches  man  in  den  Mund  nimmt,  mit  Ferrum 
citricum  ammoniatum  in  lamellia  getränkt.  — 
Solche  Zigarren  liefert  die  Fabrik  von  Wendi- 
Bremen.  s. 


Erneuerung  der  Bestellung. 

Zur  Erneuerung  von  Zeitnngsbestellungen  bei  der  Post,  welche  Ende  dieses  Monats  ablaufen, 
bedarf  ea  derVorausbezahlnng  des  Betrages.  Auf  den  ununterbrochenen  und  voll- 
ständigen Bezug  der  Zeitung  kann  nur  gerechnet  werden,  wenn  die  Anmeldung  rech  t- 

zeitig  geschieht. 

Der  Postaufflage  der  heutigen  Mummer  liegt  ein 
Po^t- Bestellzettel  zur  geffl.  Benutzung   bei. 


Beschwerden  iber  miregelniässige  Zustillnig 

ier  cPharmaeeutlschen  Oentralhalle»  bitten  wir  stets  an  die  Stelle  richten  zu  wollen,  bei 
welcher  die  Zeitschrift  liestellt  worden  ist,  also  Postanstalt  oder  Buchhandlung  oder  Geschäfts^ 
stelle.  3Die  ££ex»T:Lsg'e1oez. 

Verleger :  Dr.  A.  Sehneider,  Dresden  und  Dr   F.  Stli,  Dreeden-Bluewitr. 
YenuitwQctUeker  Leiter:  Dr.  A.  Sehneider  in  Dreeden. 
Im  Bufth Handel  dnreh  Julias  Springer,  Berlin  N.,  M<»abi|oapUts  S. 
Uniek  TOD  Fr.  TItlel  19 aehf olger  (JLanatb    ft   Mahlo)  ni  Dreeden« 


Pharmaceutische  Centralhalle 

für  Deutschland« 

fleransgegeben  von  Dis  A.  Sohneider  und  Dp.  P.  Süss. 

Zeitschrift  fflr  wissenschaftliche  nnd  geschäftliche  Interessen 

der  Fharmacie. 

Gegrfindet  von  Dr   Hermaim  Hager  im  Jahre  1859. 

Erscheint  jeden  Donnersfcag. 

Bezügspreis  vierteljährlich:  durch  Buchhandel  oder  Post  2,50  Mk.,  durch  Oescbäfts- 
steUe  im  Inland  3, —  Mk.,  Ausland  3,60  Mk.  —  Einzelne  Nummern  30  Pf. 

Anzeigen:  die  einmal  gespaltene  Elein-Zeile  30  Pf.,  bei  größeren  Anzeigen  oder  Nieder* 

holungen  Preisermäßigung. 

Leiter  der  \  Dr.  Alfred  Schneider,  Dresden-A.  21;  Schandauer  Str.  43. 
Zeltsehrift;  J  Dr.  Paul  Süß,  Dresden-Blasewitz;  Onstav  Freytag-Str.  7. 

€(eBehäft86teIle:  Dresden-A.  21;  Schandauer  Straße  43. 


^13. 


Dresden,  29.  März  1906. 


Der  neuen  Folge  XXVIL  Jahrgang. 


XLVIL 

Jahrgang. 


Inlialt:  Ckemle  und  Pbaraiaeie;  ^orphinreaktion.    —  Neue   RexeptkontroUmarken.  —   Sexnol   —  Benierkens- 

werta   fncheinangen   aaf  dem    Gebiete  der  Drogen  im  Jahre  1905.  —   Neue  Arsiieimittel.    —   Klinische  Fett- 

hestimmung  im  Kot.  —  Anslegang  pharmazentiicher  Oesetse.  —  Phenol  and  Formaldehyd.  —  '8uezol.  —  Nahr- 

■■Sniittcl-Cheiiiie.  —  Yenehledene  MltteiluiKeii.  -'  Briefweehiel.  —  I.  Vierteljahres- Regtste  r. 


Chemie  und  Pharmacie. 


Ueber  eine  Morphin-Reaktion. 

Von  C.  Beiehard. 

Es  kann  keinem  Zweifel  unterliegen, 
daß  wir  in  der  Formaldehyd- 
reaktion des  Morphin  eine  der 
YorzfiglichstenReaktionen  diesesAlkaloids 
besitzen.  Dies  ist  sogar  durch  eine 
amtliche  Verfügung  anerkannt,  welche 
das  preußische  Ministerium  am  20.  Juni 
1905  ei*lassen  hat  (vergl.  Pharm.  Centralh. 
46  [1905],  869).  Allerdings  handelte 
es  sich  in  diesem  Falle  nicht  um  den  Nach- 
weis des  Alkaloids,  sondern  umgekehrt 
um  die  Auffindung  des  Holzgeistes  durch 
Ueberffihrung  in  Formaldehyd  bezw. 
dessen  Nachweis  durch  Anwendung 
des  Morphin.  Man  stellte  die  Form- 
aldehydreaktion des  Morphüi  gewöhn- 
lich durch  Hinzugabe  von  konzentrierter 
Schwefelsäure  an.  Seiner  Zeit  habe  ich 
zu  dem  gleichen  Zwecke  das  Form- 
aldoxim  vorgeschlagen  (vergl.  Pharm. 
Ztg.,  Juni  1904,  Pharm.  Centralh.  46 
[1905],  87). 


Bereits  vor  IV2  Jahren  gelangte  ich 
zu  einer  ausgezeichneten  Abänderung 
des  Formaldehydverfahrens,  leider  ist 
damals  die  betreffende  Abhandlung  ver- 
loren gegangen.  Nachdem  ich  die  Re- 
aktion von  neuem  studiert  habe,  teile 
ich  sie  hier  mit  und  glaube  annehmen 
zu  dürfen,  daß  diese  Abänderung  speziell 
in  forensischer  Bezitshung  als  ein  Fort- 
schritt zu  betrachten  ist.  Das  alte 
Verfahren  unter  Anwendung  von  kon- 
zentrierter Schwefelsäure  hatte  den 
Mangel,  daß  die  Reaktionsfarbe  sich 
nicht  dauernd  aufbewahren  ließ;  was 
ja  in  forensischen  Fällen  vor  Wert  sein 
muß;  andererseits  ist  es  auch  keines- 
wegs angenehm ,  mit  konzentrierter 
Schwefelsäure  arbeiten  zu  müssen,  be- 
sonders weil  die  Säure  so  leicht  Wasser 
anzieht  und  meist  auch  nur  konzentrierte 
Säuren  bei  Alkaloidreaktionen  in  be- 
tracht  kommen. 

Das  von  mir  aufgefundene  Verfahren 
ist  mir  so  praktisch  erschienen,  daß  ich 


H6 


es  bei  einer  Prüfung  anf  Morphin  allen 
anderen  und  namentlich  auch  der  be- 
kannten Ferrichlorid-Reaktion  bei  weitem 
vorziehe.  Das  Verfahren  hat  zugleich 
noch  den  Vorteil,  daß  es  ebenfalls  um- 
gekehrt zur  Anwendung  kommen  kann, 
wenn  es  sich  darum  handelt,  kleinste 
Spuren  von  Zinn  nachzuweisen.  Es 
handelt  sich  nämlich  um  die  Anwend- 
ung von  Zinnchlorflr  (SnCl2).  An 
und  ffir  sich  liefert  letzteres  Salz  keine 
Reaktion  mit  Morphin,  und  das  Gleiche 
ist  der  Fall,  wenn  Formaldehyd  in  36- 
proc.  Losung  zur  Anwendung  gelangt. 
Dieses  geht  aus  den  folgenden  Mitteil- 
ungen hervor.  Wird  reines  Morphin 
bezw.  Morphinsulfat  oder  Morphinhydro- 
chlorat  mit  einigen  Tropfen  Formaldehyd- 
lösung behandelt,  so  ist  weder  bei  ge- 
wöhnlicher Temperatui*  noch  beim  Ver- 
dampfen der  Flüssigkeit  unter  Erwärmen 
eine  Farbieaktion  oder  dergleichen  wahr- 
zunehmen. Fügt  man  der  fast  trockenen 
Substanz,  die  aber  noch  deutlich  nach 
Formaldehyd  riechen  muß,  1  Tropfen 
Zinnchlorfirlösung  hinzu  und  verreibt 
denselben  mit  dem  Glasstabe,  so  kann 
man  ebenfalls  noch  nichts  Wesentliches 
beobachten.  In  dem  Maße  jedoch,  in 
welchem  die  Masse  bei  Wärmezuführung 
trocken  wird,  erscheint  ein  allmählich 
immer  stärker  auftretender  prachtvoll 
violetter  Fleck,  der  selbst  bei  Anwend- 
ung von  ganz  geringen  Mengen  des 
Morphinsalzes  einen  fast  an  Schwarz 
grenzenden  Farbecharakter  aufweist. 
Ist  die  bei  gelinderWärme  vorzunehmende 
Verdunstung  beendet,  so  hinterbleibt 
der  beschriebene  violette  Fleck  in  voll- 
ster Farbenintensität.  Dieser  Rückstand 
läßt  sich  im  Gegensatz  zu  flüssigen, 
Schwefelsäure  enthaltenden  Lösungen 
geradezu  unbegrenzt  aufbewahren  und 
es  ist  für  die  Zwecke  der  gerichtlichen 
Analyse  ohne  Frage  von  der  größten 
Bedeutung,  daß  die  auf  dem  beschrie- 
benen Wege  erhaltene  Farbenrektion 
einen  so  beständigen  Charakter  besitzt. 
Ich  war  in  der  Lage,  vor  IV2  Jahren 
ausgeführte  Farbenreaktionen,  welche 
genau  wie  beschrieben  hervorgerufen 
waren,  mit  neuerdings  erhaltenen  Färb- 
ungen zu  vergleichen,  und  es  war  hier- 


bei ein  Unterschied  zwischen  neuer  und 
älterer  Reaktion  kaum  nachzuweisen. 

Diese  Stabilität  der  violetten  Färbung 
führe  ich  auf  das  Fehlen  wasseranziehen- 
der Substanzen  zurück;  die  geringe 
Menge  des  Zinnchlorfirs  reicht  anf 
keinen  Fall  hin,  wie  dieses  ja  die  Utere 
Färbung  beweist,  den  zerstörenden 
Einfluß  von  Wasser  bezw.  dessen  An- 
ziehung zu  ermöglichen.  Bei  der  großen 
Schärfe  der  Ration  reichen  ja  auch, 
wie  gesagt,  schon  die  kleinsten  Mengen 
von  Zinnchlorür  hin,  um  das  Znstande- 
kommen der  Reaktion  zu  gewährleisten. 
Am  vorteilhaftesten  bedient  man  sich  zur 
Ausführung  der  Morphin-Zinnchlorfir- 
Formaldehydreaktion  der  glas- 
ierten Porzellanplatten,  etwa  halbkngel- 
förmiger  Schälchen  oder  im  Not&Ue  eines 
glasierten  Tiegeldeckels.  Auf  einem  sol- 
chen Untergründe  lassen  sich  die  violetten 
Reaktionsfärbungen  am  schär&ten  her- 
vorrufen. Die  Reaktion  läßt  sich  auch 
in  der  Weise  abändern,  daß  man  sich 
mit  einer  Mischung  von  Zinnchlorürlösung 
einer  solchen  des  Formaldehyd  be- 
dient. Dann  ist  es  aber  sehr  zu  em- 
pfehlen ,  diese  Mischung  für  jeden  Fall 
gesondert  vorzunehmen.  Aber  die  oben 
beschriebene  Art  und  Weise  der  Aus- 
fiUirung  ziehe  ich  letzterem  Verfahren 
vor.  Am  glänzendsten  und  schär&ten 
treten  die  violetten  Reaktionsflecke  nach 
meiner  Erfahrung  dadurch  auf,  daß  man 
sehr  langsam  und  vorsichtig  erwärmt, 
bis  die  Reaktionsmasse  trocken  wird 
und  sodann  erst  etwas  stärker  er- 
hitzt. 

Eine  besondere  Frage  war  die,  ob 
das  Morphin  in  alkaliscSier  Lösung  (be- 
kanntlich ist  Morphin  als  reine  Base  in 
Kalilauge  löslich!)  ebenfalls  die  oben 
beschriebenen  Reaktionserscheinungen  zu 
liefern  vermag.  Diese  Frage  muß  ver- 
neint werden.  Derartige  alkalische 
Morphinlösungen  müssen  zuvor  mit 
Säuren,  am  zweckmäßigsten  Salzsäure 
neutralisiert  werden. 

Die  genannte  Store  ist  ans  dem 
Grunde  gewählt  worden,  weil  bei  der 
Reaktion  Zinnchlorür  zur  Anwendung 
kommt. 


349 


Zorn  Schlosse  will  ich  noch  einige 
MitteUangen  Aber  das  Verhalten  der 
violetten  Beaktionsflecke  gegen  ver- 
schiedene chemische  Einfluß  machen. 
Eonzentrierte  Schwefelsäure  bewirkt  in 
dem  vioIetteD  BeaktionsrQckstande  so- 
gleich und  bei  gewöhnlicher  Temperatur 
eine  intensiTe  Blantärbang.  Letztere 
wird  aber  nach  kurzer  Zeit  bräunlich, 
wohl  infolge  von  Wasaeranziehung.  Beim 
Erhitzen  der  bräunlichen  LOsnog  tritt 
alsbald  wieder  die  orsprOngliche  BUn- 
nng  auf.  Salzsäure  entfärbt  bei  ge- 
wöhnlicher Temperatur,  schneller  beim 
Erwärmea  die  violetten  Flecke ;  letztere 
werden  farblos  bezw.  schwach  gelblich. 
Beim  atftikeren  Erhitzen  erhät  man 
kaum  mehr  eine  dunklere  Färbung  des 
Troekenrackstandea.  Eonzentr.  Schwefel- 
säure ab«-  ruft  audt  in  letzterem  so- 
^eidi  eine  Blaufärbung  hervor,  welche 
sich  ganz  entsprechend  der  oben  be- 
sdiriebenen  verhält.  Es  läßt  sich  in  Ver- 
bindung mit  den  soeben  erwähnten  Tat- 
sachen auch  die  Ursache  feststellen, 
weshalb  Morphinsnlfat  mit  Zinnchlorfir 
stärkere  Beaktionsfärbnngen  erzengt  als 
das  Salzsäure  Alkaloid.  Formaldehyd  und 
Morphinsnlfat  bringen  fflr  sich  auch  bei 
starkem  Erhitzen  die  Violettfärbuug 
nicht  hervor.  Erst  Zinnchlorürznsatz 
vemrsadit  eine  solche.  Eß  mnß  also 
dennoch  die  Wirkung  des  Zinnchlorür 
eine  solche  sein,  daß  sie  Schwefelsäure 
in  Freiheit  setzt,  und  diese  daher  in 
letzter  Linie  die  blauvioletta  Farbe  be- 
wirkt. Das  ändert  aber  nichts  daran, 
daß  die  Gegenwart  von  Zinnchlorfir  ab- 
solut nötig  ist  zur  ErmOglichung  dieser 
komplizierten  Reaktion. 

In  einem  zweiten  Aufsätze,  welcher 
den  Nachweis  des  Zinns  auf  grund  der 
Uorphin-Fonnaldehydein Wirkung  auf  das 
Chlorfir  jenes  Uetalles  behandelt,  werde 
ich  den  Glegenstand  eingehender  unter- 
suchen. Hier  sei  nur  noch  der  Einfluß 
von  Alkalien  und  Ammoniak  auf  den 
violetten  Reaktionsrückstand  erwähnt. 
Ffigt  nutn  zu  letzterem  bei  gewöhnlicher 
Temperator  l  Tropfen  Natronlauge,  so 
verändert  sich  die  Farbe  alsbald;  es 
bildet  sich  eine  gelbliche  Flüssigkeit, 
die   später  ins  ROtlichgelbe  abergebt 


Beim  freiwilligen  Verdunsten  an  der 
Luft  bleiben  rOÜichgelbe  Krusten  zurflck. 
Ammoniakflässigkeit  beeinflußt  den  vio- 
letten Flecken  in  kaum  bemerkens- 
wertem Grade;  jedenfalls  ist  erst  nach 
längerer  Erwirkung  ein  schwaches  Ver- 
blassen zu  beobachten.  Von  Interesse 
dfirfte  es  sein,  daß  konzentrierte  Schwefel- 
säure in  dem  rOÜicbgelben  Bflckstande, 
welchen  Natronlauge  beim  Verdunsten 
hinterließ,  in  der  Kälte  nicht  die  ge- 
ringste Neigung  zeigte,  den  bei  anderer 
Gelegenheit  so  intensiven  blauen  Farben- 
ton hervorzurufen.  Selbst  beim  Erhitzen 
konnte  nnr  teilweise  noch  eine  Färbung 
erzeugt  'werden.  Offenbar  wird  also 
durch  Alkalilauge  die  Formaldebyd- 
Morphinverbindung  zerst{trt. 


Kene  Rezeptkontroll- 
BArken  brioKt  Dr.  Ar^t- 
lariua,  Oreif-Apothske  in 
Itaitook  i,  U.,  in  den  Ver- 
kehr. BiMeltwD  beatslien 
elonal  aus  einer  Hetall- 
klammer  Terbaadeo  mit 
einem  Rabmen,  der  eioe 
Nnrnmer  trflgt,  nod  (um 
anderen  tue  einer  Celln- 
ioid marke  mit  der  eut- 
sprech  enden  Nommer, 
der  nStigen  Erläotemog 
tmd  anF  Wansoh  mit  der 
Firma  bedmckt.  DerSati 
voD  26  Klammern  nebst 
100  Harken,  jede  Kam- 
mer viermal,  kostet,  wenn 
die  Rtloksaite  mit  der 
Firma  verBehen  wird, 
30  Mk.,  10  Klammem 
mit  je  2  Marken  ohne 
Firma  &  Hk.  AoQerdem 
werden  noob  gleiche 
Klammern  mit  feetaitsen- 
dem  Schild  bedmokt  mit:  Wartet!  Schiokeal 
Beiahltl  das  St&ok  zn  30  Pfg.  geliefert 


Bexnol  wird  naoh  einem  tnm  Patent  ange- 
meldeten Verfahren  ein  ansnochongenannteDpflan- 
sen  hergestelltes  Prodoki  genannt.  Angewendet 
wird  e§  lu  Waaohnngea,  ümscblligen,  Eingieß- 
angen  and  Einapritiung  bei  Oesohlecbtskiank- 
heiten.  Ans  Sexaol  werden  bereitet ;  eine  Salbe 
(Üngaentnm  Sezaolij,  Btrenpnlver  (Polvia 
— ; Saxaoli)  und  eine  Seire.  —tx— 


250 


Bemerkenswerte 

Erscheinungen  auf  dem  Gebiete 

der  Drogen  im  Jahre  1905. 

Bflckbllok 

von  Dr.  Q.  Weigd^  Hamburg. 
(Fortsetzung  von  Seite  240.) 
Fraotas  Piperis  yide  Piper. 

Fraotus  Vanillae.  Ueber  die  Lage  des 
Vanillemarktes  inbetreff  Prodaktions- 
gebiete,  Gesamtproduktion  und 
dergL  veröffentlichte  Hennings  einen 
interessanten  Artikel  (s.  ausfährliches 
Ref.  in  Pharm.  Centralh.  46  [1905],  497), 
in  welchem  er  sagt,  daß  das  billige 
synthetische  Vanillin  niemals  die  natär- 
liche  Fmcht  ganz  verdrängen  wird. 
Dieser  Auslassung  kann  man  voll  und 
ganz  beipflichten  und  muß  sich  nur 
wundem,  wenn  man  selbst  von  Fach- 
leuten noch  behaupten  hört,  daß  das 
synthetische  Vanillin  das  Aroma  der 
Vanillefrucht  völlig  zu  ersetzen  vermag. 
Es  :muß  zugegeben  werden,  daß  das 
Eunstprodukt  ein  recht  annehmbarer 
und  —  wenn  man  die  Billigkeit  inbe- 
tracht  zieht  —  auch  ein  guter  Ersatz 
für  die  Frucht  ist,  doch  von  einer 
Identität  des  Aromas  kann  keine  Bede 
sein.  Kenner  werden  stets  und  zu  allen 
Zeiten  als  Gewürz  die  Vanille  vorziehen 
und  den  Unterschied  selbst  in  den  fer- 
tigen Speisen  mit  Sicherheit  wahr- 
nehmen. 

Im  übrigen  scheint  Vanillin  ein 
beliebtes  Verfälschungsobjekt 
zu  sein;  mehrfach  las  ich  in  Berichten 
staatlicher  Untersuchungsanstalten  über 
Verfälschungen  des  VanUlins  mit  Zucker, 
Acetanilid  u.  dergl.  Auch  Schimmel 
db  Co.*®)  berichten  über  ein  mit  etwa 
60  pCt  Terpinhydrat  verfälschtes  Vanillin. 
Hierbei  ist  also  Vorsicht  am  Platze  I 

Das  Bestreuen  von  Vanille  mit  künst- 
lichem Vanillin  oder  Benzoesäure  ist 
nach  den  neuen,  für  die  €  Vereinbarungen» 
gemachten  Vorschlägen  unstatthaft  (Ph. 
Centralh.  46  [1905],  474). 

Chimmi  arabionm.  Auf  die  Sub- 
stitution echten  Senegal- 
Gnmmis    mit    billigerem,    elegiertem 

^9)  April-Bericht  1906,  122. 


Gedda-Gunmii  machen  ö.  &  R.  Fritx^) 
aufmerksam;  näheres  darüber  finden 
wir  in  Pharm.  Centralh.  46  [1905],  277. 
Ebenda,  auf  Seite  966  befindet  sich  ein 
interessantes  Referat  über  den  bak- 
teriellen Ursprung  des  vegetabil- 
ischen Gummi. 

Mads.  Einige  Mitteilungen  über  die 
Muskatkultur  auf  Java  machte 
Oillavry  im  €  Tropenpflanzen*^).  Die 
Macis  wird  auf  höher  gelegenen  Plan- 
tagen daselbst  dicker,  die  Nüsse  größer, 
allein  die  Ertragsfähigkeit  der  Bäume 
geringer.  Die  Macis  muß  sehr  vor- 
sichtig von  der  Nuß  entfernt  und,  am 
die  Staubteile  zu  entfernen  sowie  auch 
die  Schimmelbildung  zu  verhindern,  in 
einer  schwachen  Sidzlake  abgewaschen 
und  so  schnell  wie  möglich  getrocknet 
werden.  Die  Verpackung  geschieht  in 
ungekalkten  Kisten.  Die  an  der  Sonne 
oder  in  künstlicher  Wärme  getrockneten 
Muskatnüsse  werden  von  der  Schale 
I  befreit,  hierauf  in  trockene,  gelöschten 
Kalk  gerollt,  sodann  in  innen  gekalkte, 
kubische  Kisten  (von  etwa  €0  kg  Inhalt) 
verpackt.  Das  Kalken  schützt  bekannt- 
lich gegen  die  Zerstörungswut  des 
cboeboek»,  eines  Bohrkäfers,  völlig  und 
macht  das  sonst  übliche  Räuchern  der 
Nüsse  überflüssig. 

In  der  Macis  haben  Ludtvig  und 
Haupt^^  Zucker  als  natürlichen 
Bestandteil  nachgewiesen.  Es  ist 
ein  in  kaltem  Wasser  löslicher,  rechts- 
drehender Zucker,  welcher  —  auf  Glykose 
berechnet  —  in  Banda-Macis  zu  2,8  bis 
4,28  pCt,  in  Menado-M.  zu  2,19  pCt, 
in  Papua-M.  zu  1,65  und  in  Bombay-M. 
zu  2,34  pCt  enthalten  gefunden  wurde. 

Ueber  verfälschte  Macis  be- 
richtete Pritchard  (vergl.  Ref.  Pharm. 
Centralh.  46  [1905],  304).  Im  An- 
schluß an  dessen  Veröffentlichung 
lieferte  Utx^^)  weitere  Beiträge  zur 
Untersuchung  von  Macis.  Utx 
hat  die  von  Pritchard  empfohlene  Probe 


^)  Geschäfts-Berioht  1905,  WieD. 

51)  Ohem.-Ztg.  1905,  291. 

-'-^  Ztschr.  f.  Unters,  d.  Nähr.-  u.  Genaßm. 
1905,  Nr.  4. 

»)  Chem.-Zig.  1906,  988. 


251 


mit  Iproc.  Natronlauge,  mit  welcher 
gepulverte,  durch  Zusatz  von  wertloser 
Bombay-Mads  verfälschte  Banda-Macis 
eine  deutliche  Rotfärbung  gibt  (Banda-M. 
gibt  hierbei  höchstens  eine  geringe  Gelb- 
färbung) nachgeprüft  und  bestätigt.  Die 
Lange  darf  jedoch  nicht  stärker  als 
Iprocentig  sein,  da  mit  stärkerer  Lange 
(z.  B.  5proc.)  auch  bei  der  echten  Macis 
eine  rOÜiche  Färbung  eintritt. 

Nach  Utx  lassen  sich  femer  die  mit 
Iproc.  Natronlauge  erhaltenen  Auszttge 
zur  spektroskopischen  Unter- 
suchung verwenden.  Während  Banda- 
Hads  das  Spektrum  nicht  verändert, 
zeigt  uch  bei  Qegenwart  von  Bombay- 
Macis  ein  breiter  Absorptionsstreifen, 
etwa  bei  der  Linie  D  beginnend. 

An  Stelle  von  Iproc.  Natronlauge  hat 
Uix  auch  Neßler'B  Reagens  (mit  Wasser 
1  +  1  verdünnt)  zur  I^fung  von  Macis 
mit  Erfolg  herangezogen.  Statt  der 
orangeroten  Färbung  entsteht  hiermit 
eine  schmutzig  himbeerrote,  die  bei  echter 
Macis  ausbleibt  Am  besten  nimmt  man 
die  Färbungen  auf  Filtrierpapierstreifen, 
die  man  mit  den  Macisauszügen  getränkt 
und  dann  getrocknet  hat,  wüär,  wie 
dies  schon  früher  Btisse  (vergl.  Pharm. 
Centralh.  46  [1904],  696)  empfohlen 
hat. 

Schließlich  hat  Uiz^)  noch  die  Ro- 
tationsfähigkeit des  wässerigen  Macis- 
auszuges  geprüft;  die  wässerigen  Aus- 
züge von  12  Macisproben  drehten  das 
polarisierte  Licht  von  +  1,0®  bis  +  2,4® 
nach  rechts.  (Diese  Rotation  dtUfte  mit 
dem  vorher  erwähnten  Gehalt  der  Macis 
an  rechtsdrehendem  Zucker  in  Verbind- 
ung stehen,  als  Unterscheidungsmerkmal 
bei  der  Prüfung  aber  nicht  zu  brauchen 
sein,  da  auch  ^mbay-  und  Papna-Macis 
einen  ähnlichen  Zuckergehalt  wie  Banda- 
Macis  aufweisen  —  d.  Bef). 

Myrrha.  In  der  Asche  der 
Myrrha  hat  Alcodfi^)  neben  Calcium- 
salzen  auch  Magnesinmsalze  vorge- 
funden und  zwar  von  ersteren  73,6  pCt, 
von  letzteren  1 6,4  pCt.    Älcock  schlägt 

•0  Apoth..Ztg.  1905,  971. 

^)  The  Chemist  and  Draggist,   London  1905. 


vor,  den  bisher  unbekannten  Magnesium- 
gehalt der  Asche  zur  Identifizierung  der 
Myrrha  heranzuziehen.  (Zu  diesem 
Zweck  eignen  sich  wohl  andere  schärfere 
Merkmale  besser  —  vergl.  Pharm. 
Centralh.  46  [1906],  167   —   d.  Bef.). 

Die  Bestandteile  der  offi- 
zineilen Herabol  -  Myrrha, 
das  Produkt  einer  Commiphora-Art  Nord- 
ostafrikas, haben  Tschirch  und  Berg- 
mann^) isoliert.  Die  untersuchte  Myrrhe 
enthielt  28  bis  30  pCt  in  Alkohol  los- 
liche Bestandteile,  darunter  6  bis  7  pCt 
honiggelbes,  ziemlich  dickflüssiges,  äther- 
isches Oel  vom  spez.  Gew.  1,046.  Der 
alkoholunlösliche  Anteil  besteht  in  der 
Hauptsache  aus  Qummi  und  Enzym 
(zusammen  61  pCt),  der  Rest  sind  Ver- 
unreinigungen und  Feuchtigkeit  Von 
den  alkohollöslichen,  näher  charakter- 
isierten Einzelharzkörpern  sind  a-  und 
/3-Herabo  -  Myrrholol  (6  pGt),  a-  und  ß- 
Herabo  -  Myrrhol  (6  pCt)  und  Herabo- 
resen  (6  pCt)  zu  nennen;  diese  Körper 
besitzen  sämtlich  amorphen  Charakter. 

Olea  aefherea.  Die  bekannte  Va- 
nillinsalzsäurereaktion  hat 
Bosenthaler^'^)  vei^ucht,  in  den  Dienst 
der  Prüfung  äUierischer  Oele  zu  stellen, 
veranlaßt  durch  die  Tatsache,  daß 
Vanillinsalzsäure  mit  verschiedenen  Phe- 
nolen und  Ketonen,  die  doch  auch  Be- 
standteile zahh^cher  ätherischer  Oele 
sind,  bestimmte  Farbenerscheinungen 
hervorruft.  Bosentfialer  hat  die  haupt- 
sächlichsten ätherischen  Oele  durchge- 
prüft und  die  dabei  mit  Vanillinsalzsäure 
erhaltenen,charakteristischen  Färbungen, 
welche  als  Identitätsreaktionen  verwen- 
det werden  können,  in  einer  Tabelle 
zusammengesteUt  Literessant  und  für 
die  Prüfung  ätherischer  Oele  von  Nutzen 
ist  hierbei  die  Wahrnehmung,  daß 
einige  wichtige  und  häufig  verfälschte 
Oele,  wie  Nelken-,  Zimt-  und  Anlsöl, 
mit  Vanillinsalzsäure  keine  ins  Auge 
fallenden  Farbenreaktionen  geben,  erst 
dann,  wenn  sie  verfälscht  sind,  z.  B.  mit 
Terpentin-,    Eopai'va-,    Qurjunbalsamöl 


^)  Aroh.  d.  Pharm.  1905,  641. 

fi7)  Ztsohr.  f.  anal.  Chem.  1905,  Nr.  5. 


253 


USW.    Im  Übrigen  maß  aaf  die  Origfinal- 
arbeit  verwiesen  werden« 

Die  ätherischen  Oele  verschie- 
dener Artemisia-Arten  hat  Rabak 
auf  ihre  Eigenschaften  hin  geprüft 
(näheres  ersiehe  ans  dem  Ref.,  Pharm. 
Centralh.  46  [1905],  875).  Infolge  hohen 
Preises  kam  im  vergangenen  Jahre 
Oleum  Bergamottae  vielfach  ver- 
fälscht in  den  Handel.  Nach  Schimmel 
(&  Co.^^)  spielen  als  Verfälschungsmittel 
des  Bergamo tt Öles  CitronenOl  bezw. 
Citronenölterpene  eine  Hauptrolle;  der- 
artige Znsätze  erhöhen  insbesondere  die 
optische  Drehung  (weit  über  +  24  o). 

Die  durch  Gehalt  an  geringen  Mengen 
Kupfer  bedingte  9  grttne  Farbe  des 
Oleum  Cajeputi  fährt  Primen- 
Oeerligs^^)  auf  Grund  verschiedentlicher 
BeobachtUDgeu  darauf  zurück,  daß  das 
Cajeputöl  geringe  Mengen  Butter-  und 
Valeriansäure,  frei  und  verestert,  ent- 
hält nnd  diese  das  Kupfer  in  Lösung 
halten. 

J,  D.  Riedel^^)  fludet  den  Siedepunkt 
für  Oleum  Caryophyllorum  im 
Arzneibuch  (251  bis  253^)  zu  niedrig 
angegeben,  das  Oel  siedet  schon  bei 
753  mm  Druck  bei  263,2  bis  264, 1^. 

Oleum  Cinnamomi  Cassiae,  wel- 
ches in  letzter  Zeit  wieder  in  China 
mit  Kolophonium  oder  ähnlichen  Harz- 
körpem  häufiger  verfälscht  wurde  nnd 
infolgedessen  die  Bleiacetatprobe  des 
D.  A.-B.  IV  nicht  hielt  (vergl.  Drog.- 
Jahresber.  1904,  Pharm.  Centralh.  46 
[1905]  168),  hat  sich  inbetreflE  Qualität 
gebessert.  Die  überseeischen,  europä- 
ischen.  Einkäufer  sehen  jetzt,  mit  den 
nötigen  Beagentien  ausgerüstet,  den 
Chinesen  in  dieser  Beziehung  mehr  auf 
die  Finger.  Als  neue  Bezugsquelle  für 
Oleum  Citri  scheint  Kalifornien  auf- 
treten zu  wollen^) ;  die  Kennzahlen  des 
amerikanischen  Oeles  weichen  aber  etwas 
von  denen  des  Sizilianer  Oeles  ab.  Ueber 
ein  im  Handel  aufgegriffenes,  mit  30pCt 
Alkohol  verfälschtes  Citronenöl  finden 
wir  nähere  Angaben    in   der   Pharm. 

»')  April-Bericht  1905,  21. 

^»)  J.  D.  Riedel'^  Berichte  1905,  Beriin. 

«0)  Sehimmel  db  Co.^  Gkt-Berioht  1905,  24. 


Centralh.  46  [1906],  336.  Eine  nene 
Methode  zur  Aldehydbestimmung  im 
Citronenöl  von  Bert4^^)  gründet  sich  auf 
das  verschiedene  polarimetrische  Ver- 
halten des  ursprünglichen  und  des  vom 
Aldehyd  befreiten  Oeles.  Aus  dem  unter; 
schied  zwischen  den  Ablenkungen  des 
ursprünglichen  Oeles  nnd  des  Terpens 
bei  gleicher  Temperatur  läßt  sich  nach 
BerU  die  Menge  der  im  Oel  ent- 
haltenen  Aldehyde    nach    der  Formel: 

C  =  ~z — ^  berechnen.     Hierbei 

A 

bedeutet  a  die  Drehung  des  ursprüng- 
lichen, A  die  des  vom  Aldehyd  beireiten 
Oeles,  C  den  Prozentgehalt  an  Aldehyd. 

Auch  Oleum  Citronellae  haben 
Schimmel  A  Co,^  im  Berichtsjahre  einmal 
stark  mit  Citronenölterpenen  verfälscht 
gefunden;  das  verfälschte  Oel  war  in- 
folgedessen nicht  in  10  Teilen  80  proc. 
Alkohol  löslich  und  enthielt  nur  29,6  pCt 
Gesamtgeraniol,  während  normales  Oel 
nicht  unter  65  pCt  enthält  Ueber 
ein  mit  Ricinusöl  verfälschtes  Olenm 
Eucalypti  referiert  die  Pharm. 
Centralh.  46  [1905],  217  und  über  das 
Oel  von  Eucalyptus  polybractea  auf  S. 
786.  CoUins^)  ist  der  Ansicht,  daß 
dem  Oel  von  Eucalyptus  Globulus  kein 
größerer  therapeutischer  Wert  zukommt, 
als  etwa  den  Oelen  von  E.  dumosa  nnd 
E.  oleosa;  Collins  meint,  daß  nicht  V40 
der  Oele,  die  als  Globulusöle  verkauft 
werden,  auch  wirklich  von  dieser  Art 
stammen.  Damit  finden  die  diesbez. 
früheren  Angaben  WeigeV%  (vergl.  Pharm. 
Centralh.  46  [1904],   556)  Bestätigung. 

üeber  ungarisches  Ol.  Juniperi  gab 
iSi^ö'cA;ßr  interessante  Aufschlüsse  (näheres 
s.  Ref.  Pharm.  Centralh.  46  [1905J  823), 

Wie  Schimmel  <Sb  Co.^^)  berichten,  hat 
die  Verfälschung  des  Oleum  Laven- 
dulae  in  letzter  Zeit  infolge  Preis- 
steigerung üppige  Blüten  getrieben.  Als 
Verfälschungsmittel  wurden  in  derHaupt- 


61)  Ebenda ;  auch  Ch6m.-Ztg.  1905,  Nr.  60. 
«2)  Chem.  Gentralbl.  1905, 1, 95,  —  d.  SchimmiA 
db  Co,,  April-Bericht  1905. 
63)  Oktober-Bericht  190q,  17. 
c^)  Ghemist  and  Druggist  67  (1905),  103. 
ß')  April-Bericht  1905,  52. 


253 


Sache  TerpentanOl,  RosmarmOl ,  SpikOl 
und  sogen,  spanisches  LayendelOl  (letzt- 
eres ähnlich  dem  Spiköl,  aber  von  an- 
bekannter botanischer  Abstammung)  be- 
obachtet. Terpentinöl  vermindert  hier- 
bei spezifisches  Gewicht  und  LiOslichkeit, 
SpiköI  erhöht  das  spezifische  Gewicht 
nnd  druckt  die  Drehung  herab,  während 
die  Löslichkeit  des  verf tischten  Lavendel- 
Oles  die  gleiche  bleibt.  Spanisches  La- 
yendelOl und  RosmarinOl  rufen  als  Ver- 
fälschungsmittel ähnliche  Veränderungen 
wie  SpikOl  hervor,  nur  beeinfiußt  ersteres 
die  Drehung  weniger  stark,  letzteres 
macht  das  LayendelOl  schlechter  lOslich. 
Alle  die  genannten  Zusätze  vermindern 
aber  —  und  das  ist  die  Hauptsache  — 
den  Estergehalt  stark,  der  bei  gutem 
LavendelOlnicht  unter  SOpCt  betragen  soH. 

Oleum  Lemongras,  das  bekannte 
Ausgangsmaterial  ffir  Gitral,  lonon  und 
andere  känsüiche  RiechstofFe,  wird  jetzt 
mehr  und  mehr  von  den  westindischen 
Inseln  eingeführt.  Dieses  Oel  lOst  sich 
zwar  nicht  in  verdänntem  Weingeist 
wie  das  ostindische,  besitzt  aber  gleich 
hohen  Citralgehalt,  sodaß  es  da,  wo  es 
sich  lediglich  um  die  Gewinnung  des 
Citrals  aus  dem  Oele  handelt,  als  dem 
ostindischen  Oele  ebenbflrtig  anzusehen 
ist.  Auch  auf  Ceylon  und  Java  sollen 
Neuanpflanzungen  der  das  LemongrasOl 
lidemden  Pflanze  unternommen  werden. 

Bislang  war  man  gewohnt,  von  unver- 
fälschtem Oleum  Linaloe  mexikani- 
scher Provenienz  eine  Linksdrehung  von 
—  6®  bis  —  12 ö  zu  verlangen.  Im 
veif^angenen  Jahre  nun  beobachtete  ich 
ein  Oel,  welches  inbetreff  spez.  Gewicht, 
LOslichkeit  und  kräftigen,  angenehmen 
Geruch  völlig  befriedigte,  aber  dennoch 
eine  starke  Rechtsdrehung  und  zwar 
+  7^  30'  besaß.  Diese  bisher  unbe- 
kannte Tatsache  ist  auch  von  anderer 
Seite^^  festgestellt  worden ;  es  handelt 
sidi  hierbei  um  vOllig  einwandfreies 
Oel,  das  alle  die  ffir  den  Geruch  wich- 
tigen Bestandtdle,  aber  anstelle  des 
flblichen  linksdrehenden  Linalools  rechts- 
drehendes enthält,  was  jedoch  für  die 
Praxis  ohne  Belang  sein  dtlrfte. 


«0  Sekimmel  db  Co.,  Oktober-Bericht  1905, 44. 


Oleum  Menthae  piperitae  javan- 
ischer Herkunft  untersuchte  vanderWve- 
len^'^).  Die  Stammpflanze  des  Oeles  soll 
Mentha  Javanica  Bl.  (Mentha  lanceolata 
Benth,),  und  das  Oel  von  hellgrüner  Farbe, 
bitterem  Geschmack,  aber  nicht  etwa 
von  ausgesprochen  pfefferminzartigem 
Geruch  sein.  Es  enthält  viel  Pulegon 
und  nur  wenig  oder  gar  kein  MenÜiol 
und  Menthon.  Dagegen  besitzt  französ- 
isches PfefferminzOl,  welches  meist 
im  Lande  selbst  verbraucht  wird  und 
daher  im  Welthandel  wenig  bekannt  ist, 
nach  Schimmel  db  Co.^^)  einen  (Jesamt- 
mentholgehalt  von  46  bis  69  pCt,  wenn 
es  sich  auch  sonst  in  seinen  Eigen- 
schaften vom  englischen  und  amerika- 
nischen PfefferminzOl  wesentlich  unter- 
scheidet. Nach  E.  Sachsse  &  Co.^'^)  ist  es 
fttr  die  Haltbarkeitvon  Migräne- 
stiften wichtig,daß  rekristallisiertesMen- 
tholzu  deren  Fabrikation  verwendet  wird, 
da  aus  Rohmenthol  hergestellte  Stifte 
nicht  widerstandsfähig  genug  sind  bezw. 
in  heißen  Elimaten  zerfließen. 

Ueber  die  Rosenkultur  in  der  Türkei, 
sowie  Ober  bulgarisches  und  türkisches 
Oleum  Rosae  finden  wir  interessante 
Angaben  auf  S.  396  der  Pharm.  Gentralh. 

Ebenda,  auf  S.  688,  ist  Aber  Oleum 
Sabinae  referiert  worden,  wonach 
durch  das  Trocknen  der  «Summitates 
Sabinae»  wahrscheinlich  die  optisch 
aktiven  Anteile  des  ätherischen  Oeles 
verharzen. 

Von  Oleum  Santali,  welches 
noch  immer  —  wie  verschiedene  Ver- 
öffentlichungen auch  im  letzten  Jahre 
beweisen  —  unter  häufigen  Verfälsch- 
ungen (mit  RicinusOl,  westindischem 
SandelholzOl  usw.),  besonders  in  Gelatine- 
kapseln, zu  leiden  hat,  verlangen 
Sddmmel  dk  CoJ^^  folgende  Eigen- 
schaften :  farblos  oder  hellgelb,  schwacher 
Sandelgeruch,  lOslich  in  6  Vol.  70  proc. 
Alkohol  und  mehr,  spez.  Gew.  0,976 
bis  0,983,  Drehung  —  17  bis  —  20  ^ 


*7)  Pharm.  Weekbl,  durch  Sekimmel  db  Co,, 
April-Bericht  1905,  67. 
«)  April-Bericht  1905,  66. 
<>»)  Leipzig,  Bericht  1905. 
'0)  April-Bericht  1905,  72, 


254 


Säarezahl  0,6  bis  8,0,  Esterzabi  5,0 
bis  12,0;  die  E^terzahl  nach  dem  Ace- 
tylieren  soll  nicht  nnter  197,4  betragen, 
entprechend  einem  Santalolgehalt  von 
mindestens  91  pCt  (auf  C15H24O  be- 
rechnet). Für  die  Aufnahme  von  Santalol 
in  das  Arzneibuch  anstelle  des  Sandel- 
holzöles, wie  dies  von  andei'er  Seite 
vorgeschlagen  wurde,  ist  genannte  Firma 
nicht,  da  u.  a.  der  bedeutend  höhere 
Preis  des  ersteren  dies  an  und  ffir  sich 
schon  teuere  Arzneimittel  in  unnötiger 
Weise  nur  noch  mehr  verteuern  würde. 

Oleum  Cacao.  Das  spezifisch|e 
Gewicht  der  Kakaobutter,  nach 
Hager  0,945  bis  0,946,  nach  Dieterich 
0,976  bei  15^,  \idX,  Rdkusin^^)  i!LdiZ\i  der 
im  allgemeinen  Teil  dieses  Rückblicks 
beschriebenen  Methode  von  neuem  fest- 
gestellt und  dafttr  0,9702  bei  20  <>  C 
gefunden.  Von  der  Richtigkeit  dieses 
Ergebnisses  kann  man  sich  einfach  da- 
durch fiberzeugen,  daß  man  ein  Stfick 
Kakaobutter  in  Ricinusöl  taucht.  Die 
Kakaobutter  fällt  zu  Boden  und  ist 
mithin  schwerer  als  0,9604  (bei  20  ^  (7), 
welche  Zahl  sich  für  das  spez.  Gewicht 
des  Ricinusöles  nach  dem  Pyknometer 
von  Regnault  ergibt.  Wie  die  Praxis 
lehrt,  kommen  als  Surrogate  ffir  die 
teuere  Kakaobutter  in  Schokoladen 
hauptsächlich  Kokosfettpräparate ,  in 
Ueberzugsmassen  das  Sesamöl  in  betracht. 
Zum  Nachweis  dieser  Fälschungen  leisten 
nach  Filsinger'^^)  die  HübVsche  Jodzahl, 
Verseifungszahl,  das  Refraktometer,  so- 
wie die  Baudotun'sche  Reaktion  gute 
Dienste.  Malacame'^^)  beschrieb  z.  B. 
ein  Surrogat  ffir  Kakaobutter,  das  den 
ermittelten  Konstanten  zufolge  nichts 
weiter  als  entsäuerte  und  von  einem 
Teile  der  Glyceride  befreite  Kokos- 
butter  ist. 

Ueber  einen  flfissigen  Anteil  der 
Kakaobutter  referiert  diePharm.  Centralh. 
auf  S.  900  des  letzten  Jahrganges. 

Oleum  Jecorit  AtelU.  Ueber  Pro- 
duktion und  Handel  des  Dorsch- 
trans finden  wir  ausffibrliche  Angaben 

»0  Chem.-Ztg.  1905,  139. 
»=2)  Chem.-Ztg.  1905,  243. 
73)  Ebenda. 


in  der  Pharm.  Centralh.  46  [1905],  394. 
Die  Firma  0.  Neynaber  <Sb  Co.,  welche 
in  Geestemfinde  sogenannten  deutschen 
Lebertran  bereitet,  gibt  ffir  dieses 
Erzeugnis  folgende  Erklärung*^^) :  Früher 
mußte  der  offlzinelle  Lebertran  einzig 
und  allein  vom  Auslande  bezogen  werden, 
weil  die  kleinen  Segelboote,  mit  denen 
die  deutsche  Seefischerei  betrieben  wurde, 
sich  nicht  bis  in  die  nördlichen  Gebiete 
wagen  konnten,  welche  die  ergiebigen 
Fanggrfinde  ffir  den  Dorsch  bilden. 
Erst  als  vor  etwa  zwei  Jahrzehnten  die 
ersten  Fischdampfer  gebaut  wurden, 
welche  unabhängig  von  Wind  und 
Wetter  ihre  Fangreisen  bis  an  die  Polar- 
grenze ausdehnen  konnten,  fingen  Handel 
und  Industrie  in  der  Lebertranbranche 
an,  Aufschwung  und  Bedeutung  zu  er- 
langen. Gegenwärtig  fahren  rund  136 
Dampfer  von  der  Weser  und  etwa  30 
von  der  Elbe  ständig  auf  den  Hochsee- 
fang, der  vorwiegend  in  der  Nordsee, 
im  Skagerack  und  im  nordatlantischen 
Meere  bei  Island,  den  Faröerinseln  und 
anderwärts  betrieben  wird.  Hieraufge- 
stützt wurde  vor  einigen  Jahren  in 
Geestemfinde  eine  Lebertranfabrik  er- 
richtet, in  der  jetzt  jährlich  u.  a.  mehrere 
Tausend  Tonnen  Dampftran  zum  pharma- 
zeutischen Gebrauch  hergestellt  werden. 
Aus  den  Rfickständen  der  zu  Dampf- 
tran verarbeiteten  Dorschlebern  und 
den  Lebern  anderer  Hochseefische  werden 
geringere  Transorten  gewonnen,  die  als 
Veterinärtran  und  ffir  industrielle  Zwecke 
Verwendung  finden.  MoreaunnABi^triz^^) 
machen  darauf  aufmerksam,  daß  der 
z.  B.  vom  D.  A.-B.  IV  verlangte 
Dampftran  kein  Naturprodukt 
mehr  ist,  da  er  bei  längerem  Stehen 
bei  0^  keine  oder  nur  geringe  Mengen 
feste  Fette  ausscheiden  darf.  Reiner, 
natureller,  selbst  der  durch  Dampf  ge- 
wonnene Dorschtran  trübt  sich  aber  bei 
00,  sodaß  die  Tranfabriken  gezwungen 
sind,  die  festen  Fette  durch  Ausfrieren- 
lassen  zu  entfernen.  Genannte  Autoren 
halten  diese  Manipulation  für  unnötig 
und    treten    dafür  ein,    den   naturellen 


'*)  Pharm.  Ztg.  1905,  719. 

7*)  L'üuion  pharm.  1905,  Nr.  9. 


255 


Tran  durch  einfaches  Filtrieren  fflr  den 
pharmazeatischen  Gebranch  fertig  zu 
machen.  (Diese  Angaben  sind  bekannte 
Tatsachen;  nnr  frt^  es  sich,  ob  das 
Arzneibuch  oder  die  Tranfabrikanten 
selbst  die  Veranlassung  zu  der  betr. 
Forderung  sind.  Die  Fabrikanten  haben 
woU  zuerst  aus  eigenem  Antriebe  durch 
Ausfrierenlassen  Lebertrane  hergestellt, 
die  auch  bei  kälteren  Temperataren 
blank  bleiben,  und  dadurch  den  Arznei- 
bfichem  Gelegenheit  gegeben,  solche 
Produkte  als  offizineil  vorzuschreiben. 
D.  Ref.).  Immerhin  darf  man  einen 
Lebertran,  der  sich  bei  0^  C  trübt, 
nicht  ohne  weiteres  als  «verffilscht»  an- 
sprechen. 

Im  Zusammenhang  mit  den  VeröfFent- 
lichungen  von  Moreau  und  Bütrix  steht 
der  Vorschlag  Barthe's^%  welcher  dahin- 
geht, daß  die  Arzneibücher  ausdrflck- 
Uch  bemerken  sollen,  ob  ein  natureller 
oder  ein  (durch  Aosfrierenlassen)  mani- 
pulierter Tran  gefordert  wird.  Außer- 
dem würde  es  sich  empfehlen,  das 
ErmitteluDgsverfahren  des  Er- 
starrungspunktes naher  zu  kenn- 
zeichnen, da  derselbe  größeren  Schwank- 
ungen unterworfen  ist,  d.  h.  zwischen 
0®  und  S,b^  C  sofort  oder  erst  nach 
Minuten  und  Stunden  eintreten  kann, 
je  nachdem  man  langsam  oder  schnell, 
stark  oder  weniger  stark  abkühlt. 

Eine  neue  Farbenreaktion  zur 
Identifizierung  des  Dorschlebertrans,  die- 
selbe zur  Aufnahme  in  die  neue  schweizer- 
ische Pharmakopoe  vorschlagend,  gibt 
Vogt'^'^)  wie  folgt  an:  Werden  in  einem 
trockenen  Beagensglas  einer  abgekühlten 
Mischung  von  20  Tropfen  Chloroform, 
40  Tropfen  Essigsäureanhydrid  und  3 
Tropfen  Schwefelsäure  3  Tropfen  Dorsch- 
lebertran zugesetzt  und  geschüttelt,  so 
zeigt  sich  eine  intensiv  blaue  Färbung, 
welche  rasch  verschwindet  und  ohne 
ganz  zu  verblassen,  innerhalb  20  bis  40 
Sekunden  in  bleibendes  Olivengrün  über- 
geht. Diese  Reaktion  erinnert  an  die 
Liebermann^wiie     Oholestolreaktion 


'•)  Ball.  d68  Scieno.  pharm.  1905,  Ni.  10. 
^^  Schwell.  WohschT.  f.  Ghem.  und  Pharm. 
1906,  Nr.  49,  676. 
w)  Pharm.  Jonm.  1905,  Nr.  1836. 


und  soll  zur  Ergänzung  der  beiden  be- 
kannten, auch  im  D.  A.-B.  IV  aufge- 
führten Farbenreaktionen  des  Dorsch- 
tranes dienen. 

Oleum  Olivarum.  üeber  die  Oliven- 
öl-Ernte und  die  Oliven-Kulturen 
Italiens  referiert  die  Pharm.  Centralh. 
auf  S.  896.  Ebenda  wird  auch  auf  die 
vergrößerte  Einfuhr  von  Baumwollsaatöl 
nach  Italien,  insbesondere  aus  den  Ver- 
einigten Staaten  von  Nordamerika,  auf- 
merksam gemacht,  die  bezüglich  der 
reellen  Verwendung  solcher  Mengen  Be- 
denken erregt  und  zur  Vorsicht  beim 
Einkauf  von  Olivenöl  mahnt.  In  der  Tat 
sind  erst  kürzlich  wieder  großeFälsch- 
ungen  in  der  Stadt  Salon  (zwischen 
Marseille  u.Avignon)auf gedeckt  worden*^^). 
Nuß-,  Sesam-  und  Baumwollsaatöl  sollen 
daselbst  in  großen  Mengen  mit  Olivenöl 
gemischt  und  als  feinstes  Nizzaöl  zum 
Versand  gebracht  worden  sein.  Selbst 
in  Nizza  sollen  derartige  Verfälsdiungen 
betrieben,  zum  mindesten  aber  ein  Ver- 
schneiden des  einheimischen  Produktes 
mit  minderwertigen  Oelen  aus  Italien, 
Spanien,  Algier  und  Tunis  vorgenommen 
werden. 

Oleum  Bidni.  Nach  Finnemare  und 
Deane^^)  ist  die  abführende  Wirk- 
ung des  Bicinusöles  den  Fettsäuren  zu- 
zuschreiben, doch  dürften  neben  der 
Ricinolsäure  auch  andere,  noch  nicht 
näher  erforschte  Fettsäuren  an  der 
Wirkung  beteiligt  sein.  Lythgoe^)  unter- 
suchte das  Botationsvermögen  des 
Bicinusöles  und  fand,  daß  es  nach  rechts 
dreht.  Die  optische  Drehung  betrug  im 
2mm  Bohr +23,4  bis+26,10  {Ventxke^ 
bei  20^  C,  Nach  Lythgoe  läßt  sieb  das 
Drehungsvermögen  zur  Prüfung  des  Bi- 
cinusöles auf  Verfälschungen  recht  gut 
heranziehen. 

Oleum  Terebinthinae.  Die  Bezeich- 
nung der  Terpentinöle  hat  letzt- 
hin mehrfach  zu  Eontraversen  geführt. 
Eüejzu  hat  Utx  in  einem  Artikel  auf 
S.  681  der  Pharm.  Centralh.  nochmals 
das  Wort  ergriffen  und  vor  allem  den 


T^)  Vortrag   auf  der  Brii   Pharm.  Conf.,  d. 
Chem.  and  Drxigg.  1905. 
»)  Pharm.  Joum.  1906,  Nr.  1885. 


256 


Wortlaut  fär  das  Kapitel  «Terpentinöl» 
im  Arzneibuch  dahin  präzisiert,  daß  nur 
«das  durch  Destillation  mit  Wasserdampf 
ap  demTerpentin  verschiedener  amerikan- 
ischer und  französischer  Pinusarten  ge- 
wonnene ätherische  Oel»  zum  pharma- 
zeutischen Gebrauch  zu  verwenden  ist. 
Damit  soll  bei  dem  steigenden  Preis  für 
Terpentinöl  einer  Verfälschung  oder 
Substitution  mit  sogenanntem  Kienöl  oder 
ähnlichen  minderwertigen  Produkten, 
die  jetzt  unter  den  verschiedensten  Be- 
zeichnungen mehr  und  mehr  zum  An- 
gebot gelangen,  vorgebeugt  werden. 

Obgleich  es  zahlreiche  Unterschieds  - 
merkmale für  Terpentinöle  und 
Kien  öle  gibt,  hSlt  Valenta^^)  das  Ver- 
halten dieser  beiden  Oelgruppen  gegen 
eine  frisch  bereitete  Jodkaliumlösung 
zwecks  Identifizierung  für  erwähnens- 
wert. Mischt  man  nämlich  6  ccm 
lOproc.  JodkaliumlOsung  mit  10  ccm 
Oel  und  10  ccm  Schwefelkohlenstoff  und 
schüttelt  1  Minute  lang,  so  geben  hier- 
bei frische  Terpentinöle  eine  gelbe 
wässerige  Jodkaliumschicht  und  eine 
von  ausgeschiedenem  Jod  himbeerrot 
gefärbte  Oelschicht,  während  die  Oele 
der  Eienölgruppe  bei  dieser  Behandlung 
nur  eine  gelblich  rote  Oelschicht  lief em. 
Pinolin,  Petroldestillate  und  Harzöl  geben 
mehr  oder  weniger  blaßgelb  gefärbte 
Oelschichten.  Femer  hat  Valenta  die 
Beobachtung  gemacht,  daß  sich  bei  den 
Oelen  der  Eienölgruppe  beim  Zusätze 
des  Schwefelkohlenstoffes  die  Oelschicht 
trübt,  während  dies  bei  reinen  Terpen- 
tinölen nicht  der  Fall  ist.  —  Ueber  die 
Oele  von  Abies  amabilis  und 
LarixEuropaea  finden  wir  Angaben 
in  Pharm.  Centralh.  46  [1905],  689, 
desgl.  solche  über  griechisches  Ter- 
pentinöl auf  S.  46  und  über  ein 
neues  Verfahren  zurGewinnung 
von  Terpentinöl  auf  S.  299. 

Opium.  Nachdem  vor  einiger  Zeit 
über  Eulturversuche  der  Mohn- 
pflanze zwecks  Opiumgewinn- 
ung in  Deutschland,  Fhinkreich  und 
Nordamerika  (vergl.  Pharm.  Centralh. 
46  [19061,    1Ö7),    die  aber  zu   wenig 

»)  Chem.-Zig.  1906,  808. 


günstigen  Resultaten  geführt  haben,  be- 
richtet worden  ist,  sucht  Linde^^  an 
der  Hand  der  einschlägigen  Literatur 
nochmals  nachzuweisen,  daß  eine  ein- 
trägliche Opiumgewinnung  in  Deutsch- 
land doch  möglich  ist.  Desgleichen  ver- 
suchte Braun^\  für  die  Opiumgewinn- 
ung in  Deutscb-Ostafrika  Propaganda 
zu  machen,  darauf  hinweisend,  daß  schon 
früher  mit  der  Kultur  der  Mohnpflanze 
in  unseren  Kolonien  günstige  Erfolge 
erzielt  worden  sind.  Die  Untersuchung 
eines  damals  dort  gesammelten  Opium 
ergab  5,37  pCt  Feuchtigkeit  und  14,39 
pCt  Morphin  in  der  trockenen  Substanz. 
Auch  in  Norwegen,  in  der  Nähe  von 
Kristiania,  hat  man  letzthin  versuchs- 
weise ein  Gemisch  von  blauem  und 
weißem  Mohn  angebaut  und  das  Opium 
in  üblicher  Weise  aus  den  unreifen 
Kapseln  gewonnen.  Farup^)  prüfte 
dasselbe  auf  Alkaloidgehalt  und  fand: 
13,48  pCt  Morphin,  1,93  pCt  Narkotin, 
u,27  pCt  Papaverin;  das  norwegische 
Opium  war  also  im  Vergleich  mit  den 
von  Ouareschi  aufgestellten  Mittelwerten 
als  reich  an  Morphin,  dagegen  arm  an 
Narkotin  und  Papaverin  zu  bezeichnen. 
(So  lange  die  Türkei  Opium  in  so  aus- 
giebigem Maße  und  so  verhältnismäßig 
billig  liefert  wie  bisher,  dürften  si<£ 
Opiumkulturen  anderenorts,  zumal  da, 
wo  billige  Arbeitskräfte  nicht  zur  Ver- 
fügung stehen,  kaum  rentieren.  D.  Ref,) 
Im  deutschen  Schutzgebiet  auf  Neu- 
Guinea  ist  der  Verkauf  von  Opium 
und  Opiumpräparaten  an  Eingeborene 
verboten  worden.^) 

Ouigties^^)  hat  im  letzten  Jahre  ver- 
schiedene Opiumsorten  untersucht  und 
darin  fremde  Bestandteile,  u.  a.  solche 
von  Aprikosen  herrührend,  nachgewiesen. 
Nach  seiner  Ansicht  ist  das  sogenannte 
«Bearbeiten»  des  Opium  eine  in 
ganz  Klein- Asien  verbreitete  Sitte  bezw. 
Unsitte;  besonders  über  Smyrna  bringt 


8£)  Apoth.-Ztg.  1905,  Nr.  24. 

";  Der  Pnanzer,  1905,  Nr.  11. 

W)  Tidskrift  tor  Kemi  og  FarmaoiM905,  11, 
Nr.  8  und  9;  d.  Caiem.-Ztg.,  Rep.  1905,  267. 

86)  D.  Ghem.-Zt^.  1905,  420. 

^)  Joam.  de  Pharm,  et  de  Ghim.  1905,  XXII, 
Nr.  3. 


257 


man  derartiges  tOpmm  mampnlö»  in 
den  Handel.  Die  Flt)dazenten  daselbst 
bestimmen  den  Morphiumgehalt  im 
frischen  Opium  und  reduzieren  dann 
denselben  durch  Beimeogungen  von  Apri- 
kosenbrei und  dergl.  bis  auf  6  pCt 
herab,  je  nachdem,  wohin  das  Opium 
exportiert  werden  soll.  Die  Ware  wird 
nach  diesem  Verdunnungsprozeß  in  die 
übliche  Form  kleiner,  in  Mohnblätter 
gehüllter  Brote  gebracht,  sodaß  das 
Aenßere  nicht  im  geringsten  irgend  wel- 
chen Verdacht  erregt. 

Was  die  Untersuchungsmetho- 
den zur  Bestimmung  des  Mor- 
phins im  Opium  anlangt,  so  dauern 
die  Eontraverse  auf  diesem  interessanten 
Qebiete  fort.  Wiederholt  ist  neuerdings 
darauf  hingewiesen  worden,  daß  an 
mekonsaurem  Calcium  reiche  Opium- 
sorten in  den  Handel  kommen,  bei  denen 
sich  genanntes  und  wahrscheinlich  auch 
noch  andere  Ealksalze  beim  Ausscheiden 
der  Morphinkristalle  aus  der  Untersuch- 
ungsflflssigkeit  mit  ausscheiden,  falls  die 
letztere  zu  diesem  Zweck  längere  Zeit 
als  nötig  der  Ruhe  fiberlassen  wird. 
Diesbezfigliche  ausführliche  Referate 
finden  wir  auf  S.  436  und  822  der 
Pharm.  Centralh.  Auch  Mallinckrodt 
und  Dunlap^^)  fanden  bei  der  Unter- 
suchung einer  Opiumprobe  einen  gelb- 
lichen, schuppenförmigen  Bodensatz,  den 
sie  als  ein  Doppelsalz  der  Mekonsäure 
mit  Calcium  und  Ammonium  bestimmten ; 
diesem  kommt  die  Formel: 

CaNH4C7H07 .  2H2O 

zu.  Jedenfalls  ist  bei  der  Analyse  auf 
die  eben  erwähnte  Tatsache  gebührend 
zu  achten,  d.  h.  man  soll  die  Morphin- 
lOsung  nicht  länger  als  6  Stunden  stehen 
lassen  bezw.  die  durch  Wägen  (wie  Ph. 
0.  UI  vorschreibt)  erhaltene  Morphin- 
menge zur  Eontrolle  nochmals  titri- 
metrisch  (nach  Ph.  G.  lY)  bestimmen, 
wodurch  das  als  Morphin  mitgewogene 
Caldnmsalz  in  Wegfall  kommt. 

Die  verschiedenen  Morphinbestimm- 
ungsmeüioden  hat  schließlich  noch  Bern- 

")  Joum.  Amer.  Chem.  Soc.  1905,  27,  945 ; 
d.  Caiem.-Ztg.,  Bep.  1905,  267. 


siröm^)  einer  Nachprfifung  und  Kritik 
unterzogen  und  ist  dabei  im  wesent- 
lichen zu  folgenden  Schlfissen  gekommen: 
Die  Dteterich'sdie,  sogen,  abgekürzte 
Helfenberger  Methode  gibt  mit  einigen, 
nachstehend  aufgeführten  Abänderungen 
die  besten  Resultate.  Die  Abänderungen 
faßt  Bemström  in  folgenden  3  Sätzen 
zusammen:  1)  Die  Mischung  ist  nadi 
dem  Schütteln  24  Stunden  (?)  lang 
stehen  zu  lassen,  2)  das  Morphin  ist  ge- 
wichts-  und  maßanalytisch  zu  bestimmen, 
wobei  die  immer  ein  wenig  höher  aus- 
fallenden gewichtsanalytischen  Resultate 
nur  als  Kontrolle  dienen,  3)  die  Resultate 
sind  stets  auf  wasserfreies  Opium  um- 
zurechnen. —  Mit  letzterem  Vorschlag 
beabsichtigt  der  genannte  Verfasser,  die 
Angabe  des  Morphingehaltes  in  der 
Handelsware  gleichmäßig  und  kontrollier- 
bar zu  gestalten,  da  bekanntlich  der 
Gehalt  der  verschiedenen  Opiumsorten 
an  Asche,  Extrakt  und  Feuchtigkeit 
großen  Schwankungen  unterworfen  ist 
Die  von  Merck  auf  gestellte  Behauptung, 
daß  Narkotin  bei  Gegenwart  von  Mor- 
phin in  Lösungen  mit  Jodeosin  nicht 
reagiert,  ist  nach  den  von  Bemström 
ausgeffihiten  Versuchen  als  unzutreffend 
zu  bezeichnen,  da  die  Gegenwart  von 
Narkotin  in  der  Titrationsflüssigkeit  doch 
das  Resultat  erhöht. 

Die  Bestimmung  des  Kodeins  im 
Opium  nach  Caspari  ist  auf  S.  373  der 
Pharm.  Centralh.  genau  beschrieben 
worden. 

Erwähnt  sei  noch,  daß  man  im  ver- 
gangenen Jahre  das  hundertjährige 
Jubiläum  der  Entdeckung  des  wich- 
tigsten aller  Opiumalkaloide,  des  Mor- 
phins, durch  Sertürner  begehen  konnte. 

(Schluß  folgt.) 


Neue  Arzneimittel. 

Aoidum  amido-formioicum  condensatum 
nennt  Dr.  Rosenberg  (Frauenarzt  1906, 
Nr.  1)  eme  seh  wach  alkalisoh  reagierende^ 
etwas  bitter  schmeekende,  ölige  Substanz, 
die  m  Wasser,  Alkohol  und  Aceton  IMloh 
ist,  aber  nieht  in  Aether,  Chloroform,  Benzol 


^)  Separattryok  nr  Srensk  Farmao.  Tidskrift 
1905,  Nr.  19  und  20. 


258 


nnd  Xylol.  Anwendung:  bei  FaDsoeht  m 
wiMriger  Lteiing  (1  Teil  anf  3  Teile 
Waaeer).  Die  zn  verardnende  Tropfenzahl 
Mril  bald  steigen,  bald  fallen^  also  niemals 
Tag  fflr  Tag  sowohl  die  Tagesmenge  wie 
aneh  die  Einzelgabe  die  gleiche  sein.  Im 
Gegensatz  znr  Bromwirknng  sollen  die  leieh- 
teren  Fllle  sdmeDer  zorfiekgehen^  als  die 
sehwereivn. 

Algarine  Hyrdabl.  Znekergrannles  ans 
Meerespflanzen  bereitet^  von  denen  ein  Kaffee- 
löffel voll  0,01  g  einer  Jodverbindnng-  ent- 
hllt.  Anwendung:  als  Lebertran  -  Ersatz. 
BezngsqneDe:  Phannade  Moride  in  Paris, 
2  me  de  la  Taidieria 

ChiBinformiat  bildet  nach  Sfldd.  Apoth.- 
Ztg.  1906,  153  weifie,  seidenglSnzende^ 
bitter  sehmeekende  Nadeln.  Es  ist  sehr  be- 
stftndig,  neutral,  in  Wasser,  Alkohol  nnd 
Chloroform  sehr  leicht  KMidi,  dagegen  in 
Aether  fast  nnUMich.  Der  Chiningehalt  be- 
trftgt  87,6  pCt  Anwendung:  zn  Hantein- 
einspritznngen. 

Cornntinnm  ooncentratnm  cgchaefer» 
ist  nach  Pharm.  Ztg.  1906,  Nr.  20  eme 
nahezn  reme  Mutterkom-Alkaloidlösnng  mit 
spezifisoher  Ergotsänre  und  wenig  Eztraktiv- 
stoff,  frei  von  allen  scharfen  Stoffen  des 
Mntterkoms,  der  Weichharze,  indifferenten 
Körpern,  Harzsftnren  nnd  Oärnngserregem. 
Es  zeigt  gleichen  Comutingehalt  und  daher 
znverlissige  gleichmäfiige  Whrknng,  die  etwa 
eme  halbe  Stunde  nach  der  Darreichung 
emtritt  Oabe:  2  g,  gleidi  emem  halben 
Teelöffel  voll,  alle  zehn  Minuten  bis  zur 
Wirkung  wiederholt  Danteller:  F,  Schaefer 
m  Andernach  a.  Rh. 

CorosucciB,  em  neues  Antiseptikum,  be- 
steht nach  Dr.  A.  Babesh  und  F.  Begnesco 
(Bull,  de  Farm,  si  Chim.  Rom.)  aus  gleichen 
Teilen  einer  l,5proc  Bernsteinsftarelösung 
und  einer  Sublimatlösung  1 :  10  000. 

Creolin-Liniment  ist  angeblich  ein  oxy- 
geniertes  Mineralöl  mit  7^2  pCt  Creolin. 
Darsteller:  WiUiam  Pearson  in  Hamburg, 
Cremen  8. 

Euoalyptine  Le  Brun  mit  Jodoform- 
guajakol  stellt  nach  Mflnch.  Med.  Wochenschr. 
1906,  535  ein  smaragdgrünes,  völlig  klares 
Gel  dar  und  Ist  ein  öliges  Extrakt  aus  den 
Blättern  von  Eucalyptus  globulus,  dem  eine 
gewisse  Menge  Guajakol  und  Jodoform  zu- 
gesetzt ist.    Anwendung:  als  Hauteinspritz- 


ung in  der  Lambalg^gend  oder  m  die 
Qlutaei  bei  Inflnenza,  Kenehhosten,  Erysipel 
und  Kindbettfieber.  Oabe:  für  Erwaeiisene 
eine  iVavax-Spiitze^  für  Kinder  von  12  bis 
15  Jahren  eine  dreiviertel,  von  5  bis  12 
Jahren  eine  halbe  und  von  2  Monaten  bis 
zn  5  Jahren  eine  viertel  Spritze.  Die  Gaben 
können  erhöht  weiden,  dodi  braucht  man 
sie  nicht  zu  flberschreiten  außer  beim  Erysipel, 
wo  man  jeden  Tag  2  eem  auf  einmal  geben 
soUte. 

Festoform  ist  nach  Apoth.Ztg.1906,  Nr.20 
ein  sogenannter  Hartformaldehyd.  Denelbe 
kann  durch  Mischen  von  3  Teilen  40proe. 
Formaldehydlösung  mit  1  Teil  Natronseife^ 
bezw.  von  100  Teilen  Formalin  mit  2  Teikm 
Natrinmstearinat  oder  durch  Eoüeiten  von 
Formaldehydgas  in  Scifenlösung  gewonnen 
werden.  Festoform  bildet  eine  weiße^  in 
Wasser  zu  einer  schwaidi  opallsierendai,  neu- 
tralen Flttssigkeit  sieh  lösenden  Mssno,  die 
zur  Wundbehandlung  und  zu  Desinfektiona- 
zwecken  Anwendung  findet  Die  Ghemische 
Fabrik  Dr.  Hirschberg  in  Berim,  der  das 
Darsteliungsverfahren  patentiert  ist^  bringt 
schwach  parfflmierte  Pastillen  und  Tabletten, 
ein  Festof orm-Rieehsalz,  bei  Ent- 
zündungen der  Nasenschleimhinte  anzu- 
wenden, und  eine  Festoform- Hant- 
crdme  in  den  Handel.  Zur  Raumdesin- 
fektion dient  der  Festoform -Ranm- 
Desinfektor,  ein  Apparat,  der  ans  einer 
kleinen,  mit  umlegbaren  FCLfien  venehenen, 
mit  Festoform  gefflUten  Blechbüdise  besteht. 
Der  Dedcel  der  letzteren  enthält  ein  Stftek 
Hartspiritus,  das  zur  Verdampfung  aus- 
reicht 

Hemiol  ist  eine  Flüssigkeit,  die  ans  dem 
Kraut  von  Hemiaria  glabra  und  den  Blftttem 
von  Arctostaphyloe  üva  ursi  bereitet  wird. 
Anwendung:  bei  Nierenkrankheiten  nnd 
Blasenkatarrhen.  Gabe:  dreimal  tigiich  20 
bis  30  Tropfen  in  einem  viertel  Liter  Wasser. 
Darsteller:  Dr.  Banholxer  und  Hagere  G. 
m.  b.  H.  in  München  R.  4. 

Indisokes  Kräuter  -  Extrakt  wird^*ohne 
Angabe  semer  Zusammensetzung  gegen  Stnhl- 
verstopfung  von  Qeorg  Homann  in  Han- 
nover, Siebstraße^  angepriesen. 

Jodalose  Oalbnui  ist  eine  ^  eingestellte 
Jodpeptonlösung.  Anwendung:  ststt  der 
Jodsalze.  Gabe:  5  bis  20  Trafen  für 
Kinder,  10  bis  60  Tropfen  fflr  Erwachsene* 


359 


Dtnteller:  PhanuMe  Oalbrun  in  Paris, 
4  rue  Beuuepaire. 

JodbensiB  iat  nach  ZentralbJ.  f.  Chir. 
1906^  Nr.  8  eine  Iprom.  LOenng  von  Jod 
in  Bensin.  Anwendung:  zur  Hand-  und 
Hantdesinfektion.  Die  Hant  wird  doreh 
dasselbe  in  fthnlieher  Weise  wie  darch  Spi- 
ritus gegerbt  und  dabei  für  Wasser  nnd 
Wnndabsondernngen  nndnrchdringlieh  ge- 
macht. Naidi  fflnf  Minnten  langem  Waschen 
nnd  Abbfkisten  der  Hände  mit  Jodbezm  wird 
die  Haut  mit  2prom.  Jodvaselin  eingerieben. 

Jodoforminm  liquidum  ist  eine  Jodo- 
formölaeifenlOsnng,  die  nach  dem  BuU.  chim. 
bum.  1905,  etwa  wie  folgt  dargesteUt  wird: 
remes  Aetzkali  (35)  wird  in  Wasser  (25) 
geltet,  alsdann  rasch  unter  Schütteln  reine 
Oebänre  (50),  95proc  Alkohol  (30)  und 
doppelt  snblimiertes  Jod  (30)  zugefügt. 
Letzteres  jedoch  in  der  Weise,  daß  zuerst 
eine  kleine  Menge  emgetragen  wird,  und 
erst  dann  ein  weiterer  Zusatz  erfolgt,  wenn 
Entfärbung  eingetreten  ist.  Dies  geschieht 
solange,  bis  keine  Entfärbung  mehr  statthat. 
Letztere  wird  durch  Aetzkali  bewirkt,  worauf 
man  erkalten  läßt  Von  dem  nach  einigen 
Tagen  entstandenen  Niederschlage  gießt  man 
ab  und  bewahrt  die  Flüssigkeit  im  Dunkeln 
m  gut  yerschlossenen  Gefäßen  auf.  Sowohl 
die  beim  Miscben  eintretende  Wärmeerhöh- 
ung als  auch  em  langsames  und  gleich- 
mäßiges ümsehütteln  der  Flasche  genügen 
zur  Vollendung  des  Prozesses.  Erhalten 
wird  eine  sirupüse,  gelbliche  Masse  von  star- 
kem Jodoformgeruch,  die  sich  m  Wasser, 
Alkohol,  Aether,  Chloroform  usw.  lOst  und 
mit  Olyeerin,  Oden,  Fetten,  Guajakol  u.  a. 
mischt  Weder  an  Chloroform  noch  an 
Schwefelkohlenstoff  gibt  es  Jod  ab,  auch 
wenn  es  mehrere  Tage  hindurch  der  Luft 
und  dem  Lieht  ausgesetzt  war.  Daher  muß 
das  Jodoform  mit  dem  Kaliumolelnat  innig 
verbunden  sein.  Dieses  Präparat  eignet  sieh 
zu  Waschungen  und  Gurgelwässem  und 
wird  von  der  Haut  rasch  resorbiert.  Sechs 
Stunden  nach  seiner  Einreibung  ist  Jod  im 
Harn  nachweisbar. 

JodomaSsin  ist  nach  R^p.  de  Pharm. 
1906,  Nr.  2  eine  Jodeiweißverbindung,  die 
aus  dem  Malsin  gewonnen  wird.  Es  bildet 
eine  geibweise,  in  Wasser  lOsliche,  wasser- 
anxiehende,  bitter  schmeckende  Masse,  die 
vom  Ifagen   gut  vertragen  wird.    Anwend- 


ung: bei  tertiärer  Syphilis  und  ELrankheiten, 
bei  denen  Jodbehandlnng  angezeigt  ist  Gabe: 
0,1  bis  0,2  g  täglich. 

Isotaohiol  iBtnachMünch.Med.Wochenschr. 
1906,  520  ein  neues  Siibersalz,  das  auch 
im  trockenen  Zustande  haltbarer,  als  Tachiol 
sem  soll.  Seine  antisepttsche  und  bakterien- 
tötende Eigenschaft  ist  die  gleiche^  wie  die 
des  Tachiol,  bei  Anwendung  einer  Lösung 
von  1 :  500  000.  Es  hat  den  Vorzug,  auch 
in  größeren  Mengen  vollständig  unschädlich 
zu  sein.  Nach  besser,  als  Tadiiol,  reinigt 
Isotadiiol  infiziertes  Trinkwasser.  Ein  Zu^ 
satz  von  Isotachiol  1 :  500  000  hält  ein 
solches  Wasser  auch  an  der  Luft  steril  und 
beeinflußt  nicht  die  Klarheit  sowie  den  Ge- 
schmack des  Wassers. 

Pankreol  enthält  50  pCt  mittels  Pan- 
kreassaft  verdauten  Lebertran. 

Pilulae  Orientalis  (Xliompson)  bestehen 
angeblich  aus  0,12  g  Ambrosia  orientalis 
(?),  etwa  0,09  g  Strychninnitrat,  0,015  g 
Saw  -  Paimetto-Extrakt,  0,0015  g  Strychnoe 
Ignatia  und  0,002  g  Zinkphosphid.  An- 
wendung: bei  männlicher  Schwäche.  Dar- 
steller: The  Immune  Tablet  Co.  in  Wash- 
ington D.  C.  Nicht  zu  verwechseln  mit 
den  in  Pharm.  Centralh.  46  [19()5[,  614 
erwähnten  Pilulae  orientales. 

Renastyptin  ist  eine  Lösung  des  blut- 
stillenden Körpers  der  Nebenniere.  Bezugs- 
quelle: WüloneSf  Francis,  Butler  <6 
Thompson^  Limited  in  London. 

Siyodin  ist  das  Calciumsalz  der  Mono- 
jodbehensäure,  die  aus  der  Erukasäure  des 
Rflböies  durdi  Addition  von  Jodwasserstoff 
gewonnen  wird.  Nach  Med.  Klinik  1906, 
157  ist  es  ein  farbloses,  in  Wasser  unlös- 
liches Pulver,  f rd  von  Geruch  und  Geschmack, 
mit  einem  Jodgehalt  von  26  pGt  Im  Licht 
wird  es  oberflächlich  gelb  gefärbt  Anwend- 
ung: statt  der  Jodsalze  und  der  Jodipinm- 
spritzungen.  Tagesgabe:  2  bis  3  g,  kann 
auch  ohne  Schaden  bis  zu  6  g  gesteigert 
werden. 

Santal-Monal.  Gelatine-Kapseln,  die  nach 
Therap.  Neuh.  1806,  Nr.  2  mit  je  0,03  g 
Methylenblau  und  0,24  g  balsamischen 
Oelen  gefflUt  sind.  Anwendung:  bei  Er- 
krankungen der  Hamwege.  Gabe:  drei- 
bis  fünfmal  täglich  je  zwei  Kapseln  eine 
viertel  Stunde  vor  dem  Essen. 


260 


Seoretiii  (Phann.  Oentralfa.*47  [1906], 
195).  Bezugsquelle:  Allen  and  HanburySy 
Limited  in  London  E,  Betfanat  Green. 

Semm  fliegen  Ba8edow*8che'  Krankheit 
wird  nach  Beebe  (Dentsoh.  Med.  Woohenscbr. 
1906,  436)  von  Kaninchen  gewonnen,  denen 
NnkJeoproteide  und  Globuline  der  Schild- 
drüsen von  Basedowkranken  eingespritzt  wor- 
den sind. 

Spiracin  ist  Metfayl-Carboxyl-Salioylsäure. 
Es  ist  in  Wasser  unlöslich.  Anwendung: 
statt  Salicylsäure  und  Natriumsalicylat 
Gabe:  0,6  bis  1  g. 

Teerdermasaa  ist  nach  Dr.  Michael 
Steiner  (Berl  Klin.  Wochenschr.  1906,  327) 
eine  dunkelbraune,  weiche,  fast  dickflüssige 
Masse  von  eigenartigem  Geruch.  In  Alkohol 
völlig  löslich  ist  es  nicht  reizend  und  enthält 
in  Mischung  etwa  5  pCt  eingeengten  Liquor 
Garbonis  detergens,  sowie  10  pCt  Buchen- 
holzteer. Diese  Teerprodukte  in  Verbindung 
mit  der  freien  Salicylsäure  und  deren  Estern 
in  der  Dermasanseife  entfalten  in  hervor- 
ragendem Maße  juckstillende,  schälende  und 
austrocknende  Eigenschaften.  Darsteller : 
Chemische  Werke  Fritz  Friedländer  in 
Berlin. 

TinkÜA  enthält  die  wirksamen  Farb- 
stoffe und  anderen  Bestandteile  der  Heidel- 
beeren und  Methylenblau.  Anwendung: 
äußerlich  bei  allen  katarrhalischen  Zuständen, 
besonders  der  oberen  Luftwege,  außerdem 
bei  Soor,  Leukoplakia  usw.  DarsteUer: 
Voit  <6  Co,  in  Mflnchen. 

H.  Mentxel. 


Zur 
klinischen  Fettbestimmung 

im  Kot 

hat  Dr.  Adolf  F.  Hecht  in  Münch.  Med. 
Wochenschr.  1906,  309  einen  Beitrag  ge- 
liefert. Das  mitgeteilte  Verfahren  ist  fol- 
gendes: 

Etwa  10  ccm  Kot  werden  mit  einem 
Holzspatel  in  eine  Bflrette  gedrückt  Die, 
zu  untersuchende  Menge  ist  auf  eine  Ge- 
samtmenge zu  beziehen,  deren  Volumen 
gleichfalls  zu  bestimmen  ist  und  die  einer 
bestimmten  eingeführten  Fettmenge  in   der 


Milch    nach    Gerber   bestimmt)    entspricht 
Die  Kotprobe  wird   aus  der  Bflrette  ittittels 

eines  eingeschliffenen  Glas- 
stempels in  dnen  weithals- 
i^en  Kolben  von  300  ccm 
Inhalt  gepreßt  Darauf  fügt 
man  ein  linsengroßes  Stflck 
Aetzkali  und  gerade  soviel 
Wasser  hinzu,  als  zum  Zer- 
fließen desselben  genügt 
Nun  erhitzt  man  auf  dem 
Wasserbade,  wobei  die  Kot- 
masse durchscheinend  wird. 
Nach  zehn  Minuten  werden 
etwa  100  ccm  96proo.  Al- 
kohol zugegeben  und  noch 
20  Minuten  gekocht,  wobei 
ein  auf  den  Kolben  ge- 
setzter Trichter  als  Kühler 
wirkt  Darauf  wird  mit 
konzentrierter  Salzsäure  an- 
gesäuert, indem  emige  Tropfen  einer  alko- 
holischen Iproc.  Alkaliblaulösung  zugesetzt 
werden,  und  in  me  Porzellanschale  filtriert, 
dabei  ist  das  Filter  mit  etwas  Alkohol  nach- 
zuwaschen.  Nach  dem  völligen  VeiJAgen 
des  Alkohol  auf  dem  Wasserbade  wird  der 
Rückstand  in  möglichst  wenig  Aether  auf- 
genommen und  durch  ein  kleines  Filter  in 
den  unteren  Teil  des  obenstehenden  Appa- 
rates*) gegossen.  Nach  dem  Veijagen  des 
Aethers  wird  der  obere  Teil  aufgesetzt,  mit 
Spiralfedern  befestigt  und  nun  heißes  Wasser 
(über  70^  nachgegossen,  wobei  unter  ünter- 
schwenken  die  geschmolzenen  Fettsäuren 
in  den  graduierten  Teil  des  Bohres  ge- 
bracht werden.  25  Teilstriche  entsprechen 
einem  Gramm  Fett,  mithin  1  Teilstrich  0,04  g. 
Manchmal  haftet  etwas  Fett  an  den  Wänden 
des  Apparates.  Der  Fehler  beträgt  jedoch  nicht 
mehr  als  ein  Teilstrich,  kann  aber  durch 
V4  stündiges  Einstellen  des  Apparates  in 
heißes  Wasser  behoben  werden.  In  den 
Fällen,  in  denen  das  Fett  als  Erdalkallseile 
im  Kote  erschemt  und  die  Störung  der 
Fettresorption  leicht  übersehen  wurd,  glaubt 
Verfasser,  daß  seine  Methode  zur  Orientier- 
ung, wenn  auch  nicht  für  den  genauen 
Stoffwechselversuch,  geeignet  ist      -^tx  — 


*)  Zu  beziehen  von    Paul  Baaok  in   Wien 
IX,  3. 


261 


Zur  Auslegung 
pharmaseutisohor  Gesetze  usw. 

(Fortsetzmig  Ton  Seite  113.) 

197.  IchthyoL  a)  Die  Firma  Lüdy  &  de 
in  Burgdorf  sebreibt  uns:  Die  in  der  «Pharm. 
Gentralh.»  Nr.  6;  S.  113  ersohienene  HitteO- 
nng,  betreffend  den  Ausgang  des  Marken- 
Prozesses  vor  dem  Sehweizerisehen  Bondes- 
gerieht  zwisdien  der  Firma  Cordes,  Her- 
mannt  dk  Oie.  in  Hamburg  nnd  Lüdy  dk 
de,  in  Bnrgdorf  bedarf  dner  Beriehtignng, 
indem  derselbe  nnvoitetftndig  wiedergegeben  ist. 

Das  bereits  vor  der  kantonalen  höehsten 
Instanz  abgewiesene  Begehren  auf  Streieh- 
nng  der  Marke  «lehthyopon»  ist  von  der 
iehtfayolgesellsehaft  Hamburg  nicht  mehr 
aufrecht  erhalten  worden,  nnd  ist  die  Marke 
«lehthyopon»  der  Firma  Lüdy  <Sb  Oie,  in 
Bargdorf  als  zu  Recht  bestehend  anerkannt 
worden. 

Wenn  auch  die  beiden  Marken  «Sulfo- 
Ichtfayolleum»  und  « Ichthyolsulf osaures  Am- 
mon>  in  Zukunft  nur  noch  ftbr  das  Ham- 
burger Produkt  verwendet  werden  dflrfen, 
so  ftndert  das  an  der  Tatsache  nichts^  daß 
«lehthyopon»  von  LUdy  dk  Oie.  thera- 
peutisch mit  Ichthyol  vollständig  gleichwertig 
ist  und  chemisch  sowohl  dem  Ammonium 
Sulfo-Ichthyolicum  der  Ph.  Helv.  IE.  als 
auch  dem  im  «Jfar^^Ai'schen  Jahresberichte 
1900»,S.37  unter  Ammon.Sulfo-ichthyolic  = 
Ichthyol  beschriebenen  Präparat  entspricht 

Der  Vollständigkeit  halber  sei  noch  er- 
wähnt^ dafi  das  Schweizerisdie  Bundes^ericht 
das  Begehren  der  Ichthyol-Oesellsohaft  zu 
Hamburg,  das  urteil  in  schweizerischen 
Zeitungen  auf  Kosten  der  Beklagten  zu  ver- 
dffentlichen,  abgewiesen  hat 

b)Anmerkungd6r  Ichthyol-Oesell- 
sehaft  Cordes j  Hermanni  dk  de.  in 
Hamburg: 

Die  Marke  «lehthyopon»  hat  in  dem 
Prozesse  mit  Lüdy  dk  Oie.  eine  ganz 
nebensächliche  Rolle  gespielt,  denn 
Lüdy  dk  de.  hatten  sich  diese  Marke 
aUerd^gs  eintragen  lassen,  aber  diese  Marke 
in  praziniem  als  verwandt,  sondern  ihr 
Präparat  «Ichthyoisulf  osaures  Ammon- 
ium», «Ammonium  sulfoichthyoli- 
cum»  und  «Ammoniumichthyolsul- 
fonat»  bezeichnet  Hätten  Lüdy  dk  de, 
ihr    Präparat    wirkHeh    «lehthyopon»    be- 


zeichnet, so  wäre  es  überhaupt  nicht  zum 
Prozefi  gekommen,  denn  es  liegt  uns  fem, 
jegliche  Konkurrenz  unterdrücken  zu  wollen. 
Wir  bekämpfen  nur  den  unlauteren 
Wettbewerb  und  dn  solcher  ist  es,  wenn 
man  abweichende  Marken  besitzt,  solche 
aber  nicht  verwendet  oder  sonstwie  das 
Renomm^  unseres  Fabrikates  für 
andere  Fabrikate  usurpiert 

I/üdy  dk  de.  stellen  es  nun  in  der 
obigen  Notiz  so  hin,  als  ob  ihr  Fabrikat 
identisch  mit  dem  unsrigen  ist,  denn  be- 
kanntlich versteht  man  unter  «Ichthyol» 
und  «Ammonium  sulfo-ichthyolicum»  das- 
selbe nämlich  unser  spezielles  Sohwef  el- 
präparat,  weshalb  es  uns  gestattet  sei, 
zu  bemerken,  daß  die  Experten  m  ihrem 
Gutachten,  das  auch  von  Lüdy  dk  de.  an- 
erkannt worden  ist,  u.  a.  wörtlich  fest- 
stellten, daß  die  in  den  Pharmako- 
poen und  in  Merck's  Jahresbericht 
gegebene  Charakterisierung  des 
Ichthyols  ganz  ungenügend  ist,  so- 
wie das  Urteil  selbst  noch  wörtlich  er- 
wähnte «Es  Ist  denn  auch  festge- 
stellt, daß  das  Präparat  der  Be- 
klagten {Lüdy  dk  Oie.),  das  zum 
heutigen  Prozeß  geführt  hat,  in 
seiner  Zusammensetzung  vom 
Ichthyol  der  Klägerin  nicht  un- 
wesentlich abweicht» 


Yerfahren  zur  Darstellung  eines  Konden- 
sationsproduktes aus  Phenol  und  Formaldehyd« 

D.  B.  P.  157553.  Kl.  12  q.  F.  Henschke, 
Müncbeberg  (Mark).  40proc.  Formaldehydlösang 
läßt  man  unter  ADwendnng  von  Alkali  als  Eon- 
densatioDS-  und  LosuDgsmittel  bei  etwa  100^  C 
unter  Druck  auf  Phenol  einwirken  und  erwärmt 
nach  Beendigung  der  Reaktion  die  Flüssigkeit 
so  lange,  bis  der  Phenolgenieh  versohwunden 
ist  und  durch  Säurezusatz  ein  wasserunlöslicher 
Körper  abgeschieden  wird.  In  dem  Produkte  ist 
der  Forknaldehyd  mit  dem  Phenol  teils  fest 
verbunden,  teils  demselben  nur  labil  angelagert 
und  wird  durch  die  Enzym  Wirkung  der  Oewebe- 
säfte  und  des  Eiters  leicht  abgespalten.  Ohne 
die  unangenehmen  Eigenschaften  der  Karbol- 
säure zu  haben,  besitzt  das  Produkt  anti- 
bakterielle  nndantiparasitäre  Wirkung. 

A.  St. 

Suezol  ist  ebenfalls  ein  Pflanzenpräparat  un- 
bekannter Zusammensetzung.  Anwendung:  bei 
nicht  gonorrhoischem,  weiBemPluß  mit  Wasser 
verdünnt  zu  Ausspülungen.  Darsteller;.  Adolf 
Leehert^  Fabrik  pharmazeutischer  Spezialitäten 
in  Hamburg,  Neueburg  18.  H.  M. 


262 


Nahrungsmittel-Cheiiiiei 


Die  Bestimmung  des  Fettgehaltes 
in  der  Butter. 

Zar  Bestimmnng  des  Fettgehaltes  in  der 
Butter  empfiehlt  Bwt  das  Verfahren  von 
Oottlieb-Röse.  Verfasser  gibt  eine  üeber- 
sicht  über  die  bisher  üblichen;  dem  gleichen 
Zwecke  dienenden  Verfahren,  die  er  zumeist 
zu  umständlich  findet.  Daß  bereits  Röhrig 
auf  die  Brauchbarkeit  des  Oottlieb-Röse- 
sehen  Verfahrens  für  die  Fettbestimmung 
in  der  Butter  unter  Benutzung  des  von  ihm 
verbesserten  Apparates,  hingewiesen  hat 
(Pharm.  Gentralh.  46  [1905],  428),  seheint 
Burr  entgangen  zu  sem.  Daher  bedient 
er  sich  auch  für  seine  Versuche  noch  des 
unpraktischen  Abheberns  des  Aethers,  statt 
aus  dem  Hahn  der  Stehbürette  die  Aether- 
fettiüeung  in  das  zur  Wägung  bestimmte 
Schäichen  abfließen  zu  lassen.  Burr  läßt 
die  Butter  durch  Zurückwägen  aus  einem 
tarierten  Wägegläschen  auf  einem  Spatel 
abwägen.  Von  diesem  wird  sie  mit  heißem 
Wasser  in  den  Röse^aehea  Zylinder  gespült. 
(Bequemer  dürfte  freilich  das  Abwägen  in 
beiderseits  offenen  weiten  GlasrOhrchen  sein.) 

Die  Analysenwerte,  welche  Verfasser  bei 
Vergleichen  der  Oottlieb'Röse^Bdien  Me- 
thode durch  Doppelbestimmungen  erhielt, 
waren  sehr  befriedigend.  Vergleiche  mit 
einem  Eztraktionsverfahren,  etwa  mit  dem 
von  Lührig  ausgearbeiteten,  schoben  nicht 
angestellt  worden  zu  sein. 

ZUehr.  f  Unters,  d.  Nähr,-  u,  Oenußm.  1905, 
10,  286.  — <fe/. 

Die  Aldehydzahl  der  Milch. 

Ein  Formaldehydzusatz  wirkt  auf  die  Lab- 
fähigkeit der  Milch  ungünstig  ein,  ja  er 
hebt  sie  vöUig  auf,  wenn  er  Y40  bis  Y50 
promille  überschreitet.  Indessen  auch  ein 
geringerer  Zusatz  kann  gerinnungshemmend 
wirken,  wenn  er  nur  lange  genug  mit! 
der  Milch  in  Berührung  bleibt.  Kleine 
Mengen  des  Formalin  befördern  die  Gerinn- 
ung, weil  sie  gleichzeitig  auf  die  Säure- 
bildung  günstig  einwirken.  So  vermag  der 
Zusatz  von  V50  promille  Formaldehyd 
den  Säuregrad  zu  erhöhen.  Der  Säuregrad 
nimmt  mit  steigenden  Mengen  des  Konser- 


vierungsmittels zu,  bis,  bei  einem  Gehalt 
von  4  bis  5  pGt  Formalin  (1,2  bis  1,8  pGt 
Formaldehyd),  schließlich  Sättigung  eintritt. 
Die  Säurezunahme  wurde  von  verschiedenen 
Autoren  auf  eine  Oxydation  des  Formaldehyds 
zu  Ameisensäure  zurückgeführt,  indessen  er- 
gaben R,  Steinegger's  Versuche  schlagend, 
daß  diese  Oxydation  nicht  stattfindet. 
Jedenfalls  bleiben  aber  bei  genügendem 
Formalinzusatz  die  Milchproben  selbst  bei 
langer  Aufbewahrung  flüssig  und  es  erhöht 
sich  der  natürliche  Säuregrad  der  Milch 
durch  den  Zusatz.  Diese  Erhöhung  verläuft 
quantitativ  und  ist  als  ein  rein  chemischer, 
nicht  als  fermentativer,  Prozeß  aufzufassen. 
Steinegger  bezeichnet  als  «Aldehyd- 
zahl» die  durch  Formaldehyd  erreiehbare 
höchste  Zunahme  des  nach  dem  Verfahren 
von  Soxhlet- Henkel  bestimmten  Säuregrades 
der  Milch.  Für  die  Milch  verschiedener 
Kühe  sind  die  Schwankungen  m  der  Aldehyd- 
zahl recht  erhebliche,  hingegen  repräsentiert 
sie  bei  den  dnzelnen  Kühen  einen  ziemlich 
beständigen  Wert  Kolostrummileh  besitzt 
eine  hohe  Aldehydzahl.  Sicher  ist,  daß  die 
Aldehydzahl  zur  Menge  der  Eiweißkörper 
in  der  Milch  in  Beziehung  steht 

Die  Bestimmung  erfolgt  in  der  Weise, 
daß  man  von  ein  und  denselben  Miloh  je 
100  ocm  in  zwei  Bechergläser  abmißt  und 
in  der  einen  Probe  den  Säuregrad  bestimmt 
Zur  anderen  Probe  fügt  man  5  pCt  (=  1,8 
pGt  Formaldehyd)  Formalin  und  ermittelt 
gleichfalls  den  Säuregrad.  Die  Differenz 
zwischen  beiden  Ermittelungen  ist  die  Aldehyd- 
zahl. Man  kann  auch  erst  in  100  ocm 
den  Säuregrad  titrieren,  dann  Formalm  zu- 
geben und  weiter  titrieren.  Die  zweite  Zahl 
ist  die  Aldehydzahl.  Der  etwaige  Säure- 
gehalt des  Formalin  muß  in  Abzug  gebracht 
werden. 

Weitere  Versuche  Steinegger's  zeigen, 
daß  die  Aldehydzahl  zur  Labfähigkeit  der 
Milch  in  direkter  Beziehung  steht  und  mit 
dem  Kaseingehalte  wächst,  woraus  ersterer 
Faktor  zu  erklären  ist  Aehnlieh  veriiält  es 
sich  mit  dem  Gesamtstiokstoffgehalt;  kurz 
die  durch  den  Formaldehydzusatz  zur  Milch 
hervorgerufene  Säurezunahme  (Aldehydsahl) 
würd  durch  Einwirkung  des  Formalin 


263 


auf  die  Milcheiweißkörper  hervor- 
gerufen. Wie  Formaldehyd  verhalten  aloh 
auch  Aeetaldehyd  und  Benzaldehyd  den 
Milcheiweißstoffen  gegenflber,  sowie  gegen- 
über den  Aminosäuren  Lencin  und  Tyro- 
sin. 

Man  hat  sich  die  Einwirkung  des  Aldehyds 
so  zu  erkl&ren,  daß  die  in  den  Eiweißstoffen 
Yorhandenen  Aminogruppen  abgestumpft 
werden  und  infolgedessen  der  Säurecharakter 
dieser  Eiweißkörper  bezw.  der  Milch  selbst 


zunimmt.  Praktisch  läßt  sich  die  Ermittel- 
ung der  Aldehydzahl  zur  Bestimmung  einer 
Wässerung  wie  des  Oesamtstickstoffgehaltes 
verwerten.  Da  der  Eiweißgehalt  unabhängig 
von  der  richtigen  Probenahme  konstant 
bleibt  und  von  dem  in  gewässerter  Milch 
sich  rasch  wieder  ändernden  Säuregrade 
völlig  unabhängig  ist,  leistet  die  Aldehyd- 
zahl bei  vorkommender  Wässerung  die- 
selben gnten  Dienste  wie  die  Gesamtstick- 
stoffbestimmung. 


Aldehydzahl 

Säaregrade 

Bezeichnung 

frisch 

24  Stdn. 
alt 

36  Stdn. 
alt 

frisch 

24  Stdn. 
alt 

36  Stdn. 
alt 

Vollmilch 

Mit  5  pCt  Wasser    . 

»    10  »          » 

>    20  »          » 

7,3 
7,0 

6,7 

6,1 

7,4 
7,0 
6,7 
6,1 

7,4 
7,0 
6,6 
6,1 

6,7 
6,4 

6,8 

8,4 

8,2 
7,7 
7,3 

11,2 

11,1 
10,6 

10,2 

Entrahmung  und  Aufbewahrungsdauer  be- 
einflussen die  Aldehydzahl  nicht,  die  m 
Vergleich  der  verdächtigen  Milch  durch  die 
Stallprobe  allerdings  erst  ihren  vollen  Wert 
gewinnt. 

IHe  Tabelle  möge  das  Heruntergehen  der 
Aldehydzahl  in  gewässerter  Milch  zeigen. 

Ztsehr.  f.  UtUersueh,  d.  Nähr.-  u.  Genuß- 
mittel  1905,  X,  659.  — cfe/. 


Zur  SohmutzbestiinmuQg  in  der 

MUch. 

Die  älteren  diesbezüglichen  Methoden  be- 
ruhen darauf,  daß  man  den  Schmutz  durch  Ab- 
setzenlassen in  einer  gemessenen  Menge 
Milch  am  Boden  der  Gefäße  sammelt  und 
dann  auf  dem  quantitativen  Filter  zur  Wäg- 
ung bringt;  an  seine  Ermittelung  knöpfen 
sich  die  Namen  Renk  und  Stutzer.  Von 
WeUer  wird  an  ihnen  Mangel  an  Genauig- 
keit und  Langwierigkeit  getadelt.  Er  ver- 
fährt nach  einer  mit  Büchner  und  Ooebel 
gemeinsam  ausgearbeiteten  Methode  so,  daß 
eine  genau  abgemessene  Menge  (100  ccm) 
Milcby  mit  der  gleichen  Menge  heißen  destill- 
ierten Wassers  verdünnt  wird,  die  Flüssigkeit 
Tor  der  Saugpumpe  durch  em  gewogenes 
FUter  filtriert  und  der  Milohschmutz  nach  dem 
Auswaschen   getrocknet  und  gewogen  wurd. 


Zur  Filtration  bedient  man  sich  yorteilhaft 
eines  Trichters  mit  eingelegter  durchlochter 
Glasplatte  (vergl.  auch  Pharm.  Centralh.  46 
[1905],  Nr.  18).  (Die  Schmutzbestimmung 
in  der  Müch  hat  überhaupt  wenig  Smn, 
Milch  soll  tunlichst  schmutzfrei  sein  und  die 
Beurteilung  des  Schmutzgehaltes  läßt  sich  durch 
halbstündiges  Absetzenlassen  der  Milch  in 
einem  Glasgefäß  mit  glattem  Boden  aus- 
reichend ermöglichen.     Schriftleitufig,) 

Ztsehr,  /.  Unters,  d.  Nähr,-  u,  Qenußm, 
1905,  X,  591.  -dd. 


Znckereonleur  darf  dem  Weine  nicht  in- 
gesetzt  werden.  Ein  WeinhäDdler  hatte  beim 
Schönen  von  Weißwein  Zuckercoulenr  zugesetzt 
und  war  deshalb  vom  Landgericht  in  Stattgart 
zu  60  Mark  Geldstrafe  verarteilt  worden.  Das 
Reichsgericht  hat  dieses  Urteil  bestätigt ;  Zucker- 
cooleur  sei  nicht  Zocker,  sondern  ein  Farbstoff. 
Vergl.  auch  Pharm.  Centralh.  46  [1905],  759.) 

In  einem  anderen  Sinne  entschied  dagegen  die 
Strafkammer  des  Landgerichts  Würzburg  (18. 
Dezbr.  1905).  Sic  sprach  den  Weingntsbesitzer 
Brennfleck  in  Würzbarg,  welcher  blaßgebliebene 
Franken  weine  mit  Zuokercouloar  nachgefärbt 
hatte,  frei.  Für  das  fränkische  Weinbaagebiet 
müsse  die  Zackercoaleur  zur  anerkannten  Kelier- 
behandlang  gezählt  werden.  (Hierza  schreibt 
die  Deutsche  Wein-Ztg.  1905,  Nr.  94,  1025, 
daß  demnach  im  allgemeinen  vor  der  Verwend- 
ung der  Goalear  insolange  zu  warnen  sei,  als 
bis  die  maßgebenden  Instanzen  mit  dieser  Frage 
sich  beschäftigt  und  entschieden  hätten.)    P.  S. 


VeraiAiedena  Mitteüungen. 


Orösohe's  Patenthülse 
für  Maximal  •Thermometer. 

Bekimntliofa  habeo  die  Hftxim&l  •  Thenuo- 
meter  im  QaeokailbergeAO  einen  festge- 
B^imokenen  Stift  kob  Ol»,  der  in  den 
unteren  Teil  der  Kapül&re  hineinreiofat 
Infolgedessen    bleibt    der    die    Warme    an-| 


D«i  CbemiBebe  Lsboratorlna  Frefienlni  ■■ 
Wleebaden  wai  wSbreod  des  Wintenem^steis 
1905/06  TOD  47  StadieroDden  beauaht  und 
Kwar  wiren  35  ans  dem  deatsoheu  Beiohe,  4 
ans  EnelaDd  nod  je  1  aua  Fnobreioh,  HoILind, 
RoBUna,  Sohweden,  SpanieD,  üagani,  den  Ter- 
einigtaD  Stuten  Ton  Nordamerika  nad  ans  Chile. 

Das  D&obBte  Sommei-SemeBter  be^not 

1  24.  April  d.  J. 


zeigende  Queckeübeifaden  in  der  Kapillare 
stehen  nnd  zieht  sieh  andi  dann  nidit  von 
aelbet  in  das  QneckülbergefäQ  zurück,  wenn 
dae  Thermom^er  von  der  Wärmequelle  ent- 
fernt wird,  um  den  Qaeoksilberfaden  «nrtlok- 
zntreiben,  sehranbt  man  Orösche's  Patent- 
hfllae  als  VerlSngemng  an  die  KopFscbraube 
des  ThermometerB  fest  an,  erfaßt  die  Hflise 
am  Ende  nnd  fflhrt  damit  rnokwetse  einige 
SchlSge  ans.  Dnrcb  die  elastiBobe  Feder 
der  Falentbflise  werden  die  SohlAge  in 
Vibrationen  nmgeeetzt  nnd  dadurdi  der 
Qneokulberfaden  zorOckgetrieben. 

Darsteller  sind  Qröseke  dt  Koch,  Ilmenau 
in  lliOringeD.  —i*.— 


ÜB  aelbstindige  Draoksohrif t  aas   dem 
Institut  eiaohien:  iChemiscbe  und  ^hysikalimli- 


unter  Mitwirkung  von  Dr.  L.  OränhtU: 

Ans  der  Chronik  der  Aestatt  ist  harvor- 
nbeben,  daQ  Prof.  Dr.  E.  Sinfx  am  1.  Januar 
19''6  das  26  jährige  JabilBam  seiner  Tätigkeit 
am  Laboratoriom  feiern  konnte.  Am  gleichen 
rage  waren  2b  Jahre  verfloeaaa,  seit  die  mit  dem 
Lsboratoriam  verbau  den  e  agrihnltni-ohemiaohe 
Versaohsatation  der  LandnirtsahaHskammer  fnr 
den  Hegieningebeiirk  Wiesbaden  ontsr  Leitung 
des  Geh.  Regierangarat  tnl.  Dr.  °  e— -— -- 
errichtet  worden  war. 


Briefweohsel. 


Abonnent  in  Holland.  Zar  flaltbarmaohnog 
des  StBTkekleiatera  eignet  sioh  im  Yerhält- 
nia  von  2  pCt  sehr  gnt  Salioylalnre.  Bei 
Verwendung  von  Pinseln,  deren  Boraten  mit 
Eiaendraht  angebunden  sind,  tritt  jedooh  beim 
Oebianoh  eine  oft  nicht  erwünschte  Violettttrb- 
nng  auf.  —  Formsldehydlösang  an  2  pCt 
angeactct  verhindert  ebenfalla  das  Siihimmeln 
des  Kleisters  in  wirtumer  Weise ;  IrRend  welohe 
%biing  tritt  nicht  auf ;  dieses  Hittel  ist  ja  aacb 


geruohloa,  also  f&r  Ihre  Zwecke  wohl  dnnhans 
goeigoet.  s. 

Anfragen. 

1.  Woraos  besteht  das  ans  lÄttiob  kommende 
Vicior  Boaea'Bcba  Hittel  gegen  Epilepsie 
(«ne  fade,  nicht  aalaig  sohmeokende  fTldtaig- 
keit)  P 

2.  Wer  liefert  Sprangstäbchen  ? 


265 


Inhalts-Veczeichnis 

des  I.  Vierteljahres  wem  XLVII.  Jahrgange   (1906) 

der  ..Pharmaceutischen  Oentralhalle". 


*  bedeutet  mit  Abbildung. 
Abfahrdrageee  111. 
Abrastol,  Reaktionen  34. 
Absiothin,  Eigeneohaften  195. 
Abwässer,  Analysen  171. 

—  Schldliobkeit  für  Fisobe  172. 
Abyssinin,  Eigenschaften  69. 
Acetysal,  Zosammensetz.  46. 
Acid.  carbolicum  Ph.  U.  S.  21. 

—  tartaricum  Pb.  ü.  8.  22. 
Adeps  Gossypii  217. 
Akonin,  Bildung  48. 
Aloohol  Ph.  U.  S.  22. 
Alipinniirat,  Anwendung  149. 
Alkaloidej  Bestimmung  36. 
Alkaloid-Arrhenalate  7. 
Alkamin^,  Darstellung  30. 
Alkoholfreie  Getränke  169. 

Analysen  von  7  Arten  72. 

Alkohol-Silbersalze  93. 

Aloe,  seltene  Sorten  154. 
Ameisensäure,  Tithenxng  70. 
Ammoniamsalze,  Bestimm.  197. 
Angostunurinde,  IJntersaoh.  154. 

—  neues  Alkaloid  234. 
Anilinfarben,  Giftigkeit  190. 
Anodynon  nach  Bielitz  29. 
Anthrasol,  farbloser  Teer  14. 
Anticalculose,  Bestandteile  149. 
Anticelta-Tablets  8. 
Antichlorotin,  Bestandteile  240. 
Antidiabetikum  Stock  49. 
Antidysenterie-Senim  47.  240. 
Antifebrin,  entgiftet  15. 
Antigonokokken-Seram  240. 
Antimon-Präparate  Ph.  ü.  8.  26. 
AnHpositin  von  Wagner  29. 
Antiquitäten,  Korrosion  180. 
Antirheamatin  111. 
Antistreptokokkenserum  66. 
Apicinum,  Bestandteile  46. 
Aqua  Ammoniae  Ph.  Ü.  S.  25. 
Araroba,  flandelsnotiz  184. 
Argentum  jodatum  nasoens  240. 
Arrowroot,  Herkunft  185. 
Arsen,  Beslimmong  167. 
Arum  macalatum  177. 
Arzneimisohungen,    unverträg- 
liche 42. 

Arzneimittel,  Sterilisierung  130. 

—  neue  6.  46.  87.   111.  112. 
129.  149.  195.  240.  257. 

Asaprol  siehe  Abrastol. 


Salata,  Untersuchung  155. 
BaUon-Photographie  55. 
Bals.  Copaivae  Ph.  ü.  S.  44. 

Prüf,  mit  ChioraihyUrat 

185. 


Bals.  Gopaiyae,  Rückblick  auf 
1905  185. 

—  peravian.  Ph.  U.  S.  44. 
Prüf,  mit  Ohloralhydrat 

185. 

Erkenn,  des  künstlichen 

186. 

—  tolutanum  Ph.  ü.  S.  44. 
Bandwurmmittel  56. 
Barbitursäuren,  Baostellung  10. 
Belloform,  Eigenschaften  240. 
Benzin-Tetrachlorkohlenstoff  1 1 . 
Benzosalin  «Roche»  173. 
Bemsteinöl,  Eigenschaften  51. 
Bier,  Berliner  Weißbier  169. 
Bioforina,  Bestandteile  6. 
Bioson,  Analysen  7.  170. 
Blausäure,  Nachweis  173. 

—  liefernde  Pflanzen  134. 
Blei,  als  Abortivum  54. 

—  in  schlechten  Glasuren  175. 
Blennorsan,  Eigenschaften  149. 
Blennosalyl,  Bestipi^toile  149. 
Blut,  Gerinnung  31% 
Blutegel.  Aufbewahrung  216. 
Bohnenöl,  chinesisches  52. 
Bornylendiamin,  Darstell.  173. 
Borsäure,  Nachweis  71. 
amtl.  Vorschrift  218. 

—  kolorimetr.  Bestimmung  2:^0. 

—  Farbreaktionen  221. 

—  Titration  152. 
Braun's  Schnnpfpnlver  172. 
Biauseiimonaden  39 

—  mit  Saponinsubstanzen  223. 
Bromindustrie  in  Amerika  8. 
Bromlecithin  244. 
Bromocarpine,  Bestandt.  129. 
Bromoform,  Zersetzung  216. 
Bromsänre,  Verwendung  197. 
Bücherschau  94.  118.  245. 
Batter,  eine  anormale  B.  174. 

—  Best,  des  Fettgehaltes  262. 
Buttermilch,  Beurteilung  141. 


Callaquol,  Anwendung  87. 

Gascara  Sagrada,  Entbilterung 
235. 

Kennzahlen  235. 

Cascoferrin,  Bestandteile  46. 

Castoreum,   Untersuchung  187. 

Cephalaria  Syriaca  72. 

Cerebos-Speisesalz  143. 

Oetaceum,  Prüf,  auf  Stearin- 
säure 234. 

Cbicle-Gummi  116. 

Chinaalkaioide,  Konstitution  192, 

Chinin  Ph.  U.  S.  23. 

—  Verbind,  mit  Pilokarpin  30. 


Chinin,  Lösliohkeit  in  Ammon- 
iak 29. 
-^  Verdeck,  des  Geschmacks  28. 

—  UnteiBcheid.  von  Cinchoain 
235. 

Chininum  arrhenalioum  240. 
Cülor,  Darstellung  30. 
Chloroform  Ph.  U.  S.  23. 

—  Zersetzung  216. 
Chlorofonmum  gelatinosum  111. 
Cholosan  siehe  Lithosan  87. 
Chrysophansäure,  Herkunft  167. 
Giba,  Bedeutung  87.  128. 
Citronenöl,  verdünntes  143. 
Citronensaft,  Kunstprodukte  144. 
Citionensäure,  Darstellung  48. 
Codrenine,  Bestandteile  46. 
Confectiones  der  Ph   ü.  S.  83. 
Copaivera  Mopane  116. 
Cortex  Chinae  fh.  ü.  S.  45. 

—  Cinnamomi,  Handelsnotiz  235. 

—  Pruni  Padi,  Glykoside  116. 
Corydalis,  Alkaloide  155. 
Crurin,  Wirkung  74. 
Cusparein,  Vorkommen  234. 
CyAndialkylaoetylhamstoff  194. 
Cyanverbindungen,  Gewinn.  64. 

Dalloff  The  contre  rob^it6  41. 
Datura-Arten,  Alkaloide  134. 
DesiofektoD,  Bestandteile  129. 
Dextrin,  mit  Formaldehyd  30. 
Diabetes,  Behandlung  54. 

—  schwere  Formen  157. 
Diabeteserin-Tabletten  46. 
Diaethyloxyacetylhamstoff  87. 
Digalen,  Wirkung  117. 
Dipropyl-p-phenetidin  195. 
Diuretin  mit  Harnstoff  243. 
Drachontod,  Warnung  66. 
Dresdner  üntersuchungsami, 

Bericht  1905  139.  168. 
Drogen,    Rückblick    auf   1905. 

169.  182.  234.  250. 
Duotenalextrakt  149.  195. 

Ifiierkonserven  140. 
Eisenmanganpeptonate  15. 
Eiweiß,  Synthese  88. 
Empl.  adhaesivum  Ph.  ü.  S.  84. 
Erdmanii*sches  Salz  56. 
Eßgeschirr,  verdächtiges  72. 
Euchininum  salicylicam  240. 
Eugatol,  Haarfärbemittel  217. 
Euresol,  Anwendung  53. 
Extraota  fluida  Ph.  ü.  S.  84. 
Extraktion    unter   Anwendung 

von  Druck  und  Wärme  125. 

149. 


266 


Fer  da  Dr.  Babnteau  240. 
Fleisch,  EonservieraDg  92. 
Fleischbesohaa  132. 
Fliegen,  Vertilgang  119. 
Fiaorof  ormol,  BestaDdteile  240. 
FlaotaP  ein  Antiseptikam  111. 
Folia  Cooa,  Untersachnng  238. 

—  Baoco,  neue  Sorte  238. 
Formagnol  Bouty  129. 
Formaldohyd,  eine  Monographie 

57.  77.  97. 

—  Bestimm,  des  Methylalkohols 
61. 

^  als  Desinfektionsmittel  79. 

—  als  Konservierungsmittel  80. 

—  mit  Phenol  261. 

—  Naohw.  in  Nahrnngsmitteln 
81. 

—  Vergiftungen  mit  F.  81. 

—  Reaktionen  97. 

—  Bestimmungs  -  Methoden  98 
bis  107. 

Formamint-Tabletten  6. 
Formophon-Tabietten  129. 
Frauenpillen,  Vorsicht  54. 
Friool,  Bestandteile  172. 
Frigori;,  Bestandteile  172. 
FrostDeulen,  Behandlung  53. 
IVuotus  Capsioi,  Extraktion  239. 

—  Cardamomi,  westafhkan.  239. 

—  Piperis.  250. 

—  VaniUae  250. 
Fnrfurol,  Nachweis  175. 
Fusaiium  roseum  38. 

Gär-  und  Nährlösung  123. 
Gär-Sacoharoskop  50*. 
Oasterogen,  Bestandteile  46. 
Oaulthehne,  Eiginschaften  240. 
Oeheimmittel,  Analysen  172. 
Gerbstoffe  u.  Formaldehyd  27. 
Getreide,  trunkenes  G.  38. 
Getreidemilben  222. 
Gifte,    Wirkung    aaf    lebende 

Substani.    Abhandlung   121. 

146.  162.  188. 

—  Handel  mit  G.  181. 
Giftigkeit,  Bestimmung  221. 
Gingko  biloba,  flarzgäDge  13. 
Glyceride.  Synthese  69. 
Glyoerin  Ph.  U.  8.  24. 
Glycerita  Ph.  ü.  8.  85. 
GlycerO'Bouty  oompos.  129. 
Glyoyrrhizin  119. 
Glyko-Heroine  129. 
Gonoiyl  =  Blennorsan  149. 
Granula,  nicht  Granniao  138. 
Grösche's  Patenthülse  264. 
Gumnu  (arab.)  250. 

—  künstliches  29. 
Guttapercha,  Kultur  13. 

«>  Kohlenwasserstoffe  ders.  42. 

Haarfärbemittel,  giftige  170. 
Haarpetrol,  BereituDs  56. 
Haemosoter,  ein  Hg-Präpar.  87. 


Harn,  Nacfaw   von  Aceton  32. 

—  Naohw.  von  Milchzucker  35. 

—  Färbung  der  Niederschläge 
12. 

—  Gehalt  an  Hydrochinon  32. 
Hartweisen,  Anbau  242. 
Harzesaens  siehe  Pinolin. 
Hausenblase,  Gebrauch  198. 
Hefe,   Wirkung   der   Gifte   auf 

H.  122,  146,  16-^.  188. 
Hefe-Kataplasmen  27. 
Heftpflaster,  Verwendung   157. 
Helvella  esculenta  15 
Hemoglofer,  Bestandteile  149. 
Heuasthma,  Erkennung  93. 
Himbeersirup,  was  ist  H.?  144. 
Holzschliff,  Nachweis  34. 
Homolog,  Etymolone  200. 
Hähneraugenseife  215. 
Hundestaupe,  Serum  195. 
Hydrocarpus  Wightiaua  13. 

Japanlaok,   Untersuchung  154. 
Ichthyol,    Prozeß    entschieden 

113. 
Jod,  Bestimm,  von  Ol  und  Br 

37. 
Jedipin.  Wirkung  178. 
Jodipinum  solidum  129. 

—  yeterinarium  129. 
JodaD,  Bestandteile  111. 
Jodchloroform,  Anwend.  89. 
Jodoform,  Schmelzpunkte  24. 

—  Zerdetzung  216. 

—  Naohw.  in  Leichenteilen  22  t. 

—  Einspritzungen  von  J.  135. 
Jodoglycm,  Anwendung  46. 
Jodone,  Bestandteile  149. 
Jodosyl,  Jodoformersatz  87. 
Jodotannol,  Bestaadteile  149. 
Jodsäure,  Anwendang  197. 
Iron-ToDol,  Bestandteile  240. 
Isopral,  ein  Schlafmittel  93. 
Isostrychnin,  untersuch.  193. 

Maffee,   Glasieren  mit  Harzen 

242. 
Kaiser-Brand-Pulver  172. 
Kakao,    Nachw.    von    Schalen 

170. 

—  Bestimmung  von  Fett  und 
Zucker  52. 

Kakaobaum,  Schädlinge  13. 

—  Anbau  in  deutschen  Kolonien 
186. 

Kalabarbohnen,  falsche  237. 
Kalium  bromatum  Ph.  U.  S.  25. 

—  bromid,  Wertbestimmung  33. 

—  jodatum  Ph.  ü.  Ö.  25. 

»  perkarboDat,  Eigensch  27. 

—  permanganat  Ph.  U.  S.  25. 
Kalomel  Ph  U.  8   24. 
Kampher,  künstlicher  186. 

—  Bomeo-  xmd  Ngai-K.  187. 

—  mit  Koffein  zu  Einspritzungen 
244. 


Karbolsäure,  Botftrbung  10. 
Karbolysin,  Eigenschaften  87. 
Karite-Gutta,  Verwendung  156. 
Karlsbader  Salz,  Pulver  138. 
Kasucolum,    Zusammensetzung 

46. 
Kaubalsam  «Sahir»  111. 
Kautschuk,  Kultur  13. 

—  Kohlenwasserstoffe  dess.  42. 

—  Qneliungsfähigkeit  177. 
Kautschukmisteln  133.  177. 
Kautschukpflanzen,  neue  176. 
Kienöle.  Erkennung  215. 
Kirsohlorbeerblätter  116.  133. 
Kipsol-Pillen  46. 

Körber's  Heilprfoarat  113. 

Koffein  Ph.  U.  8.  23. 

Kognak,  Verfälschungen  168. 

Kohienoxyd,  Nachweis  12. 

Kokosbutter,  Verbrauch  152. 

Koliertrichter  «Protos»  9. 

Kopal,  Löslichkeit  234. 

Kot,  klin.  Fettbestimm.  260. 

Krebsbutter,  echte  und  künstl. 
140. 

Kreseptol,  Septosol  undLitban- 
trol,  Desinfektionsmittel  111. 

Krewel's  Sanguinal  -  Lebertran- 
Emulsion  6. 

Kruse- Serum,  Eigenschaften  47. 
240. 

liackmusDutrose-Agar  18. 
Lactobaoillin,  Eigen  :chaften  112. 
LanoceriD,  Eigenschaften  31. 
Lenicet,  Bestandteile  51. 
Lepra,  Behandl.  m  Sudan  244. 
Leucm,  Darstellung  195. 
Lichenoide,  Bestandteile  240. 
Limonaden,    mit    Salioyisäure 

246. 
Liniment,   ammon.  Ph.   ü.   S. 

148. 

—  terebinthin.,  Bereitung  113. 
Lithosan,  Bestandteile  87. 
Lohtanninbäder  87. 
Lorchelo,  Giftigkeit  15. 
Lufterfrischungspastillen  95. 
Lysolpillen  nach  Zinser  34. 

Macis  250. 
Maisin-Kapseln  61. 
Maisstärke  für  Weizenst  148. 
Maltocrystol,  Eigensch.  189. 
Manihot  Glaziovii  156. 
Maretin,  entgiftetes  Antifebrin 

15. 
Margarine,  Beklame  141. 

—  unzuläss.  Bezeichnung  158. 
Marmeladen,  Fälschungen  145. 
M arters  Späth  Liniment  172. 
Marzipan,  Begriff  138. 

Mate,  Vergifran^en  166. 
MeerzwietMl,  Wirkung  244. 
Mehl,  Bestimmung  d^  Olatens 
37. 


267 


Mehl,  Teig-  n.  Brotsäaren  29. 
Mensol,  Anwendung  149. 
Merooran,  Bestandteile  111. 
Merkorojodid,  Darstellang  31. 
Metakaiin,  eingezogen  195. 
Metarsol  Bonty  149. 
Midy's  Mischung  87. 
Migrftnin,   Abgabe  betre£E.  119. 
Migrol,  Bestandteile  129. 
MiironaL  Bestandteile  87. 
MUch,  Aldebydzahi  262. 

—  Xontrole  in  Dresden  141. 

—  kranl[hafte  Veriodernngen 
226. 

—  Naohw.    von    Formaldehyd 
97.  128* 

—  «Sal»Methode  91.  174. 

—  Fettbestimmung  nach  Oerber 
242. 

—  Sohmutzbest.  263. 
Mineralole,  Jodzahi  67. 

yiso  and  Shoya,  untersuch  7. 
Mixture  Brouz,  Analyse  226. 
Morphin,  Bestimmung  im  Opium 
nach  Ph.  U.  H.  64. 

—  Naohw.  d.Formaidehyd  usw. 
247. 

Morphinvalerianat  129. 
Morrhua  (Gadus  M.),  Ableitung 

des  Wortes  119.  165. 
Motten,  Lebensgeschichte  158. 
Mücken,  Mittel  gegen  M.  157. 
Müglitzol,  Bestandteile  28. 
Myrrha  251. 

Magel,  Behandlung  des  kranken 

117. 
Naphthenseife,  Anwendung  49. 
Natrium   bicarbon.   Ph.  U.  8. 

26. 

—  bisulfit,  Bestandteile  38. 
Nenraemin,  Darstellung  87. 
Nickel,  Reagens  auf  N.  66. 
Nomenklatur,  verschiedene  38. 
Nukleogen,  Bestandteile  130. 
Nußöl,  Nachweis  im  Leinöl  92. 

Oblaten- VerschluBapparat  49^^. 
Ofenschwärze,  Yorschrift  95. 
Olea  aetherea  251. 
Oleata  der  Ph.  U.  S.  85. 
Oleoresinae  der  Ph.  (J.  8.  86. 
Oleosuban,  zur  Desinfektion  47. 
Oleum  Anisi  Ph.  ü.  S.  t)2. 

—  Caoao  254,  (Ph.  D.  8)  63. 

—  Carvi  Ph.  U.  8.  62. 

—  Citri,  Bestimm,  des  Aldehyds 
70. 

—  Hyosoyami,  Bereitung  113. 
167. 

—  Jecoris  aselli  254. 

—  Juglandis  nuoum  113. 

—  OüTarum  255. 

—  phosphoratum  28. 

—  Bicioi  255. 

--  Terebiuth.  255. 


OUvenöl  Ph.  ü.  S.  03. 
Ollat,  Lebertranerpatz  195. 
Omega,  Bestandteile  195.  214. 
Opiansäure,   Untersuchung  48. 
Opium  (Ph.  U.  8.)  64.  256. 

—  Prüf,  mit  Mekonsäure  187. 

—  Bestimmung    des   Morphins 
64 

Ovos,  Pflanzenfleisohextrakt  143. 
Oxone,    Bestandteile  und    An- 
wendung 12. 
Oxydationen,  spontane  LI. 

PalladiumohlorüT,   Anwendung 

129. 
Panzersohlamm  zu  Bädern  6. 
Paprikapulver,    geschmackloses 

140. 
Paraffin,  Transparenz  217. 
Paraguaytee  siehe  Mate. 
Paris  quadrifoiia  177. 
Patchouliblfttter  239. 
Peptone,  Synthese  89. 
Perkolatioo,  verbesserte  30. 
Pferdekammfett,  Oewmn.  10. 
Pflasterunterlage  167. 
Pharmaceut.  Gesetze  113.  261. 
Pharmakopoe,  amerikanische  8. 

Ausg.  1.  19.  43.  62.  82.  97. 
Philanthropin,  Bestandteile  149. 
Phosphor,  Bestimmung  34. 
Phosphorbronzen,  Analysen  12. 
Phosphorpillen  in  der  Receptur 

215. 
Photographisohe  Mitteilungen  16. 

55.  75.  136.  179.  200. 
Pikrinsäure,  Loslichkeit  89. 
Pillen,  Bereitung  215. 
Pilze,  gütige  Boviste  145. 
Pinolin,  Eigenschaften  215. 
Pittylen,  Eigenschaften  129. 
Plantol,  Kokosfett  152. 
Polypeptide,  Gewinnung  88. 
Ponticin,  im  Rhabarber  8. 
Portwein,  künstlicher  92. 
Pottwaltran,  Untersuch.  151. 
Poudre  de  Pulveol  129. 
Progreß-Packung  137*. 
Proponal,  Eigenschaften  6. 
Protos,  Kokertriohter  9. 
Prulaurasin,  Gewinnung  133. 
Pulvis  duodenalis  195. 
Purgen,  Vergiftung  157. 
Pyrogallol,  Glykolsäuren  130. 

%uarzgefäße,  Gebrauch  66. 
Quecksilber,  Bestimmung  36. 

Radioben,  Auftreten  56. 
Radiophor,  Anordnung  47. 
Badiothor,  Bereitung  196. 
Radium,  Ausstrahlung  135. 
Ramin,  Bestandteile  47. 
Ratin,  gegen  Ratten  138. 
Receptkontrollmarken  249. 
Reis  und  Graupen,  polierte  142. 
176. 


Rheumatikon  82. 
Rheum  Rhaponticum  133. 
Ricinus-Heilserum  47. 
Rotkohlauszug,  Indikator  37. 
Ruhr,  Stuhlzäpfchen  54. 
Rum,  Verfälschungen  168. 

ikuMsbarin.  Nachweis  32. 
Saccharin-Täfelchen  N.  und  M. 

246. 
Safran,  Verfälschungen  236. 
Salicylsäure,  Bestimmung  197. 

—  im  Organismus  74. 

—  in  Fruchtsäften  92. 

—  Naohw.  und  Bestimm.  241. 
Salit-  und  Salocreol  -  Patronen 

111. 
Sal- Methode,   Ausführung  91. 

174. 
Salogen,  ein  Badesalz  129. 
Salpetrige  Säure,  Bestimm.  71. 
Sambucns  nigra  134. 
Sanitor,  Bestandteile  172. 
Sapüidus  Barak  114. 
Saponin    der    weiBen    Seifen- 

wnrzel  156. 
Saponine,  Giftigkeit  90. 

—  in  Brausehmonaden  223. 
Sohiafmittel,    äußerl.    Anwend. 

93. 
Schmelzpunktbeetimmung  66. 
Schnupfen,  Behandl.  mit  H2O1 

93. 

—  der  Säuglinge,   Behandlung 
135. 

Schweflige  Säure,  Bestimmung 
198. 

zur  Desinfektion  11. 

Secretin,  Bereitung  195. 

Seidenfibroin,  untersuch.  89. 

Seidenwurmfaden  137. 

Seifen,  Nachweis  von  Wasser- 
glas 37. 

Serum  gegen  Hundestaupe  195. 

Sexnol  249. 

Siegellack,  Ersatz  172. 

Siiiciumchloroform  41. 

Sirup.  Ealii  sulfoguajaoolici  65. 

Sohlenzement,  Bestandteile  95. 

Sorisin,  Zusammensetzung  129. 

Specialltäten  131.  150.  214. 

Species  Lini,  Preis  ders.  138. 

Speckstein,  Nachweis  142.  176. 

Speiseöle,  gefälschte  142. 

Spermathanaton,  Anwend.  111. 
149. 

Spir.  si^natus  D.  A.-B.  IV  7. 

Staphylase  Doyen  47. 

Stärkekleister,  haltbarer  264. 

Steven 's  Ointment  172. 

Stickstoff,  Assimilation  53. 

Stickstoffbestimmung  35. 

Stomachystabletten  129. 

Streptokokkenserum  Menaer  199. 

Strychninoxyd,    Untersuchung 
193. 


268 


Styptogan,  zur  Blatstillmig  199* 
Stypto^  Anwendung  243. 
Sablimai,  Oiftwirknng  167. 
8uezol  261. 

Snlfopyrio,  Eigenschaften  149. 
Saoil  und  Heureka  172. 

Taohiol,  zur  Wassersterilis.  32. 
Tarkoninmethyljodid  196. 
Teer,  farbloser  14. 
Terpentane,  Eigensohaften  180. 
T^rpentanöl,  Kennzeichen  215. 
TerriaU  Anwendung  149. 
Tetrachlorkoffein,  Darstell.  10. 
Ijetralgin,  Bestandteile  129. 
Tnaliotruin  aquilegifol.  134. 
Theo-Feueriöschfaokeln  38.  222. 
Thärpil,  Bedeutung  7. 
Tbymidol,  Gewinnung  47. 
Tinkturen,  Wertbesimm.  130. 

—  Formaldehydzabl  78. 

—  Permanganatzanl  78.  107. 
Tonole.  Bestandteile  130. 
Tropfglas  naoh  Iwanow  119. 
Trygase,  Anwendung  54. 
Trypsogen,  Zusammensetz.  149. 
Typhusbaoilien,  Nachweis  53. 


Unguentum  der  Ph.  ü.  8.  108. 

—  Hydiargyri  Le  Beuf  38. 
üraseptine,  Bestandteile  149. 
Ürogosan,  Anwendung  178. 
Ürotropin,  Prüfung  'J17. 
ütrolene,  Bestandteile  149. 

Tanille,  Bestimm,  des  Vanillins 

153. 
Yapo  -  Cresolene,   Bestandteile 

111.  149. 
Vaselin,  Schmelzpunkte  9. 
Verbandstoffe,    Preissteigerung 

158. 
Vesipyrin,  Eigenschaften  130. 
Viferral.  Eigenschaften  213. 

Wachs,  Abhandlung  über  gelbes 
W.  201.  227. 

—  Oehalt  an  Ceresin  201. 

—  specif.  Gewicht  207. 

—  Sohmelzpunktbeetimm.  210. 

—  Säure-  und  Verseifungszahl 
827.  234. 

Waschpulver  «Reform»  172. 
Wasser,  Härtebestimmung  61. 


Wasser,  Dresdn.  Leitungsw.lTl . 

—  Bdnig.  mit  BaCO«  187. 

—  Sterihs.  mit  Tftohioi  32. 

—  Nachw.  Ton  Tjrphusbaoillen 
53. 

Wein,  Gehalt  an  Lecithin  74. 

—  Bestimmung  des  Gerfastoffis 
175. 

—  Schwarzweiden  des  W.  242. 

—  künstl.  Portwein  92. 

—  Färben  mit   Zucker   unxn- 
lässig  263. 

Weinessig,  Herstellung  143. 
Weinsäure^  Herstellung  48. 

Xeroform,  Wirkung  54. 

Tohimberinde,    Stammpflanie 

236. 
Bahnplombe,  Zusammensetsung 

173. 
Zigarren,  entgiftete  248. 
Zigaretten,  Eiebstoff  för  Z.  172. 

—  sogen.  Zucker-Z.  173. 
Zucker,  Bestimmung  33. 

—  Nylander'sche  Reaktion  35. 
Zündsalz  nach  Gans  17.  180. 


Erneuerung  der  Bestellung. 

Zur  Erneuerung  von  Zeitungsbestellungen  bei  der  Post^  welche  Ende  dieses  Monats  ablaufen^ 
bedarf  es  der  Voransbezahlnng  des  Betrages.    Auf  den  onunterbrodienen  und  yoU- 
ständigen  Bezug  der  Zeitung  kann  nur  gerechnet  werden,  wenn  die  Anmeldung  recht- 
zeitig geschieht 

Der  Postaufflage  der  vorigen  Hummer  lag  ein 
Post-Bestelizettei  zur  geffliiigen  Benutzung  bei. 


Besdiwerdea  über  wegetmässiiie  Zuitelhnji 

der  «Pharmaeeutlsehen  Centralhalle»  bitten  wir  stets  an  die  Stelle  richten  zu  wollen,  bei 
welcher  die  Zeitschrift  beateilt  worden  ist,  also  Postanstalt  oder  Buchhandlung  oder  Gesdhäfta- 
stelle.  331«  3S«x«pia.sir«1o*z- 


Yflriflt«:  I>r*  A«  Sekaeider,  I>vBid«  und  Dr  P«  MA, 
YmatwoHMok«  UÜamx  Dr.  A.  flikaeid«  te 


-BlaMwtti. 


Im  Biifthhandftl  du«li  JvIInt  Springer.  Bcrilii  BT..  MoaMkwiftltli  8. 
DtmH  if«a  Fr.  TltUl  Vaehf «Igtr  (fvaath  ft  M aklo)  h  Dnndni, 


-— ~  &ßemiaeß&s  JSaBorahrium  zu  ^iösSaian*  — -^ 

(Tom  Staate  anbmitlODirt«  akBarmiseb«  Lchraostalt  mit  der  Bereehtlping  nr  praktlmktl 
AiublldiiDtf  TOD  XahrnnfBinlttel- Chemikern  fltr  die  Hanptprllfiuig.) 
Das  ehamisehe  Labopatopium   verfolgt,    wie  bisher,    den  Zweck,  jniige  Ifibmer, 

welche  die  Chemie  als  Haupt-  oder  Hilfsfach  studieren  wollen,  anf's  OründJichBte  in  dieee  Wissen' 
aohaft  einzuführen  und  mit  ihrer  ÄDwendung  in  der  Industrie  und  den  Gewerben,  im  Handel, 
der  Landwirthschaft  etc.  bekannt  zd  machen  (Specialcuise  für  chemiBoh-technische  Analyse, 
organische  Chemie,  LebensmittelunterBuchiuig.  Bakteriologie).  Es  bietet  auch  Männern  reiferen 
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Blkttea,  dnrdi  C.  W,  Ereldel'B  Verla?  in  Wleskaden  oder  durch  die  Unterzeichneten  unent- 
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Leiter  der  \  Dr.  Alfred  Schneider,  Dreeden-A.  21 ;  Schandaner  Str.  43. 
Zeltaekrift:  j  Dr.  Panl  Süß,  Dreeden-Blasewitz;  Oostay  Frejtag-Str.  7. 

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MU. 


Dresden,  5.  April  1906. 


Der  neuen  Folge  XXVII.  Jahrgang. 


XLVIL 

Jahrgang. 


Inhalt :  Gkoil«  md  PharBael«:  Ist  gegen  den  Yerkaaf  Ton  TerdAnnteoi  ZItronenOl  einsusohreitcn  ?  —  Zur  Unter- 
■ochnng  Ton  gelbem  Waebs.  —  Durcl'a  Balsain.  —  BeinerkonBwerte  Encheinungeo  auf  dem  Qeblete  der  Drogen 
im  Jahre  1905.  —  Eier-Eretta.  —  NaturwiMensehafiliehe  Apparate  fQr  mcdlElnische  Zwecke.  —  Ucber  Toraohrirts- 
ml&igea  Parattnom  lolidua.  —  FlDstigc  SUberaalbe.  —  Nene  Arsneiroittel.  —  Uebcr  ein  Uromoter  —  Zur  quan- 
titativen Bcfltlmmnng  Ton  Aceton.—  Naliruictmittel-Chemle.  —  BfieheraohML  —  y«nelii«dene  Mltteilanfes. 

—  Biiefvreehtel. 


Chemie  und  Pharmaeie. 


Ist  gegen  den  Verkauf 
von  verdünntem  Zitronenöl 

einzusohreiten  ? 

In  Nr.  8,  S.  143  ds.  Jahrg.  dieser 
Zeitsdirift  ist  von  A.  Beythien  die  Frage 
angeregt  worden,  ob  mit  Alkohol  ver- 
dfinntes  Zitronenöl  zu  beanstanden  sei. 
Er  vertritt  die  Auffassung,  daß  für 
die  Zwecke  von  Haushaltungen  und 
Bickereien  derartige  alkoholische  Los- 
ungen gewisse  Vorteile  darbieten,  indem 
sie  sich  (rfine  die  sonst  unausbleiblichen 
Wftgeverluste  mit  den  zu  wfirzenden 
Materialien  besser  vermischen  lassen. 

Gegen  diese  Auffassung  ist  absolut 
nichts  einzuwenden,  vorausgesetzt,  daß 
dem  kaufenden  Publikum  die  stattge- 
habte Verdfinnung—  denn  um  eine  solche 
handelt  es  sich  doch  im  vorliegenden 
Falle— bekannt  gegeben  wird.  Denn,  wenn 
jemand  Zitronenöl  einkauft,  so  erwartet 
er ,  daß  er  reines  Zitronenöl  erhält, 
ebenso  wie  das  Publikum  reinen  Safran 
wünscht,  wenn  es  Safran  fordert.  Wird 
die  vom  chemischen  Untersuchungäamte 
der    Stadt  Dresdei)    an;^or?cbeno    Auf- 


fassung  als  richtig  angenommen,  so 
braucht  in  Zukunft  der  Verkäufer  von 
verdünnten,  d.  h.  gefälschten  Nahrnngs- 
und  Genußmitteln  nur  anzugeben,  daß  sein 
Produkt  in  diesem  Zustande  für  den 
Konsumenten  gewisse  Vorteile  besitze. 

Es  ist  feiner  noch  ein  Punkt  zu  be- 
rücksichtigen. Läßt  man  nämlich  wirk- 
lich eine  Verdünnung  des  Zitronenöles 
zu:  wo  ist  dann  die  erlaubte  Grenze 
der  Verdünnung  und  wo  beginnt  die 
Fälschung  ?  Es  ist  doch  ein  wesentlicher 
Unterschied,  ob  das  Publikum  eine  Misch- 
ung von  gleichen  Teilen  Oel  und  Alkohol 
erhält  oder  eine  solche  von  etwa  1  Teil 
Oel  mit  2  oder  mehr  Teilen  Alkohol. 

Ich  halte  es  daher  für  zweckmäßiger, 
wenn  man  gar  keine  Zugeständnisse 
macht  und  den  Verkauf  von  verdünntem 
Zitronenöl  einfach  beanstandet  —  genaue 
Deklaration  natürlich  ausgeschlossen.  Das 
Verdünnen  kann  man  getrost  dem  Publi- 
kum selbst  überlassen  oder  ihm  empfehlen, 
das  betreffende  Gefäß  mit  reinem  Spiritus 
nachzuspülen.  üt%,  Würzburg. 


270 


Zur  Untersuchung  von  gelbem 

Wachs. 

Von  Dr.  P.  Bohriaeh  und  Rudolf  Richter, 
(Eortsetzung  von  Seite  233.) 

Im  Anschluß  an  die  Untersuchung 
der  73  Wachsproben  stellten  wir  uns 
die  nicht  ganz  dankbare  Aufgabe,  ein- 
mal experimentell  zu  untersuchen,  welche 
Art  der  Wärmezufuhr  und  welche  Zeit- 
dauer unter  Berücksichtigung  der  Wärme- 
zufuhr zum  Gelingen  einer  völligen  Ver- 
seifung notwendig  sind.  Vorausgesetzt 
wurde  hierbei,  daß  das  Verhältnis  des 
zu  verseifenden  Wachses  zu  der  Menge 
der  alkoholischen  Kalilauge  ein  richtiges 
sei.  Angeregt  wurden  wir  dazu  durch 
die  in  letzter  Zeit  veröffentlichten  Ar- 
beiten von  Kühl  (Pharm.  Ztg.  1904, 
492)  Wiebelitx  (ebenda  613)  und  Oroh- 
mann  (Pharm.  Ztg.  1905,  168),  während 
wir  von  den  diesbezfiglichen  Arbeiten 
von  Orünhut  und  Kohn  (Ztschr.  f.  öff. 
Chemie  1904,  22  und  404)  erst  Kennt- 
nis erhielten,  als  unsere  Versuchsreihe 
bereits  abgeschlossen  war.  Es  ist  immer- 
hin bemerkenswert,  daß  ein  so  erfahrener 
Wachsanalytiker  wie  Berg  im  allge- 
meinen eine  Verseifungsdauer  von  vier 
Stunden  für  notwendig  hält,  während 
die  meisten  anderen  Autoren  dagegen 
mit  1  Stunde,  das  D.  A.-B.  IV  sogar 
mit  V2  Stunde  auskommen  zu  können 
glauben.  Wir  konnten  auch  nirgends 
in  der  Literatur  uns  darüber  unter- 
richten, weshalb  die  betreffenden  Autoren 
gerade  nach  1  Stunde  oder  gerade  bei 
Verwendung  eines  Asbesttellers  mit 
fi'eier  Flamme  oder  des  Wasserbades 
die  Verseifung  für  beendet  hielten,  aus- 
genommen in  der  Veröffentlichung  von 
Kühl  (Pharm.  Ztg.  1904,  492),  die  das 
allein  bei  der  iZd'%6r'schen  Methode 
nach  einstündiger  Verseifung  auftretende 
Schäumen  für  ein  gutes,  äußerliches 
Zeichen  anspricht,  daß  die  Verseifung 
beendigt  ist.  Wir  konnten  uns  mehr- 
fach davon  überzeugen,  daß  man  deshalb 
die  Verseifung  nicht  ohne  weiteres  für 
beendet  ansehen  kann,  wenn  man  bei 
Parallelanalysen  ein  und  desselben 
Wachses  bei  Innehaltung  der  gleichen 
Verseif  ungsmodalitäten  annähernd  gleiche 
Resultate  erhält,  da  diese  nämlich  alle 


zusammen  den  gleichen  Fehler  der  un- 
vollständigen Verseifung  haben  können. 

Orohmann  (1.  c.)  legt  den  Hauptwert 
bei  der  Ausführung  der  Verseifung  dar- 
auf, daß  die  Flüssigkeit  in  fortwähren- 
dem Sieden  erhalten  wird,  um  eine 
möglichst  innige  Berührung  des  ge- 
schmolzenen Wachses  mit  der  Lauge 
zu  erzielen.  Dabei  stellt  er  als^gleich- 
giltig  hin,  ob  man  auf  freier  Flamme, 
auf  dem  Dampfbade  oder  im  siedenden 
Wasserbad  arbeitet 

Um  uns  nun  einmal  über  diese  Ver- 
hältnisse Klarheit  zu  verschaffen,  be- 
stimmten wir  zunächst  in  Doppelanalysen 
die  Verseifungszahl  eines  als  rein  fest- 
gestellten Wachses  nach  der  Methode 
Berg  (4  g  Wachs,  35  ccm  alkoholische  V2- 
norm.  Kalilauge,  Asbestteller  und  kleine 
Flamme,  Rückflußkühler),  indem  wir  je 
1  Stunde,  je  3  Stunden,  je  5  Stunden, 
je  6  und  je  8  Stunden  Verseifungsdauer 
wählten.  Um  aber  auch  zu  erfahren, 
ob  ein  Unterschied  bestände,  wenn  man 
die  Verseifung  einerseits  auf  dem  Dampf- 
bade und  andererseits  im  siedenden 
Wasser  vornimmt,  bestimmten  wir  die 
Verseifungszahl  ebendesselben  Wachses, 
indem  wir  den  Kolben  während  der 
Verseifungsdauer  bei  einer  Versuchs- 
reihe auf  dem  Kupferringe  eines  sieden- 
den Wasserbades  stehen  ließen,  bei  einer 
anderen  aber  den  Kolben  in  siedendes 
Wasser  soweit  hineinhängten,  daß  sich 
die  Verseifungsflüssigkeit  beständig  unter 
dem  Wasserspiegel  befand.  Das  Wasser- 
bad wurde  mit  einem  durchbrochenen 
Blechdeckel  verschlossen  gehalten.  Ver- 
wendet wurden  jedesmal  auch  hierbei 
4  g  Wachs  und  35  ccm  V2  norm.  Kali- 
lauge. Verseift  wurde  bei  beiden  Reihen 
je  1  Stunde,  je  2  Stunden,  je  3  Stun- 
den, je  4  Stunden,  je  6  Stunden  und  je 
8  Stunden  lang.  Wir  verwendeten  zu- 
erst ein  1,5  m  langes  Steigerohr;  da 
der  Alkohol  aber  nach  Verlad  1  Stunde 
zum  größten  Teile  verdunstet  war, 
wiederholten  wir  den  Versuch  mit  dem 
Kugelkühler ,  um  Fehlermöglichkeiten 
auszuschalten,  die  sich  aus  einer  zu 
konzentrierten  Verseifungsflüssigkeit  er- 
geben könnten.  Die  Ergebnisse  sind 
in  Tabelle  Nr.  5  (s.  n.  S.)  zusammengestellt. 


271 


Tabelle  Nr.  5. 

EmfluB  der  Wärmequelle  in  bezug  anf  Art  imd  Dauer. 

(Verseifungszahlen  (Vz.)  von  Gera  flav.  noetr.  [Nr.  17  d.  Tabelle  IJ). 


Verseifungs- 
dauer 

1 

Methode  Bei 
Asbestteller,  l 

Nr.I 

rg,  arspruDgl. 
(ückflußkühler 

Nr.  n 

Methode  Berg  abgeändert 

Kolben  auf      Kolben  im 
den  Ga-ringen     siedenden 
stehend      Wass.  hängd. 

'    1  StuDde 

95,08 

94,95 

94,94 

95,22 

2  StuodeD 

— 

— 

95,29 

90,95 

3 

95,98 

95,91 

95,84 

97,51 

4 

95,43 

97,16 

5 

96,32 

96,04 

^__ 

— 

6 

97,35 

97,09 

95,63 

97,16 

8 

97,43 

97,42 

95,43 

97,23 

Es  ergibt  sich  aus  den  Zahlen  der 
Tabelle,  daß  bei  Anwendung  der  Me- 
thode Berg  (4  g  Wachs,  36  ccm  V2  norm. 
Kalilauge, Asbestteller  und  kleineFlamme, 
Rflckflo^kühler)  nach  einer  Stunde  die 
Zahl  95  erhalten  wurde,  nach  3  Stun- 
den etwa  96,  während  nach  Verlauf  von 
6  Stunden  etwa  977«  erreicht  wurde, 
welche  Zahl  auch  bei  Bstündiger  Yer- 
seifung  erhalten  blieb.  Bei  der  zweiten 
und  dritten  Versuchsreihe  hingegen  war, 
wenn  man  den  Kolben  in  das  siedende 
Wasserbad  einhing,  nach  Verlauf  von 
3  Stunden  die  Verseifung  bereits  eine 

vollständige  (etwa  9772)-  Stellt  man  den 
Kolben  aber  nur  auf  den  Kupferring 
eines  siedenden  Wasserbades,  wobei  die 
Massigkeit  auch  ins  Sieden  gerät,  so 
ist  die  Verseifung  auch  nach  Verlauf 
von  8  Stunden  keine  vollständige.  Denn 
anstatt  der  zu  erwartenden  Zahl  91^2 
war  auch  nach  8  stündigem  Erhitzen  nur 
95  V2  zu  erhalten. 

Bei  der  Bewertung  solcher  Zahlen 
wird  man  sich  natürlich  die'Frage  vor- 
zulegen haben,  ob  man  diese  Zahlen, 
die  aus  der  Untersuchung  einer  Wachs- 
probe resultierten,  ohne  weiteres  ver- 
allgemeinem darf.  Demjenigen,  der 
diese  Frage   a  priori  verneinen  wollte. 


könnte  man  entgegenhalten,  daß  die 
Möglichkeit  solcher  Verhältnisse  doch 
immerhin  vorliegt,  und  daß  man  daher 
bei  der  Ausarbeitung  einer  Methode  der 
Wachsverseifung  jedenfalls  solchen  Mög- 
lichkeiten Rechnung  tragen  muß.  Unter 
Berücksichtigung  dieser  Einschränkung 
dürfte  sich  also  aus  obiger  Tabelle  er- 
geben, daß  beim  Siedenlassen  auf  dem 
Wasserbade  eine  vollständige  Verseif- 
ung selbst  bei  einer  Verselfungsdauer 
von  8  Stunden  nicht  erreicht  wird. 
Weiterhin  ist  zu  folgern,  daß  das  Kochen 
auf  dem  Asbestteller  oder  Einhängen  in 
siedendes  Wasser  nicht  gleichwertig  zu 
bezeichnen  sind,  da  die  Verseifung  beim 
Einhängen  in  siedendes  Wasser  in  der 
Hälfte  der  Zeit  beendet  ist.  Eine  Er- 
klärung hierfür  dürfte  in  der  durch 
siedendes  Wasser  bedingten  Temperatur- 
erhöhung zu  suchen  sein.  Auf  dem 
Drahtnetze  erreicht  die  gesamte  Menge 
der  Flüssigkeit  bei  mäßigem  Erhitzen, 
wie  es  Berg  vorschreibt,  nicht  ganz  die 
Siedetemperatur  der  alkoholischen  Lös- 
ung, sondern  bleibt,  wie  man  sich  leicht 
überzeugen  kann,  wenn  man  durch  eine 
zweite  Bohrung  des  Korkstopfens  ein 
Thermometer  einfügt,  um  etwa  2^  C 
zurück. 


272 


Aus  den  vorstehenden  Untersuchungen 
haben  wir  die  Ueberzeugung  gewonnen, 
der  Berg  und  E,  Merck  bereits  Ausdruck 
verliehen  haben  (Chem.-Ztg.  1903,  753 
und  Jahr.-Ber.  E.  Merck  1900),  daß  die 
Verseifungsdauer  von  1  Stunde  nicht 
oder  wenigstens  nicht  immer  eine  be- 
friedigende Genauigkeit  der  Esterzahlen 
gewährleistet,  daß  man  daher  unbedingt 
mehrere  Stunden  verseifen  muß. 

Eine   vollkommene  Verseifung   er- 
reicht  man   unseres   Erachtens   nur 
dann  mit  absoluter  Sicherheit,  wenn 
man  das  Wachs  entweder   3  bis  4 
Stunden    im   siedenden    Wasserbade 
vei^eift,  oder  6  bis  8  Stunden  nach 
Berg  auf  dem  Asbestdrahtnetze,    in 
beiden  Fällen  unter  Anwendung  eines 
Rflckflußkfihlers.     Außer   Acht  darf 
femer  nicht  gelassen  werden,  daß  die 
alkoholischeEalilauge  erstens  möglichst 
wenig  Wasser  enthält,  und  zweitens 
in  genflgendem  Ueberschusse  vorhan- 
den ist.     Berücksichtigt  man   diese 
Momente,  so  wird  man  bei  Ausführung 
der  V.  HübPsclien  Probe  stets  gute 
Resultate  erhalten.  — 
Ueber  die  Eonstanten  der  v,  Hübrsclieu 
Zahlen  bei  reinem  gelben  Bienenwachs 
gehen  die  Ansichten  ziemlich  weit  aus 
einander.    Nach  der  Tabelle  von  Allen 
und  V.  Hübl  (Benedikt,    Untersuchung 
der  Fette  und  Wachsarten)  hat  gelbes 
Wachs    eine   Säurezahl    von    30,   eine 
Esterzahl  von  75,  eine  Verseifungszahl 
von   95,   und   eine  Verhältniszahl   von 
3,75.     Dieselben    Zahlen   hat    Hager's 
Handbuch  der  pharmazeutischen  Praxis 
von  lascher  und  Hariwich  sowie   die 
neue  Real  -  Encyklopädie   der  gesaraten 
Pharmazie  angenommen,    während  das 
D.  A.-B.  IV  eine  Säurezahl  von  18,6 
bis   34,1,   eine  Esterzahl   von   73    bis 
75,8,  eine  Verseifungszahl  von  91,5  bis 
99,9  und  eine  Verhältniszahl  von  3,49 
angibt.    Wenngleich  der  Spielraum,  den 
das  Arzneibuch  hiernach  gestattet,  ein 
ziemlich  großer  ist,  und  auf  den  ersten 
Blick  nicht  ganz  gerechtfertigt  erscheint, 
müssen  wir  uns  doch  in  mancher  Be- 
ziehung mit  diesen  Zahlen  einverstanden 
erklären.  Reines  deutsches  gelbes  Wachs 
wird  wohl  nie  eine  Säurezahl  über  33 


aufweisen,  jedoch  haben  reine  italienische 
Wachse  z.  B.  oft  Säurezahlen  von  33 
und  noch  mehr  und  da  bei  dem  Rück- 
gange der  Wachsproduktion  in  Deutsch- 
land häufig  Wachs  aus  dem  Auslande 
eingeführt  wird,  muß  auch  damit  ge- 
rechnet werden.  Das  Maximum  von 
99,9  des  Arzneibuches  bezüglich  der 
Verseifungszahl  ist  zwar  ziemlich  hoch, 
jedoch  hat  Berg  bei  reinen  deutschen 
Wachsen  Verseifungszahlen  bis  101,36 
gefunden,  bei  ausländischen  Wachssorten 
bis  106.  Dietxe  gibt  (Pharm.  Centralh. 
39  [1898],  38)  nur  Verseifungszahlen 
bis  103,8  bei  außereuropäischen  Wachsen 
an,  während  Niederstadt  Verseifungs- 
zahlen  bis  107,6  fand.  Nach  O.  Biictmer 
(Chem.-Ztg.  1900,  31)  darf  ein  gelbes 
Wachs  bei  negativem  Ausfalle  der  qua- 
litativen Reaktionen  nicht  beanstandet 
werden,  wenn  es  die  Orenzzahlen :  17,6 
bis  31,  70  bis  78,  87,6  bis  99,  3,4  bis  4 
ergibt.  Wenngleich  also  den  Zahlen 
des  D.  A.-B.  IV  eine  gewisse  Berechtig- 
ung nicht  versagt  werden  kann,  möchten 
wir  doch  die  Säurezahl  und  die  Ver- 
seifungszahl dahin  abgeändert  wissen, 
daß  für  erstere  die  Orenzzahlen  zwischen 
18,5  und  33,  für  letztere  zwischen  93 
und  98  liegen.  Sind  die  Zahlen  niec^ger 
oder  höher,  liegt  der  Verdacht  einer 
Verfälschung  vor  und  es  ist  dann  nötig, 
das  betreffende  Wachs  weiter  zu  unter- 
suchen. Hinwiederum  ist  es  nicht  an- 
gängig, wie  ja  auch  schon  Weinwurm, 
Buchner  und  Berg  sagen,  ein  Wachs 
ohne  weiteres  zu  beanstanden,  wenn  es 
Zahlen  nach  v.  Hübl  aufweist,  die  etwas 
nach  oben  oder  unten  abweichen.  So 
wird  man  bei  einem  Wachse,  das  eine 
Säurezahl  von  33  bis  34  zeigt,  auf 
Stearinsäure  und  Harze  prüfen.  Sind 
diese  abwesend,  und  die  übrigen  Zahlen, 
auch  die  BuchnerzüA  normal,  kann  man 
das  Wachs  nicht  als  verfälscht  bezeich- 
nen. Ebenso  wird  man  ein  Wachs  mit 
einer  Verseifungszahl  von  100  nicht 
verwerfen  können,  wenn  die  übrigen 
Zahlen  und  die  qualitativen  Reaktionen 
keinen  Verdacht  zulassen.  So  gewagt 
es  erscheint,  bei  geringen  Verfälschungen 
sich  ganz  auf  die  v.  HUhrschen  Zahlen 
zu  verlassen,  ebenso  sicher  kann  man 


278 


gröbere  Yerfälschnngen  damit  nach- 
weisen. Eine  Ausnahme  bilden  die 
sogen.  I Wachskompositionen,  welche  oft 
genau  die  für  reines  Wachs  gefundenen 
Säure-,  Ester-  und  Verseif  ungszahl  zeigen. 
In  diesem  Falle  geben  dann  die  quali- 
tativen Reaktionen  einen  trefflichen  An- 
halt Wir  kommen  bei  der  Besprechung 
der  einzeken  Verfälschungsmittel  auf 
die  unterschiede  der  v,  Hübl- 
sehen  Zahlen  zwischen  reinem  Bienen- 
wachs und  seinen  Surrogaten  zurück 
und  möchten  hier  nur  noch  die  Beein- 
flussung der  V.  J5t^&rschen  Zahlen  durch 
die  gebräuchlichsten  Verfälschungsmittel, 
wie  sie  K.  Dieterich  zuerst  zusammen- 
gestellt hat,  anführen: 

Paraffin  und  Ceresin  drücken  Säure-, 
Ester-  und  Verseifungszahl  herab. 

Stearinsäure  und  Kolophonium  erhöhen 
Säure-  und  Verseifungszahl  und  drücken 
die  Esterzahl  herab. 

Camaubawachs  drückt  die  Säurezahl 
herab,  wodurch  eine  sehr  hohe  Verhält- 
niszahl entsteht. 

Japanisches  Wachs  erhöht  Ester-  und 
Verseifungszahl. 

Talg  und  Schweinefett  erhöhen  Ester- 
und Verseifungszahl. 

Kalte  VerseiAmg  nach  Heniiques. 
Henriques  hat,  wie  bekannt,  ein  Ver- 
fahren ausgearbeitet,  um  Fette  und  Oele 
auf  kaltem  Wege  zu  verseifen  und  ist 
dabei  zu  guten  Resultaten  gekommen. 
Infolgedessen  versuchte  er  auch,  die 
kalte  Verseifung  bei  Wachs  anzuwenden 
und  gegebenenfalls  die  v,  Hübrscäe 
Probe  durch  seine  Methode  zu  ersetzen. 
Für  Wachs  gibt  Henriques  folgende 
Vorschrift: 

3  g  Wachs  werden  in  26  ccm  Petro- 
leumbenzin (Siedebeginn  100^  C)  unter 
E^rwärmen  aufgelöst  und  mit  alkohol- 
ischer V2  norm.  Kalilauge  unter  Zusatz 
von  Phenolphthalein  als  Indikator  bis 
zur  bleibenden  Rötung  titriert.  Man 
erhält  so  die  Säurezahl.  Hierauf  werden 
25  ccm  Vi  alkoholische  Kalilauge  zuge- 
setzt, event.  bis  zur  vollständigen  Lös- 
ung einen   Augenblick   erwärmt ,   und 


dann  24  Stunden  lang  kalt  stehen  ge- 
lassen. Nach  dieser  Zeit  titriert  man 
mit  Säure  zurück  und  erhalt  somit  die 
Esterzahl.  Durch  Addition  von  Säure- 
und  Esterzahl  erhält  man  die  Verseifungs- 
zahl. Das  Verhältnis  von  Säure-  zu 
Esterzahl  gibt  die  Verhältniszahl. 

JT.  Dieterich  (Helfenberger  Annalen 
1897,  S.  218  bis  235)  hat  nun  die  heiße 
Methode  von  v.  Hübl  und  die  kalte 
Methode  von  Henriques  mit  einander 
verglichen,  und  dabei  gefunden,  daß  die 
kalte  Methode  in  den  meisten  Fällen 
etwas  zu  niedrige  Werte  liefert  Am 
besten  stimmt,  was  nicht  anders  zu  er- 
warten ist,  die  Säurezahl  überein.  Da 
Henriques  nur  reines  Wachs  nach  seiner 
Methode  geprüft  hat,  dehnte  K.  Dieterich 
seine  Vergleichsuntersuchungen  auch  auf 
gefälschte  Wachse  aus,  und  zwar  stellte 
er  sich  selbst  Wachsmischungen  mit 
10  und  20  pCt  der  verschiedensten  Ver- 
fälschungsmittel, als  Paraffin,  Ceresin, 
Stearinsäure,  Camaubawachs  usw.,  dai\ 
Auf  grund  dieser  Untersuchungen  stellte 
er  fest,  daß  ebenso  wie  bei  reinem 
Wachse  auch  bei  Wachsgemischen  die 
kalte  Verseifung  etwas  niedrigere  Werte 
gibt,  und  außerdem,  daß  sich  gröbere 
Verfälschungen  mit  Hilfe  der  Henriques- 
sehen  Methode  ebenso  gut  nachweisen 
lassen,  wie  mit  der  v.  HübPschen  Probe. 
Eine  Ausnahme  bildet  nach  K  Dieterich 
das  Ceresin,  das  bei  der  kalten  Verseif  ung 
viel  zu  niedrige  Zahlen  gibt  und  auch 
keine  abnormen  Verhältniszahlen  liefert 
In  einem  späteren  Hefte  der  Annalen 
(1904)  äußert  sich  K  Dieterich  über 
die  kalte  Verseif  ung  bei  Wachs  weniger 
günstig,  indem  er  sagt,  daß  die  Methode 
von  Henriques  nach  seinen  zahlreichen, 
mehrere  Jahre  umfassenden  Untersuch- 
ungen für  die  Praxis  bedeutungslos  sei. 

Auch  wir  haben,  durch  die  Arbeiten 
von  K.  Dieterich  angeregt,  vergleichende 
Untersuchungen  über  die  kalte  Verseif- 
ung von  Henriques  und  die  heiße  Ver- 
seifung nach  V.  Hübl  angestellt  und  wir 
können  die  Untersuchungsergebnisse  von 
K  Dieterich  nach  unseren  eigenen  Er- 
fahrungen im  großen  und  ganzen  be- 
stätigen. 


974 


Tabelle  Nr.  6. 
Vergleiokende  üatersnchnngeii  über  die  kalte  nnd  keifle  VerBeifimgBmethode 

bei  Rormalea  nnd  gefälackten  Wacbaeii. 


Nr. 

Bäarezahl 

Estarzahl 

Yeraeifangszahl 

Verhältniswahl 

der 

nach 

nach 

Dach 

nach 

Tabelle 
I 

Henri- 
ques 

v.Hiibl 

ques 

v.Eübl 

qws 

v.Bäbl 

ques 

v.Eübl 

( 

2 

21,37 

21,72 

74,86 

76,53 

96,23 

98.26 

3,50 

3,52 

1 

3 

20,80 

21,10 

73,47 

75,78 

94,27 

96,88 

3.63 

3,^9 

5 

20,61 

20,69 

75,32 

77,36 

95,93 

98,05 

3,65 

3,74 

1 

15 

21,46 

20,82 

73,94 

76,78 

95,40 

96,60 

3,45 

3,64 

1 

16 

19,38 

20,^4 

72,08 

76,05 

91,46 

96,39 

3,72 

3,74 

^  ' 

17 

20,75 

21,37 

74,95 

76,05 

95,70 

97,42 

3,61 

3,66 

r 

0) 

22 

20,99 

20,89 

74,-6 

74,95 

95,85 

95,84 

3,57 

3,59 

28 

20.04 

20,68 

72,55 

75,51 

92,59 

96,  i  9 

3,62 

3,65 

M 

36 

21,37 

21,86 

75,32 

76.41 

96.69 

9 -.27 

3,53 

3,60 

1 

37 

20,14 

21,10 

73,93 

76,13 

94,07 

97,23 

3,67 

3,61 

g  f 

4 

10,06 

9,38 

34,24 

35,30 

44,30 

44,68 

3,41 

3,76 

1 

8 

10,.H3 

9,93 

37,48 

41,44 

47,bl 

51,37 

3,63 

4,17 

12 

10,63 

9,52 

36,:^6 

35,37 

43,99 

44,89 

3,42 

3,72 

00 

13 

17,01 

17,02 

63,39 

65,88 

80,40 

82,90 

3,73 

3,87 

1 . 

18 

6,42 

5,86 

9,72 

13,31 

16,14 

19,17 

1,51 

2,27 

34 

11,92 

11,31 

38,86 

40,11 

50,78 

51,42 

3,26 

3,55 

-S 

38 

25,34 

24,85 

70,69 

71,69 

96,03 

96,o4 

2,79 

2,88 

-g 

45 

0 

0 

2,78 

3,61 

2,78 

3,61 

0 

0 

5 

47 

5,27 

3,61 

26,65 

30.61 

31,92 

34,jj2 

5.06 

8.48 

's 

50 

3,54 

2,85 

11,47 

15,48 

15,01 

18,33 

3,23 

5,43 

1 

63 

9,86 

10,39 

36,27 

40,60 

46,13 

60,99 

3,68 

3,91 

Tabelle  Nr.  7. 
Vergleichende  üntersnchimgen  über  die  kalte  nnd  keifle  Veraeifanga- 

metkode  bei  Wacks-Paraffin-Oemiacken. 


Säurezahl 

kalte     I    heiße 
Methode  nach 
Henri' 
ques 


v.Hiibl 


Esterzahl 


kalte    I    heiße 
Methode  nach 
Henri- 


ques 


V.  Hiibl 


Yerseifnngszahl 

kalte     I    heiße 
Methode  nach 
Henri- 


ques 


v.Hiibl 


Yerhältsniszahl 


kalte    I    heiße 
Methode  nach 
Henri- 


£ 


ues 


v.Hiibl 


Reines  gelbes  Wachs 

Dieses  Wachs  mit  5  pCt 
Paraffin    .    .    . 

mit  10  pCt  Paraffin 

mit  20  pCt  Paraffin 

mit  30  pGt  Paraffin 

mit  40  pCt  Paraffin 

mit  50  pCt  Paraffin 

mit  75  pCt  Paraffin 


20,75 

20,67 
19,82 
16,91 
15,13 
12,96 
10,15 
5,64 


21,37 

74,95 

76,05 

96,70 

97,42 

3,61 

20,44 

71,71 

73,22 

92,28 

93,66 

3,49 

19,37 

68,75 

71,14 

88,67 

90,51 

3,47 

16,98 

59,87 

62,11 

76,78 

79,09 

3,54 

14,55 

52,28 

65,61 

67,41 

69,86 

3,46 

12,26 

44,88 

48,77 

57,84 

61,05 

3,46 

10,62 

38,31 

40,11 

48,46 

50,73 

3,78 

4,80 

19,43 

24,98 

25,07 

29,78 

3,45 

3,66 

3,58 
3,67 
3,66 
3,80 
3,98 
3,78 
6,21 


275 


Wir  haben  bei  28  Wachsarten  sowohl 
die  kalte  Verseifang  nach  Henriques 
als  auch  die  heiße  Verseifang  nach 
V,  Hiibl  ausgeffihrt  und  zwar  waren 
von  diesen  28  Proben  10  reine  gelbe 
Wachse,  11  verfälschte  Wachse  und  7 
Wachsgemische  mit  6,  10,  20,  30,  40, 
60  und  78  pCt  Paraffin.  Von  den  ver- 
fälschten Wachsen  enthielten  8  größere 
Mengen  an  Ceresin  —  bis  96  pCt.  Aus 
den  beiden  Tabellen  VI  und  Vn  (siehe 
Seite  274)  sind  die  Untersuchungsdaten 
zu  ersehen.  Die  kalte  Methode  nach 
Henriques  gibt  hiernach  ebenso,  wie  bei 
K,  Dieterichj  fast  ausnahmslos  zu  niedrige 
Werte;  bei  den  reinen  Wachsen  sind 
Ester-  und  Verseifungszahl  im  Durch- 
schnitt um  2  Einheiten  zu  niedrig,  bei 
den  mit  Ceresin  und  Paraffin  verfälschten 
Wachsen,  sowie  bei  den  selbst  her- 
gestellten Wachsparaffingemischen  im 
Durchschnitt  um  2,6  bis  3  Einheiten. 
Bei  den  Paraffinwachsgemischen  beträgt 
die  Differenz  zwischen  den  beiden  Me- 
thoden bezüglich  der  Verseifungszahl: 
1,4  bis  4,7,  bei  den  reinen  Wachsen 
0,00  bis  3,7,  bei  den  mit  Ceresin  und 
Paraffin  verfälschten  Wachsen  0,3  bis 
4,7.  Wir  können  also  ebensowenig  wie 
K.  Dieterich  die  kalte  Verseif  ungsmethode 
von  Henriques  als  gleichwertig  der  heißen 
Methode  v.  Hiibl  betrachten.  Bei  ge- 
naueren Untersuchungen  und  solchen, 
bei  denen  nicht  schon  von  vornherein  ein 
Verdacht  auf  bestimmte  Fälschungsmittel 
vorliegt,  ist  unbedingt  die  Probe  nach 
V.  Hiü)l  auszuführen.  Hingegen  würden 
wir  bei  Wachssorten,  die  voraussicht- 
lich mit  größeren  Mengen  Paraffin  oder 
Ceresin  verfälscht  sind,  empfehlen,  die 
kalte  Methode  von^enn^z^e^  anzuwenden, 
und  zwar  aus  dem  Grunde,  weil  schon 
ein  Zusatz  von  20  pCt  Ceresin  oder 
Paraffin  leicht  durch  das  spez.  Gewicht 
erkannt  werden,  und  dann  durch  die 
kalte  Verseif  ungsmethode,  die  wohl 
weniger  umstän^ch  und  kostspielig  ist 
als  die  heiße,  sicher  nachgewiesen  werden 
kann.  Für  Apotheker,  denen  weder 
Gas  noch  Wasserleitung  zur  Verfügung 
steht,  ist  die  kalte  Methode  nach  Hen- 
riques  jedenfalls  von  Wert,  da  sie  mit 
Umgehung  der  v.  HübVschen  Probe  bei 


gröberen  Verfälschungen  mit  Paraffin 
oder  Ceresin  die  Menge  des  Verfälsch- 
ungsmittels genügend  genau  festzustellen 
erlaubt;  denn  bei  gröberen  Verfälsch- 
ungen spielt  die  Differenz  zwischen  den 
Zahlen  der  kalten  und  heißen  Verseifung 
keine  Rolle. 

Ein  Beispiel  möge  dies  erläutern: 

Das  Wachs  Nr.  63  in  der  Tabelle 
6  hat  nach  der  heißen  Methode  eine 
Verseifungszahl  von  60,99,  nach  der 
kalten  Methode  46,13.  Hieraus  würde 
sich  ein  Ceresingehalt  von  46,32  pCt 
(heiß)  und  61,44  pCt  (kalt)  berechnen 
nach  der  Formel: 


X  =  100  - 


Vz.  X  100 

96 


Die  Verseifungszahl  ist  hierbei  selbst- 
verständlich nur  willkürlich  als  Mittel 
angenommen  worden,  sie  kann  ebenso- 
gut 92  wie  97  sein,  also  ist  die  Differenz 
von  etwa  6  pCt  zwischen  beiden  Methoden 
nicht  von  Belang.  Die  Verhältniszahl, 
auf  die  wir  überhaupt  keinen  großen  Wert 
legen,  zieht  man  bei  der  kalten  Ver- 
seifung am  besten  gar  nicht  in  betracht, 
da  sie  verhältnismäßig  die  größten 
Differenzen  zwischen  beiden  Methoden 
gibt. 

Was  die  Ausführung  der  Methode 
Henriques  anbetrifft,  so  ist  es,  wie  auch 
K.  Dieterich  angibt,  vollständig  belang- 
los, welchen  Siedepunkt  das  zu  ver- 
wendende Benzin  besitzt.  Sowohl  hoch- 
siedendes (100^  (7),  als  auch  niedrig 
siedendes  (D.  A.  -  B.  IV)  kann  benutzt 
werden.  Hingegen  ist  es  von  Wichtig- 
keit, eine  alkoholische  Lauge  zu  ver- 
wenden, die  möglichst  wenig  Wasser 
(nicht  über  6  pCt)  enthält.  Ferner  ist 
wohl  zu  beachten^  daß  nach  Bestimmung 
der  Säurezahl  und  Zusatz  der  26  ccm 
Vi  norm.  Kalilauge  der  Kolbeninhalt  eine 
klare  Lösung  bildet.  Hat  sich  etwas 
Wachs  ausgeschieden,  muß  die  Mischung 
auf  dem  Wasserbade  bis  zur  völligen 
Lösung  erwärmt  werden,  was  nur  kurze 
Zeit  in  Anspruch  nimmt.  Beim  Stehen- 
lassen der  Benzin-Alkohol-Lösung  in  der 
Kälte  scheidet  sich  das  Wachs  zum 
großen  Teile  voluminös  aus.    Es  wird 


276 


Baeh  der  Torgeschriebenen  Zeit  des 
Stehenlassens  von  24  Stunden  durch 
Eintauchen  des  Kolbens  in  heißes  Wasser 
in  Losung  gebracht  und  sofort  warm 
titriert.  Ist  das  Wachs  stark  mit  Kohlen- 
wasserstoffen versetzt  worden,  so  scheidet 
sich  die  Lösung  nach  Zugabe  der  Kali- 
lauge in  zwei  Schichten,  eine  untere 
spiritushaltige  und  eine  obere  benzin- 
haltige.  So  konnten  wir  bei  der  Unter- 
suchung des  mit  steigenden  Mengen 
Paraffin  versetzten  Wachses  beobachten, 
daß  bei  5,  10  und  30  pCt  die  Flfissig- 
keit  während  des  Stehens  homogen 
bUeby  während  sie  bei  30  pCt  undeut- 
lich, bei  40,  60  und  75  pCt  deutlich  in 
zwei  getrennte  Schichten  geteilt  war. 
Beim  Rflcktitrieren  mit  wässeriger  V2- 
norm.  Salzsäure  trennt  sich  bei  allen 
Proben  die  Lösung  in  zwei  Schichten, 
weshalb  man  auch  beim  Zurttcktitrieren 
beständig  kräftig  umschätteln  muß. 

Oetaxattäurezahl.  Benedikt  und  Man- 
gold haben  die  v.  HübC^che  Methode, 
die  nach  ihrer  Meinung  in  manchen 
Fällen  zu  niedrige  Yerseifungszahlen 
lieferte,  abgeändert  und  die  sogen.  Ge- 
samtsäurezahl an  Stelle  der  v.  Hübl- 
sehen  Verseif ungszahl  bestimmt.  (Chem.- 
Ztg.  1891,  15.)  Sie  ermittelten  zunächst 
die  Säurezahl  nach  v,  Hilbl  durch  Ti- 
tration von  7  bis  10  g  Wachs  mittels 
Vj  wässeriger  Kalilauge.  Statt  der  Ver- 
seifungszahl  stellten  sie  die  Gesamt- 
säurezahl fest,  d.  h.  diejenige  Menge 
Kalihydrat  in  Vio  P^y  welche  jene  Misch- 
ung von  Fettsäuren  und  Fettalkoholen 
zur  Neutralisation  bedarf,  die  man  er- 
hält, wenn  man  das  Wachs  verseift, 
und  die  Seife  durch  Kochen  mit  Salz- 
säure zerlegt.  Die  Mischung  heißt  «auf- 
geschlossenes Wachs».  Zur  Bestimm- 
ung der  Gesamtsäurezahl  löst  man  20  g 
Kidihydrat  in  15  ccm  Wasser,  erhitzt 
zum  Sieden  und  fügt  20  g  der  geschmol- 
zenen Wachsprobe  hinzu.  Nun  erhitzt 
man  noch  10  Minuten,  verdfinnt  mit 
200  ccm  Wasser,  erwärmt  und  fügt  40  ccm 
verdflnnte  Salzsäure  hinzu.  Den  ausge- 
schiedenen Wachskuchen  wäscht  man 
mit  kochendem  Wasser  aus  und  filtriert. 
0  bis  8  g  dieses  aufgeschlossenen  Wachses 
flbergiefit  man  mit  Alkohol,  erhiizt  auf 


dem  Wasserbade  und  titriert  mit  Phenol- 
phthalein als  Indikator,  ist  s  =  Säure- 
zahl, S  =  Gesamtsäurezahl,  a  =  Ester- 
zahl, so  ist  a  +  s  =  Verseifungszahl 
nach  V,  Hübl,  ferner 


a  (Esterzahl)  = 


56 100  (S  -  s) 


66  100  —  18  S. 


und  S.  (Gesamteäurezahl  =  ^^^^^q  1^1*3^ 

Obgleich  die  Benedikt  -  MangoUTsche 
Methode  von  mancher  Seite,  so  von 
Fischer  und  Hartivich  in  Hager's  Hand- 
buch der  Pharm.  Praxis  empfohlen  wird, 
möchten  wir  uns  doch  der  Ansicht  von 
jBer^r  (Chem.-Ztg.  1903,  752)  anschließen, 
der  angibt,  daß  schon  um  deswillen  die 
V,  nübCsche  Methode  der  obigen  Methode 
vorzuziehen  sei,  weil  sie  in  alkoholischer 
Lösung  verseife;  die  Verseif ung  von 
Fetten  und  fettartigen  Körpern  gehe  in 
wässeriger  Lösung,  und  wenn  diese  auch 
noch  so  konzentriert  sei,  viel  schwerer 
vor  sich,  als  in  alkoholischer  Lösung. 
Sowohl  Berg  wie  auch  Alois  Kreffnel 
Pharm.  Centralh.  35  [1894],  598)  haben 
bei  der  Verseifung  nach  Benedikt- Man- 
gold  ungenfigende,  zu  niedrige  Zahlen 
erhalten. 

Bnchnerzahl.  Die  sogen.  Buchner- 
Zahl,  von  Buchner  angegeben  und  nach 
ihm  benannt,  beruht  darauf,  daß  bei 
reinem  Wachse,  wenn  es  in  der  Siede- 
hitze mit  80proc.  Alkohol  behandelt 
wird,  nach  dem  Erkalten  der  Flässig- 
keit  nur  eine  geringe  Menge  der  Cerotin- 
säure  in  Lösung  bleibt,  während  von 
den  Säuren,  die  in  den  Wachskompo- 
sitionen enthalten  sind  (Stearinsäure, 
Harzsäure)  weit  größere  Mengen  gelöst 
bleiben.  Unter  Btiehner-ZsM  versteht 
man  also  die  Milligramme  KOH,  die  zur 
Sättigung  der  Säure  in  1  g  Wachs  ver- 
braucht werden,  nachdem  die  Cerotin- 
säure  größtenteils  entfernt  ist. 

Die  Bestimmung  der  Buchfier-Z^hl 
gibt  oft  in  Zweifelfällen  gut  Aufschluß 
über  die  Reinheit  des  Wachses  und  ist 
besonders  bei  der  Analyse  der  sogen. 
Wachskompositionen  kaum  zu  entbehren. 


277 


bis  3,9, 
»    4,1, 
»    0,87, 
»     16,3, 


ans 


Nach  Benedikt' JJher  (Analyse  d.  Fette 
u.  Wachsarten)    beträgt    die    Büchner- 
Zahl  bei  gelbem  Wachs      3,6 
weißem      »  3,7 

Carnaubawachs  0,76 
Japantalg  14,93 

Preßtalg  1,1, 

Eolophoninm  1 60,3, 
Stearinsäure  66,8, 
bei  einer  Wachskomposition 
Stearinsäure,  Preßtalg  und  Ceresin  mit 
normalen  v.  EübrBchen  Zahlen:  21,4, 
bei  einer  Mischung  von  76  pCt  reinem 
Wachs  und  25  pCt  Wachskomposition  I 
=  8,42.  Während  also  bei  der  Wachs- 
komposition I  mittels  der  v,  Hübrschen 
Probe  vollständig  normale  Zahlen 
erhalten  werden,  gibt  die  Bitchner-Zahl 
sofort  Aufklärung  über  die  Verfälschung. 
Wie  Riesling  angibt,  kann  aus  der 
Buchner-ZihX  einer  Mischung  von  W  achs 
mit  Eunstwachs  von  normalen  v.HübJr 
sehen  Zahlen  der  Procentgehalt  an  reinem 
Wachs  berechnet  werden.  Hat  -z.  B.  eine 
Mischung  von  Wachs  und  Wachskom- 
position die  obige  Buchner-ZdMi  8,42 
und  ist  X  der  Procentgehalt  an  reinem 
Wachse  und  y  die  Säurezahl,  die  man 
durch  Abzug  der  dem  Qehalte  an  Wachs 
entsprechenden  Säuremenge  von  der 
Säurezahl  {Buchner'Zdkbl)  erhält,  so  ist 

.  38 


8,42  — 


100 


=  y 


100  y  =  21,4  (100— X) 
X  =  73,9  pCt. 

Uebrigens  bewegt  sich  die  Büchner- 
Zahl  des  gelben  Wachses  nicht  immer 
wie  Benedikt  angibt,  zwischen  3,6  und 
3,9.  f'er^hat  bei  reinen  deutschen  Wachsen 
J?McÄ/2^-Zahlen  von  2,02  bis  3,92  ge- 
funden, im  Mittel  2,6  bis  3,3 ;  bei  aus- 
ländischen Wachsen  vei'schieben  sich 
die  Grenzzahlen  nach  oben  und  unten 
noch  mehr.  Wir  selbst  haben  reine 
gelbe  Wachse  untersucht,  die  Buchner- 
Zahlen  bis  5,7  aufwiesen.  Anscheinend 
handelt  es  sich  bei  diesen  Wachsproben 
um  italienisches  Wachs,  für  welches 
Berg  als  Grenzzahlen  4,69  bis  6,27  an- 
gibt Auf  keinen  Fall  möchten  wir 
gelbes  Wachs  als  verfälscht  bezeichnen, 
wenn  es  eine  Btichner-ZdloX  über  2  und 


unter  6  hat,  vorausgesetzt,  d&B  di« 
übrigen  Zahlen  normal  ausgefallen  sind, 
und  auch  durch  die  qualitative  Reaktion 
keine  Fälschung  nachgewiesen  worden  ist 

Die  Ausfährung  der  Buchner-ZdiA  ge- 
schieht folgendermaßen  (Chem.-Ztg.  1896, 
19.  1422):  6  g  Wachs  werden  in  einem 
Kolben  mit  100  ccm  80proc.  Alkohol 
Übergössen  und  Kölbchen  samt  Inhalt 
gewogen.  Man  erhält  6  Minuten  in 
schwachem  Sieden,  und  läßt  dann  in 
kaltem  Wasser  vollständig  abkühlen. 
Nun  wird  wieder  gewogen,  auf  das  ur- 
sprüngliche Gewicht  mit  80  proc.  Alkohol 
ergänzt,  durch  ein  trockenes  Filter 
filtriert  und  50  ccm  des  Filtrates  mit 
Vio  norm.  EOH  titriert.  Hierzu  be- 
merken wir:  Der  80 proc.  Alkohol  wird 
erhalten  durch  Mischen  von  860  ccm 
9  b  proc.  Alkohol  und  190  ccm  Wasser. 
Das  Abkühlen  in  kaltem  Wasser  genügt 
nicht,  um  die  Cerotinsäure  möglichst 
vollständig  abzuscheiden.  Nach  R.  Berg 
(Chem.-Ztg.  1903,  763)  bekommt  man 
dann  immer  zu  hohe  Resultate.  Der 
ebengenannte  Autor  schlägt  deshalb  vor, 
die  Probe  12  Stunden  der  Ruhe  zu 
überlassen  und  erst  dann  zu  ^trieren. 
Das  Zurücktitrieren  erfolgt  am  besten 
mit  Vio  alkoholischer  Kalilauge,  nicht 
mit  wässeriger,  da  bei  Anwendung  der 
letzteren  leicht  ungenaue  Resultate  er- 
halten werden.  Schließlich  ist  es  not- 
wendig, den  Säuregrad  des  80  proc.  AI* 
kohols  zu  bestimmen,  da  dieser  häufig 
etwas  sauer  ist  60  ccm  des  von  uns 
angewendeten  80  proc.  Alkohols  ver- 
brauchten 0,16  ccm  ^li^norm.  Kalilauge, 
eine  Menge,  die  bei  Bestimmung  der 
Buchner-ZdkiX  nicht  zu  vernachlässigen 
ist.  Die  für  60  ccm  Flltrat  (weniger 
der  zur  Neutralisation  von  60  ccm  80proc. 
Alkohols  benötigten  ccm  Vio  norm.  Kali- 
lauge) verbrauchten  ccm  Viononn.  Kali- 
lauge geben,  mit  2,24  multipliziert,  die 
Buchner-ZeiA. 

JodzahL  Auch  die  Jodzahl  vermag 
bei  der  Untersuchung  von  Wachs  gewisse 
Anhaltspunkte  zu  geben,  allerdings  spielt 
sie  hier  bei  weitem  nicht  die  Rolle,  wie 
bei  der  Prüfung  der  Fette  und  Oele. 
Benedikt  gibt  die  Jodzahl  des  gelben 
Wachses  zu   9   bis   12    an,    Berg  für 


278 


deutsches  Wachs  za  7  bis  8,  Ar  italien- 
isches zu  10  bis  13,  ffir  ausländisches 
zu  7  bis  13.  Nur  auf  grund  einer  nor- 
malen Jodzahl  ein  Wachs  als  rein  zu 
bezeichnen,  dOrfte  nicht  angän^g  sein. 
Auf  diese  Tatsache  haben  Autoritäten 
in  der  Wachsuntersuchung,  wie  Buch- 
ner,  K.  Dieterichj  Böttger  u.  a.  schon 
frfiher  hingewiesen.  Bezüglich  der  Aus- 
führung der  Jodzahl  haben  sowohl  K. 
Düterich  (Chem.-Ztg.  1898,  22,  729) 
als  auch  Berg  (Chem.-Ztg.  1903,  753) 
Vorschläge  gemacht.  K  Dieterich  ver- 
wendet die  V.  Hiibl'  TFaZfer'sche  Lösung 
zur  Bestimmung  der  Jodzahl  und  läßt 
diese  2  bis  3  Stunden  auf  die  Lösung 
des  Wachses  in  Chloroform  einwirken. 
Behufe  Lösung  des  Wachses  bringt  man 
0,6  bis  0,75  g  Wachs  mit  40  ccm 
Chloroform  zusammen  und  läßt  über 
Nacht  stehen.  Berg  nimmt  0,75  g  Sub- 
stanz und  läßt  diese  bei  wenigstens 
20^  C  mit  40  ccm  Chloroform  bis  zur 
Lösung  stehen;  dann  gibt  er  25  ccm 
Viouorm.  Jodlösung  zu  und  läßt  diese 
mindestens  12  Stunden  auf  die  Wachs- 
lösung einwirken.  Nach  dieser  Zeit 
wird  mit  Vio  norm.  Natriumthiosulfat 
zurficktitriert.  Läßt  man  die  Lösung 
nur  2  bis  3  Stunden  stehen,  so  erhält 
man  nach  Berg  ganz  falsche  Zahlen. 

Nach  vergleichenden  Versuchen  von  K. 
Dieterich  (Helfenberger  Annalen  1903) 
gaben  die  beiden  obigen  Jodzahl- 
bestimmungsmethoden  übereinstimmende 
Besidtate,  falls  man  genau  die  ange- 
gebenen Vorschriften  beobachtet,  wenn 
man  nämlich  bei  Verwendung  von  Vio- 
norm.  Jodlösung  12  Stunden,  bei  Ver- 
wendung von  V.  Hübl  -  TFaZfer'scher 
Lösung  2  bis  3  Stunden  stehen  läßt. 

Künstliche  Färbung.  Nicht 
selten  kommt  der  Analytiker  in  die  Lage, 
ein  gelbes  Wachs  auf  fremde  Farbstoffe 
untersuchen  zu  müssen.  Insbesondere 
wird  den  mit  Paraffin  verf älschtenWachsen 
häufig  ein  Farbstoff  zugesetzt,  um  die 
blasse  Farbe  wieder  in  ein  Wachsgelb 
zu  verwandeln.  Wir  selbst  haben  unter 
den  73  untersuchten  Wachsen  3  gefunden, 
die  künstlich  gefärbt  waren.  Zur  Färb- 
ung von  gelbem  Wachse  dienen  haupt- 
lich Teerfarbstoffe  und  Kurkuma. 


P.  Lemaire  (Rep.  d.  Pharm.  1904, 
Nr.  8)  schlägt  folgende  Prüfungen  zur 
Ermittelung  fremder  Farbstoffe  im  Wachse 
vor.  Entweder  löst  man  wenig  Wachs 
in  Chloroform  und  fügt  einige  Tropfen 
Salzsäure  hinzu.  Bei  Gegenwart  künst- 
licher Farben  (Teerfarbstoffe)  wird  das 
Chloroform  rosenrot.  Oder  man  kocht 
eine  Probe  Wachs  mit  5  ccm  Wasser 
und  0,5  ccm  Natronlauge,  und  säuert 
dann  mit  Salzsäure  an.  Hierauf  setzt 
man  Ammoniak  zu  und  beobachtet,  ob 
die  Flüssigkeit  grünlich  geworden  ist. 
Eine  grünliche  Färbung  deutet  auf 
künstlichen  Faibstoff  hin.  Schießlich 
kann  man  auch  ein  Stück  Wachs  in 
einer  Porzellanschale  mit  Borsäurelösung 
kochen.  Man  setzt  das  Erhitzen  unter 
Umrühren  solange  fort,  bis  das  Wasser 
verdampft  ist  Nimmt  das  Wachs  bei 
dieser  Manipulation  eine  rötliche  Farbe 
an,  ist  es  mit  dem  Farbstoff  des  Knr- 
kuma-Rhizoms  versetzt  worden. 


(Fortsetzung  folgt.) 

Duret'8  Balsam. 

(Baume  D 

uret) 

Picis  liquidae 

18 

g 

Olei  cadini 

15 

g 

Resordni 

2 

g 

Mentholi 

5 

g 

Guajacoli 

5 

g 

Gamphorae 

40 

g 

Snlfuris  loti 

15 

g 

Borads 

36 

g 

Aeetoni 

80 

g 

Olei  Ricini 

40 

g 

Lanolin! 

100 

g 

Der  zu  verwendende  Sehwefei  wird  nadi 
Jonm.  de  m6d.  et  de  ohirurg.  prat.  1906^ 
Febr.  in  fernster  Verteilung  erhalten  dnrdi 
Abkühlen  einer  heifi  gesättigten  Lösung  in 
Terpentinöl.  Man  bringt  ihn  in  Lösung, 
indem  er  mit  dem  Teer,  Eadeöl,  Ridnusöi 
und  Lanolin  in  einem  geschlossenen  Ge- 
fäße auf  130^  erhitzt  wird.  Anwend- 
ung: gegen  Flechten  und  andere  Haut- 
krankheiten. — <»— 


37« 


Bemerkenswerte 

Ersoheinungen  auf  dem  Gebiete 

der  Drogen  im  Jahre  1005. 

Bflekbliek 

▼OD  Dr.  (7.  WeiigeL,  Hambuig. 
(SohluA  von  Seite  257.) 

Pimenta.  Interessante  Mitteäangen 
fiber  den  Piment  des  Kleinhandels,  ins- 
besondere dessen  Färben  mit  eisen- 
oxydhaltii^er  Farbe  machte  Süß  in  der 
Pharm.  Centralh.  46  [1906J,  159.  Auch 
anf  S  451  dess.  Jg.  ist  einiges  fiber  das 
Färben  von  Piment  gesagt,  welches 
unstatthaft,  zam  mindesten  aber  dekla- 
rationspflichtig  ist.  Schließlich  finden 
wir  noch  ai^  S.  474  die  Eennzahlen 
angegeben,  welche  man  von  normaler 
Handelsware  fordern  kann  and  mnß. 

Piper.  Der  Verkauf  des  weißen  ge- 
kalkten Penang-Pfeffers  ist  in 
Deutschland,  weil  gegen  das  Nahmngs- 
mittelgesetz  verstoßend,  unzulässig  (näh. 
ersiehe  aus  Ref.  Pharm.  Centralh.  46 
[1905],  426)  d.  h.  ohne  Deklaration. 

Die  Prfifung  des  gemahlenen 
schwarzen  Pfeffers  auf  Schalenzusatz 
behandelt  eine  Arbeit  von  Späths  Aber 
welche  die  Pharm.  Centralh.  46  [1905], 
784  ausffihrlich  referiert.  Ebenda,  so- 
wie auf  S.  473  finden  wir  Angaben 
über  die  Anforderungen,  welche  ein 
Pfeffer  in  normalem  Zustand  bei  seiner 
Prfifung  zu  erffiUen  hat. 

Badiz  Colombo.  lieber  eine  Fälsch- 
ung der  Colombowurzel  mit  oberirdischen 
holzigen  Teilen  der  Jateorrhiza  Columbo 
berichteten  Holmes  und  Perr^dis  (näheres 
in  Pharm.  Centralh.  46  [1905],  670). 

Badix  Ipecaouaiihae.  Die  Kultur 
der  Ipecacoanhawurzel  in  unseren  afrika- 
nischen Kolonien  empfiehlt  Braun^^). 
Die  in  dieser  Beziehung  anderwärts  ge- 
machten Erfahrungen  faßt  derselbe  da- 
hin zusammen,  daß  die  Brechwurzel- 
kultur vor  allen  Dingen  guten  Humus- 
boden bedingt,  der  eventuell  durch  Dung 
oder  Holzasche  zu  verbessern  ist. 
Feuchtigkeit  schadet  den  Wurzeln;  eine 
weitere  Bedingung  ist  daher  die,  daß 
man  Brech  Wurzelpflanzungen  vor  starkem 

»)  Der  PfUmier,  1906,  Nr.  4. 


Regen  und  stagnierendem  Wasser  scbfitzt. 
Dies  läßt  sich  durch  Anlegung  schmaler 
Beete  unter  dem  Schutze  von  Kaffee- 
bäumen oder  einheimischen  Albizzien 
erzielen,  jedoch  sind  andere  Bäume  mit 
starker  Regentraufe  hierbei  von  schäd- 
lichem Einfluß.  Bei  den  Yersuchs- 
pflanzungen  ergaben  Wurzelstficke  von 
3  bis  4  cm  Länge,  die  man  in  Ab- 
ständen von  etwa  9  cm  in  den  Boden 
legt  und  mit  einer  2  bis  3  cm  hohen 
Erdschicht  bedeckt,  die  besten  Resultate. 
(Der  anhaltende  Bedarf  und  die  guten 
Preise  ffir  Brechwurzel  laden  immerhin 
dazu  ein,  Pflanzungen  unter  den  er- 
wähnten Bedingungen  in  unseren  Kolonien 
zu  versuchen  —  d.  Bef.) 

Nach  Ph.  Böder^)  enthielt  von  einer 
Probe  Rio-Ipecacuanha  die  Rinde  2,59 
pCt,  das  Holz  1,02  pCt  Alkaloid,  von 
einer  Probe  Cartagena-Ipecacuanha  die 
fUnde  3,54  pCt,  das  Holz  1,32  pQ 
Alkaloid.  Röder  hält  infolgedessen  das 
Verlangen  einiger  Arzneibficher,  zur 
Herstellung  des  Brechwurzelpulvers  nur 
die  Rinde  zu  verwenden,  für  zu  streng 
und  flberflflssig,  da  das  Holz  der 
Wurzel  —  wie  aus  obigen  Resultaten 
hervorgeht  —  immerhin  1  pCt  Alkaloid 
enthält  und  außerdem  nur  etwa  1 7  pCt 
der  gesamten  Wurzel  ausmacht.  Die 
durch  das  Mitpulvem  des  Holzes  be- 
dingte Verminderung  des  Gesamtalkaloid- 
gehaltes  ist  also  derartig  gering,  daß 
sie  in  den  Fehlergrenzen  der  Analyse 
(wohl  auch  innerhalb  der  von  den 
Arzneibfichem  zugelassenen  Gehalts- 
grenzen —  d.  Ref.)  liegt. 

Methoden  zur  Prfifung  der 
Ipecacuanhawurzel  auf  Alkaloid- 
gehalt  sind  in  Pharm.  Centralh.  46 
[1905],  367  und  834  veröffentlicht 
worden. 

Eadix  Kawa.  Nach  J.  D.  RiedeP^) 
enthält  Kawa -Wurzel  mindestens  zwei 
Glykoside,  deren  Zusammensetzung 
aber  noch  nicht  feststeht 

Die  antiseptische  Wirkung  des 
Kawa-Harzes  untersuchte  Marpmann, 
indem  er  vornehmlich  dessen  Verhalten 


«0)  Geschäftßber.  der  Fa./%.  Röder,  Wien  1905. 
»I)  J.  D.  Riedel,  Berlin,  Berichte  1905. 


280 


za  Gonokokken  und  H9,mbakterien  stu- 
dierte (nüieres  im  Ref.  der  Pharm. 
Centralli.  46  [1906]^  264). 

Badix  liqniritiae.  Ueber  ein  Sfiß- 
liolz  von  den  Bermuda-Inseln 
berichtet  die  Pharm.  Centralb.  46  [1905]^ 
426. 

Verfälschtes  Süßholzpulver, 
welches  gemahlene  Oliyenkerne  und 
Maisstärke  enthielt  und  aus  Marseille 
stammte,  hat  Evans^^  im  Handel  an- 
getroffen. 

Badix  Bhei.  Eine  neue  Methode  zum 
Nachweis  kleiner  Mengen  Kur- 
kuma wurzel  in  Rhabarberpulver  gibt 
Ärxberger^^)  wie  folgt  an:  Etwa  0,1  g 
des  zu  prüfenden  Pulvers  bringt  man 
möglichst  in  einem  Häufchen  auf  einen 
Streifen  FQtrierpapier  und  tropft  6  bis 
8  Tropfen  Aether  darauf.  Nach  dem 
Verdunsten  des  Aethers  versetzt  man  die 
gefärbte  Stelle  auf  der  Ruckseite  des 
Filtrieipapiers  mit  einem  Tropfen  einer 
heißen  LOsung  von  Borsäure  in  konzen- 
trierter Salzsäure;  ist  Kurkuma  vor- 
handen, so  tritt  hierbei  sofort  Rot- 
bezw.  Rosafärbung  ein,  die  auf  Zusatz 
von  Ammoniak  in  Himmelblau  umschlägt. 

Nachdem  man  in  letzter  Zeit  für  Rha- 
barber bereits  Wertbestimmungsmethoden 
(Feststellung  des  Gehaltes  an  Oxymethyl- 
antrachinonen  —  vergl.  Pharm.  Centralh. 
46  [1906],  126)  aufgestellt  hat,  ist 
neuerdings  von  Tschirch  auch  ein  Un- 
terscheidungsmerkmal ermittelt 
worden,  welches  ermöglicht,  die  minder- 
wertige Rhapontikwurzel  (von  Rheum 
Rhaponticum)  von  echter  Rhabarber- 
wurzel (von  Rh.  palmatum  u.  a.),  speziell 
in  Pulverform,  leicht  und  sicher  von 
einander  zu  unterscheiden.  Die  neue 
Prflfungsmethode  gründet  sich  darauf, 
daß  nur  der  Rhapontikwurzel  das  Gly- 
kosid Rhaponticin  zu  eigen  ist,  welches 
bei  geeigneter  Behandlung  in  schönen, 
farblosen  Krystallen  daraus  erhalten 
werden  kann.  (Näheres  ersiehe  aus 
Ref.  Pharm.  Centoalh.  46  [1905],  638.) 

Die  Bestandteile  der  Wurzel 
von    Rheum     Rhaponticum     hat 

M)  Pham.  Journ.  1905,  Nr.  1811. 
93)  Phann.  Post  1905,  Nr.  12. 


Tschirch^)  in  Gemeinschaft  mit  Christo- 
foletti  erforscht ;  über  die  diesbezfiglichen 
Resultate  referiert  .Pharm.' Centralh.  47 
[1906],  133. 

Rhizoma  Hydrattis.  Interessante  Mit- 
teilungen fiber  Geschichte,  Vorkommen, 
Benennung,  Wachstum  und^Bau,  Ein- 
sammlung, Kultur  u.  a.  m.  der  Hydrastis- 
wurzel  brachte  die  Pharm.. Centralh.  46 
[1905],  313. 

Daß  Hydrastiswurzel  zuriZeit^hänflg 
recht  verunreinigt  in  den  Handel  kommt, 
wurde  bereits  im  allgemeinen  Teil  des 
Rückblicks  besprochen.  {Röder^^}  fand 
den  Aschengehalt  der  Handels- 
ware zwischen  4,74  und  26,12  pCt 
schwankend,  während  derselbe  bei  ge- 
reinigter Wurzel  nur  j  3,91  pCt  betrug. 
Eine  gründliche  Reinigung  der  Hydrasüs- 
wurzel  vor  der  Verarbeitung  erscheint 
daher  unerläßlich.  Den  Hydrastingehalt 
in  der  wasserfreien  Droge  fand  Böder 
mit  2,53  bis  3,46  pCt. 

Ueber  einige  Verfälschungen  von 
Rhizoma  Hydrastis  berichteten  Hartwich 
und  Hellström  eingehend,  zugleich  einen 
Schlüssel  zur  schnellen  Erkennung  der- 
selben gebend  (vergl.  Referat  i.  Pharm. 
Centralh.  46  [1905],  836).  NachträgUch 
erwäimtHarttvich^)  noch  eine  weitereVer- 
fälschung  oder  Verunreinigung,  nämlich 
das  Rhizom  von  Athyrium  £ix  femina 
Roth,  Dasselbe  ist  aber  durch  seine 
bogenförmig  aufgerichteten  Wedelbesen 
leicht  schon  makroskopisch  von  der 
echten  Droge  zu  unterscheiden. 

Angaben  fiber  die  Bestimmung 
des  Hydrastingehaltes  in  der 
Wurzel  und  im  Extrakt  finden  wir  in 
Pharm.  Centralh.  46  [1905],  834 . 

Udsoma  Zingiberis.  Alles  Wissens- 
werte fiber  Anbau,  Gewinnung  und 
Bearbeitung  des logwer faßt J^'m7/2^- 
mann  in  einem  lesenswerten  Artikel  zu- 
sammen, fiber  wdchen  die  Pharm. 
Centralh.  46  [1905],  901  referiert. 

Um  nicht  mit  dem  Nahrungsmittel- 
gesetz in  Konflikt  zu  kommen,  stdlen 


>0  Arch.  d.  Phaimacie  1905,  448. 
^)  Qesohäftsber.  der  £^.P^i2Sd0r,  Wien  1905. 
^)  Schweiz.  Woohensohr.  f.  Chem.  luPhum. 
1905,  Nr.  32. 


281 


Drogenhäoser  den  Handel  mit  «ge- 
kalktem» (Jamaika-)  Ingwer  ein 
(Ref.  Pharm.  Centralh.  46  [1906],  426). 

Die  an  einwandfreie  Handelsware  zn 
stellenden  Ansprache  bringt  die  Pharm. 
Centralh.  46  [1905],  473,  während 
über  ein  botanischesMerkmal  zur 
Unterscheidung  von  Rhizoma  Zingi- 
beris  und  Bhiz.  Zedoariae,  speziell  in 
Polrerform,  in  Pharm.  Centralh.46  [1 905J, 
619  referiert  wird.  Hierzu  bedient  man 
sich  nach  Tsehirch  der  eigenartigen 
Haarbildungen,  welche  der  Epidermis 
des  Zedoariarhizoms  eigen  sind,  dem 
Ingwer  aber  fehlen. 

Saadarae.  Ueber  Sandarak  bezw.  ein 
ahnliches  Harz  liefernde  Callitris-Arten 
berichtete  Maiden  (Ref.  Pharm.  Centralh. 
46  [1905],  837). 

Seoale  oonutum.  Die  wirksamen 
Bestandteile  des  Mutterkorns,  ins- 
besondere das  Secomin,  besprach 
Schaerges  ausführlich  in  der  Pharm. 
Centralh.  46  [1906],  789.  Dessen  An- 
gaben ist  zu  entnehmen,  daß  das  Se- 
comin, gleichbedeutend  mit  «Ergoün 
Keller:^,  das  rationellste  aller  Mutter- 
kompräparate  zu  sein  scheint. 

Ueber  den  Cor  nutin  gebalt  des 
Mutterkorns  sowie  die  Bestimmung  des- 
selben finden  wir  Mitteiluugen  in  der 
Pharm.  Centralh.  46  [1906],  859. 

Semen  Colae.  Auf  das  Vorkomm en 
von  unechten  Kolanüssen,  welche 
keine  Alkaloide  enthalten,  macht 
Orunner^'^  in  seinem  Ai^atze  «Einige 
Bemerkungen  über  Kolanüsse  in  Togo» 
aufmerksam.  Diese  falschen  Kolanüsse 
(Nanurua,  Bissityro,  Bistyrö)  sind  nach 
Warburg  äußerUch  von  echten  Nüssen 
nicht  zu  unterscheiden. 

Semen  Lycopodü.  Recht  beachtens- 
werte Winke  für  die  Beurteilung 
nnd  Prüfung  des  Lycopodium  gab 
die  Fa.  Caesar  &  Loretx^^).  (Näheres 
Bef.  Pharm.  Centralh.  46  [1905],  821.) 

Ueber  zwei  im  Handel  beobachtete 
Lycopodium-Surrogate,  von  denen 
das   eine   aus  feinst   gepulvertem  und 


^  Der  Tropoipflaiizer  1904,  8,  192;  dnroh 
Chem.-Ztg.  1905,  291. 
^)  Gesohäftsbericht,  Septemb.  1905. 


gelbgefärbtem  Bernstein,  das  andere  aus 
dem  Bastpulver  einer  nicht  näher 
charakterisierten  Pflanze  bestand,  wurde 
in  der  Pharm.  Centralh.  46  [1906],  294 
und  326  berichtet 

Semen  Strophanthi.  Die  Färbungen 
verschiedener  Strophanthus- 
samen  des  Handels  auf  Zusatz  von 
konzentrierter  Schwefelsäure  hat  Weigel 
studiert  und  seine  Befunde  in  der  Pharm. 
Centralh.  46  [1906],   924  niedergelegt. 

Der  in  neuerer  Zeit  zum  Arznei- 
gebrauch empfohlene  Samen  von 
Strophanthusgratus  (vergL  Pharm. 
Centralh.  46  [1905],  607)  kam  im  Be- 
richtsjahre das  erste  Mal  in  größerer 
Menge  an  den  Hamburger  Markt;  die 
aus  einigen  Kisten  bestehende  ^Partie 
fand  behufs  Fabrikation  krystallisierten 
Strophanthins  sofort  und  zu  hohem 
Preise  Nehmer. 

Verfasser  hatte  im  vergangenen  Jahre 
Gelegenheit,  zum  Angebot  gelangende 
Substitute  für  die  offizinellen  Stro- 
phantussamen  am  hiesigen  Markt  zu 
beobachten  bezw.  zurückzuweisen.  Das 
eine  Mal  handelte  es  sich  um  die  Samen 
von  Strophanthus  lanuginosus,  welche 
eine  gelbbraune  Farbe  besitzen  und  mit 
einem  förmlichen  Haarpelz  bekleidet 
sind,  der  sich  nur  mit  Mühe  von  der 
Samenschale  entfernen  läßt.  Soviel  be- 
kannt ist,  wächst  diese  Strophanthusart 
am  oberen  Niger,  nach  anderer  Ansicht 
am  Zambesi.  Das  zweite  Substitut  war 
überhaupt  kein  Stropliauthussamen/ son- 
dern bestand  aus  dem  Samen  von  Kickxia 
Africana.  Diese  sind  von  ähnlicher  Ge- 
stalt wie  Semen  Strophanthi,  aber  von 
mehr  rotbrauner  Färbung;  die  Ober- 
fläche ist  fein  gerunzelt  und  völlig  kahl. 
Außerdem  besitzen  sie  auf  der  flachen 
Seite  eine  deutlich  sichtbare  Raphe, 
wodurch  sich  Kickxia  schon  äußerlich 
von  Strophanthus  unterscheidet.  Bei 
der  weiteren  Untersuchung  fallen  u.  a. 
die  stark  gefalteten  Kotyledonen  beson- 
ders auf.  — 

Wenn  auch  bei  dieser  oder  jener 
Droge  Verfälschungen  bezw.  Substitu- 
tionen lange  Zeit  ausbleiben,  eher  oder 
später   treten   solche   —    wie  aus  den 


282 


angefahrten   Beispielen    ersichtlich    — 
doch  wieder  auf. 

TerebinthiAa.  Im  « Ghemist  and 
Druggist»^^)  wurde  mitgeteilt,  daß  man 
neuerdings  auch  in  Indien  mit  der 
Terpentingewinnung  und  der  Ver- 
arbeitung des  Terpentins  auf  Oel  und 
Kolophonium  in  größerem  Maßstabe  be- 
ginnt, nachdem  sich  hei*ausgestellt  hat, 
daß  diese  Industrie  entwicklungsfähig 
ist.  Den  Terpentin  liefert  daselbst  Pinus 
longifolia  Boxb.,  und  erstreckt  sich  die 
Gewinnung  auf  die  ausgedehnten  Kiefern- 
wälder des  Himalaya  in  den  Nordwest- 
proyinzen  und  im  Punjab.  Die  dort 
fabrizierten  Produkte  sollen  im  Lande 
selbst  bereits  guten  Absatz  finden ;  auch 
die  Regierung  bringt  der  jungen  In- 
dustrie lebhaftes  Interesse  entgegen. 
Babak^^)  hat  den  indischen  Ter- 
pentin untersucht;  derselbe  ist  weiß, 
undurchsichtig  und  von  sehr  kleb- 
riger, kömiger  Beschaffenheit,  die  wahr- 
scheinlich durch  ausgeschiedene  Harz- 
säurekristalle hervorgerufen  wird.  Der 
terpentinartige  Geruch  ist  eigenartig 
angenehm,  etwas  an  limonen  erinnernd. 
Bei  der  Destillation  mit  Wasserdampf 
erhielt  Babak  18,6  pCt  Oel,  das  Pinen- 
und  Limonengeruch  erkennen  ließ.  Der 
Terpentin  selbst  zeigte  folgende  Eigen- 
schaften :  spez.  Gewicht  0,990,  Rotation 
—  7042*,  Säurezahl  129,  Esterzahl  11, 
Yerseifungszahl  140. 

Des  ferneren  hat  Babak  über  die 
Terpentine  von  Abies  amabilis 
und  Larix  Europaea  gearbeitet; 
die  diesbezüglichen  Resultate  finden  wir 
in  der  Pharm.  Centralh.  46  [1906],  689 
verzeichnet. 

Tubera  Jalapae.  Da  in  letzter  Zeit 
harzreiche,  für  Fabrikationszwecke  ge- 
eignete Wurzel  recht  spärlich  an  den 
Markt  kommt,  erregte  im  Berichtsjahre 
eine  Partie  mit  etwas  über  13  pCt  Harz 
größeres  Interesse.  Bei  näherer  Prüf- 
ung zeigte  sich  jedoch,  daß  die  Partie 
mit   etwa   20   bis  30   pCt  sogen. 


cholziger  Jalape»  vermischt  war. 
Holzige  Jalape  (Stipites  Jalapae)  von 
Ipomoea  Orizabensis,  als  Orizabawurzel 
bekannt  und  im  Handel  neuerdings  als 
mexikanische  Skammoniumwurzel  ge- 
führt, enthält  bekanntlich  ebenfalls  pur- 
gierendes Harz,  welches  jedoch  zum 
Unterschied  von  dem  der  Jalape  zum 
ß:rößten  Teil  in  Aether  löslich  ist  (vergl. 
Pharm.  Centralh.  44  [1 903],  793).  Hier- 
durch wurde  auch  bei  der  verfälschten 
bezw.  nicht  marktfähigen  Ware  der 
Nachweis  erbracht.  Die  ausgesuchten 
holzigen  Stücke  ergaben  bei  der  Prüf- 
ung des  aus  ihnen  isolierten  Harzes  87 
pCt  ätherlösliche  Bestandteile. 


Eier-Ersatz. 


W)  Chemist  and  Druggist  6&  [1904],  582  und 
831 ;  doroh  Schimmel  db  Co,,  April-Berioht  1905. 

KO)  PhArm.  Review,  28  [1905],  229;  dorch 
Schimmel  S  Co.,  Oktober-Bericht  1905. 


Mitteilung  von  Dr.  Preacher  in  Goch. 

Bezflglich  ihrer  Verwendung  als  Färbe- 
mittel sind  sogenannte  Trockeneiermehl- 
Präparate  häufig  billiger  durch  Safran, 
Kurkuma,  Tropäolin,  Eonditorfarbe  usw. 
zu  ersetzen,  wie  Überhaupt  Eipulver  des 
Handels  öfters  alles  andere  mehr  als 
Eigelb  enthalten.  So  haben  vor  kurzem 
Beythien  und  Waters^)  Ovumin  und 
0  y  0  n  als  ein  kttnstlich  gefärbtes  Gemisch 
von  l\iaisstärke  als  wesentlichem  Bestand- 
teil mit  kleinen  Zusätzen  von  doppelt- 
kohlensaurem Natron  und  Eigelb  be- 
zeichnen, Amost^)  hat  in  einem  Präparat 
caus  Hühnereiern»  Pacific  (vgl.  S.  288), 
von  welchem  100  g  etwa  160  Eidotter  er- 
setzen sollten,  nur  62,96  pCt  Eidotter- 
Trockensubstanz ,  entsprechend  8  Ei- 
dottern in  100  g  Präparat  nachweisen 
können,  das  neueste  Ersatzmittel  ffir 
Eier  aber  ist  Seife. 

Dr.  ?766er8)-Neuß  hat  das  Vorhanden- 
sein derselben  in  Zwiebackextrakt  fest- 
gestellt, den  ein  Kaufmann  unter  dem 
Namen  <  Sanitäts  -Eindernähr- 
Zwiebackextrakt»  in  den  Handel 
gebracht  hatte.  Nach  Ansicht  des  Eauf- 
manns  ist  der  Zusatz  von  Seife  unbe- 
dingt nötig ,  da  er  «  eine  Nachgärung 
des  Zwiebackteiges  im  Ofen  und  damit 


1)  Z.  f.  U.  d.  N.  u.  0.  06  [XI].  V.  272. 

2)  Z.  f.  U.  d.  N.  u.  0.  05  [X],  XI.  686, 
8)  Qever  Ereisblatt  1906,  Nr.  62,  IL 


ein  besseree  AnsfflUen  der  Form  be- 
ding». Nach  Ansicht  des  Sachver- 
stfiDdigen')  dagegen  bezweckt  der  Zu- 
satz voD  Seife  an  Stelle  Ton  Eiern,  das 
Binden  des  Fettes  mit  dem  Teig  zu 
übernehmen.  SeifebewirkekeineGärnng. 
Wie  übrigens  die  Verhandlang  vor  dem 
Neoßer  Schöffengericht  ergab,  scheint 
der  Seifenzusatz  zu  Moppen  (Spekulatius) 
und  Zwieback  in  Holland  und  West- 
falen, sowie  am  Niederrhein  allgemein- 
gebränchlich  zu  sein,  was  jedoch  nicht 
hinderte,  den  Angeklagten  wegen  grober 
Nahrungsmittelf  &tschnng  mit  60 
Mark  Geldstrafe  zu  belegen. 


NaturwisBensobaftliohe 

Apparate  für  medlsinlsohe 

Zwecke 

TOD  C.  O&'hardt,  Marquarfe  Lager  obem- 

ieeh«r  Ut«iuUien  io  Bonn  a.  Rh. 

Stalagmometer  fflr  mediziDiBehe  Zwecke 

von    Traube    dient    znr    Bestimmiiiig    der 

OberfilchenApanniiiig  eine  Flflaeigkeit  ans  der 

Anzahl  derTropfen,  welche 

sieh  beim  Abtropfen  ünee 

dnroh  zwei  Harken  abge- 

inzten      kngelfOnnigen 

Volnmens  von  einer  kreis- 

mnden  Abtropffläche  von 

'  bestimmten    Dimensionen 

loslOsen. 

Je  naeh  dem  Grade  der 
Zflhtgkdten  werden  die 
Formen  I,  II  nnd  III  (b.  Abbildung) 
Twwendet. 

Die  Tropfenzshl  fOr  Wasser  bei  einer 
bestimmten  Temperatnr  ist  anf  dem  Apparat 
eingraviert  {Pfliiger'a  Arohiv  1904,  541 
nnd  559.) 

AngeBtropfflftaohohen.  Die  VorzQge  des 
Angentropffl&sohohens  nach 
Hummelsheim  und  1.  siohere 
Sterilisation  von  Flfiadiohen  nnd 
Tropfei ,  '2.  dichter  VerschlnB , 
der  dn  keimfrdes  Aufbewahren 
der  sterilisierten  FItlasigkeit  ge- 
stattet, 3.  leichte  meehaniBche 
Reinignng  nnd  4.  geringe  Zer- 
brechlichkeit Das  Nähere  zeigt 
die  Abbildung. 

*}  Biehe  Gever  Kreisblatt  1006,  Hr.  62,  IL 


OftroagsrAhrohen  znm  Nadi- 
weis  der  Glnmg  in  f^oes  n«di 
Schmidt-  Straßbuarger. 

Das  GrnndgefAß  a  wird  mK 
dem  mit  Wasser  gut  verrührten 
Eot  gefüUt,  das  OefSO  b  mit 
Wasser  j  beide  GefilOe  dflrfen 
kane  Luftblasen  entiialten.  Das 
OefSß  c  hat  ui  der  Spitze  ein 
Loch  znm  Entwwdien  der  Lnft 
Ans  der  UObe  des  Wasser- 
standes im  Rohre  e  kann  der 
Grad  Avt  OXning  benrteilt 
werden.  (D.  Archiv  f.  Klinische 
Hedizm,  Bd.  69,  570.        p. 


Ueber  vorschriftsmaBigea 
Faraffinum  solidum 

SoBert  sidi  Dr.  Ißleib  in  Pharm.  Ztg. 
1905,  942  dahin,  daß  das  Arznribnch 
nnter  demselben  an  Ceresinnm  solidnm  ver- 
steht. Während  die  Bandelsparaffine  mit 
einem  Sobmelzpnnkt  von  40  bis  65 " 
Destiltationsprodnkte  ans  Teer  bezw. 
Petrolennurflckst&nden,  nntw  Umstanden  anoh 
ans  Erdwachs  und,  wird  Cereun  dordi 
Raffination  des  rohen  Erdwachses  mittels 
ranohender  Schwefeldnre  nnd  Knochenkohle 
gewonnen.  Diese  letzteren  Prodakte  fallen 
jedoch  sehr  verschieden  ans,  je  nacb  der 
mehr  oder  weniger  tiefen  Lage  des  rohen 
Erdwachsee  im  Erdinnem.  Sogenannter 
edler  Ozokeri^  der  scbwer  scbmelzbar« 
Gerean  fSobmelzpnnkt  76  bis  77")  liefert, 
ist  sehr  selten  geworden.  Zur  Zeit  liefert 
nnr  die  Umgegend  von  Boryekw  in  Oaliuen 
entsprechendes  Uaterial.  Es  wSre  daher 
wünadienewert,  daß  baldigst  neue  Fund- 
stätten bezw.  eine  Synthese  des  Cereräi 
entdeckt  würden.  (Vcufaaeer  ist  im  Besitz 
einer  grQßeren  Menge  dem  Arzneibuch  ent- 
sprechender Ware  nnd  g^bt  dieselbe  an  In- 
teressenten für  das  Doppelte  der  Drogisten- 
preise  gern  ab.)  H.  IS. 

Zu  einer  flüssigen  Silbersalbe 

gibt  Schaeffer  (Ther.  d.  Gegenw.  1906,  368) 
folgende  Vorschrift:  50  g  flflsdgea  PÜaffin, 
20  g  Vasogen,  15  g  deetilliertee  Wasser, 
5  g  wasserfreies  Lanolin  nnd  6  bis  15  g 
Itrol.  —l%— 


8g4 


Neue  Araneimittel. 

Estoral  ist  Bonftiire- Mentholester  und 
bildet  ein  weißes,  gesehmackloses^  kristall- 
inisches Pulver,  das  nur  schwach  nach 
Menthol  riecht  In  trockenem  Znstande  ist 
es  beständig,  während  es  sich  in  Lösung 
und  m  Berührung  mit  den  Schldmhftuten 
ziemlich  rasch  in  seine  Bestandteile  spaltet 
Das  Mittel  ist  ganz  ungiftig  und  besitzt  nur 
die  einzige  Unannehmlichkeit,  daß  es  am 
Naseneingang  manchmal  Brennen  ver- 
ursacht, besonders  wenn  dieser  entzündet 
ist  Daher  empfiehlt  es  sich,  das  Pulver 
entweder  mittels  eines  GlasrOhrchens  in  die 
Nase  einzuziehen  oder  mit  der  gleichen 
Menge  Milchzucker  vermischt  anzuwenden. 
Professor  Dr.  Otto  Seifert  (Heilm.-Rev. 
1906,  Nr.  2)  hat  Estoral  bei  akuten  und 
chronischen  Katarrhen  der  Nase  mit  gutem 
Erfolg  angewendet  Darsteller:  Zimnier 
db  Co.  in  Frankfurt  a.  M. 

Ghiajacoloid  ist  eine  Verbindung  von 
Eampher  und  Guajakol. 

Elinolum  ist  nach  Zeitschr.  d.  Allgem. 
Oesterr.  Apoth.-Ver.  1906,  160  ein  neues 
Antiseptikum ,  über  welches  näheres  noch 
nicht  vorliegt. 

Kokainfonniat  erhält  man  nach  Vigier 
(Joum.  de  Cbim.  et  Pharm.)  durch  Zu- 
sammenbringen von  einem  Molekül  in  wenig 
Wasser  verteiltem  Kokain  mit  einem  Molekül 
kristalliffierter  Ameisensäure,  wobei  sich  das 
Kokain  langsam  löst  Beim  Verdampfen 
der  Lösung  färbt  diese  sich  gelblich  und 
scheidet  bdm  Erkalten  seidenartige  Nadeln 
aus,  die  zur  Verhinderung  einer  Wiederauf- 
löBung  mit  wenig  Wasser  rasch  abzuwaschen 
sind.  Das  Salz  schmilzt  bei  42^  unter  Zer- 
setzung, löst  sich  bei  20^  in  42  Teilen 
Wasser,  in  wärmerem  etwas  leichter  und 
zersetzt  sich  in  Wasser  von  90^.  In  Alko- 
hol ist  es  ähnlich  löslich,  in  Aether  und 
Chloroform  wenig  sowie  in  Oel  und  Fett 
nicht  löslich. 

Menfor  ist  nach  G,  und  R,  FHtx  eine 
Salbe,  die  Menthol,  Kampher  und  Methyl- 
salieylat  enthält  und  gegen  Rheumatismus 
angewendet  wird. 

Mergal  wird  cholsaures  Quecksilberoxyd 
genannt  Dasselbe  zeigt  nach  J.  D.  Riedel'B 
Berichten  1906  die  Zusammensetzung 
(G84Hg90|)sHg  und  stellt  ein  gelbliehweißes 


Pulver  dar,  das  in  rmnem  Wasser  fast  un- 
iöslidi  ist,  sich  aber  leichter  in  Alkalisalze 
enthaltendem  Wasser  löst.  Besonders  löst 
es  sich  in  Kochsalzlösung.  Mergal-Koohsalz- 
lösungen  stellt  man  am  zweckmäßigsten  dar, 
indem  man  1  Teil  Mergal  mit  1  bis  2  Teilen 
Kochsalz  und  ungefähr  10  com  Wasser  bis 
zur  Lösung  schüttelt,  worauf  mit  destilliertem 
Wasser  bis  zur  gewünschten  Verdünnung 
vermischt  wird.  Bei  Bereitung  sehr  ver- 
dünnter Lösungen  verwendet  man  Iproe. 
Kochsalzlösungen,  weil  sich  das  Mergal  sonst 
leicht  wieder  ausscheidet  Die  MergaUös- 
ungen  sind  nie  kristallisierbar,  aber  stets 
durch  geringe  Mengen  basischen  Salzes 
mehr  oder  minder  getrübt  Alkohol  zersetzt 
das  Mergal,  indem  Gholsäure  in  Lösung 
geht  und  eine  granbraune  QuecksUberver- 
bindung  ungelöst  bleibt  Durch  starke 
Säuren  whrd  das  Salz  zersetzt,  wobei  das 
Queckffllber  ab  der  Säure  entsprechendes 
Salz  in  Lösung  geht  und  die  Gholsäure 
unlöslich  abgeschieden  wird.  Beim  Ueber- 
gießen  mit  Natronlauge  färbt  sich  das 
Mergal  unter  Abscheidung  von  QuecksUber- 
oxyd  gelb,  während  die  Gholsäure  in  Lös- 
ung geht  Zu  semer  Erkennung  erhitzt 
man  das  Mergal  in  einer  Porzellanschale 
auf  dem  Wasserbade  kurze  Zeit  mit  etwas 
verdünnter  Salzsäure.  Das  Quecksilber  geht 
als  Chlorid  in  Lösung  und  die  Cholsäure 
bleibt  ungelöst  Von  letzterer  gießt  oder 
filtriert  man  ab  und  kann  dann  in  der 
Lösung  das  Quecksilber  mit  Leichtigkeit 
nachweisen.  Die  Cholsäure  gibt  die  Petten- 
kofer'Bcte  Gallensäurereaktion  (Pharm. 
Centralb.  37  [1896],  451).  Darsteller:  J. 
D,  Riedel,  Akt-Qes.  m  Berlin. 

Neothinum  ist  nach  O,  und  JB.  Fritz 
ein  Ledthalbumin  enthaltendes  Nährpräparat 

Secacornin  ist  der  jetzige  Name  für  das 
in  Pharm.  Centralb.  46  [1905],  789  be- 
sprochene Secornin,  das  frühere  Ergotin 
Keller,  K  Mentxd. 

Orofimaan*s  Kraft-  uid  Hähr-Emulsion 
erwies  sich  nach  Dr.  «7.  Kochs  (Apoth.- 
Ztg.  1906,  230)  als  eine  giyoerinhaltige 
Lebertran-Emulsion  mit  einem  geringen  Ge- 
halt von  Galciumhypophosphit  Darsteller: 
Fritx  Oroßmann,  Q.  m,  b.  H.  in  Magde- 
burg, —fx  — 


SM 


Ueber  ein  Urometer  Zylinder    nnd     Spind«!    die    CardanCtAa 

bwiohtat    Dr.  Otto    Mayer  in  Pbaim.  Ztg.  Anfhlngevorrichtniig    (s.    Abbild.)    m    ver- 
1905,  1044.     Dwsdbe  wird  von  Johannes   weadon.  ______  — <»-— 

Ordner  in  HOnohen  ans  Normalgiss  utge- 

fertigt  and  ist  bei  15°  C  zuvwümg  geeicht  Zur    quantitativeiL    BeBtimmung 
Es  trSgt   die   Orade  von   1,000  bis  1,045  \  voH  Aoeton 

nnd  ist  im  Schwimmkörper  mit  «nem  Thermo-   verfahrt  J.    M.  Auld    (Apoth.Ztg.    1906, 
meter    versehen,    das    eine   Roduktionsakala  j  192)  folgendermaßen:    Eine    etwa  0,1    bis 
für    die    zwischen   ö  nnd  25*»  C  liegenden  [  o,2  g  Aceton  enthaltende,  abgewogene  Menge 
]der  xa   DDtersDchenden   FIDssigkat  wird  in 
i  «nem  Rnndkolben  von  500  cum  Inhalt,  der 
mit   Rflckflußktlhler   nnd  Tropftriohtor   ver- 
!  sehen  is^   mit   etwas  Wasser  verdünnt  nnd 
;  mit  30  bis  30  eem  lOproc.  Kalilange  ver- 
Imiseht.     Dnroh   den  Tropftriohter  ISDt  man 
bis  znr  schwachen    GelbfBrbnng   von  öner 
Brom  -  KaliambromidlOenng   (200    g    Brom, 
250  g  Kaliombromid  auf  1  L  Wasser)  zn- 
flteBeo.     Non    wird    anf  dem    Wasserbade 
bei  etwa  70"  efaie  halbe  Stande  lang  er- 
wärmt,   wob«    man   tropfenweise    von   der 
BromlOsnng  zaCließen  l&Bt,  so  daß  das  Brom 
m    geringem    UebersebaH     vorhanden    ist 
j  Letzter«-   wird    alsdann    nadi    Znsatz  von 
I  etwaa  Kalilage  durcb  ein  oder  zw«  minuten- 
,langee   Kochen   entfernt.     Daranf  destilliert 
I  man  das  gebildete  Bromoform  ab,  wischt  das 
I  EQhlrohr   mit   wenig  Alkohol   nach,   misoht 
das  Destillat   mit   50    ocm   Alkohol  nnd  so 
\  viel  festem  Kaliamhydroxyd,  daß  man  eine 
inngettlir  lOproc.  LOenng  erhält.     Die  Hiscb- 
nng    wüxl    bis   zn  völligen   Zeisetzang  des 
j  Bromoform  am  RflckflnßkObler  eibitzt,  wozn 
etwa   45   Minaten   nOtig   sind.     Nach   dem 
Abkühlen  and  Mwa  erforderlidien  Emdampfen 
ueatralisieTt    man    genau     mit     verdünnter 
SalpetersBnre,  erginit  die  Menge  mit  Wasser 
anf  500  ccm  nnd  bestinunt  dann  in  ranem 
beliebigen   Teile    in    üblicher   Wöse   anter 
Anwendung  von  Kaiinmohromat  als  Indikator 
Tunparaturen  enthält     Da  die  Orade  gegen  mit  7ia-Normal-8ilbomitratlOsang  die  Brom- 
1,4  mm  von  einander  entfwnt  sind  ,kÖanen  menge.     240   Teile   Brom   entsprechen    5ä 
uo^  halbe  Orade  (0,0005)  abgeleeen  werden. ,  Teilen  Aoeton.    —    Diee  Verfahren   ist  be- 
Das  Urometer[hat  eine  L&nge  von  16  om,  eine 'sonders  znr  Bestimmung   des  Aoeton 
Skala  TOD  6,2  cm  und^^e  Breite  von  1,6  cm. 'im  Holzgeiat  geeignet.  Letzteren  verdünnt 
Dieses  Urometer  läfit  uoh  auch  an  Stelle  man  hierbei  mit  der  zehnfachen  Ranmmenge 


des  Laktodensimeters  zur,  Bestimmung  des  spez. 
Gew.  der  Milch  verwenden.  (Schon  mehrere 
Jabre*im  Oabranoh'für  Milch.    SekriftUg.) 

Des  ferneren  empfiehlt  Verfasaer,  zur 
Wagereohtstellnng  des  Zylinders  sogenannte 
Adjustiertischoben  bazw.  znr  unter  allen 
Umständen  vollkommenen  Oeradstelinng 


WasBw  nnd  verwendet  von  dieser  Misehung 
5  ccm  zur  Acetonbeetimmang.  Bd  Ver- 
mddung  eines  grODeren  BromüberBchasses 
ist  die  Bildung  von  Koblenstofftetrabromid 
nicht  zu  fürchten.  Da  Rohbrom  häutig 
Bromoform  enthalten  soll,  mnS  man  ein 
I  mllgüdist  rdnee  Brom  anwenden,     a.  M. 


986 


■  ahrungsiiiittel-Oheiiiie. 


üeber  das  Bohmaterial  des 
Tokayerweines. 

Der  80  vielfach  naehgemaohte  Tokayer- 
wein  wird  bekanntlich  aus  den  Trocken- 
beeren  der  Tokayer  Traube  bereitet  Die 
Beetrebnngen  der  Produzenten  von  echtem 
Tokayer^  dnrdi  exakte  wisaenBohaftliche 
ünteräadiungen;  ähnlich  wie  sie  von  Prof. 
K.  Windisch  und  anderen  in  nnBerem  rhein- 
ischen Weinbangebiet  seit  Jahren  durch- 
geführt werden,  die  Orenzzahlen  für  echte 
Produkte  festzulegen^  sind  mit  Freuden  zu 
begrüßen.  L.  Krdmsxky  beginnt  diese 
Arbeiten  mit  einer  Veröffentlichung  über  die 
Zusammensetzung  der  Tokayer  Trocken- 
beeren (Ztschr.  f.  Unters,  d.  Nähr.-  u. 
Genußm.  1905,  X,  671),  von  der  beson- 
ders die  über  die  Gesamtverhältnisse  des 
Tokay-HegyaljaerWeinbaues  gegebeneuDaten 
interessieren. 

Die  Untersuchungen  gewmnen  an  Be- 
deutung, da  in  dem  neuen  Handelsvertrags- 
entwurfe des  Deutschen  Reiches  mit  Ungarn 
für  den  Tokayer  Ausbruchwein  und 
den  Szamorodner  (herben  Ober-Ungar- 
wein) eine  Sonderstellung  vorgesehen  ist. 
Hmfort  werden  diese  Werne  nicht  mehr 
als  Süd-Süßweme  im  Sinne  des  Weingesetzes 
vom  24.  Mai  1901,  §  2  anzusehen  sein, 
sondern  sie  werden  die  Vorzüge  unseres 
Weingesetzes  mitgenießen.  Es  wird  also 
bei  der  anerkannten  Kellerbehandlung  der 
Zusatz  einer  größeren  Menge  Alkohol  als 
1  Raumteil  auf  100  Raumteile  Wein  hin- 
fort verboten  sein.  Ebenso  strafbar  wird 
es  sein,  hinfort  Getränke,  die  unter  der  Be- 
zeichnung Tokayer,  Medizinal-Tokayer,  To- 
kayer Ausbruch,  Szamorodner  oder  unter 
einer  auf  Oertlidikeiten  des  Tokayer  Wein- 
gebietes hinweisenden  sonstigen  Bezeichnung 
in  den  Verkehr  zu  bringen,  wenn  sie  unter 
Verwendung  von  getrockneten  Früchten 
(auch  in  Auszügen  oder  Abkochungen)  oder 
von  eingedickten  Moststoffen  gewerbsmäßig 
hergestellt  worden  sind.  Den  Tokayerwein- 
fabriken  dürfte  mit  dem  Inkrafttreten  dieser 
auch  für  die  Apotheken  höchst  wichtigen 
Bestimmungen  der  Boden  abgegraben  werden. 
(Vergl.  hierzu  Pharm.  Centralh.  46  [1905], 
833,  941.  ♦) 


Der  Tokay-Hegyaljaer  Wein  wächst  in 
der  Hegyalja,  dem  Tokayer  Untergebbge, 
auf  einer  Sü'ecke  von  ungefähr  4600  Hektar. 
Die  Hegyalja  im  Süden  des  Zempl^ner 
Eomitates  liegt  zwischen  48  <>  7'  und  48  <> 
25'  nördl.  Breite  und  38  <>  50'  und  39<' 
22 '  östL  Länge.  Die  Trachytgebirge  dieses 
Gebietes  ziehen  sich  von  Norden  nach  Süden, 
von  Eperjes  bis  Tokay.  Die  Wdnberge^ 
zumeist  steil,  erzeugen  nur  in  den  an  den 
Abhängen  gelegenen  W^gärten  Trocken- 
beeren, während  oben  auf  dem  Plateau  nur 
Gartentrauben  wachsen.  Je  nach  Lage  und 
dem  Untergrund  (der  aus  dem  verwitterten 
Trachyt  entstandene  Tonboden  ist  der  beste) 
wechselt  die  Güte  der  erzeugten  Weine. 

Von  den  Rebensorten  ist  die  vortreff- 
lichste und  überwiegend  angebaute  die 
Furmint-Rebe,  neben  dieser  liefern  gute 
Qualitäten  noch  die  Hdrslevelü-,  die  Mus- 
kateller- und  Weißling-Rebe. 

Die  Früchte  aller  dieser  Reben  reifen 
früh,  oft  schon  gegen  Ende  JulL  Die 
Hülsen  der  Beeren  werden  hierbei  immer 
dünner,  der  Inhalt  ist  sehr  süß  und  von 
feinem  aromatischem  Geschmack.  Werden 
die  reifen  Beeren  von  einem  etwas  längeren 
Regen  betroffen,  so  platzen  die  dünnen 
Hülsen  und  der  Inhalt  tritt  aus.  Bald  jedoch 
wurd  sdn  Wasser  von  warmen  Winden  ver- 
dunstet und  die  Beere  schrumpft  ein,  ohne 
daß  der  Schimmel  sie  angreifen  könnte. 
Auch  wenn  die  Beeren  nicht  platzen,  ver- 
dunstet durch  die  dünne  Hülse  der  Über- 
reifen Früchte  das  Wasser  und  die  Beeren 
trocknen  am  Stocke. 

Die  Lese  erfolgt  erst  Ende  Oktober,  oft 
erst  im  November,  wodurch  die  Bildung  der 
Trockenbeeren  in  den  zumeist  warmen  und 
trockenen  Herbsten  Ungarns  sehr  begünstigt 
wird.  Je  mehr  sich  Trockenbeeren  gebildet 
haben,  um  so  besser  ist  die  Ernte,  da  nur 
diese  für  die  Bereitung  des  Ausbruchweines 
in  betracht  kommen.  Hat  langer  Regen, 
was  selten  eintritt,  die  Extraktstoffe  der  ge- 
platzten Beeren  abgewaschen,  so  mnd  die 
nachher    entstandenen    Tro<&enbeeren    nn- 


**)  Echte  Tokayer  Medisinai-  und  Ausbruch- 
weine liefern  u.  A.  Eoffmann^  Beffter  <ib  Oo.  in 
I/eipzig.  Sehriftleitung. 


987 


braaehbar   für   die    Gewinnung    von    Ans- 
braohweinen. 

Die  mikroBkopische  üntersneh- 
nng;  dnrch  0.  Varga  ansgeführt,  ergab, 
daß  nieht  aiJe  Trockenbeeren  Schimmel  ent- 
hielten und  daß  die  an  der  Oberfläche  sich 
findenden  Arten  —  Botrytis,  seltener  Peni- 
cülinm  —  nor  selten  in  das  Fmchtfieisch 
eingedrongen  waren.  Außer  dem  Schimmel 
waren  an  den  Beeren  nur  noch  Hefezellen 
nachweisbar. 

Von  den  chemischen  untersuch- 
ungsergebnissen  dürfte  hier  nur  inter- 
esneren,  daß  der  Wassergehalt  der  Tokayer 
Trockenbeeren  doppelt  so  hoch  wie  der  der 
Rosinen  ist  und  folglich  der  Extraktgehalt 
nur  halb  so  hoch.  Auffällig  ist  der  Be- 
fundy  daß  die  Trockenbeeren  2Y2  ^^X  so 
viel  Olykose  als  Fruktose  enthalten,  es  soll 
noch  näher  untersucht  werden,  ob  dies  durch 
abnorme  Verhältnisse  im  Jahre  1904  ver- 
anlaßt wurde  oder  ob  es  stets  der  Fall  ist 
Im  Durchschnitt  von  6  Bestimmungen  ver- 
schiedener Beerensorten  wurden  die  Most- 
beatandteile  von  100  g  Trockenbeeren  er- 
mittelt zu:  Oesamtzucker  (Invertzucker) 
30,28  pGt,  Olykose  19,47  pGt,  Fruktose 
7,42  pCl,  zuckerfreier  Extraktreet  12,94 
pGt,  freie  (Gesamt-)  Säure  1,658  pGt,  Ge- 
samt-Weinsäure  1,46  pOt,  freie  Weinsäure  0, 
an  alkalische  Erden  gebundene  Weinsäure  0, 
Weinstein  1,83  pGt,  flüchtige  Säuren  (Essig- 
säure) 0,04  püt,  Aepfelsäure  0,784  pCt^ 
Gerbstoffe  0,02  pGt,  zucker-  und  säure- 
freier Extraktreet  11,29  pOt,  in  Aether- 
Aikohol  lösliche  Stoffe  2,24  pCt,  Stickstoff 
0,13  pCt,  Asche  1,12  pGt,  Phosphorsäure 
0,105  pCt 

Vergleicht  man  mit  diesen  Werten  die 
von  Poftch,  Bomiräger  u.  A.  für  Ro- 
sinen mitgeteilten,  so  ergeben  sidi  folgende 
Unterschiede: 

100  g  Tokayer  Trockenbeeren  enthalten 
bedeutend  mehr  Kerne,  als  die  gleiche 
Menge  Rosinenarten,  auch  haben  letztere 
zumeist  viel  schwerere  Kerne. 

Die  Rosinen  sind  fast  doppelt  so  stark 
emgetroeknet  wie  die  Tokayer  Trocken- 
beeren und  haben  doppelt  soviel  Zucker. 
In  den  Rosinen  überwiegt  die  Fruktose  zu- 
meist um  ein  geringes  die  Olykose.  Be- 
rechnet man  auf  gleichstarke  Eintrocknung, 


so  enthalten  die  meisten  Rosinensorten  mit 
Ausnahme  der  Samos-Rosinen  einen  gerin- 
geren zuckerfreien  Extraktrest,  ebenso  weniger 
freie  Säure.  Die  geringe  Menge  freie  Oe- 
samtsäure  rührt  in  den  Rosinen  zumeist  von 
Weinsäure  her.  Der  geringen  Menge  an 
freier  Säure,  sowie  dem  Mangel  an  Aepfel- 
säure m  den  Rosinen  ist  es  wahrscheinlich 
zu  verdanken,  daß  die  aus  ihnen  bereiteten 
Werne  fade  schmecken  und  ohne  jedes  feine 
Bukett  sind.  —del. 

Wässerung  der  Buttermilch  ist 

unzulässig. 

Dem  Outachten  des  Vorstandes  des  Ver- 
bandes Deutsdier  Molkerei-Beamtenverdne, 
daß  ein  Wasserzusatz  bis  20  pCt  zu  Butter- 
milch als  zulässig  arzusehen  sei,  kann  nicht 
beigetreten  werden,  nachdem  mur  Molkereibe- 
sitzer selbst  erklärt  haben,  daß  das  Herabspülen 
der  bei  der  Butterung  emporgeschleuderten 
ButterteUchen  anstatt  durch  Wasser  mittels 
Magermilch  geschehen  kann  und  andereiv 
seits  durch  Benutzung  der  kombinierten 
Butter-Fässer  und  -Kneter  es  ermöglicht 
wird,  die  Buttermilch  abzulassen  (vergl.  auch 
Milch-Zeitung  1905,  Seite  5),  bevor  die 
Abspülung  mit  Wasser  erfolgt  Wenn  die 
technische  Möglichkeit  vorhanden  ist,  eine 
Verschlechterung  der  als  Volksnahrungsmittel 
so  wichtigen  Buttermilch  vermeiden  zu 
können,  liegt  kein  Grund  vor,  der  letzteren 
gegenüber  der  Voll-  und  Magermilch  b  bezug 
auf  Wässerung  eine  Ausnahmestellung  ein- 
zuräumen. (Vergl.  ferner  Pharm.  Gentralh. 
47  [1906J,  141.)  Dr.  R  Süß, 


Margarine-C^esetz  betreffend«  Bisher  wurde 
angeDommen,  auch  gerichtsseitig,  daß  ein  Zusatz 
voD  weniger  als  lO  pCt  Sesamöi  mangels 
Strafbestimmungen  nicht  bestraft  werden  könne. 
Demgegenüber  hat  der  III.  Strafsenat  des  Reichs- 
gencniB  am  15.  Januar  1906  (nach  Nahrungsm.- 
Raudsoh.  1006,  53)  unter  anderem  entschieden^ 
daß  die  nach  §  6  Abs.  2  (des  sogen.  Maigarine- 
Gesetzes)  notwendig  in  erlassenden  ßestimm- 
angen  (wie  sie  vom  Bundesrat  inzwischen  be- 
schlossen worden  sind)  einen  integrierenden  Teil 
des  §  6  bilden  and  ihre  wissentliche  Ueber- 
tretung  daher  unter  §  14,  die  nicht  vorsätz- 
liche als  «Zuwiderhandlung  gegen  die  Vor- 
schriften dieses  Gesetzes»  unter  §  18  des  be- 
treffenden Gesetzes  fällt.  P.  S, 


Mft 


Eikonserven 

in  Form  von  pol^erförmigem  eingetroekneten 
Eigelb  mit  mehr  oder  minder  großen  Mengen 
eines  Stärkemehl-  and  Koohsaiz  -  Znaatzes 
sind  unter  lebhaften  Anpreisungen  heutzu- 
tage häufig  im  Handel  anzutreffen.  Alois 
Amost  in^Czemowitz  hat  die  Eikonserve 
«Pacific»  untersucht;  ein  Trookeneimehl- 
präparat  aus]^Hühnereiem,  in],  Budapest  her- 
gestellt 

Die  Analyse  zeigte^  daß  es  sich  auch  m 
diesem  Falle  um  nichts  weiter  handelte,  als 
um  mit  Teerfarbstoff  gelb  gefärbte  Stärke. 
100  g  des  Präparates  sollten  nach  der  An- 
preisung 160  Eidotter  ersetzen.  Das  Eier- 
mehl stellte  ein  grobes,  nicht  gldchmäßig 
gemischtes  Pulver  dar,  das"]  sich  fettig  an- 
fflhlte,  dottergelb  aussah  und  angenehm  nach 
Kuchen  schmeckte.  Es  enthielt  in  Prozenten : 
Wasser '5;63;  Stickstoffsushstanz  25,6,  Fett 
(Petrolaetherextrakt)  36,87,  Lecithinphosphor- 
säure  1,173,  Zucker  16,8^  Stärke  etwa  8,0, 
Asche  6,0(>,  Teerfarbstoff  (Tropaeolin) 
vorhanden.  Konservierungsmittel  nicht 
nachweisbar.  Das  Präparat  besteht  also  aus 
ungefähr  62,96  pCt  Eidottertrockensubstanz, 
4,61  pCt  Kochsalz,  1 6,8  pCt  Zucker,  8  pCt 
Weizenmehl  und  5,63  pGt  Feuchtigkeit. 
Auf  100  g  Inhalt  1  kommen  in  Wirklichkeit 
nur  acht  Eidotter,  statt  daß,  wie  angekün- 
digt, Ersatz  für  160  Eidotter  geboten  sei. 
Nur  durch  die  ^künstliche  Färbung  wird  den 
mit  derartigem  «Eierersatz»  hergestellten 
Backwaren  der  Schein  einer  besseren  Be- 
schaffenheit verliehen.  Diese  können  daher 
als  «verfälscht»  beanstandet  werden. 

(Hierzu  2  vergleiche   man   auch   diese  Nr., 

Seite  282.) 
ZUehrrfA  Unters,  d.  Nähr.-  u.  Qenußm  1905, 
10,  686. — flW. 

VereiidguAK'  beamteterj  Hahrungsmittel- 

Chemiker  Sachsens. 
Die  anjderjamtliohen'  Nahrangsmittelkoatrolie 
beteiligten  Chemiker  der  König].  Uutersuohongs- 
anstalten  [in^  Dresden  »und  I^ipzig,  sowie  der 
Städtischen  Unteisuchangsämter  in  Chemnitz, 
Dresden  und  Leipzig,  welche  im  ji Dezember 
TOI  igen  Jahres  zur  Förderung  persönlicher  und 
wissensohaftUoher^Interessen"  einen  näheren  Zu- 
sammensobluß  herbeigeführt  hatten/- vereinigten 
sich  am  Sonntag  den  jU.'^März  in^ Dresden  zu 
ihrer  ersten  Hauptversammlung.  ^  iNaoh  herz- 
licher Begrüßung  der  zahlreich  erschienenen  Mit- 
glieder legte  der  Yorsitzende,  Dr.  Bcythien- 
Dresden,  den  Entwarf  einer  Eingabe  an  dasKönigl. 


Ministerium  des  rnnem  vor,  in  welcher  die  Be- 
strebungen der  Tereinigung  dargelegt  und  eifrige 
Mitarbeit  an  den  Aufgaben  der  Nahrungsmittal- 
kontrolle  zugesichert  wurde.  Der  Entwurf  fand 
nach  einer  redaktionellen  Aenderung,  welcher 
eine  längere  Aasspraohe  vorausging,  die  Zu- 
stimmung der  Versammlung.  Der  2.  Punkt  der 
l^esordnung:  «Das  neue  Schema  für  die  Ab- 
fassung der  dem  König!.  Ministerium  zu  er- 
stattenden Jahresberichte»  führte  zu  einer  regen 
Aasspraohe,  an  welcher  sich  Dr.  Fiekert  und 
Dr.  Äwyff-Dresden,  Or.  Eärtel  und  Dr.  BSkrig- 
Leipzig  sowie  Dr.  Ltt^rt^r-Chemnitz  beteiligten. 
Bei  aller  Anerkennung  der  Vorzüge  einer  £^eiöh- 
mäßigen  Berichterstattung  wurde  doch  auf  ge- 
wisse Lücken  der  vorgeschriebenen  Formulare 
hingewiesen  und  daher  beschlossen,  das  Schema 
einer  sorgfältigen  Durchsicht  zu  unterziehen  und 
über  die  Abstellung  gefundener  Mängel  auf  der 
nächsten  Versammlung  zu  beraten.  Punkt  3  der 
Tagesordnung :  c  Unfallversicherung  beamteter 
Chemiker»  wurde  zur  Beschaffung  weiterer 
Unterlagen  bis  zu  einer  späteren  Znsanunenkunft 
zurückgestellt.  Alsdann  Derichtete  Dr.  Beyikien 
über  eine  Anfrage  des  Vereins  Dresdner  Mineral- 
wasserfabrikanten, ob  die  Bezeichnung  cKünst- 
liohe  Brausdimonade»  für  die  ohne  Fruchtsaft 
hergestellten  Oetränke  als  ausreichend  sn  er- 
achten sei,  und  ob  bei  einer  derartigen 
Etikettierung  von  einer  besonderen  Angabe  der 
Einzel  bestandteile  (Essenz,  Farbstoff  usw.)  ab- 
gesehen werden  könne.  Nachdem  der  Yor- 
sitzende die  Bejahung  der  Anfrage  empfohlen 
hatte,  wurde  nach  längerer  Diskussion  folgender 
BesohluB  gefaßt:  cDie  Au&ohrift  „Künstliche 
Brauselimonade^'  macht  die  nähere  Deklaration 
der  Einzeibestandteile  entbehrlich;  nur  ein  Zu- 
satz von  Konservierungsmitteln  (Salioylsiore) 
muß  auf  der  Etikette  besonders  angegeben  werden. 
Voraussetzung  für  dieses  Zugeständnis  ist  natür- 
lich, daß  das  Wort  „Künstlich"  an  deutUch  sicht- 
barer Stelle  und  in  großen  Buchstaben  ange- 
bracht wird.» 

Es  folgten  weitere  interessante  Mitteilungen 
von  Dr.  Eärtel  über  Marmelade  sowie  von 
Dr.  Lührig  über  seine  neueren  Untersuch- 
ungen von  selbstgepreßten  Citronensäften,  über 
die  Nachprüfung  der  neuen  (7er60r*BoheD 
Milchfettbestimmungsmethode  cSal»  und  über 
Abwasser- Analysen,  besonders  die  Bestimmung 
der  organischen  Substanzen  durch  das  Kalium- 
permanganat-Ver&hren.'*')  Auch  diese  Ausführ- 
ungen gaben  zu  einem  regen  Gedankenaustausch 
der  Teilnehmer  Anlaß.  Von  einem  näheren  Ein- 
gehen auf  den  wissenschaftlichen  Inhalt  der 
Vorträge  kann  abgesehen  werden,  weU  dieselben 
demnächst  in  der  Fachpresse  zum  Abdruck  ge- 
langen sollen.  Nachdem  noch  als  Ort  der 
nächsten,  im  Mai  oder  Juni  stattfindenden  Zu- 
sammenkunft Chemnitz  bestimmt  worden  war, 
schloß  der  Vorsitzende  mit  Worten  des  Dankes 
die  anregend  verlaufene  Versammlung. 

*)  Wird  in  nächster  Nummer  (15)  der  Pharm. 
Centralh.  veröfifentlicht.  SokriftMtung, 


289 


Bflohersohau. 


ÜBtersaohimgen  über  Kakao  mit  besonderer 
Berfloksichtigang  der  holländisohen  Auf- 
aehliefiangamethode  and  mit  VorBohUgen 
zur  gesetzlidien  Regelang  in  DeatBchland 
und  Oesterreieh.  Von  Professor  Dr.  F. 
Hueppc,  Vorstand  des  k.  k.  hygienisohen 
Institutes  nnd  k.  k.  allgemeinen  Unter- 
saehnngsanstalt  für  Lebensmittel  an  der 
dentsehen  Universität   in    Prag.     Berlin 

1905.  Verlag  von  August  Hirschwald. 

Der  Verfasser  hat  sich  die  dankenswerte  Auf- 
gabe gestellt,  mit  seinen  angestellten  Erhebungen 
and  Untersuchungen  Grundlagen  zu  schaffen, 
mit  deren  Hilfe  eine  etwaige  gesetzliche  Regelung 
des  Verkehrs  mit  Kakao  und  Kakaopräparaten 
in  Deutschland  und  Oesterreieh  angebahnt  bezw. 
durchgeführt  werden  könnte.  Die  lesenswerte 
(Denk-)  Schrift  umfaßt  kritisch  besprochen  alle 
in  Frage  kommenden  Punkte,  sie  enthält  eine 
Zusammenstellung  der  für  den  Verkehr  mit 
Kakao,  Schokolade  und  Schokoladewaren  gelten- 
den Grundsätze  und  gibt  in  3  Tabellen  die 
Untersuchongsergebnisse  des  Verfassers  bekannt 

Mit  Recht  wendet  sich  Hueppe  gegen  ein 
zu  starkesEntfetten  desKakao  und  be- 
merkt, daß  dadurch  statt  einer  Verbesserung 
des  Pjäparates  trotz  relativer  Erhöhung  des  Ei- 
weifigehaltes  eine  unverkennbare  Verschlechter- 
ung herbeigeführt  wiid;  der  Fettgehalt  des 
Kakaopulvers  soll  nach  Hueppe  mindestens 
20  pOt  betragen.    (Neumahn  verlangt  30  pCt,) 

Andererseits  bemängelt  er  auch  den  über- 
triebenen Fettzusatz  bei  Schokolade, 
da  hierdurch  das  natürliche  Verhältnis  der  Be- 
standteile zu  stark  verschoben  würde  und 
schließlich  nur  noch  schokoladeäbnliche 
Fabrikate  resultierten.  Ungeformte  Schokolade, 
Schokoladenpulver  —  also  sogen.  Schoko- 
ladenmehl,  Puder-Schokolade  —  soll  denselben 
Bedingungen  wie  bei  Schokolade  entsprechen, 
eine  Forderung,  der  man  eher  zustimmen  kann 
als  der  Definition  im  Deutschen  Nahrungsmittel- 
bucb,  nach  welcher  Schokoladenpulver  eine  Zu- 
sammensetzung von  Kakaomasse  oder  Kakao- 
pulver (? !)  mit  höchstens  70  pCt  Zucker  usw. 
darstelle;  in  dieser  Definition  Legt  ein  Wider- 
spruch. 

Der  Hueppe'sthen  Schrift  ist  die  verdiente 
Beaohtung  sehr  zu  wünschen.  P.  Süß, 

Die  Alkaloidohemie  in  den  Jahren  1900 

bis  1904.     Von   Dr.  Julius  Schmidt, 

Privatdozent    an  der  Egl.  Technischen 

Hoehsehnle  Stuttgart.     Verlag  von  Fer- 

dinand  Enke,  Stattgart.  Preis :  5  Mk. 
Im  Jahre  1900  erschien  von  demselben  Ver- 
fasser eine  Schrift  «Ueber  die  foforscbung  der 
Konstitution  und  die  Versuche  zur  Synthese 
wichtiger  Pflanzenalkaloide^  (vergl.  Pharm. 
CentraJh.  41  [1900],  541),  in  welcher  der  da- 
malige  Stand    der   AUaloidforsohung  in  klarer 


und  übersichtlicher  AVeise  geschildert  war. 
Hierzu  bildet  das  vorliegende  Buch  gewisser- 
maßen eine  Fortsetzung,  indem  es  die  Ergeb- 
nisse der  Alkaloidohemie  aus  den  Jahren  1900 
bis  1904  zusammenstellt  und  namentlich  an  der 
Hand  von  Strukturformeln  darüber  Ausschluß 
gibt,  wie  weit  sich  die  chemische  Erforschung 
der  Alkaloide  ihrem  Ziele  genähert  hat.  Bei 
der  großen  Bedeutung,  welche  die  Alkaloide  für 
die  Medizin  und  folglich  also  auch  für  die 
Pharmazie  besitzen  und  bei  dem  verhältnismäßig 
hohen  Preis,  den  sowohl  die  Rohstoffe,  Drogen 
usw.  und  die  Fabrikationsmethoden  bedingen, 
muß  es  ja  als  das  Ziel  der  Alkaloidohemie  be- 
trachtet werden,  für  die  einzelnen  Pflanzenbasen 
die  Konstitution  soweit  aufzuhellen,  daß  es 
auf  grund  dieser  Kenntnisse  möglich  wird, 
diese  wichtigen  Chemikalien  aus  einfachen, 
leicht  erhältlichen  Stoffen  synthetisch  aufzu- 
bauen. Bei  manchen  ist  dies  ia  schon  gelungen 
und  von  den  neueren  Erfolgen  auf  diesem 
Gebiet  seien  hervorgehoben  die  Synthese  des 
Nikotin  durch  Pietet,  die  Synthese  des  Atropin 
durch  Ladenburg^  die  neue  Synthese  des  Quanin 
und  damit  aller  zur  Xanthingruppe  gehörenden 
Alkaloide  wie  Theophyllin,  Theobromin  und 
Koffein  durch  W,  Traube  und  andere  mehr. 

Bei  der  klaren  und  übersichtlichen  Form,  in 
welcher  der  Verf.  sein  Thema  zu  behandeln 
weiß ,  ist  es  ein  wahres  Vergnügen ,  sich 
in  die  oftmals  recht  verwickelten  Reaktionen 
einführen  zu  lassen  und  es  ist  daher  nur  zu 
wünschen,  daß  Schmidt  nach  einer  gewissen 
Zeit  auch  diesem  Beriebt  wiederum  einen  eben- 
solchen folgen  lassen  wird,  und  daß  wir  auf  diese 
Weise  auf  dem  für  die  pharmazeutische  Chemie 
so  rasch  bedeutsam  gewordenen  Gebiete  der 
Alkaloidchemie  regelmäßige  Zusammenfassungen 
erhalten.  J".  Katx. 

Les  nouveautös  chimiqaes  poor  1906» 
par  Camille  Poulenc,  docteur  hß  scienees. 
Nouveanx  appareils  de  laboratoure,  m^- 
thodes  nonvelles  de  recherches  appli- 
qu^  k  la  science  et  k  Tindustrie^  aveo 
203  figures  intereal^  dans  le  texte. 
Paris  1906.  Librairie  J.-B.  Bailliere 
et  fils.     19;   nie    Hantefeuille.     (314 

Seiten  Oktav.)    Preis  geheftet:  3,20  Mk. 

Im  ersten  Kapitel  finden  wir  Apparate  zur 
Bestimmung  der  Dichte,  hoher  Temperaturen 
usw.  Insbesondere  sei  u.  a.  ein  Apparat  zur 
Bestimmung  des  spezifischen  Gewichtes  pulver- 
förmiger  Substanzen  erwähnt 

^Im  zweiten  Kapitel  sind  neue  Brenner  und 
dergl.  mehr  beschrieben ;  das  dritte  Kapitel  ent- 
hält elektrische  Apparate. 

Kapitel  vier  bringt  analytische  Appaiate,  bei- 
spielsweise zur  Bestimmung  von  Koblenoxyd 
und  Kohlensäure  und  dergl.  mehr. 

Das  fünfte  und  letzte  Kapitel  bringt  Apparate 
für  bakteriologische  Zwecke,  insbesondere  auch 
neuartige  Autoklaven.  B.  Th, 


290 


Verschiedene 

üeber  Abwässer-Beinigung. 

Ab  Mitglied  der  «CommuHion  speciale 
d'^tndee  ponr  r^pnration  biologique  des  eanx- 
vanneB  et  des  eaax  r^duaires  industrielles» 
beriehtet  Dr.  F,  Schoofs  in  Lflttich  in 
emer  längeren  Abhandlung  zunächst  Aber 
die  biologische  Reinigung  der  erstgenannten 
Wässer. 

Der  Verfasser  bespricht:  1.  Die  Ent- 
stehung der  biologischen  Ver- 
fahren und  erwähnt  das  abwechselnd 
arbeitende  Oxydationssystem^  ferner  das  un- 
unterbrochen arbeitende  Oxydationsverfahren 
und  die  Methode  der  Fauhräume.  2.  Den 
Mechanismus  der  biologischen 
Reinigung.  Derselbe  besteht  in  Verän- 
derungen ^  welche  in  einem  Abflußwasser 
vorgehen^  welches  sich  selbst  flberlassen  ist^ 
femer  in  Veränderungen^  welche  ein  Abfluß- 
wasser in  den  Faulräumen  erleidet,  und  end- 
lich Veränderungen,  welche  ein  Abfluß- 
wasser in  den  Oxydationsschichten  erleidet 
3.  Angaben,  auf  welche  man  sich 
stützt,  um  den  Rei  nhei ts  gr  ad 
eines  Abflusses  zu  schätzen. 
Aus  den  Mitteilungen  des  Verfassers  geht 
zum  Schluß  hervor,  daß  die  große  Zahl  der 
Versuche  im  Laboratorium  und  die  von 
vielen  Städten  in  sehr  großem  Maßstabe 
gemachten  Proben  der  praktischen  Anwend- 


Mitteilunoeii. 

ung  gezeigt  haben,  daß  die  «eaux-vannes» 
auf  wirksame  Weise  durdi  die  biologischen 
Verfahren  gereinigt  werden  kOnnen.  Die 
Laboratoriumsversuche  haben  veranschaulicht, 
daß  nicht  die  mikrobienne  Wirksamkeit  allein 
im  Spiele  ist,  sondern  daß  man  es  mit  ver- 
schiedenen Faktoren  zu  tun  hat,  von  denen 
der  gegenseitige  Anteil  noch  nicht  mit  ge- 
nügender Genauigkeit  bestunmt  ist  Die 
biologische  Reinigung  der  Abflußwässer  bleibt 
demnach  ein  offenes  Feld  für  neue  Forsch- 
ungen.    BU, 

Deutsche  Pharmaceutische  Oesellschaft. 

Tagesordnung  für  die  Donnerstag,  den  5.  April 
1906,  abends  8  Uhr,  im  Restaurant  «Zorn  fieidel- 
beiger»,  Berlin  KW.,  Dorotheenstraße,  statt- 
findende Sitzung. 

1.  Herr  Dr.  ^t^/-St  Petersburg:  Statistik  der 
in  den  Jahren  1890 — 1904  zur  üntersuchuDg 
gelangten  zuckerhaltigen  Hamen.  Referent:  F. 
Ooldmann-Berlm, 

2.  Herr  Dr.  F,  OMmatm 'BerUn:  Die  zur 
quantitativen  Bestinmiung  des  Harnzuckers  be- 
stimmten Gärungs-Saccharometer  der  Neuzeit 
Eine  kritische  Besprechung. 

3.  Herr  Dr.  med.  JbnnMcti- Bukarest,  z.  Zt. 
Berlin:  üeber  die  Fällbarkeit  und  quantitative 
Bestimmung  von  Alkaloiden  mit  Hilfe  von  Ka« 
lium  wismutj  odidlösung. 

4.  Herr  Dr.  med.  Jormeseu:  Ueber  die  Anti- 
pyrinausscheidung  aus  dem  menschlichen  Or- 
ganismus. 


Brieffweehsel. 


Heb.  Nbg.  in  B.  Wenn  in  der  Wäsche 
überhaupt  noch  Chlorkalk  oder  Calciom- 
hypochlorit  enthalten  ist,  so  dürfte  Befeuchten 
mit  Kaliumjodidstärkeiösung  und  verdünnter 
Essigsäure  den  Nachweis  wohl  erbringen. 

P,  S. 

B.  Th.  in  T.  Ein  dem  Emulgen  (Pharm. 
Gentnüh.  4&  [1904],  66)  ähnliches  Präparat  erhält 
man  nach  Dr.  Äufreehi  durch  Vermischen  von 
10  g  Traganth,  5  g  arabischem  Oummi,  5  g 
Glutin,  20  g  Glyoenn,  10  g  Alkohol  und  80  g 
Wasser.  R  M, 

£«K*inM.  Sterilisierte  Alt-Tuber- 
kulin- Injektionen  können  Sie  von  Bernhard 
Hadra  ^  Apotheke  zum  Weißen  Schwan  in 
Berlin  G  2,  Spandauerstrasse  77  beziehen.  Alt- 
Tuberkulin  (Koeh)  wird  durch  Eindampfen 
von   Tuberkulose -Kulturen    bei    mäßiger   Tem- 


Iperatur  gewonnen.  Nachdem  die  Eulturf lüssig- 
keiten  auf  Vh)  ihres  Volumens  eingedampft  sind, 
werden  die  Bazillen  durch  Filtrieren  entfernt. 
Neu-Tuberkulin,  auch  Tuberkulin  TB 
genannt,  ist  eine  wässerige,  20  pGt  Glycrin  ent- 
haltende Aufschwemmung  der  unlöslichen  Be- 
standteile höchstfein  zertrümmerter  Bazillen- 
leiber in  äußerst  feiner,  emulsionsartiger  Ver- 
teilung. J7.  M, 

M«  in  Br.  Harnfänger  für  Kinder  sind 
dem  Geschlecht  entsprechend  geformte  Glas- 
röhren, die  mittels  Leukoplast  in  geeigneter 
Weise  am  Körper  befestigt  werden.  Auf  ihr 
röhrenartiges  Ende  wird  ein  Gammischlauch  ge- 
zogen und  dieser  in  eine  Hamflasche  bezw. 
Nachtgeschirr  geleitet.  Zu  beziehen  sind  die- 
selben in  2  Größen  für  Knaben  und  Mädchen 
von  Bandagist  (7.  Steiner  in  Frankfurt  a.  M., 
Allerheiligenstraße  58.  E.  M, 


"Voiagw :  Dr.  A«  Seluielfler,  Dresden  und  Dt  P.  Stil,  Dmdai-BbuMWitf. 
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holungen  Preisermäßigung. 

Leiter  der  1  Dr.  Alfred  Schneider,  Dresden-A.  21;  Sohandauer  Str.  43. 
Zeitschrift:  J  Dr.  Paul  Süß,  Dresden-Blasewitz;  Gustav  Freytag-Str.  7. 

Gesehäftflsteile:  Dresden-A.  21;  Schandauer  Straße  43. 


T 


all    15. 


Dresdeo,  12.  April  1906. 


Der  neuen  Folge  XXVII.  Jahrgang. 


xLvn. 

Jahrgang. 


InhAlft:  Chemie  «nd  Pharmael«:   Zur  Bostimmuug   der  Oxydierbarkeit,  der  ■uspendierten  Stoffe  und  des  Chlor- 
gehaltes in  ▲bwlaeem.  —  TaDnobromin.  —  Dionin  and  KodeYn.  -^  Oxydation  des  Skopoün.   —  Zar  Untersaohang 
▼on  gelbem  Wachs.   —   Neue  Arzneimittel.  ~  Diphtherie-Heilserum.    —  PbarmakonottliGhe  ]lltteUli]i||;en.  — 
11ierapeiitii€lie  Mitteiliiiieen.  —  Bfichersohan.  —  Yenehiedene  HitteiliuiK«]!. 


Ohemie  und  Pharaiacie. 


Zur 

BeBtünmung  der  Oxydierbarkeit, 

der  suspendierten  Stoffe  und  des 

Chlorgehaltes  in  Abwässern. 

Mitteilung  aus  dem  chemischen  untersuch ungs- 
amte  der  Stadt  Chemnitz 

von 

Dr.  Ädalbert  Segin. 

Durch  einen  wirksam  ausgeführten 
biologischen  Reinigungsprozeß  werden 
in  Abwässern  in  erster  Linie  die  ana- 
lytischen Werte  ffir  Oxydierbarkeit, 
Glfihyerlust,  organischen  Stickstoff,  Albu- 
minoidstickstoff  und  organischen  Kohlen- 
stoff vermindert,  vielfach  tritt  auch  eine 
Oxydation  des  Stickstoffs  zu  salpetriger 
und  Salpeter-Säure  ein ;  andere  Yerbind- 
ungen  dagegen,  wie  Chloride,  werden  nur 
in  ganz  unbedeutendem  Maße  beeinflußt. 
Bei  vielen  Abwässern,  insbesondere 
solchen  städtischer  Herkunft,  erfolgt, 
wie  Dunbar  und  Thumyn^)  durch  zahl- 
reiche Untersuchungen  festgestellt  haben. 


die  Herabsetzung  der  oben  genannten 
Werte  in  gleichem  Maße;  es  genfigt 
daher  im  allgemeinen,  nur  einen  der- 
selben zu  bestimmen,  ein  Umstand,  der 
insbesondere  bei  vergleichenden  Massen- 
untersuchungen ins  Gewicht  fällt.  Wegen 
der  leichten  Ausführung  und  relativen 
Zuverlässigkeit  eignet  sich  ffir  genannten 
Zweck  vorzfiglich  die  Ermittlung  der 
Oxydierbarkeit.  Dieselbe  vnrd  bekannt- 
lich in  verschiedenen  Ländern  verschie- 
den ausgeffihrt.  In  England,  wo  die 
Abwässerfrage  eine  sebr  bedeutende 
Rolle  spielt,  geschieht  sie  meist  mittels 
des  sogenannten  Four-hours-  oder  des 
three-minutes'  test  (vier  Stunden  oder 
drei  Minuten-Probe),  welche  in  der  Weise 
ausgeffihrt  wird,  daß  man  eine  abge- 
messene Menge  Abwässer  mit  verdfinnter 
Schwefelsäure  und  einer  bestimmten  An- 
zahl  ccm   Permanganatlösung  von  be-' 


0  Dunbar  und  Thumvh^  Abwässerreinigungs- 
frage, München  1905. 


292 


kanntem  Gehalt  vier  Stunden  bezw.  drei 
Minaten  in  einer  verschlossenen  Flasche 
stehen  läßt,  hierauf  Jodkalium  zusetzt 
und  das  in  Freiheit  gesetzte  Jod  mit 
Natriumthiosulfat  zurficktitriert ;  so  er- 
fährt man  die  Menge  des  unzersetzt  ge- 
bliebenen Permanganates,  woraus  sich 
der  verbrauchte  Sauerstoff  berechnet. 
Die  sogenannte  «Bebrfitungsprobe»  (In- 
cubatortest),  die  Bestimmung  des  ver- 
brauchten Saueratoffs  vor  und  nach 
sechstägigem  Stehenlassen  des  Abwassers 
im  Brutschrank,  wird  ebenfalls  fast  aus- 
schließlich in  England  angewandt. 

Li  Deutschland  hat  die  zur  Bestimm- 
ung der  Oxydierbarkeit  ausgearbeitete 
Methode  von  Ktibel  wohl  die  größte 
Verbreitung  gefunden.  Bekanntlich  er- 
mittelt sie  die  Menge  Kaliumperman- 
ganat bezw.  Sauerstoff,  welche  nach 
einer  Siededauer  von  zehn  Minuten  zur 
Oxydation  der  im  Wasser  gelösten  so- 
genannten «organischen»  Stoffe  ver- 
braucht wird.  Sie  wird  gewöhnlich  in 
der  Weise  ausgeführt,  daß  man  eine 
bestimmte  Menge  des  entsprechend  ver- 
dünnten Abwassers  mit  5  ccm  Schwefel- 
säure 1 : 3  und  einem  solchen  Ueber- 
schuß  an  Permanganatlösung  versetzt, 
daß  die  rote  Farbe  auch  bei  dem  nun 
folgenden  Kochen  nicht  verschwindet, 
hierauf  zehn  Minuten  sieden  läßt  (um 
ein  gleichmäßiges,  ruhiges  Sieden  zu 
ei*zielen,  eignen  sich  am  besten  hirse- 
komgroße,  von  oxydablen  Stoffen  be- 
freite   Bimsteinstückchen),     die    über- 


schüssige Permanganatiösung  mittels 
Oxalsäure  wegnimmt  und  wieder  bis 
zur  bleibenden,  eben  sichtbaren  Rosa- 
färbung titriert. 

In  welcher  Weise  das  genannte  Oxy- 
dationsmittel unter  Innehaltung  der  vor- 
geschriebenen Bedingungen  auf  die  im 
Wasser  enthaltenen  organischen  Stoffe 
einwirkt,  hängt  natürlich  von  der  Art 
und  Menge  derselben  ab.  Ist  der  Gehalt 
an  oxydablen  Körpern  sehr  gering,  so 
ist  anzunehmen,  daß  dieselben  innerhalb 
der  zehn  Minuten  Siededauer  vollständig 
oxydiert  werden;  es  müßte  also  auch 
in  diesem  Falle  bei  gesteigertem  Zusatz 
von  Permanganatiösung  der  Verbrauch 
an  Permanganat  sich  nicht  wesentiich 
ändern.  Sind  dagegen  organische  Körper 
in  großer  Menge  zugegen,  so  wird  nur 
ein  gewisser  Prozentsatz  derselben  oxy- 
diert, und  der  Permanganatverbrauch 
müßte  durch  wechselnden  Znsatz  von 
Permanganatlösang  zur  Titration  ein 
anderer  sein.  Diese  Vermutungen  an 
einigen  Beispielen  durch  das  Experiment 
zu  bestätigen,  war  der  Zweck  der  mit- 
geteilten Untersuchungen. 

Verarbeitet  wurden  zunächst  zwei 
Proben  Wasser  (Versuch  I  und  II)  der 
hiesigen  städtischen  Wasserleitung ;  wie 
aus  den  angegebenen  Resultaten  her- 
vorgeht, ist  die  Aenderung  des  Per- 
manganatverbrauches,  selbst  bei  Titra- 
tion mit  der  2  V2  fachen  Menge  Perman- 
ganatiösung, unbedeutend : 


Versuch  I.    Leitungswasser. 
Titriert  100  ccm  mit  ccm 

PermanganaÜösung              10,0  12,0        14,0        16,0        18,0        20,0        22,5        25,0 

Verbraucht  mg  KMn04  für  1 L    3,36  3,53        3,53        3,86        3,69        3,86        3,92        4,03 

Versuch  IL    Leitungswasser. 
Titriert  ICO  ccm  mit  ccm 

Permanganatiösung              10,0  12,0        14,0        16,0        18,0        20,0        22,5        2ö,(> 

Verbraucht  mg  KMnO^  für  1  L     4,03  4,20        4,26        4,20        4,26        4,32        4,37        4,37 


Etwas  anders  verhielten  sich  einige 
Proben  Brunnenwasser  (Versuch  III,  IV, 
V),  die  bei  Verwendung  der  doppelten 


brauch  an  Permanganat  um  2,2  —  1,4 
—  1,4  mg,  bei  Titration  mit  der  3V2- 
fachen  Menge  um  3,2  —  3,8  und  5,0  mg 


Menge   Permanganatiösung  ihren   Ver- i  erhöhten  : 

Versuch  III.    Brunnenwasser. 
Titriert  100  ccm  mit  ccm 

Permanganatiösung     10,0     12,0    14,0     16,0    18,0    20,0    22,5    25,0    27,5    30,0    32,5    35,0 
Verbraucht  mg  K  M  nO^ 

für  1  L  12,4    12,7    13,75    14,4    14,4    14,6     14,7     14,6     14,6     14,8    15,3    15,6 


293 

Versuch  IV.    Brunnenwasser. 
Titriert  100  ccm  mit  cem 

Permanganatlösung    10,0    12,0    14,0     16,0    18,0    20,0    22,5    2d,0    27,5    30,0    32,5    35,0 
Verbraucht  mg  KMn04 

für  1  L  10,3    11,1     11.2    11,5    tl,7    11,7     12,4    12,4    13,5    13,9     14,1     14,1 

Versuch  V.    Brannenwass e^r. 
Titriert  100  ccm  mit  ccm 

Permanganatlösung    10,0    12,0    14,0    16,0    18,0    20,0    22,5    25,0    27,5    30,0    32,6    35,0 
Verbraucht  mg  EMn04 

für  1  L  8,9      9,2      9,4     9,8     10,2    10,3    10,:^     11,9    12,8    13,7    13,7    13,9 


Wie  vorauszusehen  war,  vergrößerten 
sich  diese  Differenzen  ganz  erheblich 
bei  Abwässern  mit  hohem  Gebalt  an 
oxydablen  Stoffen ;  diese  Proben  wurden 
teils  im  Verhältnis  1 : 2  (Versuch  VI 
und  VID,  teüs  1  : 4  (Versuch  VIIl,  IX, 


X)  verdünnt  zur  Titration  verwendet. 
Bei  ersteren  erhöhte  sich  durch  Zusatz 
der  doppelten  Anzahl  ccm  Permanganat- 
lösung  die  Oxydierbarbeit  um  32  und 
20  mg,  bei  letzteren  (Vlil,  IX  und  X  um  7 1 , 
29  und  53  mg: 


Versuch  VI.    Konzentr.  Kanal-Abwasser. 
Titriert  50,0  : 1(K\0  verdünnt 

mit  ccm  Permanganatlösung        10,0    11,0    12,0    13.0    14,0    15,0    16,0    1V,0    18,0    20,0 
Verbraucht  mg  KMn04  tür  1  L        93,8    97,4    98,7    108.0  113,0  110,6  111,9  119,8  122,4   126,7 

Versach  VII.    Konzentr.  Eanal-Abwasser. 
Titriert  50,0  :  100,0 

verdünnt  mit  ccm 

Permanganatlösg.        10,0    11,0    12,0    13,0    14,0    15,0    16,0     17,0    18,0    20,0    22,5    26,5 
Verbraucht  mg  KMnO^ 

für  l  L  53,2    55,3    58,5    65,2    63,8    65,8    66,5    67,2    67,8    73,0    75,8    78,5 

Versuch  VIII.    Konzentr.  Kanal-Abwasser. 

Titriert  25.0  :  100,0  verdünnt 

mit  ccm  Permanganatlösung      20,0        22,5        25,0        27,5        30,0        32,5        36,0        40,0 
Verbrauch  in  mg  KSinO^  203         2lt)         219         233         238         2,60         272         274 

Versuch  IX.    Konzentr.  Kanal-Abwasser. 
Titriert  25,0  :  100  mit  ccm 

Permanganatlösung  15,0        17,5        20,0        22,5        25,0        27,5         30         40,0 

Verbraucht  mg  KMnO^  für  1  L    124         129         138         144         147         151        153         162 

Versuch  X.    Konzentr.  Kanal-Abwasser. 
Titriert  25,0  :  100,0  mit  ccm 

PermanganaÜösung  17,5  2y,0  22,5  25,0  30,0  36,0  40,0 

Verbrauch  in  mg  KMnO^  201  214  224  233  241  254  268 


des   hiesigen    Gaswerkes    (Versuch  XI 
und  XU): 


Eine  geringere  Zunahme,  nämlich  um 
18  und  20  mg  ergaben  unter  den 
gleichen    Bedingungen    zwei   Abwässer 

Versuch  XL    Verdünntes  Abwasser  eines  Gaswerkes. 
Titriert  25,0  :  100,0  mit  ccm 

Permanganatlösung  20,0      22,0      24,0      26,0      28,0      30,0      32,5      36,0      40,0 

Verbrauch  in  mg  KMnO^  143       146       146       148       152       153       153       155      161 

Versuch  XU.    Verdünntes   Abwasser  eines  Gaswerkes. 
Titriert  25,0  :  100,0  mit  ccm 

Permanganatlösung  15,0        17,5        20,0        22,5        25,0        27,5        30,0        35,0 

Verbrauch  in  mg  KMn04  178         185         190         193         194         195         198        203 

Elinige  stark  verdünnte  Eanalwässer  von  nur  3,3  und  1  mg,  während  eine 
(XIU  und  XK),  von  denen  je  100  ccm  verdünnte  Hamlösung  um  86  mg  zu- 
titriert wurden,  ergaben  eine  Erhöhung ,  nahm : 


296 


wird.  Wie  Versuch  XX  und  XXI  zeigen, 
betrugen  die  Unterschiede  2  bis  6  mg 
bei  einer  Differenz  der  Siededauer  von 
5  Minuten,  welcher  Fall  ja  hü  einiger- 
maßen genauen  Arbeiten  ausgeschlossen 
ist,  und  nur  etwa  1  mg  bei  einem  Siede- 
dauerunterschied  von  1  bis  2  Minuten; 
es  kann  also  ein  derartig  geringes 
Abweichen  von  der  vorgeschriebenen 
Siedezeit  den  Wert  der  Oxydierbarkeit 
nur     ganz     unbedeutend    beeinflussen. 


Ebenso  unwesentlich  waren  die  Schwank- 
ungen, wenn  das  Gemisch  von  Abwasser, 
verdünnter  Schwefelsäure  und  Perman- 
ganatlösung  vor  dem  Erhitzen  einige 
Zeit  bei  gewöhnlicher  Temperatur  stehen 
gelassen  wurde,  wie  dies  ja  in  der 
Praxis  leicht  vorkommen  kann.  Die 
Versuche  XXII  und  XXIII  erstreckten 
sich  über  eine  Zeitdauer  von  5,  10  und 
15  Minuten: 


Veisuch  XXII.    Konzentr.  Kanal-Abwasser. 


Titriert  25,0  :  100,0 
Verbrauch  an  KMnO^ 


Das  Erhitzen  erfolgt  nach  Zasatz  des  Permangaoates 
sofort  nach    5  10  15  Minuten 

250,5  252  253  L'56 


Versuch  XXEl.    Konzentr,  Kanal-Abwasser. 


Titriert  25,0  :  100,0 
Verbraach  an  KMn04 


Das  Erhitzen  erfolgte  nach  Zasatz  des  Permanganates 
sofort  nach    5  10        '         15  Minuten 

191  192  194  194 


Selbstredend  wird  es  trotz  der  mini- 
malen Differenzen  das  Bestreben  des 
gewissenhaften  Analytikers  sein,  bei 
jeder  Bestimmung  die  vorgeschriebenen 
Bedingungen  g^nau  einzuhalten. 

Zur  Ermittelung  der  suspendierten 
Stoffe  dienen  bekanntlich  zwei  Ver- 
fahren, ein  direktes  und  ein  indirektes. 
Nach  ersterem  soll  eine  bestimmte  Menge 
Abwasser  durch  ein  bei  100  bis  120^ 
getrocknetes  und  gewogenes  Filter  von 
bekanntem  Aschengehdt  filtriert,  das 
Filter  samt  Rückstand  bei  der  gleichen 
Temperatur  bis  zum  konstanten  Gewicht 
getrocknet  und  gewogen  werden.  Durch 
Veraschen  des  Filters  erhält  man  die 
anorganischen  (mineralischen)  Stoffe,  die 
Differenz  zwischen  diesen  und  der  Ge- 
samtmenge ergibt  die  organischen  (ver- 
brennlichen)  Stoffe.  Nach  der  indirekten 
Methode  werden  gleiche  Mengen  des 
unflltrierten  und  filtrierten  Wassers  ein- 
gedampft, der  Rückstand  3  Stunden  bei 
100^  getrocknet  und  gewogen.  Die 
Differenz  zwischen  Rückstand  des  un- 
filtrierten  und  filtrierten  Wassers  gibt 
die  suspendierten  Stoffe  an,  auf  die 
gleiche  Weise  erhält  man  ans  der  Differenz 
zwischen  Glührückstand  des  unfiltrierten 
und  filtrierten  Wassers  die  anorganischen 
und  organischen  Körper. 

Bei  den  Untersuchungen,  wie  sie  seit 


Errichtung  der  hiesigen  Versuchsklär- 
anlage in  größerem  umfang  an  unser 
Institut  herangetreten  sind,  benutzen 
wir  ausschließlich  die  direkte  Methode. 
Da  das  Abwasser  nur  langsam  durch 
die  Filter  geht,  werden  stets  nur  je 
100  ccm  der  gut  durchgeschüttelten 
Probe  in  Arbeit  genommen.  Diese 
Menge  wird  möglichst  rasch  abgemessen, 
wobei  während  des  Abfüllens  der  Inhalt 
der  Flasche,  um  eine  Entmischung  zu 
verhüten,  stets  in  schüttelnder  Bewegung 
gehalten  wird.  Man  bedient  sich  hierbei 
am  besten  der  Hilfe  eines  Mitarbeiters. 
Das  zum  Abfüllen  verwendete  100  ccm 
Kölbchen  wird  mehrmals  mit  destilliertem 
Wasser  nachgespült,  die  vereinigten 
Flüssigkeiten  kurze  Zeit  stehen  gelassen 
und  das  Filtrieren  eventuell  Amxh 
schwaches  Saugen  beschleunigt.  Bei 
sehr  schwer  filtrierenden  Wässern,  die 
starkes  Saugen  erfordern,  kann  man  dem 
eventuell  zu  befürchtenden  Zerreißen  des 
Filtei*s  durch  Benutzung  eines  Platin- 
konus vorbeugen.  Nach  dem  Abtropfen 
werden  die  Filter  auf  den  Trichtern 
kurze  Zeit  (etwa  V4  Stunde)  in  den 
Dampftrockenschrank  gebracht,  bis  die 
Hauptmenge  des  Wassers  verdunstet  ist, 
noch  in  feuchtem  Zustande  gefaltet  und 
in  den  Wägegläschen  bei  110  bis  1200  r 
2V2  bis  3  Stunden  getrocknet  und  ge- 


297 


wogen. 


Nach  dieser  Zeit  war  bei  allen 
konliollierten  Proben  Gewichtskonstanz 
eingetreten.  Wie  Versuch  XXIV  zeigt, 
ergaben  einige  Parallelbestimmungen 
gut  übereinstimmende  Resultate,  während 


bei  vergleichenden  Untersuchungen  zwi- 
schen direkter  und  indirekter  Methode 
letztere  etwas  höhere  Werte  lieferte, 
obwohl  auch  hier  die  Rückstände  bei 
120^  getrocknet  worden  waren: 


Versuch  XXIV.    Parallelbestimmungen   der  direkten   Methode. 

(Die  Zahlen  geben  den  Gehalt  an  suspendierten  Stoffen  in  mg  im  L  an;  a  und  b  Parallel- 

versuche.) 


a. 


Geeamtat 
168 


r.  ! 

Organ.       Anorg.'  Gesamtst. 

81  87     1       79 


II. 

Organ. 
25 

Anorg. 
54 

Gesamtst. 
55 

ni. 

Organ. 
26 

Anorg 
29 

3:^ 

53            51 

27 

24 

• 

Gesamtst. 
161 

V. 

Organ. 

öl 

Anorg. 
110 

170 


89 


I  Gesamtst. 

78 


81 


85 


IV. 
Organ. 

27 


Anorg. 
51 


b. 


69 


13 


56 


170 


60 


110 


Versuch  XXV.     Parallelbestimmungen   zwischen   direkter  (a)   und 

indirekter  (b)  Methode. 

(Zahlen  betreffend  wie  bei  XXIV). 


a. 

b. 


'jesamtst. 
115 


I. 

Organ. 

36 


Anorg. 
79 


Gesamtst. 
250 


II. 

Organ. 

84 


Anorg. 
166 


Gesamtst. 
344 


m. 

Organ. 
131 


Anorg. 
213 


165 


a.| 


Ö9 


Gesamtst. 
180 


96    I     293 

IV. 

Organ. 

97 


131 


162 


Anorg. 

83 


Gesamtst. 
204 


360 

V. 

Organ. 

70 


142 


218 


Anorg. 
134* 


b.  I     210 


106 


104 


232 


94 


138 


Einige  früher  hier  ausgeführten 
Parallelversuche  hatten  nach  der  in- 
direkten Arbeitsweise  einen  etwas  nie- 
drigeren Gehalt  an  suspendierten  Stoffen 
ergeben  als  nach  der  direkten,  nämlich  : 


Indirekt 


Direkt 


80  mg  gegen  101  mg 

85  mg       »        88  mg 

146  mg       »      167  mg 

Ohne  Zweifel  verdient,  was  ja  auch 
anderweitig  erprobt  ist,  die  direkte 
Methode  in  der  oben  angegebenen  Aus- 
führung den  Vorzug  vor  der  indirekten, 
die  nicht  nur  eine  bedeutende  Mehrarbeit 
erfordert,  sondern  auch  unzuverlässiger 
ist,  da  durch  das  stundenlange  Ein- 
dampfe sich  möglicherweise  organische 
Körper  umsetzen  und  verflüchtigen 
können;  femer  geschieht  die  Wägung 
des  sehr  hygroskopischen  Rückstandes 
in  einer  offenen  Platinschale*),  welcher  j 


Nachteil  bei  der  direkten  Methode  wegfällt. 
Trocknet  man  bei  der  Benutzung  der 
letzteren  Arbeitsweise  mit  den  ver- 
wendeten Filtern  gleichzeitig  die  neuen^ 
so  kann  man  im  Tage  bequem  10  bis 
15  Bestimmungen  ausführen. 

Einer  der  Werte,  welcher  durch  die 
Reinigung  der  Abwässer  nur  unbedeutend 
beeinflußt  wird,  ist  der  Gehalt  an  Chlor ; 
daher  kann  die  Bestimmung  desselben 
als  Kontrolle  für  die  richtige  Probeent- 
nahme dienen.  Sie  geschieht  wohl  fast 
durchweg  nach  Mohr  mit  Silbemitrat 
und.  Ealiumdichromat  als  Indikator. 
Bekanntlich  soll  diese  Titration  nur  in 
neutraler  Lösung  geschehen;  da  nun 
aber  Abwässer  in  der  Mehrzahl  der 
Fälle  Ammoniak  in  irgend  einer  Form 


*)  Dieser  Nachteil  könnte  behoben  werden 
durch  Benutzung  von  gut  schließenden  Wäge- 
gläschen, in  welche  die  Platinschalen  aufgenommen 
werden. 


296 


euthalten,  war  es  von  luteresse  festzu- 
BtelleD,  wie  w€(it  die  Gegenwart  eines 
Ammoniaksalzes  die  genannte  Reaktion 
beeinflnssen  kann.  Zu  diesem  Zwecke 
wurde  die  Lösung  eines  Chlorides,  ent- 
haltend 86  mg  Chlor  im  Liter,  mit  ver- 


schiedenen Mengen  einer  Auflösung  von 
1  g  kohlensaurem  Ammonium  zu  einem 
Liter  Wasser  versetzt,  und  hierauf  der 
Chlorgehalt  wieder  ermittelt  Versuch 
XXVI  enthält  die  gewonnenen  Re- 
sultate : 


Zagesetzte^Menge 
Ammoniumkar- 
boDAt  in  mg  im 
L  der  Chlorid- 
lösang 

Titrierter  Gehalt 
an  mg  Chlor 


Versuch  XKVI.    Lösung,  enthaltend  86  mg  Gl  im  Liter 


20    40    60    80    100    120     140     160     ISO     200     250     300    400    500 
86    86    86    86    86,4  86,4    86,6    86,6    86,4    86,6      88      89       89       9o 


Es  geht  daraus  hervor,  daß  selbst  die 
Gegenwart  von  so  bedeutenden  Mengen 
koUensaurem  Ammonium,  wie  sie  Ab- 
wässer selten  führen,  den  Chlorgehalt 
so  wenig  beeinflußt,  daß  sie  für  die 
Praxis  der  Massenuntersuchungen,  bei 
denen  es  sich  nur  um  Vergleichswerte 
handelt,  als  belanglos  gelten  kann. 


Tannobromin 

ist  nach  Dr.  Aufrecht  (Pharm.  Ztg.  1905, 
880)  ^  rötlich  gelbes;  amorphes  Pulver 
von  schwachem  eigentfimKchen  Oemche  und 
Geschmack.  Es  ist  in  Wasser  und  Glyoerm 
nnlOslich^löst  sieh  aber  in  90proc.Wdingeist, ver- 
dünnten Natriumkarbonat  und  Boraxiösmigen. 
Es  Mt  sieh  bis  auf  120<^  erhitzen,  ohne 
sieh  zu  verändern.  Bei  höherer  Temperatur 
zersetzt  es  sieh  unter  starkem  Aufblähen 
und  Entwickelung  von  Bromdämpfen.  Beim 
Verasdien  erhält  man  dnen  kaum  nennens- 
werten gelblichen  Rflckstand. 

Em  T^l  Tannobromin,  mit  10  Teüen 
Wasser  eine  Mmute  lang  geschüttelt,  liefert 
ein  farbloses  Filtrat,  das  weder  rotes  noch 
blaues  Laekmuspapier  verändert  1  g  Tanno- 
bromin mit  10  ocm  25  proc.  Salpetersäure 
in  weitem  Rohre  Übergossen,  gibt  unter 
Schäumen  eine  rotgelbe  Lösung,  die,  mit 
Wasser  verdünnt,  klar  bleibt  und  auf  Zusatz 
von  Silbemitrat  SUberbromid  abscheidet 
Gefunden  wurden  30,313  pGt  Brom.  An- 
gewendet wu^  es  gegen  Erkrankungen  der 
Kopfhaut. 

Vergldehe  auch  Pharm.  Centralh.  44 
[1903),  849.  Ä  M. 


Dionin  und  Kodein 

unterscheidet  man  nach  N,  D,  Bodionon 
(Pharm.  Ztg.  1905,  561)  mittels  des 
TFa^ner'schen  Reagens.  Dieses  besteht  aus 
12,7  g  Jod  und  18  g  Kaliumjodid  in  einem 
Liter  Wasser  gelöst  Fügt  man  zu  2  oem 
emer  1  proc  salzsauren  Kodelnlösung  zehn 
Tropfen  Wagner'^  Reagens,  so  entsteht 
sofort  ein  pulveriger  dunkehrotbrauner  Niedw- 
schlag,  der  bei  starkem  Schütteln  seine 
Farbe  nicht  ändert  und  sich  sofort 
wieder  zu  Boden  setzt  Eine  Iproc.  Dionin- 
iösung,  ebenso  behandelt,  ergibt  einen 
Niederschlag  von  gleicher  Art  und  Farbe. 
Dieser  aber  wird  bei  starkem  Schütteln 
flockig,  nimmt  eine  braunorange  Färbung 
an  und  steigt  an  die  Oberfläche  der  Flüssig- 
keit. Die  Reaktionen  kommen  sowohl  in 
neutraler,  wie  auch  in  schwefel-  oder  salz- 
saurer Lösung  zustande.  Wichtig  ist  jedoch 
sehr  starkes  Schüttein,  wozu  sich  Reagens- 
gläser mit  Giasstopfen  am  besten  eignen. 

H.  M. 

Bei  der  Oxydation  des  Skopolin 

mit  Ghromsäure  und  Schwefelsäure  entsteht 
nach  den  Untersuchungen  von  E,  Schmidt 
keine  Tropinsäure,  ein  TeO  der  Base  geht 
dabei  m  Skopoligenin  über,  em  anderer 
Teil  zersetzt  sich  vollständig  unter  Bildung 
von  Kohlendioxyd  und  Methylamin  und 
außerdem  entsteht  eine  geringe  Menge  emer 
sauerstoffreien  Base,  welche  6  Atome  Kohlen- 
stoff enthält  Das  Oolddoppelsalz  und  das 
Platindoppelsalz  dieser  Base  stimmen  in 
der  Form  und  dem  Schmelzpunkt  mit  den 
betreffenden  Verbmdungen  des  P}Tidin- 
methylchlorides  überem.  J.  K 

Apoth,'Ztg,  1905,  669. 


299 


Zur  Untersuchung  von  gelbem 

Wachs. 

Von  Dr.  P.  Bohrüch  und  Rudolf  Richter, 
(Fortsetzung  von  Seite  278.^ 

Nachdem  die  allgemeinen  Pröfnngs- 
methoden,  die  bei  der  Wachsnntersnch- 
ong  in  frage  kommen,  im  Vorhergehenden 
beschrieben,  und  teilweise  auch  einer 
kritischeuBesprechungunterzogenworden 
sind,  soll  der  zweite  Teil  unserer  Arbeit 
die  einzelnen  Fälschung&nuttel  behandeln 
und  die  speziellen  Vorschriften  wieder- 
geben, welche  zu  ihrer  Erkennung  dienen. 

ZnrVerfälschung  des  Bienenwachses 
werden  hauptsächlich :  Paraffin,  Ceresin, 
Japsmwachs,Carnaubawachs,Chinesisches 
Wachs,  Harze  (Kolophonium),  Stearin- 
säure und  Talg  benutzt. 

Paraffin  und  Ceresin  bilden 
wohl  das  häufigste  Verfälschungs- 
mittel des  Bienenwachses.  Beide  Kör- 
per sind  in  chemischer  Beziehung 
Kohlenwasserstoffe ,  welche  entweder 
aus  Petroleum  oder  Braunkohlenteer 
dnrch  Destillation  erhalten  (Paraffine), 
oder  als  Erdwachs  in  verschiedenen 
Ländern  in  natürlichem  Zustande  vor- 
kommen (^Ozokerit)  und  bergmännisch 
gewonnen  werden  (Ceresine). 

Das  Paraffinum  solidum  des  D.  A.-B. 
IV  ist  mittels  Schwefelsäure  und  Tier- 
kohle gereinigtem  Erdwachs.  Die  Par- 
affine und  Ceresine  unterscheiden  sich 
hauptsächlich  durch  ihren  Schmelzpunkt. 
Während  die  3  gebräuchlichsten  Handels- 
paraffine den  Schmelzpunkt  40^  bis  42^, 
460  bis  480  and  500  bis  52«  besitzen, 
haben  die  Ceresine  bedeutend  höhere 
Schmelzpunkte :  60^  bis  62^,  64°  bis  66» 
und  70<>  bis  72^  (nach  Berg,  Chem.-Ztg. 
1903,  753).  Das  spez.  Gewicht  der 
Paraffine  bewegt  sich  in  weiten  Grenzen ; 
es  schwankt  von  0,820  bis  0,940.  Das 
spez.  Gewicht  der  Ceresine  beträgt  0,920 
bis  0,940.  Nach  diesen  Zahlen  erniedrigt 
Paraffin  sowohl  das  spez.  Gewicht  als 
auch  den  Schmelzpunkt  bei  Wachs- 
gemischen, während  Ceresin  nur  das 
spez.  Gewicht  herunterdrückt. 

Die  Erkennung  von  Paraffin 
und  Ceresin  im  Wachs  geschieht  am 
sichersten  mit  Hilfe  der  v.  HübPseheu 
Probe.     Durch   Paraffin    und    Ceresin 


{werden  Säurezahl,   Esterzahl  und  Ver- 
seifungszahl  des  Wachses  erniedrigt. 

Obgleich  bereite  von  K,  Dieterich,  und 
anderen  Forschem  in  selbstbereiteten 
Paraffin-  und  Ceresin- Wachsgemischen 
die  V.  HübC&dien  Zahlen  sowie  der 
Schmelzpunkt  und  das  spez.  Gewicht 
bestimmt  worden  sind,  haben  auch  wir 
uns  Paraffinwachsgemische  hergestellt 
und  von  diesen  die  r.  //wöfschen  Zahlen, 
sowie  das  spezifische  Gewicht  (nach  2 
Methoden)  und  den  Schmelzpunkt  er- 
mittelt.   (Vergl.  Tabelle  H  und  HI.) 

Wie  früher  schon  von  Dlu/M  (Pharm. 
Ztg.  1900,  180),  Berg  (Chem.-Ztg.  1903, 
753)  und  Anderen  erwähnt  wird,  kann 
man  Ceresin-  und  Paraffinzusätze  nach 
beendigter  Verseifung  leicht  daran  er- 
kennen, daß  die  Verseifungsfiüssigkeit 
in  diesem  Falle  trübe  aussieht,  und  je 
nach  den  Mengen  dieser  Körper  kleine 
Kügelchen  oder  größere  c Fettaugen» 
auf  der  Oberfläche  schwimmen.  Solche 
Zusätze  treten  namentlich  dann  in  die 
Erscheinung,  wenn  man  die  überschüssige 
Kalilauge  nach  Beendigung  der  Verseif- 
ung mit  Salzsäure  zurttcktitriert  hat. 
Wir  machten  bei  den  selbstangefertigten 
Paraffin  Wachsgemischen  die  Beobachtung, 
daß  Paraffinzusätze  von  nur  5  bis  10 
pCt,  die  man  durch  die  Zahlen  der 
V.  Eübrschen  Probe  unter  Umständen 
nicht  nachweisen  kann  und  die  vorder 
Neutralisation  mit  Salzsäure  nicht  be- 
merkbar waren,  nach  der  Neutralisation 
dagegen  deutlich  erkannt werdenkofinten. 
Nach  Berg  gibt  auch  folgende  Probe 
einen  guten  Au&chluß  über  Verfälsch- 
ungen mit  Kohlenwasserstoffen:  Nach 
der  Endtitration  der  v.  -Ht^ifschenVer- 
seif  ung  erhitzt  man  nochmals  zum  Kochen 
und  setzt  dann  vorsichtig  und  unter 
kräftigem  Umschütteln  das  gleiche  Vo- 
lumen siedenden  Wassers  hinzu.  Bleibt 
hierbei  die  Flüssigkeit  klar,  so  sind 
keine  irgendwie  erheblichen  Mengen 
Kohlenwasserstoffe  vorhanden.  Sind 
diese  zugegen,  scheiden  sie  sich  nach 
dem  Wasserzusatze  vollständig  aus,  sodaß 
man  sie  nach  dem  Erkalten  abheben, 
in  siedendem  Alkohol  reinigen  und  zur 
Schmelzpunktbestimmung  und  quantita- 


300 


tiven  Kontrolle  der  v.  HübCschen  Zahl 
benutzen  kann. 

Zwei  quaUtative  Prüfungen  auf  Ceresin 
und  Paraffin  wollen  wir  nur  kurz  er- 
wähnen, da  sie  nicht  als  zuverlässig 
gelten  und  durch  die  v.  HübCsche  Probe 
verdrängt  worden  sind.  Die  eine,  welche 
darauf  beruht,  daß  Wachs  mit  Schwefel- 
säure erwärmt,  verkohlt,  während  die 
die  Kohlenwasserstoffe  nicht  angegriffen 
werden,  ist  von  Dtdlo  (Ztschr.  f. 
analjrt.  Chem.  2,  510),  Lüs  Bodart 
(ebenda  6,  252)  und  Hager  (ebenda  9, 
419)  angewendet  und  empfohlen  worden. 
Die  andere  Reaktion  rührt  von  Hager 
her  (ebenda  19,  241)  und  besteht  in 
Kochen  des  Wachses  mit  Sodalösung 
und  Zusätze  von  Benzol.  Buchner  hat 
mit  gutem  Erfolge  die  Weinwurm'' ^oh^ 
Methode  zum  Nachweise  des  Paraffins 
verwendet.  Nach  Weiniourm  werden 
5  g  Bienenwachs  mit  25  ccm  alko- 
holischer V2iiormaler  Kalilauge  unter 
gleichzeitigem  Abdampfen  des  Wein- 
^geistes  vei^eift  und  nach  dem  vollstän- 
digen Entifemeu  desselben  mit  etwa 
20  ccm  Qlycerin  versetzt.  Man  erwärmt 
bis  zur  vollständigen  Lösung  im  Wasser- 
bade, erhitzt  darin  noch  einige  Minuten 
weiter  und  fügt  nun  100  ccm  kochendes 
Wasser  hinzu.  Reines  Wachs  gibt  eine 
klare  Lösung,  während  die  unverseif- 
baren  Paraffine  usw.  in  Glycerin  unlös- 
lich sind  und  schon  in  Mengen  von 
5  pCt  eine  starke  TVübuhg  verursachen. 

Nach  Z.  Dieterich  und  Berg  gibt  auch 
die  mehr  oder  weniger  vollkommene 
Löslichkeit  des  Wachses  in  Chloroform 
(vergl.  S.  213)  einen  gewissen  Anhalt, 
ob  dasselbe  mit  Para^n  oder  Ceresin 
verfälscht  ist.  Ebenso  können  größere 
Mengen  von  Paraffin  und  Ceresin  mittels 
des  Refraktometers  erkannt  werden 
(vergl.  S  212). 

Eine  der  besten  Methoden,  um  Kohlen- 
wasserstoffe in  Bienenwachs  quantitativ 
zu  bestimmen,  ist  diejenige  von  A,  und 
P.  Buisine  (Monit.  scient.  1890,  1134): 
2  bis  10  g  Wachs  werden  mit  der 
dreifachen  Menge  Kalikalk  (Aetzkali  und 
Aetzkalk)  auf  250^  C  erhitzt.  Der 
gepulverte  Rückstand  wird  mit  Aether 
extrahiert,    der    Auszug   filtriert,    ab- 


destilliert und  der  Rückstand  getrocknet 
und  gewogen.  Da  gelbes  Wachs  nur 
12  bis  14,5  pCt  Kohlenwasserstoffe  auf- 
weist, kann  man  3  pCt  Ceresin  oder 
Paraffin  noch  niit  Sicherheit  erkennen. 
Ist:  p  =  pCt  Kohlenwasserstoff, 

C  =  Paraffin-  oder  Ceresin-Zusatz, 
13,5  =  der    mittlere    Kohlenwasser- 
stoffgehalt des  Wachses,  so  ist: 

^  100  p  —  1350 
^  86,5 

Ahrens  und  Hett  (Ztschr.  f.  öffentl. 
Chem.  1899,  91)  haben  einen  besonderen 
Apparat  konstruiert,  mit  HUfe  dessen 
sie  die  Kohlenwasserstoffe  nach  dem 
Verfahren  von  Buisine  bestimmen.  E^ 
würde  aber  zu  weit  ffihren,  an  dieser 
Stelle  das  Verfahren  zu  beschreiben. 
Wir  verweisen  auf  ein  diesbezügliches 
Referat  in  der  Pharm.  Centralh.  40 
[1899],  445. 

Die  quantitative  Bestimmung  der 
Kohlenwasserstoffe  kann  man  auch  mit 
Hilfe  der  v.  üwfc/'schen  Verseifungszahl 
leicht  ermitteln  (nach  Benedikt- Ulxer, 
Unters,  d.  Fette  u.  W.). 
■    Ist:  95  =  die  mittlere  V.-Z.  des  reinen 

Wachses, 
K  =  V.-Z.  der  verfälschten  Probe, 
P  =  Gehalt    an    Kohlenwasser- 
stoffen, so  ist 
100  K 
P  ==  1^^  -  -95- 

Für  die  annähernde  Schätzung  des 
Paraffin-  und  Ceresin-Gehaltes  in  Wachs- 
gemischen sind  die  Tabellen  von  Wagner, 
K.  Dieterichund  die  Seite  210  angegebene 
Tabelle  Nr.  3  gut  zu,  verwerten.  Auch 
die  kalte  Verseifung  nach  Henriques 
gibt,  wie  schon  erwähnt,  Aufschluß  über 
die  Mengen  der  zugesetzten  Kohlen- 
wasserstoffe. 

Die  Frage,  ob  ein  mit^Kohlenwasser- 
stoffen  verfälschtes  Wachs  Paraffin  oder 
Ceresin  enthält,  ist  nicht  leicht  zu  be- 
antworten. Im  Grunde  genommen  i^t 
es  ja  vollständig  gleichgültig,  welcher 
von  beiden  Körpern  vorhanden  ist,  da 
sie  in  chemischer  Beziehung  .  nahe 
verwandt  sind.  Am  besten  vermag  noch 
der  Schmelzpunkt  und  die  Refraktion 
Aufschluß    zu    geben.      Man    benutzt 


301 


hierzu  gegebenen  Falles  die  nach  den 
Befy'schen  Angaben  bei  der  v.  kubi- 
schen Verseifung  abgeschiedenen  Kohlen- 
wasserstoffe. — 

Von  den  Harzen  dient  größtenteils 
Kolophoninm  zur  Fälschung  des  Wachses. 
Man  unterscheidet  in  der  Phannacie 
hauptsächlich  zwischen  gelbem  und  rotem 
Kolophonium.  Die  Eennzahlen  (Kon- 
stanten) von  gelbem  Kolophonium  sind 
(nach  Beckurts  und  Brüche):  Spec.  Gew. 
1,067,  Säurezahl:  185,  Esterzahl:  0, 
Verseifungszahl  185.  Die  Kennzahlen 
von  rotem  Kolophonium:  Spez.  Gew. 
1,071  bis  1,080,  Säurezahl:  173  bis 
186,  Esterzahl:  0  bis  12,  Verseifungs- 
zahl: 179  bis  193.  Nach  K.  Dieterich 
erhöht  ein  Zusatz  von  Kolophonium  zu 
Wachs  das  spez.  Gewicht,  die  Säure- 
und  die  Verseif  nngszahl  und  drückt  die 
Esterzahl  herab.  Kolophonium  erhöht 
auch  den  Schmelzpunkt,  da  es  erst  bei 
90  bis  100<^  C  schmilzt  (manche  Sorten 
erst  bei  120  bis  130^). 

Die  V. Hübe sche^robe  und  in  Zweifels- 
fällen die  Buchner-Zahl  geben  guten 
Aufschluß  über  die  Anwesenheit  von 
Kolophonium  im  Wachs.  Auch  durch 
die  äußere  Beschaffenheit  und  den  Geruch 
der  Probe  läßt  sich  ein  Kolophonium- 
zusatz zu  Wachs  leicht  erkennen  (vergl. 
S.  207). 

Von  qualitativen  Reaktionen  seien 
folgende  erwähnt:  Zunächst  hat  das  D. 
A.-B.  IV  zwei  Prüfungen  aufgenommen, 
die  Alkoholprobe  und  die  Sodaprobe. 
Beide  zeigen  außerdem  die  Gegenwart 
von  Stearinsäure  an,  letztere  gleichzeitig 
noch  Pflanzenwachs  und  Talg. 

Die  Alkoholprobe  lautet:  «i  g 
gelbes  Wachs  soll  mit  20  ccm  Wein- 
geist während  einiger  Minuten  gekocht 
und  nach  einer  Stunde  abfiltriert  eine 
Flüssigkeit  geben,  die  weder  blaues 
Lackmuspapier  röten,  noch  durch  hinzuge- 
fügtes Wasser  stark  getrübt  werden  soll.» 
Um  die  Vorschriften  des  Arzneibuches 
ausprobieren  zu  können,  haben  wir  uns 
Kolophonium-  und  Stearinsäure- Wachs- 
gemiscbe  hergestellt,  und  zwar  solche 
mit  1  pCt,  2  pCt,  3  pCt  und  10  pCt 
Kolophonium  bezw.  Stearinsäure.  Diese 
Gemische  nun  sind  von  uns  nach  dem 


Arzneibuch  auf  Kolophonium  und  Stearin- 
säure geprüft  worden  und  dabei  ist  uns 
Mehreres  aufgefallen.  Das  alkoholische 
Filtrat,  das  durch  Kochen  von  Wachs 
mit  Weingeist  hnd  Abkühlenlassen  er- 
halten worden  ist,  wird  durch  Lack- 
muspapier nicht  sofort  gerötet,  auch 
wenn  10  pCt  Kolophonium  oder  Stearin- 
säure vorhanden  sind,  hingegen  sofort 
nach  Wasserzusatz  oder  wenn  das  Lack- 
muspapier vorher  mit  Wasser  ange- 
feuchtet worden  ist.  Es  dürfte  infolge- 
dessen zweckmäßig  sein,  die  Prüfung 
mit  Lackmuspapier  in  dem  mit  Wasser 
verdünnten  Filtrate  vorzunehmen.  Im 
übrigen  gibt  auch  reines  Wachs  eine 
schwache  |iötung,  von  Spuren  gelöster 
Cerotinsäure  herrührend,  sodaß  das  P. 
A.-B.  IV  ruhig  die  Fassung  des  D.  A.-B. 
ni  hätte  beibehalten  können,  das  eine 
schwache  Rotfärbung  zuließ.  Das  Ver- 
dünnen des  alkoholischen  Filtrates  zeigt, 
wenn  es  vorsichtig  ausgeführt  wird, 
deutlich  die  Anwesenheit  von  Kolophonium 
und  Stearinsäure  an,  ja  es  kann  in 
Zweifelsfällen  darüber  Aufschluß  geben, 
ob  Kolophonium  oder  Stearinsäure  vor- 
handen ist.  Wir  führten  die  Probe  so 
aus,  daß  wir  zu  dem  alkoholischen 
Filtrate  das  gleiche  Volumen  Wasser 
hinzugaben,  eine  Stunde  stehen  ließen 
und  dann,  wie  es  der  Kommentar  von 
Schneider  und  Süß  empfiehlt,  soviel 
Wasser  unter  Umschütteln  zusetzten, 
daß  das  Gemisch  das  4  fache  Volumen 
des  alkoholischen  Filtrates  besaß.  Hier- 
bei zeigte  sich  nun,  daß  1  pCt  und  2  pCt 
Kolophonium  sich  durch  eintretende 
Trübung  kaum  noch  nachweisen  lassen, 
während  3  pCt  Kolophonium  eine  starke 
weiße  Trübung  zeigten  und  bei  10  pOt 
die  Flüssigkeit  ein  milchartiges  Aussehen 
annahm. 

Stearinsäure  verhielt  sich  ganz  andei^. 
Von  dieser  Säure  ließ  sich  1  pCt  nicht 
nachweisen;  es  entstand  wie  bei  1  pCt 
und  2  pCt  Kolophonium  eine  Opalescenz, 
die  auch  bei  reinem  Wachse  eintritt. 
Hingegen  bildeten  sich  bei  2  pCt  Stearin- 
säure eine  starke  weiße  Trübung,  und 
nach  kurzer  Zeit  schieden  sich  auf  der 
Oberfläche  weiße  Flocken  ab,  die  nicht 
übersehen  werden  konnten.    Bei  10  pCt 


302 


Stearinsäure  war  die  Flockenscliicht 
fiber  1  ccm  hoch  (Reagensglas  von  2  cm 
Durchm.).  Setzt  man  zn  dem  alkohol- 
ischen Piltrate  sofort  die  4  fache  Menge 
Wasser,  so  findet  das  flockenartige 
Ausscheiden  der  Stearinsäure  entweder 
gar  nicht  oder  nur  sehr  langsam 
statt. 

Die  zweite  Prüfung  des  Arzneibuches 
auf  Kolophonium  und  Stearinsäure  (auch 
Talg  und  Pflanzenwachs)  hat  folgende 
Fassung:  cWird  1  g  gelbes  Wacbi  mit 
10  ccm  Wasser  und  3  g  Natriumkarbonat 
bis  zum  lebhaften  Sieden  erhitzt,  so  soll 
sich  nach  dem  Erkalten  das  Wachs  aber 
der  Salzlösung  wieder  abscheiden.  Diese 
selbst  darf  nicht  mehr  als  ^opalisierend 
getrfibt  erscheinen.»  Wir  bemerken 
hierzu:  Es  ist  wohl  zu  beachten,  daß 
das  Wachs  mit  der  Natriumkarbonat- 
lOsung  nur  bis  zum  Sieden  erhitzt  werden 
soll.  Erhält  man  die  Mischung  längere 
Zeit  im  Kochen,  so  bildet  sich  auch  bei 
reinem  Wachse  unter  Umständen  eine 
Emulsion;  sowie  die  Karbonatlösung 
kocht  und  das  Wachs  geschmolzen  ist, 
schflttelt  man  gehörig  um,  hört  auf  mit 
Erhitzen  und  läßt  mehrere  Stunden  kalt 
stehen.  Bei  reinem  Wachse  scheidet 
sich  das  Wachs  nach  dem  Erkalten  fiber 
der  Salzlösung  ab,  und  zwar  nimmt  die 
Wachsabscheidung  ein  Volumen  ein,  das 
ungefähr  dem  dritten  Teile  der  Salz- 
lösung entspricht.  Diese  selbst  bleibt 
klar.  1  pCt  Kolophonium  oder  Stearin- 
säure lassen  sich  mittels  der  Natrium- 
karbonatprobe nicht  nachweisen,  da  die 
Salzlösung  bei  beiden  klar  bleibt.  Bei 
2  pCt  Kolophonium  tritt  bereits  eine 
Emulsion  ein.  Wachse  mit  3  pCt  und 
10  pCt  Kolophonium  ergeben  dickflüssige 
bezw.  feste  Emulsionen.  Wachs  mit 
2  pCt  und  3  pCt  Stearinsäure  gibt  keine 
eigentliche  Emulsion.  Die  Salzlösung 
erscheint  nach  dem  Erkalten  (was  un- 
gefähr V2  Stunde  dauert)  getrübt,  wird 
aber  nach  6-  bis  12stflndigem  Stehen 
vollständig  klar,  während  das  Volumen 
der  Wachsabscheidung  sich  vergrößert. 
Es  nimmt  bei  2  bis  3  pCt  Stearinsäure 
ungefähr  die  Hälfte  des  Volumen  der 
Salzlösung  ein.  Wachs  mit  10  pCt 
Stearinsäure    liefert    eine   vollständige 


Emulsion,    die  auch   nach  <12  Stunden 
noch  bestehen  bleibt. 

Benedikt  gibt  in  seinem  Buche  «Unter- 
suchung der  Fette  und  Wachse,  3.  Aufl.» 
folgende  qualitative  Prüfungen  auf  Ko- 
lophonium an :  Wird  harzhaltiges  Wachs 
in  geschmolzenem  Zustande  mit  einigen 
Tropfen  Schwefelsäure  versetzt,  färbt 
es  sich  rot  und  erscheint  nach  dem  Er- 
kalten violett,  bei  sehr  kleinem  Harz- 
gehalte grünlich. 

Storch^sche  Reaktion :  Wachs  wird  in 
Essigsäureanhydrid  aufgelöst,  die  Lösung 
abgekühlt,  und  mit  Schwefelsäure  vom 
spez.  Gew.  1,53  vorsichtig  versetzt. 
Bei  Anwesenheit  von  Kolophonium  ent- 
stehen rote  bis  blauviolette  Färbungen. 
K  Dieterich  (Chem.  -  Ztg.  1903, .  804) 
bemerkt  zu  dieser  Recätion,  daß  es 
nötig  ist,  die  Lösung  des  Wachses  in 
Essigsäureanhydrid  bis  zur  fast  völligen 
Ausscheidung  abzukühlen,  sonst  tritt 
sofort  Schwärzung  ein;  kühlt  man  gut, 
tritt  die  Reaktion  tadellos  ein,  ver- 
schwindet aber  sehr  schnell;  sowohl 
reines,  wie  mit  Kolophonium  versetztes 
Wachs  zeigt  dann  eine  braune  bis  schwarze 
Farbe.  Die  von  Schmidt  modifizierte 
Dowa^Ä'sche  Harzreaktion  (Ber.  d.  D. 
Chem.  Ges.  18,  835)  wird  folgender- 
maßen ausgeführt:  5  g  Wachs  werden 
mit  der  5  fachen  Menge  Salpetersäure 
(1,33  spez.  Gew.)  eine  Minute  gekocht. 
Die  abgekühlte  flüssigkeit  wird  mit  der 
gleichen  Menge  Wasser  verdünnt  und 
n)it  Ammoniakflüssigkeit  stark  alkalisch 
gemacht  Bei  reinem  Wachse  ist  die 
abgegossene  Flüssigkeit  gelb,  bei  Harz 
rotbraun  gefärbt.  Wir  empfehlen,  bei 
Ausführung  dieser  Reaktion  sehr  vor- 
sichtig zu  verfahren,  da  beim  Kochen 
des  Wachses  mit  der  Salpetersäure  leicht 
Siedeverzug  eintritt,  und  die  Mischung 
dann  stößt  und  spritzt. 

Zur  quantitativen  Bestimmung 
des  Kolophonium  in  Wachs- 
gemischen kann  man  die  t\  Hübrsdie 
Probe  oder  auch  die  Buchner-Zshl 
heranziehen.  Bei  Abwesenheit  von 
Stearinsäure  läßt  sich  die  Menge  des 
Kolophonium  leicht  ermitteln,  indem  man 
die   möglichst   zerkleinerte   Probe  mit 


303 


kaltem  Alkohol  extrahiert,  die  Lösung 
yerdunstet  and  den  Räckstand  wägt.  -< 

Die  SteaxintiUire,  mit  der  das  Bienen- 
wachs häufig  versetzt  ist  und  die  sich 
gewöhnlich  auch  in  den  sogenannten 
Wachskompositionen  vorfindet,  ist  nach 
Berg  in  kleinen  Mengen  (1  bis  3  pCt) 
schwer  im  Wachse  nachweisbar^  in 
größeren  dagegen  außeroi::dentlich  leicht, 
da  sie  das  spez.  Gew.,  die  Sänrezahl, 
die  Verseifnngszahl  und  die  Buchner- 
Zahl  erhöht.  Beine  Stearinsäure  hat 
das  spez.  Gew.  1,00  (bei  11^  C),  Säure- 
zahl 195,  Elsterzahl  0,  Verseif ungszahl 
195,  Schmp.  69<^,  die  Buckner-Zsihl  66. 
Technische  Stearinsäure  hat  eine  Säure- 
nnd  Verseifnngszahl  von  200,  eine 
Esterzahl  von  0  bis  10,  Schmp.  60  bis 
65^  und  eine  Buchner  -  Zsibl  von  66 
bis  68. 

Von  qualitativen  Reaktionen 
auf  Stearinsäure  sind  zunächst  die 
beiden  schon  unter  Kolophonium  an- 
gegebenen Prüfungen  des  Arzneibuches 
zu  erwähnen.  Benedikt  gibt  folgende 
Methode  an:  Kocht  man  nach  Fehling 
(Dingl  Polyt.  Joum.  147,  227)  1  g 
Wachs  mit  10  ccm  SOproc.  Alkohol  in 
einem  weiten  Reagensglase,  läßt  auf 
20^  erkalten,  filtriert  in  ein  gleichweites 
Glas,  fflgt  Wasser  hinzu  und  schättelt, 
so  trübt  sich  die  Flüssigkeit  bei  reinem 
Wachse  nur  wenig,  während  sich  bei 
stearinsäurehaltigem  Flocken  ausschei- 
den. A.  Funaro  beschreibt  (Ztschr.  f 
Unters,  d.  Nähr.-  u.  Genußm.  1900, 
282  bis  283)  ein  anderes,  ebenfalls  von 
Fehling  herrührendes  Verfahren  zur  Er- 
kennung der  Stearinsäure.  Das  Wachs 
wird  eine  Minute  lang  mit  92proc.  Alkohol 
gekocht  und  dann  abgekühlt.  Das  Filtrat 
darf  mit  wässeriger  Chlorcalciumlösung 
keine  Trübung  geben.  O.  Buchner  prüft 
folgendermaßen  auf  Stearinsäure:  3  g 
Wachs  werden  mit  10  ccm  SOproc. 
Alkohol  einige  Minuten  gekocht,  dann 
wird  das  Reagensglas  unter  beständigem 
Schütteln  in  kaltes  Wasser  getaucht, 
so  daß  ein  dicker  Brei  entsteht.  Nach 
einer  Stunde  —  Berg  macht  darauf  auf- 
merksam, daß  es  nötig  ist,  die  LösuDg 
vor  dem  Filtrieren  wie  bei  der  Büchner- 
Zahl   12  Stunden  stehen  zu  lassen  — 


wird  filtriert  und  das  Filtrat  mit  Wasser 
versetzt.  Ist  nach  1  bis  2  Stunden 
keine  Ausscheidung  von  Stearinsäure 
zu  bemerken,  kann  man  das  Wachs  als 
frei  davon  bezeichnen. 

Die  i\  Hütrsche  Probe  gestattet  die 
Menge  der  Stearinsäure  annähernd  zu 
bestimmen. 

Ist :  20  =  die  mittlere  Säurezahl  des 

Wachses, 
195  =  die  Säurezahl  der  Stearin- 
i^äure, 
s  =  die   Säurezahl   der   unter- 
suchten Probe,  so  ist: 
X  =  100  (s  —  20) 

195. 

Ebenso  läßt  sich  die  Stearinsäure  mit 
Hilfe  der  Buchner-Zahl  fast  quantitativ 
ermitteln. 

Liegt  eine  Verfälschung  des  Wachses 
mit  Stearinsäure  und  Harzen  vor,  so 
kann  man,  wie  F,  Jean  mitteilt,  eine 
quantitative  Trennung  beider  Körper 
auf  folgende  Weise  herbeiführen:  1  g 
Bienenwachs  wird  in  einem  Kölbchen 
mit  SOproc.  Weingeist  auf  dem  Wasser- 
bade erwärmt,  bis  es  geschmolzen  ist, 
umgeschüttelt  und  nach  dem  Abkühlen 
durch  ein  getrocknetes  und  gewogenes 
Filter  filtriert.  Den  Filterrückstand,  der 
aus  Wachs,  Talg  usw.  besteht,  wäscht 
man  mit  kaltem  Weingeist  solange  aus, 
bis  das  Filtrat  keine  saure  Reaktion 
mehr  zeigt,  trocknet  ihn  im  Exsiccator 
und  wägt  ihn.  Das  Filtrat,  das  die 
Stearinsäure  und  das  Harz  enthält,  wird 
auf  dem  Wasserbade  eingedampft  und 
der  Rückstand  in  Aether  gelöst. 

Zur  Trennung  der  Stearinsäure  von 
den  Harzen  schüttelt  man  die  Aether- 
lösung  nun  mit  einem  kleinen  Ueber- 
schuß  von  Zinkoxyd;  hierbei  scheidet 
sich  das  stearinsaure  Zink  unlöslich  ab, 
während  das  harzsaure  Zink  in  Lösung 
bleibt.  Das  erstere  filtriert  man  ab, 
wäscht  mit  Aether  nach  und  schüttelt 
das  ätherische  Filtrat  im  Scheidetrichter 
mit  Wasser  und  Salzsäure^  wobei  das 
harzsaure  Zink  zersetzt  wird.  Die  frei- 
gemachten Harzsäuren  löst  man  in 
Petroläther,  wäscht  mit  Wasser  und 
trennt  dann  die  Petrolätherschicht  von 


304 


der  wässerigeu  Schicht.  Der  Petrol- 
äther  wird  abdestilliert,  und  schließlich 
der  Rückstand  nach  dem  Trocknen  ge- 
wogen. Zu  dem  gefundenen  Gewichte 
des  Harzes  muß  man  noch  1^6  pCt  als 
Korrektur  hinzuaddieren. 

(Schluß  folgt.) 


Neue  Arzneimittel. 

Acidum  amido-formicicum  condensatom 
(Pharm.  ( entralh.  47  [1906],  257)  wird 
von  Dr.  Wresxinski,  Admiral-Apotheke  in 
Berlin,  als  wässerige  Lösung  (3  =  1)  in  den 
Handel  gebraoht. 

Belloform  (Pharm.  Centralh.  47  [1906], 
240).  Darsteller :  Teerprodukten  -  Fabrik 
«  Biebrioh  »  Stephan  Mattar  in  Biebrich  a.  Rh., 
Rheingaustraße  58. 

ColaUne  Laxative  ist  angeblich  ein  An- 
thrachinon  enthaltendes  Sohokoladenpr&parat. 
Bezugsquelle:  T.  Morson  <&  Ron  in  London 
W.  0. 

Dekaquor  Thymi  nennt  Sicco,  6.  m.  b.  H. 
in  Berlin  0  34,  ein  gezuckertes,  zehnfaches 
Thymianextrakt,  das  mit  dem  Neunfachen 
Zuckersirup  (Sir.  simplex)  zu  verdflnnen  ist. 
Man  kann  der  Verdünnung  auch  Bromsalze 
zusetzen. 

Eisenzitronensaft,  Dr.  Skormin^s  (Saccus 
Citri  ferratus  saccharatus)  ist  ein 
3  pCt  Eisenoxydoitrat  und  Zucker  enthalten- 
der Zitronensaft.  Anwendung:  gegen  Bleich- 
sucht und  Blutarmut.  Darsteller:  Dr.  E. 
Fleischer  <Sb  Co.  in  Roßlau  (Anhalt). 

Eucathymin  enthält  nach  Pharm.  Ztg- 
1906,  278  in  konzentrierter  Form  die  wirk- 
samen Bestandteile  von  Thymus  vulgaris? 
Thymus  Serpyllum  und  Eucal3rptus  globulns 
Anwendung:  gegen  Keuchhusten.  Darsteller- 
Dr.  Heinrich  Halle  in  Berlin  N.  24. 

Fergan  ist  eine  Eisenalbumin  enthaltende 
FlQssigkeit.  Darsteller:  Leerbeek  dk  Holm 
in  Kopenhagen. 

Liquor  Saaguinalis  Krewel  ist  voll- 
ständig glycerinfrei ,  enthält  nur  Spuren 
Alkohol  und  besteht  aus  95  Teilen  flüssigem 
Hämoglobin,  2,5  Teilen  natürlichen  Blut- 
salzen, 2,5  Teilen  peptonisiertem  Mnskel- 
eiweiß  sowie  Spuren  von  Mangan.  Der- 
selbe wird  auch  mit  Malzextrakt  als  Liquor 
Sanguinalis   maltosus   oder  Maltin- 


Sanguinal,  mit  Lecithin  bezielum^s- 
weise  Vanadiumpentoxyd  von  der 
Chemischen  Fabrik  Krewels  Co.,  6.  m.  b  IL 
in  Köln  a.  Rh.,  Eifelstraße  33,  in  den  Handel 
gebracht 

Natronzitronensaft,  Dr.  med.  Skormin's 
(Succus  Citri  natronatus)  enthält 
außer  der  doppelten  Menge  Kalium  des  ge- 
wöhnlichen Zitronensaftes  5  pCt  Natrium- 
eitrat. Anwendung:  gegen  Gicht,  Rheuma, 
Galienleiden  und  Zuckerkrankheit  Tages- 
gabe: 20  bis  50  g  mit  der  6  bis  8  fachen 
Menge  Wasser  verdünnt  Darsteller  Dr.  E. 
Fleischer  &  Co.  in  Roßlau  (Anhalt). 

Olvasin,  flüssig  und  fest,  sind  nach  dem 
Petersb.  Pharm.  Joum.  1906,  191  Olivenöl- 
Präparate. 

Sajodiii  (Pharm.  Centralh.  47  [1906], 
259)  wird  dargestellt  von:  Farbwerken 
vorm.  Meister,  Lucius  &  Brüni?ig  in 
Höchst  a.  M.  und  Farbenfabriken  vorm. 
Friedrich  Baifer  &  Co.  in  Elberfeld. 

Sirupus  EriodyctioBis,  tomentosi  wird 
vron  Apotheker  Gustav  Meyer  zur  Ge- 
schmacksverbesserung von  Chinin,  Hydrastis 
Canadensis-  und  Filix-Extrakt  in  Pharm.  Ztg. 
1905,  870  empfohlen.  Man  soll  von  dem- 
selben nach  dem  Einnehmen  der  betreffen- 
den Arzneien  men  Teelöffel  voll  kurze 
Zeit  im  Munde  halten.  Vergl.  hierzu  Pharm. 
Centralh.  44  [1903],  439  unter  Eriodyction 
glutinosnm. 

Th^obromose  ist  ein  Theobrominlithium,* 
d.  h.  ein  Theobromin,  in  dem  ein  Atom 
Wasserstoff  durch  ein  Atom  Lithium  ersetzt 
ist  Es  bildet  nach  Bull.  d.  Sciences  Phar- 
macol.  1906,  143  seidenglänzende  Nadeln, 
die  sich  in  Wasser  sehr  leicht  lösen  und 
zwar  1  Teil  in  etwa  ^j^  Teil  Wasser.  Beim 
längeren  Stehen  der  wässerigen  Lösung 
trübt  sich  dieselbe  allmählich  infolge  der 
Bildung  von  Lithiumkarbonat  und  gleich- 
zeitiger Ausscheidung  von  Theobromin.  Die 
Wurkung  von  Th^obromose  soll  größer  als 
die  des  Theobromin  sein.  Weitere  Mitteil- 
ungen werden  folgen.  H,  MerUxel. 


Diphtherie-] 

mit  den  Eontrollnummern  783  und^  881  aas  den 
Höchster  Farbwerken  und  87,  123  und  124  aus 
der  Chem.  Fabrik  E.  Merck  in  Darmstadt  ist 
wegen  Absohwächung  zur  Einsuehung  bestimmt. 

A 


305 


Pharmakognostische  Mitteilungen. 


Die 
Filze  als  Standortpflanzen 

teilt  Sttider  ein  in  solche,  welche  1)  über- 
all gedeihen  soweit  der  Wald  reicht,  2)  eroe 
Waldart  bevorzugen,  aber  aach  auf  anderen 
Boden  vorkommen  können,  3)  absolut  nur 
in  einer  Waldart  vorkommen. 

Ais  Typus  der  ersten  Gruppe  kann,  der 
Eiersohwamm  gelten^  als  Typus  der 
zweiten  der  Steinpilz  und  als  Typus  der 
dritten  Gruppe  der  Pfefferschwamm, 
der  ausschließlich  im  Buchenwald  vorkommt. 
Nach  den  Holzarten  getrennt  findet  man: 
I.  Laubholz,  a)  im  Buchenwald  Mycena- 
Arten,  Russula-Arten  und  den  Pfefferschwamm 
(Lactarius  piperatus) ;  b)  im  Eichenwald  eine 
Pilzflora  die  derjenigen  des  Tannenwaldes 
mehr  ähnelt  als  der  des  Buchenwaldes; 
c)  im  Eastanienwald  eine  nur  sehr  arme 
Pilzflora.  II.  Nadelholz,  a)  der  Tannen- 
wald ist  die  eigentliche  Heimat  unserer  Pilze. 
Spezifische  Bewohner  sind  der  Reizker 
(LactariuB  delieiosus),  Amanita-,  Gomphidius- 
und  Boletus-Arten  und  Glavarien ;  b)  Lärchen- 
wald besitzt  ebenfalls  eine  reiche  Pilzflora, 
80  z.  B.  ümacium  lusorum  sowie  Boletus 
cavipes,  elegans  und  viscidus;  c)  der  Arven- 
wald, inbezug  auf  die  Pilzflora  noch  wenig 
erforscht.  Sivder  fand  darin  als  spezifischen 
Pilz  den  Boletus  Oenibrae  Studer.  . 

Sehwetx.  Wochenschr.  f.  Chem:  u.  Pharm. 
1906,  146.  J.  K. 

Ueber  die  Gewinnung  des 

Opium 

gibt  Linde  in  der  Apoth.-Ztg.  1905  eine 
ioteressante  und  zusammenfassende  Abhand- 
lung. Bekanntlich  ist  in  der  neueren  Zeit 
wieder  die  Frage  aufgeworfen,  ob  es  sich 
nicht  lohnt,  auch  in  unsem  Breiten  Mohn 
zur  Opiumgewinnung  anzubauen  (vgl.  Pharm. 
Centralh.  45  [1904],  759;  46  [19051,  187). 
Da  nun  in  manchen  Gegenden  Deutschlands 
schon  jetzt  Mohn  in  großem  Maßstabe  ge- 
baut wird  und  der  Ertrag  aus  den  ge- 
wonnenen Samen  alle  Kosten  des  Anbaues 
usw.  nicht  nur  reichlieh  deckt,  sondern  noch 
einen  guten  Gewmn  abwirft,  so  müßte  eme 
mit  der  Samengewinnung  gleichzeitig  betrie- 


bene Opiumgewinnnng  also  nur  die  Unkosten 
für  die  Sammlung  des  Milchsaftes  decken, 
da  die  Samenausbeute  trotz  der  Opium- 
gewinnung die  gleiche  bleibt.  Man  kann 
in  Deutschland  sehr  morphinreiches  Opium 
gewinnen,  wie  Versuche  in  Württemberg  in 
den  Jahren  1870/71  gezeigt  haben.  Es 
wurden  dort  Produkte  erzielt,  die  13  bis- 
15  pCt,  ja  sogar  bis  20  pCt  Morphin  ent* 
hielten.  Ein  Haupterfordernis  für  Gewmn- 
ung  ^nes  gehaltreichen  Opium  ist  .eine  gute 
Düngung.  Ueber  den  Einfluß  der  ver- 
schiedenen Mohn- Varietäten  auf  den  Morphin- 
gehalt des  von  ihnen  gelieferten  Opium 
widersprechen  sich  die  Literaturangaben. 
Aehniich  wie  inbezug  auf  den  Zuckergehalt 
bei  den  Zuckerrüben  dürfte  es  aber  auch 
beim  Mohn  gelingen,  durch  geeignete  Züdit- 
ung  und  Auswahl  von  Spielarten  den  Morphin- 
gehalt des  Milchsaftes  zu  steigern.  Um  die 
Handarbeit  beim  Einsammeln  möglichst  zu 
beschränken,  müssen  möglichst  große  Mohn- 
kapseln gewonnen  werden,  was  sich  dadurch 
erreichen  läßt,  daß  man  nur  wenige  Früchte 
sich  entwickeln  läßt  und  die  anderen  vorher 
entfernt.  Von  der  größten  Wichtigkeit  aber 
ist  es,  den  Eotwicklungszustand  festzustellen, 
in  welchem  die  unreifen  Früchte  die  größte 
Menge  und  das  morphinreichste  Opium 
liefern.  Die  bisherigen  Erfahrungen  sprechen 
dafür,  daß  beim  Reifen  der  Mohnkapseln 
nicht  nur  ihr  Gebalt  an  Milchsaft,  sondern 
auch  der  Opiumgehait  ihres  Milchsaftes  ab- 
nimmt. Ebenso  ist  auf  die  Zeit  der  Ein- 
sammlung (Tageszeit!)  Obacht  zu  geben. 
Sodann  ist  die  Methode  des  Anritzens  der 
Mohnköpfe  und  die  zweckmäßigste  Form 
der  hierbei  benutzten  Instrumente  von 
Wichtigkeit  und  Linde  gibt  daher  die  Be- 
schreibung einer  ganzen  Anzahl  derartiger 
Opium-Messer  nebst  ihren  Abbildungen.  Zu- 
letzt macht  der  Verfasser  noch  darauf  auf- 
merksam, daß  nach  den  Untersuchungen 
von  0.  Hesse  das  Morphin  nur  in  den 
Früchten  und  auch  hier  nur  zu  bestimmten 
Zeiten  auftritt,  während  die  übrigen  Pflanzen- 
teile wohl  andere  Alkaloide  aber  kein 
Morphin  enthalten.  j.  K. 


308 


Verschiedene  Mitteilungen. 


Ueber  eine  einfache  Methode 
der  Tageslichtmessung 

berichtet  Thome?'  in  Berlin.  Die  bisherigen 
Methoden  zur  BeBtimmung  der  Brauchbarkeit 
von  Schulplätzen  können  in  die  subjektiven; 
die  Photometer  und  den  Raumwinkeimesser 
eingeteilt  werden.  Die  subjektiven  Methoden 
nehmen  die  Erkennbarkeit  kleiner  Schrift 
zeichen  zum  Maßstab  und  sind  ziemlich 
ungenau.  Die  Photometer  sind  kost- 
spielig und  schwer  transportabel;  sie  geben 
zwar  die  momentane  Helligkeit  scharf  an, 
lassen  aber  kein  Urteil  tlber  den  Platz  zu. 
Letzteres  besorgt  der  Raum  winkelmesser 
recht  gut;  er  ist  aber  zeitraubend  und  müh- 
sam und  berücksichtigt  nicht  die  Reflexe 
der  Umgebung.  Ihorner  konstruierte  ein 
neues  Instrument  zur  Vergleichung  der 
Platzhelligkeit  mit  der  Helligkeit  des  reellen 
Himmelsbildes,  das  auf  einqm  Papierblatt 
durch  eine  Gonvexlinse  von  gegebener 
Apertur  entworfen  wird.  Das  kleine  Instrument 
besteht  aus  einem  Kästchen,  das  in  der 
oberen  Seite  eine  Gonvexlinse,  über  dieser 
einen  drehbaren  Spiegel  trägt,  in  der  unteren 
eine  feine  Oeffnung  besitzt  Die  Prüfung 
geschieht  einfach  so,  daß  man  beurteilt,  ob 
diese  Oeffnung  heller  oder  dunkler  als  das 
sie  umgebende  Himmelsbild  ist  Im  ersteren 
Falle  ist  der   Platz  brauchbar,  in   letzterem 

nicht  .    L. 

Münch.  Med.    Wochenschr.  1905,  1115. 

Eine  neue  Säuglingsflasche 

beschreibt  Dr.  Aufrecht  in  Therap.  Monatsh. 
1905,  619.  Dieselbe  hat  die  Gestalt  eines 
Halbzylinders,  so  daß  sie  platt  aufliegen 
kann.  Außer  der  Flaschenöffnung  befindet 
sich  auf  dem  höchsten  Punkte  des  Halb- 
zylinders eine  kleine  Oeffnung,  durch  die 
der  abgesaugten  Flüssigkeitsmenge  ent- 
sprechend Luft  in  die  FlascLc  (roten  kann. 
Der  Hals  der  Flasche  ist  etwas  nach  unten 
geneigt.  Die  Oeffnung  des  Saugers  muß  so 
groß  sein,  daß  die  Flüssigkeit  eben  tropfenweise 
herausdringt.  Bei  der  Sterilisation  der  ge- 
füllten Flasche  sind  beide  Oeffnungen  mit 
Wattepfropfen  zu  verschließen,  während  der 
Flaschenhalter     mit     entsprechenden     Aus- 


schnitten zu  versehen  ist  Geht  die  Flüssig- 
keit in  der  Flasche  zur  Neige,  so  ist  darauf 
zu  achten,  daß  das  Kind  nicht  gleichzeitig 
Luft  einsaugt.  Bei  Benutzung  dieser  Flasche 
wird  das  häufige  Auftreten  von  Lungen- 
entzündung vermieden. 

Bezugsquelle  für  diese  neue  Flasche  ist 
Instrumentenmacher  Middendorf  in  Magde- 
burg, Breiteweg  155.  H,  M. 

Eine  steriUsierbare  Wattebüchse 

beschreibt  Dr.  E.  H.  Oppenheimer  in  der 
Deutsch.  Med.  Wochenschr.  1905,  1432. 
Dieselbe  ist  eine  zylindrische  Nickelbüchse 
von  23  cm  Höhe  und  7  cm  Durchmesser. 
Sie  hat  unten  einen  abnehmbaren  mit  Bajonett- 
verschluß versehenen  und  oben  einen  an- 
fachen Abschlußdeckel.  Vom  Boden  aus 
geht  eine  kräftige  Spiralfeder  nach  oben, 
die  in  einem  Nickelteller  endigt  und  so  die 
darin  befindliche  Watte  nach  oben  drückt 
Nach  Abnahme  des  oberen  Deckels  liegt  die 
durch  ein  viereckiges  Gitter  zurückgehaltene 
Watte  zu  Tage  und  kana  bequem  je  nach 
Bedarf  entnommen  werden.  Da  die  Büchse 
an  den  Tisch  befestigt  werden  kann,  so 
bedarf  man  zur  Entnahme  nur  einer  Hand. 
Diese  Büchse  wird  von  Windler  in  Berlin, 

Friedrichstraße,  in  zwei  Größen  geliefert 

^ —  H.  M. 

Für  die  Bereitung 

von  Wasserstofl^as  zum  Fallen 

von  Luftballons 

empfiehlt  Marckwald  das  Oalcium-Metall, 
welches  die  Eigenschaft  besitzt^  Wasserstoff 
in  großen  Mengen  aufzusaugen  und  erst  beim 
Uebergießen  mit  Wasser  wieder  abzogeben, 
wobei  sich  durch  teilweise  Zersetzung  des 
Wassers  die  Menge  des  Wasserstoffgases 
sogar  noch  vermehrt  Das  Calcium-Metall 
wird  gegenwärtig  auf  elektrolytisohem  Wege 
in  Bitterfeld  hergestellt  Es  kostet  1  kg 
etwa  6,50  Mk.  und  10  kg  reichen,  um  10 
Raummeter  Wasserstoffgas  zu  binden,  so 
daß  die  Füllung  eines  Ballon  von  10  Raum- 
meter Inhalt,  wie  sie  m  der  Funkentelegraph  ie 
verwendet    werden,  «ich    auf  etwa  65    bis 

70  Mk.  stellt.  J.  K, 

Südd.  Äpolh.'Ztg.  1906,  135. 


Verleger:   Dr.  A.  2>uliueidei',  Dreaden  and  Dr.  F.  Soll,  Dxeaden-BlMewlU. 
Verantwortlieher  Leiter:  Dr.  P.  Süßt  in  Dreaden-Blasewlta. 
Im  Buchhandel  dureh  Jalias  Springer,  Berlin  K.»  Moobijoaplati  8. 
Druk  von  Fr.  Tittel  Vaehfolger  (Kanath   &   Mahlo)  in  Dreaden. 


J\\yp\n 


HTeaea  An&athetlCDin. 

ToIIwerttgrr  Eriftti  ffir  Ooealn,  bei   riddi  ■DantlHalvnid«'  Simfl   arhcblieb  wealnr  Biftbt  all 
Coekla.   Hott  an  Anjtn  keine  St«rniur~  ' ■-'-•■*  '-"-■■    — "-• —    "•-  — '■■ — - 


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der  Pharm acie. 

Gegründet  von  Dr.  Hermaim  Hager  im  Jahre  1859. 

Erscheint  jeden  Donnerstag. 

Bezugspreis  Yierteljährlich:   dnroh  Buchhandel  oder  Post  2,50  Mk.,  durch  Gcscbäfts- 
stelle  im  Inland  3,—  Mk.,  Ausland  3,50  Mk.  —  Einzelne  Nummern  30  i*f. 

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Leiter  der  1  Dr.  Alfred  Schneider,  Dresden-A.  21;  Schandauer  Str.  43. 
Zeltsehrift:  /  Dr.  Paul  StiR.  Dresden-Blasewitz;  Gustav  Freytag-Str.  7. 

GesehSftfistelle:  Dresden-A.  21;  Schandauer  Straße  43. 


^16. 


Dresden,  19.  April  1906. 


Der  neuen  Folge  XXVIL  Jahrgang. 


XLVIL 

Jahrgang. 


Inhalt:  Chemie  «md  Pharmaole:  Ueber  eine  Phonanthren- Reaktion  —  Die  mydriAÜBcli  wirkenden  Alkalolde  der 
Dstni*  alba  sea  fastnosa.  -^    Zur  UnterBochung  von  gelbem  Wachs.  —   Neuerungen  an  Laboratorinma-Apparaten. 

—  Zar  Kenntnis  des  Gonosanhama.  —  Thjmidol.  —  Ueber  Extractum  Gtiinae  fluidum.  —  Zahnelixir.  —  Zar  fehler- 
freien Titration  in  der  WSrme.  —  Nachweis  Ton  balb'lenaturlertem  Spiritus  in  pharmaxeatiachen  Präparaten.  — 
KaUQmqaeoksilberjodid  ala  Reagens  anf  Phosphor-,  Arsen-  und  Antimonwasserstoff.  ^  Vanillinreaktion  der  Ketone. 

—  Trennung  des  Barjum  von  Strontium  und  Calcium.  —  Nachweis  Ton  Rhodium-Verbindungen.  —  Nachweis 
Hkaler  Verunreinigung  Ton  Trinkwasser.  ->  Bestimmung  Yon  Jodcyan  im  Jod.  —  Titrimetriscbe  Bestimmung  der 
Mbnndenen  Schwefelsaure.  —  Neue  gerichilieh-chemiscfae  Arsenbestimmung.  —  Bestimmung  der  Chlorate  und 
Bromate  —  Nahmngsmlttel-Chemle.  -PtaarmakognostiBche  Hittellangen.  —  TherapentischelliUeUiuiseii. 

—  PhetosraphlRehe  Mittel Inni^ren .  —  yemehiedene  Nitteilaaeen. 


Chemie  und  Pharmacie. 


Ueber 
eine  Phenanthren-Beaktion. 

n.  Mitteilang. 

Von    C.  Reichard. 

In  dieser  Zeitschrift  (46  [1905],  813) 
veröffentlichte  ich  eine  kleine  Unter- 
suchung, welche  die  Einwirkung  von 
unterschwefligsaurem  Natrium  und  Essig- 
säure auf  Phenanthrenchinon  zum  Gegen- 
stand hatte.  Heute  bin  ich  in  der  Lage, 
weitere  Beobachtungen  mitteilen  zu 
können.  Meine  letzte  Untersuchung  ge- 
währt neue  Einblicke  in  die  Stabilität 
bezw.  Reaktionsfähigkeit  jener  Verbind- 
ungen, welche  Aldehyde,  Ketone  und 
wahre  Chinone  mit  dem  Alkalibisulfiten 
(Hydrosulfiten)  eingehen. 

Nachdem  ich  bei  meiner  ersten  Unter- 
suchung festgestellt  hatte^  daß  das  orange- 
gelbe Phenanthrenchinon  unter  dem  Ein- 
flüsse des  unterschwefligsauren  Natrium 
und  der  Essigsäure  eine  rote  bis  rotbraune 
Substanz  liefert,  mußte  mich  ganz  be- 


sonders die  Frage  interessieren,  wie  sich 
wohl  die  bekannten  kristallinischen 
Doppelverbindungeu  von  z.  B.  Natrium- 
bisulfit  (NaHSOa)  und  Aldehyd,  Keton 
oder  Chinon  verhalten  würden,  wenn 
dieselben  in  einer  starken,  bezw.  kon- 
zentrierten Losung  ebendesselben  Bi- 
sulfites  bei  Abschluß  der  atmosphärischen 
Lufi  sich  längere  Zeit  überlassen  bleiben. 
Ein  Zusatz  von  Essigsäure  erschien  mir 
in  vorliegendem  Falle  unnötig,  weil  ja 
bekanntlich  das  Natriumbisulfit  schon 
an  sich  Neigung  zeigt,  einen  Teil  der 
schwefligen  Säure  zu  verlieren.  Gleich- 
zeitig war  gegenüber  dem  bei  Behand- 
lung mit  Essigsäure  freien  Schwefel 
ausscheidenden  Natriumbisulfite,  wie  es 
bei  meiner  ersten  Untersuchung  zur 
Anwendung  gelangte,  von  erheblichem 
Interesse  festzusteUen,  inwieweit  dieser 
freie  Schwefel  an  der  früher  beschrie- 
benen Phenanthrenchinonänderung  be- 
teiligt war.  Eine  Aufklärung  dieses 
Punktes,  sowie  einiger  anderer  logischen 


310 


Konsequenzen  ist  mir  denn  auch  so 
ziemlich  gelungen.  Auf  diese  Frage 
werde  ich  weiter  unten  näher  eingehen 
und  zunächst  den  Verlauf  meiner  Unter- 
suchung mitteilen. 

Wird  das  schön  gelb  bis  orangegelb 
gefärbte  (techn.)  Phenanthrenchinon  mit 
einer  konzentrierten  Lösung  von  Natrium- 
bisulfit  im  Ueberschusse  unter  Erwärmen 
behandelt,  so  erhält  man  eine  gelblich 
gefärbte,  aber  ganz  klare  Flüssigkeit, 
welche  beim  Erkalten  zu  einem  farb- 
losen Kristall  erstarrt.  Mit  letzterer 
Substanz  nun,  welche  neben  der  Doppel- 
verbindung von  Chinon  und  Natrium- 
bisulfit  gleichzeitig  noch  Bisulfit  euthält, 
gehen  im  Verlaufe  längerer  Zeit  die 
interessantesten  Veränderungen  vor  sich. 
Das  die  ßeaktionsmasse  enthaltende 
kleine  Probierröhrchen  war  fast  bis  unter 
den  luftdicht  abschließenden  Korken  ge- 
füllt und  zeigte  beim  Oeffnen,  auch  nach 
dem  Erkalten,  einen  Druck  infolge  frei- 
werdender, im  Kristallbreiwasser  gelöst 
gewesener  schwefliger  Säure.  Das 
Probierrohr  wurde  nunmehr  vollständig 
der  Ruhe  überlassen.  Einige  Tage  hin- 
durch zeigte  die  eingeschlossene  Kristall- 
masse keine  bemerkenswerte  Veränder- 
ung, dann  aber  begann  der  Kristallbrei 
sich  allmählich  zu  verflüssigen.  Zwei 
Drittel  des  Kristallbreies  verflüchtigten 
sich  auf  diese  Weise  im  Verlaufe  von 
8  bis  10  Wochen,  zugleich  bildete  sich 
am  oberen  Rande  des  letzten  Drittels 
des  Kristallbreies  innerhalb  verhältnis- 
mäßig kurzer  Zeit  ein  deutlicher  Ring 
von  rötlicher  bis  rotbrauner  Färbung; 
dieser  Ring  hob  sich  infolge  des  dar- 
unter befindlichen  farblosen  Kristall- 
breies sehr  scharf  ab.  Schüttelte  man 
stark  um,  so  erschien  nach  eingetretener 
Ruhe  der  rotbraune  Ring  jedesmal  am 
oberen  Rande  wieder.  Daß  diese  Ring- 
bildung oben  ansetzte,  scheint  mir  zu 
beweisen,  daß  der  Ring  seine  Entstehung 
der  schwefligen  Säure  verdankt,  welche 
in  der  darüber  befindlichen  Flüssigkeit 
gelost  war.  Ich  ließ  nunmehr  die 
Reaktionsmasse  unter  Luftabschluß  völlig 
ruhig  stehen.  Der  erwähnte  Ring  ver- 
änderte seine  Färbung  sehr  bald,  indem 
er  in  ein  vollständiges  Grau  überging. 


Diese  Graufärbung  blieb  innerhalb  10 
Wochen  unverändert  bestehen  und  zeigte 
auch  nach  längerer  Zeit  keine  weitere 
Farbenänderung  mehr.  Eine  solche  war 
nur  in  quantitativer  Beziehung  vorhanden, 
insofern  nämlich  der  grau  gewordene 
Ring  an  Volumen  zunsübm  und  schließ- 
lich das  ganze  letzte  Drittel  des  Kristall- 
breies sich  als  eine  homogene  grau 
gefärbte  Masse  darstellte.  Daß  die 
überstehende  Flüssigkeit  einen  hervor- 
ragenden Anteil  an  der  Veränderung 
des  Phenanthrenchinonbisulfites  hat,  be- 
weist auch  ihre  eigene  Farbenäudenmg. 
Sie  erschien  nämlich  schön  hellgrün 
gefärbt. 

Vergleicht  man  nebeneinander  das  als 
Ausgangsmaterial  dienende  Phenanthren- 
chinon, den  bei  der  ersten  Untersuchung 
erhaltenen  rotbraunen  Körper  und  schließ- 
lich die  zuletzt  entstandene  graue  Masse 
inbezug  auf  ihre  Farben,  so  ergibt 
sich  ein  auffallender  Gegensatz  sowohl 
zwischen  den  beiden  Reaktionsprodukten 
und  dem  Chinon  als  zwischen  jeder 
einzelnen  der  drei  Verbindungen.  Die 
Verschiedenheit  der  rotbraunen  und 
grauen  Reaktionsmasse  beweist  ferner, 
daß  das  unterschwefligsaure  Natrium 
eine  andere  Einwirkung  hervorruft  als 
das  Natrinmbisulfit,  und  daß  bei  ersterem 
der  freie  Schwefel  eine  Hauptrolle  spielt. 
Auf  einen  Unterschied  in  der  Einwirk- 
ung deutet  bei  dem  unterschweflig- 
sauren  Natrium  auch  das  Auftreten  von 
gasförmigem  Schwefelwasserstoff,  der  bei 
dem  Bisulfit  nicht  beobachtet  wurde. 

Während  man  bei  der  als  Ergebnis 
der  ersten  Untersuchung  erhaltenen  rot- 
braunen Masse  kaum  in  Zweifel  darüber 
sein  kann,  daß  ihre  Bildung  auf  Re- 
duktionsvorgänge zurückgeführt  werden 
muß,  ist  man  bei  der  grauen  Reaktions- 
methode der  zweiten  Untersuchung  auf 
Vermutungen  angewiesen,  wennschon 
auch  hier  infolge  der  Anwesenheit  von 
schwefliger  Säure  Reduktion  wahrschein- 
lich ist.  Die  Resultate  beider  Unter- 
suchungen zeigen  aber,  daß  das  Phenan- 
threnchinon ein  außergewöhnlich  reak- 
tionsfähiger Körper  ist.  Eine  sehr 
wichtige  Frage  ist  es  weiterhin,  ob 
dieses  Verhalten  des  Phenanthrenchinon- 


äU 


bififildt^  Dar  dieaeiq  Chinf^q  eigeotüm* 
lieh  i$t,  oder  ob  auch  andere  Aldebjrd-, 
EdtoQ-  und  Cihiao&<-V^biDduiigeQ  mit 
AlMil^ißulfiten  in  Hbnlicber  Weise  zn 
reagieren  vermögen«  Die  Sache  ist 
Jed^nfaUs.  wichtilg,  genug,  daß  man  ihr 
ypa  Seiten  der  Organik.er  Aufmerksam^ 
kei|^  ßchepfct.  Man  l^ann  sich^  wenigstens 
wa» '  das  Phenanthüenchinon  anbelangt, 
der  jSinsicht  nicht  yersichließen,  daß  die 
Dappelvert^nduug  dieses  Cbiiion  mit  dem 
Natriumbisulftb  nnter  Umständen  keine 
9Q  bestliodige,  ist/  al^  man  früher  an* 
geiuomman  hs^U 

:  Weitere  Untersnohnngea  über  das 
Yerhalteii  des  Ph^antbrepchipon  sowie 
spe^sieU  des  Morphin  als  PbenanthreQ- 
derivat  habe,  ich  in  Angriff  genommen 
nnd  werde  später  darüber  nähere  Mit* 
teiliiBgen.  machen. 

Alkaloide  4er  Patura  alba  aeu 

'  fastnosa 

dfldnach  deii!üiit6««oMi«mga!i  von  K  Schmidt 
8l:opdamin  und  HyoBoyamixi  und  ewär  enf- 
hMtea  die*  Ssam  der  Varietät  (Spielart) 
Dainm '  fasttt^sa  Hör.  eoerul.  plen.  0,216 
pOt  Sköpolemin  und  0,084  pOt  Hyosejamin 
nnd  die  Sara^  ven  Dat.  fast  flor.  alb. 
plen^^  0,20  pCt*  Skepoiamfil  und  0yO2B  pGt 
Hyeseyainin.  Shimoyama  nnd  Koshima 
tat^n  aas^  den  Samen  der  Datnra  alba  da- 
gegen Aur'  0,041  pCt  Hyoflcyaftiin  nnd  etwa 
0,0095  pOt  Atropin  Isolven^  können.  Das 
von  Schmidt '  bentt^e  Verfahren  war  fol- 
gendes. Die  grobgepralverten  Samen  wnrden 
mll  Afltohi^i  extrahiert,  die  AnssQge  bei 
mföiger  Wahne  vom  Alkohol  befrat,  mit 
Wasser  verdtniit  nnd  mit  Petrol&ther  ent- 
fettet; IMe  fehfreien  Extrakte  wurden  mit 
Natiinmbikärbonat  alkalisierf  nnd  wiederholt 
n^t'^Ohloroformather  ansgesohattelt. '  Sowohl 
^  PetroläAlminszttge  wie '  anefa  die  Ohloro- 
Mm&thenrassehQttetnngen  wurden  mit  sal^- 
ÄUf^balti^ett  Wasser  aaBgesdiQttelt  nnd  aus 
den' sauren  Ftnsrigkeiten  die  Gölddoppelsalze 
der  Alkaloide  dargestellt  und  durch  fhik- 
tienla^  ^  Stistiitfsation  '  getrennt.  '  ( Vergl. 
hte^M  -  att«li''  niarm^.  OdntMh.  47  [1906], 
184.V-.'-  j;  X. 

J^th^^Zlffi :  1 905.'  66».  • 


Zur  Untersuolmng  von  gelböm 

Wachs. 

Von  Dr.  P.  Bokrüeh  und  Budolf  Riekter. 
(Schluß  von  Seite  304.) 

Von  den  NentraKetten  dienen  eigent- 
lich nur  Talg  nnd  Japantalg,  letzterer 
auch  Japan  wachs  genannt,  zur  Verfftlsch- 
ung  von  Bienenwachs. 

Talg  läßt  sich,  wenn  er  in  größeren 
Mengen  dem  Wachse  zugesetzt  ist,  schon 
durch  die  v.  Hübr sch^n  Zahlen  leicht 
nachweisen.  Er  erhöht  die  Ester-  und 
Verseifungszahl.  Die  Säurezahl  beträgt 
10,  die  Esterzahl  175,  die  Verseifungs- 
zahl 195,  die  Verhaltniszahl  18|5.  Außer- 
dem drückt  Talg  das  spez.  Gewicht 
herab,  ebenso  den  Schmelzpunkt.  Auch 
die  Buchner -ZdM  (Talg  =  1,1)  wird 
durch  Talg  erniedrigt,  während  die  Jod- 
zahl stark  erhöht  wird  (Talg  hat  Jod- 
zahlen von  33.  bis  46).  Diese  ist  in- 
folgedessen im  Verdachtsfalle  ein  aus- 
gezeichnetes Mittel,  Talg  im  Wachse 
nachzuweisen.  Vi^achskerzen,  die  einen 
Talgzusatz  erfahren  haben,  verbreiten 
Akroleingeruch,  wenn  man  sie  anzündet, 
wieder  auslöscht  und  den  Docht  dann 
weiterglimmen  läßt. 

Die  Sodaprobe  des  D.  A.-B.  IV  zeigt 
Talg  deutlich  an,  indem  die  Salzlösung 
unter  der  Wachsabscheidnng  sich  trübt 
Allerdings  ist  auch  hier  zu  bemerken, 
daß  nach  6-  bis  12  stündigem  Stehen 
die  Salzlösung  selbst  bei  10  bis  20  p(}t 
Talgznsatz  klar  wird.  Eäne  Emulsion 
tritt  auch  bei  20  pCt  Talg  nicht  ein. 

Berg  empfiehlt  (Chem.-Ztg.  1903,  764), 
den  Rückstand  der  v.  HübCschen  Probe 
anzusäuern,  dadurch  die  Wachssäuren 
nsw.  abzuscheiden,  diese  zn  entfernen 
und  die  saure  Lange  zu  neutralisieren. 
Die  stark  konzentrierte  Flüssigkeit  wird 
mit  Kaliumbisulfat  eingedampft,  bis 
weiße  >[ebel  entstehen.  Bei  größeren 
Mengen  Fett  treten  schon  vorherAkroleiu- 
dämpf e  auf ;  jedenfalls  wird  das  Glycerin 
zersetzt,  weun  die  Schwefelsäure  zu 
entweichen  beginnt.  Ein  PorzeUantiegeU 
deckel,  der  mit  einer  Lösung  von  Nitro* 
prussiduatrium  und  etwas  Piperidin 
angefeuchtet  ist,  wird  durch  die  Akrolein- 
dämpfe  blau  gefärbt.    Die  Farbe  wird 


312 


durch  Ammoniak  violett,  durch  Natron- 
lauge rosaviolett,  durch  Mineralsänren 
rostbraun,  durch  Eisessig  blaugrün  und 
durch  Wasserstoffperoxyd  schmutzig- 
braun gefärbt  (L.  Leimn,  Ber.  d.  D. 
Chem.  Ges.  82,  1899,  3388). 

Die  quantitative  Bestimmung 
des  Talges  in  Wachsproben  beruht  auf 
der  Ermittelung   des   Glyceringehaltes. 
Im   allgemeinen   kann  man  annehmen, 
daß  die  Neutralfette  ungefähr  10  pCt 
Glycerin  enthalten,  während  Wachs  gar 
kein  Glycerin  enthält.    Am  bekanntesten 
ist  wohl    die   Oxydationsmethode    von 
Benedikt'  Zsigmondy  (Benedikt,  Unters, 
d.  F.  u.  W.   m.   Aufl. ,   S.    182),    die 
sich  auf  die  Eigenschaft  des  Glycerins 
gründet,   bei    der  Oxydation  mit  Per- 
manganat  in  Oxalsäure  und  Kohlensäure 
zu  zerfallen.    Man  verseift  2  bis  3  g 
Fett  (in  unserem  Falle,  wenn  man  z.  B. 
auf  Grund  der  v.  fiö^rschen  Probe  20 
pCt  Talgzusatz  vermutet,   10  bis  15  g 
Wachs)    mit    Ealihydrat    und    reinem 
Methylalkohol,  dampft  zu  Sirupdicke  ab, 
löst  in  heißem  Wasser  und  kocht  nach 
Zusatz  von  Salzsäure,  bis  die  Fettsäuren 
klar  abgeschieden  sind.    Man  läßt  er- 
kalten,  hebt  den  Fettsäurekuchen  ab, 
filtriert  in    einen   geräumigen   Kolben^ 
neutralisiert    mit   Kalilauge  und    setzt 
noch    10    g    Kalihydrat   hinzu.    Dann 
trägt  man  bei  gewöhnlicher  Temperatur 
solange   gepulvertes  Permanganat  ein, 
bis  die  Farbe  der  Flfisslgkeit  nicht  mehr 
grün,   sondern   blau  oder  schwarz  ist, 
erhitzt  zum  Kochen  und  tropft  so  viel 
wässerige  schweflige  Säure  hinzu,  bis 
die   über    dem    braunen   Niederschlag 
stehende  Flüssigkeit  entfärbt  ist.    Dann 
filtriert   man    durch    ein   sehr  großes, 
glattes  Filter,   wäscht  mit  siedendem 
Wasser  nach,   erhitzt  das   Filtrat   bis 
nahe  zum  Sieden,  säuert  mit  Essigsäure 
an  und  fällt  mit  Chlorcaicinm.    Der  aus 
oxalsaurem  und  schwefelsaurem  Calcium 
bestehende     kieselsäurehaltige    Nieder- 
schlag wird  schwach  geglfiht  und  die 
Menge  des  im   Rückstande  bleibenden 
kohlensauren  Calcium  durch  Lösen  in 
titrierter  Salzsäure  und  Zurücktitiieren 
mit  Natronlauge  und  Methylorange  (als 
Indikator)  bestimmt.    100  Teile  Calcium- 


karbonat  oder  106  Teile  Natriumkarbonat 
entsprechen  92  Teilen  Glycerin.  Durch 
Multiplikation  des  gefundenen  Glycerin- 
gehaltes mit  10  findet  man  den  Procent- 
gehalt an  Neutralfett. 

Berg  hat  bei  Ausführung  der  Methode 
von  Benedikt  und  Zsigmondy  beobachtet, 
daß  die  Flüssigkeit  vor  dem  Kochen  zur 
Austreibung  der  schwefligen  Säure  stark 
sauer  gemacht  werden  muß  und  zwar 
mit  Salzsäure.  Ein  etwas  weniger  ge- 
naues, aber  auch  viel  einfacheres  Ver- 
fahren zur  Bestimmung  des  Glycerin  in 
Wachsen,  die  mit  Talg  oder  Japantalg 
verfälscht  sind,  gibt  E.  Spaeih  (Sfidd. 
Apoth.-Ztg.  1903,  373  bis  421)  an. 
Hiemach  werden  10  bis  30  g  Wachs 
verseift,  die  Seife  in  Wasser  gelOst, 
und  mittels  Schwefelsäure  zersetzt.  Die 
wässerige  Flüssigkeit  wird  abfiltriert 
und  nach  dem  Versetzen  mit  über- 
schüssigem Kalkwasser  eingedampft. 
Den  Bückstand  ninmit  man  mit  starkem 
Weingeiste  auf,  vermischt  das  Filtrat 
mit  dem  anderthalbfachen  Volumen 
Aether  und  gießt  nach  dem  Absetzen- 
lassen die  klare  Flüssigkeit  ab.  Diese 
wird  durch  Destillation  von  Alkohol 
und  Aether  befreit,  und  das  so  erhaltene 
Glycerin  getrocknet  und  gewogen. 

Japaatalg  oder  Japaawaohs  ist  kein 
Wachs,  sondern  ein  Fett,  das  aus  den 
Früchten  von  Sumach-Arten  gewonnen 
wird.  Es  ist  leicht  verseifbar,  besteht 
aus  Pahnitin  und  freier  Palmitinsäure 
und  enthält  über  10  pCt  Glycerin. 

Japanwachs  erhöht  das  spez.  Gewicht 
sowie  die  Ester-  und  Verseif ungszahl ; 
ebenso  wird  die  Buchner-ZM  erhöht, 
während  der  Schmelzpunkt  herabgedrüdkt 
wird.  Das  spez.  Gewicht  des  Japan- 
wachses beträgt  1,00,  Schmelzpunkt  62 
bis  640  c,  die  Sänrezahl  20,  die  Ester- 
zahl  196,  die  Verseifnngszahl  216,  die 
Verhältniszahl  9,76.  Die  Buchner-TMA 
schwankt  nach^Ber^f  zwischen  14,4  and 
16,8,  die  Jodzahl  zwischen  8,6  und 
10,6. 

Die  qualitativen  Reaktionen, 
die  bei  Talg  angegeben  sind,  haben  auch 
für  Japanwachs  Geltung.  Ebenso  be- 
ruht die  quantitative  Bestimmung 
desselben   im  Wachse   auf  Ermittelang 


313 


des  Glyceringfehaltes.  Ob  Talg  oder 
Japan  wachs  vorliegt,  läßt  sich  mit  Hilfe 
der  Jodzahl  leicht  entscheiden.  Nach 
Berg  (Chem.-Ztg.  1903,  754)  gibt  auch 
der  Geruch  und  die  Refraktion  wertvolle 
Aufschlfisse  bei  der  Untersuchung.  Bei 
T«dgzusatz  wird  die  Refraktion  stets 
erhobt,  während  ein  Zusatz  von  Japan- 
wachs die  Refraktion  nicht  beeinflußt. 

Chinesisches  Wachs  (Insektenwachs) 
wird  nur  selten  zur  Bienenwachisver- 
fälschung  benutzt.  Es  besteht  aus  fast 
reinem  Oerotinsäure-Cerylester  und  wird 
von  einer  Schildlaus  (Coccus  ceriferus) 
gewonnen.  Chinesisches  Wachs  erhöht 
den  Schmelzpunkt  und  erniedrigt  die 
Ester-  und  die  Yerseifungszahl.  Das 
spez.  Gewicht  beträgt  0,970,  der  Schmelz- 
punkt 82«  die  Säurezahl  0,  Yerseifungs- 
zahl 63  bis  78.  Das  chinesische  Wachs 
ist  sehr  schwer  verseif  bar  und  in 
Alkohol  sowie  Äether  sehr  wenig  löslich. 

Camaubawaohs  wird  wie  das  Japan- 
wacbs  von  Pflanzen  gewonnen,  und  zwar 
aas  den  Blättern  einer  brasilianischen 
Palme,  der  Wachspalme,  Corypta  ceri- 
fera.  Es  besteht  hauptsächlich  aus 
Pahnitinsäure-Myricylester  und  Myricyl- 
Alkohol.  Camaubawachs  drückt  die 
Säarezahl  herab,  dadurch  wird  die  Ver- 
hältniszahl sehr  erhöht;  ebenso  wird 
der  Schmelzpunkt  und  das  spez.  Gewicht 
erhöht.  Die  Eonstanten  (Kennzahlen) 
fär  Camaubawachs  sind  folgende :  Schmp. 
80  bis  82<>,  spez.  Gewicht  0,990  bis  1,00, 
Säarezahl  4  bis  8,  Esterzahl  76,  Yer- 
seifungszahl 80  bis  84,  Yerhältniszahl 
9,6  bis  15,5,  Jodzahl  8  bis  13,  Büchner- 
ZiJil  0  bis  0,9.  In  Aether  und  siedendem 
Alkohol  ist  das  Camaubawachs  voll- 
ständig löslich,  ebenso  in  heißem  Ter- 
pentinöl. Die  Lösungen  erstarren  beim 
Erkalten  unter  Abscheiden  kristalUniscb. 
lieber  Löslichkeit  in  Chloroform  siehe 
anter  «Löslichkeitsverhältnisse»  (S.  213). 

AUen  gibt  zur  Erkennung  von  Car- 
naubawachs  ein  Verfahren  an,  das  jedoch 
nach  den  Untersuchungen  von  Lewko- 
witsch  sowie  von  Berg  yon  zweifel- 
haftem Werte  ist.  Nach  Allen  nei^tral- 
isiert  man  die  mit  Alkohol  fibergossene 
and  erwärmte  Probe  genau  mit  alko- 
holischer Kalilauge  (Phenolphthalein  als 


Indikator),  läßt  erkalten  und  sammelt 
den  unverseift  gebliebenen  Anteil.  Man 
verseift  denselben  nun  mit  alkoholischer 
Kalilauge,  fällt  die  Lösung  mit  Blei- 
acetat»  extrahiert  den  Niederschlag  mit 
Petroläther  und  zersetzt  mit  reiner 
Salzsäure.  Beines  Bienenwachs  liefert 
Palmitinsäure,  die  bei  62^  schmilzt,  Car- 
naubawachs  liefert  dagegen  Cerotinsäure, 
die  bei  79^  schmilzt. 

Nach  BergtShxi  man  den  qualita- 
tiven Nachweis  eines  Camauba- 
wachszusatzes  am  leichtesten  durch  Er- 
hitzen eines  Stttckchens  Wachs  auf  dem 
Platinbleche  bis  zur  Dampfentwicklung 
aus.  Der  eigentümliche  Geruch  des 
Carnaubawachses,  den  dasselbe  beim 
Erhitzen  verbreitet,  ist  so  charakter- 
istisch, daß  er  nicht  unbemerkt  bleiben 
kann.  Auch  die  Refraktometerzahl  kann 
Aufschluß  darüber  geben,  ob  ein  Wachs 
mit  Camaubawachs  verfälscht  ist.  Nach 
Werd&r  (Chem.-Ztg.  1898,  38)  hat  letz- 
teres die  auf  40^  bezogene  Refraktion 
von  66,  Bienenwachs  dagegen  eine  solche 
von  43  bis  46.  Sicher  last  sich  Car- 
naubawachszusatz  durch  den  Schmelz- 
punkt nachweisen.  Schon  5  bis  10  pCt 
desselben  erhöhen  den  Schmelzpunkt 
des  Wachses  erheblich.  — 

Bevor  wir  unsere  Arbeit  schließen, 
möchten  wir  noch  folgen^enJJntersuch- 
ungsgang  für  gelbes  Wachs  vorschlagen : 

oc^s  Vorprüfung  genügen  in  den 
meisten  Fällen  die  Bestimmung  des  spez. 
Gewichtes,  sowie  die  beiden  qualitativen 
Proben  des  D.  A.-B.  IV  (Sodaprobe  und 
Alkoholprobe).  Ergeben  diese  Prüfungen 
kein  Verdachtsmoment,  sind  gröbere 
Verfälschungen  unwahrscheinlich.  Er- 
scheint dagegen  auf  grund  der  Vor- 
prüfung das  Wachs  einer  Verfälschung 
verdächtig,  ist  unbedingt  die  v.  fiitftZ'sche 
Probe  (Modifikation  Berg  bezw.  drei- 
stündiges Verseifen  im  siedenden  Wasser- 
bade) oder,  wenn  es  nicht  auf  allzugroße 
Genauigkeit  ankommt,  die  kalte  Ver- 
seifungsmethode  nach  Henriques  auszu- 
führen. In  Zweifelfällen  gibt  der  Schmelz- 
punkt und  die  Btichner-ZBihlf  vielleicht 
auch  die  Jodzahl,  guten  Aufschluß  über 
die  Art  des  Verfälschungsmittels.» 


3X4 


Keuerungen  an  Laboratoriama* 

Apparaten. 

Olasktthler  mit.  KagelmnudsttLok.  Da 
Korke  und  Gninmipfropten  durch  heißd; 
neutral;  saner  oder  alkalisch  reagierende 
Dampfe  bald  zerstört  werden^  hat  Dr.  Binden 
durch  die  Firma  Franx  Eugershoff  in 
Leipzig   Kohlapparate    konstruieren    lassen^ 


die  nach  den  Abbildungen  dn  konisch 
erweitertes  Kugelmundstück  tragen. 
Mit  diesem  werden  die  Kühler  auf  die 
zu  verwendenden  Kolben,  Erlenmeye7'^B(^e 
Kolben  oder  Bechergläser  unter  ganz 
schwachem  Druck  aufgesetzt^  wodurch  eine 
für  wSsserige  und  alkoholische  Dämpfe  toQ- 
kommen  genügende  Dichtung  erzielt  wird. 
Üeberdies  ist  das  Kugelmundstüok  ein  Uni- 
versalverschlußy  indem  die  verschiedensten 
Kolbengrößen    zu    einem   Kugelmundstücke 


passen;  vorausgesetzt  iß^  dabei;  da0  die 
Geräte  ein  annähernd  kreisrundes  Habende 
besitzen.    (Ohem.-Zig.  1905^  809.) 

BUckioB-undDestaiatteAskllUdr.  Dieser 
nach  Angabe  von  K.  ZMdiehe  mit  Kugei- 
innenküUung  versehene  KüUer  ersetet  trotz 

seiaer  Kürze  (der  KttkliiMUitel 
ist  iKar  etwa  20  em  laag)  fai- 
folge  aehier  Kühfanordiiiug 
(Wasser innen  und  Laft'aiaOflii) 
den  lÄebig^wAk«k  EflMer.  Er 
kann  ebensogut  als  Süektlafi- 
kühler  wie  beitt  Abdeslillieren 
von  flüchtigen  Flttadgkeiten 
dienen.  Bin  großer  Vomg 
dieses  KfiUen  besteht  daiin^ 
daß  er  beim  Kocktn  tmtar 
Bückfluft  seihst  auf  dem 
Wasserbade  kein  Wasser  aa 
seiner  Oberfläche  kondeDstert, 
so  daß  der  Stopfen  völlig 
trocken  bleibt.  Die  Herstelhmg  ist  der 
Firma  Wagner  (6  Munx  in  ÜfüMhei  ibper- 
tragen.    (Cbem.-Ztg.  1905,  Nr.  99.) 

Einen  neuen  Filtrierkonns,  der  direkt 
den  Wandungen  des  Trichters  aufliegt,  gibt 
L.  Steinten  an.  Er  ist  aus  Porzellan  her- 
gestellt und  wird  von  der  Blrma  C  Oer- 
hardt  in  Bonn  verfertigt  (Ghem.  Ztg. 
1906,  40.)  P, 

Zur 
Kenntnis  des  Oonosaiütanu 

hat  Koipsstabsapotheker  J,  Vargea  in  Med. 
Klinik  1905^  Nr.  45  einen  Aufhat«  vor* 
öftentiicht,  ans  dem  naobstehendes  hervor- 
gehoben sei. 

Während  bei  der  erstnudigen  Einfiefenmg 
in  das  Laboratorium  die  Hamproben  nairA 
dem  Oonosangennß  ein  trübes,  scbleiBiigei^ 
mit  vielfachen  Tripperfäden  versetztes^  dunkel- 
gelbes  bis  bräunliches  Aussehen  zeigton,  war 
bei  allen  Proben  vom  Verlauf  des  dptten 
bis  sechsten  Tages  an  ein  f orUauf endes , 
immer  mehr  zunehmendes  AufheUen  j^  rer- 
zeichnen.  Das  Sekret  verriof^rte  sidi^  die 
Schleimflooken  nabmev  ab,  derHani  wurde 
klarer.  Im  Durchschnitt  zeigte  der  Harn 
vom  zehnten  Tage  ab  em  nonnaiei;^  klwres 
Aussehen.  Aus  dem  spenfisehea  Gewicht 
konnten  Schlüsse  auf  die  Zusammensetzung 
nicht  gezogen  werden.  Es  achwiankto  zwischen 


315 


1,015^  und  1,0230.  Die  Gefrierpnnkts- 
erniddrigimg  bewegte  moh  m  dorohaug  not- 
mden  Grenzen;  da  sämiHche  Harne  einen 
Oefrierpnnkt  von  l^l  bis  ffi  zeigten. 

Auffallend  war  die  Haltbarkeit  der  Ham- 
proben. Während  normaler  Harn,  besondera 
bei  hoher  Sommertemperator  sehon  ui 
kürzester  7!mt  der  .ammoniakaliaofaen  Oämng 
nnterfiegt^  blieb  der  QonoBanham  meist  10 
bis  14  Tage  lang  sauer. 

DaB  Wachslom  von  MikrobeD-kaloniw 
aoa  GonoMmbam  anf  Agaiplattan  nach  4c* 
laiß  ßiäffgem  Bebrfltin  war  von  Anfang 
4er  Anata^kong  an  beraitB  ein  aoflallend 
garinfBSy  wi0  aofih  bei  längerem  Bebrftteii 
ein  weiteras  Wa<shatnm  ansblieb.  Bis  zum 
zebatten  Tage  waien  Gonokokken  reget- 
m&ßig  naehwdsbari  vom  zehnten  Tage  an 
h«  den  meisteB;  vom  viemhnten  Tage  an 
nnr  bei  vereinaelten  Kranken. 

.  Der  .Gänotanhani  gab  stets  anegeprigte 
UtdikaBfeaktkA. 

Bd  keinen  Krankeai  waren  Spinren  von 
EEweffi  naolKweMar.  Desgleiehen  waren 
fntg^i»  NierenepMielten  nnd  Hanizytinder 
Ib  deti  ibit  der  Zeatrifage  ansgescUeaderten 
SediiAente  awfztffinden.  Vereinzelfe  grMere 
Piattettepithelien  war«i  eM  dann  vorhamden; 
wenn  ^  anlangt  im  Harn  massenhaft  auf- 
tretenden Lenkoqrten  an  Zahl  bedeutend; 
fael  bis  zum  Vetzohwlnden  abgenommen 
liattett.  Auf  alle  FlMe  sind  Kierenrelaangen; 
weMie  balumiiMkeii  Mitteln  zogooehrioben 
werdeil;  ditfeh  GonoeaagenoO  völlig  aosge- 
aeUbssen.  Reines  SaudelOI  mit  hohem  San- 
talelgehalt  ruft  naeh  neueren  Forsehiragen 
fiberiianm  keine  nnangenehmen  Neben- 
eMshelnnngen  hervor  und  shid  letztere  nm* 
etee  l>slgie  von  VerfiUsehangen  des  BandeMi 
mit  Qwrjnnbalsam;  Terpentinöl  nsw. 

Redttzierende  Substanzen  konnten  mittels 
FehUng'Bthet  oder  Nylander^Beher  Lösung 
in  GcmoMidkahien  niobt  fastgestsUt  werden. 
Phenylhydrazin  imd  Qreitt  bewiesen  die  Ab- 
wesenheit von  Hexosen  und  Pentoaen.  Die 
Polarisatimi  im  HalbsehattenaH>Ati^  war 
meistens  +0;  bei  einigen  Hamen  war  eine 
geringe  linksdrehung  im  HMhstlaito  bis  zu 
5  Mmnten  zu  verzeiehneu;  die  als  nswesent- 
lieh  sieht  m  betraeht  kommen  kann.  Die 
Spekti»  gnwöhnlieher  und  Gonosanhame 
zeigten  keine  Venehiedenheiten. 


Ans  dehi  Viiitergebenden  er^t'  sich; 
daß  naeh  der  ehemiseh-f  hiyiiologisehen  Unter- 
anohung  der  Gonosanhame  der  GennS  des 
Gronoean  Aendemngen  in  dar  Zusammen- 
setzung des  Harns  nicht  hervorruft  Schär 
digende  Einflösse  anf  den  Organismus  sind 
völlig  aosgeschlossen*  Er  enthält  aber  Stoff e, 
die  starke  Desmfektionsmittel  sind. 

Es  blieb  daher  zu  untenueheu;  welchem 
Bestandteil  des  Gonosau  beacw,  welchem  Ab* 
banprodukte  desselben  diese  Wukung  au- 
konuni  Deshalb  versnchte  Verfasser  nun 
festausteUetty  m  weloher  Form  sich  die  beiden 
Bestandteile  des  Gonosau^  das  ätherische 
Sandelholzöl  nnd  das  Kawaharzi  un  Harne 
wiederflnden. 

Znm  Unterschied  vooi  anderen  Antorep; 
webhe  Sandelöl  bereitB  nach  2i«tflndig9r 
Anwendung  des  Gonofan  im  Harn  naob- 
wiesei^  indem  sie  dnieh  Mmoralsäuren  unjd 
Erwärmen  opalisierende  Niederschläge  be- 
bameo,  welche  sieh  in  Alkohol  und  Aetber 
oder  auch  ber^  beim  Kochen  lösten^  gdang 
ihm  dies  nicht  immer.  Harzsänran  waren  aller- 
dings sMs  vorbanden;  dooh  entstammte^ 
dieselben  nicht  dem  SandeUUf  sondern  ^em 
Kawaertrakt  Auch  der  ätherische  Geruch 
des  Sandelöles  war  meistens  nicht  zu  er- 
kennen» Während  man  bei  Sandelötgennfi 
aliein  stets  in  der  alkoholiacfaen  oder  äther- 
ischen AusBchfittelnng  des  Hams  unverasifte 
Baste  von  Sandelöl  durch  Salpetersäure  oder 
mittels  Eisessig  und  Salzsäure  nachweisen 
konnte;  geUngt  es  im  Gonosanham  kanni; 
Sandelöl  oder  seme  Abbauprodukte  nachzu- 
weisen. Dagegen  konnten  durch  Extraktion 
mit  Alkohol  oder  Aether  Harzsäuren  abgeschie- 
den werden;  die  mit  konzentrierter  Schwefel- 
säure die  schöne  Rotfärbung  gebeU;  wie  sie 
das  Kawaharz  direkt  liefert.  Diese  Säuren 
scheinen  also  ziemlich  unverändert  im  Ham 
wieder  aufzutreten.  Man  muß  annehmen; 
daß  diesen  Harnsäuren  £e  starke  Desinfek- 
tionskfaft  innewohn^  und  daß  auch  auf  Ihr; 
im  Verein  mit  der  anästhesierenden  Wirkung 
der  gute  Erfolg  der  Gonosankuren  beruht 

ThymidoL  Im  Gegensatz  zu  anserer  in 
Pharm.  Ontralb.  47  [i^],  47  wiedergegebenen 
Mittcikng  beriohtet  Dr.  J.  XaU  in  Apoth.^Ztg. 
1906,  56»  daß  dieses  Prsparat  naeh  seiner  Unter- 
suchnng  eine  wässerige,  mit  etwas  Qlycenn 
versetzte  Losung  von  0,338  pCt  salzsaurem 
Kokain  ist.  — fx— 


316 


Ueber  Eztractum  Chinae 
fluidum 

veröffentlichte  P.  van  der  Wülen  eine 
Arbeit,  ans  der  hervorgeht,  daß  das  Ex- 
tractnm  Chinae  Naning  flnidnm 
nach  der  Vorsdirift  der  Krelsvereine  im 
Königreich  Sachsen  wohl  ein  sehr  gutes 
Präparat  sei,  jedoch  nicht  mit  dem  von  Dr. 
de  Vrij  im  Jahre  1891  eingeführten 
flüssigen  Ghüiaextrakt  übereinstimmt.  De  Vrij 
hat  im  Laufe  der  Zeit  manches  geändert 
und  ist  seine  letzte  Vorschrift  unter  Ghina 
liquid a  de  Vrij  in  das  Supplement  zu 
der  Niederländischen  Pharmakopoe  aufge- 
nommen worden.  Sie  lautet:  100  g  ge- 
pulverte Stammrinde  von  China  sucdrubra, 
400  g  Wasser  und  10  g  Oiyoerin  sowie 
die  halbe  Menge  der  erforderlichen  Salz- 
säure, d.  i.  146  Teile  Salzsäure  für  310 
Teile  Alkaloide,  werden  gemischt  und  unter 
bisweiligem  Umrühren  24  Stunden  mazeriert. 
Dann  wird  alles  in  einen  Perkolator  gebracht 
und  nach  erfolgtem  Abtropfen  der  Rückstand 
wieder  mit  400  g  Wasser,  dem  ein  Fünftel 
der  berechneten  Salzsäure  zugesetzt  ist,  per- 
koliert.  Nachdem  auch  diese  Rüssigkat 
abgelaufen  ist,  wird  die  Perkolation  mit 
Wasser  fortgesetzt,  bis  das  abtröpfelnde 
Perkolat  durch  einen  Tropfen  Natronlauge 
nicht  mehr  getrübt  wird.  Hierauf  wird  das 
Perkolat  m  der  Luftleere  eingedampft,  bis 
das  Gesamtgewicht  nach  Zusatz  des  Restes 
der  Salzsäure  und  10  g  Spiritus  100  g 
beträgt. 

Die  schwache  Seite  dieser  Vorschrift  ist 
der  letzte  Zusatz  der  Salzsäure,  die  an  dem 
Ausziehen  der  Alkaloide  nicht  teilnimmt  und 
dem  Präparat  unnOtig  einen  schlechten  Ge- 
schmack gibt.  Auch  sei  das  Eindampfen 
in  der  Luftleere  nicht  notwendig. 

Die  Darstellung  eines  guten  Extraktes 
ist  folgende:  Nachdem  die  zur  Lösung  der 
Alkaloide  erforderliche  Menge  Salzsäure,  wie 
in  Pharm.  Oentralh.  44  [1903],  777  bereits 
mitgeteilt,  ermittelt  ist,  werden  100  g  China- 
rindenpulver 4  Stunden  mit  400  ccm  Wasser, 
10  g  Glycerin  und  dreiviertel  der  berech- 
neten Menge  Salzsäure  mazeriert  und  weiter 
nach  der  Vorschrift  für  «Ghina  liquida»  ge- 
arbeitet, wobei  die  zweite  Menge  Salzsäure 
(ein  Viertel  der  gesamten  Menge  an  den 
ersten  400  ccm  Wasser)   dem  Wasser,  mit 


dem  man  perkoUert,  zugesetzt  wird.  Die 
Perkolation  wird  fortgesetzt^  bis  keine  Trüb- 
ung mit  lOproc.  Natriumkarbonatlüsong, 
welche  besser  als  Natronlauge  ist,  erfolgt. 
Das  Perkolat  wird,  weil  anders  die  Gerb- 
stoffe oxydiert  werden,  ununterbrochen  mit 
Hilfe  des  ^a^er'schen  Dunstsammlers  hei 
höchstens  70^  oder  in  der  Luftleere  auf 
90  g  verdampft.  Die  Alkaloidmenge  wird 
hierin  bestunmt  Und  das  Extrakt  so  mit 
Spiritus,  Wasser  und  Glycerin  vermischt, 
daß  das  Extrakt  5  pGt  Alkaloid,  10  pOt 
Glycerin  und  10  pCt  90proc.  Spiritus  eht 
hält.  Ein  gutes  Extrakt  soU  dne  klare  braun- 
rote Rüssigkeit  mn,  die  in  Wasser  gelüst 
nicht  (wenn  m  der  Luftleere  eingedampft)  oder 
nur  wenig  trübe  wurd,  welche  Trübung  nach 
Zusatz  von  wenig  Salzsäure  verschwindet 
Die  wässerige  Lösung  (1  =  10)  soll  gegen 
Eongopapier  nicht  sauer  reagieren.  Der 
Alkaloidgehalt  soU  5  pGt  betragen. 

Letzteren  bestimmt  man  wie  folgt:  6  g 
Extrakt  werden  in  einem  Arzneiglase  ab- 
gewogen, mit  60  g  Ohloroform  und  als- 
dann mit  10  ccm  Natronlauge  (1  =  10) 
gemischt  Die  Mischung  läßt  man  unter 
häufigem  kräftigen  Umschfltteln  2  Stunden 
lang  stehen.  Hierauf  fügt  man  3  g  Tra- 
gantpulver zu  und  schüttelt^  bis  sich  der 
Tragant  zusammengeballt  und  die  dar- 
über stehende  Chloroformlösung  sich  voll- 
ständig geklärt  hat  Man  filtriert  alsdann 
50  g  der  Ghlorof  ormlösung  durch  ein  trockenes, 
gut  bedecktes  Filter  in  ein  gewogenes  trockenes 
Eölbchen,  destilliert  das  Chloroform  ab, 
trocknet  den  Rückstand  bei  100^  und  wägt 
nach  dem  Erkalten.  Mit  20  vervielfacht 
findet  man  den  Alkaloidgehalt  in  100  g 
Extrakt.  Durch  Lösen  m  ^/iQ-liormtlSäaie 
und  Titrieren  mit  ^/iQ-'Sormtii-Alki^  mit 
Haematoxylin  als  Indikator  kann  man, die 
Alkaloide  auch  titrimetrisch  bestimmen. 

— — fet-^. 


Zahnelixir  nach  Mathis. 

Formaldehydlöeung(40proc)  2  g 

Chinatinktur  60  g 

Oiyoerin  60  g 

Pfefferminzöi  2  g 

Stemanisöl  1^5  g 

Nelkenöl  1  g 

Zimtöl  1  g 

Alkohol  100  g     P. 


817 


Zur  fehlerfreien  Titration  in 
der  Wärme 

bringt  H,  Qöckel  in  B«riin  (Ghem.-Ztg. 
1905, 1208)  eine  Modifikation  der  deKoninch 
sdien  Bürette  in  den  Handel.  Bei  ihr 
verl&nft  das  20  bis  25  cm  lange  seitlich 
geführte  Abflußrohr  nicht  rechtwinklig, 
sondern  in  möglichst  steilem  Winkel  nach 
aufwärts,  damit  die  Bürette  nicht  unnOtig 
hoch  emgespannt  za  werden  braucht.  Dieses 
Rohr  ist  durch  einen  Olasschliff  mit  der 
eigentlichen  mit  Glaahahn  versehenen  Bürette 
verbundcD,  sodaß  einerseits  ein  besonderer 
Halter  unnötig  wird,  andererseits  auch 
Flüssigkeiten,  wie  Kaliumpermanganat,  ohne 
Schaden  in  der  Bürette  benutzt  werden 
können.  Da  das  ganze  seitliche  Rohr  nur 
1  bis  2  Millimeter  lichte  Weite  besitzt,  so 
ist  der  durch  die  Erwärmung  durch  Dämpfe 
hervorgebrachte  Ausdehnnngsfehler  ganz  ge- 
ring. Der  Hahn  ist  nach  links  gestellt, 
sodaß  er  mit  der  linken  Hand  bedient 
werden  kann,  während  die  rechte  zum  Um- 
rühren und  anderen  Handgriffen  frei  bleibt. 

-he, 

üeber  den 

Nachweis  von  halbdenaturiertem 

Spiritus  in  pharmazeutisohen 

Präparaten. 

Nach  einer  Veröffentlichung  von  Prof. 
Oadamer  sind  von  sämtlichen  Methoden 
nur  zwei  brauchbar,  nämlich  eine  chemische 
nach  L4gal  und  eine  physikalische,  welche 
auf  der  Bestimmung  des  Siedepunktes  beruht. 
Der  L^oTsAe  Acetonnachweis  kann  bei 
sehwach  gefärbten  Präparaten  ohne  weitere 
Vorbereitungen  in  der  ursprünglichen  Flüssig- 
keit vorgenommen  werden,  während  bei 
stärker  gefärbten  Präparaten  das  Destillat 
der  Prüfung  zu  unterwerfen  ist  Für  die 
Bestimmung  des  Siedepunktes  empfiehlt 
Qadamer  die  Schleiermacher'Bcb^  Methode, 
doch  hat  er  den  hierzu  nötigen  Apparat  (eine 
U-förmige  Röhre)  durch  Anfügung  eines 
Hahnes  abgeändert,  so  daß  er  für  viele 
Bestimmungen  benutzt  werden  kann.  Der 
Apparat  ist  im  Original-Aufsatz  abgebildet 
und  die  Schleiennacher'Bcte  Methode  wird 
genau  beschriebeo.  j.  K, 

Apo(h.'Ztg.  1905,  807. 


als 

Reagens  auf  Phosphor-,  Arsen- 
iind  Antimonwasserstoff. 

Leitet  man  in  eine  Ealiumquecksilberjodid- 
lOsung  Phosphorwasserstoff  ein^  der  mit 
Wasserstoff  oder  mit  Kohlensäure  verdünnt 
ist;  so  beobachtet  man  die  Bildung  eines 
orangegelben  schillernden  Niederschlags^  der 
kristallisiert  ist  Ist  der  Phosphorwasserstoff 
nicht  verdünnt;  dann  ist  der  Niedersdilag 
mehr  rot  und  amorph,  hat  aber  dieselbe 
Zusammensetzung.  Er  bildet  sich  nach  der 
Gleichung: 

PHg    4-     SHgJg    =    3HJ    +    PHggJg. 

Wasser  und  Alkalien  zersetzen  den  Nieder- 
schlag unter  Bildung  von  Jodwasserstoffsäure 
oder  deren  Salzen  und  einer  schwarzen 
Masse,  die  sich  in  Phosphorwasserstoff; 
metallisches  Quecksilber  und  Alkaliphosphit 
zersetzt  Halogenwasserstoffsäuren  sind  ohne 
Wirkung  auf  den  Niederschlag;  Salpeter- 
säure und  Königswasser  greifen  ihn  lebhaft 
an. 

Arsenwasserstoff  gibt  in  derselben  Weise 
dnen  hellbraunen  Niederschlag;  der  sich  aber 
langsamer  bildet  und  gegen  Alkalien  viel 
beständiger  ist 

Antimonwasserstoff  reagiert  wieder  lang- 
samer unter  Bildung  von  schwarzbraunen; 
schillernden  Kristallen.  A, 

R6p,  de  Pharm,  1004,  457. 

Ueber  die  Vanillinreaktion  der 

Eetone 

hat  Kutscheroff  erneut  Untersuchungen  an- 
gestellt Da  die  Farbreaktion  der  Ketone 
bei  der  von  Solonina  angegebenen  Ver- 
suchsanordnung sehr  häufig  undeutlich  war 
oder  auch  ganz  ausblieb,  so  änderte  Verf. 
die  Vorschrift  für  die  Reagensiösung  in  fol- 
genderwelse  ab:  «Eine  LOsung  von  0,3  g 
Vanillin  in  5  ocm  rektifiziertem  Spiritps 
wird  mit  1  com  konzentrierter  Schwefelsäure 
(spez.  Gew.  1,84)  versetzt  Es  erfolgt  je 
nach  der  Reinheit  des  Spiritus  entweder 
gar  keine  oder  nur  eine  schwach  gelbliche 
Färbung.  Wenn  jedoch  der  Sphitus  etwa 
1  pCt  Keton  enthält;  so  tritt  sofort  eine 
intensive  schöne  Färbung  auf;  bei  Aceton 
karminrot;  bei  den  übrigen  Ketonen  blau; 
bisweilen  mit  einer  Tönung  in  grün  (Methyl- 
Butylketon);  die  bald  wieder  verschwindet. 


.71 S- 


Auf  Ztisaiz  von  WÄSser  tefftctr^hdet  '-bei 
A^^tcm  "diO'  karmiorof^  E^rW  Und  g4MÜ 
Zitronengelb  tber.  Die  bkii0  Fiurbe'  bei 
den  böheren  Setoaen  bleib!  jedoeh  besteben 
und  nimmt  niur  an  Inteoflität  ab^  wie  es  beim 
VerdDnnen  von  gefärbten  Utonngm  mit  in- 
differenten LöBungsmitteln  der  Fall,  ist. 
Wenn  man  aber  zu  den  durch  Wasserzusatz 
verdünnten  Lösungen  Kali-  oder  Natron- 
lauge zusetzt,  so  nimmt  die  gelb  gefärbte 
Aoetonlösung  eine  mtensiv  orangerote  Färb- 
ung an,  während  die  LOsung^  der  übrigen 
Ketone  entfärbt  oder  schwach  gelb  gefärbt 
werden.  Verf.  hofft  diese  Methode  zu  einer 
quantitativen  (kolorimetrisch)  ausgestalten  zu 
können.  Hinderlich  ist  allerdmgs  ein  even- 
tueller Gehalt  des  Spiritus  an  Aldehyd,  da 
ein  Aldehydgebalt  von  1  oder  mehr  pCt 
eine  starke  Blaufärbung  hervorruft.  Der 
Aldehyd  ist  daher  durch  Abdestillieren  zu- 
vor zu  entfernen.     (Vergl.  Pharm.  Centralh. 

46  [1905],  960.)  J.  K. 

Ztsckr.  /.  anal.  Ohem.  1905,  62^. 

Für  die  Trennimg  des  Baryum 
von  Strontium  und  Calcium 

schlagen  Skrabal  und  Neustadel  folgende 
Abänderung  der  bekannten  Chromatfällungs- 
methode  vor: 

Die  neutrale  oder  schwach  saure  Lösung 
der  Salze  wird  mit  Ammoniumacetat  (das 
durch  Ammoniak  ganz  schwach  alkalisch 
gemacht  war)  im  Ueberschuß  verset^t^ .  auf  * 
gekocht  und  unter  Umschwenken  tropfen- 
weise mit  Ammoniumdichromatlösung  gefällt. 
Man  läßt  absetzen  und  dekantiert  nach  dem 
£rkalten  mit  einer  verdünnten  L5sung  von 
AmmoniumacetatlÖsung  den  Niederschlag 
durch  ein  Filter  solange,  bis  das  ablaufende 
Filträt  gerade  nicht  mehr  gelb  gefärbt  ist. 
Der  am  fllter  haftende  Teil  des  Nieder- 
sehlages  wird  in  warmer  verdünnter  Sal- 
petersäure gelöst  und  zu  der  Hauptmenge 
des  Niederschlages  zurückfiltriert  Man  setzt 
noch  soviel  Salpetersäure  zu,  bis  alles  gelöst 
ist,  fügt  tropfenweise  Ammoniakflüssigkeit 
bis  zum  Auftreten  eines  bleibenden  Nieder- 
schlages hinzU;  gibt  Ammoniumacetat  im 
Ueberschuß  zu,  kocht  unter  Umschwenken 
des  Becherglases  auf,  läßt  langsam  erkalten, 
filtriert  nad^  dem  Absetzen  und  wäscht  den 
Niederschlag  mit  AmmoniumacetatlÖsung  aus. 
Der  Niederschlag  wird   getrocknet  und  ge- 


glüHi  ^  'fie ' vereimgi^  ¥1tt^ie^  *  wlb' '  ^ 

wohnlich  auf  StMldtaäi/uiIÖjClilcium  weiter 

untersiuhL  '   J.  JST. 

Zieehr,  f,  amlu*.  Ohm.  1905,  749. 


i  ff 


Zum  Nachweis  von  Hhodium- 
Verbinduagen 

macht  E*  P.  ÄlvareXr  (Gast,  qbim,  itaU 
1905,  341)  eine  fihodum^lösiing  (a.  B. 
BbCeßNf^)  mit  Natriambydrpxjd  .alkaliii^. 
Das  erhaltene  .Bhodiumhydroxyä  setzt,  er, 
ohne  zu  erwärmen,  den  (lasen  SiVi^  dieaich 
in  der  Kälte  aus  einer  Mjsfibnng  von  Kmt 
liomchlorat .  und  starker  Salzsäure  entwi^kain. 
Dabei  nehmen  selbst  ß^r  verdüjBate,  fast 
farblose  Bbodiumlösungen  zuerst  eine  gelb- 
rote Färbung  aq,  ^  bald  in. starkes  Rot 
überg€|hL  Wirken  die  chlorige  Gase  weiter 
ein,  so  färbt  sich  die  Flüssigkeit .  dpakel^ 
trübt  sich  darauf  dnrcb  AbsAbeidmg .  eiaes 
grüneu  NiedeETSchlages,  der  sieb  zuletzt  unter 
Bilduj]^  von  Natrioniperrbodanat  (Rb  O^Nae) 
zu  einer  blauen^  dem  KupCeroxydammooiak 
äbnlieben  Flüss^keit  19ft<  Die^e  bI^e,Färl^ 
ung  wird  durch  schweflige  Säure  zerstört« 
indem  sich  gelbe  Rhodiumsulfate  bilden. 
Eine  gleiche  ^wsf^nifig  ;4^f  blauen  Farbe 
unter  lebhafter. Saneistoff-Eutwi^eUipg  ven^ 
anlassen  Natriumperoxyd  und  -persulfat. 
Von  Chloroform,  Aether  uhd  Bfenl^ol"  wird 
die  blaue  RhodinrnfMung  nicht  aufgenommen, 
während  reinel»  Anilki  sidh  rot  firbt,  wobei 
die  Flüteigkeit  sieh  itffoige  teilweiser  Re- 
duktion des  Perrhodanat  entfällt.  MitMa 
dieser  Reaktion  ist  es  möglieb,  däs  Rhodium 
von  anderem  Metallen  seifler  Omppe  istt 
unteritebefden.  —it.— 

Zum  Iffaoliweifl 

fäkaler  Verunreinigimg  von 

Trinkwasser 

empfiehlt  Christian  im  Aroh.  f.  Hygiene^ 
Bd.  54,  H.  4  das  schon  von  Eijkniann 
angegebene  Verfahren.  Dieses  bestdit  darin, 
daß  man  das  fragliche  Wasser  toM  1  pOt 
Traubenzucker,  1  pCt  Pepton  und  0,05  pOt 
Kochsalz  versetzt  und  bei  46^  C  bebrütet. 
Bacterium  Koli,  der  Warmblüter,  wächst 
dann  noch  und  bildet  Gase,  alle  andtt*en 
aber  nicht.  Bei  der  Untersuchung  von 
Spree-,  Pauke-,  Rieselfeld-  und  Bexttner 
Leitungswasser  hat  sich  das  Verfahren  be- 
währt. — te— 


31Ö 


t)te  BWümmting  Von  7od<^an 

I  l     I  4   *  *  •  •  1  ,1 

Milbauer  und  ^So^  babeo,  wie  schon  in 
Plmnz^,GeatraUu.46  {IdOSJ,  7.09,  korz  be- 
ridttei-  VF^c^;  eioci  <ieu9-  Methode  ansge" 
arbeitet:  Das  abgewogene ,  Jodcyan  ent- 
haltende Jod  wird  mit  konzentrierter  Sohwefel- 
säure  .'in  einer  R^ibsohale  gründlich  zer- 
rieben, die  Mischung  mit  konzentrierter 
Schwefelsäure  in  einen  KjeldahlKolhQn  ge- 
splüt,  mit  dem  gleichen  Volumen  Wasser 
verdfinnty  schwach  erwärmt,  so  daß  das  tron 
Jodeyan  befreite  Jod  flberdestüliert  und  in 
eikte'giU^tett'Vodage'  gasmm^^l  werddn 
kann.  Die  Erwänraiff  niit  verdünnter 
8chwefe]^|Uire  hat  den  Vorteü,  daß  4bb  Jod 
mit  den,  ^iVasserdämpfen  destUliert*  Die 
Erwärmung,  im  Jodes  mit.  konzentrierter 
SchwefeUämre,  muß  yorsiditig  j»tattf inden,  da 
sonat  die,  FlQisigkeit  3tark  stößt  Nachdem 
daa  Jod  flbersubiimiert  iat^^eirbitzt  man  stärker 
un4.  zum  Schluß  führt  man  die  Verbrennung 
in  siedender  konzentrierter  Schwefelsäure 
durdi.  .Die  weitere  Behandlung  der  den 
Sticksfoft  als  Ammoniumsulfat  enthaltenden 
Flüssigkeit  geschieht  in  der  bekannten  Weise 
n^ch  Kjeldahh  Das  erhaltene  Destillat 
wurd  mit  Yio"Normal- Schwefelsäure  titriert. 
Die  angeführten  ß^leganalysen  sind  be- 
friedigend. ,  Da  das  Jodcyan  sehr  stark  giftig 
ist,  so  enthält  auch  das  Deutsche  Arznei- 
buch (Bine  Vorschrift  für  die  qualitative 
Prüfung  des  Jodes  auf  Jodcyan. 

pie  Verf.  haben  ebenfalls  eine  neue 
qualitative  Iprüfung  eingeführt,  indem 
sie,  das  Jod  (wie  oben  angegeben)  ^darch 
Elrwärmen '  mit  verdünnter  Schwefelsäure 
vertreiben^  den  Rückstand  mit  konzentrierter 
Schwefelsäure  verbrennen^  mit  Katronlauge 
alkalisch  mächen  und  in  verdünnte  Schwefel- 
säure  abdestillieren.  Das  DestQlat  wird  bis 
auf  ein  geringes  Volumen  eingedampft  und 
nach  Zusatz  von  Alkali  bis  zur  schwach 
alkalischen  Reaktiolü  mit  Ne$skr'%  ReagcDS 
geprüft  Alle  von'  den  Verf.  nach  dieser 
Mediode  wiö  auch  nach  def  des  Arznei- 
buches geprüften  Proben  käuflichen  Jodes 
worden  frä  von'  Jodcyan  befunden,  so  daß 
es  den  Ansebeiii  hat,  als  ob  diese  früher 
bäitfagere  Verunreinigung  jetzt  nicht  mehr 
vorkommt 
Zt8<^,  f.  onalyL  öhem.  1905,  286.    </.  K. 


k « I  II  I 


Pur  did 


•     • .      . 


titrimetrLsbhe  BedÜmmtUi^  der 
gebundenen  Schwefelsäure 

sahlägtjlf.  iSp^tofolgendes  jodometriaeh0 
Verfahren  vor;  Die  LOaong  des  Sulfates, 
wekdie  ebra  0^5  g  H3SO4  gebunden  ent* 
halten  darf,  wird  in  einen  150  com  f aasen* 
diui  Meßkoiben  a«f  dem  Wawerbade  er- 
wäirmt,  mit  50  eem  QUorbaryomlOsong 
(8;li56  g  BaClt  +  2  H^O  zu  1000  eom 
gfilüst;  versetzt^  noeh  eini^  Zeit  erhitzt, 
naeb  dem  JBrkalten  jeut  Haarke  aulgefttUt 
und .  durch  ein  trookeoea  fllter  filtriert 
100  eem  des  FUtr^es  iwcdrden  mit  50  eem 
Gbromatl^ung  (M806  g  K^OtO^  i^  1000 
eem  gelöst)  versetet  und  filtriert.  Vom 
Fiteat  werden  wiedemm  100  com  mit  10  eem 
einer  10  proe.  JodkaliumU^ung  und  10  lecm 
einer  15  proc  Salzsäure  versetzt  und  das 

ausgeschiedene  Jod  mit  Yio''^^^°^^'~^A^iu^* 
tbioaulfatlösung  bestimmt  Für  die  Be- 
rechnung der  vorhandenen  Schwefelsäure 
ergibt  sich  dann  die  vereinfachte  Formel: 

SO4  =*  (2,!B5a— 25) .  0,0032  Gramm, 

worin  a .  die  verbrauchte  Menge  dei^ 
Yi<r!^ormal-Natriumthiosul{atl9sung  in  oom 
bfdeutet 

HandeM  es  sieh  am  die  Bestimmung  des 
Sulfatgehaltee  dnee  Wassere,  so  wird  es  zur 
Abscheidung  der  balbgebnndenen  Kohlen- 
säure gekocht,  nach  dem  Erkalten  auf  das 
ursprüngliche  Vohimen  aufgefüllt  100  eam 
dieses  Wassers  werden  dann  in  einem 
126  ocm-Kblben  mit  10  ccm  der  Gl^r- 
barynmtüsung  versetzt,  erwärmt,  nach  dem 
Erkalten  zur  Bforke  aufgefüllt  und  flMrieri. 
Vom  antrat  weiden  100  cem  mit  10  eem 
d«  (%romatl98ung  vermiMdii^  auf  126  eem 
anfg^füflt,  filtriert  und  100  eem  dea  Filtrates 
wie  oben  angegeben  mit  JodkaümnUkiung, 
Salzsäure  und  Yio^^on^-'^^i^^s^l^tlösong 
behandelt  Bei  cUeser  Bestimmung  ist  die 
vereinfaebte  Fonnd  für  die  Berechnnng  des 

SO4  =  (l,5625a— 2,5) .  0,0032  Gramm, 

Wiorin  a  wiedemm  die  verbfauchten  oem 
Vio'Komial-Thiosul£atlOs«ng  bedeutet 

Archiv  der  Pharm.  1905,  667.  ./.  K 


320 


Eine  neue  gerichflich^chemisohe 
ArsenbeBtimmimg. 

Die  M&ngel  der  gegenwitrtigen  toxikolog- 
ischen Methoden  des  ArsennachweiseB  sind 
in  der  Menge  der  bei  größerem  Material 
(Leiehenteiien)  allein  znr  Zerstörung  der 
organischen  Substanz  notwendigen  Reagentien 
begründet.  Ob  man  nun  näseierendes  Ghlor 
(Kalinmchlorat  und  Salzsäure)  oder  Salpeter- 
säure und  Schwefelsäure  hierzu  verwendet, 
immer  muß  mit  großen  Mengen  der  frag- 
lichen Stoffe  gearbeitet  werden,  stets  sind 
die  Arbeiten  sehr  zeitraubend  und  belästigend, 
immer  knüpfen  sich  noch  wdtere  Reinigungs- 
methoden und  die  Einwirkung  anderer  Re- 
agentien wie  Schwefelwasserstoff,  Ammoniak, 
Salpeter-Sodaschmelze  daran ,  so  daß  die 
Gefahr  durch  nicht  ganz  reine  Reagentien 
Arsen  einzuschleppen  sich  vergrößert 

Dr.  C.  Maij  der  schon  frflher  darauf 
hinwies,  daß  für  den  qualitativen  Arsen- 
nachweis die  völlige  Zerstörung  gar  nicht 
notwendig  ist,  teilt  nun  (Ztschr.  f.  Unters, 
d.  Nahrungs-  u.  Genußm.  1905,  290)  ein 
Verfahren  mit,  das  leicht  und  sicher  das 
Arsen  quantitativ  erhalten  läßt,  wenn  man 
die  organische  Substanz  bis  zur  Bildung 
einer  harten  Kohle  glüht.  Man  bringt  hier- 
zu die  zerkidnerten  Massen  zunächst  in 
Porzellanschalen  auf  das  Wasserbad,  um  sie 
von  der  anhaftenden  Flüssigkeit  (meist  Wdn- 
geist)  zu  befreien,  dann  versetzt  man  mit 
etwa  dem  gleichen  Gewicht  rauchender 
Salpetersäure,  der  5  pGt  Schwefelsäure  zu- 
gefügt sind  und  erwärmt  weiter  bis  zur 
Verflüssigung.  Die  verflüssigten  Bfaasen 
werden  in  einer  gemeinsamen  Schale  er- 
wärmt, erst  auf  dem  Sandbade,  dann  über 
freiem  Feuer,  bis  alle  Säure  verjagt  ist,  und 
eine  harte  glasige  Kohle  sich  gebildet  hat 
Diese  gibt  man  mit  dem  Fünf-  bis  Sechs- 
fachen ihres  Gewichtes  an  Salzsäure  (spez. 
Gew.  1,19)  in  einen  Jenenser  Rundkolben 
und  destilliert  unter  guter  Kühlung  etwa 
ein  Viertel  bis  ein  Drittel  ab.  Das  Arsen- 
pentoxyd  wird  hierbei  durch  die  Kohle  und 
Salzsäure  völlig  zu  arseniger  Säure  reduziert 
und  als  Arsentrichlorid  verflüchtigt  Das 
Destillat  versetzt  man  mit  dnviertel  Ranm- 
teil  rauchender  Salpetersäure  und  bringt 
nach  und  nach  auf  dem  Wasserbade  bis 
fast  zur  Trockne  und  erhitzt  den  Rückstand 


vorsichtig  mit  Schwefelsäure  bis  zum  Auf- 
treten starker  Nebel.  Der  Sehaleninhalt 
wird  darauf  mit  Wasser  verdünnt,  nadige- 
spült  und  m  der  von  Mai  und  Hurt  be- 
schriebenen Weise  das  Arsen  elektrolytisch 
bestimmt  (vergl.  Pharm.  Gentralh.  46  [1905], 
260). 

Die  Gegenwart  von  Saccharose,  Invert- 
zucker, Oxalsäure,  Essigsäure,  Weinsäure 
im  Kathodenraum  bildet  niach  neueren  Unter- 
suchungen für  die  Elektrolyse  keine  Stör- 
ungen. 


Die  Bestimmung  der  Chlorate 
und  Bromate 

führt  Prof.  Scholz  durch  Reduktion  mit 
Natriümnitrit  in  salpetenaurer  Lösung  auf 
eine  einfache  Titration  mit  SUbemitrat  nadi 
VoUiard  zurück.  Für  die  Ausfüfanmg  ehier 
Kaliumchloratbestimmung  ergibt  sidi'  dem- 
nach folgende  Vorschrift: 

0,2  bis  0,3  g  des  Salzes  werden  in  etwa 
100  ccm  Wasser  gelöst  und  der  Lösung 
10  com  Salpetersäure  (spez.  Gew.  1,2)  und 
10  ccm  einer  lOproc.  Nätriumnitritlösnng 
zugefügt.  Nachdem  die  Flüssigkdt  15  Mi- 
nuten bei  Zimmertemperatur  gestanden  hat, 

gibt  man  30  ccm  Yio'^^'™^'^^^^^^™^^' 
lösung  und  5  ccm  gesättigter  Eisenalann- 
lösung  zu  und  bestimmt  den  UeberadiniS 
der  Silberlösung  mit  ^/iQ-J^onmX-Bhoixii' 
ammoniumlösung.  (Der  Berichterstatter 
zieht  folgenden  Modus  vor.  Die  Mischung 
aus  ChloraUösung,  Salpetersäure  und  Na- 
triumnitrit wird  nach  15  Minuten  mit  so 
viel  chlorfreiem  Calciumkarbonat  versetzt, 
daß  alle  Säure  abgesättigt  ist  und  die 
Flüssigkeit  durch  das  überschüssige  Galdnm- 
karbonat  weißlich  getrübt  ist  Darauf  wer- 
den 3  Tropfen  Kaliumchromattöeung  zu- 
gefügt und  mit  Yio'^^''™^*^^''^™^^''^'^^ 
bis  zur  Rotfärbung  titriert) 

Ist  das  Kalinmchlorat  düoridhaltig^  so 
wird  der  Chloridgehalt  in  einer  besonderen 
Probe  durch  direkte  Titration  mit  Yic^oi*' 
mal-Silbemitratlösung  ermittelt  Ebenso  wie 
die  Chlorate  behandelt  man  die  Bromate, 
während  Jodate  durch  Nitrit  nicht  reduziert 
werden.  J.  K, 

Archiv  der  Pharm,  1905,  353. 


321 


■  ahrungsmittel-Oheiiiie. 


Die  Feinheitebestimmung  der 

Mehle. 

Von  einem  Osterreiehisehen  FaehgenoABeU; 
Dr.  Neumann  Wender  m  Czemowitz  ist 
eine  nene  Methode  aufgefunden  und  näher 
besehrieben  worden  ^  welche  zur  Unter- 
Beheldung  der  Meblsorten  dienen  soll. 

Während  England  und  Amerika  nur 
3  Sorten  Weizenmehl  herzustellen  pflegen^ 
hat  die  hoohentwicicelte  HodimüUerei  DeutBch- 
iandfl  und  Oeeterreichs  es  bis  auf  8;  ja  12 
versohiedene  Mehlsorten  aus  der  nämlichen 
Getrddeart  gebracht.  Da  die  Preisunter- 
schiede fflr  Nr.  0  (die  feinste  Sorte)  und 
Nr.  8  (die  gröbste  Sorte)  zwischen  12,6 
Kronen  und  5^7  Kronen  ftlr  den  Sack 
schwanken^  ersieht  man,  wie  wichtig  das 
Erkenneo  4er  emzelnen  Mehlsorten  ist 

Das  Pekarisieren  Yersagt;  wenn  es  das 
um  die  Unterscheidung  von  nebeneinander- 
liegenden. Sorten  handelt,  und  die  Beur- 
teilung des  Feinheitsgrades  nur  nadi  der 
Farbe  wurde  in  Ungarn  durch  eine  Ver- 
sammlung von  Fachleuten  als  unzulässig  be- 
zeichnet. Beispielsweise  besitzt  das  feinste 
Auszugmehl  aus  Theißweizen  nicht  eine 
rein  weifie,  sondern  eme  mehr  gelbliche  Farbe. 
Bei  allzuf^er  Zermahlung  wird  ein  Mehl 
zwar  weißer,  aber  seine  Qualität  nimmt  ab, 
wenn  die  Zerreibung  zu  wdt  getrieben  wird, 
und  das  Produkt  verliert  an  Griffigkeit. 
Die  Verbesserung  der  Methode  von  Pekary 
wie  ne  Holx  vorschlug,  der  die  Kleien- 
bestandtttle  durch  Befeuchten  mit  emer 
Phlorogludn-Salzsäure-Löeung  sichtbar  macht, 
und  somit  grOberen  Mehlen  eine  dunkel- 
rote,  feineren  eme  rosa  Färbung  ver- 
leiht, weist  die  gleichen  Mängel  wie  die 
urBprflngtiohe  Methode  auf. 

Das  Auszählen  der  Kleiebestandteile  unter 
dem  Mikroskop,  welches  Qirard  eingeffihrt 
hat,  erwtist  sich  fflr  die  Praxis  als  zu  um- 
stäodfich,  und  die  von  so  vielen  Forschem 
bearbeitete  Aschenbestimmung  erfordert 
Uebung  des  Analytikers  und  gestattet  nicht 
immer  benachbarte  Mehlsortini  sicher  zu 
unterscheiden.  Trotz  mancher  Vorzflge  hat 
diese  Methode  audi  den  Nachteil,  daß  die 
mit  Mflhlstemen  arbdtenden  Mfihlen,  wegen 
der  in  das  Hehl  gelangenden  Spuren  Sandes 


leicht  benachtdligt  werden.  Jedenfalls  hat 
Vedrödi  nachgewiesen,  daß  die  Aschenbe- 
stimmung der  von  Cerkex  verteidigten  Fett- 
bestimmung fflr  die  Ermittelung  des  Fdn- 
heitsgrades  flberlegen  ist  Dennstädt  und 
Voigtländer  bestinnnen  die  Nummern  des 
Mebles  nach  dem  Stärkegehalt,  da  dieser 
mit  dem  Feinbeitsgrade  steigt 

Die  neue  Wender^BAe  Methode  liefert 
nach  iem  Verfasser  auch  nur  relative  Zahlen, 
jedoch  scheint  sie  wegen  ihrer  Emfachhett 
und  raschen  Ausfflhrbarkeit,  und  weil  die 
Feststellung  der  Enzyme  in  emem  Mehl 
wohl  auch  Schlflsse  auf  seine  Backfähigkeit 
gestattet,  zur  Wertbestimmung  in  der  Praxis 
besonders  geeignet  Schon  frflher  hatte  der 
Verfasser  die  Beobachtung  mitgeteilt,  daß 
im  Getreidekom  die  Wasserstoffperoxyd 
katalysierenden  Enzyme  derart  verteilt  sind, 
daß  die  äußeren  Schichten  desselben  und 
ebenso  der  Keim  bedeutend  reicher  an 
Enzymen  sind  wie  das  Bndosperm.  Hierauf 
bendit  das  neue  Verfahren.  Aus  Wasser- 
stoffperoxyd vermögen  die  im  Mehle  ent- 
haltenen Katalasen  Wasser  und  Sauerstoff 
abzuspalten.  Der  entweichende  Sauerstoff 
läßt  sich  messen  und  wägen.  Die  Größe 
der  Sauerstoffentwickelung  nimmt  in  folgen- 
der Reihe  zu:  Stärke,  Kleber,  Mehl, 
ganze  Körner,  Malzkeimlinge,  Getreidescfaro^ 
Kleie. 

Zur  Bestimmung  verfährt  man  wie 
folgt:  Eine  gewogene  Mehlmenge  (50  g) 
verreibt  man  in  einer  Sduüe  mit  Wasser 
(100  ccm)  zu  emem  gleichmäßigen  Brei 
und  spfllt  diesen  m  emen  Kolben,  der  mit 
doppelt  durchbohrtem  Gummistöpsel  ver- 
schlossen ist.  Durch  die  eine  Bohrung  ftlhrt 
eine  mit  Glashahn  versehene  Meßpipette, 
welche  die  Wasserstoffperoxydlösung  enthält, 
durch  die  andere  fflhrt  ein  knieförmig  ge- 
bogenes Rohr,  das  unter  der  mit  Wasser 
gefflllten,  in  emer  pneumatischen  Wanne  be- 
findlichen Gasmeßröhre  einmflndet.  (Apparat 
bei  Franz  Htigershoff,  Leipzig.)  Man 
stellt  das  Wasser  m  der  Meßröhre  auf  den 
Nullpunkt  ein  und  läßt  zu  dem  Mehlbrei 
im  Kolben  die  Wasserstoffperoxydlösung 
(25  ccm)  zufließen.  Sofort  beginnt  die  Ent- 
wickelung  des  Sauerstoffgases.     100  g  Mehl, 


360 


Die  Eresole  uad  Phenol 

laasen  sich  naoh  C.  Arnold  und  O.  Werner 
(Apoth.-Ztg.  1905;  925)  durch  folgende 
Reaktionen  unterscheiden: 

I.  Mit  Eisenchlorid  gibt  das  o-Kresol 
eine  blane^  rasch  in  Grün  übergehende, 
Hienol;  m-Eresoi  und  Trikresol  eine  violette, 
p-Eresol  eme  blaue  Färbung. 

n.  Wlaserige,  schwach  ammoniakalische, 
zmn  Sieden  erhitzte  Lösungen  von  Phenol 
und  o-Kresol  werden  durch  Bromwasser 
blau,  die  gleichen  Losungen  von  m-Kresol 
und  Trikresol  grünlioh-blau  und  p-Kresol 
nicht  gefärbt 

III.  Zusatz  dner  Spur  Kaliumnitrit 
zu  der  Lösung  von  2  Tropfen  des  betreffen- 
den, nötigenfalls  geschmolzenen  Körpers  in 
etwa  3  cem  konzentrierte  Schwefelsäure 
färbt  die  Lösung  von  Phenol  smaragdgrün, 
bei  längerem  Stdien  tiefblau,  von  o-,  m- 
und  Trikresol  gleichfalls  smaragdgrün,  da- 
gegen von  p-Kresol  dunkelrot  Wird  nun 
mit  Wasser  verdünnt  und  ttbersohüSBiges 
Ammoniak  zugesetzt,  so  werden  die  Lös- 
ungen von  Phenol,  o-,  m-  und  Trikresol 
grüU;  von  p-Kresol  dagegen  gelb. 

IV.  Versetzt  man  10  ccm  der  wässerigen 
Lösung  mit  je  10  ccm  Alkalilauge  und 
Alkohol  sowie  einem  Tropfen  Anflin, 
schüttelt  tüchtig;  setzt  5  bis  6  Tropfen 
Wasserstoffperoxyd  und  nach  wiederholtem 
Schütteln  10  bis  12  Tropfen  Natriumhypo- 
chloritlösung zu,  so  gibt  Phenol  eine  vor- 
übergehende, scbmutzig  rot;  rasch  in  OeH> 
übergehende,  o-,  m-  und  Trikresol  eine 
momentan  violette^  sofort  in  Grün  um- 
schlagende, p-Kresol  eine  vorübergehende 
violettrote,   rasch    verschwindende  Färbung. 

V.  Eine  Messerspitze  voll  Phthalsäure 
mit  ungefähr  derselben  Menge  Phenol  bezw. 
Kresol  und  5  Tropfen  konzentrierter  Schwefel- 
säure erwärmt  gibt  bei  Phenol  und  Trikresol 
eine  dunkebrote,  bei  o-  und  m-Kresol  eme 
kirschrote,  bri  p-Kresol  eine  orange  gefärbte 
Masse,  die  nach  Zusatz  von  Wasser  bei  dem 
üebenättigen  mit  Natronlauge  bei  Phenol 
fuchsmrot,  bei  o-  und  Trikresol  violettrot, 
bei  m-Kresol  blau-violett  und  bei  p-Kresol 
gelblich  wird. 

Demnach  eignet  sich  zur  Unterscheidung 
des  Phenol  von  den  Kresolen  Reaktion  IV, 
zur  EriEcnnung  des  o-Kresol  von  den  übrigen 


Kresolen  und  Phenol  Reaktion  I,  zur  Unter- 
schddung  des  m-Kresol  von  den  übrigen 
Kresolen  und  Phenol  Reaktion  V,  zur  Unter- 
scheidung des  p-Kresol  von  den  übrigen 
Kresolen  und  Phenol  sind  alle  fünf,  beson- 
ders Reaktion  m  und  V  geeignet  H.  M. 


Zum  Nachweis  von  Indikan  im 

Harn 

führt  Dr.  Otto  Mayer  (Pharm.  Ztg.  1905, 
742)  die  Obermayer^Biiii^  Probe  folgende^ 
maßen  aus:  In  einen  ZyUnder  gibt  man 
2  ccm  Chloroform,  10  ccm  Harn  und  10 
ccm  einer  Mischung  von  30  Tropfen  Liquor 
Ferri  sesquichlorati  und  100  ccm  rauchender 
Salzs&ure  (spez.  Qew.  1,19)  entsprechend 
36  pOt  Chlorwasserstoff;  mischt  durch  und 
laßt  etwa  5  Minuten  stehen.  Nach  dieser 
Zeit  pflegt  die  Reaktion  beendet  zu  sein. 
Man  dreht  nun  unter  Vermeidung  heftigen 
Schüttehis  den  ZyUnder  öfters  um,  UBt  das 
Chloroform  zu  Boden  snken.  Dieses 
schüttelt  man  nach  Abgießen  der  fiber- 
stehenden Säuremischung  mit  Wasser,  wo- 
durch eme  Chloroformschicht  von  rein  blauer 
Farbe  erhalten  wird.  Die  Stärke  der  letztecen 
hängt  von  der  Menge  des  vorhandenen  In- 
dikan ab  und  dementsprechend  ist  auch 
der  Absorptionsstreifen  zwischen  C  und  D 
mehr  oder  minder  scharf.  K  M. 


Zur  Oehaltsbestimmimg  des 
NatriumacetateB 

empfiehlt  L.  ÜUrich  (Ohem.-Ztg.  1905, 
1207)  statt  der  Destillation  mit  Phosphor- 
säurC;  die  außerordentlich  langwierig  ist,  eine 
neue  Methode,  die  vollständig  übereiiiatim- 
mende  Resultate  ergibt:  5  g  Natriumacetat 
werden  in  einer  Schale  mit  50  ccm  Normal- 
schwefelsäure Übergossen  und  die  Essigsäure 
auf  dem  Wasserbade  verjagt,  was  nach  2 
bis  3  maliger  Aufnahme  des  Rückstandes  mit 
Wasser  erreicht  ist.  Dann  wird  nochmals 
mit  Wasser  aufgenommen  und  das  gebildete 
Bisulfat  (NaHSO^)  mit  Methylorange  und 
Normallauge  titriert  Durch  qualitative  Prüf- 
ung muß  die  Abwesenheit  anderer  flüchtiger 
Säuren  (als  ChloridC;  Elarbonate  usw.)  fest- 
gestellt werden,  oder  diese  müssen  getrennt 
bestimmt  und  in  Anrechnung  gebracht 
werden.  — Ae. 


323 


PliariiiiikooiM>«ti9oli9  Mittwilwiaeii. 


Ueber  die  pliysikalischen  Bägen- 
sehalfeeii  der  Kopale 

gibt  Bottkr  (Ohem.-Ztg.  1906,  Rep.  23) 
eine  vnsammenfiuBende  Dantelltmg.  Als 
Atthaltspopkte  zax  KennzeMuiung  benutzt 
er  die  OberfUehenbeBehaffenheil^  Farbe;, 
Dvrohekihtigkelty  Qbms  and  Bradi,  die  DIehte, 
HSrte^  Schmdzbarkeit  und  LOsliehkeit.  Die 
Diehte  weicht  nnr  wenig  von  der  des  Wassers 
ab.  Darob  Kntfemang  der  LnfteinschlOsse 
erhftit  mm  mm.  b(^here  Diehte*  Die  EMrtB 
ist  ein  wiehtiges  Eennoeichen  «nd  Verfasser 
stettt  eine  HSrteskala  anf,  die  mit  dem 
Sanfflbar-Eopal  als  härtesten  beginnt,  der 
jedoch  dem  Bernstein  an  Ehrte  naebsiehty 
a»diiiitdeinHymenaea-Kopal{Saminei- 
beseidunmg  für  cHe  vfidaoierikanisdien,  be- 
sonders brasiHamsdien  Kopale)  endet.  Der 
Sehmelzpnnkt  der  Kopale  lieigt  zwischen  90 
und  340^  C  Ais  LOenngsmittd  dienen. 
bflnptrtdiMeh  Alkohol  (96proe.  and  abeoiat.); 
Aether,  Amylalkohol/ Methylalkoho]^  Aceton, 
Chloroform,  Benzol  und  rektifiziertes  Terpen- 
tinJU,  Gbkrbydrine^  Terpineol,  Tetraehlor- 
kohienetoff  nsw.  Naek  den  Untersiiohnnge& 
des  yerfassers  ist*  der  Weiß-Angola-Kopal 
am  IMidiSten,  der  Sansibar -Kopal  am 
sehwersten  loslich.  Zuweilen  kann  andb  der 
Gemeb  als  AnhaHH^onkt  dienen*  Strnktnr, 
LiditbreehnngsTennÖgen  imd  Strieh  bieten 
nidits  besonder^  Charakteristiscbes.     —he, 

Beiträge  zur  Kenutniä  einiger 
Muläwüsoher  Fette  und  Oele* 

Bei  seiner  TTniersnchong  benntzte  Schröder 
ffir  die  Titration  (Veiseifungszabl)  statt 
PiMQOpbtfaalelEn  daa  Abalibiao  6  B.  Die 
J^^diahlen  worden  nach  der  ven  Panehaud 
abgeänderten  Methode,  did  flfichtrgeil  Fett- 
säuren nach  der  Reichert  -WoUny'Miiea 
Methode  und  die  wasserunlöslichen  Fett- 
sSofen  naeh  der  unprttnglichen  Sehner -- 
sehen  Methode  bestimmt.  Die  IVennufli^ 
der  Fettsäaren  worde  nach  den  V^fahren 
von  Farnsteiner  nnd  Beintx  bewirkt,  da 
die  von  Feri^  angegebene  Trennung  mit 
Hilfe  der  Lithiumsalze  veisagte.  Die  unter- 
nachten  Fette  and  die  dabei  erhaltenen 
Komtiuiten  (K^nmäablen)  sind  in  folgender 
Tabelle  wiedergegeben: 


A 


:^  n 


§ 


c 

'g 

o 


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1^ 


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SP 

a 

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1 

Oh 


324 


Die  qualitative  Untenuchiing  der  Fette 
ergab  folgende  Resultate:  Die  FettB&aren 
des  Oeles  von  Lepidadenia  Wightiana  be- 
stehen aus  Laurinsäure  vom  Schmp.  4.%3^ 
und  Oels&nre.  Im  Fett  von  Strychnos  Nnx 
vomica  wurde  Strychnin  und  Bruein,  dagegen 
kdne  Igasursäure  gefunden,  femer  Butte^ 
säure,  KaprinsAure;  Oelsäure,  Araehinsänre 
und  Palmitinsäure.  Das  Oel  von  Hevea 
Brasiliensis  enthielt  eine  höher  ungesättigte 
Säure  als  Oelsäure,  femer  Stearin-  und 
Palmitinsäure.  Endlich  im  Oel  von  Polygala 
Senega  wurden  Sallcylsäure,  Baldriansäure, 
Essigsaure,  Oelsäure  und  Palmitinsäure  naeh- 
gewiesen.  /.  r, 

Archiv  der  Pharm.  1905,  628. 


Einige  Substitutionen  der 
Cascarillrinde 

haben  Prof.  Harttvich  und  Hellström  biö- 
obaobtet.  Als  wesentliehen  Untersehied  im 
mikroskopischen  Bau  führen  sie  an,  daß  die 
echte  Rinde  wohl  verholzte,  aber  nicht  ver- 
dickte Zeilen  führt,  welche  als  Stdnzellen 
zu  deuten  wären,  daß  dagegen  die  falschen 
Cascarillrinden  mehr  oder  weniger  verdickte 
Zeilen,  also  echte  Steinzellen  enthalten. 
Außerdem  führt  der  Gerach  und  Geschmack 
meist  auf  die  Spur  bei  Verfälschungen. 
Die  drei  von  den  Verfassem  beobachteten 
falschen  Cascarilhinden  stammten  wahrschein- 
lieh  alle  von  Crotonarten,  doch  waren  die 
Species  nicht  zu  bestimmen.  j,  K. 

Apoth.'Ztg.  1905,  353. 


Terpentingewinnung 

in  Indien  und  Eigenschaften  des 

indischen  Terpentins. 

Wie  im  «Chemist  and  Draggist  6S  [19041, 
582  und  831»  (d.  Schimmel' 8  Benohtß,  Apni 
1905,  8.  78)  mitgeteilt  wird,  hat  man  in  Indien 
mit  der  Terpentingewinnung  in  größerem 
Maßstabe  begonnen,  und  zwar  handelt  es  sich 
um  die  Yerarbeitang  des  Terpentins  von  Pinus 
1  on  g  i  f  ol  i  a  Roxb.  auf  Oel  and  Eolophon,  welche 
Konifere    in  den   ausgedehnten  Kiefernwäldern 


des  Himalaya  in  den  NordwestprovinzeD  und  in 
Ponjab  vorzugsweise  vertreten  ist. 

Die  erste  Terpentinöldestillation  daselbst  wurde 
1888  in  Dehra  Dan  erriohtet;  sie  lohnte  sich 
aber  deshalb  nicht,  weil  sie  zu  weit  von  den 
Waldangen  abgelegen  war,  was  zar  Folge  hatte, 
daß  die  Fortschaf&ng  des  Terpentins  zur  Ver- 
arbeitangsstelle  die  Fabrikation  zu  sehr  verteuerte. 

Nunmebr  hat  man  im  Jahre  1895  in  Naina 
Tal  und  1899  in  Nurpur,  Distrikt  Kangra,  Pro- 
vinz Paiyab  Destillationsanlagen  errichtet,  welche 
den  Balsamproduktionsgebieten  giinstig  liegen 
und  demzufolge  auch  gute  Erfolge  und  besseren 
Nutzen  aufzuweisen  haben. 

Die  in  Indien  gewonnenen  Koniferenharz- 
produkte  finden  zunächst  im  Lande  selbst  guten 
Absatz ;  man  nimmt  an,  daß  dadurch  den  ein- 
geführten bald  eine  fühlbare  Konkurrenz  erwächst, 
zumal  auch  die  Regierung  der  neuen. Industrie 
lebhaftes  Interesse  entgegenbringt  und  somit 
deren  Entwicklungsfähigkeit  sichert. 

Ueber  die  Eigenschaften  'des-  kidisohen 
Ter^^entins,  sowie  des  daraus  gewonnenen-  Oelee 
und  Harzes  berichten  Schimmelt  Cbrin  ihrem 
Oktoberbericht  1905,  S:  67  wie  folgt :  «Während 
die  früher  von  Armstrong  untersuchten  Burma- 
Terpentinöle  von  Pinus  Khasya  und  P.  Merkusii, 
die  dem  amerikanischen  und  französischen  Ter- 
pentinöle gleichwertig  sein  sollteo.  für  den 
Handel  keine  besondere  Bedeutung  erlangt  haben, 
scheint  dem  neuerdings  von  Pinus  longifolia 
Roxb,  gewonnenen  Terpentin,  der  eine  Ausbeute 
von  72  bis  77  pGt  Harz  14  bis  18  pOt  Oel 
liefert,  ein  besseres  Schicksal  bevorzustehen. 

Frank  Rabak,  welcher  sich  in  jüngsfter  Zeit 
mit  der  Untersuchung  vonKonif  erenharzprodukten 
beschäftigt,  gibt  an  (Pharm.  Heview  23  [1905], 
229),  daß  der  indische  Terpentin  weiß,  undurch- 
sichtig, und  von  sehr  klebriger,  kömiger  Be- 
schaffenheit ist,  welch  letztere  wahrscheinlich 
durch  ausgeschiedene  Harzsäurekristalle  bedingt 
wird.  Der  terpentinartige  Geruch  ist  eigen- 
artig angenehm,  etwas  an  limonen  erinnernd. 
Bei  der  Destillation  mittels  Wasserdampf  erhielt 
Rabak  18,5  pCt  ätherisches  Oel,.  das  neben 
charakteristischem  Pinnengeruch  auch  den  von 
Limonen  erkennen  ließ.  Der  Terpöntiii  hatte 
folgende  Eigenschaften:  spez.  Qewioht  0,990, 
optische  Drehung  —  7o  42',  Säurezahl  129, 
Esterzahi  11  und  Yerseifungszahl  140. 

Die  Eigenschaften  des  daraas  destillierten 
Oeles  waren:  spez.  Gewicht  0,866,  optische 
DrehuQg  -f  2^  48'.  Bei  der  fraktionierten 
Destillation  des  Oeles  wurden  folgende  Besul- 
täte  erhalten: 


1.  Fraktion  165'>  bis  170^  =  56  pGt  mit  der  Drehung  —  2« 

2.  «        170»   «    170»  =  20    r       «       «        «  +  29  48* 

3.  «        1760   €    1750  =    9    c       t       .        «  _|_  öo  50' 

4.  «        180*  u.  höher  =  15    «      «      «        €  +18»  12'. 


Die  Untersuchung  des  (vom  Oel  befreiten) 
Harzes  ergab  nach  Rabak:  optische  Drehung 
der  lOproc.  Lösung  im  100  mm-Rohr  —1«  10', 


Siurezahl  142,  Esterzahl   13  und  Yerseifungs- 
zahl 155.»  Wgl, 


325 


£ine  eigentumlione  Bilauiig  von 

Wnndkork  in  der  Wurzel  von 

Althaea  offlcinalis 

beobaditete  Harttmch,  indem  er  nicht  ge- 
rade selten  an  einzelnen  Stücken  innerhalb 
des  Gambinm  kleine  dunkle  Flecke  ohne 
regelmäßige  Anordnung  fand.  Auf  dem 
Qüersohnitt  unter  dem  Mikroskope  zeigte 
es  sieh;  daß  diese  Flecke  durch  Gefäße  und 
TraoheXden  gebildet  werden ;  welche  mit 
einem  Eorkmantel  umgeben  sind.  Teil- 
weise ist  der  Eorkmantel  auch  noch  auf 
einer  Seite  offen  und  oftmals  sind  die  Gefäße 
mit  einer  braunen  Masse,  Wundgummi; 
erfftllt.  Aehnliches  beobachtete  Harttaich 
audi  an  Meerzwiebeln  (Archiv  der  Pharm. 
1889;  585).  Daß  es  sich  in  beiden  Fällen 
um  diie  Bildung  von  Wundkork  handelt;  ist 
zweifellos;  da  Verfasser  das  Auftreten  der 
vorher  nicht  vorhandenen  Wundkorkmäntel 
an  verletzten  bezw.  durchschnittenen  Meer- 
zwiebeln verfolgen  konnte.  Diese  Rork- 
bildnng  an  einer  Wunde  hat  einen  doppelten 
Zweck;  einmal  soll  die  durch  die  Wunde 
zu  hoch  gestdgerte  Transpiration  (vergl. 
Stichy  Flora  1891;  8;  verhfltet  werden  und 
weiter  soll  die  Ausbreitung  von  Zersetzungen 
und  Fäulnisvorgängen  In  die  Wunde  hinein 
verhindert  werden.  Warum  jedoch  immer 
nur  einige  und  nicht  alle  Gefäßgruppen  bei 
Verletzungen  der  Wurzel  von  Althaea  sich 
mit  Kork   umgebeu;  läßt  sich  nicht  sagen. 

Schtoeix.   Wochensehr.  f.  Ch^m.  u.  Pharm. 
1906,  137.  J.  K. 


Für  die  Wertbestimmung 

der  Ealabarbohnen  und  des 

Kalabarbohnenextraktes 

schlägt  Beckuris  folgende  Methode  vor:  20  g 
Semen  Galabar.  pulv.  werden  mit  120  g 
Aether  flbergosseu;  dann  mit  10  ccm  einer 
lOproc.  Losung  von  Kaliumbikarbonatlösung 
versetzt  und  unter  häufigem  Umsehütteln 
3  Stunden  hmgestellt.  Darauf  werden  90  g 
der  ätherischen  Lösung  (=  15  g  Bohnen) 
abfiltriert;  der  Aether  zur  Hälfte  abdestilliert; 
der  Rfickstand  mit  10  g  Petroläther  ver- 
setzt (um  die  Emnlsionsbildung  zu  vermeiden) 
und  erst  mit  10  ccm  und  dann  noch  drei- 
mal mit  je  5  ecm  Y^o'^oi^^'S^^^^^i*^ 
ausgeschüttelt.  Die  vereinigten  Salzsäuren 
AusBchQttelungen   werden  mit  45  g  Aether 


übergössen;  mit  10  ecm  Kaliumbikarbonat- 
lösung  (lOproc.)  versetzt  und  kräftig  durch- 
geschüttelt 30  g  der  ätherischen  Lösung 
(=   10  g   Bohnen)    werden    mit    10    ecm 

Vioo-^of°>^'S^^^f^;  20  ccm  Wasser  und 
5  Tropfen  Jodeoeinlösung  verletzt  und  der 
Ueberschuß  der  Säure  mit  Yioq- Normal- 
Natronlauge  zurücktitriert  Im  Extrakt 
wird  das  Alkaloid  in  analoger  Weise  be- 
stimmt; nachdem  man  3  g  des  Extraktes  in 
10  g  Alkohol  45proc.)  gelöiit  hat  Das 
Kalabarin  wird;  weil  in  Aether  unlöslich;  bei 
dieser  Methode  nicht  mitbestimmt  Während 
der  einzelnen  Phasen  macht  sich  jedoch 
häufig  schon  eine  Rotfärbung  bemerkbar; 
wodurch  eine  teilweise  Zersetzung  des 
Alkaloides  angedeutet  wird.  ./.  K, 

Äpoth.-Ztg,  1905,  670. 

Einen  neuen  kristallisierten 
Körper  aus  der  KolanuB 

hat  Ooris  dargestellt  und  Kolatin  ge- 
nannt Dieser  Stoff  ist  völlig  versdiieden 
vom  KnebeFBiciieia  Kolanin;  schmilzt  bei 
150^  C  unter  Verharzung  und  ist  zu  etwa 
0;3  bis  0;4  pCt  in  der  frischen  Kolanuß 
vorhanden.  Kolatin  löst  sich  ziemlidi  leicht 
in  Wasser;  leichter  noch  in  Alkohol;  Aceton 
und  Essigäther;  es  ist  dagegen  in  Aether 
schwer  löslich  und  in  Chloroform  selbst  beim 
Kochen  unlöslich.  Durch  Schwefelsäure  er- 
folgt Zersetzung  in  Glykose  und  einen 
phenolartigen  Körper;  der  sich  mit  Eisen- 
chlorid grün  und  mit  Ammoniak  gelblichrot 
färbt  J.  K. 

Schweix.  Woehensehr.  f,  Ghem.  u.  Pharm. 
:     1906,  58. 

Der  Zellkern  der  Cyanophyceen. 

Die  Cyanophyceen  besitzen  nach  neueren 
Forschungen  Fischer'»  keinen  dgentlichen 
KerU;  während  Bütschü  und  OUve  einen 
dem  Kern  homologen  zentralen  Körper  an- 
nehmen. Neuere  Mitteilungen  von  Quülier' 
mond  befassen  sich  wieder  mit  der  viel- 
umstrittenen Frage  der  Kemorganisation 
dieser  niederen  Algengruppe.  Er  kommt  zu 
dem  Schlüsse;  daß  die  Cyanophyceen  keinen 
wirklichen  Kern  besitzen;  aber  ein  den  Kern 
ersetzendes  chromatisches  (färbbares)  Reti- 
culum;  das  dem  entspricht;  was  die  Zoologen 

chromidiales  System  nennen.  ^del. 

GentraW.  f,  Bakteriol,  1905,  IL  Abt.,  XV,  755. 


$2G 


Therape«ti«ohe  MittfiMinigM 


Peptobrom  *  Blgon  bei 
Erbrechen. 

Die  von  der  Chemischen  Fabrik  A^-0. 
K,  Dieterich  in  Helfenberg  dargestellte  und 
unter  dem  Namen  Peptobrom-Eigon  in  den 
Handel  gebrachte  Peptobromverbindung  stellt 
ein  graugrünliches  feines  Pulver  dar,  das 
nach  Angaben  von  Dr.  K.  Dieterich  etwa 
1 1  pCt  fest  an  Eiweiß  gebundenes  Brom  ent- 
hält; einen  schwach  leimartigen  Geschmack 
und  Geruch  besitzt  und  an  der  Luft  zu 
einer  dunkelbraunen  Masse  zerfließt,  sodaß 
seine  Anwendung  in  Pulverform  nicht  tun- 
lich  ist.  Bei  der  kalten  Lösung  scheint  der 
etwas  salzig  -  säuerliche  Geschmack  nur 
wenig  hervorzutreten ,  gleichzeitig  wird 
derselbe  nach  Natcberfs  Beobachtungen 
noch  durch  das  Qlyeerin  etwas  verdeckt. 
Andere  GeeohsiackskorriifeBtieB  zuzufügen, 
ist  daher  nieht  ndtig.  Bei  großer  Empfind- 
lichkeit läßt  sieh  jedoch  der  Geschmaek 
leidit  Terdecken  durch  einige  Tropfen 
PfefferminoÖl  und  sehr  gut  auch  dnroh 
Pomeranzansfrap  (10  pG^.  Nüubert  in 
Burkhardtowatde  hat  das  Präparat  b  ver- 
sehiedenartigen  Fällen  von  ErbreoheD  mit 
guter  Wirkung  angewandt,  welehe  dem  be^ 
rohigenden  Erfolg  anderer  bekannter  Mittel 
gleick  war;  beronders  fiel  ihm  dieser  Erfolg 
auf  bei  3  Kranken  mit  Magenkarsinom,  bei 
denen  das  Erbrechen  so  stark  Im  Vorder- 
gründe stand;  daß  fast  alle  tiienipentisehen 
Hiilamittel  zur  Bekämpfung  dieses  qualvollen 
Symptoms  vergeblich  herangezogen  worden 
waren.  In  allen  Fällen  wurde  das  Präparat 
in  einer  Lösung  von  5  g  auf  140  g  Wasser 
mit  10  g  Qlycerinznsatz,  mehrmals  täglich 
dn  Eßlöffel  voU,  gegeben,  wie  sich  zeigte 
mit  symptomatisdi  gutem  Erfolge.    A.  Rn. 

Thm-.  d.  Gegmto.  1905,  Nr.  12. 


Magnesiumperhydrol 
Merok 

ist  ein  1 5  proc.  Magnesiumperoxyd,  das  sich 
bei  der  Behandlung  der  Gicht  und  anderer 
Formen  der  harnsauren  Diathese  aus- 
gezeichnet bewährt  hat. 

Jäger  sah  haselnußgroße  Knoten  sich  er- 
weichen und  bald  auch  völlig  verschwinden, 
die  Harnsäure  im  Harn  stieg  von  0,23  pro- 


f:  i;h: 


#  •  •  •  ■ 

müle  bis  auf  1,1,  promille, ;  di^  Patienten 
wurden  und  blieben  bisher  bescbwerde&ei. 
Besonders  bemerkenswert  Ist  ein  Fall  von 
einem  seit  20  Jahren  bei  ^ner  Sljäl^rigeu 
Patientin  bestehenden  Ulcus  oniriS;  das  vom 
Knie  bis  zu  den  ?ehen  reichte  und  an  einer 
Stelle  nur  eine  fingerbreite  HautbrQcke  zu- 
ließ. Amyloid  der  Milz  und  der  Leber, 
Harn  spärlich,  schlammig,  aadiaft  stinkend, 
Wundsekret  selbst  stark  nach  Harn  riechend, 
heftige  Schmerzen  im  kranken  Bein,  im 
Leib  und  im  Kopf.  Die  Verordnung  lautete : 
Magnesiumperhydrol  (Merclj  10  g  und 
Milchzucker  zu  50  g;  3  mal  täglich  1  ge- 
strichener Kaffeelöffel  in  Milch  zu  einem  Brei 
verrührt  zu  nehmen.  Nach  8  Tagen  war 
der  Harn  normal,  es  bestanden  keine 
Schmerzen  mehr,  Milz  und  Leber  fflhlten 
sich  etwas  weicher  an,  die  Wunde  sonderte 
nicht  mehr  so  stark  ab,  das  Oedem  des 
kranken  Beines  war  fast  verschwunden,  nur 
die  elephantenhautartige  Yerdickung;  der  Haut 
am  Fuße  bestand  noch  fort  A.  Rn. 

AcrxtL  Mitteilungen  1905,  Nr,  36. 

Atropin  -  Veirgiftung   bei  äu0er- 
licher  Anwendung. 

Matthews  in  Loadoa  berieMet  von  zwei 
gdegsntlioben  Belhdonna-  bezw.  AliN>pin^ 
Vei^ftungea. 

Bin  53  jähriger  Mann  legte  sieh  eines 
Abends  wegen  Rheumatismus  ein  recht 
großes  offizinelles  (englisches)  Belladonna- 
Pflaster  auf  den  RÜeken.  Vorher  %aUe  er 
sich  mit  irgead. einem  Lnimeat  eingetieliwi, 
doch  scheint  dt^Haut  nvf^i  verletzt  iforden 
zu  sein.  Am  nächsten  Mprgeii  war  der 
Kranke  in  einem  Zustande  unverkennbar^ 
Aufregung,  Pupülen  stark  erweitert,  Racbezy 
Schleimhaut  gerötet  und.  trocken..  Kaeb 
wenigen  Tagen  vergingen  alle  Symptome.. 

Der  zweite  Fall  betraf  einen'  63  jährigen 
Mann,  welcher  wegen  Hautausßohlag.  am 
Gesäß  eine  Atropinsalbe  .(O/ii  g  :  29  g) 
aufgelegt  hatte.  Nach  einten  Senden 
traten  ähnliche  ErsdieinuQgeo ,  wie  bei  dem 
ersten  Falle  auf  und  daneben  Harnyerhalt- 
ung.  Im  Laufe  eines  Tages  vergii^eai  die 
Vergiftungserscheinungen,   ,  A.  Rn. 

Lameet  1905,  iö.  Mära. 


327 


Phcrtogpaphisohe  Mitteilungen. 


Photographien  auf  Elfenbein  zu 

übertragen. 

Man  bedient  sich  hierzn  am  besten  des 
im  Handel  befindlichen  abziehbaren  Celloidm- 
papien.  Nach  dem  Wftssem  legt  man  die 
Kopie  in  eine  Sehale  mit  heißem  Wasser. 
Dadurch  schwimmt  die  Schicht  ab,  bleibt 
aber  im  Wasser^  bis  sich  dasselbe  abgekühlt 
hat.  Die  Elfenbeinplatte  wird  dann  unter 
die  schwimmende  Schicht  geschoben  und 
diese  so  vorsichtig  darauf  aufgefangen,  daß 
sie  sich  glatt  an  die  Fläche  anlegt  Sie 
trocknet  ohne  weiteres  Zutun  fest  an.  Die 
Elfenbeinplatte  muß  vor  dem  Auffangen  der 
Schicht  mit  einer  5  proc.  Oelatinelösung 
Dberstridien  werden  und  getrocknet  sein. 

Bm. 


BromsUber  *  Bilder  als 

Hygrometer. 

Die  Eigenschaft  des  Chlorkobalts,  je  nach 
dem  Feuchtigkeitsgehalt  der  Luft  Farb- 
Underung  zwischen  Rot  und  Blau  zu  zeigen, 
wird  bekanntlich  bei  der  Herstellung  von 
Papierfiguren,  Bildern  usw.  zu  Zimmer- 
Hygrometern  benutzt  Sehr  gut  lassen  sich 
ffir  diesen  Zweck  auch  Bromsilberbilder  bo- 
nutzen,  welche  man  auf  der  Bildseite  mit 
folgender  Gelatinemischung  überzieht:  In 
40  ecm  Wasser  werden  3  g  Gelatine  ge- 
ltet und  1  g  Ghlorkobalt  sowie  10  Tropfen 
wasserfreies  Glycerin  zugefügt 

Das  Aufgießen  der  Mischung  geschieht  in 
der  Weise,  daß  man  das  auf  Karton  auf- 
gezogene Bild  mit  Reißzwecken  auf  ein 
Brettchen  befestigt  und  nun  die  Gelatine- 
lOenng  wie  Kollodium  oder  Negativlack  auf- 
gießt; man  lasse  jedoch  nicht  zu  viel  ab- 
laufen. Danach  legt  man  das  Bild  mit  dem 
Aufguß  wagrecht,  bis  letzterer  erstarrt  ist 
und  Stent  es  zum  Trocknen  an  einen  mäßig 
warmen  Ort 

Ate  Bilder  dgnen  sich  am  besten  Land- 
schaften, Parkansiehten  mit  Gebäuden  und 
mit  vielem  wolkenlosen  Himmel  und  Wasser. 
Ist  der  Ton  der  Bilder  bräunlich  gehalten 
(durch  Entwicklung  oder  Tonung\  so  er- 
geben sidi  durch  die  Mischung  dieses  röt- 
lichen Grundtons  mit  der  wedisehiden  Farbe 
des  Aufgusses  prächtige  Farbentöne,  die  die 


ganze  Skala  zwischen  Sommergrttn,  Himmel- 
blau und  herbstlicher  Stimmung  durch- 
laufen. 

Wunderhübsche  Effekte  werden  erzielt, 
wenn  man  einen  großen  Teil  des  Vorder- 
grundes und  etwa  vorhandene  Ziegeldächer 
von  Gebäuden  entsprechend  koloriert,  bei 
Himmel,  Wasser  und  Femsicht  dagegen 
die  Chlorkobaltschicht  unberührt  läßt ;  durch 
die  wechselnde  Färbung  der  letzteren,  ent- 
sprechend dem  jeweiligen  Feuchtigkeitsgehalte 
der  Luft,  entstehen  außerordentiich  duftige 
Stimmungsbilder. 

Solche    Bilder    eignen   sich    sehr   gut  zu 
Geschenken  und  erfüllen  zugleich  noch  ihren  » 
Zweck    als     Zimmer-Hygrometer    ganz    be- 
friedigend,   wobei    blaue    Färbung    trockne 
und  rote  feuchte  Luft  anzeigt.  Bm. 

*Das  Bild*^  MoncUsschr.  f.  photogr.  u.  kcUatyp. 
Bildhunst,  1.  Jahrg.,  Heft  10.). 


ZüDdstreifen  für  Blitzpulver 

sind  sehr  bequem,  weil  sie  an  jedem  Ort 
ohne  besondere  Vorrichtung  zur  Entzündung 
des  BUtzpulvers  verwendet  werden  können. 
Man  stellt  sie  sich  auf  einfachste  Weise  da- 
durch her,  daß  man  Fließpapier  10  Minuten 
lang  in  eine  Lösung  von  1  Teil  Kalium- 
chlorat,  10  Teilen  Kalisalpeter  in  70  Teilen 
warmen  destilUerten  Wassers  bringt,  darauf 
trocknet  und  in  etwa  1  cm  breite  und 
10  cm  lange  Streifen  schneidet  Bm. 


Jod-Verstärker 

soll  nach  «Apollo»  ebensogut  wie  der  gif^ 
ige  Sublimat- Verstärker  arbeiten.  Er  wird 
folgendermaßen  bereitet:  Man  setzt  eme 
Vorratslösung  von  100  ccm  Wasser,  2  g 
Jodkalium  und  1  g  Jod  an.  Zum  Gebrauch 
mischt  man  2  ccm  von  dieser  Lösung  mit 
100  ccm  Wasser  und  legt  das  Negativ 
hinein,  bis  es  vollständig  gelb  geworden  ist 
Daraul  wird  gewässert  bis  das  ablaufende 
Wasser  nicht  mehr  gelb  erseheint  Alsdann 
übergießt  man  das  Negativ  mit  einer  Iproc. 
Lösung  von  Schlippe'wAkem  Salz,  der  man 
einige  Tropfen  Aetznatron  beifügt.  Das 
Negativ  erhält  einen  schönen  braunen  Ton 
und  wirkt  nicht  hart.  Bm. 


328 


Verschiedene  Mitteilungen. 


Einen  neuen  Klebstoff 

stellt  man  naoh  dem  Medico-tecbn.  Jonrn. 
dar,  indem  man  eine  Gerbstofflösnng,  die 
dnixsh  Anskoehen  gerbstoffhaltiger  Pflanzen- 
teile  erhalten  werden  kann,  mit  Ealkwasser 
80  lange  versetzt,  bis  kein  Niederschlag  mehr 
entsteht.  Der  Niedeisohlag  wird  dnrch 
Dekantieren  von  der  Flüssigkeit  getrennt 
und  mittels  Dnrohleitens  eines  Lnftstromes 
bei  gewOhnlldier  W&rme  getrocknet  Dieses 
gerbsaure  Caldnm  wird  dann  mit  Kftsestoff 
1:1  bis  1 :  10  gemischt  nnd  das  Gemisch 
gepulvert.  Zum  Gebranch  wird  dieses  Pulver 
mit  Wasser  zur  erforderlichen  Dicke  ange- 
rührt.    H.  M. 

Conious-Flasohen. 

Unter  dieser  Bezeidmung  werden  auf 
Veranhissung  von  Apother  Feldtmann  von 
den  Glashüttenwerken  von  Poncet,  Berlin, 
sechseckige,  konisch  geformte,  weithalsige 
Glasstopfenflaschen  in  den  Handel  gebracht, 
die  insbesondere  zur  Aufnahme  vonlnjektions- 
flfissigkeiten  gegen  Gonorrhoe  dienen  sollen. 
Ihr  Ghisstopfen  ist  gleichfalls  konisch  aus- 
gehöhlt, so  daß  aus  ihm  die  Flüssigkeit  in 
die  Spritze  aufgesaugt  werden  kann;  (den 
Rest  wird  man  am  besten  wegschütten! 
Der  Ref.)  Der  Hohlstopfen  kann  auch 
dazu  benützt  werden,  um  in  ihm  Rachen- 
nnd  Augenpinsel  jnit  den  betreffenden  Lös- 
ungen anzufeuchten.  Die  konische  Form 
der  Flasche   erleichtert  ihre   Reinigung  un- 

gemem.  P. 

Äpoth,'Ztg.  1906,  93. 


Venusin-Toilettefluid. 

2,2  Teile  Essigftther,  1  Teil  allerfeinster 
Rum  und  1,5  Teil  Kognak  läßt  man  3  bis 
4  Monate  lang  in  einem  Gefäß,  das  einige 
Zentimeter  hoch  mit  Kochsalz  gefüllt  ist, 
stehen.  Alsdann  wird  das  Gemenge  abge- 
gossen, innig  mit  300  Teilen  feinst  rekti- 
fiziertem Alkohol  gemischt  und  das  Ganze 
alsdann  durch  ein  Asbestfilter  filtriert 

Pharm,  Ztg,  1905,  541.  -<*— 


Zur  Beseitigung  des  Holz-  und 
Modergeruches 

in  Kftsten  und  Holzgefäfien  bestreicht  man 
nach  Nat  Drugg.  1906,  46  deren  Ober- 
fläche mit  einer  Mischung  von: 

100  g  Essigäther, 

6  g  Formaldehydlösung, 

4  g  Phenol, 

60  g  Eukalyptusblättertinktnr 

und  stellt  ue  dann  in  freier  Luft  an  die 
Sonne.  H.  M. 

Das  Delphinfilter 

besteht  nach  Prag.  Med.  Wochensehr.  1905, 
Nr.  44  dann,  daß  das  Leitungswasser  durch 
eme  Reihe  von  vier  Stemfilterzylindem  ge- 
leitet wird.  Von  Rotky  ausgeftthrte  bak- 
teriologische Untersuchungen  ergaben,  daft 
durch  die  Filtration  das  Wasser  kristaüklar 
und  auch  die  Keimzahl  des  Wassera  auf 
ein  Minimum  herabgesetzt  wird.       H,  M. 


Die   wichtigsten  Handelssorten  der  Drogen 

(unter  spezieller  Berttckgichtigang  der  Vorschriften  des  D.  A.-B.  IV) 

einsohlieBlioh  einiger 
Oewürze,  OenuBmittel  und  ätherischer  Oele. 

Von  Dr.  6.  Weigel  in  Hamburg. 

Von  dieser  in  den  Nr.  46  bis  52  (1904)  der  Pharmaceutisohen  Gentnühalle  abgedmokta» 
Arbeit  sind  Sonderabdrüoike  angefertigt  worden,  die  mit  starkem  Ümsdüag  yersehen  sind,  um 
für  den  häufigen  Oebranch  im  Geschäft  geeignet  zu  sein.  Dieselben  weiden  gocen  Yoifaer- 
einsendnng  des  Betrages  Yon  80  P^.  Yon  der  Gesohäftsstelle  der  Fharmaoeatisohen  Gentndhalle, 
Dresden-A.,  21,  Sohandanerstraße  43,  versendet 

Yerleger:  Dr.  A.  8«hBelder,  DroMlen  und  Dr.  P.  StA,  Draadan-BlMowiti. 
YexBBtwcrtlldMr  Letter:  Dr.  P.  Slfi»  in  DrwdUn-BlaMwfti. 
Jm  BuoUuHidal  dnrcli  Jnlini  Springer,  Bvlin  N..  Maabifoaolflli  8. 
Druk  TOB  Vr.  Tittel  Vnekf  olger  (Knnntb   ft  Mnklo)  i&Dneden. 


Pharmaceutische  Centralhalle 

<"'  für  Deutschland. 

Herausgegeben  yod  Dr.  A.  Schneider  und  Dr.  P.  Sflss. 


mtm  ■ 


Zeitschrift  für  TiisseuBcliftftliclie  und  geBcbäftliche  Interessen 

der  Pharmacie. 

Gegründet  von'Br.  Hermaim  Hager  im  Jahre  1859. 

Erscheint  jeden  Donnerstag. 

Bezugspreis  vierteljährlicli:  dnrch  Buchhandel  oder  Post  2,50  Mk.,  durch  Geschäfts- 
stelle im  Inland  3,—  Mk.,  Ausland  3,50  Mk.  —  Einzelne  Nunmiem  30  Pf. 

Anzeigen:  die  einmal  gespaltene  Elein-Zeile  30.  Pf.,  bei  größeren  Anzeigen  oder  Wieder- 
holungen PreisermäHigung. 

Leiter  der  \  Dr.  Alfred  Schneider,  Dresden-A.  21;  Schandauer  Str.  43. 
Zeitsehrilt:  J  Dr.  Paul  Süß,  Dresden-Blasewitz;  Oostav  Freytag-Str.  7. 

GesehMftsstelle:  Dresden-A.  21 ;  Schandauer  Straße  43. 


Min. 


Dresden,  26.  April  1906. 


Der  neuen  Folge  XXVII.  Jahrgang. 


xLvn* 

Jahrgang. 


Inhalt :  Ck«mle  «nd  Pkarmaele:  System  der  Sekrete.  ^  Zwei  neue  Aconitum-Alkaloide.  —  Reisdiat.  —  Spalt- 
ung des  Thebaln  durch  Benxoylchlorid.  —  Neue  Arzneimittel.  —  Bensaldehyd.  —  Trockenes  Jod-Catgnt.  -^  Phar- 
maseii tische  Spezialitäten.  —  Auslegung  pharmaseuüscher  Genetse.  —  Oleum  dnereum.  —  Pasta  emulslra.  — 
Alkalfslerte  Buttennüch.  —  Einstellung  Ton  NOTmalsIuren  ffir  MaUanalyse.  —  Spermatozotanaehireis.  NläiramM- 
Bittel-Ckeiiii«.    ^    Tk«nu»eiitiseke    MitteUaBcen.  —    Tcekaiscke  Mitteiiniicen.    —   PkotoKnpkiseh« 

Mittollviigcn.  —  yenckledene  Mittoüvnsen.   —  Brief^euitel. 


Chemie  und  Pharmame. 


System  der  Sekrete. 

Von  A.  Tschirch. 

Da  nunmehr  die  überwiegende  Mehr- 
zahl wenigstens  der  wichtigsten  Harze 
einer  vergleichenden  Untersuchung  unter- 
worfen worden  ist,  läßt  sich  jetzt  ein 
Ueberblick  gewinnen.  Wir  können  ein- 
mal Umschau  und  Rückschau  halten. 
Während  ich  in  der  ersten  Auflage 
meines  Buches  «Harze  und  Harzbehälter» 
nur  eine  ungefähre  und  vorläufige  Ueber- 
sicht  aber  die  Sekrete  geben  konnte, 
kann  ich  jetzt  ein  System  vorlegen,  das 
jedem  der  besonders  in  betracht  fallen- 
den Sekrete  seinen  Platz  anweist.  Das 
System ,  das  weit  über  200  Sekrete 
umfaßt,  ist  schon  vor  einigen  Jahren 
entworfen  worden.  Ich  habe  es  dann 
fortlaufend  kontrolliert,  ergänzt  und 
berichtigt  Es  stellt  also  ungefähr  den 
derzeitigen  Stand  unserer  Kenntnisse  dar. 
Daß  dieselben  im  Einzelneu  noch  sehr 


lückenhaft  sind  —  wer  wollte  es  be- 
streiten! Doch,  glaube  ich,  ist  das 
so  interessante  Gebiet  der  Sekrete  nun- 
mehr erschlossen  und  ich  rufe  allen 
Phytochemikern  zu:  Introite,  nam  et 
hie  dii  sunt! 

Das  oberste  Einteilungsprinzip  ist  ein 
chemisches.  Es  ist  von  der  hauptsäch- 
lichen, den  Charakter  der  Sekretes  be- 
dingenden Substanz  abgeleitet.  Als 
weiteres  Einteilungsprinzip  ist  dann  die 
botanische  Zugehörigkeit  benutzt  worden. 
Denn  es  unterliegt  keinem  Zweifel,  daß 
botanische  Verwandtschaft  sehr  oft  mit 
chemischer  Aehnlichkeit  gepaart  ist. 
So  wird  das  hier  mitgeteUte  System 
unbeschadet  seiner  praktischen  Brauch- 
barkeit zu  einem  pflanzenphysiologischen. 

Bezüglich  der  einzelnen  Sekrete  muß 
ich  auf  die  im  Druck  befindliche  zweite 
Auflage  meines  Buches  c  Harze  und 
Harzbehälter»  verweisen. 


330 


A)  ReBinotannol- oder  Tannolharze^ 
Resinharze^  die  Tannolresine  der 
BenzoSsäure-  oder  Zimtsäuregruppe 
(seltener  ReBinolreone)  enthalten: 

I.  Benzharze^   Eehte   Harze,  die   kein 
Oummi  enthalten. 

1.  Benzog: 

a)  SumatrabenzoS. 

b)  SiambenzoS. 

o)  PenangbenzoS. 

d)  PalembangbenzoS. 

e)  Brasilianiache  Benzol. 

2.  Harz  von  Styrax  offioinaÜB. 
Anhang:  Balssüno  di  Gnapilla. 

3.  Pernbalsam. 

a)  der    dnreh    Schwelen     erhaltene 
Balsam  (Handelsbalsam). 

b)  der  freiwillig  aas  der  Rinde  aus- 
tretende Balsam. 

c)  Resina  de  oasoa  (nnd  da  serradura) 
de  Oleo  vermelho. 

Anhang:  Weißer  Pernbalsam^). 

4.  Tolubalsam. 

5.  Acaroid. 

a)  Gelbes  Acaroid. 

b)  Rotes  Acaroid. 

c)  Andere  Acaroidsorten. 

6.  Palmendrachenblut  nnd  andere 
Drachenblutsorten. 

7.  Aiogharz. 

a)  ZimtBäurealoreeinotannolester. 
a)  BarbadosaloS. 

ß)  Gura^aoaloö. 

b)  Paracumarsäurealoresinotannol- 
eeter. 

a)  GapaloS. 
ß)  Ugandaaloä. 
y)  Sansibaralog. 
S)  Natalaloe. 
e)  JaferabadaloS. 

Anhang:  Resinohresine  an  Stelle  der  Tannol- 
resine enthaltend^): 

8.  Styrax. 

a)  Orientalischer  Styrax. 

b)  Amerikanischer  Stjrrax^Sweetgnm. 

c)  Harze  von  Attingia  excelsa. 


1)  Gehört  eigentlich  zu  den  Besenharzen,  hier 
den  anderen  Myroxylon-Sekreten  angehängt 

^  Event  auch  den  Tannolresinen  als  beson- 
dere Gruppe  gegenüberzustellen.  Hier  wegen 
der  vielfachen  Beziehungen  zu  den  Benzharzen 
diesen  angehängt. 


a)  Rasamalaharz. 
/?)  Burmese  Styrax. 

d)  Harz  von  Liquidambar  tricnspis. 

e)  Hondurasbalsam. 
t)  Fossiler  Styrax. 

n.  Umbelliferenharze,  Gummiharze, 
die  auch  eine  Gummase  enthalten. 

1.  Ammoniacnm. 

Anhang:  Maroccanisches  Ammoniacnm. 

2.  Galbannm. 

3.  Laretiaharz. 

4.  Sagapen. 

5.  Asa  foetida. 

a)  Hingra-Asa. 

b)  Bombay- Asa. 

c)  Eandaharee  Hmg. 

d)  Abushaharee  Hing. 

6.  Umba-Opopanax. 

7.  Bolaxgummi. 

Anhang:  Araliaceenharze. 

B)   Resenharze^    enthalten    Resene    als 
charakteristische  Bestandteile. 

I.  Burseraceenharze. 
a)  Gummiharze. 

1.  Myrrha. 

a)  Heerabol-Myrrha. 

b)  Bisabol-Myrrha. 

c)  Arabische  Myrrha. 

d)  Persische  Myrrha. 

e)  Deutsch-Ostafrikanische  Gommi- 
phoraharze. 

2.  Bnrsa-Opopanax. 

3.  Bdellinm. 

4.  Olibanum. 

5.  Tacamahac  (ex  parte,  d.  h. 
soweit  den  Charakter  von  Onnuni- 
harzen  tragend). 

IS)  Echte  Harze^). 

6.  Elemi,  die  «echten»  Elemis, 
oder  Elemis  in  engerem  Snne, 
enthalten  alle  Amyrin^). 

a)  Manüa-Elemi,  hartes  u.  weiches.* 

b)  Afrikanischee  ElemL* 

c)  Mauritius-Elemi.* 

d)  Andere  Ganariumharze.* 

e)  Brasilianisches  Protinmelemi  (Ai- 
messega).* 


s)  Als  echte  Harze  werden  hier  die  gummi- 
freien bezeichnet,  der  Ausdruck  steht  also  im 
Gegensatz  zu  dem  Gummiharzausdraok. 

^)  Die  Sorten,  in  denen  Amyrin  bis  jetzt 
nachgewiesen  wurde,  sind  mit  einem  *  versehen. 


331 


f)  Oarieari-Elemi.* 

g)  Ganuia-Elemi.* 

h)  Tacamahae-Elemi  von  den  Phi- 
lippinen.* 

i)  Westind.  Taoamahao  (bez.  als 
von  Elaphrinm  tomentosam).* 

k)  OstafrikaniBeheB  Taeamahao.* 

1)  Bonrbon  -  Taoamahac    (Marien- 
bateam).* 
m)  Onyana-Taeamahac    oder    G.- 
Elemi  (bez.  ate  von  Myroden- 
dron  amplexieanle).* 

n)  Gommartbarz  von  Gonadelonpe 
(vielleieht  von  Bnnera  gnmmi- 
fera).* 

o)  R^onion-Tacainahae  (bez.  als 
vonCalophyllam  Taoamahaca).* 

p)  Columbischee  Tacamahao. 

q)  Gayenne-Weihraaeh. 

r;  Gonimaharz  (Hyawagnmmi). 

s)  Aconohinibateam. 

t)  Batoamo  di  dontan. 

u)  Oeom^Elemi. 

v)  Tabonncoharz. 

w)  Ynoatanelemi  * 

x)  Mexikanisehes  (Veracrnz)  Elemi. 
Anhang:  Hnmiriabalsam. 

7.  Meeeabalsam. 

8.  Banme  de  cochon. 

n.  Anacardiaceenharze. 
a)  Echte  Harze. 

1.  Mastix. 

a)  Ghioe-Mastix. 

b)  Bombay-Mastix. 

e)  Nordafrikan.  Mastix. 
ä)  Amerikan.  Mastix. 

2.  Ghios-Terpentin. 
/O  Gummiharze. 

3.  Goma-Arehipin. 

III.  Dipteroearpeenharze. 

1.  Dipto-Dammar. 

2.  Saniharz. 

3.  Doonaharz. 

4.  Gnrjnnbalsam. 

a)  Balsam  des  Handete. 

b)  Balsam  von  Dipteroearpns  tnr- 
binatns. 

c)  Balsam  von  D.  tnbercnlatns. 

G)  ResinolsänreharzO;  enthalten  keine 
Ester,  sondern  vorwiegend  Harzsänren. 

I.  Coniferenbarze. 

a)  Recente  Goniferenharze. 


a)  Physiologische  Harze,  Harze  des 
primftren  Harzflnsses. 

1.  Sandarac 

t  Maroeoanischer  Sandarac. 
"t  Australischer  Sandarac. 
••ff  Harz  von   Gallitris    si- 
nensis. 

2.  Podocarpusharz. 

3.  Straßbarger  Terpentin. 

4.  Ganadischer  Terpentin. 

5.  Oregonbalsam. 

6.  Arancariaharze. 

/i)  Pathologische  Harze,   Harze  des 
sekundären  Harzflusses. 

A)  Pinusharze. 

1.  Französischer  Terpentin ,  Gali- 
pot  und  Barras. 

2.  Portugiesischer  Terpentin. 

3.  NordamerikanischerTerpentin 
und  Sarape. 

4.  Abietene. 

5.  OesterreichischerTerpentinund 
Schanbarz. 

6.  Ungarischer  Terpentin. 

7.  Karpathischer  Terpentin. 

8.  Das    Harz    von    Pinus  haleppensis 
(Griech.  Resmatweinharz). 

9.  Das  Harz  von  Pinus  sOvestris. 

10.  Das  Harz  von  Phius  Strobus. 

11.  Aceite  deAbeto  und  Ocote  Ter- 
pentin. 

12.  Das  Harz  von  Pinus  longifolia. 

13.  Assam-  und  Birma-Terpentin. 

14.  Japanischer    Terpentin    von    Pinus 
Thunbergi. 

B)  Harze  anderer  Goniferengattungen. 

15.  Fichtenharz. 

f  Jura-Terpentin. 

ff  Siebenbttrgisdies  Res.  Pini. 

fff  Schwarzwald-;  Voigtlftndisdies 

und  Thttringisches  Pech. 
ffff  Wald- Weihrauch. 
fffff  Wurzelpech. 

16.  Russisches  weißes  Pech. 

17.  Lftrchen-Terpentin. 

18.  Rimuharz. 

y)  Ueberwallungsharze. 
Anhang:   a)    Produkte   nachtrftglicher  Ver- 
arbeitung : 

1.  Golophonium  american.;  galli- 
cum;  austriacum  etc. 

2.  Terebinthina  cocta. 

3.  Wasserharz. 


332 


t 


t 


t 


t 


ß)  Ptodnkte  der  trockenen  Destil- 
lation. 

1.  Harzessenz  und  Harzöl. 

2.  Teere. 

b)  Recent  -  fossile   Goniferen- 
harze. 

Agatho-Oopale. 

1.  Eanrie-Oopal. 

2.  Manila-Gopal. 

c)  Fossile  Goniferenharze. 

1.  Bernstein, meistBemsteinsäare- 
eeter  enthaltend. 

f  Suocinit  (echter  Bernstein). 
ff  Mürber  Bernstein. 
ftt  Gedanit. 

t  Glessit 

f\  Stantienit 

tff  Beckerit. 

ffff  Sicilianischer  Bernstein 
(Simetit). 
IIIHIH   Rnmftn.Bemstein(Rü- 
mänit). 

2.  BernsteinfthnlicheHarze^), 
keine  Bemsteinsftnre  enthaltend; 
vielfach  schon  Umwandlongspro- 
dukte: 

Allingity  GopaUn,  Birmit,  Japan- 
ischer-, Sachalin-y  Libanon-^ 
Appenin-y  Spanischer,  Oali- 
zischer,  Mfthrischer,  Amerikan- 
ischer Bernstein,  Schranzit, 
Köflachit;  Neudorfit,  Muckit^ 
Enosmit,  Gedarit,  Ixolit,  Jan- 
lingit,  Geomyridt,  Oeocerit, 
Buccaramangit,  Ambrit,  Trin- 
kerit,  Tasmanit. 

3.  Andere  fossile  Goniferen- 
harze. Vorwiegend  nachträg- 
liche ümwandlnngsprodukte: 

Hartit,  Tekoretin,  Phylloretln, 
Hartin,  Koenleinit,  Koenlit, 
Fichtelit,  Xyloretin,  Scheereri^ 
Resinit,  Walckowit,  Siegborgit, 
Pyrorhetin,  Idriali^  Hofmannit, 
Rothomit,  Pianzit,  Bombicci^ 
Boehlederit  n.  andere. 
II.  Agaricnsharz. 


^)  Diese  Gruppen  gehören  nicht  eigentlich 
mehr  zu  den  Resinolsäureharzen,  sondern  es 
sind  meist  nachträgliche  Ümwandlungsprodukte 
derselben.  Doch  mögen  sie  hier  angereiht 
werden. 


in.  Gaesalpinioideenharze. 

1.  Die  editen  Gopale. 

A)  Ostafrikanische  Gopale:  Trachy- 
lobo-Gopale  (von  Trachylobinm- 
arten). 

a)  Sansibar-Gopal. 

b)  Mosambiqne-Gopal. 

c)  Madagasoar-Gopal. 

d)  Inhambane-Gopal. 

e)  DentBch-Gstafrikaniscber  Gopal. 

B)  Weetafrikanische  Gopale:  Co- 
paibo-Gopale  (wohl  von  Go- 
paiba  und  Guibonrtiaarten). 

a)  Sierra  Leone-Gopal. 

b)  Aoora-GopaL 

c)  Benin-Gopal. 

d)  Ramenm-Gopal. 

e)  Gabnn-Gopal. 

f)  Loango-Gopal. 
g)  Gongo-GopaL 
h)  Angola-Gopal. 

i)  Bengnella-CopaL 
G)  Sttdamerikaniscfae  Gopale:   Hyme- 
naeo-Gopale  (von  Hymenaeaarten). 

2.  Gopaivabalsam. 

a)  Maracaibobalsam. 

b)  Parabalsam. 

c)  Afrikanischer  (lUniin-)  Balsam. 

3.  Hardwickiabalsam. 

4.  Gativobalsam. 

Anhang:  Silphinmharz. 

D)  Resinolharze,  enthalten  vorwiegend 
freie  Resmole. 

Onajacharz. 

E)  Aliphatoresine  oder  Fettharze, 
enthalten  vorwiegend  Körper  der  ali- 
phatisdien  Reihe. 

1.  Stocklack. 

2.  Gnmmlilack  von  Madagascar. 

3.  Thapsiaharz. 

F)  Ghromoresine  oder  Farbharze^ 
Harze,  deren  Reinharz  gefärbt  Ist 

1.  Gnmmigntti. 

G)  Enzymoresine,  Harze,  deren  Harz- 
körper von  einer  Qnmmase  (Laoease)  be- 
gleitet wird,  die  ihn  oxydiert 

Japanlack  (Ki-nrnshi). 

H)  Glucoreslne,  Harze^  welche  Zncker- 
eeter  oder  Zuckerftther  enthalten. 

1.  Jalapenharz. 

2.  Orizabaharz. 

3.  Tnrpethharz. 


333 


4.  Tampicohars. 

5.  Harz  der  brasilianischen  Ja- 
lape. 

6.  Seammoninmharz. 

I)  Lactoresine;  Bfildis&fte;  in  Milch- 
röhren enthalten, 
a)  Onttaperchagrnppe,  meist  Sa- 
potaceenmtlchsftftey  enthalten  neben  z.  T. 
kristallinischen  «Harz»snbstanzen  vor- 
nehmlich einen  Kohlenwasserstoff;  die 
Oetah-Gatta. 

1.  Guttapercha  des  Handels. 

a)  Snmatranische  Guttapercha. 

b)  Guttapercha    ans    Deutsch -Neu- 
Quinea. 

2.  Bassia-Guttapercha. 

3.  Getah  adjak. 

4.  Madir-Guttapercha. 

5.  Bresk  von  Borneo. 

6.  Earitegutta. 

7.  Gutta  von  Guengen. 

8.  Balata. 

9.  Getah    von    Mimusops   Hen- 
riquesiL 

10.  Ghiele. 
fi)  KautschukgruppC;  aus  sehr  V6^ 
schiedenen  Familien  stammend^  ent- 
halten neben  sehr  wechsehiden,  oft 
geringen  Mengen  «Harz»  vorwiegend 
emen  Kohlenwasserstoff,  die  Kautschuk- 
Gutta. 

1.  Euphorbiaceen-Kautschuk. 

a)  PararKautschuk    von    Hevea- 
arten. 

b)  Manicoba  oder  Geara-Kautschuk 
von  Manihot 

e)  Kautschuk    von   anderen    Eu- 
phorbiaceen. 

2.  Artocarpeen-Kautschuk. 

a)  Gastilloa-Kautschuk. 

b)  Ficus-KautBchuk. 

3.  Apocyneen-Kautschuk 

a)  Mangabeira-Kautschuk. 

b)  Landolphia-Kautschuk. 

c)  Kicksia-ELautschuk. 

d)  Tarbemaemontana-Kautschuk. 

e)  Wurzel-Kautschuk. 

f)  Mascarenhasia-Kautschuk. 

g)  Andere  Apocyneen-Kautschuke. 

3.  Kompositen-Kautschuk. 

a)  Guayule-Kautschuk. 

b)  Europäischer  Kautschuk. 


4.  Loranthaceen  -  Kautschuk 
oder  Mistel-Kautschuk. 

y)  Euphorbiumgruppe.     Die  Harze 
dieser  Gruppe  enthalten  Euphorbon. 

1.  Euphorbium. 

2.  Andere  Euphorbiamilchsäfte. 

S)  Lactucariumgruppe 
Lactucarium. 

K)  Pseudoresine.     Sekrete,    die    fttr 
Harze  gehalten  wurden,  aber  kerne  sind. 

1)  Angelim  pedra. 

2)  Eperuabalsam. 


Zwei  neue 

Alkaloide 

haben  nach  Pharm.  Ztg.  1905;  843  Cctsh 
und  Dunstan  abgeschieden  und  zwar: 
Indakonitin  und  Bikhakonitin. 

Das  Indakonitin,  aus  Aconitum  chas- 
manthicum  gewonnen,  kristallisiert  dem 
Akonitin  isomorph  und  ist  diesem  auch  sonst 
sehr  Shnlich.  Seine  Salze  kristallisieren  gut. 
Bei  der  Hydrolyse  spaltet  sich  zuerst  Essig- 
säure ab  und  es  bildet  sich  Benzoyl-Pbeud- 
akonitin.  Bei  weiterer  Hydrolyse  bildet  dieses 
BenzoSsänre  und  eine  dem  Pbeudakonin 
scheinbar  ähnliche  Base.  Demnadi  enthält 
das  Indakonitin  die  in  Akonitin  aus  euro- 
päischen Aconitum-Arten  vorhandenen  Aoetyl- 
und  Benzoylgruppen  verbunden  mit  dem 
basischen  Kern  des  mdischen  Plseudakonitin. 

Bikhakonitin,  aus  den  stark  giftigen 
Aconitum-Arten,  die  in  Indien  unter  dem 
Sammelnamen  «Bikh»  bekannt  sind,  vor- 
nehmlich aus  Aconitum  spicatum  Stapf  ge- 
wonnen, gibt  ebenfalls  gut  kristallisierende 
Salze.  Bei  der  Hydrolyse  spaltet  es  erst 
ein  Moiekfll  Essigsäure  ab  und  Veratryl- 
Bikhakonin.  Letzteres  bildet  bei  weiterer 
Hydrolyse  ein  Molektll  Veratrumsänre  und 
Bikhakonm.  Demnach  ähnelt  das  Bikh- 
akonitin in  seinem  chemischen  Verhalten 
dem  Pbeudakonitin.  Auch  ist  es  ihm  in 
pharmakologisdier  Hinsicht  sehr  ähnlich. 
Es  ist  nur  in  geringem  Maße  weniger 
giftig  als  Fbeudakonitin ,  das  giftigste 
Aconitum- Alkaloid ;  Indakonitin  ist  dagegen 
weniger  giftig.  •     H.  M. 


334 


Ueber  Reisdiät 

Der  rnssisch-japaiiische  Feldzng,  rich- 
tiger hänfige,  in  den  illustrierten  Zeitungen 
mit  entsprechenden  Illustrationen  ge- 
schmflckte  Artikel  rfihmten  die  Reis- 
nahrung der  Japaner  fast  als  den  bei 
ihrem  sieghaften  Vorgehen  aUein  Aus- 
schlag gebenden  Faktor.    Es  dürfte  aJl- 

Wasser 

pCt 

Eeis 14 

Brod 36 

Kartoffeln 47 

Die  Zahlen  zeigen,  daß  der  Reis  eben- 
so viel  Eiweiß  enthält  wie  Brod  und  fast 
zweimal  so  viel  wie  Kartoffeln,  daß 
sein  Gehalt  an  Kohlenhydraten  den  des 
Brodes  um  das  anderthalbfache,  den  der 
Kartoffeln  ums  dreifache  übertrifft  und 
daß  er  nährstoffreicher  ist  als  Brod  und 
fast  viermal  so  viel  Nährstoff  enthält 
wie  die  Kartoffel.  Mit  anderen  Worten : 
600  g  Reis  enthalten  fast  ebensoviel 
Kohlenhydrate  wie  800  g  Brod  und 
2000  g  Kartoffehi. 

Was  die  Calorien  der  gedachten 
Nahrungsmitteln  anbetrifft,  so  geben: 

Calorien 
100  g  Reis  (77X4)  +  (7X4)  +  (1X9)  =  345 
100  g  Brod  (55X4)  +  (7X4)  +  (1X9)  =  257 
100  g  Kattoff .  (22X4)  +  (25X4)  =   98 

Reis  hält  also  ungefähr  dem  andert- 
halbfachen Gewicht  Brod,  dem  dreiein- 
halbfachen der  Kartoffeln  die  Wage. 

Zieht  man  weiter  in  betracht,  daß 
unter  den  gedachten  3  Nahrungsmitteln 
dem  Reis  die  Palme  der  größten  Ver- 
daulichkeit, des  größten  Nutzeffects  zu- 
kommt (der  betreffende  Coöfficient  ist 
rund  98  pCt),  so  erklärt  sich  die  Wert- 
schätzung, dessen  sich  der  Reis  bei  der 
Massen-Ernährung,  dem  entsprechend  bei 
der  Verproviantierung  der  europäischen 
Armeen  Deutschlands,  Oesterreichs,  Eng- 
lands und  Hollands  (nicht  Frankreichs) 
erfreut. 

Ein  vollkommener  Nahrungsersatz  ist 
Reis  ebenso  wenig,  ja  noch  weniger  als 
das  Brod.  Wollte  man  den  Eiweiß- 
bedarf decken,  so  müßte  man,  um  die 
nötigen  100  g  dem  Körper  zuzuffihren. 


gemein  interessieren,  die  Frage  der 
Reisdiät  einer  kurzen  Betrachtung  zu 
unterziehen  und  zwar  an  Hand  einer 
Veröffentlichung  von  Alfred  Martinei 
in  der  Presse  m6dicale. 

Folgende  Tabelle  zeigt  die  in  betracht 
kommenden  Verhältniszahlen  bei  den 
vornehmlich  gebrauchten  pflanzlichen 
Nahrungsmitteln : 


Kohlenhydrate 

£iwei£stoffe 

Fette 

Salze 

Zellstoff 

pCJt 

pa 

pCt 

pCJt 

pCt 

77 
55 
22 

7.0 
2,5 

1 
1 

1 
1 

1 

0,6 
0,5 

den  Magen  mit  1400  g  Reis  oder  rund 
1080  Kohlenhydraten  beladen,  während 
der  Mensch  mit'  650  g  auskäme,  am  die 
nötigen  400  g  des  letztgenannten  Nahr- 
ungsstoffes einzunehmen.  Brod  ent- 
spricht dem  Ideal  eher.  Mit  1400  g  Brod 
befriedigte  man  das  Bedürfnis  nach 
100  g  Eiweiß  Eiweiß  und  1770  g  Kohlen- 
hydraten. 

Experimente  mit  reiner  Reisnahrung 
bewiesen  die  Unzulänglichkeit  solcher 
Ernährung  (Rubner,  Zeitschrift  ffir  Bio- 
logie, Bd.  Xn,  160).  Die  Versuchs- 
personen verloren  täglich  90  g  EJiweiß. 
In  Frankreich  kommt  der  Reis,  dank 
der  dortigen  Zollpolitik,  als  Volksnahr- 
ungsmittel nicht  in  betracht.  Bei  Durch- 
sc^ittskilopreisen  von  64  Pf.  fflr  Reis, 
von  28  Pf.  für  Brod  und  12  Pf.  für 
Kartoffeln  wärde  auf  grund  obiger  An- 
gaben ein  kg  Reis  durch  1,6  kg  Brod 
oder  3,6  kg  Kartoffeln  zu  ersetzen  sein 
zum  Preise  von  64  bezw.  40  Pf. 

Der  Reis  wird  ftlr  den  Genuß  in 
Wasser,  Fleischbrühe  oder  Milch 
gekocht.  Die  KOmer  schwellen  an  und 
platzen;  zu  gleicher  Zeit  wird  die  an- 
lösliche Stärke  in  ihm  mehr  oder  weniger 
in  leichter  verdauliche  lösliche  umge- 
wandelt. 

Nach  dem  französischen  Kodex  wird 
einR  e  i  s  w  ass  e  r  durch  Kochen  von  30  bis 
60  g  Reis  mit  einem  Liter  Wasser  be- 
reitet. Es  ist  ein  beliebtes  Mittel  gegen 
Gastroenteritis  im  Kindesalter. 

Reis  in  Bouillon  (im  Grunde  das 
bekannte  «Huhn  im  Topfe»  des  Fran- 


835 


zosen)  ist  verbessert  darch  die  Fett- 
zngabe  der  Fleischbrühe.  Das  Gericht 
wird  leicht  yerdaut,  wenn  ihm  eine 
pikantere  Speise  folgt  oder  wenn  es, 
im  ganzen  die  Verdauung  wenig  an- 
regend, ziemlich  stark  gesalzen  oder 
gewürzt  wird. 

Milchreis,  etwa  aus  300  g  Milch 
und  vorher  aus  100  g  Wasser  gar- 
gekochten 60  g  Reis  und  3  g  Zucker 
bereitet,  ist  ein  vortreffliches  Gericht. 
Es  enthält  etwa  13  Eiweißstoffe,  8  g 
Fett,  67  Kohlenhydrate  in  empfehlens- 
wertem Verhältnisse  und  entspricht  350 
Calorien.  Durch  Fortlassen  des  Zuckers 
und  des  Salzes  und  durch  Beigabe  von 
etwas  Zitronenschale,  durch  Würzen  mit 
Zimt  kann  der  Geschmack,  um  die  Speise 
längerem  Gebrauche  anzupassen,  in  ge- 
eigneter Art  verändert  werden. 

Beigabe  von  Ei  macht  beide  eben- 
genannten Gerichte  noch  rationeller  in 
ihrer  Zusammensetzung,  beeinträchtigt 
aber  ihren  Wert  wieder  dadurch,  daß 
sie  es  etwas  fett  und  schwerer  verdau- 
lich macht. 

Stärkere  Würze  dürfte  letzteren  Fehler 
etwas  heben  und  eine  für  Hyper- 
stheniker  sehr  empfehlenswerte  Speise 
schaffen. 

Ein  Beiskucben  aus  100  g  Reis, 
V2  liter  Milch,  6  Eiern,  100  g  Zucker, 
entsprechend  etwa  67  Eiweiß,  46  Fett, 
197  Kohlenhydraten  mit  einem  Effect 
von  1 500  Calorien  übertrifft  die  genannten 
Gerichte. 

Dasselbe  tun  gebackene  Beis- 
schnittchen.  Man  stellt  sie  dar, 
indem  man  Milchreis  nach  dem  Elrkalten 
in  Schnitten  teilt,  diese  mit  Eiern  und 
gestoßenem  Zwieback  «paniert»  und  in 
Butter  brät.  Diese  «Reis  -  Beignets» 
schmecken  vortrefflich,  sind  allerdings 
etwas  schwer  verdaulich. 

Der  italienische  Bis  0 1  to ,  in  Fleisch- 
brühe gargekochter  Beis,  dem  ein  Zusatz 
von  Parmesankäse,  von  Champignons 
oder  Trüffeln  die  nötigen  Eiweißstoffe, 
Butter  oder  Bindsfett  das  nötige  Fett 
geben,  ist  eine  weitere  bekannte  Beisspeise. 

Im  fernen  Asien  stellt  man  eine  eben- 
wertige  Speise  durch  Zusatz  von  Fetten 
verschiedener  Art,  von  Fischen,  animalem 


und  dem  bei  uns  kaum  oder  nur  wenig 
gekannten  vegetabilem  Käse  aus  Soja- 
bohnen her,  der  auf  grund  seines  großen 
Eiweißgehaltes  das  Fleisch,  auf  grund 
seines  Wohlgeschmacks  Fleischextrakt 
und  ähnliche  Würzen  ersetzt 

Gerade  der  russisch-japanische  Krieg 
hat  die  Aufmerksamkeit  Europas  aiS 
die  Bespeisung  der  gelben  Basse  gelenkt, 
man  bewunderte  die  Schlagfertigkeit 
der  kleinen,  aber  zähen  FVanzosen  des 
Ostens,  und  besonders  unsereVegetarianer 
klagten  unter  Hinweis  auf  sie,  die  nur 
mit  ihren  Beisschächtelchen  im  Tornister 
auszogen,  Wunder  der  Tapferkeit  ver- 
richteten und  die  russischen  Biesen, 
diese  Vertreter  des  europäischen  Cami- 
vorentums,  zu  Paaren  trieben,  daß  unsere 
gebräuchliche  Bespeisung  vernunftwidrig 
sei,  daß  sie  zuviel  Fleisch  vorsehe  und 
mehr  nach  den  Forderungen  des 
Vegetarianertums  geändert  werden  müsse. 

Es  ist  äußerst  interessant  zu  sehen, 
wie  eine  nähere  Untersuchung  der  ge- 
dachten Verhältnisse  auf  grund  von 
Unterlagen,  deren  Wert  nicht  anzu- 
zweifeln ist,  zeigt,  daß  Japan  lediglich 
bestätigt,  was  deutsche  Physiologen  vom 
Wert  der  rein  -  vegetarischen  Nahrung 
behaupteten. 

Nach  Angaben  des  französischen 
Blattes  «Le  Temps»  vom  16.  Mai  er- 
hält der  japanische  Soldat  kein  Brod, 
dafür  200  g  Beis,  460  g  frisches  Fleisch 
(in  der  vogelreichen  Mandschurei  viele 
der  dort  heimischen  Vögel)  oder  320  g 
gesalzenen  oder  320  g  getrockneten 
Fisch  an  den  marschfreien,  70  g  mehr 
an  Marschtagen,  femer  400  g  frisches 
oder  160  g  getrocknetes  Gemüse,  16  g 
Tee,  10  g  Sauce  aus  Würzkräutem  für 
den  Beis,  200  g  Arak.  Auf  besondere 
Anordnung  können  weiter  20  g  Zucker, 
70  Cigaretten  und  6  Eäer  verabfolgt 
werden.     Dieses  gewöhnliche  Eostmaß 

''*'''*'^'   ^Ä  ^«tt- SS;  Alkohol. 


200  Reis 

12 

2 

152 

— 

450  Fleisch 

95 

24 

2 

400  Gemüse 

10 

88 

10  (Soja-)  Sauce 

3 

2 

3 

— 

15  Tee 

3 

— 

— 

— 

200  Arak 

3 

— 

100 

im  Ganzen 

120 

28 

245 

100 

336 


entsprechend  2400  Calorien^  das  außer- 
)wOhnliche  mit  den  gedachten  70  g 
[eisch  und  etwa  einem  Eli  täglich  er- 
höhte sich  anf 

134       36      265 
entsprechend  2620  Calorien. 

Die  vorgehenden  Betrachtungen  er- 
geben, daß  der  «bekanntlich»  nur  von 
Reis  lebende  «vegetarische»  Muster- 
Japaner  tatsächlich  —  vorausgesetzt, 
daß  der  Temps,  was  kaum  zu  bezweifeln 
ist,  richtig  berichtet  —  ebenso  viel, 
wenn  nicht  mehr  tierische  Kost  zu  sich 
nimmt,  wie  der  europäische  und  amerikan- 
ische Soldat  (der  französische  Seemann 
erhält  300,  der  deutsche  500,  der  eng- 
lische Soldat  483  g). 

Das  Verhältnis  dei  Eiweißstoffe  zu 
den  Kohlenhydraten  ist  im  japanischen 
Eostmaß  1:2,  in  den  französischen, 
deutschen,  englischen  und  amerikanischen 
1 : 3  oder  ein  noch  ungflnstigeres. 

Der  Reis  spielt  tatsächlich  also  im 
japanischen    Heere    keine    bevorzugte 


Rolle.  Der  calorimetrische  Wert  seines 
Eostmaßes  ist  geringer  als  beim  europä- 
ischen Heere  und  dem  der  Amerikaner. 
Allerdings  steht  dieses  Mindermaß  mit 
dem  geringeren  EOrperwuchse  und  ent- 
sprechend kleinerem  EOrpergewicht  in 
richtigem  Verhältnis. 

Die  vorstehenden  Betrachtungen  wer- 
den wohl  dazu  beitragen,  dem  Märchen 
von  den  japanischen  Vegetariern  ein 
Ende  zu  bereiten.  Man  weiß  jedenfalls 
bei  dem  Inselvolk  ganz  gut,  daß  der 
Reis  mit  entsprechenden  Zusätzen  ein 
vortreffliches  NiQirungsmittel  ist,  dem 
in  schlechten  Erntejahren  das  Wort 
geredet  zu  werden  verdient,  aber  allein 
dient  er  vorerst  wohl  höchstens  als 
«eiserne  Portion»,  die  leicht  im  Tornister 
mitgeffihrt  werden  kann,  und  der  Eampf 
um  Sachalin  mit  seinen  reichen  Fisch- 
grflnden  ist  vermutlich  nur  ein  Eampf 
um  den  für  die  Ernährung  des  Volkes 
besonders  unter  den  Wiäen  nötigen 
Eiweißzusatz  zum  Reis.  Soheienx. 


Spaltung  des  Thebain  durch 

Benzoylchlorid. 

Das  beim  Abbau  des  Morphin  ent- 
stehende a-Methylmorphimethin  zerfällt, 
wie  wir  früher  in  dieser  Zeitschrift 
dargelegt  haben,  beim  Erhitzen  mit 
Elssigsäureanhydrid  in  ein  Phenanthren- 
derivat  und  Acetyläthanoldimethylamin : 

(CH8)2N .  CH2  .  CH2 ,  0 .  COCH3. 

Freund^)  erhielt  aus  dem  Thebain  in 
analoger  Weise  Acethylthebaol, 
das  von  Pschorr^)  als  3,6-Dimethoxy-4- 
acetoxyphenanthren  erkannt  wurde  und 
Acetyläthanolmethylamin: 


H3CO 


_/\ 


0 


H2 


HgCHN .  CH2  .  CHa  .  0 .  COCHg. 

Um  gegebenen  Falls  ein  Zwischen- 
produkt dieser  Spaltung  zu  isolieren, 
studierten  neuerdings  Pachorr  und  Haas^ 
die  Einwirkung  von  Benzoylchlorid  auf 
Thebain  bei  (fi.  Es  zeigte  sich,  daß 
unter  diesen  milden  Bedingungen  die 
gleiche  Spaltung  des  Thebain  eintritt 
und  es  resultieren  die  Benzoylderi- 
vate  des  Thebaol  und  Aethanol- 
methylamin.  Die  Reaktion  kann 
unter  Zugrundelegung  der  vor  kurzem^) 
fflr  das  Thebain  abbestellten  Formel 
durch  folgendes  Schema  wiedergegeben 
i  werden  : 


^8' 


HO 


\ 


HsCO— 


\/ 


-CH2 


/\y' 


HsCO— 


H      CH3 

\y 

N 
+         CH2 
CH2 
ÖH 


1)  Bei.  d.  Deutsch.  Ghem.  Ges.  80  [1697],  1367. 
s)  Ber.  d.Deatsoh.  Ghem.  Ges.  85  [1902],  4401. 


\/ 


8)  Ber.  d.  Deutsch.  Ghem.  Ges.  80  [1906],  16. 
4)  Vergl.  diese  Zeitsohiift  46  [1905],  907. 


887 


ESn  ähnlicher  leichter  Zerfall  in  Base 
nndPhenanthrenderivat  wurde  von  Knorr 
beim  Erhitzen  yon  Thebunjodmethylat 
mit  Alkohol  auf  160<>  festgestellt  In 
beiden  Fällen  ist  die  leichte  Spaltbar- 
keit wohl  darin  begrfindet,  daß  ein 
hydriertes  in  ein  echt  aromatisches 
System  fibergeht.  Se, 


Neue  Arzneimittel. 

Analgos  ist  em  von  Zahnarzt  Schröder 
znsammengestellteB  örtliehee  Betäubung»- 
mittel,  das  in  der  Zahnheilkunde  angewendet 
und  von  Apotheker  C,  Stephan  in  Dresden-N.G 
vertrieben  wird.  Die  Zusammensetzung  des- 
selbtti  ist  noch  unbekannt. 

Blutbanner  ist  em  Haemostatin  (Tribrom- 
phenolwismut)  enthaltender  Verbandstoff,  der 
als  Kompresse  oder  Tupfer  zur  Blutstillung 
angewendet  wird.  Darsteller:  Baschy Richter 
dk  Zfwar  m  Dresden-A. 

Citarin  (anhydromethylendtronensaures 
Natrium)  bringen  jetzt  die  Farbenfabriken 
vorm.  Friedr.  Bayer  dk  Co.  m  Elberfeld 
aueh  in  Form  dnes  Brausesalzes  m  den 
Handel  Es  ist  in  em  Gefäß  mit  Meß- 
kapael  verpaekt  Weiteres  über  Cütarin 
siehe  Pharm.  Centralh.  44  [1903];  151,  911 ; 
46  [1904],  5,  78. 

Siadenniae  ist  nach  Pharm.  Joum.  1906 
eine  wasserlösllohe  und  leieht  resorbierbare 
Salbengrundlage  unbekannter  Zusammen- 
setzung. 

Eutonieis  wud  naeh  Pharm.  Ztg.  1906, 
343,  wie  folgt,  bereitet:  Kondurangorinde 
wird  nach  einem  beeonderem  Verfahren 
mazeriert  und  die  Eolatur  zu  einem  dicken 
Extrakt  eingedampft  Der  mit  Chinarinde, 
Enzian  Wurzel,  Pomeranzensehale  und  Rha- 
barber versetzte  Kolaturrflekstand  whrd  durch 
Perkolation  ausgezogen.  In  dem  erhaltenen 
Fluidextrakt  wird  das  vorher  gewonnene 
Kondurangoextrakt  gelöst,  das  ganze  aro- 
matifliert  und  versüßt  Außerdem  enthält 
das  Präparat  0,6  pOt  leidit  verdauliches 
Eisen,  0,1  pOt  Mangan  und  Pepton.  Gabe: 
dramal  tä^eh  20  bis  30  Tropfen.  Dar- 
steller: Chemisch  -  pharmazeutisches  Labor- 
atorium von  Apotheker  22.  Rudolpfison  in 
Berim  W.,  Dennewitzstraße  30. 


Lyptol  enthält  nach  Pharm.  Ztg.  1906, 
278  Menthol,  Eukalyptol,  Thymol  u.  a.  Es 
ist  mit  Wasser  m  jedem  Verhältnis  mischbar. 
Anwendung:  zur  Wundbehandlung  und  als 
Desinfizienz.  Darsteller:  Dr.  Orünwald, 
Chemische  Fabrik  in  Berim. 

Masemheilserum  gewann  N,  Qundobin 
(Wralachebnaja  Oaseta  1905,  Nr.  37)  von 
Ziegen  und  Pferden,  denen  eine  Reihe  von 
Kulturen  des  bei  Maserkranken  gefundenen 
Bazillus  m  allmählich  steigender  Menge  ein- 
geimpft wurde.  Der  Agglutmationstiter  des 
Serum  betrug  1  :  10000.  Eingeimpft 
wurden   10   bis   20   ccm.     Es  genasen  85 

pa 

Methaform  ist  Dimethyl-Carbmol-Ohlor- 
oform  und  bildet  weiße,  naddförmige 
Kristalle  mit  schwach  kampherartigem  Ge- 
schmack und  Oeruch.  Es  ist  m  Wasser 
wenig,  leicht  m  Alkohol,  Chloroform  und 
Aether  löslich.  Anwendung:  als  Schlafmittel, 
zur  Schmerzberuhigung  und  als  Antiseptikum. 
Gabe:  0,2  bis  0,6  g. 

Migrophen  ist  Leoithin-Chinin,  das  wenig 
bitter  schmeckt  Anwendung:  bei  Kopf- 
schmerz, Migräne,  Schnupfen,  Influenza, 
Nervosität  usw.  Gabe:  0,3  bis  0,5  g. 
Darsteller:  Sicco,  Q.  m.  b.  H.  in  Berim. 

Beodermin  ist  eme  Salbe  aus  85  Tdlen 
Lanolin,  10  Teilen  Petrolatum  (Vaselin), 
4  Teilen  Difluordiphenyl  und  1  Teil  Fluor- 
pseudocumol.  Anwendung:  bei  Gesdiwttren, 
Wunden  usw. 

HervitOB  (Sirupus  Ferro-Caleio- 
Bromo-Natrio-glycerinophosphor- 
icus)  enthält  organiacbes  Eisen,  Brom,  Kalk- 
salze und  glycerinphoephorsaures  Natrium. 
Tagesgabe:  ffir  Erwachsene  3  Eßlöffel,  fär 
ELinder  3  Kaffeelöffel  mit  etwas  Mineral- 
wasser verdttnnt  Darsteller:  Apotheke  zum 
heiligen  Stephan  in  Budapest  Nicht  zu 
verwechsehi  mit  dem  m  Pharm.  Centralh. 
45  [1904],  1002  erwähnten  Nerviton. 

Proferrin  ist  em  Eiaennukleoproteid.  Es 
stellt  ein  rötlich  braunes  Pulver  dar,  das  in 
Wasser  und  sauren  Lösungen  unlöelidi  ist 
sowie  10  pCt  Eisen  neben  1  pCt  organ- 
isch gebundenen  Phosphor  enthält  Gabe: 
0,3  g  dreimal  täglich. 

Streptokokkeayaooine  bereitete  Q,  Oa- 
bricxewsky  (Russki  Wratsch  1905,  Nr.  30) 


338 


ans  Streptokokken^  welche  ans  dem  Herz- 
blate  an  Soharladi  Vontorbener  gezüohtet 
und  einer  Tierpaasage  niebt  unterzogen 
waren.  Die  in  Bouillon  mit  Zusatz  von 
1  pGt  Zucker  und  3  pGt  Pepton  auage- 
waehsene  und  duroh  Erbitzen  auf  60^  C 
und  Zusatz  von  0^5  pCt  Phenol  abgetötete 
Kultur  wurde  durch  einfaches  Stehenlassen 
und  Absdiöpfen  der  oberen  Schicht  bis  zu 
einer  solchen  Konzentration  eingedickt,  daß 
in  jedem  Kubikzentimeter  0,02  bis  0,03  ccm 
durch  Zentrifugieren  in  10  Minuten  ge- 
wonnener Bodensatz  von  Bakterienmasse 
enthalten  war.  Er  empfiehlt  Erwachsenen 
1  bis  2  ccm  und  Kindern  die  Hälfte  oder 
ein  Drittel  dieser  Menge  einzuspritzen;  sowie 
diese  Menge  bei  der  in  wöchentlichen 
Zwischenrftumen  zu  erfolgenden  zweiten  und 
dritten  Einspritzung  um  das  lV2~  his  3- 
fache  zu  vergrößern.  Bei  der  ersten  Ein- 
spritzung kann  m  dringenden  und  ver- 
dächtigen Fällen  die  vorbeugende  Wirkung 
der  Vacdne  durch  gleichzeitige  Anwendung 
von  25  bis  30  ccm  Scharlachserum  ver- 
stärkt werden. 

Thephorin  ist  ein  Doppelsalz  des  Theo- 
brominnatrium  mit  Natriumformiat.  Es 
bildet  ein  weißes  staubförmiges  Pulver,  löst 
sich  leicht  in  Wasser,  besonders  in  warmen, 
zu  einer  klaren,  schwach  alkalisch  reagier- 
enden Flflssigkeit,  die  sich  bei  längerem 
Stehen  aus  bekannten  Gründen  trübt.  Es 
besitzt  nach  Dr.  Th,  A.  Maa/J  (Therap. 
Monatsh.  1906,  187)  eine  relativ  geringe 
Giftigkeit.  Die  tödliche  Menge  beträgt  0,8 
bis  0,9  g  für  das  Kilogramm  Meerschwein- 
chen. Es  setzt  den  Blutdruck  herab  und 
erhöht  die  Pulsfrequenz.  Seine  therapeut- 
ische Wu-kung  liegt  weit  unter  der  tötenden, 
doch  wird  vor  einer  Ueberdosierung  ge- 
warnt, da  das  Mittel  seme  Wirksamkeit 
einbüßen  kann.  Die  geeigneten  Gaben 
dürften  die  des  Diuretin  sein,  also  1  g. 
Ebenso  wird  es  in  den  gleichen  Fällen  wie 
dieses  angewendet.  Darsteller:  F.  Hoff- 
mann,  La  Rocke  <&  Cie.  in  Grenzach 
(Baden). 

Zaza   ist    nach    Pharm.   Joum.    1906, 

7.  April,  Acetylsalicylsäure. 

B.  Mefitxel. 


Zur 
Kenntnis  des  Benzaldehyd. 

In  emer  längeren  Abhandlung,  betreffend 
die  bekannte  Tatsache,  daß  sich  sowohl  der 
Benzaldehyd,  als  auch  das  natürliche  Bitter- 
mandelöl unter  dem  Emflaß  der  atmosphär- 
ischen Luft  zum  teil  m  Benzoösäure  um- 
wandelt, teilt  Ed.  Lücker  in  Apoth.-Ztg. 
1905,  1044  die  Beobachtung  mit,  daß  der 
Inhalt  einer  etwa  250  ccm  Oleum  Amygda- 
larum  aethereum  sine  Addo  hydrocyanico 
enthaltenden  500  ccm-Glasstöpsel-FJasche  im 
Medizinalkeller  aufbewahrt,  kleine  Kristalle 
abgeschieden  hatte  und  daß  nach  mehreren 
Monaten  der  ganze  Inhalt  kristallinisch  er- 
starrt war.  Mit  Leichtigkeit  ließ  sich  fest- 
stellen, daß  sich  aus  dem.  Benzaldehyd 
Benzoösäure  gebildet  hatte.  Prof essor  iScAoer 
äußert  sich  in  bezug  auf  diese  Beobachtung 
dahin,  daß  dieselbe  dadurdi  zu  erklären  sein 
dürfte,  daß  der  Benzaldehyd  mit  ozonisiertem 
Sauerstoff  beladen  gewesen  ist  Eme  der- 
artige Beobachtung  hat  schon  Schönbein 
bei  einer  Reihe  anderer  ätherischer  Oele 
gemacht  und  besdirieben.  Demnach  scheint 
die  Fähigkeit  zur  Autoxydation  den  Al- 
dehyden unter  gewissen  Bedingungen  ebenso 
eigen  zu  sein,  wie  die  ihnen  aligemein  zu- 
kommende leichte  Oxydierbarkeit  und  die 
bei  einigen  besonders  hervortretende  Fähig- 
keit der  Polymerisation.  —<«- 


Ueber  trooknes  Jod-Catgut 

macht  Oberstabsarzt  Herhold  in  Dentaeh. 
Med.  Wochenschr.  umfangreiche  Mitteilangen, 
aus  denen  folgendes  hervorzuheben  ist: 

Das  nach  Claudius  in  eine  Lösung  von 
1  Kaliumjodid,  1  Jod  und  100  destilliertem 
Wasser  eingelegte  Catgut  wud  bei  einem 
längeren  Verweilen  als  zwei  Wochen  brüchig 
und  nimmt  an  Zugfestigkeit  ab.  Word  es 
jedoch  nach  zwei  Wochen  aus  der  Lösung 
herausgenommen  und  in  geeigneter  Weise 
trocken,  gegen  Licht  und  Luft  gesehfltst 
aufbewahrt,  so  behält  es  seine  guten  Eigen- 
schaften und  bleibt  steril. 

Gemgnete  Gefäße,  deren  Beschreibung 
hier  zu  weit  führen  würde,  stellt  Bartheis 
in  Hamburg  dar.  H.  M. 


339 


Pharmaseutische  Spezialitäten. 

(FortsetzTmg  von  Seite  214.) 

Pastor  Felke'B  Plhuizentoilikiim  stellte  nach 
Dr.  F,  Zemik  (Apoth.-Ztg.  1905,  546)  eine  mit 
Alkohol  and  dem  Aaszug  einer  emodinhaltigen 
Droge  versetzte  stark  versüßte  etwa  15proc. 
wässerige  Losung  von  Ferrum  oxydatum  sacoha- 
ratam  dar. 

Peetal.  Hastentod  (Pharm.  Gentralh.  45  [1904], 
220)  enthält  nach  Dr.  Aufrecht  (Pharm.  Ztg. 
1906,  76)  als  wirksame  Bestandteile  Denzoe- 
säare  und  Terpinhydrat,  außerdem  ließen  sich 
noch  nachweisen  Rohrzuoker,  geringe  Mengen 
eines  Pflanzenpalvers  und  Sparen  violeften 
Farbstoffes. 

Peuiy  rojal  piUs  enthalten  ein  ätherisches 
Gel  von  Hedeoma  pulegioides.  Anwendung: 
zur  Frachtabtreihung. 

Terglefß  Giehtbalsam  besteht  nach  Ztschr. 
d.  Allgem.  österr.  Apoth.-Ver.  1905,  940  aus  je 
5  Teilen  Gapsioumtinktur,  Seif  en- und  Kampher- 
spiiitos  sowie  Salmiakgeist,  100  Teilen  aromat- 
ischen Spiritus  und  10  Teilen  Hoffmann'B 
Lebensbalsam. 

Peroxydolf  ein  Creme  gegen  Wandsein,  be- 
steht nach  Dr.  H.  Schmidt  (Pharm.  Ztg.  1905, 
846}  aas  Lykopodium,  Zinkoxyd,  Lanolin,  Pera- 
balaun  und  Hamamelidin.  Daisteller:  Laborat- 
orium  für  Peroxydole  in  Burg  bei  Magdeburg. 

PetroBol  ist  eine  Petrolkresolseifenlösung. 
Anwendung:  zur  Beseitigung  von  Ungeziefer  bei 
leeren  und  Pflanzen,  sowie  zur  Desinfektion  in 
7,  his  Iproc.  Lösung.  Darsteller:  H,  Noerd- 
linger  in  Flörsheim  a.  M. 

Plliüae  Keußer.  Kr.  I  enthalten  je  0,1  g 
Bismatsalioylat,  0,1  g  gebrannte  Magnesia,  0,15  g 
Llndenkohle,  2  !h'opfen  Pfefferminzöl  und 
arabisches  Gummi.  Kr.  n  außerdem  0,05  g 
Bhabarberpulver  and  Kr.  in  0,1  g  des 
letzteren. 

PlBVS-Ptllen  von  dem  Kaufmann  C.  «7.  Lin- 
dahl  in  S&&jö  enthielten  nach  Mömer  (Svensk 
Fazm.  Tidskr.  1905,  285)  Eisenoxydulkarbonat, 
entsprechend  den  Blaud'achen  Pillen. 

Pottasoealne  enthielt  nach  Lührtg  Ghem.- 
Ztg.)  Kokain  in  Alkohol- Aether  gelöst. 

J.  M.  Qyarfordt's  Kadel-  und  Kräater- 
Balttun  von  J.  M.  QvarfordPß  Technischer 
Fabrik  in  Fomby  ist  naoh  Mdmer  (Svensk  Fann. 
Tidskr.  1905,  285)  eine  Emulsion  aus  fetten  und 
flüchtigen  Oelen  mit  Sahniakgeist 

Battenwnrst  bestand  nach  Wiener  Stadt- 
Physikat  aus  mit  Meerzwiebel  vermischtem  Mehl, 
versetzt  mit  Wacholderbeeröl. 

Dr  Bay's  Kerrol  (Pharm,  (üentralh.  45  [19041, 
863).  Li  neuerer  Zeit  werden  folgende  Bestuidr 
teile  vom  Darsteller  angeuroben:  50  Teile  kali- 
fornisches Haferextrakt,  20  Teile  Fenchel,  20 
Teile  Anis,  20  Teile  Pomeranzen,  20  Teile  Bal- 
drianextrakt,  30  Teile  Glycerin,  30  Teile  Zucker, 
je  10  Teile  Kalium-,  Natrium-  und  Ammonium- 
bromid. 


Befenerol  wird  ein  Nervennährpräparat  des 
ApoÜiekers  Loewy  genannt,  das  von  der  Märk- 
ischen Kautschuk- Industrie  Kleber  df  Co.  in 
Berlin  8W  68  ohne  Angabe  der  Zusammen- 
setzung zur  Erhaltung  der  Manneskraft  em- 
pfohlen wird. 

BeieheFs  üniyersal-MaflronpiilYer  besteht  aus 
4  g  basischem  Wismutoitrat,  1,5  g  Natrium- 
chlorid, 1  g  Caldumkarbonat,  1,5  g  Galoium- 
phosphat,  3  g  Magnesiumkarbonat,  45  g  Pepsin 
und  60  g  Natriumbikarbonat.  Darsteller:  Otto 
Beichel  in  Berlin  SO  23,  Eisenbahnstraße  4. 

Betterspitswasser  dürfte  nach  Dr.  F.  Zemik 
(Apoth.-Z<g.  1906,  788)  ein  Gemisch  aus  einem 
aromatischen  Wasser  nach  Art  der  sogenannten 
«weißen  Arkebusade»  mit  einem  vermutlich  der 
Milch  entstammenden  Eiweißstoffe  sein. 

Blehter's  Hellsalbe  besteht  angeblich  aus 
2  g  Airol ,  5  g  Walrat ,  50  g  amerikanischem 
Vaselin,  27  g  ^-Naphthol,  3  g  Penibalsam  und 
2  g  Zinkoxyd 

Bingolln  (Pharm.  (3entralh.  45  [1904],  220) 
besteht  angeblich  aus  Lebertran,  Glycerin,  Zink- 
oxyd und  Ferubalsam.  Darsteller :  Ä,  Stein  jr. 
in  Berlin  NW  7. 

Saltarln,  ein  Blutreinigungspulver,  besteht 
aus  10  g  Magnesiumsulfat,  52  g  Natriumsuifat, 
1,6  g  Kaliumsulfat,  28  g  Natriumbikarbonat, 
13  g  Natriumchlorid,  0,2  Lithiumkarbonat  und 
7  g  Galciumphosphat.  Darsteller :  Otto  Eeichel 
in  Berlin  SO  23,  Eisenbahnstr.  3. 

Sanatol,  ein  Desinfektionsmittel,  bestand  naoh 
dem  Wien.  Stadtphysikat  aus  einer  Auflösung 
von  Naphthalin  in  konzentrierter  Schwefelsäure. 

Saprosol  ist  eine  Kresolseifenlösung,  die  in 
Vs  bis  Iproc.  Losung  als  Desinfektions-  und 
Parasitenvertiigungsmittel  angewendet  wird. 
Darsteller:  Dr.  Ja,  Noerdtinger  in  Flörsheim 
a.  M. 

Sehrader's  Pflaster,  Angost.  Nach  Dr.  F, 
Zemik  (Apoth.-Ztg.  1905,  671)  aus  30  pCt  Fett- 
masse, Galciumkarbonat,  Zinkoyyd,  außerdem 
Blei,  Aluminium,  Eisen,  Schwefelsäure,  Phos- 
phorsäure und  Kohle  bereitet.  Letztere  war  in 
Nr.  I  in  verhältnismäßig  reichlicher  Menge,  an- 
scheinend in  Form  von  Bu£,  vorhanden.  Be- 
zugsquelle: Johannis- Apotheke  in  Stuttgart. 

Behatzkense  wird  ein  Salbenstift  mit40proc. 
grauer  Salbe  und  Vi  P^  Resorcin  genannt. 
Dieselbe  wird  zum  Schutz  gegen  Geschlechts- 
krankheiten angewendet.  Zu  diesem  Zwecke 
wird  nach  dem  Beischlaf  Harn  gelassen,  die 
kegelförmige  Spitze  in  die  Harnröhre  eingeführt 
und  abgebrochen  und  mit  dem  Schaft  Eichel 
und  Tremulumtaschen  eingefettet. 

Sehwelzer  Wurzel  ist  nach  Pharm.  Weekbl. 
Ingwerwurzel  und  wird  gegen  Zahn-  undjKopf- 
schmerzen  sowie  andere  Leiden  von  Brand 
Schwolholm  in  Groningen  empfohlen. 

H.  Mentxel. 


340 


Zur  Auslegung 
pharmazeutischor  Oesetze  usw« 

(FortsetzuDg  von  Seite  261.) 
198.  lohthyopoiL  Znr  der  Anmerknng 
von  Cordes,  Hermanni  &  de,  in  Hamburg 
(Seite  261)  senden  nns  Lüdy  &  Co,  in 
Burgdorf  folgende  Beriohtignng  (gekürzt) :  «  Es 
ist  richtig,  daß  wir  den  Namen  « Ichthy  o  - 
pon»  nns  «par  prndence»  haben  schtltzen 
lassen,  doch  hatten  wu*  vor  dem  Schweiz, 
bondesgerichtl.  Entscheid  keinen  Gmnd,  diesen 
Namen  zu  gebrauchen.  Wir  waren  nach 
analogen  bundesgerichtl.  Entscheiden  be- 
rechtigt anzunehmen,  die  m  nnserer  und 
anderen  Pharmakopoen  niedergelegten  Na- 
men: Ammon.  snlfoichthyolic  usw.  ffir  unser 
Produkt  gebrauchen  zu  dürfen;  heute  be- 
dienen wir  uns  für  Benennung  unseres 
Produktes  in  erster  Linie  des  uns  ge- 
schützten Namens  «Ichthyopon». 
Es  ist  nicht  richtig,  daß  die  Marke 
«Ichthyopon»  in  unserem  Prozesse  contra 
Cordes y  Hermanni  &  Cie,  eine  ganz  neben- 
sächliche Rolle  spielte.  Cordes,  Hermanni 
&  de,  hatten  auf  Streichung  unserer  Marke 
Ichthyopon  geklagt,  sind  aber  mit  diesem 
Teil  ihrer  Klage  unterlegen.  Nachträglich 
möchten  Cordes,  Hermanni  &  Cie,  den 
Glauben  erwecken ,  als  sei  ihnen  hieran 
nichts  gelegen. 

Wogegen  wir  uns  des  Entschiedensten 
verwahren  möchten,  ist  die  Art  und  Weise, 
wie  die  Firma  Cordes,  Hermanni  &  de, 
sich  über  unser  Produkt  äußert.  Was  wir 
sagen  ist  einfach  das,  daß  unser  Produkt 
therapeutisch  gleichwertig  ist  mit  Ichthyol 
und  chemisch  dem  Ammon.  snlfoichthyolic. 
der  Ph.  Hele.  III  und  anderen  Pharma- 
kopoen entspricht  Dieses  sind  Tatsachen, 
die  wir  mit  vielen  Zeugnissen  von  Mediziual- 
personen  und  durch  Gutachten  von  Chemikern 
erhärten  können.» 


Zur  Darstellung  von  Oleum 
cinereum 

gibt  Le  Pileur  in  Ann.  de  th^rap.  dermatol. 
et  syphillgr.  Bd.  V  folgende  Vorschrift:  5  g 
flüssiges  Vaselin,  2  g  graue  Salbe  und  39  g 
Quecksilber  werden  innig  gemischt  und 
darauf  14  g  weißes  sowie  40  g  flüssiges 
Vaselin  zugesetzt.  Man  erhält  so  ein  40  pCt 
metallisches  Quecksilber  enthaltendes  Oel. 

— 1% — 


Pasta  emulsiva 

Marke  R.  und  L. 
wird  ein  indifferentes,  nach  besonderem 
Verfahren  hergestelltes  Natur-Gummi-Präparat 
genannt.  Dasselbe  dient  zur  Bereitung  voll- 
kommen homogener  Oelemulsionen  mittels 
einfachen  Schütteins.  Die  Ausführung  ge- 
schieht folgendermaßen:  In  einer  weithalsigen 
Flasche,  die  doppelt  so  groß  wie  die  fertige 
Emulsion  ist,  schüttelt  man  eine  bestimmte 
Menge  Oel  mit  dem  fünften  Gewichtateil 
Pasta  emulsiva  und  der  zu  verwendenden 
Wassermenge  kräftig  um,  fügt  die  übrigen 
Stoffe  hinzu  und  schüttelt  bis  die  Emnlsion 
weiß  wie  Milch  ist. 

Vorschrift  zu  Lebertran-Emulsion. 

Lebertran,  hellster  150  g 

WintergrOnöl  5  Tropfen 

ätherisches  Bitter- 
mandelöl 5        » 
Zimtöl  5        » 
Pasta  emulsiva  30  g 
Glycerin  50  g 
Lösung  von  unter- 

phosphorigsaur.Galcium   4,3  g 
Lösung  von  unter- 

phosphorigsaur.Natrium  2,0  g 
in  destilliertem  Wasser     140  g. 

Die  Pasta  emulsiva  ist  kühl,  gut  ver 
schlössen  und  vor  licht  geschützt  aufzu 
bewahren.  Darsteller:  Rump  dt  Lehner 
in  Hannover.     — te— 

Alkalisierte  Buttermlloh 

stellt  man  nach  L.  Moll  (Arch.  f.  Kinder- 
heUk.  Bd.  42)  dar,  indem  man  1  L  Butter- 
milch 52  g  eines  Pulvers  zusetzt,  das  aus 
20  g  Rohrzucker,  20  g  Milchzucker,  9  g 
Knorr^B  diastasiertem  Reismehl  und  3  g 
Natrium  carbonicum  siccum  besteht  In 
dieser  alkalischen,  gekochten  Buttermilch 
befindet  uch  ein  Ueberschuß  an  Kasein  und 
die  ungelösten  Eiweißkörper  sind  in  eniem 
gequollenen  Zustand  vorhanden.  Diese 
Eigenschaften  m  Verbmdung  mit  der  Neutral- 
isation der  Säuren  bedingen  nach  dem 
Verfasser,  daß  die  alkalische  Buttermilch  mit 
andauerndem  Erfolg  lange  Zeit  und  aus- 
schließlich gegeben  werden  kann,  so  daß 
Gewichtsstillstand  oder  Magendarmstörungen, 
wie  sie  bei  der  sauren  Buttermilch  oft  ein- 
treten, vermieden  werden.  ^tx— 


341 


Zur  Frage  der  Einstellang  von 
NormalB&uren  fiir  MaBanalyBe. 

AuB  dieser  längeren  Arbeit  von  0.  Lunge 
m  in  Kürze  folgendes  hervorgehoben.  In- 
dem der  VerfasBer  seine  bereits  frOher  ans- 
gesproehene  Ansieht  wiederholt^  daß  das  von 
8,  P.  L,  S&rensen  als  Ursnbstans  fOr 
Maßanalyse  vorgeschlagene  Natriumoxalat 
den  großen  Vorzug  hat^  sowdil  fOr  die 
Oxydimetrie  wie  anöh  für  die  Alkalimetrie 
als  ürmaß  zn  dienen,  sieht  sieh  derselbe 
veranlaßt  im  Hinblick  anf  eine  Abhandlung 
von  Sörensen  und  A.  C.  Andersen  (Ztsehr. 
f.  anal.  Ghem.  44;  156)  nochmals  anf  diesen 
Gegenstand  znrttokznkommen  und  gelangt 
nach  Untersnchongen  von  seiner  Seite  zu 
der  Endfolgemng;  daß  als  Ursnbstanzen  fttr 
Acidimetrie  das  Natriumkarbonat  und 
das  Natriumoxalat  praktisch  gleich 
gnte  Dienste  leisten.  Differenzpunkte 
zwischen  ihm  und  den  beiden  genannten 
Qiemikam  bestehen  nur  über  die  Art  der 
Erhitzung  des  NatriumoxalatS;  femer  darflber, 
ob  Phenolphthalein  oder  Methylorange  als 
Indikator  vorzuziehen  und  endlich^  ob  das 
wasserfreie  Natriumkarbonat  rein  von  Aetz- 
natrou;  Wasser  und  Sulfat  seL  Nach  seinen 
Vemudien  kommt  Verfasser  zn  dem  Schluß, 
daß  die  Erhitzung  mit  Spiritus  fast  genau 
dasselbe  Resultat  ergibt  wie  diejenige  mit 
Leuchtgas  bei  Einhftngen  des  Tiegels  m  eine 
gelochte  Asbestplatte.  Die  Erhitzung  wird 
am  besten  erst  langsam  (um  Spritzen  zu 
vermeiden)  und  dann  bis  zum  Schmelzen 
vorgenommen. 

Was  den  Indikator  anlangt,  so  muß  bei 
der  Uterstellung  deijenige  angewendet 
werden,  mit  welchem  spftter  die  Titrationen 
ausgeführt  werden  sollen.  Die  vom  Verf. 
nach  Sörensen'B  Vorschrift  ausgeführten 
Nachprüfungen  mit  dem  bei  270^  G  ge- 
trockneten Natriumkarbonat  ergeben,  daß 
sich  audi  nicht  der  mindeste  Hauch  von 
kondensierten  Wasser  zeigte,  sowie^  daß 
das  nach  des  Verfassers  Vorschrift  behandelte 
Natriumkarbonat  keine  deutlich  nachweis- 
bare Spur  von  Aetznatron  enthält 

Weiter  führt  Verfasser  die  Gründe  an, 
aus  welchen  die  von  SebeUen  zum  Nach- 
weis des  Aetznatrons  angewendete  Reaktion 
mit  SQbemitrat  nichts  beweist  und  hftlt  seine 
Behauptung  w«ter   aufrecht^  daß  das  nach 


seiner  Vorschrift  bei  etwa  270^  im  Sandbad 
getrocknete  Natriumkarbonat  frei  von  Sulfat, 
Wasser  und  Aetznatron  ist  und  mithin  eme 
Ursubstanz  von  möglichst  großer  Remheit 
und  Zuverlässigkeit  darstellt,  welche  in  dieser 
Beziehung  keiner  anderen  nachsteht,  ganz 
gewiß  auch  nicht  dem  Natriumoxalat 

Bezüglich  der  Frage,  welches  der  Unter- 
schied der  beim  Titrieren  mit  Phenolphthalein 
und  Methylorange  erhaltenen  Resultate  ist, 
kommt  Verfasser  zu  folgendem  Schluß: 
«Eine  mit  Phenolphthalein  auf  Natrium- 
karbonat unter  Einhaltung  aller  mögliehen 
Eautelen  bis  sehwachrosa  eingestellte  Säure 
zeigt  gegenüber  der  Einstellung  mit  Methyl- 
orange auf  Mischfarbe  {Kü8ter'%  Normal- 
färbung) einen  um  0,1  pGt  höheren  Wirk- 
ungswert Stellt  man  aber  mit  Phenol- 
phthalein bis  zum  Verschwinden  der  Rosa- 
farbe ein  (was  der  Normalfärbung  m  bezug 
auf  die  Menge  der  freien  Wasserstoffionen 
am  nächsten  kommen  muß),  so  bleibt  nur 
dne  verschwmdend  kleine  Diifferenz  zwischen 
beiden  Indikatoren.»  In  bezug  auf  den 
Vorschlag  von  North  und  BlcJcey,  in  be- 
sonderer Weise  gereinigtes  und  getrocknetes 
Natriumbikarbonat  als  Ursubstanz  zu  ver- 
wenden, fand  Verfasser,  daß  dasselbe  als 
eine  zuverlässige  Ursubstanz  nicht  anzu- 
sprechen ist  (Vergl.  auch  Pharm.  Gentralh. 
4fi  11904],  498.)  Btt, 

2^ehr,  f,  angew,  Ohem,  1905,  1520. 


Die  beste  Methode  hierfür  ist  nach  Weder- 
hake  folgende:  Der  verdächtige  Fleck  wird 
mit  Wasser  oder  physiologischer  Kodusalz- 
lüsung  abgelöst,  die  Flüssigkeit  zentrifugiert 
und  vom  Bodensatz  bis  auf  1  com  getrennt 
Zu  dem  Bodensatz  fügt  man  1  Tropfen 
Jodtinktur  und  1  com  Croceln-Scharlaoh- 
lösung  (Groceln- Scharlach  7B  von  Kalle 
dk  Co,  in  Biebrich,  gelöst  in  soviel  TOproc. 
Alkokol,  daß  eine  übersättigte  Lösung  ent- 
steht), schüttelt  gut  durch,  zentrifugiert  unter 
Zusatz  von  Wasser  nochmals  und  mikro- 
skopiert Die  Köpfe  der  Spermatozoon  er- 
weisen sich  tief  rot  gefärbt  —del, 

Ztaehr.  /.  Unters,  d.  Nähr.'  t#.  Oenußm, 
1905,  X,  358. 


342 


Mahrungsmitlel-Chemiei 


Dr.  Oöhler's  CamoBot 

besteht  nach  E.  Polenske  (Arb.  a.  d.  Kaiser!. 
Ges.-Amt  XXII,  Nr.  3)  etwa  aus  49  pCt  Natrium- 
chlorid, 15,5  pCt  Kaliumnitrat,  10  pCt  Natrium- 
acetat,  3  pGt  Natriumbenzoat,  3  pCt  basischem 
Aluminiumacetat,  3,8  pCt  Galciomsulfat,  4,5  pCt 
Rohrzucker,  0,75  pGt  Hezamethylentetramin, 
8  pCt  Feuchtigkeit,  2  pCt  Sand  und  Spuren  von 
Alkalikarbonaten. 

Hierzu  schreibt  Dr.  Qöhler  in  Pharm.  Ztg. 
1905,  921,  daß  dieses  Fleischerhaltungsmittel 
keinen  Sand  enthalte.  Dagegen  enthalte  dasselbe 
einen  Zusatz  von  verschiedenen  wieder  löslichen, 
vorher  stark  abgedampften  Silikatflüssigkeiten. 
Dadurch  sollen  die  Fleischstücke  gewissermaßen 
mit  einer  Silikathülle  umgeben  werden.  Des- 
gleichen ist  das  HexameÜiylentetramin  durch 
einen  anderen,  nicht  mitgeteilten  Körper  ersetzt 
worden. 

Cai'nosot  ist  von  Apotheker  Orone  db  de,  in 
Kray  (Rheinl.)  zu  beziehen.  H,  M. 


Was  ist  Malsl 


Diese  Frage  beantwortet  Dr.  H.  TriUieh  in 
folgender  Weise:  «Malz  ist  ein  auf  künstliche 
Weise  durch  Wasser  und  Luftzufuhrung  ge- 
keimtes  Getreide,  dessen  Wachstumsprozeß  so- 
weit vorgeschritten  ist,  daß  die  in  ihm  gebildete 
fermentortig  wirkende  Diastase  die  vorhandene 
Stärke,  und  unter  geeigneten  Bedingungen  noch 
andere  Stärke,  in  Maltodeztrine  und  Zucker  zu 
verwandeln  vermag«.  Der  Begriff  «Malz»  setzt 
ein  Minimum  des  Wachstums  voraus,  nämlich 
mindestens  Wurzelkeime  von  Kornlänge  und 
Blattkeime  von  mindestens  halber  Komlänge. 
Eine  feste  Be^ffsbestimmung  ist  auch  deshalb 
erwünscht,  weil  von  den  Kaffeesurrogaten  viele 
nichts  weiter  als  gebrannte  oder  nur  in  Wasser 
eingeweichte  und  getrocknete  Gerste  darstellen. 
Als  «Malzkaffee»  können  nur  die  aus  wirklichem 
diastasereichen  Malz  hergestellten  Surrogate  an- 
gesprochen werden.  — del, 

ZUehr,  f,  öffentL  Ch&m.  1905,  259. 


üeber  den  Begriff  ^yTafelhonig'' 

hat  die  Handelskammer  zu  Bochum  ein  Gut- 
achten erstattet,  aus  dem  folgendes  hervor- 
gehoben werden  soll:  In  kaufmännischen 
Kreisen  nimmt  man  nicht  ohne  weiteres  an, 
daß  Tafelhonig  stets  reiner  Naturhonig  ist. 
Größere  norddeutsche  Firmen  brachten  in  früheren 
Jahren  unter  dem  Namen  Tafelhonjg  ein  Pio- 
dukt  in  den  Handel,  das  nach  der  auf  der  Ver- 
packung angebrachten  Deklaration  aus  Honig 
und  Raffinade  bestand.  In  den  letzten  zwei 
Jahren  ist  diese  Bezeichnung  jedoch  durch  die 
richtige  Angabe  Kunsthonig  ersetzt  worden. 
Das  Publikum  wird  aber  in  einer  Ware,  die 
ihm   unter   der  Bezeichnung    «Tafelhonig» 


angepriesen  wird,  eine  bessere  oder  beste 
Qualität  vermuten.  £s  wird  glauben,  daß  es 
reinen,  unverfälschten  Bienenhonig  erhält  Wenn 
daher  dem  Publikum  gegenüber  in  einem  Inserat 
unter  der  Bezeichnung  Tafelhonig  ein  Kunst- 
produkt  angezeigt  wird,  so  liegt  unzweifelhaft 
eine  beabsichtigte  Täuschung  vor.  Die 
Bezeichnung  Tafelhonig  für  Kandishonig  ist 
daher  unzulässig.  Sollte  der  Einwand  erhoben 
werden,  daß  aus  der  geringen  Höhe  des  Preises 
das  Publikum  ersehen  müßte,  daß  ihm  kein 
reiner  Naturhonig  angepriesen  werden  sollte,  so 
ist  zu  bemerken,  daß  4er  größere  Teil  des  Publikum 
über  die  Angemessenheit  des  Preises  von  Honig 
wohl  kaum  ein  richtiges  Urteil  besitzen  wird,  soweit 
CS  aber  doch  der  Fall  ist,  durch  die  sich 
immer  mehr  ausdehnende  Sitte,  Lock- 
artikel zu  niedrigen  Preisen  abzu- 
geben, verlernt  hat,  ausderHöhe  des 
Preises  Bückschlüsse  auf  die  Güte 
derWarezuziehen.  (Diesen  Ausführongeo, 
welche  ganz  der  Wirklichkeit  entsprechen,  kann 
nur  mit  Genugtuung  zugestimmt  worden, 
üebrigens  hat  auch  8(£on  das  Beichsgerioht  in 
obigem  Sinne  entschieden.       SehrifUeiUung.) 


Ausstattung  des  Sohanmweines. 

Das  Reichsgericht  hat  folgenden  Entscheid  ge- 
troffen: «Die  Ausstattung  eines  Schaumweines, 
der  aus  in  der  Champagne  hergestellten  cavee  in 
Deutschland  fertiggestellt  wurde,  verstößt  gegen 
§  1  des  Wettbewerb^esetzes,  wenn  der  Her- 
steilungsort der  cuvee  —  Reims  —  in  auf- 
fallenderer Schrift  und  an  auffallenderem  Orte 
angebracht  ist  als  der  Ort  der  FertigstelluDg  in 
Deutschland,  oder  wenn  der  Herstellungsort  der 
cuvee  —  Reims  —  ohne  einen  Zuakz  ver- 
wendet wird,  dei  die  Fertigstellung  des  Fabrikates 
in  Deutschland  deutlich  erkennbar  macht.» 


Deuisehe  Wem-Ztg,  1906,  325. 


P.  Ä 


Yerfahren  zur  Hentellaiig  eines  Uesel- 
saarehaltlgen  KaseYnpriliwrateB.  DRP.  161 842 
Kl.  12  p.  Ä,  Bernstein  in  Berlin.  100  Teile 
Kasein  werden  mit  650  Teilen  Wasser  unter 
Erwärmung  verrührt  und  35  Teile  Ammoniak- 
flüssigkeit (sp.  Gew.  0,980)  zugesetzt  Nach 
dem  Erkalten  versetzt  man  mit  35  bis  45  Teilen 
einer  käuflichen  Lösung  von  kieselsaurem  Natrium 
und  fügt  allmählich  Essigsäure  oder  Phosphor- 
säure hinzu,  bis  die  zunädist  steife  Masse  wieder 
dünnflüssig  wird.  Man  erhält  so  eine  Hasse 
die  in  derselben  Weise  wie  Eiereiweiß  gerinnt, 
nämlich  bei  der  Gerinnung  eine  gleidunäßig 
erstarrte  Masse  bildet,  die  das  Serum  mit  ent- 
hält während  beim  Gerinnen  der  Milch  eine 
Scheidung  in  Eiweiß  und  Serum  eintritt. 

A.  SL 


348 


Therapeutisohe  Mitteilungen. 


Die  Behandlung  des  Ekzem  mit 
Empyroform. 

Empyroform  wirkt  vor  allem  jnckstUleDd ; 
die  Wirkung  beginnt  sofort  nach  Anwend- 
ung des  Mittels.  Es  ist  nahezn  geruchlos 
und  auch  in  stSrkerer  Konzentration  nicht 
so  unangenehm  un  Geruch  wie  andere  Teer- 
präparate. Selbst  bei  längerer  und  ausge- 
ddinter  Anwendung  wird  es  gut  vertragen. 

F,  Weiß  wendete  das  Empyroform 
(Chemische  Fabrik  auf  Aktien  vormals 
E.  Schering)  bei  akuten  und  chronischen 
Formen  nad^  folgender  Vorschrift  an:  Em- 
pyroform und  Zinkoxyd  je  2,5  bis  5  g, 
gelbes  Yaselin  und  Lanolin  je  25  g,  femer: 
Unimentum  ezsioo.  Pick  50  g;  Empyroform 
2,5  bis  5  bis  10  g  und  Lanolin  1,5  g. 

Als  Finsehmg  diente  dne  1-  bis  2proc. 
Chloroform-  oder  2-  bis  5proc  AcetonlOeung. 
Die  beiden  Lösungen  erzeugen  ein  leichtes 
Brennen,  das  jedoch  schon  nach  2  bis  3 
Minuten  schwindet  A.  Rn, 

Neue  Therapie  1905,  392. 


Nebenwirkungen  von  Urotropin. 

A.  V.  Karwowski  in  Posen  hatte  Ge- 
legenheit, einen  schweren  Fall  von  Albuminurie 
nach  ürotropindarreichung  zu  beachten;  er 
berichtet  darflber  und  stellt  die  ähnlichen 
Beobachtungen  aus  der  Literatur  zusammen. 
Es  «lieben  sich  danach  etwa  16  Fälle 
sdiwerer  Reizung  der  Hamwege  durch  das 
ürotropin,  welche  in  13  Fällen  Hämaturie, 
einmal  mit  Hämoglobinurie  vergesellschaftet, 
in  3  FäOen  Albuminurie  verursacht  hat  Im 
Vergleich  zu  der  so  außerordentlich  ver- 
breiteten Anwendung  des  Mittels  ist  diese 
Zahl  von  16  FlUlen  sehr  gering,  und  es 
drängt  sich  die  Frage  auf,  warum  gerade 
in  diesen  FMen  das  Mittel  toxisch  gewirkt 
hat^  während  es  in  tausenden  anderen  so 
günstige  Wirkungen  entfaltet?  Auffallend 
ist  das  Vorwiegen  der  akuten  Infektions- 
krankheiten. Je  höher  die  Temperatur,  um 
so  rascher  und  mehr  Formaldehyd  wird 
aus  dem  Urotropm  abgespalten.  Hier 
waren  auch  ziemlich  viel  fieberhafte  Ejrank- 
heiten  dabei.  «Es  wäre  demnach  ganz 
gut  denkbar,  daß   während  hohen   Fiebers 


größere  Mengen  Formaldehyd  und  früher 
als  normal,  also  bereits  im  Blute  abgespalten 
werden  könnten.» 

In  dem  von  Karwowski  geschilderten 
Falle  hat  das  Ürotropin  zunächst  ausge- 
zeichnet hamsäurelösend  gewirkt,  und  erst 
nachher,  als  es  weiter  gereicht  wurde,  die 
Albuminurie  verursacht  Es  ist  festgestellt, 
daß  das  Formaldehyd  mit  der  Harnsäure 
die  leicht  lösliche  Dif  ormaldehydharn- 
säure  bildet,  welche  bereits  im  Verhältnis 
1 :  300  sich  löst,  im  Gegensatz  zur  reinen 
Harnsäure,  welche  erst  hn  Verhältnis  1 :  38000 
lösUch  ist  {K.  Weber).  Dies  erklärt  die 
schnelle  Auflösung  des  Harngrieses  in  diesem 
Falle.  Während  die  anfänglichen  Mengen 
des  Formaldebyds  zu  Dlformaldehydham- 
säure  gebunden  wurden  und  die  Lösung 
der  Eonkremente  befördertoD,  kann  man 
sich  vorstellen,  daß  bei  weiterer  Darreichung 
des  Mittels  eine  Ueberiadung  des  Blutes 
mit  freiem  Formaldehyd  eintrat,  welche 
die  starke  üterenreizung  auslöste.  Kar- 
tpowski  sieht  diese  Auslassungen  zunächst 
nur  als  Hypothese  an  und  will  bei  ähn- 
lichen Erfahrungen  zur  Kontrolle  anregen. 
Monatsh.  f,  prakt.  Dermatol.  1906,  8. 

Ä.  Rn. 

Behandlung 
von  Hämorrhoidalblutungen. 

Boas  empfiehlt  Einspritzungen  von  Chlor- 
calciumlösungen  in  den  Biastdarm,  die 
ein  ausgezeichnetes  und  nur  selten  ver- 
sagendes Mittel  zur  Beseitigung  besonders 
chronischer  und  ersdiöpfender  Hämorrhoidal- 
blutungen  sein  sollen.  Den  Galdumsalzen 
kommt  jedenfalls  eine  spezifische  Wirkung 
auf  die  Blutgerinnung  zu.  Diese  Wurkung 
steht  in  naher  Beziehung  zur  Bildung  des 
Fibrinfermentes. 

Die  Technik  der  Einspritzung  ist  einfach. 
Man  läßt  von  einer  lOproc  wässerigen  Lös- 
ung mittels  einer  kleinen  gutgeölten  Mastr 
darmspritze  20  g  früh  nach  der  Entieerung 
einspritzen  und  die  Flflssigkeit  zurflckhalten. 
Bei  sehr  schweren  Blutungen  muß  noch  eine 
zweite  Einspritzung  abends  vor  dem  Schlafen- 
gehen gemacht  werden.  Die  Einspritz- 
ungen sind  völlig  schmerzlos  und  machen 
in  der  Regel  auch  sonst  keine  Reizerschein- 
ungen.   Diese  Einspritzungen  können  zweck- 


344 


mäßig  auch  bei  anderen  Maitdannblntongen 
(80  z.  B.  beim  Mastdarmkrebs)  und  bei 
starken  Geb&rmntterblotungen  Anwendung 
finden.  Da  das  unreine  Präparat  oft  Brennen 
und  Schmerzen  verursacht,  muß  stets  das 
chemisch  reine  Salz  gefordert  werden. 
Bods  empfiehlt  die  Einspritzungen  noch 
längere  Zeit  nach  dem  Aufhören  der  Blut- 
ungen fortzusetzen  und  läßt  sie  in  schweren 
fMen  etwa  4  Wochen  täglich,  später  etwa 

2  bis  3  Mal  wöchentlich  wiederholen. 
Centralbl.  f.  innere  Med.  Ä,  Rn, 


Ueber  Schmierseifenbehandlung 
tuberkulöser  Erkrankungen. 

Wolff  ließ  ebenso  erfolgreich  wie  Cxemy 
3  Mal  in  der  Woche  den  ganzen  Körper  mit 
weißer  Ealiseife  einschmieren  und  dieselbe 
nach  Y2  Stunde  durch  ein  laues  Bad  oder 
eme  Uebergießung  entfernen.  Die  allgemein 
hygienischen  und  die  symptomatischen  Maß- 
nahmen wurden  dabei  natürlich  nicht  ver- 
nachlässigt Bei  dieser  Behandlung  sah  er 
Hebung  des  Appetits,  Besserung  des  Allge- 


meinbefindens und  Zurückgehen  der  lokalen 
Erscheinungen.  Mattigkeit,  Nachtsdiwttße 
und  Brustschmerzen  ließen  rasch,  Husten 
und  Auswurf  langsamer  nach.  Das  Körper- 
gewicht nahm  zu.  Mit  Gxerny  und  Busch 
sieht  Wolff  neben  der  Resorption  von  wirk- 
samen Bestandteilen  aus  der  Schmieraeife 
den  grund  ihrer  Wirkung  hauptsächlich  in 
Anregung  der  Hauttätigkeit  und  in  Ablenk- 
ung auf  die  Haut  Auch  ist  eine  gfinstige 
Wirkung  durch  die  bei  der  Einreibung  ge- 
übte Massage  anzunehmen,  während  für  die 
lokale  Anwendung  der  Seife,  namentlich  bei 
tuberkulösen  Knochenldden,  noch  die  Hyper- 
ämie in  betraoht  kommt  Nachteile  der 
Behandlung  wurden  nicht  beobachtet 

Hatismann,  Senator,  KoUmann,  Hoffa 
u.  A.  empfehlen  die  Schmiersdfe  ebenbüls. 
{Hofier  führte  schon  vorher  die  S^en- 
abrdbung  mit  festen  Natronseifen  [Kranken- 
heiler Seifen]  in  die  Behandlung  der  Syphilis 
und  der  chronischen  Tuberkulose  ein. 

Berickter statter.) 
Wien,  klin.'therap.  Woehensehr.  1906, 
Nr  23.  A.  Rn, 


Technische  Mitteilungeni 


Mattbrennen 
für  Messinggegenstände« 

Zur  Erziehlung  einer  einwandfreien  Matt- 
brenne gießt  man  4;5  L  gelbe  Salpetersäure 
bei  einer  Temperatur  von  38^  m  einen  in 
kaltem  Wasser  stehenden  Steintopf  und 
fügt  metallisches  Zink  (etwa  187  g)  in 
kleinen  Stücken  allmählich  hinzU;  bis  die 
Säure  kein  Zink  mehr  auflöst  Hierauf  gießt 
man  unter  Umrühren  4^5  L  starke  Schwefel- 
säure hinzu.  Durch  das  sehr  fein  ausge- 
schiedene Zinksulfat  wird  die  Lösung  zu- 
nächst milchig  und  schließlich  zeigt  das 
Ganze  die  Konsistenz  von  dickem  Rahm 
oder  Sahne. 

Die  Mattbrenne  wird  warm  verwendet^ 
indem  sie  in  einem  Topfe  mit  heißem  Wasser 
steht;  die  gereinigten  und  polierten  Gegen- 
stände werden  m  das  vorher  gut  umgerührte 
Bad  gebracht  und  solange  darin  belassen^ 
bis  die  gewünschte  Farbe  erzielt  ist  Nach 
dem  Abspülen  des  Gegenstandes  tauche  man 
ihn  in  die  übliche  GlanzbrennC;  um  den 


durch  die  Mattbrenne  verursachten  dunklen 
Ueberzug  zu  entfernen. 

Nimmt  man  im  Verhältnisse  mehr  Schwefel- 
säure wie  Salpetersäure^  so  entsteht  ein 
feineres  Matt  Ist  der  Gehalt  der  Mattbrenne 
an  Kupfersalzen  zu  groß  geworden^  so  muß 
es  w^geworfen  werden«  Frisch  hergestellte 
Bäder  arbeiten  erst  nach  einigem  Stehen 
gut;  auch  muß  man  manchmal  etwas  Wasser 
oder  auch  Salpetersäure  hinzusetzen. 

Geeignet  ist  das  Bad  zur  Mattierung  von 
Messing  und  Neusilber.  p, 

Bayr.  Industrie-  u.  Oewerbebl.  1905,  671. 


Nürnberg-Licht 

wird  erzeugt  durch  Erhitzung  eines  Glüh- 
kürpers  in  der  eigenartig  zusammengesetzten 
Gassauerstoffflamme  und  läßt  sich  wegen 
des  geringen  Verbrauchs  an  Gas.  und  Sauer- 
stoff sehr  billig  darstellen.  Die  Kosten  für 
100  HK  Nümbergücht  steUen  sich  auf  0,64 
Pfennig  stündlich,  während  Aueilieht  2,17 
Pfennig  kostet  p. 

Bayr.  Induetrie-  u.  Qewerhebl  1905,  360. 


345 


Photogpaphisohe  Mitteilungen. 


Einfaches  Liohtdruokverfahren. 

Bekanntlioh  gerbt  Eiseiiohlorid  die  Gelatine 
und  macht  sie  unfähig,  kaltee  Wasser  auf- 
zunehmen. Dagegen  besitzt  Eiseuchlorür 
diese  Eigensohaft  nieht.  Hierauf  begründet 
Ernst  Constat  (Photo-Revue,  14.  Ser.,  8.  31) 
ein  einfaehes  liehtdruokverfahren.  Bdiandelt 
man  ein  photographisches  Negativ  mit  Eisen- 
chlorid, so  werden  die  nicht  belichteten 
Stellen,  an  denen  noh  demnach  kein  Siiber- 
niederschlag  befindet,  unlöslich,  an  den  be- 
lichteten Stellen  dagegen  wird  der  Silber- 
niederschlag vom  Eisenchlorid  zu  Ghlorsilber 
und  Eisenchlorfir  reduziert  und  letzteres  läßt 
diese  Stellen  der  Gelatineschicht  ungegerbt 
Wird  ein  solches  Negativ  ins  Wasser  ge- 
bradit,  so  kann  die  Gelatine  nur  an  den 
beliditeten  Stellen  ganz  nach  dem  Grade 
der  Belichtung  aufquellen  und  ist  nicht  mehr 
imstande,  an  denselben  aufgewalzte  fette 
Farbe  festzuhalten.  Dagegen  nehmen  die 
gegerbten  Steilen  solche  Farbe  ohnes  weiteres 
an. 

Auf  diese  Weise  erhält  man  eine  licht- 
dmckplatte,  die  in  einer  Kopierpresse  ge- 
druckt werden  kann.  Sie  wbrd  dabei  auf 
eine  dicke  Gummiplatte  gelegt,  mit  dem 
Druckpapier  und  einer  Schicht  Löschpapier 
bedeckt 

Die  Eisenchloridlösung  ist  Iprocentig  zu 
nehmen  und  darf  nicht  länger  als  eine 
Viertelstunde  auf  das  Negativ  einwirken. 
Dieses  wird  hierauf  rasch  abgespült  und 
getrocknet.  Die  Quellung  der  Gelatine  er- 
2de]t  man  dann  durch  ein  Bad  von  Glycerin 
und  Wasser.  Das  Negativ  darf  jedoch  nicht 
mit  einem  auf  die  Gelatine  bereits  gerbend 
wirkenden  Entwickler  (Rodinal,  Pyrogallol 
usw.)  hervorgerufen  sein,  sondern  am  besten 
mit  Amidol  oder  dem  Eisenentwickler. 

Hydrochinoneiitwickler 

wird  von  den  meisten  Amateuren  verwendet 
und  selbst  angesetzt.  Es  ist  aber  darauf 
zn  achten,  den  Entwickler  nie  frisch  ange- 
setzt zu  verwenden,  denn  das  Hydrochinon 
löst  sidi  ziemlich  schwer  und  wenn  auch 
nur  Spuren  festen  Hydrochinons  auf  die 
Platte  kommen,  bezw.  sich  darauf  festsetzen, 
gibt  es  unfehlbar  schwarze  Flecke.      Btn 


Mikroskopische  Porträts 

liefert  die  Firma  Dr.  Hesekiel  in  Berlin  als 
Neuheit  auf  5  mm  starken  Vergrößerungs- 
linsen  nach  einzusendenden  Bildern  derartig, 
daß  sie  ohne  weiteres  in  sogenannten  Ber- 
loques  (Anhängsel),  in  Broschen,  in  Zigarren- 
und  Zigarettenspitzen,  Grayons,  Federhaltern 
oder  dergl.  eingesetzt  werden  können.  Auf 
Wunsch  kann  auch  die  eigene  Namensunter- 
schrift unter  den  mikroskopischenPorträts  ange- 
bracht werden;  sie  muß  gegebenenfalls  in 
schwarzer  Tinte  auf  weißes  Papier  geschrieben 
sem,  das  bei  Einsendung  eines  YisitbUdes 
5  cm  lang,  bd  Einsendung  eines  Kabinett- 
bildes 8  cm  lang  sein  soll.  Der  Preis  eines 
solchen  mikroskopischen  Porträts  beträgt 
1  Hk.  75  Pf.  ohne  Fassung.  Bm. 


Neue  Absohwäohungsmethode. 

(Nach  John  BarÜett.) 

Das  fixierte  und  gewässerte  Negativ  wird 
zuerst  etwa  10  Minuten  in  eine  lOproc. 
Lösung  von  Zitronensäure  gelegt,  dann  noch- 
nials  einige  limuten  in  ein  gewöhnliches 
fixierbad  gebracht  und  schließlich  mit  einem 
jPbrmßr'schen  Abschwächer  behandelt^  der 
jedoch  2  bis  3  mal  mehr  Fixiematron  als 
rotes  Blutlaugensalz  enthalten  muß  und  so- 
viel Zitronen-  oder  Essigsäure,  daß  er  blaues 
Lackmuspapier  rötet.  Dieser  Abschwächer 
wirkt  in  erster  Lmie  auf  die  zu  stark  ge- 
deckten Stellen,  also  in  gleicher  Weise  wie 
Ammoniumpersulfat,  ohne  dessen  mancherlei 
Mängel  zu  besitzen.  Bm. 


Verstärken  von  Films. 

Die  Films  können  mit  denselben  Mittebi 
verstärkt  werden  wie  Platten.  Besonders 
empfehlenswert  ist  der  Uran-Verstärker, 
dessen  Nachteile  bei  Films  auch  nicht  so 
leicht  zur  Geltung  kommen  wie  bei  Platten. 
Bekanntlich  erfordert  der  Uran- Verstärker 
ein  ganz  besonders  gründliches  Fixieren  und 
Wässern,  wenn  nicht  Fleckenbildung  auf- 
treten soll;  bei  der  dünnen  Schicht  der 
Films  ist  diese  gründUche  Reinigung  viel 
leichter  als  bei  Platten.  Bm, 


346 


Verschiedene  Mitteilungeni 


Ueber  die  Asche  des  Vesuvs 
und  ihre  Zusammensetzung. 

Nach  der  soeben  vorgenommenen  chem- 
ischen Untersnchong  durch  Prof.  2Hnno 
besteht  die  Asche  des  jetzigen  Vesav-Ans- 
bmchs  ans  Kieselerde,  Tonerde,  Kalkstein, 
Magnesia,  Eisen  und  Mangan.  Die  femer 
darin  gefundenen  Spuren  von  Ammonium- 
Chlorid  können  sich  vielleicht  erst  nach  dem 
Niederfallen  gebildet  haben.  Die  Asche 
enthält  kerne  freien  Säuren,  ist  frei  von 
elementarem  Schwefel  sowie  überhaupt  von 
schftdlidien  Substanzen.  Auf  die  Vegetation 
wirkt  die  Asche  eher  befruditend  als  un- 
günstig ein  und  fördert  vor  allem  das 
Wachstum  der  Weinrebe,  des  Grases  und 
der  Gemüse.  Nur  die  in  unmittelbarer  Nähe 
des  Ausbruchsherdes  niederfallende  Asche 
versengte  die  von  ihr  bedeckten  Pflanzen. 
Je  nach  der  Heftigkeit  des  Ausbrudies, 
sowie  nach  der  Richtung  und  Stärke  des 
^mdes  kann  die  Asche  180  bis  200 
Kilometer  weit,  unter  umständen  sogar  auf 
noch  größere  Entfernungen  hinaus  getrieben 
werden.  Die  Vulkanausbrflche  selbst  werden 
nadi  Dr.  N,  8.  S/taler,  Prof.  der  Geologie 
an  der  Harvard-Universität,  welcher  während 
eines  Vesuvsausbruches  im  Jahre  1882  bis 
zum  Rande  des  Kraters  hinaubtieg,  durch 
Wasserdämpfe   hervorgebracht,   mdem   das 


aus  dem  Meere,  den  Seen  oder  durch  ESn- 
sickem  von  der  Erdoberfläche  ^gedrungene 
Wasser  durch  die  Berührung  mit  den  ge- 
schmolzenen Massen  unter  der  Erdkruste 
zum  Sieden  gebracht  wird.  BU. 

Dresdner  Anxeiger  1906,  Nr.  103,  6. 


V.  Jahresversammlung 

der    Freien  Yerelnlgimg  Dentseher 

ITalmuigsmltteleliemlker 

am   25.  und  26.  Mai   1906  in  Nürnberg. 

Angemeldete  Vorträge: 

W,  ^esemiw- Wiesbaden :  Untersuchung  und 
Benrteilunff  von  Fraditsäften. 

A,  jB^^Mfi-Dresden :  üotersnohung  und  Be- 
urteilung von  Brauselimonaden. 

E,  Sekär '  Straßburg  i.  E. :  Anwendung  von 
Saponinen  bei  brausenden  Qetiänken. 

j^.  j^cAör-StraBbuig  i.  E.:  Fimisierung  ge- 
rösteter Kaffeebohnen. 

H,  Oroße- Bohle- CM n:  Prüfung  und  Be- 
urteUung  des  Beinheitszustandes  der  Gewässer. 

K  JBeeXsirto-Braunsohweig :  Untersuchung  und 
Beurteilung  von  Kakao  und  Kakaowaren. 

H.  Maithea-Jend^i  Beitrage  zur  Kenntnis  des 
Kakao. 

R,  0.  iVJ^umann-Heidelbeig :  Die  Bewertung 
des  Kakao  als  Nahrungs  -  und  Oenußmittei 
nach  Stoffwechselversuohen  am  Menschen. 

M,  TTut^tfi-Berlin :  üeber  den  Solaningehalt 
der  Kartoffeln. 

FT.jPVMenütf-'Wiesbadeni'Weinbeurfceilung  und 
Weingesetz. 

P.  Le^&ertri^-Duisbuig:  Phosphorwasserstoif- 
vergif tongen  durch  elektrolytisches  FerrosiliciunL 


Briefwechsel. 


0«Str*inO«  Soviel  uns  bekannt  ist,  wird  die 
Erfindung  des  Elektrotechnikers  Mies  (Frank- 
furt a.  M.),  die  Weinberge  gegen  die 
Reblausinfektion  elektrisch  zu  be- 
handeln, regierungsseitig  geprüft.  Die  ersten 
Versuche  in  der  Nähe  von  Würzbuig  sind  be- 
endet, weitere  sollen  noch  folgen.  Ueber  die 
Ergebnisse  werden  wir  später  berichten. 

P.  S, 

Apoth.  Th.  Mbg.  in  £.  Mit  Erfolg  haben  wir 
lOproc.  AmmoniaÖlüssigkeit  gegen  Ameisen  an- 

fewendet;  dieselbe  gießt  man  wiederholt  in  die 
öcher   und  Fahrten.    Im  Freien   dürfte  auch 
Schwefelkohlenstoff  ein  wirksames  Mittel   sein. 

P.  S, 

Apoth.  H.  M.  in  D«  Das  Aluminium- 
papier zum  Einschlagen  von  Schokolade,  Tee, 
Kakao,    Zuckerwaren,    Margarine,   Parfümerien 


usw.,  wird  von  Wickel^   Metallpapierfabriken  in 
Fürth  (Bayern),   geliefert    Für   Seifen    dürfte 
das  Aluminiumpapier  weni^r  gut  geeignet  sein, 
weU  es  gegen  freies  Alkah  empfindlich  ist. 
(Yergl.  Phaim.  Gentralh.  46  [1905],  764,  970.) 

P.  Ä 

Anfkragen« 

1.  Wie  schützt  man  «Harzer  KIse«  bei  ihrer 
Bereitung  vor  wiederholter  allzustarkerSchimmel- 
bildung,  welche  die  Beifung  stark  verzögert, 
ein  wenig  schmackhaftes  Produkt  ergibt  und 
eine  bedeutende  Mehrarbeit  durch  das  not- 
wendige häufige  Abwaschen  der  Ktee  veranlaftt? 

2.  Ist  einer  unserer  Leser  m  der  Lage  über 
Eermann  Scktuter'a  indisches  Pflanzen- 
heilserum Auskunft  zu  geben? 

B.  Woraus  besteht  die  französische  Spezialitat 
Dunatosine  «Yermearsoh»? 


Verleger:  Dr.  A«  8efcB«ld«r,  Dread»  nnd  Dr.  P.  SAB,  DrMden-BlMewfti. 
VezmBtwortUehflr  Ldter:  Dr.  P.  StA,  In  DraidHi-BlaMwIte. 
Im  BueUuundel  diueh  Jnllm  Springer,  Bcriln  N.,  Monbijonplata  8. 
t'TMk  ▼OB  Fr.  TitUl  Vnohfolfor  (f  nnatb  Ik   Mnlil«)  In  DtmAbb. 


TBXsJi 

? — ^/JL 


Fabrik  chemischei 

flmpfeblen  den  Ueireii  Apothekern  znm  Bezo 
handlungen  ihre  unter  bdatehenden  Schi 
bannten  Fabrikate: 


Chinin  mii  Salze    Cocain 


CoiTein 

Eserin 

Strjclmin 

Theopbyllii 

ToUnmin 

Cerolin 

Ferratose 

Arsenfem 

Fiimaroi 

lactopbenii 

Acetanllld 

M 

irecolin 

Pi 

Atropln 

PI 

euoralhydrat 

P: 

Gliryiaroliia 

R 

Conarln 

Si 

Ergotln 

Si 

Extrakt! 

8i 

fiallDSSiDIH 

Ti 

eiycsrli 

GDülaeol 

Hjdroeliliioii 

^^ 

386 


Der  Oesamtjodgehalt 
in  Jodvasogen  und  ähnlichen 

Präparaten 

wird  nach  C,  Arnold  und  ö.  Werner 
(Pharm.  Zig.  1906;  84)  auf  folgende  Weise 
bestimmt : 

In  einem  Tiegel  aus  Eisenbleeh*)  werden 
9  bis  10  g  Natriumperoxyd  mit  etwa  0,5  g 
des  zu  untersuchenden  Präparates,  das  zur 
gleiohmftßigen  Verteilung  am  besten  auf  das 
Natriumperoxyd  getropft  wird,  mit  einem 
kleinen  Pistill  gemischt.  Darauf  wird  der 
Tiegel  mit  einem  gut  schließenden  Eisen- 
deckel verschlossen  in, eine  größere;  bis  zur 
halben  Höhe  mit  destilliertem  Wasser  ge- 
füllten Porzellansdiale  gestellt.  Nun  wird 
die  im  Tiegel  befindliche  Mischung  durch 
Einführen  eines  glühenden  Nagels  durch  das 
im  Deckel  befindliche  Loch  zur  Entzündung 
gebradit  Einige  Minuten  nach  dem  sehr 
raschen  und  äußerlich  ruhigen  Reaktions- 
verlauf nimmt  man  den  Deokel  ab  und 
spült  ihn  in  dem  in  der  Porzellanschale  be- 
findlichen Wasser  ab.  Die  sich  in  der 
Regel  im  Tiegel  von  selbst  lösende  Schmelze 
wird  direkt  in  die  Porzellanschale  geworfen, 
der  Tiegel  mit  warmem  Wasser  nachgespült 
und  dieses  mit  der  übrigen  Flüssigkeit  ver- 
eint. Nach  dem  Filtrieren  der  alkalischen 
Flüssigkeit  in  ein  Becherglas  und  dem  Ver- 
setzen mit  verdünnter  Schwefelsäure,  in  der 
etwa  2  g  Natriumsulfit  gelöst  smd,  bis  zur 
schwadi  sauren  Reaktion  wird  ziemlich  viel 
Salpetersäure  und  Silbemitratlösung  zu- 
gegeben. Das  Siiberjodid  wurd  nach  dem 
Absetzen  durch  Absaugen  auf  einem  ge^ 
härteten  Filter  gesammelt  und  sein  Ge- 
wicht in  bekannter  Weise  ermittelt   H.  M, 


Fagacid, 

über  das  schon  in  Pharm.  Gentralh.  46 
[1905],  685  berichtet  worden  ist,  erweicht 
nach  Dr.  Aufrecht  (Pharm.  Ztg.  1905,  942; 
bei  Körperwärme  und  schmilzt  bei  etwa 
65^  C  zu.  einer  tiefschwarzen  Flüssigkeit. 
Beim  Erhitzen  auf  Piatinblech  verbrennt  es 
ähnlidi  den  Harzen  unter  Entwickelung 
schwerer  brauner  Dämpfe  mit  stark  leuch- 
tender, rußender  Flamme  und  hinterläßt  eine 


*)  Zu    beziehen    von   Dr.    Qoercki   und  Dr. 
Sehtdixe  in  Hannover  zum  Preise  von  75  Pf. 


erhebliche  Menge  eines  porösen,  rotbraunen 
Rückstandes,  der  größtenteils  aus  Eisenoxyd 
besteht  Bei  sdner  trocknen  Destillation 
zeigen  sich  zwischen  240  bis.  2b(fi  C  die 
ersten  Tropfen  einer  gelblichen,  öligen 
Flüssigkeit,  die  durch  einen  brennenden, 
eigenartigen  Geschmack  und  bituminösen 
Geruch  gekennzeichnet  ist  Der  Siedepunkt 
steigt  dann  rasch  bis  auf  400^  (7,  ohne 
daß  noch  nennenswerte  Mengen  flüchtigen 
Oeles  überdestüiieren. 

Fagacid  löst  sich  ziemlich  leicht  in  abso- 
lutem Alkohol,  sowie  in  ätzenden  und 
kohlensauren  Alkalien,  weniger  leicht  in 
Aether,  Benzin,  Chloroform  und  Terpentin- 
öl, gar  nicht  in  Wasser  und  verdünnten 
Säuren. 

Die  Untersuchung  ergab  folgende  procent- 
ische  Befunde:  74,44  Kohlenstoff,  8,71 
Wasserstoff,  6,33  Sauer-  und  Sti<^toff, 
sowie  10,51  Asdie. 

In  schwach  alkalischer  Lösung  vermag 
das  Fagacid  eine  deutlich  antiseptische  Wirk- 
ung zu  entfalten,  die  vermutlich  auf  die 
darin  enthaltenen  flüchtigen  Bestandteile 
zurückzuführen  sem  dürfte.  Versuche  er- 
gaben, daß  eine  2proc  alkalische  Fagaeid- 
Lösung  in  ihrer  entwickelungshemmenden 
Kraft  einer  5proc.  Karbqlsäurelösung  gleich- 
kommt. 

Fagacid  purum  unterscheidet  sich  nach 
Dr.  Aufrecht  (Pharm.  Ztg.  1906,  17)  m 
physikalischer  Hinsicht  und  in  bezug  auf 
seine  Löslichkeit  nur  wenig  von  dem  obigen. 
Die  Elementaranalyse  ergab  auf  Trocken- 
substanz berechnet: 

Kohlenstoff  81,66  pQ 

Wasserstoff  9,47   » 

Sauerstoff  U.Stickstoff  (als  Differenz)  7,80   » 
Asche  1,07   » 

Letztere  bestand  hauptsächlich  aus  Gal- 
ciumkarbonat  und  Eisenoxyd  neben  geringen 
Mengen  von  Sulfaten,  Chloriden  und  Kiesel- 
säure. — tc.— 

Cldrase  sind  die  gesammelten  Fermente  des 
Apfelweins  (auf  spanisch  cidra);  es  stellt  ein 
trocAeoes  Produkt  von  dunkler  Farbe  dar,  von 
Apfelgeraoh  und  schwach  saurem  Gesohmacke, 
das  sich  an  der  Luft  schwätzt,  aber  sonst  gut 
hält,  wenn  die  Temperatur  von  55 o  C  nicht 
überschritten  wird.  P. 

Revista  Famuuseuiiea  Ckikna  1905,  406. 


387 


Therapeutisohe  Mitteilungen. 


Zur   Antifhyreoidin-Behandlung 
der  Basedow'schen  Krankheit. 

Antithyreoidin  iet  Blntseram  von  Bohild- 
drflaenlos  gemachten  Hammeln^  denen  nnge- 
fShr  6  Wochen  vor  dem  ersten  Aderlaß  die 
SchilddrfiBe  entfernt  worden  ist  Das  anf 
Veranlaasnng  von  Moebius  durch  die  Firma 
E.  Merck  in  Darmstadt  hergestellte  «Thyreoid- 
Serom»  wird  in  gut  verschlossenen  Glas- 
fllscfadien  am  10  com  abgegeben.  Ueber 
Bone  Anwendung  und  Wirksamkeit  bei 
Basedoto*wiker  Krankheit  liegen^  außer  von 
Moebius  selbst,  noch  von  Schuttes,  Rosen feld, 
Josioneky  IndemanSj  Sainton  nnd  Pisante, 
Boerma,  Dürig,  Sidney  Kuh,  Hempel, 
Leimbach,  Lomer,  Bogers,  Peters,  Thien- 
ger,  Erdmann  n.  A.  Mitteilungen  vor,  die 
allerdings  im  einzelnen  ziemlich  weit  aus- 
einandergehen, im  großen  und  ganzen  aber 
doch  ttberwiegend  gflnstig  lauten. 

Neuere  Berichte  stammen  von  Ä,  Eulen- 
bürg  (BerL  klin.  Wochsehr.  1905,  Nr.  44a), 
Schüler  (Deutsche  Med.-Ztg.  1905,  Nr.  83) 
und  L.  Siein  (Wien.  med.  Wochenschr. 
1905,  Nr.  48).  Die  beiden  letzteren  Autoren 
wandten  nur  die  Serum  •  Behandlung  an, 
Eulenburg  will  nebenher  die  physikalischen 
und  klimatischen  Heilfaktoren  nicht  missen. 
Hervorgehoben  wird  besonders  die  günstige 
Wirkung  auf  das  Herz,  auf  das  Aussehen 
des  Kranken  und  die  baldige  Beseitigung 
des  Herzklopfens  und  der  Atemnot  Daher 
sagt  Stern:  «Als  Richtschnur  diene  immer 
das  Yeriialten  des  Herzens.» 

Das  Mittel  wurde  mnerlich  zuerst  in  all- 
mählich steigender,  dann  in  fallender  Oabe 
gereicht;  und  zwar  wurde  mit  dreimal  täg- 
lich je  10  Tropfen  begonnen,  am  dritten 
Tage  auf  je  15,  am  fünften  auf  je  20,  am 
siebenten  auf  je  25,  am  neunten  auf  je 
30  Tropfen  (also  im  ganzen  90  Tropfen 
^  Tage)  gesti^en,  vom  elften  ab  wurde 
dann  wieder  m  entsprechender  Weise  mit 
der  Gabe  herunterg^angen.  Nach  18  Tagen 
waren  so  etwa  5  Flaschen  (50  ccm)  des 
Mittels  verbraucht.  Es  wurde  dann  eine 
Pause  von  mindestens  einwöchiger  Dauer 
gemacht  und  darauf  der  Gebrauch  des  Mittels 
in  kleineren  Qaben  (dreimal  täglich  10 
bis  20  Tropfen)  noch  kürzere  oder  längere 


Zeit  fortgesetzt  In  einzelnen  FlUen  wurde 
auch  die  ganze  Kur  nach  8  bis  lOtägiger 
Pause  in  gleicher  Art  nodimals  wiederholt. 
Der  Oesamtverbrauch  des  Mittels  betrug 
demnach  6  bis  10  Flaschen,  die  «Kurdauer» 
32  bis  50  Tage. 

Des  etwas  unangenehmen  Geschmackes 
wegen,  der  hauptsächlidi  durch  den  kon- 
servierenden Zusatz  von  0,5  pGt  Karbol- 
säure erzeugt  wird,  soll  das  Mittel  nie  bei 
nüchternem  Magen,  am  besten  in  etwas 
Pfefferminz-  oder  Himbeerwasser  oder  Milch 
gereicht  werden.  Wein  ist  als  Vehikel 
nicht  zu  empfehlen.  Die  Wirkung  tritt  bei 
mittelschweren  Fällen  nach  ungefähr  8  Stunden 
ein  und  hält  8  bis  10  Stunden  an.  Es 
muß  bemerkt  werden,  daß  Gaben,  die  bei 
einem  und  demselben  Falle  an  weniger 
stürmischen  Tagen  sich  als  wirksam  erweisen, 
zu  schwach  waren,  wenn  gerade  eine  Yer- 
sohlimmerung  des  Prozesses  eingetreten  war. 

Ä.Rn. 

Ueber  einen  Fall  von  Kretinis- 
mus 

berichtet  Heinrich  Oöllner  in  Hermann- 
stadt. Nachdem  die  Diagnose  in  diesem 
Falle  nicht  zweifelhaft  sein  konnte,  ver- 
ordnete er  der  elfjährigen  Kranken,  die 
schon  früher  versuchsweise  mit  roher  Kalbs- 
Schilddrüse  gefüttert  worden  war,  Jodo- 
thyrintabletten  zu  je  0,3  g  (hergestellt 
von  den  Farbenfabriken  Bayer  <&  Co,  m 
Elberfeld)  und  zwar  vorerst  täglich  Vg  Ta- 
blette nach  dem  Mittagessen,  ^eichzeitig 
aktive  und  passive  Zimmergymnastik,  viel 
Bewegung  in  frischer  Luft  und  fleißiges 
Baden  in  Salzwasser.  Der  Erfolg  war  nach 
kurzer  Zeit  ein  überraschender.  Die  Kur 
begann  am  13.  Juli  1902,  die  ersten  An- 
zeichen der  Besserung  zeigten  sich  bereits 
im  September.  Oöllner  steigerte  schon  nach 
wenigen  Wochen   die   Gabe  des  Jodothyrin 

auf  1  Tablette,  nach  1^2  «^^^ii^^i^^  &^  ^  ^^' 
bletten  im  Tage.  Die  Kranke  ist  in  den 
3  Jahren  der  Behandlung  um  27,4  cm  ge- 
wachsen, nachdem  das  Körpergewicht  anfangs 
erheblich  gesunken  war,  stieg  es  duin  pro- 
portional der  Größenzunahme  des  Körpers 
langsam    an.      Die    geistige    Entwickelung 


388 


zeigt  überraschende  Fortschritte;  die  Kranke  ' 
bekam  erst  im  zweiten  Jahre  der  Behand- 
lung den  ersten  Unterrieht;  faßte  leicht  auf 
und  lernte  mit  großem  Eifer.  Sie  liest  jetzt 
lacht  und  fließend;  führt  eine  schöne  Hand- 
schrift und  fertigt  leichtere  Handarbeiten 
mit  viel  Geschick  an ;  nur  das  Rechnen 
bereitet  ihr  große  Schwierigkeiten.  Die' 
Schüchternheit  ist  vollständig  geschwiinden; 
im  Verkehr  mit  Kindern  ist  die  Kranke 
munter  und  gesprächig.  Das  Kind  hatte 
sidi  körperlich  und  geistig  so  verändert;  daß 
Angehörige;  die  einige  Jahre  abwesend 
wareu;  nach  ihrer  Rückkehr  dasselbe  nicht 
wiederwkannten.  a,  Rn, 

Wim.  Min.  Wochensehr,  1905,  Nr.  52. 


Styracol, 

bekanntlich  eine  von  Knoll  dt  Co.  in 
Ludwigshafen  dargestellte  Verbindung  von 
Zimtsäure  und  Guajakol;  die  nach  Knap 
und  Suter  als  Guajakolzimtsäureäther  (vergl. 
Pharm.  Gentralh.  37  [1896];  272)  das  meiste 
Guajakol  frei  im  Organismus  in  Abspaltung 
und  zur  Wirkung  bringt  (85;94  pOt);  ohne 
daß  es  giftig  wirkt  Diese  große  Menge 
freien  Guajakols  wirkt  antiseptisch  und 
bakterienhemmend  im  Darme.  Das  Styracol 
zeichnet  sich  aber  besonders  durch  seine 
Geruch-  und  Geschmacklosigkeit  auS;  ferner 
ist  es  in  Wasser  und  in  verdünnten  Säuren 
so  gut  wie  unlöslich^  so  daß  es  den  Magen 
unzersetzt  passieren  kann  und  im  Darme 
keine  schädliche  Aetzwirkung  entwickelt 
Es  wird;  m  arzneilichen  Gaben  wenigstens, 
innerhalb  24  Stunden  vollkommen  resorbiert 
und  in  seiner  gesamten  Menge  im  ganzen 
Darmkanal  zur  Entfaltung  seiner  Wurkung 
gebracht  Daher  hielt  H.  Engels  in  Berlin 
(Therap.  d.  Gegenw.  1904;  Nr.  8)  das 
Styracol  für  angezeigt,  wo  bei  andauernden 
Durchfällen  erst  ein  Desinfiziens  angewendet 
werden  möchte,  um  die  zersetzten  und  zurück- 
gehaltenen Kotbestandteile  unschädlich  zu 
machen;  denn  in  solch  einem  FallC;  sagt 
EngelSf  ist  es  nicht  angebracht;  sofort  mit 
Opiaten  zu  stopfen  oder  mit  Tanninpräparaten 
zu  adstringieren.  Und  Engels  erreichte; 
oftmals  ohne  daß  er  die  Kost  einschränkte; 
bei  Kindern  und  Erwachsenen  nach  1  bis 
2  Tagen    den   gewünschten   Erfolg,   indem 


der  Stuhl  an  üblem  Geruch  verlor  und  eist 
allmählich  geformt  wurde.  Als  zweckmäßig 
ergaben  sich  bei  Säuglmgen  viermalige 
Tagesgaben  von  0,25  g,  bei  älteren  Kin- 
dern eine  dreimalige  von  0;5  g;  bei  Erwach- 
senen drei-  bis  viermal  von  1,0  g;  wenn 
die  Wirkung  nicht  schnell  genug  emtrit^ 
kann 'man  auch  die  Gaben  steigern. 

Naheliegend  smd  die  Versuche  mit  Styraool 
bei  Lungentuberkulose;  hier  prüfte  Ed- 
mund Nacht  in  Buczacz  in  teilweise  sehen 
vorgeschrittenen  meistens  in  beginnenden 
Prozessen  und  fand  hierbei  die  Hebung  des 
Allgemeinbefindens   und    des  Appetits   und 

aUmähliche  Verminderung  des  Auswurfs. 

//.  Rn 

Freier  Formaldehyd  im  Blute 

war  bisher  immer  vermutet;  aber  noch  nicht 
nachgewiesen  worden.  Daher  unternahm  es 
Paul  Rosenberg  in  Berlin;  einem  Hunde 
so  viel  Formaldehydlösung  zu  verabreichen;* 
daß  der  Nachweis  im  Blute  möglich  werde. 
Eine  solche  verstärkte  Formalingabe  gelang 
ihm  Jeicht  und  ohne  jedwede  Schädigung 
mit  einer  2proc  Milchzucker-Formalin-Ver- 
bindung.  Der  Hund  erhielt  an  emem  Abend 
und  am  nächsten  Tage  mit  einer  kleinen 
Portion  Hackefleisch  je  20  g  Formalin- 
Milchzucker.  Schon  12  Stunden  nach  der 
ersten  Gabe  zeigte  sich  schon  viel  Form- 
aldehyd im  Harm ;  Aber  nun  kam  es  darauf 
aU;  im  Blute  den  Formaldehyd  nadizu- 
weisen.  Rosenberg  entnahm  Blut  inneibalb 
der  ersten  12  Stunden  nach  der  letzten 
(vierten)  Formalingabe  und  untereuchte  so- 
wohl qualitativ  wie  quantitativ  und  zwar 
mdem  er  40  com  Blut  mit  der  ^eidien 
Menge  Wasser  verdünnt  eine  Stunde  lang 
mit  20  com  Normal-Natronlauge  destillierte. 

Das  Blut  enOuelt  0;0775  pCt  freien 
Formaldehyd;  womit  der  Beweis  für  das 
Vorhandenseni  freien  Formaldehyda  im 
Organismus  nach  inneriicher  Darreiehong 
erbracht  war.  Mithin  ist  zunächst  die 
Möglichkeit  einer  innerlichen  Wirkung 
in  desinfektorischer  Beziehung  bei  interner 
Anwendung  von  Formaldehyd  festgestellt 
und  erwiesen.  A.  Rn. 

Therap,  d.  Oegenwart  1905,  lüO. 


389 


Photographisohe  Mitteilungen. 


Farbige  Porträtaufiiahinen. 

Die  «Neue  Photographische  Gesellschaft» 
in  Berlin  hat  bekanntlich  seit  einiger  Zeit 
ein  «genes  Atelier  für  farbige  Porträt- 
aufnahmen  eingerichtet,  welches  nach  dem 
Prinzip  der  Dreifarben-Photographie  nnd  mit 
Hilfe  der  Pigmentfolien  genannter  Oesell- 
sehaft  sehr  gnte  Leistangen  erzielt  nnd  sich 
bereits  die  Qunst  weiterer  Kreise,  vor  allem 
die  des  deutschen  Kaisers  erworben  hat  Die 
Zeit,  in  welcher  die  3  Teilanfnahmen  er- 
folgen, ist  eine  verhältnismäßig  karze,  sie 
beträgt  bei  gutem  licht  einschließlich  zwei- 
maliger ümschaltnng  von  Platten  nnd  Filter 
nur  gegen  25  Sekunden.  Das  Atelier  läßt 
sich  auch  zum  Freiiicht- Atelier  umwandeln; 
indem  em  Teil  der  Verglasong  auf  Rollen 
ausemandergeechoben  wird.  Die  3  Teil- 
anfnahmen erfolgen  auf  Perutx'eehen  Per- 
ehromoplatten.  Bm. 

Naohtaufhahmen. 

Fhotographisdie  Nachtaufnahmen ,  mit 
denen  sich  vielfach  Bilder  von  kfinstlerischer 
Wirkung  erzielen  lassen,  sind  durchaus  nicht 
so  schwierig,  als  man  in  Amateurkreisen 
zumeist  annimmt  cApollo»  (Nr.  256)  gibt 
einige  Winke  dafür,  aus  denen  wir  das 
Wesentlichste  herausgreifen: 

Erhöht  wird  die  malerische  Wirkung  von 
Straßenbildem  durch  eine  feuchte  oder 
regnerische  Witterung  w^en  der  durch  die 
liditer  geschaffenen  mannigfaltigen  Reflez- 
wirkungen.  Eboiso  lassen  sich  mit  Auf- 
nahmen bei  Mondschein  originelle  kfinstler- 
«ehe  Resultate  erretehen.  Details  m  den 
Schatten  und  auch  sonst  sehr  reizvolle 
Effekte  lassen  sidi  in  der  Dämmerung  bezw. 
bei  Beginn  der  Straßenbeleuchtung  erreichen. 
iKe  BeUchtungazetten  richten  nch  ganz  nach 
der  voriiandenen  Beleuchtung;  bei  starker 
^Metrischer  Bdenehtung  kommt  man  mit 
etwa  20  Sekunden  au%  bei  gemischter  Be- 
leaehtongy  bei  der  aber  die  elektrisehe  vor- 
hflRBdit,  mit  50  bis  70  Sekunden,  bei  Gas- 
lidit  sind  je  nach  der  lichtffllle  2  bis  4 
Mmnten  erforderiich.  Am  längsten  hat  man 
bei  Mondschein  zu  beliditen;  je  nach  Be- 
wölkung und  Jahreszeit  und  der  Beschaffen- 
heit des  Motivs,  offene  Landschaft  oder 
Schattenpartien,   benötigt   man   30   bis  80 


Minuten,  dagegen  erfordern  Schneepartien  / 
bei  Mondschein  nur  20  bis  25  Minuten. 
Auf  jeden  Fall  hat  man  ein  sehr  lichtstarkes 
Objektiv,  bei  welchem  man  mit  voller  Oeff- 
nung  arbeiten  kann,  zu  benutzen.  Die 
Platten  müssen  höchstempfindlich ,  ortho- 
chromatisch und  unbedingt  lichthoffrei  sein. 
Der  Straßenverkehr  bei  Nachtaufnahmen 
stört  in  Fällen,  wo  man  längere  Belichtungs- 
zeiten benötigt,  gamicht;  die  beweglichen 
Objekte  geben  keinen  Eindruck  auf  die 
Platte.  Man  entwickelt  die  lange  beliditeten 
Nachtaufnahmen  am  besten  mit  einem  weich- 
arbeitenden «Rapid-Entwickler»,  besonders 
aber  ist  Standentwicklung  zn  empfehlen. 

Bm, 

Aoetylen  mit  Sauerstoff 
verbrannt  für  Aiifh ahm ezweoke. 

J,  Reid  zeigte  in  der  c  Royal  Institution» 
in  London,  daß  mau  die  Leuchtkraft  einer 
Acetylenflamme  um  etwa  das  Dreizehnfache 
erhöhen  könne,  wenn  man  einen  Strom  von 
Sanerstoff  hineinleite.  Die  Leuchtkraft  er- 
höhte sich  von  150  auf  2000  Eerzenstärken. 
Es  ist  ersichtlich,  daß  dieses  Resultat  ab- 
hängig ist  von  der  Menge  des  eingeblasenen 
Sauerstoffs.  Wenn  diese  eine  gewisse  Höhe 
erreicht,  so  entsteht  eine  nicht  leuchtende, 
blaue  Spitzflamme.  Eine  solche  Acetylen- 
flamme mit  riditig  reguliertem  Sauerstoff- 
zoflnß  kann  Bedeutung  erlangen  ebenso  fflr 
Aufiiahmen  bei  künstiichem  Licht,  wie  be- 
sondefs  ftlr  das  Skioptikon. 

Pkoioffr.  Woehenbl  Bm. 

Aufnahmen  von  Maschinen. 

Wenn  man  bei  Maschinenaufnahmen  die 
durch  Spiegelung  glänzender  Metallteile  auf- 
tretenden Lichthöfe  auch  durch  Verwendung 
lichtfaoffreier  Platten  oder  Hinterkleidung 
gewöhnlicher  Platten  euidämmen  kann,  er- 
zielt man  dodi  zumeist  nur  minderwertige 
Resultate;  Licht  und  Schatten  sind  m  den 
mit  Maschinen  besetzten  Räumen  gewöhnlich  . 
sehr  sohlecht  verteilt  Man  grdft  deshalb 
am  besten  zum  Magnesiumlicht,  bei 
welchem  auch  die  dunkelsten  Maschinenteile 
Zeichnung  erhalten.  Die  Reflexe  vermeidet.^ 
man  durch  einen  leicht  wieder  abwaschbaren 
Anstrich  der  Maschienenteile  mit  hellgrauer 
Leimfarbe  oder  von  Schwerspat.         Bm, 


390 


BBohersohau. 


Oflservazioiii  ed  eeperienze  sul  ricupero  e 
Bol  restanro  dei  oodioi  dannegiati  dair 
inoendlo.  Von  Icilio  Guareschi,  Sonder- 
druok  aus  den  Arbdten  der  Accademia 

reale  delle  soienze  di  Torino.  1904. 
Die  Arbeiten  zur  T^'iederherstelluDs  der  kost- 
baren Codices,  die,  wie  alle  Welt  sicm  noch  er- 
innern wird,  vor  kurzem  ein  unheilvelles  Feuer 
in  der  Turiner  Bibliothek  ganz  oder  zum  teil 
Tomicbtete,  stehen  im  Grunde  in  nur  sehr  losem 
Zusammenbange  mit  der  Pharmazie.  Aber  auoh 
in  unserer  Zeit  ist  wenigstens  in  kleineren  Yer- 
hfitnissen  der  Apotheker  der  naturwissenschaft- 
liche Berater  des  Publikums  «in  erster  Instanz» 
se  sehr  geblieben,  daß  es  jedenfalls  angezeigt 
erscheint,  ihn  darauf  aufmerksam  zu  machen, 
daß  er  in  dem  gedachten  Werk  des  bekannten 
früheren  Fachgenossen  alles  findet,  was  er  zu 
wissen  nötig  haben  wird,  wenn  ihm  etwa  ähn- 
liche Fragen  gestellt  werden  wie  Ouaresohi. 
Gerade  in  jetziger  Zeit,  wo  offiziell  den  Frauen 
die  Pforte  zur  Pharmazie  geöffnet  worden  ist, 
Wird  es  interessieren,  daß  auch  dreier  Frauen 
gedacht   wird,   die  auf  grund  ihrer  Stellung  im 


Getriebe  der  Hochschale,  der  gedachten  Frage- 
nahe  traten.  Interessant  auch  ist,  daß  da8a.O. 
jüngst  erwähnte  alte  chemisch-technische  Manu- 
sknpt  aus  Karls  des  Großen  Zeit  eineYorschnft 
gibt:  qaomodo  pergamina  fieri  debet.  Die  Wissen- 
schaft ist  dem  Verfasser  der  Osservazioni  für 
seine  Arbeit  Dank  schuldig  auch  in  Hinsicht 
auf  ihre  praktischen  Erfolge.  £ine  sehr  instruktlTe 
Photogiaphie  zeigt,  welchen  Erfolg  Ouarescki's 
Hantierung  an  einem  durch  Hitze  und  Wasser 
völlig  zusammengeschrumpften  Pergament  hatte. 

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Verschiedene  Mitteilungen. 


Vorbehandlung 
nichtmetallisoher  Gegenstände 
zwecks  Aufbringung  von  gal- 
vanischen MetallüberBügen. 

0.  Buchnef*  gibt  hierzu  im  «Bajrr. 
Industrie-  nnd  Gewerbebl.»  (19G5;  573) 
folgende  Ratsehläge:  Bei  porösen  Gegen- 
stibiden  muß  man  zunächst  ihre  Poroeität 
aufheben,  so  daß  sie  vollkommen  undurch- 
dringlieh  ffir  Flüsugkeiten  aller  Art  werden. 
Dazu  eignen  sieh  aber  die  oft  in  Büchern 
angegebenen  Lösungen  von  Schellack  oder 
Kolophonium  in  Weingeist,  von  Paraffin  in 
Benzin  u.  a.  nicht.  Man  muß  sie  viehnehr 
mit  schmelzenden  Körpern  behandehi,  die 
beün  Erkalten  erstarren  und  die  Poren 
voUstftndig  versehließen.  Am  besten  eignen 
sieh  Paraffin,  Ceresin  oder  llisehungen  von 
Geresm  und  Kolophonium;  die  Oegenstlnde 
werden  solange  emgetauoht,  bis  keine  Luft- 
blasen mehr  entweichen. 

Zur  Leitendmaehung  empfiehlt  sieh 
erst  eine  üeberpmselung  mit   Qnttapereha- 


hick  nnd  dann  eine  solche  mit  Galvano- 
graphit oder  besser  eine  Behandlung  mit 
feinverteiltem,  chemisch  reinem 
Kupfer  (sogenannter  Kupferbronze).  Glaa- 
gefäße  ätzt  man  am  besten  erst  durch  Auf- 
tragen emes  Breies  aus  Flußspatpulver  und 
Sohwetelsänre  an. 

Auoh  dnreh  Aufbringen  von  Glanzgold 
oder  Platlnohlorid  mittels  Lavendelöl  und 
Brennen   in    der   Rotglut   kann   man    eine 


Leitung  herstellen. 


P. 


Mit  Wasser  verdflnnbare,  zur  Yerlilgiiiig  tler- 
Iseher  Pflaaieiiselilldliiife  dienende  8eiiwefel- 
kohlenstoffemnlslon.  D.  B.  P.  161266.  Kl  451 
Chemißcho  Fabrik  in  Biliwärder,  voroi.  Hell  db- 
iSItoAmer  A.-G.  in  Hamburg.  Aus  Sohwefelkohlen- 
stoff  wird  mittels  Dextrin,  Znoker,  Meltase^ 
Schlempe  und  ähnlichen  in  Wasser  löeliohen 
organisohen  Stoffen  eiforderliohenfalls  unter  Zu- 
satz von  Wasser  eine  Emulsion  dargestellt,  die 
sich  selbst  in  stark  durchnäfitem  B^en  gleioh- 
mäßig  verteilen  und  den  SchwefelkohleDstoff  nur 
sehr  langsam  verdunsten  läßt  Außerdem  ist 
die  Emulsion  nur  sehr  wenig  feuergefthrlioh. 


Vertoftr :  Dr.  A.  8«luiel4«r,  Drwden  «nd  Dr.  P.  SiB,  ütretdiiii-BlaMirlte. 
VamntworUielMr  Leitw:  Dr.  A.  Sehn«l4«r. 


Im  Baehhuidel  durch  Jolioi  Springer,  Berlin  1^.,  MonbltonpUte  8. 
Dniok  TOB  Fr.  Tltt«l  Nnehfolger  (Kanath  ft  Mahlo^  in  Dtnäi. 


Pharmaceutische  Centralhalle 

für  Deutschland. 

Herausgegeben  von  Dr^  A.  Schneider  und  Dp.  P.  SOee. 


♦■♦ 


ZeitBclurift  ffir  wissenscliftftliclie  nnd  gesetaäftliche  Interessen 

der  Pharmaeie. 

Gegründet  von  Dr.  Hermajui  Hager  im  Jahre  1859. 

Erscheint  jeden  Donnerstag. 

Bezugspreis  vierteljährlich:   durch  Buchhandel  oder  Post  2,50  Mk.,  durch  Geschäfts- 
stelle ün  Inland  3,—  Itt.,  Ausland  3,60  Mk.  —  Einzelne  Nummern  30  Pf. 

Anzeigen:  die  einmal  gespaltene  Elein-Zeile  30  Pf.,  bei  größeren  Anzeigen  oder  Nieder« 

holungen  Preisermäßigung. 

Leiter  der  \  Dr.  Alfred  Schneider,  Dresden-A.  21;  Schandauer  Str.  43. 
Zeitsehrlft:  /  Dr.  Paul  Süß,  Dresden-Blasewitz;  Gnstay  Freytag-Str.  7. 

Oesehaitatelle:  Dresden-A.  21;  Schandauer  Straße  43. 


Mm. 


Dresden,  17.  Mai  1906. 


Der  neuen  Folge  XXVII.  Jahrgang. 


. 


XLvn. 

Jahrgang. 


Inlttlt :  Cliemi«  «nd  Pharmaei«:  Keae  Reaktion  des  Zinn.  —  Halogenqueckailberoxydalsalte.  »  Nene  Kieder- 
llndiflehe  PhannakopOe.  —  Nene  Arzneimittel.  ~  Feite  Forma]  dehydlOsungen.  —  Umwandlang  der  Deztroie  in 
Lftmloee.  >-  Ehrlich*8che  Aldehydreaktion  ~  ElfeDhaltigee  Bier.  —  Yerblndangen  der  Brentkatechinmonoalkyl- 
fittaer.  —  Biedel'B  Bericht  f&r  1906.  —  Untersuehnng  Ton  Seifen.  —  Ablagerung  der  SaUcylsiore.  —  Glycerinbestimm- 
ungen.  —  Kleine  Mengen  Salzsäore  im  Magensaft.  —  Nakiruwiaittel-Cliemle.  —  Thtrapeutiselie  MitteilaBcen. 
—  Pkotognphiflehe  MttteUvngeii.  —  Yeneluedese  Hittalluic».  —  Briefweehiel. 


Chemie  und  Pharmacie. 


Ueber  eine  neue  Reaktion  des 

Zinn. 

(Beitrage  zur  Kenntnis  der  Metallreaktionen.) 

Von  C,  Beichard, 

Eine  der  schwierigsten  Fragen  in  der 
analytischen  Chemie  bildete  von  jeher 
die  Trennung  bezw.  Unterscheidung 
jener  Elemente,  welche  infolge  der 
LOsIichkeit  ihrer  Snifide  in  Schwefel- 
ammoninm  eine  analytische  Sondergrnppe 
darstellen.  Idi  habe  hierbei  nicht  die 
gesamte  Gmppe  der  in  Schwefelammon- 
inm  loslichen  Sulfobasen  im  Auge  and 
sehe  von  den  Platinmetallen,  dem  Golde 
nsw.  ab.  Das  Hauptinteresse  gUt  in 
der  Praxis  vorwiegend  der  dreigliedrigen 
Snlfogruppe  des  Arsen,  Antmion  und 
Zinn.  Die  Schwierigkeiten  bei  der 
Analyse  dieser  Elemente  sind  besonders 
darauf  zurflckzuffihren,  daß  es  verhältnis- 
mäßig wenige  Reaktionen  derselben 
gibt,  welche  einen  wirklich  zweifellosen 
Charakter  als  Unterscheidungsreaktionen 


besitzen.  Jeder  Beitrag  zu  den  Einzel- 
reaktionen der  drei  Elemente  darf  daher 
wohl  auf  Berücksichtigung  Anspruch 
machen,  namentlich  wenn  er  einem 
praktisch  so  wichtigen  Metalle  gilt,  wie 
es  das  Zinn  zweifellos  ist.  Dieses 
Element  gehört  zu  den  wenigen  Metallen, 
welche  in  ihren  Sauerstoffverbindungen 
je  nach  den  Umständen  als  Base  oder 
Säure  zu  reagieren  vermögen.  Wenn- 
gleich man  unter  gflnstigen  Bedingungen 
diese  Fähigkeit  des  Zinndioxyds,  als 
Säure  zu  fungieren,  als  Speziaireaktion 
betrachten  und  zu  Unterscheidungs- 
zwecken benutzen  kann,  so  ist  dieses 
Verhalten  doch  bei  Gegenwart  der 
beiden  anderen  Elemente  der  erwähnten 
Sulf ogruppe  nur  von  zweifelhaftem  Werte, 
besonders  wenn  das  Zinn  in  Gemein- 
schaft mit  Antimon  Gegenstand  der 
Analyse  wird.  Während  man  das  Arsen 
immerhin  durch  Ammoniumkarbonat  von 
den  Sulfiden  des.  Antimon  und  Zinn 
trennen  kann,  ist  man  gewöhnlich  ge- 


S92 


nötigt,  die  beiden  letzteren  Elemente 
zusammen  abzuscheiden  als  Metalloid, 
bezw.  Metall. 

Die  Tatsache,  daß  Alkalien  das  Zinn- 
oxyd zu  Stannaten  lösen,  was  nur  mit 
wenigen  Metalloxyden  gelingt,  brachte 
mich  auf  den  Gedanken,  diese  an  sich 
schon  unterschiedliche  Reaktion  zu  er- 
weitem. 

Bereits  bei  früheren  Untersuchungen 
habe  ich  die  Idee  der  erweiterten  Re- 
aktionen mit  Erfolg  zur  Ausfährung 
gebracht,  so  z.  B.  bei  der  Pikrinsäure- 
reaktion verschiedener  Alkaloide  (vergl. 
darüber:  Reaktionen  des  Chinins  und 
Oinchonins  Pharm.  Ztg.  1 905).  Zugleich 
berücksichtigte  ich  noch  ein  weiteres 
Moment,  welches  meines  Erachtens  hin- 
sichtlich seiner  Bedeutung  bei  chem- 
ischen Umsetzungen  noch  lange  nicht 
genügende  Berücksichtigung  gefunden 
hat,  und  dessen  Anwendung  mich  ganz 
kürzlich  erst  zu  einer  Reihe  glänzender 
Alkaloidreaktionen  geführt  hat.  (Neue 
Eokam  -  Reaktionen  Pharm.  Centralh. 
47  [1906],  347.)  Es  betrifft  den  Status 
nascendi.  Einzelheiten  werden  weiter 
unten  folgen. 

Von  der  Ansicht  ausgehend,  daß  spe- 
ziell organische  Verbindungen  zu  Re- 
aktionsversuchen  dieser  Art  geeignet 
seien,  prüfte  ich  eine  Reihe  von  Körpern, 
welche  besondere  Fähigkeiten  besitzen, 
gefärbte  Reaktionsprodukte  beim  Be- 
handeln mit  andern  reduzierenden  oder 
oxydierenden  Substanzen  zu  liefeiD. 
Mein  Hauptinteresse  galt  zunächst  der 
Harnsäure,  welche  ja  bekanntlich 
ganz  außergewöhnliche  Neigung  zeigt, 
farbenreiche  Körper  zu  erzengen.  Ich 
erinnere  nur  an  AUoxan,  seine  Abkömm- 
linge und  Farbenreaktionen,  an  Violur- 
säure  usw. 

Es  gelang  mir  in  der  Tat,  sogar  bei 
den  ersten  Versuchen,  die  Reaktions- 
fähigkeit der  Harnsäure  mit  Zinnsäure 
nachzuweisen,  und  zwar  führte  ich  den 
Versuch  genau  entsprechend  der  oben 
entwickelten  Theorie  aus.  Die  Harn- 
säui;e  wurde  fein  gepulvert  und  in 
geringer  Menge  auf  eine  glasierte  Por- 
zellanplatte gebracht.  Sodann  fügte 
ich  mittels  eines  Kapillarröhrchens  einen 


Tropfen  ziemlich  konzentrierter  Zinn- 
chlorürlösung.  zu  der  Säure,  so  daß  das 
auf  der  Porzellanplatte  befindliche  Pulver 
gerade  damit  durchtränkt  wurde  und 
äußerlich  eine  feuchte  Pulvermasse  dar- 
stellte. Nachdem  dieses  gescheh^^  wurde 
das  angefeuchtete,  farblos  erscheinende 
Gemisch  sofort  mit  einer  konzentrierten 
Lösung  von  Aetznatron  tropfenweise 
versetzt  und  mit  einem  Glasstabe  unter 
sehr  gelindem  Erwärmen  innig  verrohrt 
Der  tropfenweise  Zusatz  der  Lauge 
wurde  so  lange  wiederholt  bis  ziemlich 
alles  gelöst  war.  Der  erste  Tropfen 
bewirkte  die  Ausscheidung  einer  w^en 
käsigen  Masse  von  Zinnoxydulhydrat, 
Sn(0H)2 ,  welche  sich  bei  weiterem 
Zusätze  der  Lauge  farblos  löste.  Wird 
diese  Flüssigkeit  erhitzt,  so  erhält  mw 
einen  weißgefärbten  Trockenrfickstand, 
von  einer  besonders  auffälligen  Ver- 
änderung ist  aber  nichts  wahrzunehmen, 
auch  wenn  der  Trockenrückstand  stark 
erhitzt  wird.  Allenfalls  läßt  sich  die 
Anwesenheit  von  Harnsäure  daran  er- 
kennen, daß  die  weiße  Masse  schließlich 
sich  hellblau  färbt,  eine  Reaktion,  welche 
jedoch  lediglich  auf  Kosten  der  Harn- 
säure bei  Gegenwart  von  freiem  Alkali 
stattfindet,  wie  in  dieser  Richtung  an- 
gestellte Sonderversuche  beweisen. 

Wendet  man  anstatt  des  Zinnchlorür 
aber  das  Chlorid  dieses  Metalles  an  und 
verfährt  im  übrigen,  wie  bei  dem  Oxydul 
beschrieben,  so  ist  ein  ganz  anderes 
Resultat  die  Folge.  Durch  VersetsBen 
von  Zinnchloridlösnng  mit  Natronlauge 
entsteht  zunächst  das  Hydrat  Sn(0H)4, 
wdches  mit  weiterem  Natronhydrat  ein 
lösliches  zinnsaures  Natrium  (^Na^SnOs) 
bildet.  Letztere  Verbindung  erzeugt  bei 
Gegenwart  von  Harnsäure  und  über- 
schüssiger Alkalilauge  bei  verhältnis- 
mäßig niederer  Temperatur  je  nach 
der  Menge  des  Zinn  einen  grauen  bis 
intensiv  schwarzen  Reaktionsfleck.  Je 
stärker  derTrockenrückstand  vonNatriom- 
urat  und  Natriumstannat  erhitzt  wird, 
desto  dunkler  erscheint  dieser  Flecken. 
Er  behält  auch  nach  dem  Elrkalten  s^ne 
Farbintensität  biei  und  läßt  sidi  bei 
trockener  Aufbewahrung  längere  Zeit 
unverändert  erhidteh. 


398 


Es  ist  7on  großem  Interesse,  daß  nur 
die  Ziansäure,  nicht  aber  auch  das 
Zinnoxydulhydrat  die  soeben  beschriebene 
Reaktion  liefert  und  zwar  sowohl  fflr 
die  Identität  der  Ham-Zinnsfture-Reak- 
tion  an  sich  als  auch  fflr  den  Nachweis 
des  Zinn ,  wenn  es  darauf  ankommt  zu 
entscheiden,  ob  dasselbe  in  Oxyd-  oder 
Oxydnlverbindung  vorliegt.  Qerade  für 
diese  letztere  Unterscheidung  gibt  es 
bisher  nur  wenige  AnhaltspunUe  fflr 
eine  schnelle  und  zuverlässige  Beant- 
wortung dieser  (Vage.  Die  Anwesen- 
heit von  Zinnoxydulsalzen  läßt  sich  ja 
wohl  durch  Erhitzen  ersterer  mit  Ammon- 
iak infolge  der  dadurch  erzeugten 
Schwärzung  erkennen ;  das  schließt  aber 
das  Vorhandensein  von  Oxydverbind- 
ungen nicht  aus  und.  hier  dürfte  die 
von  mir  gefundene  Reaktion  als  direktes 
Nachweismittel  praktische .  Verwendung 
finden,  zumal  da  ihre  Ausführung  außer- 
ordenüich  einfach  ist  und  nur  ganz 
kurze  Zeit  in  Anspruch  nimmt,  lieber 
die  näheren  Eigenschaften  des  schwarzen 
Reaktionsprodnktes ,  die  Schärfe  der 
Zinn-Hamsäure-Reaktion  usw.  werde  ich 
weiter  unten  eingehendere  Mitteilungen 
machen. 

Zunächst  ist  die  sehr  wichtige  Frage 
zu  erledigen :  Wie  verhalten  sich  andere 
Elemente  unter  den  gleichen  Reaktions- 
bedingungen? Von  dem  Ausfall  dieser 
Untersuchung  hängt  der  praktische  Wert 
der  Zinn-Hamsäure-Reaktion  zu  einem 
großen  Teile  ab.  Da  die  ganze  vor- 
Uegende  Frage  wesentlich  eine  analyt- 
ische ist,  so  geschieht  ihre  Beurteilung 
auch  am  zweckmäßigsten  nach  analyt- 
ischen Qesichtspunkten.  Danach  sind 
folgende  Grundstoffe  zu  berücksichtigen : 
Zunächst  und  ds  Gruppe  kommt  die 
Schwefelwasserstoffgmppe  in  betracht 
und  in  dieser  ganz  speziell  die  Elemente, 
deren  Sulfide  in  Schwefelammonium  los- 
lich sind.  Zu  letzterer  gehören  wenn 
man  von  den  seltenen  Platinmetallen 
usw.  absieht,  nur  drei,  nämlich  Arsen, 
Antimon,  Zinn.  In  zweiter  Linie  kommen 
erst  Quecksilber,  Kupfer,  Blei,  Wismut, 
Kadmium. 

Wenden  wir  uns  zunächst  den  drei 
an    erster  Stelle  genannten  zu.     Die 


Tatsache,  daß  nur  Zinnoxydsalze  befähigt 
erscheinen,  mit  Harnsäure  in  alkalischer 
Losung  zu  reagieren,  schaltet  die  nie- 
deren Oxyde,  also  Arsentrioxyd,  Antimon- 
trioxyd,  von  vornherein  aus,  im  Falle,  daß 
das  Zinn,  wie  es  gewöhnlich  in  der 
Praxis  erscheint,  als  Oxydulverbindung 
(Zinnchlorür  usw.)  vorhanden  ist,  denn 
unter  diesen  Umständen  muß  die  be- 
treffende Verbindung  oxydiert  werden, 
wodurch  natürlich  etwa  anwesendes 
Arsentrioxyd  und  Antimonoxyd  in  gleicher 
Weise  höhere  Oxydationsstufen  bilden 
müssen.  Ich  will  einmal  letzteren,  mut- 
maßlich praktisch  häufigeren  Fall  an- 
nehmen. Als  Oxydationsmittel  fand  ich 
Salpetersalzsäure  als  sehr  zweckmäßig. 
Man  fügt  der  betreffenden  LOsung  einige 
Tropfen  Salzsäure  und  Salpetersäure 
hinzu  und  erhitzt  zum  Sieden.  Auf 
diese  Weise  genügt  dann  1  Tropfen  der 
Mischung  zum  Nachweise  des  Zinn; 
das  Arsen  und  Antimon  erhält  man  in 
der  alkalischen  LOsung  als  arsensaures 
bez.  antimonsaures  Alkalisalz.  Stellt 
man  mit  letzteren  Flüssigkeiten  genau 
in  der  oben  beschriebenen  Weise  die 
Versuche  an,  so  erhält  man  sowohl  bei 
dem  Arsen  als  dem  Antimon  ein  nega- 
tives Ergebnis.  Wie  bei  dem  Zinn- 
oxydul beobachtet  man  auch  hier  manch- 
mal bei  starkem  Erhitzen  der  Trocken- 
rückstände das  Auftreten  einer  hellblauen 
Färbung,  deren  Ursache  die  gleiche  ist, 
wie  die  weiter  oben  mitgeteilte.  Arsenige 
Säure  und  Antimontrichlorid  —  als  Ver- 
treter der  niedrigeren  Oxydationsstufen 
dieser  Elemente  —  liefern  dasselbe  Re- 
sultat. In  der  analytischen  Praxis  wird 
man  übrigens  aus  anderen  Zweckmäßig- 
keitsgründen das  mittels  Schwefelwasser- 
stoff gefällte  Schwefelarsen  von  den 
beiden  anderen  Elementen  mit  Hilfe  von 
Ammoniumkarbonat  trennen.  Es  em- 
pfiehlt sich  femer  als  sehr  praktisch, 
das  erhaltene  Gemenge  von  Antimon- 
und  Zinnsulfid  durch  Erhitzen  einer 
kleinen  Menge  der  soeben  gefällten 
Schwefelbasen  mit  einigen  Tropfen  Sal- 
peter-Salzsäure in  Losung  zu  bringen. 
Letztere  ist  dann  direkt  verwendbar 
zum  Zinn-Nachweis  mittels  der  Harn- 
säure-Reaktion. 


a94 


Vergleicht  man  das  bisherige  Ver- 
fahren mit  dem  neuen,  so  wird  man 
wohl  der  Ansicht  zustimmen  mfissen, 
daß  letzteres  einen  wesentlichen  Fort- 
schritt für  den  Nachweis  des  Zinn 
bedeutet.  Statt  das  Sulfld  erst  in  Metall 
und  sodann  dieses  wieder  in  Chlorfir 
überführen  zu  müssen,  verwendet  die 
neue  Methode  direkt  die  aus  dem  frisch 
gefällten  Sulfld  mit  Königswasser  her- 
gestellte Losung  zur  Reaktion. 

Ich  wende  mich  nunmehr  der  zweiten 
Untergruppe  zu.  Infolge  der  Eigen- 
tümlichkeit des  Zinn,  lösliche  Stannate 
zu  bilden,  gestaltet  sich  der  Nachweis 
des  genannten  Metalles  bei  Gegenwart 
von  Kupfer,  Quecksilber,  Wismut,  Blei 
und  Kadmium  weit  einfacher,  als  wenn 
kein  alkalilösliches  Oxydhydrat  existierte. 
Von  sämtlichen  soeben  erwähnten  Me- 
tallen ist  nur  das  Blei,  allenfalls  noch 
unter  gewissen  Voraussetzungen  das 
Kupfer,  befähigt,  sich  als  Oxyd  in  Al- 
kalien zu  lösen*  Diese  Tatsache  ver- 
einfacht die  Analyse  des  Zinn  bei 
Gegenwart  der  zweiten  Gruppe  derartig, 
daß  es  gar  nicht  notwendig  ist,  erst 
durch  Schwefelwadserstofl  sämtliche  Me- 
talle aus  ihren  Lösungen  abzuscheiden 
und  dann  wieder  das  Zinnsulfid  mittels 
Schwefelammonium  abzuscheiden.  Wie 
aus  den  weiter  unten  mitgeteilten  Ver- 
suchen hervorgeht,  kann  man  durch 
Natronlauge  sämtliche  Metalle  aus  ihren 
Salzlösungen  als  Oxydhydrate  fällen. 
Ueberschüssig  zugesetzte  Lauge  löst 
Blei-  und  Zinnoxydhydrat  auf  und  man 
ist  somit  in  der  Lage,  das  Filtrat  nach 
der  neuen  Methode  direkt  auf  Zinn  zu 
prüfen.  Von  sämtlichen  Metallen  der 
zweiten  Schwefelwasserstoffuntergruppe 
kam  praktisch  allein  das  Blei  in  betracht, 
da  nur  dessen  Oxydhydrat  mit  Alkalien 
lösliche  Plumbate  bildet.  Die  genau  wie 
bei  dem  Zinn  ausgeführte  Untersuchung 
des  in  Natronlauge  gelösten  Bleioxyd- 
hydrates ergab  ein  negatives  Resultat. 

Ich  habe  aber  dennoch  die  anderen 
Metalle  in  dieser  Hinsicht  den  gleichen 
Versuchen  ausgesetzt  mit  Ausnahme  des 
Kupfer.  Letzteres  Metall  braucht  aus 
dem  Grunde  nicht  in  Rücksicht  gezogen 


zu  werden,  weil  das  durch  Natronlauge 
gefällte  Kupferoxydhydrat  beim  Erhitzen 
bekanntlich  schon  an  sich  ein  schwarzes 
Reaktionsprodukt  —  Kupferoxyd  — 
liefert  und  daher  die  Möglichkeit  einer 
Hamsäureeinwirkung  gar  nicht  festzu- 
stellen ist.  Quecksilberchlorid  mit  Harn- 
saure  innig  verrieben,  erzengt  beim 
Elrhitzen  mit  Natronlauge  neben  gelbem 
Oxyd  ein  rotbraun  gefärbtes  Produkt, 
und  zwar  geschieht  dieses  noch  in  der 
flüssigen,  bezw.  halbfesten  Masse,  und 
ohne  daß  der  Trockenrückstand  höheren 
Temperaturen  ausgesetzt  zu  werden 
braucht.  Eingehendere  Mitteilungen  fiber 
diese  und  andere  Reaktionen  der  in  Bede 
stehenden  Metalle  mit  alkalischen  Ham- 
säurelOsungen  werde  ich  mir  für  eine 
SonderuntersuchuDg  vorbehalten.  Kad- 
mium liefert  ein  negatives  Resultat; 
das  einzige  Element,  welches  dem  Zinn 
analoge  Reaktionen  mit  Harnsäure  be- 
obachten läßt,  ist  dajs  Wismut.  Wird 
Ohlorwismutlösung  mit  fein  gepulverter 
Harnsäure  verrieben  und  Natronlauge 
im  Ueberschuß  hinzugefügt,  so  entsteht 
dajs  bekannte  weiße  Oxydhydrat.  Die 
Mischung  reagiert  nicht  in  der  Kälte 
und  auch  beim  Erhitzen  erst,  wenn 
der  völlig  trockne  Rückstand  höheren 
Temperaturen  ausgesetzt  wird.  Hierbei 
färbt  sich  die  bisher  weiße  Masse  all- 
mählich gi*au  und  schließlich  schwarz,  je 
nach  der  Menge  des  vorhandenen  Wis- 
mut. Die  Reiaktionsfärbung  ist  auch 
nach  dem  Erkalten  beständig.  Sie  gleicht 
ganz  der  mit  Zinnsäure  erhaltenen ;  eine 
Verwechselung  der  beiden  Metalle  ist 
indessen  infolge  der  Unlöslichkeit  des 
Wismutoxydhydrats  in  Natroidauge  gänz- 
lich ausgeschlossen.  Am  meisten  dürfte 
praktisch  die  neue  Zinnreaktion  bei 
Legierungen  von  Zinn  und  Blei  Ver- 
wertung flnden,  da  diese  Metallegier- 
ungen so  überaus  häuflg  in  der  Technik 
eine  Rolle  spielen,  desgleichen  beiBronzen, 
Zinn  -  Kupferlegierungen  usw. 

Ich  wende  mich  nun  noch  einmal  der 
Zinn-Hamsäure-Reaktion  zu  zur  Ertedig- 
ung  einiger  wichtigen  Fragen.  Analyt- 
isches Interesse  beansprucht  in  dieser 
Hinsicht  vor  allem  die  Empfindlich- 
keit und  Schärfe  einer  Reaktion,  und 


395 


in  diesem  Punkte  kommt  die  von  mir 
ao^efundene  Zinmeaktion  den  bereits 
existierenden  meines  Erachtens  wenig- 
stens gleich,  ja  sie  übertrifft  jene.  Dafür 
mOgen  die  nachfolgenden  Belege  den 
Nachweis  erbringen.  Es  wurde  genau 
0,1  g  chemisch  reines  Zinn  abgewogen 
und  in  2  ccm  25proc.  Salzsäure  gelöst. 
Der  vollkommen  klareu,  farblosen  Flüssig- 
keit wurde  nun  mittels  einer  in  Vioo 
ccm  eingeteilten  Röhre  Vioo  ccm  ent- 
nommen. Die  0,0  L  ccm  entsprachen 
0,0005  g  Zinn.  Der  Tropfen  wurde  auf 
einer  glasierten  Porzellanplatte  mit  einem 
Tröpfchen  Salpeter-Salzsäure  gemischt. 
(A  n  m.  Es  genügt  übrigens  Salpetersäure 
allein,  falls,  wie  in  diesem  Falle,  die 
Zinnlösung  noch  überschüssige  Salzsäure 
euüiält.)  Die  vereinigten  Tropfen  wurden 
einige  Augenblicke  erhitzt,  nicht  indessen 
bis  zur  Trockne,  und  sodann  eine  kleine 
Messerspitze  voll  Harnsäure  hinzugefügt. 
Durch  überschüssige  Natronlauge  wurde 
die  Lösung  bewirkt  und  der  Trocken- 
rückstand einer  stärkeren  Hitze  ausge- 
setzt. Alsbald  färbte  sich  der  zuerst 
weiße  Trockenrest  grau  und  sodann 
schwärzlich,  die  Stärke  der  erhaltenen 
Färbung  ließ  annehmen,  daß  noch 
0,0001  g  Zinn  nachweisbar  sein  würde. 
I^aktisch  habe  ich  speziell  für  letzteren 
FsJI  kleine  halbkugelige  glasierte  Por- 
zellanschälchen  von  möglichst  kleinem 
Dorchmesser  als  am  geeignetsten  ge- 
funden, weil  dadurch  die  Reaktions- 
flfissigkeit  auf  einen  möglichst  kleinen 
Raum  gebracht  wird.  Letzteres  Ver- 
fahren würde  sich  besonders  beim  Nach- 
weise geringer  Mengen  von  Zinn  in 
Mineralien  eignen. 

Eis  bleibt  noch  übrig,  einige  Mitteil- 
ungen über  den  Einfluß  von  anderen 
chemischen  Verbindungen,  Säuren,  Al- 
kalien usw.  auf  das  schwarze  Zinn- 
Hamsäurereaktionsprodukt  zu  machen, 
sowie  über  dessen  Beständigkeit.  Was 
letztere  angeht,  so  läßt  schon  die  Art 
nnd  Weise  des  Entstehens  vermuten,  daß 
das  Reaktionsprodukt  haltbar  sein  werde. 
In  der  Tat  ist  dieses  auch  der  Fall; 
selbst  wenn  man  den  schwarzen  Fleck' 
mit  Wasser  unter  den  Eautelen  stehen 
läßt,    daß    letzteres   nicht   verdunsten 


kann,  und  selbst  bei  ungehindertem  Zu- 
tritt der  Luft,  bleibt  die  graue  bezw. 
schwarze  Farbe  bestehen.  Die  Reaktion 
eignet  sich  daher  besonders  für  solche 
Fälle,  in  denen  eine  Aufbewahrung  des 
Reaktionsergebnisses  von  Interesse  ist, 
z.  B.  in  gerichtlichen  Fällen.  —  Was 
den  Einfluß  der  Säuren  auf  das  Zinn- 
Hamsäure-Reaktionsprodukt  angeht,  so 
ist  darüber  folgendes  zu  bemerken: 
Salpetersäure  und  Salzsäure  greifen  das 
gefärbte  Produkt  zwar  an,  jedoch  ge- 
schieht dieses  nur  langsam  und  unvoll- 
ständig, indem  nach  dem  Eintrocknen 
meist  ein  gelblicher  oder  bräunlicher 
Rückstand  erhalten  wird.  Eonzentrierte 
Schwefelsäure  hebt  die  Färbung  auch 
in  der  Kälte  alsbald  auf,  aber  auch  in 
diesem  Falle  ist  gelbliche  Färbung  zu 
beobachten.  Jedenfalls  ist  die  Einwirk- 
ung der  konzentrierten  Schwefelsäure 
gegenüber  anderen  Säuren  durch  ihre 
Raschheit  besonders  ausgezeichnet.  — 
Sowohl  ätzende  als  kohlensaure  Alkalien 
zeigen  keine  besonders  hervortretenden 
und  beachtenswerten  Reaktionserschein- 
ungen. 

Als  Ergänzung  der  beschriebenen 
Hamsäure-Zinn-Rieaktion  werde  ich  später 
eine  solche  mitteilen,  welche  sich  speziell 
auf  Zinnoxydulsalze  (Zinnchlorür)  be- 
zieht,   

YerCahren  zur  Darstellangr  tob  festen, 
wasserlöslichen  Präparaten,  welche  Halogen« 
qaecksllberoxydnlsalze  tn  kolloidaler  Form 
enthalten.  D.  R.-P.  165282.  El.  12  p.  Cbe- 
miKche  Fabrik  von  Heiyden  A.-6.,  Radebeal. 
Wasserlösliche  Qaeoksüberoxydolsalze  werden 
in  Gegenwart  von  Eiweißkörpern,  eiweißähnlichen 
Substanzen  and  deren  Abbaaprodakten  in  Los- 
ung mit  Halogensalzen  umgesetzt  und  aus  der 
entstandenen  Lösung  die  kolloidalen  Halogen- 
quecksilberozydulsalze  m  geeigneter  Weise  ab- 
geschieden. Dies  kann  durch  Dialysieren  und 
Eindunsten  geschehen,  zweckmäßiger  aber  durch 
AusHÜlen  mittels  ganz  geringer  Säuremenge, 
Auswaschen,  Wiederauflösen  durch  Zusatz  ge- 
ringer Alkalimenge  und  Eindampfen  oder  Aus- 
ßlllen  durch  Alkohol,  Alkoholäthermischuog  oder 
Aceton.  Die  kolloidalen  Halogenquecksüberoxydul- 
salze  sind  therapeutisch  sehr  wertvoll,  da  sie 
völlig  reizlos  wirken  und  durch  ihre  Löslich  keit 
leicht  assimiliert  werden.  Das  nach  vor- 
liegendem Verfahren  dargestellte  Kalomelol 
enthält  ungefähr  80  pCt  kolloidales  Kalomel  und 
20  pCt  EiweißstofFe.  A.  St, 


39« 


Die  neue  Niederländische 
Pharmakopoe 

(Pharmacopoea  Nederlandioa. 
Editio  Qaarta.) 
Besprochen  von  Dr.  O,  Weigel. 
(Fortsetzung  von  Seite  376.*) 

Addnin  aceticum.  Hiermit  bezeichnet 
Ph.  Ned.^)  die  30  proc.  Säare  (spez. 
Qew.  1,041^),  also  das  «Acidum  aceti- 
cum dilutum»  des  D.  A.-B.  IV.  Die 
bochprocentige  Essigsäure  ffibrt  Pb.  Ned. 
dagegen  unter  der  Bezeichnung 

Acidum  aceticnm  coaceatratum,  von 
welcher  ein  Minimalgehalt  von  97,2  pGt 
absoluter  Säure  (spez.  Gew.  1,066  bis 
1,062)  gefordert  wird,  während 

Acidum  aceticum  dilutum  Ph.  Ned. 
gleichbedeutend  ist  mit  dem  6  proc. 
«Acetum»  des  D.  A.-B,  IV. 

Acidum  benzoicum.  Zulässig  ist  nur 
die  aus  zimtsäurefreier  (Siam-)Benzo€ 
sublimierte  Säure;  die  Prüfungen  auf 
Zimtsäure  und  Chloride  sind  die  gleichen 
wie  im  D.  A.  -  B.  IV,  doch  gestattet 
Ph.  Ned.  von  letzteren  nicht  einmal 
Spuren. 

Acidum  oarbolicum  (Phenolum).  Karbol- 
säure soll  bei  <.0  bis  42^  C  schmelzen 
und  bei  181  bis  182  <>  (7  sieden.  Mit 
13  Teilen^)  Wasser^),  soll  sie  eine  klai*e, 
neutrale  Lösung  geben. 

Acidum  oarbolicum  liquefactum  (Phe- 
nolum  liquefactum)  läßt  Ph.  Ned.  durch 
Mischen  von  100  Teilen  flüssiggemachter 
kristallisierter  Karbolsäure  und  20  Teilen 
Wasser  herstellen  (D.  A.-B.  IV  1 00  + 10); 
spez.  Gew.  daher  1,063  bis  1,066. 

Acidum  citricum.  Verlangt  wird  eine 
von  Kalk-,  Schwefelsäure  und  Metall 
(Blei)freie  Säure.  Zum  Nachweis  von 
Schwermetall  läßt  Ph.  Ned.  frisch  be- 
reiteten Schwefelwasserstoff  ( Acidum 
hydrosulfuricum)     verwenden ;     solcher 


*)  Das  Sapplement  zar  Ph.  Nederl.  III  ist 
1891  (nicht  1899)  erschienen. 

'0  Die  Abkürzung  Ph.  Ned.  ist  in  folgendem 
gleichbedeutend  mit  Ph.  Nederl.  IV. 

*)  Alle  spezifischen  Gewichte  beziehen  sich 
auf  15»  a 

^)  Wenn  nichts  anderes  erwähnt,  sind  stets 
Gewichtäteile  gemeint. 

«>  Hieibei  ist  natürlich  Rtets  destilliertes  zu 
verstehen. 


darf  in  einer  Lösung  von  6  g  Säure  in 
12  ccm  Ammoniak  (lOproc.)  keine  Ver- 
änderung hervorrufen.  In  gleicher  Los- 
ung ist  mit  Gipswasser  auf  etwaige 
Verwechselung  der  Zitronensäure  mit 
Oxalsäure  zu  prfifen.  Die  Probe  der 
Ph.  Ned.  auf  Weinsäure  ist  abweichend 
von  der  des  D.  A.-B.  IV  (Schwefel- 
säureprobe): 1  g  Säure  soll  mit  I  g 
essigsaurem  Kalium  und  3  ccm  Wasser 
eine  klare  Flüssigkeit  geben. 

Acidum  hydrochloricum  enthält  (gleich 
D.  A.-B.  IV)  26  pCt  Chlorwasserstoff; 
dagegen  besteht 

Acidum  hydrochloricum  dilutumPh.Ned. 
aus:  683,4  g  26proc.  Salzsäure,  welche 
mit  Wasser  auf  1  Liter  aufzufttUen  sind. 
Das  spez.  Gew.  ist  demnach  1,067  und 
entspricht  einem  Gehalt  von  etwa  13,5 
pCt  Chlorwasserstoff  (D.  A.-B.  IV  nur 
12,5  pCt. 

Acidum  nitricum  enthält  60  pCt  ab- 
solute Säure  (gegen  26  pCt  im  D.A.-B.  IV), 
spez.  Gew.  daher  1,316. 

Acidum  nitricum  dilutum  ist  zu  be- 
reiten aus :  604,4  g  50proc.  Säure,  welche 
mit  Wasser  zu  1  Liter  ergänzt  werden ; 
das  spez.  Gew.  beträgt  1,133  und  ent- 
spricht einem  Gehalt  von  22  pCt  reiner 
Säure. 

Acidum  phosphoricum  Ph.  Ned.  ist 
26procentig  (gleich  D.  A.-B.  IV). 

Acidum  sulfuricum  soll  94  bis  96  pCt 
absolute  Säure  enthalten  (D.  A.-B.  IV 
=  94  bis  98  pCt).  Abweichender  vom 
D.  A.-B.  IV  verhält  sich 

Acidum  sulfuricum  dilutum.  Dieselbe 
isit  zu  mischen  aus:  204  bis  208  g 
offlzineller  Säure,  welche  mit  Wasser  zu 
1  Liter  aufzufallen  sind.  Spez.  Gew. 
1,124  =  32  pOt  Gehalt  an  reiner  Säure 
(D.  A.-B.  IV  nur  16,6  bis  16,3  pCt). 
Bei  allen  genannten  Mineralsäuren  for- 
dert Ph.  Ned.  eine  Gehaltsbestimmnng^ 
der  reinen  Säure  auf  maßanalytischem 
Wege  unter  Angabe  diesbezflglicher 
Vorschriften. 

Acidum  tartaricum.  Weinsäure  soll 
(in  Lösung)  das  polarisierte  Licht  rechts 
drehen  (Identitätsnachweis).  Im  fibrigen 
verlangt  Ph.   Ned.   von  Weinsäure    in 


397 


bezog  auf  Reinheit  das  gleiche  wie  unter 
«Addam  citricum»  gesagt. 

Aether.  An  dieses  Präparat  stellt 
Ph.  Ned.  die  gleichen  Anforderungen 
wieda8D.A.-B.IV,was  in  dem  verlangten 
spez.  Gew.  0,720  genügend  zom  Aus- 
druck gelangt.  Ph.  Ned.  führt  eben- 
falls einen 

Aether  pro  aarcoti  (Aether  ad  Nar- 
cosin),  welcher  außer  den  üblichen  Rein- 
heitsprüfangen  noch  folgende  zu  be- 
stehen hat :  1)  5  ccm  Aether  mit  6  ccm 
Wasser  gemischt,  sollen  beim  Schütteln 
mit  3  Tropfen  Neßler's  Reagens  inner- 
halb einer  Viertelstunde  klar  und  farb- 
los bleiben.  2)  Der  Rückstand,  welcher 
beim  Verdunsten  (ohne  Anwendung  von 
Warme)  eines  Gemisches  von  20  ccm 
Aether  und  5  Tropfen  Wasser  verbleibt, 
darf  blaues  Lackmuspapier  nicht  ver- 
ändern. 

Alcohol  abiolatus  darf  bis  I  pCt 
Wasser  enthalten ;  spez.  Gew.  daher  bis 
0,799  gestattet. 

Näheres  über  die  stärker  mit  Wasser 
verdünnten  offizinellen  Alkohole  siehe 
unter  Spiritus  und  Spiritus  dilutus. 

Aloä.  Zugelassen  ist  sowohl  die 
(Eap-)Aloe  afrikanischer  Herkunft,  wie 
auch  die  von  Guragao.  Die  Salpeter- 
säureprobe  des  D.  A.-B.  IV  fällt  dem- 
gemäß fort.  Die  Prüfungen  hat  Ph.  Ned. 
auch  auf  Feuchtigkeits-  und  Aschegehalt 
(vergl.  Pharm.  Centralh.  48  [1902],  436) 
ausgedehnt;  von  ersterer  sind  8  bis  12 
pCt,  von  letzterer  nicht  mehr  als  1,5 
pCt  gestattet. 

Alaminium  acetico-tartaricum  (Aceto- 
tartras  aluminicus).  Für  essig- weinsaure 
Tonerde  (Alsol  Athenstädt)  gibt  Ph.  Ned. 
folgende  Vorschrift:  Eine  Lösung  von 
17  Teilen  Weinsäure  in  20  Teilen  Wasser 
wird  mit  160  TeUen  Liquor  Aluminii 
acetici  (Solutio  Acetatis  aluminici)  ge- 
mischt, die  Mischung  in  einer  Porzellan- 
schale bis  zur  Sirupdicke  eingedampft, 
dieser  Rückstand  auf  Glasplatten  ge- 
strichen und  bei  einer  30^  C  nicht  über- 
schreitenden Temperatur  getrocknet. 

AmmoBiacnm.    Als  Identitätsnachweis 
(zum  Unterschied  von  Qalbanum)  dient 


folgende  Reaktion :  Gepulvertes  Ammon- 
ia^fummi  färbt  sich  auf  Zusatz  von 
Ammoniakflüssigkeit  gelb,  welche  Färb- 
ung auf  weiteren  Zusatz  von  Natrium- 
hypochloritlösung {Eau  de  Labarraque) 
in  ein  schönes  Rot  umschlägt.  Verlangt 
werden  65  pGt  in  heißem  Alkohol  lösliche 
Bestandteile  (D.  A.-B.  IV  nur  60  pCt), 
gestattet  höchstens  5  püt  Asche. 

Ammonium  bromatnm  ( Brometum 
ammonicum).  Die  Vorschrift  zur  Prüf- 
ung auf  Ghloridgehalt  ist  die  gleiche 
wie  im  D.  A.-B.  IV;  0,3  g  des  Scdzes 
soll  nicht  weniger  als  30,6  und  nicht 
m  ehrals30,9ccm  Vio-Normsd-Silbemitrat- 
lösung  bei  der  Titration  verbrauchen. 
Demnach  ist  ein  Gehalt  von  1,3  pGt 
Ammoniumchlorid  gestattet. 

Aqua  oommunis.  Außer  destilliertem 
Wasser,  welches  kurz  mit  cAqua»  be- 
zeichnet wird,  ist  auch  Aqua  communis 
in  die  Ph.  Ned.  IV  aufgenommen  worden. 
Von  diesem  wird  vor  allem  verlangt, 
daß  es  klar,  geruch-  und  farblos  ist, 
welche  Eigenschaften  es  auch  beim  Er- 
wärmen behalten  muß.  100  ccm  dürfen 
beim  Verdampfen  nicht  mehr  als  0,06  g 
Trockenrückstand  hinterlassen.  Außer- 
dem läßt  Ph.  Ned.  in  der  bekannten 
Weise  noch  auf  unerlaubten  Gehalt  an 
Ammoniak,  Nitrit,  Blei,  Eisen  und  oxy- 
dierbarer organischer  Substanz  prüfen. 

Aquae  deitillatae  (Aquae  aromaticae). 
Die  destillierten  bezw.  aromatischen 
Wässer  sind,  soweit  nichts  anderes  vor- 
geschrieben ist,  durch  Destillation  zu 
bereiten.  Zu  diesem  Zweck  läßt  Ph.  Ned. 
die  vorgeschriebene  Menge  der  Droge 
mit  der  nötigen  Menge  Wasser  zunäc^t 
12  Stunden  mazerieren  (bei  15  bis  25^  C) 
und  darauf  lUOO  Teile  abdestUlieren. 
Die  einzige  Ausnahme  hiervon  macht 
Aqua  Rosae,  welche  durch  Schütteln 
von  1  Teil  Rosenöl  und  5000  Teilen 
Wasser  zu  bereiten  ist. 

An  Stelle  von  Aqua  AmygdalarUm 
amararum  führt  Ph.  Ned.  Aqua  Lauro- 
cerasi  (F.  I.),  welche  jedoch  die  gleiche 
Stärke,  also  in  1000  Teilen  l  Teil  Rau- 
säure  aufweist. 

Femer  verlangt  Ph.  Ned.  ganz  allge- 
mein   von    destillierten    Wässern,    daß 


398 


sie  anempfindlich  gegen  Schwefelwasser- 
stoff sind. 

Argentom  foliatmn.  Anßer  den  Prfif- 
nngen  des  D.  A.-B.  IV  auf  Zinn,  Kupfer, 
Wismnt  enthält  Ph.  Ned.  noch  eine 
Prüfung  auf  weitere  Metalle  (Nickel, 
Zink,  Kobalt)  und  zwar  wie  folgt :  Eine 
Lösung  von  Blattsilber  in  Salpetersäure 
wird  mit  dem  doppelten  Volumen  Wasser 
verdännt,  das  SUber  mit  Salzsäure  aus- 
gefällt und  das  mit  Ammoniak  alkalisch 
gemachte  Filtrat  mit  Schwefelammonium 
versetzt;  es  darf  hierdurch  keine  Ver- 
änderung eintreten. 

Ata  foetida.  Bei  dieser  Droge  sind 
10  pGt  Asche  gestattet,  ein  Gehalt,  wie 
ihn  die  meisten  Arzneibficher  zulassen 
(auch  D.  A.-B.  IV).  Dagegen  soll  Asa 
foetida  nach  Ph.  Ned.  60  pCt  in  heißem 
Alkohol  lösliche  Bestandteile  besitzen 
(D.  A.-B.  IV  und  Ph.  U.-S.  VHI  ver- 
langen nur  50  pGt),  welche  Forderung 
nur  die  besten  Handelssorten  (Asa 
foedita  in  lacrymis)  erfüllen  können. 

Atropinnm  lulibrieian  (Sulfas  Atropini). 
Den  Schmelzpunkt  normiert  Ph.  Ned.  mit 
182  bis  183<)  C.  Außer  den  Maximal- 
gaben für  innerlichen  Gebrauch,  welche 
die  gleichen  des  D.  A.-B.  IV  sind,  ver- 
merkt Ph.  Ned.  noch  eine  Höchstgabe 
für  subkutanen  Gebrauch,  welche  nicht 
mehr  als  0,0005  für  jede  Gabe  betragen 
darf. 

Baoilla.  Als  Grundmasse  für  Stäb- 
chen ist,  soweit  nichts  anderes  vorge- 
schrieben wird,  Kakaobutter  zu  ver- 
wenden. Biegsame  Gelatinestäbchen 
(Bacilla  gelatinosa)  sind  zu  bereiten  aus : 
2  Teilen  Gelaüne,  4  Teilen  Wasser  und 
5  Teilen  Glycerin. 

Balsamnm  Copaivae.  Eine  bestimmte 
Sorte  wird  nicht  vorgeschrieben,  was 
auch  aus  dem  spezifischen  Gewicht  0,94 
bis  0,99  hervorgeht;  es  sind  demnach 
dünn-  und  dickflüssige  Balsame  zum 
Arzneigebrauch  zugelassen.  Kopaiva- 
balsam  soll  in  seinem  doppelten  Volumen 
Petrolbenzin  klar  oder  nur  mit  schwacher 
Trübung  löslich  sein;  diese  Forderung 
erfüllen  die  meisten  Balsame  des  Han- 
dels, nicht  aber  die,  daß  der  Balsam 
auch  in  seinem  doppelten  Volumen  Wein- 


geist von  90  Vol.-pCt  löslich  sein  soll. 
Diese  Bedingung  ist  so  gut  wie  uner- 
füllbar, da  Kopaivabalsam  vielfach  nicht 
einmal  in  2  Teilen  96proc.  Alkohol 
löslich  ist.  90proc.  Weingeist  ist  also 
bei  der  Prüfung  von  Kopaivabalsam  auf 
Löslichkeit  auszuschließen  und  dafür 
96proc.  oder  absoluter  Alkohol  zu  ver- 
wenden. Die  Säurezahl  darf  zwischen 
28  und  84  variieren,  die  Esterzahl  jedoch 
14  nicht  überschreiten. 

Baliamum  peruviaaum.  Das  vom  Peru- 
balsam verlangte  spezifische  Gewicht 
1,140  bis  1,145  ist  zu  niedrig  bemessen. 
Balsame  mit  einem  solchen  spezifischen 
Gewicht  sind  jetzt  im  Handel  eine 
Seltenheit;  sie  wiegen  vielmehr  1,145 
bis  1,155.  Das  niedrige  spezifische 
Gewicht  der  Ph.  Ned.  steht  auch  nicht 
im  Einklang  mit  dem  geforderten  Gehalt 
an  Cinnamem,  welcher  minimal  55  pCt 
betragen  darf.  Naturelle  Balsame  mit 
55  pGt  Cinnamei'n  besitzen  aber  stets  ein 
höheres  spezifisches  Gewicht  als  1,145. 

Baliamum  tolutaaum.  Kennzahlen  für 
Säure-  und  Verseif  ungszahl  gibt  Ph.  Ned. 
bei  Tolubalsam  nicht  an.  Dies  ist  ebenso 
richtig,  denn  die  Bestimmung  genannter 
Zahlen  bei  dieser  Harzdroge  ist  ziemlich 
ungenau.  In  Uebereinstimmung  mit  der 
Praxis  verlangt  jedoch  Ph.  Ned.,  daß 
Tolubalsam  an  Schwefelkohlenstoff  beim 
Erwärmen  nicht  mehr  als  25  pOt  ab- 
gibt; die  diesbezügliche  Bemerkung  im 
D.  A.-B.  rV,  «in  Schwefelkohlenstoff 
unlöslich»,  ist  bekanntlich  nicht  zu- 
treffend. 

Benzoä.  Als  offizinelle  Droge  be- 
schreibt Ph.  Ned.  hauptsächlich  die  Su- 
matra-Benzoö,  gestattet  nebenbei  aber 
auch  die  Siam-Benzoö  zum  Arznei- 
gebrauch. Die  Bedingungen  in  bezug  auf 
alkoholnnlösliche  Bestandteile  und  Aschen- 
gehalt sind  dieselben  wie  im  D.  A.-B.  IV. 
Ph.  Ned.  bemerkt  noch,  daß  zur  Her- 
stellung von  Benzoesäure  aus  Harz  nur 
zimtsäurefreie  Benzoö  zu  verwenden  ist; 
solche  darf  beim  Erhitzen  mit  Kalinm- 
permanganatlösung  (1  =  10)  keinen 
Geruch  nach  Bittermandelöl  erkennen 
lassen. 

Bromofor]iiinm(Bromoformum\  Bromo- 
form  soll  1  pCt  Alcohol  absolutos  ent- 


899 


halten;  spez.  Gew.  daher  2,839  bis 
2,8dl.  Betreffs  Prttfangen  der  Ph.  Ned. 
auf  Reinheit  yergl.  Pharm.  Centralh.  44 
[1903],  397. 

Camphora  soll  zwischen  176  and  177^  C 
schmelzen  nnd  seine  spiritnOse  Lösung 
1  :  10  im  200  mm-Bohr  das  polarisierte 
Licht  auf  +  6,6  bis  +  1^  drehen.  Da- 
mit wird  aasgedrfickt,  daß  Ph.  Ned.  den 
natärlichen  Japankampher  wfinscht ; 
synthetischer  Kampher  ist  bekanntlich 
optisch  inaktiv. 

Capsnlae  gelatinoiae.  Für  Gelatine- 
kapseln hat  Ph.  Ned.  2  Vorschriften 
aufgenommen  und  zwar  für  harte  und 
weiche  Kapseln,  je  nachdem  dieselben 
mit  Balsamum  Gopaivae  oder  Oleum 
Ridni  zu  fflUensind.  Die  harte  Kapsel- 
masse (für  Kopaivabalsam)  ist  zu  be- 
reiten aus :  30  Teilen  Gelatine,  60  Teilen 
Wasser  und  10  Teilen  Glyzerin,  die 
weiche  (ffir  Bidnusöl)  aus:  23  Teilen 
Gelatine,  32  Teilen  Wasser  und  46  Teilen 
Glyzerin.  Gelatine  und  Wasser  werden 
bis  zur  Lösung  auf  dem  Wasserbade 
erwärmt  und  hierauf  das  Glyzerin  zu- 
gesetzt. Kopaivabalsamkapseln  sollen 
je  0,6  g,  Ridnusölkapseln  je  3  g  ent- 
halten. 

Gera.  Außer  gelbem  und  weißem 
Bienenwacbs  (Cera  alba  und  flava)  hat 
Ph.  Ned.  noch  ein  Pflanzenwachs  unter 
der  Bezeichnung  «Gera  foliorum» 
aufgenommen.  Eä  handelt  sich  hierbei 
um  die  wachsartige  Ausscheidung  der 
Blätter  von  Gopemida  cerifera,  dem 
sogen.  Camaubawachs  (vergl.  Pharm. 
Gentralh.  44  [1903],  831).  Interesse 
ffir  die  Praxis  beanspruchen  die  Prüf- 
ungen, die  Ph.  Ned.  ffir  diese  Droge 
gibt:  Garnauba wachs  soll  zwischen  76 
nnd  ^ffi  schmelzen,  an  Weingeist  nicht 
mehr  als  6  pGt,  an  Schwefelkohlenstoff 
nicht  weniger  als  96  pGt  abgeben.  Die 
Sänrezahl  soll  höchstens  6  betragen,  die 
Verseifungszahl  zwischen  86  und  110 
schwanken.  Die  Prfifung  auf  Pari^n 
ist  folgende :  2  g  Gamaubawachs  werden 
mit  10  ccm  Schwefelsäure  V4  Stunde 
bis  auf  1600  erhitzt  und  das  halb- 
erkaltete Gemisch  mit  Wasser  yerdfinnt; 
hierbei  soll  sich  ein  fester  Bodensatz 
nicht  ausscheiden. 


Cetaceum.  Zur  Prfifung  des  Walrats 
auf  Stearinsäure  dient  folgende  Probe: 
2  g  Walrat  werden  mit  10  ccm  Am- 
moniak einige  Minuten  erwärmt  und  gut 
durchgeschüttelt.  Nach  dem  Erkalten 
des  Gemisches  soll  im  Filtrat  nach 
Uebersättigen  desselben  mit  Salzsäure 
keine  Ausscheidung  erfolgen. 

Chininnm  et  ejni  salii.  Neben  den 
wichtigsten  Salzen:  Ghininum  bisulfuri- 
cum  (Bisulfas  Ghinini),  —  hydrochloricum 
(Hydrochloras  Gh.),  —  sulfuricum  (Sul- 
fasGh.),  — tannicum  (TannasGh.)  fährt 
Ph  Ned.  auch  die  Base  selbst.  Zur 
Identifizierung  dient  die  Thalleiochin- 
reaktion,  welche  mit  EQlfe  von  Ghlor- 
wasser  auszuffihren  ist.  Zur  Prfifung 
auf  Nebenalkaloide  dient  die  Kemer^wf^^ 
Probe,  deren  Ausffihrung  Ph.  Ned.  bei 
Ghininum  sulfuricum  in  derselben  Weise 
vorschreibt  wie  das  D.  A.-B.  IV.  Bei 
dem  salzsauren  Salz  ist  die  Methode 
im  Prinzip  ebenfalls  die  gleiche,  die 
Vorschrift  jedoch  von  der  des  D.  A.-B.  IV 
etwas  abweichend;  Ph.  Ned.  läßt  näm- 
lich behufe  Umsetzung  des  Hydrochlorids 
in  Sulfat  Ealiumsulfat  (D.  A.-B  IV 
schreibt  unverwittertes  '  Natriumsulfat 
vor)  anwenden  und  das  Gemisch  auch 
erst  zur  Trockene  verdampfen  und 
pulvern.  Die  praktische  Vorschrift  sei 
nachfolgend  kurz  erwähnt:  2  g  salz- 
saures Ghinin  werden  in  10  ccm  warmem 
Wasser  gelöst  und  mit  einer  Lösung 
von  0,56  g  Ealiumsulfat  in  4  ccm  Wasser 
versetzt,  das  Gemisch  zur  Trockene  ver- 
dampft und  der  gepulverte  Trockenrfick- 
stand  mit  20  ccm  Wasser  in  einer  Tem- 
peratur von  60  bis  66<>  C  2  Stunden 
lang  unter  öfterem  Umschfitteln  erwärmt. 
Der  weitere  Fortgang  der  Prfifung  deckt 
sich  nun  mit  der  im  D.  A.-B.  IV.  Im 
fibrigeu  ist  Ph.  Ned.  in  der  Zulassung 
von  Nebenalkaloiden  in  den  offizinellen 
Präparaten  etwas  milder  als  das  D.  A.-B.IV; 
zur  Lösung  des  auf  Zusatz  von  Ammoniak 
zunächst  entstehenden  Niederschlages 
dfirfen  4,6  ccm  (D.  A.-B.  IV  nur  4  ccm 
=  1  pGt  Gehalt  an  Ginchonidin  usw.) 
verbraucht  werden. 

Chlorofonnium  (Ghloroformum).  Neben 
dem  gewöhnlichen  I^parat  des  Handels, 


400 


welches  0,6  bis  1  pCt  Alkohol  absolutus 
enthalten  soll,  fährt  Ph.  Ned.  noch 

Chloroformimn  pro  narcosi  (Chloro- 
formum  ad  Narcosin),  unter  welchem  sie 
das  ans  Ghloralhydrat  gewonnene  Pro- 
dukt versfeht.  Narkose-Chloroform,  das 
ebenfalls  1  pGt  absoluten  Alkohol  ent- 
hält, hat  außer  den  äblichen  Reinheits- 
proben noch  folgende  zu  bestehen: 
1)  Mit  Chloroform  häufig  geschfittelte 
Schwefelsäure  darf  sich  auch  innerhalb 
34  Stunden  nicht  färben.  2)  Es  hat 
dieselbe  Probe  mit  Nessler's  Reagens 
zu  halten  wie  unter  Aether  pro  narcosi 
mitgeteilt.  3)  Destilliert  man  von  50  ccm 
Chloroform  soviel  ab,  daß  etwa  2  ccm 
zurflckbleiben,  so  soll  dieser  Rest  farblos 
sein  und  auf  Filtrierpapier  verdunstet, 
keinen  unangenehm  hervortretenden 
Geruch  (besonders  nicht  nach  Fuselöl)  er- 
kennen lassen. 

Chryiarobinum.  Ammoniakflfissigkeit 
soll  durch  Chrysarobin  nicht  sogleich 
gefärbt  werden  (Prüfung  auf  Chrysophan- 
säure,  welche  Ammoniak  rot  färbt). 
Die  Rotfärbung  darf  erst  beim  Erwärmen 
auftreten.  Beachtenswert  ist  die  Be- 
merkung der  Ph.  Ned.,  daß  Chrysarobin 
zu  verabfolgen  ist,  wenn  Chrysophan- 
säure zum  äußerlichen  Gebrauch 
verordnet  wird. 

Cojareüiam.  Den  Schmelzpunkt  gibt 
Ph.  Ned.  mit  234  bis  236  <>  (unterschied- 
lich vom  D.  A.-B.  IV  =  230,5  <>)  richtig  an. 

Cortez  Chinae.  Offizinell  ist  nur  die 
Stamm-,  Zweig-  und  Wurzelrinde  von 
Cinchona  succirubra,  von  der 
Ph.  Ned.  nicht  weniger  als  6  pCt  Ge- 
samtalkaloid  fordert  (gegen  5  pCt  im 
D.  A.-B.  IV).  Methoden  zur  Bestimmung 
des  Alkaloidgehaltes  sind  in  das  Arznei- 
buch aufgenommen.  Chinarindenpulver 
soll  nicht  mehr  als:  8  pCt  Feuchtigkeit 
und  4  pCt  Asche  enthalten. 

Cortez  Ciimamomi.  Ph.  Ned.  wünscht 
den  Ceylonzimt,  dessen  Aschengehalt 
sie  mit  4  bis  8  pCt  annimmt. 

Croous  (Stigmata  Croci).  Safran  darf 
12  pCt  Feuchtigkeit  enthalten,  aber  nur 
6  pCt  (D.  A.-B.  IV  =  6,5  pCt)  Asche 
hinterlassen. 


Decocta.  Recht  interessant  sind  die 
allgemeinen  Vorschriften,  die  Ph.  Ned. 
in  dem  Kapitel  «Decocta»  zusammen- 
faßt: Abkochungen  sind  mit  kaltem 
Wasser  anzusetzen  und  im  bedeckten 
Gefäß  zum  Kochen  zu  bringen.  Die 
Kochdauer  richtet  sich  je  nach  der 
Ali)  der  Droge ;  so  sollen  nach  Ph.  Ned. 
5  Minuten  gekocht  werden:  Carrageen, 
Semen  Lini ;  V4  Stunde :  Radix  Senegae, 
Folia  Uvae  ursi,  Fructus  Hordei  decorti- 
cati;  V2  Stunde:  Cortex  Chinae, 
Condurango,  —  Frangulae,  —  Granati, 
—  Simarubae,  Radix  Colombo,  Liehen 
islandicus. 

Die  Abkochungen  sind  heiß  zu  kolieren 
außer  Decoctum  Corticis  Condurango, 
welches  vorher  abkühlen  muß. 
Sobald  nichts  anderes  vorgeschrieben 
ist,  werden  aus  10  Teilen  Droge  100 
Teile  Abkochung  bereitet;  Ausnahmen 
hiervon  machen:  Carrageen  (1,5 :  100», 
Semen  Lini  (3 :  100),  Radix  Senegae 
!(4:100),  Radix  Chinae  (6:100)  und 
Fructus  Hordei  decorticati  (8 :  100). 

Elaeoiaochara.  Oelzucker  ist  stets 
frisch  zu  mischen  und  zwar  aus:  2  g 
Zuckerpulver  und  1  Tropfen  ätheriscliem 
Oel. 

Emplaitra.  In  diesem  Kapitel  wird 
allgemein  nur  gesagt,  daß  Pflaster,  so- 
weit nichts  anderes  angeordnet  ist,  im 
Wasserbade  zu  bereiten  und  in  gleich- 
mäßige runde  Stangenform  zu  bringen 
sind.  Angaben  über  gestrichene  Pflaster 
fehlen. 

Sehr  einfach  lautet  die  Vorschrift  zu 
Emplastrum  adhaesivum:  lOTeile 
gereinigter  Kautschuk  (Gummi  elasticun) 
werden  mit  20  Teilen  Adeps  Lanae  im 
Sandbade  zur  gleichmäßigen  Masse  g^e- 
rflhrt  und  dieses  erkaltete  Gemisch 
schließlich  mit  70  Teilen  Bleipflaster 
(Emplastrum  Oxydi  plumbid)  auf  dem 
Wasserbade  unter  Umrühren  zusanunen- 
geschmolzen.  —  Zur  Bereitung  einig;er 
Pflaster  zieht  Ph.  Ned.  anstelle  des 
Olivenöles  Sesam  Ol  heran,  was  auch 
bei  den  Linimenten  und  Salben  mehr- 
fach der  Fall  ist  (vergl.  später  daselbst^. 
Man  ersieht  hieraus  (gleichwie  ans  der 
neuen    Ph.  U.  S.),    daß    das    billigere 


401 


Sesamöl  mehr  nnd  mehr  als  offizineller 
Arzneikörper  in  Aufnahme  kommt. 

Eztracta.  Ph.  Ned.  kennt  dreierlei 
Ektrakte:  flüssige  («liquida»  anstelle 
flnida  D.  A.-B.  IV),  dicke  (spissa)  und 
trockene  (sicca).  Regel  ist,  daß  wässerige 
Extrakte  Je  nachdem  entweder  durch 
Mazeration  oder  Infusion,  spirituöse  bez. 
ätherische  (Extr.  Filicis)  durch  Perkolation 
bereitet  werden.  Zur  letzteren  Gruppe 
gehören  auch  alle  Fluidextrakte,  von 
denen  —  gemäß  dem  Brüsseler  Be- 
schluß —  100  Teile  gleich  100  Teile 
Droge  entsprechen.  Die  hauptsäch- 
lichsten Flfissigkeiten  zum  Ausziehen 
sind  Wasser  und  Weingeist  (dieser  in 
verschiedener  Stärke) ;  bei  Extr.  SecaUs 
comuti  wird  Aqua  Ghlorof ormii ,  bei 
den  Fluidextrakten  mehrfach  Glycerin, 
bei  Extr.  Chinae  Sdzsäure  und  bei 
Extr.  Hydrastis  Weinsäure  als  Ex- 
traktions-Hilfemittel  herangezogen.  Dicke 
EIxtrakte  sollen  durch  Trocknen  bei 
106  ^  (7  nicht  mehr  als  20  pGt,  trockene 
nicht  mehr  als  6  pCt  Feuchtigkeit  ver- 
lieren. Schließlich  sind  die  Extrakte 
auch  auf  ihr  Verhalten  gegen  Schwefel- 
wasserstofF  zu  prüfen.  Die  Asche  von 
2  g  Extrakt  mit  3  ccm  Salzsäure  eine 
Minute  lang  gekocht,  muß  ein  Filtrat 
geben,  das  durch  Schwefelwasserstoff 
nicht  verändert  wird,  selbst  nicht  auf 
Zusatz  von  2  g  Natriumacetat. 

Folia  Sennae.  Offlzinell  sind  nur 
Tinnevelly- Blätter,  deren  Aschegehalt 
Ph.  Ned.  mit  6  bis  8  pCt  festsetzt. 

Galbaaum.  Die  Anforderungen  der 
Ph.  Ned.  an  Oalbanum  sind  im  Ver- 
gleich zum  D.  A.-B.  rv  höher :  höchstens 
8pCt  Asche  (D.  A.-B.IV=  10),  mindestens 
65  pCt  in  heißem  Alkohol  lösliche  Be- 
standteile (D.  A.-B.  IV  nur  50).  Die 
spirituöse  Lösung  soll  auf  Zusatz  von 
Ammoniak  bläulich  fluoreszieren  (Re- 
aktion auf  Umbelliferon,  Bestand- 
teil des  Oalbanum). 

Olycerinum  darf  12,7  bis  14,5  pGt 
Wasser  enthalten;  spez.  Gew.  daher 
1,230  bis  1,235.  Dies  entspricht  un- 
gefähr dem  Glycerin  unseres  Arznei- 
buches, also  dem  28grädigen  (nach 
BaunU)   des  Handels.    Die  Prüfungen 


auf  Reinheit  sind  fast  die  gleichen  wie 
im  D.  A.-B.  IV;  nur  die  Akrolei'nprobe 
(mit  Ammoniak  und  Silbernitrat)  fehlt 
in  Ph.  Ned.,  und  der  Arsennachweis 
geschieht  nicht  mit  Zinnchlorfir,  sondern 
vermittels  der  modifizierten  6^^x^V'schen 
Probe. 

Oossypium  depuratnm.  Den  chemischen 
Prüfungen  auf  Reinheit  geht  in  Ph.  Ned. 
eine  genaue  mikroskopische  Beschreib- 
ung voraus.  Den  üblichen  (auch  im 
D.  A.-B.  IV  enthaltenen)  Prüfungen  fügt 
Ph.  Ned.  eine  weitere  auf  Fettgehalt 
hinzu:  5  g  gereinigte  BaumwoUe,  mit 
Aether  ausgezogen,  sollen  nach  Ver- 
dunsten desselben  nicht  mehr  als  0,01  g 
Rückstand  (=  0,2  pCt)  hinterlassen. 
Femer  soll  Verband  watte,  über  Schwefel- 
säure getrocknet,  nicht  mehr  als  5  pGt 
ihres  Gewichtes  einbüßen.  Außer  der 
reinen  Watte  sind  noch  zwei  mit  Arznei- 
stoff getränkte  in  das  Arzneibuch  auf- 
genommen : 

Ooiiypium  Jodofornui,  welche  10  pCt 
Jodoform  enthalten  soll,  und 

Ooiiypiom  itypticum  (cum  Chinino 
hydrochlorico).  Blutstillende  Watte 
ist  zu  bereiten  aus  98  Teilen  gereinigter 
Baumwolle,  welche  mit  einer  Lösung 
von  4  Teilen  salzsaurem  Chinin  in 
396  Teilen  Wasser  gleichmäßig  zu 
tränken  ist.  200  Teile  (also  die  Hälfte) 
der  Tränkungsflflssigkeit  werden  hierauf 
abgepreßt,  so  daß  die  bei  40  bis  hO^  C 
getrocknete  Watte  2  pCt  Chininhydro- 
chlorid  enthält,  welches  vermittels  der 
ThalleiochinreaJ^tion  nachgewiesen  wird. 

Infhia.  Aufgüsse  werden  nach  Ph.  Ned. 
—  gleich  den  Dekokten  —  ebenfalls 
mit  kaltem  Wasser  augesetzt  und 
unter  öfterem  Umrühren  im  Wasserbade 
bis  zu  90  0  C  erwärmt.  Die  Herstellungs- 
dauer bei  dieser  Temperatur  soll,  soweit 
nichts  anderes  vorgeschrieben  ist,  Y4 
Stunde  währen,  ausgenommen  beiFolia 
Sennae,  welche  V2  Stunde  ziehen  müssen. 
Aufgüsse  sind  in  der  Regel,  d.  h.  ohne 
jede  andere  Vorschrift,  10 :  100  zu  be- 
reiten; Ausnahmen  machen  hiervon: 
Radix  Ipecacuanhae  (0,5:100),  Folia 
Digitalis  (0,5 :  100),  Seeale  cornutum 
(3  :  100),  Flores  Amicae  (4  :  100),  Radix 
Senegae  (4 :  100),  Folia  Sennae  (4 :  100). 


402 


Der  Merkwürdigkeit  halber  sei  noch 
erwähnt,  daß  Ph.  Ned.  anter  «Infusum 
Hyoscyami  oleosum»  das  Oleum  Hyos- 
cyami  D.  A.-B.  IV  versteht. 

Kalium  bromatum  (Brometum  kalicum) 
soll  befeuchtetes  blaues  Lackmuspapier 
innerhal  b  einerMinute  nicht  rö  ten(Neutral- 
itätsn  ach  weis).  Chloridgehalt  gestattet 
Ph.  Ned.  nicht  mehr  als  D.  A.-B.  IV  (1  pCt) ; 
0,3  g  Bromkali  sollen  bei  der  Titration 
zwischen  25  und  25,4  ccm  Vio*Normal- 
Silbernitratlösung  verbrauchen. 

Kalium  permanganioum  (Permanganas 
kalicus).  Der  Nachweis  von  Nitrat  ge- 
schieht hier  mittels  einer  Lösung  von 
Diphenylamin  in  Schwefelsäure  (0,005  g 
in  5  ccm) ;  Spuren  von  Sulfat  und  Chlorid 
sind  zulässig.  Selbst  bei  Kaliumper- 
manganat ist  eine  volumetrische  Gehalts- 
bestimmung vorgesehen:  Eine  Lösung 
von  0,1  g  Permanganat  in  50  ccm 
Wasser  soll  nach  Zusatz  von  10  ccm 
Kalium jodidlösung  (l  =  10)  und  10  ccm 
Salzsäure  nicht  weniger  als  30,9  ccm 
Zehntel-Normalthiosulfatlösung  bis  zur 
Entfärbung  verbrauchen. 

(Fortsetzung  folgt.) 


Neue  Arzneimittel. 

Alkariodyl  von  Apotheker  Weudörski 
ist  naoh  Q.  und  R.  Fritx  ein  Präparat, 
das  wie  Arsyoodile  (Pharm.  Gentralb.  40 
[1899],  750)  gebraucht  wird. 

Aluminium  aoetico  -  glyoerinatum  wird 
naoh  O.  und  R,  Friix  als  Antiseptikum 
angewendet 

Anthrasolin  ist  ein  farbloses,  angenehm 
anzuwendendes  Teerpräparat,  das  von  Krewel 
<&  Co.y  Ghemisohe  Fabrik  in  Köln,  zu  be- 
ziehen ist. 

Antigluoosine  (Duodenal  Muoous 
Extrakt)  ist  eine  dicke  helibräunliche 
Flüssigkeit  von  schwachem  (3eruch.  Sie  ist 
das  saure  Extrakt  der  Sofaleimhaut  des 
Zwölffingerdarmes  und  besitzt  eine  die  Pan- 
kreasdrüse anregende  Wirkung.  Anwend- 
ung: gegen  Zuckerkrankheit.  Oabe:  30  com 
dreimal  täglich,  später  öfters.  Vergleiche 
Pharm.  Centralh.  47  [1906J,  149  unter 
Duodenalextrakt  und  195  unter  Seeretm. 


Aatigonokokkenserum  (Pharm.  Gentralh. 
47  [1906],  240)  gewann  John  Ibrtey 
(Joum.  amer.  med.  assoc  1906,  Jan.),  indem 
er  zunächst  eine  Reinkultur  von  Oonokokken, 
die  er  von  einem  frischen  unbehandelten 
Tripper  beim  Bfanne  gewann,  auf  einem 
Nährboden  anlegte,  der  aus  gleichen  Teilen 
Asoitesflflssigkeit  und  leicht  saurer  Rinder- 
bouillon bestand.  Die  Zflchtung  der  Gono- 
kokken erfolgte  bei  einer  ständigen  Wärme 
von  36  bis  37^  C.  Darauf  spritzte  er 
Kaninchen  in  Zwischenräumen  von  5  bis 
6  Tagen  je  10  ccm  einer  6  bis  15  Tage 
alten  Reinkultur  unter  die  Bauchhaut.  Naoh 
6  Tagen  entnahm  er  den  Tieren  Blut 
Das  erhaltene  Serum  hat  sich  bei  blenorrhoi- 
schem  Rheumatismus  und  chronisohem 
Tripper  bewährt 

Benzomorphia  ist  ein  englischer  Name 
f  ür  P  e  r  0  n  i  n  (Benzoylmorphin-Hydroehlorid). 

Calcium  hippuricum  ist  ein  weißes,  kri- 
stallinisches Pulver,  von  dem  sich  1  Teil  in 
27  Tdlen  Wasser  lOst  Anwendung:  als 
hamtrdbendes  und  geienkentzUndnngs  widriges 
Mittel.     Gabe:  0,3  bis  1,2  g. 

Capsules  Ferroplasma  enthalten  naoh 
O.  und  12.  Fritz  ein.  aus  einer  Ampfer- 
gattung bereitetes  Präparat  Anwendung: 
als  Kräftigungsmittel. 

Cedrarine   =  Phenzoline  (Orexm). 

Ethomorphine  ist  em  englischer  Name 
ffir  Dionin   (Aethylmorphin-Hydrooblorid). 

Euoareaalin  ist  eine  Flfissigkeity  die 
1  pCt  Beta-Eukalnlaktat  in  einer  Supra- 
renalinlösung  (1  :  2000)  enthält  Anwend- 
ung: zur  Blutstillung  und  als  örtliches  Be- 
täubungsmittel. 

Eutannin  (Pharm.  Centralh.  46  [1905], 
229,  359)  ist,  wie  Professor  H,  Thoms  in 
Apoth-Ztg.  1906,  354  ausführlichst  nach- 
weist, die  schon  früher  aus  den  Myrobalanen 
gewonnene  Chebulinsäure.  lieber  diese 
siehe  Pharm.  Centralh.  34  [1893],  197. 

GroBmaan's  Kraft-  und  Hähr-EmulsioB 
(Pharm.  Centralh.  47  [1906],  284)  enthält 
auch  noch  Natriumhypophosphit 

Gytje  ist  nach  Norsk.  Mag.  f.  Laegevid. 
1906,  Nr.  4  em  Meeressediment^  das  sioh 
in  mehreren  norwegischen  Fjorden  findet 
und  hauptsächlich  aus  Mineralien,  organischem 
Detritus  und  Eieselalgen  besteht  Anwendung: 


403 


als  ümMblagy  Massagemittel  und  Schwefel- 
gytjebad  statt  Sohlammbftdern. 

Heilmittel  gegea  Eklampsie.  Ein  solches 
gewinnt  die  Ghemisebe  Fabrik  auf  Aktien  vorm. 
E.  Schering  in  Berlin  nach  einem  paten^ 
lerten  Verfahren  als  Serum  von  Tieren, 
die  entweder  direkt  mit  AofiBohwemmangen 
von  frischen  oder  getrockneten  Plazenten 
eklamptischer  Individuen  oder  mit  wässerigen, 
bezw.  alkalischen  oder  schwach  sauren  Ans- 
zflgen  gleicher  Plazenten  vorbehandelt  worden 
sind.  DesgleiGhen  enthält  die  Milch  der- 
artig vorbehandelter  Tiere  antitoxisch  wir- 
kende Stoffe.  Dieselbe  kann  entweder 
durekt  oder  nach  geeigneter  Verarbeitung 
verwendet  werden. 

Hydrastinine  Acid  Tartrate  (H  y  d  r  a  s  - 
tlnin-bitartrat)  Jst  saures  weinsaures 
Hydraatinin  und  bildet  feine  weiße  Nadeln, 
die  sieh  schnell  m  Wasser  lösen.  Anwend- 
ung: zur  Bhitstillung.  Gabe:  0,03  bis 
0,06  g. 

Icbtolithium  ist  lithium-Idithyosulfonat, 
eine  bräunliche  dickliche  Flflssigkeit  mit 
ähnlichen  Eigenschaften  wieNatrium-Iohthyol- 
solfonat     Gabe:  1   bis  2  g. 

Ichtozincum  ist  Zink  -  Ichthyolsulf  onat, 
eine  bräunliche,  dickliche  Flflssigkeit  mit 
ähnlichen  Eigenschaften,  wie  andere  Ichthyol- 
verbindungen. Anwendung :  hauptsächlich 
äußerlieh. 

Laeto  ist  der  Handelsname  für  das  in 
Pharm.  Gentralh.  44  [1903],  343  ausfflbr- 
lich  beschriebene  Milchfleischextrakt. 
VergL  auch  Pharm.  Gentralh.  46  [1904], 
462. 

Menthol -Jodol  ist  ein  1  pGt  Menthol 
enthaltendes  kristallinisches  Jodol.  Anwend- 
ung: in  der  Nasen-,  Hals-  und  Zahnheil- 
konde. 

Methacetanilid  ist  ein  englischer  Name 
für  Exalgin  (Methyl- AcetaniUd). 

Haphthamine  ist  ein  englischer  Name  f  fir 
Urotropin  (Hexamethylentetramin). 

Hatrlum  hippuricum  riebe  Sodium  hippu- 
rate. 

Farogen  (Paraff inum  oxygenatum. 
Vasoliment)  ist  eme  Mischung  aus  4 
Teilen  flflsrigem  Paraffin,  4  Teilen  Oelsäure 
und  2  Teilen  3  proe.  spirituOser  Ammoniak- 
flflsBi^eit 


Parogea,  Thick  (Parogenumspissum. 
Thick  Vasoliment)  ist  eme  Mischung 
von  12  Teilen  Hartparaffin,  48  Teilen 
flflsrigem  Paraffin,  30  Teilen  Oelsäure  und 
10  Teilen  3proc  weingeistiger  Ammoniak- 
flfisrigkeit. 

Peruol-Crdme  besteht  aus  25  Teilen 
Peruscabin  (Pharm.  Gentralh.  41  [1900J, 
616;  43  [1901],  594)  und  75  TeUen  KaU- 
srifencrSme.  Dieselbe  dringt  außerordentlich 
leicht  in  die  Haut  ein  und  entfaltet  daher 
eine  kräftige  Tiefenwirkung.  Da  hierbei  die 
Haut  ganz  trocken  und  fettfrei  bleibt,  so 
ist  ihre  Anwendung  eine  sehr  saubere  und 
bequeme.  Darsteller:  Aktien-Gesellschaft  fflr 
Anilin-Fabrikation  in  Berlin  SO  36. 

Pbenzoline  Hydrochloride  ist  ein  eng- 
lischer Name  fflr  Orexinhydrochlorid. 

Pbenzoline  Taanate  ist  ein  englischer 
Name  fflr  Orexintannat 

Risiocol  ist  ein  dem  Ririnus-Siccol  ähn- 
liches Präparat  Darsteller:  R,  Demuth 
in  London  E.  C.,  61  Mark  Lane. 

Robeferrol  „BumpelV'  ist  ein  haltbares, 
aromatisches  Eisen  -  Mangan  -  Pepton  -  Ellxir. 
Darsteller:  Apotheker  Rosenberger  in  Misdroy 
a.  d.  Ostsee. 

Baletin  ist  ein  englischer  Name  fflr 
Acetylsalicylsäure. 

Sodium  Hippurate  (Natriumhippurat)  ist 
ein  weißes  amorphes  Pulver,  das  rieh  leicht 
in  Wasser  löst.  Anwendung:  wie  Galcium- 
hippurat     Gabe:  0,3  bis  2  g. 

Speton  ist  nach  (?.  und  i2.  Fritx  der 
neueName  fflr  Spermathanaton  (Pharm. 
Gentralh.  47  [1906],  149). 

Trochoid  Rejtharek  sind  nach  O.  und 
R,  Fritx  Pastillen  mit  verschiedenen  Zu- 
sätzen.      _       _      ^'  -Wew<*e/. 

Yerfahren  zur  Darstellung  fester  Form- 
aldehydl9sungen.  D.  R.-P.  168323.  Kl.  30.  i. 
Dr.  Oroppler  ^  Berlin.  In  wässeriger  Porm- 
aldehydlösong  wird  in  der  W^me  soviel  gewöhn- 
liche oder  ausgetrocknete  neutrale  oder  saure 
Natronseife  aus  beliebiger  Fettsäure  in  solcher 
Menge  aufgelöst,  bis  in  der  Kälte  Erstarrung 
eintritt.  Man  gebraucht  für  3  T.  35  bis  40proc. 
Formaldehydlösung  1  T.  Kokosnatronseife,  um 
eine  feste  formbare  Masse  zu  erhalten,  dagegen 
genügeo  sohon  2  T.  stearinsanres  Natrium  für 
100  T.  Formaldehydlösung.  Ä.  St, 


404 


Umwandlung  der  Dextrose 
in  Lävulose  und  Nachweis  der 

Lävulose. 

Wie  H,  Ost  mitteilt^  Hndet  man,  wenn 
St&rke  mit  Malz  verznokert  wird  und  die 
entstandenen  MaltoseBirnpe  mit  starkem  Al- 
kohol ansgezogen  werden,  in  den  Ideht 
löslichen  Fraktionen  regeknäßig  Dextrose 
und  Lävulose,  welche  letztere  sich  durch 
ihr  niedriges  Drehungsvermögen  und  durch 
die  Bräunung  und  Säuerung  beim  Ein- 
dampfen zu  erkennen  gibt  Dieselben  können 
aber  auch  aus  dem  Malze  stammen,  denn 
in  diesem  wurden  beide  Monosaccharide  und 
Saccharose  wiederholt  nachgewiesen.  Nach 
Brown  und  Morris  besitzt  der  wachsende 
Keimling  das  Vermögen,  Maltose  in  Sacchar- 
ose umzusetzen«  Auch  bei  der  yerzucke^ 
ung  der  Stärke  mit  Säuren  können  dieselben 
niedrig  pokirisierenden  Monosaccharide  ent- 
stehen. Dierssen  isolierte  bei  seiner  Stärke- 
hydrolyse durch  Oxalsäure  Produkte,  welche 
er  ffir  ^  Gemenge  von  Dextrose  und 
Lävulose  ansprach.  In  der  Tat  liegt  hier 
auch  Lävulose  vor,  welche  sekundär  durch 
Einwurkung  der  Säure  auf  Dextrose  und 
nicht  primär  aus  Stärke  entsteht.  Verf. 
erhielt  Lävulose  reichlich  aus  Dextrose  durch 
längere  Einwirkung  starker  kalter  Schwefel- 
säure. 

Der  genaue  Nachweis  der  Lävulose 
in  unbekannjten  Gemischen  ist  nicht  ganz 
einfach.  Während  Galaktose  und  Dextrose 
auch  aus  unreinen  Sirupen  leicht  kristall- 
isieren und  Mannose  durch  ihr  schwer  lös- 
liches Phenylhydrazon  erkannt  und  isoliert 
werden  kann,  kristallisiert  die  Lävulose  nie- 
mals aus  unreinen  Sirupen,  bildet  keine 
isolierbaren  Hydrazone  und  teilt  das  Osazon 
mit  Dextrose  und  Mannose.  Eine  von 
Seüwanoff  vorgeschUigene  Reaktion,  Rot- 
färbung mit  Resordn  und  Salzsäure,  kommt 
allen  Ketosen  zu  und  kann  selbst  bei  reiner 
Dextrose  Täuschungen  herbeiführen.  Der 
Nachweis  der  Lävulose  besonders  neben 
Dextrose  nach  Sieben  ist  etwas  sicherer, 
ist  aber  bei  unbekannten  Gemengen  nur 
mit  Vorsicht  zu  verwenden. 

Um  einen  sicheren  Nachweis  der  Lävul- 
ose zu  fuhren,  ist  es  erforderlich,  dieselbe 
alsOaiciumlävulosat  naab Dubrunfaut 
abzuscheiden : 


«Mit  5  bis  10  g  eines  an  Lävulose  ange- 
reicherten Sirups  kommt  man  damit  sicher  zum 
Ziele.  Man  kühlt  die  etwa  lOproc.  Zucker- 
lösang  in  einer  Eältemischnng  bis  zum  teilweisen 
Gefrieren  ab  und  mischt  aiä  10  Teile  Gesamt- 
zuoker  etwa  6  Teile  trockenes  gesiebtes  Ealk- 
hydrat  hinzu,  unter  kräftigem  Durchschütteln. 
Eine  normale  Invertzuckerlösaug  erstarrt  dann 
in  wenigen  Augenblicken  zu  einer  steifen  Masse 
feinster  KristaUnädelohen  des  Mooocalciumlävn- 
iosats;  ein  üeberschuA  an  Ealkhydrat  ist  nicht 
nachteilig,  es  erscheint  unter  dem  Mikroskop  in 
rundlichen  Körnchen  neben  den  schleimigen 
Nadelmassen.  Es  empfiehlt  sich  nicht,  die 
Zuckerlösung  stärker  zu  verdÜDuen,  um  vor  der 
Abecheidnng  des  Lävnlosats  die  Lösuog  vom 
überschüssigen  Ealkhydrat  abfiltrieren  zu  können ; 
die  Ausbeuten  an  L&vulosat  werden  dadurch 
erheblich  schlechter.  Nach  V4  Stunde  wird  ab- 
gesaugt, was  leicht  von  statten  geht,  mit  Eis- 
wasser gewaschen,  und  der  Niederschlag  unter 
Zusatz  von  Eisstückohen  durch  Oxalsäure  zer- 
legt, bis  nach  wiederholfem  Durchschütteln  eine 
schwach  saure  Reaktion  stehen  bleibt  Die 
IHitrate  werden  bei  50  bis  60  <^  abgedampft,  wo- 
bei keinerlei  Zersetzung  eintritt,  wenn  die 
Reaktion,  eventuell  durch  Zutröpfeln  von  Ealk- 
wasser  oder  Oxalsäure,  eben  sauer  gehalten 
wird.  20  g  eines  käuflichen  Invertzuckers  von 
Gebr.  Langelütje  (Meißen),  mit  [a\ii  15® 
und  4  pGt  Rohrzuckergehalt,  lieferten  auf  diese 
Weise  8  g  Rohlävnloso  von  [a]D  73  0  also 
40  pCt  Ausbeute;  diese  Rohlävulose  zum  Kri- 
stallisieren zu  bringen,  gelingt  nicht  immer; 
am  ehesten  erhält  man  schöne  harte  Prismen, 
wenn  man  den  eingedickten  Sirup  in  wenig  ab- 
solutem Methylalkohol  löst,  mit  Aether  bis  zur 
beginnenden  Trübung;  versetzt  und  geimpft  stehen 
läßt;  der  Sirup  allem  kristallisiert  in  der  Regel 
nicht;  aus  absolutem  Aethylalkohol  erhalt  man 
zunächst  kugelige  Warzen.  Reine  Lävulose  be- 
sitzt in  lOproc.  Lösung  bei  -\-2X^^  das  spezif- 
ische Drehungsvermögen  von  etwa  [a]D  93^). 

Ein  anderer  käuflicher  Invertzucker  (von 
Hattersheim)  mit  [aJD  -f  10,3»  und  35  pCt 
Rohrzuckeiigehalt,  gab  aus  dem  Caldumlävulosat 
eine  Rohlä^ose  von  nur  [a]D  40  bis  —  50^, 
sie  enthielt  vermutlich  etwas  mitgefällte  Sacchar- 
ose; ein  alter  Naturhonig  lieferte  euie  Roh- 
lävulose von  [a]D  600.» 

Als  empHndlichstes  Reagens  auf  Lä- 
vulose,  besonders  zu  deren  Nachweis  neben 
Dextrose  im  Blutserum  und  anderen  tier- 
ischen Säften,  hat  vor  einiger  Zeit  Neuberg 
Methylphenylhydrazin:0eH5(CH8)N^Hs 
empfohlen,  welches  nur  mit  den  Ketosen, 
nicht  aber  mit  den  Aldoeen  Osaione  bUden 
soll.    Nach  Versuchen  des  Verf.  jedoch,  und 


*)  In  der  neuesten  Auflage  der  Organischen 
Chemie  von  Riehter-ÄMehüix  1903,  659  findet 
sich  die  schon  vor  10  Jahren  berichtigte  Zahl 
[ajD  71,4«. 


405 


wie  auch  sehon  vorlier  Vereache  von  Ofner  \ 
zeigten,  hat  dieseB  Reagens  zum  Naohweis 
der  LävuIoBe  nnr  beschrSnkten  Wert.  Somit 
kann  nur  die  Fällung  des  CalclumlävnloBats 
bei  0^  und  die  starke  Linksdrehung  des 
daraus  abgeschiedenen  Zuckers  als  ent- 
scheidender Nachweis  der  Lävuiose  gelten. 
Der  Fällung  muß  eine  Anreicherung  durch 
Fraktionieren  mit  absolutem  Alkohol  und 
Alkoholäther  vorangehen.  Die  Reaktion 
nach  Sieben  und  die  Ueberfflhrung  in 
Metiiylphenylosazon  können  noch  als  Be- 
stätigung dienen.  Während  de  Bruyn  und 
van  Eckenstein  nachgewiesen  haben,  daß 
Dextrose  in  schwach  alkalischen  Lösungen 
teilweise  m  Lävulose  und  Mannose  umge- 
lagert wird,  und  daß  diese  Umlagerung  um- 
kehrbar ist,  liefern  die  Versudie  des  Verf. 
den  Beweis,  daß  Dextrose  auch  mit  Säuren 
teilweise  m  Lävulose  fibergeht,  dabei  aber 
Mannose  nur  in  Spuren  nachweisbar  ist. 
Ueber  die  Umkehrbarkeit  dieses  Vorgangs 
müssen  erst  weitere  Versuche  entscheiden. 
Diese  Umlagerung  spielt  wahrscheinlich  im 
Pflanzenreiche  eine  Rolle,  indem  die  Zu-  und 
Abnahme  der  Dextrose  bez.  Lävulose  in  den 
FruehtBäften  auch  durch  den  Säuregehalt 
derselben  und  nicht  allem  durch  Enzyme 
beeinflußt  wird.  Btt. 

Ztsekr.  f.  angew.  Ohem^  1905,  1170. 


Ueber  die  Ehrlich'sche  Aldehyd- 
reaktion im  Harn  und  Stuhl 

hat  Bauer  in  der  Gesellschaft  fflr  innere 
Medizin  und  Einderheilkunde  in  Wien  einen 
Vortrag  gehalten.  Nach  dem  Berichte  der 
Deutsch.  Med.  Wochenschr.  1905;  1861 
wird  dieselbe  folgendermaßen  ausgeführt: 
Zu  einigen  Kubikzentimetern  Harn  setzt  man 
einige  Tropfen  einer  2proc.  Lösung  von 
Dimethylparamidobenzaldehyd  in  20proc. 
Salzsäure  und  ffigt  nötigenfalls  etwas  kon- 
zentrierte Salzsäure  hinzu.  In  normalen 
Hamen  tritt  eine  leichte,  in  krankhaften 
eine  starke  Rotfärbung  auf,  verbunden  mit 
einem  Streifen  zwischen  den  Frauenhofer- 
sehen  Union  D  und  E.  Die  Reaktion  wird^ 
wie  Neubauer  zuerst  bewiesen  hat,  durch 
das  im  Harn  enthaltene  Urobilinogen  hervor- 
gerufen. Wird  Letzteres  im  Harn  in  Uro- 
bilin  flbergeführt,  so  verschwindet  die  Ehr- 
Uch'Bebe  Aldehydreaktion.     Auch  aus  Bili- 


rubin und  Urobilin  dargestelltes  Urobilinogen 
gibt  deutliche  Reaktion  mit  diesem  Reagens. 

Die  Reaktion  muß  hn  frischen  Harne 
angestellt  werden ,  da  Urobilinogen  beim 
Stehen  an  der  Luft  leicht  in  Urobilin  über- 
geht Im  frischgelassenen  Harne  ist  beinahe 
ausschließlich  Urobilinogen,  kein  oder  nur 
wenig  Urobilin  enthalten.  Das  Urobilinogen 
des  Harnes  und  der  Galle  scheint  aus  dem 
Darm  zu  stammen.  Man  soll  stets  parallel 
auf  Urobilinogen  untersuchen  und  die  Ehr- 
lich'Behe  Aldehydreaktion  anstellen;  denn 
letztere  kann  in  seltenen  Fällen  bei  Ab- 
wesenheit von  Urobilinogen  durchMedikamente 
oder  unbekannte  Körper  verursacht  werden, 
andererseits  kann  sie  bei  Vorhandensein  von 
Urobilinogen  ausbleiben,  wie  z.  B.  in  manchen 
Fällen  von  Glykosurie. 

Die  Ekrlich'Btiie  Aldehydreaktion  im 
alkoholischen  Stuhlextrakt,  wie  sie  Baum- 
stark zur  quantitativen  Indolbestimmung 
verwendet,  ist  auch  nicht  auf  Indol,  sondern 
auf  Urobilinogen  zu  beziehen.  Baumstark 
hat  nicht  Indol,  sondern  ausschließlich  Uro- 
bilinogen bestimmt  —tx.— 


Verfahren,  eisenhaltiges  Bier  herzusteilen. 

D.  R.-P.  164245.  Kl.  30.  h.  Dr.  Barsikmo- 
Berlin.  Chemisch  reines  metallisches  Eisen  in 
Form  Yon  Kugeln,  welche  zuvor  mitteis  Alkohol 
und  Aether  entfettet  and  keimfrei  gemacht 
wurden,  wird  in  die  Fässer  gebracht,  worauf 
diese  vom  Lagerfaß  gefällt  werden  und  nach 
8-  bis  lOtägigem  Lagern  bei  etwa  \f>^  C  abge- 
füllt werden  können.  Der  Eisengebalt,  der  als 
¥ejd^  berechnet,  0,025  bis  0,06  g  im  Liter  be- 
trägt, verleiht  dem  Bior  volleren  Oesohmaok, 
größeres  Sohaumbildangs-  und  Schaumhaltungs- 
vermögen.  Ob  den  vielleicht  gebildeten  Eisen- 
eiweißverbindungen irgend  welcher  therapeutischer 
Wert  beizulegen  ist,  bleibt  unerwähnt.   A.  St, 


YerCahreu  zur  Darstellung  von  Yerbind« 
ungen  der  Brenzkateehinmonoalkyläther,  Ins- 
besondere des  Guidakol  und  G^uäthol  mit  £i- 
welßstofTen.  D.  E.-P.  162656.  KI.  12  p.  Dr. 
H.  C.  i^eÄr/ift-Schaffbausen.  Wässerige  Lösungen 
koagulierbarer  EiweißstofFe  werden  mit  den 
Brenzkatechinäthern  vermischt.  Das  Reaktions- 
produkt abgeschleudert,  getrocknet,  auf  115  bis 
120<>  erhitzt,  dann  mit  indifferenten  Lösungs- 
mitteln ausgewaschen  und  wiederum  getrocknet. 
Man  erhält  so  Gnajakolalbuminate,  die  in  Alko- 
hol und  Wasser  unlöslich  sind,  den  Magen  un- 
zersetzt  passieren  und  erst  im  Darm  gespalten 
und  resorbiert  werden.  Ä.  St, 


406 


J.  D.  Rieders  Bericht  1906. 

Üeber  die  Darstellung  tod  Cbin- 
azoliD  und  dessen  Derivaten  doroh  Konden- 
sation Yon  o-Nitrobenzaldehyd  mit  Amiden  haben 
Professor  Dr.  Gabriel  und  Dr.  Massaciu  eine 
größere  Arbeit  geschriebeo,  in  der  sie  zunächst 
die  von  K,  Bühw  angestellten  Yersuohe,  Eon- 
densationsprodukte  aus  Aldehyden  und  Amiden 
darzustellen,  mitteilen.  Darauf  gehen  die  Ver- 
fasser auf  ihre  eigenen  Versuche  über  und  be- 
richten, wie  sie  Benzaldehyd  mit  Formamid, 
O-Nitrobenzaldehyd  mit  Formamid  bezw.  Acet- 
anaid  oder  Benzamid  kondensierten  und  das 
o-Nitrobenzylidendiformamid  bezw.  o-Benzyliden- 
diacetamid  reduzierten  und  das  Chinazolinbroia- 
methylat  darstellten.  Letzteres  wurde  durch 
Behandeln  der  aus  dem  o-Nitrobenzylidendi- 
formamid durch  Reduktion  erhaltenen  Methylium- 
base  mit  Bromwasserstoffsfiure  gewonnen.  Nach 
den  bisher  erhaltenen  Ergebnissen  kann  es  fest- 
stehen, daß  die  in  dem  erhaltenen  Produkt 
vorhandene  Base  Ghinazolin  ist  und  nicht  etwa 
eines  seiner  Hydrierungsprodnkte. 

üeber  Sohmelzpunktsangabendes 
Deutschen  Arzneibuches  IV  ist  bereits  in  Pharm. 
Gentralh.  46  [1905],  816  benohtet  worden. 

Ueber  aktives  und  inaktives  Sco- 
pol a  m  i  n  haben  wir  die  von  uns  in  Pharm. 
Centralh.  46  [1905],  92^  gebrachten  Mitteilungen 
noch  durch  folgendes  zu  ergänzen: 

Die  Inaktivierung  wurde  aus  reinstem  aktiven 
Scopolamin  durch  Hinzufügen  von  sehr  geringen 
Mengen  Aetzkali  in  alkoholischer  Lösung  unter 
Anwendung  von  Wärme  erreicht,  wobei  große 
Vorsicht  erforderlich  ist,  da  bei  stärkerer  Ein- 
wirkung, z.  B.  durch  zu  langes  Erhitzen  leicht 
eine  tief  ergehende  Zersetzung  eintreten  kann. 
Die  Liaktivierung  machte  sich  dadurch  bemerk- 
bar, daß  das  Scopolamin  nach  dem  Einengen 
der  weingeistigen  Lösung  in  kurzer  Zeit  kristall- 
inisch erstarrte.  Aus  dem  so  gewonnenen  in- 
aktiven Scopolamin  wurde  das  bromwasserstoff- 
saure  Salz  dargestellt. 

üeber  die  Ergebnisse  ärztlicher  Erforcchung 
des  aktiven  und  inaktiven  bromwasserstoffoauren 
Scopolamin  wird  später  bricht  et  werden. 

Zur  Charakterisierung  des  sauren 
Physostigminsulfates  wird  geschrie- 
ben, daß  sich  dasselbe  von  dem  Präparat  des 
Deutschen  Arzneibuches  IV  durch  seine  abge- 
schwächte physiologische  Wirkuag  und  seine 
unangenehmen  physikalischenEigenschaften  unter- 
scheidet. Man  kann  es,  wie  folgt,  darstellen 
Man  löst  etwa  100  g  weiße,  pulverig-kristall- 
inische Eserinbase  in  der  nötigen  Menge  Aether 
(spez.  Gew.  0,720)  und  läßt  zu  dieser  Lösung 
tropfenweise  unter  heftigem  Rühren  eine  Lös- 
ung von  etwa  20  g  Schwefelsäure  (spez.  Oew. 
1,81)  in  einem  Gemisch  von  50  com  Aceton  und 
75  com  Aether  zufließen.  Auf  diese  Weise  er- 
bat man  ein  lookeres,  kristallinisches  Pulver, 
das  sioh  leicht  absaugen  läßt.  Nachdem  sorg- 
fältig mit  Aether  naohgewasohen  ist,  zerkleinert 
man  den  Kuchen  schnell  in  einer  Porzellanschale 
im  Trookensohrank  und  vertreibt  aohließlioh  den 


Aether  im  heizbaren  Vakuumexsikkator.  Das 
erhaltene  Präparat  stellt  ein  weißes,  mikrokri-. 
stallinisches  Pulver  dar,  deasen  wässerige  Los- 
ung blaues  Lackmuspapier  rötet.  Es  hat  starke 
elektrische  Eigenschaften,  die  im  Verein  mit 
seiner  großen  Wasseranzidiung  das  Handhaben 
mit  diesem  Salze  sehr  erschweren. 

üeber  einige  Xanthinderivate. 
unter  Bezugnahme  auf  die  Veröffentlichungen 
von  P.  Bergeü  und  P,  F,  Richter  in  der  Ztschr. 
f.  experim.  Pathol.  u.  Tderap.  Iü05,  betreffend 
ihre  Ergebnisse,  die  sie  bei  der  vergleichenden 
Prüfung  einiger  Xanthinverbindungen  bezüglich 
deren  harntreibender  Wirkung  bei  künstlich  er- 
zeugter Nierenentzündung  erzielten,  wird  die 
DarBteilungswei8evonAethyltheophyllin(7-Aeihyl- 
1-3-dimethylxanthin),  i-Propyl-,  n-Butyl  and 
i-Amyltheobromin  kurz  beschrieben. 

Zur  Kenntnis  der  Quecksilber- 
salze der  Cholsäure  und  zur  Bestimm- 
ung des  Quecksilbers  im  Mergal.  Hierüber  ist 
bereits  in  Pharm.  Centralh.  47  [1906],  284  unter 
Mergal  berichtet  worden. 

Zur  Prüfung  des  Gonosan  wird  fol- 
gendes neue3  Verfahren  empfohlen.  Man  bringt 
den  Inhalt  der  Kapseln  in  ein  mit  Fuß  und  ein- 
geschiiffenem  Stöpsel  versehenes,  zylindrisches, 
zuvor  gewogenes  Gefäß  (Meßzylinder,  und  spült 
die  ausgedrückten  Kapseln  mit  wenig  Aether 
nach.  Im  Wasserbade  wird  der  Aether  ver- 
jagt, ein  üebersohäumen  des  Inhaltes  durch  ein 
Siedehölzohen  vermieden,  das  zum  Schluß  mit 
den  letzten  Aetherdämpfen  abzuspülen  ist  Durch 
kurzes  Stehen  im  luftleeren  Exsikkator  werden 
die  letzten  Aetherreste  entfernt.  Darauf  wird 
eine  der  Zahl  d?r  angewandten  Kapseln  ent- 
sprechende Menge  Petrolbenzin  (D.  A-B.  FV) 
hinzugegeben,  mit  aufgesetztem  Stöpsel  einige 
Minuten  kräftig  durchgeschüttelt,  worauf  man 
absetzen  Ußt.  Aus  der  grünlich  gefi(rbten  miioh- 
igen  Emulsion  setzt  sich  im  Laufe  einiger  Stun- 
den das  Harz  am  Gefäßboden  feethaftend  ab. 
Nach  dem  Abgießen  der  überstehenden  klaren 
Lösung,  zweimaligem  Nachspülen  mit  ganz  wenig 
Petrolbenzin  und  einigem  Stehen  im  luftleeren, 
mit  etwas  festem  Paraffin  beschickten  Ezsikkator 
wird  durch  Wägen  des  Gefäßes  die  Menge  des 
ungelöst  gebliebenen  Harzes  bestimmt.  Im  Mittel 
wurden  in  jeder  Kapsel  0,06  g  Harz  gefunden. 
Wenn  auch  nach  dieser  Methode  keine  quanti- 
tative Trennung  von  Harz  und  Oel,  wie  bei  der 
I  )ampf destillation  (Pharm.  Centralh  46  [1904], 
824)  erzielt  wird,  so  gestattet  sie  doch  ein  ver- 
gleichendes Urteil  über  den  Wert  der  verschie- 
denen Nachahmungen  des  Gonosan  zu  gewinnon. 

üeber  Saocharum  Lactis.  Da  die 
meisten  Handelssorten  von  Milchzucker  den  An- 
forderungen des  Deutschen  Arzneibuches  IV 
genügen,  trotzdem  aber  unbrauchbar  sind  wegen 
nicht  genügender  Reinigung,  indem  sie  ungehörige 
Milchbestandteile,  Sfture,  Metalle,  Schmutz  und 
Pilzfäden  enthalten,  daher  für  die  EinderernAhr- 
ung  geradezu  gefährlich  erscheinen,  werden 
fokende  Anforderungen  gestellt: 

WeiAliohe,  kristalTinlsohe  Massen  in  Trauben 
oder  Platten  oder  ein  weißes,  geruehloaee  Pulver, 


407 


in  etwa  5  Teilen  kaltem  und  in  1  Teil  siedendem 
Wasser  zu  einer  farblosen,  klaren  oder  höchstens 
opalisierend  getrübten  Flüssigkeit  löslich. 

Die  heifi  bereitete  Lösung  von  Milcbzaoker  in 
der  doppelten  Menge  Wasser  soll  geraohlos  sein, 
darf  beim  Bohütteln  nioht  schäumen,  Laokmna- 
papier  nioht  verftndero  und  daroh  Schwefel- 
wasaerstofiFwasser  nicht  gefärbt  werden.  Der 
Aschengehalt  darf  0,2  pCt  nicht  übersteigen. 

Zur  Wertbestimmung  der  käuf- 
lichen Eres  ole.  Da  die  bakterientötende 
Wirkung  des  Liquor  Gresoli  saponafcos  oft  zu 
Klagen  AnlaB  gab,  wie  auoh  die  Rohkresole 
des  Handels  oft  einen  verschiedenen  Gesamt- 
gebalt an  Kresolen  und  Phenolen  besitzen,  so 
wäre  ee  wünschenswert,  wenn  zur  Bereitung  des 
Liquor  Greeoli  saponatuseine  bestimmte  Fzaktion, 
etwa  von  195  bis  20Ö^  verlangt  würde,  da  gerade 
in  diese  Fraktion  die  wertvollen  Kresole  über- 
gehen. Hierdurch  würde  dem  Liquor  Cresoli 
saponatos  eine  größere  Deeinfektionskraft  und 
zugleich  ein  höherer  Wert  sowie  größere  Zu- 
verlässigkeit gegeben  werden.  H,  M, 


Zur  Untersuchung  von  Seifen 

zieht  H,  Behrens  (Pharm.  Ztg.  1905,  880) 
das  Leitungaverml^geD  von  gleichatarken 
SeifenlÖBungen  ffir  den  elektriaoben  Strom 
heran,  indem  er  sich  auf  folgende  Theorie 
atfitzt.  Beim  Gebranoh  wird  die  Seife  dnreh 
daa  Wasaer  hydroiytiaeh  in  freie  Fettsinre 
nnd  frdes  Alkali  gespalten.  Die  Sftnre 
bleibt  jedoch  nieht  frei,  sondern  verbindet 
aich  mit  einem  zweiten  Molekül  fettsanrem 
Alkali  zu  saurem  fettaaurem  Alkali.  Letz- 
terea  ist  unlOalich  nnd  bildet  den  Schaum. 
In  I^iOanng  ist  nur  das  freie  Alkali  ge- 
blieben. Infolgedessen  mflßteo  gleichstarke 
Löeongen  reiner  Seifen  den  elektrischen 
Strom  immer  gleiob  gut  leiten.  Größere 
Leitfähigkeit  wQrde  einen  Uebersohnß  an 
Alkali  bedeuten.  Geringere  Leitfähigkeit 
würde  die  ehemiach  wirkende  schmntzlösende 
Eigenschaft  verringern,  wie  auch  solehe 
Seifen  auf  die  Haut  ohne  erheblichen  Ein- 
floß sind.  Natürlidi  können  nur  Seifen, 
die  mit  demselben  Alkali  hergeetelli  und, 
vergUohen  werden.  Vom  Verfasser  sind 
nntersneht  worden: 

1.  Billige  Sdfe,  deren  weißer  Ueber- 
zng  schon  das  freie  Alkali 
anzeigte  0,8 

2.  Sapo  viridis,  Schmierseife  0,78 

3.  Pfund'B  MUehseife  0,75 

4.  Nioht  transparente  Glyoerinseife     0,68 


Die  Lösungen  enthielten  in  100  Teilen 
Wasser  1  T^  Seife.  Scheinbar  hat  die 
Glyoerinseife  am  besten  abgeschnitten,  aber 
sie  enthält  dnreh  ihren  Glyoeringehalt  weniger 
eigentliche  Seife  ab  die  anderen.  Ebenso 
steht  es  mit  Sapo  vhridis,  deren  Alkali  an 
und  fttr  sich  auf  die  Haut  heftiger  wirkt, 
als  Natron. 

Behauptet  jemand,  eine  bessere  Seife  her- 
zostellen,  als  andere,  so  muß  die  Leitfähig- 
keit der  Lösung  seiner  Seife  geringer  sein, 
als  die  der  anderen  bez.  die  einer  reinen 
neutralen  Seife. 

(Nach  der  Theorie  von  H,  Behrens 
ist  in  der Seifenlöeung  nur  freiea  Alkali 
vorhanden,  weil  sich  die  Fettsäuren  als 
«saures  fettsaures  Alkali»  unlöslich  abge- 
schieden haben.  Dem  widenprioht  die  Tat- 
sache, daß  man  sich  mit  einer  Alkalilösung 
nicht  in  gleicher  Weise  wie  mit  einer  Seifen- 
löeung «waschen»  kann,  was  Jedermann 
bekannt  ist.     Schriftteitung,)  H,  M, 

Die  Ablagerung  der 
eingenommenen  Salicylsäure 
bei  normalen  und  infizierten 

Tieren 

haben  8,  Bondi  und  M,  Jacoby  (Ghem.- 
Ztg.  1906,  Rep.  27)  festzustellen  versucht 
Zum  Nachweise  wurden  die  Organe  mit 
verdünnter  Säure  10  Minuten  gekocht  und 
dann  mit  Alkohol  extrahiert.  Die  wSsserige 
Lösung  des  Extraktionsrflckstandes  wird  znr 
Entfemung  von  störenden  Substanzen  mit 
Bleizuoker  behandelt  nnd  dann  die  Eisen- 
chloridreaktion ausgeführt.  Auf  diese  Weise 
konnte  die  Salicylsäure  in  sehr  vielen  Organen 
nachgewiesen  werden,  allerdings  zum  Teil 
nur  in  geringen  Spuren.  Am  höchsten  ist 
regelmäßig  der  Gehalt  des  Blutes  und  zwar 
des  Serums.  Reich  sind  auch  die  Gelenke, 
und  bei  lufizierung  mit  Staphylokokken 
konnte  hier  eine  bedeutende  Steigerung  nach- 
gewiesen werden.  Nach  der  Verabreichung 
von  Aspirin  und  p-Amidosalicylsäure  ließen 
sich  in  Blut  und  Gelenken  deutliche  Mengen 
von  Salicylsäure  nachweisen.  Die  Ausscheid- 
ung scheint  bei  infizierten  Tieren  langsamer 
zu  erfolgen,  als  bei  normalen.  Rote  Blut- 
körperchen sind  gegen  Salicylsäure  in  indi- 
viduell verschiedenem  Grade  empfindlich. 

—hs. 


408 


Vergleichende  Olycerin- 
bestiminungen 

wurden  von  Fr.  Schuhe  (Ghem.-Ztg.  1905, 
976)  an  Fetten  und  Oelen,  Seifen  und 
Glycerinpräparaten  angestellt  nach  den  Me- 
thoden 1.  von  Benedikt' 2jsigmondyy  der 
Spaltung  des  Glyoerins  in  Oxalsäure  und 
Kohlensäure  durch  Permanganat  und  Kali 
und  Bestimmung  der  ersteren;  2.  der  Ver- 
brennung des  Glyoerins  durch  Dichromat 
und  Schwefelsäure  und  Bestimmung:  a)  des 
Dichromatverbrauches  nach  Hehner  und 
Richardson-Jaffe,  b)  der  entwickelten 
Kohlensäure  nach  Oanther-Schulxe-^  3.  der 
Ueberffihrung  des  Glyoerins  durch  Essig- 
säureanhydrid  in  Triacetin,  Verseifung  des- 
selben und  Ermittelung  der  zur  Verseifung 
notwendigen  Laugenmenge;  4.  der  lieber- 
führung  des  Glyoerins  in  Isopropyljodid  und 
Ueberführung  desselben  in  Jodsilber  naoh 
Zeisel  und  Fanto. 

Die  Ergebnisse  der  Bestimmungen  lassen 
sieh  in  Folgendem  zusammenfassen.  Die 
Oxydation  des  Glyoerins  zu  Oxalsäure  fmdet 
weder  nach  den  Angaben  von  Benedikt- 
Zsigmondy  noch  nach  denen  von  Herbig 
bezw.  Mangold  mit  der  für  ein  analytisches 
Verfahren  netwendigen  Genauigkeit  statt. 
Ebenso  ist  das  Acetinverfahren  unbrauchbar^ 
weil  es  einerseits  ffir  verdünnte  Glycerin- 
lösungen  unbrauchbar  ist  und  anderseits 
kerne  gleidibleibenden  Werte  ergibt  Man 
muß  stets  «ne  Anzahl  von  Kontrollbestimm- 
ungen machen  und  das  Mittel  derselben  als 
richtig  ansehen.  Verf.  hält  demnach  diese 
beiden  Verfahren  nur  noch  für  historisch 
interessant.  Bei  der  Verbrennung  des 
Glyoerins  durch  Dichromat  und  Schwefel- 
säurO;  die  eine  vollständige  ist,  werden  bei 
der  Feststellung  des  Dichromatverbrauches 
zu  hohe  Resultate  etwa  1 10  statt  100  pCt 
erhalten,  sodaß  man  die  erhaltenen  Werte 
in  diesem  Verhältnisse  erniedrigen  oder  den 
Titer  der  Hehner'wiitü  Lösung  erhöhen 
muß  in  der  Weise,  daß  74,86  g  Kalium- 
Dichromat  nicht  10,  sondern  11g  Glycerin 
entsprechen.  Bei  der  Messung  der  ent- 
wickelten Kohlensäure  werden  statt  100 
nur  etwa  95  pCt  Glycerin  gefunden,  weil 
es  wahrscheinlidi  nicht  gelingt,  die  Kohlen- 
säure vollständig  auszutreiben.  Man  muß 
hier   also    die   erhaltenen  Werte   um   etwa 


2  oder  3  pCt  erhöhen.  Das  Dichromatver- 
fahren  ist  außerdem  nur  anwendbar,  wenn 
Phosphorsäure  nicht  vorhanden  ist.  Das 
Jodidverfahren  von  Zeisel  und  Fanto  ist 
das  sicherste  Verfahren,  ist  aber  für  häufige 
Glycerinbestimmungen  der  Kostspieligkeit 
wegen  nur  als  Kontrolle  zu  benutzen.  In 
diesen  Fällen  dürfte  der  volumetriachen 
Methode  der  Vorzug  zu  geben  sein.     ^ke. 


Die  Bestimmung  kleiner  Mengen 
Salzsäure  im  Magensaft 

kann  mit  dem  von  A,  Neumann  angegebenen 
Apparat  ausgeführt  werden.  Derselbe  besteht 
aus  emer  U-förmig  gebogenen  Rühre,  die 
am  kürzeren  Schenkel  ein  konisch  zukufendes 
Gefäß  trägt;  unterhalb  des  Gefäßes  ist  ein 
Glashahn  mit  enger  Bohrung  angebracht. 
Der  lange  Schenkel  ist  in  150  Teile  ge- 
teilt, und  zwar  liegt  der  0-Punkt  oben,  der 
T^trich  150  über  dem  Niveau  der  im 
Gefäß  befindlichen  Untersuchungsflflssigkeit 
Die  Füllung  mit  Normallauge  geschieht  m 
der  Weise,  daß  2  bis  3  com  bei  geöffnetem 
Hahn  in  das  Gefäß  gegeben  werden,  dieses 
mit  emer  Gummikappe  verschlossen  und  nun 
durch  Druck  die  Lauge  bis  über  den  0-Punkt 
getrieben  whrd.  Nach  genauer  Einstellung 
wird  das  Gefäß  gründlich  ausgewaschen  und 
durch  eine  beigegebene  Pipette  1  com  Magen- 
saft angefüllt  Durch  den  Hahn  läßt  man 
so  lange  Lauge  zufließen,  bis  durch  Kongo- 
papier oder  Phlorogiudn- Vanillin  keine  freie 
Säure  mehr  nachzuweisen  ist  Nach  Zusatz 
von  1  Tropfen  Phenolphthalein  wird  dann 
weiter  bis  zur  bleibenden  Rotfärbung  Lauge 
durch  den  Hahn  hinzugegeben. 

Man  berechnet  folgendermaßen:  War  z.  B. 
ein  Ausfließen  der  Lauge  bis  zum  TeUstrieh 
28  notwendig,  um  die  Blaufärbung  von 
Kongopapier  zu  unterdrücken,  war  weiteiiun 
ein  Zufließen  bis  zum  Teilstrich  54  not- 
wendig, um  eine  Neutralisation  zu  erzielen, 
so  war  im  Magensaft  die  freie  Salzsäure 
=  28  (d.  h.  100  ccm  Magensaft  brauchen 
zur  Sättigung  der  freien  Säure  28  ccm  Normai- 
lauge)  und  Gesamtaeidität  54  vorhanden. 

Der  ^aumanu'sche  Apparat  kann  außer- 
dem auch  zur  Pepsin bestimmung  und 
zui'  Prüfung  auf  Milchsäure  verwendet 
werden;  der  Apparat  ist  von  P.  Haack  in 
Wien,  Gaseiligasse  4,  zu  beziehen.  A,  Rn. 

CentrML  f.  innere  Med,  1905,  Nr.  23. 


409 


■  ■hrungsinittel-Oheiiiiea 


Ueber  die  böhmischen 

Säfte  des  Jahres  1905. 

Um  auch  für  österreiohisebe  Himbeersäfte 
grundlegende  Normen  feBtiostellen,  haben 
Krxixan  nad  Flahl  eine  größere  Anzahl 
von  Säften  ans  böhmischen  Himbeeren  selbst 
gepreßt  und  die  analytischen  Daten  be- 
stimmt Zunächst  wnrde  der  Einfluß  des 
stark  schwefelhaltigen  Prager  Leuchtgases 
auf  die  Alkalität  festgestellt  Ein  Saft  er- 
gab^  Aber  der  Spiritusflamme  verascht,  eine 
Alkalität  gleich  5;62  ccm  Normalsäure.  Der- 
selbe Aber  Leuchtgas  auf  dem  Thondreieck 
5,22  ccm  Normalsäure.  Die  Anwendung 
einer  durchlochten  Asbestplatte,  in  deren 
Oeffnung  die  Platinschale  eingestellt  wird, 
gestattet  indessen  fast  ohne  Fehler  auch 
mit  der  Leuchtgasflamme  zu  arbeiten.  Die 
Platinschalen  mit  der  sehr  hygroskopischen 
Asche  wurden  in  verschlossenen  Wägegläsern 
gewogen,  welche  ein  Gewicht  von  60  bis 
70  g  auf¥riesen.  Die  Sterilisation  der  Säfte 
für  längere  Aufbewahrung  wurde  durch  Er- 
hitzen auf  80^  C  im  Wasserbade  und 
späteren  Verschluß  mit  bei  100^  getrock- 
neten Korken  bewhrkt.  Es  genügte  zumeist 
dieses  einfache  Verfahren,  da  auf  dem  sauren 
Nährboden,  den  derartige  Fruchtsäfte  dar- 
stellen, nur  Hefepilze  und  Schimmel  sich 
ansiedeln  können.  Ab  und  zu  tritt  Oärung 
in  derartig  sterilisierten  Säften  ein,  welche 
dann  sogar  durch  einen  Zusatz  von  0,04 
pOt  Saficylsäure  nicht  verhindert  wird. 

Die  Gesamtsäure  der  Himbeerrohsäfte 
wird  von  den  Verfassern  nach  dem  Vo^ 
gange  von  Kunx  als  Zitronensäure  an- 
gegeben, da  ihre  Untersuchungen  bestätigten, 
daß  Aepfelsäure  nur  in  sehr  geringer  Menge 
im  Himbeerrohsaft  enthalten  ist  Hingegen 
konnte  Zitronensäure,  aus  welcher  die  bei 
weitem  größte  Menge  an  organischen  nicht- 
flüchtigen  Säuren  besteht,  sowohl  direkt 
kristallisiert  als  auch  in  Gestalt  ihrer  wetz- 
steinf Ormigen ,  charakteristischen  Galdum- 
salzkristaUe  mit  Leichtigkeit  isoliert  werden. 
Indem  Interessenten  auf  das  gute  Zahlen- 
material der  Tabellen  (Ztschr.  f.  Unters,  d. 
Nähr.-  u.  Genußm.  1906,  XI,  205)  ver- 
wiesen werden,  sei  hier  nur  die  Aschen- 
analyse zweier  Bohsäfte  mitgeteilt,  von  denen 


Nr.  I   von   Gartenhimbeeren,  Nr.  H 
von  Waldhimbeeren  stammt: 


Kali  E.0 
Natron  Na^O 
Kalk  CaO 
Magnesia  MgO 
Eisenozyd  Yjfi^ 
Tonerde  ALO« 
Manganozyd  Mn304 
Eieselsänre  SiOg 
Phosphorsänre  P.05 
Schwefelsäore  SO« 
Chlor  Gl 
Kohlensäure  COg 


'8 


I 

48,87  pCt 

0,63  * 

4,04  »* 

6,14  » 

2,24  » 

0,70  » 

0,00  . 

0,20  . 

8,29  » 

3,63  » 

2,90  » 

22,72  ^ 


II 

51,08  pCt 

1,08  » 

7.00  » 

7,30  » 

1,12  » 

0,45  » 

0,78  » 

0,28  » 

6,04  > 

2,26  » 

3,22  * 

21,61  > 


Znsammen : 
—  0  für  Ol 


100,36  pCt 
0,65     » 


101,22  pCt 
0,73     » 


Verbleibt:     99,71  pCt    100,49  pCt 

Erwähnenswert  ist  hierbei  noch  das  spe- 
zifische Vorkommen  von  Mangan  in  der 
Asche  von  Waldhimbeeren  im  Gegensatz  zu 
Gartenhimbeeren,  ein  Umstand,  der  auch 
vom  Berichterstatter  seit  längerer  Zeit  mit 
Interesse  verfolgt  wurde  und .  der  sich  be- 
kanntlich schon  äußerlich  durch  die  grfin- 
liehe  fllrbung  der  befeuchteten  Asche  kund 
gibt. 

Im  tlbrigen  lassen  die  Ergebnisse  der 
Arbeit  der  Verfasser  sich  in  folgende  Sätze  zu- 
sammenfassen : 

1.  Die  Forderung  von  Kunx,  daß  in 
Zukunft  die  freie  Gesamtsäure'  im  Himbeer- 
saft bezw. -Sirup  nicht  mehr  als  Aepfel- 
säure, sondern  als  Zitronensäure 
berechnet  wird,  ist  berechtigt 

2.  Die  von  Evers  im  Jahre  1904  auf- 
gestellten Zahlen  fttr  Rohsaft  mflssen  auch 
von  den  Verfassern  als  anormal  bezeichnet 
werden.  Dies  gUt  sowohl  für  das  Extrakt 
wie  fflr  die  Asche.  Die  ^t^ar^'schen  Al- 
kalitätszahlen  von  5,36  bezw.  die  Alkalität 
von  2,37  ccm  Normal-Säure  sind  Ober- 
haupt unmöglich. 

3.  Die  Späth'wike  Mindestforderung  fttr  nach 
dem  Deutschen  Arzneibuch  verkochte  Him- 
beersirupe  mit  einer  Alkalität  =  2,0  ccm 
Normal-Säure  wird  ganz  oder  fast  ganz  er- 
ffllK.  Dagegen  whrd  die  Forderung  von 
0,2,  ja  selbst  von  0,18  pOt  AsqIm  im  Sirup 
weit  unterschritten.  Nach  den  Versuchen 
der  Verfasser  liegt  die  unterste  Grenze  bei 
0,15  pCt. 


410 


I 


4.  Eine  Rückbereobnung  des  RoheafteB 
aus  dem  Sump  wird  kaum  zn  empfehlen 
sein.  Einerseits  kennt  man  die  Konstante 
des  verwendeten  Zuckers  nicht,  andererseits 
ist  es  auch  fraglich,  ob  man  es  in  der 
Praxis  —  wo  also  große  Mengen  ver- 
arbeitet werden  —  ähnlich  wie  im  Laborat- 
orium in  der  Hand  hat,  den  eintretenden 
Yerdampfnngsverlnst  durch  Hmzufügen  von 
Wasser  —  wozu  flbrigens  destilliertes  Wasser 
genommen  werden  mfißte  —  so  zu  be- 
seitigen, daß  das  ursprtlngliche  Verhältnis 
zwischen  Rohsaft  und  Zucker  wieder  her- 
gestellt wird.  (Der  minimale  Aschegehalt 
des  Zuckers  dflrfte  kaum  in  betracht  kom- 
men und  das  Ergänzen  des  verdampften 
Wassers  ist  im  Großbetrieb  keine  Unmög- 
lichkeit    — rfe/. 

Ueber  die  Bewertung  des  Kakao 
als  Nahrungs-  und  OenuBmittel 

hat  R.  0.  Neumann  in  dem  Naturhist.-Medi- 
zinischen  Verein  zu  Heidelberg  einen  Vortrag 
gehalten.  Aus  dem  in  der  Mflnch.  Med. 
Wochenschr.  1906,  481  enthaltenen  Bericht 
ist  etwa  folgendes  hervorzuheben: 

Die  Losung  der  Frage,  ob  Kakao  mit 
einem  höheren  Fettgehalt  einem  soldien  mit 
niederem  Fettgehalt  vorzuziehen  sei,  war  die 
Veranlassung,  daß  Verfasser  an  sich  physio- 
logische Versuche  anstellte.  Diese  ergaben, 
daß  bei  alleiniger  Kakaozufuhr  die  Ausnfltz* 
barkeit  des  Kakao-Eiweißes  das  Mini- 
mum von  45  pOt  erreicht.  Bei  gemischter 
Kost  wird  die  Oesamtausnfltzbarkeit  des 
Nahrungseiweißes  durdi  Kakaoznfuhr  herab- 
gesetzt und  zwar  um  so  mehr,  als  die 
Kakaomenge  grOßer  ist.  Der  Verlust  wird 
verursacht  durch  die  bedeutende  Kotbildung, 
die  der  Kakao  veranlaßt,  wodurch  anderer- 
seits eine  vermehrte  Menge  unverbrauchten 
Stickstoffs  ausgeführt  wird.  Der  ausgeführte 
Kotstickstoff  steigt  und  fällt  mit  der  Menge 
des  Trockenkotes.  Des  weiteren  hängt  die 
Eiweißansnützung  der  gemischten  Nahrung 
von  dem  Fettgehalt  des  Kakao  ab.  Je 
mehr  Fett  dem  Kakao  abgepreCt  wird,  desto 
mehr  sinkt  die  Eiweißansnützung.  Dies 
tritt  am  deutlichsten  zu  Tage,  wenn  nur 
Kakao  allein  genossen  wkd: 

100  g  Kakao  mit  34,2  pCt  Fett  gaben 
45  pCt,  100  g  Kakao  mit  15,2  pGt  Fett 
24,8  pCt  Ausnutzung. 


In  der  gemisditen  Nahrung  beträgt  der 
Ausnfltzungsunterschied  zwischen  mehr  oder 
minder  fetthaltigem  Kakao  3  bis  4  pCt 
Die  Ursache  der  erhöhten  Stickstoffaussdieid- 
ung  ist  die  durdi  stark  entfetteten  Kakao 
veranlaßte  Vermehrung  von  Kotbildung. 

Ein  erhöhter  Sehalengehalt  des  Kakao 
vermindert  die  Stickstoffausnützung  am  etwa 
2  pGt.  Auch  ist  es  nicht  gteiebgültig, 
welche  Nahrung  mit  dem  Kakao  genossen 
wird,  wobei  die  verschiedene  Resorbierbar- 
keit  von  Fleisch-  und  Milcheiweiß 
eine  größere  Rolle  spielt,  als  der  Kakao- 
einfluß. Kakaoeiweiß  kann  einen  Teil  des 
Nahrungseiweißes  ersetzen.  100  g  Kakao 
glichen  ein  Minus  von  2,27  g  SüAstoff 
aus.  Mit  der  Steigerung  des  Kotstiekstofb 
geht  stets  bei  Kakaoeinnahme  eine  Vermin- 
derung des  Hamstickstoffs  einher.  Für  diese 
merkwürdige  Ersdiemung  läßt  sich  eine  un- 
bedingt sidiere  Erklärung  nidit  geben. 
Vorläufig  ist  sie  noch  ein  phjsiolognehes 
Novum. 

Die  Ausnützung  des  Kakaofettes 
unterliegt  ähnlichen  Schwankungen  wie  die 
des  Eiweißes.  Im  ausgepreßten  Zn- 
stande wird  es  genau  so  verwertet  wie  das 
Fett  der  Normalnahrung  und  zwar  zu  fast 
95  pCt.  Im  nicht  ausgepreßten  Zustande 
also  im  Kakao  selbst,  ist  die  Aosnfitzang 
geringer.     Gibt  man  Kakao  allein,  so  werden 

87.1  pCt,  bei  gemischter  Nahrung  und  Kakao 
aber  89,6  pCt  ausgenützt  Bei  größeren 
Kakaogaben  leidet  die  Fettausnützung  ahn- 
lieh  der  des  Eiweiß.  Je  größer  der  Fett- 
gehalt des  Kakao,  desto  besser  ist  die  Aus- 
nutzung des  Fettes  der  Gesamtnahrnng. 

Der  Theobromingehalt  veranlaßt  bei 
Gaben  von  20  bis  30  g  eine  angenehm 
anregende  Wirkung,  bei  großen  dagegen 
vorübergehende  Störungen  des  AUgemeiii- 
beflndens.  Eine  harntreibende  Wirkung  trat 
kaum  hervor. 

In  bezug  auf  die  Korngröße  des 
Kakao  wurden  die  fettarmsten  ReUhardt" 
sehen  Kakao  «Pfennig»  mit  12,4  pGt  und 
«Monarch»  mit  13,5  pCt  Fett  als  am  fein- 
sten gepulvert  gefunden.  Trotzdeiu  war 
ihre  Snspensionsfähigkeit  im  fertigen  Getränk 
die  ungünstigste ;  denn  Kakao  van  Hauten 
mit  30,8  pGt,  8toUw€rcK%  Adlerkakao  mit 

34.2  pOt,  Kakao  von  Hartwig  dk  Vogel 
mit  27,6  pCt  und  von  Suchard  mit  33  pCt 


411 


erhielten  rieh  fast  zehnfach  länger  in  gleieh- 1 
mäßiger  SoBpenflion.  Reichardf%  «3  Männer- 
Kakao»    mit    24,3  pCt  Fett    war    m  der 
Suspension  der  beiden  anderen  Marken  der- 
selben Firma  gleich. 

Auf  gnmd  obiger  Ergebnisse  wird  bei 
einer  etwaigen  gesetzlichen  Regelang  em 
Mindestgehalt  von  30  pCt  Fett  vor- 
geschlagen. — to— 

Zum  raschen  Nachweise  des 
Zinkes  in  Bier,  Wein 

nnd  anderen  Stoffen,  wobei  die  direkte  Ans- 
fällnng  mit  Schwefelwasserstoff  nicht  zum 
Ziele  fahrt,  sondern  die  Asche  untersnoht 
werden  mnfi,  empfiehlt  J.  Brand  (Ohem.- 
Ztg.  1906,  B^.  25)  die  Ansfällung  mit 
Fenrocyankalinm,  das  mit  dem  Zmk  schwer 
Iteliche  Verbmdnngen  bildet.  In  rein  wässer- 
igen LOsnngen  bilden  diese  eine  stark 
gelatinöse,  nicht  filtrierbare  Masse,  dagegen 
in  den  genannten  eiweißhaltigen  Flfissig- 
keiten  grobe  Flocken,  die  sich  bald  ab- 
scheiden, so  daß  der  größere  Tdl  der 
Flflssigkeit  abgegossen  nnd  der  Rest  filtriert 
werden  kann.  Man  setzt  zn  diesem  Zwecke 
der  Flflssigkeit  etwas  Salzsäure  und  einige 
Tropfen  FerrocyankaÜnm  zn.  Trflbt  sidi 
die  Flflssigkeit  nicht,  so  ist  Zink  in  nach- 
weisbaren Mengen  nicht  vorhanden;  selbst 
in  einer  Verdflnnnng  von  1 :  500  000  tritt 
starke  Clockenbildang  ein.  Der  aof  dem 
Filter  gesammelte  ausgewaschene  und  noch 
feachte  Niederschlag  wird  stark  geglQht,  mit 
Eangsäure  erwärmt  und  das  in  Lösung  ge- 
gangene Zink  durch  Schwefelwasserstoff 
nachgewiesen.  -  he. 

Einen  neuen  Erreger 
des  Fadenziehens  beim  Brote 

hat  F.  Fuhrmann  (C9iem.-Ztg.  1906,  Rep. 
30)  aufgefunden,  der  sidi  von  den  bisher 
bekannten  durch  sein  Wadiitnm  auf  Agar 
—  bei  1  pCt  sternförmige  Kolonien  mit 
auf  dem  Nährboden  liegenden  Fortsätzen, 
bei  2  pOt  runde,  scharf  begrenzte,  weißgelbe 
nnd  wadisartig  matte,  außen  durchscheinende 
in  der  Mitte  etwas  verdickte  Kolonien  — 
durch  geringe  Neigung  zur  Hautbildung 
auf  flüssigen  Nährböden,  durch  die  nur  eben 
angedeutete  Faltenbildung  auf  festen  Nähr- 
böden und  dadurch  unterscheidet,  daß  er 
die  Zersetzung  der  Brotkrume  ohne  jede 
Verfärbung    bewirkt    Er  bildet  stets  unbe- 


wegliche und  nach  Oram  färbbare  Stäbchen 
von  etwa  3  /i  Länge  und  1,2  fi  Breite, 
wächst  streng  aörob,  am  besten  bei  37^  G 
auf  neutraler  Bouillon,  während  bei  0,5  pGt 
Natriumkarbonatgehalt  oder  bei  0,33  pGt 
Essigsäuregehalt  ein  Wachstum  nicht  mehr 
stattfindet  Im  Brote  wächst  er  mit  weißen, 
Tautröpfchen  ähnlichen  Kolonien,  die  in  den 
Krumenporen  sich  finden  und  stark  faden- 
ziehend sind.  Die  Krume  zeigt  nur  eine 
stärkere  Durchfeuchtong  und  angenehmen, 
fast  obstartigen  Geruch,  ist  aber  selbst  nicht 
fadenziehend.  Auf  Hflhnereiweiß  tritt  Lös- 
ung desselben,  jedoch  ohne  Bildung  stinken- 
der Zersetzungsprodukte  ein.  Auf  Kartoffeln 
werden  schon  nach  3  bis  4  Tagen  ovale 
Endosporen  gebildet,  die  an  dflnne  Seiden- 
fäden angetrocknet  25  Minuten  strömendem 
Wasserdampfe  von  100^  C  widerstehen  und 
auch  Baoktemperatur  ohne  Schaden  ver- 
tragen. Fflr  Meersdiweinchen  und  weiße 
Mäuse  ist  das  Bacterium  Panis  nicht 
pathogen.  -^he, 

Rotweinmost  und  Rotweinmaische  fallen 
nach  einer  Beichsgerichtseatsoheidang  vom  23. 
Dezember  1905  bezw.  11.  Januar  1906,  Kep. 
417/v;5,  nicht  unter  §  8,  Abs.  2  des  Weingesetzes 
vom  24.  Mai  1901.  Die  betreffenden  Gesetzes- 
vorschriften  (Solfatgehalt)  sind  erst  dann  an- 
wendbai,  wenn  der  Most  oder  die  Maische  bei 
üebergabe  an  den  Käufer  bereits  Rotwein  im 
Sinne  des  §  8,  Abs.  2  war.  Most  bezw.  Maische 
gelten  insolange  nicht  als  Wein  im  Sinoe  des 
Weingesetzes,  wenn  sie  nicht  wenigstens  die 
erste  alkohoUsohe  Gärung  durchgemacht  haben, 
denn  Wein  ist  doch  nur  das  durch  alkoholische 
Gärung  aus  dem  Safte  der  Weintraube  her- 
gestellte Getränk  (entspr.  §  1).  Eine  Einzieh- 
ung des  sulfatreicheren  Mostes  bezw.  der  Maische 
ist  nur  dann  berechtigt,  falls  die  Gesund  heits- 
schädliohkeit  der  mit  einem  zn  hohen  Gehalte 
in  Schwefelsäure  behafteten  Flüssigkeit  sich 
nachweisen  läßt  (§  15  in  Verbindung  mit  §§  12 
bis  14  des  Nabrungsmittelgesetzes).         P.  S, 

Deutsehe  Wein-Ztg,  1906,  373. 


Kunstweine,  auch  überstreckte  Weine,  dürfen 
nach  einem  Erkenntnis  des  Reichsgerichtes  vom 
27.  November  1905,  Rep.  131/06,  zu  Zwecken 
der  Branntweinbrennerei  nicht  ver- 
kauft werden.  Jeder  außerhalb  der  Brannt- 
weinbereitung hergestellte  Eunstwein  darf  in 
derselben  keine  Verwendung  finden.  Wenn 
auch  der  Fiskus  eingezogene  Kunstweine 
in  Brennereien  fiskalisch  verwerte,  so  sei  das 
bedeutungslos,  weil  dies  nur  nach  vorausgegan- 
gener Denaturierung  geschehe  und  sich  dadurch 
der  Kunst  wein  derart  verändere,  daß  er  die 
Merkmale  von  Wein  dauernd  verliere.    P.  S, 

Deutsche  Wem-Ztg.  1906,  373. 


412 


Therapeutisohe  MMellungeni 


Die  Erfahrungen  über  Triferrin 

laaten  dorohweg  günstig.  Dem  Prftparat 
hat  SaUcowsJd  auf  grund  semer  Tierversaobe 
den  Namen  cTriferrin»  gegeben.  Aub  diesen 
ergab  sieh  n&mlieh,  daß  der  Eisengehalt  der 
Leber  des  Eaninehens  sieh  verdreUaohte. 

Ein  großer  Vorteil  des  Triferrin  ist,  daß 
neben  dem  Eisen  aueh  organisch  gebundener 
Phosphor  in  demselben  enthalten  ist,  welcher, 
wie  allgemein  bekannt  ist,  die  Assimilation 
des  Eiweißes  wesentlioh  fordern  kann.  Er- 
wähnenswert ist  der  Umstand,  daß  Triferrin 
in  einer  0;2proe.  SalzsftnrelOsnng,  also  auch 
im  Magensaft  unlöslioh  ist 

Aladdr  Haldsx  im  St.  Stephans-Spital 
in  Budapest  (Reiohs-Med.-Anz.  1905;  Nr.  8) 
wendete  bei  sekund&ren  Anämien  schweren 
Grades  das  Triferrin  mit  sehr  günstigem 
Erfolge  an;  bd  diesen  Fällen  war  er  sehr 
überrascht;  als  er  sah;  daß  neben  der 
wesentlichen  Zunahme  des  Hämoglobin- 
gehaltes des  Blutes  sich  auch  die  Zahl  der 
roieia  Blutkörperchen  auffallend  vermehrte 
(so  bei  emem  16  jährigen  ELnabeU;  bei  dem 
der  EUmoglobingdialt  von  35  auf  80  pGt; 
die  Zahl  der  roten  Blutkörperchen  von 
3000000  auf  3  900000  stieg);  gleich- 
mäßig besserte  sich  auch  der  Ernährungs- 
zustand. Freilich  vermochte  das  Präparat 
auf  diC;  die  sekundäre  Anämie  auslosende 
Krankheit  keinen  Einfluß  auszuüben.  Doch 
ist  anzunehmen;  daß  wir  durch  die  Ver- 
besserung der  Ernährung  die  Resistenzfähig- 
keit des  Organismus  ertiöhen  und  so  immer- 
hin den  Verlust  des  Grundleidens  gewisser- 
maßen hemmen. 

Erich  von  Matxner  in  Birkfeld  (Die 
Heilkunde  1905;  Nr.  4)  hebt  besonders 
anerkennend  hervor;  daß  das  Triferrin  im 
hohen  Grade  resorptionsfähig  ist.  Die  Re- 
sorptionsfähigkeit desselben  wird  bewiesen: 

a)  durch  mikrochemischen  Eisennachweis 
in  den  zur  Resorption  bestimmten  Organen; 

b)  durch  die  Aufspeicherung  von  Eisen 
in  Milz  und  Leber; 

c)  durch  Vermehrung  organisch  gebundenen 
Eisens  in  Form  von  HameiseU; 

d)  durch  Aufspeicherung  überschüsmgen 
Eisens  im  Eidotter. 


Triferrin  wirkt  daher  anregend  auf  die 
zur  Blutregeneration  dienenden  Organe.  Es 
wirkt  infolge  seines  Eisengehaltes  heilend 
auf  Bleichsucht  und  Blutarmut;  es  ist  im- 
stande, mfolge  seines  Eisen-  und  Phoqihor- 
gehalteS;  günstig  auf  neurasthenische  Zu- 
stände einzuwirken  (Herabsetzung  des  vorfier 
pathologisch  erhöhten  Blutdrucks). 

Die  JEno/rsche  Fabrik  in  Ludwigshafen 
bringt  das  Triferrin  in  zwei  Formen  in  den 
Verkehr;  und  zwar  als  Pulver  oder  ab 
komprimierte  Triferrin  -  Schokcrfadetabletten 
(mit  0;3  g  Triferringehalt).  Nach  unaem 
Erfahrungen  erweist  sich  die  Tablettenform 
als  sehr  handliche  Dosierung.  Der  Kranke 
erhält  seinerseits  eine  genau  gemessene  Gabe, 
andererseits  sind  die  Tabletten  sehr  leicht 
emnehmbar.  Der  Geschmack  der  mit  Vanillin 
zubereiteten  Triferrin-Schokoladetabletten  ist 
übrigens  so  angenehm;  daß  dieselben  sogar 
von  Kindern  gerne  genommen  werden.  Man 
gibt  am  besten  täglieh  3  Tabletten;  je  eine 
nach  jeder  Mahlzeit  A  Bn. 


St&rkemehl  bei  Durchfall  und 
Halsbesohwerden. 

Im  Liohterfelder  Ejrankenhause  wu:d  das 
«Stärketrinken»  mit  Erfolg  bei  allen  Arten 
von  Durchfall  angewandt;  und  Oeorg  Hauffe 
möchte  besonders  die  Aufmerksamkeit  auf 
die  oft  überraschende  Wurkung  bei  den 
Durchfällen  der  Phthisiker  lenken.  Denn 
gerade  hierbei  wünscht  der  Arzt  ein  Büttel; 
welches  den  Vorteil  hat;  lange  Zdt  hmdnrch 
benutzt  werden  zu  können.  StäAemehl 
wird  in  heißem  Wasser  verrührt;  bis  ein 
mäßig  dickflüssiger;  sämiger  Kleister  herge- 
stellt ist  Manchmal  ist  es  angebradit,  zur 
Geschmacksänderung  .der  Stäikelüsung  etwas 
Zucker  oder  Salz  zuzusetzen.  Hauffe  ver- 
abfolgt die  hdße  Stärkeflüssigkeit  nicht  in 
größeren  MengeU;  sondern  läßt  teelöffelweise 
oder  schluckweise  in  Pausen  trinken.  Das 
«Stärkegurgehi»  ist  im  Gebrauch  bei  allen 
schmerzhaften  und  geschwungen  Hund-  und 
RachenerkrankungeU;  namentlich  audi  der 
Kinder.  A,  Rn, 

Therap,  d,  Gegenwart  1905,  Nr.  12. 


413 


Photogpaphisohe  Mitteilungen. 


Umkehrbare  photochemische 

Prozesse. 

M.  E,  Liesegang  führt  die  folgenden 
Yon  ihm  beobachteten  Reaktionen  anf^  bei 
denen  ane  durch  das  Licht  henrorgemfene 
chemische  Umwandlung  im  Dunkeln  wieder 
rQdkgängig  gemacht  wird.  Em  mit  Wismut- 
chlorid getr&nktes  Papier  brftunt  sich  im 
Lieht;  nn  Dnnkehi  verschwindet  die  Bräun- 
ung. Auch  ein  mit  Ealiumferrioxalat  ge- 
trSnktes  Papier  wird  vom  lidit  gebräunt 
und  läßt  sich  dann  mit  Piatinsilbersalzen 
usw.  entwickehi^  verliert  aber  diese  Fähig- 
keit beun  Liegen  im  Dunkein.  Taucht  man 
ein  mit  Ealiumferrioxalat  getränktes  Papier 
in  Rhodanammoniuml^ung,  so  färbt  sich 
daaselbe  stark  rot  Beim  Belichten  ver- 
sdiwindet  die  rote  Farbe,  kehrt  aber  im 
Dankehl  wieder.  Umgekdlirt  färbt  sich  eine 
Rhodanammonium-  oder  Rhodanaluminium- 
LOsung  im  Lichte  rot  und  verliert  wieder 
ihre  Färbung  im  Dunkeln.  Eine  Lösung 
von  Molybdäntrioxyd  in  Schwefelsäure  färbt 
sidi  beim  Belichten  blaugrfln  und  entfärbt 
sidi  hn  Dunkehl.  Em  mit  molybdänsaurem 
Ammonium  unter  Zusatz  einer  organischen 
Säure  getränkter  Papierstreifen  wird  beim 
Beuchten    grOn    und    im    Dunkeln    wieder 

farblos.  Bm 

Prager  TageblaU, 


Handschriften  und  Drucksachen 
zu  photographieren« 

Nach  einer  Anleitung,  die  E,  Wiedemann 
im  «Gentralblatt  für  Bibliothek wesen»  1906, 
22  gibt;  verfährt  man  folgendermaßen: 
Man  verwendet  fflr  die  Aufnahme  statt 
Platten  Bromsilberpapicr  N.  P.  G.  Nr.  11. 
Die  Schriftzflge  erscheinen  dann  weiß  auf 
schwarzem  Grunde.  Um  aber  em  seiten- 
riehtiges  Bild  zu  eifaalten,  muß  em  Spiegel 
zwisdien  Objektiv  und  aufzunehmenden 
Gegenstand  angebracht  werden.  Die  auf- 
zunehmende Handschrift  wird  wagerecht 
auf  einen  Tisch  gelegt  und  darfiber  der 
Spiegel  mit  einer  Neigung  von  45^  an- 
geordnet Dieser  leitet  die  von  dem  auf- 
zunehmenden Gegenstande  ausgehenden 
Strahlen  in  das  Objektiv  der  ihm  gegenüber 
entsprechend  aufgestellten  Camera.      Bm. 


Metolhydrochinonentwickler 
Chlorbromsilberpapiere. 

Die  für  Platten  )pmreichend  bekannte 
Entwickler-Komposition  ist  auch  für  Chlo^ 
bromsilberpapiere  recht  empfehlenswert.  Für 
die  bekanntesten  Marken  solcher  Papiere 
lauten  die  besten  Entwicklervorschriften  nach 
dner  in  «Photogr.  Mitteilungen»  1904; 
Heft  2  gegebenen  Zusammenstellung: 

Velox    Talft    Bllti    Blepos    PtU 

Wasser         1000    1000    7000     1060  lOOOccm 

Metol  1,5         2         2  2        2g 

Natrinmsulfat, 

kristallis.      50        50        50         50      40  g 

Hydroohinon      6  6  6        6,6        3  g 

Natrium- 
karbonat, 
kristallis.     120      135      135       120      —  g 

Kalium- 
karbonat      —        —        —         —       20  g 

10  proc.  Brom- 
kalinm- 
lösung  1,5  4  2       0,5     0,5  ccm 

Diese  Lüsungen  geben  bei  normaler  Be- 
lichtung kältere  T5ne.  Je  mehr  die  Ex- 
position verlängert  und  die  Lösung  ver- 
dünnter genommen  wird^  desto  wärmer 
werden  die  Färbungen  der  Bilder.      Bm, 

Die  größte  direkte  Porträtaufkialime  dürfte 
ein  Ende  vorigen  Jahres  in  Amerika  gefertigtes 
Bild  des  Heilsarmee-Propheten  I>(»<^'6  darstellen. 
Es  wurde  mit  einem  eigens  dazu  gebauten 
Apparat  ani^enommen  und  direkt  vom  2&  x  130 
om  großen  Negativ  kopiert.  An  der  Entwicklang 
beteüigten  sich  15  Personen.  Bni, 


Braune  Finger  durch  Pyro-Soda-Ent Wickler. 

Die  unangenehme  Färbung  der  Finger  beim  Ar- 
beiten mit  Pyro-Soda-Entwickler  läßt  sich  schwer 
entfernen.  Salzsäure  hilft  nicht  viel,  allenfalls 
erzielt  man  eine  leidliche  Besserung  durch  An- 
wendung von  Chlorkalk.  Am  besten  vermeidet 
man  die  Färbung  durch  größte  Sauberkeit  bei 
der  Entwicklung,  griinduches  Abspülen  der 
Finger  in  verdünnter  Essigsäure,  sobald  sie  mit 
dem  Entwickler  in  Berührung  gekommen  sind. 

Bm. 

Glänzende  Bromsilberkopien  retouchiert  man 
nach  «Photogr.  Industrie»  auf  folgende  Weise: 
Man  schabe  von  einem  Stück  schwarzer  Zeichen- 
kreide auf  eine  Palette  nach  Bediurf  recht  fein 
und  vermische  mit  Eiweiß.  Das  letztere  wird 
hergestellt,  indem  man  das  Weiße  eines  Eies  zu 
Schnee  schlägt,  12  Stunden  stehen  läßt  und  Vs 
Teil  Ammoniakflüssigkeit  (lOproc.)  zusetzt.  Das 
Gemisch  hat  genau  die  Farbe  des  Bildes  und 
läßt  sich  mit  Leichtigkeit  auftragen.         Bnt. 


414 


Verschiedene  Mitleilungeni 


Schwarzwurzelblätter  in  der 
Seidenzucht. 

Naoh  vielen  Yersuehen,  dnen  geeigneten 
Enatz  ffir  das  Maulbeerblatt  beim  Zfiohten 
der  Seidenraupen  zu  finden^  wurde  fesir 
gestellt,  daß  die  Blätter  der  Schwarzwurzel 
zahlreiehe  Stoffe  enthalten,  welche  das  Maul- 
beerblatt so  unschätzbar  für  die  Seiden- 
raupenzucht machen.  Versuche,  welche  auf 
Anregung  der  Regierung  an  der  Erefelder 
Websohule  angestellt  wurden,  ergaben  folgen- 
des: Der  Durchmesser  eines  von  5  Kokons 
abgehaspelten  Fadens  ist  einem  entsprechen- 
den Faden  Maulbeerseide  fast  gleich.  An 
Dehnbarkeit  übertrifft  die  Schwarzwurzel- 
seide die  Maulbeerseide.  Erstere  hält  bei 
1  m  Fadenlänge  und  185  mm  Dehnbarkeit 
eine  Belastung  von  41  g  aus,  letztere  bei 
gleicher  Fadenlänge  und  179  mm  Dehn- 
barkeit nur  36  g.  Der  Bastgehalt  der 
Schwarzwurzelseide  ist  um  3  pGt  geringer 
als  der  der  Bfaulbeerseide,  auch  soll  der 
Glanz  der  Verauchsseide  ein  sehr  beträcht- 
licher sein.  Btt, 

Ztsehr,  f,  angew,  Chem.  1906,  203. 


Handel  mit  Creolin. 

Nach  einer  Mitteilung  der  Firma  William 
Pearson  io  Hamburg  wird  der  Handel  mit 
Creolin  durch  die  Bestimmungen  über  den  Handel 
mit  Giften  (Eönigr.  Preußen  22.  Februar  1906) 
nicht  betroffen.  (Ob  die  Ministerien  der  an- 
deren Bundesstaaten  in  gleichem  Sinne  ent- 
schieden haben,  ist  uns  nicht  bekannt.  Schrift- 
leitung.) 

Die  gewöhnliehen  Mücken  werden  naoh  Be- 
obachtungen von  DaasonviUe  durch  Petroleum- 
geruch angezogen,  fallen  alsdann  in  das  Petrol- 
eum hinein  und  sterben  dort.  Diese  Beobacht- 
ungen wurden  gemacht  an  Orteo,  wo  vorher 
gar  keine  Mücken  bemerkt  waren.  Qleichzeitig 
aufgestellte  Teller  mit  Sesamöl,  RübÖl  und  Wasser 
übten  keine  Anziehungskraft  auf  die  Mücken  ans. 

Sektoeix.  Woehenschr.  f,  Ghem.  «.  Phttrm. 
1906,  715.  J.  K. 


Crln  d'Afrlgne  oder  Crln  T^gftaJ  besteht 
aus  getrockneten  und  geschlitzten  Blattern  der 
in  Nordafrika  wachsenden  Palme  Chamaerops 
humUis.  Es  findet  als  Ersatz  von  Boßhaar  zum 
Möbelpolstem  Verwendung.  P. 

Ztaehr,  f.  Zoüwtaen  u,  Beiehaiteuem  1904, 214. 


Brieffweohsel. 


0«  B.  in  Abo  (Finland).  Ein  ausgezeichnetes 
Elebmittel  für  Eautschuk  ist  eine  dicke 
Auflösung  von  Rohkautschuk  (nicht  vulkanisier- 
tem) in  Benzol  oderTolaol.  Zunächst  wird  die 
zu  kittende  Stelle  mittels  Sandpapier,  Bimstein 
oder  einem  Stück  Ssmdstein  von  der  oberen, 
durch  den  Gebrauch  fettig  gewordenen  Schicht 
befreit  und  dabei  gleichzeitig  zur  Erhöhung  der 
Elebkraft  des  Kittes  rauh  gemacht.  Nun  streicht 
man  diese  Stelle  ebenso  wie  auch  das  Stück 
der  aufzuklebenden  Eautschukplatte  mit  dem 
EautschukMtt  ein  und  läßt  einige  Zeit  li^n, 
damit  der  Kitt  sich  besser  mit  der  Unterlage 
verbindet;  dann  bestreicht  man  beide  nochmals 
mit  etwas  Kitt  und  legt  aufeinander,  um  nicht 
etwa  mit  den  klebrig  gewordenen  Fingern,  das 
aufzukittende  Stück  wieder  abzureißen,  benutzt 
man  Speckstein  pul  ver  (Talkum)  sJs  Streu- 
mittel, s. 

C.  M«  in  K.  Das  Invigorating  Lavender  Salt 
der  Crown  Parfnmery  Co.  in  London  ist  uns 
wohl  aus  Preislisten,  aber  nicht  näher  bekannt. 
Im  aligemeinen  bestehen  die  Riechsalze 
(Lavender  Salt)  aus  erbsengroßen  Stücken 
Ammoniumkarbonat,  die  sich  in  einer  weithals- 
igen  Glasstöpsel-Flasche  befinden ;  die  Zwischen- 


räume sind  gefüllt  mit  Spiritus  Dzondii,  der 
einen  Zusatz  von  Lavendelöi  und  anderen  äther- 
ischen Oelen  in  geringerer  Menge  erhalten  hat  s. 

OL  in  D«  Für  die  Schreibweise  Cupfer  liegt 
gar  keine  Berechtigung  mehr  vor!  Schon  seit 
undenklich  langen  Zeiten  vor  Einführung  der 
jetzigen  Rechtschreibung  schrieb  man  Kupfer,    s. 

N«  in  P«  Die  Neptunkappe  (zur  Ter- 
meidung  der  Seekrankheit)  besteht  aus  einem 
Füzbelag,  der  sich  um  Stirn  und  Sohltte 
legen  läßt  und  mittels  einer  Lederkappe  sowie 
einer  Spanavorrichtung  so  befestig  wird,  daß 
Zirkulation  gerade  noch  möglich  ist.  Vor  der 
Benutzung  wird  der  Filzbelag  mit  Wasser  an- 
gefeuchtet und  darauf  duroh  elektrische  Heis- 
körper andauernd  heiß  erhalten.  Bezugsquelle 
ist  Beiniger,  Qebhert  db  Sehall  in  Erlangen. 

Ä  M. 

Anfrage. 

Ist  eine  nicht  explosive  Blitzlioht- 
mischung  bekannt,  die  man  sich  selbst  her- 
stellenkann? (Blitzlicht  Bopyar,  Qeka  usw.  sind 
bekannt,  aber  zu  teuer;  Mischungen  mit 
Permanganat,  Chlorat,  Pikrat,  Nitrat  sind  wegen 
Explosionsgefahr  nicht  anwendbar! 


Verifigar :  Dr.  A.  Sckaelder,  Dfwden  and  Dr.  F.  SAB,  Dreaden-BtaMwiU. 
VenatwortUolMr  Leitv:   Dr.  A.  Selueld^r.  Dreidan. 
Im  Boohhaadel  dnroh  Julias  Springer,  Berlin  N.,  ^^oDbijoupUU  S. 
Draek  watt  Fr.  TitUl  Naehfolgar  (Kanatli  ft  Mthlo)  In  branden 


Fharmaceutische  Centralhalle 

für  Deutschland. 

Heransg^feben  yod  Dr.  A.  Schneider  und  Dr.  P.  SQss. 


♦  >• 


Zeitscbrift  für  wisBen^chaftlielie  und  gescbäftliche  Interessen 

der  Pharmacie. 

Gegrfindet  von  Dr»  Henuaaii  Hager  im  Jahre  1859. 

Erscheint  jeden  Donnerstag. 

Bezugspreis  vierteljährlich:   durch  Buchhandel  oder  Post  2,50  Mk.,  durch  Gescbäfts- 
steile  im  Inland  3, —  Mk.,  Ausland  3,60  Mk.  —  Einzelne  Nummern  30  Pf. 

Anzeigen:  die  einmal  gespaltene  Klein-Zeile  30  Pf.,  bei  größeren  Anzeigen  oder  ¥('ieder- 

holungen  Preisermäßigung. 

Leiter  der  1  Dr.  Alfred  Schneider,  Dresden-A.  21;  Schandauer  Str.  43. 
Zeltschrift;:  j  Dr.  Paul  Süß,  Dresden-Blasewitz;  Gustav  Freytag-Str.  7. 

Gesehiftsstelle:  Dresden-A.  21;  Schandauer  Straße  43. 


M2h 


Dresden,  24.  Mai  1906. 


Der  neuen  Folge  XXVIL  Jahrgang. 


XLvn* 

Jahrgang. 


Inhalt:  Chemie  vnd  Pbarmaeie:  Beitrag  sar  Beatimmang  Ton  EakaoBchalen  in  Kakaoprftpanten.  —  Erdftlkali- 
frele  WaeseratoffperoxydlOBung.  —  Holzteer  und  Formaldetajd.  —  Opodeldok.  —  Neue  Niederländische  Pharma- 
IcopSe.  —  Nene  Arzneimittel.  —  Nachwei«  Ton  Aceton  im  Harn.  —  BestUnmong  des  Formaldebyd  in  Form- 
aldehydpastiUen.  —  Vanillin  oed  die  Reagantien  auf  Formaldehyd.  —  Chinazolinderivate.  —  PharmakocBOBtisehe 
Mitteilvngeii.   —   BakteriolosiBehe  MitteiliiBKeB.  —  Therapeotisehe  MittaUimceii.  ^  Photosraphlsehe 

MitteÜBiigeii.  —  Veneiuedene  MittelluiceB.  —  Biiefvreefitel. 


Chemie  und  Pharmacie. 


Beitrag  zur  Bestimmung 

von  EakaoBchaleii  in  Eakao- 

präparaten. 

Von  Dr.   H.  Franke, 

Eine  genaue  Methode,  den  Gehalt  an 
Schalenteilen  in  Kakao-  und  Schokolade- 
präparaten quantitativ  zu  bestimmen, 
gibt  es  zur  Zeit  noch  nicht.  Jeder,  der 
sich  mit  derartigen  Untersuchungen  zu 
befassen  hatte,  kennt  die  Schwierig- 
keiten, die  sich  der  Verwertung  der 
Analysenresultate  zum  Zwecke  der  Be- 
gutachtung entgegen  zu  stellen  pflegen. 

Nach  Ebner*)  kann  man  zur  Entr 
Scheidung  tlber  Vorhanden-  bezw.  Nicht- 
vorhandensein Ton  Schalen  hauptsächlich 
die  Menge  der  Äschenbestandteile  heran- 
ziehen. Da  aber  in  dieser  Beziehung 
Schwankungen  zwischen  3  bis  8  pCt 
vorkommen  können,  so  ist  der  Anhalts- 
punkt doch  recht  unbestimmt,  denn 
10  Teile  Schalen  erhöhen  durchschnitt- 


*)  F,  Msner^  Praxis  des  Chemikers.    7.  ^ufl. 
B.  482,  485,  486. 


lieh  den  Aschegehalt  des  Kakao  um  nur 
1,5  pCt.  —  Unsicher  ist  femer  ein  Rück- 
schluß von  dem  in  Salzsäure  unlöslichen 
Anteil  der  Mineralstoffe,  da  hier  nur 
recht  geringe  Mengen  zur  Wägung  ge- 
langen. —  Auch  der  Rohfasergehalt  ist 
für  den  fraglichen  Zweck  nur  mit  großer 
Vorsicht  zu  verwerten;  3  bis  4  pCt 
davon  kommen  normaler  Weise  in  jedem 
Kakao  vor  und  selbst  10  pCt  Schalen 
würden  die  Rohfasermenge  um  nur  1,& 
pCt  steigern. 

Als  wichtigstes  Hilfsmittel  ist  im 
vorliegenden  Falle  die  mikroskopische 
Prüfung  anzusehen  und  bei  einiger 
Uebung  wird  man  selten  im  Zweifel 
darüber  sein,  ob  es  sich  im  einzelnen 
Falle  bei  positivem  Befund  um  böswillige 
Verfälschung  mit  wertlosen  Abfällen  oder 
um  kleine,  unvermeidliche  Fabrikations- 
fehler handeln  kann. 

Von  mir  angestellte  Versuche,  die 
Kakaopräparate  wirklich  zu  analysieren 
—  ich  verstehe  hier  darunter:  in  die 
einzelnen  Bestandteile  zu  zerlegen  und 


416 


schließlich  die  Schalen  vom  Uebrigen 
zu  trennen  —  fiberzeugten  mich  bald, 
daß  die  Erreichung  eines  solchen  Zieles 
einstweilen  wohl  ausgeschlossen  ist.  Das 
Löslichmachen  der  Stärke,  die  Entfern- 
ung der  Gerbsäuren  und  des  Theobromins 
sind  an  und  für  sich  so  umständliche 
Arbeiten,  daß  an  einen  solchen  Analysen- 
gang  gar  nicht  gedacht  werden  kann. 


Vor  längerer  Zeit  nun  ist  schon  von 
F,  Filsinger  ein  Verfahren  ausgearbeitet 
worden,  welches  in  den  meisten  Fällen 
den  Nachweis  und  bis  zu  einem  aller- 
dings nur  gewissen  Grade  auch  die 
quantitative  Bestimmung  ermöglicht.  Die 
Ausführung  gestaltet  sich  folgendermaßen: 

10  g  Kakao  werden  entfettet  —  falls 
eine  Fettbestimmung  ausgeführt  wurde, 
verwendet  man  die  mit  Aether  oder 
Schwefelkohlenstoff  ausgezogene  Masse, 
—  aus  der  Extraktionshülse  verlustlos 
in  eine  glatte  Reibschale  gebracht,  mit 
Wasser  zu  einem  dünnen  Brei  verstrichen 
und  in  einen  Glaszylinder  gespült.  Man 
füllt  mit  Wasser  auf  etwa  100  ccm  auf, 
schüttelt  kräftig  um  und  überläßt  das 
Ganze  12  Stunden  sich  selbst.  Danach 
dekantiert  man  vorsichtig  die  trübe  über 
dem  Bodensatz  stehende  Flüssigkeit,  er- 
gänzt das  Wasser  wieder  und  wieder- 
holt jetzt  diese  Arbeit  in  kürzeren 
Zwischenräumen.  Nach  deifi  dritten  oder 
vierten  Male  läßt  sich  beobachten,  wie 
gewisse  Teilchen  sich  verhältnismäßig 
schnell  senken,  während  andere  dauernd 
im  Schweben  erhalten  bleiben.  Erstere 
sind  die  Schalen,  letztere  andere  Eakao- 
teilchen,  vornehmlich  Stärke,  die  sich 
durch  das  Schlämmverfahren  fast  quan- 
titativ entfernen  lassen.  Den  im  Zylinder 
schließlich  verbleibenden  Rest  spült  man 
mit  Wasser  in  eine  gewogene  Porzellan- 
schale, dampft  ein  und  bringt  die  zehn- 
fache Menge  des  Gefundenen  als  cProzente 
Schalen»  in  Rechnung. 

Die  Ausführung  ist  außerordentlich 
einfach  und  sie  gestattet  in  der  Tat  im 
Ganzen  und  Großen  die  Trennung  der 
Schalen  von  den  übrigen  Eakaobestand- 
teilen.    Die  mikroskopische  Prüfung  des 


Schlämmrückstandes     und     der    abge- 
schlämmten Masse  bestätigt  dies. 

Allerdings:  die  Trennung  ist  quan- 
titativ. Nicht  dasselbe  kann  aber  von 
der  Bestimmung  gesagt  werden 
und  zwar  aus  dem  Grunde:  Was 
bei  dem  Schlämmverfahren  schließlich 
gewogen  wird,  stellt  nur  noch  das 
Zellgewebe  der  Schalen  dar,  die  aber 
als  solche  noch  eine  große  Menge  von 
in  reinem  Wasser  löslichen  Stoffen,  vor 
allem  Kohlenhydrate  und  Gerbsäuren^), 
enthalten.  Diese  müssen  sich  bei  einer 
Schalenbestimmung  durch  die  Schlämm- 
analyse der  Bestimmung  entziehen. 

Diese  Tatsache  veranlaßte  eine  Reihe 
von  Versuchen,  durch  welche  die  Sab- 
stanzmengen  festgestellt  werden  sollten, 
welche  die  Schalen  unter  den  angeführten 
Bedingungen  verlieren. 

Für  Ueberlassung  von  Untersuchungs- 
objekten bin  ich  den  bekannten  Firmen 
J.  O.  Hauswald  (Magdeburg -N.),  Otto 
Rüger  (Lockwitzgrund)  und  Jardafi  db 
7Y7?zät^5(Dresdeu-N.)  zu  Dank  verpflichtet. 

In  den  nachfolgenden  kleinen  Tabellen 
bezeichne  ich  mit  A)  Mischung  von  ge- 
rösteten Schalen  verschiedener  Herkunft, 
B)  geröstete  Schalen  von  brasilianischem 
Kakao,  C)  ungeröstete  Schalen  nicht 
näher  bezeichneter  Herkunft. 

Jede  der  Proben  wurde  zunächst  nach 
Möglichkeit  fein  zerrieben,  sodann  mit 
Aether  entfettet,  im  Trockenschrank 
einige  Zeit  auf  60  ^  erhitzt,  dann  weiter 
im  Mörser  zerstoßen  und  schließlich 
durch  ein  feinmaschiges  Sieb  abgesiebt. 
Auf  andere  Weise  gelang  die  erforder- 
liche Zerkleinerung  nicht. 

Genau  gewogene  Mengen  (0,5  bis  1  g) 
der  so  vorbereiteten,  trockenen  Schien 
digerierte  ich  nun  längere  Zeit  bei  ge- 
wöhnlicher Temperatur  mit  je  100  ccm 
Wasser.  Danach  wurde  durch  getrodc* 
nete,  gewogene  Filter  abfiltriert,  mehr- 
mals ausgewaschen  und  bis  zum  gleich- 
bleibenden (srewicht  getrocknet.  Die 
Gewichtsverluste  betn^;en: 


*)  Die  mit  Wasser  ausziehbaren  Stoffe  be- 
stehen za  einem  Drittel  etwa  ans  Qerbs&aren 
=  8  pOt  (bezogen  auf  SchaloD). 


417 


f 

A)  21,90      1,280 

B)  21,69      1,976 

C)  27,66      1,381. 

Die  Zählen  lehren  nun,  daß,  bei  einem 
AnswascliYerliist  yon  21,90  pCt,  nach 
der  Schlftmmanalyse  z.  B.  nur  7,81  pCt 
Schalen  zn  finden  sind,  wenn  in  Wfäir- 
hdt  10  pCt  vorliegen.  Um  diese  Ver- 
luste ansKOgleichen,  müßte  die  gefundene 
Zahl  stets  mit  einem  der  berechneten 
Faktoren  (im  angefahrten  Beispiel  mit 
1,88)  moltipliadert  werden. 

Und  noch  ein  Weiteres! 

Sehr  fiele  Eakaosorten  des  Handels 
sind  bekanntermaßen  aufgeschlossen 
durch  Imprägnierung  mit  Alkalikarbon- 
aten. Die  kr&ftige  Wirkung  alkalisch 
reagierender  flfissigkeiten  auf  Gerbsäuren 
ist  nun  ganz  beträchtlich,  und  wenn  bei 
der  Behandlung  yon  Schalensubstanz 
mit  destilliertem  Wasser  etwa  22  pCt 
feste  Stoffe  ausgelaugt  werden,  so  steigt 
deren  Menge  bei  Abänderung  der  Ver- 
suchsbedingongen  im  angeführten  Sinne 
auf  bis  29  pCt. 

Zur  AlkaMerung  der  Kakaos  werden 
nach  den  yerschiedenen  Au&chließver- 
fahren  die  yerscbiedensten  Alkalimengen 
benutzt,  meist  wohl  etwa  3  pCt.  Bei 
Verwendung  yon  10  g  Kakao  (enthaltend 
0,3  g  Ealiumkarbonat)  resultiert  also 
im  Verlauf  der  Schlämmanalyse  eine 
0,3proc.Pottaschel0sung,  welche  Schalen- 
bestandteile  lOsen  muß.  Die  Aufgabe 
war  nun,  diese  Veiiiältnisse  zahlenmäßig 
festzolegen.  —  Die  Experimente  wurden 
wie  oben  angestellt  mit  dem  Unterschied, 
daß  die  100  ccm  Wasser,  mit  denen 
man  die  Schalen  anrührt,  durch  100  ccm 
KaliumkarbonatlOsung  yon  0,1  bis  0,3 
pCt  ersetzt  wurden. 

Folgende  Werte  ließen  sich  ermitteln : 


Ealiom- 

karbona^ 

loatmg 


Muster 


A 
B 

C 


^1S 

9   > 

o 

pCt 

24,52 
22,76 
29,10 


1,308 


II 


? 


pCt 

27,92 


1,295,25,60 
1,410,31,32 


I 


1,388 
1,344 

1,456 


OQ 


I 

&^ 

pCt 

28,72 
29,04 
31,68 


Schalen  anderer  Varietäten  werden 
ein  ähnliches  Verhalten  zeigen. 

Im  Vorstehenden  glaube  ich  nach- 
gewiesen zu  haben,  daß  nach  dem 
ScUämmyerfahren  stets  zu  niedrige 
Werte  gefunden  werden  müssen  —  zu 
Qunsten  des  unreellen  Handels.  Man 
kann  indessen  den  Fehler  etwas  aus- 
gleichen, wenn  man  den  unyermeidlidien 
Auswaschyerlust  berficksichtigt  und  das 
erhaltene  Resultat  mit  einem  der  oben 
berechneten  Faktoren  multipliziert. 

Für  nicht  alkalisierten  Kakao  wäre 
etwa  die  Zahl  1,97  zu  wählen,  während 
für  Kaliumkarbonat  enthaltende  Produkte 
einer  der  höheren  Werte  anzunehmen 
ist,  eyentuell  nach  Maßgabe  der  bei  der 
Aschebestimmung  erhaltenen  Pottaschen- 
menge.   

Yerfiüireii  zur  nerstellmig  einer  säure« 
nnd  erdalkalifrelen  Wasserstofllperoxydlltoniig« 

D.  R.-P.  165097.  La  Soci6t6  E.  Oouikiere  et 
de.  -  Paris.  Man  bringt  Erdalkaliperoxyd  in 
die  verdünnte  Lösung  einer  Sftore,  welche  mit 
dem  Erdaikali  ein  lösliches  Salx  bildet  und 
bewirkt  darauf  Abscheidung  des  Erdalkali  in 
unlöslicher  Form  durch  Beifüguug  von  kristall- 
isiertem Natriumsulfkt.  Die  Ausführung  des 
Verfahrens  geschieht  so,  daß  beispielsweise  zu 
200  ccm  destilliertem  Wasser  58  g  Salzsäure 
von  20  bis  22<>  Bi  gefügt  wird,  wobei  die  Tem- 
peratur 230  beträgt  Dann  wird  unter  Umrühren 
innerhalb  ungefähr  3  Minuten  eine  Mischung 
von  80  g  kristallisiertem  Natriumsulfat  und  40  g 
Barynmperoxyd  zugesetzt.  Das  Natriumsulfat 
löst  sich  unter  Wärmebindung  und  erhält  so  die 
Temperatur  ziemlich  konstant,  so  daß  keine  be- 
sondere Kühlung  erforderlich  ist  A,  St, 


1,397 
1,409 
1,464 


Yerfahren  zur  Barstellnng  eines  Konden- 
sationspredaktes  aus  üoltteer  and  Form- 
aldehyd«  D.  B.-P.  161 939.  El.  12  q.  K  Ä. 
Lingner  in  Dresden.  Das  fast  geruchlose,  nicht 
förbende,  ungiftigo,  alkalilösliche  und  reizlose 
Produkt  wird  erhalten  durch  Einwirkung  von 
40proc.  Formaldehyd  nebst  Salzsäure  oder 
schwefliger  Säure  als  Eondensationsmittel  auf 
Holzteer.  Es  besitzt  die  volle  arzneiliche  Wirk- 
ung des  Holzteers  ohne  dessen  unangenehme 
Nebenwirkungen.  Die  Ausbeate  beträgt  45  bis 
I  60  pCt.  Ä.  St, 


418 


Opodeldok. 

So  gang  und  gäbe  war  er,  der  Freund 
des  Hauses,  in  meiner  Jugend,  daß  uns 
Schulknaben,  um  uns  die  fehlerhafte  Art 
unserer  Antworten  yor  Augen  zu  halten, 
vorgehalten  wurde,  «Opodeldok  ist,  wenn 
man  Ereuzschmerzen  hat»,  und  gleich 
beliebt  und  geachtet  düi^e  er  auch 
jetzt  noch  im  deutschen  Yaterlande  sein. 
Kaum  würde  sonst,  wie  es  augenblick- 
lich der  Fall  ist,  ein  Pfarrer  sein  In- 
teresse für  ihn  in  der  Art  bekunden, 
daß  er  der  cTäglichen  Rundschau»  die 
Frage  nach  der  Eigenart  und  der  Ab- 
leitung des  Worts  vorlegte. 

In  einer  ersten  Antwort  wurde  auf- 
getischt, was  schon  vor  Jahrzehnten  in 
der  Pharm.  Ztg.  erzählt  wurde.  Ver- 
mutlich von  einem  Sprachwissenschafter 
war,  nach  dem  alten  Rezept,  nach  Be- 
fragung des  griechischen  Lexikons  auf 
Snog^  der  Saft,  geraten  worden,  dann, 
wenn  ich  nicht  irre,  auf  ded6g,  ohn- 
mächtig, elend,  und  schließlich  auf 
doxjii6gy  schief  —  also  etwa:  Saft  für 
einen  durch  ein  schiefes  Kreuz  Elenden. 
Ich  habe  vor  Kurzem  ja  auf  ähnliche 
Erklärungsversuche  bei  Morrhtuz  (Pharm. 
Centralh.  47  [1906],  165)  hinge- 
wiesen. Daß  Opodeldok  jedenfalls  mit 
onog,  mit  einem  Pflanzensaft  nicht  das 
mindeste  zu  tun  hat,  daß  aus  dem 
Grunde  die  Ableitung  auf  schwachen 
Ffißen  steht,  konnte  der  Sprachgelehrte 
kaum  wissen.  Jetzt  berichtigt  ein  Arzt 
diese  Auskunft  auf  Grund  einer  Lese- 
frncht  aus  Hermann  Peters  «Aus  pharma- 
zeutischer Vorzeit» .  Peters  fand  in  der 
letzten  Ausgabe  von  des  Cordus  Dis- 
pensatorium (vermutlich  in  der  von  1666) 
eiu  Emplastrum  Opodelloch.  Weil 
in  ihm  Opopanax,  Bedellium  und 
Aristolochia  enthalten  ist,  meint  er, 
daß  daraus  Opodelloch  gebildet  wor- 
den ist,  wie  Paracelsus  noch  schreibt. 

Die  Erklärung  ist  ganz  nett,  aber 
sie  stimmt  wieder  nicht.  Enthielte  des 
Paracelsus  Opodeltoch-Pflaster  die  drei 
genannten  Bestandteile,  dann  ließe  sie 
sich  einigermaßen  halten,  es  enthält  sie 
aber  nicht.  Daß  noch  niemand  daran 
gedacht  hat,  das  Wort  aus  dem  Italien- 
ischen herzuleiten  I    Oppo  del  .tocca  gäbe 


eben  solch'  schOnen  Sinn,  wie  die  griech- 
ischen Unterlageworte! 

Wie  Paul  Fahre  1901  im  Janus  in 
einer  erschöpfenden  Dfirstellung  mitgeteilt 
hat  (ich  habe  daraus  das  Nötige  in 
meiner  «Geschichte  der  Pharmazie»  mit- 
geteilt und  fiber  unser  modernes  Saponi- 
ment  die  wissenswerten  Angaben  ge- 
macht), h»i.ParacelsiL8^  soweit  bis  jetzt 
sich  hat  feststellen  lassen,  zuerst  und 
zwar  an  neun  verschiedenen  Stellen  von 
Opodeldoch  gesprochen,  von  einem 
Pflaster  gegen  fressende  GeschwAre, 
Krebs,  B^isteln  usw.  An  einigen  Stellen 
gibt  er  keine  Vorschriften,  an  anderen 
nennt  er  Resina  Abietis,  Golophoniomy 
Terebinthina,  Gera  virginis,  Ammoniacom, 
Myrrha  und  Realgar,  an  noch  einer  an- 
dern Quatuor  semina  incamativa,  Gera, 
Colophonium,  Pix  navalis,  und  an  einer 
dritten  Colophonium,  Pulvis  Chelidoni- 
orum  und  Arcanorum  und  Terebinthina 
als  Bestandteile.  Aus  ihren  Namen  ließe 
sich  am  Ende  auch  das  Wort  Opodeldoch 
zusammensuchen.  Paracelsus  hat  aber 
kaum  an  solches  Beginnen  gedacht 
Während  er  bei  Opopyron  (Laudani) 
vermutlich  an  einen  Snog  gegen  tivqj 
einen  Saft  gegen  Feuer  (Fieber)  gedacht 
{Hoch  le  Baiüif  hat  in  einem  Edelphus 
—  das  Wort  ist  auch  von  Paraeehus 
gemünzt  und  spielt  seitdem  eine  Rolle 
in  der  spagyrischen  Wissenschaft  — 
medicus  alle  von  dem  großen  Manne 
gebrauchten  Kunstausdrttcke  gesammelt !) 
hat,  hat  er  den  Oppodeldoch  ver- 
mutlich ebenso  erfunden  wie  früher 
Oeber  und  Abtdkasis  ihren  Usif  ur  und 
Zinzif  ur.  Schon  Blanchard  in  seinem 
Lexicon  medicum  renovatum,  Leyden 
1736,  nennt  den  Namen  «chimicum 
fictitium,  nihil  significans»,  und  waa  etwa 
aus  ihm  heraus  gedeutelt  werden  kann 
und  wird,  steht  sicher  auf  so  schwachen 
Ffißen,  wie  die  von  der  Täglichen  Rund- 
schau letzthin  wiederum  an's  Tageslicht 
gezogenen  längst  überholten  Deutungs- 
versuche. 

Mit  dem  Hausfreunde  unserer  zeit- 
genössischen Familien  hat  der  gedachte 
Opodeldoch  außerdem  gar  nichts  zu 
tun,  wie  ich  schon  kurz  sagte.  Ihm 
gehts  wie  andern  großen  Entdeckungen 


419 


—  wenn  die  onsers  Seifenliniments  ge- 
macht ist,  wie  der  Wohltäter  der  Mensch- 
heit geheißen  hat,  der  es  entdeckte, 
das  ist,  vorerst  jedenfalls,  noch  nicht 
aufgedeckt.  Vielleicht  hat  eine  Hans- 
fran,  die  früher  noch  mehr  als  jetzt 
die  erste  zu  Rat  gezogene  Heilkundige 
war,  der  man  die  Behandlung  seines 
schmerzenden  Körpers  anvertraute,  das 
«YortrefBiche  Volksmittel»,  als  welches 
es  zuerst  in  dem  cMedical  dictionary» 
von  R.  James,  London  1743  bis  46, 
dann  in  seiner  Debersetzung  von  Diderot, 
Oidüus  und  Toussatnf,  Paris  1748,  er- 
scheint, als  erste  dargestellt.  Im  selben 
Jahre  nahm  eine  vereinfachte  Vorschrift 
der  Codex  medicamentarius  Parisiensis 
auf,  und  um  dieselbe  Zeit  wurde  es 
offenbar  auch  schon  in  England  von 
einem  Dr.  Sieer  als  Qeheimmittel  ver- 
trieben und  erwarb  sich,  vermutlich  ge- 
rade durch  den  Nimbus  des  Geheim- 
nisses, seinen  großen  Ruf;  noch  vor 
wenigen  Jahren  war  es  als  Steer^ 
Opodeldok  in  Hamburg  und  Schleswig- 
Holstein  besonders  begehrt  und  ge- 
handelt Daneben  kam  es  1761  als 
Balsamum  saponaceum  in  die  EMin- 
burgica,  1799  endlich  in  die  Borussica 
als  linimentum  saponato-camphoratum, 
und  unter  demselben  Namen  und  flflssig 
als  Spiritus  saponato-camphoratus  spielt 
es  im  Deutschen  Arzneibuch  und  unter 
ähnlichen  Bezeichnungen  wohl  in  idlen 
übrigen  Arzneibfichem  der  Welt  eine 
ehrenvolle  Rolle.  cAltschadenpflaster» 
dagegen,  das  Empl.  Opodeldoch  (die 
SchreibweiBe  wechselt  sehr),  wie  .es 
scheintPara  celsischer Erfindung  (ähn- 
liche Pflaster  gab  es  lange  vor  ihm) 
hat  tatsächlich  seine  Rolle  ausgespi6lt. 
Wohl  gibt  es  noch  ffir  alte  Schäden, 
d.  h.  ffir  langwierig  eiternde  Geschwfire 
am  Unterschenkel,  fflr  ccorrosivische», 
phagedänische  Erebsgeschwttre,  Lupus, 
«Schaden,  der  da  um  sich  frißt  und 
das  Fleisch  verzehret»  Pflaster,  Salben 
und  Wasser,  aber  von  den  alten  Bestand- 
teilen ist  nichts  mehr  geblieben,  und  an 
Stelle  des  heroischen  Arsenpräparates 
sind  in  Aqua  phagedaenica  Quecksilber, 
io  Empl.  Cerussae  und  fuscum  und 
ezsiccans,  femer  in  den  entsprechenden 


Salben  noch  sanfter  wirkende  Blei-  oder 
Zinkpräparate  getreten.  Mit  ihnen  allein 
und  im  Handverkaufe  freigegebenen 
Mitteln  können  ja  nur  die  vielen  ^uscher 
kurieren,  deren  Domäne  die  Behandlung 
calter    Schäden»    geworden    zu    sein 

scheint  SehOenx, 


Die  neue  Niederländisohe 
Pharmakopoe 

(Pharmaoopoea  Vederlandioa. 
Editio  Quarta.) 

Besprochen  von  Dr.  Q,  Weigei. 
(Fortsetzung  von  Seite  402«) 

Liaimentom  ammoniatum  (Linimentum 
Ammoniae);  frisch  zu  bereiten  aus  80 
Teilen  SesamOl  und  20  Teilen  Ammoniak* 
flässigkeit. 

Moschus  hat  Ph.  Ned.  als  offizinell 
beibehalten ;  es  soll  jedoch  nur  die  Sorte 
aus  dem  Tibet,  im  Handel  als  «Tonkin* 
moschus»  gefOhrty  arzneilich  yerwendet 
werden.  Außer  einer  eingehenden  mikro- 
skopischen Prüfung  schreibt  Ph.  Ned. 
Tor,  daß  Moschus,  mit  Chloroform  ge- 
schüttelt, auf  dessen  Oberfläche  schwim- 
men, und  nichts  oder  nur  wenig  zu 
Boden  sinken  soll  (Prüfung  auf  mineral- 
ische Beimengungen).  Nach  Verdunsten 
des  Chloroforms  darf  höchstens  eine  ge- 
ringe Menge  einer  nach  Moschus  riech- 
enden, fettartigen  Substanz  hinterbleiben 
(Prüfung  auf  fremde  Fette,  Oele  und 
dergl.).  Als  Arzneimittel  ist  nur  das 
sorgfätig  von  den  Membranteilchen  be- 
freite Sekret  des  Moschusbeutels  zu  ver- 
wenden. 

Myrrha.  Der  Gehalt  der  Myrrhe  an 
alkoholunlöslichen  Bestandteilen  soll 
zwischen  40  und  70  pCt,  die  Asche  nicht 
mehr  als  6  pCt  (D.  A.-B.  IV  =  6  pCt) 
betragen. 

Die  Bestimmung  der  alkohollöslichen 
Bestandteile  in  Gummiharzen,  wie  z.  B. 
hier  in  der  Myrrhe  (ebenso  in  Ammon- 
iacum,  Asa  foetida,  Galbanum  usw.)> 
läßt  Ph.  Ned.  indirekt  ausführen :  lg  der 
betr.  Harzdroge  wird  mit  30  bis  26  ccm 
Alkohol  gekocht,  die  Lösung  abflltriert 
und  der  Rückstand  bei  100®  C  getrock- 
net und  gewogen. 


420 


Referent  hält  die  hierbei  vorgeschrie- 
bene Drogenmenge  (1  g)  fttr  zu  gering,  da 
die  genannten  naturellen  Gummiharze 
meist  PflanzenteUey  Sandkörner  und 
dergl.  enthalten,  welche  Beimengungen 
sich  auf  1  g  nicht  gleichmäßig  genug 
yerteilen  la^n.  Um  ein  annl^ernd 
genaues  Durchschnittsresultat  zu  er- 
halten, sind  mindestens  5  bis  10  g  der 
Droge  bei  dieser  Prüfung  anzuwenden. 

Vatrium  biearbonicum  ( Bicarbonas 
natricus).  Außer  den  üblichen  (auch 
im  D.  A.-B.  IV)  enthaltenen  Prüfungen 
auf  Identität  und  Reinheit  läßt  Ph.  Ned. 
noch  auf  eine  Verwechselung  mit  dem 
EsJisalz  wie  folgt  prüfen :  0,5  g  Natrium- 
bikarbonat sollen  auf  Zusatz  von  1  g 
Weinsäure  und  16  com  Wasser  eine 
klarbleibende  Lösung  geben.  Diese 
Prüfung  ~  in  anderen  Lösungsverhält- 
nissen —  wiederholt  sich  verschiedent- 
lich auch  bei  anderen  Natriumsalzen. 
Von  Monokarbonat  darf  nicht  mehr  als 
1  pGt  nachweisbar  sein  (Prüfung  gleich 
der  im  D.  A.-B.  IV).  Auf  Arsen-  und 
Schwefelverbindungen  wird  mittels  der 
modifizierten  Outxeif sehen  Probe  ge- 
fahndet: 1  g  des  Salzes,  mit  Zink  und 
verdünnter  Schwefelsäure  versetzt,  darf 
Quecksilberchloridpapier  innerhalb  einer 
Viertelstunde  weder  gelb  noch  schwarz 
färben. 

Vatrium  bromatum  (Brometum  natri- 
cum)  darf  befeuchtetes  rotes  Lackmus- 
papier innerhalb  einer  Minute  nicht 
bläuen.  1  g  des  Salzes  soll  auf  Zusatz 
von  1  g  Weinsäure  und  3  ccm  Wasser 
eine  klarbleibende  Lösung  geben  (Prüf- 
ung auf  Kaliumsalz). 

Die  Prüfungen  auf  Gehalt  an  Bromat 
oder  Jodid  sind  in  Ph.  Ned.  wie  folgt 
vereinigt :  Die  Lösung  des  Salzes  (1  =  20) 
soll  durch  verdünnte  Schwefelsäure 
weder  sogleich  (Bromat  durch  Gelb- 
färbung) noch  auf  weiteren  Zusatz  von 
Stärkelösung  und  etwas  Kaliumnitrit 
(Jodid  durch  Blaufärbung)  gefärbt 
werden. 

Die  übrigen  Prüfungen,  auch  die  auf 
Cliloridgehalt  (1  pCt  zulässig),  sind  die 
gleichen  wie  im  D.  A.-B.  IV. 


Olea  aetherea.  Von  Riechkörpem 
pflanzlichen  Ursprungs,  aus  ätherischen 
Oelen  isoliert,  führt  Ph.  Ned.  Anethol, 
Engend,  Menthol  und  Thymol. 

A nethol  wird  als  Hauptbestandteil 
des  Anis-  und  Fenchelöles  beschrieben^ 
E  u  g  e  n  0 1  als  solcher  des  Nelken-  and 
Zimtblätteröles.  Außer  den  genannten 
isolierten  Riechkörpem  sind  (unterschied- 
lich von  D.  A.-B.  IV)  auch  noch  die 
betreffenden  ätherischen  Oele  offizineil. 

Die  allgemeine  Prüfung  ätherischer 
Oele  auf  unerlaubten  Gehalt  an  Wein- 
geist geschieht  vermittels  gesättigter 
Kochsalzlösung,  welche  mit  dem  äther- 
ischen Oel  geschüttelt,  ihr  Volumen 
nach  der  Trennung  der  Flüssigkeiten 
nicht  vergrößern  darf,  die  allgemeine 
Prüfung  auf  fettes  Oel  hingegen  durch 
Verdunsten  des  ätherischen  Oeles  anf 
Schreibpapier;  es  darf  kein  Fettfleck 
zurückbleiben. 

Von  den  wichtigsten  ätherischen  Oelen 
der  Ph.  Ned.  ist  sonst  noch  zu  er- 
wähnen: Oleum  Anisi  soll  nicht  unter 
14®  erstarren,  Oleum  Garyop*hylloram 
nicht  unter  1,050  spezifisches  Gewicht 
besitzen.  Letztere  Angabe  entspricht 
den  tatsächlichen  Verhältnissen  besser 
als  die  der  früheren  Ph.  D.  A.-B.IU,  welche 
1,060  vorschrieb;  das  spez.  Gfew.  des 
Nelkenöles  schwankt  nämlich  in  der 
Regel  zwischen  1,060  und  1,060.  ICit 
Oleum  Ginnamomi  ist  das  ätherische 
Oel  des  Ceylonzimts  gemeint,  was  auch 
durch  das  angegebene  spez.  Gtew.  1,025 
bis  1,040,  femer  durch  den  geforderten 
Aldehydgehdt  von  66  bis  76  pCt  (mit 
Natriumbisulfitlauge  bestimmt)  zum  Aus- 
druck gelangt.  Oleum  Citri  soll  ein 
spez.  Gewicht  von  0,860  bis  0,860  and 
ein  RotationsvermOgen  von  +  68  bis 
+  67^  (im  100  mm -Rohr)  aufweisen, 
Oleum  Foeniculi  ein  solches  ron 
+  12  bis  +  24P.  Bei  Oleum  Lavan- 
dulae  ist  die  quantitative  Bestimmung 
des  Estergehaltes  in  der  ftblidien  Weise 
durch  Verseifen  vorgesehen ;  er  soll  nicht 
unter  36  pCt  (dies  spricht  für  fran- 
zösisches Oel)  —  gegen  30  pCt  im 
D.  A.-B.  IV  —  betragen.  Auch  bei 
Oleum  Menthae  piperitae  schreibt 


421 


Ph.  Ned.  die  qaantitative  Bestimmung 
des  wertvollen  Bestandteiles,  des  Men- 
thols, nach  der  Methode  yon  Potüer- 
Kleber  vor;  der  Gesamtmentholgehalt 
soll  mindestens  60  pCt  betragen.  Außer- 
dem wird  bei  PfefferminzOl  eine  Löslich- 
keit  in  6  Teilen  Spiritus  dilutus  ver- 
langt. Das  spez.  Gewicht  von  Oleum 
Rosae  wird  bei  30^  C  bestimmt:  es 
soll  0,850  bis  0,860  betragen ;  die  flbrigen 
Prfifungen  auf  Reinheit  des  Rosenöles 
in  Ph.  Ned.  besagen  wenig.  Genauer 
sind  dagegen  wieder  die  Pilkfungen  bei 
Oleum  Rosmarini,  dessen  spez.  Gew. 
zwischen  0,9  und  0,920  liegen  soll,  dessen 
DrehnngsveimOgen  aber  nicht  über  + 16^ 
(im  200  mm -Rohr)  hinausgehen  darf. 
Fflr  Oleum  Santali  sind  ebenfalls 
zahlreiche  wichtige  Prfifungsvorschriften 
aufgenommen,  und  dies  infolge  häufiger 
Verfälschungen  genannten  Oeles  mit 
Recht.  Sandelholzöl  soll  folgende  Eenn- 
zahlen  besitzen:  Spez.  Gew.  0,976  bis 
0,986,  optische  Di^ung  (im  100  mm- 
Rohr)  —  17  bis  -  20^,  löslich  in  6Vol- 
Teilen  verdünntem  Weingeist,  Siede- 
temperatur nicht  unter  290^,  Santalol- 
gehalt  wenigstens  92,6  pCt  Ffir  die  Be- 
stimmung des  Sanbdolgehaltes  ist  im 
Arzneibuch  eine  Vorschrift  angegeben. 
Erwfthnt  sei  noch,  daß  Ph.  Ned.  bei 
Oleum  Terebinthinae  sehr  richtig 
bemerkt:  Das  aus  dem  Terpentin  ver- 
schiedener Pinusarten  durch  Destillation 
mittels  Wasserdampf  erhaltene  äther- 
ische Oel.  Auf  diese  einfache  Weise 
werden  minderwertige  Oele  (Eienöle) 
vom  Arzneigebrauch  ausgeschlossen. 

Die  angefthrten  Beispiele  zeigen,  daß 
die  Angaben  in  betreff  Prüfung  der 
ätherischen  Oele  in  der  neuen  Ph.  Ned. 
mit  großer  Sorgfalt  durchgeführt  worden 
sind. 

Olea  pinguia.  Ph.  Ned.  hat  zwei  fette 
Oele  angenommen,  welche  im  D.  A.-B.  IV 
fehlen,  die  aber  im  alltäglichen  Leben 
schon  seit  langem  eine  hervorragende 
Rolle  spielen  und  auch  in  der  Pharma- 
zie recht  gut  zu  verwenden  sind.  Es 
handelt  sich  hier  um  Oleum  Cocos  und 
Oleum  Sesami,  welche  biUige  und  dabei 
branchbare  Ersatzmittel  z.  B.  für  Oleum 
Cacao  (bei  Snppositorien,  welche  reich- 


lich wässerige,  arzueiliche  Lösungen  auf- 
zunehmen haben)  und  Oleum  Olivarum 
(bei  Linimenten,  Salben  und  Pflastern) 
sind.  Oleum  Cocos  soll  das  spez. 
Gew.  von  0,920  bis  0,930,  eine  Ver- 
seifungszahl  nicht  unter  260  besitzen 
und  sich  erst  bei  26  bis  30<^  C  ver- 
flüssigen. Oleum  Sesami  wird  u.a. 
auf  Erdnußöl  (Oleum  Arachidis)  wie 
folgt  geprüft:  1  ccm  Oel  mit  10  ccm 
alkohoUscher  Kalilauge  (1  g  AetzkaU 
in  1  g  Wasser  gelöst  und  mit  8  g 
wasse^eiem  Alkohol  gemischt)  zwecks 
Verseif  ung  gekocht,  soll  eine  klare  Lös- 
ung geben,  welche  24  Stunden  an  einen 
kühlen  Ort  gestellt,  nur  wenig  Fett- 
kristalle ausscheidet.  — Von  den  übrigen 
fetten  Oelen  der  Ph.  Ned.  seien  noch 
folgende  kurz  besprochen: 

Oleum  Cacao  soll  bei  31  bis  34^  C 
schmelzen,  seine  Jodzahl  zwischen  33,8 
und  36  liegen  bei  viertelstündiger 
Einwirkungsdauer  der  Jodchloridlösung. 
Die  Zeitdauer  der  Jodzahlbestimmung 
ist  übrigens  bei  allen  fetten  Oelen  der 
Ph.  Ned.  so  kurz  bemessen ;  sie  schwankt 
zwischen  einer  viertel  und  einer  Stunde. 

Oleum  Jecoris  Aselli  soll  aus  den 
Lebern  von  Gadus  Morrhua  und  einigen 
anderen  Gadus  -  Arten  bei  gelinder,  d.  h. 
80^  G  nicht  überschreitender  Temperatur 
gewonnen  und  von  den  festen  Anteilen 
durch  Ausfrierenlassen  befreit  sein; 
Ph.  Ned.  verlangt  also  den  ckältebeständ- 
igen  Dampf  trän»  des  Handels.  DieVer- 
seifungszahl  soll  nicht  unter  180  be- 
tragen, die  Jodzahl  doch  dagegen  zwischen 
163  und  182  bei  einstündiger  Einwirk- 
ungsdauer schwanken.  Diese  hohe  Jodzahl 
für  Lebertran  ist  auffallend,  zumal  die 
sonstigen  Angaben  der  Ph.  Ned.  in  bezug 
auf  Jodzahlen  fetter  Oele  mit  denen  des 
D.  A.-B.  IV  ziemlich  übereinstimmen, 
letzteres  jedoch  für  Lebertran  eine  Jod- 
zahl von  nur  140  bis  162  vorschreibt. 
In  d  i  e  s  e  Grenze  fielen  auch  in  der  Regel 
die  Resultate  zahlreicher  vom  Referenten 
im  Laufe  der  Jahre  vorgenommener  Jod- 
zahlbestimmungen. 

Von  Oleum  Olivarum  kennt Ph.Ned. 
nur  eine  Sorte  und  zwar  das  kalt  ge- 
preßte Oel,  Ol.  Olivarum  optimum  des 
Handels.    Außer  den  üblichen  auch  im 


422 


D.  A.-B.  IV  enthaltenen  Prüfungsvor- 
schriften führt  Ph.  Ned.  noch  eine  solche 
auf  Gehalt  an  Erdnußöl  an;  diede  be- 
ruht auf  dem  gleichen  Prinzip  wie  die 
unter  Ol.  Sesami  beschriebene:  2  ccm 
Olivenöl  mit  10  ccm  alkoholischer  Kali- 
lauge (1  =  10)  bis  zur  Verseifung,  d.  h. 
klaren  Lösung  gekocht,  soll  innerhalb 
24  Stunden,  an  einem  kühlen  Orte  auf- 
bewahrt, kristallinische  Abscheidungen 
nicht  zeigen. 

Opium.  Das  Kapitel  «Opium»  ist  in 
Ph.  Ned.  sehr  genau  und  ausführlich 
abgehandelt  Opium  «in  massa»  soll 
nicht  weniger  als  60  pCt  wässeriges 
Extrakt  ergeben,  der  Aschegehalt  darf 
8  pCt,  die  anhängende  Feuchtigkeit  15 
pCt  nicht  übersteigen  (15  pCt  ist  für 
das  Handelsopium  etwas  knapp  bemessen, 
16  bis  18  pGt  kommen  häufig  vor, 
d.  Bef).  Stärke  darf  in  größeren  Mengen 
im  Opium  nicht  nachweisbar  sein,  ge- 
stattet sind  jedoch  Spuren  (meist  Weizen- 
stärke), welche  unabsichtlich  beim  For- 
men der  Opiumbrote,  wobei  sich  be- 
kanntlich die  Arbeitsleute  die  Finger 
mit  Stärkemehl  bestreuen,  hineingelangen. 

Zwecks  Pulverisierung  (auch  zur  Ana- 
lyse) ist  Opium  bei  einer  60®  C  nicht 
überschreitendenTemperatur  zu  trocknen ; 
das  Pulver  darf  dann  nicht  mehr  als 
5  pCt  Feuchtigkeit  enthalten ;  auf  solches 
bezieht  sich  auch  der  vorgeschriebene 
Morphingehalt  von  10  pCt.  Ergibt  die 
Morphinbestimmung  des  Opiums  einen 
niedrigeren  oder  höheren  Gehalt  als 
10  pCt,  so  ist  das  Opium  im  ersteren 
Falle  durch  Mischen  mit  höherprozentigem 
auf  10  pCt  zu  bringen,  in  letzterem 
Falle  mit  Beisstärkemehl  auf  10  pCt  zu 
reduzieren.  (Diese  klaren,  keine  Zweifel 
übriglassenden  Angaben  der  Ph.  Ned.  in 
betreff  Opium  sind  nachahmenswert! 
D.  Ref.)  Die  Morphinbestimmungs- 
methode weicht  von  der  des  D.  A.-B.  IV 
ab;  es  ist  die  Stoeder*^Q\i%  Methode 
(Behandeln  des  Opium  in  wässeriger 
Lösung  mit  AetzkaU  usf.,  vergl.  Pharm. 
Centralh.42[]901],  618)  gewählt  worden. 

Paraffinum  solidum.  Ph.  Ned.  wünscht 
ein  aus  Petroleum  gewonnenes  Paraffin 
mit  dem  Schmelzpunkt  56  bis  60^  (das 
vom  D.  A.-B.  IV  verlangte  Produkt  mit 


dem  Schmelzpunkt  74  bis  80^  bezeichnet 
man  bekannüich  besser  mit  Ceresin). 

PastUli.  Zwei  Vorschriften  der  Ph.  Ned. 
für  Pastillen  sind  erwähnenswert:  ffir 
Sublimat-  und  Saccharinpastillen. 

Pastilli  Hydrargyri  biehlorati  (Pastillae 
Chloreti  hydrargyrici)  sind  zu  bereiten 
aus  2  g  Teerfarbstoff,  welche  zunächst 
mit  98  g  gesättigter  EochsalzlOsaog, 
dann  mit  1 000  g  Quecksilberchlorid  nnd 
400  g  Kochsalz  gemischt  werden.  Ans 
dieser  Masse  (1500  g)  soUen  1000  Stfick 
Pastillen  geformt  werden. 

Pastilli  Saoeharim  sind  zu  bereiten 
aus:  lg  Saccharin,  1,6  g  Natriumbikar- 
bonat  und  7,6  g  Mannit;  diese  Masse 
(10  g)  gibt  unter  Zuhilfenahme  von  ab- 
solutem Alkohol  100  Pastillen. 

Plumbum  aoetieum  (Äcetas  plumbicns). 
Ph.  Ned.  führt  nur  ein  Präparat  nnd 
zwar  das  «Plumbum  aceticum»  des 
D.  A.-B.  IV.  Die  Prüfungen  für  dieses 
Präparat  sind  schärfer  gefaßt  als  im 
D.  A.-B.  IV ;  sie  sind  identisch  mit  denen 
der  neuen  Ph.  U.  S.,  welche  in  Pharm. 
Ceutralh.  47  [1906],  26  ausführlich  be- 
schrieben wurden 

Pulveres.  Drogen  sollen  zwecks  Pulver- 
isierung zunächst  zerechnitten  und  in 
diesem  Zustand  bei  einer  60^  (7  nicht 
überschreitenden  Temperatur  getrocknet 
werden.  Bei  Drogen,  welche  fluchtige 
Stoffe  enthalten,  dcui  die  Temperatur  zum 
Trocknen  nur  40^  C  erreichen.  Nacdi 
Fertigstellung  ist  das  Pulver  sorgfältig 
zur  mischen  und  nochmals  bei  genannter 
Temperatur  zu  trocknen,  ehe  es  in  gut 
verschließbare  Gefäße  gebracht  wird.  Die 
Feinheit,  welche  Ph.  Ned.  je  nachdem 
von  dem  betreffenden  Drogenpulver 
wünscht,  ist  im  Arzneibuch  durch  ein 
besonderes  Zeichen  (Siebnummer)  ausge- 
drückt. Ph.  Ned.  kennt  grobe  und  feine 
Pulver  und  zwar  von  ersteren  3,  von 
letzteren  6  Abstufungen.  Grobe  Pulver 
sind  durch  Siebe  mit  r  u  n  d  e  n  Maschen, 
deren  Durchmesser  je  nachdem  1,6,  3 
oder  6  mm  beträgt,  zu  schlagen  (Sieb- 
bezeichnung daher:  Ai,5bez.  Ag  oder  A5), 
feine  Pulver  dagegen  durch  Siebe  mit 
quadratis chen  Maschen,  von  denen  je 
nachdem  10,  20,  30,  40  oder  60  anf 
1  cm  Sieblänge  gehen  (Siebbezeichnnng 


423 


daher:  Bio,  Bgo,  Bso,  B40  und  850^  — 
Von  den  7  of&dnellen,  gemischten  Pol- 
yern  sei  nur  das  Dover^sche  Pulver 
(Pulvis  Opii  compositus)  erwähnt,  wel- 
ches Ph.  Ned.  nach  der  fräher  auch  bei 
uns  üblichen  Vorschrift  aus  10  Teilen 
Opiumpulver,  10  Teilen  Brechwurzel- 
polver  und  80  Teilen  Kaliumsulfat 
(nicht  Milchzucker,  wie  im  D.  A.-B.  lY 
vorgeschrieben!)  mischen  läßt. 

Eadiz  Ipeeaonanhae.  Offlzinell  ist  nur 
die  Wurzel  von  Psychotria  Ipecacuanha, 
also  die  Rio-Ipecacuanha  des  Handels. 
Sie  soll  2  pCt  Alkaloid  enthalten  und 
beim  Verbrennen  1,8  bis  6  pCt  Asche 
hinterlassen.  Wurzel,  welche  in  ge- 
pulvertem Zustand  mehr  als  2  pCt 
Alkaloid  enthält,  soll  durch  Ver- 
mischen mitBeisstärke  auf  den  genannten 
Gehalt  gebracht  werden.  Ph.  Ned.  be- 
merkt ausdrücklich,  daß  zum  Arznei- 
gebrauch nur  die  vom  inneren  Holzkem 
befreite  Wurzel  in  Anwendung  kommen 
soll,  eine  Forderung,  die  eigentlich  recht 
umständlich  und  zugleich  überflüssig  ist, 
da  gute  Durchschnitthandelsware  auch 
mit  dem  Holzkem  stets  2  pCt  Alkaloid 
enUiält  (vergl.  Pharm.  Centralh.  47 
[1906],  279). 

Bhizoma  Hydrastis.  Der  Aschegehalt 
dieser  Wurzel  soll  6  pCt  nicht  über- 
schreiten, eine  Forderung,  die  ihre  Be- 
rechtigung hat,  da  in  letzter  Zeit  viel 
mit  Schmutz  (anhängendem  Erdreich) 
verunreinigte  Ware  in  den  Handel 
kommt.  Eine  Alkaloidbestimmung  bezw. 
einen  bestimmten  Alkaloidgehalt  sieht 
Ph.  Ned.  nicht  vor,  obgleich  auch  dies 
wünschenswert  ist  (Mindestgehalt  von 
2  bis  2,5  pCt  muß  von  der  Arznei  wäre 
gefordert  werden). 

Sacchamm  Laotis.  Die  Prüfungsvor- 
schriften für  Milchzucker  sind  in  Ph.  Ned. 
recht  genaue  und  ausführlicher  als  im 
D.  A.-B.  IV.  Milchzucker  soll  u.  a.  mit 
dem  gleichen  Teil  Wasser  eine  Lösung 
geben,  welche  klar,  farblos  und  neutrtd 
ist,  beim  Stehen  nichts  ausscheidet  und 
auch  auf  Zusatz  des  gleichen  Volumens 
Weingeist  klar  bleibt.  Durch  Schwefel- 
wasserstoff darf  die  Losung  (1  =  10) 
nicht  verändert  werden,  der  Gewichts- 
verlust bei  1050  C7  soll  1  pCt  nicht 
überschreiten. 


Salia  thermaxnm  faotitia.  Die  von 
der  Ph.  Ned.  aufgenommenen  Vorschriften 
für  künstliche  Brunnensalze  mögen  nach- 
folgend Platz  finden  mit  Ausnäme  der 
für  Karlsbader  Salz,  welche  mit  der  Vor- 
schrift des  D.  A.-B.  IV  übereinstimmt. 

Sal  Emsanum  factitium  ist  zu 
mischen  aus: 
Natrium  sulf uricum  siccum       7  Teile 
Kalium  snlfuricum  13     » 

Natrium  chloratum  326     > 

Natrium  bicarbonicum         655     » 

1000  Teile. 

Sal  Hunyadi  Janos  factitium. 

950  Teile  Magnesium  snl- 
furicum werden  erwärmt,  bis    500  Teile 
übrig  bleiben;  dieser  Rück- 
stand ist  zu  pulvern  und  zu 
mischen  mit: 
Natrium  chloratum  50     » 

Natrium  snlfuricum  siccum    450     > 

1000  Teile. 
Sal  Vichy  factitium. 

40  Teile  Natrium  phosphor- 
icum werden  erwärmt,  bis      16  Teile 
übrigbleiben;  dieser  Rück- 
stand ist  zu  pulvern  und  zu 
mischen  mit: 
Kalium  snlfuricum  50     » 

Natrium  chloratum  80     » 

Natrium  bicarbonicum         854     ^ 

1000  Teile. 

Sal  Wildungense  factitium  ist 
zu  mischen  aus: 

Natrium  snlfuricum  siccum  5  Teile 

Kalium  snlfuricum  10     » 

Calcium  carbonicum  240     » 

Magnesium  carbonicum  240     » 

Natrium  bicarbonicum  225     » 

Natrium  chloratum  280     » 

1000  Teile. 

Semen  Strophanthi,  Offlzinell  ist 
Semen  Strophanthi  Kombe.  Bezüglich 
der  Schwefelsäurereaktion  bei  Kombe- 
samen  scheint  man  in  Holland  dieselben 
Erfahrungen  gemacht  zu  haben  wie  in 
Deutschland  (vergl.  Pharm.  Centrtdh.  46 
[1905],  922),  indem  Ph,  Ned.  vorschreibt: 
Die  Kerne  vieler  (also  nicht  aller)  Samen 
werden  durch  Schwefelsäure  grün  ge- 
färbt|  insbesondere  das  Endosperm,  we- 
niger die  Samenlappen. 


424 


Semea  Stryehm.  Brechnüsse  sollen  in 
gepulvertem  Zustande,  nach  dem  Ent- 
fetten mittels  Petroläther,  2,6  pCt 
AJkaloide  enthalten.  Aach  hier  soU, 
sobald  der  Alkaloidgehalt  ein  höherer 
ist,  eine  Reduktion  mit  Reisstärke  vor- 
genommen werden.  (Schluß  folgt.) 

Neue  Arzneimittel. 

Brasant-Kapseln  sind  mit  oBtindischem 
SandeiOl  ioftleer  geffliite  und  gehärtete 
Gelatinekapseln,  die  eidh  erst  im  Darm 
lösen.  Darsteller :  Breslaner  GapsulesFabrik 
vorm.  W.  Orötxner  in  Breslau. 

Cocoids  (Pharm.  Gentralb.  47  [1906], 
353;  sind,  wie  uns  die  darstellende  Firma 
mitteilt,  kleine  SehokoladenpastUlen,  die 
Dihydrozyphthalophenon  enthalten.  Anwend- 
ung: als  Abfflhrmittel,  besonders  fOr  Kinder. 

Degrasin  ist  dn  Entfettungsmittel  aus 
Schilddrüsen  in  höchster  EonzentratioQ  und 
Reinhttt.  Darsteller:  Dr.  Freund  und  Dr. 
Redlich  in  Berlin  N.,  Sdiwederstr.  35  a. 

Gaudanin  (Pharm.  Gentralh.  47  [1906], 
377)  ist  eme  von  Ä,  Döderlein  in  Deutsch. 
Med.  Woohenschr.  1906,  Nr.  15  empfohlene 
keimfreie  Lösung  von  Paragummi  m  Benzin 
und  Aether.  Dieselbe  wird,  nachdem  die 
betreffende  Hautstelle  des  Kranken  mit 
Jodtinktur  bepmselt  worden  ist,  mittels  eines 
besonderen  Apparates  aufgetragen.  Durch 
Verdunsten  des  Lösungsmittels  bildet  sich 
eine  unsichtbare  dünne  Oummihaut,  die  zur 
Beseitigung  ihrer  Klebrigkeit  mit  sterilisiertem 
Talkum  bestreut  wird.  Auf  diese  Weise 
erzielt  man  Keimfreiheit  der  Operations- 
wunden. 

Olidin-lTährpulver  Br.  Klopfer  besteht 
aus  10  Tdlen  Olidin  (Weizen -Lecithm- Ei- 
weiß), 3  Teilen  Kakaopulver  Biquet  und 
2  Teilen  Zucker,  lieber  G lidin  siehe 
Pharm.  Centralh.  46  [1904],  765. 

Hämoplase  stellen  Aug,  und  Loids 
Lumüre  (Bull.  Pharm.  Sud  Est  1906),  wie 
folgt  dar:  1  Liter  Esel-  oder  Hammelblut 
wird  mit  2  Liter  isotonischer  Flflssigkeit  ge- 
mischt und  diese  Mischung  sehr  kräftig  zen- 
trifugiert.  Die  nach  dem  Abgießen  der 
flberstehenden  Flüssigkeit  gesammelte  Blut- 
körperchenmasse wurd  mehrmals  mit  isoton- 
ischer Flflssigkeit  gewaschen  und  dann  die 
Masse  mit  destilliertem  Wasser  auf  1  Liter 
gebracht.    Nun  erfolgt  ein  mehrmals  wieder- 


holtes, sehr  rasches  Gefrieren,  dem  jedesmal 
em  Erwärmen  auf  35^  folgt  Darauf  wird 
von  neuem  mittels  eines  besonderen  Appa- 
rates, der  eme  geringste  Tangentialgeediwiii- 
digkeit  von  160  bis  175  m  in  der  Sekunde 
gestattet,  zentrifugiert,  wonach  die  abge- 
gossene Flflssigkeit  durch  Zusatz  von  Na- 
triumchiorid  isotonisch  gemacht  und  nach 
dem  Filtrieren  durdi  Watte  in  sterilisierten 
Flaschen  aufbewahrt  wird.  Alle  diese  Hand- 
habungen erfolgen  unter  strengster  Asepsis. 
HSmoplase  ist  eine  rötliche,  lange  haltbare 
Flüssigkeit,  die  am  besten  in  zugeschmol- 
zenen  Glasröhren  zu  10  com  aufbewahrt 
wkd.  Anwendung:  bei  Tuberkulose  als 
intramuskul&re Einspritzung.  Gabe:  10  cem. 
Verfasser  sind  zurzeit  damit  beschäftigt, 
noch  andere  Plasmaprftparate,  wie  Hepato- 
plase,  Nephroplase,  SpleDoplase, 
Myoplase  usw.  darzustellen  und  darauf 
deren  antitozische  Plasmatherapie  zu  er- 
forschen. 

MatreUKapseln  enthalten  konzentriertes 
Maticoextrakt  und  Sandelöl.  Sie  sind  ge- 
härtet, so  daß  sie  erst  im  Darm  gelM 
werden.  Darsteller:  Breslauer  Capsoles- 
Fabrlk  vorm.   W.   QrÖtxner  in  Breslau. 

Vervofonn- Pillen,  Dr.  F.  Wolfaon's. 
100  Stflek  werden  aus  2  g  Ghlninlaktat, 
2  g  Eisenlaktaf^  10  g  Milchzucker,  0,3  g 
Vanillin  und  3  g  Glycerin  bereitet  An- 
wradung:  bei  Fieber  von  Schwindsflchtigen. 
Stomachyl  -  Pillen,  Dr.  F.  Wolfaon's. 
100  Stflek  werden  aus  20  g  Rhabarber, 
5  g  Milchzucker,  5  g  Natriumbikarbonat, 
5  g  medizmischer  Sdfe  und  5  Tropfen 
Pfefferminzöl  bereitet. 

Darsteller  beider  Präparate:  Ohemisehee 
Laboratorium  Kosmos,  Dr.  Franx  Wcdfson 
in  Leipzig. 

Tuberkulin  Denys*,  bereits  in  Pharm. 
Gentralh.  44  [1903],  911  erwähnt,  ist  eise 
durch  eme  Porzellankerze  filtrierte,  glyoerin- 
haltige  Eulturbouillon,  in  der  meoschliebe 
TuberkelbaziUen  gezfichtet  worden  waren. 
In  den  Handel  kommt  sie  unverdflnnt  als 
Tm,  verdflnnt  Vio  als  TII,  Vioo  ^  '^^^ 
Viooo  ab  TO,  Vioooo  *ta  TOVic  Viooooo 
als  TOVioo,  Vi 000000  als  TOi'iooo  ^^ 
Viooooooo  »ta  T 0  Vioooo-  Anwendung:  ^ 
Koch'B  Tuberkulm.  Daratdler:  Institut  de 
Bact6riologie  &  de  S4roth6rapie  m  Loavain, 
Löwen  (Belgien).  H,  ManUä. 


425 


Zum  Nachweis  von  Aceton 
im  Harn 

verffthrt  man,  wie  Dr.  Friedr.  BltUh  in 
DeatBdi.  Med.  WoehenBohr.  1906,  143  mit- 
teilt, folgendermaßen: 

Hat  die  qualitative  Prtlfang*)  die  Anwesen- 
heit Yon  Aoeton  und  die  Oerhm'd'Btbe  Re- 
aktion**) die  Abwesenheit  von  Aoetesugsänre 
ergeben,  so  werden  20  oem  Harn  mit  2  com 
ZbkehloridlOBnng  (Zinkchlorid  nnd  destilliertes 
Wasser  zn  gleichen  Teilen)  versetEt,  gut 
dnrdigeschfittelt  nnd  klar  filtriert,  bis  das 
Filtrat  genau  15  ccm  beträgt.  Hierzu  fflgt 
man  1,5  ccm  Bleiessig  hinzu,  schflttelt, 
filtriert  7,5  ocm  ab  und  vermischt  mit  der 
Reichen  Raummenge  Natronlauge.  Obwohl 
sieh  der  entstehende  Niederschlag  beim 
Sehflttehi  in  der  Natronlauge  lOst,  so  ist 
doch  nochmals  zu  filtrieren,  da  meist  kleine, 
die  folgende  Farbenvergleichung  störende 
flöckchen  ungdM  zurflckbleiben.  Das  letzte 
wasserhelle  Filtrat  betrage  10  ccm.  Dieses 
wird  in  ein  Reagensglas  gegossen,  das  1,5  ccm 
Natriumnitroprusnd-Lösung  (1 :  9)  enthält. 
Beim  ESngi^en  beobachtet  man  den  Se- 
kundenzeiger der  Uhr  und  wählt  den  Augen- 
blick, wo  der  Zeiger  gerade  auf  60  steht. 
Die  Flfissigkeit  färbt  sich  sofort  rot,  doch 
geht  die  Farbe  allmählich  in  orange,  gelb- 
grfln  und  kanariengelb  fiber.  Als  Testfarbe 
dient  verdünnte  Eisenchloridlösung  (2  Teile 
ofBzinelier  Liquor  Ferri  sesquichlorati  auf 
1  Teil  destilliertes  Wasser),  die  sich  eben- 
falls in  einem  Reagensglase  befindet.  In 
dem  Augenblick,  in  dem  der  behandelte 
Harn  eben  die  Testfarbe  gelbgrün  er- 
reicht, liest  man  die  Zeit  ab  und  erhält  so 
die  Bruttoziffer.  In  ihr  ist  noch  ein  in 
Rechnung  zu  ziehender  Posten  enthalten, 
der  sich  auf  den  im  Harn  zurflckbleibenden 
Rest  von  Kreatinin  bezieht  Um  den  ent- 
spreehenden  Wert  zu  finden,  dampft  man 
20  ccm  Harn  in  emer  Porzellanschale  auf 
dem  Drahtnetz  stark  em.  Den  abgekflhlten 
Harn   fOllt   man    bis  zu  20  ccm   auf  und 


*)  RotfilrbuDg  auf  Znsatz  von  einigen  Tropfen 
NitroprussidlöBang  und  Natronlauge,  Himbeer- 
farbe bei  weiterem  Zusatz  von  Essigsäare.  Dieses 
Himbeerrot  tritt  nach  dem  Verfasser  nicht  ein, 
wenn  man  zuwartet,  bis  der  Harn  sich  hellgelb 
geförbt  hat.  (Pharm.  Gentralh.  88  [1897].  568.) 
**)  Nach  dem  Verfasser  zeigt  diese  Reaktion 
noch  0,01  p.  M.  Aoetessigsänre  an. 


wiedertiolt  die  Untersuchung  mit  dem  jetzt 
acetonfreien  Harn.  Hierbei  werden  fast 
immer  20  Sekunden  herauskommen,  die  von 
der  Bruttozeit  abzuziehen  sind.  Der  Unter- 
schied ist  die  dem  Aceton  entsprechende 
Nettozeit,  welche  den  Acetongehalt  des 
Harns  im  Liter  bezeichnet.  Eine  Nettozeit 
von  einer  Sekunde  entspricht  nämlich  einem 
Gentigramm  Aceton  im  Liter.  Bei  mehr  als 
2  g  Aceton  im  liter  hört  diese  Ueberein- 
Stimmung  auf,  doch  dürften  kaum  mehr  als 
2  g  im  Liter  vorkommen.  Unter  allen 
Umständen  könnte  man  durch  Verdünnen 
des  Harns  mit  der  gleichen  Menge  Wasser 
und  Verdoppelung  der  Nettozeit  sich  helfen. 
Eine  solche  Verlegenheit  kann  freilich  nicht 
leicht  eintreten,  da  bei  hohem  Acetongehalt 
fast  stets  Acetessigsäure  nachzuweisen  ist, 
weiche  den  Gang  der  Untersuchung  ohne- 
hin, wie  folgt,  abändert: 

Statt  20  ccm  Harn  nimmt  man  10  ccm, 
um  sie  zu  kochen.  Die  entweichenden 
Oase  leitet  man  ui  eme  10  ccm  destilliertes 
Wasser  enthaltende  Vorlage,  die  in  einem 
Gefäß  mit  kaltem  Wasser  steht  Nach  fünf 
Minuten  währendem  Kochen  ist  die  Acet- 
essigsäure sicher  m  Aoeton  und  Kohlensäure 
umgewandelt  Entfernt  man  jetzt  die 
Flamme,  so  wird  nach  wenigen  Sekunden 
das  vorgelegte  Wasser  m  den  Kolben  ge- 
sogen. Durch  Verschließen  des  Ableitungs- 
rohres verhindert  man  das  Entweichen  von 
Aceton  aus  dem  noch  heißen  Kolben.  Diesen 
kühlt  man  durch  Einstellen  in  kaltes  Wasser 
ab  und  stellt  darauf  die  Entfärbungszeit  fest, 
die  wegen  der  erfolgten  Verdünnung  zn  ver- 
doppehi  ist  Auf  diese  Weise  erfährt  man 
die  Menge  des  freien  und  des  aus  der  Acet- 
essigsäure stammenden  Aceton. 

Will  man  nun  den  Wert  für  die  Acet- 
essigsäure allein  bestimmen,  nachdem  man 
das  Gesamtaceton  durch  ^e  Entfärbungs- 
zeiten ermittelt  hat,  dann  setzt  man  zu 
20  ccm  des  unveränderten  Harns  etwas 
mehr  als  die  berechnete  Menge  yiQ-T^ormslr 
Jodlösung  (1  ccm  =  0,967  mg  Aceton) 
und  konzentrierte  Natronlauge  hinzu.  Das 
Aceton  wird  zu  Jodoform  umgewandelt, 
während  die  Acetessigsäure  unverändert 
bleibt  Wird  alsdann  fünf  Minuten  gekocht 
und  die  entweichenden  Gase  wie  oben  auf- 
gefangen, so  kann  das  ans  der  Acetessig- 
säure gebildete  Aceton  titrimetrisch  bestimmt 


426 


werden,  wobei  der  ermittelte  Aeetonwert  mit 
1,759  zu  venrielfachen  ist,  am  den  Gehalt 
an  Aoeteasigaäiire  im  liter  zu  erhalten. 
Für  0,034  p.  M.  Aceton  ergeben  sioh  dem- 
nach 0,059  p.  M.  AoetessigBäure. 

Em  zur  bequemen  nnd  ncheren  Hand- 
habung dieser  Methode  bestimmter  Apparat 
einflchließlich  genau  justierter  Meßgefäße  usw. 
wird  von  Paul  Altmann  in  Berlin  NW., 
Luisen-  und  Sobumannstraßen-Ecke,  ver- 
trieben.    K  M. 

Bestimmung  des   Formaldehyd 
in  Formaldeliydpastillon. 

Ein  neues  Verfahren  zur  Bestimmung  des 
sog.  festen  Formaldehyd  (Trioxymethylen) 
teilt  Ernst  Ttüst  in  St.  Gallen  mit  Die 
bisherige  Bestimmung  nach  der  Wasserstoff- 
peroxydmethode  weist  sowohl  in  der  von 
Blank  und  Mnkenbeiner  angegebenen,  wie 
auch  in  der  von  Wolff  abgeänderten  Form 
verschiedene  üebelstände  auf,  vor  allem  ist 
auch  der  Farbenumschlag  bei  Anwenduog 
von  Lackmus  oder  Meihylorange  nicht  be- 
sonders scharf.  Bei  dem  neuen  Verfahren 
werden  größere  Substanzmengen,  Yi-Normal- 
lösungen  nnd  Phenolphthalein  angewendet 
Die  Ausführung  der  Methode   ist  folgende: 

In  ein  etwa  250  com  fassendes  Erlenm^er' 
Xölbchen  mit  aufgesetztem  Trichter  werden  aus 
einem  WftgegUscnen  etwa  1,9  bis  2,0  g  des 
fein  polverisierten  Trioxymethylen  gebracht. 
Hierauf  werden  aus  einer  Bürette  (von  mindestens 
75  com  Inhalt)  etwa  70  com  Noimallaoge  zu- 
gegeben, wobei  ^eiohzeitig  das  an  dem  achter 
haltende  Triozmethylen  in  den  Kolben  gespült 
wird.  Nach  kurzem  ümschütteln  löst  sich  der 
Eolbeninhalt.  Jetzt  werden  im  Verlaufe  einer 
Stunde  etwa  9  bis  10  g  reines  30  proc.  säure- 
freies Wasserstoffperoxyd  («Perhydiol  Merek*) 
zugefügt,  erst  in  kleinen  Portiooen  und  längeren 
Zwischenräumen,  damit  keine  zu  starke  Er- 
wärmung und  heftiges  Schäumen  auftritt,  später 
in  etwas  größerer  Menge  und  schneller.  Nach 
zweistündigem  Stehen  petzt  man  das  Erlefimeyer- 
Kölbohen  (immer  mit  aufgesetztem  Trichter)  auf 
ein  Drahtnetz  und  erwämt  erst  vorsichtig  und 
schließlich  bis  zum  Sieden,  damit  alles  über- 
schüssige Wasserstoffperozyd  zersetzt  wird,  da 
dasselbe  bei  der  nachfolgenden  Titration  das 
Phenolphthaleüh  zerstören  würde.  Jetzt  nimmt 
man  den  mit  Wasser  gut  abgespülten  Trichter 
wsg,  gibt  1  bis  2  Tropfen  alkoholischer  Phenol- 
phthaleinlösung  zu,  versetzt  mit  Normal-Schwefel- 
säure in  geringem  üeberschuß  und  titriert  mit 
Normallauge  zurück.  (Die  Lauge  wird  aus  der 
am  Anfang  benutzten  Bürette  zubegeben,  die 
man  dann  nur  am  Anfi^ng  nnd  SduuS  des  Ver- 


suches abzulesen  hat;  damit  vermeidet  man 
einen  doppelten  Ablesungsfehler.)  1  com  Normal- 
lauge entspricht  0,03  g  CHtO. 

Auf  einen  etwaigen  Alkali-  oder  Säure- 
gehalt der  Pastillen  wurd  zunächst  qnalitati? 
durch  LOsen  einer  Pastille  in  siedendem 
Wasser  und  Phenolphthalelnzusats  geprüft 
Tritt  keine  Rötung  ein,  so  setzt  man  dnen 
Tropfen  Vio-Normal-Alkali  zu  und  stellt 
durch  die  eintretende  Rötung  gleichzeitig 
die  Abwesenheit  yon  Säure  fest  Findet 
man  Alkali  oder  Säure,  so  mfiasen  diese 
titrimetrisch  bestimmt  und  bei  Bereehnung  des 
Formaidehydgehaltes  berücksichtigt  werden. 
Außer  dem  Gehalt  an  Formaldehyd  können 
sich  die  verschiedenen  Sorten  Formaldehyd- 
pastillen auch  durch  die  Menge  der  kehligen 
Substanzen  unterscheiden,  welche  aich  beim 
Verdampfen  bilden.  Zur  Feststellung  dieser 
zfindet  man  eine  Pastille  in  einer  Platin- 
schale bei  gelinder  Wärme  an  und  läBt  sie 
yon  selbst  weiter  abbrennen.  Btt. 

Ztsekr,  /.  angew,  Gkem.  1906,  138. 

Das  Verhalten  des  Vanillin 
gegen  die  Beagenüen  auf  Form- 
aldehyd 

untersuchte  La  WaU,  da  in  einem  Vanille- 
Eis  sowohl  durch  die  Hehner'BAe  Methode 
als  auch  mittels  der  Phenol-  und  Resorein- 
Schwefelsäure -Probe  die  Oegenwart  yon 
Formaldehyd  angezeigt  wurde^  während  die 
Prüfung  mit  Phenylhydraan  (Pharm.  Gentralh. 
47  [1906],  81)  auf  Formaldehyd  negativ 
ausfiel.  Aus  den  Untersuchungen  ergab 
sich,  daß  bei  Gegenwart  von  Vanillin  die 
drei  oben  genannten  Prüfungen  auf  Form- 
aldehyd nicht  anwendbar  sind,  da  Vanillin 
als  Aldehyd  dieselben  Reaktionen  wie  Form- 
aldehyd  gibt,  während  die  Plroben  mit 
Plilorogluom,  Phenylhydrazin  und  Resorein- 
Natronlauge  auch  in  diesem  Falle  anwendbar 
sind.  J.  K 

Amer,  Joum,  of  Pharm,  1905,  392. 

Verfahren  zur  Barstellang  tob  CUnaielis- 
derlTaten.  D.  R.-P.  161 401.  Dr.  Ä  Gabrül 
nnd  J,  Oolman  in  Berlin.  Durch  üeberfähnmg 
des  Cbinazolins  in  Alkylchinaiolioinmsalze  anf 
dem  für  die  Darstellung  qnatemärer  Salse  üb- 
lichen Wege  gelangt  man  zu  GhinazolinderiTatSD, 
die  den  Blutdrack  sturk  herabsetzen  nnd  Er- 
weiterung der  Blutge&£e  bewirken.  Nach  dem 
Verfahren  werden  dargestellt  die  Produkte  ans 
Chinazolin  und  Jodmethyl  bezw.  Jodätbyl  and 
die  betreffenden  Brom- und  Jodderivate.     A.  Si. 


427 


PlumiMikognostisohe  Mitteilungen. 


Drogenreiche, 

Shnlidi  den  bekannten  Pflanzenreichen^  hat 
Tsckirch  anfgestellt  Ihre  Produkte  zeigen 
eine  gewiaae  Oleiehartigkeit  und  die  natflr- 
liehen  Handelawege  bedingen  ein  Abfließen 
der  Produkte  naeh  gewissen  Handelszentren 
und  Ansfuhrhftfen.  Die  Aufstellung  von 
Pflanzenreichen  ebenso  wie  von  Drogen- 
riehen  auf  geographischer  Grundlage  be- 
sitzt nur  eine  gewisse,  bedmgte  Berechtigung, 
da  die  Kultur  und  Gewinnung  der  einzelnen 
Drogen  nicht  an  geographisdie  Grenzen, 
sondern  an  klimatische  und  dergleichen  Be- 
dingungen geknflpft  ist  und  da  in  oft  weit 
von  einander  entfernten  Gebieten  entweder 
vendiiedene  Glieder  derselben  Gattung  oder 
Familie  oder  gar  Pflanzen,  die  im  System 
weit  ausemander  stehen,  zu  denselben 
Zwecken  benutzt  werden,  weil  sie  dieselben 
wertvollen  Inhaltsstoffe  besitzen,  wie  z.  B. 
die  koffeln-  und  theobrominhaltigen  Drogen. 
Tschirch  nennt  derlei  Drogen  in  Anlehnung 
an  Barttmch  «Paralleldrogen».  Jedes 
Drogenreich  hat  sodann  nach  Tsckirch 
ein  oder  mehrere  «Gharakterdrogen»,  die 
allerdings  etwas  sehr  willkürlich  ausgewfthlt 
erschdnen.  Von  Tschirck  werden  folgende 
Drogenreiche  mit  den  darunter  aufgeführten 
Gharakterdrogen  und  Hauptausfuhrplätzen 
unterschieden:  1.  Mitteleuropäisches 
Drogenreich;  Digitalis  und  Mentha;  Ham- 
burg und  Amsterdam.  2.  Nordisches 
Drogenreich;  Pech,  Holzteer,  Lycopodium; 
Archangelsk.  3.  Mediterranes  Drogen- 
reich; Opium,  Dattel,  Citrus;  Smyma,  Kon- 
stantinopel, Alexandrien,  Messina,  Triest  und 
Marseille.  4.  Nordafrikanisc h  es  Drogen- 
reich ;  Gummi  arabicum  und  Senna ;  Alexan- 
drien, Bathurst  und  Mogador.  5.  Z  e  n  t  r  a  1  - 
afrikanisches  Drogenreich  (das  «Drogen- 
reich der  Zukunft»  nach  Tschirch)]  Stro- 
phaathus,  Kautschuk,  Kola  usw.;  Sansibar, 
Sierra  Leone.  6.  Südafrikanisches 
Drogenreich;  AloS;  Kapstadt  7.  Nord- 
ostafrikanisch-arabisch-persisches 
Drogenreich ;  Gummiharze  (Asa  foetida  usw.); 
verschiedene   Ausfuhrhäfen    und  Landwege. 

8.  Süd  asiatisches  Drogenreich;  Ing- 
wer; Singapore,Kolombo,  Kalkutta,  Bombay. 

9.  Chinesisch -japanisches    Drogen- 


rdch;  Rhabarber,  Tee,  Kampher;  Hankau, 
Shanghai,  Yokohama.  10.  Nordamerikan- 
isch es  Drogenreich;  Hydrastis,  Hamamelis 
usw.;  New-York.  11.  Mittelamerikan- 
isches Drogenreieh ;  Vanille,  Kampecheholz ; 
zahlreiche  Häfen  wie  Tampico,  Veracruz 
usw.  12.  Südamerikanisches  Drogen- 
reich ;  KopaXvabalsam,  Mate  und  Chinarinde; 
Para,  Pemambuco,  Bahia,  Rio  de  Jandro, 
Buenos-Aires  usw.  13.  Das  australisch- 
neuseeländische Drogenreich;  Euca- 
lyptus. J.  K. 
Ztsckr,  d.  ÄUg,  oesterr,  Äpoth.-  Ver,  1906,  39. 


Chilch  Zaiou,  die  Wurzel  von 
Ferula  Hermonis 

hat  Ouigties  gelegentlich  einer  Exkursion 
auf  den  Libanon  sowie  auch  in  Beyruth  in 
Apotheken  als  Aphrodisiacum  angetroffen. 
Dadurch,  daß  es  ihm  gelang,  auch  ein 
irisches  Exemplar  der  Wurzel,  an  dem  auch 
einige  Blätter  und  unentwickelte  Blütenstände 
sich  befanden,  zu  bekommen,  war  die  Möglich- 
keit der  botanischen  Identifizierung  gegeben. 
Die  Droge  besteht  aus  einer  schwammigen, 
einfach  zylindrischen  oder  auch  verzweigten 
Wurzel,  welche  oben  einen  Blattbasenschopf 
trägt  Sie  ist  Aber  und  Aber  mit  Fasern 
und  rötlich -braunen  bandartigen  Streifen 
abgestorbener  Rinde  bedeckt.  Die  Rinde 
beträgt  ein  Drittel  der  Dicke  der  Wurzel 
und  ist  vom  Holz  durch  eine  braune  Zone 
getrennt.  In  dieser  braunen  Zone  wird, 
wie  man  auf  Qaersdinitten  sehen  kann,  das 
in  der  Wurzel  enthaltene  Galbanum  ähnlich 
riechende  Gummiharz  abgeschieden.  Das 
Harz  ist  weich,  schwach  bräunlich  gefärbt, 
grünlich  fluoreszierend,  riecht  scharf  und  ist 
19  Aether  und  Alkohol  löslich.  Es  gibt 
Reaktionen,  die  von  denen  des  Galbanum- 
harzes  völlig  verschieden  sind.  Auch  eine 
kleine  Menge  eines  ätherischen  Oeles  ist  in 
der  Wurzel  vorhanden,  das  u.  a.  nach  Ter- 
pentin nicht  unangendim  riechen  soll. 
Sekweix»  Wochensehr,  f,  Ckem.  u.  Pharm, 
1905,  708. .  J.  K. 

Saponioe,  ihr  Yorkommen  in  den  verschie- 
denen Pfianzenfamilien,  bat  M.  Schneidtr  in  der 
Ztschr.  d.  Allgem.  Osten.  Äpoth.-Yor.  1906, 
Nr.  37  karz  besprochen.  YolistäDdigkeit  bietet 
nur  das  entsprechende  Kobert'%c\iQ  Werk.     P,  S. 


438 


Bakteriologische  Mitteilungen. 


Ueber  Spirochätenbefunde  bei 

Syphilis. 

Die  Erforsohung  der  Syphillsätiologie  war 
bis  jetzt  eine  anunterbroehene  Kette  von 
Miß^olgen  und  EnttäuBcbungen.  Die  Ver- 
öffentiichongen  von  Schaudinn  nnd  Hoff- 
mann  sowie  zahlreiche  Nachprüfungen  dieser 
Resultate  aus  anderen  Instituten  machen  es 
durchaus  wahrscheinlich^  daß  man  es  mit 
einer  Entdeckung  von  größter  Tragweite  zu 
tun  hat 

Veranlaßt  durch  das  Kaiserliche  Gesund- 
heitsamt unternahmen  diese  Forscher  an  dem 
Krankenmateriale  der  Lassar'sdiexk  Klinik  m 
Berlin  ihre  Untersuchungen.  Zunächst  wurde 
sowohl  die  Oberfl&che  wie  der  Oewebsaft 
aus  der  Tiefe  von  syphilitischen  Primär- 
affekten und  breiten  Condylomen,  später 
auch  der  Saft  von  Leistendrüsen  untersucht. 
Fast  konstant  fand  sich  in  diesen  Produkten 
eine  gut  charakterisierte  Spirochätenform*); 
welche  wegen  ihrer  schwachen  Färbbarkeit 
als  Spirochaetepallida  bezeichnet  wird, 
zum  Unterschiede  von  einer  viel  besser  färb- 
baren, bei  verschiedenen,  mdst  nicht  spezi- 
fischen Genitalerkrankungen  (spitzen  Con- 
dylomen, Balanitis  und  einfachen  Ulcera) 
vorkommenden,  mit  Spirochaete  refringens 
belegten  Gattung.  Die  hä  Syphilis  nach- 
gewiesenen Formen  sind  4  bis  14  /i  (im 
mittel  7/j)  lang,  teils  unmeßbar  dflnn,  tdls 
V4  /i  dick.  Die  Zahl  der  mdst  recht 
ziüilreichen  Windungen  schwankt  zwischen 
6  bis  14;  letztere  sind  eng  gewunden  und 
steil,  korkzieherartig,  im  Gegensatz  zu  den 
mehr  flachen,  weitläufigen,  wellenförmigen, 
weniger  zahlreichen  der  Sp.  refringens.  Im 
lebensfrischen  Zustande  untersucht  zeigten 
sie  Rotation  um  die  Längsachse,  Vor-  und 
Rückwärtsgleiten,  sowie  Beugebewegungen. 
Auch  ohne  Lokomotion  sieht  man  zuweilen 
undulierende  Bewegungen  über  das  ganze 
Gebilde  laufen ;  schließlich  gesellen  sich  auch 

*)  Die  Spirochäten  rechnet  der  Zoologe  Sekau- 
dinn  auf  grund  früherer  Studien  an  ähnlichen 
ParasiteD  beim  Steinkauz  zu  den  Protozoen, 
Gruppe  Flagellaten,  und  nicht  mehr  zu  den 
Bakterien.  Sie  stellen  eine  indifferente  Form 
im  Oenerationswechsel  dar.  Er  unterscheidet 
sie  daher  scharf  von  den  Spirillen,  deren  starre, 
gedrehte  Oestalt  an  den  Enden  Geissein  besitzt. 


peitBchende  Bewegungen  dazu,  ohne  daß  je 
eme  Geissei  nachzuweisen  war. 

Die  Spirochäten  färben  sich  ziemlich  blaß 
und  es  bedarf  einer  ordentlichen  Uebung 
im  mikroskopischen  Schauen,  um  ihrer  gewahr 
zu  werden.  Am  besten  benutzt  man  die 
modifizierte  Oiem^o-LOsung,  die  auch  ge- 
brauchsfertig von  Dr.  Orübler  <6  Co.  in 
Leipzig  hergestellt  wurd.  Ihre  Zusammen- 
setzung ist  folgende: 

Eoffln  3,0  g 

Azur  II  0,8  g 

Glycerin  {Merek^  ehem.  rein)  250,0  g 

Methylalkohol  {Kahlbaum  I.)  250,0  g. 

Die  Ausführung  der  Färbung  ist  folgende: 

1.  Härtung  des  lufttrocknen,  sehr  dünnen 
Ausstrichs  in  Alkohol  absolutus  (15  bis  20 
Min.).     Abtupfen  mit  Fließpapier. 

2.  Verdünnung  der  Farblüsnng  mit  destiU- 
iertem  Wasser  in  weitem  ReagmisglaB  unter 
Umschüttehi  (1  Tropfen  LOsung  auf  1  com 
Wasser),  wobei  man  am  besten  die  Farb- 
lüsung  aus  einer  Tropfflasche  hinzufUeßen  läßt 

3.  Ueberziehen  der  Präparate  mit  dieser 
verdünnten  LOeung.  Färbedauer  10  bis  15 
Minuten. 

4.  Abwaschen  im  scharfen  Wasserstrahl. 

5.  Abtupfen.  Trocknen  und  Einbetten  in 
Ganadabalsam. 

Die  Untersuchung  geschieht  am  vorteil- 
haftesten mit  Vi  2  Oelunmersion  und  mittel- 
starkem Okular,  da  die  Lichtschwftche  der 
mit  den  stärkeren  Okularen  erhaltenen  Bilder 
bei  den  mühsamen  Untersuchungen  die  Augen 
allzusehr  anstrengt 

So  gelang  bisher  den  verschiedensten 
Autoren  sehr  oft  —  nicht  Immer  —  der 
Befund  aus  Primäraffekten,  Seknndärpapeln, 
typisch  erkrankten  Leistendrüsen,  verein- 
zelt auch  im  Miksblut  und  einmal  in 
der  Leber  nnd  Milz  eines  an  eongenitaler 
(ererbter)  Syphilis  verstorbenen  Kindes. 
Auch  erbrachte  Metachnikoff  den  wichtigen 
Nachweis  der  nämlichen  Spirochäte  in  den 
bei  Affen  experimentell  erzengten  syphilit- 
ischen Erankheitsprodukten. 

In  tertiären  Produkten  der  Syphilis  worden 
bisher  kerne  Spirochäten  gefunden;  ob  sie 
aber  wurklich  darin  nicht  vorkommen,  Ist 
damit  noch    nicht    erwiesen.     Weiter  fand 


429 


man  die  Sp.  pallida  niebt:  im  Soheiden- 
Bekret,  bei  Gonorriiöe^  bei  weichem  Sehanker, 
bei  leakftmisehen  uid  tuberkulösen  DrOaen^ 
im  Milzaaft  NiohtQrphilitiBoher,  im  Eiter  von 
Sehnppenflechte;  Erfttze,  in  carotnomatteem, 
sai^omaUtoem^  lupQiBem  Gewebe. 

Strikte  bewiesen  ist  es  ja  noch  keines- 
wegs^ daß  die  Spurochaete  pallida  die  Er- 
regerin der  S3rphilis  ist  und  es  wäre  ver- 
frflhty  ein  abschließendes  Urteil  abzugeben. 
Aber  die  so  große  Zahl  positiver  Befnnde 
veranlaßte  bereitB  viele  Gelehrte  für  die  große 
Wahrseheinlickeit  ihrer  ätiologischen  Bedeut- 
ung einzutreten.  L. 

Deutsehe  Med.  Woehensehr.  1905. 

Berliner  Klin.  Woehensehr,  1905. 

Mäneh,  Med.  Woehensehr.  1905. 


Zur  Absonderung 

des  Typhusbazillus  aus  ver- 

däohtigom  Wasser 

empfielt  H.  S.  Wilsofi  im  Joum.  of  Hy- 
giene 1905;  Oktober^  stetB  zwei  Methoden 
anzuwenden.  Außer  der  von  Hoffmann 
und  Ficker  angegebenen  benutzt  er  seine 
eigene.  Letztere  besteht  darin^  daß  das 
Wasser  mit  Alaun  versetzt  und  dann  zentri- 
fugiert  wird.  Aus  dem  Niederschlag,  der 
etwa  87  pCt  der  im  Wasser  vorkommenden 
Bazillen  enthält,  läßt  sich  der  Typhus- 
bazilius  gut  auf  Drigalski-Conradi^BAea 
Platten  (siehe  Pharm.  Oentralh.  47  [1906], 
18)  züchten.  — fo.— 


TKerapeutische  Mitteilungeni 


Schutzmittel 
gegen  Gtosohleohtskrankheiten. 

Otto  Große  m  München  beschreibt  und 
kritisiert  die  bisher  in  den  Handel  ge- 
kommenen Sdiutzmittd  gegen  geschlecht- 
liche Ansteckung;  er  kommt  dabei  zu  dem 
Schlüsse;  daß  bis  jetzt  weder  in  wissen- 
schaftlicher noch  m  technischer  Beziehung 
etwas  voll  Befriedigendes  erreicht  worden 
ist,  daß  wir  Schutzmittel  brauchen,  die  halt- 
barer, leichter  herzustellen,  leichter  zu  hand- 
haben und  billiger  sind.  Alle  diese  Forde^ 
ungen  soll  ein  neues,  von  Große  selbst  kon- 
sbroiertes  Schutzmittel  erfflllen.  Es  besteht 
ans  2  etwa  3  cm  langen,  kaum  bleistift- 
dicken Zmntnben,  von  denen  die  eine  das 
Frophylkatikum  gegen  Syphilis  und  Schanker, 
ein  nnzersetzbares  Fettgemisch  enthält.  Das 
Vorbeugungsmittel  gegen  Tripper,  das  den 
Inhalt  der  anderen  Tube  bildet,  ist  eine 
1  promill.  Losung  von  Hydrargyrum  oxy- 
cyanatnm  in  Wasser,  Gelatine  und  Glycerin. 
Die  Tube,  in  der  die  LOsung  sich  befindet, 
ist  eme  Spritztnbe  von  eigenartiger,  neuer 
Konstruktion.  Die  beiden  Tuben  sind  der 
Länge  nach  aneinander  gelegt  und  durch 
einen  mehrfach  herumgewickelten  Papier- 
streifen zu  emem  Ganzen  verbunden.  Der 
Apparat,  cSchfltze  Dich»  genannt,  Ist  nur 
zn  einmaligem  Gebrauche  bestimmt  und 
kostet  zur  Zeit  30  Pfg.;  er  wird  von  der 
Adlerapotheke  m  Manchen  hergestellt 

A.  Rn. 
Mäneh.  Med.  Woehensehr.  1905,  Nr.  21. 


Die  lokalanästhesierende 
Wirkung 

der  Losungen  von  Strophantin,  Digitalln, 
Adonin  und  Helleborin  auf  die  Hornhaut 
und  Bindehaut  des  Auges  von  Kaninchen, 
die  Haut  und  Nerven  des  Frosches  und 
auf  den  Verlust  der  Empfindlichkeit  der 
Haut  bei  Warmblfltem  hat  A.  Koreski 
erprobt.  Wie  die  Pharm.  Ztg.  1905,  921 
nach  dem  Rnski  WratBch  berichtet,  kam 
derselbe  zu  dem  Schluß,  daß  sie  alle  wirk- 
sam smd.  Die  ünempfindlichkeit  tritt  später 
als  bei  Kokain  ein,  ist  aber  andauernder. 
Adonin  und  Helleborin  wirken  genügend 
und  greifen  die  Gewebe  weniger  an  als 
Strophantin  und  Dlgitalin.  Außerdem  ist 
Adonin  weniger  giftig  als  die  übrigen  Körper 
und  hat  daher  den  Vorzug.  E.  M. 


Gentiana  gegen  Malaria 

wird  von  Tauret  (Ghem.-Ztg.  1906,  Rep.  10) 
neuerdings  wiederum  empfohlen,  nachdem  sich 
herausgestellt  hat,  daß  die  Glykoside,  be- 
sonders Gentioptkrin,  auf  Infusorien  schädlich 
wurken,  während  sie  für  höhere  Tiere  un- 
schädlich smd.  Es  wurden  sowohl  mit 
kristallinischem  Gentiopikrin  als  auch  mit 
Gentianaextrakt  Versuche  angestellt,  wobei 
es  gelang,  fast  in  allen  Fällen,  die  Anfälle 
zu  kupieren ;  in  der  Hälfte  der  Fälle  wurde 
völlige  Heilung  erreicht.  -^he. 


4B0 


Als  Wäschesohutz  bei  Trippei^ 

empfiehlt  Dr.  Caesar  Philipp  in  Mflnoh. 
Med.  Wochenschr.  1906,  604  einen  vier* 
eckigen  Schurz  ans  Frottierzeng;  der  an 
einem  Leibgurt  mit  drei  Knöpfen  befestigt 
umgehängt  wird,  so  daß  er  sich  zwischen 
Hemd  und  Körper  legt.  Ist  er  schmntzig 
geworden,  wird  er  abgeknöpft  und  durotv 
einen  andern  Schurz  ersetzt,  während  er 
selbst  durch  Waschen  gereinigt  wird,  um 
wieder  zur  Verwendung  zu  kommen.  Gurt; 
und  Schurz  zusammen  werden  der  große 
Servator  genannt.  Wird  ein  Suspensorium 
getragen,  so  genügt  ein  kleinerer,  billiger 
Schurz  ohne  Gurt.  Derselbe  kann  ver- 
mittels der  beiden  Schlaufen  an  jedes  Sus- 
pensorium gehängt  werden.  Seine  untere 
Hälfte  ist  zu  einer  Tasche  umgelegt,  in  die 
bei  reichlicher  Eiterung  etwas  Gaze  oder 
Watte  getan  und  dann  das  Glied  hinein- 
gesteckt wird.  Dieser  kleine  Servator 
ist  leicht  abnehmbar  und  auszuwechseln. 

Hersteller  der  Servatoren  sind  Gebrflder 
Bandekow  in  Berlm  SW.  61,  Belle  Alliance- 
Platz.  —t%- 


Ein  Ersatz  far  Jodoformglycerin 

ist  das  Formioin  (Formaldehyd-Acetamid ; 
vergl.  Pharm.  Centralh.  46  [1905],  775), 
eine  schwach  gelblich  gefärbte,  sirupöise 
Flflssigkeit.  Auf  37  <>  (7  erwärmt,  beginnt 
die  wässerige  Lösung  Formaldehyd  abzu- 
spalten; mit  steigender  Temperatur  nimmt 
die  Abspaltung  zu.  Das  Formidn  besitzt 
daher,  auf  Bluttemperatur  erwärmt,  starke 
desinficierende  Wirkung.  In  Gaben  vor 
3  g  fttr  den  Tag  in  Wasser  gelöst,  kanoi 
es  wochenlang  ohne  Gesundheitsschädigung 
genommen  werden.  Metallinstmmente  werden 
durch  die  wässerige  Lösung  nicht  ang€e 
griffen. 

Kurt  Bartholdy  in  Wiesbaden  benutzto 
das  Formidn  in  5  proc.  Lösung  an  Stel^^ 
der  Jodoformglycerin-Emulsion  zu  Einspritze 
ungen  in  Gelenke,  Weichteile,  Eiterhöhlen, 
außerdem  mit  gutem  Erfolge  bei  Gelenls- 
entzOndungen  im  Gefolge  von  Tabes,  Gelenk- 
rheumatismus, kongenitaler  Lues  und  Traumi^. 
Bei  chronischer  Blasenentzttndung  bewirkten 
tägliche  Blasenspülungen  mit  2  proa  Lösungen 
—  5  proc  wurden  wegen  intensiven  Brennens 


in  der  Blase  nicht  vertragen  —  sehneile 
Klärung  des  trfiben  Harns  innerhalb  8  bis 
10  Tagen;  der  stinkende  Geruch  des  Harns 
war  fast  stets  nach  der  ersten  Spfllung  ge- 
schwunden. Ebenso  schwand  der  Gemeh 
schnell  bei  stinkender  Rippenfell-Entzfindimg 
und  bei  stinkenden  Beingesohwilren.  Brauch- 
bar war  die  1  proa  Lösung  auch  in  Fonn 
von  feuchten  Umsehlägen  zur  vorbereitenden 
Dauerdesinfektion  zwecks  Erzielung  asepti- 
scher Operationsgebiete,  z.  B.  bei  Baneh- 
schnitt,  Bruchoperationen,  Gelenkresektionen. 
12  Stunden  lange  Einwirkung  der  1  proe. 
Lösung  gerbt  keineswegs  die  Haut,  wie  es 
Formalinumschläge  tnn,  dieselbe  bleibt  viel- 
mehr zart  und  glatt  A,  Rn. 

DetOsehe  Med.  Woehmsehr.  1905,   Nr  40. 


Ueber  das  Vorkommen 

scharfer  Motallsplitter  in  unseren 

Nahrungsmitteln 

berichtet  die  Münch.  Med.  Wochenschr.  1906, 
611  nach  Mitteilungen  von  Dr.  Alexander 
Schmidt.  Dieser  hat  40  Gemfisekonserven- 
büchsen  mit  den  bekannten  Dosenöffnern 
geöffnet  und  auf  das  Vorkommen  von 
Metallsplittem  untersucht.  In  sämtlichen 
Dosen  wurden  Splitter  gefunden  und  zwar 
im  Durchschnitt  36  (1  bis  110)  auf  dne 
Pfunddose,  von  ganz  klemen^  dem  unbe- 
waffneten Ange  nur  als  schwarze  Pünkt- 
chen erscheinenden  bis  zu  solchen  von  4  mm 
Länge.  Durch  die  sehr  verbreitete  Oeffnnngp»- 
weise  mittelst  der  Dosenöffner  werden  haar- 
scharfe und  sdir  spitzige  Splitter  erzeug:!, 
die  in  den  Büchseninhait  gelangen.  Da 
infolgedessen  eine  ständige  Aufnahme  solcher 
Splitter  mit  der  Nahrung  nicht  ausgeschloflsea 
ist;  so  Ist  anzunehmen^  daß  dieselben  die 
Ursache  mancher  Blinddarmentzflndung 
sind;  wie  man  die  von  emailliertem  Kooli- 
geschirr  stammenden  Emailsplitter  be- 
reits dafflr  verantwortlich  gemacht  hat  Ziu 
Vermadung  von  Splitterbildnng  sollten  alle 
Eonservendosen  mit  einem  Bleohstreite  n 
geschlossen  sdn,  defr  sich  In  bekannter  Weise 
abwickeln  läßt,  um  eine  Oeffhnng  der 
Dose  zu  ermöglichen.  — fo — 


431 


Photogpaphisohe  Mitteilungen. 


Photographischo  Blitsdioht- 

Misobungen. 

Auf  die  Anfrage  in  Nr.  20  ging  uns 
yon  unserem  Herrn  Mitarbeiter  für  das 
photographische  Fach  folgende  Ant- 
wort zu: 

Trotz  vielfacher  Warnungen  yor  den 
Gefahren  der  Blitzpulver  aus  Chlorat- 
mischuBgen  ereignen  sich  doch  immer 
wieder  schwere  Unglttcksfälle.  So  wurde 
vor  kurzem  in  der  Dresdner  Handlung 
photographischer  Artikel  von  Leinert 
ein  Verkäufer  durch  beim  Verkauf  plötz- 
lich explodierendes  Blitzpulver  derart 
schwer  an  den  H&nden  und  im  Gesicht 
verbrannt,  daß  sich  seine  Unterbringung 
im  Krankenhaus  erforderlich  machte. 

Qnbedingt  explosions sichere  Blitz- 
licht-Mischungen gibt  es  Oberhaupt  nicht. 
Alle  Magnesium  und  Sauerstoff  abgebende 
Körper  enthaltenden  Mischungen  er- 
zeugen, im  geschlossenen  Räume  ent- 
zündet, Explosion.  Sie  sind  auch  nicht 
vollkommen  schlagsicher.  Eine  Aus- 
nahme machen  die  Nitrat-Mischungen, 
welche  weniger  explosiv  als  die  be- 
kannten Chlorat-  und  Perchlorat-Misch- 
ungen  sind.  Will  man  nahezu  gefahrlos 
arbeiten,  tut  man  am  besten,  Oberhaupt 
keine  Blitzpulver-Mischung  anzuwenden, 
sondern  nur  reines  Magnesiumpulver 
in  einer  der  bekannten  Pustlicht-Lampen. 

Als  ziemlich  schlagsichere  Blitz- 
pnlver-Mischung  könnte  allenfalls 
eine  solche  aus  2  Teilen  Magnesium- 
Pulver  und  3  Teilen  feinstgepnlvertem 
Kalisalpeter  bezeichnet  werden,  deren 
Effekt  man  durch  Zusatz  von  Schwefel- 
antimon erhöhen  kann.  Die  bekannten 
patentierten  Blitzpulver-Mischungen  sind 
aber  vorzuziehen,  besonders  das  Agfa - 
Blitzpulver,  welches  neuerdings  im 
Preise  so  ermäßigt  ist,  daß  es  auch 
nicht  viel  teurer  als  ein  selbsthergestelltes 
Gemisch  kommt.  Bm. 


HarzwaehsUteimf  nun  Einreiben  von  Ent- 
wieklunfs-Papleren  für  ien  Pigment-Prozeß. 

Folgendes  Rezept  wird  in  den  «Photogr.  Mit- 
teilungen» empfohlen:  Gelbes  Wachs  1  g,  Kolo- 
phonium 3  g,  Terpentinöl  75  com.  Bm. 


Gtogenüberatellang  der  versohie- 
denen  Sensitometergrade« 

'  Die  Plattenfabrikanten  haben  sich  noeh 
nieht  dahin  geeinigt,  für  die  Empfindlichkeit 
ihrer  Fabrikate  emheitliehe  Bezeiehnuigen  zu 
wählen,  es  smd  viebnehr  die  versehiedensten 
Sen8itomete^SyBteme  in  Anwendung.  Nach- 
stehend geben  wir  eben  Vergleich  der  ver- 
schiedenen Sensitometergrade: 

Seheiner  Warnerke  Watbins  Wynne  ^^^^ 


c 

8 

3.6 

10 

3.    2 

B 

9 

4.5 

18 

4.    0 

A 

10 

5.6 

20 

5.    0 

1 

11 

7.3 

23 

6.    5 

2 

12 

9.0 

25 

8 

3 

13 

11.26 

28 

10 

4 

14 

14.6 

32 

13 

5 

15 

18.0 

35 

16 

6 

16 

22.5 

40 

20 

7 

17 

29  5 

46 

26 

8 

18 

36.0 

50 

32 

9 

19 

45.0 

56 

40 

10 

20 

585 

64 

52 

11 

21 

67.5 

68 

60 

12 

22 

100.0 

80 

80 

13 

23 

112.5 

88 

100 

14 

24 

146.25 

100 

130 

.15 

25 

180.0 

113 

160 

16 

26 

225.0 

124 

200 

17 

27 

292.5 

144 

260 

18 

28 

360.0 

160 

320 

Qiei 

'durch  dürfte  die  richtige  Be 

Dichtung 

ler 

unschwer 

zu  treffen 

nein. 

Bm, 

H.  Schnaufi  f. 

Im  Alter  yon  49  Jahren  starb  an  den  Folgen 
eines  Schlaganfalls  auf  seinem  Landsitz  bei 
Dresden  Hermann  Sehnauß,  Als  Sohn  des  um 
die  Photographie  hochverdienten  Dr.  Julius 
Sdhnauß  wurde  er  schon  frühzeitig  der  Licht- 
biMkunst  zugeführt  und  hat  auf  diesem  Gebiete 
Jahrzelnte  hindurch  Ausgezeichnetes  geleistet. 
Ymi  seinen  zahlreichen  Büchern  machen  wir 
foli^nde  namhaft:  «Photographischer  Zeitver- 
treib», «Diapositive»,  «Der  Projektionsapparat», 
«Katechismus  der  Photographie»,  «Gut  Licht». 
Auch  war  er  an  der  Heraußgibe  des  «Photo- 
graphischen Almanachs»  beteiligt  Viele  Jahre 
hindurch  leitete  er  den  in  Dresden  erscheinenden 
«A|ollo».  Bm, 


Vepsohiedeno  Mitleilungen. 


„ConioaB-"Flasohen 

fOr  &uD«rliohs  and  innerliche  Arzn«mittd  Fluchen  und  betonden  geeignet  für  Bob- 
^d  von  Friedrich  FeMtmann,  Nene '  kabuie  nnd  GonorrhSeinjektionen,  fflr  Flflng- 
Apotheke,  Altena  -  Ottenaen  konstmierte  köten  mm  Pinseln  bd  Hab-,  Augen-,  Ohm- 
FlaeehM  mit  konisoher  Form  nnd  konisah  nnd  Nasenerkranknngen,  für  lüle  Arzneimittel, 
ausgebohrtem  StOpeei  mit  genaner  HaBein-|die  vom  Kranken  lüch  Vonehrift  verdtknnt 


Aufschrift  auf  den  Stöpseln 


Aufschrift  auf  den  StSpseln 


t^ung.  Da  die  Flaschen  im  Gegensatie  zu 
den  Bonatfiblichen  Oläaem  keine  Flaadien- 
bruat  zdgen,  lassen  sie  sieh  leicht  reinigen. 
Der  StOpsel  zeigt  eine  Bille  znm  üsberblnden; 
Obrigena  ist  dazu  auob  ein  VeisoblnB  zu 
haben,  so  daQ  man  die  Flaeohe  ohne  weitere 
Sicherung  bequem  in  die  Tasohe  aleoken 
kann.     Die    in   allen  GrOBen   herstellbaren 


werden  mflaaen,  wie  Verband-  und  Gurgel- 
wSsser,  LOeungen  zu  Spülungen.  Die  bei 
starkwirkenden  Lesungen  niidit  ungafibriklw 
VecsohnübwMse  «1  EBlOffd  anf  1  Liter  usw.» 
kann  dann  wegfallen  nnd  durch  die  Sobrcib- 
weiae  <  1 5  ccm  anf  i  Liter  Waaaer*  enatit 
werden. 

Wertvoll  iat  beaondera  der  Dmstaod,  dafi 


433 


der  Stöpsel  stets  bei  der  Arzneiflasohe  sieh 
befindet;  so  daß  man  beim  Eintanchen  von 
PSnseln,  Spritzen  nnr  mit  einem  Teile  der 
ArzneifllLsHngkeit  in  Berflhrnng  kommt,  also 
die  Hauptmenge  nieht  vemnreinigen  kann. 

Uebrigens  sollen  sieh  die  Glitoer  nicht 
teurer  stellen  als  Glasstöpseltlaschen,  Patent- 
tropfgUtoer  n.  ft.  p. 


Eine  Vorrichtung 
zum  Vorsohlufl   von  Titrations- 
flüssigkeiten. 

Der  Apparat  besteht  ans  5  in  der  Oröße 
abnehmenden  nnd  in  einander  gestellten 
flachen  Olasschalen,  welche  die  Absorptions- 
flüasigkeiten  aufnehmen  sollen,  und  aus  5 
im  Dnrehmesser  gegen  die  entsprechenden 
Unterschalen  etwas  kleinere,  aber  höheren 
am  Rande  mit  einer  Aussparung  versehenen 
QlaMchalen,  welche  mit  dem  Boden  nach 
oben,  derart  eingestellt  werden,  daß  die 
kleinste  überdeckende  Schale  in  die  kleinste 
Unterschale  eingestellt  wird  und  so  fort 
Werden  die  [Jnterschalen  mit  den  entsprechen- 
den Absorptionsflüssigkeiten  gefüllt,  so  muß 
die  Luft,  welche  aus  der  kleinsten,  innersten 
Deckschale  über  dem  Flüssigkeitsniveau  ent- 
nommen wird,  erst  alle  anderen  Sperrflüssig- 
k^ten  im  Zickzackwege  durchlaufen.  Das 
Ableiten  der  so  gereinigten  Luft  erfolgt 
dnrch  ein  mehnnals  in  Schlangenwindungen 
gebogenes  Glasrohr,  das  in  der  kleinsten 
Deekschale  über  die  Flflssigkeitsoberflftche 
reicht  und  sich  mit  Hilfe  der  Windungen 
durch  die  Aussparungen  der  Deckschalen 
^d  über  den  Rand  der  Unterschalen  hin- 
dnidischUngelt.  Zu  beziehen  ist  der  Apparat 
von  Rudo^  Siebert  in  Wien.  j.  z. 

Ztschr.  d,  Äligem,  österr.Äpoth.-  Ver.  1906,  29. 


Faraphenylendiamin    als   Haar- 
färbemittel 

ist  für  lebendes  Haar  sdildlich,  jedoch  für  totes 
Haar  zu  empfehlen,  da  es  nach  Blau  alle 
anderen  Farbstoffe  fibertrifft  und  dessen 
Lösung  an  und  für  sich  vollständig  nnschftd- 
lich  ist.  Er  gründet  dies  Urteil  auf  Beob- 
achtungen, die  er  während  einer  längeren 
Praxis  in  einer  Färberei  gemacht  hat  Hier 
soll  nur  der  verstäubte  Farbstoff  den  Arbeitern 
sdiädlich  sein  und  Hustenreiz,  Yerschleimung, 
Kopfschmerzen,  Herzklopfen  und  dergl.  er- 
zeugen, während  die  FarbstofflOsung,  mit 
der  die  Arbeiter  allerdings  erst  nach 
erfolgter  Oxydation  in  Berührung 
kommen,  keine  Haut-  oder  sonstige  Krank- 
heiten hervorruft  Mit  Wasserdämpfen  ist 
das  Faraphenylendiamin  nicht  flfichtig.  Die 
Schädlichkeit  ihrer  Losungen  beruht 
darauf,  daß  durch  Oxydation  direkt  die 
Bandrowski^Bdbe  Base  gebildet  wird,  deren 
Kristalle  in  das  Hautgewebe  eindringen  und 
dort  rein  mechanisch  als  Fremdkörper  wirken. 
Man  kann  die  Bildung  dieser  Base  beob- 
achten sowohl,  wenn  man  eine  Paraphenylen- 
diaminlösung  mit  Wasserstoffperoxyd  ver- 
setzt und  hinstellt  als  auch,  wenn  man  ein 
mit  Faraphenylendiamin  hergestelltes  Haar- 
färbemittel einige  Zeit  offen  stehen  läßt 
In  beiden  Fällen  verfärbt  sich  die  Flüssig- 
keit bald  und  wird  trübe  und  man  kann 
dann  reichliche  Kristallablagerungen  wahr- 
nehmen. Als  Reaktion  auf  Paraphenylen- 
diamm  gibt  Blau  an,  daß  dieser  Farbstoff 
auf  Holz  gestrichen  eine  ziegehrote  Färbung 
zeigt,  die  wochenlang  erhalten  bleibt.  Auf 
Zusatz  von  Essigsäure  tritt  sie  rasdier  und 
greller  auf  und  Blau  bezeichnet  sie  als  Li g- 
nin-Reaktion.     (Vergl.  Pharm.  Gentralh. 

46  [1905],  47.)  J.  K 

Ztaehr.  d.  Äüg,  österr.  Äpotk.-  Vereins  190Ö,  ?• 


Briefwechsel. 


JL  T.    Die  Pilae  marinae  (Seeballen)  wurdeo  I 
früher  als  von  Seetieren  aasgespieene  Speisereste 
apgeseben.    Neuerdings  hält  man  sie  für  durch 
die  Bewegung  der  Wellen  verfilzte  PflaDzenteile 
lOeroUe).  8 

Apotheker  Kiesnüsky  in  Riga.    Brief  kam 
als  cnioht  bestellbar»  zurück. 


8 


H«  M.  Die  Pul  vermiscbdose  hat  Wolf* 
siffer  insofern  verbessert,  als  er  die  Papp-  bezw. 
Holzschachtel  durch  eine  solche  aus  Alaminium 
und  die  sonst  üblichen  Kugeln  durch  polierte 
Stahlkugein  ersetzte.  Diese  TFcZ/st/fer'sche 
Palvermischdose  können  Sie  von  jeder  Handlung 
phannazeutischer  Utensilien  beziehen.    — tx — 


Yerlflger :  Dr.  A.  Sckneidcr,  Dmden  und  Dr.  P.  Btß,  Dresden-Blaaewits. 
y«nuitwortUelkar  Leitw:  Dr.  A.  Sehneldcr,  DrMden. 
Im  Bnehhsiidel  dnnsh  Julias  Springer,  Berlin  N.,  MonbiioapUU  8. 
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OpD&lallUll  •  Bhitom,  von  liöohatem  Oehalt  an  EUixslore  etc. 


&Cie. 

chemische  Fabrik 


St.  Ludwig  i.  Eis.       Basel  (Schweiz) 

empfiehlt: 

Alle  Chemischen^  Pharmazeutischen 
und  Drogen  >  Ppoduktei 

sowie  sämtliche  künstlichen  Riechstoffe 

n  den  bllllfstcn  Preiieii 
in    allen    QuantitÄten. 


Pbarmaceutische  Centralhalle 

für  Deutschland« 

Heransgegeben  voo  Dis  A.  Schneider  und  Dr.  P.  SOss. 


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Zeitschrift  ffir  wisBeiiBchaftliclie  nnd  geschäftliche  Interessen 

der  Pharmacie. 

Gegrflndet  von  Sr,  Hermaan  Hag6r  im  Jahre  1859. 

Ersohemt  jeden  Donnerstag. 

Bezugspreis  yierteljährlioh:  durch  Bachhandel  oder  Post  2,50  Mk.,  dnrch  Oescbäfts- 
stelle  im  Inland  3, —  Mk.,  Ansland  3^  Mk.  —  ^zelne  Nmnmem  30  Pf. 

Anzeigen:  die  einmal  gespaltene  Klein-Zeile  30  Pf.,  bei  größeren  Anzeigen  oder 'Wieder- 
holungen Preisennäßigong 

Leiter  der  1  Dr.  Alfred  Schneider,  Dresden-A.  21;  Schandauer  Str.  43. 
ZeitsehrUt:  J  Dr.  Panl  Süß^  Dresden-Blasewitz;  Oostav  Freytag-Str.  7. 

CfesehXftsstelle:  Dresden- A.  21;  Schandauer  Straße  43. 


IS  32. 


Dresden,  31.  Mai  1906. 


Der  neuen  Folge  XXVII.  Jahrgang. 


XLvn. 

Jahrgang. 


Iiüialt :  Ca«Ble  «Bd  Fh«raiaele:  Ein  Ersats  de«  ofasiiMU«n  Selfaxupiritiu.  —  Baaktionen  des  Pikrotozin.  — 
DsTftellniig  T<m  BalicflBanremoxiogljkolsflter.  —  Neae  NiederlindiMha  PhaimakopOe.  —  Nene  Arraelmitlel.  — 
Besttanmimg  de«  SaaUlolgehaltes  im  SandelholaOl  nach  Fb.  Nederl.  IV.  —  Hentellimg  leicht  resorbierbinr, 
medlkBiiieiitOeer  Salbenseiien.  —  Bantellimg  Ton  Oleam  Hyoseyuni.  —  Laortfo'iche  Prfifimg  des  Stemanls.  —  Dar- 
steUmig  einer  ludtbsren  EisenalbnminaUOsang. — Jodbestimmong  in  Jodthymol  und  Aristol. — D^ooetion  de  Msgendie.  — 
Kaehwais  der  Hanojlfnder.  —  QasntitatlTe  Bestimmung  des  Tiophen.  —  Neue  Methode  sum  Nadiireis  Ton  Aceton 
im  Harn.  —  Naknuigiaitt«l-Oh«iiiie.  —  Th«r|p«iitMoae  MlttellDBcen.  —  Fhotographlsehe  Mlttell«iig«]i. 

—  y«n€Ued«ne  lUtteUuseii.  —  BridWeehsel. 


Chemie  und  Pharm aoie. 


Ein  Ersatz  des  ofBzinellen 


Von  Dr.  JET.  Haupt^  Baatzen. 

In  der  modernen  Chirurgie  ist  es  be- 
sonders der  SeifenspirituSy  der  an  Stelle 
der  froheren  Eresol-  und  Phenolpräparate, 
deren  gelegentliche  Qift-  und  Aetz- 
wirkung  oü»  unangenehm  empfunden 
wurde,  immer  häufiger  Anwendung  zur 
Sterilisation  usw.  findet.  Die  Erkenntnis 
seiner  baktericiden  Eigenschaften  im 
Verein  mit  seiner  mild  alkalischen  Wirk- 
ung auf  die  Haut,  ohne  ätzend  zu  sein, 
haben  ihn,  seitdem  man  von  der  anti- 
septischen zur  aseptischen  Wundbehand- 
lung flbergegangen  ist,  einen  hervor- 
ragenden Platz  im  Arzneischatz  ge- 
sidiert.  Besonders  ffir  die  Desinfektion 
der  Hände  ist  das  im  Seifenspiritus 
gebotene  Mischungsverhältnis  zwischen 
Weingeist  und  Wasser  ein  gunstiges. 
Der  .^ohol,  welcher  in  niedrigen  Eon- 
zentrationennichtgenägend  desinfiderend 


wirkt  und  andererseits  in  sehr  hohen 
Konzentrationen  die  Sporen  der  Bak- 
terien nicht  abtöten  »kann,  weil  die 
durch  Wasserentziehung  geschrumpfte 
Sporenhaut  sein  Eindringen  in  das  Innere 
der  Sporen  hindert,  kann  in  dieser 
Mischung  mit  Wasser,  wie  u.  a.  aus 
den  bekannten  Arbeiten  von  Koch^)  und 
vieler  Nachfolger^)  hervorgeht,  hier  seine 
keimtötende  Wirkung  voll  entfalten. 
Hierzu  kommt  beim  Waschen  mit  Wasser 
und  Seifenspiritus  die  auflockernde  Kraft 
der  im  Wasser  dissoziierten  Seifenlösung, 
wodurch  die  Haut  geschmeidig  wird,  so 
dass  ein  weites  ITeld  der  Verwendung 
schon  ans  theoretischen  Erwägungen 
dem  Seifenspiritus  offen  steht.  Betrachtet 
man  die  VorschriH;  des  D.  A.-B.  IV  zum 


1)  R,  Koeh^  Mitteilung  aus  dem  Eaiserl.  Ge- 
sandheitsamt 1887  usw. 

*)  PauL  and  Er^ig,  Zeitschrift  f.  Hygiene  u. 
Infektionskrankheitea  1897,  Bd.  XXV,  8.  84  ff. 

Kurxiüelly^  Jahrbücher  für  wissenschaftliche 
Botanik,  Bd.  38,  8.  337  u.  338. 


136 


Spiritos  saponatufl,  sowie  zu  den  Ter- 
schiedenen  galenischen  Präparaten,  die 
Seifenlösungen  in  dieser  oder  jener  Form 
darstellen,  so  findet  ntan,  daß  sie  un- 
verändert aus  der  3.  Ausgabe  in  die 
4.  übergegangen  sind.  Danach  ist  Spiritus 
saponatus  eine  Auflösung  von  einer  neu- 
tralen Oliyenölkaliseife  in  einer  Mischung 
von  30  Teilen  Weingeist  mit  17  Teilen 
Wasser;  (eine  sehr  geringe  Menge  un- 
verseiften  Olivenöls  ist  bei  genauer  Be- 
folgung der  Vorschrift  im  Seifenspiritus 
entiialten.)  Die  Pharm,  germ.  Ed.  11 
führte  eine  Auflösung  von  Ealiseife,  die 
oft  einen  Ueberschuss  von  feinem  Alkali 
enthielt,  weshalb  man  dazu  überging, 
die  Olivenseife  entsprechend  der  Ver- 
seifungszahl  dieses  Oeles  von  ungefähr 
190^)  aus  berechneten  Mengen  Oel 
und  Ealihydrat  herzustellen.  Die  Pharm. 
germ.Ed.1  ließ  ihn  ausMarseiller  Seife,  also 
aus  einer  Olivenöl natron seife,  durch 
Auflösung  in  verdünntem  Weingeist  dar- 
stellen. Auch  das  Dispensatorium  Borusso- 
Brandenburgicum  1781  kannte  schon 
einen  Seifenspiritus^).  Was  nun  die 
Prüfung  des  jetzt  officinellen  Seifen- 
spiritus anbetrifft,  so  schreibt  das  Arznei- 
buch bereits  bei  der  Darstellung  vor, 
die  Vei*seif ung  sachgemäß  durchzuführen, 
d.  h.  so  lange  auf  dem  Dampfbade 
unter  langsamem  Umrühren  oder  aber 
am  Rückflusskühler  zu  verseifen,  bis 
eine  gezogene  Probe  der  Seife  sich  mit 
Wasser  und  Weingeist  ohne  Trübung 
mischen  läßt.  Steht  ein  guter  Dampf- 
apparat zur  Verfügung,  so  bietet  die 
Darstellung  der  Olivenölschmierseife 
keinerlei  Schwierigkeiten,  man  kann  na- 
türlich ebenso  auf  dem  Wege  der  lang- 
samen Einwirkung  des  Aetzkali  auf 
das  Oel  zum  Ziel  gelangen,  indem  man 
unter  wiederholtem  Schütteln  die  Misch- 
ung von  Oel,  Ealihydrat  und  wenig 
Weingeist  mehrere  Tage  an  einem 
warmen  Ort  stehen  läßt.  Als  Wert- 
messer für  den  richtigen  Gehalt  an 
wirksamer   Oelkaliseife    dient   lediglich 

S)  Benedikt 'ülxer,  Analyse  der  Fette  and 
Waohsarten  1903. 

^)  Hctger,  Eommeotar  zum  Deutsohen  Arznei- 
buoh  m,  Bd.  n,  S.  603. 


das  spezifische  Gewicht,  das  sich«  wischen 
0,926  bis  0,935  bewegen^  soll. 

So  wenig  bs  angebracht  erscheint, 
durch  langwierige  Methoden  dem  Apo- 
I  theker  die  Prüfung  seiner  Waren  zu 
i  erschweren,  so  sehr  scheint  doch,  — 
immer  vorausgesetzt,  daß  der  Apotheker, 
wie  das  ja  auch  vorkommen  wird,  seinen 
Seifenspiritus  nicht  selbst  darstellt,  — 
hier  ^e  schärfere  Prüfung  am  Platze. 
Einem  unreellen  Händler  dürfte  es  näm- 
lich keine  Schwierigkeiten  bieten,  einen 
Seifenspiritus  von  geringerem  Gehalte  an 
Alkaliseife  aber  doch  vom  richtigen  spezi- 
fischen Gewicht  herzustellen,  er  braucht« 
ja  nur  das  Verhältnis  von  Wasser  and 
Weingeist  entsprechend  abzuändern,  und 
er  kami  eine  entsprechende  Menge  Olivenöl 
sparen.  Krankenhäuser  kleinerer  Städte 
oder  sonstige  größere  Anstalten,  haben 
bisweilen  für  ihre  Arzneimittel  Bezugs- 
quellen, die  eine  scharfe  Eontrolle  der 
eingehenden  Waren  erwünscht  erscheinen 
lassen.  Deshalb  dürfte  es  sich  em- 
pfehlen, den  Gehalt  an  freien  Fettsäuren 
auch  im  Seifenspiritus  bestimmen  zu 
lassen,  wie  ja  die  Hehner'Bche  Zahl  in 
der  Pharm.  Germ.  IV  für  die  Prüfung 
von  Sapo  kalinus  venalis  vorgeschrieben 
ist. 

Aber  nicht  nur  von  dem  Seifenspiritus 
des  Arzneibuches,  der  immerhin  von 
einem  teuren  Ausgangsmaterial,  dem 
Olivenöl,  ausgeht,  soll  hier  die  Bede 
sein.  —  In  manchen  ärztlichen  Kreisen 
erfreute  sich  fr^er  auch  der  Spiritus 
saponatus  kalinus  Hebrae  einer  gewissen 
Beliebtheit.  —  Dieser  stellt  eine  par- 
fümierte Auflösung  von  Leinölkaliseife 
dar,  der  indessen  gewisse  Nachteile  an- 
zuhaften scheinen.  So  ausgezeichnet  die 
Verwendung  von  Sapo  kalinus,  der  reinen 
Leinölseife,  zur  Instrumentensterilisation 
und  für  viele  dermatologische  Zwecke 
sein  mag,  so  scheint  sie  sich  zur  Her- 
stellung eines  billigen  Seifenspiritus,  für 
welchen,  wie  namhafte  Chirurgen  ver- 
sichern, ein  wirkliches  Bedürfiois  vor- 
liegt, doch  nicht  recht  einzubürgern. 
Wahrscheinlich  trägt  der  diesem  Prä- 
parate uihaftende  «Schmierseifengeruch» 
die  Schuld  daran.  Vielleicht  kann  dem 
Bedüifnis  abgeholfen  werden,  wenn  ein- 


437 


m&I  der  Versuch  gemacht  wird,  z.  B. 
ans  Oleum  Arachidis,  aus  Erdnußöl, 
einen  Seifenspiritus  herzustellen.  Der 
MSngel,  die  diesem  Präparat  aus  Erd- 
nußöl anhaften,  bin  ich  mir  wohl  be- 
wußt, aber  vielleicht  überwiegen  für 
manche  Zwecke  doch  die  Vorteile.  — 
Als  solche  möchte  ich  in  erster  Linie 
nationalökonomische  ins  Feld  führen. 

Benätzt  man,  der  Vorschrift  des  Arznei- 
buches folgend,  Olivenöl  zur  Darstellung 
des  Seifenspiritus,  so  kann  man  nur  ein 
Gel,  das  etwa  den  Anforderungen  ent- 
spricht, die  das  Arzneibuch  an  Oleum 
Olivamm  stellt,  verwenden.  Bei  An- 
wendung eines  so  wenig  sorgfältig  ge- 
wonnenen Oeles,  wie  es  das  Oleum 
Olivamm  commune  ist,  wäre  auch  bei 
ans  solchem  Oel  dargestellter  Seife  der 
sogenannte  «Fruchtgeruch»  ein  scharfer, 
aiJdringUcher  Geruch,  bemerkbar.  Der 
Preis  des  vorgenannten  guten  Oeles 
beträgt  ungefähr  140  bis  160  Mark  ffir 
100  kg,  während  eih  erstklassiges  Erd- 
nnßOl  80  bis  86  Mark  kostet.  Es  wird 
also  ein  billigeres  Rohmaterial  verwandt, 
das  dennoch  den  höchsten  Anforderungen 
an  seine  Reinheit  entspricht.  Bei  dem 
großen  Verbrauch  an  Seifenspiritus 
durfte  sich  ffir  Krankenhäuser  und  ähn- 
liche Anstalten  eine  Ersparnis  auf  diese 
Weise  erzielen  lassen. 

Aber  auch  von  einem  höheren  und 
weit  wichtigeren  Gesichtspunkte  aus 
sollte  man  ffir  die  Verwendung  des 
Arachisöles  eintreten:  Indem  OÜvenöl 
verwendet  wird  zu  einem  Zweck,  wo 
der  angenehme  speciflsche  Geschmack 
dieses  Oeles  nicht  in  Frage  kommt, 
wird  gevrissermaßen  unnätz  das  dafür 
angeleimte  Qeld  an  das  Ausland  gezahlt, 
wUn-end  bei  Verwendung  von  Arachisöl 
das  Geld  unseren  Kolonien,  die  dessen 
so  dringend  bedürfen,  zu  gute  kommt. 
Bekanntiidi  ist  neben  den  Vereinigten 
Staaten,  die  etwa  V?  ^^  Weltkonsums 
an  Erdnüssen  produzieren,  hauptsächlich 
Westafrika  ein  solches  Produktionsland. 
Ja,  die  Nässe  vom  Senegal  enthalten 
10  pCt  Fett  mehr,  als  die  amerikanischer 
Herkunft,   nämlich   60  pCt^).     Unsere 

&)  Chemical  Trade  Journal  1901,  S.  365. 


Kamerun-  und  Togo-Nfisse  dürften  an 
Gate  den  Senegataifissen  kaum  nach- 
stehen. Während  die  letzten  warmen 
Pressungen  ein  nur  noch  zur  Seifen- 
fabrikation dienendes  Oel  liefern,  erhält 
man  aus  den  ersten  Pressungen  das 
bekannte  feine  Tafelöl  von  nußartigem 
angenehmem  Geschmack,  wie  es  von 
verschiedenen  Eolonialfirmen  —  leider 
nur  noch  zu  teuer  —  als  «deutsches 
Tafelöl»  in  den  Handel  gebracht  wird. 
Der  Konsum  von  ErdniU3öl  ist  schon 
jetzt  auch  bei  uns  weit  größer,  als  man 
annehmen  sollte,  es  kommt  vielfach  als 
Ersatz  für  Olivenöl,  leider  oft  unter 
Namen,  die  zu  einer  Irreführung  des 
Publikums  geeignet  sind,  wie:  «Nizzia- 
Oel»  usw.  in  den  Handel.  Erwähnt  sei 
nebenbei,  daß  die  Erdnußpreßrückstände 
vermöge  ihres  hohen  Protein-  und  Stärke- 
gehalts, —  Arachissamen  enthalten  Fett 
und  Stärke  gleichzeitig  als  Beservestoff, 

—  noch  ein  gutes  Kraftfuttermittel 
geben,  während  wohl  Olivenpreßkuchen, 
vermöge  ihrer  vielen  Steinzellen  keinerlei 
Verwendung  als  Futter  finden  dürften. 

—  Die  Ausfuhr  von  Erdnüssen  aus  Togo 
allein  betrug  1902  44339  kg  im  Wert 
von  3641  Mark,  gegenüber  20480  kg 
im  Wert  von  1690  Mark  in  1901 ;  sie 
ist  also  in  raschem  Steigen  begriffen^). 
Auch  in  Kamerun  und  Deutsch-Ostafrika 
macht  der  Anbau  von  Erdnüssen  Fort- 
schritte und  es  wäre  gut,  schon  jetzt 
auch  für  die  besseren  Oele,  die  zu  hoch- 
wertig für  die  gewöhnliche  Seifenfabrik- 
ation sind,  angesichts  höherer  zu  er- 
wartender Produktion,  sicheren  Absatz 
zu  erlangen.  —  Um  ein  urteil  über 
den  Desii^ektionswert  des  mit  Arachisöl 
bereiteten  Seifenspiritus  zu  gewinnen, 
müssen,  neben  der  Prüfung  im  Labo- 
ratorium auf  seine  bakteridden  ESgen- 
schsdften,  auch  die  praktischen  Erfahr- 
ungen der  Chirurgen  mit  dem  neuen 
Präparat  gehört  werden.  Die  Darstell- 
ungen könnte  ungefähr  so  erfolgen: 
6  Teile  Arachisöl  werden  mit  6,6  Teilen 
16  proc.  Kalilauge  unter  Zusatz  von  7,6 
Teilen  Weingeist  verseift  usw.  wie  bei 
Spiritus  saponatus  D.  A.-B.  IV.    Da  die 


6)  Dcatsche  Koloaial-Zeituog  1903,  S.  290. 


438 


Verseif angszahl  des  Erdnußöles  zwischen 
190  und  197  schwankt,  wird  es  gut 
sein,  um  einen  für  alle  Fälle  alkalifreien 
Seifenspiritus  zu  erhalten,  eine  geringe 
Menge  Oel  mehr  anzuwenden.  Dem 
Arachisölseifenspiritus  haftet  indessen 
eine  unangenehme  Eigenschaft  an:  Das 
arachinsaure  Kali  ist  in  Alkohol  nur 
schwer  löslich,  es  findet  daher  beim 
Erkalten  des  Präparats  eine  Ausscheid- 
ung von  kleinen,  weißen,  flockigen 
Eristallaggregaten  —  arachinsaurem  Kali 

—  statt,  die  sich  indessen  leicht  auf  der 
Haut  durch  die  Körperwärme  lösen. 
Das  Präparat  wäre  daher  vor  dem  Ge- 
brauch ähnlich  dem  Linimentum  sapo- 
nato  —  ammoniatum  umzuschüttein  oder 
der  Bodensatz  muß  abfiltriert  werden, 
wodurch  allerdings  ein  Verlust  an  Seifen- 
substanz (etwa  V25  der  Seife)  veranlaßt 
würde.  In  Wasser  oder  verdünntem 
Alkohol  ist  die  Arachinseife  klar  löslich. 

—  Die  Prüfung  des  Arachisölseifen- 
spiritus würde  sich  zu  erstrecken  haben 
auf  die  Bestimmung  des  spezifischen 
Gewichts,  die  Ermittelung  der  Hekner- 
sehen  Zahl  oder  des  Gehalts  an  Arachin- 
saure nach  Bertou  und  Beliier.  Letztere 
Bestimmung  bietet  die  Unbequemlichkeit, 
daß  mehrere  eingestellte  Lösungen  vor- 
rätig gehalten  werden  müssen,  anderseits 
aber  die  Gewähr,  daß  ein  reines  Erd- 
nußöl, nicht  ein  vielleicht  mit  Mohnöl 
verschnittenes  zur  Verseifung  verwendet 
wurde.  

Heller  die  Reaktionen  des  Pikrotoxin  ver- 
öffentlicht 0.  Reichard  (Chem.-Ztg.  1906,  109; 
einen  längeren  Artikel,  dem  wir  folgendes  ent- 
nehmen. Setzt  man  einer  Mischung  Ton  Pikro- 
toxin mit  jodsaarem  Kali  am  einen  Tropfen 
Salzsäure  zu,  so  färbt  sich  die  Masse  schon  in 
der  Kälte  intensiv  gelb  and  es  entsteht  [ein 
starker  Jodgerach.  Bei  dem  freiwilligen  Ver- 
dunsten hinterbleibt  ein  prächtig  hellgelb  ffe- 
färbter  Rückstand,  der  sich  unverändert  aufbe- 
wahren läßt  und  bei  forensischen  üntersuch- 
nngen  gut  als  Beweismaterial  dienen  kann.  Die 
Reaktion  kann  zur  Unterscheidung  von  Morphin 
verwendet  werden.  Verteilt  man  einen  Tropfen  I 
Ferrichloridlösung  auf  einer  Porzellanplatte  und 
setzt  einige  Eriställchen  Pikrotoxin  zu,  so  erhält 
der  Tropfen  beim  freiwilligen  Veidunsten  dunkel- 
grün gefärbte  Ränder.  Beim  Zusatz  eines 
Tropfens  konzentrierter  Schwefelsäure  lösen  sich 
die  grünen  Krusten  unter  Eat  Färbung  und  beim 
gelinden  Erwärmen  bilden  sich  schwärzliche 
Streifen  io  der  Lösung,  die  nacii  dem  Rande  sn 


grünlich  erscheinen.  Wird  eine  kleine  Messer- 
spitze von  Kupferchlorür  mit  einigen  Eriställchen 
Pikrotoxin  verrieben  und  ein  Tropfen  Salzsäure 
zugesetzt  so  erhält  man  eine  bellgrüne  Losung, 
die  beim  Eintrocknen  sich  teilweise  entfärbt. 
Setzt  man  dazu  nun  einen  Tropfen  konzentrierto 
Schwefelsäure,  so  bildet  sich  statt  der  grünen 
Krusto  eine  rötlich-schwarze  Masse  und  in  der 
zartgrün  gefärbten  Mitte  entsteht  eine  gelblicb- 
rote  Färbung,  bis  durch  Einwirkung  der  Schwefel- 
säure eine  hellblaue  Lösung  ontsteht.  Dunstet 
man  eine  Löduug  von  Ammoniummolybdat  mit 
Pikrotoxin  ein,  so  erLfilt  man  eine  sebneeweii^e 
Masse,  die  auf  Zusatz  eines  Tropfi'us  Schwi  fi'l- 
säure  intensiv  blau  wird.  Auf  Zusatz  vcn  Äiu- 
moniumpersulfat  schlagt  die  blaue  Färb*  in 
intensives  Gelb  um.  Rührt  man  einige  Stäub- 
chen  a-Nitro&o-/?-Naphthol  mit  1  bis  2  Tropfen 
konzentrierter  Schwefelsäure  an  und  verteilt  die 
gelb- braune  Lösang  auf  2  bis  3  qcm  und  setzt 
nun  einige  KristäUchen  Pikrotoxin  zu,  so  firben 
sich  diese  tief  schwarz-braun,  während  um  sie 
herum  ein  heller,  fast  farbloser  Ring  entsteht 
Auf  Zusatz  von  1  bis  2  Tropfen  konzentrierter 
Salpetersäure  verschwindet  sofort  die  dunkle 
Faroe  und  macht  einem  intensiven  Oelb  Platz. 
Beim  Erhitzen  wird  die  Farbe  wieder  intensir 
schwarz-braun.  LäLt  man  einen  Tropfen  Kobalt- 
nitratlösung  mit  Pikiotoxin  eindunsten  und  setzt 
dann  einen  Tropfen  Natronlauge  zu,  so  entsteht 
zunächst  die  bekannte  dunkelblaue  Fällung.  All- 
mählich aber  bildet  sich  durch  Einwirkung  des 
Pikrotoxin  eine  silberblaugraue  Mischfarbe,  die 
sehr  charakteristisch  ist  Mischt  man  Pikrotoxin 
mit  Quecksilberoxydulnitrat  und  konzentrierter 
Schwefelsäure,  so  bildet  sich  eine  dankelgelbe 
Farbe,  die  allmählich  wieder  verblaßt  Mit 
Quecksilberchlorid  tritt  keine  Reaktion  ein. 
Mischt  man  auf  einer  Porzellanplatte  einen 
Tropfen  Eisenchloridlösung  mit  1  Tropfen  Kalium- 
rhodanidlösung,  setzt  einige  XiistäUchen  Pikro- 
toxin hinzu  und  verteilt  auf  einen  Fleck  von 
3  bis  4  cm  Durohmesser,  so  sieht  man  die  Kri- 
stäUchen intensiv  schwarz  auf  rotem  Grande, 
umgeben  von  einem  helle len  violetten  Hof.  Auf 
Zusatz  von  Natronlauge  entfärbt  sioh  die  Losung 
und  die  Kristalle  werden  gelb,  auf  Zusatz  von 
Schwefelsäure  wird  die  Lösung  ebenfalls  &rb- 
los,  die  Kristalle  bleiben  aber  schwarz  und  lösen 
sich  nur  langsam  unter  Entfärbung.  Bei  der 
Mischung  von  Pikrotoxin  mit  vanadinsaurem 
Natron  färbt  sich  die  Masse  auf  Wasserzusatz 
an  den  EÜmdem  gelb,  bei  Zusatz  von  konzen- 
trierter Schwefelsäure  wird  die  ganze  Masse 
ledergelb,  welche  Färbung  aUmählioh  dunkler  wird 
und  in  eine  dunkelgrüne  übergeht  Diese  Re- 
aktion ist  äußerst  scharf.  —he. 


Yerfahren  zorDarsteliiiiif  TonSaUeybftiire- 
monogrlykolester.  D.  R.  P.  164128.  Kl.  12q. 
Man  erhält  das  Präparat  duroh  Veresterung  von 
Salioylsäuro  und  Glykol  mittels  starker  Säuren 
als  ölige  Flüssigkeit,  die  bei  15  mm  Druck  bei 
1730  C  siedet  und  in  Wasser  verhältnismäßig 
leicht  löslicli  ist.  Es  findet  Verwendung  bei 
rheumatischen  Erkrankungen.  A.  St. 


439 


Die  neue  Niederländische 
Pharmakopoe 

(Pharmacopoea  Hederlaadioa. 
Editio  Qaarta.) 

BeepiOGhen  von  Dr.  O,  Weigel. 
(Schlau  YOa  Seite  424.) 

SirapL  Fftr  IXrape  schreibt  Ph.  Ned. 
allgemein  nur  vor,  daß  sie  nach  dem 
Abkflhlen  in  trockene  Flaschen  zn 
füllen  nnd  an  einem  kfihlen  Ort  aufzu- 
bewahren sind. 

Unter  Sirnpus  Diacodii  versteht 
Ph.  Ned.  ein  Oemisch  ans  gleichen 
Teilen  Siropos  Althaeae  nnd  Sirupns 
Papaveris.  Sirnpus  Ipecacnanhae 
nnd  Sirnpns  Opii  sind  ans  der  be- 
treffenden Tinktur  und  Sirnpus  simplex 
zu  mischen;  ersterer  im  VerhUtnis 
10  +  90,  letzterer  B  +  95. 

Die  Vorschriften  der  Ph.  Ned.  zur 
Bereitung  der  übrigen ,  bekannteren 
Arzneisäfte  ähneln  ganz  denen  des 
D.  A.-B.  17.— 

Außer  dem  bereits  erwähnten  absoluten 
Alkohol  fUirt  Ph.  Ned.  drei  mit  Wasser 
yerdflnnte  Alkohole  als  offlzinell  und 
zwar  unter  den  Bezeichnungen: 

Spiritus,  mit  einem  Gtehalt  von  90VöI.- 
pCt  Alkohol  (=  spez.  Gew.  0,8338); 

Spiritus  dUutui,  mit  einem  solchen 
von  70  Vol.-pCt  (=  spez.  Gew.  0,8897) 
und 

Spiritus  fortior,  welcher  96  Vol.-pCt 
Alkohol  enthält  (=  spez.  Gew.  0,8159). 

Die  bekannten,  mit  Hilfe  von  Wein- 
geist herzustellenden  Arzneipräparate 
(Spiritus  praeparati  wie  z.  B. 
Spiritus  GocUeariae,  Lavandulae  u.  a*) 
läßt  Ph.  Ned.  gleich  dem  D.  A.-&  lY 
nsich  Yoraufgehender,  24stündiger  Ma- 
zeration der  Drogen  mit  dem  Weingeist 
durch  Destillation  herstellen. 

Spiritus  aethereuB  (Aether  cum  Spiritu) 
ist  aus  gleichen  Teilen  Aether  und 
Weingeist  zu  mischen  (D.  A.-B.I  V  =  1+3). 
Die  Vorschrift  für 

Spiritus  Citri  lautet:  400  Teile  frische 
Zitronensdiale  werden  84  Stunden  lang 
mit  einem  Gemisch  aus  650  Teilw 
Weingeist  und  1100  Teilen  Wasser  mazer- 
iert, darauf  1000  Teile  abdestilliert 


Spiritus  saponatui  wird  durch  Verseifen 
von  Sesamöl  bereitet  und  mit  Layendelöl 
parfftmiert. 

Stjnraz.  Storax  darf  sich  nach  Ph.  Ned. 
—  wie  es  auch  wirklich  der  Fall  ist  — 
zum  Teil  in  Petrolbenzin  lösen  (D.  A.-B.IV 
schreibt  irrtfimlich  yor :  in  Petrolbenzin 
nicht  löslich);  der  vom  Lösungsmittel 
befreite  Eslraktionsrückstand  soll  jedoch 
zähflüssig  sein  (Prüfung  auf  Kolo- 
phonium, welches  durch  Petrolbenzin 
mit  gelöst  wird,  den  Rückstand  aber 
mehr  oder  weniger  ganz  verdickt 
d.  Ref,). 

Succus  Citri  artificialis.  Die  Vorschrift 
für  künstlichen  Zitronensaft,  welcher 
stets  frisch  bereitet  werden  soll,  sei  hier 
wiedergegeben : 

10  Teile  Zitronensäure  sind  in 

80  Teilen  Wasser  zu  lösen  und  mit 

10  Teilen  Zitronenspiritus  (vergleiche 

Vorschrift  hierzu  unter  «Spirit.  Citri») 

zu  mischen. 
Auch  die  Vorschrift^  welche  Ph.  Ned. 

zur  Darstellung  des 

Taanalbinnm  (Tannalbuminum)  gibt, 
sei  erwähnt:  In  eine  filtrierte  Lösung 
trockenen  Hühnereiweißes  (10  +  90 
Wasser)  wird  eine  klare  Tanninlösung 
(6  +  94  Wasser)  eingetragen  und  zwar 
von  letzterer  soviel  als  zum  völligen 
Ausfällen  des  Eiweißes  nötig  ist  In 
der  Regel  braucht  man  hierzu  gerade 
das  angegebene  Quantum  Tanninlösung. 
Das  Gemisch  wird  erwärmt  (bis  auf 
höchstens  50^  0),  bis  sich  der  Nieder- 
schlag zusammenballt,  dieser  dann  ge- 
sammelt und  mit  100  Teilen  Wasser 
ausgewaschen.  Nachdem  das  Wasch- 
wasser größtenteils  abgetropft  ist,  preßt 
man  den  Rückstand  sorgfältig  aus, 
zerbröckelt  und  trocknet  ihn  bei  einer 
400  c  nicht  überschreitenden  Temperatur. 
Dann  wird  er  gepulvert  (B40)  und  als 
Pulver  nochmals  6  Stunden  lang  bei 
110  bis  1150  C  nachgetrocknet. 

Tartarus  depuratus  (Tartras  kalicus 
acidus).  Die  Prüfung  auf  Metalle  er- 
folgt hier  mit  Schwefelammonium  nach 
folgender  Vorschrift:  Eine  Lösung  von 
1  g  Weinstein  in  2  ccm  Ammoniak- 
flüssigkeit und  8  ccm  Wasser  darf  durch 


440 


vom  Alkohol  befreit,  sollen  einen  Rflck- 
Schwefelammonium  nicht  verändert 
werden.  Die  fibrigen  Prnfungen  anf  Rein- 
heit sind  die  gleichen  wie  im  D.A.-B.  IV. 

Terebinthina  larioina.  Ph.  Ned.  fährt 
nur  den  Terpentin  von  Larix  enropaea 
nnd  läßt  ausschließlich  diesen  zu  galen- 
ischen  Präparaten  verwenden.  Er  soll 
unter  Erwärmen  in  5  Teilen  Spiritus 
gänzlich  löslich  sein.  Diese  Eigenschaft 
besitzt  Terebinthina  communis  auch ;  es 
wäre  daher  richtiger  gewesen,  eine  Lös- 
ung in  3  Teilen  SOproc.  Alkohol  zu 
verlangen,  welche  Bedingung  wohl 
Terebinthina  veneta,  nicht  aber  Tere- 
binthina communis  erffiUt  (vergl.  Pharm. 
Centralh.  44  [1903],  828).  Venetianischer 
Terpentin  soll  femer  etwa  15  pCt  äther- 
isches Oel  enthalten  und  neben  einer 
Säurezahl  von  65  bis  80  eine  Esterzabi 
von  45  bis  60  aufweisen. 

Tincturae.  llnkturen,  soweit  es  sich 
um  solche  aus  Drogen  handelt,  werden 
nachPh.Ned.  teilweise  durch  Perkolation, 
teilweise  durch  Mazeration  hergestellt. 
Durch  Perkolation  sind  insbesondere  die 
Tinkturen  der  starkwirkenden  Drogen 
(also  solche,  die  Alkaloide  enthalten)  zu 
bereiten  und  zwar  alle  —  gemäß  dem 
Brüsseler  Beschluß  —  im  Verhältnis 
1:10.  Hierher  gehören  Tinctura :  Aconiti, 
Belladonnae,  Cantharidum,  Colchici,  Di- 
gitalis,Hyoscyami,Ipecacuanhae,Lobeliae, 
Opii,SecaIis  cornuti,Strophanthi,Strychni ; 
sie  führen  in  der  Ueberschrift  das  Sig- 
num F.  I.  (Formula  intemationalis). 
Tinctura  Seealis  cornuti  und  Tinc- 
tura Strychni  sind  aus  der  mit Petrol- 
äther  entfetteten  Droge  herzustellen. 

Die  übrigen  Tinkturen  werden  im 
Verhältnis  1 : 5  durch  5tägige  Mazeration 
bereitet.  Allgemein  gilt  noch,  daß  die 
Tinktur  nach  dem  Abpressen  zwei  Tage 
am  kühlen  Ort  stehen  soll,  bevor  sie 
filtriert  wird.  Die  zur  Herstellung  von 
Tinkturen  nötigen  Drogen  werden  zumeist 
in  gepulvertem  Zustande  verwendet; 
der  Feinheitsgrad  des  Pulvers  ist  jedes- 
mal vermerkt. 

Wie  eingangs  schon  erwähnt  wurde, 
zieht  Ph.  Ned.  zur  Prüfung  der  Tink- 
turen außer  dem  spezifischen  Gewicht 
auch  den  Trockenrückstand  heran.  Dieser 


ist  nach  folgender  allgemeiner  Vorschrift 
zu  bestimmen:  3  bis  6  g  der  Tiiüctor 
werden  auf  dem  Wasserbade  zur  Trockne 
verdampft  und  der  Rückstand  bei  100<^  C 
eine  Stunde  lang  getrocknet.  Zur  Prüf- 
ung des  zur  Bereitung  der  Tinkturen 
(faUs  man  diese  fertig  bezogen  hat)  ver- 
wendeten Alkohols  auf  Reinheit  gibt 
Ph.  Ned.  folgende  besondere  Vorschnft: 
10  ccm  der  zu  prüfenden  Tinktur 
werden  mit  10  ccm  Wasser  verd&nnt 
und  von  dem  Qemisch  10  ccm  ab- 
destilliert. 5  ccm  des  Destillats  sollen 
auf  Zusatz  von  10  Tropfen  Quecksilber- 
chloridlösung (1=20)  und  10  ccm  Baryt- 
wasser (1=25)  einen  gelben  Niederschlag 
geben,  welcher  beim  Schütteln  der  Flüssig- 
keit nicht  verschwindet.  (Prüfung  anf 
denaturierten  Weingeist  bezw.  Aceton  als 
Bestandteil  des  ersteren.)  Wird  der  Nieder- 
schlag durch  Filtrieren  entfernt,  so  soll 
ferner  das  Filtrat  auf  Zusatz  von 
Schwefelammonium  nicht  verändert  wer- 
den, selbst  nicht  beim  Erwärmen.  ~  Be- 
merkenswert ist  die  Vorschrift  für 

Tinctura    Ferri    composita, 

welche  Ph.  Ned.  unter  der  Bezeichnung 

«Solutio  Saccharatis  Ferrici  aromatica» 

kennt : 

7   Teile  Ferr.   oxydat.  sacch.  solub. 

werden  in 

66,5     »     Aqua  destillata  gelöst  nnd 

der  Lösung  zugesetzt 

16       »     Sirupus  Simplex 

10       »    Spiritus  dilutns 
1        »    Tinctura  Aurantii  corticis 
0,6    >    Tinctura  Cinnamomi 

100  Teile. 

Tinctura  Moschi  wird  bereitet 
aus :  2  Teilen  Moschus  und  je  60  Tcdlen 
Spiritus  dilutus  und  Aqua. 

Tubera  Jalapae  (Radix  Jalapae).  Der 
Mindestgehalt  an  Hans  ist  auf  8  pCt 
festgesetzt,  zu  dessen  Bestimmung  fol- 
gende Vorschrift  dient:  9  g  der  fein- 
gepulverten (B40)  Jalapenwnrzel  wer- 
den mit  20  ccm  96proc.  Alkohol  Vj^ 
Stunde  am  Rückflußkühler  gekodbt  (die 
Eochdauer  ist  sehr  reichlich  bemessen 
—  d.  Bef,)j  die  Flüssigkeit  nadi  dem 
Erkalten,  wenn  nötig,  mit  Alkohol  er- 
gftnzt  und  filtriert.  1 6  ccm  des  Blltrats 
(=  ],5  g  Wurzel)  anf  dem  Wasserbad 


441 


stand  geben,  welcher  mit  heißem  Wasser 
gewaschen  und  darauf  bei  106^  G  ge- 
trocknet, nicht  weniger  als  0,12  g 
(=  8  pa)  beträgt. 

ünguenta.  Die  Vorschriften,  welche 
Ph.  Ned.  für  Salben  gibt,  sind  ffir  den 
Gebrauch  in  Holland  (also  in  unserem 
Elima)  berechnet  In  den  Kolonien,  wo 
die  Temperatur  eine  bedeutend  höhere 
ist,  können  bei  Salben  an  Stelle  der 
vorgeschriebenen  Menge  Schweinefett 
oder  Vaseline  20  bis  30  pCt  davon 
durch  gelbes  Wachs  oder  Paraffin  er- 
setzt werden. 

Als  Salbengrundlagen  dienen  in  der 
Hauptsache  Adeps  Lanae,  Adeps  suillus, 
Adepssuillusbenzoatus,  Gera  flava,  Oleum 
Sesami,  VaseUna  alba  und  flava  und  vor 
allem  ein  Unguentum  simplex,  wo- 
runter Ph.  Ned.  ein  Qemisch  aus  30 
Teilen  Gera  flava  und  70  Teilen  Oleum 
Sesami  versteht.  Anstelle  des  imD.A.-B.IV 
vorgeschriebenen  Oleum  Olivamm  wird 
bei  den  Salben  der  Ph.  Ned.  durchweg 
Oleum  Sesami  verwendet. 

FBr' Jodsalbe  sind  zwei  Vorschriften 
vorgesehen: unguentum  Ealii  jodati 
(Ungt.  Jodeti  kalici),  zu  bereiten  aus 
einer  Losung  von  10  Teilen  Kaliumjodid 
in  10  Teilen  Wasser  und  80  Teilen 
des  erwähnten  Unguentum  simplex,  und 

Unguentum  Jodii,  welche  durch 
Mischen  einer  Losung  von  3  Teilen 
Kaliumjodid  und  2  Teilen  Jod  in  5  Teilen 
Wasser  mit  90  Teilen  Unguentum  sim- 
plex erhalten  wird. 

Unguentum  Paraffini,  wie  das 
D.  A.-B.  IV  es  führt,  kennt  Ph.  Ned. 
nicht ;  diese  ffihrt  nur  die  aus  Petroleum 
gewonnenen  Präparate: 

Vaselina  alba  und  flava.  Erstere 
soll  bei  40  bis  41  <>  (7,  letztere  bei  38 
bis  40^  C  schmelzen.  Die  weiteren 
Prüfungen  auf  Reinheit  der  beiden  Va- 
selinesorten sind  folgende :  1)  5  g  Vase- 
line werden  mit  1  g  Wasser  und  4  g 
Schwefelsäure  im  Wasserbad  erw&rmt, 
bis  die  Vaseline  flüssig  geworden  ist; 
hierauf  vnrd  das  Qemisch  5  Minuten 
kräftig  geschüttelt  und  nochmals  er- 
wärmt, bis  sich  die  Vaseline  abgeschieden 
hat.  Die  Schwefelsäure  darf  im  Verlauf 
diamr  Pro-zedur  bei  Vaselina  alba  über- 


haupt nicht  gefärbt,  und  Vaselina  flava 
nur  gebräunt,  nicht  aber  geschwärzt 
werden  (Prüfung  auf  ungenügende  Rei- 
nigung). 2)  Vaseline  soll,  mit  dem 
doppelten  Gewicht  Weingeist  gekocht, 
diesem  keine  saure  Reaktion  erteilen. 
3)  Werden  6  g  Vaseline  mit  6  ccm 
Natronlauge  im  Wasserbad  erwärmt 
und  gemischt,  die  Lauge  nach  dem  Er- 
kalten abgegossen,  so  soll  diese  auf 
Zusatz  von  Salzsäure  im  Ueberschuß 
keine  Abscheidung  geben  (Prüfung  auf 
verseifbare  Fette). 

Visa  medidnalia  führt  Ph.  Ned.  nicht 
weniger  als  11.  Von  Naturweinen  ist 
nurVinum  Malacense  offizineil,  der 
für  die  mit  Wein  zu  bereitenden  Galenica 
als  Grundlage  dient.  Dieselben  werden 
in  der  Regel  durch  6  tägige  Mazeration 
der  gepulverten  Droge  mit  Malaga- 
wein unter  mehrfacher  Zuhilfenahme  von 
verdünntem  Weingeist  (bei  Alkaloid- 
drogen,  z.  B.  Colchicum,  Ipecacuanha) 
hergestellt. 

Vinum  Cascarae  sagradae  (Vi- 
num  Rhamni  Pnrshianae)  wird  einfach 
durch  Mazeration  von  10  Teilen  gepul- 
verter (Bio)  Cascararinde  mit  100  Teilen 
Malagawein  bereitet  (ähnlich  dem  Con- 
durangowein  des  D.  A.-B.  IV).  Dem 
gleichen  Ansatz -Verhältnis  (1 :  10)  ent- 
sprechen Vinum:  Colchici,  Condurango, 
Ipecacuanhae  und  Rhei. 

Vinum  stibiatum  F.  I.  enthält  — 
gemäß  der  Brüsseler  Abmachung  — 
2  Teile  Brechweinstein  in  500  Teilen 
Malagawein. 

Zincum  oxydatum  (Oxydum  zincicum). 
Ph.Ned.  schreibt  nur  das  reine  Prä- 
parat zum  Arzueigebrauch  vor,  also 
das  «Zincum  oxydatum»  des  D.  A.-B.  IV. 
Die  Prüfungen  auf  Reinheit  sind  im 
gi^oßen  und  ganzen  die  gleichen  wie  im 
D.  A.-B.  IV;  nur  der  Arsennachweis 
erfolgt  hier  unterschiedlich  mittels  des 
modifizierten  Outxeif^a^tVL  Verfahrens : 
Das  beim  Behandeln  von  1  g  Zinkoxyd 
mit  Zink  und  Schwefelsäure  entweichende 
Gas  dairf  Quecksilberchloridpapier  inner- 
halb V4  Stunde  nicht  gelb  färben. 

Der  Anhang  zur  Ph.  Ned.  IV  besteht 
aus  Anweisungen  für  Hilfeleistung    bei 


442 


Vergiftungen,  den  Verzeichnissen  der 
Beagentien  und  yolumetrischen  Lösungen, 
6  weiteren  Tabellen  und  dem  Inhalts- 
verzeichnis. 

Die  Aufnahme  von  Verhaltungs- 
maßregeln bei  Vergiftungen  in 
das  Arzneibuch  ist  anzuerkennen.  Häufig 
genug  ist  die  Apotheke  der  erste  Zu- 
fluchtsort, wo  in  solchen  Fällen  Bat  und 
Hilfe  gesucht  wird.  Der  Apotheker 
aber  weiß  seinerseits  sofort,  wo  er  das 
richtige  Gegenmittel  angegeben  findet: 
im  Arzneibuch,  das  in  jeder  Apotheke 
vorhanden  ist !  Ph.  Ned.  gibt  in  diesem 
Kapitel  zunächst  aligemeine  Verhaltungs- 
vorschriften und  zwar  je  nachdem  ob 
das  Gift  1)  durch  Einnehmen,  2)  durch 
Wunden  oder  3)  durch  Einatmen  in  den 
EOrper  gelangt  ist.  Dann  folgen  die 
Brechmittel  ( Vomitoria)  unter  gleich- 
zeitiger Angabe,  bei  welcher  Art  von 
Vergiftung  das  betreffende  am  besten 
anzuwenden  ist.  Als  Brechmittel  sind 
aufgeführt : 

1)  Solutio  Cupri  sulfurici  (1 :  100), 

2)  Badix  Ipecacuanhae  pulverata  (1  g 
in  10  g  Wein), 

3)  Solutio  Apomorphini  hydrochlorici 
(,0,01 : 1);  letztere  zwecks  Mnspritzung 
unter  die  Haut. 

Schließlich  finden  wir  alle  Gegen- 
gifte (Antidota)  verzeichnet,  in  der 
Weise,  daß  das  (bekannte  oder  mutmaß- 
liche) Vergiftungsmittel  in  alphabetischer 
Beihenf  olge  fettgedruckt  vorangestellt 
und  das  entsprechende  Gegenmittel  gleich 
dahinter  genannt  ist.  Hierauf  näher 
an  dieser  Stelle  einzugehen,  würde  zu 
weit  führen;  im  übrigen  sind  einige 
ausführlichere  Mitteilungen  darüber  auch 
schon  bei  Besprechung  des  Supplements 
zur  Ph.  Ned.  HI  (vergl.  Pharm.  Centralh. 
44  [1903],  474)  gemacht  worden.  Im 
Beagentienverzeichnis  finden 
wir  u.  a.  auch  Vorschriften :  zur  Prüfung 
der  Natriumbisulfltlauge  (30  =  100)  auf 
den  Gehalt   an  Bisulflt   (maßanalytisch 

mit  Hilfe  von  ^  Jodlösung);  femer  zur 

Bereitung  von  Lackmustinktur,  Lackmus- 
und  Eurkumapapier ,  Neßler's  Beagens, 
Stärkelösung  u.  s.  f. 


Das  Verzeichnis  der  Normal- 
lösungen enthält  außer  den  zur  Maß- 
analyse nötigen  %  %  Vio  und  Vioo 
Normallösungen  auch  Vorschriften  zur 
Herstellung  der  Fehling^schen  Lösung 
und  der  ^f}Vschen  Jodchloridlös- 
ung (Solutio  Chloreti  Jodii),  welch 
letztere  Ph.  Ned.  zur  JodzahlbestimsMing 
h^anzieht.  Man  erhält  sie  durch  Lösen 
von  9  g  Jodtrichlorid  in  einem  Gemisch 
von  700  ccm  konzentrierter  Essigsäure 
und  300  ccm  Tetrachlorkohlenstoff,  sowie 
darauffolgendem  Schütteln  dieser  Lösung 
mit  10  g  gepulvertem  Jod  bis  zum  vor- 
SG]iriebenenJodgehalt(vgl.darüber  Pharm. 
Centralh.  44  [1903]^  473). 

Die  übrigen  6  in  das  Arzneibach  auf- 
genommenen Tabellen  sind  folgende: 

1)  Spezifische  Gewichte  (bei  15®  (7)  und  ent- 
sprechender Gehalt  (in  1(X)0  ccm)  Yon  Am- 
moniakflüssigkeit,  Kall-  und  Natronlange,  Salz- 
säure, Salpetersäure  nnd  Schwefelsäure. 

2)  Schwankungen  der  spezifischen  Gewichte 
offizineller  Flüssigkeiten  bei  Temperaturweohsel 
zwischen  12  und  35  <^  C. 

3)  Tropfentabelle  der  wichtigsten  flüssigeD 
Arzneikörper  unter  Berucksichtigang  dto  dies- 
bezüglichen internationalen  Abmachung  (Tropfen- 
zähler mit  3  mm  Abtropffläohe). 

4)  Alkoholtabelle,  enüialtend  spezifisches  Ge- 
wicht und  entsprechenden  Gehalt  an  Volum- 
prozenten. 

5)  SaturatioDSstabeUe,  betreffend  die  gegen- 
seitigen Sättigungswerte  von  Ammoniak  (10  ^X 
Kaliumkarbonat,  Natriunjbikarbonat  einerseits  und 
verdünnter  Essigsäure,  Zitronensäure,  künstlichem 
Zitronensaft,  Sialicylsäure,  Weinsäure  anderer- 
seits. 

6)  Atomgewichtstabelle,  bei  welcher  Sauerstoff 
=s  16  grundlegend  ist. 

Den  Schluß  macht  ein  äußerst  praktisch  ein- 
gerichtetes Inhaltsyerzeichnis,  ebeo- 
falls  in  TabellcDform,  welches  yerdient, 
mit  einigen  Worten  charakterisiert  zu  werden. 

Im  Inhaltsyerzeichnis  sind  nicht  nur  die  offi- 
ziellen Bezeichnungen, .  sondern  auch  alle  im 
Pharmakopöetext  erwähnten  Synonyme  der 
Arzneimittel  alphabetisch  aufgeführt ;  daß  es  sich 
bei  der  Bezeichnung  um  ein  Synonym  handelt, 
wird  hierbei  durch  den  Eursiy  druck  der.  ent- 
sprechenden Seitenzahl  verständlich  gemacht 
Die  Arzneistoffe,  welche  in  der  Apotlieke  nicht 
unVdiugt  yorrätig  sein  müssen,  sind  auch  hier 
durch  ein  yorstehendes  +  gekennseichnet  Außer- 
dem finden  wir  hinter  den  Aizneimlttelii  je  luudi- 
dem  noch  Angaben  über  Aufbewahrung  (yor 
Licht  oder  Feuchtigkeit  geschützt),  Hochingabea 
und  Loslichkeit  (in  Wasser  und  Weingeist). 


443 


Neue  ArsneiinitteL 

AotiAa-Puder  besteht  nach  Pharm.  Ztg. 
1906;  439  anB  Talkam  nnd  Bonftare.  An- 
wendimg :  ata  Wnndpnlver  nnd  Eoemetiknm. 
Darsteller:  EOhier  Pnlverfabrik  Actina,  Dr. 
Hermann  Cohen  m  EOhi  a.  Rh. 

Blauil  tat  ein»  Eohleneänreverbindong 
des  SantaloL  Anwendung:  bei  Tripper. 
Danteller:  Chemtadbe  Fabrik  von  Hey  den 
in  Badebenl-Dresden. 

Bqosol-Hydrargyrom»  -Kalium,  -Ha- 
trinm  nnd  Zink  empfiehlt  das  Gbemisehe 
LAboratorinm  Friedriohetadt  Hoeckert  & 
Michalowsky  in  Berlin  SW  48;  Friedrieb- 
Straße  250  als  Ersatz  fOr  die  entspreefaenden 
Sozojodolsalze. 

Enhämose  ist  eine  Flftasigkdt^  die  reines 
in  Haemoearbon  fibergefflhrtes  Blnteiweiß; 
organiseh  gebundene  Mineralstoffe;  Phosphor- 
sftnie;  vomehmlieh  Ledthm-Phosphorsftnre; 
ttad  Eisen  neben  Gesehmaeksverbesserem 
entfallt  Sie  ist  gut  verkorkt  nnd  kflhi 
aufbewahrt  unbegrenzt  haltbar.  Mit  ver- 
sflfiter  Mileh;  EakaO;  Honig  oder  ähnlichem 
vermiseht  ist  der  Oeschmaek  ein  angenehmer. 
Sloglingen  gibt  man  sie  tropfenweise;  an- 
deren Emdem  je  naeh  Alter  Y2  ^^  ^  '^^^ 
lOffel;  Erwachsenen  1  Eßlöffel  dreimal  täg- 
lidi  vof  den  Mahlzeiten.  Darsteller:  KoJirs 
dt  Co.  Nachfolger  m  Hamburg. 

« 

EnsnUk^^Mfe  g^bt  beim  Gebrauch  wirk- 
samen Schwefelwasserstoff  ab.  Anwendung: 
bei  schuppenden  HautleideU;  Akne  und 
Pigmentanomalien.  Darstdler:  Chemische 
WerkC;  Q.  m.  b.  H.  (vorm.  Dr.  C,  Zerbe) 
Freiburg  L  B. 

FlUBsiges  Eis  (Liquid  loe)  ist  angeblich 
ein  sofort  bei  Fieber  und  Eopfschmerzen  aller 
Art  wirkendes  Mittel  unbekannter  Zusammen- 
Betzung;  das  von  W.  Wade  dt  Son,  Bank 
Ghambres  in  Plymouth  zu  beziehen  ist 

Holadin.  Eapsehi  enthaltend  ein  Pankreas- 
extrakt  mit  großer  tryptischer  Wurkung;  be- 
sonders der  amylolytischer  und  lypolytischer 
EnzymO;  das  die  in  der  Pankreasdrflse  reich- 
lieh vorhandenen  EOrper  Lecithin  und  Na- 
kMn  enthält  Darsteller:  Fairchüd  Bros, 
dt  Foster  in  New -York.  Bezugsquelle: 
Burraughs,  WeUeome  dt  Co.  in  London. 

Magnesium  perozydatum  purum  «Vieri» 
wird  sowdil  reiu;  als  auch  m  Mischung  mit 


NihrsalZ;  MalZ;  MalzeiseU;  lithium;  MUch- 
suckW;  Eiweiß  und  PepsinpräparateU;  Eakao, 
Schokolade  und  brausenden  Bestandteilen 
gegen  verschiedene  Erankheiten  von  dem 
Institut  f flr  Sauerstoffheilverfahren  in  Dresden 
3  empfohlen. 

Mammosan  besteht  angeblich  in  der 
Hauptsache  aus  euier  Sauerstoff  enthaltenden 
Salbengrundlage.  Anwendung:  bei  Euter- 
entzflndung  und  wunden  Zitzen.  Darsteller: 
Felix  Wecker  jun,  in  Rostock. 

Omorol  ist  ein  neues  Silberprotelnat  mit 
10  pGt  Silbco^ehalt  Anwendung:  als  Streu- 
pulver auf  entzflndete  Sehleimhäute  der 
NasC;  des  Halses  usw.;  zur  Ortiiehen  Behand- 
lung der  Diphtherie;  bei  Tripper  als  wSsser- 
ige  AufiMshwemmung.  Darsteller:  Chemische 
Fabrik  von  Hey  den  in  Radebeul -Dresden. 

Pepule  Panoro-Hepatio.  Jede  Tablette 
enthält  0;18  g  Zymin  und  0;06  g  Ochsen- 
galle. Darsteller :  Fairchild  Bros,  dt  Foster 
m  New- York. 

Sophol  ist  Formonuklelnsilber  und  ent- 
hält 20  pOt  Silber;  das  mit  den  gewöhn- 
lichen FäUungsmitteln  nicht  nachgewiesen 
werden  kanu;  wihrend  der  Formaldchyd  so 
locker  gebunden  ist,  daß  er  schon  beim  Er- 
wärmen der  wässerigen  Lösung  abgespalten 
wird;  weshalb  die  Lösungen  kalt  be- 
reitet werden  mflssen.  Es  ist  ein  gelblich- 
weißes;  in  Wasser  sehr  leicht  lösliches  Pulver; 
dessen  Lösung;  je  nach  der  Stärke  gelb  bis 
braun  gefärbt  ist;  bei  durchfallendem  Licht 
erscheint  sie  klar;  bei  auffallendem  opalisiert 
sie  ein  wenig;  wenn  sie  konzentrierter  ist. 
Wegen  semer  Lichtempfindlichkeit  ist  es  im 
Dunkeb  aufzubewahren  und  dementsprechend 
abzugeben.  Die  pharmakologische  Unter- 
suchung hat  nach  Otto  v.  Herff  (Münch. 
Med.  Wochenschr.  1906,  958)  ergeben; 
daß  die  Reizwirkung  des  Sophol  eine  er- 
heblich geringere  ist;  als  die  aller  anderen 
Silberpräparate.  Angewendet  wurde  es  zu- 
erst in  10;  später  5proc.  Lösung  als  Vor- 
beugemittel gegen  Augenblennorrhöe  Neu- 
geborener. Darsteller:  Farbenfabriken  vorm. 
Friedr.  Bayer  dt  Co.  in  Elberfeld. 

Sterilette  Adrenalin  ist  eine  sterilisierte 
Adrenalinlosung;  die  zur  Behandlung  des 
Heufiebers  angewendet  wird.  Danteller: 
Squire  dt  Soiis  in  London  W;  413  Oxford 
Street 


444 


Sapranefrannm  hydroohlorionm  solatnm 
iBt  ohemisoh  identiBoh  mit  Adrenalin  in  steriler 
LöBung  1 :  1000.  Darsteller:  Chemisches 
T^aboratorinm  Friedriehstadt  Eoeckert  S 
Michalüwski  in  Berlm  SW  48;  Friedrich- 
straße 250. 

Tao  ist  nach  Deutsch.  Med.  Ztg.  1906? 
Nr.  37  eine  sogenannte  feste  Emulsion 
(Pharm.  Gentralh.  46  [1905];  8  unter 
Emulgat);  die  2,38  pOt  Lecithin,  90,48  pa 
Protein,  5  pGt  Perubalsam,  1,97  pGt  Bi- 
kaliumphosphat  und  0,175  pOt  Natrium- 
Chlorid  enthält.  Da  sich  dieses  Pulver 
schlecht  nehmen  l&ßt,  witä  es  in  Gestalt 
▼on  Tao-Waffeln  gegeben,  von  denen 
jede  etwa  0,5  g  Perubalsam,  0,25  g  Lecithin 
und  9,25  g  Roborat  neben  5  g  sogenannter 
Nugatmasse  (aus  Mandeln  und  Schokolade 
bereitet)  und  2  g  Waffelmasse  enthält.  An- 
wendung: als  Nährmittel  für  Lungenkranke^ 

Trypsalin  ist  cdn  trypsinhaltiges  Pulver, 
das  bei  Nasen-  und  Halsleiden  äußeriich 
angewendet  wird.  Darsteller:  Fairchild 
Bros,  dt  Foster  in  New- York. 

Vasimentum  Jodi  6  imd  lOproc.  ist  ein 
die  Haut  nicht  färbendes  Präparat  unbe- 
kannter Zusammensetzung.  Darsteller:  Wm, 
Poppelreuter  m  Manchester,  54  Portland 
Street 

Visoinpflaster  besteht  nadi  Sfldd.  Apoth.- 
Ztg.  1906,  325  aus  60  g  reinem  Viscin 
und  40  g  wasserfreiem  Vaselin. 

H,  Men^xel. 

Bestimmung  des  Santalol- 

gehaltes  im  Sandelholzöl  nach 

Ph.  Nederl.  IV. 

Die  Methode  des  neuen  niederländischen 
Arzneibuches  zur  Bestimmung  des  Santalol- 
gehaltes  un  Sandelholzöl,  von  welchem  Ph.  Ned. 
emen  solchen  von  mindestens  92,5  pGt  for- 
dert, ist  —  mit  geringfügigen  Abänderungen 
—  die  von  Schimmel  c&  Co.  modifizierte 
Parr^*8che  Methode  (vergl.  Oildemeister 
dt  Hoffmann,  Die  ätherischen  Ode,  1899, 
446): 

Etwa  15  ccm  Sandelholzöl  werden  mit 
dem  gleichen  Volumen  Essigsäure anhydrid 
unter  Zusatz  von  2  g  entwässertem  (ge- 
schmolzenem) Natriumacetat  1 V2  Stunde  lang 
gekocht  (im  gelinden  Sieden  erhalten).  Das 
Gel    bezw.   Reaktionsprodukt    wird   hierauf 


nacheinander  zweimal  mit  Wasser,  einmal 
mit  Natriumkarbonatlösung  (1  =  20)  und 
dann  noch  einmal  mit  Wasser  gewasehen, 
schließlich  mittels  wasserfreiem  Natriumsulfat 
(Natrium  snlfuricum  siccum)  entwässert  5  g 
des  trockenen,  auf  diese  Weise  erhaltenen 
acetylierten  Gelee  werden  nun  mit  50  cem 
alkoholischer  Normalkalilauge  1  Stande  lang 
gekocht,  das  Gemisch  eikalten  gelassen  und 
die  zur  Verseif ung  nicht  benötigte  Kalihioge 
mit  Normalsalzsäure  zurflcktitriert.  Hierzu 
sollen  nicht  mehr  als  32,3  com  V|-Normai- 
sahssäure  verbraucht,  d.  h.  mmdestena  abo 
17,7  ccm  Vi  alkoholische  Normalkalilauge 
von  5  g  acetyliertem  Sandelhobsöl  gebunden 
werden. 

Dies  entspricht  einem  Gehalt  an  Santalol 
von  rund  92,5  pGt,  nadi  folgender,  von 
Schimmel  dt  Co.  aufgestellter  Formel  be- 
rechnet: 

_  a  X  22,2 

~  s  —  (a  X  0,042) 
Es  bedeuten: 

P  =  Santalolgehalt  im  ursprüngliehen  Oei, 
a  =  Anzahl  der  zur  Verseifung  des  aeetyl- 
ierten  Gelee  verbrauchten  Kubikzeati- 
meter  alkoholischer  Normal-Ealilauge 
(also  17,7  g), 
8  =  Menge   des  zur  Verseifnng  verwen- 
deten acetylierten  Geles  in  Grammen 
(also  5  g). 
Nebenbei  sei  erwähnt,  daß  m  dem  Oilde- 
meister dt  Hoffmann^sAi&i  Werk  bei  der 
zur    Berechnung   aufgestellten   Formel   ein 
Druckfehler  untergelaufen  ist:  an  stelle  dee 
Faktors  0,042  ist  daselbst  irrtfimlieh  0,43 
gesetzt  worden.   Seitens  der  Firma  Schimmel 
dt  Co.   ist  Qbrigens  dieser  Druckfehler  im 
vorjährigen    Gktoberbericht    (1905,   64) 
bereits  richtiggestellt  worden.    Dr.  Waigel, 


Terfohren  zur  Herstellnng  leicht  resorbier- 
barer,  medikamentöser  SallienselfeB.  D.  B.-P. 
157  385,  Kl.  30  h.  Dr.  RBeiß.  Chariottenlraig. 
Das  Verfahren  bildet  eine  Ergänzung  des  schon 
in  dieser  Zeitschrift  besprochenen  D.  B.-P. 
154548  Ad  Stelle  yod  Salicylsäore  sind  dabei 
Sublimat,  Benzoesäure,  Zimtsänre,  Ghinassnre 
und  deren  Verbindungen  zu  verwenden.  Diese 
Verbindungen  würden  ebenso  wie  Salicylsäure 
bei  Anwesenheit  von  Wasser  die  Seife  zer- 
setzen ucd  dabei  ihre  Wirksamkeit  total  eis- 
büßen,  wogegen  sie  aber  intakt  bleiben  bei  dem 
durch  vorliege  ndes  Verfahren  bedingten  völlig 
AuBscbluß  von  Wasser.  Ä.  St. 


445 


Zur  Darstellung  von  Oleum 
Hyoscyami 

gibt  Walter  Kuntx  m  Apoth.-Ztg.  1905; 
857  folgendcB  Verfahren  an: 

1  Teil  grob  gepulvertes  BOsenkrant  wird 
mit  S  Teilen  Weingeist,  dem  2  pGt  Salmiak- 
geist zugesetzt  suid;  24  Standen  lang  bei 
15  bis  20^  in  einer  gut  bedeekten  Sehale 
unter  hinfigem  Umrühren  ausgezogen.  Naeh 
dieser  Zeit  wägt  man  6  Teile  Olivenöl  darauf^ 
digeriert  nnter  häufigem  Umrflhren  auf  dem 
Dampfbade  10  bis  12  Stunden  lang,  wobei 
Spiritus  und  Ammoniak  sich  vollkommen  ver- 
flflehtigen,  und  preßt  dann  aus.  Den  Preß- 
iflekstand  behandelt  man  noch  einmal  in 
der  angegebenen  Wdse  mit  4  Teilen  Olivenöl, 
vereinigt  die  beiden  öligen  Auszfige  und 
filtriert.  Das  erhaltene  IVodukt  enthJUt 
aimtliehe  im  Kraut  vorhanden  gewesenen 
Alkaloide. 

Die  Bestimmang  des  Alkaloidgehaltes  wh^ 
tolgendennaßen  ausgeführt:  100  g  Bilsen- 
krautöl  werden  mit  50  g  Aether  versetzt, 
dann  nach  einander  mit  30  g,  20  g  und 
10  g  salzsaurem  Wasser  ausgesdiflttelt  Die 
veremigten  Aussdifittelungen  werden  filtriert, 
mit  Ammoniak  schwach  alkaliseh  gemacht 
und  nun  die  freigewordenen  Alkaloide  mit 
30,  20  und  10  g  Aether  ausgezogen.  Die 
vereinigten  Auszüge  werden  nach  dem  Ab- 
destillieren  des  Aethers  entweder  gewogen 
oder  zur  titrimetrischen  Bestimmung  in  etwas 
absolutem  Alkohol  gelöst  und  mit  Vioo'^on^^' 
SsizsSure  titriert.  — to— 


Zur  Lauren'flchen  Prüfung  des 

Stemanis 

sehreibt  C,  O.  Santessan  m  der  Svensk  Farm. 
TUskr.  1905,  341,  daß,  wenn  die  wem- 
geistige  Löeong  bei  der  Verdflnnung  mit 
Wasser  nur  eme  schwache  Trübung  ergibt, 
diese  durch  Zusatz  von  wenig  Calcium- 
eUoridlösung  deutlich  hervorgerufen  wird, 
wihrend  dieselbe  Reaktion  bei  den  Sikimi- 
frtlditen  negativ  auaODt  Demnach  wäre 
diese  Art  der  Auaftthrung  ein  schärferes 
ünteneheiduttgsmittel  beider  Drogen.  Ver- 
gleiche hierzu  Pharm.  Gentralh.  40  [1899], 
72.  -.(»_. 


Für  die  Darstellung 
einer  haltbaren  Eisenalbuminat- 

lösung 

gibt  Beuthner  folgende  Vorschrift:  220  g 
frisches  Eiweiß  werden  m  2000  g  Wasser 
gelöst  Die  Lösung  wird  auf  einmal  zu 
einer  Mischung  von  l'^O  g  Eisenoxychlorid- 
lösung  und  2000  g  Wasser  gegossen  und 
hierauf  die  Flfissigkeit  durch  vorsichtigen 
Zusatz  von  hundertfadi  verdflnnter  Natron- 
lauge genau  neutralkdert  Den  entstandenen 
Niedersohlag  wäscht  man  durch  mehrfaches 
Dekantieren  mit  Wasser  so  weit  aus,  daß 
das  Waschwasser,  mit  Salpetersäure  ange- 
säuert, durch  Silbemitrat  nur  noch  schwadi 
opalisierend  getröbt  wird.  Den  Niederschlag 
läßt  man  sodann  auf  einem  leinenen  Tuche 
abtreiben  und  löst  ihn  in  3  Teilen  Natron- 
lauge. Dieser  Lösung  setzt  man  eine  Misch- 
ung von  2  g  Tinctura  aromatica,  100  g 
Zimtwasser,  150  g  Weingeist  und  so  viel 
Wasser  zu,  daß  das  Gesamtgewicht  1000  g 
beträgt  J,  K. 

Sekwew.    Wochensehr,  f,    Chem,  u.  Pharm, 
1905,  809. 

Jod  in  Jodthsnnol  und  Aristol 

bestimmt  H,  Cormineboetif  (Annal.  Ghim. 
anal.  appl.  1905,  453),  indem  er  eine 
Mischung  von  0,5  g  Jodthymol  oder  Aristol 
und  8  g  reinem  wassräfreiem  Natrium- 
karbonat bis  zur  völligen  Zerstörung  der 
organischen  Substanz  im  Tiegel  schmilzt, 
die  Schmelze  nach  dem  Erkalten  in  warmem 
Wasser  löst,  filtriert  und  mit  der  halben 
Raummenge  Ammoniakflössigkeit  mischt, 
worauf  das  Jod  als  Silberjodid  gefällt  und 
gewogen  wird.  Etwa  vorhandenes  Chlor 
wird  durch  Uebersättigen  der  vom  Silber- 
jodid abfiltrierten  Flüssigkeit  mit  Salpeter- 
säure als  Silberohlorid  gefällt  und  kann  als 
solches  gewogen  werden.  —tx— 


D6eoetion  de  Magendie  besteht  nach  Apoth.- 
Ztg.  1906,  233  aus  100  g  Tisana  Oraminis,  60  g 
Pfefferminzsimp  und  2  g  Kaliumjodid. 

Tisana  Oraminis  bereitet  man  durch  halb- 
stündiges Kochen  von  2  g  Quecken wurzel  mit 
100  ff  Wasser  und  darauffolgeodes  Durchseihen. 
Den  PfeffermiDzsirap  erhält  man  durch  Auflösen 
von  180  Teilen  Zucker  in  100  Teilen  Ffeffer- 
minzwasser.  —t%^ 


446 


Zum  Nachweis  der  Ham- 
cylinder 

verffthrt  Amann  folgendermaßen:  Einige 
Tropfen  dee  mittels  Oentrif age  oder  im 
Sedimentiergefäß  abgeschiedenen  Ha^mied6^ 
sehlages  werden  auf  einem  Objektträger  mit 
etwas  ohmesisoher  Tnsohe  oder  etwas  Ber- 
linerblaa  (weiche  Aquarellfarbe)  gleichmäßig 
aber  vorsichtig  gemischt  Man  legt  darauf 
ein  Deckglas  auf,  mit  der  Vorsicht,  die 
zarten  Hamcylinderchen  nicht  zu  zerquet- 
sehen,  und  ohne  daß  von  der  Flflssigkert 
etwas  unter  dem  Deckgläschen  hervortritt 
Bd  der  Prüfung  unter  dem  Biikroskope  bei 
etwa  200fach6r  Vergrößerung  treten  als- 
dann die  ungefärbten  Bestandteile  des  Ham- 
sedimentes   auf   dem    gefärbten  Untergrund 

sehr  deutlich  hervor.  J.  z. 

Sokiceix,  Wochensehr,  f.  Ghem,  u.  Pharm, 

1906,  73. 

Zur   quanütativeii  Bestimmung 
des  Thiophen 

sind  von  Denigds  2  Methoden  angegeben 
worden,  bei  denen  das  thiophenhaitige  Benzol, 
entweder  im  Druckfläschchen  oder  in  aceton- 
freiem  Methylalkohol  gelöst  mit  Quecksilber- 
sulfatlösung erhitzt,  einen  Niedersdilag  er- 
zeugt, der  entweder  gewogen  oder  durch 
Titration  des  Filtrates  mit  Gyankalium  und 
Silbemitrat  bestimmt  wird.  Auch  von  Dim- 
roth  ist  eine  ähnliche  Methode  mit  Queck- 
silberacetat  angegeben  worden.  Alle  3  Ver- 
fahren haben  sich  aber  bei  näherer  P^ung 
als  ungenau  erwiesen,  weil  stets  Quecksilb^ 
mit  niedergerissen  wird.  Deshalb  hat  Dr. 
C.  Schwalbe  (Ghem.-Ztg.  1905,  895)  eme 
kolorimetrische  Methode  mit  Isatinschwefel- 
säure  ausgearbdtet,  bei  der  Intervalle  ypn 
0,02  pOt  innerhalb  der  Grenzen  yon  0,5 
und  0,05  pOt  gut  erkannt  werden  können. 
Man  muß  sich  dazu  Vergleichslösungen  aus 
thiophenfreiem  Benzol  und  reinem  Thiophen 
in  den  Konzentrationen  von  0,5,  0,25,  0,1*, 
0,075,  0,05,  0,025  und  0,01  pGt  herstellen 
und  außerdem  eme  Lösung  von  0,5  g 
Isatin  in  1000  g  konzentrierter  Schwefel- 
säure. 

Zur  Bestimmung  werden  in  zwä  100 
ccm  fassenden  Stöpselflaschen  je  25  ccm 
Isatinschwef Ölsäure,  25  ccm  reme  Schwefel- 
säure  und   in   dem   einen  1  ccm  der  Ver- 


gleiehsiösusg,  bi  dem  anderen  1  eem  des 
zu  untersuchenden  Benzols  5  Minuten  kräftig 
geschfittelty  absetzen  gelassen  und  die  eat- 
stehende  Färbung  auf  weißco*  Unterlage 
verglichen.  Sie  ist  oliv-  bis  bläulidi-grfln, 
und  je  germger  der  Thiophengehalt  ist, 
desto  langsamer  tritt  die  Färbung  ein  und 
desto  grfinstichiger  ist  sie*  Ehe  Beobaeht- 
ungszeit  von  15  Minuten  genflgt  Bei 
Handelsbenzolen  geht  man  von  der  0y5proe. 
Vergleichslöeung  abwärts,  bei  Reinbenzolen 
von  0,25  oder  0,1  pGt  Unter  0,05  pCt 
tritt  in  dem  gesehloesenen  Gefäße  Oberhaupt 
keine  Grflnfärbung  mehr  ein,  sondern  nur 
eme  schwache,  graue  Verfärbung  der  gelben 
Isatinlösung.  Wh^  dagegen  die  Prüfung 
bei  diesen  Konzentrafiönen  in  Ponellan- 
schälchen  ausgeführt,  so  erhält  man  anstands- 
los Orün-  und  Blaufärbung.  Diese  eigen- 
tümliche Erschemung  könnte  zu  der  Ansicht 
f  flhren,  daß  zu  der  Reaktion  Sauerstoff  not- 
wendig sei,  doch  erhält  man  bei  stSdreren 
Konzentrationen  die  Reaktion  anch  unter 
vollständigem  Ausschluß  von  Sanentoff. 

Neue  Methode  sum  Nachweis 
von  Aceton  im  Harn« 

Der  Nachweis  stützt  sich  auf  die  Eigen- 
schaft des  Acetons,  durch  Oxydierong  in 
Essigsäure  Qberzugdien.  Enthält  der  Ham 
nur  geringe  Mengen  von  Aceton,  so  ist  es 
nötig,  einige  ccm  desselben  nach  dem  An- 
säuern mit  einigen  Tropfen  verdünnter 
Schwefelsäure,  abzudestillieren  und  die  Re- 
aktion mit  dem  Destillat  vorzunehmen.  Bei 
Anwesenheit  größerer  Meivgen  gelingt  der 
Nachweis  auch  dkekt  im  Ham:  etwaScem 
Ham  versetzt  man  mit  2  bis  3  Tropfen 
einer  5proc  -  Ferrosulfatiösung,  etwa  5 
Tropfen  verdünnter  Schwefelsäure  und  einigen 
ccm  Wasserstoffperoxyd  und  erhitzt  gelinde^ 
Dann  fügt  man  15  bis  20  TVopfen  kon- 
zentrierter Schwefelsäure  m  und  erfaitst 
wieder.  Die  aus  dem  Aceton  durch  Oxyd- 
ation entstandene  Essigsänre  bildet  mit  den 
Alkohol,  bei  Gegenwart  von  Schwefelaänie, 
in  der  Hitze  Aethylaoetat,  dessen  Voriianden- 
sein  durch  den  bekannten  Geruch  erkannt 
wird.  .  L. 

Münehn.  Med.  Wookensehr,  1905,  667. 


447 


■«hrunosiiiitlal-Ohaiiil«. 


Die  Säuren  des  Himbeersaftes. 

Nachdem  bereits  Kunx  sowie  Krxixan 
und  Plakl  in  ihren  Arbeiten  betont  hatten^ 
daß  bei  wätem  die  Hauptmenge  der  S&are 
des  Himbeersaftee  ans  Zitronensäure 
besteht,  veröffentlicht  nun  auch  R.  Kayser 
(Ztsehr.  f.  Offenti.  Ghem.  1906,  155)  dnen 
kurzen  Literaturüberbiick  über  die  filteren 
Arbeiten,  die  sich  mit  den  Fruchtsänren  des 
Himbeeraaftes  befassen,  sowie  daß  er  in 
zwei  von  ihm  analysierten  vorjährigen  Him- 
becrsirupen  0,65  und  0,75  g  Zitronensäure  in 
100  ocm  fand,  während  Wemsteinsäure  nur  zu 
0,18  und  0,22  g  zugegen  war.        ^dü. 


Die  Zusammensetzimg  unreifer 
Erbsen  und  Eonserven  -  Erbsen 

nntersnohten  Frerichs  und  Rodenberg  vor- 
nehmlich zu  dem  Zwecke  um  festzustdlen, 
ob  em  bei  der  flbllchen  Eonservierungs- 
metbode  in  Blechbüchsen  etwa  erfolgter  Zu- 
satz von  Zucker  sich  nachweisen  läßt,  da 
ja  bekanntlich  junge  Erbsen  im  Preise  höher 
stehen  als  ausgereifte  und  da  durch  einen 
Zuckerzusatz  eine  der  ^^klichkeit  nicht  ent- 
sprechende bessere  Beschaffenheit  vorge- 
tlnscht  werden  kann.  Wie  schon  Schwarz 
und  Riechen  (vergl.  Pharm.  Oentralh.  46 
[1904],  675)  erwähnen,  sind  Erbsen  in  den 
emzehien  Htüsen  selbst  an  Größe  und  Rdfe- 
nistand  ganz  verschieden,  so  daß  in  den 
EonserFefabriken  die  Qualitäten  durch  Ab- 
sieben nach  der  Korngröße  gesäubert  werden. 
Verf.  untersuchten  nun  an  11  Proben  frischer 
Erbsen,  sowie  an  7  Proben  konservierter 
Erbsen  den  Gehalt  an:  Wasser,  Trocken- 
substanz, Zucker,  Stärke,  Sticksstofbubstanz, 
Rohfaser,  Rohfett  und  Asche.  In  der  Brtkhe 
der  konservierteA  Erbsen  wurde  außer  diesen 
BertimmuDgen  noch  der  Ghlomatriumgehalt 
festgestellt  Die  Methoden  werden  genau 
besehrieben  und  sind  im  Original  nadi- 
zuksen. 

Aus  den  üntersuchungsresultaten  ergibt 
sich,  daß  der  Gehalt  an  Asche,  Kohfaser, 
Rohfett  und  StiAstoffsnbstanzen  nicht  er- 
heblich Schwankt,  daß  dagegen  der  Zucker- 
gehalt  nicht  nur   nach  dem  Reifezustand, 


sondern  auch  bei  gleicher  Korngröße  ( =  Reife- 
zuf tand)  zwischen  den  einzeben  Proben  sehr 
verschieden  ist,  und  zwar  bei  jungen 
Echsen  von  16,05  bis  28,37  pGt,  bei 
mittleren  von  10,33  bis  17,60  pGt  und 
bei  sehr  großen,  reiferen  von  4,97 
bis  13,61  pGt  Beim  Vergleich  des  Zucker- 
gehalts der  Konserveerbsen  und  der 
de  umgebenden  Brflhe  zeigte  sich,  daß  die 
Konserveerbsen  erheblich  mehr  Zucker  ein- 
schließen, als  die  Brflhe  enthält,  daß  dem- 
nach ein  Ausgleich  im  Zuckergehalt  durch 
die  Membran  hindurch  auch  nadi  dem  Kon- 
servierungsprozeß nicht  eintritt.  Wflrde  daher 
bei  der  Bestimmung  des  Zuckergehalts  in 
den  konservierten  Erbsen  nach  leichtem 
Auspressen  und  in  der  Brflhe  sich  ergeben, 
daß  in  letzterer  em  höherer  Zuckergehalt 
sich  befindet  als  in  den  Erbsen,  so  wäre 
der  Nachweis  eines  Zuckerzusatzes  sicher 
erbracht 

Beim  Versuch,  die  in  den  jungen  Erbsen 
enthaltene  Zuckerart  zu  bestimmen,  gelang 
es  den  beiden  Verf.  durch  verschiedene  Re- 
aktionen usw.  nachzuweisen,  daß  es  sich 
hier  um  Rohrzucker  handelt  j.  K 

Archiv  der  Pharm.  1905,  675. 


Erbswurst  als  Fleischware. 

Ein  Kaufmann  in  Potsdam  hatte  eine 
Sendung  Erbswurst  erhalten  und  die  städtische 
Steuer  fflr  diese  vermeintliche  Fleischware 
nicht  enti'ichtet,  weil  das  Fabrikat  aus  95  pGt 
Erbsenmehl  und  5  pGt  Fett  usw.  bestand. 
Der  städtische  Obersteuerinspektor  betrachtete 
jedoch  die  Erbswurst  als  eine  gleiche  Zu- 
bereitung wie  Blut-  oder  Leberwurst  und  ver- 
langte die  Besteuerung  der  ersteren.  (Dieser 
Ansicht  wird  der  Xahrungsmittelchemiker 
nicht  beitreten  können.  Eme  Ware  von  jener 
Zusammensetzung  gleicht  einer  Suppen- 
Konserve,  z.  B.  den  Suppen -Tafeln, 
welche  bis  auf  weiteres  nach  §  1  der  All- 
gemeinen Bestimmungen  der  Untersuchung 
usw.  des  in  das  Zollinland  emgehenden 
Fleisches  nicht  als  «Fleisch»  gelten.  Die 
Form  der  Konserve  ändert  jedenfalls  nichts 
am  Tatbestände.    Beriehterstatter,)     P.  S, 


448 


Therapeutisch«  Mitteilungeiii 


Ueber  Neuronal, 

obgleich  es  noch  nieht  lang  in  die  ftrztliohe 
Praxis  eingeführt  ist,  liegen  schon  mehrfache 
Berichte  vor.  Kurt  Schulze  (Therap.  d. 
Gegenw.  1905;  Nr.  1)  prüfte  es  in  der 
I.  inneren  Abteilung  des  Stadtkrankenhanses 
Dresden-Friedriohstadt;  und  es  zeigt  sich; 
dafi  das  Neuronal  —  bisher  mehr  bei  Geistes- 
krankheiten benutzt  —  auch  bei  inneren 
Krankheiten  als  schlafbringendes  Mittel  in 
Frage  kommt ;  und  das  ist  immer  mit  Freude 
zu  begrüßen,  weil  mit  Schlafmitteln  oftmals 
gewechselt  werden  muß.  Auf  Kopfschmerzen 
und  sonstige  Schmerzen  hat  Neuronal  keinen 
Einfluß;  bei  Epilepsie  scheint  es  die  Zahl 
der  Anfälle  herabzusetzen;  die  Wirkung 
des  Mittels  an  mehreren  Abenden  hinter- 
einandergegeben  häuft  sich  nicht;  sondern 
läßt  eher  nad).  Während  Siroux  u.  A. 
hohe  Gaben  anwendeten;  gab  Schuhe  g^ 
wohnlich  nur  0;5  g;  und  er  warnt  nament- 
lich bä  schwächlichen  Personen  vor  höheren 
Gaben.  Der  etwas  bittere  und  kratzige 
Geschmack  wird  durdi  Nachtrinken  von 
etwas  Wasser  usw.  leicht  behoben.  Das 
Neuronal  (von  KaUe  db  Co,  in  Biebricfa 
a.  Rh.)  wurde  als  Pulver  m  Oblaten  oder 
als  Tablette  etwa  1  bis  IV2  Stunde  vor 
der  Schlafenszeit  verabreicht.  Es  setzte  ein 
angenehmes  Müdigkeitsgefühl  ein,  und  bis- 
weilen trat  der  Schlaf  sogar  sofort  eiu;  so- 
fern keine  Schmerzen  und  dergl.  vorlagen. 
Nur  einige  Male  versagte  das  Neuronal  ganz. 
Als  Nebenerscheinungen  waren  nur  wenige 
Male  c eingenommener  Kopf»  und  Erbrechen 
und  einmal  ein  großfleckiger;  schnell  vorüber- 
gehender Ausschlag  verzeichnet.      A,  Rn, 


Strophanthin. 

Die  physiologisch  -  pharmakologische  Prüf- 
ung desJg-Strophanthin  (E,  Merck  in  Darm- 
stadt) an  Tieren  und  künstlich  durchströmten 
isolierten  Herzen  sowohl  im  Pharmakol. 
Institute  zu  Rostock  unter  Prof.  Kohert  wie 
auch  durch  andere  Mediziner  ergab;  daß  es 
intensiv  und  außerordentlich  schnell  auf  den 
Herzmuskel  einwirkt,  Verstärkung  und  Re- 
gulierung der  Tätigkeit  desselben  hervor- 
ruft;   beim    Warmblüter   Pulsverlangsamung 


und  BlutdmokerhOhimg;  kurz  schon  in  un- 
glaublich kleinen  Gaben  alle  Wurknngen 
hervorbringt;  welche  man  als^ypische  Dig^tafin- 
wirkungen  bezeichnet  Dementsprechend 
ergaben  die  von  Schedel  in  Bad  Nauheim 
auf  Veranlassung  von  Kobert  an  herzkranken 
Menschen  angestellten  Beobachtungen,  dafi 
das  g-StrophanthiU;  in  einer  Iproc.  wässer- 
igen Losung  in  Tropfenfprm  verabreiefat, 
angezeigt  ist  bei  allen  auf  Klappenerkrank- 
ung;  Entartung  des  Muskels  beruhenden  und 
nach  überstandenen  anderen  Krankhetten 
aufgetretenen  Schwächezuständen  des  Herzens. 
Am  günstigsten  be^flußt  werden  Besehleon- 
igung  der  Herztätigkeit  und  die  Atemnot, 
in  zweiter  Linie  wirkt  es  blutdmekeiiiöhend 
und  damit  die  Hamabsonderung  vermehrend 
urd  die  Schwellungen  beseitigend.  Vor  der 
Digitalis  hat  es  die  schnellere  Wirkung  vor- 
auS;  die  weniger  unangenehmen  Neben- 
erscheinungen selbst  bei  woehenlanger  Dar- 
reichung und  den  späteren  und  leichter 
erkennbaren  Eintritt  der  kumulativen  Wirkung, 
auch  kann  es  im  Notfälle  subcutan  ver- 
wendet werden.  Es  ist  daher  wflnsdienswert; 
sagt  Schedel,  daß  sich  nun  die  Aerzte  nicht 
mehr  der  in  ihren  Wirkungen  beträchtiiefa 
schwankenden  Strophanthustüiktnr  bedienen; 
sondern  nur  noch  Strophanthin  und  zwar 
das  g-Strophanthin  verordnen.  A  Rn. 

Ztsehr,  f.  Erankenpfl.  1905,  Nr.  7. 


Die  Aufbewahrung  des  Perhjdrol  verlmgt 
eine  gewisse  Vorsicht,  wie  dies  schon  die  Ver- 
packung der  herstellenden  Fabrik  £,  Merck  io 
Darmstadt  genugsam  andeutet.  Aber  immeiiun 
beachtenswert  ist  das  Vorkommnis,  das  AÜdorfer 
in  Wiesbaden  nach  Verordnen  des  Wasserstoff- 
perozyds  (Merck)  erlebte.  Eine  derartiKe  Los- 
ung (dproo.)  hatte  14  Tage  lang  nacm  ihrer 
teilweiseu  Benutzung  in  einer  mit  Patentgummi- 
stopfen verkorkten  Bierflasche  gestanden.  Eines 
Morgens  kam  es  ohne  jeden  sonstigen  sichthchen 
äußeren  Einfluß  zu  einer  sehr  gewaltsamea 
Explosion  der  Flasche.  Wahrscbeinlioh  hatts 
in  diesem  Falle  die  Berührung  der  Wasseistoff- 
peroxydlösung  mit  dem  am  Verschluß  ange- 
brachten Gummiring  zur  Zersetzung  der  Flüssig- 
keit mit  Gasbildung  geführt,  die  dann  infolge 
des  hermetischen  Verschlusses  die  Explosion 
verursachte.  A.  Rn. 

Therap,  Mtshefte  1905,  27  . 


449 


Melioform, 
ein  neues  Desinflziens« 

Das  Meüoform  enthält  ab  wirksames 
Prinsip  Formaldehydy  dessen  unangenehmer, 
steehender  Oemoh  duroh  Eorrigentien  ver- 
deckt ist  Nnn  sind  allerdings  bereits  andere 
Desinfektionsmittel  mit  Formaidehyd  als  wirk- 
samem Agens  herausgekommen,  so  das  Lyso- 
form,  Septoform  usw.  Lauper  in  Inter- 
laken  rflhmt  aber  als  Vorteil,  dafi  Melioform 
viel  billiger  is^  daß  es  den  Formaldehyd- 
gernch  nicht  so  stark  hervortreten  läfit, 
und  daß  sdne  Losungen  nicht  trObe  und 
undurchsichtig  smd.  Die  Wunden  vertragen 
Melioform  im  allgemeinen  sehr  gut.  Auf 
frischen  Wunden  verwendet,  brennt  es  Öfters 
leicht ;  ältere,  granulierende  Wunden  reinigen 
sich  raseh  nach  dessen  Gebrauch  und  werden 
zu  gesunder,  kräftiger  Granulation  angeregt. 
Instrumente  dürfen  bis  3  Stunden  in  der 
DesinfektionsflOssigkdt  gelassen  werden,  ohne 
angegriffen  zu  werden;  wenn  länger  darin 
gelassen,  werden  sie  leicht  graugrflnlieh  be- 
legt und  die  Schneiden  unscharf.  Fflr  prak- 
tische Zwecke  genügt  die  übliche  Konzen- 
tration von  0,5  pCt.  Die  Desmfektion  ge- 
staltet sich  also  mit  Melioform  wegen  dieser 
geringen  Konzentration  2  bis  3  mal  so  billig 
wie  mit  Lysotorm  und  2Y2  mal  so  billig 
wie  mit  Lysol.  Mit  Rfieksicht  auf  diesen 
Vorteil  wflrde  sich  Melioform  ganz  speziell 
eignen  zur  Dennfektion  von  Lokalitäten 
(Zimmern,  Operationssälen  usw.)  in  Fällen, 
wo  ein  anderer  Desinfektionsmodus  nicht 
möglich  ist  a.  Rn. 

CorretpondenM,  f,  Sehwewer  Aerxie  1906, 15. 


Ein  im  Darmkanal  wirkendes 

Adstringens 

ist  das  Gallogen  (Ellagsäure),  weil  dessen 
Gerbsäure  erst  im  alkalisehen  Darmsafte  sich 
abspaltet,  und  zwar  erfolgt  diese  Abspaltung 
nur  aUmählich,  so  daß  die  Wirkung  der 
Gallussäure  auch  dem  Dickdarm  zustatten 
kommen  kann.  Da  das  Gallogen  vom  sauer 
reagierenden  Magensafte  nicht  angegriffen 
wird,  so  braucht  man  es  auch  nicht  in 
(säurefesten)  Keratinkapsehi  zu  verordnen, 
es  kann  ehifach  in  KodisalzKSsung  oder  ohne 
jede  Zutat  in  Obhten  gegeben  werden;  selbst 
Ejnder  nehmen  es  in  jener  Lösung  nicht 
ungern,  weil  es  nicht  unangenehm  schmeckt. 


Das  Gallogen  der  Chemischen  Fabrik 
Dr.  Ad.  Heinetnann  in  Worms  vermag 
somit  die  Tanninwirkung  gerade  dort,  wo 
es  so  darauf  ankommt,  zur  Geltung  zu 
bringen,  wie  dies  namentlich  Pranx  Haas 
in  Prag  (Die  Heilkunde),  bei  syphilitischen, 
tuberkulösen  einerseits  und  bei  dem  chron- 
ischen Darmkatarrh  und  akutem  Brechdurdi- 
fall  der  Kinder  andererseits  betont. 

FQr  die  Magendarmerkrankungen  während 
der  Sommermonate  empfiehlt  Fraxer  (The 
Regulär  Medical  Visitor,  St.  Louis)  das 
Gallogen  in  Salzwasser  innerlich  oder  im 
Ginlauf  oder  beides  kombiniert  anzuwenden, 
denn  mit  diesem  Büttel  kann  man  bei  Säug- 
lingen auch  bald  wieder  auf  die  Milchdiät 
zurückkommen.  Fraxer  gibt  bei  Erwach- 
senen 1  g  3  bis  5  Mal  täglich,  womöglich 
auch  nachts,  Haas  begnügt  sich  mit  0,3 
bis  0,5  g  auf  jedes  Mal ;  bei  Kindern  würde 
nur  ein  Fünftel  bis  ein  Drittel  von  diesen 
Gabeü  zu  verabreichen  sein,  und  hier  ist  es 
besser,  die  kleinen  Gaben  häufiger  zu  wieder- 
holen. (Vergl.  auch  Pharm.  Centralh.  46 
[1905],  296,  338,  425.)  A.  Rn, 

Santyl 

ist  der  Salicylsäureester  des  Santalol  und 
wird  von  der  Chemischen  Fabrik  Knolld;  Co., 
Ludwigshafen  a.  Rh.  in  den  Handel  gebracht. 
Das  Santalol  ist  bekanntlich  ein  Bestandteil 
des  als  inneres  Trippermittel  häufig  ange- 
wandten Sandelholzöles.  Um  den  wirksamen 
Bestandteil  zur  Geltung  zu  bringen,  maß 
das  Santyl  (Pharm.  Centralh.  46  [1905], 
927)  sehr  reichlich  genommen  werden;  aber 
trotz  dieser  größeren  Gaben  —  es  waren 
dreimal  täglich  25  bis  30  Tropfen  bezw. 
2  mal  täglich  40  bis  50  Tropfen  notwendig 
—  sah  i2.  Kaufmafin  in  Frankfurt  a.  M. 
eine  zufriedenstellende  Verträglichkeit,  so 
daß  er  an  den  großen  Tropfenmengen 
keinen  Anstoß  nahm.  Der  Harndrang  ließ 
nach  Santyl  immer  nach  und  der  Harn 
klärte  sid).  Auch  beim  Uebergreifen  des 
Prozesses  von  der  vorderen  Harnröhre  auf 
die  hmtere  bewährte  sich  das  Santyl.  Es 
whrd  nach  dem  Essen  in  Milch  genommen. 
Kaufmann  kommt  nach  seinen  Versuchen 
zu  dem  Ergebnis,  daß  Santyl  dem  Santalol 
und  den  sonstigen  Sandelpräparaten  keines- 
wegs nachsteht.  a.  Rn. 
Monaiah,  f.  prakt.  DemuUol.  1905,  55ö. 


450 


Photoopaphilteh*  IMtlaihingan. 


Das  Tonen  von  Aristo-  und 

und  Celloidlnpapier. 

Ein  Verfahren,  um  vornehmlich  auf 
Aristo-  oder  GeUoidinpapier  TOne  her- 
vorzurufen, welche  den  Tönen  der  Brom- 
sUberpapiere  sehr  ähneln,  ist  in  den 
Kreisen  der  Beru&photographen  allgemein 
bekannt.  Aber  nur  wenige  Liebhaber- 
photographen besitzen  Kenntnis  davon, 
sodaß  eine  Beschreibung  dieses  Ver- 
fahrens als  lohnend  erscheint. 

Hauptbedingung  zur  Erzielung  guter 
Resultate  ist  hierbei  die.  Verwendung 
von  ganz  frischem  Papier.  Alte  Papiere 
geben  unreine  TOne  und  bekommen 
leicht  graue  Flecken. 

Die  etwas  überkopierten  Bilder  auf 
Aristopapier  werden  zunächst,  ohne  mit 
den  Fingern  berflhrt  zu  werden  -^  man 
arbeite  während  des  ganzen  Verfahrens 
mit  Hompincetten  — ,  etwa  10  Minuten 
lang  in  fließendem  Wasser  gewässert 
und  kommen  dann,  was  aber  nicht  un- 
bedingt erforderlich  ist,  in  ein  Bad  von 
Kochsalz  (16  g  Kochsalz  auf  1  Liter 
Wasser),  bleiben  hier  etwa  2  Minuten 
liegen  und  werden  dann  noch  6  Minuten 
lang  gewässert. 

Nun  schreitet  man  zur  Tonung  und 
zwar  arbeitet  man  mit  geti*ennten  Bädern. 
Qute  Vorschriften  hierfür  findet  man  in 
VogeFs  Taschenbuch  der  praktischen 
Photographie.  Besonders  zu  empfehlen 
ist  folgendes  dort  angeführtes  Tonbad: 

Lösung  I.   800  ccm  dest.  Wasser, 

15  g  Rhodanammoniumi 
15  g  Alaun, 
1  g  Ammoniumkarboiiat. 

Lösung  n.      1  g  Chlorgold, 

600  ccm  dest.  Wasser. 

Beide  Lösungen  sind  haltbar.  Zum 
Gebrauch  mische  man  100  ccm  Lös- 
ung I  mit  60  ccm  Lösung  11. 

Das  Tonen  geschieht  nun  nicht,  wie 
fast  in  allen  photographischen  Hand- 
büchern angeführt  ist,  bei  15  bis  180  C, 
sondern  bei  0^.  Zu  diesem  Zwecke 
mischt  man  die  beiden  Lösungen  in 
einem  Kolben  etwa  V4  Stunde  vor  Be- 
ginn der  Tonung  und  kühlt  die  Misch- 


ung in  Eis.  Dann  gibt  man  das  ge- 
kühlte Bad  in  eine  Schale,  legt  einige 
kleine,  ganz  saubere  Eisstückchen  mit 
hinein  und  setzt  diese  Schale  in  eine 
zweite  etwas  geräumigere,  welche  mit 
Eisstückchen  etwa  zur  Hälfte  gefüllt  isL 

Nun  werden  die  Bilder  unter  steter 
Bewegung  des  Bades  getont;  man  tone, 
bis  ein  satt-violetter  Ton .  erscheint  and 
dann  noch  etwas  länger,  weil  dieser  im 
Fixirbad  stets.;  etwas  zurückgeht; 

Nach  6.  Minuten  langem  Wässern 
werden  die  BUder  in  einer  lOproc 
Natriumthiosulf atlOsung  uoter  steter  Be- 
wegung fixiert  un4  dann.  1  Stunde  lang 
in  fließendem  Wasser  gewässert. 

Inzwischen  hat  man  eine  mattierte 
Glasscheibe  oder  eipe  rauhe  EmaUie- 
blechscheibe,  wie  cde  im  Handel  zn 
haben  sind,  erst  mit  Wasser,  dann  mit 
Alkohol  und  schließlich  mit  Aether  gut 
gereinigt.  Auf  diese  Scheibe  preßt  man 
nun  die  nassen  Bilder  mit  einem  Rollen- 
quetscher  auf  und  läßt  wagerecht 
trocknen.  Das  Trocknen  sollte  mindestens 
24  Stunden  daueiii,  da  man  dann  erst 
sicher  ist,  daß  sich  die  Bilder,  ohne  zn 
zerreißen,  glatt  von  der  Platte  abziehen 
lassen. 

Erwähnt  sei  noch,  daß  Bilder  anf 
GeUoidinpapier  etwa  6  mal  länger  als 
solche  auf  Aristopapier  tonen.  Bei  der 
Tonung .  vermeide  man  auch  durch  krif- 
tiges  Bewegen  der  Schale,  daß  Eis- 
stückchen  aä  der  Schichtseite  der  Bilder 
liegen  bleiben,  weil  dann  auf  diesen 
Stellen  unfehlbar  Flecke  entstehen. 

Das  Aufkleben  der  Positive  sollte 
immer  mit  frischem,  selbstbereitetem 
gewöhnlichem  Kleister  aus  Weizenstärke 
geschehen. 

DipL-Ing.  W.  J^WtfM, 

Assistent  am  Uyg.  Inst  der  Kf^  Tecfan. 

HochschoJe  sa  Dresdeiu 


DiApositiTplAtten   fllr  TerrrVBenmgei  xu 

benntzeD  empfiehlt  mdi  nioht  Das  YeTgröflar* 
ncgs-Dii^positiv  wird  immier  am  baatoe  flüt  tia» 
r^^cht  klar  and  weioh  aibeitendeo  gewöhnlioheB 
Trookenplatte  hergestellt,  die  yorsiohtig  mit  eioem 
Entwickler,  dessen  BSgensohaften  man  gründüoh 
kennt  and  dea  man  nach  Bedarf  abinstimmeD 
vermag,  entwickelt  wird.  Bkl 


4(1 

Versohiadan«  Hitteilunaan. 

Fülltrichter 

veraohiedmer  Art  werden  von  der  Firma 
Oanxhorn  &  Kling  in  Schwäbisch -HatI 
gefertie:L  Figur  1  ist  ein  Universal- 
fOlltriehter,  der  in  verscliiedener  Form 
geliefert  wird  nod  Kam  Abfüllen  von  flOasigea 


Salben,  dtmea, 
Pomaden  usw. 
diflDt  Ke  ab- 
Bolnt  feslMihliefi- 
«nde  VerBefalaB- 
Toniehtimg  wird 
doreh  Dmok  an 
einem  Hebel  ge- 
öffnet; dorohein 
Loslaaeen  des 
Hebels  wird  der 
Analauf     sofort 

unterbrochen, 
ohne  daß  idn 
dnziger  Tropfen 
nadiUnft 

Die  Fla- 
sehendlll- 
m  a  B  «  b  i  D  e 
<  Ideal'  (Fi- 
gnr  2)  ist  fOr 
klcinere  Betriebe 
bestimmt.  Der 
innen  und  anßen 
emaiUierts  Be- 
hUter  UBt  Bidi  fSg.  8. 


452 


hoch  und  Diedrig  sohrauben;  die  emzelnen 
Flaschen  werden  mittels  emes  tellerförmigen 
Druckstiftes  gegen  den  Gummikonns  an  die 
Auslaufsröhre  gedrtlckt^  wodurch  der  nötige 
luftdichte  Abschluß  hergestellt  ist.  Der  Aus- 
lauf erfolgt  durch  Ziehen  an  der  Zugschnur. 
Sobald  sich  die  Flasche  bis  zur  der  einge- 
stellten Höhe  gefüUt  hat,  hört  der  Flflssig- 
keitszulauf  automatisch  auf;  ein  Ueberfttllen 
ist  deshalb  unmöglich. 

Die  Flaschenf üllmaschine  «Tri- 
umph» (Fig.  3)  ist  fOr  Massenabfüllungen 
bestimmt.  Fflr  jede  Flaschensorte  sind  be- 
sondere EinschiebekSsten  oder  Etnschieb- 
rahmen  erforderlich.  Die  Füllung  geschieht 
gleichzeitig  und  gleichmäßig  durch  einen 
Hebeldruck.  p. 


Anemone  nemorosa  als  Ueber- 
träger  von  Baumkrankheiten. 

Der  Generationswechsel  der  bei  den  ziem- 
lich verbr^teten  Uredineen  Aecidium 
leucospermum  und  Aecidium  punc- 
tatum;  die  auf  den  beiden  Anemonen 
A.  nemorosa  und  A.  ranunculoides  (als 
Zwischenwirte)  vorkommen;  war  bisher 
unbekannt.  Tranxschel  hat  nunmehr  die 
Zugehörigkeit  des  ersterwähnten  Rostpilzee  zu 
Ocbrospora  Sorbi  Oud.  festgestellt.  Aeddium 
leucospermum  befällt  die  ganz  jungen^  kaum 
V2  m  hohen  Bäumchen  der  Eberesche  und 
Eisbeere  und  erzeugt  hier  die  üredo-  und 
TeleutosporeU;  während  das  häufige  Aecidium 
punctatum  seine  gleichen  Fruchtformen  aufj 


Amygdaleen   wie   Pflaumen-,    Mandel-  und 

Pfirsichbäumen    erzeugt,    wo    es   lange  als 

Puccima  Pruni  spinosae  Fers,  bekannt  war, 

ohne  daß  man  von  dem  Zusammenhang  mit 

der  Aeddiumform  Kenntnis  hatte«     -^dd, 
Südd,  Apoih,'Ztg.  1906,  145. 

Cacaol 

wird  ein  aus  leiditlOsUchem  Kakao,  be- 
reitetes Kinderkraftmehl  •  Präparat  genannt 
Die  chemische  Untersuchung  ergab  nach 

Dr.  FUsinger      Dr.  Jesertch 


pGt 

4,76 
4,08 


pCt 
4,29 
4,21 


Feuchtigkeit 
Mineralstoffe 
Phosphorsäure 

(P2O5)  0,65  0,56 

Fettgehalt  14,43  13,79 

Protein  (Eiweiß)   12,93  11,44 

Kohlenhydrate      63,15  65,71. 

Es  wird  Magenleidenden,  Darmkranken 
und  körperlich  Schwachen  empfohlen.  Kinder 
trinken  es  gern  und  bekommen  es  nie  über- 
drüssig. 

Darsteller:  Wilh,  Pramann  in  Radebmil- 
Dresden.  h.  M. 

Tropfglas  =  Guttulas. 

In  der  Pharm.  Ztg.  wird  eine  Anfrage 
nach  der  richtigen  lateinischen  Bezdefa- 
nung  für  Tropfglas  dahin  beantwortet,  daß 
dieselbe  «Guttulus»  lautet,  da  guttus  einen 
Krug  oder  eine  Kanne  mit  sehr  engem 
Halse,  aus  dem  Flüssigkdten  tropfenweise 
herausflossen,  bedeutete.  P, 


Briefwechsel. 


Abonnent.  Sie  befinden  sich  in  einem  In- 
tam,  wenn  Sie  annehmen,  daß  dasTaberknlin 
Denys'  mit  dem  Koch'sohen  Tuberkulin  identisch 
ist;  denn  das  von  Denys  hergestellte  Präparat 
ist  ein  einfaches  Filtrat,  gewonnen  aus  der 
Bouillonkultur  von  Tuberkelbazillen,  die  mittels 
Filtration  durch  eine  Porzellankerze  von  den 
Bazillen  befreit  wird,  ohne  erhitzt  oder  mit 
chemischen  Mitteln  behandelt  zu  werden,  wäh- 


rend bei  der  Herstellung  des  Kooh'BoheD.  Tuber- 
kulin eine  Erhitzung  auf  70*  stattfindet 


P.  Z«  in  L.  1,34  g  Silbercyanid  geben  mit 
3,5  com  Wasser  und  10  com  Vi~^onn<d-Salz- 
säure  nach  vollständiger  Zersetzung  (neben  un- 
löslichem Silberohlorid)  eine  Flüssigkeit,  welche 
in  13,5  com  0,27  g  =  2  pCt  C^anwasaeratoff- 
säure  enthält  s. 


Bescbwerdn  ibiir  inregeliiissiiis  ZisteHiiii 

der  tPharmaeentlsehen  Centralhalle»  bitten  wir  stets  an  die  Stelle  richten  zu  wollen,  bei 
welcher  die  Zeitschrift  beetollt  worden  ist,  also  Postanstalt  oder  Buchhandlung  oder  Oesehäfts* 
stelle.  3Dia  3SCaxci'a.sfir®^ttS- 

Verleger :  Dr.  A.  Sehneideri  Draaden  nnd  Dr.  P.  SÜDi  DresdeiipBlaMwiti. 
Veraaiwortlieher  Leitar:   Dr.  A.  8olul«Uler,  Dieaden 
Im  Bachhandel  durch  Julias  Springer,  Berlin  N..  Monblloopltta  8. 
Druck  Toa  Fr.  Tittel  K  a  ah  folger  (Knnaih  *  Mahlo;  in  Di     ~ 


Haematogene. 


12,6  ig   : 

"   lg  : 


100 

5U,-  M. 

50    kg   50,- 
lOÜ    tg   95,- 

-M 

-M. 

Ulyceriiifreta 
HaenatopiL 

AbrefiBt:  6  Fl.  5,60  M. 
2ö  >  17,50  M. 
50  >  3^,50  H. 
100  .  60,— M. 

Iww:  4    kg     9,- 

12^  kg   27,- 
26    kg  J5,- 
50    kg  85,- 
100    kg  160,- 

-M. 
-M. 

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Leiter  der  \  Dr.  Alfred  Schneider,  Dresden-A.  21;  Sohandauer  Str.  43. 
Zeitaeluift:  /  Dr.  Paul  Süß,  Dresden-Blasewitz;  Gustav  Fzeytag-Str.  7. 

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^28. 


Dresden,  7.  Juni  1906. 


Der  neuen  Folge  XXVII.  Jahrgang. 


XLvn* 

Jahrgang. 


Inhalt:  Gkeiiii«  «ad  Paamaeie:  Ueber  den  Pottuohe-Gebtlt  der  »ofgetohloHaneii  Kakaopolyer  des  HandflU.  — 
Keae  Untersaebaagen  Dber  Hjdiai^rom  oxycyiiuitam  and  Hydrargyram  praacipitatnm  albam.  —  Nene  Arsnel* 
mittel.  —  Stomachjl-PiUen.  —  Nene  ArsneimfUel  yom  Mai.  ~~  Aoalegung  von  Geaetsen.  —  PbenTform.  ~  Untere 
auchangeorgebniaee  einiger  SpeaialiUtten.  —  Neaarongen  an  Laboratoriams- Apparaten  —  Addol.  —  ^lixtara 
Fcrri  compoaita.  —  Bote  Queckailbersalbe.  —  Die  DeetUlatlon  des  Itberischen  WintergrOn-  und  des  Birkenrinden- 
Oelea.  —  Nachweis  von  Nitroslycerin  in  Tabletten.  —  Feaersioherer  Holxaoatrieh.  —  NakruMcsmitM-Cheml«. 
—  Bakteriologitehe  HltteUiinceB.  —  Tberapevtiielie  MitteilwiceD.  —  Photosraphlselie  HttteiluceB. 

-  yenehi^dene  MittellaHi:«!.  —  Brt«fWe«hMl. 


Chemie  und  Pharaiacie. 


Ueber  den  Pottasche-Gehalt 

der  aufgeschlossenen 
Kakaopulver  des  Handels. 

Von  Ä.  Beyihien, 

Mitteilung  aus  dem  chemischeo  Untersuohuogs- 
amte  der  Stadt  Dresden. 

Die  Behandlang  des  Kakaos  mitkohlen- 
sanren  Alkalien,  das  sog.  Aufschließen, 
durch  welches  dem  fertigen  Produkte 
zwar  nicht,  wie  die  Fabrikanten  früher 
meinteu.  eine  größere  Löslichkeit,  wohl 
aber  dieEigenschaft  einer  gleichmäßigeren 
Verteilung  und  besseren  Suspension  im 
Wasser  verliehen  wird,  ist  ein  weit  ver- 
breiteter Gebrauch,  dessen  Zulässigkeit 
nicht  wohl  bestritten  werden  kann,  über 
dessen  Zweckmäßigkeit  die  Ansichten 
jedoch  geteilt  sind.  So  sollen  die  Aerzte 
nach  König^)  im  allgemeinen  die  Auf- 
schließung  verwerfen,  weil  einerseits  die 
Alkalien   als  solche  nachteilig  auf  die 

1)  Chemie   der  menschliohen  Nahrungs-  und 
GenuBmittel.    II.  Bd.,  S.  1117. 


Verdauung  und  Blutbildung  wirken,  an- 
dererseits durch  dieselben  eine  teilweise 
Verseifung  des  Fettes  stattfindet,  in- 
folge deren  (durch  die  Seife)  besonders 
bei  Kindern  leicht  Durchfälle  auftreten 
können. 

Ganz  im  Gegensatz  zu  dieser  Auf- 
fassung erblickt  Hueppe^)  in  der  Be- 
handlung nach  dem  holländischen  Ver- 
fahren mit  2  bis  3  pCt  Kaliumkarbonat 
eine  wesentliche  Verbesserung  des  Ka- 
kaos, weil  sie  nicht  nur  in  chemischer 
Hinsicht,  sondein  auch  bezüglich  der 
äußeren  Eigenschaften  (Geruch,  Ge- 
schmack, Farbe,  Suspensionsfähigkeit) 
den  günstigsten  Einfluß  ausübt.  Auch 
wendet  er  sich  gegen  die  Annahme  einer 
bloßen  €Alkalisierung>,  da  das  Kalium- 
karbonat in  dem  fertigen  Präparate 
nicht  mehr  als  solches  vorhanden  sei, 
sondern,    wie   die  amphotere  Reaktion 


*)  Untersuchungen  über  Kakao.    Berlin  1905. 
Verlag  von  Ä.  Hirsehwald. 


454 


des  aufgeschlossenen  Eakaopulvers  be- 
weise, eine  chemische  Verbindung  in 
Form  saurer  Phosphate  und  organisch 
saurer  Salze  eingehe. 

Nun  sei  dem  wie  es  wolle,  so  viel 
steht  jedenfalls  fest,  daß  ein  allzu  hoher 
Alkalizusatz  nicht  wünschenswert  ist. 
Bezeichnet  doch  selbst  Zipperer^\  in 
seinem  maßgebenden  Werke  ein  Zuviel 
als  schädlich  für  das  feine  Aroma  und 
redet  daher  nur  einer  diskreten  Bei- 
mischung das  Wort.  Man  wird  daher 
aus  diesen  Gründen  und  außerdem  im 
Hinblick  auf  eine  etwaige  Gewichts- 
vermehrung eine  Begrenzung  des  Pott- 
aschezusatzes als  wünschenswert  be- 
zeichnen und  gegen  zu  hohe  Mengen 
einschreiten  müssen. 

Für  die  Nahrungsmittelchemiker  war 
zu  diesem  Zwecke  bislang  die  Bestimm- 
ung in  den  «Vereinbarungen  zur  einheit- 
lichen Untersuchung  von  Nahrungs- 
mitteln, Genußmitteln  sowie  Gebrauchs- 
gegenständen füi  das  Deutsche  Reich» 
maßgebend,  in  welchen  es  heißt: 

«3.  Kakaopulver  enthält  wech- 
selnde, d.  h.  willkürliche  Mengen  Fett 
und  wird  daher,  je  nachdem  mehr 
oder  weniger  Fett  entzogen  wurde, 
der  Aschengehalt  größer  oder  kleiner 
sein.  Deshalb  ist  der  gefundene 
Aschengehalt  auf  Eakaomasse  (mit 
etwa  60  pCt  Fett)  oder  auf  fett- 
freie Eakaomasse  umzurechnen,  und 
wird  daher  der  Aschengehalt  nach 
dieser  Umrechnung 

a)  bei  nicht  mit  Alkalien  aufgeschlos- 
senem Eakaopulver  derselbe  sein 
müssen,  wie  bei  Eakaomasse, 

b)jbei  mit  kohlensauren  Alkalien  aufge- 
schlossenem Eakao  ein  größerer  sein, 
doch  darf  die  Zunahme  2  pCt  des 
entölten  Pulvers  nicht  übersteigen.» 

Diese  Angaben  sind  nicht  ganz  ein- 
deutig, da  in  dem  allgemeinen  Teile  die 
Umrechnung  auf  Kakaomasse  mit  50  pCt 
Fett  und  fett  freie  Eakaomasse  em- 
pfohlen   wird,    während    unter    b   von 


«entöltem»  Pulver  die  Rede  ist  Ob- 
wohl nach  meiner  Ansteht  «entölt», 
centfettet»  und  «fettfrei»  Synonyma 
sind,  und  demnach  der  Satz  der  «Ver- 
einbarungen» bedeuten  würde :  Der  Zu- 
satz von  kohlensauren  Alkalien  soll  nicht 
mehr  als  2  pCt  der  fettfreien  Eakao- 
masse betragen,  so  ist  er  doch  im  all- 
gemeinen von  den  Vertretern  der  Praxis 
und  neuerdings  auch  der  Nahrungs- 
mittelchemie^)  so  ausgelegt  worden,  als 
ob  er  sich  auf  den  sogen,  entölten 
Eakao  des  Handels,  d.  h.  auf  das  teil- 
weise, bis  auf  etwa  25  pCt  entfettete 
Pulver  beziehe. 

Unter  dieser  Voraussetzung  sind  in 
den  letzten  Jahren  von  den  Chemikern 
benachbarter  Bezirke  verschiedentlich 
Eakaopvoben  wegen  eines  zu  hohen 
Gehaltes  an  Pottasche  beanstandet  wor- 
den, und  das  städtische  Untersuchungs- 
amt hat  sich,  soweit  die  beanstandeten 
Lieferungen  Dresdner  Fabriken  ent- 
stammten, in  mehreren  Fällen  mit  der 
Nachprüfung  der  erstatteten  Gutachten 
befassen  müssen.  Abgesehen  von  einem 
Falle,  in  welchem  der  Alkalizusatz  irr- 
tümlich aus  der  Alkalität  der  Gesamt- 
asche statt  ihres  wasserlöslichen  Anteils 
berechnet  worden  war,  konnte  der  Be- 
anstandung eines  2  pGt  überschreitenden 
Zusatzes  von  kohlensaurem  Ealium  durch- 
aus zugestimmt  werden,  und  es  lag  um 
so  weniger  ein  Bedenken  vor,  den  Gut- 
achten der  Fachgenossen  und  den  Leit- 
sätzen der  «Vereinbarungen»  beizutreten, 
als  selbst  Welmans,  der  Chemiker  der 
Firma  Stollwerck  in  Eöln  eine  Begrenz- 
ung auf  2  pCt  als  zweckmäßig  aner- 
kannt hat. 

Im  Gegensatz  dazu  wies  vor  längerer 
Zeit  in  einer  vor  dem  hiesigen  Eönigl. 
Schöffengericht  anberaumten  Gerichts- 
verhandlung Filsinger  ^)  darauf  hin,  daß 
nach  §  1,  Abs.  A  der  Ausführungsbe- 
stimmungen zu  dem  Gesetz,  betreibend 
die  Vergütung  des  Eakaozolles  bei  der 
Ausfuhr  von  Eakaowaren  vom  22.  April 


-;  Die  Schokoladen  -  Fabrikation.     Berlin  W. 
1901.    Verlag  von  M,  Krayer, 


«)  Lührig,  Ztschr.  f.  Unters,  d.   Nahr.- 
Genaßm.  1905,  IX,  267. 
&)  ZtBohr.  f.  öffenü.  Chem.  1905,  8. 


ood 


]8d3  und  dem  ergänzenden  Beschlösse 
des  Bundesrats  vom  3.  November  1S98 
Kakaopulyer  bis  zu  3  fCt  zugesetzte 
Alkalien  enthalten  dürFe,  and  daß  die 
Fabrikanten  diese  Normierung  bislang 
als  bindend  angesehen  hätten.  Bei 
diesem  Widerstreit  der  Anschaanogen, 
und  weil  auch  Zipperer  (loco  cit.)  einen 
Zusatz  bis  höchstens  3  pCt  Ealiumkar- 
bonat  t^  zulässig  bezeichnet,  gelangte 
das  Gericht  zu  einer  VemeinuDg  des 
objektiven  Tatbestandes  der  Verfälsch- 
ung, und  die  Grenze  von  3  pCt  Pott- 
asche ist  daher  seitdem  von  dem  Unter- 
suchongsamte  der  Beurteilung  zu  gründe 
gelegt  worden. 

Auffällig  erschien  mir  an  dem  Fil- 
ÄiM^er'schen  Gutachten  nur  die  Behanpt- 
ang,  daß  die  meisten  im  Handel  befind- 
lichen Kakaopulrer  ebensoviel  oder  mehr 
Pottasche  enthalten  sollten,  als  das  be- 
anstandete Muster,  dessen  Gehalt  an 
kohlensaurem  Kalium  aas  der  wasser- 
iCsUchen  Alkalität  zu  4,05  pCt  berechnet 
worden  war.  Da  ich  dieselbe  aber  aus 
eigener  Rrfahrong  weder  bestätigen 
noch  bestreiten  konnte,  so  hielt  ich  es 
für  wünschenswert,  über  diese  nicht 
nnwichtige  Frage  einige  Unterlagen  zd 
beschaffen,  und  habe  daher  die  Ent- 
nahme einer  größeren  Anzahl  von  Kakao- 
proben im  hiesigen  Stadtgebiete  ange- 
regt. Znr  Einlieferang  gelangten  96, 
in  den  verschiedensten  Geschäften  an- 
gekaufte  Kakaopnlver,  welche  24  Fa- 
briken entstammten,  nnd  zwar  19  ans 
Dresden,  ä  aus  Leipzig,  S  ans  Amster- 
dam und  je  1  aus  Halle,  Altona,  Em- 
merich, Magdeburg,  Hamburg,  Vierssen, 
Tangermönde  nnd  Berlin.  Die  Unter- 
suchung erstreckte  sich  auf  die  Bestimm- 
nng  des  Gehaltes  an  Mineralstoffen  and 
wasserlöslicher  Alkalität.  Außerdem 
warde  der  Wassergetmlt  ermittelt,  um 
ein  Urteil  Über  die  Frage  zu  gewinnen, 
ob  durch  höhere  Alkalizusätze  die  Hy- 
groskopicität  des  Kakaos  gesteigert  wird. 
Dei-  Fettgehalt  bewegte  sich  zwischen 
U  und  30  pCt. 

Die  erlangten  analytischen  Befunde 
sind  in  nachbtebender  Tabelle  ange- 
fahrt-. 


I 

4,66 

13,6 

0,94 

20,20 

II 

5,60 

16,6 

1,11 

19,77 

11 

5,66 

18,0 

1,25 

22,02 

II 

5,87 

194 

1,34 

22,10 

III 

671 

20,0 

1,38 

20,60 

II 

5>9 

204 

1,41 

23,50 

IV 

r,^ 

20,6 

1,43 

23,92 

V 

624 

20,8 

144 

23,10 

VI 

694 

2116 

1,50 

25,15 

II 

5F6 

23,2 

1,60 

28,04 

II 

6,93 

23,3 

1,61 

27,10 

6,10 

25,0 

1,73 

28,36 

VII 

6,-22 

26,6 

1,84 

29,60 

VIII 

6.00 

27,6 

1,91 

31,83 

IX 

6,20 

^7,6 

1,91 

30,81 

X 

6,29 

27,8 

1,92 

30,69 

VI 

6,24 

28,0 

1,94 

31,05 

X 

6,92 

28,0 

1,91 

27,97 

II 

6,38 

28,6 

1,98 

31,02 

vu 

6,57 

28,8 

1,99 

30,34 

vn 

5,l!0 

28,8 

1,99 

38,30 

XI 

6,25 

29,2 

2,02 

32,30 

I 

t),64 

29,fi 

2,04 

31,20 

XII 

6,44 

29,6 

2,04 

31,82 

III 

6,19 

29,6 

2,04 

33,09 

III 

6,63 

31,0 

2,15 

32,36 

II 

6,66 

31,1 

2,lo 

34,90 

XII 

6!l2 

31,1 

2,15 

35,10 

XII 

6,63 

32,0 

2,21 

33,4 

XIII 

m 

32;4 

2,24 

27,2 

I 

6,72 

32,4 

2,24 

33,2 

XIII 

6,21 

32,4 

2,24 

35,9 

V 

6,97 

33,0 

2,28 

32,7 

5,60 

33,5 

2,31 

41.3 

XIV 

6,48 

33,6 

2,32 

35,9 

XV 

665 

34,4 

2,38 

34,8 

X 

7;75 

34,6 

2,39 

30,0 

XVI 

7,42 

34,8 

2,41 

32,5 

XVII 

6,86 

81,8 

2,41 

35,1 

XV 

&,3i 

34,8 

2,41 

38,1 

IX 

6fii 

86> 

2,43 

36,7 

X 

6,«5 

35,2 

2,43 

35,5 

XV 

6.50 

35,6 

2,46 

37,8 

I 

6,94 

36,6 

2,46 

41.4 

X 

6,81 

36,9 

2,48 

36,3 

XIV 

6,57 

36,4 

2,52 

38,3 

XV 

7:54 

36,8 

2,55 

33,7 

XVI 

6,84 

37,2 

2,47 

37,0 

XII 

6,26 

37,4 

2,58 

41,1 

I 

7,00 

37,6 

2,60 

37,0 

XII 

6,86 

37,6 

2,60 

37,9 

I 

7,24 

38,8 

2,68 

37,0 

XVIli 

5,87 

38,8 

2,68 

44,9 

X 

6,C6 

39,6 

2,74 

45,3 

XV 

6,7Ö 

39:8 

2.75 

40,6 

XIX 

7;C9 

42,4 

2,90 

41,3 

X 

6,07 

42,4 

2,90 

43,5 

XVII 

'^^ 

42,8 

2,11» 

40,7 

466 


wSiSr 



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lÖBliche 

AMbe: 

Sr. 

Fabri- 

ÄBCbO 

Alialität 

ti- 

K.CO, 

Wu- 

kaot 

^1(0: 

Normal - 

K,CO, 

pCt 

Säure 

pCt 

pa 

69 

XV 

6,56 

43.2 

2,99 

45,5 

5,34 

60 

X 

7,71 

43,2 

2,99 

38,8 

6,31 

81 

XIII 

8,14 

43,5 

3,00 

36,8 

6,65 

62 

XII 

6,88 

44,0 

3,04 

44,2 

5,08 

63 ;  xm 

7:2a 

44,4 

3,07 

42,1 

5,4S 

641     II 

7,00 

3,07 

43,9 

6,02 

65 

XX 

7,28 

3,10 

42,6 

4,66 

XV 

8,02 

3,10 

38,5 

5,6ö 

67 

XVII 

7,62 

3,12 

40,9 

J,83 

I 

6.46 

3,15 

48,8 

6,41 

68 

X 

7,33 

3,16 

43,1 

4,06 

70 

XV 

6,61 

3,18 

48.2     6,29 

71 

XIV 

6,67 

46;4 

3,20 

48,0  17,12 

72 

XV 

7,74 

46,4 

3,30 

46,4     6,27 

73 

XV 

6,68 

46,6 

48,5 

4,78 

74 

XXI 

8,06 

46:8 

3!24 

40,2 

7,53 

75 

XV 

6,71 

46,8 

3,24 

48,3 

578 

76 

V 

8:46 

47;6 

3,28 

38,8 

6:88 

77 

IX 

7,75 

47,6 

3,28 

42,5 

6,48 

78 

XV 

e,98 

47,0 

3,28 

47,1 

6;84 

79 

XIII 

7,75 

47,6 

3,28 

42,4 

6,46 

80 

XV 

7,91 

48,4 

3,34 

42,2 

7,76 

81 

XXII 

6,49 

48,4 

3,34 

41,5 

6,02 

82 

XVII 

7,78 

48,4 

3,34 

43,0 

4,14 

8:i 

XXIII 

7,74 

48,4 

3,34 

•133 

6,54 

81 

XXIV 

H,65 

49,7 

3,43 

40,1 

5,92 

86 

XV 

6,33 

49,7 

3,43 

54,2 

1,90 

86 

xvn 

7,12 

50.1 

3,46 

48.6 

4,36 

87 

XXfll 

9,04 

60,4 

3,48 

38,6 

6,02 

bS 

xm 

7,88 

60,6 

3,49 

44,2 

6,46 

89 

7,95 

50,6 

3,50 

44,0 

4,90 

90 

X  II 

7,86 

61,6 

3,56 

45,3 

530 

91 

XV 

686 

51,6 

3,86 

62,0 

7,06 

92 

X 

7;B6 

52,8 

3,64 

48;2 

5,67 

93 

XV 

7,22 

6(1,0 

3,86 

53,5 

ölos 

94 

XXIII 

9.33 

56,4 

3,90 

418 

6,89 

06 

XV 

7,06 

68,0 

.,00 

66,7 

5,96 

HmimDm 

4.66 

13,6 

0,94 

19,77 

4,06 

Hax 

imum 

9.33 

58,0 

4^0 

56,70 

9,34 

Beim  Ueberblicken  dieser  Resaltate 
fällt  zunächst  auf,  daß  der  aus  der 
wasserlöslichen  Alkalität  berechnete  Ge- 
halt an  Kaliumkarbonat  zwischen  0,94 
und  4,00  pCt  beträgt,  und  die  Höbe 
VOD  4,05  pCt  in  keinem  Falle  erreicht. 
Die  Asebenmenge  bewegt  sich  zwischen 
4,66  und  9,33  pCt,  während  der  Wasser- 1 
gebalt  4,06  bis  9,33  pCt  beträgt.  | 

Der  Berechnung  des  zugesetzten  Ea- 
linmkarbonat  stehen  erhebliche  Schwie-| 
rigkeiten  eotgegeo,    da    die  natürliche  1 


Alkalität  der  Kakaoasche  außerordent- 
lichen Schwanknngen  unterli^.  Der 
bisherigen  Annahme,  daß  für  den  Pott- 
aschegehalt der  Eakaoasche  im  Mittel 
1  pCt  in  Abzug  zn  bringen  sei,  wider- 
sprachen  bereite  einige  Befunde  von 
Welmam,  welcher  in  Pnderkakao  mit 
33Vs  pCt  Fett  bis  zu  1,2  pCt  Kaliam- 
karbonat  fand,  entsprechend  1,44  pCt 
nach  der  Umrechnung  auf  20  pCt  Fett. 
Dürfte  diese  Tatsache  die  vorsichtigeren 
Fachgenossen  schon  zu  einer  Erhohang 
der  Grenzzahl  auf  1,3  pCt  veranlagt 
haben,  so  sind  durch  die  neueren  Unter- 
suchangen  von  Lükrtg^)  vollends  ao  ab- 
norme Werte  bekannt  geworden,  daß 
eine  sichere  Bestimmung  des  zugesetzten 
Alkali  nach  der  bisherigen  MeÜiode  als 
geradezu  unmöglich  bezeichnet  werden 
muQ.  Lührig  fand,  auf  halb  entfetteten 
Kakao  berechnet,  Alkalit&ten  von  1,36, 
1,61,  1,88,  ja  2,11  pCt  KaCOsi  «^ 
Zahlen,  wdche  den  bisher  üblichen  Ab- 
zog am  mehr  als  das  Doppelte  über- 
treffen, and  wenn  auch  die  betreffenden 
Eakaosorten  nach  Angabe  ihrer  Liefer- 
anten in  anvermischtän  Zustande  nicht 
zur  Verarbeitung  kommen  sollen,  so 
mu8  der  gewissenhafte  Analytiker  doch 
immer  mit  der  Möglichkeit  rechnen,  daß 
der  von  ihm  untersuchte  Puderkakao 
aas  Bohnen  mit  einer  abonn  hoben 
Aschen-Alkalität  hergestellt  worden  ist. 
Er  wird  daher  stete  den  von  Lührig 
gefundenen  Höchstwert  ia  Abzog 
bringen. 

Betrachtet  man  die  vorstehende  Ta- 
belle unter  BerilcksicbUgung  dieser  Tat- 
sachen, so  findet  man,  daß  bei  Annahme 
eines  natürlichen  Pottaschegehaltes  von 

1  pCt  mindestens  34  von  den  unter- 
suchten 95  Proben,  d.  s.  36  pCt,  einen 

2  pCt  übersteigenden  Znsatz  von  Ealium- 
karbonat  erhaJten  haben,  während  bei 
Abzug  von  3  pCt  auch  unter  Zugrunde- 
legung der  Vereinbarungen  keine  einzige 
als  übermäßig  alkalisiert  zu  beanstanden 
sein  würde.  Der  von  der  Zollanweisong 
nachgelassene  Zusatz  von  3  pCt  Ealiam- 


*,  ZtsolLT.  f.   noteis.  d.  Nihr.- 
1905,  IX,  257. 


457 


karbonat  wird  selbst  unter  der  ersten 
Voranssetzang  von  keiner  Probe  über- 
schritten. 

Hinsichtlich  der  Fenchtigkeit  lehrt  die 
Zosammenstellnng,  daß  z  wischen  Alkalität 
and  Wassergehalt  keine  direkten  Bezieh- 
ungen bestehen.  Qerade  die  höchsten 
Wassermengen,  bis  zu  9,34  pCt,  finden 
sich  bei  sehr  geringen  Alkalitäten  (2,3 1 
pCt  E2C03\  während  umgekehrt  mit 
hohen  Alkalitäten  oft  geringe  Feuchtig- 
keit einhergeht.  Es  durfte  sonach  die 
von  Hueppe  (loco  cit.)  geäußerte  Ansicht 
an  Wahrscheinlichkeit  gewinnen,  daß 
die  fibermäßig  feine  Zerkleinerung  des 
Kakaos,  in  Verbindung  mit  starker  Ent- 
fettung, zu  einer  Erhöhung  der  hygro- 
skopischen Eigenschaften  der  Präparate 
den  Anlaß  gibt. 

Die  Folgen  der  vorstehenden  Aus- 
führungen ffir  den  Nachweis  eines  Al- 
kalizusatzes sind  jedenfalls,  daß  Puder- 
kakaos mit  einer  5  pCt  Ealiumkarbonat 
entsprechenden  wasserlöslichen  Alkalität 
der  Asche  nicht  beanstandet  werden 
können,  d.  h.  weil  höhere  Gehalte  sich 
schon  aus  geschmacklichen  Rücksichten 
verbieten  and  höchstens  aus  Versehen 
vorkonunen  werden,  daß  die  Untersuch- 
ung auf  Pottaschezusatz  nach  dem  bis- 
herigen Verfahren  völlig  aussichtslos 
erscheint. 

Es  fragt  sich  aber,  ob  nicht  die  Mög- 
lichkeit besteht,  auf  einem  anderen 
Wege  zum  Ziele  zu  gelangen,  und  da 
möchte  ich  darauf  hinweisen,  daß  die 
eingehende  Analyse  der  Eakaoasche 
vidleicht  gewisse  Anhdtspunkte  dar- 
bieten wfirde.  Zwar  unterliegt  auch 
die  prozentische  Zusammensetzung  der 
Asche  den  durch  Art,  Klima  und  Stand- 
ort usw.  bedingten  Schwankungen, 
aber  es  läßt  sich  doch  nach  den  bis- 
herigen Erfahrungen  über  Fruchtsäfte 
und  andere  pflanzUche  Produkte  anneh- 
men, daß  diese  Abweichungen  nicht  so 
regellos  sein  werden,  wie  bei  der  6e- 
samt-Alkalität  oder  gar  der  Alkalität 
der  wasserlöslichen  Asche.  Aus  den 
von  mir  mitgeteilten  Analysen^)  geht 
hervor,  daß  bei  aller  Verschiedenheit 
der  Fruchtsäfte  in  bezug  auf  die  abso- 


lute Menge  und  Alkalität  der  Mineral- 
stoffe, doch  im  Verhältnis  der  einzelnen 
Mineralstoffe  zu  einander  eine  gewisse 
Konstanz  vorherrscht.  Im  Gegensatz 
dazu  lehrt  eine  einfache  Ueberlegung, 
daß  die  Alkalität  des  wasserlöslichen 
Anteils  der  Asche  von  den  verschieden- 
sten Faktoren  beeinflußt  wird  und  keines- 
wegs einen  direkten  Ausdruck  ffir  den 
Gehalt  an  Kaliumkarbonat  darbietet. 
Nach  den  zur  Zeit  vorliegenden,  aller- 
dings sehr  vereinzelten,  Analysen  von 
Kakaoaschen,  fiberwiegt  die  Phosphor- 
säure so  sehr,  daß  die  gesamte  Menge 
der  alkalischen  Erden  zu  ihrer  Bindung 
nicht  ausreicht,  und  daß  daher  ein  er- 
heblicher Teil  sich  mit  den  Alkalien 
vereinigen  muß.  '  Das  in  der  Asche 
vorhandene  Trikaliumphosphat  geht  aber 
unter  Zerfall  in  Dikaliumphosphat  und 
Aetzkali: 

K3PO4  +  HgO  =  K2HPO4  +  KOH 

in  die  wässerige  Lösung  fiber.  Es  re- 
agiert also  alkalisch  gegen  Phenolphtha- 
lein und  gebraucht  zu  seiner  Ueber- 
ffihrung  in  die  neutrale  Verbindung 
K2HPO4  eine  gewisse  Menge  Säure, 
die,  neben  dem  wirklich  vorhandenen 
Kaliumkarbonat,  als  Alkalität  in  die 
Erscheinung  tritt  und  einen  zu  hohen 
Gehalt  an  kohlensaurem  Alkali  vor- 
täuscht. 

Zur  Erläuterung  meines  Gedanken- 
ganges gestatte  ich  mir,  folgende  Ana- 
lyse einer  Kakao-Asche  anzufahren: 


Kaliamozyd  (KgO) 

36,730 

pCt 

Natriamoxyd  (Na20) 

0,527 

» 

Calciamoj^d  (CaO) 

4,215 

> 

Magnesiamoxyd  (MgO) 

16,120 

» 

Phospborsäore  (P2O5) 

28,300 

» 

Schwefelsäure  (SOg) 

2,694 

» 

Chlor  (Cl) 

0,302 

» 

Eohlensiure 

10,690 

:» 

Um  die  Menge  der  an  Erdalkalien 
gebundenen  Phosphorsäure  zu  berechnen, 
verfährt  man  in  folgender  Weise: 


'^)  Ztschr.  f.   Unters,   d.   Nähr.-  u.   Genußm. 
190d,  X,  339. 


458 


Nach  der  Gleiohang :  3CaO  +  FJÖ^  ==:  CagCPO«),  entspreohen 

168  g  CaO  =s  142  g  PA;    also  4,215  pCt  CaO  =  3,563  pCt  PjO^. 
Nach  der  GleichuDg:   3MgO  +  PjOs  =  ^g9(P0^2  entsprechen 

121,08  g  MgO  =  142  g  P2O5;  also  16,120  pCt  MgO  =  18,908  pa  PA- 

Summe  der  an  Erdali  allen  gebundenen  •P2O5  =  22,471  pCt. 

Nach  Abzug  dieser  Zahl  von   der    Gesamt-Phosphorsänre  eiiiält   man   die  Menge   der 
an  Alkali  gebundenen,  d.  h.  wasserlöslichen  Phosphorsäuie  zu 

28,390  ~  22,471  =  &,9I9  pCt  PA- 

Diese  überschüssige  Phosphorsäure  bindet  nach  der  Gleichung : 

PjOß  +  3K,0  =  2K8PO4 
d.  h.  142  g  PA  enisprechen  282,9  g  EsO  1 1,794  pCt  K^O, 

die  gleichzeitig  vorhandenen  2,694  pOt  SOq  nach  der  Gleichung: 
SO»  +  KgO  =  KfSO^,  d.  h.  80,06  g  SO»  entspreohen  94,3  g  K,0      3,173  pCt  KjO 
die  0,302  pCt  Gl  nach  der  Gleichung  2HC1  +  KgO  =  2KC1  +  HjO; 
oder  70,90  g  Ol  entsprechen  94,3  g  K.O  0,402  pCt  K»0. 


Summe  der  an  Säuren  gebundenen  Alkalien  =  15,369  pOt  EgO. 

Da  der  Gesamtalkaligehalt  der  Asche  36,73  pCt  EaO  +  0,527  pCt  Na^O  (entsprechend 
0,800  pCt  E2O)  dem  Aequivalent  von  37,530  pCt  E^O  gleichkommt,  so  ergibt  diese  Zahl  ver- 
mindert um  die  Menge  des  an  Säuren  gebundenen  Eali,  also 

37,530  —  15,369  =  22,161  pCt  ILO 
den  Gehalt  des  an  Eohlensäure  gebundenen  Ealiumoxydes,  entsprechend  32,50  pCt  E2CO0. 

Demgegenüber  £ällt  die  Berechnung  des  Ealiumkarbonates  aus  der  wasserlösSicken  Alkal- 
ität  zu  hoch  aus,  weil  diese  auch  noch  die  Alkalität  des  Trikaliumphosphates  umfaßt. 
Nadi  der  Gleichung: 

2  E3PO4  +  2H,0  =  2E4HPO4  +  E,0  +  HgO, 
repiäsentiert  1  Molekül  P8O5  die  Alkalität   von    1  Molekül  Kfi,     H)i  g  f^O^  entsptechien    also 
94,3  g  EjO,  d.  h.  die  in  wässeiiger  Losung  befindlichen  5,919  pCt  P9O5 

=  5,006  pCt  EfcO  oder  7,342  pCt  EgCOg. 

Die  wasserlösliche  Alkalität  ergibt  also  einen  Gehalt  von  39,842  pCt,  statt  der  wirklich 
vorhandenen  32,50  pCt  E^CO^.  Aus  dem  Eohlensäu regehalt  der  Asche  (10,59  pCt)  berechnen 
sich  33,26  pa  Ej^COs. 


Da  alle  bisherigen  Aschenanalysen 
von  Kakao  einen  Kohlensänregehalt, 
d.  h.  einen  Ueberschuß  der  Basen  über 
die  sauren  Bestandteile  ergeben  haben, 
so  erscheint  es  berechtigt,  die  analytisch 
gefundene  Kohlensäuremenge  auf  Pott- 
asche umzurechnen. 

Für  noch  zweckmäßiger  würde  ich 
es  halten,  den  Kaliumgehalt  der  Be- 
urteilung zu  gründe  zu  legen,  da  dieser 
offenbar  die  größere  Konstanz  aufweist 
und  bereits  durch  geringe  Pottasche- 
Zusätze  stark  beeinflußt  wird. 

Unter  der  Annahme,  daß  eine  Asche 
35  pCt  K2O  enthält,  und  daß  der 
Aschengehalt  5  pCt  beträgt,  ergibt  sich 
der  Gehalt  des  Kakaos  an  Kaliumoxyd 
zu  1,75  pCt  KgO.  Ein  Zusatz  von  nur 
1  pCt  Pottasche  erhöht  den  Kaligehalt 
um  0,7  püt,  d.  h.  auf  2,45  pCt;  den 
prozentischen  Kaligehalt  der  Asche  aber 

ao'        2,45x100        ,^^    ,^ 

- — ~ =  4o,a  pCt. 

Zusätzen  von  2  bezw.  3  pCt  Pottasche 


entsprechen  KaligehaHe  der  Asche  von 
45  und  48,1  pCt. 

Das  sind  verhältnismäßig  beträcht- 
liche Unterschiede,  die  unter  Zuhilfe- 
nahme der  übrigen  Aschenbestandteile 
vielleicht  ein  Urteil  ermöglichen  könnten. 
Ob  diese  Annahme  wirklich  begründet 
ist,  wird  sich  erst  nach  dem  Ausfall 
einer  größeren  Anzahl  von  Aschen- 
analysen, mit  denen  ich  zur  Zeit  be- 
schäftigt bin,  entscheiden  lassen. 

Dresdeo,  im  Itai  1906. 

Yerfahren  zur  Darstellung  eines  ungUligeB 
Saponlu  a«s  Rinde,  Bltttteni,  Zweigen  und 
Warzeln  Yon  Balnesia  Saroilentl  «nd  6wi- 
Jaeam  offieinale.  D.  R.-P.  J5ttt(54,  El.  I2c. 
E.  Mereky  Darmstadt.  Das  uogifti^o  Saponm 
von  Bulnesia  Sarmienti  and  Gaajacum  officioate 
ist  ein  Methylderivat  der  Saponiosäare :  Ch^m^io 
und  zeigt  ieineriei  Lösungsf&higkeit  &t  rote 
Blutkörperchen  mehr.  £i  wird  erhalten,  indeai 
man  aus  dem  wässerigen  Aoszuee  der  erwähnten 
Pflanzenteile  zunächst  mit  Bleiacetat  das  saure 
Saponin  aui^ällt,  das  Filtrat  mit  baBischem  Blei- 
acetat  Tersetat  und  den  so  erhaktenan  Nieder- 
schlag mit  Schwefelwasserstoff  zeriegt   4.  Si. 


459 


Neue  UntersuchuDgen  über 

Hydrargymm  ozycyanatum  und 

Hydrargsrrum  praecipitatum 

album. 

Den  Arbeitea  von  Richard  und  K,  Holder - 
mann,  die  ergeben  hatten^  daQ  Qaeoksilber- 
oxjeyanid  die  der  Formel  HgCy2HgO  ent- 
Bprediende  Zusammensetzung  besitzt^  sdiUeßt 
sieh  mit  demselben  Resultate  eine  Unter- 
suchung Ton  Plenkers*)  an,  der  «oh  die 
Aufgabe  gestellt  hatte ,  die  Konstitation 
einiger  komplizierter  Qaeeksilber  -Verbind- 
ungen zu  ermitteln.  Fflr  das  Oxyoyanid 
kommt  er  zur  Formel: 

m  der  das  zweiwertige  komplexe  Kation 

mit  0  verbunden  ist  Zu  dieser  Auffassung 
gelangt  Plenkers  teilweise  dureh  die  Eigen- 
schaften der  OxycyanidsalzO;  von  denen  er 
mehrere  herstellen  konnte  z.  B.  das  Nitrat 


[Hg<::g;;Hg](N0s)2 


durch  Auflösen  von  Oxyoyanid  mit  ver- 
dflnnter  Salpetersäure  in  gelinder  Wärme. 
In  diesen  Salsen  sind  Gyanionen  nioht  nach- 
weisbar. AlkaJilauge  fällt  aus  ihnen  Oxy- 
Cyanid.    Auch  ein  Hydrat  des  Oxyeyanids 

vermochte  Plenkers  zu  gewinnen^  so  schon 
durch  UmkriBtallisieren  des  gewöhnlichen 
Oxyeyanids  oder  wenn  eine  konzentrierte 
Losung  von  1  Mol.  HgCl^  und  2  Mol.  HgOy2 
mit  Natronlange  bis  zur  stark  alkalischen 
Heaktion  versetzt  wurde.  Auflösen  des 
wasseihaltigen  Oxyeyanids  in  Säuren  ergab 
die  Salze  des  gewöhnlichen  Oxyeyanids. 

Zur  Annahme  komplexer  Quecksilber- 
Kationen  gelangte  Plenkers  auch  durch  das 
Studium  anderer  Que^rilber -Verbindungen 
u.  a.  auch  der  Quecksilber-Ammoniak- Ver- 
bindungen z.  B.  des  unschmelzbaren  und 
des  sdimelzbaren  FHlzipitatB.  Ersteres  ist 
als  Hydrargymm  praecipitatum  album  heute 

*)  Ä.  PUnkerg  zur  Kenntnis  der  komplexen 
Quecksilber -Verbindungen.     Dissert.  StraBburg 


noeh  offizinelly  letzteres,  das  durch  Fällen 
einer  stark  salmiakhaltigen  Lösung  von 
Sublimat  mit  Ammoniak  dargestellt  werden 
kann,  war  frfiher  gleichfalls  arzneilioh  ge- 
braucht. Eine  andere  hierher  gehörige 
Verbindung,  die  der  Verfasser  noch  in  den 
Bereieh  seiner  Untersuchung  zieht,  die  sog. 
M72o;i'sche  Base  Hg2NH302  hat  kein  spe- 
ziell pharmazeutisches  Interesse.  Da  die 
Formel  des  unschmelzbaren  Präzipitats  keine 
Analogie  zu  den  Formeln  der  Ammoniak- 
verbindungen des  Kupfers,  des  dem  Queck- 
silber am  nächsten  stehenden  Schwermetalles 
bietet,  so  ^M\»  Plenkers  nochmals  seine  Zu- 
sammensetzung; besondersachtete  erdarauf,  ob 
in  seinem  Molekfll  nicht  noch  Wasser  vorhanden 
wäre.  Die  Untersuchung  ergab  indes,  dafi 
die  jetzt  geltende  Formel  Hg01NH2  fflr  das 
tnx&ene  Produkt  richtig  ist,  daß  aber  audi 
entsprediende  wasseriialtige  Komplexe  exist- 
ieren. I^e  bilden  sich  nach  Plenkers  von 
der  Zusammensetzung 

HgQjjNHs  (d.  h.  HgCINHg  +  H2O) 

oder  wahrscheinHoher 

Hg^^g^^^.HgO  (d.  h.  2HgClNB2  +  HgO), 

wenn  Wasser  auf  schmelzbares  Prä- 
zipitat   oder     Diaminqueeksilberohlorid 

Hg/^rr  \    ^wirkt.      Diese    wasserhaltigen 

Verbindungen  gehen  unter  dem  Einfluß  von 
Ammoniak  oder  event.  beim  Trocknen  unter 
Wasseraustritt  in  das  unschmelzbare 
Präzipitat  oder   Amidoquecksilberchlorid 

Hg^^    Aber.     Dieser  Körper  wieder  gibt 

mit  Wasser  basische  Produkte,  Verbindungen 

Ol 
von  Hg^^    mit  aus  ihm  durch  Verseifung 

entstandenem  HgO. 

An  bemerkenswerten  Tatsachen  fand  der 
Verfasser  noch,  daß  sowohl  das  schmelzbare 
Präzipitat  als  die  anderen  aus  ihm  entstehen- 
den Produkte  sich  bei  Gegenwart  von  Ammon- 
iumsalzen in  konzentrierter  Ammoniakflflssig- 
keit  auflösen,  so  daß  die  Quecksilbersalze, 
wenn  auch  mit  einigen  Einschränkungen^ 
sich  gegen  Ammoniak  nicht  anders  verhalten, 
wie  die  Salze  der  verwandten  Schwermetalle. 

Zur  besseren  Erläuterung  des  behandelten 
Qebietes  seien  noch  einige  Reaktionsgleich' 
ungen  wiedergegeben; 


460 


SdimelzbaTes  Prizipital  +  Wasser    ^    Unsdimdzbares  Priapitat  +  Salmiak 
w  ni    -L  ovw    — ►  Fti  ^'i      1  «IM*ni'nqneoksUberehlorid» 
HgOlg  i-  JJNMg  ^  ["«(NHa^  «Schmelzbaree  Prfaipitat» 

^[^«^(NHs)«]  +  ^'^  ^  HS^F"  ^  +  ^«0  +  2NH4CI 


Bas.  Diamioquecksilberchlorid 

i 
ow«.^*    /4-  TT  Ci\  unflchmelzbareB 


Neue  ArzneimitteL 

Aoidum  propylo-barbitnrionm  empfiehlt 
Arnold  Vostvinkel  in  Berlin  W.  57  als 
Ersatz  fOr  Proponal. 

Aetkylmeihylxanthin  empfiehlt  Birk  in 
Münch.  Med.  Woehensobr.  1906;  1047  an 
Stelle  von  Dioretin  als  Herzdiuretikam  in 
Gaben  von  0^5  g. 

Alformis  ist  eine  konzentrierte  Lösung 
von  basisch  ameisensaurer  Tonerde  (etwa 
16  pGt);  die  geruchlos  und  von  vorzflgUcher 
Haltbarkeit  ist.  Ihre  Wirkung  ist  zwei-  bis 
dreimal  größer  als  die  der  essigsauren  Ton- 
erdelösung. Zu  Umschlägen  wird  Alformin 
mit  8  bis  10  Teilen  Wasser  verdünnt.  Zum 
Gurgeln  und  als  Mundwasser  genügen  5  bis 
10  Tropfen  auf  ein  Glas  Wasser.  Dar- 
steller: Chemische  Fabrik  Max  Elb,  G.  m. 
b.  H.  in  Dresden. 

ColaUn  ist  nach  The  Pharm.  Joum.  1906, 
26.  Mai,  652  Cholsänre  (CholaUc  Acid)  und 
whrd  durch  Hydrolyse  von  Glykochol-  oder 
Taurocholsäure  mittels  Säuren  oder  Alkalien 
gewonnen.  Anwendung:  als  gallentreibendes 
Mittel  in  Gaben  von  0,03  g  in  Form  von 
überzuckerten  Tabletten. 

ColaUn  Laxative  (Pharm.  Centralh.  47 
[1906],  304)  smd  Schokoladentabletten,  die 
außer  Anthrachinon,  aus  der  Cascararinde 
erhalten,  noch  0,015  g  Golalin  enthalten. 

Darsteller  der  Colalln-Präparate :  T,  Mör- 
sern dh  Son  in  London  WO. 

Ferroglutin  stellt  Wolffenstein  nach 
Berl.  Elin.  Wochenschr.  1906,  704  dar, 
indem  er  entweder  zu  reinem  Eiweiß  gewisse 
Mengen  von  chinasauren  Verbindungen  und 
darauf  Eisensalze  (z.  B.  Eisenchlorid)  zu- 
fügt oder  zu  remem  Eiweiß  eine  Eisensalz- 
iösung  und  dann  chinasaure  Verbindungen 
hinzusetzt.  Während  im  ersteren  Falle 
überhaupt  keine  Ausscheidung  statthat,  wird 


im  letzteren  die  ausgeschiedene  Eisen-Eiweiß- 
verbindung durch  Zusatz  der  chinasauren 
Verbindungen  wieder  sofort  klar  gelöst  und 
flüssig.     Anwendung:  als  Eisenpräparat 

Oadose,  bereits  in  Pharm.  Centralh.  46 
[1905],  855  erwähnt,  ist  das  von  freien 
Fettsäuren,  Seifen  und  Aschenbestandtalen 
befreite  Fett  der  Dorsdileber  und  besitzt 
eine  ähnliche  Zusammensetzung  wie  das 
Wollfett.  Es  ist  eine  gelbe,  salbenartigs 
Masse,  die  bei  33,5^  anfängt,  flflasig  zu 
werden  und  bei  36^  völlig  schmUzt,  in 
Aether,  Chloroform  und  Schwefelkohlenstoff, 
aber  nur  wenig  in  Alkohol  löslich  ist  Ihm 
sind  folgende  Kennzahlen  eigen:  v,  Hübl 
sehe  Jodzahl:  89,67,  Verseifungszahl:  167,0, 
Säurezahl:  0.  In  den  Handel  kommt  es 
als  Gadose  anhydriea,  Gadose 
aquosa  mit  25  pCt Wasser  und  Gadose 
glycerinata  mit  25  pCt  Glycerin.  Die 
wasserfreie  Gadose  soll  250  pCt  Wasser 
aufnehmen  können  und  sich  besondera  zor 
Bereitung  der  grauen  Quecksilbersalbe  eignen. 
Darsteller:  J.  E,  Stroschein  m  Berlin  SO  36. 

Kapitol  (Pharm.  Centralh.  46  [1905], 
911)  besteht  angeblich  aus  10  Teilen 
wasserfreiem  WoUfett,  4  T^en  Menthol, 
0,5  Teilen  Salicylsäure  und  0,02  Teilen  Jod. 
Nach  Dr.  J.  Kochs  (Apoth.-Ztg.  1906, 410) 
dürfte  es  aus  63  pCt  wasserfreiem  Wollfett, 
14,5  pCt  Wasser  und  22,5  pOt  Menthol 
bestehen. 

Lenicet  Außer  dem  in  Pharm.  Centralh. 
46  [1905],  738  erwähnten  20-  und  50proe. 
Streupulver  bringt  Dr.  Rudolf  Reiß,  Gbem. 
Fabrik  in  Berlin  N  4,  Chausseestraase  48 
ein  lOproc.  Lenicet-Streupulver, 
das  auch  Lenicet-Baby-Puder  genannt 
und  an  Stelle  von  Lykopödium  angewendet 
wird,  sowie  ein  lOproc.  Lenicet-Vase- 
lin,  mittels  weißem  amerikanisdiem  Vaselin 
hergestellt,  und  eine  Lenieet-Lanolin- 
Crdme  in  den  Handel. 


461 


Maltaydiie  ist  ein  diastaBehAltiges  Nfthr- 
präparat  ffir  Kranke,  Schwache  and  Ge- 
nesende. Bezugsquelle :  Schweizerisches  Me- 
dizinal- nnd  Sanitätsgeschäft  Hausmann^ 
A.-G.  in  St.  Oailen. 

Hiyea  ist  der  Handelsname  für  Beiers- 
cbrfs  Basis-Seife. 

Ovogal  wird  nach  einem  besonderen 
patentierten  Verfahren  als  eine  Verbindung 
von  Qallensänren  mit  Eiweiß  dargestellt. 
Nach  Dt,  E,  Wömer  (Pharm.  Ztg.  1906, 
460)  ist  Ovogal  em  grünlich -gelbes,  in 
Wasser,  Terdünnten  Säuren,  Aether,  Chloro- 
form, Benzol,  Fetten  usw.  unlösliches  Pulver. 
Elbenso  lösen  es  Alkohol  und  Aceton  nicht, 
dodi  entziehen  sie  ihm  bei  längerer  Ein- 
wirkung geringe  Mengen  Gallensäuren.  Al- 
kalien lOsen  Ovogal  unter  Spaltung  in  Ei- 
weiß und  Galiensäuren  (Glyko-  und  Tauro- 
eholsäure).  Daher  wäre  es  falsch,  Ovogal 
in  feuchtem  Zustande  mit  Alkalien  z.  B.  zu 
Pillen  zu  verarbeiten,  da  sich  dabei  wieder 
die  mit  den  unangenehmen  Nebenwirkungen 
behafteten  gallensduren  Salze  bilden  würden. 

Zum  Nachweis  des  Eiweißes  wird 
eine  kleine  Messerspitze  voll  Ovogal  unter 
Erwärmen  in  lOproc.  Natronlauge  gelöst 
und  zu  der  völlig  erkalteten  Lösung 
vorsichtig  tropfenweise  verdünnte  Kupfer- 
snlfatlösung  zugegeben,  bis  die  blauviolette 
Biaretfärbung  eintritt  Wie  die  reinen 
Gallensäuren  bezw.  ihre  Salze,  so  gibt 
aadi  Ovogal,  wenn  es  mit  einer  Spur  Rohr- 
zucker, einer  kalten  Mischung  aus  einem 
Raomteil  konzentrierter  Schwefelsäure  und 
zwei  Raumteiien  Wasser  gemischt  und  vor- 
siohtig  erwärmt  wird,  die  schöne  Purpur- 
färbung der  Pettenkofer'%chen  Reaktion. 
Die  Färbung,  welche  Eiweißstoffe  für  sich 
allein  ebenso  behandelt  geben,  ist  mehr 
gelb-  bis  braunrot  und  viel  schwächer,  so 
daß  wohl  kaum  ein  Irrtum  entstehen  kann. 
In  zweifelhaften  Fällen  trennt  man  das  Ei- 
weiß von  den  Gallensäuren,  indem  man  das 
Ovogal  einige  Zeit  mit  salzsäurehaltigem 
Alkohol  erwärmt,  wobei  die  Galiensäuren  in 
Lösung  gehen,  während  das  Eiweiß  ungelöst 
bleibt.  Der  nach  dem  Filtrieren  durch  Ver- 
dunsten erhaltene,  eiweißfreie  Rückstand  wh*d 
zur  Pettenkofer'wliien  Probe  verwendet. 

Anwendung:  bei  Katarrhen  des  Dünn- 
darms, Fettstühlen,  atonischer  Stuhlverstopf- 
ung   und    besonders  bei  Erkrankungen  der 


Leber  und  Gallenwege.  Man  gibt  es  messer- 
spitzen-  bis  teelöffelweise  in  Wasser,  Kaffee, 
Tee>  sauren  Fruchtsäften  usw.  Es  ist  dabei 
darauf  zu  achten,  daß  die  Kranken  das 
Pulver  rasch  hinunterspülen,  da  es  sonst 
schon  teilweise  durch  den  alkalischen  Mund- 
speichel gelöst  wird  und  durdi  den  bittep 
süßen  Geschmack  der  Gallensäuren  lästig 
fällt.  Zur  Geschmacksverbesserung  wird  der 
Zusatz  eines  Oelzuckers  empfohlen,  z.  B. 

Elaeosaccharum  Menthae  piperitae  10,0 

Ovogal  40,0 

Sehr  empfindlichen  Krauken  gibt  man  es  in 
Oblaten  oder  Kapseb. 

Peru  -  Lenicet  -  Steupulver  besteht  aus 
10  pCt  Perubalsam,  40  pCt  Lenicet  und 
50  pGt  Talkum. 

Peru  -  Lenicet  •  Kompressen  bestehen 
aus  nicht  haftenden  paraffinierten  Gaze- 
streifen, auf  denen  nach  eigenem  Ver- 
fahren Peru-Lenicet- Streupulver  fixiert  ist. 
Anwendung  beider  Präparate:  bei  Unter- 
schenkelgeschwüren.  Darsteller:  Dr.  Rudolf 
Reiß,  Chemische  Fabrik  in  Berlin  N.  4. 

Plejadin  besteht  angeblich  aus  Salzen 
des  Antipyrin  und  Phenetidin.  Anwendung: 
statt  Migränin.  Darsteller:  Dr.  Arnold 
Voswinkel  in  Berlin  W.  57. 

Rhensinal  besteht  angeblich  aus  6,4  pCt 
Chlor-Jodfettsäure  in  alkoholischer  Lösung, 
0,5  pCt  Senf  öl  und  14  pCt  Salicylsäure. 
Anwendung:  äußerlich  bei  Gicht  un^  Rheu- 
matismus. Darsteller:  Chemische  Fabrik 
Dt,  Hirschberg  G.  m.  b.  H.  in  Berlm  W. 

Silber-Lenicet-Kompresse  hat  eine  Zu- 
sammensetzung, die  der  der  Pern-Lenicet- 
Kompresse  ähnelt.  Da  sie  wenig  haltbar  ist, 
wird  sie  nur  auf  Bestellung  angefertigt. 

Sonatin  ist  eine  Lösung  von  Benzoyl- 
benzoat  in  Ricinusöl.  Anwendung:  statt 
Peruol.  Darsteller:  Dr.  Arnold  Vosvdnkel 
in  Berlin  W  57. 

ütrogen  soll  wie  Pyrenol  (Benzoylthymyl- 
natriumbenzoylooxybenzoat)  zusammenge- 
setztsein. Anwendung:  bei  Asthma,  Rheuma 
und  Lungenleiden.  Darsteller:  Dr.  Arnold 
Vosivinkel  in  Berlin  W.  57.       H.  Mentxel. 

Stomachvl-PlUen,  Br.  Wolfson's,  Wie  uns 
die  darstellende  Firma  mitteilt,  war  auf  einer 
Reihe  von  Prospekten  die  Anzahl  der  Pillen, 
die  aus  der  Masse  (Pharm.  Centralh.  47  [1906], 
424)  hergestellt  werden  sollten,  irrtümlich 
zu  100  angegeben,  während  200  Pillen  daraus 
bereitet  werden.  Ä  Af. 


462 


Neue  Arzneimittel, 

Khpfef'a  Glidin-Nährpulvor      Seite 
Kreuznacher  radio-aktive  Präparate 

424 

377 

über  die  im  Mai  1906 

„          Radiolsoifc 

377 

berichtet  wurde: 

Laote 

Linimentum  Radioli 

403 
377 

Actiua-Puder                             Soite 

443 

Liquid  Joe 

443 

Alkai-ftodyl 

402 

Liquide  de  Locke 

353 

AlumiD.  aceticoglycerin. 

402 

„       „   ninger 

353 

Antbrasolin 

402 

Liquor  Hypophosph.  comp. 

353 

Antioollämin  Kieffner's 

353 

„      Jodi  carbolisatus 

353 

Antiglycosin 

402 

Magentabletten 

378 

Antigonokokkeii-Serum 

402 

Magnes.  peroxydat.  pur.  Vieri 

443 

Benzomorphin 

402 

Magolan 

353 

IHenal 

443 

Mammosan 

443 

Boalton's  Solution 

353 

Matrel-Kapseln 

424 

Brasant-Kapseln 

424 

Melioform 

449 

Calcium  bippuricum 

402 

Meningokokken-Sornm 

354 

Capsules  Ferroplasma 

402 

Mentbol-Jodol 

403 

Carbolis.  Solut.  of  Jod  in  o 

353 

„      -Kokain  Pastill. 

377 

Cedrarine 

402 

Mentholsalioylat 

354 

Cbinoform 

37/ 

Methacetanilid 

403 

Chrysarobin-Dermasan 

353 

Myoplase 

424 

Cocoids                                         353, 

,  424 

Naphthamin 

403 

C^llin 

354 

Natrium  bippuricum 

403 

Decoction  de  Magendie 

445 

Nephroplase 

434 

Denys'  Tuberkulin                       424, 

,  452 

Nervoform-Pillen 

424 

Dijozol-Hydrargyrum 

443 

Neuronal 

448 

.,     -Kalium 

443 

Novämin 

353 

„     -Natrium 

443 

Omorol 

443 

„     -Zink 

443 

Paraffinum  oxygenaium 

403 

£tbomorphin 

402 

Parogen 

403 

Eucarenalin 

402 

„        thick 

403 

Euen 

353 

Parogenum  spissum 
Pepule  Panero-Bepatic. 

403 

Eubämose 

443 

443 

Eumydriu 

367 

Perbydrol 

448 

Eusemiu 

350 

Peruol-Creme 

403 

Eusulfin-Seife 

443 

Phenyform                                   377 

,  463 

Eutannin 

402 

Pheozoline  Hydrochlorido 

403 

Fagacid 

386 

,,          Tannate 

403 

FlüsAges  Eis 

443 

Purgettae 

378 

Fonnicin 

430 

Radiol-Gelatine-Verband 

377 

Frankens  Gallensteiumittel 

379 

Rbeumaaol 

367 

Freocbe  Uixture 

353 

Risicool 

403 

Gallensteinmitte],  FrafMs 

379 

Robeferrol  «Rumpelt» 

403 

Gallogen 

449 

Saletin 

403 

Gaudanin                                       377 

,  424 

Sanas 

378 

Gelatina  Eadioli 

377 

Santyl 

449 

Glidin-Nährpulver,  Klopfer  ii 

424 

Silvana-Esseuzen 

356 

Globuli  Radioli 

377 

Sodium  Hippurate 

403 

Gonosan 

406 

Sopbol 

443 

Oroßmann'a  Kraft-  und  Nähr- 

Speton 

403 

Emuision 

402 

Splenoplase 

424 

Gytje 

402 

Sterilette  Adrenalin 

443 

Hämoplase 

424 

Sterilis.  Krenzn   Salztbl. 

378 

Heilmittel  gegen  Eklampsie 

403 

.,       Radiol-Verband 

377 

Hepatoplase 

424 

Stomachyl-Pillen                          424, 

,  461 

Holadin 

443 

Styracol 

388 

Homatropin-Tabletten 

353 

Suppositoria  Radioli 

377 

Horlick's  Malz-Milcb 

377 

Supranefran.  bydrochl.  sol. 

444 

Hydrastinin  Bitartrat 

403 

Tablettae  Radioli 

377 

Hydrastinine  Acid  Tartrate 

403 

,,        Rhei  composit. 

378 

Ichtholithium 

403 

Täo 

444 

Icbtbozincum 

403 

Terpinoltabletten 

378 

Jodothyrintabletten 

387 

Thick  Vasoliment 

403 

Jodvasogen 

386 

Thyreoidserum 

387 

Irisol 

353 

Torosan 

354 

463 


Triferrin 

Trochoid  Rejtharel[ 
Trypealin 

Taberknlin  D^nys* 
Ungaentam  Radioli 
Vasitnentam  Jodi 
Yasolimeot 
VisciDpflaeter 
Vis  Vit 


Seite  412 
403 
444 
424,  452 
377 
444 
403 
444 
378 

H,  Afenixel, 


Zur  AuBlegong 
pbarmaseutisdhor  Ctosetse  asw. 

(Fortsetzung  von  Seite  261.) 

198.  Der  Verkäufer  ist  ancli  fiür  die 
Ottte  der  you  seinem  Vorgifcnger  über- 
nommenen  Waren  voll  nnd  gaas  yertfnt- 
wortUch.  DaraDfhin  wnrde  ein  Eaafmaiiii, 
der  Zitronensaft,  bestehend  ansKapiüäp 
sirop;  Wasser,  Zitronensäure  und  Teerfarb- 
stoff, verkauft  hatte,  wegen  Vergehens  gegen 
dtB  Nahrangamittelgesets  verurteilt.  Er 
ffihrte  2n  seiner  Entsdiüldigimg  an,  daß  er 
beim  Ankauf  des  Qesebäftes  die  Warenvor- 
.räte  seines  Vorgängers  mit  flbemommen 
habe  und  nicht  in  der  Lage  gewesen  sei, 
den  ZHronenisaft  zu  prüfen.  Das  Gericht 
dagegen  war  der  Ansidit,  der  Angeklagte 
sei  verpQichtet  und  sehr  wohl  in  der  Lage 
gewesen,  eine  Prüfung  der  Warenvorräte, 
also  aneh  des  Zitronensaftes,  vor  dem  An- 
kaufvorzunehmen. (Apoth.-Ztg.  1906,  Nr.  22.) 

199.'  Dienstmädchen,  die  in  dem  Apo- 
thekenbetriebe  mit  beschäftigt  werden, 
sind  als  gewerbliche  Arbeiter  zu  be- 
trachten und  als  Solche  krankeaver- 
sicherungnpflichtig.  Ein  Apothekenbesitzer 
in  Bochum  hatte  ein  Dienstmädchen  zur 
Ausführung  der  gröberen  Arbeiten  für  seinen 
geeamten  Haushalt  angenommen.  Dasselbe 
hatte  auch  die  Reinigung  der  Apotheke  zu 
besorgen,  was  täglich  etwa  eine  halbe  Stunde 
in  Anspruch  nahm.  Die  dortige  Ortskranken- 
kasse  verlangte  für  das  Dienstmädchen  Zahl- 
ung von  Krankenkassen  -  Beiträgen  und  er- 
reidite  Anerkennung  ihrer  Ansprüche  von 
der  vorgesetzten  Behörde.  (Pharm.  Ztg. 
1905,  Nr.  102.) 

200.  BoffiDnannstropfen  dürfen  auch 
anBerhalb  der  Apotheken  m  Heiliweoken 
ohne  weiteres  feilgehalten  und  verkauft 
werden.  Ein  Landrat  —  leider  ist  aus 
dem  Bericht  nicht  zu  ersehen  wo  —,  hatte 
durch  Polizeiverordnung  verfügt,  dafi  Misch- 
ungen, die  Schwefelätiter  enthalten,  zu  Ge- 


nußzwecken nur  auf  ärztliches  Attest  ver- 
abreicht werden  dürften.  Auf  grund  dieser 
Verordnung  wurde  ein  Drogenhändler  wegen 
Verkaufs  von  Hoffmannstropfen  verurteilt, 
auf  seine  Bevision  hin  aber  dann  frei- 
gesprochen, da  die  landrätliche  Polizei- 
verordnung als  mit  der  Kaiserl.  Verordnung 
vom  22.  Oktober  1901  im  Widerspruch 
stehend,  ungiitig  ist  (Pharm.  Ztg.  1905, 
Nr.  78.) 

1^01.  Vergiftung  durch  Sublimatpast- 
illen. Eine  Arbeiterfrau  hatte  eine  Anzahl 
in  Papier  gewickelte  Subiimatpastillen,  die 
zu  Desinfektionszwecken  verwendet  werden 
soUten,  auf  eine  Fensterbank  hinter  den 
Blumentopf,  also  an  einen  von  Kindern 
leicht  erreichbaren  Ort,  gdegt,  und 
war  dann  ans  dem  Zimmer  gegangen.  Von 
diesen  Sublimatpastillen  hatte  ein  dreijähriges 
Kind  eine  halbe  versdiluckt  und  war  trotz 
alsbald  angewandter  Gegenmittel  und  ärzt- 
lidier  Behandlung  daran  gestorben.  Der 
Staatsanwalt  hatte  gegen  die  Mutter  die 
müdeste  Strafe  von  3  Tagen  Gefängnis  be- 
antragt Die  Mutter  wurde  jedoch  frei- 
gesprochen, da  das  Gericht  em  Verschulden 
nicht  finden  konnte,  weil  den  Kindern  das 
Betreten  der  Stube  verboten  war.  (Pharm. 
Ztg.  1905,  Nr.  94.) 

202.  Wein  gehört  nicht  zu  den  Arz- 
neien und  Heiimitteln  im  Sinne  des  Kran- 
kenversicherungs  -  Gesetzes.  So  ist  im 
Gegensatz  zu  früheren  gerichtlichen  Ent- 
scheidungen vom  Landgericht  Braunsberg 
am  25.  Januar  1904  entschieden  werden. 
§  6  Nr.  1  des  Krankenversicherungs-Gesetzes 
legt  der  Kränkenkasse  die  Pflicht  auf,  freie 
ärztliche  Behandlung,  Arzneien,  sowie  Brillen, 
Bruchbänder  und  ähnliche  Heilmittel  zu  ge- 
währen. Hierzu  soll  Wein  und  ähnliche 
Stärkungsmittel  nicht  gehören.  Kosten  für 
Wein  etc.  hat  die  Krankenkasse  nur  zu 
tragen,   wenn  sie  sich    statutenmäßig    dazu 

bereit  erklärt.     (^Pharm.  Ztg.  1905,  Nr.  103.) 

'  A,  St 

Phenyform.  In  dem  Bericht  über  Phenyform 
(Phann.  Gentralh.  47  [1906],  377)  ist  am  Schlusse 
gesagt  « Auf be Währung:  vorsichtig!»;  die  Che- 
mische Industrie  Pallas  in  Berlin -Schöneberg 
teilt  uns  mit,  daß  die  im  physiologischen  Institute 
der  Universität  Beriin  (Prof.  Sehtdxr)  von  Dr. 
med.  Adolf  SehufUm  in  Berlin  vorgenommenen 
Versuche  ergeben  haben,  da'^  Phenyform  voll- 
kommen ungiftig  ist.  «, 

Therap,  Mtshefte  1906,  249. 


464 


TTüterfluobiugsergebiiisse  eisiger 

Spezialitäten. 
Antiseabin  dürlte  Daoh  Dr.  J.  Kochs  (Apoth.- 
Ztg.  1906,  377)  in  der  Hauptsache  eine  halb- 
flüssige, alkoholische  Glyoerin-Kaliseife  mit  Storax, 
Benzoehars  nnd  j^-Naphthol  sein.  Vergl.  hierzu 
Pharm.  Centralh.  89  [1898],  768. 

Brandol  iai  nach  Dr.  J,  Koehs  (Apoth.-Ztg. 
1906,  321)  eine  Iproo.  Losung  von  Päcriosflure 
in  gewöhnlichem  Wasser  mit  etwa  0,4  pCt  un- 
gelöster PiJcrinsäure.  Anwendung:  gegen  Brand- 
wunden. Darsteller:  Oarl  Eöffbaur  in  Dort- 
mund. 

Burkbart's  KrttaterpUIen  bestehen  nach  Dr. 
J.  Kochs  (Apoth  -Ztg.  1906,  192y  in  der  Haupt- 
sache aus  Aloe,  Capsicum,  Mehl,  Zucker  und 
geringen  Mengen  von  Mandragorawurzel,  sowie 
einem  indiffereDten  Pflanzenpulver  (Enzian  wurzel). 
Vergl  hierzu  Pharm.  Centralh.  44  [1903],  529. 

Oista  ist  nach  Dr.  J.  Kochs  (Apoth.-Ztg.  1906, 
297)  ein  angenehm  rjeohender  und  schmeckender 
Liquor,  der  in  der  Hauptsache  aus  Südwein, 
Zacker,  Wasser  und  etwas  Tinctura  Fern  po- 
mata  event.  unter  Zusatz  von  Spirituosen  oder 
Spirituosen  Pflanzenauszügen  bestehen  dürfte. 
Nach  Dr.  Aufrecht  (Pharm.  Ztg.  1906,  Nr.  30) 
ist  er  im  wesentlichen  ein  hämoglobinhaltiges, 
mit  Bohrzucker  und  aromatischer  Tinktur  ver- 
setztes Präparat.  Darsteller:  Apotheker  C.  Lahr 
in  Würzburg. 

Dattel-Sirupe.  Sowohl  Ali  Baba's  Dattel- 
Sirup  von  Äug,  Engber  db  Co.  in  Hamburg 
als  auch  Dattel-Sirup  (Sirupus  Dactyli)  aus 
der  Berliner  Fabrik  pbarmaoeutischer  Präparate 
,in  Berlin  SW  12  wurde  von  Dr.  J.  Kochs 
(Apoth.Ztg.  1906,  254)  als  ein  unter  Zuhilfe- 
tiahme  von  B|ohrzucker  und  Dattelabkochungen 
■  bereiteter  Sirup  befunden,  der  frei  von  Aloe, 
Bhabarber,   Senna,   Rhamnus  und  Purgen  war. 

'  Faseol-Salbe  dürfte  nach  Dr.  J.  Kochs  (Apoth.- 
etg.  1906,  367)  33  pCt  Wollfett,  etwa  6  pa 
Dermatol,  etwa  2pCt  eines  i  flanzenpulvers  und 
im  übrigen  eine  kömige,  hauptsächlich  aus 
Calciumkarbonat  bestehende  MineralsubstaDz  ent- 
halten. Der  Gehalt  an  benzoUösliohem  Bitumen 
ist  sehr  gering.  Vergl.  hierzu  Pharm.  Centalh. 
45  [1904],  96. 

Oraalana  -  Zebrkur  von  Otto  Retchel  in 
Berlin  SO  dürfte  nach  Dr.  J.  Kochs  (Apoth.-Ztg. 
1906,  178)  in  der  Hauotsache  das  Pulver  von 
Fucus  vesiculosus  enthalten. 

Dr.  John  P.  Haig's  Goltre  Cure  besteht 
nach  Dr.  J.  Kochs  (Apoth.-Ztg.  1906,  178)  1.  aus 
2  Pulvern  zu  2  g,  welche  schwach  rotgefärbtes 
Natrixunbikarbonat  waren,  2.  einer  rotgefärbten 
Salbe,  die  in  der  Hauptsache  aus  mit  Natron- 
hydrat verseiften  Fettsäuren  und  reichlichen 
Mengen  halbfester,  gelber  Kohlenwasserstoffe 
zusammengesetzt  war,  3.  mit  Kakao  und  Zucker 
überzogenen  Pastillen,  die  aus  etwas  Stärke, 
Katriumbikarbonat,  Kümmelöl  und  Aloe  bereitet 
waren,  4.  rotgefärbten  kleinen  Pastillen,  die  aus 
Stärke,  Pfefferminzöl  und  Hydrastiswurzel-Eztrakt 
zusammengesetzt  waren. 


Dr.  P.  Harold  Haye's  Astbma -Meiliiiieii. 

Nach  Dr.  J,  Kochs  (Apoth.-Ztg.  1906,  367) : 

1.  Nr.  781.  Eine  grauweiße  dickliche  Koiol- 
sion,  die  nach  Terpentinöl  und  Pfefferminzöl 
roch  und  schmeckte.  Durch  Ausziehen  mittels 
Aether  wurden  etwa  6,5  pCt  dieser  Oele  er- 
mittelt   Die  Emulsion  war  mit  Zucker  YetBÜßi 

2.  T.  I.  Q  Klare  gelbe  Flüssigkeit,  in  der 
neben  0,1  pOt  Salzsäure  Kaliumjodid  (entsprechend 
13,7  pOt  Jod)  und  Zucker  ermittelt  wurde. 

3.  769  A-C.  Schwach  rötlicher  Sirup,  in 
dem  6,7  pCH;  Jod  als  Kalium-,  Natrium-  und 
Ammoniumjodid  nachgewiesen  wurden. 

4.  T.  n.  Q.  Küare,  braune  Flüssigkeit  von 
schwach  alkalischer  Reaktion  und  dem  Oescbmack 
einer  EisenpeptonatlÖsung.  Der  Eisengehalt 
wurde  zu  1,08  pCt  und  der  Gebalt  an  EiweiB- 
stoffen  zu  2,95  pCt  ermittelt 

5.  Nr.  808     Kapseln  mit  0,1  g  ChiniDsalfat 

6.  Nr.  763.  Pillen,  die  als  wirksamen  Ktoff 
Jalapenharz  enthalten  dürften. 

Dr.  med«  Lavser's  Hnstentropfen  dürften 
nach  Dr.  J.  Kochs  (Apoth.-Z^.  1906,  81j  in  der 
Hauptsache  aus  einer  wässerigen  Lösung  von 
Süßhoizsaft,  einer  Abkochung  von  Senegawursel, 
etwas  Anis- Ammoniak  und  weoig  Ammoniam- 
chlorid  bestehen.  Vergl.  hierzu  Pluum.  Centralh. 
45  [1904],  116. 

Dr.  med.  Lanser^s  MagenpiilTer  bat  naofa 

Dr.  J.  Kochs  (Apoth.-Ztg.  1906,  80)  etwa  fol- 
gende procentische  Zusammensetzung:  23,62  Na- 
triumbikarbonat, 18,08  trooknes  NatriumsoUat, 
22,26  Magnesiumkarbonat,  22,38  geMltes  Oal- 
ciumkarbcoat,  3,34  Holzkohlenpulver,  3,09  Ing- 
werwurzelpulver,  0,81  arabisches  Gummi,  0,42 
basisches  Wismutnitrat,  0,48  Natriumcblond, 
4,16  Wasser  (wahrscheinlich  Kristall  waaser),  0,87 
Eisenoxyd  und  wenig  Tonerde  (Verunreinigung  ?.i. 
Bibergeil  dürfte,  wenn  überhaupt,  nur  in  genngen 
Mengen  Yorhanden  sein.  Vergl.  hierzu  Pharm. 
Centralh.  44  [1903],  476. 

Lltbosan  scheint  nach  Dr.  /.  Kochs  (Apoth.- 
Ztg.  1906,  377)  hauptsächlich  aus  wässeriger 
RhabarbertiDktur,  Glycerin,  PfefFerminzvrasaer, 
sowie  den  wässerigen  bezw.  alkoholischen  Aus- 
zügen von  CheXidonium  und  Baldrian,  möglicher- 
weise auch  anderen  nicht  narkotischen  Stoffen 
zu  bestehen.  Vergl.  hierzu  Pharm.  Centralh. 
47  [1906],  87. 

Myrtill-Laxler-Saft  ist  afischeinend  nach  Dr. 
J,  Kochs  (Apoth.-Ztg.  1906, 264)  unter  Verwend- 
ung Yon  Heidelbeeren  und  Bohrzuoker  ohne  Teer- 
farbstoffe und  Stärkezucker'  hergestellt  worden, 
Salicylsäure  könnte  außerdem  nachgewiesen 
werden,  nicht  dagegen  Aloe,  Rhabarber,  Senna, 
Rhamnus  und  Purgen. 

Pesotta-PilleB  dürften  nach  Dr.  AufreeM 
(Pharm.  Ztg.  1905,  881)  etwa  45  pCt  Kaliseifa 
und  etwa  3  pCt  Lecithin  enthalten,  während  der 
Rest  aus  einem  indifferenten  Pflanaenpulyer  be- 
steht. Der  üeberzug  ist  Kakao.  Vergl.  hierzu 
Pharm.  Centralh.  46  [1906],  776. 

Perox  0  eop,  ein   Bandwunnmittel,   besteht 
i  naob  Dr.  J.  JEMu  (ApoUu-Ztg.  1906,  81)   aus 


Plutal  (Pharm.  Ceotralh.  M  [19Ü5],  911) 
hatte  nach  Dr.  Aufreeht  (Pharm.  Ztg.  1900.  73 
folgende  pTocentisfilie  ZasammenaetiiiDg:  4,35 
Wuser,  43,48  Zitronensinre,  37,51  Natriam- 
bikarbonat,  14,2  Natriamanlfat  und  0,46  Natrium- 
Chlorid.  Ein  Shnliahea  PrCparat  erhält  mao 
dnrcb  MisoheD  toq  etwa  45  pCt  ZitronenBäare, 
40  pCt  Natrinrnbikarbonat,  14,0  pCt  Natrium- 
Boirat  und  0.5  pCt  Natriumohlarid.  Nach  Dr, 
J.  Koehs  (Apotb.-Ztg.  1906,  161)  besteht  es  ana 
43,55  pCt  Natrinmbikarbonat,  1S,53  pCt  Na- 
trinrnsoirat,  0,48  pCt  Natriamohlorid,  23  pCt 
Ealiambitartiat,  14,01  pCt.  Wein-  und  Zitrooea- 
siare,  14,01  pCt  Eisenosyd  Dod  Magoesia,  sowie 
3,3  pCt  Wasser. 

Stjptoput  besteht  Dach  Dr.  J.  Koehs  lApoth.- 
Ztg.  19;i6,  297i  ani  60  pCt  Vaseline,  30  pCt 
Ealinmpennaiiganat  nad  10  pCt  Eieselgnhr. 
Tergl.  hieran  Pharm.  Cenlraih.  46  [1905),  886 
ootei  Ealinmpermangtnat-Faste. 

H.  M. 


Neuerongen  an  Laboratorianu- 
Apparaten. 

Sterilifliflrliare  Tropfflaioha  mit  Inft- 
diehtem  VeraohlnB  oluie  Killen.  Da  bei 
den  bisher  gebr&aobliohen  Tropfflaaebeo  so- 
wohl der  Glaaetbpfen  als  aaeb  der  Hals  der 
Flisdie  mit  Rillen  versehen  sind,  lassen 
sieb  nicht  steriüsieren  bezw.  üe  Mühen  nicht 
BteriL  Zur  Beseitigung  dieses  Uebelstandee 
ist  ein  unter  D.  R.  0.  H.  Nr.  2006  7 
goBohfltzter  Veraohlnfi  konstmiert 
worden.  Der  eigentliohs  Tropfver- 
sobluB  ist  ohne  jede  Rille  gnt  ein- 
geechliffen  nnd  her&nBnebmbar. 
Durch  eine  anfgeschliffene  Kappe 
kann  die  Flasche  auch  nach  dem 
Sterilisieren  laftdioht  abgeaofaloesen 
werden  ond  bleibt  so  steril. 
Flaschen  Bind  in  den  GrOSen  fOr 
10,  20  nnd  30  com  Inhalt  von 
F.  R.  O:  Goetxe,  Leipzig,  Harte!' 
Straße  4  zn  beziehen. 

Eise  einfache  Hethode  znr  sterilen 
StnUentnahme  gibt  L.  Jehle  an.  An  6 
bis  6  com  fassenden,  nadi  nnten  zn  koniseh 
rerlanfenden  and  blind  endenden  GlasrBhren 
weiden  am  antuen  Ende  3  bis  6  kleine  Oeff- 
nungen  angebracht.  Der  obere  verjangte 
Teil  wird  durch  eben  Wattepfropf  geschlossen. 
B«m  Gebranche  -werden  ^  ROhrohvi  iteril- 


isiert,   mit  steriler  phyriologisdier  Eoohaalz- 
lÖBung  gefüllt,  6  bis  6   cm  in  das  Rektum 
eingefafart    und    der    Inhalt    hie   auf   einen 
kleinen  Rest  emgeblasen.    Sobald  das  Blasen 
authSrt,  steigt   die    Flfisugkdt  freiwillig  ans 
dem  Dannlumen  in  das  Olasrohr,  wobei  andi 
feste  Beetandteile,    wie   Sohleim,  Eiter  usw., 
mitgerissen  werden.  (Pharm.  Ztg.  1906, 145). 
Stfttivplatte  fttr  Laboratorinmsiwecke. 
Znr    Erhöh- 
ung des  Fest- 
stehens  von 
Stativplalten 
bringt   Franx, 
Hugershoff  in 

Leipzig 
schlitlenartige 
Vertiefungen 
unter  der  Hatte 
an,  die  ihr  einer- 
seits einen 
festeren  Stand 
geben  nnd  andererseits  gestatten,  sie  mittels 
öner  Scbraubklemme   an   den   lisch   anzu- 
sdirauben,  so  daß  selbst  bei  ganz  emseitiger 
Belastung   ein   Umfallen   ansgeachlossen  bt. 
(Hiarm.  Ztg.  1906,  1033.) 

Ein  nenes  Tiegeldreieok  (GIQhring)  nach 
A.  Kette  zeigen  die  nachatehenden  Abbild- 
ungen. Die  Prismen  und  Zwischenstücken 
bestehen  ans  feuerfestem  Material.  Der  Tiegel 


mht  auf  den  3  nach 

innen   zeigenden  Pris- 

menkantm.    Sämtliche 

Kanten    der    Prismen 

a^  1*^   yfii-^Vii   "°^    gegenseitig    aus- 

^*—         !-—«(.  tauBchbar.     Der  QlOh- 

ring   wird   mit   den   Anfsatzringen   von  der 

Firma    Dr.    Bender    nnd    Dr,    Hobein    in 

Hauchen   geliefert.  P. 


46G 


üeber  Aoidol*) 

berichtet  Dr.  Robert  Flatow  in  Deutsch. 
Med.  Wochensohr.  1905;  Nr.  44,  daß  die 
daraas  dargestellten  Pastillen  nur  schwach 
komprimiert  sind  und  sich  daher  sehr  leicht 
in^Wasser  lösen.  Etwa  ein  Drittel  Weinglas 
genflgt  für  eine  vollständig.  Da  das  Acidol 
in  konzentrierter  Form  ätzend  wirkt,  ist  es 
nnr  in  wässeriger  Lösung  zu  Terabreioben. 
Die  Wirkung  des  Büttels  war  vollständig 
dieselbe  wie  die  der  Salzsäure,  bei  vielen 
Fällen  von  mangdnder  Säurebiidung  eine 
sehr  bedeutende,  heilende  und  durch  nichts 
anderes  zu  ersetzende.  Ganz  besonders  em- 
pfehlenswert ist  Aoidol  bei  nervöser  Sub- 
oder  Anaddität,  wo  es  nicht  selten  weit 
¥rirk8amer  als  Salzsäure  selbst  war. 

Die  Gabenmenge  wurde  geprüft  und  es 
stellte  sich  dabei  heraus,  daß  von  dem  Acidol 
die  doppelte  Menge  als  wie  von  Salzsäure  zu 
verabfolgen  ist,  obwohl  Acidol  mit  einem 
Gehalt  von  23,78  pCt  HCl  der  offizlnellen 
25proo.  Salzsäure  fast  gleich  kommt. 

Die  weitere  chemische  durch  Dr.  Altschul 
erfolgte  Untersuchung  gab  dann  die  Erklär- 
ung: Die  hydrolytische  Spaltung  des  Acidol 
wurde  nach  verächiedenen  Methoden,  be- 
sonders durch  Bestimmung  der  Verseifungs- 
gesdiwindigkeit  von  Methylacetat  durch  Acidol- 
lösungen  näher  geprüft  und  dabei  gefunden, 
daü  Acidol  in  wässeriger  Lösung  nicht  voll- 
ständig, sondern  nur  teilweise  in  freie  Salz- 
säure und  BetaYn  gespalten  ist,  und  daß  mit 
steigender  Verdünnung  der  wässerigen  Lös- 
ung die  Hydrolyse  zunimmt  In  1  proc. 
Lösung  sind  erst  etwa  40  pOt  Acidol  auf- 
gespalten. Ein  nennenswerter  Nachteil  für 
die  therapeutische  Verwendung  des  Acidol 
ist  durch  dieses  Verhalten  nicht  bedingt,  da 
man  eben  ohne  jedes  Bedenken  die  zu  ver- 
abreichende Menge  größer  wählen  kann,  als 
dem  Prooentgehalt  an  Salzsäure  entspricht. 
Und  dann  darf  man  erwarten,  daß  bei  zu- 
nehmender Verdünnung  im  Magen  und  all- 
mählicher Bindung  der  freiwerdenden  Säure 
an  das  Nahrungseiweiß  usw.  beim  Ver- 
dauungsvorgang sich  das  Acidol  wieder 
spaltet,  so  daß  seine  Wirkung  eme  dauernde 
und  nachhaltigere  ist,  als  die  der  entsprechen- 
den bald  aufgebrauchten  Salzsäuremenge. 
Einen  genauen   kimischen  Nachweis  hierfür 


♦)  Ph.  C.  416  [1906],  371, 


beim  Kranken  zu  erbringen,  ist  der  »Natur 
der  Sache  nach  recht  schwierig. 

Auf  die  weiteren  theoretischen  Erörter- 
ungen können  wir  leider  nicht  emgehen  und 
müssen  auf  das  Original  verweisen. 

Zum  Schluß  erwähnt  Verfasser  noch,  daß 
außer  dem  Acidol  bezw.  Acldoltabletten  die 
Aktien  -  Gesellschaft  für  Anilinfabrikation  in 
Berlin  SO  Pepsin-Aoidolmischungen 
herstellt,  die  ak  Ersatz  der  Mcfat  xeraetz- 
liehen  Pepsin -Salzsäuredrag6es  Verwendung 
finden.  —  (»— 

Zur  Darstellung  von  Kixtura 
Ferri  composita  Fh.  Brit 

gibt  W,  A,  Knight  in  Ghem.  and  Drugg. 
1906,  26  folgende  Vorschrift: 
Ferrum  sulfuricum  1,62     g 

Kalium  carbonioum  1,944  g 

Oleum  Myristici  0,3  com 

Tinctura  Myrrhae  18,5     > 

Sirupus  aimplez  4,72  » 

Mucilago  Gummi  arabid      3,552  > 
Aqua  Rosarum  ad  284,417  » 

Das  Kaliumkarbonat  wird  in  57  eem 
Rosenwasser  gelöst,  der  Qummischlttm  za* 
gefügt  und  die  Flüssigkeit  In  dtt*  Flasebe 
derart  umgeschwenkt,  daß  die  Wandungen 
völlig  befeuchtet  werden.  Darauf  fügt  man 
die  mit  dem  Oel  vermischte  Myrrhenünktnr 
allmählich  unter  mäßigem  Umsdiütteln  zu. 
Nach  weiterem  Zusatz  von  200  cem  Rosen- 
wasser gibt  man  das  in  dem  Rest  Rosen- 
wasser gelöste  Ferrosulfat  vermischt  mit  dem 
Zuekersimp  zu.  Zur  Vermeidung  der  Oxy- 
dation des  Ferrosulfats  während  des  Löseos 
hüllt  man  dasselbe  in  Mull  oder  Gambric 
und  hängt  es  einige  Zentimeter  unterhalb 
der  Obertläehe  in  das  Wasser.         ^tx— 


Eine  haltbare  rote  Quecksilber- 
salbe 

erhält  man  nach  Otto  Baubenkeimer  (Amer. 
and  Pharm.  Reoord  1905,  Okt.),  wenn  man 
10  g  höchst  fein  gepulvertes  rotes  Qoeck- 
silberoxyd  mit  5  g  Ridnusöl  innig  venuaeht 
und  darauf  aUmählieh  85  g  Vaaelin  (Pstrol- 
atum)  zugibt  Die  Zubeieitang  soll  in  eineiD 
Olasmörser  unter  Verweodiuig  eines  Olas- 
pistills  und  Hom-  oder  Hartgiunmi-Spateb 
stattfinden. 


467 


Die  Destillation  des  ätherisohen 

Wintergrün-  und   des  Birken - 

rinden-Oeles 

soll  nach  den  Angaben  von  Oildemeister 
nnd  Hoffmann  in  den  UnprnngBländeni 
auf  unrationelle  Weise  gewonnen  werden. 
Ziegelmann  nntemabm  es  daher,  die  gttn- 
Btigsten  BedSngnngen  fflr  die  OImng  dieser 


Oele  zn  erforschen.  Zu  dem  Zwecke  worden 
10  g  der  betreffenden  Pflanzenteile  im  grob- 
gemahlenen Znstande  ohne  nnd  mit  vor- 
heriger Mazeration  destiUierty  je  1000  ocm 
Destillat  gesammelt  nnd  hierin  kolorimetrisch 
der  Salicylsäuremethylester  durch  Vergleich 
mit  einer  einpromilligen  LOsung  des  reinen 
Esters  und  Eisenchlorid  bestimmt.  Die  Er- 
gebnisse waren  folgende: 


ohne  Maseiation 


Birkenrinde  ergab: 
0,19  und  0,21  pGt 


nach  128tündiger  Mazeration    l  0  62  c  061 

bei  gewöhnlicher  Temperatur  j      '  *  ' 

nach  I2stündiger  Mazeration    \  n^n  Aiio 

bei  400  0  j  0,40  c  0,42 


I 


Salicylsäuremethylester. 


ohne  Mazeraüoa 

nach  12stündi^er  Mazeration 

bei  gewöhnlicher  Temperatur 
nach  d48tuiidiger  Mazeratiou 

bei  gewöhnlicher  Temperatur 
nach  12totüiidiger  Mazeration 

bei  40  bis  50»  C 


Gaultheriablitter  eigaben : 
0,72  und  0,68  pCt 


} 
1 


1,57 
1,58 
1,29 


1,48 
L45 
1,31 


>    Salicylsäuremethylester. 


Die  nach  der  hiernach  besten  Methode 
dtrgestellten  Oele  besaßen  folgende  Eigen- 
schaften: 

Birkenrindenöl  zeigte  das  spez.  Oew. 
1,1502  bis  1,171  nnd  enthielt  90,2  bis 
97,83  pGt  SaKcylsäuremethylester.  Es  war 
in  4  Teilen  70  proc  Alkohol  nnd  1  Teil 
80proc  Alkohol  löelicb,  sowie  in  allen  Ver- 


hältnissen mit  90  proc.  Alkohol  mischbar. 
—  OaultheriaOl  besaß  das  spez.  Oew. 
1,175  bis  1,185,  es  enthielt  96,2  bis  97,1 
pCt  Salicylsäuremethylester,  verlangte  7  Teile 
70proc  Alkohol  nnd  2  Teile  SOproc  Alkohol 
zur  Lösung  und  war  mit  90  proc.  Alkohol 
in  allen  Verhältnissen  mischbar.  j,  k. 
Pharm,  Review  1905,  83. 


Den  Nachweis  von  Nitroglyoerin 
in  Tabletten 

fahrt  man  nach  Svensk  Farm.  Tidskr.  1906, 
56,  indem  man  100  Tabletten  pulvert  und 
längere  Zeit  mit  Aether  im  Saxklet-AppsLmt 
auszieht.  Nach  dem  Verdunsten  des  Aethers 
erhUt  man  einen  noch  Kakaofett  entlialten- 
den  Rllekatand,  den  man  mit  Alkohol  aua- 
ziebt  und  darauf  filtriert.  Nach  Verdunstung 
des  Alkohols  verbleibt  die  etwa  vorhandene 
Nitroglyeeriamenge.  Nachdem  man  einen 
Teil  diasea  RQckstandes  mit  alkoholischer 
Kahlauge  verseift  hat,  wird  mit  Ferrosulfat 
und  konzentrierter  Sdiwefelsäure  die  Salpeter- 
säure nachgewiesen.  Den  anderen  Teil  des 
Rflckfltandes  verselzl  man  mit  je  einem 
Tropfea  Anilin  und  SAwefelsIure,  wodurch 
bei  Gegenwart  von  Nitroglycerin  RotfXrbung 
eintritt.  Diese  geht  auf  Zusatz  von  Wasser 
in   Grfln   ttber.     Beide   Reaktionen   sind  so  i 


sdiarf,  daß  sie  noch  0,001  bis  0,0001  g 
Nitroglycerin  in  1  ccm  Alkohol  deutlich 
anzeigen.  Demnach  genQgt  zum  quali- 
tativen Nachweis  eine  Tablette. 

Zur  quantitativen  Bestimmung  wird 
der  nach  dem  Verdunsten  des  Aethers  ver- 
bleibende Rückstand,  aus  dem  Auszug  von 
100  gepulverten  Tabletten  erhalten,  mit 
alkoholischer  Kalilauge  verseift  und  diese 
Mischung  mit  naszierendem  Wasserstoff  be- 
handelt. Dadurch  wird  das  bei  der  Ver- 
seifung ans  dem  Nitroglycerin  gebildete 
Kalinmnitrat  zn  Ammonium  reduziert.  Dieses 
Ammonium  wird  quantitativ  bestimmt  und 
daraus  das  Nitroglycerin  berechnet,  ^tx  — 


Feuersicherer  Holzanstrich  besteht  aus  Mag- 
nesiasilikat  (Speckstein)  und  Gblormagnesium- 
löflung,  die  vor  dem  Gebrauche  gemischt  werden. 

Ztschr.  f.  Zoüwesen  u  JReichsateuern  1904,  60. 

P. 


468 


■  ahrungsmittel-Gheniie. 


Konservierung  der  Milch  durch 
Wasserstoffperoxyd. 

Bei  der  großen  Wichtigkeit;  welche  die 
Kuhmilch  als  tägliches  Nahmngsmittel  hat, 
ist  man  beständig  bemüht  die  in  der  Milch 
vorhandenen  Krankheit  und  Fäulnis  erregen- 
den Keime  zu  vernichten,  ohne  dabei  die 
Milch  selbst  zu  schädigen  oder  ihre  Nähr- 
kraft zu  beeinträchtigen.  Eine  Abtötung  ist 
nun  auf  physikalischem  Wege  durch  An- 
wendung der  Hitze  oder  Kälte  oder  auf 
chemischem  Wege  möglich.  Die  Zahl  der 
vorgeschlagenen  Mittel  ist  eine  große;  so 
wurden  Soda,  Borsäur^  Borax,  Salicylsäure, 
Natriumsulfit;  Kaliumchromat,  Hezamethyien- 
tetramin,  Formalin  und  Wasserstoffperoxyd 
versucht.  Die  mit  letzterem  Mittel  ange- 
stellten interessanten  Versuche  Baumann'H 
aus  dem  Hygienischen  Institute  zu  Halle 
ergeben  folgendes:  Die  Keimzahl  in  der 
Milch  wird  bei  stärkerem  Zusatz  von  Wasser- 
stoffperoxyd  wieder  geringer,  und  die  spon- 
tane Gerinnung,  die  bei  nicht  vorbehandelter 
Milch  nach  einem  Tage  dntrat,  wurde  um 
mehrere  Tage  verzögert  Die  bei  Zimmer- 
temperatur aufbewahrte,  mit  Wasserstoffper- 
oxyd versetzte  Milch  enthielt  stets  erheblich 
mehr  Keime  als  die  bei  50^  gehaltene;  es  wird 
also  durch  Temperatursteigerung  die  bak- 
terizide Kraft  des  Wasserstoffperoxyds  ver- 
stärkt, sei  es,  daß  bei  dieser  Temperatur 
die  Reaktion  kräftiger  verläuft  und  die 
Wirkung  des  freigewordenen  Sauerstoffs 
stärker  wird,  oder  daß  die  erhöhte  Tem- 
peratur die  Widerstandsfähigkeit  der  Bak- 
terien herabsetzt.  Jedenfalls  wurde  aber 
durch  einen  Zusatz  von  0,35  pCt  Wasser- 
stoffperoxyd noch  keine  völlige  Sterilisation 
herbeigeführt.  Bei  Zusatz  von  über  0,35 
pCt  Wasserstoffperoxyd  werden  aber  sämt- 
liche Typhus-,  Cholera-  und  Ruhrkeime  ab- 
getötet; also  das  Zeichen  einer  starken 
bakteriziden  Wirkung.  Beim  Studium  der 
Wirkungsweise  der  Blilehenzyme  auf  die 
Spaltung  des  Wasserstoffperoxyd  ergab  sich, 
daß  die  Enzyme  der  Milch  für  sich  allein 
geringe  Mengen  Wasserstoffperoxyd  in  den- 
selben Maße  zu  reduzieren  vermögen  wie 
bakterienhaltige  Miloh.  Femer  ist  es  sicher, 
daß  beimitWasserstoffperoxyd  vorbehandelter 


Mildi  die  Labgerinnnng  später  als  sonst 
eintritt.  Auch  bei  künstlichen  VerdamiDgB- 
versuohen  schien  es,  als  ob  bei  mit  Wasser- 
stoffperoxyd versetzter  Milch  die  Wirkung 
der  Pepsinsalzsänrelösnng  sehneller  und 
stärker  vor  sieh  gehe,  als  bei  der  rohen 
Milch.  Diese  Verdauungs-  und  Gerinnungs- 
versucbe  sprechen  also  durchaus  nicht  g^gen 
den  Zusatz  von  Wasserstoffperoxyd  zur 
Milch  behufs  SterUisierung  bezw.  Konser- 
vierung. 

Eine  Schädigung  der  Gesundheit  durch 
Wasserstoffperoxyd  ist  nicht  zu  befürehten, 
da  es  ja  bei  geringem  Zusatz  in  der  Milch 
vollkommen  zerlegt  wird.  Aueh  der  Ge- 
schmack leidet  in  kdner  Wdse. 

Abgesehen  von  der  Küideremähmng  dürfte 
sich  die  mit  Wasserstoffperoxyd  venetzte 
Milch  gut  im  Felde  zur  Versorgung  von 
Heer  und  Marine,  sowie  zum  Gebrauche 
in  den  Tropen  eignen. 

In  der  Praxis  wird  man  gut  tun^  das 
Wasserstoffperoxyd  der  Miloh  sofort  nach 
dem  Melken  zuzusetzen,  ehe  eine  Vermehr- 
ung der  Keime  stattfinden  kann,  um  eine 
Verdünnung  der  Büich  dabei  zu  verhüten, 
empfiehlt  sich  die  30proc.  Lösung.         L. 

Münehn.  Med.  Wochemehr,  1905,  1083. 


Verfahren  zsr  DarstelluBg  der  im  den 
meisten  pflanzlichen  Nahnutgssteffea  ent- 
haltenen organIseiieB  PhospiierTerMBdiuir 
in  Form  der  freien  Säuie.  DBP.  160470 
Kl.  12o.  Dr.  Swigel  Postemak  in  Paris.  Das 
nach  DRP.  147  969  erhaltene  Salzgemisch 
wird  nadi  Zusatz  der  zur  Umsetzung  in  die 
freie  Säure  erforderlichen  Menge  einer  starken 
Mineralsäure,  deren  Salze  in  Aetheralkohol  nicht 
löslich  sind,  mit  einer  Mischung  von  Alkohol 
und  Aether  behandelt,  der  nach  Verdunsten  des 
Lösungsmittels  hinterbleibande  Rückstand  bekufe 
Verseifunj^  von  entstandenen  Estern  mit  ätzen- 
dem Alkali  gekocht  und  durch  Fällen  mittels 
eines  Metallsalzes  und  nachfolgende  Behandlung 
mit  Schwefelwasserstoff  eine  wässerige  Losung 
der  reinen,  freien  phosphoroiganischen  Slurs 
erhalten,  die  im  Vakuum  eingedampft  wird.  Die 
Säure,  die  zu  Nahrungszwecken  in  physiologischen 
und  pathologischen  Fällen  verwendet  werden 
solK  bildet  eine  gelblich  ge&rbte  Substanz  ron 
Honifr'onsistenz,  die  der  Formel:  CtEeOgPi  ent- 
spricLt  und  beim  Erhitzen  mit  Mineralsfiuren 
bei  130  bis  190  <^  0  quantitativ  in  Phosphorsäure 
und  Inosit  zerfällt.  A,  St. 


469 


Die  Gerbsäure  in  Wein 

beBtimmt  Dr.  Ramon  Casamader  (Revista 
de  Farm.  1906,  No.  2  und  3)  mdem  er 
einmal  1  oom  Wein  mit  5  ecm  Indigolösong 
venetzt  nnd  geoao  nach  Neubauer-Löwen- 
tkal  mit  Kaliumpermanganat  titriert.  Zam 
anderen  werden  5  ocm  Wein  mit  10  ecm 
destilliertem  Wasser  und  5  ecm  zehnproc 
EiseDdüoridlOsung  versetzt,  umgesehütteit 
und  Bofort  5  ecm  Ammoniak  hinzugefügt. 
Naeh  abermaligem  Umaehfittela  wird  durch 
ein  trodmes  Filter  filtriert.  5  ecm  des 
völlig  klaren  und  farblosen  Filtrates,  ent- 
spreehend  1  ecm  Wein,  werden  wie  oben 
nach  Zofflgung  von  5  ecm  Indigolösung 
mit  Kaliumpermanganat  titriert  Die  Be- 
rechnung ist  dieselbe  wie  bei  dem  Neubauer- 
LöwenthaPwiiGn  Verfahren.  H.  M. 


Die  Bestimmung  des  Bohrzuckers 
in  kondensierter  Hilch 

•  

Boll  nach    einer    Verordnung    des    Finanz- 
ministerium für  Ungarn  in  folgender  Weise 


5  g  der  Prob  j  werdon  in  etwa  ^00  com  Wasser 
gelöst  und  mit  10  eom  FMing' :iOher  Kupfer- 
suifitlösaDg  sowie  mit  soviel  Natronlauge  ver- 


setzt, daß  die  Flüssigkeit  eben  nbcb  sauer  reagiert. 
Hierauf  füllt  man  m's  zu  250  ecm  auf  und  be- 
stimmt in  25  com  des  Filtrates  den  Milchzuoker 
durch  4  Minuten  langes  Kochen  mit  50  com 
Fehling' scher  Lösong  mit  75  com  Wasser.  Das 
ausgeschicdeDe  Eupferoxydul  wird  in  einem 
Asbest  röhr  eben  abfiltiert  und  dann  reduziert,  das 
gewogene  Kupfer  jedoch  nicht  auf  Milchzucker, 
sondern  auf  Rohrzucker  berechnei 

Weitere  25  com  des  Filtrates  sind  in  einem 
Eölbchen  mit  50  ecm  Wasser  und  5  ecm  Salz- 
säure (1,19)  zu  versetzen,  das  Kölbchen  wird 
hierauf  in  ein  auf  etwa  70®  C  erwärmtes  Wasser- 
bad gebracht,  innerhalb  2  bis  3  Minuten  auf 
60  bis  70®  erhitzt  und  5  Minuten  lang  auf 
dieser  Temperatur  erhalten.  Nach  erfolgter  In- 
vertierung wird  rasch  abgekühlt,  neutralisiert  und 
auf  100  ecm  aufgeftilli 

In  25  com  bestimmt  man  den  Gesamtzucker 
wieder  in  der  oben  angegebenen  Weise  (Koch- 
zeit 4  Minuten)  und  berechnet  ihn  ebenfalls 
auf  Rohrzuck  er. 

Die  bei  der  ersten  Bestimmung  in  Prozenten 
erhaltene  Zackermenge  wird  von  den  Prozenten 
des  Gesamtzuckers  der  zweiten  Bestimmung  ab- 
gezogen und  die  Differenz  als  Rohrzuckergehalt 
der  kondensierten  Milch  angegeben.» 

(Im  übrigen  sei  auf  die  Vereinbarung  zur 
einheitlichen  Untersuchung  der  Nahrungs-  und 
Gfenußmittel   ftir   das   Deutsche  Reich    ver- 
wiesen.    Schriftleüung.) 
I     Ztsehr.  d.  AUgem,  österr.Apoth,'  Ver.  1906, 146. 


Bakteriologische  üitteilunoen. 


Basillenwolken  in  Wasser. 

Das  Verhalten  einer  in  fließendes  Wasser 
gebrachten  «BazUlenwolke»,  —  ein  Vorgang^ 
der  äeh  bei  jedem  Einleiten  von  Fäkalien 
ffihrenden  Abwässern  in  die  Fltlsse  in  praxi 
abipielt  — ,  hat  Busch  an  Kulturen  von 
Prodigiosus,  die  in  Mengen  von  5  bis  6 
^  dem  Kanalwaaser  beigemischt  wurden, 
Btndiert  Die  Versuche  bewiesen,  daß  im 
Waseer  des  Leinekanals  wie  in  jedem  Flaß- 
wttser  eine  ganz  enorme  Verteilung  der- 
artiger Baziilenschwänne  stattfindet  Femer 
zeigen  sie,  wie  schwer  der  Nachweis  einer 
bestimmten  Spezies  von  Bakterien  selbst  bei 
^  aasgeprägten  Formen  wie  Prodigiosus 
geüngt  In  einem  ohnehin  an  Bakterien 
>o  rdehen  Wasser  gelangt  aber  nur  ein 
zn  geringer  Bruchteil  desselben  zur  Unter- 
Budmng,  um  das  Auffmden  einer  bestimmten, 
nur  sdiwächer  vertretenen  Art  sicher  zu 
machen.  _^/ 

GentralbL  f.  Baktenol.  IL  Abt,  1906,  Bd.  XVI, 
119. 


Für  den 

Nachweis  von  Typhusbazillen 

in  Trinkwasser  durch  chemische 

Fällungsmethoden 

hat  sich  nach  0.  Müller  (Chim.-Ztg.  1905, 
Rep.  271)  die  Methode  von  Ficker  mit 
Ferrisuifat  in  natrinmkarbonathaltiger 
alkalischer  Lösung  gut  bewährt,  und  zwar 
auch  dann,  wenn  der  Niederschlag  nicht  mit 
Salzsäure  gelöst,  sondern  unverändert  auf 
die  Nährböden  ausgestrichen  wird.  Statt 
der  Anwendung  einer  Centrifuge  kann  auoh 
der  Niederschlag  abfiltriert  werden.  Eine 
Verbesserung  des  Verfahrene  ist  die  Ver- 
wendung von  Eisenoxychlorid  (5  eem  Liquor 
Ferri  oxychlorati  auf  3  Liter  Wasser),  wäh> 
rend  die  von  Feistmantel  empfohlene 
Alaunlösung  ebe  weniger  vollständige  Fäll- 
ung ergibt 

iVergl.  auch  Pharm.  Gentralh.  46  [1905] 
220.)  —he. 


470 


Th«pa|i«iiüsche  Mitteilung«!!. 


XTeber  die  Pilzvergiftiuig. 

Für  uns  kommt  heutzutage  dasSeoale  cor- 
nutum   eigentlich   nur  noch  therapeutisch   in 
betracht    Dagegen  fährte  es  früher  zu  Massen- 
erkrankungen;    die    sog.   Kribbelkrankheit    des 
Mittelalters  war  nichts  weiter  als  die  Vergiftung 
durch  die  Ueberwinterungsform,  das  Sklerotium; 
eines  Pilzes  Claviceps  purpure a,  welcher 
auf  Qetreideähren  seinen  Sitz  hat,  mit  diesen  bei 
schlechter  Behandlung  in   das  Mehl  geriet  und 
so  zu  dem  massenhaften  Auftreten  der  Vergift- 
ung Gelegenheit   bot.     Jetzt   treten   nur  selten 
einnxal,  entweder   bei  lu  hoher  Dosierung  oder 
wenn  Laien   mit   dem  Miltel  Aborte  herbeizu- 
führen  suchen,    diese   Vergiftuogsformen,    der 
Ergotismus  gangraenosus   und  der   Ergotismus 
oonvulsivus,  auf.    Eine  Reihe  chemischer  Sub- 
stanzen wurde  auch  aus  diesen  Pilzen  isoliert, 
so  das  Sphacelotoxin,  Ghrysotoxin  und  Spasmotin, 
welchen  Stoffen  wobl  die  Oangräneersoheinungen 
bei  der  Secalevergiftnng  zuzuschreiben  sind,  so- 
wie   des    Cornutin,    welches   der   Erreger    der 
convulsiTen  Wirkung  sein  soll. 

Ein  anderer  PiJz,  der  zwar  bisher  nicht  zu 
Vergiftungen  führte,  aber  therapeutisch  eine  ge- 
wisse Bolle  spielt,  ist  der  Po ly per ns  of fi- 
el nalis.  Aus  ihm  wurden  2  Substanzen  Ycr- 
schiedener  Wirkung  isoliert,  1.  Harzsäuren, 
welche  abführende  Wirkung  hatten,  und  2.  die 
Agaricinsäure,  die  der  Trfiger  der  bekannten 
Schweißsekretion  hemmenden  Wirkung  des  Aga- 
ricins  ist  Im  Gebrauch  ist  jotzt  das  Lithium 
oder  Natrium  sgaricinum,  welohes  bei  Phtise 
als  Mittel  zur  Unterdrückung  des  Schweißes  ge- 
geben wird. 

Bei  Piizvereiftungen  haben  wir  es  im  alige- 
meinen mit  drei  Formen  zu  tun.  Die  erste 
ist  die  ex  abuau.  Da  die  Pilze  ein  sehr  eiwoiß- 
und  fettreiches  Nahrungsmittel  sind,  so  führen 
sie,  im  üebermaß  genossen,  leicht  zu  Verdau- 
ungsstörungen, die,  je  nach  der  Disposition  des 
Patienten,  einen  mehr  oder  minder  schweren 
Verlauf  nehmen  können. 

Die  zweite  Form  ist  die,  wo  ein  an  sich  un- 
giftJgerPilz  dadurch,  daß  er  nicht  im  frischen 
Zustande  genossen  wird,  giftige  8ttt)8tanzen  ent- 
stehen läür,  die  Ptomaüne,  was  bei  dem  Eiweiß- 
reichtum sehr  erklärlich  ist. 

Die  dritte  Form  erst  ist  die  eigentliche  Pilz- 
vergiftung, hervorgerufen  durch  den  Genuß  der 
im  Pilze  mit  enthaltenen  giftigen  Sub- 
stanz. Der  bei  uns  häufigste  Vertreter  ist  der 
Amanita  phaUoides  oder  A g a r i o u s 
phalloides  bulbosus,  der  KnolieL blätter- 
schwamm, welcher  den  Champignons  und  Mus- 
serons  auUerordontlich  ähnelt  Obwohl  Kobert 
in  ihm  das  sehr  giftige  P  h  a  1 1  i  n  entdeckte, 
ferner  Boulier  das  Bulbosin  und  Ore  das 
Phailoidin,  so  ist  die  Chemie  der  Gifte 
doch  r.och  unbekannt.  So  z.  B.  wird  Phallin 
bei  750  völlig  sei  stört;  aber  die  Vergiftung 
durch  das  Pilzgericht  wird  stets  nach  dem 
Kochen  beobachtet,  also  nach  Erhitzune  über 
100  0.  * 

Die  Pathologie  der  Vergiftung  dagegen  kennen  ! 


I 


wir  genau.  6  bis  20  Stunden  nach  dem  Geniuse 
zeigt  sich  Uebelkeit,  Erbrechen,  SpeichelfloS, 
Koliken,  Durchfiille,  Delirien,  Krämpfe;  diePu- 
pilienweite  wechselt  rasch,  die  Leber  vergrößert 
sich  meiftt  und  wird  hart.  Die  Prognose  ist 
schlecht,  etwa  75  pCt  Mortalität;  ein  üeber- 
stehen  der  ersten  3  bis  4  l^e  rerbeesert  sie 
etwas.  Eine  eigentliche  Therapie  gibt  es 
nicht;  einigen  Nutzen  hat  vieUeioht  Tannin, 
welches  als  AJkaloidfällungsmittel  einen  Teü  des 
Giftes  bindet  und  in  unlöslicher  Form  dem 
Körper  entsieht.  Die  früher  empfohlene  Dar- 
reichung von  Essig  ist  verkehrt  döstPüz- 
gift).  Der  Sektionsbefnnd  hat  eine  verblüffsodo 
Aehnlichkeit  mit  dem  bei  Phosphor  Vergiftung. 

Verschieden  sind  die  Meinungen  über  die 
Giftigkeit  der  Bussnla-  und  Oantharel- 
1  u  8  arten.  6o  wird  %.  B.  in  Estland  die  Bu- 
sala emetica,  allerdings  nach  Abkoohung  und 
Weggießen  der  Brühe,  genossen.  Auch  wir 
schätzen  die  Helvella  esculenta,  die 
Lorchel,  fälschlich  Morchel  genannt, 
welche  im  rohen  Zustand  die  von  Böhm  and 
KiÜ%  entdeckte,  sehr  giftige  Helvellasänre 
enthält.  Diese  Säure  scheint  aber  in  heifiem 
Wasser  leicht  löslich  zu  sein,  so  daß  das  schon 
aus  Sauberkeit srücksiohten  zur  Eatfemong  des 
Sandes  nötige  Aufkochen  und  Abgießen  des 
Wassers  genügt,  um  den  wohlschmeckenden 
Pilz  von  seinen  Giften  zu  befreien  und  in  ein 
einwandfreies  Gericht  zu  verwandeln. 

Am  besten  orientiert  sind  wir  nook  über 
Agaricus  musoarias,  den  FUegen- 
sohwamm.  Man  entdeckte  in  ihm  das  Ama- 
n  1 1  i  n  und  1860  gelang  es  Sekmiedeberg,  dia 
Mttscarin  zu  isolieren,  was  dem  Atropm  an- 
tagonistisch wirkt.  Doch  enthält  der  Pilz 
zweifellos  noch  andere  Toxine;  denn  Hämuon 
wies  nach,  daß  der  Musoaringehalt  so  gering 
ist,  daß  der  Mensch  zur  Erreichung  der  tötficheo 
Gabe  3  bis  4  kg  dieses  Pilzes  essen  müßte,  ein 
Quantum,  was  wohl  nie  in  betraoht  kommt. 
Auch  nach  Aufhebung  der  Mnscarlnaymptome 
durch  Atropin  blieben  Krampf  er  scheinungen  und 
ähnliche  zentrale  Symptome  zurück. 

Der  forensische  Nachweis  der  Pils  Vergiftung 
ist  oft  recht  schwer  zu  erbringen.  Bai  letalem 
Ausgang  vermag  der  Autopsiebefiiad,  welcher 
eine  gioi^e  Aehnlichkeit  mit  dem  bei  Phosphor- 
vergiftung aufweist,  durch  Ausschluß  dieser  Ver- 
giftung und  wenn  man  sieber  ist,  daß  keine 
Alkohol-  oder  Chloroform  Vergiftung  vorliegt,  zor 
richtigen  Diagnose  zu  lühren. 

Was  kann  nun  die  Vorbeugung  leisten?  Zu 
Brginn  der  Pilzzeit  müLten  aligeiaeine  ^'arn- 
ungen  verbreitet  werden ;  ferner  müßte  der  An- 
schaunngsunterncht  der  Schalbnder  in  der 
Pilzkunde  erweitert  werden.  Schließlich  vermag 
auch  die  Polizei  durch  sorgfältige,  unerwaitete 
Kontrolle  der  Pilzbestände  der  Händler  auf- 
klärend zu  wirken.  Die  Voiksnüttel  zur  Er- 
kennung der  Giftpilze,  ala  da  sind:  Sohwänoag 
eines  subemen  Löffels  beim  Kochen,  Mitkookan 
von  Zwiebeln,  sind  völlig  unsicher.  L, 

Berliner  Klin.  Woekeneehr,  1105,  816. 


471 


Photographische  Mitteilungen. 


Gerbung  der' Gelatine 
in  Entwickler-Lösungen. 

Die  Qebr.  Lumiere  und  A,  Seyeweix 
haben  durch  Venucbe  festgestellt,  daß  bei 
den  Entwicklern,  ausgenommen  Pyrogallol, 
keine  normale  Gerbung  der  Gelatine  eintritt, 
wenn  hier  eine  langsame  Absorbiening  des 
Sauerstoffs  der  Luft  bei  Gegenwart  von 
Natriomsnlfit  statt  hat.  Liegen  aber  Ver- 
hältnisse vor,  welehe  eine  Oxydation  be- 
günstigen, so  erfolgt  Gerbung.  Paramido- 
phenol  gibt  unter  keiner  Bedingung  eine 
vollständige  Gerbung.  Salzsaures  Diamido- 
phenol  mit  Alkalikarbonat  gerbt  bei  Gegen- 
wart von  Sulfit  die  Gelatine  schneller  als 
ohne  letzteres. 

Bei  Pyrogallol  kann  man  annehmen,  daß 
dch  dieses  unter  Einwirkung  des  Brom  aus 
dem  Bromsilber  oxydiert,  und  daß  das 
Oxydationsprodukt  die  Gelatine  unlöslich 
macht.  Bei  den  anderen  Entwicklern  ist 
die  Ursache  der  Nichtgerbung  unter  gewöhn- 
lieben Verhältnissen  wahrscheinlich  darin  zu 
suchen,  daß  die  während  der  Entwicklung 
entstehenden       Oxydationsprodukte       durch 

Natrinmsulfit  leicht  reduziert  werden. 

Bm 

Ueber  die  photographische 

Kunst 

vor  60  Jahren  gibt  eine  Bekanntmachung 
des  €  Dagnerrotypisten »  Lobethal  aus 
Breslau  vom  Jahre  1846  interessante  Auf- 
sehlfisse.  Er  hatte  dem  Leipz.  Tagebl.  zu- 
folge sein  «Daguerrotypie-Kunstatelier»  in 
Prag  vorübergehend  aufgeschlagen.  Es  war 
^e  höchst  primitive  Glasbude  auf  dem 
flachen,  etwas  abgeschrägten  Dache  im 
Gasthof  «Zum  blauen  Engel».  Dem  Publi- 
kum empfahl  er  seinen  «neuerbauten,  netten, 
nobeln  und  heizbaren  Giassalon  täglich  bei 
jeder  Witterung  und  vor  derselben  geschlitzt». 
Der  französische  Maler  Louis  Jacques 
Daguerre  hatte  bekanntlich  Silberplatten 
durch  Jodsilberdämpfelichtempfindlieh  gemacht 
nnd  gewann  in  der  Camera  obscura  Positiv- 
bilder, nachdem  das  belichtete  Täfelchen 
Qnecksilberdämpfen  ausgesetzt  war.  Lobe- 
thal  «fertigte  dergl.  Porträts  scharf  und 
klar,  sehwarz   und  koloriert  aus».     Weiter 


machte  der  Lichtbildkünstler  auf  die  seit 
1838  errungenen  bedeutenden  Fortschritte 
aufmerksam:  «Die  Sitzungen  währen  je 
nach  der  Tageshelle  eine  viertel  bis  eine 
Minute  (!),  bei  trüben  oder  Regenwetter  nur 
einige  Sekunden  länger;  die  Porträts  stehen 
jedoch  den  bei  schönem  Wetter  gearbeiteten 
keineswegs  nach.  Die  Preise  sind  2  bis 
8  Gulden  für  einzelne  PoKräts  und  Gruppen, 
je  nach  Größe  der  Platten.  Da  nun  Daguerro- 
typ -Porträts  neuerer  Zeit  weder  ver- 
schwinden, noch  matter  werden,  auch  wie 
bekannt  hinsichtiich  der  Aehnlichkeit  nichts 
zu  wünschen  Übrig  lassen,  indem  dieselben 
das  festgehaltene  Spiegelbild  darstellen  und 
in  anbetracht,  daß  seinerseits  die  Preise  für 
jedermann  zugänglich  festgehalten  sind,  so 
hofft  der  Unternehmer,  sich  der  Anerkennung 
eines  zahlreichen  hochgeehrten  Publikums 
und  eines  lebhaften  Zuspruchs  erfreuen  zu 
dürfen.»  Bm. 


Negative  zu  schützen. 

Um  wertvolle  Platten  vor  schädigender  Er- 
wirkung von  Wasser  zu  schützen,  empfiehlt 
Coustet  in  «Photo  Revue»,  dieselben  mit 
Kaliwasserglas,  dem  ein  wenig  Glycerin  zu- 
gesetzt ist,  zu  überziehen.  Auch  kann  man 
die  Platten  10  Minuten  in  eine  lOproe. 
Aiuminiumsulfatiösung  bringen,  dann  mit 
einem  reinen,  nicht  fasernden  Tuche  vor- 
sichtig abwischen  und  schließlich  in  ^e 
lOproc  Bleiacetatlösung  legen.  Hierdurch 
bildet  sich  basisch-essigsaure  Thonerde,  welche 
das  Wasser  abstößt  Bm, 


Fingerflecke  an  Biidern.  Wenn  man  beim 
Aufziehen  seiner  Photographien  auf  Karton  eilig 
verfährt  und  nicht  behutsam  genug  lungeht, 
kann  es  leicht  vorkommen,  daß  die  Finger  am 
Bild  festkleben.  In  diesem  Falle  darf  man  die- 
selben nicht  losreißen,  man  muß  die  Jjosung 
vielmehr  durch  Eintauchen  in  laues  Wasser  von 
selbst  Zustandekommen  lassen.  Beim  schroffen 
Losreißen  des  Fingers  beschädigt  man  die  em- 
pfindliche Schicht  und  es  zeigen  sioh|Flecken, 
die  nicht  zu  beseitigen  sind.  Bm. 


472 


Varsohiedene  Mitteihingen. 


Fielüer's  Bezeptur-Pastillen- 

former. 

Um  8ohokoladeiipastil]eii  von  gldeher 
GrOße  za  erhalten,  wie  sie  nach  dem  aonst 
flUidien  Verfahren,   die  mittels  der  Pillen- 

masoUne  abgeteilten  nnd 
kngelig  geformten  Massen 
dnreh  Aufklopfen  auf  er- 
wärmten Bleehformen  m 
flaehe  Scheiben  zu  ye^ 
wandeln,  nicht  gewonnen 
werden  können,  hat  der 
Apotheker  am  Reisingeri- 
annm  in  München,  J. 
Piehler,  ffir  den  pharma- 
zeutischen Kleinbetrieb 
einen  Apparat  konstruiert^ 
(D.  R.  G.  M.  Nr.  260  203) 
wie  ihn  die  beistehende  Ab- 
bildung geöffnet  zeigt.  Er 
besteht  aus  2  vernickelten 
Teilen,  die  mittels  Gleit- 
rinne in  einander  geschoben 
werden  können  und  gelocht 
sind.  Beim  Gebrauche  füllt  man  die  erwärmte 
Masse  mit  Hilfe  emes  Messers  oder  eines  bieg- 
samen Spatels  in  die  leicht  eingeölten  Oeffnun- 
gen,  schlägt  den  Apparat  einige  Male  flach  auf 
nnd  stellt  ihn  zum  Erkalten  beiseite.  Hier- 
auf nimmt  man  den  Apparat  auseinander 
und  drückt  die  Pastillen  durch.  Pastillen 
aus  Zuckermassen    läßt   man  im  Trocken- 


oo 


aR.-a-M. 


schranke  trocknen.  Nach  den  Angaben 
Piehler'B  nimmt  man  zu  Schokoladepastükn 
gleiche  Teile  feines  Zuckerpulver  und  Kakao- 
masse,  zu  Kakaoölpastillen  3  Teile  Zueker- 
pulver  und  1  Tefl  Kakaoöl  und  au  Zuck6^ 
Pastillen  Zuckerpulver,  das  man  mit  weißem 
Zuckendrup  zu  einer  Pastillenmaase  anstößt 
Der  Ptm  des  Apparates  beträgt  für  eia 
Stück  5,00  Mark  und  hat  die  A.-0.  fflr 
pharmazeutische    Bedarfsartikel    vorm.    (7. 

Wenderoth,  Kassel,  den  AllemveriLauf. 

P, 

Um  Fußabdrücke  von  der  Foßplatte  haltbar 
and  scharf  für  medizinische  Zwecke  zu  erhalten, 
bestreichen  Fischer  nnd  Bethmatm  Schreibpapier 
mittels  eines  Wattebausches  mit  4proc.  wSsser- 
iger  Tanninlösang.  Nach  dem  Trockneu  witd 
der  FuB  aufgesetzt,  der  vorher  mit  folgender 
Mischung  bestrichen  ist :  Liquor  Fern  sesqoichlor. 
10  g,  Spirit.  rectificat.  40  g,  Aqoa  100  g. 

Durch  Südd.  Apoth.'Ztg.  1906. 


Deutsche 


Oesellsohaft 


Tagesordnung  für  die  Donnerstag ,  7.  Joni 
1906,  abends  8  Uhr,  im  Restaurant  «Zum  Heidel- 
berger», Berlin  NW.,  Dorotheenstraße  statt- 
findende Sitzung. 

1.  Fortsetzung  der  Diskussion  zum  Vortrag 
des  Herrn  Dr.  ^u//f- Berlin:  Einblick  in  die 
Neuausgaben  ausländischer  Arzneibücher. 

2.  Herr  Apotkeker  Fr.  Beüwig-OeiAmi  üeber 
die  Medizin  am  Anfimg  des  17.  Jahrhunderts. 

3.  Herr  Dr.  Strunk  aus  Victoria  (Kamenin): 
üeber  den  Milchsaft  der  Kicksia  elastioa. 

4.  Herr  Dr.  M.  Pwrkowski'-^&r^ :  Ein  ein- 
faches Verfahren  zur  Blutdifferenziemng. 


Briefwechsel. 


J.  L.  in  St.  G.  Zum  Nachweis  von  Salol 
neben  Salicylsäure  in  Mundwässern  em- 
pfehlen wir  Ihnen,  nach  dem  Verdünnen  mit 
Wasser  zunächst  durch  Zusatz  von  Natrium- 
bikarbonat in  ganz  geringem  üeberschnß 
die  freie  Salicylsäure  abzustumpfen.  Nan  können 
Sie  das  Salol  mittels  Aether  ausschütteln; 
das  beim  Verdunsten  der  äÜLerischen  Salol- 
lösung  zurückbleibende  Salol  wird  voraussichtlich 
mit  Farbstoffen,  ätherischen  Oelen  usw.  ver- 
unreinigt sein,  es  muB  deshalb  durch  Aus- 
waschen mit  Wasser,  Auflösen  in  Alkohol  und 
Behandeln  mit  Tierkohle  usw.  gereinigt  werden. 
*—  Das  durch  mehrmaliges  Ausschütteln  mit 
Aether  vom  Salol  völlig  befreite  Mundwasser 
wird  mit  verdünnter  Schwefelsäure  angesäuert 
und  wiederum  mit  Aether  ausgeschüttelt,   der 


nun  die  durch  den  Schwefelsäurezusatz  frei- 
gemachte Salicylsäure  aufnehmen  wird. 
Auch  die  nach  dem  Verdunsten  des  Aethers 
zurückbleibende  Salioylsäure  wird  durch  andere 
gegenwärtige  Stoffe  (Fettsäure  bei  Qehalt  des 
Mundwassers  an  Seife)  verunreinigt  sein  and 
ist  durch  Auflösen  in  Wasser  und  Fütriereo 
davon  zu  trennen.  Der  Nachweis  der  auf  diese 
Weise  getrennten  beiden  Stoffe  (Salol,  bez. 
Salioylsäure)  erfolgt  nun  in  bekannter  Weise: 
Salicylsäure  gibt  in  wässeriger  Lösung  mit  wenig 
Eisenchlorid  Violettfärbung.  Salol  ist  in  Wasser 
fast  unlöslich,  die  weingeistige  Losung  gibt 
dagegen  mit  wenig  Eisenchlorid  Violett-Farbung. 
Wird  Salol  mit  Natronlauge  erwärmt  und  dann 
Salzsäure  zugesetzt,  so  scheidet  sich  Salicylsäure 
ab  und  gleichzeitig  tritt  Phenolgeruoh  auf.    «. 


jfedegar:  Dr.  A«  8elu«id«r,  Dretdea  and  |>r.  P.  Stft  Dneden-BlMewits. 

YflnuktwortllelMr  Leiter:  Dr.  A.  Sehneider  in  Dresden. 

Tm  Bnchhandel  durch  Jnlfni  Springer,  Berlin  N.,  MonbIJoaplati  8. 

Drack  Ton  Fr.  Tittel  Naelif.  (Knnath  A  Mahlo),  Dresden. 


Pharmaceutische  Centralhalle 

für  Deutschland. 

Herausgegeben  von  Dis  A.  Sohneidep  and  Dr.  P.  SOss. 


»■*■ 


ZeitBclirift  fftr  wissenschaftliche  nnd  geschäftliche  Interessen 

der  Pharmacie. 

Gegründet  von  Br/Hermaiui  Hager  im  Jahre  1859. 

Erscheint  jeden  Donnerstag. 

'Bezugspreis  viertel  jährlich:   durch  Bachhandel  oder  Post  2,50  Mk.,  durch  Gescbäfts- 
stelle  im  Inland  3, —  Mk.,  Ausland  3,50  Mir.  —  Einzelne  Nummern  30  Pf. 

Anzeigen:  die  einmal  gespaltene  Elein-Zeile  30  Pf.,  bei  größeren  Anzeigen  oder  Wieder- 
holungen Preisermäßigung. 

Leiter  der  \  Dr.  Alfred  Schneider,  Dresden- A.  21;  Schandauer  Str.  43. 
Zeitsehrlft:  J  Dr.  Paul  Süß.  Dresden-Blasewitz;  Gustav  Freytag-Str.  7. 

CtesehXftflstelle:  Dresden- A.  21;  Schandauer  Straße  43. 


MU. 


Dresden,  14.  Juui  1906. 


Der  neuen  Folge  XXVII.  Jahrgang. 


XLvn. 

Jahrgang. 


Inhalt :  Chemie  und  Phrnrniaele:  Beitrftge  snr  Kenntnis  der  Alkaloidreaktionen.  —  Zersetzbarkeit  der  Perhydrol- 
ICsungen.  —  Neue  ArEneJmittel.  —  EocheaU-Infosionsbomben.  —  Herstellung  Ton  Verband  Stoffen.  —  Darstellung 
Ton  Aoeth7lwa8serstoffk>eroxyd.  —  Jahresberichte  des  analytischen  Laboratorium  Ton  Philipp  R5der  in  Wien- 
Kloatemeuburg.  —  Verwendung  yon  8treapulyem  sur  Bekämpfung  des  Hederichs.  —  Gewinnung  Ton  Salpetersäure 
aus  der  Luit.  —  Herstellung  yon  Blsenpulyer.  —  Fajodin.  —  Unguentum  Hydrargjrl  praecipitati  albi  pultiformis. 
—  Wermutwein.  —  Quecksflberozycranid.  —  Einwirkung  yon  Kochsalz  auf  Kslomä.  — -  Farbenreaktionen  mit  p-Di- 
methylsmldobenzaldehyd.  —  Darstellung  von  Bleinitrat.  —  Vanillin-Salzs&ure-Beaktion.  —  Eigentümliche  yiolett- 
rötllche  Verfärbung  eines  Harn.   —  NahrBBCsmittel-Oheniie.   —  TherapentLiehe   HitteUnnseii.  —  Photo- 

graphlsehe  HitteilimgeD.  —  Brlefweehiel. 


Chemie  und  Pharmacie. 


zur 
Kenntnis  der  Alkaloidreaktionen. 

(Berherin.) 

Von    C   Beiehard. 

Zur  Fortsetzung  meiner  Untersuch- 
nngen  aber  die  Reaktionen  der  Alkaloide 
zog  ich  erstmalig  eine  Pflanzenbase 
heran,  welche  entgegengesetzt  der  wohl 
weitans  größeren  Zahl  dieser  Körper 
statt  des  farblosen  Aenßeren  intensive 
Färbung  zeigt.  Dieses  Alkaloid,  Ber- 
berin, ist  in  mehr  als  einer  Beziehung 
als  eine  auffällige  Erscheinung  anzu- 
sehen. Neben  dem  physikalischen  Merk- 
mal der  Färbung  gehört  es  zu  den  wohl 
nicht  häufigen  Basen,  welche  ein  Kar- 
bonat bilden  L(92oHi7N04)2C03].  Eine 
weitere  Eigentümlichkeit  besitzt  das 
Berberin  auch  in  physiologischer  Hin- 
sicht, indem  es  die  merkwürdige  Eigen- 
schaft einer  SpezialWirkung  auf  die  Milz 
zeigt  und  bei  Milzanschwellung  auf  ma- 
lariöser  Grundlage  daher  meist  in  Ver- 


bindung mit  dem  anderen  Speziflkum 
für  Malaria,  dem  Chinin,  Anwendung 
findet.  Das  Berberin  findet  sich  zwar 
in  mehreren  Pflanzen,  wird  jedoch  wohl 
meist  aus  Berberis  vulgaris  gewonnen. 
Die  Untersuchungen  wurden  mit  dem 
salzsauren  Salze: 

C20H17NO4  .  HCl  -I-  2H2O, 
welches  wie  die  übrigen  Salze  gelbe 
Färbung  besitzt,  ausgeführt.  Zieht  man 
neben  dem  Hauptmerkmal,  der  Färbung, 
noch  die  beiden  folgenden  Reaktionen 
in  betracht,  so  kann  über  die  Identität 
eines  etwa  vorliegenden  Alkaloides  mit 
Berberin  meines  Erachtens  fast  kein 
Zweifel  mehr  sein.  Aus  dem  erwähnten 
Grunde  beschreibe  ich  diese  von  mir 
erhaltenen  Reaktionen  an  erster  Stelle. 
Zu  der  einen  Reaktion  dient  das  Zinn- 
chlorür  als  Nachweismittel,  zu  der 
anderen  dasWismuttrichlorid.  Man 
bringt  eine  kleine  Messerspitze  voll  Ber- 
berinchlorhydrat  auf  eine  glasierte  Por- 
zellanplatte und  fügt  der  einen  Probe 


474 


1  Tropfen  konzentrierte  Zinnchlorttr- 
lösang^),  der  anderen  einen  Tropfen 
Wismutchloridlösung  hinzu;  beide  Proben 
lösen  sich  mit  stark  gelber  Farbe  auf. 
Soweit  herrscht  üebereinstimmung  zwi- 
schen beiden  Reaktionen,  wird  aber 
hierauf  die  Lösung  erwärmt,  so  bleibt 
bei  der  zinnchlornrhaltigen  die  gelbe 
Färbung  unverändert,  selbst  wenn  man 
das  E!rhitzen  bis  zur  Trockne  und  noch 
stärker  fortsetzt,  während  die  wismut- 
haltige  Lösung  alsbald  braunrotschwärz- 
lich erscheint  und  einen  Rückstand  von 
gleicher  Farbe  gibt.  Sowohl  letztere 
als  "die  gelbe  Farbe  ist  haltbar.  Durch 
1  Tropfen  Salpetersäure  wird  die  braun- 
rote Trockensubstanz  zwar  etwas  gelöst, 
aber  nicht  weiter  verändert.  Dieses 
verschiedene  Verhalten  des  Berberin 
gegen  die  angewandten  Reagentien  ist 
meiner  bisherigen  Erfahrung  nach  bei 
keinem  anderen  Alkaloide  zu  beobachten. 
Gewöhnlich  zeigen  beide  Metalle  ganz 
ähnliches  Verhalten  und  es  muß  daher 
den  beschriebenen  Reaktionen  ein  um 
so  höherer  Wert  beigemessen  werden. 

Bei  der  so  wichtigen  Rolle,  welche 
die  konzentrierte  Schwefelsäure 
in  der  Alkaloidanalyse  spielt,  hielt  ich 
es  für  angebracht  -  besonders  auch 
im  Hinblick  auf  die  Zuziehung  der 
Schwefelsäure  zu  anderen  Reaktionen  — 
das  Verhalten  des  Berberin  auch  zu 
dieser  Säure  zu  untersuchen.  Wird 
Berberinchlorhydrat  peinige  Kriställchen 
genügen!)  mit  1  Tropfen  konzentrierter 
Schwefelsäure  bei  gewöhnlicher  Tem- 
peratur behandelt,  so  erhält  man  eine 
tiefgelbe  Lösung,  die  sich  ohne  Wärme- 
zuführung nicht  weiter  ändert.  Unter 
dem  Einflüsse  der  Hitze  dagegen  schlägt 
die  gelbe  Farbe  allmählich  in  eine 
grüngelbe  und  schließlich  stark  dunkel- 
grüne um.  Hierbei  scheint  ein  Teil  des 
Alkaloides  zu  verkohlen,  und  man  ver- 
fährt daher  zweckmäßig,  um  sich  über 
die  Farbentönung  ein  zutreffendes  Bild 
machen  zu  können,  in  der  Weise,  daß 
man    einen    Filtrierpapierstreifen    ein- 


taucht und  die  Lösung  aufsaugen  läßt. 
Dieses  Verfahren  habe  ich  neuerdings 
wiederholt  in  Anwendung  gezogen  und 
vortreföich  befunden,  selbst  bei  Flüssig- 
keiten, die  konzentrierte  Schwefelsäure 
enthalten.  Man  braucht  nur  die  Vor- 
sicht anzuwenden,  die  erste  Färbung 
des  Angesaugten  zu  beobachten,  ehe 
noch  eine  Verkohluug  erfolgt.  Letzteres 
ist  überhaupt  meist  nur  bei  Flüssig- 
keiten der  Fall,  welch ekonzentr.  Schwefel- 
säure oder  etwa  Chromsäure  enthalten. 
Dieses  erwähnte  Dunkelgrün  steht  in 
einem  sehr  bemerkbaren  Gegensatze  zu 
der  ursprünglichen  gelben  Alkaloidfarbe. 

Nach  der  Schwefelsäure  wendete  ich 
meine  Aufmerksamkeit  der  Einwirkung 
von  Salpetersäure  auf  Berberinchlor- 
hydrat zu.  Auch  diese  Säure  liefert 
eine  interessante,  diagnostisch  wertvolle 
Berberinreaktion.  Man  führt  sie  fol- 
gendermaßen aus:  Eine  kleine  Messer- 
spitze voll  Alkaloidsalz  wird  mit  1 
Tropfen  Salpetersäure  befeuchtet ;  es 
entsteht  eine  gelbe  Flüssigkeit  Er- 
wärmt man  letztere  sehr  gelinde,  so 
nimmt  sie  sogleich  eine  intensiv  rot- 
braune Farbe  an.  Läßt  man  die  Lösung 
durch  Filtrierpapiei^streifen  einsaugen, 
so  tritt  der  Farbcharakter  sehr  schön 
hervor;  er  weist  keine  Spur  mehr  von 
dem  ursprünglichen  Gelb  auf.  Diese 
Reaktion  ist  zweifellos  eine  der  besten 
des  Berberin. 

Als  naheliegend  untersuchte  ich  sodann 
die  Einwirkungsfälligkeit  der  Chlor- 
wasserstoffsäur e^j.  Hierbei  wurde 
folgendes  festgestellt:  Wird,  wie  oben 
beschrieben,  das  Alkaloidsalz  mit  L 
Tropfen  25proc.  Salzsäure  zusammen- 
gebracht, so  tritt  wohl  eine  intensiv 
gelb  gefärbte  Lösung  des  Berberinchlor- 
hydrats  ein,  aber  sonst  keine  Reaktion, 
weder  bei  gewöhnlicher  Temperatur, 
noch  bei  Anwendung  von  Wärme.  Fügt 
man  1  Kriställchen  Ealiumchlorat  zu 
der  salzsauren  Lösimg,  so  erfolgt  augen- 


')  Beide  Chloridlösimgen  enthielten  über- 
schüssige Säure  zur  Vermeidung  von  basischen 
Fällungen. 


-")  Literaturangaben  zufolge  ist  bereits  eine 
interessante,  für  Berberin  spezieU  wichtige  Re* 
aktion  bei  der  Einwirkung  von  Jodwasserstoff- 
säure bezw.  Jodalkalien  auf  Berberinsalzlösongen 
aufgefunden  worden.  Dieses  Alkaloid  bildet 
nämlioh  ein  unlösliches  gelbes  Jodid. 


475 


blicklich  die  Bildung  jener  stark  rot- 
braan  gefärbten  Flüssigkeit,  welche  beim 
Erhitzen  mit  Salpetersäure  beobachtet 
wurde.  Die  rotbraune  Färbung  ist  auch 
nach  dem  Eintrocknen  beständig  und 
läßt  sich  unbegrenzt  aufbewahren.  Wei- 
tere Untersuchungen  aber  die  Salpeter- 
säurereaktion usw.  behalte  ich  mir  vor. 

Gemäß  früher  gemachten  Beobacht- 
ungen sind  die  Alkalien  in  der  Alkal- 
oidanalyse  ebenfalls  wertvolle  Re- 
aktionsmittel. Daher  untersuchte  ich 
den  Einfluß  einer  40proo.  Ealihydrat- 
lösung  auf  das  Berberinchlorhydrat. 
Man  erhält  eine  intensiv  gelbe  Flüssig- 
keit, in  der  sich  desgleichen  gefärbte 
Ausscheidungen  zeigen.  Erhitzt  man, 
so  nehmen  letztere  einen  charakterist- 
ischen schmutziggelben  bis  schwärzlichen 
Farbenton  an.  Die  nämlichen  Versuche 
mit  Ammoniakflflssigkeit  ergaben  ein 
ziemlich  negatives  Resultat ;  desgleichen 
reagierten  weder  Ammoniumsalze  noch 
solche  von  Ammoniaksubstituten  (Methyl- 
amin usw.). 

Nach  diesen  Ergebnissen  wendete  ich 
daher  meine  Aufmerksamkeit  wieder  den 
Metallen  zu  und  versuchte  es  zunächst 
mit  Eupf eroxydsalz.  Eupfersulfat 
brachte  ich  mit  Berberinchlorhydrad  zu- 
sammen und  setzte  dem  Gemenge  Wasser, 
und  als  dieses  keinen  Erfolg  hatte,  Salz- 
säure zu.  Der  gelbe  wässerige  Rück- 
stand nahm  hierbei  allerdings  eine 
schöne  hellgrüne  Färbung  an,  aber  diese 
Reaktion  ist  nicht,  wie  bei  einigen  China- 
alkaloiden,  beständig.  Die  Farbe  ver- 
schwindet beim  Trocknen  und  ist  des- 
halb lediglich  auf  Eosten  des  Eupfer- 
salzes  zu  setzen.  Wenngleich  diese 
Reaktion  negativ  ausfiel,  so  muß  sie 
doch  erwähnt  werden,  weil  so  viele 
natürliche  Basen  mit  den  Eupfersalzen 
reagieren. 

Als  weiteren  Vertreter  der  Eupfer- 
gruppe  wandte  ich  das  Quecksilber 
und  zwar  zunächst  in  Form  seines 
Chlorides  (HgCl2)  an,  aber  auch  in  diesem 
Falle  war  weder  mittels  Wassers,  Salz- 
säure, noch  Schwefelsäure  eine  Ein- 
wirkung auf  das  Alkaloidsalz  zu  er- 
reichen. Ganz  anders  dagegen  wirkte 
die  Verwendung  von   Quecksilber- 


oxydulnitrat in  Gegenwart  von 
konzentr.  Schwefelsäure.  Die  Masse 
färbte  sich  alsbald  tiefschwarz,  welche 
Farbe  innerhalb  24  Stunden  beim  Stehen 
an  der  Luft  in  eine  gelbrote  überging. 
Diese  Quecksilberoxydulreaktion  des 
Berberin  ist  sehr  charakteristisch,  na- 
mentlich der  Uebergang  in  Gelbrot, 
und  sie  darf  daher  wohl  als  Identi- 
tätsreaktion Berücksichtigung  finden. 

Weiter  untersuchte  ich  die  Einwirk- 
ung von  36proc.  Formaldehydlösung 
auf  das  salzsanre  Berberin.  Dieser 
Körper  reagiert  aber  nur  als  Lösungs- 
mittel. Weder  bei  Anwendung  von 
Wärme,  noch  bei  gewöhnlicher  Tem- 
peratur ist  die  geringste  Veränderung 
zu  beobachten.  Und  diese  negative 
Reaktion  ist  um  so  merkwürdiger,  als 
eine  andere  Verbindung  von  ebenfalls 
reduktiven  Eigenschaften  ganz  vorzüg- 
lich mit  dem  Alkaloidsalze  reagiert.  Es 
handelt  sich  um  die  Anwendung  des 
Ealiumsulfocyanates  (ECNS).  Eine 
konzentrierte  Lösung  dieses  Eörpers  wird 
tropfenweise  zu  dem  Rückstande  einer 
wässerigen  Berberinchlorhydratlösung  ge- 
fügt. Bei  gewöhnlicher  Temperatur  er- 
folgt allerdings  auch  in  diesem  Falle 
keine  besondere  Veränderung,  erwärmt 
man  dagegen  ziemlich  stark,  so  geht 
die  ursprüngliche  gelbe  Färbung  in  eine 
grüne  bis  blaugrüne  über.  Letztere 
zeigt  sich  namentlich  am  Rande  und 
bei  starker  Erhitzung.  Auch  fiel  es 
mir  auf,  daß  solche  Färbungen,  welche 
nur  zart  grün  waren,  beim  Stehen  an 
der  Luft  an  Intensität  beständig  zu- 
nahmen und  schließlich  ein  sattes  Dunkel- 
grün darstellten.  Es  ist  ratsam,  um 
den  Unterschied  zwischen  der  Farbe  des 
Berberinchlorhydrates  an  sich  und  der 
Reaktionsfärbung  kennen  zu  lernen, 
beide  einander  gegenüber  zu  halten. 
Je  länger  man  die  grüne  Färbung  an 
der  Luft  sich  selbst  überläßt,  desto 
dunkler  erscheint  sie. 

Im  allgemeinen  scheint  das  Berberin 
weit  lebhafter  auf  oxydierende  Eörper 
zu  reagieren,  als  auf  reduzierende,  wie 
die  Beobachtungen  der  sofortigen  Re- 
aktionen mit  Chlor  und  Salpetersäure 
vermuten  lassen.    Aus  diesem  Grunde 


476 


prüfte  ich  auch  die  EinwirkuDgsfäbig- 
keit  des  Ammoniumpersulfates. 
Die  Komponenten  wurden  innig  mit 
einander  verrieben  und  das  Gemenge 
zunächst  mit  Wasser  tropfenweise  be- 
handelt. Dieses  Lösungsmittel  genügt 
indessen  nicht.  Der  vermutete  positive 
Erfolg  trat  erst  bei  Anwendung  von 
konzentr.  Schwefelsäure  ein  und  zwar 
augenblicklich.  Merkwürdigerweise  er- 
scheint die  starke  Dunkelfärbung  gerade- 
zu schwarz.  Das  verhältnismäßig  wenige 
Dunkelgrün  ist  offenbar  auf  die  Bei- 
mischung von  gelber  Alkaloidsalzlösung 
zurückzuführen.  Eine  Schwärzung  bei 
einem  Alkaloide  ist  unter  diesen  Um- 
ständen wohl  nicht  häufig  bei  der  Am- 
moniumpersulfatoxydation zu  beobachten, 
und  ich  erachte  speziell  aus  diesem 
Grunde  diese  Persulfat-Berberin- 
Reaktion  als  eine  sehr  charakteristische 
Identitätsreaktion  dieses  Alkaloides. 
Eine  nicht  weniger  augenfällige  Reaktion 
des  Berberin  erhielt  ich  durch  Behand- 
lung des  Chlorhydrates  mit  Chrom - 
Säuremischung  (tropfenweise  E2Cr207 
+  konz.  H2SO4).  Man  verfährt  wün- 
schenswerter Weise  so,  daß  man  eine 
Doppelreaktion  kombiniert.  Wird  näm- 
lich 1  Tropfen  der  Berberinchlorhydrat- 
lOsung  mit  1  Tropfen  starker  Kalium- 
dichromatlösung  vereinigt,  so  erhält  man 
eine,  wie  es  scheint,  amorphe  gelbröt- 
liche Ausscheidung,  welche  vermutlich 
aus  Berberinchromat  besteht.  (Speziell 
für  diesen  Fall  ist  es  sehr  zu  empfehlen, 
die  Reaktion  auf  einer  Glasplatte  vor- 
zunehmen. Die  Gründe  hierfür  liegen 
auf  der  Hand.)  Fügt  man  sodann,  wenn 
die  Mischung  an  der  Luft  fast  trocken 
geworden  ist,  1  Tropfen  Schwefelsäure 
hinzu,  so  entsteht  eine  wie  bei  der  Per- 
sulfatreaküon  beobachtete  schwärzlich- 
grüne bis  schwarze  Ausscheidung;  die- 
selbe ist  einige  Zeit  beständig.  Für 
beide  Fälle  kann  ich  nur  empfehlen, 
sich  der  reinen  Filtriei-papierstreifen  zur 
genauen  Beobachtung  des  Farbentones 
zu  bedienen.  Auf  einem  solchen  Streifen 
bleibt  die  Färbung  weit  länger  und  un- 
verändert bestehen. 

Eine  weitere  interessante   Berberin- 
reaktion    stellte    ich    mit    Natrium- 


jodat  an.    Nachdem  in  wiederholt  be- 
schriebener Weise    ein    entsprechendes 
Gemenge    vorbereitet    ist,    fügt    man 
1  Tropfen    Salzsäure   hinzu.    Es    ent- 
steht fast  sogleich,  allmählich  stärker 
werdend,  eine  graue  Färbung  der  ganzen 
Reaktionsfläche.    Die  Färbung  ist  der- 
jenigen   des   Graphites    sehr    ähnlich. 
Bringt  man  zu  dem   stark   nach   Jod 
riechenden  Trockenrfickstande  (an   der 
Luft  getrocknet)    1   Tropfen   40   proc. 
Kalilauge,  so  geht  die  graue  Farbe  schon 
bei  gewöhnlicher  Temperatur  alsbald  in 
eine  intensiv   gelbe  über.     Zum   Teil 
wird  letztere  wohl  von  nichtzersetztem 
Alkaloidsalz  herrühren ;  es  scheinen  aber 
auch  noch  andere  Ursachen  zu  bestehen, 
weil   trotz  überschüssigem  Alkali   eine 
Zeitlang  das  Gelb  beständig  ist  nnd  erst 
allmählich  unbestimmte  Töne  annimmt 
Einen  Versuch  mit  Ammonium- 
metavanadat  führte  ich  folgender- 
maßen   aus:   Eänen  Tropfen  Berberin- 
chorhydratlOsung  verdunstete  ich  bei  ge- 
linder Wärme,  brachte  in  die  Mitte  des 
Trockenrückstandes  eine  kleine  Menge 
Vanadat  und  fügte  1  Tropfen  Wasser, 
und  als  dies  keinen  Erfolg  hatte,  1  Tropfen 
Salzsäure  hinzu.    Es  schied  sich  sofort 
eine  braune  Materie  aus.    Infolge  der 
ganz  eigentümlichen  FarbenverhUtnisse 
des  Berberin  läßt  sich  nun  nicht  immer 
entscheiden,   inwieweit  hier  Reaktions- 
bezw.  Alkaloidfärbung  vorliegt.     Fügt 
man  nämlich  zu  dem  Ammoniummeta- 
vanadat  ebenfalls  Salzsäure  (ohne  Ber- 
berin), so  erhält  man  auch  eine  braune 
Ausscheidung,  die  sich  in  der  Salzsinre 
gänzlich  zu  einer  gelben  Flüssigkeit  löst. 
Es  fragt  sich  nun:  Ist  die  eine  braune 
Ausscheidung  identisch  mit  der  anderen, 
oder    enthält   die  des  Berberin   neben 
der  gleichen  braunen  Materie  noch  eine 
andere  verschiedene  von  derselben  Färb- 
ung?    Letzteres    scheint   nämlich   aus 
folgendem  Grunde  sehr  wahrscheinlich 
zu  sein :  Bei  Verwendung  des  Ammonium- 
metavanadates   allein  ist  es  auffallend, 
mit  welcher  Schnelligkeit  sich  die  aus- 
geschiedene braune  Masse  wieder  löst; 
dies    geschieht    ohne    Zuführung   von 
Wärme.     Bei   dem   Berberin    dagegen 
bleibt  ein  Teil   der  braunen  Sutetanz 


477 


selbst  nach  Stunden  noch  ungelöst  und 
nimmt  dazu  noch  eine  scbwärdich-graue 
TöDQDg  w.  Einstweilen  lasse  ich  die 
Erörterung  des  wahren  Sachverhaltes 
dahingestdit.  Jedenfalls  bedarf  diese 
Reaktion  noch  sorgfältiger  Nachprüfung. 
(Eine  Bestätigung  meiner  persönlichen 
Ansicht,  daß  hier  eine  Speziaireaktion 
des  Berberin  vorliegt,  dürfte  sich  viel- 
leicht auch  aus  dem  Umstände  ergeben, 
daß  die  bräunliche  Masse  nach  Stunden 
nicht  blos  total  schwarz  erscheint,  sondern 
daß  auch  die  ursprünglich  gelbe  Flüssig- 
keit, in  welcher  sie  verteilt  ist,  in  dem 
gleichen  Zeiträume  dunkelgrün  wird.) 

in  der  Erwägung,  daß  sich  Naphthol- 
derivate  häufig  als  gute  Nachweismittel 
für  Alkaloide  ergeben  haben,  unter- 
suchte ich  das  Verhalten  einiger  der- 
selben gegen  Berberin.  Zunächst  prüfte 
ich  das  a-Naphthol,  und  in  der  Tat 
erhielt  ich  beim  ersten  Versuche  bereits 
eine  sehr  augenfällige  Reaktion.  Als  die 
zweckmäßigste  und  schärf  steAusffihrungs- 
art  dieser  Berberinreaktion  ermittelte  ich 
folgende :  Einige  Eriställchen  des  a-  Naph- 
thol  werden  auf  eine  glasierte  Porzellan- 
platte gebracht  und  1  Tropfen  40proc.Eali- 
lauge  hinzugefügt ;  es  entsteht  eine  färb* 
lose,  manchmal  etwas  grau  gefärbte 
Lösung.  Bringt  man  die  geringste  Spur 
Berberinchlorhydrat  in  die  Mitte  dieses 
Tropfens,  so  färbt  sich  dasselbe  so- 
fort tiefrotbraun ;  die  Flüssigkeit  erleidet 
keine  Veränderung.  Allmählich  färbt 
sich  auch  die  Umgebung,  wohl  infolge 
der  Lösung  des  Alkaloidialzes  gelb  und 
sodann  rotbraun.  Die  Reaktion  ist 
äußerst  scharf,  so  daß  jedes  Stäubchen 
von  Berberin  deutlich  in  seiner  geo- 
metrischen Form  erscheint.  Als  sekun- 
däre Reaktion  erscheint  der  Umstand 
von  Interesse,  daß  sich  die  gelbe  Lösung 
(in  der  Peripherie  des  rotbraunen  Körpers) 
in  dem  Falle,  daß  sie  vorher  eingetrock- 
net ist,  bevor  sich  der  Körper  in 
die  Umgebung  verbreiten  kann,  nach 
etwa  V2  Stunde  dunkelgrün  färbt.  Das 
a-Naphthol  scheint  mit  dem  Alkaloid- 
salze  eine  Art  rotbraunes  Harz  zu  bil- 
den. Nimmt  man  jedoch  die  gleichen 
Versuche  mit  der  Abänderung  vor,  daß 
man   statt  Kalilauge   nur  Wasser   an- 


wendet, so  erhält  man  beim  Erhitzen  zwar 
hier  und  da,  besonders  an  den  R&idern, 
rötlich  gefärbte  Streifen ;  die  Reaktion  ist 
aber  gegenüber  jener  mit  Kalilauge  äußerst 
minimal  und  kann  praktisch  kaum  in 
betracht  kommen.  Zur  Charakterisier- 
ung der  a-Naphtholreaktion  des  Berberin 
diene  femer  die  Mitteilung,  daß  Salz- 
säure,  wenn  sie  an  Stelle  von  Kcdilauge 
angewendet  wird,  auch  beim  starken 
Erhitzen  keine  Rotbraunfärbung  liefert. 
Konzentr.  Schwefelsäure  verursacht  schon 
bei  gewöhnlicher  Temperatur  eine  dunkel- 
grüne Färbung,  welche  auch  rotbraune 
Farbentöne  aufweist;  aber  auch  dieses 
Reaktionsmittel  kann  das  Alkali  nicht 
ersetzen. 

Als  zweiten  Naplitholabkömmling  ver- 
suchte ich  das  a-Nitroso-/}-Naphthol. 
Wird  etwas  Berberinchlorhydrat  mit 
einer  ganz  kleinen  Menge  dieses  Körpers 
verrieben  und  mit  KalUauge  angerührt, 
so  entsteht  eine  intensiv  dunkelgrüne 
Färbung,  die  auch  in  der  Hitze  bestehen 
bleibt  und  vielfach  auch  schwärzliche 
Pünktchen  zeigt.  Es  läßt  sich  infolge 
der  Gelbfärbung  des  Alkaloides  nicht 
entscheiden,  ob  hier  eine  selbständige 
Färbungsreaktion  vorliegt,  man  wird 
daher  gut  tun,  ihren  Wert  erst  in  Ver- 
bindung mit  der  a-Naphtholreaktion  ab- 
zumessen. Konzentr.  Schwefelsäure  er- 
zeugt schon  bei  gewöhnlicher  Temperatur 
eine  intensiv  schwarzgrttne  Lösung  der 
Reaktionsmasse.  Das  Schwarz  herrscht 
unbedingt  vor,  und  ich  erachte  diese 
Farbenerscheinung  als  eine  brauchbare 
Berberinreaktion. 

Schon  theoretisch  lag  es  nahe,  den 
Farbcharakter  des  Berberin  mit  stark 
gefärbten  Metallsalzlösungen  in  Verbind- 
ung zu  bringen.  Wenn  auch  ohne 
weiteres  eine  Fällungsreaktion  sich 
nicht  erwarten  ließ,  so  durfte  doch  bei 
dieser  Gelegenheit  das  Auftreten  inter- 
essanter Farbenerscheinungen  gemut- 
maßt werden.  Besonders  hatte  ich  es 
auf  das  Kobaltnitrat  abgesehen,  ein 
Salz,  welches  mir  schon  häufig  vorzüg- 
liche Alkaloidreaktionen  geliefert  hat. 
Tatsächlich  erzielte  ich  bei  diesen  Ver- 
suchen prachtvolle  Farbenreaktionen  von 


478 


ganz  eigentümlicher  Art  und  ich  ver- 
fuhr folgendermaßen :  Der  intensiv  gelbe 
Trockenrückstand  von  Berberinchlor- 
hydratlösnng  wurde  mit  einem  Tropfen 
stark  konzentr.  Eobaltnitratlösung  be- 
handelt. Bei  gewöhnlicher  Temperatur 
scheint  eine  besondere  Einwirkung  nicht 
zu  erfolgen,  beim  Erhitzen  aber  bezw. 
bis  zur  Trockne,  erhielt  ich  je  nach 
der  Konzentration  der  Metallsalzlösung 
eine  intensiv  gelbbraune,  eine  violett- 
braungelbe  oder  sehr  häufig  eine  violett- 
rote Färbung,  die  lebhaft  an  die  Biuret- 
Eiweißfärbung  erinnerte  und  die  in 
sämtlichen  Fällen  beim  Erkalten  in  eine 
gelbe  bezw.  dunkelgelbe  umschlug.  Dieser 
Farbenwechsel  ist  außerordentlich  inter- 
essant und  charakteristisch  für  die 
Kobalt- Berberin -Reaktion.  Sie 
besitzt  außerdem  noch  die  Eigentümlich- 
keit bei  wiederholtem  Erhitzen  bezw. 
Erkaltenlassen  von  neuem  zu  erscheinen 
oder  zu  verschwinden.  Die  Masse  selbst 
hat  eine  harzartige  Beschafieuheit  an- 
genommen. Sie  bleibt  klebrig,  und  ganz 
besonders  auffällig  ist  der  Umstand,  daß 
von  der  ursprünglichen  Kobaltfarbe  nicht 
eine  Spur  mehr  wahrzunehmen.  Noch 
nach  mehreren  Tagen  ist  der  erwähnte 
Farbenumschlag  hervorzurufen. 

Nickelsulfat  verhält  sich  ganz 
anders.  Wird  dieses  Salz  mit  Berberin- 
chlorhydrat  innig  verrieben  und  mit 
Ammoniakflüssigkeit  angefeuchtet,  so 
erhält  man  eine  eigenartige  Mischfarbe 
von  Gelb  und  Grün,  die  verschieden 
ist  sowohl  an  der  Färbung  des  Nickel- 
als  des  Alkaloidsalzes  und  noch  als 
Farbreaktion  bei  dem  Berberinnachweis 
Anwendung  finden  kann.  Wird  diese 
Lösung  bei  höherer  Temperatur  stark 
eingetrocknet,  so  hinterbleibt  ein  inten- 
siv gelber  Trockenrückstand.  Für  Unter- 
scbeidungszwecke  zwischen  Kobalt  und 
Nickel  ließe  sich  das  Berberin  möglicher- 
weise unter  den  geeigneten  Bedingungen 
gebrauchen.  Hier  soll  nicht  weiter  dar- 
auf eingegangen  werden. 

Schließlich  will  ich  noch  eine  Reak- 
tion mittels  Pikrinsäure  mitteilen. 
Wird  ein  Gemenge  von  Berberinchlor- 
hydrat  und  Pikrinsäure  mit  1  Tropfen 
konzentr.  Schwefelsäure  befeuchtet,  so 


färbt  sich  die  Mischung  augenblicklich 
dunkelgrün.  Bei  gelindem  EIrw&rmeD 
geht  diese  Färbung  in  ein  tiefes  Schwarz- 
grün über.  Die  Farbenverändemng 
beim  Zusätze  der  Schwefelsäure  ist  sehr 
charakteristisch  und  für  Berberin  mit 
entscheidend.  _ 

Zersetzbarkeit  der  Perbydrol- 

lösungen. 

In  Nr.  22  der  Piarm.  Centralh.  1906 
findet  sich  eine  Mitteilung  über  die  Auf- 
bewahrung des  Perhydrols,  auf  iie 
weiter  eingegangen  zu  werden  verdient 

Dieselbe  Erscheinung,  die  AUdarfer- 
Wiesbaden  schildert,  wurde  auch  in 
einer  Hamburger  Apotheke  beim  Auf- 
bewahren einer  3proc.  PerhydrollOsnng 
beobachtet.  Eine  fast  gefüllte  braane, 
gutverkorkte  Flasche  explodierte  schon 
am  nächsten  Tage.  Der  Eoulroll- 
vei^uch  hatte  dasselbe  Resultat.  Die 
im  dunkeln  aufbewahrte  Flasche  warde 
nach  einigen  Stunden  entkorkt. 

Als  Ui^ache  der  leichten  Zersetzung 
den  Verschluß  (Gummiring)  anzunehmen, 
erscheint  wenig  wahrscheinlich,  da  die 
Pei'hydroUösung,  bei  aufrecht  stehendem 
Gefäß,  nicht  mit  diesem  in  Berührung 
kommt. 

Bekanntlich  zersetzen  sich  starke 
Lösungen  von  Wasserstoffperoxyd  ver- 
hältnismäßig schnell  unter  Bildung  von 
Sauerstoff,  verdünnte  angesäuerte  halten 
sich  länger,  daher  enthalten  alle  Sproc. 
Lösungen  des  Handels  nicht  unbeträcht- 
liche Mengen  Chlorwasserstoff. 

«Nach  Spring  erhöhen  Körper,  die 
die  Oberflächenspannung  der  Flüssigkeit 
vermindern  (z.  B.  Aether,  Alkohol),  die 
Haltbarkeit  der  Lösung,  wohingegeo 
Körper,  die  die  Oberflächenspannung 
vermehren  (z.  B.  Kalihydrat),  den  Zer- 
fall des  Wasserstoffperoxyds  beschleu- 
nigen.»    (v.  Richter,) 

Nach  diesem  dürfte  die  schnelle  Zer- 
setzung der  3  proc.  Perhydrollösung  auf 
die  Alkalinität  des  Glases  zurfickzu- 
führen  sein,  zumal  es  sich  um  billiges 
Material  handelte. 

Es  wii*d  sich  daher  empfehlen,  die 
verordnete  Lösung  in  einer  innen  mit 


479 


Paiaffin  fiberzogenen  Flasche 
abzugeben  y  gleich  den  Merck^Bchm  Per- 
hydrolflaschen,  oder  zu.yeranlassen,  daß 
die  verordnete  Flfissigkeit  einen  Zusatz 
von  geringen  Mengen  Salzsäure 
and  Alkohol  enthält.      J,  Lorentm. 


Neue  Arzneimittel. 

Antiepileptieniii  Bosenberg  ist  naeh 
Pharm.  Post  1906,  349  AmidoameiseoBftare. 

Bismutnm  bitalioylicum  wird  naoh  O. 
A  R.  Fritz  als  Adstringens  bei  Darm- 
entzündongen  angewendet. 

Bromtine  (in  franz^^siseher  Sehreibnng) 
ist  bromwaflserstofbaures  Kodein  und  stellt 
sehGne  seidenartige  Nadeln  dar.  Es  löst 
ach  sehr  leicht  in  Wasser  und  Alkohol, 
nicht  m  Aether  und  enthält  34,47  pCt 
Brom.  Anwendung:  als  SchUf-  und  Be- 
rahigQDgsmittel. 

Chinin-Ureochlorhydrat  ist  ein  Doppel- 
salz der  Ghlorhydrate  des  Chinin  und  Harn- 
stoffes. Anwendung:  hauptsächlich  bei 
Sampffieber  als  Hautemspritzung  zu  0,6 
his  1  g  m  1  com  sterilem  destillierten  Wasser 
gelM  oder  innerlidi  zu  0,6  g. 

Gtroquiiiium  Simonnet  (in  französischer 
Sehrdbang)  enthält  die  Oitrate  des  Eisen, 
Ohininund  Koffein.  Anwendung:  bei  Grippe. 
Darsteller:  Apotheker  O,  Sirnonnet  in 
Paris,  222  Faubourg  St.-Martm. 

Copahidia-lIaieroA.  Eapsefai  oder  ge- 
preßteTkbletten,  enthaltend  1  gfestenKopalva- 
haham.  Darsteller:  Pharmade  Maxeron  in 
Paris,  72  Faubourg  Poissonni^e. 

BupidA  ist  eme  Verbindung  der  wirk- 
samen Bestandteile  des  Nadelholzteeres  mit 
Fonnaldehjd,  nadi  einem  besonderen  Ver- 
fahren gewonnen,  und  stellt  in  reinem  Zu- 
stande ein  hellgraues,  feines  Pulver  von 
schwachem  Gerüche  dar.  Eduard  Traut- 
wein  (Inaugur.  Dissert  Leipzig  1905)  hat 
es  als  5  bis  20proc.  Salbe,  lOproc.  Tmktur 
und  Aceton,  2,5  bis  lOproc.  Emulsion, 
lOproc  fltlssige  Seife  sowie  als  5  bis  20proo. 
Paraplast  bei  entsprechenden  Hautkrankheiten 
mit  Erfolg  angewendet 

Eömarsine  Freyssinge  (in  französischer 
Schreibung).  Zudiergranules  mit  je  0,01  g 
Eisenmethyiarsinai  Darsteller :  ApoÜieker 
Freyssinge  in  Paris,  83  me  de  BenneSt 


Hypodermine  Freyssinge.  Glasröhrchen 
gefüllt  mit  einer  Lösung,  von  der  jeder 
Kubikzentimeter  0,02  gNatriummethylarsinat 
und  0,05  g  Natrinmglycerophosphat  enthält. 
Darsteller:  Apotheker  Freyssinge  in  Paris. 

Juglandine  Ferrouil  ist  eine  Flüssigkeit, 
die  angeblich  aus  Jugluis  regia,  Qaassia, 
China  und  Citrus  Aurantium  bereitet  wird 
und  Jod,  Glycerinphosphorsäure  sowie  Eisen 
enthält  Anwendung:  bei  Blutarmut  und 
dergl.  Darsteller:  Pharmaeie  du  Chatelet 
in  Paris,  35  nie  Rivoli. 

Oliveol  Die  Oelsäure  des  Olivenöles 
kommt  als  zwei  Isomere  (A  und  B)  vor, 
die  sich  hauptsächlich  durch  den  Erstarr- 
ungspunkt unterscheiden.  Das  IsomereB 
erstarrt  bei  13^,  hat  ein  spez.  Gewicht  von 
0,807  bei  15  <>  C,  ist  in  Wasser  unlöslich, 
sehr  leicht  aber  in  Alkohol  und  Aether,  ver- 
seift sich  bei  15^  C  sehr  leicht  mit  Alkali 
und  reagiert  auf  Tumesol  sauer.  Sein 
Molekulargewicht  ist  282,5  und  seine  Formel 
^is^ssO  .  OH.  Es  riecht  nach  sehr  frischem 
Olivenöl.  Anwendung:  bei  Leberkolik  und 
Gallensteinen  in  Gelatinekapseln  zu  1,5  g 
zweimal  täglich. 

Orga*s  Eisenschokolade  und  Kalksaft 
zeigen  Ebert  &  Meincke  in  Bremen  I  ohne 
Angabe  der  Zusammensetzung  an. 

Polyphorine  Freyssinge.  Zuckergranules, 
von  denen  jeder  Kaffeelöffel  voll  0,25  g 
Glycerophosphat  des  Calcium,  Eisen  und 
Magnesium  enthält.  Darsteller:  Apotheker 
Freyssinge  in  Paris. 

Quinarsine  Freyssinge  (in  französischer 
Schreibung).  Zuckergranules  mit  0,01  g 
Chininmethylarsinat  Darsteller:  Apotheker 
Freyssinge  in  Paris. 

Quinifebrine  Monnier.  Kapseln,  ent- 
haltend 0,15  g  eines  neuen  Chininsalzes 
und  0,05  g  Acetanilid.  Tagesgabe:  2  bis 
6  Kapseln.  Darsteller:  Pharmaeie  F.  Mon- 
nier in  Paris,  31  rue  d'Amsterdam. 

Quinol^ine  ist  ein  französischer  Name 
für  Chinolin. 

Semi-oarbazides  =  Cryogenin  (Pharm. 
Centralh.  44  [1903],  18,  617;  46  [1904], 
56;  46  [1905J,  861). 

S^aoforme  ist  eine  französische  Bezeich- 
nung für  Sanoform  (Dijodsalicylsäure- 
methylester). 


480 


Serum  de  Latta  wird  ans  3  bis  5  g 
Natrinmchlorid;  1^7  g  NatriumkarboDat  nnd 
3^4  kg  Wasser  bereitet. 

SodiarBine  Freyssinge.  Zaokergranules 
mit  0,01  g  Natrinmmetbylarsinat.  Danteller: 
Apotheker  Freyssinge  in  Paris. 

Solntioa  de  Herard  bt  ein  künstfiohes 
Semm,  das  ans  0;5  g  Natrinmehlorid,  0,25  g 
Ealinmohlorid,  1,25  g  Natriumphosphaty 
4,5  g  Natriumkarbonat  and  1  kg  destill- 
iertem Wasser  hergestellt  word. 

Strychnarsine  Freyssinge.  Zaekergrana- 
ies  mit  0,001  g  Strychninmethylarsinat. 
Darsteller:  Freyssinge  in  Paris. 

Sndol  besteht  ans  65  pCt  WoUfett;  1& 
pGt  Glyeerin,  15  pCt  Paraffinsalbe,  3  pGt 
Formaldehyd  und  2  pCt  Oaoltheria^l.  An- 
wendung: gegen  Fußschweiß.  Darsteller: 
Eduard  Schneider,  Chemische  Fabrik  in 
Wiesbaden,  Gutenb^gplatz  2. 

TaMettes  aadrosthöniques  enthalten  je 
0,005  g  Yohimbm-J^iegel.  Darsteller: 
Helios,  Soci^t6  anonyme  fran9aise  de  pro- 
duits  cbimiques  et  photographiques  in  Paris, 
32  rue  de  Bondy. 

Taanisolum  ist  nach  (?.  und  R,  FHtx 
ein  Verdiohtungskörper  von  Tannin  und 
Formaldehyd.  Anwendung:  gegen  Darm- 
katarrh und  als  Antiseptikum,  auch  in  der 
Tierheilkunde. 

Therapogea-Stjrron- Seife  wird  in  Ver- 
bmdung  mit  Therapogen  (Pharm.  Centralh. 
46  [1904],  670)  zur  Behandlung  der  Krätze 
mit  vollem  Erfolge  angewendet.  Darsteller: 
Apotheker  Max  Doenhardt  in  Köln  a.  Rh. 

Tuberkulose-Antitoxin  von  Piogey  und 
Velasquez  in  Paris  soll  nach  Deutsch.  Med. 
Wochenschr.  1906,  904  fflr  Tier  und  Mensch 
völlig  unschädlich  sein.  Die  Hauteinspritz- 
ung verursacht  weder  Schmerz  noch  örtliche 
Entzflndnngserscheinungen,  Allgememreaktion 
oder  Temperatursteigerung.  Es  soll  ein  un- 
fehlbares Vorbeugemittel  gegen  menschliche 
Tuberkulose  sein. 

XTlcerol  ist  nach  den  Annal.  d.  Schweiz. 
Balneol.  Oes.  1905  ein  Pflaster,  das  einen 
hohen  Prozentsatz  vermittels  eines  kompli- 
zierten Verfahrens  gereinigten  Pernbalsam 
enthalt  Anwendung:  bei  Unterschenkel- 
geschwür und  granulierenden  Wunden  im 
Verein    mit  Ulcerolpasta,    die    auf    die 


Umgebung  der  Wunde  eingerieben  wird. 
Die  Pasta  wird  auch  bei  nässenden  Aus- 
schlägen, Verbreunungen  ersten  und  zweiten 
Grades,  Wundsein  nnd  Hämorrhoiden  ffir 
sich  angewendet. 

yal^rianose.  Kapseln,  gefüllt  mit  Pepto- 
Valerianat.  Darsteller:  Pharmade^.  C^gon 
in  Paris,  7  rue  Goq-H6ron.      K  Mentxd, 


Koohsalz-Infasionsboniben« 

deren  Inhalt  sterilisierte  physiologisehe  Koch- 
salzlösung ist  und  ^2  ^®^^*  ^  ^  beträgt, 
sehen,    wie   beistehende  Abbildung   wieder- 


gibt, aus.  Der  Inhalt  kann,  wenn  nötig, 
nur  teilweis  gebraucht  werden,  worauf  das 
vorher  an  der  angefeQten  SteUe  abgebrochene 
Glasröhrchen  wieder  zuzuschmelzen  ist. 

Darsteller:  (7.  Haubner^B  Engelapotbeke 
in  Wien,  — <»— 


Terfkhren  zur  Herstellnng  tob  Yerliani- 

stoffen.  D.  R.  P.  160583,  Kl.  30i.  Dr.  M. 
Cokii  in  Berlin.  Verbandgaze  oder  d^.  wird 
mit  einer  AnfsohwemmaDg  getränkt,  welch« 
unter  Einwirkung  von  Alkali  auf  Bolus  in  Gegen- 
wart von  Harz  und  eventaell  von  antiseptischen 
Mitteln  erhalten  ist,  und  darauf  getrocknet.  Die 
bei  der  Aupfübrong  des  Verfahrens  gebildete 
Harzseife  bewirkt  ein  festes  Haften  reichlicher 
Mengen  von  Bolus  auf  dem  Gewebe,  ohne  da 

die  Aufsaugfähigkeit  beider  darunter  leidet. 

A.  St. 

Verfahren^  zur    Darstejlnng   von    Aeetyl- 
wasserstofl^roxyd    In    wässeriger    LSswag. 

D.  R.  P.  156998,  El.  12  o.  Parke,  Davis  ^  Co.. 
Detroit.  Die  Lösung  des  Acetylwasserstoftper- 
oxyds,  die  schon  im  Verhältnis  1  :  10000  eJ 
kräftiges  Antiseptikum  vorstellt,  wird  erhaltec* 
indem  man  Benzoylaoetylperozyd  mit  Wasser 
behandelt.  Dabei  scheidet  sich  Dibenzoylperoxyd 
als  Niederschlag  aus,  von  dem  die  Acetyl  Wasser- 
stoff peroxydlösung  durch  einfaches  Abgiefec 
getrennt  wird.  Die  Lösung  ist  lange  Zeit  balt- 
bar, unschädlich  und  ungiftig.  A.  St, 


481 


Aus  dem  Jahretberiolite  1906  des  ana- 
lytischen Laboratorinm  von  Philipp  Böder 

in  Wien-Klosterneaborg. 
Zimäcbst  bemerkt  der  Bericht  aber  die  Pharma« 
copoea  Austriaca  Till  folgoDdes:  Soweit  es 
überhaupt  möfrlich  ist,  über  das  Arzneibach  sa 
sprechen,  mit  Rücksicht  aaf  die  karse  Zeit,  die 
bisher  lam  Stadiam  desselben  su  Oebote  stand, 
so  glauben  wir,  daß  an  demselben  in  erster 
Linie  eine  gewisse  Inkonsequenz  aaszusetzen  ist 
Man  bemerkt  z.  B.,  dafi  in  einigen  Fftllen  der 
▼orgeschriebene  titrimetrische  Indikator  aus- 
drücklich bezeichnet  wird,  in  anderen  Fällen  ist 
dies  wieder  nicht  geschehen,  ohne  daß  dies- 
bezüglich im  allgemeinen  Teil  Aufklärungen  zu 
finden  sind.  Bei  Fetten  und  fetten  Oelen 
fällt  es  auf,  daß  nur  die  Verseifungszahl  ange- 
führt ist,  anstatt  daß  dieselbe  in  die  beiden 
Komponenten,  Säure-  und  Esterzahl  zerlegt 
worden  wäre.  Die  Säurezahl  ist  nur  in  2  Fällen 
zu  finden  und  zwar  bei  Wachs  und  Eakaofett, 
wobei  aber  wieder  bei  ersterem  die  Säurezahl 
auf  1  g,  bei  letzterem  auf  10  g  Bubstanz  be- 
zogen wird.  Was  die  Alkaloidoestimmung 
der  Drogen  und  galenischen  Präparate  anbe- 
langt, so  vermißt  man  auch  hier  die  nötige 
Einheitlichkeit*  Insbesondere  fällt  es  auf,  daß 
bei  Badix  und  Extractum  Hydrastis  eine  dies- 
bezügliche Ajigabe  fehlt,  während  bei  anderen 
Drogen  und  den  daraus  zu  bereitenden  Prä- 
paraten das  £U)hmatorial  sowie  das  fertige  Prä- 
parat einer  quantitatiTcn  Alkaloidbestimmnng 
xazaführen  ist.  Weiterhin  findet  man  bei  ein- 
xelnen  galenischen  Präparaten  den  Alkaloid- 
g ehalt  Yorgesohrleben,  während  bei  den  be- 
treffenden Bohdrogen  kein  bestimmter  Alkaloid- 
gehalt  verlangt  wird.  Logischerweise  sollte  auch 
die  Alkaloidbestimmung  bei  dem  Ausgangsmaterial 
Torgeschrieben  sein,  da  sich  nur  aus  einer  toU- 
wertigen  Droge  ein  tadelloses  Präparat  herstellen 
lä£t.  Als  Beispiel  sollen  hier  nur  Extractum 
Belladonnae,  Tinctura  Belladonnaeund  Extractum 
HyoBoyami  angeführt  werden.  Von  diesen  Prä- 
paraten wird  ausdrücklich  ein  Minimum  an 
Alkaioiden  verlangt,  während  man  sich  bei  dem 
Rohmaterial  neben  der  Identifizierung  mit  der 
Feststellung  des  Aschengehaltes  und  des  Ge- 
haltes an  ExtraktiTStofPen  begnügte.  Bei  Be- 
sprechung der  einzelnen  Artikel  wird  von  uns 
öfter  darauf  hingewiesen,  daß  der  yon  der 
Pharm.  Austr.  VlII  verlangte  Aschengehalt  mit 
der  Praxis  unvereinbar  ist,  und  in  dieser  Be- 
xiehnng  wird  der  Text  der  Pharmakopoe  zweifellos 
späterhin  eine  Korrektur  erfahren  müssen. 

Aeidnm  tannieum«  Wenn  wir  den  Ideengang 
Olüekanumn's  richtig  auffassen,  so  glauben  wir 
annehmen  zu  dürfen,  daß  Thotna'  Einwände  die 
Formaldehydzahl  des  Tannin  nicht  ganz  erschüttern 
können:  OliMsmann  wollte  nicht  jedes  Tannin, 
welches  die  Miuimalformaldebydzahl  95  gibt, 
auf  Grund  dieser  einzigen  Konstante  als 
genügend  rein  bezeichnen,  sondern  nur  behaupten, 
daß  jedes  Tannin,  dessen  Formaldehydzahl  unter 
05  steht,  nicht  empfehlenswert  ist.  In  Er- 
wägung des  Umstandes,  daß  die  Formaldehyd- 


zahlbestimmunff  zu  den  umständlioheren  Methoden 
gehört  und  us  solche  beim  systematischen 
üntersachungsgange  wohl  aus  praktischen  Grün- 
den erst  nach  den  einfachen  physikalischen 
und  chemisch-qualitativen  Prüfungen  zu  rate 
gezogen  wird,  wird  ein  halbwegs  erheblicher 
Gehalt  an  Gallussäure  schon  hS.  der  LösUch- 
keitsprobe  aufEallen,  denn  Gallussäure  ist  ja  be- 
kanntlich in  kaltem  Wasser  schwer  löslich,  das 
Tannin  sehr  leioht  löslich. 

Liquor  Alumlnii  aeetteL  Die  Bestimmung 
des  Aluminium  wird  nach  dem  Taoninverfahren 
in  folgender  Weise  ausgeführt:  5  com  Liquor 
werden  mit  Wasser  auf  etwa  120  com  ver- 
dünnt, mit  2  com  einer  3  proc.  Tanninlösung 
versetzt,  zum  Kochen  erhitzt,  hierauf  mit 
Ammoniakfinssigkeit  in  geringem  Deberschaß 
gefällt  und  bis  zum  Yersoh winden  des  Ammoniak- 
geruches gekocht.  £s  wird  filtriert,  gewaschen, 
getrockret,  geglüht  und  gewogen.  Der  Glüh- 
rückstand, mit  20  multipliziert,  gibt  den  Pro- 
zentgehalt  an  Al,0,. 

Nach  diesem  Verfahren  wurden  4  Proben  des 
Liqaor  auf  den  A1,0a-Gebalt  untersucht.  Die 
Analyse  konnte  auch  tatsächlich  viel  rascher 
beendigt  werden  als  nach  der  bis  jetzt  üblichen 
Methole,  weil  sich  der  Niederschlag  auch  wirk- 
lich viel  leichttfr  filtrieren  und  waschen  ließ. 
Die  Resultate  der  Tanninmethode  stimmen  mit 
der  ohne  Gerbsäure  ausgeführten  gut  überein. 

Cortex  Chinae.  Der  Alkaloidgehalt  wird  wie 
folgt  bestimmt :  6  g  der  -fein  gepulverten  Rinde 
werden  in  einem  200  ccm-Kölbohen  mit  90  g 
Aetber,  30  g  Chloroform  und  Zusatz  von  5  com 
Natronlauge  (15  proc.)  und  10  com  Wasser 
3  Stunden  geschüttelt,  absitzen  gelassen  und 
dann  100  g  abfiltriert.  Das  Filtrat  wird  nun 
nacheinander  mit  25,  10,  10,  10  ccm  0,5  proc. 
Salzsäure  ausgeschüttelt,  die  vereinigten  Salz- 
säuren Auszüge  mit  Ammoniakflüssigkeit  über- 
sättigt und  darauf  mit  20,  10,  10,  10  ccm 
Chloroform  ausgeschüttelt.  Die  Chloroformaus- 
züge werden  in  einem  genau  tarierten  Kölbchen 
abgedampft,  bei  100  ^  C  6  Stunden  getrocknet 
und  dann  gewogen.  Der  Rückstand  mit  20 
multipliziert  ergibt  den  procentischen  Gehalt  an 
Alkaioiden.  Als  Minimum  für  den  Alkaloid- 
gehalt wären  4  pCt  wasserfreier  Substanz  zu 
setzen. 

Der  Gehalt  an  wasserlöslichen  Extraktivstoffen 
soll  nicht  weniger  als  13  pCt  betragen. 

Extraetuii  Belladoimae.  Hier  ist  folgende 
Bemerkung  beachten b wert :  Die  Aschenmenge 
des  Wurzeleztraktes  ist  zwei  bis  dreimal  so 
groß  als  die  des  Blätterextraktes.  Wir  haben 
also  vielleicht  hier  ein  Mittel,  welches  uns  ge- 
stattet, eine  Verfälschung  oder  Verwechslung 
des  Extractum  Belladonnae  foliorum  mit  Ex- 
tractum Belladonnae  radicis  nachzuweisen,  was 
bis  jetzt  fast  unmöglich  war.  £ine  solche  selbst- 
verständlich nicht  einwandfreie  Verm.engung  der 
erwähnten  zwei  Extrakte  hätte  nämÜch  den 
Zweck,  den  von  den  Arzneibüchern  viel  zu 
hoch  gegriffenen  Alkaloidgehalt  vorzutäuschen, 
der   bei   Belladonnakrautextrakt   nie,    bei   dem 


482 


BelladonoawDrzelextrakt  aber  leicht  zu  erreichen 
ist.  (Die  AlkaloidbestimmuDg  siehe  bei  Extract. 
Hyosoyami.) 

Extraetam  Cocae  flnidnin.  Alkaloid- 
bestimmung:  15  g  Fluidextrakt  werden  in 
einer  Flasche  yon  25Q  ocm  mit  120  g  Petrol- 
äther  Übergossen  und  nach  Zusatz  von  10  com 
AmmoniakÜüssigkeit  (lO  proc.)  2  Stunden  ge- 
schüttelt. Man  läßt  absitzen,  gießt  100  g  der 
Petrolätherlösung  vorsiohtig  ab  und  schüttelt 
dann  diese  nacheinander  mit  30,  20,  10, 
10  ccm  0,5  pioo.  Salzsäure  aus.  Diese  salz- 
sauren Auszüge  übersättigt  man  dann  mit  Am* 
moiiiak,  fägt  100  g  Aether  zu  und  läßt  die 
Mischung  unter  häufigem  ümschütteln  1  bis 
2  Stunden  lang  stehen.  Yon  der  klaren  Aether- 
lösung  gießt  man  hierauf,  wenn  nötig  durch  ein 
trockenes  Falten filter,  80  g  in  ein  trockenes, 
gewogenes  Kölbuben,  dampft  den  Aether  vor- 
sichtig ab,  trocknet  3  Stunden  bei  100^  und 
wägt.  Das  gefundene  Gewicht  mit  10  multi- 
pliziert ergibt  den  Alkaloidgehalt  in  100  g 
Extrakt. 

Extraetam  Hyoseyaml.  A 1  k  a  1 0 i  d  b e 8 1 i mm - 

ung:  12  g  des  Extraktes  wägt  man  auf  einem 
glatten  Papier  bis  auf  Centigramme  genau  ab, 
gibt  das  Extrakt  samt  Papier  in  eine  200  g- 
Slasche,  übergießt  mit  10  com  Ammoniakflüssig- 
keit  (10  proc.)  und  5  ccm  Wasser  und  läßt  Vt 
Stunde  stehen;  man  fügt  dann  120  g  einer 
Aelher-Alkohol-Chloroform-Mifichung  hinzu  und 
schüttelt  das  Ganze '  1  Stunde  lang.  Man  läßt 
gut  absitzen,  gießt  1(X)  g  der  Mischung  (=  10  g 
Extrakt)  vorsichtig  ab  und  schüttelt  dann  nach- 
einander mit  30,  10,  10,  5  ocm  3  proc.  Salzsäure 
aus.  Die  gesammelten  salzsauren  Auszüge  wer- 
den in  einem  anderen  Schütteltrichter  zuerst  zwei- 
mal mit  je  10  ocm  Chloroform  ausgewaschen  und 
das  Chloroform  entfernt.  Nun  wird  die  zurück- 
gebliebene alkaloidhaltige  wässerige  Lösung,  nach 
dem  XJebersättigen  der  Salzsäure  mit  Ammoniak, 
fünfmal  mit  je  10  ccm  Chloroform  ausgeschüttelt. 
Diese  Chloroformauszüge  dampft  man  in  einem 
tarierten  Kolben  auf  dem  Wasserbade  vorsichtig 
ein,  tiooknet  3  Stunden  und  wägt.  Das  Gewicht 
des  zurückgebliebenen  Restes  mit  10  multipli- 
ziert ergibt  den  Prozentgehalt  an  Alkaloid. 

Extraetum  Malatis  Ferri.  Der  Eisengehalt 
wird  bestimmt,  indem  man  1  g  Extrakt  ver- 
ascht,,  den  Giührückstand  mit  Salzsäure  und 
etwas  Kaliumchlorat  behandelt  und  dann  auf 
dem  Wasserbade  solange  erwärmt,  bis  der  Chlor- 
ger uoh  vollkommen  verschwunden  ist.  Die  Lös- 
ung wird  auf  ein  kleines  Volumen  eingedampft, 
mit  Natronlauge  bis  zur  schwach  sauren  Reaktion 
neutralisiert,  mit  5  g  Jodkalium  versetzt  und 
nach  25  Minuten  das  ausgeschiedene  Jod  nach 
Mohr  mit  Vio-^o^°^^-^^^<)8Q^f&^lösung  titriert. 
Die  verbrauchten  ccm  Thiosulfatlösung  mit  56 
bezw.  79  multipliziert  ergibt  die  Prozente  Fe 
bezw.  Fe208. 

Extraetum  Beealls  comati  spissum.  An- 
haltspunkte zur  Beurteilung:  Die 
Alkaloidbeatimmung  führt  hier  nicht  zum  ge- 
wünsohten  Ziele.    Dnroh  Versuche  wurde  fest- 


gestellt, daß  dieselbe  ungenaue  und  unverliß- 
liche  und  dadurch  auch  irreführende  Beenltate 
liefert.  Es  bleibt  daher  bei  der  Beurteilung  des 
Extraetum  Seealis  vorläufig  nichts  anderes  übrig, 
als  auf  den  Geruch,  die  klare  Loslichkeit  und 
den  Aschengehalt  (nicht  über  9,5  pCt)  zu  achten. 

Na  h  der  Pharm.  Austr.  VIII  wird  das  Ex- 
traetum Seealis  in  der  Weise  dargestellt, 
daß  das  Mutterkorn  mit  Chioroformwasser  aus- 
gezogen, die  Auszüge  zu  dnem  dünnen  Extrakt 
eingedampft  werden,  und  dann  mit  gleicher 
Menge  Alkohol  gefällt  wird.  Man  läßt  uoter 
öfterem  ümschütteln  3  Tage  stehen,  filtriert  and 
dampft  das  Filtrat  bis  zur  dioken  Konsistenz  ein. 

Als  Identitätsreaktion  wird  folgende 
angegeben:  Eine  Lösung  von  0,2  g  Extrakt  in 
5  ccm  ViTasser  wird  nach  Zusatz  von  Ammoniak- 
flüssigkeit  mit  Aether  ausgeschüttelt,  .die  äther- 
ische Lösung  wird  eingedampft  und  der  Ab- 
dampfrückstand in  konz.  Essigsäure  aufgoDom- 
men.  Wird  nun  konz.  Schwefelsäure,  enthaltend 
1  :  1000  Eisenphlorid,  mit  der  essigsauren  I^ong 
übersohiohtet,  so  entsteht  an  der  Berühruogs- 
stelle  eine  blauviolette  Zone. 

Extraetam  Strxelmi  spissiim.  Anhalts- 
punkte zur  Beurteilung:  Wasser- 
gehalt höchstens  20  pCt.  Aschengehalt 
nicht  mehr  als  3  pCt  in  wasserfreier  Substanz. 
Die  Alkaloidbestimmung  wird  ähnlich  wie 
bei  Extraotum  Hyosoyami  ausgeführt  Daß  der 
zur  Herstellung  des  Extraktes  als  Extraktions- 
mittel  verwendete  Alkohol  genau  die  von  der 
Pharmakopoe  vorgeschriebene  Stärke  beutzen 
muß,  geht  auch  aus  einer  Publikation  von  Em, 
Bowrqudot  hervor.  Verfasser  zeigt  neuerdings 
durch  Versuche  die  schon  früher  beobachtete 
Tatsache,  daß  das  Extrakt  desto  alkaloidreicher, 
die  Ausbeute  hingegen  geringer  wird,  je  stärker 
der  verwendete  Alkohol  ist;  dagegen  erzielt  man 
mit  schwachem  Alkohol  größere  Extraktaas- 
beuten mit  niedrigem  Alkaloidgehalt 

(Fortsetzung  folgt.) 


Ueber  die  Yerwendang  tob  Btreapalveni 
zur  Bekftmpftm;  des  Hederiehs  im  Yerg^lelek 
zu  der  Bespritzimg  mit  SalzlVsmig  stellte  P. 
HiUmann  Versuche  an  mit  einem  von  Ouiokard, 
Chemische  Fabrik  Burg  bei  Magdeburg,  unter 
dem  Namen  cUnkrauttod»  in  den  Handel 
gebrachten  sehr  feinen,  aus  reinem  wasserfreien 
Eisenvitriol  bestehenden  Streupulver  und  einer 
20  proc.  Eifienvitriollösung.  Verf.  fand,  daß  das 
Ouiehard'sohQ  Streupulver  zwar  besser  als  die 
anderen  derartigen  Präparate  ist,  daß  man  je- 
doch im  allgemeinen  der  Billigkeit  wegen  die 
Bespritzung  mit  15  bis  20proo.  Eisenvitriol- 
löBung  vorziehen  wird.  Btt 

Ztsehr.  f,  angew,  Ohwn,  1906,  145. 


483 


Gewinnung  von  Salpetersäure 
aus  der  Luft. 

Eine  Znaammenstellang  der  bisher  vor- 
gesehlagenen  Methoden,  Salpetersftare  ans 
der  Lnft  mittels  Elektrizität  zu  erzeugen, 
veröffentlichen  H.  R.  Laveth  und  C.  L. 
Rand.  Die  folgende  in  dieser  Arbeit  ent- 
haltene Tabelle  gibt  die  dabei  erzielten 
Aasbenten  m  g  fOr  1  Kilowattstunde: 

1897  Rayleigh  49,1  g  HNO« 

1900  Mae  Dougal  und  Eotoles  33,8  g  < 

1902  De  Kowalski  55,0  g  < 

1903  Muthmann  und  Hofer  70,0  g  < 
1897  Crookes  74,0  g  c 
1902  Bradley  and  Lovejoy  83,0  g  « 

1904  Birkeland  und  Eyde  110,0  g  c 

Nach  den  Berechnungen  von  Muthmann 
und  Hofer  ergeben  sich  157,5  g  Salpeter- 
aäore  für  1  Kilowattstunde  als  theoretische 
Mazimalausbeute.  Aus  vorstehenden  Resul- 
taten Ußt  sich  ein  deutlicher  Fortschritt  e^ 
kennen  und  folgern,  daß  schließlich  ein 
kommerzieller  Erfolg  erzielt  werden  wird. 
Zur  Erreidiiing  dieses  Zieles  sbd  die  an 
den  Methoden  vorzunehmenden  Verbesser- 
nngen  nach  Ansicht  der  Verff.  hauptsächlich 
auf  folgende  Punkte  zu  richten:  a)  die 
Konstruktion  eines  Gefäßes,  um  die  beste 
beiß-kaite  Wirkung  zu  erzielen,  b)  langes 
Ausziehen  des  Funkens,  c)  niedrigen  Strom 
nnd  schnellen  Wechsel  desselben,  d)  erhöhten 
Druck,  e)  schnelle  Durcfaleitung  der  Gase 
und  Zuffihmng  derselben  in  richtigen  Ver- 
hältnissen, i)  Temperatur  unterhalb  1200^. 
Alfl  zweckmäßiger  dflrften  sich  nach  den 
Verff.  wahiBcheinlidh  mdlrekte  Methoden  fllr 
die  Fixierung  des  Stickstoffs  mittels  eines 
Zwischenproduktes  (z.  B.  Nitrids  oder  Cyanids) 
lieransstellen.  (Vergl.  audi  Pharm.  Centralh. 
47  [1906],  358.)  Bit, 

Ztechr.  f.  angew.  Chem,  1905,  1906. 


Herstellung  von 


Ueber 


teUt  Ed.  Lücker  in  Apoth.-Ztg.  1906,  271 
etwa  folgendes  mit:  Das  Mahlgut  besteht 
ans  steiermärkischem  bezw.  schwedischem 
Schmiedeeisen  und  gelangt  in  Platten  von 
der  Form  der  Wellpappe,  von  etwa  2  m 
Länge,  1  m  Breite  und  wenigen  Zentimetern 
Stärke  zur  Verarbeitung.  Das  Mahlen  ge- 
flcbieht  durch  Schleifen,  indem  von  zwei 
fibereinandejgeiegten  Platten  die  obere  auto- 


matisch hin  nnd  her  bewegt  wild,  so  daß 
eine  nnunterbrodiene  Reibung  mit  der  unteren 
erzielt  wird.  Die  ohne  Unterbrechung 
erfolgende  Schleifung  erfordert  eben 
Zeitraum  von  mehreren  Monaten.  D^ 
erhaltene  Produkt  wird  m  Sichtmasohinen 
gesiebt.  Die  gröberen  Anteile  wandern  in 
Stah)m5rser,  in  denen  sie  mittels  Stahlkeulen 
ähnlich  den  Erzen  in  Pochwerken  zerkleinert 
werden. 

Das  m  Berga  a.  d.  Elster  hergesteUte 
Eisenpulver  hat  einen  Eisengehalt  von  98,56 
pCt,  hält  sämtliche  Proben  des  Arzneibuches 
aus.  Nur  verrät  das  Verhalten  gegen  Blei- 
essig die  Gegenwart  von  gebundenemSch wefel. 
Da  dieser  stets  m  Eisenpnlvem  vorhanden 
ist,  verlangt  das  Deutsche  Arzneibuch,  daß 
die  Bräunung  des  Bleiacetats  nicht  sofort 
emtritt.  Es  wäre  zu  wflnschen,  daß  wieder 
wie  im  Deutschen  Arzneibuch  TU  eine  be- 
stimmte Zeit  angegeben  wird,  vor  der  die 
Bräunung  nicht  eintreten  darf.         R  M. 


Sajodin, 

über  das  schon  in  Pharm.  Centralh.  47  [1906], 
259  berichtet  worden  ist,  entwickelt  beim 
Erhitzen  auf  dem  Platinblech  reichlich  Jod- 
dämpfe und  gleichzdtig  tritt  der  charakter- 
istische Geruch  der  freien  Fettsäure  (Eruka- 
säure  oder  Behensäure?  Schrifti)  auf.  Der 
Rückstand  besteht  aus  Gaiciumkarbonat.  Durch 
konzentrierte  Schwefelsäure  wurd  Sajodin 
zersetzt,  wobei  das  fretwerdende  Jod  die 
Schwefelsäure  rotbraun  färbt  Zugesetztes 
Chloroform  wird  violett  Die  wässerige  Aua- 
schflttelung  darf  mit  Salpetersäure  und  Chk>ro- 
form  versetzt  in  diesem  keine  Violettfärbung 
hervorrufen.  E.  M, 

Unguentom  Hydrargyri  prae- 
cipitati  albi  pultiformis 

wurd  nach  Dr.  H.  Morstatt  (Apoth.-Ztg. 
1906,  194)  unter  Verwendung  von  frisch 
gefiUltem,  vorsichtig  abgepreßtem  Präzipitat 
und  Wollfett  bereitet  Es  wird  folgende 
Verreibung  empfohlen:  Präzipitat  40  pCt, 
Wasser  20  pCt,  WollfeU  20  pCt,  Vaselm 
20  pGt.  Mit  3  Teilen  Paraffinsalbe  ver- 
mischt liefert  obiges  Präparat  eine  der 
offizhiellen  entsprechend  starke  Salbe,  die 
noch  je  5  pCt  Wollfett  und  Wasser  enthält 


484 


Ueber  Wermutwein. 

Bei  der  Analyse  emes  als  Deutscher 
Mediziüai-Wermiitweiii  bezeichneten 
Getr&nkes  erhielt  das  Dresdner  Untersnchnngs- 
'Amt  folgende  Befunde:  Spez.  Oew.  1,0347; 
Alkohol  12,430  g;  Mineralstoffe  0,091  g; 
Phosphorsäure  0,006  g;  Gesamtsäure  (Wein- 
säure) 0,383  g;  Gljcerin  0,542  g;  Alkohol: 
Glycerin  100:4,4;  Teerfarben  vorhanden. 
Die  angestellten  Er()rterungen  ergaben,  daß 
dieses  Kunstprodukt  nach  folgender  Vor- 
schrift bereitet  war:  775  L  Aepfelwein,  250  L 
Samos-Ausbrudh,  678  L  Zuokerwasser,  10  L 
Farbstoffl^toung,  85  L  Kräuterextrakt  und 
227  L  Weingeist. 

Nach  Jf .  Petrotviisch  (Pharm.  Ztg.  1 905, 
793;  wird  Smynischer  Wermutwein  bereitet, 
indem  frische  Trauben  nach  Zusatz  von 
Wermutkraut  und  einigen  anderen  Stoffen 
(n.  a.  Senfmehl)  mit  ^tem  Rotwein  Über- 
gossen werden.  In  Ungarn  und  Italien 
waren  ganz  ähnliche  Verfahren  in  Gebrauch. 
Demnach  hat  man  unter  Wermutwein  ein 
Produkt  zu  verstehen,  das  im  wesentlichen 
einen  mit  aromatischen  Extrakten,  unter 
Umständen  mit  Zucker  und  Alkohol  ver- 
mischten Naturwem  darstellt.  J7.  M. 


Ueber  das 
QuecksilberoxjrcFanid 

macht  K,  Holdermann  weiter  folgende 
Angaben :  Es  gelingt  nicht,  Quecksilbercyanld 
durch  Erhitzen  mit  der  berechneten  Menge 
von  Quecksilberoxyd  vollständig  in  Oxycyanid 
ttberzufflhren.  Es  existiert  nur  ein  Queck- 
silberoxycyanid  und  dies  hat  die  Zusammen- 
setzung: HgO.Hg(CN)2.  Der  Oxydgehalt 
eines  Oxycyanids  kann  durch  Titration  mit 
Vio'^oi^^'Salzsäure  unter  Zusatz  von  Chlor- 
nafoium  und  Methylorange  genau  bestimmt 
werden. 

Die  Darstellung  des  Oxycyanids  geschieht 
mit  der  höchsten  Ausbeute  durch  Erhitzen 
einer  innigen  Mischung  aus  berechneten 
Mengen  beider  Bestandteile  auf  dem  Wasser- 
bade, Auskochen  der  Reaktionsmasse  und 
Kristallisation.  Reines  Oxycyanid  gibt  in 
wässeriger  LOsung  mit  Jodkalium  keine 
Gelbfärbung,  sondern  eine  fast  farblose 
kristallmiscbe  Abscheidnng,  die  im  Ueber- 
schuD  des  Reagens  farblos  IMich  ist 


Die  im  Handel  befmdlichen  Oxycyanide 
bestehen  ausnahmslos  aus  nur  wenig  bas- 
ischem Quecksilbercyanid.  Das  Oxycyanid 
ist  nach  den  ausgeführten  Leitfähigkeiti- 
messungen  kaum  merklich  dissociiert  und  es 
ist  daher  die  ihm  nachgerühmte  stark  anti- 
septische Wirkung  zweifelhaft  und  bedarf 
einer  Nadiprüfung. 

Als  Nachtrag  zu  seinen  Arbeiten  macht 
Holdermann  weiterhin  auf  eine  Arbeit  von 
Köhler  (Ztschr.  f.  Augenheilkunde  Bd.  XIV} 
aufmerksam,  der  nachwies,  dafi  Quecksilber- 
oxycyanid  stets  weat  sdiwächer  wirkte^  ab 
gleich  starke  Karbol-  oder  SublimatiOsangen, 
ja  daß  selbst  bd  3  bis  5  proc  Ldsongn 
die  bakterientOtende  Wirkung  wenig  be- 
friedigend ist.  Da  Köhler  mit  den  Piever- 
ling'wiken  Pastillen  gearbeitet  hat,  weldie 
zur  Erhöhung  der  LOslichkeit  Natrinmcblorid 
als  Zusatz  enthalten,  so  schrdbt  Holder' 
mann  die  von  Köhler  immeiiiin  noch  be- 
obachtete Desinfektionskraft  dem  Umstand 
zu,  daß  durch  Natriumchlorid  aus  Qaeck- 
silberoxycyanid  Sublimat  gebildet  wird  unter 
gleichzeitiger  Bildung  von  Aetznatron.  Dieie 
Zersetzung  kann  leicht  bewiesen  werden^ 
wenn  man  zu  emer  Lösung  des  Quecksilber- 
oxycyanids  einige  Tropfen  Phenolphthaldn 
und  dann  Natriumchlorid  zusetzt^  wodnnh 
sofort  eine  starke  Rotfärbnng  eintritt 

Archiv  der  Pharm.  190Ö',  600,  673.    /.  K. 


Ueber  die  Einwirkung 
von  EochsalB  auf  Kalomel 

haben  R.  Vive  und  Th.  Budde  (Ohem.-Ztg. 
1905,  Rep.  394)  Yersudie  angestellt  nnd 
gefunden,  daß  0,5  und  Iproe.  Losungen  weder 
bei  gewOhnlidier  noch  bei  KOrpertempentor 
auf  Kalomel  einwirken,  selbst  nicht  naeh 
5  Stunden  und  bei  Gegenwart  von  orgto- 
ischen  Substanzen.  Bei  stärkeren  Ltaang« 
nimmt  die  Zersetzung  mit  der  Menge  des 
Kochsalzes  zu,  und  zwar  wiricen  sehwaeba 
Losungen  in  der  Wärme  so  staik,  wie 
stärkere  in  der  Kälte.  KalomeltabMteo,  die 
aus  vollständig  trodcenen  Pnlvem  bergeitellt 
und  trocken  aufbewahrt  werden,  sind  niibe- 
grenzt  haltbar  und  bleiben  unverändert 


485 


Die  Farbenreaktionen  mit 

p-Dimethylamidobenzaldehyd 

und  anderen  aromatisoben 

Aldehyden. 

Die  Reaktion  mit  p-Dimethylamidobenz- 
aldehyd f2proc  L5flang  desselben  in  Normal- 
Salzsänre);  welche  im  nonnalen  Harn 
eine  leidite  Rotf&rbung^  in  pathologischem 
ein  starkes  Rot  hervorbringt^  beruht  nach 
0.  Neubauer  auf  der  Gegenwart  von 
ürobilinogen.  In  stärkeren  Säuren  ge- 
VM  gibt  jener  Aldehyd  auch  mit  Ei  weiß- 
st offen  Farbenreaktionen.  Nach  Ver- 
suchen von  Erwin  Rhode  können  außer  dem 
genannten  Aldehyd  auch  andere  Aldehyde 
der  aromatischen  Reihe  als  Reagens  auf 
Eiweiß  dienen.  Es  eignen  sich  hiemach 
a)  p  -  Dimethylamidobenzaldehyd  (rot  bis 
dunkelvioletter  Farbton)^  b)  VaniUm  (Farb- 
ton rot,  durch  Verdünnung  mit  Wasser 
violett)  y  c)  Nitrobenzaldehyd  (stark  grüne 
Färbung).  Mit  sehr  verdünnten  Eiweiß- 
lösungen ist  noch  Zugabe  einer  Spur  eines 
dieser  Aldehyde  und  zwar  von  a)  5  bis  10 
Tropfen  einer  5proc  Lösung  in  lOproc. 
SehwefelBäure,  von  b)  dieselbe  Menge  in 
alkoholjseher  Lösung^  o)  in  Substanz  durch 
untersdiiohten  von  konzentrierter  Schwefel- 
säure die  Zonenreaktion  anzustellen.  In 
kouzentrierteren  Lösungen  können  Mischungen 
stattfinden.  Verfasser  erklärte  sich  diese 
Reaktionen  im  Hinblick  auf  seine  Versuche 
so,  daß  sich  die  Indolgruppe  des  Eiweiß- 
moleküls mit  der  Aldebydgruppe  des 
betreffenden  aromatischen  Aldehyds  verbindet. 
Außerdem  beobachtete  Verfasser,  daß  durch 
eine  Spur  reiner  Skatolamidoeesigsäure  m 
Salpetersäure  eine  intensiv  gelbe  Farbe  her- 
vorgerufen wurde,  welche  mit  Natronlauge 
in  Orange  überging.  Infolgedessen  stimmt 
Verfasser  der  SaUcowski'sfben  Vermutung 
bei,  daß  die  anthoproteinreaktion  sicher 
teilweise  auf  der  Indolgruppe  beruht.  (Vergl. 
Pharm.  Gentralh.  46  [1905],  960.)  mt. 
^sekr.  f.  angew.  Chem.  1905,  1981. 

Terfiüiren  zur  Barstellang  von  Bleinitrat. 

D  B..P.  164609.  FF.  MiUa-Undon.  Durch 
Emtragen.  von  Bleidfttte  in  heiße,  wfisseiige 
Kieselflußsäare .  erhdt  man  eine  LösuDg  von 
Bleisilicofluorid.  Durch  Mischen  dieser  Lösung 
mit  einer  Loeung  eines  Alkidinitrates  erhält  man 
Biemitnt,  dessen  Lösung  leicht  von  dem  ausge- 
sduedenan  Alkalisilicofiuorid  getreont  werden 
kann.  ^,  st. 


Die  Vanillin- Salzsäure -Beaktion 

hat  Winckel  zum  Nachweis  von  Fer- 
menten herangezogen.  In  einer  {rfiheren 
Arbeit  (Archiv  der  Pharm.  1904,  462)  hatte 
Verfasser  in  Gemeinschaft  mit  Harttoich 
nachgewiesen,  daß  ebensowenig  wie  die 
Vanillin-Salzsäure-Reaktion  allein  dem  Phloro- 
glucin  zukommt,  sondern  auch  einer  ganzen 
Reihe  anderer  Körper,  daß  ebensowenig  die 
Fhlorogludn- Salzsäure -Reaktion  als  eine 
lignin-  bezw.  Vanillin-Reaktion  betrachtet 
werden  kann,  da  sie  auch  mit  den  meisten 
anderen  Aldehyden  eintritt,  so  daß  die 
Wechselwirkung  zwisdien  Phenolen  und 
Aldehyden  auf  einander  eine  sehr  mannig- 
faltige ist  (vergl.  auch  Rosentkaler  Pharm. 
Gentralh.  46  [1905],  960).  Es  gelang  nun 
dem  Verfasser  nachzuweisen,  daß  fettreiche 
Samen  mit  Vanillin-Salzsäure  eine  starke 
rotviolette  Färbung  geben,  und  daß  diese 
Reaktion  bedmgt  ist  durch  fermentartige 
Stoffe  und  zwar  wahrscheinlich  fettspaltende 
Fermente.  Die  Reaktion  tritt  ein  mit  dem 
Emulsin  der  Mandeln,  dem  Myrosin  des 
Senfsamen,  der  Diastase,  dem  Trypain, 
Ptyalin,  Pepsb,  Pankreatin,  Papa][n  und  dem 
Lab.  Auch  eine  ganze  Anzahl  ferment- 
haltiger  Körper  gibt  die  Reaktion,  so  z.  B. 
Speichel,  Blut,  Hefe,  Milch,  Kasein  usw. 
Letzteres  ist  insofern  von  praktischer  Be- 
deutung, als  frische  Butter  die  Reaktion 
gibt  (wegen  des  Kaseingehaltes),  reines 
Butter  fett  dagegen  nicht.  Während  nun 
die  anderen  untersuchten  fetthaltigen  Samen 
die  Reaktion  gaben  und  zwar  gleichmäßig 
über  den  ganzen  Querschnitt,  ftrben  sich 
bei  den  Kaffeesamen  nur  die  Oeltröpfchen 
deutlich  violett.  Aehnlich  wie  die  Kaffee- 
samen verhalten  sich  auch  die  übrigen 
reservecellulosehaltigen  Samen,  wie  Kalabar- 
bohnen,  Dattelkerne  usw.  J.  K. 

Apoih.-Ztg.  1905,  209. 


Eine  efgentllmllehe  vlolettrVtUehe  Ver- 
färbung eines  Harnes  wurde  mit  Zusatz  von 
Natronlauge  yon  M,  Oriibler  beobachtet.  Der 
Harn  reagierte  stark  alkalisch,  roch  nach  Am- 
moniak und  zeigte  rötliche  Farbe.  Die  Kranke 
hatte  weder  Senna,  Rhenm  oder  Santonin,  da- 
gegen täglich  0,5  bis  0,75  g  Phenolphthalem  als 
Abführmittel  genommen,  das  also  teilweise  unzer- 
setzt  in  den  Harn  übergegangen  war.     J.  K, 

Pharm,  Post  1906,  24. 


486 


Huhrungsmittel-Chemie. 

Beiträge  zur  Untersuchung  undl^^^i^Q     °i>^    Brombeeren    bereitet    waren 


Beiürteilung  von  Fruchtsäften. 

W,   Ludimg  hat    eine    größere    AnzaU 
selbBthergestellter  Fruchtsäfte,  die  aas  Hirn- 


eingehend  analysiert. 

Die  Früchte  wurden  nach  Vorsohrift  des 
D.  A.-B.  IV  zerdrüclct  und  Bachgeml3  ver- 


heeren   verschiedener    Herkunft,    aus    Erd-  goren.     Das  Untersuchungsergebnis  der  Roh- 
beeren,   Johannisbeeren,    Kirschen,    Heidel-  sftfte  ist  in  folgender  Tabelle  niedergelegt: 


1  kg 

RohRäfte 

Nachprosse 

Bezeiobnung 

Beeren 
lieferte 

1 
1 
1 

■*» 

1 

s 

-M 

S 

. 

(4 

s 

a 

1 

1 

^1 

SP 

1 

so 

s 

•3 
1 

1 

5 

• 
Himbeeren  aus: 

OQ 

% 

g 

g 

C» 

pCt 

pCt 

Gew.* 
pCt 

pa 

i 

m 

pCt' 

pCt 

I.  Oschatz 

505 

253  1 1,01 63 

3,85 

0,52 

3,33 

0,526 

5,86 

1,0025 

1,03 

0,19  ,    1.62 

II.  Stötteritz  (Leipzig) 

463 

274 

1,0182 

4,36 

0,85 

1,17 

0.501 

6,10 

l,0062j  1,54 

0,36  '    1,Ö7 

III.  Naiim bürg  (Saale) 

455 

248 

1,0148 

3,65 

0,66 

1,60 

0,463 

5,94 

1,0031 

1,27 

0,18 

1,72 

IV.  Bötha  bei  Leipzig 
(Obstbaumkultur.) 

t 

453 

218 

1,0222 

4,77 

0,98 

0,96 

0,529 

5,00 

1,0063 

1,67 

0,22      2,06 

V.  Erdbeeren  (Schkeu- 

1 

ditz) 

650 

95  11,0172 

4,34 

1,49 

2,10 

0,499 

5,09 

1,0028 

0,92 

0,J5  :    2,42 

VL     A  ,  gfweiß     . 
VII.    3.S  Öc schwarz 

610 

323 

1,0135 

3,67 

0,31 

2,43 

0,498 

4,96 

1,0032 

1,16 

0,21   t    1,92 

430 

540 

1,0189 

5,22 

0,69 

3,00 

0,578 

5,89 

1,0066 

2,14 

0,32      2,00 

vm.^^^lrot  .   . 

500 

225 

1,0126 

3,98 

0,28 

3.29 

0,528 

6,24 

1,00391   1,27 

0,24 

2,10 

IX.  Herzkirschen 

525   313 

l,032o 

8,91 

2,-8 

3,29 

0,589 

4,10 

l,004l'  1,51 

0,17 

1,50 

X.  Sauerkirschen 

550 

232 

1,0157 

4,37 

0,70 

1,88 

0,  25 

5,12 

1,0083|  1,24 

0,19 

1,85 

XI.  Heidelbeeren 

515 

313 

1,01 3C 

4,10 

0,82 

3,69,0.873 

3,57 

1,0067 

1,77 

0,18 

1,57 

XII.  Brombeeren 

470 

225 

1,0178 

3,15 

0,54 

3,93 

0,439 

5,90 

1,0032 

1,57 

0,28 

3,06 

Die  gleichzeitig  analysierte  Nachpresse  wurde 
durch  Anrühren  der  E^eßkuchen  mit  der 
glichen  Gewichtsmenge  Wasser,  dreitägigem 
Stehen,  Abpressen  und  Filtrieren  gewonnen. 

Der  mittlere  Extraktgehalt  der  vor- 
liegenden Himbeerrohsftfte  beträgt  demnach 
4,19  pGt  ein  Wert,  der  dem  von  Späth 
ermittelten  (4,27  pOt)  nahe  kommt.  Be- 
rechnete man  aus  dem  spez.  Gewicht  den 
Extraktgehalt  nach  der  Tabelle  von  Windisch, 
wie  dies  bei  der  Weinanalyse  geschieht,  so 
zeigte  sich  eine  gute  Uebereinstimmung 
zwischen  den  direkt  ermittelten  und  den 
berechneten  Werten  für  Extrakt.  Die 
Differenzen  bewegten  sich  zwischen  +  0,41 
pGt  und  —  0,06  pGt,  im  Mittel  ergab 
die  indirekte  Bestimmung  ein  Plus  von 
0,148  pCt 

Die  Wägung    der    Asche    wurde    vom 


stark  geltend  und  es  entstehen  erhehiiehe 
Fehler.  Der  Verfasser  hat  festgestellt^  daß 
bei  den  Fruchtumpen  es  weder  der  unbe- 
rücksichtigt gebliebenen  Zuekerasche,  wie 
Hefelmann  meint,  zuzuschreiben  ist,  daß 
die  berechnete  Rohsaftaaebe  immer  hfiber 
als  die  wirklich  vorhandene  Rohsaftasche 
auszufallen  pflegt,  noch  daß  dieser  Fehler 
durch  den  Einfluß  des  Leuchtgases  bei  der 
Veraschnng  hervorgerufen  wird,  sondern  daß 
den  Fdiler  lediglich  die  stark  waaseraniiebeD- 
den  Eigenschaften  der  Fruobtsaftasdie  be- 
dingen. Ludvng  mißt  daher  den  VerliäUais- 
zahlen  von  Asche  zur  Alkalität  weniger 
Bedeutung  bei.  Verfasser  hat  bei  seinen 
Verasofaungen  das  Auslangen  der  Kohle  mit 
Wasser  vermieden, .  er  begnügte  sieh  viel- 
mehr damit,  die  bei  kleiner  Flamme  erzielte 
Kohle  mit  Wasser  zu  befeuehten,  das  über 


Verfasser  nach  Möglichkeit  beschleunigt,  die '  schüssige  Wasser  zu  veijagen  ond  abermak 
bekannte  starke  Hygroskopizität  der  Frucht- 1  schwaeb  zu  glühen.  Nach  diesem  Verfahren 
saftasohen    madit    sonst   ihren  Einfluß    zu  ergab   sieh   eine   reme,    an  der  Sehale  ab 


487 


fester  Belag  anhaftencle  Asebe.  Die  er- 
mittelte durehsdmittliche  Alkalität  betrog  für 
die  Himbeersäfte  5,50  com  Normal-S&ure 
(naeh  J^>äth  6,64  eem). 

Der  Verfasser  maeht  alsdann  den  Vor- 
sehlag; dem  Verhftltnis  von  Extraktgehalt 
zur  Alkalität  bei  der  Begntaehtong  mehr 
Aufmerksamkeit  zu  schenken.  Bei  Himbeer- 
rohsaft  ist  diese  Zahl  im  Durchschnitt  1  :  0,63; 
bei  Nachpresse  1 :  1,92;  also  dreimal  größer, 
als  sie  dm  Robsäften  selbst  zukommt 

Die  bei  Himbeenrohsäften  auf  der  Flasche 
späterhin  noch  zu  beobachtende  Nachgärung; 
in  deren  Oefolge  sich  ein  schleimiger  Boden- 
satz zu  bilden  pflegt;  ändert  nach  den 
Untersuchungen  des  Verfassers  die  analyt- 
isehen  Konstanten  (Kennzahlen)  derartiger 
Rohsäfte  nur  sehr  wenig. 

Bei  der  von  Ltidwig  im  Anschluß  an 
die  Rohsäfie  unternommenen  Untersuchung 
der  selbst  bereiteten  FVuchtsirupe  erwies  sich 
die  direkte  Extraktbestimmung  durch  sechs- 
fitflndiges  Trocknen  des  mit  Wasser  ver- 
dfinnten  Saftes  mit  Seesand  bei  105<>  C 
als  zu  ungenau.  Erst  nach  24  Stunden 
war  alles  Wasser  verjagt  Es  wurde  daher 
in  den  Fruchtsirupen  indirekt  das  Ex- 
trakt bestimmt  aus  dem  Zuckergehalt  vor 
and  nach  der  Inverenon  und  durch  Addition 
des  aus  der  Alkalität  mit  Hilfe  der 
eben  erwähnten Verbältniszahl  be- 
rechneten zuekerfreieA  Extraktes  zu  dem 
gefundenen  Gesamtzucker.  Das  auf  diesem 
Wege  ermittelte  Oesamtextrakt  stimmte  gut 
mit  dem  aus  den  bekannten  Faktoren,  Roh- 
saft und  Oesamtzucker;  berechneten  ttberein. 
Die  Alkalität  der  Zuckerasche  kann  bei  den 
Berechnungen;  wie  die  Zahlen  des  Verfassers 
dartuu;  unberQcksichtigt  bleiben.  Man  wird 
also  mit  Vortdl  so  verfahren;  daß  man  aus 
der  bd  den  Sirupen  gefundenen  Alkalität 
mit  Hilfe  der  Verhältniszahl  das  zuckerfreie 
Extrakt  berechnet  und  die  erhaltene  Zahl 
zur  Umrechnung  auf  Rohsaft  benutzt.  Der 
so  berechnete  Wert  fQr  den  Robsaft  ent- 
spridit  besser  den  wirklichen  Verhältnissen 
aus  der  aus  Alkalität  und  Asche  umgerech- 
nete Wert  DM  weiteren  Tabellen  des 
Verf.  zeigen  u.  a.;  wie  durch  die  «Nach- 
presse» die  AschC;  das  Extrakt  und  die 
Alkalität  eme  eihebliche  Verminderung  er- 
fahren. 


Zum  Schluß  zeigt  der  Verfasser  an  13 
Himbeersirupen  des  HanddS;  bei  welchen 
die  Berechnung  des  zuckerfreien  Extraktes 
mit  HUfe  der  Verhältniszahl  1 :  0;63  (=  Al- 
kalität: zuckerfreiem  Extrakt)  erfolgte;  daß 
sie  sämtlich  aus  reineu;  nicht  mit  Nachpresse 
versetzten  Himbeersäften  hergestellt  waren. 
Bestimmung  der  Alkalität  und  Berechnung 
des  zuckerfreien  Extraktes  sind  nach  Ludvng 
die  entscheidenden  Werte  ffir  die  Beurt^l- 
ung  der  Himbeersurupe  und  der  übrigen 
Fruchtsäfte.  .^del. 

Ztsehr,  f.    UfUersuek,  d.  Nähr.-  u.   Qemuß- 
tmtiel  1906,  XI,  212. 

Färben  des  Weines  mit  Zaekerconlenr  ist 
verboten.  Der  Revision  des  Staatsanwaltes 
gegen  das  freisprechende  Urteil  der  Strafkammer 
des  Würzburger  Landgerichtes  (vergl.  Pharm. 
Geotralh.  47  [1906],  263j  wurde  seitens  des 
Obersten  Landesgerichtes  Möncben  (für  Bayern 
gemäß  Keservatreoht  identisch  mit  dem  Heiohs- 
gericht)  stattgegeben  und  die  Strafsadie  zur 
nochmaligen  Yerhandlang  an  das  Landgericht 
Würzburg  zarüokverwiesen.  Das  daraufhin  ge- 
fällte Uiteil  lautete  auf  20  Mark  Geldstrafe, 
weil  Zuckercouleur  nicht  in  den 
Begriff  der  anerkannten  Keller- 
behandlung falle.  Ein  Zusatz  zum  Wein 
gehöre  nur  dann  zur  Eellerbehandlung  im  Sinuu 
des  §  2  Ziff.  1  des  Weingesetzes,  wenn  er  zum 
Zwecke  der  Haltbarmachung  des  Weines  erfolge. 

Deutsehe  Wein-Zig.  1906,  468.  P.  S. 

C^wässertes  Sauf  rJaraut.  Das  schö.'fengericht- 
liche  Urteil,  durch  welch  es  ein  Sauerkrautfabrikant 
mit  einer  einmonatiichen  Gefängnisstrafe  belogt 
wurde  (vergl.  Pharm.  Gentralh.  47  [1906],  360, 
ist  seitens  der  IL  Strafkammer  des  Breslauor 
Landgerichtes  aufgehoben  und  der  Fabrikant 
freigesprochen  worden,  nachdem  sich  drei  Sach- 
verständige dahin  geäußert  hatten,  daß  sich  eine 
Grenze  nicht  ziehen  lasse,  um  die  zulässige  oder 
nicht  zulässige  Menge  Wasser  im  Sauerkraut  zu 
bestimmen.  P.  S. 

General -Änx.   f,  Delikatessen"  u.  Kolonial- 
Warengeschäfte  1906. 


y erfahren  aar  Herstellung  alkoholf^ler 
oder  alkohoiarmer  Getränke  aus  sterilen  yer- 
gorenen  oder  nicht  Tcrgorenen  Fruchtsäften 

und  dgL  D.  R.  P.  162^6,  El.  6  b  C.  Brün- 
neibe-Beinbek.  Der  sofort  nach  dem  Keltern 
sterilisierte  Fruchtsaft  wird  im  Gärgefaß  mit 
Saccharomyces  m  em  b  r  an  ae  f  a  ciens 
oder  Mycoderma  cerevisae  unter  Vermeid- 
ung der  Einführung  anderer  Keime  versetzt  und 
die  OeffnuDg  des  Gefäiies  mit  einem  Luftfilter 
verschlossen,  worauf  nach  wenig  Tagen  die 
Spaltung  des  Zuckers  beginnt.  Die  Gärung  kann 
in  jedem  gewünschten  Stadium  durch  Erhitzen 
der  Gärflüssigkeit  u  terbrochon  werden.    A*  St, 


488 


Zum  Begriff  « WeiaesBig» 

liefert  eine  Verhandlung  vor  der  ersten  Straf- . 
kammer  des  Duisburger  Landgerichtes  einen 
beachtenswerten  Beitrag.  Es  wurde  ausgeführt, 
daß  es  in  Deutschland  eine  Weinessigfabrikation, 
welche  als  alleiniges  Rohprodukt  Wein  ver- 
wendet, überhaupt  nicht  gibt,  und  aus  tech- 
nischen Gründen  gar  nicht  geben  kann.  Dem- 
entsprechend wäre  das  kaufende  Publikum  über- 
haupt nicht  berechtigt,  xmter  der  Bezeichnung 
c  Weinessig»  ein  Fabrikat  zu  erwarten,  das 
lediglich  aus  Wein  hergestellt  sei,  selbst  wenn 
es  aus  der  Wortzusammensetzung  diesen  irrigen 
SchiuB  gezogen  haben  sollte.  Als  erwiesen 
wurde  aber  auch  erachtet.  daS  das  denkende 
Publikum  solche  Erwartungen  gar  nicht  hegt. 
Wenn  es  sich  über  das  Fabrikat  cWeinessig» 
Gedanken  macht  und  an  riobtiger  Stelle  Erkun- 
digungen einzieht,  so  muß  es  die  obigen  Fest- 
stellungen erfahren.  Außerdem  kann  das  den- 
kende Publikum  sich  der  Einsicht  nicht  ver- 
schließen, daß  für  den  geringen  Preis,  für  welchen 
der  Weinessig  im  Handel  zu  haben  ist,  kein 
Produkt  geliefert  werden  lann,  dessen  einziger 
Herstellungsstoff  Wein  ist  Danach  ergibt  sieb, 
daß  als  «Weinessig*  mit  Recht  jedes  Essigfabrikat 
zu  bezeichnen  ist,  bei  welchem  Wein  als  Roh- 
stoff in  solcher  Menge  Verwendung  gefunden 
hat,  daß  der  verwendete  Wein  den  Geschmack 
und  das  Aroma  des  hergestellton  Essigs  charak- 
teristisch beeinflußt.  Als  Minimalgrenze  dieser 
charakteristischen  Wirkung  ist  nach  den  Verein- 
barungen deutscher  Essigfabrikanten  eine  Ver- 
wendung von  20  pCt  Wein  in  der  Essigmaische 
anzusehen.  P.  S, 

Oeneral'Änxeiger  f,  DelikcUeasen  ttstc.,  1906, 
226.  

Bntter-Ersatz-FirozeB. 

Eine  Leipziger  Großhandlung  in  Butter,  Mar- 
garine, Schmalz  usw.  bezog,  wie  gerichtsseitig 
festgestellt  wurde,  von  einer  Hamburger  Firma 
in  Vierzentnerfässern  Margarine,  die  sie  zu  einem 
besonderen  Fett  verarbeitete  und  als  «Sanin» 
in  den  Handel  brachte.  Die  Großhandlung  em- 
pfahl dieses  Präparat  im  «Zentralblatt  für  Bäcker 
und  Eonditoren»  ids  ein  die  Butter  ersetzendes 
Rinderfett  und  versandte  dasselbe  in  kleinen 
Gebinden  von  je  25  Kilogramm  an  die  Material- 
isten, Bäcker  und  Eolonialwarenhändler,  ohne 
jedoch  beim  Versand  die  nach  dem  Margarine- 
gesetz vorgeschriebenen  Bestimmungen  zu  be- 
achten. Insonderheit  wurden  die  Fässer  nicht 
gekennzeichnet  und  auch  der  Aufdruck  «Mar- 
garine» war  auf  den  Gebinden  nirgends  zu  er- 
blicken. Die  Beböiden  erachteten  auf  grund 
mehrerer  Gutachten  von  selten  chemischer  Sach- 
verständigen, die  dasSanin  als  ein  rein  animal- 
isches Fett  aus  Rindstalg  von  butter-schmalz- 
artiger  Zubereitung,  dessen  Fettgehiüt  nicht 
ausschließlich  der  Milch  entstiunmt,  bezeich- 
neten, das  Sanin  als  ein  margarineähn- 
liches Erzeugnis  und  erklärten,  daß  die 
Gebinde  die  Bezeichnung  «Margarine»  tragen 
und  rote  Bandstreifen  aufweisen  müliten.    Das 


Oberlandesgericbt  Dresden  schloß  sich  in  allen 
Punkten  den  tatbäcklichen  Feststellungen  des 
Leipziger  Landgerichts  an  und  verwarf  die  gegen 
das  verurteilende  Erkenntnis  des  letzteren  Ge- 
richtes eingelegte  Revision,  die  davon  ausging, 
daß  der  Begriff  der  «Zubereitung»  verkannt 
worden  sei.  Gegen  diesen  Vorwurf  verwahrte 
sich  der  höchste  sächsische  Gerichtshof  und 
führte  aus,  daß  dasjenige  Produkt,  welches  die 
Leipziger  Großhandlung  in  Gebinden  verkauft 
habe,  eine  Verletzung  der  Bestimmungen  des 
sogen.  Margarine  -  Gesetzes  lüber  den  Verkehr 
mit  Butter,  Käse,  Schmalz  und  deren  Ersatzmitteln) 
vom  15.  Juni  1897  nach  sich  ziehe.  Der  Groß- 
handlung wurden  sämtliche  Kosten  des  erfolg- 
losen Rechtsmittels  auferlegt;  sie  war  vom 
Leipziger  Schöffengericht  wegen  Verletzung  der 
§§  1,  2,  5  und  18  des  obenerwähnten  Gesetzes 
zu  50  Mark  Geldstrafe  verurteilt  worden. 

P.  S. 


YerdaiiUelilEeit  des  WelxennehlMu  Nach 
einwandfreien  Versuchen  von  C,  B,  Woodt  in 
den  Untersuchungsstellen  des  Amerikanischen 
Ackerbauministerium  zeigte  sich,  wie  schon 
früher,  daß  das  aus  feinem  Weizenmehl  her- 
gestellte Brot  verdaulicher  ist  als  das  aas 
gröberem  Mehl  bereitete,  indessen  ist  der  Unter- 
schied im  Nährwert  nur  ein  geringer  Bei  Per- 
sonen mit  sitzender  Lebensweise  ist  Ernährung 
mit  gröberem  Mehle  vorteilhafter,  weil  durch 
dieses  eine  stärkere  Abeonderung  der  Verdau- 
ungssäfte  erfolgt.  Woods^  welcher  das  Weizen- 
mehl aller  Feinheitsgrade  für  eines  der  billig- 
sten, verdaulichsten  und  nahrhaftesten  Nahrungs- 
mittel hält,  erblickt  in  der  Verwendung  der 
verschiedenen  Sorten  eine  willkommene  Ab- 
wechslung in  der  Ernährung.  —du. 

Ztsehr,  /.  Unters,  d.  AoAr.-  u.  Qenußm, 
1906,  XI,  225. 


Verfahren  zur  Oewinniug  tob  Fletoehiafl 
aas  rohem  Flelseh.  D.  R.  P.  165466,  Kl.  53  L 
Sicco,  Med.  Chem.  Institut  F.  G,  Sauer^  G.  m. 
b.  H.,  Berlin.  Das  zerkleinerte  Fleisch  wird 
mit  Aether,  Ester,  Chloroform  oder  einem  Alko- 
hol versetzt  und  dadurch  eine  wesentlich  höhere 
Ausbeute  an  Preßsaft  erzielt.  Der  Preßsaft  ist 
schon  unmittelbar  nach  dem  Auspressen  fast 
blank  und  hält  sich  längere  Zeit,  so  daß  er  nicht 
sofort  weiter  verarbeitet  werden  muß.    Ä.  Si. 


SaomMd  ist  ein  von  Oehme  und  Baür  in 
Leipzig  hergestellter  Auszug  aus  dem  Safte  der 
Himbeeren,  der  durch  Ausscheidung  der 
trübenden  Stoffe  und  Eindampfen  ein  Mittel 
bietet,  den  Brauselimonaden  einen  haltbaren 
Zusatz  von  Himbeeren  zu  geben,  ohne  beim 
Aufbewahren  die  Gefahr  einer  Trübung  herbei- 
znfnbron. 

Südd.  Apoth.'Ztg.  1Ö06,  170. 


489 


Thepjipeutisohe  MÜteihingeiii 


Die  Hefebehandlung 

spieltG  schon  in  den  Werken,  welohe  man 
Hippokrates  und  Dioskarides  zaschrieb; 
eine  große  Rotte,  aber  erst  Mitte  vorigen 
Jahtbnnderls  kam  die  Hefe  und  ^war  nun- 
mehr die  Bierhefe  in  Anwendung,  schließlich 
Behrieb  man  nicht  mehr  der  Lebensffthigkeit 
der  HefezeUen  dne  Bedeutung  zu,  sondern 
man  mußte  nach  der  Buchner^Bchea  Ent- 
deckung annehmen,  daß  die  alkoholische 
Gärung  auf  einem  Hefe-Enzym,  der  Zjmase, 
bemhe.  Es  wurden  verschiedene  Prftparate 
im  Sinne  einer  sterilen  Dauerhefe  hergestellt, 
nm  dieselbe  für  die  Praxis,  m  welcher  die 
Hefe  flufleriich  wie  innerlich  angewendet 
wird,  verwendbar  zu  machen.  Aeußerlich 
bei  Katarrhen  der  weiblichen  Genitalien  und 
inneriich  bei  Furunkulose  (Schwftrsucht), 
Akne  (Finnenausschlag),  Zuckerkrankheit 
Verstopfung  und  Haut-  und  fiebwhaften 
Krankheiten.  Namentlich  die  Stuhlverstopf- 
nng  war  der  G^enstand  erfolgreicher  Be- 
handlung in  den  E.  Roas^sekea  Versudien 
gewesen.  Da  aber  trotz  der  Zerst()mng  der 
Gärungsffthigkeit  durch  Erhitzen  die  ab- 
fOhrende  Wirkung  der  Hefe  erhalten  blieb, 
80  bemühten  sieh  Boos  und  Hinsberg,  diese 
abffihrende  Substanz  zu  isolieren  und  es 
gelang  ihnen  schließlich  eine  Fettsubstanz 
aas  der  Hefe  darzustellen,  die  den  Namen 
Gero  1  in  erhielt,  und  diese  sahen  die  bmden 
FoFBcher  als  das  wirksame  Heilprinzip  in 
der  Hefe  an.  Diese  Fettsubstanz  wurde  zu 
Plilen  verarbeitet  und  zwar  so,  daß  jede 
Pille  0,1  g  enthielt 

/,  Meiseis  und  L.  Brauner  in  Wien 
verwendeten  wie  Boos  und  Hinsberg  das 
von  C.  F,  Boekringer  <&  Söhne  in  Mann- 
heim-Waldhof  hergestellte  Präparat.  Es  sind 
dies  Pillen  von  normaler  Größe,  die  je 
0,1  g  Cerolin  enthalten  und  einen  nicht 
unangenehmen,  an  Hefe  erinnernden  Geruch 
besitzen.  Meiseis  und  Brauner  fanden  in 
Bestätigung  der  von  Boos  und  Hinsberg 
erhaltenen  Resultate  folgendes: 

1)  Das  Gerolin  kürzt  bei  Furunkulose  die 
Dauer  und  die  Schmerzhaftigkeit  des  Pro- 
zesses ab  und  ist  bei  Anwendung  desselben 
das  Auftreten  von  Rezidiven  viel  seltener. 
2)  Das  CeroLn  ist  ein  mUdes  Abführmittel, 


das  weder  Magenbeschwerden  noch  Kolik 
verursadit  und  sdbst  in  großeii  Gaben  nur 
breiige,  niemals  wässerige  Stühle  erzeugt.  3)Für 
den  Tag  genügen  3  bis  9  Pillen  (Y2  bis 
1  Stunde  yor  den  Mahlzeiten  verabreicht), 
um  eine  milde  abfQhrende  Wirkung  zu  er- 
zielen. 

Die  Firma  Boekringer  <&  Söhne  bringt 
jetzt  lOproc  Cerolinmilchzucker  als 
Pulver  und  in  Tablettenform  in  den  Handel. 

Pharmakol.  u.  therap.  Rundschau^  1905, 
Nr.  5.        A.  Rn. 

Das  Jothion 

der  Farbenfabriken  Friedr.  Bayer  <&  Co. 
m  Elberfeld  ermöglicht  eine  Wirkung  des 
Jodes  durch  die  Haut  beim  Auftragen  auf 
dieselbe  mittels  Pinsel  oder  Einreibung  im 
Sinne  einer  Schmierkur. 

B«  der  Anwendung  des  Jothion  (vergl. 
Pharm.  Gentraih.  46  [1905],  392)  hat 
Lipschütz  (Archiv  f.  Dermatol.  u.  Syphilis 
74.  Bd,  Heft  2  und  3)  Salben  vermieden, 
vielmehr  ausschließlich  Pinsehingen  benützt, 
da  ihm  viel  daran  gelegen  war,  bei  seinen 
Fällen  die  Absorption  und  die  Wirkung  des 
rein  aufgetragenen  Jothion  verfolgen  *  zu 
können.  Gepinselt  wurde  stets  ohne  An- 
wendung besonderer  Gewalt  mit  einem  ge- 
wöhnlichen Borstenpinsel.  Das  Jothion 
trocknete  in  etwa  15  bis  20  Minuten  ein, 
worauf  die  gepinselten  Stellen  mit  Reismehl 
eingepudert  wurden.  An  der  Wäsche  ließ 
sich  niemals  eine  Verfärbung  nachweisen. 
Verreibt  man  das  Jothion  auf  der  Haut, 
z.  B.  auf  der  Brust,  so  erscheint  sehr  bald, 
meist  nach  40  bis  60  Minuten,  im  Harn 
und  Speichel  die  erste  Jodreaktion,  welche 
anfangs  schwach,  nach  emer  Stunde  meist 
sehr  deutlich  ist;  je  nach  der  eingeriebenen 
Menge  ist  dann  Jod  meist  3  bis  4  Tage 
lang  nachweisbar,  wobei  die  Reaktion  in 
der  letzten  Zeit  natürlich  an  Intensität  ab- 
nimmt. 

O,  Wesenberg  (Therap.  Monatshefte  1905, 
Nr.  4)  fand,  daß  das  Jothion  hei  emzelnen 
Personen  mit  besonders  empfindlicher  Haut 
nach  der  Einreibung  im  unverdünnten  Zu- 
stande mitunter  leichtes  vorübergehendes 
Brennen  hervorruft,  dasselbe  kann  aber 
durch  Verdünnen  mit  Gel,  Vaselin  oder  La- 


490 


nolin  —  ohnd  daß  dadurch  die  gateReso^ 
bierbarkeit  wiBsentlich  beeinflußt  wird  — 
vlMg  aufgehoben  werden.  Selbst  bei  län- 
gerer regeknä^iger  Anwendung  des  Jothion 
in  gr()ßeren  Mengen  sind  jedoch  Störungen 
des  Magen-  und  Darmkanales  nicht  oder 
nur  in  versobwindend  geringem  Maße  von 
ihm  beobachtet  worden. 

Carlo  Ravasini  und  ügo  Hirsch  (Archiv 
f.  Dennatol.  u.  Syphilis  74.  Bd.,  Nr.  2  u.  3) 
wendeten  das  Jothion  wie  Jodtinktur  usw. 
auch  örtlich  bei  Drflsenschwellungen,  Leisten- 
drflsenentzfindnngen  (Bubo)  und  namentlich 
Nebenhodenentzündungen  (Tripper)  an  und 
sahen  eine  wesentliche  Verkflrznng  und 
schnellere  Absdiwellung. 

lApsehiltx  charakterisiert  die  Stellung  den 
anderen  Jodpr&paraten  gegenüber  folgender- 
maßen: Die  innere  Darreichung  ist  zweifel- 
los die  bequemste;  sie  wird  durdi  Jothion 
nicht  verdrlngt  werden.  Die  Anwendung 
des  Jothion  auf  die  Haut,  sei  es  in  Form 
von  Pinselungen  oder  in  Form  von  Ein- 
reibungskuren mit  Jothionsalben,  wurd  aber 
einen  bequemen  Weg  zur  Einverleibung 
von  Jod  in  all'  jenen  Fällen  bieten,  in  wel- 
chen Jodpräparate,  innerlich  dargereicht, 
nicht  vertragen  werden  und  femer  in  soi- 
chen,  iu  welchen  innere  Darreichung  wegen 
bestehender  Schluckbeschwerden  oder  wegen 
Bewußtlosigkeit  (bei  syphilitischer  Hhmhaut- 
entzfindung  usw.)  auf  Schwierigkeiten  stößt. 
Des  weiteren  wird  sich  dieses  Jodpräparat 
Überali  dort  mit  Vorteil  anwenden  lassen, 
wo  örtliche  Jodwirkung  an  der  Anwendnngs- 
stelle  erzielt  werden  soll,  da  das  Jothion 
vor  allen  anderen  Jodpräparaten  den  Vorzug 
hat,  sehr  rasch  und  in  geringen  Mengen 
absorbiert  zu  werden.  Ist  aber  eine  auf 
viele  Monate  verlängerte,  langsame  Jod- 
wirkung erwünscht,  so  wird  man  vom  Jothion 
Abstand  nehmen  und  etwa  das  in  der 
letzten  Zeit  viel  gerühmte  Jedipin  anwenden 
müssen.  A.  Rn, 

Quecksilber 
innerlich  bei  Kindern. 

lieber  die  gute  Wirkung  des  grauen 
Pulvers  (Hydrargyrum  cum  Greta)  bei 
der  hereditären  Syphilis  berichtet  Variot 
Nach  Besprechung  sämtlicher  Metboden  zur 
Einverleibung  von  Quecksilber  in  den  Or- 
ganismua  (Schmierkur,  Spritzkur,  Merkuriol- 
sack,   innere  Darreichung)    und    besonderer 


Berücksichtigung  der  Schwierigkeit  und  6e 
fahren  bei  kleinen  Kindern  schildert  Ver- 
fasser seme  Erfahrungen  mit  dem  adion 
lange  bekannten,  aber  jetzt  nur  noch  wenig  be- 
nutzten grauen  Pulver,  welches  nach  seiner 
Ansicht  den  Vorzug  in  der  EinderpraxiB 
verdient  Das  Pulver  enthält  33  pGt  Queck- 
silber und.  67  pGt  Kreide.  Die  Resultate, 
welche  Variot'  mit  diesem,  mit  pulverifflertem 
Milchzucker  vermischten,  Pulver  erzielte^  waren 
sehr  zufriedenstellend,  die  syphilitischen  Symp- 
tome sdiwanden  schnell,  das  Gewidit  und 
der  Allgemeinzustand  des  Kindes  hob  sidi, 
Störungen  von  Magen  und  Darm  wurden 
bei  der  innem  Darreichung  nie  beobachte 
Die  Engländer  geben  0,03  bis  0,06  g  tig- 
lieh,  Verfasser  gab  nur  0,015  g  graues 
Pulver  mit  0,035  g  Milchzucker  vermischt, 
täglich  14  Tage  lang,  dann  wurde  8  Tage 

ausgesetzt.  A.  Rn. 

La  Syphüis  1905,  Nr.  10. 

Ueber   ein  neu^s  Vorbeugungs- 
mittel gegen  Syphilis 

berichtet  die  Pharm.  Post  1906,  326,  daß 
bei  Affen,  denen  Spirillen  vorher  eingeimpft 
und  dann  Calomelolsalbe  eingvieben 
worden  war,  die  Krankhdt  nicht  zum  Aus- 
bruch kam.  Daraufhin  wurde  ein  junger 
Mann,  der  sich  freiwillig  angeboten  hatte,  ge- 
impft, dne  Stunde  später  wurden  die  wunden 
Stellen  mit  Calomelolsalbe  eingerieben.  Auch 
in  diesem  Falle  kam  die  Krankheit  nicht  zom 
Ausbruch.  Die  Professoren  i2^>t^  und  ife^c&nt' 
koff  haben  die  Zeit,  in  der  diese  Behand- 
lung wirksam  ist,  auf  18  Stunden,  als 
äußerste  Grenze^  festgelegt  ^u— 


Die  Lepra  und  Ihre  Innere  Behandliag. 

Die  Lepra  ist  keine  erbliche  Erkiunkung.  Kinder 
lepröser  Eltern  sind  nicht  leprös,  dag^Q  ist 
die  Lepra  ansteckend;  meist  ist  die  Uebertng- 
ung  leicht  nachzuweisen.  Durch  peinliche  hy- 
gienische Maßnahmen  läßt  sich  eine  üebertnig- 
ung  von  der  stillenden  Mutter  auf  den  Säagüng 
verhüten.  Nach  der  Zeit  der  mütterliches  £r- 
nähning  des  Kindes,  also  etwa  vom  sechsten 
Monate  ab,  ist  das  Kind  von  der  Mntter  xa 
trennen.  Noä  stellte  fest,  daß  die  Lepra  sich 
in  den  französischen  Kolonien  lebhaft  aasbreitet. 
Den  besten  Erfolg  sah  er  von  der  Anwendung 
des  Chaulmoograöles  (3  g)  in  Verbindung  mit 
Gynooardiasäure  (1,2  g)  und  Strychninsalfst 
(O.Ol  g),  aus  welchen  mittels  Magnesiumkaibooit 
(1  g)  und  Ghimmiflchleim  24  PiUen  zu  foimeD 
sind.  Es  wird  mit  3  Pillen  begonnen,  bis  24 
Pillen  gesteigert  und  1  Monat  lang  gereicht 
Th^e  de  Paria.  A.  B^ 


491 


Photographisohe  Mitteilungen. 


Blauviolette  Töne  auf  Celloidin- 
und  Aristo-Fapier. 

Man  erhält  solche  am  leichtesten  bei 
Anwendung  eines  alkalischen  Tonbades. 
Empfehlenswert  ist  das  baltbare  Kreide- 
tonbad nach  Prof.  Miethe's  Vorschrift: 
Feinste  Schlämmkreide  wird  mit  Wasser  zu 
einem  Brei  angerührt ;  man  bringt  denselben 
auf  ein  Filter,  wäscht  mehrmals  mit  heißem 
destillierten  Wasser  aus,  trocknet  das  so 
gewonnene  reine  Pulver  an  einem  staub- 
freien Orte  und  hebt  es  in  einer  Schachtel 
auf.  Beim  Gebrauche  gibt  man  50  g  des 
Pulvers  in  eine  2  L-Flasche,  fibergielU  es 
mit  destilliertem  Wasser,  schüttelt  tüchtig 
um,  setzt  10  ccm  einer  Iproc.  Lösung  von 
Cblorgold  zu  und  schüttelt  wieder  kräftig 
om.  Das  Bad  ist  dann  sofort  gebrauchs- 
fertig und  wird  derart  verwendet,  daß  man 
die  klare  Flüssigkeit  vom  Bodensatz  abgießt 
und  so  lange  benutzt,  bis  sie  langsam  zu 
tonen  anfängt.  Die  getonten  Bilder  werden 
natürlich  besonders  fixiert.  Bm 


Cyanotypien  auf  Glas  oder 
Porzellan. 

Bei  der  Anfertigung  verfährt  man  f olgender- 
maljen:  8  g  Gelatine  werden  in  150  ccm 
kaltem  Wasser  eingeweicht  und  dann  durch 
Erwärmen  zur  Lösung  gebracht.  Sodann 
setzt  man  10  g  rotes  Blutlaugensalz  und 
14  g  Eisenoxydammoniumcitrat  zu.  Die  so 
gewonnene  Lösung  wird  auf  die  ebenfalls 
auf  40^  C  angewärmten  Porzellan-  oder 
Glasplatten  aufgetragen  in  der  Art,  wie  man 
Trockenplatten  gießt  und  hierauf  nach  Er- 
starren möglichst  schnell  bei  künstlichem 
Zuge  getrocknet.  Das  Trocknen  bietet 
einige  Schwierigkeiten,  weil  sich  nur  dann 
eine  gleichmäl  ig  empfindliche  Schiebt  bildet, 
wenn  das  Trocknen  schnell  und  gleichmäßig 
vor  sich  geht,  sonst  entstehen  schlierenartige 
Bildungen  von  ungleichmäßiger  Empfindlich- 
keit. Die  Eopierzeit  beträgt  auf  Porzellan- 
platten ebensoviel  wie  mit  Eisenblaupapier, 
auf  Qlasplatteu  zwei  bis  dreimal  so  lange. 
Man  kopiert  möglichst  bei  scharfer  Sonne 
und  solange,  bis  das  zuerst  positiv  erschein- 
ende Bild  negativ  zu  werden  beginnt.  Es 
wird  hierauf  mögUohst  sofort  zum  Entwickeln 


der  Bilder  mit  reinem  eiskalten  Wasser  ge- 
schritten. Nachdem  alles  Eisensalz  heraus- 
gewaschen  ist,  legt  man  die  Platte  5  Minuten 
lang  in  eine  Iproc  Lösung  von  Salzsäure 
und  wässert  5  Minuten  aus.  Die  Bilder 
werden  dann  getrocknet  Mit  diesem  in. 
«Photog.  Chronik»  angegebenen  Verfahren 
erzielt  man  sehr  schöne  Halbtöne  und  zarte, 
modulationsreiche  Bilder,  die  als  Transparent 
oder  in  der  Aufsicht  betrachtet  werden 
können.  Bm. 

Kaliumpermanganat  als 
Verstarker. 

Folgende  Vorschrift  wird  von  Baker  in 
«The  Phot  Joum.»  empfohlen:  100  ccm 
destill.  Wasser,  2  g  Kaliumpermanganat, 
1  ccm  konzentr.  Salzsäure.  Das  Negativ 
bleibt  in  dieser  Lösung  einige  Minuten,  bis 
es  eine  blaßrote  Färbung  angenommen  hat. 
Nach  raschem  Wässern  wird  es  in  einen 
organischen  Entwickler  gelegt,  worin  es  sich 
wieder  braun  bis  schwarz  färbt.  Bm. 


Ammoniumpersulfat- 
Abschwäoher. 

Mit  den  früher  gegebenen  Arbeitsvor- 
schriften waren  die  Resultate  unsicher.  Die 
«Photog.  Mitteilungen»  empfehlen  folgende 
Zusammensetzung:  Ammoniumpersulfat  10  g, 
destill.  Wasser  500  g,  konzentr.  Schwefel- 
säure 50  Tropfen. 

Es  ist  ratsam,  die  Lösungen  immer  friseh 
anzusetzen,  denn  bereits  benutzte  Lösungen 
arbeiten  unzuverlässig.  Bm. 


Teilweises  Abschwächen  mit 
Ammoniumpersulfat, 

Dies  geschieht  mit  Hilfe  ^es  feinen 
Haarpinsels  unter  genauer  Innehaltung  der 
Konturen  und  sofortiger  Spülung  nadi  jedem 
Pinselstrich.  Ist  die  Abschwächung  versehent- 
lich zuweit  getrieben,  so  bringt  man  das 
Negativ  in  denselben  Entwickler^  mit  dem 
dasselbe  hervorgerufen  wurde.  Es  tritt  dann 
eine  Verstärkung  analog  der  Abschwächung 


em. 


Bm. 


492 


Briefwechsel. 


Dr.  G.  W.  in  H.  Die  Pharm.  Centralh.  47 
[1906],  440  aDgegebene  Probe  der  Niederländ- 
ischen Pharmakopoe  zur  Prüfung  des  von  Tink- 
t  u  r  e  n  abdestillierten  Weingeistes  mittels  Qaeck- 
silberchlorid  und  Barytwasser  bezweckt  den 
Nachweisvon  Aceton,  welches  als  Bestand- 
*  teil  des  rohen  Holzgeistes  in  einem  cdenaturierten» 
Branntwein  enthsdten  sein  würde.  Dire  Ver- 
suche, welche  Sie  uns  mitteilen,  bestätigen  es 
auch:  «Reiner  Weingeist  gibt  auf  Zusatz  der 
vorgeschriebenen  Menge  Quecksilberchlorid  und 
Ba^wasser  einen  orangegelbon  Niederschlag 
(von  Queoksilberoxyd),  welcher  beim  Schütteln 
unverändert  bestehen  bleibt.  Setzt  man  diesem 
Gemisch  aber  eine  kleine  Menge  Aceton  zu  und 
schüttelt  längere  Zeit  kräftig,  so  tritt  allmählich 
völlige  Entfärbung  ein.  Dies  geschieht  auch 
auf  Zusatz  von  Holzgeist,  nur  langsamer.  Nimmt 
man  dagegen  von  vornherein  denaturierten 
Branntwein,  so  tritt  nur  vorübergehende  Gelb- 
färbung auf».  Liegt  also  eine  Tinktur  vor,  die 
mit  denaturiertem  Weingeist  hergestellt  ist,  so 
wird  das  Destillat  von  derselben  die  geringe 
Menge  Quecksilberoxyd  lösen  und  das  Filtrat 
wird  infolge  des  in  der  Lösung  befindlichen 
Acetonqueoksllbers  mit  Schwefelammon  Schwärz- 
ung geben.  —  Diese  auf  der  Bildung  von  Aceton- 
quecksilber  beruhende  Reaktion  ist  übriges  schon 
seit  Jiüiren  unter  dem  Namen  Beynold'sohe 
Reaktion  zum  Nachweis  von  Aceton  im  Harn 
bekannt  und  in  Gebrauch.  (Vergl.  Pharm. 
Centralh.  26  [1885],  407,  auch  87  [1896],  452.) 

Ä,  Schneider. 
Z.  in  B.  Von  lackierten  Blechbüchsen 
lä£t  sich  der  Lack  Überzug  leicht  durch 
mehrstündiges  Einlegen  in  Salmiakgeist  und  Ab- 
reiben mit  einem  Lappen  (nötigenfalls  unter 
Verwendung  von  Seesand)  entfernen. 


B.  T.  in  T.  Stoffe,  welche  Eumarin  ab^ 
spalten,  sind  im  Pflanzenreiche  sehr  verbreitet; 
so  findet  sich  Eumarin  nicht  nur  in  den  Tonka- 
bohnen,  der  Rinde  des  Weichselkirschbaumes, 
im  Waldmeister,  verschiedenen  Grasarten  und 
zahlreichen,  namentlich  ausländischen  Pflanzen; 
auch  noch  einige  andere  einheimische  Drogen, 
z.  B.  Herba  Hemiariae  und  Fiores  Chamomillae 
scheinen  (dem  Geruch  nach  zu  schließen)  Eu- 
marin abzuspalten.  s. 

G.  H.  in  K.  Die  Schwarzwurzelblätter 
zur  Seidenraupenzucht  (Pharm.  Centralh.  17 
[1906],  414)  stammen  nicht  von  Symphytnm, 
sondern  von  Scorzonera  bispanica.      s, 

Apoth.  B«  S«h.  in  T.  Das  neue  Düngemitte) 
«  Ealkstickstof  f  »  besteht  aus  rohem  Cal- 
ciumcyanamid.  i Vergl.  hierzu  Pharm.  Centralh. 
44  [1903],  414.)  Jn  Verbindung  mit  noch 
anderen  chemischen  Stoffen  ist  Ealksticksfcoff 
auch  ein  Bestandteil  des  «Ferrodur»,  eines 
Härtemittels  für  Eisen  und  Stahl;  wahrschein- 
lich wirkt  Calciumcyanamid  besser  als  das  sonst 
gebräuchliche  gelbe  Biutlaugensalz.         P.  S. 

Apoth.  A«  S.  in  D.  Unter  Monte  jus  ver- 
steht man  eine  besondere  Art  Druckapparate 
(Druckkessel,  Luftkompressoren),  die  jetzt  auto- 
matisch arbeiten  und  nach  dem  Expansions- 
system  gebaut  werden.  Bezugsquelle  ist  z.  B. 
Paul  Schütxe  db  Co.  m  Oggersheim  (Pfalz). 

P.  S. 

Br.  H.inFr.  Zur  Herstellung  vonEarbolöi 
eignet  sich  das  sog.  Acidum  carbolicum  abse- 
in tum  (in  losen  Eristcdlen)  sehr  gut.  Man  kann 
dasselbe  trocken  abwägen,  ohne  es  geschmolzen 
zu  haben.  Das  Oel  stellt  man  dann  mit  der 
Earbolsäure  warm,  bis  vollständige  Auflösong 
erfolgt  ist.  s. 


Von  dem 

aSTaclitragr  1005 

zum 

Verzeichnis  der  neuen  Arzneimittel 

nach  ihren  im  Handel  üblichen  Namen,  sowie  nach  ihrer  wissenschaftlichen  Bezeichnung 

von  Hugo  Mentsel 
^  PharmMentlBclie  CentraUudle  190&9  Kn  32  bis  &0  — 

Bind  8ondlGI*Jlbdll4ckO  hergestellt  worden;  dieselben  sind  mit  einem  steifen  Um- 
schlag versehen  worden,  so  daß  sie  die  für  den  täglichen  Gebrauch  erforderliche  Widerstands- 
föhigkeit  haben. 

Dieselben  sind,  soirelt  der  kleine  Vorrat  reicht,  gegen  vorherige  Einsendung  von 
1  ML  50  Pf.  mittels  Postanweisung  (10  Pf.)  durch  die  «eMU&ftMteUe  (SelUMidMier 
StriMfle  48)  zu  beziehen. 

Von  dem  Haupt- Verzeichnis 

—  Pharmaeeatlflehe  Centrallialle  1902,  Nr.  21  bis  89  — 

sind  noch  einige  Stück  mit  steifem  Umschlag  vorhanden  und  gegen  Einsendung  von  S  Mk.  HO  Pf. 
zu  beziehen. 


T«rtogtf :    Dr.  A«  SehBelder.  Druden  und  Dr .  F.  8ilh,  l>nMMlen-BI«MwiU. 
VenuiiworÜlehar  Lsitar:   Dr.  P.  Sttfl.  Dretden-BlaMwiU. 
Im  BMkhABtel  dwoh  Jvllvi  Bpvi&Ker,  Bttlin  N.,  MoBbilMpUta  8. 
TM  Fr.  TltUl  Va«]it«lg«r  (Xv&atli  *  Makl^lB  DrwdM. 


Pharmaceutische  Centralhalle 

für  Deutschland« 

Herausgegeben  yon  Dr.  A.  Sohneider  und  Dr.  P.  Sflss. 


»>• 


ZeitBchrift  fttr  wisseiipcliaftliche  und  geschäftliche  bteressen 

der  Pharmacie. 

Gegründet  von  Dr.  Hermaiui  Hager  im  Jahre  1859. 

Erscheint  jeden  Donnerstag. 

Bezugspreis  viertel  jährlich:   durch  Buchhandel  oder  Post  2,50  Mk.,  durch^  Geschäfts- 
stelle im  Inland  3, —  Mk.,  Ausland  3,50  Mk.  —  Einzelne  Nummern  30  Fi.' 

Anzeigen:  die  einmal  gespaltene  Elein-Zeile  30  Ff.,  bei  größeren  Anzeigen  oder  Wieder- 
holungen Freisermäßigung. 

Leiter  der  1  Dr.  Alfred  Schneider,  Dresden- A.  21;  Schandauer  Str.  43. 
Zeitsehrilt:  J  Dr.  Faul  Süß,  Dresden-Blasewitz;  Gustav  Freytag-Str.  7. 

C^ehMftsstelle:  Dresden-A.  21;  Schandauer  Straße  43. 


M2b. 


Dresden,  21.  Juni  1906. 


Der  neuen  Folge  XXVII.  Jahrgang. 


XLvn. 

Jahrgang. 


Inhalt  :  Chemie  «Bd  Phftmaeie:  Beitrag  aar  MilebTereorgnng  der  Stadt  Dortmund.  —  Omorol.  —  Orogal.  — 
Borsäare-AlaminiumacetatlOsung.  —  Albarit  und  Indigorit.  —  Phenantbren-Beaktion.  —  ScbirefelKoeker.  —  Tblotin- 
aminlösaogen.  —  Die  EracblieUung  d«>r  Konstitution  des  Berberin.  —  Zur  Auslegung  pbanaasentiBcher  Geseize  usw. 
—  Darstellung  Ton  Kondensationspri  dukten  aus  Formaldebyd  und  Fonnamid  oder  Aoetamid.  —  Danteilung  Ton 
Dipropylacet-p-phenetid  n.  —  Neuerungen  an  Laboratoriumsapparaten.  —  Falscbes  Oleum  .Sabinae.  —  Herstellung 
eina  ünlOslichen  basischen  Alurainiu>nacetaies.  —  Mikroskopischer  Arsen-Nachweis.  —  Neue  mikrochemische 
Reaktion  des  Sperma.  —  Rascher  und  bequemer  Nachweis  der  Darmflora.  —  Nahnmasnlltel-Oheinie.  — 
Therapenttoehe   HitteUanicen.  —  Venohledene  Mitteilniiffeii.  —  Briefvreohsel. 


Chemie  und  Pharmacie. 


Beitrag  zur  lülchversorgang 
der  Stadt  Dortmund. 

Von  R.  Bohlmann^ 
Apotheker  im  6tädtischen  Lnisenhospitai. 

Da  vielfach  Ober  die  schlechte  Be- 
schaffenheit der  Milch  im  hiesigen  städt- 
ischen Krankenhaose  «Lnisenhospitai» 
geklagt  wurde,  so  hatte  ich  im  Auftrage 
der  Verwaltung  von  Zeit  zu  Zeit  die 
Milch  zu  untersuchen.  Diese  Unter- 
suchungen gaben  ein  so  wechselyoUes, 
im  ganzen  so  betrübendes  Resultat,  daß 
für  mich  der  Reiz  nahe  lag,  die  Milch- 
versorgung  der  Stadt  Dortmund 
einer  Prüfung  und  Beurteilung  zu  unter- 
ziehen. 

Die  Milch  ist  eines  unserer  wertvoll- 
sten Nahrungsmittel  sowohl  für  die  ersten 
Lebensmonaie  des  Kindes,  als  auch  bei 
der  Ernährung  Erwachsener,  namentlich 
Kranker  und  Rekonvaleszenten.  Der 
MilchkoBsum  erreicht  daher  in  allen 
großen  Krankenhäusern  eine  beträcht- 


liche Höhe;  im  hiesigen  Lnisenhospitai 
beträgt  er  täglich  fast  400  Liter. 

Daß  bei  einem  so  wichtigen  Nahr- 
ungsmittel, welches  durch  vielfache  äußere 
Einflüsse,  wie  auch  durch  absichtliche, 
mit  Leichtigkeit  zu  bewerkstelligende 
Manipulationen  in  seiner  normalen  Zu- 
sammensetzung und  Güte  beeinträchtigt 
werden  kann,  eine  regelmäßige  Kon- 
trolle und  Untersuchung  ganz  besonders 
geboten  ist,  liegt  auf  der  Hand.  Auch 
in  volkswirtschaftlicher  Hinsicht  erfordert 
die  Milchversorgung  der  Städte  das 
größte  Interesse  der  städtischen  Be- 
hörden. 

Die  Stadt  Dortmund  wird  mit  Milch 
zum  wesentlichen  Teil  versorgt  von  der 
hiesigen  Genossenschafts-Molkerei,  deren 
Milch  aus  der  engeren  und  weiteren 
Umgebung  der  Stadt  geliefert  wird. 
Ein  Teil  dieser  Milch  wird  auf  Flaschen 
gefüllt,  eine  halbe  Stunde  bei  68<>  (7 
pasteurisiert  und  als  «Vorzugsmittel»  in 
den  Handel  gebracht.    Außerdem  liefert 


494 


ein  Stall  «W>  Milch  in  Flaschen,  die 
schon  seit  mehreren  Jahren  speziell  als 
«E[indermilch»  in  Dortmund  beliebt  ist. 
Den  größten  Anteil  an  der  Ifilchver- 
sorgong  hat  wohl  die  Händlermilch,  aus 
den  verschiedensten  Orten  der  Umgeb- 
ung stammend. 

Zur  Untersuchung  gelangten: 

A)  Molkerei mil oh,  morgens  10  ühr  zum 
LoisenhoBpital  geliefert  (etwa  160  Liter). 

B)  Mo Ikere im  11  oh,  nachmittags 5 Uhr  zam 
Loisenhospital  geliefert  (etwa  200  Liter). 

C)  Molkereimilch  verschiedener 
Quellen  und  zwar: 

1.  morgens  8  Uhr  zum  Luisenhospital  gelie- 
fert (etwa  40  Liter), 

2.  von  Milchwagen  enhiommen, 

3.  aus  einer  Yerkau&telle  der  Molkerei, 

4.  aus   einem   der  in    der  Stadt  errichteten 
Milchhäuflohen  stammend. 

D)  Molkereimilch  in  Flasohen,imLaufe 
dieser  Untersuchungen  als  pasteurisierte  «Vor- 
zugsmilch» neu  eingeführt. 

£)  Milch  Yon  Stall  «W»  in  Flaschen. 

F)  Milch  Yon  Händlern. 

6;  Milch  aus  der  Molkerei  Solde,  nur 
zum  Yeiigleich  dienend. 

(Die  gesperrt  gedruckten  Bezeichnungen  der 
einzelnen  Reihen  A  bis  0  sind  auch  in  den 
folgenden  Tabellen  angeiührt.) 

Die  wichtigsten  Fragen,  die  wir  in 
bezug  auf  die  Untersuchung  und  Be- 
urteilung der  Milch  zu  beantworten 
haben,  sind  nach  Lehmann  folgende: 

1.  Besitzt  die  yorliegende  Milch 
den  Gehalt  an  Nährstoffen,  wie 
wir  ihn  erwarten  müssen,  und 
wenn  nicht,  warum  nicht? 

a)  Weil  das  Vieh  in  einem  für  die, 
Milchproduktion  ungeeignetem  Zu- ; 
Stande  ist? 

b)  Weil  betrügerische  Manipulationen 
mit  derselben  vorgenommen  wurden  ? 

2.  Ist  die  Milch  frisch,  mit  allen 
Eigenschaften  eines  Genußmittels  ver- 
sehen, d.  h.  wohlschmeckend,  von  nor- 
malem Aussehen  u.  s.  f.  oder  unappetit- 
lich, unreinlich,  in  Zersetzung  begriffen 
bezw.  schon  zersetzt? 

Zur  Beurteilung  der  Milch  im  Hin- 
blick auf  ihren  Nährwert  (Frage  1) 
wurde  von  133  Proben  das  spezifische 
Gewicht  und  deren  Fettgehalt  bestimmt 
und  daraus  der  Gehalt  an  Trockensub- 
stanz,   fettfreier   Trockensubstanz   und 


der  Fettgehalt  der  Trockensubstanz  be- 
rechnet. 

Die  Bestimmung  des  spezifischen  Ge- 
wichtes geschah  mittels  der  Westphal- 
sehen  Wage  bei  15^  C,  die  des  Fettes 
nach  dem  (?er6er'schen  acidbutyro- 
metrischen  Verfahren. 

Die  Untersuchung  hatte  das  in  Ta- 
belle I*)  zusammengestellte  E^rgebnis. 
Die  einzelnen  Proben  wurden  in  den 
oben  aufgeführten  Reihen  A  bis  O  zu- 
sammengestellt und  der  Zeitfolge  der 
Untersuchung  nach  numeriert.  Am 
Schluß  der  Tabelle  sind  die  Durch- 
schnittswerte der  einzelnen  Reihen  ver- 
zeichnet. 

Durch  zahlreiche  Untersuchungen 
stehen  für  normale  Milch  bestimmte 
Grenzwerte  fest;  die  für  die  ein- 
zelnen Reihen  gefundenen  Durch- 
schnittswerte sind  in  der  Tabelle  11 
(siehe  Seite  497)  zusammengestellt. 

Aus  der  Tabelle  IL  ist  ersichtlich, 
daß  keine  der  Reihen  der  unter- 
suchten Milchproben  im  Durchschnitts- 
werte den  ftir  normale  Mflch  feststehen- 
den Werten  auch  nur  annähernd  gleich- 
kommt. Nach  Tabelle  I  erreichten  von 
den  133  untersuchten  Proben  nur  drei 
die  Mittelwerte  normaler  Milch,  während 
drei  Proben  hinter  dem  Minimalwerte 
für  Fett  sogar  zurückblieben.  Der 
Fettgehalt  ist  aber  speziell  für  den 
Nährwert  der  Milch  neben  den  Ei- 
weißstoffen maßgebend.  Im  vorliegenden 
Falle  (vergl.  Tab.  II)  beträgt  derselbe 
von  sämtlichen  133  Milchproben  aber 
nur  im  Durchschnitt  2,91  pCt,  bleibt 
also  hinter  dem  hier  festgestellten  Nor- 
mal-Fettgehalt um  fast  0,6  pCt  zurfick. 
Der  Näli^wert  der  Milch  ist  daher  um 
17  pCt  geringer  als  derjenige  normaler 
Milch,  folglich  ist  Frage  1:  «Besitzt 
die  Milch  den  Gehalt  an  Nährstoffen, 
wie  wir  ihn  erwarten  müssen,»  mit 
nein  zu  beantworten. 

Dieses  mangelhafte  Ergebnis  könnte 
nun  zur  Ursache  einen  für  die  Milch- 
produktion    ungeeigneten    Zu- 


*)  Zur  besseren  Uebersicht  wurden  nicht  alle 
133  Untenuchungen  hier  aufgeführt,  sondern 
nur  etwa  die  Hälfte. 


499 


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Reihe  E. 

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7,2  1  7,6        8 

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204000 

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7,4     -         8 

7,6 

130000 

§ 

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83 

7,6 
7.2 

7,6    8          8,7 
7,2    8,4        11 

8 
7,6 

512000 
230000 

84 

7,4 

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7,6 

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7,2 

7,4 

7,2 1      7,6 
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7,2 

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7,4 

110000 

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7,4'      8 

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7,2 

7,2     7,2        7,8 

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7,6 

132000 
100000 

7,4 

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8.4 

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105000 

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1 

499 


stand  des  Viehes  haben.  Dies  zu 
untersnchen  war  aber,  außer  bei  Stall 
fW»,  nicht  möglich,  da  es  sich  in  allen 
FSllen  um  Mischmilch  handelt  und  die 
einzelnen  Viehbestände  kaum  ermittelt 
werden  können.  Nach  eingezogenen 
Erkundigungen  und  persönlicher  Be- 
sichtigung ist  aber  der  Gesundheitszu- 
stand der  Kühe  bei  cW»  ein  guter  und 
die  Faiterung  (Trockenffltterung)  eine 
rationelle. 

Als  weitere  Ursache  f  Qr  den  geringen 
N&hrwert  der  untersuchten  Milch  kämen 
eyent  Verfälschungen,  welche  mit 
derselben  vorgenommen  sind,  in  frage. 
Eine  große  Anzahl  der  untersuchten 
Milchproben  erscheinen  wegen  ihres  ge- 
ringen Gehaltes  an  Fett  und  an  Trocken- 
substanz und  wegen  ihres  hohen  spezi- 
fischen Gewichtes  mindestens  ver- 
dächtig in  dieser  Beziehung. 

Auffallend  ist  auch  ein  Vergleich  der 
Reihen  A  (Molkerei  10  Uhr)  und  B 
(Molkerei  6  Uhr),  indem  die  letztere 
durchweg  viel  günstigere  Werte  auf- 
weist. Dies  verschiedene  Verhalten  der 
beiden  Reihen  Molkereimilch  ließe  sich, 
wenn  man  eine  Verfälschung  der  ersteren 
ausschließt,  dadurch  erkl&*en,  daß  die 
Proben  der  Reihe  B  nur  von  Abend- 
milch,  welche  ja  immer  fettreicher  ist, 
die  der  Reihe  A  nur  von  Morgenmilch 
herrOhrten,  oder  daß  die  Mildi  der  ein- 
zelnen Reihen  aus  zwei  ganz  verschie- 
denen Viehbeständen  stammte.  Da  von 
allen  Milchproben  die  der  Reihe  B 
(Molkerei  5  Uhr)  in  jeder  Beziehung 
den  Werten  normaler  Milch  am  nächsten 
kommen  (Tabelle  U)  und  auch  den  ge- 
ringsten Schwankungen  unterliegen  (Ta- 
belle I),  so  mögen  die  Durchschnitts- 
werte dieser  Reihe  B  fär  die  folgenden 
Betrachtungen  als  normal  gelten  und 
zur  Vergleidiung  der  verdächtigen  Proben 
dienen. 

Als  Verfälschungen  der  Milch 
kommen  gewöhnlich  in  betracht:  1. 
Wasserznsatz,  2.  Entrahmung,  3.  Wasser- 
zusatz und  Ekitrahmung  nebeneinander. 
Hiervon  sind  wohl  die  unter  1  und  3 
genannten  ausgeschlossen  und  zwar  des- 
halb, weil  das  spezifische  Gewicht  der 
Milchproben     überiül     ziemlich     hoch. 


meistens  äbemormal  ist,  und  die  fett- 
freie Trockensubstanz  ebenfalls  fast  nor- 
mal ist.  Dagegen  ist  aber,  wenn  man 
nicht  annehmen  will,  daß  die  meisten 
in  frage  kommenden  Viehbestände  sich 
in  einem  für  die  Milchproduktion  un- 
geeignetem Zustande-  befinden,  eine 
Entrahmung  vieler  Proben  sehr  wahr- 
scheinlich. 

Entrahmung  (oder  auch  Vermischen 
von  Vollmilch  mit  abgerahmter  Milch) 
gibt  sich  bekanntlich  dadurch  zu  er- 
kennen, daß  das  spezifische  Gewicht  der 
Milch  steigt,  während  der  Fettgehalt 
der  Trockensubstanz,  der  Gehalt  der 
Mich  an  Trockensubstanz  und  nament- 
lich an  Fett  fällt,  wogegen  die  fettfreie 
Trockensubstanz  unverändert  bleibt. 

Die  Betrachtung  der  beiden  Tabellen 
I  und  II  zeigt,  daß,  die  Reihe  B  als 
normal  angenommen,  für  die  meisten 
übrigen  Proben  bezw.  Reihen 
die  für  entrahmte  Milch  eigen- 
tümlichen, oben  näher  bezeich- 
neten Merkmale  zutreffen. 

Um  aber  den  strikten  Beweis  für  eine 
event.  stattgehabte  Entrahmung  zu  lie- 
fern und  den  Grad  einer  solchen  fest- 
zustellen, wäre  die  Untersuchung  der 
betreffenden  Stallproben  unbedingt 
erforderlich  gewesen.  Die  Entnahme 
von  Stallproben  wurde  indessen  aus 
äußeren  Gründen  unterlassen  und  wäre 
auch  bei  der  Molkerei-  und  Händler- 
milch mit  ihrer  unbekannten  Abstamm- 
ung unmöglich  gewesen.  Auch  ist  der 
Zweck  dieser  Arbeit  nicht  der,  die 
eventuelle  Verfälschung  einzelner  Milch- 
proben festzustellen,  sondern  nur  der, 
einen  Ueberblick  über  die  zur  Zeit  be- 
stehende Milchversorgung  der  Stadt 
Dortmund  zu  geben. 

Wie  in  den  meisten  Städten  so  ist 
auch  in  Dortmund  ein  Mindestfett- 
gehalt von  2,7  pCt  für  Milch  vorge- 
schrieben. Dieser  Forderung  entsprechen 
von  den  133  untersuchten  Proben  24 
(=  17  pCt)  nicht,  und  zwar  von  29 
Proben  der  Reihe  A  (Molkerei  10  Uhr) 
5  nicht  =  17  pCt,  von  19  Proben  der 
Reihe  D  (Molkerei  Flaschen)  4  nicht 
=  21  pCt,  von  36  Proben  der  Reihe  E 
(Stall  4:W>)   13  nicht  =   36  pCt,   von 


500 


16   Proben   der  Reihe   F   (Händler)  2 
nicht  =  12,6  pCt. 

£^  liegt  die  Forderung  eines  polizei- 
lich festgesetzten  Mindestfettgehaltes  gar 
nicht  im  hygienischen  Interesse. 

Abgesehen  davon,  daß  17  pCt  aller 
Proben  demselben  nicht  entsprechen, 
haben  wir  vorher  gesehen,  daß  die 
Milch  im  Durchschnitt  um  etwa  17pCt 
an  Nährwert,  den  man  erwarten  mfißte, 
zurttcksteht.  Dieses  ist  aber  dadurch 
erklärlich,  daß  durch  teilweise  Entrahm- 
ung oder  durch  Zusatz  von  Magermilch 
der  Gehalt  an  Fett  so  reguliert  werden 
kann,  daß  den  polizeilichen  Anforder- 
ungen gerade  noch  genügt  —  mitunter 
aber  auch  kaum  noch  genügt  —  wird. 
(Vergl.  Tabelle  I.)  Die  etwa  stattgehabte 
Verfälschung  kann  aber  fast  nie  mit 
Sicherheit  nachgewiesen  werden,  weil, 
wie  schon  erwähnt,  die  Entnahme  einer 
Stallprobe  in  den  meisten  Fällen  un- 
möglich ist.  Nur  durch  die  regelmäßige 
Entnahme  und  Untersuchung  recht  zahl- 
reicher Stallproben  wäre  es  möglich, 
für  die  hiesige  Gegend  eine  Norm  der 
einzelnen  Milchwerte  aufzustellen.  Be- 
vor dieses  nicht  geschehen  ist,  kann  eine 
Verfälschung  der  verdächtig  erscheinen- 
den Proben,  wenn  nicht  ganz  deutliche 
Merkmale  hierfür  vorliegen,  nicht  be- 
wiesen werden. 

Eä  soll  hier  auch  nur  festgestellt 
werden,  daß  die  Milch  den  Ansprüchen, 
die  bezüglich  ihres  Nährwertes  gestellt 
werden  können  und  müssen,  nicht  ge- 
nügt. Außer  der  Reihe  B  und  verein- 
zelten Proben  der  anderen  Reihen  sind 
die  m e i 8 1 e n  Milchproben  als  minder- 
wertig und  vom  Standpunkte  der  Er- 
nährungsphysiologie als  ein  wenig  geeig- 
netes Nahrungsmittel,  namentlich  für 
Kranke  und  Kinder  zu  bezeichnen. 

Wir  kommen  nun  zur  zweiten  Frage : 
«Ist  die  Milch  frisch  und  appetitlich», 
d.  h.  rein  gewonnen  und  rein  aufbewahrt? 
(Milch  muß  auch  ungekocht  mit  Appetit 
und  ohne  Widerwillen  getrunken  wer- 
den können.) 

Zur  Beantwortung  dieser  Frage  wurde 
der  Säuregehalt,  der  Keimgehalt  und 
bei  einzelnen  Proben  auch  der  Schmutz« 
gehalt  der  Milch  bestimmt.    Von  diesen 


drei  Bestimmungen  ist  die  des  Säure- 
gehaltes bei  weitem  die  wichtigste.  Es 
soll  daher  zunächst  das  Verfahren  der 
Säuretitrierung  kurz  erläutert  und  die 
Vorzüge  der  Säurebestimmung  zur  hy- 
gienischen Beurteilung  der  Milch  be- 
gründet werden. 

In  einer  Arbeit  von  Wolff  in  Stral- 
sund (Hygien.  Rundschau  1903,  Nr.  24) 
«Milchprüfungen  mittels  der  Säuretitrier- 
ung nach  Plauh,  in  welcher  die  Plaut- 
sehe  Methode  genau  beschrieben  ist, 
hat  dieselbe  in  praxi  für  die  hygienische 
Prüfung  der  Milch  Anwendung  gefunden. 
In  meinen  weiteren  Ausführungen  habe 
ich  mich  zum  größten  Teil  sowohl  sach- 
lich, wie  auch  wörtlich  nach  dieser 
Arbeit  gerichtet.  Plaut  hat  die  Saxhlet- 
sehe  Forderung,  daß  jede  zum  Konsum 
bestimmte  Milch  im  Inkubations- 
stadium Verwendung  finden  soll,  d.h. 
in  jenem  Zeitraum,  in  dem  zwar  eine 
Vermehrung  der  Säurekeime  stattfindet, 
die  Milch  aber  auf  ihren  Anfangssäure- 
titer  verharrt,  dahin  erweitert,  daß  für 
die  Kinderernährung  eine  Verwendung 
der  Milch  möglichst  im  Beginne  des  In- 
kubationsstadium angestrebt  werden  soll. 
Das  Inkubationsstadium  wird  durch  Er- 
höhung der  Temperatur  verkürzt,  es 
beträgt  bei  10  ^  C  48  bis  72  Stunden, 
bei  16^  20  bis  24  Stunden,  bei  20^ 
12  bis  £0  Stunden  und  bei  37  <>  nur 
6  Stunden. 

Hierbei  ist  aber  zu  bemerken,  daß 
sich  reinlich  gemolkene  Milch  viermal 
so  lange  im  Likubationsstadium  hält, 
als  stsdlüblich  gewonnene,  die  Inkn- 
bationsperiode  daher  sogar  hauptsächlich 
von  der  Reinlichkeit  bei  der  Gewinnung 
und  Behandlung  der  Milch  abhängig  ist 
Wenn  man  durch  Aufbewahrung  der 
Milch  bei  37  <>  die  Inkubation  zusammen- 
drängt, so  kann  man  aus  der  Sänrezn- 
nahme  durch  zweimaliges  Titrieren  mit 
absoluter  Sicherheit  entnehmen,  ob  sich  die 
Milch  zur  Zeit  der  Einlieferung  nodi  in 
der  Inkubationsperiode  befand  oder  nicht, 
durch  mehrmaliges  Titrieren  aber  auch, 
ob  sie  reinlich  oder  unreinlich  gewonnen 
oder  aufbewahrt  wurde.  Durch  zahl- 
reiche Einzeluntersuchungen  von  Milch 
bekannter  Herkunft  konnten  von  Plaut 


501 


unter  anderem  folgende  Daten  festgelegt 
werden : 

1.  Frische,  reinlich  gemolkene  Milch  hält  sich 
mindestens   5  Standen   lang  im  Brütofen. 

2.  Frische,  anreinlich  gemolkene  Milch  zeigt 
nach  5  Standen  schon  eine  beginnende  Za- 
nahme  an  Säure. 

3.  Mittelreinlich  gewonnene  Milch,  die  sich 
noch  in  den  ersten  Zweidritteln  der  Inka- 
bationsperiode  befindet,  zeigt  nach  SVg 
Standen  ein  Steigen  der  Säarekarve. 

4.  Milch,  welche  sich  im  letzten  Drittel  der 
Inkabationsperiode  befindet,  zeigt  nach  3 
Standen  starke  Säarezanahme.  £ine  solche 
Milch  daif  als  Eindermilch  keine  Yerwend- 
ung  finden. 

«An  der  Hand  des  Säuretitrierver- 
fahrens  I&ßt  sich  demnach  nicht  nur  das 
Alter  einer  Milch,  soweit  es  uns  vom 
medizinischen  Standpunkt  aus  inter- 
essiert,  bestimmen,  sondern  auch  ihr 
hygienischer  Wert  im  allgemeinen  ziem- 
lich vollständig  beurteilen»  (Wolff). 

Die  von  mir  vorgenommenen  Milch- 
präfongen  erstreckten  sich  über  die  Mo- 
nate September  und  Oktober,  in  welchen 
die  Temperatur  den  Milchhandel  weder 
gflnstig  noch  ungünstig  beeinflußte  und 
wohl  als  normal  (d.  h.  Durchschnitts- 
Jahrestemperatur)  bezeichnet  werden 
kann. 

Die  Entnahme  der  zur  Säuretitrierung 
bestimmten  Milchproben  geschah  in  der 
Weise,  daß  die  einzelnen  Proben  sofort  in 
je  zwei  sterile  ungleich  große  Kolben 
gefüllt  wurden,  bezw.  in  sterile  Reagens- 
gläschen zwecks  Bestimmung  der  Keim- 
zahlen. 

Nachdem  sofort  nach  Belieferung 
der  Milch  der  Säuregehalt  bestimmt  war, 
wurde  der  größere  Kolben  in  den  Brut- 
schrank bei  37  0,  der  kleinere  in  den 
Brutschrank  bei  21  ^  gebracht. 

Die  Säuretitrierung  erfolgte  nach 
Soxhlet  mit  V^'Normal-Natronlauge  in 
50  com  Milch,  während  die  Säuregrade 
für  100  ccm  angegeben  wurden.  In 
Tabelle  III  sind  die  Säuregrade  sofort 
nach  Einlief erung,  während  der  Bebrüt' 
ung  bei  37  ^  nach  3,  6  und  8  Stunden, 
und  durch  Bebrfltung  bei  21^  nach 
9  Stunden  für  die  einzelnen  Proben 
(wiederum  nach  Reihen  geordnet)  an- 
gegeben.   (Siehe  Tabelle  lU.) 


Da  sämtliche  Milchproben  als  frische 
Milch  entnommen  waren,  so  hätte  in 
keiner  der  Proben,  wenn  sie  von  mittel- 
reinlich gewonnenen  und  aufbewahrten 
Milchsorten  stammten,  nach  3  Stunden 
bis  37^  eine  Säurezunahme  festgestellt 
werden  dürfen,  denn  nach  Plaut  beginnt 
erst  nach  3V2  Stunden  in  solcher  Milch 
ein  Steigen  der  Säurekurve.  Läßt  man 
Unterschiede  bis  etwa  0^3  Säuregrade 
als  möglicherweise  innerhalb  der  Fehler- 
grenzen der  Titration  liegend  außer 
betracht,  so  trifft  bei  dem  angenommenen 
Beurteilungsmodus  die  Bezeichnung 
«mittelreinlich  gewonnen  oder  aufbe- 
wahrt» 

bei  der  Reihe  A  uoter  22  Malen  9  mal  n  i  c  h  t  mehr  zu 


»      •> 

»     B 

»      6 

»    2 

> 

» 

» 

» 

■♦          -9 

-    C 

»       7 

V     2 

» 

> 

» 

9 

0          » 

3>       F 

*     16 

>     4 

■» 

^ 

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>^     11 

>     3 

"9 

» 

» 

> 

Am  ungünstigsten  ist  also  das  Er- 
gebnis bei  der  Molkereimilch  «10  Uhr» 
und  der  Händlermilch. 

Alle  diese  Proben,  welche  nach  drei- 
stündiger Bebrütung  eine  Steigerung 
des  Säuregrades  erfahren  haben,  sind 
also  entweder  unreinlich  gewonnen,  bezw. 
unreinlich  aufbewahrt  und  dadurch  schon 
in  das  letzte  Drittel  des  Inkubations- 
stadium gekommen  (nach  der  eingangs 
angeführten  Plauf sehen  Regel  4)  oder 
sie  haben  ein  wesentlich  höheres  Alter 
als  oben  angenommen  und  waren  un- 
genügend gekühlt.  Hygienisch  sind  sie 
unter  allen  Umständen  nicht  mehr  ds 
einwandsfrei  zu  bezeichnen,  zum  min- 
desten als  «Kindermilch»  nicht  zu  ver- 
wenden. 

SämÜicheProben  der  Molkerei-Flaschen- 
Milch,  wie  die  von  Stall  «W»  (mit  Aus- 
nahme einer  einzigen  von  23  Proben) 
waren  in  dieser  Hinsicht  nicht  zu  be- 
anstanden. 

Bezeichnen  wir,  im  Gegensat  zu  der 
obigen  Annahme,  die  Milchsorten  zwar 
nicht  mehr  als  ganz  frische 
Milch,  nehmen  aber  an,  daß  durch 
Kühlung  gleich  nach  der  Gewinnung  die 
Vermehrung  irgend  welcher  Keime  hintan- 
gehalten wurde,  so  muß  nach  Regel  1 
sich  frische,  reinlich  gemolkene  Milch 
mindestens  5  Stunden  unverändert  bei 


502 


370    halten, 
sprachen : 

Dieser 

Forderons: 

ent- 

Yon  der  Reihe  A  miter  22  Proben  13  nicht 
»     »       >     C     >       7       »      fast  alle  nicht 
»     »        »      E      »      23       »      nur  2          » 

»     »        »      p     »      16       »         »9          » 
»»        »G>11       »         »3          > 

Es  folgt  hieraus  unter  der  obigen 
Annahme,  daß  alle  diese  Proben,  welche 
bei  der  fünfstündigen  BebrUtung  eine 
Säurezunahme  aufweisen,  von  Milch 
stammen,  die  unreinlich  gewonnen,  bezw. 
behandelt  wurde.  Am  ungünstigsten  ist 
das  Resultat  wiederum  bei  der  Molkerei- 
milch «10  Uh:»  (da  mehr  als  die  Hälfte 
aller  Proben,  2  sogar  eine  ganz  be- 
deutende Säureznnahme  zeigen),  bei  der 
Molkereimilch  «verschiedene»  und  der 
«Händlermich». 

Bei  achtstündiger  Bebrütung  blieben 
nur  die  Proben  der  Molkerei-Flaschen- 
Milch  und  die  größte  Anzahl  von  Stall 
«W»  ohne  nennenswerte  Säurezunahme ; 
alle  anderen  Proben  zeigten  eine  starke, 
viele  eine  ganz  bedeutende  Zunahme; 
einige,  namentlich  von  Molkerei  «10 
Uhr»  und  «Händler»  waren  sogar  ge- 
ronnen, ein  Befund,  der  wohl  zu  denken 
gibt,  wenn  man  sich  der  Soxhkf sehen 
Angabe  erinnert,  daß  Milch  mittlerer 
Haltbarkeit  (d.  h.  mittlerer  Verunreinig- 
ung) bei  35^  erst  in  19  Stunden  gerinnt. 

Wie  erwähnt,  wurde  ein  Teil  der 
Proben  bei  21®  (entsprechßnd  der  Zim- 
mertemperatur) aufbewahrt,  und  in  diesen 
nach  9  Stunden  der  Säuregrad  festge- 
stellt. Von  jeder  zum  Konsum  be- 
stimmten Milch  muß  man  billigerweise 
eine  solche  Haltbarkeit  verlangen  können, 
daß  sie  eine  etwa  neunstündige  Auf- 
bewahrung bei  etwa  20  ®,  ohne  wesent- 
lich zu  säuern,  zum  allerwenigsten  aber 
ohne  beim  Kochen  zu  gerinnen,  aushUt 
(Wolff).  Da  eine  Milch  von  10  und 
mehr  Säuregraden  beim  Kochen  gerinnt, 
so  hatten,  wie  aus  Tabelle  IH  ersicht- 
lich ist,  6  Proben  diesen  Orad  erreicht 
bezw.  fiberschritten  und  zwar  3  der 
«Händlemilch». 

Da  von  98  Proben  aber  nur  6  (deren 
hohes  Alter  oder  große  Unreinlichkeit 
schon  oben  erwiesen  war)  diese  Grenze 
erreichten,  so  muß  man  wohl  mit  Recht 


von  jeder  zum  Konsum  bestimmten  Milch 
verlangen,  daß  sie  sich  10  Stunden  bei 
Aufbewahrung  im  Zimmer  bei  20  bis 
22  ^  hält,  ohne  beim  Kochen  zu  gerinnen 
(Wolff). 

Was  nun  die  Bestimmung  des 
Keimgehaltes  der  Milch  anbelangt, 
welche  Herr  Dr.  Steinhatis,  Assistent 
im  hiesigen  städtischen  Bakteriologischen 
Laboratorium,  in  liebenswürdigster  Weise 
vorgenommen  hat,  wofür  ich  ihm  auch 
an  dieser  Stelle  meinen  besten  Dank 
ausspreche,  so  ist  dieselbe  insofern  inter- 
essant, weil  dadurch  die  von  vielen 
Autoren  vertretene  Annahme,  daß  sie  ein 
wenig  geeignetes  Verfahren  sei,  um  da- 
nach den  sanitären  Wert  der  Milch  zu 
beurteilen,  bestätigt  wird,  allerdings 
nur  bei  Vorkommen  mittlerer  Keim- 
zahlen. Aus  Tabelle  HI,  in  welcher 
auch  die  Keimzahlen  an  letzter  Stelle 
in  den  einzelnen  Reihen  verzeichnet 
sind,  ist  ersichtlich,  daß  dieselben  nur 
mit  Vorsicht  für  ein  Urteil  über  die 
Haltbarkeit  der  Milch  zu  verwenden 
sind.  So  sicher  man  aus  einer  nie- 
drigen Keimzahl  auf  eine  saubere 
Gewinnung  und  eine  lange  Haltbar- 
keit einer  Milch  schließen  kann  (vergl. 
z.  B.  die  Proben  aus  Stall  «W»,  aalter 
Nr.  1,  Molkerei  «10  Öhr»  Nr.  14, 
«Händler»  Nr.  72  und  76,  Solde  Nr.  41 
und  44),  so  wenig  bieten  etwas  höhere 
Keimzahlen  im  allgemeinen  einen  Anhalt 
für  eine  Schätzung  der  voraussichtlichen 
Haltbarkeit  der  Milch.  So  ist,  um  nur 
einige  Beispiele  zu  geben,  die  Milch 
«AI»  mit  986000  Keimen  viel  besser 
beschaffen  als  «  A  6  »  mit  760  000 
Keimen,  und  «A  13»  mit  426000 
Keimen  weniger  haltbar  als  «A  10» 
mit  1 600  000  Keimen ;  auch  die  Hftndler- 
milch  Nr.  74  ist  bedeutend  schlechter 
als  die  unter  76  mit  der  doppelten  An- 
zahl von  Keimen.  Hohe  Keimzahlen 
lassen  anscheinend  ohne  wei- 
teres die  Annahme  einer  gerin- 
gen Haltbarkeit  zu. 

Die  Bestimmung  des  Schmatzes 
geschah  nur  bei  einzelnen  Proben  und 
zwar  nur  vergleichsweise,  da  die  An- 
sichten über  den  Wert  derselben,  wie 
auch   über   die  Vorzüge   der  eiiiseluen 


503 


dafttr  yoiffeschlagenen  Methoden,  sehr 
geteilt  siiid.  in  den  meisten  Fällen  ist 
nicht  die  Menge  des  Schmatzes,  sondern 
die  Art  desselben  fttr  die  hygienische 
Benrteilnng  der  Milch  maßgebend,  z.  B. 
wurde  in  der  Probe  «A3»  mit  fast 
10000000  Keimen  nar  halb  so  viel 
Schmatz  gefanden,  als  in  der  Probe 
«B  26»  mit  nar  616000  Keimen. 

Fassen  wir  nan  das  in  Tabelle  III 
aufgestellte  Untersuchungsergebnis  zu- 
sammen, um  die  Frage:  «Ist  die  Milch 
frisch  and  appetitlich,  d.  b.  rein  ge- 
wonnen und  aufbewahrt?»  zu  beant- 
worten, so  berechtigen  die  ermittelten 
Daten  zu  der  Annahme,  daß  die  Proben 
mit  Ausnahme  der  «Molkerei  -  Flaschen 
Milch»  und  der  von  Stall  «W»  in  fiber- 
wiegendem Maße  von  Milch  stammen, 
deren  Gewinnung  man  höchstens  noch 
das  Prädikat  einer  «stallüblichen»  ein- 
räumen kann,  während  ein  großer 
Prozentsatz  geradezu  als  unreinlich  ge- 
wonnen oder  behandelt,  oder  als  alt 
und  ungenügend  gekühlt  bezeichnet 
werden  muß.  Bei  den  meisten  Proben 
mögen  wohl  beide  Fehler  zusammen- 
treffen und  für  den  ungünstigen  Ausfall 
der  Untersuchung  verantwortlich  sein. 
Für  die  hygienische  Beurteilung  der 
Milch  ist  es  im  gründe  genommen  be- 
langlos, ob  die  die  Zersetzung  bedingende 
Anzahl  von  Keimen  durch  unreinliche  Qe- 
winnung  und  Behandlung  sofort  in  die 
Milch  hineingelangt  ist,  oder  ob  jene 
Zeit  und  Gelegenheit  fanden,  sich  erst 
in  ihr  zu  entwickeln. 

Nochmals  hervorzuheben  ist,  daß  die 
Untersuchungen  in  fttr  die  Milch  nor- 
malen Witterungsverhältnissen  vorgenom- 
men wurden.  Wie  viel  ungünstiger 
mag  das  Resultat  im  Hochsommer  sein? 
AoSiallend  ist  femer  das  Verhalten  der 
Proben  der  Molkereimilch  «10  Uhr»  (A), 
von  denen  mehr  als  die  Hälfte  den  An- 
forderungen nicht  entsprachen, 
trotzdem  es  sich  um  tiefgekühlte 
Milch  handelte.  Es  scheint  daher, 
obwohl  die  Vorteile  einer  rationellen 
Kühlung  nicht  von  der  Hand  zu  weisen 
sind,  daß  auf  eine  reinliche  Gewinn- 
ung und  Aufbewahrung  doch  der 
größte    Wert    gelegt     werden     muß. 


wofür  die  Milch  von  Stall  <W»  als  Be- 
weis dienen  möge. 

Unterwerfen  wir  nun  zum  Schluß  die 
einzehien  Milchproben,  bezw.  die  einzel- 
nen Beihen  einer  Gesamt  -  E[ritik,  so 
kommen  wir  zu  folgender  Beurteil- 
ung: 

A)  Die  «Molkereimilch  10  Uhr»  (Reihe 

A)  überschreitet  den  polizeilich  vorge- 
schriebenen Mindestfettgehalt  nur 
um  ein  ganz  geringes  im  Durchschnitt, 
hat  ein  sehr  hohes  spezifisches  Gewicht, 
kurz  gesagt,  sie  sieht  einer  zum  Teil 
abger^mten  Milch  ähnlich.  Außerdem 
ist  sie  als  unreinlich  bezw.  alt  zu  be- 
zeichnen. Nach  Angabe  der  Molkerei 
ist  sie  frische  Morgenmilch. 

B)  Die  «Molkereimilch  5  Uhr»  (Reihe 

B)  ist  betre&  des  Nährwertes  als  beste 
zu  bezeichnen;  in  bezug  auf  ihre  Halt- 
barkeit usw.  konnte  dieselbe  wegen  der 
späten  Stunde  ihrer  Entnahme  (infolge 
dessen  sich  die  Untersuchung  bis  nachts 
I  bezw.  2  Uhr  erstreckt  haben  würde) 
zu  selten  beobachtet  werden.  Nach  An- 
gabe der  Molkerei  ist  diese  Milch,  wenn 
auch  nur  für  kurze  Zeit,  auf  etwa  70^ 
erhitzt  und  wird  als  pasteurisierte  Abend- 
milch bezeichnet. 

C)  In  der  Reihe  C  ist  namentlich  die 
«Molkerei-Markt-Mileh»  mit  vertreten 
und  ist  sowohl  in  bezag  auf  Nährwert 
wie  auf  Haltbarkeit  als  minderwertig 
zu  bezeichnen,  ebenso  wie  die  «Molkerei- 
milch 10  Uhr». 

D)  Die  «Molkerei-Flaschen-Milch»  läßt 
an  Nährwert  viel  zu  wünschen  übrig, 
der  Fettgehalt  usw.  der  einzelnen  Pro- 
ben unterliegt  hier  großen  Schwankungen. 
Durch  besondere  Filtration  durch  Watte- 
filter und  V2  stündige  Pasteurisierung 
ist  sie  in  bezug  auf  Schmutzgehalt  (fast 
gleich  0),  Haltbarkeit,  Keimfreiheit  bei 
weitem  die  beste  und  wäre  als  Kinder- 
müch,  wenn  der  Fettgehalt  ein  normaler 
und  gleichmäßiger  sein  würde,  sehr  zu 
empfehlen.  Die  Milch  wird  in  äußerst 
sauberen  Flaschen  V2  Stunde  lang  bei 
68  bis  70  ö  pasteurisiert. 

E)  Die  «MUch  aus  Stall  W  in 
Flaschen  »  ist  infolge  ihres  ungleich- 
mäßigen und  meistens  zu  geringen  Fett- 


504 


gehaltes  in  bezug  auf  Nährwert  als  die 
schlechteste  zu  bezeichneni  obwohl  sie 
in  hygienischer  Hinsicht  die  beste  ist. 
Ohne  pasteurisiert  zu  sein,  zeichnet  sie 
sich  dnrch  große  Haltbarkeit,  geringen 
Keim-  und  Schmutzgehalt  vor  allen  an- 
deren Proben  ganz  besonders  ans;  ein 
Beweis,  daß  durch  Stallhygiene,  sau- 
beres Melken  und  reinliche  und  ratio- 
nelle Aufbewahrung  eine  reine  und  halt- 
bare Milch  leicht  erzielt  werden  kann. 

F)  Die  «Händlermilch»  ist  naturgemäß 
sehr  verschieden  beschaffen  und  zeigt 
im  Durchschnitt  sowohl  in  bezug  auf 
Nährwert  wie  Haltbarkeit  ein  wenig 
günstiges  Resultat. 

G)  Die  «Milch  der  Molkerei  Solde», 
die  nur  vergleichsweise  zur  Untersuch- 
ung gelangte,  ist  betreffs  des  Nährwertes 
nicht  viel  besser  als  die  Milch  der  Dort- 
munder «Molkerei  10  Uhr»,  in  bezug 
auf  Haltbarkeit,  Eeimgehalt  derselben 
aber  bedeutend  vorzuziehen. 


Omorol. 

Omorol  (Pharm.  Centralh.  47  [1906],  443 
schon  km'z  erwähnt),  ein  feines  geiblicheB 
Pulver,  ist  eine  neue  Silbereiweißverbindung, 
welche  10  pGt  Silber  in  fester  organischer 
(sogenannter  maskierter)  Bindung  enthält. 
Omorol  ist  unlöslich  in  Wasser,  Alkohol, 
Benzol,  Chloroform  und  dergl.,  löslich 
aber  in  physiologischer  Kochsalzlösung,  in 
alkalischen  Flflssigkdten^  in  Blutserum,  Blut, 
Sekreten  der  Schleimhäute.  Die  Lösungen 
in  physiologischer  Kochsalz  lösung  ennd  je 
nadi  der  Konzentration  gelb  gefärbt  und 
zdgen  eme  geringe  Fluoreecenztrübung  im 
auffallenden  lichte.  Die  Lösungen  und  das 
Präparat  selbst  sind  lichtempfindlich. 

Identitätsreaktionen.  Das  Silber 
des  Omorol  läßt  sich  nur  nach  Zerstörung 
des  Moleküls  nachweisen.  Verascht  man  die 
Substanz  und  nimmt  man  den  Rflokstand 
mit  Salpetersäure  auf,  so  gibt  die  erhaltene 
Lösung  die  bekannten  Reaktionen  des  Silbers. 

Die  Lösung  des  Omorols  in  physiologischer 
Kochsalzlösung  wird  weder  durch  Salze  noch 
Säuren,  uodi  Basen^  noch  Eiweißlösungen, 
Gewebsflflssigkeiten ,  Schleimhautsekrete , 
Serum,  Blut  usw.  gefällt.  Die  Lösungen 
werden  durch  Schwefelwasserstoff  oder 
Sohwefelammonium  nur  dunkler  gefärbt;  eme 


Abscheidung  des  Silbers  als  Schwefelsilber 
tritt  nicht  ein.  Omorol  verbrennt  mit  dem 
allen  Eiweißkörpern  charakteristischen  Gemdi 
und  gibt  die  bekannten  Reaktionen  auf 
Eiweißkörper. 

Omorol  gibt  direkt  die  Biuretreaktion. 
Beim  Kochen  mit  Salpetersäure  wird  die 
Verbmdung  zerstört  —  Die  Lösung  des 
Präparates  m  physiologischer  Kochsalzlösung 
gibt  mit  Ferrocyankalium  und  Essigsäure  einen 
hellgrünen  Niederschlag;  Metaphosphorsäare 
gibt  keine  Reaktion. 

Anwendung.  Omorol  ist  anwendbar 
zur  Behandlung  infizierter  Schleimhäate  und 
infizierter  Wunden,  von  Geschwüren,  ent- 
weder als  Pulver  aufgepmselt  oder  aufge- 
blasen (Nasen-Raohendiphtherie,  Angina,  ver- 
unremigte  Wunden)  oder  in  Form  einer 
Salbe  aufgetragen  (infizierte  Gesdiwüre^, 
oder  als  wässerige  Aufschwemmung  ebge- 
spritzt  (Gonorrhöe). 

Pharmakologisches.  Das  Omorol 
ist  zwar  m  Wasser  nnlöslidi,  löst  sidi  aber 
im  Sekret  der  Sohldmhäute,  Wanden,  Ge- 
schwüre, wie  überhaupt  in  allen  eiweiß- 
haltigen, alkalischen  Flüssigkeiten.  Darauf 
beruht  es^  daß  die  energische  bakterizide 
Wirkung,  die  Omorol  mit  allen  Siiberver- 
bindungen  teilt,  sich  auch  auf  die  tieferen 
Gewebsschichten  erstreckt.  Die  Wukuog 
des  Omorols  ist  zum  Unterschiede  von  den 
als  wässerige  Lösung  angewandten  Silber- 
präparaten eine  sehr  lang  andauernde;  denn 
sie  dauert  so  lange,  bis  das  gesamte  als 
Pulver  oder  Aufschwemmung  eingespritzte 
Omorol  durch  die  Gewebesäfte  in  Lösung 
gebracht  ist  und  sich  in  die  Gewebe  bin- 
emgeeaugt  hat 

Rezeptformeln. 

1  bis  10  proc  Aufschwemmung  (^zar 
Emspritzung  bei  Gonorrhöe): 

Omorol  1|0 

Aqua  deetillata  5,0 

In  Reibschale  anzureiben, 

hinzuzusetzen:    Aqua  deetillata  zu  10,0  bis 

100,0  Gesamtgewicht. 

In  schwarzem  Glas  abzugeben. 

Vor  Gebrauch  umzusditttteln. 

10  bis  20procentige  Salbe. 

Omorol  2,0  bis  4,0 

Vaselin.  alb. 
Lanolin,  aa    10,0. 


505 


Ovogal, 

ein  neues  zaveriBsaigeB  Gholagogimiy  be- 
Behreibt  E,  Wömer.  Dieeee  Heilmittel  wird 
von  der  A.-O.  J.  D.  Riedel  in  Berlin  nach 
einem  zum  Patent  angemeldeten  Verfahren 
hergestellt  und  ist  Ober  die  Eigenschaften, 
den  Nachweis  und  die  Anwendung  des 
Ovogai  bereits  in  Pharm.  Geutralh.  47  [1906], 
461  berichtet  worden. 

Die  UnlOslichkeit  des  Ovogal  in  ver- 
dünnten Säuren  und  leichte  LOslichkeit  in 
Alkalien  sind  für  seine  therapeutisehe  Ver- 
wendung Yon  größter  Wichtigkeit,  da  es  m- 
folge  davon  den  Magen  unverändert  dnrdi- 
ISaft  und  daher  auch  deasen  Tätigkeit  nicht 
stört,  aber  leicht  im  Darm  zur  Lösung  ge- 
langt. Es  wird  daher  auch  bei  längerem 
Gebrauch  sehr  gut  vertragen. 

Die  gallentreibende  Wirkung  wurde  an 
2  Gallenfistelhunden  und  auch  an  einem 
menschlichen  QallenfistelfaU  einwandfrei  er- 
wiesen. Interessant  ist  es,  daß  sich  dabei 
nicht  allein  nur  eine  Vermehrung  der  Menge 
der  Galle,  sondern  häufig  auch  eine  Kon- 
zentrationsstdgernng  der  Galle  feststellen  ließ, 
was  ftlr  die  Tätigkeit  des  Dflnndarms  von 
größter  Bedeutung  ist. 

Es  werden   bis  jetzt  mit  dem  Präparate 
recht  gute  klinische  Erfolge  erzielt 
Med.  miwik  1906,  Nr.  21.  A.  Rn, 


Albiuit  und 

sind  nach  Med.  Klinik  1906,  580  zwei 
neue  Harnprflferin  Form  von  Tabletten, 
die  zu  je  10  bezw.  40  Stflck  in  braunen 
Röhrdien  verpackt  sind.  Zum  Nachweis 
von  Eiweiß  wurd  eine  Alburittablette 
in  dem  zu  untersuchenden  Harn  aufgelöst. 
Das  Entstehen  eines  weißen  Niederschlages 
zeigt  Eiweiß  an. 

Zum  Zucke  mach  weis  löst  man  eine 
bis  zwei  Indigorittabletten  in  etwa 
5  ccm  Wasser  unter  gelindem  Erwärmen 
auf  und  fflgt  von  dem  zu  untenudienden 
Harn  5  Tropfen  hinzu  und  erwärmt  3  bis 
4  Minuten.  Tritt  eine  Blaufärbung  auf,  so 
ist  Hamzucker  zugegen.  Darsteller:  La- 
boratorium E,  Funck  m  Radebeul-Dresden 
und  bakteriologisch-hygienisches  Institut  Koli- 
habe  m  Dresden-A.  9.  Ä  M. 


Borsäure- Aluminiumacetat- 

löBung. 

Nach  den  Versuchen  Vömer's  m  Leipzig 
wird  die  Haltbarkeit  des  Liqu.  Alumin.  acet 
durch  Zusatz  von  Acid.  boric  gewährleistet, 
außerdem  aber  auch  die  therapeutaiche  Wirk- 
ung der  essigsauren  Tonerde  gesteigert. 
Außer  als  Verbandwasser  mit  3proc.  Bor- 
säuregehalt, gelang  es  Vörner  auch,  die  oft  in 
der  Praxis  verwendeten  Oelverbände  mit 
Ol.  Olivamm;  die  so  leicht  zersetzlich  und 
dann  von  unangenehmstem  Geruch  sind,  zu 
modifizieren  und  zwar  durch  das  neuerdings 
b  den  Handel  gebrachte  Vasenol,  liquid. 
Das  bekannte  Kalkwasserliniment  wendet  er 
folgendermaßen  an:  Addum  boricum  3,0, 
Liquor  Aluminii  acetici  10,0,  Aqua  Calcis 
40,0,  Vasenolum  liquidum  50,0.  L. 

Münehn.  Med.  Woehenßehr.  1905,  652. 


Zur  Fhenanthren-Beaktion 

sind  zwei  Korrekturen  nachzutragen.  Auf 
Seite  310,  Spalte  1,  Zeile  22  von  unten 
muß  es  «verflüssigt»  und  in  Spalte  2, 
Zeile  10  von  unten  «Reaktionsmasse» 
heißen.  C.  R. 

Verfahren  zur  Entwicklung  Ton  Scbwefel- 
wasserstoff  unter  Abscheidung  Ton  fein  tcf- 
teiltem  Schwefel.  D.  R.  P.  164322,  Kl.  30  h. 
Durch  Zusammenschmelzen  einer  innigen  Misch- 
ung von  100  T.  Zuckerpulyer  und  5  bis  10  T. 
Schwefel  erhält  man  einen  Schwefelzuoker, 
der  sich  beim  Auflösen  in  Wasser  zersetzt  imter 
Entwicklung  von  Schwefelwasserstoff  und  Ab- 
scheidung von  fein  verteiltem  Schwefel.  Dieser 
Sohwefelzuoker  eignet  sich  besonders  zur  Be- 
reitung von  S oh  wef  e Ib  äd  e  r  n ,  da  die  Schwefel- 
wasserstoffentwioklimg  recht  langsam  vor  sich 
geht  und  der  Körper  infolgedessen  während  der 
ganzen  Badezeit  mit  Schwefelwasserstoff  in  statu 
nascendi  in  Berührung  ist.  Ä,  St. 


Verfiabren  zur  Darstellung  konzentrierter 
LSsungen  von  Thiosinamln.  D.  R.-F.  163  804, 
Kl.  30  h.  E.  Merck  in  Darmstadt.  Durch  Zu- 
satz von  Natrium  salicylicum  gelingt  es  leicht, 
das  Tbiosinamin  in  größerer  Menge  in  Wasser 
zu  lösen,  während  es  ohne  diesen  Zusatz  nur  in 
heißem  Wasser  löslich  ist.  Die  Verwendung  von 
alkoholischen  Lösungen  des  Thiosinamin  zu  Ein- 
spritzungen ist  ausgeschlossen,  die  Lösung  in 
Glyzerin  aber  ist  nicht  haltbar.  A.  St. 


506 


der  Konstitation   des  Berberin 

hat  Prof.  Dr.  Oadamer  zum  Gegenstand 
weiterer  Forsehmig  gemacht  Derselbe  hat 
bereits  früher  gezeigt^  daß  das  Berberin 
keine  tertiSre;  sondern  eine  quartäre  Base 
ist  und  daß  es  in  2  Formen  auftreten  kann 
1.  als  stark  alkalisch  reagierendes  Berberinium- 
hydroxyd  und  2.  als  Fäeudoammoniumbase; 
fOr  welehe  letztere  sowohl  eine  Aldehyd- 
formel wie  audi  eine  Garbinolformel  in 
betraeht  kommen  kann. 


Die  Formel  ffir  Berberininmhydroxyd 
ist  nach  Oadamer: 


HsCOcfV^tV 


CH   CHOHCH, 


v^^i  y^^* 


fflr  die  Pseudoammoniumbase  ist 


die  Aldehydformel  (Berberinal): 

0 CHj 

C         0 

OH3       Ho/Nc/ 


H3COO 
HO 


0      CH  O 


Ich 


c 
CH2 


jNH 

CH   CH      CH, 

II 
0 


Verfasser  suchte  nun  seine  Aldehydformel 
zu  stutzen,  mdem  er  versuchte;  das  Berberm 
zu  oxymieren  und  mit  p-Dimethylamidoanilin 
zu  kondensieren;  was  ihm  auch  gelang;  da- 
gegen war  es  bislang  nicht  mdglich,  das 
Berberin  am  Stickstoff  zu  benzoylieren.  Das 
Oxim  ist  wenig  bestftndig;  selbst  beim  all- 
mfthliohen  Zusatz  der  zur  Ghlorhydratbildung 
erforderlichen  Menge  Salzsäure  wird  es  be- 
reits unter  Bildung  von  Berberinchlorid 
zerlegt.  Das  Berberin  vermag  also  als 
Aldehyd  zu  reagieren;  doch  sind  seine  Derivate 
von  geringer  Beständigkeit. 

Das  Berberiniumhydroxyd  ist  in  freiem 
Zustande  nicht  best&idig;  sondern  nur  in 
Lösung  bekannt.  Versucht  man  durch  Ein- 
dunsten eines  mit  der  berechneten  Menge 
Barytwasser  versetzte  LOsung  des  sauren 
Berberinsulfates  über  Schwefelsäure  und 
Natronhydrat  das  Berberiniumhydroxyd  dar- 
zustellen, so  versehwindet  nach  einigen 
Tagen  die  alkalisehe  Reaktion  und  die 
PBeudoammoniumbase  bleibt  zurttck.     Durdi 


die  Garbinolformel: 

0 CH2 

C  0 


3       H0/\c/ 


CH 


HgCOC 

HC 


CH 

C       CH  c|        I 
C 

CH   CH      CHs 

I 
OH 


Erwärmen  der  FiBeudoammoniambasey  die 
Oadamer  auch  als  Berberinal  bezeieh- 
net;  mit  flberschflssiger  starker  Natronlange 
wird  Oxyberberin  und  Dihydroberberin  ge- 
bildet, ersteres  von  der  Formel:  G20H17NO5; 
letzteres:  C2oHi9N04. 

Von  den  bisher  bekannten  Berberin- 
derivaten  leiten  sich  die  Salze,  wie  auch 
die  Polysulfide: 

C20H18NO4.S6  und  O20H18NO4.S5 

(nach  Oaxe)  vom  Berberiniumhydroxyd  ab, 
während  das  Alkohdaf^  die  Aceton-  und 
Chloroformverbindung,  die  Jodalkylate,  das 
Cyanid  und  zuletzt  audi  das  von  PerUn 
beschriebene  saure  Sulfit  Derivate  der 
Fäeudoammoniumbase  sind.  Die  Bildung 
des  sauren  Sulfites  ist  so  zu  denken,  daß 
eine  aldehydsehweflige  Säure  entsteht,  welbbe 
ein  inneres  Salz  bildet  J.  JT. 

Archiv  der  Pharm.  1905,  31. 


507 


Zur  Auslegung 
pharmaseutiBohor  Gesetze  usw. 

(Fortsetzong  yon  Seite  463.) 

203.  Oeheimmittel-IiiBerate.  Die  Ver- 
Jagsfinna  K.  dh  M.y  Dresden;  wurde  vom 
OberlandeBgerioht  vemrteilt,  weil  de  in  ihrem 
«Dentsehen  Hans-  and  Volkakalender»  ein 
Inserat  über  Richard  Brandts  Seh  weiser- 
pillen  aufgenommen  hatte^  in  dem  das 
Pabliknm  lediglich  vor  Nachahmungen 
der  editen  Schweixerpillen  gewarnt  wurde. 
Das  Gericht  sah  in  dieser  Warnung  eine 
versteckte  Ankflndignng  der  auf  der  Oeheim- 
mittelliste  stehenden  Schweixerpillen.  (Dresd. 
Anzeig.  1906,  Nr.  250.) 

204.  Warenieiclien-ftoseB.  Die  Firma 
Aug.  huhn  db  Co,j  Barmen,  bringt  ihre 
Wasohextrakte  m  einer  schon  seit  1897 
gesetzlidi  geschlitzten  Packung  in  den 
Handel.  Diese  besteht  in  einem  umlaufenden, 
weit  sichtbaren  breiten  Rotstreifen,  der  genau 
senkrecht  zur  Lftngskante  des  Kutons  steht. 
Eine  Konkurrenzfirma  brachte  nun  auf  ihrer 
Packung  zwei  schräglaufende  rote  Streifen 
an  und  wurde  daftlr  von  Aug,  Luhn  dt  Co, 
wegen  Verietzung  ihres  Warenzeichens  ver- 
kUgt  Nachdem  in  den  Vorinstanzen  die 
Anklage  abgewiesen  war,  wurde  schließlich 
vom  Reichsgericht  das  freisprechende  Urteil 
aufgehoben  unter  der  Begrflndung,  daß  die 
Verwechselungs-MOglichkeit  nicht  nadi  der 
Anschauung  der  nebeneinander  gelegten  ver- 
schiedenen Packungen  zu  beurteilen  sei, 
viehnehr  m  zu  prüfen,  wie  weit  eine  Ver- 
wechselung im  Gedächtnis  des  solche  Waren 
kaufenden  Publikums  möglich  sei,  und  an 
dieses  Gedftditnis  müsse  der  Maßstab  der 
Intelligenz  des  kaufenden  Durchschnitts- 
Pabfikums  gelegt  werden.  Eme  solche  Ver- 
wechselung sei  aber  bei  diesem  nicht 
ausgesdüoBsen. 

205.  Kleinliandel  mit  Spiritus.  Em 
Drogenh&ndler  wurde  verurteilt,  weil  er  zu 
wiederiiolten  Malen  Sphritus  in  verschiedener 
Menge  verkauft  hatte,  ohne  die  besondere 
Genehmigung  zum  Kleuaühandel  mit  Spi- 
ritus zu  besitzen.  Der  Angeklagte  machte 
geltend,  er  habe  annehmen  müssen,  der 
Spuitus  sei  bei  ihm  nur  zu  Heilzwecken 
gekauft  worden,  —  auch  die  Apotheken 
seien  verpfliditet,  Spiritus  als  Arzneimittel 
feilzuhalten.    Das   Geridit  war  jedoch  der 


Ansicht,  der  Angeklagte  sei  verpfliditet,  sich 
nach  der  Verwendung  des  Spiritus  zu  er- 
kundigen und  falls  es  ihm  bekannt  geworden 
wäre,  daß  er  zu  Genußzwecken  dienen 
solle,  den  Verkauf  zu  verweigern.  (Apoth.- 
Ztg.  1906,  Nr.  22.) 

206.  Künstliches  Kronthaler  Wasser. 
Ein  Mmeralwasser-Fabrikant  hatte  ein  eigenes 
Produkt  als  «Künstliches  Kronthaler  Wasser» 
verkauft  und  war  daraufhin  wegen  unlau- 
teren Wettbewerbs  angeklagt  Eine  Unter- 
suchung des  Wassers  konnte  nicht  ausgeführt 
werden,  da  von  demselben  nichts  mehr  vor- 
handen war.  Dagegen  kam  der  Sachver- 
ständige Professor  Dr.  H.  Fresenius  nach 
den  Schilderungen,  die  der  Angeklagte  von 
der  Herstellungsweise  gab,  zu  der  Ansicht, 
daß  das  Wasser  wohl  als  künstlidies  Kron- 
thaler Wasser  bezeichnet  werden  koimte. 
Der  Angeklagte  wurde  daraufhin  freige- 
sprodien.     (Pharm.  Ztg.  1905,  Nr.  94.) 

207.  Graue  Salbe  zum  Vertilgen  von 
Läusen  ist  dem  fireien  Verkehr  über- 
lassen. Das  Behaftetsein  mit  Läusen  »t 
an  sich  keine  Krankheit,  und  ein  Mittel 
zur  Beseitigung  der  Läuse  ist  ein  Ifittd  zur 
Beseitigung  von  Ungeziefer,  aber  kein  Mittel 
zur  Beseitigung  oder  Linderung  einer  Krank- 
heit, —  also  kein  Heilmittel.  (Pharm. 
Ztg.  1905,  Nr.  85.)  A,  St. 


Yerfidiren  zur  Darstellnng  von  Konden- 
sationsprodukten  aus  Formaldehyd  und  Form- 
amid  oder  Acetamid.  D.  R.  P.  1 64  6 10,  £1. 1 2  o. 
Kaue  db  Oo,^  A.-G.  in  Biebrich.  Auf  Formamid 
oder  seine  Polymeren  läßt  man  Foimaldelhyd, 
vorteilhaft  in  form  von  Triozymethylen  oder 
Paraformaldehyd  ohne  Verwendung  eines  Kon- 
densationsmittels  in  der  Wärme  einwirken.  Aus 
Aoetamid  und  Fonnaldehyd  wird  so  das  Form- 
aldehydacetamid,  F  o  r  m  i  c  i  n ,  erhalten.  Es  bildet 
eine  sinipartige,  farblose  Flüssigkeit  vom  spez. 
Qew.  1,24  bis  1,26,  die  sieh  leioht  in  Wasser, 
Alkohol,  Chloroform  und  Qlycerin  löst.  Es  hat 
bakterientötende  imd  desinfisierende  Eigenschaften 
and  soll  als  Ersatz  des  Jodoformglyoerin  Ver- 
wenduDg  finden.  A.  St. 

Terfahren  zur  Darstellung  TonBlpropylacet- 
p-phcnetidin.  D.  R.  P.  163034.  A.'G.  für 
Anüin^  Fabrikation  in  Berlin.  Das  Präparat 
wild  durch  Erhitzen  von  Dipropylessigsäure  mit 
p-Phenetidin  erhalten  und  zeigt  gleichzeitig  die 
heberwidrige  Wirkung  der  PhenetidinderiYate 
und  hypnotische  Wirkung.  In  dem  Präparate 
ist  zum  ersten  Mal  eine  Vereinigung  beider 
Wirkungen  erzielt  worden.  A.  Si. 


506 


Neuerungen  an  LaboratoriumB- 
apparaten. 

SoliOler's  Kaliapparat,  Da  im  Scköler- 
Boben  Apparate  die  VerbrernrnngsgaBe  niofat 
bei  ibrem  Dorohgange  dnroh  die  Flüssigkeit 
ftbaorbiert  werden  mOeeeo,  aondem  die  Ab- 
eorption  eist  Aber  der  Flfierngkeit  im  Räume 
a    (uebfi   beiateheade   Abbildang    1)    durcb 


AbbUd.  1. 
Sehanmbildimg  beaw.  OberfDLohenvergrOfier- 
nng  der  letzteren  tttielt  wird,  kann  man 
die  VerbreDDODgBgaBe  viel  raachw  und  anob 
mit  weniger  Anfmerksamkwt  wie  sonst  dnrcb- 
Idten  und  erzielt  so  eine  Verkflrznng  der 
PerbrennnngBdaner  anf  ein  Viertel  der  sonst 
flbboben  Zeit  Die  Sehsnmbildnog  wird 
dsroh    Zusatz   von   S«fe  znr  Kalilange  im 


Abbild.  2. 
GefSße  I  erreioht.  Gefäß  II  entbält  Aetz- 
kali  in  hartem  Wasser  gelöst,  nm  eme 
8chanmbildiing  m  diesem  durch  Qbertretende 
S«te  möglichst  zu  Terhindera,  damit  rieh 
daa  angeMhliffene  Chlorcaloiumrobr  oiobt 
verstopft. 


Lösung  I  erbilt  man  dnndi  EMütsen 
von  5  g  gewChnlicher  gelber  Eenueite  mit 
150  ccm  destilliertem  Wasser  und  Hinzu- 
fügen von  50  g  Aetzkali  in  kleinen  Por- 
tionen nach  sobwachem  AbkOblen.  Da  ncfa 
«n  Teil  der  Seife  wieder  ausscheidet,  eriützt 
man  vorsichtig  unter  öfterem  SobDt- 
teln  bis  fast  zum  Kochen  und  filtriert  das 
Unlösliche  durch  äa  Faltenfilter  ab.  In 
welcher  Weise  der  Kaliapparat  mit  den 
Losungen  1  und  2  gefOllt  wird,  zeigen  die 
Abbildungen  2  und  3. 

Lösung  ri  erhält  man  dnrcii  Auflösen 
von  100  g  Aetzkali  in  100  ocm  hartem 
oder  mit  0,02  bis  0,04  g  Chlorcaldum  ver- 
setztem  Wasser. 

Das  Füllen  des  GefäQee  I  gesdiiebt  in 
der   durch   die  Abbildungen  2  und  .9    an- 


Abbild. 3. 

gedeuteten  Wüse  bis  znr  H&lfte,  dafi  des  Ge- 
flOes  II  etwa  10  bis  15  mm  hoch.  Das 
Cblorcalciumrohr  wird  mit  staubfrden  Cblor- 
caldnmkömchen  von  höchatena  1  mm  Durcfa- 
messer  aogefOUt.  Nadi  der  Verbrennung 
darf  man  nicht  unterlassen,  den  Sauerstoff 
in  den  Abeorptionsapparatea  dnrch^Lnft  ra 
verdrlngen,  da  man  sonst  0,1  bis  0,3  pCt 
Kohlenstoff  zu  viel  fmdet  Das  eine  fflr  die 
Aufnahme  des  Wassers  bestimmte  U-Rohr 
darf  das  Chloroaleinm  nur  in  kleinen  Köineni 
(von  2  bis  3  mm  OrSDe)  enthalten  nnd 
sane  Eondeneationskugel  muß  vom  liegco. 
Der  nnter  ü.  R.  Gebrauchsmusterediutz 
Nr.  251  538  stehende  Apparat  ist  vom  Olaa- 
biaser  Abys  Schmidt  in  Breslau,  Scfanb- 
brücke  44,  fOr  3  Haik  zn  benehen. 

Doppelbttrette  nach  Jtoanow  bestebt 
ans  zwd  geteilten  OlaariAren,  die  dur«h 
«neu  gemnnsamen  Hahn  vweinigt  aind. 
Der  Hahn  bat  zweä  Bohrungen  und  zwei 
den  beiden   Röhren   entspreohende  Ausfluß- 


spitiea.  Je  nachdem  man  den  Haha  dreht 
wird  ba]d  die  ebe,  bald  die  andere  Uithre 
mit  ihrem  Ansflußetatzen  verbanden.  Nach 
dem  Erfinder  enpart  man  beim  Arbeiten 
mit  der  DoppdbOrelte  an  Zeit  und  Arbeit; 
da£  me  billiger  ist  als  zwei  gewChnliehe 
Büretten  mOohte  Referent  bezweifela,  da  im 
Falle  einee  Bruches  beide  Teils  verloren 
sind.     (Ghem.  Zentralbl.  1905,  Nr.  19.) 

XxploBioBiliohereT    Drahtnetsanfiats 
von  Rudolf  L.  Steinten.    An  eine  kupferne, 
Aber  den  iJunsen'Bchen  Brenner  sehiebbare 
Halle     werden     mehrere     seitlich     anfatei- 
gends  StntEen   hart   aogelOtet.     Sie   tragen 
einen     12     cm     vom     Brennerrohre     ent- 
fernten, nngtAbr  12,5  an  im  DnrcbmeaBer 
breiten    kupfernen  Ring.     Um  den  Umfang 
des   tricbtöfOrmigoi  Geetells   wird  «n  fein- 
nuachigee    Knpferdrahtnetz    gel  Stet.        Der 
Apparat  wird  von  der  Firma  ßVanx  Hugers- 
hoff,Uipäg,  gefertigt.  (Cbem.-Ztg.  1 904, 753.) 
Antolyiator     nach 
Dr.    Ubber.      Der    im 
Prinzipe    bekannte  und 
aus     der    nebenstehen- 
den Abbildung  klar  er- 
kennbare Apparat  bemht 
auf  der  Ansnntzang  der 
Untersebiede    der  Dich- 
ten von  Losungen,  welche 
verschied.  Konzentration 
besitzen.    Elr  dient  zum 
beqnemen     und    selbst' 
titigen  LOeen  von  Salzen, 
Harzen,     Qummi,     Jod 

Der  Apparat  ist  dnrob 

D.R.G.M.  Nr.  230  971 

geecAtttzt   uod   wird   in 

4    Grfißen     durdi     die 

Firma    Emil  Diltmar 

)  £  Vierth,  Hamburg,  in 

den  Handel  gebracht. 

IdealspUdel  (ein  neuartigeeArSomeler)  hat 

M.  Heinxe  angegeben.   Nach  seinen  Erfahr- 

ungeo  muß  sie  aus  gutem  Ohue  von  geringerZn- 

sammenziehnngsfibigkeit  und  DurchlSasigkeit 

gefertigt  sein,  mnen  dannen  Schaft  und 

eme  möglichst   lange   Gestalt  haben. 

Der   Uebeigang   des  Schaftes  in  den 

SpindelkOrper   soll   «ich   mehr   einer 

Bpitze   als    öner   Halbkngel  nShem;  das 


Gl«che  gilt  für  die  sonst  fibliohen  Kugeln 
am  unteren  Ende.  Oben  und  unten  muß 
die  Spindel  «nen  Glasknopf  beützen,  damit 
sie  leicht  joatiert  werden  kann,  sobald  die 
Spindel  die  Erscheinung  des  Schwerer  Werdens 
zeigt.     (Durch  Eliarm.  Ztg.  1905,  48fi.) 

Saogtriohter   mit   geipauitem    Filter. 
Der   von    W.   Lenx    angegebene    Trichter 
besteht   ans   Heesiug.     Der   untere  Trichter 
trSgt    oben    eme    reditwinklig   ausgedrehte, 
ringförmige  Vertiefung,    in   die   eine   ebene 
runde    Siebplatte    gut  paßt     Anf    letztere 
wird  das  in  der  GrOSe  der  gansea  Rundung 
gesobniltene  Füter  gelegt.    Anf  dieses  kommt 
ein   dOnner   Heaeingring   zn  liegen,  der  die 
kreisförmige   Fuge   zwiscdien  Siebplatle  und 
der  umgebenden  ringfOrmigm  Fliehe  deckt 
Alsdann   wird   der  eigentliche   Trichter  auf 
den    unteren    Tal   mittele   Gewindes  aufge- 
schraubt und  so  das  Filter  ieetgespannt  und 
abgedichtet.     Verfertigt  wird  der  Saugtriditer 
durch  die   Unna   Warm- 
brunn,   Quilitx    <&    Co., 
Berlin.     (Beridit  der  Phar- 
mazeutischen    GeeellBcbaft 
1905,  361.) 

Praktische  Seagens- 
{^halter  bringt  die  Fuma 
Franz      Hugershoff     in 
Leipzig     in    den    Handel. 
(Sidie  die  Abbildung.) 
Sdunelsröhrchaiihalter.      Da   die   zum 
Halten     von     SohmelzrObrehen     benutzten 
Gummiringe  Imtdtt  durch  die  Hitze  und  die 
Badflfiatigkeit  (meist  Sebwefeldnre)  zerstört 
werden,    hat    W.    Lern    sie     dureh    «ne 
federnde  Hetallspirale   ersetzt,  die  zur  Er- 
zietnng  der  erforderiieben  eeukrediten  Fflhr- 
ung  Ober  em  dOnnee  Blech  von  etwa  30  mm 
UUige    und    10    mm    HOhe    gekannt   tat. 
Letzteres  beützt  3  flache  Rillen  (fOr  3  f*roben) 
senkrecht    zur    lAnge    und    ist   zu    einem 
offenen  federnden  Ebge  gebogen.   Die  Vor- 
richtung wird    aus    Platin-Iridium   von   den 
(Innen  Warmbrunn,  Quilitx  it  Co.,  Berlin, 
und  W.    C.  Heraeus,  Hanau,  hergestellt. 
(Ber.  d.  Pharm.  Oesellsehaft  1905,  358.) 

PrAzisiosB-Deximalwage.  Die  Wage  zu 
20  kg  Tragkraft  ist  in  Deutschland  prfi- 
zieionseiohffthig.  Die  Wagen  sind  der  Firma 
Emil  Dittmar  <&  Vierth,  Hamburg  ge- 
setzlich geschtltzL  P. 


510 


Ein  mikroskopischer  Arsen- 
Nachweis 

soll  durch  die  mikroehemisch  -  histologische 
Untersuohungsmethode  von  J,  Justus  b 
Budapest  in  exakter  Weise  ermögiioht  wer- 
den und  zwar  in  folgender  Weise:  Die  Or- 
gane der  vergifteten  Tiere  werden  1  bis  2 
Tage  lang  in  4proo.  FormalinlOsung  (For- 
malin  =  40proc  FormaldehydlOsung)  ge- 
legt, dann  mehrmals  in  frischem  Wasser 
ausgewaschen  und  in  dünne  Scheiben  ge- 
schnitten. Die  Seheiben  kommen  in  ein 
Glas  mit  neutralem  Schwefelwasserstoff- 
wasser,  das  Glas  wird  fest  verschlossen  3 
bis  4  Tage  lang  in  einem  Wärmeschrank 
bei  70  bis  80  <>  (7  gehalten,  das  Schwefei- 
wasserstoffwasser  kann  nötigenfalls  jeden 
Tag  erneuert  werden.  Dann  wird  ausge- 
waschen, in  Alkohol  von  steigender  Konzen- 
tration gehärtet,  in  Gelloidin  emgebettet  und 
geschnitten.  Die  Schnitte  werden  10  bis 
20  Minuten  lang  in  5-  bis  lOproo.  Salz- 
säure eingelegt,  um  das  Schwefeleisen  auf- 
zulösen, das  sich  in  dem  Sohwefelwasser- 
Stoffwasser  aus  dem  in  den  Organen  ent- 
haltenen Eisen  gebildet  hat;  zum  Schluß 
wird  mehrmals  in  frischem  Wasser  ausge- 
waschen, gefärbt,  in  Karbolxylol  aufgehellt 
und  in  Balsam  eingesdilossen.  Justus  ver- 
wandelt also  das  Arsen  in  den  Organen  von 
Tieren,  die  mit  Arsenpräparaten  vergiftet 
worden  sind,  in  Arsentrisulfid  (AS2S3),  das 
eine  charakteristische,  leidit  wahrnehmbare, 
noch  in  sehr  dünnen  Schichten  erkennbare 
gelbe  Farbe  hat  und  daher  die  Verteilung 
des  Arsens  in  den  Geweben  sehr  deutlich 
macht;  es  ist  m  kaltem  Wasser,  Alkohol, 
Aether  und  Salzsäure  unlöslich,  in  Ammonium- 
karbonat, Kalilauge  und  Ammoniakflüssig- 
keit dagegen  löslich.  a.  Rn. 
Dermatolog.  Ztschr,  19. '6^  Nr   5. 

Eine  neue  mikrochemische 
Reaktion  des  Sperma 

beschreibt  Dr.  Attüio  Cevidalli  in  Viertel- 
jahrsschr.  f.  ger.  Med.  1905,  Bd.  31,  S.  27 
etwa  wie  folgt: 

Auf  einen  Objektträger  bringt  man  einen 
Tropfen  Sperma  oder  einer  wässerigen  Sperma- 
lOsung  und  fügt  etwa  halb  soviel  von  einer 
wässerigen,  gesättigten  HkrinsäurelOsung 
hinzu.  Die  sofort  erfolgende  Trübung  hat 
in    einigen    Bünuten    ihren    Höhepunkt   er- 


reidit.  Man  bemerkt  unter  dem  Blikroekop 
lebhaft  gelbe  Kristalle,  die  länger  als  breit, 
nadeiförmig,  mit  rhombischem  ümnase  sind. 
Ihre  Länge  schwankt  zwischen  5  und  20  fju 
Bisweilen  haben  diese  Kristalle  das  Aus- 
sehen ovaler  Körperchen,  sind  mehr  oder 
weniger  länglich  öder  scheibenförmig,  mit- 
unter gekreuzt,  seltener  in  Stemdien  an- 
geordnet. Die  Unterscheidung  dieser  Kristalle 
von  denen  der  Pikrinsäure  beratet  dem 
Anfänger  manchmal  Schwierigkeiten.  Zur 
Vermeidung  der  Bildung  von  Pikrindliire- 
kristallen  löse  man  soviel  Pikrinsäure  in  der 
Wärme  in  Glycerin  auf,  daß  sich  nach  dem 
Erkalten  einige  Ejistalle  bilden.  Nach  dem 
Abgießen  der  Lösung  füge  man  ihr  soviel 
absoluten  Alkohol  zu,  als  nötig  ist,  um  die 
Pikrinsäure  in  Lösung  zu  halten.  Zur  voll- 
kommenen Mischung  des  Alkohol  mit  dem 
Glycerin  muß  man  sorgsam  und  wiederiiolt 
schütteln.  Die  Reaktion  tritt  nur  mit  menseh- 
lichem  Sperma  ein.  Fügt  man  nach  er- 
folgter Reaktion  mit  Pikrinsäure  Jodkalium- 
jodidlösung  hinzu,  so  entstehen  sofort  die 
Kristalle  nach  Florence,  (Siehe  Pharm. 
Centralh.  38  [1897],  740;  39  [1898J,  191; 
41  [1900],  257,  407;  42  [1901],  524.) 
Angetrocknetes  Sperma  ist  in  mögUehst 
wenig  Flüssigkeit  zu  lösen.  Der  Körper, 
welcher  die  Pikrinsäurereaktion  ergibt,  ist 
wahrscheinlich  Protamin.  — u — 

Äpoth.'Ztg.  1905,  Nr.  104,  1046. 


Zum  raschen  und  bequemen 
Nachweis  der  Darmflora 

besonders  in  Dysenteriefällen  empfiehlt  Jekle 
(Deutsch.  Med.  Wodiensehr.  1906,  287) 
einen  Nährboden,  der  eine  lüschnng  Ton 
1  Teil  Rinderserum  und  3  Teilen  physio- 
logischer Kochsalzlösung  ist  und  sterifisiert 
wird,  nachdem  1  pGt  Mannit  und  bis  zur 
Blaufärbung  Lackmus  zugesetzt  sind.  Zur 
Untersuchung  wird  die  Flüssigk^  in  der 
Menge  von  etwa  1  ccm  in  klebe  Röhr- 
chen  abgefüllt  und  diese  emzdn  mit  den 
Kolonien  der  Agarstrichplatte  geimpft.  Nach 
einigen  Stunden  haben  die  Bacterium  oofi- 
Stämme  Säure  und  Gas,  die  Flexner- 
Stämme  nur  Gas  gebildet,  während  bei 
Shiga- Kruse 'StBanmeia  Säure-  und  Oas- 
bildung fehlen.  Der  Nährboden  bleibt  in 
diesem  Falle  blau  und  flüssig. 


511 


■  ahrungsmittel-Oheinie. 


Zur  Fruchtsaftstatistik  1905. 

Eine  FraditsaftBtatistik  über  die  Himbeer- 
sftfte  dee  J&hree  1905  veröffentlichte  auch 
Befelmann  in  Gemeinschaft  mit  Maux  und 
F.  Müller  (Ztschr.  f.  öffentl.  Ghem.  1906, 
141.) 

Die  umfangreiche  Arbeit  ist  zum  großen 
Teil  polemischen  Inhaltes.  Der  erste  Teil 
ist  eine  Entgegnung  auf  iS^ae/A's  Mitteilungen 
in  der  Sfidd.  Apoth.>Ztg.  1905;  825,  w&hrend 
sich  ein  weiterer  Teil  gegen  die  in  der 
Pharm.  Centralh.  47  [1906J;  486  referierte 
Arbeit  W.  Ludwig'^  wendet.  Da  wir  uns 
ein  nAheres  Emgehen  auf  diese  Streitigkeiten 
versagen  mflssen,  sd  nur  bemerkt;  daß 
Befelmann  auf  grund  von  Spaeth's  eigenen 
Zahlen  den  Nachweis  zu  führen  sucht;  daß 
die  Spaeth'BtAke  Aschengrenzzahl  von  0;2 
fOr  Himbeersirup  unbegründet  ist;  weil  sie 
eine  verftnderiiche  Unbekannte;  den  Aschen- 
gehalt des  ZuekerS;  einsehließe.  Die  von 
Juckencick  empfohlene  Art  der  Rückberech- 
nnng  des  Rohsaftes  aus  dem  Himbeersirup 
verwirft  der  Verfasser  ebenfalls;  einmal;  weil 
sieh  der  Fdüer  des  SpaetK^Aiea  Aschen- 
wertes multipliziert;  dann  aber  auch;  weil 
sie  nur  bei  der  Ware  des  Arzneibuches;  wo 
das  ursprüngliche  Rohsaft-Znckerverhältnis 
genau  bekannt  ist;  brauchbare  Ergebnisse 
liefere.  Hefelmann  bleibt  auf  semem  Stand- 
punkt von  der  Beanflnssung  der  Sirupasche 
dnroh  den  Zucker  stehen  und  meint;  daß  er 
weder  durch  die  Arbeiten  des  Jahres  1905 
von  Kober,  Morschöck,  Krxixan  und 
Plahly  noch  durdi  die  Ausführungen'  von 
Lührigy  Beythien  und  Baier  irgend  wie 
wideri^  sei. 

Die  neue  Ludtaig'wiiie  Verhältniszahl  läßt 
Hefelmann  höchstens  für  die  Ermittelung 
des  zuckertreien  Extraktes  von  Rohsäften 
gelten;  während  er  darauf  hinweist;  daß  bei 
Sirupen;  die  doch  allein  für  die  Praxis  in 
frage  kommen;  der  beredinete  Wert  ftlr 
zudcerfreies  Extrakt  ledig^ch  vom  Alkalitftts^ 
wert  der  Asche  abhänge.  Dieser  letztere 
aber  setze  sidi  zusammen  aus  der  Alkalität 
dea  unter  Umständen  durch  das  Einkochen 
konzentrierten  Rohsaftes  und  der  Aschen- 
alkalität  des  Zuckers.  Er  meint;  daß  der 
von  Ludwig  verwandte  Zucker  mit  0,012 


pGt  Asche  ttne  besonders  geringe  Alkalität 
besessen  haben  mflssC;  um  zu  so  gut  mit 
der  aus  dem  Rohsaft  berechneten  Alkalität 
übereinstimmenden  Werten  zu  gelangen. 

Von  allgemeinerem  Interesse  sind  die  An- 
gaben; welche  der  Verfasser  über  das  neue 
Verfahren  der  Firma  C.  T.  Hünlich 
in  WiltheU;  weldie  ihre  Himbeerrohsäfte 
ohne  vorherige  Vergärung  zu 
Sirup  verkocht;  madit.  Es  ergibt  sidi 
hierbei  eine  geringere  Saftausbeute  und  ein 
langsam  filtrierender  Saft;  der  beim  Verkochen 
weit  stärker  schäumt,  als  der  aus  vergorenem 
Rohsaft  bereitete  Sump.  Die  Verkochung 
erfolgt  daher  bei  obiger  Firma  in  besonderen 
Vakuumapparaten.  Das  Auspressen  des 
Beerenguträ  erfolgte  durdi  eine  kontinuier- 
lich wirkende  Presse  von  J,  Lieberich  Söhne 
in  Neustadt  a.  H.  Diese  zermahlt  mittels 
zweier  gegeneinander  laufender  Schnecken 
die  Beeren  förmlidi  und  arbeitet  ohne  Preß- 
tücher. Die  Trester  wurden  unter  hydraul- 
ischen Pressen  bei  120  Atm.  nodunsüs  aus- 
gepreßt; wobei  noch  5;7  pCt  Saft  gewonnen 
wurden.  Die  nach  diesem  Verfahren  her- 
gestellten frisch  gepreßten  und  unvergorenen 
Säfte  müssen  nach  dem  Verf.  eine  niedrigere 
Alkalität  und  Aschezahl  zeigeU;  als  die 
auf  den  Trestem  völlig  vergorenen;  worüber 
auch  schon  Beythien  Versuche  angestellt 
hat 

Die  Art  der  Saftgewinnung  und  der  beun 
Auspressen  angewandte  Druck  üben  nach 
Kühn  einen  wesentlichen  Einfluß  auf  die 
Menge  der  Extraktiv-  und  Aschenbestand- 
teile aus.  An  dem  Auspressen  bei  erhöhtem 
Druck  scheint  es  auch  zu  liegen;  daß  die 
Zahlen  für  die  Nachprease  so  unerheblich 
von  den  Aschen-  und  Extraktzahlen  der 
Säfte  abweichen. 

Verfasser  kommt  indessen  auf  grund 
seiner  Erfahrungen  zu  dem  Schlüsse;  daß 
die  Art  der  Pressung  k^en  wesentlichen 
Einfluß  auf  die  Asche  und  ihre  AlkaUtät 
ausübe. 

Aus  dem  umfangreichen  und  interessanten 
Zahlenmaterial  sei  nur  die  Gesamtüberucht 
der  Kennzahlen  von  1905er  Himbeer- 
rohsäfteU;  wie  sie  sich  aus  dem  Durch- 
schnitt nahezu  aller   veröffentlichten  Zahlen 


512 


renchiedener  Beobachter  ergeben ,  ange- 
führt: Von  ungefähr  150  untersuchten 
Proben  lauten  diese  Kennzahlen:  Extrakt 
4,26  pGt  (Schwankungen  von  2,70  bis 
5;25  pGt),  Asche  0,450  pCt  (Schwankungen 
von  0,312  bis  0,602  pGt),  Alkalität  5,65 
pGt  (Schwankungen  von  3,92  bis  7,64  pGt), 
Alkohol  2,77  Gew.-pGt  (Schwankungen  von 
0,96  bis  4,26  pGt). 

Hefelmann  folgert  ans  den  Zahlen,  daß 
durch  die  außergewöhnliche  Trockenheit  des 
Jahres  1904  durchweg  die  Beeren  und  Säfte 
in  der  Richtung  höherer  Kennwerte  beein- 
flußt wurden,  während  die  Zahlen  von  1905 
ungefähr  ein  normales  Bild  geben.  Im 
ersteren  Jahre  ist  nach  der  Deutschen 
Destiilateurztg.  die  Saftausbeute  um  20  pGt 
hinter  der  normalen  zurflekgeblieben. 

Die  im  Großbetrieb  nach  Vorschrift  des 
Arzneibuches  hergestellten  Sirupe  des  Jahres 
1905  wurden  nur  in  höchst  beschränktem 
Maße  von  den  Verff.  untersucht  Die  Ge- 
winnung der  Rohsäfte  erfolgt  in  der  be- 
schriebenen Weise  im  Großbetriebe  durch 
doppelte  Pressung  und  nachfolgende  Filtration 
durch  große  Glastrichter  und  Filtrierpapier 
unter  Zusatz  einer  geringen  Menge  Kiesel- 
guhr.  lieber  den  Wasserverlust,  den  bei 
diesen  Vorgängen  die  Preßsäfte  erleiden, 
gibt  es  noch  keine  Untersuchungen.  Die 
Oertlichkeit  des  Wachstums  übt  nach  den 
Untersuchungen  der  Verfasser  einen  be- 
merkenswerten Einfluß  auf  die  Kennzahlen 
aus,  z.  B.  gaben  die  Beeren  aus  Werder 
bei  Berlin  im  Durchschnitt  niedrigere  Werte, 
als  die  aus  der  Sächsischen  Oberlausitz. 
Die  Verff.  stellen  noch  die  Forderung  auf, 
den  an  im  Großbetrieb  gewonnenen  Säften 
gefundenen  Zahlen  mehr  Beachtung  für  die 
Beurteilung  der  Säfte  einzuräumen,  als  bb- 
her.  __dß/. 

Ausnutzung  der  Leguminosen - 

mehle. 

Mit  der  Verdaulichkeit  der  Leguminosen- 
mehle  an  der  Hand  von  künstlichen  Ver- 
dauungsversuohen  und  von  gleichzeitig  neben- 
her laufenden  Ausnutzungsversuchen  be- 
schäftigt sich  eine  Arbeit  von  M,  Wintgen. 

Die  in  sehr  verschiedener  Weise  von  den 
Konservefabriken  vorgerösteten  Mehle  (wobei 


der  Gewichtsverlust  etwa  8  pCt  beträgt; 
zeigten  in  Hinsicht  auf  die  LOsIichkeit  ihrer 
EiweißkOrper  ungefähr  das  gleiche  Verhalten ; 
die  Art  der  Herstellung  hatte  hierauf  wenig 
Einfluß.  Hingegen  taten  die  Verdauungs- 
versuche  an  4  erwachsenen  Personen  dar, 
daß  die  Ausnutzungsgröße  sehr  wesentlidi 
vom  Kleiegehalt  abhängig  ist.  Erbsenmehl 
wird  beträchtlidi  besser  als  Bohnen  und 
Linsenmehl  ausgenützt  Zumeist  kommen 
an  sich  schon  die  Erbsenmehle  vtel  kleie- 
ärmer in  den  Handel.  Je  mehr  Kleie  die 
Leguminosenmehle  enthalten,  um  so  schlediter 
ist  ihre  Ausnutzbarkeit  Es  wird  sich  aber 
leicht  ein  weitergehender  Kleieauszug  als 
bisher  bei  ihnen  bewerkstelligen  lassen.  Bei 
Kommisbrot,  das  aus  Roggenmehl,  dem  15pCt 
Kleie  entzogen  sind,  hergestellt  ist,  ist  die 
Ausnutzung  schlechter,  als  bei  Leguminosen- 
mehlen, da  der  Verlust  an  Eiweißkörpem 
43,35,  an  Trockensubstanz  13,20  pCt  be- 
trägt Für  die  Armeeverpflegung  sind  du 
Fragen  von  großer  Bedeutung. 

Ztsckr.  /.  Unters,  d.  Nähr.-  u.  Oenußm. 
1905,  XI,  226.  -«W. 


ie  schweflige  Säure   im 
Wein 

bestimmt   nach    Pharm.    Ztg.    1906,    438 
K,  Kuptsche  folgendermaßen: 

In  einen  250  com  fassenden  Erlenmeyer- 
Kolben  werden  15  ccm  5proe.  Aetznatron- 
lauge  und  50  ccm  Wein  gegossen  und 
10  Minuten  der  Ruhe  überlassen.  Nach  Zusatz 
von  15  ccm  konzentrierter  Salzsäure,  und 
20  ccm  starkem  Bromwasser  wird  die 
Mischung  nochmals  10  Mmuten  stehen  ge- 
lassen, alsdann  bis  zum  Verschwinden  der 
Bromdämpfe  erhitzt  und  die  gebildete  Schwefel- 
säure in  üblicher  Weise  gefällt  und  gewogen. 
In  einer  zweiten  Portion  von  50  oom  wird 
in  stark  salzsaurer  Lösung  die  im  Wein 
vorhandene  Schwefelsäure  mit  Baryumchlorid 
gefällt  Aus  der  Differenz  beider  Bestimm- 
ungen wird  die  schweflige  Säure  berechnet 
Etwa  im  Wein  vorhandener  freier  Schwefel 
ist  besonders  in  bekannter  Weise  zu  be- 
stimmen und  alsdann  mit  in  Rechnung  zn 
ziehen.  H.  M. 


513 


Therapeutische  Mitteilungeiii 


Oonokokkenimpfiingen 

und  Sorumversuche  an  kleinen 

Laboratoriumstieren. 

MoskaJew  machte  in  dieser  Richtung 
intereasante  Ermittelungen ;  er  fand,  daß  die 
weißen  MAuee  sich  besonders  zu  Impf-  und 
KontroUversuchen  mit  Gonokokkengiften 
eignen. 

Die  besten  Nährböden  ffir  Gonokokken 
8md  nach  semen  Venndien  diejenigen  von 
Wassermann,  Weriheim  und  Kiefer,  von 
denen  der  letztere  hindchtlieh  der  Her- 
stellung der  bequemste  ist. 

Die  Gonokokken  haben  auf  Kaninchen 
bei  Einführung  derselben  unter  die  Haut 
wie  in  die  Bauchhöhle  eine  krankheits- 
erregende  Wirkung.  Ebenso  erweisen  sich 
die  Gonokokken  krankheitserregend  ftlr 
weiße  Mause,  und  zwar  mit  tödlichem  Aus- 
gange bei  Einführung  derselben  in  die 
Bauchhöhle.  Die  Wirkung  der  Gonokokken 
an!  die  verschiedenen  tierischen  Gewebe 
kommt  durch  das  aus  den  Gonokokken- 
leibern  freiwerdende  Toxin  zustande.  Dieses 
wirkt  chemotaktisch  auf  die  weißen  Blut- 
körperchen, ruft  in  den  einen  Geweben  eme 
sterile  Eiterung  hervor,  in  den  anderen 
(Bauchfell)  seröse  Ausscheidungen  durch 
Wirkung  auf  die  Gefäße  und  auf  die 
Zellen.  Das  Serum  von  immunisierten 
Kaninehen  besitzt  bis  zu  einem  gewissen 
Grade  vorbeugende  und  hdlende  Eigen- 
schaften für  weiße  Mäuse.  A,  Rn. 

Russki  WraUeh  1905,  No.  9. 


Bioferrin, 

ein  Haemoglobmpräparat,  enthält  das  Haemo- 
globin  in  einer  Form,  die'  im  Organismus 
eine  Vermehrung  des  Farbstoffes  der  Blut- 
körperchen zu  erzeugen  imstande  ist,  ohne 
dabei  eine  Schädigung  hervorzurufen. 

Das  Bioferrin  wurde  hergestellt  von 
Cloetta  in  Zürich,  geprüft  von  Siegert  in 
Halle  und  der  chemischen  Fabrik  Kalls  &  Co. 
m  Biebrich  a.  Rh.  zur  Fabrikation  über- 
geben. Es  stellt  ein  Organpräparat  dar, 
welches  einen  sehr  hohen  Prozentsatz  von 
unverändertem  Haemoglobin  enthält,  einen 
angenehmen  Geschmack  und  Gerudi  besitzt 
und  aus  76  pCt  reinster  Haemoglobm- 
aw^lösung,  20  pCt.  Glyoerin  und  4  pCt 
aromatischer  Tmktur  besteht. 


Mit  diesem  Präparate  wurden  nun  an 
der  ni.  medizinisdien  Abtdlung  des  k.  k. 
allgemeinen  Krankenhauses  in  Wien  und 
von  A,  Klautsch  (Centralblatt  für  Kmder- 
heUkunde,  1905,  Nr.  8)  in  der  Kinder- 
heilanstalt St  Elisabeth-Kinderheim  zu  Halle 
Versuche  gemacht.  Klautsch  ließ  den 
Säuglingen  zweimal  täglich  einen  Teelöffel 
direkt  der  warmen  trtnkf  ertigen  Milch  zusetzen, 
älteren  Kindern  dagegen  dasselbe  unverdünnt 
zwei-  bis  dreimal  täglich  einen  Teelöffel  kurz 
vor  den  Mahlzeiten  verabreichen. 

Bioferrin  erwies  sich  tatsächlich  als  ein 
gutes  bekömmlidies  und  leicht  verdauliches 
Blut-Eisenpräparat,  welches  den  Appetit,  die 
Eßlust  der  mit  ihm  behandelten  Kinder  ent- 
schieden in  günstiger  Weise  beeinflußte;  ihre 
Verdauungs-  und  Emährungsverhältnisse  ge- 
stalteten sich  fortschreitend  besser.  Die  Ent- 
leerungen wiesen  nach  Verabreichung  des 
Bioferrin  häufig  eine  eigentümliche  braun- 
rote Farbe  auf,  die  bei  längerem  Liegen 
oberflächlich  in  grauschwarz  sich  veränderte. 

H.  Gerber  (Med.  Blätter,  1905,  Nr.  28 
und  29}  konnte  sogar  bei  schwerer  Ent- 
kräftung und  bä  schwerer  Blutarmut  als 
Folge  von  Erschöpfungskrankheiten  eine 
vorübergehende  Steigerung  des  Wohlbefindens 
erreichen;  er  hält  daher  das  Bioferrin  für 
em  Erfolg  versprechendes,  blutbildendes 
Organpräparat  A.  Rn, 

Oonosan  in  der  Anwendung  vom 
Mastdarme  aus. 

R,  Müller  löste  das  Gonosan  in  Lebertran 
(10  Kapsehi  auf  100  g  Lebertran).  Hier- 
von brachte  er  mit  einer  klemen  Spritze 
und  langem  elastischen  Katheter  zuerst 
täglich  10  g,  dann  20  g  hoch  in  den  Mast- 
darm hinauf  bei  einem  vierjährigen  Mädchen, 
das  an  einer  gonorrhoischen  Sdieiden- 
entzündung  litt  Innerhalb  knapp  dreier 
Wochen  wurde  der  Inhalt  von  26  Kapseln 
verabreicht  Die  Klystiere  wurden  aus- 
gezeichnet vertragen,  lange  zurückbehalten 
(4  bis  12  Stunden)  und  fast  vollständig 
resorbiert.  Die  Heilung  machte  sich  schon 
am  zweiten  Tage  bemerkbar  und  war  eine 
vollständige  und  dauernde.  a.  Rn. 

Correspondenxblatt     für     Schweizer    Aerxte 
1905,  777. 


514 


Versehiedene  Mitteilungeii. 


Theodor  Poleok  f. 

Aus  den  Reihen  der  cAlten»  ist  wiederam 
Einer  von  uns  geschieden  I  Der  Geheime  Re- 
gierungsrat Prof.  Dr.  Theodor  Poleck  in  Breslau 
erlag  am  1.  Juni  d.  J.  im  85.  Lebensjahre  sauft 
einem  körperlichen  Leiden,  das  ihn  zwar  zuletzt 
in  seinen  Bewegungen  hinderte,  das  aber  seinen 
klaren  Geist  wenig  beeinflußte. 

Poleeky  als  Apothekerssohn  am  10.  November 
1821  zu  Neiße  geboren,  erlernte  im  Yaterhause, 
nachdem  er  das  Gymnasium  mit  dem  Reife- 
zeugnis verlassen  hatte,  die  Pharmacie,  studierte 
in  Gießen,  dann  in  Berlin,  wo  er  auch  die 
pharmazeutische  Staatsprüfung  ablegte,  und  er- 
langte 1849  in  Halle  den  philosophischen  Doktor- 
grad. Seine  Lehrer  in  der  Chemie  waren  Justiis 
Itiebig,  WiU^  Fresenius  und  A,  W.  Sofmann, 
Geistesgrößen,  unter  welchen  der  junge  eifrige 
Poleek  eine  gründliche  Ausbildung  erfuhr.  Poleck 
übernahm  dann  die  väterliche  Apotheke  in  Neiße, 
entfaltete  dort  eine  rege  gemeinnützige  und 
wissenschaftliche  Tätigkeit,  die  wohl  auch  die 
Ursache  war,  daß  er  1867  als  Dufloa'  Nach- 
folger unter  Ernennung  zum  ordentl.  Professor 


und  Direktor  des  pharmazeatiachen  InstittiteB  an 
die  Universität  Breslau  berufen  wurde.  Hier 
brachte  er  die  pharmazeutische  Abteilung  bald 
zu  hohem  Ansehen.  Es  wurde  nidit  nur  in 
pharmazeutischer  Chemie,  sondern  aadh  in 
Chemie  gearbeitet,  die  rein  wissenschaftliche, 
sodann  medizinische,  forensische,  hygienische 
und  mineralogische  Gebiete  umfaCte.  AU  die 
interessanten  und  fleißigen  Arbeiten  aofsahlon 
zu  wollen,  würde  zuweit  führen,  aber  das  Eine 
muß  hervorgehoben  werden,  daß  wir  Ptdeck  die 
Aufnahme  der  bequemen  Maßanalyse  in  unser 
Arzneibuch  zu  danken  haben. 

Poleck  war  ein  ausgezeichneter  Lehrer  und 
Mensch,  und  es  war  ihm  ein  überaus  glücUiches 
Eheleben  beschieden.  Seine  vielseitigen  Ver- 
dienste wurden  belohnt  durch  zahlreiche  Ehr- 
ungen und  Auszeichnungen,  u.  a.  durch  Ueber- 
tragung  des  Rektorates  der  Universität  Breslau. 
Im  deutschen  Apothekerstande,  insbesondere  aber 
bei  seinen  ehemaligen  Schülern  wird  der  ver- 
storbene treue  Lehrer  und  Kollege  in  dankbarer 
Erinnerung  unvergeßlich  bleiben!  Sein  Vorbild 
leuchte  voran!  P.  Süß. 


Briefwechsel. 


G.  H.  in  Dr.  Der  Schlagschatten  (Eem- 
schatten)  ist  immer  schwarz,  aber  der  Halb- 
schatten kann  je  nach  der  Art  der  in  Frage 
kommenden  Lichtquelle  eine  deutliche  bunte 
Färbung  zeigen.  Dieser  Umstand  tritt  bei  pho- 
tometrischen Messungen  oft  störend  auf,  weil  es 
sehr  schwer  ist,  die  Stärke  zweier  Schatten, 
wenn  sie  verschieden  gefärbt  sind,  zu  ver- 
gleichen. —  Neuerdings  hat  man  oft  im  All- 
tagsleben Gelegenheit,  bunten  Schatten  (nämlich 
H^bsohatten)  zu  beobachten. 

So  ist  der  Halbschatten  bei  der  Straßenbeleucht- 
ung durch  elektrische  Bogenlampen  deut- 
Uoh  grün,  was  namentlich  dann  sehr  befremdet, 
wenn  es  sich  um  den  Halbschatten  von  Blättern 
der  Alleebäome  handelt,  weil  der  Laie  den  grün 
gefäibten  Halbschatten  mit  der  grünen  Färbung 
des  Laubes  in  Verbindung  bringt.  —  In  Restau- 
rationslokalen trifft  man  häufig  gleichzeitig  Be- 
leuchtung durch  elektrische  Glühlampen  und 
durch  Auer'ßohes  Gasglühlicht  an.  Stellt  man 
nun  auf  einer  weißen  Unterlage  ^Tischtuch) 
einen  Stab,  z.  B.  einen  Bleistift,  senkrecht  so 
auf,  daß  jede  der  genannten  Beleuohtungsarten 


einen  Halbschatten  von  dem  Stab  liefert,  so  ist 
der  von  der  elektriachen  Glühlampe 
beschienene  Halbschatten  deutlich  rot,  der  vom 
Äuer^ßohen  Gasglühlicht  beschienene  Halb- 
schatten dagegen  deutlich  blau  gefärbt  Der 
Grund  dafür  ist  der  Umstand,  daß  die  elektrische 
Glühlampe  (glühende  Kohle)  sehr  viel  rote,  da- 
gegen .itier'sches  Gasglühlicht  (glühende  Edel- 
erden)  sehr  viel  blaue  lichtstrahlen  enthält. 

Ä.  Schneider. 

Apoth.  8w*  in  Dr.  Wir  werden  darüber,  ob 
sich  das  chemisch  reine  Zymin  zur  Vergär- 
ung von  Honig  zwecks  Bestimmung  der  Po- 
larisation im  zuckerfreien  Zustande  eignet, 
Versuche  anstellen.  Wahrscheinlich  wird  erst 
eine  Invertierung  des  Rohrzuckers  im  Honig 
mittels  Invertin  stattfinden  müssen.  Auch  ist 
der  wässerige  Zymin-Auszug  auf  etwaige  Polar- 
isation zu  prüfen;  übrigens  führt  derselbe  eine 
schwache  Reduktion  der  Fehli$tg^aolien  Losung 
herbei,  wie  ein  Versuch  ergab.  P.  Süfi. 

Anfhige.  Wer  liefert  Maschinen  zum 
Stopfen  von  Damen-(Monat8-)Binden  ? 


Erneuerung  der  Bestellung. 

Zur  Emeuerung  Ton  ZeitongsbestellangeQ  bei  der  Poet,  welche  Ende  dieses  Monats  ablaofsD, 
bedarf  es  der  Vorausbezahlung  des  Betrages.  Anf  den  nnnnterbroehenen  und  voll* 
ständigen  Bezug  der  Zeitung  kann  nur  gerechnet  werden,  wenn  die  AnmeLdnng  reehtr 

zeitig  geschieht 

Der  Poetaufflage  der  heutigen  Hummer  liegt  ein 
Poet-Beeteiizettei  zur  geffi-  Benutzung  isei- 

v*rk»Krr  t    Dr.  A.  8rhnrider,  Dimdea  ond  I>i    P.  8n\  I>re>>(l^n-Bla«ewlu. 
V«-rmai«ortiteb«r  L»ittr:   Dr.  P.  Sftfl,  DreMlttD-UlaMwlU. 
Vm  BiM»bhui4«»l  Amn^  Jmllmi  Sytlmc «r,  fi«UB  a.,  MmT" 


(y  Afann/if^ini''-     \*<nff/fin/ 


Fabrik  chemischet  Produkte 

«npfehlen  den  Herren  Apothekern  zum  Bezug  durch  die  GroB-Drogen- 
handlungen  ihre  unter  beisteheaden  Scfautzm&rken  rühmlichst  be- 
kannten Fabrikate: 


CUnin  uii  Salze  Cocain  Codein 

Coffein  Eserin  Pilocarpin 

Strjclmin  Tlieopliyllin  Teratrin 

YoUmliin  Ceroiin  Ferratin 


Ferratose 

irsenferratose   Jodferratose 

FUmaron 

lactophenin       Lactoserre 

AcetanUll 
ArBCOlln 

Horphlgm 
Papaln 

Atropln 

Phenatetln 

CUoralhyilrat 
Clirytaroliln 

Pyrogallnisanri 
Resorcio 

Gimarlg 

Santoila 

Ergotln 
Extrakts 
GallisslBro 
Glyesrln 

Sthwefeiather 

Scopolamln 

Terpltthyilrat 

Giajaeol 

Hydrochlnon 

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ICHTHYOL 

Der  Erfolg  des  von  ans  taergeetellten  Hpedelleii  SohwefelptAparats  bat 
Tiele  sogeoBoate  Ersatzmittel  hervoTgemfen ,  welche  nleht  identisch  mit 
anBerem  Prlpant  sind  und  welche  obendrein  unter  siab  verBohiedeD  sind, 
wo)fir  wir  in  jedem  einielnen  Falle  den  Beweis  aotreteD  könneii.  Da  diwe 
angebliobea  Ersatiprlparata  aDsoheineud  anter  Hißbranch  noserer  Marken- 
rechte  auch  manchmal  fiitsohlioherweise  mit 

Ichthyol 

oder 

Ammonium  sulfo-ichthyolicum 

gekeEDEeiohnet  werden,  trottdem  unter  dieser  Eennzeichnacg  nur  unser 
spezielles  Ersengnis,  welches  einsig  und  alleia  allen  klinischen  Versnoben 
zngronde  gelegen  hat,  Torstanden  wird,  so  bitten  wir  am  gätige  MitteUang 
zwecks    gerichtliaher  YerfolgaDg,    wenn   irgendwo    tatsichU(£   solche  Unter' 

BcbiebongeD  stattfinden. 

lohthy  ol-Oesellsoliaft 

Cordes,  Hermanni  &  Co. 

HAHBUB6. 


IHvDl^xllllailJ  Speciditat:  Medicinaikorke, 


sowie  Flasohenkapseln,  Verkork-   und  VarkapselmaschineB 

elo.  empfiehlt  zn  billigsteD  PrÖBen 

Siekslsclie  Korkfabrik  J.  Welzel,  Dresdeii'N.  6,  Glaclsstrale  9. 


EINBANDDECKEN 

tb  jtäm  Jahrgang  passend,  gegen  Suuendang  Ton  60  Pf.  (Auland  1  lO.)  nt  benehN  dsnh  du 
GeeohUtsstelle: 

I>re8den-A»  Schandaner  Strasse  43. 


Pbarmaceutische  Centralhalle 

für  Deutschland. 

Herausgegeben  von  Dp.  A.  Schneider  und  Dp.  P.  SQss. 


♦§♦■ 


Zeitschrift  für  TFissenschaftliche  nnd  geschäftliche  Interessen 

der  Pharmacie. 

Oegrfindet  von  Dr.  Hermaiui  Hager  im  Jahre  1859. 

Erscheint  jeden  Donnerstag. 

Bezugspreis  vierteljährlich:  durch  Buchhandel  oder  Post  2,50  Mk.,  durch' Gesohäfts- 
stelle  im  Inland  3,—  Mi.,  Ausland  3,60  Mk.  —  Einzelne  Nummern  30  Pf. 

Anzeigen:  die  einmal  gespaltene  Klein-Zeile  30  Pf.,  bei  größeren  Anzeigen  oder  Wieder- 
holungen Preisermäßigung. 

Leiter  der  \  Dr.  Alfred  Schneider,  Dresden-A.  21;  Bohandauer  Str.  43. 
Zeitsehrlll:  J  Dr.  Paul  Süß,  Dresden-Blasewitz;  Gustav  Freytag-Str.  7. 

GesehSftsstelle:  Dresden-A.  21;  Schandauer  Straße  43. 


M2ß. 


Dresden,  28.  Juni  1906. 


Der  neuen  Folge  XXVII.  Jahrgang. 


XLvn. 

Jahrgang. 


Inhalt :  Cbeiale  «Bd  Pbamaei«:    Die  Ahnreine,  ein  heimischer  EnaU  der  Bordeauxweine,  am  Krankenbette. 

Ueber  die  wirksamste  Hilfe  bei  CysnkaliamTergiftaDgen.    -~   Neae  Armeimittel.    —   Zur  Kenntnis  der  Arachis.  

Zur  Auslegung  pbarmazentischer  Qeaeise  nsw.   —  Aus  dem  Jahresberichte  1906  des  analytischen  Laboratoriam  Ton 

Philipp  BOder  in  Wien-Klostemenborg.  —   Darstellnng  Ton  kÜDStliohem  Kampher.    —    Die  Lallas-Qaelle.    Die 

BeitimmasK  ▼on  EssigBAare  im  Bleiweiß.    —   Beakliooen    und    Bestlmmungamethoden    Ton    Arsenwasserstoff.     

Dimethylamidoasobenzol.  —  VenekJedene  MlttoUnnceii.  —  BrlefvreeliMl.  —  II.  Vierteljahresregister. 


Chemie  und  PhapinacMe. 


Die  Ahrweine,  ein  heimischer 

Ersatz  der  Bordeauxweine,  am 

Krankenbette. 

Die  deuschen  schwereren  Rot- 
weine beschränken  sich  auf  das  kleine 
gewnndene  linksrheinische  Seitental  der 
Ahr,  dessen  Weingebiet  mit  allen 
Schlängelungen  nur  ungefähr  die  Länge 
von  25  Bälometer  erreicht.  In  den  ver- 
öffentlichten Weinstatistiken  ist  dies  Tal 
kaum  bedacht.  Ich  habe  darum,  soweit 
als  möglich,  Analysen  veranlaßt  und 
vorhandene  gesammelt.  Es  wird  dadurch 
von  mir  die  erste  größere  Statistik 
Aber  roteAhrweine  vorgelegt.  Ana- 
lysen von  Kellereien,  welche  italienische 
oder  spanische  Weine  zum  Verschnitt 
beziehen,  sind  ausgelassen.  Dagegen 
konnte  der  Verschnitt  verschiedener 
Jahrgänge  nicht  ausgeschaltet  werden. 
Es  ist  darum  überdl  das  Jahr  der 
Untersuchung  und  nicht  das  unsichere 
Jahr  der  Crescenz   verzeichnet.      Die 


Weine  stammen  aus  zwanzig  verschie- 
denen Kellereien  und  die  Analysen  aus 
acht  verschiedenen  Laboratorien.  Wer 
je  eine  Weinstatistik  überblickt  hat, 
muß  daraufhin  sofort  den  Eindruck 
gewinnen,  daß  die  Ahrweine  einen  völlig 
einheitlichen  und  abgeschlossenen 
Charakter  haben.  Es  würde  dies 
noch  weit  mehr  zum  Ausdruck  kommen, 
wenn  die  verwendeten  Analysen  nicht 
gerade  der  Zeit  großer  Umwälzungen 
in  der  Weinproduktion  an  der  Ahr  an- 
gehören würden.  Das  erste  halbe 
Dutzend  Analysen  gehört  der  Zeit  an, 
als  es  in  Deutschland  noch  erlaubt  war, 
durch  Zuckerwasseraufguß  auf  die  aus- 
gepreßten Trester  einen  Nachwein  zu 
fabrizieren  und  denselben  zum  Verschnitt 
zu  verwenden.  Die  späteren  Analysen 
umfassen  aber  eine  Zeit,  in  welcher  all- 
mählich die  einzelnen  Erzeuger  Ver- 
besserungen in  der  Gärung  und  Kelter- 
ung einführten,  die  ich  noch  besprechen 
muß. 


615 


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Ahrweiler 
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Bernau 

Neuenahr 

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Altenahr 

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Altenahr 

Maysohoß 

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518 


Schwer  leidet  die  Ahr  unter  einem 
unreellen  Wettbewerb,  welchen  ihr  der 
Verschnitt  von  geringwertigen  Weiß- 
weinen mit  südländischen  Rotweinen 
bereitet,  da  diese  Weine  unter  dem  Namen 
der  Ahrweine  verkauft  werden.  Diese 
Verschnitte  fallen  vollständig  aus  dem 
Charakter  heraus,  welcher  sich  aus  vor- 
stehender Statistik  gibt.  Da  Verschnitt 
nur  dann  eine  EtSsette  fflhren  darf, 
wenn  er  auch  ihrem  Charakter  ent- 
spricht, so  müßte  bei  energischem  Vor- 
gehen dieser  unreelle  Wettbewerb  unter- 
drückt werden  können.  Es  besteht  je- 
doch wenig  Bestreben  in  den  beteiligten 
Kreisen,  die  günstigen  Gesetzesbestimm- 
ungen anzurufen  und  man  petitioniert 
lieber  um  Zuschuß  aus  der  lülgemeinen 
Steuerzahlung  zur  Hebung  des  Rotwein- 
baues. Allerdings  ist  in  dieser  Bezieh- 
ung in  letzter  Zeit  auch  vieles  ge- 
schehen ,  was  zu  wesentlichen  Fortschritten 
führte. 

Früher  wurde  nicht  das  Produkt  an 
Wein  erzielt,  welches  die  hochwertige  Ahr- 
traube  liefern  sollte.  Jenes  Produkt 
entsprach  bei  seinem  hohen  Extrakt- 
gehalte nicht  dem  Gaumen  des  ver- 
wöhnten Rotweintrinkere.  Durch  Herrn 
Josten  in  Mayschoß  wurde  es  möglich, 
die  Belege  für  frühere  Fehler  zu  finden. 
Der  Jungwein  besaß  mehr  als  ein 
Zehntel  seines  Alkoholgehaltes  an  Gly- 
cerin ;  beim  Ausreifen  fiel  dieses  Verhält- 
nis aber  unter  ein  Vierzehntel  in  der 
Mehrzahl  der  Fälle.  Außerdem  nahm 
beim  Ausreifen  die  flüchtige  Säure  zu 
rasch  und  zu  stark  zu,  und  es  wurde  zu 
viel  nichtflüchtige  Säure  abgeworfen. 
Auch  die  Farbe  ging  allzurasch  verloren 
oder  verlor  doch  wenigstens  den  ursprüng- 
lichen Ton.  Es  konnte  sich  nur  um 
das  Zerstörungswerk  von  glycerin- 
fressenden  Fäuluisbakterien  handeln, 
welche  bei  der  Gärung,  Kelterung  und 
Lagerung  in  den  Wein  gelangten.  Herr 
Esser  in  Neuenahr  hat  wohl  die  ent- 
sprechenden Forderungen  zuerst  prakt- 
isch erfaßt  und  strengstens  durchgeführt. 
Kurz  ausgedrückt  mußte  von  den  Räu- 
men, in  welchen  der  Wein  gärte  und 
lagerte,  aller  Staub  und  Schimmel  streng- 
stens femgehalten   und  die  Berührung 


der  Luft  mit  den  aufsteigenden  Trestern 
vermieden  werden.  Wenn  wir  im  Jahre 
1903  eineraeits  die  Zahlen  an  flüchtiger 
Säure  und  anderseits  das  Glycerinalkohol- 
verhältnis  betrachten,  so  fallen  die  ver- 
schiedenen Abstufungen  der  BesseruDg 
mit  dem  Höhepunkt  in  Neuenahr  stark 
in  die  Augen.  In  der  Zwischenzeit  sind 
diese  Besserungen  ziemlich  allgemein 
durchgeführt.  Wir  sehen  dies  zwei 
Jahre  später  an  den  Weinen  der  Wein- 
bauschule. Ich  will  die  Verbesserang 
der  letzten  Jahre  kurz  mit  «staub- 
freiem Wein»  bezeichnen. 

Der  neue  staubfreie  Wein  der  Ahr 
hat  seinen  hohen  Extraktgehalt  and 
seine  vielen  anderen  wertvollen  Eigen- 
schaften durchaus  behalten,  aber  neue 
gute  Eigenschaften  für  die  Zunge  des 
Trinkera  dazu  gewonnen.  Die  Vermehr- 
ung des  natürlichen  Glyceringehaltes 
läßt  der  Zunge  den  vollen  Gehalt  der 
Ahr-Rot weine  erkennen,  was  früher  nicht 
der  Fall  war;  die  Verminderung  der 
flüchtigen  Säure  bat  dem  Ahr-Rotwein 
den  unangenehm  kratzenden  Geschmack 
völlig  genommen.  An  Kraft  hat  aber 
durch  die  Mehrung  des  Glycerins  and 
die  Minderung  der  flüchtigen  Säure  der 
Ahrwein  nichts  eingebüßt,  da  er  jetzt 
von  der  nichtflüchtigen  Säure  weniger  ab- 
wii'ft,  was  den  Gesamtgeschmack  in  jeder 
Weise  angenehmer  macht.  Es  ist  Sache 
des  deutschen  Rotweintrinkers,  den  Fort- 
schritt der  Ahr-Rotweine  auch  anza- 
erkennen.  Der  staubfreie  Ahr-Rotwein 
ist  den  mittleren  Bordeauxweinen,  welche 
bisher  in  Deutschland  bevorzugt  werden, 
jetzt  an  Gehalt  und  Geschmack  min- 
destens ebenbürtig.  Durch  die  strenge 
Nahrungsmittelkontrolle  ist  im  deutschen 
Ahr-Rotwein  mehr  Garantie  für  Reinheit 
als  beim  ausländischen  Weine  geboten. 
Beim  Weißwein  haben  wir  uns 
in  Deutschland  längst  gewöhnt, 
den  deutschen  Wein  zu  bevor- 
zugen; mögen  wir  dies  nan 
endlich  auch  beim  Ahr-Rotwein 
tun,  wie  er  es  in  neuerer  Zeit 
voll  und  ganz  verdient.  Der  Rot- 
wein ist  aber  von  jeher  als  Kranken- 
wein bevorzugt;  daher  ist  es  auch  der 
deutsche  Apotheker,  der  dem  deutschen 


519 


Rotwein  zur  verdienten  Verbreitung  ver- 
helfen kann  und  soU.  Dem  deutechen 
Apotheker  bei  seiner  chemischen  Schul- 
ung mußte  darum  auch  die  mitgeteilte 
Weinstatistik  fiber  die  Ahr-Rotweine  vor- 
gelegt werden,  da  er  daraus  sieht,  daß  alle 
in  Deutschland  gehandelten  Bordeaux- 
weine an  Extrakt  dem  Durchschnitt 
der  deutschen  Ahr-Rotweine  weit  nach- 
stehen, also  auch  entsprechend  an  Wert 
nachstehen  müssen.  Oefde. 

Bad  Nenenahr,  Rheinpreußen. 


Ueber  die  wirksamste  Hilfe  bei 
Cyankaliumvergiftungen. 

Von  Ernst  E.  Sundunk-IL^^s^^'OTB. 

.Unter  diesem  Titel  ist  in  Pharm. 
Centralh.  46  [1906],  59  über  die  Ergeb- 
nisse berichtet  worden,  die  eine  Kom- 
mission der  Chemical,  Metallurgi- 
cal  and  Mining  Society  of 
South  Africa  (Chem.-Ztg.  1904)  über 
diesen  Gegenstand  veröffentlicht  hat. 
DieseEommission  findet  im  Wasserstoff- 
p  e  r  0  xy  d  ein  sehr  ungeeignetes  Mittel, 
das  beste  Mittel  aber  in  einer  alkal- 
ischen Lösung  von  Ferrosulfat. 

Da  ich  selbst  nach  eingehendem  Ver- 
suche zu  ganz  demselben  Ergebnis  ge- 
langt bin,  das  ich  seit  einer  Reihe  von 
Jahren  auch  praktisch  verwertet  habe, 
indem  ich  es  in  «Nordisk  Lömme- 
bog  for  Laeger»"*")  (in  Kopenhagen 
seit  24  Jahren  jährlich  erscheinend, 
redigiert  von  H.  P.  B,  Bar f od;  sehr 
verbreitet  in  den  nordischen  Ländern, 
auch  in  England  und  den  Vereinigten 
Staaten  von  Nordamerika),  in  einer  ta- 
bellarischen Uebersicht  über  Gifte  und 
Antidote  empfohlen  habe,  will  ich  hier 
die  Ursache  angeben,  warum  ich  Wasser- 
stoffperozyd  als  Gegenmittel  bei  Cyan- 
wasserstoff-Vergiftung  völlig  verworfen 
habe. 

Die  Empfehlung  dieses  Stoffes  als 
Gegenmittel  bei  Vergiftungen  mit  Cyan- 
präparaten  gründet  sich  auf  den  Um- 
stand, daß  WasserstofFperoxyd  und  Cyan- 
wasserstofbäure  zusammengebracht  Ox- 
amid  geben: 


CO  --NHg 

2CNH  +  H2O2  =  I 

CO-NH2. 

Wird  aber  eine  2proc.  Lösung  des 
Wasserstoffperoxyds  unter  die  Haut  ein- 
gespritzt, so  zerfällt  es  bei  der  Berühr- 
ung mit  dem  lebenden  Gewebe  fast 
sofort  in  Sauerstoff  und  Wasser.  Die 
Sauerstoffentwicklung  ist  so  stark,  daß 
ein  Froschschenkel,  in  Wasserstoffper- 
oxyd gebracht,  nicht  zum  Sinken  ge- 
langt,sondem  an  der  Oberflächeschwimmt. 
Dasselbe  geschieht,  wenn  Wasserstoff- 
peroxyd mit  Schleimhäuten  in  Berührung 
kommt,  auch  in  Berührung  mit  En- 
zymen. Eine  eingespritzte  2proc.  Lösung 
von  Wasserstoffperoxyd  wird  also  zum 
größten  Teil  schon  beim  Einspritzen 
zerstört,  noch  ehe  eine  Aufsaugung  zu 
Stande  kommen  kann,  die  Lösung  kann 
also  nur  in  geringem  Grade  auf  die 
Cyanwassersto&äure  im  Blute  und  in  den 
Geweben  einwirken. 

Schüttelt  man  aber  ein  Gemisch  von 
Magnesia  u st a  mit  Ferro- oder  Ferri- 
salz  gemischt,  am  besten  mit  beiden, 
wobei  aber  ein  Ueberschuß  von  Mag- 
nesiumoxyd zugegen  sein  muß,  mit 
Cyanwasserstoffsäure  oder  Cyankalium, 
so  bildet  sich  gleich  Ferro-  und  Ferri- 
cyanwasserstoff,  bezw.  später  Berliner- 
blau, auch  bei  gewöhnlicher  Temperatur. 
Ich  habe  darum  in  der  oben  ange- 
gebenen tabellarischen  Zusammenstell- 
ung gesagt  (unter  Cyanoätesyra  ==  Cyan- 
wasserstoff) wie  folgt  (in  Uebersetz- 
ung): 

«Wasseratoffperoxyd,  das  empfohlen 
wurde,  ist  hier  von  gar  keinem  Nutzen» 
und  als  Antidot  habe  ich  empfohlen: 
«Hydras  ferrico-magnesicus  (Antidotum 
Arsenici)  mit  etwas  Ferrosalz  versetzt.» 


Oleam  morpbinatain  soll  als  Ersatz  für  Oleum 
Hyoscyami  dienen  und  vor  diesem  den  Vorzog 
einer  genauen  Dosierung  haben.  Ein  klares 
Produkt  erhält  man  durch  Lösen  von  1  g  Mor- 
phium purum  praeoip.  in  10  g  Acidum  oleinicum 
(mäßig  erwärmen)  und  Auffüllen  mit  Oleum 
Amygdalarum  zu  lüOO  g.  A. 

BuU.  Mens.  Synd.  Pharm,  de  VEsi  1906,  93. 


*;  (Jebersetzt:  Taschenbuch  ftirAerzte. '• 


530 


Neue  ArzneimitteL 

Antityphusseram.  Nach  dem  Zentr&lbl. 
f.  Bakferiol.  Bd.  XU^  H.  2,  hat  Macfadyen 
Ziegen  intravenäe  mit  toxischen  Zeihreeten 
der  Typhosbazillen  behandelt  and  dadarch 
dn  Endotoxin  gewonnen^  wie  ee  ihm  aach' 
gelang,  eine  wesentliche  Steigerung  des  anti- 
toxischen Wertes  des  Semm  zn  erhalten. 
Das  Semm  zeigte  sieh  auch  gegen  das 
Entotoxin  wirksam,  wenn  beide  gleichzeitig, 
aber  getrennt  eingespritzt  wurden.  Das 
Semm  wirkte,  1:1000000  verdünnt,  auf 
Typhnsbazillen  agglutinierend ;  es  besafi  auch 
bakteriolytische  Eigenschaften.  In  Verdünn- 
ung 1:10000  schützte  es  gegen  10  töd- 
liche Gaben  der  Typhusbazillen.  Präzipitin- 
Wirkung  auf  frische  und  toxische  Typhuszell- 
sftfte  war  nicht  nachweisbar.  Gegen  3  töd- 
liche Gaben  Oholeraendotoxm  schützte  dieses 
Ziegenserum  nicht 

Argentum  carbonicum  erhielt  nach  einem 
neuen  Verfahren  Oawalowski  (Pharm.  Post 
1906,  364)  als  ein  in  Wasser  unlösliches 
Hydrokarbonat  sowie  als  em  in  Wasser 
lösliches,  eine  längere  Zeit  haltbare  Lösung 
lieferndes  kohlensaures  Salz.  Weitere  Mit- 
teilungen sollen  folgen. 

Beraaeok's  Tuberkulin,  über  das  in 
I%arm.  Gentralh.  46  [1905],  928  bereits 
berichtet  wurde,  kommt  in  13  Lösungen  in 
den  Handel  mit  den  Bezeichnungen 

A  A  A  A  A    ^    BbisH. 
32  16     8     4      2 
Jede  folgende  Lösung  dieser  Reihe  ist  doppelt 
so  stark  wie  die  vorhergehende. 

Bismutum  bitannicum  wird  nach  0. 
db  R,  Fritx  als  Adstringens  bei  Darm- 
entzündungen angewendet. 

Cadosol  ist  ein  20  pCt  Kadeöl  enthalten- 
des Vasogen.  Darsteller:  Soci6t6  f^d6rale 
des  pharmaciens  de  France  in  Paris,  1 1  rue 
Payenne. 

Cerolin- Kugeln  und  -Zäpfchen  aus 
Kakaoöl  oder  Gelatine  mit  5  pCt  Oerolin 
(Pharm.  Centralh.  46  [1904|,  54)  werden 
gegen  weißen  Fluß  empfohlen.  Darsteller: 
Heinrich  Noffke  &  Co.  in  Berlin  SW  47. 

Conepkrin  -  Dr.  Thilo  ist  eine  Kokain 
und  Paranephrin-JfercA;  enthaltende  Lösung. 
DarsteUer:  Dr.  Tkih  A  Co,  in  Mainz. 

Buroform,  ein  Salbenstift,  enthält  nach 
Riarm.  Ztg.    1906,   503,   33  Vs  pCt  Form- 


aldehydiösung.  Anwendung:  gegen  Hand- 
und  Fußschweiß,  sowie  Wundwerden  der 
Füße.  Darsteller :  Schwan  -  Apotheke  H. 
Ascher  in  Mannheim. 

Fer-Protylin  ist  der  jetzige  Handelsname 
für  Eisenprotylin.  Es  ist  ein  gelblidiweißeB, 
geruch-  und  geschmackloses  Pulver,  das  sieb 
in  alkalischen  Flüssigkeiten  löst.  Es  enthilt 
als  organische  Verbindung  2,6  pGt  Phosphor 
und  2,3  pCt  Eisen.  Darsteller:  Hoffmann, 
La  Boche  iSb  de,  in  Basel  und  Grenzaeh. 
Vergl.  auch  Pharm.  Centralh.  44  [1903], 
436  unter  Protylin  ferratum. 

Oadose,  über  die  in  Pharm.  Gentralh. 
47  [1906],  460  berichtet  wurde,  kommt 
jetzt  mit  einem  Zusatz  von  Wollfett  in  den 
Handel.  Außer  den  daselbst  erwähnten 
Präparaten  wird  noch  eine  G  ad  ose  gel'a- 
tinata,  10  pCt  sterilisierte  Gelatine  ent- 
haltend, dargestellt 

Grandira  ist  ein  Syphilisschutzmittel  an- 
bekannter  Zusammensetzung,  das  von  «/.  M. 
Andreae  in  Frankfurt  a.  M.  und  Xorü, 
Zahn  (&  de.  in  Nürnberg  zu  beziehen 
ist 

Herbacol  ist  Uerbaimy'%  Kalkeisensinip 
(Pharm.  Centralh.  44  [1903J,  493)  mit 
7  pGt  sulfoguajakolsaurem  Kalium.  Dar- 
steller: Apotheke  von  Dr.  Hellniann'%  Erben 
in  Wien.  _   _     ^'  Ment%eL 

Zur  Eeontnis  der  Aracbis. 

Die  beim  Verfflttem  von  Erdnußkucben 
zuweilen  beobachteten  Vergiftungserschein- 
ungen  dürften  wohl  auf  auf  einen  alkaloid- 
ähnlichen  Körper,  A  r  a  c  h  i  n ,  znrQckzuf Ohren 
sein,  welchen  W,  Mooser  aus  dem  alkal- 
ischen Extrakt  des  Erdnnßmebles  isolierte, 
und  der  anscheinlich  ein  ständiger  Begleiter 
der  Erdnußkuchen  ist  Dieser  Körper  stellt 
einen  gdbrflnen  in  Wasser  und  Alkohol 
ziemlich  leicht,  in  Aether  und  Petrolätber 
dagegen  unlöslichen  Sirup  dar  und  besitzt 
vermutlich  die  Formel:  G5H]40N2.  Ein- 
spritzungen unter  die  Haut  mit  dem  Chlor 
hydrat  des  Alkaloids  zeigten  bei  Fröschen 
und  Kaninchen  eine  vorflbergehende  Ver- 
minderung der  Nervensensibilität  und  eioe 
allgemeine  Erschlaffung.  BiL 

Zischr.  f,  angew.  Chem.  1906,  148. 


521 


Zur  Auslegung 
pharmaseutischor  Gesetze  usw. 

(Fortsetzung  von  Seite  507.^ 

208.  Vergehen  gegen  das  SüBstoff- 
gesetz.  Zwei  Apotheker  hatten  seinerzeit 
größere  Mengen  Saceharintabletten  verkauft, 
waren  deswegen  angeklagt,  vom  Landgericht 
aber  freigesprochen  worden,  weil  das  Gericht 
mit  den  Angeklagten  annahm,  dafi  Süßstoff- 
täfelehen  auch  ohne  ärztliche  Anweisung  in 
unbeschränkter  Zahl  abgegeben  werden  dürf- 
ten. Dagegen  hat  das  Reichsgericht  ent- 
schieden, daß  jedesmal  nur  je  ein 
Röhrchen  an  eine  einzelne  Person  abge- 
geben werden  darf.  Die  Angeklagten  be- 
haupteten daraufhin,  sie  hätten  sich  in  einem 
tatBächlicben,  also  entschuldbaren  Irrtum  be- 
funden, das  Reichsgericht  erklärte  aber,  der 
Irrtum  sei  ein  solcher  über  das  Strafgesetz 
gewesen,  der  nicht  vor  Strafe  schütze.  (Ph. 
Ztg.  1906,  Nr.  5.) 

209.  Anktlndignng  von  Heilmitteln 
von  Seiten  der  Apotheker  ist  nicht  als 
Kurpfuscherei  anzusehen.  Zwei  Apotheker 
in  Hannover  waren  wegen  Kurpfuscherei 
angeklagt,  weil  ihre  Apotheken  in  den  Zei- 
tungen als  Verkaufsstollen  für  Rinosalbe 
angeführt  waren.  Der  Sachverständige  (ein 
Gerichtsarzt)  erklärte,  die  Salbe  habe  nicht 
die  ihr  zugeechriebene  Heilkraft,  und  die 
Ankündigung  derselben  als  Heilmittel  gegen 
Wunden,  Flechten,  Hautausschlag,  Schuppen, 
kranke  Finger  usw.  sei  als  Kurpfuscherei 
anzusehen,  und  auch  die  Apotheker  seien 
strafbar,  wenn  sie  derartige  Ankündigungen 
mit  ihrem  Namen  deckten.  Die  Angeklagten 
erklärten  dagegen,  daß  in  solchen  Heil- 
mittel -  Reklamen  die  Apotheker  oft  als  De- 
podtäre  bezeichnet  würden,  um  sie  dadurch 
zu  einem  Bezug  der  betr.  Mittel  zu  ver- 
anlassen. Das  Schöffengericht  Hannover 
fand  darin  kdne  strafreohtlich  zu  ahndende 
Beteiligung  einer  Kurpfuscherei  und  sprach 
die  Angeklagten  deshalb  frei.  (Pharm.  Ztg. 
1906,  Nr.  4.) 

210.  Verkauf  von  Heilmitteln  als 
Vorbeugnngsmittel  ist  strafbar.  So  hat 
das  Hanseatische  Oberlandesgericht  in  Ham- 
burg im  Gegensatz  zu  anderen  Ge- 
richten entschieden.  Es  handelte  sich  um 
den  Verkauf  von  Brusttee,  Brustpnlver,  Rha* 


barberwem  usw.,  die  m  Drogist  nur  als 
Vorbeugungsmittel  verkauft  haben  wollte, 
während  geriohtlioh  festgestellt  wurde,  daß 
die  fraglichen  Mittel  nicht  ausschließlich  als 
Vorbeugungsmittel,  sondern  ebenso  als  Heii- 
mittei  verwendet  werden. 

So  lange  die  Kaiserl.  Verordn.  vom  22. 
Okt  1901  nicht  eine  Fassung  erhält,  in  der 
entweder  der  Begriff  «Heilmittel»  genauer 
definiert  wird,  oder  die  den  Begriff 
«Heilmittel»  überhaupt  nicht  ent- 
hält, sondern  das  Feilhalten  oder 
Verkaufen  der  imVerzeichnis  A  auf- 
geführt en  Mittel  außer  halb  der  Apo- 
theken schlechthin  verbietet,  so- 
lange wird  der  Drogist  auch  alle  Hettmittel 
als  Vorbeugungsmittel  verkaufen  und  nicht 
von  jedem  Gericht  dafür  verurteilt  werden. 
(Pharm.  Ztg.  1906,  Nr.  1.) 

211.  AnkUndigung  von  Sägers  Ilectar. 
Dr.  Engel  war  wegen  öffentlicher  Anpreis- 
ung von  Ullriche  Kräuterwem  und  von 
Engeln  Nectar  verurteilt  worden,  hatte  das 
Urteil  jedoch  durch  Revision  beim  Kammer- 
gericht angefochten.  Das  Kammergeriefat 
hielt  das  Urteil  in  bezug  auf  Kräuterwttn 
aufrecht,  weil  für  Kräuterwein  ausdrücklich 
Ankündigungsverbot  besteht,  erkannte  aber 
wegen  Ankündigung  des  Nectar  auf  Frei- 
sprechung, weil  es  nicht  in  die 
Liste  der  Mittel  aufgenommen  ist, 
die  nicht  öffentlich  angekündigt 
werden  dürfen.  Daran  ändert  der  Um- 
stand nichts,  daß  Neetar  und  Kräuterwein 
tatsächlich  dieselbe  Zusammen- 
setzung haben,  denn  gerade  auf  den 
Namen  komme  es  besonders  an.  (Pharm. 
Ztg.  1906,  Nr.  5.) 

212.  Hienfong-Essenz  gehört  zu  den 
Arzneimitteln  und  ist  deshalb  vom  Hau- 
sierhandel ausgeschlossen.  Ein  Heilkun- 
diger wurde  wegen  unbefugten  Hausierens 
mit  Heilmitteln  (Hienfong-Essenz)  zu  96  M. 
Geldstrafe  verurteilt  Die  Berufung  des 
Angeklagten,  sowie  seine  Revision  beim 
Kammergericht  wurden  verworfen  und  ent- 
schieden, daß  Hienfong-Essenz  nicht,  wie 
der  Angeklagte  behauptete,  ein  chinesisches 
Parfüm,  sondern  ein  Hdlmittel  sei.  (Pharm. 
Ztg.  1906,  Nr.  4.)  A.  8t. 


522 


Aus  dem  Jahreibenohte  1906  des  ana- 
lytischen Laboratorium  von  Philipp  Köder 
in  Wien  -  Klosterneabnrg. 

(Sohlaß  von  Seite  482.) 

Fkrina  AmygdalanuD.  Anhaltspunkte 
zur  Beurteilung:  Aschengehalt  soll 
nioht  über  5  pCt  betragen. 

Bestimmung  der  Blausfture  in 
Farina  Amygdalarum  amararum: 
10  g  Bitteimandelmehl  werden  in  einem  600 
com-Eochkolben  mit  250  ocm  Wasser  von  40  o 
Übergossen  und  sogleich  mit  einem  Kühler  yer- 
bunden,  aus  dem  das  Rohr  bis  auf  den  Boden 
der  mit  20  com  Wasser  beschickten  Vorlage- 
flasche  reicht.  £s  wird  unter  öfterem  Um- 
schwenken des  Kolbens  3  Stunden  stehen  ge- 
lassen, dann  wärmt  man  langsam  an  und  destill- 
iert 150  com  über;  hierauf  wird  das  DestilUt, 
in  welchem  0,2  g  Kaliumjodid  aufzulösen  sind,  mit 
einigen  ocm  Ammociakflüssigkeit  rasch  yersetzt 
und  rasch  unter  bestäncUgem  Umrühren  mit 
Vio-Normal-Silbemitratlösung  bis  zur  beständig 
bleibenden  gelblichen  Färbung  titriert.  Multi- 
pliziert man  die  Anzahl  der  verbraaohten  com 
7io-Normd-Silbernitratlösung  mit  0,54,  so  er- 
ßuirt  man  die  Menge  Blausäure,  die  aus  1  kg 
Bittermandelkuohen  gewonnen  werden  kann. 

Folla Belladonnae.  Alkaloidbestimm- 
ung:  15  g  der  fein  gepulverten  Droge  werden 
in  gleicher  Weise  wie  bei  Extractum  Bella- 
donnae behandelt. 

Folia  Coea.  Alkaloidbestimmung: 
15  ^  feingepulverter  Blätter  werden  in  gleicher 
Weise  wie  bei  Extractum  Ck)cae  fluidum  be- 
handelt. 

Fmetns Cnbebae.  Anhaltspunkte  zur 
Beurteilung:  Aschengehalt  höchstens  7,5 
pCt. 

Bestimmung  des  Alkohol-Aether- 
eztraktes:  10  g  fein  gepulverte  Kubeben 
werden  mit  50  g  Alkohol  und  50  g  Aether 
unter  Öfterem  Umschütteln  24  Stunden  mazeriert. 
Yen  dem  Filtrat  dampft  man  50  g  auf  dem 
Wasserbade  vorsichtig  ein,  trocknet  2  Stunden 
bei  100®  0  und  wäfft  Der  gewogene  Trocken- 
rückstand mit  20  miutipliziert  ergibt  den  Prozent- 
gehalt an  Alkohol- Aetherextrakt. 

Kalium  hydrotartarleonL  Außer  Pharma- 
kopöepräparaten  wurde  auch  Roh  weinstein 
auf  den  Weinsteingehalt  untersucht.  Der  Wein- 
stein wurde  in  diesem  Falle  nach  der  Qoldberg' 
sehen  Salzsäure -Methode  bestimmt.  Die  Be- 
stimmung wird  in  folgender  Weise  ausgeführt: 

6  g  Rohweinstein  werden  mit  9  com  ver- 
dünnter Salzsäure  (20proc.)  bei  gewöhnlicher 
Temperatur  ^gleichmäßig  angerührt  und  unter 
Umrühren  eme  Stunde  stehen  gelassen.  Nach 
dieser  Zeit  verdtumt  man  mit  dem  gleichen  Vo- 
lumen Wasser  und  läßt  wiederom  unter  Um- 
rühren eine  Stunde  stehen.  Die  Masse  wird  in 
einem  Meßkolben  auf  100  com  gebracht,  gut 
umaeeohüttelt  und  durch  ein  trockenes  Filter 
filtriert.  50  ocm  werden  abgemessen  und  in 
einem  bedeckten  Beoherglase  vorsichtig  mit  18 


ocm  Pottaschelösung  (10  com  =  2  g  K,CX),) 
gekocht,  und  zwar  vom  Koohen  an  10  Minuten, 
bis  sich  das  Galciumkarbonat  pulverig  abgeschie- 
den hat.  Sodann  wird  filtriert,  mit  siäendem 
Wasser  gut  ausgewaschen  (bis  zum  Verschwinden 
der  alkalischen  Reaktion),  die  Filtrate  auf  15  ocm 
eingedampft  und  heiß  mit  3  com  Eisessig  ver- 
setzt. Nach  5  Minuten  langem  Rühren  gibt 
man  100  com  Alkohol  zu  und  rührt  wieder  5 
Minuten  lang,  bis  der  entstandene  Weinstein- 
niederschlag  feinkörnig  kristallinisch  geworden 
ist.  Dann  wird  filtriert  und  zwar  in  der  Weise, 
daß  der  Niederschlag  zuletzt  aufis  Filter  gebracht 
wird,  der  Niederschlag  wird  mit  Alkohol  bis  zum 
vollständigen  Verschwinden  der  sanersD 
Reaktion  gewaschen.  Schließlich  wird  der  Nie- 
derschlag samt  Filter  in  ein  Becheiglas  gebracht, 
der  in  der  Schale  haftende  Weinstein  mit  sie- 
dendem Wasser  hinzugespült,  so  daß  man  etwa 
100  bis  150  com  Flüssigkeit  hat,  welche  mitNormal- 
Kiüilauge  und  Phenolphthalein  titriert  werden. 
1  com  Normal-Lauge  =  0,1876  (log.  27323)  g 
Weinstein.  Die  gefundene  Menge  Weinstein 
mit  33,33  multipliziert  ergibt  den  Prozentgehalt 

Magnesium  oxydatnm.  Da  bis  jetzt  von 
allen  untersuchten  Handelspräparaten  keines  voll- 
kommen kohlensäurefrei  war  und  ein  solches 
schwerlich  auch  anzutreffen  sein  wird,  wurden 
Präparate,  die  nur  minimale  Mengen  Kohlensänre 
enthielten,  nioht  beanstandet.  Es  wäre  vielleicht 
empfehlenswert,  fdr  das  Magnesiumoxyd  einen 
zulässigen  Mazimalgehalt  an  Kohlensäure  zu 
normieren. 

Oleum    CaGao«      Anhaltspunkte   snr. 
Beurteilung:  Schmelzpunkt  30  bis  M^  C. 

Probe  nach  Björklund:  Man  löst  etwa 
5  g  des  Kakaofettes  in  dem  doppelten  Gewicht 
Aether  in  einem  Probierrohr,  verschließt  mit 
einem  Korke  und  versucht  durch  Schütteln  io 
Lösung  zu  bringen.  Ist  die  Lösung  trübe,  so 
ist  Wachs  zugegen.  Ist  die  Flüssigkeit  klar, 
80  stellt  man  das  Probierrohr  in  Wasser  vonO'* 
and  beobachtet,  nach  welcher  Zeit  sioh  die  Los- 
ung zu  trüben  oder  Flocken  sich  abzusoheideD  an- 
fangen und  bei  welcher  Temperatur  die  ans  dem 
Wasser  herausgenommene  Probe  wieder  klar 
wird.  Wird  die  Lösung  bei  Oo  nach  10  bis  15 
Minuten  trüb  und  klärt  sie  sich  wieder  bei  19 
bis  200,  so  ist  die  Kakaobutter  rein. 

Yerseifungszahl  190  bis  198,  Jod- 
zahl 34  bis  38. 

AlsErsatz  für  Kakaobutter  bei  der 
Schokoladenfabrikation  sind  im  Handel  anok 
mehrere  Kakaobutter-Surrogate  anzutreffen.  Es 
sollen  hier  nur  einige  angeführt  werden:  Na- 

0  0  i  n  e  heiBt  ein  englisches  Produkt  und  ist  ein 
Gemisch  von  Kokos-  und  Palmkemöl,  ein  schwe- 
disches Fabrikat,  das  einfach  als  Kakao- 
bntter-Surrogat  bezeichnet  wird,  besteht 
aus  Kokosfett  und  Japanwachs.  Beide  Präparate 
sind  noch  nicht  genügend  geschmacklos  und 
haben  einen  kratzenden  Geschmack,  so  dafi  sie 
in  der  Sdiokoladenfiabrikation  kaum  als  Kakao- 
butter-Surrogate zu  brauchen  sind.    Kakao- 

1  i  n  e  ist  frimzösisohen  Ursprungs,  ist  vollkom- 
men geruoh-  und  geschmacklos   und  soll  sich 


523 


selbst  Mr  die  beste  Schokolade  verwenden  lassen. 
Eakaoline  ist  nichts  anderes  als  ein  nach  einem 
besonderen  Verfahren  von  den  flüssigen  Glyce- 
riden  befreites  Kokosfett,  welches  vollkommen 
neutralisiert  und  desodoriert  ist.  (Ein  Srsats 
der  Kakaobutter  in  der  Schokolade  durch  fremdes 
Fett  ist  eine  «Verfälschung»  im  Sinne  von  §  10 
des  Nahrungsmittelgesetzes.    Sehriftieüung,) 

OleuD  Hyoseyami  foliomm  eoetum.  An- 
haltspunkte zur  Beurteilung:  500 g 
des  Oeles  werden  mit  200  g  Aether  und  100  g 
Alkohol  vermischt  und  dann  nacheinander  mit 
50,  30,  20,  20,  20  com  Spree.  Salzsäure  ausge- 
schüttelt. Die  salzsauren  Auszüge,  die  wegen 
Emnlsionsbildung  von  der  Oelschicht  schwer 
abzuscheiden  sind,  werden  darauf,  um  das  Chloro- 
phyll und  das  noch  anhaftende  Oel  zu  entfernen, 
3  bis  4  mal  durch  Ausschütteln  mit  je  15  com 
Chloroform  gut  ausgewaschen.  Nun  wird  die 
salzsanre  Flüssigkeit  mit  Ammooiakflüssigkeit 
oder  Natronlauge  alkalisch  gemacht  und  das  frei 
gewordene  Alkaloid  mit  10,  10,  10,  10,  10  com 
Chloroform  ausgeschüttelt.  Diese  letzten  Chloro- 
form-Auszüge werden  in  einer  tarierten  Schale 
eingedampft,  2  Stunden  bei  100^  getrocknet  und 
dann  gewogen.  Der  gewogene  Best  durch  5 
dividiert  ergibt  den  Prozen^ehalt  an  Alkaloid; 
er  betrug  beispielsweise  0,0(^8  bis  0,0245  pCt. 
(Diese  Methode  eignet  sich  natürlich  nur  für  den 
Großbetrieb.     Sehriftieüung.) 

Badix  Aconiti.  Anhaltspunkte  zur 
Beurteilung:  Aschengehalt  nicht  mehr  als 
5  pCH.  Alkaloidbestimmung  wie  bei  Folia  Bella- 
donnae. 

Semen  Stryehnl«  Anhaltspunkte  zur 
Beurteilung:  Asche  nicht  über  3,6 pCt. 
In  70proo.  Alkohol  lösliches  Extrakt  12  pCi 

Alkaloidbestimmung:  15  g  fein  ge- 
pulverter Samen  werden  in  einer  250  g-Flasche 
mit  100  g  Aether  und  50  g  Chloroform  über- 
gössen und  nach  Zusatz  von  10  com  Wasser  und  10 
com  Ammoniakflüssigkeit  6  Stunden  geschüttelt. 
Man  läßt  absitzen,  gießt  100  g  der  Aether- 
Chloroform- Mischung  vorsichtig  ab,  gibt  in  einen 
Scheidetrichter  und  schüttelt  dann  nacheinander 
mit  30,  10,  10,  10,  10  com  3proc.  Salzsäure 
aus.  Die  vereinigten  salzsauren  Auszüge  werden 
zuerst  zweimal  mit  je  10  com  Chloroform  aus- 
gewaschen, dann  erst  mit  Ammoniakflüssigkeit 
im  Üebers«)husse  versetzt  und  mit  20,  10,  10, 
10,  10  com  einer  Mischung,  bestehend  aus 
3  Teilen  Chloroform  und  1  Teil  Aether  ausge- 
schüttelt. Die  Aether-Chloroform- Auszüge  dampft 
man  in  einem  tarierten  Kolben  auf  dem  Wasser- 
bade ein,  trocknet  3  Stunden  bei  KX)^  und  wägt. 
Durch  Multiplikation  des  gewogenen  Bestes  mit 
10  erährt  man   den  Prozentgehalt  an  Alkaloid. 

Simpiis  Ferri  jodatL  Anhaltspunkte 
zur  Beurteilung:  Spezifisches  Ge- 
wicht ungefähr  1,35.  In  drei  Teilen  Wasser 
soll  Jodeisensirup  klar  löslich  sein.  Die  wässer- 
ige Lösung  darf  aut  Zusatz  von  Stärkelösung 
keine  blaue  Färbung  annehmen. 

Bestimmung  des  Jodeisengehaltes: 
Man  wägt  3  bis  5  g  (genaues  Gewicht  feststellen !) 


in  ein  Beoherglas  von  3(X)  g  Inhalt,  verdünnt 
mit  etwa  150  g  Wasser  und  läßt  aus  einer  Bü- 
rette 30  com  Vio'^ofiiiAl'^übernitratlösung  zu- 
fließen; man  säuert  mit  etwas  salpetrigsäure- 
freier Salpetersäure  an,  gibt  etwas  Eisenalaun- 
löflung  dazu  und  titriert  das  überschüssige  Silber 
mit  Vio'^o'i^'^^o^lAnammoniumlösung  zurück. 
Die  verbrauchten  com  Bhodanlösung  von  30  abge- 
zogen ergeben  die  vom  Jodeisen  gebundenen 
com  Silberlösung.  Multipliziert  man  nun  die 
Anzahl  der  verbrauchten  com  Silberlösung  mit 
0,0145,  so  erhält  man  das  in  der  angewandten 
Menge  Sirup  enthaltene  Jodeisen  (FejJ,  welches 
gegen  5  pCt  betragen  soll. 

Tinetiini  Benso^Ss.  Während  das  D.  A.-B.  lY 
Siambenzoe  vorschreibt,  soll  nach  deninOester- 
reich-üngam  giltigen  Pharmakopoen,  nämlich 
der  Ph.  A.  VII.,  Ph.  Hung.  n  und  Cr.  Sl.  II 
nur  Sumatrabenzoe  verwendet  werden,  um 
nachzuweisen,  ob  zur  Herstellung  der  Benzoe- 
tinktur  Sumatrabenzoe  verwendet  wurde,  dampft 
man  einige  com  der  Tinktur  bei  etwa  60  bis  70^ 
ein  und  erwärmt  hierauf  den  Abdampf rückstand 
mit  Kaiiumpermanganatlösung ;  ist  Sumatrabenzoe 
verwendet  worden,  so  tritt  ein  Geruch  nach 
Bittermaodelöl  auf,  Siambenzoe,  die  frei  von 
Zimtsäure  ist,  gibt  diese  Beaktion  bekanntlich 
nicht. 

Tinetim  Colehid  seniiiis.  Nach  der  Ph.  A.VIII 
wird  diese  Tinktur  aus  ganzen,  also  nicht  ge- 
pulverten Samen  durch  Perkolation  hergesetzt. 
Das  spezifische  (j^wicht  ist  ungefUir  0,901. 
Der  Alkaloidgehalt  wird  mit  0,04  pCt  festgestellt 

Tinetim  Digitalis.  Die  Identifizierung  der 
Digitalistinktur  geschieht  in  folgender  Weise: 
10  g  Tinktur  werden  mit  dem  gleichen  Volumen 
Wasser  vermischt,  auf  dem  Wasserbade  bis  zur 
Hälfte  abgedampft,  mit  basischem  Bleiacetat 
gefällt,  filtriert  und  das  Filtrat  mit  Chloroform 
ausgeschüttelt.  Die  Chloroformlösung  soll  nach 
dem  Abdampfen  einen  Bückstand  unterlassen, 
der  in  konzentr.  Schwefelsäure  gelöst  auf  Zusatz 
von  etwas  Bromwasser  violett  gefärbt  wird. 

Tinetim  Ckntianae.  2  com  Tinktur,  nach 
und  nach  mit  dem  gleichen  Volumen  konzentr. 
Schwefelsäure  vermischt,  nehmen  eine  dunkel- 
rotbraune Farbe  an ;  werden  nun  25  com  Wasser 
zugesetzt,  so  entsteht  ein  reichlicher  flockiger 
Niederschlag. 

Tinetnra  Ipeeaenanhae.  Alkaloidbe- 
stimmung: 75  g  Tinktur  dampft  man  auf 
dem  Wasserbade  bis  auf  einige  com  ein,  spült 
den  Best  mit  5  com  Ammoniakflüssigkeit  und  mög- 
lichst wenig  Wasser  in  ein  100  g-Fläschchen,  not 
60  g  Aether  hinzu  und  schüttelt  1  Stunde.  Man 
läßt  absitzen,  gießt  50  g  der  ätherischen  Flüssig- 
keit ab  und  schüttelt  diese  mit  20, 10, 10, 10  com 
0,5proc.  Salzsäure  aus.  Die  salzsauren  Auszüge 
werden  mit  Ammoniak  alkalisch  gemacht,  mit 
50  g  Aether  versetzt  und  Vs  Stunde  unter 
öfterem  ümschütteln  stehen  gelassen.  Nach 
dem  Absitzen  werden  durch  ein  trockenes  Filter 
40  g  der  Aetherlösung  in  ein  genau  tariertes 
KÖlbchen  abgegossen,  der  Aether  auf  dem  Wasser- 
bade abgedampft,  der  Bückstand  2  Stunden  bei 


524 


100  ^  getrocknet  nnd  dann  jfewogeD.  Der  zurück- 
gebliebene Best  mit  2  multipliziert  ergibt  den 
Prozentgebalt  an  Alkaloid,  der  2  pCt  betragen 
soll.  (Auch  Dur  im  Großbetriebe  brauchbar. 
SekrifUeüung,) 

nnetiira Stnrekiil.  Alkaloidbestimm- 
ung:  60  g  Tinktur  dampft  man  auf  dem 
Wasserbade  bis  auf  einige  com  ein,  spült  den  Rest 
mit  5  com  AmmoniakÜiissigkeit  und  möglichst 
weuig  Wasser  in  ein  100  g-Flfischchen,  gibt  40  g 
Aether  uud  20  g  Chloroform  hinzu  und  schüttelt 

1  Stunde.  Man  Ifißt  absitzen,  gießt  öO  g  der 
Aether-Ghloroform-Mischung  ab  und  schüttelt 
diese  mit  20,  10,  10,  10,  10  com  3proc.  Salz- 
s&ure  aus.  Die  yereinigten  Salzsäuren  Auszüge 
werden  zuerst  zweimal  mit  je  10  ocm  Chloro- 
form ausgewasohen  und  dann  erst  nach  Zusatz  von 
überschüssigen  Ammoniakflüssigkeit  mit  20,  10, 
10, 10  com  einer  Mischung,  bestehend  aus  3  Teilen 
Chloroform  und  1  Teil  Aether,  ausgeschüttelt. 
Die  Chloroform-Aether-Auszüge  dampft  man  in 
euem  genau  tarierten  Eölbohen  auf  dem  Wasser- 
bade  ein,  trocknet  3  Stunden  bei  100^  und  wägt. 
Darob  Multiplikation  des  gewonnenen  Bestes  mit 

2  erfühlt  man  den  Prozentgehalt  an  Alkaloid. 

J.  K, 

Darstellung  von  künstlichem 

Kampher. 

I.  Pinenchiorhydrat  wird  mit  Bleiacetat  in 
essigsaurer  Lösung  erhitzt,  wobei  je  nach  der 
Arbeitsweise  Kamphen-  oder  Bomyl-  oder  Iso- 
bomylaoetat  erhalten  wird.  Zur  Darstellung  des 
Kamphens  werden  1,275  g  Pinenchlorbydrat  mit 
5  g  Eisessig  und  3,2  g  trooknem  Bleiacetat  24 
bis  30  Stunden  zum  Sieden  erhitzt.  Dann  wird 
vom  Niederschlage  abgegossen,  der  Eisessig  ab- 
destüliert  und  mit  Kalk  neutralisiert.  Bei  der 
Destillation  im  Dampfstrom  erhält  man  Kamphen, 
als  Nebenprodukt  in  geringen  Mengen  Bornyl- 
und  Isobomylacetat  Die  Beaktion  kann  auch 
im  AutokUven  bei  130  bis  135  ^  0  vorgenommen 
werden,  doch  tritt  bei  weiterer  Steigerung  der 
Temperatur  die  Ausbeute  an  Kamphen  zurück 
und  bei  180  ^  0  werden  in  der  Hauptsache  nur 
die  anderen  beiden  Acetate  erhalten.  Das 
Kamphen  kann  ^rekt  zu  Kampher  oxydiert 
werden.  Die  Acetate  werden  verseift  und  die 
nach  verschiedenen  Vorfahren  oxydierten  Bor- 
neole liefern  gleichfalls  Kampher.  Beim  Aus- 
gange von  1-Pinen  erhält  man  linksdrehenden, 
vom  d-Pinen  rechtsdrehenden  Kampher.  (Franz. 
Patent  von  Ä.  Bihal^  P,  Magnier  und  Ch, 
Tiuier^  Chem.-Z^.  1906,  792).  Nach  einem 
Patente  von  A.  Dubox  und  0.  Piequet  kann 
das  Pinenchlorbydrat  auch  mittels  eines  For- 
miates  oder  Biformiates  in  Kampherformylester 
übergeführt,  durch  Wasser  verseift  und  das 
entstehende  Bomeol  durch  Oxydation  unter 
Wasseraustritt  in  Kampher  verwandelt  werden. 

IL  In  eine  Auflösung  von  15,4  kg  Isoborneol 
in  40  kg  Chloroform  werden  unter  äußerer 
Kühlung  7^1  kg  Chlor  eingeleitet,  welches  mit 
einem  mdifferenten  Oase  verdünnt  ist,  wobei 
sich  Salzsäuredämpfe  entwickeln.  Nach  be- 
endeter Oxydation  wird  die  Lösung  mit  Wasser 


gewaschen,  das  Chloroform  abdestilliert  und  der 
Kampher  als  farblose,  kristallinische  Masse  ge- 
wonnen und  durch  Umkristallisieren  aus  Petrol- 
äther  gereinigt.  (Vergl.  auch  Pharm.  Centralh. 
46  [1905],  835).  0.  F.  Bokringcr  äf  ^>hne, 
Mannheim-Waldhof.  —  he, 

III.  10  kg  Isoborneol  werden  fein  gepulvert 
oder  in  10  kg  Benzol  gelöst  und  mit  einer 
Lösung  von  10  kg  Kiüiumpermanganat  in  1000 
Liter  Wasser  bei  gewöhnlicher  Temperatur  gut 
gemischt,  bis  die  Permanganatfarbe  verschwiio- 
den  ist.  Durch  Dampf destillation  und  Umkristall- 
isieren aus  Petroleumäther  wird  der  Kampher 
rein  erhalten.  Der  durch  dieses  Verfahren  er- 
haltene Kampher  ist  sehr  rein,  da  sich  hierbei 
im  Oegensatz  zur  Oxydation  durch  Chromsäare 
oder  Sidpetersäure  keine  Nebenprodukte  bilden. 
(D.  R.  P.  157690,  Kl.  12o.  Chemische  Fabn'. 
auf  Aktien  vorm.  E,  Schering^  Berlin. 

IV.  Wenn  man  die  Oxydation  von  Borneol 
oder  Isoborneol  durch  Ozon  bewirkt,  erhält  man 
in  nahezu  quantitativer  Ausbeute  fast  völlig 
reinen  Kampher  ohne  Verunreinigung  mit  fie- 
duktionsprodukten.  Ferner  läßt  sich  Kampher 
aus  Isoborneol  erhalten,  wenn  man  ein  Gemisch 
von  Isobomeoldämpfen  mit  Saueistoff  oder  Luft 
erwärmt,  sei  es  mit  oder  ohne  Benutzung  ?on 
Kontaktsubstanzen. 

Leider  bieten  auch  diese  beiden  Verfahren 
noch  keine  Aussicht,  billigen  synthetischen 
Kampher  zu  erlangen.  (D  R.  P.  101306  und 
101  523,  Kl.  12  0.  Chemische  Fabrik  auf  Abien 
vorm.  K  Schering^  Berlin.)  -  Ä.  St 

Die  Lullua  -  Quelle 

der  Hersfelder  Brunnengesellschaft  A.-G.  in 
Hersfeld  enthält  nach  einer  Untersuchung  im 
Dr.  R.  Fresenius' Bchen  Laboratorium  in  ll<üO 
Gewichtsteilen  Wasser: 


Natriumsulfat 
»      nitrat 
»      Chlorid 
»      bromid 
»      Jodid 

Kaliumchlorid 

Lithiumchlorid 

Calciumsulfat 
»      bikarbonat 


2,281 959  g 
0,005 103  g 
0,556  720  g 
0,000175  g 
0,000004  g 
0,032027  g 
0,001 489  g 
0,545  067  g 
0,533 127  g 


»      Phosphat  (CaUP04)  0,000025  g 
>      arsenat  (CaHAsO«)  0,0l0ü52  g 
Strontiumsulfat  0,013631  g 

Magnesiumbikarbonat  0,198290  g 

Eisenoxydul       »  0,158  774  g 

Manganoxydul   »  0,000^57  g 

Zinkoxyd  »  0,011 149  g 

Borsäure  0,002  348  g 

Kieselsäure  0,01 1 285  g 

Kohlensäure,  freie  0,010083  g 

Baryumkarbonat  in  unwägbarer  Menge. 

Angezeigt  ist  diese  Quelle  gegen  KranV heften 
des  Magens,  Darmes,  der  Muz,  Leber,  Nieren 
und  Hamwerkzeuge,  sowie  bei  Hämorrhoiden, 
Gicht,  Zuckerkrankheit,  Fettleibigkeit  und  Gallen- 
steinen. Ä  M. 


525 


Die  Bestimmung 
von  fissigsäm'e  im  BleiweiB. 

Das  unter  Anwendung  von  Essigsäure 
hergestellte  Bleiweiß  hält  einen  Teil  der 
Essigsäure  so  fest  gebunden,  daß  er  sich 
nicht  durdi  Auswaschen  entfernen  läßt.  In 
solchen  Fällen  versagen  die  übliclien  Methoden 
zur  Bestimmung  der  Essigsäure  in  Bleiweiß, 
bezw.  ergeben  dieselben  zu  niedrige  Werte. 
Omtare  W,  Thompson  empfiehlt  daher 
folgendes  Verfahren:  18  g  trocknes  Blei- 
weiß bringt  man  mit  10  com  sirupöser 
Pfiosphorsäure,  18  g  ZinUstaub  und  50  ccm 
Wasser  in  einen  V2-I^iterkolben  und  destilliert 
auf  einen  kleinen  Rest  ab.  Nachdem  man 
hierauf  so  lange  Dampf  in  den  Kolben  ge- 
blasen hat,  bis  das  Kondenswasser  den 
letzteren  etwa  halb  füllt,  destilliert  man 
wieder  bis  auf  einen  kleinen  Rest  ab. 
Dieses  Verfahren  wiederholt  man  zweimal 
und  destilliert  alsdann  das  Gesamtdestillat 
nach  Zusatz  von  1  ccm  Phospho)-säure  in 
eben  beschriebener  Weise  so  lange,  bis 
10  ccm  Destillat  höchstens  einen  Tropfen 
l'i  0  -  Normal  -  Alkalilauge  zur  Neutralisation 
verbrauchen.  Das  Destillat  wird  zweck- 
mäßig in  Anteilen  von  je  200  ccm  titriert. 
Sind  in  dem  Bleiweiß  erhebliche  Mengen 
Chloride  enthalten,  so  muß  man  bei  der 
zweiten  Destillation  unter  Zusatz  von  Silber- 
phosphat destillieren. 

Ztschr.  f.  angebe.  Chem.  190G,  343.       Bit. 


Ueber  Reaktionen 

und  Bestimmungsmethoden  von 

Arsenwasserstoff. 

Aus  den  sehr  eingehenden  und  zahlreichen 
Untersuchungen,  welche  Hans  Beckleben 
und  Georg  Lockemann  über  Arsen  Wasser- 
stoff und  dessen  Verhalten  gegen  Silber- 
nitratiösung,  gegen  Halogene  und  Halogen- 
säuren sowie  gegen  Chromsäure  und  Ueber- 
mangansäure  ausführten,  geht  zum  Schluß 
hervor,  daß  zur  quantitativen  Bestimmung 
von  Arsenwasserstoff  in  einem  Gasgemisch 
die  Wägung  des  abgeschiedenen  Silbers  nicht 
immer  zuverlässige  Resultate  gibt,  und  daß 
die  Ermittiung  der  in  Lösung  gegangenen 
arsenigen  Säure  mit  Schwierigkeiten  ver- 
knüpft ist 


Brauchbarere  Resultate  in  wesentlich 
kürzerer  Zeit  erhält  man  durdi  Messen 
der  Volumenabnahme  beim  Schütteln  mit 
den  Lösungen  von  Silbemitrat,  Jod-Jodkaliura, 
Jodsäure  und  Hypochlorit  Besonders  dürfte 
sich  das  letztere  und  zwar  in  der  Form, 
wie  es  im  Handel  unter  dem  Namen  «Eau 
de  Javelle»  zu  erhalten  ist,  bei  seiner  Billig- 
keit und  wegen  der  äußerst  schnellen  Ein- 
wirkung in  erster  Linie  als  Absorptionsmittel 
empfehlen.  B^r  die  qualitative  Prüfung 
eines  Gases  auf  Arsenwasserstoff  halten  die 
Verff.  eine  ziemlich  konzentrierte  ammoniakal- 
ische  Silbernitratiösung  am  geeignetsten: 
Dieselbe  wird  bei  den  geringsten  Spuren 
von  Areenwasseretoff  sogleich  dunkel  geti'übt 
Zu  berücksichtigen  ist  allerdings  dabei,  daß 
z.  B.  Antimon-,  Schwefel-  und  Phosphorwasser- 
stoff ebenfalls  Schwärzungen  bezw.  dunkle 
Fällungen  erzeugen.  Tritt  jedoch  diese  Re- 
aktion nicht  ein,  so  ist  auch  sicher  kein 
Arsenwasserstoff  zugegen. 

Die  Verff.  setzen  die  Untersuchungen  nach 
verschiedenen  Richtungen  hin  fort  und  haben 
auch  seit  längerer  Zeit  Beobachtungen  über 
die  Wirkung  von  Radinmstrahlen  auf  Arsen- 
wasserstoff angestellt,  deren  Ergebnisse  die- 
selben später  mitzuteilen  gedenken. 

Ztschr.  f.  angeip.  Chem.  iOOG,  275.       Bit. 

Dimethylamidoazobenzol 
als  Indikator 

verwendet  Eimer  (Joum.  of  Amer.  Assoc, 
1906,  Nr.  15)  für  freie  Salzsäure 
im  Mageninhalt.  Da  als  Fehlerquelle  im 
wesentlichen  Milchsäure  in  betraclit  kommt, 
die  auf  das  Reagens  noch  in  einer 
Verdünnung  von  1 : 1 500  reagiert,  so  er- 
mittelt Verfasser  den  ungefäliren  Prozent- 
gelialt  an  Milchsäure  in  dem  zu  unter- 
suchenden Mageninhalt  in  verschieden  starken 
Verdünnungen  mittels  der  Kelling -Vvoh^j 
die  Milchsäure  noch  bis  1 :  22000  nach- 
weist, und  titriert  die  Salzsäure  dann  ent- 
weder in  Verdünnungen  des  Mageninhaltes 
mit  weniger  als  1  :  1500  Milchsäure  oder 
zieht  den  nach  Kellmg  ermittelten  Prozent- 
gebalt an  Milchsäure  von  dem  durch 
Titration  erhaltenen  Gehalt  an  freier  Salz- 
säure ab.  —  ^i^— 


526 


Verschiedene  Mitleiluiigen. 


Die  Rostbildung 
in  den  Wasserleitiingsröbren. 

Im  Anschlaß  an  seine  früheren  Arbeiten 
über  Eiteabakteriea  (vergl.  Pharm.  Centralh. 
46  [1904],  446  u,  797)  veröffentlicht  B. 
Schorle?'  im  Gentralbl.  ffir  Bakteriol.  1905, 
XV,  564  ffg.  mii^roskopiBche  Untersuchungen 
des  dicken  Rostbelages  der  Dresdner  Wasser- 
leitangsrOhren,  wie  er  mit  Hilfe  des  No- 
wotny'adien  Reinignngsapparates  ans  diesen 
entfernt  worden  war.  In  den  10  cm  weiten 
Eisenröhren  hatte  sich  innerhalb  30  Jahren 
ein  3  cm  dicker  Rostbehig  von  brannroter 
Farbe  —  trocken  rostrot  und  gelb  ab- 
färbend —  gebildet,  so  daß  das  Lumen  des 
Rohres  nur  noch  4  cm  betrug.  Der  Belag 
ließ  sich  mit  Hilfe  des  vorgenannten  vorteil- 
haften Apparates  leicht  entfernen  und  es 
zeigte  sich  die  eigenartige  Erscheinung,  daß 
die  Röhren  selbst  vom  Rost  nicht  angegriffen 
waren,  ja  daß  selbst  die  Asphaltschicht 
noch  intakt  war.  Schorler  hat  nun  nach- 
gewiesen, daß  die  gesamten  Eisenoxydhydrat- 
inkrustationen durch  die  Eisenbakterie  Gal- 
lionella ferruginea  veranlaßt  worden 
sind,  deren  Fadenbruchstflcke  deutlich  in  dem 
inneren  abwischbaren  Belag  der  Rostbrocken, 
besonders  so  lange  dieser  noch  feucht  war, 
erkennbar  waren. 

In  den  festen  Bruchstücken  des  Rostes, 
welcher  die  inneren  Teile  des  Belages  der- 
artiger Röhren  bildet,  konnte  indessen  mit 
Hilfe  des  Mikroskops  nichts  von  den  zopfig 
zusammengedrehten  Fäden  und  Kettenglie- 
dern der  Qallioneila  wahrgenommen  werden, 
vielmehr  bestand  das  Pulver  aus  scharf- 
kantigen anorganischen  schwarzen  Teilchen. 
Diese  bildeten  sechsseitige  Kristalltäfelchen, 
über  dereren  Entstehung  Schorter'z  Erklär- 
ungen über  das  Zustandekommen  der  Rost- 
bildung in  den  Leitungsröhren  Auskunft 
geben.  Das  Eisen  der  Rostmassen  entstammt 
nach  ihm  lediglich  dem  Leitungswasser. 
Durch  den  Lebensprozeß  der  Eisenbakterie 
Gallionella  wird  das  gelöste  doppeltkohlen- 
saure Eisenoxydul  aufgenommen  und  in  die 
Oxydform  übergeführt,  wobei  sich  das  aus- 
geschiedene Eisenoxydhydrat  in  der  Scheide 
der  Fäden  ablagert  Ist  man  ein  Gegner 
dieser  zuerst  von   Winogradsky  ausgespro- 


chenen Ansicht  und  hält  die  Speieherung 
des  Eisens  in  den  Gallertscheiden  der  Bak- 
terien nur  für  einen  mechanischen  Vorgang, 
so  bleibt  die  Oxydation  des  Eisens  unver- 
ständlich und  man  muß  trotzdem  die  Gallio- 
nella für  die  Rostablagerung  verantwortlieh 
machen. 

Bei  einer  gewissen  Dicke  des  Rostmantels 
um  die  Gallionellafäden  gehen  in  diesem 
nun  molekulare  Umlagerungen  vor  sieb. 
Von  außen  her  beginnt  er  in  hexagonaleo 
Tüpfelchen  zu  kristallisieren,  oder  es  bilden 
sich  durch  Verwachsung  benachbarter  Fäden 
formlose  Aggregate.  Hierdurch  erklärt  es 
sich,  warum  in  den  festen  Teilen  der  Rast- 
brocken keine  Bakterienfäden  mehr  nach- 
weisbar sind.  Diese  molekulare  Umlager- 
ung  zeigt  auch  den  Weg,  wie  der  Rasen- 
eisenstein durch  Ablagerung  der  Scheiden 
von  Ghlamydothrix  ochracea  entstanden  sein 
mag,  obwohl  sich  keine  Fäden  der  Bakterien 
mehr  in  den  Raseneisenerzen  nachweisen 
lassen.  Es  gelang  übrigens  Schorler  im 
Eisenocker  von  Mockritz  bei  Dresden  fädige 
Bildungen,  die  möglicherweise  von  Bakterien 
herrühren,  nachzuweisen. 

So  verschiedenes  Aussehen  die  Rostbeläge 
der  Wasserleitungsröhren,  je  nach  den  ver- 
schiedenen Plätzen  ihrer  Herkunft,  aufwiesen, 
immer  gelang  es  Schorler,  die  GaUionelia 
in  diesen  bald  rotbraunen,  bald  sdiwarzen 
Rostkmsten  oder  losem  Pulver  nadiio- 
weisen. 

Gegenmittel  gibt  es  nicht;  es  empfiehlt 
sich  nur  die  zeitweilige  Reinigung  der  Röhren 
mit  Hilfe  des  Nowotny'sfhßa  Apparates. 

-df/. 

Neumann's  Nähr-Bandage 

beetdit  aus  zwei  Brustträgem  mit  sangftb- 
igen  Einlage -Kissen,  welche  die  sich  frei- 
willig absondernde  Milch  in  sich  aufnehmen. 
Infolgedessen  wird  ein  Durchnässen  der 
Wäsche  und  Kleidung  sowie  die  dadurch 
verursachten  Flecken  verhindert,  wie  and 
das  Säuern  und  der  damit  verbundene  üble 
Geruch  verhütet  Zum  Nähren  wird  ein 
Bruststräger  losgeknöpft.  Darsteller:  Beriiner 
Bandagen-Fabrik  Hermann  Netimann  in 
Berlin  SO,  RungestraHe  9.  B.  M 


527 


Ein  eigentümlicher  Unfall 

mit  tödlichem  Ausgange  in  einer 

Walkfettfabrik 

ereignete  sich  in  Forst  i.  L.  Es  wird  in 
diesen  Fabriken  das  Fett  ans  dem  Walk- 
Wasser  der  Tuohfabriken  durch  Schwefel- 
säure ausgeschieden.  Ein  Arbeiter  bestieg 
ein  soeben  abgelassenes  Bassin  von  1,5  m 
Tiefe  und  fiel  sofort  darin  um.  Ein  ihm 
zu  Hilfe  kommender  Kamerad  blieb  eben- 
falls betäubt  im  Bassin  liegen.  Ein  dritter 
Arbeiter,  der  vor  Beeteigen  des  Bassin  durch 
den  Gesdiftftsführer  angeseilt  worden  war, 
wurde  auch  sofort  betäubt  und  blieb,  trotz- 
dem er  sofort  emporgezogen  wurde,  noch 
einige  Zeit  bewußüos.  Endlich  gelang  es^ 
die  Verunglückten  aus  dem  Bassin  zu  holen. 
Noch  tagelang  lagen  beide  bewußtlos 
im  Krankenhause,  bis  der  eine  am  6.  Tage 
nach  dem  Unfall  starb.  Es  ist  bemerkens- 
wert, daß  der  erste  Arbeiter,  welcher  länger 
im  Bassin  geblieben  war,  mit  dem  Leben 
davon  kam,  während  der  andere,  welcher 
ihn  retten  wollte,  der  aber  älter  war  als  der 
Gerettete,  sein  Werk  mit  dem  Leben  be- 
zahlen mußte.  Der  erste  Arbeiter  ist  noch 
heute  zeitweilig  geistig  gestört  und  bezieht 
deshalb  volle  Unfalhrente.  Als  Todesursache 
wurde  nach  der  Sektion  des  Verstorbenen 
Lungenentzündung  angegeben.  Da  das  zur 
Verarbeitung  kommende  Walkwasser  aus 
den  verschiedenen  Tuchfabriken  zusammen- 
geholt wurd  und  deshalb  von  sehr  verschie- 
dener Zusammensetzung  ist,  so  lassen  sich 
sichere  Untersuchungen  kaum  anstellen. 
Vermutlich  hat  sich  beim  Scheiden  des  Fettes 
durch  Schwefelsäure  aus  der  beim  Walken 
im  Ueberschuß  zugesetzten  Soda  Kohlen- 
säure entwickelt;  jedoch  die  erhebliche  und 
anhaltende  Störung  des  Nervensystems  des 
Ueberlebenden  läßt  darauf  schließen,  daß 
außer  Kohlensäure  noch  andere  giftige  Gase 
aufgetreten  sein  müssen.  Nun  ist  in  den 
aus  den  Walkhiugen  bei  Schwefelsäurezusatz 
entweichenden  Oasen  auch  manchmal  Am- 
moniak wahrzunehmen  und  dieses  kann 
allerdings  schwere  Aetzungen  der  Atmungs- 
organe hervorrufen.  Es  bliebe  daher  nur 
die  Erklärung  flbrig,  daß  freies  Ammoniak 
in  dem  Walkwasser  schon  enthalten  gewesen 
wäre,  welches  von  der  sich  stfirmisch  ent- 
wickelnden   Kohlensäure     mit    fortgerissen 


wurde,  weil  die  Menge  der  angewendeten 
Schwefelsäure  zu  seiner  Bindung  nicht  aus- 
reichte. (Dies  erscheint  äußerst  fraglich, 
wenn  nicht  ganz  unwahrscheinlich.  Sollte 
nicht  an  eine  Arsenvergiftung  durch 
Arsen  Wasserstoff  bei  Verwendung  unreiner 
Schwefelsäure  zu  denken  sein?  Bericht* 
erstatter.)  In  dieser  Fabrik  war  schon 
früher  ein  ähnlicher  Unfall  vorgekommen 
und  den  Arbeitern  daher  die  größte  Vorsicht 
bdm  Besteigen  der  Bassins  befohlen.  W.  Fr, 
Ztschr,  f.  Oew.-Hyg.  1906,  1. 

Ausziehbarer  Bunsen'scher  Brenner 
nach  Zimmermann,  Die  der  Länge  nach 
in  einander  verschiebbar  und  drehbar  ange- 
brachten Köhren  sind  mit  Schlitzen  oder 
Lochreihen  versehen,  die  in  verschiedener 
Höhe  mehr  oder  weniger  zur  Deckung  ge- 
bracht werden  können.  P. 


Preislisten  sind  eingegangen  von: 

Dr.  Degen  und  Kuth  in  Düren  (Rhld.)  über 
Liquores  Ferri  dccemplices  und  triplices,  «Duka»- 
Haematogen  und  -Emulsion,  Pedesan  (Hühner- 
augen pflMter). 

Roeckert  und  Miehaiotoshy  in  Berlin  SW 
über  chemische  Präparate,  Tabletten,  Vasoli- 
mente usw. 

Liebig  <b  Co,  in  Dresden- A.  über  Toilette- 
seifen, medizinische  Seifen,  Parfümerian. 

Dietx  db  Richter  in  Leipzig  über  Drogen, 
CbemikalieD,   Farben,   Reagentieo,  Spezialitäten. 

E,  Jungekttuen  in  Frankfurt  a.  0.  über 
Blumen-  und  Gemüsepflanzen,  gfirtnerische  Werk- 
zeuge. 

J,  D,  Riedel  in  Berlin  über  Chemikalien, 
Drogen,  Reagentien,  Präparate  von  Pctrke^  Davis 
db  Oo.,  Tabletten,  subcutane  Injektionen,  Gelatine- 
Kapseln  usw. 

Q,  db  R,  Irüx  in  Wien  über  Drogen,  ohe- 
misohe  und  pharmazeutische  Präparate,  Ver- 
bandstoffe, Mineralwässer,  Spezialitäten,  Gelatine- 
kapseln, Apparate  usw. 

Caescvr  db  Loretx  in  Halle  a.  S.  über  vegeta- 
bilische Drogen  im  ganzen  und  bearbeiteten  Zu- 
stande, Kneippt  Bohe  Speziali  täten,  Extrakte  zur 
Likör-Bereitung. 

Muster  sind  eingegangen  von  : 

E,  Äpian  Bennetcitx  in  Annaberg  i.  Erzgeb. 
Ghemisoh  reines  Filtrierpapier  Nr.  314  in  Bogen- 
fonnat  47X47  und  78X78  cm  sowie  rund 
geschnitten  in  allen  gewünschten  Größen.  Ein 
Filter  von  10  om  Durchmesser  ergibt  0,002  g 
Asche.    Das  Papier  ist  sehr  balttwr. 


528 


Bpiefwechsel. 


B.  Th.  in  Str.  Die  roten  Punkte  oder 
Flecken,  welche  Sie  bald  nach  der  Herstell- 
ung an  der  Lebertran-Emulsion  beob- 
achteten und  welche  sich  zunächst  vergrößerten, 
dann  verblaßten  und  nach  einigen  Stunden  ohne 
Hinterlassung  irgend  welcher  Spuren  verschwan- 
den, rührten  wahrscheinlich  von  Kolonien  eines 
Pilzes  her,  der  ähnlich  wie  Bacillus  prodigiosus 
(um  einen  der  bekannten  zu  nennen)  einen 
roten  Farbstoff  erzeugt.  8 

Apoth.  P.  in  Dr.  Für  die  I/ösung  (Verzucker- 
ung) der  Stärke  in  Wurstwaren  nach  dem 
Verfahren  von  Märeker  und  Morgen  (Verein- 
barangen  zur  einheitlichen  Untersuchung  von 
Nahrungs-  und  Genußm.  usw.  Heft  I,  Seite  15 
und  41 )  empfehlen  wir  Ihnen,  anstatt  der  5  com 
Malzauszug  eine  Lösung  von  0,1  bis  0,2  g 
D  i  a  s  t  a  8  e  (Merck)  in  5  com  Wasser  zu  ver- 
wenden. P.  S. 

A.  P.  in  St.  Über  Weinkellerkontrolle 
gibt  eb  keine  gedruckte  Anweisung.  Die  Durch- 
führung der  Eontrolle  ergibt  sich  aus  dem  Wein- 
gesetz vom  24.  Mai  1901  und  den  Ausführungs- 
bestimmungen  hierzu  vom  2.  Juli  1901.  Als 
Kommentar  zum  Weingesetz  empfehlen 
wir  Ihnen :  «Wein-Oesetz  vom  technischen  Stand- 
punkte, insbesondere  zum  Gebrauche  für  Praktiker 
erläutert  von  Dr.  K,  Windtseh»^  Berlin  1902, 
Verlagsbuchhandlung  Paul  Parey.  Derselbe  Verf. 
hat  auch  eine  «Chemische  Untersuchung  und  Beur- 
teilung des  Weines»  (Borlin  1896,  Verlag  von 
Julius  Springet)  geschrieben.  Die  Bekannt- 
machung des  Reichskanzlers  vom  25.  Juni  1896, 
betr.  Vorschriften  für  die  chemische  Untersuchung 
des  Weines,  ist  nebst  derjenigen  vom  2.  Juli  1901 
noch  in  Kraft.  Weiterhin  empfehlen  wir  Ihnen 
das  Studium  der  Wein-  und  Moststatistiken 
des  Kaiserlichen  Gesundheitsamtes. 

Für  die  Wasser analyse  ist  als  kleineres 
Werk  «Die  Untersuchung  des  Wassers»  von  Dr. 
W,  Ohlmüller  (Verlag  von  Jul.  Springer^  Berlin), 
ebenso  der  Abschnitt  «Wasser»  im  IL  Heft  der 
«Vereinbarungen  zur  einheitlichen  Untersuchung 
und  Beurteilung  von  Nahrungs-  und  Genuß- 
mitteln usw.»,  und  als  größeres  Werk  «Die 
chemische  und  mikroskopisch  -  bakteriologische 
Untersuchung  des  Wassers»  von  Dr.  Tiemann 
und  Dr.  Gärtner  (Verlag  von  Vieweg  db  Sohn^ 
Braunschweig)  anzuraten.  P.  Süß, 

A.  L.  in  H.  Kapokwolle,  über  welche 
schon    Ph.   C.  28  [1887],   33,  berichtet  wurde, 


sind  die  Samenhaare  von  Eriodendrou  anfraotuo- 
sum,  welcher  Strauch  in  Indien  und  auf  der 
Insel  Java  heimisch  ist.  Die  Früchte  sind 
18  bis  25  cm  lang,  5  bis  6  cm  an  der  dicksten  Stelle 
breit,  beiderseits  zugespitzt  und  enthalten  eine 
grosse  Anzahl  Samen,  fest  in  die  Samenbaare 
eingepackt.  (Vgl.  auch  Pharm.  Centralh.  46  [1905], 
54.) 

Die  Kapok  wolle  findet  vielfache  Verwendung 
als  Polstermaterial.  Als  Material  für  Verband- 
stoffe, z.  B.  als  Ersatz  für  Watte,  wofür  sie  auf 
den  ersten  Blick  geeignet  scheint,  ist  sie  nicht 
zu  empfehlen  Die  Samenhaare  sind  sehr  spröde 
und  zerbrechen  leicht;  sie  lassen  sich  z.  B.  mit 
dem  Finger  in  dem  Handteller  der  anderen  Hand 
zu  Pulver  zerreiben,  während  Baumwolle 
sich  bei  dieser  Behandlung  verfilzt.  Der  Uoter- 
zeichnete  hat  schon  vor  vielen  Jahren  eingehende 
Versuche  angestellt,  Kapokwolle  als  Watte-Ersats 
einzufuhren;  sie  scheiterten  aber  an  der  er- 
wähnten Eigenschaft  der  Kapok  wolle.  Infolge 
der  Sprödigkeit  und  leichten  Zerbrechlichkeit  der 
Kapokwolle  ist  überhaupt  jedes  Hantieren  mit 
derselben  «ehr  unangenehm.  Der  Staub  reizt 
stark  zum  Nießen  und  erzeugt  fortwährendes 
Jucken  an  Gesicht,  Händen  usw. 

J..  Seftneider. 

Dr.  M.  in  Br.  Vielleicht  liefert  E.  Merek  in 
Darm  Stadt  oder  eine  andere  deutsche  Fabrik  das 
von  Home  für  die  optische  Zuckerbes timmaog 
(Trockenfäilung)  empfohlene  trockene  präci- 
pitierte  Bleiacetat.  Als  Darsteller  wurden 
von  Home  die  Fabrikanten  Becker  db  Adamson 
in  EastOQ  (Nordamerika)  angegeben.        P,  S. 

Apoth.  Th.  M.  in  £•  Das  übersandte  lotbraane 
grobkristallinische  Pulver  «K  y  1  -  K  o  l»  (K  o  h  I  e  n  • 
Sparer)  besteht  aus  Kochsalz,  Eisenoxyd  (engl. 
Rot)  und  Holzfaser,  also  einer  Art  denaturierten 
Kochsalzes  Nach  der  Gebrauchsanweisung  soll 
man  auf  2250  kg  beliebiger  Kohle  1  kg  cKyUKo]> 
in  12  bis  15  L  Wasser  aufgelöst  verwenden  und 
dadurch  etwa  25  pGt.  an  Kohlen  sparen.  Von 
einer  völligen  Auflösung  des  Pulvers  ist  natür- 
lich keine  Rede,  es  lost  sich  eben  nur  das  Koch- 
salz, und  ob  die  geringen  Mengen  Sauerstoff  aos 
dem  wenigen  Eisenoxyd  bezw.  aus  etwa  dissoci- 
iertem  Wasser  wirklich  die  Verbrennung  und 
den  Heizeffekt  der  Kohle  in  dem  angeführtem 
Maße  steigern,  erscheint  zweifelhaft,  wenn  nicht 
etwa  das  Eisenoxyd  als  Kontaktsubstanz  in  Frage 
kommt.  P.  Süß. 


Erneuerung  der  Bestellung. 

Zur  Erneuerung  von  Zeitungsbestellungen  bei  der  Post;  welche  Ende  dieses  Monats  abiaafeo; 
bedarf  es  der  Vorausbezahlung  des  Betrages.     Auf  den  ununterbrochenen  und  voll- 
ständigen  Bezug  der  Zeitung  kann  nur  gerechnet  werden,  wenn  die  Anmeldung  recht- 
zeitig geschieht 

Der  Postauflage  der  heutigen  Nummer  liegt  ein 
Po«t-Be«tell»ettel  zur  gefl.  Benutzung   bei. 

I  Dr.  A.  äehneider,  DnadMi  uad  Dr.  P.  Sllß,  Dresden-BlMewits. 
VmuklwonUoter  \Mmx  Dr.  F.  Stil,  Dretden-BlaMwite. 
iMhMni^  tank  J«ll«i  Sprimcvr,  Birlla  N.,  M«iiMlM^sli  t. 
^M  »r.  tltUl  Xa«kf«lg«t  Ö^vaatli  *  MakU)la  Piii«w. 


529 


Inhal  ts-Verzeich  n  is 

dos  II.  Vierteljahres   vom   XLVII.  Jahrgange   (1906) 

der  „Pharmaceutischen  Oentralhalle". 


*  bedeutet  mit  Abbildung. 
Abwässer,  fieinigung  290. 

—  Bestimm,    der   Oxydierbar- 
keit 291. 

der  suspendierten  Stoffe 

296. 

des  Chlorgehalts  297. 

Aceton,    Bestimm,    nach   Auld 

285. 
Acetyl  Wasserstoff peroxyd  480. 
Acidol,  UntersuchoDgen  466, 
Acid.  amido-formicicum  304. 

—  citricum  Ph.  Nederl.  396. 

—  propylo-barbitnricum  460. 
Actina-Puder,  Bestandt.  443. 
Adrenalin,  Identitätsreakt.  356. 
Aecidium,    Generationswechsel 

452. 
Aether  p.  narkoei  Pb.  Nederl. 

397. 
Aetbylmethylxanthin  460. 
Ahr- Kotweine  51.5. 
Akazienblütenöl  356. 
Äkonitalkaloide,  2  neue  333. 
Akonitin,   Reagens  auf  A.  376. 
Albnriltabletten,Harnprüfer506. 
Alformin,  Wirkung  460. 
Alkaloide.    Bestimm,   nach  Ph. 

U.  St  383. 
Alkarsodyl,  Anwendung  4C2. 
Alamin.  acetico  glycerin.  412. 

—  acetico-tartai*.    Ph.   Nederl. 
397. 

Alaminiumpapier  346. 
Ameisen,  Vertreibung  346. 
Ameisensaure  Salze  306. 
Ammoniacam,  Reaktion  397. 
Amydol  Ibis,   Bestandteile  357. 
Anästhesieiende  I/Jsungen  429. 
Analgor,  Anwendung  337. 
Anemone  nemorosa  452 
Antbrasolin,    ein    Teerprä])arät 

402. 
Aniicollämin  353. 
Aniipilepticum  Rosenberg  479. 
Antiglacosine  402. 
Antigonokokkenserum  402. 
Antimottein  H79. 
Antiscabin  464. 
Autithyreoidin  387. 
Antityphosserum  520. 
Aquae  dest.  arom.  Pb.  Nederl. 

397. 
Arachin  520. 
Argent.  carbonic.  520. 
Argent.  foliat.  Ph.  Nederl.  398. 
Aristol  und  Jodthymol  445. 
Arsen,  Nachweis  nach  Mai  320. 

—  mikroskopischer   Nachweis 
ölO. 


Arsen  Wasserstoff,  Bestimm.  525. 
Arzneimittel,    neue    2S4.    304. 

337.  353.  377.  402.  424.  443. 

460.  479.  520. 
Asthma-Medioinen  464. 
Atropin,  Vergiftungen  326. 
Atomgewichte,  neue  381. 
Augentropfgläschen  283.* 
Autolysator  nach  Ubber  509.* 


Sacilla  der  Ph.  Nederl.  398. 
Bals.  Copaivae  Ph.  Nederl.  398. 

—  peruvian.  Ph.  Nederl.  398. 

—  tolutan.,   Löslichkeit  in  S2C 
398. 

Bandwurm,  Abtreibung  306. 
Barvum,   Trennung  von  Ca  u. 
Sr  318. 

Basedow'sche  Krankheit  387. 
Bclloform,  Bezugsquelle  304. 
Benzaldehyd,  Umwandlung  338. 
Benzin,  £1  kennung  3^2. 
Benzomorphin  ==  Peronin  402. 
Beraneck's  Tuberkulin  520. 
Berberin,  Reaktionen  473. 

—  Konstitution  505. 
Bier,  eisenhaltiges  405. 
Bikbakonitin  333. 
Bioferrin,  Eigenschaften  513. 
Birkenrindenöl  467. 
Bismut.  bisalicylicum  479. 

—  bitannic.  520. 

Blei,  Bestinmi.  als  Jodat  363. 
Bleiacetat,  präcipitiertes  528. 
Bleikolik,  Behandln  g  366. 
Bleinitrat,  Darstellung  485. 
Bleiweii^  Essigsäurebestimmung 
525. 

Blenal,  Anwendung  443. 
Blinddarmentzündung  430. 
Blut,  Formaldehyd  i.  B.  388. 
Blutbanner,  Verbandstoff  337. 
Blutstillende  Watte  401. 
Brandol,  Bestandteile  464. 
B rasant- Kapseln  4J4. 
Brenztraubensäure  361. 
Bromeine  479. 
Brot,  faden  ziehendes  411. 
Bruunensalze,  künstliche  423. 
Bunsen-Brenner,    ausziehbarer 
527. 

Büchei-schau  289.  307.  390. 
Bürette  nach  Gockel  317. 
Burkhards  Kräuterpillen  464. 
Butter,  angebl.  Ersatz  488. 
Buttermilch,  alkalisierte  340. 

—  Wässerung    ist    unzulässig 
287. 


Cacaol,  Analysen  452. 
Cadosol  520. 

Calcium  hippurlcam  402. 
Capsules  Ferroplasma  402. 
Carnaubawachs,  Prüfung  399. 
Camosot    z.   Fleischkonservier. 

342. 
Catgut,  Sterilisierung  306. 
Cedraline  =  Phenzoline  402. 
Cera  foliorum  Ph.  Nederl.  399. 
Cerolin,   Heilprinzip   der  Hefe 

489. 
Cerolin -Kageln  und  -Zäpfchen 

520. 
Cetaceum,  Prüfung  399. 
Chemiker,  Versammlung  288. 

346. 
Chilch  Zalou  427. 
China  liquida  de  Vrij  316 
Chinazolin,  Darstellung  406. 

—  Derivate  dess.  426. 
Chinin,    Geschmackskorrigens 

367. 
Chininhydrochlorid,   Prüf.  399. 
Chinin-Ureochlorhydrat  479. 
Chinoform  =  Chinoformiat  377. 
Chlorate,  Bpstimmung  420. 
Chlorkalk,  Nachweis  29(>. 
Chloroform  p.  narkosi  400. 
Cholsäure,  Salze  ders.  284.  406. 
Chrysarobin-Deimasau  353. 
Chrysarobin  Ph.  Nederl.  400. 
Cldrase,  Eigenschaften  386. 
Cista,  Bestandteile  464. 
Citarin,  als  Brausesalz  337. 
Citronensaft,  künstlicher  439. 
Citroquinium  Simonnet  479. 
Cocoids,  Bestandteile  353.  424. 
Colaline  Laxative  304. 
Colalin-Präparate  460. 
Conephrin  Dr.  Thilo  520. 
Conicus- Flaschen  328.  432.* 
Copahidin  Mazeron  479 
Cort.  Cascarillae,  falsche  324. 

—  Chinae  Ph.  Nederl.  400. 
Prüf,  auf  Alkaloide  481. 

—  Frangulae,   verfälschte  365. 
Creolin  Pearson  ist  im  Verkauf 

nicht  beschränkt  414. 

Crin  d'Afrique,  Herkunft  414. 

Crocetin,  Eigenschaften  357. 

Cyanophyceen  325. 

Cyankali  um  Vergiftung,     Gegen- 
mittel 519 

Cyan wasserstoffsäure  452. 

Cyllin,  Bestandteile  354. 

Darfflba\terien,  Nachweis  510. 

Dattel-Sirupe  464. 

Datura  alba,  Alkaloide  311. 


530 


Decocta  Ph.  Nederl  400. 

DecoctioQ  de  Magendie  445. 

Deoaquor  Thymi  304. 

Delphinfilter  328. 

Degrasin,  Entfettnngsmittel  424. 

Dextrose,  ümwandlang  404. 

Diadermioe  387. 

Dlmethylamidoazobenzol  als  In- 
dikator 525. 

Dienstmädchen  in  Apotheken 
463. 

Dijozol-Salze  443. 

p-Dimethylamidobenzaldehyd, 
Farbenreaktionen  485. 

Dipropylacet-p-phenetidin   507. 

Dionin,  Kennzeichen  298. 

Diphtherie-Heilserum ,  eingezo- 
gene Nummern  304. 

Doppelbürette  nach  Iwanow  508. 

Drahtnetzaufsatz  509. 

Drogen,  Rückblick  auf  1905 
279. 

Drogenreiche  nachTschirch  427. 

Duodenal  Mucous  Extract  402. 

Duret's  Balsam  278. 

Duroform  520. 

fihrlich's  Aldehydreaktion  405. 

Eier,  Ersatz  durch  Seife  282. 

Eikonserven,  Untersuch.  282. 
288. 

Eis,  flüssiges  (Liquid  Ice)  443. 

Eisenzitronensaft  304. 

Eisenpulver,  Herstellung  483. 

Eklampsie,  Serum  403. 

Empl.  adhaesiv.  Ph.  Nederl.  400. 

Empyroform,   Anwendung  343. 

Emuigen,  Bestandteile  290. 

Erbsen,  konservierte  447. 

Erbswurst  ist  keine  Fleischware 
447. 

Estoral,  Eigenschaften  281. 

Ethomorphine  =  Dionin  402. 

Euoarenalin  402. 

Eucathymin  304. 

Euen    oder  Sanitkapseln  353. 

Euhämose  443. 

Eumydrin  367. 

Eupicin  479. 

Eusemin  356. 

Eusulfin-Seife  443. 

Eutannin  402. 

Eutonicin  337. 

Extraeta  Ph.  Nederl.  401. 

Extr.  Belladonnae,  Unterscheid, 
zwischen  Wurzel-  u.  Blätter- 
extrakt 481. 

—  Chinae  fluid.,  Bereitung  316. 

—  Cocae  fluid.,  Alkaloidbest. 
482. 

—  Ferripom.,  Eisengehalt  482. 

—  Hyoscyami,    Alkaloidbest. 
482. 

—  Becalis  com,  Reaktionen  482. 

—  Stryohni,  Beurteilung  482. 


Fagacid,  Eigenschaften  3S6. 
Fascol-Salbe,  Bestandteile  464. 
Fergan,  Bestandteile  304. 
Fermente,  neuer  Nachweis  485. 
Fer-Protvlin  520. 
Ferrodur,  Härtemittel  492. 
Ferroglutin,  Bereitung  460. 
Filtrierkonus  314.* 
Flaschenfüllmaschinen    451.* 

452* 
Fleisch,  9  Eonserv.-Salze  822. 
Fleischsaft,  Gewinnung  48  S. 
Foenum  graecum-Saibe  356. 
Formicin,  Anwendung  430. 

—  Darstellung  507. 
Formaldehydiösungen,  feste  403. 
Formaldehydpastillen  426. 
Freyssinge^s  Präparate  479. 480. 
Fruchtsäfte,  Untersuchung  486. 

—  Statistik  von  1905  511. 
Fülltrichter  451.* 

Fuselöl,  Ursprung  dess.  382. 
Fußabdrüoke,  haltbare  472, 
Fußschweiß,  Behandlung  480. 

Cfadose,  Kennzahlen  460.  520. 

—  gelatinata  520. 
Gärungsröhrchen  283.* 
Galbanum,  Reaktionen  401. 
Gallen,  Verbrauch  365. 
Gallensteinmittel  379. 
Gallionella,  Kosterzeugung  527. 
Gallogen,  Wirkung  449. 
Galvanoplastik  390. 
Gasoline,  Unterscheidung  382. 
Gaudanin  377.  424. 
Gaultiieriaöi,  Gewinnung  467. 
Geheimmittel-Inserate  507. 
Gekalicht,  Bezugsquelle  369. 
Gelatinekapseln,  Bereitung  399. 
Getx^ke,  alkoholfreie  487. 
Giemsa-Lösung,  Bestandt.  428. 
Glaskühler  mit  Mundstück  314.* 
Glidin-Nährpulver  424. 
Glycerin,  Bestimmung  408. 
Gonokokken,  Impfungen  513. 
Gonosan,  Prüfung  4016. 

—  Anwend.  Yom  Mastdarm  aus 
513. 

Gonosanham,  Untersuch.  314. 
Grandira  520. 
Graziana-Zehrkur  464. 
Großmann's  Emulsion  284.402. 
Guajakolalbuininate  405. 
Guajakoloid  284. 
Gytje,  Yorkommen  402. 

Hämoplase,  Darstellung  424. 
Hämorrhoidalblutungen  343. 
Haig's  Goitre  Cure  464. 
Halbschatten,  farbiger  514. 
Harn,  ein  milchweii^er  379. 

—  nach  Gebrauch  von  Gonosan 
314. 

—  nach  Phenolphthalein  485. 


Harn,  Nachweis  von  Aceton  425. 
446. 

—  Ehrlich's    Aldehydreaktion 
405. 

—  Prüfung  auf  Eiweiß  606. 

—  Nachweis  der  Harosylinder 
446. 

—  Nachw.  von  Indikan  360. 

—  Prüfung  auf  Zucker  506. 

—  Bestimm,  der  Harnsäure  381. 
Hamfanger  für  Kinder  290. 
Harnsäure-Zinn-Reaktion  392. 

—  Bestimm,  mit  Jodsäure  384. 
Hederich,  Vertilgung  482. 
Hefe,  als  Heilmittel  489. 
Heilmittel,  Ankündigung  521. 

—  .als  Yorbeugungsmittel  521. 
Herbaool  520. 

Herlick's  Malz-Milch  377. 
Hevea  Brasiliensis  323. 
Hienfong-Essenz,    ein    Arznei- 
mittel 521. 
Himbeersaft,  Anai3r8en  409. 

—  Säuren  des  H.  447. 

—  neue   Untersuchungen  486. 
511. 

Himbeersirup,au8  unvergorenem 

Saft  511. 
Höllensteinflecken,  Entfero.357. 
Hoffmannstropfen,  frei  verkauf- 

lieh  463. 
Holadin-Eapseln  443. 
Holzanstrich,  feuersicherer  467. 
Holzteer  und  Formaidehyd  417. 
Homatropin-Tabletten  353. 
Hydraigyrum  com  Creta  490. 

—  präcipitatum  albnm  459. 

—  siehe  auch  Queckailber. 
Hydrastininbitartrat  4Qß. 

Ichthyopon,  geschützter  Name 

340. 
Ichtolithium   und  Idhtozincum 

403. 
Idealspindel  (Aräometer)  609. 
Indiüconitin,  Eigenschaften  333. 
Indigorit,  Hamprüfer  506. 
Infusa  Ph.  Nederl.  401. 
Jody  Bestimm,  von  Jodoyan  319. 
Jod-Oatgut,  trocknes  338. 
Jodoformium  liquidum  306. 
Jodthymol  und  Aristo!  445. 
Jodvasogen,  Jodgehalt  386. 
Jothion,  Anwend.  und  'Wirknog 

489. 
Itisol,  ein  Eresolpräparat  353. 
Isländisch  Moos,  Anweod.  369. 
Isoleucin,  Vorkommen  382. 
Juglandine  Ferrouil  479. 

Käse,  Reifungsmittel  322. 
Etürao,  Nährwert  410. 

—  Mindestgehalt  an  Fett  411. 
Kakaopulver,    au^eschloeseneB 

453. 
Eakaoschaien,  Bestimm.  415. 


5ai 


KalabarboiiDeD,  Wertbestimm. 
325. 

Ealiamquecksilberjodid  317. 

Kalksiickstoff,  Düngemittel  492. 

£<iIoinel,  Einwirk,  von  Koohsalz 
484. 

Kalomelol,  Darstellung  395. 

Kampher,  künstlicher  399. 524. 

—  Ureache  des  "Wirbelns  auf 
Wasser  379. 

Kapitel,  Bestandteile  460. 

Kapokwolle,  Eigenschaften  528. 

Karbolöl,  Bereitung  492. 

Kasei'npräparat  342. 

Kautschuk,  Klebemittel  für  E. 
414. 

Ketone,  Yanillinreaktion  317. 

Klebstoff,  ein  neuer  328. 

Klinol,  ein  Antiseptikum  284. 

Kochsalz-Infusionsbomben  480.* 

Kodein,  Untersch.  von  Dionin 
298. 

KokaiD;  neue  Reaktionen  847. 
383. 

Kokainformiat  284. 

Kolanüsse,  unechte  281. 

Kolatin,  Vorkommen  325. 

Kopal,  Eigenschaften  323. 

Kot,  sterile  Entnahme  465 

Kresole,  Wertbestimmung  407. 

--  Untersch eid.  von  Phenol  360. 

Kretinismus,  Behandlung  387. 

Kreuznacher  radio-aktive  Prä- 
parate 377. 

-Salz-Tabletten  378. 

Kristalle,  scheinbar  lebende  381. 

Kronthater  Wasser,  künstliches 

^  507. 

Kumarin,  Vorkommen  492. 

KuDstweine,  Verkauf  einge- 
schränkt 411. 

Kyl-Kol  528. 


Laborator.- Apparate,  neue  314.* 

465.*  508.» 
Lackfarben,  Entfernung  492. 
Lacto-Milchfleischextrakt  403. 
Lävulose,  sicherer  Nachw.  404. 
Laoser's  Hustentropfen  464. 
Lebertran-Emulsion,  rote  Punkte 

528. 
Leguminosen-Mehle  512. 
Lenicet-Präparate  460.  461. 
I^pidadenia  Whightiana  333. 
Lepra,  ärztl.  Behandlung  490. 
Licht,  Messung  des  L.  308. 
Liquide  de  Locke  353. 
Liq.  Alumin.  acet,  Prüf.  481. 
— ;-  Borsäure-Zusatz  506. 

—  Ferri  albumin.,  Darstellung 
445. 

—  Hypophosphitum  comp.  353. 

—  Jodi  carbolatus  363. 

—  sanguinalis  Krewel  304. 
Lithosan,  Bestandteile  464. 


Lulus-Quelle  624. 
Lyptoi,  Eigenschaften  337. 


Magensaft,  Bestimm,  der  Salz- 
säure 408. 
Magnesiumperhydrol  Merck  326. 

—  perozydatum  Vieri  443. 
Magolan,  Bestandteile  353. 
Malaria,   Anwend.  von  Enzian 

429. 
Maitavene,  Nährpräparat  461. 
Malz,  was  ist  M.?  342. 
Mammosan,    Salbengrundlage 

443. 
Margarine,  ohne  SesamÖl  287. 
Masemheilserum  337. 
Matrel-Kapseln  424. 
Mehle,  Feinheitsbestimm.  421. 

—  Sauerstoff  zahlen  421. 

—  der  Leguminosen  512. 
Melioform,  Desinficiens  449. 
Menfor,  Bestandteile  284. 
Meningokokkenserum  354. 
Menthol-Jodol,  Anwendung  403. 
Menthol -Kokain -Pastillen  377. 
Mentholsalicylat  354. 
Mergal,  Eigenschaften  284.  406. 
Messing,  Mattbrennen  344. 
Methacetanilid  =  Exalgin  403. 
Methoform,  Eigenschaften  337. 
Migrophen,  Anwendung  337. 
Milch,    Eonservier,    mit    HgO^ 

468 

—  kondensierte  M.  469. 

—  Eontrolle  in  Dortmund  493 
bis  504. 

Milchzucker,  Anforderungen  406. 
Mixt  Fern  compos.  Ph.  Brit. 
466. 

—  sulfurica  acida.  Untersuch. 
385. 

Modergeruch,  Beseitigung  328. 
Montejus,  Bedeutung  492. 
Morphin  und  Gummi  arab.  380. 
Moschus,  Prüf,  nach  Ph.  Nederl. 

419. 
Mücken,  Vertilgung  414. 
Myrrha,  Prüf,  nach  Ph.  Nederl. 

419. 
Myrtill-Laxiersaft  464. 


Nfaphtha,  Unterscheidang  382. 
Naphthamine  =  Urotropin  403. 
Natriumacetat,  Prüf.  360. 

—  bicarbooat,  Prüf.  420. 

—  citrat,  Zusatz  zur  Milch  322. 

—  hippuricum,  Anwend.  403. 
Natronzitronen saft  304. 
Naturforscher,  Versamml.  369. 
Nähr-Bandage,  Neumann's  526. 
Nectar   Engel's,     Ankündigung 

521. 
Neodermin,  Bestandteile  337. 
Neothin,  ein  Nährpräparat  284. 


Neptunkappe,  Gebrauch  414. 
Nerviton,  Bestandteile  337. 
Nervoform-Pilien  424. 
Neumann's  Nähr-Bandage  526. 
Neuronal,  Wirkung  448. 
Nitroglycerin,  Bestimm.  467. 
Nivea  =  Beiersdorf's  Seife  461. 
Normalsäuren,  Einstellung  341. 
Novämin-Tabletten  353. 
Nürnberg-Licht,  Erzeugung  344. 

Ohne  Luft,Injektions8pritze  369. 
Olea  aetherea  der  Ph.  Nederl. 

420. 
Ol.  cinereum,  Bereitung  340. 

—  Citri,  verdünntes  269. 

—  Cocos  Ph.  Nederl.  421. 

—  Hyoscyami,  Bereitung  445. 

—  morphinatum  519. 

—  Santftü  Ph.  Nederl.  444. 

—  Sesami,  Prüfung  421. 
Olivenöl,  Prüfung  421. 
Oliveol,  Eigenschaften  479. 
Olvasin,  Bestandteile  304. 
Omorol,  Anwendung  443.  504. 
Opium,  Gewinnung  305. 

—  norwegisches  362. 

—  Anford.  der  Ph.  Nederl.  422. 
Opodeldok,  Etymologie  418. 
Organs  Präparate  479. 
Osmium,  Nachweis  363. 
Orogal,  Eigenschaften  461.  506. 

Pacific,  Analyse  288. 
Paraffinum  solidum  283. 
Paraphenylendiamin  433. 
Parogen,  Bestandteile  403. 
Pasta  emulsiva  340. 
Pastillenformer  472.* 
Pentosen,  Bestimmung  362. 
Pepsin-Acidolmisohungen  466. 
Peptobrom-Eigon  326. 
Pepiüe  Pancro-Hepatio  443. 
Perbydrol  ist  Merck'sohes  H^O,. 

—  Explosionsgefahr  448.  478. 

—  in  Lösungen,  Zersetz.  478. 
Perox  0  cop,  gegen  Bandwurm 

464. 

Peru-Lenicet-Streupulver  461. 

Peruol- Creme  403. 

Pesotte-Pillen  464. 

Pfeffer,  Alkalitätszahlen  364. 

Pfeilgift-Glykoside  376. 

Pflanzenfarben,  Untersuch.  361 . 

Pharmazeut.   Gesetze,    Ausleg- 
ung 340.  4ü3.  607.  621. 

Pharmacop.  Austriaca  VIII  48 J. 

—  Nederlandica  edit.  IV. 
Allgemeines  371. 
Drogen,  Chemikalien,  Galen- 

isohe  Präparate  396. 419. 

439. 
Anhang,  Tabellen  usw.  441. 
Phenanthren,  Reaktion  309.  506. 
Phenol,  Unterscheidung  360. 


582 


Phenoform,  Bereitung  377. 

—  ist  ungiftig  463. 
Phenylquecksiiber,  Anwendung 

366. 
Phenzoline  Hydrochloride  403. 
Phosphororganiscbe  Säure  468. 
Pbosphorwolframsäure  388. 
Photograpb.   Mitteilungen   327. 

345.  368.  389.413.431.450. 

471.  491. 
Physostigminsulfat,  saures  406. 
Pikrotoxin,  Reaktionen  438. 
Pilae  marinae,  Entstehung  433. 
Pilze,  Standorte  ders.  305. 

-  Vergiftungen  mit  P.  470. 
Plantal,  Bestandteile  465. 
Plejadin,  Wirkung  461. 
Poleck,  Th.,  Nachruf  514. 
Polygala  Senega  323. 
Präzisions-Dezimalwage  509- 
Preisaufgaben  369. 
Proferrin,  Eigenschaften  337. 
Pulver,  Feinheitsgrade  422. 
Purgettae  nach  Aschoff  378. 


%uebracho,  Gerbstoff  357. 
Quecksilber,  medizin.  Verwend. 
366. 

—  Anwend.  bei  Kindern  490. 

—  siehe  auch  Hydrargynim. 
Qnecksilberoyanid  361. 
Quec'vsilberoxycyanid  459.  484. 
Qainifebrine  Monnier  479. 
Quinoleine  =  Chinolin  479. 


Badiol-Präparate  377. 
Radix  Altbaeae  325. 

—  Ipeoacuanhae  279. 

—  Liquiritiae  pulver.  280. 

—  Rhei  pulver.  280. 
Rasol,  Bestandteile  380. 
Reagensglashai ter  509. '^ 
Reblaus,  Vertilgung  316. 
Reis,  Nährwert  334. 

—  Gebrauch  im  Kriege  334. 
Rheuma.sol,  Anwendung  366. 
Rheusinal,  Anwendung  461. 
Rhizoma  Hydrastis  280. 
Rhodium,  Reaktionen  318. 
Riecbsalze,  Bereitung  414. 
Riedel,  J.  D.,  Berichte  406. 
Risiccol,  Bestandteile  403. 
Robeferrol  Rumpelt  403. 
Röder's  Laboratorium  4^1.  522. 

523.  524. 
Rostbildung  in  Wasserleitnngs- 

röhren  526. 
Rotkohl-Indikator  362. 
Rotweinmost  411. 
Rüokflußkühler  314.* 


Saccbarinpastillen  422. 
Säuglingsflasche  308. 


Sajodin,  Bezugsquelle  304. 

—  Eigenschaften  483. 
Salbenseifen  444. 

Saletin = Acetylsalicylsäure  403. 
Salicylsäure,  Ablagerung  407. 
Salicylsäuremonoglykolester 

438. 
Salol,  Nachweis  472. 
Salpetersäure,    Gewinnung  aus 

der  Luft  483. 
Sanas,  Bereitung  378. 
Sanin.  Butter-Ersatz  488. 
Santyl,  Wirkung  449. 
Saponin,  ein  ungiftiges  4.58. 
Saponine,  Vorkommen  427. 
Saugtrichter  nach  Lenz  509. 
Sauerkraut,    gewässertes    364. 

487. 
Schaumwein,  Bezeichn.  342. 
Schmelzröhrchenhalter  509. 
Schmierseife,  Anwendung  344. 
Scholer's  Kaliapparat  508.* 
Schütze  Dich,  Schutzmittel  429. 
Schwarz  Wurzelblätter     in     der 

Seidenzucht  414.  492 
Schwefelkohlenstoffemulsion 

390. 
Schwefolsäare,  Bestimm.  419. 
Secacornin  =  Secomin  284. 
Seifen,  Untersuchung  407. 

—  Bastimm,  von  Wollfett  382. 
Sekrete.  System  der  S   329. 
Semen  Strophantin  281. 

—  Strychni,  Fettgehalt  323. 
Semicarbazides    =    Cryogenin 

479. 
Senoforme  =  Sanoform  479. 
Serum  gegen  Eklampsie  403. 
-   gegen  Genickstarre  354. 

—  de  Latta  480. 
Servator,  Wäscheschutz  430. 
Silber-Ijenicet-Kompresse  46 1 . 
Silvana-Essenzen  366. 
Siloxmetall,  Logierang  383. 
Sirup.  Eryodictonis  tom.  304. 
Skopolamin,  aktives  4(6. 
Skopolin,  Oxydation  298. 
Skormin's  Gitronensaft  304. 
Silbersalbe,  flüssige  283. 
Solution  de  Herard  480. 
Sonatin,  Anwendung  461. 
Sophol.  Zusammensetz   448. 
Spezialitäten  339.  355. 

—  Untersuchungsergebnisse 
464. 

Sperma,    mikrochem.   Reaktion 

510. 
Spermatozoon,  Nachweis  341. 
Speton  =  Spermathanaton  403. 
Spiritus,  denaturierter  314. 

—  Kleinhandel  mit  S.  507. 

—  saponatuSy  Bereitung  435. 
Spirochäten,  Vorkommen  428. 
Stärkemehl  bei  Durchfall  412. 
Stärkemehle,  6  tropische  365. 

—  Bestimmung  in  Wurst  528. 


Stalagmometer  283.* 
Stativplatte  465.* 
Sterilette  Adrenalin  443. 
Sternanis,  Prüfung  445. 
Stickstoff,  Gewinn,  aas  der  Luft 

358. 
Stomachyl-Pillen  424.  461. 
Streptokokkenvaccine  337. 
Strophanthin,  Wirkung  448. 
Strychnin,  als  Abführmittel  367. 

—  Einwirkung  von  Brom  376 
Stryptogan,  Bestandteile  465. 
Styrakoi,  Anwendung  388. 
Styrax,  Prüfung  439. 
Sublimatpastillen,  Bereit  422. 

—  Vergiftung  mit  S.  463. 
Sucrubid,  Himbeersaft  488. 
Sudol,  Bestandteile  480. 
Süßstoff,  Abgabe  521. 
Supranefranum  hydrochlor  444. 
Syphilis,  Spirochäten  b.S.  428 

—  Vorbeugungsmittel  490. 

—  Anwend.  von  Hydrargyr.  c. 
Greta  490. 


Tabettae  Rhei  compos.  378. 
Tablettes  androstheniques  480. 
Tafelhonig,  was  ist  T.  ?  34-'. 
Tamarinden  weine  357. 
Tannalbin,  Bereitung  439 
Tannin,  Wertbestimmung  385. 

—  Prüfung  auf  Gallussäure  4^  1 . 
Tannisol,  Anwendung  480. 
Tannobromin,  Eigenacb.  298. 
Tao -Waffeln,  Bestandteile  444. 
Terebinthina  larioina  440. 
Terpentin,  indischer  282.  324. 
Terpentinöle  des  Handels  3su. 
Terpinol-Tabletten  378. 
Thebain,  Spaltung  336. 
Theobromose  304. 
Thephorin  3i8. 
Therapogen-Styron-Seife  4 SO. 
Thick  Vasoliment  403. 
Tbyophen,  Bestimmung  440- 
Thymidol,  Bestandteile  315. 
Tiegeldreicok  nach  Kette  4t>5.' 
Tincturae  Ph.  Nederl.  440. 
Tinkturen,  Nacbw.  von  Aceton 

492. 
Titrierflüssigkeiten  433. 
Torosan  354. 

Triferrin,  giftige  Wirkung  4l2. 
Trochoid  Rejtharek  403. 
Tropfflasche,  neue  465.* 
Tropfglas  (Guttulus)  452. 
Trypsalin  444. 
Tubera  Jaiapae  282. 
Tuberkulin,  Alt-  u.  Ncu-T.  29tl 

—  nach  Denys  424.  45i. 
Tuberkulose-Antitoxin  480. 
Typhusbazillen,     Nachweis  im 

Wasser  469. 

—  Absonderung  aus  dem  W. 
4j!9. 


633 


Cloeiol,  Beetudtetle  480. 
-  Unfall  dnroh  Gase  527. 
ÜDgoeDta  Fh.  Nederl.  441. 
Ungt  ETdrarg.  oxydati  466. 

pradpiL  albi  poltiL  483. 

cberei  gegen  Uose  iU 

kein  HeilmitM  507. 
UDkiaatlod  g^^  Hederich  482. 
Dtomeier  niioh  Mayer  385.* 
UT0lropiD,NebenwiTkimgeD343. 
Qtrogen,  ADwendang  4^1. 

Valerjanase,  Bestandteile  480. 
Talöfln,  Bestandt.  q.  Anw.  367. 
TiDÜliD,  Reaktionen  426 
ViDilliDieaktion  aof  Eelone  317. 
YtniUiii-SBlzBiaTe-ReaklioD  4»S. 
Tintoia.  BestBDdteile  386. 
Tasimentoin  Jodi  444. 
Tenoun-ToiletteflQid  3;>8. 
TerbBudatoffe,  Daratell.  480. 
Verbacdwatte,  PröfuDg  401. 
TesaT-ABobe,  Aoalyse  346. 
TigciDplUster  444 
Tisrit,  ein  NäbipAparat  378. 

Wicbs,  Untersoch.  270  n.  flg. 


Jodiabl  277.  1 

iiitisiliohe  Färbimg  278. 
Piätaog  auf  FarafCin    und  | 
Cereein  1^99. 

•  auf  KolophoD  und 
SteariJS.  301. 

>         aof  Talg  u.  Japaü-  I 
wachs  31 L  I 

•  anfCanuntbawaoba 
313. 

Wagner'a  Beagena  298. 
Waren,  Garantie  für  Oäte  463. 
Warenzeichen,  Prawli  507. 
"Wasser,  Skala  Veranrein.  318, 

—  Bazillenwolken  469. 

—  Nachw.  von  Typhnsbazilleu 
469. 

—  AbsondeniDg  den.  429. 
Wasseranalyse,  Literatur  &28. 
Waaaerleihmgsröhren,  Rostbild- 
ung 527. 

Wasaersloffgas,  Bereit.  308. 
Waaeerstoffperoiyd  in  Lösan- 

gen  417.  448.  478 
Wattebüohse,  sterilisierbare  308. 
Web,  Beatimm.  der  Gerbsäare 


WeiD.Statistik  derAlu-Botweine 
515. 

—  VerbaUcD  dwKrankenkaaaen 

463. 

—  Bereit,  des  Tokajer-W.  286. 
WeineaiiiC,  ww  ist  W.  ?  488. 
WfinkellerkontroUe  628. 
Weizeninebl,Verdaulichkeit488. 
Wermutwein,  Bereitung  484. 
Wintergrunöl  s.  Oanltheriaöl. 
Wirbelnde  (aof  Wasser)  Sab- 

stanzen  378. 
Wurmkrankheit,    Bekämpfnng 


Xantbin,  Derivate  dess.  406. 
Xaxa  =!  Acetjlsaüoyls&ore  388, 

B&hnetixir  tod  Matthis  316. 
Zeichentinten flecken  357. 
Zimt,  Alkalitfttsublea  364. 
Zink,  Nachw  in  Bier  und  Wein 

411. 
Zinn,  neoe  Reaktionen  391. 
ZitroDenaaft,  künatl   439. 
Zocke  rprobe    mit    Flioaphor- 

woIframsfiQre  383. 
Zymb,    Terwendimg    in    der 

Honigaoalyse  514. 


!]     11 

Die  Jahrgänge 

1867,  1874,  1875,  1876,  1877,  1879,  1883,  1884,  1887,  1888, 
1889,  1890  bis   1906  dar 

„Pliamiaceutlschfln  Centralhalie" 

yreräta,    soweit    der    Vorrat    reächt^    za  bedeutend   ermlBaigteD 
Prosen  abgegeben  dnreh  die 
Geschlttntell«: 

Dresden 'tA.f   Soßandauar  Sir,  43. 


Daaampllquop«* 


Ferri  „Original  Sicco' 


DeoeMpllqusp  Farrl  alb 

II  II     P«P* 

II     Mang.  papt.  . 
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mang.  papt.  . 


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3,50  H.    15,70  M.    33,—  M. 
B.30  H.     14,50  M.    30,—  H. 

3.75  M.     16,—  M.    37,-  M. 

3.76  H.     16,—  U.    37,-  H. 
1,80  H.      8,—  IL    18,—  M 

1  kg  4  k£  12<,  ig 
.  2, -it.  8,—  H.  82  M. 
.  2,-  M.  8,—  M.  22  M. 
.  2,—  M.  8,-  M.  22  M. 
.  2,—  M.  8.  -  M.  23  M. 
.     1,40  M.    5,60  M.    28  M. 

0,65  M. 

0.65  M. 

(1,65  U. 


1  100  kg  (»neb  sortiertl  franko  ganz  Dentsohland. 


Wir  betonen  ausdiucklicb,  dau  uuMre  Pr&paraU  die 
ohemischen  Verbiadiingen  des  Eisens  mit  Albumon,  Pep- 
ton eto.  Bind  und  nicht  einfacbe  Hisohnnuen  von  Eisen- 
Zuoker-LÖBUDgen  mit  Albumen,  Pepton  usw. 

Auch  sind  unure  Präparate  ebne  Znsati  von  Zncker- 
Conleor  etc.  hergestelit  und  nicbt  auf  freiem  Feaer  be- 
reitet, so  daft  bei  donselbon  eine  anvorechriftsnuältige 
Duukeir^bang  darch  An b reo nen lassen  bezw.  Karame!- 
bildang  anHEeacblosspii  ist. 


SICCO,  G.m.b.H. 
Beriln  W.  35. 

Lützow-Str.  106. 


SICCO-Berlin.  Amtl±,12995. 


'       I 


<  1 1 


für  Deutschland; 

^erai^egeben  yoq.  pk  ||«  l^clvii.9idc^r  und  Dr.  Pm  Sfiss. 


>.  »-  •  1 


-M-* 


.'O 


Zeitechrift  ifir  wisseaschaftliehe  oni  gefichS^Üiche  Interesses 

det  Phariaacie.  > 

Gegründet  von  Dr.  Hermann  Bager  im  Jahre  1859. 

Erscheint  jeden  Donnerstag. 

Besag sp reis  vierteljährlich:   dnrch  Buchhandel  oder  Post  2,50  Mk.,  durch  Goscbäfts- 
stelle  im  Inland  3,--  MJi.,  Ausland  3,50  Tdi.  —  Einzelne  Nummern  3  >  Vi. 

Anzeigen:  die  einmal  gespaltene  Klein-Zeile  30  Pf.,  bei  größeren  Anzeigen  oder  Wieder- 
holungen Preisermäßigung. 

Leiter  der  1  Dr.  Alfred  Schneider,  Dresden- A.  21;   Schandauer  Str.  43. 
Zeitschrift:  J  Dr.  Paul  Sü(j,  Dresden-Blasewitz;  Gustay  Preytag-Str.  7. 

ClesehaftssteUe :  Dresden- A.  21;  Schandauer  Straße  43. 


M^. 


DresdeD,  5.  Juli  1906. 


Der  neuen  Folge  XXVII.  Jahrgang. 


xLva 

Jahrgang. 


InhAlt  :  Gbemie  «nd  Ptaarmaoie:  Chemie  neuerer  inedltiniBch  wichtiger  TanninTerhlfidazigeD.  —  Die  Ahrwein» 
betreffend.  —  Protylin.  —  Nene  Arzneimittel.  —  Höchstgaben  Ton  Arzneimitteln.  —  Neue  Verordnangtweisen 
«Iter  Arzreimittel.  —  Milcbsftare.  —  Auslegung  ph«naazeutiscber  Gesetze  usw.  —  Wasservtoffperozyd  Merck.  — 
Jodoformium  liquidum.  -^  Vinum  jodotaDnicum  c.  Calcio  phoBphorieo.  -^  NahniB|(fmittel-Cbemi«.  —  Pllftrilia- 
kog;no8tiflehe  MitteiiiuigeB.  —  Bakteriologisetae  MiUeilongen.  —  Hygieniiche  Hitteünngeii.  —  Tbera- 
pentlsche  llittelIiio£eii.  —  Bfleherscban.  —  PbotogTapbiflche  MitteilmiiKeB.  — Venebiedene  lUttellwiccii' 

—  Briefweobfel. 


Chemie  und  Pharaiacie. 


Cbemie  neuerer  medizinisch 
wichtiger  Tanninverbindungen. 

Ton  Dr.  H.  Franke. 

Die  Störenden  Nebenwirkungen  der 
reinen  Qerbsänre  bei  ihrer  medizinischen 
Verwendung  haben  die  organische  Chemie 
yeranlaßt,  eine  Reihe  von  Abkömmlingen 
des  wichtigen  Stoffes  synthetisch  herzu- 
stellen. 

Als  wesentlichste  Eigenschaften  dieser 
Erzeugnisse  forderte  man,  daß  das 
Arzneimittel  vom  Magensaft  nicht  an- 
gegriffen wird,  daß  vielmehr  erst  im  Darm 
unter  dem  Einfluß  der  alkalischen  Darm- 
flfissigkeit  das  Tannin  in  Freiheit  gesetzt 
wird  und  somit  erst  hier  zur  eigent- 
Uehen  Wirkung  gelangen  kann. 

Eine  diesen  Anforderungen  genfigende 
Verbindung  ist  das  von  den  Farben- 
fabriken vorm.  Bayer  db  Co.  in  Elber- 
feld  in  den  Handd  gebrachte  cTan- 
nigen»,  der  Essigsäureester  der  Gerb- 
säure. 


Die  Darstellung  dieses  Stoffes  erfolgt 
nach  der  allgemeinen  Methode  von  Carl 
Liebermann.  Das  Tannin  wird  mit  der 
etwa  zehnfachen  Menge  Essigsäure- 
anhydrid unter  Zugabe  von  etwas  wasser- 
freiem Natriumacetat  einige  Zeit  am 
Rückflußkfihler  gekocht,  das  Reaktions- 
produkt mit  viel  Wasser  verdünnt,  wo- 
durch der  Essigsäureester  des  Tannins 
als  bröckelige  Masse  unlöslich  ausge- 
schieden, das  überschussige  Säure- 
anhydrid aber  in  Essigsäure  verwandelt 
wird.  Die  weitere  Reinigung  erfolgt 
nun  zweckmäßig  so,  daß  zunächst  durch 
ein  Filter  abgegossen  wird.  Den  Nieder- 
schlag läßt  man  an  der  Luft  trocknen, 
verreibt  ihn  dann  im  Mörser  unter  Zu- 
gabe von  etwas  Wasser  zu  einem  feinen 
Brei,  der  sich  nunmehr  gut  absaugen 
und  mit  heißem  Wasser  auswaschen 
läßt.  Auf  diese  Weise  läßt  sich  das 
anhaftende  Säureanhydrid  fast  völlig 
entfernen.  Zur  Reinigung  ist  es  er- 
forderlich, die  Substanz  in  kochendem 


536 


Weingeist  zn  lösen  and  nach  dem  Fil- 
trieren ohne  Wasserzngabe  sich  daraus 
wieder  ausscheiden  zu  lassen. 

Die  so  gereinigte  Verbindung,  die 
sowohl  durch  Verbrennung  als  durch 
quantitative  Bestimmung  der  eingetre- 
tenen Acetylgruppen  als  Pentaacetyl- 
tannin,  Ci4H509(CH8CO)5,  charakterisiert 
werden  kann,  stellt  ein  graugelbes,  erd- 
farbiges Pulver  dar,  welches  nicht  kri- 
stallisiert zu  erhalten  ist.  Es  schließt 
sich  in  letzterer  Beziehung  genau  an 
den  Ausgangsstoff,  das  Tannin,  an,  bei 
welchem  —  wahrscheinlich  infolge  seines 
hohen  Molekulargewichtes  —  dasEristall- 
isationsyermögen  stark  vermindert  ist. 

Es  sei  hier  erw&hnt,  daß  in  ganz  ana- 
loger Weise  auch  die  Acetylverbind- 
ungen  der  übrigen  Gerbsäuren  darstell- 
bar sind,  was  aber  mehr  oder  weniger 
gewisse  Schwierigkeiten  macht,  je  nach 
der  Menge  der  außerdem  noch  in  dem 
Pflanzenauszug  enthaltenen  Stoff.  So 
erhält  man  aus  den  Extrakten  von 
Gallen,  Sumach  und  Quebracho  mit 
Leichtigkeit  verhältnismäßig  reine  Er- 
zeugnisse, während  andererseits  die 
Acetylverbindungen  von  Eichenholz-, 
Eichenrinden  - ,  Fichtengerbstoff  sehr 
häufig  in  heißem  Alkohol  gelöst  und 
durch  langsames  Abkühlen  daraus  wieder 
ausgefällt  werden  müssen.  Die  manch- 
mal nötige  Filtration  der  alkoholischen 
Lösung  stößt  bei  letzteren  Verbindungen 
häufig  auf  Schwierigkeiten. 

Von  den  wesentlichen  chemischen 
Eigenschaften  dieser  Gruppe  von  Ver- 
bindungen ist  besonders  hervorzuheben, 
daß  durch  Einwirkung  von  ätzenden, 
wie  neutralen  und  sauren  koh- 
lensauren Alkalien,  von  Erdalkalien 
sowie  von  Ammoniak  in  der  Kälte  und 
von  wässeriger  Magnesiaanschüttelung 
in  der  Hitze  leicht  völlige  Verseifung 
eintritt;  es  entsteht  dabei  einerseits 
Alkaliacetat,  andererseits  zunächst  Gerb- 
säure —  vielleicht  auch  Gallussäure  — 
bezw.  deren  Salze,  welche  sich  aber  an 
der  Luft  sehr  bald  unter  Braunfärbung 
oxydieren. 

Zur  restlosen  Verseifung  mit 
Säure  ist  es  notwendig,  das  Tannigen 


in  starker  Schwefelsäure  (2  Teile  S&ore 
mit  1  Teil  Wasser  verdünnt)  zu  lösen 
oder  aber  unter  Druck  mit  verdünnten 
wässerigen  Mineralsäuren  längere  Zeit 
auf  100^  zu  erwärmen,  was  am  besten 
im  Reischaiier' %cheii  Druckflischchen  ge- 
schieht. In  Anbetracht  dieses 
großen  Energieaufwandes  kann 
man  leicht  verstehen,  daß  eine  Zersetz- 
ung des  Pentaacetyltannins  durch  den 
schwach  sauren  Magensaft  nicht  zu  be- 
fürchten ist.  Zur  vollen  Wirkung  hin- 
gegen muß  es  im  Darm  gelangen,  in- 
folge seiner  Unbeständigkeit  alkalischen 
Flüssigkeiten  gegenüber. 

Die  pharmakologische  Prüfung  hat 
diese  vorauszusehenden  Eigenschaften 
in  jeder  Beziehung  bestätigt. 

Auf  einem  ganz  ähnlichen  Prinzip  be- 
ruht die  Wirkung  des  von  der  chemischen 
Fabrik  KnoU  dk  Co,  in  Ludwigshafen, 
erzeugten  Tannalbins  mit  etwa  50  pCt 
Gerbsäuregehalt  <Tannalbin>i8tdie 
Verbindung  von  Gallusgerbsäure  mit 
Eiweiß.  Eiweißlösungen  geben  mit 
Tannin  eine  Fällung,  welche  geradezu 
zu  den  charakteristischen  Eiweißreak- 
tionen gehört.  Man  kann  znrAusfflhr- 
ung  Hühnereiweiß,  Gelatine,  Leim,  Kasein 
-  letzteres  durch  Behandlung  mit  wenig 
Soda  löslich  gemacht  —  benützen.  — 
Hierher  gehört  auch  die  Tatsache,  daß 
die  tierische  Haut  selbst  mit  Tannin 
eine  Verbindung  eingeht,  wobei  Leder 
gebildet  wird.  —  Es  gelingt  sogar,  der 
Tanninlösung  durch  längeres  Schütteln 
mit  überschüssigem,  trockenem  Kasein 
die  Gallusgerbsäure  völlig  zu  entziehen, 
wobei  sich  allerdings  wohl  mehr  phy- 
sikalische als  chemische  Prozesse  — 
ähnlich  wie  bei  der  Absorption  von 
Gerbstoff  mit  Tierkohle  —  abspielen. 

Ebenso  bekannt  wie  diese  Reaktion 
ist  nun  weiter  das  Verhalten  der  Ei- 
weißverbindungen zu  verdünnten  Säuren. 
Kasein  z.  B.  löst  sich  in  geringem  Ueber- 
schuß  von  Säuren  leicht  auf,  woranf  man 
ja  sorgfältig  zu  achten  hat  bei  der  Ab- 
scheidung dieses  Eiweißkörpers  ans  der 
Milch.  Werden  diese  Verbindungen  aber 
längere  Zeit  erhitzt^  so  verlieren  sie 
häufig   diese    Löslichkeit;    sie   werden 


537 


Yöllig  unlöslich  fär  yerdfinnte  Säuren, 
worauf  beispielsweise  die  quantitative 
Bestimmung  des  Eiweißgehaltes  eines 
Harns  ber^t. 

Diese  Unlöslichkeit  der  längere  Zeit 
erhitzten  Eiweißkörper  in  verdfinnten 
Säuren  zeigt  sich  auch  dem  Magensaft 
gegenüber.  Und  sie  kommt  nicht  nur 
dem  Eiweiß  selbst,  sondern  auch  dessen 
Tanninverbindung  zu.  So  kann  man 
z.  B.  den  frischgefällten  Niederschlag, 
den  irgend  eine  Gerbsäure  mit  Kasein 
gebildet  hat,  durch  Verreiben  mit  Essig- 
säure leicht  lösen,  woraus  man  schließen 
kann,  daß  das  Produkt  der  Magenver- 
dauung zugänglich  sein  wird.  Durch 
längeres  Trocknen  an  dei*  Luft  bei  30  ^ 
verliert  es  nun  diese  Fähigkeit  in  be- 
merkenswerter Weise  und  5  bis  6  Stun- 
den langes  Erhitzen  auf  110^  bis  120  ^ 
genügt  völlig,  um  das  Produkt  wider- 
standsfähig gegen  die  Einwirkung  des 
Magensaftes  zu  machen.  Gegen  eine 
1  proc.  Sodalösung  hingegen  ist  die  Ei- 
weißverbindung des  Tannins  unbeständig ; 
sie  ähnelt  in  der  Hinsicht  sehr  dem  vor- 
her ausführlich  besprochenen  Verhalten 
desPentaacetyltannins  den  Alkalien  gegen- 
über. Es  wird  deshalb  hier  wie  dort 
die  Gerbsäure  ihre  Wirkung  nicht  im 
Magen,  sondern  erst  im  Darm  ausüben 
können. 

Eine  Folge  der  chemischen  Veränder- 
ung beider  Präparate  ist  auch  das  Fehlen 
jeden  zusammenziehenden  Geschmacks, 
was  gerade  für  das  Tannin  von  nicht 
zu  unterschätzender  Bedeutung  ist. 

* 
Von  der  Firma  E.  Merck  in  Darm- 
stadt wird  seit  1896  eine  eigentümliche 
Methylenverbindung  hergestellt,  welche 
den  Namen  «Tannoform»  erhalten 
hat. 

Es  ist  dies  das  Ergebnis  einer  Ver- 
kuppelung von  Gerbsäure  mit  Form- 
aldehyd.  Nach  den  Berichten  der  Fabrik 
ist  es  mit  Hilfe  der  Formaldehyd  reaktion 
gelungen,  die  Gerbstoffe  mit  Leichtig- 
keit ihren  Verbindungen  zu  entziehen 
und  somit  die  außerordentlichen  Schwie- 
rigkeiten zu  überwinden,  die  sich  der 
Beindarstellung  dieser  Körper  entgegen- 


zustellen pflegen.  —  Die  Herstellung 
erfolgt  in  der  Weise,  daß  man  zu  der 
heißen  wässerigen  Formaldehydlösung, 
welche  gleichzeitig  Tannin  enthält,  starke 
Salzsäure  gibt,  solange  noch  eine  Fäll- 
ung entsteht.  Das  Erzeugnis  kann  gut 
abgesaugt  und  ausgewaschen  werden. 

Das  Tannoform,  ein  leichtes,  schwach 
rötlich  gefärbtes  Palver  wird  chemisch 
als  Methylendigallusgerbsäure  aufgefaßt 
und  seine  Entstehung  läßt  sich  durch 
die  Gleichung: 

ECHO  +  2C14H10O9  = 

+  H2O 
C14H9O9 

zum  Ausdruck  bringen.  Die  Ek^ebnisse 
der  Elementaranalyse  bestätigen  diese 
Formel. 

Zu  seiner  Verwendung  als  Streupulver 
wird  es  in  reinem  Zustand  oder  mit 
Stärke  vermengt  benützt 

Bemerkenswert  ist,  daß  es  nach  dem 
gleichen  Verfahren  gelungen  ist,  die 
Tannoforme  der  Eichenrinden-,  Que- 
bracho-,  Ratanhia-  und  Myrobalanen- 
gerbsäure  zu  gewinnen. 


Ein  in  chemischer  Beziehung  dem 
Tannoform  nahestehendes  Präparat  ist 
das  «Bismal»  (gleichfalls  von E. Merck 
in  Darmstadt),  bei  welchem  die  physio- 
logische Wirkung  der  Gallussäure  mit 
der  des  Wismuts  vereinigt  wurde. 

Der  Grundstoff  ist  hier  die  Methylen- 
digallussäure, eine  Verbindung,  welche 
sich,  analog  dem  Tannoform,  aus  Gallus- 
säure und  Formaldehyd  bei  Gegenwart 
von  Salzsäure  bildet; 

HCOH  +  2C6H2(OH)3COOH  - 

.C6H(OH)3COOH 
CH2<  +  H2O. 

\C6H(OH)3COOH 

Letztere  Säure  wirkt  nun  bei  ge- 
linder Wärme  auf  frischbereitetes  Wis- 
muthydrozyd  unter  Bildung  eines  sauren 
Salzes,  welchem  nach  den  Analysen- 
ergebnissen die  Formel: 


538 


4C15H12O10  +  3Bi(OH)3  = 
CH(0H)3C00H 


\CH(0H)3C00> 

>BiOH 
yCH(0H)8C00/ 

\CH(0H)8C00v 

>BiOH  +  3H2O 
CH(0H)8C00/ 


CH2( 

\CH(0H)3C00> 

>BiOH 
/CH(0H)3C00/ 

ch/ 

\CH(0H^3C00H 

zuerteilt  werden  mußte.  Sie  entsteht 
also  durch  Einwirkung  von  3  Mol.  Wis- 
muthydroxyd auf  4  Mol.  Methylen- 
digallussäure. 

Das  Bismal  ist  eine  lockere  Masse, 
die  von  Alkalien  leicht  aufgenommen 
und  durch  Säuren  daraus  wieder  abge- 
schieden werden  kann,  was  sich  bei 
Betrachtung  der  Formel  leicht  erklären 
läßt.  Diese  LOslichkeitsverhältuisse,  deren 
Bedeutung  nach  dem  früher  Ausgefährten 
(Tannigen,  Tannalbin)  ohne  weiteres  ver- 
ständlich ist,  erklären,  daß  das  Bismal 
als  zusammenziehendes  Mittel  für  inner- 
liche Verwendung  mit  Vorteil  benutzt 
werden  kann. 

Im  Anschluß  an  das  Tannoform  sei 
hier  zunächst  noch  auf  ein  in  neuester 
Zeit  von -4.  Vosimnkel  hergestelltes  Form- 
aldehyd -  Enppelungsprodukt  mit  Tannin 
und  Harnstoff  hingewiesen.  (D.  R.  P. 
160273). 

Bei  der  Reaktion  wirken  drei  Stoffe 
in  wässeriger  LOsung  aufeinander: 
Tannin,  Harnstoff  und  Formaldehyd; 
das  Ergebnis  ist  eine  neue  chemische 
Verbindung,  welche  als  Methylentannin- 
karbamid  erkannt  wurde.  Die  Verbind- 
ung entsteht  in  dem  Sinne  der  Gleich- 
ung: 

C4H10O9  +  NH2CONH2  +  CH2O  = 
yNHCONHg 
CHj^  +  HoO. 

C14H9O9 


Die  Reaktion  vollzieht  sich  in  saurer 
Losung;  es  genügt  indessen  schon  die 
Anwesenheit  der  freien  Gerbsäure,  um 
den  Vorgang  in  einigen  Tagen  zu  Ende 
zu  führen.  Wesentlich  beschleunigt  wird 
der  Vorgang  bei  Gegenwart  von  Salz- 
säure und  durch  gleichseitiges  Erwärmen. 
Es  ist  aber  besonders  zu  betonen,  daß 
dabei  ein  einheitliches  stickstoff- 
haltiges Produkt  erhalten  wird,  nicht 
etwa  eine  Mischung,  welche  teilweise 
Tannoform  enthält,  was  ja  nach  den 
Versuchsbedingungen  leicht  erwartet 
werden  könnte. 

Die  Verkuppelung  kann  auch  mit  an- 
deren Gerbsäuren,  wie  Ratanhia-,  Fichten- 
rinden-, Eastanienholzgerbsänre  ausge- 
führt werden,  ebenso  wie  der  Harnstoff 
durch  Sulfohamstoff  oder  durch  Urethane 
oder  Säureamide  ersetzt  werden  kann. 
Eis  entstehen  immer  ähnliche  Prodokte, 
gelbe  oder  rötliche  Pulver,  welche  in 
Ammoniak,  ätzenden  wie  kohlensauren 
Alkalien  löslich  sind  und  aus  diesen 
Lösungen  durch  Säuren  wieder  aus- 
gefällt werden  können. 

Methylentanninkarbamid  geht  unzer- 
setzt  durch  den  Magen,  wird  aber  im 
Darm  zerlegt.  Nach  Meinung  des  Patent- 
inhabers ist  die  günstige  Wirkung  bei 
akuten  Darmkatarrhen  z.  T.  vielleicht 
durch  den  freiwerdenden  Formaldehyd 
zu  erklären. 

*  *  * 
Das  cTannopin»  von  Bayer  in 
Elberfeld  schließt  sich  hinsichtlich  seines 
Verhaltens  zu  sauren  und  alkalischen 
Flüssigkeiten  den  früher  besprodienen 
Heilmitteln  an.  Es  ist  das  Verkuppel- 
ungsprodukt von  Hexamethylentetramin 
mit  Tannin  von  der  Formel: 

(CH2)6N4  .  (Ci4Hio09)3 

und  ist  ausgezeichnet  durch  den  hohen 
Tanningehalt  von  87  pCt 

Die  Ahrw eine  betreifeiid«  Infolge  eines  Miß- 
geschickes kurz  vor  dem  Ausdrucken  der  «Wein- 
statistik der  deutschen  Ahr-Rot- 
weine»  sind  auf  Seite  517  beim  Neusati  in 
der  Spalte  «Flüchtige  Säure»,  1.  bis  4.  Z<nle 
von  unten,  Setzfehler  untergelaufen.  Es  mufi 
heißen :  0,046  -^  0,062  --  ^083  —  OyOM. 

Sehriftleüung. 


539 


Zur  Anwendung  des  Protylin. 

Bereits  im  Jahre  1 903  ^)  sprach  Schaerges 
die  Vermatung  aus,  daß  Eiweißkörper 
mit  angelagerten  (prosthetischen)  Atom- 
grappen  sich  an  der  Bildung  der  Organe 
beteiligen  und  daß  somit  ffir  die  Sjn- 
these  von  phosphorhaltigen  Arznei-  und 
diätetischen  Mitteln  durch  Anlagerung 
phosphorhaltiger  Atomkomplexe  an  Pro- 
tein  sich  ein  fruchtbares  Feld  eröffne. 

Das  war  damals  die  Veranlassung  zur 
Herstellung  des  Protylin,  welches  die 
Firma  F.  Hoffmann-La  Roche  &  Co.  in 
Qrenzach  (Baden)  und  Basel  (Schweiz) 
in  Betrieb  genommen  hat.  An  gleicher 
Stelle  wurden  damals  Angaben  über  die 
Zusammensetzung  dieses  Phosphoreiweiß 
gemacht  und  darauf  bald  auch  eine 
ganz  genaue  Bestimmungsmethode  des 
Phosphors  von  P.  Schwarz  veröffent- 
licht. 

Es  wurden  nun  inzwischen  von  Des- 
grex  mit  Protylin  pharmakologische  und 
Stoffwechselversuche  gemacht,  welche 
dargetan  haben ,  daß  Protylin  ein 
schnelleres  Wachstum  und  eine  inten- 
sivere Mineralisation  des  Skelets  veran- 
lasse. Degrex  stellte  aber  auch  fest, 
daß  das  Protylin  in  der  Tat  die  natär- 
lichen  Nnkleine  und  Lecithine  ersetze 
und  daß  es  den  Stoffwechsel  fördere. 
Baxxicalupo  kam  auf  grund  experiment- 
eller Untersuchungen  an  Hunden  zu  den 
Schlußfolgerungen,  daß  Protylin  eine 
günstige  Wirkung  auf  die  Blutbildung 
entfalte,  daß  es  eine  Besserung  des  Er- 
nährungszustandes veranlasse  und  den 
Stoffwechsel  befördere. 

Gunstige  klinische  Beobachtungen 
liegen  bislang  von  Th,  <Sb  A,  Kocher 
(Bern),  Onexila,  Dom,  Bartsch,  0er - 
hartx^),  Bürger,  Kornfeld,  Siegmann, 
Nekatvitsch,  Schweixer,  Meüi,  Leone 
Maestro,  Pouchet,  Oouin  u.  A.  vor,  welche 
in  der  in-  und  ausländischen  medizin- 
ischen Idtteratur  zerstreut  sich  finden. 
Es  ist  aber  nicht  angezeigt,  hierüber 


1)  Pharm.  Centnüh.  44  [1903],  2;  45  [1904], 
374. 

^  Beitrag  zur  Pbosphorbehandlung  gewisser 
Xrampfformen  der  Kinder,  Therap.  der  Gegen- 
wart 1904,  Heft  5. 


in  einem  pharmazeutischen  Fachblatte 
näher  zu  referieren. 

Neuerdings  hat  aber  Alt  (Direktor  der 
Heil-  und  I^egeanstalt  üchtspringe)  an- 
läßlich der  ]tfünchner  Jahresversamm- 
lung des  Deutschen  Vereins  fflr  Psy- 
chiatrie (20.  April  1906)  berichtet.»)  — 
Diesem  Artikel  ist  folgendes  auch  für 
Pharmazeuten  Wichtiges  zu  entnehmen. 
Alt  ging  von  der  theoretischen  Itföglich- 
keit  aus,  daß  durch  entsprechend  an- 
gepaßte E^fthrung  ein  Erftfteverfsdl 
sich  verbäten  und  ein  ]tfehransatz  an 
wertvoller  Körpersubstanz  sich  erzielen 
lasse.  Zu  diesem  Behufe  ließ  er  in 
seinem  Stoffwechsellaboratorium  fort- 
laufende Untersuchungen  machen  und 
gelangte  zu  der  Ueberzeugung,  daß  die 
Myxidioten  aus  der  eingeführten  Nahr- 
ung nur  sehr  wenig  Phosphor  aufzu- 
nehmen vermögen.  Unter  Thyreoidin- 
behandlung  wurde  bei  ihnen  nicht  nur 
die  Phosphorausfuhr  im  Harn  gesteigert, 
es  wuchs  namentlich  auch  die  Auf- 
nahmefähigkeit für  Phosphor  im  Darm. 
Daher  erschien  es  Alt  für  nötig,  mit 
der  Schildrüsendarreichung  eine  Mehr- 
zufuhr von  Phosphor  zu  kombinieren 
und  zwar  in  Form  des  Protylin.  Er 
hatte  dabei  recht  günstige  Erfolge  zu 
verzeichnen;  äußert  er  sich  doch  über 
einen  Fall  wörtlich:  «Dieser  Erfolg  war 
wohl  dem  Umstände  zuzuschreiben,  daß  ^ 
neben  den  Schilddrüsentabletten  täglicl^^ 
20  bis  30  g  Protylin  verabreicht  wordr* 
waren.»  Es  handelt  sich  um  ein  voll- 
ständig stumpfsinniges  Itf ädchen,  welches 
sich  unter  Alf^  Behandlung  in  ein  leb- 
haftes, artiges  und  niedliches  Kind  ver- 
wandelte. 

Alt  stellte  des  ferneren  bei  Basedoict 
Kranken  im  Vergleich  zu  gesunden 
]^ens.chen  eine  ergiebige  Pbosphorauf- 
nahme  vom  Darm  aus  fest,  nebenher- 
gehend aber  eine  gesteigerte  Phosphor- 
ausfuhr im  Harn,  so  daß  eine  Knochen- 
verschlechterung (bezw.  Osteomalacie) 
in  einigen  Fällen  unvermeidlich  gewesen 
wäre,  wenn  nicht  durch  entsprechende 


8)  Originalartikel  der  Mönch.  Med.  Woühenschr. 
1906,  !Nr.  24  «Ernährungstherapie  der  BasedoW'- 
sehen  Krankheit*. 


540 


Mehrzufuhr  in  Form  des  phosphorreichen 
Protylin  genügender  Ersatz  geschaffen 
und  der  Körper  nicht  in  das  Phosphor- 
gleichgewicht gebracht  worden  wäre. 

a  8eh, 

Neue  Arzneimittel. 

niing's  Blntsalz  enthält  angeblich  m 
1000  T^en  650,0  2proo.  Euensaccharat, 
20;0  Pepsin;  50,0  Ealinmphosphat;  20,0 
Natriamphosphat;  30,0  Bittererde;  1  g  Mangan- 
hyperphosphat;  50;0  Caldumphospholaktat; 
178;9  Zucker  und  0;1  Vanillin.  Darsteller: 
Fabrik  pharmazeutischer  Präparate  von  Carl 
Illingf  Apotheker  in  Dresden-Trachaa. 

Iiqektion  Hirsch  ist  nach  0.  &  R. 
Fritz  eme  wflsserige  QuecksilbersalzIOsung,  die 
zu  schmerzlosen  Haateinspritzungen  ver- 
wendet wird. 

Lait  d* Appenzell  wird  em  neues  Abführ- 
mittel unbekannter  Zusammensetzung  ge- 
nannt; das  von  Lapr6e-Chaucherie  Robineau 
(&  Oie.  in  Agen  zu  beziehen  ist. 

HorphacetiA  ist  ein  englischer  Name  für 
Heroin  (Diacetyimorphin). 

Opsomin  wu-d  nach  Pharm.  Ztg.  1906; 
546  ein  in  London  entdecktes;  angeblich 
neues  Heilmittel  der  Tuberkulose  genannt. 
Es  soll  festgestellt  worden  sein,  daß  ErankC; 
bri  denen  eine  intcDsive  Behandlung  mit 
den  üblichen  Tuberkalosemitteln  keinerlei 
Besserung  bewirkt;  eine  solch  geringe  Wider- 
standsfähigkeit gegen  den  Tuberkelbazillns 
besitzen;  daß  sie  nach  jeder  Heilung  sofort 
wieder  von  neuem  erkranken;  daß  ein  diese 
Substanz  enthaltendes  Serum  die  den  ge- 
ringen Widerstand  bewirkenden  Stoffe  bindet 
und  so  eine  Heilung  ermöglicht 

Orga's  Eisenschokolade  (Pharm.  Centralh. 
47  [1906];  679)  enthält  nach  Apoth.-Ztg. 
1906;  455  ein  Präparat  aus  BrennnesselU; 
die  ebenso  eisenhaltig  wie  Spinat  sind. 

Orga's  Kalkeisensaft  (Pharm.  Centralh. 
47  [1906J;  479)  ist  nach  Apoth.-Ztg.  1906; 
455;  ein  zuckerhaltiger  Saft  aus  Feigen  und 
ahnlichen  kalkreichen  Früchten;  der  bei 
RachitiS;  schwer  zahnenden  Kindern  usw. 
gegeben  wird. 

Ehinooulin-Pulver;  »Spray  und  -Creme 
sind  Paranephrin-Anästhesin- Präparate;  die 
zur  Behandlung    von    Nase   und   Auge  bei 


Heuschnupfen  verwendet  werden.  Darsieller : 
Dr.  Bitserfs  Pharmazeutiseh-chemisdieB  In- 
stitut m  Frankfurt  a.  M. 

SaUcyl-Acetol  :=  Salacetol  (Eonden- 
sationsprodukt  aus  Aceton  und  Salieyl8äare\ 

Salimenthol  ist  ein  von  Scheuble  und 
Bibus  hergestellter  Menthol-SalicjlsänreeBter. 
Nach  Dr.  Karl  Reicher  (Therap.  M  onatsh. 
1906;  294)  steUt  er  eine  heUgelbe;  fast 
geschmacklose  Flüssigkeit  von  angenehmem; 
schwachem  Geruch  dar.  Er  besteht  aus 
annähernd  gleichen  Teilen  Salicylsänre  und 
Menthol  und  wird  innerlich  in  Kapsehi 
zu  0;25  g  wie  auch  äußerlich  in  Fonn 
einer  25proc  Salbe  angewendet  Für  letztere; 
die  Samol  genannt  wuti;  dienen  ab  Salben- 
grundlage Lanolin;  Oel;  Wachs,  Wasser  und 
eine  Spar  medizinischer  Seite.  Anwendung: 
zur  Sdimerzberuhigung  und  als  Antiseptikum. 
Tagesgabe:  3  bis  6  Eapseb.  Bezugsquelle: 
Dr.  Bertrand  Bibus  in  Wien  I,  Scfaotten- 
ring  14. 

St^nol;  bereits  in  Pharm.  Centralh.  45 
[1904];  631  erwähnt;  ist  eine  granulierte 
Palvermischung;  von  der  em  Kaffeelöffel 
voll  je  0;1  g  Koffein  und  Theobromin  ent- 
hält. Anwendung:  bei  Magenschwäehe  und 
verschiedenen  Herzleiden.  Bezugsquelle: 
Viktoria-Apotheke  in  Berlin  SW,  Friedrieb- 
straße. 

Tannacetiii  =  Tannigen  (Diaeelyl- 
tannin). 

XJreol  -  Chanteaud.  Granulierte  Palver- 
mischung; von  welcher  em  Kaffeelöffel  voll 
0;4  g  Hexamethylentetramiu;  0,3  g  Natiiam- 
benzoat  enthält  Anwendung:  ab  harn- 
treibendes Mittel;  Hamdesinfiziens  nnd  bei 
Steinbildung.  Bezugsquelle :  Viktoria-Apo- 
theke in  Berlin  SW,  Friedrichstraße. 

XJrisol  =  ürotropin  (Hexamethylen- 
tetramiu). 

Veal  Marrow  ist  rotes  Enoehenmatk. 

Vestosol  stellt  eme  weißgelblicbe  Salbe 
dar;  die  keinen  stechenden  Gemeh  besittt 
Der  wirksame  Körper  derselben  ist  Form- 
aldehyd;  welcher  bis  zu  2  pOt  bei  Oeges- 
wart  von  Zinkozyd  und  Borsäure  an  em 
neutrales  Fettgemisch  g;ebunden  ist,  dem 
Fetron  beigefflgt  ist  Außerdem  enthält  mt 
Duftstoffe.    Anwendung:  bd  Fnßsdiweiß. 

KMentxel, 


641 


Üeber  Höchstgaben 

von  Arzneimitteln,   welche    in 

dem  Deutschen  Arzneibuch  nicht 

enthalten  sind. 

Das  kflrzlieh  erschienene  «Ergftnznngs- 
bneh  znm  Arzneibnoh  fflr  das  Dentsohe 
Reidi»  enthUt  anf  den  Seiten  396  bis  402 
ein  vom  Geheimrat  Prof.  Dr.  L.  Leivin  in 
Berlin  bearbeitetes  cHöchstgaben- Verzeichnis» 
nebet  einigen  voransgesdiickten  «allgemeinen 
Bemerkungen».  Das  Verzeichnis  nnd  die 
allgemeinen  Bemerkungen  smd  auch  in  der 
Deutsch.  Med.  Wodienschr.  1906^  Nr.  22 
veröffentlicht 

Die  allgemeinen  Bemerkungen,  welche  von 
großer  Wichtigkeit  sind,  stammen  sie  doch 
aiu  der  Feder  emes  auf  diesem  Oebiete 
anerkannten  maßgebenden  Forschers,  sollen 
deshalb  naebatehend  zur  Kenntnis  unserer 
Leserer  gebracht  werden.  Auf  emen  Ab- 
dmok  des  HOohstgaben- Verzeichnisses  müssen 
wir  des  ümfanges  wegen  leider  verzichten 
nnd  verweisen  anf  das  hn  ErgSnzungsbuch 
enthaltene  Verzeichnis,  indem  wir  jedoch 
anf  die  am  Ende  dieses  Aufsatzes  befind- 
liehe Bemerkung  betr.  Gonünum  hydro- 
bromienm  aufmerksam  machen. 

AllgemeiDe  Bemerkungen. 

1.  Die  Orundlace  für  die  Feststellangen  der 
folgenden  Mazimsldosen  for  einen  erwach- 
senenMenschen  lieferten  toxikologische  und 
kliniaohe  Erfidmingen. 

2.  Die  maximalen  Dosen  gelten  für  die  An- 
wendnng  der  Medikamente  von  allen  Eörper- 
stellen  ans,  an  denen  ihr  Eintritt  in  die  Sftfte- 
nuuse  sioh  vollziehen  kann,  insbesondere: 

a)  for  die  Einführung  in  den  Magen;  b)  für 
die  Binspntzung  in  den  Mastdarm;  o)  für  die 
üinBpntzung  in  die  Gebärmutter;  d)  fiir  die  Ein- 
Bpritzang  in  die  Brust-  und  Bauchhöhle;  e)  für 
die  EinspritsuDg  in  das  Unterhaatgewebe  oder 
die  Moakeln;  f)  für  die  Einspritiung  in  die  Blut- 
gef&fte;  g)  fgr  die  Einspritzung  in  den  Bücken- 
markskanal 

3.  Die  maximale  Tagesgabe  ist  im  allgemeinen 
ans  wiaBensobaftliohen  und  praktischen  Gründen 
nicht  h5her  gesetzt  als  die  dreifache  maximale 
£inselgabe. 

£ine  Beihe  von  Stoffen  (Schlafmittel,  Bernhig- 
tmgsmittel,  Abführmittel,  Herzmittel)  haben  als 
maximale  Tagesgabe  nur  die  zwei-,  resp.  zwei- 
nndeinhalbfadie  Einzelgabe  erhalten,  nod  nur 
^enige  Btofie  (Eiebermlttel  und  flüchtige  Medi- 
kamente) sind  mit  einer  dreiundeinhalbfacheD 
biB  Tierfaohen  Einseigabe  als  maximaler  Tages- 
8>be  festgesetzt  Gantharidin  und  Pelletierinnm 
tannicom  erhielten  nur  eine  maximale  Biozel- 


gabe,  weil  ihr  arzneilioher  Zweck  die  Featsetz- 
uog  einer  besonderen  maximalen  Tagesgabe 
überflüssig  erscheinen  läßt.  Vernünftigerweise 
sollten  auch  die  reinen  Schlafmittel  nur  mit  einer 
maximalen  Einzelgabe  versehen  werden. 

4.  Zwischen  je  zwei  maximalen  Einselgaben 
sollen,  soweit  nicht  Vergiftungen  antidotiuisoh 
zu  bekämpfen  siad,  miadeetens  zwei  Stunden 
Zeit  liegeo.  Hierduroh  wird  der  Begriff  der 
Tagesgabe  umgrenzt.  Je  nach  dem  Verhältnis 
der  Einzelgabe  zur  Tagesgabe  kann  mithin  die 
letztere  sohneilstens  nach  2  bis  8  Stunden  ver- 
braucht werden. 

5.  Der  Gebrauch  der  maximalen  Tagesgabe 
eines  Medikamentes  an  zwei  aufeinanderfolgenden 
Tagen  ist  mögliohst  zu  vormeiden. 

6.  Will  man  in  einfiu)hster  Weise  berechnen, 
wieviel  den  Kindern  bis  zu  12  Jahren  von  der 
dem  Erwachsenen  zukommenden  Gabe  maximal 
oder  nicht  maximal  begrenzter  Stoffe  zu  ver- 
ordnen ist,  so  dividiert  man  die  Anzahl  der 
Jahre  duroh  die  Anzahl  der  Jahre  -)-  12.  Dem- 
nach wird  einem  Kinde  von  4  Jahren  zu  reiohen 
sein: 


4+12        16         4 
und  einem  Kinde  von  12  Jahren: 


12 


12  +  12 


12 
24 


2 


Von  12  bis  18  Jahren  ist  Va  bis  '/4f  ^^d  von 
18  bis  21  Jahren  3/4  bis  zu  der  vollen  Gabe 
eines  Erwachsenen  zu  verabfolgen. 

Zu  den  HQehstgaben  des  Koniin^ 
wovon  schon  oben  die  Rede  war^  ist  folgen- 
des zu  bemerken. 

Im  ErgSnzungsbuch  ist  angegeben: 

Größte  Größte 

Einzelgabe        Tagesgabe 

Coniinum  0,002  g  0,006  g 

Gonünum  hydro- 

bromicum  0,02    g  0,06    g 

m  dem  Verzeichnis  in  der  Deutschen 
Medicinischen  Wochenschrift  1906; 
Nr.  22,  ist  dagegen  angegeben: 

Größte  Größte 

Einzelgabe      Tagesgabe 

Coniinum  0,002  g  0,006  g 

Gonünum  hydro- 

bromicum  0,03    g  0,15    g. 

Der  unterschied  der  Höchstgaben 
beim  bromwasserstofbauren  Konün  ist  ein 
sehr  beträchtlicher;  uns  erschemt  die 
Angabe  im  Ergftnzungsbuche  0,02  g  bez. 
0,06  g^richtiger  zu  sein.  Das  stöchiometrische 
Verhältnis  zwischen  Konün  und  SMuem  brom- 
wasserstoffsanren  Sahs  ist  127,21  zu  208,18 
abgerundet  1  zu  1,6,  also  lange  noch  nicht 


542 


1  zü  10  wie  den  Höchstgaben  im  Ergänz- 
nngsbüch  0^002  und  0,006  bez.  0,02  und 
0,06  entsprechen  würde.  Es  mag  aber 
zutreffen,  daß  die  freie  Base  wesentlich 
rascher,  also  giftiger,  wirkt  als  deren  Salze.. 

Entsprechen  die  Angaben  im  Ergänzungs- 
buch dem  Verhältnis  1  zu  10,  so  ist  das- 
selbe bei  den  Angaben  in  der  Deutsdien 
Medioinischen  Wochenschrift  bei  Koniin  (der 
freien  Base)  1  zu  15,  beim  bromwasserstoff- 
sauren  Salz  sogar  1  zu  25. 

Aber  noch  em  anderer  Umstand  spricht 
für  die  größere  l^chtigkeit  der  Angaben 
des  im  Ergänzungsbuch  enthaltenen  Ver- 
zeichnisses, nämlich  Punkt  3  der  allgemeinen 
Bemerkungen,  wonach  die  größte  Tages- 
gabe im  allgemeinen  das  dreifache  der 
größten  Einzelgabe  ist  (nur  für  einige  Stoffe 
wie  Fiebermittel  und  flüchtige  Arzneimittel 
steigt  das  Verhältnis  bis  zum  vierfachen). 
Beim  bromwasserstoffsauren  Roniin  ist  aber 
(in  der  Deutsch.  Med.  Wochenschr.)  die 
größte  Tagesgabe  rO,15)  das  fünffache  der 
größten  Einzdgabe  (0,03).  Deshalb  erscheint 
uns  die  Angabe  im  Ergänzungsbuch  0,02 
bez.  0,06  (das  dreifache)  richtiger  zu 
sein.  A,  Schneider. 

Ueber  neue  Verordnungsweisen 
alter  Arzneimittel 

macht  Ed.  Jung  in  Apoth.-Ztg.  1905,  702 
etwa  folgende  Mitteilungen: 

Menthol,  das  vielfach  bei  HaLs-  und 
Nasenleiden  angewendet  wird,  hat  man  bisher, 
um  es  in  flüssiger  Form  verwenden  zu 
können,  in  Wasser  verteilt,  z.  B.  unter  Be- 
nutzung von  Quillajatinktur  (siehe  Pharm. 
Oentralh.  45  [1904],  180),  neu  dagegen 
dürfte  seine  Verwertung  sein,  wenn  man 
das  Menthol  in  fettem  Oel  löst  und  diese 
Lösung  emulgiert.  Zum  beliebigen  Ver- 
dünnen einer  solchen  Mentholmilch  em- 
pfiehlt sich  die  Herstellung  einer  haltbaren 
konzentrierten  Emulsion  mit  Glycerinzusatz. 
Derselben  können  noch  Formaün  und  Ge- 
schmacksverbesserer zugefügt  werden.  Em- 
pfohlen wird  folgende  Vorschrift:  0,3  g 
Menthol  werden  in  6  g  Mandelöl  gelöst  und 
diese  Lösung  mittels  6  g  arabischem  Gummi 
und  6  g  Pfefferminzwasser  emulgiert.  Darauf 
werden  30  g  Glycerin,  12  g  Pfefferminz- 
wasser,  2  Tropfen  Stemanisöl  und  15  Tropfen 


Formalin  zugefügt.  Zum  Gebraueli  werden 
1  bis  2  Teelöffel  mit  dnem  Glas  Waser 
verdünnt  Gurgelungen  mit  Menthol- 
milch hinterließen  bei  Bronchialkatarrfa  dn 
äußerst  wohltuendes  Gefühl  der  Erfrischung 
und  Erleichterung. 

Salmiak,  Ammoniumchlorid,  dürfte  ndi 
in  Nebelform,  als  seiner  feinsten  Verteilung, 
sehr  gut  eignen.  Zur  Herstellung  dersdben 
sollen  in  mer  geräumigen  Flasdie  3,4  -^ 
25  proc.  Salmiakgeist  mit  6  g  30  proc. 
Salzsäure  durch  Schütteln  gemischt  werden. 
Die  Nebel  werden  mittels  eines  Glasröhre» 
eingesogen.  Bei  dieser  Anwendung  det^ 
bewährten  Hustenmittels  ftllt  jede  Magen 
belästigung  fort 

Jod  scheint  in  der  homöopathischen  Ver- 
dünnung, die  die  gesättigte  wässerige  I.<ö6ung 
(nach  Hager  1:4500)  darstellt,  noch  eine 
entschieden  antiseptische  und  entzündungs- 
widrige Wirkung  zu  haben.  Es  wurde 
nämlich  die  Beobachtung  gemacht,  daß  damit 
behandelte  entzündete  Hautausschläge  auf- 
fallend schnell  abheilten.  —tx~ 


Für  die  HersteUang  von  KUch- 

säure, 

welche  bisher  aus  Rohzucker  oder  Stlrke- 
zucker  geschah,  haben  Miskin  und  Leicin 
ein  neues  Verfahren  angegeben  und  paten- 
tieren lassen,  bd  dem  man  unmittelbar  von 
stärkehaltigen  Rohstoffen,  wie  Kleie  und 
Gerste,  ausgeht ;  letztere  wird  ab  Mals  ver- 
wendet. Bdde  Rohstoffe  werden  in  fein- 
zermahlenem  Zustande  sehichtweise  über- 
einander gehäuft,  um  bessere  Versnekening 
der  Stärke  herbdzuführen,  dann  gewinnt 
man  durch  Filtration  einen  Saf^  welcher  in 
Gärvorrichtungen  der  Sterilisation,  Abkflhlong, 
Impfung  und  Durchlüftung  unterworfen  wird. 
Die  Impfung  erfolgt  mit  reinen  Roltnren 
des  MilchsäurebaziUus,  z.  B.  mit  Baciilas 
acidifioans  longissimus.  Die  auf  soldte  Weise 
erhaltenen  Milchsäurelösungen  werden  nach 
je  12  Stunden  mit  Kalkmildi  venetzt,  so 
daß  der  Säuregrad  der  Fennentienmg  stetig 
im  Verhältnis  von  2  Teilen  Alkali  auf  20 
TeUe  Material  erhalten  bleibt.  Nach  be- 
endeter Gärung  wutl  die  Lösung  völlig  nen- 
traUsiert  und  das  Oaloiumsalz  der  Mileh- 
säure  hierauf  mit  Schwefelsäure  zerlegt 
Südd.  Apoth.'Zig.  1006,  122.  /.  £. 


543 


Zur  Auslegung 

Gesetze  usw. 


(Fortsetzung  von  Seite  521.) 

213.  Knöteriohtee  als  Heilmittel. 
Weidemann'B  rassischer  Ejiöterichtee,  auch 
Homeriana  genannt,  darf  als  Heilmittel  nicht 
außerhalb  der  Apotheken  verkauft;  auch 
nldit  öffentlich  angepriesen  werden  (wogegen 
Knöteridi  schlechthin  dieser  Beschränkung 
it.  Bekanntm.  v.  8.  3.  1905  nicht  unter- 
liegt). Weidemann  und  sein  Geschäfts- 
führer wurden  wegen  unlauteren  Wettbe- 
werbes verarteilty  weil  sie  den  Knöterichtee 
ab  Heilmittel  gegen  Schwindsucht  angepriesen 
hatten,  obwohl  ihm  ein  Heilwert  nicht  inne- 
wohnt und  der  Wert  des  fQr  1  Mark  ver- 
kauften Paketes  nur  5  bis  6  Pfennig  be- 
trägt.   (Pharm.  Ztg.  1906,  Nr.  5.) 

« 

214.  Arznei-  und  Heilmittel  sind 
ebenso  wie  Gifte  ausgeschlossen  vom 
Hausierliandel.  Ein  Ehepaar  war  wegen 
Arznahandel  im  umherziehen  angeklagt 
worden^  weil  von  ihnen  mit  einem  Tee^  der 
gegen  Husten,  Ausschlag,  Gelbsucht  usw.' 
helfen  soUte,  hausiert  wurde.  Der  Tee  war  | 
ein  Gemisch  von  Sennesblättern,  Koriander, 
Slißholz  usw.  Die  Ehefrau  besaß  nicht 
einmal  einen  Wandergewerbesdiein,  während 
der  Ehemann  einen  Gewerbeschein  für  er- 
laubte Gegenstände  hatte.  Das  Ehepaar 
wurde  verarteilt,  einmal,  weil  der  Tee  als 
ein  Gemenge  im  Sinne  der  Kaiserl.  Verord. 
vom  22.  Okt  1901  überhaupt  nidit  frei- 
händig verkauft  werden  darf,  andererseits 
weil  es  Gegenstände  im  Umherziehen  feil- 
geboten hatte,  welche  vom  Hausierhandel 
ausgeschlossen  sind  und  die  im  Gewerbe- 
eehein  nicht  bezeichnet  waren.  (Pharm.  Ztg. 
1906,  Nr.  1.) 

215.  Geruolisbelästigung  durch  chem- 
ische Fabriken.  Das  Oberlandesgericht 
Hamburg  hat  entschieden,  daß  den  Landes- 
r^erungen  nicht  das  Recht  zusteht,  Vor- 
schriften zu  erlassen,  welche  dem  Inhaber 
einer  konzessionierten  Anlage  besondere 
Hafinahmen  im  Interesse  des  benachbarten 
Publikum  auferlegen.  Bewohner  von  Ham- 
burger Vilienvorstädten  hatten  von  der 
Hamburger  Baupolizei  gegen  eine  Fabrik 
ätherischer.  Oele  gerichtete  Verfügungen  er- 


langt, wonaeh  die  Fabrik  bestimmte  Vor- 
kehrungen gegen  Verbreitung  von  belästigen- 
den Gerüchen  zu  treffen  habe.  Die  Fabrik 
machte  dagegen  geltend,  daß  ihr  bei  Gründ- 
ung der  Fabrik  die  vorgeschriebene  Kon- 
zession bedingungslos  erteilt  worden  sei. 
(Pharm.  Ztg.  1906,  Nr.  2.) 

216.  Ankündigung  von  IJllrich's 
Kräuterwein.  In  emem  Inserat  war  vor 
Nachahmungen  des  UUrich'B/dkea  Kräuter- 
weins gewarnt  worden.  Darin  sah  das  Ge- 
riet eine  maskierte  Ankündigung  des  Kräuter- 
weins und  verurteilte  den  Inserenten«  (Pharm. 
Ztg.  1906,  Nr.  5.) 

217.  Verurteilung  eines  Heilkundigen. 
Eine  Frau  hatte  sidi  durdi  Einreibung  mit 
einem  gegen  alle  möglichen  Krankheiten 
angepriesenen  Mittel  cOrffinum»  eine 
schwere  Nierenentzündung  zugezogen  und 
war  schließlich  daran  gestorben.  Der  Ver- 
fertiger des  Orffinum  wurde  wegen  fahr- 
lässiger Körperverletzung  zu  500  Mark 
Geldstrafe  bezw.  100  Tagen  Haft  verurteilt, 
wobei  das  Gericht  als  strafmildernd  annahm, 
daß  der  Angeklagte  von  dem  Wert  semer 
Methode  überzeugt  gewesen  sei.  (Pharm. 
Ztg.  1906,  Nr.  3.)  A.  St. 


Ueber  Wasserstof^eroxyd 

Merck 

teilt  Zahnarzt  WiUmer  im  Arch.  f.  Zahn- 
heilk.  1906,  Nr.  5  mit,  daß  dasselbe  blaues 
Lackmuspapier  rötet,  jedodi  mehr  in  dem 
durch  Kohlensäure  hervorgerufenen  Farben- 
ton. Diese  Rötung  wird  aber  keineswegs 
durch  eine  das  Wasserstoffperozy  verun- 
remigende  Säure  veranlaßt.  Man  kann  dies 
leicht  zeigen.  Wenn  man  das  Wasserstoff- 
peroxyd  durch  Eintragen  emer  Spur  Platin- 
schwamm in  der  Wärme  zerstört^  so  zerfällt 
es  in  Sauerstoff  und  Wasser  und  die  zurück- 
bleibende Flüssigkeit  ist  ohne  jede  Wirkung 
auf  Lackmus,  wodurch  die  völlige  Säure- 
freiheit des  Präparates  erwiesen  ist.  Zum 
Beweise,  daß  auch  andere  Unreinigkdten 
fehlen,  erhitzt  man  das  Präparat  in  einer 
Platinschale.  Infolgedessen  entwickelt  es 
Sauerstoff,  ohne  eine  Spur  von  Geruch  zu 
zeigen,  und  verdampft  vollständig,  ohne  den 
geringsten  Rückstand  zu  hinterlassen. 


644 


Ueber  Jodoformium  liquidum 

schreibt  K.  Helfritx  in  der  Apoth.-Ztg.  1906; 
323;  daß  er  die  in  der  Pharm.  Gentralh.  47 
[1906];  259  mitgeteilte  Vorsohrift  folgender- 
maßen abgeändert  hat: 

In  einem  tarierten  Literkolben  löse  man 
35  g  reines  Aetzkali  in  25  g  destilliertem 
Wasser  vollständig  auf;  schichte  darfiber  erst 
50  g  reme  OelsäarC;  dann  30  g  94proo. 
Alkohol;  dem  10  Ranmteile  Aether  zugesetzt 
waren.  30  g  Jod  werden  sodann  fein  ver- 
rieben und  hiervon  etwa  3  bis  4  g  in  die 
übereinander  geschichteten  Flüssigkeiten  ge- 
schüttet; worauf  das  erste  gelinde  Um- 
schwenken der  ganzen  Masse  erfolgen  darf. 
Nach  eingetretener  Entfärbung  wird  eine 
weitere  kleine  Jodmenge  hineingeschüttet; 
umgeschwenkt  und  so  fort;  bis  30  g  Jod 
verbraucht  sbd.  Der  Gesamtinhalt  des 
Kolbens  wird  nun  sofort;  ohne  erst  ein 
Abkühlen  und  Absetzen  dnes  Niederschlages 
abzuwarten;  mit  kaltem  destillierten  Wasser 
auf  das  Gesamtgewicht  von  500  g  gebracht 
und  durdi  kräftiges  Umschütteln  gut  durch- 
mischt Man  erhält  so  eine  klare  durch- 
sichtige Seife  ohne  jeden  Niederschlag  oder 
sonstige  Abscheidung  von  dickflüssig  sirup- 
artiger Beschaffenheit  und  hellgelber  bis 
dunkelbrauner  Farbe,  je  nach  dem  Konzen- 
trationsgrade bezw.  der  Reinheit  und  Verseif- 
ungsfähigkeit  der  angewandten  Oelsäure.  Die 
Lösung  der  Seife  in  Alkohol  ist  nicht  klar; 
sondern  milchig  trübe.  Salpetersäure  macht 
aus  Jodoformium  liquidum  Jod  frei  und  Siiber- 
nitrat  scheidet  daraus  Silberjodid  ab. 

Daß  alles  angewandte  Jod  in  Jodoform 
umgewandelt  ist;  kann  man  kaum  annehmen. 
Da  aber  nach  Blanchi  das  Jodoform  in  der 
Seife  resorbierbar  ist;  mithin  auch  das  in 
anderer  Form  darm  enthaltene  Jod;  so  kann 
man  den  Gesamt -Jodgehalt  auf  Jodoform 
umrechnen;  um  so  wenigstens  vorläufig  eine 
Wertbestimmung  geben  zu  können.  Hierzu 
verfährt  man  folgendermaßen:  Etwa  5  g 
der  gut  durchgemischten  Seife  werden  in 
einem  Kolben  mit  etwa  100  com  eines  Ge- 
misches gleicher  Raumteile  Wasser;  Alkohol 
und  Aether  gelöst;  mit  Salpetersäure  ange- 
säuert; wobei  die  Lösung  klar  bleibt;  und 
mit  Silbemitrat  im  Ueberschuß  versetzt; 
kurze  Zeit  im  Wasserbade  unter  Rück- 
fluß erwärmt;  bis  das  gefällte  Silberjodid 
sich  zusammenballt     Dieses  wird  abfiltriert; 


erst  mit  Aetheralkohol;  dann  mit  kaltem 
und  zuletzt  mit  heißem  Wasser  ausgewaschen; 
Filter  mit  Rückstand  getrocknet;  verascht 
und  im  Porzellantiegel  bis  zum  Schmelzen 
erhitzt.  Die  gefundene  Menge  Silberjodid 
wird  auf  Jodoform  umgerechnet  Danadi 
enthält  Jodoformium  liquidum  5;6  pCt 
Jodoform. 

In  gleicher  Weise  wird  die  Bestimmung 
in  den  Jodoformium  liquidum- Verbandstoffen 
vorgenommen. 

Die  Firma  Max  Arnold  m  Chemnitz 
bringt  eine  Gaze  mit  20  pCt  Jodoform, 
liquid.;  1;2  pGt  Jodoform  enthaltend;  und 
eine  Watte  mit  10  pGt  Jodoform,  liquid., 
enthaltend  0;6  pCt  Jodoform;  m  den  Handel. 

Als  Einreibung  wird  eine  Mischung 
gleicher  Teile  wasserfreies  Lanolin  und  Jodo- 
formium liquidum  empfohlen.  Beide  Tdle 
werden  bei  gelinder  Wärme  auf  dem  Wasser- 
bade  geschmolzen;  gut  durchgerührt  und 
ohne  weiteres  Umrühren  erkalten  gelassen. 
Es  entsteht  eine  weiche  gleichmäßige  Salben- 
massc;  die  durch  Verrdben  schlecht  zu  er- 
zielen ist    Wassei*zusatz  stört  diesen  Vorgang. 

Jodoformium  liquidum;  die  damit  her- 
gestellten Verbandstoffe  und  die  Salbe  be- 
sitzen nicht  den  unangenehmen  Jodoform- 
geruch. Die  Verbandstoffe  sind  fast 
geruchloS;  Jodoformium  liquidum  und  sdne 
Lanolinsalbe  riechen  etwa  wie  reife  Gurken. 

.H.  AI. 

Vinum  jodotannicum  cum  Calcio 

phosphorico. 

Der  Kommission  zur  Bearbeitung  des 
neuen  französischen  Godez  macht  Orimbert 
folgenden  Vorschlag  zur  Darstellung  eines 
Vinum  jodotannique  pho6phat6: 

Jod  2;0 

Add.  tannic.  2;0 

Alkohol;  95proc  20;0 
Monocaloiumphosphat20;0 
Sunp.  simpl.  100,0 

Vin.  Malacense       860;0. 
Jod  und  Tannin  werden  in  Alkohol;  das 
Galciumphosphat  im  Wein  gelöst     Die  Lös- 
ungen werden  mit  Sirup  gemischt  und  nadi 
dreitägigem  Stehen  filtriert 

20  g  des  Präparats  enthalten  0;04  g  Jod. 
Mit  der  doppelten  Raummenge  Wasser 
verdünnt    darf    dieser    Wein    Stärkelösung 

nicht  bläuen.  Ä. 

Joum,  de  Pharm,  ei  de  CÄtw.  1906,  XXm,  U, 


545 


■ahrungsmlttel-Oheiiile. 


Soxhlet's  Nährzucker, 

Ober  den  schon  in  Pharm.  Gentralh.  43 
[1902],  94  berichtet  worden  ist;  wird  am 
zweekmftßigsten  In  heißem  Wasser  (oder 
Tee,  ReiBwasBer,.  RoUgerstenwasser  n.  dergl.) 


geltet;  mit  der  Milch  gemischt  mid  das 
Ganze  in  üblidier  Weise  sterilisiert  Nach 
Dr.  Soochlet  smd  die  Mischongsvertiältnisse 
bei  nachstehender  Gesamtmenge  f&r  24  Stun- 
den, verteilt  anf  6  bis  8  Flaschen  folgende: 


Im 


*      2.  nnd  3. 

y      0,3  L 

>      0,6  L 

6 

»      4.     »    6. 

>      0,4  L 

*      0,6  L 

8 

»      6.     »    7, 

»      0,6  L 

»      0,5  L 

9 

8. 

»      0,8  L 

*      0,3  L 

7 

9. 

»      0,9  L 

»      0,2  L 

4V, 

1.  Monat  0,2  L  Milch  0,4  L  Wasser  A%  Kaffeelöffel  Nährzucker  (45  g) 

.  (60  g) 

(90  g) 
(70  g) 
(45  g). 

Außer  diesem  NShrsuidcer  stellt  die  NIhr- 
mittelfabrik  Mündien,  G.  m.  b.  H.  in  Pasing 
Dr.  SoxMefs  Näbrzncker-Eakao  nnd 
Nährznoker  ohne  Znsätze  her.  Beide 
Ptftparate  sind  ffir  ältere  Kinder  nnd  Er- 
wachsene bestimmt  Letzterer  wird  zur  Er- 
höhung des  Nährwertes  von  Speisen  (Suppen, 
Breien,  Kompotts  und  dergL)  denselben  zu- 
gesetzt, ohne  in  diesen  durch  besonderen 
Geschmack  hervorzutreten.  H.  M. 


Ab  Kaffeelöffel  wird  em  vollgehäufter 
gleidi  10  g  Gewicht  verstanden.  Z?nschen 
je  2  Darreidiungen  erfolge  eine  Sstflndige 
Pause. 

Zu  bemerken  isl^  daß  dieser  Nährzucker 
weder  Milchzucker  ist  noch  Milch- 
zucker enthält  Derselbe  enthält  Dextrin 
und  Maltose  in  fast  gleidien  Mengen,  etwas 
Kochsalz  und  besitzt  einen  geringen  Säure- 
grad. 


Zur  Olykogenbestimmung  im 
Pferde-  und  Foetenfleisch. 

Die  drei  bekannten  Verfahren  zur  Gly- 
kogenbestimmung  von  Brücke-Külx,  von 
Pflüger 'Nerking  und  von  Pflüger  aliein 
Bind  unter  sieh,  worauf  schon  Pflüger  selbst 
hingewiesen  hat,  durchaus  nicht  gleichwertig. 
M,  Martin  hat  nun  erneut  festgestellt,  daß 
das  entere  um  25  pGt,  das  zweite  um  22 
pCt  weniger  Glykogenausbeute  gibt,  als  das 
Pflüger'^e*).  Bei  einer  Revision  des 
Fleischbeschaugeeetzes  dürfte  dem  letzteren 
daher  der  Vorzug  zu  geben  sdn.  Hat  man 
das  Glykogen  durch  Inversion  in  Zucker 
übergefflhrt,  so  wendet  man  —  will  man 
genauer  verfahren  —  das  Reduktions- 
verfahren an,  während  die  polarhnetrische 
Methode  schneller  zum  Ziele  führt.  Von 
besonderem  Werte  ist  die  Angabe  des  Ver- 
fassers, daß  sich  allein  im  Pferdefleisch  und 
foetalen  Fleisch  das  Glykogen  lange  Zeit 
unverändert  hält,  weil  dem  Pferdeblut  eine 
weit  geringere  diastatische  fermentative 
Wirkung  eigen  ist,  wie  dem  der  Wieder- 
käuer. Im  Rind-,  Kalb-  und  Sdiweinefleisch 
verschwindet   innerhalb   weniger  Tage   des 

*)  Pfliiifef'B  Arohiv  1902,  96,   1«3,  96,  94 ; 
1903, 10^  169.  1-^1 


Lagems  das  Glykogen  fast  völlig,  während 
es  im  Pferdefleisch  (auch  in  der  unge- 
räudierten  Wurst  von  ^esem)  erhalten  bleibt 
Man  tut  daher  gut,  die  zu  untersuchenden 
verdächtigen  Fleischwaren  erst  ablagern  zu 
lassen,  wodurch  man  vor  Täuschungen  durch 
den  Glykogengehalt  von  anderem  Fleisch 
bewahrt  bleibt  Jeder  Glykogenfund  in 
gelagertem,  nicht  konserviertem  Fleisch  läßt 
den  Verdacht,  daß  Pferde-  oder  Foetenfleisch 
zugesetzt  wurde^  zu;  der  Naehweki  gelingt 
sicher  bd  Zusatz  von  über  10  pOt  Pferde- 
fleisch. In  gepöckeltem  und  geräuchertem 
Pferdefleisdi  verschwmdet  das  Glykogen; 
der  Verf.  kritisiert  daher  die  diesbezüglichen 
Vorschriften  der  Ausführungsbestimmungen 
zum  Fleisohbeschaugesetz.  —del, 

Zttehr.  f.  Unters,  d.  Nähr.-  u.  Oenußm. 
1906,  XI,  249. 


VertUgnng  des  Heu-  und  Sauerwunns 
sowie  dessen  Brut  Nach  einem  patentierten 
Verfahren  von  St^tutian  Berger  in  Oestrioh 
wird  bei  nassem  oder  wenigstens  fenchtemWetter 
auf  die  Blatter  und  Blüten  eine  MischuDg  von 
1  T.  Chlorkalk,  1  T.  Kupfersnlfat,  1  T.  Schwefel- 
und  4  T.  Kalkpulver  aufgestäubt  Durch  dieses 
Pulver  soll  weder  derWeinstook  leiden,  nooh 
die  Trauben  oder  der  Wein  Schwefelgesonmaok 
annehmen. 

ZUehr.  f.  augete.  Ohmn.  1906,  719.      P.  & 


546 


Gewinnung  einwandfreier  Milch. 

Bislang  ging  man  stets  von  der  Erkennt- 
nis anS;  daß  die  pathogenen  Bakterien  bei 
einer  Temperatur  von  62^  C  zum  größten 
Teile  absterben  und  daß  alle  Keime  durch 
Erhitzen  auf  120^  getötet  werden  können; 
infolgedessen  legte  man  wenig  Wert  darauf; 
bei  der  Gewinnung  die  Bakterien  von  Haus 
aus  fem  zu  halten  und  glaubte  den  höch- 
sten Anforderungen  der  Hygiene  genügt  zu 
haben;  wenn  man  die  Milch  pasteurisiert; 
kocht  oder  ganz  sterilisiert.  Und  dabei  ist 
das  dodi  eine  von  Alters  her  bekannte  Er- 
fahrung; daß  die  rohe  Milch  viel  leichter 
verdaut  werden  kann,  wie  die  gekochte. 

In  jüngster  Zeit  hat  nun  der  Geheime 
Hofrat  Professor  Hempel  auf  Rittergut 
Ohom  die  Pk'oduktion  von  dnwandfreier 
Milch  in  die  Hand  genommen  unter  Ver- 
wertung der  IdeeU;  welche  in  der  Chirurgie 
zum  Zweck  der  sogenannten  aseptischen 
Behandlung  durchgeführt  sind.  Das  Vieh 
ist  in  emem  hellen;  gutgelüfteten  Stall  unter- 
gebracht; wenn  die  Witterung  es  erlaubt; 
so  kommt  es  regelmäßig  ins  Freie  auf  eine 
Wiese.  Im  Stall  erhUt  es  nur  das  beste 
Futter  mit  Ausschluß  von  Schlempe;  Rüben- 
schnitzehi  usw.  Ausschließliche  Trocken- 
fütterung  findet  nicht  statt;  da  eine  gewisse 
Menge  gutes  Grünfutter  für  die  Gesundheit 
der  Tiere  zweifellos  nötig  ist  Zur  Kurmilch- 
gewinnung sind  nur  Kühe  eingestellt;  die 
beim  Impfen  mit  Tuberkulin  nicht  reagiert 
haben.  Die  Kühe  unterliegen  einer  regel- 
mäßigen Beaufsichtigung  eines  Tierarztes. 
Der  besondere  Melkraum  hat  zementierten 
Fußboden;  die  Wände  sind  mit  Fließen  be- 
kleidet; z.  T.  mit  Oelfarbe  gestrichen;  eine 
vorhandene  Wasserleitung  gestattet  die 
leichte  Reinigung  aller  Teile  desselben.  In 
6  durch  Verschlage  abgeteilten  Ständen 
können  gleichzeitig  6  Tiere  gemolken  werden. 
Dieser  Raum  steht  in  kemerlei  direkter  Ver- 
bindung mit  dem  StaU;  so  daß  nur  Luft 
dh*ekt  aus  der  Atmosphäre  emdringt.  Un- 
mittelbar an  den  Melkraum  ist  dn  Eishaus 
angebaut;  welches  in  direkter  Verbindung 
mit  dem  Milchkühlraum  steht  Da  besonders 
viel  Keime  von  der  unremen  Kleidung  der 
melkenden  Schweizer  und  von  dem  Fell  der 
Tiere  in  die  Milch  gelangen;  so  werden 
Kuh  und  Schweizer  mit  reinem  Leinenzeug 
bekleidet     Bei    der    Kuh   bleibt   nur    das 


Euter  frei;   der  Schwanz  wurd  an  das  Bein 
gebunden.     Die  Schweizer  müssen  vor  dem 
Melken  die  Euter  wasdien  (hoffentlich  auch 
die  eigenen  Hände.     D.  Ref.).    Dann  wird 
die  Milch  mittels  eines  sterilisierten  Trichten 
durekt  in  emen  bedeckten,  sterilisierten  Bleeh- 
eimer    gemolken.     Die   ersten    Striche  van 
MUch   werden   nicht   verwendet     Der  Ver- 
such; sofort  m   die  zum  Versand  der  MDch 
benutzten    Glasflaschen    zu   melken,  mußte 
aufgegeben  werden,  da  ja  sonst  ungleidie 
Verteilung   des   Fettgebaltes   entsteht;  weil 
bekanntlich  die  Milch  im  Euter  selbst  ab- 
sahnt,   so  daß  dne   Kuh  am  Anfange  des 
Melkens  magere  Mildi  gibt  als  am  Ende. 
Ein    sinnreich   konstruiertes;    ehafaehes  ge- 
schlitztes Verteilungsröhrchen   in  den  Mileb- 
kannen  —  Emzelheiten  darüber  müssen  in 
der  Originalarbeit  gelesen  werden  ^  genflgt, 
um   eine  vollkommene  gleichwertige  Milcb 
abzufüllen.      Die    Versändflaschen    werden 
sorgfältig  gewaschen  und  gespült  und  dann 
im  strömenden  Dampfe  V2  Stunde  erhitsi 
Der  Kopf  der  gefüllten  Flaschen  wird  mit 
einem   Pergamentpapier  überbundeO;  plom- 
biert und  mit  einem  Stempel  versehen;  der 
den   Tag   der   Fertigstellung   trägt    Dtnn 
kommen  die  Flaschen  in  großen  HclxkisteD 
in    Eis    und  Wasser;  wo  sie  inneriialb  15 
Minuten  auf  etwa  b^  C  abgekühlt  werden. 
Der  Transport  erfolgt  in  beeonden  herge- 
stellten Isoliergefiißen.    Die  bakteriologMie 
Untersuchung  der  so  gewonnenen  Milch  hat 
gelehrt;  daß  dieselbe  äußerst  arm  an  Keimoi 
ist;   die   Forderung  peinliehster  Beinliobkeit 
gibt   also   viel    größere   Garantien;  als  & 
Erhitzung   der  Milch.     Als  Beweis  ffir  die 
große   Haltbarkeit   der    0 hörn  er  Milch 
dient  die  TatsadiC;  daß  sie  bei  Reisen  Aber 
den  Ozean  in  New-Tork  noch  tadeUos  be- 
funden wurde.     (Die  Methode  ist  sehr  nicb 
ahmenswert;  Idder   wvd    nichts  über  den 
Milchpreis  bd  der  doch  mit  großen  Unkosten 
verknüpften     Konservienmgsart    mitgetedt 

D.  Ref.)  l^' 

Münehn.  Med.  Woehensehr.  1906,  301. 

Gioddu  ist  eine  fermentierte  Miloh  in  der  Art 
des  Kefir  oder  Kumis,  die  sich  die  Hirten  m 
sardinischen  Berge  bereiten.  Sie  nehmen  fobe 
oder  gekochte,  entrahmte  oder  VoUmilohJtf 
Kühe,  Schafe  oder  Ziegen.  Das  Fripsiat  wird 
bei  YerdauungsstöruDgen  und  Dyspepsie  •*"" 
pfohlen,  scheint  aber  vor  all  den  vielen  ähnüdi« 
keinen  besonderen  Yorzng  sn  haben.         ^• 

Jaum.  de  Pharm,  ei  de  CSUm.  1906,  XIIU,  34. 


547 


Phi 


le  Mitteilungen. 


Bocconia  cordata, 

eme  ans  Japan  stammende,  jetzt  in  Nord- 
amerika sehr  häufige  Pflanze,  wird  4  bis 
6  Fuß  hoeh  und  ist  dort  nnter  dem  Namen 
Gelandine-Stranoh  bekannt  Sie  ent- 
hält nach  den  Untersndinngen  von  Murill 
und  Schlotterbeck  die  5  Alkaloide:  Pro- 
topin,  /^-Homoehelidonin,  Gbelerythrin,  San- 
goinarin  und  ein  bei  100^  C  schmelzendes 
Alkaloid. 

Die  Pflanze  wnrde  durch  Schlotterbeck 
und  Blome  dner  erneuten  Prüfung  unter- 
zogen. Dieselben  erhielten  aus  25  kg  ge- 
pulverter Bocconia- Wurzel  Aber  das  Sulfat 
87  g  reines  Protopin  und  85  g  reines,  gut 
kristallisierteB  ^  -  Homocheiidonin.  Die  an- 
deren 3  Alkaloide  waren  nur  in  verhältnis- 
mäßig geringer  Menge  vorhanden.  Durch 
Schmelzen  und  Umkristallisieren  aus  heifiem 
Alkohol  gelang  es,  daß  bei  158^  schmeks- 
ende  /?-Homochelidonin  teilweise  in  das  bei 
167  hiß  168^  schmelzende  ^^-Homochelidonin 
fiberzuffihren,  das  durch  Umkristallisieren 
auB  Essigäther  wieder  in  /7-Homochelidonin 
vom  Schmelzpunkt  158^  fibergefflhrt  werden 
konnte.  Durdi  Erhitzen  mit  Salzsäure  im 
verschlossenen  Rohr  auf  85  bis  90<>  ver- 
änderte sich  die  gelblidie  Farbe  der  Misdi- 
mig  in  dunkelgrfln  und  eine  große  Menge 
eines  Gases  wurde  abgespalten,  das  als 
Chlormethyl  identifiziert  wurde.  Dagegen 
konnte  die  Untersuchung  des  zurfickbleiben- 
den  basischen  Rfickstandes  nicht  abgeschlossen 
werden,  da  es  sich  um  ein  Gemisch  ver- 
schiedener Substanzen  erwies.  Bei  der  Eui- 
wirkung  von  alkoholischer  JodUteung  auf 
/i-Homochelidonin  bei  100^  wurde  Was8e^ 
Stoff  nicht  abgespalten,  wie  dies  bei  ähn- 
liehen Alkaloiden  Hydroberberin,  Coiybulbin 
von  E,  Schmidt  beobachtet  wurde.  Durch 
Einwirkung  von  Phosphorpentachlorid  auf 
^-Homochelidonin  in  Ghloroformlösnng  im 
zngeschmolzenen  Rohr  bei  90  bis  100^ 
wurde  nur  das  Hydrochlorid  der  Base  ge- 
bildet, jedoch  kdn  Chloratom  durdi  Sub- 
stitution in  das  Alkaloid  eingeführt.  Auch 
die  Versuche,  durch  Acetylchlorid  und  Essig- 
sänreanhydrid  die  Gegenwart  einer  OH- 
Gruppe  nachzuweisen,  führten  zu  keinem 
positiven    Resultat     Durch    Schmelzen  mit 


Ealihydrat  wurde  ans  dem  //-Homochelidonin 
Protokatediusäure  abgespalten. 

Bei  der  Prüfung  der  im  wässerigen  Ex- 
trakt der  Pflanze  vorkommenden  Säuren 
wurden  große  Mengen  Galdumphosphat  und 
eme  schön  kristallisierende,  aber  nidit  näher 

charakterisierte  Substanz  aufgefunden. 
Pkarm.  Review  1906,  Vol.  23,  310.      J.  K. 

Die  Samen 
von  Schleiohera  trijuga 

liefern  nach  D.  Hooper  das  Makassar- 
Oel.  Der  Baum  findet  sieh  in  einem  großen 
Teil  von  Indien,  mit  Ausnahme  von  Bengalen 
und  Assam  und  wird  in  Galcutta  cPaka» 
genannt,  ist  auch  unter  dem  Namen  Lack- 
baum, Eosumba  oder  Geylon-Eiche  bekannt. 
Makassaröl  war  lange  Zeit  als  Geheimmittel 
zur  Pflege  der  Haare  in  Gebrauch,  ja  sogar 
so  allgemein  verbreitet,  daß  man  mit  dem 
Namen  cAntimakassar»  die  Deckchen  be- 
zeichnete, weiche  auf  den  Sopha's  und 
Lehnstflhlen  zum  Schutz  gegen  Haarölflecke 
angebradit  waren.  Der  Name  «Makassar» 
rührt  wahrscheinlich  daher,  daß  die  ftUiefem- 
den  Samen  aus  dem  Malaiischen  Archipel 
kamen,  woselbst  auf  Gelebes  ein  Volksstamm 
cMangkasar»  wohnte.  Jetzt  wird  cMa- 
kassaröl»  künstlich  nach  den  verschiedensten 
Vorschriften  zubereitet.  In  Amerika  geht 
unter  diesem  Namen  ein  mit  Ylang-Ylang 
parfümiertes  KokosnußU.  Die  Eingeborenen 
benutzen  Makassaröl  zu  den  verschiedensten 
Zwecken,  z.  B.  wird  es  in  Bombay,  Burma 
usw.  zum  Brennen  und  Kochen,  als  Haaröi 
gebraucht,  in  Nilgiris  zum  Salben  des 
Körpers.  Auch  gilt  es  als  Purgiermittel  und 
als  Schutzmittel  gegen  Cholera,  äußerlidi 
als  Einreibung  gegen  Rheumatismus  und 
Kopfsohmerzen.  Bei  den  eingeborenen  Völker- 
stämmen steht  das  Makassaröl  auch  in  hohem 
Ansehen  als  Heilmittel  gegen  die  verschie- 
densten Hautkrankheiten.  Die  gepulverten 
Samen  werden  angewandt  gegen  Geschwüre 
und  tierische  Parasiten.  Ungeachtet  ihres 
eigentümlichen  Geschmacks  werden  die  reifen 
Früchte  und  Samen  von  einigen  wilden 
Stämmen  gegessen,  dies  namentlidi  zu  Zeiten 
von  Hungersnot.  Die  Kerne  enthalten  etwa 
60  pCt  und  die  ganzen  Samen  über  40  pGt  Gel. 
Pkarm,  Joum.  1905,  361.  J.  K. 


548 


Bakteriologische  Mitteilungen. 


SchwefelwasserstofiTbildung 
durch  die  Bierhefe. 

Will  und  Wunderschek  maohten  die 
Beobaohtang;  daß  nicht  nur  durch  Wein- 
hefen eine  Bildung  von  SdiwefelwasserBtoff 
hervorgerufen  werden  kann ,  sondern  daß 
durch  die  normale  Kulturhefe  des  Bieres 
gegen  Ende  der  Hauptgftrung  regelmäßig 
dne  schwache  Schwefelwasserstoffbildung 
aus  den  Eiweißkörpem  der  Würze  oder  aus 
Sulfaten  stattfindet  Unter  günstigen  Be- 
dingungen, z.  B.  bei  Gegenwart  von  Schwefel 
in  der  Würze,  vermehrt  sich  die  Menge 
des  entwickelten  Sdiwefelwasserstoffes.  Maß- 
gebend ist  für  diese  neben  der  Hefeart  und 
der  Heferasse  nach  den  Untersuchungen  der 
Vertf.  die  Zusammensetzung  der  Würze. 
Eine  Vermehrung  der  stickstoffhaltigen,  von 
der  Hefe  assimilierbaren  Körper,  z.  B.  Pepton- 
zusatz, wirkt  vermindernd  auf  die  Entbind- 
ung des  Gases,  während  mineralische  Nähr- 
lösung mit  Zucker  fördernd  auf  sie  wirkt 
Gärungsintensität  und  Schwefelwasserstoff- 
büdung  gehen  nicht  parallel.  (Der  Nach- 
weis des  Schwefelwasserstoffs  könnte  durch 

feuchtes    Bleiacetatpapier   erbracht   werden. 
Sehrtftl.)  —del. 

Omtraibl.  f.  Bakteriol.  IL,  Bd.  XVI,  303. 


Pseudomoiuus  Cerevisiae. 

Eine  neue  Bakterienart,  die  an  dem  einen 
Ende  begeißelt  ist,  fand  J^.  Fuhrmann  bei 
der  Untersuchung  von  Flaschenbieren.  Auf 
neutraler  Nährgelatine  bei  22^  C  bildet  dieses 
Bacterium  runde,  mäßig  dicke,  gelblidiweiße 
und  scharf  begrenzte  Kolonien.  In  neutraler 
Nährbouillon  wächst  Pseudomonas  Cerevisiae 
unter  Bildung  einer  dünnen  derben  Kahm- 
haut von  grauweißer  Farbe  und  eines  weiß- 
gelben Bodensatzes.  Bei  22^  und  darunter 
wächst  die  Art  als  kurzes,  lebhaft  beweg- 
liches Stäbchen,  ohne  Neigung  zur  Ketten- 
bildung. Bei  höheren  Temperaturen  wädist 
sie  als  Langstäbchen  und  bildet  lange  Ketten- 
verbände. Die  bemerkenswerte  Pleomorphie, 
welche  diese  Bakterienart  zeigi^  hält  Verf. 
für  eine  Stütze  der  Ansicht,  daß  die  Bak- 
terien im  Laufe  ihrer  Entwicklung  ver- 
schiedene Formen  annehmen  können.  Cahn 
hat  dem  entgegen  schon  früher  die  Einheit- 
lichkeit der  Form  je  nadi  der  Art  betont 
Verf.  neigte  audi  dazu,  den  Involutions- 
formen (Absterbeerscheinungen,  die  mit  Fonn- 
änderungen  verbunden  sind)  eine  ganz  an- 
dere im  Leben  der  Bakterien  widitige  Be- 
deutung beizumessen. 
ömtralb,  f.  Bakteriol  ü,  Bd,  XVI 309. 


Hygienische  Mitteilungen. 


Hygiene  im  Frieseurgeschäft 

In  München  gibt  es  ein  Friseurgeschäft, 
das  bezüglidi  seiner  hygienischen  Einricht- 
ungen als  mustergiltig  bezeichnet  werden 
muß.  Die  Bürsten  sind  so  gearbeitet,  daß 
die  Borsten  in  einen  Metallteil  aus  Alummium 
angesetzt  sind,  der  aus  der  Holzfassung 
herausgenommen  werden  kann.  Dieselben 
laasen  sidi  in  strömendem  Wasserdampf  ohne 
Schädigung  sterilisieren.  Auch  die  Kämme 
sind  aus  Aluminium  und  lassen  sidi  kochen 
oder  in  Dampf  sterilisieren.  Alle  schneiden- 
den Instrumente  werden  in  Rotterinlösung 
gelegt  oder  lassen  sich  ebensogut  mit  Seifen- 
spiritus abreiben  (ungenügend  1  D.  RefX 
Das  Einseifen  erfolgt  mit  sterilisierbaren 
Pinseln,    die   ohne    Pech   gefaßt  smd.     Eß 


wird  eine  pulverförmige  Seife  benutzt^  die 
in  verschlossenen  Gläsern  steht  und  von  der 
ftlr  jeden  Kunden  das  nötige  Quantum  ent- 
nommen wird.  Abgewasdien  wird  nur  mit 
ausgekochten  Leiwandläppchen,  gepudert  mit 
Wattebäuschen^  die  mit  einer  Holzzange  ge- 
faßt werden.  Servietten  und  Handtücher 
werden  immer  einmal  benutzt.  Die  fUsier- 
mäntel  kommen  nie  mit  der  Haut  in  Be- 
rührung, da  ein  aus  Serviettenpapier  be- 
stehender Kragen,  der  umgelegt  wird,  dies 
verhindert  Viel  höher,  als  in  anderen 
Geschäften,    sollen    die    Preise   auch    nicht 


sein. 


L. 


Hygien.  Rundsehau  1905,  Nr.  15. 


549 


Serviettenhüllen  aus  Celluloid 

stellt  die  Finna  Ad,  Krauth  in  Hambarg 
her;  es  sind  pennalfthnliohe  Behälter  mit 
Boden  und  fiberfallenden  Deekel  oder  anoh 
einfaehe  eylindrische  offene  Röhren.  Sie 
umhflüen  die  Serviette  vollständig  und 
schützen  sie  vor  der  Berflhrnng 
mit  anderen  Servietten.  Denn  man 
vergegenwärtige  sich  nur,  was  in  großen 
Betrieben  nach  beendigter  Tafel  mit  den 
Servietten  geschieht!  Die  Seivietten  ver- 
schiedener Personen  werden  aneinander- 
gepreßt^  in  Schubladen  nebeneinander  auf- 
bewahrt^ vom  Dienstpersonal  überall  ange- 
faßt usw.     So   steckt  aber  jeder  Tischgast 


seine  Serviette  selbst  m  den  GeUuloidoylinder. 
Bfit  warmen  Wasser,  Seife  und  Bürste  lassen 
sich  die  Hülsen  leicht  reinigen,  sehen  elegant 
aus  und  kosten  per  Stück  nur  1,15  Mark. 
Ihr  Gebraadi  darf  auf  die  Lungensanatorien 
nicht  beschränkt  bleiben;  es  ist  viehnehr 
eine  Notwendigkeit,  daß  in  allen  Sanatorien, 
Privatmittagstischen,  Pensionaten  usw.,  über- 
all da,  wo  in  größeren  Betrieben  die  Ser- 
vietten nicht  jeden  Tag  gewechselt  werden 
können,  derartige  Hüllen  aus  Celluloid  in 
allgemeine  Benutzung  genommen  werden, 
aus  hygienischen  und  ästhetischen  Gründen. 

L. 
Deutsche  Med.  Woehmaehr.  1906,  844. 


Therapeutische  Mitteilungen. 


Das  Wesen  der  Beriberi  und 
indischen  Spruw 

klärt  eine  Arbeit  von  Maurer  in  Deli  auf, 
über  die  ein  Vortrag  von  Oskar  Heuggeber 
berichtet  Die  Beriberi  ruft  entweder 
in  den  Nervenbahnen  (neuritische  Beriberi) 
oder  in  der  Herzmuskuiatur  (kardiale  Beri- 
beri) lähmende  Entzündung  hervor,  meist 
Bind  beide  Formen  gemischt  Jedenfalls  sind 
BD  viele  Eigentümlichkeiten  im  ganzen  Krank- 
heitsbQde,  daß  man  an  eine  Aehnlichkeit 
mit  jenem  Stadium  der  Zuckerkrankheit 
gedacht  hat,  das  als  eine  Säurevergiftung 
des  Organismus  aufgefaßt  wird. 

Ab  zwischen  den  in  ihren  Symptomen  so 
verschiedenartigen  neuritischen  und  den 
kardialen  Beriberiformen  stehend  hat  Maurer 
nun  die  indische  Spruw  angesprochen. 
Das  erste  Stadium  dieser  Krankheit  ist  ge- 
kennzeichnet durch  mehr  subjektive  Erschein- 
nngen:  Kopfachmerzen ,  große  Müdigkeit, 
Unlust  zu  geistiger  Arbeit,  Gefühl  von  Hitze 
ohne  Temperaturerhöhung.  Im  zweiten 
Stadium  finden  whr  neben  ausgesprochenen 
Störungen  der  Verdauung  und  des  Stuhl- 
ganges dne  Verhärtung  der  Leber  und 
meistens  Abnahme  des  Körpergewichtes. 
Das  dritte  Stadium,  das  der  Kachexie 
(Siechtum,  Verfall)  zeigt  ein  eigenartiges 
Bild ;  die  Oberfläche  der  Zunge  ist  rot,  glatt, 
glänzend,  wie  gefirnißt  Daneben  bestehen 
auch  skorbutähnliche  Veränderungen  des 
Zahnfleisches.    Die    Leber    ist    verkleuiert. 


Der  Säuregehalt  des  Magensaftes  ist  gering 
oder  fehlend.  Der  Stuhl  ist  immer  breiig, 
grau  oder  lehmfarben,  mit  Gasblasen  durch- 
setzt, und  riecht  stark  sauer.  Das  Bild  der 
indischen  Spruw  ist  ein  ungemein  wechseln- 
des, und  die  Krankheit  kann  sidi  jahrelang 
hinziehen.  Eigentümlich  sind  die  plötzlichen 
Steigerungen  des  Krankheitsprozesses,  weldie 
man  als  Krisen  bezeichnen  kann,  und  welche 
stets  im   Anschluß   an  Diätfehler  auftreten. 

Die  Sektion  der  Spruwkranken  zeigt  oft 
einen  hochgradigen  Schwund  der  Organe 
und   Schrumpfung  der  Leber  und  Nieren. 

Nun  hat  Maurer  nachgewiesen,  daß  der 
Stuhl  von  an  Beriberi  und  indischer  Spruw 
Erkrankten  einen  Schimmelpilz,  Penicillium 
gl  au  cum,  in  reichlichem  Maße  enthält, 
der  Oxalsäure  in  ertieblicher  Menge  pro- 
duziert. Ein  regehnäßiger  Zusatz  dieses 
Pilzes  zur  gewöhnlichen  Reisnahrung  der 
Hühner  bewirkt  bei  ihnen  ehie  baldige  Er- 
krankung an  Polyneuritis  gallinarum  (Nerven- 
entzündung der  Hühner).  Man  hat  also 
im  Penicillium  glaucum  den  Hauptfaktor  in 
der  Pathogenese  der  Beriberi  und  indischen 
Spruw  zu  erblicken,  wenn  bestimmte  Vor- 
bedingungen erfüllt  sind,  vor  allem,  wenn 
der  Mensch  Tag  um  Tag  den  Pilz  in  sich 
aufnimmt  und  eine  schwerverdauliche,  ein- 
förmige, alkaliarme  Nahrung  genießt,  wie  sie 
die  ständige  Reisnahrung  der  Eingeborenen 

tatsächlich  darstellt  A,  Rn. 

CorrespondenxbL  f.  Sehweix,  Äerxte  1905, 328. 


550 


Zur  Verbreitung  der  Lepra 
(Aussatz). 

Noeh  immer  ist  die  Aethiologie  der  Lepra 
eine  nngenfigend  aufgeklärte.  Zwar  be- 
wirkte die  Entdeekung  der  Leprabazillen 
daroh  A,  Hansen  1871  den  endgiltigen 
Stnrz  der  Erbliohkeitstheorie  und  die  Wieder- 
geburt der  uralten  Lehre  von  der  Ansteck- 
ungsflUiigkeit  des  Aussatzes;  doch  über  die 
Art  und  Weise  des  Zustandekommens  der 
Uebertragung  des  Ansteekungsstoffes  herrscht 
immer  noch  viel  Dunkel.  Außerhalb  des 
menschlichen  Körpers  und  seiner  Se-  und 
Exkrete  wurden  bisher  noch  keine  Lepra- 
bazillen gefunden ;  man  suchte  sie  vergebens 
in  den  Wohnungen  LeprOser  sowie  in  ihren 
Gebrauchsgegenständen.  Auch  bei  gewissen 
Tieren^  wie  bei  Schweinen  oder  Fischen^ 
gelang  niemals  der  Nachweis  der  Lepra- 
erreger. Unzweifelhaft  erfolgt  in  der  großen 
Mehrzahl  der  Fllle  die  Uebertragang  des 
Krankheitsgiftes  durekt  von  Person  zu  Person. 
Sehr  häufig  ergeben  wohl  geringfügige  Ver- 
letzungen der  Hautdecke,  wie  kleine  Sdinitt- 
wunden,  Risse  usw.  Gelegenheit  zum  Ein- 
dringen der  KeimC;  möglicherweise  kann  auch 
die  Inversion  durch  die  Talg-  und  Schweiß- 
drüsen,  sowie  die  Haarbälge  der  unverletzten 
Epidermis  erfolgen.  Auch  durch  Vermittel- 
ung  der  Atmungs-  und  Verdauungswerkzeuge 
vermag  wahrscheinlich  das  KrankheitBgift 
dem  Organismus  einverleibt  zu  werden. 
Eine  weitere  wichtige  Eingangspforte  bilden 
die  Schleimhäute;  iDsbesondere  die  der  Nase. 
Ja,  nach  einigen  Autoren  soll  der  Aussatz 
primär  eine  Nasenkrankheit  sein,  in  noch 
viel  engerem  Sinne,  als  die  Syphih's  zaerst 
eine  Krankheit  der  Geschlechtsteile  ist.  Auch 
die  Ausübung  des  Geschlechtsaktes  bietet 
Gelegenheit  zur  Ansteckung  mit  Lepra. 
Vielleicht  spielt  auch  die  Sohutzpockenimpf  ung 
eine  Rolle.  Sicher  ist  es  auch  kein  Zufall, 
daß  das  Verschwinden  der  Lepra  aus  Europa 
mit  der  Einführung  besserer  hygienischer 
Verhältnisse  und  der  Zunahme  persönlicher 
Reinlidikeit  zusammenfällt.  Neuerdings  will 
man  auch  den  Krätzemilben  (Skaroptes) 
einen  Einfluß  als  Lepraüberträger  einräumen. 
Wahrscheinlich  hat  auch  die  Abnahme  der 
Krätze  in  Norwegen  eine  nicht  zu  unter- 
schätzende Wirkung  auf  das  Versiegen  der 
Lepra  daselbst.  Denn  sicherlich  bildet  jeder 
mit    Krätze    behaftete    Lepröser    eine    viel 


größere  Ansteckungsgefahr  für  seine  gesunde 
Umgebung,  wie  andere  nicht  skabiöseLddens- 
gefährten;  denn  die  durch  Kratzen  verur- 
sachten sekundären  Erscheinungen  der  Krätze, 
als  Schürfungen  der  Haut  und  der  Haarbaig- 
follikel  bilden  eine  offene  Eingangspforte. 
Es  empfiehlt  sich  daher,  geschärfte  prophyl- 
aktische Maßnahmen  in  derartigen  Fällen 
anzuwenden  und  möglichst  rasch  die  Heilang 
der  Krätze  zu  bewurken.  L, 

Müneh.  Med,  Woeheruehr,  1905,  1981. 


Typhus  infolge  des  Genusses 
von  Schaltieren. 

In  Southend  ist  es  T.  C.  Nash  gelnngeo, 
durch  seine  systematischen  Warnungen  die 
Tjphusfälie  auf  den  vierten  Teil  herab- 
zusetzen. Die  Einwohner,  die  keine  Sdial- 
tiere  (Austern,  Muscheln  usw.)  essen,  erkranken 
so  gut  wie  nie  an  Typhus;  denn  der  Genuß 
soldier  Austern,  die  von  mit  menscshlidien 
Abfallstoffen  infizierten  Bänken  stammen,  ist 
sehr  gefährlich,  da  der  Bacillus  Typhi  sich 
in  der  Auster  lebhaft  vermehren  kann.  Man 
esse  deshalb  keine  Austern,  deren  Herkunft 
von  unverseuditen  Bänken  nidit  über  jeden 
Zweifel  erhaben  ist  Muscheln  sind  jeden- 
falls 5  Minuten  in  Dampf  zu  koehen. 

Brit,  Med,  Journal  1905.  L, 


Ueber  die  Verschleppung 
typhöser   Erkrankungen    durch 
Ameisen  und  die  Pathogenität 
des  Löfüer'schen  Mäusetyphus- 

bazillus  für  den  Menschen 

sind  neuerdings  Versuche  angestellt  worden. 
Es  hat  sich  mit  Sicherhdt  herausgestellt,  dafi 
typhöse  Erkrankungen  durch  Ameiflea  ver- 
schleppt werden  könnim  und  daß  der  Mlnse- 
tjphus  beim  Menschen  ehie  akute,  zwar 
rasch  vorübergehende,  jedodi  mit  uemlicfa 
schweren  fieberhaften  Symptomen  verlanfende 
Krankheit  erregt.  L. 

Miinehn,  Med,  Woehmsekr.  1905,  2262. 


YergUtnng  durch  englischen  WIntenpliat 

Nach  Genuß  von  2  Jahre  altem  Winterspinat 
(Ramex  Patientia)  erkraakisD  zahlieiohe  Per- 
sonen an  Dorohfall,  Erbrechen  sowie  Eiweifi 
im  Harn.  L. 

Münekn.  Med,  Woohensehr,  1905,  2195 


551 


Photegraphisohe  Mitteilungen. 


Photographie  der 
Sonnenfinsternis. 

Dem  lYot  Ouglielmo  Mengarini  an 
der  Universität  Rom  ist  es  gelungen,  von 
der  letzten  totalen  Sonnenfinsternis  am 
30.  Angost  1905  farbige  Photographien 
nach  dem  Dreifarbensystem  zu  erhalten. 
Die  Photographien  worden  in  dem  spanischen 
StSdtohen  Torreblanea  aufgenommen.  Men- 
garini  führte  sie  in  diesen  Tagen  in  einem 
Vortrage  über  die  Sonnenfinsternis  dem 
Mailänder  Publikum  vor  und  erregte  so 
außergewöhnliches  Aufsehen,  daß  er  semen 
Vortrag  bereits  zweimal  vor  Tausenden  von 
ZnhOrera  wiederholen  mußte.  Mengarini 
zeigt  auf  dem  liehtschirme  ein  völlig  ge- 
treues Bild  der  Sonnenfinsternis.  Hinter 
der  schwarzen  Mondscheibe  sieht  man  die 
Ptotuberanzen  der  Sonnenatmosphftre  in  ihren 
feinsten  farbigen  Abtönungen.  Bm. 

Ziele  und  AujQgaben 
der  Amateiir-Photographie. 

Polizeirat  Dr.  Oruber  hielt  kürzlich  im 
Cameraklub  zn  Klagenfurt  einen  interessanten 
Vortrag  fiber  dieses  Thema.  Wir  entnehmen 
einem  Bericht  der  cWiener  Mitteilungen» 
folgende  recht  beachtenswerte  Stelle: 

Der  Amateur  solle  nicht  nur  Aufnahmen 
machen,  sondern  dieselben  auch  selbst  ent- 
wideln  und  weiter  ausarbeiten,  das  Positiv- 
verfahren nicht  geringschätzig  vernachlässigen, 
sich  mit  der  Anfertigung  von  Diapositiven, 
Stereoskopbildem,  Vergrößerungen  befas- 
sen usw.  Der  Fehler  der  meisten  Amateure 
sei  der,  daß  sie  mit  dem  schwierigsten,  der 
Porträtphotographie  beginnen;  dies  sei  ver- 
fehlt, denn  ungleidi  dankbarer  sei  für  den 
Anfänger  die  Aufnahme  von  Gruppen-,  Fest- 
nnd  Sportbildem,  die  dann  audi  meist  als 
Erinnerungsbilder  Freude  bereiten.  Die 
eigentliche  Domäne  des  Anfängers  solle  die 
Landschaftsphotographie  sein.  Landschafts- 
bilder können,  wenn  sie  vervielfältigt  werden, 
auch  ab  Reklame  ffir  die  Heimat  zweck- 
dienlidi  sein.  Durch  fleißiges  Studium  der 
Natur  und  guter  Vorbilder  finde  sich  dann 
allmählich  auch  der  Weg  zur  künstlerischen 
Photographie^  die  allerdmgs  das  idealste  Ziel 
der  Amateure   darstellt,   ohne   jedoch    aus- 


schließliche Berechtigung  zu  haben.  Ein 
neues  Feld  eröffne  sich  dem  Amateur  auf 
dem  Gebiet  der  wissenschaftlichen  Photo- 
graphie, besonders  Pflanzen-  nnd  Tierauf- 
nahmen im  Freien.  Bm, 


Der  Fotoldruck 

ist  ein  kombiniertes  photomechanisdies  Druck- 
verfahren, welches  m  Fällen,  wo  man  schnell 
eine  größere  Anzahl  Abzüge  benötigt,  gut 
brauchbar  ist  Die  «Wiener  Mitteilungen» 
geben  davon  folgende  Beschreibung: 

Von  dem  zu  reproduzierenden  Original 
wird  eine  Blaupause  —  auf  dem  sogenannten 
blausauren  Eisenpapier  —  hergestellt,  jedoch 
in  der  Weise,  daß  eine  seitenrichtige  Kopie 
entsteht  Diese  Kopie  legt  man  nun,  ohne 
sie  entwickelt  zu  haben,  sowie  sie  aus  dem 
Kopierrahmen  kommt,  mit  der  Schrift  auf 
eme  hektographenmassenähnliche  Gelatine- 
komposition, reibt  sie  mit  der  Hand  oder 
einer  Walze  kurz  an  und  zieht  sie  sofort 
wieder  ab.  Dann  bleibt  auf  der  Gelatme- 
masse ein  Bild  der  Zeichnung  in  graubläulich 
schimmernden  Linien  zurück  und  zwar  sind 
dies  die  Linien,  welche  auf  der  Blaupause 
hell  erscheinen,  die  also  im  Original  schwarz 
waren.  Dieses  Bild  wird  mit  gewöhnlicher 
Fimisfarbe  eingewalzt,  em  Blatt  Papier  auf- 
gelegt, angerieben,  abgezogen,  die  Gelatine- 
masse wieder  eingewalzt,  Papier  aufgelegt, 
angerieben,  abgezogen  usw.,  soviel  Kopien 
eben  nötig  sind.  Bm. 

Flecken  auf  Objektivlinsen 

treten  leicht  auf,  wenn  ein  Objektiv  längere 
Zeit  unbenutzt  gelegen  hat,  namentiich  in 
nicht  ganz  trocknen  Behältern  oder  in  der 
Dunkelkammer  in  der  Nähe  des  immer 
feuchten  Operationstisches.  Diese  Flecken 
können  bei  der  Aufnahme  sehr  störende  Reflexe 
erzeugen.  In  den  meisten  Fällen  handelt  es  sich 
um  leichte  Schimmelbildung,  die  man  am 
besten  mit  emem  in  Alkohol  getauchten  Leder- 
lappen abreibt  Verschwinden  die  Flecken  auch 
bei  wiederholter  Anwendung  dieses  Mittels 
nicht,  so  muß  man  in  gleicher  Weise  verdtlnnte 
Ammoniaklösung  anwenden,  die  aber  sofort 

wieder  mit  remem  Wasser  abzuwaschen  ist 

Bm. 


552 


BOehersohau. 


Die  PrüfdngsmethodeB  der  Pharmaoopoea 
Austriaca  Ed.  VIII.  Von  Dr.  Oustav 
MoßleTy  Magister  der  Pbarmade^  Leiter 
der  pharm.  Schule  und  des  chem.-pharm. 
Laboratoriums  des  allgememen  österreich- 
ischen Apotheker-Vereines.  Wien  1906. 
Carl  Fromme,  Preis:  geb.  12  Kronen. 

Noch  Yor  dem  offiziellen  Inkrafttreten  (1.  Jnli 
1906)  der  neuen  österreiohischeD,  in  lateinischer 
Sprache  abgefaßten  Pharmakopoe  (Ed.  VIip, 
welche  demnächst  auch  in  vorliegender  Zeit- 
schrift einer  gebührenden  Besprechung  unter- 
sogen werden  wird,  sind  Moßler's  Erläuterungen 
der  in  der  8.  Ausgabe  vorgesehenen  Priifungs- 
Yorschriften  erschienen.  Das  neue  österreich- 
ische Arsneibuch  hat  sich,  wie  alle  letzthin 
erschienenen  Arzneibücher,  die  in  jüngster  Zeit 
auf  dem  Gebiete  der  Beinheitsprüfung  und  Wert- 
bestimmung  von  Chemikalien  und  Drogen  er- 
zielten Fortschritte  in  weitgehendem  Maße  zunutze 
gemacht  und  die  PrüfungSYorsohriften  im  Ver- 
gleich zu  seinem  Vorgänger,  welcher  1889,  also 
Yor  17  Jahren  erschien,  sowohl  bedeutend  er- 
weitert wie  der  Zahl  nach  vergrößert.  Die  neu 
aufgenonunenen  Methoden  erfordern  selbstver- 
ständlich zunächst  volles  Verständnis,  dann  aber 
auch  ein  Einarbeiten  und  gewisse  üebung,  nicht 
nur  seitens  der  angehenden  Jünger  der  Pharmazie, 
sondern  auch  von  Seiten  der  älteren  Fach- 
genossen, denen  ebenfalls  gar  vieles  in  der 
Pharm.  Austriac.  VIII  unbekannt  oder  doch  un- 
geläufig sein  wird. 

Einige  neue  Arzneibücher  anderer  Länder 
sind  in  dieser  Beziehung  dem  Prüfenden  einiger- 
maßen entgegengekommen,  d.  h.  soweit  dies 
eben  in  einem  Arzneibuch  möglich  ist.  Referent 
meint  damit  das  amerikanische  und  das  holländ- 
ische Arzneibuch,  welche  bei  den  einzelndn 
Prüfungen  auf  Beinheit  des  Präparates  das  Ver- 
unreinigungs-  oder  Verfftlschungsobjekt ,  auf 
welches  das  betr.  in  Anwendung  kommende  Re- 
agens fahndet,  in  Klammer  beigefügt  enthalten. 
Hierdurch  wird  dem  Arzneibuch  sozusagen  der 
Anstrioh  eines  Bätseibuches  genommen  und  in 
vieler  Hinsicht  ein  Kommentur  überflüssig  ge- 
macht. 

Nicht  so  die  Pharm.  Austriaca  VIH,  welche 
wohl  zahlreiche  neue  Prtlfungen  aufgenommen 
hat,  über  deren  Zweck  sich  aber  —  wie  auch 
das  D.  A.-B.  IV  —  ausschweigt. 

Diesem  Mangel  hilft  nun  Moßler's  jüngst- 
erschienene Arbeit  in  dankenswerter  Weise  ab. 
Was  für  das  Deutsche  Arzneibuch  die  in  jedem 
Apothekenlaboratorium  bekannte  und  bewährte 
BieehMaohe  «Anleitung  zur  Erkennung  und 
Prüfung  aller  im  D.  A.-B.  IV  aufgenommenen 
Arzneimittel»  bedeutet,  ist  Moßier^a  vorliegende 
praktische  Bearbeitung  für  die  Pharmaoopoea 
Austriaca.  Damit  ist  eigentlioh  das  vorliegende 
Werkoben  schon  im  sroßen  und  ganzen  charak- 
terisiert —  und  empmhlen! 


Kritische  Tendenzen  befolgt  der  Yerfiafiaer 
nicht;  mit  Recht,  denn  dies  würde  sich  schwer- 
lich mit  dem  Zweck  seines  Buches  vereinigen 
lassen.  Wie  das  z.  Zi  giltige  Arzneibuch  eben 
ist,  so  muß  es  während  seiner  Giltigkeit  genom- 
men werden.  Was  der  Verfasser  aber  zur  Er- 
läuterung der  Identitäts-  und  Beinheitsprüfiuigen 
sowie  Wertbestimmungsmethoden  sagt,  ist  kurz 
und  bündig,  dabei  sachgemäß  und  leichtfaAlich 
zusammengestellt.  Vielfach  sind  die  Vorgänge 
bei  der  Analyse  sogar  in  recht  interessanter 
Form  geschildert,  z.  B.  bei  der  Morphinbestiinm- 
ung  im  «Opium»  oder  bei  der  Beschreibung  der 
Elaidinprobe  unter  «Oleum  Amygdalarum». 

Was  den  Inhalt  des  Buches  betrifft,  so  hat 
der  Verfasser  im  vorangestellten  allgemeinen 
Teil  zunächst  die  zur  Analyse  nötigen  Geräte 
und  Utensilien,  femer  die  Beageatien  und  Toln- 
metrischen  Lösungen  näher  bMchrieben.  Dann 
folgen  in  einzelnen  Kapiteln  eingehende  E^diu- 
terungen  und  praktische  Winke  für  die  Be- 
btimmuDgen  des  spezifischen  Gewichtes,  Siede- 
punktes, Schmelzpunktee,  Aschen-  und  Extrakt- 
gehaltes (in  Drogen),  der  Trockensubatana  (in 
Tinkturen),  femer  zusammenfassende,  erklärende 
Anleitungen  zur  Untersuchung  von  Extrakten, 
ätherischen  und  fetten  Oelen  (verseifangB-  und 
Jodzahlen),  Sirupen  und  Tinkturen.  Hierdnrdi 
werden  lästige  Wiederholungen  bei  den  etnxelnea 
Präparaten  vermieden.  Im  Anschluß  folgt  noch 
eine  Anleitung  zur  Maßanalyse,  soweit  sie  für 
die  Prüfung  der  offizineilen  Arzneimittel  in 
betracht  kommt. 

Im  speziellen  Teil  sind  alle  Arxnei- 
mittel  und  Verbandstoffe  der  Pharm.  Austriaca 
VHI  mit  bezug  auf  ihren  Identitätsnachweis, 
ihre  Beinheitsprüfung  und  GehaltsbeetimmuDg 
abgehandelt  und  zwar  in  der  WeiEe,  daB  die 
vom  Arzneibuch  vorgeschriebene  Methode  ent 
kurz  erwähnt  wird  und  die  dazu  gehörigen  Er- 
läuterungen direkt  dahinter  folgen.  Hierbei  sind 
die  chemischen  Vorgänge  bei  den  einxelnen 
Reaktionen  unter  gleichseitiger  Angabe  der  For- 
meln genau  erklärt,  vielfach  praktische  Winke 
für  die  rechte  Ausführung  der  Analyse  bei- 
gefügt usw.  Die  bei  Ausführung  der  Profungea 
sich  ergebenden  stöchiometrischen  Bereehnoagen 
sind  ebenfaUs  gebührend  berücksichtigt  und 
durch  Beispiele  erläutert,  wie  z.  B.  die  Sr- 
mittelung  des  zulässigen  Chloridgehaltes  in  Bn»n- 
salzen  und  dergl.  mehr. 

Der  Verfasser  ist  bescheiden  genug,  in  seinem 
Vorwort  zu  bitten,  etwaige  Mängel  des  Boches 
infolge  der  kurzen  Zeit,  die  ihm  für  eine  recht- 
zeitige Fertigstellung  desselben  bliebe  entschul- 
digen zu  wollen.  Referent  hält  es  z.  B.  for 
angebracht,  zur  Bestimmung  des  Aschengehattss 
in  Kamaia  nur  1  bis  2  g  an  stelle  der  Ton 
Verfasser  vorgeschriebenen  3  bis  4  g  anwenden 
zu  lassen,  da  besonders  Kamaia  sich  sehr  schnell 
und  äußerst  voluminös  bei  der  Verbrennung 
aufbläht  und  daher  leicht  über  den  Tiegel  lluft. 
Bei  der  Prüfung  von  Res  in  a  Jalapae  auf 


553 


in  Chloroform  lösliche  Bestandteile  wäre  als 
Yerfiilsohiingsmittel  aoAer  dem  erwähnten  Han 
^oa  Ipomoea  orizabensis  nooh  das  von  CoutoI- 
Talns  Sotmmoniam  sn  nennen. 

Jedenfalls  wird  das  vorliegende  Werkohen  den 
-österreiohischen  Kollegen,  iür  die  es  natargemäß 
in  erster  Linie  bestimmt  ist,  als  wertvoller  Be- 
rater bei  der  Präfang  aller  offizinellan  Arznei- 
etoffe  willkommen  sein.  Aber  aaoh  Interessenten 
in  unserem  Vaterlande,  welche  z.  B.  mit  Oester- 
reioh  in  einschlägigen  Handelsbeziehungen  stehen, 
kann  die  Ho^far'sohe  Anleitung  als  Ergänzung 
zur  österreiohischen  Pharmakopoe  bestens  em- 
pfohlen werdeo.  Dr.  Wgl. 

Saamert's  Lehrbuch  der  gerichtlichen 
Chemie.  U.  Band.  Der  Nachweis  von 
Sduriftfätaehungen,  Blnt^  Sperma  usw. 
nnter  besonderer  Berücksiohtigang  der 
Riotographle  mit  einem  Anhange  über 
Brandstiftungen.  Ffir  Chemiker,  Pharma- 
sEeuten,  Mediziner,  Juristen,  Poiizeiorgane 
usw.  von  ftof.  Dr.  M.  Dennstedt  und 
Bt.  F.  Voigiländer.  Braun8ohweigl906. 
Verlag  von  Vieweg  dt  Sohn.  Preis: 
9  Mark. 

In  diesem  II.  Bande  des  vortrefflichen  Werkes 
über  gerichtliche  Chemie  suchen  die  Verfasser 
und  zwar  erfolgreich  fast  ausschließlich  mit 
Hilfe  der  photographischen  Camera  und  des 
Mikroskopes  die  Methoden  zu  erschöpfeD,  darch 
die  es  möglich  ist,  Schriftfälschungen,  Rasaren, 
Schriften  mit  verschiedenen  Tinten,  Stempel- 
ßüschungen  usw.  klar  und  einwandfrei  aufzu- 
decken. Wir  finden  hier  eine  große  Menge 
eigener  Arbeiten  der  Verfasser  passend  mit 
schon  bekannten  Methoden  verknüpft,  um  Licht 
in  das  Dunkel  dieses  schwierigen  Kapitels  der 
gerichtlichen  Chemie  zu  briogen.  Besondere 
Kapitel  sind  der  Daktyloskopie,  dem  Nachweis 
von  Sperma  und  Blut  gewidmet.  Besonders  in 
letzterem  verdient  die  Z  isammensteliung  guter 
Methoden  zur  Unterscheidung  der  ßliitarten  vom 
Menschen  und  von  Tieren  besondere  Anerkenn- 
ung. (Eigene  Versuche  des  Berichterstatters  nach 
den  angegebenen  Verfahren  führten  rasch  und 
mäkelos  zu  ausgezeichneten  Resultaten  in  letz- 
terer Beziehung.)  Ein  besonderer  Anhang  be- 
handelt die  Ermittelung  von  Brandstiftungen. 
Was  das  Buch  besonders  mit  wertvoll  macht,  ist 
die  große  Fülle  von  interessanten  und  lehr- 
reichen Abbildungen  und  die  äußerst  klare  Be- 
schreibung der  einzuschlagenden  Wege,  um  mit 
Hilfe  der  photographischen  Camera  und  des 
Mikroskopes  Fälschungen  in  Schrift  und  Druck 
usw.  aufzudecken,  was  bisher  besonders  in  der 
Hand  des  weniger  Geübten  nur  äußerst  schwierig 
war,  wenn  nicht  gar  andere  üntersuchungs- 
methoden  oft  versagten.  Das  Buch  füllt  eine 
bislang  recht  fühlbare  Lücke  in  der  forensischen 
Litteratur  aus  und  sein  Erscheinen  ist  daher 
mit  Freude  zu  begrüßen.  W.  F. 


Gegen  die  Knrpftiseherei  und  den  Heil- 
mittelsehwindel.  Amtlidie  Sammlnng 
der  tffentlidien  Warnungen  des  Orts- 
gesundheitsratea  der  Hanpt-  und  Beal- 
denatadt  Karlamhe.  Herausgegeben 
vom  Stadtrat  der  Haupt-  und  Besidens- 
Btadt  Karlsruhe.  Earkruhe  1905.  Ver- 
lag der  O.  Braun'Bfb&a  Hofbudi- 
druokereL     P^eis:  1  Mk.  20  Pf. 

Der  Inhalt  dieser  Sammlung  ist  durch  vor- 
stehende Wiedergabe  des  Titels  ausreichend  ge- 
kennzeichnet; ein  großer  Teil  der  Warnungen 
des  Ortegesundheitsrates  zu  Karlsruhe  ist  s.  Z. 
in  gekürzter  Form  in  der  Pharm.  Centralh. 
wiedergegeben  worden.  Wenn  die  vorliegende 
Sammlnng  in  der  Apotheke  vorhanden  ist,  so 
wird  die  Aufklärung  des  Publikum,  welches 
nach  diesem  oder  jenem  Schwindelmittel  anfragt, 
leichter  möglich  sein,  als  wenn  man  dem  Publi- 
kum nichts  Gedrucktes  vorlegen  kann.  Aus 
diesem  Grunde  und  zur  eigenen  ünterrichtung 
ist  diese  Sammlung  den  Apothekern  zum  Ankauf 
zu  empfehlen.  s. 

Apotekskarta  öfver  Sverige  utarbetad  af 
Ivar  Häßler.  Bjuckholm  1905.  Ge- 
neralstabens Litografiska  Anstalt  Stook- 
holm  1905.     Preis:  5  Kronen. 

In  dieser  etwa  80X55  cm  großen  Landkarte 
von  Schweden  im  Maßstab  1:1000000  sind 
durch  verschiedene  Zeichen  die  Orte  hervor- 
gehoben, in  denen  sich  eine  Apotheke  befindet 
und  zwar:  selbständige  Apotheken,  Filialapo- 
theken.  Orte  mit  Arzneimittel- Vorrat,  Orte  mit 
provinzialärztlicher  Station  und  dergl.  Die  Karte 
gibt  einen  leicht  verständlichen  Ueberblick  über 
die  Verteilung  der  anders  als  bei  uns  einge- 
richteten Arzneimittel -Versorgung  über  das 
schwach  bevölkerte  Land  Schweden.  «. 


VadeniecunL  für  Zeitungsleser.  Eine  Er- 
klärung der  in  Zeitungen  vorkommenden 
Fremdwörter  und  Ausdrücke  im  Ver- 
kehrsleben. Von  H.  Nordheim.  Verlag 
von  Oebrüder  Jänecke  in  Hannover. 
Preis:  1  Mark. 

Zur  Prüfung  auf  Brauchbarkeit  sind  eine 
Anzahl  der  in  Frage  kommenden  Ausdrücke 
aufgeschlagen  und  fast  alle  als  kurz,  aber  ge- 
nügend und  zutreffend  erklärt  gefunden  worden, 
so  daß  das  Buchelchen  zum  Gebrauche  em- 
pfohlen werden  kanU| ». 

Anleitung  und  Tabellen  zur  Ausführung  der 
Formaldehyd -Desinfektion  vermittels  der 
Rapid- Desmfektoren  von  Eduard  Schneider  in 
Wiesbaden,  Guten  bergplatz  2. 


564 


Versohiedene  Mitteilungen. 


.w 


Uebeir 
'    bleihaltige  Abziehbilder 

ist  /  in  /  letzter  Zeit  m  ehrfach  geschrieben 
worden.  Die  «Deutsche  Nahrungsmittel- 
hindschän»  behauptet,  daß  ein  Blefgehalt 
von  Abziehbildern  gesetzlich  erlaubt  und 
erfahrungsgemäß  ungefährlich  sei.  Dem 
gegenüber  ist  darauf  hinzuweisen,  daß  ge- 
rade die  Abziehbilder  von  den  Kindern  mit 
der  Zunge  befeuchtet  oder  mit  dem  nassen 
finger  eingerieben  werden,  der  dann  wieder 
in  den  Mund  gesteckt  wird.  Von  den 
übrigen  Erzengnissen  des  Steindrucks  aber, 
die  nach  §  5  des  Gesetzes  vom  5.  Juli  1887 
unter  Verwendung  von  bleihaltigen  Farben 
hergestellt  werden  dürfen,  unterscheiden  sich 
die  Abziehbilder  dadurch,  daß  die  Farbe 
nicht  direkt  auf  das  Papier,  sondern  auf 
eine  wasserlösliche  Zwischenschicht  aufge- 
tragen wird.  Schließlich  wird  dann  noch 
der  Bogen  meistens  mit  einer  weißen  Deck- 
farbe eingerieben,  die  häufig  auch  bleihaltig 
befunden  wurde,  was  sicher  ungesetzlich  ist 
Die  Angabe,  daß  Abziehbilder  ohne  Bleifarbe 
nicht  herzustellen  seien,  wird  dadurch  wider- 
legt, daß  nach  den  Untersuchungen  von 
Lührig   und  Feuth  auch  bleifreie  Abzieh- 


bilder im  Handel  verkommen.     (Cbem^-Ztg:. 
1906,  Rep.  31.) 

lieber  dasselbe  Thema  schreibt  aneii 
R.  Weber  (ZtscAr.  f.  öffentl.  Chem.  1 906^  108). 
Er  stellt  fest,  daß  bleihaltige  Abziehbilder  nur 
dann  beanstandet  werden  können,  wenn 
1.  festgestellt  wird,  daß  die  Abziehbilder 
vom  Fabrikanten  als  Spielware  in  den 
Handel  gebracht  wurden,  weil  Abziehbilder 
in  ausgedelmtem  Maiie  auch  gewerblich  ver- 
wendet werden,  und  2.  wenn  die  bleihaltigen 
Farben  in  löslicher  Form  in  den  Bildern 
vorbanden  sind.  Es  genügt  aber  nidit^ 
wenn  das  Blei  nur  in  der  Asche  nachge- 
wiesen wird.  Daß  aber  die  Bilder  als  Spiel- 
ware in  den  Handel  kommen,  erkennt  man 
eben  an  jenem  weißen  Ueberzuge,  der  das 
Bild  wenigstens  teilweise  verdeckt  und  so 
dem  Kinde  beim  Abziehen  eine  Ueberraach- 
ung  bereitet,  während  er  für  die  gewerbliehe 
Verwendung;  bei  der  die  Wirkung  vorher 
bekannt  sein  muß,  ein  Hindernis  bilden  würde. 
Dieser  Ueberzug,  der  fast  immer  ans  in 
verdünnter  Essigsäure  leicht  iöaiiehem  Blei- 
weiß besteht,  ist  um  so  gefährlicher,  weQ 
er  bdm  Abziehen  zerstört  wbrd  und  dabei 
die  Lösung  von  Teilen  desselben  im  Speichel 
höchst  wahrscheinlidi  ist  —  A«. 


Briefwechsel. 


A.  Str.  in  F.  Gera  flava  extraotione 
parata  wird  durch  Ausziehen  von  Wacbs- 
Tüökständen  mit  Benzin  gewonnen.  Das  Produkt 
ist  für  gewisse  Zwecke  gut  verwendbar  (es  ist 

i'a  echtes  Bienen  wachs) ;  nur  smd  infolge  seiner 
lerstellungsart  einige  Kennzahlen  von  den  nor- 
malen etwas  abweichend.  «. 

H.Z.inM.  Oleum  Gossypii,  Baum- 
wol](8amen)öl,  ist  das  aus  den  Samen  der  Baum- 
wollstauden gepreßte  Oel  in  seiner  ürsprüng- 
Hchkeit;  bei  niederer  Temperatur  scheiden  sich 
gewisse  Anteile  aus;  diese  werden  abgepreßt 
und  als  Adeps  Gossypii,  Baumwollsaat- 
Stearin,  in  den  Handel  gebracht.  Verwendung 
findet  dasselbe  unter  anderem  als  Ersatz  für 
Schweinefett.  «. 

H.  Seh.  in  P.  Die  Bezeichnung  in  den  Preis- 
listen: Natrum  cau8ticuml20/l24®bezw. 


I27yl290  bedeutet  den  Gehalt  in  der  Weise, 
daß  100  T.  des  rohen  Aetsnatrons  =  120  Ins 
124  T.  bez.  12?  bis  129  T.  kristallisierter  Soda 
entsprechen.  «. 

W.  Fr.  in  Beh.  Unter  Saponit  wird  ein 
sogen.  Seifenstein  verstanden,  welcher  aus  wasser- 
haltigem Aluminium -Magneeiumsilikat  besieht. 
Dieses  fein  gepulverte  Mineral  soll  unter  Schmier- 
mittel und  Seifen  gemischt  werden.  Für  Wasch- 
seifen würde  es  natürlich  nur  als  Füllmittel  in 
Frage  kommen.    P.  8. 

Anfragen. 

1.  Warum  haftet  Fliegensohm ntz 
so  sehr  fest;  warum  ist  dermlbe  unlfialioh  in 
Wasser?  2.Wie  beseitigt  man  Fliegen- 
schmutz von  Meeainggegenst&nden? 


Dr. 


SehaeMer.  Diwd«  ud  Dr  P,  Satt,  I>rw4«a-Bl«wvtta. 


Vcnatwwtikbv  LMMri  Dr.  P.  SAB,  Dretden-BlaMwits. 

Vft«liff*lc«r(K«Bftl^  *   lffftlil«V^lB  DtwAm. 


^tm.  Vr.  Tlll«l 


Pharmaceutische  Centralhälle 

für  Deutschland. 

Herausgegeben  von  Dp.  A.  Sohn«id«r  und  Dp.  P.  SQss. 


■■♦t^ 


Zeitschrift  ffii  wissenscbfiftliclie  und  geschäftliche  Interessen 

der  Pharmaeie. 

Gegründet  von  Dr.  Hennaan  Hager  im  Jahre  1859. 

Erscheint  jeden  Donnerstag. 

Bezugspreis  yierteljährlich:  dnrch  Bachhandel  oder  Post  2,50  Mk.,  dnrcihJQescbttfts- 
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Anzeigen:  die  einmal  gespaltene  Klein-Zeile  30  PI,  bei  größeren  Anzeigen  oder  "Wieder- 

holnngen  Preisermäßigung. 

Leiter  der  1  Dr.  Alfred  Schneider,  Dresden- A.  21;  Schandauer  Str.  43. 
Zeitsehrlft:  J  Dr.  Panl  Süß.  Dresden-Blasewitz;  Gostav  Freytag-Str.  7. 

Geeehlftsstelle:  Dresden-A.  21;  Schandauer  Straße  43. 


M2S. 


Dresden,  12.  Juli  1906. 


Der  neuen  Folge  XXVII.  Jahrgang. 


XLvn. 

Jahrgang. 


Inhalt :  Ch«Ble  and  Pbarmfteie:  BeitrSfen  cur  Kenntnis  der  Olykosid-Beaktionen.  —  Becord  der  dentgchen 
Rotweine  an  der  Ahr.  —  KarbolOl.  —  Verhuidlansen  des  VI.  Internationalen  Kongresses  ffir  angewandte  Chemie. 
—  Neue  Arsneimittel.  —  Auslegung  phartaaseotischer  Gesede  usw.  —  Phenolkampber.  —  Eingezogenes  Diph- 
therie-Heilserum. —  Vorschriften  fQr  einige  Emulsionen  nach  Ph.  U.  S.  VIII.  —  Falsches  Oleum  Sabinae.  —  Her- 
Mellung  e{n<»s  unlöslichen  basischen  Aluminiumacetates.  —  Erkllmng  einiger  neuer  medisinischer  Fachausdrucke. 
—  Nahmagfmlttel-Chfmle.  —   Bflehertchan.  —  Verschiedene  MltteiliiBiceii.  —  Briefweebsel. 


Chemie  und  Pharm acie« 


Beiträge  zur  Kenntnis  der 
Olykosid-Beaktionen. 

(Arbntin.) 

Von  (7.  Reiehard. 

Nachdem  ich  die  Reaktionen  einer 
ganzen  Reihe  von  Alkaloiden  untersucht 
habe  (vergl.  hierzu  Pharm.  Centralh.  und 
Pharm.  Ztg.  1905),  wende  ich  meine 
Aufmerksamkeit  auch  einmal  einem  Ver- 
treter jener  Eörperklasse  zu,  welche  mit 
dem  Begriffe  «Glykoside»  belegt  wird, 
und  zwar  ebenfalls  in  der  Absicht,  Re- 
aktionen zu  deren  Identifizierung  aus- 
findig zu  machen.  Meine  diesmalige 
Untersuchung  gilt  dem  Glykoside  der 
Blätter  von  Arctostaphylos  üva  Ursi, 
der  Bärentraubenblätter.  Empirisch  ist 
dieser  Körper  nach  der  Formel :  C12H16O7 
zusammengesetzt  und  stellt  weiße  Kri- 
stalle dar,  welche  in  Wasser  und  Alkohol 
löslich  sind  und  anstatt  der  Bärentrauben- 
blätter als  Diuretikum,  besonders  bei 
Morbus  Brightii  Anwendung  finden. 


Zufolge  der  bekannten  Reduktions- 
fähigkeit von  Fehling'Bcher  Lösung  durch 
Glykoside  erschien  es  mir  zunächst  von 
Interesse,  die  Glieder  der  Kupfergruppe 
in  bezng  auf  etwaige  Reaktionsbefähig- 
ung mit  Arbutin  zu  untersuchen.  Es 
wurde  dabei  folgendes  festgestellt.  Bringt 
man  zu  fein  zerriebenem  Arbutin  einen 
kleinen  klaren  Kristall  von  Kupfer- 
sulfat,  so  nimmt  die  Masse  bei  Zusatz 
eines  Tropfen  Wassers  zwar  eine  hell- 
bläuliche Färbung  an,  eine  auffälligere 
Reaktion  aber  ist  dabei  nicht  zu  be- 
merken. Fügt  man  zu  der  freiwillig  au 
der  Luft  eingetrockneten  Mischung  einen 
Tropfen  25proc.  Salzsäure,  so  färbt  sich 
die  ganze  Fläche  sofort  urangrün.  Beim 
Trocknen  verschwindet  indessen  diese 
Färbung  gänzlich.  Sie  läßt  sich  zwar 
durch  erneuten  Salzsäurezusatz  wieder 
hervorrufen,  muß  aber  doch  lediglich 
auf  das  Kupfersulfat,  zurückgeMhrt 
werden.  Im  übrigen  ist  dieses  negative 
Verhalten  des  Arbutin  zur  Unterscheid- 


556 


ung  von  anderen  Verbindangen,  nament- 
lich Alkaloiden,  geeignet,  indem  z.  B. 
nach  meinen  diesbezüglichen  Erfahrungen 
Chinidin  und  Cinchonidin  zwar  die  näm- 
liche grüne  Färbung  annehmen,  aber 
in  diesem  Falle  ist  letztere  beständig. 
Auf  die  Anwendung  von  Eupferoxydiü- 
salzen  verzichtete  ich  aus  den  oben  an- 
geführten Gründen. 
Als  weiteres  Reaktionsmittel  wählte 

ich  das  Quecksilberchlorid  (HgCl2)y 
welches  mit  Arbutin  innig  verrieben  und 
die  Mischung  mit  Wasser  angefeuchtet 
wurde.  Als  der  wiederholte  Wasserzusatz 
wirkungslos  geblieben  war,  versuchte  ich 
es  mit  Salzsäure ;  aber  auch  hier  wurde 
eine  sichtliche  Veränderung  nicht  beob- 
achtet. Zu  dem  Trockenrückstand  fügte 
ich  nun  1  Tropfen  konzentr.Sch wef elsäure ; 
dieser  Zusatz  verursachte  eine  allerdings 
nur  schwach  gelbliche  Färbung,  welche 
auf  Wasserzusatz  wieder  verschwand  und 
überhaupt  nur  wenig  Charakteristisches 
an  sich  hatte.  Eine  stärkere  Reaktions- 
befähigung zeigte  das  Arbutin  in  Ver- 
bindung mit  Quecksilberoxydulnitrat 
(HgNOs).  Wasser  rief  keine  Reaktion 
hervor,  hingegen  veranlaßte  konzentr. 
Schwefelsäure,  tropfenweise  hinzugefügt, 
sogleich  eine  bräunlichschwarze  Färbung 
der  Reaktionsmasse.  Innerhalb  24  Stun- 
den erschien  dieselbe  völlig  schwarz. 
Wahrscheinlich  ist  diese  Färbung  eine 
Folge  der  Reduktion  des  Quecli^ilber- 
salzes,  worauf  auch  die  Beobachtung 
hindeutet,  daß  Arbutin,  wenn  es  längere 
Zeit  hindurch  mit  einer  konzentrierten 
wässerigen  Qnecksilberoxydulnitratlös- 
ung  bei  gewöhnlicher  Temperatur  be- 
handelt wird,  namentlich  am  Rande  des 
Gemisches  eine  schwärzliche  Färbung 
annimmt.  Auch  die  erwähnte  schwache 
Gelbfärbung  durch  Quecksilberchlorid 
dürfte  Reduktionserscheinung  sein. 

Eine  weitere  Reaktion  lieferte  das 
Zinnchlorür  (SnCl2)  mit  Arbutin. 
Bringt  man  zu  einer  kleinen  Menge  des 
letzteren  auf  derPorzellanplatte  1  Tropfen 
starke  Zinnchlorürlösung  (überschüssige 
Salzsäure  enthaltend),  so  erfolgt  bei 
gewöhnlicher  Temperatur  keine  er- 
sichtliche Reaktion,  aber  beim  Erhitzen 
wird  die  Flüssigkeit  gelbg^ün;  erhitzt 


man  stärker,  so  tritt  fast  Schwarzfärb- 
ung ein.  Letztere  Farbe  muß  meines 
Erachtens  indessen  schon  als  Zeichen 
von  weitgehender  Zersetzung  bezw.  Ver- 
kohlung angesehen  werden.  (VergL 
darüber  weiter  unten:  Die  Schwefel- 
säure-Einwirkung.) 

Bedient  man  sich  anstelle  der  Zinn- 
lösung einer  solchen  von  Wismut- 
trichlorid  (BiCls),  so  erhält  man  eine 
sehr  charakteristische  Arbutin-Beaktion. 
Fast  augenblicklich  nach  dem  Znsatze 
des  Reagens  färbt  sich  die  Masse  in- 
tensiv gelb  und  zwar  geschieht  dieses 
schon  bei  gewöhnlicher  Temperatur. 
Beim  Erwärmen  bis  zur  Trockne  nimmt 
die  Stärke  der  gelben  Färbung  etwas 
ab  und  der  Trockenrückstand  erscheint 
mehr  (heller)  gelb,  etwa  wachsgelb.  In 
Wasser  löst  sich  der  gelbe  Trockenrest 
mit  gleicher  Farbe.  Die  beiden  Re- 
aktionen der  vorgenannten  Metallchloride 
lassen  sich  zu  einer  vorzüglichen  Iden- 
titätsreaktion für  Arbutin  vereinigen, 
und  ich  möchte  besonders  auf  diese  Ver- 
wertung der  Beobachtungen  aufmerksam 
machen. 

Ehe  ich  in  der  Mitteilung  der  Arbutin- 
Reaktionen  fortfahre,  will  ich  zunächst 
noch  der  Einwirkung  Erwähnung  tun, 
welche  die  konzentr.  Schwefelsäure 
auE  das  Arbutin  ausübt.  Dieses  er- 
scheint schon  aus  dem  Grunde  geboten, 
weil  für  andere  Reaktionen  die  Mitwirk- 
ung jener  Säure  notwendig  ist  Eon- 
zentrierte Schwefelsäure  bei  gewöhn- 
licher Temperatur  dem  Arbutin  zugefügt, 
bringt  kaum  eine  nennenswerte  Ver- 
änderung hervor,  höchstens  wird  die 
Säure  schwach  gelblich  gefärbt  Beim 
Erhitzen  dagegen  nimmt  dieselbe  eine 
dunkelgrünsdiwarze  Tönung  an.  Das 
Glykosid  erleidet  dabei  offenbar  eine 
Zersetzung;  beim  Zusätze  von  Wasser 
nämlich  erscheint  die  schmutzig  dunkel- 
grüne Lösung  mit  verkohlter  Masse 
durchsetzt.  Etwas  ähnliches  zeigt  sich 
bei  dem  Zinnchlorürrflckstand  unter  der 
Behandlung  mit  Wasser   (vergL  oben). 

Im  Anschlüsse  an  das  Verhalten  der 
Schwefelsäure  ist  eine  Reaktion  des 
Arbutin  erwähnenswert^  welche  es  mit 
Vanillin  (Methylprotokatechualdehyd) 


557 


and  Schwefelsäure  liefert.  Vanillin  wird 
durch  konzentr.  Schwefelsäure  mit  in- 
tensiv gelber  Farbe  gelöst.  Fügt  man 
zu  dieser  Lösung  Arbutin,  so  färbt  sich 
dasselbe  alsbald  braunrot.  Nur  ganz 
allmUilich  teilt  sich  diese  Färbung  der 
Umgebung  mit ;  jedenfalls  ist  die  Farbe, 
welche  das  Arbutin  unter  diesen  um- 
ständen angenommen  hat,  nicht  beständig. 
Nach  verhätnismäßig  kurzer  Zeit  geht 
sie  in  eine  Mischfarbe  über  und  zeigt 
yiolett^raue  Töne.  Will  man  die  be- 
schriebene Reaktion  als  Identitäts-Re- 
aktion benutzen,  so  dürfte  auf  die  an- 
fänglich auftretende  Braunrotfärbung 
der  Hauptwert  zu  legen  sein. 

Eine  weitere  Reaktion  des  Arbutin 
beobachtete  ich,  als  ich  einen  zweiten  Alde- 
hyd in  Anwendung  brachte.  Die  be- 
treffende Reaktion  ist  anscheinli^h  noch 
erweiterungsfähig  und  zwar  speziell  für 
Verbindungen,  die  mit  dem  Arbutin  in 
keiner  Beziehung  stehen.  Bringt  man 
36proc.  wässerige  Formaldehyd- 
lösung mit  Arbutin  in  Berührung,  so 
tritt  keine  Reaktion  ein,  weder  bei  ge- 
wöhnlicher Temperatur,  noch  beim  Er- 
wärmen. In  letzterem  Falle  erhält  man 
eine  Art  sirupöser  Flüssigkeit.  Fügt 
man  dieser  einen  Tropfen  Ammoniak- 
lösung hinzu,  so  erfolgt  bei  gewöhnlicher 
Temperatur  ebensowenig  eine  Reaktion, 
aber  beim  Erhitzen  tritt  eine  starke 
Gelbfärbung  auf,  welche  beständig  ist. 
Nach  24  Stunden  ruhigen  Stehens  an 
der  Luft  ist  keine  erhebliche  Aender- 
nng  des  Reaktionsbildes  zu  beobachten. 
Eine  Abänderung  besteht  darin,  wenn 
man  statt  des  Ammoniaks  einen  Tropfen 
konzentr.  Methylaminchlorhydratlösung 
anwendet.  Es  tritt  die  nämliche  Färb- 
ung nur  einvas  stärker  auf.  Läßt  man 
das  Reaktionsprodukt  einige  Zeit  stehen 
und  erhitzt  dann  stärker,  so  kann  man 
in  den  meisten  Fällen  das  Auftreten 
eines  Blütengeruches  wahrnehmen,  wel- 
cher ganz  ähnlich  jenem  ist,  den  das 
Atropin  liefert. 

Weiterhin  stellte  ich  mir  auch  die 
Frage,  wie  Alkalien  und  Ammoniak 
ohne  Zuziehung  von  Formaldehyd  auf 
das  Arbutin  wirken  könnten.  Hierbei 
wurden    bemerkenswerte    Unterschiede 


festgestellt.  Wird  Arbutin  mit  1  Tropfen 
40proc.  Aetzkalilösung  versetzt,  so  er- 
folgt, aber  erst  beim  Erwärmen,  eine 
ähnliche  wie  vorhin  beschriebene  Re- 
aktion, nämlich  eine  starke  Gelbfärbung. 
Ammoniak  dagegen  blieb  in  diesem 
Falle,  auch  wenn  sein  Zusatz  erneuert 
wurde,  fast  gänzlich  wirkungslos.  Es 
müssen,  darüber  kann  kein  Zweifel  be- 
stehen, diese  soeben  erwähnten  Re- 
aktionen des  Aldehyds  und  der  Alkalien 
als  besonders  wertvolle  Identitätsreaktio- 
nen des  Arbutin  angesehen  werden. 

Mit  molybdänsaurem  Ammon- 
i  u  m  reagiert  Arbutin  ebenfalls.  Bringt 
man  eine  Messerspitze  der  feinzerriebe- 
nen Komponenten  auf  eine  Porzellan- 
platte, so  erhält  man  durch  Zusatz  von 
Wasser  und  Alkalien  keine  Einwirkung, 
diese  erfolgt  erst,  wenn  Salzsäure,  bezw. 
Schwefelsäure  hinzugetropft  wird.  In 
ersterem  Falle  beginnt  die  Reaktion 
erst  allmählich,  in  letzterem  tritt  so- 
gleich starke  Blaufärbung  der  Masse 
ein.  Bei  der  Salzsäure  änderte  ich  die 
Ausführung  in  der  Weise  ab,  daß  ich 
auf  einen  mit  Ammoniumhepta- 
m  0 1  y  b  d  a  t  getränkten  und  getrockneten 
Filtrierpapierstreifen  das  Arbutin  brachte 
und  sodann  die  Säure  zusetzte.  Man 
sieht  dann  öfters  zuerst  eine  gelbliche 
Färbung  auftreten,  die  später  in  Blau 
umschlägt. 

Bei  Vergleichen  ist  der  Umstand,  daß 
wässerige  und  alkalische  Lösungen  des 
Ammoniummolybdats  auf  Arbutin  nicht 
einwirken,  zu  verwerten ;  meine  Alkaloid- 
untersuchungen  haben  vielfach  ergeben, 
daßReduktionsbläuungen  schon  in  wässer- 
iger bezw.  alkalischer  Molybdatmischung 
auftreten. 

Zink-  und  Essigsäure  sowie  Salzsäure 
und  Schwefelsäure  führen  bei  Zusatz 
von  Arbutin  keine  besonders  auffällige 
Reaktion  herbei.  Dagegen  wurde  von 
mir  auf  folgendem  Wege  eine  beacht- 
liche Reaktion  erhalten.  Versetzt  man 
eine  kleine  Menge  von  Arbutin  mit 
einem  Tropfen  starker  Kali  ums  ulfo- 
cyanatlösung  (EONS)  und  erhitzt 
die  Mischung  bis  zur  Trockne,  so  erhält 
man  lediglich  einen  weißen  Trocken- 
rückstand.     Fügt    man    zu    letzterem 


558 


1  Tropfen  konzentr.  Schwefelsäure,  so 
beginnt  sich  die  Sänre  alsbald  gelb  zn 
färben,  was  schon  bei  gewöhnlicher 
Temperatur  eintritt;  bei  gelindem 
Erwärmen  wird  die  Färbung  stärker 
und  zugleich  entwickelt  sich  ein  ganz 
eigenartiger  Blütengeruch,  der  beim  Er- 
kalten wieder  nachläßt.  Durch  wieder- 
holte Wärmezufuhr  kann  dieser  Geruch 
wieder  hervorgerufen  werden.  Aus- 
drücklich will  ich  aber  bemerken,  daß 
diese  Färbung  nur  bei  gelinder  Wärme 
gelb  bleibt ;  ist  letztere  zu  stark,  so  er- 
scheinen bald  schwärzliche  Massen.  Der 
Blütengeruch  ist  verschieden  von  jenem, 
welcher  bei  Formaldehyd  und  Methyl- 
aminchlorhydrat erhalten  wird  (vergl. 
oben).  Beide  Gerüche  sind  aber  ohne 
Zweifel  charakteristisch  für  die  Gegen- 
wart von  Arbutin. 

Von  Interesse  wie  auch  wichtig  zur 
Identifizierung  des  Arbutin  ist  die  fol- 
gende Reaktion  mit  a-Nitroso-/8- 
Naphthol.  Wasser-  und  Ammoniak- 
zusatz färben  dieselbe  bei  Anwendung 
von  Wärme  nur  hellgrün,  setzt  man 
aber  dem  grünen  Trockenrückstande 
1  Tropfen  konzentr.  Schwefelsäure  hinzu, 
so  entsteht  sogleich  eine  zuerst  violett, 
dann  grauschwärzlichgrün  erscheinende 
unbestimmte  Mischfarbe.  Das  Haupt- 
augenmerk bei  dieser  Reaktion  ist  auf 
den  üebergang  der  schönen  hellgrünen 
Anfangsfarbe  in  die  beschriebene,  dunkle 
Färbung  zu  richten.  Innerhalb  12  Stun- 
den verliert  die  Färbung  infolge  Wasser- 
anziehung von  ihrer  Stärke. 

Zwei  weitere  sehr  bemerkenswerte 
Arbutin-Reaktionen  sind  die  folgenden. 
Die  Reaktionsfähigkeit  des  Nitroso-Naph- 
thols  veranlaßte  mich,  auch  das  a- 
Naphtholzu  versuchen.  Eine  Kleinig- 
keit Arbutin  verrieb  ich  innig  mit 
a-Naphthol  und  setzte  1  Tropfen  Salz- 
säure hinzu.  Bei  gewöhnlicher  Tempe- 
ratur erfolgte  keine  ersichtliche  Aender- 
ung,  erhitzt  man  aber  langsam  und 
vorsichtig,  so  erhält  man  eine  prachtvoll 
blaue  intensive  Färbung.  Dieselbe  ist 
einige  Stunden  haltbar,  verliert  sich  in- 
dessen innerhalb  12  Stunden  größten- 
teils. Diese  Reaktion  muß  als  eine 
vorzüglicheldentitätsreaktioii  für  Arbutin 


angesehen  werden,  zumal  dieses  a-Naph- 
thol  sich  ganz  verschieden  bei  Alkaloiden 
verhält. 

Die  zweite  Reaktion  stützt  sich  auf 
die  Anwendung  von  Eobaltnitrat, 
und  ich  möchte  besonders  darauf  auf- 
merksam machen,  daß  man  sich  bei 
Anwendung  dieser  Reaktion  genan  an 
meine  Vorschrift  hält.  Bringt  man 
1  Tropfen  konzentrierte,  also  stark  röt- 
lich gefärbte  Eobaltnitratlösung  auf  die 
Porzellanplatte  und  fügt  etwas  Arbutin 
hinzu,  so  zeigt  die  Metalllösung  keine 
Veränderung  der  Farbe  im  Gegensatze 
zum  Verhalten  vieler  Alkaloide,  welche 
unter  diesen  Umständen  eine  blaue  oder 
grüne  Färbung  ergeben.  Erhitzt  man 
die  feuchte  rötliche  Mischung  gelinde, 
so  nimmt  dieselbe  eine  stark  schwarz- 
braune Farbe  an.  Letztere  ist  auch 
nach  Verlauf  von  24  Stunden  völlig 
unverändert.  Diese  Reaktion  des  Arbutin 
ist  aus  dem  Grunde  schon  als  Identitäts- 
reaktion zu  gebrauchen,  weil  ich  mich 
kaum  eines  Falles  erinnere,  daß  die 
rote  Eobaltnitratlösung  einen  schwarz- 
braunen Farbton  angenommen  hätte, 
wenn  sie  mit  einer  anderen  Verbindung, 
ohne  Zuziehung  von  sonstigen  Reaktions- 
mitteln, erwärmt  wird.  Aus  den  voran- 
gegangenen Reaktionen  des  Arbutin  er- 
gibt sich  die  merkwürdige  Erscheinung, 
daß  das  Glykosid  bei  gewöhnliciier 
Temperatur  vielfach  gar  nicht,  bei 
Wärmezufuhr  dagegen  äußerst  lebhaft 
reagiert.  Auch  dieses  Moment  dürfte 
bei  der  Beurteilung  des  Arbutin  in  betracht 
kommen. 

Nickelsalze  zeigen  keine  besondere 
Befähigung  zur  Reaktion  mit  Arbutin. 
Immerhin  verhält  sich  Nickelsulfat 
verschieden,  je  nachdem  das  Glykosid 
fehlt  oder  nicht.  Die  Differenzen  sind 
jedoch  nicht  derartig,  daß  sich  daraus 
eine  charakteristische  Arbutin-Reaktion 
ergibt. 

Eine  außerordentlich  schöne  Arbutin- 
Reaktion  gelang  mir,  als  ich  den  Ein- 
fluß der  Salpetersäure  auf  das  Gly- 
kosid prüfte.  Auf  eine  glasierte  Por- 
zellanplatte wird  eine  Spur  von  Arbutin 
gebracht  und  1  Tropfen  etwa  80  bis 
30  proc.  reine  Salpetersäure  hinzugefügt. 


559 


Nach  einigen  Sekunden  färbte  sich  der 
Tropfen  prachtvoll  hochgelb.  Die  Stelle, 
an  der  sich  das  Arbutin  befanden  hatte, 
nahm  eine  dnnkelrote  Färbung  an,  was 
aber  nur  der  Fall,  wenn  man  nach  dem 
Zusätze  des  Salpetersäuretropfens  nicht 
umrührt.  Die  erwähnte  dunkelrote  Stelle 
geht  alsbald,  auch  ohne  Umrühren,  in 
die  Qesamtfarbe  (gelb)  über.  Die  Re- 
aktionsfärbung ist  viele  Stunden  unver- 
ändert haltbar.  Erwärmt  man  gelinde 
bis  zum  Verdunsten  sämtlicher  Flüssig- 
keit, 80  resultiert  ein  Rückstand  von 
der  nämlichen  hochgelben  Färbung. 
Dieser  Rückstand  ist  beständig  und  läßt 
sich  unbegrenzt  aufbewahren.  Das  letz- 
tere Ergebnis  ist  für  den  Identitätsnach- 
weis von  Arbutin  sehr  wertvoll,  und 
auch  umgekehrt  als  Erkennungsmittel 
für  die  Anwesenheit  von  Salpetersäure 
kann  das  Arbutin  herangezogen  werden. 
Ueber  letztere  Möglichkeit  beabsichtige 
ich  eine  Sonderuntersuchung  anzustellen 
and  behalte  mir  alle  diesbezüglichen 
Arbeiten  vor.  Ohne  Zweifel  muß  die 
letztbeschriebene  Reaktion  als  die  Folge 
von  Oxydationsvorgängen  aufgefaßt 
werden.  Diese  Erwägung  sowohl,  als 
die  Absicht,  das  Verhalten  der  Salz- 
säure bezw.  des  Chlors  kennen  zu  lernen, 
veranlaßte  mich  zu  einem  Versuche  mit 
Chlorwasserstoffsäure.  Der  Ver- 
such wurde  in  derselben  Weise  ausge- 
führt, wie  bei  der  Salpetersäure  be- 
schrieben. Es  erfolgte  keine  sichtliche 
Einwirkung,  jedenfaUs  keine  Färbungs- 
erscheinungen. Setzte  man  der  Mischung 
aber  einige  Eriställchen  von  Ealium- 
chlorat  (ECIO3)  hinzu,  so  trat  sofort 
eine  hochgelbe  Farbe  auf,  welche  viele 
Aehnlichkeit  mit  derjenigen  der  Salpeter- 
säurereaktion zeigte.  Diese  Färbung 
wurde  bereits  wahrgenommen,  ehe  sich 
noch  eine  Entwicklung  von  Chlor  bezw. 
dessen  gelblicheFarbe  bemerklich  machen 
konnte;  sie  ist  daher  auch  nicht  direkt 
auf  diese  zurückzuführen,  sondern  hängt, 
wie  oben  bereits  bemerkt,  vermutlich 
mit  Oxydationsvorgängen  zusammen.  Die 
Reaktion  der  beidenSäuren(HN03undHCl) 
mit  Arbutin  dürfte  auch  mit  Vorteil 
zum  Nachweise  von  freiem  Chlor  bezw. 
von  Salpetersäure  in  Salzsäure  verwendet 


werden  können.  Eine  weitere  Reaktion  er- 
hielt ich  beim  innigen  Verreiben  von  Arbu- 
tin mit  Ammonium  vanadat  undnach- 
herigem  Zusatz  von  1  Tropfen  kalter  Salz- 
säure. Augenblicklich  färbte  sich  die 
letztere  anfänglich  gelblich  bis  gelblich- 
grün,  gleichzeitig  schieden  sich  schwärz- 
lich dunkelgrüne  Massen  aus.  Nach 
Verlauf  von  24  Stunden  war  die  Re- 
aktionsmischung zu  einem  schwärzlichen 
Rückstande  an  der  Luft  eingetrocknet. 
Die  Farbentönung  dieses  Schwarz  er- 
innerte an  jene  des  Graphites.  Diese 
Aehnlichkeit  trat  besonders  lebhaft  her- 
vor an  den  zarteren  Färbungen  der 
Ränder  bezw.  der  weiteren  Umgebung 
des  Reaktionsfieckes. 

Die  Einwirkung  von  Ealiumferro- 
cyanid  auf  das  Arbutin  führte  eben- 
falls zu  einer  neuen  Reaktion.  Die 
Ausführung  geschah  wie  folgt:  Gepul- 
vertes gelbes  Blutlaugensalz  wurde  mit 
Arbutin  verrieben  und  die  Mischung  auf 
einer  glasierten  Porzellanplatte  mit 
Wasser  angefeuchtet.  Hierbei  war  keine 
besondere  Erscheinung  wahrzunehmen; 
es  wurde  nur  ein  gelbgefärbter  Trocken- 
rückstand erhalten.  Als  ich  aber  diesen 
Rückstand  mit  1  Tropfen  25proc.  Sabs- 
säure  bei  gewöhnlicher  Temperatur  be- 
handelte, färbte  sich  derselbe  augen- 
blicklich schön  blau.  Es  ist  im  allgemeinen 
als  Hellblau  zu  bezeichnen,  und  es  er- 
innert die  Färbung  an  jene  des  Flieders, 
vielfach  aber  noch  mehr  an  die  bekannte 
Biuret-Eiweißreaktion.  Auf  alle  Fälle 
kommt  der  Blutlaugensalzreaktion  des 
Arbutin  eine  besondere  Bedeutung  als 
Identitätsreaktion  zu  und  zugleich  ist 
sie  eine  der  wenigen  dieses  Glykosides, 
welche  bereits  bei  gewöhnlicher  Tem- 
peratur vor  sich  gehen.  Die  Salzsäure 
scheint  dabei  nur  die  Reaktion  einzu- 
leiten, indem  sie  Ferrocyanwasserstoff- 
säure  frei  macht.  Andere  Säuren  re- 
agieren nämlich  in  durchaus  entsprechen- 
der Weise.  Diese  Auffassung  erscheint 
schon  aus  dem  Grunde  die  richtigere  zu 
sein,  weil  sich  Salzsäure  allein,  wie  oben 
erwähnt  wurde,  gegenüber  dem  Arbutin 
negativ  verhält.  Bezüglich  der  Blut- 
laugensalzreaktion des  Arbutin  verdient 
noch  erwähnt  zu  werden,  daß  die  Färb- 


560 


ung  nach  einiger  Zeit  yerschwindet,  und 
daß  eine  weißliche  kisige  Masse  znrack- 
bleibt 

Noch  eine  letzte  Arbnünreaktion  sei 
angefBhrt.  Diaselbe  ist  ebenfalls  als 
Identitätsreaktion  gnt  zn  verwerten  und 
besitzt  auch  noch  eine  andere  Eigen- 
tflmUchkeit,  die  gewöhnlich  bei  Anwend- 
ung des  betreffenden  Reagens  nicht 
beobachtet  wird.  Es  handelt  sich  nm 
das  NatriumjodatlNaJOs).  Wird  das- 
selbe feingepiÜTert  mit  etwas  Arbnün 
verrieben  und  1  Tropfen  Wasser  hinzu- 
gefügt, so  entwickelt  sich  nach  einiger 
Zeit  und  ohne,  daß  es  nötig  ist^  Säuren 
hinzuzuziehen,  eine  tiefbraune  bis  hell- 
braune Färbung,  welche  haltbar  ist,  da 
die  LOsungsruckstände  genau  denselben 
Farbenton  tragen.  Das  Bemerkens- 
werteste hierbei  ist,  daß  schon  Wasser 
die  Reaktion  hervorbringt.  Der  braune 
Rückstand  löst  sich  allmählich  mit  erst 
branner,  dann  stark  gelber  Farbe  beim 
Zusätze  von  Salzsäure.  In  letzterem 
FaUe  tritt  auch  der  Jodgeruch  deutlich 
zutage.  Nach  alledem  erscheint  Arbuün 
als  ein  sehr  reaktionsfähiges  Glykosid. 

Becord  der  deutschen  Botweine 

an  der  Ahr. 
'Seit  meine  Statistik  der  Ahr-Rotweine 
in  Nr.  26  der  Pharm.  Centralh.  als 
Manuskript  abgeliefert  war,  ist  eine 
Reihe  weiterer  Analysen  von  diesen 
Rotweinen  ausgeführt  oder  mir  zum  Teil 
erst  zugänglich  geworden.  Die  Fort- 
schritte durch  peinliche  Reinlichkeit  in 
Gär-,  Kelter-  und  Eelleraum  treten  da- 
durch in  fortwährend  gesteigertem  Maße 
hervor.  Je  nach  der  Qualität  der  Ti'au- 
ben  wird  .das  Produkt  aber  aach  noch 
verschieden,  so  daß  das  Beste  an  Ahr- 
Rotwein  zu  erwarten  ist,  wenn  die  besten 
ausgelesenen  Trauben  die  beste  Behand- 
lung erfahren.  Je  nach  Lage  und  Be- 
handlung des  Weines  ergaben  sich  die 
Schwankungen,  welche  aus  der  mitge- 
teilten Weinstatistik  ersichtlich  waren. 
Die  schwersten  Weine  werden  dabei 
als  die  besten  und  teuersten  Weine  ge- 
schätzt und  die  leichtesten  Weine  sind 
im  allgemeinen  die  billigsten.  Von  den 
idealen  schwersten  Weinen  zu  den  idealen 


leichtesten  Weinen  verschieben  sich 
sämtliche  Zahlen  der  Analysenbestand- 
tdle  bei  bester  Behandlung  gesetzmäßig. 
Wenn  wir  die  Zahl  für  zuckerfräes 
Extrakt  als  Maß  für  die  Schwere  des 
Weines  ansehen  wollen,  so  wird  sich 
im  allgemeinen  auch  der  Preis  des 
Weines  nach  der  Menge  des  zucker- 
freien Extraktes  richten  mussoi.  Dabei 
wird  dieser  Wertsatz  durch  jeden  ein- 
zelnen Fehler  der  inneren  Harmonie  der 
Analysenzahlen  entsprechend  herabge- 
druckt. So  findet  sich  in  der  mitgetdlten 
Statistik  mancher  Wein  mit  hohem 
Extrakt»  der  durch  verschiedene  Fehler 
vor  allem  im  Glycerin-Alkohol-Ver bältois 
minderwertig  ist. 

Unter  den  letzt  analysierten  Weinen 
der  Ahr  befindet  sich  einer,  der  nach 
seiner  chemischen  Zusammensetzung  als 
das  Ideal  eines  Ahr-Rotweines  bezeichnet 
werden  kann.  Es  ist  die  Marke  «Blome» 
des  Neuenahrer  Winzervereins,  der  unter 
der  Leitung  von  Herrn  Esser  schon  her- 
vorgehoben wurde.  Es  sei  die  Analj^ 
dieses  Weines  noch  nachträglich  mit- 
geteilt : 

Spezifisches  Gewicht       0,9955 
Alkohol  pCt  (Gewicht)    9,99 
Glycerin  0,833 

Extrakt  3,187 

Mineralstoffe  0,253 

Gesamtsäure  0,637 

Flüchtige  Säure  0,116 

Nichtfifichtige  Säure       0,492 
Polarisation  —  0,05« 

ünvergorener  Zucker     0,084. 

Wir  können  diesen  Wein  als  Master- 
wein der  Ahr-Rotweine  in  der  Weise 
benützen,  daß  wir  bei  der  Wertberech- 
nung jedes  faßreifen  Weines  beachten, 
ob  er  sich  in  einer  verhältnismäßigen 
Weise  nach  den  Durschnittszahlen  der 
größeren  Statistik  entfernt  oder  in  einer 
unverhältnismäßigen  Verschiebung  be- 
findet. Je  nachdem  wird  sich  der  wirkliebe 
Wert  des  betreffenden  Botweines  nm  den 
Minderbetrag  an  Ektrakt  oder  noch  naehr 
vermindern.  Obiger  Wein  ist  im  Ver- 
kauf an  den  Trinker  mit  2  Mk.  50  K 
bis  3  Mk.  zu  bewerten,  die  geringsten 
Ahrweine  mit  1  Mk.  die  Flasche.  Na- 
ttlrlich  darf  außer  der  chemischen  Ana- 


561 


lyse  aach   die  Zungenprobe  nicht  ver- 
nachlässigt werden. 

Ich  hoffe,  daß  durch  diese  Hervor- 
hebnng  der  besten  Analyse  eines  deutschen 
Rotweines  der  deutsche  Apotheker  in 
den  Stand  gesetzt  wird,  dem  deutschen 
Ahr-Kotwein  am  deutschen  Krankenbette 
zur  verdienten  Anerkennung  zu  ver- 
helfen, aber  auch  bei  Angeboten  von 
Ahr-Rotweinen  sich  ein  richtiges  Urteil 
aber  deren  Marktwert  in  Mark  und 
Pfennig  zu  bilden.  Außerdem  scheint 
hier  aber  auch  zui*  Kennzeichnung  der 
Sachlage,  welche  durch  diesen  neuen 
Becord  an  Ahr-Rotweinen  geschaffen 
wurde,  die  Frage  berechtigt,  ob  irgend 
jemand  zu  behaupten  wagen  kann,  daß 
auch  nur  6  pCt  der  in  Deutschland  ge- 
handelten Bordeauxweine  obigem  bestem 
Ahr-Rotwein  nahekommen  oder  ihn  gar 
übertreffen.  Bei  dieser  Sachlage  ist  es 
sicherlich  nicht  angebracht,  geringeren 
französischen  Rotwein  zu  bevorzugen 
and  dem  billigen,  aber  wertvolleren 
deutschen  Ahr-Rotwein  die  Anerkennung 
am  Krankenbette  zu  versagen.  Und 
doch  ist  es  so,  da  manche  Keller  der 
Ahr  heute  mit  unverkäuflichen  hoch- 
wertigen Weinen  fiberfällt  liegen  müssen. 

Bad  Neuenahr,  RheinpreuSen.      OefeU, 


Karbolöl. 

Der  Unwert  des  KarbolOls  als  Arznei- 
mittel ist  oft  betont  worden;  trotzdem 
ist  eine  schwache  ölige  Phenollösung 
als  Volksmittel  eingebürgert  und  woU 
in  den  meisten  Apotheken  vorrätig. 

Das  Ergänzungsbuch  führt  ein  2proc. 
Karbolöl  und  läßt  die  Karbolsäure  im 
Oel  lösen. 

Durch  Aenderung  der  Bereitungsweise 
wird  ein  Erwärmen  und  Abwägen 
kleiner  Mengen  kristallisierter  Karbol- 
säure unnötig. 

Man  verdünnt  einen  Teil  der  fertigen 
Packung,  etwa  Va  *^g  kristallisierter 
Karbolsäure  anstatt  mit  dem  vorgeschrie- 
benen Wasser,  mit  dem  entsprechenden 
Gewichtsteil  Spiritus  und  erhält  so  eine 
spiritushaltige  flüssige  Karbolsäure,  die 
sich  in  jedem  Verhältnis  mit  Oel  mischt. 

J,  Lorenx^n. 


Aus  den 
Verhandlungen   des  VI.   Inter- 
nationalen Kongresses   für  an- 
gewandte Chemie, 

der  vom  26.  April  bis  3.  Mai  in  Born  getagt 
hat,  ersoheinen  folgende  Vorträge  erwähnens- 
wert. In  der  zweiten  allgemeinen  Sitzung 
sprach  H,  Moisan  über: 

Die  Destillation  der  Metalle. 

Mittels  des  vom  Vortragenden  konstruierten 
elektrischen  Ofens  konnten  die  bisher  nicht 
reduzierbaren  Oxyde  durch  Kohlenstoff  re- 
duziert und  eine  große  Anzahl  neuer  Ver- 
bindungen dargestellt  werden.  Femer  gelang 
es,  die  Metalle  zu  destillieren.  Bei  einem 
Strom  von  300  Amp.  und  110  Volt  destill- 
ierten binnen  8  Minuten  230  g  Kupfer 
über.  Gold  ging  etwas  schwerer  über;  das 
aufgefangene  Metall  war  sehr  fein  verteilt 
und  von  purpurner  Färbung.  Noch  schwier- 
iger destillierten  die  Platinmetalle  Osmium; 
Ruthenium,  Rhodium,  Palladium,  Iridium. 
Am  schwersten  war  die  Destillation  der 
Metalle  der  Eisengruppe  zu  erreichen;  dodii 
gingen  auch  sie  bei  der  Temperatur. des 
Ofens  in  gasförmigen  Zustand  über.  Von 
800  g  Eisen  destillierten  innerhalb  20  Mi- 
nuten  bei  einem  Strom  von  1000  Amp. 
und  110  Volt  400  g  über.  200  g  Uranium 
verschwanden  bei  der  gleichen  Behandlung 
vollkommen.  Die  wenigst  flüditigen  Metalle 
dieser  Reihe  smd  WoUram  und  Molybdän. 
Da  durch  frühere  Versuche  bereits  die  Mög- 
lichkeit der  Verflüchtigung  von  Kohlenstoff, 
Titan,  Silicium  und  Bor  festgestellt  war,  so 
können  also  alle  Elemente  bei  der  Tem- 
peratur dieses  Ofens,  die  zu  etwa  3500^  G 
berechnet  worden  ist,  in  den  gasförmigen 
Zustand  übergeführt  werden.  Aus  allen 
diesen  Beobachtungen  kann  dann  der  Schluß 
gezogen  werden,  daß  die  Temperatur  der 
Sonne  3500^  C  nicht  überschreiten  kann. 
Da  vielmehr  ein  Teil  derselben  nicht  gas- 
förmig sein  kann,  muß  die  Temperatur  ihres 
flüssigen  Kernes  einige  Hundert  Grade 
niedriger  liegen,  weil  alle  auf  der  Erde  vor- 
kommenden Elemente  auch  als  Bestandteile 
der  Sonne  nachgewiesen  sind. 

In  der  Sektion  für  Gärungsgewerbe  sprach 
Hahn  über: 


562 


Die  Gämng  des  Traubenmostes 

in  warmen  Klimaten  nnd  die  Wein- 

bereitnng  in  Südafrika. 

Znn&chBt  gab  der  Vortragende  einige 
historisdie  Daten  über  den  Weinbau  in  Süd- 
afrika. Der  Weinbau  wurde  am  Kap  im 
Jahre  1653  durdi  den  ersten  Gouverneur 
eingeführt  unter  Anwendung  von  Reben  aus 
Frankreich  und  vom  Bhein.  Der  erste  Wein 
wurde  1659  gekeltert.  1681  wurde  der 
erste  Branntwein  aus  Wein  hergestellt 
1710  erfolgte  der  erste  Export  von  Kap- 
wein  nach  Europa  und  Java.  Die  Zahl 
der  Weinstöcke  im  Jahre  1687  betrug 
500000  Stück,  1900  78  574124  Stück. 
Das  mit  Wein  bepflanzte  Areal  beträgt 
gegenwärtig  11329  ha.  Bis  1880  wurden 
am  Kap  ausschließlich  Südweine  mit  dnem 
Alkoholgehalte  von  18  bis  20  pGt  herge- 
stellt ,  indem  man  dem  halbvergorenen 
Moste  Weinspiritus  zufügte.  Seitdem  werden 
in  den  Eüstendistrikten  audi  leichte  Weiß- 
und  Rotweine  erzeugt,  indem  man  durdi 
geeignete  Kühlvorrichtungen  die  erste  stürm- 
ische Gärung,  die  nur  etwa  8  Tage  daueit, 
verlangsamt  und  den  Wein  in  kühlen  Kellern 
ausreifen  läßt  Dabei  ist  es  nur  durch 
größte  Reinlichkeit  möglich,  bei  den  hohen 
Temperaturen  die  drohende  Essiggärung  zu 
verhindern.  Es  werden  auf  diese  Weise 
Weine  gewonnen,  die  in  ihrer  Zusammen- 
setzung den  Rheinweinen  sehr  ähnlich  sind, 
denen  aber  das  Büket  der  Rheinweine  fehlt 
Hier  folgen  einige  Analysenwerte  aus  100 
ccm  Wein: 


Weino  von 
Klein-Konstantia : 

Stoin  I 
SteiD  II 
Hermitago 

Weine  von 
Stellenbosch 

Stein  I 

Stein  II 

Stein  UI 

Hermitage 


Gesamt- 
säure. 

0,547  g 
0,536  g 
0,605  g 


0,576  g 
0,585  g 
0,585  g 
0,762  g 


Alkohol 
(Vol,-pCt) 

13,25 
12,88 
11,41 


12,69 
11,77 
13,06 
10,96 


Asche. 

0,164  g 
0,170  g 
0,200  g 


0,151  g 
0,199  g 
0,171  g 
0,250  g 


unter  der  Voraussetzung,  daß  man  Mittel 
und  Wege  findet,  um  die  erste  Gärung  noch 
mehr  zu  verlangsamen  und  auch  die  Aus- 
reifnng  bei  noch  niedrigeren  Temperaturen 
vor  sich  gehen   zu  lassen,  kann  die  Wein- 


bereitung noch  wesentlich  verbessert  werden. 
In  den  Binnendistrikten  ist  der  Zuekergahalt 
des  Mostes  sehr  hoch,  22  bis  27  pCt,  so 
daß  dort  nur  Südweine  und  Rosinen  erzeogt 
werden  können. 

Ph,  Malvexin  spricht  über: 

Die  Rolle  nnd  den  EinfluB  der  Diaatase 
auf  die  Krankheiten  der  Weine. 

Es  ist  ihm  gelungen,  im  Jahre  1 904  swei 
Diastasen  zu  entdecken  und  zwar  die 
Pastor ase,  das  Ferment  der  Milchsäure- 
gärung  und  Mannitase,  die  Diaatase  des 
Mannosefermentes.  Die  Gegenwart  einer 
dritten  Diastase  glaubt  er  bd  der  Vergärong 
der  Glykose  durch  Microooccns  obiongoa  an- 
nehmen zu  können  und  bezeichnet  sie  ^ 
Glykogenase.  Es  ist  möglich,  daß  für  jede 
einzelne  Gärungsform  besondere  Diastasen 
gefunden  werden.  Verf.  erwähnt  dann  noch 
die  kataleptische  Wirkung  der  Knpfersalse 
und  die  Arbeiten  von  Woods  und  Loeic, 
die  die  Anwesenheit  oxydierter  Diastasen  in 
anormaler  Menge  in  der  Rebe  annehmen, 
die  infolge  äußerer  mechanischer  Einflüsse, 
des  Mangels  an  Nahrung  usw.  verkümmern. 
Schließlidb  bespricht  er  den  Emfluß  der 
Gochylis  auf  die  Rebe,  die  durch  Störung 
der  physiologischen  Funktionen  der  Pflanze 
zur  Bildung  von  Oxydasen  Veranlassong 
gibt. 

Es  spricht  femer  E,  Barbet  über: 

Die  Gewinnung  von  Olycerin  ans  den 
Tröstern  der  Spiritusbrennereien. 

Nach  der  Destillation  werden  die  Trester 
abgedampft.  Dann  läßt  man  das  KaUom- 
karbonat  und  das  etwa  vorhandene  Ealhim- 
tartrat  auskristallisieren  und  konzentriert  so 
weit  als  möglich.  Der  Rückstand  wird 
mit  ungebranntem  Kalk  in  Pulverform  ver 
mischt,  wodurch  man  ein  granuliertes  Ge- 
menge erhält  Dieses  wird  mit  denaturiertem 
Spiritus  möglichst  ausgelaugt.  Der  glyeerin- 
haltige  Alkohol  wird  abdestilliert  und  fast 
vollständig  wiedergewonnen,  das  Glyeerio 
sammelt  sich  am  Boden  des  Apparates.  Eb 
wurd  gereinigt  und  konzentriert  Das  Olr- 
ungsglyoerin  ist  etwas  süßer  als  das  durch 
Verseifung  aus  den  Fetten  gewonneneu 

(Fortsetzung  folgt.) 


563 


Neue  Arzneimittel. 

Anürheumol  ist  nsdi  O.  <&  R.  Fritz 
in  Wien  dne  20proc  Lösang  von  Salioyl- 
sSnre-OlyoerineBter  in  Glyoerin  nnd  Alkohol. 

Bromyl  ist  eine  englische  Bezeichnung 
fflr  B  r  0  m  a  1  i  n  (Hexamethylentetramin- 
Aethylbromid). 

Chryioform  ist  Hexamethylendijodid  nnd 
-dibromid;  ein  feines^  gelbes  Palver,  das  in  den 
meisten  LOenngsmitteln  unlöslich  ist  An- 
wendung: als  Antiseptikum  in  der  Her- 
heilkunde. 

Corisol  enthält  den  wirksamen  Körper 
der  Nebenniere. 

Dunbar'B  Herbstkatarrk  -  Serum  wird 
ähnlich  dem  Pollantin  unter  Verwendung 
der  Pollenkömer  von  AmbroeiaceeU;  Soiida- 
gineen  und  Gramineen  gewonnen. 

Eisen-Hährzuoker  besteht  aus  Professor 
Dr.  SoxhlefB  Nährzucker  ohne  Salz  und 
0;7  pCt  Ferrum  glyoerinophosphoricum ; 
Ksen-N&hrznckerkakao  aus  Dr.  Soxhlefs 
Nährzu^erkakao  mit  10  pCt  Ferrum  oxy- 
datom  saeeharatum  solubile  D.  A.-B.  IV. 
Darsteller :  Nährmittelfabrik  Mflnchen,  G.  m. 
b.  H.  in  Pasing. 

Formophen-Tabletten  (Pharm.  Gentralh. 
47  [1906J;  129)  werden  dargestellt  durch 
Einleiten  von  Formaldehyddämpfen  in  eine 
Thymol-Phenollösung,  Eindampfen  des  er- 
haltenen Produktes  und  Zusammenpressen 
zu  Tabletten  nach  Zusatz  von  10  bis  20 
pOt  Naphthalin. 

Haemasepsin  ist  eine  sterilisierte  Lösung 
von  Formaldehyd  in  Normal-Salzlösung. 

Hefaaol  ist  nach  (?.  ä;  R,  Fritz  ein 
neues  Hefepräparat 

Kohsam  ist  nach  Münch.  Med.  Wochenschr. 
1906,  1183  das  Oel  der  bitteren  Mandeln; 
es  wird  in  China  gegen  Blennorrhagie  ange- 
wendet In  neuerer  Zeit  (bereits  seit  1901) 
wird  es  mit  gutem  Erfolg  zur  Behandlung 
der  Dysenterie  in  den  französischen  Kolonien 
angewendet.  Barovü  verordnete  es  in 
Form  von  Drag^s  oder  komprimierten  Ta- 
bletten, enthaltend  ein  Wasseralkohoiextrakt 
des  Mittete. 

Koladiastatia.  Pastillen  zu  je  1  g,  be- 
stehend aus  einem  Kolanußauszug  und 
Diastasin,    enthaltend   je   0,01    g   Koffein. 


Anwendung:  bei  eintretender  Erschlaffung 
der  Kräfte.  Darsteller:  Häuser <& Sobotka 
in  Stadlau. 

Kuiin  ist  am  Abführmittel  unbekannter 
Zusammensetzung  in  Tablettenform.  Dar- 
steller: Chemisch -pharmazeutisches  Labora- 
torium Aman  in  Aman  (Böhmen). 

Melal  ist  angeblich  ein  konzentriertes 
Produkt  aus  frischen  Aepfeln,  das  durch 
seinen  natflrlichen  Gehalt  an  Apfel-  und 
Phosphorsäure  sowie  Nährsalzen  die  Ver- 
dauung in  mildester  und  harmlosester  Weise 
anregt  Darsteller:  Fabrik  chemisch-pharma- 
zeutischer Spezialitäten,  O.  m.  b.  H.  in 
Dresden  18. 

Nephretin  ist  eine  Mazeration  frischer 
Schweinsnieren.  Anwendung:  bei  Nieren- 
entzündung. Darsteller:  Reed  A  Carriek 
in  London,  Jersey  City,  42  bis  46  Germania 
Avenue. 

Paaseoretin  ist  gleich  Secretin  und  Dno- 
denin,  Präparaten  aus  Zwölffingerdarm. 

Phenohizine  ist  eine  englische  Bezeich- 
nung für  Orexin. 

Pyrilin  ist  eine  flttssigkeit,  die  Pyridin- 
Aethylphosphinat  enthält  Anwendung:  bei 
Krankheiten  der  Atmungswege.  Darsteller: 
Lorifner  <&  Company ,  Ltd.  in  London. 

Reitthofer's  Hautschutz  sind  5proc. 
Formaldehyd-Seifenbiätter.  Darsteller:  Bu- 
e;co^^5^*^' in  Wien  VII/2,  Mariahilf  »Straße  115. 

SaUtaimal  ist  ein  Kondensationsprodukt 
von  Salicyl-  und  Gallussäure.  Anwendung: 
ate  Wundheilmittel. 

Sudoformal  ist  eine  weiche  Formalinseife, 
die  mit  10  pCt  Formalin  gegen  Fußschweiß, 
Seborrhoö  und  Haarausfall,  mit  40  pCt 
Formalin  zur  Desinfektion  von  Körperteilen, 
Instrumenten  und  Gefäßen  verwendet  wird. 
Darsteller :  Apotheker  O,  Lepehne  in  Königs- 
berg in  Pr.,  Oberlaak  21. 

Tannisol  (Pharm.  Centralh.  47  [1906], 
480)  wird  von  H.  Wolfrum  <&  de,  in 
Augsburg  dargestellt 

TTfT  ist  der  Name  eines  neuen  Abführ- 
mittels, das  von  Chemiker  Edicard  Müller, 
Chemisch  -  physiologisches  Laboratorium  in 
Charlottenbnrg  4,  Sdilüterstraße  27  a  in 
Flaschen  zu  3  Mark  und  1  Mark  ohne 
Angabe  der  Bestandteile  angepriesen   wird. 


564 


Virisaaol  bt  angeblich  ans  dem  Extrakt 
des  Moira  -  PaamaholzeS;  Ovoleoithin  u.  a, 
dargestellt  Anwendung :  bei  Mannessohwäohe. 
Darsteller:  H.  Unger  in  Berlin  NW  7, 
Friedriehstraße  91/2. 

WeiB-Neurolin  ist  der  jetzige  Name  für 
Neurol  (Pharm.  Centralh.  46  [1904],  611). 

Ziakonal  ist  nach  d.  Petersb.  Med. 
Woohenschr.  Nr.  20  ein  dem  Zinkperhydrol 
ähnlich  zusammengesetztes  Präparat 

H.  Mentxel. 

Zur  Auslegung 
pharmazeutisohor  Gesetze  usw. 

(Fortsetzung  von  Seite  543.) 

218.  Schadenersatzklage  wegen  Ab- 
gabe von  grauer  Salbe  als  Ungeziefer- 
mittel  für  Tiere.  Em  Ltandwurt  hatte  in 
einer  Apotheke  graue  Salbe  als  kräftiges 
Mittel  zur  Beseitigung  des  Ungeziefers  beim 
Rindvieh  verlangt  und  daraufhin  etwa  60  g 
graue  Salbe  mit  5  pCt  Quecksilber  erhalten. 
Der  expedierende  Apotheker  hatte  auf  die 
Gefährlichkeit  der  Salbe  hingewiesen  und 
geraten,  dieselbe  nur  dünn  aufzutragen  und 
ein  Belecken  der  angeriebenen  Stellen  zu 
verhindern.  Trotzdem  war  das  Vieh  ein- 
gegangen, worauf  der  Besitzer  Schaden- 
ersatzklage gegen  den  Apotheker  erhob. 
Das  Gericht  konnte  aber  eme  Verpflichtung 
zum  Sehadenersatz  nicht  anerkennen,  da  der 
Kläger  ausdrücklidi  aufmerksam  gemacht 
sei,  die  Sache  vorsichtig  anzuwenden,  und 
sprach  den  Apotheker  kostenlos  frei.  (Pharm. 
Ztg.  1906,  Nr.  7.) 

219.  Zum  BegrifT  des  Grofihaadels. 
Bei  der  Revision  einer  Drogenhandlung  war 
unter  anderem  auch  «Pain  Expeller»  vor- 
gefunden worden.  Der  Drogist  wurde  deshalb 
wegen  Vergehen  gegen  die  Eaiserl.  Verordnung 
vom  22.  Oktob.  1901  angeklagt,  vom 
SchMfengericht,  sowohl  wie  vom  Landgericht 
aber  freigesprochen,  weil  er  angab,  der  Ex- 
peller  sei  nicht  zum  Verkauf  an  das  Publi- 
kum, sondern  nur  für  Zwischenhändler  be- 
stimmt, und  diese  erhielten  den  Expeller  in 
Mengen  von  6  bis  12  Stück.  Ein  solches 
Geschäft  sei  als  Großhandel  anzusehen  und 
faUe  nicht  unter  die  Bestimmungen  der  Kaiserl. 
Verordnung.  Dagegen  entschied  auf  die 
von  der  Staatsanwaltschaft  eingelegte  Re- 
vision das  Kammergericht,  es  könne  von 
Großhandel   nicht  die  Rede  sein,  wenn  ein 


Drogist  gelegentlieh  einmal  6  bis  1 2  Flaadien 
Expeller  verkauft ;  es  komme  für  den  Begriff 
Großhandel  auf  den  ganzen  Geschäftsbetrieb 
an  und  darauf,  ob  die  Waren  auch  zu 
Preisen  verkauft  werden,  wie  sie  im  Groß- 
handel üblich  sind.  (Pharm.  Ztg.  1906, 
Nr.  18.) 

220.  Eisensomatose  ist  dem  freien 
Verkehr  überlassen.  Infolge  eines  Gut- 
achtens des  Chemikers  Dr.  Baier  entschied 
das  Sdiöffengericht  II  Berlin,  daß  Eisen- 
somatose ein  chemisches  Präparat  und  nieht 
eine  Zubereitung  im  Sinne  der  KaiserL  Ver- 
ordnung vom  21.  Oktob.  1901  seL  In 
gleicher  Weise  hat  sich  schon  am  25.  Sept 
1900  das  Medizinalkollegium  der  Provinz 
Hannover  ausgesprochen.  (Pharm.  Ztg.  1906, 
Nr.  21. 

221.  Fahrlässige  Tötung  durch  Fam- 
krautextrakt. Der  Bandwnrmvertilger 
Friedrich  Hom  in  Mündien  wurde  zu 
2  Monaten  Gefängnis  verurteilt,  weil  ein 
74]ähriger  lungenleidender  Mann  nadi  dem 
Gebrauch  seines  Mittels  (10  g  unverdünntes 
Extraotum   Filids   und  20  g  Oleum  Ricinl, 

1  Preis  7  Mark)  erkrankte  und  starb.  Das 
Geridit  fand  die  Schuld  des  Angeklagten 
darin,  daß  er  es  unterlassen  hat,  in  der 
Gebrauchsanweisung  anzugeben,  daß  das 
Mittel  von  Kindern  und  Kranken  nidit  ge- 
nommen werden  darf.  (Pharm.  Ztg.  1906, 
Nr.  22.) 

Daß  Extractum  FOicis  nidit  emmal  in 
den  Apotheken  ohne  ordnungsmäßig  ausge- 
stelltes Rezept  dnes  Arztes  abgegeben  werden 
darf,  scheint  das  Gericht  gamicht  für  er- 
wähnenswert gehalten  zu  haben! 

222.  Lysolverbandwasser,  Sapokarbol, 
Pain-Expeller  (!),  SchweinefteBpulver  dem 
freien  Verkehr  überlassen.  Ein  Bäcker 
hatte  in  einem  WaßmiUh'Bdi&i  Drogen- 
schrank  die  genannten  Artikel,  femer  Kolik- 
essenz, Borsalbe  und  WaßmuWwiie  Vleb- 
waschessenz  feilgehalten  und  war  dafür  vom 
Schöffengericht  verurteilt  worden.  Auf  die 
emgelegte  Berufung  hin  entschied  die  Straf- 
kammer, daß  der  Angeklagte  nur  wegen 
Verkauf  von  Kolikessenz,  Borsalbe  und  Vieh- 
waschessenz zu  verurteilen  sd,  dagegen  seien 
die  in  der  Ueberschrift  genannten  Mittel  dem 
freien  Verkehr  überlassen.  (Apoth.-Ztg.  1906, 
Nr.  29.)  A.St 


565 


Phenolkampher. 

(Chlnmsky'sohe  Lösnng.) 

PhenoJkampher,  ursprünglich  ans  gleichen 
Teilen  Phenol  und  Kampher^  später  ans 
1  Teil  Rienol^  2  Teilen  Kampher  nnd  etwas 
Alkohol  bestehend,  hat  Chlumshy  zur  Be- 
handlung infizierter  Wunden  aller  Art, 
Famnkefai,  beginnenden  Phlegmonen  usw. 
herangezogen;  indem  die  erkrankten  Stellen 
mehrfach  damit  betupft  oder  bei  größerer 
Ausdehnung  damit  feucht  verbunden  wurden. 
Der  Verband  wird  in  der  Weise  angelegt^ 
daß  auf  die  befallene  Stelle  eine  Schicht 
mit  der  Flüssigkeit  getränkter  Watte,  da- 
rüber jSi//ro^A  -  Battist  oder  Waehspapier 
gelegt  und  das  Ganze  mit  einer  Binde  be- 
festigt wird.  In  gespaltene  Abscesse  wurd 
die  Lösung  eingegossen,  mfizierte  Wunden 
werden  daniit  gespült.  Auffallend  dabei  ist, 
daß  die  Anwendung  dieses  Mittels  keine 
Schmerzen  hervorruft,  wofür  man  noch 
keine  endgiltige  Erklärung  gefunden  hat. 
Da  die  Misehung  dem  Tageslicht  ausgesetzt 
eine  rosa  Farbe  annimmt  und  sich  leicht 
verflüchtigt^  so  ist  sie  in  dunklen  Fla- 
schen gut  verkorkt  aufzubewahren. 

In  neuester  Zeit  verordnet  Chlumsky 
folgende  Mischung:  Acidum  carbolicum 
purissimum  30  g,  Gamphora  trita  60  g, 
Alkohol  10  g. 

Diese  wird  unter  dem  Namen  Chlwnsky- 
sehe  Lösung  von  den  Aerzten  ver- 
sdirieben. 

üeber  die  physikalischen  und  chemischen 
Eigenschaften  des  Phenolkampher  berichtet 
Dr.  Ignax  Lemberger  in  Therap.  d.  Gegenw. 
1906,  215  etwa  folgendes: 

Eine  aus  gleichen  Teilen  kristallisiertem 
Phenol  und  Kampher  bereitete  Mischung 
bildet  eme  ölige,  stark  lichtbrechende  Flüssig- 
kdt  vom  spez.  Gew.  1,017.  Diese  mischt 
sieh  nicht  mit  Wasser,  leicht  aber  mit  Wem- 
geist,  Aether,  Chloroform,  Petroleumäther, 
ätherischen  und  fetten  Gelen.  Wird  Phenol- 
kampher mit  Wasser  geschüttelt  und  dieses 
von  dem  Ungelösten  getrennt,  so  läßt  sich 
in  ihm  sowohl  Phenol  wie  auch  Eampher 
ehemisch  leicht  nadiweisen.  Demnach  ist 
Fhenolkampher,  wenn  auch  schwer,  in  Wasser 
löslich. 

Bei  der  fraktionierten  Destillation  begann 
die  Flüssigkeit  bei   182<>  (7  zu  sieden,  die 


1 


Temperatur  stieg  allmählich,  indem  ein 
flüssiges  Destillat  überging,  bis  schließlich 
bei  +  204^  die  übergehenden  Dämpfe  im 
Kühler  kristallmisch  erstarrten.  Es  wurden 
erhalten  zwischen  182^  C  bis  200^  C  54 
pCt,  zwischen  200 <>  bis  204  <>  C  36  pCt 
und  der  im  Kolben  verbliebene  kristallinische 
Rückstand  betrug  10  pCt.  Die  erste  Fraktion 
hatte  ein  spez.  Gew.  von  1,029,  die  zweite 
ein  solches  von  1,003. 

Zur  Ermittelung  des  Erstarrungspunktes, 
mußte  flüssiger  Sauerstoff  herangezogen 
werden.  In  diesem  wurde  der  Phenolkampher 
immer  dickflüssiger,  ließ  sich  in  Fäden 
ziehen  und  erstarrte  schließlich  bei  —  75^  C 
zu  einer  glasartigen,  durchsichtigen  harten 
und  spröden  Masse.  Nach  dem  Ueberbringen 
des  Gefriergefäßes  in  em  leeres  Isoliergefäß 
wurden  folgende  Schmelzvorgänge  beob- 
achtet: Bei  —  73^  (7  wurde  die  Masse  zäh, 
dann  immer  flüssiger  und  durchsichtig;  bei 

—  50^  trübe  und  milchig  und  während  des 
allmählichen  Steigens  der  Wärme  entstand 
ein  weißer  kristalliniseher  Niederschlag,  der 
semen  Höhepunkt  bei  —  25^  C  erreichte. 
Bei  weiterem  Steigen  der  Wärme  wurde 
die  Masse  wieder  flüssig,  der  entstandene 
Niederschlag  löste  sich  wieder  auf  und  bei 

—  20^  C  war  der  Phenolkampher  in  seinen 
ursprünglichen  Zustand  zurückgekehrt.  Der 
beim  Schmelzen  sich  bildende  Niederschlag 
erwies  sich  als  Kampher. 

Die  erste  Fraktion,  ebenfalls  der  Kälte 
im  flüssigen  Sauerstoff  ausgesetzt,  erstarrte 
bei  —  71^  C  zu  einer  glasartigen,  harten, 
durchsichtigen  Masse,  die  wie  oben  behandelt 
bei  —  60^  bis  65^  immerflüssiger  wurde,  ohne 
sich  zu  trüben  uiid  einen  Niederschlag  zu 
bilden.  Die  zweite  Fraktion  erstarrte  im 
flüssigen  Sauerstoff  bei  —  23^  (7  zu  emer 
weißen ,  kristallinischen ,  undurchsichtigen 
Masse. 

Aus  diesen  Versuchen  geht  hervor,  daß 
der  Phenoikampher  eme  Mischung  und 
keine  Verbindung  ist.  ^tx-^ 


Eingezogenes 
Diphtherie  - 

Heilserum  mit  der  EoDtrollnummer  9(^  aus 
den  Farbwerken  zu  Höchst  und  125  aus  der 
Ghemisohen  Fabrik  E,  Merek  in  Darmstadt  ist 
wegen  Abschwächung  zur  Einziehung  bestimmt. 

A 


566 


Vorsohriften 
einige  Bmnlsioneii  naoh 
Ph.  U.  S.  vnL 

Bei  Besprechung  des  neuen  amerikaniBchen 
Arzneibuehes  wurde  bereits  die  Vorschrift 
fflr  Emulsio  Olei  Jecoris  Aselli  (Emulsum 
Olei  Morrhuae,  vergl.  Pharm.  Gentnüh.  47 
[1906J,  84)  mitgeteilt.  Nachträglich  er- 
scheinen nodi  die  Vorschriften  fttr  Emulsio 
Olei  Jecoris  cum  Hypophosphitibus,  Emulsio 
Ghloroformii  und  Emulsio  Olei  Terebinthinae 
erwähnenswert     Dieselben  lauten: 

Emulsio   Olei  Jecoris  Aselli   cum  Hypo- 

phosphitibus. 

Oleum  Jecoris  Aselli  vap.  par.  500  ccm 

Gummi  arabic  pul7.  subt  125  g 

Calcium  hypophosphorosum  10  g 
Kalium                   >  5  g 

Natrium  »  5  g 

Sirupus  Simplex  100  ccm 
Oleum  Gaultheriae  4  ccm 

Aqua  destillata  quant  sat.  ad    1000  ccm. 

Lebertran  und  Gummipulver  werden  im 
trockenen  Mörser  fein  verrieben;  der  Misdi- 
ung  250  ccm  Wasser  auf  emmal  zugesetzt 
und  bis  zur  erfolgten  Emulsion  weiter  ge- 
rührt. Hierauf  setzt  man  das  Gaultheriaöl 
zu.  Andererseits  werden  die  unterphosphorig- 
sauren  Salze  in  100  ccm  Wasser  gelöst^ 
nach  erfolgter  Lösung  der  Sirup  hinzugefügt; 
und  dieses  Gemisch  mit  der  Emulsion  ver- 
emigt  Schließlich  bringt  man  das  Ganze 
mit  Wasser  auf  1000  ccm.  Gabe:  8  ccm 
(=  1  Dessertlöffel). 

Emulsio  Ghloroformii. 

Ghloroformium  40  ccm 

Oleum  Amygdalarum  express.  60  ccm 
Tragacantha  pulv.  subt  10  g 

Aqua  destillata  quant  sat.  ad  1000  ccm. 

In  einer  genügend  großen,  trockenen 
Flasche  werden  zunächst  Tragantpulver  und 
Chloroform  durch  Schütteln  innig  mit  ein- 
ander vermischt;  hierauf  250  ccm  Wasser 
hinzugegeben  und  das  Gemisch  weiterhin 
kräftig  geschüttelt  Erst  dann  fügt  man 
nach  und  nach  das  Mandelöl  unter  jedes- 
maligem kräftigen  Umschütteln  zU;  bis 
schließlich  die  Emulsion  beendet  ist  Die- 
selbe wurd  mit  Wasser,  welches  man  eben- 
falls in  kleinen  Mengen  nach  und  nach  unter 


Schütteh   zugibt,  auf    1000  oem  gebnMht 
Gabe:  8  com  (=  1  DeBsertlöfrel). 

Emulsio  Olei  Terebinihüiae. 

Oleum  Terebinthinae  rectifieat  15  ccm 
Oleum  Amygdalarum  express.  5  cem 

Sirupus  Simplex  25  cem 

Gummi  arabic  pulv.  subt  1^  S 

Aqua  destillata  quant  sat  ad        100  cem. 

Gummipulver,  Terpentinöl  und  Mandelöl 
werden  in  einer  trockenen  Flasehe  dur^ 
Schütteln  innig  mit  dnander  vermisebt 
Dem  gleichmäßigen  Gemisdi  gibt  man  30 
ccm  Wasser  zu  und  setzt  das  Sdifltteln  bis 
zur  erfolgten  Emulsion  fort  Hieranf  fügt 
man  nach  und  nach  unter  Sehflttein 
zuerst  die  vorgeschriebene  Menge  Sirap^ 
dann  noch  so  viel  Wasser  zu,  daß  die 
Gesamtmenge  der  Emulsion  100  com  be- 
trägt    Gabe:  4  ccm  (=  1  Teelöffel). 

Dr.  Wgl. 

Falsches  Oleum  Sablnae  haben  Umnejf  und 
Bermett  untersucht  Sie  fanden,  daß  es  nicht 
von  Juniperos  Sabina,  sondern  von  Juniperas 
phoenioea  stammt  Während  echtes  Sa- 
binaöl  45  bis  50  pGt  Sabinol  und  35  bis  40  pCt 
£8ter  enthält,  finden  sich  im  Gel  vonJuiiperns 
phoenioea  nur  17  pCt  Sabinol  und  9  pCt  Ester, 
wogegen  die  Hauptmenge  des  Oeles  aus  Pinen 
besteht  Da  die  physiologische  Wirksamkeit  des 
Oeles  vermutlich  durch  den  Sabinolgehalt  be- 
dingt ist,  so  darf  das  echte  Oel  naturlich  nicht 
durch  das  von  den  Autoren  untersuchte  ersetzt 
werden.  J.  K. 

öhem,  and  Drugg.  1905,  934,  durch  ZUckr, 
d.  ÄUg,  ösUrr,  Äpoih,-Verem8, 


Terfahren  snr  Herstellung  eines  uüls* 
liehen  basischen  Aluminiomaeetates  durch  Er- 
hitzen von  AlnrainiumaeetaUÖBungea«  D.  R.  F. 

160348,  El.  12  0.  Dr.  Rudolf  Beiß  in  Ghar- 
lottenbarg.  Alominiumacetatlösongen  von  min- 
destens 5  pCt  Acetatgehalt  weiden  entweder 
unter  Druck  oder  mit  reichlicher  Menge  Essig- 
säare  erhitzt  und  liefern  so  in  guter  Ausbeute 
ein  dichtes,  gut  filtrierbares  basisches  Aoetat 
von  gleichmäßiger  Zusammensetzung,  wie  es 
durch  bloßes  Kochen  von  Acetatlösuhgen  ohne 
Drack  und  ohne  Essig^urezusatz  nicht  zu  er- 
halten ist  Das  so  gewonnene  basische  Ala- 
miniumacetat  wird  unter  dem  Namen  L  e  n  ic  e  t 
in  den  Handel  gebracht  und  dient  als  mild  ad- 
stringierendes,  völlig  ungiftiges  Exsiooans. 


667 


Erklärung  einiger  neuer 
medizinischer  Fachausdrucke. 

Auszog  ans  den  in  der  Deutsch.  Med.  Wochensohr. 

1906,  Nr.  9,  12  nnd  13  erfolgten  VeröffentUch- 

nngen*)  des  Generaloberarztes  Dr.  SehilL 

Baktexiotrope  Sera  sind  Sera,  welche 
weder  bakteriolytiaeh  nodi  antitoxisdi  wirken, 
dagegen  eine  Umwandlnng  oder  Umstiminimg 
der  Bakterien  herbeiführen;  bo  daß  sie  von 
den  Phagooyten  aufgenommen  werden. 

Behzing'a  Taberknloieheilmittel  (Pharm. 
Gentnüh.  46  [1905];  825  ist  nach  Spengler 
ein  Waadipr&parat  welches  nngefXhr  die 
Mitte  hftlt  zwischen  Koch'miier  Emulsion 
und  Koch'Behem  TR.  Es  ist  der  Bflck- 
stand  naeh  wiederholter  Hüllenwaschung. 

Behring's  BovovaooiD,  Immunisationsstoff 
für RInderpstans menschlichen  Tuberkelbazillen 
bereitet  und  müßte  nach  Spengler  Tuber- 
kulo-  oder  Homovaecin  häßen. 

Cytotrope  Sera  sind  solche,  in  denen 
speäfisdie  Substanzen  sich  flndeu;  welche 
derart  yerSndemd  auf  Zellen  einwirken; 
daß  sie  von  Fhagoeyten  aufgenommen  werden 
können  (vgl.  auch  hämotrope  Sera  weiter  unten). 

Diaklysmos.  Eine  von  Oenersich  em- 
pfohlene Ausspülung  des  Verdauungskanals 
Tom  Mastdarm  aus  mit  großen  Mengen 
(5  bis  15  L)  k()rperwarmer  Flüssigkeit  z.  B. 
1  bis  2  promill.  TanninlOsung   bei  Cholera. 

Ekiri  ist  nach  Sukehito  Ito  eine  in 
Japan  auftretende;  sehr  akutC;  ruhrartigO; 
epidemische  Kinderkrankheit  hervorgerufen 
doreh  einen  coliähnlichen;  nach  Qram  ent- 
fSrbbareU;  lebhaft  beweglichen  Bacillus  im 
DanU;  welcher  Gelatine  nicht  verflüssigt, 
Qas  bildet;  verzögerte  Indolbildung  gibt,  Milch 
nicht  koaguliert  und  durch  das  Serum  von 
Ekirikonvaleszenten  agglutiniert  wird. 

Erythropräzipitine  benannte  A.  Klein 
die  im  Serum  enthaltenen  Substanzen;  welche 
die  Niederschlflge  in  den  Erythroqrten-Ex- 
trakten  erzengen. 

Hämotrope  Sera  sind  solche;  in  denen 
sieh  spezifische  Substanzen  finden;  welche 
auf  Blutkörperchen  derart  verändernd 
wirkeu;  daß  sie  von  Phagocyten  aufgenommen 
werden  können  (vergl.  auch  cytotrope  Sera). 

Helcosoma  tropioum;  naeh  Wright  der 
Erreger    der  endonischen    Beulenkrankheit 

*)  Dieselben    sollen  demnächst  als  Sonder- 
abdrack  im  Verlag  der  Deutsch.  Med.  Wochen- 
chrift  erschemen. 


in  Armenien  («DelkiSore»).  "Dtm  Leishman- 
sehen  Eörporehen  (s.  d.)  sehr  ähnlich;  viel- 
leidit  mit  ihm  identisch. 

Herbstkatarrh  bezeichnet  Dunbar  nach 
Vorgang  von  Beard  die  späte  Form  des 
HeufieberS;  welche  in  den  Vereinigten  Staaten 
von  Nordamerika  im  August  auftritt 

Hundskraakkeit  ist  ein  m  der  Herze- 
gowina endemischer;  nur  im  Sommer  auf- 
tretender Magenkatarrh;  nach  Karlinski  ein 
atypischer  TyphuS;  nach  Oabel  und  Taussig 
eine  Infektionskrankheit  eigener  Art  Nadb 
der  Inkubationszeit  von  5  bis  7  Tagen  tritt 
plötzlich  hohes  Fieber  mit  intensiver  Be- 
teiligung des  Nervensystems  auf;  welches 
nach  2  bis  3  Tagen  kritisch  abfällt;  sehr 
lange  Rekonvaleszenz.  Die  Krankheit  wird 
wahrscheinlich  durch  eine  Kriebelmücke  über- 
tragen. 

Leishman'sche  Körperchen.  Rundliche 
Körperchen  in  Ausstrichen  der  Milzpulpa 
mit  einem  großen  ringförmigen  Chromatin- 
körper  neben  emem  weit  kleineren  Ghromatin- 
körper.  Die  nur  2  bis  3  /i  im  Durch- 
messer haltenden  Körperchen  deutet  Leishman 
als  Reste  abgestorbener  Trypasonomen. 
Donovan  fand  dieselben  Gebilde  im  Blute 
von  zwei  angeblich  an  chronischer  Malaria 
gestorbenen  Indianern  und  eines  an  un- 
regelmäßigem fleber  leidenden  Knaben. 
Er  hält  die  Körperehen  für  Parasiten. 
Laveran  und  Mesnilf  welche  dieselbe  Auf- 
fassung hatten;  nennen  den  Parasiten 
Piroplasma  Donovani.  Roß  weist  die 
Parasiten  einem  neuen  Sporozoöngeschledit 
zu  und  gibt  der  Art  die  Bezeichnung 
Leishmania  DonovanL 

Leukonitin  ist  von  van  de  Velde  ent- 
decktes Stoffwechselprodukt  der  Bakterien 
(Staphylokokken);  welches  schädigend  bezw. 
abtötend  auf  die  zum  Schutz  des  infizierten 
Körpers  berufenen  Leukocyten  einwürkt 

LeukotoxiAe  benennt  Christian  Körper 
im  Blutserum;  welche  die  weißen  Blut- 
körperchen in  ganz  analoger  WeisC;  wie  die 
Hämolysine  die  roteu;  schädigen. 

Lysine  benennt  Kruse  von  Bakterien  bei 
der  Infektion  im  Körper  gebildete;  die 
Schutzkräfte  des  Körpers  aufhebende  Stoffe. 

Malakoplakia  vesioae  urinariae.  ttit 
diesem  Namen  bezeichnet  v.  Hansemann 
flach  prominente;  gelbliche,  pilzförmige  Ge- 
bilde   der   Blasenschleimhaut    und    der    er- 


568 


weiterten  Hamlditer  ohne  küniBdie  Er- 
Bchdnongen;  Aber  deren  eigentliche  Natnr 
keine  Klarheit  besteht. 

Negri'sclie  Körperchen.  Von  Negri 
im  Gehirn  wntkranker  Tiere  und  Menschen, 
namentlich  im  Ammonshom,  regelmäßig  ge- 
fundene rundliche,  intracellulär  gelegene 
Eörperchen  von  1  bis  27  /i  Durchmesser 
von  wabenartiger  Struktur,  von  einer  Membran 
uD:geben.  Wird  als  Erreger  der  Hundswut 
angesprochen. 

Opsonisches  Sernm.  Normales,  mensch- 
liebes  Serum,  welches  auf  Mikroorganismen 
(leiart  einwirkt,  daß  sie  der  Phagocytose 
erliegen. 

Piroplasma  Donoyaai  siehe  Leish man- 
sche EOrperchen. 

Proteinochrom  Eine  von  Erdmann 
und  Wintemitx  nach  dem  Yorsdilag  von 
Stadelmann  gewählter  Name  für  die  Ver- 
bindung eines  vorläufig  noch  unbekannten 
Eiweißzerfallproduktes  mit  Chlor  oder  Brom. 
Andere  Bezeidinungen  für  den  Körper  sind 
Biomkörper  oder  Tryptophan,  letzteres, 
avlU  es  besonders  reichlich  bei  der  Trypsin- 
veidauung  der  Eiweißstoffe  entsteht.  Statt 
Proteinchromogen  gebrauchen  Erd- 
mann  und  Wintemitx  der  Kürze  halber 
gleichfalls  die  Bezeichnung  «Proteinochrom». 

Eestbacillns,  von  Behring's.  Der  von 
bestimmten  toxischen  Substanzen  (T  G  J 
lind  T  V  s.  d.)  befreite  TuberkelbacUlns, 
weicher  die  Gestalt  und  färbenden  Eigen- 
schaften des  ursprtinglichen  Tuberkelbacillns 
noch  besitzt. 

Schistosomiasis.  Erkrankung  infolge 
Infektion  mit  Schistosomum  haematobium 
durch  Brunnenwasser,  nach  Toyamu  in 
einer  gewissen  Zeit  zum  Tode  führend. 

Sera,  antiinfektiöse.  Mit  diesem  Namen 
bezeichnet  Kolle  Sera,  welche  weder  rein 
antitoxische,  wie  das  Cholera-  oder  Typhus- 
serum, noch  bakterizide  im  Sinne  des  Cholera- 
oder Typhusserum  sind.  Zu  den  «anti- 
infektiösen» gehören  das  Pest-,  Milzbrand- 
und  Rinderpestserum. 

Surra  =  Tsetsekrankheit. 

Syncytiolyse.  Die  Fähigkeit  des  Serum 
von  Tieren)  welchen  zerkleinertes  Plazentar- 
gewebe  mit  den  darin  vorhandenen  syn- 
cytialen  Elementen  in  die  Bauchhöhle  ge- 
bracht worden  war,  Planzentarzotten  gleicher 
Art  aufzulösen  und  zu  agglutinieren. 


Syncytolysin.  Das  infolge  Einbringens 
von  syncytialen  Elementen  in  den  Bauch- 
raum   gebildete  Antitoxin,   siehe  vorrtahend. 

T.  C.  Eine  vom  Yuns  der  Tuberkulose 
herstammende  Substanz,  welche,  die  lebenden 
Zellen  des  Organismus  imprägnierend,  als 
Heilprinzip  wirkt  Nicht  zu  verwediseln 
mit  T  C,   dem  j^fe^^^schen  Tuberkuloeidin. 

T  G  J.  Eine  toxische,  globulinöae,  in 
einer  neutralen  Salzlösung  löslidie  Substanz 
aus  dem  Körper  des  TnberkelbacUlus. 

T.  0.  Die  Flüssigkeit,  welche  naeh  dem 
Zentrifugieren  getrockneter,  dann  fein  zer- 
riebener und  mit  Wasser  extrahierter  Tuber- 
kelbazillenkulturen über  dem  Bodenersatz 
steht. 

T  0  A  oder  A  T  0  benennt  Spengler 
das  alte  Koch'wiie  Tuberkulin  zum  Unter- 
schiede vom  Zentrifugen  -  T  0. 

T  R.  Die  Lösung,  welche  naeh  dem 
Zentrifugieren  des  getrockneten^  wiederum 
zerriebenen  und  dann  mit  Wasser  extrahierten 
Bodensatzes  entsteht. 

T  V.  Eine  toxische,  in  Wasser  lödicfae 
Substanz  aus  dem  Tuberkelbazillenkörper. 

T  X.  Das  in  die  Körperzellen  aufge- 
nommene und  ihr  integrierender  Bestandteii 
gewordene  T  C,  wodurch  eine  zelluläre 
Immunität  (im  Gegensatz  zur  antitoxisehen, 
humoralen    Immunität)    herbeigeführt  wird. 

Tryptopliaa  siehe  Protelnoehrom. 

Vaooin.  Dieses  Wort  wurd  ^elfach  nicht 
nur  für  lebende,  sondern  auch  ftlr  abgetötete 
Kulturen  angewendet  Es  sollte  aber,  wie 
Kolle  und  Otto  hervorheben,  nach  dem  Vor- 
gang von  Jenner  und  Pasteur  lebendes 
Infektionsstoffen  vorbehalten  bleiben,  nach- 
dem dieser  Sprachgebrauch  bei  Schutzpodcen-, 
Milzbrand-  und  Hühnercholeravaocin  wiaseu- 
schaftliches  Bürgerrecht  erworben  hat 

Vierte  Krankheit  von  Dukes  will 
Cheinisse  Psendosoarlatina  epidemica 
benannt  wissen,  wml  sie  mit  dem  ScharUch 
wohl  den  gleichen  Ausschlag  gemein  habe, 
im  übrigen  aber  nach  Ansteckung,  Inkubation 
und  Verlauf  eine  selbständige  Infektions- 
krankheit sei. 

Zomotherapie.  Eine  von  PhiUp  em- 
pfohlene Behandlung  der  Tuberkulose  mit 
rohem  Fleisch,  da  dieses  die  tötende  Wirkung 
des  Tnberkulosetoxin  auf  die  Mnskehi,  ins- 
besondere den  Herzmuskel,  aufheben  soll. 


569 


■  ahrungsmitlel-Gheiiiie. 


üeber  den  Starkegehalt  des 
Diabetikerbrotes 

läßt  sieh  Ouignes  in  einer  längeren  Ab- 
handlnng  aas.  Er  hat  in  verschiedenen 
Sorten  Eleberbrot  dnrch  Malaxieren  in  einem 
Leinensäekdien  nnd  direkte  Wägnng  den 
Stärkegehalt  bestimmt  nnd  nnr  in  einem  Pro- 
dnkt  Spnren,  in  acht  anderen  Sorten  aber 
25  bis  50  pOt  Stärke  gefunden.  Verf.  be- 
trachtet diese  Tatsache  als  eine  Nahmngs- 
mittelfälschnng  besonders  schwerer  Art  nnd 
fordert  ffir  derartige  Waren  eine  Festlegung 
des  zulässigen  Stärkegehalts.  A, 

Joum.  de  Pkann.  et  de  Ckim.  1905,  XXU,  338' 


Zur  Beurteilung  der  Beinheit 
des  Butterfettes. 

Die  Molekulargewichtsbestimmungder  nicht- 
flfiohtigen  Fettsäuren  nach  Juckenack  und 
Pastemacky  der  nach  neueren  Arbeiten 
wegen  der  so  erheblidien  Beeinflussung  der 
Ziuammenaetzung  des  Butterfettes  durch  die 
Fütterungsart  und  die  Futterstoffe  nicht 
mehr  eme  ausschlaggebende  Bedeutung  bei 
der  Beurteilung  einer  Butter  beigemessen 
werden  darf;  hält  Lührig  für  belanglos 
besonders  fttr  den  Nadiweis  des  Schweine- 
fettes; und  polemisiert  m  unnötig  scharfer 
Art  gegen  die  erstgenannten  Verfasser. 
Ebensowenig  soll  man  sidi  fernerhin  auf 
den  von  den  letzteren  dingeftthrten  Begriff 
der  «Differenz»  stützen.  Mit  Famsteiner 
warnt  Lührig  —  und  hierin  muß  man  ihm 
zustimmen  —  vor  der  Aufstellung  von 
Grenzzahlen.  Lührig  weist  bezüglich  der 
von  Palenske  fttr  den  Eokosfettzusatz  an- 
gegebenen Zahlen  nach;  daß  sie  sich  in  zu 
engen  Grenzen  halten;  der  Einfluß  von 
Futter;  Jahreszeit  und  Laktation  auf  die 
Znsammensetzung  des  Milchfettes  erscheint 
häufig  in  der  neueren  literatnr  nicht  ge- 
nügend gewürdigt  Erneute  Fütterungsver- 
suche  mit  mäßig  hohen  Gaben  von  Kokos- 
preßkuchen  bewiesen  dem  Verf.;  daß  hier- 
durch die  Palenske'Bdhe  Zahl  z.  B.  auf 
2;75  da  stieg;  wo  sie  normal  1;5  bis  1;6 
und  höchst  zulässig  nach  Palenske  2;1  be- 
tragen sollte.  Immerhin  wurde  sie  nicht  in 
ao  erheblichem  Maße  wie  die  Reichert- Meißl- 


Zahl  und    die    Verseifungszahl   durch 

diese  Fütterung  beeinflußt    Nur  die  Bömcr- 

sehe  Phjrtosterinaoetatprobe  hält  der  kritisclien 

Prüfung  stand  und   sie  behält  ihren  vollen 

Wert   für   den  Nachweis   von  Fremdfetlen. 

Hingegen  ist  vor  schematischer  Anwendimg 

von    Grenzzahlen    bei   der    Beurteilung   zu 

warnen. 

Ztachr.  f,  üntera,  d.  Nähr.-  u.  Oenußm. 
1906,  XI,  11.  -del 


Gegenüber  den  in  obigen  Zeilen  erwähnten 
Angriffen  Lührig'^  auf  dieMolekulargewichta- 
bestimmung  im  Butterfett  nehmen  Juckenack 
und  Pastemack  Stellung  und  weisen  sie 
in  sachlicher  Form  ab.  Die  Verfasser  machen 
geltend;  daß  gerade  sie  selbst  von  jeher 
vor  der  Aufstellung  einseitiger  Grenzzahlen 
gewarnt  habeU;  und  daß  sie  stets  für  eine 
möglichst  eingehende  Untersuchung  der  ein- 
gelieferten Proben  und  für  die  Beurteilung 
lediglich  nach  dem  Gesamtbild  der 
Analyse  eingetreten  sind.  Der  Bömer'wäieu 
PhytosterinaoetatmethodC;  die  bei  allen  tier- 
ischen Fetten  den  sichersten  Nachweis  von 
Pflanzenfetten  gestattet;  sprachen  sie  den 
Wert  niemals  ab;  sondern  haben  sie  stets 
neben  den  anderen  Methoden  zur  Ent- 
scheidung in  praktischen  Fällen  herangezogen. 
In  derartigen  Fällen;  in  welchen  das  Ge- 
samtbild der  Analyse  auf  Kokosfett  schließen 
ließ;  bestätigte  in  dem  einen  das  Geständnis 
diesen  Befund;  im  anderen  gab  der  in  der 
Molkerei  entnommene  Rahm  denselben  Be- 
fund wie  die  verdächtige  Butter.  Derselbe 
war  hier  auf  Fütterung  mit  Kokoepreßkuchen 

zurückzuführen.  —dei, 

Ztachr,  f,    Untersuck.   rf.  Nähr.-  u.   Qennß- 
mittel  1906,  XI,  156. 

Weinfälsehong.  Die  ü.  Strafkammer  des 
Landgerichts  Frankenthal  verurteilte  am  12.  Jani 
einen  Weinhändler  und  einen  Prokuristen  zu  5 
Monaten  bezw.  2  Monaten  Gefängnis  und  3000  M. 
bezw.  1600  M.  Geldstrafe  neben  Einziehung  des 
beschlagnahmten  Weines.  Der  Weinhändler  roll 
in  den  letzten  6  Jahren  17000  kg  Glycerin,  etwa 
500  kg  Zitronensäure,  6000  kg  Weinsteinsäuro, 
etwa  850  kg  Pottasche  usw.  zur  Weinfalschunj 
(«chemikalischer  Auffrischung»)  bezogen  und 
verwendet  haben.  Die  Chemikalien  wurden  unter 
verschiedenen  Deckadressen  geliefert  Die  Fälscher 
«verbesserten*  den  Wein  mit  gleichviel  Zucker- 
wasser  und  «frischten»  das  Gärprodukt  mit 
Chemikalien  auf.  P.  S, 


570 


BOohersohaui 


Spezialitäten    und    Oekeimmittel.      Ihre 
Herkunft  nnd  Züsammensetznng.     Eine 
Sammlung  von  Analysen  und  Gutachten 
znsammengeBtellt   von    Eduard  Hahn 
und  Dr.  J.  Holfert,    Sechste;  vermehrte 
und  verbesserte  Auflage.    Bearbeitet  von 
O.  Arends.     Berlin  1906.    Verlag  von 
Julius    Springer,       Preis:    gebunden 
6  Mark. 
Zwölf  Jabro  sind  dahingegaDgen  seit  dem  Er- 
scheinen der  letzten  Auflage  dieses  Buches,  ein 
Zeitraum,   der  in  dem   heutigem   Hasten    und 
Streben  so  häufig  zu  einem  Nichts  zerschmelzen 
würde,  wenn  wir  nicht  auf  unseren  Lebenswege 
und  in  unserem  Berufe  so  viele  Spuren  fänden, 
die  die  mensobliohe  Tätigkeit,  Erfindungsgabe, 
der  Drang  nach  Erwerb  und  die  liebe  Gewinn- 
sucht hinter  sich  gelassen  haben.    Nicht  immer 
in  Erz  und  Stein  sind  sie  gegraben,  nein   auf 
vergänglicherem   Stoffe,    auf   Papier   sind    sie 
niedergelegt,  als  ein  treuer  Spiegel,  der  uns  nicht 
nur  die  Geschehnisse  der  Weltgeschichte,  die 
Fortsolmtte  der  Kultur  usw.  zeigt,  sondern  auch 
uns  Bilder  vor  Augen  fährt,  die,  wenn  wir  sie 
nicht  wie  z.  B.  im  vorliegenden  Buche  so  deut- 
lich und  sprechend  zu  sehen  bekämen,  gar  nicht 
als  so  zahlreich  ansehen  und  an  ihnen  achüos 
vorüberschreiten  würden,  als  hätten  wir  sie  nie 
erblickt.     Es  gibt  eben  Dinge  im  menschlichen 
Leben,  von  denen  das  einzelne  ein  scheinbares 
Nichts  ist,  während  schon  ein  großer  Bruchteil 
ihrer  vorhandenen   Gesamtmenge   ein   gewaltig 
redendes  Etwas  ist    Yen  diesem  Standpunkt  aus 
betrachtet,  zeugt  die  vorliegende  Sammlung  mit 
4645  Spezialitäten  bezw.  Geheimmitteln  davon, 
wie  groß   die  Gesamtzahl   derselben  sein  muß, 
wenn  innerhalb  zwölf  Jahren  nur  soviel  ihrer 
Zusammensetzung  nach  bekannt  wurden.    Um 
jedoch  richtig  verstanden  zu  werden  und  dem 
Verfasser  keinen  Vorwurf  zu  machen,  muß  her- 
vorgehoben werden,  daß  der  Verfasser  von  den 
zum  medizinischen  Gebrauch  bestimmten  Spe- 
zialitäten nur  einen  gewissen  Teil  in  diese  Samm- 
lung  aufgenommen    hat.    Es   sind   nur  solche 
Präparate  ausgewählt  worden,  von  denen  anzu- 
nehmen ist,  daß  sie  allgemeine  Anerkennung  in 
medizinischen    Kreisen    kaum    finden    werden. 
Demnach  wurde  ein  Unterschied  gemacht  zwi- 
schen solchen  Präparaten,  die  eine  anerkannte 
Bereicherung  des  Arzneischatzes  bedeuten  und 
gewissermaßen  in  die  Reihe  der  neuen  Arznei- 
mittel   gehören    (weshalb  sie  auch   in   seinem 
Buche  über  «Neue  ArzoeimitteU  behandelt  worden 
sind)   und   solchen,  deren  Daseinsberechtigung 
und  Daseinsdauer  zu  bezweifeln   ist.    Nur  die 
letzteren  haben  im  vorliegenden  Buche  Aufnahme 
gefunden.    Dieser  Umstand  könnte  den  Anschein 
erwecken,  als  hätte  der  Verfasser  dadurch  ein 
Urteil  über  das  fragliche  Präparat  gesprochen, 
was  aber  nioht  der  Fall   ist.    Auch  hat  eine 
Anzahl    aualäDdisoher   Spezialitäten    in    diesem 


Buche  keine  Aufnahme  gefunden,  obwohl  ihre 
Zusammensetzung  bekuinc  geworden  ist,  weil 
nach  Ansicht  des  Verfassers  dieselben  fär  uns 
keine  praktische  Bedeutung  haben,  üeber 
letzteren  Punkt  zu  streiten,  m  eine  heikle  Sache 
und  auch  hier  nicht  der  Ort  dazu.  Wenn  man 
nun  das  Ergebnis  aller  dieser  Einzelheiten  sieht, 
80  ist  es  ganz  klar,  daß  man  nicht  jede  Spe- 
zialität in  diesem  Buche  finden  wird.  Es  ist 
überhaupt  ein  Ding  der  Unmöglichkeit,  eine 
solche  Sammlung  zustande  zu  bringen.  Um  so 
anerkennenswerter  ist  es,  daß  die  vorliegende 
Sammlung  zu  einer  so  stattlichen  herangewachsen 
ist.  Zieht  man  die  Arbeit  in  betracht,  die  ein- 
mal zum  Zusammentragen  der  einzelnen  Glieder 
der  langen  Kette  und  zum  anderen  zur  Her- 
stellung des  vorzüglichen  Inhaltsverzeiohnifises 
verwendet  worden  ist,  so  liefert  dieselbe  ein 
glänzendes  Zeugnis  von  dem  Fleiß  und  der  Aus- 
dauer des  Verfassers.  Es  kann  daher  unser 
innigster  Wunsch  nur  darin  gipfeln,  daß  diese 
Sammlung  die  weiteste  Verbreitung  sowohl  in 
Fachkreisen,  wie  auch  bei  Aerzten,  Nahrongs- 
mittelohemikorn  und  ähnlichen  finden  möge. 
Denn  nicht  allein  pharmazeutisohe,  sondern  anch 
kosmetische  und  technische  Spezialitäten  haben 
Aufnahme  gefunden.  H.  Mentxel. 

Ratgeber  für  Anfänger  imPhotographieren 
und  für  Fortgeschrittene.    Von  Ludung 
David,    kaiserl.    und  köngl.  Major  der 
Artillerie,  Ehrenmitglied  der  Photograph- 
ischen Gesellschaft  in  Halle  a.  8.  usw. 
Mit  90  Textbildem  und  20  Bildertafeki. 
Dreiuuddreißigste    bis   fflnfunddreißigste 
verbesserte  Auflage.  97.  bis  105.  Tausend. 
Halle  a.   8.      Dru^   und   Verlag   von 
Wilhelm  Knapp,  1906.  Jubillnms- 
aufläge.      100.   Tausend.      Fwßi 
Mk.  1,50. 
Kaum  anderthalb  Jahre  sind  verflossen  und 
schon  wieder  war  eine  Neuauflage  dieser  mit 
Recht  so  beliebten  Anleitung  zum  Photograph- 
ieren  erforderlich.    Das  Buch  ist  schon  menr- 
fach  (zuletzt  Pharm.  Centraih.  46  [1905],  582) 
in   dieser   Zeitschrift  lobend  erw&hnt  worden; 
die  Jnbilänmsauflage  ist  neu  durohgeeehen  und 
enthält  außer  kleinen   Aenderungen   im  Texte 
ein  neues  Kapitel,  nämlich  über  die  D  reif arben- 
Photographie  (Kapitel  43:    Die  Photographie  in 
natürlichen  Farben).     Im  Kapitel  27:    «Einige 
andere  Entwickler»    hat  der  Verfasser  in  der 
neuen  Auflage  unter  anderem   den  Edinol- 
Entwickler  als  Rapidentwickler  beschrieben  (die 
letzte  Auflage  behandelte  den  Meto  1  -£hitwickier 
an  dieser  Stelle).    Die  Bildertafeln  sinlgröfiteo- 
teils  durch  neue  ersetzt,  auch  finden  wir  noter 
denselben  ein  Selbstporträt  des  Vei  fassers. 


571 


Volktümliche  Hamen  der  Arzaeiaiittely 
Drogen  nnd  Chemikalien.  Eine  Samm- 
lung der  im  Volksmonde  gebräuchlichen 
Benennungen  und  Handdabezeichnungen. 
Zusammengestellt  von  Dr.  J.  Eolfert 
Vierte^  yerbesserte  und  vermehrte  Auf- 
lage. Bjearbeitet  von  O.  Arends,  Berlin 
1906.  Verlag  von  Julius  Springer, 
Ptös:  geb.  Mk.  4, — . 

Gelegentlich  der  früheren  Besprechungen  der 
vorangegangenen  Auflagen  dieser  Sammlung  ist 
in  Toller  Würdigung  derselben  darauf  hinge- 
wiesen worden,  von  welchem  unschätzbaren 
Werte  dieses  Buch  für  Apotheker  und  nahe- 
stehende Kreise  ist,  so  daß  unsem  früheren 
Ansführungen  kaum  etwas  hinzuzufügen  ist. 

Daß  vorliegende  Neuauflage  nicht  etwa  nur 
eiu  Neudruck  der  dritten  Ausgabe  ist,  beweist 
einzig  und  allein  schon  die  Erweiterung  des 
Titels,  der  sich  früher  nur  auf  Arzneimittel  be- 
schrankte, während  nunmehr  auch  die  ent- 
sprechenden Namen  und  Bezeichnungen  tech- 
nischer Drogen  und  Chemikalien  hinzugekommen 
sind,  abgesehen  davon,  daß  auch  die  Zahl  volks- 
tümlicher Bezeichnungen  von  Arzneimitteln  sich 
vergroi^ert  hat.  Darch  Eioführung  der  neuen 
Kechtsohreibong  wurde  eine  neue  Reihenfolge 
notwendig.  Dergleichen  ist  der  Schriftsatz  ver- 
bessert worden,  so  daß  die  Stichwörter  deutlich 
in  die  Augen  springen  uod  ein  leichteres  Auf- 
finden ermöglichen.  In  folge  seiner  Erweiter- 
ung wird  das  in  unseren  Fachkreisen  schon 
längst  anerkannte  Buch  nicht  allein  in  diesen 
wilUEommen  sein,  sondern  sich  auch  neue 
Fieunde  erwerben  und  in  weiteren  Kreisen  Ein- 
gang finden.         —t% — 

Leitfaden  fOr  Desinfektoren  in  Frage  und 
Antwort  Von  Dr.  Fritx  Kirstein, 
Dritte^  verbesserte  Auflage.  Berlin  1906. 
Verlag  von  Julius  Springer,  55  Seiten 
und  15  Blätter  in  der  Umschlagtasohe. 
IVeis:  in  Jjeinwand  gebunden  1^40  Mark. 

Bereits  nach  Verlauf  eines  Jahres  machte  sich 
von  dem  wiederholt  (Pharm.  Centralh.  12  [1901], 
776;  46  [1905],  582)  besprochenen  Büchlein  eine 
neue  Auflage  eriforderlioh,  in  der  dieDesinfektions- 
anweisung  in  den  Aasführuogsbestimmungen 
vom  5.  Oktober  1905,  zu  dem  Gesetz,  betreffend 
die  Bekämpfung  übertragbarer  Krankheiten,  vom 
28.  August  desselben  Jahres  Berüoksichtigang 
fand.  Diese  Vorschrift  gilt  zwar  nur  für  Preu- 
ßen, doch  erscheint  deren  Beachtuag  unumgäng- 
lich. Denn  es  ist  bekanntlich  der  15.  Absatz 
des  4.  Artikels  der  Beichsverfassang  vom  16.  April 
1871  bisher  noch  nicht  zur  sinngemäßen  Durch- 
führang  gelangt  Einige  anderweite  Aeoder- 
ungen  erfolgten  laut  des  im  Dezember  1905 
geschriebenen  Vorworts  mit  Bücksicht  auf  eine 
Reihe  im  50.  Bande  der  Zeitschrift  für  Hygiene 
veröffentlichter  Arbeiten  aus  dem  Flügge^sohen 
Institute  über  die :  «Praxis  der  Desinfektion.9     y. 


Formnlaire   des   m^dicaments    nonveanz 

ponr    1906.       Par     H,    Bocquillon- 

Limousin,  doctenr  en  pharmacie,  phar- 

maoien  de  l'^  classe^  laur^at  etc.     Avec 

une  introduction  par  Henry  Huchard, 

membre    de    FAcademie    de    m^dedne^ 

m^deoin    de   l'hdpital    Necker.       Paris 

1906.     librairie  J,  B,  Baillidre  et  fils 

19,  rne  Hautefeuille,  pr^  du  Boulevard 

Saint- Germain.    324  Seiten^  geb.    Preis: 

Mk.  2,40. 

Die  neuen  Arzneimittel  von  Boequillon'Limau- 
8tn  erscheinen  alijährlich  in  neuer  Auflage;  das 
letzte  Bändchen  wurde  Pharm.  Centralh.  46 
[1905],  560  besprochen.  In  der  vorliegenden 
Auflage  wurden  neu  aufgenommen: 

Ameisensäure,  Almatenia,  Alypin,  Arhovin, 
Benzoylperoxyd,  Bromein,  Calomelol,  Garbo  vis, 
Geyssacit,  Chinobromio,  Chinoform,  Chinolein,  Ek- 
togan,  Formiate,  Gentiopikrin,  Haemoplase,  Her- 
mitin,Hippiol,HopogaD,Ibogain  Jodsaures  Natrium, 
Jothion,  Iridin,  Isoform,  Lentin,  fifaretin,  Methyl- 
rodin,  Morus  alba,  Musculosin,  Naftalao,  Natrium- 
glykocholat,  Neurodin,  Oliveol,  Perborate,  Peri- 
plocin,  Petrosulfol,  Pargen,  Salit,  Santheose, 
Skopolamin,  Senoform,  Tannoo,  Theocin,  Vasenol, 
Zimphen. 

Auf  Seite  311  bis  324  befindet  sich  das  In- 
haltsverzeichnis; bemerkenswert  ist  dabei  die 
Angabe  der  üblichen,  bezw.  der  Höchstgabe  bei 
den  Namen  der  Arzneimittel  und  der  Seiten- 
zahl. Im  Anhang  ist  ein  sieben  Seiten  langes 
Synonymverzeichnis  und  ein  alphabetisches  Ver- 
zeichnis pharmazeutischer  Präparate  und  Spe- 
zialitäten nebst  Bezugsquellenangabe  (18  Seiten). 

R,  Th, 

m 

Handbuch  der  Drogisten-Praxis.  Ein  Lehr- 
und  Nachsehlagebuch  für  Drogisten,  Färb 
Warenhändler  usw.  Im  EntwnrJf  vom 
Drogisten- Verband  preisgekrönte  Arbeit 
von  0,  A,  Buchheister.  Mit  dnem 
Abriß  der  allgemeinen  Chemie  von  Dr. 
Bob,  Bdhrmann,  Achte  Anflage.  Mit 
234  in  den  Text  gedruckten  Abbild- 
ungen. Berlin  1906.  Verlag  von  Jz^/zW 
Springer.     Preis:  geh.  Mk.  10, — . 

Da  die  früheren  Auflagen  dieses  Baches  eine 
entsprechende  Würdigung  gefunden  haben,  so 
können  wir  uns  bei  der  diesjährigen  Auflage 
dahin  besctiränken,  daß  die  vorhergehende  einer 
gründlichen  Durchsicht  unterzogen  worden  ist. 
Die  Neuauflage  hat  infolgedessen  die  Verbesser- 
ungen erfahren,  die  sich  als  notwendig  heraus- 
gestellt haben.  Außerdem  wurden  handels- 
statistische Zahlen  ergänzt,  die  Darstellungs- 
methoden einzelner  Präparate  auch  auf  elektro- 
lyti^hem  Wege  uad  eia  Abschnitt  über 
Handelsgeographie  eingefügt.  — tx — 


572 


Natnrkonstanten  in  alphabetiscker  An- 
ordnimg.  Hilfsbach  für  ohemische  nnd 
physikalische  RechnaDgen  mit  Unter 
stfitzang  deslnternationalen  Atomgewichts- 
anssehusses  herausgegeben  von  Prof. 
Dr.  H,  Erdmann  und  Privatdozent 
Dr.  P.  Köthner.  Berlin  1905.  Verlag 
von  Julius  Springer,  192  Säten  gr. 
go.     Preis:  gebunden  6  Mark. 

Der  befremdliche  Buchtitel  ist  die  üebersetz- 
uog  der  englischen  «Ck)n8tants  of  nature»,  die 
seit  geraumer  Zeit  im  «Journal  of  the  American 
Chemical  society»  veröffentlicht  werden.  Auch 
für  die  Gestalt  des  Werks  diente  ein  englisch 
geschriebenes  Yorbild  nSmlich  Ditttnar's :  «Che- 
mical arithmetic»  hinsichtlich  des  Bandindex, 
der  das  Nachschlagen  ungemein  erleichtert. 
Ebenso  wird  letzteres  durch  die  Wahl  ver- 
schiedenfarbiger Druckpapiere  zur  Hervorhebung 
der  Logarithmen  und  Antüogarithmen  aus  der 
alphabetischen  Eeihe  der  Elemente  nnd  physikal- 
ischen Daten  gefördert.  Die  gebotenen  Zahlen - 
werte  sind  im  Verhältnis  zum  Umfange  des 
Buches  überraschend  reichhaltig.  Vollständig 
wurden  Analysenkoostanten  (als  Logarithmus 
und  auf  Hundertstel  abgerundete  Zahl)  der  als 
Wägungsformen  in  betracht  kommenden  Ver- 
bindungen aufgenommen.  Bei  jedem  Elemente 
finden  sich  die  jeweilig  praktisch  wichtigen 
Eonstanten,  z.  B.  Dichte,  Schmelz-  und  Siede- 
punkt, Verbrennungs wärme  usw.  ausgewählt, 
besonders  eingehend  aber  die  spektralanalytischen 
Werte  berücksichtigt.  Von  diesen  sind  nioht 
nur  die  Emmissions-  (meist  Funken-,  oft  auch 
Bogen-  oder  Flammen-,  bisweilen  Plückerrohr-) 
sondern  auch  die  Absorptions-  (Alkanna-  oder 
Hämotoxylin-)  Sprektren.  Die  Emmissionslmien 
dürften  in  dieser  Keichhaltigkeit  um  so  mehr 
ilühe  erfordert  haben,  als  bei  der  Zusammen- 
stellung der  photographische  Atlas  von  Bogen- 
hoch  db  Konen  noch  nicht  erschienen  war.  Die 
Spektra  der  AlkaUen,  Erdalkalien,  Haup^ase 
und  seltenen  Luftgase  beobachteten  die  Ver- 
fasser selbst. 

Außer  von  den  Elementen  werden  von  einigen 
einfachen  Verbindungen,  wie  Ammoni^  und 
Wasser,  in  der  alphabetischen  Reihe,  von  anderen 
wie  den  wichtigsten  Säuren,  Salzen  usw.,  bei 
den  betreffenden  Elementen  zahlreiche  Kon- 
stanteu;  so  z.  B.  der  «Qehalt  wässeriger  Schwefel- 
säure in  Molen»  geboten.  ~  Die  für  1905  ver- 
einbarten, internationalen  Atomgewichte  konnten 
mit  Hilfe  des  betreffenden  Ausschusses  bereits 
im  Herbste  1904  berücksichtigt  werden.  Unter 
den  rein  physikalischen  Konstanten  wurde  mit 
Beirat  von  K  Dam  eine  sachgemäße  Auswahl 
getroffen.  —  Ein  alphabetisches  Sachregister,  das 
in  nachahmenswerter  Weise  Abkürzongs-Ehrklär- 
ungen  und  Verweise  auf  Synonyma  einschließt, 
erleichtert  den  Gebrauch. 

Die  Ausstattung  des  auffallend  billigen  Werkes 
gereicht  dem  Verlage  zur  Ehre.  /. 


Arzneiznbereitangen  und  pharnuuseutisehe 
Spezialitäten  mit  emem  VerzächniaBe 
der    in   Oeeterreiob    verbotenen 


Zubereitungen;  kosmetischen  und  sonatigen 
Mittel     Zusammengeetellt  M.  U.  Dr.  L. 
Melicfiar,  Sektionarat  im  k.  k.  Ministeriam 
des   Innern.     Leipzig   und  Wien    1905. 
Verlag   von    Franz  Deuticke.     Preis: 
geh.  Mk.  2j — . 
Während  man  sich  in  Deutschland  den  Kopf 
zerbricht,  wie  dem  Ueberhandnehmen  von  Spe- 
zialitäten  in  wirksamer  Weise  entgegenzutreten 
sei,  hat  man  in  Oesterreich  seit  einigen  Jahren 
einen  Weg   betreten,   der  im  allgemeinen  zum 
erstrebten  Ziele  führt,  jedenfalls  schneller  und 
sicherer,  als  mit  unseren  Geheimmittellisten.    In 
dem  vorliegenden  Büchlein   gibt  der  Verfasser 
zunächst  Erläuterungen  über  die  nachstehenden 
Gesetze  und  teilt  dann  die  Vorschriften  von  den 
bis  Ende  März  1905  gestatteten  127  Spezialitäten 
und  Arzneizubereitungen  sowie  deren  Hersteller 
mit,  indem  er  sie  in  Balsame,  Elixire  usw.  ein- 
teilt   Bei   denjenigen  Präparaten,   die   nur  auf 
ärztliche  Verordnung  hin  gegeben  werden  dürfen, 
befindet   sich   eine  schwarze   Scheibe.    Diesen 
Vorschriften  folgt  ein  alphabetisches  Verzeichnis 
der  in  Oesterreich  verbotenen  Präparate,    sowie 
ein  Verzeichnis   der  gestatteten,   nach  Landern 
und  Städten  geordnet   einschließlich   der    Her- 
steller. 

Wenn  diese  Zusammenstellung  in  erster  Dnie 
für  Oesterreich-Ungarn  geschrieben  ist,  so  dürfte 
es  sich  dennoch  empfehlen,  daß  diejenigen 
Herren,  welche  eine  Apotheke  an  der  öster- 
reichischen Grenze  besitzen  oder  Oesterreicher 
zu  ihren  Kunden  zählen,  sowie  alle  die,  welche 
nach  Oesterreich  ihre  Präparate  ausführen  wollen, 
sich  dieses  Büchlein  anschaffen.  Erstere  beiden, 
um  die  Zusammensetzung  der  fraglichen  Mittel 
kennen  zu  lernen,  Letztere,  um  sich  mit  den 
entsprechenden  Gesetzen  vertraut  zu  machen. 

— te— 

Preislisten  sind  eingegangen  von: 

Hemriek  Haensel  in  Pirna  (Sachsen)  und 
in  Aussig  (Böhmen)  über  ätherische  OelefEssenwo, 
terpenfreie  ätherische  Gele,  Fruchtäther,  Farb- 
stoffe usw.  Neu:  Asteril  (Rum  Essenz),  Punsch- 
Extrakte  für  alkoholfreien  Punsch,  Pimetta- 
Extrakt  für  alkoholfreies  Getränk. 

Dr.  Chr,  Brunnengräber  in  Bostook  L  M. 
über  pharmazeutische  und  chemische  Präparate. 
Molkereipräparato,  Morsellen,  Fleischsaft  usw. 

0.  Erdmann  in  Leipzig-Lindenau  über  chem- 
ische Präparate.  

Master  sind  eingegangen  von  : 

Fr.  Melabach  in  Sobernheim.  Packungen 
für  selbst  bereitete  pharmazeutische  Spezial- 
itäten (nach  Vorschriften  des  Deutschen 
Apotheker  -Vereins).  Die  Etiketten  sind 
sehr  geschmackvoll;  die  Faltschachteln 
sind  aus  sehr  haltbarem  Karton  gefertigt;  die 
Verschlußart  ist  einfach  und  sicher. 


573 


Versohiadena  Mittailungen. 


EBbare  Erden 

hat  BcMaud  imteiiBuoht  und  fand  folgende 
ZüBammensetznng,  die  zeigt,  daß  die  Erden 
keinerlei  Nährwert  haben: 

1.  Erde  von  Gaben  (grau-weiß): 

Wasser  0,55 

Kieselsäure  95,00 

Aluminium  und  Eisen  4,20 
Magnesia  0,28 

Sulfate  Spuren. 

2.  Zubereitete  Erde  aus  Neu- 
Ealedonien  (ockergelb). 

Wasser  0,80 

Kieselsäure  97,90 

Magnesia  0,43 

Kalk  ^— 

Aluminium  — 

Eisen,  Kupfer  — 

Die  Sulfate  enthalten  0,67  HgSO^. 

Die  Nea  -  Kaledonier  essen  die  Erde  als 
Naschwerk,  nicht  um  ihren  Hunger  damit 
zu  stillen,  sie  und  Lithophagen  nicht  aus 
Not  sondern  aus  Liebhaberei.  (Hierzu  ver- 
gleiche auch  Pharm. Gentralh. 45  [1904],462.) 

A. 

Joum,  de  Pharm,  et  de  Chim,  1906,  XXIII,  181. 


Floridawalkererde. 

Die  in  Florida  vorkommende  Walkererde 
liegt  unter  Humus  und  plastischem  Ton  und 
wird  zum  Bleichen  der  Oeleund 
Fette  enapfohlen.  Sie  stellt  frisch  aus- 
gegraben eine  feuchte  grfinliche  Masse  dar, 
welche  während  des  Trocknens  ungefähr 
50  pCt  an  Gewicht  verliert  und  dann 
weiß  und  bröckUch  ist  In  den  Handel 
kommt  sie  nach  dem  Mahlen  und  Sortieren 
als  weißes,  grünliches  oder  gelbliches  Pulver. 
An  Bestandteilen  enthält  dieselbe  Kiesel- 
säure, Aluminium,  Magnesium,  Eisenoxyd, 
Calcium,  Alkalien  und  15  bis  18  pGt 
Wasser.  Von  letzterem,  sowie  auch  von 
dem  chemisch  gebundenen  Wasser  wird  sie 
vor  dem  Gebrauch  in  besonderen  Apparaten 
bei  300  bis  500^  befreit.  Eine  Erhitzung 
bis  ungefähr  120<^  genügt  auch  für  manche 
Zwecke,  jedoch  ist  das  Produkt  dann  weniger 
wirksam.      Der   Vorgang    der    Entfärbung 


hängt  außer  von  der  Methode  des  Arbeitens 
wesentlich  von  der  Menge  der  angewandten 
Erde  und  von  der  Temperatur  ab  und  es 
ist  notwendig,  für  jedes  einzelne  Oel  die 
diesbezüglichen  günstigsten  Verhältnisse  durch 
Vorversuche  festzustellen.  Von  den  Arbeits- 
methoden ist  die  des  Filtrierens  durch  gröbere 
Erde  und  die  des  Mischens  und  nachfolgen- 
den Pressens  am  meisten  gebräuchlich.  Die 
bei  beiden  Methoden  in  der  Erde  zurück- 
bleibenden Oele  kann  man  auf  verschie- 
denem Wege  wiedergewinnen,  auch  die  als- 
dann zurückbleibende  Erde  wird  wieder 
gebraudisfähig  durch  Erhitzen  auf  400  bis 
5000.  Bit. 

Ztsekr,  f,  angew,  Chem.  1906,  544. 


Eine  neue  Form  für  Oift- 
flasohen 

wird  von  O.  J.  0,  Reilly  unter  dem 
Namen  «The  Awin  poison  bettle» 
beschrieben.  Sie  ist  dadurch  gekennzeichnet, 
daß  scheinbar  2  runde  Medizingläser  an 
ihrer  einen  Längsseite  miteinander  ver- 
schmolzen sind,  während  sie  sich  oben  zu 
einem  gemeinsamen  Hals  verjüngen.  Der 
Querschnitt  der  neuen  Giftflasobe  stellt  also 
sich  in  emem  Punkte  berührende  Kreise 
dar.  Ob  diese  neue  Flaschenform  einen 
Fortschritt  bedeutet,  dürfte  wohl  bezweifelt 
werden,  da  jede  besondere  Form  wie  z.  B. 
die  in  Deutschland  ebgeführten  Sechskant- 
gläser mit  einseitiger  Längsriffelung  geeignet 
ist,  den  vorsichtigen  Benutzer  auf  den  gift- 
igen Inhalt  aufmerksam  zu  machen,  während 
andererseits  die  eigentümliche  Form  der 
neuen  Flasche  eine  gründliche  Reinigung 
gerade  nicht  erleichtert.  Für  die  Verhütung 
von  Verwechselungen  kommt  es  aber  in 
erster  Linie  auf  die  Aufmerksamkeit  und 
Vorsicht  des  Publikum  an,  und  es  ist  nicht 
empfehlenswert,  unter  Hintansetzung  aller 
übrigen  Gesichtspunkte  für  die  Nützlichkeit 
der  Medizinflaschen  die  allerabenteuerlichsten 
Formen  zu  «erfinden»,  worauf  in  Eng- 
land augenblicklich  eine  gewisse  Art  von 
Sport  abzuzielen  scheint. 

Pharm.  Joum.  1905,  53.  t7.  K. 


574 


Ausstellung  von  Paul  Hartmann- 
Heideuheim.  • 

Der  «Ck)rre8pondanoe  internationale»  entnehmen 
wir  einige  Mitteilungen  über  die  internationale 
Ausstellung  zu  Mailand  (1906). 

In  der  yom  Egl.  PreuB.  Eriegsministerium 
(yedizinal- Abteilung)  veranstalteten  Zusammen- 
stellung ist  die  Ausstellung  der  Firma  Pcud 
Eartmann,  Verbandstoff-Fabrik  in  Heidenheim 
und  Berlin  NW.  erwähnenswert. 

Hier  ist  der  Fabrikationsgang  der  wichtigsten 
Verbandmaterialien  von  der  Baumwollpflanze  bis 
hinauf  zur  fertigen  Verbandwatte  und  Jodoform- 
gaze veransohaulioht  und  im  Kleinen  ein  Ein- 
blick in  die  Herstellungsweise  eines  Materials 
geboten,  das  im  Kriegsfall  für  unsere  Truppen 
von  so  enormer  Wichtigkeit  ist.  För  die  deutsche 
Schutztruppe  in  Südwestafnka  konnte  die  Firma 
eine  Lieferung  von  196000  m   Mull,   3000  kg 


Watte  und  110000  Binden  innerhalb  14  Tagen 
bewerkstelligen.  Interessant  sind  auch  die  neuen 
Modelle  von  Unfall- Verbandkästen  und  Militär- 
Verbandpäckchen,  zu  welchen  von  der  Firma 
Yor  Kurzem  die  Materidien  für  200000  Stuck 
geliefert  wurden. 


Unterlage  für  Pflastermassen  für  meilsin- 
Isehe  Zweeke.  D.  R.  P.  162672.  KL  aoh. 
Bruno  Nolde  in  Königsberg.  Die  neue  Pflaster- 
unterlage besteht  aus  einem  Gewebe,  welches 
mit  einer  Mischung  von  kochendem  Leinöl  und 
Bleioxyd  getränkt  und  der  Luftoxydation  aus- 
gesetzt worden  ist  und  zeigt  nicht  den  Nachteil 
der  Pflastemnterlagen  aus  Guttapercha,  daß  sich 
die  Guttaperchaschicht  vom  MuU  loslöst  Eine 
arzneiliche  Wirkung  soll  die  neue  Pflastenmter- 
lage  nicht  ausüben,  sondern  nur  eine  wasser- 
dichte üniversalunterlage  für  Pflastermassen 
bilden.  A,  St. 


Briefwechsel. 


Apoth.  Br.  in  B.  Wir  danken  Ihnen  für  die 
gefällige  Mitteilung  und  bitten,  uns  über  das 
weitere  Verhalten  des  fraglichen  Brunnenwassers 
später  in  Kenntnis  setzen  zu  wollen. 

Dr.  F.  E.  in  L.  Die  Heingewinnung 
des  p-Phenylendiamin  nach  H, Kreis 
aus  den  Haarfärbemitteln:  Nutin, 
Fenor,  Eau  de  Raffah  und  Kronen-NuBextrakt- 
Haarfaibe  (alkalische  Lösungen  des  ersteren)  ge- 
schieht in  der  Weise,  daB  man  diese  kosmet- 
ischen Mittel  mit  Schwefelammonium  vei-setzt, 
das  p-Phenylendiamin  mit  Aether  ausschüttelt 
und  sablimiert  (farblose  Kristalle,  deren  Schmelz- 
punkt meist  etwas  unter  140 ^  C  liegt).  Cha- 
rakteristische Reaktionen  finden  Sie 
in  Pharm.  Centralh.  46  [1905],  47  angegeben. 

P.  Ä 

Chemiker  €.  B.  in  Tr.  Das  Thermit, 
weiches  nach  dem  Ooldachmidt^QitLen  Verfahren 


(Aluminothermie)  zum  Schweißen  von 
Eisen-  und  Stahlteilen  benutzt  wird,  besteht  aus 
nahezu  aequivalenten  Teilen,  reinem  Eisenoxyd 
und  zerkleinertem  Aluminium ;  die  Reaktion  Ter- 
läuft  nach  der  Gleichung: 

FegOs  +  AI,  =  AljOg  +  Fejj, 

wobei  die  Masse  sich  auf  etwa  30(X)<>  C7  erhitzt 
Das  Entzündungsgemisch,  womit  das 
Thermit  zum  Reagieren  gebracht  wird,  setzt 
sich  zusammen  aus  Baryumperoxyd  und  Aluni- 
niumpulver;  dasselbe  läBt  sich  durch  ein  bren- 
nendes Sturmzündhölzchen  in  Brand  setzen. 
Der  beim  Schweißprozeß  übrigbleibende  Korund 
wird  als  «Corubin»  bezeichnet  und  als 
Schleifmittel  in  den  Handel  gebracht  (Vergl. 
Ztsohr.  f.  aogew.  Chero.  1900,  692;  1902,  699. 
Pharm.  Centralb.  41  [1900],  385,  790;  42 
[1901J,  625.)  P.  Ä 


Besehworden  nber  ynKgelmissige  ZuttdiNg 

der  cPharmaeeatfsehen  Centralludle»  bitten  wir  stets  an  die  Stelle  richten  zu  wollen,  bei 
welcher  die  Zeitschrift  bestellt  worden  ist,  also  Postanstalt  oder  Buchhandlung  oder  Geschäfts- 
Rtelle.  3Die  XZeza.na.ssT®  loex. 


Verleger:  Dr.  A.  Schneider,  Dreaden  und  Dr.  P.  Sflfl,  Dresden-BlaiewlU. 
Verantwortlicher  Leiter:   Dr.  A.  Sehlielder,  Dreeden 
Im  Bachbandfl  durch  Jallns  Springeri  Berlin  N.,  MonblJounlaU  8. 
Druck  Ton  Fr.  Tit  tel  Nachfolger  (Knnatb  fr  Mahlo)  in  Preades. 


Pbarmaceutische  Centralhalle 

für  Deutschland. 

flerausgegeben  von  Ois  A.  Sohnoidop  und  Dr.  P.  SOss. 


»■♦ 


Zeitschrift  fflr  wissenBchaftliclie  und  gescbäftliche  iDteressen 

der  Pharmacie. 

GegrOndet  von  Dr.  Hermaim  Hager  im  Jahre  1859. 

EiBcheint  jeden  Donnerstag. 

Bezugspreis  yierteljährlich:  durch  Bachhandel  oder  Post  2,50  Mk.,  durch' Geschäfts- 
stelle im  Inland  3,—  Mk.,  Ausland  3,60  Mk.  —  Einzelne  Nummern  30  Pf. 

An  z  e  i  g  e  n :  die  einmal  gespaltene  Elein-Zeile  30  Pf.,  bei  größeren  Anzeigen  oder  ^  ieder- 

holungen  Preisermäßigung 

Leiter  der  \  Dr.  Alfred  Schneider,  Dresden-A.  21;  Schandauer  Str.  43. 
Zeltsehrift:  J  Dr.  Paul  Süß,  Dresden-Blasewitz;  Oustay  Freytag-Str.  7. 

Gesehlftsstelle:  Dresden-A.  21;  Schandauer  Straße  43. 


M29. 


Dresden,  19.  Juli  1906. 


Der  neuen  Folge  XXVII.  Jahrgang. 


XLVIL 

Jahrgang. 


iDhali :  Clienle  aid  Phamaele:  Neue  spanUohe  Pharmakopoe.  ~~  SalicylB&ureglyoerlnformaleeter.  —  Anf- 
■ehlieUnog  Ton  Krlntern.  —  NeUler'a  Beafens.  —  Verhandlongen  des  VI  Internationalen  Kongresses  fUr  ange* 
windle  Chemie.  -  Neue  Arsneimittel.  —  ManganbesÜmmong  im  Trinkwasser.-— Schwefelsiurebestimmg.  im  Trinkwasser. 
—  üntersachnng  Tersehiedener  Seifen.  •—  Bestimmung  des  Alkoholgehalls  wlsseriger  Losungen  darch  den  Gefrier- 
punkt. —  Neuer  Formaldehydnachweis.  —  BlutfarbstofT  im  Kot.  —  Yanillini  Kumarin  und  Aoetanilid  —  Eiwelli 
im  Blut.  —  Arsen  in  Leichenteilen.  —  Nahmngiiiiittel-Chemie.  —  Therapentisebe  MitteilnDjcen.  —  Photo- 
grapblflehe  Mlttoiluigen.  —  Bfl«hersQhaik  —  Venehledene  Mlneüanswa*  ^  BrlefweobML 


Chemie  und  Pharmacie. 


Die 
neue  spanische  Pharmakopoe 

(Farmacopea   Ofioial  Espanola,    S^ptima 

Ediciön  1905  >). 

Besprochen  von  Dr.  O.  Wetgel. 

Gelegentlich  der  Besprechung  des 
letzthin  nenerschienenen  amerikanischen 
Arzneibuches  in  vorliegender  Zeitschrift*^) 
erwähnte  ich  bereits,  daß  auch  eine 
Nenausgabe  der  spanischen  Pharmakopoe 
erfolgt  ist.  Gleichzeitig  wurde  gesagt, 
daß  es  sich  bei  dem  jetzt  so  häufigen 
Erscheinen  der  Arzneibttcher  kaum  noch 
der  großen  Mühe  lohnt,  eine  Universal- 
Pharmakopöe  zusammenzustellen,  und  es 
daher  nötig  ist,  die  hauptsächlichsten 
Arzneibttcher  in  der  Fachpresse  einer 
gebflhrenden  Besprechung  zu  unter- 
ziehen^). 

*)  M.  Romero's  Verlag,  Madrid. 

-)  Pharm.  Centndh.  47  11906],  1. 

•<)  Demzufolge  wird  in  Xürze  auch  die  neu- 
erschienene österreichische  Pharmakopoe  (Ed. 
VIU)  an  dieser  Stelle  besprochen  werden. 


Die  neue  Farm.  Esp.  VIP),  welche 
seit  Ende  des  vorigen  Jahres  in  Kraft 
ist,  bat  die  1884  erschienene  6.  Aus- 
gabe abgelöst.  Sie  hat  in  der  in-  wie 
ausländischen  Fachpresse  eine  recht  ver- 
schiedene, d.  h.  nicht  durchaus  gunstige 
Beurteilung  gefunden.  Immerhin  kann 
man  zweifellos  das  Urteil  fällen,  daß 
die  mit  der  Herausgabe  der  Farm.  Esp.  VII 
betraute  Kommission  außerordentb'ch  be- 
müht gewesen  ist,  zu  sichten,  zu  ver- 
bessern und  zu  erweitem,  überhaupt 
dem  Arzneibuch  ein  modernes  Gewand 
zu  verleihen.  «Auf  einen  Hieb  fällt 
kein  Baum»  —  dies  Sprichwort  ist  hier 
am  Platze,  und  man  darf  die  Hoffnung 
hinzufügen,  daß  die  noch  vorhandenen 
Mängel  in  der  nächsten  8.  Ausgabe  ab- 
gestellt werden. 

Gehen  wir  nun  auf  den  Inhalt  des 
neuen  spanischen,  in  der  Landessprache 


')  Farm.  Esp.  VII  =  Abkürzung  für  Farma- 
copea Espanola,  Septima  Edicion. 


576 


verfaßten  Arzneibaches  näher  ein.  Es 
enthält  weit  über  1000  (etwa  1080) 
Arzneimittel,  darunter  eine  große  An- 
zahl vegetabilischer  Drogen  und  galen- 
ischer  Präparate,  für  d^e  in  Spanien 
eine  besondere  Vorliebe  vorhanden  zu 
sein  scheint.  Die  Fortschritte  der  7. 
Ausgabe  im  Vergleich  zur  vorhergehen- 
den lassen  sich  kurz  durch  folgende 
Hauptpunkte  charakterisieren:  Es  sind 
obsolete,  sozusagen  noch  aus  dem  Mittel- 
alter stammende  Arzneistoffe  z.  B.  tier- 
ischer Herkunft,  wie  Skorpione  und 
Frösche,  gestrichen  worden.  Dafttr  hat 
man  bewährte,  neue  chemische  Arznei- 
körper in  weitaus  größerer  Anzahl,  als 
im  D.  A.-B.  rv  vorgesehen,  aufgenommen. 
Von  diesen  seien  genannt:  Antipyrin, 
Aristol,  Benzonaphthol,  Betol,  Dermatol, 
Diuretin,  Euchinin,  Euphorin,  Ekalgin, 
Ouajakol,  Ichthyol,  Jodol,  Phenacetin, 
Saccharin,  Salol,  Sulfonal,  Terpinol, 
Trional,  Urethan,  Xeroform,  desgleichen 
auch  Cantharidin,  Digitalin,  Ergotin, 
Ergotinin,  Spartein  u.  a.  m.  Femer 
sind  zeitgemäße  Vorschriften  für  zahl- 
reiche medizinische  Watten  und  hydro- 
phile Verbandstoffe,  Heilwässer  und 
Arzneibäder,  gangbare  Spezialitäten  (wie 
Asthmazigaretten,  Lebertranemulsionen), 
Gelatinekapseln,  Kataplasmen,  medizin- 
ische Seifen  usf.  aufgenommen.  Hieraus 
geht  der  moderne  Charakter  der  Farm. 
Esp.  VII  besonders  hervor.  Auch  die 
Serumtherapie  kommt  durch  Aufnahme 
des  Behring' scheu  Diphtherie-Heilserum 
sowie  der  känsüichen  JSayem'schen.  Sera 
(vergl.  Pharm.  Centralh.,  Neue  Arznei- 
mittel, Nachtrag  1906,  S.  64)  zu  ihrem 
Recht. 

Ein  weiterer,  anerkennenswerter  Fort- 
schritt ist  der  Anschluß  an  die  haupt- 
sächlichsten Brüsseler  internationalen 
Abmachungen  (Ph.  C.  44  [1903],  242, 
47  [1906],  4)  wonach  Farm.  Esp.  VII 
die  Tinkturen  starkwirkender  Drogen 
im  Verhältnis  1:10,  Aqua  Laurocerasi 
1 : 1 000,  Acidum  hydrocyanicum  2  proc, 
Liquor  Fowleri  1  proc.  Pulvis  Dpveri 
mit  je  10  pCt  Opium-  und  Brechwurzel- 
pulver usw.  bereiten  läßt.  Auch  die 
Annahme  [des  t  metrischen  (Dezimal-) 
Systems  und  der  1904  von  der  Atom- 


gewicht-Kommission festgelegten  Atom- 
gewichte (Sauerstoff  =  16),  die  Auf- 
nahme praktischer  Hil&tabellen  in  das 
Arzneibuch  beweisen  die  fortschrittliche 
Tendenz  des  Farm.  Esp.  VU. 

Nicht  80  auf  der  Höhe  ist  diePharmakopöe 
mit  ihren  Vorschriften  zur  Prüfung  der 
ArzneistofEe.  Die  diesbezfiglichen  An- 
gaben sind  vielfach  nicht  scharf  genug 
gefaßt,  oft  sogar  recht  ungenau.  Hier 
wird  man  bei  der  folgenden  Ausgabe 
besonders  kritisch,  d.  h.  verbessernd 
und  ergänzend  einsetzen  mflssen.  Um 
nach  dieser  Richtung  hin  einiges  her- 
auszugreifen sei  gesagt,  daß  z.  B.  die 
Schmelzpunktangaben  bei  verschiedenen 
chemischen  Präparaten  teils  zu  hoch, 
teils  zu  niedrig  gegriffen  sind,  also  mit 
den  Angaben  der  exakten  Forschung 
nicht  übereinstimmen.  Ffir  Cocainum 
hydrochloricum  wird  ein  Schmelzpunkt 
von  2010  (7  (richtig  ist  182  bis  183  <>  C), 
bei  Chloralhydrat  47  ^  (gegen  57  bis  58  % 
bei  Thymol  40  ^  (gegen  50  bis  61  O)  ge- 
fordert. Maßanalytische  Bestimmungen, 
z.  B.  bei  Säuren  und  Salzen,  fehlen 
ganz,  ebenso  sucht  man  beispielsweise 
bei  Formaldehyd  vergebens  nach  einer 
Angabe  über  die  gewünschte  Stärke. 

Für  einige  starkwirkende  Drogen  und 
deren  Präparate  normiert  Farm.  Esp.  VII 
zwar  einen  Minimalgehalt  an  wirksamen 
Substanzen,  gibt  aber  für  die  Ermittel- 
ung derselben  keine  näheren  Vorschriften. 
So  sollen  Radix  Ipecacuanhae  2  pCt, 
Extractum  Strychni  16  pCt,  Tinctura 
Strychni  0,25  pCt  Alkaloide,  Opium  10 
pCt  (hierfür  ist  allerdings  eine,  aber 
veraltete  Methode  angegeben),  Extractum 
Opii  20  pGl  und  Vinum  Opii  compositum 
1  pCt  Morphin  enthalten. 

Von  Chinarinden  sind  3  Sorten  offi- 
zinell :  Calisaya-,  Loxa-  und  Sucdmbra- 
Rinde.  Der  hierfür  geforderte  Minimal- 
gehalt an  Gesamtalkaloid  (für  erstere 
3,5  pCt,  für  letztere  beiden  3  bis  3  pCt) 
ist  zu  niedrig  bemessen,  dagegen  der 
für  Jalapenwurzel  vorgeschriebene  Harz- 
gehalt von  15  bis  18  pGt  viel  zu  hoch, 
da  die  jetzige  Handelsware  durchschnitt- 
lich nur  8  bis  10  pCt  Harz  enthält 

Wenig  sorgfältig  und  zum  teil  recht 
mangelhaft  sind  besonders  die  Angaben 


577 


über  die  Eigenschaften  und  Prüfungen 
der  ätherischen  Oele.  Zwar  zieht 
Farm.  E^p.  VII  sogar  das  optische 
Drehangsvermögen  zor  Feststellung  der 
Reinheit  heran,  macht  darüber  aber 
meist  nor  so  allgemeine  Angaben,  daß 
noch  immer  reichlich  Baum  zum  Ver- 
fälschen bleibt.  Farm.  Esp.  Vli  schreibt 
vor,  daß  z.  B.  ZitronenOl  rechts,  PfcdSer- 
minzOl,  NelkenOl  usw.  Imks  drehen.  Das 
ist  ganz  richtig,  aber  wenn  die  Bestimm- 
img des  Rotationsvermögens  für  die  Be- 
urteilung ätherischer  Oele  wirklich  Wert 
haben  soll,  müssen  auch  die  Rotations- 
grenzen genau  festgelegt  sein.  Aber 
sogar  direkt  falsche  Angaben  macht 
Farm.  Esp.  VE.  CajepuWl  soll  optisch 
inaktiv,  Rosmarinöl  linksdrehend  sein, 
während  doch  die  Praxis  lehrt,  daß 
ersteres  schwach  linksdrehend  (bis  etwa 
—  2  <^)  und  letzteres  gerade  umgekehrt, 
also  rechtsdrehend  ist.  Solche  verfehlte 
Angaben  hätten  unbedingt  vermieden 
weiden  mfissen,  zumal  darüber  reich- 
liehe, von  Autoritäten  zusammengestellte 
und  jedermann  zugängliche  Literatur 
vorhanden  ist.  Von  der  Bestimmung 
der  wertvollen  Bestandteile  in  ätherischen 
Oelen  (z.  B.  Linalylacetat  in  Lavendel- 
öl,  Menthol  in  Pfefferminzöl,  Santalol 
in  Sandelholzöl  usw.)  zwecks  Feststell- 
ung der  Qualität  und  Reinheit  hat 
Farm.  Esp.  VII  ganz  abgesehen,  was 
viel  eher  zu  verstehen  wäre,  wenn  die 
im  Arzneibuch  gemachten,  einfachen 
Vorschriften  über  optische  Drehung, 
spezifisches  Gewicht,  Löslichkeit  und 
dergl  genauer  stimmten.  Das  Kapitel 
«ätherische  Oele»  bedarf  jedenfalls  bei 
der  nächsten  Neuausgabe  einer  sorg- 
fältigen Revision. 

Beim  Studium  der  Farm.  Esp.  VII 
macht  man  noch  folgende  allgemeine 
Wahrnehmungen,  die  erwähnenswert 
sind:  Die  offizineUen  üeberschriften,  d.  h. 
die  Bezeichnungen  der  Arzneimittel  sind, 
ebenso  wie  der  Text,  spanisch;  es  sind 
diesen  aber  in  der  Re^el  sowohl  spa- 
nische wie  lateinische  Synonyme 
beigefugt,  bei  den  chemischen  Präparaten 
außerdem  vielfach  noch  die  Formel  und 
das  Molekulargewicht.  Neben  den  An- 
gaben über  die  Prüfung  und  Aufbewahr- 


ung der  ArzneistofEe  finden  wir  auch 
solche  über  die  Wirkung,  Anwendung 
und  Gabe  des  betrefFenden  Arznei- 
stoffes. Letztere  bezieht  sich  jedoch 
nicht  auf  Einzel-  und  Tagesgabe,  wie 
in  unserem  Arzneibuch  vermerkt,  son- 
dern nur  auf  eine  für  Erwachsene  be- 
messene Durchschnittgabe,  wie  dies  auch 
in  der  Ph.  U.  S.  Vm  der  FaU  ist 

In  Drogen  wie  galenischen  Präparaten 
bietet  die  neue  Farm.  Esp.  dem  Arzt 
eine  große  Auswahl  dar,  was  schon 
aus  der  erwähnten  Gesamtsumme  von 
beinahe  1100  Arzneimitteln  hervorgeht. 
Das  spanische  Arznei  wesen  umfaßt  u.  a. 
Drogen,  die  bei  uns  wohl  dem  Namen 
nach  bekannt  sind,  therapeutisch  aber 
kaum  Verwendung  finden.  So  führt 
Farm.  Esp.  VU  z.  B.  als  offlzinell:  die 
Blätter  von  Lepidium  sativum,  Nastur- 
tium  officinale,  Origanum  dictamnus, 
Papaver  somniferum  var.  album,  die 
Blätter  und  Wurzeln  von  Cichorium 
Intybus,  die  Blätter  und  Früchte  von 
Myrtus  communis,  die  Früchte  von 
Cupressus  sempervirens,  das  blühende 
Kraut  von  Erythraea  chilensis,  das 
Rhizom  von  C^clamen  europaeum  u.  a. 
mehr.  Aber  auch  zahlreiche  in  unserer 
Volksmedizin  eine  Rolle  spielende,  vege- 
tabilische Drogen  hat  Farm.  Esp.  auf- 
genommen; hiervon  seien  genannt:  Adonis 
vemalis  und  Convallaria  majalis,  Farfara 
und  Taraxacum,  Turiones  Pini  und  Po- 
puli usw.  Bezeichnend  für  die  medi- 
zinischen Bedürfnisse  des  Spaniers  ist  es, 
daßdas  neue  Arzneibuch  noch  Schnecken, 
präparierte  Schwämme,  rote  Korallen 
und  geraspeltes  Hirschhorn  führt. 

Groß  ist  femer,  wie  eingangs  schon 
angedeutet,  die  Anzahl  der  galenischen 
Arzneimittel.  Farm.  Esp.  VU  enthält 
Vorschriften  für  nicht  weniger  als 
29  Arzneiwässer,  13  Mixturen,  54  Pulver- 
mischungen, 28  Pomaden  (Ersatz  für 
unsere  Salben),  11  Pillen,  48  Tinkturen, 
15  Arzneiweine  usw.  Es  ist  natürlich 
weder  möglich  noch  nötig,  an  dieser 
Stelle  auf  alle  diese  Präparate  der 
spanischen  Pharmakopoe  bezw.  deren 
Eigentümlichkeiten  näher  einzugehen. 
Diese   betreffen    eben    das   Land,    für 


678 


welches  das  Arzneibuch  verfaßt  ist,  in 
erster  Linie  selbst,  außerdem  kommt 
Deutschland  in  medizinischer  Hinsicht 
mit  Spanien  bei  weitem  nicht  in  dem 
Maße  in  Berührung,  wie  etwa  mit  den 
Vereinigten  Staaten  von  Nordamerika 
oder  den  Niederlanden,  deren  neu- 
erschienenen  Arzneibächem  in  vorliegen- 
der Zeitschrift  eine  ausführlichere  Be- 
sprechung gewidmet  worden  ist  (Pharm. 
Centralh.  47  [1906],  Nr.  1  u.  flg.  sowie 
Nr.  19  u.  ng.).  Immerhin  enthält 
aber  auch  die  Farm.  Esp.  VII  eine 
ganze  Reihe  von  Vorschriften  für  Arznei- 
stoffe bezw.  medizinische  Hilfsmittel,  die 
allgemeineres  Interesse  beanspruchen  und 
daher  in  folgendem  kurz  erwähnt  sein 
mögen.  Ans  einigen  Vorschriften  für 
galenische  Präparate  geht  hervor,  daß 
der  Spanier  Arzneimittel  mit  möglichst 
viel  Bestandteilen  liebt;  so  finden 
wir  ein  Oleum  Stramonii  compositum 
und  ein  Electuarium  Theiiaca  mit  je 
19  Inhaltsstoffen,  einen  Spiritus  Terebin- 
thinae  compositus  mit  16,  ein  zusammen- 
gesetztes Quecksilberpflaster  mit  12, 
ein  rotes  Bleipflaster  mit  10  Bestand- 
teilen usw.  Derartige  «Composita»  sind 
allerdings  nicht  recht  zeitgemäß,  da  die 
Therapie  schon  lange  nicht  mehr  dem 
Grundsatz  «Viel  hilft  viel!»  huldigt. 
Femer  scheint  der  Spanier  Arzneimittel 
mit  Vorliebe  in  Sirupform  zu  nehmen; 
so  fährt  Farm.  Esp.  Vli  u.  a.  Sirupe 
mit :  0,5  pCt  Bromoform,  3,33  pCt  Chloral- 
hydrat,  0,166  pCt  Kodein,  0,2  pCt 
Extractum  Belladonnae,  0,2  pCt  Ex- 
tractum  Digitalis,  0,166  pCt  Extractum 
Opii,  1  pCt  Extractum  fructus  Papaveris, 
0,02  pCt  Ferrum  arsenicicum,  5  pCt 
Kalium  bromatum,  0,04  pCt  Kalium 
hydrargyrojodatum,  0,05  pCt  Morphinum 
hydrochloricum,  0,01  pCt  Strychninum 
sulfuricum,  10  pCt  Tinctura  Ipecacuan- 
hae.  Charakteristisch  für  den  Süden 
ist  es,  daß  Farm.  Esp.  Limonaden 
führt;  wir  finden  Vorschriften  für  Zi- 
tronen- und  brausende  Zitronenlimonade, 
für  Limonaden  mit  Gehalt  an  Salzsäure 
(0,3  pCt),  Salpeter-  oder  Schwefelsäure 
(je  0,15  pCt).  Auch  ein  nahrhaftes 
Erfrischungsgetränk  für  Kranke  kennt 
Farm.  Esp.  VH,  ein  Eiweißwasser, 
welches  aus  dem  Eiweiß  von  4  Eiern 


und  1  Liter  Wasser  bereitet,  mit  Zucker 
versüßt  und  mit  Zitrone  und  Orangen- 
blüte aromatisiert  wird. 

Medizinische  Wässer  sind  über- 
haupt zahlreich  in  der  neuen  spanischen 
Pharmakopoe  vertreten ;  aber  nicht  etwa 
nur  die  bekannten  (destillierten),  andi 
im  D.  A.-B.  IV  aufgeführten,  sondern  da- 
neben verschiedene  künstliche  Mineral- 
wässer für  Trinkkuren.  Wir  finden 
Vorschriften  für  kohlensaures,  schwach 
alkalisches.  Eisen-,  Schwefel-,  Sanerstoff- 
nnd  Stickstoffwasser.  Letztere  beiden 
werden  durch  Sättigen  des  Wassers  mit 
Sauerstoff-  bezw.  Stickstoffgas  hergestellt 
Sauerstoff  spielt  noch  insofern  eine 
Rolle  in  der  Farm.  Eisp.,  als  sie  An- 
leitung dafür  gibt,  wie  derselbe  zu 
Inhalationszwecken  —  auch  im  Kleinen 
—  am  rationellsten  zu  bereiten  ist, 
nämlich  durch  Erhitzen  von  chlorsanrem 
Kalium  und  Manganperoxyd  oder  durch 
Einwirkung  von  Wasser  auf  Natrium- 
peroxyd. Nicht  vergessen  ist  die 
durchaus  nicht  unwichtige  Anleitung 
zur  Bereitung  sterilisierten  Wassers, 
welches  die  Farm.  Esp.  durch  15  Minuten 
langes  Erhitzen  des  destillierten  Wassers 
im  Autoklaven  bei  116  bis  120^  (7  her- 
stellen läßt.  Sterilisiertes  Wasser  wird 
z.  B.  für  alle  wässerigen  Einspritz- 
ungen unter  die  Haut  voi^eschrieben. 
Vorschriftenfür  solche  führt  Farm-Esp.  VII 
nämlich  7  und  zwar  mit:  ApomorpUnum 
hydrochloricum  (1  pCt),  Chininnm  hydro- 
bromicum  (10  pCt),  Chininum  hydro- 
chloricum (1  pCt),  Cocainum  hydro- 
chloricum (1  pCt),  Coffeinum  (20  pCt 
+  20  pCt  Natrium  benzoicum),  Elrgotin 
(10  pCt  +  20  pCt  Glycerin)  und  Er- 
gotinin  (0,1  pCt  +  ^f^  P^  Acidom 
lacticum).  Ehe  wir  das  Wasser  als 
Heilfaktor  in  verschiedenster  Form  ver- 
lassen, sei  noch  erwähnt,  daß  Farm. 
Esp.  Vn  auch  Vorschriften  für  künst- 
liche Mineral-  und  Arzneibäder 
gibt ;  es  sind  solche  für  Schwefel-,  alka- 
lische und  Seebäder,  sowie  für  aroma- 
tische Bäder  vorgesehen.  In  dieser  Be- 
ziehung steht  also  die  spanische  Pharma- 
kopoe den  Arzneibüchern  anderer  Länder 
voran.  Generalvorschriften  für  Augen- 
tropfen gibt  Farm.  Esp.  Vn  insofenii 
als  sie  vorschreibt,  daß   Augentropfen 


579 


{Atropin.  salfaric.         ==  0,0001  g\      in 
CooftLD.  hydrocbloric.  =  0,0005  g  i  e  i  n  e  m 
PhyBOStigmiD.Biüfaric.  =  0,0001  g  j  Tropfen 

enthalten  sollen. 

Eigenartig  ist  die  Vorschrift  fttr 
Arzneistäbchen  (Bongies);  die  Grund- 
masse  hierfflr  besteht  aus  arabischem 
Gammiy  Milchzacker^  Honig  und  Glycerin. 
Zu  dieser  mischt  man  das  betreffende 
Medikament  nnd  formt  daraus  1,5  cm 
lange  Stäbchen,  die  schließlich  mit  einem 
Hausenblasenüberzug  versehen  werden. 

Fflr  Gelatinekapseln  gibt  Farm. 
Esp.  VI!  3  Vorschriften ;  die  Zusammen- 
setzung der  Gelatinemasse  richtet  sich 
nach  der  Beschaffenheit  des  Arznei- 
mittels, mit  welchem  die  Kapseln  zu 
füllen  sind.    Die  Masse  besteht  demnach 


aus: 

for: 

1)  1  TeU  Oelatioe 
2  Teile  Wasser 

Aether,  Teer 
u.  dergl. 

2)  3  Teile  Gelatine 
6  Teile  Wasser 
1  Teil  Glycerin 

ätherische  Gele 

and  ätherische 

Extrakte 

3)  1  Teil  Gelatine 
2  Teile  Wasser 
2  Teile  Glycerin 

Lebertran  und 
Ricinusöl 

Für  Eataplasmen  finden  sich  in 
Farm.  Esp.  VII  ebenfalls  Vorschriften 
vor  und  zwar  für  ein  alkalisches  Eata- 
plasma  und  für  solche  mit  Herba  Conii, 
Semen  Lini  oder  Semen  Sinapis  als 
wirksamem  Bestandteil. 

Von  den  Oelen  der  Farm.  Esp.  ist 
zu  erwähnen^  daß  dieselbe  auch  Eieröl 
und  Phosphor5l  führt;  letzteres  in  zwei 
Stärken:  1 :  100  und  1 :  1000. 

Unter  den  zahlreichen  (28)  medizin- 
ischen Pomaden  der  Farm.  Esp.  haben 
wir  unsere  Salben  zu  verstehen,  obgleich 
das  spanische  Arzneibuch  auch  Salben 
kennt  und  für  solche  7  besondere  Vor- 
schriften aufführt.  Die  medizinischen 
Pomaden  enthalten  u.  a.  als  wirksame 
Bestandteile:  Borsäure  (10  pCt),  Ichthyol 
(20  pCt),  Jodoform  (10  pCt),  Karbolsäure 
(5  pCt),  Kolomel  (10  pCt),  Kampher 
(7  pCt),  Teer  (15  pCt),  Zinkoxyd  (10  pCt) 
usw. 

Selbst  Angaben  über  medizinische 
Seifen  fehlen  nicht;  Farm.  Esp.  erwähnt 
Mandel-,  Oliven-  und  KokosOlseife,  ferner 


solche  mit  Gehalt  an  Karbolsäure  (5  pCt), 
Sublimat  (1  pCt)  und  Teer  (10  pCt). 

Bei  T  i  n  k.t  u  r  e  n  macht  Farm.  Esp.  VII 
einen  Unterschied  zwischen  wässerigen 
und  Spirituosen  Tinkturen.  Bei  ersteren 
fällt  die  geringe  Menge  der  anzuwenden- 
den Droge  und  infolgedessen  die  kurze 
Mazerationsdauer  auf;  so  sind  wässerige 
Quassia-  und  Enziantinktur  je  einpro- 
zentig  und  durch  8  stündige  Mazeration 
zu  bereiten,  wässerige  Rhabarber tinktur 
ist  3  prozentig  und  innerhalb  12  Stunden 
herzustellen. 

Die  weingeistigen  Tinkturen  läßt 
Farm.  E^p.  teils  durch  Perkolaücn,  teils 
durch  Mazeration  oder  auch  durch  ein- 
faches Lösen  bereiten.  Sie  sind  fast 
alle  10 prozentig,  also  nicht  nur  die 
der  starkwirkenden  Drogen  (gemäß  dem 
Brüsseler  Beschluß),  sondern  auch  die 
übrigen,   wie    z.  B.   Tinctura  Arnicae, 

—  Canellae,  —  Chinae,  —  Colae,  — 
Colombo,   -    Eucalypti,  —   Qentianae, 

—  Hamamelidis  u.  a.  mehr.  Tinctura 
Castorei  ist  4  prozentig,  und  Tinctura 
Opii  wird,  abweichend  vom  D.  A.-B.  IV, 
durch  Auflösen  von  5  g  Opiumextrakt 
in  100  g  70proc.  Weingeist  hergestellt. 

Groß  ist  die  Anzahl  der  Arznei- 
weine in  der  Farm.  Esp.  VII,  die  sie 
mit  Hilfe  von  3  Naturweinen  bereiten 
läßt.  Die  offizineilen  Naturweine  sind: 
Weißwein,  Malaga  und  Sherry ;  ersterer 
mit  12  bis  14  pCt  Alkoholgehalt,  letztere 
beiden  mit  16  bis  18  bez.  18  bis  20  pCt. 
Die  damit  bereiteten  Arzneiweine  sind 

—  kurz  erwähnt  —  folgende:  Vinum 
Aurantii  corticis  (5  pCt),  —  Chinae 
(6  pCt),  —  Chinae  ferratum  (6  pCt  + 
2  pCt  Ferrum  citric.  rec.  parat.),  — 
Coca  (3  pCt),  —  Colae  (5  pCt),  —  Co- 
lombo (3  pCt),  —  Condurango  (3  pCt;, 

—  Ferri  citrici-ammoniati  (0,5  pCt),  — 
Pepsini   (5   pCt),    —  Pepton!  (4  pCt), 

—  stibiatum  (0,4  pCt).  Außerdem  ist 
ein  Vinum  Opii  compositum  vorgesehen, 
mit  einem  Gehalt  von  1  pCt  Morphin, 
und  ein  Vinum  jodotannicum,  für 
welchen  die  gegebene  Vorschrift  folgen- 
dermaßen lautet:  Man  löst  2  Teile  ge- 
pulvertes Jod  in  20  Teilen  96proc. 
Weingeist  einerseits  und  2  Teile  Tannin 
in  12  Teilen  Wasser  andererseits,  mischt 


582 


Aus  den 
Verhandlungen    des  VI.   Inter- 
nationalen Kongresses   für  an- 
gewandte Chemie. 

(Fortsetzung  von  Seite  562.) 

In  der  Sektion  für  Hygiene,  medizinlBche 
nnd  pharmazeatische  Chemie  gibt  E,  Bour- 
quelot  für  die 

Ermittelung  des  Inosits  in  Oeweben, 
Sekreten  und  Exkreten 

ein  neues  Verfahren  an. 

Die  gewöhnlich  angewendete  Methode,  in 
nacheinander  folgenden  Ausfällungen  mit  neu- 
tralem und  basischem  Bleiaoetat  bestehend, 
liefert  selten  gute  Ergebnisse,  der  Inosit  geht  da- 
bei verloren.  Verf.  fällt  zunächst  bei  An- 
wesenheit von  Essigsäure  mit  neutralem 
Bleiacetat,  eine  zweite  Ausfällung  erfolgt 
dann  in  neutraler  Flüssigkeit,  schließlich  wird 
Bleiessig  und  ammoniakalischer  Bleiessig  an- 
gewendet. Manchmal  ist  es  vorteilhaft;  da- 
bei zu  erwärmen.  Der  isolierte  Inosit  wird 
mit  saurem  Quecksilbemitrat  und  Strontium- 
acetat  identifiziert.  Inosit  ist  im  Pflanzen- 
und  Tierreiche  sehr  verbreitet.  Wahrschein- 
lich kommt  ihm  eine  bedeutende  Rolle  beim 
Stoffwechsel  zu. 

Aus  der  Sektion  für  Analytische  Chemie  sei 
folgendes  berichtet. 

Eine  neue  Beaktion  auf  Sauerstoff 

empfiehlt  Prof.  Christomanos  ihrer  Em- 
pfindlichkeit wegen.  Man  läßt  Phosphor- 
tribromid  auf  gelöstes  oder  kristallisiertes 
Kupfemitrat  einwirken.  Man  erhält  eine 
rosa-  bis  purpurfarbige  Flüssigkeit  unter 
Entweichen  von  Stickozyden.  Die  Reaktion 
erfolgt  unter  Selbsterwärmuag.  Wenn  die 
Flüssigkeit  sich  wieder  abgekühlt  hat,  wird 
sie  mit  Aether  überschichtet  und  stark  ge- 
schüttelt. Die  schwerere  Schicht  wu^  bei 
Gegenwart  von  Sauerstoff  rotviolett,  die 
Aetherschicbt  dagegen  grün.  Nach  einigen 
Minuten  verschwinden  die  Farben,  können 
aber  bei  Gegenwart  kleiner  Mengen  Sauer- 
stoff wieder  auftreten. 

Ueber  das  Vorkommen  des  Nickels  und 
•eine  neue  EobaltreaktioB 

spricht  K,  Kraut.  Mit  Hilfe  des  von 
Tschugaeff  empfohlenen  Dimethylglyoxims 
konnte  Verf.   unter   Anwendun;^    von    1    g 


Asche  das  Nickel  im  Torf,  in  Braun-  nnd 
Steinkohle  verschiedenster  Herkunft,  aber 
auch  im  Tuff  des  Vesuv  nachweisen.  Das 
bei  diesen  Versuchen  erhaltene  nickelfreie 
überschüssiges  Glyozim  enthaltende  Filtnt 
zeigte  in  einigen  Fällen  eine  rotgelbe  Färb- 
ung, die  von  einem  Kobaltgehalte  herrfilirte. 
Verdünnte  Eobaltlösungen  werden  bei  Gegen- 
wart von  Dimethylglyoxim  auch  in  ammon- 
iakalischer Lösung  nicht  durch  Schwefel- 
wasserstoff gefällt,  nehmen  aber  langsam 
eine  tief  weinrote^  beim  Stehen  dunkel^  so- 
weilen  blau  werdende  Farbe  an. 

Die  gewiohtsanalytisohe  Bestimmung  des 
Ozons  und  die  'Ozonzahl  der  Oele 

behandelt  P.  Fenaroli.  Ungesättigte  Fett- 
säuren und  Oele  absorbieren  ebenso  vide 
Molekeln  Ozon,  als  sie  Doppelbindungen 
besitzen.  Diese  Absorption  ist  in  einem 
Liebig'w^ea  Apparate  bei  etwa  180  Gas- 
blasen in  1  Minute  und  bei  10  bis  40^  C 
eine  vollständige,  wenn  das  Od  mit  einem 
ozonisierten  Luft-  oder  Sauerstoffstrom  be- 
handelt wird.  Die  Gewiditszunahme  gibt 
die  Ozonzahl,  die  vollständig  der  Jodzahl 
entspridit.  Da  das  entstehende  Produkt 
gewöhnlich  fest  ist,  so  ist  es  ratsam,  daa 
Oel  vorher  m  Petroläther  zu  lösen.  Der 
Vortragende  gibt  folgende  Werte  als  Bei- 

spid  an: 

Ozonzahl 
Jodzahl     berechnet  gefnndeo 

Olivenöl  83,8  16,9  16 

Maisöl  114,1  2J,6  21,6 

Leinöl  176,8  33,5  84,0 

RicinuBÖl  86,4  16.3  16^. 

Farbreaktionen  organischer  Körper  mit 
B  atriumperoxydbydrat 

hat  P.  Alvarex  studiert  In  emer  kleinen 
Porzellanschale  werden  0,05  bis  0,1  g  der 
organischen  Verbindung  mit  0,2  bis  0,3  g 
des  Reagens  nnd  5  com  Alkohol  behandelt, 
nach  5  Minuten  wird  mit  15  ocm  Wasser 
verdünnt  Es  geben:  Eurhodin  stuke 
Rosafärbung,  die  mit  Essigsäure  gdb  wird, 
Chrysazolin:  weinrot^  waaserbeständig, 
mit  Essigsäure  stark  gdb.  Dioxyanthra- 
chinon:  blauviolett,  wasserbeständig,  mit 
Säure  stark  gdb.  Alizarinrot  ans  Krapp: 
mehr  nach  Violett,  mit  Sänre  ormngegdb. 
Trioxyanthrachinon:  stark  violettrot, 
mit  Wasser  kirschrot  Ghrysophanaänre: 
kirschrot,  mit  Wasser  noch  lebhafter.  Rosol- 


583 


säure:  staric  purpurrot;  waaserbestAndig. 
Anthragallol:  dunkelblaue  Farbe  fast 
sehwarz«  Purpurinalizarin:  schöne 
wasserbeständige  Rosafftrbung.  D  i  o  x  y  - 
chinon:  Kastanienbraun,  mit  Wasser  rot. 
Elalnsfture:  braun,  fast  sehwarz,  mit 
Wasser  gelb. 

Weiterhin  sprach  Lohmann 

ITeber  die  Kohlensäure  des  Handels. 

Die  natflrliohe  Kohlensäure  enthält  oft 
große  Mengen  von  Luft  und  eignet  sich 
deshalb  nicht  zur  Herstellung  kohlensäure- 
haltiger Getränke.  Bei  der  Herstellung  der 
künstlichen  Kohlensäure  ist  auf  die  Besdtigung 
von  Kohlenoxyd  besonders  zu  aditen.  Die 
quantitative  Bestimmung  der  Luft  der  Kohlen- 
säure erfolgt  gasometrisch,  indem  man  eine 
bestimmte  Menge  der  letzteren  in  ^er  luft- 
freien Bürette  durch  ELalilauge  absorbieren 
läßt  Die  Kohlensäurebombe  soll  bei  der 
Probenahme  wagerecht  liegen.  Kohlenoxyd, 
Schwefelwasserstoff,  spezifisch  schwere  Rauch- 
gase und  Wasser  sollen  in  Handelskohlen- 
Bäure  nicht  enthalten  sein,  Luft  nur  in 
Mengen  von  höchstens  0,5  pCt 

(Chem.-Ztg.  1906,  432,  436,  438;  439, 

450.) 

(Schluß  folgt.) 


Neue 

A.  S.  ist  eine  abgekürzte  Bezeichnung 
für  Antistreptokokken-Serum. 

Haemobinde  ist  der  Handeisname  einer 
Monatsbinde  für  Damen.  Bezugsquelle: 
KorwiW^  Mohrenapotheke  in  Wien  I,  Tuch- 
lauben 27. 

Holländische  Säuglingsnahrung  ist  nach 
Jahrb.  f.  Kinderheilk.  Bd.  XIII  ein  Butter- 
milch-Qemisch  von  1  L  aus  frischem,  saurem 
Rahm  gewonnener  Buttermilch,  60  g  Zucker 
und  15  g  Weizenmehl.  Diese  Nahrung 
kommt  in  Flaschen  zu  Y^  L  in  flüssiger 
Form  trinkfertig  und  ab  feines  Pulver  m 
den  Handel. 

Jecoferrol  nennt  Apotheker  Dr.  Jid. 
Franxos  m  Tamopol  emen  Jodeisenleber- 
tran. 

Liquor  sedaas  wird  angeblich  aus  Vibur- 
num  prunifolium,  Hydrastis  canadensis  und 
Pisd^  Erythrina  bereitet  Anwendung: 
als    schmerzstillendes   Mittel   besonders   bei 


Leiden  der  Gebärmutter  und  des  Eierstockes. 
Darsteller:  Parke,  Davis  <&  Co,  in  Detroit. 

Maraplaste  sind  Pflastermulle,  die  aus 
Paragummi  hergestellt  sind.  Sie  haben  keine 
der  Haut  ähnliche  Farbe,  stehen  aber  den 
PflastermuUen  an  Tiefenwirkung  nicht  nach 
und  übertreffen  durch  ihre  Haltbarkeit  so- 
wie Klebekraft  die  amerikanischen  Präparate, 
besonders  wenn  sie  frisch  sind. 

P  T  0  ist  eine  Abkürzung  für  Perlsucht- 
tuberkulin  (Pharm.  Centralh.  45  [1904], 
669),  das  nach  Spengler  im  Verein  mit 
T  0  A  zur  Behandlung  der  Tuberkulose 
verwendet  wird.  unter  P  T  0  versteht 
man  auch  noch  Perlsuchtemulaion. 

Fyocyanase  ist  das  proteolytische  Ferment 
des  Bacillus  pyocyaneus.  Nadi  Wien.  klin. 
Wochenschr.  1906,  Nr.  25  hat  dasselbe  als 
Einträufelung  in  die  Nase  zur  Vorbeuge  bei 
Influenza-  und  Genickstarre-Epidemien  mit 
befriedigendem  Erfolge  Anwendung  ge- 
funden. Nach  einer  einmaligen  Einspritz- 
ung war  der  Nasenschleim,  frei  von  Micro- 
coccus  catarrhalis  und  Meningokokken. 
Lumbaieinspritzungen  bei  ausgebrochener 
Meningitis  versägten. 

Salimenthol*)  und  Samol*),  welch  letzteres 
aus  15  Teilen  Salimenthol  und  85  Teilen 
Salbengmndlage  besteht,  wird  von  dem 
Chemisch  -  pharmaoeutischen  Laboratorium 
Arnau  (Inhaber  R.  Eichmann)  in  Amau, 
Böhmen  dargestellt 

Sapene  sind  den  Vasogenen  und  Vaso- 
limenten ähnliche  Präparate,  sollen  aber  kein 
flüssiges  Paraffin  bezw.  keine  Ammoniaköl- 
seife  enthalten.  In  den  Handel  werden 
demnächst  kommen:  6-,  10-  und  20proc 
Jodsapen,  10-  und  20proc  Salicyl- 
sapen,  5-  und  lOproc.  Ichthyolsapen 
und  Formalinsapen  sowie  Kreosot- 
Kampher-Sapen,  letzteres  mit  je  5  oder 
10  pCt  Kreosot  und  Kampher.  Darsteller: 
Krewel  <&  de,,  G.  m.  b.  H.  in  Köln 
a.  Rh. 

Trypanrot  Vergleiche  den  ausführlichen 
Bericht  in  nächster  Nummer. 

Valda-Pastillen,  ein  Mittel  unbekannter 
Zusammensetzung  gegen  Husten  und  Heiser- 
keit wird  von  Apotheker  F,  Stahl  in  Metz 
angezeigt.  H.  Mentxel, 

*)  Pharm.  Centralh.  47  [1906],  540. 


584 


Manganbestimmung  im  Trink- 
wasser. 

Dem  Verfabren  liegt  die  Sauerstoff- 
bestimmung  im  Trinkwasser  nach  L.  W. 
Winkler  zu  gmnde,  welche  zur  Zeit  am  meisten 
angewandt  wird.  Sie  beruht  bekanntlich 
darauf,  daß  das  zu  untersuchende  Wasser 
mit  Manganchlorürlösung  und  Jodkalium- 
haltiger  Natronlauge  gemischt  und  mit  Salz- 
säure angesäuert  wird,  wobei  sich  eine  dem 
gelösten  Sauerstoff  aeqnivalente  Jodmenge 
ausscheidet,  die  man  mittels  Thiosulfatlösung 
bestimmt.  Die  Umsetzungen  hierbei  erfolgen 
nach  der  Gleichung: 

2Mn(OH)2  +  0  +  H2O  =  2Mn(OH)3. 

2Mn(OH)3  +  6H01  +  2KJ 

=  2MnOl2  +  2K01  +  6H2O  +  2J. 

6r.  Baumert  und  C.  Holde fleiß  haben 
nun  schon  früher  mit  Erfolg  versucht,  durch 
ümkehrung  der  obigen  Vorgänge  zu  einer 
brauchbaren  Methode  für  die  Mangan- 
bestimmung im  Trinkwasser  zu  gelangen. 
(Ztschr.  f.  Unters,  d.  Nahrungs-  u.  Genußm. 
1904,  VIII,  177.)  Dieselbe  hat  sich  der 
von  Knorre^Bchen  Methode  darin  als  über- 
legen erwiesen,  daß  sie  gestattet,  auch  in 
geringen  Wassermengen  z.  B.  schon  in  250 
ccm  den  Mangangehalt  ohne  sehr  langes 
Eindampfen  zu  ermitteln. 

Die  Titerstellung  der  Thiosulfatlösung 
gegen  eine  Mangansalzlösung  von  genau 
bekanntem  Gehalt  hat  der  Bestimmung 
voranzugehen  und  geschieht  folgendermaßen : 
Man  verdünnt  die  Lösung,  deren  Mangan- 
gehalt man  genau  kennt,  auf  emen  Gehalt 
von  etwa  10  mg  Mn  im  Liter  und  mißt 
100  ccm  derselben  in  eine  weiße  Glasstöpsel- 
flasche von  200  bis  250  ccm  Inhalt  ab. 
Man  fügt  5  ccm  lOproc.  reine  Natronlauge 
hinzu  und  läßt  die  Flüssigkeit  unter  öfterem 
kräftigen  Schütteln  und  Lüften  des  Stopfens 
etwa  5  Minuten  lang  stehen.  Man  fügt 
nun  5  ccm  lOproc.  Jodkaliumlösung  und 
unter  Umschwenken  tropfenweise  soviel  reine 
konzentrierte  Salzsäure  hinzu,  daß  der  dunkel- 
braune flockige  Niederschlag  sich  zu  emer 
klaren  gelben  Flüssigkeit  auflöst.  Nach 
Zusatz  von  2  ccm  frisch  bereiteter  Stärke- 
löeung  titriert  man  mit  einer  etwa  Viooo' 
Normal  -  Natriumthiosulfatlösung  (0,25  bis 
0,30  g  im  Liter),  indem  man  den  Flaschen- 
inhalt nach    jedem   Zusätze   kräftig  durch- 


schüttelt, auf  eben  verschwindende  Blau- 
färbung. Auf  weißer  ünteriage  ist  die 
Endreaktion  scharf  genug  erkennbar^  nötigen- 
falls kann  sie  durch  Rücktitration  versebärft 
werden. 

In  einem  Falle  wurden  z.  B.  für  100  ccm 
Manganlösung,  die  1,17  mg  Mangan  ent- 
hielten, 22  ccm  Thiosulfatlösung  verbraucht, 
mithin  ist  1  ccm  Thiosulfatlösung 

1  17 

-^  =  0,05319  mg  Mangan. 

Bei  der  Manganbestimmung  im 
Wasser  selbst  verfährt  man  nun  ganz 
ähnlich  wie  bei  der  Titerstellung.  Man  ver- 
sucht aber  vorher  sich  ein  Bild  von  der  in 
dem  fraglichen  Wasser  ungefähr  enthaltenen 
Manganmenge  zu  machen,  um  zu  sehen, 
wieviel  Wasser  man  zur  quantitativen  Mangan- 
bestimmung brauchen  wird.  Man  versetzt 
10  ccm  Wasser  mit  einigen  Tropfen  lOproc 
Ammoniumpersulfatlösung  und  verdünnter 
Salpetersäure  und  f  ügt.  SUbemitraÜösung  im 
geringen  Ueberschusse  hinzu  und  sohfittelt 
um.  Tritt  alsbald  eine  mehr  oder  weniger 
deutliche  Rotfärbung  ein,  so  enthält  das 
Wasser  ungefähr  0,5  mg  Mangan  oder  mdir 
im  Liter.  Bleibt  diese  Reaktion  aus,  so  ist 
weniger  Mangan  im  Wasser;  man  mischt 
nun  10  ccm  Wasser  mit  einigen  Tropfen 
Kali-  oder  Natronlauge  und  fügt  etwas  Jod- 
kaliumlösung, Salzsäure  und  Stärkelösung 
hinzu.  Sofortige  Blaufärbung  würde  noch 
0,1  mg  Mangangehalt  und  weniger  an- 
zeigen. 

Je  nach  dem  AusfaU  dieser  Vorproben 
werden  entweder  250  bis  500  oem  oder  bei 
sehr  geringem  Mangangehalt  500  bis  1000 
ccm  des  zu  untersuchenden  Wassers  unter 
Zusatz  von  1  ccm  konzentr.  Salzsäure  auf 
dem  Wasserbade  bis  zu  weniger  als  100 
ccm  eingeengt  Nunmehr  setzt  man,  behufr 
Abschddung  des  stets  vorhandenen  Eisens, 
etwas  auf  geschlämmtes  2&nkoxyd  oderBaryum- 
karbonat  hinzu  und  filtriert  in  die  Flasche, 
welche  man  zur  Mangantitration  gebraudien 
will.  Man  spült  die  Schale  nach  und  wäscht 
das  Filter  aus,  bis  das  Filtrat  100  eem 
beträgt.  Daiauf  setzt  man  5  ccm  Natron- 
lauge zu  und  verfährt  wie  bei  der  Titer- 
stellung angegeben.  Die  verbrauchten  ccm 
Thiosulfatlösung  multipliziert  mit  ihrem  Titer 
geben  den  Mangangehait  in  der  ursprüng- 
lich zum   Eindampfen  verwendeten  W 


585 


menge  an.     Denselbe  ist  aaf  ein  Liter  nm- 
znreohnen. 

um  Fehlerquellen  bei  der  Titerstellang; 
z.  B.  ans  dem  Enpfergehalt  des  deetillierten 
Waflsers^  auszuschließen,  wird  nebenher  ein 
blinder  Versuch  ausgeführt.  Trotzdem 
dieses  Verfahren  mit  so  stark  verdQnnten 
Losungen  arbeitet^  gelangten  die  Verfassei* 
doch  zu  sehr  brauchbaren  Ergebnissen  bei 
ihren  Kontrollversuchen.  (Bei  der  Nach- 
prüfung des  vorstehenden  glatten  Verfahrens 
wurden  recht  befriedigende  Ergebnisse  er- 
zielt    ßchriftleitung.)  —dei. 


jedoch  unschädlich  gemadit  werden,  mdem 
man  dem  Wasser  vor  der  Benzidinf&llung 
1  bis  2  ccm  einer  Iproc  Lösung  von  salz- 
saurem Hydroxylamin  zufügt 
^chr,  f,  angew,  Chem.  1906,  334.       BtL 


Bestünmung  der  Schwefelsäure 
im  Trinkwasser. 

F,  Basckig  in  Ludwigshafen  a«  Rh.  fand, 
daß  die  Schwerlöalichkeit  des  Benzidinsulfats 
in  Benzidinlösungen  so  groß  ist;  daß  sogar 
bei  schwefelsäurearmen  TrinkwSssem;  welche 
nneingedampft  mit  Ghlorbaryum  kernen 
NiedeiBchlag;  sondern  erst  nach  einiger  Zeit 
eine  Trübung  ergaben,  mit  schwacher  Benz- 
idinlSsung  schon  nach  wenigen  Augenblicken 
eine  Trübung  und  eme  recht  erhebliche 
Abscheidung  von  Benzidinsulfat  erfolgte. 
Weitere  Untersuchungen  des  Verf.  zeigten, 
daß  sich  ein  geringer  Teil  der  Sdiwefelsäure 
der  Besümmung  durch  Benzidin  entzieht, 
dieser  Teil  wurde  durch  Versuche  auf  1,5  mg 
Schwefelsäure  im  Liter  Wasser  festgestellt 

Der  vom  Verf.  mitgeteilte  einfache  und 
Bchnell  ausführbare  Gang  zur  Bestimm- 
ung der  Schwefelsäure  ün  Trinkwasser  ist 
nun  folgender:  Man  fügt  zu  der  für  die 
Untersuchung  bestimmten  Wassermenge, 
welche  je  nach  dem  Schwefelsäuregehalt  von 
5  Litern  bis  auf  Vs  Liter  abgestuft  wird, 
den  zwanzigsten  Teil  ihres  Volumen  an 
konzentrierter  Benzidinlüsung,  rührt  um  und 
läßt  15  Minuten  stehen.  Den  Niederschlag 
saugt  man  ab,  wäscht  mit  sehr  wenig  Wasser 
nach  und  titriert  ihn  mit  Vio-Normal-Natron- 
lauge.  Das  Ergebnis  rechnet  man  in  mg 
Schwefelsäure  im  Liter  Wasser  um  (1  ccm 
Vio  -  Normal  -  Natronlauge  entspricht  4  mg 
Schwefelsäure),  und  fügt  fflr  den  Benzidin- 
veriust  1,5  mg  hinzu.  Entsteht  kein  Nieder- 
schlag so  enthält  das  Wasser  im  Liter  nur 
1,5  mg  Schwefelsäure  oder  weniger. 

Ein  im  Wasser  etwa  vorhandener  Eisen- 
gehalt würde  stOrend  wirken.    Derselbe  kann 


Ueber  die  Untersuchung  ver- 
schiedener Seifen 

berichtet  Dr.  J.  Kochs  In  ausführlicher 
Weise  in  Apoth.-Ztg.  1906,  17.  Auf  grund 
der  erhaltenen  Befunde  kommt  Verfasser  zu 
folgenden  Schlüssen: 

Sunlight-Seife  ist  eme  fast  neutrale 
Harzseife  mit  etwa  12  pOt  Harz,  frei  von 
fremdartigen  Zusätzen. 

Ray-Seife.  Sie  enthielt  aus  der  Dar- 
stellung geringe  Mengen  Formaldehyd,  außer- 
dem wurden  gefunden  72,08  pCt  Fettsäuren, 
10,86  pCt  auf  Natriumhydroxyd  berechnetes, 
gebundenes  Alkali,  9,23  pCt  Wasser,  2,56 
pGt  Glycerin,  4,96  pCt  Eiweiß,  0,234  pOt 
Phosphorsäure. 

Wird  nach  den  Untersuchungen  Jucke- 
ncuik'B  dem  Eidotter  ein  Oehalt  von  1,279 
pGt  Phosphorpentoxyd  zugrunde  gelegt,  so 
berechnet  sich  in  der  Annahme,  wie  es  wohl 
gewöhnlich  geschieht,  daß  die  gefundene 
Phosphorsäure  ausschUeßlich  dem  Ei-Ledthin 
entstammt,  für  die  untersuchte  Seife  aus 
dem  P205-Gehalt  ein  Zusatz  von  18,29  pCt 
Eigelb  mit  einem  Gehalt  von  2,94  pCt 
Eiweiß.  Es  bleiben  demnach  noch  2,02  pOt 
Stickstoffeubstanz  übrig,  die  als  Eiweiß  vor- 
handen sein  müssen.  Nach  König  enthält 
frisdies  Hühnereiweiß  un  Mittel  12,77  pCt 
Eiweißsubstanz,  demnach  entsprechen  2,02 
pa  Stickstoffsubstanz  15,8  pGt  Hühner- 
eiweiß. Da  dieses  Verhältnis  von  Eidotter 
zu  Eiweiß  dem  Hühnerei  nicht  entspricht, 
ist  anzunehmen,  daß  bei  der  Herstellung 
der  Ray-Seife  noch  ein  besonderer  Zusatz 
von  Eigelb  geschehen  ist.  Jedenfalls  scheint 
der  Gehalt  an  Albumin  in  der  Ray-Seife  zu 
schwanken. 

Lanolin-Seifen.  I.Jünger  <&  Oeb- 
hard'B  Lanolin  -  Haushalt  -  Seife. 
2.  Lanolin- Seife  mit  dem  Pfeii- 
rin  g.  Beide  Proben  sind  überfettete  Seifen 
frei  von  fremdartigen  Zusätzen.  Für  Probe  I 
beredinet  sich  nach  Kleinschmidt  der 
Lanolinzusatz  auf  8  pCt,  für  Probe  H  auf 
10,8  pOt  -te.— 


586 


Zur  Bestimmung 
des   Alkoholgehalts    wässeriger 
Lösungen  durch  den  Gefrier- 
punkt 

hat  Rufus  Gaunt  die  Angaben  von  Raoult 
und  Arrhenius  einer  Nachprüfung  unter- 
zogen. Er  empfiehlt  auf  grund  dieser 
Untersuchung  die  Gefrierpunktsmethode,  aus- 
geführt im  Beckmann'Mkea  Apparate,  ftlr 
alle  wSsserigen  Lösungen,  die  weniger  als 
7  pGt  Alkohol  enthalten.  Selbstverständlich 
mflssen  Salze  usw.  vorher  durch  Destillation 
beseitigt  sein.  Die  von  ihm  ausgearbeitete 
Tabelle  mag  hier  folgen  (mit  abgerundeten 
Zahlen). 


Alkohol- 
Gewiohtsteile 
in  100  Ge- 
wichtsteilen 

Lösung 

1 

2 

3 

4 

5 

6 

7 

8 
10 
12 


Gefundene 
Erniedrigung 
des  Gefrier- 

punlftes 

gegenäbor  der 

des  Wassers 

(berechnete 

Mittelwerte) 

0,424  0  c 

0,849  0    » 

1,269«  » 

1,6910  » 

2,1280  » 

2,562  0  » 

3,005  0  » 

3,515«  » 

4,5280  » 

5,5950  > 


Daraus 

brach  nete 

Emiedrigang 

für  je  1  pCt 

Alkohol 
(berechnete 
Mittelwerte) 

0,4240  C 

0,424  0 
0,423  0 
0,4230 

0,426  0 
0,4260 
0,4300 
0,439  0 
0,452  0 
0,466  0 


Ztsekr,  f,  analyt  Chemie,  1905,  106.    J.  K 


Ein  neuer  Formaldehyd- 
naohweis 

wird  von  Tkevenon  (Bull.  Sc  pharmacol. 
1905,  VIII,  97)  beschrieben:  Eine  Ltoing 
von  Metol  oder  schwefelsaurem  Methyl- 
paramidophenol  gibt  beim  Erwärmen 
mit  Formaldehyd  eine  granatrote  Färbung, 
die  in  alkalischer  Ltenng  in  rotbraun  um- 
schlägt. Auf  diese  Weise  läßt  sich  noch 
Formaldehyd  1:10000  nachweisen,  nur 
muß  man  Sorge  tragen,  daß  die  Tempera- 
tur der  Reaktionsflflssigkeit  70  bis  75  ^ 
nicht  übersteigt. 

Bei  Milchuntersuchnngen  fällt  man  zuerst 
das  Kasein  durch  einige  Tropfen  Essigsäure 
und  prüft  das  Filtrat;  nach  Verlauf  eineir 
halben  Stunde  muß  die  Färbung  eingetreten 
sein. 

Ein  kolorimetrischer  Nachweis  von 
Formaldehyd  von  großer  Empfindlichkeit  be- 


ruht nach  Fr.  Bonnet  (Jonm.  Pharm. 
Ghim.  1905,  XXI,  559)  auf  der  Einwirkung 
von  Formaldehyddarapf  auf  schwefelsaares 
Morphin.  Man  bringt  die  zu  untersachende 
Flüssigkeit  in  eine  flache  Porzellaiisefaale, 
läßt  darauf  ein  Uhrglas  sdiwimmen,  das 
etwa  1  com  einer  frisch  berdteten  LOsung 
von  0,35  g  Morphmsulfat  in  100  eem 
konzentr.  Schwefelsäure  von  1^84  q>es. 
Gewicht  enthält  und  deckt  das  Ganze  mit 
einer  Glasplatte  zu.  Je  nadi  der  Menge 
des  vorhandenen  Formaldehyds  färbt  sich 
innerhalb  8  Mmuten  bis  2  Standen  die 
Morphinlösung  rosa  bis  dunkelblau.  Dureh 
diese  Methode  kann  Formaldehyd  bis  sn 
einer  Verdünnung  von  4 :  1 000  000  nach- 
gewiesen werden.  Die  Methode  eignet  sich 
vorzüglich  zur  Milch-  und  Butterantersaoh* 
ung  und  wird  durch  gleichzeitige  Anwesen- 
heit von  Wasserstoffperoxyd,  Salieylsäare, 
Alkohol,  Chloroform,  Aceton,  ja  Ameisen- 
säure, Acetaldehyd  oder  Akroleln  nidit  im 
geringsten  gestört.  Durch  Vergleichen  der 
Farbintencdtät,  hervorgerufen  durch  eine 
Formaldehydlösung  von  bekanntem  GehaH, 
läßt  sidi  auch  eine  annähernde  quantitative 
Formaldehydbestimmung  auf  diese  Weise 
ausführen.  A, 


Ueber  den  Nachweis  von  Blut- 
farbstoff im  Kot 

hat  0.  Schumm  in  dem  ärztlidien  Verein 
zu  Hamburg  einen  Vortrag  gehalten,  ans 
dem  folgendes  hervorzuheben  ist: 

Die  Ädler'Bdke  Benzidmprobe  nach  Weber 
abgeändert  besteht  darin,  daß  das  dordi 
Ausschütteln  mit  Wasser  gereinigte  Essig- 
Säureätherextrakt  mit  2  com  konzentrierter 
Benzidinlösung  und  einigen  Tropfen  Essig- 
säure vermischt  und  dann  2  cem  einer 
3proc  Wasserstoffperoxydlöenng  vorsiditig 
nnterschichtet  werden.  Gegenwart  von  Blat 
veranlaßt  eine  Intensive  Grünfärbung.  Diese 
Methode  eignet  sich,  wie  Vortragender  und 
C.  WestptuU  festgestellt  haben,  vorzflgiieh 
für  wissensdiaftliche  Zweoke,  ist  aber  für 
die  allgemein  klinische  Verwendung  zu  em- 
pfmdllch.  Für  den  letzteren  Fall  eignet 
sich  nach  dem  Berieht  der  Mfinch.  Med. 
Wochenschr.  1906,  334  folgendes  Ver- 
fahren: Etwa  4  g  Kot  werden  mit  etwa 
15  cem  Alkohol   und  15  cem   Aetber  ver- 


687 


rieben,  filtriert,  einmal  mit  Alkohol-Aether, 
darnach  emige  Male  mit  Aether  naehge- 
wasehen  und  der  Rflckstand  im  Filter  zwei- 
mal mit  je  4  eom  Eiaessig  ausgezogen.  Die 
Hälfte  des  Flltrata  wird  ammoniakalisch  ge- 
macht, einige  Tropfen  Hydrazinhydrat  oder 
Schwefeiammonium  angesetzt  und  spektro- 
Bkopisoh  nntersnoht.  Schon  bei  4  bis  8  pCt 
Blntgehalt  fällt  das  Hämochromogenspektrnm 
positiv  ans.  Die  andere  Hälfte  wird  mit 
Aether  verdtlnnt,  durch  Anssehüttehi  mit 
Wasser  gereinigt  und  dann  mit  der  Gnajak- 
Terpentinprobe  geprüft.  Auf  spektroekop- 
ischem  Wege  gelingt  der  Nachweis  kleinerer 
Mengen  Blut  oft  auch  gut,  wenn  man  das 
obenbesprochene  Essigextrakt  mit  Ammoniak 
übersättigt,  filtriert  und  mit  dem  hämatin- 
haltigen  FOterrüekstand  die  Hämatoporphyrin- 
probe  ausführt.  — to— 


die  quantitative 
Bestimmung  von  Vanillin,  Eu- 
marin  und  Aoetanilid 

neben  einander  geben  Winton  und  Bailey 
folgende  Vorschrift,  da  in  letzter  Zeit  häu- 
figer ein  aeetanilidhaltiges  Vanille- Extrakt 
im  Handel  angetroffen  worden  ist: 

25  g  Vanille -Extrakt  werden  mit  ver- 
dünntem Alkohol  auf  50  com  aufgefüllt  und 
auf  dem  Waflserbade  bei  einer  70^  C  nicht 
fibersteigenden  Temperatur  auf  25  com  ein- 
gedampft und  diese  Operation  noch  einmal 
wiederholt  Darauf  wird  Bleiacetat  zugesetzt, 
80  lange  dadurch  eine  Trübung  verursacht 
wird,  vom  Niedersehlage  abflitriert  und  aus- 
gewaschen, jedoch  so,  daß  nicht  mehr  als 
50  ccm  Filtrat  ertialten  werden.  Das  Filtrat 
wird  mit  20  und  3  X  15  ccm  Aether  aus- 
gesdiüttelt  und  die  ätherischen  Ausschüttel- 
nngen  werden  wiederum  mit  10  und  5x5 
com  2proe.  Ammoniakflüssigkeit  ausge- 
Bohüttelt.  Die  ammoniakalische  Lösung  wird 
zur  Bestimmung  des  Vanillin  dann  beiseite 
gestellt,  die  Aetherlüsung  dagegen  wird  bei 
gewöhnlidier  Temperatur  verdunstet  und  der 
Rückstand  gewogen,  darauf  3  mal  mit  je 
15  com  leichtsiedendem  Petroläther  *  (Siede- 
punkt 30  bis  40^  dekantiert  und  der 
Petroläther  bei  gewöhnlicher  Temperatur 
verdunstet.  Dieser  Rückstand  wird  gewogen 
und  besteht  aus  Eumarin.  Nach  Abzug 
von  dem  Aetherrückstand  findet  man  die 
vorhandene  Menge  Acetanilld.     Die  am- 


moniakalische Lösung  (siehe  oben)  wird  mit 
Salzsäure  schwach  angesäuert  und  mit  Aether 
ausgeschüttelt,  der  Aether  verdunstet  und 
der  Rückstand  gewogen..  War  kein  Acet- 
anilld vorhanden,  so  besteht  der  Rückstand 
aus  reinem  Vanillin,  andernfalls  muß  er 
zur  Abtrennung  von  Acetanilid  nochmals  in 
15  ccm  lOproc  Ammoniakflüssigkeit  gelöst 
und  mit  Aether  von  neuem  ausgeschüttelt 
werden.  J,  K 

Pharm.  Journal  1905,  476. 


Zur  Bestimmung  des  Eiweifles 

im  Blute 

benutzten  Deyke  und  Ibrahim  ein  Ver- 
fahren, das  auf  der  Bestimmung  des  Ei- 
weißes im  Harn  nach  Denigds  beruht  und 
nach  Münch.  Med.  Wochenschr.  1906,  984, 
wie  folgt  ausgeführt  wird:  Das  mit  Na- 
triumhydroxyd völlig  homogen  gemachte 
und  verdünnte  Blut  wird  mit  Kaliumqueck- 
silbeijodidlösung  und  Eisessig  versetzt,  von 
dem  braunen  Niederschlag  das  Quecksilber- 
albuminat  abfiltriert,  das  filtrat  mit  Am- 
moniak und  Ealiumcyanidlösung  versetzt 
und  dann  mit  Silberlösnng  titriert,  bis  ein 
bleibender  Niederschlag  von  Silberjodid  auf- 
tritt. Letzteres  bildet  sidi  erst,  wenn  alles 
Kaliumcyanid  durch  Quecksilber  und  Silber 
gebunden  ist.  Je  mehr  Quecksilber  mit  dem 
Eiweiß  ausgefällt  wird,  um  so  mehr  Silber 
ist  zur  Bindung  des  Kaliumcyanid  nötig  und 
daraus  läßt  sich  dann  die  E^weißmenge  be- 
I  rechnen.  Wird  Blut  zuerst  mit  oxalsaurem 
Kalium  zur  Verhinderung  der  Gerinnung 
'  versetzt  und  dann  zentrifugiert,  so  kann 
nun  getrennt  das  Eiweiß  des  Plasma  und 
'  der  Blutkörperdien  bestimmt  werden.  Auch 
das  Hämoglobin  läßt  sich  damit  bestimmen, 
wenn  man  entweder  Blut  direkt  oder  die 
nach  Oxalatzusatz  abzentrifugierten  Ery- 
throzyten mit  verdünnter  Essigsäure  behan- 
delt, wodurch  das  Hämoglobin  dem  Stroma 

der  roten  Blutkörperchen  entzogen  wird. 

— te— 

Die  größte  Arsenmenge,  welche  Prof.  Dr. 
jß.  Kohert  in  der  Magenwand  einer  Menschen- 
leiche fand,  entsprach  251  mg  Arsenigsäurean- 
hydrid.  Wie  R.  Schoepp  in  Apotb.-Ztg.  1906, 
168  mitteilt,  fand  er  in  dem  266  g  wiegenden 
Mageninhalt  einer  Menschenleiche  eine  Menge 
Arsen,  die  1,404  g  Arsenigsäureanhydrid  ent- 
sprach, und  die  Magenwand  im  Gewicht  von  420  ^ 
ergab  1,25£@  g  Arsenigsäareanhydrid.   — ^a^ 


588 


■  ahrungsmittal-Oheinie. 


Das  Vorkommen 
von  Aepfel-  und  Zitronensäure 
in  Früchten  und  Fruchtsäften. 

R.  Kunx  und  F,  Adam  weisen  erneut 
darauf  hin^  daß  die  Litteraturangaben  über 
die  in  den  Früchten  vorkommenden  organ- 
ischen Säuren  unzuverlässig  sind.  Nachdem 
bereits  früher  (vergl.  Pharm.  Gentralh.  47 
[1906]y  447)  nachgewiesen  wurde,  daß  im 
Himbeersaft  fast  ausschließlich  Zitronensäure 
vorkommt,  untersuchten  Verff.  jetzt  Erd- 
beeren ,  Holunderbeeren ,  Johannisbeeren, 
Preißelbeeren  und  Pfirsiche;  die  weder  Wein- 
säure noch  nachweisbare  Mengen  Aepfel- 
säure  enthielten.  Bei  der  Analyse  der  Säfte 
und  Marmeladen  muß  man  demnach  die 
Gesamtsäure  als  Zitronen-  und  nicht  als 
Aepfelsäure  angeben.  Früchte  gleicher 
Gattung  verhalten  sich  oft  in  ihrem  Gehalt 
an  den  verschiedenen  Fruchtsäuren  ab- 
weichend. Weinsäure  konnte  in  keiner  der 
untersuchten  Fruchtarten  gefunden  werden. 
Aepfel-  und  Zitronensäure  nebeneinander 
enthielten :  Heidelbeei  en ,  Stachelbeeren 
und  Aprikosen,  hingegen  enthielten  keine 
Zitronensäure,  sondern  nur  Aepfelsäure: 
Kirschen  und  Pflaumen. 

Ueber  die  zur  Trennung  der  Säuren  an- 
gewandte Methodik  beliebe  man  den  Orginal- 
aufsatz  nachzulesen.  —del, 

Ztsehr,  d,  Ällgem,  österr.Apoth,-  Ver.  1906, 243. 


Zur  Unterscheidung 
von  Oärungsessig  und  Essig- 
essenzen. 

In  Rußland  besteht  ein  Verbot  der  Her- 
stellung von  Essig  aus  Essigessenz  (vergl. 
Pharm.  Gentralh.  45  [1904]^  943),  was  zur 
Folge  hat,  daß  ein  lebhaftes  Bedflrfnis  nach 
Unterscheidungsmethoden  für  Gärungsessig 
und  aus  Essenz  bereitetem  Essig  besteht. 
Da  die  Essigessenzen  immer  reiner  herge- 
stellt werden,  wu^  der  Nachweis,  der  sich 
auf  die  in  diesen  von  der  Darstellung  her 
enthaltenen  empjrreumatischen  Stoffe  stützt, 
immer  unsicherer.  E.  Schmidt  hat  daher 
im  Serkowski'Bchen  Laboratorium  in  Lodz 
versucht,    Stoffe,    die    nur    im    Gärungs- 


essig  vorhanden  smd,fürdieCharakter]8iening 
nutzbar  zu  machen.  Als  solche  waren  erst 
von  Rotfienbach,  dann  von  Krasxewsky 
gewisse  alkaloidäbnliche  Körper,  die  ledig- 
lich als  Stoffwechselprodukte  bei  der  Gärung 
von  den  Bakterien  ausgeschieden  werden, 
entdeckt  worden.  Der  Nachweis  wird  wie 
folgt  geführt:  Der  Essig  wird  mit  Natron- 
lauge alkalisch  gemacht  und  mit  Amylalkohol 
ausgeschüttelt  Dieser  wird  verdunstet,  der 
Rückstand  mit  Wasser  verdünnt  und  Jod- 
jodkaliumlösung zugesetzt.  Wenn  sich  nach 
der  Abkühlung  das  Gemisch  ändert,  so  liegt 
Gärungsessig  vor;  im  Falle  kerne  Trübung 
eintritt,  ist  der  Essig  aus  Essenz  hergestellt 
Tritt  weder  Niederschlag  noch  Trübung  mit 
Jodjodkaiium  ein,  so  destilliert  der  Verf. 
100  ccm  des  zu  untersuchenden  EaAgg  ab, 
der  Destillationsrückstand  gibt  die  Reaktion 
empfindlicher  als  die  vorher  beschriebene 
Krasxewsky'Bche  Methode.  Versetzt  man 
ihn  mit  Jodjodkaliumlösung,  so  eriliält  man 
nicht  nur  Trübung,  sondern  deutliehen 
Niederschlag,  wenn  Gärungsessig  vorliegt 
Die  Stärke  der  Reaktion  zeigt  bei  ICisdh 
ungen  das  Verhältnis  des  Zusatzes  von 
Gärungsessig  annähernd  an.  -~del, 

ZUchr,  f,    UfUerstich.  d,  Nahr,^  u.   Oemiß- 
mütel  1906,  XI,  386. 


Als  Verfälschung  des  Safrans 

fand  BeddaU  Smith  in  2  Mastern  Bei- 
mengungen von  Seignettesalz.  Die  VerfiUsch- 
ung  war  leicht  nachzuweisen.  Der  Safran 
enthielt  32,2  pOt  Asche  und  74,5  pGt  in 
Wasser  lösliches  Extrakt  Das  wässerige 
Extrakt  gab  die  Reaktionen  von  Weinsäure^ 
Kalium  und  Natrium  und  in  der  Asche 
waren  die  Karbonate  dieser  beiden  Metalle 
vorhanden.  Etwas  Kaliumnitrat  war  im 
wässerigen  Extrakt  ebenfalls  nachweisbar. 
Der  Safran  war  offenbar  in  der  Lösung  der 
obigen  Salze  eingequollen  und  nachträglich 
geschickt  durch  Waschen  von  überschfiBsig 
anhaftenden  Kristallen  der  fUschungsmittd 
befreit  J,  K. 

Pharm,  Jaum.  190d,  867. 


589 


Therapeutisohe  HHteiluiigeiii 


Weiteres  über  die  Oenickstarre. 

Seit  dem  Binzage  der  epidemischeu 
Genickstarre  in  Schlesien  im  Winter 
1904/05  hat  sich  das  Interesse  für  diese 
noch  immer  in  Oberschlesien  und  Nord- 
amerika beunruhigende  Infektionskrank- 
heit erhalten,  so  daß  es  wohl  angezeigt 
ist,  namentlich  angesichts  der  thera- 
peutischen Bestrebungen  neuester  Art, 
die  Erörterungen  fortzusetzen,  mit  denen 
wir  in  Nr.  21  auf  Seite  401  des  vorigen 
Jahrganges  dieser  Zeitscheift  begannen. 

Der  von  Weichselbaum  entdeckte  «Di- 
plococcus  intracellnlaris  meningitidis» 
oder  neuerdings  cMicrococcus  meningi- 
tidis  cerebrospinalis»  findet  sich  im 
Nasenschleim  der  an  Genickstarre  er- 
krankten Individuen,  ebenso  im  Belag 
der  Rachenmandeln  und  vor  allem  auch 
in  der  Flüssigkeit  der  Himhöhlen  und 
des  Rückenmarkes,  auch  im  Harn  oder 
im  Auswurf  und  im  Eiter  der  Mittel- 
ohrentzündung ist  der  cMeningo- 
c  0  c  c  u  s  »  bei  Kranken  gefunden  worden. 
Aber  auch  bei  einfachem  Katarrh  der 
Nase,  der  Bindehaut  oder  der  Luftröhre 
ebenso  wie  in  der  Nasenschleimhaut 
gesunder  Menschen,  die  allerdings  in 
Berührung  mit  Kranken  waren,  ließ 
sich  der  Meningococcus  gelegenüich 
finden.  Mit  Ausnahme  von  Ziegen  und 
Affen  scheinen  die  Tiere  wenig  empfäng- 
lich für  die  Infektion  zu  sein. 

Die  Uebertragbarkeit  des  Meningo- 
coccus von  Kultur  zu  Kultur  erlischt 
bald,  da  derselbe  sich  nur  kurze  Zeit 
lebensfähig  erhält,  nur  der  Austrocknung 
gegenüber  rühmen  ihm  Jäger  und  Oer- 
mann  eine  größere  Widerstandsfähig- 
keit nach. 

In  den  menschlichen  Körper  gelangt 
der  Meningococcus,  wie  man  ziemlich 
allgemein  annimmt,  durch  die  Luftwege 
nnd  zwar  nach  Jochmann  möglicher- 
weise durch  den  oberen  Teil  der  Nase 
am  Nervus  oMactorius  (Riechnerven) 
entlang  nach  dem  Gehirn  und  Rücken- 
mark. Hierfür  spricht  die  vielfach  ge- 
machte Beobachtung,  daß  die  Kranken 
im    Anfangstadium    ihrer    Erkrankung 


häufig  an  Schnupfen  leiden,  und  daß 
nicht  selten  eine  Störung  des  Geruch- 
sinnes vorkam.  Zur  Erkrankung  gehört 
jedenfalls  auch  eine  gewisse  Disposition, 
die  nach  den  Erfahrungen  bei  der  letzt- 
jährigen Epidemie  in  Oberschlesien  be- 
sonders bei  Kindern  vorhanden  ist. 

Ueber  Vorläufer,  Verlauf  und  Folgen 
der  Krankheit  waren  wir  schon  am 
letzten  Male  unterrichtet.  Heute  inter- 
essieren uns  nur  noch  die  Prophylaxe 
und  die  therapeutischen  Ver- 
suche, die  iu  letzter  Zeit  besonders 
lebhafte  Anbahnung  gefunden  haben. 
Bezüglich  der  prophylaktischen  Maß- 
nahmen gelten  auch  hier  in  erster  Linie 
die  bei  allen  Infektionskrankheiten  zu 
beobachtenden  Verhaltungsmaßregeln. 
Licht,  Luft  und  peinliche  Reinlichkeit 
sind  erfolgreiche  Bekämpfungsmittel  auch 
der  epidemischen  Genickstarre.  Natur- 
gemäß ist  dem  Nasensekret  die  größte 
Aufmerksamkeit  zu  schenken,  und  der 
Nasenschleim  ist  auch  im  eingetrock- 
neten Zustande  als  jederzeit  infektiös 
anzusehen.  Daher  ist  die  Sammlung, 
Aufbewahrung  und  vorherige  Desinfek- 
tion der  Wäsche  und  vor  allem  der 
Taschentücher  recht  peinlich  durchzu- 
führen. Seitdem  uns  Röpke  auf  die 
peinlichste  Behandlung  der  Wäsche  der 
Tuberkulösen  aufmerksam  gemacht  und 
uns  auf  das  ebenso  zuverlässige  wie 
wohlfeile  Roh-Lysoform  hingewiesen  hat, 
werden  wir  uns  desselben  zur  vorberei- 
tenden Desinfektion  der  Wäsche  auch 
hierbei  nicht  entraten  können. 

Welchen  Nutzen  eine  peinlich  durch- 
geführte Prophylaxe  haben  kann,  zeigten 
die  Vorkommnisse  in  der  Kaserne  Aarau. 
Dort  konnte  dank  der  energischen  Durch- 
führung der  geeigneten  hygienischen 
Maßnahmen  eine  Weiterverbreitung  der 
Krankheit  binnen  kurzem  verhindert 
werden. 

Zur  symptomatischen  Behandlung  ist 
von  Vokryxek  und  später  von  Menschig 
die  innerliche  Darreichung  von  Pilokar- 
pin  (Med.  Klinik  1905,  Nr.  40)  em- 
pfohlen worden  und  zwar  anscheinend 
mit  gutem  Erfolge. 


590 


In  der  ersten  Entwickelung  begriffen 
sind  die  Versuche  mit  der  Serumbehand- 
long.  Im  Mai  1906  wurde  das  Institut 
für  Infektionskrankheiten  beauftragt, 
Versuche  zwecks  Gewinnung  eines 
Meningokokken-Immnnserum  anzustellen. 
Es  gelang  in  der  Tat,  Pferden  große 
Massen,  sei  es  der  Meningokokken  selbst 
oder  deren  Extraktivstoffe,  einzuver- 
leiben und  damit  ein  Serum  zu  erhalten, 
welches  nur  mit  0,4  pCt  Karbolsäure 
versetzt  zu  werden  brauchte,  um  es  zur 
Verwendung  fertig  zu  machen.  Kolk 
und  Wassermann,  die  im  Institute  ffir 
Infektionskrankheiten  diese  Versuche 
durchführten,  empfehlen  mit  diesem 
Serum  (Deutsche  med.  Wochenschr.  1906, 
Nr.  16)  eine  einmalige  Einspritzung  mög- 
lichst frühzeitig  zu  machen.  Es  käme 
aber  auch  die  Schutzimpfung  in  pro- 
phylaktischer Hinsicht  in  betracht. 

Einen  Schritt  weiter  kam  O.  Joch- 
mann  (Deutsche  med.  Wochenschr  1906, 
Nr.  20),  der  unabhängig  von  KoUe  und 
Wa^ssennann  ein  polyvalentes  Meningo- 
kokken-Serum  herzustellen  vermochte 
und  dasselbe  auch  schon  in  der  Praxis 
prüfen  lassen  konnte.  Im  Batiborer 
Erankenhause  wurde  durch  Krämer  an 
17  Fällen  das  Serum  erprobt  und  zwar 
größtenteils  bei  solchen  Kindern,  bei 
denen  der  Beginn  der  Erkrankung  nicht 
länger  als  höchstens  7  Tage  zurücklag. 
Die  Behandlung  geschah  in  der  ersten 
Zeit  in  der  Weise,  daß  man  am  ersten 
Tage  20  bis  30  ccm  unter  die  Haut 
einspritzte  und  am  dritten  und  vierten 
Tage  die  Einspritzung  wiederholte.  Bei 
11  Fällen  wurden  nach  einer  anfäng- 
lichen subkutanen  Einspritzung  in  den 
nächsten  Tagen  Serumeinspritzungen  in 
den  Rückenmarkskanal  versucht;  auch 
diese  intraspinalen  Einspritzungen  wur- 
den, wenn  nötig,  d.  h.  bei  erneutem 
Fieberanstieg  ein-  bis  zweimal  wieder- 
holt. Mit  Sicherheit  kann  man  sagen, 
daß  weder  die  Einspritzung  des  Meningo- 
kokken-Serum  unter  die  Haut,  noch  die 
in  den  Rückenmarkskanal  in  obigen 
Mengen  irgendwelche  Schädigung  her- 
vorgerufen hat. 

Ein  endgiltiges  Urteil  über  die  Aus- 
sichten der  Serumtherapie  bei  der  Ge- 


nickstarre ist  natürlich  aus  diesen  Ver- 
suchen noch  nicht  zu  fällen. 

Dr.  med.  Ä.  Jiahn. 


Zum  Bedecken  von  Haut- 
verletzungen  und  granulierenden 

Wunden 


wird  im  cLanoet>  anstelle  von 
Glas  empfohlen.  Bdtlioh  wird  der  Ver- 
band mit  Watte  abgedichtet,  die  gleiehzeitig 
etwaige  AosflüSBe  au&angt  Die  Vortefle 
des  GlasverbaDdes  sollen  in  folgendem  be- 
stehen: 1.  vollständig  ebener  Verband  der 
Wunde  und  Verhinderong  von  Wueher- 
nngOD;  2.  BchmerzloBer  Verband,  3.  Ver- 
meidung von  Blutungen;  4.  Abkürzung  des 
WundheilungsprozesseB  auf  die  halbe  Zeit, 
5.  aseptischer  Wundversehluß,  6.  große 
Billigkat  des  Wundverbandes.  Außerdem 
kann  die  Wunde  naofagesehen  werdeD,  ohne 
daß  der  Verband  entfernt  wird.  Das  gleiebe 
Resultat  dürfte  audi  mit  transparenten  CeDu- 
loidblättem  zu  erreichen  sein.  J.  K 

Pharmae.  Jaum.  1905,  720. 


Ovotoxin. 

Man  beobachtet  bisweUen  bei  besonden 
empfindlichen  Personen ,  daß  nach  dem 
Genuß  von  Eiern,  ähnlidie  Störungen  wie 
nach  Wurstg^  aber  nur  beschrinkt  anf 
den  Verdauungsapparat  auftreten.  lAnossier 
stellt  diese  Erkrankung  auf  gleiebe  Stufe 
mit  der  Nesselsuoht  nadi  dem  Genuß  von 
Krebsen  und  Erdbeeren  und  macht  dafflr 
em  in  den  frischen  Eiern  enthaltenes  Ovo- 
toxin verantwortlidi.  ± 

Joum,  de  Pharm,  et  de  Chim.  1906,  XXin,89. 


Oegen  das  Erbrechen  der 


wird  von  englisdien  Aersten  Natrium  dtri- 
cum  in  Lösung  1 :  60  empfohlen,  vor  jeder 
Mahlzeit  einen  Teelöffel  voU;  das  Müdh 
gerinDsel  wird  weniger  kompakt  und  leichter 
verdaulidL  Nadi  den  Versudien  von  Varioi 
ist  Natriumeitrat  ein  gutes  Lösongsmittei 
für  die  in  der  Milch  enthaltenen  Kalkaalse. 
BuU.  Se,  pharmaeol  1905.  VII,  45.       A. 


591 


Die  Tuberkulose  bei  der  Bienen- 
motte 
(Gäleria  melonella). 

Bekannflioh  leben  die  Ranpen  der  Bienen- 
motte von  den  Waehawaben  der  Bienen  nnd^ 
wie  die  experimenteUen  Vennefae  von  Sieber 
nnd  MeUümkoff  (Aroh.  f.  d.  gea.  Pbys.  Bd. 
C.  n)  beweiBen,  iat  die  Existenz  der  Ranpe 
direkt  an  Waebanahmng  gebunden.  Znr 
Resoiption  im  tieriaehen  Organiamna  mnß 
aber  daa  Wachs  in  eine  lösliche  Form  flber- 
geführt  werden  nnd  die  Verf.  nehmen  daher 
an,  daß  ein  bisher  nodi  unbekanntes  Fe^ 
meat  m  dem  Darmkanal  der  Bienenmotten- 
raupe   die   Anfiösnng  des  Wachses  besorgt 

Da  andererseitB  der  Tnberkeibacillns  von 
einer  wachs&hnliohen  HQlle,  worin  ja  be- 
kanntlidi  sttne  enorme  Widerstandsfähigkeit 
bemht,  umgeben  is^  kam  Metalnikoff  auf 
den  Gedanken^  daß  die  in  dem  Darme  der 
Bienenmotte  enthaltene  Substanz  auch  eine 
Lösung  der  Tnberkehnembran  bewurken 
mflsse  ohne  gleichzeitige  Schädigung  des 
Körpers.  Der  Verf.  berichtet  Aber  emgehende 
Ffltterungsversuche  mit  Tuberkelbazillen  ver- 
Bchiedener  Abstammung  und  kommt  zu  dem 
interessanten  Ergebnis^  daß  die  Raupe  der 
Bienenmotte  gegen  die  Tuberkulose  der 
Menschen,  Rmder  und  Vögel  vollkommen 
immun  ist  Bei  der  Immunisierung  kommt 
eine  starke  Phagooytose  zustande,  durch  die 
Bdion  nach  wenigen  Stunden  ein  völliger 
Zerfall  der  Bazillen  stattfindet  Im  Gegen- 
sätze zu  diesem  Befunde  besteht  keine 
Immunität  gegen  Fischtnberkulose,  obgleidi 
auch  nach  Einverleibung  dieses  Erregers 
zahh^ehe  Fhagocyten  auftreten,  die  aber 
eine  Zerstörung  des  TuberkelbacUlus  nicht 
herbeiführen  können,  weshalb  die  Raupen 
bald  zu  gründe  gehen.  Scktx, 

OerUraib.  f,  Bakteriol,  I,  Bd.  5J,  1  u.  3. 


Ueber  die  Immunität  gegen  die 
Infektion  mit  Tuberkulose 

liefert  Metalnikoff  einen  Beitrag,  gestützt 
auf  die  Ergebnisse  semer  Arbeit  über  die 
Tuberkulose  bei  der  Bienenmotte,  worin  er 
zunächst  das  Verhalten  der  Raupe  der  Bienen- 
motte  gegenüber  der  Fischtuberkulose  zu 
erkUren  venucht  Nach  Ansicht  des  Verf. 
ist  dieWiderstandsunf  ahigkeit  gegen  über  dieser 


Art  Tuberkulose  wahrscheinlidi  auf  die  Er- 
zeugung eines  stark  giftig  wirkenden  Toxins 
zurückzuführen,  durch  das  die  Leukocyten 
in  ihrer  Aufgabe  beeinflußt  und  bald  abge- 
tötet werden.  Tote  Fisehtuberkulosebazillen 
werden  dagegen  rasch  von  den  Leukocyten 
aufgenommen  und  zerstört,  ein  Beweis  da- 
für, daß  der  Organismus  der  Raupe  doch 
im  Stande  ist,  eine  Auflösung  der  Wachs- 
hülle des  TuberkelbacUlus  zu  bewvken,  was 
nodi  durch  nähere  Untersudiungen  mit  einer 
Emulsion  aus  Tuberkulosewachs  (allein  ohne 
Bazillenkörper)  bestätigt  wurde.  «Wenn 
sich  dies  so  verhält»,  sagt  Verf.,  cdann 
drängt  sich  naturgemäß  die  Frage  auf,  ob 
wir  nidit  das  Blut  und  die  Extrakte,  weldie 
aus  Raupen  gewonnen  werden,  für  die 
Immunisierung  anderer  gegen  Tuberkulose 
verwenden  könnten».  An  einer  Reihe  von 
Versuchstieren  (Meerschwemchen;  hat  Verf. 
dann  mit  einem  ans  Bienenmottenraupen 
gewonnenen  Extrakt  günstige  Erfolge  er- 
zielt, hält  aber  die  auf  diesem  Wege  ver- 
liehene passive,  nur  kurze  Zeit  anhaltende 
Immunität  nicht  für  erwünscht,  sondern  es 
müsse  dahin  gestrebt  werden,  eine  aktive 
Immunisierung*)  mit  möglichst  lange  dauern- 
der Immunität  durchzuführen.  Die  Erreich- 
ung dieses  Zieles  ist  nadi  den  grundlegen- 
den Arbeiten  von  Bordet,  Metschnikoff, 
Ehrlich,  Morgenroth  u.  a«,  denen  es  ge- 
lang, in  dem  tierischen  Organismus  spezifische 
Fermente  durch  Einführung  fremder  Zellen 
und  Substanzen  zu  erzeugen,  nicht  ausge- 
schlossen. Auf  grund  dieser  Tatsache  immun- 
isierte Verf.  dann  in  entsprechender  Weise 
mehrere  Meerschweindien  mit  Tuberkuiose- 
wachs  und  zwar  teils  Tiere,  die  schon  mit 
Tuberkelbazillen  infiziert  waren,  teils  soldie. 


*)  Ob  dies  die  richtige  Ansicht  ist,  möge  dahia- 
gestellt  bleiben;  jedenfalls  aber  nimmt  Metal- 
nikoff hiermit  den  grade  entgegengesetzten 
Standpunkt  als  viele  andere  herrorragende 
Bakteriologen  ein;  denn  bisher  sind  besondere 
Erfolge  nur  mit  der  passiven  ImmunlBierung 
(Serumtherapie),  wodurch  dem  Körper  fertige 
Schutzstoffe  eingespritzt  werden,  erzielt  worden, 
und  so  weit  man  aus  dem  von  Behring' waY^eii 
Vortrag  über  ein  neues  Tuberkulose-Heilmittel 
auf  dem  internationalen  Tuberkulose-KongreB  in 
Paris  im  v.  J.  entnehmen  kann,  sind  cQe  Be- 
strebungen dieses  genialen  Forschers  auch  bei 
dieser  die  meisten  Opfer  fordernden  Krankheit 
auf  die  Entdeckung  eines  passiven  Immun- 
isierangsmittels  gelichtet.    Dqt  Berichterstatter. 


592 


die  nach  der  Immunisierang  infiziert  wnrdeiu 
Die  Versnebstiere  leben  im  Gegensatze  zn 
den  EontroMeren  bente  nodi;  bei  den  ge- 
storbenen konnte  mikro-  and  markroskopisob 
Tnberknlose  als  Todeeorsadie  nieht  festge- 
stellt werden.  Zu  einem  entscheidenden 
Urteil  ist  nach  des  Verf.  eigener  Ansicht 
die  Versnchsreihe  noch  zu  kurz;  weitere 
Forschungen  werden  noch  fortgesetzt. 
CerUralbl.  f.  BakterioL  /.,  Bd.  51,  3.     Sehtx. 


Als  bestes  Diuretikum 

bezeichnet  Th.  Homburger  (Therap.Monatsb. 
1905,  Nr.  9)  das  von  Böhringer  <Sh  Söhne 
in  Mannheim  -  Waldhof  hergestellte  Theo- 
phyllin (vergi.  auch  Pharm.  Centralh.  43 
[1902],  604;  44  [1903],  83,  706,  916; 
45  [1904],  157);  denn  selbst  größere  Gaben 
des  Mittels  vermögen  keine  entzündliche 
Reizung  hervorzubringen,  nur  wird  man  bei 
bereits  tiefgreifenden  Veränderungen  des 
Magendarmschlauches  oder  bei  hochgradiger, 
durch  nichts  zu  beseitigender  bezw.  zn 
bessernder  ungenflgender  Leistung  des  Herzens 
zweifellos  nach  den  bisherigen  Erfahrungen 
seinen  Gebrauch  unterlassen.  In  den  ge- 
ringeren Graden  wird  man,  wie  Homburger 
wäter  berichtet,  zuerst  möglichst  jene  Stör- 
ungen zu  beseitigen  suchen  und  vor  allem 
durch  Digitalis  die  Herztätigkeit  und  den 
Blutdruck  regeln;  dann  dürfte  das  Theophyllm 
sein  günstiges  Anwendungsbereich  finden. 

Die  Wirkung  des  Theophyllin  stimmt  mit 
der  des  Koffein  und  Theobromin  dem  Wesen 
nach  vollkommen  überein  und  zwar  hängt 
nach  0.  Schmiedeberg  (Deutsch.  Archiv  f. 
klin.  Med.,  Bd.  87)  die  diuretische  Wirkung 
des  Theophyllin  zum  teil  von  der  Steigerung 
der  Funktionstätigkeit  der  Nierenepitbelien 
und  zum  teil  wohl  auch  von  einer  Anregung 
der  Lymphabsonderung  ab.  Die  gleich- 
zeitige Anwendung  des  Theophyllin  und  der 
Digitalis  ist  in  gewissen  Fällen  ganz  zweck- 
mäßig. 

W^nn  es  nicht  drmgend  erforderlich  ist, 
rasch  eine  möglichst  starke  Diurese  zu  er- 
raelen,  so  empfiehlt  es  sich,  mit  kleinen 
Gaben  zu  beginnen  und  diese  im  Verlauf 
von  einigen  Tagen  allmählich  zu  steigern. 
Man  bleibt  dann  bei  den  Gaben,  welche, 
ohne  Nebenwirkungen  zu  verursachen,  eine 
ausreichende  Diurese  hervorrufen.     Bei  einer 


derartigen  Anwendungsweise  werden  audi 
der  Magen  und  Darm  gegen  die  sdiä^gende 
Wirkung  wesentlidi  abgestumpft  Min- 
kowski  verabreichte  Gaben  von  4  mal  0,4  g 
täglich,  die  ohne  jede  Störung  vertragen 
wurden.  In  einem  Falle  verbraudite,  wie 
Loewenmeyer  (Therap.  d.  Gegenw.  1905, 
Nr.  4)  berichtet,  ein  Kind  mit  gutem  Er- 
folge ohne  Nebenwirkungen  20  Röhrdien 
Tabletten  (je  0,1  g,  Theophyllin  enthaltend), 
von  denen  jedes  Röhrchen  20  Stflek  6n^ 
hielt,  also  im  Ganzen  40  g  Theophyllin. 

Zweckmäßig  ist  eine  wässerige  Lösung 
von  Theophylllnnatrium.  Dieses  Präparat 
hat  gegenüber  dem  frden  Theophyllin  den 
Vorteil,  daß  die  Lösung  bequem  herzustdien 
ist.  Beide  Präparate  werden  im  Magen 
durch  die  Säure  des  Magensaftes  in  die  salz- 
saure Verbindung  übergeführt  Wenn  man 
eine  Lösung  von  2,25  g  Theophylllnnatrium 
in  300  g  Wasser  anwendet,  so  enthält  dn 
Eßlöffd  0,1  g  Theophyllin;  hiervon  gibt 
man  anfangs  2  mal  1  Eßlöffd  täglidi  und 
steigt  allmählidi.  In  mandien  FlUlen  wird 
man  mit  2  mal  2  Eßlöffd  auskommen. 
Höhere  Gaben  als  3  mal  3  Eßlöffd,  abo 
0,9  g  Theophyllin  täglich,  werden  kaum 
erforderlich  sein.  A.  Rn, 


Ein  neues  Mittel  zur  Behandlung 
der  Cholera  asiatioa 

soll  nach  Prof.  Stumpf,  Würzburg,  fdnes 
Tonpulver,  Bolus  alba  pnlv.  sein.  Man  gibt 
bd  Erwadisenen  70  bis  100  g,  bd  Kindern 
30  g,  bd  Säuglingen  10  bis  15  g  ond 
zwar  in  den  absolut  leeren  Magen.  Haupt- 
bedingung für  die  Wirkung  ist  ängstlichste 
Vermddung  jeglidier  Nahrungsaufnahme  und 
jeglichen  Alkoholgenusses  in  den  ersten  18 
bis  24  Stunden  nadi  Beginn  des  Einnehmens. 
Das  Mittel  wird  m  der  ganzen  Menge,  also 
bis  zu  100  g  in  V2  L  frischen  Brunnen- 
wassers umgerührt  und  in  kleinen  Portionen 
unter  häufigem  Umrühren  getrunken.  Der 
Brechreiz  soll  sofort  nachlassen;  wdter  tritt 
Aufstoßen  auf,  Fieber  fällt  ab,  Sehweißaus- 
bruoh  tritt  ein  und  dn  ganz  beträcbtIiobeB 
Schlafbedürfnis.  Bd  Breohdurehfall  soll  das 
Mittel  vorzüglidi  sdn.  L. 

Berliner  Klin.  Wochenschr.  1905,  1199. 


593 


Photographisohe  Mitteilungen. 


Das  Fixieren  von 

Bleistift-  oder  Ereideretouche 

auf  Bromsilb  erdrucken. 

Die  Befestigung  der  nur  lose  aufliegen- 
den Graphit-  oder  Kohieteilchen  bei  der 
Retouche  mit  Stift  oder  Kreide  bietet  dem 
Anfänger  manche  Schwierigkeiten ;  ein  üeber- 
lackieren  durch  Aufgießen  irgend  eines 
Lackes,  welches  wohl  anfänglich  immer  ver- 
sucht wird^  ist  aus  dem  Grunde  nicht  an- 
zuempfehlen^ weil  sich  die  Retouche  hierbei 
verschiebt .  und  das  Bild  dadurch  verdorben 
wird.  Dagegen  gelingt  das  Lackieren  sehr 
gut  unter  Zuhilfenahme  eines  Zerstäubers, 
da  so  der  Lack,  meist  eine  verdünnte 
alicoholische  SchellacklOsung,  als  fein  ver- 
teilter Staub  auf  daa  Bild  gelangt  und 
sofort  auftrocknet;  zugleich  wird  hierdurch 
die  Brillanz  des  Druckes  etwas  gesteigert. 
Daß  jedoch  auch  Wasser,  besser  aber 
Magermilch,  mittels  des  Zerstäubers  autge- 
tragen, ein  vorzfigliches  Mittel  zur  Fixierung 
der  Retouche  abgibt,  ist  weniger  bekannt; 
besonders  letztere  ist  aber  auch  bei  matten 
Bildern  mit  großem  Vorteil  anwendbar. 

Die  nachfolgende  Methode,  wetphe  nur 
einige  Sorgfalt  in  der  Ausführung  erheischt, 
Lack  und  Zerstäuber  überflüssig  macht,  läßt 
erkennen,  daß  man  auch  mit  den  alier- 
einfachsten  Mitteln  die  Fixierung  erzielen 
kann.  Dieses  Mittel  besteht  in  einem  vor- 
sichtig gegen  die  Oberfläche  des  Abdruckes 
oder  der  Vergrößerung  geleiteten  Dampf- 
strahi.  Durch  die  Wirkung  des  Dampfes 
wird  die  Gelaüneschicht  etwas  erweicht  und 
das  Graphit-  oder  Rreidepulver  verbindet 
sich  infolgedessen  innig  mit  derselben.  Diese 
Operation  muß  indeß,  wie  schon  bemerkt, 
sehr  sorgfältig  überwacht  werden,  damit  das 
Bild  durch  zu  starke  Einwhrkung  des  Dampfes 
auf  die  Schicht  nicht  geschädigt  wird. 

Am  besten  erzeugt  man  für  diesen  Zweck 
den  Dampf  in  einem  Teekessel,  den  man 
nicht  höher  als  bis  zum  ersten  Ansatz  der 
Schnauze  mit  Wasser  füllt  und  dieses  während 
der  Prozedur  im  Kochen  erhält  Ein 
über  die  Schnauze  des  Kessels  gezogener 
Gummisdilauch,  an  dessen  Ende  man  ein 
Holz-  oder  Metallmundstück  mit  engerer 
Oeffnung  einsetzt,  um  den  Dampfstrahl  zu 


konzentrieren,  wird  nun  auf  die  betreffen- 
den Teile  des  in  passender  Entfernung 
aufgestellten  Bildes  gerichtet.  Anstatt  em 
Mundstück  anzubringen,  kann  man  sich  auch 
dadurch  helfen,  daß  man  das  Ende  des 
Gummischiaudis  emseitig  zuklemmt 
Das  Bild  1906,  1.  Bm, 

Silberflecke  auf  Negativen 

entfernt  man  auf  einfachste  Weise  durch  An- 
wendung eines  Bades  aus:  3  T.  Rhodan- 
ammonium,  3  T.  Salpetersäure  und  100  T. 
Wasser.  Sobald  die  Flecken  verschwunden 
sind,  werden  die  Platten  mindestens  10 
Minuten  lang  in  eine  starke  Ghromalaun- 
lösung  gelegt  und  schließlich  gründlich  aus- 
gewässert.    Bm, 

Abschwäclier  mit  Cerisulfat. 

Spörl  gibt  in  seiner  empfehlenswerten, 
praktischen  Rezeptsammlung  folgende  Vor- 
schrift: Wasser  100  ccm,  Cerisulfat  5  g, 
Schwefelsäure  4  ccm.  Man  schwächt  bis 
zur  gewünschten  Kraft,  spült  ab  und  trock- 
net Bm, 

Entwickler  für  höher  empfind- 
liche Diapositiv-Platten. 

Folgende  Entwicklervorschriften  empfehlen 
die  «Photographischen  Mitteilungen»  1906, 
Heft  8  für  höher  empfindliche  Chlorbrom- 
silber-Platten: 

A.  I  II        m         IV 

Hydrochinon  8  —  —  —    g 

Ortol  —  5  —  —    g 

Brenzkatechin  —  —  —  10    g 

Glycin  —  —  6  —  g 
Natriumsulfit 

kristall.  50  —  24  40  g 
Kaliummeta- 

bisuifit  —  5  —  —    g 

Bromkalium  1  0,6  —  -^6 

Zitronensäure  3  —  —  —    g 

Wasser  destill.  500  1000  500  500  g 

B. 

Kaliumkarbonat  50  —  80  50    g 

Natriumkarbonat  —  60  —  —    g 

Wasser  destill.  500  1000  500  500  g 

Für  den  Gebrauch  werden  stets  gleiche  Teile 
der  Lösungen  A  und  B  gemischt.       Bm 


5^4 


BOohersohau. 


Abhaadlnngen  und  Vorträge  zur  Oe- 
sohiolite  der  Hatnrwissenschaften  von 
Prof.  Dr.  Edmund  0.  von  Lippmann. 
Leipzig  1906,  Verlag  von  Veit  <Sb  Co, 
XII  und  590  Sdten.  —  Prds:  9  Mark. 
Der  durch  seine  bahnbrechenden  Arbeiten 
über  den  Zucker  bekannte  Verfasser  gibt  im 
vorliegenden  Werke  eine  tiammluog  von  32  seit 
etwa  1890  zur  Geschichte  der  Naturwissea- 
schi^en  erschienenen  Veröffentlichungen.  Sie 
betreffen  Gegenstände  des  klassischen  AJteitams, 
der  Patristik,  des  Mittelalters  usw.  Den  Glanz- 
punkt bilden  die  siebente  und  achte  Abteilung 
(Seite  261  bis  334),  die  den  Zucker  betreffen. 
Doch  auch  manches  Andere,  wie  «Naturwissen- 
schaftUdies  aus  Shakespeare^^  (Seite  426  bis 
487),  wird  für  weite  Kreise  von  Wert  sein.  Das 
historische  urteil  erscheint  wohl  überlegt  und 
auf  die  Ausdrucksweise  ist  sichtlich  Sorgfalt 
verwandt,  so  daß  man  selten  einen  Fehlschlag,  wie 
die  Bezeichnung  des  ComeLitM  Celsue  (8.  326) 
als  römischen  Arzt,  begegnet.  Ein  12  Druck- 
seiten starkes  Register  der  geographischen  und 
Eigennamen,  einschließlich  der  angef  uhrteaSchrift- 
steller  und  der  Titel  anonymer  Werke,  sowie 
ein  ebenso  fleißig  gearbeitetes  Sachregister  er- 
höhen die  Brauchbarkeit  der  Yeröffentliohung. 
Deren  wissenschaftlicher  Wert  wird  leider  da- 
durch beeinträchtigt,  daß  der  Verfasser  bei  der 
Herausgabe  nach  dem  Vorworte  (S.  IX)  «der 
Versuchung  widerstand,  sämtliche  Aufsätze  um- 
zuarbeiten und  inhaltlich  zu  erweitern».  Die 
cSachkenner»,  die  diesen  Bat  erteilten,  hatten 
die  zeitgenössische  Buchmacherei  im  Auge,  für 
die  ein  solches  Verfahren  allerdings  zweck- 
mäßig ist. 

Zur  Erläuterung  des  Bemeikten  seien  nur 
zwei  Beispiele  angezogen.  1.  In  einem  nach 
Inhalt  und  Form  vorzüglichen  Vortrage  über 
*I/i(mardo  daVineiaüs  Gelehrter  und  Techniker» 
(Seite  346  bis  373)  aus  dem  Jahre  1899  wird 
auf  das  Ungenügende  der  Ausgaben  der  Pariser 
und  Mailänder  Codices  hingewiesen.  Hier  war 
eine  Bezugnahme  auf  die  vollständige,  peinlich 
getreue  Nachbildung  der  Handschriften  zu 
Windsor,  die  neuerdings  als  «Feuillets  inedits 
de  Lionard>  bei  Rauveyre  zu  Paris  erscheinen, 
unerläßlich,  da  diese  Veröffentlichung  ein  selbst- 
ständiges Studium  der  Tätigkeit  dieses  großen 
Genius  in  bisher  ungeahnter  Weise  erleichtert 
2.  Der  Beitrag  über  das  biegsame  Glas  der 
Alten  (Seite  74  bis  76)  mag  1897  als  unter- 
haltendes Feuilleton  in  einer  Fachzeitung,  wel- 
cher die  Geschichte  und  Archäologie  fern  liegt, 
am  Platze  gewesen  sein.  Ein  Neudruck  aber, 
zumal  ohne  Veränderung;  beeinträchtigt  den 
Eindruck  des  Sammelwerkes.  Daß  in  byzantin- 
ischen Festreden  und  in  mittelalterlichen  Er- 
bauungsschriften, wohin  die  gesta  Romanorum 
(historiae  moralisatae)  zählen,  Sonderbarkeiten 
unglaublicher  Art  unterlaufen,  ist  bekannt  Daß 
die    Erfindung    eines    biegsamen    Glases    von 


Petronius,  den  der  Verfasser  als  Hanptquelle 
ansieht,  nicht  ernst  genommen  wurde,  war  1897 
bereits  nachgewiesen  (so  beispielsweise  im  c  Aus- 
land» von  1897,  Nr.  50,  S.  981).  Die  Satirae 
doaPetronius  gehören  allerdings  zu  der  schwie- 
rigen lateinischen  Prosa,  die  selbst  namhafte 
Philologen,  wie  man  gelegentlich  aus  Anfuhmqgen 
ersieht,  nicht  immer  in  der  Ursprache  lasen. 
Doch  ist  es  nicht  mehr  zutreffend,  diesen  als 
Verfasser  des  wenig  gelesenen  und  schwer 
verständlichen  «Gastmahl  des  Trimalchio»  zu 
bezeichnen.  Denn  W,  Heinse's  üebersetxang 
mit  AL  Oberbreyer^a  Erläuterung  wurde  als  Nr. 
2616  sogar  in  Philipp  Beeiam's  Universal- 
bibliothek  angenommen,  und  die  L.  Friediaender^ 
sehe  Ausgabe  der  Cena  Trimalehiomis  erleichtert 
das  Verständnis  des  Textes  ungemein. 

Glücklicherweise  befolgte  der  Verfasser  den 
erwähnten  üblen  Bat  gerade  bei  den  wertvollsten 
Stücken  nicht.  So  versah  er  die  «Geschichte 
des  diabetischen  Zuckers»,  obwohl  sie  erst 
1905  veröffentlicht  war,  mit  einem  1906  er- 
schienenen Nachtrage,  ferner  einen  Vortrag  mit 
Quellenangaben  usw.  y. 


Praescriptiones.  Bezept-Tasehenbiidi  für 
die  Praxis  von  Dr.  Emil  Kantorotaicx. 
Berlin  1906.  Verlag  von  August 
Hirschwald,'^.W^  Unter  den  lindea  68. 
XII    und    190    Seiten   sehmal    8^.  -- 

Preia:  in  Pappband  2  Mk. 

In  alphabetischer  Reihenfolge  der  Kraniheits- 
namen  sind  für  jüngere  Aerzte  zahlreiche,  meist 
zweckmäßig  gewählte  Rezepte  gesanunelt.  Um 
dem  Büchlein  gegenüber  «  der  mißtrauisch  be- 
obachtenden Umgebung  des  Kranken»  nicht  das 
Aussehen  eines  Rdzeptbuches,  sondern  dasjenige 
eines  Rezepttaschenblockes  zu  verleihen,  wurde 
laut  «Vorwort»  die  eigentümliche  äußere  Ge- 
staltung (hohes  schmales  Oktav  unter  Freilaasang 
der  meisten  geraden  Druckseiten)  gewählt.  Das 
Inhaltsverzeichnis,  führt  in  alphabetischer  Folge 
als  «Stichwörter»  die  Namen  der  Krankheiten 
auf.  Leider  geschieht  dies  unvollständig,  und 
die  zufolge  der  Anordnung  im  Register  nötigere 
Aufzählung  der  Heilmittel  fehlt  ganz.  —  Als 
Einleitung  dient  eine  «Tabelle  der  Miodmaldoeen». 

Das  Vorwort  beklagt  (S.  VI)  daß  die  frühere 
Kunst  der  Arzneiverordnung  «in  neuerer  Zeit 
zu  einem  Handwerk  herabgesunken»  und  eine 
«bloße  Etikidttenregistratur»  geworden  ist  Das 
Büchlein  soll  deshalb  «die  auf  Grand  chemischer 
Kenntnisse  und  klinischer  bidikationen  kunst- 
gerecht zusammengestellte  Arzneiverordnong 
wieder  mehr  zu  Ehren  bringen».  Professor 
Senator  hofft  in  seinem  Vorworte  (8.  III)  von 
der  «mit  Fleiß  und  Gründlichkeit»  abgefaßten 
Arbeit  Erfolg.  Die  zahlreichen  Rezepte  worden 
vom  Apotheker  Koto  einer  Dnrohsioht  unter- 
zogen. — y. 


595 


BeriehungeA  der  pkarmakodynamisohen 
Therapie  zu  anderen  WiBBenschaften 
im  19.  Jahrhundert.  Von  Oscar 
Liebreidh,  Berlin  1905.  Veriag  von 
August  Hirschwald,  NW.,  Unter  den 
Linden  68.  —  39  Seiten  8<>.  Preis: 
1  Mark. 
Der  YoiliegeDde,  in  der  Sektion  für  Therapie 
und  Pharmakologie  auf  dem  internationalen  Eon- 
gresse  zu  St.  Lonis  am  24  September  1904  ge- 
haltene Vortrag  gewährt  einen  üeherbliok  über 
die  Entwickelnng  der  beiden  genannten  Wissen- 
schaften während  des  letzt  vergangenen  Jahr- 
hundeits.  Beachtlich  erscheinen  gegenüber  man- 
chen zeitgenössischen  Anpreisungen  der  neueren 
Heilmittd  u.  a.  folgende  AeuBerangen  des  Ber- 
liner Altmeisters  der  Pharmakologie:  (S.  26) 
«es  ist  bis  jetzt  unmöglich,  aus  der  Konstitution 
eines  chemischen  Körpers  heraus  die  Wirkung 
zu  prophezeien,  falls  nicht  ein  Spaltungsprodukt 
von  bekannter  Wirkung  sich  darbietet,  wie  beim 
Chloralhydrat,  oder  falls  nioht  ein  wirksamer 
bekannter  Kern  der  Substanz  zu  Grunde  liegt.» 
—  «Vielfach  hat  man  auch  angenonmieD,  daß 
gewisse  Atomgmppcn  im  Molekül  Träger  einer 
besonderen  Wirkung  sind,  und  daß  demnach  die 
Körper  einer  ohemischen  Reihe  eine  ähnliche 
Wirkung  zeigen  müülten.  Dies  ist  aber  durch- 
aus nicht  der  Fall,  denn  wie  verschiedenartig 
verhält  sich  biologisch  schon  die  Ameisensäure 
xmd  Essigsäure!»  —  (S.  27)  «Im  tülgemeinen 
müssen  wir  bekennen,  daß  man  einen  Zusammen- 
hang der  Konstitution  mit  der  Wirkung  auch 
deshalb  noch  nicht  sicher  beurteilen  kann,  weil 
das,  was  wir  Wirkung  nennen,  als  Resultante  der 
Beeinflussung  verschiedener  Funktionen  auf- 
gefaßt werden  muß.» 

Zum  Schlüsse  berührt  der  Verfasser  den  Ein- 
flafi  der  pathologischen  Anatomie  seit 
Hunter  und  Biehat^  sowie  der  Celluiarpathologie 
Vtrchcio*s  auf  die  Therapie  des  19.  Jahrhunderts, 
die  mit  dem  Auftauchen  der  Immunitätslehre 
and  Serumbehandlung  endet.  y. 


Bai  Radinm  nnd  die  radioaktiven  Stoffe. 
Gemeinverständliche    Darstellung     nach 
dem  gegenwärtigen   Stande  der  Forsch- 
ung   mit    Einflecbtnng   von   experimen- 
telien  Versuchen  nsw.     Von  Karl  Frhr. 
von   Papvus.      Mit    36    Abbildungen. 
Berlm     1905.       Verlag    von    Gustav 
Schmidt.     VHI  und  90  Seiten  S^.  — 
Preis:  2  Mark. 
In  fünf  Abschnitten  werden  besprochen:  die 
«Entdeckung  der  Radioaktivität»,    die  «Radio- 
aktivität des  Urans»  und  Thors,   das  «Radium» 
mid  endlich  die  «Erklärung  der  Erscheinungen 
der    Radioaktivität».      Der     dritte     Abschnitt 
«Radium»  nimmt  Vs  des  Buches  (S.  13  bis  85) 
em  und  zerfällt  in  die  fünf  Abteilungen:  Vor- 
kommen, Qewiimung,  Eigenschaften  des  Radium, 


Strahlung  der  radioaktiven  Substanzen,  Wirkungen 
der  BeequerelaiTd^A&n^  Erscheinungen  der  mit- 
geteilten Radioaktivität.  Zweckmäßig  ausgewählte 
Abbildungen  fördern  das  Verständnis  des  sorg- 
fältig gearbeiteten  Textes.  Wer  auf  mühi4ose 
Weise  einen  üeberbllck  der  zahlreichen  EiDzel- 
ergebnisse  der  neueren  Strahlkörperforschung 
bis  zum  Frühjahre  1905  gewinnen  will,  dem 
kann  man  an  erster  Stelle  den  vorliegenden 
Leitfaden  empfehlen.  Dessen  Verwertbarkf  it  für 
weitere  Kreise  wäre  durch  eine  bessere  Aus- 
stattung (mit  alphabetischem  Register  und  Ab- 
bildungsverzeichnis,  sowie  mit  kurzer  Anführung 
oder  üebersicht  des  vom  Verfasser  gewissen- 
haft benutzten  Schrifttums)  ohne  Beeinträchtigung 
der  Gemeinverständlichkeit  erhöht  werden. 

— y. 


W.  Rotli's  Jahresbericlit  über  die  Leist- 
ungen nnd  Fortschritte  auf  dem 
Gebiete  des  Militär  -  Sanitätswesens. 
XXX.  Jahrgang.  XXIV  und  198  Seiten 
gr.  8<>.  —  Berlin  1905,  Ernst  Sieg- 
fried Mittler  <&  Sohn.  —  Preis: 
5  Mark. 

Die  Zahl  der  Referate  stieg  im  vorliegen- 
den, mit  mehr  als  1  Jahr  Verspätung  erschie- 
nenen Bericht  für  1904  auf  621,  die  der  An- 
führungen auf  825,  von  denen  166  in  der 
«Deutschen  militärärztlichen  Zeitschrift»  ver- 
öffentlictit,  209  dort  besprochen  wurden.  Dem 
japanisch-russischen  Erlege  sind  20  Seiten  ge- 
widmet. —  Der  Mangel  an  Raum  ließe  sich 
durch  eine  angemessenere  Auswahl  der  Anführ- 
ungen und  Besprechungen  vermindern,  von  denen 
manche  zu  der  Heeresheilkunde  in  keiner  oder 
nur  in  entfernter  Beziehung  stehen.  Auch  sonst 
wäre  hie  und  da  eine  strengere  Durchsicht  der 
bei  der  großen  Anzahl  der  Bearbeiter  (über  20) 
erklärlicher  Weise  ungleichartigen  Beiträge  rät- 
lich gewesen.  Die  früher  (Pharm.  Centralh.  41 
[1903],  159;  46  [1904],  a73;  46  [1905],  243) 
beregten  Mängel  des  Berichts  erfuhren  bislang 
keine  Abhilfe.  y. 

Preislisten  sind  eingegangen  von: 

Dr.  Theodor  Sehuchard  in  Görlitz  über  che- 
mische Präparate,  Sammlungen  von  Mineralien, 
Metallen,  Kristallen,  Teerfarbstoffen  usw.  Neu 
aufgenommen  sind :  Reagentien  für  spezielleZ wecke 
(nach  Autoren  benannt). 

Dr.  Outxeit  S  Braun  in  Königsberg  i.  Pr. 
über  Verbandstoffe,  Damenbinden,  Pflaster, 
Schwämme,  Fliegenpapier,  chinesischen  Tee  usw. 

J.  E.  ÄusbiUtel  in  Dortmund  über  Gummi- 
waren, chirurgische  Gegenstände  usw. 

Karl  Sxerdakelyi  in  Bega-St  -György  (Ungarn) 
über  Kamillen,  Oapsicum- Präparate,  Drogen, 
Blutegel. 


596 


Vepsohiedene  Mitteilungen. 


Eine  botanische  Seltenheit 
Nordböhmens. 

Hierüber  wird  den  «Dresdner  Nachrichten 
(1906,  Nr.  172)»  ans  Böhmisch-Leipa  folgendes 
geschrieben:  Das  botanische  Eldorado  Nord- 
böhmens  bildet  der  von  Böhmisch-Leipa  bis 
gegen  Tharomühl  sich  hinziehende  sogenannte 
«wüste  Teich»,  auch  Habsteiner  Torfmoor  genannt. 
Dieses  stoppenartige,  von  Kiebitzen  and  Möven 
belebte  Gelände  birgt  in  den  fleisch-  oder  insekten- 
fressenden Pflanzen  (InsectiToren)  —  es  kommen 
daselbst  fünf  Arten  vor  —  reizvolle  Geheimnisse. 
Im  Juni  gelangt  außerdem  eine  außergewöhnliche 
botaDische  Seltenheit,  die  sibirische  Oold- 
kolbe  (Lignlaria  sibirica)  mit  ihren  wander- 
prächtigen Blüten  zur  Entfaltung,  eine  Sumpf- 
pflanze, welche  sonst  nur  noch  in  den  Theiß- 
Sümpfen  Ungarns  heimisch  ist.  Im  übrigen 
Böhmen,  wie  in  allen  Naohbariändern,  ist  sie 
nirgends  zu  flnden. 

Der  leuchtende  Farbenschmalz,  den  die  gold- 
gelben Blüten  der  Qoldkolbe  besitzen,  übte 
schon  Yor  vielen  Jahrzehnten  auf  Blumen-  und 
Naturfreunde  große  Anziehungskraft  aus.  So 
reiste  u.  a.  König  Friedrieh  August  IL  von 
Sachsen  im  Jahre  1836  oder  1837  eigens  nach 
Neuschloß  bei  Leipa,  von  wo  aus  er  unter 
Führung  des  Forstadjunkten  Franx>  Lereh  die 
Habsteiner  Fluren  besuchte,  um  sich  dort  an 
dem  Blütenflor  der  Ligularia  zu  ergötzen.  Die 
Qoldkolbe,  welche  zurzeit  auf  dem  «wüsten 
Teiche»  wohl  in  mehr  als  tausend  Exemplaren 
vorkommt,  ist  ein  Fremdling  aus  den  Sümpfen 
Sibiriens,  dessen  Verpflanzung  aus  seiner 
nordischen  Heimat  jedenfalls  der  Samenver- 
schleppung durch  Zugvögel  zuzuschreiben  ist. 
Bei  dem  der  Pflanze  vollkommen  zusagenden 
wasserreichen  Boden  trägt  die  Vermehrungskraft 
der  Qoldkolbe  über  die  alljährlicben  Beutezüge 
der  Botaniker  und  Blumenliebhaber  den  Sieg 
davon,  so  daß  eine  Ausrottung  vorerst  nicht  zu 
befürchten  ist.  —  Vielleicht  geben  voratehende 
Mitteilungen  auch  diesem  oder  jenem  Leser  der 
Pharm.  Centralh.  Veranlassung,  gelegentlich  einer 
Sommerreise  genannte  Qegend  aufzusuchen,  um 
das  Harbarium  mit  dieser  botanischen  Selten- 
heit zu  bereichem.  Wgl, 


Eosfingerlinge 

werden  aus  sogenanntem  Zephirleder  her- 
gestellt. Dieses  ist  ein  so  leichtes  Materied, 
daß  das  Qefübl  in  keiner  Beziehung  beeinträchtigt 
wird.  Dabei  sind  die  daraus  gefertigten  Finger- 
linge so  haltbar,  daß  sie,  wie  Paul  Richter  in 
der  Berl.  mediz.  Qesellsch.  (Berl.  Klin,  Wochen- 
schrift 1906,  916)  hervorhob,  24  Stunden  auf 
dem  Finger  behalten  werden  konnten,  ohne 
unbrauchbar  zu  werden.  Allerdings  waren  sie 
in  dieser  Zeit  infolge  von  ungefähr  60  Wasch- 
ungen unansehnlich  geworden,  was  aber  bei 
dem  geringen  Preis  von  75  Pfg.  für  ein  Dutzend 


nicht  viel  zu  sagen  hat  Dieselben  werden  von 
dem  Vortragenden  als  Üeberzug  über  einen 
Leukoplast- Verband  zum  Schutz  gegen  In^tion 
bei  Operationen  u.  dergl.  empfohlen. 

Aus  dem  Zephirleder  stellt  die  Zephirleder- 
Fabrik  in  Schöneberg  auch  ganze  Operations- 
handschuhe, sowie  Pessaria  occlusiva  und  Aehn- 
liches  dar.  — fct  — 

Verband-Enokaftokohen, 

für  Hochtouristen  bestimmt,  enthalten  18 
Mittel.  Die  Wahl,  Anordnung  und  Verpack- 
ung derselben  ist  derartig  getroffen,  daß  die 
öfter  benötigten  Qegenstände,  wie  Brausepulver, 
ätherische  Baldriantinktur,  Karbolsalmiakgeist, 
eine  Touristensalbe  usw.  in  eigenen  Seiten-  und 
Innen  täsohchen  leicht  greif  bar  und  heraussn- 
nehmen  sind,  ohne  daß  Watte,  Binden,  Esmarek^s 
Verbandtuch  und  die  zur  Wundbehandlung 
nötigen  Desinfektionsmittel  berührt,  in  Unordnung 
gebracht  oder  beschmutzt  werden  können.  Sämt- 
liche Verbandstoffe  beflnden  sich  in  vollkommen 
staub-  und  wasserdichter  Packung  in  BiUrotk-- 
Batist,  der  seinerseits  genügend  groß  ist,  um  zu 
Hals-  und  Brustwickel,  feuchten  Verbfinden  uaw. 
benutzt  werden  zu  können.  ISinige  der  Mittel 
können  eine  vielseitige  Anwendung  finden,  00 
z.  B.  die  Cbinosoltabletten  zur  Bereitung  von 
Wund-,  Augen-,  Zahn-  und  Qurgelwässem.  Eine 
eingehende  Beschreibung  aller  einzelnen  Bestand- 
teile des  Täschchens  würde  hier  zu  weit  führen. 
Dieses  Verbandtäschchen  wird  in  grüner  und 
brauner  Jägerleinwand  von  Dr.  0.  Sökiiier^ 
chemisch  -  pharmazeutisches  Laboratorium  in 
München  Vni  angefertigt.  Die  QrÖßenverhXlt- 
nisse  sind  8 :  10 :  14  cm,  das  Qewioht  beträgt 
nur  350  g  und  der  Preis  Mk.  5.—.       — te~ 


Die  Bereitung  des  MIlebpulverB.  Nach 
0.  Jensen  wendet  man  jetzt  zwei  VerfUiren  an, 
um  dem  Milchpulver,  welches  durch  die  Proiedor 
des  Eintrooknens  zumeist  in  Wasser  schwer 
löslich  wird  —  das  Kasein  verliert  hierbei  aetne 
QueUbarkeit  —  eine  bessere  LöeUohkeit  zu 
sichern.  Nach  HtUnuiker  setzt  man  der  zn 
verarbeitenden  Milch  1  bis  3  pro  A'ille  Natriun- 
bikarbonat  zu.  Die  Milch  wird  dann  in  dünnem 
Strahle  auf  zwei  sich  drehende,  von  innen  mit 
gespannten  Dämpfen  geheizte  Porzellansjlinder 
geleitet,  wo  sie  in  ganz  kurzer  Zeit  xu  einer 
papierdünnen  Masse  eintrocknet,  die,  auf  Siebe 
gebracht,  alsbald  zu  Pulver  zerfällt  (vergl.  Pharm. 
Centralh.  46  [1905],  616).  Nach  Ekmberg  aetxt 
man  der  Milch  2  pCt.  Rohrzucker  zu  und 
trocknet  im  Vakuum  bei  40  bis  60 »  C,  worauf 
im  heißen  Luftstrom  naohgetrooknet  whrd. 

Ztsehr.  f.  Unters,  d.  Nähr,-  u.  Genußm. 
1906,  XI,  609.  -iW. 


597 


Briefwechsel. 


Herren  H»  in  S.  Ihre  Zosohrift  an  Herrn  E. 
in  B.,  die  wir  s.  Z.  (noch  vor  dem  Bekanntwerden 
Tom  Ableben  des  Professor  Kakthaum  in  Basel) 
erhielten,  dnioken  wir  hiermit  znr  Wiü^rnng 
einer  nnabhäogigen  Berichterstattang  nach- 
träglich ab: 

«Besüglich  der  Daplik  (Pharm.  Gentralh.  46 
[1905],  695)  bewundere  ich  das  Geschick  des 
Herrn  Professor  EaMbaum,  eine  wissenschaft- 
liche Streitfrage  nach  Erschöpfung  sachlicher 
Beweise  auf  das  persönliche  Gebiet  za  geleiten 
und  erwarte,  dafi  er  es  bedauerlich  finde,  wenn 
ich  ihm  hier  nicht  recht  zu  folgen  vermag. 

Sachlich  sei  nur  bemerkt: 

Zu  b)  und  c).  Die  Leser  bawundere  ich, 
welche  einer  punktierten  Stelle  stets  ansehen, 
ob  nur  einzelne  Worte  oder  ganze  Sätze  fehlen 
und,  ob  die  Punkte  in  der  Urschrift  bereits 
stehen,  und  endlich,  ob  die  Auslassung  wogen 
Undeutlich. keit,  bezw.  Lücke,  in  der  Handschrift 
oder  etwa  aus  anderen  Gründen  erfolgte. 

Zu  d).  Beim  Durchlesen  des  Briefwechsels 
beneidete  ich  den  Herausgeber  um  desHen  schöne 
freie  Zeit,  die  er  zu  unverkürzter  Veröffentlich- 
ung der  Briefe  verfügbar  gehabt  hat,  von  denen 
Vio  belanglose  und  von  den  übrigen  ebenfalls 
^Uq  bekannte  Dinge  betreffen.  Den  von  Herrn 
KMbaum  angeführten  Druckfehler  hatte  ich  in 
meiner  Richtigstellung  (Pharm.  Gentralh.  46 
[1905],  676)  als  solchen  gar  nicht  erwähnt.  Ich 
hatte  ihn  ebensowenig  erkannt,  als  aufgesucht. 
Bas  Aufsuchen  von  solchen  Fehlem  hielt  man 
Übrigeos  bisher  bei  der  Berichterstattung  über 
Bücher  nicht  gerade  für  tadelnswert.  —  Die 
weggelassenen  Namen  waren  nur  als  Beispiele 
bezeichnet  und  deren  Auffindung  war  lediglich 
das  Ergebnis  einiger  Stichproben.  Namen,  wie 
Borax,  SchiUer  usw.  erwartet  man  allerdings 
der  Yollständigkeit  wegen  in  einem  Begister  be- 
rücksichtigt, welches  beispielsweise:  QU  Blas 
(S.  271),  R.  A,  Lesage  (272),  W.  Shakespeare 
(274)  enthält.»  y 


Apoth.  J.  J»  H.  in  ^sGravenhage.  Die  Zu- 
sammensetzung von  Dr.  Wcigner^s  Antipositin 
finden  Sie  in  Pharm.  Gentralh.  47  [1906],  Nr.  2, 
Seite  29  angegeben. 

Ueber  die  Prüfung  von  Vanillin  enthält 
das  Ergänzungsbuch  snm  Arzneibuch  für  das 
Deutsche  Beicm,  herausgegeben  vom  Deutschen 
Apotheker -Verein  (1906/  folgenden  Wortlaut: 
«Vanilleartig  riechende  und  schmeckende,  feine 
Kristallnadeln,  die  bei  81  bis  82  o  C  schmelzen. 
Eisenchloridlösung  färbt  die  wässerige  und  wein- 
geistige Lösung  des  Vanillin  blau.  Ein  Teil 
Vanillin  soll  mit  20  Teilen  Wasser  beim  Er- 
hitzen bis  zum  Kochen  eine  völlig  klare  Lösung 
geben  und  sich  schon  in  dem  halben  Gewichts- 
teil Weingeist  klar  lösen.  In  Schwefelsäure  soll 
sich  Vanillin  bei  gelindem  Erwärmen  klar  und 
ohne  Bückstand  mit  hellgelber  Farbe  auflösen. 
Nach  dem  Verbrennen  darf  Vanillin  keinen 
wägbaren  Rückstand  hinterlassen j»  AuAerdem 
wollen  Sie  in  der  heutigen  Nummer  auf  Seite  587 
vergleichen:  Quantitative  Bestimmung  von 
Vanillin  usw.  P.  S. 

A.  N.  in  B.  Besten  Dank  für  Ihre  gefällige 
Nachricht,  die  wir  hier   zum  Abdruck   bringen: 

«Ich  gestatte  mir,  auf  einen  im  Briefwechsel 
der  Nr.  27  vom  5.  7. 1906  untergelaufenen  Druck- 
fehler hinzuweisen: 

Bei  Erklärung  der  Grädigkeit  des  technischen 
Natrum  causticum  mnfi  es  heißen,  100  T.  des 
rohen  Aetznatrons  =  120  bis  124  T.  bez.  127 
bis  129  T.  chemisch  reiner  ealelnierter 
Soda,  nicht  kristallisierter  Soda. 

Der  höchsten  überhaupt  möglichen  Grädigkeit 
von  137,5  kommt  wohl  am  nächsten  die  eng- 
lische Todtenkopfmarke  mit  131  Grad. 

Ä.  FF»e^2fi^Braunschweig.» 

Dr.  W.  in  H.  Das  Manuskript  zu  Ihrer  Arbeit 
über  die  Ph.  Hisp.  Ed.  VII  erhalten  Sie  bei 
nächster  Gelegenheit  mit  zurück. 


BescIweniM  iAer  unriigiiliniissiiie  ZosteHang 

der  «PlianiiMeiitlsehen  CentraUialle»  bitten  wir  stets  an  die  Stelle  richten  zu  wollen,  bei 
welcher  die  Zeitschrift  bestellt  worden  ist,  also  Postanstalt  oder  Buchhandlung  oder  Geschäfts- 
stelle. ZDle  SZexa.'u.sg'e'bex. 


Yerlefv :  Dr.  A.  Scknaider,  Dretden  und  Dr.  P.  SIlfi,  Dresden-BlMewits. 
VcnuLtworttiehar  Leitw:   Dr.  A.  8«liB6lder.  Dretdan. 
Im'Baekliuidel  dnreh  JallvB  Springer,  B«rlin  «.,  MonbilouDlAta  8. 
Dnuäk  TomFr.  Titiel  Maehlolger  (Kanath  Sl  JMahlo)  in 


ICHTHYOL 

Dei  Erfolg  des  von  uns  hergestaliten  speüallen  Schwefelpripunts  hit 
Yiele  sogeaannte  Eraatznuttel  hervorgeroieD ,  welche  sieht  IdentiMÄ  bU 
Diiserem  Fräpant  sind  und  welche  obendrein  unter  sieh  TerBohieden  Bind, 
woFär   wir  in  jedem.  einielDsn  Falle  den  Beweis  antreten  können.    " 


Ichthyol 

oder 

Ammonium  sulfo-ichthyolicum 

gekecDiaiohnet  werden,  trotEdom  unter  dieser  Eennieiobnaiig  nur  unser 
spesiellos  Eraengnis,  welohes  eindg  und  allein  allen  UiniadieD  Versnoben 
logrande  gelegen  hat,  verstanden  wird,  so  bitten  wir  nm  gütige  Mitteilaog 
siracke  geriohtlioher  Verfolgang,  wenn  irgendwo  tatsiohlioD  Bulohe  ünter- 
sohiabongen  stattfinden. 

lohthyol-OesellBtduift 

Cordes,  Hermaimi  ft  Co. 

HAMBURG. 


0<300C3C3C3C10C:iC]f: 


C30C3C3  0c:iOC30ClC30C 


FOr  konkorrenEloses  von  Iw 
Fabrik  hergestelltee 

iSpelchel- 
ersatzmlttel, 

das  von  publizistisch  gewandtem  Ante  «d- 
gehend  geprflft  nad  erprobt  i^  *ii^ 
ZQ  pharmazeDtiaober  Weiter  vb^- 
arbeitnng  und  Vertrieb  ön  leiitaiig*- 
tähigea,  gnt  angefahrtes  Hans  geandit. 

Briefe  an  die  OeschVtssteUe  ^esea  BUttn 
anter  Adresse  «Speichelerttti'  ertMtei. 


r 


Flaiohen '  Kapseln 
ZliufoUeii'Staiiliil 

Kork  -  Prassen 
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Kataloge  giatis  und  äaako. 

J.  i.  Galette  &  Co.,  ^ 


Pbarmaceutische  Centralhalle 

für  Deutschland. 

Herausgegeben  tob  Dpb  A.  Schneider  und  Dr.  P.  Sflee. 

ZeitBchrift  fflr  wissenseliaftliclie  nnd  gesehäftliclie  Interessen 

der  Fharmacie. 

Gegrflndet  von  Dr.  Hermann  Hager  im  Jahre  1859. 

Erscheint  jeden  D  0  n  n  e  r  8 1  a  g. 

Bezugspreis  Tierteljährlich:  durch  Bachhandel  oder  Post  2,60  Mk.,  durch  Qescbäfts* 
stelle  im  Inland  3,—  Mk.,  Ausland  3,60  Mk.  —  Einzelne  Nummern  30  i'f. 

Anzeigen:  die  einmal  gespaltene  Elein-Zeile  30  Pf.,  bei  größeren  Anzeigen  oder  Wieder- 
holungen Preisermäßigung. 

Leiter  der  1  Dr.  Alfred  Schneider,  Dresden- A.  21;  Sohandauer  Str.  43. 
Zeltsehrlft:  j  Dr.  Paul  Süß,  Dresden-Blasewitz;  GustaT  Freytag-Str.  7. 

GeBehiftsstelle:  Dresden- A.  21;  Sohandauer  Straße  43. 


^30. 


DresdeD,  26.  Juli  1906. 


Der  neuen  Folge  XXVII.  Jahrgang. 


XLVIL 

Jahrgang. 


InhAlt:  Chemie  md  Pharmaele:  Direkte  Beetimmang  toa  OerbsSaren.  —  Chcmio  neaerer  medisinisch  wichtiger 
TanninTerbiodangen.  —  Verhuidlangea  des  VI  Internatiootlen  Kongresses  fQr  angeirandte  Chemie  —  Perman- 
gnutpasten.  —  Auslegung  pharmaseutischer  Gesetse  usir.  —  Neue  Arsaeimitcel.  —  FIQclitigkeit  der  Milchainre  mit 
WaBflerdimpfen  —  QuanlitatiTe  BesUmrouog  der  FettsAaren  in  Fetten  and  Feilen*  —  QualitnÜTe  Prüfung  auf 
Waaterglas  in  iSeifen.  —  Nachweis  f^ringer  Siengen  Mangan  neben  Eisen  im  Grundwasser.  —  Nachweis  von  Mor- 
phin im  Harn.  *«  Naohweia  von  Blutflecken.  —  Bettendorf 's  Reagens.  —  Chlor-,  brom-  und  jodsanre  Salze.  — 
Nahrangimittel-Ghemle.  —  PharmakogBosUsohe  Mittailanceii.  —  Bakteriologische  Mitteilancen.  — 
Therapeatiaaka  MlttaUaBKen.  —  Teehalsehe  HittcUangeii.  ~  Baoherschaii.  ^  Venohiedeve  MitteUkngeB. 


Chemie  und  Pharmactie. 


Ueber  die  direkte  Bestimmung 
von  Oerbsäuren. 

Von  Dr.  Ä  Franke. 

Das  Ziel  der  im  Nachfolgenden  be- 
schriebenen Untersachungen  war  die 
Prfifung  einer  bekannten  Gerbstoffreak- 
tion ai3  deren  Verwendbarkeit  zur  di- 
rekten gewichtsanalytiscben  Qerbstoff- 
bestimmnng.  Bei  den  schwankenden 
Resultaten,  die  trotz  strengen  Einhaltens 
der  flbUchen  Vorschriften  bei  dem  in- 
direkten Verfahren  mittels  Hautpulver 
immer  wieder  vorkommen,  ist  das  Be- 
streben, die  Bestimmung  auf  anderem 
Wege  zu  yerduchen,  berechtigt.  Bei 
dem  Stande  unserer  Gterbsloffforschung 
kann  es  sich  natflrlich  zunächst  nur  um 
«Versuche»  handeln. 

So  hat  vor  einiger  Zeit  Kramsxky^) 
die  Ausf  Ulung  des  Gerbstofib  aus  Weinen 


1)  Ltidiißig  Eramsxky^  Bestimmung  des  Gerb- 
stoffgehalts der  Weine.  Z.  anal.  Chem.  44, 
756-766.    Dea.  1906. 


mit  ammoniakalischer  Zinklös- 
ung versucht,  welche  sämtlichen  Gerb- 
stoff als  Zinktannat  abscheiden  soll. 
Der  Niederschlag  wird  im  Oooch'sciiexL 
Tiegel  gesammelt,  trocken  gewogen  und 
dann  nach  Zugabe  von  etwas  konzen- 
trierter Salpetersäure  behufs  Oxydation 
geglüht.  Die  Differenz  ergibt  das  Ge- 
wicht des  reinen  Gerbstoffe.  —  Die 
übrigen  normalen  Bestandteile  desWeines 
sollen  durch  die  Zinklösung  nicht  mit- 
gerissen werden. 

Dagegen  ist  von  Trotman  und  Hack^ 
foj'd^)  vor  kurzem  eine  größere  Arbeit 
veröffentlicht  worden,  in  der  sie  betonen, 
daß  zwar  «Eupf ersulfat  mit  Tannin 
einen  Niederschlag  gibt,  der  aber  in 
Schwefelsäure  löslich  ist,  und  daß  der 
mit  Bleiacetat  erhaltene  in  Essig' 
säure  löslich  ist.    Es  war  schwierig,  die 

-)  Trotman  nnd  Haekford^  Strychnine  Tannate 
and  its  use  in  the  Analysis  of  Tanning  Materials, 
Goliegium,  wissenschaftl.  technische  Beilage  des 
«Ledermarkt».    Frankfurt  1906.   Nr.  196. 


600 


freigewordene  Säure  zu  neutralisiereu, 
da  das  Alkali  die  Tanninlösung  zersetzt, 
indem  unter  Braunfärbung  sehr  schnell 
Oxydation  eintritt.» 

Vollständige  Fällungen  erhielten  Trot- 
man  und  Hackford  mit  Strychnin. 
Der  reinen  Verbindung  von  Strychnin 
mit  Tannin  —  Strychnintannat  — ,  die 
sie  durch  Vermischen  von  Lösungen 
beider  Körper  bezw.  von  deren  Salzen 
abscheiden  konnten,  gaben  sie  auf  grund 
der  Elementaranalyse  der  getrockneten 
Produkte  die  Formel 

C21H22N2O2 .  C14H1QO9. 

Daß  die  Fällung  quantitativ  war,  be- 
stätigten sie  durch  12  Versuche,  bei 
denen  sie  je  1  Mol.  der  StofiEe  in  Lösung 
aufeinander  reagieren  ließen. 

Ein  derartiges  Analysenverfahren  läßt 
sich  vorerst  —  wie  bei  allen  direkten 
Bestimmungsmethoden — natürlich  immer 
nur  auf  eine  ganz  bestimmte,  be- 
kannte Gerbsäure  anwenden,  da  jede, 
entsprechend  einem  anderen  Molekular- 
gewicht, eine  andere  Menge  Strychnin 
notwendigerweise  addieren  muß. 

Die  Festlegung  direkter  Bestimmungs- 
methoden wird  stets  auf  mehr  oder 
weniger  große  Schwierigkeiten  stoßen 
müssen,  welche  von  dem  mehr  oder 
weniger  großen  Reinheitsgrade  abhängig 
sind,  in  welchem  die  zu  bestimmenden 
Gerbsäuren  isoliert  worden  sind.  Abso- 
lute Sicherheit  haben  wir  sogar  in  kei- 
nem Falle,  da  nach  neueren  Arbeiten^j 
die  Molekurgewichte  der  Gerbsäuren 
durchweg  sämtlich  viel  höher  Uegen^ 
als  in  der  Literatur  angegeben  war; 
vielleicht  handelt  es  sich  um  vielfache 
der  bisher  angenommenen  Formeln. 
Als  Zeichen  der  Reinheit  der  Produkte 
haben  wir  nur  die  Resultate  der  Eie- 
mentaranaiyse.  Aendem  sich  die  dabei 
erhaltenen  Zahlen  nach  den  verschie- 
denen Reinigungsoperationen  nicht  mehr, 
so  kann  man  wohl  sagen,  daß  der  ge- 
wünschte Körper  rein  vorliegt.  Die- 
selben werden  dann  zumeist  von  gutem 


»)  Th.  EomeTy  10.  Jahresbericht  der  deut- 
schen Gerberschale  Freiberg.  'WissenschaftL 
Teü,  B.  2'6. 


Hautpulver  völlig  absorbiert,  stellen  also 
mindestens  eine  nahezu  creine  gerbende 
Substanz>  dar.  Ob  wir  deshalb  aber 
nun  wirklich  ein  einheitlich  chemisches 
Individuum  vor  uns  haben,  läßt  sich 
nicht  entscheiden.  Nach  der  Richtung 
hin  können  nur  die  Spaltungsversache 
aufklären,  wie  dies  neuerdings  Nieren- 
stein^) an  der  Quebrachogerbsäure  ge- 
zeigt hat 

Nur  die  Substanzen,  die  als  creme 
gerbende  Substanz»  erkannt  sind,  können 
zum  Studium  der  Additionsreaktionen 
herangezogen  werden,  wie  denn  anch 
Trotman  und  Haekford  in  der  eingangs 
erwähnten  Abhandlung  creines»  Tannin 
(nähere  Angaben  über  die  Reinheit 
fehlen)  für  ihre  Versuche  benfitzt  haben. 

Ist  diese  Vorbedingung  erffiUt,  so  er- 
hebt sich  die  Hauptforderung,  daß  das 
Reagens,  durch  welches  die  Abscheidnng 
der  Gerbsäure  bewirkt  werden  soll, 
nicht  auf  die  im  Qerbmaterialaoszag 
vorhandenen  NichtgerbstofiEe  einwirkt 
Damit  ist  die  Schwierigkeit  der  Auf- 
gabe vollständig  gekennzeichnet  Wir 
brauchen  uns  nur  der  Gallussäure  zu 
erinnern,  welche  teilweise  (!j  vom 
Hautpulver  absorbiert  wird,  sich  in  ihren 
chemischen  Eigenschaften  dem  Tannin 
sehr  nähert  und  noch  dazu,  wenn  die 
Fällungsreaktion  in  saurer  Lösung  vor- 
genommen wird,  durch  hydrolytische 
Spaltung  aus  einer  ganzen  Reihe  von 
Gerbstoffen  wie  Eichenrinden-,  Eichen- 
holz-, Eastanienholz-,  Valonen-,  sowie 
aus  Gallen-,  Hyrobalanen-,  Sumach-  und 
Dividivigerbstoffen  hervorgeht 

Zur 

Fällung  der  Quebrachogerb- 
säure 

habe   ich   bei   meinen  Versuchen  den 
Formaldehyd  benfitzt 

Formaldehyd  reagiert  auf  Gerbsäuren 
unter  Bildung  von  Methylenderivaten, 
wie  dies  wohl  zuerst  von  Marck^)  an- 
gegeben  wurde.     Das   Eondensations* 


«)  Nierwutein,  GoUegium  1905.    Nr.  146. 

^)  E.   Merek,  Berioht   über  das  Jahr  1895- 
DaimsUdt  1896,  S.  14  ff. 


601 


Produkt  erhält  man  leicht  durch  Ein- 
wirknng  von  Formaldehyd  auf  eine 
wftsserige  QerbstofflOsang  bei  Gegen- 
wart yon  Salzsäure.  Die  Verbindung 
scheidet  sieh  in  flockigen,  amorphen, 
rötlich  gefärbten  Massen  ab,  die  sich 
nach  kurzer  Zeit  zu  Boden  setzen  und 
gut  abflltrierbar  sind.  Merck  hat  diesen 
Verbindungen  ganz  allgemein  den  Sam- 
melnamen tTannoforme»  gegeben  und 
bezeichnet  die  einzelnen  Körper  ent- 
sprechend der  Gerbsäure,  von  der  sie 
sich  ableiten,  als  z.  B.  «Tannoform>- 
Meihylendigallusgerbsäure,  Quebracho- 
Tannoform  usw.  Er  beschreibt  noch 
das  Eichenrindentannoform,  Ratanhia- 
und  Myrobalanentannoform. 

In  einer  neuerdings  in  der  Fachzeit- 
schrift cDer  Gerber>  erschienenen  Ab- 
handlung von  SUasny^)  sind  die  Eigen- 
schaften der  Methylenderiyate  der  ver- 
schiedensten Gerbstoffe  zusammengestellt. 
Die  Angaben  sind  von  anderer  Seite 
nachgeprüft  und  haben  sich  in  jeder 
VtTeise  bestätigt.  Ob  sie  indessen  zur 
Identifizierung  Verwendung  finden  kön- 
nen, ist  nicht  sicher. 

Nicht  unerwähnt  bleiben  soll  eine  Idee 
Qlilcksrnann^^'^)^  die  Formaldehydreak- 
tion zu  einer  quantitativen  Bestimmung 
des  Tannins  zu  verwerten.  Die  dies- 
bezügliche Arbeit  hat  eine  scharfe,  ab- 
lehnende Kritik  von  Tkoms^  erfahren. 
Die  Versuchsanordnung  OlücksmanrC% 
war  die  denkbar  ungunstigste:  er  er- 
wärmt zunächst  die  zu  untersuchende 
Tanninlösung  mit  Salzsäure,  fugt  zur 
kochenden  Flüssigkeit  Formaldehyd  und 
bringt  das  danach  ausgeschiedene  ab- 
filtrierte und  getrocknete  Produkt  zur 
Wägung.  Nach  der  dabei  erhaltenen 
Menge  will  er  das  Tannin  bewerten.  — 
Einmal  reagiert  nun  die  im  Tannin 
möglicherweise  vorhandene  Gallussäure 
mit  Formaldehyd,  andererseits  vermehrt 
er  sogar  noch  deren  Menge  durch  das 


«)  Eachzeitschrift  «Der  Gerber»,  Wien  1905. 
Prof.  Dr.  E.  Stiamy.    8.  186  ff. 

7)  QUicksmarm,  Pharm.  Post.  XXXVII.  Jahr- 
gang.   8.  428  (1904).     Ph.  C.  45  [1904],  656. 

^)  Thams^  Zur  Gerbstoffforschnng.  Ber.  der 
deutschen  pharmazeutisohen  Gesellschaft  1905. 
Band  15,  Heft  8.    8.  3B0  ff. 


anfängliche  Kochen  mit  Salzsäure,  wo- 
durch ganz  sicher  ein  einheitliches  Fäll- 
ungsprodukt gar  nicht  zu  erhalten  ist 

Fflr  die  direkte  Bestimmung  mit  Form- 
aldehyd können  vielleicht  nur  die  von 
Procter  in  dessen  Leitfaden^)  in  der 
Tabelle  Seite  52,  I  angegebenen  Gerb- 
stoffe zunächst  in  betracht  kommen, 
d.  h.  diejenigen,  welche  durch  Kochen 
mit  verdOnnten  Säuren  (Salzsäure, 
Schwefelsäure)  Phlobaphene  ergeben. 
Alle  anderen,  welche  durch  Erhitzen  in 
saurer  Lösung  tiefgehende  Zersetzungen 
erfahren  und  dabei  Gallus-  bezw.  Ellagen- 
säure ergeben  könnten,  scheinen  von 
vornherein  ausgeschlossen. 

Das  Ausgangsmaterial  ffir  meine  Ver- 
suche, die  Quebrachogerbsäure,  an  wel- 
cher ich  den  Reaktionsverlauf  verfolgt 
habe,  wurde  nach  den  Angaben  von 
Körner  ^^)  hergestellt. 

Das  frischgeraspelte  Quebrachoholz 
übergießt  man  mit  schwach  angewärm- 
tem Wasser  (von  etwa  30^,  so  daß  es 
eben  davon  bedeckt  ist,  preßt  nach  V2 
Stunde  ab,  filtriert  die  trübe  Flüssig- 
keit und  setzt  den  zehnten  Teil  des 
Brühengewichts  Kochsalz  hinzu.  Das 
sehr  schwer  lösliche  Phlobaphen,  jener 
rote  Farbstoff,  der  durch  Oxydation  aus 
der  im  reinen  Zustande  fast  weißen 
Gerbsäure  hervorgeht,  scheidet  sich  da- 
bei neben  der  Hauptmenge  der  Nicht- 
gerbstoffe  und  etwas  Gerbstoff  aus.  Die 
filtrierte  Lösung  schüttelt  man  im  Scheide- 
trichter mit  Essigäther  11)  zwecks  Lös- 
ung der  Gerbsäure  kräftig  aus.  Die 
Lösung  wird  mit  Aether  fraktioniert  ge- 
fällt. Es  geschieht  dies  am  besten  in 
großen  Filtrierstutzen,  in  die  man  zu- 
nächst die  Essigätherlösung  bringt,  zu 
welcher  man  sodann  unter  Rühren  und 
Schlagen  eine  reichliche  Menge  Aether 
fügt.  Nach  24  ständigem  Stehen  im 
Dunklen  hat  sich  am  Boden  und  an 
den  Gefäßwandungen  ein  roter  siinpöser 
Niederschlag  abgeschieden,  bestehend  aus 

»)  Procter 'Päßler,  Leitfaden  für  gerberei- 
chemische üntersachungen.    Beilin  1901. 

10)  Th,  Kömer,  Ueber  den  Gerbstoff  des 
Quebrachoholzes.    Ledermarkt  1897,  Nr.  37. 

1»)  Tk,  Kömer  und  Alb,  Petermann^  Deutsche 
Gerberzeitung  1904. 


602 


Gerbstoff,  aber  immer  noch  veranreiDigt 
^ordi  Phlobaphen  und  Nichtgerbstoff. 
Reinere  Produkle  erhält  man  erst,  wenn 
man  zu  der  yon  diesem  Körper  abge- 
gossenen Flüssigkeit  yon  neuem  wieder 
unter  Umrühren  Aether  gibt.  Die  nun- 
mehr erhaltene  Fraktion,  an  Menge 
allerdings  recht  gering,  gibt  ein  wesent- 
lich anderes  Produkt.  Durch  anhalten- 
des Beiben  im  Mörser  verdunsten  bald 
Aether  und  Essigäther  und  es  hinter- 
bleibt ein  fast  weißer  Körper.  Daß  mit 
dem  Fr^tionieren  tatsächlich  eine  er- 
hebliche Reinigung  erzielt  wird,  geht 
aus  den  Verbrennungen  der  einzelnen 
Fällungen  hervor  ^^^^  Der  KohlenstofE- 
gehalt  derselben  steigt  von  61,36  pCt 
in  der  ersten  Fraktion  auf  63,86  pCt 
in  der  vierten,  was  auf  eine  Entfernung 
der  NichtgerbstofiEe  —  Zuckerarten,  die 
den  KohlenstofFgehalt  herabsetzen  wur- 
den —  schließen  läßt.  —  Aus  den  Ana- 
lysenresultaten der  so  gewonnenen  Säure 
läßt  sich  die  empirische  Formel 
CioHieOT  berechnen. 

0,2  g  dieser  Substanz  wurden  nun  in 
etwa  100  ccm  Wasser  gelöst,  mit  60  ccm 
Formaldehyd  (handelsübliche  Ware  von 
40  pCt)  vermischt  und  auf  dem  Draht- 
netz zum  gelinden  Sieden  erhitzt.  Nach 
Zugabe  von  25  ccm  Salzsäure  (25  pCt) 
trat  bald  eine  starke  Trübung  ein.  Bei 
weiterem  etwa  10  Minuten  langem  Er- 
wärmen ballte  sich  die  abgeschiedene 
Masse  zum  Niederschlag  zusammen.  Das 
nach  einiger  Zeit  (Vg  ständigem  Stehen 
bei  gewöhnlicher  Temperatur)  abgesaugte 
Reaüktionsprodukt,  welches  mit  Wasser, 
Alkohol  und  Aether  ausgewaschen  und 
danach  bei  1100  getrocknet  wurde,  kann 
als  Methylendiquebrachogerbsäure  auf- 
gefaßt werden. 

Verbrennung.  0,1630  g Substanz 
gaben  0,3810  g  CO2  und  0,0650  g 
H2O. 

Berechnet  für  CH2<^i^5^^n   : 

C  =  64,64  pCt    H  =  4,42pCt 
Gefunden :  C  =  64,42    »      H  =  4,60    > 


1")  Th,  Kömer  und  ÄU).  Petermann,  Deutsche 
Qerberzeitung  1904. 


Demnach  ist  es  nicht  unwahrschein- 
lich, daß  die  Reaktion  im  Sinne  der 
Gleichung : 

HCHO  +  p^«&^ 

—  ftlJ   ^  Q19H15O7  -1_  CT  A 

verläuft. 

Zu  derselben  Methylenyerbindang 
gelangt  man,  wenn  man  auf  einen  filtrier- 
ten Quebrachoholzanszug,  wie  man  ihn 
bei  der  Gerbmaterialanalyse*}  erhält, 
unter  denselben  Bedingungen  Form- 
aldehyd und  Salzsäure  einwirken  läßt. 

Verbrennung.  0,1148  g  Snbstaiu 
gaben  0,2704  g  COg  und  0,0612  g 
H2O. 

Berechnet  für  CHa<J^^#^2^ : 

C  =  64,64  pCt     H=»4,42pCt 

Gefunden:  0  =  64,38    »      H=4,97  > 

Mercky  welcher  eine  andere  Formel 
für  die  Quebrachogerbsäore  annimmt 
und  dem  Eondensationsprodokt  die 
Formel 

CH2<^«M^>0 

gibt,  führt  in  seiner  Arbeit  4  Verbremi- 
ungen  an,  aus  denen  das  Mittel 

64,60  pCt  Kohlenstoff 
4,92    »     Wasserstoff 
beträgt. 
Die  übereinstimmenden  Resultate 

64,42  pCt  C  4,60  pCt  H 

64,38     >     C  4,97    >    H 

64,50    >     C  4,92    »    H 

zeigen,  daß  man  aus  den  Qaebracho- 
extrakten  nicht  andere  Produkte  erbilt 
als  aus  der  reinen  Säure. 

Es  ist  deshalb  nicht  erforderlich,  die 
von  Merck  gegebene  Vorschrift:  «mög- 
lichst gereinigte  Pflanzenauszflge»  m 
verwenden,  aS  die  Quebrachogerbsäore 
auszudehnen. 

Was  nun  das  Verhalten  der  Gallns- 
und  EUagsäure  betrifft,  die  nach  i.  0. 
Perkin  und  Ounell^^)  zwar  nur  in  nn- 

*)  Vergleiche  die  Beispiele  am  ScbloA. 
**)  Perhin   und    QuneU^   Jocun.  ehem.  to^ 
1903,  69. 


603 


beträclitUchen  Mengen  im  Qaebracho 
vorkonunen  sollen,  ist  zu  bemerken,  daß 
nach  Bayer,  Coro  n.  a.^^)  allerdings 
Gallnssäare  auf  Formaldehyd  bei  Gegen- 
wart von  Salzsäure  reagiert  unter  Bild- 
ung yerschiedener  sowoU  kristallisieren- 
der als  amorpher  Körper  —  Methylen- 
digallussäure. Es  gelang  mir  indessen 
nicht,  in  dem  aus  Quebrachoholzauszug 
bereiteten  Methylenderivate  mit  dem 
Mikroskop  kristallisierte  Substanz  zu 
entdecken.  —  Die  Tatsache,  daß  direkt 
reine  Fällungen  zu  erzielen  sind,  er- 
möglicht eine  Verwertung  der  Reaktion 
zur  quantitativen  Bestimmung  der  Que- 
brachogerbsäure. 

Zur  genauen  Bestimmung  der  Aus- 
beuten, die  bei  der  Reaktion  erhalten 
werden,  wurde  für  jeden  Versuch  etwa 
0,2  g  reine  Säure  bei  110^  getrocknet 
und  nach  genauer  Wägung  in  100  ccm 
heißem  Wasser  gdöst.  Die  weit^e 
Anordnung  war  die  oben  angegebene. 
Nach  Zusatz  von  60  ccm  Formaldehyd- 
lösung,  wobei  stets  eine  Aufliellung  der 
rotgefärbten  Flflssigkeit  zu  beobachten 
ist,  wird  aufgekocht,  dann  mit  25  ccm 
SsJzsäure  versetzt  und  weitere  10  Minuten 
auf  dem  DrtAtnetz  gelinde  erhitzt.  Die 
Flflssigkeit  trfibt  sich  nach  Zugabe  der 
Säure  zunächst  stark  und  zeigt  bald 
darauf  eine  rötliche  flockige  Abscheid- 
ung,  in  der  Form  dem  mit  Alkalien 
gefällten  Eisen-  oder  Aluminiumhydroxyd 
nicht  unähnlich.  Nachdem  das  Ganze 
bei  Zimmertemperatur  46  Minuten  ge- 
standen, wird  durch  ein  getrocknetes 
und  gewogenes  Filter  abgegossen,  der 
Niederschlag  mit  heißem  Wasser  bis 
zum  Verschwinden  der  sauren  Reaktion 
gewaschen  und  bei  110^^  bis  zum  gleich- 
bleibenden Gewicht  getrocknet,  was  in 
etwa  2  Stunden  zu  erreichen  ist.*)  Das 
Filtrat  erscheint  zuweilen  schwach  röt- 


1^)  Beilatein^  Handbuch  der  oigan.  Chemie 
(vergl.  aoter  «Oallossäure»). 

*)  Dieses  sohneile  Trocknen  bei  höherer  Tem- 
peratur bedeutet  offenbar  einen  Vorteil;  Gerb- 
stoffextrakte können  nicht  ohne  Zersetzung  auf 
110®  erhitzt  werden,  infolge  EarameMerung  der 
Niditgerbstoffe.  ~  Die  beim  Trocknen  ein- 
tretende Oxydation  ist  ohne  Anwendung  des 
Yakuumtrockenschraoks  hier  so  unvermeidlich, 
wie  dort 


lieh,  es  tritt  aber  selbst  nach  längerem 
Stehen  höchstens  geringe  Opalescenz 
ein. 

Nach  der  oben  angenommenen  Gleich- 
ung entstehen  724  Teile  Methylen- 
diquebrachogerbsäure  (1  Mol.)  aus  712 
Teilen  Quebrachogerbsäure.  Der  Um- 
rechnungsfaktor auf  Gerbsäure  ist  dem- 
nach 0,9834. 

Die  Versuche  haben  folgende  Resul- 
tate ergeben: 

Ange-  Gefundene        Ge-  Theoret. 
wen-  g  Gerbsäure  fundene  gefordert 
Ver-      dete  berechnet       g  Me-        g  Me- 
such        g           aus  der  thylen-  thylen- 
Gerb-  Methylen-        ver-  verbind- 
säure Verbindung  bindung         ung 

a  0,1768  0,1778  0,1808  0,1798 

b  0,1768  0,1744  0,1774  0,1798 

0  0,2070  0,2067  0,2102  0,2105 

d  0,1820  0,1796  0,1826  0,1851 

Bei  Versuch  d)  sollte  festgestellt  wer- 
den, in  welcher  Weise  das  Resultat 
durch  die  längere  Einwirkung  der  Salz- 
säure beeinflußt  wird.  Zu  dem  Zweck 
wurde  die  in  Wasser  gelöste  Qnebracho- 
gerbsäure  zunächst  mit  26  ccm  Salz- 
säure 5  Minuten  erhitzt  und  erst  dann 
mit  Formaldehyd  gefällt.  Die  noch 
heiße  sofort  filtrierte  Fällung  er- 
gab nach  dem  Trocknen  0,1722  g  Me- 
thylenverbindung.  Nach  einigem  Stehen 
trttbte  sich  das  Filtrat  nicht  unerheb- 
lich, das  Gewicht  des  noch  Ausgeschie- 
denen betrug  0,0104  g.  Aus  der  Qe« 
samtmenge  0,1722 +0,0104= 0,1826g 
berechnet  sich  die  Qerbsäuremenge  zu 
0,1796  g.  —  Demnach  scheint  die  durch 
Kochen  mit  Salzsäure  bewiikte  Oxyd* 
ation  der  Quebrachogerbsäure  zu  ihrem 
Phlobaphen  das  Resultat  nicht  wesent* 
lieh  zu  beeinflussen,  vielleicht  infolge 
einer  reduzierenden  Einwirkung  des 
Formalins  (Verschwinden  der  roten  Farbe 
und  wesentliche  Aufhellung),  vielleicht 
auch  durch  den  Umstand,  daß  dasEon- 
densationsprodukt  des  Formaldehyds  mit 
dem  Phlobaphen  sich  seinem  Aequivalent-^ 
gewicht  nach  nur  wenig  von  dem  mit 
der  reinen  Gerbsäure  unterscheidet 

Unzulässig  hingegen  wäre  ein  zu 
langes  Erhitzen  der  Mischung.  Bei 
zwei  Versuchen  wurde  das  Erwärmen 
(auf  dem  Wasserbad)   auf   iVg   bis   3 


604 


Standen  ausgedehnt.    Die  dabei  erhal- 
tenen Zahlen  Men  viel  zu  hoch  aus. 

Wie  oben  erwähnt,  treten  beim  Aus- 
waschen der  Niederschläge  zuweilen 
gegen  Schluß  mit  dem  Verschwinden 
der  Säure  sehr  geringe  Trübungen  auf. 
Ich  habe  deshalb  später  einfach  in 
der  Weise  die  Niederschläge  gereinigt, 
daß  sie  je  dreimal  abwechselnd  mit 
kochendem  reinem  Wasser  bezw.  einem 
mit  einer  Spur  Salzsäure  angesäuertem 
Wasser  bedeckt  wurden.  Zum  Schluß 
genfigt  ein  dreimaliges  Aufgießen  von 
reinem  kochendem  Wasser,  um  den  Rest 
der  Säure  zu  verdrängen.  Trübungen 
werden  dabei  vermieden. 

Ich  teile  noch  einige  Analysen  mit, 
die  ich  vergleichsweise  mit  Hautpulver 
und  mit  der  Methylenreaktion  ausge- 
führt habe. 

Bei  den  Yergleichsanalysen  wurde  die 
Filtration  durch  Hautpulver  zweimal 
vorgenommen,  einerseits  um  in  bekannter 
Weise  aus  dem  Abdampfrückstand  die 
Nichtgerbstoffe  zu  finden,  andererseits 
um  das  Verhalten  derselben  gegen  Form- 
aldehyd und  Salzsäure  zu  beobachten. 
Es  konnte  aber  eine  Einwirkung  unter, 
Bildung  unslöslicher  Produkte  in  keinem 
Falle  festgestellt  werden. 

I.    Quebrachoholz. 

20  g  extrahiert  mit  1000  ccm  Wasser. 
•—  50  ccm  gaben  bei  der  Fällung  mit 
Formaldehyd  a)  0,2358  g,  b)  0,2358  g 
Methylenverbindung,  entsprech.  0,2319  g 
Gerbsäure  oder  23,19  pCt. 

Nach  der  Hautpuivermethode  wurden 
24,50  pCt  Qesamtextrakt,  1,70  pCt 
Nichtgerbstoffe,  entsprechend  22,80  pCt 
Gerbstoff  gefunden. 

n.    Quebrachoholz. 

20  g  extrahiert  mit  1000  ccm  Wasser. 
—  50  ccm  gaben  bei  der  Fällung  mit 
Formaldehyd  0,2390  g  Methylenverbind- 
ung, entsprechend  0,2350  g  Gerbsäure 
oder  .23,50  pGt. 

Nach  der  Hautpulvermethode  wurden 
26,46  pCt  Gesamtextrakt,  1,30  pCt 
Nichtgerbstoff,  entsprechend  24,16  pCt 
Gerbstoff  gefunden. 


lU.    Que brache extrakt. 

13,1430  g  in  1000  ccm  Wasser  ge- 
löst, die  Lüsung  durch  die  ParA:^-*sche 
Filterkerze  filtriert.  50  ccm  gaben  bei 
der  Fällung  mit  Formaldehyd  a)  0,1850  g, 
b)  0,1852  g  Methylenverbindung,  ent- 
sprechend a)  0,1819  g,  b)  0,1821  g  oder 
27,70  pCt  Gerbsäure. 

Nach  der  Hantpulvermethode  wurden 
39,58  pCt  Gesamtextrakt,  13,09  pCt 
Nichtgerbstoffe,  entsprechend  26,49  pCt 
Gerbstoff  gefunden. 

IV.    Quebrachoextrakt. 

5,4316  g  in  1000  ccm  Wasser  gelöst, 
die  Lösung  durch  die  Parfer'sche  Filter- 
kerze filtriert.  50  ccm  gaben  bei  der 
Fällung  mit  Formaldehyd  a)  0,2222  g, 
b)  0,2208  g  Methylenverbindung,  ent- 
sprechend a)  40,23  pCt,  b)  39,97  pCt, 
im  Mittel  40,10  pCt  Gerbsäure. 

Nach  der  Hautpulvermethode  wurde 
40,10  pCt  Gerbstoff  gefunden. 

Chemie  neuerer  mediziDiscli 
wichtiger  Tanninverbindungen. 

Die  unter  obiger  Ueberschrift  von 
Dr.  H.  Franke  in  dieser  Zeitschrift  1906, 
Nr.  27  über  das  Tannigen  gemachten 
Anffihrungen  stehen  in  einem  wesent- 
lichen Punkte  mit  in  der  Idteratur 
vorhandenen  Angaben  im  Widersprach. 
Während  Franko  dem  Tannigen  die 
Zusammensetzung  eines  Pentacetyl- 
tannins  zuschreibt,  gibt  Hans  Meyer 
(Deutsch.  Med.  Ztg.  1894,  Nr.  31)  an, 
daß  es  ein  Diacetyltannin  sei ;  nach  An- 
dern wiederum  ist  es  ein  Gemenge  von 
Mono-  und  Diacetyltannin.  Gegen  die 
Identifizierung  des  Tannigens  mit  Pent- 
acetyltannin  spricht  weiter  folgender 
Satz  aus  FränkeVs  Arzneimittelsynthese 
(1.  Aufl.,  S.  449):  «Würde  man  höhere 
Acetylderivate  (des  Tannins  12.),  als  mit 
zwei  Acetyl  -  Gruppen  darstellen,  etwa 
die  Penta-Acetyl- Verbindung,  so  würde 
man  zu  ganz  unwirksamen  Körpern  ge- 
langen, da  diese  Säurederivate  in  ver- 
dünnten Alkalien,  also  auch  im  Darm- 
saft unlöslich  sind  und  daher  im  Organis- 
mus nicht  unter  Regenerierung  des 
wirksamen  Bestandteiles  gespalten  wer- 
den.» L.  Rosenihaler, 


605 


Aus  den 
Verhandlungen    des   VI.   Inter- 
nationalen Kongresses    für  an- 
gewandte Chemie. 

(Schluß  Yon  Seite  583.) 

In  yersehiedenen  Sektionen  worden  n.  a. 
noch  folgende  Vortrftge  gehalten: 

Die  quantitative   Trennnng  von  Wismut 
und  Quecksilber 

kann  nach  Ä,  P,  Castanares  durch  Ans- 
tällnng  des  Wismuts  aus  salpetersanrer  Lös- 
ung mittels  Ammoniumkarbonates  erreicht 
werden.  Das  Quecksilbersalz  bleibt  unver- 
ändert Die  Lösung  der  beiden  Metalle 
wird  zum  Sieden  erhitzt,  mit  Salpetersäure 
stark  angesäuert  und  so  lange  unter  fort- 
währendem Umrühren  mit  Ammoniumkabonat 
venetzty  bis  Ammoniakgeruch  wahrnehmbar 
wird.  Man  erhält  dann  die  Lösung  noch 
kurze  Zeit  im  Sieden  und  läßt  dann  den 
gebildeten  Niederschlag  sich  am  Boden 
sammeln.  Hierauf  wird  die  Flflssigkeit  durch 
dnen  doo^^A-Tiegel  filtriert  und  der  Nieder- 
fldilag  mit  schwach  ammoniakalischem  Wasser 
gewaschen,  getrocknet  und  b«  Dunkehrot- 
gint  geglfiht;  so  daß  das  Wismutoxyd  in 
wägbarer  Form  zurflckbieibt.  Das  Queck- 
silber wird  dann  im  Filtrate  in  bekannter 
Weise  bestimmt. 

Ber  Bacillus  Comesii  Bossi 

enthält  nach  den  Angaben  O,  Bossis  Fer- 
mente,  die  in  der  Pflanzensubstanz  eine 
Zersetzung  der  Hemizellulosen  und  Pektin- 
stoffe bewirken.  Es  entsteht  eine  sogenannte 
Pektingärung;  die  bei  der  Gewinnung  des 
Flachses  nutzbar  gemacht  werden  kann. 

Die  löslicben  Proteiasubstaiizen  der 


bestehen  nach  den  Untersuchungen  von 
Lhidet  und  Amann  neben  Albumin  auch 
ans  Kasein^  das  in  der  Form  von  Calcium- 
phosphokaselnat  in  der  Molke  vorhanden 
ist.  Die  Verff.  bestimmten  das  Drehungs- 
vermögen dieser  Substanz  zu  |a]D  =  — 116^, 
so  daß  daraus  und  ans  dem  Drehungs- 
vermögen des  Albumin  (od  =  — 30^  das 
Verliältnis  von  Albumin  und  Kasein  in  ver- 
schiedenen Milcharten  bestimmt  werden  kann. 
Die  Hypothese  von  Eanunarsten ,  daß 
Kasein  beim  Gerinnen  sich  spalte^  ist  nicht 


richtig.  In  kfinstiichen  Kase'fnlösungen  ist 
nur  ein  Teil  kolloidal  und  nur  dieser  könne 
gerinnen.  Der  lösliche  Teil  enthält  eine 
Proteinsubstanz ;  deren  Drehungsvermögen 
dem  des  ursprünglichen  Oaldumphospho- 
kaaelnats  gleich  ist.  Die  Gerinnung  der 
Milch  Ist  ein  rein  physikalisches  Phänomen, 
dessen  Wiikung  beim  Koagulieren  jeder 
kolloidal  suspendierten  Substanz  festzustellen 
ist  Lösliche  Verbindungen  können  nicht 
koagulieren. 

Von  Prof.  D,  Vitali  wurde  vorgetragen : 

üeber  die  physiologische  Ermittelung 
des  Menschenblntes  und  seine  Unter- 
scheidung vom  tierischen  Blute. 
'  Nach  einer  üebersicht  fiber  die  vor- 
handenen Methoden  von  Cotton,  Moser, 
Zdenike,  H.  Mark  und  H.  Ehrenroih  geht 
Verfasser  auf  die  Methode  von  Uhlenhut 
näher  ein,  durch  die  die  bisher  als  unlösbar 
zu  bezeichnende  Aufgabe  nach  seinen  Ver- 
suchen im  wesentlichen  gelöst  sei.  Eine 
Schwierigkeit  liege  darin,  zur  rechten  Zeit 
ein  wirksames  Antiserum  zur  Verfügung  zu 
haben.  Man  erreicht  das  dadurch,  daß  man 
5  ccm  eines  frischen  Antiserums  mit  einer 
Spur  Chloroform  versetzt  und  auf  einem 
Uhrglase  bei  etwa  28^  C  mit  Filtrierpapier 
bedeckt  freiwiUig  verdunsten  läßt.  Der  auf 
diese  Weise  erhaltene  fein  gepulverte  Rück- 
stand wird  zum  Gebrauche  wieder  in  der 
gleichen  Menge  Wasser  gelöst  und  ergibt 
so  ein  Serum,  das  bei  der  Verwendung  nach 
den  Uhlenkufmiiea  Vorschriften  in  einer 
Lösung  von  Menschenblut  eine  starke  Trüb- 
ung und  später  einen  flockigen  Bodensatz 
erzeugt,  während  es  mit  Lösungen  von 
tierischem  Blute  keine  Trübung  zeigt.  Ver- 
suche über  die  Beschaffenheit  des  Blutes 
für  die  Reaktion  haben  ergeben,  daß  die 
Trübung  nicht  nur  bei  frischem,  sondern 
auch  bei  altem,  mehrjährigen  getrockneten, 
ja  auch  bei  bereits  fauligem,  getrockneten 
Blute  zu  erhalten  ist.  Die  Trocknung  ist 
dabei  wichtig,  denn  wenn  das  Blut  lange 
in  feuchtem  Zustande,  z.  B.  jahrelang  in 
einer  Flasche,  aufbewahrt  wird,  so  gelingt 
der  Nachweis  nicht  mehr.  Das  getrocknete 
Blut  wird  mit  physiologischer  Kochsalzlösung 
extrahiert.  Durcii  Einwirkung  hoher  Wärme- 
grade auf  das  bei  30  bis  40^  C  getrock- 
nete Blut  wird  die  Reaktion  nicht  ver- 
hindert. 


606 


Zar  Prüfung  der  Milch  auf  ihre  Güte 

führt  Prof.  Comunducci  den  sogenannten 
Oxydationsindex  eb.  10  com  Milch  werden 
mit  Waaeer  auf  1  L  verdttnnt,  10  ccm 
dieser  Lösung  mit  20  ccm  verdünnter 
Schwefelsäure  (1 : 5)  versetzt,  bei  60  bis 
70^  C  auf  dem  Wasserbade  erwfirmt  und 
tropfenweise  mit  Yio-Normal-Kaliumperman- 
ganatlOsung  versetzt;  bis  eine  5  Minuten 
beständige  RosafArbung  eintritt.  Die  Anzahl 
der  verbrauchten  ccm  Permanganatlösung; 
die  für  1  ccm  Milch  erforderlich  sind,  nennt 
Verf.  Oxydationsindex.  Bei  zahlreichen 
Versuchen  an  Milchproben  fand  er  für  Kuh- 
milch 50  bis  52,  ZiegenmUch  44  bis  45, 
Schafsmilch  43  bis  48,  Eselsmilch  55  bis 
58,  Frauenmilch  53  bis  60.  Versuche  an 
mit  verschiedenen  Mengen  Wasser  versetzter 
Milch  ergaben  die  Oxydationsindlces : 

hinzugefügtes  Wasser 
10    20    30    40    50    60    70  80   90    100  pCt 

Oxydationsindex 
44    39    35    31    25    20    15   10    5      0. 

Eine  Methode   zur  Ermittelung  der  zum 

Färben     von     Teigwaren    verwendeten 

gelben  Farbstoffe 

empfahlen  Ä,  PiutU  und  O,  Bentivoglio 
in  folgender  Weise  auszuführen :  50  g  Teig- 
waren werden  40  Minuten  lang  in  einer 
Mischung  von  500  com  Wasser,  60  bis  70 
com  Alkohol  und  2  ccm  Ammoniakflüssig- 
keit gekocht  unter  Ergänzung  des  ver- 
dampfenden Wassers.  Die  erhaltene  gelbe 
Flüssigkeit  wb^  durch  Baumwolle  abfiltriert, 
mit  2  bis  3  ccm  Salzsäure  angesäuert  und 
mit  weißen  entfetteten  WoUfasem  (3  g) 
wieder  gekocht,  wodurch  der  Farbstoff  aus 
der  Flüssigkeit  niedergeschlagen  wird.  Zur 
Reinigung  wird  er  nochmals  in  ammoniakal- 
ischem  Wasser  gelOst  und  auf  neuen  WoU- 
fasem niedergeschlagen  und  diese  Behand- 
lung noch  ein  drittes  Mal  wiederholt  Die 
ammoniakalische  LOsung  wird  schließlich 
durch  Eindampfen  konzentriert  und  weiter 
untersucht.  1  ccm  wurd  mit  1  Tropfen 
Bettendorfs  Reagens  gelinde  erwärmt  und 
mit  emigen  Tropfen  Eaühydrat  oder  besser 
Natrium*  oder  Ealhimäthylat  versetzt  Ein 
Rotwerden  der  Flüssigkeit  zeigt  die  Gegen- 
wart emes  NitrokOrpers  an.  Einen 
anderen  Teil  prüft  man  mit  einer  verdünnten 
Säure;  eine  Blaufärbung  ist  für  Metanil- 


gelb  charakteristisch.  Tritt  keine  dieser 
Färbungen  ein,  so  sind- Nitrofarbstoffe  und 
Metanilgelb  nicht  vorhanden.  Bei  positivem 
Ausfalle  wurd  die  ganze  gelbe  Flüssigkeit 
mit  Essigsäure  angesäuert,  und  stark  mit 
Tetrachlorkohlenstoff  ausgesdiüttelt  Der 
Tetrachlorkohlenstoff  wird  abgegoflsen  und 
die  gelösten  Farbstoffe  mit  ammoniakalisdiem 
Wasser  entzogen.  Diese  LOsung  wird  in 
2  Teile  getdlt,  der  eine  mit  Salzsäure  an- 
gesäuert und  mit  1  bis  2  Tropfen  Betteti- 
dorf^  Reagens  und  mit  übersdiüssigem 
Ammoniak  versetzt 

Das  Erscheinen  emer  Rosafärbung  zeigt 
die  Gegenwart  von  Martiusgelb  an.  Zu 
dem  zweiten  TeUe  der  Lösung  wird  em 
kleiner  Ueberschuß  verdünnter  Salzsäure  und 
eine  kleine  Menge  Zinkpulver  hmzugeffigt 
Beim  Vorhandensein  von  Viktoriagelb 
entsteht  bald  eine  veildienrote  Färbung.  Die 
von  Tetrachlorkohlenstoff  befreite,  Esdgsänre 
enthaltende  Lösung  kann  noch  Metanilgelby 
EHkrinsäure  und  Naphtholgelb  S  enthalten. 
Ein  Teil  derselben  wird  auf  dem  Wasser- 
bade eingedampft,  der  Rückstand  mit  Wasser 
aufgenommen  und  abfiltriert  In  1  oem 
dieser  Lösung  wurd  Metanilgelb  durch 
einen  Tropfen  Salzsäure  nachgewiesen  dureh 
Auftreten  einer  violetten  Färbung.  Die 
Pikrinsäure  wird  durch  Zusatz  dniger 
Tropfen  Schwefelammonium-  und  Ammoniak- 
flüssigkeit in  orangerote  Pikraminsäure  über- 
geführt Den  letzten  Teil  der  Lösung  prüft 
man  auf  Naphtholgelb,  indem  man  zu- 
nächst mit  Ammoniakflüssigkeit  und  Zhtk- 
pulver  behandelt,  dann  das  Filtrat  mit  Salz- 
säure versetz^  wobei  eine  orange  Färbung 
auftritt  Auf  Zusatz  von  Zink  im  Ueber- 
schuß tritt  Entfärbung  ein.  Die  entfärbte 
Lösung  wird  mit  Kalilauge  gelb,  mit  Eisen- 
chlorid  orange. 

Chem.'Ztg.  1906,  465,  466,  467,  503, 
504.  -jke. 

Permanganatpasten 

zur  Lupusbehandlung  bereitet  man  sich  nadi 
folgenden  Vorschriften: 

I.     Liquor  Natrii  silicici  100,0 

Eaiittm  permanganicum         5,0. 

IL     Alumina  gelatinosa  20,0 

Kalium  permanganicum  0,5  bisl,0. 
Nouv.  rem^des  1905,  404.  A, 


607 


Zur  Auslegons 
pharmasoutisohor  Oesetze  usw. 

(Fortsetzung  yon  Seite  564.) 

223.  Mittel  zur  Erzielung  einer  schönen 
Bftite  sind  Heilmittel,  haben  das  Bezirks- 
amt zu  Mannheim  nnd  das  dortig  Schöffen- 
gericht entschieden  anf  gnmd  der  Aussage 
des  Sachverständigen.  Dieser  führte  aua^ 
wenn  das  Mittel  zur  Bekämpfung  der  Atrophie 
der  Bflste  bestimmt  sei^  wäre  es  ein  Heil- 
mittel.    (Apoth.-Ztg.  1906^  Nr.  28.) 

224.  Die  Schreibweise  Syrupus  neben 
Sirupus  auf  den  Apothekenstandgefäßen  ist 
nach  einer  Verfügung  des  preußischen  Mi- 
nisters der  Medizinalangelegenheiten  bis  auf 
weiteres  zugelassen.  (Pharm.  Ztg.  1906, 
Nr.  28. 

225.  Warenzeichen  Lieber's  nnd  Lie- 
ber'sehe  bezw.  Lieberische  Kräuter.  Das 
Eaiserl.  Patentamt  hat  am  2.  April  1906 
entschieden^  daß  ein  unterschied  anzu- 
nehmen ist  zwischen  der  Bezeichnung  Lieber's 
Kräuter  und  lieber'sche  Kräuter^  und  daher 
beide  Benennungen  als  Warenzeichen  ein- 
getragen werden  können.  (Pharm.  Ztg. 
1906,  Nr.  72.) 

226.  ünbeftigte  Ausübung  der  Heil- 
kunde. Das  Eammergericht  hat  am  21.  Mai 
1906  entBchieden,  von  einer  Ausübung  der 
Heilkunde  könne  nur  dann  die  Rede  sem, 
wenn  ein  Apotheker  mit  emem  bestimmten 
Kranken  in  Verbindung  trete,  um  ihn  von 
einem  Leiden  zu  befreien.  In  der  Anpreis- 
ung einer  Salbe  könne  noch  nicht  die  Aus- 
übung der  Heilkunde  gefunden  werden.  Es 
bandelte  sich  in  diesem  Falle  um  Rino- 
salbe,  die  mit  Einstimmung  und  unter  An- 
führung der  beiden  Apotheken  als  Verkaufs- 
stelle in  Tageszeitungen  angekündigt  war. 
(Pharm.  Ztg.  1906,  Nr.  42.) 

227.  Sirupus  Rhamni  cathartici  ist 
nicht  dem  fireien  Verkehr  überlassen, 
entBchied  das  Schöffengericht  zu  Qerresheim. 
Ein  wegen  Verkaufs  von  Ereuzdomsaft  an- 
geklagter Drogist  behauptete,  dieser  Saft 
gehöre  zu  den  frei  verkäuflichen  Frucht- 
säften. Eine  geringe  medizinische  Wurkung 
genüge  nicht,  den  Saft  vom  freien  Verkehr 
auszuschließen,  sonst  dürften  auch  HeideT- 
beersäf te  nicht  verkauft  werden.  Dem  gegen- 
über machte  das  Gericht  geltend,   daß  die 


Eaiserl.  Verordnung  ausdrücklich  von  0  b  s  t  • 
Sirupen  spreche,  nicht  von  Frucht- 
sirupen; Ereuzdornbeeren  seien 
nicht  zum  Obst  zu  redinen,  wohl  aber 
Heidelbeeren.     (Apoth.-Ztg.  1906,  Nr.  10.) 

228.  Sehwarzer'scher  Alpenkrftuter- 
tee  ist  dem  £reien  Verkehr  entzogen 
laut  Entscheidung  des  Obersten  Landgerichtes 
zu  München.  Wenn  die  Teepakete  auch 
den  Aufdruck  bringen,  der  Tee  sei  kern 
Arzneimittel,  aber  gut  für  das  Blut  und 
lasse  es  nicht  unrein  werden;  er  sei  ein 
diätetisches  Qenußmittel  —  so  gehe  daraus 
nicht  hervor,  daß  er  nur  den  Leuten  em- 
pfohlen werden  sollte,  die  völlig  gesund 
sind;  es  müsse  vielmehr  daraus  gefolgert 
werden,  daß  der  Tee  auch  denen  empfohlen 
werden  sollte,  die  bereits  unreines  Blut  haben, 
und  daß  er  die  anormale  Besdiaffenheit  der 
blutbereitenden  Organe  beseitigeD,  lindem 
und  heilen  soll.  Damit  sei  der  Tee  aber 
als  Heilmittel  gekennzeichnet.  (Apoth.- 
Ztg.  1905,  Nr.  95.) 

229.  Kleinhandel  mit  Spiritus.  Eine 
Drogenhändlerin  in  Eattowitz  war  wegen 
Eleinhandels  mit  Sphitus  angeklagt  und  ver- 
urteilt worden.  Das  Eammergericht  hob  je- 
doch am  22.  Januar  1906  das  Vorurteil 
auf  und  wies  die  Sache  zur  anderwaten  Be- 
handlung an  das  Landgericht  zurück,  denn 
die  Angeklagte  habe  ihrem  Personal  streng 
eingeschärft,  Spuritus  nicht  zum  Trinken, 
sondern  nur  als  Heilmittel  zu  verkaufen, 
auch  die  Verkaufsgefäße  stets  mit  der  Etikette 
cAeußerlich»  zu  versehen  —  es  sei  aber  nicht 
erwiesen,  daß  die  Angeklagte  Eenntnis  davon 
gehabt  habe,  daß  ihr  Personal  deren  Vor- 
sduiften  zuwiderhandelte;  auch  fehle  die  Fest- 
stellung, daß  die  Angeklagte  gewerbe- 
mäßig gehandelt  habe,  um  dauernd  Oewinn 
aus  dem  Verkauf  von  Spiritus  zu  Truik- 
zwecken  zu  erzielen.  (Pharm.Ztg.i906,Nr.8.) 

2  30.  Borsalbe  ist  als  Eosmetikum  dem 
freien  Verkehr  überlassen,  hat  eine  Straf- 
kammer in  Hannover  entschieden.  Strafbar 
ist  der  Verkauf  außerhalb  der  Apotheken 
nur,  wenn  die  Borsalbe  ausschließlich  als 
Heilmittel  feUgeboten  wird.  Das  Feil- 
bieten an  und  für  sidi  ist  nicht  straf- 
bar, da  Borsalbe  auch  als  kosmetisches 
Mittel  Anwendung  findet  (Pharm.  Ztg.  1 906, 
Nr.  16.)  A,  St. 


608 


Neue  Arzneimittel. 

Atrosogen  besteht  aus  5  g  basischem  Wis- 
mntnitrat;  12  g  Caldamkarbonat,  10  g 
Natrinmchlorid ,  3  g  Natriumsnlfat,  65  g 
Natriumbikarbonat;  3  g  Pepsin  und  2  g 
Rhabarber.  Anwendung:  als  Magenpulver. 
Darsteller:   W.  F.   Weiß  in  München. 

Citrorheumin.  24  Tabletten  enthalten 
10  g  Citarin,  0,01  g  Colchicin,  1  g  Ghinin- 
sulfat  und  5  g  Zitronensfture.  Anwendung: 
gegen  Gicht  und  Gelenkrheumatismus.  Dar- 
Steuer:   W.  F,   Weiß  in  München. 

Injektion  Hirsch  (nicht  Harsch,  Pharm. 
Gentralh.  47  [1906J;  540)  ist  nach  Med. 
Elin.  1906,  Nr.  9  eine  Akoln-Quecksilber- 
lösung  und  wird  von  von  Heyden  in  Rade< 
beui-Dresden  nach  einem  besonderen  Ver- 
fahren dargestellt,  so  daß  das  Akoln  in 
Lösung  bleibt.  Sie  enthält  1  pCt  Queck- 
silberoxycyanid  und  0,5  pOt  Akoln. 

Litharsinpräparate ,  deren  Bestandteile 
unbekannt  sind,  finden  bei  Zuckerkrankheit 
Anwendung.  Darsteller:  Apotheker  Emil 
Jos,  Ferr6  in  Paris,  142  Boulevard  St.  Ger- 
main. 

Tulase  soll  nach  dem  «Matin»  ein  neues 
Heilmittel  der  Tuberkulose  sein,  das  von 
Prof.  Behring  entdeckt  worden  ist  Die 
Herstellung  desselben  wird  geheimgehalten, 
doch  weiß  man  angeblidi,  daß  die  darin 
enthaltenen  Tuberkelbazillen  abgestorben 
und. 

Valda- Pastillen  (Pharm.  Gentralh.  47 
[1906],  583)  enthalten  Menthol  und  ein 
Eukalyptusprftparat.  E.  Mmtxel, 


Ueber  die  Flttehtigkeit  der  Milchsäure  mit 
Wasserdämpfen  macht  F,  Utx  (Cham. -Ztg. 
1905,  363)  einige  Mitteilungen,  aus  denen  her- 
vorgeht, daß  zweifellos  Milchsäure  mit  Wasser- 
dämpfen übergeht,  daß  aber  doch  die  Flüchtig- 
keit nicht  80  groß  ist,  daß  eine  quantitative  Be- 
stimmung damit  erzielt  werden  kann.  Die 
Anwesenheit  von  Milchsäure  im  Destillate  wurde 
sowohl  durch  die  Reaktionen  von  Uffelmann 
(1  Tropfen  Eisenchloridlösung  imd  94  g  Karbol- 
säure in  50  ccm  Wasser  gelöst;  das  violett  ge- 
färbte Heagens  wird  durch  Milchsäure  gelb)  und 
Berg  (100  com  Wasser,  2  Tropfen  Eisenchlorid- 
lösung  und  2  Tropfen  konzentrierte  Salzsäure; 
mit  der  ätherischen  Ausschüttelung  des  ange- 
säuerten Destillates  tritt  bei  Gegenwart  von 
Milchsäure  starke  Gelbfärbung  ein),  als  auch 
durch  die  Darstellung  von  Zinklaktat  durch 
Kochen  des  ätherischen  Auszuges  einer  größeren 
Menge  des  Destillates  mit  Zinkkarbonat  nach- 
gewiesen. — Ä«. 


Zur  quantitativen 

Bestimmung  der  Fettsäuren   in 

Fetten  und  Seifen 

ist  hauptsäcfalieh  das  Hehner'wAe  Verfahren 
iu  'Oebraueh,  das  aber  insofern  Naefateile 
mit  sieh  bringt,  als  nur  die  in  Wasser  un- 
löslichen FettB&nren  bestimmt  werden.  Bei 
dem  Trocknen  der  ausgeschiedenen  Fett- 
sfturen  treten  Verluste  der  flflditigen  Fett- 
säuren «n,  die  tdlweise  durch  Saneratotf- 
aufnähme  ausgeglichen  werden.  Zur  Ver- 
meidung dieser  üngenauigkttten  empfiehlt 
K  Braun  (Seifenfabrikant  1906,  127)  eine 
genau  gewogene  Menge  des  Fettee  mit 
alkoholischer  Ealüauge  zu  verseifen,  woxn 
am  besten  Methylalkohol  verwendet  wird, 
den  Alkohol  möglichst  zu  verjagen  und  den 
Rückstand  mit  50  ccm  Wasser  aufzunehmen. 
Die  Seifenlösung  wird  dann  mit  Salzsäure 
neutralisiert  und  dann  mit  Chlorcaloinmlöeong 
gefällt,  wobei  ein  zu  großer  üebersehoß 
vermieden  werden  muß.  Dann  erwärmt 
man  auf  dem  Wasserbade  auf  höchstens  50^  C, 
worauf  rasch  Klärung  der  FlOssigkeit  ein- 
tritt. Nach  dem  völligen  Erkalten  wird 
filtriert  und  solange  mit  kaltem  Wasser  ge- 
waschen, bis  das  Filtrat  nach  dem  Ansänem 
mit  Salpetersäure  durch  SObemitrat  nicht 
mehr  getrfibt  wird.  Dann  wud  dasFiltermitdem 
NiederscUag  getrocknet  und  im  gewogenen 
Tiegel  verascht.  Der  Rückstand  wird  mit 
Salpetersäure  durdifeuchtet  und  bis  zur  Oe- 
wichtskonstanz  geglflht.  Aus  dem  CaMum- 
oxyd  wird  dann  die  Fettsäure  berechnet 
Die  Methode  ist  ftlr  die  üntersuchong  von 
Butter  nicht  anwendbar,  da  Caldnmbntyrat 
in  kaltem  Wasser  leicht  löslich  ist     ~Aa. 


Zur  qualitativen  Prüfung  auf 
Wasserglas  in  Seifen 

empfiehlt  A,  Hussein  (Seifenfabrikant  1906, 
406)  folgendes  Verfahren:  Man  zerschneideC 
die  Seife,  löst  in  Alkohol,  wäscht  den  un- 
löslichen Rückstand  auf  dem  Filter  mit 
warmem  Alkohol  nach  und  trocknet.  Dann 
wird  der  unlösliche  ROckstand  mit  starker 
Natronlauge  erhitzt,  filtriert  und  das  Filtrat 
mit  Salzsäure  sauer  und  dann  mit  Ammoniak- 
fiüssigkeit  wieder  alkalisch  gemacht,  wobei 
die  Kieselsäure  in  der  bekannten  Form  aus- 
fällt. -A^. 


609 


Nachweis 

geringer  Mengen  Mangan  neben 

Eisen  im  Grundwasser. 

Schon  Proskauer  hat  1894  naehgewieseD; 
daß  in  gleicher  Weise  wie  Eisenverbindnngen 
anch     Mangan    Rohrverstopfungen    hervor- 


gleichzeitiger Eontrolle  anderer  Verfahren 
(Schmelze).  Gewichtsanalytisch  ist  die  Me- 
thode  nidit  zu  verwerten,  da  der  Nieder- 
schlag sich  sehr  schlecht  filtrieren  Iftßt  und 
anch  Mangan  nicht  quantitativ  gef&lit  wird. 
Jedoch  wird  der  Praktiker  nach  Ansidit  des 
Verf.  an  der  Stärke  der  TrQbung  wie  auch 


rufen  kann.     Da  die  bisher  bekannten  Me-  bei  der  Eisenreaktion  leicht  bemessen  können, 

thodendesMangan-Nachweisee  zu  zeitraubend  ob  das  untersuchte  Wasser  etwa  zu  bean- 
und  umstAndUdi  sind,  so  fordert  die  Plaxis  standen  ist 


ein  Verfahren,  das  einerseits  möglichst  schnell 
und  sicher  die  Anwesenheit  von  Mangan  im 
Wasser  erkennen  l&ßt,  andererseits  auch 
möglichst  einfach  ist,  damit  selbst  ein  Nichi- 
chemiker  (?)  die  Analyse  auszuführen  im- 
stande  ist.      Für   diesen    Zweck    empfiehlt 


Sehtx. 


OesundheitS'Ingen.  1905,  Nr.  12. 


Der  Nachweis  von  Morphin 
im  Harn. 

gelingt  nicht  immer  leicht,  wenn  nur  kleine 
Fr'Oroner  die' vo7  lT  ^^wT^rang^gebräe !  ^®°6®^  dieses  Alkaloids  vorhanden  sind,  da 
Methode  mit  Ferrooyankaüum,  daß  in  Lös- !  Morphm  im  Organismus  zu  Dehydromorphin 
ungen  von  Mangansalzen  einen  weißen  :  ^^^^^^Z!  "^'^  "f^  *^  ^^^^  Reaktionen 
Niederschlag  von  Manganferrocyanid  hervor- ,  ™^.  Eigenschaften  hat.  Dehydromor- 
ruft  Um  die  Bildung  von  Berlinerblau  bei  P^^»»  »*  »««h  Deleanou  unlöslich  in  Wasser, 
Anwesenheit  von  Eisen  zu  verhindern,  muß  Alkohol,  Aether,  Chloroform,  Schwefelkohlen- 
man  vor  der  Fällung  mit  Ferrocyankalium  *^"'  verdünnter  Schwefelsfture  und  in  kohlen- 
Weinsäure  und  überschüssige  Ammoniak-  '^^^  AlkaUen,  es  löst  sich  aber  m  Kali- 
flüssigkeit hinzufügen.  i  **"&?  ™^  **'  ^^^^  "*  alkoholischem  Am- 

Die  üntereuchung  wird  zweckmäßig  wie  °'''Di''ydromorphin  gibt  folgende  Farbreak- 
folgt  ausgeführt:    100  ccm  Wasser  ^ör^en'g        ;  r        ©  e 

in    einem    Pro^Wschen  Schaurohr   mit  j      ^  ^^  ^^^^  Schwefelsäure  oKvgrün, 

Salzsäure  angesäuert,  um  etwaige  Eisen-  und  ;      g  ^.^  ^^^^  Salpetersäure  orang^ot,  gelb 
Manganausscheidungen  m  Lösung  zu  bnngen.  «ß-d^^^  o     •?  o 

Bleibt   trotzdem    eine  TrObung  -   bedingt       3  J^  Eisenchlorid  sehwaeh  bUu, 

durch  fernen  Sand  oder  Tonpaitkeldien  -       ^  ^.^  ^„„^  Schwefelsäure  und  Zucker 

bestehen,    so   filtriert    man   und  setzt   zur  |^,^„  .     j„„i,^i«,,n„  „««^1.1««^«^ 

1,1-..^    i^ o u *-:..*.  TUT.:-  1  Wau,  m  dunkelgrün  umschlagend, 


klaren   Lösung   2  ccm   konzentrierte  Wein- 
säorelösung   und  soviel  Ammoniakflüssigkeit 


zu,    daß    nach    dem  Umschütteln   ein  deut- 
licher   Geruch    nach   Ammoniak    erkennbar 


5.  mit  konz.  Schwefelsäure  und  Form- 
aldehyd ziegebrot 

Zum  Nachweis  von  Morphin,  bezw.  De- 
•  1      TA        *i._x  ex  «.x._x     I  hydromorphin    dampft    man    den   Harn   im 

»L  Dann  fügt  man  2  ccm  einer  gesätügfem  ^.^bad  bis  zur  Sirupdicke  em,  macht 
Ferrocyankahnmldsung  hmzu,  worauf  jo  „it  alkoholischer  Weinsäu^lösung  stark  sauer 
nach  der  Menge  des  vorhandenen  Mangans ;  ^^  ^^^^^  unter  Rückfluß  2  bis  3  Stunden 
^.  J'ul^^'J'lfT^  *?"  eine  Trübung ;  ^^  ^^o.  Das  Filtrat  wird  entgeistigt,  der 
enteteht  Nach  dem  Zusatz  von  Ferrocyan- ,  ^^^^,^3  ^.^  ^^^  aufgenommen  und 
faüram  »t  darauf  zu  achten,  daß  eme  grün- ,  ^^  ^^^^  ^^  Chloroform  ausgeschüttelt, 
hchgelbe  Lösung  Sich  ergjbt;  ein  blaugrflner :  ^^^  ^  ^^^.^^  ^,,  ^^^^  ^^  cyoro- 
Farbenton    würde    entweder   auf   emen  zu  ^^^  auggeschflttolt     Die  im  Scheidetrichter 

^l?  a  rTr^-""*^  'J^  *.  '°  I  verbleibende  Flüssigkeit  wird  salzsauer  ge- 
scbleeht«  Schütteln  hinweisen     Da  das  ge-  ^.^^  ^^  ^„  ^j^rt  mit  Ohoroform,  das 

bddete  Beriinerbtau  nicht  mehr  durch  nach-  ^.j  Ammoniak  ges&ttigt  ist,  mehrmals  aus- 
tri^che  Hinzufügung   von   Ammoniak    zu     eschüttelt      Mit    dem    Verdampfungsrück- 

entfemen    ist,   steUt   man    zweAmäßig  den  ^^^   ^^  j^tj^^  3t^Ut  „^  ^^  „^en 

Versuch  von  neuem  an.     Verf.  hat  auf  diese  betriebenen  Farbreaktionen  an.  A. 

Weise  0,05  mg  Mangan  m  100  ccm  Wasser  i     „    •  -.    i;'  •  •  -^nrui  oo 

.  .  ..     «•  u  -L  -i  u       •  X     '     Revista  Farmactet  1906,  38. 

stets     mit    Sicherheit    nachgewiesen    unter  _^ 


610 


Einen  neuen  Nachweis  von 
Blutflecken 

teilt  A.  Lecha-Marxo  in  Rev.  de  Med.  y 
Cir.  Präct  1906,  21.  Mfirz,  etwa  wie  folgt 
mit:  Ein  Teilchen  des  BIutfleekenB'^)  bringt 
man  anf  einen  Objektträger^  fflgt  ein  wenig 
einer  Lösung  von  2,5  g  Jod,  0,5  g  Kalium- 
jodid in  25  g  96proo.  Alkohol,  dann  Py- 
ridin und  etwas  Schwefelammoninm  hinzu, 
legt  das  Deckglas,  ohne  zu  drücken,  auf. 
Es  bilden  sich  sofort  Kristalle  von  Jodhftmatin. 
Diese  sind  orangefarben  bis  tiefrot,  doppel- 
brechend, bilden  Nadeln  oder  rhombische 
bezw.  rechteckige  Tafeb,  ähnlieh  den  Teich- 
mann'when  Ejistallen.  Durch  Umgeben 
des  Deckglases  mit  Kanadabalsam  kann  man 
sie  gut  erhalten.  Selbst  wenn  das  Blut 
sehr  hohen  Temperaturen  ausgesetzt  war, 
gelingt  die  Probe.  Behandeln  mit  starker 
Seife,  Eisensalzen,  Ammoniak,  Ameisensäure 
und  anderen  organischen  Säuren,  5proc 
Karbolsäure,  Eiter  und  Farbstoffen  hindert 
die  Probe  nicht,  dagegen  ist  die  Behandlung 
mit  Chlorkalk,  Mmeralsäuren,  Essigsäure, 
SttbÜmat  und  Höllenstein  hinderlich. 

—ix — 


Bettendorf  8  Reagens 

haben  Ä.  Ferraro  und  A.  Carrobio  (Bull, 
chim.  farm.  1905,  805)  in  der  Weise  ab- 
geändert, daß  sie  zu  dem  zu  untersuchen- 
den Stoffe  in  dem  Reagensglase  2  bis  4  cg 
Zinn  und  10  bis  12  Tropfen  konzentrierte 
Salzsäure  zufügten  und  erwärmten.  Sind 
etwa  0,0005  g  Arsentriozyd  zugegen,  so 
färbt  sich  die  ganze  Flüssigkeit  intensiv 
braunrot,  vermutlich  infolge  einer  BUdung 
von  festem  Arsenwasserstoff.  Sind  etwas 
größere  Mengen  vorhanden,  so  bilden  sich 
braunrötliche  Ringe,  die  bei  weiterem  Er- 
wärmen in  die  oberen  Teile  des  Reagens- 
glases  sttblimieren.  Weiteres  Erwärmen  be- 
wirkt vollständige  Entfärbung  der  Flüssig- 
keit, Entwickelung  gasförmigen  Arsenwasser- 
stoffes  und  Abscheidung  von  pulverigem 
schwarzem    elementarem    Arsen.      Die   rot- 


bräunliche Färbung  wurde  bei  Arsenit  nnd 
Araeniat  noch  sehr  deutlich  wahigenommeD, 
wenn  noch  0,000005  g  Arsentrioxyd  zu- 
gegen war.  Bei  so  kleinen  Mengen  tritt 
infolge  der  stetigen  Ehiwirinmg  des  nas- 
zierenden  Wasserstoffes  die  Entfärbung  andi 
ohne  Erwärmen  em.  Der  Nachweis  von 
Arsen  gelingt  noch  mit  Vioooooo  Arsen. 
Hierbei  entsteht  eine  sehr  schwache  röttiehe 
Ftbrbung,  die  man  besser  beobaditel,  wenn 
man  das  Reagensglas  .gegen  weißes  Papier 
hält  Die  Färbung  tritt  allmählich  ein  und 
erreicht  ihren  Höhepunkt  nach  2  bis  3 
Minuten. 

Antimonverbindungen  werden  so- 
fort zu  metallischem  Antimon  reduziert 
Dieses  sammelt  sidi  am  Boden  des  Reagens- 
glases als  schwarzes  Pulver  an,  während 
die  darüber  stehende  Flüssigkeit  farbk« 
bleibt  Demnach  ist  es  leicht  mOg^idi  auf 
diese  Weise  Arsen  und  Antimon  neben- 
einander zu  erkennen;  denn  die  röt- 
liche Färbung  rührt  vom  Arsen  her. 


*)  Befindet  sich  das  Blut  auf  einem  Gewebe, 
so  läßt  man  ein  Stüokohen  in  20proo.  Natrinm- 
karbonatlösung  mazerieren,  dickt  die  Lösung 
bei  geringer  Hitse  ein,  bringt  ein  Teilchen  des 
Eingedickten  auf  den  Objektträger  und  läßt  es 
dort  zoi  Trockne  eindampfen. 


Zur  quantitativea  Prüfung 
der  chlor-,  brom-  und  jodsauren 

Salze 

empfiehlt  Fritx  Weber  in  Pharm.  Ztg. 
1906,  364  die  betreffenden  Salze  mitteto 
Hydroxylaminsulfat  zn  reduzieren. 

Nachstehend  Anweisung,  wie  man  zu  ver- 
fahren hat: 

Zur  Ghiorbestimmung  IM  man  1  g 
Ealiumchlorat  in  200  g  Wasser,  fflgt  20  g 
Hydroxylaminsulfat  hmzu,  sftuert  mit  Sal- 
petersäure an,  erwftrmt  und  fällt  mit  Silber- 
nitrat. 

Zur  Brombestimmung  lOst  man  lg 
Eaiiumbromat  in  200  g  Wasser,  flbersittigt 
mit  Ammoniak,  fflgt  20  g  Hydroxylamin- 
sulfat zu,  säuert  mit  Salpetersäure  an,  er- 
wärmt und  fällt  mit  Silbemitrat. 

Zur  Jodbestimmung  IM  man  1  g 
Kaliumjodat  in  100  g  Wasser,  flbenitiigt 
mit  Ammoniak,  fflgt  10  g  Hydroxylamin- 
sulfat hinzu  und  säuert  mit  Salpetersiare 
an.  Sollte  sidi  hierbei  etwas  Jod  aus- 
scheiden, so  ist  Schwefeldioxyd  und  dann 
wieder  etwas  Salpetersäure  hinzuzugeben. 
Schließlich  fällt  man  mit  Silbemitrat 


611 


■ahpungsniittel-Cheiiiie- 


Der  Nachweis  einer  Färbung 
von  Eierteigwaren. 

Von  KorpsstabBapothekei   ütx  in  TVürzburg. 

Die  cYereinbarangen»  sehreiben  bekannt- 
lich zum  Nachweis  von  Tropfte  1  in  in 
Eierteigwaren  die  CSoretTsche  Methode  vor. 
Das  genannte  Verfahren  wird  in  fast  allen 
nahrnngsmittelchemischen  Werken  als  brauch- 
bar empfohlen^  während  es  nach  dem  urteile 
mancher  Autoren  nicht  nur  zum  Nachweise 
von  TropftoliU;  sondern  Oberhaupt  alier 
kftnstlichen  Farbstoffe  unbrauchbar  ist.  So 
wül  Brebeck  (Zeitschr.  f.  öff.  Ghem.  1902, 
397)  beobachtet  haben^  daß  der  Weizen 
einen  Farbstoff  enthält,  der  die  für  Tropäolin 
maßgebenden  Reaktionen  nach  Cor  eil  gibt 
Popp  (Zeitschr.  f.  öff.  Ghem.  1902,  424) 
dagegen  hält  das  genannte  Verfahren  bei 
richtiger  AnsftLhrung  und  bei  Nichtnnter- 
lassong  der  Ausfftrbungsprobe  sehr  wohl  zur 
Erkennung  der  Tropftolinfarbstoffe  ffir  ge- 
eignet 

SchmitX'Dumont  (Zeitschr.  f.  Off.  Chem. 
1902,  424)  empfiehlt  zum  Nachweise  der 
gelben  Azofarbstoffe  das  Befeuchten  der 
Teigwaren  mit  verdfinnter  Salzsäure.  Bei 
künstlieher  Färbung  ändert  sich  die  Farbe 
sofort  oder  innerhalb  15  Minuten,  während 
die  bei  Weizengries  und  Hafermehl  wieder- 
holt beobachtete  Färbung  erst  nach  etwa  12 
Stunden  dntrat;  Eifarbstoff  beeinträchtigt 
die  Reaktion  nicht 

Nach  Juckenack  (Zeitschr.  f.  Unters,  der 
Nahr.<  u.  Oenußm.  1900,  1)  gelingt  der 
Nachweis  der  kflnstlichen  Färbung  leicht 
durch  Extraktion  der  in  einer  Kaffeemflhle 
feingemahlenen  Eierteigwaren  zunächst  mit 
Aether;  ist  der  Auszug  gelb  gefärbt,  so 
rührt  diese  Farbe  fast  immer  von  Lnteln 
her;  auf  Zusatz  von  wässeriger  salpetriger 
Säure  (TFIs^j'sche  Reaktion)  wird  die  äther- 
ische Lösung  bd  Gegenwart  von  Eifarbstoff 
entfärbt,  während  sie  bei  Anwesenheit  von 
künstlichen  Farbstoffen  gefärbt  bleibt  Fast 
aUe  zur  Färbung  in  betracht  kommenden 
gelben  Farben  sind  in  Aether  unlöslich,  lös- 
lieh dagegen  in  Alkohol. 

Dannenberg  (Zeitschr.  f.  Unters,  d.  Nahr.- 
u.  Qenußm.  1904,  536)  macht  nun  darauf 
aufmerksam,  daß  der  größte  Teil  des  Farb- 


stoffes von  Gries,  der  zur  Herstellung  von 
Eiemudeln  Verwendung  findet,  nicht  aus 
LuteXn,  sondern  aus  verschiedenen  anderen, 
teils  gelben,  teils  roten  Körpern,  die  in 
Aether  unlöslich  sind,  sich  aber  In  Alkohol 
lösen,  besteht  Auch  er  hält  die  Comrsche 
Reaktion  für  unbrauchbar.  Dannenberg 
schlägt  folgende  Methode  zum  Nachweise 
der  Färbung  vor: 

30  g  der  gemahlenen  Teigwaren  werden 
in  einem  Erlenmeyer^sdien  Eölbchen  mit 
50  com  25proG.  Alkohol  Übergossen  und 
einigemale  kräftig  geschüttelt.  Man  läßt 
dann  bei  gewöhnlicher  Temperatur  6  Stunden 
absitzen.  Ist  nun  die  Alkoholschicht  deut- 
lich gelb,  so  liegt  unter  Umständen  ein  al- 
kohollöslicher Farbzusatz  vor;  ist  die  Schidit 
ungefärbt  oder  schmutziggrair,  so  ist  ein 
solcher  Zusatz  ausgeschlossen.  Um  einen 
eventuellen  Zusatz  eines  ätherlöslichen  und 
alkoholunlöschen  Farbstoffes  nachzuweisen^ 
werden  die  Teigwaren  mit  starkem  Alkohol 
auf  dem  Wasserbade  wiederholt  ausgezogen, 
und  zuletzt  mit  Aether  behandelt.  Wurden 
die  Tdgwaren  durch  Alkohol  nicht  ganz 
entfärbt,  wohl  aber  durch  Aether,  so  lag 
mit  Sicherheit  ein  ätherlöslicher  Farbstoff  vor. 

A.  L,  Wintan,  E,  M,  Bailey,  A,  W, 
Ogden  und  K,  O.  Barber  (Jahresber.  d. 
landw.  Vers.-St.  Connecticut,  2.  Teil,  1904, 
138 ;  d.  Zeitschr.  f.  Unters,  d.  Nahrungsm. 
1906,  36)  geben  für  den  Nachweis  der 
Farbstoffe  in  den  Eierteigwaren  folgende 
Uebersicht  an: 

1.  Alkohol  (95proc.)  wird  beim  Aus- 
schütteln gelb  gefärbt 

A.  In  die  konzentrierte  alkoholische  Lös- 
ung emgetauchtes  und  dann  getrock- 
netes Filtrierpapier  wird  beim  Befeuchten 
mit  verdünnter  Borsäure-Salzsäurelösung 
und  darauf  folgendem  Trocknen  kirsch- 
rot, diese  Farbe  schlägt  auf  Zusatz 
von  Ammoniak  in  Blauschwarz  um: 
Ourcuma. 

B.  Die  kirschrote  Farbe  mit  Borsäure- 
Salzsäure  oder  die  blauschwarze  mit 
Ammoniak  treten  nicht  ein. 

a)  Die  nach  dem  Verdampfen  des  Alko- 
hols zurückbleibende  gelbe  Farbe  ist 
in  Wasser  löslich;  die  Lösung  wird 


612 


zam  Teil  durch  Salzdlnre   entflrbt: 

Nitrofarbstoffe. 
b)  Die  nach  dem  Verdampfen  des  Alko- 

bob  zDrfiekbleLbende  gelbe  Farbe  ist 

in  Wasser  nnlOslioh:  Eifarbstoff. 
2.  Alkohol  wird  beim  Ausschfittehi  nicht 
gelb  gefärbt,  dagegen  wird  dne  Mischung 
von  10  Teilen  Alkohol  (95  proc.)  und  1  Tdl 
konzentrierter  Salzsfture  orange  gefärbt. 
Ein  mit  dieser  Lösung  getränktes  Filtrier- 
papier wird  beim  Trocknen  bei  Zimmer- 
temperatur rosarot:  Azofarbstoffe  (Tro- 
päolin). 

Riechelmann  und  Leuscher  (Zeitschr.  f. 
öff.  Ghem.  1902,  204)  empfehlen  folgendes 
Verfahren:  Etwa  50  g  Substanz  werden  mit 
etwa  75  ccm  Aceton  und  10  ccm  Wasser 
^4  bis  1  Stunde  am  Hückflußkflhier  erhitzt, 
dann  wird  die  Flfissigkeit  in  einen  anderen 
Kolben  gegpssen  und  das  Aceton  vollständig 
abdestilliert.  Der  mit  30  ccm  Wasser  ver- 
setzte Kolbeninhalt  wird  erkalten  gelassen 
und  die  wässerige  Lösung  durch  Filtration 
vom  Fett  getrennt.  Der  Farbstoff  wird 
darauf  in  der  Wärme  auf  einen  unpräpa- 
rierten  Wollfaden  niedergeschlagen.  Die 
natüriichen  Eifarbstoffe  bleiben  im  Fett  ge- 
löst zurflck. 

Das  wären  die  hauptsächlichsten  bis  jetzt 
angegebenen  Verfahren  zum  Nachweise  einer 
kflnstliehen  Färbung  in  Eierteigwaren.  Ich 
hatte  in  der  letzten  Zeit  eine  größere  Reihe 
von  Nudeln  zu  untersuchen,  die  —  obwohl 
nach  den  Bedingungen  solche  aus  Mehl  und 
Eiern  zu  Uefem  waren  —  mit  einer  em- 
zigen  Ausnahme  keine  Spur  von  Eiern  ent- 
hielten. Daffir  waren  sie  —  mit  Ausnahme 
der  erwähnten  einen  Probe  —  sämtlich  ge- 
färbt, und  zwar  einzelne  Sorten  so  intensiv, 
daß  man  schon  aus  dem  Aussehen  auf  eine 
kflnstliche  Färbung  schließen  konnte.  Von 
einer  Deklaration  der  künstlichen  Färbung 
war  natflrlich  nicht  die  Rede.  Infolgedessen 
und  weil  die  Fabrikate  auch  nicht  den  Be- 
dingungen entsprachen,  wurden  sie  bean- 
standet. 

Was  den  Nachweis  der  künstlichen  Färb- 
ung anbelangt,  so  bin  ich  der  Ansicht,  daß 
man  in  erster  Linie  den  betreffenden  Farb- 
stoff darstellen  muß ;  auf  welche  Weise  dies 
geschieht,  ist  einerlei:  sei  es  mit  95-,  90- 
oder  70  proc.  Alkohol  oder  auch  Aceton. 
Den    gewonnenen  Farbstoff    hat    man  tun- 


\  lidMt  vom  Fett  zu  tienneo.    Von  amufhlsg- 
gebender  Bedentang  ist  nur  die  Ausfärbe- 


probe;     die    übrigen     Verfahren    könaeo 
;  lediglicb  als  Vorproben  Verwendung  finden. 
I  Eine  besondoe  Bedeutung  kommt  nameot- 
jlidi  den  Flrbungen  mit  konzentrierter  SiLe- 
oder  Schw^elsänre  nieht  zd,   da  es  ja  eine 
Menge    Stoffe    gibt,    wdehe   mit   den  ge- 
nannten Sänren  Rot-  bezw.  Violettflrbinigen 
geben. 

Das  Auafärbeverfahren  hat  anßer  denn 
Vorzug  der  Sidieriieit  auch  noch  den  Vor- 
teil, daß  man  bei  einer  etwaigen  Strafrer- 
folgnng  den  gefärbten  Faden  ata  Be- 
weismittel zu  den  Akten  geben  kann. 

Die  Beantwortung  der  Fragen  ob  die 
künstliche  Färbung  notwendig  sei; 
hat  mit  emem  entsdiiedenen  cNein»  zu  erfdgen. 
Da  die  ktlnstliche  Färbung  sidiier  auseehließ- 
lich  zu  dem  Zwecke  erfolgt,  das  PobfikuB 
über  die  wahre  Beschaffenhot  der  Ware  sa 
täuschen,  d.  h.  ihm  einen  Gehalt  an  Eiern 
durch  die  Farbe  vorzutäuschen,  so  ist  sie 
zu  beanstanden.  Nur  dureh  fortgesetzte 
Beanstandung  und,  wenn  nötig,  durch  Be- 
strafung werden  diese  Zusätze  ebenso  wieder 
verschwinden,  wie  der  Zusatz  von  sehweflig- 
sauren  Salzen  zum  Ha<^eisch  usw. 


Yerfahren  zur  SteriUsierung  und  Kosser- 
vierang  von  bakteriell  yeninreinifteR  oder 
leicht  zersetzllchen  Fiflssigkelten.     D.  R.  P. 

161184,  Kl.  53  8.  Farbwerke  vorm.  MtUter. 
Lucius  dj  Brüning  -  Höchst.  Das  Verfahren 
soll  in  der  Hauptsache  zur  Herstelioiig 
einer  Dauer Diilch  angewendet  werdeo,  die 
Geruch  und  Geschmack  reiner  frischer  Milch 
besitzen  und  in  ihrer  Koagulationsf  emperator  und 
Gerinnbarkeit  keinerlei  Yeränderong  erlitten 
haben  soll.  Das  Verfahren  besteht  daiin,  dl- 
man  Formaldehyddämpfe  mit  der  Oberfliche  der 
Flüssigkeit  in  Berührung  bringt  und  zugleich 
durch  Schütteln  oder  ähnliche  Mittel  einen 
häufigen  "Wechsel  der  Oberfläche  bewirkt  Bei- 
spielsweise wird  Milch  in  einem  Tbennostaten 
bei  35  bis  38  o  mittels  eines  Schüttelapparates 
15  Stunden  lang  geschüttelt,  während  eine  ver- 
hältnismäßig kleine  Menge  Formaldebyd  in  einem 
im  Hals  des  Schüttelgefäßes  befestigten  Watte- 
bausch die  Formaldehyddämpfe  liefert  Bas 
Schütteln  kann  auch  bei  gewöhnlicher  Tempe- 
ratur erfolgen,  dann  muß  aber  das  Schüttel- 
gefäli  zur  Beförderung  der  Formaldehydeinwirk- 
ung evakuiert  werden.  Ob  —  wie  die  Patent- 
inhaberin angibt  —  dabei  keine  Veränderungen 
der  physikalischen  Eigenschaften  der  Milch  ein- 
treten, erscheint  einigermaßen  zweifelhaft 


613 


Ueber  Ferhydrasemiloh 

hat  Muck,  wie  in  Münch.  Med.  Wochenschr. 
1906,  1236  mitgeteilt  wird,  im  Aerztl.  Ver- 
ein zu  Marburg  etwa  Folgendes  mitgeteilt: 
Eine  für  den  Großstadtbetrieb  verwend- 
bare,  die  Mutterbrust  ersetzende,  in  ihren 
genuinen  Eigenschaften  unveränderte,  von 
schädlichen  Keimen  und  Beimengungen  freie 
Eohmilch  als  Säuglingsnahrung  gibt  es  bis 
jetzt  nicht  Durch  das  im  hygienischen 
Institut  zu  Marburg  ausgearbeitete  Verfahren 
ist  diese  Frage  vielleicht  gelöst.  Es  handelt 
ffldi  um  die  Anwendung  von  Wasserstoff- 
peroxyd unter  Bedingungen,  unter  denen 
die  ^Glch  von  lebenden  Keimen  befreit  wird. 
Dafl  Wasserstoffperoxyd  gibt  aber  der  Milch 
einen  unangenehmen  kratzenden  Beigeschmack. 
Es  muß  deshalb  aus  der  Milch  entfernt 
werden  und  dies  geschieht  durch  Zusatz  von 
2  bis  4  Tropfen  (für  1  L  Milch)  eines 
Fermentes,  das  aus  entbluteter  Rinderleber 
gewonnen  und  «Haemase»  genannt  wird. 
Das  Ferment  enthält  geringe  Mengen  Eiweiß. 
Die  so  erhaltene  cPerhydrasemilch»,  unter- 
scheidet sich  nicht  wesentlich  von  einer 
Kohmilch.  Man  kann  sie  aber  längere  Zeit 
ohne  Schaden  aufbewahren.  Es  sind  Proben 
über  7  Wochen  lang  im  Brutschrank  auf- 
gestellt worden,  die  dauernd  steril  blieben. 
Durch  Versuche  wurde  bewiesen,  daß  das 
Perhydraseverfahren  Tuberkelbazillen  abtötet. 
Der  Eiweißgehalt  und  das  Labgerinnungs- 
vermögen bleiben  unverändert.  Das  Wasser- 
stoffperoxyd ist  nach  ^j^^i^Ti^^^  Ein- 
misdiung  der  Peroxydase  weder  chemisch 
noch  durch  künstliche  Einsaat  von  empfind- 
lichen Keimen  nachzuweisen.  Die  Oxydasen- 
reaktion  ist  in  dem  Sinne  verändert,  daß 
mit  Paraphenylendiamm  die  Reaktion  nicht 
wie  bei  Rohmilch  sofort,  sondern  erst  nach 
vier  bis  sieben  Stunden  eintritt.  Ihr  Ge- 
schmack unterscheidet  sich  in  nichts  von 
dem  der  Rohmilch.  Die  Aufbewahrung 
muß  im  Dunkeln  erfolgen,  da  sie,  wenn 
sie  tagelang  im  Licht  steht,  einen  bitteren 
Geschmack  bekommt,  auch  ohne  daß  ein 
Keim  in  ihr  wäre.  Diese  Erscheinung  wurde 
zuerst  als  Fermentwirkung  gedeutet.  Aber 
nidit  nur  die  Perhydrasemilch  und  saubere, 
fast  kehnfreie  Rohmilch,  sondern  auch  im 
strömenden  Wasserdampf  von  100  <)  gründ- 
lich sterilisierte  Milch  bekommt  einen  intensiv 
bitteren  öesohmack  unter  dem   Einfluß   des 


Sonnenlichtes,  während  im  Dunkeln  aufge- 
stellte, entsprechende  Proben  nach  mehreren 
Tagen  im  Geschmack  unverändert  waren. 
Es  handelt  sich  wahrscheinlidi  um  eine 
Lichtwirkung.  Vorläufig  steUt  sich  einer 
allgemeinen  Einführung  der  Perhydrasemilch 
noch  das  Gesetz  entgegen,  das  jeden  Zusatz 
zur  Milch  verbietet 

Das    Perhydraseverfahren    ist    auch    sehr 

geeignet  zur  Reinigung  von  Trinkwasser. 

K  M, 


Die   Darsteilungr  der  Trüffelkonserven   in 

Frankreich  geschieht  gewöhnlich  anfangs  De- 
zember (es  gibt  auch  sogen.  «Maitrüffeln»,  die 
im  Augast  geemtet  werden).  Zaerst  werden 
die  Trüffeln  durch  Abbürsten  und  Waschen  von 
der  anhaftenden  Erde  befreit,  wobei  15  bis 
.20  pCt  ZQ  Verlust  gehen,  dann  werden  sie  in 
Blechdosen  bis  zu  10  kg  Inhalt  gepackt  und 
bei  HO  bis  115<>  C  je  nach  der  Dosengröße 
1 V«  bis  2  Stunden  sterilisiert.  Hierbei  treten 
weitere  10  bis  15  pCt  Verlust  ein.  Nach  finde 
der  Gampagne  werden  die  Dosen  wieder  geöffnet 
und  die  Trüffeln  nach  ihrer  Größe  sortiert  und 
—  je  nach  Größe  —  als  «Extra»,  «Suroboix», 
«Premier  choix»  und  «Deuziemo  choix»  bezeich- 
net. Nachdem  die  mit  Trüffeln  gefüllten 
Büchsen  mit  der  Flüssigkeit,  welche  die  Pilze 
beim  ersten  Sterilisieren  abgegeben  haben,  voll- 
gefüllt worden  sind,  werden  dieselben  ver- 
schlossen und  nochmals  sterilisiert. 

Dieser  Methode  wird  von  manchen  Fachleuten 
die  Bereitungsweise  vorgezogen,  bei  welcher 
nach  dem  Reinigen  die  Trüffeln  leicht  geschält 
und  dann  in  frisch  ausgesohmolzenem  Sp&ck, 
der  durch  Petersilie,  Knoblauch  und  Lorbeer- 
blätter gewürzt  ist,  stark  gekocht  werden.  Sind 
die  Trüffeln  etwa  ein  Viertel  gar,  so  werden 
sie  aus  der  Fettmischong  entfernt,  erkalten 
gelassen,  dann  möglichst  in  Büchsen  geschichtet 
und  die  Lücken  mit  Schweineschmalz  oder 
Madeira  oder  herbem  Weißwein  ausgefüllt- 
Hierauf  werden  die  Büchsen  geschlossen  und 
sterilisiert.  Auf  diese  Weise  konservierte  Trüffeln 
sollen  zarter  sein,  sowie  Geschmack  und  Aroma 
besser  behalten,  als  die  nach  ersterem  Verfahren 
hergestellten.  Die  rückständigen  Schalen  werden 
auf  gleiche  Weise  konserviert  und  finden  vor- 
nehmlich in  der  Wurstfabrikation  (!)  Verwendung. 
Gefrorene  Trüffeln  können  zu  Eonservezwecken 
nicht  verwendet  werden.  A,  R, 

Konserven'Ztg, 


614 


Pharmakognoslisehe  Mitteilungen. 


Ueber  die  Lokalisation 
von  Glykosiden  in  Pflanzen 

berichten  Chemineau  und  Perrot,  Es 
gelang  ihnen  nachzuweisen,  daß  wenn  man 
die  frischen  Pflanzenteiie  von  Rubia  tinctorum 
mit  5proc.  KochsaJzlösnng  plaamolysiert;  die 
Glykoside  in  den  einzelnen  Zellen  isoliert 
bleiben  und  durch  Zusatz  von  sehr  verdflnnter 
Kalilauge  sichtbar  gemacht  werden  können. 
Die  Glykoside  werden  nicht  in  den  äußeren 
mit  der  Luft  in  Berührung  stehenden  Teilen 
der  Wurzel  gebildet,  außer  unter  dem  Ein- 
fluß von  Dunkelkeit  und  Feuchtigkeit.  In 
der  Walnuß  (Juglans  regia)  lassen  sieh  die 
juglonhaltigen  Zellen  nach  der  Plasmolyse 
mit  5proc  Kochsalzlösung  durch  Ammoniak- 
dämpfe kenntlich  machen.  In  Ericaceen 
endlich  treten  die  arbutinhaltigen  Zellen  durch 
Eintauchen  der  mikroskopischen  Schnitte  für 
3  Minuten  in  eine  mit  dem  gleichen  Volumen 
Wasser  verdünnte  Salpetersäure  deutlich 
hervor.  j.  z. 

Pharm,  Joum.  1905,  195. 


Jaborandi-BIätter 

und  zwar  5  Muster  untersuchte  Mann  so- 
wohl botanisch  wie  auch  chemisch.  Muster 
Nr.  1  stammte  von  Pilocarpus  raoemosus 
und  enthielt  0^26  pGt  Alkaloid,  Nr.  2,  3 
und  4  stammten  von  Pilocarpus  pennati- 
folius  und  enthielten^  0,1 3,  0^21  und  0,16 
pCt  Alkaloid,  Nr.  5  bestand  aus  einer  Misch- 
ung der  Blätter  von  Pilocarpus  pennatifolius, 
P.  Jaborandi  und  P.  trachylophus  oder  einer 
stark  behaarten  Varietät  von  P.  Jaborandi. 
Dies  Muster  enthielt  0,43  pCt  Alkaloid;  es 
bestand  aus  70  pGt  Blättern  und  30  pGt 
holzigen  Stielen.  Diese  ausgelesenen  Blätter 
enthielten  0,44  pCt  und  die  ausgelesenen 
Stiele  0,41  pCt  Aikaloid.  Das  Alkaloid 
wurde  nach  der  Methode  der  U.  St.  Pharma- 
kopoe durch  Titration  bestimmt  und  als 
Pilokarpin  berechnet  Um  den  Reingehalt 
an  Pilokarpin  zu  ermitteln,  wurde  eine 
größere  Menge  (0,458  g)  des  RohAlkaloides 
dargestellt  und  nach  dem  Umwandeln  in  das 
Nitrat  und  Reinigen  aus  heißem  Alkohol 
der  Polarisation  unterworfen.  Ans  der  beob- 
achteten  Drehung    berechnet   sich    für    die 


Blätter  ein  Reingehalt  an  FilokariHn  von 
0,30  pCt.  Der  Verf.  tritt  zuletzt  nicht  für 
eine  Normierung  des  Gesamt- Alkaloidgehaltfis 
ein,  sondern  für  Angabe  des  Gehaltes  an 
Pilokarpin.  J.  jr. 

Pharm,  Joum,  1905,  788. 


Cassia  Orandis 

aus  West-Indien  besaß  einen  unangenehmen 
Geruch  und  wurde  daher  von  Mann  einer 
Untersuchung  unterzogen.  Bei  der  Destillation 
mit  Wasserdampf  wurde  eine  kleine  Menge 
(0,02  pCt;  einer  schön  knstallirierten  weißen 
flüchtigen  Substanz  erhalten,  weiche  einen 
zugleich  balsamischen  und  zwiebelartigen 
Geruch  besaß.  Versuche,  die  Substanz  zn 
identifizieren,  blieben  wegen  der  geringen 
zur  Verfügung  stehenden  Menge  erfolglos. 
Die  Pulpa,  welche  in  einer  Menge  von 
26  pCt  vorhanden  war,  glich  voUstlndig 
derjenigen  der  offizinellen  Cassia.  Sie  ent- 
hielt eine  große  Menge  eines  reduzierenden 
Zuckers  und  hinterließ  beim  Verasehen  4,70 
pCt  Asche,  die  vor  allem  aus  Magnenum- 
und  Ealiumsulfat  und  etwas  Phosphat  be- 
stand. J.  JL 
Pharm,  Joum,  1905,  788. 

.  Der  Alkaloldgehalt  der  Belladonnawinel 

sollte  nach  Farr  und  Wright  auf  0,4  pCt  für 
die  Droge  festgelegt  werden.  Gegen  dieeen 
Vorschlag  tritt  Henderson  auf,  indem  er  geltend 
macht,  daß  von  80  von  ihm  untersuchten  Brogon- 
mustern,  deren  Resultate  sämtlich  mitgeteilt 
werdeD,  nur  7  Muster  einen  Alkaloidgebalt  vwi 
0,4  pCt  und  darüber  aufwiesen.  /.  K, 

Pharm,  Joum,  1905,  191. 


Amerikanische  Akonitknolieii  enthalten  bis* 
weilen  nach  den  Untersuchungen  von  Chevaiier 
0,9  pCt  Akonitin,  während  der  gewöhnliche 
Gehalt  0,2  bis  0,5  pa  betriigt.  In  nnbetncht 
dieser  erhöhten  Giftigkeit  wird  man  beim  Ein- 
kauf von  AkonitknoUen  vorsichtig  sein  müssen. 
£ine  derartige  reiche  AkonitinentwicklnDg  vird 
durch  einen  hohen  Standort  der  Pflanze  begünstig 

Rep,  de  Pharm,  1906,  521.  i- 


i 


615 


Bakteriologische  Mitteilungen. 


Neue  Kapsel-  und  Sporen- 
färbungsmethoden. 

I.  Zu  dem  von  L.  Btierger  (Centralbl. 
f.  Baktariol.  I,  Bd.  39^  2)  angegebenen 
neaen  Kapselfärbungsverfahren  sind 
folgende  Lösungen  erforderlich: 

1.  Blatseram  von  Mposchen  oder  Ried  zu 
gleichen  Teilen  mit  normaler  Natriamchlorid- 
lösnng  verdünai 

2.  Als  Fixierungsmittel:  1/M^'sche  Flüssig- 
keit (Kaliamdichromat  2,5  g,  Natriumsulfat  1  g, 
deetill.  Wasser  ICO  g)  mit  Sublimat  gesättigt 
(etwa  5  bis  7  pCt). 

3.  80-  bis  95  proc.  Alkohol. 

4.  7  proc  Jodtinktur. 

5  Frische  Anilinwasser  -  OentianaviolettlÖsnng 
(Anilin  10  g,  destill.  Wasser  100  g  werden  gnt 
durchgeschüttelt,  filtrieit  und  dann  5  com  einer 
gesättigten  alkoholischen  Gentianaviolettlösung 
zugesetzt). 

6.  2  proc.  Natriumchloridlösung. 

Die  Präparate  werden  in  folgender  Weise 
angefertigt:  Auf  dem  gut  gereinigten  Deck- 
glase  mischt  man  etwas  Kultur  mit  dem 
yerdQnnten  Serum  (Nr.  1)  und  setzt,  bevor 
noch  das  Deckglas  vollkommen  trocken  ist, 
die  Fixierungsflüssigkeit  (Nr.  2)  zu,  mit 
der  man  etwa  3  Sekunden  über  der  Flamme 
erwärmt.  Nach  dem  Abspülen  in  fließendem 
Wasser  zieht  man  einmal  durch  Alkohol 
(Nr.  3)  durch  und  läßt  dann  die  Jodtinktur 
(Nr.  4)  etwa  1  Minute  einwirken.  Das  Jod 
spült  man  mit  Alkohol  ab^  läßt  an  der  Luft 
trocknen  und  färbt  mit  Gentianaviolettlösung 
(Nr.  5)  etwa  3  Sekunden,  dann  wird  aus- 
gewasdien  und  in  Salzlösung  (Nr.  6)  ein- 
gesdilossen. 

IL  Ueber  eine  neue  Fizlerungs- 
methode  für  die  Darstellung  von  Bak- 
terienkapseln nach  den  Angaben  von 
Prof.  Weidenreich  berichtet  H,  Kayser 
(Centralbl.  f.  Bakteriol.  I,  Bd.  41,  1).  Es 
sind  dazu  zwei  Lösungen  nötig: 

1.  ö  ccm  Iproc.  Lösung  von  Osmiumsäure 
Merck  (Osmiumtetroxyd)  -{-10  Tropfen  Eisessig. 

2.  Ein  kleiner  Kristall  Ealinmpermanganat  in 
60  ccm  destilliertem  Wasser. 

Bei  diesem  Verfahren  ist  es  wesentlich, 
daß  auf  einem  vorbehandelten  Deckgläschen 
oder  Objektträger  das  frische  Präparat  m 
nodi  feuchtem  Zustande  vermittelst  der 
Dämpfe   von    Lösung  I   sofort   nach   dem 


Aufstreichen  ßxiert  whrd.  Die  Fixierung 
gestaltet  sich  im  emzelnen  in  folgender 
Weise:  Auf  dem  Boden  emer  PetrVf^ea 
Schale  steht  ein  niederes  Glasgefäß  mit 
Lösung  I,  bedeckt  mit  einem  Drahtnetz,  auf 
dem  die  zu  belegerden  Deckgläscfaen  usw. 
2  bis  3  Minuten  vor  dem  Aufbringen  des 
Materials  —  mit  der  zu  belegenden  Seite 
nach  der  Lösung  gekehrt  —  ruhen«  Der 
Deckel  schließt  die  PetrV^e  Doppelschale 
ab.  Nach  dieser  Zeit  fertigt  man  den  Aus- 
strich auf  dem  Deckglase  an,  bringt  ihn 
noch  feucht  wieder  über  die  Dämpfe  der 
Lösung  II  und  spült  nach  emer  Minute  mit 
Wasser  ab.  Daran  schließt  sich  die  eigent- 
liche Kapselfärbung,  wie  sie  von  verschie- 
denen Autoren  {Johne,  Klett  usw.)  bekannt 
sind.  Die  Kapseln  treten  als  schwach  ge- 
färbte ansehnliche  Hüllen  hervor  im  Gegen- 
satz zu  den  stärker  gefärbten  Bakterien- 
ieibem. 

III.  Trotz  der  vielen  Verfahren,  die  in 
der  bakteriologischen  Literatur  zur  Färb- 
ung von  Sporen  angegeben  sind,  hat 
sich  bisher  als  zuverlässig  in  der  Praxis  nur 
die  Methode  von  Mölla'  mit  voraufgehender 
5proc  Chromsäurebeizung  ergeben.  Neuer- 
dings veröffentiicht  0.  Orsxdg  ((3entralbl. 
f.  Bakteriologie  I,  Bd.  41,  3)  ein  Verfahren, 
mit  dem  Verf.  vorzüglidie  Erfolge  erzielt 
haben  will.  Es  zeichnet  sich  gegenüber  an- 
deren Methoden  durch  Kürze  und  Einfach- 
heit aus,  so  daß  auch  der  weniger  Geübte 
tadellose  Präparate  erhält. 

Als  Beize  kommt  eine  Mischung  von  ^j^- 
proc.  Natriumsalicylatiösung  4  g  und  5  proc. 
Essigsäure  1  g  in  Anwendung.  Mit  dieser 
Mischung  fertigt  man  das  Ausstrichpräparat 
an,  laut  trocknen,  fixiert  wie  gewöhnlich 
durch  2-  bis  3  maliges  Durchziehen  durch 
die  Flamme  eines  Bunsen-Brenners  und  er- 
wärmt bis  zum  Aufsteigen  der  Dämpfe  mit 
Ziehrsdier  Karbolfuchsinlösung  etwa  2  Mi- 
nuten lang.  Darauf  entfärbt  man  mit  Iproc. 
Schwefelsäure,  spült  die  Säure  gründlich  mit 
Wasser  ab  und   wählt  als  Kontrastfärbung 

1  proc.   Methylenblaulösung,    die  man  etwa 

2  Minuten  einwurken  läßt.  Nach  dem  Ab- 
spülen und  Trocknen  wurd  in  Balsam  ein- 
gebettet. Auf  dieseWeise  erscheinen  die  Sporen 
schön  rot,  die  Bakterien  blau  gefärbt.    Schtx, 


616 


Therapeutische  Mitteilungeni 


Monochlorphenol  Merck. 

Von  den  Terachiedenen  Chlorverbindangen 
der  Karbolsäure  findet  yornehmlich  das 
Paramonochlorphenol  nnd  zwar  dessen  kristall- 
inische Modifikation  medizinische  Anwendung. 
Dieses  Präparat;  das  häufig  audi  kurzweg 
als  Monochlorphenol  oder  Chlorphenol  be- 
zeichnet wird;  stellt  farblose,  in  Alkohol  und 
Aether  leicht,  in  Wasser  schwer  lösliche 
Kristalle  dar.  Das  Monochlorphenol  bean- 
sprucht seit  langem  das  Interesse  ärztlicher 
und  zahnärztlicher  Ejreise. 

Walkhoff  empfahl  das  Ghlorphenol  in 
erster  Linie  bei  den  Erkrankungen  der 
Pulpa  und  zwar  zur  Sterilisierung  von  Pulpen- 
stümpfen vor  dem  Ueberkappen  und  zur 
Behandlung  von  Zähnen  mit  eitriger  Pulpa 
oder  gangränöser  Zersetzung.  Fisteln  und 
wurzelkranke  Zähne  können  nadi  Köhler 
(Wien.  Zahnärztl.  Monaisschr.)  durch  ge- 
eignete Anwendungen  des  Präparates  in 
wenigen  Sitzungen  geheilt  werden.  Zur 
definitiven  Wurzelfüllung  bei  Pulpagangrän 
benutzt  Römer  (a.  a.  0.)  Ghlorphenol  in 
Verbindung  mit  Thymol  und  Eugenolzink- 
paste  nach  vorheriger  gründlicher  Reinigung 
der  Wurzelkanäle.  Die  Verwertbarkeit  des 
ParamonochlorphcDols  als  Wurzelfüllungs- 
material wurde  u.  a.  durch  die  Berichte  von 
Dom  und   Wolpe  (a.  a.  0.)  bestätigt. 

Vorzügliche  Resultate  verzeichnete  Dom 
mit  einer  Aetzpaste  folgender  Zusammen- 
setzung: Cobalt  metallic  crud.  und  Tropa- 
cocain.  bydrochloric.  gleiche  Teile,  Para- 
monochlorphenol. liquid,  und  Zinc  oxydat. 
soviel,  als  zu  einer  weichen  Paste  nötig  ist 
Dieselbe  hat  den  Vorzug,  daß  man  die 
Pulpa  nicht  freizulegen  braucht,  sondern 
auch  eine  Schicht  von  kariösem  Dentin 
darüber  belassen  kann,  durch  welche  die 
Paste  infolge  des  starken  Durchdringungs- 
vermögens des  Chlorphenols  ihre  Wirkung 
behält.  Die  Schmerzen  sind  bis  auf  seltene 
Fälle  fast  augenblicklich  verschwunden.  Die 
Paste  kann  ohne  Schädigung  mehrere  Tage 
liegen  bleiben. 

Ueber  die  anästhesierende  Einwirkung  des 
Präparates  auf  das  Dentin  hat  Römer  aus- 
führlich berichtet.  Er  fand  sie  sowohl  bei 
einfachen  Höhlen,  wie  auch  bei  tiefgehender 


Zahnfäuhiis  bestätigt,  wo  die  Patienten 
schon  beim  Kauen  oder  beim  Wechsel  von 
Kalt  und  Warm  Schmerzen  empfanden.  Das 
Paramonochlorphenol  eignet  sich  nach  Zisha 
(a.  a.  0.)  zur  Anästhesierung  des  über- 
empfindlichen Zahnbeins  besser  ab  die 
Karbolsäure,  und  Preiswerk  (Zahntedmiadie 
Reform  1905,  Nr.  18)  gibt  ihm  in  dieser 
Hinsicht  den  Vorzug  vor  Morphin,  Kokain 
und  der  Kataphorese. 

Zum  Auswaschen  des  Zahnes  wird  am 
besten  das  chemisch  reine  3<)proc.  Waaser- 
stoffperoxyd  (Perhydrol  Merck)  benutsi,  das 
infolge  seiner  starken  Schaumeniwiekinng 
eine  energische  medianische  Reinigung  der 
Taschen  bewerksteUigt.  A.  Rn. 


Ueber  Bomyval 

berichten  2  neue  ausführliche  Arbdten  aas 
dem  Gebiete  der  Nerven-  und  Geisteskrank- 
heiten einerseits  und  der  Herzkrankhdten 
andrerseits.  Pfister  (Deutsche  Aerzte-Ztg. 
1906,  Nr.  1)  versudite  Bomyval  in  fast 
1000  Einzelgaben  an  der  Psychiatrischen 
Klinik  zu  Freiburg  i.  B.,  und  er  rät  überall  da, 
wo  eineValerianabehandlung  angezeigt  ist  oder 
auch  nur  in  Frage  kommen  kann,  in  erster  Linie 
das  Bomyval  zu  benutzen.  Martin  Mendel- 
söhn  Ca.  a.  0.,  Nr.  4)  hebt  gerade  die 
Wichtigkeit  der  Berahigung  für  Herzkranke 
hervor.  Er  findet  dazu  das  Bomyval  sehr 
geeignet,  um  die  Beklemmungen,  die  sub- 
jektiven Besehwerden  bald  venchwmden  sn 
lassen;  denn  smd  erst  die  oft  so  beon- 
rahigenden  und  gerade  den  Herzkranken 
schwer  beeinträchtigenden  Belästigungen  weg, 
dann  kann  auch  der  Kranke  selbst  erst 
wieder  aufatmen  und  der  Erholung  sieh 
widmen,  aber  so  lange  der  Herzkranke 
immer  noch  durch  auffällige  Empfindungen 
belästigt  wird,  kann  er  nicht  in  seinem  Be- 
finden gehoben  werden.  Eine  soldie  Wirk- 
ung übt  aber  bei  den  oft  so  viel  beUstigten 
Herzkranken  das  Bomyval  aus,  wobei  es 
den  Ma^endarmkanal  vollkommen  vevBchont 
\lkU,  Bomyval  nach  dem  Essen  zu  2  bis 
3  bis  4  Kapseln  täglich  genommen  ist  ein 
unentbehrlicher  Behelf  bei  den  nervOaen-  und 


617 


den  HerzkrankheiteD^  ao  daß  Borny val  sowohl 

bei  den  letzteren,  als  auch  bei  Nervösen  als 

eine  Art  ständiger  Begleiter  gelten  kann. 

A,  An. 

Tinctura  Strophantlii 

war  wegen  ihrer  Verschiedenheit  ein  bisher 
nnznyerlSflfliges  therapeutisches  Mittel;  denn 
68  war  fast  nicht  möglich  bis  jetzt  die  der 
otfizinellen  Droge  (Strophanthus  Kombe)  bei- 
gemengten anderen  Samen  mit  Sicherheit 
zu  nntersdieiden.  Es  gelang  aber  Prof. 
Gilg  in  Berlin^  fOr  die  Samen  von  Stro- 
phanthus gratus  Merkmale  festzustellen, 
weiche  deren  pharmakognostische  Unter- 
scheidung von  allen  anderen  Strophanthus- 
samen  mit  Leichtigkeit  und  absoluter  Sicher- 
heit gestattete.  Das  aus  Strophanthus  gratus 
von  Prof.  TAom^  hergestellte  g-Strophan- 
tbin  (vergl.  Pharm.  Gentralh.  46  [1904], 
608)  wirkt  sehr  rasch  und  in  sehr  kleinen 
Gaben  typisch  auf  den  Herzmuskel.  Es  ist, 
in  Iproc.  wässeriger  Lösung  in  Tropfenform 
gegeben,  bei  allen  auf  Elappenerkrankungen 
und  Entartung  des  Muskels  beruhenden  und 
nach  flberstandenen  schweren  Erkrankungen 
aufgetretenen  Schwächezuständen  des  Herzens 
angezeigt  Am  günstigsten  werden  die  Be- 
sehlennigung  der  Herztätigkeit  und  die  Atem- 
not beeinflußt,  ferner  wirkt  das  Mittel  Blut- 
druck erhöhend  und  die  Harnausscheidung  ver- 
mehrend. Vor  Digitalis  hat  es  schnellere 
Wirkung,  geringere  Nebenerscheinungen  und 
späteren  Eintritt  der  kumulativen  Wirkung 
voraus.  L. 

A/üncÄw.  Med,  Wochensekr,  1905,  2446 


Oünstige  Wirkung  des  Xylol 
bei  Blattern 

ist  neuerdings,  besonders  aus  dem  Auslande, 
veröffentlicht  worden.  Man  gibt  gewöhn- 
lich inneriich  100  bis  120  Tropfen  Xylol 
bei  Erwachsenen,  15  bis  40  Tropfen  bei 
Kindern  innerhalb  von  24  Stunden.  Die 
Sterblichkeit  bei  Blattern,  im  Durchschnitt 
24  pGt  betragend,  wurde  hierdurch  auf 
12>5  pCt  herabgedrückt;  die  Zwischenfälle 
waren  ganz  gering.  Das  Xylol  verhütet 
naeiat  die  nach  Blattern  so  häufigen  ent- 
Btellenden  Narben  und  es  war  ein  bemerkens- 
wertes Mittel  zur  Beseitigung  des  Geruches. 

L. 
mnch.  Med,  Woek&nschr.  1905,  2543. 


Behandlung  der  Tuberkulose. 

Als  wertvoUe  Unterstützung  der  Allgemein- 
behandlung der  Tuberkulose  gibt  Berliner 
in  Breslau  folgende  Lösung  zur  subkutanen 
Injektion  an: 

Oleum  Eucalypti  albissim.  10,0 
Oleum  Florian.  20,0 

Mentholam  cryst  10,0 

Gründlich  durchschütteln. 
In  der  Regel  werden  5  ccm  einmal  wöchent- 
lich in  die  Gesäßgegend  eingespritzt.  Der 
Erfolg  ist  ein  beruhigender;  mit  Stillung 
des  Hustens  geht  eme  leichtere  LösLichkeit 
des  Sekretes  und  bessere  Nachtruhe  einher; 
die  NachtBchweiße  verlieren  sich,  Puls  und 
Temperatur  werden  günstig  beemfiußt. 
(üeber  Floridnöl  vergl.  Pharm.  Centralh. 

46  fl905J,  665,  730.)  L. 

Münekn.  Med,   Woehensehr,  1905,  1895. 

Ueber  die  Verwendung 

von  Trypanrot  bei  Magenkrebs 

und  Lirmphadenie. 

Trypanrot  (ein  braunrotes,  wasserlösliches 
Pulver)  ist  ein  Farbstoff  aus  der  Klasse  der 
Benzopurpurine  (diazotiertes  Tolldin  und 
Naphthionsäure)  und  wird  von  mehreren 
Seiten  in  Form  von  Cachets  wie  auch  als 
subkutane  Injektion  empfohlen.  E.  Schaull 
und  A.  Vulliefi  haben  Versuche  angestellt 
mit  Einspritzungen  von  0,5  g  Trypanrot 
in  40  ccm  Serum  von  35^  m  den  Ober- 
schenkel. Die  Zeichen  der  Resorption  sind 
Rot-  bis  Braunfärbung  der  Haut,  Rosafärb- 
ung des  Harns  und  des  Speichels.  Der 
Kot  wird  bei  der  subkutanen  Einverleibung 
nicht  gefärbt,  wohl  aber  bei  inneriicher  Dar- 
reichung. 

Bei  der  Behandlung  des  Magenkrebses 
haben  die  Verff.  einen  günstigen  Erfolg  er- 
zielt, der  aber  nur  vorübergehend  ist. 
Kurze  Zeit,  nachdem  die  Trypanrotbehand- 
iung  authörte,  stellten  sich  die  Krankheits- 
erscheinungen wieder  ein.  Es  wird  ferner 
ein  Fall  von  Lymphadenie  beschrieben,  in 
dem  Trypanrotinjektionen  eine  vollständige 
Heilung  dieser  sehr  ernsten  Krankheit,  welche 
nach  kurzer  Zeit  einen  tötlichen  Verlauf 
nimmt,  erzielt  haben. 

Dieses  Verfahren  wollen  die  Verff.  in 
Gemeinschaft  mit  Dr.  Siere  auch  auf  Heil- 
wirkung gegen  Tuberkulose  prüfen. 

Les  noiiv,  remkles  11)06,  220.  A. 


618 


Bei  Augenverletzungen 

ist  die  Möglichkeit  einer  Schädigung  sehr 
vielfältig;  und  die  Frage  nach  der  Art  der 
Gefahren  interessiert  aach  nns  im  Gebiete 
der  Pharmazie  und  Chemie.  Wir  folgen 
darum  den  neuesten  Ausfflhrungen,  welche 
Pick,  ein  Königsberger  Augenarzt,  m  den 
Therap.  Monatsheften  1905,  Seite  236  flgd. 
macht. 

BezQglich  der  Infektionsgefahr  hebt  Pick 
hervor,  daß  metallische  Fremdkörper,  Glas- 
splitter gewöhnlich  nicht  infektiös  sind, 
während  Holzsplitter,  Getreidegrannen  und 
ähnliche  organische  R*odukte  sehr  häufig 
Infektion  verursachen.  Es  kommt  hierbei 
femer  in  betracht  die  Art  der  Wunde;  glatte, 
scharfrandige,  schnell  verklebende  Wunden 
sind  weniger  der  Infektion  zugänglich  als 
große,  unregebnäßige,  klaffende  Wunden. 
Weiter  kann  eine  Verunreinigung  ursprüng- 
lich aseptischer  Wunden  antreten  durch 
Versuche  von  Laien,  Fremdkörper  zu  ent- 
fernen, die  Entzündung  zu  bekämpfen  und 
dergleichen.  Das  beliebte  Auslecken  mit  der 
Zunge ,  Einlegen  von  Krebesteinen ,  Auf- 
legen von  Kuhmist  usw.  hat  schon  manche 
schwere  Homhauteiterung  verursacht. 

Uns  gehen  hier  besonders  an  die  Ver- 
brennungen und  Verätzungen  des  Auges. 
Am  häufigsten  werden  hervorgerufen: 

1.  Verbrennungen  durch  Explosionen 
von  Petroleum  usw.,  glühendes  Eisen,  glüh- 
ende Asche,  Brennscheere,  elektrischen  Strom, 
elektrisches  Licht  (Kurzschluß).  Die  Ver- 
brennung durch  sehr  starkes  elektrisches 
Licht  bildet  sieh,  wenn  bei  Untersuchung 
irgend  einer  Leitung  oder  dergl.  Kurzschluß 
zwischen  2  Teilen  der  Leitung  entsteht  und 
infolgedessen  ein  sehr  heller  elektrischer 
Funke  dicht  vor  den  Augen  des  Beobachters 
überspringt  Das  Auge  ist  stark  geblendet, 
lichtscheu,  tränt  und  schmerzt  Charakter- 
istisch ist,  daß  die  Sdimerzen  sich  abends 
und  nachts  bis  zur  Unerträglichk^t  steigern. 

2.  Verätzungen  des  Auges  mfolge 
chemischer  Einwirkungen. 

A)  K  a  1  k  V  e  r  1  e  t  z  u  n  g.  Sie  ist 
die  häufigste  Verletzung,  oft  von  schwerer 
Schädigung  der  Augen  gefolgt  Der  ge- 
brannte Kalk,  ob  gelöscht  oder  ungelöscht, 
bewirkt  oberflächliche,  auch  tiefe  Aetzungen 
der  Binde-  und  Hornhaut,  führt  zu  unheil- 
baren Trübungen  der  Hornhaut,  da  er  den 


Schleimstoff  der  Hornhaut  entzieht,  und  führt 
zu  Narbenbildungen  der  Bindehaut  Die 
schnellste  Hilfe,  gleidiviel  welcher  Art,  ist 
hier  die  beste.  Ist  der  lidkrampf  so  staik, 
daß  es  sdiwierig  scheint,  die  Bindehaut  und 
Hornhaut  gut  untersuchen  zu  können,  dann 
nehme  man  einen  dünnen  Holz-  oder  Qlu- 
stab,  umwickle  ihn  gut  mit  Watte,  tauche 
ihn  in  ein  Fett  (VaseUn  odw  dergi.)  oder 
Wasser  und  durchfahre  zwisdien  den  Lidern 
von  einem  Winkel  zum  andern  den  Binde- 
hautsack; man  bekommt  so  eine  Menge 
Kalk  heraus. 

B)  Verätzung  durch  andere  Che- 
mikalien. Fast  alle  diemisch  differenten 
Flüssigkeit  wh*ken  je  nach  Konzentntion, 
Menge  und  Dauer  der  Einwn-kung  mehr 
oder  weniger  schädigend  auf  die  Augen, 
ebenso  alle  Säuren,  Alkalien,  alkoholisehe 
Flüssigkeiten.  Meist  handelt  es  sieh  um  starke 
Verbrennungen  der  Lider,  oberfläehliehe 
Anätzungen  der  Hom-  und  Bmdehaut  Starke 
Lidschwellung  erschwert  oft  die  Untenncfa- 
ung.  Wenn  möglich,  soll  sofort  em  sehwacheB 
Antidot  in  großer  Menge  (gegen  Alkalien 
verdünnter  Essig,  gegen  Säuren  sohwaehe 
Sodalösung)  durch  den  Bindehautsaek  ge- 
gossen werden,  eventuell  nur  Wasser,  wenn 
nichts  weiter  zur  Hand  ist 

C)  Verletzung  durch  Gase.  Wie 
unangenehm  reizend  Rauch  und  Dampf  anf  die 
Bindehaut  des  Auges  wurken,  ist  Jedem  ans 
eigener  Erfahrung  genügend  bekannt  Außer 
ihnen  wirken  noch  stark  reizend  Chlor, 
Formalm-,  Senf-  usw.  Dämpfe;  sie  vemr- 
Sachen  mitunter  lang  dauernde  Hornhaut- 
entzündungen. Eigentümlich  können  aucii 
Pflanzenteile  (Haare)  aufs  Auge  wirken; 
die  Primel  (Primula  Sinensis)  z.  B.  hat  sehen 
eitrige  Regenbogenhautentzündnng  hecrot- 
gerufen.  Die  geeigneten  Maßnahmen  and: 
Schonung,  Schutzbrille^  laue  bis  kühle  Um- 
schläge (kein  Argentum,  Piumbum,  Zineom 
oder  sonstige  Adstringentia). 

D)  Verletzung  durch  Infektions- 
erreger. Gelegentlich  ist  es  vorgekommsD, 
daß  Trippereiter,  Diphtheriegift  oderTraebom- 
Sekret  in  die  Augen  spritzt  Sofortiges  Avt 
spülen  des  Bindehautsackes  mit  großen 
Mengen  remen  Wassers  ist  die  erste  und 
widitigste  Maßnahme.  Ä.R^' 

Therap.  Monatshefte  1906,  236. 


619 


Technische  Mitteilungen. 


üeber  die  Oewinnung 
von  künstlichem  Oraphit 

sprach  Professor  FVitx  Foerster  in  einem 
Vortrage  im  Dresdner  Bezirksverein  Deutscher 
Ingenienre,  dem  wir  folgende  Angaben  ent- 
nehmen. 

Während  der  amorphe  Kohlenstoff 
die  Eigenschaft,  die  Elektrizität  gut  zu  leiten, 
als  natürliche  Kohle  nicht  in  beträchtlichem 
Maße  besitzt,  bekommt  er  sie  beim  starken 
Glühen, wodurch  der  Oehalt  der  KohleanWasser- 
Stoff,  Sauerstoff  undStickstoff  ausgetrieben  wird. 
Um  solche  elektrisch  leitende  Kohle  in  be- 
liebiger Form  zu  erhUten,  rührt  man  recht 
reinen  Kohlenstoff,  Ruß,  gepulverfe  Retorten- 
kohle, Anthrazit  mit  Teer  an,  preßt  die  Mischung 
in  die  gewünschte  Form  und  erhitzt  sie,  in 
Kohlepuiver  gepackt,  24  bis  48  Stunden  auf 
1200  bis  14000.  Die  erhaltenen  Erzeug- 
nisse dienen  als  Bogenkunpenkohlen,  als 
Elektroden  für  elektrodiemische  Industrien, 
als  Dynamobürsten,  Mikrophonkohlen  usw. 

Der  Graphit  wird  neuerdings  im  größten 
Maßstabe  und  billig  künstlich  aus  amor- 
phem Kohlenstoff  bezw.  aus  Kohle  herge- 
stellt Die  Lösung  dieser  Aufgabe  ist  ins- 
besondere dem  Amerikaner  Acheson  ge- 
lungen, indem  er  sich  die  Beobachtung  zu 
Nutzen  machte,  daß  Kohle  in  Gegenwart 
von  Kieselsäure,  Eisenoxyd  oder  Tonerde, 
also  Kohle  mit  hinreichendem  Aschegehalte, 
in  der  hohen  Temperatur  des  elektrischen 
Ofens  durchgehends  in  Graphit  verwandelt 
wird,  während  die  Asdienbestandteile  in  weit- 
gehendem Biaße  verflüditigt  werden. 

Die  Fabrikation  geschieht  durch  die  Inter- 
national Acheson  Graphite  Company 
in  Niagara-Falls  in  der  W^se,  daß 
entweder  schon  geformte  Kunstkohle  oder 
Anthrazit  in  dnem  9  m  langen,  rechteckigen 
Kanal  aus  Backsteinen,  der  innen  mit  einer 
hoch-feuerfesten  Verkleidung  von  Korund 
versehen  ist,  mit  Hülfe  von  zwei  an  den 
Enden  befindlichen  Kohlenplatten  von  Wechsel- 
sfarom  mit  210  Volt  Spannung  durchströmt 
wird.  Nach  der  Anwärmung  der  Beschickung, 
die  mit  1400  bis  1500  Amperen  geschieht, 
wird  der  Strom  auf  3600  Ampere  verstärkt 
und    dadurch    die    zur  Graphitiemng  nötige 


Temperatur  erreicht  Sie  wird  während  24 
Stunden  aufrecht  erhalten,  wobei  infolge  der 
Steigerung  der  Leitfähigkeit  der  Beschickung 
die  Stromstärke  auf  etwa  9000  Ampere 
steigt,  die  Spannung  aber  auf  80  Volt  sinkt. 
Durch  die  angewandten  etwa  1000  Pferde- 
stärken wird  die  Kohle  vollständig  in  Graphit 
verwandelt,  während  ihr  5  bis  10  pCt  be- 
tragender Aschegehalt  auf  etwa  0,5  pCt 
sinkt 

Die  geformten  Elektroden  aus  Graphit 
haben  vor  den  aus  amorphem  Kohlenstoff 
bestehenden  Kunstkohlen  den  Vorteil,  daß 
sie  chemisch  sehr  viel  widerstandsfähiger 
und  mechanisch  sehr  leicht  zu  bearbeiten 
dnd.  Der  ungeformte  künstliche  Graphit 
kann  Idcht  in  das  zur  Bleistiftfabrikation 
benötigte  erdige  Pulver  verwandelt  werden. 
Auch  die  Herstellung  von  schuppenförmigem 
Graphit,  wie  er  zur  Herstellung  von  Schmier- 
mitteln und  von  Hegeln  gebraucht  wird, 
scheint  zu  gelingen. 

Infolge  der  Herstellung  des  künstlichen 
Graphits  ist  die  Förderung  des  natürlichen 
Graphits  in  Nordamerika  stetig  zurück- 
gegangen. P. 

Bayr.  Industrie^  u.  Qewerhebl  1906,  189. 


ie  Höchsttemperatur  in 
Flammen 

sind  nach  Versuchen  von  Fery  folgende: 

Bt^n^en'scher  Brenner  bei  genügender 

Luftzufuhr  18710  C 
Bunsen'wAißx  Brenner  bei  ungenügen- 
der Luftzufuhr  17120  C 
Acetylenf lamme  26480  C 
Denayroux^w^QX  Brenner  mit  Alkohol 

und  Luft  gespeist  1862  o  0 
Denayroux'^QhßT  Brenner  mit  Alkohol 
und  Petroläther  zu  gleichen  Teilen 

gespeist  2053  <)  0 

Alkoholflamme  1705o  C 

Wasserstoffflamme  in  freier  Luft  19(X)o  (7 

Sauerstoff -Leuchtgas-Oebläseflamme  2200 o  C 

Enallgasf lamme  2420  o  C 

Elektrischer  Lichtbogen  (geschätzt)  3760  o  C 

Temperatur  der  Sonne  (geschätzt)  7800"  (7 

P. 


620 


BOoh«rsoh«Hi 


Omelin-Kraut*!  Handbuch  der  anorganisoh. 
Chemie.  7.  Atifl.  Heransgegeben  von 
C,  Friedheim  in  Bern.  Heidelberg; 
C,  Winter,     Jede  Lieferung:  1,80  Mk. 

Im  Jahre  1817  erschien  die  eiste,  vor  etwa 
30  Jahren  die  sechste  Auflage  dieses  Handbachs, 
das  bis  heute  seinen  hervorragenden  Platz  in 
der  chemischen  Literatur  [behauptet  hat.  In 
der  vorliegenden  siebenten  Auflage  hat  der  Her- 
ausgeber die  Form  des  Handbuchs  in  vortre^- 
licher  Weise  zu  wahren  gewußt  und  gibt  in 
gedrängter  Kürze  ein  vofiständiges  Bud  der 
Entwicklung  und  der  Resultate  der  anorganisch- 
chemischen  Forschung. 

Schon  lange  hatte  man  sich  in  beteiligten 
Kreisen  ein  Werk  gewünscht,  das  dem  Hand- 
buch der  organischen  Chemie  von  ßeilstein  an 
die  Seite  gestellt  werden  kann,  und  soweit  es 
die  bis  jetzt  erschienenen  Lieferungen  erkennen 
laspen,  wird  die  neue  Auflage  des  von  Omelin 
begründeten  Handbuchs  diesem  Wunsche  völlig 
gerecht  Einen  empfindlichen  Verlust  erlitt  die 
Redaktion  durch  den  Tod  von  Ä,  Hilger,  der 
nur  die  Herausgabe  der  ersten  Lieferung  er- 
lebte. Indeß  smd  die  Vorbereitungen  durch 
jahrelange  Arbeit  soweit  gediehen,  daß  der  Ab- 
schluß des  ganzen  Werkes,  das  in  etwa  £0  lie- 
ferungen  erscheinen  soll,  in  drei  bis  vier  Jahren 
erfolgen  kann. 

Es  sind  fünf  Bände  vorgesehen  mit  im  ganzen 
10  Abteilungen,  von  denen  die  beiden  ersten  die 
nichtmetailisohen  Elemente  behandeln,  die  übrigen 
die  Metiüle  und  ihre  Verbindungen. 

Wie  umfangreich  und  ausführlich  die  einzel- 
nen Kapitel  bearbeitet  sind,  möge  das  Beispiel 
des  Kaliums  zeigen,  das  allein  187  Seiten  in 
Anspruch  nimmt.  Ä. 


Rezeptformeln  und  therapcntisclieWiBke 
für  Krankenkassenärzte.  Von  kaiserl. 
Rat  M.  ü.  Dr.  Siegmund  Fried, 
Magister  der  Pharmazie.  Zweite,  ver- 
mehrte und  verbesserte  Auflage.  Wien 
und  Leipzig  1906.  Wilhelm  Brau- 
müller,  k.  n.  k.  Hof-  und  Universitäte- 
Buchhändler.  VHI  und  304  Seiten 
16^.  —  Preis:  m  Leinwandband  2  kr. 
40  h.   =  2  Mark. 

Die  erste  Auflage  des  mit  Berücksichtigung 
der  Verfügung  des  k.  k.  Ministeriums  des  Lmem 
vom  17.  März  1891  bearbeiteten  Büchleins  er- 
schien im  Jahre  1892.  Nach  einer  cAnleitung» 
über  Bezeptur  folgt  (Seite  12  bis  298)  in  alpha- 
betischer Reihe  der  Erkrankung  eine  kurzge- 
faßte Darstellung  der  Therapie  unter  jeweiliger 
Anfügung  der  für  die  Kassenverhältnisse  geeig- 
neten Rezepte,  deren  Preise  in  Hellern  ange- 
geben   werden.      Der   Anhang    enthält   1.    ein 


alphabetisches  cVerzdohnis  deijenigeo  Stoffe, 
welche  die  Krankenkassen  direkt  vom  Erzeuger 
beziehen»  sollen, als:  AugentropfglSser,  BUkaik' 
battist,  Brum'sdhe  Watte  und  deigl.,  sowie  ET. 
«Einige  gebräuchliche  Synonyma»  von  Heil- 
Stoffen  Das  Verzeichnis  des  «Inhalts»  am 
Schlüsse  zählt  die  Krankheiten  alphabetisdi  auf. 
Da  diese  ohnehin,  wie  erwähnt,  im  Texte  sich 
in  solcher  Anordnung  folgen,  so  wäre  eine  der- 
artige Aufführung  der  Heilmittel  zweckmäftiger 
gewesen.  —  unter  den  mit  ersichtiicher  Sorg- 
falt gesammelten  Arzneivorsohriften  finden  auch 
die  neuesten  Heilweisen,  soweit  diese  für  EasBen- 
praxis  in  Frage  kommen,  Erwähnung.  Nur 
wenige,  wie  etwa  die  Salzsäure  bei  Gioht,  dürften 
übersehen  sein.  —  Mit  einer  Bearbeitung  des 
Buches  für  Deutschland  würde  der  Verlag 
voraussichtiich  Erfolg  haben. 


Arbeiten  aus  den  hygienisoh-oheniiaeheA 

VntersuohuAgsstellexi«      Zneammeoge- 

stellt   in   der  Medizinal  -  AbteUimg    dea 

K.  Prenfiisohen  Eriegsminieterinma.  L  TeiL 

Berlin    1905.      Verlag    von'  August 

Hirschwald,   NW.,  unter  den  Linden 

68.   —   98   Seiten  gr.  8^.  —   lYeis: 

2,40  Mark. 

Der  vorliegende  I.  Teil  des  neuen  amtlichen 
Sammelwerkes  bildet  das  29.  Heft  der  «V^er- 
öffentlichungen  aus  dem  Gebiete  des  Militär- 
Sanitätswesens»  und  berichtet  über  sieben  von 
Militärapothekem  ausgeführte  Untersuchungen, 
nämlich  über  Senfpapier  und  Sentemen  von 
Holx,  Sublimatgehalt  der  KalomeltaUetten  von 
Vive  db  Budde^  Jodzahlbestimmungen  von  ZMfer, 
entfettete  Watte  und  Kautschuk  von  Budde^ 
Ausnutzbarkeit  von  Leguminosenmehlen  und  Be- 
deutung von  Fleisch-  ULd  Hefe-Extrakten  für 
die  Ernährung  von  Wintaen.  —  Auf  finzel- 
heiten  der  Versnob s-Ergebnisse,  die  zum  Teil 
von  allgemeiner  Wiohti^eit  sind,  soll  gelegent- 
lich in  dieser  Zeitschrift  eingegangen  werden. 

7- 

Der    Warenaeiohensohuti    bei     Brteng- 

nissen  der  ohemiaohen  Industrie.  An 

Hand  des  WarenBeidiengesetzeB  erlintert 

von    Dr.  R.   Worms,  Patentanwalt  in 

Berlin.    Verlag  für  dtiemieebe  Industrie^ 

H.    Ziolkowsky ,     Augsburg.      Preis: 

1  Mark. 

Allen  denjenigen,  welche  in  die  Lage  konmeD 

für  ein  Erzeugois  einen  Warenzeiohenaohuts  sa 

beantragen,  ist  ein  Batgeber  sehr  willkommeo. 

Es  ist  deshalb  die  vorliegende  Erläntemiig,  ans 

der  Feder  eines  mit  dem  Gegenstände  vertrauton 

Verfassers,  den  Interessenten  su  empfehlen.    «. 


621 


Sehale  der  Pharmaiie.  HenraBgegeben  von 
Dr.  J.  Holfert  f,  Prof.  Dr.  H.  Thoms, 
Dr.  E.  Mylius,  Dr.  K,  F.  Jordan, 
Rrof .  Dr.  E.  Oilg. 

Ohemischer  Teil.  Bearbeitet  Von 
Dr.  Hermann  Thoms,  Professor  nnd 
Leiter  des  Pharmazeutisehen  Instituts 
der  üniversitftt  Berlin.  Mit  81  in  den 
Text  gedruekten  Abbildungen.  Vierte, 
verbesserte  Auflage.  Berlin  1906.  Ver- 
lag von  Julius  Springer.  Preis:  ge- 
bunden 8  Mk. 

Die  vierte  Auflage  des  zweiten  Bandes  der 
«Schule  der  Pharmazie»  enthält  510  Seiten  Text 
und  81  Abbildungen,  gegenüber  473  Seiten  Text 
und  83  Abbildungen  in  der  dritten  Auflage.  Das 
Register  ist  um  2,5  (16 :  18,5)  Seiten  vermindert. 
Besonderer  Wert  wurde  auch  in  dieser  neuen 
Auflage  auf  die  Beschreibung  der  technischen 
Methoden  zur  Herstellung  chemischer  Präparate 
gelegt,  entsprechend  dem  QmndAstze,  daß  die 
Chemie  nicht  als  rein  theoretisch  zu  erlernende 
Wissenschaft  zu  betrachten  ist,  sondern  ein 
fleißiges  Arbeiten  im  Laboratorium  erfordert 
Hervorgehoben  seien  hier  die  Beschreibung  der 
Methoden  zur  Gewinnung  von  Schwefel  und 
Kupfer,  die  Darstellung  von  Schwefelsäure  nach 
dem  Kontaktverfahren,  die  Vorrichtung  zum 
Waschen  der  Paraffine  und  schließlich  der 
Dämpfer  für  Kartoffeln  und  der  Maische-Rekti- 
fizierapparat Neu  aufgenommen  wurde  ferner 
das  Kapitel  über  Eiweißstoffe  (S.  508)  sowie  im 
anorganischen  Teile  eine  Reihe  neuer  Metall- 
verbindungen. Neue  Arzneimittel  wurden  auch 
in  dieser  vierten  Auflage  möglichst  berück- 
sichtigt 

Der  Teil  des  Textes,  der  für  den  Apotheker 
weniger  wichtig,  für  das  allgemeine  Verständnis 
und  den  Zusammenhang  aber  erforderlich  schien, 
ist  in  Kleinschrift  gesetzt  und  erleichtert  da- 
durch das  Repetieren.  Man  vergleiche  auch  die 
Beeprechung  der  dritten  Auflage  dieses  beliebten 
Buches  Phann.  Centralh.  44  [1903],  158.   R.  Th, 

Praktischer  Teil  Bearbeitet  von 
Dr.  E.  MyUus.  Mit  122  in  den  Text 
gedraokten  Abbildungen.  Dritte  ver- 
besserte Aullage.  Berlin  1903.  Verlag  von 
Julius  Springer.  Prds:  gebunden  4  Mk. 

Bald  nach  dem  Erscheinen  der  zweiten  Auf- 
lage des  ersten  Bandes  der  allgemein  bekannten 
und  beliebten  Schule  der  Pharmade  ist  derselbe 
in  eingehender  Weise  gewürdigt  worden,  so  daß 
den  Ausführungen  in  Pharm.  Centralh.  86  [1897], 
876  nur  weniges  hinzuzufügen  ist  Während 
im  allgemeinen  keine  wesentliche  Vermehrung 
des  Textes  stattgehabt  hat,  so  hat  die  veränderte 
Gesetzgebung  Aenderungeo  erfordert,  wie  auch 
von  der  Kritik  ausgesprochene  Winke  Berück- 
siohtigung  gefunden  haben.  Möge  es  der  Neu- 
auflage beschieden  sein,  recht  vielen  Fachneu- 
lingen in  ihrer  Ausbildung  zu  nützen.    K  M. 


Anleitnng  mr  qualitativen  Analyse,  be- 
arbeitet von  Dr.  E.  Schmidt,  Qeh. 
Reg.-Raty  ord.  Professor  an  der  Univer- 
sität Marburg.  6.  Auflage.  Halle  a.  S. 
1906.  Verlag  von  Tausch  dt  Oroße. 
94  Seiten.     Preis:  2,80  Mk. 

Das,  wie  schon  seine  6.  Auflage  beweist,  be- 
liebte buch  hat  in  seinem  neuesten  Gewände 
der  lonentheorie  Rechnung!  getragen,  indem 
eine  kurze  Einleitung  darüber  vorausgeschickt 
und  auch  diesbezügliche  Bemerkungen  bei  den 
wichtigeren  Reaktionen  angebracht  worden  sind. 
Um  jedoch  das  Verständnis  des  Buches  insbe- 
sondere für  den  Anfänger  nicht  zu  sehr  zu 
erschweren,  sind  bei  den  die  Reaktionen  be- 
schreibenden Gleichungen  die  bisherigen  Formeln 
beibehalten  worden,  insbesondere  da  die 
lonisierungsvorgänge  mauchmal  sehr  verwickelt 
sind.  Das  Buch  wird  auch  in  der  veränderten 
Form  neue  Freunde  gewinnen.  P, 


Allgemeine  und  physiologisohe  Chemie 
der  Fette  für  Chemiker,  Mediziner  und 
Industrielle  von  F.  Ulxer  und  J.  Klimont, 
9  Textabbildungen.  Berlin  1906.  Ver- 
lag von  Julius  Springer,  317  Seiten. 
Preis:  (ungebunden)  8  Mk. 

Die  beiden  Verfasser,  deren  einer  (Ulxer)  als 
Herausgeber  der  letzten  Auflagen  von  Benedikt^ 
Analyse  der  Fette  und  Wachsiurten,  bekannt  ist, 
haben  es  unter  Mitwirkung  von  Spezialfachleuten 
unternommen,  eine  allgemeine  Chemie  der  Fette 
zu  schreiben,  während  sonst  nur  deren  Analyse 
oder  Technologie  in  den  Spezial werken  behan- 
delt worden  ist.  Man  kann  das  Werk  fiiglich 
als  1.  Band  der  oben  erwähnten  Analyse  der 
Fette  und  Wachsaiten  von  Benedikt  auffassen. 
Das  Buch  enthält  nach  einer  Einleitung  und 
einer  Physiologie  und  physiologischen  Chemie 
der  Fette,  in  der  die  verschiedenen  Sorten  Fett- 
säuren, ihre  Salze,  die  aliphatischen  und  aro- 
matischen Alkohole,  die  Fettelemente  (Glyzeride) 
und  Wachselemente  besprochen  werden.  Femer 
werden  Beschaffenheit,  Gewinnung  und  physik- 
alische Eigenschaften  der  Fette  und  Wachse, 
der  Ranziditäts-  und  hydrolytische  Spaltungs- 
prozeß der  Fette  erörtert  und  am  Schlüsse 
bringt  eine  15  Seiten  lange  Tabelle  die  Zu* 
sammensetzung,  die  physikalischen  und  chem- 
ischen Eennzahlen  (Eonstanten)  der  einzelnen 
Fette  und  Wachsarten  zusammengestellt. 

Ein  Namen-  und  Sachregister  vervollständigen 
das  Werk,  das  allen  Chemikern,  die  sich  mit 
der  Fettchemie  beschäftigen,  warm  empfohlen 
werden  kann.  P. 

Preislisten  sind  eingegangen  von: 

J.  D.  Riedel  in  Berlin  N  39,  dber  Kompri- 
mierte Tabletten,  Subkutane  Injektionen,  Rea- 
gentien,  volumetrische  Lösungen,  homöopathische 
Arzneimittel. 


.622 


Versehieden«  Mitteil  ungeiii 


Eine  giftige  Briefmarke. 

Wie  die  Londoner  medizinisehe  Wochen- 
Bchrift  cLanoet»  mitteilt,  wird  von  der 
englischen  Post  eine  giftige  Briefmarke  ver- 
kauft. Es  handelt  sieh  nm  die  I^eipenny- 
(Threepenee)- Marke,  welehe  dtiroh  ihre 
besonders  gl&nzende  gelbe  Färbung  auffällt. 
Letztere  gab  einem  Chemiker  des  Laneet- 
Laboratoriums  Veranlassung,  die  Briefmarke 
daraufhin  zu  nntersuehen,  wobd  er  fand, 
daß  die  Farbe  von  dem  stark  giftigen 
chromsanren  Blei  herrührt.  Die  Menge 
dieses  giftigen  Bleisalzes  auf  einer  Brief- 
marke erwies  sieh  als  durchaus  nicht  gering- 
fügig; sie  beträgt  etwa  V40  ^^  Gewichts 
der  Marke,  so  daß  100  Stück  der  Dreipenny- 
Marken  etwa  0,1  g  Bleichromat  ergeben. 

Vergiftungen  mit  Chromgelb,  wie  man 
dieses  Bleisalz  auch  nennt,  sind  kerne  Selten- 
heit ;  die  Londoner  medizmische  Wochenschrift 
erwähnt,  daß  in  einem  bekannten  Falle  15 
mg  genügt  haben,  zwei  Kinder  zu  vergiften, 
die  an  emer  mit  Chromgelb  bereiteten  Farbe 
gelutscht  hatten.  Die  englische  Postverwalt- 
ung  wird  gut  tun,  nach  diesen  Enthüllungen 
besagte  Marke  aus  dem  Offentlidiien  Verkehr 
zu  ziehen  bezw.  durch  eine  unschädliche  zu 
ersetzen.  Wgl. 


ie  Wolftamlampe. 

Das  häufige  Vorkommen  des  Wolframs, 
seine  Schwerschmelzbarkeit  und  Schwer- 
flüchtigkeit ermöglichen  es,  eine  elektrische 
Glühlampe  von  großer  Sparsamkeit  und 
langer  Lebensdauer  zu  schaffen.  Die  ersten 
darauf  bezüglichen  Versuche  sind  von  Dr.  Ä. 
Just  und  Ingenieur  Fr.  Handmann  ge- 
dacht worden.  Reines  kohlenstofffreies 
Wolfram  ist  nach  ihrer  Ansicht  praktisch 
unschmelzbar;  es  verdampft  bei  den  höchsten 
erreichbaren  Temperaturen,  ohne  daß  es 
vorhtf  zur  Schmelzung  gekommen  wäre. 
Es  lassen  sich  äußerst  dünne  Glühfllden  aus 
reinem  Wolfram  erzeugen,  wodurch  der  Bau 


von  Lampen  von  110  VoU  Spannung  bei 
geringer  Eerzenstärke  (32  Kerzen)  ermög- 
licht wird.  Die  Lebensdauer  der  Wolfram- 
lampe und  ihre  Sparsamkdt  ist  sehr  groß; 
beispielsweise  beträgt  die  Lebensdano*  einer 
Lampe  von  110  Volt  Spannung  und  40 
Hefner  -  Kerzen  bei  einer  Beansprudiung 
von  1  W.  für  die  Kerze,  durohschnittJidi 
1500  Stunden.  Während  der  gesamten 
Lebensdauer  findet  keine  Lichtabnahme 
statt;  audii  ist  die  Wolframlampe  gegen 
Ueberspannung  gänzlich  unempfindfidb.  Als 
geeignetstes  Material  zum  Emhängen  der 
drei  Wolframfäden  hat  sich  rdnes  Ahimininm- 
oxyd  erwiesen.  Bezüglich  der  äußeren  Form 
und  Größe  weicht  die  Wolframlampe  von 
der  Kohlenfadenlampe  beinahe  gamichi  ab. 

Die  Ausgestaltung  der  Wolframlampe 
wurde  von  der  Vereinigten  ElektrizitJÜs- 
Aktiengesellschaft  m  üjpest  durchgeführt. 
Die  deutschen  Patente  sind  Eigentum  der 
Wolfram-Aktiengesellschaft  In  Augsburg  die 
das  Fabrikationsmonopol  der  Firma  Oearg 
Liidecke  dk  Co.  in  Lechhausen  übertragen 
hat  P. 

Bayr.  Indmirie-  u.  QmoetbMaU  1906,  200. 


Die  Herstellung  glykogenamer  Hefe  rar 

VerweDdong  beim  Zuok  ein  ach  weise  im 
Harn  gelingt  nach  E.  Buehner  ond  L.  Mit- 
seherlieh  (Cbem.-Ztg.  1904,  Rep.  357;  am  besten 
dadurch,  daß  man  die  abgepreßte  und  gesiebte 
Hefe  in  dünner  Schicht  an  der  Luft  ausbreitet. 
Dabei  ist  im  Eisschrank  (bei  -f-  2c  C)  nach 
ungefähr  einem  Tage,  bei  Zimmertemperatur 
nadi  etwa  8  Stunden,  im  Thermostaten  bei  35 
bis  40®  C  schon  nach  3  bis  4  Stunden  kein 
Glykogen  mehr  nachzuweisen.  Eine  Scbidigaog 
der  Gärkraft  tritt  dabei  meist  nicht  ein,  in 
einigen  Fällen  wurde  sogar  eine  Zunahme  fest- 
gestellt. Das  Verschwinden  des  Glykogen  ist 
i'edenfalls  auf  das  Auftreten  eines  diastaseahn- 
ichen  Fermentes  zurückzuführen;  die  dmch 
Hydrolyse  entstehende  Hexose  wird  sofort  assi- 
miliert oder  vergoren  oder  veratmet.  Da  die 
bezogene  nnter^rige  Hefe  sehr  wechselDdeD 
Glykogengehalt  besitzt,  so  kann  er  bei  der 
i  Zuokerbestimmung  störend  wirken. 


Yerlegw :  Dr.  A»  Sobnelder,  DtMden  und  Dr.  P.  Sftfi»  Dretden-BlMewits. 
ToantirortllelMr  Leltv:  Dr.  A.  Behmelder,  Dmd«n. 
Im  Boehbaadel  doroh  JnllaB  Springer,  Beilln  N.,  \Ionlüj<roplatt  8. 
Dniek  Ton  Fr.  Titiel  Ntebfolger  (Kantth  k  Mtblo)  In  Druden. 


Pbarmaceutische  Centralhalle 

für  Deutschland. 

Heraosgegeben  von  Dr.  A.  Schneider  und  Dr.  P.  SQes. 


►►♦ 


Zeitechrift  für  wissenBchaftliche  nnd  geschäftliche  Interessen 

der  Pharmacie. 

Oegrfindet  von  Dr.  Hennaan  Hager  im  Jahre  1859. 

EiBoheint  jeden  Donnerstag. 

Beingspreis  vierteljährlich:  durch  Buchhandel  oder  Post  2,50  Mk.,  durch  Geschäfts- 
stelle  im  Inland  3,—  Mk.,  Ausland  3,60  Mk.  —  Einzehie  Nummern  30  i*f. 

Anzeigen:  die  einmal  gespaltene  Elein-Zeile  30  Pf.,  bei  größeren  Anzeigen  oder  Wieder- 
holungen PreisermäBigung. 

Leiter  der  I  Dr.  Alfred  Schneider,  Dreaden-A.  21;  Sohandauer  Str.  43. 
Zeltsehrlft:  /  Dr.  Paul  Süß.  Dresden-Blasewitz;  Oustay  Freytag-Str.  7. 

GesehXfIastelle:  Dreaden-A.  21;  Sohandauer  Straße  43. 


^81. 


Dresden,  2.  August  1906. 


Der  neuen  Folge  XXVII.  Jahrgang. 


XLVa 


Inhalt :  Cheni«  vad  PharaiAeto:  Beiirftge  sor  Kmmtnis  der  AHuloid-Beaktfonen.  —  Alburit  und  Indigorit.  — 
G«lbe  Aogensalbe.  —  HOcIiitgabeii  ron  Henkln.  —  LyMrgin«  —  Morphinbestimmuiig.  -  Eiwnchlorid  und  Kalium- 
jodid. —  Darttellitng  Ton  Jod-Catgut.  -  Untencheidimg  des  Formaldehyd  Ton  AceUldehyd.  —  SaochaxtMe  in 
Badiz  Smuuioniae.  -  Kristalliaipries  Geotiogenln.  ~  Lycopodiomenati.  —  Erzeugung  des  krachenden  Griffea  auf 
mercerJaierter  Baumwolle  mit  Hilfe  von  AmeU^nsabre.  —  Arftometer.  —  Tannoferrlne.  —  Unterschefdung  Ton 
Chinin  und  Chinidin.  —  ThcrapmitiMhe  HltUilMgeB.  —  Pkotoanpli^elie  MltteUnsea.  -  Bfieaartokan. 

—  ycneUtdene  MittolluistB.  "  Bri«fweebs€l. 


Chemi«  und  Pharm  ame« 


Beiträge  zur  Kenntnis  der 
Alkaloid-Beaktionen. 

(ThebaSn). 
Von  C,  Eeiekard, 

Nachdem  die  neuesten  Forschungen 
auf  dem  Gebiete  der  chemischen  Eon- 
stitation der  Alkaloi'de  das  interessante 
Ergebnis  geliefert  haben,  daß  von  den 
Basen  des  Opinm,  das  Morphin,  Ködern 
und  Thebain  in  einem  sehr  nahen  Ver- 
wandschaftsgrade zu  einander  stehen  — 
es  sind  diese  Alkaloide  nämlich  nnr  in- 
sofern verschieden,  als  das  Morphin  an 
der  gemeinsamen  Phenanthrenbasis  nicht 
methyliert,  das  Eode!n  einfach  methyliert 
nnd  das  Thebain  doppelt  methyliert  ist 
-^  mußte  gerade  für  das  Studium  der 
Einzelreaktionen  der  genannten  Alkaloide 
ein  besonderes  Interesse  vorliegen.  Es 
Kann  ja  keinem  Zweifel  unterliegen,  daß 
die  nahe  Verwandschaft  in  dem  Aufbau 
emen  entsprechenden  Ausdruck  in  der 
Aehnlichkeit  der  einzelnen  Reaktionen 


finden  muß.  Ffir  mich  war  diese  Aus- 
sicht um  so  interessanter,  als  ich  bereits 
vor  etwa  IV2  Jahron  (vergl.  Chem.-Ztg. 
1904,  Nr.  93  Morphin-Reaktionen)  eine 
ausfahrlichere  Abhandlung  Ober  die 
Reaktionen  des  Morphins  veröffentlicht 
habe.  Ein  besonderes  Interesse  muß 
den  beiden  methylierten  Alkaloiden 
Kodein  und  Thebain  gewidmet  werden 
aus  dem  Grunde,  weil  die  Reaktionen 
der  letztgenannten  Basen  unter  sich 
ähnliche  Beziehungen  haben  mögen,  wie 
die  bereits  von  mir  behandelten  Reak- 
tionen der  ebenfalls  verschieden  methyl- 
ierten Stoffe  Koffein  und  Theobromiu 
(vergl.  darüber  Pharm.  Centralh.  46 
[1906],  846)  als  Abkömmlinge  des 
Xanthins.  —  Da  mir  das  Thebain  in 
reinster  Form  vorlag,  so  habe  ich  dieses 
höher  methylierte  Alkaloid  des  Opium 
zunächst  zur  Untersuchung  seiner  Reak- 
tionen herangezogen  und  beginne  mit 
dem  Berichte  der  üntersuchungsergeb- 
nisse. 


624 


Wenn  über  das  Verbalten  der  Schwefel- ! 
säare  gegenüber  Thebain  auch  bereits 
Literatorangaben  vorliegen,  so  beweist 
doch  der  von  mir  bei  der  Anwendung 
von  konzentrierter  Schwefelsäure  er- 
haltene Befand,  daß  diese  Angaben 
zweifelhaft,  zum  mindesten  aber  nicht 
genau  sind.  So  existiert  eine  Literatur- 
angabe, welche  besagt,  daß  konzen- 
trierte Schwefelsäure  mit  Thebain  eine 
blutrote  Färbung  liefere,  welche  später 
in  Gelb  übergehe.  Diese  Beobachtung 
ist  nur  zum  Teile  richtig  und  scheint 
von  nicht  einwurfsfreiem  Präparate  her- 
zurühren. Bringt  man  zu  einigen 
Kriställchen  von  reinem  Thebain  einen 
Tropfen  konzentrierter  Schwefelsäure, 
ohne  zu  erwärmen,  so  tritt  augenblick- 
lich eine  Dankelfärbung  ein.  Dieselbe 
besteht,  wie  die  wiederholten  Versuche 
ergeben  haben,  nicht  aus  einer  einheit- 
lichen Farbe.  Man  kann  die  Färbung 
als  anfänglich  braungelblich  bezeichnen. 
Sie  enthält  auch  rote  Farbentöne.  Die 
Mitte  ist  mehr  einheitlich  aus  Braun 
gebildet,  der  Band  des  Tropfens  deut- 
lich gelb.  Die  Gesamtanfangsfarbe  läßt 
sich,  wenn  ich  einen  Vergleich  wagen 
will,  mit  jener  gut  in  Uebereinslimmung 
bringen,  welche  ich  gelegentlich  der 
Reaktionen  des  Morphins  beschrieben 
habe,  und  die  mit  Kobaltnitrat  und 
letzterer  Opiumbase  eintritt  (vQrgl.  dar- 
über Morphin  -  Re|tktionen  Chem.-Ztg. 
1904,  Nr.  92). 

Die  beschriebene  Anfangsfärbung  des 
Thebtäns  mit  konzentrierter  Schwefel- 
säure ist  nicht  beständig  und  geht  nach 
einigen  Stunden,  unter  Umständen  auch 
eher,  in  ein  durchaus  reines  Gelb  über. 
Ich  bin  der  Ansicht,  daß  dieser  Farben- 
wechsel die  charakteristische  Erschein- 
ung der  Schwefelsäure  -  Reaktion  des 
Thebain  darstellt.  Beim  Stehen  an  der 
Luft  verblaßt  das  Gelb  innerhalb  12 
Stunden,  ist  aber  immerhin  noch  als 
Gelb  zu  erkennen.  Wahrscheinlich  muß 
die  Farbenänderung  von  Braun  nach 
Gelb  als  Folge  von  Wasseranziehung 
seitens  der  Säure  angesehen  werden, 
da  beim  Erwärmen  der  verblaßten  Re- 
aktionslösung wieder  eine  dunklere  Färb- 
ung auftritt,  die  im  allgemeinen  an  das 


anfängliche  Gelbbraun  erinnert.  Was 
den  Ursprung  der  in  zweiter  Linie  auf- 
tretenden gelben  Farbe  betrifft,  so  läßt 
sich  derselbe  mutmaßlich  auf  den  Phe- 
nanthrenkem  des  Alkaloids  znrfick- 
führen,  wenigstens  deuten  alle  bisher 
von  mir  beobachteten  Erscheinangen  auf 
eine  derartige  Möglichkeit  hin. 

Im  Hinblick  auf  das  Verhalten  des 
Morphins  zu  Salpetersäure  mußte 
es  auch  bei  dem  im  Bau  dem  ersteren 
Alkaloide  so  nahe  verwandten  Thebain 
interessieren,  dessen  Reaktion  mit  der 
genannten  Säure  kennen  zu  lernen.  Und 
in  der  Tat  verdient  diese  Reaktion 
unsere  vollste  Beachtung,  wenn  es  sich 
um  den  Nachweis  des  Thebain  handelt, 
infolge  der  sehr  charakteristischen  Art 
und  Weise  ihres  Zustandekommens.  Sie 
übertrifft  in  dieser  Beziehung  noch  die 
Schwefelsäure  -  Reaktion  und  wird  am 
vorteilhaftesten  wie  folgt  ausgeführt. 
Einige  farblose  Kriställchen  von  reinem 
Thebsüin  werden  auf  eine  glasierte 
Porzellanplatte,  oder  noch  zweclmi&ßiger 
für  diesen  besonderen  Fall  in  eine  Halb- 
kugelschale mit  Innenglasnr  gebracht 
und  sodann  1  Trppfen  etwa  26  bis  30- 
proc.  farbloser  Salpetersäure  hinznge- 
fügt.  Ich  betone,  daß  die  Säure  völlig 
farblos  sein  muß,  denn  auch  eine  ge- 
ringe Spur  von  Gelbfärbung  beeinträch- 
tigt die  Originalität  dieser  Reaktion 
stark.  Bei  dem  Zusätze  der  Siore  er- 
hält man  zunächst  gar  kein  in  die 
Augen  fallendes  Reaktionsbild;  aber 
nach  Verlauf  von  10  bis  16  Minuten  in 
der  Kälte  beobachtet  man,  wie  der  färb* 
lose  Tropfen  bei  Zutritt  der  Luft  sich 
ganz  idlmählich  gelblich  färbt.  Die 
Stärke  der  Gelbfärbung  nimmt  bestSn- 
dig  zu,  und  nach  etwa  1  Stunde  ist 
die  Flüssigkeit  dunkelgelb  geworden. 
Die  Kriställchen  haben  sich  aber  nur 
zum  Teil  aufgelöst;  man  sieht  ganz 
deutlich,  daß  ihre  Bänder  eine  rOl£che 
oder  gelbröüichbraune  Farbe  besitxen, 
wie  denn  auch  das  Reaktionsgelb  über- 
haupt braungelbe  bezw.  ledergelbe 
Streifen  durchziehen  und  das  Gnmdgelb 
abtönen.  Die  Gesamtfärbung  ist  be- 
ständig, sowohl  auf  der  Porzellanplatte 
als  für  den  Fall,  daß  man  die  Färbnngs- 


695 


flossigkeit  durch  Filüierpapierstreifen 
aufisaugen  läßt.  Auffallend  erscheint  die 
langsame  Verdunstung  der  LOsung  selbst; 
nach  mehreren  Stunden  war  Öfters  noch 
halbflussige  Materie  festzustellen;  des- 
gleichen fällt  auch  die  verhältnismäßig 
geringe  LOslichkeit  des  Thebain  in  kalter 
überschüssiger  Salpetersäure  auf.  Jeden- 
falls stellt  diese  Beobachtung  sich  in 
dieser  Hinsicht  in  einen  gewissen  Gegen- 
satz zu  dem  Verhalten  der  Salzsäure 
unter  gleichen  Verhältnissen.  Letzt- 
genannte Säure  prüfte  ich  nämlich  eben- 
falls in  bezug  auf  etwaige  Reaktions- 
fähigkeit mit  Thebain.  Auch  dieser 
Versuch  lieferte  ein  gutes  Ergebnis, 
und  es  scheint  fast,  als  ob  das  ge- 
wonnene Resultat  einer  Verallgemeiner- 
ung fätug  sei,  was  wenigstens  die  Ein- 
wirkung der  Säuren  auf  das  in  Rede 
stehende  Opiumalkaloid  angeht. 

Bringt  man  einen  oder  einige  Kristalle 
von  ganz  farblosem  Aeußeren  zu  einem 
Tropfen  farbloser  26proc.  Salzsäure,  so 
beginnt,  und  zwar  wie  es  scheint, 
schneller  als  bei  der  Salpetersäure  die 
nämliche  Gelbfärbung;  indessen  wird 
letztere  nicht  so  intensiv  als  vorige, 
desgleichen  konnte  ich  keine  braunen 
Mischtöne  beobachten,  wohl  aber  eine 
deutlich  wahrnehmbare  Grfinfärbung, 
die  die  gedbe  Grundfarbe  und  letztere 
von  jener  der  Salpetersäure  unterschied. 
Im  übrigen  ist  auch  die  Salzsäurefärb- 
nng  des  Thebain  haltbar,  sowohl  im 
feuchten  Zustande,  als  nach  dem  frei- 
willigen Trocknen  an  der  Luft.  Ich 
betone  nochmals  an  dieser  Stelle,  daß 
nur  durchaus  farblose  Thebainkristalle 
verwendet  wurden.  Dem  Thebain  scheint 
überhaupt  die  Fähigkeit  innezuwohnen, 
das  licht  mit  Diamantglanz  zu  brechen. 
Jedenfalls  ist  dieser  Diamantglanz  bei 
einer  größeren  Menge  von  EnstäUchen 
durchaus  unverkennbar  und  in  beson- 
deren Fällen  vielleicht  als  Idenditäts- 
reaktion  von  Wert.  Ich  habe  diese  Er- 
scheinung schon  bei  geringen  Gewichts- 
mengen z.  B.  0,06  bis  0|1  g  beobachten 
können.  Da  es  innerhalb  des  Rahmens  die- 
ser Untersuchung  nicht  angängig  ist,  die 
Säure-Reaktionen  des  Thebam  eingehen- 
der zu  behandeln,  so  werde  ich  diesem 


Gegenstande  in  einer  Sonderuntersuch- 
ung näher  treten. 

Ich  wende  mich  nun  den  Reaktionen 
des  Thebain  mit  Metallsalzen  zu  und 
beginne  hier,  wie  gewöhnlich  mit  den 
reaktionsfähigsten,  den  Metallen  der 
Eupfergruppe  und  zwar  zunächst  mit 
dem  Kupfer  selbst.  Dieses  Element 
brachte  ich  in  der  Form  des  schwefel- 
sauren SakEes  zur  Anwendung.  Nach- 
dem eine  Mischung  von  Thebain, 
Eupfersulfat  und  Wasser,  wohl  in- 
folge der  Anwesenheit  des  Alkaloides  in 
freiem  (ungebundenem!)  Zustande  keine 
Einwirkung  gezeigt  hatte,  fügte  ich  zu 
der  an  der  Luft  eingetrockneten  Masse 
1  Tropfen  26proc.  Salzsäure.  Es  ent- 
stand sogleich  eine  starke  grüne  Färb- 
ung des  Reaktionsgemisches,  welche 
äußerlich  genau  der  Färbung  gleicht, 
welche  das  Eupfersalz  schon  selbstän- 
dig durch  Berührung  mit  Salzsäure 
hervorruft.  Bei  der  unter  Anwesen- 
heit des  Thebain  erhaltenen  muß  die 
Ursache  der  Grünfärbung  aber  unbedingt 
diesem  Alkaloide  zugeschrieben  werden 
und  zwar  aus  folgendem  Grunde:  Die 
Thebainmischung  bleibt  auch  nach  dem 
Eintrocknen  vöUig  unverändert  grün, 
während  die  des  Eupfersulfats  mit  dem 
freiwilligen  Trocknen  verschwindet  und 
erst  wieder  durch  erneuten  Zusatz  von 
Salzsäure  hervorgerufen  werden  kann. 
Diese  Thebain-Reaktion  ist  wegen  ihrer 
leichten  Ausführbarkeit  als  Identitäts- 
reaktion neben  den  Säurereaktionen 
dieses  Alkaloides  zu  empfehlen,  zumal 
sie  auch  einen  hinreichenden  Grad  von 
Empfindlichkeit  besitzt.  Allein  für  sich 
ist  sie  jedoch  nicht  für  Thebü'n  ent- 
scheidend, da  z.  B.  auch  einige  China- 
rindenalkaloide  diese  Erscheinung  zeigen, 
sowie  unter  den  Opiumalkaloiden  nach 
meinen  vorläufigen  Feststellungen  auch 
Narkotin.  Dagegen  werde  ich  in  der 
Eupfergruppe  die  Reaktion  eines  ihrer 
Vertreter  mit  Thebain  weiter  unten 
mitteilen,  welche  auch  von  dem  Gesichts«* 
punkte  als  Identitätsreaktion  von  wesent* 
Ucher  Bedeutung  ist.  Zunächst  will  ich 
aber  eine  Ret^tion  des  Thebain  er- 
wähnen, welche  letzteres  in  Verbindung 
mit  einem  Oxydsalze  des  Quecksilbers 


626 


liefert,  dem  Quecksilberchlorid 
(HgGl2).  Wird  eine  Mischung  von  Sub- 
limat und  feinzerriebenem  Thebain  mit 
etwas  Wasser  befeuchtet,  so  erhält  man, 
wohl  aus  demselben  Grunde  wie  oben 
erwähnt,  keine  irgend  bemerkenswerte 
ßeaktionserscheinung.  Das  Bild  ändert 
sich  aber  sogleich,  wenn  man  zu  Sler 
lufttrockenen  Masse  1  Tropfen  Salz- 
säure hinzufügt.  In  diesem  Falle  färbt 
sich  dieselbe  dunkler  und  zwar  zunächst 
gelblich,  dann  grauschwärzlich.  Ver- 
mutlich rfihrt  die  anfängliche  Gelbfärb- 
ung von  der  Berührung  der  Säure  und 
des  Alkaloides  her,  während  die  spätere 
als  Reduktionswirknng  des  löslichen 
Thebainchlorhydrates  angefaßt  werden 
dürfte.  Ueberläßt  man  das  graue  Be- 
aktionsprodukt  dem  freiwilligen  Trock- 
nen an  der  Atmosphäre,  so  hinterbleibt 
ein  Bückstand  von  der  gleichen  Färb- 
ung ;  letztere  ist  jedenfalls  mehrere  Tage 
beständig.  Ein  Zusatz  von  konzen- 
trierter Schwefelsäure  bewirkt,  daß  die 
Masse  augenblicklich  tiefbraunschwarz 
wird.  Letztere  Farbe  ähnelt  sehr  der 
von  mir  bei  der  Schwefelsäure-BeaJrtion 
des  Akonitin  beschriebenen  zweiten 
Farbentönung(yergl.Akonitin-Beaktionen 
Pharm.  Centralh.  46  fl905],  479). 

Ich  wende  mich  nun  zu  der  oben 
erwähnten  Identitäts  -  Reaktion  des 
Thebain.  Wie  gesagt  ist  dieselbe  wich- 
tig für  die  Unterscheidung  der  Opium- 
alkaloide  selbst.  Nach  einer  vorläufigen 
Untersuchung  läßt  sich  das  Thebain  auf 
diesem  Wege  von  Narkotin,  Narcein 
und  Papaverin  unterscheiden,  bezw.  in 
einem  Gemenge  der  Basen  nachweisen.*) 
Das  Verfahren  ist  folgendes :  Man  verreibt 
im  AchatmOrser  innig  einige  EristäU- 
chen  von  Thebain  und  Quecksilber- 
oxydulnitrat (HgNOa)  und  fügt  dem 
Gemenge  einige  Tropfen  Wasser  zu, 
nachdem  man  ersteres  in  eine  glasierte 
Schale  von  Porzellan  gebracht  hat.  Nach 
Verlauf  von  Y2  bis  1  Stunde,  während 
welcher  Zeit  für  gelegentliche  Erneuer- 
ung des  Lösungsmittels  Sorge  zu  tragen 
ist,  hat  die  Beaktionsmasse  eine  schwärz- 

*)  Anmerkung.  Von  10  natürlich  vorkommen- 
den Alkaloiden,  Glykosiden  usw.  zeigte  allein 
das  Thebain' die  betreffende  Reale  on 


liehe  Färbung  angenommen.  Man  be- 
achte wohl,  daß  diese  Erscheinung 
bereits  auf  Zusatz  von  Wasser  eintritt 
Gerade  auf  diese  Beobachtung  mikshte 
ich  bei  dieser  Gelegenheit  erneut  hin- 
weisen, damit  man  auf  den  Wert  einer 
Anwendung  von  Wasser  bei  einzuleiten- 
den Beaktionen  aufmerksam  wird.  Würde 
man  hier  von  vornherein  z.  B.  Säuren 
hinzuziehen,  so  wäre  eine  Unterscheid- 
ung der  in  der  Anmerkung  erwähnten 
Verbindungen  z.  B.  von  dem  alldn  auf 
Wasserzusatz  reagierenden  Thebain  ent- 
weder unmöglich,  oder  doch  sehr  in 
Frage  gestellt  und  nur  bei  einigen  der 
erwähnten  Alkaloide  usw.  m{)glich.  Zu- 
gleich entspricht  die  Anwendung  von 
Wasser  der  von  mir  aufgestellten  Ford^ - 
ung,  daß  man  immer  zuerst,  und 
soweit  es  irgend  angeht,  bei  einzuleiten- 
den Beaktionen  nur  das  betreffende 
Alkaloid,  wie  es  an  sich  ist,  und  das 
entsprechende  Beagens  ohne  andere  Bei- 
mischung auf  einander  wirken  zu  lassen 
hat.  Ich  habe  es  oft  genug  beobachtet, 
wie  eine  Verdünnung  z.  B.  die  Beiüction 
umzuändern  oder  aufzuheben  yennag 
usw. 

Bei  gerichtlichen  Untersuchungen 
muß  es  aber  ohne  Frage  von  Wert  sein, 
daß  man  mit  dem  Alkaloide  selbst  und 
seinem  Beagens  und  nur  mit  diesen  zu 
tun  bat.  Dieses  wird  z.  B.  ganz  offen- 
bar, wenn  man  bei  der  Quecksilber- 
oxydulnitrat-Beaktion  des  Thebain  die 
konzentrierte  Schwefelsäure  hinzuzieht. 
Unter  diesen  Umständen  tritt  eine  tief- 
braunschwarze Färbung  auf,  wdche 
sich  erst  nach  24  Stunden  von  der  Ein- 
wirkung der  Säure  auf  Thebain,  wie 
sie  oben  beschrieben  wurde,  unter- 
scheiden läßt,  denn  letztere  wird  in 
diesem  Falle  gelb  geworden  sein,  wäh- 
rend bei  Gegenwart  des  Quecksilber- 
salzes die  schwarzbraune  Bednktions- 
färbung  dieselbe  geblieben  ist,  und  allen- 
falls die  Bänder  des  Beaktionstropfens 
gräulich  erscheinen. 

Nach  Erledigung  der  Eupfergrappe 
wendete  ich  meine  Aufmerksamkeit  den 
analytisch  zusammengehörigenElementen 
Zinn,  Antimon  und  Arsen  zu.  Bei  An- 
stellung  dieser  Versuche   mußte    zum 


«27 


Teile  mit  dem  Umstände  gerechnet 
werden,  daß  überschüssige  Säure,  z.  B. 
in  den  Lösungen  von  Zinnchlorttr  und 
Antimonchlorid,  bereits  in  der  oben  be- 
schriebenen Art  und  Weise  mit  dem 
Alkaloide  reagieren  werde.  Aus  diesem 
und  anderen  Gründen  wandte  ich  neben 
den  sanren  Lösungen  auch  solche  mit 
alkalischem  Charakter  an. 

Zunächst  also  brachte  ich  das  Zinn 
in  Form   des  Chlorürs  mit  Thebain  in 
Wechselwirkung  und  zwar  mit  folgen-, 
dem  Ergebnis.    Werden  einige  EristäU- 
chen  in    die  saure  Lösung  des  Zinn- 
chlorür     eingefügt,    so    erhält    man 
alsbald  eine  Reaktionsfärbung,   welche 
fast   in    allen  Stücken   jener  von    der 
Salpetersäure  hervorgerufenen  entspricht. 
Das  Alkaloid  löst  sich  fast  kaum,  da- 
gegen umgeben  sich  die  einzelnen  Eri- 
stäUchen  mit   der  beschriebenen  roten 
oder  rotbraunen  Zone.     Das   bei  der 
Salpetersäure     beobachtete     Rotbraun 
innerhalb    der  übrigen  Flüssigkeit  fällt 
hier  nicht  auf.    Ganz  entsprechend  dem 
Zinnchlorür,  vielleicht  noch  etwas  stärker 
hervortretend,  verläuft  die  Einwirkung 
des  Antimontrichlorid  auf  Thebain. 
Beide   Reaktionslösungen   bieten   nach 
24  Stunden  fast  das  gleiche  Situations- 
bild, wie  ich  es  bei  der  Salpetersäure 
erwähnte.      Ich    machte    nach    diesem 
Befunde  nun  auch  die  oben  erwähnten 
Versuche    mit    alkalischen    Zinn-    und 
Antimonlösungen.      Das   Resultat   war 
folgendes,  und  es  beweist  zugleich,  wie 
trotz   äußerlicher  vollkommener   Färb- 
ungsübereinstimmung  dennoch  die  Ur- 
sachen verschieden   sein  können.    So- 
wohl der  Trockenrückstand  von  Zinn- 
chlorür als  von  Antimonchlorid  blieben 
anfangs  bei  dem  Zusätze  von  1  Tropfen 
40  proc.  Ealilauge  gelblich,  wie  sie  vor- 
her waren.    Nach   Verlauf   von   etwa 
1  Stunde  ruhigen  Stehens  in  der  Eälte 
zeigten     sich     aber    ganz    erhebliche 
DifEerenzen  zwischen  den  beiden  alkal- 
ischen Flüssigkeiten.   Während  die  anti- 
monhaltige  zwar  noch  gelblich  gefärbt, 
aber  blasser  erschien,  färbten  sich  inner- 
halb   der    gelbgrünlichen     alkalischen 
Zinnlösung    die    Thebainkristalle    fast 
schwarz  bis  schwarzgrün.    Wie  gesagt 


ist  der  Unterschied  ein  so  auffälliger, 
daß  ich  nicht  anstehe,  dieses  verschie- 
dene Verhalten  für  eine  vorzügliche 
Methode  zu  erklären  für  den  Identitäts- 
nachweis des  Thebains.  Bei  dem  Zinn 
scheint  ein  ähnlicher  Vorgang  sich  ab- 
zuspielen, wie  ich  ihn  vor  kurzem  bei 
dem  Studium  der  Eokaln  -  Reaktionen 
beobachtet  habe  (vergl  Pharm.  Centralh. 
47  [1906],  347). 

Fügt  man  zu  dem  an  der  Luft  ein- 
getrockneten schwärzlichen  Reduktions- 
produkt des  Zinnchlorürs  in  alkalischer 
Lösung  etwas  Wasser,  so  zersetzt  sich 
dem  Anscheine  nach  das  erstere  wenig- 
stens zum  Teil,  indem  die  Farbe  in  eine 
schmutzig  grünschwärzliche  übergeht 
und  die  alkäische  Reaktionsmasse  eine 
teigige  voluminöse  BeschafiFenheit  an- 
nimmt. Außerdem  treten  die  vorher 
schwärzlich  gewordenen  Thebsüinkristalle 
teilweise  wieder  als  farblose  Eörper  aus 
der  Gh»9amtmasse  deutlich  hervor. 

Eän  ganz  besonderes  Interesse  knüpfte 
sich  für  mich  persönlich  an  die  Anwend- 
ung des  Arsens,  da  dieser  GrundstofiF 
mir  so  vorzügliche  Reaktionen  bei  dem 
nahe  verwandten  Morphin  geliefert  hatte 
und  zwar  sowohl  in  der  Form  des 
Arsentrioxydes  als  der  Arsensäure.  Im 
Achatmörser  wurde  ein  inniges  Gemenge 
von  reinem  kristallisiertem  Thebiün  und 
Ortho  arsensauremNatrium(Na3As04) 
vorbereitet  und  diese  Mischung  in  einer 
glasierten  Eugelschale  mit  etwas  Wasser 
angefeuchtet.  Hierbei  erhielt  ich  zwar 
noch  keine  Reaktion,  doch  halte  ich 
eine  gewisse  Einwirkung  schon  durch 
Wasser  nicht  für  ausgeschlossen,  da 
selbst  ein  wiederholter  Zusatz  von  25- 
proc.  Salzsäure  zu  dem  an  der  Luft 
trocken  gewordenen  Gemenge  keine 
Gelbfärbung,  wie  sie  oben  erwähnt 
wurde,  hervorbrachte.  Dieses  ist  um  so 
bemerkenswerter,  weil  eine  andere  Säure, 
die  konzentrierte  Schwefelsäure,  äugen« 
blicklich  und  auch  dort,  wohin  keine 
Thebtinkristalle  gebracht  waren,  über- 
haupt im  Gesamtbereiche  der  festen  ein- 
getrockneten Masse,  eine  dunkelgelbe 
Grundfarbe  hervorrief,  welche  dort,  wo 
sich  Eristalle  des  Alkaloides  befanden, 
die  bekannte  rotbraune  Abänderung  auf- 


628 


wies.  Aach  hier  konnte  ich  feststellen^ 
daß  das  anfangs  auftretende  Rotbraun 
bedeutend  intensiver  erschien,  als  das- 
jenige, welches  längere  Zeit  an  der  Luft 
stand  und  demnach  idle  Eligentämlich- 
keiten  besaß,  wie  die  durch  konzentr. 
Schwefelsäure  an  sich  erzeugte  Reaktions- 
färbung. Bei  stärkerem  Erhitzen  bildete 
sich  eine  äußerlich  dem  alkalischen 
Zinnchlorür  -  Reaklionsprodukt  ähnliche 
Masse;  dieselbe  scheint  ihre  schwärz- 
liche Färbung  aber  mehr  der  verkohlen- 
den Wirkung  der  Säure  als  einem  Re- 
duktionsvorgange zu  verdanken.  Das 
Arsen  verhält  sich  also  ziemlich  negativ 
gegen  Thebam  und  gewährt  auf  diese 
Weise  eine  vorzügliche  Handhabe  zur 
Unterscheidung  des  Alkaloides  von  Mor- 
phin, welches  sich  in  gleichem  Fdle 
prachtvoll  purpurrot  färbt. 

Anschließend  an  diese  Versuche  prüfte 
ich  sodann  das  Verhalten  einer  konzen- 
trierten, fiber&chüssige  Säure  enthalten- 
den 0  h  1  o  r  w  i  s  m  u  t  lösung  (BiCls).  Wird 
zu  l  Tropfen  der  letzteren  1  Eriställ- 
chen  Thebain  gebracht,  so  entsteht  als- 
bald eine  hellgelbe,  an  Stärke  zuneh- 
mende Färbung.  Auf  Zusatz  von  Kali- 
lange  bildet  sich,  namentlich  an  den 
Lagerstellen  des  Thebain,  die  bekannte 
rotbraune  Färbung  unter  Ausscheidung 
von  halbflttssiger  Masse  (Wismutoxyd- 
hydrat, welches  rotbraune  Farbe  ange- 
nommen hat !).  Sowohl  die  anfängliche 
Gelbfärbung  als  das  spätere  Rotbraun 
sind  nach  dem  freiwilligen  Eintrocknen 
mit  Originalfarbe  haltbar. 

Im  weiteren  teile  ich  noch  die  folgen- 
den Reaktionen  des  Thebain  mit.  Wird 
eine  konzentrierte  Lösung  von  Kobalt- 
nitrat,  so  wie  man  sie  erhält,  wenn 
man  letztere  Verbindung  an  der  Luft 
zerfließen  läßt,  tropfenweise  auf  eine 
glasierte  Porzellanplatte  gebracht  und 
sodann  in  die  Mitte  des  Tropfens  einige 
Kristalle  von  reinem  Thebain,  so  ver- 
ändert sich  in  der  Kälte  nichts.  Er- 
wärmt man  aber  langsam  und  vorsichtig, 
so  nimmt  die  Flüssigkeit,  indem  sie 
bald  fest  wird,  eine  eigenartige  Färbung 
an.  Dieselbe  grenzt  fast  an  Schwarz 
und  läßt  sich  etwa  als  tiefes  Braun  bis 
Braungelb  ansprechen.     Der  Trocken- 


rflckstand  zeigt,  im  Gegensätze  zu  Ko- 
baltnitrat, fast  keine  Neigung,  an  der 
Luft  wieder  Wasser  anzuziehen,  bezw. 
keine  Aenderung  der  Reaktionsfarbe. 
Bei  Zusatz  eines  Tropfens  Wasser  löst 
sich  der  Trockenrest,  wenigstens  teil- 
weise, mit  dunkelgrQngelber,  bezw. 
braungelber  Farbe.  Die  Reaktionsttrb- 
ung  hat  viel  Aehnlichkeit  mit  jener, 
welche  das  Morphin  mit  Kobaltnitrat 
und  konzentrierter  Schwefelsäure  liefert. 
Die  Reaktion  bringt  also  ebenfalls  die 
konstitutionelle  Verwandtschaft  der  er- 
wähnten Opinmbasen  analytisch  zun 
Ausdruck.  Nebenbei  sei  hier  bemerkt, 
daß  das  Gleiche  auch  von  dem  Kodäfn 
gilt. 

Die  Versuche  mit  Molybdänsäure 
und  Thebain  hatten  folgendes  Resultat. 
Weder  festes  noch  fein  zerriebenes 
Thebain  bezw.  Ammoniumheptamolybdat 
verursacht  eine  sichtbare  Reaktion,  wenn 
das  Qemenge  mit  Wasser  angefeuchtet 
wird.  Setzt  man  dem  Trockenrfickstand 
aber  Salzsäure  zu,  so  zeigt  sich  neben 
anfänglicher  Gelbfärbung  (vergl.  Reaktion 
der  Salzsäure  mit  Thebain!)  usw.  erst 
nach  einiger  Zeit  eine  Reduktionsfärb- 
ung der  Masse,  welche  indessen  nicht 
gerade  sehr  intensiv  ist  Interessante 
Einzelheiten  dieser  Thebain  -  Reaktion 
werde  ich  bei  Besprechung  der  ent- 
sprechenden des  Kodein  mitteilen  und 
zwar  aus  Gründen,  welche  die  Unter- 
scheidung beider  Basen  angeht 

Bei  der  Anwendung  eines  Gemenges 
von  reinem  Thebain,  vanadinsaurem 
Ammoniak  und  Wasser  blieb  zunächst 
alles  unverändert. 

Nach  dem  freiwilligen  Eintrocknen 
aber  färbten  sich  die  Ränder  dentlich 
und  stark  gelb,  während  die  Mitte 
schneeweiß  blieb.  Genauere  Mitteilungen 
werde  ich  bei  dem  Kodein  machen, 
dessen  Reaktion  mit  dem  metavanadin- 
sauren  Ammoniak  vollkommen  der  des 
Thebain  entspricht 

Wurde  statt  des  Vanadat  jodsaures 
Natrium  verwendet,  so  erhielt  man  einen 
weißen  Trockenrfickstand  ohne  jegliche 
Reaktionsfärbung ;  auch  Essigsäure,  nadi 
12    Stunden    zu    dem    Reste    gefflgt, 


629 


änderte  nichts  an  dieser  Sachlage.  In- 
teressanter Weise  gleicht  auc^  hinsicht- 
lich dieses  E^rgebnisses  das  Kodein  ia 
allen  StQcken  dem  Thebai'n. 

Wie  schon  öfters  betont,  hat  diese 
negative,  wenigstens  teilweise  negative 
Beaktion  anter  Umständen  großen  Wert, 
wenn  man  sich  der  positiven  so  vieler 
Alkaloide  in  demselben  Falle  erinnert. 
«Teilweise  negativ»  nannte  ich  eben  die 
Jodsänreeinwirkong  auf  Thebm,  denn 
1  Tropfen  26proc.  Salzsäure  erzeugte 
in  dem  essigsauren  Trockenrfickstand 
sofort  eine  allgemeine  und  intensive 
Gelbfärbung  nnter  Verbreitung  eines 
starken  Jodgemches.  Zum  Teil  ist 
diese  Färbung  sicher  durch  die  Ghlor- 
wasserstofEsäure  hervorgerufen  (vergl. 
deren  Beaktion  weiter  oben) ;  den  zweiten 
Ursprung  der  Gelbfärbung  beweist  der 
auftretende  Jodgeruch.  Bei  dem  frei- 
willigen Trocknen  an  der  Luft  sieht 
man  auch  die  charakteristischen  rot- 
braunen Bandfärbnngen  der  Thebain- 
kristalle  deutlich  hervortreten. 

Erwähnen  will  ich  hier  nur  kurz  die 
Beaktion  des  Thebain  mit  a-Naphthol; 
da  dieselbe  ein  ausgezeichnetes  Unter- 
scheiduDgsmittel  zwischen  Thebain  und 
Eodein  darstellt,  und  die  entsprechende 
Eodtiin-Beaktion  weit  größere  Farben- 
originalität besitzt,  so  verschiebe  ich 
ihre  Mitteilung  bis  zum  Berichte  aber 
die  Beaktionen  des  Eodein. 

Umgekehrt  ftthre  ich  eine  zweite 
Unterscheidungs  -  Beaktion  des  Thebain 
und  Eodein  hier  an,  weil  in  diesem 
Falle  Thebain  die  Hauptrolle  spielt. 
Das  Verfahren  ist  folgendes:  Je  eine 
Messerspitze  voll  Diphenylamin  wird 
auf  der  Porzellanplatte  mit  einigen  Eri- 
stäUchen  von  reinem  Thebain,  bezw. 
Eodein  vermengt.  Beiderseits  bringt 
man  1  Tropfen  kalter  konzentrierter 
Schwefelsäure  hinzu.  Die  Thebain- 
mischung  wird  augenblicklich  tiefrot- 
braun, fast  schwarz;  zugleich  tritt  am 
Bande  intensiv  gelblichgr&ne  Färbung 
hervor.  Das  Bot  fiberwiegt  in  dem 
Botbraun.  Beim  Stehen  an  der  Luft 
nimmt  letztere  Farbe  allmählich  ab, 
während  die  grüne  zunimmt.  Dieses 
Qrftn  unterscheidet  diese  Beaktion  mit 


Diphenylamin  von  der  Schwefelsäure- 
einwirkung allein  (siehe  oben!).  Nach 
etwa  1  Stunde  ist  die  Lösung  homogen 
dunkel,  teilweise  hellgrün  gefärbt.  Das 
Eodein  dagegen  bleibt  fast  gänzlich 
farblos,  dunkelt  höchstens  mit  unbe- 
stimmter Färbung  sehr  schwach  (An- 
merkung: Beim  Erwärmen  derBeaktions- 
lOsung  nach  1 2  stflndigem  Stehen  an  der 
Luft  färbt  sich  dieselbe  prachtvoll  und 
intensiv  violett  bezw.  blau.  Näheres 
werde  ich  bei  Besprechung  der  Schwefel- 
säure-Beaktion  des  Eodein  mitteilen.) 
und  seine  Lösung  steht  in  dem  denkbar 
schärfsten  Gegensatze  zu  der  des  Thebain. 

Nur  ganz  allgemein  als  vorläufige  und 
unverbindliche  Mitteilung  füge  ich  noch 
folgende  Beobachtung  dem  Gesamt-Be- 
aktionsbilde  des  Thebain  zu.  Man  bringt 
eine  sehr  geringe  Menge  von  a-Ni- 
troso-y?-Naphthol  zu  dem  auf  einer 
Porzellanplatte  beflndUchen  reinen  The- 
bain und  setzt  1  Tropfen  26proc.  Salz- 
säure unter  Umrühren  hinzu.  Es  ent- 
steht zunächst  die  bekannte  heUgrune 
Lösung.  Nach  stundenlangem  Stehen 
an  der  Luft  und  auch,  nachdem  die 
Masse  längst  eingetrocknet  ist,  nimmt 
die  Beaktionsfläche  eine  violette  Färb- 
ung an,  die  nach  12  Stunden  einem 
unbestimmten  Farbengemisch  gewichen 
ist.  Das  gleiche  Verhalten  ist  auch  an 
dem  nahe  verwandten  Eodein  zu  beob- 
achten. 

Die  in  dieser  Abhandlung  aufgeführten 
Beaktionen  sind  wohl  hinreichend,  um 
mit  Sicherheit  die  Anwesenheit  bezw. 
die  Identität  des  Thebains  festzustellen, 
wie  sie  auch  wohl  genügen  werden  zur 
Unterscheidung  dieses  Alkaloides  von 
Eodein  und  Morphin. 

Alburit  und  Indigorit 

Auf  Seite  505  waren  die  Firmen  E.  Funk 
und  Kolibabe  als  DarsteUer  dieser  beiden 
neuen  Hamreagentien  genannt.  Diese  An- 
gabe ist  dahin  zu  berichtigen,  daß  aileia 
das  Laboratorium  von  E,  Funk  in  Rade- 
beul-0berl5ßnitz  diese  Hamreagentien  Alburit 
und  Indigorit  herstellt,  daß  dagegen  dw 
Vertrieb  dem  bakteriologisch  -  hygienischen 
Institut  von  Kolibabe  in  Dresden -A.  9 
übertragen  ist  «. 


630 


Ueber  gelbe  Augeasalbe. 

Von  0.  Sckweißinger  in  DresdeD. 

Unter  den  im  Verlage  von  Carl  Mar- 
hold  in  Halle  erscheinenden  «zwang- 
losen Abhandlangen  auf  dem  Gebiete 
der  Augenheilkunde»  ist  vor  kurzem 
(1906,  Band  VI,  Heft  6)  von  Dr.  Gelpke 
in  Karlsruhe  eine  Abhandlung:  «Ueber 
den  Heilwert  der  gelben  Augensalbe» 
erschienen.  In  dieser  Arbeit  beschäftigt 
sich  der  Herr  Verfasser  eingehend  mit 
der  von  mir  nach  den  Angaben  von 
Schanx  (CentralbL  ffir  prakt.  Augen- 
heilkunde 1898)  hergestellten  gelben 
Salbe.  Wenn  auch  der  Beschaffenheit 
und  Wirksamkeit  der  in  meinem  La- 
boratorium hergestellten  Augensalben 
nur  uneingeschränktes  Lob  gezollt  wird, 
so  nötigt  mich  doch  eine  Bemerkung 
über  die  Priorität  der  Vorschrift  aiS 
Seite  5  der  Abhandlung  zur  Richtig- 
stellung. 

Dort  ist  gesagt:  «Erst  Schweißinger 
brachte  1897  eine  Salbe  in  den  Handel, 
die  eine  vollkommen  gleichmäßige  Ver- 
teilung des  Quecksilberoxydes  in  feinsten 
Partikelchen  —  das  Hydrargyrum  oxy- 
datum  via  humida  paratum  pultiforme  — 
enthielt.  Worin  die  Herstellung  dieses 
Quecksilber-Präparates  bestand,  verriet 
Schweißinger  nicht.  Die  erste  Publi- 
kation dieser  Vorschrift  verdanken  wir 
dem  Apotheker  Vulpius,» 

Dies  ist  unrichtig.  Bereits  in 
meiner  ersten  Arbeit  (Pharm.  Centralh. 
38  [1897],  845.)  Ueber  die  rationelle 
Herstellung  tadelloser  Salben  mit  Hy- 
drai^gyrum  oxydatum  via  humida  paratum 
pultiforme  habe  ich  die  Bereitungsweise 
in  einer  sehr  eingehenden  Weise  be- 
schrieben und  in  einer  weiteren  Arbeit 
(Pharm.  Centralh.  39  [1898],  473)  alle 
von  anderen  Seiten  gemachten  Vor- 
schläge beleuchtet.  Sogar  die  Bezags- 
quellen  für  schwarze  Kruken  sind  in 
diesen  Arbeiten  angegeben. 

Die  genannten  Mitteilungen  sind  in 
alle  Fachblätter  im  ganzen  Umfange 
oder  als  Referat  übergegangen,  vor  allem 
besprochen  in  der  &Aaw^'schen  Arbeit 
«Unsere  gelbe  Salbe»  im  Centralblatt 
für  praktische  Augenheilkunde  1 898  und 


in  dem  Sitzungsbericht  der  Gesellschaft 
für  Natur-  und  Heilkunde  1898,  in 
welcher  Dr.  Schanx  Mitteilungen  über 
seine  Arbeiten  machte  und  wo  von  mir 
die  Herstellung  dieser  Salbe  ebenfalls 
beschrieben  wurde.  Die  von  Oelpke 
erwähnte  Veröffentlichung  von  Vulpitis 
erfolgte  mehrere  Jahre  später,  soweit 
mir  bekannt  in  der  Sfidd.  Apoth.-Ztg. 
1901,  Nr.  7;  in  der  Einleitung  sind  die 
Arbeiten  von  Schanx  und  mir  (ohne 
Quellenangabe)  kurz  erwähnt 

Die  in  der  Oelpkc'schen  Arbeit  auf 
Seite  8,  Absatz  3  befindliche  Aenßenmg, 
daß  das  Originalpräparat  Schv)eißinger\ 
nach  Mitteilung  des  Vorsitzenden  des 
Vereins  Karlsruher  Apotheker,  nicht 
immer  von  gleicher  Güte  sei,  darf  ich 
wohl  mit  Ruhe  zurückweisen.  FQr  die 
Herstellung  der  gelben  Augensalbe  be- 
stehen in  meinem  Laboratorium  seit 
Jahren  die  sorgfältigsten  EinrichtUDgeD, 
alle  Bedingungen  für  die  Herstellong 
einer  tadellosen  Salbe  werden  bei  mir 
auf  das  Peinlichste  eingehalten,  und  es 
verläßt  mein  Laboratorium  keine  Salbe, 
welche  nicht  auf  den  Grad  der  Fein- 
heit und  Gleichmäßigkeit  vorher  geprflft 
worden  ist.  Und  die  UntersuchnDgen 
von  Dr.  Oelpke  zeigen  auch,  daß  die 
von  mir  bezogene  Salbe  in  ihrer  Wirk- 
ung immer  ganz  gleichartig  war.  M&ngel 
an  der  Zusammensetzung  der  Salbe 
fanden  sich  dagegen  in  recht  erheb- 
lichem Maße  an  den  Salben,  weiche 
Oelpke  aus  den  12  Apotheken  in  Karls- 
ruhe als  Unguentum  Schtveißinger  be- 
zog. 

Oelpke  sagt  auf  Seite  12  von  diesen 
Proben :  «War  schon  die  Verabreichnng 
dieser  Salbe  bald  in  weißen,  bald  in 
grauen  oder  schwarzen  Gefäßen,  der 
Preis  und  das  makroskopische  Aussehen 
ein  eminent  verschiedenes,  so  galt  dies 
ganz  besonders  vom  mikroskopischen 
Verhalten.  Nur  zwei  Salben 
konnten  sich  mit  der  direkt  be- 
zogenen  Originalsalbe  von 
Schweißinger  bezüglich  der 
feinsten  Verteilung  messen. 

In  bezug  auf  die  übrigen  Mitteilongen 
Oelpke's  verweise  ich  auf  die  Original- 
arbeit.   


681 


Höohstgaben  von  Heroin. 

Die  Apotb.-Ztg.  1906,  502  teUt  mit;  daß 
ein  FaehgenoBse  auf  eine  Abweichnng  der 
HOehstgaben  des  Heroinnm  hydrochloricam 
(Diaoetyimorphinam  hydrochiorionm)  im  Er- 
gänznngebndi  zam  D.  A.-B.  IV  und  in  der 
Erg&nznngstaxe  aufmerksam  gemaebt  habe. 

Das  Ergftnznngsbach  gibt  an  0,02  g  pro 
dosi  und  0^04  g  pro  die,  die  ErgftnzongB- 
taxe  dagegen  nor  0,005  g  pro  doei  und  0,02  g 
pro  die. 

Profeaeor  Dr.  Leivin,  der  Bearbeiter  des 
H<)eh8tgabenverzeiehni88eB  des  ErgftnznngB- 
baches  hat  sich  etwa  in  folgender  Weise 
dazn  geäußert  Naoh  den  vorhandenen 
Berichten  über  die  BekOmmüchkeit  des 
Mittels  und  über  senie  Giftwirkung  ergaben 
sich  Gaben  von  0,02  g  bez.  0,04  g  als 
diejenigen,  die  ffir  den  größten  Teil  der 
Menschen  als  ungiftige  anzusprechen  sind. 
Sie  besagen,  daß  das  Diacetylmorphin  nach 
der  Einzelgabe  33  pGt  und  nach  der  Tages- 
gabe mehr  als  100  pGt  giftiger  als  Morphin 
ist;  sie  schließen  aber  nicht  aus,  daß  danach 
oder  naeh  sehr  viel  weniger  gelegentlidii  bei 
dem  einen  oder  anderen  Menschen  irgend 
welche  Nebenwirkungen  z.  B.  Schweiße  oder 
Ausschlage  oder  sogar  einmal  Kollaps  ein- 
tritt Wollte  man  Höchstgaben  nach  der- 
artigen Vorkommnissen  bemessen,  die  ihren 
Onmd  in  individueller,  besonderer  Empfind- 
lichkeit gewisser  Personen  haben,  dann 
würden  auch  die  entsprechenden  Feststell- 
ungen  für  unsere  bestgekannten  heroischen 
Arzneimittel  ein  ganz  anderes  Aussehen  be- 
kommen; denn  99  bis  100  pCt  aller  auch 
unangenehmster  Nebenwirkungen  maxmial 
dosierter  Stoffe  ereignen  sich  innerhalb  der 
zuÜBsigen  Gabengrenzen.  Es  war  berech- 
tigt, die  Grenzgabe  —  d.  h.  nicht  die  durch- 
schnittlich zu  reidiiende  Gabe  —  auf  0,02  g 
festzusetzen. 

Die  Apoth.-Ztg.  fügt  dem  hinzu:  Der 
praktisdie  Apotheker  wird  gut  tun,  den 
Arzt,  der  zum  Versehreiben  hoher  Heroin- 
gaben neigt,  auf  die  abweichenden  Angaben 
in  der  Literatur,  nicht  nur  der  beiden  oben 
genannten  Büdner,  aufpierksam  zu  machen, 
er  wird  aber  auch  vorkommendenf alls  sich 
auf  die  Autorität  des  Herrn  Professor  Letvin 
berufen  kOnnen.  «. 


Lysargin 

ist  ein  mit  Hilfe  gewisser  Eiweißspaltprodukte, 
der  Protalbin-  und  Lysalbinsäure,  darge- 
stelltes  kolloidales  Silber,  das  schon  ganz 
kurz  in  Pharm.  Centralh.  44  [1;.03],  491 
besprochen  worden  ist  Es  bildet  nach 
Apoth.-Ztg.  1906,  525  prachtvoll  stahlbkiu- 
gl&nzende  Lamellen,  die  sich  leicht  und  sehr 
reichlich  in  Wasser  mit  leuchtend  gelbbrauner 
Farbe  lösen.  Es  besitzt  jedoch  keine  Farb- 
stoffnatur. Die  wSsserigen  Losungen,  welche 
bis  zu  etwa  25  pGt  noch  gut  flüssig  und 
filtrierbar  sind,  darüber  hinaus  mehr  sirupös 
werden,  besitzen  einen  leimartigen  aber  durch- 
aus keinen  metallischen  Geschmack.  Sie 
halten  sich  gut  am  zerstreuten  Tageslicht 
und  an  der  Luft,  während  die  Sonnenstrahlen 
sie  zersetzen.  In  Alkohol  ist  das  Lysargin 
nur  spurweise  löslich,  man  kann  aber  wässer- 
ige Lösungen  mit  ziemlich  viel  Alkohol 
versetzen,  bevor  das  Lysargin  sich  langsam 
abscheidet  Alkalien  fftllen  Lysarginlösungen 
nicht,  während  S&uren  einen  braunen,  in 
Alkalien  leichtlöslichen  Niederschlag  veran- 
lassen. Gegen  Elektrolyten  ist  Lysargin 
recht  beständig,  welche  es  erst  bei  verhältnis- 
mäßig hoher  Konzentration  ausfällen.  War 
die  Einwirkung  nur  kurz,  so  löst  sich  das 
Lysargin  nach  Entfernung  des  Elektrolyten 
wieder  leicht  in  reinem  Wasser  auf.  Blanke 
Metalle,  auch  Eisen,  werden  durch  Lysargin- 
lösungen nicht  angegriffen.  Erst  nach  Tagen 
und  Wochen  scheidet  sich  etwas  Silber  ab. 
Wenn  man  auch  bei  Bereitung  der  Lysargin- 
lösungen etwas  vorsichtig  verfahren  muß, 
um  Zersetzung  bei  örtlicher  Ueberhitzung 
zu  vermeiden,  so  vertragen  die  fertigen,  sehr 
haltbaren  Lösungen  selbst  hohe  Eochwärme, 
so  daß  man  sie  auch  auf  diese  Weise 
sterilisieren  kann. 

Dem  Körper  gegenüber  erweist  sich  Lys- 
argin erhebUch  ungiftiger  als  andere  Silber- 
verbindungen, besonders  bewirkt  es  keine 
Argyrie,  selbst  nicht  nach  emem  Geeamt- 
verbrauch  von  30  bis  40  g.  In  Salben 
wird  es  von  der  Haut  rasch  aufgenommen, 
im  Körper  vorübergehend  abgelagert  und 
mit  dem  Kote  ausgeschieden.  Intravenös 
eingespritzt  verteilt  es  sich  viel  rascher  und 
wirkt  dementsprechend  schneUer  und  acherer 
als  unter  die  Haut  gespritzt  Die  völlige 
Ausstoßung  aus  dem  Körper  dauert  etwa 
4  Wochen.    Wegen  der  Grfahr  von  Abszeß 


632 


bildnng  amd  Hantdimpritsiingen  wenig  em- 
pfehlenswert Die  Anwendung  des  Lysargin 
ist  ebenso  wie  die  der  anderen  Silben 
verbindongen  [eine  sehr  vielseitige,  deren 
Aufführung  hier  zu  weit  führen  würde, 

— te— 

üeber  die  Morphinbestimmung 

im  Opium 

hat  O.  Bemsiröm  in  Svensk  Farm.  Tidskr. 
1905,  Nr.  19  und  20  eine  größere  Arbeit 
verOffentlieht,  aus  der  Folgendes  zu  berichten 
ist.  Nach  emer  kritischen  Beleuchtung  der 
früheren  Methoden  geht  Verfasser  auf  die 
Dieterich'Bdke  Methode  ein.  Von  dem  ver- 
besserten Helfenberger  Verfahren  hat  Ver- 
fasser die  Ueberzeugung;  daß  das  ununter- 
brochene Schüttehi  ein  schnelles  Ausscheiden 
des  Morphin  befördert,  bezweifelt  aber,  daß 
dies  quantitativ  innerhalb  zehn  Mmuten 
sollte  stattfinden  können.  Daher  l&ßt  die 
Pharm,  norveg.  die  Mischung  einige  Stunden 
stehen,  bevor  filtriert  wird.  Wie  jedoch 
E.  Sjöberg  nachgewiesen  hat,  kristallisiert 
Morphin  noch  nach  24  Stunden  aus.  Will 
man  zu  übereinstimmenden  Ergebnissen 
kommen,  so  ist  eine  bestimmte  Frist  festzu- 
setzen. Wird  die  Zeit  zuweit  ausgedehnt, 
so  besteht  die  Gefahr,  daß  sich  auch  Gal- 
dummekonat  ausscheidet  und  beim  Wägen 
einen  höheren  Morphingehalt  vortäuscht 
Durch  gleichzeitige  Gewichts-  und  Maßana- 
lyse läßt  sieh  jedoch  der  Gehalt  feststellen. 
Die  Verwendung  von  Essigäther  ist  vorteil- 
haft, nicht  dagegen  das  mit  demselben  ge- 
sättigte Wasser,  das  sich  bald  zersetzt  Des 
ferneren  weist  Verfasser  auf  die  Schwierig- 
keit hin,  bei  narkotinreidiien  Opiumsorten 
gerade  36  g  Filtrat  zu  erhalten,  ebenso  auf 
die  Wichtigkeit,  das  Filtrat  so  schnell  als 
möglich  zu  gewinnen.  Bei  langsamem  Fil- 
trieren läuft  man  Gefahr,  daß  Narkotin  von 
neuem  ausfällt  Desgleichen  ist  jedes  Pressen 
des  Filters  zu  vermeiden. 

In  Hinsicht  auf  die  Anwendung  von  In- 
dikatoren kommt  Verfasser  im  Gegensatz  zu 
Merck  zu  dem  Ergebnis,  daß  Morphin  sich 
nur  in  reinen  narkotinfreien  Lösungen  mit 
Jodeosin  bestimmen  läßt,  aber  nicht  in 
narkotinhaltigen ;  denn  in  diesen  fallen  die 
Resultate  zu  hoch  aus,  da  das  Narkotin 
sich  an  der  Beaktion  teilweise  beteiligt 


Der  Eztraktgehalt  des  Opium  kann  firekt 
oder  indirekt  bestimmt  werden.  Direkt 
durch  Verdunsten  einer  gewogenen  Menge 
der  wässerigen  Lösung  auf  dem  Waaserbade 
und  Trocknen  bei  100^  C  bis  zum  bestän- 
digen Gewicht;  indirekt  durch  einstündige 
Mazeration  einer  gewogenen  Opiummenge 
mit  Wasser,  Sammeln  des  Ungelösten  auf 
einem  gewogenen  FUter  und  Auswaschen 
mit  Wasser,  bis  dieses  farblos  abläuft,  da- 
rauf Trocknen  und  Wägen.  Verfasser  hat 
bei  der  düekten  Bestimmung  zu  niedrige 
Werte  eriialten. 

Da  der  Wassergehalt  des  Opiums  für  das 
Endergebnis  von  größerer  Bedeutung  ak 
der  Extraktgehalt  ist^  so  schlägt  Verfasser 
vor,  die  gefundene  Morphinmenge  auf  wasser- 
freies Opium  umzurechnen. 

Zum  Schluß  schlägt  Bemström  vw,  daß 
die  Opiumdarstellung  einer  Kontrolle  m 
unterwerfen  sei,  damit  die  Bchwierigkeitea 
der  Opiumuntersuchung  fortfallen  könnten. 


Eisenchlorid  und  Ealiunijodid 

Eisenchlorid  verträgt  sich  bekanntlich 
nicht  mit  leicht  oxydierbaren  Stoffen,  i.  B. 
Alkalijodiden.  Zur  Vermeidung  der  Jodaus- 
scheidung  vermischt  man  nach  Dunstan 
(Pharm.  Ztg.  1906,  323)  das  Eisencfalorid 
mit  Alkalidtrat  und  fügt  spätw  das  Jodid 
hinzu.  Es  entsteht  eine  gelblieh-grfine  LOs> 
ung,  die  kern  freies  Jod  enthält  und  mit 
Ealiumferrocyanid  nur  eine  schwadie  Eisen- 
reaktion  gibt  Demnach  hat  sich  ein  EImb- 
salz  gebildet,  das  sidb  mit  Jodiden  nidit 
mehr  umsetzt  K  Jf. 


Zur  Darstellung  von 
Jod-Catgut 

empfiehlt  Carl  Bälmann  in  Mannheim, 
Schwetzingerstrafie  91  konzentriertes 
Gatgut-Jod,  dessen  Zusammeosetsong 
nicht  mitgeteilt  wird.  Mitteb  desselben 
lassen  sich  Jodlösungen  hentellen,  in  die 
unvorbereitetes  Catgut  eingelegt  wird, 
und  schon  nach  weiiigen  Tagen  erhält  man 
ein  gebraudisfähiges,  d.  h.  unbedingt  sterileB, 
zugfestee,  geschmeidiges  und  unbegrenzt 
haltbares  Jod-Catgut  H.  M. 


688 


2Sur  üntersolieidung 

des  Formaldehyds  von 

Acetaldeliyd 

empfiehlt  Alexander  Leys  folgendes  Ver- 
fahren. Er  fand,  daß  Aoetaldehyd  in  wiaser- 
iger  LOsnng  nioht  auf  Qaeclnilberoxyd  ein- 
wirkt, wohl  aber  bei  Gegenwart  von 
Koehsalz  oder  neutralem  Natrinrnfulfit  und 
nachherigem  Znsatz  eines  Alkalis;  es  bildet 
flieh  sofort  bei  den  geringsten  Spuren  Al- 
dehyd ein  in  Wasser  und  Alkohol  unlOs- 
lieher  Niedersehlag. 

Man  Utot  1  g  Merkurioxyd  in  100  g 
5proe.  NatriumsulfitKysung  als  Reagens;  die 
AldehydlOsnng  muß  sehr  verdlknnt  sein,  zum 
alkaliseh  maehen  nimmt  man  lOproe.  Pott- 
asehelOsung.  Da  Formaldehyd,  Furfurol, 
Aldosen  und  gewisse  aromatische  Aldehyde 
die  Reaktion  nidit  geben,  so  muß  diese  an 
das  Vorhand'ettsem  der  Gruppe  -GH2GOH 
gebunden  sein  und  kann  somit  zum  Naob- 
weis  von  Aoetaldehyd  in  Formaldehyd  gute 
Dienste  leisten.  a, 

Jowm,  de  Pkarm,  et  de  Chim.  1905,  XXII, 
108. 


Saccharose  in  Radix 
Scammoniäe. 

In  den  WasohwSssem   und  Mutterlaugen 

des  Soammonins,  dargesteUt  aus  1  kg  trockener 

Wurzel    sind   nach    Paul    Regnier    etwa 

33,6  g  Saccharose  enthalten.    In  der  frischen 

Wurzel  sind  weit  größere  Mengen  vorhanden 

und   zwar    im  Verhältnis  zur  getro<teeten 

berechnet  (100  g  frische  Wurzel  =  27  g 

trockene)    2,7  pCt  Qlykose   und    6,8  pCt 

Saccharose.     Außerdem  enth&lt  die  frische 

Wurzel    noch    andere    Polysaccharide,    die 

durch  Schwefelsäure  1  :  1000  nicht  invertiert 

werden.    (Aehnlidiie  Verhältnisse  liegen  bei 

Tnbera  Jalapae  vor.    Red,)  A. 

Joum.  de  Pharm,  et  de  Chim,  1905,  XXII, 
435,  492. 

(Wenn  man  die  wässerigen  Mutterlaugen, 
die  bei  der  Darstellung  von  Jalapenharz 
abfallen,  eindampft,  so  erhält  man  ein  Ex- 
trakt, welches  m  Aussehen,  Geruch  und 
Geschmack  dem  Extractum  Graminis  in 
hohem  Maße  ähnlieh  ist    A.  Schneider,) 


Kristallisiertes  Oentiogenin 

läßt  sich  nach  H4ris8ey  durch  Spaltung  des 
Gentiopikrins  gewinnen.  Versucht  man  die 
Spaltung  mittels  Mmeralsäuren  durchzu- 
fflhren,  so  kommt  man  zu  Produkten,  die 
sich  zum  Gentiopikrin  so  verhalten,  wie 
Salketm  (Dehydrationsprodukt  des  Saligenins) 
zum  Salidn.  Benutzt  man  aber  zur  Spalt- 
ung Emulsine  (Mandelemulsin  oder  Asper- 
gillusemulsin)  und  läßt  man  die  Reaktion 
bei  35^  bis  40^  vor  sich  gehen,  so  kann 
man  in  kurzer  Zeit  reines  kristallisiertes 
Gentiogenin  erhalten. 

Die  Ekizymspaltung  ist  ein  wertvolles 
Hilfsmittel  zur  Darstellung  gewisser  Stoffe, 
die  auf  rein  chemischem  Wege  nicht  erhalten 
werden  können.  A, 

Joum.  de  Pharm,   et  de  (^im.  1905,  XXII, 
249. 


Lycopodiumersatz, 

Seit  einiger  Zeit  wird  in  Frankreich  em 
Ersatzmittel  ffir  Lycopodium  angeboten,  das 
nur  etwa  die  Hälfte  des  echten  Produkts 
kostet  Auf  den  ersten  Bliek  ist  es  kaum 
von  Lycopodium  zu  unterscheiden,  brennt, 
in  eine  Flamme  gestreut,  ebenso  wie  dieses 
ab,  hinteriäßt  aber  als  Asche  Aber  2  pOt 
Eisenoxyd,  das  Ersatzpräparat  ist  außerdem 
teilweise  lOslich  in  Alkohol,  Aether  und 
Chloroform. 

Dieses  Präparat   soll    gewonnen  werden, 

indem     man      Österreichisches    Fichtenharz 

bei  emer  dem  Schmelzpunkt  möglichst  nahe 

gelegenen  Temperatur  trocknet  und  dann  mit 

gasförmigem  Ammoniak  behandelt.         A. 

Joum,  de  Pharm,  et  de  Chim,  1906,  XXIU, 
242.  

Erzeugung  des  krachenden  Griffes  au' 
merceriäerter  Baumwolle  mit  Hilfe  von 
Ameisensäure«  Ftir  die  bezeiohoeten  Zwecke 
ist  der  Weinsteiasäore  und  Essigsäure  die 
Ameisensäure  vorzuziehen.  Der  krachende  Griff, 
weicher  durch  Einwirkung  der  letzteren  erzeugt 
wurde,  bleibt  auch  nach  zweimaligem  Waschen 
und  nach  schwachem  Dämpfen  bestehen,  auch 
nach  secbswOchentlichem  Liegen  erhält  sich  der- 
selbe unverftndert.  Zum  Gebrauch  bei  mercer- 
isierter  Baumwolle  gibt  man  nach  dem  Färben 
ein  Seifenbad,  welchem  man  auf  das  Liter  8  com 
Ameisensäure  zusetzt.  Kommt  die  Ware  steif 
aus  dem  giiffgebenden  Bade^  so  wird  demselben 
2  pOt  seines  Qewiobtee  Leim  zugesetzt.    Bit, 

ZUehr.  f,  angew,  Chem,  1906,  303, 


634 


Einiges  über  Aräometer 

betitelt  sich  eine  Arbdt  von  E.  Ackermann 
und  0.  V.  Spindler,  in  welcher  die  Haupt- 
punkte bei  der  Prüfung  von  Senkspindehi 
besprochen  werden  und  zwar  die  Form  der 
Spindel,  die  Weite  des  Zylinders,  die  Tem- 
peratnr  und  die  Oberflächenspannung  der 
Flflssigkeit.  Die  Verfasser  weisen  darauf 
hin,  daß  feine  Aräometer  nur  in  den 
Flüssigkeiten  justiert  und  nach- 
geprüft werden  dürfen,  fürwelohe 
sie  bestimmt  sind.  Selbst  amtlich  ge- 
eichte Aräometer  verdienen  nicht  m  allen 
Fällen  völliges  Vertrauen,  da  die  Justierung 
in  Mischungen  von  Säuren,  Qlycerin  und 
Alkohol  mit  Wassei*  vorgenommen  werden. 

Aräometer  und  Zylinder  müssen  völlig 
sauber  sem  und  sidi  mit  der  Flüssigkeit 
gleichmäßig  benetzen;  der  obere  Meniskus 
muß  gleichmäßig  und  ununterbrochen  sein. 
Wenn  nötig,  sind  alle  Glasteile  mit  etwas 
Lauge,  Sdfe  oder  Alkohol  abzureiben,  die 
Zylinder  mit  Ghromat-Schwefelsäure  zu  rei- 
nigen. 

Aus  dem  vorher  Erwähnten  geht  hervor, 
daß  alle  feinen  Aräometer,  audii  soldiie  mit 
Eächschein,  nachgeprüft  werden  müssen,  und 
daß  man  in  der  Mehrzahl  der  Fälle  ge- 
zwungen sem  wird,  Korrekturtabellen  aus- 
zuarbeiten. Außerdem  würde  es  je  nach 
Umständen  nötig  sem,  wenn  man  dasselbe 
Aräometer  für  einander  im  spez.  Gewicht 
nahestehende  Flüssigkeiten  anwenden  will, 
für  jede  der  betreffenden  Flüssigkeiten  eme 
besondere  Eorrekturtabelle  auszuarbeiten. 

Spindler  ist  daher  auf  den  Gedanken 
gekommen,  cstatt  der  gewöhnlichen  Skala 
eme  solche  mit  Millhneterteilung  anzubringen. 
Man  weist  dabei  den  Fabrikanten  einfadii 
an,  ein  Aräometer  herzusteUen,  welches  die 
spez.  Gew.  im  Bereich  von  ungefähr  z.  B. 
0,9800  bis  0,9950  angibt,  bei  einer  Länge 
der  Skala  von  ungefähr  15  cm.  Bei  Em- 
pfang des  Instrumentes  stellt  man  dann 
mittels  Pyknometer  den  Wert  von  8  Punkten 
der  Skala  fest,  wie  man  es  bei  jedem  an- 
deren Aräometer  auch  tun  müßte,  d.  h.  einen 
Punkt  unten,  einen  in  der  Mitte  und  einen 
oben.  Nehmen  wir  an,  es  sei  z.  B.  der 
Punkt  10  mm  =  0,9800,  Punkt  80  mm 
=  0,9890,  Punkt  140  mm  =  0,9967 
gefunden.     Dann    braucht   man    bloß    die 


zwischenliegenden  Werte  zu  interpofieren 
und  event  nach  oben  und  unten  zu  er- 
weitern; die  auf  diese  Weise  eifaaltene  Ta- 
belle liefert  dann  jeden  Wert  mit  großer 
Genauigkttt  ohne  Korrektur».  ^ 

Sehwei».    Woehensehr,  f.    Gk«m,  u.  Pkam^ 
1906,  457. 


Ueber  Tannoferrine. 

Marcel  Monier  hat  Ocbsenbint  im  Va- 
kuum unterhalb  40^  getrocknet,  das  so  er- 
haltene Pulver  in  Wasser  gelöst  und  mit 
Tannin  behandelt.  Er  bekam  keinen  sehwmr- 
zen  Eisenniederschlag,  sondern  einr  tHrmnnes 
Produkt  Nach  dem  Filtrieren,  Waadien 
und  Trocknen  wurde  dieser  Niederschlag 
verascht,  wobei  der  für  etweißhahige  Stoffe 
charakteristische  Gerudi  nach  verbranntem 
Hom  auftrat;  in  der  Asche  konnten  be- 
trächthdie  Mengen  Eisen  nachgewiesen  wer- 
den. Jener  Niederschlag,  ätSf  das  Eisen- 
eiweiß  des  Blutes  an  Tannin  gebunden  Mit- 
hält, führt  den  Namen  Tannohaemo- 
ferrin. 

In  derselben  Weise  wurde  aus  der  MHz 
von  Odisen  das  Tannosplenoferrin 
hergestellt 

Audii  aus  mensdilichem  Harn,  der  an  und 
für  sich  kerne  Eisenreaktion  gibt,  läßt  sich 
durch  direktes  flUlen  ein  analoges  PH^iarat 
Tannouroferrin  gewinnen.  A, 

BSp,  de  Pharm.  1905,  502. 

Zur  Unterscheidung  von  C9ünin 
und  Chinidin 

fällt  L.  Tsalapatani  die  wässerigen  LOs> 
ungen  der  Chlorhydrate  mit  einer  20]>roc 
Lösung  von  Trichloressigsäure.  Es  entsteht 
zuerst  em  amorpher  Niederschlag,  der  bald 
kristallinisdi  wird.  Man  filtriert  den  Nieder- 
schlag ab,  trocknet  ihn  und  erhitzt  ihn  in 
einem  trockenen  Probierglas  auf  95  bis  110^ 
in  einem  Paraffinbad.  Dabei  zersetzt  sich 
ein  Teil  des  Niederschlags  in  Ghloroform, 
welches  sich  verflüchtigt,  und  der  Rückstand 
färbt  sich,  wenn  Chinin  vorbanden  war, 
heUrot  Diese  rote  Masse  lüet  sich  leicht 
in  kaltem  Chloroform  auf.  War  nur  Chinidin 
vorhanden,  dann  bleibt  bei  derselben  Be- 
handlung der  Rückstand  weiß.  x 

Bul,  Farm,  se.  Ohim,  dm,  Eomama  1905, 
216. 


635 


Therapeutisohe  Mitteilungen. 


Filmaron 

bleibt  nach  A.  Jaquet  nach  wie  vor  der 
wirkBamste  Bestandteil  des  Famwnrzel- 
extraktee.  Die  anderen  Beetandteile,  nftm- 
iieh  das  Albaspidin  und  die  Flavaspidsänre, 
Beheinen  andi  bis  zn  emem  gewissen  Orade 
wirksam  zu  seb,  aber  ihre  Wirksamkeit 
reicht  lange  nicht  an  diejenige  des  Filmaron 
heran. 

Jaquet  (Correspondenzbl.  f.  Schweizer 
Aerzte  1905,  360),  hat  bisher  38  Band- 
wnrmkranke  mit  Filmaron,  hergestellt  von 
G.  F.  Böhringer  dk  Söhne  m  Mannheim- 
Waldhof;  behandelt.  Das  Präparat  wurde 
in  Gaben  von  0,7  bis  1,0  g  in  1  g  Chloro- 
form nnd  10  bis  20  g  Ridnnsöl  gegeben. 
Der  Ghloroformzosatz  hatte  den  Zweck,  die 
Auflösung  des  Filmaron  ohne  Erwärmung 
zu  erleichtem,  welche  letztere  zersetzend  auf 
das  Filmaron  hätte  einwirken  können.  Von 
den  38  Euren  hatten  28  einen  vollen  Er- 
folg, indem  der  Wurm  mit  dem  Kopfe  ab- 
getrieben wurde.  In  sämtlichen  Fällen 
handelte  es  sich  um  Taenia  saginata.  In 
6  Fällen  wurde  der  Wurm  abgetrieben,  der 
Kopf  jedoch  vermißt  Einen  Mißerfolg  be- 
obachtete Jaquet  nur  viermal.  Drei  dieser 
fUle  betrafen  Kinder  und  zwar  wurde  in 
2  FUlen  die  Gabe  so  niedrig  bemessen,  daß 
der  Grund  des  Mißerfolges  wahrschemlich 
darin  gesucht  werden  muß.  Abgesehen  von 
unbedeutender  Uebelkeit  oder  Leibschmerzen 
in  emer  Anzahl  von  Fällen  konnten  mit 
Filmaron  nicht  die  geringsten  unangenehmen 
ErBcheinnngen  beobachtet  werden.  Kranke, 
welche  vorher  Filixextrakt  genommen  hatten, 
erklärten  einstimmig,  daß  Filmaron  wegen 
Bemes  weniger  unangenehmen  Geschmackes 
dem  Extrakte  bei  weitem   vorzuziehen  sei. 

Wie  Jaquet  durch  private  Mitteilungen 
erfahren  hatte,  ist  neuerdings  das  Filmaron 
auch  bei  Anchylostomnmkranken  versucht 
worden  und  zwar  mit  günstigem  Ergeb- 
nisse. 

Das  Vergiftungsbild  bei  Tieren  infolge 
hoher  Gaben  von  Filmaron  bietet  eme  große 
Aehnlichkeit  mit  der  Filixsäure-  bezw.  Aspi- 
^■Vergiftung.  Gaben  von  3  bis  5  mg 
vemnachen  beim  Frosch  zunächst  Stillstand 
der  Atmung;  darauf  treten  schwache  kurz- 


dauernde Krämpfe  der  Extremitäten  ein, 
welche  unmittelbar  von  einer  allgemeinen 
schlaffen  Lähmung  gefolgt  sind.  Nach 
wenigen  Minuten  steht  das  Herz  in  Diastole 
still.  Die  Vergiftung  dauert  bis  zum  Herz- 
stillstand 30  bis  40  Minuten.  0,6  bis  0,7  g 
Filmaron,  in  Gel  gelöst,  einem  Kaninehen 
initteis  Schlundsonde  dargereicht,  verursachen 
nach  einigen  Stunden  allgemeine  Schwäche 
mit  aufsteigender  Lähmung,  verbunden  mit 
einer  heftigen  Gastroenteritis  hämorrhagiea 
(blutigen  Magendarmentztlndung). 

Mit  der  \OTulaquet  gegebenen  Statistik  de<&t 
sich  auch  die  von  Brieger  in  Gosel  (Therap. 
d.  Gegenw.  1905,  479)  aufgestellte  mit 
23  Fällen,  von  denen  16  sicher  positive 
Wirkung  ergaben.  In  21  Fällen  wurde  das 
Mittel  in  einer  Aether-Ricmusöl-Mischung,  in 
2  Fällen  in  der  jetzt  von  der  Firma  Karl 
Engelhard    in    Frankfurt   a.   M.   in   den 

Handel  gebrachten  Kapselform  gegeben. 

A,  Rn. 

Zinkperhydrol,  ein  neues  Wund- 

mitteL 

Das  Zinkperhydrol  ist  ein  Pulver,  welches  von 
E,  Merck  in  Darmstadt  durch  Verbindung 
des  Zinks  mit  Perhydrol  Merck  dargestellt 
wird.  In  dem  Zinkperhydrol  ist  das  Per- 
hydrol —  bekanntlich  remstes  100  volum- 
proo.Wasserstoffperoxyd  —  gl^chsam  in  fester 
Form  enthalten,  und  so  ist  ein  Präparat 
geschaffen,  in  dem  die  günstige  zusammen- 
ziehende Wirkung,  welche  das  Zmk  allge- 
mein ausübt,  mit  der  desmfizierenden  des 
Perhydrols  zusammen  zur  Geltung  kommt. 
Das  Zinkperhydrol  übt  nach  Eduard 
Wolffenstein  bei  ausgedehnten  eiternden 
Wunden,  bei  Beingeschwüren,  bei  Brand- 
geschwüren eine  günstige  Wirkung  aus; 
selbst  ausgedehnte  Verbrennungen  heilten  in 
kürzester  Zeit  und  ohne  nennenswerte 
Schmerzen.  Die  Verbände  mit  Zinkperhydrol 
wurden  hierbei  täglich  erneuert 

Das  Zinkperhydrol  bewährte  sich  in  fol- 
genden Zusammensetzungen:  Zinkperhydrol 
und  Weizenstärke  je  12,5  g,  amerik.  Vaselin 
25  g   zur    Paste    verarbeitet.    Femer  als 

Salbe:  Zinkperhydrol  5  g  und  Lanolin  45  g. 
Therap,  Monatshefte  1905,  Nr.  11.  Ä.  Rn, 


636 


Imxnunisierungsversuohe  gegen 

Stryohnin 

werden  neuerdings  angestellt  Die  meisten 
Alkaloide  werden  z.  B.  unverändert^  auch 
bei  subkutaner  Darreichung  wieder  ausge- 
schieden ;  ein  geringer  Teil  nur  gelangt  zur 
Zersetzung;  die  Hauptmenge  der  im  Organ- 
ismus verbleibenden  Gifte  wird  vomKöiper 
zurückgehalten  und  allmählich  abgebaut 
oder  in  unwirksame  Form  flbergefflhrt.  Bei 
subkutaner  Strychningabe  wird  stets  Süych- 
nin  im  Harn  gefunden  und  bei  Tieren^  die 
längere  Zeit  mit  Strychnin  gefüttert  werden, 
kann  man  es  im  Muskelfleisch,  in  Leber 
und  Niere  nachweisen.  Verreibt  man  Or- 
gane vom  Meerschwemchen  mit  Wasser  oder 
oder  Bouillon  steril  und  läßt  sie  mit  Strych- 
nin nitr.  etwa  15  Minuten  stehen,  so  ver- 
liert die  StrychninlOsung  an  Toxicität  Bei 
länger  dauernder  Emwirkung  zeigen  alle 
Organe  (Leber,  Milz,  Niere,  Hirn,  Blut) 
deutliche  entgiftende  Würkung.  Blutserum 
dagegen  war  unwirksam.  Tiere,  die  bei 
Verabreichung  von  V2  nag  bereits  zu  Grunde 
gingen,  konnten  von  Stryehninlösung,  die 
einige  Zeit  mit  Muskelfleisch  gemischt  ge- 
wesen war,  6  mg  vertragen.  In  den  Ex- 
krementen von  Hühnern,  die  mit  steigenden 
Gaben  Strychnin  gefüttert  waren,  fand  sich 
nur  etwa  10  pCt  Strychnin  wieder.  Die 
Hauptmenge  mußte  also  verbrannt  oder  in 
eine  unschädliche  Modifikation  übergeführt 
sein;  denn  auch  nach  Tötung  der  Hühner 
zeigte  das  Fleisch,  welches  Hunden  zum 
Fressen  gegeben  wurde,  keine  toxische 
Eigenschaft.  Zweifellos  besteht,  wie  dies 
von  Meerschweinchen  und  Vögeln  schon 
längst  festgestellt  wurde,  eine  nattlrliche, 
eine  Rassenimmunität  So  zeigten  z.  B. 
Kaninchen,  die  Menschengehim  mit  der 
letalen  Strychningabe  subkutan  erhielten, 
keine  Reaktion.  Außer  der  Rassenimmunität 
spielt  jedoch  auch  die  persönliche  Immunität, 
wie  es  scheint,  eine  große  Rolle.  Zweifel- 
los erwiesen  ist  jetzt  die  kumulative  Wirk- 
ung des  Strychnin.  Merkwürdig  sind  schließ- 
lich die  Experimente  von  H,  ifßw-Berlin,  der 
bei  allen  Tieren,  die  längere  Zeit  mit  Stiych- 
nin  behandelt  wurden,  Diarrhöen  fand,  wäh- 
rend man  das  Gegenteil  erwarten  sollte,  da 
doch  Strydinin  als  Stomachlkum  und  Anti- 
diarrhoikum  wirkt  L. 

Berliner  Klin.  Woehmuehr.  1905,  1226. 


Autotoxikosen  durch  Aceton 

sind  seit  R.  v.  Jaksch  nur  selten  Gegen- 
stand der  Erörterung  gewesen,  daher  be- 
richtet Rudolf  Pettera  jetzt  über  zwei 
typische  derartige  Fälle. 

In  dem  einen  Falle  (22  jährige  Fhui) 
setzte  mit  plötzlieker  hochgradiger  Atemnot, 
und  im  andern  Falle  (46jähriger  Mann) 
setste  Delurium  und  Bewußtlosigkeit  ein, 
und  dann  kam  erst  Acetonnrie;  aber  der 
Harn  war  frei  von  Zucker  und  Eiweiß,  nur 
im  ersten  Falle  trat  nach  der  Aeetonoiie 
Indikan  im  Harn  auf.  Von  Wesenheit  ist 
bei  beiden  Fällen,  daß  Stnhlbesehwerden 
vorausgingen,  und  es  ist  die  Ansieht,  daß 
die  Aeetonurie  die  Folge  der  Stöningen  im 
Darmtraktus  auch  in  diesen  beiden  FUlen 
sei,  sieher  einwandfrd. 

«Die  klinisohen  Ersoheinongen  nnd  & 
Aeetonurie  müssen  eine  gemeinsame  Unaehe 
haben,»  sagt  Pettera,  diese  ist  die  Ueber- 
Mung  des  Eöipen  durch  Aceton;  da  nim 
eine  exogene  Toxikose  ausgeseUoasen  ist, 
so  muß  die  Bildungsstätte  des  Aceton  im 
Körper  selbst  gelegen  sein.  Endogene  Toxi- 
kose durch  Aceton  ist  demnach  feststeiiead. 
Nor  ist  auch  hior  die  Fhige  nach  der  Ur- 
sache dar  Aoetonbildung  bexw.  der  Aeetonurie 
in  beiden  Fällen  nicht  leicht,  und  Verf.  be- 
sdeht  sie  auf  die  vorausgegangenen  Darm- 
störungen. 

Früher  herrschte  allgemein  die  Ansieht, 
das  Aeetonurie  und  Glykosurie  in  einem 
unzertrennlichen  Zusammenhange  stehen,  daß 
sie  eine  gemeinsame  Ursache  haben  müßten. 
R.  V,  Jaksch  wies,  gestützt  auf  seme  Be- 
obachtungen des  Vorkommens  der  Auto- 
toxikose  durch  Aceton  sowohl,  als  auch  auf 
das  Experiment,  die  UnwahrseheinKehkeit 
der  Bildung  des  Aceton  aus  Kohlehydraten 
nach.  Es  blieben  nur  noch  die  Muttevsob- 
stanzen,  das  Eiweiß  und  die  Fette,  übrig. 
Hagenberg  und  Waldvogel  stellten  die  Be- 
hauptung auf,  das  Aceton  sei  eine  lYodukt 
des  Fettstoffweehsels,  welches  in  patholog- 
ischer Weise  besonders  durch  die  Störungen 
im  Darmtraktus  gebildet  würde^  nnd  be- 
kräftigen ihre  Behauptung  duroh  eine  Beihe 
von  Versuchen.  A.  Bn. 

Prag.  med.  Wochensekr,  1005,  99. 


637 


Phirtographisohe  Mitteilungen. 


Die  Lage  der  deutschen  Camera- 

Fabrikaüon. 

Ein    interesBanteB  Bild    Aber  die  jetzige 
Lage     der    deotaehen    Camera- Fabrikation 
wurde    der    Vereinigang    fflr    staatswiaen- 
Behaftliehe  Fortbildung  bei  ihrem  kflrzlichen 
Beenehe  der  cA.-O.  fflr  Camera-Fabrikation 
Heinrich  Ememann*,  Dresden;  in  einem 
Vortrage  des  Direktors  Ernemann  geboten. 
Die   AQsfflhmngen    haben   fflr   alle   photo- 
graphisefaeii  Kreise  Interesse  und  wir  greifen 
deshalb  das  Wesentiiehste  ans  ihnen  heraus. 
Die  Entwicklung  der  photographisehen  Groß- 
industrie liegt  kaum  10  Jahre  zurflek  und 
Dresden    kann     heute    als    Hodiburg    der 
europäischen    Camera- Fabrikation  angesehen 
werden.      Nicht   weniger   als    6    Millionen 
Mark    Kapital   sind    hier    in    der   Gamera- 
Brandie  angelegt^  in  der  gesamten  Dresdner 
photographisehen     Industrie ,     einschließlich 
Fabrikation     von     Platten  ^    Papieren    und 
Nebenartikehi,  sogar  15  Millionen.     Gewal- 
tig  ist   der   Aubchwung,    den   gerade   die 
Camera-Fabrikation   in  wenigen  Jahren  ge- 
nommen hat   Jedoch  ist  die  photographisehe 
Branche  anch  nidit  von  schlimmen  Begleit- 
erscheinungen   eines    sdmelien   industrieiien 
Aufschwungs  verschont  geblieben.     Mit  dem 
raschen  Wachsen    der  Werke   waren   nicht 
auch  gleichzeitig   die   geeigneten    leitenden 
HSnner    zur    Steile    und    der    Mangel    an 
Organisation   und    Erfahrungen^    wie    auch 
die  unumschrlnkte  Macht   nur  einseitig  er- 
erfahrener  Fabrikleiter  haben   hier  und  da 
störend    und    nachteilig    auf    die    gesamte 
Brandts  gewirkt,  sehließlidi  aber  auch  ihre 
Opfer  dafflr  gefordert     Viel  Schwierigkeiten 
bmitet   der   Camera-Fabrikation    noch    die 
vnunterbrochene  Ffille  neuer  Modelle.  Trotz- 
dem heute  sdkon  Cameras  von  vorzQglicfaer 
Ausstattung  und  LdstungsfAhigkeit  geliefert 
werden,  oft  wahre  kleine  Kunstwerke  der 
Mechanik,  die  man  unauffällig  in  der  Seiten- 
tasehe  unterbringen  kann  und  die  somit  das 
Ideal  bequemer  Amateure  darstellen  {Eme- 
mann-EEAQ  XII),  sind  weitere  Fortschritte 
^   erwarten    und    eine    Beständigkeit  der 
Modelle,  wie  etwa  bei  den  Nähmaschinen, 
dflrfte  in   absehbarer   Zeit  nicht  eintreten. 
Hieran   kranken    auch    etwas  die  Ertrags- 


fähigkeit der  Camera  -  Fabrikation  und  es 
wQrde  noch  mehr  der  Fall  sein,  wenn  nicht 
im  Export  zu  guten  Preisen  ein  Ausgleich 
zustande  käme.  Dieses  Verhältnis  zum  Welt- 
markt bedingt  auch  den  berechtigten  Stand- 
punkt der  photographischen  Industrie,  die 
Zollgrenzen  möglichst  leicht  passieren  zu 
können ,  wenn  anders  nicht  anstelle  der 
Waren  Menschen  exportiert,  d.  h.  die  Be- 
triebe ins  Ausland  verlegt  werden  sollen. 
Größere  Gefahr  fflr  die  deutoche  photo- 
graphische Industrie  bietet  die  amerikanisdie 
Konkurrenz,  besonders  dadurch,  daß  dort 
die  Industrie  nicht  aus  dem  Handwerk  her- 
vorgegangen ist,  sondern  fast  ausnahmslos 
von  Anfang  an  mit  großem  Kapital  zum 
Großbetriebe  organisiert  wird.  Nach  Ente- 
mann's  Ansicht  läßt  sich  dieser  Gefahr  aber 
wirksam  dadurch  begegnen,  daß  wur  die 
Vorzflge  beider  Länder  zu  vereinigen  sudien. 
Die  Amerikaner  haben  zum  großen  Teil 
ihre  theoretischen,  technischen  Kenntnisse  an 
deutschen  Bildungsanstalten,  teils  sogar  auf 
Staatskosten,  erworben  und  schlagen  uns 
jetzt  mit  unseren  eigenen  Waffen.  Wir 
mflssen  das  Gleiche  tun  und  recht  viele 
unserer  jungen  mdustriellen,  sei  es  auf  eigene, 
auf  Korporations-  oder  Staatskosten,  nach 
Amerika  schicken,  um  die  Ursachen  der 
praktischen  Ueberlegenheit  an  Ort  und  Stelle 
zu  studieren. 

(Hoffentiich  kommt  man  in  Deutschland 
endlich  zu  der  Einsicht,  dem  Besuch  deut- 
scher Bildungsanstalten  von  Ausländem  Ein- 
halt zu  tun.  Deutsche  Gutmütigkeit  und 
Offenherzigkeit  haben  dem  eigenen  Lande 
schon  viele  Nachteile  gebracht  Man  be- 
denke einmal  die  Folgen  der  Ueberflutung 
der  Leipziger  Handelshochschule  durch  Aus- 
länder; hierdurch  wird  der  Wettbewerb 
fremder  Nationen  uns  gegenflber  nur  er- 
leichtert    SekrifÜeüung.)  Bm. 


Zum  ReiDigen  von  Schalen 

wird  nach  dem  cPrager  Tagebl.»  empfohlen 
sich  eine  Lösung  herzustellen,  indem  man 
30  ccm  Schwefelsäure  langsam  in  500  com 
Wasser  gießt  und  dann  30  g  Kaliumdichromat 
zusetzt  Bm, 


638 


B  0  •  h  er  •  o  h  a 


Handbuch  der  Seifenfabrikation.  Unter 
Mitwirkung  von  F,  Eichbaum,  E. 
Noack,  Dr.  C.  Stiepel,  O.  Weber  nnd 
atideren  Fachmännern  herausgegeben  von 
Dr.  C,  Deite.  Erster  Band:  Haus- 
sdfen  and  Textilseifen.  Dritte  Auflage. 
Mit  108  in  den  Text  gedruckten  Ab- 
bildungen. Berlin  1906.  Verlag  von 
Julius  Springer,  Präs:  geb.  11,20  Mk. 

Aus  der  yom  YerfaBser  YoraDgestellten  Ge« 
schichte  der  Seifenfabrikation  erfahren  wir,  daß 
der  Zeitpunkt  der  Erfindung  der  Seife  unbekannt 
ist.  Dieser  12  Seiten  langen  Einführung  fol^t 
die  Besprechung  der  Rohstoffe  und  zwar  der 
Tier-  und  Pflanzenfette  sowie  der  Harzsäuren 
und  Harze,  der  Alkalien  und  Hilfsrohstoffe. 
Ihnen  folgen  die  Maschinen  und  Gerätsohaften. 
Darauf  wird  die  Darstellung  der  verschiedenen 
Seifen,  der  Seifenpuiyer  und  verwandten  Wasch- 
mittel besprochen,  während  den  Schluß  die 
Untersuchung  der  Seifen  bildet.  Letztere  er- 
streckt sich  auf  die  Bestimmungen  des  Wasser- 
gehaltes, des  Fettsäuregehaltes,  des  Harzes,  der 
Alkalien,  den  Nachweis  von  FüUungsmitteln^ 
Bestimmung  von  Glyoenn,  von  Zucker,  Karbol- 
säure und  Ammoniak,  den  Nachweis  von  Alko- 
hol und  ätherischen  Gelen,  sowie  der  Berechnung 
der  Ausbeute  aus  der  Analyse.  Ein  angefugtes 
Sachregister  erleichtert  das  Aufsuchen  des  Ge- 
wünschten wesentlich. 

Wenn  für  den  Apotheker  hauptsächlich  nur 
die  Darstellung  der  medizinischen  Seifen  von 
größerer  Bedeutung  ist,  so  kann  er  doch  bei 
eingehender  BeschStigung  mit  der  Seifengewinn- 
ung eines  Buches  über  dieselbe  nicht  entbehren, 
umsomehr  nicht,  als  sich  die  Darstellung  inedji- 
zinischer  Seifen  auf  die  der  besseren  Seifen 
aufbaut  Zu  diesem  Zweck  kann  das  vorliegende 
Buch  auf  das  angelegentlichste  empfohlen  wer- 
den, zumal  der  zweite  Band  Toilette-  und  medi- 
zinische Seifen  behandelt.  — tx— 


Die  Chemie,  von  Dr.  Mccc  Vogtherr ^  Berlin. 

421  Abbildungen  im  Texte.     5  Tafeln 

in    feinstem    Farbendruck.      Neudamm. 

Verlag   von  J,   Netimann.     Preis:   in 

Leinwand  geb.  7^50  Mk. 

Vorliegendes  Buch  ist  der  fünfte  Band  der 
III.  Abteilung  vom  «Hausschatz  des  Wissens>. 
Wie  aus  der  Bezeichnung  dei  Sammlung,  zu 
der  dieses  Buch  gehört,  hervorgeht,  ist  der 
Zweck  derselben,  einem  weiteren  Kreise  gewisse 
Kenntnisse  über  die  behandelten  Stoffe  zu  teil 
werden  zu  lassen,  während  es  für  den  Chemiker 
nicht  Alles,  was  er  braucht,  bringen  kann.  Für 
den  gewollton  Zweck  ist  das  Buch  vielleicht  zu 
weit  gehend,  denn  es  ist  kaum  anzunehmen, 
dafi  sich  ein  Nichtfaohmann  in  diesen  Stoff  so- 


weit vertiefen  wird^  wie  es  hier  der  Fall  ist. 
Dagegen  ist  es  allen  denen,  die  mit  che  niachen 
Körpern  zu  tun  haben,  ohne  direkt  Chemiker 
zu  sein,  und  die  sich  über  die  Körper,  die  sie 
verarbeiten,  genauer  unterrichten  oder  Näheres 
über  die  Gewinnung  derselben  wie  auch  über  die 
chemischen  Vorgänge  erfahren  wollen,  zu  em- 
pfehlen. —  tx— 

ErgäazuBgsbnoh  zum  Arsaeibnch  ftr  das 
Deutsche  Beioh.  (Arzneimittel^  welehe 
in  dem  Arzneibuch  ftlr  das  DeatBche 
Reich  nicht  enthalten  sind.)  Dritte  Aus- 
gabe. Bearbeitet  und  heraoagegebea 
von  dem  Deutschen  Apothekerverein. 
Berlin  1906.  Selbstverlag  des  Deatseben 
Apothekervereins. 

Da  in  der  Regel  in  das  Deutsche  Arzneibach 
nur  die  gangbfusten  Arzneimittel  Aufoahma 
finden,  so  wurde  es  stets  ds  ein  Bedürfinis  em- 
pfunden, ein  Buch  zu  besitzen,  das  im  gleichen 
Sinne  abgefaßt  ist  und  gewissermaßen  einen 
offiziellen  Charakter  besitzt.  Ein  solches  Buch 
haben  wir  seit  dem  Jahre  1891  in  dem  vor- 
liegenden, von  dem  jetzt  die  dritte  Auflage 
erschienen  ist  In  Rücksicht  auf  die  stets 
wechselnden  Verhältnisse  in  dem  Gebrauch  von 
Arzneimitteln  sowie  deren  Bereitung  und  dergl. 
mehr  macht  sich  von  Zeit  zu  Zeit  eine  Neu- 
ausgabe notwendig,  die  diesen  Umständen  Rech- 
nung trägt.  So  hat  auch  diese  Ausgabe  nach 
eingehender  Durchsicht  eine  Vermehrong  der 
Artikel,  besonders  durch  Aufnahme  von  Vor- 
schriften für  gebräaohliche  neue  Präparate  er- 
fahren. Desgleichen  ist  der  pharmakognostische 
Teil  des  Buches  durch  Herrn  Profesacr  Dr. 
Hartwich  gründlich  umgearbeitet  worden.  Ferner- 
hin ist  das  Verzeichnis  der  Höohstgaben  seitens 
des  Herrn  Professor  Dr.  L.  Lewin  einer  ein- 
gehenden Durchsicht  und  Ergänzung  unterworfen 
worden.  Alles  in  Allem  genommen  köimen  wir 
die  Anschaffung  dieses  Buches,  das  sich  bereits 
einer  weiten  Verbreitung  erfreut,  nur  empfehlen. 

J9.  Jff  • 

Kapitalanlage.    Anleitung  zu  zweekmftßigsr 

und    vortdUiafter  Vermögenavorwaltong 

für  alle  Stände  von  Sigmufid  Schott 

Freiburg  i.  B.  Verlag  von  Paui  Waetxei 

Preb:  1  Hk. 

Diese  Schrift  behandelt  die  Kapitalanlage 
in  Häusern,  Grundstücken,  Sparkassen,  Staats- 
papieren, Hypotheken,  Lebensversicherungen, 
Aktien  usw.  Die  Ratschläge,  welche  der 
Verfasser  gibt,  um  Verluste  zu  vermeiden,  wer- 
den manchem  willkommen  sein.  s. 


639 


Vorflohriftea  sar  Selbstbereitimg  phar* 
maseatischer  Spezialitäten,  beraiiBge- 
geben  von  den  PbarmazentiBdien  Kreis- 
vereinen  im  Königreich  Saebsen.  Naoh- 
dmck  verboten.  Im  Selbetveriag  des 
Spezialitäten-UntemehmenB  der  Pharma- 
aentisdien  Kreisvereine  im  Königreich 
Sachsen. 

Diese  Sammlang  von  Yorsohriften  omfaAt  eine 
Reihe  besonders  gangbarer  Speiialitäten,  deren 
Selbstbereitong  den  Darstellern  einen  höheren 
Gewinn  abwiiit,  als  wie  er  daroh  den  Verkanf 
aholicher  unter  oft  hoohUingenden  Namen  aof 
den  Markt  gebrachter  zu  ersielen  ist.  Der 
dieser  Sammlang  beigefügte  Anhang  enthält  eine 
Uebersioht  and  Preise  der  sor  Yerpaoknng  der 
Spezialitäten  notwendigen  Artikel,  Satzungen, 
Geschäftsordnung  and  ein  Mitglieder-Verzeichnis. 

—ix- 

Aaleitnag  snr  qualitativen  Analyse  an- 
organischer und  organischer  Stoffe, 
sowie  zur  toxikologisch  und  medi- 
ziidsoh  •  chemischen  Analyse  nebst 
einer  kurzen  Einffthrung  in  präparat- 
ive  Arbeiten  und  in  die  Oewichts- 
nnd  MaBanalyse  namentlich  zum  Ge- 
brauche fflr  Mediziner  und  Pharmazeuten 
bearbeitet  von  Dr.  Carl  Arnold,  Pro- 
fessor der  Chemie  in  Hannover.  Fflnfte 
verbesserte  und  ergänzte  Auflage;  mit 
17  Tabellen  und  59  Abbildungen.  278 
Seiten.  Preis:  7  Mk.  1905.  Hannover 
und  Berlin  W.  Verlag  von  Meyer 
{Ofistav  Prior). 

Das  in  5.  Auflage  voi  liegende  Bach  hat  bei 
der  jedesmaligen  Neuauflage  Neneinfägangen 
erfahren,  um  das  Werk  zu  vergrößern  und  aaf 
der  Hohe  der  Zeit  za  halten.  Es  behandelt  in 
der  Einleitang  insbesondere  aaoh  die  lonen- 
Üieorie  und  &b  Massenwirknngsgeaetz  und  be- 
schreibt in  ausfahrlicher  Weise  die  chemischen 
Apparate  and  Arbeitsweisen,  wie  z.  B.  die  Be« 
gtimmun^  der  Dichte,  des  Schmelzpunktes,  das 
Kristallisieren  a.  a  In  der  2.  Abteilang  wird 
die  Herstellung  und  Prüfung  der  Reagentien, 
sowie  eine  Einführung  in  pilparative  Arbeiten 
gebracht,  dem  sich  in  der  3.  Abteilnng  die 
qualitative  Analyse  anorganischer  Stoffe,  getrennt 
nach  Kationen-  und  Anionenbildnern  und  ein 
systematischer  Gang  der  qualitativen  Analyse 
anschließt.  Letzterer  wird  in  einer  Reihe  von 
übersichtlichen  Tabellen  dargestellt.  Die  4.  Ab- 
teilung ist  eine  Emführung  in  die  Quantitative 
Analyse,  getrennt  in  Gewichts-  and  Maßanalyse. 
Die  5.  Abteilung  bringt  die  qualitative  Analyse 
organischer  Verbindungen,  wobei  auch  die  quan- 
titative Analvae  wichtiger  organischer  Yerbind- 
ungen  berücksichtigt  ist.  Die  6.  und  7.  Abteil- 
ang  bringt   die  toxikologisch-chemische,  besw. 


medizinisch-chemische  Analyse  und  ein  gutes 
Register. 

Die  1.  bis  4.  und  die  5.  bis  7.  Abteilung  sind 
in  Sonderabdrucken  zu  5  bezw.  3  Mk.  erhUtlich. 

Das  Werk  des  in  der  Theorie  "wie  Praxis  gut 
bewanderten  Verfassers  kann  allen  Fachgenossen 
nicht  warm  genug  empfohlen  werden.  p. 


Handverkanfs-Taxe  fttr  Apotheker.  Fest- 
gestellt von  M.  FroeKch.  Neunte,  er- 
weiterte Auflage.    Berlin  1906.    Weid- 

mann^aehe  Buchhandlung. 
Die  Neubearbeitung  dieser  Taxe  führt  (sahi- 
reich laut  gewordenen  Wünschen  Rechnung 
tragend)  neben  der  Bezeichnung  der  einseinen 
Arsneimittel  die  in  den  Apothäen  Berlins  im 
Handverkauf  sur  Zeit  üblichen  Preise  auf.  Durch 
reichlich  bemessenen  Raum  zur  Eintragung  von 
Aenderungen  bleibt  jedoch  die  Verwendbarkeit 
der  Taxe  für  eine  Reihe  von  Jahren  gesichert. 
Es  sollen  in  Zukunft  alljährlich  Preisänderungen 
auf  besonderen  Blättern  erscheinen,  die  den  Be- 
sitzern der  HandverkaufiB-Taxe  auf  Verlangen 
unentgeltlich  geliefert  werden.  Durch  diese  Mn- 
richtung  dürfte  sich  die  vorliegende  Handver- 
kaufstaxe weiter  viele  Freunde  erwerben.  Der 
Druck  ist  scharf  and  deutlich,  das  Papier  schön 
weiß,  glatt  und  kräftig,  der  Einband  stark  und 
dauerhaft. ». 

Vorschriften  znr  Selbstbereitung  pbar- 
mazeutisoher  Speiialitäten.  Heraus- 
gegeben von  dem  Deutschen  Apotheker- 
Verein.  IL  Auflage  1906.  Nachdruck 
verboten.  Selbstverlag  des  Deutschen 
Apotheker- Vereins.  Druck  von  Fr, 
Meisbach  in  Sobemheim.  Preis :   brosch. 

1  Mk. 

Die  zweite  Auflage  dieser  Sammlung  enthält 
Vorschriften  zu  Spezialitäten,  die  in  der  Badischen, 
Bayrischen,  Elsaß  -  Lothringischen ,  Hessischen, 
Hamburger  und  Sächsischen  Kreisvereins- Vor- 
schriftensammlung sowie  dem  Ergänzungsbuch 
des  Deutschen  Apotheker -Vereins  veröffentlicht 
sind,  so  daß  diejenigen,  welche  die  verschie- 
denen Sammlungen  nicht  anschaffen  wollen,  eine 
gedrängte  Auswahl  zur  Hand  haben  können. 

—ix— 

Die  deutsobe  SttBstofljgesetzgebung  nament- 
lich das  Süßstoff gesetz  vom  7.  Juni  1902. 
Von  Dr.  Heinrich  Olep  (Tübinger  In- 
augural-Dissertation).    Tübingen.   Verlag 
der  H.  Laupp'aAea  Buchhandlung. 
Der  Verfasser  bringt  zanäohst  die  Geschichte 
der  deutschen  Süßstoffgesetzgebung  und  darauf 
den  heutigen  Rechtszustand  in  Deutschland  be- 
züghch   der  Süßstoffe,  gemäß   dem  QeSeto  und 
schließlich  das  audändische  Becht  —  Allen  den- 
jenigen,  welche  sich  über  die  eigenartige  Süß- 
stoffgesetzgebung unterrichten   wollen,    ist   das 
vorliegende  Buch  zu  empfehlen.  s. 


640 


Der    Handel    mit    Giftes,    ArzneimittelB 
nad  Drogen  auBerhalb  der  Apotheken 
nach  den  für  das  Reich  nnd  das  Groß- 
herzogtam  Hessen  geltenden  Bestimm- 
nngen.  Amtliche  Handansgabe  mit  kurzen 
Erläuterungen  und   einem   Sachregister. 
(Bearbeitet  im  Auftrag  des  Großherzog- 
liehen  Ministeriums  des  Innem,  Abteiluug 
fOr    öffentliche    Gesundheitspflege,    von 
Obermedizinalrat    Professor   Dr.   Heyt). 
Darmstadt    1906.      Buchhandlung    des 
Großh6rzog1.StaatBverlags(£^.  Junghaus- 
sehe  Hofbuohhandlung).    Preis :  1^60  Mk. 
Das  Werkohen  enthält  anBer  sämtlichen  Yor- 
sohriften  über   den  Qifthandel  und  den  Arznei- 
mittelverkehr   anBerhalb    der   Apotheken    das 
Büßstof^esetc,  das  Weingesetz,  das  Oesetz,  betr. 
den  Verkehr  mit  Nahrangsmitteln,  Genußmitteln 
und   Qebraaohsgegenständen ,   das   Gesetz  betr. 
die  Verwendung   gesundheitsschädlicher  Farben 
bei  der  Herstellung  von  Nahrungsmittelo,  Genaß- 
mitteln  und  GebrauohsgegenstSnden  und  anderes. 

8, 

Der  Gewerbtreibende  und  Handwerker 
als  Kaufmann.  Von  Paul  Quabeck, 
Handelslehrer.  Mit  einem  Gelätwort  von 
Dr.  Ä,  Schellen,  Syndikus  der  Handwerks- 
kammer Mfinster  i.  W.  2.  völlig  um- 
gearbeitete u.  vermehrte  Auflage.    Berlin. 

Verlag  von  Eduard  Eißelt. 
Das  Buch  bringt  zunächst  eine  Darstellung 
der  Buchfahrung,  dann  eine  Wechsellehre,  For- 
mulare für  verschiedene  oft  vorkommende  Bchrift- 
stücke,  Muster  für  Geschäftsbriefe,  En^j^aben 
an  Behörden,  Berechnung  des  steuerpflichtigen 
Einkommens,  EÜgeweeen,  Erklärung  kaufmänn- 
ischer Ausdrücke.  s. 


Die  Eetusohe  von  Photographien  nebst 
ausführlicher  Anleitung  zum  Kolorieren 
mit  Aquarell-  und  Oelfarben  von 
Joh.  Oraßhoff.  Bearbeitet  von  Fritx 
Loescher.  Zehnte  ergänzte  und  ver- 
besserte Auflage.  Mit  fünf  Tafeln  und 
mehreren  Textfiguren.  Berlin  1906. 
Verlag  von  Oustav  Schmidt  (vorm. 
Bobert   Oppenheim).     Preis:    geheftet 

2,50  Mk.,  geb.  3,—  BIk. 
Das  vorliegende  Heft  ist  das  zweite  Bändohen 
einer  Bammlung  kurzer  photographischer 
SpezialWerke,  die  der  obensenannte  Verlag 
als  €photographisohe  Bibliothek»  unter 
fortlaufender  Kammer  bringt;  bisher  sind  22 
solcher  Abhandlungen  erschienen.  Nach  kurzer 
Einführung;  in  Wesen  und  Bedeutung  der 
Retusdie  bringt  der  Verfasser  im  ersten  Haupt- 
abschnitt die  Mittel  zur  Erleichterung  bezw. 
möglichsten  Verhütung  derselben.  Es  folgen 
dann   die   Negativ-    und   Positiv-Retusche,    die 


Grenzen  der  Porträt-Betusohe,  das  Kolorieren 
und  schließlich  das  Lackieren  der  Photographien 
und  lüs  SchluB  gesundheitliche  Vorsichtönafi- 
regeln. 

Trotz  der  großen  Abneigung,  die  der  Deb- 
haberphotograph  im  allgemeinen  gegen  das  Be- 
tnschieren  hat,  ist  dasselbe  bisweilen  doch  nur 
zu  berechtigt.  Es  handelt  sich  hier  nicht  immer 
nur  um  die  Idealii>ierung  von  Bildern,  das  heißt 
darum  die  Büder  künstlerisch  schöner  zu  ge- 
stalten, sondern  auch  darum,  die  trotz  der 
großen  Errungenschatten  der  Neuzeit  noch  immer 
großen  Mängel  unserer  Trookenplatten  eiDigar- 
maßen  auszugleichen  (z.  B.  die  ungleich  wertige 
Wiedergabe  von  Farben).  Gerade  bei  der  bild- 
lichen Wiedergabe  von  wissensohafdiohen  Pri- 
paraten  ist  es  von  unschätzbarem  Wert,  wenn 
man  durch  kleine  Kunstgriffe  in  der  lÄge  ist, 
das  Bild  den  tatsächlichen  Verhältnissen  nfiber 
zu  bringen.  IL  Th. 

Gedenkblatt  1880  bis  1905.  Van  de  vei^ 
eenigung  tegen  de  Ewakzalverij.  üit- 
gegeven  ter  gelegenheid  van  het  vijf- 
en-twintig  jarig  bestaan.  De  Dordr. 
Drukkerij-en  uitgevers-Mij.    1906. 

Das  vorliegende  Buch  enthält  eine  Anzahl 
Abhandlungen  über  Gegenstände,  die  den  Be- 
strebungen des  Vereins  nahe  liegen ;  wir  nennen 
unter  anderen  «Over  Ewakzal^er^»  von  Prof. 
Dr.  Heetor  Treub^  «Menscheovet  als  eenees- 
middeU  von  Prof.  Dr.  K  Wefers  BettifA,  «De 
Kwakzalverij  in  de  oorheelkunde»  von  Prof. 
Dr.  H.  Bueger^  «ürine-onderzoek  en  Kwakzal- 
verij» van  Mbj,  C,  EugenhoU  usw. 

Geschmückt  ist  das  Buch  durch  eine  Nach- 
bilduoe  des  bekannten  Gemäldes  von  Jan  Sterne 
«De  Keisn^der». 

In  einem  Anhang  sind  die  Geheimmittd  mit 
Angabe  der  hauptsächlichen  Bestandteiie  sa- 
sammengestellt,  welche  in  der  Zeit  von  1880  bis 
1905  untersucht  worden  sind.  «. 


Preislisten  sind  eingegangen  von: 

Brückner,  Lampe  ^  Co,  in  Berlin  über  Drora, 
Chemikalien,  pharmaseutisohe  Präparate,  äther- 
ische Oele  und  Essenzen  usw. 

(7.  E,  Burk  in  Stuttgart  über  ohemisohe  und 
pharmazeutische  Präparate  und  SpesiaÜtfttsn, 
Pastillen,  photographische  Bedarfisartikei,  Griech- 
ische Weine. 

Diet%  db  Riehter  in  Leipzig  über  Drogen, 
Chemikalien,  Farben,  Spezialitäten  usw. 

J,  M,  Krannieh  in  Mellenbaoh  i.  Tb.  über 
Holzhülsen,  Tablettongläaer  mit  Steokkapsel,  Ver- 
sandkisten, Fächersoluänke,  Reagensglaigeetelle 
usw. 

A,  Peeehken  in  Bremen  über  chemiaohe  and 
pharmazeutische  Präparate,  teohnisohe  Artikel 
usw. 

Karl  Fr,  TöUner  in  Bremen  über  pharma- 
zeutische  und  teohnisohe  Spezialitäten  usw. 


641 


Verschiedene  Mitteilungen. 


Zur 
Reinigung  von  Deokgläsohen 

soll  man  nach  Dr.  0.  Bö/jler  (Apotfa.-Ztg. 
1906,  488)  das  Gedernöl  sofort  nach  be- 
endigter Untersuchung  von  denselben  ab- 
wisehen  und  sie  in  einem  Oefftß  mit  schwacher 
Snblimatlösung  sammeln.  Ist  eine  genügende 
Zahl  vorhanden,  so  erhitzt  man  sie  in  einem 
Sch&lchen  mit  wenigen  Tropfen  Schwefel- 
säure enthaltendem  Wasser.  Sobald  das 
Wasser  zum  Kochen  gekommen  ist,  fOgt  man 
tropfenweise  Kaliumpermanganat  -  Lösung 
hinzu  und  erhitzt  noch  einige  Minuten 
weiter.  Nadi  dem  Erkalten  lassen  ach  die 
angetrockneten  organischen  Stoffe  leicht 
durch  Wasser  abspfiien  oder  durch  Abreiben 
mit  einem  feinen  Tuche  entfernen.  Sehr 
vorteilhaft  kann  man  auch  heiße  austitrierte 
KaliumpermanganatrLösungen  nach  Zusatz 
einiger  Tropfen  Kaliumpermanganat-Lösung 
verwerten.  — <»— . 

Der  Verband  selbständiger 
öffentlicher   Chemiker  Deutsch- 
lands, e.  V. 

hält  am  23.,  24.  und  25.  September  1906  seine 
elfte  ordentliche  Hauptversammlung 
in  Dessau  ab. 

Auf  der  Tagesordnung  sind  für  den 
24.  and  25.  September  folgende  wissenschaft- 
liche Vorträge  verzeichnet: 


Die  Errichtung  einer  chemischen  Reichsanstalt 
Dr.  Treumann^  Hannover. 

Die  Reformbedürftigkeit  des  Weingesetzes 
Dr.  Kayter^  Nürnberg. 

üeber  die  Radioaktivität  der  Heihiuellen 
Dr.  Aschoff y  Kreuznach. 

Zur  Analyse  von  Schlempekohle  Prof.  Dr. 
Heyery  Dessau. 

Ueber  die  Erfahrungen,  welche  seither  bei 
der  Handhabung  der  Vorschriften  für  die  öff ent- 
heb angestellten  und  beeidigten  Handelschemiker 
gemacht  worden  sind  Dr.  Treumann,  Hannover. 

Moderne  Beleuchtungstechnik  Dr.  Thieie^ 
Dresden. 

Demonstration  eines  Apparates  für  Mikro- 
photographie Dr.   Wilhelm  Lwix,  Berlin. 

üeber  Geheimhaltung  von  Untersuchungs- 
methoden  Dr.  Vaubel,  Darmstadt. 

Moderne  Milchhygiene  Dr.  Leuxe^  Dessau. 

Untersuchungen  über  die  bei  der  Herstellung 
von  Zündhölzern  verwendetenPiiosphor-Schwef  ei- 
Verbindungen  Dr.  Becker^  Frankfurt  a.  M. 

Das  Vorkommen  von  Mangan  in  Brunnen- 
wässern und  die  Bestimmung  deetselben  Dr.  TFoy, 
Breslau. 

Unterliegen  Präparate  aus  Kokosfett  dem 
Margarinegesetze,  auch  wenn  dieselben  nicht 
mit  anderen  Fetten  vermischt  sind  und  der  Ur- 
sprung deutlich  gekennzeichnet  ist  V  Dr.  P.  Beh- 
rendt Hamburg. 


.  Druckfehler-] 

In  dem  Inhaltsverzeichnis  für  das 
II.  Vierteljahr  1906  muß  es  Seite  532  statt 
«Triferrin,  giftige  Wirkung»  heißen: 

cTriferrin,  irlli»tige  Wirkung  412». 


Briefwechsel. 


Dr.  Fr.  'S,  in  TnrfB.  "Wir  nennen  Ihnen 
als  «Traiie  de  technique  pharmacentique»  fol- 
gende Bücher  und  zwar  als  neuestes  vor- 
zügliches: Schule  der  Pharmazie,  Band  I 
Praktischer  Teil  von  E,  Mylitu  (Verlag  Julius 
iS^rtn^er-Berlin),  ferner  kleineren  Um- 
fang es:  Der  Rezeptar  von  J.  Mindes  (Verlag 
Fra/m  Deuticke-'W ien)  und  Winke  für  die  phar- 
mazeutische Rezeptur  von  Ä.  Roderfeld  (Verlag 
Ernst  Oüniher-lMpHg) ;   weiter  ältere  ,obea- 


falls  vortreffliche  grundlegende  Werke : 
Lehrbuch  der  pharmazeutischen  Technik  von 
Friedr,  Mohr  (Verlag  Frtedr.  Vieweg  db  Sohn- 
Braunschweig)  und  Technik  der  pharmazeut- 
ischen Rezeptur  von  Herrn.  Hager  (Verlag  M, 
<Si/>rf n^6r-Berlin) ;  für  besondere  Zweige: 
Die  ipedizinischen  Verbandmaterialien  von  P, 
Zelis  (Verlag  JuU  iS^rtfi^er- Berlin)  und  das 
KompfSmieren  von  Arzneitabletten  von  F,  ütx 
(Verlag  Jtd.  Springer^Beilin).  s. 


Verleger:  Dr.  A.  Schneider,  Dresden  und  Dr.  I*.  SftB,  Dresden-BIaseiritB. 
Verantwortlicher  Leiter:    Dr,  A«  Schneidert  Dresden. 
Im  Buchhandel  durch  Julius  Springer,  Berlin  N.,  Monbijonplats  8. 
Druck  Ton  Fr.  Tit  tel  Nachfolger  ^Kanath  &  Mahloy  in  Dresden« 


Jllypiti              1 

ATeuea  Anftathetlcam.                                   ■ 

Dos.!  l-a-6-10«/,  I.Oinngfn  oder  Sslben,                                                         | 

eitarin 

FonuIdehjddeTlnt. 

Neues  Mittel  gegen  Gicht, 

prompt  wirkend,  iinsohädlich, 
an^oehm  im  Oescbmaolt. 

mesotan 

App1ik^0D«lel]e. 

Protargol 
ElseH'Sonatose 
ereosotal'Bayer 

irlstochiD 

Theocin^Natr.  acet. 

Dnotal-Bayer 

Theobromln.  pur,  Tlieobroiiiln.-l1atr.  ullcyljc.  —                      ■ 

Tir  ■BkcfigterBcaBtoiBf 

wM  fewwat. 


Cy$olfabiik  $(hiilke  ^mavn  ^nt^»- 


Pharmaceutische  Centralhalle 

für  Deutschland. 

Herausgegeben  yon  Dis  A.  Sohneidep  und  Dp.  P.  SQss. 


>■» 


Zeitschrift  ffir  wissenschaftliche  und  geschäftliche  Interessen 

der  Pharmacie. 

Gegrfindet  von  Dr.  HermaBB  Hager  im  Jahre  1859. 

Eischemt  jeden  Donnerstag. 

Beangspreis  yierteljährlich:  durch  Bachhandel  oder  Poet  2,50  Mk.,  durch  Geecbftfia- 
stelle  im  Inland  3,—  Mk.,  Ausland  3,60  Mk.  —  Einzebe  Nmnmein  30  Pf. 

Anzeigen:  die  einmal  gespaltene  Elein-Zeile  30  Pf.,  bei  größeren  Anzeigen  oder 'Wieder- 

holnngen  Preisermäßigong. 

Leiter  der  \  Dr.  Alfred  Schneider,  Dresden- A.  21;  Schandaaer  Str.  43. 
Zeitsehrift:  J  Dr.  Panl  Süß,  Dresden-Blasewitz;  Oastav  Freyäg-Str.  7. 

Cieeehlftsstelle:  Dresden- A.  21;  Scbandaner  Straße  43. 


M'd2. 


Dresden,  9.  August  1906. 


Der  neuen  Folge  XXVII.  Jahrgang. 


xLvn* 

Jahrgang. 


Inhalt :    ChcBile  «nd   Fkaraaeie:    Ueber  die  Prüfung  der  Terpentinöl«.  —  Ueberffihrung  der  Nebennierensabetaas 

—  Bereitang  tUnet  Emalilon  aas  HUberjodid.  —  Darstellang  Ton  Jodelaen-Lebertnn.  —  Gepreßte  Arsneltabletten.  — 
Okertin.  —  Eingesogenes  Diphtberie-Heilienini.  —  SchwefelblunieD  und  sublimierter  Schwefel.  — •  SrnJlcylsSare  ane 

Orthokretol  und  neue  Darstellung  Ton  Aarin.  —  Nachweis  von  KrotonOl  in  BieinusOI.  —  Yohimbin  ans  Faasinjstalla 
Trllleall.  —  Miscfaongen  Ton  Madlago  Tngacantbae  mitMudUgo  Qummi  arabici.  —  Emulsin  in  Lathraea  Bqaamaria. 

—  Horden.  —  Reaktion  Ton  Schlagdenhaofen.  —  Platin  bei  Kjeldahlbeatimmungen.  —  Untersuchung  von  Drogen 
nnd  Präparaten.  —  Doppelsals  ans  Eisenchlorid  und  salssaurem  Kotsmin.  -^  Auslegung  phannaseuttoeher  Oesetae. 

—  SaCholssuccus,  Extrakt  und  ReingljrcTrrhisinate.  —  Tnrpetheln.  —  Weribestimmung  homöopathischer  Potenzen. 
Analyse  der  Seifen.  —  Morphin  in  Pflanaensussttgen.  —  Zwei  neue  Kokainreaktonen.  —  FettsAurebestimmang  in 
TextÜaeifen.  —  Bestimmung  Ton  Aoetanilld  und  Koffein.  —  Neuer  ludikator.  —  Phenole  ia  Verbiodung  mitSAaren 
und  Gemischen  mit  Seifen.  —  Feststellung  der  Konstitution  der  Rhodeose.  —  Nahnuignüttol-Ghamie.  —  Plioto- 

snphiaehe  Mmellugen.  -  BaekerseXia«.  —  yartehledene  MittelluiK^B.  —  Briafweehfel. 


Chemie  und  Pheraieoie. 


•1 

I 


Ueber  die  Prüfung  der 

Terpentinöle 

sind  in  letzter  Zeit  eine  größere  Anzahl 
yon  Arbeiten  erschienen.  Im  Anschluß 
an  seinen  Vortrag  auf  der  Hanptyer- 
sammliing  des  Verbandes  selbständiger 
Öffentlicher  Chemiker  im  September  yor- 
igen  Jahres  (yergl.  Pharm.  Centralh.  47 

1 906],  380)  gibt  Dr.  W.  Vaubel  (Ztschr. 

.  öS.  Chem.  1906,  107)  einen  Nach- 
trag, in  dem  er  eine  Verbesserung  des 
Veiiahrens  insofern  einfflhrt,  als  er  das 
Terpentinöl  in  Chloroform  (oder  einem 
ähnlichen,  mit  Wasser  nicht  mischbaren 
nnd  gegen  Bromeinwirknng  möglichst 
unempfindlichen  Lösungsmittel)  löst;  es 
hat  dies  gegenüber  dem  frfiher  yerwen- 
deten  Eisessig  den  Vorteil  daß  sich  das 
bromierte  Terpentinöl  bei  der  zunehmen- 
den Verdünnung  durch  die  Bromierungs- 
lösnng  nicht  abscheidet  und  noch  un- 
bromiertes  Terpentinöl  einschließt.  E^ 
werden  dadurch  etwas  höhere  Bromier- 


ungswerte  erhalten.  Auch  ist  die  Be- 
stimmung in  V2  bis  1  Stunde  beendet, 
während  sie  früher  mehrere  Tage  in 
Anspruch  nahm.  Wenn  die  Bromre^tion 
(Färbung  des  Chloroforms  oder  Jod- 
kaliumstärkepapiers) V2  Stunde  bestehen 
bleibt,  kium  die  Bestimmung  als  beendet 
angesehen  werden.  Er  gibt  dann  ferner 
die  Bromzahlen  nicht  mehr  durch  die 
Menge  des  substituierten  Broms  an, 
sondern  durch  die  des  addierten  Broms, 
weil  zunächst  ja  ein  Additionsprodukt 
entsteht,  das  allerdings  allmählich  durch 
Abspaltung  yon  Bromwasserstoff  in  ein 
Substitutionsprodukt  übergeht.  Verf. 
hält  die  Bromzahlbestimmung  ffir  sehr 
wesentlich  bei  der  Terpentinölprfifung 
und  hofft;,  daß  sie  immer  weitere  Ver- 
breitung finden  werde. 

Mit  der  gleichen  Frage  beschäftigt 
sich  Utx  (Chem.Reyue  1906, 161)  unter 
Nachprüfung  der  Vauberschen  Resultaie. 
Er  kommt  aber  zu  der  Ansicht,  daß  in 
anbetracht  der  Schwankungen,  die  bei 


644 


reinen  Terpentinölen  in  dem  Bromauf- 
nahmevermögen  vorkommen,  die  Be- 
stimmung der  Bromzahl  keine  absolut 
zuverlässigen  Werte  für  die  Beurteilung 
von  Terpentinöl  ergibt,  daß  sie  vielleicht 
manchmal  bei  der  Untersuchung  von 
Ersatzmitteln  mit  Vorteil  zum  Nachweise 
eines  Pinengehaltes  angewendet  werden 
könnte.  In  der  Praxis  wurde  sie  sich 
kaum  einfuhren. 

Endlich  hat  neuerdings  Dr.  R.  Böhme 
(Chem.-Ztg.  1906,  633)  eine  sehr  aus- 
führliche Arbeit  über  die  Bestimmung 
von  Petroleum^  Petroldestillaten  und 
Benzol  in  Terpentinöl,  Eienöl  und  deren 
Ersatzmitteln  veröffentlicht.  Er  hat  zu- 
nächst die  Herxfeld^sche  Methode  genau 
nachgeprüft.  Nach  ihm  leidet  die  Me- 
thode hauptsächlich  an  der  Langwierig- 
keit der  Ausführung.  Femer  hat  er 
gefunden,  daß  man  nicht  in  allen  Fällen 
auf  gleiche  Weise  verfahren  darf,  weil 
bei  den  Oelen,  die  nur  geringere  Mengen 
PetrolkohlenwasserstofFe  enthalten,  durch 
die  größere  Säuremenge,  die  zur  Poly- 
merisation des  Terpentinöls  nötig  ist, 
auch  jene  angegriffen  werden  und  die 
Resultate  zu  niedrig  ausfallen.  Zur 
Ausführung  der  Bestimmung  wendet 
er  ein  Säuregemisch  aus  1  Vol.  rauchender 
und  3  Vol.  konzentr.  Schwefelsäure  (1,84) 
sowie  konzentr.  Schwefelsäure  (1,84)  an. 

Die  Bestimmung  geschieht  in 
einem  Eölbchen  von  etwa  40  ccm 
Fassungsraum,  dessen  Hals  von  10  ccm 
Inhalt  in  V5  ccm  geteilt  ist.  Zunächst 
wird  eine  Bestimmung  in  der  folgenden 
Weise  ausgeführt:  In  20  ccm  im  Eölb- 
chen befindlichen  Säuregemisches  läßt 
man  unter  Umschwenken  und  unter 
Kühlung  10  ccm  des  Untersuchungs- 
objektes einfließen.  Nach  gründlichem 
Durchmischen  stellt  man  auf  etwa 
1  Stunde  beiseite  und  füllt  dann  mit 
konzentr.  Schwefelsäure  auf,  bis  der  ab- 
geschiedene Teil  sich  im  Halse  befindet. 
Nach  2  bis  3  Stunden  wird  abgelesen. 
Bei  Gegenwart  von  30  und  mehr  pCt 
Petrolkohlenwasserstoffen  genügen  im 
ganzen  4  bis  5  Stunden  zur  völligen 
Trennung  derselben  von  dem  Polymeri- 
sationsgemische, während  bei  geringerem 
Gehalte  6  und  mehr  Stunden  nötig  sind. 


Die  Abscheidung  wird  zur  Bestimmung 
der  Refraktion  benutzt.  Aus  10  ccm 
reinen  Terpentinöls  scheiden  sich  etwa 
0,9  ccm  wieder  ab,  so  daß  man  bei 
einem  Gehalte  von  10  pCt  Benzin  eine 
Abscheidung  von  1,81  ccm,  bei  30  pCt 
Benzin  3,63  ccm  erhalten  würde.  Diese 
Zahlen  werden  aber  nur  annähernd  er- 
reicht und  die  Differenz  wird  um  so 
größer,  je  größer  der  Gehalt  an  Benzin 
wird,  weil  auch  das  Benzin  angegriffen 
wird.  Bei  Abscheidungen  von  0,8  bis 
4,5  ccm  ist  das  Ergebnis  als  endgiltig 
anzusehen,  nur  ist  bei  solchen  unter 
1,8  ccm  noch  die  Refraktion  zn  be- 
stimmen, um  das  Vorhandensein  von 
Petrolkohlenwasserstoffen  sicherzosteUen. 
Beim  Vorhandensein  von  Petroleam- 
kohlenwasserstoffen  und  Benzol  in  be- 
stimmtem Verhältnisse  kann  jedoch  ein 
normaler  Brechungsindex  beobachtet 
werden,  so  daß  dann  diese  Methode  aach 
versagt.  Hat  man  aber  4,5  oder  mehr 
ccm  Abscheidung  erhalten,  so  ist  ein 
zweiter  Versuch  auszuführen  und  zwar 
mit  20  ccm  oder  bei  einer  Abscheidnng 
von  mehr  als  5,5  ccm  mit  10  ccm 
konzentr.  Schwefelsäure.  Die  dann  er- 
zielte Abscheidung  entspricht,  mit  10 
multipliziert,  annähernd  dem  Volom- 
prozentgehalt  an  Petrolkohlenwa&ser- 
stoffen.  Ist  Harzöl  vorhanden,  so  müssen 
stets  20  ccm  Säure  angewendet  werden. 
Eampherölhaltige  Ersatzmittel  werden 
wie  terpentinölhaltige  behandelt.  Die 
quantitative  Bestimmung  des  Benzols 
bietet  Schwierigkeiten.  Bei  der  Behand- 
lung mit  konzentr.  Schwefelsäure  wird 
reines  Benzol  schon  bei  30  bis  35^  0 
sehr  angegriffen,  unreine  technische 
Benzole  schon  bei  niedrigerer  Tempe- 
ratur. Schwefelsäure  von  geringerer 
Konzentration  polymerisiert  aber  das 
Terpentinöl  nicht  mehr  sicher. 

Die  Brommethode  hält  Böhme  dann  für 
gutverwendbar,  wenn  es  darauf  ankommt, 
Gemische  aus  reinem  Terpentinöl  (ohne 
Kienöl-  oder  Harzölzusatz),  reinem  Benzol 
und  Petroldestillaten  zu  prüfen.  Für  die 
Ausführung  bevorzugt  er  die  Methode 
von  Schreiber  und  Zetxsche  {vgl.  Ph.  C.  40 
[1899],  548),  die  gut  übereinstimmende 
Resultate  bei  wenig  Material-  and  Zeit- 


645 


aufwand  gibt,  wShrend  die  VaubeVsche 
mehr  Zeit  und  Beobachtang  erfordert. 
Ist  allerdings  Eienöl,  HarzCl  oder  ein 
technisches  Benzolvorhandenydiesämtlich 
eine  mehr  oder  weniger  gi  oße  Bromzahl 
haben,  so  wird  die  quantitative  Bestimm- 
ung der  Zusammensetzung  vermittels 
der  Brommethode  ungenau.  Schließlich 
macht  Verf.  noch  darauf  aufmerksam, 
daß  ein  geringer  Bromverbrauch  eines 
Terpentinölersatzes  noch  kein  sicherer 
Beweis  daftir  ist,  daß  wirklich  Terpen- 
tinöl oder  Eienöl  oder  Harzöl  vorhanden 
ist,  weil  auch  technisches  Benzol  einen 
solchen  bewirken  kann. 

Zu  Vorstehendem  möchte  ich  noch 
Einiges  über  die  Bedeutung  der 
Brommethode  und  ihre  Ausführ- 
ung hinzufügen.  Daß  diese  Methode  nicht 
auf  alle  Fragen  eine  gleich  gute  Ant- 
wort geben  und  nur  ein  Glied  in  der 
ReUie  von  Bestimmungen  zur  Prüfung 
der  Reinheit  des  Terpentinöls  bilden 
kann,  ist  wohl  selbstverständlich.  Ur- 
sprünglich ist  sie  lediglich  zu  dem 
Zwecke  angegeben  worden,  mit  mög- 
lichster Schnelligkeit  darüber  sich  Klar- 
heit zu  verschaffen,  ob  das  zu  prüfende 
Oel  ein  reines  Terpentinöl  oder  ein 
Gemisch  von  solchem  mit  anderen 
Stoffen  sei.  Ueber  die  Beschaffenheit 
dieser  anderen  Stoffe  sollten  dann  die 
sonst  noch  vorhandenen  Methoden  Auf- 
schluß geben.  Und  diese  Frage  beant- 
wortet meiner  Ansicht  nach  die  Brom- 
methode in  hinreichend  genauer  Weise, 
da  die  Schwankungen  in  demBromauf- 
nahmevermögen  des  Terpentinöls,  wie 
dies  auch  Böhme  in  seiner  Arbeit  be- 
stätigt, nicht  so  groß  sind.  Wenn  auch 
Schwankungen  von  2,04  bis  2,40  beob- 
achtet worden  sind,  so  liegen  doch  die 
meisten  Bromzahlen  bei  2,20  g  auf  1  ccm 
Terpentinöl. 

Die  Fälle,  wo  durch  Verwendung  eines 
Terpentinöls  mit  besonders  hoher  Brom- 
zahl größere  Zusätze  fremder  Flüssig- 
keiten ohne  Herabdrückung  der  Brom- 
zahl de»  Gemisches  unter  die  untere 
Grenze  für  reine  Oele  möglich  sind, 
werden  nicht  allzu  häufig  sein.  Es 
kommt  noch  hinzu,  daß  die  Brommethode 
zunächst  fflr  die  Zwecke  der  zollamt- 


lichen Untersuchung  empfohlen  worden 
ist,  wo  es  sich  hauptsächlich  um  die 
Erkennung  von  Petrolkohlenwasserstoffen 
handelt,  die  als  sogenanntes  Patent- 
terpentinöl die  Zollfreiheit  des  reinen 
Terpentinöls  in  Anspruch  nehmen.  Etwas 
anderes  kann  und  soll  die  Methode  nicht 
leisten ;  auch  ist  sie  ausdrücklich  nicht 
als  alleinige  Methode  hingestellt  worden, 
sondern  die  weitere  Eontrolle  durch 
andere  Methoden  bei  vorliegendem  Ver- 
dachte empfohlen  worden.  FBr  die 
vorgedachten  Zwecke  erschien  sie  aber 
auch  um  deswillen  besonders  empfehlens- 
wert, weil  ihre  Ausfährung  ohne  An- 
wendung besonderer  Apparate,  außer 
Schüttelzylinder  und  Pipette,  möglich 
war.  Es  galt,  den  Zollstellen,  also  Nicht- 
fachleuten,  an  stelle  der  in  dem  damals 
giltigen  amtlichen  Warenverzeichnisse  für 
die  Zollabfertigung  vorgeschriebenenPrüf- 
ungsmethoden  mit  Salzsäure  oder  Anilin, 
deren  Unzulänglichkeit  erwiesen  war, 
eine  schnell  auszuführende,  einfache 
Methode  an  die  Hand  zu  geben.  Dazu 
war  aber  die  Form,  wie  Evers  (Ph.  C. 
39  [1898],  207)  zuerst  das  Verfahren 
angegeben  hatte,  wegen  der  Verwend- 
ung von  Bromwasser,  nicht  brauchbar. 
Es  wurde  deshalb  dieses  durch  die 
Lösung  von  Kaliumbromid  und  -bromat 
ersetzt  und  die  Reaktion  in  einem  ge- 
schlossenen Schüttelzylinder  ausgeführt. 
Es  wurde  femer  das  Mischungsverhält- 
nis der  aufeinander  wirkenden  Stoffe 
so  gewählt,  daß  aus  dem  Verschwinden 
der  Bromfärbung  in  der  Lösung  ge- 
schlossen werden  konnte,  das  geprüfte 
Terpentinöl  habe  eine  über  2  liegende 
Bromzahl.  Daß  natürlich  an  stelle 
dieses  abgekürzten  Verfahrens  bei  ge- 
nauer Prüfung  durch  Sachverständige 
eine  genaue  Titration  in  der  in  der 
Originalarbeit  angegebenen  Weise  treten 
sollte,  ist  klar.  Dadurch,  daß  von  vorn- 
herein freies  Brom  imUeberschuß 
vorhanden  ist,  ist  die  Bromaufnahme 
eine  sehr  energische  und  man  braucht 
nicht  lange  auf  Beendigung  der  Reaktion 
zu  warten.  Für  die  oben  gedachten 
Zwecke  würde  das  Fawfee'/'sche  Ver- 
fahren, das  eine  Dauer  von  Tagen  und 
Stunden    beansprucht,    vollständig   un- 


646 


zweckmäßig  sein.  Es  kommt  aach  fär 
die  EntscheiduDg  über  die  Reinheit  eines 
Terpentinöls  nicht  auf  die  absolut  voll- 
ständige Bromierung  des  Oels  an.  Aus 
einer  Vergleichung  der  ziemlich  über- 
einstimmenden Resultate  meiner  und  der 
Vauberschen  Methode  kann  ersehen 
werden,  daß  die  Erhöhung  der  Brom- 
zahl durch  Ausdehnung  der  Reaktion 
auf  viele  Stunden  nur  ganz  geringfügig 
sein  kann.  Das  Wesentliche  meines 
Verfahrens  liegt  in  dem  Vorhandensein 
eines  Bromüberschusses  und  in  der  Ver- 
wendung eines  geschlossenen  Schüttel- 
zylinders, wodurch  ein  Bromverlust  und 
vor  allen  Dingen  die  höchst  unange- 
nehme Belästigung  durch  Bromdämpfe 
vollkommen  vermieden  wird.  Wenn 
daher  nach  Vorschlag  des  Herrn  Geh. 
Rats  Finkener  meine  Methode  in  der 
Hinsicht  abgeändert  worden  ist,  daß 
eine  Titration  in  offenem  Becherglase 
unter  ständigem  Rühren  vorgenommen 
werden  soll,  bei  der  die  Bromlösung 
allmählich  zur  Terpentinöllösung  zuge- 
setzt wird,  also  kein  Bromüberschuß 
vorhanden  ist,  weshalb  auch  die  Er- 
reichung des  Endpunktes  längere  Zeit 
in  Anspruch  nimmt,  so  kann  ich  darin 
nur  eine  Verkennung  des  Zweckes  der 
gewählten  Anordnung  und  einen  Rück- 
schritt erblicken. 

Eine  wesentliche  Verbesserung  kann 
ich  nur  in  dem  VatibeVschen  Vorschlage, 
der  Reaktionslösung  Chloroform  zuzu- 
setzen, erblicken;  denn  dadurch  wird 
einerseits  die  Erkennung  des  Endpunktes 
erleichtert,  weil  das  Brom  das  Chloro- 
form färbt,  andererseits  auch  der  Ein- 
schluß von  unbromiertem  Terpentinöle 
durch  die  Abscheidung  des  bromierten 

Oeles  vermieden.  Franz  Zetxsehe. 


Yerfahren  zor  UeberfUhranir  der  Keben- 
nierensubstanz  !n  eine  haltbare,  reizlose 
Lösnngr.  DRP  160397.  Farbwerke  vonn. 
Meister,  Lucius  dt  Brüning  io  Höchst.  1,83  g 
der  aus  dem  Saft  der  NebenDieren  isolierbaren 
wirksamen  Nebennierensubs*anz  (CgHjsNOg, 
Schmelzpunkt  208  o  C)  und  3,82  g  Borax,  also 
molekulare  Mengen,  werden  mit  200  g  Wasser 
oder  physiologischer  Kochsalzlösung  Übergossen 
und  ergeben  nach  etwa  einer  Viertelstunde  eine 
klare,  reizlose,  haltbare  LöiUog  von  schwach 
al  :a'iHchor  Keaktion.  A.  St. 


Für  die  Bereitung  einer  Emolsion 
von  Silberjodid 

gibt  Wilbert  folgende  Voisohrift:  SUber- 
Ditrat  2,2  g^  Jodkalinm  2,2  g,  destOfierteB 
Wasser  50  g,  Garrageensobleim  50  g.  Wird 
ein  schweres^  grob  präzipitiertes  Silbeijodid 
verlangt,  dann  mischt  man  die  in  je  5  g 
ffir  sieb  gelösten  Salze  mit  einander  und 
setzt  das  flbrige  destillierte  Wasser  den 
Garrageensobleim  zn.  Soll  dagegen  ein  fein- 
flockiger Niederschlag  von  Silbeijodid  dis- 
pensiert werden,  so  löst  man  die  Salze  je 
ffir  sich  in  50  g  Wasser,  misdit  die  LOs- 
nngen,  läßt  im  Dunkeln  absetzen,  dekantiert 
50  g  der  klaren  überstehenden  Flfissigkeit 
und  setzt  den  Schleim  zu.  ^Ffir  die  Be- 
reitung einer  ganz  feinflockigen  Jodnlber- 
Emulsion  dfirfte  es  sich  empfehlen,  das 
Silbernitrat,  wie  auch  das  Jodkalium  ffir  sidi 
in  je  50  g  verdfinnten  Carrageensdüeim  zu 
lösen  und  die  Lösungen  zu  mischen.  Kolloide 
haben  bekanntlich  die  Fähigkeit,  Nieder- 
schläge, welche  in  ihnen  entstehen,  fein- 
flockiger  zu  gestalten.  Berichterstatter.) 
Ein  Auswaschen  des  flbersohfiasigen  Jod- 
kalium und  des  gebildeten  Kaliumnitrates  ist 
für  diese  Zwecke  nicht  erforderlich. 

Die  Jodsilber-Emulsionen  sollen  zn  Ein- 
spritzungen in  die  Harnröhre  benutzt  werden 
und  dort  als  nicht  reizende  dednfizierende 
Mittel  wirken,  da  fem  verteUtes  Jodsilber 
durch  reduzittie  Agentien  leicht  in  reine 
Bestandteile  gespalten  wird,  die  jedes  ffir 
sich  stark  desinfizierende  EigenschiAen  ent- 
faltete. J.  K. 

Amer.  Joum.  of  Pharm.  1906,  64. 

Zur  Darstellung  von  Jodeisen- 
Lebertran 

wird  in  der  Pharm.  Ztg.  1906,  76  berichtet, 
daß  man  nach  Vorschrift  des  Deutsch.  Apotb.- 
Ver.  einen  tadellosen,  fast  unbegrenzt  halt 
baren  Jodeisen-Lebertran  eriiäl^  sofern  man 
dazu  frischen  Dampf  trän  verwendet.  Da 
der  Tran  bd  allmählidier  Entnahme  ans  dem 
Fasse  immer  mehr  an  Säuregehalt  annimmt, 
so  wird  empfohlen,  den  Inhalt  der  ganzen 
Tonne  gleich  nach  Empfang  in  große 
5-Literflaschen  bis  dicht  unter  deiH  Korken 
zu  ffiUen  und  fest  zu  verschließen.  Man  hat 
dann  nur  daffir  zu  sorgen,  daß  möglidist 
keine  Flasche  im  Anbruch  stehen  bleibt,  ff.  M. 


647 


Ueber  gepreßte  Arzneitabletten. 

Anknfipfend  an  die  früher  in  Gemein- 
schaft mit  White  gemachten  Mitteilungen 
(8.  Pharm.  Gentralh.  44  [1903],  832)  be- 
richtet H.  Rodwell  in  Brit.  and  Gol.  Drngg. 
1905;  512  Ober  seine  Erfahrungen  bei  der 
Verwendung  von  Kakaoöl  für  Tabletten. 

Die  zu  pressenden  Stoffe  müssen  möglichst 
kömig  beschaffen  sein  und  eine  gewisse 
Schlüpfrigkeit  besitzen.  Zur  Erreichung  dieser 
Eigenschaften  bedarf  man  eines  Zusatzes 
von  Kakaoöl.  Damit  letzteres  die  Stoffe 
gleiehmftOig  durchdringe,  welche  beim  Be- 
feuchten mit  Wasser  nicht  teigartig  werden, 
bereitet  man  eine  wässerige  Kakaoöl-Emulsion 
aus  25  Teilen  Kakaoöl,  3  Teilen  Seife,  0,5 
Teilen  Trageant,  0,25  Teilen  Benzoesäure 
und  Waaser  bis  zu  100  Teilen,  für  solche 
Körper,  die  mit  Wasser  eine  Art  Pillen- 
masse bilden,  verwendet  man  eine  ätherische 
oder  ätherweingeistige  Kakaoöllösung,  indem 
man  1  Teil  Kakaoöl  m  Aether  zu  6  Teilen 
löst.  In  geeigneten  Fällen  setzt  man  die 
nötige  Menge  90proc.  Weingeist  hinzu. 

Die  betreffenden  Stoffe  sind  mit  der 
Emulsion  oder  Lösung  derart  zu  durchfeuchten, 
daß  mit  Leichtigkeit  durch  ein  Drahtsieb 
mit  8  Maschen  auf  1  qcm  geschlagen  wer- 
den kann.  Nach  dem  ohne  Anwendung 
kflnstlieher  Wärme  erfolgten  Trocknen  ist 
die  Masse  zum  Pressen  fertig.  Erfolgt  das 
Trocknen  in  der  Wärme,  so  dürfen  45^ 
oicht  übersehritten  werden. 

Zusatz  von  Weingeist  hat  sich  bei  der 
Bereitung  von  Cascara-  und  Opiumtabletten 
als  vorteilhaft  erwiesen;  Verfasser  teilt  fol- 
gende Vorschrift  mit: 

I.    Tablettae  Cascarae  Sagradae. 

Extractum  Cascarae  Sagradae    16  Teile 
Amylum  Solani  8       » 

Oleum  Gacao  in  Aethere 

solutum  3       » 

Spiritus  (90proc,)  0,75       » 

U.     Tablettae  Opii. 

Opium  pulveratum  16  Teile 

Saccharum  album  7       » 

Oleum  Gacao  in  Aethere  solutum  3       » 
Spiritus  (90proc)  1       » 

Zur  Herstellung  von  Tabletten  eignet 
üeh  von  den  Stärkearten  Kartoffel- 
stärke am  besten. 


Kaliumchlorat  und  die  Bromide 
des  Kalium,  Ammonium  und  andere 
schon  granulierte  Salze  können  ohne  weiteres 
komprimiert  werden.  Anderen  Salzen  mischt 
man  2  bis  10  pOt  Rohrzucker  oder  vorher 
getrocknete  Kartoffelstärke  zu,  durchfeuchtet 
sie  mit  einer  geeigneten  Flüssigkeit,  schlägt 
sie  durch  obiges  Sieb  und  trocknet  an  der 

I  Luft    oder    bei    45  ^    nicht    übersteigender 

I  Wärme. 

Tabletten  aus  Phenaoetin  oder  Anti- 
pyrin  erhalten  einen  Znsatz  von  5  bis  8 
pGt  fester  Gljkose,  solche  aus  Ghinin 
einen  Zusatz  von  Gummi  arabicum. 

Zur  Erhöhung  des  Aussehens  hatte  man 
einen  Zusatz  von  Talkum  empfohlen,  doch 
sollte  dieser  nicht  mehr  als  2  pGt  der  Masse 
betragen.  Auch  wird  zu  diesem  Zwecke 
flüssiges  Paraffin  angewendet  Um  schön 
aussehende  Pastillen  zu  erhalten,  hat  man 
jedoch  nichts  anderes  zu  tun,  als  die  Stempel 
und  übrigen  Maschinenteile  peinlich  sauber 
zu  halten.  Beim  Nichtgebrauch  sind  die- 
selben mit  Paraffin  zu  bestreichen.  Zur 
Verhütung  von  Bersten  oder  Kleben  beim 
Pressen  ist  der  Druck  zu  vermehren  oder 
zu  vermindern.  Auch  lassen  sich  einige 
Körper  schwerer  in  konvexer  als  in  flacher 
Form  komprimieren.  —tx- 


Okertin  soll  ein  ockcrhaltiges  Wasser  sein, 
das  aas  einem  Bergwerk  gewonnen  wird  and 
gegen  Flechten,  Angen-  und  gynäkologische 
Leiden  angewendet  wird.  Nach  Dr.  J.  Kochs 
(Apoth.-Ztg.  1306,  191)  reagiert  dasselbe  gegen 
I'ackmos  und  Methylorange  stark  saner.  Die 
Acidität  wurde  in  100000  Teilen  aaf  48  Teile 
SO3  berechnet.  In  i  00  000  Teilen  wurden  ge- 
funden: Ammoniak  in  sehr  geringen  Sparen, 
salpetrige  und  Salpeter-Saure  nicht,  organische 
Stoffe  auf  Kaliumpermanganat  b^rechaet  0,45 
Teile,  deutsche  Härtegrade  26,7,  Bodensatz  or- 
ganisch 0,43,  anorganisch  0,71  Teile,  Abdampf- 
rückstand bei  llu«  165,76  Teile.  Giöliverlust 
31,12  Teile,  Mineralsabstaoz  134,64  Teile.  Da- 
rin Eieselbäure,  EupferoxyJ,  Eisenoxyd,  Tonerde, 
Man^anoxyduloxyd,  Caiciamoxyd,  Magnesium- 
oxyd, Alkalien,  Schwefeisäare,  Chlor,    —tx  — 


Eingezogrenes  Diphtherie  -  Heilsemm.    Das 

Diphtherie-Heilserum  mit  der  Nummer  11<>  aus 
dem  Serum -Laboratorium  von  Ruete-Enoch  in 
Hamburg  ist  wegen  bakterieller  Verunreinigung 
xur  Einziehung  bestimmt.  s. 


648 


Schwefelblumen 
und  sublimierter  Schwefel. 

Diese  zwei  BezeichDUDgen  werden  ohne 
Unterschied  neben  einander  gebraucht^  und 
die  Beschreibungen  des  mikroskopischen 
Bildes  weichen  sehr  von  einander  ab. 
Dornergue  macht  deshalb  folgende  Vor- 
schläge: Schwefelblnmen  soll  das  Han- 
delsprodnkt  heißen^  das  unmittelbar  nach 
der  Darstellung  mindestens  33  pCt  Schwefel 
enthält^  der  in  Schwefelkohlenstoff  unlMich 
isty  während  für  alle  anderen  Produkte  der 
Kondensationskammern;  mit  Ausnahme  des 
geschmolzenen  Schwefels,  der  Name  «subli- 
mierter Schwefel»  angewendet  werden 
soll. 

Der  Handelswert  des  sublimierten  Schwefel 
ist  um  so  höher,  je  reicher  er  an  unlös- 
lichem Schwefel;  also  an  Schwefelblumen  ist. 


auszuführen,  wurde  ein  der  Boeotaänre  ihn- 
lieber  Farbstoff  erhalten.  Verf.  vermutet, 
daß  sich  zunächst  aus  einem  Tdle  des 
Orthokresols  durch  Oxydation  Salicybäare' 
aldehyd  bildete;  dieser  Aldehyd  hatte  sid) 
dann  mit  2  Molekülen  Orthokreaol  unter 
Wasseraustritt  zu  einem  Trioxytriphenyl- 
methan  vereinigt  und  endlich  war  diese 
Lenkoverbindung  durdi  die  oxydierende 
Wirkung  des  Chromats  in  den  mit  dem 
Aurin  isomeren  Farbstoff  übergeführt. 

Eine  gute  Ausbeute  an  Aurin  wurde 
erhalten,  indem  man  ein  Gemenge  von  108  g 
Paiakresol  mit  188  g  Phenol  in  400  g 
32proc.  Natronlange  löste  und  mit  einer 
Lösung  von  300  g  kristallisiertem  Natrinm* 
dichromat  in  250  g  32proo.  Natroniange 
im  Dmckkessel  dnige  Stunden  auf  180^ 
erhitzte.     Das  gebildete  Amin   wurde  tos 


T  ^  ^   DU  4^  nw     lOA^   w  vioQ   ^öT  Reaktionsmasse  unter  Benutzung  seiner 

Jüum.  de  Pharm,  ei  de  Chtm,  1904,  XX,  493.  t  «  i«  i-i_  »x   •     xt  a  •      i.«    i#»i.  ^ 


Ä. 

Darstellung  von  Salicylsäure 
aus  Orthokresol  und  neue  Dar- 
stellung von  Aurin. 

Um  die  Ausbeute  an  Oxybenzoösäuren, 
welche  bekanntlich  in  geringer  Menge  beim 
Erhitzen  der  Eresole  mit  flberschüssigem 
Aetzkali  entstehen^  zu  erhöhen,  setzte  Chr, 
Rudolph  der  Alkalischmelze  der  Kresole 
Oxydationsmittel  und  zwar  zunächst  Kaiium- 
chlorat  zu  und  erhielt  sehr  günstige  Re- 
sultate. Die  berechnete  Menge  des  fdn- 
gepulverten  Chlorats  wurde  in  kleinen  Mengen 
und  unter  gutem  Umrfihren  in  die  auf  etwa 
220^  0  erhitzte  Lösung  von  Orthokresol 
in  hochkonzentrierter  Kalilauge  eingetragen. 
Als  guter  SauerstoffOberträger  erwies  sich 
hierbei  das  Kupfer.  Außer  mit  Chlorst 
wurden  auch  befriedigende  Resultate  erhalten 
durch  Erhitzen  eines  Gemeuges  von  1  Teil 
Orthokresol  mit  4  bis  5  Teilen  Aetzkali 
und  2,4  bis  2,5  Teile  Natriumchromat 
(Na2Cr04);  als  Oxydationsmittel,  unter  Zu- 
satz von  etwas  Wasser.  Erhitzt  wird  hier- 
bei auf  210  bis  240^  so  lange,  bis  das 
Chromat  reduziert  ist,  alsdann  fällt  man  aus 
der  in  Wasser  gelösten  und  filtrierten 
Schmelze  die  gebildete  Salicylsäure  mit  Salz- 
säure aus.  Bei  Versuchen,  die  Oxydation 
des  Orthokresols  zu  Salicylsäure  mit  neutralem 
Chromat  in  konzentrierter  natronalkalischer 
LÖBiing    nntor    Druck    hei    170   bis  190  0 


Löslichkeit  in  Natriumbisulfit  gewonnen. 
Ztsehr.  f,  angew.  Chem.  1906,  384.      Btt. 


Nachweis  von  Krotonöl  in 
RicinusöL 

Ridnnsöl  ist  nicht  vollkommen  unlöslidi 
in  Petroläther,  aber  das  aus  der  Petrolitber- 
Lösung  zurflckgewonnene  Oel  hat  eineVer- 
seifungszahl,  die  um  5  Emheiten  Ueiiier 
ist,  als  die  des  nrsprünglidien  Ods.  Nid 
Maxxuckelli  wird  die  Verseifnngszahl  diestf 
extrahierten  Oels  durch  die  Anwesenheit 
von  Krotonöl  erhöht^  während  im  gleiebeo 
Fall   die  Refraktometerzahl  erniedrigt  wird. 

mp.  de  Pharm,  1905,  361.  i 

Ychimbin  aus  Pausinystalia 

TriUesiL 

Dupony  iSb  Beule  haben  aus  der  Rinde 
der  aus  dem  französischen  Kougostiate 
stammenden  Pausmystalia  Trillesii  ^trn 
ein  Alkaloid  dargestellt,  das  mit  dem  aofl 
der  Pausinystalia  Yohimba  gewonnenen  ^o- 
himbm  in  jeder  Beziehung  fibereinstimmt 

BuU,  Sc.  pharmaeoL  1905,  X,  201.        i- 

Mlschnnsen  vom  Mncllago  Tragacaitha^ 
mit  Mucllago  Onnmi  anblel  (sea  Acscuei 
zeigen  nach  Edmund  White  eine  weit  geringere 
Viskosität  als  die  beiden  einzelnen  nicht  gein^' 
ten  Schleime,  ohne  dafi  der  Grand  für  dies« 
merkwürdige  Verhalten  bislang  hätte  aafgedecn 
werden  können.  •'•  ^ 

I     Pharm.  Journal  1005,  133. 


649 


Ueber  ein  Emulsin  in  Lathraca 

Squamaria. 

Bourqueht  hat  mehrfach  darauf  aufmerk- 
sam gemacht,  daß  in  ehlorophyllfreien  Pflan- 
zen ein  Glykosid  spaltendes  Emulsin  vor- 
kommt; nicht  nur  in  Pilzen,  auch  in  höher 
stehenden  Schmarotzern,  so  z.  B.  in  Mono- 
tropa  Hypopitis.  Auch  m  Lathraea  Squamaria 
ist  dn  soldies  Emulsin  von  Bondruy  auf- 
gefunden worden,  das  befähigt  ist,  bei  ge- 
linder W&rme  die  Blausäurespaltung  des 
Amygdalin  zu  bewirken.  a. 

Buü.  Sc.  pharmaeol  1905,  VII,  15. 


Hordein. 


Ans  den  trockenen  Malzkeimen  der  Gerste 
hat  Leger  durch  Extraktion  mit  Aether  em 
nenea  Alkaloid,  das  Hordein,  dargestellt 
Es  stellt  orthorhombisehe  Prismen  dar,  die 
stark  doppelbrechend  sind,  bei  118^  schmel- 
zen und  bei  höherer  Temperatur  ohne  merk- 
liche Zersetzung  sublimieren.  HordeYn  ist 
kaum  löslich  im  Wasser  und  kristallisiert 
am  besten  aus  heißem  Tetrachlorkohlenstoff; 
seine  alkoholische  Lösung  ist  ohne  Wirkung 
auf  das  polarisierte  Licht.  Hordein  ist  eine 
starke  tertiäre  Base,  bläut  Lackmus,  rötet 
selbst  PhenolphthaleYn  und  vermag  schon  in 
der  Kälte  Ammoniak  aus  seinen  Salzen  aus- 
zutreiben. Durch  heiße  konzentr.  Pottasche- 
löeung  wild  es  ebensowenig  wie  durch 
sdmielzendes  Kali  angegriffen,  es  vermag 
aber  Permanganat  in  der  Kälte  und  am- 
moniakalisdie  Silberlösung  und  Jodsäure  in 
der  Hitze  zu  reduzieren,  letztere  unter  Ab- 
seheidung  von  Jod.  Die  Zusammensetzung 
entspricht  der  Bruttoformel  C10H15ON,  Hor- 
dein ist  also  isomer  mit  Ephedrin.  Die 
Salze  mit  Schwefelsäure,  Salzsäure,  Brom- 
und  Jodwasserstoffsäure  sind  wohl  charakter- 
isierte Verbindungen,  ebenso  das  Jodmethylat 
Fflr  den  Phenolcharakter  des  neuen  Alkaioids 
spricht  die  Tatsache,  daß  es  sich  durch 
Kochen  mit  Essigsäureanhydrid  in  eine  Acetyl- 
verbindung  ttberffihren  läßt,  die  ihrerseits 
wieder  ein  gut  kristallinerendes  Jodmethylat 
bildet;  auch  ist  Hordein  löslich  in  Alkali- 
laugen und  die  wässerige  Lösung  des  Hor- 
delnsulfats  wird  durch  Eisenchlorid  blau  ge- 
färbt 


Nach  den  Untersuchungen  von  Camas 
ist  Hordein  eine  wenig  giftige  Substanz,  die 
in  großen  Gaben  auf  das  Respirations- 
zentrum wirkt.  A. 

Joum.  de  Pharm  et  de  Chim,  1906,  XXIII, 
177,  218. 

Die  Reaktion  von  Schlagden- 

haufen 

d.  i.  der  Nachweis  von  Magnesium  mittels 
Natrinmhypojodit  ist  nach  Orimbert  zur 
quantitativen  Bestimmung  des  Magnesium 
nicht  zu  gebrauchen,  da  der  Niederschlag 
ein  sehr  unbeständiger  Körper  ist,  der  durch 
mehrfaches  Waschen  mit  Wasser  verändert 
wird.  Auch  das  Reagens  selbst  ist  unsicher, 
wenn  es  nicht  ganz  frisch  bereitet  wird. 

Da  aber  andererseits  die  Reaktion  nicht 
mit  Lithium  und  den  Erdalkalien  eintritt 
und  sie  den  qualitativen  Nachweis  von  Mag- 
nesium noch  in  Verdflnnungen  1 :  2000  ge- 
stattet, so  empfiehlt  Orimbert  folgende 
Modifikation  der  Reaktion  von  Schlagden- 
haufen:  Zu  10  ccm  der  zu  untersuchenden 
Flüssigkeit  gibt  man  5  ccm  einer  lOproc. 
Jodkaliumlösung  und  3  Tropfen  einer  kon- 
zentrierten NatriumhypocbloridiösuDg.  Bei 
Anwesenheit  von  Magnesiumsalzen  erhält 
man  einen  flockigen  rotbraunen  Nieder- 
schlag. A. 
Joum.  de  Pharm,  ei  de  Chim,  1906,  XXUI,  237. 


Platin 
bei  Ejeldahlbestimmungen 

anzuwenden,  um  ein  regelmäßiges  Sieden 
der  Schwefelsäure  herbeizuführen,  ist  nach 
DeUpine  eine  Quelle  großer  Fehler. 
Je  länger  man  kocht,  und  je  höher  die 
Temperatur  steigt,  um  so  größer  werden 
die  Verluste  von  Stickstoff,  welcher 
als  elementarer  Stickstoff  entweicht;  neben- 
bei tritt  schweflige  Säure  auf.  Verf.  glaubt, 
daß  zuerst  schwefelsaures  Platin  entsteht  — 
schweflige  Säure  als  Nebenprodukt  —  und 
daß  sich  dieses  mit  dem  schwefelsauren 
Ammonium  nach  folgender  Formel  umsetzt : 

3   Pt(S04)2    +    2(NH4)2S04 

=  2N2  +  3Pt  +  8H2SO4. 

A. 
Joum.  de  Pharm,  et  de  Chim,  1906,  XXIII,  71. 


650 


Bei  der  Untersuchung 
von  Drogen  und  Präparaten, 

welche  dem  Ghemischen  Laboratorium  des 
EODigl.  MedizinalKoliegium  in  Württemberg 
von  den  Apotheken- Revisoren  im  Jahre  1905 
eingesandt  waren,  sind  folgende  bemerkens- 
werte Resultate  erbalten  worden: 

-Bei  Adeps  suillns  handelte  es  sich 
in  2  Fällen  um  einen  zu  hohen  Gehalt  an 
freien  Fettsäuren. 

Von  den  8  Pernba Isam-Proben  mußten 
2  als  minderwertig  beanstandet  werden,  wäh- 
rend eine  als  an  der  Grenze  befindlich  noch  zu- 
gelassen wurde.  Die  allgemeine  Verseifungs- 
oder  Esterzahl  traf  bei  allen  Proben  zu, 
während  der  CinnameYngehalt  und  dem  ent- 
sprechend auch  dessen  Esterzahl  wechselten. 

Die  nur  einmal  zur  Untersuchung  ge- 
langten Kanthariden,  welche  bloß  die 
Hälfte  des  normalen  Eantharidingehalts 
zeigten,  waren  höchst  wahrscheinlich  beim 
Trocknen  zu  stark  erhitzt  worden,  zeigten 
wenigstens  durchaus  nicht  mehr  den  nattlr- 
lichen  Geruch. 

Gort  ex  Chinae  mußte  in  8  .Fällen 
dreimal  beanstandet  werden.  Wiederholt 
wurde  zur  Untersuchung  grobes,  faseriges 
Pulver  eingesandt,  statt  feines,  durch  Sieb  VI 
gestoßenes.  Es  ist  unerläßlich,  die  Rinde 
ganz  einzukaufen  und  zu  stoßen,  ohne 
etwas  davon  abzusieben.  Der  Sitz  der 
Alkaloide  ist  bekanntlich  das  Parenchym, 
während  die  Sklerenchymfasem  fast  gehalt- 
los sind;  ersteres  geht  zuerst  durcL  das 
Sieb  und  wird,  wenn  abgesiebt,  ein  sehr 
minderwertiges  grobes  Pulver  hinterlassen. 

Extractum  Belladonnae  ergab  in 
allen  3  Fällen,  welche  zur  Untersuchung 
gelangten,  einen  höheren  Alkaloidgehalt  als 
vorgeschrieben  ist. 

Extractum  Chinae  aquosum  und 
spirituosnm  erwiesen  sich  in  je  einem 
Fall  wenigstens  ganz  annähernd  richtig. 

Schwere  Bedenken  veranlaßte  dagegen  das 
zwölf  mal  eingesandte  Extractum  Hy- 
drastis  fluidum.. 

Die  in  6  Fällen  bei  Extractum  Opii 
gefundenen  Werte  waren  zweimal  ganz  un- 
genügend und  einmal  wurde  der  höchste 
zulässige  Gehalt  an  Morphin  sogar  noch  um 
4,28  pCt  überschritten;  in  diesem  Fall 
mußte  Einsteilen  mit  Milchzucker  angeordnet 
werden. 


Extractum  Hyoscyami,  welches  ein- 
mal  und 

Extractum  Strycbni,  welches  zweimal 
zur  Einsendung  gelangte,  ergaben  jedesmal 
einen  etwas  höheren  als  den  geforderten 
Alkaloidgehalt 

Oleum  Amygdalarum  ergab  viermal 
die  richtige  Jodzahl,  während  Oleum  Je- 
coris  Aselli  nur  in  einem  Falle  Jod-  and 
Verseifungszahi  richtig,  im  anderen  uniiehtig 
zeigte. 

Opium  pulveratum,  zehnmal  zur  Ein- 
sendung gelangt,  mußte  viermal  beanstandet 
werden,  da  es  in  den  genannten  4  Fällen 
nur  7,33  bis  8,2  pCt  Morphin  ergab.  Daß 
der  Stärkemehlgehalt  nicht  immer  den  Minder- 
gehalt an  Morphin  bedingt,  bewies  eine 
Probe,  welche  trotz  bedeutenden  Stärkemehl- 
gehalts doch  über  11  pGt  Morphin  liefert& 

Bei  Radix  Ipecacuanhae  war  der 
Emetingehalt  in  allen  4  Fällen  höher  ab 
der  verlangte;  es  wäre  nur  zu  begrüßen, 
wenn  das  D.  A.-B.  IV  künftig  auch  bei  an- 
deren Drogen,  wie  China,  Hydrastis^  Can- 
tharides  mehr  einen  mittleren,  statt  des 
höchsten  Normalgehaits  festsetzen  würd& 

Spiritus  Cochieariae  erwies  sich  nur 
bei  einer  Probe  als  ganz  unzulässig,  eine 
andere  enthielt  sogar  etwas  mehr  Butyl- 
senföl,  als  verlangt  ist. 

Ganz    besondere   Bedenken    müssen  da- 
gegen die  Untersuchungsresultate  der  Opi  am- 
tinkturen  erregen.    Der  verlangte  Mindest- 
gehalt an  Morphin  wurde  nur  einmal  wenig 
überschritten,    einmal    genau    und    viermal 
wenigstens   annähernd  erreicht,   während  er^g^ 
siebenmal  ungenügend  ausfiel.     Auffallender- 
weise trat  auch  bei  selbsthergestelltenTinktaren  .   ' 
diese  Erscheinung    zutage    und    der  Grand    J 
muß  in  einer  etwas  veränderten  Zusammen-,   v 
Setzung   des    Opium    gesucht    werden,  aof 
welche    möglicherweise   der   Untersuchongi-      .j 
gang  des  D.  A.-B.  IV  nicht  zugeedmitten  ist     ^ 

Südd,  Apoth,'Ztg.  1906,  90.  /  K. 


■^i 


Yerfahren  zur  Barstellunf  eines  Doppel 
Salzes     aus    Eisenehlorld    and    salisaareM     l 
Kotornln.    DRP   161400.    Dr.   Ä.    VottpiM     \ 
IQ   Berlin.    Mau  lä£t   1  Mol.   Eisenchlorid  aof 
2  Mol.  ealzsaares  Eotaroin  bei  gewötiDlioher  Tem- 
peratar  in  Gegenwart  eines  D>saDgsmittel8  eu- 
wirken  und  erhält  das  Doppelsalz  in  Form  feiner 
orangegelber  Biättcben  vom  Sohmelapankt  104 
bis  105  ^,    Das  Salz  dient  als  bluUtillendes  Mittel, 
indem  dasKotarnin  auf  die  GefäSnerven  wirkt  and 
das  £isenchlorid  das  Blut  koaguliert.         Ä,  Sl. 


651 


Zur  Auslegung 
pharm  azeutischor  GeEOtze  usw. 

(Fortsetzung  von  Seite  607. > 

231.  YorbeagoBgsiDittel  gegen  Genick- 
starre. Das  Hamburger  ScböffeDgericht  ent- 
Bchiedy  daß  öffentliche  Anpreisung  von  D  e  n  s  o  s 
als  Vorbengnngsmittel  gegen  Genickstarre 
nicLt  als  Heilmittel  zulässig  ist.  (Pharm. 
Ztg.  1905,  Nr.  100.) 

232.  Verkehr  mit  Bom.  Das  Land- 
gericht Wflrzbnrg  hat  die  Frage:  Ist  ein 
Spirituosenhftndler  strafbar,  der  ein  aus  20 
pCt  echtem  Rum  und  80  pCt  Spiritus  und 
Wasser  bestehendes  Getränk  als  Rum  bezw. 
Romverschnitt  verkauft?  verneint  Unter 
anderem  ftthrt  das  Gericht  aus:  Bei  der 
Feststellung  einer  Fälschung  ist  stets  von 
der  normalen  Besehaffenheit  der  Ware  aus- 
zugehen. Die  normale  Beschaffenheit  ist 
aber  immer  nach  den  berechtigten  Erwart- 
ungen des  Publikums  zu  beurteilen.  Zu 
einem  Preis  von  2  Mk.  50  Pf.  ist  aber 
ein  Liter  echter  Rum  nicht  zu  haben. 
Daher  ist  der  Rum  unter  den  vorlie- 
genden Umständen  als  normal  zu  er- 
adkten  und  eine  Fälschung  liegt  nicht 
vor.     (Pharm.  Ztg.  1905,  Nr.  95.) 

[Dieses  Urteil  wird  von  vielen  Sach- 
verständigen angezweifelt  werden;  es  liegt 
entBdiieden  ein  c  Rumverschnitt»  vor,  der  als 
solcher  deklariert  werden  muß  auf 
grund  van  §  10^  des  N.-M.-G.     P,  Süß.) 

233.  Fahrlässige  Körperverletzung 
durch  Morphin.  Ein  Apotheker  aus  Weiden- 
bach wurde  vom  Landgericht  Ansbach  zu 
200  Mk.  Strafe  verurteilt,  weil  er  an  einen 
Morphinisten  viele  Jahre  lang  wöchentlich 
zweimal  4  bis  5  Fläschchen  mit  100  g 
Morphin-  und  Chloralhydrat-Lösung  ohne 
ärztliches  Rezept  verabreicht  hatte. 
(Pharm.  Ztg.  1905,  Nr.  95.) 

234.  Signaturen  in  polnischer  Sprache. 
Ein  Apotheker  in  Posen  wurde  verurteilt, 
weil  er  polnische  Aufschriften  auf  Signaturen 
anbrachte  und  sich  dadurch  nach  §  367 
(5)  des  Strafgesetzbuches  strafbar  machte. 
§  31  der  Betriebsordnung  besthnmt,  daß 
die  Signatur  in  deutscher  Sprache 
deutlich  und  leserlich  enthalten  muß:  a;  die 
Bezeichnung  der  verabfolgenden  Apotheke, 
b)  den  Tag  der  Herstellung  der  Arznei,  c) 
die  Gebrauchsanweisung.  Gebrauchsan- 
weisungen in  fremder  Sprache  und 
daneben  zulässig.     Danach  ist  die  Be-I 


Zeichnung  der  verabfolgenden  Apotheke  in 
polnischer  Sprache,  wie  in  vorliegendem 
Falle^  unzulässig  und  als  Nichtbeachtung 
bestehender  Verordnungen  strafbar.  (Pharm. 
Ztg.  1905,  Nr.  91  und  1906,  Nr.  16.) 

235.  Führung  des  Apothekertitels 
durch  Drogisten.  Ein  wttrttemberger  Drogist 
hatte  Geschäftsanzeigen  erlassen:  c Drogerie 
X,  Inhaber  N.  N.,  geprüfter  Apotheker,  em- 
pfiehlt usw.»,  worin  die  Worte  « Drogerie X» 
groß  und  fett  gedruckt  waren,  die  Worte 
«Inhaber  N.  N.,  geprüfter  Apotheker»  aber 
in  dreimal  kleinerer  Schrift  darunter  standen. 
Von  dem  Apothekenbesitzer  des  Ortes  X 
wurde  der  Drogist  bei  dem  Oberamt  ange- 
zeigt wegen  verschiedener  Uebertretungen 
und  wegen  unbefugter  Führung  des  Apo- 
thekertitels. Das  Oberamt  hat  jedoch  in 
der  betr.  Geschäftsanzeige  weder  die  Mög- 
lichkeit noch  die  Absicht  einer  Täuschung 
des  Publikums  erblicken  können  und  sich 
außer  stände  erklärt,  dem  Drogisten  solche 
Ausschreiben  zu  untersagen.  Dagegen  hat 
die  Kreisregiernng  die  Beschwerde  des  Apo- 
thekeubesitzers  gegen  die  obeiamtliche  Ent- 
scheidung für  begründet  erachtet  und  dem 
Drogisten  «die  Führung  des  Titels  Apotheker 
in  der  von  ihm  geschehenen  Weise  in  Ver- 
bindung mit  seinem  Drogengescbäft  in  öffent- 
lichen Blättern»  untersagt.  Das  Ministerium 
aber,  als  höchste  Instanz^  hat  der  gegen 
diese  Verfügung  der  Kreisregiernng  erhobenen 
Beschwerde  des  Drogisten  stattgegeben  und 
die  Verfügung  aufgehoben. 

Denn,  wenn  auch  eine  zum  selbständigen 
Betriebe  einer  Apotheke  approbierte  Person 
berechtigt  ist,  sich  als  Apotheker  zu  bezeich- 
nen, ist  es  doch  fraglich,  ob  ein  Apotheker, 
der  keine  Apothekenberechtigung  besitzt, 
beim  Betriebe  einer  Drogerie  sich  die  Be- 
zeichnung Apotheker  beilegen  darf.  Er 
darf  es  nicht,  wenn  er  durch  sein  Geschäfts- 
gebahren  beim  Publikum  den  Irrtum  er- 
zeugen würde,  daß  sein  Geschäftsbetrieb 
einer  Apotheke  gleichzuachten  sei.  Liegt 
aber  eine  solche  Täuschung  nicht  vor, 
so  ist  einem  als  Apotheker  approbierten 
Drogisten  bei  seinem  Geschäftsbetrieb  der 
Hinweis  auf  die  Approbation  un- 
verwehrt.  Ob  ein  solcher  Hinweis  zu- 
lässig ist,  muß  von  Fall  zu  Fall  geprüft 
werden.  Im  vorliegenden  Falle  sieht  das 
Ministerium  keine  Irrturoserregnng,  denn  die 
Worte  «Drogerie  X»  erscheinen  in  der  An- 


652 


zeige  durch  den  dreimal  größeren  Druck 
als  die  Hauptsache  und  der  ZuBatz  «ge- 
prüfter* zu  Apotheker  schließt  die  Annahme 
auB;  daß  «Apothekenbesitzer»  gemeint  sein 
könnte.     (Apoth.-Ztg.  1905,  Nr.  92.) 

236.  Abgabe  von  Hämatogen  in  DrogOA- 
handlungen.  Die  Strafkammer  zu  Dessau 
hat  entschieden,  daß  Hämatogen  mit  dem 
Aufdruck:  «Wird  nur  als  Vorbeugungsmittel 
resp.  Kräftigungsmittel  abgegeben  —  kein 
Heilmittel»  verkauft  werden  kann,  ohne 
daß  darin  eine  Umgehung  des  Ge- 
setzes gefunden  werden  kann.  (Pharm. 
Ztg.  1905,  Nr.  100.) 

237.  Zur  Auslegung  des  Begriffes 
«GroBhandel».  Die  Firma  Wagner  d;  Co, 
in  Nürnberg  vertreibt  das  zahnärztliche  An- 
ästhetikum  Naiicin,  das  aus  Thymol, 
Formaldehyd,  Nitroglycerin,  Karbolsäure, 
Kokain,  Natriumchlorid  und  Alkohol  besteht^ 
in  10  g-Fläschchen  an  Zahntechniker  und 
wurde  deshalb  wegen  Uebertretung  des  §  2 
der  Verordnung  vom  22.  Oktober  1901 
angeklagt,  aber  vom  Schöffengericht  zu 
Nürnberg  freigesprochen.  Während 
der  Sachverständige  betonte,  daß  Kokatn 
enthaltende  Mittel  nur  auf  schriftliche  An- 
weisung eines  Arztes  oder  Zahnarztes  in 
Apotheken  abgegeben  werden  dürfen,  er- 
klärte das  Gericht,  daß  die  Zahntech- 
niker nicht  als  Konsumenten,  sondern  als 
Wiederverkäufer  anzusehen  seien, 
weil  sie  das  Mittel  zum  handwerksmäßigen 
Gebrauch  benutzten.  Es  liege  in  der  Ab- 
gabe auch  nur  eines  einzigen  Fläsoh- 
chens  «Großhandel»  vor.         A.  St. 


SüBholzsuccus,  Extrakt  und 
Reinglycyrrhizinate 

betitelt  sich  ein  Aufsatz  von  Qawalowski. 
In  demselben  betont  der  «Mitbegründer  der 
Succusindustrie  Mährens»,  daß  gerade  Oester- 
reich-üngam  ungemein  geeignete  Distrikte 
zum  Anbau  des  Süßholzes  besitzt  und  daß 
trotzdem  die  deutsche  Succus-  und  Glycy- 
rrhizinindustrie  der  österreichischen  weit  über- 
legen ist.  Neben  vorzüglichen  Succus- 
fabrikaten  erzeugt  man  in  Deutschland  auch 
bereits  ein  Glycyrrhizinat  des  Ammonium, 
welches  in  manchen  Preislisten  österreichischer 
Chemikalien-  und  Präparatenfirmen  zwar  auf 


dem  Papier  prangt,  aber  —  wenn  man  es 
im  Iniande  beziehen  will  —  meist  «momen- 
tan» nicht  «auf  Lager»  ist,  so  daß  man  zu 
Merck  in  Darmstadt  oder  sonst  einer  reiofas- 
deutschen  Firma  Zuflucht  nehmen  muß. 
Das  MercKf^^  Glycyrrhizinum  ammoniaeale 
plane  solubile,  dunkelbraune  Blättehen,  in 
Wasser  und  Alkohol  klar  löslich,  sehr  sflß 
schmeckend,  enthält  zwar  reichlich  das  neu- 
trale Ammoniumsalz  (C44H^NOig)  der  Gly- 
cyrrhizinsäure,  ist  aber  stark  braun  gefärbt 
und  weist  nach  Oawalowski's  Untersndiang 
nicht  100  pCt  Reinheitsgehalt  auf. 

Verf.  gibt  an,  daß  in  der  Süßholzwnrzel 
neben  dem  Hauptanteil  an  Pflanzenleim  and 
Eiweißstoffen,  nahezu  gleiche  Anteile  Holz- 
faser und  Stärke  und  außerdem  nebst  dem 
Glycyrrhizin  noch  Harz,  Pigment,  Wadis 
und  Fett  nebst  Mineralstoffen  entfaalteo 
sind. 

Im  weiteren  Verlauf  seiner  Versuche  fand 
Verf.,  daß  nicht  nur  das  Pigment,  sondern 
auch  das  Harz  und  der  Pflanzenletm  auf 
die  dunkle  Färbung  der  Suceuspriparate 
Emfluß  hat  und  daß  überdies  Harz,  Ldm 
und  unter  Umständen  auch  das  bei  der 
Fabrikation  veränderte  Stärkemelil  nach- 
teilig auf  die  Remheit  und  Feinheit  des 
Geschmackes  der  Suocnsprodukte  wirkt  und 
nur  bei  möglichst  vollständiger  Ausscheidung 
aller  dieser  störenden  NebenbestandteUe  und 
außerdem  Beobachtung  gewisser  Vorsiehts- 
maßregehi  die  Möglichkeit  geboten  ist,  Gly- 
cyrrhizinpräparate  zu  erzielen,  welche  in  der 
Farbe  lichtem  Honig  gleichen.  Oatctüotcsti 
gelangte  noch  zu  weiteren  Resultaten,  m- 
dem  ihm  gelungen  ist,  Alkaliglyeyirfaizinate 
von  semmelgelber  Farbe  und  sehr  säßoD 
Geschmack  in  kristallinisdier  Form  zu  er- 
zielen. J,  K, 

Pharm,  Post  1906,  130. 


Das  TorpetheTn,  ein  Olykosid  aus  Ipomoea 
Tarpetbum,  welches  in  reichlicher  Menge  in  der 
Droge  Badix  Turpetbi  enthalten  ist,  spaltet  nch 
nach  den  üntersuchuDgeo  von  E.  Votoeek  und 
J,  Kästner  (Ghem.-Ztg.  1906,  Eep.  20}  bei  der 
Hydrolyse  in  eine  Fettsaure  und  ein  Zaoker- 
gemisch,  aus  welchem  neben  einer  großen  Menge 
Rhamnose  eme  kleine  Men^e  Traubenzucker  iso- 
liert werden  konnte.  Das  Torpetbein  gebOrt  also 
zur  Grappe  der  Convolvulinglykoside, 
die  bei  der  Hydrolyse  alle  in  eine  Fettäare,  eine 
Methylpentose  und  eine  Hezose  serAülen. 


653 


Zur  Wertbestimmang  homöo- 
pathischer Potenzen 

zieht  stod.  pharm.  H.  Serger  naeh  Phann. 
Ztg.  1906,  85  die  KristaUiBationaffthigkeit 
der  m  der  LOeung  enthaltenen  Körper  heran. 
Sind  diese  überhaupt  fähig  zu  kriBtallirieren, 
80  erh&lt  man  de  dnreh  Verdampfen  des 
LösnngamittalB  als  einen  ans  Eristaiien  be- 
stehenden Rflokstandy  bezw.  erleichtert  man 
ihnen  die  Kristallisation  durch  Wahl  des 
Lösungsmittels.  Das  ist  so  zu  verstehen, 
daß  man  das  ursprüngliche  Lösungsmittel 
abdampft  und  den  Rückstand  m  emer  ge- 
eigneten Flüssigkeit  lOst  Der  mikroskop- 
isdie  Befund  an  Farbe,  Form,  GrOße  und 
Anordnung  der  Kristalle  sowie  die  Eigen- 
schaften des  Rückstandes,  als  Löslicfakeit  in 
verschiedenen  LOsungsmitteln,y erhalten  gegen 
feuchte  Luft,  Verdampfbarkeit  usw.  können 
zur  näheren  Erkennung  des  Stoffes  dienen.  Das 
Verfahren  wird  folgendermaßen  ausgeführt: 

Auf  einem  peinlich  gesäuberten,  am  besten 
in  der  Mitte  konkav  geschliffenen  Objekt- 
träger verdampft  man  durch  Einbringen  in 
einen  anf  60^  erwärmten  Trockenschrank 
einen  oder  mehrere  Tropfen  der  Potenz  und 
beobachtet  das  Verdunstungsfeld  unter  dem 
Mikroskop.  Die  anzuwendende  Vergrößer- 
ung ist  für  die  meisten  Fälle  200  fach,  doch 
kann  dieselbe  manchmal  bis  500  fach  sein. 

Da  die  Kristallbilder  je  nach  angewandter 
Potenz  verschieden  aussehen,  die  GrOße  der 
EinzelkriBtalle  aber  bei  gleichen  Versuchs- 
bedingungen beständig  bldbt,  so  kann  man 
durch  Vergleichspräparate  auf  die  Menge  des 
vorhandenen  Stoffes  und  damit  auf  die  Zahl 
der  vorliegenden  Potenz  schließen.  Will 
man  also  die  erhaltene  Verdünnung  Platinum 
muriaticam  D.  V  auf  ihre  Güte  prüfen,  so 
nimmt  man  von  einer  bekannten  oder  selbst 
hergestellten  Vergleichspotenz  desselben  Kör- 
pers 3  Tropfen  und  auf  ein  anderes  Gläs- 
chen 3  Tropfen  der  fraglichen  Potenz,  ver- 
dampft wie  oben  gesagt  und  vergleicht 
Beide  Präparate  dürfen  keine  wesentlichen 
Unterschiede  zeigen. 

Verfasser  teilt  die  homöopathischen  Ver- 
dünnungen bezw.  Verreibungen  ui  folgende 
Gruppen  ein: 

L  Verdünnungen,  deren  Salzge- 
halt aus  dem  Potenzalkohol  leicht 
und  gut  kristallisiert  So  zeigt  Ferrum 


chloratum  D.  X  bei  Verdunstung  von  10 
Tropfen  hmtereinander  auf  derselben  Stelle 
des  Objektträgers  deutlich  gelbe  Einzel- 
kristaüe,  die  nach  ^igen  Minuten  an  der 
Luft  zerfließen.  D.  VI  zeigt  nicht  kleine 
Einzelkristalle,  sondern  am  Rande  der  Ver- 
dunstungszone gitterfOrmige  KristallgebUde. 
Schon  ausgebildete  gelbe,  nicht  zerfließliche 
Kristalle  erhält  man  aus  10  Tropfen  Kalium 
bichromicum  D.  X,  während  von  D.  VIT. 
2  und  von  D.  VI  1  Tropfen  genügen,  um 
ein  Kristallbild  zu  erzeugen. 

II.  Verdünnungen,  deren  Salz- 
gehalt unvollkommen  aus  spiri- 
tuOser,  gut  aus  wässeriger  LOsung 
kristallisiert.  Ammonium  carbonicum 
D.  IV  wie  bei  Gruppe  I  behandelt,  liefert 
nur  höchst  unvollkommene,  selbst  bei  starker 
Vergrößerung  schwer  zu  erkennende  Kristall- 
gebilde. In  solchen  lUlen  befreit  man  5  g 
der  Potenz  von  Alkohol  und  nimmt  den 
Rückstand  in  5  g  Wasser  auf.  Diese  Lös- 
ung gibt  dann  gut  ausgebildete  Kristalle. 

III.  Verdünnungen,  welche  flüch- 
tige Säuren  enthalten.  Nach  Ent- 
fernung des  Alkohols  nimmt  man  in  Wasser 
auf  und  versetzt  mit  einigen  Tropfen  Am- 
moniakflttssigkeit  Das  nunmehr  in  LOsung 
befindliche  Ammoniumsaiz  zeigt  charakter- 
istische Kristalle. 

IV.  Verreibungen,  deren  wirk- 
samer Bestandteil  in  Wasser  un- 
löslich ist  Von  der  Verreibung  Caloaria 
carbonica  D.  IV  bringt  man  1  g  auf  ein 
doppeltes  Filter  und  wäscht  mit  Wasser  bis 
zur  Entfernung  des  Milchzuckers.  Darauf 
wird  der  Trichter  auf  ein  Reagensglas  ge- 
setzt und  mit  5  ccm  verdünnter  Salzsäure 
(1 :  10)  gefällt  Die  ablaufende  Säure  ist 
mehrmals  auf  das  Filter  zu  gießen.  Das 
gebildete  Caldumchlorid  ist  dann  leicht  zu 
erkennen. 

V.  Verreibungen,  deren  wirk- 
samer Bestandteil  in  starkem  Alko- 
hol lOslich  ist.  Auf  ein  doppeltes  Filter 
bringt  man  z.  B.  1  g  Benzol  acidum 
D.  III  und  übergießt  mit  96proc  Alkohol 
unter  wiederholtem  Zurückgießen  des  Fil- 
trates.  Die  erhaltene  alkoholische  LOsung 
liefert  beim  Verdunsten  BenzoOsäurekristalle. 


6.U 


Zur  Analyse  der  Seifen. 

In  einer  längeren  Arbeit  bespricbt  W. 
FahiHon  zunächst  die  AusfübruDg  der 
WasBerbestimm  ong  in  Seifen.  Nach 
seinen  Erfahmngen  lassen  sich  zwar  die 
vollkommen  neutralen  Salze  der  Fettsäuren 
bei  etwa  105  ^  ohne  jede  Veränderung  und 
in  scharfer  Weise  zum  gleichbleibenden  Ge- 
wicht bringen,  nicht  aber  die  stark  sauren 
oder  stark  alkalischen.  Das  Verfahren  von 
Stmandj  welcher  die  zu  trocknende  Seife 
mit  einem  auf  105  ^  erwärmten  fetten  Oele 
übergießt  und  bei  105^  auf  dem  Drahtnetz 
erwärmt,  bis  keine  Dampfblasen  mehr  ent- 
weichen, gibt  gute  Resultate.  Verf.  hält  es 
jedoch  für  zweckmäßiger,  das  fette  Oei 
durch  OleXn  (käufliche  Oelsäure,  Neben- 
produkt der  Kerzenfabrikation)  zu  ersetzen, 
welches  ein  viel  besseres  Lösungsmittel  für 
die  Seife  ist,  der  es  zweifellos  einen  Teil 
des  Alkali  entzieht.  Der  Verf.  empfiehlt 
daher  für  die  Wasserbestimmung  fol- 
gendes Verfahren :  In  einem  offenen  Platin- 
tiegel wägt  man  2  bis  4  g  Seife  (etwa 
^  g  Gesamtfett  entsprechend)  ab,  übergießt 
dieselbe  mit  mindestens  der  dreifachen  Menge 
Olein  und  wägt  wieder.  Alsdann  erwärmt 
man  den  Tiegel  mit  einer  kleinen  Bunsen- 
Flamme  vorsichtig,  bis  das  Wasser  voll- 
ständig entwichen  ist  und  die  wasserfreie 
Seife  sich  im  Olein  klar  gelöst  hat.  Diesen 
Augenblick  richtig  zu  fassen,  erfordert  aller- 
dinigs  einige  Aufmerksamkeit.  Tritt  ein 
unangenehmer  brenzlicher  Geruch  auf,  so 
hat  man  zu  lange  bezw.  zu  hoch  erhitzt 
und  die  Resultate  fallen  dann  etwas  zu 
hoch  aus.  Hat  man  zu  kurze  Zeit  erhitzt, 
so  fallen  die  Resultate  zu  niedrig  aus.  Das 
Oletn  ist  alsdann  nicht  klar.  Diese  Trüb- 
ung kann  allerdings  auch  durch  anorganische 
Füllmittel  und  nicht  durch  Wasser  bedingt 
sein,  jedoch  ist  dies  leicht  zu  unterscheiden. 
Bei  richtigem  Arbeiten  und  bei  richtiger 
Probenahme^  d.  h.  bei  Entnahme  der  Proben 
von  verschiedenen  Stellen  des  Innern,  Zer- 
kleinem und  Mischen  derselben,  liegen  die 
Fehlergrenzen  bei  dieser  höchstens  V4  Stunde 
Zeit  erfordernden  Wasserbestimmuug  nach 
Angabe  des  Verf.  innerhalb  0,5  pCt. 

Der  Verf.  führte  nun  von  einigen  Seifen 
vollständige  Analysen  aus,  deren  Ergebnisse 
er  mitteilt     Es  wurden  bestimmt :  Gesamt- 


fett, Gesamtalkali,  freies  Alkali, 
gebundenes  Alkali,  das  mittlere 
Molekulargewicht  der  Fettsäuren 
unterBerücksichtigungvonUn  verseif  barem 
oder  ^un  verseiftem)  Nentralfett,  der 
Schmelzpunkt  und  die  Jodzahl  der 
Fettsäuren.  Die  zu  diesen  Bestimmuiigen 
angewandten  Methoden  werden  vom  Verf. 
ausführlich  beschrieben  und  verweisen  wir 
daher  Interessenten  der  Kürze  halber  auf 
die  Originalarbeit  BU, 

Ztschr,  f,  angew.  Chem.  1906,  385. 

Ein  direkter  Nachweis  von 
Morphin  in  Pfianzenauszügen 

gelingt  nach  Dan  Radulescu  durch  die 
Farbreaktion,  die  Morphin  mit  salpetriger 
Säure  gibt  Sie  läßt  sich  in  jedem  schwadi 
gefärbten  Dekokt  oder  Infus  ohne  weiteres 
anstellen,  ist  sehr  empfindlich  bis  zu  1 :  300  000 
und  charakteristisch  für  Morphinbasen.  Die 
Reaktion  kann  angewandt  werden  in  Fällen, 
in  denen  sich  das  Morphin  nicht  absofaeiden 
läCt,  und  sie  beruht  wahrscheinb'eh  auf  der 
Bildung  von  Nitrosoozanthranol. 

Gibt  man  zu  einer  morphinbaltigen  FlOssig- 
keit  ~  die  Anwesenheit  von  Extraktivstoffen 
in  Dekoklen  usw.  stört  keineswegs  —  eine 
Spur  Natrinmnitrit  und  ein  wenig  Säure,  so 
erhält  man  beim  Alkalisohmachen  eine  hell 
oder  dunkelrote  Färbung,  die  beim  erneuten 
Ansäuern  verschwindet  und  dureh  Basen 
wieder  hervorgerufen  wurd.  Die  rote  Farbe 
geht  beim  Schütteln  mit  Aether,  Chloroform, 
Benzol  oder  Schwefelkohlenstoff  nicht  in 
diese  Lösungsmittel  über.  Längeres  Kochen 
in  saurer  oder  alkalischer  Lösung  verftndert| 
die  Substanz  nicht,  aber  alkoholisches  Alkal 
zerstört  die  Färbung. 

Verf.  hat,  nm  die  Brauchbarkeit  seiiicr 
Methode  zu  studieren,  150  andere  Snbstan- 
zen  in  derselben  Weise  geprüft  and  nie  die 
gleiche  Rotfärbung  gefunden,  au(!er  bei  einem 
Lactucarium  von  zweifelhafter  Reinheit 
Einige  linumarten  (L.  glandulosum  und  L. 
gallioum)  schienen  bisweilen  eme  Andeutung 
der  Reaktion  zu  geben,  was  einigermaßen 
bemerkenswert  scheint,  da  auch  bei  der 
Untersuchung  von  Goca  (ebenfalls  eber 
linacee)  in  konzentrierten  Infusen  eine  ähn- 
liche Reaktion  auftrat  Ä, 
Revista  Farmaciei  1906,  41. 


655 


Zwei  neue 

teilt  C.  Reichard  in  Pharm.  Ztg.  1906; 
591  mit.  Die  eiBtere  besteht  dariD,  daß  man 
a-Naphthol  durch  Aufträufeln  von  40proc.Ka]i- 
lange  bei  gewöhnlicher  Temperator  löst 
und  sofort  nach  erfolgter  LOeang  in  deren  Mitte 
einige  EristftUchen  von  salzsaurem  Kokain 
bringt  In  wenigen  Augenblicken  entsteht,  ört- 
lich begrenzt,  eine  anfangs  bläuliche  Färbung, 
die  allmählidi  tief  dunkelblau  wird.  Sobald 
letztere  Färbung  eingetreten  ist,  saugt  man 
dies  Reaktionsgemisch  mittels  eingetauchter 
Filtrierpapierstreifen  an.  Diese  gefärbten 
Papierstreifen  lassen  sich  nach  dem  frei- 
willigen Trocknen  an  der  Luft  längere  Zeit 
gänzlich  unverändert  aufbewahren,  so  daß 
sie  vor  Gericht  als  Beweisstücke  dienen 
können.  Man  kann  auch  das  Filtrierpapier 
mit  der  Naphtbol-Kalllösung  tränken 
nnd  dann  durch  Zusatz  des  Alkaloides  diese 
Flrbung  hervorrufen,  welche  alsdann  beim 
Stehen  an  der  Jiuft  noch  dunkler  wird. 
Behandlung  dieser  Blaufärbung  mit  25proc. 
Salzsäure  oder  Ammoniak  veranla£te  keine 
Veränderung,  weder  m  der  Kälte  noch  in 
der  Hitze.  Desgleichen  liefert  eine  Lösung  von 
a-Naphthol  in  25proc  Salzsäure  mit  Kokaln- 
chlorbydrat  keine  Farbenerscheinung,  während 
durch  Zusatz  eines  Ueberschusses  von  Alkali 
das  obenbeschriebene  Dunkelblau  auftritt. 

üeber  die  alkalische  Naphthol-Lösung  ist 
zu  bemerken,  daß  die  anfangs  farblose  Lös- 
ung schon  beim  Stehen  an  der  Luft  sich 
graubläulich  färbt  und  beim  Erhitzen  auf 
einer  Porzellanplatte  in  eine  dunkel  schwarz- 
grflnliche  harzartige  Masse  übergeht  Ob- 
wohl zwischen  dieser  und  der  Kokaltnfärbung 
eine  Verwechselung  nicht  gut  möglich  ist, 
80  solle  man  doch  stets  der  frisch  kalt- 
bereiteten Naphthol-Lösung  das  Kokainsalz 
sofort  zusetzen. 

Die  zweite  Reaktion  besteht  darin,  daß 
man  zunächst  Filtrierpapier  mit  einer  alko- 
holischen Lösung  des  Rotholzfarb- 
stoffes (Auszug  des  Rotholzes  mit  90  bis 
96proc  Alkohol)  tränkt  und  durch  frei- 
villiges  Verdunsten,  auf  Glasplatten  trocknet. 
Auf  du  etwa  4  qcm  großes  quadratförmiges 
Stück  dieses  lederbraungelben,  haltbaren  Pa- 
pieres,  das  auf  eine  Glasplatte  mittels  Wasser 
anliegend  btfestigt  wird,  bringt  man  einige 
Kriställchen  von  remem  Kokalnhydrochlorid. 
Dort,  wo  diese  liegen,  bildet  sich  eme  starke 
Rotfärbung,  welche  dem  Karminrot  gleicht, 


das  auf  demselben  Papier  durch  Ammoniak 
und  Alkalien  bezw.  Karbonate  hervorge- 
bracht wird.  Ueber  diese  letztere  Reaktion, 
welche  Kokain  nicht  allein  hei  vorruft,  will 
Verfasser  später  Weiteres  mitteilen.  (Vergl. 
weiter  über  Kokain- Reaktionen  Ph.  C.  46 
[1904],  645  u.  47  [1906],  347  u.  383.)   H.  M. 


Zur  FetteäurebeBtimmung  in 
Textilseifen 

sind  hauptsächlich  2  Methoden  in  Aufnahme, 
die  Hehner'Bche  und  die  Wachskuohen- 
methode.  Die  erstere  liefert  gute  Resul- 
tate, wenn  man  die  Seife  in  einem  tarierten 
Bechergläschen  zersetzt,  in  dem  man  dann 
auch  die  abgeschiedene  Fettsäure  zur  Wäg- 
ung bringt  Der  Wachskuchenmethode  wirft 
man  Ungenauigkeiten  vor,  weil  bei  gefüllten 
Seifen  ein  Teil  der  Fflllungsmittel  mit  in  den 
Wachskuchen  übergehen  kann,  und  weil  die 
Möglichkeit  vorhanden  ist,  daß  der  Wachs- 
kuchen auch  Wasser  einschließt  Der  erste 
Einwand  ist  nach  O.  Krüger  (Chem.-Ztg. 
1906,  123)  an  sich  berechtigt;  da  aber 
Textilseifen  ungefüllt  sind,  so  ist  er  belang- 
los. Die  Aufnahme  von  Wasser  ist  aber 
zu  vermeiden,  wenn  man  die  Erwärmung 
der  Wachs- Fettsäuremischung  auf  dem  Wasser- 
bade solange  fortsetzt,  bis  alle  Luftblasen 
verschwunden  sind.  Um  ganz  sicher  zu 
arbeiten,  empfiehlt  Verfasser  folgendes  Ver- 
fahren: In  einem  Porzellantiegel  von  150 
ccm  Inhalt  werden  10  g  der  Seifenprobe 
abgewogen,  in  Wasser  gelöst  und  mit  20 
ccm  verdünnter  Schwefelsäure  (1  :  10)  zer- 
setzt Dann  wird  erwärmt,  bis  die  Fett- 
sänreschicht  klar  geworden  ist  Der  Verlust 
an  Fettsäure  dabei  ist  nur  gering  und  höch- 
stens bei  Kokosseifen  beträchtlicher,  die  aber 
wieder  als  Textilseifen  weniger  in  betracht 
kommen.  Dann  werden  5  bis  10  g  Wachs 
zugesetzt  und  zum  Schmelzen  gebracht, 
nach  dem  Erkalten  der  Kuchen  abgehoben 
und  das  saure  Wasser  abgegossen  und  so- 
lange durch  neues  ersetzt,  bis  es  nach  dem 
Umschmelzen  noch  neutral  reagiert.  Nach 
dem  letzten  Abgießen  wird  der  Tiegel  mit 
dem  Kuchen  eine  Stunde  bei  70^  C  und 
eine  zweite  bei  100^  getrocknet,  zuletzt 
unter  Zusatz  von  etwas  Alkohol.  Nach  dem 
Erkalten  des  Tiegels  wird  gewogen.  Die 
Methode  ist  einfach  und  bequem  und  gibt 

für  die  Betriebskontrolle  genügende  Resultate. 

— A«, 


65C 


Für  die  BeBtimmuDg  von  Acet- 
anilid  und  Eofifein 

maoht  Picchier  folgende  Angaben:  Wenn 
Acetanilidiösangen  in  Aether  oder  Chloro- 
form bei  gewöhnlicher  Temperatur  verdunstet 
und  über  Schwefelsäure  getrocknet  werden^ 
so  tritt  kein  Verlust  ein.  Beim  Abdestillieren 
bei  50  bis  60^  nnd  Trocknen  durch  12  bis 
24  Stunden  bis  zum  gleichbleibenden  Ge- 
wicht ist  der  Verlust  nur  sehr  gering.  Bei 
95^  dagegen  ist  der  Verlust  an  Acetanilid 
sehr  merkbar,  selbst  bei  Anwendung  eines 
enghalsigen  Gefäßes.  Die  Rückstände  beim 
Abdestillieren  von  AcetanilidlOsungen  in 
Aether  oder  Chloroform  bestehen  nicht  aus 
reinem  Acetanilid,  so  daß  durch  Fehler- 
ausgleichung ziemlich  richtige  Resultate  er- 
halten werden,  wenn  nach  dem  Abdestillieren 
des  Losungsmittels  der  Rückstand  zwei 
Stunden  bei  einer  Temperatur  unter  95^ 
getrocknet  wird. 

Wird  eine  wässerige  oder  Chloroform- 
lösung von  Koffe'fn  bei  Zimmertemperatur 
der  Luft  ausgesetzt,  bis  das  Lösungsmittel 
verdunstet  ist,  und  der  Rückstand  über 
Schwefelsäure  aufbewahrt,  so  wird  das  Ge- 
wicht schließlich  beständig  und  stimmt  nahe- 
zu mit  dem  Gewicht  des  bei  95^  getrock- 
neten Eoffelfn  überein.  Wird  das  Chloroform 
bei  etwa  55^  abgedunstet,  so  zeigt  der  bei 
derselben  Temperatur  getrocknete  Rückstand 
in  5  bis  10  Stunden  gleichbleibendes  Gewicht 
und  stimmt  mit  dem  bei  95^  getrockneten 
Koffein  überein.  Der  Verlust  beträgt  nicht 
mehr  als  0,0001  g  in  24  Stunden.  Da- 
gegen tritt  ein  Verlust  von  3  bis  5  Milli- 
gramm Koffein  ein,  wenn  derartige  Lös- 
ungen in  flacher  Schale  verdunstet  und  der 
Rückstand  bei  95^  getrocknet  wird. 

um  Acetanilid  und  Koffein  neben- 
einander quantitativ  zu  bestimmen, 
gibt  Puckner  folgende  Vorschrift  an:  Die 
das  Acetanilid  und  Koffein  enthaltende 
wässerige  Flüssigkeit  wird  fünfmal  mit  je 
20  ccm  Chloroform  ausgeschüttelt,  das  Chloro- 
formextrakt unter  den  jedem  Analytiker 
geläufigen  Vorsichtsmaßregeln  filtriert,  ab- 
destilliert und  der  Rückstand  zwei  Stunden 
lang  bei  95^  getrocknet  und  gewogen.  Er 
stellt  die  Summe  des  vorhandenen  Acetanilides 
plus  Koffein  dar.  Dieser  Rückstand  wurd 
in  50  ccm   heißem  Wasser  gelöst,  die  Lös- 


ung erkalten  gelassen,  durch  Kristaltisieran- 
lassen  (nötigenfalls  durch  Impfen  mit  einem 
Splitter  Acetanilid)  von  der  größten  Menge 
Acetanilid  befreit  und  das  Filtrat  mit  1  eem 
Salzsäure  und  25  com  Ys-NormaUodlösang 
versetzt,  eine  halbe  Stunde  geaehüttelt,  der 
Niederschlag   von  Koff^nperjodid  abfiltriert 

und  mit  V5~^oi™&l'«^o^l^^QS  (^'^  ™^  ^^ 
säure    angesäuert   ist)   ausgewaschen.     Der 

Niederschlag  wird  mit  etwa  2  g  Natriom- 
Sulfit  zersetzt  und  das  freigemachte  Koffein 
in  bekannter  Weise  mit  Chloroform  ausge- 
schüttelt, isoliert,  getrocknet  und  gewogen. 
Durch  Subtraktion  von  dem  Geaamtgewiehi 
fmdet  man  die  vorhanden  gewesene  Menge 

Acetanilid.  J.  K. 

Pharm.  Review  1905,  302,  305  n.  345. 


Einen  neuen  Indikator 

erhält  man  nach  James  Royle  Woods 
(Joum.  Sc  Chem.  Industry  1905,  1284) 
dadurch,  daß  man  zunädist  1  Molekül 
diazotiertes  p-NitroaniUn  mit  1  Molekül 
2  ,  5 ,  7  -  Amidonaphtholdisnlfonsfture  zn* 
sammenbringt.  Dadurch  entsteht  ein  Körper 
von  der  Formel: 

N=N<_1_>N02 


HOuS 


HO3S 


Durch  15  minutenlanges  Kochen  von 
23  g  dieser  Verbindung  mit  5,5  g  Benz- 
aldehyd, 100  g  Salzsäure  (18  BS)  und  900  g 
Wasser  entsteht  eine  farblose  Lösung,  die 
beim  Abkühlen  einen  Körper  folgender  Zu- 
sammensetzung ausscheidet: 

/  N— N  -  OeH^NOx 
V    ^^  \N— CH. 


HOqS- 


CßH. 


H038 

Dieser  Körper  ist  empfindlicher  ab 
Phenolphthaleün  nnd  Methylorange.  Bei 
Gegenwart  von  Säuren  ist  er  farblos^  at 
Alkali  vorhanden,  so  färbt  er  sieh  intensiv 
orange.  Er  eignet  «eh  zur  maßanalytisoheD 
Bestimmung  der  Essigsänra  nnd  kt  gegen 
Kohlensäure  empfindlich«  — te.^ 


657 


Zur  Kenntnis  der  Phenole 

in  Verbindung  mit  Säuren  und 

Gemischen  mit  Seifen 

vom  chemiBoheii  nnd  bakteriologischen  Stand- 
punkt ans  liefert  H,  Schneider  einen  Bei- 
trag,  weleher  in  der  Ztschr.  f.  Hygiene  n. 
Infektionskrankh.  Bd.  33  (1906),  Heft  1, 
veröffentlicht  ist  Einleitend  gibt  er  für  den 
weniger  in  der  organischen  Chemie  Bewan- 
derten eine  kleine  üebersicht  über  die  Kon- 
stitution der  Phenole  und  Kresole  sowie 
deren  desinfizierende  Wirkung.  Letztere 
beruht  bekanntlich  einerseits  anf  der  An- 
wesenheit der  OH-Gmppe,  andererseits  auf 
der  Gruppierung  und  Anzahl  der  vorhandenen 
KohleDStoffatome.  Als  schwache  Säuren 
bilden  die  Phenole  mit  Alkalien  Salze,  wo- 
durch die  Desinfektionskraft  wesentlich  herab- 
gesetzt wird.  Dagegen  mit  Säuren  z.  B. 
Schwefelsäure  behandelt,  entsteht  unter 
Wasserabspaltung  ein  Schwefelsäureester  mit 
dem  Atomkomplex  O-SO3H,  der  eine  be- 
deutende Steigerung  des  Desinfektionswertes 
bedingt  Je  nachdem  die  Sulfogruppe  SO3H 
in  Ortho-,  Meta-  oder  Parastdlung  zur  OH- 
Gruppe  steht,  ergibt  sich  auch  eine  ver- 
schiedene Desinfektionskraft.  Verf.  stellte 
sich  die  drei  möglichen  Sulfosäuren 
selbst  aus  Dlazoverbindungen  her  und  wählte 
als  Testobjekte  bei  seinen  Versuchen  Staphylo- 
coccns  pyogenes  aureus  nnd  Milzbrand- 
sporen.  Er  fand  dabei,  daß  je  weiter  die 
Sulfogruppe  von  der  OH- Gruppe  entfernt 
ist,  eine  stufenweise  Schwächung  in  der 
Üesinfektionswirknng  eintritt.  Analog  der 
stärkeren  Wirkung  der  Kresole  gegenüber 
den  Phenolen  verhält  sich  auch  die  p-Kresol- 
o-Snlfosäure,  die  die  Phenoi-oSulfosäure  an 
Desinfektionskraft  übertrifft.  Den  höchsten 
Desinfektionswert  besitzen  die  Eresolsäure- 
gemische,  d.  h.  wässerige  KresoUösnngen 
mit  einem  Zusatz  von  freier  Mineralsäurs, 
entweder  Salz-  oder  Schwefelsäure. 

Im  zweiten  Teile  seiner  Arbeit  behandelt 
Verf.  die  Kresole  in  Gemischen  mit  Seifen. 
Sehen  Uebelmesser  und  Fehrs  haben  sich 
mit  demselben  Thema  beschäftigt,  stimmen 
aber  in  ihren  Ansichten  bezw.  der  ungleich- 
mäßigen Wirkung  der  Handelskresolselfen 
nicht  flberein.  Während  ersterer  den  wecli- 
selnden  Gehalt  an  Rohkresolen  für  die  ver- 
sdiiedene    Wirkung    verantwortlich     macht. 


glaubt  Letzterer  den  Grund  in  dem  wediseln 
den  Gehalt  an  den  drei  isomeren  Kresolen 
gefunden  zu  haben,  eine  Ansicht,  die  Verf. 
gemäß  seinen  Untersuchungen  nicht  be- 
stätigen kann;  jedoch  stimmt  er  derjenigen 
von  Uebelmesser  bei,  da  im  Handel  tat- 
sächlich Kresolseifenmischungen  vorkommen, 
deren  Kresolgehalt  zwischen  25  und  50  pCt 
schwankt.  Einen  großen  Einfluß  auf  die 
wechselnde  Wirkung  übt  außerdem  die  zur 
Herstellung  der  Eresolseifen  verwendete 
Kaliseife  aus,  durch  deren  wechselnden  Ge- 
h*alt  an  freiem  Alkali  Kresolalkali  gebildet 
und  so  dei*  Desmfektionswert  entsprechend 
wie  bei  den  Phenolen  vermindert  wird.  Zum 
Schlüsse  bestätigt  Verf.  noch  die  bereits  von 
anderen  Forschem  berichtete  Tatsache,  daß 
ebenfalls  die  Art  der  Fettsäuren,  aus  denen 
die  Seifen  bereitet  werden,  von  großer  Be- 
deutung ist  für  die  Wirksamkeit  einer  Kresol- 
seifenmischung,    da    Kresolleinölseife    z.  B. 

stärker  desinfiziert  als  Kresolrflbölseife. 

Schix. 

Zur  Feststellung  der  Konstitution 
der  Rhodeose 

reduzierten  E.  Votocek  und  J.  Bulir 
(Chem.-Ztg.  1906,  Rep.  3)  die  aus  dem 
Glykoside  Gonvolvulin  isolierte  Rhodeose 
mit  Natriumamalgam  zu  Rhodeit.  Dieses 
schmolz  bei  1 53,5^  C  und  zeigte  in  wässer- 
iger Lösung  die  spezifische  Drehung  [a]  d 
=  — 1,45,  in  10  proc.  Boraxlösung  [a\  d 
=  — 4,6.  Da  durch  das  Sorbosebaoterium  das 
Rhodeit  nicht  in  die  entsprechende  Ketose 
übergeführt  wird,  nehmen  dieVerf f.  für  dasselbe 
und  die  Rhodeose  folgende  Formeln   an: 

CHoOH  und  o/ 

I  |\h 

H-C-OH  H-C-OH 


HO— C— H 
(CH0H)2 


HO-C— H 

I 


(CH0H)2 

I  I 

CHg  CH3 

K  ti(.  deit .  Rhod  eose. 

Die  Ketose  des  Rbodeites  entsteht  aber 
durch  Oxydation  mit  Brom  oder  Salpetersäure 
und  zwar  stets,  niemals  die  Aldose.  Ferner 
gelang  es,  durch  Reduktion  eines  molekularen 
Gemisches  der  Rhodeose  und  der  Ketose 
(Fucose)  die  Entstehung  des  inaktiven  Rho- 
deits  herbeizuführen.  —A«. 


658 


■  ahrungsinittel-Cheiiiie. 


Ueber  Liebig's  Fleischextrakt 

Aub  1800  g  Liebig'B  FleiBcbextrakt  ge- 
wann Prof.  Fr.  Kutscher  3,2  g  Goldver- 
bindangen,  die  bei  der  Trennung  der  Stick- 
Stoffbasen  in  derselben  Fraktion  auftraten 
und  die  sonst  das  Neosin  ergibt  Das  Neosin 
aber  fehlte,  woraus  Verfasser  schließt,  daß 
das  Extrakt  nicht  immer  ganz  gleichmäßig 
zusammengesetzt  ist. 

Die  erste  Fraktion  dieser  Basen  bestand 
aus  Neurin  und  zwar  wurden  1,2  g  hier- 
von gewonnen;  die  sehr  schwer  lösliche 
Goldverbindung  derselben  schmilzt  bei  248^  C, 
Außer  durch  den  Schmelzpunkt  wurde  das 
Neurm  durch  den  Tierversuch  an  Katzen, 
für  die  es,  subkutan  angewandt,  ein  heftiges 
Gift  ist,  identifiziert.  Sehr  schwer  trennbar 
war  von  dem  Neuringoldchlorid  die  zweite 
Base,  die  als  Gholingoldchlorid  erkannt 
wurde;  Schmelzpunkt  243^  (reines  Gholin- 
goldchlorid 2440  bis  2450  C).  Neurin 
und  Gholin  sind  als  neu  aufgefundene 
Bestandteile  des  Fleischeztraktes  zu  ver- 
zeichnen. 

Der  Verfasser  führt  des  weiteren  das 
Verhalten  des  Oblitinchlorids,  des  NovaYn- 
chlorids  und  des  Ignatin  gegenüber  den  ver- 
schiedenen Alkaloidreagentien  auf.     —del. 

Ztsehr.  f.  Unters,  d.  Nähr,-  u.  Oenufim, 
1906,  XI,  582. 


Die  Sauerstofl^ahl  der  Mehle. 

Ansdiließend  an  die  Versuche  von  Neitr 
mann  Wender  (vergl.  Pharm.  Gentralh.  47 
[1906],  321)  hat  TT.  Bremer  es  unter- 
nommen, eine  größere  Anzahl  Weizenmehle, 
die  aus  bekannten  Sorten  Rohweizen  in  der 
BienerfBchen  Mühle  zu  Dresden -Plauen 
hergestellt  waren,  mit  Hilfe  ihres  Abspalt- 
ungsvermögens für  Sauerstoff  aus  Wasser- 
stoffperoxyd zu  klassifizieren.  Die  Versuch»- 
ergebnisse  waren  durchaus  unbefriedigend 
und  der  Verfasser  hält  daher  die  Aufstellung 
einer  Sauerstoff  zahl  für  die  Qualitäta- 
bestimmung  der  Weizenmehle  —  nament- 
lich in  bezug  auf  die  Backfähigkeit  —  für 
untunlich.  Da  mehrere  Enzyme  in  an- 
scheinend wechselnden  Mengen  im  Mehl 
und  auch  in  der  Kleie  vorhanden  sind  und 


da  die  Einwirkung  dieser  Enzyme  stets  zu 
Anfang  weit  energischer  erfolgt  ak  gegen 
Ende  der  Reaktion  hin,  so  mißt  Brauer, 
obwohl  er  für  Kleie  günstigere  Ergebnisse 
hatte,  der  Sauerstoffzahl  wenig  Bedeutung 
bei.  Bei  Kleie  tritt  in  deren  Wurkungs- 
weise  auf  Wasserstoffperozyd  eine  gro^e 
Aehnlichkeit  mit  der  der  Dlastase  auf  Stärke 
hervor.  —  del. 

Ztschr.   f.   Unters,    d.   Nähr."  u.  Oenu/^m. 
1906,  X[,  569. 


üeber  Eikonseiren  und  Elsurrogate  be- 
richten ßeytkien  und  Waiers.  Proben  von  ge- 
Irockaetem  Eigelb,  die  nach  füoQähriger  Aufbe- 
wahrung abermals  analysiert  wurden,  hatten 
ihre  Zusammensetzung  nicht  nennenswert  ge- 
ändert, ein  Beweis  für  die  Haltbarkeit  dieser 
Art  Eikonserven.  Im  Gegensatz  zu  den  er- 
wähnten reellen  Trookenprfiparaten  steht  das 
0  V  u  m  i  n ,  das  wir  bereits  in  Pharm.  Gentnlh. 
46  [1905],  682  besprochen  haben.  VogeUy'u 
Oven  ist  ein  ebenso  zweifelhafter  «wirklicher 
Ersatz  für  fiische  Eier»  und  genau  solohe  In- 
duscriepräparate  mit  künstlicher  Oolbfarbung,  um 
den  Anschein  hohen  Eigehaltcs  zu  erwecken, 
sind  Dr.  L...'s«EipuIver  und  Laktoei- 
p  u  1 Y  e  r ,  wie  d>e  Analysen  der  genannten  Ver- 
fasser beweisen.  Das  letztere  Präparat  scheint 
einem  Kas^ngohalt  seine  hohen  Zahlen  für  Stick- 
stoff bei  der  Analyse  zu  vordanken.       — dei. 

Ztsehr.  f,  Unters,  d.  Nähr.-  u.  Oenußm. 

1906,  XI,  273. 


Ist  Pferdewurst  leieht  von  anderer  Wurst 
zu  untersrheiden  ?  In  einer  Verhandlung  wegoo 
Nahrungsmittel- Verfälschung  bekundete  der  eine 
Sachverständige,  Eroistierarzt  JT/.,  daß  sioh 
Pferdewurst  sehr  schwer  von  anderer  Wurst 
unterscheiden  lasse.  Der  andere  Sachverständige, 
Polizeiohemiker  Dr.  </.,  sagte  Folgendes :  Chemisch 
sei  Pferdefleisch  sehr  leicht  von  Rinfleisoh  zu 
unterscheiden,  das  betreffende  Verfahren  sdiiage 
aber  fehl,  wenn  es  sich  um  Untersuchung  von 
Wurbt\¥aren  handle.  Dabei  versage  au<£  das 
biologische  Verfahren.  Eine  gewisse  Unter- 
scheidung böte  der  Umstand,  daA,  wenn 
man  die  Pferdewurst  längs  durchbricht,  auf  der 
Brnchfläche  viele  trockene  MusAelfasem 
m  die  Erscheinung  treten ;  auch  die  Farbe  bilde 
em  gewisses  Erkennungszeichen.  Biorzu  geböro 
allerdings  eine  größere  Erfahrung,  die  nur  durch 
längere  Beschäftigung  mit  dem  Gegenstand  zu 
erlangen  sei.  A.  St. 

Pharm.  Ztg.  1905,  Nr.  94. 


659 


Oeht  Borsäure  aus  dem  Futter 
in  das  Fleisch  der  Schlachttiere 

über? 

Mit  dieser  Frage  beschäftigten  sich  K, 
Famsteiner  und  P,  Buttenberg.  In 
Amerika  sollen  die  jungen  Schweine  in 
manchen  Gegenden  mit  Magermilch  ernährt 
werden^  der  zum  Zwecke  der  Haltbarmach- 
ung Borsäure  zugesetzt  wird,  und  physiolog- 
ische Gründe  lassen  einen  Uebergang  der- 
selben in  das  Fleisch  als  nicht  ausgeschlossen 
erscheinen.  Die  FQtternngsversuche  der 
Verfasser  zeigten^  daß  die  Schweine,  welchen 
täglich  0;25  bis  0,75  g  Borsäure  mit  dem 
Futter  gereicht  wurden,  völlig  gesund  blie- 
ben und  innerhalb  eines  Vierteljahres  von 
etwa  6  auf  37  kg  zugenommen  hatten. 
Die  verschiedensten  Organe  der  geschlach- 
teten Tiere  wurden  genau  auf  Borsäure 
untersucht  Das  Fleisch  dieser  Schlachttiere 
wies  nirgends  erkennbare  Mengen  von  Bor- 
säure auf,  selbst  unter  abnormen  Verhält- 
nissen geht  diese  also  nicht  in  dasselbe 
über. 

Die  Verfasser  kOnnen  sich  der  von 
Beyihien  vertretenen  Ansicht,  daß  doch 
möglicherweise  bei  intensivster  Ftitterung 
mit  borsänrehaltiger  Nahrung  bestimmbare 
Mengen  (0,01  pCt)  Borsäure  in  die  Organe 
der  Tiere  übergehen  nicht  anschlieren.  In 
aus  dem  Auslande  eingeführtem  Fleisch  hat 
es  sich  bisher,  wenn  überhaupt  Borsäure 
nachgewieeen  werden  konnte,  stets  um  ab- 
siclitliche  Zusätze  gehandelt  oder  es  stammte 
die  Borsäure  aus  dem  mit  Borsäurelösungen 
durchtränkten  Holze  der  Fässer  und  Kisten. 

ZtscJtr.  /.  Unters,  d.  Nähr.-  u.  Oenu/^m. 
1906,  XI,  8.  —del. 


Die  Zusammensetzung 
der  Tomate  und  des  Tomaten- 
saftes. 

Bislang  lagen  nur  Untersuchungen*  von 
ausländischen  Tomatensäften  und  Tomaten- 
konserven,  zumeist  von  italienischen  oder 
amerikanischen  Chemikern  vor.  Die  Unter- 
Buchong  von  81  Proben  Tomaten-Mark  und 
cGhili-Säuren»,  wie  die  allgemein  beliebten, 
aus  den  ganzen  Früchten  bereiteten  Kon- 
serven in  Amerika  genannt  werden,  durch 
Winton  und  Ogden  hat  gezeigt,  daß  sehr 


viele  dieser  Präparate  durch  Stärkekleister 
verfälscht  sind,  minderwertige  Tomatenabfälle, 
künstliche  Farbstoffe  und  Konservierungs- 
mittel wie  Salicylsäure  und  Borsäure  usw.'-') 

Die  Zusammensetzung  des  Tomatensaftes, 
auch  aus  deutschen  Früchten,  hat  W,  Stüber 
neuerdings  untersacht  Verfasser  stellte  aus 
3  kg  frischen  Früchten  1300  ccm  Saft  dar, 
der  sich  durch  Zusatz  von  0,05  pGt  Salicyl- 
säure nicht  konservieren  ließ.  Hingegen 
wurde  durch  0,1  pCt  Formaldehyd  dieses 
Ziel  erreicht  Als  Beispiel  sei  das  Ergebnis 
einer  der  Analysen  in  Prooenten  aufgefilhrt: 
Ganze  heimische  Tomaten  vom  Oktober 
1905:  Wasser  94,5,  Trockensubstanz  5,48, 
Stickstoff  0,116  (=  0,725  Stickstoff  Sub- 
stanz), Mineralstoffe  0,5,  Alkalität  der  Asche 
4,62  ccm  Normal-Säure,  Alkalitätszahl  9,24, 
wasserunlösliche  Bestandteile  2,17,  petrol- 
ätherlösliche  Bestandteile  0,06,  Zucker  vor 
der  Inversion  2,53,  nach  der  Inversion  2,51, 
freie  Säure  berechnet  als  Zitronensäure  0,41, 
Phosphorsäure  0,044.  In  der  Asche  ist  der 
starke  Gehalt  an  Kali  —  über  die  Hälfte 
der  Gesamtasche  ist  K2O  —  auffällig.  Der 
Tomatensaft  hatte  folgende  Zusammensetz- 
ung: Spez.  Gew.  1,0190,  Extrakt  (direkt) 
4,00  pCt,  Zitronensäure  0,60  pCt,  Zucker 
2,34  pCt,  Asche  0,5  pGt,  Alkalität  derselben 
5,2  ccm  Normal-Säure,  Stickstoff  0,098  pCt, 
Phosphorsäure  0,031  pCt  Nach  diesen  Er- 
gebnissen konnte  der  Verfasser  an  Tomaten- 
pur6e  des  Handels  nachweisen,  ob  sie  ver- 
fälscht war  oder  nicht.  ^del. 

Ztsehr,   f.    Untersuch,   d.  Nähr.-  u.   Oenuß- 
mittel  1906,  XF,  230,  578. 


Zltronensaftf&lsehung.  lieber  einen  gcscbiokt 
gefälschten  Zitronensaft  berichten  B.  Matthea 
und  Fritx  Müller.  Demselben  waren  zur  Vor- 
täuschung der  Pektiustoffe  KapiUärsirup  zuge- 
setzt, wodurch  mit  Alkohol  Fällung  eintrat  und 
zudem ,  um  den  Phosphorsäuregehalt  vorzu- 
täuschon,  phosphor saures  Salz  in  entsprechender 
Menge.  Durch  die  Polarisation  wurde  die  Fälsch- 
ung aufgedeckt  (  +  4,öO  im  100  mm-Rohr). 

Ztschr.  f   Unters,  d.  Nähr.-  u.   Oenußm. 
1906,  Xr,  20.  — rfc/. 


*j  Der  Berichte retatter  hat  selbst  ein  der- 
artiges Präparat  untersucht,  Heinxe's  «Tomato- 
Schutney»  aus  St.  Louis,  das  sich  als  reines, 
gutes  gewürztes    Fruchtpuree   reell    hergestellt 


81  wies. 


660 


Photographische  Mitteilungen« 


Die  Photographie  in  der  Schule. 

Praktisehe  Uebangen  in  der  Photographie 
worden  an  der  13.  Realsehale  in  Berlin 
verBuehsweiBe  im  letzten  Winter  veranstaltet 
Von  einem  Physiklehrer  wurden  fflr  Sehüler 
der  beiden  obersten  Klassen  nnentgeltliehe 
Sonderkurse  abgehalten,  in  denen  das  Ent- 
wickeln der  Negative,  das  Kopieren  anf 
Bromsilberpapieren,  die  Herstellung  von  Ver- 
größerungen usw.  ausgeführt  wurden.  Die 
Uebungen  haben  sich  bewährt  und  werden 
in  diesem  Sommer  fortgesetzt  Es  wird 
beabsichtigt,  vorgeschrittene  Teilnehmer  auch 
im  künstlerischen  Kopierverfahren  zu  unter- 
weisen. Ein  guter  photographischer  Apparat 
ist  aus  den  Eintrittsgeldern  eines  in  der 
Schule  veranstalteten  Vortragsabends  gekauft 
worden.  Bm. 

Schnelles  Trocknen  mehrerer 

Negative. 

Den  bekannten  Prozeß,  dn  Negativ  in 
Alkohol  zu  trocknen,  kann  man  mit  be- 
sonderem Vorteil  anwenden,  wenn  man 
mehrere  Negative  schnell  hintereinander 
trocknen  möchte.  Man  stellt  dann  3  Schalen 
mit  Alkohol  auf,  läßt  das  Negativ  in  der 
ersten  Schale  5  Minuten  liegen,  bringt  es 
dann  auf  die  gleiche  Zeit  in  die  zweite  und 
ebenso  in  die  dritte  Schale.  Die  anderen 
Negative  rücken  entsprechend  nach.  Sobald 
das  Negativ  aus  der  dritten  Schale  kommt, 
wh-d  es  an  der  Luft  fast  vollkommen  trocken 
sein.  Man  erhält  auf  diese  Weise  den 
Alkohol  auch  länger  brauchbar,  nur  wird  er 
durch  die  Wasseraufnahme  geschwächt. 
Deshalb  bringt  man  nach  der  Operation 
den  Inhalt  der  3  Schalen  in  eine  Flasche, 
fügt  ein  wasserentziehendes  Mittel  wie  Chlor- 
calcium  zu  und  schüttelt  gut  um.       Bm. 


Fixierbad  mit  Borsäure-Zusatz.  Der  ital- 
ienische photographische  Forscher  Prof.  R. 
Namtas  empfahl  liürzlich  den  Zusatz  von  Bor- 
säure zum  Fixierbad.  Reeb  berichtet  aber  in 
«Phot.  News»  Nr.  633,  daß  er  damit  weniger 
günstige  Resultate  als  mit  dem  gewöhnlichen 
sauren  Fixierbad  erzielt  habe.  Der  Bericht- 
erstatter kann  dies  aus  eigener  Erfahrung  be- 
stätigen und  empfiehlt  deshalb,  bei  den  alten 
Vewährteu  Vorschriften  zu  b!oib  n.  Bm 


i  Aufhahmen  von  Röntgen- 
strahlen 

hat  TFßb^nach  der  cPhot  Ind.»  folgende 
wichtige  Beobachtungen  gemacht.  Röntgen- 
Strahlen  erzeugen  in  vielen  Substanzen,  auf 
die  sie  auftreffen,  sekundäre  Strahlen,  die 
ebenfalls  anf  die  Platte  einwurken.  liegt 
nun  die  Platte  auf  emer  solchen  Substanz, 
z.  B.  einer  hölzernen  Tischplatte,  so  ergibt 
sich  leicht  eine  aUgemeine  Verschleierung. 
Diese  Gelegenheit  zur  Verschleierung  durch 
sekundäre  Strahlen,  die  aus  der  Unterlage 
stammen,  wurden  bisher  nicht  beachtet  und 
die  Strahlen  können  oft  die  Ursadie  von 
Fehlem  gewesen  sein.  Zur  Sidierung  gegen 
derartige  Zufälle  soll  man  die  photograph- 
ische Platte  ünmer  auf  eine  von  den  Rönigefi- 
Strahlen  nicht  durchdringbare  Platte,  z.  B. 
eine  Bleiplatte,  legen.  Bm 


MiBbrauch  der  Photographie. 

Eine  bekannte  englische  Schauspielerin 
sah  sich,  wie  die  « Photogr.  Rundschau » 
berichtet,  vor  kurzem  genötigt,  gegen  die 
Herausgeber  emer  Bildpostkarte  geriebtlich 
einzusdireiten.  Man  hatte  dem  photo- 
graphierten  Bilde  emer  Dame  im  Nacht- 
gewande  zugegebenermafien  duroh  Eom- 
binationsdruck  ihren  Kopf  angefflgt  und 
dieses  gefälschte  Bild  in  den  Verkehr  gebracht. 
Der  Vertrieb  wurde  natürlich  sofort  unter- 
sagt und  die  Fälscher  haben  überdies  eine 
Verurteilung  wegen  Beleidigung  zu  erwarten. 
Da  sich  flberaus  leicht  mit  Photographien 
auf  diese  Weise  Mißbrauch  treiben  llfit,  hofft 
man,  daß  dieser  gemeingefähriiche  Unfag 
durch  eine  hohe  Strafe  exemplarisdi  gesahnt 
wurd.  Bm, 

Blpsen  auf  Platten  entstehen  häufig  durch 
zu  langes  Wfissem.  Die  Gelatineechicht  kann 
bei  einem  derart  übertriebenen  W&sserangii- 
prozeß  nicht  mehr  fest  am  Olase  haften  und  es  zieht 
sich  Wasser  oder  Luft  zwischen  Schicht  und  ö\z^. 
Wenn  manjdie  Blasen^mit  einer  feinen  Nadelo 
aufsticht,  trocknen  sie  gewöhnlich  gut  zusammen. 
Besser  ist  es  jedoch,  man  vermeidet  sie  über- 
haupt duroh  kürzeres^  Wässern ;  halbstondiges 
Wässern  genügt  in  den  meisten  FSilen  voU- 
ständig.  Bm. 


661 


BOohersohau. 


letriebsvorsohrifteA  ftr  Drogen-  und  Oift- 
haadlnngeA   in    PrenBen.      Zum    Oe- 
brmoebe  fflr  Gewerbetreibende  und  Be- 
hörden bearbeitet  von  F.   Urbariy  Re- 
dakteur an  der  PharmazeutisGhen  Zeitung. 
Berlin  1906.    Verlag  von  Julius  Sprin- 
ger.   Preis:  2  Mk. 
Die  einschlägigen  Gesetze  und  Polizeiverord- 
nimgen  sind  in  folgenden  Grnppea  übersichtlich 
zusammengestellt:    Genehmigung    und    unter- 
sagunf;,  Ankündigung,  Ausübung,  Üeberwachung 
des  Gewerbebetriebes,   Strafbestimmungen.    Als 
Anhang  zu  dem  handlichen  Büchelchen  ist  ein 
«Verzeichnis    der    dem    Apothekenhandverkauf 
entzogenen  Stoffe»   beigefügt;  es  ist  dieses  das 
Verzeichnis  aus  der  Verordnung  über  die  Ab- 
gabe stark  wirkender  Mittel  unter  Einschaltung 
der  in  der  Z^chenzeit  durch  Erlasse  hinzuge- 
fügten, wie  Heroin.   Migraenin,  Filirwurzel  und 
-extrakt,    sowie    Thyreoidin.     Das   Büchelchen 
^ird  den  Beteiligten,  darunter  auch  den  Apo- 
thekern, sehr  erwünscht  sein. 


8. 


Die  gesetzlieken  Besünunnugen  über  die 
Ankündigung  von  Geheinunitteln,  Arz- 
neimitteln und  Heilmitteln  im  Deut- 
schen Reiche  einschließlich  der  Vorschriften 
über  den  Verkehr  mit  Geheim- 
mitteln. Zum  Gebrauche  für  Behörden, 
Apotheker,  Fabrikanten  und  die  Presse 
bearbeitet  von  E.  Urban,  Redakteur 
an  der  Pharmaz.  Zeitung.  Berlin  1904. 
Verlag  von  JwZ,  Springer,  Preis :  2,60  Mk. 

Der  Inhalt  des  vorliegenden  Schriftchens 
gliedert  sich  in  die  Abschnitte :  Geltendes  Rocht 
und  Erläutemng  der  Rechtslage.  Die  einzelnen 
Erlasse,  Zusätze,  Bestimmungen  usw.  sind  dann 
nach  Staaten  geoidnet. 

Die  Schrift  bietet  allen  Denen,  die  sich  mit 
dem  Gegenstande  von  großen  Gesichtspunkten 
aus  zu  befassen  haben,  eine  sicherlich  sehr  will- 
kommene, handliche  Uebersicht;  alle  Diejenigen 
aber,  die  in  einem  umgrenzten  Wirkungskreise 
in  der  Schrift  Rat  und  Auskunft  suchen,  werden 
infolge  der  Anordnung  des  Stoffes  und  mit  Hilfe 
des  ausführlichen  Registers  schnell  das  Ge- 
wünschte auffinden  können.  — r. 


Tear-book   of  pharmacy  with    the    trans- 

actions    of    the    british    pharmaceutical 

Conference   at   the    42.  annual-meeting 

held  in  Brighton,  July  1905.     London 

1905.     J.  (&  Ä,  Churchill     7,  Great 

Mariborough  Street 
Dem  Buch  ist  ein  Bildnis  des  Vorsitzenden 
der  Pharmazeutischen  Versammlung  in  Brighton: 
W.  Ct.  H.  Naylor  in  London  beigegeben,     s. 


Lehrbuch  der  physiologischen  Chemie  in 
30  Vorleanngen.  Von  Emil  Abder- 
halden, Privatdosent  fflr  Physiologie  an 
der  Universitftt  Berlin.  Berlin-Wien  1906. 
Veriag  von  ürban  db  Schwarxenberg, 
Preis:  ungeb.  18  Mk. 

In  30  Vorlesungen  wird  das  Gebiet  der  phy- 
siologischen Chemie  in  klarster  Weise  nach  dem 
heutigen  Stande  völlig  erschöpft.  Namentlich 
interessiert  uns  das  Kapitel  über  Eiweiß,  wel- 
ches die  grundlegenden  Arbeiten  von  Bmil 
Fiaeher  und  vielen  anderen  Forschem  eingehend 
behandelt  und  schon  hierdurch  eine  empfind- 
same Lücke  in  den  Werken  über  Ph3rsiologie 
und  physiologische  Chemie  ausfüllt.  Fast  in 
keinem  der  bis  jetzt  erschienenen  ähnlichen 
Werken  finden  wir  eine  so  klare  und  streng 
wissenschaftliche  Behandlung  dieses,  des  schwie- 
rigsten, Kapitels  der  Chemie.  In  dem  etwa  700 
Seiten  starken  Werk  führen  uns  etwa  230  Seiteo, 
also  fast  der  dritte  Teil  desselben,  in  das  Wesen, 
den  Bau  und  die  Abbauprodukte  der  Eiweiß- 
körper ein.  In  den  Kapiteln  über  die  Wechsel- 
beziehungen zwischen  Fett,  Kohlenhydraten  und 
Eiweiß  zeigt  uns  Verfasser,  wie  eine  Umwand- 
lung einer  Gruppe  von  Nahrungsstoffen  in  eine 
andere  im  tierischen  Organismus  stattfinden 
muß,  und  erörtert  die  Beziehungen,  die  zwischen 
den  oben  genannten  Gruppen  von  Nahrungs- 
stoffen bestehen.  Diese,  zum  Teil  zwar  schon 
bekannten,  Darlegungen  gibt  uns  Abderhalden 
in  mustergiltiger  Weise  und  in  geradezu  glän- 
zender Art  wieder.  Kaum  ein  anderes  Werk 
kann  sich  ihm  in  diesen  Ausführungen  zur  Seite 
stellen. 

Eine  große  Anzahl  von  Tabellen  und  wertvollen 
Literaturangaben  machen  uns  das  Buch  unent- 
behrlich und  wir  hoffen,  daß  es  die  Verbreitung 
finden  möge,  die  es  im  vollsten  Maße  verdient. 

W.  K 

Preislisten  sind  eingegangen  von: 

H.  Pesehken  in  Bremen  über  chemische  Pro- 
dukte, pharmazeutische  Präparate,  Spezialitäten. 

Dietx  db  Richter  in  Leipzig  über  Drogen, 
Chemikalien,  pharmazeutische  Präparate  usw. 

Sandberg  db  Schneidewind  in  Hamburg  über 
Diogen,  Chemikalien,  pharmazeutische  Präparate, 
Farben,  Gelatine  kapseln,  sterilisierte  Lösungen, 
Korke. 

Q.  Pohl  in  Schönbaum  (Bez.  Danzig)  über 
Gelatinekapseln,  Perlen,  keratinierte  Kapseln, 
Tabletten,  subkutane  Losungen,  Mentholstifto 
usw.  Durch  eine  eigenartige  Einrichtung  am 
Rande  ist  das  Aufsuchen  sehr  erleichtert. 

Ck.  Keller  db  Co.  in  Heidelberg  über  Drogen, 
Chemikalien,  pharmazeutische  Präparate  usw. 


662 


Verschiedene  Mitleiluiigeii. 


Auswnrflinge  des  Vesuv. 

Seitens  emer  Hamburger  Wohlfahrts-Anstalt 
werden  seit  einiger  Zeit  die  verschiedenen  Arten 
Yon  Answnrfs-Massen,  die  im  Monat  April  dieses 
Jahres  die  Anwohner  des  Yesny  in  Angst  nnd 
Schrecken  versetzten,  in  den  Handel  gebracht. 
Die  Arbeiter-Kolonie  in  Hambarg, 
B  i  1 1  h  ö  r  n  e  r ,  K  a  n  a  1  s  t  r.  50,  hat  ^ine  kleine 
Menge  der  typischsten  Auswürflinge  des  Vesuv 
erhalten  und  bietet  dieselben  in  ihren  drei 
Hauptformen  zum  Kaufe  an.  In  einem  sauber 
gearbeiteten  Kästchen  aus  Gedemholz  mit  3  Ab- 
teilungen sind  enthalten :  1.  Asche,  2.  La- 
pilli,  3.  Lava  nebst  kurzes  Beschreibung 
von  Herrn  Prof.  Dr.  Oottsehe,  Mineraloge  am 
Naturhistorischen  Museum  in  Hamburg.  Der 
Preis  eines  solchen  Kästchens  mit  Inhalt  beträgt 
2  Mark.  Die  Anschaffung  ist  Schulen  und 
Sammlungen  sehr  zu  empfehlen. 


Die  Honigerzeugiuig  Europas. 

Es  wird  an  dieser  Stelle  allgemein  interess- 
ieren, über  die  europäische  Gesamtproduktion 
von  Honig,  dieses  auch  pharmazeutisch  so  wich- 
tigen Produktes,  näheres  zu  erfahren. 

Auf  grund  sorgfältiger  Ermittelungen  schätzt 
man  die  Honigerzeugung  Europas  gegenwärtig 
auf  rund  80000  T  (1  Tonne  =  1000  Kilogramm), 
deren  Wert  ungefähr  44  Mill.  Mark  erreicht. 
Nach  einer  im  Handelsmuseum  wiedergegebenen 
Statistik  ist  Deutschland  der  größte  Honigprodu- 
zent unter  den  Ländern  Europas  mit  1910000 
Bienenstöcken,  die  im  ganzen  20000  T  Honig 
liefern.  An  zweiter  Stelle  steht  Spanien  mit 
1 690  000  Stöcken  und  19000  T  Honig,  an  dritter 
Oesterreich-Ungam  mit  1550000  Stöcken  und 
18000   T   Honig.     Die  übrigen  Länder  bleiben 


erheblich  zurück.  Frankreich  liefert  10000  T^ 
Holland  2500,  Belgien  2000,  Griechenland  1400^ 
Rußland  und  Dänemark  je  900  T. 

Bemerkenswert  ist  an  dieser  Statistik  auch 
die  Wirkung  der  klimatischen  Verhältnisse.  Am 
stärksten  treten  sie  im  Vergleich  zwischen  RoB- 
land  und  Griechenland  hervor,  indem  Griechen- 
land mit  nur  30  000  Bienenstöcken  1400  T  Honig 
hervorbringt,  während  Rußland  mit  110000 
Stöcken  nur  900  T  liefert.  Dabei  wird  freilich 
außer  der  Gunst  oder  Ungunst  des  Klima  auch 
die  Sorgfalt  der  Bewirtschaftung  seitens  der 
Bienenzüchter  wesentlich  mitsprechen.     Wgl, 


£ 


Bekanaitmaohimg. 

Die  zuständigen  Ausschüsse  des  Reichs-GesEand- 
heitsrates  wenlen  sich  in  Verbindung  mit  dem 
Kaiserlichen  Gesundheitsamte  demnächst  mit  dea 
Vorarbeiten  zu  einer  neuen  Ans- 
ähe des  «Arzneibuches  für  das 
eutsohe  Reich»  zu  befassen  haben. 
Hierzu  ist  erforderlich,  zunächst  das  einschlägige 
Material  zu  sammeln.  Um  es  mögliohst  vdl- 
st&ndig  zu  erhalten,  richte  ich  an  die  far  die 
Angelegenheit  sich  interessierenden  HenenAerzte, 
Tierärzte  und  Apotheker  ergebenst  das  Ersuchen, 
ihre  Wünsche,  die  sich  auf  die  Neu- Ausgabe 
des  Arzneibuches  beziehen,  bekanntzugeben,  ins- 
besondere sich  über  die  auf  Grund  ihrer  £r- 
fährangen  empfehlenswerte  Aufnahme  neuer 
oder  Streichung  offizineller  Arzneimittel  la 
äußern.  Die 'Einsendung  bezüglicher  Vorschläge 
nebst  Begründung  an  den  Unterzeichneten  würde 
mit  Dank  erkannt  werden. 

Bt4mm, 

Präsident  des  Kaiseriichen  Gesundheitsamtes, 
Vorsitzender  des  Reichs-Gesundheitsratee. 


Brieffwecheel« 


Btt.  in  B.  In  voriger  Nummer  (S.  685)  war 
eine  kurze  Mitteilung  aus  der  Ztschr.  f.  angew. 
Chem.  enthalten,  welche  besagt,  daß  man  mit  Hilfe 
Yon  Ameisensäure  (an  stelle  der  Weinsäure 
und  Essigsäure)  den  Baumwollwaren  einen 
sog.  ckrachenden  Griff»  geben  kann, 
der  als  ein  Zeichen  der  Güte  gelten  soll,  was,  wie 
man  aus  vorstehendem  ersieht,  aber  gar  nichts 
zu  bedeuten  hat  und  künstlich  erzeugt  wird. 

Von  der  Verbandwatte  ist  es  schon  lange  be- 
kannt, daß  man  ihr  das  knirschende 
Geräusch  beim  Zusammendrücken,  das  auch 
von  manchen  als  Zeichen  der  Güte  ausgegeben 
und  angesehen  wird,  künstlich  verleiht,  indem 
man  die  Watte  aas  einem  Seifenbad  (also  mit 
noch  anhängender  Seifenlösung)  in  ein  Säurebad 
(sehr  verdünnte  Schwefelsäure)  bringt.  Dabei 
werden   die  Reste   der  Seife  zersetzt,   die  frei- 


gewordenen  Fettsäuren  haften  an  der  Faser  und 
werden  auch  durch  das  nachfolgende  Waschen 
nicht  beseitigt.  Es  sind  also  die  aus  der  Seife 
daroh  Säure  abgeschiedenen  Fettsäuren 
(oder  bei  Verwendung  von  Harzseife,  such  Han- 
säuren), die  das  «knirschende  Geräusch»  oder  den 
«krachenden  Griffe  der  Watte  oder  Banmwdl- 
Gespinste  bewirken.  Ob  das  nun  Schwefelsfiaie 
oder  Ameisensäure  ist,  mit  welcher  die  Seife 
zersetzt  wird,  dürfte  gleichgiitig  sein!  (Nach 
jener  eingangs  erwähnten  Angabe  gibt  m%n  die 
Baumwollware  in  ein  Seifenbad,  welchem  man 
auf  das  Liter  8  ccm  Ameisensäure  zusetzt!!) 

SehmMer. 
(Man  vergleiche  auch  hierzu  «Handkommentar 
zum  Arzneibuch  für  das  Deutsche  Reich»  (IV) 
von  Sehneider  und  Süß,  Seite  482.      SekHft- 
leüung.) 


Yerlegar :  Dr.  A.  Seknelder,  Dmdtn  und  Dr.  P.  StO,  DrMd«n-Bluew]U. 
▼enmtwortllQlMr  Ldtar:  Dr.  P.  StB,  In  DrMdMJ-lllMWlti. 
Im  Boehbaadel  doreb  Juli  ob  Springer,  Beriln  N..  Monblloanlats  8. 
Dniok  TOB  Fr.  Tittel  Naehfolger  (Knnath  ft  Mahlo)  In  Dntden. 


Pharmaceutische  Centralhalle 

für  Deutschland« 

Heraosgegeben  von  Dr,  A.  8ohH«id*i*  nnd  Di*.  P.  SOs«. 


»f 


ZeitBchrift  ffir  wissensclisfüiehe  nnd  geseb&ftliche  Interessen 

der 


Gegründet  von  Dr.  HermuB  Hager  im  Jahre  1859. 

Eraoheint  jeden  Donnerstag. 

Bezng'Bpreis  Tierteljährlioh:  dnroh  Buchhandel  oder  Post  2,60  Mk.,  duroh  Oescbafts* 
stelle  im  Inland  3,^  Mk.,  Ausland  3^  Mk.  ^  Einsebe  Nummern  30  Pf. 

Anzeigen:  die  einmal  gespaltene  Slein-Zeile  30  PI,  bei  größeren  Anzeigen  oder  Wieder* 

holungen  PteisenDäßigung: 

Leiter  der  )  Dr.  Alfred  Schneider,  Dresden-A.  21;  Schandaner  Str.  43. 
Zeltsehrift:  /  Dr.  Paul  Süß.  Dresden-Blasewitz;  Gustar  Treyäg-Str.  7. 

Cksehlflsstelle:  Dresden-A.  21;  Schandaner  Straße  43. 


Mm. 


XLVa 

Jahrgang. 


IulMlt:  01i«m1«  ud  Pfeamaeie:  Fnmigatoor  pectorml  d'Espie.  —  MjtoUn*  —  Die  neue  OsterrdehlMli«  Phanna- 
kopOe.  —  Alozantbin.  —  Zur  SivelßTerdaaimg.  —  Ceber  Blauiflureglxkoaide.  -^  SkopoUinin  and  Skopolia.  —  Steri« 
Ualenn  in  der  Apoüieke.  —  Nenerangen  an  Leboratorlams-Apperaten.  —  Heliam,  daa  einsige  Gee,  du  nicht  sa 
reifl&asigen  ist.  —  Neue  Pillenmaschine.  —  Auslegung  ptaarmazeutiseher  Gesets«.  —  Verbindungen  der  Amide  ein- 
bsiifldier  8Iaren  mit  Formaldehyd.  --  NfthnugiBlttel-Ohemle.  —  PkarMakogBoatlMlie  MitteUwumB.  — 
Th«r*pevtia«a«  MittoiliugtB.  —  Baehertoliaa.  —  YenehledeBe  Mitteilwig«!!.  —  BriefvrMhid. 


Chemie  und  Pharmame« 


Fumigateur  pectoral  d'Espic. 

ifitteiloog  aus  dem  Laboratorium  für  angewandte 
Chemie  au  der  Kgl.  Uniyersltät  München. 

Von  (7.  Mai  und  Ä.  Schaeffer, 

Wir  hatten  unlängst  Gelegenheit  im 
behördlichen  Auftrage  die  mikroskop- 
ische nnd  chemische  Untersuchung  einer 
Probe  von  Espic- Asthma-Zigaretten 
aasznffihren,  deren  Ergebnis  wir  kurz 
mitteilen  in  der  Annahme,  daß  es  für 
den  einen  oder  anderen  Fachgenossen 
vielleicht  von  Interesse  ist,  die  Zu- 
sammensetzung dieses  Geheimmittels 
kennen  zu  lernen. 

Die  uns  übergegebene  Probe  befand 
sich  in  einer  blauen  Pappschachtel,  be- 
zeichnet mit«Fumigateur  pectoral  d'Espic. 
Massat,  Pharmacien,  Doctexir  Rouffilange, 
Successeur,  20  rue  Saint-Lazare,  Paris 
usw.» 

Die  Schachtel  enthielt  15  braune,  an 
beiden  Enden  zugespitzte  Zigaretten  von 
etwa  8]^cm  Länge  und  1  g  Gewicht; 


auf  jeder  Papierhülle  war  der  Firmen- 
stempel cj.  Espic»  angebracht. 

Der  Inhalt  der  Papierhüllen,  die  durch- 
schnittlich 0,09  g  wogen,  bestand  aus 
einem  Gemisch  mittelfein  geschnittener 
Stengel-  und  Blattteile  neben  verein- 
zelten Samen  und  Staubblättern  im 
Durchschnittsgewicht  von  0,89  g. 

Bei  der  mikroskopischen  Untersuch« 
ung  wurden  festgestellt:  Stechapfel- 
blätter, kenntlich  an  den  sehr  zahl- 
reichen Kristalldrusen  von  Calciumoxalat; 
Bilsenkraut,  charakterisiert  durch 
die  zahlreichen  Einzelkristalle  von  Cal- 
ciumozalat;  Tollkirschenblätter, 
mit  zahlreichen  Eristallsandzellen  neben 
wenigen  Einzelkristallen;  Bilsenkraut- 
samen, mit  der  fein  areolierten  (netz- 
grubigen)  Samenschale  und  kampylo- 
tropem  Embryo.  Die  ganz  vereinzelt 
vorhandenen  Antheren,  an  denen  teil- 
weise noch  die  Filamente  anhingen, 
stammten  höchstwahrscheinlich  ebenfalls 
von  Bilsenkraut. 


664 


Die  Anwesenheit  von  Tabak,  dessen 
eyentaeller  Nachweis  im  Hinblick  auf 
die  zollamtliche  Behandlung  der  Asthma- 
zigaretten von  Bedeutung  war,  war 
mikroskopisch  nicht  festzustellen;  ins- 
besondere waren  in  etwa  50  Präparaten 
die  für  Tabak  charakteristischen  mehr- 
zelligen, keulen-  oder  köpfchenförmigen 
Haare  mit  großer  Basalzelle  nicht  zu 
erkennen.  Ebensowenig  waren  weitere 
Pflanzenteile,  wie  z.  B.  Früchte  von 
Wasserfenchel,  auffindbar,  die  angeblich 
einen  Bestandteil  der  Zigaretten  bilden 
sollten. 

Bei  der  chemischen  Untersuchung, 
die,  soweit  der  Nachweis  von  Alkaloiden 
in  betracht  kam,  nach  dem  Gang  von 
Sias  -  Otto  ausgeführt  wurde,  gelang 
lediglich  der  Nachweis  beträchtlicher 
Mengen  A tropin.  Da  die  Zigaretten 
angeblich  einen  Zusatz  von  Opium- 
extrakt enthalten  sollten,  wurde  beson- 
dere Rücksicht  auf  den  Nachweis  der 
Opiumalkaloide,  insbesondere  des  Mor- 
phin genommen;  die  diesbezüglichen 
Versuche  waren  indessen  ergebnislos. 
Ebensowenig  gelang  der  Nachweis  von 
Nikotin. 

Die  PapierhüUen  wurden  für  sich 
untersucht,  wobei  Alkaloide  sowie  Schwer- 
metalle, Nitrate  usw.  nicht  nachzuweisen 
waren. 

Der  wirksame  Bestandteil  der  vor- 
liegenden Asthmazigaretten,  die  nur 
schwer  entzündbar  und  noch  schwerer 
im  Glimmen  zu  erhalten  waren,  ist 
demnach  im  wesentlichen  als  ein  Ge- 
misch von  Stechapfel-,  Tollkirschen-  und 
Bilsenkrautblättem  und  -Stengeln  zu 
bezeichnen. 

Münohen,  28.  Jnli  1906. 


Mytolln  ist  ein  Eiweißkörper  ans  Muskeln. 
Man  erhät  ihn  naoh  W,  Heubner  (Aroh.  f.  ex- 
perim.  Pathol.  u.  Phannakol.  Bd.  53)  in  folgen- 
der Weise ;  Naoh  dem  Entfernen  des  Blndärb- 
stoffes  nnd  der  löslichen  albominartigen  Sub- 
stanz mittels  Wassers  wird  durch  Aussehen 
mit  lOproo.  EocbsalzlÖsung  ein  globinartifer 
Körper  gewonnen,  der  durch  Dialyse  das  Mytolin 
als  einen  nicht  mehr  salslöslichen  Körper  liefert, 
der  sich  in  verdünnten  Alkalien  löst.    K  M. 


Die  neue  österreichische 
Pharmakopoe 

(PharmacopoeaAuatriaea.  Editio  OctaTa^). 

Besprochen  von  Dr.  ö.  Weigel, 

Nach  mehrjähriger  Vorbereitung  (seit 
1900)  ist  nunmehr  auch  ein  neues  Arznei- 
buch fiir  das  verbündete  Nachbarland 
Oesterreich  erschienen  und  seit  dem 
1.  Juli  daselbst  in  Kraft  getreten.  Die 
Pharmacopoea  Austriaca  Ed.  VIII,  welche 
die  1889  herausgegebene  7.  Ausgabe 
ersetzt,  reiht  sich  in  seiner  Neugestalt- 
ung den  kurzlich  neuerschienenen  und 
im  Laufe  des  Jahres  in  vorliegender 
Zeitschrift  bereits  besprochenen  Arznei- 
bttchem  würdig  an.  Wenn  auch  Ph. 
Austr.  Vni2)  im  Vergleich  zur  4.  Aus- 
gabe des  D.  A.-B.  und  der  übrigen 
letzthin  erschienenenArzneibüchem  nichts 
hervorragend  Neues  bietet,  ja  sogar  zu- 
meist in  die  Fußtapfen  des  D.  A.-B.  IV 
getreten  ist,  so  verdient  sie  doch  be- 
sprochen —  und  ihre  Veränderungen 
bezw.  Verbesserungen  in  großen  Zügen 
charakterisiert  zu  werden. 

Ph.  Austr.  Vin  hat  in  der  Fachpresse, 
vor  allem  in  der  Oesterreichs,  Aner- 
kennung gefunden.  Aber  trotz  der 
vielen  zeitgemäßen  Neuerungen  bleibt 
auch  in  diesem  Arzneibuch  noch  man- 
ches zu  wünschen  übrig;  was  darüber 
in  den  österreichischen  Landen  selbst 
von  maßgebender  Seite  verlautet  ist, 
soll  im  nachfolgenden  speziell  berück- 
sichtigt werden. 

Um  zunächst  auf  das  Aeufiere  des 
neuen  österreichischen  Arzueibaches  and 
seine  Einteilung  zu  sprechen  zu  komm^ 
sei  gesagt,  daß  es  in  Format  nnd  Um- 
fang etwa  dem  unserigm  gleicht  Es 
ist  wie  sein  Vorgänger  in  lateinischer 
Sprache  verfaßt  mit  Rücksicht  auf  die 
in  Oesterreich  herrschenden  nationalen 
Verhältnisse ;  den  Ttehechen  z.  B.  würde 
kein  deutsch  verfaßtes  Arzneibach  ge- 
nehm sein  und  umgekehrt  Um  daher 
unnötige  Uebersetznngen  zu  vermeiden, 


1)  Viennae,  Caes.  Beg.  Aiüae  et  Imperi  Itpo- 
graphia  1906. 

^  Ph.  Austr.  Vin  =  Abküizusg  ffirFbanuh 
oopoea  Austriaca,  Editio  Octaya. 


665 


erscheint  hier  das  Latein  die  Arznei- 
sprache von  jeher  als  Retter  in  der  Not. 
Dem  Arzneibuch  ist  zur  schnellen  Orient- 
ierung eine  kurze  allgemeine  Inhalts- 
fibersicht (Index)  vorgedruckt,  dann  folgt 
die  fibliche  Vorrede  (Praefatio),  in  wel- 
cher die  Prinzipien,  auf  denen  sich  die 
Neubearbeitung  aufbaut»  dargelegt  sind. 
U.a.  werden  hier  die  in  die  Ph.  Austr.Vm 
nicht  wieder  aufgenommenen  offizindien 
ArzneikOrper  der  Ph.  Austr.  VII,  sowie 
auch  die  neuen  offlzineUen  Arznei- 
mittel aufgezählt.  Nach  dem  Vorwort 
bilden  einige  in  Paragraphen  gegliederte 
Generalregeln  (Regulae  et  notae  gene- 
rales)  ein  Kapitel  Ar  sich  und  ein  wei- 
teres solches  allgemein  zu  beachtende, 
einfahrende  Spezialvorschriften  (Notae 
et  indicationes  speciales).  Auf  Einzel- 
heiten dieser  beiden  Kapitel  komme  ich 
sp&ter  noch  des  näheren  zu  sprechen. 
Es  folgt  nun  die  Beschreibung  der  ein- 
zelnen Arzneimittel  in  627  Artikeln, 
welchen  sich  eine  Vorschriftensammlung 
(Elenchus)  von  64  gangbaren  galenischen 
Präparaten  anschließt.  Dieser  cElenchus» 
als  Anhang  zur  Pharmakopoe  verfolgt 
den  anzuerkennenden  Zweck,  dem  Apo- 
theker bewährte  Vorschriften  ffir  ärzt- 
licherseits häufig  verordnete  oder  auch 
im  Handverkauf  vielverlangte  Heilmittel 
an  Hand  zu  geben  und  dadurch  zu  er- 
möglichen, daß  die  betreffenden  Präpa- 
rate im  ganzen  Lande  in  gleichmäßiger 
Beschaffenheit  zu  haben  sind.  Im  An- 
schluß an  den  Elenchus  vereinigt  ein 
Kapitel  unter  der  Ueberschrift  «Materiae 
ad  usum  antisepticum»  die  vom  Arznei- 
bach gewünschte  Zusammensetzung  und 
Prüfung  der  wichtigsten  Verbandstoffe 
(Hydrophile  Oaze,  Karbol -Watte  und 
-Gaze  (2proc.),  Dermatol- Watte  und  -Qaze 
(20proc.),  Jodoform -Watte  und  -Qaze 
(10,  20  und  SOproc),  Salicyl- Watte  und 
-Oaze  (Sproc).  Den  Schluß  der  Ph. 
Austr.  Vin  machen  unter  der  Bezeich- 
nung «Apparatus  Reagentium»  Verzeich- 
nisse der  Beagentien  und  volumetrischen 
Lösungen  sowie  der  zur  Analyse  nötigen 
Geräte  und  Utensilien,  femer  6  Tabellen, 
ein  Synonymenverzeichnis  und  das  Ge- 
neralregister (Index  generalis).  Schon 
diese  Irarze  Uebersicht  aber  den  Inhalt 


und  die  praktische  Anordnung  des  Stoffes 
läßt  die  fortschrittliche  Tendenz  der 
Ph.  Austr.  VIII  in  günstigem  Lichte 
erscheinen. 

Aus  dem  allgemeinen  Teil  des  Arznei- 
buches bezw.  dem  Vorwort  und  den 
Generalvorschriften  sind  folgende  im 
Vergleich  zur  Ph.  Austr.  VII  neue  Einzel- 
heiten zu  erwähnen:  Ausgabe  VH  ent- 
hielt 669  Artikel  und  die  Nachträge 
(Additamenta)  zu  dieser  62,  insgesamt 
also  621.  Von  diesen  sind  62  Artikel 
gestrichen  und  dafür  68  in  Ausgabe 
VIII  neu  aufgenommen  worden,  sodaß 
dieselbe  627  Artikel  bezw.  Arzneimittel 
aufweist,  außer  den  64  Zubereitungen 
des  Elenchus  und  den  9  Verbandstoffen. 
Obgleich  sich  unter  den  Neuaufnahmen 
eine  ganze  Anzahl  bewährte  neuere 
Heilmittel  (Dermatol,  Guajakolkarbonat, 
ProtargoT,  Tannalbin  u.  a.}  befinden,  sind 
doch  —  und  mit  Recht  —  Klagen  da- 
rüber laut  geworden,  daß  man  verschie- 
dene wirksame  Präparate  jüngeren  Da- 
tums aufzunehmen  unterlassen  hat  (z.  B. 
Aspirin,  Urotropin,  Veronal  u.  a.).  Als 
Entsdiuldigung  hierfür  kann  nur  geltend 
gemacht  werden,  daß  die  Neubearbeit- 
ung bereits  ein  halbes  Dezennium  vor- 
her ihren  Anfang  genommen  hat,  die 
Beratungen  über  Neuaufnahmen  daher 
schon  vor  IJahren  zu  einem  gewissen 
Abschluß  gelangt  sind. 

Auch  bei  Ph.  Austr.  VUI  ist  ent- 
schieden als  wichtigster  Fortschritt  der 
enge  Anschluß  an  die  Brüsseler  inter*^ 
nationalen  Abmachungen  zu  bezeichnen. 
Im  Vorwort  werden  ^e  die  bekannten, 
bereits  früher  mehrfach  erwähnten  Me- 
dikamente aufgezählt,  welche  nach  der 
«Formula  intemationalis»  zu  bereiten 
sind. 

Mit  dem  Brüsseler  Beschluß,  stark" 
wirkende  Heilmittel  nicht  in  Form  von 
Arzneiwein  zu  bereiten,  nimmt  es 
Ph.  Austr.  VIII  (im  Gegensatz  zu  an- 
deren Arzneibüchern)  sogar  sehr  genau  $ 
von  starkwirkenden  weinigen  Medika- 
menten ist  nur  Vinum  stibiatum  (2  :  600) 
offlzinell,  während  Vinum  Colchici  ge« 
strichen  wurde« 

Zwecks  Wertbestimmung  der  Drogen 
sind  eine  ganze  Anzahl  Alkaloid-  und 


666 


dergl.  Bestimmongen  neu  aafgenommen ; 
so  fordert  jetzt  Pb.  Austr.  VlII  von 
Cortex  Ghinae  (succimbra)  6  pCt,  Folia 
Theae  2  pCt,  Gnarana  4  pCt,  Opium 
12  pCt,  Radix  Ipecacuanhae  2  pCt,  Semen 
Colae  1,6  pCt,  Semen  Strychni  2,6  pCt 
Alkaloide,  von  Herba  Sabinae  4  pCt 
ätherisches  Oeli  von  Radix  Jalapae 
10  pCtHarz.  Auch  ffir  narkotische  Ex- 
trakte and  Tinkturen  ist  unter  Berttck- 
sichtigung  der  diesbezflglichen  Brüsseler 
Vereinbarungen  ein  bestimmter  Alkaloid^ 
gehalt  vorgeschrieben ;  bei  den  Alkaloid- 
bestimmungsmethoden  ist  die  gewichts- 
analytische Bestimmung  der  maßanalyt- 
ischen (im  D.  A.-B.  IV)  vorgezogen 
worden.  E^  sei  hierbei  aber  nicht  ver- 
gessen zu  erwähnen,  daß  man  in  betreff 
der  Vorschriften  des  Alkaloidgehaltes 
bei  Drogen  der  Ph.  Austr.  VIII  Inkon- 
sequenz vorwirft  (vergl.  Ref.  in  Pharm. 
Centralh.  47  [1906],  481).  So  wird 
z.  B.  für  einzelne  galenische  Zubereit- 
ungen ein  Alkaloidgehalt  vorgeschrieben, 
ffir  die  als  Ausgangsmateriid  dienenden 
Rohdrogen  aber  nicht.  Von  diesen  einen 
bestimmten  Gehalt  zu  fordern,  ist  aber 
nötig,  wenn  daraus  vollwertige  Präpa- 
rate resultieren  sollen!  Bei  Hydrastis 
vermißt  man  ebenfalls  ungern  nähere 
Angaben  über  den  zu  fordernden  Al- 
kaloidgehalt. 

Zur  Wertbestimmung  der  Fette,  fetten 
Oele,  Wachse  und  einiger  HarzkOrper 
sind  Verseifungs-  bezw.  Jodzahl  aufge- 
nommen worden.  Wenig  praktisch  er- 
scheint es,  daß  Ph.  Austr.  Vin  nur  die 
Qesamtverseifungszahl  bestimmen  läßt, 
während  doch  häufig  gerade  die  ge- 
trennte Ermittelung  der  Säure-  und 
Verseifungs-  bezw.  Esterzahl  erst  den 
rechten  Anhaltspunkt  für  die  Reinheit 
der  Droge  gibt.  Zur  Prüfung  vegeta- 
bilischer Drogen,  besonders  auch  in 
Pulverform,  wird  jetzt  das  Mikroskop  in 
weitgehendem  Maße  herangezogen;  femer 
sind  bei  Drogen  vielfach  Angaben  über 
den  Extrakt-  und  Aschengehalt  vorge- 
sehen. Allerdings  soll  in  einigen  FUlen 
der  von  Ph.  Austr.  VIII  verlangte 
Aschengehalt,  wie  von  maßgebender 
Österreichischer  Seite  berichtet  wird,  mit 
der  Praxis  unvereinbar  sein,  d.  h.  die 


Forderung  des  Arzneibuches  bewegt  sich 
in  zu  engen  Grenzen« 

Zur  Prüfung  der  chemischen  Präpa- 
rate, von  denen  —  wo  nicht  unbedingt 
nötig  oder  ohne  Schwierigkeit  erreich- 
bar —  kein  übertriebener  Reinheitsgrad 
verlangt  wird,  zieht  Ph.  Austr.  neuer- 
dings den  Schmelz-  und  Siedepunkt 
heran ;  für  die  Bestimmung  derselben  sind 
Erläuterungen  im  allgemeinen  Teil  ent- 
halten. 

Die  in  der  7.  Ausgabe  sehr  allgemein 
gehaltenen  Angaben  über  LOslichkeits- 
verhältnisse  sind  nunmehr  durch  Zahlen 
genau  präzisiert.  Von  den  zu  unter- 
suchenden Lösungen  sollen,  soweit  nichts 
anderes  vermerkt  ist,  stets  10  ccm  Ver- 
wendungfinden und  zur  Prüfung  Reagens- 
gläser mit  30  mm  Durchmesser  dienen. 
Neu  ist  auch  die  Aufnahme  der  Betten- 
dorf  sehen  Arsenprobe,  welche  an  stelle 
der  bisherigen  itfar^A'schen  Probe  tritt, 
femer  die  Erweiterung  der  Maßanalyse 
durch  cUe  Jodometrie  behufs  Wertbe- 
stimmung verschiedener  Eisenverbind- 
ungen. 

Allen  chemischen  Berechnungen  liegen 
die  Atomgewichte  der  Deutschen  Chemi- 
schen Gesellschaft,  also  0  =  16,  zu 
gründe,  während  in  der  7.  Ausgabe  be- 
kanntlich 0  ^  15,96  als  Norm  galt 
Ganz  allgemein  wird  noch  in  den  Haupt- 
regeln hervorgehoben,  daß  im  Arznd- 
buch  unter  cTeile»  stets  Gewichts- 
teile zu  verstehen  sind,  kurzweg  «Lösung» 
wässerige  Lösung  bedeutet  und  mit 
«^aqua»  stets  aqua  destillata  gemeint  ist 
welches  bei  allen  vorzunehmend«! 
Operationen  (zum  Lösen,  Extrahieren 
usf.)  ausschließlich  zur  Verwendung 
kommen  soll.  Für  Tropfengewichte  ist 
der  auf  der  Brüsseler  Konferenz  fest- 
gelegte Tropfenzähler  (mit  3  mm  Ab- 
tropffläche) angenommen  worden. 

Ueber  Temperaturen  bei  chemisch- 
pharmazeutischen Arbeiten  läßt  sich  die 
Ph.  Austr.  Vin  wie  fo^ft  ans:  Die 
spezifischen  Gewichte  bexiehen  sicfa  in 
der  Begd  auf  Ib^  G\  als  Durchschnitts- 
temperatur gilt  sonst  16  bis  SO^  Cy 
während  Mazerationen  bei  einer  Tem- 
peratur nicht  über  SO^  Digestionen  bei 
einer  solchen  nicht  über  60  ^  C  vor- 


S67 


zanehmen  sind.  Im  Anschlaß  hieran 
seien  auch  die  Angaben  Aber  Sterili- 
sation erwähnt,  welchePh.  Austr.  VUI 
aufgenommen  hat: 

cDie  Sterilisation  von  Arzneimitteln 
und  der  Materialien  znm  antiseptischen 
Gebrauch  erfolgt,  wenn  nichts  anderes 
yorgeschiieben  ist,  mit  Hilfe  kochenden 
Wassers  und  seiner  Dämpfe  oder  yer- 
mittels  trockener  Hitze,  in  einem  be- 
stimmten Apparat  (Thermostat)  —  wel- 
cher in  den  Apotheken  vorhanden  sein 
muß  — gem&ß  den  Regeln  der  Bakterio- 
logie unter  jeweilig  genauer  Berttck- 
sichtignng  der  Beschaffenheit  der  zu 
steriMerenden  Substanz. 

Der  Sterilisationsprozeß  erstrebt  die 
Vemichtnng  der  Mikroorganismen,  be- 
sonders derjenigen  gefährlicher  Natur. 
Die  auf  genannte  Weise  behandelten 
Medikamente  nennt  man  «sterilisiert» 
oder  «steril». 

Alle  zur  intravenösen  oder  subkutanen 
Einspritzung  bestimmten  Flfissigkeiten 
dürfen  nur  sterilisiert  abgegeben  werden. 
Heilmittel  zur  Behandlung  äußerlicher 
Wunden  oder  der  Schleimhäute  sind 
ebenfiJls  sterilisiert  abzugeben,  sowie 
es  vom  Arzt  gefordert  wird. 

Die  Sterilisation  von  Heilmitteln  durch 
Zusatz  keimtötender  Stoffe  darf  nicht 
erfolgen,  wenn  dies  der  Arzt  nicht 
speziell  vorschreibt 

Arzneimittel,  welche  von  Haus  aus 
oder  infolge  ihrer  Bereitung  keimtötende 
Wirkung  besitzen,  brauchen  nicht  steril- 
isiert zu  werden.  Lösungen,  welche  durch 
Hitze  Zersetzung  erleiden,  können  durch 
Filtration  vermittels  geeigneter,  d.  h. 
Mikroorganismen  zurfickhcdtender  Filter 
sterilisiert  werden^ 

Die  sterilisierten  Objekte  gelten  so 
lange  als  steril,  als  sie  vom  Zeitpunkt 
der  vollzogenen  Sterilisation  an  in  ein 
und  demselben,  sorgfältig  verschlossenen 
Gefäß  aufbewahrt  wurden.» 

Die  Aufnahme  vorstehender,  zweck- 
mäßiger Bestimmungen  ist  besonders 
hervorzuheben,  da  die  meisten  Arznei- 
bflcher  dar&ber  keine  oder  nur  därftige 
Vorschriften  geben. 

Die  Durchführung  des  Dezimalsystems 
bei  den  Vorschriften  ffir  galemsche  Zu- 


bereitungen, so  daß  das  Endprodukt 
100  bezw.  1000  Teilen  beträgt,  ist 
ebenfalls  ds  ein  Fortschritt  zu  bezeich- 
nen. Für  die  Zerkleinerung  von  Drogen 
und  dergl  sind  6  Abstufungen  vorge- 
sehen, 3  für  die  Schnittform  (Siebe  mit 
je  8,  3  oder  3  mm  Maschenweite)  und 
3  für  die  Pulverform  (Siebe  mit  je  10, 
26  oder  48  bis  60  Maschen  auf  1  cm 
Siebfläche).  Der  bei  Bereitung  galen- 
ischer  Präparate  gewünschte  Zerkleiner- 
ungsgrad der  Drogen  ist  jedesmal  durch 
Angabe  der  Siebnummer  zum  Ausdruck 
gebracht. 

Von  tabellarischen  Uebersichten  führt 
Ph.  Austr.  VIII  Verzeichnisse:  1)  der 
Gifte  und  2)Separanden(analogD.  A.-B.IV), 
3)  der  Höchstgaben  (Einzel*  und  Tages- 
gabe), 4)  derjenigen  Medikamente,  welche 
nur  auf .  ärztliche  Verordnung  hin  ab- 
zugeben, dem  freien  Verkehr  also  ent- 
zogen sind,  5)  der  Atomgewichte  (0=16), 
und  6)  der  Molekulargewichte  aller  im 
Arzneibuch  enthaltenen  chemischen 
Arzneikörper,  unter  gleichzeitiger  An- 
gabe der  entsprechenden  empirischen 
Formel,  schließlich  7)  der  gebräuch- 
lichsten Synonyme.  Die  im  vorher- 
gehenden Arzneibuch  enthaltenen  Ta- 
bellen über  die  spezifischen  Gewichte 
offizineller  Präparate  (bei  verschiedenen 
Temperaturen),  den  Procentgehalt  des 
Alkohols,  der  Essig-,  Salz-,  Salpeter-, 
Phosphor-  und  Schwefelsäure,  des  Ammon- 
iaks, der  Kali-  und  Natronlauge,  sowie 
die  Löslichkeitstabelle  sind  weggelassen 
worden  —  eigentlich  sehr  zu  Unrecht, 
denn  gerade  diese  Hil&tabellen  werden 
häufig  genug  beim  Arbeiten  in  Labora- 
torium und  Apotheke  gebraucht!  Sie 
sind  deshalb  auch  von  den  neuerschie>- 
neuen  Pharmakopoen  anderer  Länder 
aufgenommen  worden. 

Der  Erwähnung  wert  bleiben  noch 
die  folgenden,  wichtigen  Paragraphen 
der  allgemeinen  Einführungs-Bestimm- 
ungen (Regulae   et  notae  generales) : 

§  1.  Die  in  das  Arzneibuch  au^fi^ 
nommenen  Arzneimittel  müssen  ohne 
Ausni^ime  in  allen  Apotheken  vorrätig 
sein. 

§  S.  Alle  Präparate,  für  deren  Her- 
stellung im  Arzneibuch  eine  Vorschrift 


6G8 


vorgesehen  ist,  sind  ausschließlich  nach 
dieser  Vorschrift  zu  bereiten  and  zn 
yerabfolgen.  Präparate,  welche  nar  in 
den  früheren  Ausgaben  der  Pharmakopoe 
enthalten  sind,  in  der  Apotheke  aber 
noch  geführt  werden,  sind  nach  der- 
jenigen Vorschrift  zu  bereiten,  die  in 
der  letzten,  das  betreffende  Präparat 
behandelnden  Ausgabe  gegeben  ist.  Die 
Dispensation  dieser  Mittel  erfolgt  nach 
Maßgabe  der  diesbezüglichen  Pharma- 
kopoe. 

§  3.  Arzneimittel,  welche  weder  in 
der  neuen  (Vni.)  Ausgabe  noch  in 
früheren  enthalten  sind,  aber  dennoch 
häufig  verordnet  und  deshalb  in  der 
Apotheke  vorrätig  gehalten  werden, 
dürfen  weder  verunreinigt  noch  ver- 
fälscht, müssen  vielmehr  ebenfalls  von 
bester  Beschaffenheit  sein.  Dieselben 
sind  mit  gleicher  Sorgfalt  aufzubewahren 
und  zu  verabfolgen  wie  die  offlzineUen 
ArzneikOrper,  denen  sie  je  nachdem  in 
ihren  Eigenschaften  im  allgemeinen 
gleichen. 

Solche  Arzneimittel,  sowie  auch  neu 
in  den  Verkehr  kommende 
ArzneikOrper  dürfen,  soweit  eine 
anderweitige  ministerielle  Verordnung 
nicht  erscMenen  ist,  nur  auf  grund 
ärztlicher  oder  tierärztlicher 
Verschreibung  verabfolgt  wer- 
den. Verschiedene  Arzneiformen  (Spe- 
zialitäten), wie  z.  B.  Tabletten,  Kapseln 
und  Pastillen  sind  auch  in  ihrer  Original- 
verpackung dem  freien  Verkehr  ent- 
zogen, sofern  sie  Arzneikörper  enthalten, 
deren  Verabfolgung  von  einer  ärztlichen 
Verordnung  abhängt.  Ausnahmen  hier- 
von unterliegen  der  ministeriellen  Ge- 
nehmigung. 

§  4.  Die  dem  freien  Verkehr  ent- 
zogenen, offlzinellen  Medikamente  sind 
in  einer  dem  Arzneibuch  beigegebenen 
Tabelle  (IV)  zusammengestellt,  auch  im 
PharmakopOetext  selbst  durch  starken 
Eursivdruck  der  betr.  Ueberschrift 
gekennzeichnet.  Außerdem  ist  es 
verboten,  organotherapeutische 
Präparate,  desgleichen  Heil- 
sera ohne  ärztliches  Rezept 
abzugeben. 


§  6.  üeberschreitet  die  vom  Aitte 
verordnete  Menge  eines  Arzneimittds, 
für  welches  im  Arzneibuch  HOchstgaben 
vorgesehen  sind,  die  letzteren,  so  maß 
dies  vom  Arzte  durch  ein  Ausrufongs- 
zeichen  (!)  besonders  markiert  sem. 

§  6.  Von  Medikamenten,  welche  man 
in  der  Apotheke  in  verschiedener  Rein- 
heit vorrätig  zu  halten  pflegt,  ist  stets 
das  reinste  Präparat  zu  verab- 
folgen, falls  in  dieser  Beziehung  die 
ärztUche  Verordnung  nichts  b^agt. 
Ebenso  ist  von  Medikamenten,  welche 
in  verschiedener  Stärke  und  Konzentration 
im  Arzneigebranch  fibUch  sind,  ohne 
eine  darauf  bezugnehmende  Angabe  des 
Arztes  stets  das  verdünnte  bezw. 
schwächere  Präparat  zu  dis- 
pensieren. (Fortsetzung  folgt) 

Das  Aloxanthio,  eia  von  Tilden  darch  Cbiom- 
säaregemisoh  aus  Aloin  erhaltenes  Ozydations- 
produkt,  besteht  nach  OesterU  aus  eioem 
Gemisch  von  Aloe-Emodin  und  Rhein.  Zar 
Identifizierung  wurde  das  Produkt  mit  Essig- 
Säureanhydrid  und  Natriumacetat  acetyliert  und 
das  Acetat  durch  Bensol  in  einen  löslichen  nnd 
einen  unlöslichen  Teil  geschieden.  Der  nnlös- 
liehe  Körper  wurde  durch  mehrmaliges  üm- 
kristaliisieren  aus  Pyridin  in  Kristallen  Toin 
Schmelzpunkt  314  o  (7  erhalten  und  daher  als 
Rhein  angesprochen,  während  der  lösliche  Anteil 
bei  ähnlicher  Behandlung  ein  Acetat  vom  8chmeli- 
punkt  177  bis  178  ^  und  nach  dem  Yeraeifen 
einen  Körper  vom  Schmelzpunkt  224  bis  225^ 
lieferte,  der  mit  Aloe-Emodin  identisch  war. 

Sehtceix.  Woekensekr.  f.  Ckem,  u.  Pharm, 
1905,  682.  l  L 

Zur  Efweißrerdaano^.  Die  Wirkungsweise 
von  Salzsäure  und  Pepsin  bei  der  künstüoben 
Verdauung  des  Fibrin  hat  J91  Leo  zum  Gegen- 
stand einer  Untersuchung  gemacht  (Ztschi.  f. 
physiol.  Chem.  1905,  46,  286).  Nach  seinen 
Versuchen  tritt  das  Fibiin  in  zweifacher  Weise 
mit  Salzsäure  zusammen:  Das  erste  Prodokt 
erhält  man,  wenn  man  Fibrin  in  eine  Salaiare- 
lösung  bringt,  gleichviel  ob  Pepsin  darin  ent- 
halten ist  oder  nicht.  Die  zweite  Reaktion  tritt 
nur  ein,  wenn  nochmals  Salzsäure  im  Ueber- 
schuß  zugegeben  wird  und  setzt,  wenn  sie  va 
Peptonisierung  fuhren  soll,  die  vorkerige  Ver- 
einigung des  Fibrin  mit  dem  Pepsin  vorans. 
Verfasser  meint  entgegen  der  herrschenden 
Ansicht  von  der  Ait  der  Pepsinsalzsäurewirkung 
auf  das  Fibrin,  nach  weldier  die  Salssftore  als 
eine  Art  Katalysator  swischen  Pepsin  und 
Fibrin  betrachtet  wird,  daß  vielmehr  die 
eigentlich  peptonisierende  Bindung  der  Salzsäore 
an  das  Fibrin  indirekt  durch  das  am  fibrin 
haftende  Pepsin  vermittelt  wird.  ^-dd. 


669 


Ueber  Blausäureglykoside 

ist  sidion  mehrfaoh  berichtet  worden.  Naeb- 
dem  einmal  die  Anfmerksamkeit  darauf  ge- 
lenkt war,  wurden  derartige  Substanzen  in 
yersehiedenen  Pflanzen  aufgefunden. 

Neuerdings  beriebtet  Ouignard  (Bull. 
Sc.  pbarmacol.  1905 ,  X,  187)  Aber  das 
Vorhandensein  einer  Verbmdung,  welche 
Blausäure  liefert,  in  den  Blftttem  der  roten 
Johannisbeere.  Er  gewann  aus  100 
Teilen  frischer  BlAtter  im  Juni  0,0035  Teile 
Blausäure,  im  Juli  0,0026  Teile,  im  August 
0,0015  Teile.  Auch  Ribes  aureum  liefert 
Blausäure,  nicht  aber  die  Blätter  von  lUbes 
nigrum,  Uva  crispa,  sangnineum  u.  a.  m. 

L,  van  Itallie  (Journ.  Pharm.  Ghim. 
1905,  XXII,  337)  hat  Blausäure  aus 
Thalietrum  aquilegifolium gewonnen. 
100  g  frische  Blätter  lieferten  50  bis  60  mg 
Blausäure  die  Stengel  dagegen  nur  Spuren 
und  die  Wurzel  gamidits.  Die  Blausäure 
ist  nicht  frei  in  den  frischen  Blättern,  son- 
dern in  glykosidischer  Form  gebunden.  Bei 
der  Spaltung  konnte  kein  Benzaldehyd  wohl 
aber  Aceton  nachgewiesen  werden.  Das 
Glykosid  des  Thalietrum  aguilegifolram  hat 
somit  große  Aehnlichkeit  mit  dem  Phaseo-« 
Innatin  aus  Phaseolus  lunatus.  Bemerkens- 
wert ist,  daß  andere  Thalictrum-Arten  wie 
Th.  flavum,  minus,  glauoum  kein  blausäure- 
haltiges Destillat  lieferten. 

Ans  den  Blättern  von  .Sambucus 
nigra  L,  haben  Bourquelot  und  Dan- 
jou  (Journ.  Pharm,  et  de  Ghim.  1905,  XXII, 
154,  210,  385)  em  Glykosid  dargeeteUt, 
das  durch  Hydrolyse  oder  durch  Emulsin 
hl  Zucker,  Benzaldehyd  und  Blausäure  zer- 
fällt. Sie  konnten  keine  üeberemstimmung 
mit  den  bekannten  Blausänreglykosiden  fest- 
stellen und  sdilagen  deshalb  den  Namen 
Sambunigrin  vor.  Zur  Darstellung  des 
kristallisierten  Glykosids  gehen  Verff.,  ab- 
weidiend  von  der  fiblichen  Methode,  am 
besten  von  lufttrockenen  Blättern  aus,  die 
mit  kochendem  Alkohol  ausgezogen  oder 
mit  kaltem  Alkohol  perkoliert  werden.  Die 
Auszfige  werden  im  Vakuum  eingedickt  und 
nach  mehrmaliger  Reinigung  erhält  man 
durch  Kristallisation  aus  Esugester  lange 
weiße  Naddn,  die  bei  151  bis  152^  schmelzen. 
Aus  1  kg  Blätter  des  schwarzen  Holunders 
konnten  1,1  g  reines  Glykosid  erhalten 
werden.    Die  Blätter  des  Pyramidenholunders 


liefern  noch  beträchtlichere  Mengen  desselben 
Blausäureglykoeids,  während  Sambucus  rar 
eemosa  und  Ebulus  kerne  Blausäure  liefern. 


Em  Glykosid,  welches  Prulaurasin 
genannt  wurde,  hat  H^rissey  (Journ.  Pharm, 
et  de  Chim.  1906,  XXIII,  5)  aus  den  frischen 
Blättern  von  Prunus  Laurooerasus 
durch  Anwendung  von  vollkommen  neutralen 
Losungsmitteln  dargestellt.  Es  smd  färb-  und 
geruchlose  Eristallnadeln,  die  bei  120^  bis 
122^  schmelzen.  Durch  Emulsin  wu^  das 
Glykosid  bei  15^  bis  20^  inneriialb  kurzer 
Zeit  gespalten  in  d-Glykose,  Blausäure  und 
Benzaldehyd.  Die  Spaltungsprodukte,  die 
Elementaranalyse  und  die  MolekulargrOße 
deuten  auf  die  Brnttoformel  Oi4Hx70eN 
hin,  und  Prulaurasin  schdnt  demnadi  isomer 
zu  sem  mit  Amygdonitrilglykosid  von.FV$cAer 
und  mit  Sambunigrin  von  Bourquelot  und 
Danjou,  In  diesem  neuen  Glykosid  ist 
neben  dem  Laurooerasin,  wie  H^rissey  das 
bisher  als  amorphes  Amygdalin  bekannte 
Glykosid  nennt,  der  ür^)rung  der  Blausäure 
in  der  Aqua  Laurocerasi  zu  suchen. 

A. 

Das  Skopolamin  und  das 
Skopolin 

sind  zur  Aufklärung  ihrer  Konstitution  dau- 
ernd Gegenstand  der  Untersuchung  von 
E,  Schmidt.  Skopolamm  spaltet  sidi  be- 
kanntlich durch  Barytwasser  ^att  in  Skopolm 
und  Atropasäure.  Das  Skopolin  ist  eme 
tertiäre  Base,  entiiält  eine  Hydroxylgruppe 
und  sem  Stiokstoffatom  ist  in  Gestalt  der 
Gruppe:  >N— CH3  vorhanden.  Um  nach- 
zuweisen, ob  im  Skopolin  eine  Ketongruppe 
=  CO  entiialten  sei,  unterwarf  Schmidt 
das  Skopolin  der  Einwirkung  von  Hydroxyi- 
amin,  Rienylhydrazin,  Semicarbazid,  Amido- 
guanidin,  Zink  in  saurer  oder  alkalischer 
Lösung,  Zinkstaub  und  Jodwasserstofbäure, 
Cyanwasserstoff  und  zuletzt  Benzaldehyd, 
ohne  jedoch  zu  einem  positiven  Ergebnis 
zu  kommen.  Durdi  vorsichtige  Oxydatlcm 
entsteht  aus  Skopolm  das  Skopoligenin, 
welches  bei  der  trocknen  Destillation  mit 
Zinkstaub  außer  brennbaren  Kohlenwasser- 
stoffen und  teerartigen  Produkten  Pyridin 
liefert.  Durch  Einwirkung  von  Brom  in 
ChloroformKtoung  wird  aus  Skopolin  nur 
Skopolinhydrobromid  gebildet,  durch  Brom- 
dampf aber  entsteht  aus  trodmem  Skopolin 


670 


ein  Perbromid  neben  Skopolinhydrobromid 
und  Skopoligeninhydrobromid.  Darob 
Einwirlning  von  JodwaaaerBtotfsäare  ent- 
stehen je  naoh  den  yennehflbedingnngen 
venohiedene  Produkte,  unter  anderen  aueh 
Hydroekopolidin :  GgHißN.  Mit  Bromwaseer- 
Btoffsänre  auf  130  <>  C  erhitzt  bildet  noh 
bromwaaserstofbaures  Hydroskopolinbromid. 
DurehWaflserstoffperoxyd  wuxl  das  Skopolin  in 
ein  wenig  beständiges  Oxyd  überführt.  Bei 
der  Oxydation  mit  Ghromsäure  und  Schwefel- 
säure  wird  eine  sauerstofffreie,  6  Atome 
Kohlenstoff  enthaltende  Base  gebildet,  und 
es  ist.sdemlioh  sieher,  daß  das  entstandene 
Produkt  mit  Pyridinmethylsulfat  identisch  ist 
Archiv  der  F^amn,  1905,  559.  J,  K, 


' 


Neuerungen  an  Laboratoriuins- 

Apparaten. 

Flache  MeBgeräte.  Da  sieh  bei  nrnden 
Röhren  kaum^der  Meniskus  ohne  Zuhilfe- 
nahme einer  Visierblende  genau  ablesen 
läßt^  stellt  die  Glasinstrumenten- 
f abrik  Fritx  Fischer  (ß  Rötver 
in  Stützerbach  i.  Th.  soldie  mit 
flachen  und  eiförmigem  Quer- 
schnitte her.  Em  weiterer  Vor- 
teil z.  B.  bei  den  Bü- 
retten ist  die  flach- 
gedrückte Skala.  Die 
Preise  für  Pipetten 
und  Büretten  sind  kaum 


Ueber  das  Sterilisieren  in  der 

Apotheke 

hat  B.  Fischer  in  der  Apoth.-Ztg.  1906^ 
179  einen  größeren  Aubatz  veröff entlieht 
In  demselben  empfiehlt  er  zur  Sterilisation 
von  Mengen  bis  zu  200  g  eine  Infundie^ 
büehse^  deren  unterer  Teil  sowie  ein  dazu 
gehöriger  zylinderförmiger  Aufsatz  durch- 
löchert ist  Mittels  dieses  Apparates  ist  es 
möglich,  durch  einfaches  EinsteUen  desselben 
in  dn  Wasserbad  die  in  denselben  gestellte 
Flüssigkeit  im  Dampfstrom  zu  sterilisieren. 
Genannte  Infnndierbüchsen  sind  von  allen 
Fabriken    pharmazeutisoher   Geräte   zu   be- 


Desgleichen  rät  Verfasser  die  Selbsther- 
stellung steriler  Emzelgaben,  die  eingespritzt 
werden  sollen  und  meist  durch  den  Groß- 
handel bezogen  werdeui  an.  Zu  diesem 
Zwecke  soU  man  entsprechende  leere,  weiße 
oder  braune  Röhrehen  von  H.  Kobe  dk  Co. 
in  Berlin,  Hannoversche  Straße,  zu  1  bis 
2  ccm  Inhalt  beziehen  oder  sich  selbst  aus 
entsprechenden  Glasröhren  herstellen.  Die 
Selbstherstellung  der  Röhren  ist  an  oben- 
genannter Stelle  ausführlicher  besprochen. 
In  bezug  auf  das  Füllen  derselben  hebt 
Verfasser  hervor,  daß  man  eine  stärkere 
Lösung  bereitet  als  verlangt  wird,  z.  B. 
statt  einer  5proo.  eine  lOproc  Von  letz- 
terer füllt  man  zunächst  V2  00m  in  jede 
Röhre  und  dann  je  Vs  ccm  Wasser  nach. 
Durch  das  Wasser  wird  dann  die  Kapillare 
gewiasermaßen  nachgespült,  so  daß  der  In- 
halt audi  der  richtige  ist  —  to~ 


fl 


)  I 


höher  wie  die  für  solche  von  der  ttUidifls 
Ausftlhrung. 

Widerstaadsfthige  Korkstopfes  ^ 
Extraktionsgefäße  erhält  man  nadiF.iStonei« 
wenn  man  sie  mit  Stanniol  oder  dfinner 
Bleifolie  mit  Hilfe  von  Gummi  aiabiflom, 
Gelatine,  Wasserglas  u.  a.  Stoffen  ttbeniebt 
Nach  dem  Trocknen  schnddet  man  oH 
einem  scharfen  Bohrer  die  gewünsobta  Bohr- 
ung ein.     (Pharm.  Ztg.  1906,  425.) 

Sohntzringe  für  geeichte  Kolben  bringt 
man  an,  indem  man  die  Haböffonng  mit 
einem  Kautschukringe  versieht,  der  io> 
einem  dicken  aasschlaucfae  gesebnitten  wor- 


den  iat.     Feraet  legt  man  nm  den  Eolben- 
bandi  krenzweiBe  zw«  Eantsehnkbänder  von 
10  mm  Breite   nnd  befestigt  ne  mit  einem 
nmgelegten  EiBendrabt.     (Pbum.  Ztg.  1905, 
199.) 
Tentellbuer  DreifoB.    Ein  in  der  H&be 
ventellbaror    DröfnQ,    dessen 
Banwöse  stu  der  nebenstehen- 
den AbbildQDg   eniahtlich   ist 
I   und    dessen    Vorteüe    keiner 
WMteren  Erwfthnang  bedflrfen, 
wird  von  der  flrma  Warm- 
Vbrunn,  QuiUtx  ^  Co.,  Beriin 
NW.  nadi    den    Angaben   von  Fortmann 
hergeetellL     Im    nnausgezogenen    Znstande 
ist  er  180  mm,  im  ansgenogenen  fast  doppelt 
so  bodi. 

Sin  DoppelkOhler  mit  geteiJter  Zu- 
fühnmg  des  EQhlwassen  mrd  nach  den 
Angaben  von 
C.  QlaUel 
von  der  Jlr- 
ma  Warm- 
brunn, Qui- 
Utx dt  Co., 
Berlin  NW^ 
angefertigt 
Der  wenig 
zerbredilidie 

Apparat 

kühlt  sehr 

fcrUtig,  weU, 

wie  aus  der 

nebenstehen  - 

*~^  den    AbbUd- 

nng    ersicht- 

liehifltjdasbei 

e  eintretende 

KOhlwasaer 

snrHUftedas 

Kflhlrohrnm- 

spfllt,   ZOT   anderen    Hüfte  aber  eine  grolle 

Stre<Äe  durch    das   Innenrohr  geleitet  wird. 

(Huum.  Ztg.  1906,  425.) 

Reagiergeatell  mit  Rftekwand.  Das 
neoe  Reagiergestell,  wddies  von  Dr.  Faul 
Schlippe  nnd  Th.  hutx  m  Baden-Baden 
konatmiert  worden  ist,  trSgt  vorn  nntes 
eine  matte  Olassdieibe  fflr  Bleistiftnotizen. 
Im  hinteren  Töle  des  Oestelles  befindet 
ach  ehe  verschiebbare  Rttekwud  (welche 
anf  der   einen    S«>te   hell,  anf  der  anderen 


Seite  dunkel  bemalt  ist).  Diese  Vorriahtong 
soll  dazu  dienen,  die  Farbe  der  Reaktionen 
deatlioher  hervortreten  zu  lassen.    Die  Firma 


Warmbmnn,  QmUtx  db  Co.,  Berim  NW., 
hat  Anfertigong  und  Vertrieb  des  Reagier 
glaegestelles  flbemommen.  (Ohem.-Ztg.  1905, 
1088. p. 

Helium,    das    einzige   Qas,    das 

nicht  SU  verflüssigen  ist. 

Daa  massenhaft  m  der  Glothfllle  der 
Sonne,  sehr  spKrii^  jedo«ii  nur  anf  der 
Erde  vorkommende  Helinm  hat  allen  Ver- 
fitlBÜgungsversuofaen  bisher  wiederatanden. 
Selbst  bä  Anwendung  einer  Temperatur 
von  — ^259°  (7  und  einem  Dmoke  von  180 
AtmospbSren  blieb  es  gasförmig.  Die  Ver 
flDsBignng  des  Helium  enofannt  Überhaupt 
nnwahiw^einlieh,  weil  nadi  tbeoretisohai 
Erwftgangen  aon  Siedepunkt  bei  — 271"  C, 
also  nur  um  2*^  vom  sogenannten  absoluten 
Nullpunkt  liegt,  ttber  den  hinaus  eine  WMtere 
Wärmeentziehung  unm&glieh  ist  und  bei 
dem  jedes  Leben  und  jede  Bewegung  auf- 
hört p. 

Bayr.  InduMtrie-  u.  Öeatrbeblait  1  »06,' 181. 

Eine  neue  Pillenmaschine 

ist  dem  Apothekw  J.  Stüidkes  patentiert 
worden.  Ihre  Bauart  ist  aas  naohstebendw 
Beschreibung  gewiß  verständlidi.  In  önem 
mit  Ausguß  versehenen  Holzrahmen  liegt 
eine  Metallsdieibe  mit  konzentrisoh  angeord- 
neten Mlen,  Aber  der  ddi  eine  gladie 
Soheübe  mit  Hilfe  eines  Griffes  drebu  UBt 
Der  Pillenstrang  wird  durdi  Niederdrehen 
der  oberen  Seh«be  zu  den  Pillen  zer- 
schnitten,  die  angeblich  tadellos  mnd  die 
Hasohine  Toriasseu.  P. 

Pharm.  Ztg.  1905,  199. 


672 


Zur  Auslegung 
pharmaseutiBohor  Gesetze  usw. 

(Fortsetzong  von  Seite  652.) 

238.  üeberlassen  von  Arzneimittelii 
an  Andere.  Nadi  einer  EntEudieidimg  des 
OberlandesgeriehteB  zu  Hamburg  kann  ein 
Verein  homöopathiBche  Arznei- 
mittel an  seine  Mitglieder  abgeben.  Der 
Begriff  cUeberlassen»  besagt^  daß  der  be- 
treffende Gegenstand  aus  dem  Besitz  des 
Einen  in  den  eines  Anderen  übergeht.  Das 
ist  aber  niebt  der  FalJ^  wenn  ein  Vereb^ 
also  die  Qesamtheit  der  Mitglieder^  Gegen- 
stände einkauft  und  dann  an  Mitglieder, 
also  an  Teile  der  GeseUsehaft,  abl&ßt,  ohne 
einen  Gewinn  daraus  zu  ziehen.  (Apoth.- 
Ztg.  1906,  Nr.  2.) 

239.  GeruchsbelftstiguBg  durch  eine 
chemiscbe  Fabrik.  Die  Fabrik  cAmmonia» 
in  Hildesheim  fabriziert  Gyankalium  und 
Ammoniumsulfat  aus  Zuokerschlempe  und 
ließ  die  Abgase  dureh  den  Sohomstein  in 
die  Luft  ausströmen.  Infolge  zahlreicher 
Beschwerden  wegen  GeruchsbeUstigung 
wurde  ein  Nachtrag  zur  Konzessionsurkunde 
erlassen,  in  welchem  vorgeschrieben  wurde, 
daß  die  Gase  vor  der  Emleitung  in  den 
Schornstein  mittels  einer  geeigneten  Vor- 
richtung durch  starkes  Erhitzen  geruchlos 
zu  machen  seien.  Obgleich  diese  Vorschrift 
mit  denkbarster  Sorgfalt  befolgt  wurde, 
traten  doch  wieder  GeruchsbeMstigungen 
auf,  und  es  wurde  gegen  die  Fabrik  ge- 
klagt. In  der  Verhandlung  ftlhrte  die  Ver- 
teidigung aus,  daß  der  flble  Geruch  nicht 
von  den  ausströmenden  Gasen  herrühre, 
sondern  der  Eigengerudh  der  Fabrik  sei, 
außerdem  sei  die  Technik  nicht  unstande, 
geeignete  Vorrichtungen  zur  Gemchlosmach- 
ung  der  Gase  herzustellen.  Die  Fabrik 
wurde  aber  verurteilt  und  in  der  Urteils- 
begründung wurde  ausgeführt,  daß  die  Nach- 
tragsbestimmung zur  Konzessionsurkunde  mit 
Recht  erlassen  sei  —  ob  es  technische  Ein- 
richtungen gftbe,  durch  welche  die  Forder- 
ungen dieses  Nachtrages  zu  erfüllen  seien 
oder  nichts  sei  für  das  Gericht  nicht  maß- 
gebend.   (Pharm.  Ztg.  1905,  Nr.  88.) 

240.  Abgabe  von  Karbolwasser  in 
Brogeakaadluagen.  Das  Amtsgericht  Nord- 
halben  in  Bayern    verurteUte   den  Inhaber 


eines  Drogensehrankes,  weil  er  Spree.  Kar- 
bolwasser als  Heilmittel  trots  wiederbolten 
Verbotes  der  Polizeibehörde  öffentlich  ange- 
priesen, fdlgehalten  und  verkauft  hat  Der 
Sachverständige  betonte,  daß  Karbolwasaer 
nur  als  Desinfektionsmittel  dem  freien  Ver- 
kauf überiassen  sei,  nicht  aber  als  Heil- 
mittel. Eine  Anwendung  als  Desinfek- 
tionsmittel sei  aber  bei  den  kleinen 
jedesmal  abgegebenen  Mengen  ans- 
geschlossen.  (Pharm. Ztg.  1906, Nr.  11.) 

241.  Arzneimittel  sind  keine  Hahr- 
ungsmittel.  Nach  einer  ReiehsgeriditBent- 
scheidung  sind  mangelhaft  hergestellte  phar- 
mazeutische Fabrikate  nicht  nach  dem  Nahr- 
ungsmittelgesetz  zu  beurteilen.  Allerdings 
sei  es  unklar,  ob  Arzneien  und  Nahrongs- 
mittel  identiscb  seien  —  aber  VoranaseCzung 
für  dn  Nahrungsmittel  sei  die  gewohn- 
heitsmäßige Anwendung;  diese  trifft 
für  Arzneimittel  nicht  zu,  da  sie  nur  ver- 
üb e  r  g  e  h  en  d  dem  Körper  zugeführt  werdeo. 
Auch  die  Art  und  Weise  des  FeillMetens 
und  Verkaufens  bildet  einen  weeentHchen 
Punkt  beun  Vergehen  gegen  das  Nahnings- 
mittelgesetz.     (Apoth.-Ztg.  1906,  Nr.  7.) 

242.  Ankündigung  von  OeheimmittehL 
Das  Schöffengericht  zu  Hamburg  verurteilte 
einen  Buchhändler  wegen  Anpreisung  nm 
Johannistee  in  einer  Broschüre,  in  der 
dieser  Tee  als  üniveraahnittel  gegen  Lnngen- 
krankheiten  empfohlen  wurde.  Die  Ver- 
urteilung erfolgte,  weil  weder  die  mikroskop- 
ische Untersuchung  des  Tees  irgendwelebe 
Bestandteile  ergab,  die  dne  heilkitftige 
Wurkung  haben,  und  weil  der  Preis  in 
gar  keinem  Verhältnis  zum  Wert 
des  Mittels  steht  Es  lag  lediglich  eine 
Täuschung  des  Publikum  vor,  dem  fOr 
vieles  Geld  eine  ganz  minderwertige  Sadie 

angeboten  wurde.  (Apoth.-Ztg.  1906,  Nr.  7.) 

Ä.  SL 

yerfohren  zur  Darstellung  von  TerMad» 
nngen  der  Amide  elnbasiseher  Säuren  mü 
Formaldehyd.  D.  B.  P.  157  355,  El.  12  o.  Dr. 
Ä.  Einhorn,  München.  Man  läßt  Formaldebyd 
auf  die  Amide  einbasischer  Säuren  (s.  B.  üenz- 
amid,  Toiuylamid,  Salioylamid,  Oxybeniaaud, 
Isovaleraiamid,  Guiuakolacetamid)  io  Oegeowart 
basisch  reagierender  Kondensationsmitter  (i.  B. 
Soda,  Allsaluauge,  Triäthylamin)  einwirken.  Die 
erhaltenen  Verbindungen  spalten  durch  Hydro- 
lyse Formaldehyd  ab  und  können  deswegen  lo 
medizinischen  Zwecken  dienen.  Ä.  St. 


673 


Ilahrungsiiiittel-Oheiiiie. 


Ueber  giftige  Bohnen. 

Die  großhenogl.  heasisehe  Hinistemlab- 
tettnng  für  Of fenffiche  GesandheitBpflege  teilt 
hierfiber  in  der  Darmstädter  Zeitang  vom 
1.  AaguBt  1906  etwa  folgendes  mit:  <Be- 
kanntUeh  spalten  venehiedene  Pflansen  miter 
gewissen  Umständen  Blaus&nre  ab. 

In  neuerer  Zeit  hat  man  nnn  noeh  in 
emer  Reihe  von  Pflanzen  znm  teil  reeht  er- 
hebliehe Mengen  von  Blausäure  nachweisen 
können,  so  in  der  in  Java  vorkommenden 
Pflanze  Panginm  ednle,  m  Sorghum  vulgare, 
in  Lotos  Arabiens,  in  Gynoeardia  odorata 
und  besonden  aber  in  emer  Bohnenart 
Phaseolus  lunatus.  Diese  Pflanze, 
welche  als  Mond-,  Lima-,  Duffin-  oder  Kratok- 
Bohne  in  den  Handel  kommt,  steht  unserer 
Gartenbohne  (Vietsbohne)  sehr  nahe  und 
wird  m  den  Tropen  jetzt  allgemein  als  Oe- 
mttsepflanze  gebaut.  Vor  einiger  Zeit 
(1903)  haben  Dunstan  und  Henry  auf 
das  Vorkommen  von  Blausäure  in  der  frag- 
lichen Bohnenart  hingewiesen  und  beson- 
ders herorgehoben,  dafi  infolge  Oenusscß  der 
braun  bis  violett  gefärbten  Bohnen 
vielfach  Gittwirkungen  beobachtet  worden 
and,  während  die  weißen  kultivierten 
Bohnen  sidi  niemals  als  giftig  erwiesen 
haben.  Den  genannten  Forschem  gelang 
ei^  aus  den  Bohnen  von  Phaseolus  lunatus 
den  wirksamen,  Blausäure  abspaltenden  Körper 
zu  isolieren,  dem  sie  den  Namen  «Phaseo- 
lanatin»  gaben  (siehe  S.  669).  Dieses 
Phaseolunatin  wird,  ähnlich  wie  Amygdalin, 
bei  Gegenwart  von  Wasser  unter  gleichzeitiger 
Emwirkung  eines  in  den  Bohnen  enthaltenen 
Ferments  in  Blausäure,  Aceton  und 
Traubenzucker  gespalten. 

In  neuester  Zeit  sind  nun  durch  den 
Genuß  dieser  nach  europäischen  Staaten  ein- 
gefährten  blausäurehaltigen  Bohnen  mehr- 
fach Vergiftnngsfälle  eingetreten.  In  dem 
«Bulletin  ol  tte  Imperial  Institute»  (Vol. 
ni,  1906,  S.  373)  wird  mitgeteilt,  daß 
^tersdneden  werden  muß,  zwischen  den 
hoehgittigen  Bohnen  von  Phaseolus  lu- 
natofl^diein  Java  und  Mauritius  wachsen, 
and  denen,  die  in  Indien  und  anderen 
Undem  durch  mehr  oder  minder  sorgfältige 
Koltivierang    erhalten    und    als    Viehfutter 


unter  der  Bezeichnung  Rangoon-,  Pai- 
gya-  oder  Burma-Bohnen  eingeführt 
werden.  Die  indischen  Bohnen  kommen 
in  einer  weißen  und  in  einer  gefärbten  Sorte 
vor,  von  denen  die  ersteren  keine  Blausäure 
enthalten,  die  letzteren  dagegen  Spuren  dieses 
Giftes,  so  daß  sie  als  nicht  ganz  unver- 
dächtig angesehen  werden  können.  In  der 
genannte  Abhandlung  wurde  bereits  darauf 
hingewiesen,  daß  \m  einem  regeren  Handels- 
verkehr es  sehr  wahrscheinlich  ist,  daß  Ver- 
wechslungenzwischen  giftigenund 
ungiftigen  Bohnen  vorkommen  werden. 
Diese  Annahme  hat  sich  als  zutreffend  er- 
wiesen; sowohl  in  England  als  auch  in 
Holland  sind  Vergiftungsfälle  bei  Menschen 
und  Tieren  durch  aus  Java  und  Indien  eln- 
geftlrte  Bohnen  vorgekommen.  In  England 
wurden  in  emem  Fall  zahfareiche  Schafe,  in 
dnem  anderen  Fall  20  Kühe  durch  aus 
Java  stammende  Bohnen  vergiftet,  während 
in  Holland  4  Personen  mfolge  des  Genusses 
von  aus  Indien  emgefflhrten  Bohnen  des 
Phaseolus  lunatus  starben.  Zweifellos  müssen 
auch  die  im  Sommer  1905  im  Begierungs- 
bezirk Hildesheim  vorgekommenen  Fälle  von 
Vergiftung  mehrerer  Ackerpferde 
auf  den  Genuß  solcher  Bohnen  zurückge- 
führt werden. 

Im  Kaiserlichen  Gesundheitsamt  wurde 
vor  kurzem  eine  Probe  von  angeblich  aus 
Java  stammenden  bkusäurehaltigen  Bohnen 
untersucht  und  deren  Giftigkeit  unzweifel- 
haft festgestellt;  wobei  bemerkenswerterweise 
auch  die  weißen  Bohnen  stark 
blausäurehaltig  befunden  wurden.  Im 
Hygienisdien  Institut  der  Tierärztlichen  Hoch- 
sdiule  zu  Hannover  von  Dammann  und 
Behrens  ausgeführte  Untersuchungen  er- 
gaben ebenfalls  eine  hochgradige  Giftigkeit 
derartiger  Bohnen.  Beim  Einkauf  und 
bei  der  Verwendung  ausländischer 
Bohnen  ist  demnach  besondere 
Vorsicht  zu  beobachten!  Bei  deren 
Verarbtttung  ist  sorgfältig  auf  den  dabei 
etwa  auftretenden  Blausäuregeruch  zu  achten. 
Da  die  Bohnen  als  Viehfutter  Verwendung 
finden  und  den  Tieren  in  zerkleinerter,  ge- 
schrotener  Form  gereicht  werden,  empfiehlt 
es   sieh  für  den  Landwirt,   eine  Probe  des 


674 


Schrotes  mit  Wasser  anzarahren  und  einige 
Zeit  stehen  za  lassen;  entwickelt  sich  als- 
dann eigentfimlicher  Blausäuregemch^  so  ist 
von  der  Verwendung  Abstand  zu  nehmen. 
Die  Wurkung  dieser  giftigen  Bohnen  an 
unseren  Haufltieren  verläuft  meistens  in 
folgender  Weise:  Zunächst  tritt  starke  Atem- 
beschleunigung auf,  das  Tier  bekommt  emen 
unsicheren^  schwankenden  Gang^  die  Pupillen 
erweitern  sich,  die  Augen  treten  hervor. 
Bald  bricht  es  zusammen,  Kopf  und  Hals 
werden  krampfhaft  zurflckgezogeu;  die  Glied- 
maßen führen  krankhafte  Bewegungen  aus, 
die  später  in  Zuckungen  übergehen, 
worauf  der  Tod  eintritt.  Das  Gift  wurkt 
stark  und  rasch,  1,0  bis  1,5  kg  dieser 
Bohnen  reichen  schon  hin,  unsere  großen 
Haustiere,  Rind  und  Pferd,  zu  töten.» 

is  voQ  Kokosfett  in 


Der 

Butter. 

H.  P.  Wysman  und  J.  J.  Reijst 
haben  im  Pharmazeutisdien  Institut  der 
Universität  Leiden  ein  Verfahren  zum  Nach- 
weis des  Kokosfettes  in  der  Butter  ausge- 
arbeitet, welches  sich  auf  die  SchweriOaiioh- 
kttt  des  Silbersalzes  der  mit  den  Wasser- 
dämpfen bei  der  Destillation  flüchtigen 
Fettsäuren,  also  der  Kapryl-  und  der  Eapron- 
säure,  gründet.  Die  Arbdt  stützt  sich  haupt- 
sächlich auf  die  Ausführungen  von  0.  Jensen 
und  A,  Kirschner,  trägt  aber  mehr  den 
praktischen  Verhältnissen  Redmung  und  wiU 
eine  handliche  Methode  für  die  Markt- 
kontrolle sein.  Die  von  den  Verfassern 
aufgestellte  Siiberzahl  entspricht  unge- 
fähr der  Kaprylsäurezahle/en«en's,doch 
umfaßt  die  Silberzahl  der  Verfasser  die  ganze 
Gruppe  der  mit  Sflber  fällbaren  flüchtigen 
Säuren.  Bei  vorbereitenden  Untersuchungen 
über  die  Mengenverhältnisse  der  verschie- 
denen flüchtigen  Fettsäuren  un  Reichert- 
ifet/?^Destlllat,  soweit  sie  durch  Silber  fäll- 
bar sind,  wurde  festgestellt,  daß  gesättigte 
EaprylsäurelOsungen  zu  97  pOt  und  ge- 
sättigte EaprousäurelOsungen  zu  mindestens 
86  pCt  durch  Silbemitrat  gefällt  werden. 

Die  Verfasser  wandten  darauf  folgendes 
Verfahren  an :  In  üblicher  Weise  wurde  die 
Reichert' Meißl'TiüA  bestimmt  und  zum 
titrierten  Filtrat  40  cem  Vio'^onnAl'SHber- 
nitratiteung  hinzugefügt,  darauf  wurde 
filtriert  und   der  Niederschlag  bis  auf  etwa 


200  ccm  FQtratmenge  nachgewaschen.   Zum 

Filtrat  wurden  50  ccm  7io'^<>'°^'^^'* 
natriumlüsung  und  2  Tropfen  Kaifaim- 
chromatiüsung  als  Indikator  gegeben  und 
der  Ghlomatriumüberschufi  mit  Vio-Normal- 
Silbernitrat  zurücktitriert  Der  Unterschied 
zwischen  den  im   ganzen  verwendeten  ccm 

ViO'^<^i™^~Sil^^™^&^^iu^fi»  und  den  ccm 
Ohlomatriumlösung  +  '/iq  desselben,  ist  die 
«Erste  Silberzahl». 

Nunmehr  wird  eine  zweite  Beickert-  Meißlr 
Zahl  bestimmt  in  der  Weisen  daß,  naohdem 
je  etwa  100  ccm  überdestiiliert  snid,  aub 
neue  zweimal  je  100  cem  Wasser  duroh 
einen  Hahntrichter  in  den  DestilUerkolbeo 
gegeben  werden  und  die  Detillation  so  lange 
fortgesetzt  wurd,  bis  im  ganzen  300  cem 
Destillat  gewonnen  sind.  Das  Destillat  wird 
umgcschüttelt  und  filtriert  250  oem  dei- 
selben  wie  bei  der  Reichert- Mei/jl-ZtiA 
titriert  Zur  neutralisierten  FlflssigkeU  gibt 
man  40  ccm  Y^o'^oi^^'^Uberiüsung,  filtriert 
den  Niederschlag  ab  und  wäscht  aos^  Vm 
das  Filtrat  etwa  350  cem  beträgt  und  ver- 
fährt wie  oben  angegeben.  Die  ertialtene 
Zahl  —  erii()ht  um  Vs  —  ^  ^  »Zweite 
Silberzahl». 

Wenn  die  zweite  Silberzahl 
höher  als  die  erste  ist,  so  darf  die 
Anwesenheit  von  Kokosfett  ange- 
nommen werden. 

Es  beruht  dies  darauf,  daß  bei  reinem 
Butterfett  alle  in  ihm  enthaltene  Kapiylsäon 
(diese  ist  der  wesentlichste  Bestandteil  der 
mit  Silber  fällbaren  wasserlöslichen  FettBänraa) 
in  110  ccm  Destillat  lOelich  ist,  das  also  In 
300  ccm  Destillat  keine  Erti5hung  denelben 
stattfinden  kann.  Die  im  Kokosfett  enthal- 
tenen erheblichen  Kaprylsänremengen  and 
hingegen  in  der  vermehrten  DeetillatmeDge 
auch  reichlicher  lOslich.  Es  eriiöht  aieh  also 
sofort  die  zwdte  Silberzahl.  In  praxi  soU 
schon  ein  Zusatz  von  5  pOt  Kokosfett 
sicher  nachweisbar  sein.  Selbst  in  anermalsD 
Butterproben,  die  durch  niedrige  Befriktkm 
oder  durch  niedrige  Reichert-Meißl-Ztii 
(19!)  den  Verdacht  des  Vencbnittes  mit 
Kokosfett  wahrscheinlich  machten,  ergab  die 
Ausführung  der  Bestimmung  der  ernten  and 
zweiten  Silberzahl,  daß  er  unbegründet  war. 
Es  werden  dann  eineH^eUntenuehnngMrgeb- 
nisse  von  Butterproben  wiedeigegeben,  denen 
5  und  10  pOt  Kokosfett  zugemiseht  wurden. 


675 


Die  Verfasser   bitten  am   Scfaluaee  ihrer 

Arbeit  die  Faebgenoesen  um   Bekanntgabe 

der  mit  besehriebener  Methode  gemachten 

Ei&hningen.  -^^del, 

ZUehr.  f.  Unten,  <L  Nähr,'  «.  Qenußm, 
1906,  XI,  267. 

Kartoffel-  und  Bebensohadig- 

ungen  duroh  Phytophthora  bezw. 

Peronospora. 

Der  dieqShrige  aemlieh  nasse  Sommer  ist 
der  Entwicklung  der  parasitischen  Pilse 
ans  der  Famüie  der  Peronosporeen  bis 
jetit  besonders  günstig  gewesen.  Diese  zu 
den  Phykomyoeten,  den  mit  emxelligem 
Mycd  nnd  sexueller  Fortpflannmg  ansge- 
rtisteten  Fadenpilzen  gehörige  Familie  findet 
wie  ihre  ganze  ünteridaase  (Oomyeeten)  ihre 
besten  Verbreitnngsbedingangen  bei  nassem 
Wetter.  Die  Sporangien  werden  durch  den 
Wind  auf  andere  Pflanzen  geweht^  sie  ent- 
laasen  aber  die  Sehwärmsporen  nur  un 
Wassertropfen^  von  wo  sie  in  die  Spalt- 
öffnungen der  Blätter  emdringen,  und  so 
ist  die  größte  Infektionsgefahr  gerade  bei 
fenefatem  Wetter  gegeben.  Prof.  Steglich 
in  Dresden  macht  denn  auch  in  den  Tages- 
zeitnngen  auf  die  drohende  Kartoffel- 
kränkelt  durch  Phytophthora  infestans 
aufmerksam  nnd  bittet  zur  Eontrolle  um  Ein- 
sendung von  Material. 

Schlimme  Klagen  über  die  schwere  In- 
fektionsform,  mit  der  in  diesem  Jahre  am 
Bhein,  an  der  unteren  Nahe^  im  Trierer 
Bezirk  und  in  Franken  die  Peronospora  auf 
den  Reben  auftritt^  bringt  die  Deutsche 
Weinzeitung  1906;  592.  Gegen  das  be- 
sonders heftige  Auftreten  erschemen  die  Vor- 
beugnngsmittel :  Bestäuben  der  Reben  mit 
Sehwefd  und  Bespritzen  mit  Iproc  alkal- 
isehen KupferlQsungen  wenig  wirksam. 
Selbst  bei  sehr  frflhzeitigem  Bespritzen^  das 
eine  schwere  Schädigung  der  Oesamtvegeta- 
tion  der  Weinstöcke  im  Gefolge  hatte,  konnte 
die  Krankheit  nidit  unterdrückt  werden.  Es 
wird  daher  aus  Winzerkreisen  die  Frage 
aufgeworfen,  ob  denn  wiAlich  die  Kupfer- 
behandlung ihren  Zweck  erfülle?  Alle 
wissenschaftlich  geschulten  Fachleute  sollten 
immer  von  neuem  nach  Bekämpfungsmitteln 
gegen  diese  parasitischen  PihBC  suchen.  Em 
Faohmann  macht  folgende  Gesichtspunkte 
für  Versuche  geltend:   1.  Zerstörung  der  im 


Boden  ruhenden  Peronoeporasporen,  um  so 
die  Infektion  un  Frühjahr  von  vomherein 
auszusdüießen.  2.  Forschungen  über  die 
Zeit,  wann  am  vorteilhaftesten  «gekupfert» 
werden  soll  3.  Gibt  es  kein  besseres  Be- 
kämpfungsmittel als  Kupfersalze?     —M. 

Eirsohwein. 

Zur  Bereitung  von  Kirachwein^  kommen 
ausscUiefifich  Sauerkirschen  in  betracht, 
da  Süßkirschen  ein  fades  Getränk  liefern. 
Die  feurige  Farbe  des  Produktes  wird  nur 
bei  Anwendung  bestimmter  Sorten  «Ost- 
heimer  Weichsel»,  gewöhnlicher  Saueridrsche 
und  «Natte»  erreicht,  nicht  aber  bei  den 
übrigen  Sauerkirschen  (Amorellen  und  Weich- 
sein). Die  Kirschen  werden  auf  einer  Mühle 
zwischen  Steinen  zermahlen,  so  daß  auch 
die  Kerne  zerquetscht  werden,  und  12  bis 
24  Stunden  m  Holzbottieben  eingemaischt 
Länger  als  24  Stunden  darf  man  nicht  an- 
gären lassen,  weil  sonst  der  Wem  emen 
direkten  unangenehmen  Bittermandelge- 
schmack anniount  Jede  Berührung  des 
Preßgutes  mit  Eisen  verwandelt  die  Farbe 
des  sonst  rubmroten  Wernes  in  ein  unan- 
genehmes Schwarzbraun.  Dem  abgepreßten 
Saft  wu^  die  Reiche  Menge  Wasser  und 
1,5  bis  4  kg  Zucker  auf  100  Liter  des 
verdünnten  Saftes  zugesetzt  und  dann  bei 
16  bis  18^  C  am  besten  unter  Zusatz  von 
Reinhefe  vergoren.  Nach  8  Wochen  wird 
der  Jungwem  von  der  Hefe  auf  sdiwach 
eingebrannte  Fässer  abgestochen,  nach  wei- 
teren 8  bis  10  Wodien  ist  er  flaschenreif 
und  kann  nach  12  Monate  in  Verkehr  ge- 
bracht werden.  Vorzüge  sind  bei  geringem 
Alkoholgehalt  Wohlgeschmack  und  Haltbar- 
keit — (W. 

Konsemen-Ztg.  1906,  354. 

Terfiibren  zur  Herstellung  eines  MUeh* 
palvers  aus  Tollniileh.  D.  B.  P.  164  795. 
Kl.  53  e.  K  BueJMy  Chr,  .Safwen-Frederiksbeig 
und  0.  TTtTTimar-EopenhageD.  Die  in  bekannter 
Weise  unter  beständigem  Umrühren  im  Vakuum 
bis  zu  einem  Wassergehalt  von  80  bis  25  pGt 
eingedampfte  Milch  wird  bei  einer  unterhalb 
des  Schmelzpunktes  des  Batterfettes  liegenden 
Temperatur  bis  auf  einen  Wassergehalt  von  20 
bis  16  pGt  an  der  Luft  getrocknet,  hierauf  ge- 
pulvert und  schließlich  bei  der  angegebenen 
Temperatur  weiter  bis  auf  einen  Wassergehalt 
von  14  pCt  und  darunter  ausgetrocknet  Das 
Pulver  gibt  beim  Auflösen  in  Wasser  ein  Pro- 
dukt, das  alle  Eigenschaften  der  ursprünglichen 
Yolluiildi  zeigt  A,  St, 


676 


Pharmakognostische  Mitteilungen. 


AlmeidinarEautsohuk. 

Das  unter  dem  Namen  Almeidina  oder 
Euphorbia  seit  ungefähr  23  Jahren  in 
den  Handel  kommende  Produkt  wird  seit 
kürzerer  Zeit  in  verstftrktem  Maße  teehniseh 
verwendet  Es  stammt  von  der  in  Angola 
heunisehen  Euphorbia  rhipsaloides  Welws. 
Das  durch  Erhitzen  von  niedrig  siedenden 
Kohlenwasserstoffen  befreite  Produkt  soll 
keine  ungfinstige;  d.  h.  verhärtende  Wirk- 
ung auf  Gummimisdiungen  ausüben,  wohl 
aber  das  rohe  Produkt.  Nadi  8,  Axelrod 
sieht  Almeidina  äuBerlich  einer  großen  ge- 
sdiälten  Kartoffel  ähnlieh,  führt  daher  in 
England  den  Namen  cPotatoes»  und  whd 
aueh  in  Aegypten,  Arabien  und  auf  den 
Kanarischen  Inseln  gewonnen.  Verf.  nennt 
als  Stammpflanze  Euphorbia  resinifera  Berg 
und  fand  nach  seinen  Untersudiungen,  daß 
das  Produkt  18  bis  25  pOt  Kautsdiuk, 
70  bfe  80  pOt  Harze,  10  bis  12  pGt  Asche 
und  2  bis  3  pGt  Wasser  enthält,  und  daß 
es  identisch  ist  mit  dem,  welches  unter  dem 
Namen  «Euphorbium»  offizinell  ist  (Vergl. 
auch  Pharm.  Gentralh.  46  [1905J,  497.) 

ZUehr.  f.  angew.  Qmn.  1906,  541.      BH, 


Ueber  einen  Terpentin  aus 


das  Weichharz  von  Pinus  longifolia, 
berichtet  Rabak.  Dieses  Weichharz  wird 
für  Destillationszwecke  (Terpentinöl)  seit  dem 
Jahre  1888  gesammelt^  während  es  von  den 
ESngeborenen  schon  seit  langer  Zeit  für 
medizmische  Zwecke  benutzt  wurde.  Es 
heißt  im  Sanskrit:  Sarala-Drava. 

Dieses  Weichharz  ist  weiß  und  undurch- 
sichtig, sehr  zähe  und  klebrig  und  von 
kömiger  Beschaffenheit  Der  Geruch  ist 
angenehm  terpenartig,  an  Umonen  erinnernd. 
Bei  der  Destillation  mit  Wasserdampf  wurden 
18,5  pGt  ätherisches  Oel  erhalten.  Das  Od 
besitzt  den  charakteristischen  Geruch  nach 
Pinen,  neben  dem  aber  audi  limonen  er- 
kenntiar  ist  Die  Konstanten  des  Weich- 
harzes waren  folgende:  Spez.  Gew.  0,990, 
optisches  DrchungBverm5gen  [a]j)  =  — 7®  42', 
Säurezahl  129,  Esterzahl  11,  Verseifungs- 
zahl  140 ;  diejenigen  des  ätherischen  Oeles : 


Spez.  Gew.  0,866,  optisches  Drehuacpsver- 
mögen  [a]D=  +2<>  48',  und  die  des  Harz- 
rüokstandes:  optisches  DrehungsvennOgen 
(100  mm-Rohr,  10  proc  LOsnng)  [a]D  = 
—10  10',  Säurezahl  142,  Esterzahl  13, 
Verseifungszahl  155. 

In  dem  ätherischen  Oel  wurden  große 
Mengen  von  links-Pinen  und  kkinere 
Mengen  von  Redits-Limonen  nachgewiesen. 
Durch  LOsen  des  Harzrückstandes  in  Eis- 
esng  und  Kristallislerenlaascn  wurden  Kristalle 
einer  Harzsäure  vom  Schmelzpunkt  1S8  Ui 
140<>  eriialten.  J.  K 

Pharm.  Review  1905,  229. 


Als  Substitution  der  Quillaia- 

rinde, 

weldie  von  Umney  beobachtet  wurde^  wird 
von  Holmes  eine  Rinde  besdirieben,  welche 
wahrscheinlidi  von  Quillala  Poeppigii 
oder  Quillaia  smegraadermos  ab- 
stammt Dieselbe  ist  dünner  und  leicbter 
zerbredilidi  und  besitzt  nidit  wie  die  echts 
Quillaiarinde  die  auf  der  Oberfläehe  zer- 
streuten braunen  Flecke,  sondern  ist  mit 
emer  dünnen  bräunliehen  Haut  übenogen, 
auf  der  ein  Netzwerk  wößer  Linien  zn 
sehen  ist  Die  Innenfläche  ist  glatt  und 
weifi.  Die  Rmde  enthält  weniger  Saponia 
als  die  echte  Quillaiarinde.  J.  JL 

Pharm.  Joum.  1906,  315. 


Saponin,  ein  Bestandteil  der 
QinsengwurseL 

F.  Asakina  und  B.  Taguefd  steOtea 
aus  dem  käuflichen  Ginseng  (vielleicht  ein- 
heunische  Sorte)  mittels  der  Baryt-MeCfaode 
eine  Art  von  Saponm  dar;  im  Veigleieh 
mit  dem  neuerdings  vom  Fuxttani  näher 
studierten  «Panaquilon»,  einem  Bestand- 
teil von  einheünischen  und  koreamsöbsn 
Ginsengsorten,  zogen  sie  den  Schhifi,  daß 
ittre  Substanz  ach  ganz  analog  wie  Sapomn 
verhält,  was  bei  Fuxitani'B  Fanaquflon 
nicht  der  Fall  sem  soll. 

Joum,  of  ihe  pharm,  society  of  Japan 
1900,  619. 


677 


Therapeutisohe  Mitteilungeii. 


Parisiana-Damenbinde. 

Wie  BO  vieles  Andere^  was  den  Ansprudi 
auf  Handliofakeit  für  den  praktisehen  Ge- 
braneh  machen  kann,  verdanken  wir  den 
praktisehen  Amerikanern  seit  Iftngerer  Zeit 
die  Ideen  der  komprimierten  Arzneimittel. 
FOr  längere  oder  kürzere  Rdsen^  bei  denen 
alle  Bedürfnisse  für  den  tä^dien  Gebraneh 
und  die  Bequemlichkeit  mitgeführt  werden 
sollen,  dabei  aber  nur  den  geringsten  zur 
Verfügung  stehenden  Platz  emnehmen  dürfen, 
wurde  dieser  Gedanke  bald  audi  auf  andere 
Erzeugnisse  des  Handels  und  der  Industrie 
ausgedehnt  So  hat  die  bekannte  Fabrik 
mediziniseher  Verbandstoffe  von 
Max  Arnold  in  Chemnitz,  welche  schon 
lange  komprimierte  Verbandstoffe  unter  der 
Bezeichnung  «Karawanen- Packung» 
in  den  Handel  brachte,  neuerdings  eben 
QebraudhamuBter-Schntz  auf  eine  komprimierte 
Damenbinde  genommen,  welche  nicht  nur 
hier  in  Deutschland,  sondern  auch  in  Eng- 
land berechtigtes  Anbehen  erregt  Die  Binde 
kommt  unter  dem  eingetragenen  Namen 
«Parisiana-Damenbinde»  zum  Ver- 
kauf und  erfreut  sich  großer  Beliebtheit  bei 
der  kaufenden  Damenwelt,  da  das  Päckchen 
in  jeder  Tasche  zu  verbergen  ist,  es  nimmt 
nicht  mehr  Raum  ein,  wie  etwa  eine  Viertel- 
tafel Schokolade.  Eine  feste  Papierverpack- 
nng,  gehalten  durch  einen  schmalen  Streifen, 
schützt  die  Binde  vor  jeder  Berührung,  ge- 
öffnet nimmt  sie  mit  einigen  helfenden 
Griffen  sofort  die  ursprünglidie  Form  an, 
da  der  Inhalt  nur  aus  elastischer,  gut  sau- 
gender weifier  Watte,  der  echten  von  Bruns* 
sehen  CharpiebaumwoUe  besteht  Ein  wesent- 
licher Vorteil  der  Parisiana-Damenbinde  ist 
femer  der,  daß  der  Ueberzug  aus  einem 
ganz  eigenartigen  netzartigen  Gewebe  be- 
steht, welches  an  den  Enden  in  Schlaufen 
oder  Oesen  ausgeht ;  auf  diese  Weise  kommt 
ein  Abreißen  der  Schlaufe^  wie  bei  den 
angenähten  so  häufig  zu  beobachten  ist, 
nicht  vor.  Neben  dieser  komprimierten  Form 
der  einzelnen  Binde  wird  die  Parisianabinde 
aneh  dutzend-  und  halbdutzendweise  in  den 
Apotheken  usw.  abgegeben. 


Blutalbuminpräparate, 

die  in  Wasser  unKMich  und  nicht  hygro- 
skopisch smd,  dabd  einen  hohen  Gehalt  an 
leicht  resorbierbarem  Eisen  haben,  werden 
aus  defibriniertem  tierischen  Blat  hergestellt, 
indem  dasselbe  mit  Galdumverbindungen 
wie  Galdumkarbonat,  Caleiumoxyd,  Galdum- 
hydroxyd,  Dicalciumphosphat  und  durch 
Auslaugen  der  hieraus  entstandenen  Produkte 
vor  oder  nach  dem  Trocknen  mit  Wasser 
zur  Entfernung  von  in  Wasser  löslichen 
Körpern  behandelt  wird  Die  PHlparate 
sind  geschmack-  und  geruchlos  und  ba<^en 
im  Mund  nicht  zusammen.  Sie  werden 
hergestellt  von  Fr.  Max  Dietrich  in  Frie- 
drichsberg. L. 
Deutsehe  Med.  Waehensehr.  1905,  2062. 

Valyl  gegen  Olurensausen. 

Bei  Ohrensausen,  bei  veralteten  Prozessen 
wie  bei  akuten  Mittelohrentzündungen,  ist 
nach  Knopf  das  Valyl  (vorm.  Meister, 
LudiLS  dh  Brüning  in  Höchst)  zu  ver- 
suchen. Das  Valyl  scheint  rasch  oder 
andernfalls  gamicht  auf  Ohrensausen  zu 
wirken.  Hat  das  Mittel  nach  Iftngstens  8 
Tagen  nidit  gewirkt,  so  dürfte  seine  weitere 
Anwendung  zwecklos  sem.  In  emigen 
Fällen  gelang  es  aber  Knopf,  das  ISstige 
Symptom  des  Ohrensausens  mit  Valyl  (3, 
allenfalls    bis    9    Kapseln    zu  je  0,125   g 

tftglidi)  zu  beseitigen.  A.  Rn. 

Therap.  Monatskefle  1906,  82. 

Gftndicher  HaarausCall  nach  Anwendung 
von  Kanthariden.  Bei  einem  jungen  Manne 
mit  einer  markstückgroßen  kahlen  Stelle  am 
Hinterkopfe,  welche  eher  ftlr  HaarpiLcerkrankung 
als  für  herdförmige  Alopecia  zu  halten  war, 
pinselte  P.  F.  Barton  in  London  das  erkrankte 
Gebiet  zweimal  (in  einem  Zwischenraum  von 
4  Tagen)  mit  Liquor  vesioatorios  (Pharm.  Bri- 
tanic.)  ein.  Etwa  8  Tage  nach  der  zweiten 
Pinselung  trat  intensive  Schwellung  des  Kopfes, 
des  Gesichts  und  des  Halses  bis  auf  die  Brust 
herunter  ein.  Bald  darauf  trat  ein  allgemeines 
Exanthem  hervor  und  Blut  im  Harn  auf. 
Im  weiteren  Verlauf  fielen  am  ganzen  Körper 
sämtliche  Haare  aus  und  alsdann  die  Nfigel. 
Letztere  sind  ^4  Jahr  nach  der  ersten  Konsul- 
tation wieder  beryorgetreten.  Von  Haarbildung 
fehlt  trotz  sonstigen  vollkommenen  Wohlbefindens 
jede  Spur.  Ä.  Bn. 

Lancet  1905,  25.  Okt. 


678 


BOohersohau- 


Eiaftthnrng  in  die  Chemie   der  Kohlen- 

stoffverbindnAgen  (Organisohe  Ohemie). 

Ein  Lehrbuch  für  Anfftnger  von  Dr.  E, 

Fromm.   TQbmgen  1906.    Laupp'sAe 

Bnehhandlong.    Pros:  4,50  Ifk. 

Soll  eine  «Einfahmo^  in  die  organische 
Chemie  wirklich  ihren  Zweck  erfälleo,  so  ist 
Tor  allen  Dingen  anf  Anschanliohkeit  nnd  Stetig- 
keit IQ  der  Eatwicklnng  des  Stoffes  zn  sehen; 
nicht  minder  erleichtern  dem  Anftnger  klare 
Formelbiider  das  Stadium  der  Eohlenstoff^er- 
Mndun^n.  Aber  nicht  nur  darin  liegt  der 
Wert  eines  solchen  Werkes,  es  soll  auch  Bänsel- 
tatsachen,  die  den  Anfänger  nur  zu  leicht  ver- 
wirren können,  vermeiden,  damit  es  nicht  ein 
Hand-  oder  Nachschla^buch  wird.  £s  faum 
daher  eine  Binführung  u  die  organische  Chemie 
keinesfalls  den  Anspruch  auf  Yollständigkeit  und 
Erschöpfung  des  Stoffes  machen,  aber  eine  aus- 
führliche Behandlung  der  Theorien  der  Eohlen- 
stoffverbittdungen  ist  in  erster  Linie  Erfordernis. 

Das  vorliegende  Werk  erfüllt  alle  diese  For- 
derungen in  weitgehendstem  Maße,  nur  möchte 
dem  Verfasser  empfohlen  werden,  bei  der  nftch' 
sten  Auflage  die  Formelbiider  der  aliphatischen 
Yerbindungen  und  auch  derjenigen  aus  der 
Hamsäuregruppe  etwas  klarer  zu  gestalten.  Das 
läßt  sich  leicht  erreichen,  wenn  die  Bindungen 
nicht  durch  Punkte,  sondern  durch  Striche,  wie 
es  wohl  allgemein  üblich  ist,  bezeichnet  worden. 
Im  übrigen  ist  das  Werk  ein  Buch  für  Anfänger 
in  der  organischen  Chemie,  wie  es  nur  wenige 
ähnliche  gibt  Klar  und  anschaulich  in  der 
Schreibweise  vermeidet  Verfasser  durch  sach- 
gemäße Sichtung  des  Stoffes  eine  nur  zu  leicht 
verwirrende  Ausführlichkeit  W,  Fr, 


Chemie   der  aUoyoUsehen  Verbindungen 

von    Ossian   Aschan.      Brannsohweig 

1905.    Verlag  von  Friedrich  Vieweg 

(t  Sohn.     Preis:   geheftet  40  Mk.,   in 

Leinwand  geb.  42  Mk. 

Bei  dem  intensiven  Ausbau  der  organischen 
Chemie  ist  es  nicht  zu  verwundem,  daß  uns 
von  Tag  zu  lag  immer  mehr  Einzelgebiete  in 
dieser  Spesialwissenschaft  erstehen,  die  dann 
natürlich  nach  einer  gewissen  Zeit  eine  mono- 
graphische Bearbeitung  verlangen.  Während  man 
früher  mit  der  EinteUung  der  organischen  Chemie 
in  aliphatische  und  aromatiBche Verbindungen  sich 
begnügto,  sind  in  neuerer  Zeit  immer  mehr  Ver- 
bindungen bekannt  geworden,  welche  bei  ring- 
förmiger Bindung  der  Kohlenstoffatome  einen 
aliphatischen  Omodeharakter  aufweisen  und 
welche  man  daher  auf  den  Vorschlag  Bamberger'B 
unter  dem  Namen  der  alicyclischen  Ver- 
bindungen zusammenfaßt.  Zn  ihnen  gehören  in 
erster  Linie  dio  Cycloparaffine  oder  Naphthene, 
welche  in  großer  Menge  in  der  Natur,  nament- 


lich im  kaukasischen  Erdöl  voricommoD.  Ali- 
C7clis<^e  VerÜndnngen,  welche  ein  besonderes 
Interesse  des  pharmazeutischen  Chemikers  bean- 
spruchen, sind  dann  aber  vor  allem  viele  Be- 
standtdle  der  ätherischen  Gele  wie  z.  B.  das 
Menthol,  der  Eampher,  die  Terpene  und  von 
sonstigen  arzneilioh  gebrauchten  Stoffen  das  Sao- 
tonin  und  Kantharidin.  Alle  diese  Stoffe  haben 
im  speziellen  Teil  des  jlfeAon'schen  Buohes 
(Seite  387  bis  1133)  eine  eingehende  BeuiMitong 

fifunden.  Wie  ausführlich  und  gründlich  das 
uch  abgefaßt  ist,  das  mag  schon  dnmus  er- 
hellen, daß  nach  Angabe  des  Verf.  nicht  weniger 
als  5000  Zitate  von  Einzelarbeiten  angefühlt 
sind.  Dem  spezieilen  Teil  geht  ein  allgemeiner 
Teil  vorauf,  der  außer  der  Ustorisohen  Sntwiok- 
lang  der  Chemie  der  alicyclischen  Verbindung 
ihre  allgemeinen  chemischen  Eigenschaften,  Bild- 
ungsweisen,  Aufspaltbarkeit  usw.  behanddt  lo 
diesem  idlgemeinen  Teil  ist  auch  ein  Abtohnitt 
enthalten,  der  über  den  Einfluß  der  Bhogfaildong 
auf  die  physikalischen  Eigenschaften  der  ali- 
cyclischen Verbindungen  handelt  und  der  mntatis 
mutandis  geradezu  als  Vorbild  für  den  phynkal- 
isch-chemisohen  Teil  in  Lehrbüchern  der  oigan- 
isohen  Chemie  gelten  darf.  Alles  in  allem  wird 
dieses  unter  Aufwand  einer  immensen  Arbeit 
und  Mühe  abgefaßte  Weric  wohl  auf  keine  Frage 
im  Oebiete  der  alicyclischen  Verbindungen  die 
Antwort  schuldig  bleiben.  Hervorzuheben  ist 
auch  noch  das  Elegante  und  Fesselnde  in  der 
Schreibweise  des  Vei&BserB,  wodurch  die  Lektüre 
zu  einer  angenehmen  und  das  Studium  wesent- 
lich erieichtert  wird.  J.  Katx^ 


Prüfling  der  chemischen  Beagentien  auf 

Reinheit    von   E.   Merck.     Dannstadt 

1905.     Preis:  geb.  2,50  Mk. 

Bisher  war  ein  gleiches  Werk  in  3  Auflagen 
aus  der  Feder  von  C,  Krauöh  erschienen,  non- 
mehr  gibt  es  die  Firma  selbst  heraus.  Li  dem- 
selben  wird  uns  gezeigt,  welche  Anlördenm^ 
an  chemisch  reine  ueagentien  zn  steUan  smd 
und  in  welcher  Beschaffenheit  diese  von  der 
herausgebenden  Firma  zu  erhalten  sind.  Haben 
schon  die  früheren  Ausgaben  eine  große  Zahl 
von  Verehrern  und  Freunden  gefunden,  so 
wird  dies  bei  der  jetzigen  noch  mehr  der  Fdl 
sein.  Ein  besserer  Druck,  alphabetisdie  Anonl- 
nung  der  lateinischen  Namen  der  besohriebeneB 
Reagentien  und  ein  besseres  Format  werden 
allgemein  willkommen  sein.  Daß  der  Lihalt 
audi  Verbesserungen  erfiiüiren,  die  sieh  im  Laafe 
der  Jahre  als  notwendig  erwiesen  haben,  ist 
selbstverständlich  und  bedarf  nur  der  Erwihn- 
ung.  um  diesem  Buche  Eingang  in  die  wat- 
testen Kreise  zu  versdiaffee,  ist  dw  Ptbis  ein 
äußerst  jnäßiger,  für  den  es  von  der  vortälb^ 
bekannten  Yerlagsfinna  Müu  ßprmmr  ii 
Berlin  zu  beziehen  ist  S»  M, 


«79 


Praeparata  pharmacentioa  (Oomposita), 
qnonim  dispeiiflatio-jiiflsa  minist  remm 
intern,  die  17  dee.  1894  (h  i.  a.  nam. 
239,  art.  1)  absqne  medid  praesoriptione 
pharmaeopolis  lidta  est  Omnibus  offi- 
einalibns  pharmaeopoeis  enropaeis  et 
tribos  editionibufl^  qnae  novissimam  phar- 
maeopoeam  anstriaeam  praeoednnt,  ad- 
bibitis  eomposait  Phar.  Mag.  et  Prov. 
St  Bektorik,  Phannaoeutische  Zn- 
bereitangeni  deren  Abgabe  den  Apo- 
thekern —  lant  dem  1.  Absatz  der 
Hinisterial- Verordnung  vom  17.  Dezember 
1894  (R.  G.  Bl.  Nr.  239)  im  Hand- 
verkäufe freigelassen  wurde.  Zusammen- 
gestellt naeh  allen  giltigen  europftisehen 
niarmakoptai  und  drei  der  Osterreicb- 
isehen  Phannakop(to  vorangegangenen 
Ausgaben.  Viennae.  Snmptibus  Jo- 
sepki  Safär.  Preis:  geh.  3,40  Mk., 
deg.  geb.  4,20  Bfk. 

Das  vorliegeDde  Heft  enthält  1196  galenisphe 
Präparate  mit  Ausnahme  der  Extrakte,  wässer- 
iger Gemenge  und  Losungen  von  GbemikalieD, 
soweit  sie  in  europäischen  Arzneibüchern  Anf- 
nabme  gefunden  haben.  Da  es  nicht  Jedem 
möglich  ist,  sich  die  verschiedenen  Pharma- 
kopoen anzuschaffen  beziehentlich  die  darin 
eothaltenen  Yorschriften  wegen  Mangel  an 
Spnchkenntnissen  richtig  auszufuhren,  und  es 
andererseits  auch  nicht  Jedem  möglich  ist,  sich 
die  Üniversal-Pharmakopöe  von  Dr.  Br.  Hirsch 
ZQ.  kaufen,  so  ist  die  HerauiKabe  dieser 
Zosammenstellung  zu  bc^grüßen.  Sie  wiid  fast 
jeden  Apotheker  aus  der  Verlegenheit  helfen, 
wenn  von  ihm  Arzneizubereitungen  verlangt 
werden,  die  in  seinem  Arzneibucbe  oder  son- 
stigen Yorschriftsbüchern  nicht  enthalten  sind. 
Wir  können  nur  raten,  sich  dieses  Buch  anzu- 
schaffen, da  es  in  übersichtlicher  Anordnung 
alle  obengenannten  Präparate  enthält.    H,  M. 


Anleitung  rar  qualitativen  Analyse  fttr 
Zollbeamte.  Von  Dr.  jß.  Pe^.9;  Assistent 
an  der  Teehnisehen  Fküfungsstelle  der 
K{^.  Säehs.  Zoll-  und  Steuerdirektion. 
Dresden;  Selbstverlag. 

An  eine  Einleitung  zu  dem  Gegenstand  und 
einem  Abschnitt  «Arbeitsregeln»  reihen  sich  fol- 
gende Abschnitte:  Verhalten  der  wichtigsten 
Basen  und  Säuren  einschliefllich  Vorprüfung, 
Lösung  und  AufsohUeßung,  Ermittelung  der  Bteeu 
auf  nassem  Wege  und  Prüfung  auf  Säuren. 
Durch  verschiedene  Tabellen  ist  das  hier  mit- 
geteilte In  übersiohtlioher  Weise  zur  Darstellung 
gebracht  Der  Schluß  des  Buches  bildet  ein 
Abschnitt  «Anwendungen»,  in  dem  einige,  nament- 
lich für  Zollbeamte  wichtige  Arbeitsgebiete  zur 


Abhandlung  kommen,  z.  B.  Prüfung  auf  Ver- 
silberung, Vergoldung,  Vernickelung,  Versinnung, 
Verbleiung,  Verzinkun^,  Nachweis  von  Unter- 
scheidung^ von  Aluminium-,  Zinn-,  ffilber-  und 
Nickelfohe,  Erkennung  von  Karbiden,  Unter- 
scheidung wasserunlösucher  Metallsulftde  (Oold- 
schwefel,  Rauschgelb,  Musivgold),  Unterscheid- 
ung von  Smalte  und  Kobaltblau,  Erkennung  von 
Porzellan-  und  Bmaillefarben,  SehmelsgJas  und 
Glasurmassen.  Eme  Zusammensetzung  der  wich- 
tigsten Legierungen  bildet  den  Sohlufi. 

Das  Buoh  ist  als  Anleitung  für  die  Zollab- 
fertigungsbeamten entstanden,  denen  für  die 
häufig  vorkommenden  Fälle  ein  Mittel  an  die 
Hand  gegeben  werden  sollte,  die  Riohtigkeit  der 
abgegebenen  Zollinhaltserklämn^n  nachprüfen 
zu  können.  Da  viele  Apotheker  oft  in  die  Lage 
kommen,  solche  Fragen,  auch  von  Seiten  der 
Zollbehörden  zu  beantworten,  so  können  wir 
denselben  das  vorliegende  Buoh  fär  diese  Zwecke 
ebenfalls  bestens  empfehlen.  t. 


Pkotographisehes  Hilfsbuck  fttr  ernste 
Arbeit  von  Hans  Schmidt  Ehren- 
mitglied  des  Photographisehen  Klub 
München  usw.  1.  Teil:  Die  Auf- 
nahme. Mit  81  Figuren  und  eiaer 
farbigen  Tafel.  Berlin  1905.  Verlag 
von  Gustav  Schmidt  (vorm.  Robert 
Oppenheim),    Preis:  gebunden  4,50  Mk. 

Dieses  dem  Hofrat  Prof.  Dr.  J.  M.  Eder  gO' 
widmete  Buch  besteht  aus  zwei  Bänden.  Der 
erste  Teil  schildert  die  Aufnahme,  der  zweite 
Teil  soll  die  Herstellung  des  positiven  Bildes 
behandeln.  Der  Verfasser  hat  nicht  nur  die 
Absicht  in  das  Wesen  der  Photographie  einzu- 
führen, sondern  er  will  gewissermaßen  ein  Er- 
gänzungsbuch zu  den  vielen  zum  Teil  sehr 
brauchbaren  cTaschenbüchem»  u.  ä.  schaffen. 
Das  Hilfsbuch  umfaßt  nur  solche  Aufgaben, 
welche  für  die  Praxis  von  Belang  sind,  und 
führt  hauptsächlich  in  die  Feinheiten  und 
Kniffe  der  Photographie  ein,  behandelt  dabei 
aber  selbst  diese  schwierigeren  Üinge  in  elemen- 
tarer und  leicht  faßlicher  Form. 

Die  Aufnahme  bringt  folgende  Haupt- 
abschnitte: Das  Aufnahmeformat;  die  verschie- 
denen Eameraarten  ;  die  Objektive ;  Brennweite, 
Vereinigungs-  oder  Bildweite,  Bildgröße,  Ver- 
gröCerung,  Verkleinerung ;  dieMomentverschlüsse ; 
das  Aufstellen  des  Apparates,  Einstellen  auf 
Bildgröße;  perspektivische  Verjüngungen;  Ein- 
stelleo  auf  Bildausdehnung;  Neigen  der  Matt- 
scheibe; Einstellen  auf  Schärfe;  Abhänjdgkeit 
der  Schärfeneinstellung  von  der  Art  des  Bildes; 
scheinbare  fehlerhafte,  perspektivische  Abbild- 
ungen; Wahl  des  Standpunktes;  Beleuchtung 
des  Objektes;  die  notwendigen  Eigenschaften 
eines  Negatives;  technische  Behandlung  eines 
Negatives;  Ausgiebigkeit  der  Verstärker;  So- 
larisation; Uchthofersoheinungen;  Aufnahme- 
material ;  Farbenempfindlichkeit ;.  Strahlenfüter ; 


Licht-  und  BelichtatigsrerhältDisse ;  Moment- 
anfDahmeD ;  IcmeD  auf  nahmen ;  Fhotographieren 
bei  J^ÜDBtlJohem  Lioht;  ßeprodiüitionen ;  Anf- 
nahinen  kleiner  Objekte;  Porträtanroabineii ; 
Aufnahmen  groSer  Objekte  nnd  sohließlich  3 
Seiten  Register. 

Aus  obigen  Inhaltsangaben  (etwa  200  Seiten 
Text]  geht  rai  Oenöge  herroi,  mit  neloher 
Oründlichlieit  der  Verfasser  alles  das  bebandelt 
hat,  was  eoi  <Aabiahme>  gahüit.  Es  iut  klar, 
daß  bei  ernsten  Erwägungen  vor  und  w&hread 
der  Aufnahme  sieh  viele  Mißerfolge  Terhäten 
lassen  I  B.  Th. 

lontn  und  ElaktroneiL  Eine  knrze  Dsr- 
Btelltuig  der  EntwiiUimg  und  BegrAnd- 
nDg  neuer  ÄiUQhainingen,  üubeeondeie 
der  lonentheorie.  Von  ProfeaBor  Dr. 
W.  Große.  Leiprig  1905.  Quandt 
4b  Händel.  Prrä:  2,26  Hk. 
Dieses  Werkohe»    leigt  nus    Eonfiohat   einen 

rhiohtliohen  TJebeiblioli  über  die  Entwioklnng 
lonentheorie,  führt  ons  dann  in  die  einiel- 
06a  Kapitel  der  physikalischen  Chemie  ein  und 
behandelt  in  knapper,  aber  Eiemlioh  erschöpf- 
ender Form,  soweit  es  eben  mdgtioh  ist,  die 
Theorie  der  Lösungen,  des  osmotisohen  Drnokas, 
Siedepuokts-   und   Gefrierpunkts  der  LosongeQ, 


geht  BodannanF  die  Entwioklnngetektroohsmitohtt 
und  energetisoher  AusohaniuigeD  ein,  uforecbt 
das  Veeen  der  Ldtfihigkait  nnd  Bmuhu,  d«t 
Theorie  der  Akkumulatoren  nnd  widmet  ii]iiliei> 
lieh  der  Elektronentheorie  ein  kleines  EaptaL 
Dieses  hätte  etwas  ausf  uhrlioher  behanddt  weid« 
können,  jedoch  das  AllaraotweDdigHte  über  Ei- 
thodenstrahlen,  Aoodeo  strahlen,  Kanalstnlilen, 
.Km^enstiahlen  erfahren  wir  anoh  hier. 

Das  Werkohen  eignet  sioh  beeondM«  für  Stu- 
dierende an  TeohaiBchen  Hochschulen,  deon  wm 
früher  über  den  fraglichen  StoS  am  vnMhie- 
denen  einulnen  Lehrbüchern,  beispielsweiM  su 
Oslicaüa  Physikalischer  Chemie,  Dsnnte-'i 
Physikalischer  Chemie  nnd  Leblan^i  Bektn* 
ohemie,  mühsam  lusammengesnoht  weiden  nvH» 
das  finden  wir  in  knapper  and  ansohauUcbtr 
Form  hier  vereinigt  vor.  Terhseer  hat  m  th- 
standen,  in  sehr  ansohanlicher  Weise  oft  Bm- 
lich  Bohwer  verstSudliche  Theorien  der  phytiki]- 
isohen  Chemie  uns  möheloe  sum  Teistiiidius  n 
bringen,  deswegen  und  auch  in  Eüokgioht  isf 
den  niedrigen  Preis  wünschen  wir  dem  ¥«rt- 
ohen  eine  weitgebende  Veibreitiuig,  die  m  nr- 
dient.  W.  Fr. 


Fretelisten  sind  eingegangen  von: 

J.  D.  Riedel  in  Berlin  über  Drogen,  chem- 
ische und  pharmazeutische  Präparate,  Oiiginil- 
pilparate  von  Parke,  Daeii  S  Oo.  m  IMioit, 
photographische  Präparate  usw. 


Petroleumlampe    ohne 
Zylinder. 


Versohiadena  Mittailunoan. 

In  nebengtehender  Abbildong  tflhren  vir  eine  Ijunpe 
vor,  welche  sieh  daroh  üne  sehr  viebtige  VerbeMcnmg 
■nsseidinet  Es  fehlt  nlmliidi  der  ZrUnder  und  u 
stelle  deeselben  tritt  eine  GUescfaale  mit  einem  Annt^ 
velflher  in  die  Gallerie  da-  Limpe  hineiop^^  wlfaraid 
snf  der  OlasBohale  «n  kegelfSrmiger  BeOeklor  at 
emailliertem  Eäsen  sitzt.  Wie  man  denttieh  eckniM 
kann,  ist  in  dem  Reflektor  eine  Rinne  angebradi^  weli^ 
in  die  Oberkante  der  Glaseohale  genau  hinanpafiL  Wie 
die  Äbbildong  eigibt,  maoht  diese  origineDe  Anordnmig 
andi  ftnUerlioli  keinen  irgendwie  nnwigenahmeiL  Bmdimk 
«ot  das  Ange.  Han  etdlt  lAmpen  dieses  HodeU«  n 
30,  60,  70,  90  nnd  140  Kerxenetlrkfln  her  nnd  öd 
die  letzteren  zur  Beleachtnng  von  Fahrikaileo  nnd  Ihii- 
lieben  großen  Ktnmen  bestimmt 

llluatr.  Zeit.  f.  BUthimbutne. 


681 


rieffweohsel. 


P«  F.,  ehem.  Laborat.  in  £.  Die  DarsteUnngs- 
methoden  von  «gewachsener  Tonerde» 
zur  GerbstoffbeBtimznung  nach  Prof. 
Wülieenus  (Phann.  Centralh.  45  [1904],  1026) 
lauten  wörtlich  lolgendermal^eD :  «In  einem  ge- 
räumigen BechergJas  werden  etwa  100  g  Alumin- 
ium g  r  i  e  ß ,  der  auf  etwa  1  mm  Korngröße 
abgesiebt  ist,  in  5proc.  wässerige  Natronlauge 
unter  Schütteln  oder  Rühren  eingetragen  und 
nach  wenigen  Minuten  unter  Schwenken  die 
schmutzige  Lauge  abgegossen,  sobald  dieWasser- 
stoffentwicldung  lebhaft  zu  werden  beginnt. 
Nach  mehrmaligem  Durchspülen  der  Metallmasse 
unter  dem  kr^tigen  Strahl  der  Wasserleitung 
wird  diese  Anätzung  des  Metalles  mäliiger  wieder- 
holt, indem  man  dem  Waschwasser  nochmals 
etwas  Natronlauge  zufügt  und  wieder  bei  leb- 
haftester Wasserstoffentwicklang  abspült.  Dem 
letzten  Waschwasser  setzt  man  nun  ohne  Rück- 
sicht auf  noch  anhaftendes  Aetznatron  geringe 
Mengen  konzentr.  Sublimatlösung  zu,  schwenkt 
die  Masse  mit  dem  entstehenden  grauen  Schlamm 
kurz  durch  und  spült  dann  wieder  mehimals 
kräftig.  Dabei  wird  das  sehr  aktive  Metallpaar 
AI. Hg  erzeugt,  das  selbsttätig  Wasser  lebhaft 
zerlegt.  Man  könnte  nun  die  Masse  mit  wenig 
Wasser  Bi(^  selbst  überlasseo,  bis  sie  groBen- 
teiis  unter  starker  Yolumenzunahme  in  das  weiße 
Hydratpuiyer  zerfallen  ist.  Infolge  der  großen 
'Reaktionswärme  dampft  schließlich  aus  dem 
offenen  oder  nur  locker  bedeckten  Grefäße  das 
überschüssige  Wasser  weg.  Es  scheint  mir  aber 
ein  noch  lockereres  Material  zu  entstehen,  wenn 
man  zunächst  noch  das  sehr  festbaftende  Wasser 
zum  teil  mit  Waschalkohol  wegspült  und  dann 
Aether  mit  einer  geeigneten  Menge  Wasser 
(etwa  gleiche  Teile  Wasser  und  Aluminium) 
nebst  etwas  Alkohol  wieder  zusetzt.  Der  Aether 
gerät  nach  und  nach  ins  Sieden  und  dampft  mit 
dem  Alkohol  und  dem  überschüssigen  Wasser 
fort,  wobei  das  poröse,  trocken  erscheinende, 
feinstpulverige  Hydroxyd  aus  dem  Metallgrieß 
emporwächst.  Allzuviel  Wasser  hemmt  die  Re- 
aktion. In  diesem  Material  ist  zunächst  ein 
großer  Teil  des  Aluminiummetalles  oxydiert. 
Dieser  Teil  wird  zunächst  durch  ein  sehr  feines 
Sieb  (bis  Vt  min  Lochweite)  abgesiebt.  Der 
kalkig  aussehende  Rückstand  kann  ohne  weiteres 
dnrch  geringfügiges  Nachspülen  mit  dünner 
Natronlauge,  dium  mit  geringem  Zusatz  von 
Sablimatlöfiung  (oft  auch  ohne  diese)  reaktiviert 
werden  und  liefert  dann  in  gleicher  Weise  eine 
zweite  große  Portion  des  leichten  Pulvers,  das 
man  in  mehreren  Stufen  auf  diese  Weise  leicht 
kilo^rammweise  gewinnen  kann,  während  man 
wenig  für  viele  Analysen  braucht 

Eine  andere  Herstellungsweise  erspart  das 
AnAtsen  mit  Natronlauge  ganz,  bedarf  aber  einer 
etwas  größeren  Menge  Aether,  mit  welchem  in 
einem  gerfinmigen  Kolben  direkt  der  Aluminium- 
giieß  S>erBchiohtet  wird.    Diesem  Aether  setzt  | 


man  dann  mehrmals  ein  wenig  konzentrierte 
ätherische  Quecksilberchloridlösung  zu.  Eine 
bei  Zimmertemperatur  gesättigte  Lösung  enthält 
etwa  8,5  bis  9  g  Quecksilberchlorid.  Diese 
Lösung  reagiert  sofort  mit  metallischem  Alumin- 
ium und  bildet  aktives  AI. Hg.  Fügt  man  nun 
allmählich  Wasser  zu,  jedoch  weit  weniger,  als 
theoretisch  nötig,  eventuell  noch  so  viel  Alkohol, 
daß  sich  das  Wasser  möglichst  mit  dem  Alkohol 
mischt,  80  geht  die  Hydratbildung  ebenso  stürm- 
isch mit  Verdampfung  des  Aethers  von  statten. 
Hierbei  kann  man  den  Aether  durch  Kühler 
und  Vorlage  zurückgewinnen ,  um  ihn  zum 
Schlämmen  nochmals  zu  benutzen.  Das  abge- 
siebte Produkt  ist  zunächst  nicht  vollkommen 
rein.  Es  enthält  außer  den  oben  genannten 
bedeutungslosen  kleinen  Verunreinigungen  eine 
kleine  Menge  feinster  Aluminiummetallkörnchen, 
die  sich  jedoch  durch  mehrmaliges  Abschwemmen 
des  leichteren  Hydroxydes  mit  Aether  gut  ent- 
fernen lassen.» 

Verfasser  berichtet  weiter  über  die  mit  eigen- 
artigen Erscheinungen  verlaufende  Entwässerung 
des  Hydroxydes  zum  Oxyd,  das  wegen  größerer 
Reinheit  und  Konstanz  der  Zusammensetzung 
vorzuziehen  ist.  Man  heizt  in  einer  möglichst 
flachen  Porzellanschale  das  Hydratpulver  (in 
flacher  Schicht)  so  vorsichtig  an,  daß  keine 
wesentliche  Verstaubung  eintritt,  und  glüht 
schließlich  einzelne  Proben  im  Porzellantiegel 
zur  Analyse  aus. 

Apoth.  B.  in  Dr.  Zunächst  ist  das  zeitweilige 
Vorkommen  von  Kupfer  in  destillier- 
tem Wasser  längst  bekannt,  worüber  in 
unserer  Zeitschrift  wiederholt  berichtet  wurde. 
Femer  ist  der  Nachweis  von  Kupfer 
im  Wasser  mittels  Baumwolle  (Ver- 
setzen von  500  ccm  Wasser  mit  1  bis  2  Tropfen 
Ammooiakflüssigkeit  und  dreimalige  Filtration 
durch  Baumwolle  =  Blaufärbung  der  letzteren  bei 
Vorhandensein  von  Kupfer  im  Wasser)  gewisser- 
maßen eine  Nachbildung  des  Frert^Aa'Bchen 
Verfahrens  zum  Nachweis  von  Blei  im  Wasser 
unter  Verwendung  eines  Baumwollfilters;  es 
findet  eine  Fixierung  der  gefärbten  Metall- 
verbindungen auf  der  Baumwollfaser  statt.  Daß 
in  neutralem  oder  saurem  Wasser  die  Baum- 
wollreaktion auf  Kupfer  ausbleibt,  bedarf  keiner 
weiteren  Erklärung. 

Will  man  Spuren  von  Kupfer  im  Wasser 
nach  dem  Ansäuren  mittels  Schwefelwasserstoff- 
wasser  nachweisen,  so  empfiehlt  es  sich,  das 
Gemisch  in  einem  verschlossenen  Erlenmeyer' 
Kolben  24  Stunden  beiseite  zu  stellen;  alsdann 
wird  man  gegebenenfalls  eine  Abscheidung  von 
Kupfersulfid  erhalten.  Erhitzen  vermag  Spuren 
von  kolloidalem  Kupfersulfid  nicht  immer  in  die 
feste  Form  überzuführen.  P,  Süß. 


Anflrafe.    Wie  wird  Gelloidinzwirn  her- 
gestellt ? 


Yerkf» :  Dr.  A.  StitmMM,  Diwden  und  Dr.  P.  Stfl,  Dnadm-BhmwliM, 
YenuktvorUkhor  Leiter:  Dr.  P.  BfA,  In  Draid«n-Blaiewlti. 
Im  BiMhh«ndel  dimh  Julias  Springer,  Bttlin  N.,  MonbiJoapUti  8. 
Dmek  tob  Fr.  TIttel  Naehfolger  (Kanath  *  Mahlo)  in  DrMdeB, 


ogen- 

it  be- 


itost 

T8 


P  barmaceutische  Centralhalle 

für  Deutschland. 

Heransgegeb^  yod  Dp.  A.  Sohneider  und  Dp.  P.  SDss. 


•  ■• 


Zeitschrift  fdr  wissensehaftliche  nnd  gesehäftliehe  Interessen 

der  Pharmacie. 

Oegrflndet  von  Dr.  Harmaan  Hager  im  Jahre  '1859. 

Eisoheint  jeden  Donnerafcag. 

Bezugspreis  yierteljährlich:  dorch  Buchhandel  oder  Post  2,50  Mk.,  durch  GesobäftB- 
steUe  im  Inland  3, —  Mk.,  Ausland  3,60  Mk.  —  Einzelne  Nummern  30  Pf. 

Anzeigen:  die  einmal  gespaltene  Elein-Zeile  30  Pf.,  bei  größeren  Anzeigen  oder  TV ieder« 

nolongen  Preisermäßigung. 

Leiter  der   1  Dr.  Alfred  Schneider,  Dresden-A.  21;  Schandauer  Str.  43. 
Zeitsehrift:  j  Dr.  Paul  Süß,  Dresden^Blasewitz;  Gustay  Freytag-Str.  7. 

Oeeehlftsstelle:  Dresden-A.  21;  Schandauer  Straße  43. 


^34. 


Dresden,  23.  August  1906. 


Der  neuen  Folge  XXVII.  Jahrgang. 


XLvn. 

Jahrgang. 


Inhalt:  Chemie  «nd  JPkarmaeie:  Filtrieren  in  Hieroglyphen  Altftgyptens.  —  Die  nene  Osteireichiaehe  Pharma- 
kopoe. —  Kenntnis  der  innerlichen  Trlppermittel.  —  Neae  Arxneimittel.  —  Neae  Arsneimittel  im  Juli  1906.  — 
Natriam  arwnieleum.  —  Aaal^ung  pharmaaeutiacher  Oeaetz«.  —  Neuerungen  an  Laboratorinmaapparaten.  —  Bni- 
viekeTung  Ton  Schwefelwaaaeratoir.  ~  Die  Bereitung  der  Infuea  ooncentrata.  —  Neuer  kfinatUcher  Eautscfatik.  — 
NahrmBnimittel-Ohemie.  —  PharmakoKBOstlsehe  Mitteiliuffeii.  —  Therapentlselie  MlttellviiceB.^Phota- 
gnphiflehe  MltteUvBgen.  —  BfleherseJiaa.  —  YeneUedeiie  Hlttelliuictii.  —  BriefireebMl. 


Ohemie  ynd  Phapmaoie. 


Das  FUtrieren  in  Hieroglyphen 
Altägyptens. 

Im  ^Papyrus  Ebers''  ist  ein  häufiges 
hieratisches  Schriftzeiehen  gegen  das 
Rezeptende  <^.  Dasselbe  stellt  das 
Filtrieren  U  bildlich  dar  und  mußte 
in  Hieroglyphen  mit  ^  wiedergegeben 
werden.  Lautliche  Jj  Hieroglyphen 
dafür,  welche  bisher  die  lautliche  Lesung 
ermöglicht  hätten,  waren  nicht  erweis- 
lich. Jetzt  finden  sich  gl&cklicherweise 
im  „Papyrus  Hearst"  Parallelstellen  zum 
„Papyrus  Ebers",  in  welchen  obiges 
Zeichen  durch  die  lautliche  Hieroglyphen- 
schreibung ^ flj^  vertreten  wird.  Auch 

das  Bild  des  o  ®  ^  filtrierenden  Apothe- 


\  stellt  einen  stehenden  nach  rechts  tiber- 
gebeugten Mann  dar,  welcher  mit  beiden 
Händen  ein  gespanntes  Filtriertuch  hält, 
aus  dem  nach  einem  untenstehenden 
Gefäße  die  filtrierte  Blfissigkeit  abläuft. 

Bad  Neuenahr,  Rheinpreuflen.      OefeU. 


kers  sehen  wir  dort  von  der  Seite 
gezeichnet  /ff.  Wir  ersehen  daraus, 
daß  der  nx  Ausdruck  fUr  Filtrieren 
in  der  altägyptischen  Sprache  'ote;|r 
oder  ähnlich  gelautet  haben  muß  und, 
daß  dies  Filtrieren  freihändig  vom  stehen- 
den Manne  durch  ein  Tuch  bewerk- 
stelligt wurde.     Denn  das  letzte  Bild 


Die  neue  öBterreichisclie 
Pharmakopoe 

(Fhaxmacopoea  Austriaca.  Editio  Octava). 

Besprochen  von  Dr.  ö.  Weigd, 
(Fortsetzung  von  Seite  668.) 

Was  nun  die  Beschreibung  der  ein* 
zelnen  Arzneimittel  betrifft,  so  ist  diese 
kurz  und  bfindig,  ohne  sJlzu  viel  Bei- 
werk gehalten.  Der  offiziellen  Ueber- 
schrif  t  sind  (mit  sehr  wenig  Ausnahmen) 
weder  Synonyme  noch  Formeln  oder  dgl. 
Erklärungen  beigeffigt.  Am  Schlüsse 
der  Kapitel  finden  wir  —  wo  nötig  — 
nur  Angaben  tlber  die  zweckentsprechende 
Aufbewahrung  des  Arzneimittels  (vor 
Licht,  Luft  oder  Feuer  geschützt);  die 


684 


Höchstg^aben  fehlen  hier.  Man  ist,  was 
dies  alles  anbetrifft,  also  auf  die  dies- 
bezfiglichen,  bereits  erwähnten  Tabellen 
am  Schlosse  des  Arzneibuches  ange- 
wiesen. 

Die  Nomenklatur  ist  im  großen  und 
ganzen  die  gleiche  wie  im  D.  A.-B.  IV ; 
einige  Ausnahmen  sind:  Acetphenitidin 
Ph.  Austr.  VmfttrPhenacetin  D.A.-B.IV, 
Acidum  aceticum  concentratum  für 
Acidum  aceticum  (bei  den  starken  Säuren 
ist  immer    c concentratum»    beigeffigt), 
Alga  Carragen  ffir  Carrageen,  Araroba 
depurata   ffir    Chrysarobin,    Balsamum 
Styrax  liquidus  für  Styrax,   Balsamum 
Terebinthinae  ffir  Terebinthina,  Flores 
Caryophylli    ffir    Caryophylli,    Fructus 
Sennae   ffir   Folliculi  Sennae,   Fungus 
Seealis  ffir  Seeale  comutum,   Gelatina 
animalis  alba  ffir  Gelatina  alba,  Gummi 
Acaciae  für  Gummi  arabicum,  Gummi- 
resina  Ammoniacum   ffir  Ammoniacum 
(auch   bei   allen   fibrigen  Gummiharzen 
ist  das  Wort  «Gummiresina»  vorgesetzt), 
Natrium  boracicum  für  Borax,  Pericar- 
pium  Aurantii  ffir  Cortex  Aurantii  Fruc- 
tus, Radix  Hydrastidis  ffir  Rhizoma  Hy- 
drastis  Radix  Jalapae  und  —  Salep  ffir 
Tubera,  Roob  Juniperi  und — Sambuci  ffir 
Succus.  DieBezeichnung  der  neueren  ehem. 
Arzneimittel  ist  in  Ph.  Austr.  YIU  will- 
kfirlich  gewählt,  insofern  als  einige  unter 
ihrem  wissenschaftlichen  Namen  (Acet- 
phenitidin, Bismutum  subgallicum,  Guaja- 
colum  carbonicum,  .Morphinum  diacetyl- 
icum,  Phenylum  salicylicum),andere  unter 
ihrer  wortgeschfitzten  Bezeichnung  (Anti- 
pyrin,  Sulfonal,  Tannalbin,  Trional  usw.) 
aufgenommen  sind.    Sehr  richtig  ffihrt 
Ph.    Austr.   dagegen    die   aus    einigen 
ätherischen   Oelen    isolierten    und    an 
deren  Stelle  jetzt  offizineilen  Substanzen 
unter  den  ihnen  zukommenden  Bezeich- 
nungen wie  Anethol,  Carvon,  Eugenol, 
Zirataldehyd  (ffir  letzteres  hat  man  die 
bisher  unbekannte  lateinische  Bezeich- 
nung «Cinnamalum»  konstruiert),  wäh- 
rend das  D.  A.-B.  IV  diese  wohlcharak- 
terisierten Körper  unzutreffend  weiter 
als  Oleum  Anisi,  —  Caryophyllorum  usf. 
aufgenommen  hat. 

Eine  Eigenart  der  Ph.  Austr.  VIII 
muß    noch    besonders     heryorgehoben 


werden:  alle  üeberschriften  derjenigen 
Arzneimittel  (Separanden),  welche  dem 
freien  Verkehr  entzogen,  sind  in  fett- 
gedruckter Kursivschrift  gehalten,  um 
sofort  ins  Auge  zu  fallen;  die  fibri^n 
präsentieren  sich  in  einfacher  Steilschiift 
Diese  auf  so  einfache  Weise  zum  Aus- 
druck gebrachte  Trennung  im  Pharma- 
kopöetext  selbst  muB  als  recht  praktisch 
anerkannt  werden. 

Vorstehendes  wäre  das,  was  von  dem 
neuen  österreichischen  Arzneibuch  im 
allgemeinen  zu  erwähnen  ist  A.iis- 
ffihrlicher  auf  die  einzelnen  Arznei- 
körper,  deren  Charakterisierung,  PrOfuiig 
und  dergl.  einzugehen,  ist  kaum  n5tig, 
da  sich  in  dieser  Beziehung  das  meiste 
mit  dem  Inhalt  des  D.  A.-B.  IV  deckt 
Nur  einiges  Wichtige,  vorzugsweise  be- 
stimmte Gruppen  von  Arzneimitteln  be- 
treffend, sei  nachfolgend  zur  Besprech- 
ung herausgegriffen.  Dagegen  empfiehlt 
es  sich,  aus  dem  Arzneibuch  selbst 
wie  der  angeffigten  Vorschrifteneanun- 
lung  ffir  galenische  ArzneimischongpNi 
(dem  Elenchus)  eine  Anzahl  solcher  Vor- 
schriften an  dieser  Stelle  zu  veröffent- 
lichen, da  diese  sicher  auch  ffir  die 
deutsche  Apotheken  -  Praxis  Interesse 
haben. 


Aoida.  Von  den  Säuren  der  Ph.  Austr. 
VIiI  weichen  im  Vergleich  zum  D.  A.-B.  IV 
von  diesem  nur  ab:  Acidum  nitricam 
(concentratum),  welche  das  spez.  Qew. 
1,3  und  demnach  einen  Gehalt  von  47,45 
pa  reiner  Säure  (D.  A.-B.  IV  =  26  pCt) 
besitzen  soll,  Acidum  phosphoricum 
mit  dem  spez.  Gew.  1,12  und  dem  Odialt 
von  20  pCt  Orthophosphorsäure  (D.A.-B. 
IV  =  26  pOt),  scUießUeh  noch  Acidum 
sulfuricum  dilutum,    welche   Ph. 
Austr.  Vin  aus  100  Teilen  Säure  und 
476  Teilen  Wasser  mischen   läBt  und 
demnach  bei  einem  spez.  Gtew.  von  1,19 
=    16,66    pCt    reine    Säure    enthält 
(D.  A.-B.  IV   =    16,6   bis    16,3   fCt). 
Rohe  Salpeter-  und  SchwefelsäQie  ffihrt 
(unterschiedlich  vom  D.  A.-B.)  Ph.  Anstr. 
Vm   nicht.     Im  fibrigen  gleichen  die 
Säuren   der  letzteren  und  die  an  die* 
selben     gestellten    Anforderungen     im 
wesentlichen  denen  des  D.  A.-B«  IV. 


685 


Die  stärkeren  Sänren  sind  in  der  Ueber- 
schrift  dnreh  den  Zusatz  «concentratom» 
(zam  Unterschied  yon  cdilntnm»)  näher 
gekennzeichnet 

Aquaa  deitillataa.  Die  aromatischen 
Wässer  sind  nach'  Ph.  Aostr.  Vin  — 
soweit  nichts  anderes  speziell  vorge- 
schrieben ist  —  dorch  Destillation,  in 
der  Hegel  ohne  vorherige  Mazeration 
zu  bereiten. 

Destillierte  Wässer  sollen  gegen 
Schwefelwasserstoff  indifferent  sein  nnd 
beim  Verdampfen  einen  Bfickstand  nicht 
hinterlassen. 

Baliama.  Von  den  wichtigeren  offl- 
zinellen  Balsamen  sind  einige  Einzel- 
heiten erwähnenswert 

Balsamnm  Copaivae.  Das  spez. 
Gew.  desselben  ist  sehr  richtig  anf  0,94 
bis  0,99  belassen;  die  Prüfungen  in 
betreff  Reinheit  des  Eopaivabalsams  sind 
dagegen  bedeutend  erweitert  und  ver- 
schärft worden.  U.  a.  ist  die  bekannte 
Gurjunbalsamprobe  aufgenommen,  wo- 
nach eine  Losung  von  6  Tropfen  Balsam 
in  15  ccm  Eisessig  mit  5  lYopfen  kon- 
zentrierter Salpetersäure  versetzt,  inner- 
halb einer  Stunde  keine  Rosafärb- 
ung zeigen  darf.  Die  Prüfung  auf 
Fichtenharze  bezw.  Eolophon  ist  fol- 
gende: In  einem  Reagensglase  werden 
3  g  Balsam  mit  1  ccm  Ammoniakflttssig- 
keit  durch  Schwenken  gemischt,  wobei 
eine  klare  Lösung  entstehen  soll,  die 
auch  auf  weiteren  Zusatz  eines  zweiten 
und  dritten  Kubikzentimeters  Ammoniak 
klar  bleibt  (Trübung  zeigt  Fichtenharz 
bezw.  Kolophonium  an).  Vorstehende 
Probe  ist  sehr  scharf;  ein  Gelatin- 
ieren tritt  hierbei  selbst  bei  zweifellos 
echten  Balsamen  hin  und  wieder  häufig 
ein,  wie  Referent  zu  beobachten  Gelegen- 
heit hat 

Für  Balsamum  Peruvianum  ist 
ein  spez.  Gew.  1,14  bis  1,16  vorgesehen, 
was  den  augenblicklichen  Tatsachen  ent- 
spricht. Gefordert  werden  mindestens 
56  pCt  Cünnamein,  außerdem  —  als  neu 
—  eine  klare  Lösung  in  5  Teilen  60- 
proc.  Chloralhydratiösung  (Piüfung  ins- 
besondere auf  Rizinusöl).  Bei  der  De- 
stillation mittels  Wasserdampf  darf  Peru- 
balsam kein  ätherisches  Oel  abgeben. 


Balsamum  Tolutanum.  Dessen 
Löslichkeit  in  den  verschiedenen  Lös- 
ungsmitteln wird  von  Ph.  Austr.  Vm 
richtig  angegeben,  so  z.  B.  wenig  lös- 
lich in  Petroläther  und  Schwefelkohlen- 
stoff. 1  Teil  Tolubalsam  einigeMinuten  mit 
10  Teilen  Kalkwasser  gekocht,  soll  ein 
gelbliches  Filtrat  ergeben,  welches  durch 
Ansäuern  mit  Salzsäure  entfärbt  wird 
und  aus  dem  sich  beim  Abkühlen  farb- 
lose Kristalle  ausscheiden.  (Diese  Prüf- 
ung ist  in  erster  Linie  wohl  als  Iden- 
titätsnachweis aufzufassen,  kann  aber 
unter  Umständen  auch  als  Prüfung  auf 
fremde  (Koniferen-)  Harzsäuren  benützt 
werden,  die  sich  als  amorphe  Flocken 
abscheiden  würden.    D.  Ref.) 

Deooota.  Bei  den  allgemeinen  Angaben 
über  die  Anfertigung  von  Dekokten  sagt 
Ph.  Austr.  vm  u.  a.,  daß  die  Koch- 
dauer in  der  Regel  Vs  Stunde  zu  währen 
hat,  bei  Drogen  von  besonders 
d  e  r  b  e  m  G  e  f  ü  g  e  (substantiae  structurae 
compactae)  jedoch  eine  ganze  Stunde. 
Dekokte  sind  warm  abzupressen  und  — 
wenn  nötig  —  zu  filtrieren. 

Emplastra.  Die  zur  Bereitung  von 
Pflastern  nötigen  Drogen  sind  stets  in 
Form  von  «pulvis  subtilissimus»  und  in 
bestgetrocknetem  Znstand  zu  verwenden. 
Pflaster  dürfen  nicht  schimmelig  sein! 
Sonst  bringt  der  allgemein  gehaltene 
Artikel  der  Ph.  Austr.  VlII  über  Em- 
plastra nichts  wesentlich  Neues.  Zur 
Bereitung  der  einzelnen  Pflaster  schreibt 
das  Arzneibuch  an  stelle  von  Oleum 
Olivarum  jetzt  durchgehend  das  billigere 
und  ebenso  vorteilhafte  Oleum  Sesami 
vor. 

Extraeta.  Ph.  Austr.  VlIL  unterscheidet 
zwischen  Extraeta  und  Elxtracta  fluida 
und  kennt  von  ersteren  3  Abstufungen : 
dünne  (tenuia)  von  der  Konsistenz  des 
Honigs,  dicke  (spissa)  mit  10  bis  20  pCt 
Feuchtigkeit  und  trockene  (sicca)  mit 
etwa  5  pCt  Feuchtigkeit. 

Die  narkotischen  Extrakte  in 
trockenem  Zustande  (zur  Herstell- 
ung von  Pulvern)  sind  mit  arabischem 
Gummi  im  Verhältnis  1+1  herzustellen, 
nach  folgender  Vorschrift :  l  Teil  Gummi 
wird  mit  1  Tdl  Wasser  in  einer  Por- 


686 


zellanschale  (von  bekanntem  Gewicht) 
auf  dem  Wasserbade  g^elOst,  die  Lösung 
mit  1  Teil  des  betr.  Extraktes  vermischt 
und  das  Ganze  unter  Umrfihren  zur 
Trockene  verdampft,  eventuell  die  fehlen- 
de Menge  noch  durch  Gummipulver  auf 
insgesamt  2  Teile  ergänzt 

Lösungen  narkotischer  Ex- 
trakte sind  im  Verhältnis  2  =  1  zu 
bereiten  aus:  10  Teilen  Extrakt,  6  Teilen 
Wasser,  3  Teilen  Glycerin  und  1  Teil 
Weingeist. 

Die  Extrakte  der  Ph.  Austr.  Vni 
werden  teilweise  durch  Perkolation, 
teilweise  durch  Mazeration  hergestellt; 
die  Fluidextrakte  ausschließlich  durch 
Perkolation  und  zwar  in  der  jetzt  fib- 
licheu  Weise,  daß  100  Teile  angewendete 
Droge  100  Teilen  Extrakt  entsprechen. 
Extrakte  sollen  klar  löslich  bezw.  (Fluid- 
extrakte) klar  sein,  den  charakteristischen 
Geruch  und  Geschmack  der  betr.  Roh- 
droge und  den  vorgeschriebenen  Trocken- 
rfickstand  besitzen.  Die  Bestimmung 
des  letzteren  erfolgt  durch  Eindampfen 
von  2  g  Fluidextrakt  (in  einem  Wäge- 
gläschen von  30  mm  Höhe  und  40  mm 
Durchmesser)  im  Wasserbade  und  nach- 
folgendem zweistündigen  Trocknen  des 
Bückstandes  ebenda.  Außerdem  läßt 
Ph.  Austr.  VIII  alle  Extrakte  auf  etwaigen 
Gehalt  an  Schwermetallen  prüfen.  Zu 
diesem  Zweck  werden  von  den  gewöhn- 
lichen Extrakten  2  g  verascht,  die  Asche 
in  5  ccm  verdünnter  Salzsäure  gelöst 
und  das  Filtrat  mit  SchwefelwasserstofF- 
wasser  versetzt ;  es  darf  hierdurch  keine 
Veränderung  des  Filtrats  eintreten.  Von 
den  Fluidextrakten  wird  der  Trocken- 
rückstand auf  vorstehende  Weise  geprüft. 
(Bei  der  Prüfung  der  Extrakte  auf 
Schwermetalle  —  insbesondere  Kupfer, 
Blei  und  Zinn  —  ist  es  nötig,  darauf 
hinzuweisen,  daß  die  Veraschung  durch- 
aus vollständig  erfolgen  muß,  um 
später  infolge  ungenügender  Veraschung 
der  organischen  Substanz  auftretende 
Färbungen  und  dadurch  entstehende  Irr- 
tümer zu  vermeiden;  vergL  Pharm. 
Centralh.  42  [1901],  324  und  325.  D. 
Bef.) 

Als  Mehstrua  zur  Bereitung  von  Ex- 
trakten benützt  Ph.  Austr.  Vin  Wasser, 


Aether,  Weingeist  (in  verschiedener 
Stärke),  Glycerin,  auch  Salzsäure  (bei 
Extractum  Chinae  fluidum). 

Infliia.  Ph.  Austr.  bemerkt  u.  a.  aus- 
drücklich, daßinfusa  stets  frisch  zu 
bereiten  sind !  — 

In  einem  Kapitel,  mit  «Olea»  über- 
schrieben, faßt  Ph.  Austr.  VIU  unter 
a)  allgemeine  Prüfungsvorschriften  ffir 
ätherische  Oele,  unter  b)  solche  ffir  fetie 
Oele  zusammen. 

Olea  aetherea.  Für  diese  gelten  fol- 
gende allgemeine  Vorschriften:  1)  Ein 
Tropfen  Oel  auf  Schreibpapier  gebracht, 
darf  nach  dem  Verdunsten  keinen,  in 
Weingeist  unlöslichen  (Fett-)Fleck 
hinterlassen  (fettes  Oel) ;  auch  beim  Ver- 
dunsten in  einer  Schale  auf  dem  Wasser- 
bade darf  ein  nennenswerter  Rückstand 
nicht  hinterbleiben  (fremde  Harzkörper 
und  dergl.).  2)  Beim  Schütteln  von  2  ccm 
Oel  mit  einem  erbsengroßen  Stückchen 
geschmolzenen  Chlorcalcium  darf 
nach  einiger  Zeit  letzteres  weder  zer- 
fließen noch  auf  der  Oberfläche  schmierig 
werden  (Prüfung  auf  Wassergehalt). 
3)  Das  spez.  Gewicht  ist  bei  15  ^  C  zu 
bestimmen,  bei  Anethol  jedoch  bei  25® 
und  bei  Oleum  Bosae  bei  20^  C 

Was  die  Angaben  über  die  Eigen- 
schaften der  einzelnen  ätherischen  Oele 
betrifft,  so  kann  man  der  Ph.  Austr. 
Vm  insofern  ein  Kompliment  machen, 
als  sie  die  zahlreichen  falschen  Angaben 
ihrer  Vorgängerin  nunmehr  richtiggestellt 
enthält.  Bedauert  wird  nur  (von  Oster- 
reichischer  Seite),  daß  das  optische  Dreh- 
ungsyermögen  bei  der  Pi^ng  &the^ 
ischer  Oele  unberücksichtigt  geblieben 
ist.  Bergamottöl  ist  als  offlzinell  aus- 
geschieden, Cajeputöl  neu  aufgenommen 
worden. 

Olea  pinguia.  Im  Kapitel  unter  dieser 
Ueberschrift  finden  wir  die  bekannten 
Anweisungen  zur  Ausführung  der  Ver- 
seifungs-  und  Jodzahl.  Im  übrigen  ist 
yon  den  fetten  Oelen  zu  erwähnen,  daß 
Oleum  Sesami  als  offlzinell  aufgenommen 
worden  ist  und  auch  bei  den  galenischen 
Oelpräparaten  zum  äußeren  Gebrauch 
(Oleum  camphoratum,  Oleum  Hyoscyami 
coctum)  als  zweckmäßiges  Ersatzmittel 
für  Oleum  Oliyarum  dient 


687 


Die  Jodzahl  bei  Oleum  Jecoris 
Aselli  vap.  par.  nimmt  Ph.  Austr. 
mit  120  bis  145  an;  richtiger  wären 
die  Grenzen  130  bis  150  gewesen,  eben- 
so hätte  die  scharfe  Forderung  der 
Elai'dinprobe  bei  Lebertran  (10  ccm  Tran 
mit  einem  Gemisch  aus  5  ccm  rauchen- 
der Salpetersäure  und  5  ccm  Wasser 
geschüttelt,  dürfen  sich  innerhalb  zweier 
Tage  weder  ganz  noch  teilweise  ver- 
dicken) besser  unterbleiben  sollen. 

Simpi  (Syrupi).  Von  den  Sirupen 
verlangt  das  neue  österreichische  Arznei- 
buch, daß  sie  in  kleinen,  möglichst  ste- 
rilisierten Flaschen  —  gut  verschlossen 
—  an  einem  kfihlen  und  trockenen  Ort 
aufzubewahren  sind;  sie  sollen  alle  ein 
spez.  Gewicht  von  1,26  bis  1,33  auf- 
weisen. Neu  sind  die  allgemeinen  Prüf- 
ungen der  Säfte  auf  unerlaubten  Gehalt 
an  Saccharin  und  Salicylsäure.  Zu 
diesem  Zweck  läßt  Ph.  Austr.  20  g  des 
betr.  Sirups  mit  der  gleichen  Menge 
Wasser  mischen  und  mit  Phosphorsäure 
ansäuern.  Das  Gemisch  wird  dann 
zweimal  mit  je  20  ccm  Aether  ausge- 
schüttelt, der  Aether  verdunstet  und 
der  hierbei  hinterbleibende  Rückstand 
mit  20  ccm  heißen  Wasser  aufgenom- 
men. Diese  Lösung  darf  weder  intensiv 
süß  schmecken  (Saccharin),  noch  auf 
Zusatz  eines  Tropfens  Eisenchloridlösung 
violett  gefärbt  werden  (Salicylsäure  als 
Konservierungsmittel). 

Bei  den  Herstellungsvorschriften  für 
Sirupe  tritt  mehrfach  das  Bestreben  zu 
tage,  die  Defektur  zu  vereinfachen.  So 
sind  zu  bereiten:  Sirup.  Aurantii 
florum  durch  Lösen  von  15  Teilen 
Saccharum  pulveratum  in  10  Teilen 
Aqua  Aurantii  florum  (bei  gewöhnlicher 
Temperatur),  Sirup.  Ipecacuanhae 
durch  Mischen  von  10  g  Tinctura  Ipe- 
cacuanhae mit  90  Teilen  Sirup.  Simplex, 
Sirup.  Menthae  durch  Lösen  von  15 
Teilen  Saccharum  pulv.  in  10  Teilen 
Aqua  Menthae  piperitae  usw. 

Spiritai.  Was  den  Weingeist  als 
solchen  zunächst  anlangt,  so  führt  Ph. 
Austr.  außer  Alcohol  absolutus  die  glei- 
chen mit  Wasser  verdünnten  Alkohole 
wie  das  D.  A.-B.  und  zwar  den  90  bis 


91  vol.-proc.  als  Spiritus  Vini  (concen- 
tratus),  den  68  bis  69  voL-proc.  als 
Spiritus  Vini  dilutus. 

Die  bekannten  weingeistigen  Arznei- 
präparate (Spiritus  praeparatii 
läßt  Ph.  Austr.  VIU  nach  voraufgehender 
12  stündiger  Mazeration  der  Drogen  mit 
dem  Weingeist  durch  Destillation 
herstellen,  so  z.  B.  Spiritus  Anisi,  — 
aromaticus,  —  Carvi,  —  Juniperi,  — 
Lavandulae,  —  Rosmarini.  Selbst  Spi- 
ritus Formicarum  wird  noch  durch 
Mazeration  und  Destillation  frisch  ge- 
sammelter Ameisen  mit  Weingeist 
bereitet.  Spiritus  Menthae  ist  zu 
mischen  aus  5  Teilen  Oleum  Menthae 
piperitae  und  95  Teilen  Spiritus  Vini 
(D.  A.-B.  IV  =  10  +  90). 

Tinoturae.  Die  Tinkturen  sollen  ge- 
wöhnlich durch  8  tägige  Mazeration  bei 
einer  Temperatur  von  ungefähr  20^  C 
bereitet  werden,  doch  gestattet  Ph.  Austr. 
VIll  ebenso  gern  die  Bereitung  durch 
Perkolation  (analog  den  Fluidextrakten). 
Die  Tinkturen  der  starkwirkenden  Drogen 
sind  im  Verhältnis  1  :  10,  die  übrigen 
in  der  Hauptsache  1  : 5  anzusetzen. 
Außer  dem  spez.  Gew.  fordert  Ph.  Austr. 
VIII  auch  noch  einen  bestimmten  Trocken- 
rückstand. 10  g  Tinktur  werden  zu 
diesem  Zweck  in  einem  Wägegläschen 
mit  flachem  Boden  (im  Durchmesser 
40  mm  weit)  auf  dem  Wasserbade  zur 
Trockene  verdampft  und  der  Bückstand 
genau  1  Stunde  bei  100^ C getrocknet. 
Nach  dem  Abkühlen  im  Exsikkator  (ohne 
aufgesetzten  Stöpselj  wird  dann  das  be- 
deck t  e  Glas  gewogen.  Die  gefundene 
Menge,  mit  10  multipliziert,  gibt  den 
Prozent^ehalt  an  Trockensubstanz. 

Die  zeitgemäße  Prüfung  des  zur  Be- 
reitung der  Tinkturen  (falls  in  fertigem 
Zustand  bezogen)  verwendeten  Wein- 
geistes auf  unerlaubte  Denaturierungs- 
mittel,  wie  sie  das  neue  niederländische 
Arzneibuch  so  trefflich  vorsieht  (vergl. 
Pharm.  Centralh.  47  [1906],  440),  ist  in 
der  Ph.  Austr.  VIII  unberücksichtigt 
geblieben. 

ünguenta.  Unter  «Unguentum  Sim- 
plex» versteht  Ph.  Austr.  ein  Gemisch 
aus  20  Teilen  Gera  alba  und  80  Teilen 
Adeps   suillus;    dieses   dient  u.  a.    als 


688 


Grundlage  für  Unguentam  Ealii  jodati. 
Auch  bei  den  Salben  wird  meist  Sesamöl 
anstelle  des  Olivenöls  verwendet.  Wenn 
Unguentum  Hebrae  verordnet 
wird,  so  ist  die  gewöhnliche  Diachylon- 
salbe,  mit 2  pCt  Lavendelöl  gemischt, 
zu  verabfolgen. 

7ina.  Offizinell  sind  3  Naturweine, 
nämlich  Weißwein  (mit  8  bis  10  pCt 
Alkoholgehalt),  Rotwein  (mit  8  bis  12 
pCt  Alkohol)  und  goldbrauner  Malaga- 
wein (Vinum  Malagense  aureum  oder 
«Lacryma  Christi»  mit  15  bis  20  pCt 
Alkohol).  Letzterer  dient  der  Ph.  Anstr. 
vm  in  der  Hauptsache  zur  Bereitung 
der  üblichen  Arzneiweine  wie  Vinum 
Chinae,  —  Condurango,  -—  Cascarae 
(Bhamni  Purshiani)  usw. 

(SoUofi  folgt.) 


Zur  Kenntnis  der  innerlichen 
TrippermitteL 

Von  Apotheker  Dr.  Lttdwig  Singhof. 

Das  Erscheinen  einer  immer  größer 
werdenden  Flut  von  Spezialitäten  auf 
dem  pharmazeutischen  Markte  (zum 
teil  eine  Folge  des  geltenden  Waren- 
zeichengesetzes) zwingt  den  Apotheker, 
um  die  Uebersicht  nicht  zu  verlieren, 
sich  mit  diesen  Dingen  näher  zu  be- 
schäftigen. Da  die  ganze  Spezialitäten- 
bewegung nicht  mehr  aus  der  Welt  zu 
schaffen  sein  dürfte  und  der  Apotheker 
gerade  bei  den  Spezialitäten  mehr  als 
bei  den  offizineilen  Arzneimitteln  in  die 
Lage  kommt,  etwa  einem  befreundeten 
Arzt  oder  direkt  dem  Publikum  an 
Hand  der  Literatur  Auskunft  ttber  die 
Zusammensetzung  und  den  angeblichen 
Wert  der  Präparate  zu  erteilen  —  ich 
erinnere  an  die  Eisenpräparate,  Nähr- 
präparate usw.,  —  so  dürfte  es  wohl 
am  Platze  sein,  über  einige  gerade  in 
letzter  Zeit  mehr  in  den  Vordergrund 
getretene  Gruppen  von  Spezialpräparaten 
und  zwar  unter  besonderer  Berück- 
sichtigung der  medizinischen  Literatur 
zu  belichten.  Ich  möchte  mit  der  Gruppe 
der  innerlichen  Trippermittel  den  An- 
fang machen. 

Die  als  innerliche  Antigonorrhoika 
im  Gebrauch  befindlichen  Stoffe  gehören 


zur  Gruppe  der  Balsamika.  Fragen  wir 
uns  zunächst,  welche  Wirkungen  diese 
Stoffe  auf  die  Krankheit  ausüben,  so 
ist  zu  sagen,  daß  sie  in  erster  Linie 
die  oft  sehr  beträchtlichen  persönlichen 
Beschwerden,  die  Schmerzen,  das  heftige 
Brennen  beim  Harnlassen  und  den  Harn- 
drang vermindern.  Der  eitrige  Ausfloß 
aus  der  Harnröhre  wird  durch  die  Bal- 
samika beschränkt  und  schließlich  meist 
ganz  aufgehoben  und  der  trübe  Harn 
geklärt.  Direkt  gonokokkentötend,  wie 
die  Silberpräparate,  wirken  die  Balsamika 
nach  Ansicht  der  meisten  Autoren  jeden- 
falls nicht,  wohl  aber  verschlechtern  sie, 
wie  man  sagt,  den  Nährboden  für  die 
Gonokokken.  Eine  wichtige  Eigenschaft 
der  Balsamika  ist  die,  daß  sie  das  Auf- 
treten von  Komplikationen,  besonders 
der  geffirchteten  Nebenhodenentzündung, 
in  hohem  Grade  einzuschränken  ver- 
mögen. Nach  einer  in  dem  Lehrbuch 
der  Blennorrhoe  von  Prof.  Finger  in 
Wien  angeführten  Statistik  wirken  die 
Balsamika  in  dieser  Beziehung  sogar 
an  sich  noch  besser  als  die  Einspritz- 
ungen von  Silberpräparaten  in  die  Harn- 
röhre. Am  besten  scheint  freilich  die 
gleichzeitige  innerliche  Darreichung  eines 
Balsamikum  und  die  örtliche  Anwend- 
ung durch  Einspritzungen  zu  sein,  eine 
Behandlungsweise,  die  jetzt  allgemein 
von  den  Medizinern  als  die  empfehlens- 
werteste bezeichnet  wird. 

Kommen  wir  nun  zu  den  Balsam- 
präparaten selbst  zurück,  so  sind  neben 
dem  Oleum  Santali  Ostindici,  das  jetzt 
wenigstens  in  Deutschland  bei  weitem 
am  meisten  angewandt  wird,  haupt- 
sächlich folgende  im  Gebrauch :  Balsamum 
Copaivae  (Maracaibo-,  Para-  und  Gurjan- 
balsam),  Extractum  Cubebarum,  Elxtrac- 
tum  Kawa,  Oleum  Cedri  Libani,  Oleum 
Juniperi;  Oleum  Terebinthinae,  Bucco, 
Matico  und  Pichi. 

Von  allen  diesen  Mitteln  ist  außer 
dem  Sandelöl  wohl  sicher  der  Eopalva- 
balsam  der  wirksamste  und  er  wäre 
wohl  auch  kaum  vom  Sandelöl  verdrängt 
worden,  wenn  nicht  bei  seiner  Anwend- 
ung so  häufig  unangenehme  Neben- 
wirkungen, Nierenschmerzen  und  Haut- 
ausschläge   sich    bemerkbar   machten. 


G89 


Diese  Nebenwirkungeu  spielen  fiberhaupt 
bei  der  Balsamanwendung  eine  große 
Rolle.  Sie  sind  nicbt  etwa  seltene  Aus- 
nahmen,  yielmehr  kann  man  sagen,  daß 
sich  bei  der  Mehrzahl  aller  Personen, 
die  Balsamika  einnehmen,  Nebenwirk- 
ungen einstellen,  welche  von  einfachem 
Ai&toßen  und  Magenschmerzen  bis  zu 
Erbrechen  bezw.  Nierenreizung  und 
heftigen  Bfickenschmerzen  sich  steigern 
können. 

Unter  diesen  Umständen  ist  es  nnn 
von  großer  Wichtigkeit  zn  wissen,  welche 
von  den  yei^chiedenen  Balsampräparaten 
am  meisten,  und  welche  am  wenigsten 
solche  Nebenwirkungen  hervorrufen. 
In  diese  Frage  haben  besonders  die 
aasffihrlichen  Untersuchungen  \on  Vieth 
Licht  geworfen  (Medizinische  Klinik 
li»05,  S.  1276).  Vteth  stellte  fest,  daß 
die  in  den  Balsamen  enthaltenen  ver- 
schiedenen Bestandteile  (Terpene,  Terpen- 
alkohole,  Harzsäuren  und  Resene)  zwar 
hinsichtlich  ihrer  therapeutischen  Wirk- 
ung sich  sehr  ähnlich  sind,  aber  auch 
sehr  verschieden  in  bezug  auf  die  Neben- 
wirkungen, die  sie  auf  den  Organismus 
ausüben. 

Aus  der  folgenden  Tabelle  lassen  sich 
die  Bestandteile  der  wichtigsten  Bal- 
samika ersehen: 


Ol.  Tercbinthinae  .  .  . 
Ol.  Santali  Ostind.  .  . 
Ol.  Santali  Westin-1.  .    . 

Ol.  Cedri 

Ol.  Juniperi 

Balsam.  Gopaivae  Maracaibo 
Balsam.  Gopaivae  Para  . 
Balsam.  Gar)un      .    .    . 
£xtr.  Gabebarum   .    .    . 


OS 

1  9 

rpen 

rpen 
obol 

arz- 

W'g 

100 

6 

94 

35 

65 

80 

20 

10 

10 

55 

40 

65 

30 

70 

5 

65 

10 

6 

5 
2b 
25 


Von  diesen  4  Gruppen  wirken  die 
Terpene  am  stärksten  reizend  auf  Ma- 
gen und  Nieren,  weniger  die  Terpen- 
alkohole,  noch  weniger  die  Harzsäuren 
und  Resene.  Die  Harzsäuren  allein 
wirken  abfahrend,  die  Resene  sind  die 
einzige  Qruppe,  welche  von  den  Neben- 
wirkungen frei  ist.   Die  Fähigkeit,  Haut- 


ausschläge hervoi zurufen,  die  ebenfalls 
allen  balsamischen  Mitteln  mehr  oder 
I  weniger  zukommt,  scheint  sich  nicht 
nach  den  obigen  Gruppen  zu  richten, 
denn  bei  Eopai'vabalsam  fanden  Vieth 
und  Ehrmann,  daß  sowohl  das  Eopaiva- 
öl  als  das  Eopai'vaharz  Ausschläge  ver- 
ursachen, während  nur  das  Oel  Nieren- 
schmerzen hervorruft  und  nur  das  Harz 
abführend  wirkt.  Viel  seltener  als  nach 
Kopaivabalsam  werden  Hautausschläge 
nach  Sandelöl  gesehen. 

Die  Untersuchung  der  Bal- 
samika auf  ihre  Bestandteile  geschieht 
zweckmäßig  so,  daß  man  sie  zuei-st  mit 
Wasserdampf  behandelt.  Hierbei  destil- 
lieren Terpene  und  Terpenalkohole  übei-, 
während  Harze  und  Resene  im  Rück- 
stand bleiben.  Die  ei'Sten  beiden  Gruppen 
trennt  man  durch  fraktionierte  Destil- 
lation, wobei  die  Terpene  zuerst  über- 
gehen, weil  die  Teipenalkohole  einen 
um  etwa  40^  höheren  Siedepunkt  haben. 
Die  Menge  der  Terpenalkohole  läßt  sich 
leicht  durch  Acetylierung  bestimmen. 
Die  Gruppe  der  Harze  wird  von  den 
Resenen  durch  Behandeln  mit  verdünn- 
ter Natriumkarbonatlösnng  getrennt.  Die 
in  dieser  Weise  ausgeführte  pharma- 
zeutisch -  chemische  Untersuchung  der 
Balsamika  auf  ihre  Bestandteile  ist  des- 
halb von  Wichtigkeit,  weil  man  sich 
dadurch  leicht  auf  grund  obiger  An- 
gaben ein  Bild  über  die  Wirkungsweise 
und  die  Nebenwirkungen  der  betreffen- 
den Balsamika  machen  kann.  Am  ehe- 
sten werden  diejenigen  Magen-  und 
Nierenschmerzen  verursachen,  welche  den 
höchsten  Gehalt  an  Terpenen  haben. 
Unter  den  o  Kopai'vabalsamarten  wird 
der  dickflüssige  Maracai'bobalsam  vor- 
zuzieheu  sein,  weil  er  den  geringsten 
Terpengehalt  hat.  Am  wenigsten  Ter- 
pene überhaupt  enthält  von  allen  bal- 
samischenMitteln  das  ostindischeSandelöl, 
nämlich  6  bis  10  pCt,  während  das 
westindische  Oel  bereits  30  bis  35  pCt 
enthält.  Da  femer,  wie  erwähnt,  das 
Sandelöl  auch  nur  selten  Hautausschläge 
hervorruft,  so  ist  es  sicher  von  den 
gegen  Gonorrhöe  in  Gebrauch  befiud- 
licheu  balsamischen  Mitteln  das  em- 
pfehlenswerteste.     Trotzdem    ist   auch 


690 


das  Sandelöl  kein  Idealmittel,  denn 
häufig  genug  verdirbt  es  den  Appetit 
der  Kranken  und  ruft  Nierenscbmerzen 
hervor.  Obgleich  einige  medizinische 
Autoren  glauben,  daß  echtes  ostindisches 
Sandelöl  frei  von  Nebenwirkungen  sei, 
und  daß  die  bei  Eingabe  von  Sandelöl- 
kapseln  Öfter  beobachteten  Nebenwirk- 
ungen von  Verfälschungen  des  echten 
Oels,  z.  B.  mit  Eopai'vaöl  oder  anderen 
(stark  terpenhaltigen)  Oelen,  herrtthren, 
liaben  neuere  Untersuchungen  bewiesen, 
daß  auch  zweifellos  echtes  ostindisches 
Sandelöl,  ]a  selbst  der  daraus  isolierte 
reine  Terpenalkohol  «Santalol»,  sowohl 
Magen-  als  Nierenschmerzen,  wenn  auch 
in  geringerem  Grade  hervorrufen 
können. 

Von  diesem  Gesichtspunkte  aus  sind 
nun  die  verschiedenen  Sandelöl-Spezial- 
itäten  zu  betrachten,  welche  in  den 
letzten  Jahren  auf  den  Markt  gekommen 
sind.  Hierhin  gehören  unter  andern 
Gonorol  oder  Areol,  Santal-Midy  und 
Santal-Monal,  Salosantal,  Zambakapseln 
und  Gonosan.  Das  Gonorol  oder, 
wie  es  in  Frankreich  heißt,  Areol  be- 
steht aus  fast  reinem  Santalol,  dem 
Terpenalkohol  des  Sandelöls,  aus  dem 
das  stärker  reizende  Santalen  entfernt 
ist.  Santal-Midy  ist  gewöhnliches 
Sandelöl  und  wird,  ebenso  wie  Santal- 
Monal,  hauptsächlich  in  Frankreich  ge- 
braucht. Mit  dem  Santal-Monal 
kommen  wir  zu  jenen  Spezialitäten, 
welche  neben  dem  Sandelöl  eine  meist 
geringprocentige  Beimischung  eines  an- 
deren innerlichen  Antigonorrhoikum  ent- 
halten. So  enthält  Santal-Monal  neben 
dem  Sandelöl  etwas  Methylenblau. 
Salosantal  und  die  Zambakapseln 
enthalten  als  Beimischung  Salol  und 
Gonosan  oder  Kawasantal  enthält 
neben  80  pCt  gewöhnlichem  Sandelöl 
20  pCt  Eawaharz.  Der  besondere  Wert 
dieser  Beimischungen  wird  natürlich 
von  den  Darstellern  der  betreffenden 
Spezialitäten  äußerst  hoch  angeschlagen. 
Man  wird  aber  wohl  der  Wahrheit 
ziemlich  nahe  sein,  wenn  man  annimmt, 
daß  die  Wirkung  aller  dieser  Sandel- 
Spezialitäten  der  des  reinen  Sandelöls 
aunäheind   gleichkommt,   natürlich  sind 


auch  die  Nebenwirkungen  annähernd 
die  gleichen.  Da  alle  die  angefahrten 
Präparate  unverändertes  Sandelöl  oder 
Santalol  enthalten,  so  haben  sie  natfir- 
lieh  auch  den  scharfen  Geschmack  des 
Sandelöls.  Die  Präparate  werden  daher 
am  besten  in  Kapseln  verabreicht,  wo- 
durch zwar  der  Geschmack  verdeckt, 
aber  eine  Reizwirkung  auf  den  Ver- 
dauungskanal und  die  Nieren  nicht  ver- 
mieden werden  kann.  Um  den  Magen 
möglichst  zu  schonen,  sind  die  Kapseln 
am  besten  nach  dem  Essen  zn  neh- 
men. 

Die  bisher  betrachteten  Sandelöl- 
Spezialitäten  bestehen,  wie  wir  sehen, 
alle  aus  mehr  oder  weniger  reinem 
Sandelöl.  Die  Zahl  dieser  Präparate 
ist  mit  den  angeführten  nicht  erschöpft, 
doch  weichen  sie  meist  nicht  wesentlich 
von  einander  ab.  Die  Lebensdauer 
solcher  und  ähnlicher  Präparate  ist 
nicht  ihrem  besonderen  Werte,  sondern 
der  aufgewandten  Reklame  proporl  ional, 
das  Neue  daiin  liegt  weniger  in  der 
Wirkung,  als  vielmehr  im  Namen.  Es 
wäre  besser,  wenn  die  tErfinder»  die 
Herstellung  derartiger  Mischungen  dem 
zur  Anfertigung  von  Rezepten  berufenen 
Apotheker  auf  Anforderung  des  Arztes 
hin  überließen. 

Neben  der  Mischung  ist  nun  kürzlich 
ein  anderer  Weg  [zur  Darstellung  von 
Balsampräparaten  beschritten  worden, 
nämlich  der  der  chemischen  Bindung. 
Seit  2  Jahrzehnten^^ist  es  bekannt,  daß 
Phenole  und  ähnliche  ätzend  und  rei- 
zend wirkende  Stoffe  durch  Veresterung, 
z.  B.  mit  Salicylsäure  (Salole)  für  inner- 
liche Darreichung  .geeignet  gemacht 
werden,  indem  sie  dadurch*  ihre  Reiz- 
wirkung und  Giftwirkung  verlieren,  ohne 
ihre  therapeutischen  Eigenschaften  ein- 
zubüßen. Es  ist  *  eigentlich  auffallend, 
daß  man  erst  jetzt  dieses  Prinzip  auf 
das  Sandelöl^  angewandt  hat,  t indem 
man  Santalol  mit  Salicylsäure  verband. 
Das  Santalolum^'salicylicum  ist 
unter  dem  Namen  t  S  a  n  t  y  1 »  vor 
kurzem  in  die  Trippertherapie  einge- 
führt worden,  t- Bezüglich  der  äußeren 
Eigenschaften,  Geruch  und  Geschmack, 


691 


läßt  es  sich  nicht  leugnen,  daß  dieses 
Präparat  gegenüber  den  bisherigen 
Sandelöl-Spezialitäten  einen  bemerkens- 
werten Fortsehritt  bedeutet.  Beim  Ein- 
nehmen dieses  Mittels  ist  der  Unter- 
schied mit  den  anderen  Präparaten 
direkt  auffallend.  Dieser  Salicylester 
des  Santalols  reizt,  in  Tropfen  genommen, 
weder  die  Mundschleimhaut  noch  den 
Magen,  auch  wurden  nach  den  darüber 
vorliegenden  klinischen  Berichten  bisher 
keine  Nierenschmerzen  beobachtet,  eine 
Eigenschaft,  die  mit  der  Salolnatur  dieser 
Substanz  fibereinstimmt.  Es  mag  auch 
auf  die  Aehnlichkeit  dieses  Esters  mit 
den  Besenen,  den  natürlichen  in  den 
Balsamen  enthaltenen  Estern,  hinge- 
wiesen werden,  welche,  wie  wir  oben 
sahen,  frei  von  Beizwirkung  sind.  Nach 
den  bisherigen  günstigen  medizinischen 
Erfahrungen  muß  man  wohl  annehmen, 
daß  das  Santyl  in  Zukunft  größere  An- 
wendung finden  wird,  als  die  bisherigen 
Sandelpräparate. 

Fassen  wir  unsere  Betrachtungen  kurz 
zusammen,  so  kommen  wir  zur  Erkennt- 
nis, daß  von  den  balsamischen  Mitteln, 
die  gegen  QonorrhOe  gebraucht  werden, 
das  Oleum  Santali  Ostindici  das  Em- 
pfehlenswerteste ist.  Fassen  wir  femer 
die  verschiedenen  aus  dem  Sandelöl 
hergestellten  Präparate  und  Spezialitäten 
selbst  ins  Auge,  so  können  wir  unter 
Berücksichtigung  der  verschiedenenPubli- 
kationen  —  von  denen  oft  genug  die 
einen  für,  die  anderen  dagegen 
sprechen  —  nur  zu  dem  Schlüsse  kom- 
men, daß  zwischen  den  einzelnen  Prä- 
paraten ein  wesentlicher  Unterschied 
nicht  besteht.  Sie  besitzen  alle  mehr 
oder  weniger  sowohl  die  guten,  wie  die 
schlechten  Eigenschaften  des  reinen 
Sandelöls  selbst.  Eine  besondere  Stell- 
ang kommt  jedoch  der  Salicylsäurever- 
bindung  des  Santalols^  dem  Santyl, 
zu.  Zufolge  seiner  chemischen  Natur 
als  neutraler  Ester  scheint  es  in  der 
Tat  frei  von  den  Nebenwirkungen  des 
ursprünglichen  Sandelöls  zu  sein.  Es 
dürfte  daher  am  ehesten  eine  allgemei- 
nere Beachtung  verdienen. 


Neue  Arzneimittel. 

Acidol  -  Fepiin  -  Faitillen  9r.  I  (stark 
sauer)  enthalten  Je  0,4  g  Acidol  (Beta'fn- 
chlorhydrat)  und  0,1  g  Pepsin,  Kr.  II 
(schwach  sauer)  je  0,05  g  Acidol,  0,2  g 
Pepsin  und  0,25  g  Milchzucker.  Darsteller: 
Aktien'  Oesellsckaß  für  Anilin  fabrikation 
in  Berlin  SO. 

Aluminiumkaseünat  stellt  nach  Wien, 
klin.  Rundsch.  1906,  573  ein  gelbliehweißes, 
gesehmackloses,  in  Wasser  unlösliches  Pulver 
mit  5  pCt  Aluminiumgehalt  dar.  Anwend- 
ung: Innerlich  als  Adstringens  bei  Darm- 
katarrh, ohne  Dyspepsie  hervorzurufen. 
Gabe:  0,25  bis  0,3  g  mehrmals  täglich. 

Bismuth  Formio  Jodida  besteht  nach 
Amer.  Drugg.  1906,  49,  8  aus  einer  Ver- 
bindung von  Formaldehyd  und  Gelatine, 
Thymoljodid  und  WismutBubjodid  und  bildet 
ein  gelbliches  Pulver,  das  zur  Behandlung 
von  Wunden,  Geschwüren  und  dergl.  an- 
gewendet wird. 

Duotonal  -  Tablets  enthalten  je  0,15  g 
Calcium-  und  Natriumglycerophosphat.  Dar- 
steller: Schering  dk  Olatx  in  New- York, 
58  Maiden  Lane. 

Fröhlke'i  Boüauftinktur  wird  von  H. 
Fröhlke  in  Berlin  -  Boxhagen,  Grflnberger- 
straße  16  ohne  Angabe  der  Beetandtdle 
empfohlen. 

Oeaickstarre-Serum,  dessen  Sehutzwert 
mittels  des  Amboceptoren-Nachweises  im  Glase 
bestimmt  wird,  stellt  das  Schweizerische 
Serum-  und  Impfinstitut  in  Bern  dar. 
Gebrauchsanweisung  und  Angabe  der  Im- 
munitatB-Einheiten  liegen  jedem  Fläschohen 
bei. 

Orandira  (Pharm.  Gentralh.  47  [1906J, 
520)  ist  eine  etwa  30  pGt  Kaiomel  ent- 
haltende Salbe.  Anwendung:  zur  Vorbeuge 
gegen  Syphilis. 

Hydrargolent  ist  ein  Ersatz  der  grauen 
Quecksübersalze  in  elastischen  Gelatine-Kap- 
sehi  zu  3,  4  und  5  g  mit  33  Vs  und  50 
pCt  Quecksilbergehalt 

Laryline  nennt  P.  Beiersdorf  dk  Co,  m 
Hamburg  ein  Keuchhustenpflaster. 

Linosan-Kapseln.  Jede  Kapsel  enthalt 
je  0,1   g   ostindisohes   Sandelöl,  Wacholder- 


692 


beeröl  und  Leinöl.  Tagesgabe :  bei  Tripper  6, 
bei  Blasenkatarrh  2  bis  5  Stück.  Dar- 
steller: Dr.  Hannach  <&  Bloch  in  Berlin  S, 
Alexandrinenstraße  36.  * 

Maraplaste  (Pharm.  Centralh.  47  [1906], 
5S3)  sind  Parap laste;  das  erstere  Wort 
ist  in  der  Berl.  klin.  Wochenschr.  1906; 
916  infolge  eines  Setzfehlers  entstanden. 

Pnrglets  sind  Tabletten,  die  0,1  g  Di- 
hydroxyphthalophenon  enthalten.  Anwend- 
ung: als  Abführmittel.  Gabe:  für  Kinder  1, 
für  Erwachsene  3  und  für  Bettlägerige  6 
Stück  gelöst  in  Wasser  oder  Suppe.  Dar- 
steller: Sicco j  G.  m.  b.  H.  in  Berlin  0, 
Petersburgerstraße  38. 

ftnartonoI-TaV  ets  bestehen  je  aus  0,1 35  g 
Calciumglycerophosphaty  0,135  g  Natrium- 
glycerophosphat,  0,03  g  Chininglycerophos- 
phat  und  0,0003  g  Strychninglycerophos- 
phat.  Darsteller:  Schering  <Sb  Olatx  in 
New- York,  58  Maiden  Lane. 

Sapofener  nennt  J,  D,  Riedel  in  Berlin 
einen  ungiftigen  und  nicht  ätzenden  Creolin- 
Ersatz. 

Sextonol-Tablets  enthalten  je  0,12  g 
Calcium-,  0,12  g  Natrium-,  0,03  g  Eisen-, 
0,015  g  Mangan-,  0,015  g  Chinin-  und 
0,0003  g  Strychnin-Glycerophosphat.  Dar- 
steller: Schering  <&  Olaiz  in  New- York. 

Squibb's  Wnndpulver  besteht  aus  trock- 
nem  Alaun,  Kampher  und  Karbolsäure,  von 
denen  ersterer  überwiegt. 

Triotonol  -  Tablets  enthalten  je  0,15  g 
Caldum-,  0,15  g  Natrium-  und  0,001  g 
Strychnin-Glycerophosphat.  Darsteller:  Sche- 
ring (&  Olatx  in  New- York. 

Valda- Fastillen  (Pharm.  Centralh.  47 
[1906],  583)  enthalten  nach  Pharm.  Ztg. 
1906,  Nr.  59,  je  0,0005  g  Eukalyptusöl, 
0,002  g  Menthol,  0,5  g  Zucker,  0,5  g 
Gummi  und  Chlorophyll.  K  MentxeL 


Neue 

Arzneimittel, 

über  welche 

im  Juli  1906  berichtet 

wurde: 

Adeps  Qossypii 

L 

Seite  554 

Aotithcumol 

563 

A  S 

583 

Atrosogen 

608 

Bismal 

f)37 

Bromyl 

563 

CA/ttWÄÄry'schc  T/)siinjj 

f>65 

Chrysoforni 

563 

Citrorhouniin                              Seite    608 

Corisol 

563 

Dunbar's  Herbstbatarrh-Serum 

563 

Eisen-Nährzucker 

563 

>              »        -Kakao 

563 

»    -Somatose 

564 

FormoplioD  -Tabletten 

563 

Haemasepsin 

563 

Haemobiiicie 

583 

Hefanol 

563 

Hirsch'sche  Injektion 

MO,  eos 

Holland.  Säughngs-Nahruog 

583 

Jccoferrol 

583 

lUing's  Blatsalz 

540 

Injektion  Hirsch 

608 

Jodoform,  liquid  am 

544 

Kohsam 

563 

Koladiaslasin 

563 

Ktirin 

56:H 

Lait  d' Appenzell 

540 

Liquor  sodans 

r.83 

Litbarsinprä  parate 

Ü08 

Maraplasto 

583 

Melal 

563 

Morpbaoetin 

540 

Nepbretin 

563 

Opsonin 

Ö4Ü 

Orga*8  EisenEchokolado 

;-40 

»       Kalkeisensabt 

540 

Panseoretin 

563 

Permanganatpasten 

606 

Phenchizine 

563 

Protylin 

539 

P  T  0 

583 

^yocyanase 

58* 

PyriJin 

&U3 

Reükoffer's  Hautscbutz 

563 

Rbinoculin  Pj-äparate 

540 

Salicyl-Acetol 

540 

Sali  ment  hol 

540,  583 

Salitannol 

r.b3 

Samol 

540,  583 

Sapene 

583 

Soxhlet'^  Näbrzucker 

545 

Stenoi 

540 

Sudoformal 

563 

Tannacetin 

540 

Tannalbin 

536 

Tannigen 

5J5 

Tannisol 

563 

Tannoform 

537 

Tannopin 

538 

Theophyllin 

592 

Trypanrot 

617 

Tulase 

608 

Uff 

563 

Ureol  Ghauteaud 

5-40 

Urisol 

540 

Valda-Pastiilen 

5^3,  6(6 

Veal  Marrow 

L40 

Vestosol 

540 

Virisanol 

564 

Wasserstoffperoxyd 

543 

Weiß-Neurolin 

564 

Zinkonal 

564 

K  MetUxä. 

693 


Ueber  Natrium  arsenicicum 

veröffenüioht  Dr.  C.  Wulff  in  Apoth.-Ztg. 
1905;  1025  eine  größere  Abhandlang,  in 
der  er  zunächst  darauf  hinweist,  daß  er 
bereits  früher  den  Liquor  Natrii  ar- 
gen ici  ei  des  Ergänzuugsbuchee  unter  Be- 
rücksichtigung entsprechender  Präparate  an- 
derer Staaten  besprochen  habe  und  als 
geeignete  Herstellung  desselben  eine  Auf- 
lösung von  1  Teil  Natriumarseniat 

(Na2HA804  +  THgO) 

in  59  Teilen  Wasser  empfahl.     Unter  dem 
Hinweis    auf    den  Beschluß    des    im  Jahre 
1902  in  Brüssel   stattgehabten   Kongresses 
zur  Vereinheitlichung    der  Vorschriften    für 
starkwirkende  Arzneimittel,  daß  eine  emheit- 
licbe  Vorschrift  auch  für  dieses  Salz  in  Aus- 
sieht zu  nehmen  sei  und  die  Arbeiten  des- 
selben  Kongresses   in    absehbarer  Zeit    ein 
endgültiges    Ergebnis   zeitigen   werden,    be- 
spricht Verfasser  eine  große  Reihe  der  ver- 
schiedenen Darstellungsverfahren,    wie   auch 
die    verschiedenen    Salze     der    Arsensäure. 
Auf   grund    der    vom  Verfasser  näher  aus- 
geführten Betrachtungen  empfiehlt  er  obiges 
Xatriumarseniat     in     das     Ergänzungsbuch 
aufzunehmen.     Von  den  vielen  besprochenen 
Darstellungsarten    wird   vom  Verfasser   em- 
pfohlen, ein  Pulvergemisch  von  100  Teilen 
arseniger    Säure,    85    Teilen    Natriumnitrat 
und  55  Teilen   völlig    entwässertem    Na- 
triumkarbonat   (nicht    Natrium    carbonicum 
siccnm)  in  einen  hessischen  Tiegel  zu  bringen, 
der  so   groß   ist,   daß  er  mit  der  Mischung 
nur  zur  Hälfte   gefüllt  ist.     Bei   allmählich 
gesteigerter  Wärmezufuhr   erhitzt   man   den 
bedeckten  Tiegel  und  sowie  die  Gasentwickel- 
ung  nachgelassen    hat,    schließlich    bis  zur 
Rotghit.     Den  ruhig  fließenden  Tiegelinhalt 
gießt   man    dann   auf   eine  Steinplatte  und 
löst  demnächst  die  bald  festgewordene  Masse 
in   noch   warmem  Zustande   in  350  Teilen 
siedendem    Wasser.      Nach    dem    Filtrieren 
wird  bei  gewöhnlicher  Wärme  zur  Kristall- 
isation beiseite  gesetzt.     Die  abgeschiedenen 
Kristalle  werden  mit  klemen  Mengen  kalten 
Wassers  gewaschen  und  ohne  Wärmeanwend- 
nng  getrocknet     Die  Mutterlauge  kann  zur 
weiteren  Kristallisation  eingedampft  werden. 
Zu  beachten  ist^  daß  die  Flüssigkeit  dauernd 
alkalisch  reagiert.  -  Ein  anderes  empfehlens- 
werteis  Verfahren,  auf  das  Verfasser  seiner- 


zeit bei  Besprechung  des  Liquor  Natrii  ar- 
senicict  hingewiesen  hat  und  das  sich  mehr  für 
das  pharmazeutische  Laboratorium  als  den 
Großbetrieb  eignet,  ist  folgendes: 

30  g  gepulverte  arsenige  Säure  werden 
in  einem  V2  Liter-Kolben  mit  35  g  Sal- 
petersäure vom  spez.  Gew.  1,4  übergössen 
und  der  Kolben  bei  gewöhnlicher  Wärme 
ins  Freie  gesetzt  Nachdem  die  bald  em- 
setzende  und  durch  häufiges  Schütteln  zu 
befördernde  Einwirkung  der  Salpetersäure 
nachgelassen  hat,  erhitzt  man  den  Kolben 
ganz  allmählich  an  einem  luftigen  Ort  Die 
schlieliüch  erhaltene  klare,  noch  schwach 
gelb  gefärbte  Flüssigkeit  kocht  man  zur 
Entfärbung  einmal  auf,  bringt  den  Kolben- 
inhalt unter  Nachspülen  mit  wenig  Wasser 
in  eine  flache  Porzellanschale,  dampft  auf 
dem  Wasserbade  ein,  bis  ein  harter  troekner 
Kuchen  zurückbleibt.  Nadi  Umwandlung 
desselben  in  ein  Pulver  kommt  er  in  die 
Schale  zurück  und  man  erhitzt  ihn  auf  dem 
Wasserbade  unter  Umrühren  zur  vollstän- 
digen Entfernung  der  letzten  Reste  von  Sal- 
petersäure. Das  erhaltene  Arsensäure-Pulver 
löst  man  in  etwa  40  g  Wasser  auf  und 
fügt  unter  Erwärmen  soviel  Natriumkarbonat 
(etwa  80  g)  zu,  daß  die  Flüssigkeit  schwach 
alkalisch  reagiert  Die  so  bereitete,  nötigen- 
falls zu  filtrierendti  Lösung  setzt  man  zur 
Kristallisation  beiseite. 

Zur  Lösung  der  Frage,  bei  welcher  Tem- 
peratur das  Dinatriumarseniat  mit  7  Mole- 
külen Kristallwasser  auskristallisiert,  hat 
Verfasser  durch  Versuche  festgestellt  daß 
noch  bei  einer  Temperatur  von  8  bis  10^ 
sich  dieses  Salz  ausscheidet,  während  bei 
einer  Temperatur  von  6  bis  8^  ein  12 
Moleküle  Wasser  einschließendes  Arseniat 
erhalten  wu*d. 

Des  weiteren  bekundet  Verfasser,  daß 
dieses  Salz  unter  gewöhnlichen  Luftverhält- 
nissen zu  den  beständigen  gehört.  Bei 
15<)  (7  löst  es  sich  in  1,64  Teilen  Wasser 
und  in  etwa  9000  Teilen  90  volum-proo. 
Spiritus. 

Zur  Bestimmung  des  Arsens  wird  das  im 
Eigänzungsbuche  für  die  Natriumarseniat- 
lösung  angegebene  Verfahren  als  bestes  und 
einfachstes  empfohlen.  —tx— 


694 


Zur  Auslegung 
pharmazeutischor  Gesetze  usw. 

(Fortsetzung  von  Seite  672. > 

243.  Vorbeugende  Wirkung  ist  identiscli 
mit  Heilwirkung.  Ein  Drogist  wurde  wegen 
Verkaufs  von  Dermasogen,  einer  Salbe^ 
die  ihrer  Zusammensetzung  nach  mit  der 
Los^ar'sohen  Pasta  identisch  ist,  verurteilt; 
obgleich  er  dieselbe  als  Schönheitsmittel  und 
als  Kosmetikum  bezeichnete  und  verkaufte. 
Das  Gericht  sah  das  Dermasogen  aber  als 
Salbe  im  Sinne  der  Verordnung  vom  22. 
Oktober  1901  an,  die  in  erster  Linie  als 
Heilmittel  und  nur  nebenbei  als  kosmetisches 
Mittel  verwendet  wird.  Das  Gerieht  sah 
auch  die  dem  Dermasogen  zugeschriebene 
vorbeugende  Wirkung  als  Heil- 
wirkung aU;  denn  der  Begriff  des  Heil- 
mittels setzt  nicht  den  Ausbruch  einer  Krank- 
heit voraus,  sondern  umfaßt  im  Gegensatz 
za  kosmetischen  und  Desinfektionsmitteln 
auch  die  Mittel,  die  störende  Einwu*kangen 
auf  den  Körper,  welche  regelmäßige  Krank- 
heitserscheinungen zur  Folge  haben,  durch 
entgegengesetzte  Einwirkung  auf  den  Körper 
unschädlich  zu  machen  geeignet  sind.  (Apoth.- 
Ztg.  1906,  Nr.  Ö.) 

244.  Oifthandel  ohne  Genehmigung. 
Ein  Drogist  war  zu  einer  Geldstrafe  ver- 
urteilt worden,  weil  während  seiner  Ab- 
wesenheit sein  Vertreter  (der  weder  Apo- 
theker noch  gelernter  Drogist  war)  Gold- 
Chlorid  verkauft  hatte.  Das  Gericht  hatte 
die  Verurteilung  ausgesprochen,  trotzdem  der 
Angeklagte  behauptet^  es  liege  kein  Gift- 
handel vor,  denn  das  Goldchlorid  sei  zum 
Selbstkostenpreis  abgegeben,  außerdem  habe 
er  seinem  Vertreter  untersagt,  Gifte  zu  ve^ 
kaufen,  femer  habe  sein  Vertreter  nicht  ge- 
wußt, daß  Goldchlorid  zu  den  Giften  gehöre. 
Das  Gericht  führte  aus,  es  sei  gleichgiltig, 
ob  das  Goldchlorid  mit  Gewinn  verkauft  sei 
oder  nicht,  es  reiche  für  die  Erwerbsabsicht 
aus,  daß  es  zu  dem  Zwecke  abgegeben  sei, 
um  die  Kundschaft  zu  erhalten  und  somit 
mittelbar  einen  Gewinn  zu  erzielen  —  ferner 
habe  der  Angeklagte  fahrlässig  gehandelt, 
sein  Geschäft  einem  unqualifizierten  Vertreter 
anzuvertrauen,  dessen  Unwissenheit  den  An- 
geklagten nicht  entschuldige.  Dieses  Urteil 
hob  das  Kammergericht  jedoch  auf  unter 
Rüokverweisung    an    die   Vorinstanz,    denn 


der  Angeklagte  sei  nach  §  367  (3)  des 
Strafgesetzbuches  zu  verurteilen.  (Pharm. 
Ztg.  1906,  Nr.  29.) 

245.  Anpreisung  von  Kitteln  gegen 
Fettleibigkeit.  In  emer  BerUner  Zeitung 
wurde  die  Tonnolazehrkur  öffentlidi 
angekündigt  und  der  Auftraggeber  vom 
Landgericht  und  dann  vom  KammergericLt 
verurteilt,  obgleich  er  sich  damit  entsehol- 
digte,  daß  seine  Kur  nur  gegen  die  an- 
ästhetische, nicht  gegen  die  krankhafte  Fett- 
sucht angewendet  werden  sollte.  Das  Ge- 
richt sah  dagegen  in  dem  Tonnola  ein 
trockenes  Arzneigemenge  im  Sinne 
der  Verordnung  vom  22.  Oktober  1901, 
das  nur  m  Apotheken  verkauft  und  in  der 
Fresse  nicht  angekündigt  werden  darf.  (Pharm. 
Ztg.  1906,  Nr.  29.) 

246.  Torrfttighalten  von  Breohwein- 
stein  und  Chloroform  in  Drogenhand- 
lungen.  Bei  der  Revision  einer  Drogen- 
handlung  waren  die  beiden  Stoffe  gefunden, 
der  Drogist  deswegen  angeklagt,  aber  vom 
Landgericht  zu  Hamburg  freigesprochen  wor- 
den, weil  der  Brechweinstein,  der  ebenso  wie  das 
Chloroform  in  einer  vom  Verkaofaraum  ge- 
trennten Kammer  aufbewahrt  wurde,  vom 
Angeklagten  nur  zur  Herstellung  von  Rattengift 
und  Fliegenpapier  benutzt  wird,  während 
das  Chloroform  nur  zur  Herstellung  von 
Kautschuklösung  und  zur  Entfernung  von 
Oelflecken  Verwendung  findet.  (Pharm.  Ztg. 
1906,  Nr.  29.) 

247.  Beiohers  Brusttropfen  sind  alt 
Destillat  freigegeben.  So  entschied  das 
Landgericht  H  zu  Berlin  mfolge  Gutacbteni 
des  Dr.  Juckenack,  der  bekundete,  es  sei 
möglich,  daß  diese  Tropfen  durch  Destillation 
hergestellt  würden,  und  infolge  der  Zeugen- 
aussage des  mit  der  Herstellung  der  be- 
treffenden Tropfen  als  Abteilungsvoisteher 
in  der  ReicheVBfäieü  Fabrik  betrauten  Zeogw* 
(Pharm.  Ztg.  1906,  Nr.  29.) 

248.  Verkauf  von  Borsalbe  in  Drog«B- 
handlungen.  Ebenso  wie  das  Landgericht 
Hannover  hat  auch  das  Landgericht  Göttinges 
einen  wegen  Feilhaltens  von  Borsalbe  ange- 
klagten Drogisten  freigesprochen,  ob- 
wohl die  Verordnung  vom  22.  Oktober  1901 
Borsalbe  nur  zum  Gebraudi  für  Tiere  bi- 
gegeben  ist.    (Pharm.  Ztg.  1906,  Nr.  36: 


Neuerungen  an  Laboratoriums* 
apparaten. 
Eis  Oluhahs,  aoa  Xobh«  oad  aiifge- 
■ohliffener  Eappo  bestehend,  wird  von  der 
F&brik  ohemischer  Apparate  Ströhiein  <&  Oie. 
ta  Dttweldorf  bergeetellt.  Wie  am  der 
DDteiuitebeDden  Abbildnog  wnchtlieb  is^  er 


aelt  man  durch  Drehen  des  Hahnea  einen 
beliebig  starken  AosfloDstrom.  Der  Hahn 
ist  leicht  zn  ranigen  nnd  billiger  im  Preise 
tb  Bolehe  von  der  sonet  tibliehen  Ban&rt. 
{Pharm.  Ztg.  1906,  353.) 

Heber  die  Brauchbarkeit  von  Niokel- 
geftLBea  im  Laboratorinm  gibt  dne  Arbeit 
von  L'Edte  Äiuknnft.  Xaoh  ihr  wird 
Keinniokel  von  konzentrierten  nnd  verdünnten 
HineralBSnren  angegriffen;  jedoeh  aind  Bie 
gnt  branehbar  fOr  Alkaliaehmelzen.  Beim 
Erhitzen  zur  Rotglut  nehmen  sie  ans  der 
Flamme  Kohlenstoff  auf  nnd  Andern  ihr 
Gewicht.  Galvaniaeh  vergoldete  Tiegel  waren 
Behi  widesxtandaflhig  gegen  B&nren ;  jedooh 
dflrfen  sie  auch  nicht  anl  zu  hohe  Temperatnren 
erhitzt     werden.       Ratinierte     Nickeltiegel 


waren  wenig  haltbar.  (Pharm.  Ztg.  1906 
425.) 

Terbiadnagi-   nsd   Bttretteahaha    von 
E.  Kob.     Statt  zwder  Anaatzrohre  hat  der 
nefae  Verbindungs- 
bahn snr  ein  sol- 
ehea,  das  dafür  der 
Ungs  nach   durch 
eine  Scheidewand  in 
swei    Teile   getwlt  i 
ist.     Der  Hahn  hat  1 
nur  eine  Bobnmg,  l 
die  so  hergestellt  ist, 
:M    daß  einmal  die  obere 
|n~'    und  nach  ^er  hal- 
ben   Drehung    die 
untere  HilFte    des 
)|  VeibindungHTohrs 

geöffnet  beaw.  gesdiloesen  wird.  Die  zueile 
Abbildung  zeigt  den  Hahn  ab  BOrettenhahn 
fdr  Äl>-  nnd  Zulauf.  Zu  beziehen  sind  die 
HIhne  dnrch  die  Firma  Christ.  Kob  db  Co. 
in  StDtzerbach  i.  1%.  i^Chem.-Ztg.  1904, 
729.) 

Das   Piltrierea    mit  QooohtiegelB  hat 
durch    H.    Völlers   «ne  bedeutende    Ver- 
besserung erfahren,  indem  er  diesen  Porzellan- 
oder   Platintiegeln    einen 
zylindrisch  nach  innen  ein- 
gedrückten    Boden,    der 
seitlich    dnrehlSchert    ist, 
gab  (b.  nebenstehende  Ab- 
bildnng).     Dadurch   wird 
insbeeondwe     verhindert, 
daß    Tolohen    des    ver- 
wendeten  Asbeetee    beim 
Aufstellen  dee  Tiegels  ans 
den  LOohem  des  Bodens  beraosfallen. 

Der  dnrch  D.  R.  Q.  H.  geschlitzte  Tiegel 
wird  von  der  Firma  C.  Oerhardt,  chemische 
Utensilien,  Bonn  a.  Rh.  bergeetellt     (Chem.- 
Ztg.  1905,  1088.) 
Terbesserte  Waasarbftder  mit   gleieh- 
mSBigem 
Wasser- 
stande wer- 
den von  den 
'Vereinigten 
Fabriken  fOr 
Ldborator- 
inmsbedarfi, 
Berlin  N.   in 


696 


den  Handel  gebraeht     Sie  Bind  sehr  spar- 
sam  im  Gasverbranche   und  vermeiden  die 
^^^.^^^  :—^^-^_  unnütze    Er- 

^  hitzuug    des 

*  oberen  Teils 
des  Wasser- 
bades durch 
die  Flammen- 
gase mit  Hilfe 
eines  an  dem  Wassersacke  angebrachten, 
vorstehenden  Randes.  (Pharm.  Ztg.  1905, 
199.) 

Spritzröhren.  Die  von  E,  Kob  ange 
gebene  neue  Spritzröhre  besteht  in  einem 
einfachen  mit  Scheidewand  versehenen  Glas- 
röhre^ das  eine  kleme  Oeffnung  besitzt,  durch 

die  der  Luft  Zutritt  ge- 
währt wird.  An  das 
senkrechte  Rohr  schließt 
sich  an  einem  Ende  em 
schräg  stehendes  an. 
Beim     Zusammensetzen 

emer  Spritzfiasche 
braucht  man  einen  nur 
einmal  durchbohrten 
Stopfen,  wodurch  sich 
Flaschen  mit  nur  engen 
Hälsen  verwenden  lassen. 
Die  Herstellung  der 
Spritzröhren  geschieht 
von  der  Firma  Christ,  Kob  A  Co,  in 
Stützerbach  i.Th.     (Chem.-Ztg.  1904,  687.) 

P, 

Entwickelung 
von  Schwefelwasserstoff 

unter  Abscheidung  von  fein  verteiltem  Schwefel 
erreidit  man  dadurch,  daß  man  durch  Zu- 
sammenschmelzen von  Zucker  und  Schwefel 
hergestellte  Massen  der  Einwirkung  von 
wasserhaltigen  Stoffen  aussetzt  Anstelle  des 
reinen  Sehwefelzuckers  kann  man  em 
durch  Auflösen  von  Schwefelzucker  m  Soda- 
lösung und  Verdampfen  der  Masse  zur  Trockne 
erhaltenes  Produkt  verwenden.  Der  Schwefel- 
ziicker  kann  zu  Schwefelbädern,  in  Kom- 
pressen, m  Salben  und  Pflastern  benutzt 
worden.  Wird  damit  ein  Schwefelbad  be- 
reitet, so  geht  die  Abscheidung  von  Schwefel 
und  Schwefelwasserstoff  ganz  allmählich  und 
während  der  ganzen  Dauer  des  Bades  vor 
sich.  2/. 

Deutsche  Med,  Wochenschr.   1905,  20G2. 


Die  Bereitung 
der  Infusa  conceatrata 

wird    für    gewisse   Drogen   von   Fnrr  und 
Wri>ght    empfohlen.      Dieselben    verhehlen 
nicht,   daß   bei  manchen   Drogen   die  Dar- 
stellung von   konzentrierten  Auazflgen  nicht 
zweckmäßig  ist,  da  die  Verschiedenarügkeit 
der  in  ein  und  derselben  Droge  voifaandeneD 
wirksamen  Substanzen  eine  gegenseitige  Ans* 
fällung  in  konzentrierten  Aufgüssen  bedingen. 
So  z.  B.  ist  in  den  Bucco-Blättem  ätherisches 
Oel  und   Pflanzenschleim   enthalten;  nimmt 
man   nun   ein   gutes  Lösungsmittel  für  dis 
ätherische    Od,    wie   z.   B.    Alkohol,    dann 
schaltet  man  den  Pflanzenschleim  aus  und 
umgekehrt     Immerhin  gibt  es  verschiedene 
Drogen,  welche  sich  ffir  die  Bereitung  von 
Sirupen,   Dekokten   usw.  sehr  wohl   in  die 
Form  von  konzentrierten  Aufgüssen  bringen 
lassen.     Sie   empfehlen    die    Bereitong  der 
Infusa  concentrata   bei   Ohamomilla,  Auran- 
tium,  Columbo,  Cascarilla,  Chiretta,  Cnapana^ 
Digitalis,  Gentiana,  Rheum,  Senna,  Senegi, 
Serpentaria,  Berberis  und  Valeriana,  während 
sie  bei   anderen   Drogen   wie  z.  B.  Bncco, 
Ratanhia   usw.   weniger  günstige   oder  un- 
brauchbare Resultate  erhielten.     Sie  belegen 
ihre    Ausführungen    durch    quantitative,   in 
einer   Tabelle    zusammengestellte    Bestimm- 
ungen der  Extraktgehalte  der  auf  verschie- 
dene Weise  erhaltenen  Zubereitungen.    FQr 
die  Infusa  concentrata  empfehlen  sie  je  nach 
der  Natur  der  Droge  eine  Mazeration  oder 
Reperkolation  und  zwar  zum  teil  mit  Ghlonh 
formwasser,  zum  teil  mit  verdünntem  Alkohol. 
(Wur  können  den  konzentrierten  Aufgüaen 
nicht  in  allen   Fällen   das  Wort  reden,  ins- 
besondere nicht  bei  Di^talis  und  Drogen, 
welche   ätherisches   Oel  enthalten.     Ifit  der 
Extraktbestimmung    allein    beweisen   die 

Verff.  nur  wenig.     Sehriftleüung.) 
Pharm.  Joum,  1906,  163.  J,  K. 

Für  einen  neuen  kttnstllehen  Kautiehtk 

hat  Äf,  Bouet  ein  fraoz.  Patent  genommeD. 
Nach  W,  Eseh  (Ohem.-Ztg.  1906,  Rep.  78)  ist 
diese  Komposition  ganz  brauchbar,  verdient  sber 
Dicht  den  Namen  «Kautschuk».  Es  werden 
Guttaperchaabfälle  durch  eine  Reihe  von  Za- 
Sätzen,  darunter  auch  je  nach  der  Härte,  von 
kohlensaurer  oder  gebrannter  Magnesia,  zur  Her- 
stellung, von  Wachstuch-  oder  linkrustaähniichen 
Produkten  geeignet  gemacht,  die  eine  sehr  ime 
Ledemarbenprägung  annehmen  können. 

— he. 


697 


Nahrung« mittel -Chemie. 


Die  Zersetzung  des  Tafelsenfes 
durch  Bakterien 

maeht  O.  Marpmann  zum  Gegenstand 
einer  längeren  Arbeit.  Während  der  Ver- 
fasser frQher  naehgewieeen  hat,  daß  das 
reichlich  vorhandene  Senföl  nnd  die  größere 
Menge  freier  Essigsäure  den  frischen  Senf 
vor  Zersetzungen  schützen,  sind  letztere  als- 
bald festzustellen,  wenn  durch  längere  Auf- 
bewahrung, besonders  in  mangelhaft  ver- 
sehlossenen  Gefäßen,  diese  beiden  antiseptisch 
wirkenden  Stoffe  sich  verflQchtigen.  In  den 
Gastwirtschaften,  wo  der  Senf  in  offenen 
Gefäfien  umhersteht,  wird  er  sehr  bald  durch 
die  Bakterien,  die  er  aus  der  Luft  dort 
reichlich  aufnimmt,  zersetzt  Kossoiüicx 
bat  auch  im  frischen  Senf  lebende  Bakterien 
festgestellt,  die  sich  indessen  auf  den  ge- 
wöhnlichen Nährböden  nicht  ztichten  lassen, 
sondern  nur  auf  sauren  oder  neutralen 
Böden  langsam  wachsen. 

Zu  Beginn  der  Fabrikation  werden  die 
Senfsamen  mit  schwachem  Essig  und  Ge- 
würzen gemischt  vermählen  und  nun  der 
freiwilligen  Gärung  Überlassen.  Durch  die 
Enzyme,  besonders  des  Myrosin,  wird  das 
Sinigrin  (myronsaures  Kalium)  in  seine  Be- 
standteile Senföl,  Dextrose  und  saures  Ka- 
liumsulfat zerlegt.  Erst  nach  der  unter  Er- 
wärmung sich  vollziehenden  Vergärung  des 
Breies  wird  die  Senfmaische  feingemahlen 
und  verkaufsfertig  gemacht.  Ob  das  er- 
baltene  Produkt  keimfrei  ist,  richtet  uch 
ganz  nach  der  Stärke  des  angewandten 
Essigs.  In  Frankreich  wu*d  ein  schwacher, 
2  bis  4proc,  in  Mitteldeutschland  aber  ein 
5  bis  6proe.  Essigsprit  verwendet.  Im 
französischen  Senf  treten  daher  leicht  Gär- 
ung störende  Organismen  auf.  Als  ein  sol- 
cher wurde  von  Kossouncx  der  Bacillus 
sinapivorax  X,  ein  bewegliches  Stäb- 
chen von  2  bis  4  /i  Länge  und  0,3  bis 
0,8  /i  Brdte  isoliert.  Diese  Bazillen  er- 
zeugen im  Senf  einen  knoblauchartigen  Ge- 
meh.  In  Senfnährlösung  tritt  kräftige  Gas- 
bildung und  der  sehr  unangenehme  Knob- 
lauchgeruoh,  in  Bouillonagar  stark  ammoniak- 
alischer  Geruch  auf.  Gegen  Emtroeknen 
ist  der  Bazillus  sehr  widerstandsfähig. 


Eine  zweite  Art  den  Senf  bewohnender 
Bakterien  bildet  längere  und  breitere  beweg- 
liche Stäbchen,  sie  wird  ^s  Bacillus 
sinapivagus  bezeichnet.  Diese  ver- 
färben den  Senf,  verschlechtern  seinen  Ge- 
ruch und  Geschmack  und  beschleunigen 
seine  Entmischung.  In  Bouillonagar  erzeugen 
ue  starken  Trimethylamingeruch.  Im  Senf 
leben  sie  durchaus  aörob. 

Die  besten  Gegenmittel  gegen  diese 
Organismen  sind  im  Senf  selbst  gegeben, 
im  Senföl  und  m  der  Essigsäure.  Wenn 
man  öproc.  Essigsäure  verwendet,  bleibt 
der  Senf  steril,  aber  ein  so  saurer  Senf  ist 
nicht  nach  jedermanns  Geschmack,  zumal 
auch  ein  so  starker  Essigzusatz  die  Senföl- 
bildnng  aus  dem  Sinigrin  verlangsamt.  Man 
wird  also  am  besten  mit  stark  verdfinntem  Essig 
die  zerquetschten  Senfsamen  einmaischen, 
kräftig  durdhrflhren,  um  die  Senfölbildung 
zu  fördern,  und  nach  6  bis  12  Stunden 
stärkeren  Essig  zusetzen.  Um  chemische 
Veränderungen  hintanznhaiten,  ist  ein  guter 
Verschluß  der  Korken  der  Verkaufsgläser 
durch  Paraffin  oder  Lack  angebracht 

Die  Ansichten,  die  der  Verfasser  am 
Schlüsse  seiner  Arbeit  Ober  die  Zulässigkeit 
des  Verschnittes  des  Senfes  innerhalb  der 
Gastwirtschaften  äuDert,  dfirften  nicht  bei  allen 
Nahrungsmittelchemikern  Zustimmung  finden; 
wohl  aber  der  Satz,  daß  die  Aufbewahrung 
der  Gewfirze  (Salz,  Pfeffer,  Senf)  in  den  klei- 
neren Gastwirtschaften  meist  unhygieniseh  und 
unappetitlich  zu  sem  pflegt.  —del. 

Ztaehr.  f.  angew.  Mikroskop.  1906,  27. 


Ueber  einige'  meclianiBolie  Ver- 
fälschungen der  Kaffee  sahne. 

In  Berlin  kommen  In  letzter  Zeit  vielfach 
Kaffeesahnen  in  den  Handel,  die  sich  durch 
ein  größeres  Adhäsionsvermögen  und  die 
Fähigkeit  auszeiehnen,  sdiwarzem  Kaffee 
eine  intensivere  Weißfärbung  zu  erteilen, 
als  gewöhnliche  Sahne  von  gleichem,  ja  von 
nur  1  pCt  höherem  Fettgehalt  es  tut  Der- 
artige Sahnen  wurden  tibereinstimmend  als 
fettreicher  und  somit  als  wertvoller  beurteili 
Während  die  chemische  Untersuchung  im 
Stiche    ließ,    gab    die    mikroskopische    bei 


698 


235faeher  Vergrößenmg  Aufschluß.  Die 
aufgerahmten  FettkQgelohen  der  Sahne  waren 
nachträglich  einem  mechanischen  Zerkleiner- 
ungsverfahren unterworfen  worden.  Be- 
kanntlich hat  Gaülin  zur  Verhinderung  des 
Aufrahmens  von  VollmUch  ein  Homogeni- 
sierungsverfahren  aufgefunden,  welches  durch 
eme  maschinelle  Bearbeitung  den  Zweck  er- 
reichen Iftßt.  (Vergl.  auch  Pharm.  Oentralh. 
44  [1903],  285,  746.) 

F,  Beiß  macht  nun  zuerst  darauf  auf- 
merksam, welcher  Mißbrauch  durch  die  Be- 
arbeitung der  Kaffeesahne  mit  der  Homo- 
genisierungsmaschine getrieben  wird.  Nach 
den  Anpreisungen  der  Fabrik,  welche  die 
Maschinen  herstellt,  entspricht  die  6  bis  7  pCt 
enthaltende  homogenisi^e  Sahne  im  Aus- 
sehen einer  nicht  homogenisierten  von  10 
bis  11  pGt  Fettgehalt  Reiß  fordert  zum 
mindesten  Deklaration  fflr  die  homogenisierte 
Sahne  und  erblickt  im  undeklarierten  Ver- 
kauf die  Vortäuschung  einer  besseren  Be- 
schaffenheit (höheren  Fettgehalt),  mithin  eine 
Verfälschung.  (Sehr  richtig!  Schriftleitung) 

Ztsckr.  /.  Unters,  d.  Nähr.-  i*.  Oenußm. 
1906,  XI,  391.  —del. 

Eoffeinfreier  Kaffee. 

Zeitungsnachrichten  zufolge  hat  sich  kürz- 
lich in  Bremen  eine  Kaffeehandelsgesellschaft 
mit  1 500  000  Mk.  Kapital  gebildet,  welche, 
um  den  Herzkranken  entgegenzukommen 
(ähnlich  wie  bei  den  nikotinfreien  Zigarren), 
einen"  von  Koffein  befreiten  Kaffee  in  den 
Handel  bringen  will.  Demzufolge  dtirften 
später  große  Mengen  Koffein  an  den  Markt 
kommen,  die  aus  dem  Kaffee  extrahiert 
worden  smd,  vorausgesetzt,  daß  sich  das 
koffeYnarme  Produkt  einffihrt,  was  vorläufig 
allerdings  noch  wenig:er  ^cher  ist,  als  dies 
bei  den  nikotinfreien  Zigarren  der  Fall  war, 
die  jetzt  allerdings  schon  eine  ganze  Anzahl 
Anhänger  gefunden  haben. 

Der  Erfinder  des  Verfahrens,  den  Koffetn- 
gehalt  aus  Kaffeebohnen  und  anderen  Pro- 
dukten bis  zu  einem  minimalen  Rückstande 
zu  extrahieren,  ist  der  Kaufmann  Ludtvig 
Roselius  in  Bremen;  doch  scheint  dieser 
nicht  der  Emzige  zu  sein,  der  sich  mit  dem 
genannten  Problem  befaßt,  denn  in  der 
Chemiker- Zeitung  (1906,  771)  ist  unter 
«Patentanmeldungen»  zu  lesen,  daß  audi 
Ch.    Deilefsen    in   Bremen    ein   Verfahren 


zur  «Verminderung  des  Kaffeingehaites  von 
rohen  unzerkleinerten  Kaffeebohnen»  zum 
Patent  angemeldet  hat  Wgl. 


Laotoserve, 
ein  EmdemährmitteL 

Als  «Laktoserve»  wird  von  der  Firma 
Boehringer  dh  Söhne  m  Waldhof-Mannheim 
eine  ButtermUch  in  Pulverform  in  den  Handel 
gebracht,  die  als  Heilmittel  bei  Darm- 
erkrankungen von  Säuglingen  und  EJndem 
dienen  soll.  Die  Lactoserve  wird  aus  1  Tdl 
Volhnilch  und  2  Teilen  Magermilch  her- 
gestellt und  mit  Rdnkulturen  von  Milch- 
säurebazillen gesäuert.  Dann  wird  bei  M  ^  T 
im  Vakuum  zur  Trockne  gedampft;  der  ge- 
mahlene Trockenrückstand  wird  mit  Zocker, 
Mehl  und  Pflanzeneiweiß  vermischt  Die 
Analyse  hat  nach  Angabe  der  Hersteller  fol- 
gende procentischen  Werte  ergeben :  Wasser 
12,  Stickstoffsubstanz  22,  Fett  10,  Kohlen- 
hydrate 46,  freie  Milchsäure  3,  Asche  5, 
darunter  0,7  Phosphorsäure. 

Als  Vorzüge  geben  die  Darsteller  an: 
Gleichmäßige  Beschaffenheit,  ünsdiädliofakeit, 
höheren  Nährwert  als  bei  Buttermilch,  Be- 
quemlichkeit bei  Herstellung  der  Kinder- 
nahrung (Anrühren  mit  warmem  abgekochten 
Wasser)  und  endlich  soll  die  EinfOhruog 
der  lebenden  Milchsäurebazillen  in  den 
Körper  den  pathogenen  Keimen  entgegen 
wirken.  --^deL 

Grünen  von  Spinatkonserren.    Da  sich  bei 

der  Sterilisation  das  Chlorophyll  zerseUt,  werden 
die  Spinatkonserven  ebcDSO  wie  aodere  G«mää6 
«gegrünt».  Zu  diesem  Zwecke  werden  dem 
Blanchierwasser  auf  100  Liter  35  g  Kupfer- 
sulfat und  100  g  ZitroneDBäore  zugesetzt  und 
darin  der  Spinat  blanchiert  Um  aUe  über- 
schüssige Kupferlösung  su  entfernen,  muß  der 
Spinat  ausgewässert  werden ;  man  prüft  daher 
das  Spülwasser  mit  FerrocyankaiiumiöBuog  und 
erneuert  es,  bis  es  keine  Reaktion  mehr  gibt 
Der  Spinat  wird  nach  dem  Spülen  abgepreflt, 
noohmiJs  mit  wenig  Wasser  aufgekocht,  in  Boseo 
gefällt  und  bei  117^  30  Minuten  sterilisiert. 
Viele  Fabriken  sterihsieren  50  Minuten  bei  128*  C 
Spinat  läßt  sich  nur  schwer,  ohne  an  Anseheo 
einzubüßen,  konservleien.  —  iM. 

Konaenmi-Ztg.  19C6,  354. 

(Nach  §  1  des  Beiohsgesetzes  yom5.  Jali  Itö^- 
betreffend  gesundheitssohädliche  Farben,  ist  dai 
cGrünen»  mit  Kupfersalzen  unzulässig.  Es  sind 
bereits  viele  Bestrafungen  auf  grund  diese» 
Paragraphen  vorgekommen.     P.  tüß.) 


699 


Pharmakognostische  Mitteilungen. 


Aetherisclie  Oele  aus  SizUien 

bildeten  den  Gegenstand  einer  Untenuchnng 
von  Umney  und  Bennet,  Das  untersnehte 
Pfefferminzöl  war  im  Jnli  li'05  destill- 
iert and  besaß  das  spez.  Oew.  0|906,  die 
optische  Rotation  von  —  21^,  ein  Oehalt 
an  Gesamt-Menthol  von  41^6  pCt,  freiem 
Menthol  von  36,9  pGt,  Ester  6,0  pOt  and 
war  in  3  Volamen  70  proo.  Alkohol  IMich. 
Das  nntersaehte  OriganumOl  ergab  ein 
spez.  Gew.  von  0,920,  keine  optisehe  Ro- 


tation, emen  Phenolgehalt  von  44  pCt  and 
war  in  2  Volamen  80proc  Alkohol,  nicht 
aber  in  70proc  löslich.  Da  das  Phenol 
fast  anssehließlich  aas  Carvacrol  bestand,  so 
handelte  es  sich  wahrscheinlich  um  das  Gel 
von  Origannm  creticam.  Da  Grigannmöl 
hftafig  mit  dem  Od  von  Thjmas  vulgaris 
verfälscht  oder  dürekt  sabstitaiert  wird,  geben 
die  Verff.  folgende  üebersicht  Aber  die  von 
ihnen  gefundenen  Eonstanten  (Kennzahlen) 
bei: 


spez.  Gewicht  opt.  Drehang  t^J^j^ym^^ 

Frisches  Origanumöl  von  Origanum  hirtum     .    0,940  bis 0,980  schwach  links  60  bis  8ö  pGt 

Smyrnaer  Origanamöl  vonOriganamSmyrnaeam    0,915  »0,946  —3^ bis — 12*  25    »   60    > 

Französisches  Tbymianöl  TOD  Thymus  volgaris    0,905  »  0,920  ->  20   »   35    > 

Spanisches  Origanumöl,  Stammpflanze  zweifelh.    0,930  >  0,950  —  60    »   70    » 


Das  Geraniumöl  war  grünlich  gefftrbt 
und  ließ  einen  sehr  feinen  Geruch  erkennen. 
Da  die  Pflanzen  auf  sehr  sonnigem  Boden 
gewachsen  waren,  so  war  die  Oelausbente 
sehr  germg  (0,07  pCt),  dagegen  die  Qualität 
umso  besser.  Das  spez.  Gew.  betrug  0,894, 
Estergehalt  berechnet  als  Geranylacetat  35,6 
pCt,  Gesamt -Geraniol  71,9  pCt.  Das  Gel 
von  Mentha  Pulegium  besaß  ein  spez. 
Gew.  von  0,927,  eine  optische  Rotation  von 
+  35^  und  einen  Gehalt  von  75  pGt  Pu- 
legon. Das  sizilianisehe  Petitgrainöl 
besaß  ein  spez.  Gew.  von  0,873,  eine  op- 
tische Drehang  von  +  26^,  einen  Ester- 
gehalt  von  9,4  pGt  und  29  pGt  Gitral. 

Das  Gel  von  Nepeta  zeigte  eui  spez. 
Gew.  von  0,927,  eine  optisehe  Rotation  von 
+  12^,  es  war  in  2  Volumen  70  proo. 
Alkohol  löslich  und  enthielt  22,2  pGt  Ge- 
samt-Menthol  und  3,3  pCt  Menthylacetat, 
außerdem  geringe  Spuren  von  Menthon  oder 
Pulegon.  J.  K. 

Pharm.  Jaurn.  1905,  861. 


Ueber  Eukalyptus  Staigeriana 
und  dessen  ätherisclies  Oel 

berichten  Baker  und  Smith.  Diese  Euka- 
lyptus-Art ist  in  ihrer  geographischen  Ver- 
breitung recht  beschränkt,  da  sie  bislang 
nur  m  Queensland  gefunden  wurde.  Es  ist 
ein  kleiner  Baum  mit  dunkler,  unregelmäßig 
rissiger  Rinde  und  weißlich-grünen  Blättern. 


Die  Blätter   sind    lanzettlieh,    3   bis  5  Zoll 

I  » 

lang,  lederartig  und  enthalten  zahlreiche 
GeldrOsen.  Die  Aderung  der  Blätter  ist 
fein  und  verläuft  schräg,  gespreizt,  die 
Randader  verläuft  in  einiger  Entfernung  vom 
Rande.  Die  Bltlten  stehen  achselständig  zu 
5  bis  9  in  emer  Dolde.  Die  Früchte  sind 
kreiseiförmig,  ihr  Rand  ist  dünn  und  zu- 
sammengezogen, die  Klappen  nicht  hervor- 
gestreokt 

Das  ätherische  Oel  von  Eukalyptus 
Staigeriana  enthält  weder  Pinen  noch  Phel- 
landren,  dagegen  viel  IJnks-Limonen.  Es 
ähnelt  in  seinen  physikalischen  Eigenschaften 
dem  ZitronenOl.  Sein  Gitralgehalt  kommt 
jedoch  bei  weitem  nicht  demjenigen  des 
Oeles  von  Backhousia  dtriodora  und  Lepto- 
spermum  liversidgei  gleich.  Der  in  dem 
Oel  vorkommende  Ester  war  Geranyüicetat. 
Es  wurden  bei  der  Destillation  aus  den 
Blättern  2,48  pGt  ätherisches  Oel  erhalten. 
Die  optische  Aktivität  im  100  mm-Rohr  be- 
trug für  {a)D  =  —  43,1  ^,  das  spez.  Gew. 
0,8708  und  der  Brechungsexponent  1,4871. 
Es  fängt  bei  175^  an  zu  sieden  und  geht 
zum  größten  Teil  bis  193  <^  über. 

Die  procentische  Zusammensetz- 
ung des  ätherischen  Oeles  ist  annähernd 
folgende:  Limonen  60,0,  Geraniol  12,72, 
Geranylacetat  8,32,  Gitral  16,0  und  unbe- 
stimmter Rückstand  2,96. 

Das  rohe  Oel  war  von  hellzitronengelber 
Farbe,    leicht    beweglich    und  vou  sehr  an- 


700 


geDehmem  erfrischenden  Geruch  ohne  die 
geringste  Aehnlichkeit  mit  demjenigen  des 
gewöhnlichen  EnkalyptnsOIes.  J.  K, 

Pharm.  Jaum.  1906,  671. 


Eine  Verfälschung  der  Rinde 
von  Prunus  serotina 

wurde  von  Umney  bei  der  Bereitung  der 
Tinktur  dadurch  bemerkt,  daß  die  Tmktur 
viel  dunkler  war  und  viel  stärker  adstrin- 
gierend  schmeckte  als  gewöhnlieh.  Die  Ver- 
fälschung stammt  nach  Holmes  von  einer 
nicht  näher  bestimmten  Spezies  aus  der 
Gattung  Prunus  aus  Nordamerika  und  wird 
von  ihm  wie  folgt  beschrieben:  Die  innere 
Oberfläche  ist  glatter  und  mit  weniger  deut- 
lichen Vertiefungen  versehen;  letztere^  die 
Markstrahlen  darstellend,  sind  kürzer  und 
schmäler  als  bei  der  echten  Rinde.  Die 
äuCere  Ob^äche  weist  sehr  ausgeprägte 
eingedrückte  Vertiefungen  auf.  Die  Rinde 
ist  auf  dem  Bruch  gröber  und  weniger 
kurzfaserig;  ihr  Geschmack  ist  adstringieren- 
der  und  weniger  aromatisch.  Wegen  der 
Schwierigkeit^  die  zahlrdchen  amerikanischen 
Prunusrinden  genau  zu  charakterisieren^  em- 
pfiehlt es  sich;  nicht  nur  die  eingekaufte 
RindC;  sondern  auch  die  daraus  dargestellte 
Tinktur  einer  genauen  vergleichenden  Prüf- 
ung zu  unterwerfen.  j.  K, 
Pharm,  Joum.  1906,  315. 


springende  Spitze  besitzen  und  weniger 
kantig  sind  als  bei  der  Hauptform  Jnniperoa 
thurifera.  Das  Fruchtfleisch  ist  gelblich; 
saftig  und  von  angenehmem  Gesdimack. 
Der  Geruch  der  ganzen  Pflanze  ist  angenehm 
harzig.  J  K. 

Pharm,  Joum.  1905,  830. 


Juniperus  thurifera  var.  gallica 

wird  von  Holmes  näher  beschrieben;  da 
dieser  Strauch  oder  Baum  häufig  mit  Juni- 
perus Sabina  verwechselt  wird  und  das  in 
Südfrankreidi  aus  dem  ersteren  gewonnene 
Od  oftmals  als  Verfälschung  des  Oleum 
Sabinae  im  Handel  angetroffen  wird  (siehe 
Pharm.  Gentralh.  47  [1906];  566).  Der 
Baum  wird  2  bis  3  Meter  hoch.  Die 
Blätter  sind  kleiU;  dekussiereni  (kreuzständig) 
und  ihrer  halben  Länge  nach  an  die  Zweige 
angewachsen;  länglich- lanzettlich  und  am 
Grunde  mit  dner  eliptischen  Drtise  versehen. 
Die  Blutenkätzchen  sind  iänglich-oval;  ge- 
stidt.  Die  FrQchte  sind  hängend;  stehen 
einzehi;  und  aus  4  bis  6  verwachsenen 
Blättern  mit  stumpfer  Spitze  gebildet;  zuerst 
meergrttn;  später  bläulich  und  in  der  Reife 
glänzend  blauschwarz.  Sie  enthalten  1  bis 
3  schwach  gestrdfte  NüBchen;  die  dne  vor- 


Die  wirksamen  Bestandteile  der 
Wurzel  von  Polygonum  bistorta 

bestehen    nach    L.    F.  Iljin    (Ghem.-Ztg. 
1906;  Rep.  73;  in   einer  Rdhe  von  Gerb- 
stoffen besonderen  Charakters,  vom  gewöhn- 
lichen Tannin  wohl  unterschieden.     In  dem 
alkoholischen  Auszüge  der  Wurzd  sind  2  Gerb- 
stoffe; die  durch  ihre  verschiedene  LOsliehkdt 
in  Aether-Alkohol   getrennt  werden  kOnnoi; 
enthalten.    Sie  dnd  amorph;  Itelich  in  Wasser 
und  Alkohol;  werden  vom  Hautpulver  anter 
verschiedener  Färbung  schnell  aofgenommea 
und  unterschdden   sich   durch  einige  Reak- 
tionen; ihr  kryoskopisches  Verhalten  und  ihr 
Verhalten  in  polarisiertem  Lichte.     Ihre  Zu- 
{ sammensetzung  ist :  C3gH340|g  und  C20H20O9 ; 
bdm    Schmdzen   mit  Aetzkali   geben  bdde 
Gallussäure  und  Phlorogludn  und  bd  troekner 
Destillation    Pyrokatechin.     Bdm    Erhitzen 
mit  verdünnter   Schwefelsäure  geben  bdde 
Gerbstoffe   amorphC;    in   Wasser   unlMidie 
Produkte  und  etwas  Gallussäure.  Mit  Phenyl- 
hydrazin gehen  bdde  Verbindungen  ein.  Der 
eine   dieser  Gerbstoffe   steht   dem   aus  der 
Wurzel  von  Potentilla  Tormentilla  sehr  nahe^ 
bedtzt  auch  einige  Eigenschaften  der  Gerb- 
stoffe aus  den  Rinden  verschiedener  EicbeO; 
während    der    andere    dem   Gerbstoffe  der 
Ratanhawurzd  sehr  ähnlich  ist 


Als  Anforderung  an  Mjrrrha, 

welche  für  pharmazeutisdie  Zwecke  dieoen 
soll;  verlangt  Alcock  den  Gehalt  einer  noch 
nälier  festzustdienden  Menge  Extrakt,  dis 
aus  1  g  Myrrha  mit  10  com  Alkohol  and 
Trocknen  bei  100  0  C  erhalten  werden  loU. 
Er  hat  nämlich  dne  Myrrha  im  Handd  ge> 
fundeu;  die  nur  20  pGt  Harz  und  80  pCt 
Gummi  enthidt  und  dabd  dne  Unktor 
lieferte;  welche  dnen  nur  sehr  geringes 
Trockenrflckstand  hinterliefi.  /  K. 

Pharm.  Joum.  1906,  400. 


701 


Therapeutisehe  Mitteilungen. 


Ueber  Proponal,  ein  Homologes 
des  Veronal. 

Dem  Veronal,  der  Diäthyibarbitursäare, 
stellen  Emil  Fischer  nnd  J.  v.  Mering 
Doeh  die  Dipropylverbindong  der  Barbitor- 
Bäore  zur  Seite.  Das  Proponal  erreicht  in 
seiner  Gmppe  das  Maximum  sohlafmachender 
Wirkung^  nachdem  es  nunmehr  den  Firmen 
E,  Merck  in  Darmstadt  und  Farbenfabriken 
vormals  Friedr,  Bayer  dh  Co.  in  Elberfeld 
gelangen  ist,  die  Dipropylverbindung  der 
BarbituiBfture  absolut  rein  darzustellen.  Pro- 
ponal ist  gerade  so  wie  Veronal  eine  farb- 
lose kristallinische  Substanz,  die  sich  in 
Wasser  schwer  löst,  nur  in  Alkalien  leicht 
löslich  ist.  Auf  der  letzteren  Eigenschaft 
beruht  nach .  v.  Mering  auch  die  relativ 
schnelle  Resorption  seitens  des  Darmes. 
Mehrmals  konnte  v,  Mering  auch  beob- 
achten, daß  Schmerzen  erheblich  gelindert 
wurden^  und  bei  manchen  Kranken  gentigte 
schon  eine  kleine  Gabe  von  Proponal  zur 
Schlaferzeugung;  während  Veronal  in  der 
doppelten  Gabe  versagt  hatte.  Das  Proponal 
wird  am  besten  in  Pulverform  eingenommen 
und  mit  Wasser,  Tee  oder  einem  alkohol- 
ischen Getränk  hinuntergeschluckt.  Es  ist 
nicht  geraten;  über  Gaben  von  0^5  g  hin- 
auszugehen, da  erfahrungsgemäß  Gaben  von 
0,15  bis  0^5  g  zur  Bekämpfung  von  ein- 
facher Schlaflosigkeit  vollauf  gentigen. 
Med.  Klinik  1905,  Nr.  52.  A.  Rn. 


während  bei  subkutaner  Beibringung  Ver- 
giftungserscheinungen auftraten.  So  erlag 
der  erwähnte  Hund  der  Einspritzung  von 
nur  40  mg  arseniger  Säure  innerhalb  weniger 
Stunden.  Verfasser  nimmt  deshalb  an,  daß 
die  scheinbare  Immunität  nur  auf  vermin- 
derter Resorption  beruht  und  konnte  dies 
durch  Arsenbestimmnngen  in  HarU;  Fäces 
und  Lieber  bestätigen.  Bei  den  an  Arsenik 
gewöhnten  Tieren  wurde  bei  steigendco 
Arsenmengen  in  der  Nahnpig  eine  Abnahme 
des  Arsens  un  Harne  nachgewiesen. 


Ueber  die  Ursache  der  Oewöhn- 
ung  an  Arsenik 

bat  M.  Cloeita  (Chem.-Ztg.  1906,  Rep.  73) 
Versudie  angestellt.  Durch  Darreichung 
allmählich  steigender  Mengen  von  arseniger 
Säure  in  wässeriger  Lösung  kann  man 
Kaninchen  und  Hunde  in  gewissem  Grade 
gegen  das  Gift  festigen,  doch  ist  der  Immun- 
itätsgrad  höher  bei  emer  Verffitterung  von 
Arsenik  in  Pulverform.  So  konnte  einem 
Hunde  von  8  kg  Gewicht  die  Menge  von 
2,5  g  arseniger  Säure  auf  einmal  bei  einer 
Stdgerung  gegen  die  vorhergehende  Gabe 
von  1,0  g  beigebracht  werden.  Es  zeigte 
sieh  Dun,  daß  die  Immunität  nur  bestand 
bei    der    EinfOhrung    des    Arsens    per    os, 


Die  Behandlung  der  weibliclien 
Gonorrhöe    mit   Natrium  lygo- 

sinatuxKL 

Das  Natrium  lygosinatnm  soll  speziell  bei 
der  weiblichen  Gonorrhöe  von  großer  thera- 
peutischer Wirkung  sein.  Es  wird  bekanntlich 
durch  Kondensierung  des  Salicylalddiyds  mit 
Aceton  fabrikmäßig  von  Zimmer  <t  Co. 
in  Frankfurt  a.  M.  erzeogt  (Pharm«  GeBtralli. 
44  [1903],  779);  die  Kondensiemng  wir.l 
mit  starker  Natronlauge  vorgenomme».  Die 
wässerige  Lösung  whrkt  stark  antiseptiaoli  und. 
gärungswidrig  und  yemiebtet  daher  auch 
Gonokokken,  übt  dabd  aber  keinen  schär 
digenden  Einfluß  auf  die  Sdileinüiaut  aus. 

Parädi  und  Ferrua  erklären,  daß  durch 
die  Behandlung  mit  Natrium  lygosinatnm 
eine  große  Anzahl  chronischer  Tripper  beim 
Weibe  teils  bedeutend  gebessert,  teils  voll- 
kommen geheilt  wurden.  Heufeld  nahm 
erst  Scheidenspfilungen  vor,  sodann  spritzte 
er  m  das  Gebärmutterinnere  oder  in  den 
Hals  derselben  1  ocm  einer  5proc  Lösung 
des  Natrium  lygosinatum  ein,  die  Lösung 
wurde  daselbst  belassen,  dann  wurde  rasch 
durch  das  Speenlnm  ein  ziemlidi  fester  und 
großer  Wattetampon  emgeffihrt.  Die  Be- 
handlung wurde  teils  täglich,  teils  auch  jeden 
zweiten  und  dritten  Tag  vorgenommen.  Die 
Anzahl  der  so  behandelten  Fälle  betrug  3G., 
Zur  Heilung  benötigte  Heufeld  durchschniit- 
lieh  15  bis  20  Sitzungen.  Gleichzeitig  mit 
der  Behandlung  wurden  genaue  Eontroll- 
Untersuchungen  auf  Gonokokken  vorge- 
nommen, die  ergaben,  daß  mit  der  Ver- 
änderung des. stark  eitrigen  Sekretes  in  mehr 


702 


glasig  zähes  und  weniger  eitriges  Sekret 
anoh  die  Gonokokken  immer  spärlicher  wor- 
den, bis  sie  nach  etwa  10  bis  15  Ein- 
spritzungen völlig  versehwnnden  waren. 

Oesterreich,  AerxU-Ztg,  1906.  Nr.  2.      A,  Bn, 


Die  Einwirkung  von  Biillantgrün 
auf  Nagana-Trypanosomen 

ist  naeh  den  Beobachtungen  von  H,  Wendel- 
Stadt  nnd  T.  Fellmer  (Chem.-Ztg.  1906, 
Rep.  73)  besser  als  die  des  früher  als  wirk- 
samstes erkannten  Malachitgrüns.  Sowohl 
bd  Ratten  wie  bei  Affen  bringt  dieser  Farb- 
stoff die  Trypanosomen  ans  dem  damit 
überschwemmten  Blute  mit  Sicherheit  znm 
Verschwinden  y  verlängert  das  Leben  der 
Tiere  nnd  führt  m  Verbindung  mit  Arsenik 
unter  umständen  sogar  zur  Heilnng.  Das 
Blut  der  kranken  und  mit  Brillantgrün 
(Tetraäthyldi  •  p  -  aminotriphenylcarbmol)  be- 
handelten Tiere  ist  zu  einer  gewissen  Zeit 
nicht  infektiös.  Bei  dem  Untergange  der 
Trypanosomen  nach  der  BriUantgrünbehand- 
lung  finden  sich  ganz  bestimmte  Formen 
mit  Gystenbildnng.  Dieser  Cyste  schreiben 
Verff.  eine  besondere  Bedeutung  für  die 
Neuentwickelung  der  Trypanosomen  zu,  die 
wahrscheinlich   in  der  Milz  vor  sich  geht. 

-Ä«. 

Ueber  eine  neue  Klasse  von 
jodhaltigen  Mitteln. 

Emil  Fischer  und  J.  v.  Mering  haben 
eine  andere  Klasse  von  jodhaltigen  Präpa- 
raten gefunden,  die  zwar  die  leichte  Resor- 
bierbarkeit  des  Jedipin  besitzen,  aber  kein 
Chlor  enthalten  nnd  außerdem  fest  und  ganz 
geschmacklos  sind.  Es  sind  die  In  Wasser 
unlöslichen  Salze  der  hochmolekularen  Mono- 
jodfettsäuren  mit  Galdum,  Strontium  oder 
Magnesium.  In  reinem  Zustand  ist  von 
ihnen  am  leichtesten  zu  beraten  das  Cal- 
ciumsalz  der  Monojodbehensäurey  die  aus  der 
Erukasäure  durch  Anlagerung  von  Jodwasser- 
stoff entsteht.  Es  ist  ein  farbloses,  völlig 
geruch-  nnd  geschmackloses  Pulver.  Das- 
selbe, kurz  Sa  jodin  genannt,  wud  von  den 
Farbenfabriken  vormals  F.  Bayer  dh  Co. 
in  Elberfeld  und  den  Farbwerken  vormals 
Meister,  lAicius  dt  Brüning  in  Höchst 
a.  M.  iu  den  llandol  gebracht. 


Theodor  Mayer  m  der  Lassar^dA/tgi 
Klinik  (Dermatol.  Ztschr.  1906,  Nr.  3)  gab 
das  Sajodin  meist  viermal  täglich  und  zwar 
1  g  als  Pulver.  Statt  der  JodkafinmlOaung 
oder  der  immerhin  umständlichen  grofigabigen 
Jodipin-Einspritzung  werden  die  indifferent 
schmeckenden  Pulver  gern  genommen.  Und 
dies  ist  um  so  wertvoller  und  wichtiger,  wie 
Mayer  angibt,  als  die  therapeutische  Wirk- 
ung den  flblidien  Mitteln  mindesteDS  gleich, 
eventuell  durch  Steigerung  der  Gabe  nodi 
höher  zu  erachten  ist 

Aus  dem  Erfolg  der  Behandlang  von  40 
FäUeu  -  39  FäUe  von  Syphilis  und  1  Fall 
von  Arteriosklerose  —  gibt  K.  Röscher 
(Med.  Klmik  1906,  Nr.  7)  aus  der  Lesser- 
sehen  Klinik  zu  Berlin  Aber  Sajodin  fol- 
gendes vorläufige  urteil:  Sajodin  wird  — 
auch  in  FlUlen  bestehender  Jodidiosynkrasie 
—  gut  vertragen  und  von  den  Kranken 
gern  genommen.  Im  ailgemonen  wirkt  es 
schnell  und  steht  trotz  des  geringeren  Jod- 
gehaltes, in  derselben  Oabe  wie  Jodkalinm 
gegeben,  diesem  ungefähr  gleich.    A.  Rn. 


Die  Behandlung  des  Tetanus 
mit  Bromokoll. 

Die   bei  Tetanus  immer  mehr  nnd  mehr 
verlassene  Brom-Behandlung  scheint  neuer- 
dings durch  die  Hugo  Jfeter'sehen  Versuche 
in    der  experimentell-biologischen  Abteihmg 
des  Kgl.  Pathologischen  Instituts   in  Berlin 
wieder  zur  Oeltung  gebracht  zu  sein,  wenig- 
stens insofern,   als  es  sich  um  die  Anwend- 
ung von  Bromokoll  handelt.     Denn  nicht 
etwa   bloß  der  Strychnin- Tetanus^   sondern 
auch  der  durch  Tetanustoxin  eneogte  Te- 
tanns, wenigstens  bei  Tieren  (Meerschweincheo 
und  Ratten),  konnte  durch  Bromokoll  auf- 
gehoben bezw.  abgesdiwächt  werden,  so  daß 
selbst   die  mit   dem  tödlichen  Tetanustoxin 
geimpften  Versuchstiere  am  Leben   bliebeo, 
nachdem  gleichzeitig  <nne  LOsung  von  Bromo- 
koll eingespritzt  worden  war.  Meier  benutzte 
das  von  der  A.-O,  für  Anilinfabrikatiott. 
Berlin  SO  36,  hergestellte  Bromokoll  in  den 
gleich  handelsfertigen  EmschmelzrMirehen  mit 
50    ccm    der  sterilisierten   BromokolUSeoBg- 
Die  Resultate  der  mitgeteilten  Experimeste 
ermutigen  zweifellos,  der  Bromdierapie  beus 
Tetanus  erneute  Aufmerksamkeit  zu  sehenkca* 

Med.  Klinik  1905,  Nr.  51.  AR» 


703 


Phoiographisohe  Mittollungeii. 


Alaun-Tonfixierb&der 

werden  noeh  immer  f  Qr  Gelloidiii'  and  Aristo- 
papiere  empfohlen^  namentlich  für  die  letztere 
Sorte;  nm  die  Sebicht^  die  im  Sommer  leicht 
weich  wvräy  zu  hftrten.  Nun  sind  solche 
TonfixierbSder^  die  sehr  oft  auch  noch  Za- 
Bfttze  von  Zitronensftore  enthalten^  durchaus 
nicht  zweekdienlichy  denn  Alaun  und  Zitronen- 
säure zersetzen  das  Fiziematron  und  geben 
80  zu  Schwefeltonung  Anlaß.  Wenngleich 
die  Wechselwirkung  von  Alaun,  Zitronen- 
säure und  Fiziematron,  die  man  an  der 
Abscheidung  eines  weißen  Schwefelnieder- 
Bcfalags  erkennen  kann,  nur  so  lange  fort- 
schreitet, bis  ein  chemisches  Gleichgewicht 
eintritt,  so  whrd  man  bedenken  müssen,  daß 
dieser  Gleichgewiehtszustand  für  jede  Tem- 
peratur der  Losung  verschieden  ist,  daß 
also  die  Schwefelabscbeidung  mit  einem 
Temperaturwechsel  sofort  wieder  eintreten 
kann.  Es  liegt  daher  im  Interesse  der 
Photographen,  so  unsichere  Lösungen,  die 
haltbare  Bilder  gamicht  liefern  können,  nicht 

zu  verwenden.  Bm, 

Photo-Sport.     

Neue  Negativ- Kaltlacke. 

E.  Valenta  hat  gefunden,  daß  der 
Tetrachlorkohlenstoff  ein  sehr  gutes  Lösungs- 
mittel für  Harze  ist  und  daß  die  Lösungen 
sieh  gut  zu  Ealtlacken  eignen.  Der  Tetra- 
chlorkohlenstoff ist  eine  farblose  Flüssigkeit 
vom  spez.  Gewicht  1,6 ;  er  siedet  bei  77^  C 
und  mischt  sich  mit  Alkohol  und  Aether. 
Für  emen  Eaitlack  löst  man  5  bis  10  g 
Dammarharz  in  100  ccm  Tetrachlorkohlen- 
stoff und  filtriert.  Dieser  Lack  gibt  eine 
völlig  klare  und  harte  Schicht  und  eignet 
sich  sowohl  für  Geiatineplatten  als  auch,  in 
entsprechender  Konzentration  angewendet, 
fflr  Kollodiumplatten.  Auch  mit  Mastix- 
harz erhält  man  einen  guten  Lack:  5  g 
Hastizharz  werden  in  der  Wärme  in  80  ccm 
Tetrachlorkohlenstoff  gelöst;  nach  dem  Er- 
kalten wird  filtriert.  Beide  Lacke  geben 
Schichten,  welche  nach  vollkommener  Härt- 
ung gut  Bleistiftretouche  annehmen.  Für 
die  Herstellung  eines  Schellackfimis  ist 
Tetrachlorkohlenstoff  nicht  geeignet.    Bm, 


Ein  neues  Booktasohen-Stativ. 

unter  der  Bezeichnung  «Piccolo»  bringt 
die  Fabrik  photographischer  Apparate  Otto 
Spitzer  in  Beriin  ein  patentiertes  Rock- 
taschen-Stativ in  den  Verkehr,  das  tatsäch- 
lich einfach  und  praktisch  ist.  Eigentlich 
stellt  [es  nur  eine  Verbesserung  des  vor 
einigen  Jahren  aufgetauchten  Vidil-Stativs 
dar,  dessen  Mängel  auf  recht  glückliche 
Weise  beseitigt  sind.  Das  Piccolo-Stativ 
wird  im  wesentlichen  das  Dreibein-Stativ 
dort  ersetzen,  wo  sich  eine  andere  Befestig- 
ungs-Gelegenheit bietet,  besonders  an  Bäumen, 
Latemenpfählen,  Gartenzäunen  und  sonstigen 
Gegenstiüiden.  «Piccolo»  kann  in  jeder 
beliebigen  Höhe  angebracht  werden  und 
sitzt  mit  wenigen  Griffen,  ohne  Beschädig- 
ungen zu  hinterlassen,  so  fest^  daß  die 
Camera  sichern  Halt  hat  Es  kostet  im 
flachen  Etui,  welches  sich  bequem  in  der 
Tasche  unterbringen  läßt,  5  Mark.      Bm, 


Das  saubere  Flanlegen 
der  fertigen,  trockenen  Post- 
karten 

bereitet  vielen  Amateuren  einige  Schwierig- 
keiten. Das  auf  der  Rückseite,  auf  glatter 
Unterlage  zu  bewirkende  Ausstreichen  mit 
einem  Falzbein  oder  kleinem  Lineal  hilft 
schon  viel.  Besser  noch  ist,  wie  «Apollo» 
schreibt,  das  schwache  Anfeuchten  der  Rück- 
seiten oder  das  wechselweise  Aufeinander- 
schichten der  paarweise  Schicht  an  Schicht 
liegenden  Karten  mit  ähnlich  großen,  sau- 
beren, mäßig  angefeuchteten  Blättern.  Schließ- 
lich wird  das  Ganze  in  ein  glattes  Buch 
gelegt  und  auf  längere  Zeit  einem  möglichst 
starken  Drucke  ausgesetzt  Geringes  Be- 
schneiden der  Kartenränder,  zumal  bei  VoU- 
bildem,  erhöht  das  gute  Aussehen  derselben 
ungemdn. Bm, 

OelbfXrben  von  Mattlaek.  Für  besonders 
glasige  Negative  wendet  man  zur  Deckung  gelb 
gefärbten  Mattlack  an,  den  man  sich  durch 
vorsichtiges  Zusetzen  einer  alkoholischen  Aa- 
rantialösung  in  allen  Tönen  leicht  selbst  her- 
stellen kann.  Bm, 


704 


BQohersohaa. 


Bie  Sohnle  der  Chemie.  Erste  Ein- 
führung in  die  Chemie  fflr 
Jedermann  von  W.  Osiwald,  o.  Pro- 
feesor  der  Chemie  an  der  Universität 
Leipzig.  IL  Teil:  Die  Chemie  der 
widitigsten  Elemente  und  Verbindungen. 
Mit  32  in  den  Text  eingedmökten  Ab- 
bildungen. Verlag  von  Friedrich  Vie- 
weg  dk  Sohn,  Brannsehweig.  Preis: 
geheftet  7,20  Mk.,  in  Leinwand  gebunden 
8  Mk. 

Es  ist  ein  eigenartiges  Buoh,  von  d^  m  uns 
Osttoald  hier  den  zweiten,  die  wichtigsten  an- 
organischen Stoffe  und  Verbindungen  behandeln- 
den Teil  darbietet,  geradeso  eigenartig,  wie  der 
Verfasser  selbst,  der  die  Metamorphose  vom 
exakten  natorwissenschaftliohen  Forscher  zum 
Philosophen  und  Künstler  und  zuletzt  zum 
Privatgeiehrten  durchgemacht  hat  und  der  doch 
bei  aUe  seinen  Deduktionen  stets  nach  der 
Ibcaktheit  der  Mathematik  strebt.  In  erster 
Linie  wendet  sich  das  Buch  an  die  weitesten 
Kreise  des  Publikum  und  will  denen  behilflich 
sein,  welche  sich  als  Laien  einen  allgemeinen 
üeberblick  über  das  Gebiet  der  Chemie  ver- 
schid^en  wollen.  Für  diese,  wie  dann  auch  für 
Anfänger  in  der  Wissenschaft  und  so  auch  für 
die  Eleven  unseres  Faches  dürfte  es  durch  die 
ansprechende,  in  Frage  und  Antwort  gekleidete 
lebhafte  Darstellungsweise  als  Einfühnmg  ganz 
besonders  geeignet  sein.  Aber  auch  der  Fort- 
geschrittenere wird  oftmals,  wenn  er  das  Buch 
in  einer  müßigen  Stunde  zum  Zeitvertreib  in 
die  Hand  nimmt,  auf  Fragen  stoCen,  die  ihm  in 
dieser  Beleuchtung  und  von  dem  manchmal 
eigenartigen  Standpunkt  aus  noch  nicht  geläufig 
waren,  da  wir  ja  naturgemäß  beim  Studium 
einer  Erfahrungswissenschaft,  wie  es  die  Chemie 
ist,  die  Tatsachen  gewohnt  sind  eben  so  hinzu- 
nehmen, ohne  viel  danach  zu  fragen,  warum  es 
gerade  so  und  nicht  anders  ist.  Und  gerade 
durch  diese  Anregung  zum  selbständigen  Nach- 
denken in  chemischen  Fragen  dürfte  der  Wert 
dieses  Buches  bedingt  sein,  dessen  Lektüre 
hiermit  namentlich  den  Jüngeren  unserer  Kol- 
legen empfohlen  sein  möge.  J,  K. 


Photographie  und  Optik.  Prachtkatalog 
von  O.  Rüdenberg  jun,  in  Hannover 
und  Wien.     1906. 

Während  sich  bei  Anschaffung  von  photo- 
graphischen Apparaten  oftmals  die  Tendenz 
geltend  machte,  allzubillige  und  demnach  wenig 
leistungsfähige  Apparate  zu  kaufen,  J^gt  das 
Publikum  in  neuerer  Zeit  an,  sich  den  teureren, 
leiatxmgsfähigeren  Apparaten  zuzuwenden.  Dieser 
Umschwung  ist  wohl  nicht  zum  kleinsten  Teil 
darauf  zurückzuführen,  daß   einige  Firmen  der 


photographiselien  Industrie  dazu  übeigegangon 
sind,  gute  Cameras  auch  gegen  TeÜzahlungea 
zu  liefern  und  so  auch  dem  Minderbemittelten 
Gelegenheit  geben,  sich  von  vornherein  etwas 
vorzügliches  anzuschaffen.  Von  einer  dieser 
Firmen  liegt  uns  heute  ein  Katalog  vor,  der 
umsomehr  einer  besonderen  Erwähnung  weit 
erscheint,  als  er  sich  durch  Anlage  und  Aus- 
stattung über  den  Bahmen  der  gewöhnhchea 
«Preisl^te»  weit  hinaushebt  und  ein  schönes 
bucbgewerbliches  Erzeugnis  darstellt  Auf  etwa 
150  Seiten  ist  jedes  Fabrikat  in  so  übersicht- 
llcberWeise  aufgeführt,  dafi  es  auch  Demjenigen, 
welchem  die  Materie  noch  nicht  geläufig  ist, 
nicht  schwer  fällt,  sich  zu  orientieren  und  d« 
seinen  Wünschen  entsprechende  auszuwählen. 
Es  ist  dabei  bemerkenswert,  daß  jedes  verzeich- 
nete Stück  durch  Autotypie  nach  Photogrqthie 
illustriert  ist;  auch  die  ausführliohen  Abhand- 
lungen über  die  photographisohen  Fachaosdiücke 
sowie  die  Wahl  eines  zweckentspreohoDden 
Apparates  verdienen  besonders  hervoigebobeo 
zu  werden.  Schließlich  werden  die  sehr  mäSigeo 
Preise  auch  der  besten  Erzeugnisse  obiger  Finna 
das  ihrige  dazu  beitragen,  die  Photographie 
in  immer  weiteren  Kreisen  einzuführen.  P.  ß. 


Hiifsbueh  fbr  dai  ApothekeBlaboratozium. 
Von  Dr.  Johannes  Preacher  uniVikkr 
Rabs.  Mit  78  Abbildongen  Im  Tsxt 
und  1  Tabelle.  Würzbnrg.  A.  Shiber'B 
Verlag  (C.  Siabüxsch).  Preis:  ange- 
bunden 3,60  Mk.,  gebunden   4,20  Mk. 

Die  Verfasser  beabsichtigten,  wie  sie  im  Vor- 
wort sagen,  eine  Zusammenstellung  aoagewihlier 
Apparate  und  Präparate  zu  geben  und  die  bei 
Herstellung  letzterer  sich  abspielenden  cheo- 
ischen  Prozesse  soweit  zu  berückaiohtigeii,  ale 
dies  mit  der  kurzen  Zeit  in  Einklang  zu  brii^ 
ist,  welche  für  solche  Arbeiten  während  der 
Ausbildungszeit  des  angehenden  Apothekers  m 
Verfügung  steht  Sie  leiten  ihr  Buch  ein  mit 
einer  Beschreibung  über  Kristallisation,  iVlen, 
Destillation,  Glühen  und  Schmelzen,  Källcfflifloh- 
ungen,  pnj[tjsche  Winke  für  <üe  Zusammen- 
setzung von  Apparaten  usw.  Dann  folgt  die 
chemische  Analyse  und  ein  Abriß  über  die 
Ionen-Theorie.  Von  den  im  spesieUen  Seile 
abgehandelten  Präparaten,  deren  BaisteUnn^ 
eingehend  besprochen  wird,  sind  folgende  nnter 
anderen  zu  nennen  :  ChlorwasseistofZsänre,  Zina- 
chlorüriösung ,  Ghlorwasser,  Manganosnlfit , 
Eupfersulfat,  SehUppe'a  Salz,  Zinnober,  Fem- 
suliat,  Ho^'sches  Salz,  Eisenalaon,  NatxiaD- 
Ammoniumphosphat,  Wismutnitrat,  aktirieitee 
Aluminium,  una  von  oiganisohen:  AniUn,  Aoet- 
aniiid,  Aether,  Benzoesänre-Aethylester,  Diaio- 
benzolsulfosäureFonnaldehyd,UrotrDpin,ABiei8e&' 
säure,  Gallussäure,  Dennatol^  Terpenhydrat  o.a 
Die  Beschreibung  der  nötigen  Arbeiten  bei 
Herstellung  dieser  Präparate  ist  kurz  und  klar, 


705 


yielfaoli  doroh  Abbildnog  erläutert  (wenn  anch 
einige  Abbildungen  nicht  nach  Wonioh  ausge- 
fallen sein  durften);  yerschiedentlioh  sind  prak- 
tische Winke  erteilt. 

Obwohl  schon  yerschiedene  Bücher  existieren, 
welche  sich  mit  der  Darstellung  organischer  wie 
anch  anorganischer  Verbindungen  beschäftigen, 
80  ist  dodi  das  yorli^gende  unseren  jungen 
Fachgenoesen  aus  dem  Grunde  zu  empfehlen, 
weil  es  sich  ganz  besonders  mit  solchen  Stoffen 
befiiSt,  welche  in  den  Apotheken  selber  gebraucht 
werden  können.  «. 

Gnmdrifl  der  Chemie.  FOr  Studierende 
bearbeitet  von  Dr.  Wilhelm  Neimann, 
Berlin  1905.  Verlag  von  August 
Eirschwald. 

Das  vorliegende  Buch  ist  nicht  als  Lehrbuch 
der  Chemie  für  Studierende  aufzufassen,  sondern 
vielmehr  als  ein  gutes  Refietitorinm.  In 
dieser  Hinsicht  ist  es  anderen  Repetitorien,  wie 
z.  B.  dem  Jmo/if  sehen  ebenbürtig  an  die  Seite 
zu  steüen,  wenn  nicht  gar  überlegen,  denn  in- 
haltlich umfaCt  ee  mehr  wie  dieses;  in  einem 
Anhang  bringt  es  noch  einige  Kapitel  aus  der 
physikalischen  Chemie,  wenn  auch  nur  sehr 
kurz  und  keineswegs  ausreichend  als  Repetitorium 
für  physikalische  Chemie,  immerhin  aber  ge- 
nägend  zum  Verständnis  der  Gesetze  und  phy- 
sikalisch-chemischen Tueorien  der  organischen 
und  anorganischen  Chemie.  Vielleicht  leidet  an 
manchen  Stellen  die  Deutlichkeit  unter  der  oft 
allzu  kurzen  Schreibweise,  man  möchte  fast 
sagen:  Telegrammstil,  aber  tiotzdem  erfüllt  das 
Buch  wegen  der  Mannigfaltigkeit  seines  Inhalts 
und  der  im  allgemeinen  hinreichend  erschöpfen- 
den Behandlang  aller  Teile  der  anorganischen 
und  organischen  Chemie  seinen  Zweck  als 
Repetitorium  vollkommen.  » 

Der  Druck  des  Werkes  ist  so  gehalten,  daß 
jede  Seite  nur  etwa  Vi  ^^^^^  Breite  bedruckt 
ist,  was  ein  Hinzufügen  von  Ergänzungen,  Er- 
läuterungen und  anderen  Bemerkungen  ausge- 
zeichnet ermöglicbt,  ein  Vorteil,  den  das  Buch 
ror  anderen  dieser  Art  voraus  hat. 

Wir  können  das  Buch  jedem  Studierenden, 
der  größere  Abschnitte  der  wissenschaftlichen 
Chemie  in  Kürze  überblicken  und  dem  Gedächt- 
nis vergegenwärtigen  mufi,  sehr  empfehlen  und 
glauben,  daß  es  schon  aus  diesem  Grunde  und 
aach  wegen  seiner  Wohlfeilheit  gern  gekauft 
werden  wird.       W,  Fr. 

Aaleitnag  nr  vereixifaohteii  Elementar- 
aaalyae  von  Profeaaor  Dr.  M.  Denn- 
stedt.  Hamburg.  Otto  Meißner'^ 
Verlag.    Preis:   1,20  Mk. 

Die  neue  Art  der  organischen  Elemertar- 
analyse  von  Denfuiedt,  in  neueeter  Zeit  wesent- 
lich verbessert  und  vervollkommnet  von  Professor 
R.  V.  WaUher  und  Dr.  Bamberg  (vergl.  Pharm. 
Centralh.  45  [1004],  509),  ist  wohl  geeignet,  die  ; 


alte  Art  der  Verbrennung  vollständig  zu  ver- 
drängen. Die  Vorzuge  der  neuen  Methode,  die 
in  dem  vorliegenden  Werkchen  genau  beschrie- 
ben ist,  sind  bei  gleicher  Genauigkeit:  Gas- 
verbrauch nur  Ve  ^^  ^U  i>Bgen  früher^  eine 
Verbrennungsrohre  hält  wegen  der  bedeutend 
niederen  Temperatur  etwa  100  Verbrennungen 
aus,  eine  solche  zu  Stiokstof fbestimmungen  nach 
Dutnaa  noch  etwa  30.  Noch  großer  ist  die  Er- 
sparnis an  Arbeit,  denn  es  lassen  sich  in  einem 
Verbrennungsgestoll  2  Verbrennungen  gleich- 
zeitig vornehmen.  Ein  besonderps  Kapitel  des 
Werkchens  ist  der  technischen  Analyse  nach 
dem  Verfahren  der  verbesserten  Elementar- 
analyse im  Sauerstoffstrom  gewidmet.  Beispiele 
hierzu  sind:  Verbrennung  von  Steinkohle  und 
Koks  zur  Bestimmung  von  Kohlenstoff,  Wasser- 
stoff, Schwefel  und  Asche  und  Berechnung  des 
Brennwerts,  ebenso  Analyse  des  Kautschuks, 
Schwefelbestimmung  in  Eidöl,  Schmierölen  usw. 
und  endlich  sogar  Bestimmung  des  Schwefels 
in  rein  anorganischen  Verbindungen,  z.  B.  im 
Pyrif. 

Neuerdings  hat  sich  in  allen  oiganischen  La- 
boratorien die  Dennstedt'wihQ  Elementaranalyse 
dermaPen  eingebürgert,  daß  es  sich  wohl  von 
selbst  erübrigt,  weiter  auf  deren  Vorzüge  vor 
der  alten  Methode  einzugehen.  W,  Fr. 


Anleitimg  snr  ohemiaohen  ünteranchung 
des  Wassers  anf  seine  Brauchbarkeit 
fOr  den  mensehliehen  Qennß,  zu  gewerb- 
lichen Zwecken  osw.  von  Dr.  0.  Linde 
und  Dr.  W.  Peters.  Göttingen  1906. 
Verlag  von  Vandenhoeck  dt  Ruprecht. 
Preis:  2  Mk. 

Dieses  im  Jahre  1893  erstmalig  von  0.  Linde 
herausgegebene  Buch  erscheint  jetzt  unter  Mit- 
arbeit von  W.  Peters.  Wenn  sich  nun  auch 
durchgreifende  Veränderungen  nicht  notwendig 
machten,  so  zeigt  das  Werkchen  doch  s.  B. 
durch  Aufnahme  der  TTor^'schen  Methode 
der  Härtebeschreibung  und  einige  andere  Er- 
weiterungen, daß  die  Verfasser  bemüht  waren, 
ihr  Buch  auif  der  Höhe  zu  halten.  In  anbetracht 
des  Umstandes  jedoch,  daß  die  Veifasser  ihr 
Buch  in  erster  Linie  für  den  Gebranch  der 
Apotheker  geschrieben  haben,  würde  es  dem 
Referenten  sympathischer  gewesen  sein,  wenn 
sie  bei  der  Wartha'B€ten  Härtebestimmungs- 
methode den  Ersatz  der  zwei  Indikatoren, 
Alizarin  und  Methylorange,  durch  das  nach  dem 
Deutschen  Arzneibuch  für  jedes  Apotheken- 
laboratorium vorgeschriebene  Jodeosin  versucht 
hätten.  Meine  hierauf  abzielenden  Versuche 
waren  von  gutem  Erfolge  begleitet  und  da  hier 
nur  ein  Indikator  in  Anwendung  kommt,  so 
ist  sogar  eine  größere  Genauigkeit  in  der  Be- 
stimmung der  temporären  und  oleibenden  Härte 
zu  erwarten. 

Angenehm  berührt  wird  man  durch  die  äußerst 
klare  und  übersichtliche  Aufführuig  der  Be- 
Btimmungsmethoden,    von    denen    nur   wirklich 


706 


erprobte  Aufnahme  gefanden  haben.  Weiin  für 
eine  spätere  Auflage  noch  einem  Wunsch  Baum 
g^eben  werden  dürfte,  so  wäre  es  der,  daß  in 
dem  Abschnitt  «Benrteilnng»  (Seite  64  bis  60) 
noch  mehr  als  bisher  anstelie  der  Öfter  ge- 
brauchten Ausdrücke:   «wie  möglichst  weich», 


«sehr  hart»  und  deigl.  zahlenmäßige  Festsetx- 
ungen  treten  möchten.  Für  den  Apotheker, 
der  ja  so  oft  in  erster  Linie  als  SachTerstandiger 
bei  Beurteilung  von  Brunnen  usw.  herangexogen 
wird,  ist  diese  sehr  wohlfeile  Anleitung  zweifel- 
los sehr  brauchbar  und  empfehlenswert 

J.  Kaix, 


Verschiedene  Hitteilungeiii 


Monnot  -  Metalle 

sind  Verbiindmetalie,  die  nach  dem  Verfahren 
von  Monnot  hergestellt  werden.  Ein  Stahl- 
block oder  Stahlstab  wird  mit  Kupfer,  Alu- 
minium oder  Silber  durch  autogene  Schweiß- 
nng  Aberzogen  und  dann  zn  Blech,  Draht 
u.  a.  weiter  verarbeitet  Trotz  der  veradiie- 
denen  AusdehnungskoSfficienten  und  Schmelz- 
punkte der  Metalle  sind  die  Verbnndmetalle 
sehr  widerstandsfähig.  Erhitzung  bis  zum 
Schmelzpunkte  des  Kupfers  und  sofortige 
Abkühlung  in  Eiswaaser  hatten  keinen  schäd- 
lichen Einfluß.  Der  üeberzug  ist  nach  dem 
Auswalzen  bis  zu  Viooo  ^^^  Dicke  dieht^ 
hart  und  absolut  fest  mit  der  Unterlage 
verschweißt  Die  Zugfestigkeit  von  Monnot- 
Knpferdraht  für  Telephonleitungen  schwankt 
zwischen  90000  bis  110000  Pfd.  auf  den 
QuadratzoU^  während  die  Elastizitätsgrenze 
derjenigen  des  Stahles  gleichkommt 


Pharmazeatlsche    Ausbildung    in    Japan« 

Das  Unterrichtsministerium  hat  beschlosseo,  den 
in  den  einzelnen  Fräfektnren  befindlichen  Medi- 
zinischen Hochschulen  (die  Schüler  haben  Reife- 
zeugnis  der  Mittelschule,   studieren   drei  Jahre 


und  dürfen  dann  Aerzte  sein)  je  eine  Apo- 
thekerschnle  anzufügen,  auAerdem  ein« 
Pharmazeutische  Hochschule  la 
errichten. 

^Deutsche  Japan -PosU  in  Yola^ianta  1906, 
Nr.  15,  8   6. 


Offlzieiler  Stondenplan  für  die  StudiereDden 
der  Pharinazie  an  der  Universitit  in  R o - 
stock  ist  eingegangen.  Er  ist  lür  den  Eintritt 
im  Winter-  oder  Sommersemester  eingerichtet 
und  enthält  aufier  den  gewöhnlicheii  Facheni 
auch  mikroskopische  Drogenuntersuchung,  chem- 
ische Untersuchung  der  Arzneimittel,  Uebnngea 
im  Sterilisieren,  physikalisches  Praktikum  und 
Geschichte  der  Medi2dn  und  Pharmazie. 


Yerfahren    zor  Herstellung  flni^t  blei- 
bender, antiseptlseh  wirkender  Tlleher.  D.  B.  P. 

1Ö7133,  Kl.  30  i.  K.  Geirifiger.  Wien.  Zum 
Feuchterhalten  der  Tücher  werden  wässerige 
Pflanzenschleimlösungen  rerwendet  Zur  An- 
wendung kommt  Semen  lini  oder  Semen  Psylli) 
mit  einem  antiseptischen  Zusatz,  z.  B.  Karbol- 
säure, Salicylsäure  oder  Thymol,  und  ndtigaofalla 
einer  geringen  Menge  Glycerin  oder  Zocker. 
Beispielsweise  werden  100  g  Semen  lini  mit  3  L 
Wasser  gekocht  und  mit  einer  Mischung  to3  60  g 
Thymol  und  150  g  Glyoerin  in  400  g  Wauer 
vermengt.  Ji  8L 


Brieffweohsela 


Diplom-Ingen.  W.  Fr.  in  W.  Das  Lumino- 
skop  ist  ein  Vorläufer  des  bekannten  Üitra- 
mikroskopes  von  Siedentopf  <ib  Sxigmondy  (vorgl. 
Pharm.  Oentralh.  44  [1903],  730,  45  [id04j, 
322,  46  [1905],  541).  P.  8. 

Dr.  M.  in  M.  Apparate  und  Ma- 
schinen zur  Herstellung  alkohol- 
freier Getränke  aus  frischem   Obst  und 


Trockenobst  sowie  für  die  Konserven-Indiistne 
liefert  Carl  Postraneeky  in  Dresden-Löbtau. 

P.  S. 
Apoth.   F.  A.  in  C.    Die   Dr.  Bmaki^s^ 
magnetische   Legierung    besteht  m 
Kupfer,   Maugan  und  Aluminiiun ;  sie  ist  Ton 
Erfinder  1908  beschrieben  worden.         P.  S. 


^'^*  Beschwerden  Ober  uaregelinissige  TasUkm 

der  «Pharmaeentlsehen  Centralhalle»  bitten  wir  stets  an  die  Stelle  richten  zu  wollen,  bei 
welcher  die  Zeitschrift  hemimUt  worden  ist,  also  Postanstalt  oder  Buchhandlung  oder  Geeolüift»* 
stelle.  Sie  ECeza»%a.flig'a'bex. 

VeilQgw :  Dr.  A.  Schneider,  Drtiden  ond  Dr.  P.  BtB,  DrMd«n-BlaMvits. 
V(>raBtwortUoher  Leiter:  Dr.  P.  SftO,  in  DratdflB-BlMewIts. 
Im  BaohhAndel  durch  Jallas  Springer,  Berlin  TU.,  >fonbi)oaplate  8. 
Dmck  Ton  Fr.  Tittel  N  «ob  folger  (Kanal]i  ft  M«hlo)  in  Uretden« 


Pharmaceutische  Cantralhalle 

für  Deutschland 

Herausgegeben  von  Dr.  A.  Schneider  und  Dr.  P.  SOss. 

Zeitschrift  fflr  wlBBenBchaftlielie  und  geschäftliche  Interessen 

der  Pbarmacie. 

Gegrfindet  von  Dr.  Hermaan  Hager  im  Jahre  1859. 

EiBchemt  jeden  Donnerstag. 

Besng&preis  yiertelj&hrlich:  durch  Bachhandel  oder  Post  2,50  Mk.,  durch  Gescfaäfts- 
stelle  im  Inland  3, —  Mk.,  Ansland  3^  Mk.  —  Einzelne  Nummern  30  Pf. 

Ansei  gen:  die  einmal  gespaltene  Elein-Zeile  30  Pf.,  bei  größeren  Anzeigen  oder  Wieder- 
holungen Preisermäßigung. 

Leiter  der  I  Dr.  Alfred  Schneider,  Dresden-A.  21;  Schandauer  Str.  43. 
Zeitsehrlfl:  /  Dr.  Paul  Süß.  Dresden-Blasewitz;  Gustay  Freytag-Str.  7. 

C^esehaftastelle:  Dresden-A.  21;  Schandauer  Straße  43. 


J135. 


Dresden,  30.  August  1906. 


Der  neuen  Folge  XXVII.    Jahrgang. 


XLVIL 

Jahrgang. 


Inhalt:  ChttBile  und  Pkarfliaclc:  Uebcr  Garbo  animaliB.  —  Vixol.  —  Dantellnng  Ton  p-JodoaniaoI  und  p-Jodo- 
phenetol.  —  Bie  neue  Osteireichische  Pharmakopoe.  —  SpexUUtAten.  —  Auslegung  pharmazenUacher  Qesetse.  — 
Chromo-Saoeliarometer  ,yIUpid*'.  —  Oel-Zerstäuber.  —  NahnuKimittel-Ciemle.  —  PhannakognoBtUehe  Mit. 
teUiiDgen.  —  Pkotograpliliohe  MiUeiliinaeB.  —  Bflcherstaan.   —  Veriohiedene  MltteUaBcea.  —  Brief. 

weclifel. 


Chemie  und  Pharmaoie* 


Ueber  Garbo  animalis. 

Von  M.  Takakashi  in  Tokio. 

Bei  uns  in  Japan  gibt  es  auch  ver- 
schiedene EohlenarteD ,  die  früher  offizineil 
waren  und  jetzt  noch  als  Bestandteile 
der  Geheimmittel  Anwendung  finden, 
und  zwar  eine  am  meisten  gebrauchte 
war  und  ist  die  von  Hanbi,  einer 
japanischen  Giftschlange. 

Diese  der  europäischen  Fleischkohle 
ähnlich  aussehende  Substanz  wird  je- 
doch von  jetzigen  Medizinern  fast  gar- 
nicht  mehr  beachtet,  obgleich  dieselbe 
ehedem  mit  Erfolg  innerlich  angewendet 
wurde  gegen  Dysenterie,  Cholerine, 
Epilepsie,  Entzttndungen  (Gehirn-,  Brust- 
drüsen-, Lungen-,  Bückenmarkentzünd- 
ungen  usw.),  femer  gegen  Gangraen, 
Brustkrebs,  Gicht,  Neuralgien,  Furun- 
keln, Botlauf  u.  a.  m. 

Sehen  wir  nun  die  europäische  Literatur 
über  arzneiliche  EoUenarten  nach,  so  fin- 


den wir  auch  eine  Menge  derselben  ver- 
schiedenenUrsprunges.  NachBaAnaT^a/in- 
schen  Aerzten  sollte  die  Fleischkohle,  der 
Repräsentant  der  Tierkohlenreihe,  eben- 
falls ausgezeichnete  Wirkungen  besitzen, 
so  gegen  Rhachitis,  Nervenkrankheiten, 
Rheumatismus,  Carcinomen  wie  die  der 
Schleimhaut,  Gebärmutter  usw.,  femer 
gegen  Dysenterie,  Cholera,  Drüsen- 
anschwellungen böser  Art,  Pneumonie, 
Asthma,  Scabies,  Bandwürmer,  Gonor- 
rhöe, Blasenkatarrh  usw.  Aber  nach  den 
Versuchen  berühmter  Gelehrten  neuerer 
Zeit  sollte  die  Fleischkohle  überhaupt 
wertlos  sein,  nur  wegen  ihrer  feinen 
Verteilung  sollte  sie  auf  die  mensch- 
lichen Organe  eine  mechanische  Wirk- 
ung auszuüben  imstande  sein.  Auch 
die  Ansichten  der  Chemiker  sind  meistens 
negativ,  d.  h.  die  Kohle  enthalte  nichts 
anderes  als  Kohlenstoff  und  unorganische 
Stoffe.  Andere  sagen  indes,  daß  sie 
stickstoffhaltig    sei    durch   Absorbieren 


708 


von  Stickstoff  aus  der  Luft,  und  sie 
habe  die  Formel :  CeN.  Wieder  andere 
sind  der  Meinung,  daß  sie  und  beson- 
ders die  Blutkohle  Cyangruppen  enthalte 
und  darum  giftig  sei  usw. 

Wer  hat  nun  Recht,  die  Hahnemann- 
schen  Aerzte  oder  die  späteren  Gelehr- 
ten? Anscheinlich  haben  sowohl  die 
!Ekfiteren  als  auch  die  Letzteren  nicht 
den  Grund  gekannt,  wie  man  aktive 
Eohle  erhalten  kann  oder  warum  man 
inaktive  erhält  und  daher  denke  ich, 
geriet  das  unschuldige  Mittel  in  das 
jetzige  Vergessensein. 

Wie  bekannt  wird  die  moderne  Fleisch- 
kohle in  der  Weise  erhalten,  indem  man 
möglichst  vom  Fette  befreites  Fleisch 
mit  zerkleinerten  Ealbsknochen  gemischt 
in  einem  bedeckten  eisernen  Gefäße 
röstet,  so  lange  noch  brennbare  Dämpfe 
daraus  hervortreten  und  den  erkalteten 
Rückstand  in  Pulver  verwandelt  Wählte 
man  zu  den  Versuchen  diese  gewöhn- 
liche gepulverte  Fleischkohle, 
so  durfte  es  nicht  Wunder  nehmen, 
wenn  Tausende  von  Experimenten  nega- 
tiv ausfielen,  denn  dieselbe  ist  fast  oder 
vollständig  tot  gebrannt  worden  und 
dementsprechend  enthält  sie,  wie  die 
Chemiker  sagen,  nichts  anderes  als  tote 
Dinge.  Dagegen  wird  man  ein  aktives 
Produkt  erhalten,  falls  man  zunächst 
getrocknetes  Fleisch  mit  oder  ohne  Zu- 
satz von  zerkleinerten  Enochen  und 
ohne  Beachtung  der  sich  entwickelnden 
Dämpfe  nur  so  mäßig  röstet,  daß  das 
Pulver  der  erhaltenen  Eohle  höchstens 
wie  das  des  Braunsteins  aussieht.  Diese 
Fleischkohle  enthält  noch  wirksame  or- 
ganische Substanzen  und  ist  wahrschein- 
lich auch  dasselbe  Produkt,  welches  von 
den  fiaA7^«77^ann'schen  Aer2rt;en  gebraucht 
wurde.  Ein  solches  Präparat  ist  natür- 
lich keine  vollkommene  Eohle  im  chem- 
ischen Sinne,  aber  diese  unvollkommene 
Eohle  ist  doch  eine  vollkommene  Eohle 
im  Sinne  als  Heilmittel. 

Hahnemann  war  ein  gescheiter,  er- 
fahrener Großarzt  seiner  Zeit,  Gründer 
der  Organotherapie.  Warum  sollte  ein 
Mann  wie  er  war,  die  Welt  betrügen? 
Man  wird  ihm  gewiß  Dank  zollen,  so- 


bald man  nur  seine  Praxis  näher  stu- 
diert. 

Im  folgenden  will  ich  die  Untersudi- 
ungsergebnisse  unserer  Hanbikohle, 
Oarbo  animalis  var.  Trigono- 
cephalis,  die  von  mir  untersucht 
worden  ist,  mitteilen: 

Vorprobe.  Ek*hitzt  man  eine  Messer- 
spitze voll  der  genannten  Eohle  für  sich 
über  einer  kleinen  Gasflsünme,  so  ent- 
wickeln sie  zunächst  stediende,  darauf 
chloroformartig .  riechende  Dämpfe,  wel- 
che beim  Annähern  eines  mit  Salzsäure 
befeuchteten  Fichtenholzspans  unter 
Bildung  weißen  Nebels  jenen  rot  färben 
und  welche  in  einem  mit  verdünnter 
Säure  gefüllten  Apparat  aufgefangen 
weitere  Reaktionen  des  Pyrrols  liefern. 
Auch  beim  Eochen  der  Eohle  mit  Mineral- 
säuren treten  Zersetzungserscheinongen 
ihrer  Bestandteile  ein,  je  konzentrierter 
die  Säuren,  desto  stärker  sind  die  Zer- 
setzungen. Anders  verläuft  aber  die 
Sache  mit  organischen  Säuren;  so 
können  Bestandteile  der  Hanbikohle 
mittels  verdünnter  Essigsäure  unzersetzt 
isoliert  werden.  Noch  bequemer  und 
vollständiger  als  mit  Essigsäure  ge- 
schieht dies  durch  Alkohol.  Man  muß 
jedoch,  um  die  Eohle  völlig  zu  er- 
schöpfen, wiederholt  mit  erneutem  Alkohol 
auskochen.  Der  erhaltene  Auszug  ist 
klar  und  dunkelbraun  gofärbt,  von  eigen- 
tümlich aromatischem,  unangenehmem 
Gerüche  und  von  tiefblauer  Fluor- 
escenz.  Eingedampft  hinterläßt  er  einen 
glänzenden  flmisähnUchen  Rückstand 
(in  dünner  Schicht  bräunlich  und  durch- 
sichtig), welcher  etwa  3  bis  6  pCt  von 
der  Eohle  beträgt.  Dieser  verliert  beim 
Liegen  merklich  an  Geitich,  indem  ein 
Teil  der  flüchtigen  Stoffe  sich  yeriiert, 
und  er  wird  mit  der  Zeit  dermaßen 
verändert,  daß  er  an  dem  des  Castoreum 
erinnert.  Unter  dem  Mikroskop  be- 
trachtet besteht  der  Rückstand  vor- 
nehmlich aus  amorphen  Massen  und 
daneben  erblickt  man  einige  Würfel 
unorganischer  Natur  (ECl).  Das  wei- 
tere Verhalten  dieses  alkoholischen  Ex- 
traktes, das  ich  kurzweg  cMiraen- 
1 0  i  d  i  n  >  nenne,  ist  folgendes  : 


709 


1.  Mit  einem  Stückchen  metallischen  Natrium 
verpufft  und  nach  der  Methode  von  Lasaigne 
der  Stickstoffprobe  unterworfen  liefert  es  ein 
positives  fiesultat  (!). 

2.  Mit  Wasser  erwärmt  löst  es  sich  nur  sehr 
wenig  auf.  Die  wässerige  Lösung  ist  klar  und 
gelblich  ge&rbt,  blau  fluorescierend,  von  neu- 
traler Reaktion  und  von  kaum  merklichem  bitter- 
lichen Gepcomack. 

3.  In  Aether,  Benzol,  Chloroform  usw.  ist  es 
auch  nur  in  kleinen  Mengen  löslich.  Verhäit- 
pismäßig  leicht  löst  es  sich  in  Essigsäure  und 
in  Alkalien,  ohne  jedoch  mit  ihnen  Salze  zu 
bilden. 

4.  Die  durch  Behandeln  des  Extraktes  mit 
angesäuertem  Wasser  erhaltene  Lösung  gibt  mit 
Alkaloidreagentien  Fällungen,  aber  alle  bis  auf 
diejenigen  mit  Pikrinsäure  und  Platinchlohd 
sind  amorph. 

Auch  nach  der  Behandlung  der  alkoholischen 
Extraktlösung  mit  Bleiessig  und  Entbleien  des 
Fiitrates  usw.  liefert  es  dieselben  Alkaloid- 
reaktionen. 

5.  Seine  kalt  gesättigte  essigsaure  Lösung  mit 
f^tem  Ealiumbikarbonat  versetzt  ergibt  einen 
Niederschlag,  welcher  beim  Schütteln  mit  Chloro- 
form fast  völlig  in  dasselbe  übergeht.  Der 
durch  Eindampfen  der  gesammelten  Chloroform- 
schicht  hinterbleibende  Rückstand  ist  gelblich 
bis  bräunlich,  durchsichtig,  etwas  kristallinisch, 
von  schwach  alkalischer  Reaktion,  besitzt  aber 
keine  Neigung  mit  Kupferlösungen  Kristall- 
verbindungen  einzugehen. 

6.  Mit  Salzen  wie  Ealiumbitartrat  unter  Zu- 
satz von  Wasser  behandelt  bildete  es  auch  keine 
Doppelsalze.  Der  erschöpfte  Rückstand  besitzt 
indes,  obgleich  schwach,  doch  aber  deutlich  den 
Gerach  nach  Perubalsam. 

7.  Die  alkoholische  Lösung  des  Extraktes  mit 
konzentrierter  Schwefelsäure,  der  Natriumnitrit 
zugesetzt  ist,  unterschichtet  gibt  eine  schön 
blauviolett  gefärbte  Grenzzone. 

8.  Der  in  Aether  lösliche  Teil  nach  Verjagen 
des  Aetheis  mit  salzsänrehaitigem  Wasser  auf- 
genommen, mit  einem  Ueberschusse  ammoniakal- 
ischer  Silbomitratlösung  versetzt  und  dann  so 
viel  Ammoniakflüseigkeit  zugetröpfelt,  bis  der 
gebildete  SUberniederschlag  eben  sich  löst  und 
im  Dunkeln  bei  Seite  gestellt,  ergibt  nach  Ver- 
lauf von  2  bis  3  Tagen  (oder  länger)  schön 
perlmutterglänzende  Schüppchen. 

9.  Beim  Schmelzen  mit  Aetzkali  erhält  man 
unter  anderem  Buttersäure  und  Benzoesäure, 
welche  beide  auch  nach  dem  Verseifen  des 
^rünglichen  Extraktes  mittels  alkoholischer 
Kalilauge  nachweisbar  waren. 

10.  Giftige  Substanzen  wie  Cyanverbinduogen 
waren  nicht  zu  finden. 

Wie  es  aus  dem  Gesagten  ersichtlich 
ist,  ist  der  untersachte  alkohollösliche 
Bestandteil  der  Hanbikohle  stickstoff- 
halt i  g  und  gibt  Fällungen  mit  Alkaloid- 


reagentien, und  da  er  auch  Butter-  und 
Benzoesäure  enthält,  so  hat  man  es 
hauptsächlich  mit  esterartigen  Kör- 
pern zu  tun. 

Vlxol,  das  bereits  in  Pharm.  Centralh.  45 
[1904],  707  erwähnt  wurde,  wird  von  The  Vixol 
Syndicate  in  London,  Brixton  Uill  BW  darge- 
stellt. Dasselbe  besitz-t  nach  Dr.  Aufrwht 
(Pharm.  Ztg.  1905,  942)  die  Konsistenz  der 
Fluidextrakte,  ist  von  dunkelrotbrmuner  Farbe, 
ziemlich  klar,  reagiert  sauer,  riecht  aromatisch 
süßweinartig  und  schmeckt  süßlich  bitter.  Beim 
Eindampfen  eines  Teiles  der  Flüssigkeit  erhält 
man  ein  rotbraunes  Extrakt,  dessen  Geschmack 
und  Geruch  an  Sagrada-Extrakt  erinnert.  Der 
kratzende  Nachgeschmack  kommt  im  Trocken- 
rückstande mehr  zur  Geltung  und  dürfte  ver* 
mutlich  von  Lobeliakrautauszügen  herrühren. 
Bei  der  Untersuchung  ergaben  100  com  Vixol 
16,87  Alkohol,  5 i, 88  Wasser,  1,24  Salpetersäure 
(an  Natron  gebunden),  14,85  Zucker,  12,33 
Pflanzenextraktiv; toffe  und  2,83  Asche,  die  al- 
kalisch redimierte  und  vorwiegend  aus  Sulfaten 
und  Alkalikarbonaten  neben  geringen  Mengen 
von  Phosphorsäure,  Chloriden,  Calciumoxyd  und 
Eisenoxyd  bestand.  Atropin,  Kokain,  Morphin-, 
Brom-  und  Jod  salze  waren  nicht  nachweisbar. 
Die  saure  Flüssigkeit  mit  Aether  ausgeschüttelt 
hinterließ  nach  dem  Verdunsten  des  letzteren 
einen  Rückstand,  der  sich  in  Ammoniakflussig- 
keit  mit  kirschroter  Farbe  auflöste  (Emodin?). 
Aus  der  mit  Natronlauge  alkalisch  gemachten 
Flüssigkeit  ging  in  den  Aether  ein  amorpher 
Körper  von  bitterem,  tabakähnlichem  Geschmacke 
über.  Er  gab  die  aligemeinen  Alkaioidreaktionen 
und  wurde  durch  Fröhde's  Beagens  violett  ge- 
fällt Mutmaßlich  handelt  es  sich  um  Lobeiin, 
das  wegen  Mangel  an  Material  nicht  sicher  fest- 
ge£^ellt  werden  konnte. 

Demnach  dürfte  Vixol  ein  versüßtes  Fluid- 
extrakt  darstellen,  dessen  wesentliche  Bestand- 
teile Salpeter,  Lobeliakraut  und  Sagradarinde 
sind.  Andere  Bestandteile  waren  mit  Sicherheit 
nicht  nachweisbar.  H.  M. 


Verfahren  zur  Darstelluii;  von  p- Jodoanisol 
and  p- JodophenetoL  D.  R.  P.  161725,  EL 
12  q.  Dr.  A.  Liebrecht  in  Frankfurt,  p- Jodo- 
anisol und  p  -  Jodophenetol  werden  entweder 
direkt  oder  nach  Ueberführung  in  die  Chlorjod- 
bezw.  Jodosoverbindungen  mit  Chlor,  untercblor- 
iger  Säure  oder  ähnlichen  oxydierenden  Mitteln 
behandelt  oder  die  Jodosoverbindungen  mit 
Wasserdampf  destilliert.  p-Jodoanisol  und  p^ 
Jodophenetol  haben  stärkere  antiseptische  Wirk- 
ung als  Jodoanisol,  ohne  irgend  welche  Reiz-» 
erscheinung  zu  zeigen.  Sie  bilden  glänzende 
weiße  Blättchen,  sind  unlöslich  in  Alkohol  und 
Aether,  schwer  löslich  in  kaltem,  leichter  in 
heißem  Wasser  und  lassen  sich  aus  Essigsäure 
Umkristallisieren.  Bei  etwa  225  <)  C  zersetzen 
sie  sich  unter  Explosion.  A.  SL 


710 


je  ]  5  Teüe. 


i 


Die  neue  österreichische 
Pharmakopoe 

(Pharmacopoea  Austriaca.  Editio  Octava). 

Besprochen  von  Dr.  Ö.  Weigel. 

(Schluß  von  Seite  683.) 

A)  Vorschriften  aus  der  Ph.  Austr.  VIII 
fOr  oflizinelle  Präparate. 

Antipyrmam  Cofremo-citrictmi  (Migraenin). 
Antipyrinum  90  Teile 

Coffeinum  9      > 

Addam  citricum  1  Teil 

Aqua  q.  s. 
Die   Bestandteile  werden   in   der  nötigen 
Menge  Wasser    gelöst,    die  Lösung    filtriert 
und  zur  völligen  Trockene  verdampft 

Aqua  carminativa. 
Folia  Menthae  piperitae         1 
Flores  Chamomillae  Roman. 
Fruotns  Foeniculi 
»       Goriandri 
»       Carvi 
Gortex  Aurantii  Fruotus 
Das  Oemisck    dieser  zerschnittenen  bezw. 
grob  zerstoßenen  Drogen  soll,  mittels  Dampf- 
strom   destilliert,    1000  Teile  Aqua    carmi- 
nativa ergeben. 

Ceratum  Cetacei. 
Getaceum  \ 

Gera  alba  ije  100  Teile. 

Oleum  Sesami  J 

Bei   gelinder  Wftrme   zu   schmelzen   und 
in  Tafeln  auszugießen. 

CoUemplastrum  adkaesivum. 

Oleum  Resinae  empyrenmatici 

(Harzöl)  6  Teile 

Resina    elastica    depurata 

(Kautschuk)  10      » 

Aether  Petrolei  45      » 

sind  in  gut  verschlossener  Flasche  innerhalb 
einiger  Tage  durch  häufiges  UmschQtteln  zu 
lösen.  Dieser  Lösung  fOgt  man  folgende 
durch  gelindes  Erwärmen  erhaltene  Mischung 
zu: 

Balsamum  Gopaivae 

Golophonium 

Adeps  Lanae 

Gera  flava 

Sandaraca 

Radix  Iridis  pulv.  subt.  9       » 

Aether  16       » 

Man   mischt   das  Ganze,   bis  eine  gleich- 
mäßige Masse  daraus    entstel.t.     Auf  Lint 


I  je  4  TeUe 


}" 


gestrichen,  läßt  man  den  Aether  bei  ge- 
wöhnlicher Temperatur  verfliegen. 

Collemplastnun  saUcylatum. 

Addum  sallcylicnm        4  TeUe 
werden  mit 

Aether  Petrolei  20      > 

fein  verrieben  und  mit 

Massa  Gollemplastri 

adhaedvi  100      » 

in  einer  Flasche  durch  kräftiges  Sehfltteln 
gemischt.  Auf  Lint  gestrichen,  läßt  man 
den  Petroläther  bd  gewöhnlicher  Temperatur 
verfliegen. 

CoUyrlum  adstringens  luteum. 

Zincum  sulfuricum  5  Tdle 

Ammonium  chloratum     2      » 
werden  in 

Aqua  890      » 

gelöst;  diese  Lösung  wird  mit  dner  soleheD 
aus 

Gamphora  2  Tdle 

in  Spiritus  dilutus      100      » 
gemischt.    Dem  Ganzen  setzt  man 

Grocus  1  Tdl 

zu,  mazeriert  unter  häufigem  ümscbfitteln 
24  Stunden  lang  und  filtriert. 

Eleotuarium  lenitivum. 

Pulpa  Prunomm  (vergl. 

diese  später)  4  Teile 
»    Tamarindorum  de- 
purata 2      » 
Succus  Sambud  2      > 
Folia  Sennae  pulv.  1  Tdl 
Tartarus  depuratus  1     » 
Mel  depurat.  q.  s.  zur  Latwerge. 

Man     mischt     sorgfältig     and     erwirmt 
1  Stunde  lang  im  Dampfbade. 

Emplastrum  adhaesiTom. 

Emplastrum  Lithargyri     100  Tdle 
Adeps  Lanae  10     » 

Gera  flava  10     > 

werden    bd    gelinder  Wärme    gesefamolzea. 

Anderersdts  schmilzt  man 

Terebmthina  10  Tdle 

Golophonium  10     > 

Dammamm  10      > 

und  vereinigt  bdde  Mischungen  in  flfisrigeiB 

Zustande.     Das  Pflaster  ist  zu  kolleren 

halb  erkaltet  zu  strdchen. 


711 


IiLfusam  Seniiae  cum  Hanna. 

Folia  Sennae  concisa       12  Teile 
Aqua  100      » 

werden   12  Stunden   mazeriert   und  kollert. 

Der  Kolator  fflgt  man 

Manna  15  Teile 

Magnesinm  carbonienm      1  Teil 

zo;  erwärmt  bis  zum  Kocben  und  filtriert. 

Liidmentum  ammoniatom. 

Liquor  Ammonii  oaustici     20  Teile 
Oleum  Sesami  80      » 

Durch  kräftiges  Schütteln  zu  mischen. 

Liquor  Capiici  compositus. 

(Linimentnm  Gapsiei  compositum.) 

Fructus  Capsici      pulv.  gross.  100  Teile 

»       Piperis  nigr.  »       »  100  » 

Sapo  kalinus  25  » 

Gamphora  25  » 

Spiritus  800  » 

werden   8    Tage    digeriert    und  der  abge- 
preßten Fiflssigkeit  zugesetzt: 

Eugenol  (Ol.  Garyophyll.)          5  Teile 

Oleum  Rosmarini                       5  » 
Cinnamalum  (Zimtaldehyd  bezw. 

Ol.  Gassiae                       1  Teil 

Liquor  Ammonii  caustici        200  Teile 
Nach  dem  Mischen  zu  filtrieren. 

Ozymel  Scillae. 

Extraotum  Scillae  1  Teil 

löse  man  in 

Acidum  acetieum  1     » 

und  fOge  nach  erfolgter  LOsung  zu: 

Mel  depuratum  98  Teile. 

Pulpa  PruBorum. 

Fructus  Prunorum  siccati  et  concisi  wer- 
den mit  Aqua  q.  s.  unter  Umrühren  zer- 
kocht, der  Fruehtbrei  durchs  Sieb  (Nr.  IV) 
gerieben  und  m  einer  Porzellanschale  auf 
dem  Dampfbade  zur  Konsistenz  eines  dicken 
Extraktes  emgedampft. 

3  Tdle  dieser  Pulpa  inspissata  sind  mit 
1  Teil  Saccharum  album  pulv.  zu  vermisdien 
und  zur  richtigen  Pulpakonsistenz  einzu- 
dicken, d.  h.  soweit,  daß  100  Teile  Pulpa 
Prunorum  beim  Trocknen  bei  100  ^  C  nicht 
mehr  als  40  Teile  an  Oewicht  verlieren. 

Sebum  saücylatum. 

Sebum  ovile  liö  Teile 

Benzo6  1 0      » 


werden  im  Wasserbade  1  Stunde  digeriert, 
kollert  und  in  der  Kolatu/  gelöst: 

Acidum  salicylicum  2  Teile. 

Berum  Lactis. 

(Molken.) 
Lac  vacdni  recens  100  Teile 

werden  zum  Rochen  erhitzt  und  bei  Beginn 
des  Siedens 

Acetum  1  Teil 

zugesetzt. 

Nach  erfolgter  Gerinnung  seiht  man  die 
halberkaltete  FiQssigkeit  durch  und  schüttelt 
sie  (behufs  Klärung)  mit  der  nötigen  Menge 
zu  Schaum  geschlagenen  Hühnerei  weißes. 
Nach  nochmaliger  Kolatur  stumpft  man  die 
Säure  mit 

Magnesia  carbonica  q.  s.  ab  und  filtriert 
(in  erkaltetem  Zustand). 

Bei  Serum  Lactis  acidum  ist  die 
Magnesia  fortzulassen. 

Species  amaricaates  (amarae). 

Herba  Absynthii  \ 

»      Gentaurii  minor.  >  je  20  Teile. 
Gortex  Aurantii  Fruct.    ' 
Folia  Trifolii  fibrin. 
Rhizoma  Galami 
Radix  Gentianae 
Gortex  Ginnamomi  5       » 

Die  Bestandteile  werden  in  zerschnittenem 
Zustande  gemischt. 

Spiritus  Saponis  kalini 

Oleum  Lini                         35  TeUe 

Kalium  caustic  solutnm 

(1  +  2  Aqua)             20  » 

Spiritus  dilutus                    44  » 

werden  kräftig  geschüttelt  und  mehrere 
Stunden  zum  Absetzen  beiseite  gestellt.  Nach 
erfolgter  Verseifung  fügt  man 

Oleum  Lavandulae                1  Teil 
zu  und  filtriert. 

Sirupus  Sennae  compositus. 
(Sirup.  Sennae  cum  Manna.) 

Folia  Sennae  concisa  10  Teile 

Fructus  Anisi  stellati 
i  concisi  1  Teil 

'  Aqua  100  Teile 

werden  12  Stunden  unter  häufigem  Schütteln 
mazeriert,  dann  kollert.  In  der  Kolatur 
sind  unter  Aufkochen  zu  lösen: 

Manna  2  Teile 

Saccliaruui  album  15      » 


}'• 


10 


712 


Suppositoria  Glycerini. 

Natrium  oarbonicnm  cryBt.  5  Teile 
Stearinnm  9     » 

werden  auf  dem  Waaserbade  in 
Glycerinum  100     » 

gelM^   d.  h.  bis  zur  erfolgten   Veneifong 

erwfinnt. 

Ans  dieser  Masse  sind  Sappositorien  im 
Gewichte  von  je  2  oder  3  g  zu  formen. 

Tela  sericea  adhaesiva.       * 
(Emplastmm  Anglicum.) 

IchthyocoUa  minnt.  ooneis.  50  Teile 
werden  auf  dem  Wasserbade  in 

Aqna  1000    » 

gelöst^  die  L(toung  abgeseiht  und  mit 

Olyoerinum  3  Teile 

versetzt 

Mit  dieser  dnrch  gelmdee  Erwfirmen  flfissig 
zu  haltenden  Mischung  sind  5000  Dem 
Seidentaffet  (schwarz,  weiß  oder  rosa)  mittels 
breiten  Pmsels  in  bekannter  Weise  (naeh 
jedem  erneuten  Bestreichen  muß  der  vorher- 
gehende Ueberzug  eingetrocknet)  sem,  zu 
bestreichen. 

Die  RQckseite  des  Taffets  ist  nachträglich 

mit  einer  Mischung  aus 

Tinctura  Benzol  10  Teile 

Spiritus  20  » 

Balsamum  Peruvian.  2  » 

zu  bestreichen. 

Tinctura  Absinthii  compositum. 

Herba  Absiothii  10  Teile 

Cortex  Aurantii  Fruct       4      » 
Rhizoma  Galami  2      » 

Radix  Gentianae  2      » 

Cortex  Oinnamomi  1      » 

Spiritus  dilutus  100      » 

Die  zerkleinerten  Drogen  sind  mit  dem 
Weingeist  8  Tage  zu  mazerieren. 

ünguentum  aromaticum. 

Herba  Absinthii  concis.  100  Teile 
werden  mit 

Spiritus  dilutus  200      » 

befeuchtet  und  mit 

Adeps  suillus  700      » 

unter  fortwährenden  ümrfihren  bis  zum 
Verschwinden  des  Befeuehtungsmittels  er- 
wärmt. Man  kollert,  preßt  ab  und  lOst  in 
der  flQssigen  Masse 

Gera  flava  180  Teile. 


Diesem  halberkalteten  Gemisch  werden 
zugemischt: 

Oleum  Ijauri  (express.)        88  Teile 
»      Jjavandulae         | 
»      Menthae  piperit  (  «^  g 
»      Rosmarin!  j  ' 

»      Juniperi  ) 

ünguentum  Vaphtholi  compositum. 

/^-Naphthol  10  Tdle 

Calcium  carbonienm     5      » 
Sapo  kalinus  28      » 

Adeps  suillus  57      » 

Die  Salbe  ist  stets  frisch  zu  bereiten. 

Vinum  Chinae  ferratom. 

Gelatina  alba  1  Teü 

wird  in 

Aqna  fervida  20  Tefle 

gelost  und  mit 

Vinum  Malagense 

aureum  955      » 

gemischt  Nach  24stQndigem  Stehen  fflgt 
man  eine  LOsung  von 

Ghininum  ferro-citri&     5  Teile 

in  Aqna  20      » 

hinzU;  mischt;  läßt  das  Gemisch  unter  Öfterem 
Umschfltteln  mmdeetens  14  Tage  am  kfibiea 
Ort  stehen  und  filtriert  es  sehließlidi. 

Vinum  Conduraago. 
Extractum  Condurango 

fluidum  10  TeUe 

Vmum  Malagense 

aureum  90      » 

Das  Gemisch  ist  unter  öfterem  UmscbQtteln 
8  Tage  stehen  zu  lassen  und  dann  ra 
filtrieren. 

Vinum  Cascarae  sagradae. 
Extractum  Cascarae 

sagrad.  fln'd.  20  TeUe 

Vinum  MalagCLse 

aureum  30     » 

Snnpus  Aurantii  oortic,   10     » 
Das  Gemisch   ist   8  Tage   unter  Öfterem 
ümschfitteln  stehen  zu  lassen  und  zu  tQtrieRO. 


B)  Vorschriften  au8  dem  der  Pb.Aiietr.VIII 
beigegebenen  «Elenchus». 

Emplastmm  ad  olaTOi. 

Acidum  salieylicum  10  Teile 
Emplastmm  lithargyri 

comp.  40      » 

»  saponatum  50      » 


713 


Globnli  oamphorati. 

Ammonium  chioratam  2  Teile 

Alamen  4      » 

Gamphora  trita  4      » 

Plumbum  oarbonioum  30      > 

Calcium              »  60      » 

Aqna  q.  s.  zur  Bereitung  der  Globnli  im 
Gewichte  von  je  25  g. 


Lanolimentum  leniens. 

Adeps  Lanae 
Vaselinum  flavum 
Aqua  Aurantii  flor. 

»      Roaae 
Miztnra  odorifera  q.  8. 

50  Teile 
50      * 
25      » 
25      » 

Mel  rosatum. 

Acidum  tannieum 
löst  man  in 

Mel  depuratnm 
und  fQgt  hinzu : 

Oleum  Rosae 

1  Teil 
999  Teile 

2  Tropfen. 

PastiUi  Tamarindorum 

compositi. 

Pulpa  Tamarindomm 

depnratum  5  Teile 

Folia  Sennae  pulv.  Bubt.  1,5      » 

Saccharum  alb.  pulv.  2,5      » 

Amylum  Tritid  0,5      » 

Bind  zu  miacheD,  im  Waaaerbade  zu  einer 
gleichmäßigen  Masse  zu  rühren  und  aus 
dieser  Pastillen  im  Gewichte  von  je  2,5  g 
zn  formen,  welehe  man  mit  Schokolade 
überzieht. 

Pilnlae  odontalgioae. 

Menthol  2  Teile 

Radix  Pyrethri  pulv.  subt.  2  » 
Resina  Guaiaci  >  »  2  » 
Gera  flava  liquata  4      » 

Eugenol  (Ol.  Garyoph.)   10  Tropfen 
Oleum  Gajeputi  10        > 

Aus  dieser  Masse  sind  Pillen  im  Gewichte 
von  je  0,03  g  zu  formen,  welche  man  mit 
Nelkenpuiver  bestreut 

Pulvis  adspersorius  cum  Bismuto 
subgallico. 

(Dermatol-Streupulver.) 

Bismutum  subgallie.        20  Teile 
Taicum  pulv.  80      » 


FnlviB  «adspersorius  salioylatus. 

Acidum  salicylicum  2  Teile 

Rhizoma  Iridis  pulv.  subt.  10      » 
Zinc.  oxydatum  20      » 

Amylum  Tritid  28      > 

Taleum  pulv.  40      » 

Pulvis  digestivus. 

Sal  Garolinum  factit.  pulv.  1  Teil 

Natrium  bicarbonicum  3  Teile 
Elaeosaccharum  Menthae 

piperit  1  Teil. 


Pulvis  Ouaranae  oompositus. 

Pasta  Guaranae  pulv.  subt.  5  Teile 
Natrium  salicylicum  3     » 

Ghininum  bisulfuric  2     » 

Dieses  Pulver  wird  in  Amylkapseln  von 
je  1  g  Inhalt  verabrmcht 

Bpeeies  carminativae. 

Flores  Ghamomillae  vulgär.  10  Teile 
Fructus  Foeniculi  10     » 

Radix  Althaeae       | 
Rhizoma  Graminis   >    je  20     » 
Radix  Liquiritiae     ) 

Speoies  puerperales. 

Flores  Verbasci  10  Teile 

Semen  Melonum  10     > 

Rhizoma  Graminis  20     » 

Radix  Liquiritiae  20     » 

Species  Althaeae  40     » 

(Letztere  bestehen  aus:  Fol.  Althaeae  55, 
Radix  Althaeae  25,  Radix  liqukitiae  15, 
Flores  Malvae  5  Teile.) 

Speeies  stomachioae. 

Cortex  Ginnamomi       l  ;a  i   Teil 

Folia  Menthae  piperit.  i  * 

Herba  Gentaurii  minoris      2  Teile. 

Sirupus  Cocoionellae. 

Goccionellae  pulv.  10  Teile 

Kalium  carbonic.  pur.  1  Teil 

Aqua  Rosae  150  TeUe 

»      Ginnamomi  150      » 

werden  4  Stunden  lang  miteinander  digeriert, 
filtriert  und  im  Filtrat  unter  Aufkochen 
gelöst : 

Saccharum  album  160  Teile 

Alumen  0,1  Teil. 


714 


» 


Sirnpus  Onaiaco-i  coiffpositas. 

Kaliam  sulfogaaiacolum  10  Teile 
Bind  in 

Aqua  40      » 

zu  lösen  und  der  Lösung 

Sirupus  Aurantii  cortic.    100      » 

zuzusetzen. 

Sirupus  pectoralis. 

Aqua  Laurocerasi  dilut. 

(1  +  19  Aqua)  5  Teile 

Mucilago  Gummi  arabic.) 
Sirup.  Coccionellae  (s.  dies.)  je  20  ^ 
»      Senegae  | 

»      Aurantii  flor.         35     > 

Sirupus  Thymi  compositus. 

Extractum  Thymi  fluid.  10  Teile 
Mel  depurat.  20 

Sirupus  Simplex  70 

Tabulae  Liquiritiae  cum  Ammonio 

chlorato. 

Gummi  arabicum  | 

Saccharum  jje  100  Teile 

Succus  Liquiritiae  depur.  | 

werden  in 

Aqua  q.  s.  gelöst,  die  Lösung  bis  zur 
Konsistenz  einer  Paste  eingedickt  und  dann 
mit 

Ammonium  chloratum      20  Teile 

vermischt. 

Aus  der  trockenen  Paste  formt  man  in 
üblicher  Weise  Tabletten;  die  mit  Eiaeo- 
saccharum  Anisi  stellati  zu  überziehen  sind. 

Tiactura  Cajeputi  oomposita. 

Anethol  ] 

Oleum  Cajeputi  >  j 

Juniperi  | 

Mixtura  sulfurica  acida       2 
Spiritus  aethereus  .S4       > 

Tinetura  Cinnamomi         40 

Tinctura  gingiyalis. 

Fructus  Anisi  stellati  pulv.  gross.! 

Caryophylli  »  ^    \, 

Gortex  Cinnamomi         »  ^    /je  25  Teile 

Radix  Ratanhiae  ^  >    / 

Coccionellae  »        10     » 

Kesina  Guaiaci  »  ,        10      ^ 


je  8  Teile 


y> 


werden  mit 

Spiritus  1000  Teile 

8  Tage  digeriert,    abgepreßt^    filtriert   und 
dem  Filtrat  zugesetzt: 

Thymol  1  Teil 

Chloroform  5  Teile 

Anethol  2     > 

Ol.  Menthae  pip.  10     ^ 

Tinotura  odontalgica. 

Menthol  5  Teile 

Eugenol  5      > 

Chloroform  20      > 

Aether  20 

Tinctura  Guaiaci  50 

Tinetora  stomachica. 

Cortex  Aurantii  Fruct     20  Teile 

»       Cinnamomi  4 

Vinum  Malagense  aur.  100 

werden   8   Tage    digeriert,    abgepreßt  und 
durchgeseiht.    In  der  Kolatur  sind  zu  15660: 

Extractum  Centanrii  minorisi 

Gentianae  |  je  2  Teile 


Trifolii  fibrini 
Kalium  carbonicum  pur. 


1  TeiL 


Nach  8  tägigem   Stehen  ist  das  Gemisefa 
zu  filtrieren. 

ünguentum  ad  pemionea. 

Adeps  Lanae  60  Teile 

Oleum  camphoratum  10 

Balsamum  Perumnum  15 

Tinotura  Opii  crocata     i 
Plumbum  aoetic.  basie.  | 

solut.*)  <    J®  ^ 

Oleum  Petrae  album 


( 


*)  Die  Vorschrift  hierfür  in  Ph.  Au&tr.  Vil 
lautet : 

30  Teile  Plumbum  acetictim 

10      >     Lithaiigyrum  pulr. 

100      »     Aqua  fervida 

werden  zusammen  verrieben    und    solact:'-  *^' 
wärmt,  bis  die  Mischung  eine  milch weü  e  B'^ 
ung   annimmt.    Nach    Ersatz   des  venlaiDp^*'^ 
Wassers  wird  die  Flüssigkeit  abfiltriert    'M' 
Liquor  Plumbi  subacetici.    Sehriftieiiunif.) 


715 


Spezialitäten. 

A.    Fharmaseutische« 

iDtleatarrh  -  Pastillen  von  K,  Engelhard  in 
Frankfurt  a.  M.  bestehen  aus  Ooldschwefel, 
Senegaextrakt,  Glycyrrhizin  und  Ipecacaanha- 
sirup. 

Aayier^s  Petroleum -Emaldoii,  bereits  in 
Pharm.  Centralh.  44  [1903],  174  erwähnt,  wird 
Dach  Stummer  (Pharm.  Ztg.  1906,  267)  bereitet 
aus :  11,4  g  Caiciumhypophosphit,  11,4  g  Natriam- 
bypopbosphit,  120  g  arabisches  Oommi,  3,6  g 
Tragant,  240  g  fJüssiges  Paraffin,  24  Tropfen 
ZimtÖl  und  destilliertes  Wasser  bis  zu  720  g. 

Aatigoii  sind  nach  Hygiea  1906,  Nr.  2,  2proc. 
Albarginstäbchen,  die  nach  der  Einführung  in 
die  Harnröhre  schmelzen  und  gegen  Tripper 
schützen  sollen.  Darsteller:  Apotheker  Kronau 
in  Nörköping  (Schweden). 

Artrolo  nennen  Dr.  Serono  S  Oie,  in  Turin, 
Yia  Peloo  122,  ein  Mittel  gegen  Rheumatismus, 
Gicht  und  Nervenschmerzen,  dessen  Zusammen- 
setzung unbekannt  ist 

J.  Bayerns  Kftlbertropfen  gegen  Durchfall 
der  Tiere  zeigt  Apotheker  O.  Stahl  in  Metz  ohne 
Angabe  der  Zusammensetzung  an. 

Benzon's  Malzextrakt  enthät  nach  Münch. 
Med.  Wochenschr.  1906,  833,  in  Procenten  56,2 
Maltose,  17,2  Dextrin,  0,875  Stickstoffkörper  und 
0,6  Milchsäure. 

Bergholz'  Tannenäther  besteht  nach  Ztschr. 
d.  Allgem.  österr,  Apoth.-Ver.  1906,  317  aus : 
5  g  Oleum  Pini  silvestris,  2,5  g  Oleum  Terebin- 
thinae  rectifioatnm,  3  g  Aether  acetious  und 
125  g  Spiritus  Tini. 

Bitterwein  nach  Prof.  Bersch  wird  nach 
Pharm.  Post  1906,  110,  wie  folgt  bereitet:  20  g 
Eardobenediktenlraut,  20  g  Tausendguldenkraut, 
20  g  Fieberklee,  10  g  Saswifras,  10  g  Helenen- 
wurzel, 10  g  Gewürznelken,  12  g  Wacholder- 
beeren, 10  g  Orangenschalen,  10  g  Zitronen- 
schalen und  10  L  Spiritus  sind  acht  Tage  zu 
digerieren  und  darauf  zu  filtrieren. 

BÖsrauff^s  Hnatentee  besteht  nach  Pharm. 
Post  1906,  277  aus :  400  g  Süßholzwurzel,  200b 
Eibischwurzel,  50  g  Mohnkapseln,  200  g  Islän- 
disch-Moos  und  200  g  Carrageen. 

Bronehial- Tabletten  von  K  Engelhard  in 
Frankfurt  a.  M.  Jedes  Stück  enthält:  0,015  g 
Ipecacuanhawurzel,  0,005  g  Goldschwefel,  0^003  g 
Benzoesäure,  Kastanienei^rakt  und  äthensches 
Oel. 

Caehets  Silyer  enthalten  eine  Zubereitung 
aus:  Sizygium  jambolanum.  Anwendung:  gegen 
Zuckerkrankheit.  Darsteiler:  Phannacie  Simonnet 
in  Paris,  222  Faubourg  St.  Martin. 

Caseara  Tonle  laxatlTe  Globales.  Gelatine- 
kapseln, enthaltend  je  0,18  g  des  wirksamen 
Körpers  von  Caseara  sagrada.  Darsteller:  Parke, 
Davis  db  Go.  in  Detroit. 

Catarrh-Pasüllen   mit  Emaer  Salz  von  K. 

Kngelhard  in  Frankfurt  a.   M.     Eine  Pastille 


besteht  aus :  0,2  g  Emser  Salz,  0,02  g  Menthol 
und  Zucker  bis  zu  1  g. 

BietPs  Magentee  besteht  nach  Pharm.  Post 
I9ü6,  125  aus:  40  g  Herba  Gentaureae  minoris, 
20  g  Herba  Menthae  piperitae  und  20  g  Cortex 
Ginnamomi. 

EUxir  Urltone  eomponnd.  Eine  Fluidunze 
(etwa  30  ccm)  dieses  Elizirs  bereiten  Parke, 
Davis  db  Co,  in  Detroit  aus :  0,6  g  Üritone 
(Hezamethylentetramin),  4,2  g  Saw  Palmetto 
Berrles,  1,8  g  Sandelholz  und  7,2  g.  Com  Silk. 

Engler's  Bromalln  ist  eine  Lösung  von  4  g 
Ealiumbromid  in  100  g  Orangensaft. 

Franenplllen,  die  in  England  zur  Fruchtab- 
treibung angewendet  werden,  enthalten  :  Diachy- 
lon  und  Aloö  bezw.  Koloquinten  oder  ähnliche 
Stoffe. 

GastPs  Blatreinl^nngstee  besteht  nach  Kreyi- 
8chy  (Pharm.  Ztg.  1906,  492)  aus:  1  kg  Folia 
Sennae  Alexanirinae,  400  g  Foliculi  Sennae 
Alexandrinae,  500  g  Jujubae,  je  600  g  Passulae 
minores,  Semen  Mclonum,  Kadix  Liquiriüae  und 
Cortex  Frangulae,  1  k^  Hordeum  perlatum  oder 
je  1  Teil  FoUa  und  Fohculi  Sennae  Alexandrinae, 
Lignum  Sassafras,  Semen  Peponicum,  Coitex 
Rhamni  Frangulae  und  je  Vt  ^^i^  Radix  Liqui- 
ritiae  und  Fructus  Anisi. 

Geisha.  Unter  diesem  Namen  zeigt  Ernst 
Walter,  Inhaber  W,  Dreßler  in  Halle  a.  8.  6  A, 
ein  Menstruationspulyer  an  mit  der  wörtlichen 
Bemerkung:  cBestell.  Japan,  adl.  Romey  puly. 
u.  sterilis.» 

Glyeonea  sind  mit  Wachs  überzogene  Glycerin- 
Stuhlzäpfchen,  die  einzeln  in  Meine  Kartons 
verpackt  sind. 

Hermann's  Pferdegeist  ist  nach  Ztschr.  d. 
Allgem.  österr.  Apoth.-Ver.  1906,  326  eine 
Flüssigkeit  aus:  1  Teil  Kampher,  80  Teilen 
Arnikatinktur  und  20  Teilen  Seifenspiritus. 

Hnstenpaalillen  yon  K  Engelhard  in  Frank- 
furt a.  M.  Jede  Pastille  besteht  aus:  0,0015  g 
Kodein,  0,01  g  Ipecacuanha- Aufguß  und  Zucker 
bis  zu  1  g. 

Inflnenza- Pastillen  von  K.  Engelhard  in 
Frankfurt  a.  M.  bestehen  aus:  Phenacetin,  Sa- 
lipyrin,  gezuckertem  Kakao  und  Yanillin. 

Kel^rofen  -  Tabletten  dienen  zur  Kefir-Be- 
reitung. Darsteller:  Apotheker  Arthur  Rosen^ 
berger,  Chemisch-pharmazeutisches  Laboratorium 
im  Ostseebad  Misdroy. 

Kinff's  Bltterslmp  ist  nach  Ztschr.  d.  Allgem. 
österr.  Apoth.-Ver.  1906,  214  ein  je  1  pCt  En- 
zian- und  Kalmustinktur  enthaltender  Pomeran« 
zenschalen -Sirup. 

Kinlo's  Fnß-Zngpflaster  wird  von  The  Qood 
Health  Ällianee  in  London  E.  C,  124  Holbom, 
gegen  Rheumatismus  und  ohne  Angabe  seiner 
Bestandteile  in  deutschen  Zeitungen  mit  großer 
Reklame  angepriesen.  H.  MentxeL 

(Fortsetzung  folgt.) 


71G 


Zur  Auslegung 
pharmazeutischor  Gesetze  usw. 

(Fortsetzung  von  Seite  694.) 

249.  Aüküiidigniig  von  Oeheimmittela. 
Vom  Landgericht  Oppeln  war  eine  Ver- 
nrteilong  erfolgt  wegen  Ankündigung  von 
Hoffmann^B  Tabletten  und  Eugie's 
Nectar.  In  der  Enfsoheidung  war  ange- 
fflhrt,  die  Polizeiverordnung^  die  das  Ankün- 
digen von  Oeheimmitteln  untersagt;  solle 
verhüten,  daß  das  Pablikum  in  Krankheits- 
fällen zu  wertlosen  Bütteln  greife  und  ver- 
säume,  sieh  rechtzeitig  an  einen  Arzt  zu 
wenden;  auch  könnten  nach  Aussage  des 
Sachverständigen  die  Mittel  direkt  schädlich 
wirken.  Auf  die  Revision  des  Angeklagten 
hin  wurde  aber  die  Vorentscheidung  aufge- 
hoben und  die  Sache  an  das  Landgericht 
zurflckverwiesen,  denn  die  betreffende  Polizei- 
verordnung sei  mit  Rücksicht  auf  Personen 
ergangen ;  welche  ohne  Approbation  die 
Heilkunde  ausüben;  es  sei  zu  untersuchen, 
ob  das  hier  der  Fall  sei.  (Pharm.  Ztg. 
1906,  Nr.  10.) 

Stabsarzt  a.  D.  Dr.  U.  war  wegen  An- 
preisung des  Barellä'wiien  Pulver  angeklagt, 
vom  Schöffengericht  zu  Lüchow  verurteil^ 
vom  Landgericht  zu  Lüneburg  jedoch  frei- 
gesprochen worden.  Die  Sachlage  ist  fol- 
gende. In  Tageszeitungen  erschien  die  An- 
zeige: «Magenkranke  schreiben  an  die  seit 
25  Jahren  bestehende  Spezialfirma  BareHa- 
Berlin ;  Auskunft  unentgeltlich».  Anfragende 
erhalten  durch  Vermittelung  des  Dr.  U>  eine 
Druckschrift:  «Ratschläge  für  Magenkranke», ' 
in  welcher  Barella's  Pulver  angepriesen 
wird,  das  bekanntlich  ein  Gemisch  aus  Na- ' 
trium  bicarbonicum,  Natrium  chloratum, ' 
Magnesium  carbonicum  und  Calcium  car- ' 
bonicum  ist ;  beigefügt  ist  eine  Anweisung,  < 
das  Pulver  aus  einer  Apotheke  zu  beziehen. 
Das  Landgericht  führte  nun  in  seinem  frei- 
sprechenden Urteil  aus:  Von  einer  öffent- 
lichen Anpreisung  kann  in  diesem  Falle 
nicht  die  Hede  sein,  da  in  der  Anzeige  das 
Pulver  nicht  genannt  sei,  selbst  eine  in- 
direkte Ankündigung  liegt  nicht  vor.  Ferner 
liegt  kein  Vergehen  gegen  den  ErlaS  vom 
8.  Juli  1903  betr.  Verkehr  mit  Oeheim- 
mitteln vor,  denn  dieser  Erlaß  bezieht  sich  nur 
auf  Apotheken.  Weiter  liegt  kein  Verstoß 
gegen    die  Verordnung    vom    22.    Oktober 


1901  und  gegen  §  367  (3)  des  StrafgeeeU- 
buches  vor,  denn  der  Käufer  wird  an  Apo- 
theken gewiesen.  Aueh  die  letzte  Instanz, 
das  Kammergerieht,  trat  in  der  Hauptsache 
der  Vorentscheidung  bei.  (Pharm.  Ztg.  1906, 
Nr.  14.) 

250.  Fälschung  Ton  Xorphinrezepten. 
Das  Landgericht  II  zu  Berlin  hat  auf  gnud 
ärztliehen  Outaohtens  entschieden,  dafi  Mor- 
phinsüchtige zwar  an  sich  znrechnungitthig 
sind,  aber  nieht,  wenn  sie  Handlungen  vor- 
nehmen, deren  Endzweck  es  ist,  sieh  Mor- 
phin zu  versehaffen.  Daraufhin  wurde  eise 
der  Urkundenfälschung  angeklagte 
Morphinistin  freigesproehen,  die  neh 
auf  dem  Rezeptblatt  eines  Arztes  eine  Mw- 
phinverordnung  selbst  ausgestellt  und  mit 
der  Unterschrift  des  Arztes  versehen  hatte. 
(.Pharm.  Ztg.  1906^  Nr.  36.) 

251.  Umgehung  der  Verordnung  aber 
den  Verkehr  mit  Anneimitteln.  Vier 
Hamburger  Drogisten  versuchten  die  Kaiserl. 
Verordnung  und  die  Hamburger  Medianai- 
verordnung  zu  umgehen,  indem  rie  für  Ham- 
burger Pflaster^  Hamburger  Tee,  Blutraisig- 
uligstee,  Kinderpulver,  Opodeldok  usw.  sob- 
stituierten  und  unter  der  Bezeiehnnog 
«Ersatzmittel  für  ...»  verkanfteo. 
Trotzdem  in  der  Verhandlung  die  3  Sach- 
verständigen bekundeten,  daß  die  Kaieeil. 
Verordnung  Sehutz  des  Publikums  vor 
minderwertigen  Nachahmungen  bezweeke^ 
daß  die  Anwendung  der  Surrogate  ttilireiM 
eme  unangenehme  Nebenwirkung  zur  Folge 
habe,  daß  eine  Anpreisung  der  Soirogate 
dem  Publikum  gegenüber  ab  Irrefflhnug 
über  den  eigentlichen  Wert  bedeute  und  daü 
ein  Ersatzmittel  niemals  dem  eohten  Mittel 
gleichkomme  —  zog  der  Staatsanwalt  die 
Anklage  zurüdi,  worauf  Freispreebnng 
der  Angeklagten  erfolgte,  denn  die  Ange- 
klagten bestritten  die  Absicht  einer  Tlofleh- 
ung  und  wiesen  auf  den  billigen  Ve^v^ 
preis  hin,  sowie  auf  die  Beaeichnang  als 
Ersatzmittel.  (Pharm.  Ztg.  1905,  Nr.  39.) 
(Ein  neuer  Kniff !  Schriftleiiung.)   i.  S(. 

Pepsorthin  besteht  aus  P^paln,  Mag- 
nesiumperoxyd, Benzonaphthol  und  Natrium- 
bikarbonat.  P.  Rodari  empfiehlt  dies  Mittel 
in  Berlin,  kl.  Wochenschr.  1906,  950  b« 
Mangel  an  Pepsin  und  Salzsäure.  Dantalkr: 
Sanieret  Laboratorium  in  Oenf.      K  IL 


Chromo-Sacoharometer  „Bapid" 

nach  Bendix  nnd  Schuten  heim. 

Du  Cfaromo-Saccharometer  soll  znrruchen, 
aber  nur  annAhernden  Beetimmiing  dee 
Znokera  im  Harn  dienen,  wobei  der  Fehler 
Xm.  einiger  Uebnog  aogebUcb  niemals  0,5 
pGt  Obersehratet. 

Das  Priuup  des  Apparates  ist  die  koloii- 
metrische  Verwendmig  der  bekannten  Moore- 
Bchen  Probe. 

Die  Handbabnng  dee  nntenstehend  ab- 
gebildeten Apparat«  geschieht  folgender- 
maßen: 

1.  Man  prfift  den  Harn  snnftchst  aaf  das 
Vorhandensein  von  Tranben zueker. 

2.  Dann  kocht  man  gleiche  Tdlo  dee 
Euckerhaltjgen  Harns  mit  10-  bis  15proe. 
Kali-  oder  Natronlauge  1  bis  2  Uinnten 
lang  nnd  laßt  abkflhlen. 

3.  Hit  der  mehr  oder  weniger  bninn  ge- 
flrbten  Flüsrig^eit  wird  daa  eingeteilte  Qlas 


bis  znr  Harke  5  =:  1  pCt  aufgefflllL  Ist 
die  Farbe  gleich  oder  heller,-  wie  die  dee 
beigegebensn  VergleiobsrShrohene,  so  beträgt 
der  Zuckergehalt  1  pCt  oder  weniger.  Ist 
sie  aber  dunkler,  so  wird  sie  mittels  der 
bdgegebenen  I^pette  mit  Wasser  bis  znr 
Farbengleiobhüt  verdfinnt.  Der  FIOBBtgkdts- 
stand  an  der  Einteilung  ^bt  unmittelbar 
den  Znckergehalt  in  Procenten  an.  KOnst- 
liche  Farbstoffe  wie  PhenolphthaielnprSparate, 
Pnrgatin,    k&nnen    die    Bestimmung    beein- 


Der  Preis  des  Apparates,  dessen  Name 
gesetzlich  geechfitzt  und  der  zum  Patente 
angemeldet  ist,  betr&gt  9,50  Frank.  F. 

aaekäßtberiehte  ton  C.  Fr.  Hausmann, 
St.  Gallen,  1906,  31. 

Oel- Zerstäuber 

für  Nase  und  Atmnngaorgane. 

Hit  Hilfe  des  untenstehend    abgebildeten 

Apparates  gelingt  es,  Slige  und  balsamische 

Mittel  in  denkbar  feinster  Zerst&nb- 

II  ng  in  die  oberen  Luftwege  einzufOhren. 


Der  Preis  des  Apparates  betrSgt  4,80  Fr., 
der  eines  Eisatzballons  1,S0  Frank.         P.     ' 
Oeachäfttbtrichie    von     C.    Fr.    Eautmann, 
St.  Gallen,  1906,  32. 


Die  Verwendui^  von  Natrium* 
hydrosulfit  in  der  Oasanalyse 

empfiehlt  H.  Franxen  (Chem.-Ztg.  1906, 
Rep.  210).  Fflr  die  Absorption  von  Sauer- 
stoff sind  in  Anwendung  alkalische  Pyro- 
galloltOeang,  Knpferoxydulammoniak,  Phos- 
phor und  ChromcblorOr.  Classen  erwAhnt 
in  den  ausgewählten  Methoden  auch  Natrium- 
bydroBulfit,  aber  ohne  Literatnrangabe.  Die 
Absorption  findet  nach  der  GIdobnng; 
NajSzOi  +  H2O  +  0  =  ZNaHSOs 
statt,  so  daß  ans  1  Hol.  Natrinmbydrosuint 
2  Hol.  saures  Natriumsulfit  entstehen.  Hier^ 
nach  kann  1  g  Katrin mbydrosulfit  etwa 
64  ocm  Sauerstoff  absorbieren.  Vor 
Pyrogalloll  hat  es  folgende  Vortmle :  grOßere 
Billigkeit  nnd  schnelle  Absorption  b«  nie- 
derer nnd  hoher  Temperatur.  Vor  Eupfe^ 
oxydulammoniak  hat  es  den  Vorzug,  daß 
man  auch  koblenoxydhaltige  Gase  damit 
analysieren  kann.  Dem  Fhosiriior  gegen- 
I  Dber  besitzt  es  grSßere  Abaorptionsnhigkeit 
bei  niederer  Temperatur  nnd  wird  von  Sub- 
stanzen, die  eine  Oxydation  des  Phosphors 
verhiDdem,  nicht  beeinflußt.  —he. 


718 


II  a  h  r  u  n  g  s  m  i  1 1  e  i  -  C  h  e  m  i  e. 


Vemtrertung  von  Kohlstrunk. 

Der  Strunk  oder  Paiks  von  Weißkohl 
wurde  früher^  wie  aus  einem  Aufsatz  über 
«die  Herstellung  von  Dörrweißkobl»  in  der 
Konseryen-Ztg.  1906,  384,  zu  ersehen  ist, 
als  Abfall  verworfen.  Jetzt  wird  er  in 
gleicher  Weise  wie  Kohl  selbst  verwertet 
und  zwar  soll  die  Sanerkrautfabrikation  da- 
mit den  Anfang  gemacht  haben.  Bei  Her- 
stellung von  Dörrweißkohl  wird  der  Strunk 
vom  Bohrer  weg  in  Körben  oder  sonstigen 
Behältern  aufgefangen,  auf  die  Feinschnitt- 
maschine (Sauerkohlschneidemaschine)  ge- 
bracht, zu  feinen  Blättchen  geschnitten,  roh 
getrocknet  und  dem  Dörrkohl  beigemischt. 
«Nur  ein  geObtee  Auge  wird  das  Vorhanden- 
sein von  gedörrtem  Strunk  im  Weißkohl 
feststellen  können.  Will  man  diese  Misch- 
ung jedoch  aus  irgend  welchen  Gründen 
^  nicht  vornehmen,  so  läßt  sich  der  gedörrte 
Strunk  auch  sehr  gut  zu  billigeren  Julienne- 
mischungen,  Bünthuhn  usw.  verwenden.  In 
jedem  Falle  macht  sich  diese  Verwertungsart 
reichlich  bezahlt.»  p.  8, 

(Dies  ist  ein  klassisches  Beispiel,  wie 
Nahrungs-  und  Genußmittel  verschlechtert 
werden.  KohlstrOnke  verfüttert  man  für 
gewöhnlich  ins  Vieh!  Jedenfalls  muß  die 
Verarbeitung  von  'Kohlstrünken  zu  Dörr- 
weiiikohl  auf  grund  von  §  10  des  N.-M.-O. 
deklariert  werden.  Schriftleitung.) 

Die  Zersetzungsvorgänge  bei 
Teigwaren. 

Eine  Eierteigware,  die  äußerlich  durch  das 
Fehlen  des  elastischen  Bruches  und  einen 
gewissen  Feuchtigkeitsgehalt  auffiel  und  die 
bei  der  Analyse  ans  den  Zahlen  für  Aether- 
extrakt  und  aus  dem  Gholesteringehalte  auf 
den  Gehalt  von  einem  Ei  auf  Y2  ^g  ^^^ 
schließen  ließ,  zeigte  nach  einer  Arbeit 
Lepere's  gleichwohl  den  niedrigen  Lecithin- 
phosphorsäuregehalt  von  nur  0,0280  pCt. 
Eine  andere  Probe  gleicher  Herkunft  zeigte 
denselben  Feuchtigkeitsgehalt  (16  pCt)  und 
0,035  pGt  Ledthinphosphorsäure.  Während 
nsLi^  ^Beythien  und  Wrampelmeyer  der 
Wert    des    Weizenmehles    im    allgemeinen 


mit  0,0165  pCt  Ledthinphosphorsäare  io 
Rechnung  gestellt  werden  muß,  wonach  sich 
für  eine  Teigware  mit  nur  einem  Ei  immer 
noch  mindestens  0,042  pCt  derselben  er- 
geben, zeigen  also  die  obigen  Werte  einen 
ganz  auffällig  niedrigen  Gehalt,  während 
doch  aus  Aetherextrakt  und  GholeBterin  sieh 
der  richtige  Eigehalt  erkennen  ließ.  Gerade 
bei  Teigwaren,  die  nicht  ganz  sachgemäß 
hergestellt  oder  zu  frisch  verpackt  aind,  die 
also  einen  abnorm  hohen  Feuchtigkeitgehalt 
zeigen  (z.  B.  von  14  pCt  wie  die  von 
Lührig  s.  Z.  selbst  dargestellten  Nodeln), 
tritt  nach  LepPre  der  Abbau  der  Ledthin- 
phosphorsäure besonders  rasch,  sogar  bis  zum 
völligen  Verschwinden  beim  Altern  ein.  Ver- 
fasser schließt  sich  daher  Lührig  an  und 
mißt  der  Ledthinphosphorsäure  an  und  für 
sich  nicht  mehr  die  Bedeutung  für  die  Be- 
urteilung des  Ergehaltes  wie  früher  bei.  Nur 
im  Gesamtbild  der  Analyse  läßt  er  diesen 
Wert  noch  gelten. 

Man    wird    dem   Verfasser   Recht    geben 
müssen,  wenn    er    für    Eierteigwaren    stets 
eine  volle  Analyse  und   nicht  die  Bestimm- 
ung  eines  einzelnen   Wertes  allein  fordert 
Als  Feuchtigkeitsgehalt  gibt  Verfasser  11  pGt 
als    ungefähr    normal    an.      Dem    Aether- 
extrakt    legt    er    im    Anschluß    an    neuere 
Arbeiten  Jvekenack/B  besondere  Bedeutung 
bei,  will  dch  aber  nicht  dazu  verstehen,  den 
ifa^/Ae^'schen   Einwendungen   gegen   seine 
früheren    Arbeiten    gemäß    die  Jodzahl  des 
Aetherextraktes    mit    heranzuziehen.      Die 
Jodzahlen  des  Petroläther-  oder  des  Aedier- 
extraktes  hält  er  im   Gegenteil  für  wenig 
ausschlaggebend,  da  sie  bedeutenden  Sdiwank- 
ungen  unterliegen. 

Von  Interesse  für  die  Frage  nach  dem 
Verbleib  der  -  gespaltenen  Ledthinphosphor- 
säure ist  endlich  ein  Versuch  des  Verfaiscn^ 
durch  wdchen  er  zdgt,  daß  Orthopho^ihor- 
säure,  welche  man  dem  Mehl  zusetzt,  nicht 
mehr  im  alkoholischen  Extrakt  deesdbennieh' 
zuweisen  ist,  de  scheint  mit  den  Eiwdß- 
körpem  des  Mehles  m  feste  Bindung  n 
treten.  ^dd. 

Ztsehr.  f.  öffentl.  Chem,  1906,  226. 


719 


Pharmakögiiostisohe  Hitteilungeiii 


Ueber  Strophanthussamen  und 
Strophanthin. 

BemerkoDswerte  Versuche  hat  E,  W.Mann 
mit  StrophanthuBBamen  angeBteilt;  deren 
Resultate  er  auf  der  kürzlieh  in  Birmingham 
Btaitgefundenen  «British  Pharmaoeutical  Con- 
ference» zur  öffentlichen  Kenntnis  braehte. 
Mann  knüpft  an  die  Untersuchungen 
J,  Barclay'B  an,  welcher  1896  eine  Me- 
thode zur  Wertbestimmung  der  Strophanthus- 
tmktur  beschrieb;  die  auf  der  Ermittelung 
des  Gehaltes  an  Strophanthidin  basierte,  das 
sich  bei  der  Hydrolyse  bildet. 

Barclay  vies  jedoch  daraufhin,  daß  die 
Strophanthidin-Bestimmungsmethode  nur  dann 
von  Wert  bezw.  zuverlässig  ist;  wenn  die 
botanische  Herkunft  der  Droge  einwandfrei 
feststeht  (Barclay's  Methode  hat  übrigens 
von  Seiten  G.  Fromme'^  eine  Korrektur 
erfahren  —  vergJ.  Caesar  <&  Loretx,  Ge- 
sehäftsber.  Septbr.  1905,  LVin);  auch  nahm 
Barclay  trotzalledem  an,  daß  die  direkte 
Bestimmung  des  wirksamen  Prinzips,  des 
Strophanthins,  bei  Beurteilung  des  Wertes 
von  Strophanthussamen  vorzuziehen  ist.  Mit 
dieser  Ansicht  beschäftigen  sich  nun  die 
neuerdings  von  Mann  unternommenen  Ver- 
suche. Derselbe  zog  zu  diesem  Zweck 
folgende   Sorten   Strophanthussamen  heran: 

J .  Samen  von  einer  Handelsware,  deren  Her- 
kunft unbekannt  war,  die  aber  durcbgehends 
mit  80proc.  Schwefelsäure  Grünfärbung  zeigte, 
also  als  reiner  Eombesamen  aozu- 
sprechen  war. 

2.  Samen  von  Strophanthus  Kombe, 
Marke  «Mandala  brand »,  durcbgehends  mit 
Schwefelsäure  Grünfärbung  zeigend. 

3.  Samen  von  Strophanthus  Nichol- 
son 1  (von  Holmes  im  «Phann.  Jonm.»  Septbr. 
IV,  1897  beschrieben),  welche  mit  Schwefelsäure 
eine  ausgesprochene  Rotfärbung  gaben. 

4.  Samen  von  Strophanthus  gratus, 
welche  mit  Schwefelsäure  eine  gelblichrote 
Färbung  zeigten. 

Die  Untersuchungsmethode 
Mann's  ist  folgende:  100  g  der  Samen 
gepulvert  und  mittels  Petroläther  vom  fetten 
Oei  befreit  Das  Glfreie  Pulver  wurde  in 
lutttrockenem  Zustand  in  den  Extraktions- 
apparat gebracht,  30  (?  3)  Stunden  lang 
mit  siedendem  absoluten  Alkohol  extrahiert. 


vom  Auszug  das  Lösungsmittel  verjagt  und 
der  Rückstand  nach  dem  Erkalten  mit  Wasser 
aufgenommen.  Diese  wässerige  Lösung  ver- 
setzte Mann  mit  Bleiessig  im  geringen 
Ueberschuß,  filtrierte,  gab  zum  Filtrat  Natrium- 
sulfatlösung ebenfalls  im  Ueberschuß,  filtrierte 
wiederum  und  verdampfte  dieses  Filtrat 
schließlich  unter  Zuhilfenahme  von  10  g 
fernem  Sand  bei  gelmder  Wärme  zur  Trockene. 
Der  hierbei  bleibende  Rückstand  wurde  ge- 
pulvert und  im  Soxhlet-ki^^dstX  mit  kochen- 
dem Amylalkohol  ausgezogen,  die  amyl- 
alkoholisdie  Lösung  vom  Lösungsmittel  be- 
freit und  der  Abdampfungsrückstand  bei 
60^  C  bis  zom  konstanten  Gewicht  ge- 
trocknet. 

Nach  dieser  Methode  arbeitend,  erhielt 
Mann  das  Strophanthm  in  kristallinischer 
Form,  welches  —  in  Amylalkohol  um- 
kristallisiert —  lange  farblose  Nadeln  bildete 
und  mit  Schwefelsäure,  je  nach  Art  des 
betr.  Samens,  charakteristische  Reaktionen 
gab.  Die  alkoholische  Lösung  aller  isolier- 
ten Strophanthine  drehten  das  polarisierte 
Licht  schwach  nach  rechts;  scharfe  Schmelz- 
punkte derselben  konnten  jedoch  nicht  er- 
halten werden,  da  die  Körper  äußerst  hygro- 
skopisch sind.  Die  weiteren  Untersuchungs- 
ergebnisse stellt  Mann  in  nachstehender 
Tabelle  zusammen: 

Stropb.    Stroph.    Stropb.  Stroph. 
Kombe    Kombe    Nichol-   gratus 
«Mandala»    soni 
Strophanthin  in 

pCt  7,27        6,87        3,69        7,76 

Färbung  mit  80- 
proc.Schwefel- 

säure  tiefgrün    tiefgrün    braun    braun 

Strophanthin  in 
pCt  bei  An- 
wendung der 
früher.  Stroph- 
anthindin- Me- 
thode 9,36        8,92        7,36        3,88 

Die  Tabelle  läßt  überraschende  Resultate 
erkennen;  die  Unterschiede  im  Oehalt  an 
Strophanthin,  insbesondere  bei  Strophanthus 
Nieholsoni  und  Strophanthus  gratus,  je  nach- 
dem die  dhrekte  oder  indirekte  (Strophan- 
thidin-) Methode  angewandt  wird,  sind  der- 
artig groß,  daß  sie  nur  durch  die  wesent- 
liche Versdiiedenheit  der  emzelnen  Glykoside 


720 


inbetreff  ihrer  chemisohen  Zosammensetzaog 
eine  Erklärung  finden  können.  Auch  im 
Hinblick  auf  die  Empfehlung  von  Thoms  und 
anderen  Forschem  (vergl.  Pharm.  Centralh. 
46  [1904],  607)/ Strophanthus  gratus  kanftig 
in  Deutsdiland  als  offizinell  anzuerkennen; 
sind  obige  Tatsachen  von  Wichtigkeit.  Das 
eigentfimliehe  Verhalten  der  Glykoside  wird 
auch  durch  die  physiologischen  Prüfungs- 
ergebnlsse  bestätigt.  Dieselben  unternahm 
Prof.  Leith  von  der  Birminghamer  Univer- 
sität ^  welcher  für  100  g  Froschgewicht 
folgende  tödliche  Gaben  fand :  von  E-Stroph- 
anthin  (aus  Rombesamen)  =r  5  Einheiten^ 
von  g-Strophanthin  (aus  Gratussamen)  = 
3;8  Einheiten. 

Mehrere  Forscher  haben  bereits  die  Wirk- 
samkeit des  g-Strophanthin  festgestellt,  und 
obige  Resultate  stimmen  damit  flberein. 
E-Strophanthin  ist  nicht  weit  von  der  tox- 
ischen Wirkung  des  g-Strophanthin  entfernt, 
während  das  Glykosid  aus  Semen  Nicholsoni 
bedeutend  schwächer  oder  sogar  unwirksam 
ist.  Ueberblickt  man  die  ganze  Frage,  [so 
zeigen  die  Untersuchungsergebnisse  Mann\ 
daß  es  nötig  ist,  erstens  den  Wert  von 
Strophanthus  und  dessen  Präparate  chemisch 
f estzustdlen ,    daß    zweitens    die    chemische 


ProceDtgehalt  des  Oeles  in  den  Samea 

Spez.  Gewicht  des  Oeles 

Procen^ehalt  der  freien  Säure  im  Gel,  als 

Oelsäure  berechnet 
Yerseifangszahl 

Jodzahl  (nach  18  stündigem  Stehen) 
Schmelzpunkt  der  Fett^uren 

Die  Ausbeute  an  Oel  und  der  Schmelz- 
punkt der  Fettsäuren  liegen  höher  als  wie 
sie  ffir  Strophanthus  hispidus  angegeben 
werden.  Dr.  Wgl 

The    Chemist  and  Druggist  1906,  Nummer 
vom  28.  July,  S.  175. 

Die  Summitates  Sabinae  des 

Handels, 

welche  von  Juniperus  Sabina  abstammen 
sollen,  sind  nach  Freeman  oftmals  unter- 
sucht bezw.  direkt  substituiert  durch  die 
Sprosse  von  Juniperus  Phoenicea  und  Juni- 
nerus  thurifera.     Der  Verf.  gibt  daher  fol- 


Analyse  nur  Zweck  hat,  wenn  die  räiheK- 
liche  botanische  Herkunft  des  Samens  fest- 
steht, schließlich  folgt  noch  drittens  daraus, 
daß  die  absolute  Wirksamkeit  der  Droge 
nur  durch  eine  physiologische  Prüfung  sicher 
erkannt  werden  kann,  da  man  sogar  vor 
der  Tatsache  steht,  daß  das  wirksame  Prin- 
zip in  Strophanthus  gratus  sich  anders  ver- 
hält als  das  der  jetzigen  offizinellen  (Kombe-) 
Sorte ;  sie  sind  beide  in  ihrer  physiologisdien 
Wirkung  auf  den  menschlichen  Organismus 
durchaus  verschieden  von  einander.  (Die 
Untersuchungsergebniflse  Jfann's  und  deaseo 
Schlußfolgerungen  sind  im  Hinblick  auf  die 
jetzt  so  aktuelle  Strophanthusfrage  und  im 
Vergleich  zu  den  kürzliohen  diesbezfiglicben 
Referaten  in  Pharm.  Centralh.  47  [1906], 
448  und  617  von  besonderem  Interesse. 
Der  Berichterstatter,) 

Nebensächlich,  aber  immerhin  interessant, 

sind  die  Prüfungsergebnisse  Mann'%j  welche 

derselbe  bei  der  Untersuchung  der  aus  den 

verschiedenen   Strophanthusspezies   isolierten 

fetten  Oele  erhielt     üeber  den  Charakter 

der  verschiedenen  Ode,  die  aus  den  Petrol- 

ätherextrakten  bei  Verdunstung  des  Petrol- 

äthers  verbleiben,  gibt  nachstehende  TabeDe 

Aufschluß : 

Gel  von 


atroph. 
Kombe 

Stroph. 

Kombe 

<Manda]a> 

Stroph. 
Nichol- 
soni 

Stroph 
giatos 

34,06 
0,9249 

34,76 

0,9278 

29,90 
0,9219 

35,01 
0,9230 

7,55 
192,6 
100,7 

330  C 

6,84 

189,7 

99,4 

330  C 

14,04 

190,5 

99,7 

330  0 

M7 

191,3 

93,3 

290  a 

gende,  teilweise  mikroskopische  Unterscheid- 
ungsmerkmale: 

1.  Blätter  sind  dekussierend,  Steinzellen  im 
Mesophyll  der  Blätter  nicht  vorhanden:  Jnni- 
perus  Sabina. 

2.  Blätter  sind  dekussierend,  Steinzellen  im 
Mesophyll  der  Blätter  vorhanden:  Juni  per  ns 
thurifera. 

3.  Blätter  spiralig  augeordnet:  Juniperns 
Phoenicea. 

Außerdem  ist  für  Junipems  Phoenicea 
noch  charakteristisch,  daß  die  HypodermiB 
sich   kontinuierKoh   fiber   die  äußere  Flädie 

der  Harzgänge  fortsetzt.  J,  K 

Pharm,  Joum,  1905,  829. 


721 


Photogpaphische  Hitteilungeiii 


Ein  Umschwung  in  der 
Stereoskopie. 

Ein  überaus  dankbares  Gebiet  der 
Photog^raphie  ist  bisher  recht  vernach- 
lässigt worden:  die  Stereoskopie.  Die 
meisten  hierfür  ins  Treffen  geführten 
Gründe,  als :  Die  Apparate  sind  zu  kost- 
spielig und  zu  wenig  universell  ver- 
wendbar^ das  Material  zu  den  Bildern, 
vor  allem  zu  den  Diapositiven,  ist  zu 
teuer,  die  Herstellung  der  Bilder  zu 
umständlich  und  langwierig,  nur  wenn 
man  sich  gründlich  eingearbeitet  hat 
und  die  Regeln  der  Kunst  genau  be- 
achtet, erzielt  man  leidliche  Resultate 
usw.,  hatten  allerdings  ihre  Berechtigung. 
Besonders  die  von  dem  allgemein  üb- 
lichen Format  9  x  12  abweichenden 
Stereoskop-Formate  8V2  x  17  und  9  x  18 
wirkten  störend  und  hemmend  auf  die 
Anwendung  der  Stereoskopie.  Sie  waren 
namentlich  im  Auslande  meist  nur  mit 
Schwierigkeiten  zu  beschaffen  oder  nur 
in  wenig  einwandsfreier  Qualität  zu  er- 
halten. Vor  allem  aber  war  die  end- 
giltige  Fertigstellung  der  Stereo-Bilder 
mit  teuren  Spezial  -  Rahmen  oder  das 
Umtauschen  der  Teilbilder  recht  um- 
ständlich und  zeitraubend. 

Trotz  des  geringen  Anklangs,  den  die 
Stereoskopie  aus  diesen  Gründen  in  den 
breiten  Schichten  der  Amateure  fand, 
ist  die  Camera-Industrie  doch  fortgesetzt 
bestrebt  gewesen,  Verbesserungen  zu 
schaffen  und  hat  den  wesentlichsten 
Vorteil  jetzt  mit  Einführung  des  9x12- 
Formats  für  Stereo-Aufnahmen  erreicht. 
Die  Vorteile  desselben  sind  ganz  eminente, 
in  erster  Linie  ist  die  Plastik  überaus 
natürlich,  ^auch  tritt  keine  Uebermüdung 
und  schädliche  Ueberanstrengung  der 
Augen  noch  Eingenommenheit  des  Kopfes, 
wie  sie  bei  den  bisherigen  Formaten 
nach  Betrachten  einer  größeren  Anzahl 
Büder  immer  vorkam,  ein.  Vor  allen 
Dingen  aber  ist  das  9  x  12  Platten- 
Format  in  der  ganzen  Welt  jederzeit 
frisch  und  in  reichhaltigster  Auswahl 
erhältlich.  Zur  allgemeinen  Einführung 
der  9  X  12-Stereoskopie,  wie  überhaupt 


zur  Ausbreitung  dieses  dankbaren  Ge- 
biets der  plastischen  Photographie  dürften 
aber  in  erster  Linie  die  von  der  Firma 
Heinrich  Ememann,  Aktien-Gesellschaft 
für  Camera  -  Fabrikation  in  Dresden, 
eigens  hierzu  konstruierten  Stereo- 
Umkehr- Apparate  beitragen.  Durch 
dieselben  werden  mit  einem  Schlage  die 
Mühseligkeiten  und  Fehlresultate  bei  Her- 
stellung der  Stereo -Bilder  nach  bisher- 
igen Methoden  beseitigt,  denn  die  Appa- 
rate erzeugen  automatisch  auf  optischem 
Wege  in  einfachster  Weise  durchaus 
richtige  Stereo -Diapositive  und  Stereo- 
Positiv-Bromsilberbilder.  Die  Apparate 
sind  in  Eastenform  hergestellt  und  wer- 
den auf  der  einen  Seite  mit  dem  Negativ 
beschickt,  während  auf  der  anderen 
Seite  in  der  Dunkelkammer  die  Diapo- 
sitivplatte oder  das  Bromsilberpapier 
eingelegt  wird.  Dann  wird  bei  Tages- 
oder künstlichem  Licht  genau  in  der- 
selben Weise  wie  bei  den  einfachen, 
bekanntenVergrößerungsapparaten  durch 
kurze  Belichtung  des  Negativs  ohne 
weiteres  ein  optisch  richtiges  Stereo- 
Positiv  hergestellt. 

Als  Ergänzung  zu  diesen  Apparaten 
dienen  die  ebenfalls  von  der  Firma 
Ernemann  gefertigten  Stereo-Betracht- 
ungsapparate im  Formate  9  x  12.  Daß 
zur  Urauf nähme  eine  9  x  12 -Stereo- 
Camera  erforderlich  ist,  braucht  nicht  be- 
sonders betont  zu  werden.  Ganz  vorzüg- 
liche Konstruktion  weist  die  Efmemann- 
HEAG-Stereo-9xl2  auf,  deren  wesent- 
licher Vorteil  darin  besteht,  daß  sie 
mittels  weniger  Handgriffe  sofort  in  eine 
gewöhnliche  Einzel -9  x  12-Camera  um- 
gewandelt werden  kann. 

Um  die  Annehmlichkeiten  der  neuen 
Umkehr-Apparate  auch  den  Amateuren 
zuteil  werden  zu  lassen,  die  noch  eine 
9  X  18  oder  8V2  X  17  Stereo  -  Camera 
besitzen,  werden  die  Apparate  auch  für 
diese  Formate  gefertigt.  Die  Preise 
sind  recht  mäßige  (9  x  12  =26  Mk., 
9  X  18  bezw.  8V2  X  17  =  30  Mk.). 

Nach  gründlicher  Prüfung  dieser  Neu- 
heiten kann  ich  dieselben  jedem  Freund 


722 


der  Stereoskopie  und  jedem  Amateur- 
Photographen,  der  an  seinen  Aufnahmen 
wirklich  Freude  haben  will,  aufs  wärmste 
empfehlen  und  bin  fiberzeugt,  mit  mei- 


nem Hinweis  ein  gut  Teil  zur  weiteren 
Ausbreitung  dieses  überaus  dankbaren 
Spezialgebiets  der  Photographie  bei- 
getragen zu  haben.  Gustav  Baum. 


Bflohepsohau. 


Cartes  de  distribution  göographique  des 
principales  mati^res  premitoes  d'ori- 
gine   vögötale.     Dress^   sur   les   in- 
dieations    de  M.   Emile  Parot,    pro- 
fesseur  ä  Töeole  sap6rieur6  de  pharmacie 
de   Paris   par  H.  tVouin,    desslDateur 
g6ogri^he.      Paris.      Verlag    von    A. 
Joanin     dh     Co,       Preis:     5    Frank 
=  4  Mark. 
Es  wird  uns  hier  auf  4  Karten  eia  Bild  ge- 
geben sowohl  von   dem  Vorkommen   bezw.  der 
Kultur   unserer    hauptsächliohsten    pflanzliohen 
Drogen,   wie   auch  von   den  Ausfuhrhäfen  und 
den  Wegen,   auf  welchen   sie  zu  uns  gelangen. 
Die   einzelneu  Karten   umfassen    1.   das  Gebiet 
des  Mittelraeeres  im  weitesten  8inne,  des  Orients 
und  Südrußlands,  2.  das  Gebiet  des  tropischen 
und  gemäüieten  Amerika,  3.  das  indisoh-chinesisch- 
malaiische  Gebiet  und  4.  dasrOebict  des  tropischen 
und  subtropischen  Afrika. 

Die  Aufgabe,  die  sich  Verfasser  und  Zeichner 
gestellt  haben,  dürfte  in  der  Hauptsache  wohl 
als  gelungen  zu  bezeichnen  sein,  namentlich 
wenn  man  die  Schwierigkeit  berücksichtigt,  die 
eine  derartige  «graphische  geographische»  Be- 
handlung der  Drogenkunde  mit  sich  bringt.  Nur 
unser  liebes  deutsches  Reich  ist  ziemlich  stief- 
mütterlich behandelt  worden.  Abgesehen  davon, 
daß  Erfurt  auf  der  Stelle  zu  finden  ist,  wo 
Hannover  liegt,  findet  man  weder  eine  Angabe 
der  bedeutenden  Sammelgebiete  für  Digitalis  und 
Valeriana  im  Harz  und  des  noch  bedeutsameren 
Thüringer  Anbaugebietes  für  Umbelliforen  usw. 
Dagegen  sind  die  Schimmel BX^Yien  Rosenkuituren 
in  Miltitz  bei  Leipzig  berücksichtigt,  was  bei  d(  r 
Vorliebe  unserer  westlichen  Nachbarn  für  Wobl- 
gerüche  und  schöne  Blumen  wohl  nicht  Wunder 
nehmen  darf.  J.  Katx. 

Die  Chemie  der  FyrroU  und  seiner  Deri- 
vate von  Dr.  Julius  Schmidt  Stutt- 
gart. Verlag  von  Ferdinand  Enke. 
Preis:  geh.  10  Mk. 

Der  Herr  Verfasser,  dem  wir  schon  verschie- 
dene zusammenfassende  Arbeiten  auf  dem  Ge- 
biete der  organischen  Chemie  verdanken,  prä- 
sentiert uns  hier  eine  monographische  Be- 
arbeitung einer  Gruppe  von  Stoffen,  welche  in 
naher  Beziehung  zur  Chemie  der  Alkaloide,  also 
dem  ureigensten  Gebiete  des  pharmazeutischen 
Chemikers,  steht,  und  es  darf  dieses  Werk  von 
J.  Schmidt  daher  wohl  das  regste  Interesse  boi 


den  wissenschaftlich  arbeitenden  Apothekern  be- 
anspruchen. Leiten  sich  doch  vom  Pyrrol  außer 
seioen  beiden  wichtigen  direkten  Abkömmlingen, 
dem  Hygrin  und  Nikotin,  auch  sämtliche  Alka- 
loide der  Tropanroihe,  wie  Atropin,  Hyoscyamio, 
Apoatropin,  Belladonnin,  Kokai'a  usw.  ab,  da  ja  das 
Tropan  als  eine  eigenartige  Kombination  eines 
hydrieiten  Pyrrolringes  mit  einem  hydrierten 
Pyridinring  aufzufassen  ist 

Nachdem  es  nun  andererseits  in  der  neuesten 
Zeit  E,  Fischer  gelungen  ist,  als  Spaltungspro- 
dukte verschiedener  Eiweifikörper  Pyrrolabkömm- 
iinge  nachzuweisen  und  nachdem  ZaUtki  und 
Marchlewski  den  nahen  Zusammenhang  des  Hä- 
moglobins und  des  Chlorophylls  mit  Hilfe  des 
zu  beiden  in  enger  Beziehung  stehenden  Hftmo- 
pyrrols  nachgewiesen  haben,  ist  die  Chemie  des 
Pyrrols  auch  für  den  physiologischen  Chemiker 
von  besonderer  Bedeutung  geworden.  Es  ist 
daher  mit  besonderer  Freude  zu  begrtißen,  daß 
der  Verfasser,  dessen  Arbeiten  sich  ja  stets 
durch  große  Klarheit  und  Uebersiohtlichkeit  in 
der  Zusammenstellung  auszeichnen,  die  Grien- 
tieiung  auf  dem  Gebiet  der  PyrrolabkÖmmlinge 
durch  diese  Monographie  so  wesentlich  erleich- 
tert hat.  J,  Katx. 

Die  Biechstoffe  von  Dr.  Qeorg  Cohn  in 
Görlitz.  (Zagleich  als  VI.  Band,  2.  Groppe, 
II.  Abteilung  von  BoUey  -  Engkf^ 
Handbuch  der  ehemiachen  Technologie.) 
Brannachweig.  Verlag  von  FHedri^h 
Vieweg  &  Sohn.     Preis:    geh.  6  Mk. 

In  ähnlicher  Weise  wie  Q,  SehuU%  die  or- 
ganischen Farbstoffe  geschildert  hat,  behandelt 
Verfasser  in  seinem  Werk  die  Rieohstoffe.  In 
genauer,  streng  systematischer  Form  ist  es  ihm 
gelungen,  uns  ein  klares  Bild  über  die  Gesobichte, 
die  Herkunft,  die  Erzeugung,  Synthese  and 
Verwendung  der  Riechstoffe  zu  verschaffen. 

Besonders  interessieren  muß  ein  K<ipiteJ,  wel- 
ches die  Beziehungen  zwischen  Geruch  und 
chemischer  Konstitution  dieser  Körper  behandelt 
Aehnlich  wie  wir  bei  Farbstoffen  von  chromo- 
phoren  Gruppen  sprechen,  zeigt  Verfasser,  daß 
es  sogenannte  aromatophore  oder  osmophore 
Gruppen  gibt,  welche  den  Geruch  einer  Ver- 
bindung bedingen.  Wertvoll  sind  die  Teile  des 
Buches,  welche  uns  eine  tabellarisohe  Ueber- 
sicht  dur  Pflanzen  geben,  welche  ätheriiche 
Gele  liefern,  und  eine  solche  der  ätherischen 
Gele,  ihrer  physikalischen  Konstanten  (Kenn* 
zahlen)  und  ihrer  chemischen  Bestandteile. 


723 


Heichhaltige  LiteraturangabeD  maohon  das  Buch 
zu  einem  aasgezeiehneten  Nachschlagewerk; 
allerdings  kann  es  ein  solches,  wie  das  von  Oikle- 
meister  and  Hoffmann  über  die  ätherischen  Oele 
nicht  erreichen,  aber  da  wohl  gerade  diese  Ver- 
fasser auch  als  Vorbild  gedient  haben,  so  kann 
seine  Anschaffang  —  auch  der  Preis  ist  ein 
mäßiger  —  Demjenigen  empfohlen  werden,  wel- 
cher sioh  för  die  RiechstofTe  besonders  inter- 
essiert. 

Becht  dankenswert  ist  es,  daB  der  Verfasser 
eine  uemlioh  erschöpfende  Zosammenstellang 
and  tabellarische  Anführung  aller  der  deutschen 
Beiobspatenta  bringt,  welche  sich  auf  die  Riech- 
stoffe und  ätherischen  Oele  beziehen  oder  in 
nahem  Zusammenhange  damit  stehen. 

i  hysikalische  Eigenschaften,  chemisches  und 
physiologisches  Verhalten  der  Riechstoffe  werden 
neben  quantitativen  Bestimmungsmethoden  fach- 
kundig behandelt  und  erhöhen  damit  nur  den 
Wert  des  Buches,  so  daß  noch  manche  Auflage 
desselben  zu  erwarten  steht.  W.  Fr. 


Laage'a  Blitz  -  Kalkulator,  v^ozentaof- 
sehlaga-Tabellen.)  Bischofswerda  1906. 
Verlag  von  E.  H.  Petxold.  Preis: 
50  H. 

Das  Büchelchen  enthält  Prozentaufschlags- 
Tabellen  für  Beträge  von  1  Pfennig  bis  100 
Mark  (auch  für  andere  Währungen  passend)  nach 
der  Prozent-Berechnung  im  Hundert  sowohl 
wie  auch  aufs  Hundert;  Umrechnungs- 
Tabellen  ausländischer  Währungen  ;  Zinstabelle  ; 
ZiDsdiyisoren-  (Diskonto-)  Tabelle;  Wechsel- 
stempel-Tarif ;  Laufzeit  der  Briefsendungen  nach 
überseeischen  Ländern. 

Dieses  für  den  Schreibtisch  praktische  Büchel- 
chen wird  sich  bald  einfuhren.  a. 


Leitfaden  für  die  quantitative  chemisclie 
Analyse  nnter  Mitberücksichtignng 
von  Mafianalyse,  Gaaanalyse  und 
E.ektrolyse.  Von  Dr.  Carl  Fnedhdm, 
0.  ö.  Professor  der  anorganischen;  ana- 
lytischen und  technischen  Chemie  an  der 
Universität  Bern.  G.  gänzlich  umge- 
arbeitete Auflage  von  C.  F.  Bammels- 
berg's  Leitfaden  für  die  quantitative 
Analyse.  Mit  40  Abbildungen  und  2  Ta- 
bellen. Berlin  SW  1905.  Carl  Babel- 
sehe  Verlagsbuolihandlung.     648  Seiten. 

Das  nach  der  Umarbeitung  in  2.  Auflage  er- 
schienene Weik  hat  es  sich  zur  Aufgabe  gestellt, 
nur  Methoden  zu  bringen,  die  als  wirklich 
praktisch  erprobt  sind,  und  dieses  Vorgehen 
nach  Ansicht  des  Referenten  in  vortrefflicher 
Weise  gelöst. 

Nach  der  üblichen  Einleitung  und  einer  Be- 
sprechung der  Arbeitsweisen  wird  zunächst  die 


Maßanalyse,  dann  die  für  Anfänger  sehr  lehr* 
reiche  Gasanalyae,  in  Kürze  die  Elektro- Analyse 
und  schließlich  die  Gewichtsanalyse  in  Beispielen 
besprochen.  Darauf  folgen  spezielle  Methoden 
und  Anwendungen,  die  Berechnungen  und  ein 
Anhang,  enthaltend  die  Prüfung  des  Gewichts- 
satzes und  der  Meßgeräte.  Tabellen  und  zwei 
Register  vervollständigen  das  Werk,  das  in  allen 
wichtigen  einschlagenden  Fragen  Auskunft  gibt 
und  das  warm  empfohlen  werden  kann.      P. 


Die  Apotbekenfrage  im  Dentsohen  Eeiche. 
Kritische  Studien  über  das  Wesen  der 
Apothekenfrage  und  Vorschläge  zum 
Entwürfe  einer  Apothekenreform  von 
Htigo  Raab,  Apotheker  in  Weiden. 
München  1904.  Verlagsanstalt  vorm. 
O,  J.  Manx,  München -Regenaburg. 
Preis:  1  Mark. 

Der  Terfasser  bespricht  zunächst  das  Weeen 
der  Apothekenfrage  und  dann  die  Apotheken- 
Reformen  (Freigabe,  Umänderung  der  bestehen- 
den Rechte  in  unveräußerliche  Personalkon- 
zessionen,  Eommunalapothokeu,  Verstaatlichung, 
Ablösung  der  Werte,  Beschaffung  der  dazu  nötigen 
Mittel);  der  Verfasser  sieht  die  Verstaat- 
lichung als  beute  Lösung  der  Apothekenfrage 
an,  die  er  nun  in  folgenden  Abschnitten  ein- 
gehend behandelt:  Verwaltung  (kaufmännische 
Abteilung,  Finanzabteiluug),  Hauptlaboratorion 
(Untersuchungs-Abteilung,Pröparateu-Abteilung), 
Dispensieranstalten  (1.  und  2.  Klasse),  Vorlüld- 
ung  und  Ausbildung  der  Staatsapotheker. 

Die  vorliegende  Schrift  ist  zwar  schon  vor 
einiger  Zeit  erschienen;  da  aber,  wie  jüngst  be- 
kannt wurde,  die  Regelung  des  Apothekenwesens 
neuerdings  seitens  des  Reiches  in  Angnff  ge- 
nommen worden  ist,  so  daß  die  im  Gange  be- 
findlichen Arbeiten  der  Einzelstaaten  denmach 
zur  Zeit  zurückgestellt  werden  müssen,  ist  der 
Zeitpunkt  geeignet,  neben  anderen  ähnlichen 
Schriften  auch  auf  diese  hinzuweisen.  8, 


Luft,  Wasser,  Licht  und  Wärme.  Neun 
Vorträge  aus  dem  Gebiete  der  Experi- 
mental-Chemie  von  Prof.  Dr.  Reinkart 
Blochmann.  Zweite  Auflage.  Mit  zahl- 
reichen Abbildungen.  Leipzig,  Druck 
und  Verlag  von  B.  (?.  Teubner.  Preis : 
geb.  1;25  Mk. 

Vorliegendes  Werkchen  ist  der  fünfte  Band  der 
«Sammlung  wissenschaftlich-gemeinverständlicher 
Natur-  und  Oeisteswelt».  An  der  Hand  von 
leicht  verständlichen  Abbildungen,  die  das  ur- 
sprüngliche Experiment,  soweit  möglich,  ersetzen, 
erläutert  der  Verfasser  in  knapper,  schnell  faß- 
licher Form  die  Unterschiede  zwischen  physikal- 
ischen und  chemischen  Vorgängen,  bespricht 
darauf  in  Kürze  Luft,  Wasser,  Kohlensäure, 
flüssige  Luft,  den  Verbrennungsprozeß,  die  un- 


724 


vollständige  Yerbrennaog,  Arbeit  —  Wärme  — 
Licht,  um  mit  der  langsamen  Verbrennung  zu 
schließen.  Die  ursprünglichen  Vorträge  sowie 
die  gedrucVte  Herausgabe  verfolgen  den  Zweck, 
weitere  Kreise  mit  den  genannten  Stoffen  in 
großen  Umrissen  bekannt  zu  machen,  so  daß 
sie  einen  gewissen,  für  die  heutige  Zeit  nicht 
zu  entbehrenden  Einblick  gewinnen.  Die  Er- 
reichung des  gewollten  Zieles  ist  dem  Verfasser 
voll  und  ganz  gelungen,  so  daß  das  vorliegende 
Bändchen  Jedermann   empfohlen  werden   kann. 


PreislisteD  sind  eingegangen  von: 
Caesar  äf  Loretx  in   Haue  a.  8.   (Interims- 
Preisliste)  über  vegetabilische  Drogen  im  gmzan 
und  bearbeiteten  Zustande. 

F,  W,  Sehtoarxe  in  Dresden- A.  über  Drogeo, 
Chemikalien,  Vegetabilien  und  Spezialitäten. 

G,  äf  B.  Fritx  in  Wien  über  Oxemikalien, 
Drogen,  galenische  Mittel,  phaimazeatiache 
Spezialitäten,  Nährmittel.  InsbeBondere  werden 
Feste  form- Präparate  und  Begenerol 
(Tabletten  aus  phyBiologischem  Salz  und  bzsn- 
sendem  Natriumeitrat)  empfohlen. 


Verschiedene  Hitteilungeiii 


Nahrungsmittelfälschung  und 

Fresse. 

Unter  dieser  Ueberschrif  t  bringt  der  General- 
anzeiger fOr  Delikateesen-  und  Kolonial- 
warengescbftfte  1906;  62,  eine  Betrachtung 
über  die  Angriffe;  denen  Prof.  Mattkes  in 
Jena  von  Seiten  des  Schriftleiters  der  «Nahr- 
ungsmittelrandschaa»  Dr.  Kayser  ausgesetzt 
war;  weil  er  in  der  Presse  gegen  betrüger- 
ische Oebräuohe  im  Handel  Stellung  ge- 
nommen und  offen  auf  verschiedene  Miß- 
stände in  der  Nahrungsmittelindustrie  hinge- 
wiesen hatte.  Gerade  von  dem  Einfluß 
der  Presse;  von  ihrer  belehrenden  und  auf- 
klärenden Wirkung  auf  das  kaufende  Publikum 
ist  in  erster  Linie  —  so  meint  Matthes 
und  der  « Generalanzeiger »  pflichtet  ihm 
bei  —  eine  Besserung  der  Schäden  zu  er- 
warten. Das  Publikum  soll  immer  wieder 
darauf  hingewiesen  werden;  daß  ihm  in  den 
Nahrungsmittel  -  Untersuchungsanstalten   ein 


Schutz   gegen  die  Fälsoher   erwachsen  Ist; 
als  besonders  wünsehenswert  bezeichnet  es 
der  Verfasser;  daß    die    Gerichte  recht   oft 
von  dem  ihnen   nach  dem  Gesetz  vom  14. 
Mai  1879  zustehenden  Rechte;  die  Publikation 
des    Urteils    gegen    einen    Fälscher    anaza- 
sprechen;    Gebrauch    maohen.     Gerade    da- 
durch werde  mehr  erreicht  werden  als  durch 
die    Bestrafung   selbst.     Eme  Aufgabe  der 
amtliehen    Stellen    liegt   aueh    in    der    Be- 
sprechung wichtiger  Urteile  durch  die  Pteaae 
und    in     der    Belehrung     des     Publiknm, 
besonders  so  lange  es  noch  Sachverständige 
gibt;    die    sich   nicht  sdiämen,   ftlr  minder- 
wertige Waren  Reklamegntachten  anaznatellen. 
Eine  Schädigung  des  Ansehens  nnserer  Fa- 
brikation im  Auslande  ist  sicher  nicht  durch 
die  im  Heimatlande  durchgeführte  Bekämpf- 
ung   der   Unreellität  zu   befOrohten.     (Man 
wird   gewiß    den   obigen  Ausführungen  des 
Verfassers  seine  volle  Zustinunnng  nicht  ver- 
sagen können.    Berichterstatter.)    -^deL 


Brieffwecheel. 


Radebeuler  Capsules-Fabrik  R.  Funek,  TVir 
drucken  den  gekürzten  Wortlaut  Ihres  Schreibens 
vom  24.  d.  M.  in  bezug  auf  den  Aufsatz  über 
innerliche  Trippermittel  (Pharm.  Central h.  47 
[1906],  688),  nachfolgend  ab: 

«Aus  den  Unterlagen,  welche  mir  vom  Kaiser!. 
Patentamt  vorliegen,  ist  insbesondere  aus  Rück- 
sicht auf  das  von  mir  soit  etwa  6  Jahren  in 
den  Handel  gebrachte  Präparat  «San toi  Funcke 
(Wz.  49357(  —  Santol  Nr.  90109  (ges.  gesch.) 
—  Santolpräparat  etwa  90  pCt  mit  10  pCt 
Salicylphenylester  —  die  Schutzfähigkeit  für  die 
Bezeichnung   «Santyl»   nicht  anerkannt  worden. 


Sie  wollen  daher  Seite  690  und  691  diese  Be- 
zeichnung durch  «Santyl  KnoU»  richtig  sielleo. 
—  Die  täglich  neu  erscheinenden  Sandelöi- 
Spezialitäten  sind  m.  £.  weniger  eine  Foljpe  des 
geltenden  Warenzeichengesetzes,  als  vielmehr 
eine  Folgeerscheinung  der  vielen  im  Handel  be- 
iindlichen  minderwertigen  Sandelölkapseln.  Jeder 
Apotheker  sollte  nur  la  Präparate  beziehen  and 
den  Santalolgehalt  vorschreiben;  ein  Sandeldl 
mit  viel  Santalen  und  wenig  Santalol  wirkt  nicht 
spezifisch  wie  ein  vollwertiges  rationell  her» 
gestelltes  Sandelöl.»  P.  S. 


Verleger :  Dr.  A.  Schneider,  Dresden  und  Dr.  F.  StlB,  Dresden-BIasewiU. 
VrrmntworÜioher  Leiter:  Dr.  P.  Sflfl,  in  Dresden -BlaMwlU. 
Im  Buchhandel  durch  Julius  Springer,  Berlin  N.,  MonbiJonplaU  8. 
Druck  Ton  Fr.  Tlttel  Nachfolger  (Knnath  &  Mahlo)  in  Dmdea. 


3 


Fr.  Meisbach  in  Sobernheim 


(  Rhein  -  Nahe  -  Bahn ). 


Raptonagen-  und  Papierwaren -Fabrik, 
LitliographiscIiB  Unstalt,  Buch-  und  Steindruckerei. 

Oegrfindet  1832.  —  Telcgrainm- Adresse:  Heisbach,  Sobernheini. 


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Alleinvertrieb  der  Packungen 

zu  selbstbereiteten 

Pharmazeutischen  Speziah*täten 

nach  den  vom  Deutschen  Apotheker -Verein  herausgegebenen 

Vorschriften,  erweiterte  II.  Auflage  1906. 

Zu  beziehen  von  Fr.  Meisbach  in  Sobernheim.  —  Preis  M.1, — . 

Alleinvertrieb  der  Packungen 

zu  selbstbereiteten 

Handverkaufs-Spezialitäten 

nach  den  im  Auftrage  des  Hessischen  Apotheker -Vereins 

von  Julius  Scriba  herausgegebenen 

Vorschriften  1905. 

Zu  beziehen  von  Fr.  Meisbach  in  Sobernheim    —  Preis  HL  I,— >• 


Sowohl  die  Etilcetten  nach  Vorschriften  des  Deutschen  Apotheker -Vereins,  als  auch  des 
Hessischen  Apotheker- Vereins  sind,  um  eine  unbefugte  Nachbildung  von  anderer  Seite  zu  ver- 
hindern, der  Firma  Fr.  Meisbach  In  Sobernheim  zur  Alleinherstellung  gesetzlich 
geschützt  Vor  Verwendung  von  nachgebildeten  Etiketten  und  Packungen  wird  daher  gewarnt, 
da    sich    hierdurch   nicht  nur  der  Hersteller  der   Nachbildung,    sondern   auch  der  dieselbe 

verwendende  Apotheker  strafbar  macht 


.       — :  Echtes  ^ 

>ergamentpapier 


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EoUen  od.  Bogen  beLebiRen  Formats, 
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Bpuiell  dsftlT  prftpariarten  AnlUnlwrbeB 
verwendet  worden;  ich  halte  davon  stets 
IjLger  and  versende  «tif  Beetellimg  prompt 

Franz  Schaal,  Dresden. 


Signierapparat  j.  r^'puii. 

BtAbun  bei  OiiBtHx,  HUrw. 


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I  Kernt  ^  G«Mtallek  feaAll 


„Moderne    Alphabet«" 

1.  Uiaal  Mit  KlMlrfWw^VwMUMi. 

K«u  PnliUito,  ndA  Oliutitot,  bU  Hut«  V^lt. 

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Pharmaceutische  Centralhalle 

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Herausgegeben  von  Dp.  A.  Sohneidep  und  Dp.  P.  Sflss. 


»>^ 


Zeitschrift  ffir  wissensehafüielLe  und  gesohäftliche  Interessen 

der  Fharmacie. 

Gegründet  von  Dr.  Eermaaii  Hager  im  Jahre  1859. 

Erscheint  jeden  Donnerstag. 

Bezugspreis  vierteljährlich:  dnrch  Buchhandel  oder  Post  2,50  Mk.,  durch  Geschäfts* 
stelle  im  Inland  3,—  Mk.,  Ausland  3,60  Mk.  —  Einzelne  Nummern  30  Pf. 

Anzeigen:  die  einmal  gespaltene  Elein-Zeile  30  Pf.,  bei  größeren  Anzeigen  oder  TVleder- 

holungen  Preisermäßigung. 

Letter  der  \  Dr.  Alfred  Schneider,  Dresden- A.  21 ;  Schandauer  Str.  43. 
Zeltsehrift:  J  Dr.  Paul  Süß,  Dresden-Blasewitz;  Qostav  Freytig-Str.  7. 

GesehXftsstelie:  Dresden- A.  21;  Schandauer  Straße  43. 


Mm. 


Dresden,  6.  September  1906. 

Der  neuen  Folge  XXVII.    Jahrgang. 


xLvn* 

Jahrgang. 


Inhalt:  Chemie  und  Pharmaole:  Ueber  Seinen  Lini  pulrentam. •  Beitrige  lur  Kenntnis  der  Alkaloldreaktionen. 

—  Neue  Arzneimittel    —   Nene  Ancneimittel  Tom  August  1906.   —  Spezialilftten.   —   Gslleniteinmittel  „LtL  Zyma'*. 

—  Heretellung  Ton  Trockenprftparaten.  —  Auslegung  phsnnazeuUtcher  Oeaetze.  —  UnTeitrftgliohheit  von  Tinotura 
Cardamomi  eomposlta.  —  Bereitung  von  Glyoeritum  Ülml.  —  Herstellung  der  gelben  ^ugensalbe.  —  Vorkommen 
70n  Emnlsin  in  Hefe.  —  Herstellung  Yon  ErmQdungstoxinen.  —  Terpentin  Ol  aus  Fiehtenholz.  —  Pittrlen.  — • 
Wendeiaheimer  Entfettungsiee.  —  Therapentlsehe  HitteilanceB.  —  FhotocraphUche  HltteUaiixeii.  —  Blieher- 

•ttkaa.  ~  VeneUedene  MittellviiceB.  —  Brief weebiel. 


w^ 


Chemie  und  Pharmacie- 


Ueber  Semen  Lini  pulveratum. 

Von  Dr.  Tunmann. 

In  Nr.  59  der  Pharm.  Ztg.  1906  ver- 
öffentlichte Dr.  Schürhoif  unter  der 
Ueberschrift  «Zur  EeDntnis  des  Lein- 
samens» seine  Untersuchnngsresoltate 
über  das  Vorkommen  von  Stärke  in 
Leinmehlen.  Nach  seinen  Befanden 
kommt  Stärke  als  integrierender  Be- 
standteil in  dem  Parenchym  vor,  welches 
zwischen  der  Schleimepidermis  and  der 
Sklereidenschicht  liegt. 

Wie  die  Entwicklungsgeschichte  lehrt, 
ist  dieses  Parenchym  hervorgegangen 
aus  der  inneren  ZeUlage  des  zweischich- 
tigen äußeren  Integumentes  und  ist 
meist  zwei-,  seltener  dreischichtig,  nur 
an  den  Samenkanten  und  bei  der  Raphe 
besteht  es  aus  4  bis  5  Schichten.  Diese 
Verhältnisse  beschreiben  eingehend  und 
bilden  ab  Tschirch  und  Oesterle  in  ihrem 
«anatomischen  Atlas».  Vor  der  Reife 
ist  nan   nicht  nur  dieses  Gewebe  mit 


Stärke  erfällt,  sondern  namentlich  auch 
die  mittleren  Schichten  des  inneren 
Integumentes,  welche  später  als  so- 
genannte «Nährschicht»  der  Samenschale 
völlig  obliterieren.  Die  Stärke  wird 
zweifelsohne  zur  Bildung  des  Schleimes 
aufgebraucht. 

Untersuchungen  der  verschiedensten 
Handelssorten,  die  vor  einigen  Jahren 
meinerseits  ausgeffihrt  wurden,  ergaben 
nun,  daß  sämtliche  Samen  in  der  be- 
treffenden Parenchymschicht  nur  höchst 
selten  ein  isoliertes  Stärk^korn  enthielten, 
sonst  nur  Fett  und  Eiweißstoffe.  Sie 
müssen  daher  als  stärkefrei  angesehen 
werden.  Ausnahme  hiervon  machte  nur 
eine  Varietät  von  Linum  crepitans 
Bönngh,  (Klang-  oder  Spring  -  Lein.) 
Dieser  Samen  war  völlig  reif,  enthielt 
aber  trotzdem  reichlich  Stärke,  welche 
keine  Eorrosionseigenschaften  zeigte. 
Hiernach  wäre  «reichliches  Vorkommen» 
von  Stärke  im  reifen  Samen  als  Aus- 
nahme   zu   betrachten    und  abhängig 


726 


von  der  Enltorvarietät  und  Spielart  des 
Leines. 

In  den  nntersnchten  Leinmehlen  (Lein- 
knchen),  die  sich  als  Olarm  erwiesen, 
worden  nnr  hier  nnd  da  einzelne  Stärke- 
kömer  gefunden,  welche  aber  sicher 
aus  den  beigemengten  Samen  anderer 
lenzen  herrfihrten.  Dieser  Fall  tritt 
häufig  ein.  Bereits  dem  ganzen  Samen 
ist  manchmal  3,  sogar  6  pCt  fremder 
Samen  beigemengt,  um  wieviel  mehr 
dem  Pulver,  zu  welchem  ausgesuchte 
Ware  wohl  nicht  genommen  werden 
dttrfte.  Es  zeigte  sich  femer,  daß  nur 
äußerst  ölreiche  Pulver,  welche  also 
nicht  abgepreßt  waren,  mehr  Stärke 
enthielten.  Allerdings  kommen  im  Handel 
unreife  Samen,  wie  auch  Schilrhoff  an- 
gibt, nicht  vor.  In  neuerer  Zeit  soll 
nun  aber  die  Produktion  der  Placenta 
für  pharmazeutischen  Bedarf  zurflck- 
gegangen  sein,  einzelne  Drogenhäuser 
tShreji  Überhaupt  keine  Placenta  mehr, 
sondem  nur  Semen  Lini  pulveratnm. 
Die  Placenta  resultieren  aus  völlig  aus- 
gereiften Samen,  da  sie  bekanntlich 
Rückstände  der  Oelbereitung  sind  und 
zu  dieser  ist  reifer  Samen  Bedingung. 
Zieht  mau  aber  anderseits  in  betracht, 
daß  bei  der  Gewinnung  einer  guten  Ge- 
spinstfaser der  Same  nicht  völlig  reif 
werden  darf,  so  liegt  es  auf  der  Hand, 
daß  zur  Darstellung  von  Pulver  nicht 
ganz  reifer  Samen  verwendet  wer- 
den kann,  trotzdem  man  derartigen  in 
der  ganzen  Handelsware  nicht  antrifft. 
Hierin  wird  der  Grund  liegen,  daß 
frühere  Autoren,  wie  Fliickiger,  Arthttr 
Meyer  u.  A.  das  Pulver  stSrkefrei  fanden, 
da  das  von  ihnen  untersuchte  Pulver 
aus  dem  Kuchen  und  nicht  aus  mehr 
oder  weniger  unreifen  Samen  bestand. 

In  aus  ausgelesenem  reifem  Samen 
selbst  hergestellten  Pulver  konnte  Stärke 
durch  Jodchloral  nicht  nachgewiesen 
werden.  Einzelne  Stärkekömer  wird 
man  unmöglich  als  Verfälschung  ansehen 
können.  Vielleicht  würde  sich  eine 
makroskopische  Stärkeermittlung  em- 
pfehlen, z.  B.  daß  das  Filtrat  der  Ab- 
kochung einer  gewissen  Menge  Pulver 
durch  Jod  nicht  merklich  gebläut  werden 
darf. 


Im  Anschluß  hieran  seien  noch  Ver- 
unreinigungen erwähnt,  welche  in 
Leinmehlen  gefunden  wurden,  und  die 
sicherlich  von  gleicher  Bedeutung  sind. 

In  einer  Handelsware  wurde  eine  Un- 
menge ganzer  und  zertrümmerter  Scha- 
len von  Diatomeen  angetJoSen, 
welche  sowohl  beim  Veraschen  wie  bei 
Einwirkung  von  konzentrierter  Schwefel- 
säure und  nachherigem  Behandeln  mit 
Chromsäure  die  bekannten  Eieselskelette 
geben.  Es  lag  wahrscheinUdi  eine  un- 
absichtliche Veranreinigung  mit  Mi- 
sorienerde  vor. 

Wichtiger  ist  das  wiederholte  Auf- 
finden einer  mehr  oder  minder  großen 
Menge  Milben.  Das  Pulver  hatte  bei 
einigen  Proben  trotzdem  das  Aussehen 
einer  guten  Ware.  Wie  groß  dasVw- 
handensein  dieser  Tiere  sein  kann,  er- 
hellt sich  daraus,  daß  aus  einer,  aller^ngs 
schlecht  aussehenden  Ware  in  tinem 
Zentigramm  76  ganz  erhaltene  Milben 
ermittelt  werden  konnten.  Schüttelt 
man  ein  derartiges  Pulver  längere  Zeit 
im  Reagensglase  mit  Wasser  und  Ufit 
gut  absetzen,  so  schwimmen  die  Tiere 
oben  auf,  während  die  Pflanzenteile  am 
Boden  bleiben.  Sämtliche  Milben  waren 
tot.  Die  größeren  Tiere  waren  660  /< 
lang  und  am  hinteren  Teil  280 /x  breit 
Bei  den  meisten  betrugen  die  GrOfien- 
verhältnisse :  Länge  230  bis  400  /«, 
Breite  100  bis  200  /i.  Sie  besitzen 
4  Paar  Fttße,  die  6gliedrig  sind,  d» 
fttnfte  relativ  lange  und  sehr  sarte  Glied 
war  fast  stets  abgebrochen.  Diese  Tiere 
gehören  zu  den  Sarkoptiden,  n 
denen  bekanntlich  auch  die  Erreger  der 
Erätze  gehören,  zur  Unterbmilie  der 
Ty  roglyph  inen,  zur  OattungGlyky- 
phagus.  Die  Endglieder  einnlner 
weniger  waren  mit  kurzem  Haarbesitx 
versehen  (Glyc.  spinipes  C.  L.  KoA 
=  Glyc.  prnnorum  Hering).  Die  weit- 
aus meisten  hatten  unbehaarte  End- 
glieder (Glyc  domesticus  Oeer).  Sie 
wurden  nach  Kramer  und  Cantsirmi*) 
bestimmt    An  den  GUedern   und  aa 


*)  Das  Tierreioh,  heraa^gegebeo  tod  der 
Deutsch.  zooW.  GeBoUsoh.  Berlin  1899,  lief  ''- 
«Die  Demodiciden  nnd  Sarkoptiden». 


727 


EOrper,  yor  allem  am  hinteren  Bflcken- 
teily  sind  kleine  nnd  lange  Stachdn. 
Diejenigen  des  Bfickens  erreichen  die 
grOfite  Länge  nnd  bilden  das  charakter- 
istische Anzeichen  ffir  das  Auftreten 
der  Milben  im  Pulver.  Da  es  bisweilen 
vorkam,  daß  eine  große  Anzahl,  ja  meist 
die  Mehrzahl  zertrümmert  waren,  so 
könnte  man  zu  der  Annahme  neigen, 
daß  die  Tiere  bereits  vor  der  Verarbeit- 
ung am  Lein  hafteten,  also  mit  ge- 
pulvert wurden.  Wenn  es  auch  dahin- 
gestellt bleiben  mag,  ob  die  Ifilben  vor 
oder  nach  der  Verarbeitung  in  das 
Pulver  gelangen,  so  ist  doch  ihr  Vor- 
kommen ein  genügender  Grund,  der 
Aufbewahrung  des  Leinmehles  eine 
größere  Sorgfalt  angedeihen  zu  lassen, 
es  daher  am  besten  in  gut  schließenden 
Blechgefäßen  aufzubewahren.  Bemerkt 
sei  noch,  daß  diese  Milbengattung  in- 
folge ihrer  enormen  Vermehrung  in  den 
letzten  Jahren  als  sogenannter  clebender 
Staub»  ganze  Wohnräume  verseuchten 
und  sich  sehr  schwer  vertilgen  ließen. 


Beitrage  zur  Kenntnis  der 
Alkaloidreaktionen. 

(Kodein.) 
Von  a  Eeiekard. 

Bereits  in  der  vorausgegangenen 
Abhandlung  über  die  Beaktionen  des 
Thebaln  (Pharm.  Centralh.  47  [1906], 
623)  habe  ich  Veranlassung  genommen, 
auf  die  nahe  chemische  Verwandtschaft 
hinzuweisen,  welche  nach  den  jüngsten 
Forschungen  zwischen  den  3  Opium- 
basen Morphin,  Thebaln,  Kodein  besteht. 
Diese  Eonstitutionsähnlichkeit  hat  sich, 
wie  ich  vermutete,  auch  in  der  Aehn- 
lichkeit  einzelner  Beaktionen  des  Mor- 
phin und  Thebain  gezeigt.  Ganz  be- 
sonders ließ  siidi  aber  erwarten,  daß 
das  Kodein  mit  dem  Thebaln  Überein- 
stimmende analytische  Befunde  liefern 
wurde,  weil  diese  beiden  Alkaloide  sich 
nur  dadurch  unterscheiden,  daß  das  eine 
monomethyliert  ist,  während  das  andere 
eine  zweifache  Methylgruppe  aufweist. 
Dieses  Verhältnis  erinnert  sehr  an  die 
versdiiedene  Methylierung  des  Xanthin, 
wie  sie  sich  in  Form  der  natürlichen 


Basen  Koffelb  und  Theobromin  äußert 
Es  ließ  sich  demgemäß  voraussehen, 
daß  die  Aufsuchung  von  Unterschdd- 
ungsmerkmalen,  ebenso  wie  dieses  bei 
den  Xanthinderivaten  der  Fall  war 
(vergl.  daräber  Beaktionen  des  Koffern 
und  Theobromin,  Pharm.  Centralh.  46 
[1906J,  846),  auf  Schwierigkeiten  stoßen 
würde.  Es  hat  sich  im  allgemeinen 
ergeben,  daß  trotz  dieser  nahen  chem- 
isdien  Verwandtschaft  eine  verhältnis- 
mäßig große  Zahl  von  untersdüedlichen 
Beaktionen  aufgefunden  wurde. 

Um  gleich  mit  einem  solchen  Merk- 
male zu  beginnen,  möchte  ich  darauf 
aufmerksam  machen,  daß  die  beiden 
Alkaloide  Thebain  und  Kodein  schon 
äußerlich  unterscheidbar  sind,  wenn  sie 
in  Gestalt  der  reinen  Basen  zur  Unter- 
suchung gelangen.  Da  fällt  z.  B.  aidE, 
daß  reines  Kodein  große,  farblose  Kri- 
stalle zeigt,  während  bei  dem  Thebain 
speziell  die  Fähigkeit,  das  Licht  zu 
brechen,  hervortritt.  Ich  habe  in  der 
diesbezüglichen  Abhandlung  diese  Eigen- 
schaft geradezu  als  Diamantglanz  be- 
zeichnet. Es  ist  jedenfalls  eine  Fähig- 
keit des  genannten  Alkaloides,  welche 
schon  bei  kleineren  Mengen,  ja  sogar 
bei  einzelnen  Kristallen,  nicht  übersehen 
werden  kann.  Es  ist  schon  aus  anderen 
QründeD,  besonders  aber  zur  Beobachtung 
der  äußerlichen  Unterscheidungsmerk- 
male, durchaus  zu  empfehlen,  das  Stu- 
dium der  Beaktionen  mit  den  reinen 
Basen  vorzunehmen.  Dieser  Vorteil 
macht  sich  dann  auch  bemerklich,  wenn 
man  das  Verhalten  von  Säuren  unter- 
sucht. Die  konzentrierte  Schwefel- 
säure z.  B.  bietet  ein  vorzügliches 
Mittel  dar,  das  Kodein  von  seinem  höher 
methylierten  Verwandten  zu  unter- 
scheiden. 

Bringt  man  zu  einem  farblosen  Kristall 
von  reinem  kristallisiertem  Kodein  1 
Tropfen  konzentrierter  Schwefelsäure,  so 
bleibt  die  Säure  im  Gegensatze  zu  Ihe- 
bun  längere  Zeit  gänzlich  ungefärbt. 
Nach  12  Stunden  hat  sich  manchmal 
wohl  eine  schwache  graue  Färbung  von 
unbestimmtem  Charakter  eingestellt,  doch 
scheint  das  mehr  von  einer  Zersetzung 
als   von   einer   Beaktion   herzurühren. 


728 


Jedenfalls  erschien  mir  diese  Verfärbung 
nicht  den  Charakter  einer  solchen  zu 
besitzen*). 

Angesichts  der  Reaktionsfähigkeit  des 
Thebai'n  mit  Salpetersäure  mußte 
auch  deren  Verhalten  zu  Kodein  inter- 
essieren. Zu  1  Tropfen  farbloser  etwa 
SOproc.  Säure  brachte  ich  einige  farb- 
lose Eodei'nkriställchen.  Nach  ganz  kurzer 
Einwirkung  färbten  letztere  die  Flüssig- 
keit wie  bei  dem  anderen  Älkaloide, 
gelb,  während  die  Kristalle  selbst  farb- 
los blieben  oder  doch  nur  ganz  schwache 
Färbung  annahmen.  Die  Salpetersäure- 
reaktion vollzieht  sich  bereits  in  der 
Kälte.  Es  besteht  aber  trotz  der  Gelb- 
färbung zwischen  den  entsprechenden 
Reaktionen  des  Thebai'n  und  Kodein 
eine  zweifellose  Verschiedenheit,  insofern 
nämlich  die  Thebamkristalle  sich  mit 
einer  rotbraunen  Zone  umgeben.  (Vergl. 
Thebaln-Reaktionen  Pharm.  Centralh.  47 
[1906],  623.) 

Von  noch  größerem  Werte  als  die  Sal- 
petersäure-Reaktion ist  die  Einwirkung 
von  25proc.  Salzsäure,  speziell  für 
den  Fall,  daß  man  zwischen  Kodein 
und  Thebain  zu  unterscheiden  hat.  Die 
Einwirkung  der  ChlorwasserstofFsäure 
Ist  nämlich  sozusagen  nur  eine  negative, 
wenigstens  was  die  Bildung  einer  Färb- 
ung anbetrifft.  Während  das  Thebain 
unter  diesen  Verhältnissen  mit  der  Säure 
eine  gelbe  Lösung  erzeugt,  bleibt  die 
Kodein    enthaltende    Flüssigkeit    voll- 


*)  Anmerlcung.  Erwärmt  man  diese  waaser- 
haltige  schwefelsaure  Lösung  langsam  und  vor- 
sichtig, CO  erhält  man  eine  prachtvolle  violette, 
bei  stärkerem  Erhitzen  dunkelblaue  flüssigkeit, 
welche  auch  schwache  gelbliche  Töne  aufweist. 
Sie  besitzt,  wie  die  meisten  derartigen  Lösungen 
mit  koDzentr.  Schwefelsäure  die  Eigenschaft,  je 
nach  dem  Temperaturgrade  stärker  oder  schwächer 
zu  werden.  —  Die  BlaiffSrbung  läßt  sich  zwar 
auch  schon  direkt  beim  Erhitzen  des  Kodein 
mit  konzontr.  Schwefelsäure  erbalten,  doch  ist 
sie  dann  meiner  ErfabruDg  nach  weit  schwächer 
und  ohne  die  Intensität  der  obigen.  Sie  ent- 
hält schwärzliche,  wohl  durch  Verkoblung  ent- 
standene Tönungen;  das  ganze  Reaktionsbild  ist 
mit  einem  Worte  ein  wenig  charakteristisches. 
Offenbar  ist  die  Ursache  die,  daß  sich  in  12 
Stunden  durch  Wasseranziehung  mehr  Kodein- 
Boifat  gelöst  hat,  als  dies  bei  Anwendung  konz. 
Säure  möglich  ist 


kommen  farblos«  Dieses  verschiedene 
Verhalten  der  Salzsftare  dürfte  daher 
als  ein  vorzügliches  Unterscbeidnngs- 
mittel  zwischen  Kodein  und  Thebain 
angesehen  werden.  Die  salzsaore  farb- 
lose Flüssigkeit  trocknet  an  der  Luft 
zu  einer  farblosen  kristallinischen  Masse 
ein  (Kodeinchlorhydrat). 

Nach  Mitteilung  dieser  Beaktionsver- 
hl^ltnisse  des  Kodein  möchte  ich  über 
fernere  Reaktionen  des  Alkaloids  unter 
Anwendung  von  Metallsalzen  berichten. 

Die  Aehnlichkeit  in  der  Konstitation 
spiegelt  sich,  wenigstens  teilweise,  wieder 
im  Verhalten  der  Glieder  der  Kupfer- 
gruppe. Da  ist  zunächst  das  Kupfer 
selbst.  Ich  beschreibe  die  Reaktion 
dieses  Metalles  (als  schwefelsaures  Salz), 
wie  sie  mir  bei  den  Versuchen  am  cha- 
rakteristischsten erschien.  Einen  völlig 
klaren,  durchsichtig  blau^  Kristall  von 
schwefelsaurem  Kupfer  (CUSO4  +  öHgO, 
brachte  ich  auf  die  glasierte  Porzellan- 
platte; dicht  au  denselben  legte  ich 
einen  gleich  großen  Kristall  von  farb- 
losem Kodein.  Alsdann  ffigte  ich  einen 
Tropfen  Wasser  hinzu  und  ließ  die 
Materie  -eintrocknen.  Eine  sichtliche 
Veränderung  trat  hierbei,  wie  auch  bei 
Thebain,  nicht  ein.  Ein  Tropfen  86proc 
Salzsäure  färbte  sofort  den  Gesamtrfick- 
stand  hellgrfin.  Als  ich  die  salzsanre 
Mischung  nun  der  freiwilligen  Ver- 
dunstung an  der  Luft  ttberließ,  erhielt 
ich  einen  Rückstand,  weldier  nicht 
weniger  als  3  verschiedene  Farben 
zeigte,  und  zwar  waren  diese  Färbungen 
infolge  der  getroffenen  Anordnung  des 
Versuchs  isoUert.  Eis  bildete  sich  nftm- 
lieh  eine  hellgrfin  gefärbte  Randkmste ; 
innerhalb  dieser  lag  der  blaue  Knpfer- 
Vitriolkristall  und  daneben  der  des  Kodein, 
welcher  merkwürdigerweise  schOn  rost- 
braune Färbung*}  aufwies.  Die  letztere 
ließ  sich  gut  mit  der  des  Eisenhydroxyds 
vergleichen.  Ich  empfehle  zur  Beob- 
achtung dieses  wirklich  interessanten 
Reaktionsbildes,  noch  eine  Lupe  zu  Hilfe 


*)  Anmerkung.  Nach  12  Stunden  bracLte 
ein  Zusatz  von  Wasser  diese  rostbraune  Firimof 
des  Kodeinkristalls  total  zum  Veischwindeo. 
während  das  farblose  unprüogliche  AnsseleD 
des  Alkaloids  wieder  zum  Vorsohem  kim. 


729 


ZU    nehmen,   welche    die    Einzelfarben 
besonders  schön  hervortreten  läßt. 

Eine  ebenfalls  charakteristische  Re- 
aktion lieferte  die  Anwendung  von 
Quecksilberchlorid  (HgCy  und 
zwar  empfehle  ich,  auch  bei  diesem 
Versuche  sich  an  die  hier  mitgeteilte 
Art  der  Ausffihrung  zu  halten.  Man 
bringt  reinste  Erist&Uchen  von  Sublimat 
in  ringförmiger  Anordnung  auf  die  Por- 
zellanplatte, füllt  alsdann  die  Mitte  mit 
einem  Kristall  von  farblosem  Kodein 
aus  und  befeuchtet  die  Gesamtmasse 
mit  Wasser.  Innerhalb  24  Stunden  tritt 
trotz  wiederholterEmeuerung  desWassers 
keine  Färbung  auf.  Auch  wenn  der 
Trockenrückstand  mit  einem  Tropfen 
Salzsäure  angefeuchtet  wird,  läßt  sich 
erst  nach  Verlauf  von  längerer  Zeit, 
eyent.  Stunden,  die  Beobachtung  machen, 
daß  der  Kristall  des  Kodein  sich  schwach, 
doch  deutlich  erkennbar,  gelblich  gefärbt 
hat.  Durch  das 'den  gefärbten  Kristall 
umgebende,  unverändert  gebliebene  Weiß 
des  Quecksilberchlorids  hebt  sich  die 
Reaktionsfarbe  deutlicher  ab.  Wird 
die  noch  feuchte  salzsaure  Mischung 
gelinde  erwärmt,  so  bildet  sich  dicht 
um  den  Kodeinkristall  eine  schwärzlich- 
graugelbe  Zone  und  zugleich  im  Gesamt- 
bereiche des  Qnecksilbersalzes  eine  zarte 
an  Grau  erinnernde  Färbung  aus,  welche 
an  vielen  Stellen  ein  höchst  charakter- 
istisches zartes  Violett  darstellt*). 

Auch  hierbei  leistete  die  Lupe  gute 
Dienste.  Der  Kodeinkristall  bewahrt 
beim  Erhitzen  seine  gelbliche  Färbung. 
Die  Tatsache,  daß  sowohl  bei  der  Queck- 
silber- wie  bei  der  Kupferreaktion  der 
verwendete    Kodeinkristall   fast    nichts 


'*'/  Anmerkung.  Wie  sehr  es  nötig  ist,  die 
zuerst  aufgetretenen  Heaktioaen  längere  Zeit 
rahig  sich  selbst  zu  überlassen,  bezw.  sich  nicht 
mit  der  Anfangsreaktion  allein  zu  begnügen, 
sondern  nach  24  Stunden  usw.  nochmals  das 
betreffende  Heaktionsbild  za  beobachten,  beweist 
die  femer  konstatierte  Tatsache,  daß  nach  24- 
stündigem  Stehen  die  erwähnte  grauschwärzliche 
Masse  in  der  Umgebung  des  gelblichen  Eodein- 
kristalls  eine  sehr  charakteristische  Form  an- 
genommen hat.  Sie  ließ  sich  nämlich  geradezu 
mit  dem  bekannten  natürlichen  BleisulHd  (Blei- 
glanz !)  vergleichen ;  auch  war  sie  etwas  feuchi 
geworden. 


von  seiner  Große  einbfißt,  läßt  die  be- 
treffenden Reaktionen  als  solche  von 
zugleich  großer  Empfindlichkeit  er- 
scheinen. 

Eine  Uebereinstimmung  der  Kodeln- 
und  Thebainreaktionen  beobachtete  ich, 
als  ich  ein  zweites  Quecksilbersalz,  das 
Quecksilberoxydulnitrat  (HgNOs) 
an  den  Untersuchungen  teilnehmen  ließ. 
Auch  bei  dieser  Gelegenheit  wurden  die 
reinen  Kristalle  beider  in  betracht  kom- 
menden Verbindungen  zun&chst  mit 
Wasser  behandelt  Dieses  bewirkte  be- 
reits nach  kurzer  Frist  an  dem  äußeren 
Umfange  der  Kodeinkristalle  schwärz- 
lichgraue Ausscheidungen,  welche  ver- 
mutlich von  reduziertem  Metall  her- 
rühren. Noch  interessanter  verliefen 
die  Reduktionsvorgänge,  als  ich  zu  der 
noch  Wasser  enUialtenden  Masse  1  Tropfen 
konzentr.  Schwefelsäure  fügte.  Fast 
augenblicklich  bildete  sich  eine  rotbraune 
Flüssigkeit,  die  namentlich  bei  Ver- 
größerung sehr  deutlich  in  ihrem  Farben- 
ton zu  erkennen  war.  Ich  führe  die 
Bildung  dieser  und  der  gleichzeitig 
nebenher  auftretenden  gelben  Flüssig- 
keitsfärbung auf  die  Anwesenheit  der 
Salpetersäure  (aus  dem  Qnecksilbersalze !) 
zurück.  Im  übrigen  ist  diese  rotbraune, 
durch  Schwefelsäure  erzeugte  Reaktions- 
farbe nicht  beständig,  denn  nach  kurzer 
Zeit  macht  sie  einem  Gelb  Platz,  wie 
auch  die  vorher  erwähnte  grauschwarze 
Reduktionsmasse  völlig  verschwindet 
Das  Gelb  gleicht,  was  seinen  Ursprung 
wohl  beweist,  dem  Gelb,  welches  Sal- 
petersäure in  Verbindung  mit  Kodein 
hervorruft 

Von  Interesse  erscheinen  auch  die 
Reaktionen  des  Zinnchlorür  und 
Antimontrichlorid  mit  KodeXu,  ganz 
besonders,  was  die  Unterscheidung  zwi- 
schen letzterem  Alkaloide  und  dem 
ThebaXn  anbelangt.  Farblose  konzen- 
trierte Lösungen  des  Zinnchlorür  blei- 
ben mit  Ködern  in  Berührung  farblos. 
Das  Gleiche  gilt  auch  von  der  Antimon- 
verbindung. 

Von  Wichtigkeit,  namentlich  gegen- 
über dem  Morphin,  erscheint  das  Ver- 
halten  des    Arsen   als   orthoarsen* 


730 


saures  Natriam  gegen  Kodein. 
Nachdem  eine  Mischung  von  Eodexn, 
Arsenat  und  Wasser  innerhalb  12  Stun- 
den ohne  sichtliche  Reaktion  geblieben 
war,  fügte  ich  zu  dem  Trockenrttck- 
stande  Salzsäure.  Letztere  begann  in- 
dessen erst  dann  auf  das  Gemenge  zu 
wirken,  als  das  Erhitzen  fortgesetzt  ge- 
steigert wurde.  Die  Känder  der  im 
Übrigen  weißen  Trockenmaterie  färbten 
sich  allmählich  grauschwarz  —  also 
ganz  dieselbe  Erscheinung  wie  bei  dem 
Thebaln.  —  Wurde  zu  der  so  erhaltenen 
Beaktionsmasse  etwas  konzentrierte 
Schwefelsäure  gefügt,  so  nahm  dieselbe 
eine  gelbliche  bis  gelblichgrüne  Färbung 
an ;  desgleichen  ging  auch  die  schwarze 
Bandmasse  innerhalb  einiger  Stunden 
in  Lösung.  Eodetn  und  Thebaln  stellen 
sich  also,  was  die  Einwirkung  des  Arsen 
betrifft,  analytisch  zu  Morphin  in  einen 
scharfen  Gegensatz,  da  Morphin  durch 
Arsen  und  konzentr.  Schwefelsäure  in- 
tensiv purpurrot  bezw.  violett  gefärbt 
wird.  Man  dürfte  daher  von  diesem 
unterschiedlichen  Verhalten  mit  Vorteil 
bei  der  Unterscheidung  der  Alkaloide 
Gebrauch  machen. 

Durch  den  Gegensatz  der  negativen 
Beaktion  des  Ziunchlorür  und  Eodelu 
einerseits  und  der  positiven  des  Wismut- 
trichlorid  und  Kodein  andererseits  ist 
auch  zwischen  Thebaln  und  Kodein  eine 
Unterscheidung  gegeben.  Bringt  man 
einen  Kodeinkristall  zu  einem  Tropfen 
von  Wismuttrichlorid  in  saurer 
Lösung,  so  färbt  sich  die  Lösung  so- 
gleich hellgelb.  Kalihydrat  erzeugt  in 
letzterer  eine  rötlichbraune  Ausscheid- 
ung.   Beide  Färbungen  sind  beständig. 

Wie  bereits  bei  den  Beaktionen  des 
Thebaln  beiläuflg  bemerkt  wurde,  findet 
die  chemische  Verwandtschaft  der  3 
Optumalkaloide  Morphin,  Thebaln,  Kodein 
einen  analytischen  Ausdruck  in  der  Aehn- 
lichkeit  ihrer  Kobaltreaktionen.  (Vergl. 
Beaktionen  des  Thebaln  Pharm.  Centralh. 
47  [1906],  623  und  Beaktionen  des 
Morphin  Nr.  92  Chem.-Ztg.  1904.)  Ein 
Tropfen  einer  konzentr.  Kobaltnitrat- 
lösung wird  mit  einem  größeren  Kristall 
des  Kodein  vermischt.    I:i   der   Kälte 


tritt  keine  Beaktion  ein,  bei  yorsich- 
tigem  E]rwärmen  aber  erhält  man  einen 
Trockenrückstand  von  tiefdunkelbraaner 
bis  braungelber  Farbe.  Die  letztere 
gleicht  fast  gänzlich  den  entsprechenden, 
durch  Morphin  und  Thebaln  hervor- 
gerufenen. Wie  bei  dem  Thebaln  neigt 
der  Trockeni'ückstand  fast  kaum  zu 
Wasseranziehung,  wie  dieses  ein  ent- 
sprechender, nur  Kobaltnitrat  enthalten- 
der, zu  tun  pflegt.  Durch  Wasserzu- 
satz löst  sich  der  Kodeinrückstand  mit 
schmutziggrüner  und  braungelber  Farbe 
und  von  den  charakteristisdien  Kobalt- 
nitratfärbung tritt  auch  nicht  die  ge- 
ringste Spur  zutage,  falls  die  Menge 
des  angewandten  Kodein  eine  hin- 
reichend große  gewesen  ist 

Daß  unter  Umständen  die  bloße, 
mechanische  Anordnung  eines  Versaches 
die  Möglichkeit  in  sich  trägt,  dadurch 
2  Alkaloide  mit  gleichem  oder  fast  glei- 
chem Beaktionsbilde  zu  unterscheiden, 
davon  gibt  der  nachstehende  Bericht 
über  die  Molybdän-Beaktion  des  Kodein 
ein  anschauliches  Beispiel.  (Vergl.  hier- 
zu: Beaktionen  des  Thebaln  Pharm. 
Centralh.  47  [1906J,  623.)  Ein  inniges 
Gemenge  von  Kodein  und  m  o  1  y  b  d  ft  n  - 
saurem  Ammoniak  ist,  mit  Wasser 
befeuchtet,  zu  einer  Beaktion  nicht  be- 
fähigt. Fügt  man  dem  Bückstande  des 
lufttrockenen  Pulvers  1  Tropfen  25- 
proc.  Salzsäure  zu,  so  bildet  sich  nach 
kurzer  Zeit  eine  gelbliche  Beaktions- 
lösung,  welche  bereits  als  Molybdän- 
einwirkung aus  dem  Grunde  wahrschein- 
lich angenommen  werden  muß,  daß 
reines  Kodein  allein  keine  Färbung,  ge- 
schweige eine  gelbe  mit  Chlorwasser- 
sto&äure  hervorruft.  Nach  Verlauf  von 
verhältnismäßig  langer  Zeit  (15  bis  30 
Minuten)  färbt  sich  die  ganze  Masse 
schließlich  und  zwar  allmählich  blau. 
Dieses  Blau  kann  als  mehr  dnnkelblaa 
angesehen  werden.  Nun  änderte  ich 
das  Verfahren  folgendermaßen  ab.  Es 
wurden  nur  Kriställchen,  sowohl  von 
Kodein  als  Ammoniommolybdat  in  den 
Tropfen  Salzsäure  gebracht,  ohne  sich 
direkt  zu  berühren.  Trotzdem  erfolgten 
ganz  die  nämlichen  Beaktionserschein- 
ungen,    wie    bei    der    feinzerriebenen 


781 


innigen  Mischung  und  die  Stärke  der 
Farbe  war  auch  auf  ihrem  Höhe- 
punkte beinahe  die  gleiche  wie  vorher. 
Verfuhr  man  mit  quantitativ  ungefähr 
entsprechenden  Mengen  bei  dem  Thebaln 
ebeiäalls  so,  d.  h.  nur  mit  Anwendung 
fester  Kristalle,  so  war  die  Einwirkung 
folgende:  Es  trat  zunächst  allgemeine 
Gelbfärbung  auf  und  die  Thebainkristalle 
umgaben  sich  mit  der  bekannten  rot- 
braunen Zone. 

Durch  letzteren  Umstand  wurde  aber 
die  Einwirkung  des  Molybdats  der- 
art beschränkt,  daß  die  salzsaure  Flüssig- 
keit sich  nur  ganz  schwach  blau  färbte 
and  nur  der  Ammoniummolybdatkristall 
dankelblaue  Farbe  annahm.  Aus  dem 
schwachblauen  Untergrunde  hoben  sich 
deutlich  die  rötlichbraunen  Thebaln- 
kristalle  hervor.  Erst  nach  Stunden 
and  bei  weiterem  Zusatz  von  Säure 
wurden  schließlich  auch  die  Kristalle 
des  Alkaloids  mehr  bläulich;  immerhin 
konnte  man  auch  bei  dieser  allgemeineren 
Blaufärbung  noch  hier  und  dort  gelb- 
liche und  rotbraune  Flecke  wahrnehmen. 
Im  Gegensatz  hierzu  war  die  Gesamt- 
reaktionsfläche  des  Kodein  einheitlich 
and  stark  dunkelblau.  Der  Unterschied, 
den  beide  Alkaloide  infolge  dieser  ab- 
geänderten Arbeitsweise  darbieten,  ist 
so  groß,  daß  man  sich  desselben  zum 
Nachweis  des  Kodein  bezieh.  Tebaln  mit 
vOUigerSicherheit  bedienen  kann.  Als  von 
erheblichem  Werte  hinsichtlich  dieser 
Unterscheidung  sei  hier  noch  angeführt, 
daß  ein  Zusatz  von  Salzsäure  zu  den 
blauen  Rückständen  des  Thebain  und 
Kodein  jene  des  Thebaln  fast  sogldch 
größtenteils  in  Lösung  bringt,  und  daß 
diese  letztere  eine  zwar  schwache, 
immerhin  aber  zweifellos  erkennbare 
Gelbfärbung  annimmt  Bei  dem  Kodeln- 
rfickstand  sind  diese  Elrscheinungen  nicht 
wahrzunehmen.*) 

Und  noch  von  einer  anderen  Seite 
möchte  ich  die  Abänderungen  der  Ver- 
suchsanordnung beleuchten.    Ich  habe 


*)  Anmeikang:  Nach  12 atündigem  Stehen 
ist  der  QeaamtrraktionsrüokBtand  sowohl  bei 
Kodein  als  bei  TbelMULo  tief  dunkelblau  geworden. 
Letzterer  zeigt  aber  noch  gelbliche  BiUider. 


diesen  speziellen  Fall  erst  kürzlich  bei 
der  Verstärkung  einer  Kokainreaktion 
zum  ersten  Male  angewandt.  (Vergl. 
Nickel  -  Kokain  Reaktion.  Pharm.  Ztg. 
1906.)  Diese  Möglichkeit,  eine  Beaktions- 
färbung  zu  verstärken  beruht  auf  der 
gleichzeitigenAu Wendung  ähnlicher  Farb- 
verbindungen, wie  sie  die  eigentliche 
Reaktions&rbe  besitzt.  Der  folgende 
Bericht  wird  dieses  klarmachen.  Wird 
einerseits  ein  Gemenge  von  gleichen 
Teilen  Nickelsulfat  und  reinem 
Kodän,  andererseits  ein  gleiches  Gewicht 
von  Nickelsulfat  und  I^ebam  fein  zer- 
rieben und  zu  beiden  Mischungen  je  ein 
Tropfen  starker  Salzsäure  gefttgt,  so 
lösen  sich  die  Reaktionsmaterien,  trotz 
gleicher  Mengen  von  Nickelsalz  bezw. 
Alkaloid,  mit  gänzlich  ungleicher  Färb- 
ungsintensität auf.  Die  Lösung  des 
Kodäfn  ist  schwach  hellgrttn  gefärbt,  die 
des  Thebain  aber  stark  dunkelgrün.  Der 
Effekt  beruht  natürlich  auf  der  ungleichen 
Wirkung  der  Chlorwasserstofbäure  auf 
die  entsprechenden  Basen;  der  unter- 
schied wird  aber  durch  die  Anwesenheit 
des  Metallsalzes,  sowohl,  was  Färbungs- 
ton als  Farbintensität  anbelangt,  be- 
deutend abgeändert  bezw.  verstärkt. 
Das  geht  ja  schon  daraus  hervor,  daß 
Salzsäure  für  sich  Thebain  gelb  und 
rotbraun  färbt.  In  Verbindung  mit  dem 
Nickelsalze  aber  wird  ein  Dunkelgrün 
daraus. 

Ich  will  diese  Versuchsordnung  aber 
in  keiner  Weise  verallgemeinem.  Wenn 
irgend  wo,  so  muß  bei  Alkaloid-Reak- 
tionen  von  Fall  zu  Fall  entschieden 
werden,  unter  Beobachtung  der  kleinsten 
Umstände  und  ganz  besonders  noch  der 
Ausdehnung  des  Resd^tionsfeldes  und 
der  gegenseitigen  Mengenverhältnisse. 

Eine  weitere  Reduktionsreaktion  liefert 
das  Kodein  in  Verbindung  mit  meta- 
vanadinsaurem  Ammoniak.  Man  führt 
sie  wie  folgt  aus:  Auf  eine  glasierte 
PorzeUanplatte  bringt  man  1  Tropfen 
Wasser,  in  dieses  eine  kleine  Messer- 
spitze voll  vanadinsaures  Am- 
moniak und  sodann  einen  Kristall 
von  reinem  Kodein.  Anfangs  zeigt  sich 
keine  Einwirkung.  Erst  lange  Zeit, 
nachdem  die  Masse  trocken  geworden  ist. 


732 


färben  sich  die  BSnder  der  im  ttbrig^en 
weißen  Bestmasse  deutlich  heligpelb.  Eis 
ist  interessant  hier  festzustellen,  wie 
bereits  eine  trockene  Masse  zu  reagieren 
vermag.  Die  Beobachtung  erinnert  sehr 
an  das  merkwürdige  Verhalten  einiger 
Chinaalkaloide,  wie  ich  sie  früher  be- 
schrieben habe.  (Vergl.  Cinchonidin- 
und  Chinidin  -  Beaktionen  Pharm.  Ztg. 
1906.)  In  letzterem  Falle  trat  sogar 
erst  nach  Tagen  die  auffälligste  Ver- 
änderung der  chromsauren  Alkaloide 
ein.  Das  Beaktionsbild  bei  Kodein  ist 
äußerlich  betrachtet  so  beschaffen,  daß 
die  erwähnte  gelbe  Peripherie  eine 
weiße  Trockenmasse  einschließt,  in  wel- 
cher völlig  farblos  der  Kodeinkristall 
lagert,  gerade  als  ob  er  gamicht  an 
der  Bea^tion  beteiligt  sei.  Ich  habe 
übrigens  diesen  Fall  schon  sehr  häufig 
beobachtet,  daß  gerade  an  der  Band- 
zone die  eigentliche  Beaktion  sich  ab- 
spielt bezw.  die  Farbenerscheinungen 
auftraten.  Der  Grund  ist  jedenfalls  in 
den  bekannten  physikalischen  Gesetzen 
zu  suchen.  (Osmose  usw.)  Interessant 
ist  es  jedenfalls,  daß  die  doch  zweifel- 
los in  erster  Linie  an  der  Entstehung 
der  Beaktionen  beteiligten  Alkaloide 
nicht,  wie  man  doch  erwarten  sollte,  in 
ihrer  unmittelbaren  Nähe  bezw.  selbst 
gefärbt  erscheinen.*) 

Ein  Versuch  mittels  jodsaurem 
Natrium  und  Wasser  bei  Kodein 
eine  Beaktion  hervorzurufen,  blieb  auch 
nach  24  Stunden  ergebnislos.  Auch  bei 
dem  Znsatze  von  30  proc.  Essigsäure 
zeigte  sich  keine  Veränderung.  25proc. 
Salzsäure  aber  erzeugte  sofort  eine  hell- 
gelbe Färbung  der  Gesamtmasse;  die- 
selbe ist  jedoch  weniger  intensiv  als  bei 


*)  NB.  lüßt  man  die  gelbgeränderte  Trocken- 
Reaktionsmasse  nihig  24  Standen  bezw.  länger 
stehen,  so  kann  man  die  interessante  Tatsache 
beobachten,  dafi  die  Yöllig  trockene  Masse  mehr 
and  mehr  nach  der  Mitte  zu  gelb  wird  und 
schließlich  den  ganzen  Reaktionsraum  aasfüllt. 
—  Wiedenun  ein  Beispiel  für  die  Aosführungs- 
art  der  Alkaloidreaktionen  und  zu  gunsten  der 
Forderong:  keine  zeitliche  Grenze  der  Opera- 
tionen (vergl.  hierza  die  Grundsätze,  welche  ich 
geleffentlich  des  Berichtes  über  die  Reaktionen 
des  KoffeJn  und  Theobromin  (Pharm.  CJentralb. 
^  1190&],  846  aufgestellt  habe. 


dem  Thebain.  Das  ist  auch  leicht  er- 
klärlich, weil  Thebiufn  sich  eben  schon 
mit  Salzsänre  allein  gelb  osw.  färbt, 
Kodein  dagegen  farblos  bleibt  Man 
kann  bei  Vergleichnngen  beider  Iteak- 
tionen,  welche  mit  gleich  großen  Reak- 
tionsmaterien nutemommen  wnrden, 
geradezu  feststellen,  daß  die  'Diebain- 
Färbung  wohl  doppelt  so  intensiv  auf- 
tritt.*) 

Zum  Schlüsse  dieser  Abhandlung 
möchte  ich  noch  eine  Eodeinreaktion 
mitteilen,  welche  neben  dem  Vorzug, 
daß  sie  sich  zur  ünterscheidang  des 
Alkaloids  von  Thebain  eignet  (nebenbei 
bemerkt  auch  yon  Kokain),  eine  große 
Eknpfindlichkeit  besitzt  und  durch  Fi^en- 
Schönheit  ausgezeichnet  ist.  Sie  wird 
folgendermaßen  ausgeführt:  Auf  eine 
glasierte  Porzellanplatte  bringt  man  eine 
Messerspitze  voll  reines  a-Naphthol. 
Ffigt  man  dazu  1  Kodeinkristall  und 
feuchtet  mit  Kalilauge  an,  so  tiitt  selbst 
beim  Erhitzen  keine  bemerkenswerte 
Reaktion  ein.  (Unterschied  von  Kokain!) 
Auch  Salzsäure  ändert  bei  Wärmezufuhr 
nichts.  Bringt  man  aber  jetzt  konzen- 
trierte Schwefelsäure  tropfenweise  und 
kalt  zu  der  feuchten  Masse,  so  entsteht 
sogleich  ein  feines,  zartes  Blau,  nament- 
lich an  der  Randzone  der  Kr^talledes 
Kodein.  Erhitzt  man  die  Masse,  so 
nimmt  sie  eine  intensive  dunkelblaue 
Farbe  an,  welche  von  ausgezeichneter 
Schönheit  ist.  Beim  Erkalten  verblaßt 
die  Färbung,  läßt  sich  indessen,  wie  in 
so  vielen  ähnlichen  Fällen,  durch  Er- 
wärmen wieder  herstellen.  Wasser- 
anziehnng  scheint  hauptsächlich  der 
Grund  für  die  Farbenabnahme  xa  sein. 
Zn  bemerken  ist  noch,  daß  die  eigent- 
liche Blaufärbung  durch  eine  sdiwach 
gelbliche     eingeleitet     wird;    daneben 


*)  Anmerkung:  So  wenig  die  Jodfiftnre  als 
ünterscheidangamittel  zwisohen  beiden  fiiwn 
geeignet  eracbien,  so  Yonüglioh  eignet  sie  sieb 
dazu,  wenn  man  die  Losnngen  12  Standen  iteheo 
lä£t  Nach  dieser  Zeit  ist  jene  des  Kodttn  nah»* 
zn  farblos  geworden,  während  die  des  ThelxiB 
nooh  weiter  intensiver  sioh  gestaltet  hat  S» 
ist  zum  Teil  zu  einer  tief  dnnkelgrünen  ,  tdi 
ebenso  intensiv  rotbraunen  Materie  von  gro^^r 
Beständigkeit  eingetrocknet. 


733 


machen  sich  stellenweise  rOtliche  Färb- 
ungen bemerklich,  die  bald  verschwin- 
den. Bei  längerem  Stehen  an  der  Lnft 
erscheinen  neben  dem  Blaßblan  wieder 
gebliche  Farbentöne. 

Werden  dieselben  Versuche  mit  The- 
baXn  vorgenommen  (ohne  Salzsäure!) 
so  erzeugt  konzentr.  Schwefelsäure  in 
der  Kälte  eine  schmutzig  gelbliche  bis 
gelblich-bräunliche  Färbung,  die  sich 
scharf  abhebt  von  der  des  Kodein  (vergl. 
Thebaln  -  Reaktionen  Pharm.  Centralh. 
47  [1906],  623).  Dieser  Unterschied 
läßt  sich  vorzüglich  zur  Unterscheidung 
der  beiden  Opiumbasen  verwenden. 

Faßt  man  die  Ergebnisse  dieser  Unter- 
suchung kurz  zusammen,  so  dürfte  mit 
Hilfe  der  erwähnten  Reaktionen  nicht 
blos  die  Uebereinstimmung  eines  AI- 
kaloides  mit  Kodein  mittels  derselben 
zu  erbringen  sein,  sondern  auch  zugleich 
eine  Unterscheidung  zwischen  Kodein 
und  Morphin  einerseits  und  von  Kodein 
und  Thebaln  andererseits  getroffen  wer- 
den können.  Besonders  empfehlenswert 
sind  die  Säurereaktionen,  weil  sie  unge- 
mein einfach  und  leicht  ausÜRihrbar  sind  und 
zugleich  Unterscheidungsmerkmale  in  sich 
tragen.  Die  verhältnismäßig  große  Zahl 
von  Unterscheidungsmerkmalen  dürfte 
als  außergewöhnlich  günstiges  Versuchs- 
ergebnis betrachtet  werden  können,  an- 
gesichts der  ausnahmsweise  nahen  chem- 
ischen Verwandtschaft  der  3  Opium- 
alkaloide:  Morphin,  Kodein,  Thebaln. 


Neue  ArzneimitteL 

Absorbine  von  Dr.  Ludwig  in  PloiestI 
ist  nach  Pharm.  Post  1906^  514  eine  Queck- 
Bübersalbe. 

Analgos  (Pharm.  Oentralb.  47  [1906}^ 
337)  besteht  naeh  Meded.  v.  d.  Goöp. 
Apothekersv.  ans  je  1  g  Thymol,  Menthol, 
Phenol,  Aspirin  und  Natrinmehlorid,  0,5  g 
salzsaurem  Kokain  gelöst  m  95  g  ver- 
dünntem Spiritus. 

Antityphöses  Serum  gewann  Fadyen 
naeh  Mfinoh.  Med.  Woehenschr.  1906,  1585 
von  Ziegen,  denen  er  4  Monate  lang  toxische 
ZeUs&fte  des  Baeillus  typhosus  in  kleinen 
sorgfaltig  abgemessenen  Mengen  intravenOs 
dnspritzte.     Y50    eom    des   Seriun    neutral- 


isierte tötliche  Gaben  des  Typhusendotozin. 
Das  Serum  war  wirksam,  wenn  es  zu  glei- 
cher Zeit  wie  das  Toxin  oder  bei  Beginn 
der  toxisehen  Erscheinungen  emgespritzt 
wurde.  Es  besaß  bakteriolytisdie  und  ag- 
glutinierende Eigenschaften,  neutralisierte 
aber  nicht  das  Choleraendotoxin. 

Arsol  enthält  nach  O,  dt  22.  Früx 
arsensaures  Calcium  und  Phosphor.  An- 
wendung: bei  nervösen  Leiden. 

Autaapulver  besteht  nach  Ztschr.  f.  angew. 
Chemie  1906,  1412  aus  einem  Gemisch 
von  po]3rmerisiertem  Formaldehyd  und  Metall- 
peroxyden. Uebergießen  dieses  Pulvers  mit 
einer  bestimmten  Menge  Wasser  veranlaßt 
eine  nach  wenigen  Sekunden  beginnende 
Gasentwickelung.  Diese  wh^  stärker  nnd 
stärker,  es  tritt  lebhafte  Schaumbildung  ein, 
plötzlich  steigt  die  Masse  in  dem  Gefäß 
empor  und  siedet  unter  Ausstoßung  dichter 
Dämpfe  von  Formaldehyd  und  Wasser. 
Ganz  besonders  auffallend  ist  die  explosions- 
artige Heftigkeit,  die  bei  Anwendung  ge- 
ringer Mengen  Wasser  statthat.  Dieses 
Verhalten  kann  zur  Wohnangsdesinfektion 
verwendet  werden.  Zur  EDtfemung  des 
Formaldehyd  dürfte  m  den  meisten  Fällen 
die  Benutzung  einer  Ammoniakbombe  un- 
nötig sein,  da  beim  Einbringen  von  Salmiak 
in  den  alkalischen  Rückstand  genfigend  Am- 
moniak frei  wird,  um  den  größten  Teil  des 
Formaldehyd  zu  binden. 

Dr.  Bergmann's  Eerbosaaum  ist  nach 
Beri.  Elin.  Woehenschr.  1906,  1117  eine 
Mischung  von  Herba  Galeopsidis  grandi- 
florae,  Herba  Polygalae  amarae,  Herba  Far- 
farae.  Liehen  islandicus,  Radix  Liquiritiae, 
Semen  Phellandrii  aquosi,  Fructns  Anisi  und 
FructnsFoeniculi.  Darsteller: Kommandanten- 
Apotheke  in  Berlin  C,  Seydeistraße  16. 

Bu-Co  ist  eine  Buttermilchkonserve,  die 
von  den  Deutschen  Milchwerken  in  Zwingen- 
berg hergestellt  wird. 

Caemsaatal  -  Kapseln  empfiehlt  Lothar 
Cokn  in  liegnitz,  Engel- Apotheke,  ohne 
Angabe  des  Inhaltes  gegen  Tripper. 

Dentol,  ein  Zahnantiseptikum ,  enthäU 
Menthol  und  Thymol. 

Eusulfin  -  Seife  (Pharm.  Centralh.  47 
[1906],  443.  ist  eine  5  pCt  Schwefelalkali 
enthaltende    lOproo.    Kleioiinseife,    die  mit 


734 


Paraffin  überzogen  ist  Vor  dem  Oebraache 
ist  dieser  Ueberzng  zu  entfernen.  Bei  seit- 
nerem  Gebranehe  lege  man  die  Seife  einige 
Minnten  in  Wasser,  damit  die  obere  Sehioht 
ans  der  Tiefe  ergänzt  werde. 

Flenri  de  Cologne  ist  nach  Pharm.  Nachr. 
1906;  190  ein  ftrztlich  empfohlenes  Mittel 
nnbekannter  Zusammensetzung  gegen  Kopf- 
schuppen.  Darsteller:  Otto  Hütter  m  Klila 
a.  Rh. 

Formasolum  ist  nach  O.  <&  R,  Fritx 
ein  neues  Antiseptikum  und  Desodorans, 
das  auch  als  Formasolum  solidum, 
Formasokresolum  und  Formasokre- 
solseife  in  den  Handel  kommt 

Fulgural  wn^  angeblich  hergestellt,  aus 
je  10  g  Gortex  Frangulae,  Folia  Sennae, 
Badiz  Ononidis,  Lignum  Sassafras,  Lignnm 
Guajaci,  Herba  Gentaurii  und  Folia  Menthae 
piperitae,  20  g  Radix  Sarsaparillae,  100  g 
Magnesium  sulfuricum,  je  5  g  EbLtractum 
Trifolü,  Extr.  Primnlae  veris,  Extr.  Juniperi 
und  Extr.  liquiritiae,  50  g  Saccharum,  100  g 
Spiritus  und  Vinum  bis  zu  1000  g.  An- 
wendung: zur  Blutreinigung,  als  Magen- 
und  mildes Abfühimittel.  Darsteller:  Dr.  ^. 
Steiner  (&  Schulze  in  Brannschweig. 

Oallak  ist  ein  Trockenmilchpräparat. 

Hämorrhoisid.  Das  in  Pharm.  Gentralh. 
46  [1905J,  85  unter  Hämorrhoidin  erwähnte 
Extractum  Pantjasonae  wird  aus  der  Eukur- 
bitacee  Gucumis  Pantjasonae  bereitet 

Eaemostaa  (Pharm.  Gentralh.  46  [1905], 
911).  üeberzuckerte  Tabletten,  von  denen 
100  Stack  aus  je  3  g  Extractum  Hydrastis, 
Extr.  Gossypii  und  Extr.  Hamamelidis,  1  g 
Ghininum  hydroohloricum  und  9  g  Radix 
Hydrastis  bereitet  werden.  Anwendung :  bei 
Blutungen  innerlich.  Gabe:  dreimal  täglich 
3  Tabletten  nach  dem  Essen.  Hat  die 
Blutung  fast  oder  ganz  aufgehört,  so  geht 
man  auf  dreimal  täglich  2  Tabletten  zurück. 

Eemiapülen  bestehen  angeblidi  aus  10  g 
Extractum  Hemiariae  compositum,  5  g  Oleum 
Santali  sowie  2,5  g  Salol  und  wiegen  je 
0,5  g.  Anwendung:  bei  Tripper  usw. 
Darsteller:  Dr.  Brauholxer  &  Hager ,  G. 
m.  b.  H.  m  München,  Hohenzollemstr.  76. 


(Pharm.  Gentralh.  46    [1904], 
651,    838)   ist  nach  Wien.  Klin.  Rundsch. 


1906,  628  Triguajakolalbuminat,  das  in  Form 
eines  Pulvers  oder  als  Sirup  in  den  Handel 
kommt  Das  Pulver  ist  hellbraun,  von 
deutlichem  (Geruch  und  Gesohmack  nach 
Gnajakol,  unlöslich  m  Wasser  und  Säuren, 
leicht  lOslioh  in  verdünnten  Alkalien.  Der 
Sirup  stellt  eine  klare,  gelbliche  etwas 
dickliche  Flüssigkeit  dar,  deren  Geruch  aro- 
matisch ist,  während  sie  stißlich,  gnajakol- 
artig,  nachträglich  schwach  brennend  schmeckt 
Das-  spezifische  Gewicht  ist  1,1765,  die  Re- 
aktion neutral  oder  sehr  schwach  sauer.  Der 
Sirup  mischt  sich  mit  Waaser,  nieht  dagegen 
mit  Alkohol  oder  weingeistigen  Flüssig- 
keiten. Er  soll  eine  5  proc.  LOsung  eines 
kolloidalen  Trignajakolalbuminates  sein.  Tat- 
sächlich enthält  er  unter  anderem  EäweiO, 
Zucker  (40  pGt;  und  1,25  pCt  GuajakoL 

Ichtharsol  enthält  nach  Q,  dh  R.  Friit 
Arsen  und  Ichthyolammonium  und  wird  gegen 
verschiedene  Hautieiden  angewendet. 

Kurin  (Pharm.  Gentralh.  47  [1906],  553). 
Tabletten  aus  KureUa^B  Pulver  und  Phend- 
phthaleln. 

Lipaaol  ist  em  Lebertranersatz^  der  von 
M.  U.  Dr.  Refthdrek  m  KOnigstadÜ  (Böh- 
men) hergestellt  wird. 

Lofotia-Kreoaotkarbonat  ist  ein  10  pCt 
Kreosotkarbonat  enthaltender  hydroxylfreier 
Lebertran.  Darsteller:  J.  F.  Stroscheifi, 
Chemische  Fabrik  m  Berlm  SO  36,  Wiener 
Straße  47. 

Medicofennent  ist  ein  Hefepriparat 

Nöosiode  gewann  ChevroHer  (Nonv. 
Rem^d.  1906,  313)  durch  längeres  Erhitzen 
einer  wässerigen  oder  weingeistigen  Katechin- 
lösung  mit  allmählich  zuzufügenden  kleinen 
Mengen  Jod.  Es  schied  sich  dann  beim 
Erkalten  als  gelbes  amorphes  Pulver  ab, 
das  in  kaltem  Wasser  wenig,  leichter  in 
heißem  Wasser,  leicht  in  Alkohol,  Aether 
und  Aceton  löslich  ist  Gegen  Licht  und 
Luft  ist  es  beständig.  Dieses  Jodkateefain 
[(OiöHuOß  .  3H20s)J]  wird  durch  die  im 
lebenden  Körper  tätigen  oxydierenden  Stoffe, 
wie  auch  durch  Säuren  und  Wasseratoffper- 
ozyd  zersetzt  Eingenommen  oder  unter 
die  Haut  gespritzt  scheidet  es  langsam  Jod 
ab,  und  dieses  wird  sofort  resorbiert  Bi 
wird  als  nicht  reizendes  organischea-  Jod- 
präparat  ansteUe   der  üblichen  Jodide  m 


785 


innerliehen  und  InBerlidhen  Anwendung  em- 
pfohlen. 

Hovorenal  0,26  pCt  besteht  ans  0,0125  g 
Novooaln,  5  g  physiologischer  Eoehsalz- 
lösnng  nnd  0;00001625  g  salzsanrem  Adre- 
nalin; 0,6  pCt  enthielt  die  doppelte  Menge 
Novooaln  nnd  Adrenalin  des  vorigen.  1  pCt 
besteht  aus  0,01  g  Novocalu,  1  g  physiol. 
Kochsalzlteung  und  0,00009  g  salzsauram 
Adrenalm;  2  pCt  aus  0^02  g  NoYooaln 
und  den  gleichen  Mengen  der  beiden  anderen 
Bestandteile.  5  pCt  enthält  0,1  g  Novoca^n, 
2  g  destilliertes  Wasser  und  0,000216  g 
salzsaures  Adrenalin.  Sämtliche  Lösungen 
werden  zur  Anaeethesierung  angewendet  und 
von  C,  IV.  Hausmann  m  St  Qallen  dar- 
gestellt. 

Ossin  -  Guajakolkarboaat  nnd  Ossin- 
Xreosotkarbonat  smd  10  pCt  der  ent- 
sprechenden Karbonate  enthaltende  Ossin- 
präparate.  Ossin  besteht  aus  Hahnereiem, 
Lebertran  und  Zucker.  Darsteller:  «/.  F, 
Stroscheinf  Chemische  Fabrik  in  Berlin 
SO  36. 

Pulmonin  Pserhofer  ist  ein  zusammen- 
gesetzter Thjmiansurup.  Nicht  zu  verwech- 
seln mit  dem  aus  Ealbslungen  bereiteten 
Pulmonin. 

Bataphia  besteht  aus  Kola,  Koka,  Gua- 
rana  und  Galciumglycerophosphat.  Dar- 
steller: Dr.  N.  A.  Racovitxa  in  Jassi. 

Eespirin  empfiehlt  M.  Z7.  Dr.  Rythdrek 
in  KOnigstadti  bei  Entzündungen  der  Stimm- 
Werkzeuge,  des  Rachens  und  der  Lunge, 
besonders  bei  Keuchhusten,  ohne  die  Bestand- 
teile anzugeben. 

von  Buok'sohes  Tuberkulin  ist  nadi 
Therap.  Monatah.  1906,  407  ein  wässeriges 
Extrakt  von  Tuberkelbazillen  und  enthält 
nicht  wie  das  jSTocA'sche  Tuberkulm  zer- 
trflmmerte  Bakterien,  sondern  nur  gewisse 
in  den  Bakterien  vorhandene  Eiweißkörper. 
Es  wird  unter  die  Haut  gespritzt 

Salaethylum  ist  nach  O,  db  R.  Fritz 
Salicylsäureester  und  wird  statt  Salicylsäure 
angewendet. 

Solution  Vicolau  enthält  nach  Pharm. 
Post  1906,  514  Caldum-Chlorhydrophosphat. 
Darsteller:  Dr.  Nikolau  m  Bukarest 

Stagophor  nennt  die  Apotheke  zur  Austria 


in  Wien  IX,  Währingentrafie  18  efai  Etui, 
das  em  Qlastropfrohr  mit  20  proc  Prot- 
-argollOsung  und  ein  Olas  mit  10  Sublimat- 
pastUlen  zu  1  g  enthält  Anwendung:  zur 
Vorbeugung  von  Geschlechtskrankheiten. 

Tinnoleum  ist  nach  Wien.  Med.Wochenschr. 
1906,  1478  ein  dem  Lebertran  verwandtes, 
geruch-  und  gesdimackloses  Präparat  und 
wn^  wie  dieser  angewendet 

Vin  Vicor  wird  nach  Pharm.  Post  1906, 
514  aus  Kola,  Koka,  Quarana  und  Kakao 
von  F.  VasiUu  in  Bukarest  hergestellt 

Visogen- Präparate  werden  nach  O,  <& 
R.  Fritx  wie  Vasogen  •  Präparate  ange- 
wendet 

Weifiol  ist  nach  O,  &  R.  Fritx  ein 
Schnupfmittel  unbekannter  Zusammensetzung 
gegen  Katarrh.  K  Mmtxel. 


Neue  Arzneimittel, 

über  welche  im  Aus^ust  1906  berichtet 

wurde: 

Acidol-Pepsin-Pastillen 

Seite  691 

Alumlniamkaseinat 

691 

Bismath  Forimic  Jodide 

691 

BromoooU 

702 

DuotoDol-Tabletten 

691 

Filmaron 

635 

Fröklke'B  BoÜauftiDktur 

691 

Genickstarre-Serum 

691 

Orandira 

691 

Heroin 

631 

Hydrargolent 

691 

Lactoserve 

698 

Laryline 

691 

Linosan-Eapseln 

691 

Lysargin 

631 

Manplaste 

692 

Natrium  lygosinat 

701 

Proponal 

701 

Purglets 

692 

Qoartonol-Tabletten 

692 

Sajodin 

702 

Santyl 

690 

Sapofena 

692 

Sextonol-Tabletten 

692 

Squibb's  Wundpulver 

692 

TriotoDol-Tabletteo 

692 

Yalda-PattiUen 

692 

Zinkperhydrol 

635 

H.  Hentxel, 

Yergl.  hierzu  Zasammensteilang 

für  Juli  1906, 

S.  692. 

786 


Spezialitäten. 

A.    Pharmaieutisclie. 

(Fortsetzung  von  Saite  715.) 

Albertol  Remedy  ist  der  neue  Name  für 
Älberi'8  Bemedy. 

Br.  Kleines  Dentsehe  Ossoline  wird  von 
Dr.  A,  Klein  in  Berlin  SW.,  Markgrafenstraße 
Nr.  21  ohne  Angabe  der  Bestandteile  gegen 
TJeberbeine  der  Pferde  empfohlen. 

Koniferen-Badeextrakt  wird  aus  Fichte, 
Sohwarz-,  Latschen-  und  Weymuthskiefer  sowie 
Edeltanne  von  der  Chemischen  Fabrik  Veckelde^ 
A.-G.  in  Vechelde  (Braunschweig)  dargestellt. 

Eonlfereii-Rheiimatisiniissalbe  enthält  an- 
geblich :  20  pCt  äther.  Nadelholzöle  0,76  pGt  Kam- 
pher, 1  pCt  Glycerin,  0,03  pCt  Pflanzenblut  (?), 
78,22  pCt  Lanolin  und  Vaselin.  Darsteller: 
Chemische  Fabrik  Vechelde  Ä.-Q.  in  Vechelde 
(Braunschweig). 

Br.  med.  Lavser's  Sedopillen.  40  Pillen 
besteben  aogeblich  aus:  1,5  g  Kolanußextrakt, 
2  g  Chinidin,  1,5  g  Lecithin,  3  g  Artemisia- 
wurzel  und  arabischem  Gummi  soviel  als  nötig. 

Laxin,  bereits  in  Pharm.  Centralh.  46  [19051, 
596  erwähnt,  sind  Apfelsäure  und  Pbenol- 
phthalem  enthaltende  Konfitüren. 

Magren-TbMetten  von  K.  Engelhard  in  Frank- 
furt a.  M.  besteben  aus  basischem  Wismutnitrat, 
Rhabarber,  Natriumbikarbonat  und  Ingwer. 

Meda  Sultan,  ein  Rheumatismittel  eines 
Wunderdoktors  bestand  aus  Rüböl  und  Benzin. 

Menthol  -  Pastillen  von  K.  Engelhard  in 
Frankfurt  a.  M.  bestehen  je  aus  0,02  g  Menthol, 
0,02  g  Borax  und  0,5  g  Zucker. 

Migrüne  -  Pastillen  von  K.  Engelhard  in 
Frankfurt  a.  M.  bestehen  je  aus  0,25  Salipyrin, 
0,05  g  Koffein  und  gezuckertem  Kakao  bis  zu 

1,2  g. 

IDxtara  Brown  soll  nach  Giorn.  dl  Farm, 
et  di  Cbim.  aus  4  g  SüBholzextrakt,  4  g  Ammon- 
iumchlorid, 4  g  Opium-Kamphertinktur,  2  g 
Breohwein,  1  g  süßem  Salpeterweingeist,  40  g 
Dextrinsirup  und  destilliertem  Wasser  bis  zu 
70  g  bestehen. 

Phosphorol  nennt  Ouat.  Meyer^  Adler-Apo- 
theke in  Bismark  i.  Altm.  eine  baltbare  nicht 
eintrocknende  Phosphorlatwerge. 

Pllules  Coolpier  enthalten  angeblich  Lithium- 
permanganat  und  Dinatriammethylarsinat.  An- 
wendung :  sogen  Zucker-  und  Magenkrankheiten. 
Bezugsquelle:  Pharmacie  Moulin  in  Paris,  30 
rue  Louis  le  Grand. 

Prager  Hanssalbe  wird  nach  Dr.  Meliehar 
(Pharm.  Post  1906,  79)  durch  Kochen  von  3  g 
natürlichem  Waldbarz  mit  11,25  g  Eibischsalbe 
Ph.  Qerm.,  darauffolgendem  Kolleren  und  Zu- 
fügen von  5  g  Rindertalg  und  6,25  g  Japan- 
wachs  bereitet.  Darsteller:  Dr.  Fragner' sehe 
Apotheke  in  Prag. 

PnamagloMn  wird  als  Kräftigungsmittel  bei 
vorzeitiger  Mannesschwäche  von  der  StJohannes- 
apotheke  in  Straßburg  i.  El»,  ohne  Angabe  der 
Zusammensetzung  angepriesen. 


Pnrgativ  -  Tabletten  von  K.  Engelhard  in 
Frankfurt  a.  M.  enthalten  Phenolphthalein. 

Raehltis  -  Tabletten  von  K  Engelhard  in 
Frankfurt  a.  M.  bestehen  aus  Caldumphosphat 
Calciumkarbonat  und  Eisenlaktat. 

Raphanol  nennt  das  Laboratorium  für  medi- 
zinische Pflanzenpräparate  Weißhach  in  Dresden  6 
frischgepreßten  sterilisierten  Saft  von  Winter- 
rettich (Raphanus  sativns)  und  empfiehlt  den- 
selben bei  Gallenstein-,  Nieren-  und  Blasen- 
leiden. 

Regenerol.  Tabletten  aus  phyaiologisdiem 
Salz  (?)  und  aufbrausenden  Natnmncitrtä  An- 
wendung: bei  Aderverkalkung,  Fettherz,  Gicht 
usw.  Darsteller :  Barber  und  Roaner^  Apotheke 
zum  heiligen  Geist  in  Wien. 

Sanidlmpseln  enthalten  angeblich  10  Teile 
Santalol,  3  Teile  Salol,  3  Teile  Kubeben  und 
l  Teil  Terpinol. 

Santal  salolß  Lneroix,  Kapseln,  die  je  0,28  g 
Santalol  und  0,15  g  Salol  enthalten. 

SehmerzstUlender  Balsam  von  K.  Engelhard 
in  Frankfurt  a.  M.  besteht  aus  Menthol,  Methyl- 
salicylat  und  Lanolin. 

Siropns  Baml  (Sirupus  Bromoformii  compo- 
situs),  bereits  in  Pharm.  Centralh.  46  [I905j, 
650  erwähnt,  besteht  nach  Angabe  des  Dar- 
stellers aus  3  Tropfen  Alcoolature  d'aoonit, 
0,01  g  Kodein,  3  Tropfen  Bromoform  und  Sirop 
colore  bis  zu  ^0  g ;  nach  Romaneee  (Pharm.  Post 
1905,  565)  aus  Alkohol,  Kodein,  Glycerin,  Brom- 
oform, Alcoolatores  Aconiti,  Sirupus  Prnni, 
Sirupus  Baisami  Tolutani  und  Sirupus  Dessoi;- 
arzt. 

Der  Sirupus  Dessessarzt  entspricht 
nach  Hahn  und  Holfert  1906,  194  einer  Misch- 
ung von  10  Teilen  Sirupus  Ipecacuanhae,  20 
Teilen  Sirupus  Rhoeados,  40  Teilen  Sirapus 
Sennae,  5  Teilen  Sirut^us  Aurantii  fionun  and 
1  Teil  Magnesia  sulfurica 

Slmpos  glyeerophosphorleos  eompoiitis 
Slboni  stellt  man  dar,  indem  man  27,4  g  bei 
110  bis  1 20  0  getrocknetes  Galciumglycerophos- 
phat  mit  Hilfe  von  8,8  g  Milchsäui-e  in  250  g 
Wasser  löst  und  eine  Lösung  von  4,1  g  Natriam-, 
2,07  g  Kalium-,  4,66  e  Ferro- ,  0,1  g  Chinin- 
und  0,042  Strichninsulfat  in  101)  com  Wasser 
gelöst  zugibt.  Nach  24  Stunden  filtriert  min. 
löst  775  g  Zucker  darin  auf  und  bringt  das 
Ganze  mittels  Wasser  auf  1  L. 

Simpns  TrlfoUi  eomporitns  enm  Caseara 

wird  so  bereitet,  daß  eine  Fluidunze  (30  com)  ent- 
enthält :  1,92  g  Flores  Trifolii  pratensis,  0,96  g 
Lappa,  0,96  g  Berberis  aquifolium,  0,24  g  Xaa- 
thoxyllum,  0,96  g  Stillingia,  0  96  g  Radix  Phyto- 
laccae,  0,96  g  Caseara  Amarga,  0,48  g  Kalium- 
jodid und  2,4  g  Caseara  Sagrada. 

Stimm-Tabletteii  von  K.  Engelhard  in  Frank- 
furt a  M.  bestehen  aus  0,15  g  Borax,  0,15  g 
chlorsaurem  Kalium  und  0,00(35  g  salzsanrem 
Kokain. 

Stroop's  Pnlfer  gegen  Krebsleiden  bestand 
nach  der  Lebensmittel  -  Pi-üfongs  -  Station  der 


787 


Karlsruher  Techn.  Hoohscbnle  aas  dem  Polver 
▼oo  Bitterkleeblättem  oder  einer  ähnlichen 
Droge. 

Tribut  nennen  Mey  db  Fuehs  in  Magdeborg-N. 
Rattenknchen  unbekannter  Znsammensetznng. 

Yasenol-Armee-Pader  enthält  10  pCt  und 
Yasenol-Suiitäts-Pader  3  pCt  einei  Formalin- 
kombination. 

Yegetaiiii  ist  ein  keimfreies,  leichtlösliches 
Gleitmittel  für  Katheter  und  Sonden,  das  von 
Barber  <Sf  Rosner^  Apotheke  zum  heiligen  Geist 
in  Wien  I,  Operngasse  16  dargestellt  wird. 

yin  de  Peptone  CatUlon  enthält  in  einem 
Madeiraglas  die  Bestandteile  von  30  g  Fleisch 
und  0,4  g  Glycerophosphate. 

Yirilinm-Tabletten  werden  gegen  Maones- 
schwäche  ohne  Angabe  der  Bestandteile  von  der 
Löwen apotheke  in  Eegensburg  C  15  empfohlen. 

Wermouth  di  Torlno  -  Essenz  wird  nach 
Berseh  (Pharm.  Post  19ü6,  HO)  bereitet  aus 
30  g  Angelikawurzel,  15  g  Baldrianwurzel,  200  g 
Benediktenkraut,  30  g  Chinarinde,  10  g  Carda- 
momen,  30  g  Guajakholz,  60  g  Orangenschalen, 
100  g  Pfefferminzkraut,  100  g  Tausendgülden- 
kraut, 120  g  Wermut  und  10  kg  Weingeist.  Sie 
ist  dunkelbraun  zu  färben.  Durch  Mischen  der- 
selben mit  Wein  und  Versülien  mit  Zucker  er- 
hält man  den  Yino  Wermouth  di  Torino. 


(Schluß.) 


H,  Mentxel. 


Ueber   das   Oallensteinmlttel    «La  Zyma» 

berichtet  Dr.  Aufrecht  in  Pharm.  Ztg.  1906,  76, 
daß  unter  dem  Mikroskop  neben  Kakao-Bruch- 
stücken und  Kakao-Stärke  massenhaft  Amylum- 
kömer  vom  Typus  der  Kartoffelstärke  gefunden 
wurden,  nicht  dagegen  charakteristische  Teile 
von  Carduos  marianus,  Taraxacum,  Nasturtium 
und  China.  100  Gewichtsteile  OLtbielten  6,47 
Wasser,  28,88  Stickstoffsubstanz,  4,95  Aetber- 
extrakt  (Fett),  0,36  Alkoholextrakt,  47,27  Stärke, 
4,77  sonstige  stickstofffreie  Körper,  1,14  Roh- 
faser und  5,16  Asche.  Gallenbestandteile,  be- 
sonders cholei'nsaures  Natrium  konnten  weder 
polarimetrisch  noch  chemisch  nachgewiesen 
werden.  Yergl.  hierzu  Pharm.  Centralh.  46 
[1905],  867.         — ^*- 

Terfahren  zur  Herstellung  Ton  Troeken- 
prllparaten  ans  tierisehen  and  pflanzliehen 
Säften  Iflr  Nahrnngs-,  Erfrisehangs  -  nnd 
Arzneimtttelzwecke.  D.  B.  P.  154  732,  Kl. 
.o3k.  Dr.  O.  F.  Mey  er ^  Braunschweig.  Die 
Säfte  werden  mit  Salzen,  die  vom  Kristallwasser 
befreit  sind,  in  dem  Verhftltnis  gemischt,  daß  der 
Wassergehalt  des  betreffenden  Saftes  annähernd 
der  Wassermenge  entspricht,  welche  das  Salz  in 
Form  Ton  Kristallwaaser  aufzunehmen  vermag. 

Die  erhaltenen  Trockenpräparate  können  in  der 
Kälte  durch  Lagern  in  luftverdünntem  Baum 
oder  über  wasserentziehenden  Substanzen  wieder 
vom  Kristallwasser  befreit  und  dann  mit  neuen 
Mengen  organischer  Flüssigkeit  vermischt  werden. 

A,  St. 


Zur  Auslegung 
pharmazeuüBOhor  Gesetze  usw. 

(Fortsetzung  von  Seite  717.) 

252.  Apotheker  dttrfen  weder  innere 
noch  ftnfiere  Eeilknnde  betreiben.  Naeh 
§  2  des  König].  Sachs.  Mandats  vom  17. 
Oktober  1820;  das  Apotheken wesen  nsw. 
betr.;  dttrfen  die  ApoÜieker  weder  innere 
nodh  äußere  Heilknnde  betreiben,  andi  haben 
sie  sich  aller  AnsfonohaDgen  in  Besnig  auf 
die  Krankheitsnmstände  der  Patienten  nnd 
dementspredhender  Erteilnng  heilknndlieher 
Ratschlftge  zn  enthalten. 

Urteil  des  Königl.  Landgerichts  zu  Planen 
vom  20.  Juli  1904. 

In  die  Apotheke  des  Angeklagten  kam 
ein  Mann;  welcher  ein  Mittel  gegen  Rhen- 
matismns  verlangte.  Gleichzeitig  sehob  er 
seinen  Rock-  nnd  Hemdenärmei  znrflok  nnd 
zeigte  seinen  mit  Bläschen  etc.  bedeckten 
Unterarm  nnd  gab  zn  erkennen,  daß  er 
diese  vermeintliche  Erscheinung  des  Rhenma- 
tismns  beseitigt  haben  wollte.  Der  Ange- 
klagte sah  den  hingebaltenen  Ann  flfichtig 
aU;  gab  dem  Manne  eine  Pernbalsamsalbe 
mit  der  Anweisung  abends  einzureiben  nnd 
früh  mit  Seife  abzuwaschen.  Daneben  gab 
er  den  Rat,  der  Mann  solle  recht  oft  Aepfel 
essen. 

Das  Königl.  Landgericht  zu  Plauen  i.  V. 
hat  in  dem  Verbalten  des  Angeklagten  im 
Anschluß  an  das  in  der  Hanptverhandlnng 
erstattete  Gutachten  des  als  Sachverständigen 
abgehörten  Medizinahates  und  Bezirksarztes 
Dr.  F.  einen  Verstoß  gegen  den  §  2  des 
König].  Säefas.  Mandats,  das  Apotheken- 
wesen usw.  betr.;  vom  17.  Oktober  1820, 
erblickt.  Dieser  Paragraph  bedroht  die  Apo- 
theker mit  Strafe;  die . . .  die  innere  oder 
äußere  Heilkunde  betreiben.  Er  ftthrt  dazu 
auB;  daß  die  Apotheker  sich  demnach  aller 
Ausforschungen  in  Bezug  auf  die  Krank- 
heitsnmstände der  Patienten  und  der  dem- 
gemäßen  Erteilung  ärztlicher  Ratschläge 
schlechterdings  zu  enthalten  haben,  und  ge- 
stattet ihnen  nur,  soweit  durch  die  §§  6 
nnd  7  des  Mandats  ihnen  ein  beschränkter 
Handverkauf  von  Arzneimitteln  auf  au&- 
drückliches  Verlangen  der  Kunden  freisteht, 
die  Empfänger  über  deren  Gebrauch  nnd 
Wirkungen  zu  beiehren. 


738 


Eb  ist  den  Apothekern  hiernach  gestattet^ 
den  Kunden  bestimmte,  von  ihnen  namhaft 
gemachte  Arzneien,  aber  auch  solche  Mittel 
zu  verabreichen,  die  nicht  bestimmt  bezeichnet 
werden,  aber  ftlr  bestimmte  emfachere  körper- 
liche Unregelmäßigkeiten  verlangt  werden, 
zu  deren  Beseitigung  nicht  erst  eine  be- 
sondere Feststellung  und  Untersuchung  der 
Krankheitsumstftnde  und  ihrer  Ursachen,  eine 
cAusforschung»  im  Sinne  des  §  2,  erforder- 
lich ist,  also  nicht  erst  seitens  des  Apo- 
thekers eine  «Diagnose»  gestellt  zu  werden 
braucht  Ein  Apotheker  wflrde  also  unbe- 
denklich einem  Kunden  auf  dessen  Ver- 
langen «em  Mittel  gegen  Durchfall»  oder 
em  Mittel  gegen  Zahnschmerzen  oder 
ein  solches  «gegen  Insektenstiche»  verab- 
reichen dürfen,  vorausgesetzt,  daß  dabei  den 
Erfordernissen  der  §§  6  und  7  entsprochen 
wird.  Dagegen  wflrde  er  gegen  das  Mandat 
verstoßen,  wenn  er  einem  Kunden  nach 
selbständiger  Untersuchung  seines  Zustandes 
ein  Mittel  verabreicht,  sei  es,  daß  der  Befund 
den  Angaben  des  Kunden  oder  das  Mittel 
seinem  ausdrflcklichen  Verlangen  entspricht 
oder  nicht  Es  kann  dabei  darauf  nicht 
ankommen,  ob  die  Untersuchung  ein- 
gehend ist  oder  nicht,  oder  ob  sie  sieh  nur 
aufflflchtigeAugenscheinseinnahmebesohrftnkt. 
Ob  andererseits  eme  solche  fiflchtige  Augen- 
scheinseinnahme als  Untersuchung  anzusehen 
ist,  muß  nach  den  Umständen  des  emzelnen 
Falles  beurteilt  werden.  Entscheidend  dafflr 
wird  in  der  Hauptsaohe  die  Frage  sein,  ob 
sie  fflr  die  Wahl  des  Mittels  notwendig  war 
oder  nicht.  Wenn  beispielsweise  ein  Kunde 
ein  «Mittel  gegen  Insektenstiche»  oder  ein 
solches  «gegen  eine  Brandwunde»  verlangt 
und  dabei  seinen  Arm  hinhält,  der  ent- 
sprechende offensichtliche  Erscheinungen  auf- 
webt, so  dient  das  Hinhalten  des  Armes  nur 
zur  Illustrierung  der  in  dem  Begehren  des 
Kunden  enthaltenen  Angaben,  und  das  An- 
sehen der  Wunde  durch  den  Apotheker 
wird  in  dem  Falle  nicht  als  Untersuchung 
anzusehen  sein ;  es  beeinflußt  ihn  nicht  oder 
nur  unwesentlich  in  semer  Entschließung 
über  die  Wahl  des  Mittels,  er  kommt  nicht 
in  die  Lage,  selbständig  zu  diagnostizieren. 

Anders  im  vorliegenden  Falle,  in  dem  der 
Zeuge  ein  Mittel  gegen  Rheumatismus  ver- 
langte und  seinen  mit  Bläschen  oder  Buckeln 
bedeckten  Unterarm  vorzeigte. 


Das  Oerioht  eraohtete  die  Handlnngswäse 
des  Apothekers  fflr  eine  «Untersoehung», 
auch  wenn  sie  sehr  flflohtig  anagefflhrt 
wurde;  er  machte  sich  dadurch  einer  «Aus- 
forschung» in  Bezug  auf  die  Krankheits- 
umstände  des  Zeugen  schuldig  und  erteilte 
ihm  «demgemäß»  ärztliche  Ratschläge,  indem 
er  ihm  eine  Perubalsamsalbe  anriet  und 
flberdies  auch  noch  (flber  die  an  nnd  für 
sich  erlaubte  Belehrung  flber  Oebraueh  und 
Wirkung  des  verlangten  Mittels  hmaus)  reich- 
lichen Genuß  von  Aepfeln  anriet^  alao  eine 
diätetische  Vorschrift  gab. 

Nach  alledem  rechtfertigt  sieh  seine  Be- 
strafung wegen  nach  §  2  des  angefahrten 
Mandats  verbotenen  Betreibens  äußerer  Heil- 
kunde. Der  Angeklagte  hat  diesen  Ver- 
stoß  gegen   das  Mandat  im  Wiederiiolungs- 

falle    begangen Im    vorliegenden  Falle 

mußte  daher  gemäß  der  Vorschrift  des  §  2 
des  Mandats  auf  eine  höhere  Geldbuße  er- 
kannt werden,  die  man  auf  nur  35  Mk. 
festgesetzt  hat  m  Ansehung  der  Gering- 
fflgigkeit  des  Vorfalls  und  der  großen  Ver- 
suchung, die  in  dem  Verhalten  des  Zeugen 
an  ihn  herantrat  und  der  er  um  so  leichter 
erlag,  als  eine  Verweigerung  der  erbetenen 
Hilfe  voraussichtlich  den  Zeugen  seinem 
Bildungsgrade  und  seinem  dem  Angeklagten 
bekannten  mlßtrauisohen  Veriialten  gegen 
die  Aerzte  entsprechend  einem  noch  weniger 
sachverständigen  Drogisten  hätte  in  die 
Hände  fallen  lassen,  der  sich  ungestraft  des 
den  Apothekern  verbotenen  Verhaltens  hätte 
bedienen  kOnnen. 

Korresp.-Bl.  der  ärxtl   Kreis-   u.  Bex.-Ver. 
im  Königr.  Saehaen  1006,  Nr,  16,  S.  317. 

Die  Unverträglichkeit  von 
Tinotura  Cardamomi  compoaits 

mit  alkaloidhaltigen  Flflssigkeiten,  mit  Bismnt- 
karbonat  und  mit  Bromnatrinm  ist  von 
Alexander  Mc  Cutcheon  beobachtet  worden. 
Während  in  den  beiden  ersten  Fällen  die 
aus  der  Zimtrinde  stammende^  in  der  'linctma 
Cardamomi  composita  enthaltene  Oerbelure 
als  Unache  fflr  das  Auftreten  der  Nieder- 
schläge bezw.  Trflbuugen  erkannt  wurde, 
ist  es  bislang  nioht  gelungen,  auoh  fflr  das 
Bromnatrium  den  Grund  der  Unverträglich- 
keit zu  ermittehi. 
Pharm.  Jwm.  1906,  218.  J.  K. 


789 


Für  die  Bereitung  von  Olyoeritum 

Ulmi 

gibt  Homwell  folgende  Vorschrift:  10  Teile 
Cortex  Ulmi  (von  Ulmus  oampeBtris  var. 
glabra)  werden  mit  75  Teilen  Wasser  5 
Minuten  lang  gekocht;  kollert,  die  Kolatur 
wird  mit  Wasser  auf  75  Teile  ergänzt  and 
25  Teile  Oljeerin  zugesetzt  Zur  besseren 
Haltbarkeit  kann  man  noch  auf  1000  Teile 
des  Glyceritum  etwa  1  Teil  BenzoMure 
znsetzen.  Das  Glyceritnm  Ulmi  soll  als 
Vehikel  für  die  Verabreichnng  unlöslicher 
Arzneimittel,  zum  Verdecken  emes  schlechten 
Geschmacks  und  zuletzt  auch  äußerlich  fflr 
Wunden  und  Hautaffektionen  Anwendung 
finden.  Die  Ulmenrinde  wurde  nach  Pli?iius 
schon  von  den  alten  Römern  arzneilich  ge- 
branchty  auch  im  Mittelalter  wird  sie  in  den 
Kräuterbüehem  geführt,  doch  ist  sie  jetzt 
in  Deutsehland  wohl  ganz  außer  Gebrauch 
gekommen.  Sie  enthält  nach  f  lückiger 
(Pharmakognosie  des  Pflanzenreichs^  Seite 
512)  außer  Schleim  auch  noch  Gerbsäure. 
Pharm.  Joum,  1906,  204.  J.  K. 


Zur  Herstellung  der  gelben 
Augensalbe 

gibt  Dr.  Fleischer  in  dem  Wflrttb.  med. 
Korrespbl.  1905,  No.  29,  folgende  Vor- 
schrift: In  eine  verhältnismäßig  sehr  ge- 
räumigC;  mit  Ausguß  versehene  und  vorher 
gewogene  Porzellanreibschale  bringt  man 
200  Teile  offizinelle  Natronlauge  und  400 
Teile  Wasser  und  gießt  in  diese  Mischung 
eine  im  Beoherglase  heiß  bereitete  und  noch 
warme  Lösung  von  63  Teilen  Quecksilber- 
chlorid in  1200  Teilen  Wasser  in  dünnem 
Strahle  unter  stetem  Umrühren  mit  einem 
Glasstabe.  Nach  dem  Absetzen  wird  die 
fiber  dem  Niederschlage  stehende  Fltkssigkeit 
vorsichtig  abgegossen  und  ersterer  durch 
öfter  erneutes  Aufgießen  von  möglichst 
großen  Wassermengen,  UmrQhren  und  Ab- 
sitzenlassen  in  der  Schale  selbst  so  lange 
gewaschen,  bis  das  Waschwasser  rotes  Lack- 
muspapier nicht  mehr  bläut  und  durch 
Silbemitrat  nicht  mehr  verändert  wird.  Nun 
wird  durch  recht  gründliches  und  vorsichtiges 
Abgießen  und,  wenn  überhaupt  noch  not- 
wendig, durch  Abheben  mit  einer  Pipette 
das  überstehende  Wasser  so  weit  entfernt, 
daß   der  Inhalt  der   Schale  nur  noch   200 


Teile  beträgt  Zu  der  so  verbleibenden 
Aufschwemmung  von  50  Teilen  gelbem 
Quecksilberoxyd  in  150  Teilen  Wasser  mengt 
man  200  Teile  Wollfett  und  600  Teile 
reines  weißes  amerikanisches  Vaselin.  Man 
erhält  so  1000  Teile  einer  tadellosen  5  proc. 
Quecksilberoxydsalbe.  (Vgl.  hierzu  auch  Ph.  C. 
38  [1897],  845  und  39  [1898J,  473.) 

Zur  Abgabe  der  Salbe  an  die  Kranken 
wird  als  Behälter  eme  gelbbraune  elastische, 
mit  einer  Gelatinkappe  verschlossene  Gelatine- 
tube empfohlen,  aus  der  durch  eine  feine 
Oeffnung    die    Salbe    herausgedrückt    und 

direkt  ins  Auge  gestrichen  werden  kann. 

tx— 

Das   Vorkommen  von  Bmulsin 

in  Hefe 

ist  von  Henry  und  Aidd  beobachtet  worden. 
Wenn  2  g  Amygdalin  mit  6  g  gewöhnlicher 
Hefe  und  100  ccm  Wasser  bei  40  <>  (7  hin- 
gestellt ^urden,  so  waren  nach  wenigen 
Tagen  etwa  33  pOt  und  nach  11  Tagen 
sogar  67  pGt  des  Amygdalin  gespalten, 
während  ein  Eontrollversuch  obre  Hefe  keine 
Amygdalinspaltung  zeigte.  Ebenso  wie  Hefe 
wirkte  auch  Buchner'wAier  Hefepreßsaft 
(Zymase).  In  gleicher  Weise  wie  Amygdalin 
werden  auch  Salicin,  Arbutin  und  Phaseolunatin 
durch  Hefe  gespalten.  Durch  fraktionierte 
Koagulation  von  Hefepreßsaft  konnte  ge- 
zeigt werden,  daß  die  Wirksamkeit  der  Hefe 
auf  Amygdalin  bis  58^  reicht,  daß  sie  da- 
gegen bei  70^  aufhört.  Da  das  Verhalten 
des  Emulsin  bei  den  betreffenden  Tem- 
peraturen dasselbe  ist,  und  da  dieselben 
Körper,  welche  durch  die  Hefe  gespalten 
werden,  auch  durch  Emulsin  gespalten 
werden,  so  folgern  die  Verff.,  daß  das  in 
der  Hefe  enthaltene  auf  Amygdalin  usw. 
wirkende  Ferment  ebenfalls  Emulsin  ist 
Pharm,  Joum,  1906,  7.  J.  K, 

Terfahren  zur  Herstellung  von  Ermttdongs- 
toxlnen    und  deren  Antitoxinen.     D.  B.  P. 

161  b2l,  Kl.  20h.  Dr.  W.  Weiehardl  in  Berlin. 
Durch  intensive  Ermüdang  von  Tieren  werden 
in  deren  Organismus  ErmädaDgstoxine  ange* 
häait,  die  man  zurzeit  der  höchsten  Ermüdung 
durch  Entnahme  von  Blut*  oder  Organplasma 
oder  von  geeigneten  Ezkreten  oder  Sekreten 
isoliert.  Das  so  erhaltene  Toxin  bezw.  toxin- 
haltige  Plasma  wird  zum  Zweck  der  Antitoxin- 
gewinnung anderen  Tieren  eingespritzt  and  dann 
diesen  Tieren  Blut  oder  geeignete  Exkrete  oder 
Sekrete  entzogen  und  in  kondensierte  Form  über- 
geffihrt.  Ä,  St. 


740 


Terpentinöl  aus  Fichtenhobs. 

Anoh  in  Amerika  verarbeitet  man  jetzt 
Baumstämme  nnd  -stumpfe  auf  Terpentinöl, 
wie  nachstehende  Ansftlhrongen  (^Ohemioal 
Engmeer;  durch  Chem.  Rev.  üb.  d.  Fettr 
und  Harzindustrie  1906,  XIII,  88)  von 
Wiüiam  H.  Walker,  Eimer  W.  Wiggins 
und  Edtvard  C.  Smith  zeigen. 

«Lightwood»  nennt  man  im  Sflden 
der  Vereinigten  Staaten  abgestorbene  Exem- 
plare der  iangnadeligen  Fichte,  deren  Stämme, 
Sttlmpfe  und  Wurzein  mit  Harz  gesättigt 
sind.  Im  Jahre  1872  wurde  zuerst  von 
James  Stanley  der  Versuch  gemacht,  aus 
diesem  Abfallholz  Terpentinöl  und  Harz  zu 
gewinnen.  Der  Versuch  mißlang  damals, 
weil  die  Preise  für  diese  Produkte  zu  niedrig 
waren.  Seit  dieser  Zeit  sind  viele  Patente  | 
auf  Gewinnung  der  in  diesen  Bäumen  vor- ! 
handenen  Produkte  genommen  worden,  ohne 
daß  man  jedoch  genauere  Angabe^  über  die 
angewandte  Temperatur  oder  über  die  ge- 
wonnenen Produkte  erfahren  hätte.  Verff. 
haben  nun  das  Abfallholz  im  Laboratorium 
mittels  Dampf  bearbeitet,  und  zwar  bestand 
der  Apparat  aus  einem  Dampfüberhitzer, 
einer  eisernen,  mit  Dampfmantel  versehenen  Re- 
torte und  einem  Kondensator.  Das  in  der 
Retorte  enthaltene  Holz  wurde  mit  Dampf 
behandelt;  die  Destillationsprodukte  wurden 
aufgefangen.  Das  behandelte  Holz  bestand 
aus  einem  Gemisch  von  Stümpfen  und 
Wurzeln  und  war  teilweise  durch  Wald- 
brände verkohlt.  Bei  den  ersten  6  Ver- 
suchen wurde  der  Dampf,  ohne  überhitzt 
zu  sein,  2  Stunden  lang  in  die  Retorte  ge- 
leitet, wobei  in  der  Retorte  ein  bestimmter 
Druck  gehalten  wurde.  Während  dieser 
Zeit  wurde  fast  das  ganze  Harz  und  etwa 
^/s  des  Oeles  erhalten.  Dann  wurde  der 
Dampf  auf  375  bis  400  <>  überhitzt  und 
wiederum  2  Stunden  einwirken  gelassen; 
hierbei  ging  fast  nur  Gas  über. 

Bei  Versudi  7  bis  10  wurde  gleich  auf 
180^  erhitzter  Dampf  eingelassen  und  zwar 
2  Stunden  lang.  Die  gewonnenen  Produkte 
differierten  nicht  viel  von  den  bei  den  ersten 
6  Versuchen  gewonneuen,  nur  schien  die 
Ausbeute  größer  zu  sein. 

Der  Dampf  wurde  dann  auf  400^  erhitzt 
und  4  Stunden  einwirken  gelassen.  Ver- 
uehe  12  und  13  wurden  ebenso  gemacht, 


leiles 

Gelbes 

Oel 

Oel 

Haiz 

pCt 

pCt 

pCt 

1,96 

0,81 

3,97 

3,15 

0,58 

5,38 

2,50 

0,64 

2,80 

nur  dafi  mit  Dampf  von  200^  begonnen 
wurde.  Folgende  Tabelle  zeigt  die  Dnreh- 
schnittsresultate: 

Anfangs- 
teinpera- 
Versach    tur  ^  C 

1  bis  6        155 

7    .    10      174 

12    »    13      200 

Die  bei  den  verschiedenen  Destillationen 
erhaltenen  Oele  sind  identisch.  Die  aus 
Kernholz  gewonnenen  Produkte  sind  minder- 
wertiger als  die  aus  den  Stümpfen  und 
ziemlich  wertlos  zur  Terpentingewinnnng. 
Vom  heilen  Oel,  Terpentinöl,  destillierten 
80  pCt  unter  163^.  Sein  spez.  Gew.  war 
0,865  bis  0,867,  Farbe  wassertiell  oder  mit 
schwach  gelblichem  Stich,  Geruch  angenehm 
ätherisch.  Das  Oel  ist  so  gut  wie  säiirefrei 
und  enthält  7  pOt  Ester,  berechnet  als 
Bomylacetat  Raffination  zur  Beseitigung 
des  Geruches  und  der  Farbe  mit  verdünnter 
Permanganatlösung  ergab  92,8  pOt  eines 
wasserhellen  Oeles  ohne  unangenehmen  Ge- 
ruch. Beim  Verdunsten  an  der  Luft  ver- 
bleiben 1,02  pCt  resp.  0,71  pCt  Rückstand. 
Das  gelbe  Oel  destillierte  fast  vollBtIndig 
zwisohen  200  und  21 4^  über;  die  Fraktion 
zwischen  209  und  21l0  ergab  60  pCt  des 
ganzen  und  war  anscheinend  eme  homogene 
Substanz.  In  Alkohol  gelöst,  mit  trockenem 
Salzsäuregas  gesättigt  und  abgekühlt  entarrte 
das  Oel  zu  einer  weißen  EristaUmaase  (wahr- 
scheinlich Terpineol),  die  bei  50^  schmols. 
Das  Harz  wurde  zur  Entfernung  d«r 
Feuchtigkeit  ^U  Stunden  lang  bei  Ibffi  er- 
hitzt Nach  dem  Erkalten  stellte  es  eine 
harte  Masse  mit  klarem,  glasigem  Brach, 
aber  fast  schwarzer  Farbe  dar.  Die  trockene 
Destillation  des  Harzes  ergab :  Saure  Flüssig- 
keit 15,34  pGt,  Harzessenz  4,49  pGt,  Han- 
oi 26,47  pGt,  Bkiuöl  17,91  pGt,  Grttnöl 
16,62  pGt,  Teer  4,62  pOt 

Aus  1  Klafter  (6000  engl.  Pfund)  «light- 
wood»  erhält  man  durch  Dampf destülation : 

Terpentinöl:  24,9  Gallonen  =  3  pCt, 
gelbes  Oel :     4,4        >         =  0,56  p(X 
Harz :  318  engl.  Pfd.=  hß      > 

durch  trookene  Destillation  des  Harzes: 

Harzessenz :    2,6  Gallonen  =  0,3  pCt, 

Harzöl:  10,9         .         =  1,5    • 
Blauöl:  7,25       *        =  1,0    • 

Grünöl :  5,6        »         =  0,8    • 

Pech :  12  engl  Pfd.  =  0,2    * 


741 


VerfasBer  ziehen  ans  ihren  Versuchen  den 
Sehlußy  daß  man  ans  «Lightwood»  durch 
DampfdeBtiUation  ein  Terpentinöl  erhalten 
kann,  das  dem  augenblicklichen  Handels- 
artikel, mit  Ausnahme  des  etwas  anderen 
Geruches,  gleicht  T. 

nttylen, 

aber  welches  bereits  in  Pharm.  Oentralh.  47 
[1906],  129  kurz  berichtet  worden  ist,  hat 
Dr.  Aufrecht  untersudit  und  seine  Befunde 
und  andere  Mitteilungen  in  Pharm.  Ztg. 
1906,  342  veröffentlichi  Dementsprechend 
seien  unsere  früheren  Angaben  nachstehends 
ergänzt 

Das  patentierte  Darsteilungsverfahren  ist 
folgendes:  Der  Teer  wird  bei  Gegenwart 
von  Kondensationsmitteln,  z.  B.  Salzsäure, 
mit  Formaldehyd  behandelt,  das  Reaktions- 
produkt, eine  zähe,  harzartige  Masse,  von 
den  wässerigen  Anteilen  getrennt,  von  der 
überschQsfiigen  Säure  durch  Behandlung  mit 
Natriumkarbonatlösung  befreit  und  schließ- 
lich in  Natronlauge  gelöst  Die  alkalische 
Lösung  des  Reaktionsproduktes  wird  dann 
durch  Zasatz  von  Säuren  zersetzt,  wobei 
der  Körper  als  gelbbrauner  Schlamm  aus- 
gesdiieden  wird,  der  sich  alsbald  zu  Boden 
setzt  Trennt  man  diesen  von  der  über- 
stehenden Flüssigkeit  und  trocknet  ihn  bei 
gelinder  Wärme,  so  erhält  man  das  Pittylen 
als  lockeres,  feines,  gelbbraunes  Pulver,  dessen 
schwacher  Geruch  kaum  noch  an  Teer  er- 
innert 

Als  Ansgangmaterial  hat  sich  der  nadi 
der  alten  Methode  in  Meilern  gewonnene 
Nadeiholzteer  bewährt,  der  oft  über  90  pOt 
liefert.  Da  das  Ausgangsmaterial  kein  ein- 
heitlicher Körper  ist,  so  muß  auch  das  daraus 
bewonnene  Präparat  em  Gemenge  ver- 
schiedener Formaldehydverbindungen  sein. 
Vorwiegend  dürften  es  Methylenverbindungen 
der  im  Nadelholzteer  enthaltenen  Harzsäuren 
sein,  neben  denen  aber  auch  Diphenyl- 
methanderivate  der  aromatischen  Kohlen- 
wasserstoffe zugegen  sind.  In  geringen 
Mengen  sind  fernerhin  vorhanden  die  Ver- 
bindungen, welche  die  im  Nadelholzteer  nur 
wenig  enthaltenen  Phenole  und  phenolartigen 
Körper  mit  Formaldehyd  eingehen  und  die 
ebenfalls  als  Diphenylmethanderivate  be- 
trachtet werden  können.  Außerdem  sind 
noch    die   Verbindungen    der   aliphatischen 


Säuren  mit  Formaldehyd  in  betracht  zu 
ziehen,  die  sich  jedenfalls  auch  in  Methylen- 
verbindungen verwandelt  haben.  Desgleichen 
haben  auch  die  vorhanden  gewesenen  bas- 
ischen Verbindungen  sich  durch  Vereinigung 
mit  Formaldehyd  in  Anhydromethylen- 
verbindungen  verwandelt^  wie  auch  die 
Ketone  und  Aldehyde. 

Außer  den  schon  bekannten  Eigenschaften 
(S.  129)  wird  der  Schmelzpunkt,  zwisdien 
1170  und  11 90  C  liegend,  mitgeteilt 

Die  elementare  Zusammensetzung  des 
Pittylen  ist  folgende: 

Kohlenstoff  84,27  pCt 

Wasserstoff  14,36     » 

Schwefel  0,15     » 

Sauerstoff  0,64     » 

Asche  0,58     » 

Letztere  enthielt  vorwiegend  Eisen-  und 
Oaiciumoxyd,  sowie  geringe  Mengen  Kiesei- 
und  Schwefelsäure. 

Wird  das  Pittylen  mit  Aether  und  dann 
mit  Alkohol  bis  zur  Erschöpfung  ausgezogen, 
so  erhält  man 

in  Aether  lösliche  Stoffe       57,23  pOt 
»    Alkohol     »  »  12,38     » 

unlöslichen  Rückstand  30,39     » 

Während  die  ätherischen  Stoffe  eine 
schwarzbraune,  klebrige  Masse  von  saurer 
Reaktion  vorstellen,  bildet  der  Alkoholaus- 
zug eine  harzähnliche,  braunrote  Masse,  die 
in  weingeistiger  Lösung  auf  Zusatz  von 
Eisenchlorid  eine  vorübergehend  schmutzig- 
violette, rasch  in  grünlichbraun  übergehende 
Reaktion  erkennen  läßt  Der  in  Aether  und 
Alkohol  unlösliche  Rückstand  bildet  eme 
spröde,  leicht  zerreibliche,  pechartige  Masse, 
die  sich  nur  in  heißer  Kalilauge  alimählich  löst 
Als  Säurezahl  wurde  10,8  und  als  Ester- 
zahl 8,6  ermittelt  Die  Bestimmung  er- 
folgte in  bekannter  Weise  mit  alkoholischer 
Lauge,  nachdem  10  g  Pittylen  in  Aether 
und  Alkohol  soweit  als  möglich  gelöst  worden 
waren.  Freier  Formaldehyd  konnte  nicht 
nachgewiesen  werden.  H.  M, 


Wendelsheimer  Entfettungstee  soll  nach 
Pharm.  Ztg.  1906,  303  aus  Fucas  vesicolosas, 
Cascara  sagrada,  Sal  carolinense,  Herba  Taraxaci 
und  mit  einer  Früchteabkochung  getränkter 
Radix  Yalerianae  bestehen.  Darsteller:  Carl 
Hunniua  in  München.  — <^-  - 


742 


Therapeutisohe  Mitteilungen. 


Der  gegenwärtige  Stand  der 
Hundswuüehre. 

Die  HandswQt  (Lyssa)  entsteht  durch  eine 
spezifische  Infektion ;  em  spontanes  Znstande- 
kommen  der  Krankheit^  wie  es  früher 
angenommen  wnrde^  ist  ausgeschlossen.  Das 
Tier,  welches  die  Wut  verbreitet,  ist  in  erster 
Linie  der  Hund  und  seine  Artverwandten. 
Doch  ist  zu  betonen,  daß  bisher  von  keinem  ein- 
zigen Säugetiere  ein  unempfängliches  Verhalten 
gegen  Hundswut  ermittelt  wurde.  Während 
beim  Hund  die  Symptome,  welche  die  ra- 
sende Form  der  Hundswut  charakterisieren, 
am  häufigsten  vertreten  sind,  überwiegt  beim 
Menschen  und  im  Anschluß  an  künstliche 
Infektionen  bei  allen  empfänglichen  Tieren 
die  Lähmungsform  der  Krankheit  Die 
Verbreitung  des  Erankheitsstoffes 
von  der  Infektionsstelle  bis  zum  Zentral- 
nervensystem erfolgt  in  der  Mehrzahl  der 
Fälle  auf  dem  Nervenweg ;  ein  Fortschreiten 
auf  dem  Blut-  und  Lymphweg  ist  auch 
möglich,  aber  weniger  häufig.  Der  Aus- 
bruch der  Krankheit  erfolgt  nach  einer  ver- 
schieden langen  Inkubationsdauer,  die  im 
Minimum  16  bis  20  Tage  beträgt,  doch 
sind  in  der  Literatur  auch  Fälle  von  jahre- 
langer Inkubationsdauer  bekannt. 

Abgesehen  von  den  iVej^n'schen  Befunden 
bleibt  uns  zur  einwandfreien  Sicherung  der 
Diagnose  nur  die  Tierimpfung.  In  jedem 
Fall  von  Hundswutverdacht  sollte  das  frag- 
liche Tier,  zum  wenigsten  aber  der  Kopf 
des  Tieres  in  l3rsol-  oder  sublimatgeträokte 
Tücher  eingeschlagen  und  in  einer  Kiste 
verpackt  sofort  an  das  nächstgelegene 
Pasteur-Institut  eingesandt  werden.  Sind 
Menschen  gebissen  worden,  so  desinfiziert 
der  Arzt  ihre  Wunden  alsbald  und  gründ- 
lich und  veranlaßt  die  Patienten  außerdem, 
sofort  die  antirabische  Kur  im  gleichen  In- 
stitut vornehmen  zu  lassen.  Jeder  Zeitver- 
lust kann  das  Leben  des  Patienten  kosten. 
Die  Behandlung  dauert  bei  leichten  und 
mittelschweren  Verletzungen  18  Tage,  bei 
schweren  Wunden  21  Tage.  Bei  der  Be- 
urteilung, ob  ein  Biß  leicht  oder  schwer  ist, 
sind  die  entscheidenden  Faktoren  der  Sitz 
in  Beziehung  zum  Zentralnervensystem,  die 
Tiefe  und   der   Umstand,   ob   der   Biß    be- 


kleidete oder  unbekleidete  KOrpersteOen  traf. 
Kopfwunden  sind  deshalb  die  schwersten , 
ein  Biß  in  die  nackte  Hand  schwerer  als 
in  den  bekleideten  Arm. 

lieber  die  Prinzipien  der  Hundswut- 
impfung  läßt  sich  0.  Heller  in  Bern 
folgendermaßen  aus:  üeberträgt  man  das 
Wutgift  eines  tollen  Hundes  von  derSt^ße 
—  deshalb  virus  des  rues,  Straßen- 
virus genannt  —  von  Kaninchen  za  Ka- 
ninchen, so  verkürzt  sich  die  nrsprflngtiohe 
IStägige  Inkubationsdauer  immer  mehr  bis 
zu  einem  Minimum  von  6  Tagen ;  aladann 
ändert  es  sich  nicht  mehr,  es  bleibt  beständig 
(fixe),  daher  die  Bezeichnung:  virus  fixe. 
Ein  solches  c  virus  fixe»  ist  das  Material 
für  die  Schutzimpfung.  Doch  bedarf  es 
noch  der  stufenweisen  Absohwäohung.  Diese 
wkd  auf  verschiedene  Art  erreieht.  Die 
klassische  Po^^^i^r'sche  Methode  beruht  auf 
der  Anstrocknung  des  «virus  fixe»  (Kanin- 
cfaenrückenmarkes  in  sterilen  Gefäßen  über 
Aetzkali  bei  einer  beständigen  Temperatnr 
von  200  C).  Es  erfolgt  hierdurch  allmäh- 
lich ein  Absterben  der  Erreger,  so  daß  in 
einem  z.  B.  10  Tage  getrocknetem  Mark 
lebende  Lys8a(Hundswut-)erreger  überhaupt 
nicht  mehr  vorhanden  sind,  in  einem  7  Tage 
alten  Mark  die  Zahl  der  lebenden  nadiweis- 
bar  vermindert  ist,  während  ein  nur  3  Tage 
lang  getrocknetes  Mark  nicht  wesentlieh  ver- 
ändert  erschemt  Auf  ihrer  Anstroeknnngs- 
stufe  lassen  sich  diese  verschiedenen  Mark- 
sorten ohne  weitere  Abschwädinng  wochen- 
lang konservieren  durch  Emlegen  in  Glyoerin. 
Eine  Behandlung  beginnt  nun  mit  dem 
schwächsten  Mark,  von  dem  ein  0,5  cm 
langes  Stück  gut  verrieben,  mit  Kocfasali- 
lösung  versetzt  und  in  der  Baaebgegend 
rechts  oder  links  vom  Nabel  unter  die  Haut 
eingespritzt  wird,  dann  geht  man  zu  den 
stärkeren  Sorten  über. 

Die  ganze  Reihe  wurd  hn  Laufe  der  Be- 
handlung 3  bis  4  mal  wiederholt  Die 
Abschwächung  des  Markes  wird  naeh  Hoegyes 
ohne  jede  Austrocknung  in  gleidi  vollkom- 
mener Weise  erreicht  durch  Herstellimg 
verschiedener  Emulsionsverdtlnnnngen  von 
frischem  Kaninchenmark.  Da  die  Erfolge 
mit  dieser  Methode  dem  Fasteur'mben  Ver 


743 


fahren  dnrchauB  ebenbflrtig  sind^  so  läßt 
sieh  fOr  die  Natur  des  Schatzimpfungs- 
materiales  um  gewichtiger  Schluß  ziehen: 
die  wirksame  SnbetanZ;  welche  die  Immon- 
it&t  bedingt,  ist  die  unveränderte  Leibessub- 
stanz  der  Lysaaerreger.  Ob  das  Leben  der- 
selben dne  besondere  Bedeutung  und  Wich- 
tigkeit hat^  ist  heute  noch  nicht  mit  Sicherheit 
festzustellen.  Jedenfalls  besteht  kein  Zweifel 
darfiber,  daß  die  Lyssa(Hundswut-)schutz- 
impfung  in  erster  linie  eine  aktive  anti- 
parasitäre Immunisierung  darstellt,  bei  der 
allerdings  gleichzeitig  gewisse  toxische  Stoffe 
mit  in  Frage  kommen. 

Und  damit   kommen  wir  zum  Erreger 
der  Hnndswut   und    zu    den    wichtigen 
Befanden  Negri*%,    Der  Erreger  derHunds- 
wnt  ist  bis  heute  noch  nicht  mit  Sicherheit 
gesehen    worden.     Doch    kennen    wir    aus 
den  JVe^'schen  Untersuchungen  eine  ganze 
Reibe  seiner   zum  Teil   höchst  charakterist- 
ischen   Eigenschaften.      Diejenige,    die    am 
meisten  hervortritt,  ist  seine  FILhigkeit,  nach 
verschieden    langer,    aber   für   die  einzelne 
Vinisart   zunächst  beständigen   Inkubations^ 
dauer    die    Krankheit    hervorzurufen,    eine 
Fähigkeit,    die   bisher   durch   Virulenzunter- 
sehiede    erklärt    wird.      Femer   ist   zu    er- 
wähnen, daß  sich  der  Hundswuterreger  nicht 
im  Hundekörper  auf  die  Dauer  halten  kann, 
sondern  im  Verlaufe  mehrerer  Hundepassagen 
an  ^nsteckungsfähigkeit  abnimmt,  bis  er  sie 
ganz  verliert,    ein   zwingender  Beweis,    daß 
ihm   etwas   für  seine  Entstehungsentwickel- 
nng  Nötiges  im  Hundekörper  fehlt.     Aendem 
sich   die    natürlichen  Verhältnisse    dauernd, 
so  geht  der  Hundswuterreger   allmählich  zu 
gründe,    wie    wir    das    bei    Hundepassagen 
sehen,    oder    er   paßt   sich  den  neuen  Ver- 
hältnissen an.     Diese  Aenderung  beobachten 
wir  bei   fortwährenden   Eaninchenpassagen. 
Schließlich,   nachdem   alle  übertragenen  Er- 
reger den  abgekürzten  Modus  angenommen 
haben,  ist    die    Entwickelung    des  Erregers 
nicht   weiter    zu    beschleunigen,    die   Inku- 
bationsdauer nicht  weiter  zu  verkürzen :  das 
Virus  ist  «fixe». 

Von  100  durch  wütende  Tiere  gebissenen 
Leuten  sollen  30  bis  40,  nach  anderen  18 
bis  20  an  Wut  erkranken  und  zu  gründe 
gehen,  falls  k^e  Schutzimpfung  vorgenom- 
men wird.  Bleiben  wir  bei  der  Annahme 
der  kleinsten  Zahl  18  pGt.     Was  lebtet  nun 


die  Schutzimpfung?  Von  etwa  50  000  Ge- 
bissenen der  verschiedenen  Institute,  die 
nachgewiesenermaßen  von  tollwutkranken 
Tieren  verletzt  waren,  erkrankten  und  starben 
nach  vollzogener  Schutzimpfung  1  pCt  Es 
waren  also  nach  unserer  Rechnung  von  18 
Personen  durch  die  Schutzimpfung  sicher 
17  gerettet.  «Die  Erfolge  der  Schutzimpf- 
ung könnten  ohne  Zweifel  noch  weiter  ge- 
steigert werden»,  sagt  Heller  zum  Schluß, 
«wenn  alle  Aerzte  sich  stets  gegenwärtig 
halten,  daß  für  die  Prophylaxe  der  Hnnds- 
wut das  unverzügliche  Vorgehen  die  günstig- 
sten Resultate,  ergibt».  A.  Rn. 
CorrespondenxbL  f.  Sekumxer  Aerxte  1906, 
150. 


Die  Anwendung  von  Calcium- 
lactat gegen  Kopfsolimerzen 

wird  von  Roß  in  den  Fällen  empfohlen, 
wo  mit  den  Kopfsehmerzen  eine  mangel- 
hafte Koagulierbarkeit  des  Blutes  einhergeht 
Es  handelt  sich  bei  diesen  Fällen  um  lym- 
phatische Personen,  der  Schmerz  läßt  in  1 
bis  6  Stunden  an  Intensität  nach  und  es 
handelt  sich  dabei  meist  um  einen  klopfen- 
den Schmerz  in  der  Stirn-  oder  Schläfe- 
gegend. In  einer  großen  Zahl  von  fUUen 
hat  sich  Oalciumlaotat  bewährt  Man  gibt 
es  in  Gaben  von  etwa  1  g  (15  grains)  mit 
0,5  g  Oapsicumtinktur  und  30  g  Ghloro- 
formwasser  dreimal  täglich  vor  dem  Essen 
oder  in  Pulverform  in  derselben  Menge  als 
wässerige  L(3eung.  Das  Calciumlactat  ist 
dem  Caldumchlorid,  das  sonst  dieselbe  Wirk- 
ung besitzt,  deswegen  vorzuziehen,  weil  es 
frei  ist  von  dem  widerlichen  Geschmack  des 
letzteren.  In  einigen  Fällen  von  Kopfschmerz, 
der  mit  Atemnot  verbunden  war,  wurde  auch 
diese  gemildert.  Ebenso  wird  wassersüchtige 
Schwellung  der  Augen  und  der  Gliedmaßen 
wie  auch  Frostbeulen  und  Nesselsucht  durch 
Calciumlactat  günstig  beeinflußt  J,  K, 
Pharm.  Joum,  1906,  225. 

Zur  Behandlung  der  Frostbeulen  werden 
folgende  4  Vorschriften  anempfohlen:  I  Tannin  2, 
Bleiacetat  5,  Perubalsam  3  und  Yaselin  90  Teile. 

n.  Bleisalbe  10,0,  Lanolin  6,0,  Eampheröl  3,0, 
Perubalsam  1,5  und  Bergamottöl  0,5  Teile. 

in.  Ichthyol  und  Perubalsam  je  10  und  Lanolin 
20  Teile. 

IV.  Eampheröl  6,0,  Menthol  0,1,  Tannin-Gly- 
cerin  (lOproc.)  10,0,  und  Lanolin  20,0  Teile. 

Gorrespöndenxbl.  f.  Schweixer  Aerxte  1906, 
203.  A.  Rn, 


744 


Photogpaphisohe  Mitteilungen. 


Amidol- 
Hydroohinon-Entwickler. 

Eine  ganz  eigenartige  Eotwiokler-Kom- 
Position,  Misohnng  von  Amidol  mit  Hydro- 
chinon  ohne  Zusatz  von  Pottasche  oder  Soda, 
wurde  kQrziioh  in  c  Photo  Revue»  angegeben 
und  ihr  nachgerühmt;  daß  sie  im  Gegensatz 
zum  reinen  Amidoi-Entwiokler  langsam,  da- 
her leicht  kontrollierbar  verlaufe  und  daher 
weiche  Negative  ergeben  solle.  Da  das 
Hydrochinon  aber  ohne  Zusatz  eines  Alkali 
als  Entwickler  gamioht  wirkt  und  anderer- 
seits nicht  anzunehmen  ist,  daß  das  Amidol, 
welches  bekanntiich  keines  Alkali  bedarf, 
mit  dem  Hydrochinon  dne  die  vorzüglichen 
Eigenschaften  beider  Entwickler  vereinigende 
Verbmdung  eingeht,  muß  dahingestellt  blei- 
ben, ob  diese  Vorschrift  überhaupt  praktisch 
ausprobiert  worden  ist  oder  ob  es  sich  um 
eine  jener  vielen  phantastischen  Kompositionen 

handelt,  die  nur  auf  dem  Papiere  stehen. 

Bm, 

Ueber  eine  neue  Form  der 
Standentwicklung 

besonders  für  unterlichtete  Momentaufnahmen 
berichtet  F.  Fischer.  Er  hatte  eine  stark 
unterbelichtete  Momentaufnahme  zu  ent- 
wickeln und  in  der  Dunkelkammer  eine 
frische  EntwicklerlOsung  nicht  zur  Hand. 
Er  versuchte  10  Minuten  lang  die  Platte 
in  einer  abgestandenen  dünnen  Lösung  von 
Amidol,  die  ihm  nur  zur  Hand  war,  zu  ent- 
wickeln. Da  sich  keine  Entwicklung  zeigte, 
spülte  er  die  Platte  wieder  ab,  legte  sie  in 
eme  alte  Schachtel  und  stellte  diese  hoch- 
kantig an  einen  dunklen  trocknen  Ort.  Als 
er  die  Platte  nach  etwa  24  Stunden  weiter 
entwickehi  woUte,  fand  er  sie  mit  allen 
Details  und  Halbtönen  gut  ausentwickelt. 
Verschiedene  hierauf  vorgenommene  Versuche 
zeigten  nun,  daß  knapp  belichtete  Aufnahmen 
ebenso  wie  richtig  belichtete  auf  diese  Weise 
weich  entwickelt  werden  können.  Ist  am 
Schluß  die  Deckung  zu  gering,  so  kann 
man  noch  emige  Sekunden  m  starkem  Ent- 
wickler nachentwickeln.  Die  geringe,  in  der 
Schicht  verteilte  Entwicklermenge  wirkt  an- 
seheinend auf  die  Tiefen  kräftiger  als  an 
der   Oberflftche,    wozu    noch    die  steigende 


Konzentration  des   Entwicklers  infolge  des 
Eintrocknens  kommt  Bm, 


Braunfärbung   von  Bromsilber- 
drucken. 

Prof.  H.  Keßler  berichtet  in  der  Phot 
Korr.  Nr.  548,  Seite  229,  über  eine  neue, 
sehr  leicht  durchführbare  Tonungsmethode 
von  0.  Winthrope  in  SommerviUe,  wdebe 
ohne  Fleckenbildung  oder  andere  Fehl- 
erscheinungen  haltbare  braunschwarze  oder 
braunrote  Bildtöne  gibt.  Der  Vorgang  bei 
der  Tonung  ist  folgender:  Die  Bromsilber- 
drucke werden  zuerst  in  kaltes  Wasser  ge- 
taucht und  darauf  in  einer  Lösung  von  rotem 
Blutiaugensalz  20  g,  Bromkaliam  40  g, 
Wasser  1000  ccm  so  lange  gebadet,  bis 
sie  vollständig  gebleicht  erscheinen,  wozu 
1  bis  2  Minuten  erforderlich  sind.  DaDtch 
werden  die  Drucke  in  Wasser  kurz  abge- 
spült und  in  eine  Lösung  von  etwa  Iproe. 
Natriumsulfit  (oder  Schwefelnatrium)  gebracht, 
worauf  sie  in  wenigen  Sekunden  die  er- 
wähnte Braunfärbnng  annehmen.  Doreb 
Auswässern  der  Bilder  bei  mehrmaligem 
Wasserwechsel  wird  der  Prozeß  beendet 
Diese  Tonuhgsmethode  läßt  sich  auch  mit 
Vorteil  für  Diapositive^  welche  auf  Chlor- 
bromplatten hergestellt  worden  sind,  anwenden. 
Zu  bemerken  ist  noch,  daß  zu  dunkel 'aus- 
gefallene Drucke  durch  Behandeln  mit  dem 
Farmer'B^tien  Abschwächer  (rotem  Blat- 
laugensalz  und  Fixiematron)  abgeschwicht 
werden  können.  Der  Farbenton  wh^  dabei 
ein  wärmerer. Bm 

Die  Verwendung   des  Natrium- 
phosphates 

anstelle  des  gewöhnlichen  Phosphatei  em- 
pfiehlt Maes  nach  cPhot  News»  unter 
Benutzung  folgender  Vorschrift:  Dreibasisebei 
Natriumphosphat  100  g,  destill.  Wasser  1000 
com  und  Goldchlorid  1  g. 

Die  erhaltene  Lösung  ist  einige  Minuteo 
nach  dem  Ansetzen  zum  Gebranehe  fertig. 
Dieses  Tonbad  soU  die  feineren  Halbtöoe 
und  Details  weniger  angreifen  als  die  üb- 
lichen Tonbäder.  Das  Tonbad  kann  fOr 
Albumin-,  Aristo-  und  Celloidin-Papiere  ver- 
wendet werden.  Bm 


I 


745 


BOohepsohau. 


Kryptogamen- Flora  yoa  DeutsoUaad,  her- 
aoBgegeben  von  Prof.  Dr.  Walther 
MigtUa.  MooBe,  Algen^  Flechten  and 
Pilze;  etwa  15000  Arten  und  eben  so 
viele  Varietäten^  vollatändig  in  etwa  40 
bis  45  liefemngen  mit  etwa  90  Bogen 
Text  und  etwa  320  farbig  nnd  schwarz 
lithographierten  Tafeln.  Gera,  Renß  j.  L., 
1905  bis  1906.  Verlag  von  Friedrich 
Zexschtvitz.  Subskriptionspreis  der  Lie- 
ferung: 1  Mk. 

Von  diesem  groß  angelegten  "Werk,  das  wir 
schon  yerschiedeDtlioh,  das  letzte  Mal  in  dieser 
Zeitschrift  46  [1905],  499  zn  besprechen  Ver- 
anlassung Diütimen,  liegen  uns  weiter  die  Liefer- 
nngen  18  bis  26  vor. 

In  diesen  Lieferungen  ist  der  Beginn  der  Be- 
schreibung der  Algen  enthalten  und  zwar  ist 
von  densdben  die  Ordnung  der  Schizophyceen 
oder  Cyanophyceen  abgeschlossen,  von  denDia- 
tomaceen  oder  Kieselalgen  ist  die  Abteilung  der 
Centricae  und  von  der  Abteilung  der  Pennatae 
die  Familien  der  Meridionaceen,  Tabellariaceen, 
Eunotiaoeen,  Diatomaceen,  Fragillariaceen,  Aoh- 
nanthaoeen,  Naviculaceen  und  ein  Teil  der  Cym- 
bellaceen  ebenfalls  bereits  vollendet.  Im  Ganzen 
sind  bislang  1262  Algenarten  beschrieben  und 
eine  sehr  große  Anzahl  derselben  auf  zum  Teil 
farbigen,  zum  Teil  schwarzen  Tafeln  abgebildet. 

Betreffs  der  Einteilung  des  Stoffes  würde 
Referent  es  vorgezogen  haben,  die  Diatomaceen 
den  Schizophyceen  unterzuordnen  und  nicht 
neben  zuordnen. 

Im  allgemeinen  ist  nun  auch  dieses  Mal  die 
Bearbeitung  des  gewaltigen  Stoffes  durchaus  zu 
loben.  Dagegen  sieht  sich  der  Referent  leider 
an  einigen  Stellen  zu  Ausstellungen  gezwungen. 
Diese  betreffen  in  erster  Linie  (üe  Üebersichten 
der  Gattungen  und  Arten,  bei  denen  verschie- 
dentlich leicht  zu  vermeidende  Flüchtigkeitsfehler 
vorgekommen  sind.  So  z.  B.  fehlen  auf  Seite 
15  in  der  üebersicht  die  Gattungen  Clathro- 
cystis  (Seite  38)  und  Rhabdoderma  (Seite  43), 
auf  Seite  96  fehlt  in  der  Üebersicht  die  Gattung 
Oloeochlamys  (Seite  105),  auf  Seite  118  fehlt 
die  Gattung  Martigocladus  (Seite  118)  und  in  der 
üebersicht  der  Arten  auf  Seite  216/17  fehlt  die 
Art  J^'artogloia  marginatula  (Seite  220).  Sodann 
aber  sind  leider  auch  einige  der  Tafeln  nicht  in 
derselben  Weise  zu  loben,  wie  es  die  übrigen 
Tafeln  der  MigtUa'aohen  Flora  verdienen.  Wenn 
der  Herr  Yerfasser  die  Tafeln  Nr.  6  und  8  und 
namentlich  9  und  10  kritisch  betrachtet,  so  wird 
er  selbst  zugeben  müssen,  daß  diese  überaus 
zierlichen  Vertreter  der  Diatomeen  wohl  eine 
etwas  liebevollere  Behandlung  verdient  hätten, 
loh  fühle  mich  zu  diesem  Schluß  umsomehr 
berechtigt,  als  alle  nachträglich  gelieferten  Tafeln 
wie  z.  B.  V HF,  VII K,  VIII B  ondVniC  weit  mehr 
dem  geradezu  künstlerischen  Aufbau  dieser  so 


vielfach  von  Liebhaber -Botanikern  gesammelten 
und  bewunderten  mikroskopischen  Pflanzen  nahe- 
kommen. 

Andererseits  ist,  wie  schon  früher,  so  auch 
dieses  Mal  die  Knappheit  und  Prägnanz  der 
Diagnosen  und  Tabellen  anzuerkennen  und  ebenso 
die  Tatsache,  daß  der  Herr  Verfasser  die  neuesten 
Erscheinungen  in  der  Literatur  der  Algen  bis 
auf  die  letzte  Zeit  sogar  in  bezug  auf  die  Va- 
rietäten berücksichtigt  hat,  wie  dies  unter  anderen 
aus  der  Aufführung  der  in  der  Göttinger  Disser- 
tation von  Max  Schmidt  aufgestellten  Arten 
bezw.  Varietäten  Penium  spirostriolatum  var. 
amplificatum  und  Ciosterium  tenuissimum  (aller- 
dings in  einer  erst  später  zu  besprechenden 
Lieferung)  hervorgeht 

Die  Bitte  um  Angabe  der  Vergrößerung  bei 
den  Algen  (vergl.  Pharm.  Oentralh.  46  [1905], 
499)  ist  leider  nicht  erfüllt,  obgleich  dieser 
Faktor  sehr  wichtig  ist  und  auch  nicht  gani 
durch  die  im  Text  gemachten  Angaben  der 
Größe  in  Mikromillimetern  ausgeschaltet  wird. 
Aber  trotz  dieser  Ausstellungen  ist  Beferent 
einer  der  Ersten,  der  den  hohen  Wert  dieser 
Eryptogamenflora  namentlich  für  das  Einarbeiten 
in  dieses  immerhin  schwierige  Gebiet  rückhaltlos 
anerkennt. 

Da  der  Herbst  mit  dem  erneuten  Auftreten 
der  Diatomeen  und  der  gerade  jetzt  vorzugs- 
weisen Entwickeluug  der  Desmidiaceen,  welche 
in  den  jetzt  folgenden  Lieferungen  abgehandelt 
werden,  vor  der  Tür  steht,  so  sei  allen  Faoh- 
genoBsen,  welche  außer  für  ihr  Geschäft  auch 
noch  der  schönsten  der  Wissenschaften,  der 
Botanik,  und  insb^ondere  einer  ihrer  inter- 
essantesten  Gebiete,  der  Algologio,  Verständnis 
entgegen  bringen,  die  Anschaffung  der  Miguia- 
schen  Flora  aufs  Angelegentlichste  empfohlen. 

J.  Katx, 

Yakngakuzasshi  (Journal  of  thephar- 

macentical    society    of    Japan.) 

Published    by     Nippon     Yakugakkwai; 

Nr.  8.     Shimo-Miyabicbyo,  Ushigomeku. 

TokyO;  Japan. 

Diese  seit  einigen  Jahren  bestehende  Zeit- 
schrift erscheint  monatlich  in  etwa  9  Bogen 
starken  Heften  in  japanischer  Sprache;  der  In- 
halt der  einzelnen  Hefte  ist  auf  der  1.  üm- 
schlagseite  in  englischer  Sprache  verzeichnet 
Dem  japanischen  Text  war  bisher  ein  Blatt  vor- 
geheftet, auf  dem  kurze  Heferate  über  die  be- 
treffenden Arbeiten  in  englischer  Sprache  abge- 
druckt waren.  Wir  hatten  uns  vor  einiger  Zeit 
erlaubt,  an  die  Herausgeber  der  Zeitschrift  zu 
schreiben  und  sie  zu  bitten,  die  Referate  etwas 
ausfiihrlicher  zu  gestalten.  Wie  es  scheint,  ist 
unsere  Anregung  beachtet  worden;  zugleich  be- 
obachten wir  aber  seit  der  vorletzten  Nummer 
noch,  daß  die  dem  japanischen  Text  vorange- 
druoktoi   Beferate    nicht    mehr    in   englisoher 


746 


Sprache,  sondern  d  e  n  t  s  o  h  abgefaßt  sind.  Wir 
begrüßen  diese  Anerkennnng  des  Deatsohtams 
im  fernen  Osten  mit  Genngtqung! 

Das  vorliegende  Heft  Nr.  293  vom  Juli  1906 
enthält  folgende  Arbeiten :  Üeber  die  üntersach- 
ong  der  Butter  von  8.  Keimatsu;  Formaldebyd- 
eas  als  Insekten  yertilgendes  Mittel  von  8,  bhv- 
kawa;  Quantitative  Bestimmungen  von  Trauben- 
zuoker,  Bohrzucker  und  Invertzuoker  in  «Mirin» 
(einem  zuckerreichen  alkoholisoheo  QetrSnk)  von 
K  Watanabe ;  Einfluß  harten  Wassers  auf  «Eoji» 
(durch  Schimmelpilze  teilweise  diastasierten  Beis) 
bei  der  Bereitung  von  «Sake»  (einem  die  Stelle 
unseres  Bieres  vertretenden  gärenden  alkohol- 
haltigen Geträrke;  vergl.  Pharm.  Centralh.  42 
[19011,  328,  48  [1902],  380)  von  8.  Tanaka  und 
r.  Narita.  s, 

Bepetitoriam  ftr  das  Apotkeker-GehilfeA- 
Ezameii  (PharmazentiBehe  Vorprüfung) 
von  Apotheker  August  Schmidt,  Runpar 
bei  Wflrzburg.  2.  yerbesaerte  Auflage. 
Mit  einem  ansffihrlichen  Sachregister. 
/S^oA^rsohe  Verlags- Anstalt  inWOrzburg^ 
KgL  Hof- und  UniversitUs- Verlag  (Oscar 

Stahel)  1905.    F^reiB:  geb.  4  Mk. 

Ein  Bepetitorixim  und  nioht  ein  Lehrbuch 
haben  wir  vor  uns.  Wir  können  daher  nioht 
verlangen,  daß  die  einzelnen  Absohnitte  in  breiter 
Ausführlichkeit  abgefaßt  sind,  ümsomehr  ist 
es  anzuerkennen,  daß  es  dem  Verfasser  gelungen 
ist,  mit  wenigen  Worten  das  Wissenswerteste 
und  Bedeutendste  derart  zusammenzufassen,  daß 
das  im  Buohe  Niedergelegte  ein  deutliches  Bild 
vor  Augen  führt.  Nur  der  botanische  und 
pharmakognostische  Teil  ist  dabei  zu  kurz  ge- 
kommen ;  denn  es  wäre  doch  immerhin  zu  wün- 
schen, daß  die  Pflanzen  bezw.  Drogen  eine  ganz 
kurze  oharakteristische  Beschreibung  erhiuten 
hätten.  Letzterer  üebelstand  ist  ja  allerdings 
insofern  nioht  von  aussohlaggeboLder  Bedeutung, 
als  dieselben  im  Deutschen  Arzneibuch  vor^ 
banden  sind,  aber  wie  steht  es  mit  den  Ver- 
wechselungen und  Verfälschungen,  die  soll  der 
Lehrling  doch  auch  kennen,  bevor  er  in  das  Examen 
geht. 


üeber  die  basischen  SigensohafteA  des 
SauerstofEi  und  Kohlenitoffs  von  Dr. 
Julius  Schmidt,   Privatdozent  an   der 
Kgl.  W.  Techn.   Hodischule  zu   Stutt- 
gart   Berlin.    Verlag  von  Oetn'.  Born- 
träger.     Pteis:  3  Mk.  20  Pf. 
Die  Basicität  des  Sauerstofib  und  hauptsäch- 
lich  die   mit  ihr  Hand  in  Hand  gehende  Vier- 
wertigkeit desselben  hat  sich  in  neuester  Zeit 
als  außerordentlich  wichtig  für  die  organische, 
anorganische  und  physikahsohe  Chemie  erwiesen. 
Ist   doch   hierdurch   die  Konstitution   mancher 
organischer  Farbstoffe  klargelegt  worden,  z.  B. 
der  Oxazin-  und  ThiazinfarbstofFe,  der  Pyronine, 
Bosamine,  Bhodamine  usw.     Aber  auch  in  der 
anorganischen   Chemie  entbehrt  eine  Annahme 


des  vierwertigen  Sauerstoffs  nicht  der  Wiohiig- 
keit,  hat  doch  die  Frage  der  Konstitution  des 
Wasserstoffperoxyds  schon  hmge  das  IntsraM 
der  Chemiker  erregt  Leicht  erklärt  sich  nun 
diese  und  die  Eigenschaften  dee  Wasserstoffper- 
oxyds hol  Annahme  von  vierwortigem  Sauerstoff. 

Alle  diese  Fragen  und  noch  viele  andere  mehr 
flnden  eingehende  Behandlung  in  dem  vwliegen- 
den  Werke.  Es  ist  dies  eine  ZusammenfMsnng 
aller  in  neuerer  Zeit  entstandenen  Arbeiten  über 
die  Vierwertigkeit  des  Sauerstofb  und  die  bas- 
isohen  Eigenschaften  des  KohlenstofEs.  Diese 
Zusammenfassung  ist  so  ausführlich  und  er- 
schöpfend ausgefallen,  daß  durch  sie  ein  aus- 
geieichnetes  Nachschlagebuch  für  alle  einschläg- 
igen Arbeiten  über  diese  Fragen  entstanden  ist 

Yen  großem  Wert  sind  die  genauen  und  reich- 
lichen Angaben  der  Originallitteratur  der  behan- 
delten und  einsclüägigen  Arbeiten. 

Das  Buch  behandelt  zunächst  einleiteod  die 
Geschichte  der  Lehre  von  der  T^erwertigkeit 
des  Sauerstoffs,  dann  die  Salze  des  Pyrons  und 
Dimethylpyronp,  die  eingehende  Begründung  der 
Oxoniumtheorie  von  CMlie  und  TieUe  duidi 
Ä,  von  Baeyen  und  ViUigtr,  die  Azoxoaism- 
und  Azthionlumsalze,  die  Garboxonium-  und 
Carbothioniumsalze,  physikalisch-chemisohe  Sta- 
dien über  den  mehrwertigen  Sauerstoff  und 
schließlich  in  5  kurzen  Unterabteilnngen  die 
basischen  Eigenschaften  des  Kohlenatofi. 

Wir  können  Jedem,  der  sich  für  die  vor- 
liegenden Fragen  interessiert,  das  iSbAmtdf  sehe 
Werk  auf  dM  Angelegentlichste  in  Erinnenag 
bringen.  W,  Fr. 

Beiträge    znr  Kenntnis  der  Onsjakprft- 

parate.    Von  der  medizinischen  Fakultät 

der  Landesnniversitit  Koetook   gekrOnto 

Preisschrift     von    WaUher    FVieboes. 

Stuttgart,  Verlag  von  Friedrich  Enke. 

Preis:  geb.  4  Mk. 

In  dieser  fleißigen  Arbeit  liefert  uns  der  Verf. 
ein  QesamtbUd  des  Guajaoum  of  fidnale  und  der 
von  ihm  gewonnenen  Präparate,  das  sich  glie- 
dert in  (fie  Geschichte  der  Anwendung  dee 
Guajaks  ge{;en  die  Syphilis,  die  Phannaksgnosie 
und  Chemie  des  Guajaks,  eine  genanere  Be- 
schreibung des  in  ihm  enthaltenen  Saponin  und 
dessen  physiologisch-toxikologische  Wiikun^. 
Zuletzt  werden  noch  die  physiologischen  Wurk- 
ungen  des  Guajakholzöles  und  des  Gnajakol  so- 
wie Ausblicke  über  die  therapeutische  und  tech- 
nische Verwendbarkeit  der  Quajakpräparate  ge- 
geben, wobei  namentlich  erwämt  zu  weraen 
verdient,  daß  der  Verf.  das  Guajaksaponin  wegen 
seiner  absoluten  Unschädlichkeit  dazu  empGethlt, 
um  alkoholfreies  Bier  und  Limonaden  eohtamend 
zu  machen.  Das  Werk  ist  mit  10  Abbildunges 
geschmückt  •?. 

Preislisten  sind  eingegangen  von : 

Brüekner,  Lampe  db  Co.  ixt  Bedtn  0  19  übar 
Drogen,  chemische  und  {^lannanntisohe  Fki» 
parate,  ätherische  Oele  und  SMenzeo,  Farben  usw. 


747 


Ifwpsohiedene  Mittoilungen. 


Die  Flammeiibogenlanipe 

Juno 

der  FirmA  Johnson  A  PhtUppa  (Ghem.- 
Ztg.  1906|  Rep.  214)  hat  zwei  m  gewohnter 
Weise  unter  spitzem  ^^nkel  gegeneinander 
geneigte  Kohlen ,  die  doroh  ihr  eigenes 
Oewieht  soweit  herabsmken,  bis  die  eine 
gegen  einen  hakenartigen  Ansatz  M^t,  so 
daß  sie  sieh  bcnühren.  Beim  Sehließen  des 
Stromes  bewirkt  die  Ausdehnung  eines  Drahtes 
ans  einer  Eisen- Niokellegiemng  dne  Dreh- 
ung des  mit  der  freien  Kohle  in  Verbindung 
stehenden  Hebels^  so  daß  der  liehtbogen 
entsteht,  der  dur^  einen  Blisermaguet  nach 
unten  getrieben  wird.  Yier  soloher  Lampen 
mit  8  bM  10  Amp.  können  hmtereinander 
in  einen  Qleiehstrom  von  240  Volt  ge- 
flehaltet  werden.  Eine  Lampe  gibt  bd 
einem  Verbrauehe  von  450  Watt  em  gelb- 
liches Lieht  von  2800  Kerzen. 

"he. 

18.  Versaminluiig 
Deutscher  Naturforsoher  und 

Aerzte 

in  Stuttgart  am  16.  bis  22.  September  1906. 

Aus  der  soeben  versandten  Einladung  inter- 
essieren unsere  Leser  die  nachverzeichneten 
Vortrage,  welohe  in  Stuttgart  gehalten  wer- 
den sollen :  ; 

Pharmaite  nnd  Pbarmakogaesle. 

(Sitzungsraum :  Ghem.-teobni8oh.  Laboratorium.) 

Deuisen  (Leipzig) :  Zur  Kenntnis  der  Fluß- 
sfture. 

Dieteneh  (Helfenberg  i.  Sachsen):  üeber 
Clarettahars,  einen  neuen  Eolophoniumersatz. 

Qadammr  (Breslau) :  Aibüoide  der  Colombo- 
Wurzel. 

Joüe»  (Wien) :  lieber  Laevulosurie  und  den 
Nachweis  von  Laevulose  im  Harn. 

SiUUr  (Stuttgart) :  Gallen-  und  Blutfarbstoffe. 

LcHwf  (Hannover):  Ueber  Henteliung  und 
ünteiBudhung  von  EiseDalbuminatlösungen  mit 
besonderer  Berüoksiohtigung  der  neutralen  liös- 
ung  «Leoin».  ] 

Mai  (Munehen):  Die  Bestimmung  kleinster 
Morphinmengen  auf  kolorimetrisohem  Wege. 
(Auf  grund  von  Versuchen  mit  Karl  Eaih,) 

Pfyl  (München) :  üeber  einige  im  Safan  vor- 
kommende Stoffe  und  ein  neues  Verfahren  zu 
Beiner  WertbestimmuDg.  (Auf  .grund  von  Ver- 
suchen mit  W.  Seheüx.) 


Bupp  (Marburg) :  üeber  erweiterte  Anwend- 
ungsmöglichkeiten  der  jodometrisohen  Titrior- 
anuyse. 

BMenthaler  (Straßbu^) :  a)  Die  absorbierende 
Wirkung  versolüedener  Kohlensorten.  b)  üeber 
die  Beziehungen  zwischen  Pfianzenohemie  und 
Systematik. 

Sehär  (Straßburg) :  üeber  die  Alkalinitat  der 
Pflanzenbasen  und  ihre  Bedeutung  bei  chem- 
ischen und  toxikologischen  Arbeiten. 

Sehäffer  (München) :  Ein  neues  Reagens  auf 
Aldehyde  und  seine  Anwendung  in  der  pharma- 
zeutischen Chemie. 

Schmidt  (Marbuig) :  Mitteilungen  aus  dem 
pharmaoeatisch-chemischen  Institut  Marburg. 

SchoUx  (Greifswald) :  üeber  Bebeerin. 

Sed  (Stuttgart):  üeber  Ozydationsprodukte 
der  Aloebestandteile. 

Thomae  (Gießen) :  Die  Einwirkung  von  Ammon- 
iak auf  Ketone. 

Thonu  (Steglitz-Berlin):  a)  üeber  Elaterin. 
b)  üeber  Rottlerin. 

WBiwUand  (Tübingen):  üeber  Verbindungen 
des  Ghroms,  in  denen  dieses  f ünfwerttg  auftritt 

Angewandte  Chemie  nnd  Kahrongsmlttel- 

nntennchong. 

(Sitsuneuaum :  Kleiner  Hörsaal  des  Laboratoriums 
für  allgemeine  Chemie,  Sohellingstraße  26.) 

Bauer  (Stuttgart):  üeber  Katriumsuperozyd- 
hydrat. 

Bward  (Stuttgart):  Die  Bakete  im  DiMiBte 
der  Photographie. 

Joües  (Wien) :  üeber  den  gegenwärtigen  Stand 
unserer  Kenntnis  der  Fette  vom  physiologisch- 
chemischen  Standpunkte  aus. 

Pfungst  (Frankfurt):  üeber  die  Verwendung 
von  überhitztem  Wasserdampf  in  diemisohen 
Laboratorien,  mit  Demonstration  der  zurüeber- 
hitzung  dienenden  Apparate  naoh  Ihr.  PftmgMfs 
System. 

SchiUer-Tieix  (El. -Flott beck-Hamburg) :  Der 
Fett-  und  Schalengobalt  im  Kakao. 

Agrikoltorehemle  nnd  laadwirtsehaftUekes 

Versnehswesen. 

(Sitzungsraum:   Chemischer  Hörsaal  der  Bau« 

gewerkschule.) 

Beger  (Hohenheim) :  Verschiedene  Formen  der 
FettfüttoruDg  —  Emulsion  und  Nichtomnlsion. 

Rö  igen  (Hohenheim) :  Die  Veränderungen  der 
Extraktbestandteile  bei  der  Bestimmung  des 
Weinextraktes. 

Schmidt  (Hohenheim):  üeber  die  Zusammen- 
setzung und  Beurteilung  der  Fruchtsäfte. 

Zur  Vorberbestellung  von  Wohnungen  mu£ 
man  sich  an  den  «Wohnungs-AusschnS  der 
Naturforsoher -Versammlung  in  Stuttgart,  Ge« 
Schäftsstelle  Rathaus»  wenden. 


748 

Freiie  und  fiedinTiuieeii  fitr  Kleinhändlar  l  Beich  (eiDSohl.  LuzemboiiK)  ist  zu  dem  Zwecke 

im  Dentiohen  Heich  ftr  den  Bezug  der  ^  j"  *  ?^«'' <^^.^^Ä  ^?'  ™» "^fi:  J^}""' 
„  ,  ,.  ,  „,  ,,  *  ihane  behandelt  die  Preise  foroffenüioha  Krinken- 
flikabiohen  Mineralbnuinei)  von  Ems,  Insulten  unf  approbierte  Aento.  Weitere  An- 
Langeniohwalbaoh  und  SoUuigeiibad.  :  lagen  betreffen  deo  Yerkaaf  naoh  auOerdentscbeo 
Die  FreiSB  im  OroQbezug  nnd  im  Eleinver-  lündeni,  Vergütung  fiir  die  Abgabe  an  Eranken- 
kauf  sind  verschieden  je  nach  der  Entfernung  •  kassen  und  Aerzte,  Zonen-Einteilung, 
des   betr.  Ortes  von  der  Quelle;   das  Deutsche!  


Briefweohsel. 


Dr.  J,  M.  in  L.  Es  ist  allerdings  ein  sehr ' 
bedentdicber  Irrtum,  wenn  zwei  so  bekannte 
Weincheraiker  aussagen,  BalTaitari  sei  "Wein- 
stein. Die  Herren  haben  sich  die  Darslellnng 
der  reinen  Pottasche,  deren  Kenntnis  vom 
Apothek erleb rling  schon  vorlangt  wird,  sioher 
nicht  vergegeuwärtigt.  P.  S. 

ipotb.  F.  B.  in  Abo.  Wir  wurden  Ihnen 
raten,  anstelle  des  Waaserglasanstriches,  den 
wir  nicht  empfehlen  können,  die  Wände  des 
Laboratorium  usw.  zuerst  dreimd  hintereinander 
an  3  TtH^n  mitMontauinfluat  zu  über- 
tünchen, dann  einige  Tage  trocknen  zu  lusen 
und  darauf  mit  weiter  Emaillefarbe  nach- 
zustreichen.  Man  erhält  so  einen  gegen  saure 
Dämpfe  nahezu  vollständig  widerstandsfähigen 
Anstrich,  da  sich  durch  die  Bebandlnng  mit 
Monlaninfluat  eine   für  Wasser  undurchlässige 


und  von  Sänred&mpfen  nicht  angreifbare  Schicht 
von  Fluorcalcium  und  gallertaitiger  Kieselsäure 
bildet.  Wir  haben  in  unserem  Laboratorium 
nucb  die  Wände  und  Decke  so  behandelt  und 
seit  Jahren  nicht  mehr  die  geringste  Beschädig- 
ung durch  Säuredämpfe  gehabt  Zu  beachten 
ist,  daß  MontaninQuat  ätzend  auf  Glas 
wirkt,  weshalb  die  Fenstersoheiben  vorher  mit 
Vaselin  eiuEuscbmieren  sind.  Nttbere  Auskunft 
orteilt  die  Montana-Oesellsohaft  in  Strehla  a.  Elbe, 
Königreich  Sachsen.  J.  K. 

Herren  G.  &  R.  Fritz  in  Wien.  Wir  danken 
Ihnen  für  Ihre  freundliche  Naohrioht,  daU  die 
neue  Oesterreichische  Fharmi- 
k  0  p  ö  e  nicht  wie  Seite  654  gesagt  wurde  an 
I.  Juli  1908  in  Kraft  getreten  ist,  sondern  da:'> 
der  Zeitpunkt  der  Einfiihinug  auf  den  1.  Ja- 
nuar 1907  verschoben  worden  i«L    ». 


@]     11  11  w 

I  Preisermässigung  I 

EaDdkomoieiitar 

zum  Arzneibuch  für  das  Deutsche  Reich  (lY.) 

bearbeitet  von 

Dr.  Al£red  Schneider         und  Dr.  Patd  Sflsa 

unter  Mitwirkung  von 

r-  OöUm,  Dr.  C-  ^Ealtelgr  und  "^7".  "'^o'bTs«. 

Mit  vielen  Abbildungen  im  Text.  —   ^i^U  Ä)j?en  stark. 

In  gutem  Lederbude  &ttlL«r  26  Hk.  60  Pf,  jetst  nur  20  Mk. 


iB  Buehbaiidel  dimk  J  n  IIb*  Sprlniar,  B«Un  M.,  HoubHoapltfi  ». 
uiwk  von  Fi.  Tltlal  llsakr»l|ar(lEDDalb   *    Hakl«)  iä  Snadn. 


Phaimaceutische  Centralhalle 

für  Deutschland 

Heraasgegeben  von  Or.  A.  Sohneidep  nnd  Op.  P.  Sflss. 


»•^ 


ZeitBohiift  für  wisBensehaftliche  nnd  gesoh&füiehe  Interessen 

der  Pharmaeie. 

OegrOndet  von  Dr.  Eomaui  Hagor  im  Jahre  1859. 

Enoheint  jeden  Donnerstag. 

Bezugspreis  yierteljährlich:  dnrch  Bachhandel  oder  Post  2,50  Mk.,  dnioh  Qeeohifts» 
stelle  im  Inland  3,—  Mk.,  Ausland  3,50  Mk.  —  Einzelne  Nnmmein  30  Pf. 

Anzeigen:  die  einmal  gespalteue  Elein-Zeile  30  Pf.,  hei  größeren  Anzeigen  oder 'Wieder- 
holungen PreisenD&ßigang. 

Leiter  der  I  Dr.  Alfred  Schneider,  Dreeden-A.  21;  Schandauer  Str.  43. 
Zeltsehrift:  J  Dr.  Paul  Süß,  Dresden-Bisse witz;  Oustay  Freytag-Str.  7. 

GesehSftsstelle:  Dresden- A.  21;  Schandauer  Straße  43. 


MW7. 


Dresden,  13.  September  1906. 


I      Der  neuen  Folge  XXVII.    Jahrgang. 


XLVIL 

Jahrgang. 


InbAlt:  Ck«Mi«  nnd  Pkaraaoie:  Benrtoilung  moblluütlgnr  Scbokotede.  —  Der  wahre  AnilinfariMneiildeeker  ela 
deatacher  Apotheker.  — >  Chinolin  im  TierkOiper.  —  Neue  Arzaeiiiiiltel.  —  SterfltMtton  der  Cnuingue.  —  Jod- 
haltige HUmereler.  ^  WertbeBtimmong  des  Glycerln.  —  Sehldlichkeit  freier  KieeeUAore  für  KeeedspeiiMW  iMer. 
NahntBffflmittel-OacBie.  —  Th«rftp«mtisek«  MittoUrnDcan.  —  PkotocTAphisehe  Mitteiluiffen«  —  Bielier- 

SRhan.  —  Yenehledeiie  HttteUnBccB.  —  llri«f«reehs«l. 


Chemie  und  Pharmaeie. 


Zur  Beurteilung 
mehlhaltiger  Schokolade. 

Yen  A.  Beythien. 

Mitteilung  aus  dem  chemischen  üntersuchungs- 
amte  der  Stadt  Dresden. 

Obwohl  schon  verschiedentlich  darauf 
hingewiesen  worden  ist,  daß  die  Auf- 
findung geringer  Spuren  fremder  Stärke- 
kömer  in  Eakaowaren  noch  nicht  ohne 
weiteres  berechtigt,  eine  absichtliche 
Verfälschung  anzunehmen,  sondern  daß 
bei  der  mannigfachen  Verwendung  von 
Mehl  in  Schokolade-Fabriken  mit  der 
Möglichkeit  einer  zufälligen  Verunreinig- 
ong  gerechnet  werden  muß,  kommt  es 
dodi  immer  wieder  vor,  daß  aus  dem  an- 
gefahrten Grunde  Beanstandungen  aus- 
gesprochen werden.  Höchstwahrschein- 
lich liegt  dies  daran,  daß  schon  mini- 
male Mehlgehalte  von  V4  ^^  V2  P^^t 
im  mikroskopischen  Gesichtsfelde  auf- 
fällig zu  Tage  treten  und  den  minder 
geübten  Mikroakopiker  zu  der  Diagnose 


«reichliche  Stärkemengen»  fflhren,  wäh* 
rend  in  Wirklichkeit  nur  verschwindende 
Spuren  davon  vorhanden  sind.  Zum 
Schutze  gegen  derartige  Irrtümer  sollte 
man  daher  stets  versuchen,  durch  ver« 
gleichende  Untersuchung  selbst  herge-* 
stellter  Mischungen  von  Mehl  und  Eafa^o 
ein  ungefähres  Urteil  Aber  die  Menge 
der  vorhandenen  fremden  Stärke  zu 
gewinnen. 

In  besonders  hohem  Qrade  unterliegen 
seit  einiger  Zeit  die  sogen.  Creme- 
Schokoladen  der  Gefahr  der  Bean- 
standung, und  es  erscheint  daher  an- 
gezeigt, an  einem  konkreten  Falle, 
welcher  eine  lebhafte  Polemik  zweier 
Fachgenossen  zur  Folge  hatte,  die  Not- 
wendigkeit größerer  Zurfickhaltung  bei 
der  Beurteilung  mehlhaltiger  Kakao- 
Fabrikate  von  neuem  vor  Augen  zu 
ffihren. 

Ein  auswärtiger  Chemiker  hatte  Proben 
Creme-Schokolade  als  verfälscht  bean- 
standet, weil  in  der  Couvertflre  treich* 


750 


liehe  Meng^eu»  Stärke  vorbanden  waren 
und  an  Scbokolade-Ueberzugsmasse  die- 
selben Anforderungen  zu  stellen  seien, 
wie  an  Scbokolade  selbst.  Der  von  der 
zuständigen  Bebörde  mit  einer  Nacb- 
prüfung  dieser  Befände  betraute  zweite 
Sachverständige  fand  demgegenfiber,  daß 
zwar  die  Creme-Fttllung  unter  Verwend- 
ung «reicblicber  Mengen  Mebl»  herge- 
stellt worden  war,  daß  aber  die  Ueber- 
zugsmasse  nur  «vereinzelte  Stärkekömer» 
enthielt.  Er  bezeichnete  daher  die  Be- 
anstandung als  ungerechtfertigt,  weil 
Mehl  ein  normaler  Bestandteil  der  Creme- 
Masse  sei,  und  weil  überdies  die  Creme- 
FflUungen  bei  der  Fabrikation  der  be- 
nannten Schokolade  mit  Stärkemehl 
eingepudert  würden.  In  seiner  Antwort 
betonte  der  zuerst  befragte  Gutachter, 
daß  er  bereits  mehrere  Hundert  dieser 
Produkte  untersucht  habe,  ohne  in  den 
Creme-Massen  auch  nur  einmal  Mehl  zu 
finden,  und  daß  ein  Stärkezusatz  nicht 
als  üblich  gelten  könne,  da  unter  Creme- 
Füllungen  ganz  allgemein  künstlich  ge- 
färbte und  aromatisierte  feuchte  Zucker- 
massen verstanden  würden.  Er  hielt 
daher  sein  erstes  Gutachten  insofern 
aufrecht,  als  der  Zusatz  von  Stärkemehl 
auch  zur  Creme  eine  Verschlechterung 
der  Ware  darstelle  und  in  technischen 
Schwierigkeiten  um  so  weniger  seine 
Begründung  zu  finden  vermöchte,  als 
anderwärts  diese  Zuckermassen  ohne 
Stärkemehl  hergestellt  würden. 

Da  die  beanstandete  Schokolade  einer 
hiesigen  Firma  enstammte,  hatte  auch 
das  Uniersuchungsamt  sich  mit  der  An- 
gelegenheit zu  befassen.  Bei  dem  Fehlen 
von  Vereinbarungen  über  den  Begriff 
der  normalen  Beschaffenheit  von  Creme- 
Füllungen  erschien  es  zunächst  erforder- 
lich, einen  Deberblick  über  die  Zusam- 
mensetzung der  im  Handel  und  Verkehr 
befindlichen  Erzeugnisse  zu  gewinnen, 
und  ich  habe  daher  beim  Wohlfahrts- 
polizeiamte die  Entnahme  einer  Anzahl 
Creme-Schokoladen,  hauptsächlich  bil- 
ligerer Sorten,  aus  hiesigen  Geschäften 
in  Anregung  gebracht.  Besonderer 
Wert  wurde  darauf  gelegt,  die  Produkte 
möglichst  zahlreicher,  auch  auswärtiger 
Fabriken,  zu  erlangen,  und  es  kamen 


infolgedessen  28  Proben  zur  EünUefer- 
ung,  welche  1 1  Dresdner  Fabriken,  sowie 
je  einer  Fabrik  in  Emmerich,  Amsterdam, 
Leipzig,  Altena,  Halle,  Magdeburg, 
Vierssen,  Berlin  und  Hamburg  ent- 
stammten. 

Für  die  mikroskopische  Untersuchong 
wurden  Couverture  und  Creme-FflUang 
so  sorgfältig  als  möglich  von  einander 
getrennt  und  von  jeder  sowohl  aus  den 
inneren  Partien  als  der  Randzone  Prä- 
parate angefertigt.  Das  Ergebnis  der 
Untersuchung  war  in  mehrfacher  Hin- 
sicht überraschend.  Zunächst  ergab 
sich,  daß  nahezu  sämtliche  Proben 
hiesiger  wie  auswärtiger  Fabrikanten 
vereinzelte  fremde  Stärkekömer  von  der 
Form  der  Maisstärke  enthielten.  Diese 
Stärkekömer  fanden  sich  aber  vor- 
wiegend an  der  Berührungszone  von 
Creme  und  Schokolade,  in  weit  geringerer 
Menge  hingegen  im  Inneren  der  Con- 
vertüre,  während  die  Creme  -  Füllung 
gänzlich  frei  von  Stärkemehl  erschien. 

Da  die  außerordentlich  minimale  Spar 
fremder  Stärkekömer  einer  absichtlichen 
Beimischung  geradezu  widersprach,  und 
das  überwiegende  Auftreten  der  Mais- 
stärke in  der  Randzone  außerdem  anf 
eine  Folgeerscheinung  gewisser  Fabrik- 
ationsmethoden hinwies,  habe  ich  mich 
zur  Klarstellung  der  in  betracht  kommen- 
den Verhältnisse  mit  hiesigen  Fabrikanten 
in  Verbindung  gesetzt  und  dmch  Be- 
fragung derselben  und  bereitwilligst 
gestattete  Besichtigung  ihrer  Betriebe 
folgende  Feststellungen  getroffen: 

Die  Fabrikation  der  sog.  getankten 
Schokoladen  (Pralines,  Creme -Schoko- 
laden) erfolgt  imPrinzipe  in  der  Weise, 
daß  man  feste  Kerne  von  Zackermasse 
(Fondants)  in  der  Form  von  Brocken. 
Kugeln,  Platten  und  dergl.  mit  einer 
durch  Zusatz  überschüssiger  Kakaobutter 
verflüssigten  Schokoladenmasse  fibendefat 
und  letztere  erstarren  läßt.  Die  hierzn 
benutzte  Füllung  (Creme)  besteht  ans 
einem  ev.  gefärbten  Gemisch  von  Zucker 
mit  Stärkesirup  oder  auch  aus  reinem 
Zucker  und  enthält  normaler  Weise  kän 
Mehl,  um  sie  in  feste  Form  von  be- 
stimmter Umgrenzung  zu  bringen,  we^ 
den   in  Maismehl,    das  fest  in  Kästen 


751 


eingefällt  ist  and  eine  völlig  glattge- 
striehene  Oberfläche  besitzt,  mit  runden 
oder  viereckigen  Metallstempeln  Ver- 
tiefungen eingepreßt.  In  letztere  gießt 
man  die  warme  geschmolzene  Zacker- 
masse und  läßt  sie  hier  erstarren.  Nach 
dem  Erkalten  werden  die  anhaftenden 
Mehlteile  durch  Bürsten  oder  in  beson- 
deren Maschinen  durch  Abblasen  soweit 
als  möglich  entfernt;  es  liegt  aber  auf 
der  Hand,  daß  das  nicht  quantitativ  im 
chemischen  Sinne  erfolgt,  sondern  daß 
Sparen  Stärke  auf  der  Creme  verblei- 
ben und  beim  nachfolgenden  Uebergießen 
mit  der  Schokoladenmasse  zum  teil  auch 
in  letztere  hineingelangen.  So  erklärt 
sich  In  ungezwungener  Weise  unser 
Befund,  daß  die  Starkekörner  vorwiegend 
an  der  Berfihrungszone  von  Creme  und 
Schokolade,  weit  seltener  im  Inneren 
der  Couvertüre  und  gar  nicht  in  der 
(>reme-Fttllung  auftreten.  Selbstredend 
kann  eine  derartige  unvermeidliche, 
noch  dazu  ganz  unwesentliche  Verun- 
reinigung nicht  als  Verfälschung  im 
Sinne  des  Nahrungsmittelgesetzes  ge- 
deutet werden.  Da  alle  untersuchten 
Proben,  welche  20  verschiedenen,  dar- 
unter 9  auswärtigen  Fabriken  ent- 
stammten, den  analogen  Befund  in  bezug 
auf  die  geschilderte  Verteilung  des  mi- 
nimale Mehlgehaltes  aufwiesen,  so  er- 
scheint der  Schluß  gerechtfertigt,  daß 
die  nach  gewerbegerechter  Methode  her- 
gestellten, also  normalen  Creme-Schoko- 
laden keinen  Zusatz  von  Mehl,  weder 
zu  der  Creme  -  Fällung  noch  zu  der 
('ouvertfire  erhalten,  daß  aber  infolge 
des  üblichen  Verfahrens  der  Creme-Dar- 
stellung geringe  Spuren  von  Stärke  in 
ihnen  vorkommen  können. 

Weniger  günstige  Verhätnisse  scheinen 
zur  Zeit  im  Verkehr  mit  den  sogen. 
Schokoladenpastillen  oder -Plätz- 
chen zu  herrschen,  welche  normaler 
Weise  nur  aus  Kakao,  Zucker  und  Ge- 
würz bestehen  sollen.  Zwar  wird  man 
die  Tatsache,  daß  die  zu  ihrer  Bestreu- 
ung  benutzten  bunten  Zuckerkömehen 
vielfach  mehlhaltig  sind,  auf  grund  der 
für  Eakaowaren  getroffenen  Vereinbar- 
ungen nicht  wohl  beanstanden  können. 
Unter  aUen  Umständen  ist  aber  zu  ver- 


langen, daß  die  Schokoladenmasse  selbst 
frei  von  Mehl  ist  und  nicht  über  70  pCt 
Zucker  enthält.  Im  Hinblick  darauf, 
daß  wir  neuerdings  in  den  Erzeugnissen 
einiger  Fabriken  mehrere  Procente  Mehl 
ohne  jede  Deklaration  fanden,  scheint 
eine  schärfere  Ueberwachung  dieser 
Waren  dringend  geboten. 

Der 

wahre  Anilinfarbenentdecker 

ein  deutscher  Apotheker. 

Von  Hermann  Sehelenx, 

<rhi  der  Royal  Institution  in  London 
fand  am  Sonnabend,  den  26.  Juli  d.  J. 
die  Feier  des  fflnfzigjährigen  Jubiläums 
der  Entdeckung  der  Kohlenteer- 
farbstoffe durch  William  Henry 
Perkin  statt.»  So  schrieb  das  «Berliner 
Tageblatt»,  eine  Unzahl,  jedenfalls  die 
allergrößte  Mehrzahl  der  deutschen 
Tageszeitungen  kündeten  in  der  Haupt- 
sache dasselbe,  und,  soviel  ich  sehen 
kann,  nahmen  alle  in  betracht  kommen- 
den wissenschaftlichen  Blätter  Deutsch- 
lands und  des  Auslandes  in  derselben 
Art  von  dem  Ereignis  Akt,  das  selbst 
in  unserer  Zeit  der  Jubiläen,  Denkmals- 
enthfiUungen  und  Ehrungen  mit  Titeln 
und  Sternen  das  Interesse  aller  Welt 
erregen  mußte.  Wer  kennt  nicht  Anilin- 
farbstofiCe,  wem  brachten  sie  sich  nicht 
wenigstens  bei  Bertthrung  mit « Anilin  >- 
Tinten  in  unbequeme  «unauslöschliche» 
Erinnerung ! 

Ich  hatte  in  meiner  «Geschichte  der 
Pharmacie»,  die  selbstverständlich,  wenn 
auch  nur  ganz  kurz  dieser  erst  verhält- 
nismäßig spät  in  den  Arzneischatz  auf- 
genommenen und  wohl  völlig  daraus 
verschwundenen,  seit  1877  etwa  als 
lohnender  Handyerkau£sartikel  (jetzt 
wohl  kaum  mehr?)  eine  hervorragende 
Rolle  spielenden  Stoffe  gedenken  mußte, 
Perkin  nicht  genannt.  Ich  hatte  ledig- 
lich bemerkt,  daß  A.  W.  von  Hof7nann'H 
Entdeckung  der  Darstellung  des  Ros- 
anilins  durch  Einwirkenlassen  von  Chlor- 
kohlenstofiC  auf  Anilin  im  Jahre  1858 
den  Anlaß  zu  einer,  unerhörten  Auf- 
schwung nehmenden  Industrie  auf  dem 
Gebiete  der  Teerfarbstoffe  gegeben  hat. 


762 


Wer  gönnte  PerMn  seine  Bohrungen 
nicht,  tatsächlich  aber  könnten  und 
müßten  sie  sich  aufbauen  nur  auf  der 
Tatsache,  die  die  Chemiker-Zeitung  in 
die  Worte  kleidete:  «Es  steht  in  der 
Qesdiichte  der  Zivilisation  einzig  da, 
daß  derjenige,  dem  ohne  Zweifel  und 
Hader  die  Schöpfung  einer  Industrie 
zugesprochen  werden  muß,  die  Milliarden 
an  Wert  aus  dem  Abfall  zieht  und  ge- 
zogen hat  und  die  sich  als  Grundlage 
ffir  eine  zweite,  die  synthetische  Arznei- 
industrie erwies,  nach  ffinfzig  Jahren 
noch  auf  Erden  weilt,  um  die  Glflck- 
wflnsche  derer  entgegenzunehmen,  die 
das  weite  Reich  erobert  haben,  dessen 
Grenzen  er  fiberschritt». 

Ffir  Perkm  durften  in  der  Tat  das  Be- 
wußtsein materiellen  eigenen  Erfolges  und 
die  Freude,  eine  Weltindustrie  geschaffen 
zu  haben,  Empfindungen,  die  tatsächlich 
kaum  je  die  Brust  eines  Mannes  so  schwel- 
len ließen  können,  wie  es  gerade  ihm 
von  einem  gfitigen  Geschick  beschieden 
wurde,  eine  reichliche  Entlohnung  ffir 
das  sein,  was  der  Zufall  ihn  zu  leisten 
begnadigte,  nicht  zielbewußtes 
Streben.  Tatsächlich  soll  der  Mann, 
der  vor  ffinfzig  Jahren  die  Kosten  des 
Patente  auf  die  Darstellung  eines  vio- 
letten Farbstoffs,  seines  Mauvanilins 
(oder  Mauveins)  Perkin'%  Violett) 
einsetzte,  auch  selbst  in  aller  Bescheiden- 
heit nicht  an  die  Ffinfzigjahrfeier  einer 
wissenschaftlichen  Großtat  gedachthaben. 
Von  seinen  Landsleuten  ging  die  Be- 
wegung zu  einer  Feier  aus  —  völlig 
berechtigt,  weil  Perkiny  wie  schon  ge- 
sagt wurde,  tatsächlich  der  Erst«  war, 
der  eine  Anilinfarbe  ffir  technische 
Zwecke  im  Großen  darstellen  wollte 
und  femer  ziemlich  der  Einzige  bUeb"^), 
der  in  England  die  von  ihm  begrfindete 
Industrie  betrieb  und  hochhielt,  die  dem 
Inselreich   —   mancher  wird  vidleicht 


*)  Die  «Illostnited  London  News»  erkeDoen 
in  öuer  Nr.  3601  Yom  26.  Mai,  S.  746  die  Tat- 
saoha,  jedenfalls  mit  gemischten  Oefüblen,  an. 
läe  sa^n,  daß  die  engUaohen  Chemiker  seiner 
Zeit  die  unendliche  Bäeutnog  der  Anilinfarben 
nicht  erkannt  nnd  sie  den  Dentsohen  überlassen 
hatten,  die  Hillionen  yon  Pfänden  damit  ver- 
dianteD. 


den  Finger  Gottes  darin  schauen  — 
von  dem  betriebsamen  deutschen  Volk, 
das  in  bezug  auf  wissensdiaftliche  and 
technische  Chemie  «on  ihe  front»  mar- 
schiert, fast  völlig  entwunden  wurde. 
Es  spricht  fär  die  neidlose  Anerkennung 
jeglichen,  selbst  des  Verdienstes  bei  An- 
gehörigen des  Volkes,  Aber  dessen  vor- 
urtdlslose  Anerkennung  unseres  allge- 
meinen Wertes  wir  uns  kaum  beklagen 
diuf  en,  daß  Deutschland  nicht  nur  nicht 
ermangelte,  an  den  Ehrungen  sich  zu 
beteiligen,  die  England  in  bekannter 
und  anerkennenswerter  Art  Perldn  zu 
teil  werden  ließ  (er  wurde  schlieBlidi 
von  seinem  König  geadelt),  es  dflrfte 
aber  doch  am  Elnde'zu  weit  gegangen 
sein  und  kann  nicht  nur  als  ein  Zeichen 
mangelnden  Geschichtsbewußtseins  be- 
schönigt werden,  (Chauvinisten,  wie  es 
deren  fiberall  gibt,  w^den  am  Ende 
von  der  leidigen  schwächliche  Vorliebe 
des  Deutschen  für  das  Ausland  sprechen» 
mancher  deutsche  Leser  wird  mit 
etlichem  Ingrimm  daran  zurückdenken, 
wie  er  als  Student  hinter,  ob  ihres  Aos- 
ländertums  bevorzugten  Kommilitonen 
zurücktreten  mußte,  er  wird  sich  der 
Klagen  fiber  ähnliche  Erscheinungen 
erinnern  aus  der  Zeit  JTocA'scher  Bak- 
terienkurse ffir  deutsche  Aerzte  and 
Verwaltungsbeamte,  und  er  wird  mit 
einem  gewissen  Angstgefühl  von  einer 
Darangabe  berechtigten  Selbstgefühls 
reden,  die  wie  «Lumpen-Bescheidenheit» 
Spott  herausfordert  und  verdient),  wenn 
der  Mann,  der  schon  vor  langen  Jahren 
Ehrendoktor  von  Wfirzbnrg,  dann 
Ehrenmitglied  der  deutschen  (Gemischen 
Gesellschaft  geworden,  jetzt  auch  noch 
von  Heidelberg  und  Mflnchen  mit  dem 
Doktorhut  bedacht  worden  ist,  und  dail 
ihm  jetzt  noch  von  einer  ad  hoc  «it- 
sendeten  Abordnung  von  Koiyphtoi 
deutscher  chemischer  Wissenschaft  die 
jETo/TTuiTin-Medaille  überreidit  wniiie,  im 
gründe  die  höchste  Ehrung,  die  die 
deutsche  Chemie,  die  erste  der  Wdt, 
verleihen  kann. 

Was  leistete  der  Schfller  des  deutschen 
Hofmann  in  bezug  auf  die  Anilinfarben- 
f abrikation ?  Schon  war  die  Synthese 
einiger  Stoffe    gelungen;   die    tiglick 


753 


klarer  werdende  Erkenntnis  der  Kon- 
stitation organischer  EOrper  forderte  zu 
neuenVersuchen  auf  und  das  immer  größer 
werdende  Verlangen  nach  der  Heber- 
panacee  Chinin  yeranlaßte  auch  Perhin 
zu  Versuchen,  sie  aus  Anilin  darzu- 
stellen. Der  Name  Anilin  allein,  die 
Tatsache,  daß  man  diesen  Körper,  der 
der  Industrie  den  Namen  gab,  deren 
«Schöpfung  ohne  Neid  und  Hader»,  wie 
mit  der  Chemiker -Zeitung  anerkannt 
werden  muß,  Perkin  zuzuerkennen  ist, 
beweisen^  daß  der  verdiente  Mann  keines- 
wegs der  Entdecker  der  Anilinfarben 
ist  und  sein  kann.  Man  kann  tatsäch- 
lich nur  zugeben,  daß  Perkin  ledig- 
lich aus  Zufall  beim  Suchen  nach 
einer  Methode  zur  synthetischen  Dar- 
stellung des  Chinins*),  also  keinenfalls 
zielbewußt,  einen  Farbstoff  gefunden 
hat,  einen  Farbstoff,  aber  dessen  Ent- 
deckung außerdem,  darf  ich  den  Angaben 
in  Fehling's  Wörterbuch  glauben  (ich 
habe  augenblicklich  keine  anderen 
Quellen  zur  Hand!)  die  Ansichten  ge- 
teilt sein  dürften.  Hier  ist  nämlich  zu 
lesen,  daß  Friixsche**)  (weiter  unten  ist 
noch  die  Rede  von  ihm)  «einen  Farbstoff 
durch  Einwirken  von  Chromsäure  auf 
Anilin  darstellte,  einen  (damals!)  noch 
nicht  genau  charakterisierten  Körper 
mit  den  Eigenschaften  eines  wertvollen 
violetten  Farbstoffes,  welcher  besonders 
in  der  Seidenfärberei  vielfache  Anwend- 
ung verspricht.  Die  Erzeugung  dieses 
Farbstoffs  ist  neuerdings  (1856)  von 
W.  H,  Perkin  in  England  patentiert 
worden»  ***) !) 


*)  Er  wollte  durch  Oxydation  des  Allyl- 
tolnidins  das  ChiDin  darstelleo  und,  als  ihm  das 
nicht  gelang,  vereuchte  er  die  Reaktion  mit  der 
einfacher  zosammengesetzten  Basis  Anilin. 
(VergL  DingUr^s  Polytechnisches  Journal,  Bd. 
163,  8.  372,  dbrigens  auch  Max  Vogel^  die 
Entwickelung  der  Anilin-Industrie,  Leipzig  1866.) 

**)  Es  handelt  sich  vermutlich  um  eine 
Arbeit  Ton  1843  in  den  Annalen  der  Chemie 
und  Pharmaoie  Bd.  XXXIX,  8.  76  und  Bullet, 
sdent.  de  8t.  Petersbourg  1843,  T.  1,  8.  30 
und  103. 

^  Im  Jahre  1809  UeA  sich  Perkm  beim 
Patentieren  der  Darstellung  von  Anthrazenfarb- 
stoffen  von  den  Deutschen  Oräbe,  Liebermann 
und  Coro  um  einen  Tag  überflügeln. 


Das  Letztgesagte  ist  tatsächlich  und 
kanm  bestreitbar  das  einzige  Verdienst, 
das  die  Geschichte  der  Chemie  Perkin 
zuerkennen  kann  und  das  nebenbei  das 
Patent  aktenmäßig  klar  legt.  Unter 
der  weitschichtigen  Litteratur,  die  das 
erwähnte  Lexikon  anfährt,  findet  außer- 
dem Perkin  nur  einmal,  außerdem  mit 
Church  zusammen  mit  einer  Arbeit  im 
Quarterly  Journal  of  the  Chem.  Society 
Vol.  IX,  p.  1  Erwähnung,  im  Archiv 
der  Pharmacie  steht  er  nur  mit  einer 
Arbeit  über  Naphthalidin  vermerkt,  in 
Biwhner^B  Repertorium  (das  recht  genau 
ttber  die  damaligen  Erscheinungen  be- 
richtete), fehlt  (beiläufig  auch  in  dem 
als  allwissend  gerühmten  Meyer)  er 
ganz. 

V7arum  soll  ein  Mann,  dessen  Ver- 
dienste in  der  Hauptsache  auf  dem  Ge- 
biete der  Industrie  liegen,  nicht  wissen- 
schaftlicher Ehren  gewflrdigt  werden 
(der  frühere  Apotheker  Eommerzienrat 
Holtx  wies  bei  Verleihung  des  Dr.  hon.  c. 
bescheidentlich  auf  die  in  erster  Reihe 
in  betracht  kommenden  Arbeiter  der 
Sahering^ sehen  Fabrik  hin,  für  die  er 
die  Ehrung  hinnähme,  Dr.  Krause  er- 
hielt den  Professor-Titel  vermutlich  in 
erster  Reihe  zum  Dank  für  die  Förder- 
ung der  V^issenschaft  durch  seine  jour- 
nalistische Tätigkeit,  der  Künstler  Klin- 
ger erhielt  eben  den  Doctor  medicinae 
h.  c.  von  Greifswald ,  trotzdem  er  doch 
nur  recht  oberflächlich  mit  der  Heil- 
kunde in  Verbindung  steht  usw.),  warum 
soll  Perkin  nicht  die  So/iwanrj-Medaille 
erhalten?!  —  aber  wo  bei  der  Perkin- 
Feier  nach  Verdienst  der  Männer  ge- 
dacht wurde,  die  den  späteren  Weg  der 
neuen  Industrie  glanzvoll  ausgestaltet 
haben,  in  erster  Reihe  HofmanrCs  selbst, 
dann  Heinrich  Caro%  der  beiden  Fischer 
(Emil  und  Otto)^  Ad.  Baeyer's  usw., 
da  hätte  unbeschadet  der  Verdienste 
der  Ebengenannten  und  des  Jubilars, 
da  hätte  auf  die  Gefahr  hin,  allzngroßen 
Selbstgefühls  bezichtigt  zu  werden,  ledig- 
lich aus  Gerechtigkeitsgefühl  der  Wahr- 
heit die  Ehre  gegeben  werden  sollen, 
da  hätte  der  wahren  Anilinentdecker 
gedacht  werden  müssen,  und  in  aller 
erster  Reihe  des  Mannes,  der  das  Anilin 


764 


im  Teer  entdeckte^  ohne  dessen  ersten, 
schwersten,  bedeutungsvollsten  Schritt 
alle  weiteren  zur  Teerfarbenindustrie 
unmöglich  gewesen  wären. 

Die  Ehre  wäre  vier  Forschern,  dar- 
unter drei  Apothekern,  zuzuerteilen  ge- 
wesen. 

Schon  im  Jahre  1826  hatte  ein  1806 
geborener  Apotheker  Otto  unverdorben, 
der  äußerst  fleißig  ttber  die  Produkte 
der  trockenen  Destillation  usw.  gear- 
beitet hat,  über  dessen  Lebensschicksale 
ich  leider  nichts  mitteilen  konnte,  in 
den  Produkten  der  Indigo -Destillation 
eine  Flüssigkeit  gefunden,  die  erKry- 
st allin  genannt  hatte. 

Femer  entdeckte  der  1808  in  Neu- 
stadt bei  Stolp  geborene,  später  in 
Rußland  zu  hohen  Ehren  gelangte 
Apotheker,  der  schon  obengenannte  Qirl 
Julius  von  Fritxsche  in  Petersburg ,  ein 
Schüler  MitscherUck's,  beim  Behandeln 
ebenfalls  von  Indigo  mit  Ealiumbydrat 
eine  ölähnliche  Flüssigkeit,  die  er  1842 
anknüpfend  an  das  spanische  Wort  A  n  i  1 
für  Indigo,  gebildet  aus  dem  sanskrit- 
ischen   Nili,  Anilin  genannt   hatte. 

Vorher  hatte  schon  der  Apotheker 
Friedr,  Ferd,  Runge  bei  seinen  Arbeiten 
über  Steinkohlenteer  ebenfalls  einen 
ölähnlicIiAn  Körper  entdeckt,  den  er 
Eyanol  genannt  hatte. 

Runge,  als  eines  Pfarrers  Sohn  in 
Billwärder  bei  Hamburg  1795  geboren, 
wandte  sich  gleich  Vielen,  von  Lust  und 
Liebe  zu  Naturwissenschaften  getrieben, 
der  Pharmazie,  dann  der  Medizin  zu. 
Später  ging  er  zur  technischen  Chemie 
über,  und  wurde,  nachdem  er  kurze 
Zeit  in  Oranienburg  tätig  gewesen  war, 
Professor  der  Technologie  in  Breslau. 

Schon  1809  hatte  derselbe  Runge  in 
der  «Isis»  mitteilen  können,  daß  er  in 
der  Chinarinde  einen  StofiE  gefunden, 
der  unzweifelhaft  das  wirksame  Prinzip 
der  kostbaren  Droge  sei.  In  seinen 
€  Neuesten  phytochemischen  Entdeck- 
ungen zur  Begründung  einer  wissen- 
schaftlichen «Phytochemie»,  Berlin 
1820,  die,  trotzdem  die  Zeitgenossen 
mit  cdem  jungen  Mann,  der  mit  großen 
Prahlereien  zum  ersten  Male  als  Schrift- 
steller auftrat»,  bös  ins  G nicht  gingen, 


ein  Merkstein  auf  diesem  Gtebiete  worden, 
wiederholt  er  seine  Meldung  von  der 
(übrigens  neben  Koffein)  gemachten 
Entdeckung  und  kann,  eine  Folge  seines 
Strebens,  chemische  Körper  richtig, 
scharf  und  genau  zu  bezeichnen,  anf 
grund  seiner  weiteren  Forschungen  von 
gefundener  China-Base  und  China- 
Säure  berichten,  eine  Entdeckung,  deren 
Vorarbeiten,  wenn  nicht  vor  denen  Pelk- 
tiersy  so  jedenfalls  gleichzeitig  mit  ihnen 
angestellt  wurden. 

Nicht  aus  dem  teuren  Indigo  stellte 
Runge  sein  Kyanol  dar,  sondern  ans 
dem  damals  so  gut  wie  wertlosen  Ab- 
fallprodukt Steinkohlenteer,  ans 
dem  er  im  selben  Jahre  1814  auch  das 
Phenol,  die  Karbolsäure,  darge- 
stellt hatte,  die  allein  schon  ihres  Ent- 
deckers Namen  würdig  der  geschicht- 
lichen Aufzeichnung  und  der  höchsten 
wissenschaftlichen  und  staatlichen  Ehren 
machte. 

Runge  schon  entdeckte  bei  seinen 
Arbeiten,  die  er  nach  damaligen  Be- 
griffen jedenfalls  «zielbewußt»  betrieben 
hatte,  daß  sein  bei  der  Destillation  des 
Teers  gewonnenes  Oel  unter  gewissen 
Umständen  unendlich  intensiv  färbend 
wurde.  Wenn  er  den  Körper  auch  in 
größter  Verdünnung  mit  unterchlorig- 
sauren  Salzen  (Chlorkalk)  zusammen- 
brachte, so  entstand  eine  allerdings 
nicht  beständige,  tiefviolettblaue  Farbe 
—  ein  Anilin  violett*),  zweinndzwanzig 
Jahre  vor  Perkin's  Violett  Diese  Be- 
obachtung ließ  Runge  sein  Oel  BlanOl 
oder  Kyanol  [xvavog,  der  blaue  Lasur- 
stein] taufen. 

Fritxsche  fand  1843,  daß  Anilin 
und  Krystallin  (und  ehi  dritter  von 
Zinin  Benzidam  genannter  Körper) 
identisch  seien,  und  A,  W.  v.  Hofmmn 
(er  hieß  damals  W.  Hofmann)  wies  die 
Identität  des  Anilins  mit  dem  Kyanol, 
damit  die  Identität  aller  vier  Oele  nach, 
und  der  von  Fritxsche  gewählte  Name 
blieb  dem  Körper,  der,  allein  nach  des 
genialen  Runge  Methode  dargestellt,  die 

"')  Ein  Violett,  in  der  Art  dieses  /^adi^'scbeo 
Farbstoffs  dargestellt,  ließen  sich  I86J  DefouWf 
und  LaiUh  in  Frankreich  patentieren  {Ihnglers 
Polytechnisches  Jonmal,  Bd.  1Ö90,  451). 


755 


Industrie  zu  schaffen  in  der  Lage  war, 
die  Perkin  mit  seinem  Patent  begrün- 
dete, eine  Industrie,  die  tatsächlich  für 
das  wirtschaftliche  Leben  von  so  schwer- 
wiegender Bedeutung  ist,  daß,  und  hier 
in  erster  Reihe  die  deutsche  Industrie 
und  der  deutsche  Handel  das  nobile 
officium  hatten,  dem  smarten  Engländer 
Perkin  Dank  und  Qaben  darzubringen. 

Um  das  zu  beweisen,  hier  einige  Zahlen^ 
wie  sie  mir  gerade  zur  Hand  sind, 
Zahlen  die  die  letzten  Jahrzehnte  noch 
günstiger  für  Deutschland  gestalteten: 

Im  Jahre  1871  nannte  Rud.  Wagner 
die  Produktion  an  AnilinOl,  den 
Körper,  den  Runge  ans  Licht  des  Tages 
zog  und  der,  wie  ich  zeigte,  allein  die 
Anilinfarbenindustrie  ermöglichte,  er- 
staunlich groß.  Es  wurden  zusammen 
gegen  3V2  Millionen  Pfund  konsumiert, 
wovon  etwa  2/3  auf  Deutschland,  Vs  ä^ 
die  andern  Länder  fiel.  Die  Produktion 
hatte  sich  seit  1867  verdreifacht,  noch 
500  tons  mußten  (nach  Post)  im  Jahre 
1873  vom  Ausland  bezogen  werden. 
Der  Preis  des  Anilinöls  war  von  9,6 
bis  14,4  Mark  für  das  kg  im  Jahre 
1863  auf  3,2  Mark  im  Jahre  1877  ge- 
fallen. Im  Jahre  1874  betrug  der  Wert 
der  in  Deutschland  fabrizierten  künst- 
lichen Farbstoffe  24  V2  Millionen  Mark, 
in  England  7,2  Millionen,  also  noch 
nicht  den  dritten  Teil,  in  der  Schweiz 
und  in  Frankreich  je  6,6  Millionen  1 
1879  sollen  in  England  täglich  etwa 
2500  kg,  in  Frankreich  5  bis  6000 
kg,  in  Deutschland  9000  kg  Anilinöl 
produziert  worden  sein,  und  Mitte  der 
achtziger  Jahre  sollen  etwa  für  100 
Millionen  Teerfarbstoffe,  in  Deutschland 
allein  zwei  Drittel  davon  hergestellt 
und  davon  kaum  V4  selbst  verbraucht, 
der  Rest  ins  Ausland  ausgeführt  worden 
sein. 

Woran  liegt  es,  daß  unser  Vaterland 
in  seinen  Streben  auch  auf  diesem  Ge- 
biet das  Ausland,  überflügelte?  Nun, 
das  Volk  der  Dichter  und  Denker  lernte 
am  Ende  vom  Auslande  und  in  Sonder- 
heit von  seinen  Vettern  jenseits  des 
Kanals,  die  durch  das  «Made  in  Ger- 
many»,    kurzsichtig   genug,  deutschem 


Handel  den  Weg  verlegen  wollten,  als 
es  seine  Ware  unter  der  früher  berühm- 
ten Marke  cEnglish»  in  die  Welt 
schickte,  die  Notwendigkeit  der  Ver- 
quickung von  Theorie  und  Praxis.  Der 
Gelehrte  läßt  Handel  und  Industrie  teil- 
nehmen, an  den  Arbeiten,  die  er  in  der 
Stille  seiner  Studierstnbe  und  in  seinem 
Laboratorium  ersann ;  er  hält  es  nicht  für 
unter  seiner  Würde,  seine  Wissenschaft 
zum  Gemeingut  des  Volkes  zu  machen. 
Kunst  und  Wissenschaft  gehen  selbander, 
Künstler  und  Gelehrte  verschmähen  es 
nicht,  die  schwielige  Hand  des  Banausos 
zu  ergreifen,  beide  vereint  treten  in 
den  Kampf  mit  dem  Leben,  in  den 
friedlichen  Wettkampf  zwischen  den 
Nationen  —  mit  welchem  Erfolg  sahen 
wir  eben.  Und  auf  dem  eben  noch 
genannten  Felde  war  auch  Runge^  der 
wahre  Anilinentdecker,  ein  Pionier,  ein 
Bahnbrecher.  Seine  Bestrebungen  das 
Volk  übef  die  chemischen  Vorkomm- 
nisse im  täglichen  Leben  in  chauswirt- 
schaftlichen  Briefen»  aufzuklären,  wie 
das  später  kein  geringerer  als  Liebig 
in  klassischer  Art  tat,  wie  der  Arzt 
Bock,  Carl  Ruß  und  Julius  Sünde,  letztere 
beide  ursprünglich  ebenfalls  Apotheker, 
zu  tun  nicht  verschmähten,  ließen  den  un- 
zweifelhaft genialen  Mann  in  Zunftkreisen 
offenbar  verdächtig  werden,  urwüchsige 
Sonderbarkeiten,  die  ihn  schließlich 
philosophieren  ließen  wie  den  Professor  in 
Spielhagen^s  «Problematischen  Naturen», 
führten  ihn  in  seinen  alten  Tagen  der 
Einsamkeit,  dem  Vergessenwerden  ent- 
gegen, und  das  so  gründlich,  daß 
jetzt,  wo  die  Gerechtigkeit  Deutsch- 
land hätte  autreiben  müssen,  sein  zu 
denken,  so  viel  ich  sehen  kann.  Nie- 
mand auch  nur  ein  armseliges  Wort 
für  ihn  übrig  hatte.  Hoffen  wir,  daß 
die  Unterlassungssünde  Runge  gegen-* 
über,  ein  neuer  Beleg  für  HegeVs  trau- 
riges Wort  ist:  cDie  Geschichte  lehrt, 
daJB  sie  die  Menschen  nichts  lehrt  I » 
keine  Wiederholung  erlebt! 

Das   Chlnolin   wird    Im   TierkIJrper   Dach 
I  Versuchen  von  Fühner  oxydiert  und  zwar  in 
der  Para-StelluDg  zum  Stickstoff.  «/.  K. 

Äreh.  f.  exp:  Path.  u.  Pharm.  &5,  1906,  27. 


756 


Neue  Arzneimittel. 

A&thrasolin  (Pharm.  Gentralh.47  [1906], 
402)  besteht  ans  20  pGt  Anthrasol;  35  pa 
Glycerinsalbe  und  45  pCt  fiberfettete  Seife. 

Asfhmakarbon.  5  g  schwere  Tabletten 
aus  dem  feinen  Pulver  der  Eomposite  Pu- 
naria  AscohingaO;  die  auf  zylindrisch  ge- 
stanzte,  fem  poröse  Holzkohlen  befestigt 
sind.  Nach  Med.  Wochenschr.  1906,  361 
wird  beim  Beginn  eines  Asthmaanfalles  die 
Kohle  auf  emem  beigegebenen  Blechunter- 
satz zum  Glfihen  gebracht.  Dadurch  ent- 
zündet sich  die  Tablette.  Die  sich  ent- 
wickelnden Dämpfe  werden  vom  Kranken 
langsam  ans  der  Entfernung  eingeatmet. 

Die  Pflanze  enthält  ein  Glykosid,  Harz 
und  ätherisches  Gel,  ein  Alkaloid  konnte 
nicht  nachgewiesen  werden. 

«Corona»  Lokal- Anaesthetikum  ist  an- 
geblich eine  Lösung  von  weniger  als  1  pCt 
Kokal'n  in  destilliertem  Wasser,  der  Salpeter- 
säure, Pikrinsäure,  Kalinmoxydhydrat,  Gaul- 
theria,  Baptisia,  Thymian,  MentAa  arvensis, 
Eukalyptus,  Benzoesäure  und  Borsäure  zu- 
getzt  sind.  Anwendung:  zum  schmerzlosen 
Zahnziehen.  Bezugsquelle:  (7.  Ä,  Lorenz 
in  Leipzig. 

Dolorant  -  Tabletten.  Jede  Tablette  be- 
steht angeblich  aus  0,0001  g  Adrenalin, 
0,01  g  Kokain  und  0,00199  g  Natrium- 
chlorid. Anwendung:  in  Lösung  zum 
schmerzlosen  Zahnziehen.  Darsteller:  Chem- 
ische Industrie,  A.-G.  in  St.  Margrethen 
(Schweiz). 

Hundestaupe-Serum  Piorkoivski,  bereits 
in  Pharm.  Gentralh.  47  [1906],  195  kurz 
erwähnt,  wird  nach  Vierteljahrsschr.  f.  prakt. 
Pharm.  1906,  145  aus  einer  Reihe  von 
Kulturen  gewonnen,  die,  je  nach  ihrer  Ab- 
stammung an  Hunden  verimpft,  bei  den 
Tieren  teils  katarrhalische  Erscheinungen  der 
Augensohleimhaut,  teils  solche  der  Atmungs- 
und Verdauungswerkzeuge,  teils  schwere 
nervöse  Störungen  hervorrufen.  Diese  Kul- 
turen sind  neben  ihrer  außerordentlichen 
Virulenz  durch  rasche  Toxinbildung  ausge- 
zeichnet. Das  Serum  ist  ein  polyvalentes, 
da  mit  einer  größeren  Zahl  von  Staupekul- 
turen, die  von  Hunden  aus  den  verschieden- 
artigsten Krankheitsformen  und  -Stadien  der 
Staupe  gezflchtet  worden  sind,  Pferde  immun- 
isiert werden.     Die  Wirksamkeit  wird  durch 


einen  Meerschweinohen-Titer  gemessen.  Ffir 
Immunisienmgszwecke  werden  5  bis  10  oem, 
zur  Heilung  10,  15  bis  20  bezw.  50  eem 
je  nach  Schwere  des  Falles  und  der  Gr6ße 
des  Hundes  verwendet 

Itrosyl.  Pillen,  von  denen  jede  nach 
Vierteljahrsschr.  ffir  prakt.  Pharm.  1906, 
147  0,13  g  Ferri-Natriumpyropboq)bat, 
0,1  g  Kaliumbromid,  0,5  g  Ghminbromid 
und  die  nötige  Menge  Pillenmasse  entfallt. 
(Sollte  hier  nicht  em  Irrtum  vorliegen,  in- 
dem Gramm  statt  Grain  gedruckt  ist?)  An- 
wendung: gegen  Bleichsucht,  Blutarmut; 
Schwächeznstände  usw.  Bezugsquelle:  Apo- 
ther  0.  Braemer  in  Berlin  SW. 

Kephaldol  ist  nach  Wien.  Klin.Wochenschr. 
1906,  Nr.  33  ein  neues  Fiebermittel  un- 
bekannter Zusammensetzung,  das  auch  zur 
Beseitigung  von  Nervenschmerzen  sowie  flber- 
mäßigem  Schweiß  empfohlen  wird. 

Kolibabe's  Ozonur-Krftuter-BadekapieUi 
sollen  einen  vollwertigen  Ersatz  fOr  Kräater- 
abkochungen  und  -Essenzen  sowie  für  Kohlen- 
säure-Bäder bilden.  Ihr  Inhalt  ist  unbe- 
kannt Darsteller:  Institut  KoUbabe  in 
Dresden-A.,  Nene  Gasse  20. 

Lanogen  wird  nach  einem  gesehfitzten 
Verfahren  aus  Wollfett  gewonnen  und  ist 
nach  Vierteljahrsschr.  f.  prakt.  Pharm.  1906, 
115  eine  Mischung  von  Vaselin  oder  Paraffin- 
salbe mit  dem  c wasserbindenden»  Bestand- 
tdl  des  Wollfettes.  Es  bildet  öne  weiße^ 
geschmeidige  und  geruchlose  Salbengrundlage; 
die  sich  außerordentlich  leicht  in  die  Haut 
einreiben  läßt  und  zugleich  ein  ungemein 
hohes  Wasserbindungsvermögen  besitzt,  in 
dem  es  über  300  pGt  seines  Eigengewichtas 
an  Wasser  zu  binden  und  in  Bindung  in 
halten  vermag.  Lanogen  ist  in  allen  flb- 
liohen  Lösi^ngsmitteln  außer  Wasser  Mieb. 
Es  ist  absolut  haltbar  und  eignet  sieh  wegen 
seiner  chemischen  Indifferenz  als  Salben- 
grundlage besonders  ffir  leicht  reagierende 
und  zersetzliche  Körper,  wie  x.  B.  Silber- 
nitrat, Kaliumjodid  u.  a.  Die  Sänrezahl  ist 
0,  die  Jodzahl  beträgt  0,5  bis  0,8. 

Die  hohe  wasserbmdende  Kraft  verdankt 
das  Lanogen  dem  wenn  auch  geringen  Ge- 
halt  an  freiem  Isocholestrm.  Daher  benutzt 
man  zu  seiner  Erkennung  die  Liebermann- 
sehe  Cholesterinreaktion,  die  auch  das  WoO- 
fett  gibt    Hierzu  löst  man  etwa  2  g  Lanogen 


757 


in  Ghloroform  und  nnteraohichtet  mit  kon- 
zentrierter Schwefelsäure.  An  der  Berühr- 
nngBBtelle  mnß  eine  fenrig-braunrote  Zone 
entstehen;  die  innerhalb  24  Standen  immer 
stärker  hervortritt.  Eine  andere  Erkennnngs- 
reaktion  ist  die  Liefschütx'saibe,  Bei  dieser 
kooht  man  0,5  bis  1  g  Lanogen  mit  6  bis 
10  ocm  Eisessig  unter  Umsohüttebi  ans, 
läßt  erkalten  und  filtriert  von  der  erstarrten 
Fettmasse  ab.  Das  Fiitrat  gibt  mit  einigen 
Tropfen  Sehwefelsänre  anfangs  eme  rotgelbe 
Färbung;  die  bald  intensiv  grfln  wurd.  Der 
Eintritt  der  letzteren  Färbung  läßt  sich 
durch  nachträglichen  Zusatz  von  5  bis  6 
Tropfen  Eisessig  beschleunigen.  Im  Spektrum 
zeigt  die  grüne  Lösung  einen  schmalen;  tief- 
dnnklen  scharfen  Streifen  im  Rot  zwischen 
d  und  0;  den  Lanolin  nicht  gibt 

Darsteller:  Norddeutsche  Wollkämmerei 
und  Kammgarnspinnerei  in  Delmenhorst. 

Liquor  Aluminii  subformidoi  ist  die 
lateinische  Bezeichnung  für  Alformin 
(Pharm.  Centralh.  47  [1906];  460;. 

Peroxydol  ist  eine  cr^meartige  SalbC;  die 
angeblich  aus  Lykopodium;  Zinkoxyd;  La- 
nolin; Perubalsam  und  Hamamelidin  besteht 
Anwendung:  gegen  Wundsein.  Darsteller: 
Laboratorium  für  Peroxydole  in  Burg  bei 
Magdeburg. 

Pinol  wurd  nach  Angabe  des  Darstellers 
Gebrüder  Krayer  m  Mannheim  aus  dem 
Harz  der  Schwarzfichte  (Pinus  austriaca) 
dargestellt.  Es  soll  vollständig  giftfrei,  nicht 
ätzend  sein  und  kann  ohne  Gefahr  für  Gesund- 
heit und  Remlichkeit  in  jeder  Art  verwendet 
werden.  Es  besitzt  einen  belebenden  milden 
Harzgeruch;  der  auf  die  Lunge  und  Atmungs- 
organe eine  wohltuende  Wirkung  übt;  sowie 
die  Luft  erfrischend  reinigt.  Es  wu*d  stets 
nur  mit  kaltem  Wasser  verdünnt  und  kann 
in  konzentriertem  wie  verdünntem  Zustande 
unbeschränkt  lange  aufbewahrt  werden. 
Anwendung:  zur  Desinfektion  von  Hühner- 
ställen gegen  Geflügelseuchen  sowie  zur  Ver- 
tilgung von  Ungeziefer. 

Badinin  ist  nach  Vierteljahrsschr.  f.  prakt. 
Pharm.  1906;  156  em  gegen  Licht  und 
Luft  unempfindliches;  haltbares  einproc. 
Kokaln-Anaesthetikum  ohne  Adrenalin.  Dar- 
steller: Dr.  O.  Robisch,  Chemisch -tech- 
nisches Laboratorium  in  München. 

H.  Mentxel. 


Die  Sterilisation  der  Cruringaze, 

wurde  von  Kalle  dt  Co.  in  Biebrich  a.  Rh.; 
wie  Dr.  Hartmann  m  Therap.  d.  Gegenw. 
1906;  382  berichtet;  folgendermaßen  be- 
wu*kt:  Die  zu  benutzende  Gaze  wurde  vor 
der  Imprägnation  mit  Crurin  im  Wasser- 
dampfe sterilisiert;  bei  110  bis  120^  ge- 
trocknet; und  dann  die  Imprägnation  und 
abermaliges  Trocknen  in  einem  60^  heißen 
Räume  ausgeführt.  Nach  dem  Zusammen- 
rollen und  Einschlagen  wurde  die  Gaze 
noch  24  Stunden  bei  dieser  Wärme  gelassen 
und  dann  in  üblicher  Weise  unter  bakterien- 
dichtem Verschlusse  abgekühlt  Hände  und 
alles,  was  mit  der  Gaze  in  Berührung  kam; 
wurde  vorher  mit  2promill.  Subümatlüsung 
keimfrei  gemacht 

Im  allgemeinen  schdnt  nach  den  bisher- 
igen bakteriologischen  Versuchen  die  Gefahr, 
daß  Bakterien  und  deren  Sporen  in  Berühr- 
ung mit  Orurin  (auch  in  fester  Substanz) 
lebensfähig  bleiben;  nur  eine  sehr  geringe 
zu  seiu;  da  das  Crurin  schon  durch  die 
Feuchtigkeit  der  Luft  stets  genügende  Mengen 
von  Rhodanwasserstoffsänre  und  deren 
Ohinolinsalz  abspaltet;  die  keine  weitere 
Verbreitung  der  Lebewesen  zuUissen. 

Diese  Oruringaze  ist  fast  gemchloS;  von 
ockergelber  FarbC;  vielleicht  dn  wenig  steifer, 
als  gleichprocentige  JodoformgazC;  doch  läßt 
sie  sich  leicht  in  Wunden  bringen.  Als 
einzig  unangenehme  Nebenwirkung  ist  eine 
geringe  Schmerzempfindung  zu  erwähnen; 
die  im  Augenblick  der  Euiverleibung  der 
Gaze  in  die  Wunden  eintritt,  jedoch  nur 
wenige  Sekunden  enthält 

(Ueber    Crurin    vergl.    Pharm.    Centralh. 

43  [1902],  187;  322  und  46  [1905];  341.) 

— te— 

Jodhaltige  Hühnereier 

erhielt  Albrecht  dadurch;  daß  er  geringe 
Mengen  von  Jodpräparaten  geaunden  Hflhnem 
verabreichte.  Das  Jod  geht  sowohl  in  das 
Eiweiß  wie  in  das  Dotter  über.  Auch  dauert 
die  Jodansscheidung  in  den  Eiern  längere 
Zeit  an.  Nach  J.  Schmidt  (Berl.  Tierärztl. 
Wochenschr.  1906;  Nr.  34)  wäre  es  zu 
erwägeu;  ob  man  solche  Jodeier  arznei- 
lich verwerten  könne,  um  z.  B.  Kindern 
Jod  auf  bequeme  Weise  zu  geben,    ^tx  — 


758 


Zur  Wertbestimmung  des 
Olyoerin 

äußert  sich  0.  Schmatolla  in  Pharm.  Ztg. 
1906,  363  dahin,  daß  eine  einfache  Prüf- 
ung mit  Liackmufi  vollkommene  Neutralität 
des  Glycerin  durchaus  nicht  verbflrgt.  Des- 
glichen  kann  die  im  Deutschen  Arzneibuch 
vorgeschriebene  Prüfung  auf  Metalle  nicht 
mehr  als  genügend  bezeichnet  werden,  da 
in  dem  stark  verdünnten  Glycerin  dieselben 
nur  noch  sehr  undeutlich  nachweisbar  sind. 
Die  Geruchsproben  des  Deutschen  Arznei- 
buches mit  Lauge  und  Schwefelsäure  sind 
als  solche  von  geringer  Sicherheit  Die  ab- 
s  olute  Geruchlosigkeit  eines  Glycerin,  welche 
ein  fast  untrügliches  Zeichen  seiner  voll- 
kommenen Reinheit  ist,  läßt  sich  nicht  an 
dner  kleinen  Menge  feststellen,  sondern  nur, 
wenn  man  in  einen  größeren,  an  einem 
nicht  zu  kalten  Orte  in  eiuem  verschlossenen 
Glasgefäße  aufbewahrt  gewesenen  Vorrat 
hineinriecht.  Dagegen  ist  die  Silberprobe 
von  unstreitigem  Wert  und  scheint  nur 
außerordentlich  selten  zu  versagen"^).  Ver- 
fasser empfiehlt  jedoch  die  Probe  nicht  mit 
nur  1  com  Glycerin  vorzunehmen,  sondern 
mit  mindestens  den  doppelten  Mengen,  ein- 
schließlich des  Silberlosungzusatzes  bei  75  ^  (7 
auszuführen. 

Die  Theorie  der  RitserfMben  Silberprobe 
scheint  nach  den  bisherigen  Erfahrungen 
eine  derartige  zu  sein,  daß  bei.  gleich- 
zeitiger Anwesenheit  von  Metallen  und 
Alkalien  in  der  ammoniakalischen  Jiösung 
eine  weitere  Oxydation  der  Zersetzungs- 
produkte hervorgerufen  wird,  welche  sich 
bei  einer  unvorsichtigen  Destillation  in  ge- 
ringem Maße  bilden.  Solche  Glycerin- 
destillate  geben  bei  der  Silberprobe  schon 
beim  Erwärmen  mit  Ammoniak  häufig  eine 
deutliche  gelbliche  Färbung  und  zeigen  bei 
der  oben  erwähnten  Geruchsprüfung  einen 
wenn  auch  sehr  schwachen  aldehydartigen 
oder  einen  säuerlich-ranzigen  Gerudi. 

Nach  dem  .  Verfasser  geben  im  Verein 
mit  der  SUberprobe  folgende  einfache 
Reaktionen  Aufsdiluß  über  ein  vollkommen 
chemisch  reines  Glycerin,  wie  es  vielfach 
für  medizinische   und   kosmetische    Zwecke 

*)  Es  wurde  nur  ein  einziger  Fall  festgestellt, 
in  dem  aaoh  ein  raffiniertes,  nicht  destUliertes, 
von  Estern  und  Haaren  absolut  freies  Glycerin 
die  Silberprobe  hielt. 


heute  schon  verwendet  wird :  Eine  Mischimg 
von  5  com  Glycerin  mit  etwa  5  ccm  Wasser 
und  etwa  5  Tropfen  FhenolphthalelnlOsimg 
muß  durch  einen  Tropfen  Kalkwasser  eine 
deutliche,  sich  während  äniger  Minuten  hal- 
tende Rotfärbung  erfahren.  In  der  gleiefaen 
Mischung  von  Glycerin  und  Wasser,  mit 
1  Tropfen  Iproc  Eongorotiüsung  venetzt, 
muß  ein  Tropfen  7io'^^"°<^' Salzsäure 
einen  vollständigen  Farbenumschlag  bewirken. 
Diese  Neutralitätsbestimmungen  schliefen  die 
Anwesenheit  von  Salzen  oder  sauren  Kör- 
pern vollständig  aus.  Etwa  10  ccm  Glycerin, 
die  den  Boden  eines  Bechergläschens  in 
etwa  0,5  bis  1  cm  hoher  Schicht  bedecken, 
mit  wenigen  Tropfen  Schwefelwaaserstoff- 
wasser  versetzt,  dürfen,  von  der  Seite  be- 
trachtet, keinerlei  Veränderung  erleiden. 
Statt  Schwefelwasserstoff  genügt  der  Zosatz 
einiger  Tropfen  einer  schwachen  Tanninlös- 
ung, die  das  besonders  in  betracht  kommende 
Eisen  mit  gleicher  Sicherheit  anzeigt 

Eine  einfache  spezifische  Reaktion  zur 
Unterscheidung  der  raffinierten  und  destil- 
lierten Glycerine  von  einander  gibt  es  nicht. 
Die  dafür  aufgestellte  Bleiacetatprobe  ist 
heute  nicht  mehr  zuverlässig. .  In  einem 
schwefelsäurearmen  neutralen  Glycerinraffinat 
bleiben  die  Trübungen  mit  Bleiacetat  ans, 
obwohl  man  beobachten  konnte,  daß  aie 
nach  Zusatz  von  Essigsäure  metet  wieder 
schnell  hervortreten,  während  bei  destillierteiD 
Glycerin  etwaige  mit  Bleiessig  entstandene 
schwache  Trübungen  auf  Zusatz  von  Eang- 
säure  wieder  verschwinden.  Am  sieherBteu 
bleibt  die  Bestimmung  des  AsdiengdialteB, 
der  bei  der  Destillation  selten  0,1  pCt  über- 
steigt.    B.  M, 

Schädlichkeit  freier  Kieselsäure  flkr 

Kesselspeisewässer. 

W,  7%örtwr  macht  besonders  darauf  anfmerk- 
sam,  daß  neben  den  Calcium-  und  Magnesiom- 
salzen  freie  Kieselsäure  sehr  gefährlich  im 
Eesselspeisewasser  wirkt,  wenn  dieses  nicht 
häufig  abgelassen  wird.  Drei  Wässer,  welche 
18,24  und  24,00  mg  Kieselsäure  im  Liter  entbielteo, 
hatten  eine  nur  einige  mm  dicke  Schicht  eioes 
voluminösen  specksteinähnllcben  Kesselsteiosaiifi- 
gesdiieden.  Der  hohe  Gehalt  derselben  «n 
Kieselsäure  verhinderte  in  so  hohem  MaBe  die 
Wärmeleitung,  daß  eine  £intreibaDg  and  Ein- 
buchtung der  Flammeniohre  an  den  heißesten 
Stellen  des  Kessels  beobachtet  werden  konnte. 

Zt8chr.  f.  Unters,  d,  Nakr.-  u.  Gemßm.  1906, 
XI,  684.  -<W. 


759 


■  ah  r  u  ngs  mittel- Oh  emlei 


Salzgurken  und  Salioylsäure. 

Während  die  amtliehe  Nahrangsmittel- 
kontrolle  allgemem  beetrebt  ist;  die  Eon- 
aerviemng  der  FVflohte  nsw.  mit  Salieyls&ure 
za  verhindern,  finden  üch  in  verschiedenen 
vidgeleeenen  ZeitBohriften,  n.  a.  anoh  anf 
dem  Umschlag  der  «Flotte»,  Reklame- 
ankflndigongen  von  Dr.  Oetker,  welche  den 
Hansfranen  und  dem  nnwiBsenden  Klein- 
händler die  Verwendnng  von  Salicylsänre 
angelegentlichst  empfehlen.  Die  Salzgurken, 
weldie  von  jeher  ohne  jedes  Konserviemngs- 
mittel  allein  durch  die  Milchsänregäning  ge- 
nügend haltbar  waren,  and  die  sich  leicht 
bei  Verwendung  guten  Wassere  und  bei 
kahler  Aufbewahrung  brauchbar  erhalten 
lassen,  sind  der  neueste  Oegepstand,  der 
sidi  der  Beobachtung  des  Herrn  Dr.  Oetker 
erfreut  Auf  5  kg  Gurken  soll  ein  Piek- 
eben  «Salicyl»  für  10  Pfennig  verwendet 
werden. 

Sollte  es  denn  nicht  möglich  sein,  gegen 
derartige  Ankündigungen,  die  zur  offenbaren 
Verschlediterung  unserer  Nahrungsmittel 
fuhren ,    mediadnalpolizeilicfa    einzuschreiten  ? 

Dr.  Ä 
(Es   könnte   von   den  Polizeibehörden  in 
Tageszeitungen    vor    dem    Gebrauche    des 
Oe^jr^'schen  Salicyl  gewarnt  werden. 

Sekriftleüung.) 

Der  Nachweis  von  Zitronen- 
säure im  Wein. 

Möslinger  hatte  vor  längerer  Zeit  eine 
Methode  zur  qualitativen  Bestimmung  der 
Zitronensäure  in  kleinen  Weinen  angegeben, 
welche  aber,  wie  O,  Krug  mitteilt,  zu 
irrigen  Resultaten  führen  kann,  wenn  der 
betreffende  Wein  viel  Aepfelsäure  ent- 
hält, da  alsdann  bei  der  Fällung  mit  Blei- 
aoetat  Zitronensäure  vorgetäuscht  wird,  ob- 
wohl der  Wein  diese  Säure  gar  nicht  ent- 
hält 

Leicht  kann  dann  der  Wein  in  den  Ver- 
dacht kommen,  nach  §  3  A  bis  5  des 
Weingesetzes  als  Kunstwein  betrachtet  zu 
werden. 

Krug  behandelt  daher  50  ccm  Wein  nach 
den  Angaben  von  Möslinger,  iik.  50  ccm  Wein 


werden  auf  dem  Wasserbade  zum  dünnen 
Sirup  eingedampft  und  der  Rückstand  unter 
beständigem  starken  Rühren  anfangs  tropfen- 
weise, später  im  dünnen  Strahl  mit  95proc 
Alkohol  versetzt,  bis  keine  Trübung  mehr 
durch  neuen  Alkohol  erfolgt,  was  bei  Ver- 
brauch von  70  bis  80  ccm  Alkohol  erreicht 
ist.  Aus  der  filtrierten  Lösung  wird  durch 
Eindampfen  der  Alkohol  verjagt  und  der 
Rückstand  mit  wenig  Wasser  aufgenommen 
und  im  Stehcylmder  mit  Wasser  auf  10  ccm 
gebracht. 

Hat  nun  die  Untersuchung  des  Weines 
statt  eines  Mindestsäurerestes  von  0,28  g,  z.  B. 
einen  solchen  von  0,56  g  gegeben,  so  wäre 
nach  Möslinger  der  zuletzt  erhaltene  wässerige 
Säureauszug  von  10  ccm  so  zu  verdünnen, 
daß  die  Lösungen  in  demselben  Verhältnisse 
zu  emander  stehen  wie  der  Mindestsäurerest 
von  0,28  zu  dem  gefundenen  Säurerest, 
hier  0,56.  Es  wären  also  in  diesem  Falle 
10  ccm  auf  20  ccm  aufzufüllen  und  mit 
dieser  Lösung  die  bekannten  Reaktionen 
anf  Zitronensäure  vorzunehmen.  Entsteht 
auch  jetzt  noch  mit  Bleiacetat  eme  mehr 
oder  weniger  starke  Fällung,  so  muß  der 
Beweis  erbracht  werden,  daß  diese  wirklich 
aus  Bleicitrat  besteht  Der  sicherste  und 
empfindlichste  Nachweis  derselben  ist  der 
von  Deniges  angegebene.  Derselbe  beruht 
auf  dem  Abscheiden  des  Quecksilberdoppel- 
saizes  der  Acetondikarbonsäure,  in  welche 
man  vorher  die  Zitronensäure  übergeführt 
hat.  Nur  wenn  nach  Möslinger  und 
Deniges  übereinstimmend  Zitronensäure  nach- 
gewiesen wird,  sieht  Krug  den  Nachweis 
als  erbracht  an.  —dd. 

Ztschr,  f.  Unters,  d.  Nähr,-  u.  Qenußm. 
1906,  XI,  155. 

Ueber  die  Kapern. 

Die  Stammpflanze  dieses  beliebten  Ge- 
würzes ist  bekanntlich  der  Kapernstrauch 
«Capparis  spinosa»,  dessen  blaugrüne  Blüten- 
knospen m  Essig  konserviert  das  Gewürz 
darstellen.  Gapparis  ist  eine  Wüsten-  und 
Steppenpfianze,  die  sehr  geringe  Ansprüche 
an  ihren  Boden  stellt  In  Fels-  und  Ge- 
mäuerspalten nistet  sie  sich  ein  und  schmückt 
die  Mauern  Jerusalems  und  das  weite  Jordan- 


760 


tal  mit  seinen  geschlängelten  klimmenden 
Stengeln^  ebenso  wie  sie  ganzen  Landstrichen 
in  Nordafrika  einen  eigentümlichen  Zog 
verleiht.  Angebant  wird  der  Kapernstrauch 
in  der  Provence,  in  Griechenland,  in  Italien 
und  um  Toulon  und  Marseille.  Die  eirunden 
Blätter  sitzen  an  dünnen  Stielen  und  tragen 
2  Domen  am  Blattgrnnde.  Aus  dem  Grunde 
der  blaugrünen  Blätter  treiben  die  Blüten- 
stiele,  welche  eine  große  gelbe  bis  blaßrote, 
äußerlich  mohnähnliche  Blüte  tragen.  Die 
Frucht  ist  eine  1,5  cm  lange  grüne  Beere 
mit  nierenförmigen  Samen.  Die  Knospen 
werden  morgens  gepflückt  und  dann  läßt 
man  sie  4  bis  5  Stunden  im  Schatten  ab- 
welken, ehe  sie  in  den  Essig  geschüttet 
werden.  Die  Haltbarkeit  der  Essigkapern 
beschränkt  sich  auf  ungefähr  3  Jahre. 

An  Fälschungen  kommt  besonders  bei 
sizilianischen  Kapern  das  « Grünen »  mit 
Grünspan  oder  Kupferoxyd  vor,  wobei  mit 
der  Menge  dieser  unerlaubten  Zusätze  wenig 
gewissenhaft  verfahren  werden  soll.  Als 
Surrogate  werden  verwendet  die  Knospen 
des  Besenginsters,  femer  von  Ranunculus 
Ficaria  und  am  meisten  von  Caltha  palustris. 
Von  der  letzteren  unterscheiden  sich  die 
Blütenknopsen  von  Gapparis  durch  den  Be- 
sitz von  4  Kelchblättern,  während  Galtha 
nur  ein  Perigon  besitzt.  Die  Knospen  und 
unreifen  Früchte  der  Kresse,  Trapaeolum 
majus,  werden  in  Italien  als  «Gornichons 
du  caprier»  gehandelt.  In  neuerer  Zeit 
sollen  Mischungen  mit  den  erwähnten  Fälsch- 
ungsmitteln häufiger  geworden  sein,  wie  der 
«Generalanzeiger  für  Delikatessen-  und 
Kolonialwarengeschäfte»  1906,  51,  berichtet. 

— del. 

Zum  Nachweis  von  Sulfüröl  in 

Olivenöl 

verfährt  O.  Ralphen  (Seifenfabrikant  1906, 
332)  folgendermaßen:  50  ccm  des  Oeles 
werden  in  einer  Porzellansohale  von  unge- 
fähr 15  cm  Durchmesser  auf  einem  Draht- 
netze langsam  auf  110^  (7  erhitzt,  dann 
werden  unter  Umrühren  12  ccm  einer  Löe- 
ung  von  100  g  alkoholischer  Natronlauge 
in  75  oem  Wasser  zugesetzt  und  unter  be- 
ständigem Umrühren  weiter  erhitzt,  bis  das 
Schäumen  aufgehört  hat.  Die  Erhitzung 
muß  innerhalb  7  bis  10  Minuten  auf  IGO^^ 
gestiegen  sein.     Dann  nimmt  man  die  Schale 


von  der  Flamme  weg  und  rührt,  bis  die 
Temperatur  auf  110^  gesunken  ist  und  die 
Seife  eine  krümelige  Beschaffenheit  ange- 
nommen hat.  Nun  werden  200  ccm  heißes 
Wasser  zugesetzt  und  bis  zur  Abkühhmg 
gerührt.  Man  erhält  so  eine  pastenartige 
Masse,  zu  der  200  ccm  einer  gesättigten 
wässerigen  LOsung  von  Natriumsnifat  ge- 
gossen werden.  Man  rührt  um  und  gibt 
zu  der  milchigen,  homogenen,  kalten  Masse 
20  ccm  Kupfersulfatlösung  (100  g  Enpfer- 
Sulfat  in  300  ccm  Wasser).  Den  Brei  bringt 
man  auf  em  großes  Faltenfilter.  Ist  das 
Filtrat  gelb  gefärbt,  so  gibt  man  noch  einige 
Zehntelkubikzentimeter  der  Eupferlösang  bis 
zur  Grünfärbung  zu  und  filtriert  nochmak. 
Zu  der  khiren  Flüssigkeit  werden  5  cem 
einer  SilberlOsung  (1  Vol.  1  proo.  Silber- 
nitratlösung und  5  Vol.  Eisessig)  hinzugegeben, 
worauf  langsam  bis  zum  Eochen  erhitzt 
wird.  Nach  dem  Abkühlen  übersättigt  man 
mit  Ammoniak,  filtriert  und  wäaoht  mit 
ammoniakalisdiem  Wasser  nach.  BMbt  auf 
dem  Filter  eine  kleine  oder  größere  Menge 
von  Schwefelsilber  zurück  und  sind  fremde 
Gele,  besonders  Kruziferenöle  in  dem  Oliven- 
öle nicht  vorhanden,  so  kann  man  auf  die 
Gegenwart  von  mit  Sehwefelkohlenatoff  ex- 
trahierten Gelen  schließen.  — A«. 


Zur  Herstellung  von  HeldelbeenreiB  werden 
die  frisch  geerateten  Früchte,  nachdem  sie  mit 
Waeser  abgespült  sind,  in  irdenen  (oder 
emaillierten)  Gefäßen  zerquetscht  und  dann  ge- 
preßt. Zu  je  1  L  der  erhaltenen  Flüssigkeit  setzt 
man  1,2  L  Wasser  und  250  g  Zacker  sa.  Auf 
diese  Weise  erhält  man  den  Most,  der  auf  ein 
Faß  gefüllt  wird,  das  am  3.  Tage  mit  einem 
Oärspand  versehen  wird.  Ein  Zusatz  von  etwas 
Zimt  und  Hollanderblüte  während  der  Oärong 
erteilt  dem  Weine  einen  besonders  guten  Ge- 
schmack. Die  Gärung  soll  bei  einer  Temperatar 
von  17  bis  25  <>  (7  stattfinden.  Nach  Veriavf 
von  4  bis  6  Wochen  ist  die  Gärung  beendet 
Es  wird  nun  der  erste  Abstich  vorgenommen 
und  zu  diesem  Zweck  der  Gärspund  entfernt, 
ein  Gammisohlauoh  in  die  Oeffiiung  geführt  and, 
nachdem  ein  gleich  großes  Faß  darunter  gestellt 
ist,  nach  Art  eines  Eniebebers  benutst  Nach 
dem  Abstechen  ist  der  Wein  kühl  sa  lagern  and 
das  Faß  spnndvoll  zu  halten.  Nach  3  Monaten 
geschieht  sodann  das  zweite  Abstechen  des  nun- 
mehr fertigen  Weines  in  ein  anderes  Faß  oder 
auf  Flaschen.  P.  & 

KnseroenrZtg,  1906,  457. 


761 


SohädUche 
Rhabarberkonserven. 

Ein  leichter  Vergiftnngsfall;  der  nach  dem 
Oennß  von  Bhabarberkonserven  eingetreten 
sein  soll,  gibt  der  Eonserven-Ztg.  (1906, 
S.  355)  VeranlaBsnng  darauf  hinznweiflen, 
daß  Bhabarberkonserven  niemals  in  Blech- 
dosen eingeschlossen  werden  dürfen,  weil 
die  Säure  des  Rhabarbers  das  Metall  — 
selbst  von  vemierten  (innen  lackierten)  Dosen 
—  angreift.  Nur  Glas-  oder  Porzellandosen 
dürfen  verwendet  werden. 

In  kleineren  Rbabarberstielen  fand  F, 
Schaffer  0,48  pGt  und  m  größeren  1,09 
pGt  Oxalsäure.  N,  Castoro  hat  außerdem 
Aepfelsäure  in  den  Rhabarberstielen  nach- 
gewiesen. 

(Die  in  Rumex  und  Rheum  vorkommende 
Oxalsäure  scheint  nur  in  größerer  Menge 
schädlich  zu  wirken;  die  leichten  Vergift- 
ungen dürften  doch  wahrscheinlich  auf  ge- 
Idetes  Zinn  zurflckzufflhren  sein,  wie  mir 
ein  Fall  mit  Preißelbeeren  lehrte.  Bericht' 
erstatter,)  —del. 

Die  Jam-Bereitxing. 

lieber  die  Herstellung  der  unter  dem 
Namen  «Jam»  zuerst  aus  England  impor- 
tierten, jetzt  aber  schon  lange  in  Deutsch- 
land gleichwertig  fabrizierten  Fruchtmuse 
ist  der  Konserven-Ztg.  1906,  385,  folgen- 
des zu  entnehmen.  Es  ist  ratsam,  Beeren- 
obst vorher  nicht  zu  waschen.  Man  befreit 
es  von  den  Stielen  und  läßt  es  mit  dem 
Zucker  über  lebhaftem  Feuer  nicht  länger 
als  3/4  Stunden  kochen,  sodaß  es  dickflüssig 
wird.  Wasser  oder  Gewürz  werden  nicht 
hinzugefügt  Obstmus  soll  nur  aus  Früchten 
and  Zucker  bestehen.  Gewöhnlich  wird  zu 
einem  Pfund  Obst  die  gleiche  Menge  Zucker 
hinzugegeben,  jedoch  ist  dieser  Mus  sehr 
süß.  Eine  gute  Zusammenstellung  bilden 
Himbeeren  und  Johannisbeeren.  Reife 
Stachelbeeren  und  ausgesteinte  Sauerkirschen 
werden  gleichfalls  auf  Jams  verarbeitet. 
Erdbeeren-,  Aprikosen-  und  Pfirsiohmus  smd 
am  geschätztesten.  Die  Jams  werden  heiß , 
in  weite  breite  Porzellantöpfe  gefüllt,  die 
vorher  mit  Wasser  ausgekocht  sind. 

-deL 


(FortsetiuDg  vod  Seite  737«) 

B)  Aus  dem  Bereiche  der  Hahrungs- 

mittelohemie. 
▲epfelkakao  ist  angeblich  ein  reines  Nator- 
produkt  aus  Kakao  und  AepfelD,  das  nach  einem 
besonderen  Verfahren  von  der  Fabrik  chemisch- 
pharmazeutischer  Spezialitäten,  G.  m.  b.  H.  in 
Dresden  18  hergestellt  wird. 

Aspsrox  besitzt  einen  kräftigen  Spargeige* 
sohmack  und  i:>t  gut  gewürzt;  wird  zur  Be- 
reitung eines  neuen  heiäen  Getränkes  von 
Ämwur  db  Company,  Ltd.  in  Hamburg,  Gr. 
Reicbenstraße  49/51  empfohlen. 

Blutmelasse-Futter  schien  nach  W,  Alberda 
van  Ekenstein  ein  Gemisch  von  lUeie,  Melasse 
(40  ]  Ct)  und  Blut  zu  sein. 

Bonal,  ein  Erhaltungsmittel,  besteht  nach 
Dr.  Aufrecht  aus  Formaldehyd,  Natriumsulfat, 
Natriumohlorid ,  Natriumphosphat  und  Milch- 
zucker. 

Borophenylsäure  soll  ein  Gemisch  von  Phenyl- 
borat  und  Phenyltriborat  sein  und  zur  Fleisoh- 
erhaltnng  dienen. 

Bomssla,  ein  Fleisoherbaltungsmittel,  besteh^ 
besteht  nach  J.  Beckmann  (CEem.  Ztg.  1905i 
490)  ans  80  pCt  Natriumchlorid,  10  pCt  Natrium- 
benzoat  und  10  pCt  Weinstein. 

Bovril  Stamnoids  sind  Fleiscbpulver-Tabletten* 
Bezugsquelle:  /ensen  db  Co,  in  Christiania, 
Torvgaden  5  A. 

Citrovin  oder  Citrovln- Essig  ^  ein  Ersatz- 
mittel für  Zitronensäure  und  Essig,  hatte  nach 
Ztschr.  f.  Unters,  der  Nähr.-  u.  Genußm.  1906, 
Bd.  11,  105  folgende  Zusammensetzung:  spez. 
Gew.  1,0291;  100  ocm  entbleiten  Gramm:  3,6 
Extrakt,  direkt,  0,045  Mineralstoffe,  9,87  Essig- 
säure und  3,2  Zitronensäure.  Wein-  und  Salioyl- 
säure  sowie  Zucker  waren  nicht  vorhanden. 

Curry  Powder  besteht  nach  Südd.  Apoth.- 
Ztg.  1906,  ^8  aus  60  g  Kurkuma,  20  g  weißen 
Pfeffer,  10  g  Amomum,  10  g  entöltem  Senf, 
5  g  Kümmel,  25  g  Koriander  und  2,5  g  Kapsikum 
in  Pulverform. 

Diaferin  siebe  Solaferin  auf  Seite  762. 

Drysaltery  bestand  nach  W,  Alberda  van 
Ekenaiein  aus  Bonuc,  Borsäure,  Natriumsalicylat 
und  Zucker. 

Fleisehsaft  ^Bobiir^  (Pharm.  Centralh.  45 
[1904],  670)  wird  jetst  von  Robur,  Diätetische 
pharmazeutische  Produkte  Dr.  med.  L,  Cam$Uter 
in  München  5,  Corneliusstraße  9  dargestellt. 

Fraehtiueker  stellte  nach  W,  Alberda  van 
Ekenstein  einen  Sirup,  der  aus  ungefähr  gleichen 
Teilen  Zucker  und  Invertzucker  bestand.  Der 
Süßstoffgehalt  betrug  70  pOt. 

Kaffeeglasor  war  nach  W.  Alberda  van 
Ekenstein  ein  wässeriger,  Gummi  enthaltender 
Pflanzenauszug  mit  1^5  pOt  Weingeist,  der  ver- 
mutlich durch  Oährung  von  in  den  dazu  ver- 
wendeten Pflanzen  vorhandenem  Zucker  ont« 
standen  war. 


762 


Ktflner  Pftkelwls  enthilt  naoh  J^.  Schaffer 
(Ghem.- Ztg.  1905,  941)  62,89  pa  Natriamohlorid, 
aufierdem^aUailpeter,  Bohrzuoker  mid  Natrinm- 
benzoat. 

KonBerresalz  von  Zugi  db  Meßdorf  in  Ham- 
burg bestand  nach  Dr.  Maithee  ans  Natrium- 
benzoat,  Natriumphosphat  and  Natriumohlorid 
neben  Spuren  von  Salpeter. 

Kra'tpnlTer  Von  Chrüteüua  besteht  nach 
Prof.  Dr.  Judeenaek  hauptsäohlich  aus  Boggen- 
mehL 

Kuiatmileh-Extrakty  ein  angebotener  Ersatz 
für  Kuhmiloh  zu  Backzwecken  ist  nach  Racine 

gtsohr.  f.  öffeintl.  Chem.  1906,  Nr.  9)  eine 
ischung  Yon  InTertauckersirup  und  Sesamöl 
mit  Hufe  eines  Eiweißstoffes  hergestellt,  um 
daraus  lüloh  zu  bereiten,  werden  1  Teil  Extrakt 
und  9  Teile  Wasser  yerwendet. 

Maeinato  di  Saasa  war  nach  EreU  feines 
Oliyenkernmehl,  das  als  Erhaltungsmittel  für 
Yiehfutter  angepriesen  wurde. 

Malto-Leiriunlnose  besteht  naoh  Dr.  Mondi 
aus  9,42  pGt  Wasser,  20,17  pOt  Albumin,  1,34 
pa  Fett,  3,01  pCt  Salzen,  65,66  pa  Kohlen- 
hydraten, darunter  16,25  pCt  löslichen. 

Malzsuppen-Extrakt  schien  nach  Älberda 
van  Ekensiein  ein  Maltosesirup  zu  sein. 

Mandelnußbutter  war  nach  Älberda  van 
Ekenstem  ein  Brei  fem  gemahlener,  geschälter 
Mandeln. 

Marsner's  Beform-Kähr-Sehokolade  enthält 
10.53  pCt  leichtlösliche  Stickstoffkörper  und  0,4 
pOt  Phosphor!  Darsteller:  Erste  böhmische 
Aktiengesellschaft  orientalischer  Zuckerwaren- 
und  Schokoladen-Fabriken  Ä,  Marsner  in  Egl. 
Weinbergen. 

OenosterUisateor  ist  ein  Erhaltungsmittel 
aus  Weinstein  und  Ealiamsolfit 

Dr.  A.  Oetker's  Salleyl  ist  nach  Bi.J.  Koche 
(Apoth.-Ztg.  1906,  886)  eine  Verreibung  von 
ungefähr  gleichen  Teilen  Salicylsäure  und 
Zucker. 

Patentiertes  borfreies  Danerkonserresalz 
enthielt  nach  E.  Fölenske  in  100  Teilen  41  Teile 
Salpeter,  50  Teile  Kochsalz  und  7,5  Kalium- 
chlorid. 

Plzzala^s  Halergi1«3  enthält  nach  Dr.  Mondi 
2,5  pCt  Eiweiß,  davon  1,89  peptonisiert  und 
3,39  pCt  Fett. 

Proteid,  ein  Wurstbindemittel,  enthielt  nach 
Dr.  J7.  Matthes  (Apoth.-Ztg.  1906,  278)  9  42pCt 
Feuchtigkeit,  84,78  pGt  Eiweiß  und  0,85  pCt 
Mineralstoffe.  Die  mikroskopische  Untersuchung 
ergab  das  Vorhandensein  beträchtlicher  Mengen 
Cerealieostärke  und  Kleberzellen.  Darsteller: 
Schubert  db  Wolf  in  Groß  -  Zschachwitz  bei 
Dresden. 

Ponsehextrakt  war  nach  W,  Älberda  van 
Ekenetein  ein  weingeistiger  Auszug  von  Zitrone, 
versetzt  mit  etwas  Bumessenz  und  10  pCt  Zi- 
tronensäure.   Der  Alkoholgehalt  betrug  62  pCt 

BIquet-Elweiß  (GUdln)  -Kakao  enthält  35,01 
pCt  Eiweiß  und  0,35  pCt  Lecithin. 


Blqoet-EiwelB  (GUdln)  -Sehokolade  enthält 
19,24  pa  Eiweiß  und  0,35  pCt  Lecithin.  Dv- 
steller:  Riquet  db  Ob.,  Aktiengesellsohaft  in 
Leipzig-GautzsdL 

Botwein-Kultfr  war  nach  KapeUer  (Ztschr. 
f.  Unters,  d.  Nähr.-  u.  Genußm.)  ein  Gemiflch 
eines  Azofarbstoffes  und  Karamel. 

Bnmatin  wird  von  Qrünbaum  db  Oroß  in 
Wien  zur  Bumbereitung  empfohlen. 

Slualeo  ist  ein  alkoholfreies  ErfrischnngB- 
getränk  nach  Büx. 

Solaferin  ist  naoh  Südd.  Apoth.-Ztg.  1906, 
406  ein  in  Bäckereien  gebrauchtes,  eiweiß- 
haltiges, an  Enzymen  reiches  Mehlpiftparat,  das 
ähnlich  dem  Diamalt  empfohlen  wiid.  Soldterin 
wird  in  Oesterreich  Di  af  er  in  genannt. 

Splerit«  em  Fleisoherhaltungsmittel,  besteht 
nach  A.  Beinisch  (Ber.  d.  Untera.- Amtes  Alton& 
1904)  aus  Natriumohlorid  und  Natriumbenzoat 

Tayo  ist  eine  Suppen-  und  Saucenwune  nach 
Art  des  Maggi.  Darsteller:  Chemische  Fabrik 
Maa  Elb^  G.  m.  b.  H.  in  Dresden. 

Tapioea  Laet6  Marie-Louise  wird  ans  reiner, 
frischer  Milch  hei^gestellt  and  zur  Zeit  der  Ent- 
wöhnung kleinen  Kindern  gegeben.  Bezngs- 
quelle:  Hausmann  db  Co,.,  Hecht- Apotheke  in 
Bt.  Gallen. 

Tirape*8  Kraftirriea  besteht  naoh  Dr.  MoM 
aus  Kakaomehl,  Gries,  Zucker,  Arrowroot,  Kandis 
und  Milchzucker.  Anwendung:  als  Kindem&hi- 
mittel. 

Wnk,  ein  Hefeextrakt,  bestand  naoh  dem 
Dresdner  Unters.-Amt  aus  23,16  pCt  Wasser, 
76,84  pGt  Trockensubstanz,  20,16  pOt  Asche  ood 
11,04  pa  Kochsalz. 

Zealenter  besteht  nach  Dr.  Mondi  aus  BohneD- 
mehl,  Hafer-  und  Weizenmehl,  Natriumdiloiid 
und  Calciumphosphat  Anwendung :  als  Kinder- 
nährmittel. 

Zwlebaek-Esaenz«  ein  Eieiersatz  fär  Back- 
zwecke, war  nach  dem  Dresdner  Untesa.-Amt 
eine  Lösung  von  11  g  Kochsalz  und  5  g  Tn>- 
paeolin  in  250  g  Wasser. 

Zwiebaek-Extraicte  aus  Holland  enthielten 
nach  Baoine  (Ztschr.  f.  öffentl.  Ghem.  1906, 
Nr.  9)  zum  teil  reichlich  Seife.  Sie  worden  m 
Erzielung  eines  recht  lockeren,  sohannigeD 
Teiges,  wie  zu  Bisquits  und  Zwieback-Gebickea 
nötig,  angepriesen.  H,  Mmixd. 

Zur  Kenntnis  der  ZiBaiwanaflaog  ^ 
GSnseeis  liefert  Ä.  Segin  einen  Beitiig.  & 
enthält  das  Dotter  des  Gänseeis  etwas  weoi^ 
Gesamtphosphorsäure  als  das  des  Hühnereis. 
Der  Prozentsatz  an  freiem  Lecithin  steht  in  der 
Mitte  zwischen  den  Werten  für  Enteneier  und 
Hühnereier,  während  etwas  mehr  gebundenes 
Lecithin  ^  im  Entenei,  aber  immer  noch  weniger 
als  im  Hühnerei  in  den  Gänseelem  enthalten 
ist  — **• 

^chr,  f.  Unters,  d.  Nähr.-  u.  Oetmßm, 
1906,  XU,  16Ö. 


763 


TherapeuUsohe  Mitteilungeii. 


Die  Anwendung  des  Skopol- 

amin-Morphin-Dämmersohlafes 

in  der  Geburtshilfe. 

Qauß  beDutscte  in  der  Frauenklinik  der 
Universität  Freibarg  i.  Br.  (Med.  Klinik  1906, 
Nr.  6)  zwei  getrennt  bereitete  LOeongen: 
eine  mit  sterilem  destilliertem  Wasser  ab- 
gesetzte 0,03  proe.  Lösung  des  von  E,  Merck 
oder  von  J.  D.  Riedel  in  den  Handel  ge- 
brachten kristallmisehen  Scopolaminum  hy- 
drobromicum  und  eine  1  proe.  MorphinlOsung. 
Beide  werden  in  weißen  GlSsern,  aber  ge- 
aohützt  gegen  licht  und  Wasser  aufbewahrt. 
Das  Schleohtwerden  der  im  übrigen  sehr 
lange  haltbaren  Lösung  läßt  sieh  an  Trflb- 
nng  und  Flockenbildung  erkennen. 

Nach  der  ersten  Einspritzung,  mit  der 
Qauß  zunäo^t  0,00045  bis  0,0006  g 
Scopolaminhydrobromid  (das  ist  1,5  bis 
2  oem  der  Lösung)  und  0,01  g  Morphin- 
hydrochlorid  (das  ist  1  ccm  der  Lösung)  zu 
geben  pflegt,  wartet  er  im  allgemdnen  bis 
zu  2  bis  3  Stunden;  zeigt  dann  die  Prüf- 
ung des  Bewußtseins,  daß  die  Merkfähigkeit 
der  Kranken  für  neue  Eindrücke  noch  völlig 
erhalten  ist,  so  wird  eine  zweite  Einspritz- 
ung von  0^00015  bis  0,0003  g  des  Skopol- 
aminsahECS  (das  ist  0,5  bis  1  ccm  der  Lösung) 
allein  (also  ohne  Morphin)  gemacht  und  so 
fort,  bis  deutliche  Zeichen  einer  eintretenden 
Merkstörung  vorhanden  sind.  Damit  ist  das 
gewünschte  Stadium  des  Dämmerschlafes 
erreicht,  gleichgiltig,  ob  das  augenblickliche 
Bewußtsein  getrübt  erseheint  oder  nicht, 
gleichgiltig,  ob  die  Kranke  Schmerzen  äußert 
oder  sich  ruhig  verhält 

Durch  vorsichtiges  aber  systematisches 
Prüfen  der  Merkfähigkeit  wird  nun  weiter- 
hin kontrolliert,  ob  die  Skopolamin-Morphin- 
wirkung  noch  anhält.  Bei  vorhandenen 
Zeichen  ihres  Abklingens,  die  sich  m  der 
allmählich  wieder  einsetzenden  Merkfähigkeit 
ausdrückt,  wird  eine  neue  Einspritzung  von 
Morphin  und  Skopolamin  zugleidi  notwendig. 

Auch  Roith  (Münch.  med.  Wochenschr. 
1905,  Nr.  46)  hebt  nach  semen  Versuchen 
an  der  Heidelberger  Univermtäts-Frauenklinik 
hervor,  daß  Hyoedn- Morphin  (Hyoscin  = 
Skopolamin)  oft  dort  glänzende  Dienste  leistet, 
wo  das  Morphhi  allein  im  Stiche  läßt 


Boith  berichtet  aber  ausführlich  noch 
über  die  weitere  Kombination  mit  Chloro- 
form. Sogar  bei  Herz-  und  Nierenkranken 
hat  er  wiederholt  die  Narkose  mit  Hyoscin- 
Morphin-Einspritzungen  eingeleitet  und  mit 
Chloroform  weiter  und  in  schweren  Fällen 
eventuell  mit  Aether  zu  Ende  geführt  und 
keine  Nachteile  gesehen.  In  den  meisten 
Fällen  hat  Boith  den  Harn  vor  der  Nai-- 
kose  und  an  den  drei  der  Narkose  folgen- 
den Tagen  genau  untersucht  Es  fiel  dabei 
neben  der  meist  reichlichen  Menge  (Koch- 
salz-Infusionen) das  stets  hohe  spezifische 
Gewicht  des  Harns  auf. 

Ausnahmswdae  beobachtet  man,  daß  tiefe 
Narkose  langsam  eintritt;  man  kommt  dann 
mit  langsamem  Tropfen  und  Geduld  weiter 
als  mit  großen  Mengen.  Zu  große  Mengen 
Chloroform  vermeide  man,  man  gehe  in 
solchen  fUllen  besser  zum  Aether  über,  hier- 
bei kommt  es  dann  bisweilen  überhaupt 
nicht  zur  völligen  Muskelerschlaffung;  doch 
dies  sind  seltene  Ausnahmen.  A,  Rn. 


Ueber  Ssrphilisprophylaxe 

stellte  der  bekannte  Epidemiologe  Elias 
Metschnikoff  zu  Paris  folgende  noch  in 
vieler  anderer  Beziehung  instruktive  Ver- 
suche an  Affen  an,  die  in  der  «Medizinischen 
Klinik»  unterm  15.  April  1906  niedergelegt 
sind.  Es  ist  bekannt,  daß  Waschungen  mit 
wässerigen  Sublimatlösungen  keinerlei  Ein- 
fluß auf  die  Verhütung  von  syphilitischer 
Ansteckung  haben ;  wahrscheinlidi  bldbt  das 
Sublimat  deshalb  wurkungsloe,  weil  es  nicht 
in  die  kleinen  Risse  einzudringen  vermag, 
durch  die  das  syphilitisdie  Gift  sich  Em- 
gang  verschafft  Metschnikoff  versuchte 
es  daher  mit  Salben,  die  von  der  Haut  und 
Schleimhaut  aufgenommen  werden.  Die  ge- 
wöhnliche graue  Salbe  war  dazu  etwas  zu 
reizend,  befriedigend  aber  waren  die  Ergeb- 
nisse mit  milden  Quecksilbersalzen.  Es 
wurde  einfach  nur  5  Minuten  lang  mit  emer 
milden  Quecksilbersalbe  auf  der  Brust  und 
dem  Bauch  eine  Massageeinreibung  gemacht. 
Metschnikoff  mptiß^hmpejMen,  Paviane 
und  Makaken.  Es  zeigte  sich  nun  das 
ebenso  merkwürdige  wie  praktisch  höchst 
wichtige  Ergebnis,  daß  diejenigen  Affen,  die 


764 


bald  nach  der  Impfang  (1  bis  I8Y2  Standen 
nachher)  ui  obiger  Weise  eingerieben  worden 
waren,  nicht  an  Syphilis  erkrankten,  während 
die  Eontrollaffen,  denen  dasselbe  syphilitische 
Gift  emgeimpft  wurde,  bei  denen  aber  die 
Salbenbehandiong  unterblieb,  ausnahmslos 
einen  fflr  die  Syphilis-Ansteckung  typischen 
sog.  Primäraffekt  an  der  Impfstelle  (Genital- 
ien oder  Gesiohtshaut)  nach  entsprechender 
Inkubationszeit  darboten.  Die  Salbenanwend- 
ung verhindert  also  am  Orte  der  Ueber- 
tragung  die  Entstehung  eines  harten  Schankers 
und,  wie  sich  Metschnikoff  ebenfalls  noch 
durch  das  Affenexperiment  fiberzeugen  konnte, 
auch  die  Entwickelung  der  syphilitischen  All- 
gemeinerscheinungen. Anderersdts  war  es 
auch  interessant  zu  beobachten,  wie  nur  der 
sog.  harte  Schanker,  nicht  aber  der  weiche 
Schanker  auf  diese  prophyUiktische  Queck- 
silber-Emreibung  reagierte. 

Fflr  die  Praxis  ergibt  sich  aus  diesen 
Versuchen  folgendes:  Eine  Maßnahme,  die 
uch  so  wirksam  bei  den  anthropoiden  und 
anderen  Affen  erweist,  wird  wohl  auch  den 
Menschen  gegen  die  Syphilis  schützen  können. 
Wo  daher  eine  Annahme  ffir  Ansteckung 
mit  Syphilis  besteht,  ist  es  angezeigt,  bald 
darnach  4  bis  5  Minuten  lang  Kalomelsalbe 
oder  weiße  PräeipitatBalbe  einzureiben.  Diese 
Behandlung  macht  wenig  Umstände,  sie  ist 
natflrlieh  im  gegebenen  Falle  möglichst  ohne 
Verzug  in  die  Wege  zu  leiten.       A  Rn. 


Eampher 
bei  Lungenkranken 

brachte  Volland  in  Davos  wieder  zu  Ehren 
und  zwar  mit  Hilfe  des  Kamp  her  Öles 
den  Herz-  und  Pulserscheinungen  gegenüber, 
die  bei  den  Lungentuberkulosen  lacht  die 
Versager  darstellen.  Schon  B,  Alexander, 
Suchai'd,  Faure-Müler,  Robert  und  Nien- 
haus  empfehlen  Kampheröleinspritznngen  bd 
yergeschrittener  Lungentuberkulose  zur  Kräf- 
tigung des  geschwächten  Herzens  und  zur 
Lebensverlängerung.  Volland  benutzte  das 
lOproc.  Kampheröi,  verabreichte  aber  viel 
energischere  Gaben.  Das  mindeste,  was  er 
gab,  waren  2  Spritzen  am  Tag,  entweder 
auf  einmal  oder  morgens  und  abends  je 
eine.  Andere  erhielten  morgens  und  abends 
jedesmal  2  Spritzen,  also  0,4  g  Kampher 
in  24  Stunden.  Das  wird  ohne  Unter- 
brechung Wochen-  und  monatelang  fort- 
gesetzt Nur  auf  diese  Weise  kann  man 
deutliche  und  anhaltende  Erfolge  m  der 
Herzkräftigung  und  weiterhin  in  der  BesBer- 
ung  des  Lungenleidens  beobachten. 
Therap.  Monaish.  1906,  57.  Ä.  Bl 


Ueber  einen  Vergiftungsfall  mit 
Eukalyptusöl 

wird  im  Brit.  Med.  Journ.  berichtet.  Der- 
selbe betraf  ein  Kind  von  2^/4  Jahren,  wel- 
ches 2  Fluiddrachmen  (=  7  ccm)  des  Oels 
zu  sich  genommen  hatte.  Es  wurde  hierauf 
bewußtlos  unter  Kollapserscheinnngen,  die 
Pupillen  verengten  sich  auf  Stecknadelkopf- 
größe und  es  trat  röchelndes  Athmen  auf. 
Durch  eine  Oabe  von  10  Grains  ( =0,6  g) 
Zinksulfat  und  einen  Teelöffel  voll  Whisky 
sowie  starken  Kaffee  erweiterten  sich  die 
Pupillen  wieder  und  das  BewuCtsein  kehrte 
zurück.  Gleich  nach  der  Einnahme  des 
Eukalyptusöles  war  Erbrechen  und  Durchfall 
emgetreten.  Die  Vergiftung  endete  mit 
völliger  Wiederherstellung  der  Gesundheit 
Pkarm,  Journ,  1906,  60 1.  J.  K. 


Oegen 
Warzen  und  Hühneraugen 

empfiehlt  A.  Evershed  m  Ghiehester  tis 
ein  unfehlbares  Mittel  den  Gebrauch  dei 
Seewassers.  Er  hat  sich  selbst  bei 
einem  dreiwöchentlichen  Aufenthalt  an  der 
See  kuriert,  indem  er  t&glich  zweimal  ein 
Bad  von  10  bis  15  Minuten  Dauer  nahm. 
Es  genügt  schließlich  auch  ein  ebenso  langet 
Waten  im  Meerwasser.  Als  wirksamen  Er- 
satz empfiehlt  er  warme  Fuß-  bezw.  Hand- 
bftder,  in  denen  eme  entsprechende  Meoge 
Seesalz  aufzulösen  ist.  Bei  Warzen  tnf 
der  Kopfhaut  legt  man  über  Nacht  Kom- 
pressen mit  Seewasser  oder  mit  Usaog 
von  Seesalz  auf.  J.  B.  Cooper  inBon^l^ 
mouth  betrachtet  dagegen  die  innere  Dtr- 
reichung  von  Kalkw asser  (ein  Weiagitf 
voll  mit  ein  wenig  Milch  tiglidi  einmal 
nach  der  Hauptmahlzeit  zu  nehmen)  ab 
die  beste  Behandlungsweise  bei  Waraeo. 
Die  Zeit  ihres  Versdiwindens  schwankt 
zwischen  4  Tagen  und  6  Wochen. 
Brit,  Med.  Jaum.  1905,  August.      Ä.  Rn 


765 


Photographisohe  Hitteilungen. 


Expositionszeit 
bei  Reproduktionen. 

Bei  Reproduktionen^  welche  das  Original 
in  nahezu  natürlicher  Größe  oder  gar  ver- 
größert wiedergeben,  geschehen  leicht  Irr- 
tfimer  m  bezug  auf  die  Expoaitionszeit, 
denn  das  Objektiv  zeichnet  bei  einer  der- 
artigen Einstellung  mit  einer  wesentlich  ge- 
ringeren Lichtstärke  als  bei  der  Einstellung 
auf  Unendlich;  mit  der  man  ja  sonst  zu 
arbeiten  gewohnt  ist.  Wieviel  mal  länger 
man  bei  einer  solchen  Reproduktion  expon- 
ieren muß  als  sonst,  kann  man  auf  folgende 
Weise  berechnen.  Nach  erfolgter  Einstellung 
mißt  man  die  Entfernung  zwischen  Matt- 
scheibe und  Blende,  erhebt  die  gefundene 
Zahl  zum  Quadrat  und  dividiert  sie  durch 
das  Quadrat  der  Brennweite.  Hat  das  Ob- 
jektiv z.  B.  eine  Brennweite  von  15  cm 
und  die  gemessene  Entfernung  zwischen 
Mattscheibe  und  Blende  beträgt  25  cm,  so 
erhält  man  625 :  225  =  279.  Man  wird 
also  etwa  dreimal  solange  zu  exponieren 
haben,  wie  unter  gleichen  Lichtverhältnissen, 
bei  Einstellung  auf  Unendlich.  Bm. 

Pkotoc/rapky.    

Aufbewahrung  fertiger  Gelatine- 
Negative. 

Daß  man  fertige  Gelatine-Negative  nicht 
in  feuchtwarmen  Räumen  zum  Trocknen 
aufstellen  kann,  ohne  sich  der  Gefahr  der 
Zerstörung  des  Bildes  auszusetzen,  dürfte 
wohl  allgemein  bekannt  sein  und  doch  wird 
noch  manchmal  gegen  diese  Regel  verstoßen. 
Es  gibt  z.  B.  Holzleisten,  in  welche  die 
zu  trocknenden  Negative  eingestellt  werden, 
wobei  die  Platten  sehr  dicht  aneinander 
stehen.  Die  feuchte  Luft  wurd  nicht  schnell 
genug  durch  trockne  ersetzt.  Wählt  man 
dann  noch  einen  Ort,  wo  die  Luft  aus 
anderen  Gründen  bereits  mit  Wasserdämpfen 
übersättigt  war,  so  kann  es  vorkommen, 
daß  die  Negative  nur  am  Rande  trocknen. 
Der  übrige  Teil  bleibt  lange  Zeit  feucht 
und  es  dauert  dann  nicht  lange,  so  sieht 
man  kleine  weiße  Pünktchen  auf  der  Schicht 
auftreten,  die  ihre  Entstehung  den  immer 
in  der  Luft  vorhandenen  Bakterien  ver- 
danken. Mit  der  Lupe  erkennt  man  leicht 
die  radiale  Lage  der  einzehien  kleinen  Lebe- 


wesen   einander   gegenüber.     Die    Gelatine 

dient  ihnen  als  vorzüglicher  Nährboden  und 

auch    die  Jod-   und    Bromsalze   sollen  dem 

Gedeihen  dieser  Plattenzerstörer  wesentlichen 

Vorschub   leisten.     Die   Gelatine  verflüssigt 

sich   während    der   Entwicklungszeit   dieser 

Lebewesen   und   erstarrt  erst  wieder,  wenn 

die   ganze    Kolonie    angegangen    ist.     Die 

Zeitschrift    «Mutter    Erde)>    erwähnte    vor 

kurzem   einen   derartigen    Fall  und  betonte 

mit  Recht,  daß  man  vor  allem  die  Negative 

an  zugigen  Orten,  statt  in  warmen  Räumen, 

trocknen  sollte.  Bm. 

Helios  1906,  Nr.  25. 


Die  Chlorbromsilberpapiere, 

welche  bekanntlich  ein  Glied  zwischen  den 
Auskopier-  und  Bromsilber-Papieren  bilden 
und  neuerdings  allgemein  unter  der  Bezeich- 
nung cGaslicht- Papiere»  segeln,  bieten  in 
ihrer  einfachen  Behandlung  recht  schätzens- 
werte Vorteile.  Fast  ausnahmslos  haftet 
aber  allen  Sorten  der  Mangel  an,  daß  sie 
im  Entwickler  sehr  leicht  Schleiern.  Eme 
rühmliche  Ausnahme  macht  das  «Satrap- 
GaslichtrPapier»  der  Chemischen  Fabrik  auf 
Aktien  vormals  E.  Schering  m  Gharlotten- 
burg.  Es  ist  so  präpariert,  daß  es  auch 
bei  längerer  Entwicklung  absolut  schleierfrei 
arbeitet  Diese  wertvolle  Eigenschaft  ge- 
stattet auch  unterexponierte  Bilder  schleier- 
frei zu  entwickeln.  Das  Satrap-Gaslicht- 
Papier  wird  auch  mit  verschiedenen  Ober- 
flächen hergestellt,  so  daß  von  jedem 
Negativ*  Charakter,  sei  es  normal,  hart  oder 
flau,  vorzügliche  Kopien  zu  erzielen  sind. 
Die  Bilder  sind  unbegrenzt  haltbar  und 
lichtbeständig,  sie  zeigen  den  beliebten 
schwarzen,  platinähnlichen  Ton,  auch  lassen 
sich  durch  geeignete  einfache  Prozesse  ver- 
schiedene vornehme  Töne  erzeugen.  Das 
Satrap-Gaslicht-Papier  ist  in  allen  gängigen 
Formaten,  auch  in  Postkartenform,  zu 
mäßigem  Preise  erhältlich.  Bm, 


I 


Doppelte  Belichtung  einer  Platte  zu  ver- 
meiden. Em  eboDBO  eiDfaches  als  praktisches 
Mittel  bierfür  besteht  darin,  daß  man  einen 
Streifen  Brief markenpapier  überEassettenralLmen 
und  Schieber  klebt.  Dieser  Yerschlaß  zerreißt 
beim  Aufziehen  der  Kassette  und  zeigt  somit 
spater  die  bereits  erfolgte  Belichtung.       Bm. 


766 


BOehersohau. 


Neue  Arzneimittel  orgaidsoher  Natnr. 
Vom  pharmazeutiBch  -  chemifldien  Stand- 
pankte  ans  bearbeitet  von  Dr.  L,  Rosen,- 
ihaler,  Privatdozent  und  I.  Assistent  am 
pharmazeutischen  Institut  der  Universität 
Straßburg  i.  E.  Berlin  1906.  Verlag 
von  Julius  Springer,  Preis:  geb. 
6  Mk. 

Seit  der  letzten  Herausgabe  des  Baches  über 
neue  Arzneimittel,  das  zum  Verfasser  den  ver- 
storbenen B.  Fischer  hatte,  sind  die  neuen 
Arzneimittel  in  keiner  der  bisher  erschienenen 
Sammlungen  vom  pharmazeutisch  -  chemischen 
Standpunkte  aus  behandelt  worden.  Bei  Be- 
rücksichtigung dieser  Tatsache  wäre  es  ein  un- 
berechtigtes Verlangen,  daß  in  dem  vorliegen- 
den Buche  alle  Neuerscheinungen  der  letzten 
13  Jahre  auf  dem  Arzneimarkte  abzuhandeln 
gewesen  wären.  Abgesehen  davon,  daß  ein  Teil 
derselben  schon  längst  der  Vergessenheit  ver- 
fallen ist  und  höchstens  nur  noch  einen  ge- 
schichtlichen Wert  hat,  ein  anderer  Teil  aber 
noch  so  jung  ist,  daß  sie  sich  noch  keiner  all- 
gemeinen Anerkennung  erfreuen,  konnte  immer- 
hin nnr  eine  Auswahl  getroffen  werden,  die 
sich  auf  die  wichtigsten  und  am  meisten  be- 
kannten Vertreter  neuer  Arzneimittel  beschränkt. 
Dieselben  sind  in  6  größere  Gruppen  geteilt 
und  zwar:  Anästhetika  and  Schlafmittel,  Anti- 
septika, Fiebermittel,  Abfahrmittel,  Diuretika 
und  Qichtmittel,  Körper  mit  nicht  einheitlicher 
Wirkung. 

Die  erste  Gruppe  zerfällt  in  Inbalations- 
anftsthetika,  Schlafmittel  und  lokale  Anästhetika, 
welch  letztere  in  Kalteanästhetika  und  Eokai'n- 
ersatzmittel  geteilt  sind.  Die  Antiseptika  sind 
in  jodfreie  (aliphatische  und  aromatische)  und 
jodhaltige  getrennt.  -Die  Fiebermittel  sind  ihrer 
chemischen  Zusammensetzung  nach  als  Antipyrin 
und  Verwandte,  Anilinderivate  und  Chininderi- 
vate angeordnet.  In  die  sechste  und  letzte 
Gruppe  sind  aufgenommen:  Organische  Ersatz- 
präparate anorganischer  Körper,  Alkaloiddnivate 
und  Alkaloide,  Filmaron,  künstiiche  Süßstoffe, 
Nährpräparate,  Balbengrundlagen,  Organpiäparate, 
Heilsera  und  Bakterien präparate.  Bei  der  Be- 
sprechung der  Arzneimittel  sind  zunächst  jeder 
Gruppe  kurze  theoretische  Erläuterungen  voran- 
gestellt, während  bei  jedem  einzelnen  unter 
«Allgemeines»  unter  Anderem  die  Formel  des 
Körpers  erklärt  wird,  die  Darstellung  beschrieben, 
wobei  diejenige  von  Körpern,  deren  Darstellung 
im  Apothekenlaboratorium  lohnend  und  erlaubt 
ist,  noch  mit  Zahlen  versehen  ist,  ferner  die 
Eigenschaften,  Prüfung,  Anwendung,  Rezeptur 
und  Aufbewahrung  bebandelt  werden.  Diesen 
Auseinandersetzungen  folgt  ein  Anhang,  der  ein 
Kapitel  zur  Prüfung  der  Arzneimittel  je  eine 
Tabelle  der  Schmelzpunkte,  der  Siedepunkte  und 
über  die  Aufbewahrung  der  Arzneimittel,  eine 
historische  Tabelle   sowie  Reagentien,   die  nicht 


im  Deutschen  Arzneibuch  beschrieben  sind,  ent^ 
hält.  Den  Schluß  bildet  ein  Register,  in  wel- 
chem die  Arzneimittel  sowohl  nach  ihrem 
Handelsnamen  als  auch  nach  ihrer  chemisoheo 
Zusammensetzung  angeordnet  sind. 

Bei  Betrachtung  obiger  Einzelheiten  müßte 
man  glauben,  daß  vorliegendes  Bnoh  ein  sehr 
umfangreiches  sei.  Dem  ist  aber  nicht  so; 
denn  der  Verfasser  hat  es  verstanden,  sich 
einer  Kürze  zu  bedienen,  die  trotzdem  alles 
Wissenswerte  in  leicht  verständlicher  Weise  er- 
läuteit.  Durch  das  Erscbeinrn  dieses  Buchee 
ist  eine  wesentliche  Lücke  im  Bücherschatze 
des  Apothekers,  wohlverstanden  des  Apotheken, 
ausgefüllt;  denn  dasselbe  ist  nur  für  diesen  ge- 
schrieben und  wird  Chemikern  und  Aerzten  das 
nicht  bieten,  was  sie  etwa  darin  sucheo.  So 
anerkennenswert  die  vorliegende  Arbeit  ist,  am 
so  weniger  können  wir  uns  damit  befreunden, 
daß  Verfasser  die  neue  Rechtschreibung  soweit 
ausgedehnt  hat,  daß  wir  z.  B.  Azeto-,  Azetyl- 
statt  Aceto-,  Acetyl- ;  oder  gar  Kalzium  caoody- 
licum,  in  beiden  letzten  Worten  eine  Inkon- 
sequenz, das  lateinische  Wort  OUciom  nach  der 
neuen  und  oacodylicum  nach  der  alten  latein- 
ischen Schreibweise  finden. 

Für  die  gute  Ausstattung  des  Buches  spricht 
allein  schon  der  bekannte  Verlag,  in  dem  es 
erschienen  ist,  und  wir  hoffen  und  wünschen 
sehr,  daß  das  fleißig  bearbeitete  und  Keitffem&''e 
Rosenthaler^ache  Werk  in  Interessentenireisen 
viel  benutzt  werden  möge.  H.  MentuL 


JBtepetitoriimi  der  Botanik  fUr  Medlsioer, 

Pharmazeuten  und  LehramtB-Kandidate& 

von  Dr.  Adolph  Hansen,  Professor  der 

Botanik  an  der  Universität  Gießen.    Mit 

8    Tafeln    and     41    Textabbfldangen. 

VII.    Auflage.     Gießen    1906.     Veriag 

von   Alfred  Töpelmann.     Frais:  geL 

3  Mk.  20  Pf.;  geb.  3  Mk.  80  Pf. 

Für  die  große  Beliebtheit,  deren  sich  cder 
Hansen»  in  den  Kreisen  der  Studierendeo 
und  namentlich  auch  der  Pharmazeuten  erfreut 
spricht  wohl  am  deutlichsten  der  umstand«,  daß 
sich  bereits  die  Ausgabe  der  siebenten  Auf- 
lage nötig  machte.  Bas  Buch  verfolgt  den 
Zweck,  dem  Studierenden  im  Anschluß  an  ge- 
hörte Vorlesungen  eine  kurze  Uebersicht  von 
dem,  was  er  wiesen  muß,  zu  bieten.  Es  will 
also,  wie  auch  der  Verf.  in  der  Vorrede  selbst 
sagt,  kein  eigentliches  Lehrbuch  sein  und  auch 
nicht  ein  solches  ersetzen,  sondern  es  will,  wie 
auch  der  Titel  «Bepetttorinm»  sagt,  ein  Fährer 
beim  Repetieren  sein  und  die  meistens  ailcf" 
ordentlich  Ubersehltzten  KoUegleiüielle  über- 
flüssig machen.  Hierzu  ist  es  infolge  seiner 
großen  üebersichtlichkeit  und  knappen  nod 
prägnanten   Fassung  ganz   vorzüglich  gpt^^ 


*67 


and  68  ist  daher  nur  zu  wünschen,  daB  «der 
Hansen»  aach  weiterhin  neben  irgend  einem 
Lehrbuch  der  Botanik  möglichst  in  der  Hand 
eines  jeden  stud.  rer.  nat.,  za  denen  ja  auch 
der  stnd.  pharm,  gehört,  sein  möge  Sehr  zn 
bogräßen  sind  die  hier  und  da  zitierten  Antor- 
namen,  wodurch  dem  Lernenden  die  scientia 
amabilis  yerdienter  Forscher  ins  Gedächtnis  ge- 
rofen  werden. 

Im  I.  Teil  sind  anf  78  Seiten  die  verschie- 
densten Fragen  der  Organographie  (Morphologie), 
Anatomie  und  Physiologie  in  wahrhaft  konzen- 
trierter und  doch  klarer  Form  abgehandelt,  dem- 
gegenüber erscheint  der  11.  Teil  mit  den  Seiten 
79  bis  182  etwas  recht  reichlich  bemessen  und 
eine  recht  erhebliche  Kürzung  namentlich  in 
den  Seiten  129  bis  182  dürfte  die  Handlichkeit 
and  Brauchbarkeit  des  Buches  sehr  erhöhen. 
Recht  willkommen  wird  manchem  auch  das 
Verzeichnis  der  Arzneipflanzen  sein.  Die  bei- 
gegebenen Tafeln,  so  namentlich  Tafel  3,  Schema 
einer  Zelle,  sind  ganz  vorzüglich.       J.  KcUx. 


Die  analjrtisohen  Reaktionen  der  tech- 
nisch wichtigen  Elemente.  Mit  An- 
hang und  Anleitung  zur  Aufsncbnng 
und  Trennung  der  Elemente.  Von  Dt. 
Alexander  Jicst,  Assistent  a.  d.  k.  k. 
technischen  Hoebsehule  zu  Wien.  Mit 
19  Abbildungen.  Wien  und  Leipzig. 
A.  Hartleben^B  Verlag.  Preis:  geh. 
2  Mk.,  geb.  2  Mk.  80  Pf. 

Ä.  Hartleben^B  chemisch- technische  Bibliothek 
bietet  mit   diesem  Buche   eine  ich  möchte  fast 
sagen    populäre    Darstellung    der    analytischen 
Chemie.    Der  Verfasser  hat  sich  bemüht,  oine 
Anleitung  zu  geben,  um  mit  möglichst  einfachen 
Hilfsmitteln   und  unter  Voraussetzung  nur  sehr 
geringer  (oder  gar  keiner?)   chemischer  Kennt- 
nisse   chemische   Analysen    auszuführen.      Zu 
diesem  Zweck  sieht  er  von  der  Anführung  von 
Formeln  möglichst  weitgehend  und  von  Reaktion s- 
gleichxmgen  fast  vollständig  ab.    DaB  hierdurch 
dem  Laien  die  analytische  Chemie  mundgerechter 
gemacht   wird,  kann   nicht   bezweifelt  werden. 
Befürchten  möchte  ich  nur,  daß  dem  Dilettanten- 
tum,  wie  wir  es  leider  jetzt  schon  recht  weit- 
gehend im  Laboranten ^wesen  der  chemischen 
Technik  besitzen,  noch  weiter  Vorschub  geleistet 
werden   wird.    Während  ich   für  das  Studium 
z.  B.  eines  stud.  pharm,  irgend  einer  Anleitung 
zur  chemischen  Analyse  mit  recht  viel  Re- 
aktionsgleichungen unbedingt  den  Vor- 
zug vor  dem  Abschnitt  Reaktionen  der  Elemente 
des  JiM^'sohen  Buches  geben   würde,   so  muß 
doch  zugestanden  werden,  daß  das  Kapitel  «der 
systematische  Analysengang»   recht  hübsch  und 
anschaulich   geschrieben  ist,   und  daß  dieser 
Teil    des   Buches    einem   jeden   angehenden 
Analytiker   angelegentiichst   zum   Studium  em- 
pfohlen werden  kann.  J.  Katx. 


TergröBem  und  Kopieren  anf  Brom- 
süberpapier von  fVitx  Löscher.  Zweite 
neubearbeitete  Auflage.  Mit  einer  Tafel 
in  Bromsilberdmck  und  19  Abbildungen 
im  Text.  Berlin  1905.  Photographische 
Bibliothek,  Bd.  XV.  Verlag  von  Gustav 
Schmidt  (vorm.  Robert  Oppenheim). 
Preis:  geb.  3  Mk. 

Der  Verfasser  zeigt  die  wichtigsten  Apparat- 
typen und  gibt  an,  wie  man  sich  gegebenenfidls 
auch  selbst  einen  Vergrößerungsapparat  bauen 
kann.  Im  übrigen  folgt  er  in  seiner  Anleitung 
zur  Herstellung  von  Vergrößerungen  dem  Arbeits- 
gange. Eine  eingehende  Besprechung  hat  er 
den  Tonungen  gewidmet,  die  ja  zur  Zeit  eine  so 
große  Bolle  spielen. 

Wir  finden  also  in  dem  Werke  die  drei 
Hauptabschnitte:  «Methoden  und  Apparate  zur 
Vergrößerung»,  «Praktische  Durchführung  der 
Vergrößerung»  xmd  «Das  Kopieren  auf  Brom- 
silberpapier». Bei  dem  Bestreben  mit  möglichst 
kleiner  Kamera  zu  reisen  und  die  Aufnahmen 
zu  machen,  die  spfiter  in  Ruhe  zu  Hause  ver- 
größert werden,  nicht  nur  aus  technisch  zweck- 
mäßigen Gründen,  sondern  auch  weil  die  Ver- 
größerung weicher  und  dem  Auge  gefälliger 
ist,  wird  das  Buch  jedenfalls  starken  Abratz 
finden.  R.  Th, 

Die  Parfümerie-Fabrikationr  Vollständige 
Anleitung  zur  Darstellung  aller  Taschen- 
tuch-Parfüms, Riechsalze;  Riechpulver; 
Räucherwerky  aller  Mittel  zur  Pflege  der 
Haut;  des  Mundes  und  der  Haare,  der 
Schminken;  Haarfärbemittel  und  aller  in 
der  Toilettekunst  verwendeten  Präparate, 
nebst  einer  ausführlichen  Beschreibung 
der  Riechstoffe;  deren  Wesen,  Prüfung 
und  Gewinnung  im  großen.  Auf  Grund- 
lage eigener  Erfahrung  veröffentiicht  von 
Dr.  ehem.  Oeorge  William  Askinson^ 
Parfflmeriefabrikant.  Mit  35  Abbildungen. 
Fünfte,  sehr  vermehrte  und  verbesserte 
Auflage.  Wien  u.  Leipng  1905.  A,  Hart- 
leben's  Verlag.  Preis:  geh.  4  Mk. 
50  Pf. 

Vorliegendes  Buch  ist  der  vierte  Band  von 
Ä.  Bartleben^s  Chemisch-technischer  Bibliothek. 
Der  Inhalt  dieses  Werkes  ist  aus  dem  langen 
Titelblatt  in  seiner  ganzen  Vollständigkeit  ersicht- 
lich. Die  Behandlung  des  Stoffes  ist  im  allgemeinen 
ausreichend  und  klar.  Die  Anschaffung  dieses 
Buches  kann  allen  Denen  empfohlen  werden, 
die  sich  mit  der  Herstellung  von  Riechstoffen 
und  damit  verbundenen  Präparaten  befassen 
wollen.  —  tx— 


768 


Verschiedene  Mitteilungen. 


Kräutermisohung  gegen  Husten. 

In  der  «Berliner  Klinisohen  WoohenBohrif t» 
verötfentlioht  Dr.  med.  J.  P.  Bergmann 
eine  Vorschrift  ffir  eine  KräatermisehuDg, 
die  er  nach  lange  fortgesetzten  eingehenden 
Versachen  als  vortrefflich  gegen  alle  mög- 
lichen Katarrhe  der  Luftwege  empfiehlt. 

Die  Miscbnng  setzt  sich  zusammen  aas: 

Herba  Oaleopsidls  grandiflorae 
y>      Polygalae  amarae 
»      Tassilagmil  Farfarae 

Liehen  islandicus 

Radix  Liqniritiae 

Fructos  Phellandrii  aquatid 
»  Anisi  vulgaris 
»  Foeniculi. 
Es  ist  hmreichend  bekannt,  daß  trotz 
aller  neuen  und  neuesten  Heilmittel  zahl- 
reiche Kräuter  von  Seiten  des  Volkes  em 
tiefwnrzehides  Vertrauen  genießen^  darunter 
sehr  viele,  denen  die  Volksmedizm  einen 
heilsamen  Einfluß  auf  katarrhalische  Zu- 
stände der  Luftwege  zuschreibt.  Während 
viele  solcher  Kräuter  allerdmgs  in  Wirklich- 
keit einen  recht  zweifelhaften  Wert  besitzen, 
gibt  es  andererseits  —  so  schreibt  Dr.  Berg- 
mann —  unter  ihnen  aber  eine  ganze 
Anzahl;  denen  gewisse  Heileffekte  z.  B.  auf 
Katarrhe  des  Kehlkopfes  und  der  Luftröhre 
nicht  abgesprochen  werden  können.  Berg- 
mann hat  auf  grund  vieljähriger  Versuche 
gefunden,  daß  alle  diese  von  der  Ueber- 
lieferung  als  «Hustenmittel»  gepriesenen 
Pflanzen  und  Pflanzenteile,  jedes  einzelne 
ffir  sich  gebraucht,  von  schwacher  und  un- 
sicherer Wurkung  sind,  dagegen  dnen  ganz 
unverkennbar  Imdemden  und  heilenden  Ein- 
fluß erlangen,  wenn  sie  in  passender 
Mischung  gegeben  werden.  Es  bestätigt 
sich  in  dieser  Erfahrung  das  zuerst  von 
französischen  Forschem  gefundene  Prinzip, 
daß  ein  in  großer  Gabe  wirkungsloser 
Arzneistoff  eine  besondere  Wirksamkeit  er- 
halten kann,  wenn  er,  zusammen  mit 
gleichartig  wurkenden  Medikamenten,  in 
klemen  Gaben  verabreicht  whrd.  In  diesem 
Sinne  ist  es  zu  verstehen,  daß  ein  Tee  aus 
einer  Reihe  verschiedener,  in  ihren  Wurkungen 
uch  ergänzender  und  verstärkender  Bestand- 
teile hellkräftiger    zu   wirken   vermag,    als 


du  einzelnes  Kraut  Die  von  Bergnuxfin 
empfohlene,  oben  angegebene  Teenüsehang 
ist  gegen  die  Hustenanfälle  derPhthi- 
s  i  k  e  r  ebenso  gut  verwendbar  wie  bei  rein 
nervösem  Reizhusten,  er  leistet  ferner 
in  der  bronchitischen  Form  der  Influenza 
ebenso  treffliche  Dienste  wie  gegen  des 
chronischen  Luftröhrenkatarrh  der 
Emphysematiker.  Genannter  Autor 
schreibt  u.  a.  darüber  noch:  «Wiederholt 
haben  mir  kehlkopfleidende  Patienten  be- 
kundet, daß  sich  bd  regelmäßigem  Genaß 
das  lästige  und  zum  Husten  reizende  Kitzel- 
gefühl im  Halse  verliere.  Diese  gflnstigeo 
Erfahrungen  wurden  mir  von  befreundeten 
Kollegen,  welche  auf  meine  Veranlassung 
mit  diesem  Tee  Versuche  innerhalb  ihrer 
eigenen  Klientel  ansteUten,  vielfach  bestätigt, 
und  ich  erhielt  vor  kurzem  neben  voiier 
Anerkennung  seiner  Wirksamkdt  die  Auf- 
forderung, die  Zusammensetzung  des  Tees 
zu  veröffentiichen  und  ihn  allgemein  zn- 
gänglich  zu  machen.» 

(Diese  warme^  durch  jahrelange  Versudie 
begründete  Fürsprache  seitens  eines  Arztes 
läßt  es  vorteilhaft  erschemen,  die  betreffende 
Teemischung  als  wurksamen  cHustentee»  in 
den  Handverkauf  der  Apotheken  anzo- 
führen.     D.  Ref.)  Dr.  Wgl. 


Eine  botanisohe  Seltenheit  in 

MasureiL 

Ueber  diese  wird  der  cD.  T.  Ztg.»  fol- 
gendes berichtet:  In  dem  Kgl.  Forst Botbe- 
bnde  in  der  Nähe  des  Punktes,  wo  die 
Grenzen  der  3  Kreise  Angerburg,  6oI- 
dap  und  Oletzko  anemandentoßen,  ent- 
steht in  einer  niedrigen  HflgeUandschaft  ein 
vorwiegend  durch  Zuflüsse  ans  den  benach- 
barten Waldmooren  und  im  Frühjahr  dnreb 
die  Gewässer  der  Schneeschmelze  gespeJater 
Bach,  der  in  seinem  späteren  Laufes  zahl- 
reiche Zuflüsse  aufnehmend,  zum  Sdiwalg- 
flnß  anwächst  und  in  ziemKcher  Breite  bei 
der  Oberförsterei  Rothebnde  ist  den  Großen 
Schwalg-See  einmündet  Das  an  und  flr 
sich  gewöhnlich  kleme  Badibett  liegt  sehen 
im  Oberlauf  in  einem  großen  ebenen,  dnreb- 
schnittlich  100  m  breiten  Talzuge,  der  wohl 


769 


einst  durdi  größere  Waasermassen  in  die 
umgebende  Hflgellandsohaft  sich  eingerissen 
hat.  Dieses  große  Tal  nun  ist  in  seinem 
ganzen  Oberlauf  mit  einem  Urwald  mftchtiger 
Famkräater  erfüllt,  die  eine  ganz  außer- 
gewöhnliche Größe  und  Stattliehkeit  er- 
reichen. Bs  ist  der  sonst  in  Hasuren  kaum 
bekannte  Straußfarn  (Struthiopteris); 
der  außer  den  gewöhnliehen  großen  Blfttter- 
wedehi  hn  Innern  der  Büsche  noch  präch- 
tige braunC;  große  Fruchtwedel;  m 
Gestalt  und  Größe  etwa  an  Gänsefedern 
erinnernd;  ffihrt  Diese  Fruchtwedei  bilden 
für  Naturfreunde  einen  eigenartigen  Schmuck 
des  Schreibtisehes.  Für  den  Natnrliebhaber 
liegt  ein  eigenartiger  Reiz  darin,  im  Sommer 
im  trockenen  Bachbett  zu  wandern,  be- 
schattet von  den  riesigen  Famwedeln  dieser 
Urwaldflora;  die  ein  dichtes  Dach  über  das 
Flußbett  gespannt  haben.-  Dieses  einzig- 
artige Vorkommen  eines  Straußfam-Urwaldes 
in  Masuren  verdient  umsomehr  Beachtung, 
als  ähnliche  Famkrautbestände  im  Thüringer 
Wald;  in  der  Umgebung  von  Oberhof;  die 
noch  im  Jahre  1890  das  Entzücken  aller 
Besucher  bildeten;  inzwischen  leider  von  den 
Touristen  gänzlich  ausgerottet  worden  smd. 
(Dieser  interessante  Bericht  verdient  auch 
nodi  aus  folgendem  Grunde  weitere  Kenntnis- 
nahme. Bei  den  Famen  werden  bekannt- 
lich im  allgemeinen  die  Sporangien  m  großer 
Anzahl  auf  der  Unterseite  der  Blätter  er- 
zeugt; die  Sporophylle  sind  daher  in  der 
Regel  nicht  von  den  sterilen  Liaubblättem 
in  der  äußeren  Form  verschieden.  Nur  bei 
einigen  wenigen  Gattungen  findet  eme  aus- 
geprägte Heterophyllie  statt.  Der  emheim- 
ische  Vertreter  hierfür  ist  nun  gerade  der 
oben  erwähnte  Straußfarn ;  Strathiopteris 
germanica,  dessen  gedrungene;  weniger  reich 
verzweigte;  dunkelbraune  Sporophylle  zu 
mehreren  im  Innern  der  großen  Blattrosette 
stehen.     Der  Ref,)  Wgl. 


Formaldehyd 
als  Insekten  vertilgendes  Mittel. 

Im  Joura.  of  the  pharm,  sodety  of  Japan 
(Juli  1906)  teilt  8.  Ishikaica  mit;  daß  sich 
nach  amtlichen  Berichten  des  Hygienischen 
LAboratorium  zu  Tokio  Räucherungen  mit 
Formaldehyd  gegen  Pi^ierangeziefer  am 
besten  bewahrt  haben. 


#. 


Eine  Störung  der  Breslauer 
Wasserversorgung 

war;  wie  Dr.  R.  Woy  (Ztschr.  f.  dffentl. 
Chem.  1906;  121)  berichtet;  durch  das 
plötzliche  Auftreten  großer  Mengen  Mangan- 
sulfat eingetreten.  Wie  stark  die  Veränder- 
ung des  Wassers  gewesen  ist;  möge  aus  2 
Analysen  ersehen  werdeU;  von  denen  die 
erste  aus  dem  Mai  1905;  die  zweite  vom 
31.  März  d.  J.  herrührt: 


31.  März 

Mai  1905 

1906 

Abdampfrüokstand 

211,6  mg 

642,0  mg 

Glührüclutand 

189,6     * 

—       » 

Glühverlust 

22,0     » 

■ —       ■» 

Kieselsäure 

12,4     V 

Kalk  (GaO) 

56,0     » 

149,7    ^ 

Magnesia  (MgO) 

9,7     * 

7,9    . 

Schwefelsäure 

72,0     ^ 

315,6    . 

Salpetersäure 

5,4     * 

—       » 

Chlor 

11,7     V 

15,3    ^ 

Eisen 

Spuren 

Spuren 

Manganoxydul 

Sparen 

50,0    » 

Gesamtbärte 

6,96'^ 

16,10 

Der    Manganoxydulgehalt    erreichte    am 

4.  April  sein  Maximum  mit  148  mg;  nahm 
dann  aber  wieder  ab;  weil  filtriertes  Oder- 
Wasser;  das  früher  aussehließlieh  zur  Wasser- 
versorgung diente,  mit  dem  Grundwasser 
gemischt  wurde,  lieber  die  Ursache  ist  Be- 
stimmtes noch  nicht  bekannt;  Verfasser  ver- 
mutet; daß  an  der  Entnahmestelle  eine  ab- 
schließende Tonschicht  durchbrochen  worden 
ist;  und  nun  Grundwasser  aus  tiefer  liegen- 
den Schichten  mit  starkem  Mangangehalte 
in    die    Leitung   gelangt   ist.     Bereits   am 

5.  April  früh  lief  das  Leitungswasser  trübe 
urd  in  dem  reichlichen  Bodensatze  konnte 
eine  bedeutende  Entwicklung  von  Leptothrix 
und  Crenothrix  festgestellt  werden.  Der 
Geschmack  des  Wassers  war  faulig-moderig. 

Trotz  dieser  ganz  wesentlichen  Veränder- 
ung des  Wassers  erklärte  es  das  dortige 
Hygienische  Institut  auf  gmnd  des  niedrig 
gebliebenen  Bakteriengehaltes  für  gesund- 
heitlich völlig  einwandfrei  und  glaubte  es 
nur  mit  mangelhafter  Enteisenung  zu  tun  zu 
haben.  Erst  allmählich  wurde  die  Untaug- 
lichkeit  zugegeben  und  eine  Schädlichkeit 
mit  Rücksicht  darauf  vememt;  daß  jetzt 
vielfach  Manganpräparate  für  bleichsüchtige 
Kinder  verschrieben  würden.  Es  wurde 
dabei  übersehen;  daß  es  sich  doch  nicht  um 


770 


Mangansttlfat  handelt,  wie  hier.  Verfaflser 
maeht  demgegenüber  auf  Angaben  in  Leivin'% 
Lehrbnoh  der  Toxikologie  aufmerksam,  und 
berichtet,  daß  in  zahlreichen  Oesohftfteu  die 
Fieehe  zu  Grunde  gegangen  sind.  (Vergl. 
auch  Pharm.  Gentralh.  47  [1906],  584  fiber 
Manganbestimmung  im  Trinkwasser.) 


Nicht  dichtschlieBende  Leder- 
kolben 

in  Prat^a^'sehen  u.  a.  Spritzen  behandle 
man  nicht  mit  Glycerin,  sondern  nur 
mit  gereinigtem  Talgfette.  Glycerin  entziebt 
dem  Leder  die  Feuchtigkeit  und  madt  es 
trocken  und  spröde. 
Korreap,»Bl,  ärxÜ,  Kreis- Ver, 


Briefwechsel. 


Herr  Dr.  B.  in  T.-T.  und  Herr  Dr.  0.  M.  in 
E.  Ihrem  Wunsche  entsprechend  drucken  wir 
Ihren  Brief  mit  HinweglassuDg  der  EiDleitangs- 
und  Schlußworte  nachstehend  ab: 

Als  frühere  Assistenten  des  verstorbenen  Herrn 
Prof.  Dr.  Kahlbaum-BMel  und  lüs  Mitheraus- 
geber des  in  Ihrer  geschAtsten  Zeitschrift  be- 
sprochenen Briefwechsels  Liäng-Mohr  (Pharm. 
Gentralh.  46  [1905],  602,  640,  676,  695,  und  47 
[1906],  597),  möchten  wir  auf  folgende  üm- 
stftnde  betreffend  die  letzte  Entgegnung  (Pharm. 
Centnah.  47  [1906]  597)  des  Herrn  H.  in  8.,  der 
unter  dem  2>eichen  — /.  den  von  uns  kommen- 
tierten Briefwechsel  kritisierte,  hinweisen. 

KMhaum'^  Daplik,  datiert  vom  24.  August 
1905,  wurde  von  Ihrer  geschätsten  Zeitschrift 
am  29.  des  gleichen  Monats  veiöffentlicht  (Pharm. 
Gentralh.  46  [1905]  695],  d.  h.  am  Tage  nach 
Kahlhawm's  plötzlichem  Tod  (28.  Auffust  1905). 
Fast  elf  Monate  später,  am  19.  Juli  1906  brachten 
Sie  rine  weitere  Entgegnung  des  Herrn  —y, 
(Piiar.n.  Gentralh.  47  [19061  597)  mit  der  folgen- 
den nn  ihn  gerichteten  Vorbemerkung:  «Ihre 
Zuschrift  an  Herrn  K,  in  B.,  die  wir  seinerzeit 
(noch  vor  dem  Bekanntwerden  Tom  Ableben 
des  Prof.  Kahlbaum  in  Basel)  erhielten,  drucken 
wir  hiermit  zur  Wahrung  einer  unabhängigen 
Berichterstattung  nachträglich  ab.» 

Soi  denn  nun,  daß  Sie,  sehr  geehrter  Herr 
Redaktor,  mit  Rücksicht  auf  den  Verstorbenen, 
die  sofortige  Veröffentlichung  der  Entgegnung 
des  Herrn  ^-y.  unterließen,  ihm  aber  doch  nach 
ziika  Jahresfrist,  eben  czar  Wahrung  einer  un- 
abhängigen Berichterstattung»  von  sich  aus  das 


letzte  Wort  erteilten,  —  sei  daß  Sie,  nadi 
Kahlbaum'B  Ableben  die  AngelMenheit  ginihcli 
ruhen  su  lassen  fär  passender  hielten  and  ent 
später,  etwa  auf  Bestehen  des  Herrn  ^y.^  dessen 
letzte  Aeußerung  cnachtriglich»  au  briogeo 
Sich  Teranlaßt  Mhen,  —  in  Mden  fUlen  bl«b( 
die  bedauerliche  Tatsache  bestehen,  daß  Harr 
—y.  sich  nicht  bewogen  fahlte,  dem  Toten  gm- 
über  seine  anonyme  Entgegnung,  wir  wollen 
nicht  einmal  sagen  zuruckiuaiehen,  sondern  ov 
im  Tone  su  ändern.  Daß  Herr  — y,  etwa  ent 
durch  Ihre  Vorbemerkung  von  KoMbaum^s  Ab- 
leben erfuhr,  können  wir  wohl  kaum  annehmeo. 
Zur  Sache  selbst  nur  soTiel:  Wir  möohten 
Herrn  —y,  darauf  aubnerksam  maohen,  daß  der 
eine  Ton  uns  an  anderer  Stelle  Gelegenheit  hatte 
zu  bemerken,  wie  Kahibaum  bei  der  Bearbeitug 
des  Briefwechsels  so  oft  sagte:  «Nicht  der  sehntp 
Leser  wird  merken,  was  idles  in  diesen  Briefen 
steht  1» 
Dr.  Baragiola.  Dr.  Oüo  Merekent. 

Traben-Trarbach  Esohweiler 

a.  d.  Mosel.  (Bheinland). 

Cand.   pharm.  R.  L.  in  SandeQori     Wir 

können  Ihnen  zum  Selbststudium  empfehlen: 
Kurzes  Lehrbuch  der  Nahrangs- 
mittel-Chemie von  Dr.  H.  B^er,  Ver- 
lagsbuchhandlung von  J,  AmbrasuiB  Barth, 
Leipzig  1903.  Femer  können  Sie  einen  Ihren 
Zwecken  entsprechenden  Kursus  nehmen  in 
Hygienischen  Institut  der  Tech- 
nischen Hochschule  zu  Dresden 
(Direktor:  Herr  Geh.  Med.- Rat  Prof.  Dr.RenkK 
Briefliche  Mitteilung  folgt  noch.  P.  S, 


€ni(ucnmg  der  Bestellungen. 

HMf  aie  CmenerMMg  atr  BeitelliMg  aer  anrcft  ate  Pe$t  Niogeici 
Sticke  gintamn  vir  mm$  trgebenit  aiiftterkM«  im  macIki;  aieielN  Ht 
nocft  vor  JINanf  ae$  mon«t$  re^mitig  im  NwlrkCM,  4«ait  kei» 
UnterbrecfeMMg  Im  der  ZMieMaMMg  eiMtritt 

teitmig  der  ..Pharmaceiimchew  Centralbafle^ 

Dr.  iu  Sehael4tr,  DrMa«i  vnd  Dr.  P.  MB, 

~~       Dr.  ▲.  BataeMcr  im 


BueMiiiidiil  dnch  Jmllvi  8»rlBg«r,  B«iiii  K..  M«^ 
k  fw  Fr.  Tltttl  Vftthf elgtr  (Smaatk  ft  MahU) 


Zaiewskis  Den{t|sc|tae  Emnlislon 

~  mit    nebenBtoEendei'    Sohntimarke     iFiscbkopr>    als    NIhr-   lai 

KrtfÜffnnpinlttel  fachgemiU  herf^tellt  mittels  neuer  raMeUa- 
eller  Elnrichtan;;  sehUD  raknüutlK  welfl,   wohls^neekni 

und  nicht  traiMkeMend. 
Untsr  Ouantie  füi  Verwendnag  feinsten  Dampf-Lebertnns,  ia 
I  neiUT,  gesohmacbvoUer  Paoktmg  zum  2  Mark-Detail,  welobe  jede 
*  Verwechalnng  mit  Scotts  BmnlBioD  anssohlieSL 

Tto  Dtsd.  H.  10,-—,   pro   Oros  H.  115,—  fmnko  and  inUiuiTe. 
Anoh  loee  zum  SelbsubfüilsD.     Otomisten  Vonagapreiie. 

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mit  einem   wohlBohmeokeadeii   Hihrpripnrnt 

vorzüglich  iaVerdanliohkaituDd  Nährwirliung, 
auoli  mit  Elwi,  mit  Kalk,  mit  JedalMa. 

Den  Herren  Apothekern   empfehlen 


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tarKientneh  rein  gestellt 

MalZ'Soppeo-Extrakt  7,as 

von  -Dr.  Keller'a  M«ltMfpi>  für  m^endam- 
kranke,  atrophiache  Kinder. 

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Pharmaceutische  Centralhalle 

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Herausgegeben  von  Dr.  A.  Sohnaidar  und  Dr.  P.  SQsa. 


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Zeitschrift  fftr  wissenseliaftliclie  und  gesehäftlielie  IntereBBen 

der  Fharmacie. 

Gegründet  von  Dr.  Hermaui  Hager  im  Jahre  1859. 

Ersoheint  jeden  Donnerstag. 

Bezugspreis  vierteljährlich:  durch  Buchhandel  oder  Post  2,50  Mk.,  durch  Geschäfts- 
stelle im  Inland  8,—  Mk.,  Ausland  3,60  Mk.  —  Einzelne  Nummern  30  Pf. 

Anzeigen:  die  einmal  gespaltene  Elein-Zeile  30  Pf.,  bei  größeren  Anzeigen  oder  Wieder- 
holungen Preisermäßigung. 

Leiter  der  I  Dr.  Alfred  Schneider,  Dresden-A.  21;  Schandauer  Btr.  43. 
Zeitsehrill:  /  Dr.  Paul  Süß,  Dresden-Blasewitz;  QostaT  Freytag-Str.  7. 

Oesehäftsstelle:  Dresden-A.  21;  Schandauer  Straße  43. 


MBS. 


Dresdeo,  20.  September  1906. 


Der  neuen  Folge  XXVII.    Jahrgang. 


XLvn. 

Jahrgang. 


Inhalt:  Chemie  «nd  Pharaaeie:  Yideant  Conanles.   —  DoppeJsalx  am  Theobromisbarjum  und  NatriumsalicTlat. 

—  Balsam  der  Hardwickia  pinnata.  ~  Schwefel  oder  Selen  in  koUoidaler,  fester  und  haltbarer  Form.  —  Nene 
Arsneimiltel.  —  tfanren  dea  Fiehtenhanes.  —  Neuer  BalmiakpaBÜllen-Schneider.  —  Ealkwaater  anreraudert  auf- 
xnbewabren.  —  Hamo<qran.  —  Ausgedehnte  Borkalklager  Argentiniens.  -  Ameiaensanres  Eupferoxfdul.  —  Moser- 
sche  Ktiatalle.  —  Aualegung  pharmaseuUscher  Oeselae.  —  Isländischer  Lebertran.  —  Aufbewahrang  von  Acetopyrin. 

—  Beatlnmung  des  Halogen  in  organischen  Verbindungen.  —  Storch-Morawski'sobe  Harzreaktion.  —  Technik  der 
Sperma-Untersuchungen.—  Neue  Apparate  fflr  den  Laboratoriumsgebrauch.  —  QnantltatlTe  Beat! mmuns dea  Chloral- 
hydratea.  —  Nahnugamlttel-Cheinle. -Pbarmakocnostliohe  lIltteUiiDgen.  — TherapeatUiche  MittelliiDKea. 

—  Fhotogra^hlaohe  MitteilangeiL  —  Bflehenebaa.  —  Vertehiedene  HltteUmiis«B.  —  Biiefvreehsal. 


Chemie  und  Pharmaoie- 


Videant  consules,  —  ! 

Während  sich  die  meisten  Interessen 
der  Apotheker  zur  Zeit  auf  die  Aos- 
bildong  ihres  Nachwuchses  konzentrieren 
und  bei  ihnen  das  Verständnis  fflr  die 
Forderungen  der  Gegenwart  immer  mehr 
an  Boden  gewinnt,  so  daß  die  Einftthr- 
nng  des  Betfezeugnisses  als  Befähigungs- 
nachweis für  den  ApothekerberiS  nur 
noch  eine  Frage  der  Zeit  ist,  droht 
unter  den  fortgesetzten  eifrigen  Bemfih- 
nngen  gewisser  Kreise  von  Nahmngs- 
mittelchemikem  ein  Stack  des  erst  vor 
einem  Jahrzehnt  mfihsam  erkämpften 
Neulandes  wieder  abzubröckeln  von  der 
alten  Scholle  der  Pharmazie. 

ESne  künstlich  durch  wenige  Ftthrer 
erregte  Sturmflut  in  diesen  Kreisen 
mochte  den  Apothekern,  die  ihr  Staats- 
examen mit  'der  Zensur  I  bestanden 
haben,  die  aber  nicht  im  Besitze  des 
Reifezeugnisses  eines  Gymnasium  oder 
einer  gleichberechtigten  Anstalt  sind, 
das  Recht  der  Zulassung  zu  der  Haupt- 


prüfung    für     Nahrungsmittelchemiker 
wieder  rauben. 

Bereits  am  4.  April  d.  J.  ist  Herr 
Kollege  Dr.  Wintgen  in  einem  sehr 
lesenswerten  Au&atz  (Apoth.-Ztg.  19C6, 
Nr.  27)  mannhaft  für  die  bedrohten 
Interessen  des  Apothekerstandes  einge- 
treten. Den  dort  vorgebrachten  Ge- 
sichtspunkten lassen  sich  kaum  noch 
neue  hinzufügen,  man  kann  den  An- 
sichten Wintgen's  nur  allenthalben  zu- 
stimmen. 

Die  Bestrebungen  der  Chemiker,  die 
sich  auf  Hebung  des  eigenen  Standes 
richten,  wird  man  ja  nur  billigen  können, 
und  sie  erscheinen  auch  recht  dringend 
notwendig;  fraglich  erscheint  nur,  — 
da  die  Forderung  der  Ablegung  der 
Maturitätsprüfung  für  die  Apotheker 
doch  in  absehbarer  Zeit  greifbare  Gestalt 
annehmen  wird  — .  ob  es  notwendig 
ist,  daß  den  verhältnismäßig  wenigen 
Apothekern,  die  noch  ohne  dieses  Zeug- 
nis unter  den  im  §  16   der  Prüfungs- 


772 


ordnang  für  Nahrungsmittelchemiker  ein- 
geräumten Verg&nstigongen  die  Haupt- 
prilfnng  ablegen  wollen,  dies  unmöglich  ge- 
macht wird,  und  ob  dann  wirklich  hieraus 
dem  Stande  der  Nahrungsmittelchemiker 
ein  so  erheblicher  Zuwachs  an  Standes- 
ansehen entstehen  wird. 

Wundem  muß  man  sich  auch,  daß 
die  Antragsteller  sich  nicht  sagten,  daß 
sie  durch  ihr  Vorgehen  die  GeMhle  der- 
jenigen engeren  Fachgenossen,  die  selbst 
aus  dem  Apothekerstande  hervorgegan- 
gen sind,  beleidigten;  —  anscheinend 
legten  sie  eben  nicht  viel  Wert  darauf. 

Es  soll  nun  hier  nicht  das  oft  be- 
sprochene Thema  erörtert  werden,  wie 
gerade  der  frühere  Apotheker  manche 
brauchbare  Eigenschaft  für  den  neuen 
Beruf  als  Nahrungsmittelchemiker  mit- 
bringt, nur  darauf  soll  hingewiesen 
werden,  daß  ihm  die  in  vielen  Fällen 
bessere,  weil  schon  beim  Studium  der 
Pharmazie  begönne,  Ausbildung  am  Mi- 
kroskop häufig  ein  Uebergewicht  Aber 
den  Kollegen  mit  rein  chemischer  Vor- 
bildung gibt.  Ein  Blick  auf  die  Nahr- 
ungsmittelliteratur auf  dem  Grenzgebiet 
der  angewandten  Botanik  zeigt  in  den 
meisten  Fällen  frühere  Apotheker  als 
Verfasser  der  neueren  Arbeiten.  Gerade 
dieser  Zweig  der  Nahrungsmittelchemie 
bedarf  eher  noch  des  Ausbaues,  denn 
Deutschland  spielt  hier  nicht  die  führende 
Rolle,  wie  der  Vergleich  mit  der  reicheren 
österreichischen,  französischen  und  ame- 
rikanischen Literatur  dieses  Gebietes 
lehrt.  Durch  eine  Einschränkung  in  der 
Zulassung  derjenigen  Elemente  zur 
Nahrungsmittelchemie,  die  das  Mikroskop 
der  Regel  nach  am  besten  beherrschen, 
wird  also  der  Nabrungsmittelchemie  als 
Ganzes  schwerlich  ein  Dienst  erwiesen. 

Der  Fortschritt  in  der  Erforschung 
der  vegetabilischen  Nahrungs-  und  Ge- 
nußmittel mit  Hilfe  des  Mikroskops 
würde  dann  noch  langsamer  vor  sich 
gehen,  als  er  ohnehin  bei  uns  ist,  wäh- 
rend doch  zur  Zeit  z.  B.  durch  den 
immer  größere  Bedeutung  erlangenden 
Ausbau  der  biologischen  Abwasserana- 
lyse,  die  Anforderungen  an  die  mikro- 
skopische Technik  des  Nahrungsmittel- 


chemikers  auch   sonst   im  Steigen  be- 
grüben sind. 

Dabei  scheint  für  die  Nahrungsmittel- 
chemiker alle  Veranlassung,  ihre  Kräfte 
zu  sammeln  zur  Abwehr  äußerer  An- 
feindungen und  jeden  Zwiespalt  im 
Innern  des  jungen  Standes  zu  ver- 
meiden, zu  bestehen.  Beansprachen 
doch  die  Tierärzte  —  eine  beinahe  ab- 
surde Forderung,  die  auf  zu  geringer 
Kenntnis  der  Verhältnisse  und  auf  nur 
oberflächlichem  Eindringen  in  das  große 
und  weite  Gebiet  der  Nahrungsmittel- 
cbemie  beruht*)  —  allen  Ernstes  ganz 
offen  die  leitenden  Stellungen  an  den 
neu  zu  errichtenden  staatlichen  Unter- 
suchungsämtern, während  andererseits  — 
mit  etwas  mehr  Berechtigung  —  die 
landwirtschaftlich  geschulten  Chemiker 
die  Führung  übernehmen  möchten. 

Die  Bestrebungen  der  Nahrungsmittel- 
chemiker sollten  sich  daher  darauf 
richten,  gerade  nach  den  Seiten  hin  die 
Ausbildung  ihres  Nachwuchses  zu  ver- 
tiefen, wo  die  beiden  letztgenannten 
Stände  —  mit  einer  besseren  speziellen 
Ausbildung  für  ein  nur  umschränktes 
Einzelgebiet  der  Nahrungsmittelchemie 
ausgerüstet  —  hinübergreifen  in  das 
Gebiet  der  letzteren. 

Wozu  das  Anschneiden  dner  Frage, 
die,  nachdem  einmal  auch  vom  Apotheker 
endlich  das  Maturum  allgemein  gefor- 
dert wird,  sich  von  selbst  erledigt?  — 
Daß  bis  dahin  dem  Apotheker  die  Ver- 
günstigungen, die  ihm  §  16  der  Prüf- 
ungsvorschriften  für  NahrungsmiUel- 
Chemiker  bietet,  erhalten  bleiben,  ist 
Sache  des  Apothekerstandes,  der  nicht 
mehr  länger  zögern  soUte,  das  zeit- 
gemäße cMaturum»  einzuführen.  Wesent- 
lich hätten  diejenigen  Nahrungsmittel- 
chemiker, die  sähst  aus  dem  Apotheker- 
stande hervorgegangen  sind,  dazu 
beitragen  können,  daß  die  Eingabe, 
welche  den  nicht  matnren  Apothäeni 
in  Zukunft  den  Weg  zur  Nahrungs- 
mittelchemie versperren  soll  und  die 
leicht  zur  Folge  haben  könnte,  daä 
auch  mit  den  anderen  Vorrechten  de? 


*j  Sehr  richtig!    SehrifUeitung. 


773 


§16  aufgeräumt  wird,  gar  nicht  erst 
erfolgt  wäre. 

Es  sind  dies  bekanntlich  die  fiber- 
wiegende Mehrzahl  aller  jetzigen  Nahr- 
ongsmittelchemiker,  Sie  sollten  sich 
mit  einem  Rest  von  dankbaren  Gefühlen 
der  alten  ehrwördigen  pharmazeutischen 
Wissenschaft,  von  der  sie  ausgegangen 
sind,  erinnern,  auch  wenn  sie  hier  und  da 
die  Schwächen  derselben  recht  deutlich 
erkennen  und  sich  ihrem  alten  Berufe 
mehr  oder  weniger  entfremdet  haben, 
—  um  eine  wohlbekannte  Phrase  zu 
gebrauchen.  Mit  etwas  mehr  Selbst- 
bewußtsein wäre  das  wohl  durchffihrbar 
gewesen!  Wir  brauchen  uns  unserer 
Herkunft  nicht  zu  schämen  I  Hat  nicht 
die  Hiarmazie  der  Nahrungsmittelchemie 
eine  Reihe  von  Männern  gegeben,  die 
zu  ihren  ersten  Führern  zählen,  oder 
bedeuten  für  unser  Schrifttum  die  vielen 
Namen  der  früheren  Apotheker  nichts? 
Sind  sie  nicht  ein  lebendiger  Beweis  für 
das,  was  die  Pharmazie  der  Nahrungs- ' 
mittelchemie,  der  sie  so  viele  ihrer 
Besten  gab,  zu  geben  vermag? 

Die  auch  von  Wintgen  angeschnittene 
Frage,  ob  gerade  die  «selbständigen 
öffentlichen»  Chemiker  ein  besonderes 
Recht  haben,  Vorschläge  über  die  Ab- 
änderung der  Prüfungsordnung  der  Nahr- 
ungsmittelcheioiker  zu  machen,  soll  hier 
nicht  weiter  erörtert  werden.  Es  ist 
nur  zu  bekannt,  daß  nicht  die  Nahr- 
ungsmittelchemie, senden^  das  weite 
Gebiet  der  technischen  und  kaufmänn- 
ischen Chemie  das  Hauptreich  vieler 
Mitglieder  dieser  Körperschaft  ist. 

Ein  Apotheker  und  Nahrungstnittelchemiker' 


Yerfiüiren  lur  Hentellnng  eines  leloht  lös- 
lichen Boppelsalzes  ans  Theabrominbaryam 
and  l^atriamsalleylat.  D.  H.  P.  164424. 
Ä,^G.  für  Änütn-  FabrikaHon  in  Berlin.  Man 
ULßt  entweder  Katrtnmsalioylat  auf  Theobroinin- 
barsmm  oder  Natriamsalicylat  auf  Theobromin- 
natrifun  in  Gegenwart  eines  löslichen  Baryam- 
salzes  einwirken,  in  beiden  Fällen  im  Verhältnis 
Ton  2  Mol.  Natrinmsalicylat  aof  1  Mol.  Theo- 
bromin.  Das  so  erhaltene  Präparat  seigt  die 
dioretisobe  Wirkung  des  Theobromin  neben  der 
blntdruckerböhenden  Wirkung  des  Chlorbaryum 
ohne  Gefäßverengung  su  veranlassen.    Ä.  St. 


Ueber  den 
Balsam  der  Hardwickia  pinnata. 

Von  Dr.  O,  Weigel^  Hamburg. 

Der  Hardwickia-Balsam'*')  ist  in  der 
Drogenpraxis  noch  wenig  bekannt,  ob- 
gleich darttber  in  der  Literatur  bereits 
verschiedentlich  Angaben  zu  finden  sind. 
Vor  knapp  zwei  Jahren  kamen  nur  klei- 
nere Proben  über  London  nach  Deutsch- 
land, u.  a.  auch  nach  hier,  letzthin  sind 
nun  aber  größere  Mengen  (20  Kanister 
mit  je  etwa  20  Kilo  Inhalt)  am  hiesigen 
Markt  eingetroffeUi  und  es  ist  nicht 
ausgeschlossen,  daß  künftig  weitere 
größere  Posten  dieses  Balsams  auf  den 
Markt  gebracht  werden,  zumal  das  Pro- 
dukt infolge  seiner  günstigen  Eigen- 
schaften in  der  Technik,  z.  B.  als  Er- 
satzmittel für  Kopaivabalsam  in  der 
Porzellanmalerei,  Lackfabrikation  und 
dergl.  verwendbar  erscheint.  Es  dürfte 
daher  angebracht  sein,  einiges  Näheres 
über  den  Hardwickiabalsam  in  einem 
Artikel  zusammenzufassen. 

Ueber  genannten  Balsam  finden  sich 
z.  B.  Angaben  in  der  cFlora  sylvatica 
for  southern  India  von  Beddome,  Bd. 
XXIV,  S.  255>.  Danach  ist  die  Stamm- 
pflanze cHardwickia  pinnata  Roxburgh», 
eine  Leguminose,  für  deren  Heimat  Ost- 
indien (Travancore,  Canara)  gilt.  Der 
Baum  steht  botanisch  den  Copaifera- 
Arten  sehr  nahe,  ebenso  vne  der  Hard- 
wickiabalsam (schon  äußerlich)  Aehn- 
lichkeit  mit  Kopaivabalsam  erkennen 
läßt.  Femer  heißt  es  in  der  ange- 
zogenen Literaturstelle,  daß  der  Balsam 
nicht  fluoresziert,  je  nach  Alter  25  bis 
40  pCt  ätherisches  Oel  und  außer  diesem 
einen  wahrscheinlich  aus  zwei  Bestand- 
teilen zusammengesetzten  Harzkörper 
enthält,  dessen  einer  Säurecharakter 
besitzt.  (Hieraus  geht  hervor,  daß  Hard- 
wickiabalsam also  auch  in  betreff  seiner 
Zusammensetzung  dem  Kopaivabalsam 
gleicht.) 

Broughton  gibt  dann  noch  eine  charak- 
teristische Reaktion  zur  Unterscheidung 
des  Hardwickiabalsams  von  Kopaiva- 
und  Gurjunbalsam  an ;  mischt  man  näm- 
lich  1  Tropfen  Balsam  mit  19  Tropfen 

*)  Der  Verfasser  sandte  uds  eine  Probe  ein. 

Sehriftleitung, 


774 


Schwefelkohlenstoff  und  fttgt  zu  dieser 
Lösung  je  einen  Tropfen  konzentrierte 
Schwefelsäure  und  Salpetersäure  hinzu, 
so  entsteht  unter  Schütteln 

bei  Hardwickiahalsam  keine  Färbung, 

bei  Eopaivabalsam  eine  rotbraune 
Färbung, 

bei  Qurjunbalsam  eine  purpurrote 
Färbung. 

In  den  Berichten  von  Schimmel  &  Co,- 
Leipzig  (April  1905,  S.  86)  finden  wir 
ebenfalls  Notizen  über  Hardwickiahalsam. 
Schimmel  &  Co,  untersuchten  den  Bal- 
sam sowie  das  daraus  gewonnene  äther- 
ische Oel  und  schreiben  darfiber: 

«Balsam  von  Hardwickia  bi- 
nata  Booä),  (Oil  of  Ennaikulavo).  Der 
in  Vorderindien  vorkommende  Baum  ge- 
hört zu  den  Leguminosen.  Der  Balsam 
ist  von  rotbrauner,  in  ganz  dünner 
Schicht  grüner  Farbe  und  zeigt  grüne 
Fluoreszenz.  Der  Geruch  ist  eigenartig 
und  nicht  gerade  angenehm.  Spezifisches 
Gewicht  ^ei  15  «  C)  l,0021;  Säurezahl 
96,15;  Esterzahl  12,31;  unlöslich  in  10 
Volumen  80proc.  Alkohols,  löslich  in 
0,4  Volumen  und  mehr  90proz.  Alko- 
hols. Bei  der  Wasserdampfdestillation 
gingen  etwa  44  pCt  eines  farblosen, 
ziemlich  leichtflüssigen  Oeles  über,  wäh- 
rend ein  sprödes  grünes  Harz  zurück- 
blieb. Das  Destillat  hatte  folgende 
Eigenschaften:  spez.  Gewicht  0,9062; 
optische  Drehung  —  7  ^  42 ' ;  Säurezahl 
0,85;  Esterzahl  2,88;  löslich  in  etwa 
6  Volumen  u.  m.  95proc.  Alkohol.» 

Auch  Tschirch  erwähnt  den  Hard- 
wickiahalsam in  seinem  kürzlich  ver- 
öffentlichten «System  der  Sekrete» 
(Pharm.  Centralh.  47  [1906],  332),  in 
welchem  er  ihm  in  der  Gruppe  C  «Re- 
sinolsäureharze»,  Unterabteilung  HI 
«Caesalpinioideenharze»  neben  den  Eo- 
paivabalsamen  einen  Platz  anweist. 

Auf  grund  eigener  Untersuchungen 
und  deren  Ergebnisse  in  betreff  Hard- 
wickiahalsam mögen  vorstehende  An- 
gaben durch  folgende  ergänzt  werden: 

Ueber  die  Schreibweise  der  Stamm- 
pflanze herrschen  scheinbar  noch  ab- 
weichende Ansichten.  Eine  Londoner 
Drogenfirma  bezeichnete  den  Balsam  als 
«Oil  of  Hardwickia  p  ennata» ;  Schimmel 


<&  Co,  schreiben  in  ihrem  Bericht 
«Hardwickia  b  i  n  a  t  a  »  ,  und  Beddome 
benennt  in  seiner  Flora  die  Stamm- 
pflanze mit  «Hardwickia  pinnata». 
Letztere  Bezeichnung  darf  wohl  als 
maßgebend  angenommen  werden. 

Die  aus  den  verschiedenen  Kanistern 
gezogenen  Proben  des  Balsams  waren 
mehr  oder  minder  dünn-  bezw.  dick- 
flüssig; hieraus  erklärt  sich  auch  der 
verschieden  gefundene  Oelgehalt,  wel- 
chen Beddome  mit  25  bis  40  pCt, 
Schimmel  dt  Co.  mit  44  pCt,  Weigel 
(vergl.  später)  mit  48,5  pCt  angeben. 
Auch  die  Farbe  differierte  (gleich  dem 
Eopaivabalsam)  bei  den  einzelnen  Proben ; 
die  einen  waren  (im  durchfallenden  Lichte 
betrachtet)  mehr  röüichbraan  bis  brann- 
rot,  die  anderen  dagegen  himbeerrot  ge- 
färbt. Demnach  scheint  die  Hardwii^ 
pinnata  einen  charakteristischen  roten 
Farbstoff  zu  führen,  der  sich  dem  Bal- 
sam je  nach  Alter  mehr  oder  weniger 
mitteilt.  In  dünner  Schicht  zeigt  der 
Balsam  eine  ausgesprochene  (Oliv-)  Gron- 
färbung,  ohne  dabei  auffällig  zu  fluores- 
zieren. Der  Geruch  ist  eigenartig,  nicht 
angenehm;  er  erinnert  —  wenn  auch 
nur  in  geringem  Maße  -  an  den  früher 
von  mir  beschriebenen  Cativobalsam  (in 
Pharm.  Centralh.  44  [19031,  147). 

Zur  weiteren  Untersuchung  stellte 
ich  mir  aus  den  Einzelproben  des  Balsams 
einen  Durchschnitt  her,  welcher  sieh 
wie  folgt  verhielt  Der  Balsam  ist  in 
allen  den  üblichen  Harzlösungsmitteb, 
wie  Aether,  Petroläther,  Essigäther, 
96  proc.  Aethylalkohol  I  Amyli^ohol, 
Aceton,  Chloroform,  Benzol,  Schwefel- 
kohlenstoff, Eisessig  völlig  löslich  nnd 
zwar  in  jedem  Verhältnis.  Nur  mit 
Methylalkohol  gibt  er  keine  klare  bezw. 
vollständige  Lösung ;  nach  kurasem  Stehen 
scheidet  sich  etwa  die  Hälfte  der  znr 
Lösung  angewandten  Balsammenge  wie- 
der aus  der  trüben  Mischung  aus.  Dem- 
nach ist  Hardwickiahalsam  nur  teilweise 
in  Methylalkohol  löslich,  und  zwar  sind 
es,  wie  Versuche  lehrten,  die  EbirzkOrper, 
die  sich  lösen,  während  sich  das  äther- 
ische Oel  davon  ausschließt.  Diese  Tat- 
sache deckt  sich  mit  der  Wahmehmong. 
daß  aus  der  methylalkoholischen  Löson; 


775 


die  Hälfte  des  Balsams  bald  wieder  ab- 
geschieden wnrde ;  der  zur  UntersuchaDg 
dienende  Balsam  enthielt  nämlich,  wie 
schon  gesagt,  rund  50  pCt  ätherisches 
Oel.  Das  spezifische  Gewicht  des  Bal- 
sams betrag  0,977,  die  Sänrezahl  (direkt 
bestimmt)  73,28,  die  Gesamt- Verseif ungs- 
zahl  (nach  einstündiger  heißer Verseifnng) 
92,94 ;  hieraus  resultiert  eine  sogenannte 
cEsterzahl»  von  9,66. 

Die  von  Broughton  angegebene  Reak- 
tion des  in  Schwefelkohlenstoff  gelösten 
Balsams  mit  Schwefel-  und  Salpeter- 
säure bestätigten  die  meinerseits  ange- 
stellten   Versuche;    während    Eopaiva- 

48,5  pCt  ätherisches  Oel 

51,5    >     Harzkörper,  davon     { 


100  pCt 

Um  die  Einzelbestandteile  und  ihr 
Mengenverhältnis  im  Balsam  zu  er- 
mitteln, wurde  die  zur  Untersuchung 
von  Kesinolsäureharzen  übliche  Methode 
befolgt.  Genau  100  g  des  Balsams 
wurden  in  200  g  Aether  gelöst  und  die 
Lösung  (imScheidetrichter)  mit  schwacher 
(2  bis  5proc.)  Sodalösung  fraktioniert 
bis  zur  Erschöpfung,  d.  h.  so  lange,  bis 
das  Alkali  nichts  mehr  aus  der  äther- 
ischen Haralösung  aufnimmt,  ausge- 
schüttelt. Zu  beachten  ist  hierbei,  daß 
speziell  bei  den  anfänglichen  Aus- 
schfittelungen  der  in  die  wässerige  Aus- 
schüttelungslauge  mit  übergehendeAether 
ergänzt  wird,  um  einer  Emulgierung 
und  der.  daraus  folgenden  langsamen 
Trennung  der  ätherischen  und  wässerigen 
Schicht  zu  begegnen.  Nachdem  eine 
5  proc.  Natriumkarbonatlösung  nach  dem 
Schuttein  mit  der  ätherischen  Harz- 
lösung auf  Zusatz  von  Salzsäure  klar 
blieb,  Harzsäure  hierbei  also  nicht  mehr 
ausfiel,  wurde  die  Harzlösung  zur  Sicher- 
heit nochmals  mit  5  proc.  Natronlauge 
behandelt,  die  nur  noch  geringe  Mengen 
verseifbares  Harz  aufnahm.  Zur  Ab- 
scheidung der  Harzsäuren  aus  den  Harz- 
seifenlösungen wurden  letztere  nach  dem 
Verdunsten  des  mitgelösten  Aethers  auf 
dem  Wasserbade  und  nachfolgendem  Ab- 
kühlen in  mit  Salzsäure  (im  Ueberschuß) 
angesäuertes  Wasser  eingetragen,  wobei 


baisam  hierbei  eine  rötlichbraune  und 
Gurjunbalsam  eine  intensiv  violetlrote 
Färbung  geben,  bleibt  bei  Hardwickia- 
balsam  eine  besondere  Farbenerscheinung 
aus.  Diese  Probe  kann  also  als  charakter- 
istisches Unterschiedsmerkmal  heran- 
gezogen werden.  Die  bekannte  Gurjun- 
reaktion  (Rosafärbung  einer  Lösung  in 
Eisessig  durch  Salpetersäure)  tritt  bei 
Hardwickiabalsam  ebenso  wenig  ein ;  in 
dieser  Beziehung  verhält  sich  derselbe 
wie  Eopaivabalsam. 

Die  nähere  Untersuchung  auf  die 
Einzelbestandteile  hin  ergab,  daß  die 
untersuchte  Probe  bestand  aus: 

48,3  verseif  bar  (Resinolsäure) 
3,2  unverseifbar  (Resen). 

die  Harzsäure  aus  den  ersten  Fraktionen 
als  schwach  gelblich  gefärbte,  später  aber 
völlig  farblose,  voluminöse  Flocken  ausfiel. 

Die  nach  dem  Erschöpfen  mit  Alkali 
zurückbleibende  ätherische  Lösung  ent- 
hielt nun  noch  das  ätherische  Oel  und 
den  unverseifbaren  Harzkörper.  Zur 
Trennung  dieser  beiden  Bestandteile 
wurde  die  ätherische  Lösung  zunächst 
mehrmals  mit  reinem  Wasser  (zur  völligen 
Entfernung  des  Alkalis)  gewaschen,  der 
Aether  im  Wasserbade  abdestilliert  und 
der  Rückstand  behufs  Gewinnung  des 
ätherischen  Oeles  der  Destillation  mit 
Wasserdampf  unterworfen.  Dasselbe 
destillierte  in  kurzer  Zeit  über,  und  im 
Destillierkolben  zurück  blieb  schließlich 
eine  verhältnismäßig  geringe  Menge 
unverseifbaren  Harzes.  Um  dessen  ge- 
naues Gewicht  festzustellen,  wurde  das 
Destillationswasser  vorsichtig  abge- 
gossen, das  an  den  Wandungen  des 
Kolbens  sitzende  Harz  in  Aether  gelöst, 
die  Lösung  filtriert  und  der  Aether  ab- 
destilliert. 

Die  im  Verlaufe  der  beschriebenen 
Trennungsmethode  sich  ergebende  Zu- 
sammensetzung des  Balsams  habe  ich  vor- 
hergehend bereits  mitgeteilt.  Die  genaue 
Ermittelung  des  Gehaltes  an  ätherischem 
Oel  wurde  außerdem  gesondert  durch 
Destillation  des  natürlichen  Balsams  mit 
Wasserdampf  durchgeführt. 


776 


Von  den  Eigenschaften  der  isolierten 
Einzelbestandteile  desHardwickiabalsams 
ist  noch  zu  sagen : 

a)  Die  Harzsäare,  nachdem  sie  bis 
zum  Verschwinden  der  Chlorreaktion 
(von  der  znm  Ausfällen  benutzten  Salz- 
säure herrührend)  mit  Wasser  gewaschen 
und  zwischen  Fließpapier  ohne  Anwend- 
ung von  Wärme  getrocknet  worden  ist, 
stellt  in  gereinigtem  Zustande  ein  weißes 
amorphes,  geruchloses  Pulver  dar,  wel- 
ches in  allen  vorhergehend  —  beim  Bal- 
sam selbst—  angegebenen  Lösungsmitteln 
löslich  ist. 

Die  Hardwickiasäure,  wie  ich 
sie  vorläufig  nennen  will,  ähnelt  in 
ihrem  Aeußeren  wie  auch  in  ihrem  Ver- 
halten während  der  Isolierung  aus  dem 
Balsam  ganz  den  rohen  Eoniferenharz- 
säuren.  Eristallisationsversuche  in  ver- 
schiedenen Lösungsmitteln  wie  Aethyl- 
alkohol,  Aceton  und  Eisessig  sind  inso- 
fern von  Erfolg  gewesen,  als  aus  der 
alkoholischen  Lösung  nach  mehrtägigem 
Stehen  im  Eisschrank  sich  kleine  Eristall- 
gebilde  abschieden.  Ich  behalte  mir 
vor,  zu  gelegener  Zeit  auf  diese  ckristall- 
inische  Hardwickiasäure»,  insbesondere 
ihre  elemen  tareZusammensetzung  zurück- 
zukommen. 

b)  Der  unverseifbare  Bestand- 
teil, dasHardwickiaresen,  welches 
im  Balsam  nur  zu  3,2  pCt  enthalten 
war,  stellt  eine  zähflüssige,  klebrige 
Masse  von  bräunlicher  Farbe  und 
schwachem  Balsamgeruch  dar.  Da  es  sich 
hierbei,  wie  man  mit  Bestimmtheit  anneh- 
men darf,  um  einen  unreinen  Körper  han- 
delt, der  sich  infolge  fortschreitender  Oxy- 
dation (durch  den  atmosphärischen  Sauer- 
stoff) aus  dem  ätherischen  Oel  bildet,  so 
wird  sein  Gehalt  im  Balsam  desto  größer 
sein,  je  älter  bezw.  verharzter  letzterer 
ist.  Bekanntlich  hat  Brüning*)  durch 
Versuche  (mit  Terpentinöl)  festgestellt, 
daß  durch  Oxydation  ätherischer  Oele 
(der  Terpen-  bezw.  Resinolsäureharze) 
unverseifbare,  d.  h.  resenartige  Körper 
entstehen. 

c)  Das  ätherische   Oel,   welches 
Verfasser  in   einer  Menge  von  durch- 

•)  Dissertation  Bern  1901. 


schnittlich  48,5  pCt  im  Balsam  vorfand, 
war  in  frisch  destilliertem  Zustande  von 
angenehmen  balsamischen  Geruch  (im 
Gegensatz  zum  Balsam  selbst)  und  vOlUg 
farblos.  Sein  spez.  Gewicht  betrag 
0,9045,  das  optische  DrehungsvermOgen 
(im  100  mm -Rohr)  — S^  24'.  Diese 
Daten  stimmen  also  mit  den  von  Schimmel 
<&  Co.  (s.  vorher)  erhaltenen  ziemUch 
Uberein. 

Das  vor  knapp  zwei  Jahren  aus  einer 
Probe  Hardwickiabalsam  destillierte  Gel, 
welches  das  DrehungsvermOgen  —  8^ 
zeigte  und  sich  noch  in  meinem  Besitz 
befindet,  hat  sich  unterdessen  (bei  Auf- 
bewahrung in  einer  mit  Eorkstopfen 
verschlossenen  Flasche)  stark  gelb  ge- 
färbt und  verdickt,  Eigenschaften,  die 
Hardwickiaöl  folgerichtig  mit  Terpen- 
tinöl gemeinsam  hat. 

Interessant  dürfte  es  sein  zu  erfahren, 
ob  und  wieweit  Hardwickiabalsam  als 
innerliches  Antigonorrhoikum  auch  me- 
dizinischen Wert  hat  Die  Untersuch- 
ungsergebnisse  der  chemischen  Analyse 
haben  gezeigt,  daß  inbetrefF  Znsammen- 
setzung zwischen  Hardwickia-  und 
Eopaivabalsam  große  Uebereinstimmnng 
vorhanden  ist  (vergl.  hierzu  Pharm. 
Centralh.  47  [1906],  689);  dieYermutnng; 
liegt  also  nahe,  daß  HardwicÜabalsam 
auch  in  seiner  Wirkung  dem  Eopaiva- 
balsam ähnelt 


Yerfiihreii  zur  Herstelluiig  Ton  Pripantei, 
die  Schwefel  oder  Selen  in  kolloidaler,  fester 
Qud   haltharer  Form   enthalten.    Q.  R.   P. 

164  664.    Chemische  Fabrik  wm  Beyden  A.-G , 
Radebeul.    Man   scheidet  Schwefel  oder  Selen 
aus  ihren  Verbiodangen  (z.  B.  Schwefelnatriam) 
anf  nassem  Wege    bei   Gegenwart  von  Eiweiß- 
körpem,  eiweißähnlichen  Substanzen  oder  der^n 
SpaJtungs-    uad    Abbaaprodnkten  (z.  B.  Albu- 
min,    10    pGt    des     angewandten     Schwefei- 
natrium) nach  bekannten  Reaktionen  (z.  B.  durch 
Einleiten   von  schwefliger  Säure)  ab.    Darauf 
filtriert  man  den  Niederschlag  ab,  wftsdit  ihn 
aus  und  löst  ihn  wieder  in  Wasser  unter  Zasatz 
einer  geringen  Menge  Alkali   bis  zur  neutralen 
oder   eben  alkalischen   Reaktion,   worauf   man 
diese  Lösung,  nötigenfalls  nach  vorheriger  Dialyse, 
eindunstet  oder  mittels   Alkoholen   oder   eines 
Gemisches  von  Alkohol  und  Aether  oder  Aoeton 
fällt.    Der  kolloidale  Schwefel  bUdet  ein  woiB- 
graues,  amorphes,  haltbares  Pulver,  das  sich  in 
Wasser  zu   einer  milohigwi,  im  durchfallenden 
Licht  bläulichen  Flüssigkeit  löst.  Ä.  St, 


777 


Neue  Arzneimittel. 

Adralgin.  (Pharm.  Gentralh.  46  [1904], 
519)  ist  naoh  Naohr.  f.  Zollst,  eine  steril- 
isierte Lösung  von  ThymolkokaXo  und 
Adrenalin. 

Aspirophen  ist  aoetylsalioylsaares  Amido- 
phenaeetin.  Anwendung:  gegen  Rheumatis- 
mus und  zur  Sohmerzlinderung.  Gabe:  1  g 
Erwachsenen  5  bis  8  mal;  Kindern  0,5  g 
3  bis  4 mal  täglich.  Darsteller:  Chemische 
Fabrik  Falkenberg  in  Falkenberg-Grünau. 

Caerusantal- Kapseln  (Pharm.  Centraih. 
47  [1906];  733)  enthalten  nach  Pharm. 
Ztg.  1906;  808  Pepsin,  Methylenblau,  Salol, 
ostindisches  Sandelöl  und  Pfefferminzöl. 

Choleraheilserum  wird  nach  The  Lancet 
Nr.  4330  gewonnen  durch  Auswaschen  einer 
18  Stunden  alten  Kultur,  Zerreiben  der 
Bakterien  bei  der  Temperatur  von  flflssiger 
Luft  und  Behandefad  mit  Kalinmkarbonat. 
Es  ermöglicht  eine  aktive  Immunisierung 
und  hat  agglutinierende  und  bakteriolytische 
Eigenschaften.  Bei  55  bis  60^  wird  es 
schnell  zerstört. 

Citrocoll  ist  das  neutrale  zitronensaure 
Amidoaoetparaphenetidin  (Amidophenacetin); 
eine  einheitlidie  kristallisierte  Verbindung 
vom  Schmelzpunkte  193  ^  Es  ist  m  Wasser 
leicht  löslich.  Anwendung:  als  unschädliches 
Mittel  bei  Fieber,  Rheumatismus  und  Mi- 
grftne.  Tagesgabe:  4  bis  6  g,  Kindern 
2  bis  4  g.  Darsteller:  Chemische  Fabrik 
Falkenberg  in  Falkenberg-Grünau. 

Digitoxinnm  solubile  titratum  H.  M. 
ist  ein  Digalen-Ersatz.  Darsteller:  Chem- 
isches Laboratorium  Friedrichstadt;  Hoeckert 
d;  Michalowsky  in  Berlin  SW  48;  Friedrich- 
straße 250. 

Ergotoxine  Citrate  ist  gleich  Cornutin- 
citrat  und  Ergotoxine  Hydroohloride 
gleich  Gornntinhydrochlorid. 

Eumerola  enth&lt  nach  O,  &  R,  Fritx 
Eamenol  (Tang-kui-Extrakt),  Viburnum  und 
Hydrastis  canadensis-Extrakt;  LupuliU;  Eisen- 
bromid;  Apioi  und  medizinische  Seife.  An- 
wendung: gegen  Frauenleiden. 

Formurol  ist  zitronensaures  Hexamethy- 
lentetramin-Natrium;  ein  weißes  kristallinisches; 
in  Wasser  leichtlöcdiches  Pulver  von  ange- 
nehmem Geschmack.  Anwendung:  bei  Gicht; 
Entzündungen    der  Nieren    und  HamwegC; 


sowie  gegen  Phosphaturie  und  Harnsteine. 
Gabe:  1  g  zwei-  bis  fünfmal  täglich.  Dar- 
steller: Chemische  Fabrik  Falkenberg  in 
Falkenberg-Grünau. 

Gumm's  Kindermehl  enthält  angeblich 
32;92  pGt  Eiweiß.  DarsteUer:  Ourrnn  dh 
Schtvaderlapp  in  Höhr  in  Nassau. 

Hämatopan  ist  ein  trockenes  BIntpräparat 
und  hat  eine  feine  kristallinische  Lamellen- 
form von  rubinroter  Farbe.  Es  löst  sich  in 
Wasser  zu  einer  weinroten  Flüssigkeit  von 
der  Farbe  des  frischen;  arteriellen  Blutes. 
Durch  einen  Zusatz  von  etwa  40  pCt  Malz- 
extrakt wird  die  leichte  Löslichkeit  des 
Hämoglobin  erreicht;  der  Nährwert  des  Prä- 
parates erhöht  und  ein  angenehm  riechendes 
und  wohlschmeckendes  Blutpräparat  erhalten. 
Die  chemische  Untersuchung  ergab  folgende 
Befunde:  52;19  pCt  Stickstoffsubstanz  (da- 
von verdaulich  96;41  pCt;  wasserlösliche 
Stickstoffsubstanz  37;5  pCt  und  koagnlier- 
bar  32;81  pCt);  Zucker  als  Maltose  26;05 
pCt;  Dextrin  12;92  pGt;  Wasser  6;53  pOt; 
Asdie  2;15  pGt  (darin  Eisenoxyd  0;26  ent- 
sprechend Hämoglobin  43;80  pCt);  Lecithin- 
Phosphorsäure  0;108  (=  Lecithin  1,20); 
Gesamt-Phosphorsäure  0;538  pOt  Anwend- 
ung: wie  Hämatogen.  Darsteller :  Sudbrackes 
Nährmittelwerke;  Dr.  A.  Wolff  m  Bielefeld; 
Sudbrackstraße. 

Jodeatachin  ist  ein  dem  N6oeiode  (Pharm. 
Centraih.  47  [1906];  735)  ähnliches  Prä- 
parat. 

Fipumiol  nennt  die  Marien-Apotheke  in 
Dresden-A.  Tiroler  Latschenkieferöl. 

Pisoiol  nennen  Hoeckert  <&  Michalowsky^ 
Chemisches  Laboratorium  Friedrichstadt  in 
Berlin  SW  48;  FriedrichstraOe  250  einen 
Ichthyol-Ersatz. 

Sic  wird  ein  angeblich  opotherapeutisches 
Heilmittel  tierischen  Ursprunges  genannt; 
das  von  Dr.  O.  Zanoni  erfunden  worden 
ist  Anwendung:  gegen  Keuchhusten.  Gabe: 
für  Kinder  bis  zu  2  Monaten  5  bis  8;  bis 
zu  13  Monaten  15  bis  20,  bis  zu  4  Jahren 
25  bis  30;  bis  zu  5  Jahren  30  bis  40; 
ffir  Erwachsene  70  bis  150  Tropf eU;  drei- 
oder  viermal  innerhalb  24  Stunden.  Am 
ersten  Tage  gebe  man  die  geringste  Menge. 
Mildem  sich  die  Hustenanfälle  nicht;  so  gebe 
man  am  nächsten  Tage  die  größte  Menge. 
Ist    am    dritten  Tage    die  Besserung    nicht 


778 


merkHohy  bo  muß  man  die  Tropfenzahl  ver- 
mehren^  bis  das  Doppelte  der  H(k)b8tgabe 
erreicht  ist.  Die  Kar  ist  regelmäßig  bis 
zum  Verschwinden  der  konvnlsivischen  An- 
fälle fortzusetzen  and  alsdann  die  Tropfen- 
zahl allmählich  za  verringerD.  Plötz- 
liches Abbrechen  der  Verabreiohang  darf 
nicht  stattfinden.  Darsteller:  Opotlierapea- 
tisches  Institnt  für  Infektionskrankheiten  in 
Genf. 

Dr.  A.  WolfTs  aromatischer  Eisenwein 
ist  ein  mildes,  angenehm  schmeckendes 
Eisenpräparat;  das  kein  Mangan  enthält. 
Man  gibt  von  demselben  dreimal  täglich  ein 
DkOrgläschen  bis  Y2  Weinglas  voll  eine 
halbe  Stande  vor  den  Mahlzeiten.  Dar- 
steller: Sadbracker  Nährmittelwerke,  Dr. 
A,  Wolff  in  Bielefeld,  Sadbrackstraße. 

H,  Mentxel. 

Ueber  die  Säuren  des  Fiohten- 

harzes 

haben  P.  Klason  und  J,  Köhler  (Chem.- 
Ztg.    1906,   Rep.   162)    eingehende   Unter- 
snchungen     angestellt.      Sie     anterscheiden 
2  Sorten  von  Harz,   Sommer-  and  Winter- 
harz.    Das  Sommerharz  ist  eine  nicht  darch- 
sdieinende,    zähe,    klebrige    Masse,    die  aus 
der  Wunde  des  Baumes  hervorquillt.     Das 
Harz  ist  graugelb  und  bisweilen  durch  Ein- 
lagerung   kleiner    roter    Körnchen    rötlich. 
Das  Winterharz  hat  wesentlich  andere  Eigen- 
schaften.     Zur    Untersuchung    wurde    der 
petrolätherlösliche  Anteil  verwendet.     Durch 
Vakuumdestillation    desselben    wurden    aus 
dem    Sommerharze,    das    anscheinend    aus 
denselben  Sänren   besteht,   wie  das  Winter- 
harz^   zwei  isomere  stabile  Säuren  erhalten, 
von   denen    die  eme  bei  198   bis  199^  C 
siedet  und  [a]  d  =  —  60  ^  Drehung  ergibt 
Die   andere   rechtsdrehende    ist   noch  nicht 
rein  dargestellt  worden.     Diese  Säuren  wer- 
den als  a-  und  ^-Kolophonsäuren  bezeichnet, 
während    die    entsprechenden,    ursprQnglich 
im  Harze  vorhandenen,    nicht    durch  Hitze 
veränderten     Säuren    Sapinsänren    genannt 
werden.      Die    bisher    ans    amerikanischem 
Kolophonium      dargestellten     Abietinsäuren, 
Silvinsäure,    Pininsäure    sind    wahrschdnlich 
Mischungen    dieser    Kolophon-    und    Sapin- 
sänren.    Die    beiden    Kolophonsäuren    sind 
isomorph  und  kristallisieren  in  willkQriicIien 


Verhältnissen  in  emheitlichen  Kristallen.  Die 
Sapinsänren  sind  sehr  leicht  oxydierbar  und 
geben  ganze  Reihen  von  Oxjdationspro- 
dukten.  Namentlich  im  Sommer  sind  die 
Sapinsänren  nicht  zu  erhalten  und  zwar 
scheint  das  Licht  oder  ürgend  eine  anbe- 
kannte Ursache  dabei  wirksam  zu  sein,  nicht 
die  Temperatur.  Verf.  glauben  nicht,  daß 
die  Harzsäuren  Oxydationsprodukte  der  Ter- 
pene  seien.  Jedenfalls  wurde  das  Gegen- 
teil beim  Winterharze  beobachtet  Das 
Drehungsvermögen  des  Winterharzes  ist 
stärker  als  das  des  Sommerharzes.     — A& 


Neuer  SalmiakpastUlen- 
Schneider. 

Das      untenstehend     abgebildete     Gerät 
scheint  sehr  empfehlenswert  zu  sein,    da  es 

infolge  der  vorhandenen 
7  Messer  sehr  rasch  ar- 
beitet. Die  ausgewalzte 
Masse  wird  auf  ein  Holz- 
brett gelegt  und  nun  fährt 
man  unter  kräftigem  Druck 
in  langem  Zuge  darflber 
hin;  dann  wiederholt  man 
dasselbe  in  einer  mit  der 
ersten  Richtung  sich  schief 
kreuzenden. 

Der  Apparat,  welcher 
vollständig  auseinander  zu 
nehmen  ist  und  sich  gut 
reinigen  läßt,  wird  von  der  Firma  Ousiar 
Reusch  in  Halle  a.  S.  hergestellt  und  in 
den  Handel  gebracht.  t. 


Um  Kalkwasser  nnverändert  anlknkewak- 
ren,  empfiehlt  WiUson  ein  großes  Vonatsgefiß 
mit  filtrierter  Aqua  Calais  zu  beschicken  nod 
an  dasselbe  mit  Hilfe  eines  doppelt  durchbohrten 
Stopfens  einen  zweischenkligen  Heber  sowie  ein 
an  einem  doppelt  gebogenen  Glasrohr  ange- 
brachtes, mit  Kalilauge  gefälltes  GefiLß  anzo- 
bringen.  Das  mit  Kalilauge  gefüllte  Gefäß  ist 
ebenfalls  mit  doppelt  durchbohrtem  Stopfen  und 
einen  offenen  bis  auf  den  Boden  leicheodeB 
Olasrohr  versehen,  so  daß  es  nach  Art  der  be- 
kannten Sicherheitsventile  fnnktioniert  und  alle 
in  das  Kalkwassergeföß  eintretende  Luft  ent 
die  Kali  lange  passieren  muß,  so  daß  die  Kohlen- 
säare  frei  wird.  J  K. 

Pharm.  Joum,  1906,  459. 


779 


Ueber  das  Hämocyaniii, 

eineii  Bestandteil  des  Blates  vieler  MofluBken 
und  Arthropoden  (namentlich  der  Ernster) 
berichtet  Kobert.  Das  HAmocyanin  vertritt 
im  Blnt  der  genannten  Tiere  das  Hämoglobin 
der  höheren  Tiere.  Es  enthält  anstelle  des 
Eisens  Enpfer,  zeigt  sonst  aber  ähnliche  Eigen- 
schaften z.  B.  die  leichte  Rednzierbarkeit 
und  Wiederoxydierbarkeit.  Das  Oxyhämo- 
oyanin  ist  blau  gefärbt.  Es  iäfit  sich  in 
Kristallen  gewinnen,  von  denen  Kobert  m 
8  flgnren  anf  1  Tafel  Abbildungen  gibt 
Mit  HUfe  von  Zmksnlfat  Iäfit  sich  Hämo- 
cyanin  quantitativ  abscheiden  und  ans  dem 
noch  feuchten  Niederschlage  mit  Hilfe  von 
Natriumkarbonatlosung  und  unter  Bildung 
von  Zinkkarbonat  in  konzentrierter  LOsung 
wiedergewinnen.  Hämocyanm  wirkt  wie 
Hämoglobin  katalytisch  anf  Wasserstoff- 
perozyd.  —17. 

Aroh.  f.  d.  ges.  Pkysiol.  98,  1903,  411. 


In  «Porvenir»  geht  dieser  Galciniemng  noch 
ein  WaschprozeO  voraus,  um  emen  großen 
Teil  des  Kochsalzes  zu  entfernen.  Verbessert 
könnte  die  Rentabilität  vielleicht  dadurch 
werden,  daß  das  Rohmaterial  gleich  an  Ort 
und  Stelle  verarbeitet  würde.  Das  könnte 
einerseits  mit  schwefliger  Säure,  anderseiis 
mit  Soda  geschehen.  Obgleich  nun  in  der 
Gegend  auch  Schwefel  vorhanden  ist,  so  ist 
doch  seine  Gewinnung  und  die  Beschaffung 
der  Schwefelöfen  zu  schwierig,  um  praktisch 
zu  lohnen.  Besser  schobt  es  mit  dem  Sodar 
verfahren,  da  Soda  ebenfalls  am  Orte  ge- 
funden wird  und  auch  die  Apparatur  nur 
emfach  zu  sein  braucht  —Ae. 


Ueber  die  ausgedehnten  Borkalk- 
lager Argentiniens 

berichtet  Fr.  Reichert  (Chem.-Ztg  1906, 
150).  Sie  befinden  sich  in  der  Pnna  de 
Atacama  am  Salar  von  Hombre  Muerto, 
am  Salar  von  Ratones,  in  den  Borateras 
von  Diablillos,  am  Salar  von  Pastos  Grandes, 
am  Salar  von  Cauchari,  am  Salar  von 
Rincon,  an  der  Salina  grande  in  der  Puna 
von  Jujug  und  noch  anderen  großen  Salären 
der  Pirna,  deren  ungflnstige  Lage  für  den 
Transport  und  deren  trostlose  Beschaffen- 
heit jedoch  eine  Ausbeutung  kaum  zulassen. 
Die  Art  des  Vorkommens  ist  verschieden. 
EIntweder  besteht  die  Ablagerung  in  An- 
häufungen von  Knollen,  die  aus  ziemlich 
reinem  Mineral  bestehen  und  dichtes  Geffige 
besitzen,  oder  es  sind  zusammenhängende 
bankartige  Schichten,  die  mehr  oder  weniger 
von  salzhaltiger  Feuchtigkeit  durchzogen 
sind  und  so  unrdnes  Material  liefern.  Der 
Abbau  ist  an  vielen  Stellen  in  Angriff  ge- 
nommen, ruht  aber  fast  überall  wieder,  weil 
die  großen  Transportschwierigkeiten  hinder- 
lich sind.  Das  Mmeral  an  sich  enthält 
durchschnittlich  35  pCt  B2  O3  und  wird 
durch  Gaicinieren  in  rotierenden  Trommeln 
auf  etwa  50  bis  55  pCt  konzentriert  Als 
Feuerungsmaterial    dient     der    Polastrauch. 


Ameisensaures  KupferoxydoL 

Dieses  Salz  wurde  von  Angel  hergestellt 
und  untersucht  Es  ist  sehr  unbeständig 
und  zerfäUt  schon  durch  Wasser,  Alkohol, 
Aether  und  Essigsäure.  Es  bildet  farblose 
Nadeln,  welche  bei  der  Aufbewahrung 
schwadi  rötlich  werden  und  sehr  leicht  smd ; 
sie  bilden  meist  Doppelkristalle  oder  Aggre- 
gate. An  feuchter  Luft  werden  sie  leuchtend 
orangerot  und  zersetzen  sich,  an  trockner 
Luft  dagegen  sind  sie  unveränderlich  halt- 
bar. Durch  Wasser  wird  Eupferoxydul 
abgeschieden,  wässerige  Ameisensäure  ver- 
wandelt es  zum  teil  in  metalUsdies  Kupfer 
und  Cupriformiat,  während  Wasser  mit  einer 
Spur  Schwefelsäure  versetzt  einen  schokolade- 
braunen Niederschlag  von  Kupfer  veranlaßt. 

Pharm,  Joum.  1906,  242.  J.  K. 


Moser'schen 

werden  von  Frieboes  zur  Unterscheidung 
der  Blutflecken  vom  Menschen  und  der  ver- 
schiedenen Tiere  unter  der  Bedingung  für 
wertvoll  erachtet,  wenn  die  Blutflecken 
frisch  sind  und  wenn  nicht  zu  geringe 
Mengen  zur  Verfügung  stehen.  Der  Verf. 
gibt  anf  5  Tafeh  in  33  Figuren  hübsche 
mikrophotograpische  Bilder  von  ifo^^'scfaen 
Kristallen,  die  beim  Blutnachweis  in  der 
Praxis  wesentliche   Dienste  leisten  dürften. 

Äreh.  f.  d.  ges.  Physiologie  97,  1903,  434. 


780 


Zur  Auslegung 
pharmaEeutisohor  Gesetze  usw. 

(Fortsetzung  von  Seite  738.^ 

253.  Verkauf  von  Thigmol-Cröme  m 
Drogenhaadlnngen.  Das  Schöffengericht 
zu  Hannover  sprach  einen  Drogisten  frei; 
der  wegen  Verkaufs  von  «kosmetischem 
Thigmol-OrSme»  angeklagt  war.  Das  Ge- 
richt sieht  m  dem  Thigmol-Or^me  ein  Mitte); 
das  auch  als  Heijljmittel  auOerhalb  der 
Apotheken  feilgehalten  oder  verkauft  werden 
darf.  (Allerdings  gehört  Thigmol  nicht  zu 
den  Mitteln;  die  dem  Apothekenhandverkauf 
vorbehalten  sind ;  Thigmol-Gr^me  stellt  aber 
eine  Arzneizubereitung  vor,  die  dem  freien 
Verkehr  wohl  als  Eosmetikum;  nicht  aber 
als  Heilmittel  flberlassen  ist.  D,  22.)  (Pharm. 
Ztg.  1905;  Nr.  97.) 

254.  Verkauf  von  Erleiuneyer's  Brom- 
wasser  ia  Drogenhandlungen  ist  nach  einer 
Entscheidung  des  Schöffengerichtes  zu  Han- 
nover gestattet;  denn  es  enthält  kein  Anti- 
mon; Arseu;  Baryum;  Chrom;  Kupfer,  freie 
Salpeter-;  Salz-  oder  Schwefelsäure  —  und 
nur  solche  künstlichen  Mineralwässer;  welche 
natürlichen  Mineralwässern  in  ihrer  Zusam- 
mensetzung nicht  entsprechen  und  zugleich 
einen  der  vorgenannten  Stoffe  enthalten; 
sind  dem  Verkauf  in  Apotheken  vorbehalten. 
(Pharm.  Ztg.  1905;  Nr.  97.) 

255.  Abgabe  von  Karbolsäure  statt 
Karbolöl  ia  einer  Drogenhaadlung.  Der 
Inhaber  und  der  Verkäufer  einer  Drogen- 
handlung wurden  vom  Schöffengericht  zu 
15  Mark  bezw.  50  Mark  verurteilt;  weil 
der  Verkäufer  anstelle  von  Karbolöl  kon- 
zentrierte Karbolsäure  in  einem 
runden,  unsignierten  Fläschchen  abgegeben 
und  dadurch  eine  schwere  Körperverletzung 

veranlaßt  hat.     (Pharm.  Ztg.  1905;  Nr.  98.) 

A,  St. 

256.  Abgabe  von  Arzneien  an  Krasken- 
kassenmitglieder  direkt  durch  die  Kran- 
kankassenverwaltung  ist  verboten.  Bei 
einer  Ortskrankenkasse  bestand  die  Einricht- 
ung; daß  die  Verwaltung  rine  Anzahl  Arz- 
neien auf  Lager  hatte,  mit  Nummern  kenn- 
zeichnete und  nach  der  Nummer  auf  Be- 
stimmung des  behandelnden  Kassenarztes 
herausgab  zur  Verwendung  durch  die  Pa- 
tienten. Infolgedessen  übergab  der  Kassen- 
expedient    an    eine    Patientin    eine  Flasche 


Painexpeller  und  eine  Flasche  Eisentinktnr, 
beides    Arzneien,     deren    Vertrieb    den 
Apotheken    vorbehalten     ist.     Das 
Sdiöffengericht  nahm  aU;  daß  sidi  der  An- 
geklagte dieser  Bestimmungen   bewußt  ge- 
wesen ist   und    verurteilte   ihn   zu  3  Mark 
Strafe.     Die  Berufung  der  Ortskrankenkaflse 
behauptet;  es  handle  sich  nicht  um  cUeber- 
lassung  von  Arznden  an  Andere»;  sondern 
nur  um  c  Weitergabe  einer  Arznei  durch  ein 
Krankenkassenmitglied  an  ein  anderes  Kran- 
kenkassenmitglied».     Das  Urteil   des  Ober- 
landesgerichts gab  jedoch  den  Vorinstanzen 
Recht.     Die  Ortskrankenkasse  habe  infolge 
ihres   rechtlichen  Charakters    die  fragHefaen 
Arzneien    alldn   für  sich  erworben:  keines- 
I  wegs   hätten    aber   die  einzelnen  Mitglieder 
der  Kasse  ein  Miteigentumsrecht  an  ihnen. 
Die  Arzneien  hätten  sich  auch  im  Oewahr- 
sam    der   Ortskrankenkasse   befunden.    Sie 
seien  erst  dann  zum  Eigentum  und  Gewahr- 
sam   an    die  Mitglieder  überlassen  worden, 
wenn    es   der   Arzt   anordnete.     (Dresdner 
Anzeiger.)  $. 

Isländisoher  Lebertran, 

der  von  isländischen  Kaufleuten;  darunter 
von  der  Firma  J,  P.  T.  Bryde  dargestellt 
wird;  soll;  wie  in  Apotii.-Ztg.  1906,  762 
mitgeteilt;  besser  als  der  bisher  in  Norw^en 
gewonnene  sein.  F.  Stein  stellte  bei  der 
Untersuchung  als  Befund  fest: 

Spez.  Gewicht  bei  15<)  C    0;923 
Hübrwiie  Jodzahl  ld7;5 

Verseif ungszahl  183;0 

Freie  Säure   (berechnet  als  Oel- 
säure)  0;d3  pOt 

Bei  Abkühlung  bis  auf  0^  fand  keine 
Ausscheidung  statt.  Die  Probe  wies  alle 
dem  Lebertran  eigentümliche  Farbenreak- 
tionen auf.  —tasr- 

Aufbewahrung  von  Aoetopyrin 

muß  in  mit  paraffmierten  Stopfen  geeohlosMnen 
Gläsern  und  vor  Licht  geeohfltzt  ecfolgeo, 
da  sonst  leicht  eine  Zersetzung  unter  Rot- 
färbung des  Präparates  eintritt  Es  bilden 
sich  hierbei  Essigsäure;  Salicybänre  und 
rotgefärbte  Oxydationsprodukte  des  Fhenob. 
Ouyot  beobachtete  hierbei  sogar  das  Auf- 
treten von  Salieylsäurekristallen.  J,  K. 
Pharm,  Joum.  1906,  223. 


781 


Zur  Bestimmung  des  Halogen 
in  organischen  Verbindungen 

empfehlen  W,  Vaubel  und  0.  Scheuer 
(Ghem.- Ztg.  1906 ,  167)  stott  der  bisher 
angewendeten  Methoden,  die  alle  verhältnis- 
mäßig umständlich  sind,  die  Zersetzung  der 
Körper  mit  konzentrierter  SohwefelBänre 
nach  Art  der  Stiokstoffbestimmnng  nach 
KjeldahL  Das  Halogen  entweieht  als  Ha- 
logenwaaserstoff  und  wird  in  wässerige 
SilbemitratlOsung  eingeleitet  Da  Jod  und 
Brom  in  gewissen  Fällen  aneh  als  frties 
Element  tiberdestillieren  und  mit  der  Silber- 
lOsung  dann  dn  Gemisch  von  Jodsilber  mit 
jodsaurem  Silber  entsteht,  wird  die  bei  der 
Zersetzung  aus  der  Sehwefelsäure  entstehende 
schweflige  Säure  durdi  Znsatz  von  halogen- 
freiem Filtrierpapier  oder  metallischem  Kupfer 
vermehrt,  um  nur  die  Halogensilberverbind- 
nng  zu  erhaltet^  Das  dabei  entstehende 
Bchwefligsaure  Silber  wird  durch  Erhitzen 
mit  Salpetersäure  in  schwefelsaures  Silber 
umgewandelt  und  mit  Wasser  ausgewaschen. 
Die  ausgefflhrten  Bestimmungen  zeigten  gute 
Resultate.  Die  Methode  ist  vielseitiger  An- 
wendung fähig  und  gestattet  die  gleichzeitige 
Bestimmung  von  Halogen  und  Stickstoff. 
Die  betreffende  Verbindung  darf  nicht  zu 
leicht  flüchtig  und  dabei  gegen  Schwefel- 
säure widerstandsfähig  sein,  unter  um- 
ständen muß  man  sich  durch  Anwendung 
eines  Rflckflußkühlers  zu  helfen  suchen. 

Ueber  die 
Storch-Morawski'sche  Harz- 
reaktion. 

Daß  der  positive  Ausfall  dieser  Reaktion 
nicht  unter  allen  Umständen  das  wirkliche 
Vorhandensein  von  Harz  anzeigt,  ist  aus 
folgendem  Falle  ersichtlich,  den  J,  Großer 
(Chem.Ztg.  1906,  330)  berichtet.  Eine 
Seife  war  auf  Harz  zu  prüfen  und  die  ab- 
geschiedenen Fettsäuren  gaben  eine  stark 
positive  Reaktion  nach  Storch- MorawsH. 
ISa  wurde  deshalb  die  quantitative  Bestimm- 
ung nach  Ikmtchell  durchgeführt  und  ein 
Qehalt  von  etwa  10  pGt  Harz  festgestellt 
Die  Seifenlösung  wurde  zur  Kontrolle  zer- 
setzt und  die  mutmaßlichen  Harzsäuren  zur 
Wägung  gebracht,  wobei  sieh  eine  gute 
Uebereinstinmiung  ergab.    Die  abgeschiedene 


Substanz  gab  die  Storch- MorawskPw^^ 
Reaktion  prachtvoll,  doch  schien  sie  ihrer 
Konsistenz  nach  nicht  aus  Harz  zu  be- 
stehen und  zeigte  auch  nicht  den  charakter- 
istischen Harzgeruch.  Ihr  Verhalten  zu 
Petroläther  führte  darauf,  daß  nicht  Harz- 
säuren, sondern  Oxyfettsäuren  vorlagen,  die 
ja  auch  nicht  verwertet  werden  kOnnen  und 
ebenfalls  die  Storch- Morawski'Bniie  Reaktion 
geben. 


Zur  Technik  der  Sperma- 
untersuchungen. 

Für  die  Untersuchung  des  Sperma  ist  es 
von  großer  Wichtigkeit,  die  Konservierungs- 
flüssigkeiten möglichst  zu  vermeiden;  das 
Sperma  muß  daher  vollständig  steril  auf- 
bewahrt werden.  Die  Aufbewahrung  ge- 
schieht ohne  jedes  Konservierungsmittel  in 
stets  gut  versdilossenen  Gefäßen,  der  Inhalt 
darf  nur  mit  frisch  ausgeglühten  Platinttaen 
entnommen  werden;  ein  so  aufbewahrtes 
Sperma  hält  sich  monatelang  ohne  jeden 
Zusatz  unverändert  Nicht  nur  um  die 
Lebenstätigkeit  der  Spermatozoon  zu  be- 
obachten, sondern  audb,  ob  überhaupt,  in 
welcher  Form  und  Zahl  sie  vorhanden  sind, 
ist  die  Untersuchung  im  frischen  Präparat 
sehr  wichtig. 

Zur  Untersuchung  im  fixierten  und  ge- 
färbten Präparat  empfiehlt  Wederhdke  die 
dnfache  flxierung  m  70proc  Alkohol,  die 
für  die  meisten  Zwecke  ausreicht  und  vor- 
zügliche Resultate  gibt;  nach  dieser  Fixier- 
ung kurzes  Abspülen  m  Wasser,  Nachhärt- 
ungen m  Aether-Alkohol  (1  Stunde},  für 
manche  Zwecke  z.  B.  zur  Entfernung  des 
Ledthin,  sehr  geeignet  Als  vorzügliche 
Färbemethoden  sind  die  von  Pick  und 
Jadassohn  angegebene  Fuchsin-Methylenblau- 
lösung (2  Minuten  lang,  dann  Abspülen  mit 
Wasser,  wobei  die  Köpfe  der  Spermatozoon 
blau,  das  Protoplasma  rot  gefärbt  ist),  femer 
Methylgrün-Eosin  (Köpfe  grün,  Sdiwänze 
und  Protoplasma  rot),  Methylgrün  mit  Croceln- 
Scharlach  und  bei  allen  Methoden  Unter- 
suchung in  Glycerm  oder  FarranfsebeT 
Flüssigkeit  (auf  dem  Objektträger). 

Zur  Untersuchung  von  auf  Sperma  ver- 
dächtigen Flecken  in  der  gerichtlichen  Medizin 
ist  die  Jod-Crocelnscharlachfärbung  wertvoll 
(vergl.  Pharm.  Oentralh.  47  [1906],  341). 
Als   ausgezeichneten   Spermafarbstoff  rühmt 


7^2 


Wederhake  schließlich  noch  das  Safranin 
(1  g  Safranin,  100  g  Alkohol  (30proc.); 
destill.  Wasser  200  g)  und  zur  Färbung  des 
Lecithin    Sudan    mit    Methylgrttn.      (Vergl. 

auch  Pharm.  Centralh.  47  [1906];  510.) 
MoncUsber,  f.  Urolog.  1905,  Nr.  9.      Ä.  Rn. 

Neue  Apparate  für  den  Gebrauch 
im  Laboratorium 

nach  Prof.  Dr.  Kippenberger^  Bonn. 

1.  Apparat  zur  Bestimmung  der  Ver- 
seifiuigBzahl.     Als   wesentlicher  Vorteil  ist 
der  Umstand    zu  betrachten,  daß  die  Kölb- ' 
chen  infolge  der  2,b  cm  in  das  Wasserbad ; 
hineinragenden  Ringeinsätze  gleichmäßig 
erwärmt  werden.  | 

2.  DestillatioBsapparat  zur  Bestimmung 
der  flüohtigeB  Fettsäuren,  des  Ammoniaks  i 
und    des    Alkohols    zeichnet    sich    durch 
Raumersparnis  aus. 

3.  Fettprüfer,   speziell  für  Margarine 
und  Butter  dienen  zum  Nachweise  des  Sesam- 


la 


Ic 


Öles  in  der  Margarine;  beim  Gebrauche  hat 
sich  von  den  3  obenstehend  abgebildeten 
die  Form  Ic  als  die   handlichste  erwiesen. 

4.WägefLäBoliohen  für  Flüssig- 
keiten, die  leicht  einer  teilweisen 
Verdunstung  unterliegen.  Es 
wird  beim  Gebrauche  am  besten 
nur  halbgefüllt  (s.  nebenst.  Abb.). 

5.  Bürette  für  den  Amylalkohol  bei 
der  Fettbestimmung  nach  Oerber.  Da 
das  Aufsaugen  von  Amylalkohol  zur  Fett- 
bestimmung nach  Oerber  sehr  lästig  ist, 
empfiehlt  Kippenberger  einen  Apparat,  der 
im  wesentlichen  aus  emem  Scheidetrichter 
mit  einer  angebogenen  genau  kalibrierten 
Kapillare  besteht.  Für  1  ccm  Amyhükohol 
beträgt  die  lineare  Ausdehnung  13  cm. 

Bezugsquelle  für  die  Apparate  ist  die 
Firma  C\  Oerhardt,  Bonn.  (Apoth.-Ztg. 
1905,  567.)  p 


Zur   quantitativen   Bestimmung 
des  Chloralhydrates 

bemerkte  Wallis,  daß  die  Vorschrift  der 
Britischen  Pharmakopoe  dann  richtige  Re- 
sultate ergibt,  wenn  man  genau  wie  folgt 
verfährt:  Etwa  1,5  g  Ghloralhydrat  werden 
in  50  bis  100  ccm  Wasser  gelöst,  in   einen 

Ueberschuß  von  Vs'^^^^^'^^^^^^^f®  6^ 
gössen,  wobei  für  jedes  Gramm  Qüoral- 
bydrat  15  ccm  der  letzteren  zu  ndimen 
sind.  Man  schüttelt  die  Mischung  dnrdi 
Rotation  2  Minuten  lang  und  titriert  mit 
Y2-Normal-Schwefelsäure  unter  Verwendung 
von  Phenolphthalein  als  Indikator.  Die 
Berechnung  der  Menge  des  OhloralhydrateB 
geschieht  dann  unter  Zugrundelegung  der 
Gleichung: 

CCl3CH(0H)2  +  NaOH 
=  CHClö  +  HClOSa  +  HjC. 

Die  jodometrisohe  Bestimmung  des  Ghlonü- 
hydrates  nadi  Rupp  (Pharm.  Centralh.  44 
[1903],  928)  ergeben  nach  Verf.  immer 
nur  97  pOt  des  vorhandenen  Ghloralhydrates. 
Er  schlägt  daher  folgende  Bestimmungs- 
methode  vor:  Man  löst  0,1  g  Ghloralhydrat 
in  10  ccm  Alkohol  in  einer  starkwandigen 
Flasche,  fügt  10  com  Normal-Natronlange 
hinzu,  verschließt  die  Flasche  mit  einem 
Gummistopfen,  den  man  mit  Bindfaden  ver- 
schnürt und  erhitzt  die  Mischung  3  Stunden 
lang  im  Wasserbade.  Darauf  wird  die 
Flüssigkeit  unter  Anwendung  von  Phenol- 
phthalein als  Indikator  mit  Yio-Normal- 
Schwefelsäure  neutralisiert  und  die  neutrale 

Flüssigkeit  mit  YiO'^^^^^'^^^^^™^^  ^^ 
einigen  Tropfen  Ealiumchromatlöeung  titriert 
Hierbei  sollen  bis  zur  Rotfärbung  niebt 
weniger  als  18,1  und  nicht  mehr  als  18,3  cem 
Yio  ~  Normal  -  SilbemitratlOsung  verbranebt 
werden.  Die  Reaktion  bei  dieser  Bestimm- 
ungsmethode  verläuft  nach  folgender  OWeb- 
ung: 

CCl80H(OH)2  +  öNaOH 

=  3Na01  +  2HC00Na  +  3H2O. 

Ein  Mol  Ghloralhydrat  entspridit  also  30 
Liter  Yio-Normal-SUbemitratlösung|  ein  Hilli- 
mol  Ghloralhydrat  also  30  cem  Vio-Normal- 
Silbemitratlösung  und  0,1  g  Ghloralhydrat 
erfordert  18,27  ecm  der  letzteren.    /  K. 

Pharm.  Joum.  1906,  163. 


■ahrungsmiiteUCheniie. 


Sterilisierung  und  Veredelung 

von  Weinen  und  Spirituosen 
durch  Ozon. 
■Die  wirtBohaftlicheu  Nachteile,  welche 
durch  die  nolwendigs  l&Dgere  Lagemng  von 
Wränen  und  Spiritnoasn  zn  Veredelnngs- 
zwaoken  hervorgerafen  werden,der  bedenteada 
Verinst  &n  FIDssigkeit,  die  Fnrobt,  daß  die 
W«ne  v&hrend  der  Lagern ngsperi od e  kranb, 
fehlerhaft  und  minderwertig  werden  usw., 
haben  im  Laufe  der  Jahre  zn  verschiedenen 
Versnchen  geführt,  ün  beschien nigtes  Reifen 

dieser  Flflsaig- 

keiten  berbd- 
znführen. 

Ein  glücklicher 
Gedanke  war  es, 
bei  diesen  Yer- 
snidien  die  osy- 


Bchaften  des 

Ozons  zn  be- 
rfloksichtigen,  je- 
doch erwies  sieh 

das  seit  einer 
Reihe  von  Jahren 
durch  Malvexin 

in  Verbind  nng 
mit  VilUm  in 
Frankreidiange- 
vendete  Verfah- 
ren, ^n  fertiges 
Ozongemiseh  in 
dieFIfiaeigkatzu 
leiten,  wegen  der 

geringen  Sta- 
bilitit  dieses 
Stoffes  praktisch 
wenig  verwend- 
bar. 

Eine  hervorragende  Wirkung  wnrde  hin- 
gegen nenerdings  mit  dem  patentierten  Dom- 
BobenOzon verfahren  erzielt,  weil  dnrch  dasselbe 
eine  Sterilisiemng  und  Veredelnng  der  Flüssig- 
keit gleichzeitig  bewbrkt  wird  und  diese 
Wirkung  unbedingt  eintreten  muß,  da  die 
Erzeugung  des  Ozons  in  der  zn  behandeln- 
den PlDssigkeit  selbst  erfolgt. 

Im    nachstehenden    soll    eine    kurze 
scbreihnng   des  T^om'schen  Ozonrerfahrens 


und  der  Vorteile  desselben  gegeben  werden : 
Man  geht  hei  der  Anwendung  in  der 
Weise  vor,  daQ  m  das  mit  der  flfissigkeit 
gefüllte  GeflD  (bei  grCßeren  Mengen  direkt 
in  das  Spundloch  de<  Lagerfasses  selbst) 
vermittele  eines  Znleitungsrohres  kontinnier- 
lich  an  schwacher  Sauerstoffstrom  eingeführt 
wird,  welcher  die  zu  behandelnde  Flüssig- 
keit durdiperlt,  eine  geringe  Bewegung  der- 
selben verursacht  und  eine  vollständige 
Sättigung  mit  Sauerstoff  herböfülul 

Zn  gleicher  Zeit  werden  kurz  hintereinander 
folgende  atatische  Entladungen  der  ebenfalls 
in  die  FtOssig- 
kät  eingeführ- 
ten Elektroden 
einer  geeigneteo 
selbstentwiekehi- 
den      Inflnenz- 

Elektrisier- 
masohme  hervor- 
gerufen. Der  in 
der  Flüssigkeit 
gelöste  Sauer- 
stoff    (0)     VM- 

wandelt  sidt 
dann    in    Ozon 
(O3),  welches  mit 
größter  Aktivität 
einwirkt,     wäh- 
rend zu  gleicher 
Zeit   dnrch    die 
statisehen     Ent- 
ladnugen  günst- 
ige    molekulare 
VeräuderuDgoi 
innerhalb  der 
FlOssigkat    sich 
vollziehen. 
Es  handelt  uch 
hä  dem  vor- 
liegeuden  Verfahren  im  allgemeinen  um  eine 
Sterilisiemng  von  FlüB«gkeiten,  im  besonderen 
aber   um   äne   Alterung  bezw.  Veredelung 
von  Wunen  und  Spirituosen,  welche  bisher 
erst  durch  «ne   oft  viele  Jahre  andauernde 
Lagerung  eirdcht  wurde. 

Die  Beseitigung  der  Lagerung  ermSglicht 
^ne  wesentliche  Beschränkung  des  Lagern 
raumee  und  der  Lagerfasser,  üe  verhindert 
die  dnrch  die  Lagerung  entstehenden  erheb- 


784 


liehen  VerlnBte  an  Flflssigkeit,  sie  bewirkt 
eine  weeentllohe  Herabmindernng  des  Anlage- 
kapitals usw. 

Diesen  anßerordentiiohen  Vorteilen  nnd 
Ersparnissen  stehen  nnr  ganz  geringfügige 
Ausgaben  gegenüber,  denn  das  Dorr^'sche 
Ozonverfahren  ist  nicht  nur  sehr  einfach 
in  der  Handhabung,  sondern  verursacht  auch 
kaum  nennenswerte  Anschaffungs-  und  Be- 
triebskosten. 

Die  Anschaffungskosten  einer  « Wiems- 
At/rs^- Influenzmaschine»  von  25  cm  Scheiben- 
durchmesser betragen  etwa  Mk.  200,  die- 
jenigen eines  zum  Antrieb  derselben  erforder- 
lichen Elektromotors,  oder  irgend  einer 
anderen  Betriebskraft  von  Vi  6  Pferdestärke, 
etwa  Mk.  100.  Die  Betriebskosten  für  die 
vierstündige  Behandlung  einer  Flüssigkeit 
von  zehn  Hektoliter  steUen  sich  auf  nur 
Bik.  0,08  für  Stromverbrauch  des  Motors, 
Mk.  1,35  für  Verbrauch  an  Sauerstoff  (etwa 
300  Liter),  zusammen  Mk.  1,43. 

Besondere  Arbeitskräfte  zur  Beaufsichtig- 
ung der  Maschine  usw.  sind  nicht  erforder- 
lich, es  genügt,  wenn  der  Gang  derselben 
ab  und  zu  von  dem  in  jedem  Betriebe  so- 
wieso vorhandenen  Personal  kontrolliert  wird. 

Der  Leiter  der  kgl.  ital.  önotechnischen 
Station  zu  Berlin,  sowie  andere  Sachver- 
ständige haben  eme  Reihe  von  Versuchen 
in  vorstehend  beschriebener  Art  mitBordeaux- 
und  Südweinen ,  mit  Kognak ,  Wermuth, 
Whiskey  usw.  ausgeführt  und  haben  sich 
überanstimmend  dahin  ausgesprochen,  daß 
sie  die  Behandlung  von  Wemen  und  Spiri- 
tuosen nach  dem  DoTTi'schen  Ozonverfahren 
für  eme  der  natürlichen  Lagerung  en^ 
sprechende  bezw.  dieselbe  ersetzende  und 
ganz  besonders  auch  für  Verschnitte  em- 
pfehlenswerte erachten.  Der  kommerzielle 
Wert  und  die  Haltbarkeit  der  behandelten 
Weine  ist  wesentlich  erhöht ;  die  Kosten  der 
Behandlung  sind  ganz  versdiwindend  ge- 
ringe, das  Verfahren  selbst  ist  ein  außer- 
ordentlich einfaches  und  kann  in  jedem 
Keller  ausgeführt  werden.» 

Zum  Schlüsse  weisen  wir  noch  darauf 
hin,  daß  nähere  Auskunft  über  dasselbe  er- 
teilt: die  Handels-  und  IndtistriegeseU- 
Schaft  m.  b.  H.  in  Berlin  SW.  13,  Alexan- 
drinenstraße  135/136. 

Neue  DeuUehe  Wein-Ztg.  1906,  Nr.  2. 


Ueber  die  Verwendung 
der  alkalisierten  Buttermilch  als 
Säuglingsnahrung  und  über  die 
Dauerpräparate  der  alkalisierten 

Buttermilch 

teilt  L.  Moll  in  Deutsch.  Med.  Wodien- 
schrift  1906,  1290  weiteres  mit,  dem  etwi 
folgendes  zu  entnehmen  ist: 

Die  saure  Buttermilch  (BMI;,  wel- 
che aus  1  L  Buttermilch,  15  g  Mehl  und 
60  bis  80  g  Zucker  bereitet  wird,  hat  nach 
klinischen  Beobachtungen  sowohl  bei  ge- 
sunden Kindern  als  Beinahrung  sur  Brost 
oder  als  ausschließliche  Nahrung,  wie  tuA 
bei  chronisch  darmkranken  Kindern  oft  vor- 
zfigliche  Dienste  geleistet,  schließlieh  jedodi 
in  recht  vielen  Fällen  versagt  Daher  hat 
Verfasser  versucht,  von  den  vermeintlicheD 
Sdiftdlichkeiten  der  Buttermilch  den  starken 
Säuregehalt  durch  Alkali  zu  beseitigen.  Die 
Bereitung  der  alkalisierten  mageren 
Buttermilch  (BM  II)  ist  bereits  nieh 
einer  früheren  Mitteilung  des  VerfasserB  in 
Pharm.  Gentralh.  47  [1906J,  340  angegeben. 
Die  daselbst  angeführte  Pnlvermischung  au 
Milch-  und  Rohrzucker,  Enarr^s  diastasiertem 
Reismehl  sowie  trocknem  Natriumkarbonat 
wird  als  fertiger  Buttermilchzusats 
(BMZ)  von  der  Radlitzer  Damptmolkerei 
K,  0.  Kirschner  m  Prag-Smichow  in  den 
Handel  gebracht  Wenn  bei  genügenden 
Tagesmengen  dieser  mageren  Buttermilch 
und  guten  anfänglidien  Erfolgen  OewiditB* 
stillstand  eintritt,  wurd  derselben  Fett  in 
Form  eines  konzentrierten  2ientrifng6nrahm 
zugesetzt  und  zwar  in  der  Menge  von  10 
pCt  nach  dem  Zusatz  der  erfordeifieben 
Menge  des  Pulvers  und  darauf  gekoebt 
Steht  ein  Zentrifngenrahm  nidit  zur  Ver- 
fügung, so  wird  auch  schon  die  gew5hnliebe 
Haussahne  mit  Vorteil  verwendet  werden 
können.  Diese  Buttermilch  ist  die  alkali* 
sierte  fette  Buttermilch  (BM  III). 

Da  Buttermilch  in  verläßlicher  Form  nieht 
überall  und  täglich  zu  haben  mt,  so  worden 
Versuche  angestellt,  um  auch  die  alkaUerte 
Buttermilch,  so  wie  dies  ähnlich  sehon  ?on 
der  sauren  Buttermilch  durchgeführt  wvrde, 
in  die  Form  von  Dauerpräparaten  n 
bringen.  Es  gehing  die  alkalisierte  Bntter- 
milch  bei  bestimmter  Temperatur  zu  konden- 
sieren,  ohne  daß  schädliche  Veränderanges 


785 


an  den  Eiweißkörpern  und  den  übrigen  Bestand- 
teilen  festgestellt  werden  konnten.  Der 
Znokergehalt  wurde  ans  Erhaltungsrück- 
siehten  etwas  erhöbt,  während  das  Mehl 
deshalb  fortgelassen  wnrde,  weil  es  bei  der 
Darstellang  das  Präparat  nngflnstig  verändert 
nnd  andererseits  die  Möglichkeit  geboten  ist, 
erst  bei  der  Bereitung  der  Nahrung  das 
Mehl  naeh  Neigung  und  Anzeige  zu  wählen. 
Die  Zubereitung  der  Nahrung  erfolgt  m  der 
Weise,  daß  der  Inhalt  einer  Büchse  in  einer 
heißen  MeUabkoehung  (em  Eßlöffel  oder 
15  g  Mehl  auf  ^4  ^  Wasser)  verrührt  und 
aufgequirlt  wird. 

Die  Buttermilchkonserve  wird  in 
zwei  Formen  entsprechend  der  mageren 
B  M  U  und  der  fetten  ButtermUch  B  M  m 
dargestellt.  Die  erstere  enthält  in  trink- 
fertiger Gestalt  0;5  pGt,  die  letztere  2,5  bis 
2,8  pGt  Fett 

Die  üntersudiung  der  kondensierten  bezw. 
trinkfertigen  Nahrung  ergab  folgende  pro- 
centische  Zusammensetzung: 

Kondensierte      trinkfertige 
BM  BM 


Eiweißstofife 

9,28 

3,24 

Bohrzucker 

8,49 

2,83 

Milchzucker 

18,19 

6,06 

Fett 

1,64 

0,54 

Salze 

3,02 

1,00 

WaHser 

59,18 

AciditätSbislOSU. 

Klinische  Versuche  haben  ergeben,  daß  diese 
Buttermilchkonserve  der  frisch  zubereiteten 
Buttermilch  entspricht 

Ein  weiteres  Dauerpräparat  ist  die  a  1  k  a  1  - 
isierte  Buttermilch  in  Pulver- 
form (BMP).  Dieses  Präparat  stellt  em 
weißes  Pulver  dar,  von  dem  100  g  ent- 
halten: 20  Eiweiß,  19,28  Bohrzucker,  35,06 
Milchzucker,  2,78  Fett,  6,78  Salze,  14,28 
Weizenmehl,  3,57  Hafermehl  und  3,22 
Wasser.  Die  trinkfertige  Nahrung  wird 
bereitet,  indem  man  emen  Eßlöffel  (15  g) 
Pulver  mit  acht  Eßlöffel  Wasser  verrührt 
nnd  unter  beständigem  Quirlen  langsam 
aufkocht  Die  erhaltene  milchartige  Flüssig- 
keit entspricht  einer  Reichen  Menge  BMII. 

Die  naeh  Angabe  des  Verfassers  herge- 
stellten Dauerpräparate  werden  demnächst 
hn  Handel  erscheinen.  — to— 


Ueber  das  Reifen  des  Parmesan- 

kases 

hat  Camalba  (Chem.  -  Ztg.  1906,  156) 
Studien  gemacht  Bei  dieser  Käseart  geht 
nur  ein  Teil  des  Kasein  durch  die  Fermen- 
tation m  Lösung.  Das  aus  dem  löslichen 
Kasein  entstandene  AmmonuÜL  bildet  einen 
bedeutenden  Teil  des  gesamten  löslichen 
Stickstoffes.  Auch  die  bei  der  Reifung  auf- 
tretenden flüchtigen  Säuren  bilden  sich  auf 
Kosten  des  Kasein,  während  das  Fett  nur 
wenig  an  der  Reifung  beteiligt  ist  Es 
sind  hauptsächlich  Butter-,  Kapron-  und 
Essigsäure  und  Spuren  höherer  Glieder  dieser 
Reihe.  Auch  in  den  Provoloüi,  einer  be* 
sonderen,  dem  «  Gado  cavallo»  ähnliehen 
Käseart,  bleibt  die  Menge  des  angegriffenen 
Kasein  innerhalb  gewisser  Grenzen,  wobei 
sich  Ammoniak,  Kapron-  und  Buttersäure 
bildet      Der   Reifungsprozeß    schreitet    bei 

diesen   Käsen  von  mnen   nach  außen  vor. 

-he. 

Fisoh-Fuddiiig. 

In  den  nordischen  Ländern  und  auch  in 
Deutschland  wird  Fisch  außer  in  Saucen 
auch  in  Form  eines  festen  Pudding  kon- 
serviert Die  Dosen  mit  dem  Fisch-Pudding 
zeigen  bisweilen  Bombagen  (Auftreibungen). 
Aus  derartigen  verdorbenen  Dosen  mit  flsch- 
Pudding  konnten  Bakterien  von  sehr  großer 
Widerstandskraft  gegen  Hitze  isoliert  wer- 
den. Die  Sterilisation  derartiger  Konserven 
konnte  mit  Sicherheit  erst  durch  25  Minuten 
langes  Erhitzen  auf  117^  Cerreidit  werden. 
Da  hierbei  die  Qualität  des  Fisch-Pudding 
leidet,  empfiehlt  sich  für  die  Praxis  45  Mi- 
nuten bei  110  bis  112^  zu  arbeiten.  Die 
Konsistenz  des  Puddingmaterials,  welches  ein 
sehr  schlechter  Wärmeleiter  is^  dürfte  mit 
Schuld  daran  sem,  daß  sich  die  Sterilisation 
so  sdiwierig  bewerkstelligen  läßt     —cfo/. 

Komerven-Ztg.  1906,  354. 

YerflUschnng  von  Erdnüssen  mit  Wasser. 

Im  «Seifenfabrikant»  1906,  32ö  wird  auf  das 
Beschweren  der  Erdnüsse  mit  Wasser  aufmerk- 
sam gemacht,  dabei  aber  auch  darauf  hinge- 
wiesen, daß  der  Fälscher  dadurch  keinen  Vor- 
teil erzielen  könnte,  weil  die  Preise  für  feuchte 
Ware  niedriger  seien,  als  für  gute,  trockene 
Nüsse.  Außerdem  sei  auch  der  Gewichtsverlust, 
der  auf  dem  Transport  durch  Gärungsprozesse 
eintrete,  bei  feuchter  Ware  viel  größer  als  bei 
trockener,  und  schließlich  leide  aach  der  gute 
Geschmack,  da  das  Fett  in  den  feuchten  Nüssen 
ranzig  werde.  — he. 


786 


Pharmakognostisohe  Mitfeilungeiii 


Der  Zapotebaum,  Achrias  sapota 

iflt  seit  langen  Jahren  die  Ursache  des  Wohl- 
standes des  mexikanischen  Kantons  Toxpam. 
Das  Holz  ist  dnnkel  purpurrot^  von  außer- 
ordentlicher Festigkeit  und  Dichte;  so  daß 
es  in  Wasser  untersinkt^  sich  aber  jahrelang 
so  hält.  Es  nimmt  wundervollen  Polierglanz 
an.  Die  Rinde  des  Zapotebaumes  bildet  ein 
geschätztes  Gerbmittel ,  und  endlich  wird 
von  diesem  Baume  das  Ohiclegummi  ge- 
wonnen. Nach  A.  J.  Lespinasse  (Chem.- 
Ztg.  1906;  Rep.  101)  nimmt  der  Bestand 
an  diesen  wertvollen  Bäumen  sehr  schnell 
ab;  weil  die  «Chideros»  in  ihrer  Habgier 
den  Baum  mdst  so  tief  anschnddeU;  daß 
er  zu  Grunde  geht.  Die  Chidegewinnnng 
erstreckt  sich  bis  tief  nach  Tucotan  hineui; 
aber  das  Gummi  aus  südlicheren  Gegenden 
ist  weniger  geschätzt  Die  Hauptmenge  des 
Ghidegummis  geht  nach  den  Vereinigten 
Staaten  zur  Herstdinng  des  dort  beliebten 
Kaugummis.  Die  Zapotebäume  wachsen  am 
besten  auf  hochgdegenem;  hügeligen  Ge- 
lände; de  können  25  Jahre  lang  hinter- 
einander angezapft  werdeu;  bedürfen  dann 
aber  einer  5  bis  6  jährigen  Pause  zur  Er- 
holung. Die  mittlere  Höhe  der  Bäume  ist 
30  Fuß;  ihre  volle  Größe  errdchen  de  in 
40  bis  50  Jahren.  Im  September  beginnt 
man  mit  dem  Anzapfen.  Die  Bäume  werden 
\/- förmig  eingeschnitten  und  Palmblätter 
darunter  befestigt;  damit  der  Saft  in  die 
Auffanggefäße  fließt.  Der  Saft  wird  durch 
Kochen  eingedickt  und  bildet  KlumpeU;  ans 
denen  das  Wasser  ausgequetscht  wu:d  und 
aus  denen  Brote  von  5  bis  30  Pfund  her- 


gestellt werden.     Besdiwenmg  mit  Holz  nnd 
Steinen  ist  sehr  beliebt  -Aa. 


Die  Barbatimaorinde 

stammt  von  einem  im  Innern  des  Staat« 
Sao  Paulo  in  Brasilien  wachsenden  Baume 
und  wird  an  Ort  nnd  Stelle  mit  gutem  Er- 
folg zum  Gerben  verwendet  Nach  den 
Untersuchungen  von  Joh,  Päßler  (Cham.- 
Ztg.  1906;  Rep.  166)  enthält  die  Kinde 
27;0  pCt  gerbende  Substanz,  4,0  pOt  kis- 
liche  NichtgerbstoffCi  54,5  pGt  unlödiehe 
Stoffe^  14;5  pGt  Wasser,  0,6  pGt  traubea- 
zuckerartige  Stoffe  und  0,5  pCt  rohrzacker- 
artige  Stoffe.  Das  Holz  des  Baumes  ent- 
hält nur  3,8  pCt,  die  Blätter  6,7  pCt  Gerb- 
stoffe. Hochkonzentrierte  BrOhen  sehddea 
schwerlödichen  Gerbstoff  aus,  jedodi  nidit 
in  so  hohem  Maße  wie  Qnebrachoholzaiu- 
zUge.  Die  Barbatimaorinde  verieiht  dem 
Leder  eine  lichte  Farbe  mit  rötlichem  Stidi, 
die  jedoch  bd  2  monatiger  Belichtung  stirk 
nachdunkdt  und  einen  rotbraunen  Ton  an- 
nimmt Sie  verhält  sich  also  auch  in  dieser 
Beziehung  wie  Quebrachoholz.  Nadi  prak- 
tischen Gerbversndien  eignet  aidi  die  Binde 
zur  Gerbung  von  Oberleder,  am  besten  in 
Verbindung  mit  anderen  Gerbstoffen,  z»  B. 
Eichen-  oder  Fichtenlohe;  auch  Vadideda' 
(Grubengärung)  läßt  stdi  in  marktElhiger 
Qualität  mit  gutem  Erfolg  unter  Mit- 
verwendung dieses  Ifaterials  erzengen.  Eb 
ist  ein  beachtenswertes  Gerbmaterial,  das 
\  bd  entsprechendem  Preise  vortdlbaft  ak 
Ersatz  für  Quebrachoholz  verwendet  werden 
i  kann.  —U. 


Therapeutische  Mitteilungen. 


Als  Mittel 

gegen  die  gefürchtete  Wurm- 

krankheit  der  Bergleute 

wird  von  Phillips  eine  Mischung  von  2,5  g 
Eukalyptusöl;  3,5  g  Chloroform  und  40  g 
Ridnusöl  empfohlen.  Der  Kranke  nimmt 
die  Hälfte  des  Büttels  morgens  ntlchtem  und 
die  andere  Hälfte  nadi  einer  halben  Stunde. 
Nötigenfalls   muß  der  Gebrauch  des  Büttels 


nach  je  2  Tagen  mehrmals  wiederiiolt  wer- 
den. Bei  jugendlichen  Kranken  ist  die  Gabe 
entsprechend  zu  verkleinem.  Außer  dam 
Erreger  der  Wurmkrankhdt  der  Bergleute, 
dem  Ankylostomum  duodenale  oder  Doduma 
duodenalis  werden  aueh  die  Springwfinner 
(Oxyurus  vermicularis)  und  die  BandwIbiDcr 
(Taenia  nnd  Botryocephalus)  doroh  d« 
Mittd  erfolgreich  abgetrieben.  (Pharm.  Jouni. 
1906,  319.) 


787 


■ 

Bei  dieser  Gelegenbdt  mag  eine  Angabe, 
welche  sioh   in   dem   Aofsatz   über  Wurm- 
krankbeit    der    Bergleute    in    der    Pharm. 
Gentralh.  46  [1904],  Seite  215  findet,  hier 
kurz    berichtigt    werden.     Die   Larve    des 
Ankyiostomum    duodenale   wird  bekanntlich 
normalerweise  mit  verunreinigtem  Trinkwasser 
in  Bergwerken,  Tunnelbauten,  aber  auch  in 
sfldlichen    Gegenden    in    Ziegeleien   in   den 
Verdauungskanal  des  Menschen  aufgenommen. 
Im    Magen    wird   ihre    Ghitinhülle   verdaut 
und  im  Duodenum   entwickeln  sich  alsdann 
die  geschlechtsreifen  Tiere.    Nun   war  von 
Loos  in  Kau*o  durch  Selbstversuehe  festge- 
stellt,  daß   die   Larven   auch  befähigt  smd, 
durdi    die    Süßere   Haut  einzudringen   und 
Loos  hatte  sich  hierbei  selbst  eine  äußerst 
schwere    Ankylostomiasis     zugezogen.      Er 
konnte  als  Weg,  den  die  Larve  zurücklegt, 
bis  sie  in  das  Duodenum  gelangt,  im  folgen- 
den   feststellen.     Die   Larven    bohren    sich 
durch  die  HaarbJUge  und  Schweißdrüsen  ein, 
gelangen    m     die    venösen    Blutkapillaren, 
werden  hier  fortgeschwemmt  und  gelangen 
durch  die  rechte  Herzkammer  in  die  Lungen- 
arterie   und    die  Lungen,   werden  von  hier 
aus  durch  die  Atembewegungen  und  etwaige 
Expektorationen    in   den   Schlund  befördert 
und  können  nunmehr  durch  die  Speiseröhre 
in  den  Magen  und  von  dort  m  das  Duodenum 
gelangen.     Diese  Angabe  von  LooSy  welche 
durch   mehrfache   mikroskopische   Präparate 
belegt   sind,    sollten    durch  Nachprüfungen 
nicht  bestätigt  worden  sein.    Bie  Bestätigung 
ist  jedoch  inzwischen  erfolgt,  indem  Schaff- 
ner  in  Sumatra  (Verhandlungen  der  Gesell- 
schaft Deutscher  Naturforscher  und  Aerzte, 
Meran  1905,  IL  Teil,  2.  Hälfte,  Seite  51) 
bei  Versuchen  an  sich  selbst  ebenfalls  das 
Eindringen    der  Larven    durch    die    äußere 
Haut  feststellen  konnte.     Dieses  Eindringen 
geschieht  unter  Jucken  und  Qnaddelbildung 
innerhalb   30   bis   40   Minuten.     Die  Reiz- 
erscbeinungen   sind    bereits    nach   2   bis   3 
Standen    völlig    verschwunden.     Die   Larve 
macht   kaum    eine   größere  Verletzung  der 
Haut  als  ein  Mfickenstachel,  auch  hält  sie 
sich  nicht  lange    m    der   Nähe    der    Haut- 
pupillen mit  ihren  Nervenendapparaten  auf, 
wie  die  Krätzmilbe,  sondern  dringt  rasch  in 
die  Tiefe. 

Den  genaueren  Weg,  den  die  Larve  ein- 
schJägt,  konnte  Schüff^ier  an  einem  vorher 


stark  mit  Larven  infizierten  und  dann  aus- 
geschnittenen Stückchen  Haut  studieren. 
Während  sich  nun  bei  Loos  die  Larven  fast 
ausschließlich  der  Haarbälge  als  Einbruchs- 
pforte bedienen,  bleiben  diese  in  äenSchüffner- 
sehen  Präparaten  völlig  frei.  Die  Larven 
Benutzen  auch  nicht  die  Drflsengänge,  viel- 
mehr durchbohren  sie  die  Epidermis  selbst, 
was  der  Vortragende  in  Meran  bei  den 
Verhandlungen  an  Mikrophotogrammen  de- 
monstrierte, auf  denen  sich  Larvendurch- 
schnitte in  den  verschiedensten  Epithelzelllagen 
befinden,  während  sidi  unmittelbar  daneben 
liegende  Haarbälge  von  Larven  verschont 
zeigten.  Da  weitere  Infektionsversuche  an 
der  äußeren  Haut  noch  nicht  vorliegen,  so 
muß  man  vorläufig  beide  Befunde,  sowohl 
von  Loos  als  auch  von  Schaffner  neben 
einander  als  richtig  bestehen  lassen,  und  es 
ist  also  noch  zu  untersuchen,  unter  welchen 
Umständen  die  Larven  die  Haarbälge  bezw. 
die  Epidermis  selbst  bevorzugen.  Jedenfalls 
erhellt  aus  diesen  sehr  anerkennenswerten 
mit  eigener  Gefahr  unternommenen  Ver- 
suchen, wie  schwer  bezw.  unmöglich  es  unter 
Umständen  sein  dürfte,  an  einem  mit  An- 
kyiostomum infizierten  Beschäftigungsort  sich 
frei  von  diesem  gefährlichen  Parasiten  zu 
halten.  J.  K. 

Die  Usninsäure 

wird  aus  der  in  China  als  Volksmittel  viel 
gebrauchten  Flechte  Usnea  longissima  dar- 
gestellt Nach  Tomotaro  Ishixaka  ^Therap. 
Monatsh.  1906,  357)  wirkt  die  Säure  in 
einem  späteren  Stadium  der  Vergiftung  auf 
die  Atmungszentron  lähmend  ein  und  scheint 
anfangs  bei  Warmblütern  diese  Zentren  zu 
reizen,  während  diese  Erscheinung  bei  Kalt- 
blütern fehlt 

Bei  Fröschen  ruft  dieses  Gift  diastolischen 
Stillstand  des  Herzens  hervor,  was  auf  einer 
Lähmung  des  motorischen  Apparates  beruht 
Bei  Warmblütern  findet  dagegen  kein  pri- 
märer Einfluß  auf  das  Kreislaufsystem  statt 

Die  Usminsäure  hat  eine  örtliche  Wurkung, 
indem  sie  auf  gewisse  Organelemente  wie 
die  Nerven  und  MuskeUi  tötlich  einwirkt 
Auch  als  Fischgift  ist  sie  von  ungemein 
heftiger  Kraft  K  M, 


788 


Zur  vorbeugenden  Antisepsis 

empfiehlt  Cred6  in  Dresden  sein  Kollargol. 
Er  verwendet  es  erstens  als  Streupulver. 
Da  die  Benutzung  reinen  lösUohen  Silbers 
eine  enorme  Verschwendung  darstellen  würde, 
wendet  er  dn  Pulver  an,  das  aus  3  Teilen- 
EoUargol  und  97  Teilen  feinsten,  durch- 
gesiebten Milchzuckers  besteht  Es  hält  sich 
also  sehr  gut  trocken,  stäubt  leicht,  sieht 
weifigrau  aus,  färbt  sich  aber  bei  Bertlhrung 
mit  nässenden  Flächen  sofort  braun.  Es 
ist  absolut  schmerz-  und  reizlos  und  sehr 
billig.  Femer  benutzt  Crede  eine  Iproc. 
Lösung  zum  Eingießen  in  tiefe  Wunden,  in 
Höhlen,  in  die  Bauchhöhle,  in  die  Blase  usw. 
in  Mengen  bis  etwa  50  g.  Drittens  ver- 
wendet er  Kollargoltabletten,  die  be- 
sonders energisch  und  dauernd  desinfizieren, 
da  sie  nur  sehr  allmählich  schmelzen.  Sie 
dienen  z.  B.  zum  Auflegen  auf  eine  Schuß- 
wunde, zum  Einlegen  in  die  Nischen  und 
Spalten  eines  komplizierten  Bruches.  Mit 
ihnen  bereitet  man  udi  femer  rasch  Lös- 
ungen jeder  Stärke  zum  Ausspfllen,  Aus- 
waschen, Gurgeln,  zu  Elystieren  und  intra- 
venösen Injektionen.  Femer  kommt  Kollargol 
in  den  Handel  in  Form  von  Stäbchen 
für  Blase,  üteras.  Fistein  usw.,  von  kldnen 
Stiften  ffir  zahnärztliche  Zwecke,  Tränen- 
fisteln,  Samariterkästen,  Hausapotheke,  als 
Suppositorien  usw.  Kollargol  färbt  die  Zähne 
absolut  nicht,  wie  es  Silbersalze  tun,  so  daß 
68  jahrelang  als  Mundwasser  zu  benutzen 
ist,  seine  Flecke  waschen  sich  ohne  weiteres 
aus  der  Wäsche  wieder  aus.  Das  Auftreten 
von  Argyrosis  ist  ausgeschlossen.  Das  jetzt 
un  Handel  befmdliche  Kollargol  wird  allein 
von  der  Fabrik  von  Heyden  in  Radebeul  her- 
gestellt, jj, 
Münehn.  Med,  Woehensehr,  1906,  116a 

Neuere  AbführmitteL 

Die  chemischen  Untersuchungen  einer 
großen  Reihe  pflanzlicher  Abführmittel,  wie. 
von  Rhabarber,  Frangula  u.  a.  haben  ge- 
zeigt, daß  diesen  allen  ein  Bestandteil  ge- 
meinsam ist,  nämlich  Derivate  des  Anthra- 
c  h  i  n  0  n  s.  Von  diesen  Gesichtspunkten  aus- 
gehend,  wurde  vor  emigen  Jahren  das  erste 
synthetische  Abftthrmittel,  das  Purgatin 
dargestellt,  das  Antrapurpurindiacetat  Der 
Körper  hielt  auch  völlig,  was  man  von  ihm 
erwartete;   es  haftete  jedoch  der  Substanz 


der  unangenehme  Umstand  an,  daß  sie  in 
Form  emes  rotbraunen  Farbstoffes  in  den 
Ham  fiberging  und  dieser  dann  aDe  mit 
ihm  in  Berfilurung  kommenden  (Gewebe  z.  B. 
Wäsche,  färbte.  Als  ein  Mittelding  zwisdien 
den  von  der  Natur  gebotenen  und  In  ehem- 
ischen Laboratorium  entstandenen  Abfflhr- 
mittein  ist  das  Emodin  zu  nennen,  ein 
Trioxymethylanthrachinon.  Bereits  m  Qabea 
von  0,1  g  entfaltet  das  Mittel,  welches 
übrigens  in  einigen  abführend  wirkenden 
Drogen  vorgefunden  wurde,  eine  sichere, 
angenehme  Wirkung.  Sein  hoher  Preia 
allein  verbietet  eine  weitere  Anwendung. 

Hierher  gehört  femer  das  Exodin,  ein 
Diacetylendigallussäuretetramethylester.  Du 
Mittel  wh-d  gewöhnlich  in  Gaben  von  0,5  g 
bei  Eindem  und  1  g  bei  Erwaehsenen  ge- 
reicht und  wirkt  erst  nach  8  bis  12  Stan- 
den. Es  hat  bereits  in  einer  großen  Reihe 
von  Fällen  das  Kalomel  und  Rioinusöl  ver- 
drängt. Das  neueste  und  wohl  am  meisten 
verbreitete  der  synthetischen  Abführmittel 
ist  das  Pur  gen  oder  Phenolphthalein,  das 
bekanntlich  im  Laboratorium  ausgedehnte 
Anwendung  als  Indikator  findet.  Die  ab- 
führende Wirkung  des  Purgens  Ist  darauf 
zurückzuführen,  dali  dieses  im  alkalisdien 
Dünndarm  in  sein  Natriumsalz  verwandelt 
wird  und  als  solches  infolge  seiner  die 
Peristaltik  anregenden  Wirkung  und  eigen- 
artiger Diffuaionsverhältnisse  die  AuaBtoOong 
der  Faekalmasse  bewirkt  L 

Berliner  Klin.  Wochemehr.  1906,  429. 


Ueber  die  Gtewinnmig  von 
Dysenterletoxin 

berichtet  H,   Lüdke  in  WOnbmrg  in  der 
Berlin.  Klin.  Wochenschr.  1906,  3  und  54. 
Es  ist  sehr  wahrscheinlich,  daß  das  toxiBehe 
Element  nicht  ein  absolut  notwendiger  Be- 
standteil der  Zusammensetzung  des  Bakterien- 
protoplasmas Ist,  sondem  unter  besonderen 
Umständen  einen  Teil  ihres  Toxins  in  dsa 
umgebende  Medium  abgeben  können,    ßne 
beträchtliche  Menge  des  Giftes,  das  vieUeicht 
erst  beim  Durehtritt  durch  die  Zellhfllle  eme 
besondere  Aktivierang  erfährt,  bleibt  jedoch 
auf  dem   Protoplasma  dauernd   fixiert  and 
kann  erst  nach  dem  Absterben  der  Zelle  ak 
lösliches  Endotoxin  nadigewiesen  werden. 


789 


Photographische  Mitteilungen. 


Verwendung  von  Objektiven 
zur  Projektton. 

WertYoIle  Objektive  dürfen  nie  zur  Pro- 
jektion verwendet  werden.  Schon  das  län- 
gere nngeBdifltzte  liegen  von  Objektiven 
am  direkten  Tageslicht,  z.  B.  in  Auslage- 
kSsten,  wurkt  auf  die  Beschaffenheit  des 
Glases  ungünstig;  verursacht  in  manchen 
Fällen  sogar  eine  äußerlich  wahrnehmbare 
Veränderung  des  Objektivs,  nämlich  eine 
gelblichrote  Verfärbung  der  Gläser,  welche 
die  Lichtstärke  des  Objektivs  herabsetzt; 
noch  bedeutend  ungünstiger  wirkt  der  kon- 
zentrierte Strahlenkegel  des  Projektions- 
apparates, zumal  wenn  als  Lichtquelle  elek- 
trisches Bogenllcht  verwendet  wurd;  die  auf 
kleinem  Querschnitt  gesammelte  photo-chem- 
ische  Energie  ist  imstande,  die  optischen 
Eigenschaften  der  Linsengläser  in  ktlrzester 
Zeit  bedeutend  zu  verändern  und  dadurdi 
die  gesamte  Korrektur  des  Objektivs  zu 
zerstören.  Es  findet  dann  eine  ähnliche, 
scheinbar  unerklärliche  Verschlechterung  der 
Definition  und  Klarheit  des  Bildes  statt, 
wie  sie  manchmal  im  Laufe  der  Zeit  infolge 
häufigen  und  unzweckmäßigen  Putzens  der 
Linsenflächen  auftritt,  wobei  jedesmal  eine 
Politur  und  damit  Abschleifung  der  Linsen- 
wölbnng  bewirkt  wird.  Bm. 

PhoL  Industrie. 


Auffrischen  von  Trockenplatten. 

Bei  Trockenplatten,  die  jahrelang  beim 
Amateur,  vielleicht  auch  schon  beim  Händler 
gelagert  haben,  macht  uch  zuerst  ein  mdur 
oder  weniger  stark  auftretender  Schleier  am 
Rande  rings  um  die  Platte  bemerkbar. 
Später  tritt  dann  eine  allgemeine  Schleier- 
bildung ein,  welche  sich  über  die  ganze 
Platte  erstreckt  Der  Fehler  tritt  besonders 
bei  gelatinearmen  und  hochempfindlichen 
Platten  auf,  obwohl  auch  von  der  Art  des 
Emnlsionierungsprozesses  viel  abhängt  Ist 
nämlich  der  ReifungsprozeO  einer  Emulsion 
bis  zur  Maximalgrenze  der  Empfindlichkeit 
gesteigert  und  werden  der  Emnlsion  keine, 
oder  ungenügend  geeignete  Medien  zugesetzt 
welche  bei  dem  späteren  Nachreiten  Schleier- 
bildung hintanhalten,  so  muß  letztere  früher 
oder    später    eintreten.     Befindet   sich    nun 


der  Amateur  im  Besitze  solcher  Platten,  so 
braucht  er  dieselben  nicht,  weil  er  glaubt, 
sie  seien  verdorben,  wegzuwerfen,  sondern 
er  beherzige  Folgendes:  Setzt  man  dem 
Entwickler  reichlich  Bromkalium  zu,  so  er- 
hält man  überraschend  klare  Negative.  Zu 
berücksichtigen  bleibt  allerdings,  daß  ein  zu 
großer  Zusatz  von  Bromkalium  Härte  und 
Gelbschleier  bewirken  kann.  Man  verwende 
daher  bei  allen  Entwicklern  nicht  zu  kon- 
zentrierte Lösungen,  nicht  zu  hohe  Tempe- 
ratur, nicht  zu  viel  Alkali,  aber  stets  reich- 
lich Brotnkaliumzusatz.  Die  Belichtungszeit 
kann  etwas  verlängert  werden.  Wer  mit 
Eisenoxalat  -  Entwickler  arbeitet,  verwende 
denselben  halb  gebraucht  und  halb  frisch. 
Dieses  Mittel  ist  praktisch  erprobt  und  hat 
sich  vorzüglich  bewährt  Bm, 

Otä  Licht  1906. 


Lackieren  groBer  Negative. 

Um  eine  große  Platte,  deren  Halten  mit 
den  Fingern  nur  einer  Hand  Schwierigkeiten 
bereitet,  gleichmäßig  lackieren  zu  können, 
gibt  A,  Lockelt  in  cPhot.  News»  einen 
guten  Wink.  In  den  Nacken  dner  weit- 
halsigen  Flasche  legt  man  einen  kleinen 
Gummiball,  sodaß  er  etwa  zwei  Drittel  her- 
ausragt Läßt  man  nun  die  Mitte  des  Ne- 
gativs auf  dem  Bali  ruhen  und  faßt  die 
linke  untere  Ecke  mit  Daumen  und  Zeige- 
finger der  linken  Hand,  so  ist  es  ein  Leichtes, 
den  Negativlack,  den  man  mit  der  rechten 
Hand  aus  der  Flasche  gießt,  gleichmäßig 
über  die  Platte  fließen  zu  lassen.        Bm, 


Lichtquelle  für  Klnematographen«  Die  beste 
Lichtquelle  für  kiDematographisohe  Apparate  ist 
unbedingt  das  elektrische  Bogenlioht.  Wo  sol- 
ches Dicht  yorhandcD  ist  oler  der  Anschluß 
fehlt  verwendet  man  Ealkliohtf  notfalls  auch 
Acetylen.  Alle  anderen  Lichtquellen,  auch 
solche,  die  für  gewöhnliche  Projektion  verwendet 
werden,  sind  für  kinematographisohe  Vorfahr- 
ongen  schwer  geeignet.  Bm, 

PlaÜndmcke  lassen  sich  brillanter  und  In 
den  Schatten  klarer  machen,  indem  man  sie  in 
eine  Lösung  von  30  g  Pyroxylin  (Schießbaum- 
wolle) in  100  g  Amylacetat  (nach  Lösung,  durch 
zweifachen  Musselin  filtrieren!)  taucht,  worin 
sie  vorübergehend  durchscheinend  werden,  dann 
die  Drucke  herausnimmt  und  abtropfen  läßt 

Phot.  Industrie,  Bnu 


790 


BQohersoha 


Nene  Ars&eünitteL  Behördliche  Verord- 
nungen, ErläBBe  und  Entscheidongen. 
IL  Vierteljahr  1906.  Wien  1906.  Ver- 
lag des  AUgem.  Osterr.  Apothekervereines. 

Preis  der  Hefte  fflr  das  Jahr :  3  K. 
£s  ist  diese  Broschüre  das  zweite  der  Viertel- 
jahreshefte, welche  der  Allgemeine  österreich- 
ische Verein  seit  Beginn  dieses  Jahres  heraus- 
gibt Diese  Hefte  stellen  Sooderabdracke  ans 
der  Zeitschrift  des  genannten  Vereines  dar  und 
umfassen  die  sfimtlichen  innerhalb  eines  Viertel- 
jahres in  derselben  yeröffentlichten  nenen  Arznei- 
mittel, Verordnungen,  Erlässe  und  Entscheidun- 
gen. Sie  bilden  daher  ein  handliches  und  prak- 
tisches Nachschlagewerk.  — txr- 


Jahrhnoh  der  Chemie.     Bericht  über  die 
wichtigsten  Fortschritte  der  reinen  nnd 
angewandten  Chemie,    unter  Mitwirkung 
von  H.  Beckuris-BrtLxmBcbYreigy  C.  A. 
Btschoff'Bxg2L,  Alfred  CbcAw- Göttingen, 
M.    Delbrück '  Berlm,    J.   M.    Eder- 
Wien,   Th.  Fischer 'Berlin,   P.  Fried- 
laender-Wien,  C.  Haeussermann-Stuit- 
gart,  A.  Eerxfeld-BerXmf  W.  Küster- 
Tübingen,  J.  Lewkoivitsch-London,  A. 
Jlf(?r^en-Hohenheim,  F,  Quincke-LQver- 
knsen,  A,  Wemer-Ztinab  herausgegeben 
von  Richard  Meyer,     XIV.  Jahrgang 
1904.      Braunsohweig     1905.      Druck 
und  Verlag  von  Friedrich   Vieweg  & 
Sohn.     XV,  590  und  13  Seiten  Lex.» 
Preis:  14  Mk. 
Im  Vergleich  mit  dem   (Pharm.  Centralh.  46 
[1905],  749)    besprochenen    13.    Jahrgange   bat 
der  vorUe^nde    wenig  Veränderungen    aufzu- 
weisen.   An  stelle  des  inzwischen  verstorbenen 
Guido  Bodländer^  welcher  erst  im  vorigen  Jahre 
den  Bericnt  über  die  physikalische  Chemie  über- 
nommen hatte,   trat  Alfred  Coehn.     Möglichste 
Vollständigkeit  trotz  des  erheblichen,   von  Jahr 
zu  Jahr  zunehmenden  Um&nges  der  einschläg- 
igen Gebiete,  sorgsame  Bearbeitung  der  einzelnen 
Auszüge,   deren  übersichtliche  Anordnung   und 
die  Korrektheit  des  Druckes   sichern  dem  vor- 
liegenden Jahrgange   dieselbe  freundliche  Auf- 
nimme,   deren  sich  die  bisherigen  Bände  des 
Jahrbuchs  erfreuten.  —f. 

Qnalitative  hotanisohe  Analyse  der  Drogen- 
pulver. Von  Dr.  P.  Schürhoff.  Berlin 
1906.  Verlag  von  Julius  Springer. 
Preis:  geb.  2  Mk. 

Seitdem  es  sich  immer  mehr  in  den  Apotheken 
einbürgert,  die  gepulverten  Drogen  nicht  mehr 
selbst  herzustellen,   sondern  ans  den  Appretur- 


anstalten fertig  zu  beziehen,  ist  dem  Mikroskop 
von  Jahr  zu  Jahr  eine  inuner  höhere  Bedeutung 
im  Apothekenbetriebe  zugefallen  und  aufier  un- 
serem Arzneibuch  hat  ja  auch  die  neue  Prüf- 
ungsordnung dem  Zuge  der  Zeit  £technung  ge- 
tragen, indem  sie  von  dem  Kandidaten  die 
Befähigung  verlangt,  eine  Droge  auf  mikroskop- 
ischem Wege  auf  ihre  Echtheit  und  ihren 
Wert  (I)  zu  untersuchen.  Demgemäß  sind  io 
den  letzten  Jahren  verschiedene  Anleitungen  zu. 
mikroskopischen  Drogenuntersuchungen  erschie- 
nen, welche  in  erster  Linie  die  Kenntnis  des 
mikroskopischen  Baues  der  Drogen  vennittehi 
wollen.  Seit  dem  Erscheinen  des  klassischen 
Werkes  von Ärthttr Meyer  «Anleitung  zur 
Untersuchung  der  Drogeupulver> 
dürfte  aber  wohl  kaum  eine  so  bedeutsame  Neu- 
heit zu  verzeichnen  sein,  als  wie  Sckürhoff^ 
qualitative  botanische  Analyse  der  Drogenpulver. 
Das  Ziel,  das  sich  Verf.  gesetzt  hat,  ist  knn 
das,  zu  zeigen,  wie  man  irgend  ein  iin bekanntes 
Drogenpulver  mit  dem  Mikroskop  an  der  Hand 
seiner  möglichst  dichotomen  BeetinunnngstabeUen 
identifizieren  kann. 

Und  es  muß  anerkannt  werden,  daß  Ver&sser 
diese  Aufgabe  in  schöner  Weise  gelöst  hat.  Io 
Betracht  gezogen  sind  vorläufig  183  Drogen, 
bezw.  Nalumngs-  und  GenußmitteL,  die  meist  in 
Pulverform  benutzt  werden.  Bei  häufiger  Ter- 
fälschten  Drogen  pulvern  ist  unter  der  betreffen- 
den Charattehsiemng  der  echten  Drogen  auch 
noch  auf  die  am  meisten  beobachteten  Ver- 
fälschungen hingewiesen.  Wenn  nun  auch  die 
Kenntnis  des  Mikroskops  und  die  flhigkeit, 
dasselbe  anzuwenden,  bei  der  Benutzung  der 
Sehürhoff*Bohen  Tabellen  als  selbetverständlich 
vorausgesetzt  werden  muß,  so  hat  derVertoer 
dennoch  einen  ganz  kurzen  Abrifi  der  mikro* 
skopisohen  Technik  und  eine  kurze  Beschreibong 
der  häufigsten  Drogenelemente  seinem  Boohe 
vorausgeschickt.  Und  so  dürfen  wir  wohl 
sagen,  dafi  die  «botanische  Analyse  der  Drogen- 
piuver»  von  Schürhoff  eine  freudig  zu  be- 
grüßende Erscheinung  ist,  die  hoffestlich  bald 
eine  bedeutend  erweiterte  neue  Auflage  auf- 
weisen wird. J.  Kaix 

AbriB  der  allgemeinen  oder  physikal- 
lachen  Ckemie.  Als  Einffihmng  m  die 
Anschauungen  der  modernen  Chemie  be- 
arbeitet von  Dr.  Carl  Arnold,  Zweite 
verbesserte  nnd  ergänzte  Auflage.  Ham- 
burg nnd  Leipzig  1906.  Veriag  von 
Leopold  Vo/L     VIU  nnd  228  Seiten 

8^  Preis:  geb.  3  Hk.  75  PL 
Von  dem  (Pharm.  Centialh.  44  [1903],  310) 
besprochenen  Leitfaden  machte  sich  (»nnen  3 
Jahren  eine  neue  Auflage  erforderlich,  bei  der 
sowohl  die  Einteilung  des  Stoffes  als  der  Inhalt 
selbst  umfassende  Aenderungen  erfahr».  I^' 
terer  wurde  so  erweitert,  daB  er  nur  noch  etwa 


791 


zur  Hälfte  in  der  12.  Auflage  des  «Repetitoritun 
der  Chemie»  enthalten  ist  Die  Atomhypo- 
these rückte  allenthalben  in  den  Vordergrund, 
während  der  in  den  physikalischen  Lehrbüchern 
enthaltene  Stoff  tnnlich  weggelassen  wurde. 
Nach  einer  kurzen  Einleitung  über  Definition 
und  Einteilung  der  Chemie  behandelt  der  eine 
Abschnitt  (8.  4  bis  140)  die  «Stöchiometrie», 
der  andere  die  «Verwandtschaftslehre».  Diese 
schließt  mit  den  beiden  Abschnitten:  Photo- 
chemie (Verwandlung  chemischer  in  strahlende 
Energie  und  umgekehrt)  und  Radiochemie 
(Beziehungen  zwischen  chemischer  und  der  vom 
Radium  und  dergl.  ausgestrahlter  Energie).  Das 
Bestreben  des  Verfassers,  den  Inhalt  auf  der 
Höbe  der  zeitgenössischen  Wissenschaft  zu  er- 
halten, und  die  bei  aller  Kürze  ungewöhnlich 
klare  Darstellung  sichern  dem  Abrisse  der  all- 
gemeinen Chemie  noch  eine  Reihe  von  Auf- 
lagen. — y. 

KnrsgefaBte  Arzneimittellehre.     Ein  Re- 
petitorinm  ffir    Studierende  and  Aerzte 
von  Dr.  med.  Jf .  Fränkel,     Wtlrzbarg 
1906.     (C.  Kabitxsch.)     VI  und  254  ^ 
Seiten  8^.     Vtmi  4  Mk. 
Laut  Vorwort  soll  diese  kurze  Arzneimittel- 
lehre eine  Lücke  zwischen  den  «Arzneiverord- 
nungen»    und  den   größeren  Werken  auirfüllen 
und   «vor  dem  Examen    den   Gesamtüberblick 
über   die   wichtigsten  Kapitel»   ermöglichen.  — 
Repetitorien,  welche  für  ein  bestimmtes  Pröf- 
uo^ebiet  jeweilig  berechnet  sind,   haben  eine 
örtliche  Daseinsbercohtigung  und  zwar  das  vor- 
liegende Hil&buch  aoBchemend  für  Berlin.   Für 
Aerzte  und  Phannazeuten   dürfte   es  den  leb- 
haften Wettbewerb  gleichartiger  Werke   weder 
bezüglich  der  Handlichkeit,   noch   des  Inhalte, 
des  Preises  usw.  bestehen.  — y. 


Die  sich  anschließenden  indirekten  Methoden, 
insbesondere  der  Dreifarbendruck  oder  die  s  u  b  - 
straktiyeMethode  derDreifarbenphotographie 
finden  eingehende  Würdigung.  Als  Anhang  zu 
diesem  Hauptabschnitte  finden  wir  eine  kurze 
Abhandlung  über  die  «Zweifarbenphotographie». 
Eine  andere  indirekte  Methode  Ton  einiger  Be- 
deutung ist  die  additive  Methode  derDrei- 
farbenphotographie durch  optisohe  Synthese; 
auch  diese  MeUiode  wird  eingehend  beschrieben, 
da  ihre  Ausführung  etwas  leichter  ist. 

Der  Verfasser  empfiehlt  den  Amateuren  im 
Schlußwort  am  meisten  die  Chromoskop- 
photographie.  R,  Th, 


Die  Farben -Photographie.     Eine  gemein- 
verstftndllche  DarsteUnng   der   verschie- 
denen   Verfahren    nebst    Anleitung    zu 
ihrer  Ansführung  von    Dr.   E,  König. 
Zweite  vermehrte  nnd  verbesserte  Aiüf- 
lage.    Mit  einer  Farbentafd^  einer  Ton- 
druck- Tafel    nnd    2   Figuren   im  Text 
Berlin    1906.      Verlag    von     Chcstav 
Schmidt   (vorm.  Robert  Oppenheim). 
Frais:  geb.  3  Mk. 
Dieser  19.  Band  der  photographischen  Biblio- 
thek ist  hochinteressant    Die  praktische  Aus- 
führung ist  allerdings  erst  den  geübten  Amateuren 
zu  empfehlen,  und  auch  diese  werden  stets  noch 
mit  allerlei  Mißerfolgen  zu  rechnen  haben.    Da- 
gegen Ifißt  sich  nicht  leugnen,  daß  die  Schönheit 
einee  gelungenen  Bildes  viele  Mühen  und  Miß- 
erfolge aufwiegt. 

Nach  kurzer  Einleitung  behandelt  der  Ver- 
fasser in  knapper  Form  die  direkten  Methoden 
der  Farbenphotographie,  die  ja  eigentlich  auch 
nur   für  die  Wissenschaft  von  Bedeutung  sind. 


Vom  Sterbelager  des  Darwinismus.  Ein 
Bericht  von  Dr.  phil.  E.  Dennert, 
4.  bis  6.  Tausend.  Stuttgart  1905. 
Max  Kielmann,  120  Seiten  8^  Preis: 
2  Mk. 

Der  Verfasser  stützt  sich  auf  den  Schöpf- 
ungsbericht in  der  Genesis  und  geht  von  4 
Lehrsätzen  aus,  von  denen  die  Anführung  des 
letzten  (S.  12)  zur  Kennzeichnung  hier  genügen 
dürfte:  «Der  Geist  des  Menschen  ist  ein  Ding 
für  sich  und  allein  als  höhere  Entwickelungb- 
stufe  des  tierischen  Instinktes  schlechterdings 
unerklärlich.»  Von  diesem  Standpunkte  aus 
und  in  solchem  Stile  wird  die  Darwin- 
istische Entwickelungslebre  gebührendermaßen 
vernichtet.  Gewiß  lassen  sich  gegen  Dancin's 
Anschauungen  mancherlei  Einwände  machon 
und  noch  mehr  gegen  die  Schriften  ein- 
zelner seiner  Anhänger  und  Nachfolger.  Des 
Verfassers  Beweisführung  aber  ist  derart,  daü, 
wie  das  «Vorwort  zur  2.  Auflage»  mit  Entrüst- 
ung erwähnt,  selbst  der  Rezensent  eines  «Staats- 
anzeigers,  nach  dazu  ein  Theologe»,  daran 
Anstoß  nahm.  Gänzlich  vermißt  man  eigene 
Forschungsergebnisse  oder  eigenartige  Zusammen- 
stellungen, neue  Redewendungen,  unterhaltende 
Einfälle  oder,  was  sonst  ein  Buch,  auch  wenn 
es  die  Grundlage  der  Wissenschaft  verneint» 
lesenswert  machen  kann.  Das  Ganze  muß  aber 
doch  manchem  Geschmacks  zugesagt  haben, 
sonst  hätte  der  Verlag  nicht  die  Kosten  für  das 
Papier  zu  einem   4.  und  5.  Tausend  verwandt. 


Bepetitorlnm   dar  Botanik  von  Professor 

Dr.  Adolph  Hansen, 

lo  der  Besprechung  dieses  Buches  in  voriger 
Nummer  ist  auf  Seite  767,  Zeile  5  bis  9  durch 
Ausfalleu  einiger  Wörter  ein  Satz  entstellt 
worden.  Der  betreffende  Satz  muß  richtig 
wie  folgt  lauten: 

«Sehr  zu  begrüßen  sind  die  hier  und  da  zi- 
tierten Autoroamen,  wodurch  dem  Lernenden 
die  Namen  der  um  die  scientia  amabilis  ver- 
dienten Forscher   ins  Gedächtnis  gerufen  wer- 


den.: 


Schriftleiiung, 


792 


Verschiedene  MiUeilungeii. 


Die  Schubcrömes 

Bind  nach  L,  E.  Andes  (Chem.-Ztg.  1906; 
Rep.  206)  entweder  Terpentinöl-  oder 
Wasseror§mes.  Entere  Bind  vorzuziehen, 
weil  Bie  nnr  Wachs,  Terpentinöl  und  Farb- 
stoff enthalten^  wfthrend  diese  Seife  und 
Alkali  enthalten,  was  dem  Oberleder  nicht 
80  zutrftglieh  ist  Als  Hauptbestandteil  für 
beide  Arten  kann  das  Kamaubawadhs  gelten, 
da  es  hohen  Glanz  und  ziemliche  H&rte 
gibt.  Bei  Terpentinölcr3mes  soll  es  min- 
destens ein  Drittel  der  wachsartigen  Stoffe 
betragen.  Es  wurd  mit  Ceresin,  Paraffin, 
Schellacky  dann  auch  mit  Montan-,  Japan- 
und  Bienenwachs,  sowie  mit  Walrat  in  den 
verschiedensten  Verhältnissen  gemischt.  Die 
Wachse  werden  geschmolzen  und  nach 
einigem  Abkfihlen  mit  Terpentinöl  und  dem 
Farbstoffe  versetzt  Eienöle  und  andere 
Ersatzmittel  werden  wegen  des  starken  Ge- 
ruches und  der  schnellen  Verflüchtigung 
wenig  verwendet.  Bei  der  Bereitung  der 
Wassercr§mes  können  die  Mineralwachsarten 
nicht  verwendet  werden,  weil  ne  nicht 
emulgierbar  sind.  Zur  Emulgierung  wird 
eine  möglichst  neutrale  Fettseife  und  die 
erforderliche  Menge  Alkali  verwendet  Der 
Seifezusatz  darf  nicht  zu  hoch  sein,  weil 
sonst  die  WasserlÖBliehkeit  des  Grames  zu 
gross  wu^.  Die  Stoffe  werden  unter  Um- 
rfihren  bis  nahe  zum  Siedepunkt  erhitzt, 
sodaß  eine  gleichmSssige  Milch  entsteht,  die 
zu  einer  salbenartigen  Masse  erstarrt.  Bei 
50  bis  60  <^  G  wird  der  wasserlösliche, 
alkalibeständige  Farbstoff  zugesetzt. 

Neue  Schreibfedem  aus  Tantal. 

Die  Fhma  Siemens  db  Halshe  hat  sich 
ein  deutsches  Patent  auf  eine  Schreibfeder 
aus  Tantal  erteilen  lassen.  Ein  zur  Rotr 
glut  erhitztes  StQck  Tantal  läßt  sich  näm- 
lich unter  dem  Dampfhammer  zu  Blech 
schlagen,  das  durch  Glühen  und  Hämmern 
eine  Härte  wie  gchärterter  Stahl  annimmt, 
dabei  aber  durchaus  biegsam  bleibt!  Siemens 
d;  Halshe  beabsichtigen  nur,  Werkzeuge 
und  andere  Gegenstände  aus  Tantallegier- 
ungen herzustellen,  u.  a.  auch  Schreibfedem 
anstelle  der  bisherigen  Stahlfedern,  wodurch 


der  seit  den  zwanziger  Jahren  des  vorigen 
Jahrhunderts  in  lebhaftem  Aufschwung  be- 
findlichen Stahlfederindustrie  eine  gefähifiehe 
Eonkunenz  erwachsen  dflrfte.  Die  Tantal- 
feder soll  äußerst  widerstandsfähig  gegen 
Chemikalien,  viel  härter  und  elastischer  ak 
die  Stahlfeder,  und  eben  wegen  dieser  Hirte 
und  Elastizität  unverwüstlich  son;  sogar 
die  bekannte  Goldfeder  der  FQllfederiialter 
soll  sie  an  Elastbdtät  Obertreffen.  Wenn 
es  gelingt,  das  Tantalmetall  zu  einem  an- 
nehmbaren Preise  herzustellen  (das  ist  wohl 
vorläufig  noch  der  Haken!  D.  Ref^  wird 
das  Ende  der  Stahl-  und  Goldfeder  nahe 
sein.  WgL 

Yolkshoehschole  in  Straßburg«  Dieses  In 
stitut  hat  zur  Yoranssetzang  die  Pensen  der 
3  Unterklassen  einer  Realschule  oder  den  Ab- 
schlag einer  Mittelschule  und  baut  auf  dieser 
Basis  einerseits  Klassen  mit  obligaten  gemein- 
sohaftlichen  gymnasialen  und  r^en  Fächern 
(Religion,  Deutsch,  Französisch,  Geschichte,  Oeo- 
graphie,  Mathematik  und  Physik),  andereraoiis 
Klassen  mit  fakultativen  Spezialfächenii  (La- 
teinisch, Griechisch,  Englisch,  Chemie,  höhere 
Mathematik  und  Physik)  auf.  Durch  AussehiaB 
des  technischen  Untemchts,  Verkürzung  der 
Ferien,  Yerlängerang  der  tfigliohen  Unterrichts- 
zeit, Beschränkung  der  einzelnen  Unterrichts- 
stunden auf  40  Minuten  vermag  sie  die  Yor- 
bereitung  auf  Examina  (Einjährigfreiwilligen-, 
Primaner-,  Fähnrich-,  Marineloidetten-  und  Abi- 
turienten-Prüfung) nach  Maßgabe  der  Kraft  uod 
des  Eifers  jeden  Schülers  in  weit  kürserer  Zeit 
durchzufahren.  Die  Schule  zählt  daher  nicht 
nur  jüngere  Leute,  sondern  auch  ältere 
Herren,  die  nach  längerem  Yer weilen  in  Aos- 
übung  eines  praktischen  Berufes  (OCBriere, 
Lehrer,  Assistenten,  Studenten,  Chemiker,  Apo- 
theker, Zahnärzte,  Yeterinäre,  Techniker, 
Architekten,  Oekonome,  Kaufleute  usw.)  das 
Bedürfnis  haben,  ihre  ehemals  erworbenen 
Schulkenntnisse  zu  vervollständigen,  um  durch 
nachträgliche  Ablegung  des  Abiturientenexameos 
die  Zulassung  zum  akademischen  Studium  zn 
erwerben.  Auf  Wunsch  übersendet  der  Gründer 
und  Direktor  der  Yolkshochsohule,  Professor 
Bartkoldy^  den  Prospekt 


Bas  Chemische  Laboratorium  Freaeiias  n 

Wiesbaden  war  während  des  Sommersemesteis 
1906  von  30  Studierenden  aus  dem  deutpcfaen 
Reiche,  4  aus  England,  2  stis  Holland,  2  us 
Rußland  und  je  1  aus  Ungarn,  den  Yereinigten 
Staaten  von  Nordamerika  und  aus  BrasOieB 
unsges.  41)  besucht 

Außer  den   Direktoren,   Geh.  Reg.-Hat  Prof 
Dr.  H,  Fresenius^  Prof.  Dr.  W.  Dresenius  uad 


793 


Prof.  Dr.E.Hmt»  sind  am  Labovatoriam  5  DozoDten 
und  AbteflangSYorsteher,  ferner  im  Unterrichts- 
laboratorinm  3  Assistenten  and  ia  den  Unter- 
suchunglaboratorien  (Versuchsstationen)  27  As- 
sistenten tätig. 

Das  nächste  Wintersemester  beginnt  am 
15.  Oktober  d.  J.  Als  selbständige  Druck- 
schriften des  Instituts  erschienen:  «Chemische 
und  physikalisch-chemische  Untersuchung  der 
Solquellen  zu  Bad  Sooden  -Werra »  vom  Geh. 
Reg.-Rat  Prof.  Dr.  H.  Fresenius  und  «Chemische 
und  physikalisch-chemische  Untersuchung  der 
Linden-Quelle  zu  Birresbom  in  der  Eifel»  von 
Prof.  Dr.  Ernst  Hintz  unter  Mitwirkung  von 
Dr.  L.  Qriinhut,  beide  in  C.  W.  Kreidel's  Ver- 
lag in  Wiesbaden. 


Preislist«!!  sind  eingegangen  von: 

Caesar  db  LoreU  in  Halle  a.  8.  über  vege- 
tabilische Drohen  im  ^nien  und  bearbeiteten 
Zustande.  Beigefügt  eme  Sooderpreisliste  über 
Radix  Rhei  sinensis  im  ganzen  und  bearbeiteten 
Zustande.  Ueber  den  interessanten  Bericht 'der 
Firma  Caesar  db  Loretx  berichten  wir  in  einem 
besonderen  Aufsatze  demnächst. 

Dietx  db  Richter  in  Leipzig  über  Drogen, 
chemische  und  pharmazeutische  Präparate,  Spe- 
zialitäten, Eonfekturen,  Verbandstoffe,  Gerät- 
schaften, Farben. 

Stoeekert  db  Miehalowsky  in  Berlin  SW  48 
über  chemische  Spezial  -  Präparate,  lose  und  in 
Tablettenform;  beigegeben  ist  ein  Synonymen- 
Verzeichnis  der  geschützten  Namen. 


Briefwechsel. 


Herrn  IL  in  S.  Ihrem  Wunsche  entsprechend 
geben  wir  Ihnen  in  der  betreffenden  Angelegen- 
heit das  Schlußwort: 

«Wenn  der  verstorbene  Prof.  Kahlbaum 
oft  hervorhob:  ««Nicht  der  zehnte  Leser  wird 
merken,  was  alles  in  diesen  Briefen  steht»», 
so  spricht  dies  nicht  iür  die  Notwendigkeit  der 
Veröffentlichung.  Der  Berichterstatter  be- 
kennt, der  beregten  grollen  Mehrzahl  der  Leser 
selbst  anzugehören.  Die  persönlichen  Vermut- 
ungen der  Herren  Baragiola  db  Merckens  über 
die  Tätigkeit  des  Redaktors  sind  für  den  Be- 
richterstatter ebenso  gleicbgiltig,  wie  deren  An- 
sichten über  das  Einstecken  von  unzutreffenden 
Anzüglichkeiten  und  das  Schweigen  gegenüber 
unrichtigen  Behauptui^en  anläßlich  des  erfolgten 


Ablebens  eines  dem  Berichterstatter  persönlich 
völlig  fremden  Autors.  Die  geschehene  Ver- 
zögerung der  Entgegnung  vom  19.  Juli  1906 
{Pharm.  Centralh.  47  [1906],  597)  war  vom  Be- 
richterstatter weder  absichtlich  veranlaßt  noch 
durch  Versäumnis  verschuldet.» 

Die  Angelegenheit  ist  hiermit  für  uns 
erledigt!  Sehriftleitung, 

Dr.  W.  in  H.  Das  Phaim.  Centralh.  47  [1906], 
665  erwähnte  Wort  «El  e  n  ch  u s  »  ist  von  dem 
griechischen  Worte  o  iXtyxog  abgeleitet,  das  u.  a. 
«Inhaltsangabe»  bedeutet.  Bekanntlich 
vereinigt  die  Pharmacopoea  Austriaca  Ed.  VJU 
eine  Yorschriftensammlung  von  54 
gangbaren  galenischen  Piäparaten  unter  dieser 
Bezeichnung.  R,  Th, 


Erneuerung  der  Bestellung. 

Zur  Erneuerung  von  Zeitungsbestellungen  bei  der  Post;  welche  Ende  dieses  Monats  ablaufen, 
bedarf  es  der  Vorausbezahlung  des  Betrages.    Auf  den  ununterbrochenen  und  voll- 
st&ndigen  Bezug  der  Zatung  kann  nur  gerechnet  werden,  wenn  die  Anmeldung  recht- 
zeitig geschieht 

Der  Postaufflage  der  heutigen  Humnier  liegt  ein 
Post-Bestellzettel  zur  gefl.  Benutzung  bei. 


Besdiwerden  Ober  unngiilinässige  ZiKteUuig 

der  «Pharmaeentteehen  Centralhalle»  bitten  wir  stets  an  die  Stelle  richten  zu  wollen,  bei 
welcher  die  Zeitsduift  bestellt  worden  ist,  also  Postanstalt  oder  Buchhandlung  oder  Geschäfts- 
stelle. Sie  X^:exal^a.0e^e1oex. 


Voiegar:  Dr.  A«  Belmeld^r,  Dresden  und  Dr.  P.  StB,  Dreeden-BUtfewite. 
Yenu&twwilielMar  Leiter:  Dr.  A.  Behneider  in  Dreedea. 
Im  BaeUumdel  dvxeih  Jalini  Springer»  Berlin  N.,  MoiiUJoiiplAti  8. 
DnMk  von  Fr.  Tlttel  ITaehtolger  (faofttb   fr   Iff ahlo)  in  Dreeden. 


Menthol-Dragees. 

Dtm  frao2tsltchen  Präparat  in  Autsehen  und  Geschmack  durtli- 
aus  gleich  (garantiert  frei  ven  PfefTertiiinzIl). 

Atiagewogen  und  abgefsBt  in  eleganten  EutonB  (enf  Wnnflflfa  mit  Flrmendmck). 

Dwaioo-   •"•■""'»■•""  1  k«  '.«"' 

rruldUi     *l>B>fani  Sehaehtel  k  60  StDeli  0,40   „ 

^^-^^^^^  Bei  250  Sehaohteln  (anf  einmal)   i     0,3ö    „ 


=^=^  Frobeschachteln  aaberec/iaet  und  frei.  ' 

SiCCOy    Gl    lila    bi    Hay 
Berlin  IT.  35,  Iitttzow  -  Stragge  lOS. 


Phannaceutische  Centralhalle 

für  Deutschland 

Heraosgegeben  von  Dis  A.  Sohneidar  and  Dp.  P.  SOss. 


»■* 


ZeitBchiift  fttr  wissenseliaftlielie  und  gesehäfüiehe  Interessen 

der  Pharmacie. 

Gegründet  von  Dr.  HermaBB  Hager  im  Jahre  1859. 

EiBohemt  jeden  Donnerstag. 

BesagjBpreis  yierteljährlioh:  durch  Buchhandel  oder  Post  2,60  Mk.,  durch  Gesofaafts- 
stelle  im  Inland  3,—  Mk.,  Ausland  3,50  Mk.  —  Einzelne  Nummern  30  Pf. 

Anzeigen:  die  einmal  gespaltene  Klein-Zeile  30  Pf.,  bei  größeren  Anzeigen  oder  Wieder« 

holungen  Preisermäßigung. 

Letter  der  \  Dr.  AHred  Schneider,  Dresden-A.  21;  Schandauer  Str.  43. 
ZeltsekrUt:  j  Dr.  Paul  Süß,  Dresden-Blasewitz;  Gustav  Freytag-Str.  7. 

Gesehiflntelle:  Dresden-A.  21;  Schandauer  Straße  43. 


JUSO. 


Dresden,  27.  September  1906. 

Der  neuen  Folge  XXVII.    Jahrgang. 


XLvn^ 

Jahrgang. 


labalt:  Oh«Ble  ud  Pharmael«:  Beindarttollaiig  Ton  Gerbsioiren.  —  Besttmmimg  des  Mangan  im  Trink- 
waaser.  —  7B»  Yenammlung  Deatadier  Matnrfoncher  und  Aente  lu  Stattgart.  —  Sebum  orlle.  —  Syntheae  dea 
KonJin  und  Abar  daa  laokoniin.  ^  Nene  Anneimlttal.  —  PrOfnng  Ton  KnaolsaifenlOaung.  —  Nalnuiiprailttcl- 
Oaemie.  —  Pbamakoffiioatlsehe  MltteUnDseiL  —  y«rMhiedeBe  Htttellniiseii.  »  III.  ViartelJabieB-Bagiatar. 


Chemie  und  Pharmaoie. 


Ueber  die  Beindaratelluiig  von 

OerbstofTen. 

Von   Dr.   H.   Franke. 

Neuerdings  hat  Thoms  interessante 
Beobachtungen  Aber  die  Zosammensetz- 
ong  verschiedener  Handelstannine  ver- 
öffentlicht. Er  hat  nicht  weniger  als 
vierzig  Präparate  der  renommiertesten 
Firmen  untersucht  und  dabei  feststellen 
können,  daß  sie  durchweg  im  Wasser- 
gehalt starke  Schwankungen  aufwiesen, 
femer  sämtlich  nicht  aschefrei  waren 
und  zwar  die  verschiedensten  Aschen- 
gehalte (0,05  bis  2  pGt)  aufwiesen. 
Während  die  Löslichkeit  in  Wasser  bei 
denPharmakopöetanniueu  ganz  allgemein 
eine  gute  war,  zeigten  sich  wieder  große 
Unterschiede  beim  Behandeln  der  Rilpa- 
rate  mit  Elssigester. 

Die  Beindarstellung  der  Qerbsäuren 
ist  nun  von  gleicher  Bedeutung  sowohl 
fttr  die  Erzeugung  im  großen  Maßstabe, 
für  den  medüdnischen  Bedarf  als  auch 


für  die  wissenschaftliche  Erforschung 
der  ganzen  Eörperklasse  tlberhaupt. 
Uebereinstimmende  Resultate  gehören 
aber  bei  den  Untersuchungen  über  den 
Gegenstand  zu  den  Seltenheiten,  was 
sich  z.  t.  durch  die  Verschiedenartig- 
keit der  Ausgangsmaterialien  erklären 
lassen  mag;  die  Hauptschwierigkeit  aber 
liegt  in  dem  Umstand,  daß  wir  es  mit 
kolloidalen  Substanzen  zu  tun  haben, 
mit  Substanzen  von  hohem  Molekular- 
gewicht, denen  die  wichtigsten  Eigen- 
schaften zur  Individualisierung  organ* 
ischer  Körper,  Eristallisierbarkeit  und 
Flflchtigkeit,  völlig  fehlen,  und  hierin 
ist  auch  wohl  die  letzte  Ursache  dafttr 
zu  suchen,  daß  ihre  chemische  Natur 
uns  noch  heute  so  rätselhaft  erscheint. 
Im  Nachfolgenden  sollen  nun  zunächst 
die  wichtigsten  Verfahren  angezählt 
werden,  wache  zur  Beindarstellung  der 
Gerbsäuren  Verwendung  gefunden  haben. 
Es  wird  danach  verständlich  werden, 
wie  es  möglich  sein  konnte,  daß  Forscher, 


[■ 


796 


die  auf  gleichen  Gebieten  arbeiteten,  zu 
den  verschiedensten  abweichenden  Re- 
sultaten gelangten. 

Folgende  Methoden  sind  zur  allge- 
meinen Anwendung  gekommen: 

I.  Fällen  der  gerbstoffhaltigen 
Flüssigkeit  mit  neutralem  oder  basischem 
Bleiacetat  und  Zersetzung  des  dabei 
erhaltenen  Niederschlages  mitSchwef  el- 
wasserstoff. 

II.  Extraktion  des  Ausgangsmate- 
riales  mit  alkoholhaltigem  Aether. 

m.   Extraktion  mit  Alkohol. 

rV.   Extraktion  mit  Wasser. 

V.   Extraktion  mit  Aceton. 

VI.  Reindarstellung  der  Acetyl- 
verbindungen  und  Verseifen  der- 
selben. 

Das  erste  Verfahren,  welches  vielfache 
Anwendung  gefunden  hat,  ist  YOuHlasi' 
wetz  ausführlich  beschrieben  worden. 
Es  sei  hier  als  Beispiel  die  Bereitung 
der  Ghinovagerbsäure  angegeben: 

Der  wässerige  Auszug  der  Chinova- 
rinde,  welcher  dunkelrotbraun  und  nicht 
ganz  klar  ist,  enthält  gelöst:  Ghinova- 
gerbsäure ;  teils  gelöst,  teils  suspendiert 
sind  vorhanden:  Chinarot,  etwas  China- 
säure, Chinovasäure,  Gummi  und  Salze. 
Durch  Zusatz  von  Bleiacetatlösung  wird 
fast  die  ganze  vorhandene  Menge  China- 
rot und  ein  kleiner  Teil  der  Gerbsäure 
abgeschieden.  Das  noch  ziemlich  dunkle 
Filtrat  wird  in  drei  gleiche  Teile  geteilt, 
ein  Drittel  wird  mit  basisch  essigsaurem 
Blei  völlig  gefällt  und  dann  mit  den 
zwei  anderen  Dritteln  vermischt.  Es 
werden  die  letzten  Reste  Chinarot,  femer 
Chinovasäure  und  etwas  Gerbsäure  ab- 
geschieden. Die  von  diesem  Nieder- 
schlag abfiltrierte  hellere  Flüssigkeit 
gibt  auf  neuen  Zusatz  von  basisch  essig- 
saurem Blei  eine  Fällung  von  chinova- 
gerbsaurem  Bleioxyd.  —  Nachdem  das 
Bleisalz  gut  ausgewaschen  ist,  wird  es 
in  Wasser  fein  verteilt  und  mit  Schwefel- 
wasserstoff zersetzt.  Nach  Filtration 
vom  Schwefelblei  erwärmt  man  behufs 
Entfernung  des  Schwefelwasserstoffs  die 
Flüssigkeit  gelinde  und  fugt,  um  den 
Rest  davon  zu  entfernen,  wieder  etwas 
Bleiacetat  hinzu.    Das  Filtrat,  in  dem| 


ein  ganz  geringer  Ueberschufi  von  Blei 
enthalten  ist,  trübt  sich  stark  bei  Zusatz 
größerer  Mengen  Alkohol.  Erwärmt 
man  die  alkoholische  Lösung,  so  scheidet 
sich  die  reine  Bleiverbindnng*)  der 
Ghinovagerbsäure  als  flockiger  Nieder- 
schlag ab.  —  Nach  erneutem  Ze^ 
setzen  des  reinen  Bleisalzes  unter 
Wasser  mit  Schwefelwasserstoff,  Ent- 
fernen des  Schwefelbleis  und  Verjagen 
des  Schwefelwasserstoff  hinterbleibt  nun 
eine  Lösung  der  reinen  Gerbsäure.  Sie 
wird  in  der  Weise  zur  Trockne  gebracht, 
daß  sie  in  einer  Betorte,  durch  die 
fortdauernd  Eohlendioxyd  strömt,  bis 
zur  Eztraktdicke  eingedampft  wird. 
Nach  völliger  Trocknung  erscheint  die 
Säure  dann  als  durchsichtige,  bemstem- 
gelbe,  leicht  zu  einem  leichten  Pulver 
zerreibliche  Masse,  die  von  Wasser  und 
Alkohol  vollkommen  klar  aufgenommen 
wird,  dagegen  in  Aether  unlöslich  ist 

Nach  der  Methode  II,  welche  von 
Pelouxe  herrührt,  werden  zur  Tannin- 
bereitung fein  zerkleinerte  Gallen  mit 
alkoholhaltigem  Aether  (etwa  74  pCt 
Aether,  26  pCt  Alkohol)  gründlich  aus- 
gezogen. Die  abgegossene  Flüssigkeit 
scheidet  sich  bald  in  zwei  Sdiichten, 
von  denen  die  untere  eine  ziemlich  reine 
Lösung  von  Tannin  in  Alkohol,  die 
obere  eine  ätherische  GallnssäurelOsnng 
darstellt.  Durch  Abdestillieren  des  Lös- 
ungsmittels (zum  Schluß  im  Vaknnm) 
und  Trocknen  des  Rückstandes  eihilt 
man  eine  ziemlich  reichliche  Menge  Gerb- 
säure. 

Die  Gerbsäure  des  sicilianischen 
Sumachs  hat  J,  Löwe  durch  Extraktion 
mit  heißem  Alkohol  gewonnen  (Ve^ 
fahren  ni).  Die  grüngelbe  durch  FlaneD 
kollerte  Lösung  wird  eingedampft,  das 
Zurückbleibende  durch  eine  größere 
Menge  Wasser  von  höchstens  60  <>  wieder 
venftüssigt   und   nach   Abkühlung  und 

'^)  Das  etohenrindengerbsaare  Blei  hat  J.  lawe 
in  der  Weise  bereitet,  dafi  er  sor  aikoboUscheo 
Lösung  der  bereits  gereinigten  Oerbeftoie  eine 
aU^obolisobe  Lösung  von  Bleiacetat  gab,  salaoge 
noch  ein  Niederschlag  entstand.  Die  Miachong 
wurde  auf  .dem  Wasserbad  erhitct  iind  danach 
im  geschlossenen  Gefilß  48  Stunden  der  RoiM 
überTassen.  Der  abfütrierte  Niedenohlag  wurde 
mit  heiAem  Alkohol  aosgewaaohen. 


797 


völliger  Elärnng  mit  Esgigäther  aus- 
geschüttelt. Die  gesamte  Gerbsäure 
läßt  sich  so  leicht  der  wässerigen  Lös- 
ung entziehen.  Der  Essigäther  muß 
nun  wieder  durch  Abdampfen  entfernt 
und  der  Rückstand  von  Neuem  durch 
Wasserzugabe  verflüssigt  werden.  Die 
Gerbsäure  läßt  sich  jetzt  aussalzen,  wo- 
durch eine  Trennung  des  Tannins  von 
der  Gallussäure  bewirkt  wird;  nötigen- 
taJüs  wiederholt  man  diese  Fällung.  Zum 
Schluß  wird  die  schon  ziemlich  reine 
Gerbsäure  nochmals  in  Wasser  gelöst, 
mit  Essigäther  wieder  ausgezogen  und 
der  Auszug  wieder  eingedampft.  —  Ein 
ähnliches  Verfahren  hat  Löwe  für  die 
Reindarstellung  der  Eächenrindengerb- 
säure  angewendet :  Das  zerkleinerte  Aus- 
gangsmaterial erschöpft  er  mit  90proc. 
Weingeist;  nach  dem  Verdampfen  des- 
selben wird  der  Rückstand  mit  Wasser 
verdünnt,  wobei  die  Ausscheidung  des 
schwerlöslichen  Eichenrots  erfolgt.  Nach 
einigen  Tagen  wird  filtriert,  die  Trenn- 
ung vom  Eichenrot  durch  Aussalzen 
vervollständigt,  abermals  filtriert  und  der 
nunmehr  erhaltenen  rotbraunen  Flüssig- 
keit die  Eichenrindengerbsäure  durch 
häufig  wiederholtes  Ausschütteln  mit 
E^ssigäther  entzogen.  Da  die  Löslich- 
keit ziemlich  unbedeutend  ist,  muß  die 
Ausschüttelung  derselben  Flüssigkeit 
wenigstens  zehnmal  vorgenommen  wer- 
den. Nach  dem  Verdampfen  des  Essig- 
äthers erhält  man  die  reine  Gerbsäure. 
Durch  heiße  Ektraktion  mit  Alkohol 
hat  auch  Kömer  eine  größere  Reihe 
von  Gerbstoffen  (aus  Eichenrinde,  Eichen- 
holz, Fichten-  und  Mimosarinde,  Kasta- 
nien- und  Quebrachoholz,  Valonen  und 
Myrobalanen)  gewonnen.  Dabei  erfuhr 
aber  das  Löwe^sche  Verfahren  in  der 
Weise  eine  Abänderung,  daß  die  alko- 
holischen Lösungen  mit  Aether,  in  dem 
die  Gerbsäuren  ganz  allgemein  unlöslich 
sind,  gefällt  wurden.  Es  lassen  sich  so 
auch  fraktionierte  Fällungen  vornehmen, 
indem  zunächst  die  alkoholische  Lösung 
mit  Aether  bis  zur  beginnenden  Trübung 
versetzt  wird«  Das  Ausgeschiedene  setzt 
sich  nach  einiger  Zeit  als  Niederschlag 
am  Boden  des  Gefäßes  ab,  und  die  dar- 
über   stehende   Flüssigkeit   kann   von 


neuem  mit  Aether  gefällt  werden.  — 
Eines  ähnlichen  Verfahrens  hat  sich 
Thoms  bedient,  um  festzustellen,  ob  sich 
Tannin  in  Fraktionen  von  verschiedenem 
Drehungswinkel  zerlegen  läßt.  Das 
Tannin  wurde  in  Amylalkohol  gelöst, 
die  Lösung  mit  Aether  versetzt  und 
durch  Zugabe  von  Petroläther  in  vier 
Fraktionen  gefällt.  Die  Fraktionen 
wurden  wieder  in  Essigäther  gelöst,  mit 
Aether  verdünnt  und  durch  Eingießen 
in  überschüssigen  Petroläther  fiocUg  ab- 
geschieden.*) 

Das  IV.  Verfahren,  die  Gerbstoffe 
dem  Rohmaterial  durch  Auslaugen  mit 
Wasser  zu  entziehen,  ähnelt  in  vieler 
Beziehung  dem  soeben  beschriebenen; 
die  wässerigen  Auszüge  können  durch 
Aussalzen  oder  Ausschütteln  mit  Essig- 
äther weiterverarbeitet  werden. 

Tnrnble  hat  den  Eichenrindengerbstoff 
mit  Aceton  aus  der  Rinde  ausgezogen, 
wozu  mehrere  Tage  erforderlich  waren. 
Das  Aceton  wird  durch  Eindampfen 
entfernt,  der  Rückstand  in  Wasser  ge- 
löst, die  wässerige  Lösung  mit  Es^- 
äther  ausgeschüttelt  und  das  nach  dem 
Verdampfen  des  Essigäthers  Verbleibende 
mit  alkoholhaltigem  Aether  nach  Ver- 
fahren II  etwa  weiter  behandelt. 

Als  letztes  sei  das  Verfahren  von 
Böttinger  erwähnt.  Derselbe  geht  zwecks 
Reindarstellung  der  Eichenholzgerbsäure 
von  der  Acetylverbindung  aus,  die  leicht 
zu  gewinnen  ist,  indem  der  eingetrock- 
nete Eichenholzextrakt  mit  E^igsäure- 
anhydrid  gekocht  und  das  entstandene 
Acetylderivat  in  bekannter  Weise  ge- 
reinigt wird.  Diese  Acetylverbindung 
läßt  sich  durch  zweistündiges  Erhitzen 
mit  Wasser  im  geschlossenen  Rohr  auf 
136^  leicht  verseifen.  Die  erhaltene 
Masse  wird  durch  ganz  schwaches  Er- 
wärmen von  der  abgespaltenen  Essig- 
säure befreit,  der  Rückstand,  der  durch 
geringe  Mengen  unlöslicher  Substanz 
verunreinigt  ist,  mit  Alkohol  aufgenom- 
men, filtriert  und  nach  Verdunsten  des 
Alkohols  im  Exsikkator  getrocknet. 


* 


*)    Ueber     den    Wert    dieses    fraktionierten 
Fällens  s.  w.  u. 


798 


Die  meisten  Gerbsäureu  sind  außer- 
ordentlich leicht  oxydierbar.  Viele  neh- 
men in  kurzer  Zeit  rote  oder  braune 
Färbung  an,  sodaß  häufig  während 
der  Herstellung  sich  manche  chemische 
Veränderung  vollziehen  mag.  Von  Wich- 
tigkeit ist  deshalb  vor  edlem  für  die 
Reindarstellung  eine  schnell  zum  Ziele 
führende  Methode.  —  Vermieden  werden 
muß  weiter  einmal  die  Anwendung 
höherer  Temperaturen  und  die  Verwend- 
ung alkalisch  reagierender  Flflssigkeiten, 
wodurch  die  Oxydation  in  jeder  Weise 
begfinstigt  wfirde.  Solche  Nachteile 
haften  namentlich  dem  Verfahren  von 
HUmwetx  an,  nach  dem  ein  häufiges 
Erwärmen  der  Lösungen  unvermeidlich 
ist  und  die  Abscheidung  verschiedener 
Nichtgerbstoffe  mit  alkalischer  Blei- 
acetatiösung  vorgenommen  wird. 

Die  Verwendung  von  Essigäther  zum 
Ausschfitteln  ist  recht  zweckmäßig  bei 
Sumach,  Gallen  und  Quebracho,  gibt 
aber  bei  den  übrigen  Gerbsäuren  wenig 
zufriedenstellende  Resultate,  namentlich 
was  die  Ausbeuten  anbelangt.  Es  sind 
auch  Versuche  gemacht  worden,  heiße 
Losungen  mit  Ei^gäther  auszuschütteln, 
aber  auch  in  dieser  Form  ist  das  Ver- 


fahren unpraktisch  und  vor  allem  lang- 
wierig. 

Für  die  Weiterverarbeitung  der  Essig- 
äther-  und  Alkohollosungen  hat  sich  die 
Ausfällung  mit  Aether  und  Petroläther 
als  äußerst  zweclmiäßig  erwiesen.  Es 
läßt  sich  so  jede  Erwärmung  vermeiden 
und  gleichzeitig  eine  fraktionierte  Ab- 
scheidung ermöglichen.  So  konnte 
Thoms  bei  einem  PharmakopOetannin 
feststellen,  daß  die  daraus  erhaltenen 
einzelnen  Fraktionen  verschiedenes  op- 
tisches Verhüten  zeigten,  woraus  folgte, 
daß  das  vorliegende  PrSparat  kein  ein- 
heitlicher EOrper  war.  Bei  vielen  an- 
deren Gerbsäuren,  deren  Losungen  sich 
in  kürzester  Frist  durch  Oiydation  stark 
färben,  ist  eine  Prüfung  mit  dem  Polar- 
isationsapparat unmöglich.  In  dem  Falle 
sind  Unterschiede  in  den  einzetaien 
Fraktionen  nur  durch  Elementaranalyse 
festzustellen.  Kämer  hat  gezeigt,  daB 
die  nacheinander  erhaltenen  Nieder- 
schläge in  ihrer  Zusammensetzung  ver- 
schieden sind,  die  letzten  Fraktionen 
aber  häufig  doch  nur  unerhebliche 
Schwankungen  aufwiesen. 

So  ergab: 


Fraktion 


n 


Qaebraoho- 
holzgerbfitoff 

Eichenhok- 
gerbstoff 

Kastanien- 
holzgerbstoff 

Mimoeaiinden« 
gerbstoff 

Maogroye- 
riDdengerbstoff 


62,55  pCt  C 
4,79    »    H 


49,88 
4,50 

49,41 
4,67 

50,21 
5,58 

56,90 
5,09 


0 
H 

C 
H 

C 
H 

C 
H 


63,40  pCt  0 
4,64    »    H 

61,60  pa  C 

>    H 


4,48 

60,37 

4,77 

52,15 
6,61 


C 

n 

C 

n 


III 


IV 


63,68  pCt  C 
4,65    »    H 


62,34 
4,64 

50,98 
4,62 

57,94 
5,40 


C 
H 

C 

n 

C 

n 


63,63  pa  C 
4,91     .    H 


53,05 
4,80 

61,29 
4,40 

57,36 
5,56 


C 
fl 

C 
H 

0 

H 


63,74  pCt  G 
4,81     >    H 


66,17  pOt  C 
4,94    »   H. 


Wie  aus  der  Zusammenstellung  er- 
sichtlich, sind  wirklich  auf  diesem  Wege 
einigermaßen  gleichmäßig  zusammen- 
gesetzte Produkte  zu  gewinnen,  während 
man  bei  einmaliger  vollständiger 
Fällung  mit  Aether  unbedingt  Ge- 
mische erhalten  muß.  —  Sehr  in- 
struktiv sind  besonders  die  Differenzen 


bei  dem  Mimosarindengerbrtofl^  doreh 
die  die  Anwesenheit  zweier  verschie- 
dener Gerbsäuren,  wenn  andi  nicht 
ganz  sicher  bewiesen,  so  doch  min- 
destens außerordentlich  wahncheinlich 
gemacht  wird. 


799 


Zur  Bestimmung  des  Mangan 
im  Trinkwasser. 

Von  Dr.  Johannes  Preseher, 

In  der  Ztschr.  f.  Offentl.  Ghem.  1906, 
Heft  Vn,  berichtet  Dr.  Woy  über  eine 
Störung  der  Wasserversorgung  durch 
Mangansnlfat  (vgl.  Pharm.  Centralb.  47 
[1906],  769),  dessen  Menge  am  31.  März 
1906  zu  0,106  g  im  Liter  bestimmt 
wurde  und  in  den  folgenden  3  Tagen 
auf  0,124  g,  0,231  g,  0,314  g  gestiegen 
war.  Im  lYinkwasser  kommt  Mangan 
nur  selten  vor  und  dann  in  der  Regel 
in  so  geringer  Menge,  daß  im  Einzel- 
fall zu  einer  Beanstandung  keine  Ver- 
anlassung gegeben  ist.  Indes  schreibt 
man  dem  Mangan  in  bezug  auf  Wachs- 
tumsbeförderung von  Algen  und  Pilzen 
eine  ähnliche  Bedeutung  wie  dem  Eisen 
zu,  so  daß  Trinkwasser,  welches  Cre- 
nothrix-  und  Leptothrix-Fäden  enthält, 
als  gesundheitsschädlich  bezeichnet 
werden  muß.  Was  den  übermäßigen 
Eisengehalt  eines  Trinkwassers  betrifft, 
so  kann  derselbe  durch  sogen.  Ent- 
eLsenungsverfahren  (Lüftung  und  Fil- 
tration durch  Kiesfilter)  auf  eine  nicht 
mehr  in  betracht  kommende  Menge  ent- 
fernt werden,  ein  plötzlich  auftretender 
Mangangehalt  erscheint  dagegen  be- 
denklich und  läßt  auf  ungewollte  Zu- 
flüsse schließen,  deren  Beimengung  das 
Auftreten  widrigen  Geschmacks  zur 
Folge  hat. 

Das  Vorhandensein  von  Mangan  ver- 
rät sich  außer  durch  geschmackliche 
Auffälligkeiten  und  Braunwerden  von 
Wäschestücken  bei  Chlorkalkzusatz 
auch  durch  Beeinträchtigung  des  Wohl- 
befindens von  Mensch  und  Tier  und 
wird  bekanntlich  u.  a.  chemisch  er- 
mittelt durch  Ornnfärbung  des  mit 
Natriumkarbonat  und  Ealiumnitrat  auf 
dem  Platinblech  geschmolzenen  61üh- 
rückstandes  (Bildung  von  Natrium- 
manganat).  Die  weitere  empfindliche 
Reaktion  auf  Mangan  —  Ueberftthrung  in 
Permanganat  durch  Oxydation  mittels 
Bleiperoxyd  oder  Mennige  und  Salpeter- 
säure —  kann  bei  Wasser  unter  Um- 
ständen ausbleiben,  sie  wird  negativ 
ausfallen  bei  Gegenwart  von  Chlor- 
verbindungen (Kochsalz). 


Im  folgenden  soll  der  Vorzug  einer 
titrimetrischen  Ermittelung  des  Mangans 
im  Wasser  vor  der  gewichtsanalytischen 
Bestimmung  beleuchtet  werden.  Die 
gewichts analytische  Ermittelung 
wird  bei  Wasser  meistens  in  der  Art 
ausgeführt,  daß  das  vorhandene  Mangan- 
oxydulsalz unter  Erwärmen  der  mit 
Natriumkarbonat  zuvor  neutralisierten 
Flüssigkeit  auf  60  ^  durch  Brom  als 
Manganperoxydhydrat  (Mn  O2 ,  H2  0) 
gefällt  wird.  Zur  Reduktion  eines 
kleinen,  als  Permanganat  in  Lösung 
bleibenden  Anteils  ist  etwas  Weingeist 
zuzufügen.  Hierauf  wird  abfiltriert,  mit 
heißem  Wasser  gewaschen,  der  Nieder- 
schlag in  Salzsäure  gelöst,  wieder 
neutralisiert  und  wie  vorher  abermals 
durch  Brom  gefällt.  Jetzt  wird  nach 
dem  Auswaschen  getrocknet  und  erst 
nach  dem  E^äschern  des  Filters  in 
Salzsäure  gelöst.  Hat  man  die  Fällung 
in  einer  Platinschale  vorgenommen,  so 
ist  der  beim  Waschen  mit  heißem 
Wasser  nicht  entfernbare  Beschlag 
nach  Lösung  in  Salzsäure  der  übrigen 
Chlorürlösung  zuzufügen.  Aus  den  ver- 
einigten Lösungen  des  Mangans  wird 
dasselbe  durch  Natriumkarbonat  als 
Manganoxydulkarbonat  gefällt.  Den 
grauweißen  Niederschlag  läßt  man  ab- 
setzen, filtriert  und  wäscht  mit  heißem 
Wasser  aus.  Hierbei  bräunt  sich  der 
Niederschlag  infolge  Oxydation.  Jetzt 
glüht  man  Filter  nebst  Niederschlag 
im  Platintiegel,  anfangs  mäßig,  dann 
über  dem  Gebläse  und  führt  so  das 
Karbonat  in  Manganoxyduloxyd  über. 
Die  Berechnung  auf  Mangan  geschieht 
nach  dem  Ansatz: 

MnsO^  :  3Mn,  bezw.  3MnO 
229         165  213 

=  gefundene  Menge  MnsO^ix. 

Sehr  zweckmäßig,  einfach  und  genau 
habe  ich  ein  Verfahren  kennen  gelernt, 
das  Hampe  ursprünglich  zur  Bestimm- 
ung des  Mangans  im  Eisen  in  die  Praxis 
eingeführt  hat,  welches  aber  ebenso 
bequem  zur  Bestimmung  des  Mangans 
im  Trinkwasser  benutzt  werden  kann. 
Dasselbe  beruht  teilweise  auf  der  Me- 
thode von  Fresenius  und  Will  zur  Be- 


800 


Stimmung  des  wirksamen  Sauerstoffs  im 
Braunstein.  Erhitzt  man  Manganperoxyd 
mit  Oxalsäure  und  Schwefelsäure,  so 
bilden  sich  bekanntlich  Manganosulfat, 
Eohlendioxyd  und  Wasser  nach  der 
Gleichung : 

MnOg  +  C2O4H2  +  SO4H2 
=  S04Mn  +  2CO2  +  2H2O. 

Während  hier  die  Kohlensäure  auf- 
gefangen, in  bekannter  Weise  bestimmt 
und    daraus   der    wirksame    Sauerstoff 
berechnet  wird,  liegt  der  zu  beschreib- 
enden Manganbestimmung  eine  Titra- 
tionsmethode zu   gründe,   die   wie 
folgt  auszuführen   ist:   Den  Abdampf- 
rückstand aus  einem  LiterWasser  löst  man 
in  einem  weithalsigen  Erlenmeyer-Kolhen 
in  50  ccm  starker  Salpetersäure,  erhitzt 
auf  dem  Drahtnetz  im  Abzug  zur  Lös- 
ung und  setzt  weitere  60  ccm  Salpeter- 
säure   (spez.    Gew.    1,4)  hinzu.     Nach 
Einsetzen  eines  kleinen  Trichters  in  den 
Eolbenhals,  erhitzt   man    zum   Kochen 
und    fügt    zur   Lösung   10   bis   16   g 
Kaliumchlorat,   am   besten   in  2  bis  3 
Anteilen.     Während   der   Zugabe    von 
Chlorat  ist  der  Kolben  von  der  Flamme 
zu   entfernen.      Alsdann    erhitzt   man 
wieder,   wobei    das   Peroxyd   sich   ab- 
zuscheiden beginnt,  während  der  Kolben- 
raum  mit    grünen    Chlordämpfen   sich 
anfüllt.     Sollte    die    Abscheidung   von 
Peroxyd  länger  auf  sich  warten  lassen, 
so  hat  es  an  Chlorat  gefehlt,  weshalb 
ein  weiterer  Anteil  hiervon  zuzugeben 
ist.     Alsbald   entweicht   das   Chlorgas, 
wobei   der  Glastrichter  etwas  gehoben 
wird.  Der  zuvor  mit  den  grünen  Dämpfen 
ausgefüllte   Kolbenraum  erscheint  jetzt 
hell.  Man  setzt  das  Erhitzen  noch  V4  Stunde 
fort,  um  sicher  zu  sein,  daß  alles  Mangan 
gefällt    ist.      Nach    Verdünnung    mit 
gleichen   Teilen  heißem  Wasser  kühlt 
man  die  Mischung  ab,  indem  man  den 
Kolben  in   ein  nasses    Handtuch   ein- 
schlägt und  unter   die   Wasserleitung 
bringt.    Bei  der  hierauf  folgenden  Fil- 
tration des  erkalteten  Gemisches  durch 
ein  doppeltes  quantitatives  Filter  em- 
pfiehlt es  sich,  beständig  nachzugießen. 
Der  Niederschlag  ist  solange  mit  heißem 
Wasser   auszuwaschen,    bis    das    Ab- 


laufende keine  saure  Reaktion  mehr 
zeigt.  Bei  dem  Abfiltrieren  darf  der 
Niederschlag  nicht  stark  geschüttelt 
oder  gar  durch  Reiben  mit  dem  Olas- 
stab  verteilt  werden,  weil  die  Flüssig- 
keit sonst  trüb  durchläuft  Auch  ist 
es  ratsam,  das  an  den  Wänden  des 
Erlenmeyer 'Kolhem  festhaftende  Man- 
ganperoxyd  nicht  losznstoßen,  senden 
darin  zu  belassen.  Nach  sorgftitigem 
Auswaschen  nimmt  man  die  weitere 
Bestimmung  in  demselben  Kolben  vor, 
in  welchem  der  nicht  entfembare  Rflck- 
stand  zurückgeblieben  ist  Man  bringt 
deshalb  Filter  nebst  Niederschlag  in  den 
Kolben  zurück  und  übergießt  mit  10 
ccm  verdünnter  Schwefeliäure  (1 : 5) 
und  20  ccm  einer  Oxalsäurelosung  von 
bestimmtem  Gehalt  (4,67  g  im  Liter). 
Darauf  schwenkt  man  den  Kolben  so- 
lange iin  Kreise,  bis  das  Filter  in  kleinste 
Fasern  zerteilt  erscheint  und  erwärmt 
das  Gemisch  im  Wasserbad,  bis  alles 
Manganperoxyd  gelöst  ist  Sollte  hier- 
zu die  abgemessene  Menge  Oxalsäore- 
lösung  nicht  ausreichend  sein,  so  gibt 
man  wiederholt  weitere  10  ccm  hinzu, 
bis  der  gewünschte  Erfolg  eingetret^ 
ist  Hierbei  wird  ein  TeU  der  Oxal- 
säure zersetzt,  ein  anderer  Teil  derselben 
bleibt  unverändert.  Ermittelt  man  nnn 
die  unzersetzt  gebliebene  Menge  ange- 
wandter Oxalsäure  durch  Titration  mit 
Kaliumpermanganatlösung,  so  ergibt  sich 
aus  der  Differenz  die  Menge  der  durch 
Manganperoxyd  zersetzten  Oxalsäure  and 
aus  dieser  der  Gehalt  an  Mangan. 

Die  Lösungen  stellt  man  zweckmäBig 
so  ein,  daß  10  ccm  OxalsäurdOsnng 
10  ccm  Kallumpermanganatlösnng  ent- 
sprechen, wodurch  man  sich  das  Um- 
rechnen erspart.  Als  sehr  geeipet  f&r 
die  Praxis  kann  ich  empfdilen,  den 
Titer  der  Oxalsäurelösung  so  zu  wähloi, 
daß  jeder  ccm  3  mg  Mangan  entspricht; 
eine  derartige  Lösung  erfordert  4,67  g 
reiner  Oxalsäure  im  Liter.  In  gleicher 
Weise  sind  für  eine  Kaliumpermanganat- 
lösung,  von  welcher  10  ccm  der  gleichen 
Menge  Oxalsäurelösung  entsprechen  sol- 
len, 2,31  g  Kaliumpermanganat  im 
Liter  ausgekochtem  Waaser  eif ord^ 
lieh. 


801 


Zar  AnstelluDg  des  blinden  Versuchs 
erwärmt  man  10  ccm  Oxalsäurelösung, 
10  ccm  Schwefelsäure  (1 :  5)  und  100  g 
Wasser  auf  etwa  80^  und  fQgt  zunächst 
9  ccm,  dann  allmählich  bis  zu  10  ccm 
Kaliumpermanganatlösung  hinzu.  Er- 
gibt sich  ein  geringer  Mehrverbrauch 
an  Permanganat,  so  ist  dies  entsprechend 
zu  berflcksichtigen. 

Der  oben  beschriebenen  schneeweißen 
Schättellösung  von  Filterf asem,  Mangan- 
salzlOsung,  Oxalsäure  und  Schwefelsäure 
fägt  man  gleichfalls  100  ccm  Wasser 
hinzu,  erhitzt  auf  80^  und  titriert  mit 
Permanganat  bis  zum  Eintritt  der  Rosa- 
färbung. Waren  die  zugesetzten  20 
ccm  Oxalsänrelösung  ausreichend  zur 
Lösung  des  Peroxyds  und  sind  iO  ccm 
Oxalsäurelösung  gleichwertig  mit  1 0  ccm 
der  Kaliumpermanganatlösung,  so  hat 
man  jetzt  nur  noch  die  verbrauchten 
ccm  der  letzteren  in  Abzug  zu  bringen. 
Angenommen,  es  seien  zur  Ermittelung 
der  unzersetzt  gebliebenen  Menge  an- 
gewandter Oxalsäure  8  ccm  Kalium- 
permanganatlösung erforderlich  gewesen, 
so  waren  12  ccm  Oxalsäurelösung  (20 
weniger  8)  benötigt,  um  die  Reaktion 
nach  der  Gleichung: 


MnOg  +  C2O4H2  +  SO4H2 
=  S04Mn  +  2CO2  +  2H2O 

herbeizufahren.  Da  nach  dem  Gesagten 
jeder  ccm  Oxalsäure  2  mg  Mangan  ent- 
spricht, so  sind  gefunden  worden  12x2 
=  24  mg  Mn,  welche  Menge  um  den 
zehnten  Teil  zu  erhöhen  ist,  weil  durch 
die  organische  Substanz  des  Filters  und 
den  Verlauf  der  Reaktionsgleichung  der 
Verbrauch  an  Permanganat  so  groß  ist, 
als  dieser  prozentualen  Erhöhung  ent- 
spricht. Demnach  beträgt  die  Menge 
Mangan  im  Liter  Wasser  0^0244-0,0024 
=  0,0264  g  oder  264  mg. 

Dieses  abgeänderte,  in  der  vorbe- 
schriebenen Weise  ausgeführte  Rampe- 
sehe  Verfahren  kann  ich  seiner  Einfach- 
heit und  praktischen  Genauigkeit  wegen 
nicht  nur  empfehlen,  sondern  möchte 
ihm  sogar  der  quantitativen  Bestimm- 
ung gegenüber  insofern  den  Vorzug 
geben,  als  die  Gegenwart  von  Eisen 
unberücksichtigt  bleiben  kann  und  or- 
ganische Substanz,  infolge  der  Vor- 
behandlung mit  konzentrierter  Salpeter- 
säure und  Kaliumchlorat  keinerlei  Stör- 
ung verursacht. 

Zu  den  Versuchen  diente  Mangan- 
peroxyd und  Mangansulfat. 


100  Teile  MnOs  enthalten  63,22  Teile  Mn 

0,1  »      in  60  ccm  Oxalsäurelösung  und   10  ccm  Schwefelsäure  (1 :  5) 

gelöst,  erforderten 
23,4  »   Permanganatlösung  zur  Rficktitration. 

26,6  X  2  =  63,2  +  6,32  =  68,62  pCt  Mn  gefunden 


gegenüber  63,22  pCt  Mn  der  theoret- 
ischen Berechnung,  was  seinen  Grund 
darin  hat,  daß  gegen  7  pCt  Verun- 
reinigungen (Quarz,  Schwerspath,  Eisen- 
oxyd) zugegen  waren,  deren  Vorhanden- 
sein sich  schon  durch  nicht  vollständige 
Lösung  zu  erkennen  gab. 

Zur  Kontrolle  wurde  0>1  g  Mn02  zu- 
vor in  Sidzsäure  gelöst  und  das  gebadete 
Manganchlorür  als  Peroxyd  zur  Fällung 
gebracht.  Zur  Lösung  wurden  verwendet : 

30,0  ccm  Oxalsäurelösung 
zurflcktitriert    3,6 

26,4  X  2  =  62,8  +  5,28  = 
68,08  pCt  Mn. 

Zu  weiteren  Versuchen  diente  vom 
Kristallwasser    befreites    Mangansulfat 


(MnSO^ .  1  aq).  100  Teile  enthalten 
32,65  Teile  Mn.  Das  gefällte  Mn02  ftos 
0,1,  0,2  und  0,3  g  wurde  in  20  bezw. 
30  bezw.  45  ccm  Oxalsäurelösung  gelöst 
und  zur  Rücktitration  5,96  bezw.  1,92 
bezw.  2,98  ccm  Permanganatlösung  ver- 
braucht. 
1)  20 
—  5,96 


2) 


14,04x2  =  28,08 

2,80 

30 
—1,92 

=  30,88 

pCt 

Mn 

28,08  X  2 

=  66,16 
5,61 

61,77 :2  =  30,88pCtMn 


802 


3)     45 
—  2,98 

42,02  X  2  =  84,04 

8,40 

92,44:3  =  30,81  pCtMn 

Das  titrimetrische  Verfahren  von 
Baumert  und  Holdefleißj  referiert  in 
Pharm.  Centralh.  47  [1906],  584,  ist 
mir  erst  nach  Abschluß  vorstehender 
Versuche  bekannt  geworden. 


78.  Versammlung 

Deutscher  Naturforscher  und 

Aerzte  zu  Stuttgart 

vom  16.  bis  22.  September  19C6. 

Abteilung  für  Pharmazie  und  Pharma- 
kognosie. 

Durch  Prof.  Dr.  E.  Rupp  in  Marburg 
gelangten  folgende  Mitteilungen  aus 
dem  pharmazeutisch-chemischen 
Institute  der  Universität  Mar- 
burg von  Geh.  Reg. -Rat  Prof.  Dr. 
Ernst  Schmidt  zum  Vortrag. 

I.     Corydalisalkaloide. 

Im  Verlauf  der  bisherigen  Untersuch- 
ungen der  Alkaloide  von  Corydalis 
Cava  war  es,  weder  bei  der  Verarbeit- 
ung der  Knollen,  noch  der  Blätter^  ge- 
lungen. Pro  top  in,  das  «Leitalkaloid» 
der  Papaveraceen  und  verwandter  Pflan- 
zen, aufzufinden.  In  letzter  Zeit  hat 
jedoch  Makoshi  diese  Base  sowohl  aus 
chinesischen,  als  auch  aus  japanischen 
Corydalisknollen  und  zwar  in  nicht  un- 
beträchtlicher Menge  isoliert.  Die'  durch 
gelbe  Farbe  und  durch  hornartige  Be- 
schaffenheit äußerlich  charakterisierten 
chinesischen  Corydalisknollen  zeigen  bez. 
der  chemischen  Natur  und  der  Mengen- 
verhältnisse der  darin  enthaltenen  Al- 
kaloide bemerkenswerte  Verschieden- 
heiten von  den  einheimischen  Knollen 
der  Corydalis  cava.  Von  den  Haupt- 
alkaloiden  der  letzteren  Corydalisart, 
dem  Corydalin  und  Bulbocapnin,  konnte 
bisher  nur  sehr  wenig  isoliert  werden. 
Dagegen  wurden  neben  Protopin  und 
anderen  Alkaloiden  reich  !i  che  Mengen 


von  intensiv  gelb  gefärbten 
Basen  gewonnen,  welche  in  demAeu- 
ßeren  und  in  dem  Gesamtverhalten 
große  Aehnlichkeit  mit  dem  Berberin 
und  seinen  Derivaten  zeigen.  Diese 
Basen  stehen  jedoch  zu  dem  Berberin 
in  keiner  Beziehung,  vielmehr  handelt 
es  sich  dabei  anscheinend  um  Dehydro- 
derivate  des  Corydalin.  Die 
intensiv  gelb  gefärbten  Hydrochloride, 
welche  den  Charakter  quatemärer  Am- 
moniumchloride tragen,  konnten  dareh 
Reduktion  mit  Salzsäure  und  Zink  glatt 
in  ein  farbloses,  bei  135  bis  136®  C 
schmelzendes  Alkaloid  verwandelt  werden, 
welches  in  der  Zusammensetzung  nnd 
in  den  Eigenschaften,  soweit  sie  bisher 
untersucht  wurden,  mit  dem  optisch 
inaktiven  C  orydalin  fibereinsümmt 

n.     Ehamnoiide. 

Durch  frühere,  von  WaUaschko  und 
von  Brauns  ansgef  Qhrte  Untersuchungen 
war  einwandfi-ei  festgestellt,  daß  das 
Rutin  der  Gartenraute  identisch  ist 
mit  dem  Sophorin  der  Blfitenkno^ 
von  Sophora  Japonica.  Das  Gleiche 
ist  nach  den  Arbeiten  von  Wunderlich 
der  Fall  bei  dem  Violaquercitrin  der 
Bifiten  von  Viola  tricolor  und  dem 
Rhamnosid  der  Bifiten  vonFagopyrnm 
(Buchweizen?.  Das  bereits  von  Bnmns 
untersuchte  Cappernrutin  der  Uof- 
liehen  Cappern,  welches  in  dem  Ve^ 
halten,  der  Zusammensetzung  und  in 
den  Spaltungsprodukten  durdiaus  mit 
dem  Rutin  fibereinstimmt,  zeigte  auch 
nach  wiederholter  sorgfältiger  Reinig- 
ung noch  die  kleinen,  bereits  früher 
beobachteten  Differenzen  in  dem  Er- 
weichungspunkte. Dagegen  zeigte  das 
Acetylderivat  des  Rntin  und  Cappern- 
rutin in  dem  Verhalten  und  in  dem 
Schmelzpunkte  vollständige  Ueb^«in- 
stimmung.  S  a  p  o  n  i  n  der  Quillaiarinde, 
welches  bei  der  Hydrolyse,  wie  andere 
Saponine,  Pentosen  liefert,  steht  in 
den  zuckerartigen  Spaltungsprodukten, 
ganz  abgesehen  von  seinen  sonstigen 
Eigenschaften,  in  keinerlei  Bexiehong 
zu  den  Rutinen.  Während  letztere  bei 
der  Hydrolyse  Rhamnose  and  Dex* 
trose  liefern,  gelang  es  aus  den  Spalt- 


803 


ungsprodükten  des  Qaillaiasaponm  Ga- 
laktose im  kristallisierten  Zustande 
zu  isolieren.  Von  den  gleichzeitig  vor- 
handenen Pentosen  konnte  bisher  keine 
in  Kristallen  abgeschieden  werden.  Die 
Galaktose  wnrde  durch  Schmelzpunkt, 
Osazon  und  durch  Ueberffihrung  in 
Schleimsäure  identifiziert. 

in.     Tropin,  Scopolin. 

Im  Verein  mit  dem  Scopolin,  dessen 
Untersuchung  mich  seit  einer  längeren 
Beihe  von  Jahren  beschäftigt,  ist  zur 
Gewinnung  gewisser  Direktiven  auch 
das  Tropin  zum  Gegenstände  gelegent- 
licher Präfung  gemacht  worden.  Letz- 
teres war  speziell  bei  den  Produkten 
der  Fidl,  welche  diese  Basen  unter  dem 
Einflüsse  von  Halogenwassersto&äuren 
liefern. 

Das  Tropin  läßt  sich,  wie  bereits 
Ladenburg  zeigte,  leicht  durch  Erhitzen 
mit  Jodwasserstoffsäure  in  das  Hydro- 
jodiddes  Tropin jodürs:  CgHuJNjHJ, 
überfahren.  In  entsprechender  Weise 
reagiert  die  bei  0^  gesättigte  Brom- 
wasserstoffsäure bei  170  bis  180^.  Das 
Gleiche  gilt  für  Chlorwasserstofbäure 
bei  noch  höherer  Temperatur.  Dieselben 
Verbindungen,  welche  sich  von  dem 
Tropin  durch  Ersatz  der  OH-Gruppe 
J,  Br,  bezw.  Gl  ableiten,  resultieren 
auch,  wenn  das  Tropin  mit  den  Tri- 
balogenverbindungen  des  Phosphors  in 
Reaktion  versetzt  wird.  Von  diesen 
Halogenderivateu  ist  das  Bromtropin 
als  Hydrobromid:  CgHi^BrN,  HBr,  von 
van  Skm  und  von  Kircher  in  etwas 
größerer  Menge  dargestellt  worden: 
farblose,  bei  216^  schmelzende,  in  ab- 
solutem Alkohol  schwer  lösliche  Kristalle. 
Dieses  Bromid  ist,  wie  ein  direkter 
Vergleich  lehrte,  identisch  mit  dem  von 
EirJiom  und  von  Merck  dargestellten 
Additionsprodukt  desTropidins  mit  Brom- 
wasserstoff. In  beiden  Verbindungen, 
von  denen  auch  die  Gold-  und  Platin- 
doppelsalze zur  Untersuchung  gelangten, 
ist  die  Stellung  des  Bromatoms  im  Tro- 
pinkem  somit  die  gleiche.  Einhorn  hat 
s.  Z.  die  Vermutung  ausgesprochen,  daß 
sich  in  diesen  Bromiden  das  Bromatom 
nicht  an  der  Stelle  befindet,  an  welcher 


im  Tropin  die  OH-Gmppe  steht  Ob 
dies  von  vornherein  der  Fall  ist,  oder 
ob  erst  bei  der  Einwirkung  von  Agentien 
auf  dieses  Bromid  eine  molekulare  Um- 
lagerung  stattfindet,  soll  hier  zunächst 
nicht  erörtert  werden.  Werden  diese 
Tropinbromide  längere  Zeit  in  wässeriger 
Lösung  mit  einer  berechneten  Menge 
von  Silbernitrat  im  Wasserbade  er- 
hitzt, so  tritt  zwar  eine  Abspaltung  von 
HBr,  jedoch  keine  Bildung  von 
T  r  0  p  i  d  i  n  ein .  Die  hierbei  resultierende 
Base  ist,  wie  der  Vergleich  der  bezäg- 
lichen  Platindoppelsa^e  lehrte,  nur 
isomer  mit  dem  Tropidin.  Auch  durch 
Einwirkung  von  feuchtem  Silber- 
oxyd in  berechneter  Menge  konnte  aus 
dem  Tropinbromid  kein  Tropin  re- 
generiert werden,  ebensowenig  wie  dies 
von  Ladenburg  bei  dem  lYopinJodid 
realisiert  werden  konnte.  (Hierzu  vgl. 
auch  Pharm.  Centralh.  Nr.  40.) 

Von  den  Abkömmlingen  des  S  c  o  p  o  - 
1  i  n  habe  ich  in  letzterer  Zeit,  zur  wei- 
teren Aufklärung  der  Konstitution  dieser 
Base,  das  Hydroscopolin:  C8H16NO2, 
einer  weiteren  Prüfung  unterworfen. 
Diese,  zwei  OH-Gruppen  enUialtende 
Base  resultiert,  wie  früher  beschrieben, 
bei  der  Reduktion  des  Hydrobromscopo- 
lins:  C8Hi4BrN02.  Von  den,  in  Fort- 
setzung meiner  früheren  Arbeiten  er- 
zielten Resultaten  möchte  ich  nur  er- 
wähnen, daß  diese  Base  bei  vorsichtiger 
Oxydation  mit  Chromsäure  eine  gut 
kristallisierende,  in  Wasser  und  Alkohol 
mäßig  leicht  lösliche,  anscheinend  zwei- 
basische Säure  liefert,  welche  bei  224^ 
unter  lebhafter  Gasentwickelung  schmilzt. 
Diese  Säure  wurde  mit  Hilfe  ihres,  in 
glänzenden,  tiefblauen  Nadeln  kristall- 
isierenden Eiipfersalzes  isoliert.  Letz- 
teres verlor  im  Wassertrockenschranke 
im  Mittel  20  pGt  an  Gewicht,  einen 
Trockenrückstand  liefernd,  der  im  Mittel 
23,9  pCt  Cu  enthielt.  Bei  der  Schwierig- 
keit, diese  Säure  in  etwas  größerer 
Menge  zu  erhalten,  ist  die  Untersuchung 
derselben  noch  nicht  zum  Abschluß 
gediehen.  Ich  hoffe  jedoch,  daß  durch 
dieselbe  die  Konstitution  des  Scopo- 
lin eine  weitere  Aufklärung  erfahren 
wird. 


804 


IT.    WeiBer  Präoipitat. 

lieber  die  chemische  Natur  des  offi- 
zinelleiiy  nicht  schmelzbaren  weißen  Prä- 
cipitats  gehen  die  Meinungen  ausein- 
ander. Während  Hofmanriy  Marburg 
u.  A.  diese  Verbindung  als  Mercuri- 
ammoniumchlorid:  NH2HgCl,  an- 
sehen, betrachten  Rammeisberg,  Pesd 
u.  A.  dieselbe  als  ein  Doppelsalz  von 
Dimercuriammoniumchlorid  mit 
Chlorammonium:  NHgaCl  +  NH4CI.  Zur 
Aufklärung  dieser  Differenz  habe  ich 
unschmelzbaren  weißen  Präcipitat  der 
Einwirkung  von  Jodmethyl,  bei  Gegen- 
wart von  Methylalkohol,  ausgesetzt. 
Schon  bei  gewöhnlicher  Temperatur 
findet  hierdurch  allmählich  eine  voll- 
ständige Umwandlunjg  statt,  und  zwar 
zunächst  in  ein  schön  kristallisiertes, 
zitronengelb  gefärbtes  Produkt,  welches 
sich  schließlich  in  fast  farblose,  nadei- 
förmige Kristalle  verwandelt.  Letztere 
Verbindung  wird  direkt  erhalten,  wenn 
der  weiße  Präcipitat  mit  Jodmethyl  und 
Methylalkohol  einige  Stunden  lang  im 
gescUossenen  Rohre  erhitzt  wird.  Dieses 
Reaktionsprodukt  resultierte  hierbei  in 
kompakten,  fast  farblosen  Nadeln,  die 
sich  aus  siedendem  Alkohol,  worin  das- 
selbe schwer  löslich  ist,  Umkristallisieren 
Hessen.  Schmp.  241  bis  242  <>.  Bei  der 
Analyse  stellte  sich  diese,  als  Haupt- 
produkt gebildete  Verbindung  als  ein 
Doppelsalz  des  Tetramethylam- 
monium Jodids  mit  Quecksilberjodid 
heraus:  N(CH3)4J  +  HgJ2,  eine  Verbind- 
ung, die  früher  bereits  von  Risse  auf 
anderem  Wege  erhalten  wurde.  Die  in 
diesem  Doppelsalz  vorliegende  Base 
wurde  in  Gestalt  ihres  Gold-  und  Platin- 
doppelsalzes weiter  als  Tetramethyl- 
ammonium hydroxyd  gekennzeich- 
net 

Die  bei  der  Einwirkung  von  Jod- 
methyl  auf  weißen  Präcipitat  in  der 
Kälte  intermediär  auftretenden  zitronen- 
gelben Kristalle  ergaben  sich  bei  der 
Analyse  als  ein  zweites  Doppelsalz  des 
Tetramethylammonium  Jodids : 

3N(CH8)  J  +  2HgJ2. 

Die  Mutterlangen  des  ersteren,  in 
der    Wärme    erhaltenen    Doppelsalzes 


N(CH8)4J  +  HgJ2  lieferten  beim  frei- 
willigen Verdnnstenlassen  zunächst  noch 
KristaJle  derselben  Art.  Schließlich  re- 
sultierte jedoch  ein  leicht  lösliches,  bei 
110  0  schmebsendes  Doppelsalz  in  fast 
farblosen  Nadeln.  Dasselbe  erwies  sich 
nach  der  Analyse  als  ein  Doppelsalz 
des  Dimethylaminhy drojodids: 
NH(CH3)2,HJ  +  HgJ2.  Aus  diesen  Be- 
obachtungen dürfte  hervorgehen,  daß 
das  unschmelzbare  weiße  Präcipitat  aus 
einem  Gemisch  von  viel  Dimerinxri- 
ammoniumchlorid-Chlorammonium : 

NHgga  +  NH4CI, 

mit  wenig  Merkuriammoniumchlorid : 
NH2HgCl.  besteht.  Da  obige  Verbind- 
ungen durch  Jodmethyl  bei  gewöhnlicher 
Temperatur  glatt  gebildet  werden,  so 
ist  eine  moldculare  Umlagernng  wenig 
wahrschemlich. 

Acetylchlorid,  welches  bei  ge- 
wöhnlicher Temperatur  lebhaft  auf  dem 
weißen  Präcipitat  einwirkt,  erzeugt  im 
wesentlich  en  Q  u  e  c  k  s  i  1  b  e  r  c  h  1 0  r  i  d - 
Chlorammonium:  HgCl2  +  NH4CI. 
Allerdings  scheinen  sich  auch  hierbei 
kleine  Mengen  von  Acetamid,  bezw.  von 
dessen  Quecksilberchloridverbindnng  in 
bilden  ßi.  Krauß). 

Die  mit  dem  schmelzbaren  weißen 
Präcipitat  und  verwandten  Verbindungen 
in  gleicher  Richtung  angestellten  Ver- 
suche, sind  noch  nicht  zum  AbschlnB 
gediehen.  

Dozent  Dr.  Adolf  JoUes  (Wien)  be- 
richtete : 

Ueber  Laevnlosurie  und  über 
den  Nachweis  von  Laevnlote  im  fitna. 

Vortragender  war  wiederholt  in  der 
Lage,  in  Hamen  von  Diabetikeni 
Differenzen  zwischen  der  polarimetri- 
sthen  und  titrimetrischen  Methode  beiw. 
der  Gärungsprobe  festzustellen,  die  anf 
Traubenzucker  berechnet  0,2  bis  0,9 
pCt  betragen.  In  allen  diesen  Fillen 
war  /S-Oi^buttersäure  nicht  nachweisbar. 
Gepaarte  Qlykuronsäuren  waren  nur  in 
Spuren  vorhanden.  Nach  der  Vergir- 
ung  zeigten  die  Harne  keine  Drehung 
und  keine  Reduktion.  Albnmm  wir 
wohl  in  einigen  FÜlen  vorhanden,  konnie 


805 


aber  auf  die  DrehaDg  keinen  Einfloß 
ansüben^  da  die  polarimetrischen  Be- 
stimmungen im  enteiweißten  Harne  vor- 
genommen Würden.  Hingegen  lieferten 
die  Harne  mit  Besorcin  und  Salzsäure 
die  charakteristische  Rotfärbung.  Nach 
dem  Vergären  fiel  die  SeliwanofjTsche 
Reaktion  negativ  ans.  Nach  diesem 
Ergebnisse  konnte  auf  die  gleichzeitige 
Anwesenheit  von  Dextrose  und  Laevulose 
geschlossen  werden.  Außer  in  diabet- 
ischen Hamen  war  Jolles  in  der 
Lage,  in  zwei  verschiedenen  Ham- 
proben, bei  denen  infolge  der  positiven 
?Vow7wer'schen  Probe  Dextrose  vermutet 
wurde,  nur  geringe  Mengen  von  Lae- 
vulose (0,24  pCt  bezw.  0,16  pCt)  zu 
konstatieren.  Solche  Fälle  von  soge- 
nannten Fruchtzucker-Diabetes  sind  schon 
mehrfach  publiziert  worden.  Jedenfalls 
genügt  die  alleinige  Bestimmung  der 
polarimetrischen  Methode  zur  Bestimm- 
ung des  Traubenzuckers  imHam  nicht. 
E^  muß  auch  die  Reduktion  oder  die 
Gämng  durchgeführt  werden. 

Vergleichende  Untersuchungen  haben 
ergeben,  daß  die  titrimetrische  Methode 
mit  Fehling^sdi&r  Lösung  zur  Bestimm- 
ung der  Laevulose  im  Ham  ungeeignet 
ist. 

Von  den  gewichtsanalytischen  Me- 
thoden hat  sich  am  besten  bewährt  die 
Methode  von  Ost  in  folgender  Aus- 
fuhrung :  je  100  ccm  der  Eupferkalinm- 
karbonatlOsung  werden  mit  60  ccm 
Zuckerlösung  zum  Sieden  erhitzt,  10 
Minuten  gekocht  und  mit  der  Strahl- 
pumpe durch  ein  Asbestfllter  filtriert. 
Der  Niederschlag  wird  gut  ausgewaschen, 
getrocknet,  zum  Qlfihen  erhitzt  und  im 
WasserstofEstrome  reduziert.  Die  Me- 
thode gibt  befriedigende  Resultate  in 
Hamen,  von  welchen  60  ccm  Fmktose- 
Hara  etwa  bis  zu  400  mg  Kupfer  re- 
duzieren. Harne  mit  mehr  als  0,2  pCt 
Laevulose  müssen  entsprechend  ver- 
dfinnt  werden.  Ein  Vorzug  der  Methode 
besteht  darin,  daß  die  durch  1  Teil 
Zucker  gefällte  Kupfermenge  das  IV2- 
bis  3  fache  von  der  durch  Fehling'sche 
Lösung  abgeschiedenen  beträgt.  Bei 
gleichzeitiger  Bestimmung  von  Dextrose 


und  Laevulose  wird  die  erhaltene  Kupfer- 
menge sxd  Dextrose  berechnet;  da  die 
Differenzen  zwischen  den  Faktoren  für 
Laevulose  und  Dextrose  nach  Ost  etwa 
6  pCt  betragen,  ist  der  Fehler  für  prak- 
tische Zwecke  bedeutungslos.  Bei  hohem 
Laevulose*6ehalt  kann  man  das  Mittel 
der  Faktoren  von  Laevulose  und  Dex- 
trose bezw.  bei  fiberwiegender  Laevu- 
lose den  Faktor  der  reinen  Laevulose 
nehmen.  Die  Berechnung  der  Laevu- 
lose (j)  bezw.  der  Dextrose  (x)  erfolgt 
nach  folgenden  Formeb: 

ma  — D 

y  ~     a-b  ' 
wobei  bedeuten: 
D  =  Drehung  des  Gemisches, 

m  ==  die  Zuckermenge  auf  Dextrose 
berechnet, 

a  und  b  =  das  spez.  Drehungsver- 
mögen von  Dextrose  und 
Laevulose. 

X  =  m  —  y. 

Wenn  man  mit  einem  Apparate  von 
Ventzke  arbeitet,  so  entspricht 

1  pCt  Dextrose  =  +  3.06«  F, 
1     »    Laevulose  =  —  hßl^  V. 

In  Kreisgraden  ausgedrückt,  ent- 
spricht 

1®  F  =  0.3448  Kreisgrade,  oder 

1  pCt  Dextrose    =  +  1.076», 

1     »    Laevulose  =  —  0.493^ 

Bei  Apparaten»  welche  direkt  Pro- 
cente  Dextrose  im  Harne  angeben,  sind 
die  Ablesungen  auf  Bogengrade  zu  re- 
duzieren durch  Multiplikation  mit  0.931. 

Bezüglich  der  polarimetrischen  Be- 
stimmung im  Harne  weist  Ä,  Jolles 
darauf  Un,  daß  die  Angaben  von  22.  <& 
0.  Adler,  derzufolge  Laevulose  durch 
Bleiessig  gefällt  werde  insofern  nicht 
richtig  sei,  als  durch  entsprechenden 
Zusatz  einer  neutralen  Bleiacetlösung 
Laevulose  im  Ham  nicht  gefällt  wird, 
wofür  quantitative  Belege  erbracht 
werden. 


806 


Abteiluns:  für  Geschichte  der  Medizin. 

Geschichte  des  Naturselbstdrncks. 

Von  Hermann  Schelenx  in  Kassel. 

(Yom  Vorsitzenden  der  Abteilung  verlesen.) 

In  der  Fährte  des  Wildes,  im  Abdrack 
der  schmutzigen  Hand  auf  hellem  Unter- 
grunde ist  der  erste  «Naturselbstdruck» 
zu  erblicken.  Wem  er  zuerst  in  die 
Augen  fiel  und  wer  ihn  nachzumachen 
suchte,  der  ist  der  Entdecker  dieses 
Druckverfahrens,  das  so  allerdings  erst 
1853  von  dem  Direktor  der  Kaiserlichen 
Staatsdruckerei  in  Wien  Alois  Auer  ge- 
nannt wurde.  Vermutlich  hatte  erst  die 
Erfindung  der  Buchdruckerkunst  die 
Erfindung  der  Kunst  zur  Folge,  Pflanzen- 
teile direkt  als  Druckform  einzufärben 
und  von  ihnen  Abzüge  auf  Papier  her- 
zustellen. Als  erster,  der  von  dem  Ver- 
fahren berichtet,  muß  auch  jetzt  noch, 
wie  es  schon  früher  seitens  Martim' 
geschehen  ist,  Älexius  Pedemontamis 
angesehen  werden.  Ob  er,  was  nicht 
ausgeschlossen  ist,  sein  Verfahren  nicht 
irgendwo  auf  seinen  Reisen  gesehen,  ist 
vorerst  nicht  zu  ermitteln  gewesen. 
Schon  im  Anfang  des  XVII.  Jahrhunderts 
sammelte  ein  Apotheker  Saladin  in 
Straßburg  solche  Pfianzenabdrücke  -> 
sein  Werk  fiel  1870  den  Flammen  zum 
Opfer.  Später  fertigte  Boccone  auf  seinen 
Fahrten  eine  ähnliche  Sammlung  an,  die 
im  Ashmole-Museum  in  Oxford  vermut- 
lich noch  bewahrt  wird.  Es  ist  anzu- 
nehmen, daß  das  Naturdruckverfahren 
auch  anderwärts  erfunden  und  geübt 
wurde.  Monconys  lernte  es  in  Rom  von 
einem  Dänen  Walkensten\  Linyi^  be- 
richtet darüber,  gestützt  auf  eine  englische 
Quelle.  Inzwischen  hatte  ein  Erfurter 
Mediziner  Kniphof  das  ihm  mitgeteilte 
Verfahren  geübt  und  unter  Unterstütz- 
ung eines  Druckers  Funcke  zur  An- 
fertigung von  Pflanzenabbildungswerken 
benutzen  wollen.  Kaum  ein  halbes 
Dutzend  seiner  Arbeiten  sind  auf  unsere 
Zeit  gekommen.  Auch  des  Apothekers 
und  späteren  Erlanger  Professors  E,  W. 
Martius  vortreffliche  Anweisung  und  eine 
spätere  Monographie  über  die  Kunst 
vermochten  sie  wenig  zu  fördern.  Da 
machte  ein  Kopenhagener  Kupferstecher 


Peter  Kyhl  1833  die  Entdeckung,  daß 
getrocknete  Pflanzen,  auf  eine  dünne 
Bleiplatte  gepreßt,  genügend  tiefe,  selbst 
zarte  Erhabenheiten  erkennen  lassende 
Eindrücke  gäben,  die  galvanisch  oder 
stereotypisch  in  Druckplatten  zu  ver- 
wandeln, und  die  zur  Wiedergabe 
von  flachen  Körperformen,  Blättern, 
Spitzen  und  dergl.  vortrefflich  zu  ver- 
wenden wären.  Die  Metliode,  die  un- 
abhängig von  Kyhl  auch  in  England 
entdeckt  und  geübt  wurde,  entdeckte 
der  schon  genannte  Atier  zwanzig  Jahre 
später  in  Wien.  Sie  lieferte  tatäudilich 
vortreffliche  Abbildungen,  sie  fand  aber 
doch  nicht  den  Beifall  der  Wissenschaft 
und  Technik.  Inzwischen  wurde  die 
neue  Naturlichtdruckmethode ,  unsere 
jetzige  Photographie  erfunden.  Andi 
sie  wurde  sicher  von  Vielen  zu  gleicher 
Zeit  benutzt,  um  gleich  von  Natnr- 
objekten  (Blättem,Spitzen,  Manuskripten) 
Bilder  zu  kopieren  (auf  der  Nator- 
forscherversammlung  zu  Kassel  hatte 
der  dortige  Photograph  Stephani  wander- 
schöne Bilder  ausgestellt)  und  später 
wurde  dieselbe  Me^ode  dazu  verwandt, 
Fingerabdrücke,  also  die  Umatnrselbst- 
druckerei,  nach  BertillofB  Methode  dar- 
gestellt, photographisch  zu  festigen. 
Als  weiterer  Lichtnaturselbstdruck  ist, 
wenn  gleich  die  Art  des  druckenden 
Lichts  eine  andere  ist,  die  Röntgen- 
Photographie  zu  nennen,  die  ja,  mit 
injizierten  Körperteilen  vorgenommen, 
geradezu  überraschende  Kleinmalerei, 
beispielsweise  des  Ademgeflechts  in 
Händen  und  Füßen  erkennen  laßt  Daß 
diese  Art  Lichtdruck  als  Woodbury- 
Typie  auch  zu  Buchdruckzwecken  zn 
benutzen  ist,  muß  der  Vollständigkeit 
wegen  erwähnt  werden. 

(FortsetzQDg  folgt) 


Sebum  ovüe 

wird  in  Pmegl.  lekarski  1906,  Nr.  31  all 
Pillenmasse  empfohlen,  da  es  nn  Magen 
nnlöslich  ist,  sich  dagegen  im  Darme  roO- 
ständig  löst  Ab  Schmelzpunkt  des  Talg» 
sollen  45^  (7  verlangt  werden.        —ix— 


807 


Ueber  die  Synthese  des  Koniin 
und  über  das  Isokoniin. 

Das  Koniin   oder  d-,   a-,   n-Propyl- 
piperidin  von  der  Formel 

CH2 


H«c/\CH 


H2C 


2 


CH — CH2 .  CH2 .  CH3 


NH 

findet  sich  bekannüicb  neben  anderen 
Alkaloiden  im  Fleckschierling  (Oonium 
maculatnm).  Es  ist  von  großem  his- 
torischen Interesse,  weil  sein  Aufbau 
durch  Ladenburg  die  erste  Synthese 
eines  natürlichen  Alkaloids  war. 

Diese  vor  1 8  Jahren  von  Ladenburg*) 
durchgeftthrte  Synthese  des  Koniin,  auf 
welche  hier,  da  sie  sich  in  den  Lehr- 
büchern der  organischen  Chemie  ein- 
gehend beschrieben  findet,  nicht  ein- 
gegangen zu  werden  braucht,  ist  erst 
in  allerjungster  Zeit  von  Ladenburg 
vollkommen  zum  Abschluß  gebracht 
worden.**) 

Eis  hat  sich  nämlich  gezeigt,  daß  in 
dem  synthetischen  Koniin  ein  Stereo- 
isomeres des  natürlichen  d-Koniin,  das 
Isokoniin,  vorliegt,  welches  durch  Er- 
hitzen auf  etwa  300^  in  d-Koniin  über- 
geführt werden  kann. 

Die  Darstellung  des  synthetischen  oder 
Isokoniin  geschah  in  etwas  anderer 
Weise  als  früher  angegeben  wurde. 
Während  früher  Pikolin  und  Paraldehyd 
auf  250  bis  260^  erhitzt  und  so  direkt 
in  Allylpyridin  (besser  Isoallylpyridin), 
NC5H4.CH:CH.CH3,  verwandelt  wur- 
den, hat  jetzt  Ladenburg  a-Pikolin  mit 
Aldehyd  und  Wasser  nur  auf  150^  er- 
hitzt und  so  das  von  ihm  früher  dar- 
gestellte Methylpikolylalkin  (Kp. 
116  bis  120^  unter  13  mm  Druck) 
NC5H4.CH2.CH(OH).CH3  gewonnen, 
dem  dann  durch  Erhitzen  mit  konzen- 
trierter Salzsäure  Wasser  entzogen  wurde. 


*)  Ladenburg,  Ber.  d.  Dentsch.  Chem.  Oes. 
22  [1889],  1404. 

**)  Ladenburg ^  Ber.  d.  Dentsch.  Chem.  Oes. 
39  [1906],  2486. 


So  entsteht  Allylpyridin,  gemengt 
mit  Chlorpropylpyridin 

NC5H4 .  CH2 .  CHCl .  CH3, 

welches  Gemenge  durch  Reduktion  mit 
Natrium  und  Aethylalkohol  inaktives 
(racemisches)  Koniin  vom  Kp. 
166  bis  168  0  liefert.  Die  Base  wurde 
durch  Weinsäure  gespalten,  üdan  er- 
hält das  d-Isokoniinbitartrat  in 
gut  ausgebildeten  Kristallen  vom  Schmp. 
660. 

Das  daraus  gewonnene  d-Isokoniin 
hat  das  spezifische  Drehungsvermögen 
[a]D^*=  19,2®  während  reinstes  d-Koniin 
das  Drehungsvermögen  15,6^  besitzt. 

Das  Isokoniin  siedet  bei  163,6<), 
korrigiert  bei  167  0  (d-Koniin  bei  166 
bis  167®).  Das  spez.  Gewicht  ist  bei 
170  =  0,8472,  bei  20^  =  0,8445  (das 
spez.  Gewicht  des  d-Koniin  ist  0,845 
bei  20^.  Das  Bitartrat  schmilzt 
lufttrocken  bei  54  bis  65^,  das  Chlor- 
hydrat  bei  221  bis  222^  das  Platin- 
doppelsalz nach  dem  Trocknen  bei 
1740,  also  fast  genau  wie  bei  d-Koniin. 
Auch  die  kristallographische  Untersuch- 
ung des  Platindoppelsalzes  und  des 
Bitartrats  ergab  für  diese  Körper  die- 
selben Formen  und  Winkel  wie  für  die 
entsprechenden  Salze  des  d-Koniin. 

Der  einzige  Unterschied,  der  also 
zwischen  Isokoniin  und  Koniin  bisher 
festgestellt  ist,  besteht  in  dem  höheren 
Drehungsvermögen  des  ersteren  (etwa 
4^  Differenz). 

Umwandlung  von  Isokoniin  in 
d-Koniin.  Zur  Vervollständigung  der 
Koniinsynthese  war  es  nötig,  das  Iso- 
koniin in  d  -  Koniin  zu  verwandeln. 
Es  gelingt  dies  leicht  durch  Erhitzen 
von  Isokoniin  mit  festem  Kali  zum 
Sieden  oder  durch  Erhitzen  desselben 
für  sich  auf  etwa  300^. 

Dadurch  ist  also  die  vollständige 
Synthese  des  d-Koniin  ausgeführt 
Gleichzeitig  ist  durch  den  Beweis  der 
Existenz  des  Isokoniin  die  Theorie 
des  dreiwertigen,  asym- 
metrischen Stickstoffs  von 
Ladenburg  sicher  gestellt  Sc. 


808 


Neue  Arzneimittel. 

'Aethylfonniaty  eine  leicht  bewegliche 
Flüflsigkeit,  von  der  35  Tropfen  ein  Gramm 
wiegen,  mischt  sich  mit  Wasser  in  jedem 
Verhältnis  nnd  wird  nach  Jonm.  d.  praotic 
1906;  25.  Ang.  als  harntreibendes  Mittel 
angewendet.  Tagesgabe:  1  bis  3  g.  Ver- 
gleiche hierzu  Pharm.  Gentralh.  45  [1904], 
519  unter  Ameisensäure- Aethylester. 

Antistreptokokkenserum  «Bern»  wird 
von  Pferden  gewonnen,  welche  mit  einer 
großen  Anzahl  (mehr  als  80)  Streptokokken- 
stämmen verschiedenster  Herkunft  lange  Zeit 
vorbehandelt  sind.  Die  Streptokokken-Kul- 
turen werden  direkt  von  Menschen  ohne 
Tierpassage  aus  den  Erankheitsprodukten 
der  verschiedenen  Formen  von  schweren 
Streptokokken-Infektionen  nur  auf  künst- 
lichen Nährböden  gezüchtet  Ihre  Zahl  wurd 
dauernd  durch  Hinzufügen  neuer  Kulturen 
auf  der  gldchen  Höhe  gehalten,  wenn  von 
Zeit  zu  Zeit  Stämme,  die  länger  als  ein 
Jahr  fortgezüchtet  sind,  ausgeschaltet  werden. 
Die  geringste  Menge,  die  bei  leichten 
Fällen  einzuspritzen  ist,  beträgt  10  cem,  bei 
schweren  Fällen  20  cem  und  werden  dem- 
entsprechende  Füllungen  abgegeben.  Außer- 
dem wird  das  Serum  in  zwei  Herstellungs- 
arten versandt,  nämlich  mit  und  ohne  Phenol- 
zusatz. Letzteres  Präparat  ist  auf  besondere 
Weise  keimfrei  hergestellt  und  wird  in  den 
Fällen  angew^det,  in  denen  größere  Mengen 
eingespritzt  werden  müssen.  Beide  Sera 
halten  sich  ein  Jahr  und  müssen  bis  auf 
einen  gewissen  Bodensatz  klar  sem.  Dar- 
steller: Schweizerisches  Serum-  und  Impf- 
institut  in  Bern. 

Arteriöse  ist  ein  alkoholfreier  Eisen- 
Mangan-Albuminat-Liquor,  der  4  pCt  Eisen 
und  1  pCt  Mangan  enthält  und  sowohl  mit 
Brom  als  Brom* Arteriöse,  als  auch  mit  Jod 
als  Jod- Arteriöse  von  «Sicco»,  Friedrich 
Oiistav  Sauer,  0.  m.  b.  H.  in  Berlm  W 
35,  Lützowstraße  106  in  den  Handel  ge- 
bracht wu^. 

Genickstarre  -  Serum  (Pharm.  Gentralh. 
47  [1906],  691)  wird  von  Pferden  durch 
Immunisierung  mit  Kulturen  von  Diplo- 
coceus  meningitidis  intracellularis  gewonnen. 
Das  Serum  ist  nur  wurksam  bei  Erkrank- 
ungen,  die  durch    obigen    Bacillus   hervor- 


gerufen werden.  Die  Anwendung  soll  mög- 
lichst frühzeitig  erfolgen.  Es  empfiehlt  äeh 
für  die  erste  Einspritzung  eine  Menge  von 
10  cem  zu  wählen  und  im  Laufe  der 
nächsten  Tage  eine  zweite  und  dritte  folgen 
zu  lassen.  Das  Serum  ist  unbedingt  steril 
und  enthält  0,4  pCt  Phenol. 

Jeooleinum  ist  nach  0.  db  R,  Fritx 
ein  aus  gereinigtem  Dorschleberfett  und 
Rmdertalg  hergestellter  Salbenkörper.  Er 
kommt  als  Jecoleinum  anhydrienm, 
aquosum  (mit  10  pCt  Wasser),  gelati- 
natum  (mit  10  pGt  steriliaerter  Gelatine) 
und  glycerinatum  (mit  10  pGt  Glycerin) 
in  den  Handel. 

Krouämatogen*)  ist  das  Wortzeidien  für 
Kronen-Hämatogen,  welches  auch  mit 
Jodeisen  in  den  Verkehr  kommt 

Menthymin*),  früher  Menthnttin  ge- 
nannt, besteht  aus  Tolubalsamsirup  sowie 
Mentha-  und  Tbymiansirup. 

Migrälets*)  sind  Migrophen-Tabletten. 

MUch-Hämatogeu  wnd  bereitet  aus  100  g 
kondensierter  Mileh,  3  g  Aetznatronlange, 
900  g  weingeistigem  Hämoglobnieztrakt 
«Sicco»  und  1  g  Vanillin. 

Pavykol  ist  ein  Mittel  in  Form  von  Ta- 
bletten, deren  Zusammensetzung  noeh  nn- 
bekannt  ist  und  vom  Pharmae.-ohem]8elien 
Institute  Dr.  E.  Orosch  in  Genirode 
(Harz)  gegen  Zuckerkrankheit  empfdilen 
wird. 

Ouinquor  Spiritus  saponati*)  ist  eine 
konzentrierte  Seifenlösung,  von  der  1  kg 
mit  2,25  kg  Spiritus  und  1,75  kg  destill- 
iertem Wasser  den  offizineilen  Säfenspiritos 
gibt. 

Ehabarber-Kugeln,  komprimierte  stdlen 
einen  Ersatz  der  aus  der  Wurzel  gedrehten 
Kugeln  dar  und  werden  von  Caesar  dt 
Loretx  in  HaUe  a.  S.  hergestellt 

Sahli'selie  Desmoidpillen  =  Desmoid- 
beutelchen  (Pharm.  Gentralh.  46  [1905J, 
826). 

Skopomorphin  ist  eine  sterilisierte  Sko- 
polamin-Morphin-Löeung  nach  Korff,  die  in 
Glasröhrchen  zu  1  ocm  von  J,  D.  Bieiely 


*)  Darsteller:  Sicco,  mediziD.-chem.  Institot 
Friedrick  Oustav  Sauer^  G.  m.  b.  U.  m 
Berlin  W  35,  Lützowstraße  106. 


809 


A.-0.   in   BerliD;    in    den  Handel   gebrabht 
wird.     Anwendung:  asor  Betäabong. 

Syrolat*)  ist  ein  Sirolm-Enatz. 

Theonasal.  Unter  diesem  Namen  bringen 
O.  <Sb  R.  Fritx  in  Wien  Theobromin- 
Natrinmsalicylat  mit  garantiertem Theo- 
bromingebalt  in  den  Verkehr. 

Theyolip  ist  der  jetzige  Napie  fflr  Thio- 
lan  (Pharm.  Gentralh.  46  [1905],  372, 
409).  Dasselbe  wird  auch  mit  Oel  ver- 
dflnnt  von  Conrad  Edel  in  Halle  a.  S., 
Olearinsstraße  11,  in  den  Handel  gebracht 

Thymophen*)  ist  eine  Flfissigkdt  unbe- 
kannter Zusammensetzung,  die  zur  Sehmerz- 
linderung und  aki  Antiseptikum  angewendet 
wird.  Der  Darsteller  teilt  in  seiner  neuesten 
Vorschriftensammlung  die  Zusammensetzung 
Ton  Hustentropfen,  Sonnenbrand  -  Crdme, 
Mflekenstich-GrSme,  -Spiritus  und  -Stifte, 
Asthma-  Zigaretten,  Eeuehhustensaft,  Des- 
infiziemngs-Zerstäuber  sowie  klarbleibendes 
Mundwasser  mit,  bei  welbhen  allen  Tby- 
mophen  Verwendung  findet 

Tusslets'*').  Drag6es  aus  Menthol,  Thy- 
mol,  Vanillm  und  Zucker.         H,  Mmixel. 


Zur  Prüfung  von  Eresolseifen- 

lösung 

hat  Eorpsstabsapotheker  Utx  das  Refrakto- 
meter herangezogen  und  in  der  Apoth.Ztg. 
1906,  762  über  die  erhaltenen  Ergebnisse 
ausführlich  Bericht  erstattet  Diesem  ist  fol- 
gendes zu  entnehmen: 

Das  Gresolum  crudum  des  Arzneibuches 
stellt  bekanntlich  kein  stets  gleichbleibendes 
Produkt  dar)  sondern  ein  Gemisch  des  o-, 
m-  und  p-Ereeol.  Diese,  von  E.  Merck 
bezogenen  Präparate  besaßen  bei  15^  (7 
folgende  Brechungsvermögen:  Gresolum  pu- 
rissimum  o-  :  1,5492,  m-  :  1,5402  und 
p-  :  1,5415.  Bei  fast  10  Rohkresolen  des 
Handels  schwankte  die  Refraktion  zwischen 
1,5414  und  1^5444.  Ein  besonders  schönes 
Rohkresol,  das  sich  in  8proo.  Natronlauge 
vollständig  klar  löste  und  auch  zu  eingehen- 
den Versuchen  herangezogen  wurde,  besaß 
eine  Refraktion  von  1,5435. 


'*')  Darsteller:  Sicco,  medizlD.-ohem.  Institut, 
Friedrich  Gustav  Sauer  ^  6.  m.  b.  H.  in 
Berlin  W  85,  Lütsowstraße  106. 


Sehmiersofe*)  zeigte  ein  Brechungsver- 
mögen von  1,4348,  eine  Lösung  derselben 
in  der  gleibhen  Menge  destiliierten  Wassers 
1,3868. 

Verschiedene  Proben  von  Eresolseifenlös- 
ung,  nach  dem  Deutschen  Arzneibuch  aus 
gleiöhen  Teilen  Rohkresol  und  verschiedenen 
Handelssorten  von  Schmierseife  bereitet  her- 
gestellt, besaßen  einen  Brechungsindex  von 
1,4912  bis  1,4930. 

Gemische,  welche  in  allen  möglichen  an- 
deren Verhältnissen  bereitet  waren,  ergaben 
bei  der  Bestimmung  |der  Refraktion  (1.  c), 
daß  sowohl  ein  höherer  Gehalt  der  Eresol- 
seifenlösung  an  Schmierseife,  als  auch  an 
Wasser  den  Brechungsindex  herabzusetzen 
vermag,  während  ein  höherer  Eresolgehalt 
das  Brechungsvermögen  erhöht 

Will  man  einen  Anhaltspunkt  inbezug  des 
Brechungsmdex  des  verwendeten  Rohkresol, 
so  hat  man  nur  nötig,  die  Kresole  auf 
irgend  eine  Weise  abzuscheiden  und  mittels 
des  Refraktometers  zu  untersuchen.  Wenn 
es  auch  nicht  möglich  ist,  den  Gehalt  einer 
Eresolseifenlösung  an  Kresol  durch  die  Re- 
fraktion genau  zu  bestimmen,  so  gestattet 
die  Methode  dobh,  einen  annähernden  Schluß 
auf  die  vorschriftsmäßige  Beschaffenheit  oder 
auf  eine  falsche  Zusammensetzung  zu  ziehen. 
Verfasser  empfiehlt  sie  daher  als  Vorprobe. 
Beträgt  die  Refraktion  einer  Eresolseifen- 
lösung 1,4910  oder  darunter,  so  wird  sie 
als  verdächtig  zu  bezeichnen  und  eine  Be- 
stimmung dtt  Eresolgehaltes  vorzunehmen 
sein.  Im  entgegengetzten  Falle  kann  man 
von  einer  weiteren  Untersuchung   absehen. 

Zu  bemerken  ist  noch,  daß  sich  zu  dieser 
Untersuchung  ein  Eintauchrefraktometer  nicht 
verwenden  läßt,  da  einmal  die  Brechungs- 
indioes  nicht  in  den  Bereich  der  Skala  dieses 
Instrumentes  fallen  und  zum  anderen  die 
Eresolseifenlösung  auch  zu  stark  gefärbt  ist 

Auf  gleiche  Weise  untersucht  ergab  das 
echte  Lysol  von  Schülke  dt  Mayr  eme 
Refraktion  1,5068.  ~<»— 


*)  Unter  Schmierseife  ist  Sapo  kalinus  des 
D.  A.-B.  rv  zu  verstehen.  Die  für  Seife  an- 
gegebene Zahl  1,4348  bezieht  sich  auf  eine  Seife, 
die  dem  Durchschnittswert  einer  größeren  An- 
zahl von  Proben  entspricht. 


810 


■  ahrungsniittel-Ohenii«! 


üeber  den  Oehält 
des  Kaffeegetränkes  an  Koffein 
und   die   Verfahren   zu    seiner 

Ermittelung. 

Von  den  Arbeiten  ans  dem  Kaiserl. 
Oesnndheitsamt  Bd.  XXIII;  Heft  2,  S.  315 
bis  332  ist  eme  solche  von  P,  Waentig 
nnter  dem  obigen  Titel  veröffentlieht.  Der 
Verfasser  beschäftigte  sich,  nachdem  er  knrz 
die  Fehler  and  Unznlftnglichkeiten  der  filteren 
Methoden  der  Eoffeinbestimmnngen  darge- 
tan hatte,  mit  emer  Nachprüfung  der  gegen- 
wftrtig  aliein  in  betracht  kommenden  3  Ver- 
fahren (anter  ansschließlicher  Verwendang 
gerösteten  Kaffees)  von  Eilger  nnd  Jucke- 
nach,  von  C  C.  Keller  nnd  von  J.  Katx. 

Das  Verfahren  von  Hilger  and  Jucke- 
nach  gibt  dnrchweg  zu  niedrige  Werte, 
deren  Grand  m  Verlnsten  zn  sadien  is^ 
für  die  wahrscheinlich  das  Arbeiten  mit  dem 
volnminOsen,  kolloidalen,  schwer  aaswasch- 
baren Thonerdeniederschlage  verantwortlich 
za  machen  ist  Das  dabei  erhaltene  Roh- 
koffein ist  aemlich  rein.  Das  Keller^sdlie 
Verfahren  lieferte  ein  dankelbraanes  Koffein, 
das  sich  anch  darch  Umkristallisieren  nicht 
reinigen  ließ.  Tierkohle  hJUt  selbst  von 
reinem  Koffein  beträchtliche  Mengen  (bis  zn 
32  pCt)  zurück  and  ist  daher  angeeignet 
zur  Reinigung.  Die  nach  Keller  gefnndenen 
Werte  fallen  alle  infolge  der  Vernnreinigangen 
viel  zu  hoch  aus.  In  allen  Fällen  hat  sich 
dagegen  das  Verfahren  von  J.  Katx  be- 
währt. Die  umfangreichen  Nachprüfungen 
von  Waentig  lehnen  sich  zum  größten 
Teil  eng  an  die  Katx'adien  Arbeiten  an 
nnd  bringen  eine  volle  Bestätignng  der  von 
diesem  veröffentlichten  Resnltate. 

In  die  Vereinbarungen  für  die  emheitliche 
Untersuchung  der  Nahrungs-  und  Genuß- 
mittel sollte  nunmehr  auch  dieses  zwar  etwas 
amständlichere,  aber  allein  sichere  Ergeb- 
nisse liefernde  Verfahren  alsbald  Aufnahme 
finden,  während  das  Förster- Riechelmann- 
sehe,  gegen  das  schon  so  viele  Emwendangen 
vorgebracht  wurden ,  endlich  daraus  ver- 
schwinden sollte. 

Das  ältere  £a^^'sche  Verfahren,  welches 
von  Waentig  gleichfalls  in  den  Kreis  seiner 


Nachprüfungen  einbezogen  wurde,  findet 
sich  Pharm.  Gentralh.  44  [1903],  55,  re- 
feriert. Um  dasselbe  auch  für  gerösteten 
Kaffee,  m  weldiem  das  Koffein  stets  in 
enger  Bindung  an  die  Farbstoffe  aoftritt, 
brauchbar  zu  machen,  hat  Katx  in  zwei 
weiteren  Arbeiten  wesentliche  VerbeBsenmgen 
eingeführt  (vergl.  Pharm.  Gentralh.  45  [1904], 
363.) 

Alle  Nachprüfungen,  die  sich  u.  a.  daran! 
bezogen,  ob  reines  frisdi  geftlltes  BM- 
hydroxyd  und  der  Zusatz  von  Paraffin, 
welche  beide  Katx  bei  der  Reinigung  seines 
Rohkoffein  verwendet,  zersetzend  auf  difl 
Koffein  wirken  könnten,  hatten  dasselbe 
negative  Resultat  ergeben,  wie  die  von 
Hilger  und  Juckefiack  und  von  Kotz 
ausgeführten  Versuche.  Ebenso  kann  min, 
wie  Katx  dies  vorschreibt,  unbedenklich 
änen  entsprechenden  Teil  des  ersten  Filtnii 
des  Ghloroformauszuges  für  die  weitere  Be- 
stimmung verwenden.  Die  zweimalige  üeber- 
führung  des  Koffein  m  eine  andere  flflarige 
Hiase  wirkt  sehr  günstig  auf  die  Zurück- 
haltung der  färbenden  Stoffe. 

Waentig  hat  eine  weitere  Verbessemng 
dadurch  erzielt,  daß  er  nach  dem  Vorgange 
von  Hilger  und  Juekenack  TetradiloikoMah 
Stoff  statt  des  Chloroform  bei  der  PerforatioB 
anwandte.  Der  erstere  Körper  bedtzt  allem 
Anschein  nach  ein  weit  größeres  LOsongi- 
vermögen  für  Kotfein  als  den  gefilrbten 
Verbindungen  gegenüber,  woraus  folgt,  daß 
aus  der  wässerigen  Lösung,  in  welcher  in 
hydrolytischer  Spaltung  sowohl  JSoffeln,  wie 
Farbsubstanzen  enthalten  sind,  allmiWidi 
alles  Koffein  in  fast  reiner  Form  extrahiert 
wu^,  und  die  ExtraktionsflttaBigkeit  hdl 
bleibt  Indessen  ist  zu  beachten,  daß  die 
Löalichkeit  des  Koffein  in  TetraohloikoUen- 
Stoff  viel  geringer  ist,  als  im  GUorofiNnD. 
Die  Erschöpfung  im  Perforator  nach  Katx 
muß  daher  bei  Anwendung  des  Tetraehlor- 
kohlenstoffis  auf  10  Stunden  ausgedehnt 
werden. 

Waentig  hat  nun  zur  Entsdieidung  der 
Frage,  welchen  Koffeingehalt  denn  eine 
Tasse  Kaffee  aufweist,  dch  da  somit 
als  einzig  brauchbar  befundenen  Kaix^A^ 
Verfahrens  bedient  und  kommt  auch  hierbei 


811 


zu  fast  denselben  Resultaten  wie  Katx. 
Eine  Tasse  Kaffee  von  150  g  Rauminhalt, 
hergestellt  ans  einem  Aufguß  von  15  g  mög- 
lichst fein  gemahlenem  Kaffee  von  mittlerem 
Koffeingehalt  mit  300  g  Wasser  enthält^ 
je  nach  der  Bereitungsweise,  0,06  bis  0,1  g 
Koffein.  Unter  Berfickaiehtigung  der  Schwank- 
ungen im  Koffeingehalt  der  natürlichen 
Kaffeebohnen,  der  im  gerösteten  Kaffee  bis 
4  pGt  betragen  kann,  und  da  doch  die  zur 
Bereitung  des  Getränkes  verwandte  Menge 
gemahlenen  Kaffees  sehr  verschieden  ge- 
wählt wird,  läßt  sich  die  Behauptung  auf- 
steilen, daß  die  in  einer  Tasse  Kaffee  mitt- 
lerer Größe  dargebotene  Koffeinmenge 
schwerlieh  0,5  g,  d.  i.  die  größte  Einzel- 
gabe des  Arzneibuches,  überschreiten  wird, 
daß  sie  aber  für  gewöhnlich  innerhalb  0,06 
bis  0,1  g  liegen  wurd. 

(Wenn  auch  nicht  im  geringsten  bestritten 
werden  soll,  daß  die  vorliegende  Arbeit  von 
Waentig  durch  ihre  exakte  Nachprüfung 
der  neueren  Koffeinbestimmungsverfahren 
und  durch  einige  Erweiterungen  der  Katz- 
sehen  Untersuchungen  recht  wichtig  und 
angebracht  ist,  so  muß  es  doch  befremden, 
daß  in  einem  Teil  der  Tagespresse  dem 
Verfasser  solch  außerordentliche  und  zum 
teil  unverdiente  Lorbeeren  gestreut  werden, 
die  nur  auf  Unkenntnis  der  betreffenden 
Referenten  beruhen  können.  Denn  wenn 
im  Chemnitzer  Tageblatt  behauptet  wird, 
Dr.  Waentig  sei  der  Erste,  der  überhaupt 
exakte  Koffeinbestimmungen  im  Röstkaffee 
ausgeführt  habe,  so  geht  die  Unhaltbarkeit 
dieser  Behauptung  am  besten  aus  Waentig's 
eigener  Arbeit  hervor,  der  —  weit  entfernt 
davon,  die  jEa^^'schen  Verdienste  schmälern 
zu  wollen  —  wiederholt  darauf  hinweist, 
daß  er  zumeist  nur  die  Ergebnisse  des 
Letzteren  bestätigt  und  erweitert  habe.  Der 
Berichterstatter?)  -^del. 


Es  sei  hier  daran  erinnert,  daß  sich 
normalerweise  im  Paprikapulver  sehr  ge- 
ringe Mengen  kleiner  Stärkekömohen  finden, 
die  aus  dem  Samenträger  und  aus  ein- 
zelnen Parenchymzellen  stammen.  Jeder 
geübtere  Beobachter  wird  übrigens  diese 
spärlichen  Stärkekömer  leicht  von  absicht- 
lich beigemengten  unterscheiden  können. 

-dd. 


Mehl  im  Paprikapulver. 

Um  geringe  Mengen  Stärke  oder  Mehl 
im  Paprika  nachzuweisen,  empfiehlt  es  sich 
nach  Hockaufy  das  Paprikapulver  vorher 
zu  entfetten,  da  die  reichlichen  Oeltropfen 
im  mikroskopischen  Präparat  leicht  die  Stärke- 
kömer verdecken.  Der  Paprika  wird  oft 
noch  besonders  «gefettet»,  um  dem  Pulver 
ein  besseres  Aussehen  zu  geben. 


Eine  Anwendung 
der  Ge£rierpunktsemiedrigung 
in  der  Nahrungsmittelanalyse 

empfiehlt  E.  Beckmann  (Chem.-Ztg.  1906, 
484).  Die  betreffenden  UnterBuchungs- 
objekte  werden  mit  einem  passenden  Lös- 
ungsmittel extrahiert  und  die  Gefrierpunkts- 
emiedrigung  bestimmt^  aus  der  man  dann 
auf  die  Menge  der  in  Lösung  gegangenen 
Stoffe  schließen  kann.  Besonders  bei  der 
Untersuchung  der  Gewürze  hat  die  Me- 
thode gute  Resultate  gegeben :  5  g  Gewürz 
werden  mit  30  g  Aethylenbromid  extrahiert. 
Dabei  ergeben  sich  folgende  Erniedrigungen : 

Anis  0,8 

Macis  (Banda)  2,46 
Nelken  (trocken)  2,18 
NeJken  (feacht)  2,24 
Pfeffer  (weiß)  0,87 
Senf  (schwarz)     0,58. 

Feuchte  Gewürze  zeigen  eme  etwas  größere 
Erniedrigung.  Zur  Bestimmung  des  Gehaltes 
an  ätherischen  Oelen  werden  diese  durch 
Erwärmen  verjagt  und  die  Bestimmung 
wiederholt  Die  Differenz  der  beobachteten 
Depressionen  entspricht  dann  der  Menge  der 
flüchtigen  Stoffe.  Als  wdteres  Untersuch- 
ungsobjekt eignen  sich  die  aromatischen 
Wässer.  Dabei  muß  der  Alkoholgehalt  durch 
Schüttehi  der  Aethylenbromidlösung  mit 
Wasser  entfernt  werden  und  von  den  er- 
haltenen Erniedrigungen  die  Maximalemiedrig^ 
ung  des  Wassers  in  Aethylenbromid  abge- 
zogen werden.  Das  Milchfett  läßt  sich 
gleichfalls  mit  Aethylenbroinid  gut  ausziehen 
nach  Zerstörung  der  Eiweißstoffe  durch  kon- 
zentrierte Salzsäure  oder  Schwefelsäure.  Unter 
Annahme  eines  mittleren  Molekulargewichtea 
von  760,3  erhält  man  mit  den  nach  an- 
deren Methoden  erhaltenen  übereinstimmende 
Werte.     Diese  Methode  eignet  sich  zur  Fett- 


812 


beBÜmmnng   in    Käse  und  Gebäck.    Auch 
mit  Eakaopolver  fielen  die  Versuehe  günstig 


ans. 


-he. 


KonsnmTereine  nnd  Kahrnngsmlttel« 
kontroUe*  Die  Meinung,  daß  Eonsumyereine 
nicht  anter  die  Nahnmgsmittelkontiolle  fallen, 
ist  irrtümlich.    Kürzlich   hat   die  Strafkammer 


des  Landgerichts  Halle  den  Lagerhalter  eines 
solchen  Vereins  zu  50  Mark  Geldstrafe  Ter- 
nrteilt,  weil  er  sich  geweigert  hatte,  einem 
revidierenden  Polizeibeamten  behofis  ohemisoher 
üntcrsachnng  eine  Probe  Fett  and  zwar  gegen 
Bezahlang  za  verabreichen.  Das  Oericht  näm 
an,  der  I^igerhalter  sei  aaf  grond  von  §§  2  u.  9 
des  N.-M.-G.  zar  Abgabe  der  Fettprobe  ver- 
pflichtet gewesen.  P.  8. 


Pharmakognostisohe  Mitteilungen. 


Ueber  Saponarin. 

Unter  den  Botanikern  ist  es  bekannt,  daß 
die  Epidermiszellen  einiger  Pflanzen  mit  Jod 
blan  gefärbt  werden;  beim  Erwärmen  ver- 
schwindet diese  Färbang.  Die  Reingewmn- 
nng  der  Substanz,  welche  die  Blaufärbnng 
veranlaßt,  ist  bisher  nicht  versnoht  worden. 
O,  Barger  stellte  nun  bekanntliob  ans 
Saponaria  offidnalis  (vergl.  Pharm.  Gentralb. 
44  [1903J;  549)  ein  gelbes  kristallinisches 
Glykosid  (Saponarin):  O21H24O12  dar,  welches 
beim  Auflösen  in  Kalilauge,  Ansäuern  der 
Lösung  mit  Essigsäure  und  Hinzufflgen  von 
Jod  einen  gallertartigen  Körper  bildete,  der 
beim  Erwärmen  sich  gelb  färbte  und  beim 
Eingießen  in  Wasser  eine  tiefblaue  Färbung 
verursachte,  über  deren  Entstehung  nichts 
näheres  bekannt  ist  Beim  Kochen  mit 
verdünnter  Säure  wird  das  Glykosid  in  den 
Farbstoff  Vitescin:  G15H14O7,  der  mit 
Jod  nicht  reagiert,  und  in  Glykose  ge- 
spalten. Die  Richtigkeit  der  Formel  fflr 
Vitescin,  das  die  gleichen  Spaltungsprodukte 
wie  Apigenin  liefert,  stützt  Barger  durch 
Molekulargewichtsbestimmungen.  2V. 

Pharm.  Joum,  1906,  33. 


weil  sie  sonst  schwarz  werden.  Nach  kurzer 
Aufbewahrung  läßt  sich  die  Samensehtle 
leicht  mit  den  Fingern  entfernen.  Wenn 
die  Ernte  die  Nachfrage  deckt,  wird  der 
Ueberschuß  in  Blättern  von  Thaumatococeos 
Danielli  Benth.  verpackt  und  in  Körben 
aus  Palmblättem  aufbewahrt.  Die  NOsae 
werden  hauptsächlich  auf  dem  Seewege  ex- 
portiert, aber   die  doppelte  Menge  wird  ins 

Hinterland  geschickt  Zr. 

BtäUtin  Kew  Qardens  1006,  89  nach  Pham^ 
Joum.  1906,  106. 


Ueber 

Die  cLaboshi»  oder  «Labogie»  der  Pro- 
vinz Nup^  in  Nord-Nigeria  stammen  nach 
0.  Stapf  von  Cola  acuminata  Schott  et 
EndL  Diese  Art  hat  nur  zwei  Kotyledonen. 
Nach  Stapf  kommt  der  ersteren  Art  die 
Bezeichnung  «Cola  acuminata»  zu,  so  daß 
Schumann  sich  im  Irrtum  befindet,  wenn 
er  die  Art  mit  zwei  Kotyledonen  als  «Cola 
Vera»  benennt.  Kolabäume  beginnen  im 
6.  oder  7.  Jahre  Früchte  zu  tragen  und 
zwar  trägt  ein  Baum  deren  40  bis  50, 
die  im  Schatten  aufbewahrt  werden  müssen. 


Ueber  die  Zusammensetzung  des 

ätherischen    Oeles    von    Fitto- 

sporum  undulatum, 

einem  in  Südwest -Australien  einheimischen 
Baume,  berichtete  Tutin  in  der  Ghemietl- 
Society.  Die  zerquetschten  Früchte  haben 
einen  orangenähnlichen  Geruch  nnd  fiefera 
bei  der  Destillation  0,44  pOt  eines  äther 
iseben  Oeles,  das  sieh  beim  Aufbewahren 
leicht  verändert.  Frisch  destilliert  zeigte  es 
die  Kennzahlen :  d  =  0,8165,  [ajo  =  +74«  4'. 
Es  enthielt  eine  Spur  freier  Säare,  rttcUiebe 
Mengen  Ester,  keine  Aldehyde  und  Ketone 
und  ein  wenig  Phenol  (Eugenol,  dem  Ge- 
rüche nach).  Bei  der  fraktionierten  Destillatiott 
wurden  die  verschiedensten  Bestandteile  er- 
mittelt und  zwar:  bis  1650  C  Pinen  4  pOt; 
von  173  bis  180^  Limonen  75  pCt;  von 
200  bis  2250  wahnchdnlich  ein  Alkohol 
C9HX4O,  der  bei  der  Oxydation  ein  knmarin- 
ähnlich  riechendes  Keton  gab ;  von  263  bis 
2740  em  optisch  inaktives  dlcyklisches  Sesqni- 
terpen:  G15H24  (spezifisches  Oewiebt  0,910, 
Brechungsindex  1,50),  das  kern  Nitroeo- 
chlorid  gibt  und  mit  Brom  nnd  GhlorwaflMr- 
stoffiBäure  kerne  beständigen  Verbindongen 
liefert.  Ir. 

Pharm,  Joum,  1906,  7öö. 


813 


Verschiedene  MMeilungeiii 


Ueber  die  Samenprodoktion 

gewisser  Pflanzen  in  Verbindung 

mit  ihrem  Daseinskampf. 

Reeht  interessante  Sehildeningen  tlber 
dieses  Thema  bringt  der  cGosmos».  Ge- 
wisse Pflanzen  entwickeln  eine  ungeheore 
Zahl  von  Samen,  trotsdem  sind  solche 
samenreiehe  Pflanzen  verhältnismäßig  selten. 
Die  Erklftmng  hierfflr  ist  darin  zu  Rnchen, 
daß  dieselben  im  zarten  Alter  leicht  der 
Vernichtung  anheimfallen,  weil  sie  infolge 
nngfinstiger  Äußerer  Umstände  einen  schweren 
Kampf  ums  Dasein  fflhren.  Um  das  Aas- 
sterben einer  solchen  Pflanzenart  zu  ver- 
hindern, hat  die  Natur  dnen  Ausgleieh  ge- 
schaffen: den  Schwierigkeiten  der  Lebens- 
arhaltung steht  die  SamenftUle  gegenfiber. 
Treffende  Beispiele  hierzu  finden  sich  unter  den 
Orchideen.  Die  Lebensbedingungen  dieser 
Gewächse  sind  häufig  deshalb  so  schwierig, 
weil  sie  nicht  imstande  und,  die  notwendige 
Nahrung  sich  selbst  in  genügender  Menge 
zo  verschaffen.  Sie  sind  auf  fremde  Hilfe 
angewiesen,  und  da  diese  in  vielen  Fällen 
ausbleibt^  gehen  zahllose  Pflanzenindividuen 
and  damit  eine  unberechenbare  Menge  von 
Samen  zu  gründe.  Dementsprechend  ge- 
hören diese  Orchideen  nicht  zu  den  ver- 
breiteten Pflanzenarten.  Sollen  ue  am 
Leben  bleiben,  so  müssen,  sie  in  dem  Boden, 
der  sie  trägt,  einen  Pilz  finden  und  sich 
dank  seiner  Hilfe  Nährstoffe  verschaffen, 
deren  sie  mit  ihren  an  Zahl  beschränkten 
Wurzelfasem  nicht  habhaft  werden  können. 
Wie  sehr  eine  solche  Orchidee  vom  Schick- 
sal begünstigt  werden  muß,  um  emen  für 
ihre  Lebensbedingungen  passenden  Pilz  zu 
finden,  mit  anderen  Worten  wie  sehr  sie 
vom  Zufall  abhängig  ist,  läßt  sich  denken; 
nur  infolge  der  außerordentlichen  Fülle  von 
Samen  ist  sie  imstande,  den  Kampf  ums 
Dasein  aufzunehmen. 

Darwin  fand  z.  B.  bei  der  Orchidee 
Gephalanthera  grandiflora  24  000,  bd  Orchia 
mascula  190000  Samenkörner.  Eine  exo- 
tische Orchideenart  liefert  in  jeder  Blüte 
370  000  Samen,  so  daß  ein  einziges  Pflanzen- 
individuum bis  zu  74  Millionen  Samenkörner 
hervorzubringen  vermag. 


Wenn  man  bedenkt,  daß  diese  Orchidee 
in  jedem  Jahre  bltlht,  welche  UeberfüUe 
dieser  Pflanzen  wiederum  auf  Erden  ein- 
treten wtlrde,  wenn  nicht  die  Bedingungen 
für  ihr  Gedeihen  selten  erfüllt  wären  und 
zwar  so  selten,  daß  noch  ein  weiterer  Um- 
stand, wenn  sie  erhalten  bleiben  sollen, 
schützend  hinzukommen  muß.  Die  Wur- 
zeln dieser  Orchideen,  die  gewöhnlich  aus 
langen  zylindrischen  Fäden  bestehen,  sind 
nämlich  netzartig  verschlungen  und  dringen 
tief  in  die  Erde  ein.  Dadurch  ist  der 
Widerstand  beträchtlich,  den  die 
Pflanze  störenden  äußeren  Einflüssen  ent- 
gegensetzt; überdies  ist  ihr  Stengel  an 
seinem  unteren  Ende  zart,  so  daß  er  leicht 
bricht,  wenn  man  die  Pflanze  ausreißen 
will.  Die  Wurzel  bleibt  somit  erhalten, 
und  das  Pflanzenindividuum  geht  nicht  völlig 
zu  gründe. 

Außer  den  verschiedenen  Orchideen  sind 
noch  eine  Reihe  anderer  bekannter  Pflanzen 
außerordentlich  fruchtbar,  so  der  Mohn, 
der  auf  einem  Stiel  32000  Samen  hervor- 
bringen kann,  femer  der  Tabak,  der  sogar 

bis  zu  360000  Samen  liefert  u.  a.  m. 

Wgl 

Die  Wirkung  von  SUicinm  in 

Pflanzen. 

Nach  Hall  und  Morison  spielt  Silicium 
eme  Rolle  bei  der  Ernährung  der  Cerealien, 
die,  wie  Gerste,  beträchtliche  Mengen  Silidum 
in  ihrer  Asche  enthalten;  seine  Wirkung 
zeigt  sieh  m  vermehrter  und  zeitiger  Samen- 
bildung. Es  verursacht  eine  vermehrte 
Assimilation  von  Phosphorsäure,  auf  welche 
die  beobachteten  Wirkungen  zurüekzufflhren 
sind,  aber  es  ist  kein  Beweis  voifaanden, 
daß  das  Silicium  in  der  Pflanze  eine  voll- 
ständige Ausnutzung  der  bereits  assimilierten 
Phosphorsäure  veranlaßt  oder  die  Wander- 
ung von  Nährstoffen   aus   dem   Stengel  in 

den  Samen  bewirkt.  Sv. 

Pharm.  Joum,  1906,  106. 

Preislisten  sind  eingegangen  von: 
Julius  Bergmann  in  Bremen  über  Drogen, 
Chemikalien,  Spezialitäten,  Weine,  Spirituosen. 
Farben,  Reagentien.  Bei  den  Spezialitäten  sind 
außer  den  Einkaufspreisen  auch  die  Verkaufe- 
preise  angegeben;  ein  InhaltsverzeicHnis  über 
die  Spezialitäten  ist  eine  sehr  wertvolle  Beigabe. 


814 


Zur  gesetzlichen  Regelung  des 
Geheimmittelwesens. 

In  dem  in  Vorbereitung  befmdlichen  Ge- 
setzentwürfe zur  Regelung  des  Geheimmittel- 
wesens sind  nach  der  «D.  Med.  Wochensohr.» 
besondere  Geheimmittelkammern  vor- 
gesehen; in  denen  Aerzteschaft^  Pharmazie 
und  chemische  Industrie  gleichmäßig  ver- 
treten sein  sollen.  Die  Kammern  werden 
in  geordnetem  öffentlichem  Gerichtsverfahren; 
bei  dem  insbesondere  auch  der  Fabrikant 
des  zu  prüfenden  Medikamentes  in  aus- 
giebigster Weise  zu  Worte  kommen  soll; 
ihre  Entschddungen  treffen.  s. 


Um  Blutegel  rasch  anzusetzen, 

reinige  man  zunächst  die  betreffende  EOrper- 
stelle  gut,  spfile  sie  darnach  mit  klarem, 
kühlem  Wasser  ab  und  bestäube  sie  dann 
mit  Zuckerpulver;  bez.  verreibe  das  Zuoker- 
pulver  leicht  auf  der  Haut  Darauf  bringt 
man  den  Blutegel  in  einen  ausgehöhlten 
halben  Apfel  und  legt  ihn  so  an.  Der  Blutegel 
heftet  sich  nicht  an  dem  säuerlichen  Apfel 
fest;  sondern  beißt  sofort  an  der  versüßten 
HautsteUe  ein. 


8. 


Fiehtenmiste).  Die  Mistel,  die  auf  Edeltannen 
und  Kiefern  häufig  vorkommt,  ist  bisher  noch  nie- 
mals auf  derFichte  angetroffen  worden. Wenigstens 
scheint  keine  zuverlässige  Angabe  darüber  vor- 
zuliegen. In  diesem  Frühjahr  hat  Prot  Tubeuf 
in  München,  wie  er  in  der  NaturwissenscL 
Zeitschr.  für  Land-  und  Forstwirtschaft  mitteilt, 
zum  ersten  Mal  eine  Fichtenmistel  beob- 
achtet. £r  fand  sie  in  mehreren  männlichen 
Büschen  auf  einer  etwa  25  m  hohen  Flehte, 
die  in  einem  kleinen  Laubwaldgehölz  zwisdien 
Eppan  und  Kaltem  in  Tirol  stand.  Die  in  der 
Nabe  befindlichen  Kiefern  Waldungen  waren  von 
Misteln  dicht  besetzt,  während  die  zahlreichen 
Laabholzgärten,  die  zwischen  den  Kiefern  und 
in  der  Umgebung  der  Fichte  wuchsen,  -keine 
Misteln  tragen.  Dies  legt  die  Annahme  nahe, 
daß  die  Mistel  auf  der  Fichte  von  der  Kiefem- 
mistel  herstammte.  Ln  übrigen  sind  nach  Tubeuf 
die  Laubholzmistel,  die  Tumenmistel  and  die 
Kiefemmistel  als  drei  besondere  Abarten  aus- 
einander zu  halten;  die  Laubholzmistel  scheint 
nicht  auf  Nadelhölzer,  die  Tannenmistel  nicht 
auf  Kiefern  oder  liaubhölzer,  die  Kiefemmistel 
nicht  auf  Laubhöizer  oder  Edeltannen  überzu- 
gehen. Der  Hauptgrand  für  das  seltene  Vor- 
kommen von  Mistein  auf  der  Fichte  ist,  wie 
Tubeuf  glaubt,  in  der  eigentümlichen  Besohalfen- 
heit  der  Zweigoberhaut  dieses  Baumes  zu  suchen, 
die  das  Würzelchen  des  Schmarotzers  am  Ein- 
dringen hindert  Außerdem  kommt  inbetracht, 
daß,  wie  schon  Nobbe  bemerkt  hat,  die  stair 
benadelten  I^chtenzweige  für  die  hauptsächlichen 
Verbreiter  der  Mistelsamen,  die  Drosseln,  zum 
Sitzen  und  zum  Abwetzen  des  mit  Mistelbeeren 
beschmierten  Schnabels  wenig  einladend  sind. 


Korresp.'Bl,  ärxtl  Kreis-  Ver.  in  Sachsen  1906.  |     Dresdn.  Anzeiger  1906. 


s. 


Erneuerung  der  Bestellung. 

Zur  Erneuerung  von  ZeitungsbesteUungen  bei  der  Post,  welche  Ende  dieses  Monats  ablaufen, 
bedarf  es  der  Vorausbezahlung  des  Betrages.     Auf  den  ununterbrochenen  and  voll- 
ständigen Bezug  der  Zeitung  kann  nur  gerechnet  werden,  wenn  die  Anmeldang  recht- 
zeitig geschieht 

Der  Postauflage  der  heutigen  Nummer  liegt  ein 
Post-Bestellzettel  zur  gefl.  Benutzung  bei. 


des 


Inhal  ts -Ver zeich  nis 

.  Vierteljalipes  vom  XLVii.  Jaiirgange  (1906) 

der  „Pharmaceutisohen  Oentralhalle". 


*  bedeutet  mit  Abbildung. 
Abführmittel,  neuere  78S. 
Absorbine  733. 
Abziehbilder,  bleihaltige  554. 
Acetauilid,  Bestimm.  656. 
Aceton,  Autotoxikosen  636. 


Acetopyrin,  Auf  bewahr.  780. 
Acidol-Pepsin-Pastillen  691. 
Adralgin,  Bestandteile  777. 
Aethylformiat  808. 
Alburit,  Bezugsquelle  629. 
Alkoholgehalt,  Bestimm.  586. 


Almeidina-Kantsohuk  676. 
Aloxanthin  668. 
Aluminiumkaseinat  691. 
Ameisen  und  Typhus  5i>0. 
Ameisens.  Kupferoxydnl  779. 
Analgor  733. 


815 


Anilinfarben,  Entdecker  751. 

Ankylostommn  Duodenale  787. 

Anthrasolin  756. 

Antirhetunol  508. 

Antiseptisohe  Tüoher  706. 

AnHatreptokokkenserom  «Bern» 
808. 

Antityphöees  Serum  733. 

Apfel-  und  CStronensäure  588. 

Apotheker  dürfen  nioht  kurieien 
737. 

Apothekertitel,  Führung  651. 

Arfiometer,  Justierung  634. 

Arbutin,  Reaktionen  555. 

Aiistol  Ph.  Hiapan.  580. 

Aisen,  Yergiftongen  587. 

Arsenik,  Gewöhnung  an  701. 

Arsol,  Bestandteile  733. 

ArterioBe  808. 

Arzneibuch  für  das  D.  R,  neue 
Ausgabe  662. 

Arzneien,  Abgabe  durch  Kran- 
kenkassen 780. 

Arzneimittel  im  Umherziehen 
543. 

Arzneimittel,  neue  540.  563. 
583.  608.  691.  733.  756.  777. 

—  sind  keine  Nahrangsmittel 
672. 

—  sogen.  Ersatzmittel  716. 

—  üeberlassen  an  Andere  672. 
A  S,  Bedeutong  583. 
Aspiropten  777. 
Asthma-Cigaretten  663. 

der  Ph.  Hispan.  580. 

Asthmakarbon  756. 
Atrosogen  606. 
Augensalbe,  gelbe  630.  739. 
Augenverletzungen  618. 
Aurin,  Darstellung  618. 
Austern,  Ursache  von  Typhus 

550. 
Autanpulver  733. 


Bacillus  Gomesii  Bossi  605. 
Balsamika,  Anwendung  688. 
Bals.  Copaivae,  Prfifung  685. 

—  tolutanum,  Prüfung  685. 
Barbatimaorinde  786. 
Barbierstuben,  Hygiene  548. 
Baumwollsamenöl  554. 
Baumwollwaren  mit  «krachen- 
dem» Oriff  633.  662. 

Bergmannes  Herbosanum  733. 

—  Eräutennischung  768. 
Beriberi,  Wesen  d.  B.  549. 
Bettendorf*s  Beagens  610. 
Bienenmotte  591. 
Bierhefe,  Bild   von  Eß  548. 
Bismal,  Eigenschaften  537. 
Bismuth  Formic  Jodide  691. 
Blausäuieglykoside  669. 

Blut,  menschliches  u.  tierisches 

605. 
--  Bestimm,  von  Eiweiß  587. 


Blutalbominpräparate  677. 
Bhitegel,  Ansetzen  814. 
Blutflecke,  Nachweis  610. 
Blutsalz  nach  Illing  540. 
Bocconia  cordata  547. 
Bohnen,  giftige  673 
Bolus  alba,  Anwendung  592. 
Borkalk,  Vorkommen  779. 
Bomyyal,  Anwendung  616. 
Borsäure,  im  Organismus  659. 
Borsalbe,  freihänd.  Verkauf  607. 
~  Verkauf  in  Drogerien  694. 
BoTovaccin  nach  Behring  567. 
Brechweinstein,  Verwend.  694. 
Briefmarken,  g^ge  622. 
BrilJantgrün,  Wirkung  702. 
Brom,  Bestimmung  610. 
BromokoU,  Anwendung  702. 
Bromyl  =  Bromalin  563. 
Brot  für  Diabetiker  569. 
Bu-Go,  Bedeutung  733. 
Bücherschau    552.    570.    594. 

620.  638.  661.  678.  704.  722. 

745.  766.  790. 
Bürette  nach  Kippenberger  782. 
Butter,  Nachw.  von  Kokosfett 

674. 
Butterfett,  Beurteilung  569. 
Buttermilch,  alkidisieite  784. 

—  Dauerprftparate  785. 

Caerusantal-Kapseln  733.  777. 
Calciumlactat,  Anwendung  743. 
Carbo  animalis  Japan.  707. 
Cassia  Grandis  614. 
Chemie,  Kongreß  561.  582.  605. 
Chemiker,  Versammlung  641. 
Chemische  Fabriken  543. 
Chemisches  Laborat.  in  Stutt- 
gart 650. 
Chide-Oummi,  Gewinnung  786. 
Chinidin,  Unterscheid.  6S4. 
Chinin,  Untersoheidung  634 
Chinolin,  Oxydation  755. 
Chlor,  BestimmuDg  610. 
Chloralhydrat,  Bestimmung  782. 
Chlumsky'sche  Lösung  565. 
Cholera,  Behandlung  592. 

—  Heilserum,  Gewinnung  777. 
Chromo-Saccharometer  717.* 
Chrysoform,  Eigenschaften  568. 
Citrocoll,  Anwendung  777. 
Citronensaft,  gefälschter  659. 
Citronen-  und  Apfelsäure,  Vor- 
kommen in  Früchten  588. 

Citrorheumin  608. 

Coiisol  563. 

Corona  756. 

Cortex  Pruni  sorotin.  700. 

Corubin,  künstl.  Korund  574. 

Corydalisalkaloide  802. 

Cruringaze,  Sterilisierung  757. 

Hauermilch,  Herstellung  612. 
Deckgläschen,  Beinigung  641. 


Dehydromorphin  609. 

Dentol,  Bestandteile  73& 

Dermasogen  ist  ein  Heilmittel 
694. 

Destillationsapparate  782. 

Desmoidbeutelohen  808. 

Diaklysmos,  Bedeutung  567. 

Diastase,  Ebofluß  auf  die  Weiue 
562. 

Digitoxinum  solubile  777. 

Diphtherie-Heilsemm,  eingezo- 
gene Nummern  565.  647. 

Dolorant-Tabletten  756. 

Doppelkühler  nach  Glatzel  671.* 

Dreifuß,  yerstellbarer  671.* 

Dunbafs  Katarrh-Serum  563. 

Duotonal-Tkblets  691. 

Dysenterietoxin,  Gewinn.  788. 

Bier,  jodhaltige  757. 
Eierteigwaren,  Färbung  611. 

—  Zersetzung  718. 
Eisenchlorid  u.  Kaliumjodid  632. 
Eisennährzucker  563. 
Eisensomatose  564. 

Eiweiß,  Verdauunff  66a 
Ekiri,  Japan.  Krazufaeit  567. 
Elenchus,  Bedeutung  793. 
Emodin,  Wirkung  788. 
EmuMo  Ph.  U.  8.  566. 

—  Ol.  Jecoris  As.  Ph.  Hispan. 
580. 

Eosfingeriinge  596. 
Erden,  eßbare  673. 
Erdnüsse,  Mschung  785. 
Ergotoxine  Citrate  777. 
Erlenmeyer's  Bromwasser  780. 
Ermüdungstozine  739. 
Erythroprädpitine  567. 
Essig  aus  Essigessenz  588. 
Eukäyptus  Stmgeriana  699. 
Eukalyptusöl,  Vergiftung  764. 
Eumerola,  Bestandt  777. 
Eusulfin-Seife  733. 
Exodin,  Wirkung  788. 
Extr.  Filiois.  Vergiftung  564. 

Fette,  Untersuchung  608. 
Fettpiüfer  782.* 
Fichtenharz,  Säuren  778. 
Fichtenmistel  814. 
Filmaron,  Wirkung  635. 
Filtrieren,  in  Hieroglyphen  683. 
Fisch-Pudding,  Sterins.  785, 
Fixierungsmethoden  615. 
Flammen,  Temperaturen  619. 
FlammenbcNTOnlampe  »Juno»  747. 
Fleurs  de  Oologne  734. 
Floridawalkerde  573. 
FoliaJaborandi,  Untersuch.  614. 
Formaldehyd,  Nachweis  586. 

—  kolorimetr.  Nachweis  586. 

—  Unterscheid,  von  Acetal- 
dehyd  633. 

—  gegen  Ungeziefer  769. 

— ^  Verbind  mit  Amiden  672. 


: 


816 


Formasolnm  734. 
Fonnoiphen-TabletteD  563. 
Formnrol,  Anwend.  777. 
Freeenios'  Laboratorium  792. 
Fröhlke's  Botlanftinktur  691. 
Frostbeulen,  Behandlung  743. 
Folgaral,  Bestandteile  734. 
Famigateor  peotoral  663. 
Faßschweiß,  Behandlnog  540. 

Clallak,  Trockenmiloh  734. 
GalleDsteinmittel,    «La  Zyma» 

737. 
Oeheimmittel,   Anpreisung  672. 

—  Ankündigung  716. 

kammem  814. 

Gelatinekapseln  Ph.  Hispan.  679. 
Genickstarre-Serum  691.  808. 

—  Prophylaxe  589,  651. 
Gentiogenin,  kristallis.  633. 
Gerbsäuren,  Bestimmung  599. 
Gerbstoffe,  Beindarstellung  795. 
GeruchsbelAstigung  672. 
Gewürze,  Unters,   d.    Gefrier- 

punktBemiedrigung  811. 
Giftflasohen,  neue  Form  573. 
Giftiiandel  694. 
Ginsengwurzel  676. 
Glashimn,  neuer  695.* 
Glasverband,  Anwend.  590. 
Gloddu.  Herstellung  546. 
Glycerin,  Wertbestimm.  .758. 

—  Gewinn,  aus  Trestem  562. 
Glyceritum  Ulmi  739. 
Glykogen,  Bestimmung  545. 
Glykoside,  Bildung  614. 
Goldkolbe,  sibirische  596. 
Gonorrhöe,     innerliche    Mittel 

gegen  G.  688. 
Goocmtiegel,  Filtrieren  695.* 
Grandira,  Bestandteile  691. 
Graphit,  künstlicher  619. 
Großhandel,  Begriff  564,  652. 
Gumm's  Kindermehl  777. 

Haarausfall,  Ursachen  677. 
Hämase,  Gewinnung  613. 
Hämasepsin,  Bestandteile  563. 
HSmatogen,  Abgabe  652. 
Hämatopan,  Eigensch.  777. 
Hämobinde  für  Damen  583. 
Hämooyanin,  Vorkommen  779. 
Hämorrhoisid,  Darstell.  734. 
Hämostan-Tabletten  734. 
Halogene,  Bestimmung  781. 
Hardwickia-Balsam  773. 
Harn,  Nachw.  v.  Laevulose  804. 

—  Nachw.  V.  Morphin  609. 
Hartmann's  Ausstellung  574. 
Haubikohle,  japanische  708. 
Hefanol.  Hefepräparat  563. 
Hefe,  faykogenarme  622. 

—  Vorkommen  von  Emulsin  739. 
Heidelbeerwein,  Bereit  760. 
HeiUnmde,  Ausübung  607. 
Heilmittel,  Definition  607. 


Helcosoma  tropicnm  567. 
Helium,  Verflüssigung  671. 
Herbstkatairh,  Bedeut.  567. 
Hemia-Fillen  734. 
Heroin,  Höchstgabe  630. 
Heu-  u.  Sauerwurm  545. 
Histosan,  Eigenschaften  734. 
Höchstgaben,  Leitsätze  541. 

—  Berechn.  für  Kinder  541. 
Homöopath  Essenzen  653. 
Honig,  Produktion  662. 
Hordein,  Eigenschaften  649. 
Hühneraugen,  Vertreib.  76  i. 
Hundestaupe-Serum  756. 
Hundskrankheit,  Verlauf  567. 
Hundswut,  Impfung  742. 
Hydrargolent,  Hg-8albe  691. 

Jam,  Bereitung  761. 
Ichtarsol,  Bestandteile  734. 
Jecoferrol  583. 
Indigorit  629. 
Indikator,  ein  neuer  656. 
Lifusa  concentrata  696. 
Lijektion  Hirsch  540,  608. 
Inosit,  Ermittelung  582. 
Jecoleinum  806. 
Jod,  wässerige  Lösung  542. 
--  Bestimmung  610. 
p-Jodanisol,  Bereit.  709. 
Jodcatechin,  Zusammensetz.  777. 
Jod-Gatgut,  Bereit.  632. 
Jodeisen-Lebertran  646. 
Jodoformium  liquidum  544. 
Jodsilber-Emulsion  646. 
Isokoniin  807. 
Itrosyl-Pülen  756. 
Juniperus  tiiurifera  700. 

Kaffee,  Koffeinbest.  810. 

—  koffoinfreier  698. 
Kahlbaum,  Streit  um  K.  597, 

770,  793. 
Kalkwasser,  Aufbewahr.  778. 
Kampher,  Anwendung  764. 
Kapern,  Fälschungen  759. 
Kapselfärbungsmethoden  615. 
KarbolÖl,  Bereitung  561. 

—  VerwechsL  mit  Karbolsäure 
780. 

Karbolwasser,  Abgabe  67J. 
Kartoffelschädlinge  675. 
Kautschuck,  künstlicher  696. 
Keph^dol,  Anwendung  756. 
Kesselspeisewasser  758. 
Kirschwein,  Bereitung  675. 
Knöteriehtee  543. 
Kobalt,  Reaktion  auf  K.  582. 
Kodein,  ReaktiQnen  727. 
Koffein,  Bestimmung  656. 
Kohlensäure  des  Handels  583. 
Kohlstrünke,  Verwertung  718. 
Kohsam,  Anwendung  563. 
Kokain,  neue  Reaktion  655. 
Koladiastasin  563. 


Kolanüsse  812. 
Kolibabe's  Badekiäiiter  756. 
Kollaigol,  Antisepsis  768. 
Koniin,  SyntheM  807. 
Konsumvereine,    kontrollierbar 

812, 
Korkstopfen  mit  Stuiniol  670. 
Kot,  Nachw.  von  Bht  5S6. 
Kotamin,  DoppelsaU  650l 
Kräuter,  Aufschliefiung  580. 
Kresole  u.  Phenole  667. 
Kresolseifenlösung,  Pi^.  809. 
Kreuzdomsaft  607. 
Kronämatogen  808. 
Krotonöl,  Nachweis  648. 
Kurin,  Abfähimittel  563. 
Kurin-Tabletten  734. 


Iiaborator.  Apparate,  neue  670,* 

695,*  782.* 
Lait  d' Appenzell  540. 
Lactoeipulver  658. 
Lactoserve  698. 
Lafotin-Kreosotorbonat  734. 
Lano^n  756. 
Larylme  691. 
Lathraea  Squamaria  649. 
Lebertran,  isländischer  780. 
Lederkolben,  undichte  770. 
Leinmehl,  Stärkegehalt  725. 

—  Verunreiniguni^en  726 
Leishman'sche  Körperchen  567. 
Lenioet,  Darstellung  566. 
Lepra,  Aethiologie  550. 
Leukonitin  567. 
Leukotozine  567. 
Lieber'sche  Kräuter  607. 
Liebig's  Fleisohextrakt  65a 
lightwood-OeL   Eigensch.  740. 
Linosan-Kapeeln  691. 
lipanol,  LebertiauMsatz  734. 
Liq.  Alum.  subformidd  757. 

—  Natrii  arsenidci  693. 

—  sedans  583. 
Litharsinpräparate  608. 
Luminoskop  706. 
LycopcKlium,  VerfälscL  633. 
Lysargin  631. 

Lysine,  Bedeutung  567. 


Häusetyphus  550. 
Magnet-Legierung  706. 
Maraplaste,  Pflastennull  583. 
-  richtig:  Puaplaste  698. 
Medicoferment  734. 
Mehle,  Sauerstoffzahl  658. 
Melal,  Bastandteile  563. 
Menthol,  Anwendung  542. 
Menthymin  8C^. 
Mesq^räte,  fläche  670.* 
Met^  Destillation  661 
Methylentanninkarbamid  538. 
Migrälets  808. 


817 


Miloh^  Gewinn,  in  Ohom  ö4B. 

—  Oxydationsindex  606. 

—  lösliohe  Proteine  615. 

—  Bereit  von  Dauerm.  612. 

—  Bereit  von  Perhydrasem. 
613. 

Milchhämatogen  80S. 
Milchpolver,  Bereit  596,  675. 
Milchsäore,  Daist.  5^. 
~  Flüchtigkeit  dexs.  608. 
Miraonloidm  708. 
Monnot-lietalle  706. 
Monochlorphenol  Merck  616. 
Montaninfiuat  748. 
Morphacetin  =  Heroin  540. 
Moiphin,  Nachweis  654. 

—  Bestimm,  im  Opimn  632. 

—  Fahrlässigkeit  651. 

~  gefälschte  Rezepte  716. 
Moser'sche  ErisUlle  779. 
Mucilago  Gi.  arabid  648. 
Myrrha,  Prüfung  700. 
Mytolin,  Daistellang  664. 

li'ährzaoker  nach  Soxhiet  545. 

Nahrongsmittelfiüschnng  and 
Presse  724. 

Nahrnngsmittelchemiker  u.  Apo- 
theker 771. 

NaUcin  652. 

Natrium  arsenicioom  693. 

—  hydrosnlfit  717. 

—  lygosinatam  701. 

—  peroxydhydrat  582. 
Natrnm  oansticnm  554,  597. 
Natorforscher-Versamml.  747. 

802. 
Natnrselbstdrack  806. 
Nebennierensabstanz  646. 
Negri^sche  Eörperohen  568. 
Neosiode,  Eigensch.  734. 
Nephretin,  Bezugsquelle  563. 
Neßler's  Beagens  581. 
Nickel,  Vorkommen  582. 
Nickelgefässe ,      Brauchbarkeit 

695. 
NoYorenal,  Bestandteile  735. 

Ockertin,  Bestandteile  647. 
Oele,  äther.  aus  Sizilien  699. 
Oel-Zerstäuber  717.* 
Ol.  Santali  ostind.  691. 
Olivenöl,  Nachw.  von  Bulfuröl 

760. 
Opsomin,  Anwendung  540. 
Orffinum,  Verurtl.  543. 
Orga*s' Präparate  540. 
Ossin-Guajakolkarbonat  735. 
Oven,  Eikonserve  658. 
Ovotoxin,  Wirkung  690. 
Oxydationsindex  der  Milch  606. 
Ozon,  z.  Veredelung  von  Wein 

788.* 

Pansecretin,  Gewinn.  663. 
Paprikapulver,  Mehlgehalt  811. 


Paraphenylendiamin ,     Nachw. 

574. 
Parisiaua-Damenbinde  677. 
Parmesankäse,  Eteifen  785. 
Pastillen-Schneider  778*. 
Pavykol  808. 

Pepsorthin,  Bestandt  716. 
Perhydrasemilch  613. 
Perhydrol  Merck  543. 
Permanganatpasten  606. 
Peroxydol-Salbe  757. 
Petroleumlampe,  neue  680.* 
Pferdewuist,  Erkennung  658 
Pflasterunterlagen  674. 
Pharmaceut.  Gesetze,  Auslegung 

543,  664,  607,  651,  672,  694, 

716,  737,  780 
Pharmacopoea    Austriaca   edit 

vm 

Allgemeines  661,  683,  748. 
Officinelle  Präparate  710. 
i  räpar.  des  Elenchus  712. 

—  Hispanioa  edit.  VII  575. 
Phaseolus  lanatus  673. 
Phenchizine  =  Orexin  663. 
Phenole  u.  Eresole  657. 
Phenolkampher,  Anwend.  565. 
Photographie ,    literatur    679, 

704.  791. 
Photograph,  Mitteilungen   551, 

593,  637,  660,  703,  721,  744, 

765,  789. 
Phytopthora  infestans  675. 
Pillenmaschine,  neue  671. 
Pinol,  Gewinnung  757. 
Rpumiol  777. 

Pisciol,  Ichthyol-Ersatz  777. 
Pittospoum  undulatum  812. 
Pittyien,  Herstellung  741. 
Praecipitat,  weiBer  804. 
Proponal,  Eigenschaften  701. 
Proteinochrom,  Bedeut  568. 
Protylin,  Anwendung  539. 
Prulaurasin  669. 
Pseudomonas  Oerevisiae  548. 
PTO,  Bedeutung  583. 
Pulmonin  Pserhofer  735. 
Purgatin,  NebenwirL  788. 
Purgen,  Wirkung  788. 
Purglets,  Bestandteile  692. 
Pyrilin,  Bestandteile  563. 
Pyrocyanase,  Anwend.  583. 

Iluartonal-Tablets  692. 
Quebrachogerbsäure  599. 
Quecksilber,  Trenn,  von  Bi  605. 
Quillaiarinde,  falsche  676. 
Quinquor  Spiritus  saponati  808. 

Radinin,  Bestandteile  767. 
Rad.  Belladonnae  614. 

—  Polygoni  bistortae  700. 

—  Scammoniae  633. 
Rahm,  homogenisierter  697. 
Rapid,  Konstruktion  717.* 


Rati^hin,  Bestandteile  735. 
Ray-Seife,  üntersuoh.  585. 
Reagieigestell,  neues  671.4, 
Rebensdiädlinge  675. 
Reichel's  Brudttropfen  694. 
Beithofer's  Hautsohutz  563. 
Respirin,  Anwendung  735.' 
Restbaoillus  von  Behring  568. 
Rhabarberkügeln,  kompr.  808* 
Rhabarberkonserven  761. 
Rhamnoside  802. 
Rhinoculin-Präparate  540. 
Rhodeose,  Konstitution  657. 
Ricinusöl,  Untersuch.  648. 
Rum,  Verkehr  mit  B.  651. 


Säuglinge,  Erbrechen  ders.  590. 
Säuglingsnahrung  583. 
Safran,  VerfiUsohung  588. 
Sahli'sche  Desmoidpillen  808. 
Sajodin,  Eigenschaften  702. 
Salacethylum,  Anwend.  735. 
Salicylacetol  =  Salaoetol  540. 
Salicylsfture,  DarstelL  648. 
Salioylsäureglycerinformalester 

580. 
Salimenthol,  Anwend.  540. 

—  u.  Samol,  Bezugsquelle  583. 
Salitannol,  Zusammensetz.  563. 
Salmiak,  Anwendung  5^. 

Sal  Tartan  748. 
Salzgurken^  Konservier.  759. 
Sambunigrin,  Eigensdi.  669. 
Samenproduktion    v.    Pflanzen 

813. 
Samol,  Bestandteile  540,  583. 
Santelöl-Spezialitäten  690,  724. 
Santyl,  Beurteilung  691,  724. 
Sapene-Präparate  58d. 
Sapofena,  Greolinersatz  692. 
Saponarin  812. 

Saponine  u.  Kohlehydrate  581. 
Saponit,  Seifenstein  554. 
Sauerstoff,  Reaktion  582. 
Schistosomiasis,  Bedeut  568. 
Schlagdenhauf  en's  Reaktion  649. 
Sohleichera  trijuga  547. 
Schokolade,  Mehlgehalt  749. 
Schokoladeplätzchen  751. 
Schreibfedern  aus  Tantal  792. 
Schuhcreme,  Bereitg.  792. 
Schutzringe  670. 
Schwärze's  Alpenkrftutertee  607. 
Schwefel,  kolloidaler  776. 
Schwefelblumen  u.  subliauerter 

S.,  lichtige  Bezeichnung  648. 
Schwefelzucker  696« 
Scopolin  803. 
Soopomorphin  802, 
Seb.  ov.  zu  Pillen  808. 
Seifen,  Untersuchung  585. 

—  Analyse  nach  Fabrion  654. 

—  Prüf,  auf  Wasserglas  608. 

—  Bestimm,    der    Fettsäuren 
608. 


818 


Sem.  Btrophani^i,  Prüf.  719. 
r-  Gebalt   an   fettem   Oel 

720. 
Senf  (Speisesenf),  Zersetz.  697. 
Sera:  antiinfektiöse,  bakterio- 

trope,  oytotiope,  hämotrope 

667,  568. 
Semm  gegen  Oeniokstarre  691. 

—  Bonbafs  Eatarrh-S.  563. 

—  gegen  Cholera  777. 

—  gegen  Hundestaupe  756. 

—  opsonisches,  Bedeat  568. 
Serviettenhüllen  549. 
Seztond-Tablets  692. 

Sic,  gegen  Eeaohhnstcn  777. 
Simataren,  polnische  661. 
Siuciom,  Wirkung  in  Pflanzen 

813. 
Sirapi.  Prüfong  687. 
Skopolamin  n.  Skopolin  669. 

—  Morphin-Dämmerschlaf  763. 
Solution  Nicolan  735. 
Spezialitäten,   pharmacentische 

715,  736. 

—  ans  dem  Gebiete  der  Nahr- 
ungsmittel 761. 

Sperma,  IJntersaohang  781. 
Spinatkonserven  698. 
Spiritos,  Kleinhandel  607. 
Sporenfärbungsmethoden  615. 
Spritzröhren  nach  Kob  696.* 
Spruw,  Wesen  des  indischen  S. 

549. 
Sqoiirs  Wundpnlver  692. 
Stagophor  736. 
Stenol  540. 

Stereoskopie,  Umschwung  721. 
Sterilisieren   in    der  Apotheke 

670. 
StiokstoffbestimmuDg  649. 
Storch-Morawski*s  Reaktion  781. 
Strausfam-Urwald  768. 
Strophanthin,  Bestimm.  719. 
Strychnin,  Immunität  636. 
Sudoformal  563. 
Süßholz,  Anbau  652. 
Siimmitates  Sabinae  720. 
Surra  =  Tsetsekrankheit  568. 
Syncytiolyse,  Bedeat.  568. 
Syphilis,  Prophylaxe  763. 
Syrolat  809. 
Syrupus,  zulässige  Schreibweise 

607. 

Tabletten  mit  Kakaoöl  647. 
TannadBtin  =  Tannigen  540. 
Tannalbin,  Darstell.  536. 
Tannigen,  Darstellung  535. 

—  Zusammensetzung  604. 
Tannisol,  BezugsqueUe  563. 


Tannoferrine,  Darstell.  634. 
Tannoform,  Eigenschaften  537. 
Tannopin,  Formel  538. 
Tantal-Schreibfedem  792. 
TC,  TGI,  TO,  TOA,  TR,  TV, 

TX,  Bedeutung  568. 
Teigwaren,  ge&rbte  606. 
Terpentin,  indischer  676. 
Terpentinöl  ans  Fichtenholz  740. 
Terpentinöle,  Prüfung  643. 

Brommethode  645. 

Textilseifen,  Untersuch.  655. 
Thebain,  Reaktionen  623. 
Theobromin,  Doppelsalze  773. 
Theooasal  809. 
Theophyllin,  Wirkung  592. 
Thermit,  Bestandteile  574. 
Theyolip  809. 

Thigmoi-Creme,  Verkauf  780. 
Tropin  803. 
Thymophen  809. 
Tinct.  Cardamomi  comp.  788. 

—  Opii,  üntersachungen  650. 

—  Strophanthi,  Wirkung  617. 
Tinkturen,  Prüfong  440. 
Tinnoleum  735. 
Tomatenkonserven  669. 
Tonerde,  gewachsene  681. 
Tonnolazebrkur  694. 
Triferrin,  Druckfehler  641. 
Triotonol-Tablets  692. 
Trippermittel  s.  Gonorrhöe. 
Trockenpräparate  737. 
Tropin  803. 
Triiffelkonserven  613. 
Trypanrot,  Anwendung  617. 
Tubera  Aconiti  americ.  614. 
Tuberkulin  nach  v.  Ruck  735. 
Tuberkulose,  Injektionen  617. 
~  Immunität  591. 

—  bei  der  Bienenmotte  591. 

—  Heilung  nach  Behring  567. 
Tulase  nadi  Behring  608. 
Turpethein,  Eigensch.  652. 
Tusslets  809. 

Typhus  nach  Genuß  von  Austern 
650. 

Cff,  Abführmittel  563. 
IJlrich's  Kräuterwein  543. 
üngt.  Hydrargyri  einer.  564. 

oxyd  f  lavum  630,  739. 

üreol  Chanteaud  540. 
ürisol  =  Urotropin  540. 
Usninsäure,  Wirkung  787. 

Taocin,  Bedeutung  568. 
Vafinälkugeln  Ph.  Hispan.  580. 
Valda-Pastillen,  Anwend.  583.- 
BestandteUe  606,  692. 


Valyl,  Anwendung  677. 
Vanillin,  Bestimmung  687. 

—  Prüfung  597. 

Veal  KaEEow,  Beatsadi  540. 
VerbandruckEtfckohen  606. 
Verbandwatta  662, 
Verbindungs^   u.  Bonttanhahn 

695.* 
VerBeifungszabl,  Best  782.* 
Vestoso)  540. 

Vesuv-Auswurfmaasen  662. 
Videant  Consules  771. 
Vierte  Krankheit  568. 
Vin  Vioor  735. 
Vinum  jodotannic.  544. 

Ph.  Hispan  679. 

Viiisanoi  664. 
Visogen-PiftpaiatB  735. 
Vixoi,  Beetandteile  709. 
Volkshochschulen  792. 

Hachs,  Extraktionswaohs  654. 
Wägefläschchen  782^ 
Warzen,  Vertilgung  764. 
Wasmuäi*s  Drogensohrlnke  664. 
Wasser,  BwamwoUreaktioa  681. 

—  Naohw.  von  Mn  neben  Fe 
609. 

—  sterilis.  nach  Ph.  Hisp.  578. 

—  Bestimm,  der  BUSOa  585. 

—  Bestimm,  von  Mangao  584, 
770.  799. 

Wasserbäder,  verbeas.  695.* 
Wasserrersorgung    in   Breslaa 

769. 
Weine,  südafrikaniaehe  562. 

—  Statistik  der  Ahr-W.  538. 

—  Analysen  der  Ahr-W.  560. 

—  Naohw.   der   Oitronenfliare 
759. 

—  Veredelung  durch  Ozon  783.* 
~  groÄe  Fälsohang  5t>9. 
WeiA  Neurolin  »  Neuiol  664. 
Weissol,  Schnupfmittel  735. 
Wendelsheimer   Eotfettungstee 

741. 
Winterspinat,  Vergiftung  550. 
Wismut,  Trennung  von  Hg  605. 
Wolfs  Eisenwein  778. 
Wolframlampe  622. 
Wurmkrankheit  766. 

Xylol,  Anwendung  617. 

Tohimbin,  Vorkomnen  648. 

Sabotebaum,  Nutzen  786. 
Zinkonal,  Zusanunennta.  664. 
Zinkperhydroi  Merck  636. 
Zomotherapie,  Bedeutung  568. 


Yarlogw:  Ar.  A«  Seluieider,  I>Mt4M  und  Dr.  P.  NA  Dmdan-BkMwtls. 
VmmtworUlolMr  Leit«r:  Dr.  A.  S«hBeider,  Dreidea. 
"^    "      '  1  dnnh  Jaliai  Bpringti,  BHtln  M.,  M€aUl««BlsU  a. 
rr.  Titt«]  Vaehff.  {ffanttk  A  Mtkl^rPwtaMi. 


Pharmaceutische  Ceintralhalle 

für  Deutschland. 

HeraoBgegebea  von  Dp.  A.  Sohneidar  nnd  Dp.  P.  SDss. 

Zeiteehrift  für  wisBeiiBchaftllche  nnd  geschäftliche  Interessen 
der  Pharmacie. 

Oegrflndet  von  Dr.  Eamaim  Hager  im  Jihre  1869. 

Erscheint  jeden  DonneTSttg. 

BsEoeBprelB  Tierteljihilioli:  doroii  Bachhaodel  oder  Post  3,60  Uk.,  dnndi  Oeeobift» 

stelle  in  Inland  S,—  Mk.,  Ausland  3^  Hk.  —  Einsalne  Nammern  30  Pf. 

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holnngen  PreisennkBigong; 

Leiter  der  I  Dr.  Alfred  Solmeider,  Vreaden-A.  Sl;  Sohandaaer  Str.  43. 

ZdtMhrlft:  J  Dr.  Paul  BüB,  Diesden-Blaaewitz  j  QnataT  Fre;tag-Str.  7. 

OfiseUUtsatelle;  Dtüeiea-A..  21 ;  Sohandaner  Straße  43. 


MM. 


Dresden,  4.  Oktober  1906. 


I     Der  neaen  Folge  XXVII.    Jahrgang, 


xLvn. 


Inhalt:  Ckaala  and  PkarHid«;  DU«,  dar  TBhia  Erflader  de>  SodtpcOHsMa.  —  Dia  ZetUlMr  der  Chemie  In 
Wort  and  Bild.  —  TS.  Vsrummluag  Deatichgr  Nttaifoncber  nnd  Aenls  bu  Btnttgirt.  —  Neos  AnneimltCeL  — 
Ana  den  Helf'Ubcrger  AnmUaa  1906.  —  Der  Nvsliweli  and  die  qnuitll>7e  Beatlmnians  tod  üUrkednip  unter  B*- 
rfieksletiUiDnf  der  ■[enenmUlohni  Uelbode.  —  PiDfai»  ton  Oleom  cmmphontnm.  —  NakraB(iBitt«I-OfeaBl«. 
TknapmtiMhB    MltUUuf».    —  Pkotompblielie    MittcIlBiiKen.    ~    BOcIierfehan.   —   TarMkUdene 


Chemie  und  Pharmacie. 

Diso,  der  wahre  Srflader  des  Sodaprozesses. 

Nor  wenige  Monate  ist  es  her,  da  IFranzoseQJVüv^Z^öfanc,  der,  trotzdem  die 
wurde,  Tielleicbt  Darstellaag  des 
nicht  immer  ans  wertvollen   and 
Gründen  der  vielbegehrten 
Pietät,  des  Stoffs    vortreff- 
Mannes  Ge-  licli    einschlug, 
dächtnis  mit  dnrch   die   Un- 
mehr  Oder  wen-  gonst  der  Vor- 
iger schönen  hältnisse 
Wijrten  gefeiert,  geschlagen,  sich 
TOD  dem  in  aller  nichtwiederanf- 
Lehrbächera  zn  rafEen  konnte 
lesen  war,  daß  und  1806  elend 
er  die  Soda  dar-  im  Armeuhause 
zostellen  gelehrt  von  St.  Denis  sich 
hätte,  von  deren  selbst  den  Tod 
Fabrikation    an  gab.    Daß  dem 
im  Grunde  erst  unwahren  Er- 
unsere  moderne  Ander  des  Soda- 
chemisehe  Tech-  Prozesses  ein 
DJk  beginnt,  solch  klägliches 
Dämlich  des  dm  im  Alter  von  60  Jahren.                   Ende  beschieden 


820 


war,  das  hätten  sicher  die  Unbilden 
der  französischen  Revolution  nicht  allein 
zu  wege  gebracht,  denn  tatsächlich  ent- 
wickelten sich  andere  Fabriken  ganz 
voiirefflich.  Den  wahren  Grand  enthfiUten 
Arbeiten,  die  St.  Maurice  Cabany  in  der 
Bevue  g6n6rale  biographique  1843  und 
schließlich  Felix  Boudet  1862  im  Journal 
de  chimie  et  de  pharmacie  veröffent- 
lichten —  dogmengleich  fest  hatte 
sich  aber  der  Glaube  an  Leblanc  und 
seine  Verdienste  und  sein  Schicksal  fest- 
gesetzt, danach  habe  auch  ich  in  meiner 
€  Geschichte  der  Pharmazie »  Leblanc 
nach  Maßgabe  der  mir  vorliegenden 
gleichlautenden  Quellen  geschildert,  und 
das  Dogma  wird  am  Ende  beharren, 
trotzdem  neuerdings  A,  Pillas  und  Ä. 
Balland  aktenmäßig  in  einem  Werkchen 
«Le  chimiste  DixS»^  Paris  1906,  beredt, 
und  von  Verwandtenliebe  {A.  Pillas  ist 
ein  Enkel  von  Dixä)  und  vom  Drange 
nach  Gerechtigkeit  und  Wahrheit  beseelt, 
dafür  eintreten,  daß  die  Nachwelt  end- 
lich dem  wahren  Erfinder  des  Soda- 
prozesses, dem  früheren  Apotheker 
Michel  Jean  J4r6me  Dix^,  welcher  in 
umstehendem  Bilde  dargestellt  ist,  die 
verdiente  Ehre  gibt. 

Die  Welt  kannte  lange  ein  natfirlich 
vorkommendes  Alkali,  das  Nitren  der 
Alten,  das  in  der  Nähe  der  cNatron-» 
Seen  oder  auf  der  Stelle  ausgetrockneter 
Seen  ausbifite  oder  in  « Nitrazien  »,  in 
der  Nähe  der  Seen  angelegten  «Salz- 
gärten», dargestellt  wurde.  Vermutlich 
schon  zu  Araberzeiten  stellte  man  solch 
Alkali  auch  schon  durch  Veraschen  von 
Seestrandpflanzen  dar,  und  man  ver- 
wandte diese  Asche  in  Sonderheit  zu 
der  in  Spanien  und  Sfidfrankreich  blfihen- 
den  Glasfabrikation  und  versandte  sie 
im  XVI.  Jahrhundert  in  großen  Mengen 
ttber  Holland  nach  Deutschland.  Eine 
Strandpflanze  (Salsola)  hieß  italienisch 
Soda,  spanisch  Soze,  französisch 
Sou(l)de,  und  ihren  Namen  (und  den 
anderer  z.  6.  Bariila,  Rocquetta, 
Sali  cor)  brauchte  man  bald  auch  ffir 
daraus  dargestellte  Asche. 

lieber  die  chemische  Natur  des  eben 
gedachten  natürlich  vorkommenden  und 
des   künstlich    dargestellten    Produktes 


machte  man  sich  erst  im  XVH  Jahr- 
hundert Gedanken :  Olauber  stdlte  ans 
Seesalz  Glaubersalz    dar;   verschiedene 
Chemiker  stellten  durch  Versuche  fest, 
daß  das  natürlich,    cmineralisch»  vor- 
kommende und  das  aus  den  Seestrands- 
Aschen  dargestellte  Produkt  einer  Art 
war,  und  man  nannte   es  zum  Gegen- 
satz von  dem  ebenfalls  seit  uralter  Zeit 
bekannten,  ans  VegetabOien  (Holz)  dar- 
gestellten cvegetabilischen»  Alkali  «mi- 
neralisches».    Urban  Hiäme,  Duhamel 
und  andere  hatten  gezeigt,  daß  beide 
große    Aehnlichkeit    mit   einander  be- 
säßen, ohne  aber  an  die  Elarstellnng 
ihrer  Verschiedenheiten  zu  denken.  Dem 
großen  deutschen  Apotheker  und  Che- 
miker (gleichzeitig  dem  Entdecker  des 
Zuckers  in  den  Runkelrüben)  Andreas 
Siegismund  Marggraf  war  es  erst  be- 
schieden, die  Grundstoffe  in  den  beiden 
Alkalien  klar  zu  stellen.   Das  tat  er  anter 
anderm  dadurch,  daß  er  aus  ihnen  das- 
selbe Salz  darstellte,  das  Olauber  ans 
dem  Seesalz  bereitet  hatte,  anderseits  das 
Ealiumsulfat,  und  daß  er  femer  beispiels- 
weise auch  durch  Reduktion  des  Obmber- 
Salzes  mit  Kohle  eine  Leber,  aus  dieser 
mit  Essig  das  anschießbare  Butter- 
salz  (im  Gegensatz  zu   dem  gewöhn- 
lichen Blättersalz    aas  Wein- 
stein, der  Terra  foliata  Tartari, 
wie  jetzt  wohl  noch  gelegentlich  das  Ea- 
Uumacetat  genannt  wird)  und  aus  diesem 
durch   Glühen  wiederum   das  IGneral- 
Alkali  darstellte,  von  dem  er  ausgegangen 
war  und  das  er  auch  aus  dem  Secsalz  sn 
bereiten  imstande  war.  MarggrafhMA  also 
tatsächlich    einen    cSodaprozeß»  ^  schon 
in  den  Jahren  1768  bis  1759  gefanden. 
Immer  größer  war  der  Verbrauch  von 
Soda   in  Frankreich  geworden,  imnftr 
größer  die  Nachfrage  danach  von  auBen, 
auf  der  andern  Seite  war  Frankreidi  mit 
den  Nachbarländern  entzweit  and  konnte 
nur   schwer  von  Spanien,   von  dem  es 
einen   Hauptanteil  seines  Bedarfs  (fb 
etwa  20  Millionen)  bezog,  den  Bedarf 
decken.     SelbstverstänWdi  gab^  aich 
die    Chemiker    Mühe,    den    begehrten 
Körper  künstlich  darzustellen,  noch  mehr 
als  die  französische  Akademie  drei  Jahre 
hindurch,  von  1783  ab  einen  Vtm  für 


821 


die  liOsniig  der  Frage  der  Sodadaratell- 
UDg  ausschrieb. 

Nor  von  Leblanc  weiß  man,  daß  er 
sich  am  die  Preisanfgabe  bemühte.  Er 
war  Chirurg  nach  damaligen  Ansprächen 
also  jedenfalls  auf  yerhütnismäßig  nie- 
driger Bildungsstufe,  und  er  interessierte 
sich  vermutlich  nur  als  Liebhaber  für 
Chemie.  Als  das  Interesse  durch  den 
lockenden  Preis  angefacht  wurde,  ex- 
perimentierte er  in  der  Art  wie  Duhamel 
oder  Marggraf:  er  yerwandelte  Seesalz 
in  Glaubersal2,  dann  in  Natriumsulfid, 
und  dieses  hielt  er  offenbar,  wegen  des 
Aufbrausens  mit  Säuren  vielleicht,  für 
das  ersehnte  Karbonat.  Als  Angestellter 
des  Herzogs  von  Orleans,  dessen  reges 
Interesse  für  Künste  und  Wissenschaft 
er  kennen  gelernt,  bat  er  diesen  um 
Beihilfe  für  seine  Arbeiten ;  dieser  aber 
machte  sie  abhängig  von  einem  Gut- 
achten des  damaligen  Professors  der 
Chemie  Darcet 

Zu  diesem  war  von  seinem  Lands- 
mann und  Freunde,  dem  Apotheker 
Dixä  in  Aire  .dessen  Sohn,  der  oben 
genannte  Michel  Jean  J&rome  gesandt* 
worden.  Er  war  am  29.  September 
1764  (an  zwanzig  Jahre  nach  Leblanc) 
geboren  und  hatte  sich  der  Pharmazie 
zugewandt.  Er  trat  in  Darcefs  Labo- 
ratorium erst  als  Assistent  ein  und 
übernahm,  ein  Zeichen  seiner  Tüchtig- 
keit, schon  1784  seine  Leitung.  Meister 
Darcet  mußte  wahrheitsgemäß  über 
Leblanc^s  «Soda»  ungünstig  berichten, 
der  Herzog  gab  aber  auf  dessen  Bitten 
die  Mittel  her,  bei  Darcet  und  auf  dessen 
Weisung  unter  Dix^,  also  jedenfalls  nach 
dessen  Anleitung  weiteren  Arbeiten  ob- 
ziüiegen.  Nach  dem  alten  Rezept  labo- 
rierte Leblanc  monatelang,  bis  Dix^ 
eines  Tages  Kreide  zufügte  und  beim 
Probieren  der  Masse,  die  nur  bis  zur 
Trockne  eingedampft  worden  war,  tat- 
sächlich Karbonat  fand.  Auf  Darcefs 
Rat  wiederholte  Dix^  den  Prozeß  im 
Schmelztiegel.  Als  er  den  vortrefflichen 
^tolgLebSmc  meldete,  behauptete  dieser, 
er  gebühre  allein  seinem  Rezept,  und 
er  blieb  gekränkt  über  des  jugendlichen 
Lehrers  unleugbaren  Yorsprung,  den 
nächsten  IVig    dem  Laboratorium   fem. 


Als  er  zurückkehrte,  traf  er,  dessen  Be- 
nehmen keinenfalls  für  sein  Recht  und 
seine  Wahrheitsliebe  spricht,  Dix^y  ids 
er  eine  größere  Menge  eben  nach  seinem 
Veriahren  hergestellte  Sodaschmelze  zer- 
kleinerte. 

DixS  ging  jetzt  an  die  Feststellung* 
der  besten  Mengenverhältnisse  für  seinen 
Prozeß,  und  der  geübte  Arbeiter  kon- 
struierte einen  «Reverberir>-Ofen,  in 
dem  er  dann  größere  Versuche  mit 
Glück  wiederholte,  während  Leblanc 
den  Herzog  um  eine  Beihilfe  für  Gründ- 
ung einer  Sodafabrik  anging.  Sie  wurde 
gewährt  unter  der  Bedmgung,  daß  eine 
Gesellschaft  an  die  Spitze  trete,  für  die 
er  einen  seiner  Angestellten,  Sh^,  und 
Dixä  bestimmte.  Letzterer  ließ  sich 
erst  auf  wiederholte  Vorstellung  seines 
Lehrers  zum  Eintritt  bewegen,  er  wollte 
aber  sofort  wieder  austreten,  als  er  ge- 
wahr wurde,  daß  hinter  seinem  Rücken 
Leblanc  cseinen»  Sodaprozeß  zum  Pa- 
tent angemeldet  hatte.*)  Auch  Darcet 
war  über  dieses,  Leblanc  nicht  eben  in 
günstiges  Licht  setzende  Verfahren  aufis 
äußerste  aufgebracht,  und  erst  als  es 
sich  erwies,  daß  die  Fabrik,  über  deren 
Tor  Leblanc  auch  nur  seinen  Namen 
angebracht  hatte,  nicht  ging,  weil  ihr 
die  richtige,  sachverständige  Leitung 
fehlte,  da  ließ  er  sich  auf  erneute  Bitte 
zur  Hilfe  bewegen,  und  bald  sah  man 
den  glänzendsten  Erfolg,  bis  schon  nach 
drei  Jahren  die  Hinrichtung  des  Herzogs 
und  der  Verlust  des  nötigen  Betriebs- 
kapitals die  Fabrik  stille  legte. 

Um  dieselbe  Zeit  1794  forderte  der 
Wohlfahrtsausschuß,  mit  einem  Fabrik- 
anten Camy  an  der  Spitze,  der  so  lange 
Soda  nach  der  tatsächlichen  Leblanc- 
sehen  Vorschrift,  d.  h.  Natriumschwefel- 
leber dargestellt  hatte,  daß  alle,  die 
Soda  dargestellt  hätten,  im  Interesse 
des  Vaterlandes  ihre  Vorschriften  ein- 
liefern sollten.  Auch  die  Fabrik  Leblanc 
tat  das ;  ihre  Vorschrift  fand  allein  den 
Beifall  der  Preisrichter  und  immer  mehr 
befestigte  sich  der  Glaube  an  Leblanc, 
dessen  Namen  als  der  des  Patentinhabers, 

*)  Etliche  Analogie  bot  kürzlich  die  Ehrung 
des  Engländers  Perktn  als  Erfinder  der  Anilin- 
farben ;  vergl.  Pharm.  Centralh.  4tl  [1906],  751. 


822 


des  jetzt  sogar  von  der  Behörde  hervor- 
gehobenen Fabrikbesitzers  zn  lesen  war, 
als  Erfinder  des  Sodaprozeßes.  Daß  ihm  die 
Ehre  nicht  znkommt,  daß  er  auch  nicht 
imstande  war,  eine  Fabrik  zn  leiten, 
beweist,  daß  es  ihm  nicht  glückte,  die 
alte  Fabrik  wieder  in  die  Höhe  zn 
bringen  oder  eine  nene  zn  gründen,  daß 
er  sich  im  Gmnde  darauf  beschränkte, 
bei  der  Behörde  um  den  versprochenen, 
aber  nicht  gewährten  Schadenersatz  an- 
zugehen, und  sein  trauriges  Ende. 

8h4e  ging  in  die  Verwaltung  zurück 
und  nützte  seinem  Vaterlande  in  hohen 
Stellungen,  und  Dix^  stieg  auf  der 
Leiter  des  beamteten  Apothekers  und 
Wissenschafters  so  hoch  als  möglich :  er 
wurde  schließlich  Chef  des  hopitaux  au 
magasin  g6n6ral^  des  mödicaments,  Pro- 
fessor an  der  Ecole  gratuite  de  phar- 
macie,  Afflneur  an  der  Staatsmünze, 
und  zahlreiche  Arbeiten  künden  seinen 
Fleiß  und  seinen  Erfolg. 

Auch  Dix^  versuchte  später,  sein 
Recht  auf  einen  Schadenersatz  geltend 
zu  machen:  er  wurde  höflich,  hämisch, 
schließlich  grob  von  drei  verschiedenen 
Verwaltungen  zurückgewiesen.  In  seinem 
Interesse  auch  verwandte  sich  sein 
Schwiegersohn  zu  Napoleon'^  III.  Zeit. 
Dieser  forderte  von  der  Academie  ein 
Gutachten  über  Dixe^s  Verdienst.  Dumas 
berichtete  zu  seinen  Ungunsten,  und 
trotzdem  er  im  Schoß  der  Akademie 
keinen  einmütigen  Beifall  erhielt  und 
Chevreul  warm  für  Dixä  eintrat,  blieb 
dem  Verdienten  die  Anerkennung  der 
Mit-  und  Nachwelt,  die  auf  Dumas  sich 
verläßt,  verschlossen.  Bei  einer  Jubel- 
feier in  Paris,  wo  die  Wände  des  Fest- 
saals mit  den  Bildern  der  hervorragend- 
sten Chemiker,  darunter  Lebla^ic,  der 
auch  jetzt  ein  Denkmal  hat,  geziert 
waren  und  ihre  Taten  in  tönenden 
Worten  gefeiert  wurden,  saß  Dix^  un- 
beachtet und  vermutlich  bitteres  Weh 
im  Herzen  unter  der  Menge. 

HofEentlich  trägt  die  obige  Darstell- 
ung nach  dem  oben  gedachten  Buch 
dazu  bei,  daß  ihm,  der  im  Patriarchen- 
alter am  21.  August  1852  dahinschied, 
die  Nachwelt  doch  noch  Gerechtigkeit 
widerfahren  läßt.  ä  s. 


Die  Zeitalter  der  Chemie  in 
Wort  und  Bfld. 

unter  diesem  Titel  ist  ein  Werk  von 
Dr.  Ä.  Stange  enohienen  (siehe  Seite  840), 
aus  welchem  H,  Schelenx,  einer  uosenr 
ersten  Historiker  auf  ehemisdiem  und  phar- 
mazeutischem Gebiete^  folgende  CState  nebrt 
kritischen  Bemerkungen  bringt: 

«Wenn  man  sich  die  heutige  Chemie  ver- 
gegenwftrtigty  muß  man  sich  nnwillkfiiyeh 
sageu,  daß  dieses  gewaltige  Geistesprodukt 
nicht  aas  den  Forsobungen  des  neuen  Zeit- 
alters hervorgegangen  sein  kann.  Wenn 
auch  im  verflossenen  Säkulum  (es  war  das 
tatBiohliGh  das  XVmte!)  seit  Lavoisier'n 
Reform  der  Chemie  nene  Bahnen  zugewiem 
wurden,  so  ist  nicht  zu  verkennen,  daC 
schon  vor  langer  Vorzeit  unendlieb  viel  auf 
diesem  Gebiete  geschaffen  sein  muß.» 

«Es  war  die  Idee  von  der  Auseiiuaidar- 
entstehung  bezw.  die  Gettendmadiung  einer 
Umwandlung  ohne  die  Ansseheidung  dar 
Elemente,  die  die  antike  Hmteriaasensehaft 
in  die  neue  Zeit  hineinschob.  Die  Aichimie 
ist  eme  Folge  der  Anschauungen  des  Aris- 
toteles. Daß  sie  den  Aegyptem,  den  Alexan- 
drinern viel  verdankt,  belegen  einige  Be- 
richterstatter wie:  Demokrit  von  Abdera 
und  Zosimos.»  (Der  Erste  lebte  im  V.  vor- 
christlichen, der  Zweite  im  V.  nadidiriflt- 
liehen  Jahrhundertl)  In  «groBen  anbiacheD 
Alchimistensdiulen»  wurde  die  Kunst  gcMut, 
und  im  XI.  Jahrhundert  wandte  sie  och 
von  Arabien  ab  nach  den  christlichen  Lin- 
dem, wo  ihre  «Glanzsteme  Albertus  Magnus^ 
Roger  Baeo  und  BasiUus  Vakntinus* 
waren,  den  der  Autor  trotz  Sudhoff  %  Mflbeo, 
wieder  ms  Leben  zurflckruft  Die  cdrei 
Gelehrten  (die  Ersten  lebten  un  XIIL,  Basü 
soU  un  XIV.  Jahrh.  gelebt  haben)  stoütai 
den  Klassizismus  der  reinen  Akhimie 
Chimia  transmutatoria,  d.  h.  Se  Ver- 
wandlung der  Metalle  m  Gold  und  Silber. 
Neben  dieser  Tendenz  treten  noch  iwei 
Nebendisziplinen  auf:  die  Gh3rmia  do- 
dmatica  (sie  heißt  wirklich  docimaatica)  — 
die  Scheide-  oder  Ptobierkunst  —  und  die 
CSiymia  medica».  «Auch  im  folgenden  Zeit- 
alter der  Jatrochemie  hatte  die  alte  Idee 
ihre  große  Wirkung  beibehalten,  ja  sogar 
Luther  konnte  sich  diesen 
liehen  Bildungen  nicht  entwehlagen.» 


823 


cDer  Begründer  der  neuen  Aera,  Stahl, 
fflhrte  die  Verbrennung  und  Verkalkung 
ein.» 

Die  «Uteeten  EenntnisBe  von  der  Materie» 
sind  niebt  etwa  «PhiloBopheme»  (das  Wort 
braucht  der  Verfasser  mit  offenbarer  Vor- 
liebe) Ober  die  «Materie»  im  aligememen, 
sondern  der  I.  Teil  «behandelt  hauptsäch- 
lieh  die  Metalle,  Naturgeschichte  von  Ph- 
nivsT^,  Wie  Aristoteles  die  Kenntnis  der 
Materie  seinen  Schülern  yermittelte,  bringt 
An  Holasohnitt  von  1480  zur  Anschauung  1 

Nochmals  hören  wir,  daß  die  «kolossale 
Geistesarbeit»  modemer  Chemie  sich  auf 
alte  Arbeit  stützt,  auf  «alte  griechische  E^ 
innerungen»,  deren  «Quellen  Gräberfunde 
und  einzehie  Stellen  alter  Autoren»  sind. 
Wir  hören,  was  Plinius  von  den  Metallen 
beriehtet  (dazwischen  auch  in  langem  Oitat, 
was  Hans  Rudthardt  1500  Jahre  sp&ter 
darüber  sagt),  daß  nach  der  Bibel  Tubal- 
keties  ein  MetaDarbeiter  war,  nach  Pli- 
nius der  Cyder  (statt  Lyder)  ScytheSj  und 
Thoas  und  Eaklis  in  Pauchaja  (statt  Pan- 
chaja)  das  erste  Eisen  dargestellt  h&tten 
usw. 

Der  Name  nub  (in  welcher  Sprache?) 
deutet  auf  Nubien  als  Fundort  fthr  Gold, 
wo  nach  AgarlharcMdes  (auf  das  r  macht 
der  keinen  Anspruch!)  so  wie  Diodonts  und 
Siculus  (es  handelt  sieh  um  Diodorus,  der 
aus  Sizilien  stammend,  den  Bdnamen  Sicur 
lus  erhielt!)  Gold  gesohÜUnmt  wurde.  Daß 
Ophir  nicht  «in  Indien  und  Midian»,  son- 
dern vermutlich  m  Südafrika  am  Zambeu  lag, 
scheint  der  Autor  Carl  Peters  nicht  glauben 
zu  wollen.  Daß  Gold  mit  Arsenik-  und 
Scfawefehnetallen  gemischt  wurde,  ist  wohl 
kaum  nachzuweisen,  auch  wohl  nicht  mög- 
lich. Daß  Plinivs  Caligula  «Operment» 
ausBchmelzen  Iftß^  hört  sich,  wenn  die  An- 
gabe auch  sonst  richtig  ist,  befremdlich  an. 
Auiipigment  entspriche  audi  m  neuer  Ueber- 
setzung  mehr  der  Quelle.  Die  Beschreibung 
des  Bergbaues  gibt  in  der  Uebersetzung 
kaum  den  Text  des  Polyhistors  wieder.  Das 
Gefllle  whrd  kaum  «über  die  höchsten 
Stellen  geführt»,  sondern  das  Wasser  von 
ihnen  hergeleitet,  und  die  Balken  auf  aus- 
gehöhlte Steine  gelegt,  nicht  umgekehrt. 
Den  Satz  «Tiler  und  Zwischenräume  wer- 
den durch  unterbaute  Köh sc n  verbunden». 


deutet  vielleieht  ein  Leser;  ob  nach  der 
wirklichen  Textbedeutung  «daß  Tiler  zwischen 
Hügefai  überbrückt  werden  sollen»,  glaube 
ich  kaum.  Daß  «Stechginster»  (die  Pflanze 
httßt  m.  W.  nur  «Stachelgmster»)  die  rich- 
tige Debersetzung  für  Ulex  ist,  dürfte  zu 
bezweifehi  sein.  Wittstein  hält  die  Pflanze 
für  eme  Anthyllis-Art  Daß  man  un 
Altertum  Silber  von  Gold  nicht  scheiden 
konnte,  folgert  Stange  aus  der  bekannten, 
später  von  Palaemon  poetisch  wieder- 
gegebenen Probe  mittels  des  spenfischen 
Gewichts  nach  Archimedes.  Die  Sache 
dürfte  doch  wohl  etwas  anders  liegen. 

Bei  «SHber»  wird  eine  SteUe  «im  VIII. 
Buche,  Kap.  3  der  Methaphysik,  Bek.  1043  b 
und  Schwegler  II.  Bd.,  143  aJs  bemerkens- 
wert» angeführt  Sie  zu  finden,  dürfte  ein 
schweres  Unterfangen  sein.  Bilder  der  per- 
sonifizierten Metalle  jedenfalls  aus  Becher'% 
Pamassus  medieinalis  von  1663  (eine  Quell- 
angabe fehlt,  wie  überaU  so  auch  bei  den 
Illustrationsbeigaben)  sollen  vermutlieh  zeigeu, 
wie  sich  Alt-Rom  die  «Materie»  dachte. 
Bei  Blei  wird  Pedmithium  (statt  richtig  mit 
y),  nicht  aber  die  jedenfalls  ebenso  wichtige 
Molyddaina  genannt  Zinn  kommt  von 
den  Sorlingnes-,  nicht  Solingues-Insehi,  Zink, 
das  den  andern  Metallen  gleich  hätte  durch 
Kursivschrift  hervorgehoben  werden  sollen, 
von  den  Mossynoekeo,  nicht  den  Mosy- 
noeken,  wie  sie  richtig  heißen.  Galmei 
stammt  nach  K,  B,  Hofmann  (welcher 
von  den  vielen  ist  das  nur?)  nicht  vorerst  von 
Galaminaris,  sondern  gleich  von  Oadmia.  Daß 
die  Bewohner  des  schwarzen  Erdteils  noch 
an  Gebläsen  festhalten,  wie  sie  in  Altägypten 
gebraucht  wurden,  hat  darin  «seinen  Grund, 
daß  die  Sehwarzen  zu  sehr  am  Alt-Herge- 
brachten hängen».  Antimon,  «von  den 
ROmem  Stimmi,  Stibi,  Alabastrum  oder 
anet  Garbasis  (Plinitts,  die  Quelle 
sagt  Larbasum,  welchen  Ursprungs  anet 
ist,  weiß  ich  nicht)  genannt  ist  em  großer 
Bestand  dner  Salbe»  gewesen.  Die  Griechen 
nannten  den  Schwefel  '&hov  äjivgov  und 
tferov  nejwQCDfievov,  Da  die  Worte  zwei- 
mal (wie  Agartharchides)  hmtereinander  so 
gedruckt  sind,  kann  das  richtige  '&eTov 
(zugleich:  das  Göttliche)  kaum  verdruckt 
sein.  «Vitriol  —  Eupferwasser  —  Schuster 
schwärze  —  Erzblume  —  Vitriolum  — 
Colcothar,  Ghalcanthum  —  Atramentum  su- 


824 


torinm»  ist  eisenbaltigeB  EupferwaBser,  dessen 
DarsteUnng  Plinius  entspreohend  durch»  — . 
An  dieser  Stelle  wollte  ich  mieh  vergewisBein; 
ob  die  hier  bdgegebene  Illnstration  nicht 
auch  bei  Peters  «Ans  Fharmazentisdier 
Vorzeit»,  nene  Folge,  Beriin,  Juh  Springer , 
1889  voriianden  nnd  als  seme  Qaelle  Agrir 
cola^s  Buch  «Vom  Bergwerk»  genannt  sei. 
Da  fand  ich  denn  eine  interessante  Tat- 
sache; die  mich  nachforschen  ließ,  ob  ich 
nicht  von  der  anf  S.  31  zitierten  «Einfflhr- 
ung  in  die  Oesdiichte  der  Chemie»  Stange's 
(das  ist  die  einzige  Fußnote  im  ganzen  ersten 
Hefte  der  neuen  Arbeit  des  Autors)  schon 
etwas  gehört  hfttte.  Ich  fand  in  den  «Mit- 
teilungen der  Deutschen  Gesellsdiaft  für 
Oesch.  d.  Medidn»  1902,  S.  313  eme  Be 
sprechung  des  seligen  Kahlbaumy  die  mir 
die  Eigenart  des  neuen  Werkes  genügend 
erklärte,  ohne  mir  allerdings  auch  nur  eine 
Spur  von  Fingerzeig  dafür  zu  geben,  wie 
Herr  Doktor  Stange  nach  solcher  Abfuhr 
sich  mit  einem  neuen  Werk,  noch  dazu  wie 
das  vorliegende,  an  die  Oeffentlichkeit  wagen 
durfte. 

Kahlbaum  wies  seiner  Zeit  auf  Nach- 
lässigkeiten hin,  darunter  daß  fürTubalkain 
T  u  b  a  1  k  a  i  es  steht.  Ob  es  nur  Nachlässig- 
keit ist,  wenn  Herr  Doktor  Stange  heuer 
ebenso  schreibt,  wenn  er  jetzt  Agarth ar- 
chides,  wenn  er  Cyder,  wenn  er  Oatl- 
chaja  und  Carbasis  schreibt,  würde  Kahl- 
bauniy  wird  der  Leser  am  Ende  bezweifeln, 
erst  recht,  wenn  er  hört,  daß  die  Quelle  der 
Weisheit  Slange's  das  eben  zitierte  Buch 
von  Herrn.  Peters  ist,  daß  es  zum  Teil 
wörtlich  und  offenbar  ohne  jegliches  Ver- 
ständnis, deshalb  falsch  abgeschrieben  ist  und 
die  Fehler  unkorrigiert  geblieben  sind. 

Das  bezeugt,  Lachen  erregend,  das  von 
mir  auf  emen  Bajuvarismus  zurückgeführte, 
mich  rätselhaft  anmutende  Wort  Köhsen; 
hinter  ihm  birgt  sich  das  Wort  «Röhren» 
in  der  nicht  gerade  vortrefflichen  Ueber- 
setzung,  die  Peters  in  seinem  eben  zitierten 
Werke  auf  S.  72  bringt  Dort  findet  der 
Leser  weiter  auf  S.  .59  die  Unterlage  für 
den  Cyder  auf  S.  15^  auf  S.  77  das  Zitat 
aus  Justinians  -  Institutionen,  auf  84  und 
87  fast  wörtlich  Peters'  Worte  über  das 
Kupfer,  auf  90,  39,  94  ebenso,  was  Stange 
über  Blei   schrieb   (Ptnmithinm  ,  anf   S.  96 


das  Original  des  Zinnartikels,  auf  8.  99  das 
ftbr  Eisen,  auf  S.  117  die  beiden  9vov^ 
die  allerdings  wohl  zum  c Veraehen»  Onmd 
geben  können  usw. 

Soll  ich  noch  auf  Doctor  Stange'^  An- 
schauungen über  Nitrium  hinweheo,  auf 
die  Behauptung,  cdaO  die  Juden,  Ae^^pter 
und  Perser  die  Kunst  besaßen,  aus  Gespinst- 
fasemFarbenzu  erzeugen»,  daß  er  Alann,Soda, 
Salpeter  unter  die  im  Altertum  verwandten 
«  organischen  »  Heilmittel  rechnet,  daß  die  Altm 
statt  Vereuche  anzustellen  cinterpretierten», 
daß  er  ces  nicht  unterlaasen  kann,  unter 
anigen  berühmten  Aerzten,  deren  Htilmittel 
noch  heute  bekannt  sind ,  (Oalenns) 
Ghion  Asklepios»,  1300v.  Chr.,  Hippo- 
krates  500  v.Chr.,  Galenos  131  n.Ghr.> 
aufzuzählen,  daß  «die  eraten  Spekulationen 
über  die  Beschaffenheit  der  Dinge  sieh  bei 
den  Chinesen  finden»  in  einem  «Dokument 
in  Schwoking,  jedenfalls  älter  als  die  Salomon- 
ischen  Schriften»,  und  daß  die  «Lehre  Iw 
Europa  gelangte»,  daß  die  «Anhängw  der 
aristotelischen  Lehre  mühevolle  und  leit- 
raubende  ünterauchungen  über  den  Gnmd- 
Stoff  cquinta  essentia»  angestellt  habeni, 
daß  «von  Griechenland,  welches  diese  schöne 
Zierde  aufbewahrte,  der  wissenschaftliehe 
Sinn  nach  Italien  überging»  —  es  ist  kaom 
nötig.  Das  Gesagte  charakterisiert 
die  Arbeit  und  den  Arbeiter  xnr 
Genüge! 


Kaukasisches 

das   8   Jahre  alt  war,  ergab   nach  Mlttaii- 
ungen  von  O.  Liebreich  m  Ther.  MonalBh. 
1906,  444  folgende  Zahlen: 
Spezifisches  Gewicht  bei  17, b^  0,9632 
Jodzahl  84,3 

Verseif ungszahl  1 7  3,7 

Säurezahl  3,6 

Die  abgeschiedenen  Fettsäuren  hatten: 
Jodzahl  87,9 

Erstarrungspunkt  2fib^ 

Mittieres  Mol^ulargewicht  311 
Es  war  von  hellstrohgelber  Farbe^  klar 
mischbar  mit  absolutem  Alkohol  und 
Eisessig  in  jedem  Verhältnis.  Die  Han- 
probe (Schütteln  von  8  ecm  Gel  mit  3  eem 
Sdiwefelkohlenstoff  und  1  ccm  SehweCebInre 
ergab  braunorange  Färbung,  während  äe  voo 
bestem   italienisehea   Ridnusöl   gelbrot  war. 


825 


78.  Versammlung 

Deutscher  Naturforscher  und 

Aerzte  zu  Stuttgart 

Yom  16.  bis  22.  September  1906. 

(Fortsetiimg  von  Seite  800.) 

Abteilung  für  Pharmazie  und  Pharma- 

Ico^fnosie. 

Zu  Tropin  im  Vortrag  von  E.  Rupp  (siehe 
S.  803)  ist  folgende  Diskussion  naehzotragen : 

J,  Oadamer  sprielit  die  Ansieht  ans,  daß 
in  den  auf  verschiedene  Weise  von  E.  Schmidt 
dargeJstelltenBromtropanen  doch  dasBromatom 
an  der  Stelle  des  OH  im  4-Tropin  stehe 
und  daß  erst  nnter  dem  Einfloß  der  Re- 
agentien  im  Angenbliok  der  Reaktion  eine 
Umlagemng  stattfände.  Er  stQtzt  seine 
Behauptung  auf  seine  Beobachtungen  am 
Ekgonin  und  legt  bei  dieser  Oelegenheit 
ein  aus  Anhydroekgoninhydrobromidbrom- 
hydrat  dargestelltes  Hydroekgonidingoldsalz 
vor,  das  prächtig  kristallisiert  und  rechts 
dreht  y  während  WiUstätter  Inaktivität, 
Redner  früher  Linksdrehung  beobachtet  hatte. 
Die  früheren  Präparate  müssen  daher  stets 
noch  eine  Imksdrehende  Verunrdnigung  ent- 
halten haben.    J 

Von  Prof.  Dr.  H.  Thoms  in  Steglitz- 
Berlin  wurde  über  folgende,  auf  seine  Ver- 
anlassung im  Pharmazeutischen  In- 
stitut der  Universität  Berlin  aus- 
geführte Arbeiten  vorgetragen. 

Veber  Elaterin. 

Elaterin  ist  der  wirksame  Bestandteil  des 
Elaterium,  des  aus  der  Spritzgurke,  EcbalHum 
Elaterium  Rieh,,  Cucurbitaceen,  bereiteten 
Extraktes.  Das  Elaterin  wird  bei  uns  in 
Deutschland  wohl  kaum  noch  medizinisch 
verwendet,  in  England  und  Amerika  aber 
als  drastisches  Pnrgans  häufiger  gebraucht. 
Hierfür  spricht  wenigstens  der  Umstand, 
daß  Elaterin  von  der  englischen  wie^anch 
von  der  neuen  amerikanischen  Pharmakopoe 
aufgenommen  worden  ist.  Die  in  diesen 
Arzneibüchern  über  Zusammensetzung  und 
Schmelzpunkt  des  Elaterin  enthaltenen  An- 
gaben sind  indes  nicht  zutreffend. 

Ueber  die  Chemie  des  Elaterin  haben 
zahhreiche  Forscher  gearbeitet,  so  u.  a.  WalXy 
Parisy    Mories,    Braconnotj    Power,    vor 


allem  aber  Zwefiger,  welcher  für  das  Elaterin 
die  bis  heute  zumeist  gebrauchte  Formel: 
C20H28O5  zuerst  auhteUte,  und  in  der  Neu- 
zeit  A.  Berg,  Die  amerikanische  Pharma- 
kopoe gibt  dem  Elaterin  die  Zwenger'utii^ 
Formel  und  den  Schmp.2160  C  {A20fi^  F.). 
A.  Berg  berichtet  nun  neuerdings,  daß  die 
Elementaranalyse  und  die  Bestimmung  des 
Molekulargewichtes  des  Elaterin  in  Pl^enol- 
lOsnng  Werte  lieferte,  welche  weit  besser 
auf  die  Formel  C28H3g07  stimmten  als  auf 
den  Zwenger'BAea  Formelaasdruck.  Nach 
Berg  bildet  das  Elaterin  ein  Diacetylderivat 
und  wird  durch  alkoholische  Kalilauge  in 
Essigsäure  und  amorphes,  in  Alkali  lösliches 
Elateridin  zerlegt  Unter  der  weiteren  Ein- 
wirkung von  Kalilauge  bildet  sich  Elaterin*' 
säure. 

Diese  Berg'wk^  Veröffentlichung  gibt  mir 
Veranlassung,  über  eine  Untersuchnng  kurv 
zu  berichten,  welche  Adolf  Mann  aus 
Mamz  unternommen,  aber  nicht. völlig  ^m 
Abschluß  gebracht  hat  Die  eribaltenen 
Resultate  weichen  nicht  unerheblich  von  dem- 
jenigen Zwenger's  und  Berg'%  ab.  .  Das 
Elaterin  wurde  in  der  Weise  dargesteOt,  daß* 
Elaterium  im  /S^xAfe^Apparat  mit  Chloro* 
form  extrahiert  und  mit  Aethef  aus  der 
Chloroformlösung  gefällt  wurde.  Durch 
häufiges  Umkristallisieren  aus  Alkohol  lie& 
sich  der  Schmelzpunkt  auf  232^  hinaof- 
rücken.  In  5,38  prpc  Chloroformlösung 
zeigt  das  Elaterin  bei  25^  und  10  ccm 
Rohrlänge  eine  Linksdrehung  von  —  3,27^, 
woraus  sich  berechnet  (oJd  =  —  41,89^. 
Die  Elementaranalyse  lieferte  folgende 
Werte: 


gefunden 
im  Durchschnitt: 
C  =  67,60  pCt 
H  =     7,71     » 


berechnet  für 

C20H28O5  •        C22H3()06 : 

69,0  pCt        67,7  pCt 
8,0     »  7,7     > 


Die  Molekulargewichtsbestimmung  durch 
Gefrierpunktsemiedrigung  im  Beckmann- 
sehen  Apparat  ergab  die  Werte:  371,  392, 
424,  berechnet  für  C28H8o06  =  390;  sie 
lassen  sich  also  für  diesen  Formelausdruck 
verwerten.  Durch  Titration  mit  Yio'^9'' 
mal-Kalilange  Elaterin  wurde  mit  7io' 

Normal-Kalilauge  gekocht  und  der  nicht  ge* 
bundene  Anteil  von  Kalilauge  zurück, 
titriert  —  ließ  rieh  feststellen,  daß  1  Mol- 
Elaterin    2    Mol.    KOH    zur    Bmdung    ge- 


826 


brancfat  Elaterin  reagiert  in  alkoholiBober 
oder  wlMerig-alkohoÜBeher  lAning  voll- 
kommen nentraL  Versetzt  man  jedoch 
Mine  LOsoogen  mit  Kalilauge^  so  ver- 
Bohwindet  die  anfangs  alkalisdie  Reaktion 
BrwSnnen  naeh  einiger  Zeit  nnd  er- 
Yon  nenem  anf  Ealizosatz.  Das 
Elaterin  reag^  mit  Ammoniak  und  mit 
Aethylamin^  die  Anmuoniamyerbindnng  zeigt 
Binrefareaktion.  Naeh  dem  Verhalten  gegen- 
fiber  des  Aetzkali  mnfi  das  Vorhandensein 
von  zwei  Laktonringen  in  dem  Elaterin  an- 
genommen werden.  Die  Bildung  eines 
Osazons  ergab  die  Anwesenheit  einer  Ear- 
bonylgmppe.  Daß  diese  ak  Aldehyd- 
grnppe  vorhanden  ist,  läßt  sieh  ans  dem 
Verhalten  des  Elaterin  gegen  ammoniakal- 
isohe  SilberiCsnngy  gegen  fnehsinsehwetlige 
Sftnre^  die  rot  gefirbt  ist,  gegen  Fehling- 
sohe  LOsongy  Diazobenzolsotfosänre  nnd 
alkdiolisehe  PyrrollOsung  folgern. 

Versuche^  dnreh  den  Abban  des  Molekftls 
ehien  Einbück  in  die  Eonstitation  desselben 
zn  gewinnen,  lieferten  die  folgenden  Ergeb- 
nisse. Weder  beim  Erhitzen  von  Elaterin 
ffir  sieh  noch  bei  Etnwffknng  von  Alkali  in 
versehiedeoen  Eonzentrationen  konnte  em 
gnt  eharakterisierbares  Abbanprodnkt  er- 
balten werden.  Ebensowenig  ergab  die  Ein- 
wiikung  von  Natriummetall  in  alkoholiseher 
ätherischer  nnd  GhloroformlOsnng  brauchbare 
Resultate.  Auch  gelang  es  nicht,  durch 
Einwirkung  von  Salzsäure  oder  Jodwasser- 
stoffsäure  ffir  die  Analyse  geeignete  Spalt- 
ungsprodukte zu  erzielen.  Die  Oxydations- 
versuche mit  E^liUmpermanganat,  mit  Queek- 
syberoxyd,  Fehling'wäiee  Lösung  verliefen 
ergebnisloe^  hingegen  lieferte  die  Oxydation 
des  Elaterin  mit  Wasserstoffperoxyd  in  al- 
kalischer Lösung  emen  EOrper:  G22H880g. 
Wurde  das  Wasserstoffperoxyd-Oxydations- 
produkt  mit  Ghromsäuregemisch  behandelt, 
so  entstanden  norpiale  Buttersäure, 
erwiesen  durch  das  Verhalten  des  Oaldum- 
salzes,  und  Essigsäure. 

Bei  der  Zinkstaubdestillation  lieferte  das 
Oxydationqirodukt  ein  Oel,  aus  welchem 
sich  nach  Behandeln  mit  metallischem  Na- 
trium und  nochmaliger  Fraktion  ein  Eohlen- 
wasserstoff  herausdestillter^n  ließ.  Der  Eohlen- 
wasserstoff  zeigte  sich  identisch  mit  a-Me- 
thylnaphthalin,  denn  sein  Schmelzpunkt 
lag  bei  -.  92  bis  240,  der  Siedepunkt  bei 


normalem  Druck  bei  243  bis244<)  (TTemtt 
gibt  240  bk  242^  an).  Das  spesfisohe 
Gewicht  wurde  bei  19^  zu  1,0005  gefunden. 
In  der  Literatur  finden  sich  1,0287  bei 
11,50  und  1,0072  bei  17,50.  Das  Mole- 
kulargewicht, nach  der  Methode  der  Gefrier- 
punktsemiedrigung  in  Eisessig  im  Beck- 
mann'sAea  Apparat  bestimmt,  liefote  die 
Werte  136,  140,  148  (berechnet  ffir 
OiiHio  =  142).  Zur  Darstellung  des  Pi- 
krates wurde  die  alkoholische  LOsung  mit 
einer  kalt  gesättigten  Pikrinsänreltamg  Ter- 
setzt  Es  schieden  sich  gelbe  feine  Nadefai 
aus,  die  aus  Alkohol  umkristallisiert  den 
Sdbmelzpunkt  118^  zeigten. 

Da  bei  solch  einem  energischen  Eingriff, 
wie  es  eine  Zinkstaubdestillation  ist,  die 
Bildung  von  Naphthalinderivaten  gescbeheo 
kann,  ohne  daß  dem  betreffenden  Efiiper 
cm  NaphthaUnkem  zugrunde  liegt,  so  wmde 
noch  auf  anderem  Wege  der  Beweis  ffir  du 
Vorhandensein  eines  solchen  erbracht  Dies 
gelang  durch  Oxydation  des  mit  Wasser- 
Stoffperoxyd  erhaltenen  Dioxyelaterio 
mittels  verdfinnter  Salpetersäure.  Es  eot- 
widcelte  sich  Eohlensäure.  Das  FUtrat  wurde 
ammoniakalisch  gemacht  und  mit  ammoniak- 
alischer  BleiacetatlOsung  gefällt  Nach  Zer- 
legung des  Blehiiederschlages  mittels  Schwefel- 
Wasserstoffs  liefi  sich  eine  kristaHisiereDde 
Säure  isolieren,  die  nach  wiederholtem  Um- 
kristallisieren hinsichtlich  Verhaltens  oml 
Eaementaranalyse  sich  mit  Phthalsäure 
identisch  erwies. 

Aus  den  vorAehenden  üntenochungs- 
resultaten  läßt  sich  folgern,  daß  dem  Elateria 
sehr  wahrsdheuüich  em  Naphthalinkern 
zugrunde  liegt  In  welcher  Weise  um  den- 
selben die  zwei  Laktonringe  und  die  Alde- 
hydgruppe gehgert  sind,  bleibt  weiteren 
Forschungen  vorbehalten. 

Veber  Sotflerin. 

Rdttlerin  ist  ein  nach  A.  O.  Partin 
neben  Isorottlerin,  Wachs^  kristallMer- 
barem  Farbstoff  und  verschiedenen  Hartts 
in  der  Eamala,  den  Drfisen  nnd  Haaren 
der  Fdlchte  des  llallotus  PhilippmcBsiB  MüU., 
Euphorbiaoeen,  vorkommender  stiekatofffiraMr 
EOrper,  dem  in  enter  Linie  die  bandwum- 
abtreibende  Eigenschaft  der  Eamala  sage* 
schrieben    whd.     P^kin   hat    1893   fibsr 


827 


Rottlerin  und  leorottlerin  gearbeitet  und  er- 
teilt den  EOrpem  die  empirisehe  Formel: 
G33H30O9.  Bottlerin  und  borottlerin  lanen 
sich  nach  Perkin  dareb  Behandeln  mit 
Schwefelkohlenstoff  von  einander  trennen; 
ersteres  soll  darin  leicht  lOdieh  sem,  letzteree 
nicht.  Bei  der  Einwirkung  von  Waaeer- 
stoffperozyd  auf  Rottlerin  beobachtete  Per- 
hin  daa  Anftreten  von  Oxalaänre^  Eflsig- 
a&nre  und  BenzoMlnre.  Anch  durch  Spalt- 
ung des  Rottlerin  mit  Kalilauge  bei  175^ 
wurden  EeeigBäure  und  BenzoSsäure  erhalten. 
Nach  dem  Behandeln  des  Rottlerin  mit  Sal- 
petereinre  bei  venehiedeniBr  Temperatur  und 
Konzentration  konnte  Perkin  unter  den 
ZerBetzungsprodukten  0-  und  p-Nitrozimt- 
säure  nachweisen. 

Aufier  den  genannten  liegen  neuere  Ar- 
beiten über  das  Rottlerin  von  wesentlicher 
Bedeutung^  welche  über  die  Konstitution 
des  KOrpers  einen  Aufschluß  zu  geben  ver- 
möehten,  nicht  vor.  Aus  diesem  Grunde 
hat  Apotheker  Herrmann  aus  KOpeniek 
das  Rottlerin  untersucht  und  einige  nicht 
unwichtige  Aufischlfisse  über  die  dem  Rott- 
lerin zu  Grunde  liegenden  Atomkomplexe  er- 
bracht Um  dem  Letzteren  das  Recht  der 
Weiterarbeit  zu  sichern,  mOchte  ich  mir  ge- 
statten, in  kurzem  über  die  ErgebnisBe  semer 
Untersuchung  zu  berichten  und  die  Richtung 
anzugeben,  nach  welcher  er  sich  mit  der 
Materie  weiter  abzufinden  gedenkt 

Wur  haben  aus  einem  von  der  Firma  E. 
Merck  in  Darmstadt  bezogenen  Kamalin, 
in  welchem  nach  Art  der  Darstellung  so- 
wohl Rottlerin  wie  Isorottlerin  enthalten  sem 
mußten,  beide  KOrper  zu  gewinnen  gesucht 
Durch  oft  wiederholte  Behandlung  des  Roh- 
produktes mit  Schwefelkohlenstoff  gelang 
es  indes  nur  Rottlerin  daraus  zu  extra- 
hieren. Das  sog.  Isorottlerin  Perkin'n  ist 
wahrscheinlich  ak  ein  durch  Harz  verun- 
reinigtes Rottlerin  zu  betrachten.  Als  beste 
Reinigungamethode  für  den  Körper  ergab 
sich  Auflösen  m  Chloroform  und  Fällen  mit 
ligroin.  Nach  mehnnaKger  Wiederholung 
dieses  Verfahrens  erfailt  man  schließlich  das 
Rottlerin  in  Form  hellgelber,  wetzstdnförm- 
iger  Kristalle  vom  Sdmip.  199  bis  200<'. 


Die  Zusammensetzung  des  Körpers  ent- 
sprach den  Angaben  Perkin%  nilmlich: 
G33H80O9.    Durdi  Darstelhmg  des  Natrium-, 


Baryum-  und  Silbersalzes  wurde  die  Mole- 
knlargröße  ermittelt 

Bei  der  Oxydation  des  Rottlerin  mit 
Wasserstoffperoxyd  in  alkalischer  Lösung 
bei  einer  Temperatur,  die  75^  nicht  über- 
stieg, erhielten  wir  nach  Ansäuern  des  Re- 
aktionsproduktes mit  verdünnter  Schwefel- 
säure, Ausäthem  und  Abdampfen  der  äther- 
ischen Lösung  einen  kristallisierenden  Rück- 
stand, in  welchem  unter  dem  Mikroskop 
verschiedene  Kristallformen  sich  unterschei- 
den ließen.  Eine  Trennung  dieser  gelang 
mit  Hilfe  von  auf  0^  abgekühltem  Ligroin, 
welches  Prismen  ungelöst  Heß.  Naoh  mehr- 
maligem Umkristallisieren  aus  Wasser  e^ 
wiesen  sich  diese  als  identisch  mit  Zimt- 
säure. Vom  Ligroin  waren,  wie  sich  bei 
der  näheren  Untersuchung  herausstallte, 
neben  klemen  Mengen  Zämtsäure^  Benzoö- 
säure  und  Essigsäure  aufgenommen  worden. 
Perkin  hat  von  den  Oxydationqirodukten 
des  Rottlerin  mit  WaflBerstoffjperoxyd  nur 
Benzoösäure  fassen  können.  Dadureh,  dafi 
er  bei  höherer  Temperatur  oxydierte,  hat  «r 
die  primär  gebildete  Zimtiäure  wohl  zu 
Benzoösäure  weiter  oxydiert 

Durch  Spaltung  des  Rottlerin  mit  Kali- 
lauge bei  emer  Temperatur  von  150  bis 
160^,  Ansäuern  mit  verdünnter  Schwefel- 
säure^ Ausäthem  und  Abdampfen  der  äther- 
ischen Lösung  wurde  ein  allmählich  kristall- 
inisch werdender  Rückstand  gewonnen,  aus 
welchem  sich  auf  geeignete  Weise  bei  208 
bis  209^  schmelzende  Kristalle  isolieren 
ließen,  deren  wässerige  Lösung  durch  Ferri- 
chlorid  sich  dunkelblau  fibrbte.  Die  mit 
Ammoniakflüssigkeit  versetzte  wässerige  Lös- 
ung der  KristaUe  reduziert  Silbersalze  schon  in 
der  Kälte.  Em  mit  Salzsäure  getränkter  Fichten- 
span  wird  durch  die  Lösung  rotviolett  ge- 
färbt Diese  Reaktionen  und  das  Ergebnis 
der  Elementaranalyse  erbringen  den  Beweis, 
daß  der  erhaltene  Körper  identisch  mit 
Methylphloroglucin  oder  2,  4,  6-Tri- 
oxytoluol  ist,  einem  Körper,  welchem 
Böhm  bei  der  Spaltung  eines  anderen  Band- 
wurmmittels, nämfich  der  FIlixsäure,  eben- 
falls begegnet  ist  Dieser  Befund  ließ  es 
uns  angezeigt  erscheinen,  die  Spaltung  des 
Rottlerin  analog  der  von  Böhm  bei  der 
Filixsäure  bewirkten  mit  Natronlauge  und 
Zinkstaub  zu  versuchen.  1  T.  Rottlerin, 
2  T.  Zinkstaub  und  5  T.  15proe.  Natron- 


828 


lauge  wurden  5  Minuten  lang  in  einer  Schale 
gekocht^  die  entstandene  dickflflfisige  Maase 
mit  Wasser  verdünnt^  absetzen  gelassen  und 
nach  der  Filtration  mit  verdünnter  Schwefel- 
säure versetzt.  Hierbei  schied  sich  ein 
schwach  gelb  gef&rbter  harzartiger  Körper 
aus.  Aus  dem  Filtrat  hiervon  ließ  sich 
neben  Essigsäure  Dimethylphloroglucin 
oder  2,  4,  6-Trioxy-l,  3-Dimethyl- 
b  e  n  z  0 1  (CH3)2C6H(OH)3  ausäthem,  ein  Kör- 
per, weldien  Böhm  bei  der  Spaltung  der 
Füizsäure  mit  Natronlauge  und  Zinkstaub 
ebenfalls  beobachtet  hat. 

Den  gelb  gefärbten  harzartigen  Körper 
gelang  es  auf  keine  Weise  zum  Kristall- 
ineren zu  bringen.  Wurde  er  aber  in  al- 
kalischer Lösung  der  Wasserstoffperoxyd- 
oxydation  unterworfen,  so  ließ  sich  aus  dem 
Reaktionsgemiseh  eine  ausgezeichnet  kristall- 
isierende. Säure  isolieren^  die  nach  mehr- 
maligem Umkristallisieren  den  Schmp.  178 
bis  179^  zeigt.  Mit  der  Untersuchung 
bezw.  Konstitutionsbestimmung  der  neuen 
Säure  ist  Herrmann  zur  Zeit  noch  be- 
schäftigt. Wir  hoffen,  daß  mit  der  Fest- 
stellung der  Konstitution  dieser  Säure  uns 
die  Möglichkeit  eröffnet  wird,  auch  in  Er- 
wägungen über  die  Konstitution  des  Rott- 
lerin  selbst  einzutreten. 

Als  'bemerkenswertes  Ergebnis  unserer 
bisherigen  Untersuchungen  erscheint  mir  die 
Feststellung,  daß,  wie  bei  den  bekannten 
Bandwurmmitteln  Filixsäure  und  Kosin, 
Phloroglucinderivate  vorliegen,  nun- 
mehr auch  das  Rottlerm  sich  als  ein  solches 
erwiesen  hat.  Gegenüber  der  Feststellung 
dieser  Tatsache  ist  man  versucht,  der  Mein- 
ung derer  sich  anzuschließen,  welche  glau- 
ben, daß  das  Volk  mit  feinem  Instinkt  eine 
Auswahl  seiner  Arzneimittel  aus  dem  Pflanzen- 
reich treffe.  Häufig  erst  viel  später  kommt 
dann  die  Wissenschaft,  den  Nachweis  einer 
chemischen  Zusammengehörigkeit  und  einer 
dadurch  bedingten  gleichen  oder  ähnlichen 
physiologischen  Wirkung  der  den  verschie- 
densten Klassen  des  Pflanzenreichs  entnom- 
menen und  unter  sich  anscheinend  ganz 
verschiedenen  Pflanzenstoffen  zu  führen. 
Ein  typisches  Beispiel  für  eine  solche  Auf- 
fassung finden  wir  in  den  ursprünglich  als 
Volksheilmittel  gebrauchten  bekanntesten 
Bandwurmmitteln  des  Pflanzenreichs. 


Im  Anschluß  hieran  teilt  Prof.  Dr.  Heffter 
aus  Bern  im  Auftrag  vom  Oeh.  Med.-Rtt 
Prof.  R,  Böhm  mit,  daß  im  Leipziger 
Pharmakologischen  Institut  ebenfalls  Spilt- 
ungsversuche  mit  Rottlerin  angestellt  worden 
sind,  deren  Publikation  nahe  bevorsteht 
Außer  den  von  Prof.  Thoms  erwähnten 
Methyl-  und  Dimethylphloroglnein  konnte 
nochTrimethylphloroglncin  undHy- 
drozimtsäure  aufgefunden  werden. 


Alkaloide  der  Colomboworzel. 

Von  Prof.  Dr.  /.  Qadamer. 

Das  Berberin  (C2oSi8^040H)  nahm  unter 
den  Alkaloiden  bisher  due  isolierte  und  ge- 
wissermaßen eine  Ausnahmestelinng  sowohl 
in  chemischer  wie  biologischer  Beziehnng 
ein.  Es  ist  eine  quartäre  Base  und  gelb 
gefärbt,  während  die  andren  Alkaloide 
als  sekundäre  und  tertiäre  Basen  sich  er- 
weisen, die  farblos  oder  nur  in  ihren  Salzen 
gelb  gefärbt  erschemen.  Biologisch  kenn- 
zeichnet sich  Berberin  durch  das  Vorkommen 
in  veischiedenen  Pflanaenfamilien. 

Aehnliche  natureile  Körper  sind  sonst  nicht 
beobachtet,  wohl  aber  Basen,  die  in  naher 
Beziehung  dazu  stehen.  Ganadin  (aaeh 
Tetrahydroberberin)  geht  durdi  Oxydation 
in  Berberin  über,  Gorydalin  und  Gorybnbin, 
Isocorybulbin  gehen  bei  gleicher  Behandlang 
in  gelbe,  quartäre,  dem  Berberin  sehr  Ihn- 
liche  Basen  über. 

Durch  die  Arbeiten  von  OorcUn  ist  nach- 
gewiesen, daß  Berberin  doch  vielleicht  nicht 
so  verbreitet  ist,  wie  nach  frtlheren  Arbeiten 
angenommen  wurde,  aber  immerhin  in 
mehreren  Familien.  Nicht  ist  Berberin^ 
wie  Qordin  qualitativ  nachwies,  in  der 
Colombowurzel  enthalten,  wie  auch  v(Hn  Vor- 
tragenden vor  4  Jahren  bestätigt  wurde. 
Damals  stellte  Letzterer  bereits  die  sehr  be- 
merkenswerte Tatsache  fest,  daß  die  Co- 
lombowurzel mindestens  zwd  dem  Berberin 
m  jeder  Beziehung  ähnliehe  Alkaloide  ent- 
halte, die  bei  der  Reduktion  in  farbloee, 
dem  Ganadin  (Gorydalin  usw.)  ähnliche  ter- 
tiäre Basen  übergehen  und  an  sich  qnar- 
tärer  Natur  sind.  Damit  war  die  isolierte 
Stellung  des  Berberin  beseitigt.  Mit  der 
weiteren  Bearbeitung  der  Oolombo-Alkaloide 
haben  sich  denn  auf  Oadamer's  Veranb» 
ung  2  seiner  Schüler  beschäftigt     Oünx^ 


829 


dessen  Ergebnisse  vor  knrzem  im  Arehiv 
der  Pharm,  mitgeteüt  wurden^  and  K.  Feistf 
dessen  bisherige  Arbeiten  weit  genug  ge- 
diehen sind,  um  uns  ein  ansohanliches  Bild 
der  vorliegenden  Verhiltnisse  zn  ermOgliohen. 

Die  Golombownrzel  enthält  neben  amorphen 
Alkaloiden  2  Aikaloide  in  größerer  Menge, 
außerdem  ein  drittes  nur  in  bescheidenem 
Umfange.  Ihre  Darstellung  besteht  m  Er- 
schöpfung der  Wurzel  mit  Alkohol;  Auf- 
nehmen des  Extraktes  mit  Wasser  und  — 
nach  Besatigung  schleimiger  Substanzen 
durch  em  eigenartiges  Verfahren  —  Fillen 
der  Aikaloide  mit  Jodkalium.  Man  erhält 
so  ein  Gemisch  aller  Alkaloidjodide,  die 
durch  Behandeln  mit  Alkohol  von  einander, 
wenn  auch  mflhsam,  getrennt  werden  können. 

Ziemlieb  leicht  in  Lösimg  gehen  die 
amorphen  Basen  und  Alkaloid  B,  während 
Alkaloid  A  —  das  von  Oünxel  bereits  be- 
schriebene Golumbamm  —  zurückbleibt. 
Letzteres  enthält  aber  noch  —  wenigstens 
war  dies  einmal  der  Fall  —  noch  geringe 
Mengen  des  Alkaloides  C,  das  beim  Aus- 
zidien  mit  hdßem  Wasser  als  der  am  schwer- 
sten lösliche  Körper  zurüokblieb.  Das 
Alkaloid  C  ist  mit  voller  Sicherhdt  noch 
nicht  in  semer  Elementarzusammensetzung 
festgestellt,  wahrschemlich  aber  kommt  sei- 
nem Jodid  die  Formel:  G22H24NO5.J  zu. 
Für  A  -  Columbamin  hat  Oünxel  die  Formel : 
G21H22NO5 .  J  und  fflr  B  hat  K  Feist  die 
Formel:  G20H20NO5.J  festgelegt.  Wir 
haben  also  eme  homologe  Reihe  von  Alka- 
loiden vor  uns: 

C  =  C22H24NO5.OH  Palmatin  (?) 
A  =  O21H22NO5.OH  Columbamin, 
B  =  O20H20NO5.OH  Jateorrhizin. 

Daß  dem  so  ist,  dflifte  aus  folgendem 
bervorgdien:  Das  Columbamin  enthält  4 
Methoxyl- Gruppen  und  1  OH -Gruppe,  das 
Jateorrhizm  enthält  3  Methoxyl-Gruppen  und 
2  OH -Gruppen.  Das  Palmatin  ist  zwar 
noch  nicht  daraufhin  untersucht,  da  es  in 
zu  kleiner  Menge  vorliegt,  aber  es  enthält 
wahrscheinlich  5  Methoxyl-Gruppen.  Es  ist 
das  nicht  blos  eine  vage  Vermutung,  son- 
dern experimentell  wohl  begründet.  Der 
Nachweis  der  freien  OH-Gruppen  im  Columb- 
amin und  Jateorrhizin  durch  Acylierung 
machte  gewisse  Schwierigkeiten.    Wir  ver- 


suchten daher  ihre  Existenz  durch  Methyl- 
ierung  zu  beweisen.  In  der  Tat  gelang  es 
leicht,  das  Columbamin  durch  Behandlung 
mit  1  Mol.  NaOH  in  methylalkoholiscber 
Lösung  mit  1  Mol.  Jodmethyl,  das  Jateor- 
rhizin analog  durch  2  Mol.  NaOH  und 
2  Mol.  CHsJ  in  Körper  von  der  Zusammen- 
setzung: C22H24NO5.J  überzuführen,  die 
nicht  nur  unter  sich  identisch  waren,  sondern 
auch,  so  weit  sich  dies  bei  dem  späriichen 
Material  feststeUen  ließ,  mit  dem  Palmatin 
in  allen  Eigenschaften  übereinstimmten.  Da- 
durch ist  also  die  Formel  des  Palmatm  in- 
dkekt  mit  ziemlicher  Sicherheit  festgestelli 

Die  Tatsache,  daß  in  der  Colombowurzel 
die  3  Aikaloide  enthalten  smd,  die  sich  von 
demselben  Stamm  ableiten  und  nur  durch 
den  Grad  der  Verätherung  (Methylierung) 
sich  von  einander  unterscheiden,  ist  von 
großem  physiologischen  Interesse.  Bekannt- 
lich betrachtet  Pictet  die  Aikaloide  als  Stoff- 
wechselprodukte der  Pflanzen.  Zuerst  sollen 
Körper  mit  Phenolcharakter  entstehen,  die 
giftig  sind  auch  für  die  Pflanze  und  daher 
von  ihr  entgiftet  werden  durch  Verätherung 
der  Phenolgruppen.  Hier  hätten  wir  drei 
Stufen  dieses  biologischen  Vorganges  vor 
uns. 

Verbindungsform  der  Aikaloide. 
Wird  der  alkoholische  Auszug  der  Wurzel 
nur  bis  zu  einem  dünnen  Extrakt  emge- 
dampft,  so  scheiden  sich  allmählich  kristall- 
inische Massen  aus^  die  in  der  Hauptmenge 
aus  dem  ungefärbten  Bitterstoff  Columbin 
bestehen,  aber  auch  noch  gelbe  und  orange- 
rote Kristallaggregate  enthalten.  Zur  Scheid- 
ung der  versdiiedenen  Körper  wurde  mit 
Wasser  ausgezogen,  wobei  nur  Columbin 
ungelöst  bleibt  Die  zur  Trockne  gebrachte 
Lösung  gibt  aus  Alkohol  orangerote  und 
gelbe  Kristalle,  die  mechanisch  getrennt 
und  dann  umkristallisiert  werden  können. 

Der  orangerote  Körper  (Schmp.  210  bis 
212)  erwies  sich  als  das  Chlorid  des  Jateor- 
rhizin, wie  durch  üeberführung  in  das  Jodid 
und  Nitrat  und  in  die  farblose  Tetrahydro- 
verbindung  festgestellt  werden  konnte. 

Der  gelbe  Körper  bestand  nach  dem 
Umkristallisieren  aus  Alkohol  aus  warzen- 
förmigen Ejristallen,  die  bei  162  ^^  schmolzen. 
Keine  der  möglichen  anorganischen  Säuren, 
ebenswenig  die  bekannteren  Pflanzensäuren 
ließen  sich   darin  nachweisen;   nur  mit  Di- 


830 


pheaylamin-Sohwefete&ure  war  Salpetersäure 
aufzufinden.  Trotzdem  lag  in  den  gelben 
Kristallen  niebt  das  Nitrat  einer  der  be- 
kannten Basen  vor,  wie  die  Analysen  lehrten. 
Um  der  LOsnng  der  Frage  näher  zn  kommen, 
sollte  das  Salz  in  das  Jodid  verwandelt 
werden.  Zu  dem  Zweeke  in  Wasser  ge- 
lOety  schieden  sich  beim  Stehen  farblose 
Kristalle  ans  (etwa  30  pGt),  die  nach  ihrem 
Verhalten  das  Lakton  einer  einbasischen 
Sänre  waren;  Schmp.  246 <>,  also  nicht 
identisch  mit  Golnmbin.  Das  Filtrat  davon 
gab  mit  Jodkalinm  das  Jodid  des  Colamb- 
amin,  wie  die  Elementaranalyse  und  OCH3- 
Bestimmung  lehrten.  Die  Verbindongsf  orm 
der  Base  mit  der  organischen  Säure  konnte 
mangels  Materials  noch  nicht  gesichert  werden. 

Die  Beziehungen  der  Colombo- 
basen  zum  Berberin.  Wie  bemerkt 
stehen  die  drei  neuen  Alkaloide  in  nächster 
Beziehung  zum  Berberin.  Diese  Verwandt- 
schaft tritt  hervor  in  der  Farbe  der  Alkaloide, 
ihren  quartären  Basencharakter,  in  der  Form 
und  LOdichkeit  der  Salze,  in  der  Fähigkeit 
mit  naszierendem  Wasserstoff  4  Wasser- 
stoffatome aufzunehmen  und  dabei  m  tertiäre, 
ungefärbte  Basen  überzugehen: 

C22H27NO5Tetrahydropalmatin(?)Schmp.l480 
02iH25N05Tetrahydrocolumbamin  »  1440 
C2oH2sN05Tetrahydrojateorrhizin      »    206^ 

Das  Berberin  ist  femer  ausgezeichnet 
durch  die  Fähigkeit,  mit  gelbem  Schwefel- 
ammonium ön  Polysulfid  zu  liefern.  Aehn- 
lich  gibt  das  Golumbamin  ein  Pentasulfid: 
(G2iH22N05)2S5.  Besonders  charakteristisch 
für  Berberin  sind  endlich  die  Verbindungen 
mit  Aceton  und  Ohloroform.  Hier  scheinen 
Golumbamin  und  Jateorrhizin  sich  anders 
zu  verhalten.  Jedoch  ist  die  Ausnahme  nur 
scheinbar.  Wie  beim  Debydrocorybnlbin 
die  freie  Hienolhydroxylgruppe  die  Bildung 
derartiger  Verbindungen  verhindert  urd  wie 
nach  ihrer  Verätherung  z.  B.  durch  Benzol 
säure  die  Aceton-  und  Ghloroformverbmdung 
leicht  eriialten  werden  kann,  so  auch  bei 
den  Golombobasen,  wie  einige  vorläufige 
Versuche  gelehrt  haben. 

Die  Aehnliehkeit  der  Golomboalkaloide 
tritt  endlich  auch  m  den  Reaktionen  hervor, 
die  vor  kurzem  von  (7.  Reichard  für  Ber- 
berin mitgeteilt  wurden  (Pharm.  Gentralh. 
47  [1906],  473).     Eme  Untencheidung  der 


Golomboalkaloide  von  Berbecin  mit  HOfc 
dieser  Reaktionen  ist  absolut  nicht  dnroh- 
führbar,  so  daß  nur  durch  AcetonverbiDduDg 
eine  Differenzierung  möglich  ist 

Bei  dieser  Sachlage  ist  man  berechtigt, 
in  den  Alkaloiden  nahe  Verwandte  des  Ber- 
berin zu  erblicken,  so  daB  man  nicht  allza 
kühn  ist,  wenn  man  bereits  auf  gmnd  der 
vorliegenden  Tatsachen  an  die  Frage  der 
Konstitutionsbestimmung  herangeht,  deren 
Bestätigung  durch  das  Experiment  bereite 
im  Gange  ist 

Das  Berberin  hat  die  KonstitutioB: 


CO 


/ 


GH. 


GH   GH  c|  ^^  i 


0 


GH30G^\^^\/\/ 


!GH 


I 


II 


C        in 
Uli 


GH        OH  CH, 
=  G80H18NO4  .  OH 

oder  Ci7HioN(OHj<gg^>« 

Weiterhin   gelten    folgende  Formeln  ffir 

Pahnatin : 
G22H24ON5.OH  oder  Gi7H9N(OH)(OCe3»5, 

Golumbamin : 
G21H22NO5  .OH  oder  GiTH^NtOEX^JJ^»^* 

Jateorrhizin : 
O20HJ0NO5 . OH  oder  Gi7H<,N(0H)<[J™«^ 

Man  sieht  ohne  weiteres,  daß  och  alle 
4  Körper  abldten  künnen  von  einer  Muttersob- 
stanz,  der  dieFormd :  G|7H|4N(OH)snkoni]iieD 
würde;  beim  Berberin  wären  4  H- Atome 
durch  2  OGHq  und  O2GH2,  bei  den  Goknabo- 
alkaloiden  5H-Atome  durch  5  OGH3 ;  4OCH3 
+  lOH;  30GH8  +  20H  eneUt  üeber 
die  Stellung  der  Hydroxyl*  und  Mediozyl- 
Grappen  ist  noch  nichts  bekannt ;  der  Um- 
stand  aber,  daß  das  entmethylierCe  Tetn* 
hydrocolumbamin  gegen  Edelmetallialae  und 
Eisenoxydsalze  sich  wie  PyrogalM  veriiitt, 
läßt  vermuten,  daß  entweder  in  Ken  I  oder 
IV  drei  OH-  bezw.  OGHa-Oruppen  in  m 
Stellung  stehen,  so  daß  dann  in  IV  oder  I 
2    OH-  bezw.  OGHs- Gruppen  voriiaidflD 


831 


seiii  mflfiten.  Die  Oxydation  der  Basen 
wird  darfiber  Aofiknnft  geben  mflsBen.  Die 
Aebnliehkeit  mit  Berberin  wird  femer  noch 
dadnreh  naehznweiBen  sein^  daß  man  die 
Tetrahydrokdrper ,  die  naeh  obiger  Formel 
1  aBymmetriBefaeB  0-Atom  enthalten  mOasen, 
in  ihre  optiaehen  Antipoden  zn  spalten  ver- 
sneht 

In  der  Diaknaaion  bemerkt  Prof.  Dr.  Ä. 
EcUngeTy  Freibnrg^  folgendes :  Die  Berberin- 
fiHinel  dokumentiert  sieh  ak  ein  beiderseitiger 
Isochinolinkern.  Die  Anlagerung  der 
Hydroxyl-Grappe  maeht  dies  am  so  wahr- 
aeheinlioher  als  bei  nicht  mit  anderen  Gruppen 
belasteten  Isochinolinverbindungen,  sobald  am 
N  Halogen  steht,  dieses  leicht  mit  feuchtem 
AgOH  m  die  Hydroxyl-Gmppe  übergeführt 
wird.  Bei  den  entsprechenden  Ghinolin- 
yerbindungen  dagegen  smd  analoge  Hydroxyl- 
verbindungen  nicht  erhiltlich.  Das  Vor- 
handensein von  GH3-  oder  Alkyl-Gruppen 
im  Kern  ist  indifferent 

(FortBetzaog  folgt) 


Neue  Arzneimittel. 

Chininacetylsalicylaty  basisches  erhielt 
L.  Santi  (BoUett  Ohim.  Farm.  1906,  557), 
indem  er  378  g  Ohinm  und  180  g  Acetyl- 
salicylsäure in  Aether  lOste  und  bride  Los- 
ungen mischta  Es  entstand  sofort  eine 
Trübung;  worauf  sich  allmählich  eine  ölige 
Flüssigkeit  abschied,  aus  der  sich  dann  Kri- 
stalle ausschieden.  Durch  Sammehi  auf 
dem  Filter  und  Trocknen  an  der  Luft  wurde 
em  weißes^  an  der  Luft  un^erSnderliches 
Salz  von  bitterem  Geschmack  erhalten.  Es 
schmilzt  bei  157^  ohne  Bräunung.  Es 
lasen  sich  in  1000  Teilen  Wasser  3  Teile 
Ghininacetylsalicylaty  in  100  Teilen  Alkohol 
2,5  Teile  dieses  Salzes  und  in  100  Teilen 
C9iloroform  10  Teile,  während  es  in  Aether 
fast  unlMich  ist 

Versuche,  durch  äquivalente  Mengen  das 
neutrale  acetylsalicylsaure  Chinin  zu  e^ 
halten,  sdihigen  fehl. 

Als  Pulver  oder  in  Emulsion  in  Mengen 
von  0;4  g  gegeben,  zeitigte  das  basische 
Salz  als  Fiebermittel  bei  Bauch-  undltippen- 
fellentzündnngen  gute  Erfolge. 

Forgenin  ist  ameisensaures  Tetramethyl- 
ammontum.  Nach  BoUett  Ghim.  Farm. 
1906,  595  wurde  es  von  L,  Vanxetti  dar- 
gestellt durch  Einwirkung  von  Tetramethyl- 


ammoniumjodid  m  wenig  verdünnter  LOsung 
auf  frisch  gefälltes  Silberformiat  Hierbei 
bildete  sich  unlösliches  Silbeijodid,  während 
Tetramethylammoniumformiat  in  LOsung 
ging.  Die  geringen  Mengen  ffilberformiat, 
welche  in  der  LOsung  verblieben  sind,  lassen 
sich  durch  tropfenweisen  Zusatz  von  Salz- 
säure ausscheiden.  Ueber  Schwefelsäure 
oder  Kalk  verdunstet  man  die  filtrierte  LOs- 
ung und  läßt  kristatlirieren,  was  nur  schwer 
erfolgt,  da  das  Salz  sehr  leicht  Wasser  an- 
zieht Die  aus  trockenen  Kristallen  bereitete 
LOsung  ist  neutral.  Sie  wird  beim  Erwär- 
men leicht  alkalisch.  Trotzdem  sind  die 
Losungen  wie  auch  das  Salz  selbst  beim 
Erwärmen  sehr  beständig.  In  grOfieren 
Gaben  wirict  es  wie  Kurare^  in  kleinen  be- 
lebend und  die  Eßlust  anregend. 

Gallak  (Pharm.  Gentralh.  47  [1906], 
734),  ist  eine  nach  dem  Just-Hatmaker' 
sehen  Verfahren  (Pharm.  Gentralh.  46  [1905J, 
616)  gewonnene  Trodcenmilch,  die  nadi 
Med.-techn.  Journal  1906,  S.  225,  23,75  pGt 
Fett,  24,71  pOt  Stickstoff  ak  Kasein,  36,72 
pOt  MUcbzucker  und  6,49  pOt  Muieralstoffe 
enthält  Darsteller:  Trockenmilchwerke  0. 
Hamburger  in  Wien. 

Kerol   ist   angeblich  em  nicht  reizendes 
und    ungiftiges  Desinfektionsmittel    von  un- 
I  bekannter  Zusammensetzung,  das  auf  Bak- 
terien kräftiger  ak  reine  Karbolsäure  wirkt 

Schottischer  Stoppmaustoe  nennt  Karl 
Fr,  TöUner  in  Bremen  die  in  Schottland 
vorkommende^  rotblühende  Abart  von  Tri- 
folium arvense.  Anwendung:  gegen  Durch- 
fall, Dysenterie,  Kolik  und  ähnliche  Darm- 
verstimmungen. (Auch  in  Deutschland  wer- 
den Fiores  Trifolü  arvensis  als  Mietzchen- 
t  e  e  —  wegen  des  Aussehens  —  oder  auch  als 
Stopslochtee  —  wohl  wegen  derWirkung  — 
vom  Volke  veriangt     Schriftleitung.) 

Tauruman  ist  eine  Emulsion  lebender 
Tuberkdbaallen  (Typus  humanus),  die  nach 
22.  Koch  und  Schütz  hergestellt  ist  Sie 
kommt  m  GlasrOhrchen  mit  10  ecm  phys- 
iologisdier  Kochsalzlösung  in  den  Handel, 
m  der  je  0,0^  bis  0,04  g  lebender  Tu- 
berkelbazillen enthalten  sind.  Anwendung: 
als  Impbtoff  zur  Verhütung  der  Tuberku- 
lose der  Rinder.  Darsteller:  Farbwerke 
vorm.  Meister,  Lucius  d;  Brüning  iu 
HOchst  a.  M.  H.  Mentxeh 


832 


Aus  den  Helfenberger  Annalen 

1905. 

(lo  der  Reihenfolge   der  Seitenzahlen   wieder- 
gegeben.) 

Agar-Agar  (25).  Der  Aschegehalt  von  8 
versohiedenen  Doichschnittsproben  schwankte 
zwischen  2,68  und  3,44  pCt,  im  allgemeinen 
soll  er  4  pCt  nicht  übei  steigen.  Ein  angebotenes 
Eanfmuster,  das  schon  dem  Aenßeren  nach 
minderwertig  erschien  und  dessen  Löslichkeit 
wegen  ziemlich  bedeutenden  Bodensatzes  zu 
wünschen  übrig  lieB,  eigab  beim  Verbrennen 
4,50  pCt  Asche  und  wurde  beanstandet. 

Albnmen  OtI  sleemn  (27)  konnte  nur  schwer 
und  für  teures  Geld  in  einer  Form  gekauft 
werden,  welche  ein  gut  lösliches  Ferrum 
albuminatum  gewährleistete. 

ReaiDa  Copal  (33).  üeber  einen  neuen  fossilen 
Eopal  (JaTtt-Kopal)  wurde  bereits  aus  einem 
Vortrage  von  Dr.  K,  Dietrich  in  Pharm.  Oentralh. 
iS  [1905],  773  referiert. 

Resina  Laecm  (47).  (Schellack.)  Durch  Prof. 
Dr.  Sonne  war  von  der  Üntersuchungsanstalt 
für  Handel  und  Gewerbe  in  Darmstadt  eine 
kleine  Probe  eines  Präparates  zur  Begutachtung 
eingesandt,  welches  unter  dem  Namen  »Diana- 
Schellack«  in  der  Hutfabrikation  Verwendung 
finden  soll,  üeber  die  vorgenommene  Prüfung 
berichten  wir  wie  folgt: 

Biana-Schelliiek* 

Das  vorliegende  Präparat  stellt  eine  kömige 
Harzmasse  dar,  deren  einzelne  Körner  scharf- 
kantig, vollkommen  durdisichtig  und  von  gelb- 
lich-weißer  Farbe  sind.  Ausgeprägte  Perlen- 
oder Tränenform,  wie  sie  Mastix  oder  Sandarak 
eigentümlich  sind,  besitzen  die  Eömer  nicht, 
die  Masse  macht  vielmehr  den  Eindruck  eines 
zusammengeschmolzenen  Harzge- 
misches, das  nachher  zerkleinert  wurde. 
Zwischen  den  Fingern  läßt  sich  der  fragliche 
Diana-Schellack  leicht  zu  feinem  Pulver  zer- 
reiben, welches  schwach  balsamisch  riecht. 
Beim  Kauen  klebt  derselbe  an  den  Zähnen,  aber 
nicht  so  stark  und  dauernd  wie  etwa  Mastix. 
Im  Dampfbade  erwärmt,  erweicht  die  Masse  nur, 
bei  stärkerem  Erhitzen  schmilzt  sie  unter  Ver- 
breitung eines  deutlichen  Geruches  nach  Terpen- 
tin, ähnlich  wie  schmelzendes  Kolophonium, 
In  Essigsäuieanhydrid  gelöst  und  mit  Schwefel- 
säure versetzt,  tritt  sofort  eine  violette  Färbung 
ein,  welche  sich  längere  Zeit  hält  und  dann  in 
grün  und  grün  schwarz  übergeht. 

In  kaltem  Alkohol  von  96  pCt  löst  sich  der 
Diana-Schellack  bis  auf  wenige  Flocken  auf, 
beim  Zusatz  von  alkoholischer  KSilauge  entstehen 
Absoheidungen,  die  sich  bei  vorsichtigem  Zusatz 
von  Säure  und  Erwärmen  wieder  losen.  In 
heißem  Essigpäureanhydrid  löst  sich  der  Diana- 
Schellack  klar  auf,  die  Lösung  trübt  sich  beim 
Erkalten,  jedoch  ohne  etwas  abzuscheiden. 

In  Aceton,  Aether,  Benzol  und  Chloroform, 
femer  in  60  -  und  80  proc.  Chloralhydratlösung 
ist  der  Diana-Schellack  nur  teilweise,  in  Benzin 
und  Petroläther  fast  unlöslich.    Wegen  der  ge- 


ringen zur  Verfügung  stehenden  Menge  war  es 
leider  nicht  möglich,  die  Löslichkeitsverhäitnisse 
quantitativ  zu  ermitteln,  qualitativ  wurden  die- 
selben  im  Verhältnis    0,1 :  10  angestellt   Ton 
Konstanten   wurde   nur  die  ^urezahl  (direkt) 
und  die  Verseifungszahl  heiA  bestimmt. 
S.-Z.  d.  131,10—131,47 
V.-Z.  h.  181.42-182,60 
E.-Z.         60,32—  51,13 

Die  Zahlen  stimmen  am  besten  mit  denen  d« 
Kopals  (Z.  Dieteriehy  Analyse  d.  Harze) 
überein,  jedoch  spricht  die  fast  gänzliche  Löb- 
lich keit  in  Alkohol  gegen  die  Anwesenheit  von 
hartem  Kopal. 

Wie  wir  durch  persönliche  Erkundigungen  in 
Erfahrung  bringen  konnten,  wird  bei  der  Hoi- 
fabrikation  tatsächlich  reiner,  blonder  resp.  ge- 
bleichter, weißer  Schellack  zum  Steifen  der 
Hüte  gebraucht,  man  darf  deshalb  wohl  annehmen, 
daß  das  unter  dem  Namen  Diana-Schellack  vor- 
liegende  Harz  ein  minderwertiges  Surrogat  des- 
selben darstellt. 

Der  geringen  zur  Verfügung  stehenden 
Materialmenge  wegen,  die  eine  Trennung  in 
einzelne  Bestandteile  nicht  zuÜefi,  war  es  leider 
nicht  möglich,  festzustellen,  aus  welchem  Harz- 
gemisch dieser  Schellaokersatz  bestand. 

Ueber  künstliche  Schellacke  vergl.  auch  die 
Helfenberger  Annalen  1903,  8.  83  und  1901 
S.  47  bis  48. 

Benztmini  Petrolei  (53).  Im  vergangenen 
Jahre  wurden  hier  BS  Faß  Benxin  untersucht 
Das  spezifische  Gewicht  bei  \^^  C  schwankte 
zwischen  0,719  bis  0,725.  Bis  auf  dieses  und 
den  Siedepui)kt  entsprach  das  Beniin  den  An- 
forderungen desD.  A.-B.  IV.  mit  konzentrierter 
Schwefelsäure  wurde  dasselbe  nicht  gelb  wie 
vielfach  in  früheren  Jahren.  Aufier  diesem  für 
techiusche  Zwecke  (wie  Fett-,  Oelextraktionen) 
gebrauchten  Benzin  wurden  im  BeriohtBzeitranin 
noch  10  Faß  Motor-Bensin  (Auto- 
mobil-Benzin) geprüft  Das  spezifiscbe 
Gewicht  dieser  Benzinsorte  schwankte  zwischen 
0,679  bis  0,681.  Mit  konzentrierter  Schwefel- 
säure wurde  dieses  Benzin  ebenfalls  nicht,  dt- 
gegen  durch  Bromdämpfe  sofort  gelb  gefikbt 

Caatsehae  (94).  Von  Kautsohok  kamen  1905 
vier  Proben  Para-Fell  und  seohs  Proben  Pm- 
Eautschukschnitzel  zur  Untersuchung.  Sbnt- 
liehe  Sendungen  entsprachen  betreffs  Löslichkeit 
den  Anforderungen  des  D.  A.-B.  IV  und  waren 
völlig  schwefelfrei. 

Außerdem  kamen  drei  Kaufmuster  Para-Kwt- 
schukschnitzel  zur  Priifung,  wovon  das  eine  in 
7,5  Teilen  Benzin  fast  völlig  unlöslich  war  und 
beanstandet  wurJe.  Das  zweite  waren  Sduiitiel 
von  schön  hellbrauner  Farbe,  von  ansgeieich- 
neter  Löslichkeit  und  sonst  den  A.  d.  D.  A.-B.  fV 
entsprechend.  Das  dritte  Muster  bestand  ins 
dünnen  Para-Platten-AbflUlen,  welche  nach  18 
Stunden  in  7,6  Teilen  Benzin  noch  oioht  voUIg 
gelöst  waren.  Die  Prüfung  auf  Schwefel  ergab 
erst  nach  längerer  Zeit  ganz  geringe  Opaleszeni. 
Diese  Ware  war  demnach  night  empfehlenswert 

(Fortsetzung  folgt.) 


833 


Der  Nachweis 
und  die   quantitative  Bestimm- 
ung von  Stärkesirup  unter  Be- 
rüoksiohttgung    der    steueramt- 
lichen Methode. 

Sncht  man  den  Naehweis  von  Stftrke- 
Birup  gemäß  den  steueramtlichen  Beatimm- 
nngen  (Anlage  E  der  Anafflhmngsbeatimm- 
nngen  znm  Znekersteuergesetz^  laut  Bundea- 
ratabescbluß  vom  18.  Joni  1903)  zn  fflhren^ 
80  gelangt  man  so  lange  su  branchbaren 
Resultaten,  als  es  sich  um  zuckerhaltige 
Gegenatinde  handelt,  die  keinen  oder  nur 
einen  geringen  Säuregehalt  aufweisen.  Da 
aber  die  Saecharose  durch  die  vorhandene 
Säure  in  wechselnden  Mengen  invertiert 
wird;  so  wird  bei  säurehaltigen  Produkten 
wie  Fruchtsäften,  Marmeladen,  Gelees  ein 
falsches  Resultat  erhalten,  wenn  man  die 
erwähnte  Methode  anwendet.  Es  ist  eben 
nicht  richtig,  aus  dem  Polarisationswert  vor 
der  Inversion  bd  säurehaltigen  Zuckerwaren 
einen  Schlufi  auf  den  Gehalt  zu  ziehen; 
ja  es  liegt  sogar,  wie  B,  MaUhes  und  Fritx 
Müller  nachgewiesen  haben  (Ztschr.  f.  Unters, 
d.  Nähr.-  u.  Genufim.  1906,  XI,  73)  die 
Möglichkeit  vor,  daß  die  Steuerbdiörde  bei 
der  Rfickvergütung  auf  ausgeführte  Zucker- 
waren einen  gewissen  Prozentsatz  Stärke- 
zncker  irrtfimlich  als  Rohr-  oder  Rübenzucker 
mit  zurfiekvergütet.  Die  genannten  Ver- 
fasser greifen  daher  auf  die  ältere  Arbeit 
von  Juckenack  und  Pastemack  zurück 
und  es  gelang  ihnen  mit  gutem  Erfolge 
den  Nachweis  des  Stärkesirupzusatzes  auch 
in  allen  den  Fällen  mit  Sichertieit  zu  er- 
bringen, wo  die  steueramtliche  Methode 
versagte. 

Die  Methode'  von  Juckenack  und  Paster- 
nack  gründet  sich  darauf,  daß  die  Schwank- 
ungen im  Glykose-  und  Dextringehalt  bei 
allen  käuflichen  Stärkesirupen,  soweit  sie 
des  Preises  halber  überhaupt  für  die  Ver- 
fälschung in  betracht  kommen,  nur  verhältnis- 
mäßig geringe  sind  und  dementsprechend 
auch  die  Schwankungen  in  der  durch  sie 
veranlaß ten  Reohtsdrehung.  Des  weiteren 
besteht  die  Trockensubstanz  (Extrakt)  der 
rdnenFmchtsimpe  der  überwiegenden  Haupt- 
menge nach  nur  aus  Saccharose  und  Invert- 
zucker,  die  aus  den  Fdichten  stammenden 


zuckerfreien    Extraktivstoffe   kommen   dem 
Zucker  gegenüber  kaum  in  betracht. 

Bd  einer  Verfälschung  mit  Stärkesirup 
vermehren  sich  die  Extraktivstoffe  um  Dextrin 
und  Glykose,  welch  letztere  durch  ihre  auch 
nach  der  Inversion  anhaltende  Rechtsdrehung 
sich  auszeichnen.  Am  auffälligsten  treten 
diese  Unterschiede  in  den  Polarisationswerten 
hervor,  wenn  sie  nicht  ajof  eine  be- 
stimmte Verdünnung,  sondern  auf 
die  spezifische  Drehung  der  in- 
vertierten Trockensubstanz  berech- 
net werden,  bezogen  auf  100  g  invertierter 
Trockensubstanz  in  100  ccm  im  10  mm- 
Rohr.  Man  bestimmt  also  das  spezifische 
Gewicht  des  alkoholfreien  Saftes  und  liest 
aus  der  Extrakttabelle  von  WincUsch  den 
entsprechenden  Zuckergehalt  ab,  berechnet 
die  gefundene  Polarisation  —  aus  10  ccm 
oder  10  g  Saft  nach  der  Inversion  auf 
100  ccm  aufgefüllt  —  auf  die  spezifische 
Drehung  des  Gesamtextraktes  und  liest  aus 
der  Tabelle  von  Juckenack  und  Poster- 
nack  (vergl.  Ztschr.  f.  Unters,  d.  Nähr.-  u. 
Genußm.  1904,  VHI,  17)  oder  aus  der  neuen 
Tabelle  von  Matthes  und  Müller  den  der 
Drehung  entsprechenden  Procentgehalt  an 
Stärkesirup  in  der  Trockensubstanz  ab. 

Die  Zuverlässigkeit  dieser  Methode  stützen 
Matthes  und  Müller  durch  einige  neue 
Ermittelungen.  So  wurde  der  durchsdinitt- 
liche  Wassergehalt  von  78  Stärkesirupproben 
zu  18  pCt  gefunden. 

Der  Gehalt  an  Trockensubstanz  in  den 
Stärkesimpen  des  Handels  beträgt  also  etwa 
82  pCt  Die  spezifische  Drehung  dieser 
Proben  schwankte  zwischen  +  95  ^  bis 
+  117^  woraus  sich  eine  speidfische  Dreh- 
ung von  +  129,3^  für  wasserfreien  Extrakt 
berechnet.  Selbst  bei  abweichender  äußerer 
Beschaffenheit  der  Stärkesirupe  schwankten 
die  Werte  für  Wasser  und  Extrakt,  für 
spezifische  Drehung  des  Su*ups,  wie  des 
Extraktes  (für  letzteres  direkt  und  inver- 
tiert) nur  innerhalb  enger  Grenzen. 

Als  korrigierten  Durchschnittswert  für  die 
spezifische  Drehung  des  Extraktes  von  Stärke- 
zucker gilt  die  Zahl  +  126.  Stärkesirup- 
freie Fruchtsäfte  des  Handels  zeigen  für  das 
invertierte  Extrakt  die  spezifische  Drehung 
—  180  bis  —  21,5<^,  die  sich  mit  den  U- 
teraturangaben  über  Invertzucker  {spez.  Dreh- 


8S4 


nng  —190  bifi  --23^)  ungefähr  decki. 
Ans  Invertzucker  besteht  denn  aueh  die 
Hauptmaase  der  Fruchtsfifte.  Die  Verfasser 
setzen  den  Durchschnittswert  des  Extraktes 
reiner  Handesfruchtsirupe  =  — 20^.  Diese 
Zahlen  zu  gründe  legend  und  unter  Berflck- 
siditigung  der  Tatsache^  daß  eine  Misch- 
ung (M)  von  X  Teilen  eines  Zuckers  von 
der  spezifischen  Drehung  —  I  (Invertzucker) 
und  y  Teilen  eines  Zuckers  von  der  spezif- 
ischen Drehung  +  St  (Stlrkesirup)  die 
spezifisdie  Drehung: 

M==x.(-I)  +  y.(+St) 

aufweist,  läßt  sich  auch  aus  bekannten 
Mischungen  von  Stärkesirup  und  Saccharose 
die  spezifische  Drehung  des  invertierten  Ex- 
traktgemisches unter  Einsetzung  der  x  er- 
wähnten Durchschnittswerte  — I  =  — 20^ 
und  +  St  =  +  126^  berechnen.  Femer 
läßt  sich  dann  auch  aus  einer  gefundenen 
spezifischen  Drehung  des  invertierten  Ex- 
traktes einer  Mischung  das  Mischungsver- 
hältnis unter  Einsetzung  der  obigen  Werte 
berechnen,  indem  man  für  y  (=  Proeent- 
gehalt  des  Stärkesirupes)  folgende  Formel 
ableitet  * 

,  ^  100'(M  + 1)  _  100  (M  +  20  _  100  M+20 
^        (I  +  St)   —   (20  +  126  ""  "146. 

Will  man  sofort  den  Oehalt  der  Misch- 
ung an  wasserhaltigem  Stärkesirup  berechnen, 
so  lautet  die  Formel: 


y  = 


122  (M+20) 
146 


da  100  Teile  Stärkesiruptrodcensubstanz  122 
Teilen  Sirup  mit  18  pGt  Wassergehalt  ent- 
sprechen. 

Eine  beigegebene  Tabelle  (siehe  Original), 
welche  für  wasserfreien  wie  für  wasserhaltigen 
Stärkesirup  den  Oehalt  desselben  in  Misch- 
ungen, die  den  spezischen  Drehungen  —  20^ 
bis  +  126^  entsprechen,  aufweist,  wird  obige 
Berechnungen  sehr  erldchtem.  Ihren  Ge- 
brauch zeige  folgendes  Bespiel:  Es  werde 
die  spezifische  Drehung  eines  invertierten 
Extraktes  zu  +  28  ermittelt  Diese  Zahl 
wird  in  Spalte  1  gesucht  und  m  Spalte  2 
direkt  der  Prozentgehalt  des  Extraktes  an 
wasserfreiem  Stäricesunp  abgelesen,  in  Spalte 
3  kann  man  den  Gehalt  an  wasserhaltigem 
Sirup  ablesen.  Um  nun  den  Stärkesirup- 
gehalt   des   ursprünglichen  Fruchtnmps  zu 


erfahren,  wird  der  für  das  Extrakt  ermittelte 
Wert  im  Stärkesirup  unter  Zugrunddegongdee 
Extraktgehaltes  des  FVuehtsiraps  umgoredmeL 
Angenommen  es  betrage  z.  B.  die  qNoifisebe 
Dräiuog  M  emes  invertierten  Fhiditiaft- 
extraktes  +  34^,  so  berechnet  man  y  (den 
Stärkesunpgehalt  desselben)  nach  der  Fc^rmel: 

100(34  +  20J       5400^3 

^  146  146  '     ^ 

d.  h.  100  Teile  des  hn  Simp  enthalteaeD 
Extraktes  enthalten  37  Teile  wasserfreieii 
Stärkesünp.  Nehmen  wir  an,  dafi  der  Extrakt- 
gehalt  des  Sirups  60  pCt  betrage^  so  würde 
der  (ragliche  Sirup 

37-60  ^c^c      ru 
r=:    22,2    pOt 

100  '    ^ 

wasserfreien  Stälfcesirup  oder  rond  27  pGt 
Stärkesünp  mit   18  pOt  Wasser  entisalteo. 

Näheres  über  diese  auch  für  den  Apotheker 
bei  der  Untersuchung  von  FVuchtaäften 
brauchbare  Arbei^  beliebe  man  im  Original 
nachzulesen.  (Gegen  diese  Arbeit  sind  in 
letzter  Zeit  Bedenken  erhoben  worden,  weil 
die  Zusammensetzung  der  Stärkesimpe  eine 
verschiedene  sei  und  die  Dextrine  andi  teil- 
weise invertiert  würden.      Sehriftieiimg.) 

Ztsehr.  f,  Unters,  d,  Nakr.-  u,  Qmmfim,  1906, 
XI,  73. 


Zur  Frfifimg 
von  Oleum  oamphoratum 

empfiehlt  John  Evans  ^  5  g  Oel  ra  einar 
kleinen  flachen  Porzellanschale  auf  dam 
Wasserbade  bis  zum  gleibletbenden  Gewidit 
zu  erhitzen  und  den  Gewiebtsveriost  ab 
Eampher  zu  berechnen. 

Eine  andere  Methode,  um  den  Kampher 
gehalt  des  Oeles  schnell  annähernd  za  be- 
stimmen,  beruht  auf  Berechnung  ans  den 
spezifischen  Gewichten  des  angewandten 
Olivenöls  und  des  fertigen  Kampheiülei. 
Jedes  Pk'ocent  Eampher  erfaüht  das  spezifiMshe 
Gewicht  um  ongeOhr  0,0005.  Die  oft  anf- 
gestellte  Behauptung,  dafi  Eampherül  bäo 
Aufbewahren  infolge  der  FHlchti|^eit  dsB 
Eamphera  dem  Verderben  ausgesetst  is^  Ult 
Verfasser  nicht  für  begründet,  da  entm 
naidi  verschiedenen  Versuchen,  bei  Somnitf- 
hitze  in  offener  Flasche  anfbewahi^  nacb 
8  Monaten  keinen  wägbaren  Verinst  m 
Eampher  erlitten  hatte.  2r. 

Pharm.  Joum.  1906,  49. 


886 


■  ahrungsmittel- Chemie. 


Der  Pentosangehalt  der  Kakao- 
bohnen lind  seine  Verwertung 
zum  Schalennachweis  im  Kakao- 
pulver. 

Durch  Heraniiehiing  des  grOfieren  Ge- 
haltes an  Pentoeanen  (vergl.  Wittmann, 
Pharm.  Oentralh.  48  [1902],  858)  hineriialb 
der  FVneht  und  Samenachalen  im  Vergleich 
zu  den  Samen  Betbet,  haben  LÜhrig  nnd 
Segin  versneht,  naeh  dem  Vorgange  Ddcker'% 
(Pharm.  Oentralh.  46  [1905],  8S8)  den 
Naehweii  der  Eakaoeehalen  im  Kakaopnlver 
zn  erbringen.  Die  Verfasser  konmuen  — 
das  sei  von  Yomherein  bemerkt  —  zn  negativen 
ErgebnisBen.  Nach  einer  bereohtigten  ab- 
nUiigen  Kritik  der  Filsinger^wikesi  Schlemm- 
methode^  wenden  sie  sieh  gegen  das  Operieren 
mit  Mittelwerten,  wie  Lührig  dies  schon 
ui  den  froheren  Arbeiten  getan  hat  (vergl. 
Pharm.  Oentralh.  46  [1905],  652),  da  die 
Schwankungen  im  Rohfasergehalt  bd  den 
einzelnen   JELakaosorten  viel  zn  große  sind. 

Die  Untersuchungen  erstreckten  sich  auf 
12  veraehiedene  Sorten  enthlUster  Eakao- 
samen,  4  Plroben  remer  Eakaomasse  nnd 
auf  8  Schalenproben.  Die  Bestimmung  der 
Pentosane  erfolgte  nach  ToUens  und  zwar 
wurden  2  bis  2,5  g  entfettete  feingepulverte 
Trockensubstanz  angewandt  nnd  mit  Phloro- 
gluctn  geflUlt  Die  Ergebnisse  reditfertigen 
nach  Ansicht  der  Verf.  nicht  die  Hoffnungen, 
die  Dekker  auf  seine  Methode  setzte  und 
sie  greifen  ihn  an,  weil  er  nicht  genfigend 
reichhaltiges  Untersuchungsmaterial  beige- 
bracht habe. 

In  den  12  unterauchten  EUmdelsmarken 
von  Kakaobohnen  sowie  in  der  Kakao- 
masse erhielten  die  Verfasser  im  Mittel 
3,84  pGt  Pentosane  m  der  fettfreien  Trocken- 
substanz; die  Schwankungen  lagen  aber 
zwischen  2,51  und  4,58  pGt.  Auf  u^ 
sprflngliche  Substanz  bezogen  entspricht  dies 
dnem  mittleren  Gehalt  von  1,52  pGt  mit 
Schwankungen  von  1^13  bis  2,16  pCt  Der 
Gehalt  der  Kakaoschalen  an  Pentosanen 
in  der  Trockensubstanz  betrug  im  Mittel 
9,26  pOt  mit  Schwankungen  zwischen  7,59 
und  11,23  pOt  Diese  Zahlen  zeigen,  daß 
die  Schwankungen  nicht  m  so  engen  Grenzen 
liegen,  als  es  nach  der  i)^A;fcer'8chen  Arbeit 


erscheinen  will.  Lührig  und  Segin  ziehen 
aus  diesen  Schwankungen  vielmehr  den 
Schluß,  daß  der  Bestimmung  der  Pentosane 
kaum  ein  höherer  Wert  als  der  Rohfaser- 
bestimmung beizumessen  sei,  weil  man  nach 
den  vorliegenden  Daten  den  Kakaobohnen 
6,7  bis  15,9  pGt  wasserfreie  Schalen  zu- 
setzen kann,  bis  man  den  gefundenen  HOdist- 
wert  von  2,16  pOt  Pentosanen  (m  Maracaibo- 
bohnen  und  auf  die  ursprüngliche  Substanz 
bezogen)  erreicht.  (Die  Verfasser  sehen  die 
Sache  doch  wohl  etwas  zu  schwarz  an, 
denn  erstens  steht  der  Wert  von  2,16  pGt, 
der  sich  um  fast  25  pGt  gegen  die  mdsten 
übrigen  erhebt,  ziemlich  vereinzelt  da  und 
dann  sprechen  gerade  die  in  ihrer  Tabelle 
in  niedergelegten  Werte  für  die  Brauch- 
barkeit der  Methode.    Der  Berichterstatter.) 

Ztsekr.  f.  Unters,  d.  Nakr.-  u.  Oenußm. 
1906,  XII,  165.  —del. 


Die  Bestimmung  der  Rohfaser 

im  Kakao« 

Mit  diesem  Thema  beschäftigen  sich  zwei 
neuere  Arbeiten,  die  eine  von  W.  Ludtvig 
(Ztschr.  f  Unters,  d.  Nähr.-  u.  Genußm. 
1906,  Xn,  158)  und  die  andere  von  H. 
Mcttthes  und  Fritx  Müller  (a.  a.  0.  Seite 
159).  Nach  einem  historischen  Ueberblick, 
der  die  bisher  gebrftuchlicheu  Methoden 
würdigt,  wird  auf  die  Schwierigkeiten,  welche 
gerade  beim  JELakao  der  Rohfaserbestimmung 
entgegenstehen,  hmgewiesen. 

Ludwig  hat  garantiert  reine  Eakaosorten 
aus  einer  Schokoladenfabrik,  gemahlene 
Kakaosdialen,  Eakaokeimlinge  sowie  in 
JELakao,  dem  m  steigendem  Prozentsatz 
Schalen  beigemischt  waren,  untersucht  Aus 
seiner  Tabelle  II  geht  hervor,  daß  auch 
nach  seinem  Verfahren  Zusätze  von  10  pOt 
Schalen  kaum  mit  Sicherheit  nachweisbar 
sem  dürften,  denn  der  Rohfasergehalt  be- 
trägt bei  10  pOt  Schalenzusatz  4,86  pGt, 
während  er  m  Tabelle  I  bei  dem  reinen 
Kakao  Nr.  3  schon  4,42  pOt  beträgt  Im 
fettfreien  Kakao,  auf  den  der  Verfasser 
die  Rohfaserwerte  wegen  der  Schwankungen 
im  Fettgehalte  stets  bezogen  sehen  mOohte^ 
fand  er  4,98  bis  5,96  pOt  Rohfaser, 
während     die     fettfreien    Kakao  schalen 


936 


14;47  pCt  enthielten.  Für  fetthaltigen 
Kakao  fand  Ludtvig  4^13  pOt,  für  fett- 
freien 5,60  pGt  Rohfaser. 

Das  vom  Verfasser  angegebene  Ver- 
fahren ist  folgendes:  2  g  des  entfetteten 
Kakao  werden  mit  20  com  15  proo.  Natron- 
lange and  60  ecm  Wasser  in  einem  300 
com  fassenden  Erlenmeyer  -  Kolben  bei 
kleiner  Flamme  15  Mmnten  im  Kochen 
erhalten.  Zu  der  mit  Salzsäure  neutral- 
isierten Flüssigkeit  werden  noch  10  com 
Salzsftnre  vom  spez.  Gew.  1,125  hinzu- 
gefügt und  2  Stunden  im  kochenden  Wasser- 
bad erhitzt,  um  die  Inversion  der  Stärke 
herbeizuführen.  Der  Inhalt  des  Kolbens 
wird  heiß  durch  ein  glattes  Filter  von  15 
oom  Durchmesser  gegeben  und  der  auf  dem 
Filter  verbldbende  Rückstand  mit  heißem 
Wasser  gewaschen  und  schließlich  mit  Hilfe 
der  Spritzflasche  in  den  Kolben  zurück- 
gespült. Zu  dem  60  bis  70  ccm  betragen- 
den Kolbenmhalt  fügt  man  1  g  wasser- 
freies Natriumkarbonat  hinzu  und  kocht  eine 
Viertelstunde  lang.  Die  heiße  Flüssigkeit 
wird  durch  ein  neues  Filter  gegossen  und 
so  lange  mit  heißem  Wasser  ausgewaschen, 
bis  die  abfließende  Flüssigkeit  nicht  mehr 
braun  gefärbt  ist.  Der  Filterrückstand  wird 
abermals  in  den  Kolben  zurückgespült  und 
zu  100  ccm  der  Flüssigkeit  5  ccm  konzen- 
trierte Salzsäure  gegeben,  abermals  15  Mi- 
nuten gekocht  und  ausgewaschen.  Dieselbe 
Behandlung  mit  Natriumkarbonat  und  als- 
dann mit  Salzsäure  wird  nochmals  wieder- 
holt und  die  im  letzten  Säureanfguß  ent- 
haltene Rohfaser  auf  ein  getrocknetes  und 
gewogenes  Filter  gebracht,  mit  Wasser, 
Alkohol  und  Aether  ausgewaschen,  getrock- 
net, gewogen  und  verascht  Die  Asche  von 
dem  Trookenrückstand  abgezogen  ergibt  die 
Rohfaser. 

Ludtvig  hat  im  ganzen  59  Proben,  ein- 
schließlich 11  Kakaos  des  Handels  und  15 
Schokoladen  und  Konfitüren  nach  seinem 
Verfahren  auf  ihren  Schalengehalt  geprüft. 
Er  stellte  auch  bei  Haferkakao  eine  Ver- 
minderung des  Rohfasergehaltes  infolge  des 
beigemischten  Hafermehles  fest  und  beobach- 
tete in  einer  Sdiokolade  die  Ueberschreitung 
der  für  Rohfaser  im  entfetteten  und  zucker- 
freien Kakao  zu  fordernden  Grenzzahl  von 
6  pGt  Rohfasergehalt 

Die    Arbdt    von   Maithes    und   Müller 


lehnt  sidi  an  das  König^Bdtte  Verfahren  der 
Rohfaserbestimmung  an  und  bringt  «ne 
Abänderung,,  welche  die  Verfasser  deshalb 
einführten,  weil  ue  selbst  beim  Kakao  stetB 
viel  zu  hohe  Werte  mit  dem  König'dAen 
Glycerinschwefelsäureverfahren  Im  Vergleieh 
zum  Weender  -  Verfahren  erhielten.  Sie 
gehen  ebenfalls  von  der  mit  Aether  extra- 
hierten Substanz  aus.  Eine  5  g  Kakao  ent- 
sprechende Menge  extrahierter  Substanz  wird 
mit  200  com  GlyoerinschwefelBänie  (20  g 
konzentr.  Schwefelsäure  auf  1  L  Glyeerin  ?om 
spez.  Gew.  1,23)  in  einer  Porzelkmsohale  durch 
Anrühren  sehr  fein  verteilt  Man  ertiitzt  die 
Schale  im  Autoklav  1  Stunde  fatng  auf  3  Atmo- 
sphären Druck  (137  ^  C).  Nachdem  die 
Temperatur  auf  etwa  80^  gefallen  ist,  mmmt 
man  die  Schale  heraus  und  verdünnt  mit 
etwa  300  ccm  heißem  Wasser.  Anstatt 
nun  nach  König  die  Rohfaser  sofort  noch 
heiß  auf  das  Asbestfilter  zu  saugen,  lasBen 
die  Verfasser  die  Flüssigkeit  bis  zum  andern 
Tage  absetzen.  Es  wird  alsdann  voisicfatig 
durch  das  Asbestfilter  dekantiert  und  die 
noch  60  bis  80  ccm  betragende  FlflSBigkeit 
mit  dem  gleichen  Volumen  Alkohol  venetzt 
und  5  Minuten  im  mit  Uhrglas  bedeckten 
Beeherglas  auf  dem  Asbestdrahtnets  ge- 
kocht Die  tief  brannschwarze  Flüssigkeit 
wird  nun  gleichfalls  auf  das  Asbestlilter 
gegeben,  auf  dessen  Platte  sieh  etwa  1  g 
gereinigter  und  geglühter  Asbest  befind«! 
Die  abgesaugte  Rohfaser  wird  abweefaBelod 
mit  heißem  Alkohol  und  mit  Wasser  ane- 
gewasohen^  bis  die  Flüssigkeiten  farblos  ab- 
laufen. Durch  vorsichtiges  Aufrühren  der 
obersten  Asbestschicht  mit  einem  diekeo 
Glasstab  erleichtern  die  Verff.  letztere  Pro- 
zedur. Zur  Verhinderung  des  Aubchwemmeiu 
legen  sie  vor  dem  erneuten  Aufgießen  eine 
zweite  Porzellanplatte  auf^  an  der  hud 
späteren  Herausheben  ein  dünner  Seideo- 
faden  angebracht  ist  Schließlieb  wird  mit 
heißem  absolutem  Alkohol  und  danach  mit 
Aether  ausgewaschen.  Auch  wenn  aidi 
König  am  Rfickflußkühler  statt  im  Avto- 
klav  gekocht  wvd^  empfehlen  die  Verff.  du 
Auskochen  mit  Alkohol.  In  einer  TabA 
haben  sie  die  Unterschiede  der  Ergebnis 
zwischen  dem  if^^^'schen  Verfahren  ^ 
der  von  ihnen  empfohlenen  Abinderaag 
niedergelegt  Bdi  Anwendung  der  enterea 
erhielten  sie  dnrohschnittlich   2   bis  3  pCt 


837 


Rohfaser  mehr,  dahingegen  ergab  das  ab- 
geänderte Verfahren  mit  dem  alten  Henne- 
berg'Bthea  ( Weender  *  )yerfahren  ziemlieh 
tkbereinatimmende  Werte  (Differenz  0,5  bis 
1,0  pOt). 

Zn  der  yoratehenden  Arbeit  hat  J.  König 
in  Mfinster  das  Wort  genommen.  Er  weist 
darauf  hin,  daß  in  seinen  Originalarbeiten 
Ober  das  Glyoerinsehwefelsäureverfahren  stets 
die  Notwendigkeit  betont  worden  ist,  den 
Rflekstand  mit  erwärmtem  90  bis  96  proa 
Alkohol  nnd  schließlieh  mit  Alkohol-Aether 
bis  zur  Farblosi^eit  des  Filtrates  auszu- 
waschen. Die  anß^gewOhnlich  hohen  Unter- 
schiede zwischen  den  Ergebnissen  semer 
Methode  und  derjenigen  der  Verfasser  hält 
König  fllr  durchaus  nicht  aufgeklärt;  es 
mitasen  irgend  welche  anderen  Ursachen 
hier  vorliegen.  —del 

(Im  Ansdhluß  an  obige  Arbeiten  möge 
hier  noch  besonders  hervorgehoben  werden, 
wie  beklagenswert  es  ist,  daß  die  vorzüg- 
lichen von  «/.  König  gegebenen  Vorschriften 
fQr  die  Rohfaserbestimmung  so  wenig  in 
den  Kreisen  der  Nahrungsmittelchemiker 
Verbreitung  gefunden  haben.  Nicht  einmal 
die  Verembarungen  zur  einheitlichen  Unter- 
suchung der  Nahrungs-  und  Genußmittel 
haben  diese  Verfahren  aufgenommen.  Sie 
empfdilen,  trotzdem  doch  deren  Mängel 
deutlich  genug  nachgewiesen  wurden,  noch 
immer  das  alte  Weender- Verfahren  nnd  das 
Holdefleiß-Yerfabien.  Gerade  beim  Kakao 
muß  Wert  auf  eine  möglichst  reine  Rohfaser 
gelegt  werden,  wie  man  ue  sehr  gut  bei 
Einhaltung  der  König'w'ikea  Vorschriften  er- 
halten kann.  Man  sehe  nur  zu,  auch  das 
Glycerin  wirklich  von  der  vorgeschriebenen 
Dichte  zu  verwenden.  Selbst  beim  Kochen 
im  &^^'schen  Kolben  am  ROckflußkühler 
wird  man  dann  gute  Resultate  erhalten.  Zur 
Filtration  ziehe  ich  ein  gehärtetes  Filter  mit 
Platinkonus  oder  das  Bedecken  der  Sieb- 
platte mit  einem  Stück  feinster  Müllergaze 
dem  Asbestfilter  gleichfalls  vor,  weil  man  so 
schneller  arbeitet  Die  halbtrockene  Roh- 
faser läßt  sich  leicht  quantitativ  von  ihrer 
Unterlage  ablOsen  und  vollends  in  der 
Platinschale  trocknen.  Vergleichende  Ver- 
suche mit  verschiedenen  Pfeffersorten  sowie 
mit  Ddrrgemüsen  gaben  mir  stets  gleich 
brauchbare  Werte.  Haupt.) 


üeber  Zitronat. 

Das  Zitronat,  auch  Gedrat  oder  Succade 
genannt  (von  Citrus  medica  Oedra)  stammt, 
wie  alle  süßen  Varietäten  der  Gattung  Citrus 
aus  Kulturformen,  die  in  China  oder  Cochin- 
china  erzeugt  worden  sind,  während  die 
bitteren  Formen  aus  Indien  stammen.  Im 
14.  Jahrhundert  kamen  z.  B.  die  Orangen 
nach  Europa,  obwohl  sie  schon  im  11.  Jahr- 
hundert von  den  Arabern  nach  Sizilien  ver- 
pflanzt wurden.  Das  Zitionat  kommt  nicht 
von  der  süßen  mdisdien  Pompelmuse,  son- 
dern wird  von  Citrus  medica  Oedra  gewonnen. 
Die  kurzen  steifen  Zweige  dieses  Baumes 
tragen  Domen,  längliche  gezähnte  Blätter 
und  weiße,  außen  violette  Bifiten.  Die 
Früchte  besitzen  eine  warzige,  sehr  dünne 
und  weiche  Schale  und  meist  saures  Mark. 
Es  gibt  Spielarten  mit  bis  30  Pfund  schweren 
Früchten.  Besonders  um  Genua  herum 
wird  der  Baum  angebaut  Die  noch  grünen 
Früchte  werden  abgenommen,  mitten  durdi- 
schnitten,  das  Fruchtmark  entfernt  und  in 
Sproc.  Salzwasser  weich  gekocht  Zum  Ver- 
sand gelangen  sie  in  Fässern  mit  Salzlake. 
Nach  fünftägigem  Auswässern  beginnt  dann 
der  Kandierprozeß.  Es  nimmt  6  Wochen 
in  Anspruch,  ehe  der  Zucker  die  Frucht- 
schalen durchzogen  hat,  und  ein  zweimonatiges 
Lagern,  ehe  die  Ware  verkaufsfähig  wird. 
Schälen  und  Bleichen  der  Früchte  ist  nicht 

als  handelsüblich  zu  betrachten.        -<iel. 
Oeneralanx.  f.  DelikcUess,  u,  Kotonialwaren- 
handig.  1906,  27. 

Ueber  die  SeBamölreaktion. 

P.  Soltsien,  der  die  Reaktion  des  Sesamöles 
mit  Zinnchlorür  zuerst  aufgefunden  hat, 
bringt  nunmehr  den  Nachweis,  daß  die 
Furfurol-  und  die  Zinnchlorürreaktion  des 
Sesamöles  nicht  durch  denselben  Körper 
bedingt  werden,  sondern  daß  sie  unabhängig 
von  einander  eintreten.  Nach  36  maligem 
AuBschüttehi  mit  Salzsäure  (spez.  Gtow.  1,19) 
gab  Sesamöl  die  Furfurolreaktion  nur  noch 
ganz  schwach,  während  die  Zinnchlorür- 
reaktion ungeschwächt  eintrat  und  sogar 
reiner  in  der  Farbe  war.  Gibt  ein  Sesam- 
Öl  aus  irgend  einem  Grunde  die  Furfurol- 
reaktion nicht  mehr,  so  wird  es  doch  noch 
möglich  sein,   durch  die  Zinnchlorürreaktion 

das   Gel    in   Margarinefetten    nachzuwttsen. 
Chem.  Revue  üb.  d.  Feit-  u.  Harxinduatrie 
1906,  Heft  6.  —del 


838 


Therapeutische  Mitteihingen. 


Ueber  die 
voQ  Pepsin  nach  kurzer  Berühr- 
ung mit  gewissen  organischen 
Verbindungen 

hat  J.  F.  Tocher  üntersuchimgea  ange- 
stellt; auf  grand  deren  er  zu  dem  Ergebnis 
gelangt,  daß  die  Annahme  irrig  ist,  Pepsin 
könne  mit  allen  Substanzen  gemiseht  ver- 
ordnet werden.  So  beeinflussen  zum  Bei- 
spiel Lösungen  von  Natrinmbikarbonat, 
Natrium-;  Kalium-  und  Ammoninmhydroxyd 
bereits  bei  gewöhnlieher  Temperatur  je  naeb 
ihrer  Konzentration  die  Wirkung  des  Pepsin 
hemmend  oder  aufhebend;  verdflnnte  Aetz- 
alkalilösungen  zerstören  die  Wirksamkeit 
verdflnnter  Pepsinlösungen  sofort.  Pepsin 
sollte  also  niemals  mit  Alkalien  verordnet 
werden;  auch  Mixturen  mit  Salzen  von 
Wismut;  Morphin  usw.  sollten  kein  Pepsin 
enthalten;  weil  seine  Wnrksamkeit  durch 
Morphin  sehr  verlangsamt  und  entsprechend 
der  m  der  Lösung  vorhandenen  Menge 
Alkali  zerstört  würd.  Da  Wismutkarbonat 
Pepsin  aus  wSsserigen  Lösungen  ausfällt; 
sollte  besser  basisches  Wismutnitrat;  das 
diese  Eigenschaft  nicht  besitzt;  mit  Pepsin 
verschrieben  werden.  2V. 

Pharm.  Joum.  1906,  88. 


Bei  männlicher  Impotenz 

empfiehlt  Rudolf  Topp  an  der  Nerven- 
klinik zu  Halle  das  Yohimbinum  €  Riedel» 
als  Aphrodislaeum;  sofern  durch  Exzesse; 
Masturbation;  allgemeine  Neurasthenie  oder 
Hysterie  u.  ä.  ein  Damiederiiegen  geschlecht- 
licher Erregbarkeit  herbeigefflhrt  worden  ist 
und  im  deprimierenden  Sinne  auffällig  wird, 
üeberhaupt  bei  Personen  beiderlei  Oesehlechts 
und  verschiedensten  Alten  kam  das  Yohimbin 
in  betracht;  sobald  es  sich  darum  handelte; 
das  Selbstbewußtsein  zu  heben  oder  in 
diskreter  Weise  eheliche  Beaehungen  zu 
beleben.  Denn  manchmal  mangelte  dem 
Manne  die  Erektionsf&higkeit  oder  er  klagte 
llber  gänzliches  Ausbleiben  der  Erektion 
oder  im  allgemeinen  Aber  geschwächte  PotenZ; 
die  Frau  litt  an  mangelnder  Empfindlichkeit; 
manche  klagten  sogar  Aber  unüberwindlichen 
Ekel  oder  wenigstens  eine  fremde  Abneig- 
ung« 


Hier  war  das  Yohimbin  €  Riedel»  fai  10 
Fällen  sehr  vorteilhaft  wirksam;  indem  es 
schon  nach  wenigen  Tabletten  und  ohne 
urgendwelche  Nebenwirkungen  oder  Reiz- 
erschemungen  eine  Anregung  der  •exnelien 
Potenz  bezw.  Libido  zur  Oeltnng  brachte. 
Die  kleinen  runden  und  weichen  TaUotten 
zu  je  0;005  g  ließen  sich  mit  einem  Schhick 
Wasser  leicht  nehmen. 

Bekanntlich  war  schon  bei  den  Einge- 
borenen  m    Kamerun    die   Yohlmbea  von 

jeher  ak  Aphrodisiaenm  in  Gebranch. 
ÄUg,  med,  (htUral-Ztg.  1906,  175.      ±  Rn. 

Zur  Behandlung  der 
Askaridiasis 

hat  H.  Brüning  das  amerikaniadie  Wann- 
samenOl  (Wormseedoil);  welches  von  Gbeno- 
podium  anthelmmtienm  Gray  gew<Hinen  wird, 
herangezogen.  Auf  Rundwflnner  sshemt 
es  eine  q>ezifisehe  Wiricnng  aasnObcD; 
während  dies  bei  Taenia  saginatn  und  Tri- 
chocephalus  dispar  nicht  der  Fall  war.  Ei 
kann  tropfenweise  oder  m  Form  einer  Emul- 
sion verabreicht  werden.  In  Med.  Klin. 
1906;  747  werden  folgende  Vorsefariflfln 
empfohlen: 

L    Oleum  Ohenopodii  anthelm. 
Gummi  arabicum  u  5,0 

Aqua  destillata 

Sunpus  Aurantii  aa  45,0 

m.  f.  Emulsio. 
IL     Oleum  Ohenopodii  anthelm.  10,0 
Vitellum  On  unum 
Oleum  Amygdalaram 
Oummi  arabicum  u  10,0 

Aqua  destillata  ad  200,0 

m.  f.  Emulsio. 
Bei  Einschränkung  .der  Nahrnngazcfohr 
soll  das  Oel  in  Oaben  von  0;25  bis  0;5  g 
dreimal  täglich;  unter  umständen  mehrere 
Tage  nacheinander;  in  em-  bis  zweistfindigSB 
Zwischenräumen  verabreicht  werden,  fia 
bis  zwei  Stunden  nach  dem  Einnehmen  der 
letzten  Tagesgabe  gibt  man  ein  AbfOhimiMel 
(Riänusöl)  und  zwar  deshalb;  weil  das  Wurm- 
samenöl  auf  die  Askariden  vwwiegend  lüi- 
mend;  betäubend;  aber  nicht  abtötend  ein- 
wirkt und  eine  unnOtig  lange  Berthrang  d« 
Oeles  mit  der  Darmschleimhaat  vemisdeD 
werden  muß.  — te— 


889 


Photographisohe  Mitteilungen. 


Osobromdruok. 

Th.  Manly,  der  bekannte  Erfinder  dee 
OzotyjHe  -  Verfahreiis  (Pharm.  Oentralh.  44 
[1903J,  860);  hat  eine  weeentUehe  Ver- 
beflsemng  deflselben  aiugearbeitet,  die  be- 
rufen enoheint,  allgemein  Eingang  in  die 
photographisehe  Praxis  zu  finden.  Das 
Ozobrom-Verfahren  Manltf%  bietet  den 
außerordentlichen  Vorteil^  Pigmentbilder  ohne 
Verwendung  von  Licht  zu  erzeugen  bezw. 
ein  Bromsiiberbild  m  ein  Pigmentbiid  über- 
zuführen. Der  Verfasser  macht  erst  jetzt, 
nachdem  er  ein  englisches  Patent  auf  die 
Sensibilisierungsflflsagkeit  erhalten  hat,  fol- 
gende nähere  Angaben,  die  wir  aus  «Flioto- 
graphy»  1906,  107  bezw.  aus  «Photogr. 
Wochenblatt»  1906,  Nr.  39  entnehmen. 

Das  Verfahren  wird  wie  folgt 
ansgeführt:  Ein  Blatt  Pigmentpapier  von 
der  Größe  des  fiberzufflhrenden  BromsUber- 
bildes  wird  bis  zur  völligen  Sftttigqng  ein- 
gelegt m  folgendes  Bad:  Wasser  ausreichend 
für  600  T.,  Kaliumdichromat  4  T.,  Kalium- 
ferricyanid  4  T.,  Ealiumbromid  4  T.,  Eaü- 
Alaun  2  T.,  Zitronensäure  0,6  T. 

Das  Blatt  wird  nun  mit  der  Schicht  nach 
oben  auf  eine  Glasscheibe  gelegt  und  darauf 
mit  der  Büdschioht  nach  unten  das  vorher 
eingeweichte  BromsilberbUd.  Beide  Blätter 
werden  zusammengequetseht  und  zwischen 
Fließpapier  Y2  Stunde  liegen  gelassen.  Das 
Silber  des  BromsilberbOdee  reduziert  das 
Kalium  f erricyanid  und  bildet  SUberferrocyanid 
und  dieses  setzt  sich  mit  dem  Ealiumbromid 
in  Bromsilber  und  Ealiumferrocyanid  um. 
Das  Silber  wird  also  in  Bromsilber  über- 
geführt Das  Ealhimferrocyanid  reagiert  mit 
dem  Dichromat  unter  BOdung  von  Eisen- 
eyansalz  und  chromsaurem  Ghromozyd,  das 
wieder  auf  die  Gelatine  gerbend  und  den 
Farbstoff  befestigend  wirkt.  Will  man  nun 
das  BromsilberbOd  unter  dem  Pigmentbilde 
belasBen,  so  legt  man  die  zusammengequetschten 
Blätter  nur  in  warmes  Wasser  von  41  bis 
44^  C  und  zieht  nach  genügendem  Er- 
weichen das  Pigmentpapier  von  dem  Bilde 
ab,  worauf  man  'schaukelt  bis  alle  lösliche 
Farbgelatine  entfernt  ist  und  nur  das  Pig- 
mentbild   zurückbleibt.     Das   ursprüngliche 


schwarze  SflberbOd  ist  in  ein  mattbraunes^ 
unter  dem  Pigmentbild  liegendes  verwandelt 
worden.  Wenn  in  den  tiefen  Schatten  sieh 
noch  schwarze  Teile  bemerkbar  machen,  so 
legt  man  das  Bild  in  den  Abschwächer  aus 
rotem  Blutlaugensalz  und  Fixiematron,  wo- 
durch die  Aufhellung  eintritt  und  zugleich 
alles  Bromsilber  gelöst  wird.  Das  Bild  wird 
eine  halbe  Stunde  gewaschen  und  ist  dann 
fertig.  Will  man  das  Bromsilberbild  wied^ 
gewinnen,  so  legt  man  die  zusammen- 
gequetschten  Blätter  eme  Ifinute  in  kaltes 
Wasser  und  zieht  sie  dann  von  einer  Ecke 
aus  in  einem  glatten  Zuge  auseinander.  Das 
Pigmentpapier  mit  dem  unsichtbaren  Bilde 
wird  dann  mit  der  Schicht  nach  unten  in 
eine  Schale  mit  kaltem  Wasser  gelegt  und 
mit  einem  Blatt  einfachen  Uebertragungs- 
papiers  Schicht  naidi  oben  unterzogen.  Nach 
Y2  Minute  werden  die  Blätter  zusammen 
aus  dem  Wasser  gezogen,  zusammengequetseht 
und  V4  Stunde  beiseite  gelegt  Das  BQd 
wird  dann  wie  ein  gewöhnliches  Eohlebild 
entwickelt  und  ist  sdtenrichtig.  Das  Brom- 
silberbOd, das  nur  noch  eine  ganz  schwache 
Farbe  hat,  wird  Y2  Stunde  gewaschen  und 
dann  bei  Tageslicht  m  einen  gewöhnlichen 
Entwickler  gelegt,  bis  es  seine  volle  Eraft 
wieder  erlangt  hat  und  wvd  dann  gewaschen. 
Es  kann  nun  wieder  zu  einem  neuen  Ozo- 
bromdmck  verwendet  und  dies  wiederholt 
werden,  so  lange  es  das  Papier  aushält 

Das  Verfahren  kann  auch  verwendet 
werden  zum  Verstärken  von  Negativen  und 
Latembildem.  Wenn  man  femer  eine  prä- 
parierte lichtdruckplatte  mit  einem  wie  an- 
gegeben behandelten  Bromsilberbilde  bedeckt, 
so  erhält  man  eme  druckfertige  Platte. 

Auch  auf  den  Gummidruck  läßt  sich  das 
Verfahren  anwenden,  dazu  wird  die  oben 
angegebene  Sensibilisierungsflüssigkeit  m  er- 
heblich konzentrierterer  Form  mit  Gummi- 
lösung und  Farbstoff  gemischt  und  auf  den 
BromsUberdrudc  mit  einem  Pinsel  m  der- 
selben Weise  aufgetragen,  wie  es  beim 
Gummidruck  üblich  ist  Nach  dem  Trocknen 
wird  entwickelt,  wie  man  sonst  den  Gummi- 
druck zu  entwickehi  pflegt  Bm, 


840 


BOohersohau. 


Die  Zeitalter  der  Chemie  in  Wert  und 
Bild.  Von  Dr.  Albert  Stange,  1.  Lie- 
fening.  Teil  I:  Die  ältesten  EenlitniBse 
von  der  Materie,  Teil  11:  Die  phUo- 
Bophiflohen  Aneehauimgen  der  Grieehen 
nnd  die  Frage  nach  den  Eaementen. 
Leipzig.  Verlag  von  Paul  Sckimmel- 
ivitx.  Komplett  in  10  Lieferungen  je 
1  Mk.  50  Pf. 

Bas  Buch  ist  dem  Prinzen  Ludwig  Ferdmcmd 
▼on  Bayern  gewidmet.  «Mit  den  Kunstblättern 
und  sonstigBu  Illoetrationen  yerfolgt  es  einen 
doppelten  Zweck,  die  Hauptyertreter  and  die 
Enrnngensohaften  eines  jeden  Zeitalters  znr  An- 
sohanong  zn  bringen,  dann  aaob  dem  Fachmann, 
Historiker  und  Oroßindostriellen  Interessantes 
über  die  Fortschritte  der  einzelnen  Verfahren, 
Technik  nnd  Apparatenbau  zu  geben.» 

Wie  der  Verfasser  dieser,  seiner  hohen  Aufgabe 
gerecht  lu  werden  trachtet,  ob  er  ihr  gewachsen 
ist,  ob  der  Herr,  dem  das  Prädikat  «Doctissimus» 
seitens  der  hohen  Schule  gegeben  wurde,  in 
bezug  auf  seine  historischen  Bestrebungen  nicht 
am  Ende  unbewußt  sich  selbst  kritisierend,  als 
Motto  dem  Werke  vorgesetzt  hat:  Indocti  diS' 
cant,  das  sollen  aus  einigen  Citateo  die  Leser 
selbst  zu  beurteilen  yersuchen.  H,  Seh. 

(Diese  Citate  sind  wegen  ihrer  kritischen  Be- 
sprechung von  allgemeinem  Interesse  und  be- 
finden sich  auf  Seite  822  abgedruckt  Schrift" 
hüung,)  

Die    Struktnrformeln    der    organisehen 

Chemie,  mit  Berücksichtigung  der  offi- 

einellen  organisch -ehemischen  Präparate 

für  Studierende  der  Pharmaoie  und  der 

Medizin  von  Dr.  Max  Biechele.    Verlag 

von  C.  Ä,  Kaemmerer  dt  Co.  Halle  a.  S. 

1906. 
Der  auf  dem  Gebiet  der  pharmazeutischen 
Literatur  vorteilhaft  bekannte  Veriasser  bezweckt 
mit  diesem  Buche,  in  dem  für  die  organischen 
Verbindungen  völlig  auseinander  gezogene  Struk- 
turformeln gegeben  werden,  den  Chemie  studie- 
renden Apotiiekern  und  Medizinern  einen  Ueber- 
bliok  über  die  Ableitung  der  Strukturformeln  in 
einander  zu  geben  und  damit  das  Studium  der 
organischen  c£emie  zu  erleichtem.  Daß  dieser 
Zweck  durch  sorgftltig  schematisierte  Struktur- 
formeln sehr  gefördert  wird,  wird  Jeder  zugeben 
müssen  und  der  Unterzeichnete  insbesondere  hat 
es  seinerzeit  selbst  außerordentlich  empfunden, 
wie  viel  leichter  man  in  das  anfangs  scheinbar 
unentwirrbare  Geflecht  der  organischen  Chemie 
eindringt,  wenn  man  anstelle  der  oftmals  üb- 
lichen Bruttoformeln  die  Strukturformeln  setzt, 
als  ihm  nftmlich  in  seiner  Lehrzeit,  in  der  er 
nach  dem  ehrwürdigen  Sehliekum  arbeiten 
sollte,  durch  Zufall  das  Bepetitorium  von  Pinner 


in  die  Hände  geriet,  das  der  Chef  zum  einzebeD 
Entblättern  für  wohltätige  Zwecke  an  einen  ein- 
samen Ort  gelegt  hatte. 

Mit  dem  dem  Verf.  eigenen  didaktischen  Weit- 
blick werden  nicht  nur  die  einzelnen  Foraieb 
raöglic^t  klar  dargelegt,  sondern  durch  Herus- 
he^n  mit  fettem  Druck  sind  bei  UmsetzuDgeo, 
Gleichungen  usw.  die  vornebmlioh  in  betiaebt 
kommen£»n  Atome  und  Komplexe  besooden 
gekennzeichnet.  Nicht  einverstanden  erklären 
kann  sich  der  Referent  mit  der  Definition  dei 
Zuckerarten  auf  Seite  93,  da  hiemach  die  Iri- 
osen.  Pentosen  usw.  aus  den  Zuckerarten  aos- 
geschieden  wären.  Ebensowenig  kann  Befeient 
die  Einteilung  des  Stoffes  in:  1.  Verbindangen 
mit  offener  Eohlenstoffkette,  2.  Verbindung  mit 
geschlossener  Kohlenstoffkette,  3.  Aetherische 
Oele,  4.  Pyridinbasen,  5.  Chinolinbasen  tnlligen, 
da  dieselbe  ebenso  neu  als  unwissenschaftlich 
ist.  Trotz  dieser  eerugten  Mängel  wird  jedoch 
ein  Studierender  der  organischen  Chemie  ein 
ganz  anderes  Verständnis  als  vorher  entgegen- 
bringen, wenn  er  das  Buch  ^wissenhaft  dorch- 
arbeitet,  was  hiermit  einem  jeden  Cand.  pharm, 
empfohlen  sein  möge.  /.  SaU. 


Helfenberger  Annalen  1906.     Im  Auftrage 

der  Ghemiflchen  Fabrik  Helfenberg  A.-0. 

vormals  Eugen  Dieterich  horaiisgegeben 

von  Dr.  Karl  Dieterich.     Berlin  1906. 

Veriag  von  Julius  Springer. 

Der  Inhalt  der  vorliegenden  schätzenswerten 
Annalen,  die  in  diesem  Jidire  (1906)  ihr  zweites 
Decennium  vollenden  werden,  bietet  wie  bisher 
ein  reiches  Material  als  Grundlage  für  die  Be- 
urteilung vieler  pharmazeutischer  und  technischer 
Artikel.  Zweckmäßigerweise  ist  von  der  Wieder- 
gabe größerer  Untersuchungstabellen  abgesehen 
und  sind  dafür  nur  die  Grenzwerte  und  die 
Anzahl  der  ausgeführten  Prüfungen  verzeichnet 
worden.  Nur  m  wenigen  Fällen  konnte  eine 
Verbesserung,  beinahe  durchgängig  aber  eme 
Verschlechterung  der  Drogen  beobachtet  werden. 
Auch  bei  Anlage  höchster  Preise  war  nidit  in 
allen  Fällen  eine  Prima-Ware  erbäitiidi,  i  ^ 
Ceresin,  probehaltiges  Wachs  (weil  viel  Kmut- 
waben  verwendet  werden)  und  Hühneisiweifi. 
Wir  lassen  auf.  Seite  832  der  heutigen  Nummer 
einen  Abdrudc  verschiedener  Angaben  aus  den 
Annalen  folgen  und  bitten  dort  nachlesen  n 
wollen.  P.  S. 

Preislisten  sind  eingegangen  von: 
Chemischer    Fabrik   Helfenberg 
vorm.   Euaen  Dieterich   in  Helfenberg 
(Sachsen)  über  pharmazeutische  Präparate,  Pa- 
pierwaren, Spirituosen  usw. 

Sicco,  med.  -ehem.  Institut  (F)riedr. 
Gustav  Sauer)  in  Berlin  W.  35  über  phaima- 
zeutische  Präparate  (Anhang:  Vorsäuifteo- 
Sammlung). 


841 


Versohiedene  Mitloiluiigeii. 


Veber   die   DeiinfektioB   von   EB-    und 
Trinkgerätea  dnroh  Sodalösnng 

hat   das   Egl.   Säohs.    MiniBteriam   des  Inneni 
kündioh  nachstehende  Verordnung  erlassen: 

«unter  dem  Titel  «Verbreitung  Ton  Infektions- 
erregern durch  Oebrauohsgegenst&nde  und  ihre 
Desinfektion»  hat  Professor  Dr.  E,  v.  Esmareh 
XU  Göttingen  in  Nr.  1  der  «Hygienischen  Bund- 
schau»  Jahrgang  1901  eine  beachtenswerte  Arbeit 
über  den  beseichneien  Gegenstand  und  die  von 
ihm  gemachten  Versudie  veröfifentlicht.  Damach 
bleiben  die  Diphtheriebakterien  bis  zu  15  Tagen, 
der  Bacillus  prodigiosus  bis  zu  3  Monaten,  an 
Eß-  und  Trinkgeschirren  angetrocknet,  lebens- 
fiUiig,  auch  ist  eine  ausreichende  Beseitigung 
dieser  Keime  durch  Abwaschen  der  Gläser  usw. 
und  Trockenreiben  mit  sterilen  Tüchern  nicht 
zu  erreichen. 

Dagegen  gelang  letzteres  Tollkommen  durch 
B  eh  and  lungmit  einer  zweiprocentigen 
Sodalösung  von  60®  0  innerhalb  einer 
Minute. 

Demzufolge  empfiehlt  von  Eamareh  für  Heil- 
und  Kuranstalten,  Hotels  usw.  entsprechende 
Reinigung  und  Desinfektion  der  für  den  Gebrauch 
Kranker  bestimmten  Eß-  und  Trinkgesohirre. 

Weiter  kommt  hierbei  in  betracht,  daß  das 
Ton  dem  Genannten  empfohlene  Ver&hren  einen 
nicht  unwesentlichen  Vorzug  insofern  hat,  als 
bei  Verwendung  einer  Sodalösung  yon  50®  0 
Glaswaren  weit  eher  vor  dem  Zerspringen  be- 
wahrt bleiben  als  beim  Auskochen,  und  weil 
dadurch  die  Ablösung  der  Hefte  von  Messern 
und  Gabeln  verhütet  wird,  endlich  auch  die 
Geruchlosigkeit  der  Sodalösung  gegenüber  der 
Verwendung  anderer  Desinfektionsmittel  vorteil- 
haft ins  Gewicht  fiUt. 

Die  Ergebnisse  der  von  Professor  von  Esmareh 


angestellten  Versuche  sind  durch  die  »Zentral- 
steile für  öffentliche  Gesundheitspflege«  bestätigt, 
demzufolge  aber  die  bezüglichen  Vorschläge  des 
ersteren  vom  Ländesmedizinalkdliegium  als  be- 
rücksiohtigenswert  bezeichnet  worden. 

Hält  es  nun  auch  das  Ministerium  des  Innern 
nicht  für  angezeigt,  das  von  Esmareh  für  die 
Desinfektion  der  Gebrauchßgegenstände  voige- 
schlagene  Verfahren  allgemein  durch  Verordirang 
vorzuschreiben  —  zumal  im  Hinblick  auf  die 
für  die  Desinfektion  von  Eß-  und  Trinkgeschirren 
bei  Pocken  und  Typhus  bestehenden  besonderen 
Vorschriften  laut  Bundesratsbeschluß  vom  28. 
Januar  1904,  Anlage  9,  Desinfektionsanweisung 
für  Pocken  n,  Ziffer  8,  Anlage  5,  Desinfektions- 
anweisung bei  Typhus  H,  Ziffer  8 ;  siehe  Fltnxer^ 
Die  Medizinal-Gesetze  1905,  Bd.  1,  Seite  370 
bezw.  Seite  418  (Auskochen  mit  Wasser  oder 
mit  heißer  KaUseifenlösung  Vt  Stunde  lang 
stehen  zu  lassen  und  dann  gründlich  zu  spülen)  — 
so  ist  es  doch  erwünscht,  daß  das  Eamareh^Behe 
Verfahren  in  weitesten  Kreisen,  vor  allem  aber 
den  mit  der  Anordnung  von  gesundheitlichen 
Maßnahmen  betrauten  Sachverständigen  bekannt 
werde.«  «. 

Deutsche   Pharmaidutische   Oeselltohaft. 

Tagesordnung  für  die  Donnerstag,  4.  Oktober 
1906,  abends  8  ühr,  im  Restaurant  «Zum  Heidel- 
berger», Berlin  NW.,  Dorotheenstraße  statt- 
finaende  Sitzung: 

Herr  Oberapotheker  Dr.  0.  TFti//f-Liohtenbeig- 
Berlin :  Kurze  Besprechung  der  neu  erschienenen 
Belgischen  Pharmakopoe  m  Ergänzung  des  im 
Mai  gehaltenen  Vortrages:  «Einblick  in  die 
Neu- Ausgaben  ausländischer  Arzneibücher». 

Herr  Apotheker  Dr.   W.  .  Brufu  -  Eiberf eld : 

Herstellung  von  Tinkturen  und  Extrakten  nach 

\dem  Druckverfahren.     (Demonstiationsvortrag.) 


Brieffweohsol. 


Poststempel  Hannover  25.  September  1906. 
Ihre  Postkarte  war  nicht  beschrieben!  Wir 
bitten  um  gefL  Mitteilung  Ihrer  Wünsche  an 
die  Schriftleitung. 

Apoth.  H.  Seh«  in  €•  Wir  danken  Ihnen 
bestens  für  die  Mitteilung  über  das  Wort  «Elenchus» 
und  lassen  deren  Wortumt  hier  folgen  :  "EXeyxos 
(Pharm.  Gentralh.  47  [1906J,  793)  übersetzte 
Herr  B,  Ih.  doch  etwas  sehr  frei.  Schon  vor 
Jahrhunderten  war  das  Wort  beliebt  für  «Aus- 1 


lesen»,  «Sammlungen»,  Blütenlesen»  (Fioiilegium) 
und  das  dürfte  doch  (trotz  Georges^  der  das 
Wort  mit  «Begister»  übersetzt)  die  beste  Ver« 
deutschung  sein.  'EUyxstv  heißt :  prüfen,  unter* 
suchen,  ausfragen,  daher  eine  Sammliuig  von 
Vorschriften  als  vortrefflich  geprüft,  erprobt 
oder  auf  grund  von  ad  hoc  angestellten  Fragen 
und  Untersuchungen  viel  begehrt  und  in  den 
Apotheken  von  Nöten. 


Beschwenlei  Biier  inKgiiiiillssiiie  Zutellug 

der  «PhnniaoentlBehen  Centralhalle»  bitten  wir  stets  an  die  Stelle  richten  zu  wollen,  bei 
welcher  die  Zeitschrift  l^efltellt  worden  ist,  also  Ppstanstalt  oder  Buchhandlung  oder  Geschäfts- 
stelle, d«  ^•xaxLSg'elo^x. 


Verleger :  Dr.  A.  Solineider,  Dreaden  und  Dr.  P.  Süfi,  Dreaden-Blaiewils. 
VtntntworUieher  Letter:  Dr.  P.  Soli,  In  Dreaden -BlaeewIU. 
Im  Bachhandet  durch  Jaliaa  Springer,  Berlin  N..  Monbljoaplftta  8. 
Dmok  Ton  Fr.  Tittel  Naehfolger  (Kunath  ft  Mahlo)  in  Dreaden. 


lothion 


■«!■■•  Jodppflparat  Wr  •pldsrmatlsah*  AawsHduMgi 

T*a   anttbertrolTener    SeMrblerbsrkdt.    Enthält   ca.   80  %  Jod,  onan.  gebundi'D. 

BrM»  tOr  JoilkallmcdlKiiioi].  «owlc  tOr  Jodtuktnr,  Jodualie,  J«dTMolüiiUM  «r. 

Aowtdd.  i.  ElDplnulD,    bei«.  Elnmbca  au(  d    Baul,  mii  OIitibOI,  SplrlUw.GIrMrlii,  iwp.  Lid«  Lg 

uib^di    uDd  Vu«lin   d».  fci&iicht. 


Ueronal 


■  o,s-i 


-l,lt  (  IB  baliiBB 
kalten  |«jli«t  in  nthmaB 
(iBiiBtilaa,  (Mt  ohne  GsMliiiuct) 

dank  iDtendtlt  h. 


3$opral 


;    »«•.:    0,S-1,0   ■     bei     eiDi 


«ntwedei  I.   Ltaung  od.   1.    Yari 
(In  OlM  iVKUoMan    n.  kDbl 

dB  Wuknng   ■ai|a>labnei ;  tni   toh  latiMiftndia 


isplrln 
Mesotan 
TanniBen 

Daotal'BayBr 

Thcobroniin.  pur,  Theol>roniin.-natr.  uilcyNc. 

P»»mmefttm  -  Sm^fifmmJ-  /^traxia  -  SaM  -  Smltejlttwe»  mmä  Mütf^mmrm  Mmlnm 
n'ai'ko  Bayar" 

tokwiirt  dnak  pQSto  Belobelt  und  börorrMWitf 


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Herausgegeben  von  Dr.  A.  Schneider  nnd  Dr.  P.  SOee. 


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der  Phannftcie. 

Gegrflndet  von  Dr.  Hermaui  Hager  im  Jahre  1859. 

Erscheint  jeden  Donnerstag. 

Bezugspreis  vierteljährlich:  durch  Buchhandel  oder  Post  2,50  Mk.,  durch  Geschäfts- 
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Anzeigen:  die  einmal  gespaltene  Klein-Zeile  30  PI,  bei  größeren  Anzeigen  oder  Wieder- 
holungen Preisermäßigung. 

Leiter  der  1  Dr.  Alfred  Schneider,  Dresden- A.  21;  Sohandauer  Str.  43. 
Zeitsehrlft:  J  Dr.  Paul  Süß,  Dresden<Blasewitz;  Oustay  Freytag-Str.  7. 

OeeehlftssteUe:  Dresden-A.  21;  Sohandauer  Straße  43. 


^41. 


DresdeD.  11.  Oktober  1906. 


Der  neuen  Folge  XXYII.    Jahrgang. 


XLvn. 

Jahrgang. 


Inlialt:  Chemie  nnd  PhurmAole:  Folysonum  dumetoium  L.,  ein  gut  wirkendes  AbfQhrmittel.  —  HomOopetbischo 
Scluraiik-Apotliekeii.  —  Altes  Kokalnhyd^bloiid.  —  78.  Venemmlung  Deutieher  Neturfoncber  und  Aente  sii 
Stat^gart  —  Lösungen  Ton  NoTOcaln  in  Oel.  —  Aus  den  Hell  nberger  Annslen  1905.  —  Zar  Auslegung  pharma- 
«eutisebcr  Gesetse  unw.  —  BemerkuBgen  fiber  einige  flttsslge  Extrakte.  —  Ecbneüe  Sterilisation  Ton  Skopolamin- 
UVsungen  in  der  Beseptor.  —  NmhrvBgsBitlel-Caciiiie.  —  VeTSohiedeue  Mitteiluifeii. 


Chemie  und  Pharmaoie. 


Polygonum  dumetoruin  L., 
ein  gut  wirkendes  Abfahrmittel. 

Yon  Dr.  Iktfimann. 

Von  unseren  offizinellen  Drogen  ist 
TTohl  kaum  eine  Gruppe  "so  gut  in  bo- 
tanischer nnd  chemischer  Beadehung 
untersucht  worden,  als  die  der  Abführ- 
mittel im  engeren  Sinne:  Frangula, 
Bheum,  Senna  und  AI06.  Die 
Untersuchungen  dieser  Drogen  können 
dank  den  Ai^beiten  TsehircVs  und  seiner 
Schaler  als  abgeschlossen  gelten.  Nun 
gehört  aber  von  diesen  Pflanzen  nur 
Frangula  unserer  Heimat  an,  und  es 
müßte  jedenfalls  sehr  erfreulich  sein, 
andere  gleich  gut  wirkende  heimische 
Pflanzen  zu  finden  und  diesen  Geltung, 
auch  seitens  der  Schulmedizin,  zu  ver- 
schaffen, welche  sie  ihrer  Wirkung  ge- 
mäß voUauf  verdienen.  So  sind  z.  B. 
in  den  letzten  Jahren  verschiedene 
Polygonumarten  (Russischer  und 
Weidemanri'B    Knöterich)    ein    belieb- 


tes  Spezialitäten-  und  Volksmittel  ge- 
wesen. 

Die  nachfolgenden  Zeilen  sollen  sich 
mit  Polygonum  dumetorum  L.  befassen, 
von  dem  es  sich  herausstellte,  daß  es 
ein  sicher  und  milde  wirkendes  Abführ- 
mittel ist.  Eine  große  Anzahl  Versuche, 
von  mehreren  Kollegen  angestellt,  ergab, 
daß  das  Kraut  mindestens  ebenso  gute 
Wirkung  besitzt  als  Folia  Sennae. 
In  vielen  Fällen  wirkt  es,  namentlich 
bei  chronisch  verstopften  Patienten, 
besser  als  Brustpulver,  Tamarinden, 
Alo^pillen  und  dergleichen.  Zur  An- 
wendung gelangte  die  ganze  Pflanze 
(Stengel  und  Blätter  nebst  eventuellen 
Blüten-  resp.  Fruchtständen)  und  zwai* 
als  Abkochung  10:200.  Hundert 
Teile  frisches  Kraut  geben  25  Teile 
trockenes,  100  Teile  Blätter  19  Teile 
getrocknete. 

Polygonum  dumetorum,  bei  uns  über- 
all in  feuchten  Gebüschen,   an  Hecken 


844 


USW.  verbreitet,  ist  eine  typische  Schling- 
und  Kletterpflanze,  welche  sich  häufig 
über  niederes  Gebüsch  (Brombeeren) 
mehrere  Meter  empor  in  Bäume  (Akazien) 
windet.  Charakteristisch  für  die  Pflanze 
sind  der  hohle,  unbehaarte  Stengel  mit 
wechselst&ndigen  Blättern,  femer  die 
bekannte  Ochrea,  die  kleinen,  zu  yiel- 
gliedrigen  Äehren  vereinigten  Blüten 
mit  coroUinischem  Perigon  und  die  drei- 
kantigen, glänzend-schwarzen,  glatten, 
nußartigen  Früchte.  Da  die  Pflanze  in 
ihrem  Bau  manches  Bemerkenswertes 
bietet,  so  mögen  hier  wenigstens  die 
die  Droge  bildenden  Teile  eingehender 
besprochen  werden. 

Die  Hauptmenge  der  Droge  bilden 
Stengelglieder.  Der  Stengel  wird  nur 
wenige  Millimeter  stark,  ist  mit  ungefähr 
8  feinen  Bippen  versehen,  grün  und 
nur  an  einigen  dem  Licht  stark  ausge- 
setzten Stellen  rötlich.  Der  rote 
Farbstoff  geht  durch  Kali  zu- 
erst in  blaugrün,  dann  in  gelb  über. 
Auf  dem  rundlichen  Querschnitt  wech- 
seln schwache  Rippen  mit  geringen 
Einbuchtungen  ab.  Die  Zellen  der  ein- 
reihigen Epidermis  sind  nach  außen  ge* 
wölbt,  in  der  Richtung  des  Organs  ge- 
streckt mit  schiefen  Querwänden  und 
mit  Cuticularf alten  versehen.  Zerstreut 
kommen  Spaltöflhungen  mit  in  der  Regel 
drei  Nebenzellen  vor,  welche  etwas 
emporgehoben  sind.  Die  Länge  der 
Schließzellen  beträgt  35  /i.  Trichome 
sind  nicht  vorhanden,  doch  treten  Sekret- 
drüsen auf,  welche  ungefähr  15  ^  hoch 
und  30  fjL  breit,  also  relativ  klein  sind. 
Dieselben  sind  nach  dem  Labiatentypus 
gebaut,  jedoch  sind  Basal-  und  Stielzelle 
durch  senkrechte  Scheidewände  in  zwei 
Zellen  geteilt.  Da  Basal-  und  Stiel- 
zellen sich  nie  über  die  benachbarten 
Epidermiszellen  erheben  und  das  um- 
gebende Gewebe  der  Drüsen  sich  schnell 
streckt,  so  sind  die  Drüsen  der  Epi- 
dermis eingesenkt.  Sie  haben  2,  4, 
oder  8  Sezemierungszellen,  stellen  von 
oben  betrachtet  zierliche  Rosetten  dar, 
und  sondern  nur  kurze  Zeit  minimale 
Mengen  einer  schleimigen  Substanz  aus. 
Die  Drüsen  verkümmern  schnell,  fallen 
häufig  ab,  so  daß  man  zahlreiche  Narben 


abgefallener  Drüsen  erblickt  Die 
schwachen  Rippen  werden  durch  Collen- 
chymbeläge  gebildet.  An  die  Epidermis 
schließt  sich  eine  drei-  bis  vierreihige 
Schicht  dünnwandiger,  chlorophyllhalt- 
iger  Zellen  an,  welche  nach  innen  an 
Größe  zunehmen.  Diese  Zellen  sind 
gleichfalls  gestreckt,  besitzen  aber  ge- 
rade und  horizontale  Querwände  and 
zeichnen  sich  durch  ihren  Reichtnm  an 
Ealkoxalat  aus.  Das  Oxalat  tritt  in 
großen  und  kleinen  Einzelkristallen  auf. 
Hierauf  folgt  ein  schon  in  ganz  jungen 
Stengeln  geschlossener,  die  inneren 
Teile  schützender  Sklerenchymring.  Die 
Sklerenchymfasem  sind  verholzt,  nicht 
stark  verdickt,  sehr  lang  and  zogespitzt 
Den  8  Rippen  entsprechen  8  primäre 
Leitbündel,  die  auch  an  älteren  Stengeb 
dadurch  leicht  erkennbar  sind,  daß  ihr 
Gefäßteil  aus  drei  bis  vier  kleinen  Ring- 
oder Spiralgefäßen  besteht.  Zwischen 
diesen  entstehen  alsdann  —  unier  den 
Einbuchtungen  —  sekundäre  Bündel, 
welche  nur  ein  großes,  60  bis  80  p. 
weites  Netzgefäß  führen.  Die  Siebteüe 
sind  nach  außen  bogenförmig  abgegrenzt 
Im  Alter  wird  diese  regelm&Bige  An- 
ordnung dadurch  zerstört,  daß  sich 
intraf  ascicularesWachstnm  geltend  macht, 
so  daß  schließlich  ein  mehr  oder  weniger 
geschlossener  Holz-  und  Siebteil  ^t- 
steht.  Das  großzellige  Mark  führt  in 
der  Jugend  Oxalatdrusen,  geht  aber 
bald  durch  Zerreißen  der  Wände  zu 
Grunde. 

Die  herzförmigen  Blätter  werden 
gewöhnlich  4  bis  5  cm  lang  und  breit 
Die  größeren  erreichen  eine  Länge  von 
8  cm  und  an  der  Basis  eine  Breite  von 
7  cm.  Die  Spitze  ist  lang  ausgezogen. 
Die  Blätter  sind  lang  gestielt  Der 
Blattstiel  wird  bis  6  cm  lang.  Erstellt 
auf  dem  Querschnitt  ein  Fünfeck  dar, 
dessen  obere  Seite  stark  eingebuchtet  ist. 
Diese  Einbuchtung  ist  makroskopisch 
als  feine  Rinne  sichtbar.  Das  Gewebe 
des  Stieleß  besteht  aus  großzelligem 
Parenchym,  welches  nach  außen  klem- 
zelliger  wird.  Die  Epidermis  gleicht 
völlig  deijenigen  des  Stengels,  unter  ihr 
sind  zwei  bis  drei  Zellreihen  collen- 
chymatisch  verdickt  und  führen  Chloio- 


845 


phyll.  In  diesem  oxalatreichen  Qewebe 
yerlaofen  sechs  collaterale  Gefäßbfindel, 
und  zwar  eins  mit  nach  oben  gekehrtem 
Siebteil  in  der  Mitte,  zwei  in  den  oberen 
Ecken,  die  übrigen  drei  sind  etwas  von 
den  unteren  Ecken  entfernt.  Die  Sieb- 
teile der  Bändel  sind  sämtlich  nach 
anßen  gerichtet.  Die  Bündel  der  oberen 
Ecken  sind  nur  wenig  entwickelt,  haben 
meist  drei  bis  vier  Gefäße,  doch  auch 
die  übrigen  führen  höchstens  6  bis  8 
Gefäße,  deren  Weite  nicht  über  16  /i 
beträgt.  Diese  6  Bündel  vereinigen 
sich  allmählich  beim  Eintritt  in  das 
Blatt,  ohne  daß  eine  Drehung  ihrer 
einzelnen  Teile  stattfindet,  so  daß  man 
verschiedene  interessante  Bilder  des 
qaerdurchschnittenenHauptnerven  erhält, 
je  nachdem  das  Präpai^at  dem  Grunde 
oder  mehr  der  Mitte  des  Blattes  ent- 
stammt. 

Der  Hauptnerv  tritt  beiderseits  stark 
hervor,  nämlich  unterseits  durch  groß- 
zelliges Parenchym  fast  kreisförmig,  und 
Oberseite  durch  coUenchymatisches  Ge- 
webe annähernd  dreieckig.  Nun  ver- 
einigen sich  zunächst  die  beiden  oberen 
Bündel  mit  dem  Zentralbündel  des 
Stieles,  so  daß  man  am  Blattgrunde  den 
Nerven  von  vier  Bündeln  durchzogen 
findet.  Oben  das  vereinte  Bündel,  den 
Siebteil  nach  oben  gerichtet,  während 
in  der  unteren  Leiste  die  drei  unteren 
Bündel  des  Blattetieles  verlaufen^  die 
sich  zwar  etwas  genähert  haben,  aber 
immer  noch  völlig  isoliert  sind  und  ge- 
mäß der  morphologischen  Blattunterseite 
den  Siebteil  unten  führen.  Letztere 
treten  in  ihrem  weiteren  Verlaufe  näher 
aneinander,  vereinigen  sich  schließlich 
und  man  findet  dann  den  Nerv  von 
zwei  durch  Parenchym  getrennte  colla- 
terale Bündel  durchzogen,  deren  Gefäß- 
teile nach  innen  gerichtet  sind  und  sich 
gegenüberstehen,  während  ihre  Siebteile 
nach  außen  liegen.  Bei  den  Sekundär- 
nerven, die  wie  auch  die  übrigen  Ner- 
ven beiderseite  hervortreten,  liegen  die 
Verhältnisse  ähnlich. 

Der  Bau  der  Nerven  zeigt  deutlich, 
daß  dieselben  hier  nicht  nur  der  Zu- 
nnd  Ableitung  dienen,  sondern  im  er- 
höhten Maße  als  tragendes  Gerüst  aus- 


gebildet sind.  Hierdurch  sind  die  Blätter 
äußerst  biegungsfest  gebaut  und  beide 
Blattflächen  gleichmäßig  gut  auf  Zug 
und  Druck  gespannt,  ein  für  derartige 
Schlinggewächse  nicht  zu  unterschätzen- 
der Vorteil. 

Die  Spreite  des  bifacialen  Blattes  ist 
sehr  dünn  (100  bis  175  //  stark).  Der 
Bau  der  überwiegenden  Mehrzahl  der- 
selben ist  folgender.  Die  oberen  Epi- 
dermiszellen  sind  höher  und  größer  als 
die  unteren,  und  gegen  einander  buchtig, 
während  die  unteren  stark  wellig  ge- 
bogene Seitenwände  besitzen.  Ueber 
den  Nerven  sind  die  Zellen  gestreckt 
und  grad wandig.  Vereinzelte  Zellen  der 
Fläche,  sowie  viele  des  Blattrandes  und 
der  Nervenepidermis  wachsen  zu  papil- 
lösen  Trichomen  aus,  welche  80  bis 
100  fi  lang  werden.  Die  Epidermis 
besitzt  beiderseite  Cuticularfalten,  ebenso 
die  Papillen.  Cuticularfalten  und  Pa- 
piUen  sind  für  die  Pflanze  recht  cha- 
rakteristisch. Zerstreut  finden  sich  Sekret- 
drüsen auf  beiden  Blattfiächen.  Spalt- 
öffnungen, mit  gewöhnlich  drei,  seltener 
vier  oder  fünf  Nebenzellen,  sind  fast 
nur  Unterseite.  Sie  zeigen  bisweilen  an 
einem,  öfters  aber  an  beiden  Enden, 
einen  kleinen  Zapfen,  wie  ein  solcher 
z.  B.  bei  den  Spalten  von  Hyoscyamus 
vorkommt.  Auf  der  Spitze  der  Ober- 
seite trifft  man  ungefähr  5  Wasser- 
spaltßu  an,  sonst  finden  sich  Oberseite 
Spaltöffnungen  nur  selten.  Das  Meso- 
phyll besteht  aus  einem  einreihigen 
Palisadengewebe,  dessen  einzelne  Zellen 
bei  manchen  Blättern  nicht  viel  länger 
als  breit  sind  aus  drei  bis  vier  Reihen 
Mesophyllzellen.  Die  Mesophyllzellen 
sind  in  der  Blattmitte  rundlich,  in  der 
untersten  Reihe  etwas  palisadenartig 
gestreckt  und  gestellt,  führen  Verhältnis^ 
mäßig  viel  Chlorophyllkörner  und  stehen 
relativ  dicht. 

Oxalat  ist  reichlich  vorhanden.  Große 
Drusen  von  60  ^  Durchmesser  treten 
auf,  welche  häufig  ein  Drittel,  ja  auch 
die  Hälfte  der  Blattdicke  einnehmen. 
Sie  liegen  in  chlorophyllfreien,  sich 
durch  besondere  Größe  auszeichnenden 
Zellen.     Außerdem    kommt   Oxalat    in 


846 


Einzelkristallen  and  in  kleinen  Drusen 
vor  allem  bei  älteren  Blättern  im  Pali- 
sadengewebe Yor.  Die  Zellen  scheinen 
also  in  einem  gewissen  Alter  dieses 
Abfallprodakt  nicht  mehr  fortschaffen 
zu  können,  zumal  die  hierfür  bestimmten 
großen  Aufnahmezellen  bereits  vOllig 
mit  Oxalat  erfüllt  sind. 

Es  besitzen  jedoch  nicht  alle  Blätter 
bifaciales  Chlorophyllparenchym.  Bei 
einer  Anzahl  Blätter,  die  sich  äußerlich 
Yon  den  anderen  wenig  unterscheiden 

—  nur  ihre  Unterseite  erscheint  grüner 

—  sind  die  Palisaden  entfernter  und 
unregelmäßig  gestellt,  kaum  länger  als 
breit,  so  daß  die  oberste  und  unterste 
Reihe  des  Mesophylls  übereinstimmend 
ausgebildet  ist  Es  ist  also  ein  zen- 
trisches oder  vielmehr  ein  homologes 
Chlorophyllparenchym  entstanden.  Bei 
diesen  Blättern  sind  die  Epidermiszellen 
gleich  hoch  und  außerdem  sind  auf  der 
Oberseite  mehr  Spaltöfhiungen  aufzu- 
finden. Diese  Aenderung  im  Bau  wird 
zweifelsohne  infolge  der  jeweiligen 
Blattstellung  durch  das  Licht  bewirkt. 
Nebenbei  mOgen  auch  Feuchtigkeitsver- 
hältnisse  mitspielen,  wenn  man  die  Ver- 
mehrung der  Spaltöffnungen  berücksich- 
tigt. Die  Zellen  des  jungen  noch  un- 
belichteten  Blattes  besitzen  hier  im 
hohen  Grade  die  Fähigkeit  ihre  ur- 
sprüngliche, typische  Lage  und  Qestalt 
bei  weiterem  Wachstum  so  zu  modi- 
fizieren, daß  sie  eine  den  gegebenen 
Verhältnissen  möglichst  vorteilhafte  Qe- 
stalt annehmen. 

Die  Substanzen,  welche  die  a  b  f  ü  h  r  - 
ende  Wirkung  des  Krautes  bedingen, 
befinden  sich  mit  größter  Wahrscheinlich- 
keit im  Blattstiel  in  der  Epidermis,  im 
Stengel  in  dieser  und  in  den  supepider- 
malen  Schichten  bis  zum  Sklerenchymring 
und  in  den  Blättern  schließlich  in  der 
beiderseitigen  Epidermis,  reichlicher  in 
der  oberen,  sowie  in  dem  supepidermalen 
Gewebe  der  Nerven,  kommen  hingegen 
gamicht  im  Blattmesophyll  vor.  In 
diesen  Zellen  ruft  nämlich  Kali  eine 
rotbraune  bis  rötliche  Fällung  hervor, 
--  vereinzelt  entstehen  rotbraune  Ballen 
und   Klumpen   — ,    Eisenchlorid    einen 


reichlichen,  schwarz-kömigen  Nieder- 
schlag, Jod  eine  geringe  rotbraune  Fäll- 
ung. Vanillinsalzsäure  bewirkt  Rosa- 
färbung  des  Zellinhaltes  und  der  Wände. 
Durch  Kalkwasser  entsteht  ein  rotbrauner 
Niederschlag,  welcher  in  seltenen  Fällen 
purpurrote  Farbe  annimmt.  Ammoniak 
bedingt  eine  bräunliche  körmge  Fällnng, 
welche  bei  längerer  Einwirkung  des 
Reagens  schwarz  wird.  Hierbei  maß 
hervorgehoben  werden,  daß  die  Menge 
der  Stoffe  nicht  nur  in  den  einzebien 
Zellen,  sondern  auch  vornehmlich  bei 
verschiedenen  Pflanzen  eine  sehr  schwan- 
kende ist.  Die  Reaktionen  treten  näm- 
lich nicht  in  allen  Zellen  mit  gleicher 
Stärke  auf  und  entstehen  in  einer  An- 
zahl Präparate  überhaupt  nur  gering. 
Inwiefern  dieses  Verhalten  mit  dem 
Standorte  der  Pflanze  oder  mit  der  Zeit 
der  Einsammlung  zusammenhängt,  konnte 
nicht  ermittelt  werden.  Doch  wurde 
die  Beobachtung  gemacht,  daß  je 
schwächer  die  Vanillinsalzsäarereaktion 
ausfiel,  um  so  stärker  traten  die  anderen 
Reaktionen  auf. 

Im  Anschluß  hieran  seien  einige 
chemische  Vorarbeiten  mitgeteilt,  welche 
zum  Zwecke  vorläufiger  Orientiening 
unternommen  wurden.  Der  mehr  oder 
weniger  gelbe  wässerige  Auszag  ist  von 
schleimigem  G^chmack,  stark  saurer 
Reaktion  und  wird  von  Ammoniak  gelb- 
braun, von  Vanillinsalzsäure  blaßrötlicb, 
von  Eisenchlorid  grünschwarz. 

Wenn  man  das  Kraut  kalt  mit  Wasser 
perkoliert  und  das  Perkolat  vorsichtig 
abdampft,  so  erhält  man  ein  an  der 
Luft  trocken  bleibendes  Extrakt,  welches 
aus  rotbraunen,  splittrigen  Massen  be- 
steht. Aether,  Benzol  und  Toluol  län- 
gere Zeit  mit  dem  Extrakt  geschüttelt, 
bleiben  farblos  und  lassen,  verdunstet, 
in  ihrem  Rückstande  keine  kristallinischen 
Körper,  sondern  nur  Fett  und  dergl. 
erkennen.  Eisessig  löst  einen  kleinen 
Anteil  des  Extraktes  mit  tiefroter  Farbe, 
Kali  den  größten  Teil  desselben  dunkel- 
braun. Etwas  Extrakt  wurde  mit  Alko- 
hol aufgenommen.  Dieser  alkoholische, 
gelb  gefärbte  Auszug  enthielt  zwei 
Körper,  denn  er  zeigte  bei  der  Eapilla^ 
analyse   zwei   scharf  getrennte  Zon^, 


847 


eine  braune  und  eine  gelbgrflne.  Ab- 
gedampft resultierte  ein  schmutzig 
gelber  Rückstand,  aus  welchem  feine 
lange  Nadeln  kristallisierten.  Mit  Eis- 
essig unter  Zusatz  von  etwas  Tierkohle 
gereinigt,  gelingt  eine  Trennung  nicht, 
denn  es  finden  sich  bei  mikroskopischer 
Betrachtung  dieses  Rückstandes  kleine 
EristaUnadeln  neben  blumenkohlartigen 
Massen  vor. 

Das  mit  Wasser  bereits  erschöpfte 
Kraut  wurde  mit  2proc.  wässeriger  Am- 
moniaklösung im  Perkolator  ausgezogen. 
Der  bräunliche  Auszug  gab  eingedampft 
ein  dunkel  rotbraunes,  fast  schwarzes 
Eixtrakt,  welches  begierig  Feuchtigkeit 
aus  der  Luft  anzog  und  nach  kurzer 
Zeit  schmierig  wurde.  Das  filtrierte 
ammoniakalische  Perkolat  wurde  mit 
Salzsäure  versetzt,  wobei  sich  rotbraune 
Flocken  ausschieden.  Der  Niederschlag 
wurde  nach  dem  Auswaschen  mit  Alko- 
hol aufgenommen,  der  Alkohol  verjagt 
und  der  Rückstand  in  Aether  gelöst 
Dieser  Aetherauszug  gab  nun  beim 
Schfitteln  mit  Ammoniak  die  Bomträger- 
sehe  Reaktion  (Emodin?). 

Von  dem  SOproc.  alkoholischen  Per- 
kolat sei  nur  erwähnt,  daß  die  ersten 
Auszfige  grfin,  die  folgenden  braunrot 
gefärbt  waren  und  daß  die  Eapillar- 
analyse  auf  4  Stoffe  hinweist,  denn  es 
entstehen  3  enge  Zonen,  dunkelgrün, 
braungrün  und  gelbgrün  und  eine  sehr 
große  braunrote  Zone.  Eingedampft 
erhält  man  ein  rotes,  zähfiüssiges  dickes 
Extrakt. 

Aus  den  Vorarbeiten  ging  hervor, 
daß  die  Bestandteile  des  Krautes  sich 
beim  Verarbeiten  leicht  zersetzen.  Na- 
mentlich Wärme  und  Ammoniak  (selbst 
in  schwacher  Lösung)  liefern  oft  schwarze 
Massen,  welche  sich  dann  schwer  lösen 
und  nur  zum  Teil  von  Kali  mit  rot- 
brauner Farbe  aufgenommen  werden. 
Diese  Massen  wird  man  wohl  als  Ni- 
grine  ansehen  müssen. 

Soweit  sich  bis  jetzt  femer  aus  den 
chemischen  Vorversuchen  und  aus  den 
mikro-chemischen  Reaktionen  ein  Urteil 
bilden  läßt,  beruht  die  abführende  Wirk- 
ung   von    Polygonum    dumetorum    auf 


ihren  Gehalt  an'Tanno-  und  Anthra- 
gly kosi den.  Freies  Emodin  ist  nicht 
in  der  Pflanze  vorhanden,  dürfte  sich 
aber  voraussichtlich  in  den  Auszügen 
bei  einem  planmäßigen  Abbau  und  Ver- 
arbeiten einer  größeren  Menge  Kraut 
neben  braunen  und  gelben  Farbstoffen 
unschwer  finden  lassen.  Hoffentlich 
läßt  eine  genaue  chemische  Analyse 
nicht  lange  auf  sich  warten.  Nebenbei 
sei  an  die  nahe  botanische  Verwandt- 
schaft mit  Radix  Rh  ei  erinnert. 

Die  vorstehenden  Zeilen  haben  in 
erster  Linie  den  Zweck,  weitere  Kreise 
auf  dieses  heimische  Kraut  —  Herba 
Polygoni  dumetorum  --  aufmerksam 
zu  machen  und  es  als  Abführmittel  zu 
empfehlen.  Die  bisherigen  Resultate 
ergaben  mit  Sicherheit,  daß  das  Kraut 
den  Folia  Sennae  und  Cortex  Frangulae 
in  jeder  Weise  gleichsteht,  sogar  in 
manchen  Fällen  sie  übertrifft.  Außer- 
dem haben  aber  Herba  Polygoni  du- 
metorum den  nicht  zu  unterschätzenden 
Vorteil,  in  großer  Menge  —  als  Un- 
kraut —  in  unserem  Vaterlande  vor- 
zukommen. 


Ueber  die  Anfetellnng  Ton  homtfopathiselieii 
Sehrankapotheken  in  den  Apotheken  ist  ein 

Königl.  Preuß.  Ministerialerlaß  (18.  Juli  1906) 
erschienen,  der  folgendes  bestimmt:  «Unter 
einem  besonderem  Räume,  wie  ihn  §  52  der 
Apothekenbetriebsordnung  vom  18.  Februar  1902 
für  die  Aufstellung  eines  Schrankes  mit  homöo- 
pathisohen  Mitteln  fordert,  ist  ein  solcher  Raum 
zu  verstehen,  der  in  der  Betriebsordnung  als 
Bestandteil  der  Apotheke  nicht  aufgeführt  ist, 
z.  B.  das  sogenannte  Geschäftszimmer. 
Es  ist  auch  nicht  zu  beanstanden,  wenn  in 
diesem  Räume  gleichzeitig  andere  als 
homöopathische  Arzneimittel,  diätetische  Präpa- 
rate, Weine  usw.  in  vollständig  geschlossenen 
festen  Gefäßen  und  in  geschlossenen  Schränken 
aufbewahrt  werden.  Selbst  gegen  die  Aufstell- 
ung von  Roagentien  im  gleichen  Räume  sind 
Einwendungen  nicht  zu  erheben.» 


Altes  KokaVnhjdroehlorld  kann  im  Laufe  der 
Jahre  eine  Zersetzung  erlitten  haben.  So  be- 
richtet Pierre  Breteau  über  ein  Gocainum 
hydrochloricum  aus  dem  Jahre  1891,  das  wohl 
nicht  ganz  wasserfrei  war  und  sich  in  Benzoö- 
säuremethylester,  freie  Benzoesäure  und  salz- 
saures Ekgonin  gespalten  hatte.  Ä, 

Joum.  de  Pharm,  et  de  Chim,  XXIII,  1906, 
474. 


j 


848 


78.  Versammlung 

Deutscher  Naturforscher  und 

Aerzte  zu  Stuttgart 

vom  16.  bis  22.  September  19C6. 

(Fortsetzung  yod  Seite  831.) 

Abteilung  für  Pharmazie  und  Pharma- 
kognosie. 

Heber  die  Alkalinität  der 
Pflanzenbasen  nnd  deren  Bedeutung  bei 
chemischen  und  toxikologischen  Arbeiten. 

Von  Prof.  JEd.  Sekaer,  Straßburg. 

Der  Vortragende  knüpft  an  eine  Reihe 
von  Arbeiten  an,  die  teils  von  ihm  selbst 
(1896  und  1901  bis  1905),  teils  von  ver- 
sehiedenen  Schttlem  {Springer  1903,  Feder 
1904  und  Simmer  1906)  im  Pharma- 
zeutischen Institute  der  Universität 
Straßburg  ausgeführt  und  in  mehreren 
Zeitschriften,  zum  teil  auch  als  Dissertationen 
veröffentlicht  worden  sind.  Dieselben  be- 
ziehen sich  hauptsächlich:  erstens  auf  die 
Basizität  der  Alkaloide  gegenüber  Indikatoren, 
zweitens  auf  die  fällende  Wirkung  freier 
Alkaloide  bei  Schwermetallsalzen,  drittens 
auf  den  «aktivierenden»  Einfluß  der  freien 
Pflanzenbasen  bei  verschiedenen  Oxydations- 
prozessen (Oxydationen  durch  metallische 
Oxydationsmittel,  spontane  Oxydationen  und 
sog.  innere  Oxydationen),  viertens  auf  das 
Verhalten  der  Alkaloidsalze  zu  den  mit  Wasser 
nicht  mischbaren  Lösungsmitteln  (Chloroform, 
Aether,  Benzol  usw.). 

Unter  Verweisung  auf  die  in  den  er- 
wähnten Veröffentlichungen  enthaltenen  Einzel- 
heiten werden  hinsichtiich  der  Bedeutung 
der  Alkalinität  der  Pflanzenbasen  bei  pharma- 
zeutisch -  chemischen  Arbeiten  besonders 
folgende  Punkte  betont:  1.  Die  richtige 
Auswahl  der  empfindlichsten  und  sichersten 
Indikatoren  bei  den  immer  wichtiger  werden- 
den Alkaloid-Titrationen  der  Pharmakopoen 
zur  Wertbestimmung  von  Drogen  und  ga- 
lenischen  Präparaten,  wobei  zu  erinnern  ist, 
daß  sich  z.  B.  bei  neuen  Alkaloiden  das 
Verhalten  zu  Indikatoren  nicht  ohne  weiteres 
aus  den  übrigen  Anzeichen  der  Basizität 
ableiten  läßt,  da  eine  eigentümliche  Nicht- 
übereinstimmung in  den  verschiedenen  als 
Alkalinität  zu  deutenden  Eigenschaften  ein 
charakteristisches  Merkmal  der  Alkaloide  zu 
sein  sdieint;  2.  die  Einflüsse  der  Alkalinität 


auf    das    Verhalten    von    Alkaloidsalzen  zu 
verschiedenen   Lösungsmitteln,  aus  wetchem 
sich  eine  Anzahl  von  Vorsiohtamaßregehi  bei 
der  Ausschüttelnng  oder  Perforation  alkaloid- 
haltiger    Lösungen    sowohl    für    die   Wert- 
bestimmungen als  für  toxikologische  Unter- 
suchungen ergeben  ;  3.  die  Anwendung  von 
Pflanzenbasen  zu  Neutralisationen  in  Fällen, 
m   denen  aus  irgend  welchen  Gründen  die 
Verwendung     der    gewöhnlichen    Alkilien 
weniger   empfehlenswert  ist;    4.    die  Ver- 
wertung  der   aktivierenden  Wirkungen  der 
Alkaloide  auf  Oxydationsvorgänge,  insbeson- 
dere   a;    zur  Erkennung  kleinster  Alkaloid- 
mengen    in   Lösungsrückständen,    b)   durch 
Ersatz  der  ätzenden  Alkalien  z.  B.  bei  der 
Fehling'Bdxea   Zuckerprobe    oder    bd  den 
Biuretreaktionen,   c)  durch  Berücksichtigung 
der    eventuellen   Wirkung    von    Alkaloiden 
oder  gewissen  leicht  dissoziierbaren  Alkaloid- 
salzen   bei   Verdunstung    von   Pflanzenaus- 
zügen .  mit    leicht    oxydabeln    Substanzen, 
d)  durch  Anwendung   anstelle  gewöhnlicher 
Alkalien  bei  Förderung  von  Oxydationsvor- 
gängen.   

Ueber  Bebeeris. 

Von  Prof.  Dr.  M.  SchoÜx^  Greifewald. 

Dem  aus  Radix  Pareirae  bravae  ge- 
wonnenen P  el  OS  in,  das  nach  älteren  Unter- 
suchungen mit  dem  aus  der  Rinde  von 
Nectandra  Rodiaei  stammenden  Bebeerin 
identisch  ist,  kommt  die  Formel: 

CigH2iN03 

zu,  die  sich  auflösen  läßt  in 

yOH 
^le^uOr— 0 .  CH3 
\N  .  OH3 

Das  Alkaloid,  das  früher  nur  amorph  be- 
kannt war,  läßt  sich  durch  Behandlang  mit 
Methylalkohol  in  den  kristallisierten  Zustand 
überführen,  während  andere  LteangBmittel, 
wie  Chloroform,  es  in  den  amorphen  Zn- 
stand zurückverwandeln.  Bd  der  Deatillation 
mit  Zinkstaub  gibt  das  Bebeerin  o-Kreiol, 
bei  der  Oxydation  werden  versehiedene  Pro- 
dukte erhalten,  die  zum  Teil  dureh  Addition 
von  Sauerstoff,  zum  Teil  durch  Austritt  von 
Wasserstoff  aus  dem  Alkaloid  entstanden 
sind.     Ein  Oxybebeerin  der  Formel: 

C18H21NO4 
entsteht  durch  Einwirkung  von  Wasseratoff- 


849 


perozydy  dnreh  Behandeln  mit  sohwefliger 
Säore  kann  daraus  das  Bebeerin  regei^priert 
werden.  Durch  einfache  Addition  von  Methyl- 
Jodid  und  Benzyljodid  erweist  sich  das  Be- 
beerin als  tertiäre  Base.  Das  vor  mehreren 
Jahren  von  dem  Vortragenden  untersuchte, 
aus  Radix  Pareirae  gewonnene,  sowie  auch 
das  aus  dem  kftufliohen  Rohbebeerin  isolierte 
Alkaloid  war  stark  linksdrehend,  und  zwar 
^^^^^S  Md  =  — 298^.  Ein  neuerdings 
aus  Radix  Pareirae  gewonnenes  Pdiparat 
erwies  sich  hingegen  als  ebenso  stark  rechts- 
drehend. Außerdem  gelang  es,  aus  dem 
käuflichen  Bebeerin,  das  ebenfalls  aus  Radix 
Parehae  dargestellt  wird,  ein  inaktives  Al- 
kaloid zu  isolieren,  das  sich  als  die  racem- 
isdie  Form  erwies.  Die  Pflanze  produziert 
somit  beide  aktive  Formen,  und  zwar  über- 
wiegt bald  die  eme,  bald  die  andere.  Der 
Schmelzpunkt  der  beiden  optisch  aktiven 
Formen  liegt  bei  214^,  der  der  racemischen 
bei  300  <>,  auch  die  LöslichkeitsverhUtnisse 
sind  ganz  verschieden,  und  zwar  ist  die 
raoemische  Form  in  sämtlichen  Lösungs- 
mitteln die  schwer  IMiche. 

Nach  den  Untersuchungen  von  Dr.  Hilde- 
brandt  über  das  physiologische  Verhalten 
des  Bebeerin  verschwindet  die  Wirkung  auf 
das  Herz  bei  üeberfflhrung  der  Base  in  eine 
quatemäre  Ammoninmverbindung,  wie  das 
auch  bei  anderen  Alkaloiden  mehrfach  be- 
obachtet wurde.  An  Eanmchen  und  an 
weißen  Mäusen  ausgeführte  Untersuchungen 
ergeben  femer,  daß  die  rechtsdrehende  Mo- 
difikation bä  weitem  stärker  wirksam  ist, 
wie  die  linksdrehende.  Besonders  auffallend 
ist  aber,  daß  auch  in  der  Wirkung  der 
amorphen  und  der  kristallisierten  Base  ein 
großer  unterschied  besteht.  So  waren  0,45  g 
der  kristallisierten  Rechts-Base  bei  subkutaner 
Einspritzung  bei  Kaninchen  noch  ohne  Wirk^ 
ung,  während  die  amorphe  Substanz  in  der- 
selben Gabe  den  Tod  herbeiführte.  Da  das 
amorphe  Produkt  aus  reiner  kristallisierter 
Base  dargestellt  worden  war,  so  bleibt  nur 
die  Möglichkeit  als  Erklärung,  daß  die  kri- 
stallisierte Modifikation  schwerer  zur  Re- 
sorption gelangt 

Auf  eine  Bemerkung  von  Prof.  Oadamer 
entgegnete  der  Vortragende,  daß  das  raoem- 
ische Bebeerin  nicht  durch  Erhitzen  des 
optisch   aktiven   entstanden  sein   könne,  da 


bei  dessen  Isolierung  kdne  höhere  Tempe- 
ratur, wie  die  Siedetemperatur  des  Aethers 
zur  Anwendung  kam. 

Prof.  Schaer  macht  auf  die  Möglichkeit 
aufmerksam,  daß  den  beiden  optisch  ver- 
schiedenen Formen  des  Bebeerin  zwei  ver- 
schiedene, wenn  auch  botanisch  sehr  nahe 
verwandte  Pflanzen  entsprechen  könnten,  da 
die  Abstammungsfrage  von  Radix  Pareirae 
von  jeher  eine  recht  verwickelte  war. 

Der  Vortragende  erwiderte  hierauf,  daß 
die  verschiedene  Heikunft  der  Pareirawurzeb 
sehr  wohl  möglich  sei,  doch  zeige  das  Vor- 
kommen des  racemischen  Alkaloides,  daß 
beide  aktiven  Formen  von  derselben  Pflanze 
produziert  werden  können.  Weiter  bemerkte 
er  auf  eine  Anfrage  von  Prof.  Thoms,  das 
physiologisch  stärker  wirkende  Alkaloid  sei 
das  rechtsdrehende.  Ein  allgemeiner  Zu- 
sammenhang zwischen  der  Drehungsrichtung 
und  der  physiologischen  Wirkung  dürfte 
wohl  nicht  bekannt  sein. 


Privatdozent  Dr.  Bosenthaler,  Straßburg 
i.  E.,  hielt  folgende  Vorträge: 

1.  Heber  die  adsorbierende  Wirkung 

versoldedener  Kohlensorten. 
Von  den  zur  Untersuchung  herangezogenen 
Kohlen:  Tierkohle,  Fleischkohle,  Pflanzen- 
blutkohle,  Blutkohle,  Londenkohle,  Schwamm- 
kohle adsorbiert  Tierkohle  am  meisten,  die 
letzten  beiden  am  wenigsten.  Die  adsor- 
bierende Wurkung  einer  und  derselben  Kohle 
gegenüber  derselben  Substanz  hängt  noch 
ab  von  dem  Lösungsmittel  und  der  Konzen- 
tration, nur  wenig  von  der  Temperatur.  Als 
Substanzen,  an  denen  die  etwa  450  Y&> 
suche  vorgenommen  wurden,  dienten  solche, 
die  als  Typen  der  pflanzenchemisch  wich- 
tigsten betrachtet  werden  konnten.  Auf  die 
adsorbierende  Wu*kung  von  Tier-  und  Fleisch- 
kohle läßt  sich  eine  einfache  Koffein- 
bestimmungsmethode aufbauen.  Da  Be- 
ziehungen zwischen  dem  Molekulargewicht 
der  Körper  und  ihrer  Adsorbierbarkeit  vor- 
handen smd,  so  läßt  sieh  sehr  wahrschdn- 
lich  die  Adsorbierbarkeit  zu  einer  Molekular- 
gewiohtsbestimmung  verwenden. 

2.  Ueber  die  Eisenohloridreaktion  der 

Phenole. 
Für   die   Tatsache,  daß  einzelne  Phenole 
wie  Thymol,   Eugenol,   Karvakrol   u.  a.  in 


850 


wässeriger  LOeuDg  keine  Färbungen  mit 
Eiflendhlorid  geben,  hat  es  bisher  an  einer 
allgemein  giltigen  Erklärung  gefehlt  Vor- 
tragender sucht  sie  darin,  daß  diese  Phenole 
keine  für  das  Eintreten  der  Eisenohlorid- 
reaktion  genügend  konzentrierte  wässerige 
Lösung  geben,  und  stützt  diese  Vermutung 
durch  die  Tatsache,  daß  die  Salze  der 
Phenolsulfosäuren,  auch  der  von  Thymol 
usw.  abstammenden,  mit  Eisenchlorid  die 
charakteristischen  Phenolfärbungen  eintreten 
lassen. 

3.  Heber  Fowler'sohe  Lösung. 

Diese  Lösung  gibt  bei  den  Revisionen 
dadurch  ständig  zu  Beanstandungen  Anlaß, 
daß  ihr  Gehalt  an  arseniger  Säure  durch 
üebergang  in  Arsensäure  zurückgeht.  Durch 
Zusatz  von  arsenigsaurem  Kalium  kann  sie 
wieder  revisionsfähig  gemacht  werden ;  dann 
aber  ist  der  Gesamtarsengehalt  höher  als 
ursprünglich  beabsichtigt  und  zulässig. 
Bosenthaler  sehlägt  deshalb  vor,  dnen 
Maximalgehalt  von  Arsensäure  für  die  Fötaler- 
sehe  Lösung  zuzulassen.  Das  Deutsche 
Arzneibuch  müßte  dann  sowohl  den  Gehalt 
an  arseniger  Säure  als  den  an  Arsensäure 
bestimmen  lassen,  was  auf  folgende  einfache 
Wdse  möglich  ist:  Man  bestimmt  zunächst 
die  arsenige  Säure  mit  Jod  nach  der  bisher 
üblichen  Methode,  bei  deren  Ausführung  die 
arsenige  Säure  in  Arsensäure  übergeht.  Macht 
man  dann  mit  Salz-  oder  Schwefelsäure 
sehr  stark  sauer  und  setzt  Jodkalium  hinzu, 
so  wird  eine  der  vorhandenen  Gesamtmenge 
von  Arsensäure  entsprechende  Jodmenge  frei, 
die  mit  Thioeulfat  bestimmt  wird. 

4.  Ueber  die  Beziehungen  zwisohen 
Pflanzenchemie  und  Systematik. 

Der  Vortragende  bemängelt,  daß  die 
botanisohen  Systematiker  pflanzenchemischen 
Resultaten  so  wenig  Beachtung  schenken, 
und  zeigt  an  Beispielen,  wie  letztere  der 
Systematik  von  Nutzen  sein  können.  Sie 
smd  u.  a.  dazu  geeignet,  auf  verwandtschaft- 
liche Beziehungen  zwischen  verschiedenen 
Familien  hmzuweisen.  Als  Grundlage  für 
derartige  Untersuchungen  dient  der  Satz: 
Pflanzenfamilien,  welche  dieselben  oder  ähn- 
liche Substanzen  von  nicht  allgemoner  Ver- 
breitung enthalten,  sind  mit  einander  ver- 
wandt. Ueber  den  Grad  der  Verwandtschaft 
hat  die   Botanik  zu  entscheiden.     Der  all- 


gemeinen Anwendbarkeit  dieses  VerfthrenB 
steht  die  Tatsadie  entgegen,  daß  sehr  nihe 
verwandte  Pflanzen  nicht  dieselben  Stoffe 
enthalten.  Bosenthaler  sucht  diese  Aus- 
nahmen zu  erklären,  u.  a.  damit,  daß  er 
den  Pflanzen  auch  m  chemischer  Benehimg 
ein  Vaiiationsvermögen  zusehreibi  Zum 
Schluß  weist  er  noch  auf  zwei  andere  Pro- 
bleme hin:  1.  Gehen  die  chemischen,  au- 
tomisehen  und  morphologischen  Eigensdiaften 
der  Pflanzen  in  der  Weise  paraUd,  daß  die 
Pflanzenstoffe  der  höheren  Pflanzen  aneh 
die  höheren  und  komplizierteren  sind  ?  2.  Gilt 
Hackern  biogenetisches  Grundgesetz:  cDie 
Ontogenie  ist  eine  Wiederholung  derPhylogeaie 
auch  auf  pflanzenchemischen  Gebiete? 


Stabsapotheker  und  Privatdozent  Dr. 
Eugen  Seel,  Stuttgart,  behandelt  folgende 
Fragen: 

OzydatioBsprodukte  der  Alo^« 
bestaadiefle. 

Zur  Orientierung  gibt  Seel  die  Einteflung 
bekannt,    welche  Prof.  Tsehirch   im  Jahre 
1904  m  der  «Pharm.  Post»  Nr.  17  bis  19 
über  die  üloSbestandteile   veröffentlicht  bat 
und  versucht  die  engen  Beziehungen,  welche 
zwischen    den    einzelnen    in    der  Aiofi  ent- 
haltenen   Substanzen    bestehen,    durch  die 
von    ihm    dargestellten  Oxydationq>rodokte 
zu  beweisen ;  denn  es  wurde  gefunden,  daß 
sowohl  das  kristallinische  Aloin  als  auch  die 
amorphen    wasserlöslidien    AloCbestandtefle, 
die  Tsehirch  noch  in  «Chrysanunsture  und 
nicht  Ghrysammsfture  liefernde  SubstaDseD> 
einteilt,   mit  Alkalipersulfat  dieselben  Oxyd- 
ationsprodukte   und    sogar    bei    Einhaltnog 
gewisser  Vorsichtsmaßregeln  ein  einheitiiehtt 
Reaktionsprodukt  in  quantitativer  Aasbeate 
liefern.    Auch    die  Hauptmenge    der  kun- 
weg  als  «Harz»  bezeichneten  und  in  kaKeo 
Wasser   unlöslichen   Aloöbestandteile  gebea 
in  heißem  Wasser  gelöst  mit  Persulfat  die 
nämlichen    Oxydationsprodukte.      Demnaek 
müssen  nach  SeeFs  Ansicht  sämtliche  Alo^ 
bestandteile  chemisdi  m  naher  Beziehimg  n 
dnander  stehen ;  nur  die  geringe  Menge  d« 
von  Tsehirch  und  seinen  Schfilem  als  BeiB- 
harz  isolierten  und  als  Zimtsänre-  oderlta- 
kumarsäureester    des    Aloresinotannoto   be- 
zeichneten AnteOe  der  Aloö,  die  durehsefaiutt' 
lieh  jedoch  nur  etwa  10  pOt  des  Bohhanei 


851 


befragen  sollen,  scheinen  verBchieden  von  den 
Haoptbestandteilen  zn  sein. 

Die  quantitativ  nnd  unter  schönem 
Farben  Wechsel  vor  sieh  gehende  Reaktion 
zwischen  Aloin  nnd  Alkalipersnlfat 
wird  vorgeführt  nnd  gezeigt,  daß  sich  die- 
selbe auch  zur  Wertbestimmung  der 
Aloöarten  sehr  gut  eignet;  die  Art  und 
Weise  der  A.u8fühmng  der  Bestimmung  wird 
an  der  Hand  einer  üebersichtstabelle  über 
die  erhaltenen  Analysenresultate  einiger  AI06- 
Sorten  verschiedener  Herkunft  erläutert 

So  einfach  die  Oxydation  der  AloSbestand- 
teile  mit  Persulfat  und  die  damit  ausgeführte 
Wertbestimmung  der  Aloe  ist,  so  schwierig 
erwies  sich  die  Ermittelung  der  Konstitution 
der  Reaktionsprodukte,  da  dieselben  nicht 
kristallinisch  zu  erhalten  waren  und  keinen 
scharfen  Schmelzpunkt  besitzen,  sondern  auf 
umständliche  Weise  zur  Analyse  vorbereitet 
werden  mußten;  wenig  besser  verhielten 
rieh  die  Aoetyl-  und  Benzoylderivate  und 
Bromsubstitutionsprodukte  dieser  vorläufig 
wegen  ihrer  pharmakologischen  Wirkung 
Pur  aloin  I  und  ü  genannten  Verbmd- 
ungen;  sie  scheinen  auf  grund  zahlreicher 
Analysen  und  Holekulargewichtsbestimmungen 
Naphthochinonderivate  zn  sein,  zumal  von 
dieser  Gruppe  ähnliche  Verbindungen  in  der 
Literatur  beschrieben  smd.     . 

Andere  Oxydationsmittel,  deren  Einwirk- 
ung auf  AloSbestandteile  der  Vortragende 
studiert  hat,  reagieren  in  sehr  versdiiedener 
und  komplizierter  Weise  und  mit  schlechten 
Ausbeuten ;  am  besten  verläuft  die  Reaktion 
zwischen  Aloin  und  Caro*scher  Säure  im 
üeberschuß,  wobei  in  der  Hauptsache  ein 
reines  Anthraohinonderivat  und  zwar  Methyl- 
tdtraoxyanihrachinon  entsteht;  auf  grund 
dieser  Reaktion  könnte  das  Aloin  als  ein  Anthra- 
chinonderivat  angesehen  werden,  was  Prof. 
E.  Schmidt  noch  im  Jahre  1890  in  einer 
Arbeit  Oroenewold'B  zu  bezweifeln  Grund 
hatte.  Die  Untersuchung  der  zahhreichen 
Oxydationsprodukte,  die  bei  Verwendung 
veiBchiedener  Mengen  (7aro*scher  Säure  auf 
Alo^bestandteile  neben  obigem  Methyltetra- 
oxyanthrachinon  entstehen,  ist  noch  nicht 
abgeschlossen;  bis  jetzt  sind  darunter  auch 
Naphtiiochinonderivate,  wie  sie  mit  Persulfat 
aliein  entstehen,  gefunden  worden.  Von 
weiteren  Anthrachinonderivaten,  als  Abbau- 
produkte der  Alome^  erwähnt  Seel  noch  das 


Emodm  -  Methyltrioxyanthraohhion,  dessen 
Untersuchung  sich  Prof.  Oesterle  vorbe- 
halten hat  und  das  der  Vortragende  mehrfach 
als  Nebenprodukt  isolierte;  wie  Oesterle 
neuerdings  berichtet,  hat  er  dieses  Spaltungs- 
und Oxydationsprodukt  des  Aloins  noch 
nicht  in  gewünschter  Ausbeute  erhalten 
können.  Seel  hat  mit  Natriumperoxyd- 
hydrat vor  oder  mindestens  gldchzeitig  mit 
L^ger  das  Emodin  als  Oxydationsprodukt 
des  Aloins  erhalten  und  zwar  m  besserer 
Ausbeute  als  L4ger  mit  Natriumperoxyd. 

Für  die  Ermittelung  der  Konstitution  des 
Aloins  gewinnt  das  Emodin  erst  besonderes 
Interesse,  wenn  seme  Bildung  aus  AloS 
keine  Nebenreaktion  mehr  ist,  sondern  m 
wenigstens  annähernd  quantitativer  Ausbeute 
gelingt  und  dadurch  zur  Entscheidung  der 
Frage,  ob  die  AloSbestandteile  Anthrachmone 
sind  oder  nicht,  beitragen  könnte;  die  quan- 
titative Darstellung  des  Emodin  ist  bis  jetzt 
aber  noch  mit  keinem  Oxydationsmittel  trotz 
zahlreicher  und  versdiiedener  Versuche  ge- 
lungen; mehr  abi  10  pGt  Emodin  konnte 
nie  aus  Alom  erhalten  werden.  Seel  hat 
sem  Arbeitsgebiet  zur  Vermeidung  von 
Kollisionen  mit  anderen  Forschem  haupt- 
sächlich auf  die  Untersuchung  der  Oxydations- 
produkte der  Aloöbestandteile  mit  Persulfat 
und  Caro^eAer  Säure  beschränkt  und  sich 
dieselbe  vorbehalten. 

Außerdem  hat  der  Vortragende,  der  sich 
in  den  letzten  Jahren  viel  mit  veterinär- 
medizinischen Studien  beschäftigt  hat,  eine 
eingehende  pharmakologische  Prüfung  der 
Abbauprodukte  der  Alo^  soweit  dieselben 
noch  nicht  geprüft  smd,  ausgeführt  und  ge- 
funden, daß  das  Methyltrioxanthrachmon 
(-Emodin),  das  Methyltetraoxyanthrachinon 
nnd  die  obengenanntem  Puraloine  I  und  II, 
die  unangenehmen  Nebenwirkungen,  welche 
nach  Mürset,  Neuberger,  H,  Meyer  und 
nach  anderen  Autoren  AI06  nnd  speziell 
Aloin  auf  Darm  und  Nieren  ausüben,  nicht 
mehr  besitzen;  demnach  wäre  ihre  Ver- 
wendung als  Abführmittel  der  Muttersub- 
stanz  vorzuziehen,  wenn  bei  den  meisten 
Oxydationsprodnkten  nicht  auch  die  Abführ- 
wirkung abgenommen  hätte ;  nur  das  Emodin 
soll  «per  OS»  nnd  auch  «subkutan»  dar- 
gereicht noch   ein  gutes   Abführmittel  sein. 

In  der  Diskussion  bemerkt  Prof.  Sehaer, 
daß  die  Mitteilungen  des  Vortragenden  durch- 


852 


aus  seine  langgehegte  Andoht  über  den 
komplizierten  Charakter  der  Aloinbestand- 
teile  bestätige  und  maoht  auf  die  Wünsoh- 
barkeit  der  gelegentliehen  Prüfung  auch  der 
amorphen  AloSbestandteile  mit  bezng  auf 
die  Rlunge'wibe  Reaktion  aufmerksam. 

Seel  teilt  daraufhin  noeh  mit^  daß  er 
auch  die  amorphen  AloSbeetandteile,  die  doch 
gerade  als  Hauptbestandteile  der  AloS  anoh 
medizinisch  verwendet  werden^  von  chem- 
ischer Seite  aber  wohl  wegen  der  sich  dar- 
bietenden Schwierigkeiten  noch  keine  Be- 
arbeitung gefunden  haben^  in  den  Kim 
seiner  Untersuchungen  gezogen  und  bis 
jetzt  einige  Acylderivate  derselben  in  kri- 
stallinischer Form  erhalten  habe;  dieselben 
scheinen  auch  zum  größten  Teile  Naphtho- 
chinonderivate  zu  sem,  von  Anthradiinon- 
abkömmlingen  kennten  nur  geringe  Mengen 
isoliert  werden. 


Heber  Clarettahan, 

einen    neuen    Kolophoniom  -  Ersati. 

Von  Dr.  Karl  Dteierieh,  Helfenberg. 

Verfasser  beriditet  über  ein  neues  Han 
ans  Chile,  welches  von  einer  chilenisAen 
Umbellifere,  Azorella  eompaeta,  (nach 
Bestimmungen  von  Prof.  Schumann  f)  ge- 
wonnen und  als  Ersatz  von  Eolophoninm 
angeboten  wurde.  Das  Rohharz  ist  von 
dunkler  Farbe  mit  aromatischem,  scharfem 
und  krazendem  Geruch;  dasselbe  ist  sehr 
unrem,  enthält  bis  9  pCt  pflanzEche  Rück- 
stände; 16  bis  19  pa  Vertust  bei  lOO^  C 
und  2  bis  3  pCt  Asche.  Wegen  der  vielen 
Pllanzenreste  wurde  neben  dem  Rohharz 
das  mit  Alkohol  gereinigte  und  endlich  anefa 
das  mit  Alkohol  aus  der  Pflanze  gewonnene 
Extraktharz  untersucht: 


Rohharz 

Löslichkeit 

in  Aether,  Petroläther, 

SchwefelkohlenstofiF  wenig 

löslich ,   Flockenabsoheid- 

ung  in  Alkohol  leicht  und 

vollständig 

Reinharz 

schwerer  löslich 

wie  Rohharz 

Extrakthari 

schwerer  löslich 

wie  Rohharz 

Aschegehalt 

2  bis  3  pOt 

Spuren 

Spuren 

Verlust  bei  100«  C 

16  bis  19  pCt 

— 

— 

Aetherisches  Oel 

3,63 pCt,Refr.  37 0,55 'bei 
180  C,  BrechungsiDdex  1,6 
f  61 0(7  sinternd 

^^^ 

— 

Schmelzpunkt 

bei    67  bis  68o  klar  ge- 
\           schmolzen 

— 

Spez.  Gewicht 

Lösung  1  :  10  ~  0,8336 

— 

— 

S.-Z.  direkt 

— 

71,06  bis  71,33 

82,26  bis  8311 

E.-Z. 

— 

58,22   »    ()5,82 

— 

V.-Z.  heiß 

— 

129,50   »  137,15 

161,85  bis  170,77 

V.-Z.  kalt 

— 

120,58   »  121,27 

— 

Jodzahl  nach  BubWWdUer 

80,81  bis  91,81 

76,62   »    77,34 

66,16  bis  66,75 

Gummi 

fehlt 

fehlt 

fehlt 

Bitterstoff 

vorhanden 

vorhanden 

vorbanden 

Gerbstoff 

» 

» 

« 

ümbelliferon 

fehlt 

fehlt 

fehlt 

Storek'Moraivahi'B  Reaktion 

tritt  ein 

tritt  ein 

tritt  ein 

Stickstoff  und  Schwefel 

fehlen 

fehlen 

fehlen 

Das  Extraktharz  ist  nicht  identisch  mit 
dem  Rohharz ;  das  Clarettaharz  enth&lt  keinen 
Gummi;  aber  Ester  und  verseifbare  Bestand- 
teile im  Gegensatz  zum  Eolophonium,  mit 
dem    das   Clarettaharz    hmgegen   in  bezug 


auf  die  Storch- MoratvskpBAe  Reaktien, 
Schmelzpunkt  und  spezifisches  Gewicht  Aber 
einstimmt;  auch  hat  es  dieselbe  gote  Kleb- 
kraft Die  trockene  Destillation  ergab  beim 
Olarettaharz : 


I.  Fraktion :  Oel  7,44  pCt,  Refraktion  42'^  46'  bei  20^  C  =  1,47193  Breohungsindez,  92«  (78iedepkl 
II         »  .     1,77    »  >         390  38'    »   200(7=1,49022  »  116  biß  120» 

Siedepunkt 
111-       «  »    7,43   >  »        unbestimmbar,  su  dunkel,  230^^  Siedepunkt 


853 


üebexgegangene  Gesamtwaflsarmenge  1%^1S9  pCt 
Deetülationarüokstand  60,76   » 

DestiUatioDSTerliist  10,—   > 

Ab  Eolophoninmersatz  ftbr  phannazentuehe 
Zweeke  kann  das  Glarettaharz,  trotz  seiner 
gaten  Elebkraf t  und  seiner  zam  teil  terpentin- 
kolophonfthnliohen  ESgensohaften  nicht  in 
Frage  kommen,  da  es  zn  viel  ünreinig- 
keiten  enthält;  für  teehnisehe  Zwecke  kann 
das  Clarettaharz  anch  nicht  empfohlen  werden, 
da  es  bei  der  trockenen  Destillation  nicht 
jene  wertvollen  HarzOle  gibt,  wie  das  Kolo- 
phonium. Pharmakognostis<di  treten  wir  das 
erste  Mal  vor  die  Tatsache,  daß  eine 
Umbellifere  nicht  ein  Gummiharz,  sondern 
vielmehr  ein  den  Eoniferenharzen  ähnelndes 
PhKlnkt  ohne  Onmmi  liefert,  trotzdem  wir 
bisher  —  es  sei  an  Ammoniacum,  Galbanum, 
Asa  f oetida,  Opoponax,  Thapsia  Sagapen  usw. 
erinnert  —  von  den  Umbelliferen  nur  wich- 
tige Gummiharze  mit  viel  Gummi  und 
ätherischem  Oel,  zum  teil  schwefelhaltig, 
kennen.  Audi  Azorella  caespitosa 
liefert  nach  Kosteletxky  und  Wiesner  ein 
Gummiharz,  sowie  Seseli  gummiferum 
und  Laserpitium  gummiferum. 

Die  weitere  Untersuchung  des  Reinharzes 
von  Azorella  compaota  behält  sieh  Verfasser 
bis  zum  Emtreffen  neuer  Harzmengen  vor. 


{ 


t 


Ueber  Chromyerbindungen,  in  denen  das 
Chrom  fttnfwertig  auftritt. 

Von  Prof.  Dr.  B,    Weinland^  TübiogeD. 

Löst  man  Ghromsäure  in  höchst  konzen- 
trierter, in  der  Kälte  gesättigter  Salzsäure 
und  fügt  zu  dieser  Flflasigkeit,  nachdem  sie 
kurze  Zeit  gestanden  hat,  wobei  sich  Ghromyl- 
ohlorid  ölartig  abscheidet  und  wobei  sich 
wenig  Ghlor  entwickelt,  gewisse  Metallchloride, 
wie  ObCI,  RbGl,  KQ,  NH4GI,  oder  Ghloride 
organisdier  Basen,  wie  Pyridin-  und  Ghlnolin- 
ohlorhydrat,  so  erhält  man  kristallinische 
Ausscheidungen  von  dunkehroter  Farbe.  Die 
in  Gememschaft  mit  W,  Fridrich  und 
M,  Fiederer  ausgefflhrte  Untersuchung  dieser 
Verbindungen  ergab,  daß  sie  nicht  das  ge- 
samte Ghrom  in  sechswertiger  Form  ent- 
hielten, sondern,  daß  darin  ^/g  des  Ghroms 
seehswertig  und  Y3  dreiwertig  vorhanden 
war.  Sodann  enthielten  das  Pyridin-  und 
Chinolinsalz  auf  1  Atom  Gr  4  Atome  Gl, 
1  Atom  0  und  1  Mol.  Pyridin  bezw.  Qiinolin, 


die  anderen  Salze  auf  1  Atom  Gr  5  Atome 
Gl,  1  Atom  0  und  2  Atome  Metall.  Man 
kann  diese  Verbindungen  als  Doppelsalze 
vom  drei-  und  sechswertigen  Chrom  ansehen, 
etwa  als: 

2  Gr  Oi,6Gl3  .  2  G5H5N .  2  HGü 
GrGls  .  GöHbN  .  HCl         ^ 

und 
2  Gr  Oi,5Gl8  . 4  GeOl 
GrGls  .  2  GsGl      ^ 

mit  dem  nicht  bekannten  Oxychlorid :  GrOx,5Gl3 
des  sechswertigen  Ghroms. 

Indessen  entsprach  das  gefundene  Ver- 
hältnis zwischen  sechs-  und  dreiwertigem 
Chrom  dem  fünfwertigen  Ghrom: 

4  GrOs  +  GrgOg  =  3  GrgOß 

und  unter  der  Annahme,  daß  den  Ver- 
bindungen fflnfwertiges  Ghrom  zu  gründe 
liegt,  ergibt  sieh  folgende  einfachere  For- 
mulierung: 

V  V 

GrOGls .  C5H5N .  HCl  und  GrOGla .  2  GeO. 

Das  Oxychlorid  GrOGl3  ist  als  solches 
nicht  bekannt. 

Der  Beweis  für  die  FQnfwertigkeit  des 
Ghroms  in  diesen  Verbindungen  wurde  erstens 
durch  die  Bestimmung  des  Molekulargewichts 
erbracht  Dieses  (beim  Pyridinsalz  in  Eis- 
essig auf  kryoskopischem  Wege  bestimmt) 
zeigte  den  für  die  Formel  des  fünfwertigen 
Ghroms  berechneten  Wert  Sodann  gelang 
es,  isomorphe  Mischungen  des  regulär  kristall- 
isierenden Salzes  von  Gaesium  GrOGla .  2  GsGl, 
mit  dem  entsprechenden,^  gleichfalls  regulären 
Gaesiumsalz  vom  unzweifelhaft  fünfwertigen 
Niobozychlorid,  NbOGls,  zu  erhalten  und 
zwar  sowohl  solche  mit  überschüssigem 
>Niob,  als  solche  mit  überschüssigem  Ghrom: 

V 

(Gr,Nb)  OGI3 . 2  GsGl.  (Das  Doppelsalz  des 
Niobozychlorides  mit  Gaesiumchlorid,  sowie 
andere  derartige  Verbindungen  des  Nioboxy- 
chlorides  hatte  der  Vortragende  in  Gemein- 
schaft mit  L.  Storx  dargestellt)  Auch  die 
dunkelgranatrote  Farbe  der  Salze  spricht 
für  die  neue  Oxydationsstufe,  da  im  allge- 
mdnen  eine  neue  Wertigkeit  auch  eine  neue 
Farbe  zeigt  (Eisen,  Ghrom,  Mangan,  Molybdän). 
Die  Reduktion  der  Ghromsäure  durdi  Salz- 
säure geht  hiernach  durch  fünf  wertiges  Ghrom 
hindurch.  Die  Fünfwertigkdt  des  Ghroms 
ist  nicht  auffallend  in  anbetracht  dessen,  daß 


854 


die  Nachbarn  desselben  im  periodischen 
System  (Vanadin,  die  Halogene,  Molybdän) 
auch  fttnfwertig  aufzutreten  vermögen.  Statt 
wie   oben    die    Salze   als    Üoppelsalze   des 

V 

Oxychlorids  GrOGls  zu  formulieren^  kann 
man  sie  auch  als  Salze  chlorierter  Säuren 
des  fflnf wertigen  Chroms  ansehen: 


V  y OH  V     yCl 


0=Cr(  OH     Cl2=Cr<f  Gl 
^OH  ^ 


Gl 


OH.G5H5N 


V  /' 
Cl2=Gr^Gl2G8. 


OOs 

Von  Prof.  Rupp  wird  in  der  Diskussion 
angefragt,  ob  in  bezug  auf  Verbindungen 
vom  Typus: 


0rO«}0l3 


Eonstitutionsdnbiicke  sich  nicht  aus  dem 
unterschiedlichen  Verhalten  der  Chlor-Atome 
gegen  Silbernitrat  gewinnen  lassen,  worauf 
Weinland  erwidert,  daß  die  Verbindungen 
in  Wasser  sich  sehr  rasch  dissoziieren,  so 
daß  unter  allen  Umständen  sämtliche  Chlor- 
atome  als  Anionen  in  LOsung  gehen. 

(Fortsetzung  folgt.) 


Ueber  Lösungen  von  Novocain 

in  Oel 

teilen  die  Farbwerke  vormals  Meister, 
Ltudus  db  Brüning  in  Höchst  a.  M.  etwa 
folgendes  mit: 

Das  Novocain,  das  salzsaure  Salz  des 
Para  -  AminobenzoyMiäthylaminoäthanol ,  ist 
in  fetten  Oelen  so  gut  wie  unlöslich.  Da- 
gegen ist  die  freie  Novocalnbase,  Novo- 
cainum  basicum,  leicht  in  Mandel-  oder 
Olivenöl  bis  zu  10  pCt  durch  ganz  schwaches 
Erwärmen  auf  dem  Wasserbade  in  Lösung 
zu  bringen.  Das  dabei  zu  verwendende 
Oel  soll  möglichst  wasserfrei  sein.  Hat  sich 
bei  längerem  Stehen  etwas  Novocalnbase 
kristallinisch  ausgeschieden,  so  genügt 
schwaches  Anwärmen,  um  die  Base  wieder 
in  Lösung  zu  bringen. 

Die  Lösungen  der  Novocalnbase  in  Oel 
werden  hauptsächlich  in  der  Ohren-,  Hais- 
und Nasenheilkunde  angewendet  Die 
Novocalnbase  wird  von  obiger  Firma  ge- 
liefert E,  M, 


Aus  den  Helfenberger  Annalen 

1905. 

(In   der  Reihenfolge   der  Seitenzahlen  wieder- 
gegeben.) 
(Fortsetzung  von  Saite  8.^2.) 

Folia  Sennae  AlexandriBae  (110).  Alexin- 
driner  Senneeblätter  unterzogen  wir  vori&Qfig 
nur  insofern  der  systematischen  ünteisachang, 
als  wir  die  wässerigen  Extrakte,  und  zwar  so- 
wohl auf  kaltem  lüs  auf  heißem  Wege,  im  Ver- 
hältnis 10 :  200  herstellen,  aber  dieselben  einmal 
mit  der  Hand  auspreßten,  das  andere  Ihl  nur 
freiwillig  ablaufen  ließen.  Beide  Auszüge  wur- 
den dann  noch  filtriert. 

Die  Resultate  waren  folgende: 

I.  kalt  bereitet  und  ausgepreßt: 

a)  27,69  bis  27,80  p(X  )  bei  100«  C 

b)  27,60    »    27,73    »     ^getrocknetes 

c)  27,50    »    27,59    »    J     Extrakt 

IL  kalt  bereitet  und  nicht  ausgepreßt: 

a)  25,23  bis  25,36  vGi\     bei  100^ 

b)  25,26    «    26,50    >  }  getrocknetes 
0)  2:),36    «    25,60    »  j     Extrakt 

III.  heiß  bereitet  und  au4gepreßt: 

a)  27,60  bis  27,81  pCtJ     bei  100» 

b)  28,54    »    28,80    >  }  getrocknetes 
0)  28,91    »    28,94    >  )     Extrakt 

IV.  h  e  i B  bereitet  und  nicht  ausgepreßt: 

a)  28,27  bis  29,10  pCt)     bei  \W 

b)  28,22    >   28,26    »  >  getrocknetes 
0)  27,90    »   27,94    >  J     Extrakt 

Von  der  Verarbeitung  ist  zu  bemerken,  d&i» 
die  kalt  bereiteten  Extrakte  leichter  filtrierteo, 
als  die  heifi  bereiteten  und  daß  anderexseits  die 
ohne  Pressung  gewonnenen  Auszüge  viel  leichter 
filtrierten,  als  die  mit  Pressung  erhaltenen ;  io 
Rücksicht  auf  den  Schleim-  und  Haizgebalt 
waren  diese  Resultate  zu  erwarten. 

Folia  Stramonii  (112).  Systematiscbe  Ex- 
traktbestimmungen  wie  inHelfenb.  Annal.  1904.  S. 
129  angegeben.  Eine  Sendung  Stecbapfelblltt«r 
die  im  übrigen  den  Anforderungen  des  D.A.-K.IV 
entsprach,  ergab  bei  der  Extraktion  folgende 
Werte:  Mit  Wasser  heifi  extrahiert  30,32 pCt 
kalt  2ö,9l  pCt,  mit  90proc.  Weingeist  extra- 
hiert 10,61,  mit  90proc.  Weingeist  und  Ammon- 
iakflüssigkeit extrahieri:  11,08  pa  getr.fixtnk'. 

Folia  TrifoUi  flbrlni  (112).  Bestimmung  des 
auf  kaltem  bezw.  heifiem  Wege  im  Verhältnis 
10 :  200  bereiteten  wässerigen  Extraktes.  Ein^ 
Sendung  Bitterklee  ergab  folgende  Extrsktwerte: 
Mit  Wasser  heiß  bereitet  27,17  pCt  bei  100'  C 
getrocknetes  Extrakt,  kalt  bereitet  25,57  pCt 

Flores  ChamomUlae  (113).  Die  Extnktionei 
von  Kamillen  müssen  im  Verhältnis  von  10  g  :^ 
ccm  erfolgen.  Mit  68proc.  Weingeist  extrahiert 
zur  Bereitung  von  Tinktur,  ergab  16,94  p(^  ^ 
1000  getrocknetes  Extrakt  Mit  einem  Gemisch 
von  2  Teilen  90proc.  Weingedst  und  3  Teilen 
Wasser  extrahiert,  sur  Bereitung  von  Iztnkt, 


855 


ergab  20,82  pCt  getrocknetes  Extrakt.  Mit  einem 
Gemisch  von  150  g  90proc.  Weingeist  and  2  g 
Ammoniakflüssigkeit  zur  Bereitung  von  Eamilleu- 
öl  extrahiert,  ergab  8,13  pCt  getrocknetes  Ex- 
trakt 

Fmetus  Oapslei  (114).  Es  wurden  5  ver- 
schiedene Muster  spanischer  Pfeffer  untersucht 
und  unter  Anwendung  Terschiedener  Extraktions- 
metboden folgende  Werte  gefunden: 

Mit  90proc.  Weingeist  zur  Fluidbereitung  ex- 
trahiert: 15,51,  12,42,  13,83,  9,71,  9,83  pCt  bei 
100<>  C  getrocknetes  Extrakt. 

Mit  68proo.  Weingeist  zur  Tinkturenbereitung 
extrahiert:  25,36,  22,89,  24,44,  18,26,  9,95  pCt 
bei  100)  (7  getrocknetes  Extrakt. 

Mit  einem  Gfemisch  yon  2  Teilen  Weingeist 
und  3  Teilen  Wasser  zur  Extraktbereitung  extra- 
hiert: 24,24,  25,41,  19,56  pCt  bei  100»  C  ge- 
trocknetes  Extrakt 

Die  an  fünfter  Steile  verzeichneten  Werte 
stanmien  von  einem  Muster  sogenannter  kleiner 
Schoten. 

Herlwi  MUlefolfl  (115).  Identitätsprüfung, 
durch  Prüfung  des  Geruches,  der  Farbe  usw. 
Bestimmung  des  Extraktes  durch  Ausziehen  mit 
einem  Gemisch  von  2  Teilen  Weingeist  und 
3  Teilen  Wasser  im  Verhältnis  von  10  g :  200 
com.  Es  kam  nur  eine  Sendung  Schafgarbe 
zur  Untersuchung,  die  24,34  pCt  bei  100^  0 
getrocknetes  Extrakt  lieferte. 

Cortex  Casearae  ^mgnämd  (115).  ünter- 
suchungsmethode  wie  in  Helfenberger  Annalen 
1897,  S.  356.  Vier  Muster  Sagradarinde  zur 
Extraktdarstellung  mit  68proc.  Weingeist  einer- 
seits und  einem  Gemisch  von  2  Teilen  Wein- 
geist und  3  Teilen  Wasser  andererseits  ausge- 
zogen. Zur  Herstellung  von  Fluidextrakt  wunle 
ein  Gemisch  von  2  Teilen  Wasser  und  1  Teil 
Weingeist  verwendet.  Die  erhaltenen  Werte 
waren  folgende: 

Mit  68  proc.  Weingeist  extrahiert :  4  jährige 
Droge  25,86,  3  jährige  Droge  24,54,  25,97  und 
30,26  pCt  bei  lOQO  0  getrocknetes  Extrakt 

Mit  einem  Gemisch  yon  2  T.  Weingeist  und 
3  T.  Wasser  extrahiert:  25,61,  25,34,  26,36, 
29,59  pCt  getrocknetes  Extrakt 

Mit  einem  Gemisch  von  2  T.  Wasser  und  1  T. 
Weingeist  extrahiert:  26,53,  25,57,  27,13,  30,76 
pCt  getrocknetes  Extrakt 

Cortex  Chlnae  (117).  üntersuchungsmethode 
siehe  Helfenberger  ijmalen  1897,  S.  357  und 
D.  A.-B.  IV.  Von  Seiten  des  Kolonial- wirt- 
schaftlichen Komitees  (dem  wirtschaftlichen 
Ausschuß  der  Deutschen  Kolonialgesellschaft) 
wurden  wir  im  Oktober  vorigen  Jahres  ersucht, 
zwei  verschiedene  Chinarinden  zu  begutachten; 
wir  teilen  über  die  Untersuchung  hier  folgen- 
des mit: 

Die  beiden  Postpakete  enthielten  getrocknete 
Chinarinden  aus  Kamerun  und  waren 
mit  Nr.  I  und  n  bezeichnet  Aus  dem  beige- 
legten Bericht  des  GouvemementB  -  Gärtners 
(vom  4.  August  1905  aus  Buca  stammend)  ist 
folgendes  hervorzuheben: 


Nr.  1  stammte  von  Bäumen  aus  der  im  Jahre 
1902  angelegten  Gouvernements-Cinchona-Pflanz- 
ung  in  Bnoa  (Kamerun).  Es  ist  keine  Stamm-, 
sondern  Astrinde  bis  in  ihre  jüngsten  Spitzen, 
die  infolge  allzu  üppiger  Seitenentwicklung  von 
den  Bäumen  entfernt  werden  muBten.  Die 
Bäume  wurden  aus  jungen  Pfiänzchen  gezogen, 
die  aus  dem  Berliner  botanischen  Garten 
stammten.  Die  Rinde  wurde  sofort  nach  dem 
Schnitt  geschält  und  hierauf  unter  Vermeidung 
von  Sonnenwärme  in  einem  geschlossenen  Räume 
getrocknet.  Die  Bäume  der  Probe  I  werden 
folgendermaßen  geschildert:  Dieselben  sind  im 
dortigen  Klima  ungemein  raschwüchsig,  haben 
sehr  große,  ovale  Blätter,  und  haben  sich  inner- 
halb dreier  Jahre  zu  einem  vollen,  buschigen 
Baum  in  Pyiamidenform  entwickelt,  der  vom 
Boden  an  dicht  und  üppig  verzweigt  ist  Die 
Bäume  haben  in  dieser  Zeit  einen  sehr  großen 
umfang  bekommen  und  eine  Höhe  von  über 
2Vt  m  erreicht  und  stehen  nach  dem  Berichte 
des  Gärtners  im  günstigsten  Wachstum.  Nach 
den  Beschreibungen  soll  diese  Cinchona-Hybride 
(wie  die  Bäume  dort  in  Kamerun  bezeichnet 
werden)  der  wertvollen  Cinchona  Ledgeriana 
sehr  nahekommen. 

Nr.  2  wurde  ebenfalls  aus  jungen  Pfiänzchen 
herangezogen,  welche  das  Kolonial-wirtschaft- 
liche Komitee  vor  drei  Jahren  aus  Berlin  in 
zwei  TFarcTschen  Kästen  nach  Buca  geschickt 
•hat,  um  damit  im  Kamerungebirge  Anbauver- 
suche anzustellen.  Ueber  die  Stammpflanze  der 
Rindenprobe  II  sagt  der  Bericht  etwa  folgendes : 
Dieselbe  ist  nicht  so  raschwüchsig  als  Nr.  I, 
wächst  bei  weitem  gedrungener  und  die  Zweige 
stehen  zum  Stamm  alle  scharf  im  spitzen  Win- 
kel. Die  Blätter  von  II  sind  sehr  viel  schmäler 
als  von  Nr.  I  und  länglich  spitz  zugerundet. 
Die  Bäume  entwickeln  eine  ausgeprägt  schlanke 
p3rramideüform  und  sind  im  Umfang  nicht  so 
kolossal  und  üppig,  als  die  Bäame  von  Nr.  I, 
Dieselben  haben  in  den  drei  Jahren  eine  Höhe  von 
2  m  und  darüber  erreicht  und  soll  diese  Cinchona- 
Hybride  der  Cinchona  succirubra  nahe  kommen. 

Beide  Sorten  I  und  II  sind  bei  etwa  1000  m 
Seehöhe  gewachsen. 

Die  Untersuchungen  auf  Alkaloid  sind,  wie  aus 
der  umstehenden  Tabelle  zu  ersehen  ist,  nach  3  ver- 
schiedenen Methoden  durchgeführt  worden,  in 
keinem  Falle  wird  der  vom  Arzneibuch  zu  5 
und  6  pCt  geforderte  Alkaloidgehalt  erreicht, 
wenn  schon  die  mit  Nr.  2  bezeichnete  Rinde 
besser  als  die  mit  Nr.  1  bezeichnete  ist.  Es 
gilt  dies  auch  in  bezug  auf  die  5  verschiedenen 
Arten  von  Extraktausbeute. 

Wir  möchten  noch  hervorheben,  daß  sowohl 
der  Eeuchtigkeitsgrad  als  auch  der  Aschegehalt 
bei  beiden  Rinden  höher  ist,  als  bei  einer  ge- 
wöhnlichen Handelssorte  der  Cortex  Chinae 
succirubrae.  Ob  nicht  trotzdem  die  Rinde  für 
Pharmakopöezwecke,  speziell  für  ExtraktHerstell- 
ung  usw.  verwertbar  ist,  lassen  wir  dahingestellt. 

Cortex  Conduranfo  (121).  Wir  extridiierten 
ein  Kaufsmuster  Kondurangorinde  1)  zur  Extrakt- 
daratellung  mit  einem  Gemisch  aus  2  Teilen 
Weingeist   und   1   Teil  Wasser:   Extraktiösung 


856 


Chinarinde  I. 

Kolonial- 

wirtRchafÜiohes 

Komitee 


Chinarinde  11. 

Kolonial- 

wirischafüiches 

Komitee 


Handelssorte 
T.  Cort.  Qiin. 

snccinibra 
Hamb.  Finna 


Feuchtigkeit 

Asohe 

Alkaloid  n.  d.  D.  A.-B.  IV. 

*  »     »    m. 

»      n.  Caesar  db  Loretx^  Halle  a.  8., 
G.-B.  1905,  8.  78  bis  81 

Extrakt  (bei  lOQO  C  getrocknet) 

1.  Znr  Herstellung  Ton  Aufguß  oder 
wfisserigem  Erlrakt  mit  Wasser  auf 
kaltem  Wege  bereitet. 

10  g  Rinde  wurden  mit  100  g 
destilliertem  Wasser  übergössen  und 
unter  häufigem  ümsohütteln  24  8td. 
stehen  gelassen.  Nach  Verlauf  dieser 
Zeit  wurde  filtriert  und  20  com  = 
2,0  g  eingedampft,  getrocknet  und 
gewogen. 

2.  Zur  Herstellung  Yon  Au^ß  oder 
wSsserigem  Extrakt  mit  Wasser  auf 
heißem  Wege  bereitet. 

10  g  wurden  mit  100  g  Wasser 
Übergossen  und  1  Stunde  im  sieden- 
den Wasserbad  erhitzt,  dann  Weiter- 
behandlung wie  oben. 

3.  Zur  Herstellung  yon  saurer  China- 
Abkochung. 

10  g  wurden  mit  1,0  g  verdünnter 
Schwefelsäure  und  100  g  Wasser 
V2  Stunde  erhitzt  usw. 

4.  Zur  Herstellung   yon  Fluidextrakt 

10  g  Binde  wurden  mit  100  ccm 
90proc.  Weingeist  übergössen  und 
sonst  weiterbehandelt  wie  unter  1.  « 

5.  Zur  Herstellung  yon  Tinktur  und 
Extrakt. 

Zar  Extraktion  wurde  68proo. Wein- 
geist yerwendet,   sonst  wie  unter  4. 

6.  Zur  Herstellung  yon  Wein  und  wein- 
geistigem Extrakt. 

Zum  Ausziehen  der  Droge  wurden 
100  com  eines  Gemisches  von  1  Teil 
68proc.  Weingeist  und  1  Teil  destill- 
iertem Wasser  yerwendet. 


yon  gelber  Farbe  und  gab  17,02  pCt  Ausbeute 
an  trockenem  Extrakt. 

Zur  Herstellung  yon  Fluidextrakt  die 
Rinde  mit  einem  Qemisoh  yon  1  T.  Weingeist 
und  3  T.  Wasser  ausgezogen:  Auszug  bräunÜoh- 


pCt 

14,31  bis  14,57 

3,67 

3,07  bis  3,14 

3,llb.3,14bis3,19 

3,23 


10,25  bis  10,31 


12,50  bis  12,60 


15,34  bis  15,36 


13,41  bis  12,54 


18,85  bis  18,99 


16,27  bis  16,30 


pa 

13,82  bis  13,98 
3,29  bis  3,34 
3,40  bis  3,42 
3,49 

3,45 


12,07  bis  12,01) 


15,32  bis  15,83 


16,95  bis  16,99 


12,18  bis  12,25 


22,04  bis  22,32 


19,65  bis  19,91 


pOt 

11,00 
2,10 
4,54 

4,6d 


13,45 


15,14 


17,32 


16,99 


24,60 


20,27 


\ 

gelb  und  gab  17,58  pCt  bei  100^  0  getrookootsB 
Extrakt  Zur  Tinktur  die  Binde  mit  6tat>e. 
WeingÄrt  extrahiert:  Tinktur  Ton  gelber  Ewte 
und  gab  16,49  pCt  Trookenrfiokstand. 

(Fortsetaang  folgt) 


857 


Zur  Auslegung 
pharmazeutischor  Gesetze  usw. 

(Fortsetzung  von  Seite  780.) 

257.  Znm  Begriff  des  OroBhandels. 
Bei  der  Revision  einer  Drogeshandlong  waren 
BergOly  Jemsalemer  Balsam,  Pain-Ezpelier 
nsw.  gefunden  und  der  Inhaber  wegen  Ver- 
gehens gegen  die  Eaiseriiehe  Verordnung 
vom  22.  Oktober  1901  angeklagt  worden. 
Der  Angeklagte  behauptete^  mit  genannten 
Mitteln  nur  Großhandel  getrieben;  sie  also 
nur  in  größeren  Mengen  an  Wiederver- 
kauf er  abgegeben  zu  haben.  Bei  der 
Revision  war  aueh  festgestellt  worden,  daß 
die  Mittel  bei  dem  Angeklagten  in  ganz 
erhebliehen  Mengen  vorhanden  und 
in  einem  besonderen  Raum  unterge- 
bracht waren.  Es  erfolgte  in  allen  Instanzen 
Freisprechung.  (Pharm.  Ztg.  1906, 
Nr.  34. 

258.  Vertrieb  eines  Vieh-Mastpulvers. 
Ein  Kaufmann  und  ein  Reisender  waren 
wegen  Betruges  angeklagt,  begangen  durch 
Herstellung  und  Vertrieb  eines  Mast- 
pulvers,  welches  das  Oericht  als  wert- 
los und  unwirksam  ansah,  und  verurteilt 
worden.  In  der  Berufungsinstanz  wurden 
sie  jedoch  freigesprochen  auf  grund 
eines  Gutachtens  der  tierftrztlichen  Hoch- 
schule zu  Berlin,  in  welchem  dargelegt 
wurde,  daß  das  Mastpulver  durch  seinen 
Gehalt  an  Viehsalz  anregend  auf  den 
Appetit  des  Viehes  w^ke  und  also  nicht 
durchaus  wertlos  seL  (Pharm.  Ztg.  1906, 
Nr.  34.) 

259.  Wegen  indirekter  Ankündigung 
voll  Heilmitteln  erfolgte  in  Mttnchen  Ver- 
urteilung eines  Redakteurs,  in  dessen  Blatt 
cVorsicht  beim  Einkauf  von  Pagliano- 
Sirop  und  der  Sprauger'schen  Heilmittel» 
empfohlen,  sowie  dem  Publikum  die 
Richter'Bekea  Ankermittel  in  Erinnerung 
gebracht  wurden.  (Pharm.  Ztg.  1906, 
Nr.  33.) 

260.  Abgabe  von  Xarbolwasser  außer- 
hall^  der  Apotheken  auch  als  Heilmittel 
ist  gestattet;  so  wurde  auf  grund  der 
klaren  Bestimmungen  der  Verordnung  vom 
22.  Oktober  1901  vom  Landgericht  Bam- 
berg entschieden.  (Pharm.  Ztg.  1906, 
Nr.  27.) 


261.  Verkehr  mit  Feuerwerkikörpem. 
Schwärmer  und  ähnliche  kleinere  Feue^ 
Werkskörper  dürfen  nach  emer  Entscheidung 
des  OberUndesgerichtes  Dresden  nicht  als 
Spielwaren  angesehen  werden,  die  jeder 
Kaufmann  unbeanstandet  verkaufen  kann, 
sondern  sind  als  explodierende  Feuerwerks- 
körper  zu  betrachten,  die  nur  unter  be- 
sonderen Vorsichtsmaßregeln,  be- 
sonders nicht  an  Kinder,  verkauft 
werden  dürfen.    (Pharm.  Ztg.  1906,  Nr.  27.) 

262.  Haftpflicht  der  Universitäts- 
kliniken. Das  Oberlandesgericht  Köln  hat 
in  Bestätigung  eines  Urteils  des  Bonner 
Landgerichtes  entschieden,  daß  die  Univer- 
sität haftbar  ist  für  Versehen,  die  in  einer 
Universitätsklmik  vorkommen.  Die  Univer- 
sität ist  im  Unrecht,  wenn  sie  behauptet, 
daß  die  Kliniken  kerne  korporativen  Ein- 
richtungen der  Universität,  sondern  nur  ihr 
angegliederte  Staatskliniken  seien.  Nach  der 
Anschauung  des  Oberlandesgerichtes  ist  die 
Universität  weder  im  ganzen,  noch  in  ein- 
zehien  Teflen  als  ein  Zweig  der  Staatsver- 
waltung, sondern  als  eine  in  sich  ge- 
schlossene, selbständige  juristische  Person 
anzusehen,  die  auch  verantwortlich  ist  für 
den  Schaden,  der  durch  fahrlässiges  Handeln 
eines  ihrer  Angestellten  entsteht. 

Im  vorliegenden  Falle  war  einer  Patientin 
durch  die  mit  ihrer  Pflege  betrauten  Schwester 
anstatt  eines  Schlafpulvers  ein  heftig  wir- 
kendes Gift  gereicht  worden,  das  eine  Ver- 
brennung von  Schlund  und  Magen  bewirkte. 
(^Pharm.  Ztg.  1906,  Nr.  23.) 

263.  Sind  Fleischsaft  und  Verband- 
stoffe Arzneien  oder  Heilmittel  im  Sinne 
des  Krankenversioherungsgesetzes  t  Die 
Statuten  dner  Krankenkasse  enthalten  die 
Bestimmung,  daß  den  Mitgliedern  sowohl 
Arzneien,  wie  auch  Brillen,  Bruchbänder 
und  ähnlidie  Heilmittel  zu  gewähren 
seien,  den  Angehörigen  jedoch  nur  Arz- 
neien. Daraufhin  wurde  einem  Arzte,  der 
Puro  sowie  Watte  und  Binden  fflr  Ange- 
hörige verordnet  hatte,  der  Betrag  dafür  in 
Abzug  gebracht  In  dem  anhängig  ge- 
machten Zivilprozeß  entschied  das  Land- 
gericht Bielefeld,  daß  Puro  wie  die  Ver- 
bandstoffe im  vorliegenden  Fall  als  Arzneien 
anzusehen  sind. 

Denn  Arzneien  sind  Mittel,  die  die 
Bestimmung    haben,     unmittelbar    auf    das 


858 


Krankheitsbild  zu  wirken  und  so  die  Ef> 
scheinungen  der  Krankheit  zu  beseitigen; 
w&hrend  nnter  Heilmitteln  die  Mittel  zu 
verstehen  sind,  diebewirken^  Begleitersohein- 
nngen  der  Krankheit  aufzuheben;  und  er- 
möglichen, daß  die  Arzneien  ihre  Wirkung 
erreichen,  die  Gesundheit  des  Kranken  her- 
beizuführen. Der  Arzt  hat  Furo  als  Blut« 
büdner  verordnet;  also  als  Arznei.  Aehnlich 
verhält  es  ach  mit  den  Verbandstoffen. 

(Einen  höchst  beachtenswerten  Satz  ent- 
hält die  Begründung  des  Bonner  Land- 
gerichtes: «Zu  den  Heilmitteln  get 
hören  deshalb  vor  allem  dieStärk- 
ungsmittel  zur  Hebung  der  Kräfte». 
Eine  Auffassung;  die  sich  alle  Gerichte  zu 
eigen  machen  soUteU;  die  in  den  zahlreicheii 
Fällen  zu  entscheiden  habeU;  in  denen  Dro- 
gisten alle  möglichen  Heilmittel  unter 
dem  Deckmantel  «Stärkungsmittel»  verkauft 
haben.)     (Pharm.  Ztg.  1906;  Nr.  15.) 

Ä,  St.^ 

Bemerkungen  über  einige 
flüssige  Extrakte 

der  britischen  Pharmakopoe  hat  Doli  ver- 
öffentlicht. Verfasser  findet  die  Mannig- 
faltigkeit der  Vorschriften  zur  Herstellung 
der  flüssigen  Extrakte  bedauerlich  und  un- 
nötig und  erklärt  nch  auf  grund  seiner 
Untersuchungen  für  eine  mehr  einheitlich^ 
Methode.  Er  schlägt  zur  Bereitung  von 
Belladonna-,  China-;  Hydrastis-,  Ipecacuanha- 
und  Strychnoi^Extrakt  60proc.  Alkohol  und 
einfache  Perkolation  oder  Mazeration  qnd 
Pressen  als  geeignet  vor.  Aus  den  so  ge- 
wonnenen flüssigen  Extrakten  könnten  die 
entsprechenden  Tinkturen  bequem  durch 
Verdünnen  mit  60proc  Alkohol  bereitet 
werden.  (Aehnliche  Vorschläge  sind  schon 
wiederholt  gemacht  worden.  Schriftleitung,) 

Wenn  es  auch  nicht  ausführbar  ist;  eine 
einheitliche  Alkaloidbestimmungsmethode  an- 
zunehmen; so  können  nach  Dott  die  Vor- 
schriften doch  veremfacht  und  mehr  gleich- 
mäßig gestaltet  werden.  Alle  Alkaloide 
können  den  Extrakten  durch  eine  Mischung 
von  Chloroform  und  Aether  leicht  entzogen 
werden;  sodaß  es  nicht  notwendig  ist;  ve^ 
schiedene  Lösungsmittel  vorzuschreiben.  Bei 
Belladonna-;  China-  und  Ipecacuanha-Extrakt 
können    die  Alkaloide    durch  Titration    mit 


Säure  bestimmt  werden*);  der  Emwand 
hiergegen;  dalS  die  verschiedenen  im  gleiehen 
Extrakt  enthaltenen  Alkaloide  nicht  gUehsB 
Molekulargewicht  habeU;  ist  mehr  von  theo- 
retischem als  praktischem  Interesse.  FBr 
Strychnos-Extrakt  empfiehlt  Dott  die  Me- 
thode von  Farr  und  Wrigkt,  die  gut  über- 
einstimmende Resultate  liefert  und  vor  der 
jetzt  vorgeschriebenen  Prfifungsmeäiode  den 
Vorzug  der  leichteren  und  schneQeran  Aus- 
führbarkeit besitzt  2f, 

Pharm.  Journal  1906,  99. 


Zur   schnellen  Sterilisation  von 

SkopolaminlöBongen  in  der 

Rezeptur 

empfiehlt    Dr.   C.    Stich    in    Pharm.   Ztg. 
1906;  831  folgendes  Verfahren: 

In  emer  kleinen  Emailleschale  mit  destil- 
liertem Wasser  kocht  man  das  Olasstopfen- 
gef&O;  eine  Pergamentpapiertektur  und  eme 
Tiegelzange  oder  Pinzette  aus.  Für  die 
Lösung  erhitze  man  die  verordnete  Menge 
destillierten  V^assers  im  Reagensglas,  bei 
größeren  Mengen  im  Erlenmeyer'BAea 
KolbeU;  und  tr&gt  in  das  kochende  Wasier 
die  enteprediende  Menge  des  Alkaloids  ent- 
weder in  Form  emer  konzentrierten  LOsong 
oder  als  solches  ein.  Die  noch  heiße  LOsong 
wird  sofort  m  das  leere  sterilisierte  Geftfi 
eingetragen;  das  nebst  dem  Olasstopfen  tu 
dem  heißen  Wasser  mitteis  der  mitsteriü- 
sierten  Pinzette  oder  Zange  gehoben  wird. 
Der  Glasstopfen  wird  in  das  Oefiß  einge- 
klemmt und  letzteres  in  kaltes  Wasser  beiw. 
Eiswasser  gestellt,  wozu  obige  Sehale  gWeh 
benutzt  werden  kann,  üeber  den  Glas- 
stopfen wurd  die  Pergamenttektnr  gelegt 
Nach  dem  Erkalten  drückt  man  den  Stopfen 
oberhalb  der  Tektnr  fest  em  und  verbindel 
das  Gefäß  in  flblicher  Weise.  Zur  Siefaer- 
heit  ist  es  geboten;  den  Faden   mit  einem 

Siegel  oder  einer  Plombe  zu  varseheD. 

KM, 


*)  Die  Titration  der  Alkaloide  kann  n 
geringe  Werte  eigeben,  wenn  Chloroform  als 
AusschüttelungsflüBsigkeit  gedient  hat  Beim 
Abdampfen  solcher  Alkaloidlösangen  kann 
infolge  teilweiser  Zersetiung  des  Qilorofonns 
eine  dementsprechende  Neutialisierang  des  Alka- 
leides  eintreten.  f^hriflUthmg. 


859 


■  ahrunosmittel-Ohemie. 


Ueber  den  Oehalt 
des  Kaffeegetränkes  an 
und  die  Verfahren  zu  seiner 
Ermittelung. 

In  Nummer  39  der  Pharm.  Gentralh. 
1906;  810  lese  ich  anter  obigem  Titel  ein 
Referat  Aber  die  Bestimmung  dee  Koffein 
im  Kaffee,  welche  P.  Waentig  im  KaiserL 
GesandheitBamt  ausgeführt  hat.  Es  wird 
dabei  des  « C,  C,  Keller'Bcbea  Verfahrens» 
gedacht  und  bemerkt,  daß  dasselbe  ein 
dunkelbraun  gefärbtes  Koffein  liefere,  das 
sich  auch  durch  Umkristallisieren  nicht 
reinigen  hisse,  und  hinzugefügt,  daß  die 
nach  Keller  gefundenen  Werte  infolge  der 
Verunreinigungen  alle  viel  zu  hoch  aus- 
fallen. 

Hierzu  erlaube  ich  mir  zu  kon- 
statiereu;  daß  ich  nie  über  Be- 
stimmuDg  des  Koffein  im  Kaffee 
gearbeitet  und  niemals  eine  zu 
diesem  Zwecke  dienende  Methode 
veröffentlicht  habe. 

Allerdings  existiert  eine  Keller'Bciie  Me- 
thode zur  Bestimmung  des  Koffein  im  Tee. 
Sie  wird  in  chemischen  Fabriken,  welche 
sich  mit  Fabrikation  des  Koffein  aus  Tee- 
staub befassen,  seit  vielen  Jahren  mit  bestem 
Erfolge  angewendet 

Es  liegt  auf  der  Hand;  daß  eine  Methode, 
welche  sich  für  Tee  sehr  gut  eignet,  für 
einen  so  total  verschiedenen  Stoff  wie  ge- 
brannter Kaffee  gänzlich  unbrauchbar  sein 
kann  Dies  ist  bei  der  Keller'seheD.  Koffein- 
bestimmungsmethode der  Fall,  weshalb  sie 
auch  von  mir  niemals  zur  Bestimmung  des 
Koffein  im  Kaffee  empfohlen  worden  ist. 

Die  kritischen  Bemerkungen  des  Herrn 
P.  Waentig  richten  sich  als  gegen  eine 
Methode,  welche  gar  nicht  existiert  und  die 
Folgerungeo,  welche  er  sich  zu  ziehen  ge- 
stattet, fallen  von  selber  dahin. 

Das  Urteil  darüber,  ob  es  korrekt  ist, 
eine  nicht  existierende  Methode  und  den 
Namen  des  Autors  m  der  Weise  heranzu- 
ziehen, wie  es  von  P.  Waentig  geschehen 
ist,  überlasse  ich  ruhig  dem  Leser. 

Zürich,  den  2.  Oktober  1906. 

Dr.  C.  G.  Keller. 


Der  Nachweis  von  Blei  im 
Leitung8wa43ser. 

Die  Bestimmung  kleinster  Mengen  Blei 
im  Leitungswasser  stößt  auf  mancherlei 
Schwierigkeiten.  Die  sehr  umfassende  und 
genaue  Nachprüfung  der  wichtigsten  für 
diesen  Zweck  angewandten  Methoden  durch 
B,  Kühn  im  Kaiserlichen  Gesundheitsamt 
und  die  Aufstellung  einer  möglichst  fehler- 
freien Methode  wird  daher  von  den  Analytikern 
sehr  begrüßt  werden. 

Die  Frage,  welche  kleinste  Mengen  Blei 
hl  einem  Leitungswasser  als  bereits  gesund- 
heitsschädlich anzusehen  smd,  ist  leider  auch 
noch  nicht  genügend  geklärt  Mengen  von 
kaum  über  0,5  mg  Blei  un  Liter  haben 
schon  zu  Bleivergiftungen  geführt.  Steiner 
kommt  im  Verein  mit  verschiedenen  eng- 
lischen Forschem  zu  der  Annahme,  daß  mit 
0,7  mg  im  Liter  die  höchste  zulässige 
Menge  erreicht  sei.  Vom  Standpunkt  der 
Gesundheitspflege  und  bei  dem  tückischen 
Charakter  des  Bleies  sind  aber  Trinkwässer 
schon  bei  ganz  geringem  Bleigehalt  aus- 
zuschließen; zumal  da  das  Blei  un  mensch- 
Üchen  Organismus  gespeichert  wurd. 

Bereits  seit  1845  ist  es  bekannt,  daß 
man  durch  Filtrieren  von  bleihaltigem  Wasser 
durch  Watte,  Asbest  oder  Papier  dem 
ersteren  einen  erheblichen  Teil  des  Bleies 
entziehen  kann.  Indessen  wu*d,  wie  Kühn 
nachwies,  nicht  alles  Blei  von  der  Watte 
zurückgehalten.  Der  Bestimmung  als  Sulfat 
haftet  der  Mangel,  daß  sie  zeitraubend  ist 
und  daß  im  Waschwasser  des  Bleisulfatee 
stets  noch  Spuren  von  Blei  vermittels  Schwefel- 
Wasserstoffes  nachweisbar  sind.  Femer  sind 
die  Bleiverbindungen  beim  Glühen  flüchtig, 
insbesondere  das  metallische  Blei;  dieses 
wird  sich  aber,  durch  Reduktionswirkung 
des  verkohlenden  Filters,  stets  in  geringer 
Menge  bilden.  Die  von  Irving  C.  BvU 
vorgeschlagene  Wägung  des  Bleisulfatee  im 
Oooch'Tv^g^X  nach  Filtrieren  auf  Asbest 
und  Trocknen  bei  120^  C  ist  eine  Ver- 
bessemng,  doch  fallen  alle  Wägefehler  bei 
dem  gravimetrischen  Verfahren  sehr  ins 
Gewicht,  da  die  zu  bestimmenden  Mengen 
Blei  stets    sehr   klein  smd.      Kühn  prüfte 


860 


daher  die  vielen  vorgeschlagenen  voIame^ 
rifichen  Verfahren  nach,  auf  die  hier  aber 
nicht  näher  eingegangen  werden  soll. 

Nur  bei  destilliertem  Wasser  kann  man 
sich  zur  Absoheidung  des  Bleies  nicht  des 
Schwefelwasserstoff^  sondern  nach  Frerichs 
eines  Wattefilterapparates  bedienen^  der  aus 
5  mit  einander  verbundenen  10  cm  langen^ 
4  cm  weiten  Filterglasrohren  besteht  Durch 
diesen  Apparat  werden  in  der  Stunde  8 
Liter  des  zu  untersuchenden  Wassers  hin- 
durchgesaugt und  mit  Salpetersäure  das  Blei 
heraus  gelöst;  das  als  Sulfat  oder  nach  dem 
Jodatverfahren  bestimmt  werden  kann;  in- 
dessen ist  die  Extraktion  mit  Salpetersäure 
unvorteilhaft 

Von  allen  die  besten  Aussichten  schien 
das  jodometrische  Verfahren  zu  bieten.  Wenn 
für  die  Abwesenheit  von  Mmeralsäuren  Sorge 
getragen  wud;  ist  nach  Rupp  die  Fällung 
des  Bleijodats  eine  quantitative.  Man  fällt 
in  essigsaurer  LOsung  bei  Gegenwart  von 
Natriumacetat  und  ermittelt  den  Jodsäure- 
flberschuß  durch  Titration  mit  Thiosulfat 
Das  volumetrische  Verfahren  ist  dem  ge- 
wichtsanalytischen; des  erwähnten  Mangels 
wegen;  überlegen;  aber  es  waren  noch  immer 
Verluste  zu  beobachten;  die  besonders  aus 
der  Verbrennung  des  auf  emem  Filter  ge- 
sammelten Schwefelbleies  herrühren.  Die 
Anwendung  des  Filters  wurde  daher  um- 
gangen und  wie  folgt  verfahren:  5  Liter 
des  bl^altigen  Wassers  werden  mit  100  g 
festem  Natriumnitrat  bis  zur  LOsung  des- 
selben geschüttelt  Den  Natronsalpeter 
wendet  man  aU;  um  die  LOslichkeit  des 
Bleisulfids  in  Wasser  zu  vermindern.  Man 
fügt  nun  eine  LOsung  von  8  g  kristallisiertem 
Schwefelnatrium  in  500  ccm  Wasser;  der 
25  ccm  reiner  konzentrierter  Essigsäure 
(90proc)  zugesetzt  und;  hinzu  und  schüttelt 
gut  durch;  worauf  man  eine  halbe  Stunde 
der  Ruhe  überläßt  Alsdann  fügt  man  etwa 
2  g  aufgeschlemmten  Asbest  zu  dem  kolloidal 
verteilten  Schwefelblei  und  schüttelt  viermal 
eine  halbe  bis  eme  Minute  lang  in  Zwischen- 
räumen von  etwa  10  Minuten.  Von  der 
Saugpumpe  wird  nun  der  Asbest  auf  emer 
FiltrierpUitte;  auf  der  sich  bereits  eine  Asbest- 
schicht befindet,  filtriert 

Das  auf  dem  Filter  befindliche  BieisulTid 
wird  mittels  Wasserstoffperoxyd  zu  Bleisulfat 
oxydiert  und  dieses  mit  einer  konzentrierten 


Natriumacetaüösung  vom  FQter  geltet  Frisdi 
gefälltes  Schwefelblei  whrd  von  einer  Sproc 
Wasserstoff peroxydlOsong ;  der  eine  Spnr 
starke  Salpetersäure  zugesetzt  war,  beim 
Erwärmen  sofort  m  Bleisulfat  umgesetzt 
Bei  gewöhnlicher  Temperator  nimmt  der 
Vorgang  einige  Minuten  in  Anspruch.  Min 
läßt  demnach  20  bis  30  com  heiße  Wasser- 
stoffperoxydlOsung  10  Mbuten  auf  das 
Asbestfilter  wirken  und  saugt  dann  ab  und 
wäscht  mit  40  bis  50  ccm  heifiem  destiD- 
iertem  Wasser  nach.  Das  Filtrat  wird  auf 
dem  Wasserbade  in  einer  PorzaHanachale 
zur  Trockne  gebracht  Das  auf  dem  Asbest- 
filter befindliche  Bleisulfat  wird  nun  mit 
10  bis  30  ccm  siedender  NatriumacetafiOsaDg 
(1+3)  Übergossen  und  nach  einigen  Minuten 
abgesaugt  Man  wäscht  darauf  so  lange 
mit  heißem  destilliertem  Wasser  aus,  bis  die 
ablaufende  Flüssigkeit  mit  SchwefelwaaBcr- 
Stoff  kdne  Bleureaktion  mehr  gibt  Der 
gesamte  Kolbeninhalt  wurd  in  die  vorerwihnte 
Porzellanschale  überführt;  auf  10  bis  30  oem 
konzentriert  und  bei  etwa  60^  mit  gesättigtem 
Bromwasser  gefällt  Nachdem  man  eine 
Viertelstunde  auf  dem  Wasserbade  auf  60^ 
erwärmt  hat;  saugt  man  das  gefällte  Blei- 
peroxyd auf  mnem  Asbestfilter  ab  und 
wäscht  so  lange  mit  heißem  Wasser;  bis  das 
Filtrat  nicht  mehr  auf  JoflkaliumstärkelOsang 
reagiert  Das  Jodblei  löst  man  auf  dem 
Asbestfilter  mit  10  bis  20  ccm  gesättigter 
kalter  NatriumaoetatlOsnng.  Man  wäscht  mit 
kaltem  Wasser  das  Asbestfilter  ans^  wenn  nieht 
alles  Jodblei  gelöst  sein  sollte;  mit  neuen  Mengen 
Natriumacetat     Das   Filtrat   venetst  man 

mit  YdO'^^'™^'^^^^™^^*^*^^™^  ^ 
Ueberschuß   und  mißt  den  üebersehoß  mit 

Vioo'^<>"^^~«^o^^^i^S*       ^i®   Natrinmtbio- 
sulfatlOsung  ist  gegen  eme  Kaiinmdicbromat- 

4  908 
lOsung;  die   -^^ — im  Liter  enthält;  eingeitellt 

Da  ein  MolekülBleiperoxyd  ein  Atom  SanefstoS 

abgibt;  welches  zwei  Atome  Jod  in  fVeiheitaetst^ 

entspricht  em  Atom  Blei  zwei  Atomen  Jod. 

206;9   Blei  =  2  X  126,85  Jod.      Ohne 

das    Wasser    emzudampfen,  läßt  sieh  nadi 

dem  beschriebenen  Verfahren  eine  Ooiaoig- 

keit  des  Blemacfaweises  bis  auf  weniger  ak 

0;1  mg  im  Liter  erzielen.  — ^. 

Arbeiten  a.  d,  Kaiserl,  Oeemudheüea/ml 
1906,  XXIU,  389. 


861 


Cfeber  Paprikapulver  und  den 
Nachweis  geringer  Mengen  von 
Jffehl  oder  Stärke  in  demselben. 

Um  auf  einfache  und  doch  sichere  Weise 
—  ohne  vorher  zn  entfetten  —  selbst 
geringe  Mengen  Mehl  oder  St&rke  im  Paprika, 
anoh  wenn  er  stärker  gefettet  oder  geschönt 
ist,  nachweisen  zu  können,  hat  sieh  nach 
-J,  Hockauf  (vergl.  anoh  Pharm.  Gentralh. 
47  [1906];  811)  folgende  Methode  außer- 
ordentlich gnt  bewährt :  Die  zu  nntersuehende 
Partie  Paprikapulver  wird  entweder  im  Uhr- 
«chälchen  oder  direkt  auf  dem  Objektträger 
mit  alkoholischer  Jodlösung  (1 :  15)  ver- 
trieben. Hierauf  fügt  man  Chloralhydrat- 
lösnng  (5 :  2)  hiiizn  und  verreibt  abermals. 
Das  mikroskopische  Präparat  des  auf  diese 
Weise  behandelten  Paprikapulvers  gibt  nicht 
sofort,  aber  nach  einiger  Zeit  außerordent- 
lich klare  und  reine  Bilder  von  den  Frag- 
menten der  Fruchthanty  des  Samens  ^  des 
verdickten  Samenträgers,  der  Fruchtacheide- 
wände^  des  Fruchtstieles  vom  Paprika^  des 
-etwa  beigemengten  Mehlee,  der  Stärke  usw. 
Die  Stärkekömer  fallen  durch  die  blaue  oder 
4>laßblaue  Farbe  auf  und  heben  sich  sehr  scharf 
von  den  übrigen  Gewebsfragmenten  ab; 
"xnan  kann  sogar  annäherungsweise  die  Menge 
<le8  beigemengten  Mehlee  oder  der  Stärke 
angeben.  Die  nur  in  vereinzelten  Zellen 
•des  Fruchtparenchyms  vorhandene,  dem 
Paprika  eigene  Stärke  tritt  gleichfalls  außer- 
ordentlich scharf  hervor.  Dieselbe  mit  bei- 
gemengten Stärkearten  zu  verwechseln^  dürfte 
wohl  nur  bei  Anfängern  vorkommen. 

Das  Fetten  des  Paprika,  welches  ledig- 
4ich  dazu  dient,  den  geringeren  Sorten  den 
Anschein  einer  besseren  Beschaffenheit  zu 
^eben,  ist  auf  das  schärfste  zu  verurteilen, 
wird  aber  vielfach  geübt,  ebenso  wie  in 
neuerer  Zeit  der  Zusatz  von  Maismehl  nach 
Hockauf  größere  Dimensionen  annimmt. 
2ur  Beurteilung  der  Handelssorten  gibt 
«eben  dem  mikroskopischen  Bilde  der 
Aschen-  und  Sandgehalt  wertvolle  Anhalts- 
punkte, während  der  äußere  Anblick  oft 
völlig  im  Stiche  läßt,  da  ein  Zusatz  von  nur 
1  pGi  fetten  Oeles  genügt,  um  den  Wert 
^iner  Ware  scheinbar  um  25  bis  50  pCt 
2u  erhöhen.  Selbst  warenkundige  Eaufleute 
^Verden  hierdurch  getäuscht. 

Die  gegenwärtig   üblichen  Handels- 


sorten des  Paprika  sind:  Edelsüß, 
Spezialität,  Rosen-  und  Königspaprika,  Mer- 
cantil  I  und  Mercantil  11.  cEdelsüß»  ist  die 
feinste  Sorte.  Zur  Herstellung  derselben  sollen 
die  größten,  schönsten  und  rötesten  Früchte  ge- 
nommen werden.  Fruchtstiel,  Fruchtkelch, 
der  dicke  Samenträger,  die  Fruehtscheide- 
wände  entfernt  man.  Die  übrigbleibende 
Fruchthaut  wird  mit  den  Samen  vermählen. 
Diese  feinste  und  teuerste  Sorte  hat  einen 
milden,  nicht  oder  nur  sehr  schwach  brenn- 
enden Geschmack,  dürfte  weniger  als  Ge- 
würz wie  als  Färbemittel  dienen.  Feine 
Sorten  heißen  Spezialität  und  Rosen- 
paprika. Das  Pulver  besteht  in  der 
Regel  aus  vermahlener  Fruchthaut^  Samen, 
Samenträgem  und  Fruchtscheidewänden.  Der 
Geschmack  ist  scharf  und  brennend.  Mittlere 
Sorte  ist  Königspaprika.  Im  Pulver 
findet  man  außer  den  kurz  vorher  erwähnten 
Bestandteilen  Fruchtstielfragmente.  Der  Ge- 
schmack ist  scharf  und  brennend.  Schlechte 
Sorten  werden  als  Mercantil  I  und 
Mercantil  II  bezeichnet.  Nach  der 
mikroskopischen  Untersuchung  bestehen  sie 
hauptsächlich  aus  den  vermahlenen  Abfällen, 
welche  sich  bei  der  Sortierung  des  Paprika 
ergeben.  Sie  enthalten  in  großer  Menge 
die  Fragmente  von  Samenträgem,  Fracht- 
scheidewänden, Frachtstielen  und  Fracht- 
kelchen, in  geringer  die  vom  Samen  und 
der  Fruchthaut  Das  Pulver  schmeckt  in- 
folgedessen außerordentlich  scharf,  brennt 
anhaltend  auf  der  Zunge  und  reizt  die 
Schleimhäute. 

Der  Vollständigkeit  halber  sei  noch  er- 
wähnt, daß  Paprikapulver,  welche  nur  aus 
der  vermahlenen  Frachthaut  —  ohne  Samen- 
träger und  Fruchtscheidewände  —  hergestellt 
sind,  keine  handelsübliche  Ware  sein  dürften, 
wenigstens  ist  dem  Verf.  in  seiner  bisherigen 
langjährigen  Praxis  kein  solches  vorgekommen. 
Ztschnd,  Allg.oesterr.  Äpoth.'Ver.  190ö,Nr.23. 


Ankara. 

Unter  dem  Namen  Ankara  wird  ein 
Butterersatz  verkauft,  der  aus  Kokosfett 
mit  10  pGt  Milch  besteht,  etwas  Eigelb  und 
Salz  enthält  und  mit  einem  Stoff  gefärbt 
ist,  der  durch  Salzsäure  rot  wird  (TropäolinV). 

Nouv.  remedes  1906,  12,  III. 

Ä, 


862 


Verschiedene  Mitteilungen. 


Silberkautsohukseide 

stellte  Wederhake  (Zentralb],  f.  Chirurg. 
1906;  Nr.  35)  auf  folgende  Weise  dar: 
Die  zu  behandelnde  Seide  wird  auf  dicke 
Kocker'sdie  Drains  oder  Glasplatten  ge- 
wiokelty  in  Aether  und  später  in  absolntem 
Alkohol  je  12  Stunden  zur  Entfettung  ge- 
bracht; darauf  in  lOproc.  Wasserstoffper- 
ozydlOsung  übertragen  und  darin  20  Mi- 
nuten belassen;  von  hier  aus  in  Silbersalz- 
lOsung*);  in  der  sie  etwa  1  Stunde  bleibt; 
wodurch  die  Seide  infolge  gleichmäßiger 
Imprägnierung  mit  Silber  tiefschwarz  wird.' 
Nach  dem  Trocknen  bei  etwa  100^  im 
Trockenschrank  kommt  die  Seide  auf  zwei 
Stunden  in  reines  Chloroform;  hieraus  in 
eine  Chloroformkautschuklösung^;  in  der 
sie  12  Stunden  bleibt.  Nach  kurzem  Ab- 
spülen in  Chloroform  wvd  sie  getrocknet; 
alsdann  in  1  prom.  SublimatlOsung  gebracht; 
in  dieser  10  Hinuten  gekocht  und  aufbe- 
wahrt Auf  gleiche  Weise  können  ZwirU; 
Hanf  und  dergl.  behandelt  werden.  Die 
SUberkautschukseide  wird  anstelle  von  Silber- 
draht zu  Nähten  verwendet.  —tx.— 


1.  Mennige  bestand  aus  Speckstein- 
pulver  mit  Teerfarben  gefärbt; 

2.  Zinnober;  von  prachtvollem  Aos- 
seheu;  bestand  aus  Mennige;  der  2  pCt  Eonn 
zugesetzt  waren; 

3.  Berliner  Blau  war  eme  Mischnng 
aus  Ultramarin  und  GypS;  deren  Farbe  durch 
em  Anilinblau  aufgefrischt  war.  A. 

RSp.  de  Pharm.  1906,  31ü. 


Verfälschte  Farben. 

Ouiges  macht  auf  folgende  Fälschungen 
aufmerksam;  die  er  im  Handel  angetroffen 
hat: 


*)  In  30  ccm  einer  1  proc.  wässerigen  Silber- 
nitrat-LösoDg  tropft  man  so  lange  offizineile 
Kalilauge,  bis  der  entstehende  schwarzbraune 
Niederschlag  nicht  mehr  zunimmt  (wozu  etwa 
10  Tropfen  nötig  sind).  Darauf  setzt  man  unter 
standigem  ümschütteln  so  lange  Salmiakgeist 
tropfenweise  hinzu,  bis  der  Niederschlag  sich 
aufgelöst  hat. 

**)  8  g  schwarzer  Kautschuk  in  50  g  Chioro- 
fonn. 


Reinignng  der  Dampfkessel.  Der  Kessel- 
stein läßt  sich  nach  einer  Mitteilung  in  der 
Ztschr.  d.  Bayerischen  RevisioosveriBins  (1906 
Nr.  1)  leicht  entfernen,  wenn  man  den  zu 
i-einigenden  Dampficessel  nicht  entleert,  ehe  sein 
Mauerwerk  vollkommen  abgekühlt  ist;  der  Belag 
würde  sonst  an  die  Wandung  festbrennen.  Wenn 
ein  Kessel  jedoch  innerhidb  möglichst  knner 
Zeit  gereinigt  werden  soll,  so  ist  es  bedenklich, 
ihn  gleich  nach  dem  Ablassen  des  Dampfes  oder 
noch  unter  Dampfdruck  zu  entleeren  und  ihn 
möglichst  schnell  abkühlen  zu  wolleo,  weil  ein 
einseitig  abkühlender  Kessel  leicht  Schaden 
leiden  kann.  Es  soll  vielmehr  der  Kessel  nach 
dem  Abbrennen  des  Feuers  möglichst  hoch  an- 
gespeist, wieder  bis  zur  Wasserstandönarke  ent- 
leert und  dann  innerhalb  12  Stunden  langsam 
abgekühlt  werden-,  so  lange  er  mit  Wasser  ge- 
füllt ist,  leidet  er  dabei  nicht.  Nach  dem  Ent- 
leeren gelingt  das  sofortige  Entfernen  des  Belagvs 
sehr  leicht.  Ebenso  so^ältig  wie  der  Kessel- 
stein soll  auch  der  Glanzrufi,  ein  schlechter 
Wärmeleiter,  an  den  äußeren  Kesselwandnngen 
entfernt  werden.  p.  & 


Besichtigung  der  Loeflnnd'sehen  FalriL 
Gelegentlich  der  Naturforscher- Versammlang  io 
Stuttgait  fiand  ein  Besuch  der  Fabrik  mediziniacb- 
diätetischer  Frftparate  von  Ed,  Loefhmd  S  Co. 
in  Grnnbach  statt,  der  die  Teilnehmer  aofs 
höchste  befriedigte.  Auch  Geh.  Med.-fiat  Ex- 
zellenz van  Rauehfufi  aus  PeteiBbnrg,  welcher 
das  Loeflund^Bohe  Malzextrakt  und  IfaSz-Suppen- 
extrakt  in  Haßland  einfahrte,,  nahm  an  der  Be- 
sichtigung mit  großem  Interesse  teil. 


Zustriw 


der  «Pharmaoentisehen  Centralhalle»  bitten  wir  stets  an  die  Stelle  richten  zu  wollen,  bei 
welcher  die  Zeitschrift  IbectelU  worden  ist,  also  Postanstalt  oder  Buchhandlung  oder  Gesobafts- 

VwtaK«r:  Dr.  A.  Sehmeiacr.  DnwtaB  md  0r.  P,  StA,  Diwdn-BlaMWtti. 
Yvntirortikter  LMri  Dr.  P.  8ftB,  Dretdu-BlaMwUi. 
Im  mmhhamM  dank  Jvliai  Bprimg «r,  BmlSm  V.,  lf«iM|OTIPlirti  t. 
~      ~  fM  Vv.  TltUl  Va«ki«lf«r  (Kvmstk  ft   MakU) 


Pharmaceutische  Centralhalle 

für  Deutschland 

Herausgegeben  von  Ois  A«  Solineiilei*  and  Dr.  P.  Sflss. 


••* 


fftr  wiBBenschaftliclie  and  gesehäftliche  Interessen 

der  Pbarmaeie. 

Qegrflndet  von  Dr.  Hermaaa  Hager  im  Jahre  1859. 

Bnohemt  jeden  Donnerstag. 

Besugspreis  Tiertelj&hrlich:  dnrch  Buchhandel  oder  Post  2,50  Mk.,  dnroh  Oescbftfts- 
stelle  im  Inland  3,—  Mk.,  Ansland  BfiO  Mk.  —  Einsehie  Nommexn  30  Pf. 

Anseigen:  die  einmal  gespaltene  Klein-ZeQe  30  Pf.,  bei  größeron  Anzeigen  oder  'Wieder- 
holungen Preiseim&ßigiing. 

Leiter  der  1  Dr.  Alfred  Schneider,  Dresden-A.  21;  Schandaaer  Str.  43. 
Zeltsehrlfl:  j  Dr.  Paul  Süß,  Dresden-Blasewitz;  Qnstay  Freytag-Str.  7. 

Oesehiftsstelle:  Dresden-A.  21;  Schandaaer  Straße  43. 


Mi2. 


Dresden,  18.  Oktober  1906. 


Der  neuen  Folge  XXVII.    Jahrgang. 


XLvn. 

Jahrgang. 


Inhalt:  Gkenle  und  Phtraaeiet  Neaet  Tom  Drogenmarkt.  —  YerglelchsUbellcn  der  flQchUgcn  StickstoffTer- 
bindangen  im  aensehlicheii  Kote.  —  Nene  Anoeimittel.  -  Eingezogenet  Diphtherie- Heilserum.  —  78.  Veraamm- 
lung  Deataeber  Natuiforacher  and  Aente  au  Stattgart  —  Di«  Verbindang  von  Kreide  mit  Tulkanisiertem  Kaut- 
schuk. —  Aus  den  Helfi  nberger  Annalen  1906.  —  Ein  Wismuttannat.  —  Nahrnnguniittel-Cfeenile.  —  Venehie- 

dese  mttefluiacii.  —  Briefweehael. 


Chemie  und  Pharmaeie. 


IL    Neues  vom  Drogenmarkt.*) 

Von  Dr.  O.  Weigel^  Hamboig. 

Die  letzten,  in  das  Völkerleben  tief 
einschneidenden  Weltereignisse  sind 
natnrgemäß  auch  am  Drogenhandel  nicht 
spurlos  vorübergegangen.  Das  Erwachen 
Japans  und  dessen  schnell  fortschreitende 
Entwicklung  nach  dem  Muster  westlicher 
Kultur,  der  rassisch  -  japanische  Krieg, 
die  revolutionären  Unruhen  in  Rußland, 
die  heftigen  Erdbeben  an  den  West- 
küsten Nord-  und  Südamerikas,  alle 
diese  Ereignisse  machen  sich  im  Handel 
mit  Drogen  und  verwandten  Pro- 
dukten in  verschiedener  Hinsicht  mehr 
oder  minder  bemerkbar.  So  fällt  es  auf, 
daß  die  russischen  Drogen  im  Laufe 
der  letzten  Jahre  eine  stete  Aufwärts- 
bewegung  verfolgen;    russischer  Anis, 


*)  Die  erste  Veröffentlichong  unter  dieser 
Ueberschrift  siehe  Pharm.  Centralh.  45  [1904], 
551. 


Lycopodiuni,  Kanthariden  und  russisches 
Mutterkorn  haben  jetzt  den  doppelten 
und  dreifachen  Wert  wie  etwa  vor 
10  Jahren. 

Hand  in  Hand  mit  der  Preissteiger- 
ung bei  Drogen  geht  vielfach  das  Be- 
streben, für  diese  billigere  Ersatzmittel, 
d.  h.  Surrogate  zu  schaffen,  die  meist 
unter  dem  Namen  der  echten  Droge 
segeln  und  so  sich  zu  regelrechten  Ver- 
fäbchungen  derselben  herausbilden.  In 
dieser  Beziehung  kennt  die  Findigkeit 
des  Menschen  keine  Grenzen;  Beispiele 
hieriür  gibt  Lycopodium.  Neuere 
Lycopodiumsubstitute  sind  letzt- 
hin mehrfach  in  der  Pharm.  Centralh. 
besprochen  worden,  bei  welchen  z.  B. 
das  eine  Mal  feinst  gepulverter  und  ge- 
färbter Bernstein  (Pharm.  Centralh.  46 
1905],  294),  das  andere  Mal  mit  gas- 
förmigem Ammoniak  behandeltes  öster- 
reichisches Fichtenharz  (Pharm.  Centralh. 
47  [1906],  633)  in  Frage  kam.  Ein 
weiteres  Substitut  beschreiben  Oehe  d;  Co. 


864 


m  ihrem  letzten  Handelsbericht  (1906^ 
36).  Dasselbe  war  äußerlich,  d.  h.  in 
Farbe,  beim  Anfühlen  und  in  der  Be- 
weglichkeit dem  Bärlappsamen  täuschend 
ähnlich,'  bei  der  Untersnehnng  ent^ 
puppte  es  sich  als  ein  aus  Maisstärke 
hergestelltes  Präparat.  Die  Maisstärke 
war  zu  diesem  Zweck  einem  kurzen 
Röstprozeß  (wie  z.  B.  Farina  Hordei 
praepar.)  unterworfen  und  mit  Methyl- 
orange nachgefärbt  worden.  Der  Farb- 
stoff ließ  sich  durch  Alkohol  extrahieren 
und  auf  diese  Weise  leicht  nachweisen 
(Lycopodium  gibt  weder  an  Wasser 
noch  an  Alkohol  färbende  Bestandteile 
ab),  die  Maisstärke  andererseits  durch 
das  Mikroskop.  Durch  den  Röstprozeß 
waren  allerdings  die  Konturen  bei  vielen 
StärkekOmern  verquollen. 

Da  hier  die  Rede  von  russischen 
Drogen  ist,  möchte  ich  ein  angeblich 
aus Sfidrußland  stammendes  abnormes 
Mutterkorn  erwähnen,  welches  kürz- 
lich in  größerer  Menge  (24  Sack)  am 
hiesigen  Markt  zum  Verkauf  stand. 
Die  Ware  war  von  auffallend  schwaraer 
Farbe,  die  sich  vielfach  auch  auf  das 
Innere  des  Sklerotium  ausdehnte.  Die 
durchschnittliche  Länge  der  Sklerotien 
betrug  nur  0,5  bis  1  cm,  in  vereinzelten 
Fällen  etwa  bis  1,5  cm,  während  doch 
die  meisten  Arzneibücher  eine  Länge 
von  1  bis  3  bezw.  3  bis  4  cm  vor- 
schreiben. Die  Ware  wurde  von  ver- 
schiedenen Fabrikanten,  die  Mutterkorn 
verarbeiten,  verschmäht  mit  dem  Be- 
merken, daß  es  sich  hierbei  wohl  kaum 
um  ein  normales,  d.  h.  auf  Roggen  oder 
Weizen  gewachsenes  Seeale  handeln 
könnte,  sondern  irgend  eine  andere 
Graminee  in  Frage  käme.  Die  geringe 
Größe  des  Korns  ließ  allerdings  ohne 
weiteres  darauf  schließen,  daß  der  Wirt 
ein  recht  magerer  Geselle  gewesen  sein 
muß*). 

Eine  interessante,  wenn  auch  recht 
teuere  Droge  ist  zur  Zeit  der  Kampher. 
An  der  Höhe  des  jetzigen  Preisstandes 

*)  Möglioh  ist  es  auch,  daß  es  sich  um  altes, 
abgesiebtes  und  mit  schwefliger  Säure 
aufgefrischtes  Mutterkorn  russischer  Provenienz 
handelt.    D.   Verf. 


mögen  der  noch  rückwirkende  Krieg 
und  wohl  auch  die  Monopolisienmg 
dieser  Droge  seitens  der  Japaner  Schuld 
haben.  Die  Japaner,  nachdem  sie  mehr 
als  nötig  von  uns  gelernt^  sind  untepehm- 
end  genug  gewesen,  diesen  Art^el  zu 
monopolisia'ea  und  sich  dadurc^  eine 
reiche  Einnahmequelle  zu  sichern.  Infolgfe 
unregelmäßiger  und  knapper  Lieferung 
des  Rohproduktes '  an  die  am  Haupt- 
konsum beteiligten  Länder,  auch  durch 
teilweise  Selbstverarbeitug  des  Roh- 
kamphers zu  Raffinat  tragen  die  Japaner 
viel  an  der  Unsicherheit  bezw.  schwan- 
kenden Höhe  des  Eampherpreises  bei. 
Um  sich  vom  japanischen  Monopol 
möglichst  frei  zu  machen  und  diesem 
eine  preisregeln  de  Konkurrenz  zu  schaffen, 
hat  man  in  Nordamerika  und  neuerdings 
auch  in  Italien  angeregt,  Eampherbäoffle 
im  großen  zu  kultivieren.  Derartige 
Eulturversuche  in  Amerika  sind 
nicht  neu ;  schon  vor  Jahren  wurde  z.  B, 
von  solchen  in  Mexiko  berichtet  (vergl. 
Pharm.  Centralh.  45  [1904],  406).  Das 
Interesse  für  die  Eampherkultur  scheint 
aber  f rfiher  durch  den  Umstand,  daß  der 
Eampherbaum  lange  Zeit  braucht,  nm 
einen  Ertrag  zu  liefern,  wieder  ge- 
schwunden zu  sein.  Jetzt  bemfihtman 
sich  aber  in  Amerika,  wie  Anfang  dieses 
Jahres  eingetroffene  Nachrichten  besagen, 
ernstlich,  sich  von  Japan  zu  emanzipieren 
und  selbst  Rohkampher  herzustellen.  Das 
Land-  und  Forstwirtschaftsministeriaai 
hat  hierzu  seine  Unterstützung  bereits 
zugesagt.  Zunächst  soll  die  Ertrag- 
fäUgkeit  bereits  bestehender  Anpflanz- 
ungen in  Florida  festgestellt  werden; 
lassen  diese  Ergebnisse  auf  eine  gnte 
Ausbeute  an  Eampher  schließen,  sollen 
sofort  große  Liandstrecken  dieser  In- 
dustrie nutzbar  gemacht  werden.  Florida 
scheint  besonders  ffir  die  Eultiviernng 
des  Baumes  günstig  zu  sein,  einesteils 
weil  sich  das  Elima  und  der  Boden 
sehr  dazu  eignen,  andererseits  weil  ge- 
rade dort  große  Landstrecken  zu  Te^ 
hältnismftßig  niedrigen  Eosten  zur  Ver- 
f figung  sind.  Auch  in  Ealifomien  wurde 
der  Eampherbaum  schon  mit  Erfolg 
angepflanzt,  aber  die  Verhftltnisse,  die 
Ertragsfähigkeit  des  Baumes  ausgiebig 


865 


ZU  gestalten,  sind  daselbst  ungfinstiger 
wie  in  Florida.  In  letzterem  Staate 
sollen  die  Bäume  schon  nach  6  JiAren 
entwickelt  sein,  während  sie  auf  For- 
mosa  hierzu  sogar  eine  längere  Zeit 
gebrauchen.  Auf  Formosa  wird  ferner 
bei  der  Eamphergewinnung  der  Baum 
vollständig  zerstört;  dies  will  man  in 
Amerika  umgehen  und  hat,  wie  es 
heißt,  bereits  eine  neue  Art  der  Ge- 
winnung praktisch  erprobt,  wobei  der 
Baum  erhalten  und  weiter  ertragsfähig 
bleibt 

Nach  alledem  ist  es  nicht  zu  verwun- 
dern; wenn  man  in  Amerika  der  Ent- 
wickelung  dieses  Unternehmens  von  Be- 
deutung lebhaftes  Interesse  entgegen- 
bringt. Sollte  sich  die  Anpflanzung  des 
Eampherbaumes  dort  in  großem  Maß- 
stabe verwirklichen,  so  wird  dies  sicher 
auch  auf  Europa  nicht  ohne  Einfluß 
bleiben. 

Wie  vorher  angedeutet,  macht  man 
neuerdings  auch  in  Italien  Propaganda 
fOr  Anpflanzungsversuche  des  Eampher- 
baumes. Auf  dem  letzthin  in  Rom 
stattgefundenen  Kongreß  für  angewandte 
Chemie  teilte  QiglioU  mit,  daß  der 
Eampherbaum  in  fast  allen  Gegenden 
Italiens,  ausgenommen  in  der  N^e  der 
Alpen,  gedeät.  Eäne  rationelle  Kultur 
des  Eampherbaumes  in  Italien  wäre  da- 
her durchaus  wünschenswert,  zumal  der- 
selbe wenig  Anforderung  an  den  Boden 
stellt,  gute  Erträge  Uefert,  und  das 
Holz,  welches  nur  etwa  0,1  pCt  Kampher 
enthält,  sich  sogar  zur  Möbelfabrikation 
eignet  (vergl.  Ztschr.  f.  angew.  Chemie 
1906,  Nr.  20). 

Eine  Konkurrenz  anderer  Art  soll  dem 
Naturkampher  durch  die  fabrikmäßige 
Herstellung  synthetischen  Kamphers 
erwachsen,  welche  mehrere  chemische 
Werke  des  In-  und  Auslandes  mit  Eifer 
betreiben.  Bis  jetzt  scheinen  jedoch  die 
Zähigkeit  und  aufgewandten  Mittel,  mit 
denen  man  dies  Vorhaben  verfolgt,  in 
keinem  Verhältnis  mit  dem  klingenden 
EMolg  zu  stehen.  Ueber  die  Herstell- 
ung künstlichen  Eamphers  ist  in  vor- 
liegender Zeitschrift  schon  mehrfach 
berichtet  worden ;  auch  die  letzten  dies- 
bezüglichen    Berichte    (vergl.    Pharm. 


Centralh.  47  [19061,  186  und  684) 
sagen,  daß  die  bisherigen  Verfahren 
noch  keine  Aussicht  bieten,  billigen 
synthetischen  Eampher  zu  erlangen. 

Erwähnenswert  ist  an  dieser  Stelle 
noch  eine  Verfälschung  des  Eam- 
phers in  Würfelform.  Emige  kürzlich 
mir  zur  Untersuchung  übergebene  kleine 
Eampherwürfel  bestanden  etwa  nur  zur 
Hälfte  aus  Eampher,  die  andere  Hälfte 
war  allem  Anschein  nach  Stearinsäure. 
Aeußerlich  ließen  die  Würfel  auf  den 
ersten  Blick  nichts  Anormales  erkennen, 
erst  nach  dem  Zerkleinem  derselben 
machte  sich  die  Substanz  verdächtig,  in- 
dem sie  sich  zwischen  den  Fingern  stark 
fettig  anfühlte.  Beim  Lösen  in  kaltem  90- 
proc.  Alkohol  blieb  etwa  die  Hälfte  der 
Würfel  unlöslich,  die  sich  erst  beim  Erwär- 
men des  Alkohols  lOste,  beim  Abkühlen 
der  Lösung  aber  wieder  kristallinisch  ab- 
schied. Schon  diese  Eigenschaften  lassen 
mit  ziemlicher  Bestimmtheit  daraufschlie- 
ßen, daß  die  Verfälschung  nichts  andres 
als  die  billige  Stearinsäure  des  Handels 
ist.  Weiter  spricht  für  die  Annahme, 
daß  es  sich  um  eine  60  proc.  Stearin- 
mischung handelt,  die  analytische  Tat- 
sache, daß  besagtes  Produkt  —  in  heißem 
Alkohol  gelöst  —  eine  hohe  Säurezahl 
und  zwar  103,8  ergab.  Die  Stearinsäure 
des  B[andels  weist  bekanntlich  eine  solche 
von  200  bis  210  auf  (2  x  103,8  =  207,6). 

Mne  derartige  Verfälschung  des 
Kamphers  in  Tabletten-  bezw.  Würfel- 
form, welcher  in  dieser  Form  gewöhn- 
lich nur  als  Schutzmittel  gegen  Motten 
und  dergl.  Ungeziefer  dient,  mag  bei 
den  jetzigen  hohen  Eampherpreisen 
recht  lohnend  sein,  d.  h.  so  lange  der 
Schwindel  unentdeckt  bleibt! 

Der  synthetische  Eampher,  für  dessen 
Herstellung  Terpentinöl  aJs  Hauptaus- 
gangsmaterial dient,  bringt  mich  auf  Ter- 
pentin  und  Terpentinöl.  Seitdem 
Steigen  der  Preise  für  letzteres,  welcher 
Umstand  gerade  für  die  Eunpherfabrik- 
ation  recht  unangenehm  ins  Gewicht 
fällt,  d.  h.  einen  Hemmschuh  für  ein 
btliges  Produkt  bildet,  wendet  sich  allem 
Anschein  nach  allerorts  das  Augenmerk 
der  Terpentingewinnung  zu.  Neuer- 
dings   spricht     und     hört     man     von 


866 


indischem,  ostasiatischem  und  mexikan- 
ischem Terpentin.  Besonders  die  Qe- 
winnung  von  Terpentin  in  Indien, 
über  welche  bereits  vor  kurzem  in 
vorliegender  Zeitschrift  eingehende  Mit- 
teilungen gemacht  worden  sind  (Pharm. 
Gentralh.  47  [1906J,  324),  nimmt  einen 
beachtenswerten  Umfang  an,  vorzugs- 
weise in  den  Nadelwäldern  des  Knmaoe- 
Himalaya.  Wie  ein  neuer  Bericht  des 
kaiserlichen  Generalkonsuls  in  Kalkutta 
besagt,  wurden  im  Laufe  des  Jahres 
1904/05  im  Forstbezirk  Naini-Tal  etwa 
62000  Bäume  (Pinus  longifolia  Box- 
burgh)  angezapft  und  dabei  4260  Maunds 
(l  Maund  =  37,324  kg)  rohes  Harz 
gewonnen,  die  etwa  6000  Gallonen 
Terpentinöl  und  3300  Maunds  Kolophon- 
ium ergaben.  Die  Produktionskosten 
betrugen  ungefähr  14000  Rupien  (1  Rupie 
in  Ostindien  =  2  Mark)^  der  Erlös 
belief  sich  auf  knapp  30000  Rupien. 
Sowohl  für  Terpentinöl  als  auch  ftlr 
Kolophon  soll  gute  Nachfrage  vorhanden 
sein. 

Man  setzt  auf  die  Entwickelung  dieser 
neuen  Industrie  große  Hoffnungen. 
Natürlich  befindet  sie  sich  erst  noch  im 
Anfangsstadium  und  man  wird  zunächst 
Erfahrungen  darüber  zu  sammeln  haben, 
welchen  Einfloß  das  Anbohren  der 
Bäume  auf  ihr  Wachstum,  die  Qualität 
des  Holzes  usw.  ausübt  bezw.  mit  wel- 
cher Intensität  die  Gewinnung  des 
Harzes  betrieben  werden  darf. 

Einem  anderen,  die  Terpentingewinn- 
ung in  Indien  betreffenden  Bericht  (in 
Chem.-Ztg.  1906,  888),  der  sich  mit 
dem  vorhergehenden  im  großen  und 
ganzen  deckt,  sei  zur  Ergänzung  des- 
selben noch  folgendes  entnommen :  Nach 
den  günstigen  Ergebnissen  der  ersten 
Versuche  mit  der  Terpentingewinnung 
bei  Hhowali  (Distrikt  Naini-Tal)  hatte 
man  daran  gedacht,  die  weitere  Aus- 
beutung der  Unternehmungslust  Privater 
zu  überlassen,  doch  hat  sich  die  Forst- 
verwaltung überzeugt,  daß  die  Ver- 
arbeitung des  gewonnenen  Harzes  billiger 
sei,  wenn  sie  selbst  den  Betrieb  in 
Händen  behielte.  Im  ganzen  wurden 
während  eines  Betriebsjahres  6811 
Maunds  Rohharz  gewonnen,  nus  welchem 


sich  rund  10  000  Gallonen  (1  Gallon  = 
4V2  L)  Terpentinöl  und  4000  Maunds 
Kolophonium  verfertigen  ließen.  Das  Oel 
soll  von  guter  Qualität  sein  und  zum 
teil  den  amerikanischen  und  englischen 
Marken  vorgezogen  werden ;  es  wird  in 
Zinkkannen  zu  je  4  Gallonen  geliefert, 
von  denen  je  2  in  einer  Eiste  zusammen 
verpackt  sind.  Die  Forstverwaltang 
erwartet  unter  Zugrundelegung  des 
gegenwärtigen  Betriebsumfanges  einen 
jährlichen  Ertrag  von  10  bis  11000 
Gallonen  Terpentinöl,  jedoch  erklärt  sie, 
in  der  Lage  zu  sein,  je  nach  der  Nach- 
frage die  Produktion  erweitem  zu  können. 
Im  Hinblick  auf  die  Einwirkung  der 
Harzausbeutung  auf  Wuchs  und  QualiUt 
des  Holzes  haben  sich  bis  jetzt  noch 
keine  verheerenden  Wirkungen  gezeigt. 
Nach  dem  Ausbeutungsverfahren  sollen  die 
Bäume  6  Jahre  hintereinander  angezapft 
und  dann  auf  1 0  Jahre  hinaus  geschont 
werden. 

Wie  schon  vorher  angedeutet,  sind 
kürzlich  auch  Proben  von  ostasiatischem 
und  mexikanischem  Terpentin  hier  auf- 
getaucht; beide  lagen  mir  zur  Prüfung 
vor.  Der  ostasiatische  Terpen- 
tin zeigte  die  übliche  zähflüssige 
kristallinische  Konsistenz,  bräunlichgelbe 
Farbe  und  charakteristischen  Pinen- 
geruch. Seine  Säurezahl  betrug  145,46, 
die  Gesamtverseifungszahl  149,38;  bei 
der  Destillation  mit  Wasserdampf  ergab 
er  rund  14,5  pCt  ätherisches  Oel,  dessen 
optische  Drehung  (im  100  mm -Rohr) 
-f  390  9'  betrug*).  Der  mexikan- 
ische Terpentin  war  kOmig-kristall- 
inisch,  von  ziemlich  heller,  nur  schwach 
zitronengelber  Farbe  und  von  ange- 
nehmem, an  Limonen  erinnerndem  Ge- 
ruch. Seine  Säurezahl  betrug  107,54« 
die  Gesamtverseifungszahl  115,18.     Bei 


*)  Es  ist  nicht  ausgeschlossen,  dafi  der  too 
mir  untersuchte  ostasiatische  Terpentin  identisch 
ist  mit  den  von  Armstrong  früher  beschriebeoeo 
Terpentinen  zweier  in  Burma  einheimischer 
und  dort  pehr  verbreiteter  Pinusarten,  nimlich 
Pinus  Ehasya  und  P.  Merkussii,  deren  Gele 
eine  ganz  Ähnliche  Rechtsdrehung  gaben  und 
zwar  +  360  28'  bezw.  +31»  45*  (veigi. 
Oildemeister  und  Hoffmann^  Die  fither.  OeJe, 
1899,  328). 


867 


der  WasserdampfdestillatJon  ergab  er 
etwa  14  pCt  Oel,  das  +  330  40' 
drehte  und  ein  sehr  angenehmes  Aroma 
besaß. 

Auffällig   bei   den   Oelen    der   letzt- 
genannten Terpentine  ist  die  für  Terpen-  \ 
tinOl  hohe  Rechtsdrehang;  französisches! 
dreht    bekanntlich    —20   bis   —  400,| 
österreiches   bis  +3^  46',   amerikan- 
isches höchstens  bis  -f-  10<>.    Nur  das 
griechische  Terpentinöl  von  Pinns  Ha- 
lepensis  Miller  zeigt  bierin  mit  dem  ost- 
asiatischen    bezw.    mexikanischen   Oel 
Uebereinstimmung;  seine  Drehung  wurde 
mit  +  38  ^  41 '  gefunden  (vergl.  Schimmel 
&  Co.,  Oktbr.-Ber.  19Ö5,  66). 

Im  Anschluß  an  Terpentinöl  komme 
ich  noch  auf  einige  andere  Oele  zu 
sprechen.  Bisher  nahm  man  all- 
gemein an,  daß  Bosmarinöl  (aus- 
genommen das  englische,  welches  aber 
keine  Bedeutung  für  den  Handel  hat) 
mit  Linksdrehung  verfälscht  ist.  Dies 
mag  auch  weiterhin  in  der  Begel  der 
Fall  sein,  doch  kommen,  wie  die  neueren 
Untersuchungen  Parry'»  und  Bennett'B 
(TheChemist  and  Druggist  68  [1906],671) 
gezeigt  haben,  Ausnahmen  insofern  vor, 
als  auch  echtes  Oel  linksdrehend  sein 
kann  und  zwar  je  nach  dem  Material, 
das  zur  Destillation  gelangt  bezw.  je  nach 
dem  (Qesamt-)Borneolgehalt  des  Oeles. 
Bekanntlich  enthält  Rosmarinöl  Pinen, 
Eamphen,  Cineol,  Eampher  und  Bomeol 
als  Bestandteile.  Das  Oel  aus  italien- 
ischen Blättern  dreht  gewöhnlich  zwischen 
+  0^  46'  bis  +  40  30',  das  aus  fran- 
zösischen  Blättern  zwischen  +  1  ^  30 ' 
bis  +  11  ®,  aber  auch  höher  (bis  +  15®;. 
Nach  Feststellungen  vorher  genannter 
Autoren  soll  das  aus  gut  ausgelesenen 
Blättern  destillierte  spanische  Oel  den 
größten  Borneolgehalt  aufweisen  (bei 
19,7  pCt  =  optische  Drehung -f  50  30'). 
Französisches  Oel  aus  Blättern  mit 
18,5  pCt  Bomeol  zeigte  eine  Drehung 
von  —  3  ®,  französisches  Oel  aus  Blättern 
und  Stengeln  mit  nur  10,9  pGt 
Bomeol  dagegen  eine  Drehung  von  so- 
gar —  8®  30'.  Derartiges  Oel  besitzt 
allerdings  bei  weitem  nicht  das  volle 
Aroma   eines   aus  reinen   Blättern   er- 


haltenen Destillates.  (Solche  Oele  mit 
Linksdrehung  kann  man  daher  zwar 
nicht  direkt  als  «verfälscht»,  wohl  aber 
als  «minderwertig»  bezeichnen,  D.  Verf.) 

(Schluß  folgt.) 


Vergleichstabellen 

der  flüchtigen  StiokstoflCVerbind- 

ungen  im  mensohliohen  Kote. 

Angaben  über  den  Gehalt  des  mensch- 
lichen Kotes  an  Stickstoff  finden  sich 
mit  Berechnung  auf  Trockensubstanz 
vielfach  in  der  Literatur  zerstreut  oder 
können  aus  den  mitgeteilten  Zahlen  be- 
rechnet werden.  Diese  Häufigkeit  er- 
klärt sich  aus  der  Verwendung  des 
Stickstofib  als  Eiweißmaß.  Vielfach  iBt 
die  erhaltene  Stickstoffzahl  direkt  in 
Eiweiß  umgerechnet.  Aber  selbst  so- 
weit als  der  Stickstoff  des  Kotes  als 
Eiweiß  in  den  Darm  gelangt  sein  kann, 
muß  daran  erinnert  werden,  daß  durch 
Fäulnis  sich  solches  Eiweiß  umsetzt. 
Darum  wird  zwar  für  die  Zwecke  der 
Nahmngsmittelchemie  der  Stickstoff- 
gehalt des  Käses  bestimmt.  Aber  Lud- 
ivig*)  sagt:  «Es  geht  beim  Käse  nicht 
an,  aus  dem  gefundenen  Stickstoff  den 
Eiweißgehalt  zu  berechnen,  weil  die 
verschiedenen  Käsesort  eu  außer  den 
EiweißkOrpern  beträchtliche  Giengen 
anderer  stickstoffhaltiger  Verbindungen 
enthalten. »  Für  die  MUch  läßt  Ludwig^) 
diese  Umrechnung  noch  zu,  da  er  selbst 
die  Zahl  6,5  als  Multiplikator  angibt. 
Die  Veränderung,  welche  von  der  Milch 
bis  zum  Käse  stattgefunden  hat,  ist  aber 
in  vielfach  höherem  Grade  von  der  Auf- 
nahme der  Nahrung  oder  von  dem  Er- 
guß der  Exkrete  in  den  Darm  bis  zur 
Kotentleerung  eingetreten,  selbst  wenn 
wir  von  den  weiteren  Untersuchungs- 
ergebnissen absehen,  daß  der  Kotstick- 
stoff vielfach  gar  nicht  in  eiweißartigen 
Verbindungen  in  den  Darm  gelangt. 

Nach  den  stillschweigenden  Annahmen 
der  grundlegenden  Forscher  wurde  der 


*)  Medizinische  Chemie  1895,  S.  357. 
*)  Ebenda,  Seite  351. 


868 


gesamte  Stickstoff  des  Kotes  in  der 
Hauptmasse  als  Eiweißverbindangen  an- 
genommen. Die  meisten  Forscher  neigten 
dabei  stillschweigend  der  Ansicht  zu, 
daß  diese  EiweU^yerbindungen  außer- 
dem als  unausgenfltzte  Reste  der  Nahr- 
ungseiweiße angenommen  werden  dftrfen. 
In  den  Bilanzau&tellungen  der  ver- 
schiedensten Stoffwechseluntersnchnngen 
macht  sich  dieser  Standpunkt  geltend. 

Andere  Forscher  erkannten  aber  schon 
den  Charakter  der  Eotstoffe  als  Aus- 
scheidnngsstoffe  des  EOrpers  auch  fttr 
die  sticl^ffhidtigen  Stoffe  an,  hielten 
aber  an  der  Ansicht  von  der  Eiweißnatur 
der  Stickstoffverbindungen  des  Kotes 
fest.  So  mußte  nach  den  Angaben  von 
Hoppe- Seyler  der  Kotstickstoff  haupt- 
sächlich in  der  Form  von  Mudnen  oder 
in  der  Form  von  deren  Umsetzprodukten 
angenommen  werden^ 

Ein  Fehler  aus  dieser  Betrachtungs- 
weise machte  sich  darin  geltend,  daß 
in  der  Literatur  die  weitere  stillschwei- 
gende Annahme  gemacht  wurde,  daß 
der  Kotstickstoff  soweit  einheitlich  ist, 
daß  mit  allen  kleinen  Abänderungen 
der  Stickstoffbestimmung  stets  aUer 
Stickstoff  bestimmt  wird,  und  daß  man 
glaubte,  die  so  erhaltenen  Ergebnisse 
unter  einander  vergleichen  zu  können. 
In  Wahrheit  entgeht  aber  fast  bei  jeder 
Bestimmung  des  Kotstickstoffs  ein  Teil 
der  Stickstoflbubstanzen  der  Bestimmung, 
wobei  die  entgangenen  Stoffe  sowohl  als 
solche,  wie  auch  in  ihren  Mengen  stets 
wechseln.  Wenn  von  einem  durch- 
mischten Kote  zwei  verschiedene  Proben 
genau  der  gleichen  Methode  der  Stick- 
stoffbestimmung unterworfen  werden, 
ergeben  sich  sehr  gut  stimmende  Re- 
sultate. So  ergab  ein  Kot  in  2  Proben 
8,11  und  8,20  pCt  Stickstoff,  ein  anderer 
9,06  und  8,97  pCt.  Wenn  aber  die 
Vorarbeiten  zur  Stickstoffbestimmung 
nur  in  Kleinigkeiten  geändert  werden, 
so  weichen  die  Ergebnisse  sehr  weit 
von  einander  ab.  Es  ist  also  nOtig, 
ohne  jede  Voreingenommenheit  über  die 
Art  der  wahrscheinlichen  Stickstoff- 
verbindungen zu  suchen,  den  gesamten 
Stickstoff  des  Kotes  zu  erhalten. 


Um  den  gesamten  Stickstoff  zu  er- 
halten, muß  der  frische  d.  h.  ungetroek- 
nete  Kot  möglichst  bald  nach  der  Ent- 
leerung der  Bestimmung  nach  KjeUM 
unterworfen  werden.  Ich  will  meine 
entsprechende  Tabelle  mit  dem  1 6.  Angost 
1906  abschließen. 


Gesamtstiokstoff  ans 

frischem  Kot  auf  Kot- 

trockensubstaiu 

berechnet 

Eigene  Analysen 

pCt 

3  bis    4 

2 

4 

«     6 

5 

5 

'      6 

7 

6 

*      7 

23 

7 

<^     8 

14 

8 

*     9 

10 

9 

«    10 

4 

10 

<    11 

1 

11 

«    12 

1 

14 

<    15 

1 

lÖ 

«    17 

1 

60 

Der  Durchschnitt  dieser  Analysen  er- 
gibt 6,9  pCt  gesamten  Stickstoff  des 
Kotes  auf  Trockensubstanz  berechnet. 
Vom  29.  Mai  bis  17.  September  1906 
hatte  ich  aber  teils  die  gleichen,  teils 
andere  Proben  trocknen  und  daraus  den 
Stickstoff  bestimmen  lassen. 


Stickstoff  ans  getrock- 

netem Kote 

pa 

der  Trockensubstanz 

Eigene 

Analysen 

1  bis   2 

l 

2    «    3 

1 

3    .    4 

4 

4     <     5 

12 

5     «     6 

16 

ö     .     7 

6 

7     «    8 

3 

8     «^     9 

1 

12     <  12 

2 

46 

Der  Durchschnitt  hieraus  eigibt  bot 
6,3  pCt  Stickstoff  im  getrockneten  Kote, 
so  daß  aus  diesen  zweierlei  Beib« 
durch  Differenz  1,6  pa  Stickstoff  »ek 
berechnen  wflrde  in  Stoffen,  welche  beim 
Trocknen  flüchtig  sind. 

Aus  dem  Jahre  1906  bis  17.  Sep- 
tember liegen  mir  aber  auch  eine  Beb^ 
von  Bestimmungen  einschließlich  dreier 
von  Kollegen  Selter  yor,  in  wekben 
beide  Bestimmungen  nebeneinander  aus- 
geführt wurden. 


869 


Beim  Trocknen 

verflüchtigter  ßtiokstoff 

auf  TrockensubBtanz 

berechnet 

pCt 

Analysen 

0  bis  0,5 

1 

0,5    *     1 

6 

l       *     1,5 

5 

1,5     -     2 

3 

2       *    2,5 

5 

2,5     ^     3 

2 

3       «     3,5 

1 

4       «    4,5 

1 

24 

Hier  wfirde  der  Durchschnitt  1,6  pCt 
flfichtigen  Stickstoff  ergeben.  Wiley 
in  Washington  hat  anf  meine  Veran- 
lassung diese  Beobachtung  des  flfichtigen 
Stickstofh  nachkontrolliert  und  wesent- 
lich niedrigere  Zahlen  gefunden.  Den- 
noch stimmen  die  Funde  Wiley^f^  mit 
den  meinigen  insofern,  als  WUey  nur 
an  gesunden  Personen  nachgeprfift  hat, 
ich  aber  meist  Kranke  untersuchte  und 
insofern  bei  Schwerkratiken  nach  meinen 
Beobachtungen  und  denen  yon  Seiter 
in  Solingen  die  Menge  der  flfichtigen 
Stickstoffverbindungen  steigt.  Ich  habe 
auch  noch  in  anderer  Richtung  die 
Stickstoffbestimmung  abändern  lassen 
und  dabei  stets  wechselnde  Zahlen  er- 
halten. Ich  halte  diese  Befunde  ffir 
wichtig  und  möchte  das  Verhältnis 
des  flfichtigen  Stickstoffs  zum 
gesamten  Stickstoff  als  Maß 
der  Stickstoffäulnis  im  Darm 
ansehen,  das  in  vielen  Fällen  im  Ver- 
hältnis zur  Schwere  der  Erkrankung 
wächst. 

Bad  Neuenahr,  RheinprenSen.      Oefeie. 


Neue  Arzneimittel. 

Äntineurasthin  oder  Dr.  Hartmann's 
Neryennahnmg  wird  von  der  firma  Dr. 
Karl  Harimanny  Berlin  W  35  ab  beson- 
ders viel  Ledäiin  enthaltendes  Nervenmittel 
empfohlen.  Naeh  Dr.  Aufrecht  (Pharm. 
Ztg.  1905;  901)  ergab  die  Analyse  fol- 
genden Befand: 

Bei  100  <>  flflohtige  Stoffe  (Wasser  und 
PfeffermmzOi)  5,6  pCt,  Stiekstoffsubstanz 
38,24  pGt,  Aetherextrakt  8,66  pCt,  IMiobe 
Extraktivstoffe  (Zucker)  26,40  pGt,  Stärke 
10,38  pGt,  sonstige  stiekstoffreie  Stoffe  8,10 
pGt,  MmenJstoffe  2,62  pCt 


Znr  Bestimmung  des  Leoithingehaltes 
wurde  der  Aetherauszug  mit  alkohollseher 
Kalilange  verseift,  mit  Salpeter  zur  Trodme 
eingedampft,  geglüht,  der  Rückstand  in 
heißem  Wasser  gelöst  und  mit  Magnena- 
lÖBong  gefällt.  Es  ergab  sich:  Phosphor- 
säure 0,427  pGt  entspreehend  4,885  pGt 
Lecithin.  (Der  Verfertiger  gibt  8,8  pCt 
an.)  Die  Sehaohtel  mit  24  Tabletten  kostet 
3  Mark. 

Alsol- Creme  wird  von  Athenstaedt  db 
Riedeken  in  Hensellngen  bei  Bremen  he^ 
gestellt  und  enthält  als  wirksamen  Bestand- 
tdl  das  unter  dem  Namen  Alsol  bekannte 
Alnminram  aeetioo-tartaricum.  Das  Präparat 
ist  eine  kühlende^  antiseptisohe  Wnndsaibe. 

Benzoylalkylaminoaethaaole  haben  nach 
Angabe  der  Ghemisehen  Fabrik  auf  Aktien 
(vorm.  E,  Schering)  in  Berlin  anaesthesierende 
Eigensohaften.  Die  Darstellung  ist  obiger 
Fabrik  unter  D.  R.  P.  175080  gesehtttzt 
Die  freie  Base  ist  ein  diokflflasiges,  bisher 
nieht  zur  Kristallisation  gebrachtes  Oel.  Das 
saÜEsaure  Sabs  bildet,  aus  Alkoholaether  um- 
kristalllsiert,  lange  Nadeln  vom  Sohmp.  125^, 
in  Wasser  sehr  leicht  iOslioh.  Die  neue  Verbmd- 
ung  ist  nieht  giftig.  (Pharm.  Ztg.  1906,  889.) 

Jodofaa  wird  vom  Ghemisehen  Institut 
Dr.  EorowitXy  Berlin  N  24  in  den  Handel 
gebracht 

Hervenheilzigarren  (zum  D.  R  P.  an- 
gemeldet) werden  naeh  Pharm.  Ztg.  1906, 
901  von  der  Zigarrenfabrik  S.  Letvin  dk 
Co.,  Berlin  NO  55  hergestellt;  dieselben 
empfehlen  sie  als  Mittel  gegen  Schlaflosigkeit, 
Kopfsdimerz  nnd  andere  nervöse  Leiden. 
Nach  Angabe  von  Dr.  med.  EbeUng  sollen 
die  Zigarren  als  whrksamen  Stoff  Brom  ent- 
halten. Nach  Untersuchungen  von  Dr. 
Aufrecht  unterscheiden  sich  die  Zigarren  in 
bezng  auf  Aroma,  Farbe  nnd  Geschmack  in 
keiner  Weise  von  gewöhnlichen  Zigarren 
mittierer  Gttte;  Brom,  sowie  Opium,  Morphin 
oder  ähnliche  Narkotika  ließen  sich  nicht 
nachweisen.  R,  Th. 

Singeiogenes  Diphtherie  •  Heilsemm.     Zur 

Einziehung  w^en  Abschwächong  ist  bestimmt 
das  Diphtherie  -  Heilserum  mit  den  EontroU- 
nnmmem  818  und  931  der  Farbwerke  in  Höchst 
und  den  KoDtroUnummem  187*  188,  163  und 
I  IWl  der  Choinischen  Fabrik  E.  Merek  in  Dann- 
stadt. A 


870 


78.  Versammlung 

Deutscher  Naturforscher  und 

Aerzte  zu  Stuttgart 

vom  16.  bis  22.  September  19C6. 

(Fortsetxting  yoq  E)eite  854.) 

Abteilung  für  Pharmazie  und  Pharma- 
kognosie. 

Erweiternngen  zur  Jodometrie. 

Von  Prof.  Dr.  E.  Rupp^  Marburg. 

Die  oxydierende  Wirkung  des  Jods  ist 
eine  um  so  intensivere,  je  vollständiger  die 
dabei  auftretenden  H- Ionen  abgefangen 
werden,  üeblioh  hierfür  ist  Mononatrinm- 
karbonat;  weniger  wirksam  sind  Aoetate 
und  Tartrate.  Es  wurde  nun  gefolgert,  daß 
die  oxydative  Wirkung  des  Jods  am  stärk- 
sten sein  muß  in  ätzalkafischer  Lösung,  wo- 
selbst der  Neutralisator  direkt  Hydroxylionen 
in  Losung  sendet.  Die  Annahme  bestätigte 
sich  durchaus.  Während  z.  B.  Gyanwasseiv 
Stoff  durch  Jod  in  saurer  LOsung  nicht  be- 
rührt, durch  Jod  in  BikarbonatlOeung  zu 
Jodoyan  substituiert  wird,  erfolgt  in  ätz- 
alkalisoher  Lösung  Oxydation  zu  Gyansäure. 
Aehnlicfa  verhält  sich  der  Rhodankomplex, 
der  im  ersteren  Falle  JGy  +  SO4",  im  zweiten 
Falle  GyO'  +  SO4''  liefert.  Eine  hierauf 
basierende  einfache  Trennung  von 
Cy'  +  CyS'  +  Ol', 

die   technisch    mtereesiert,   habe  ich    schon 
früher  beschrieben. 

In  ähnlicher  Weise  lassen  sich  nun  Be^ 
Stimmungen  und  Trennungen  von  Sulfiden, 
Sulfiten,  Thiosulfaten  und  Tetrathionaten 
bewerkstelligen,  denn 

jS   +  2J  jn  neutraler  Lösung  =  8  -f  HgO; 
"  =  ISO»; 

=  V28A; 
unveränderl. ; 

=  HjO  +  S03; 

=  I8O3; 

=  2808; 

=  4808. 

Es  lassen  sich  also  durch  Ausführung 
beider  Titradonen  zwei,  unter  Umständen 
durch  Weiteroxydation  des  Neutral-Titrations- 
gemisehes  in  alkalischer  Lösung  selbst  drei 
Titrationswerte  gewinnen,  aus  denen  der 
Einzelgehalt  von  zwei  ev.  drei  obiger  Kom- 
ponenten in  Gemischen  berechenbar  ist 

Beispiel :  Die  technisch  interessierende  Be- 
stimmung   von  Sulfit  +  Tbiosulfat:    a)   in 


80,   +  2J 
8,0,  +  IJ 

S.O5  + J 
H,8   +  8J 

SO,    +  2J 

8,0,  +  8J 

8A  +  14J 


alJcalischer 


ätzalkalischer  Lösung  ISO9''  +  ISjOs" 
=  lOJ.  Eine  geeignete  LOsnngsmenge  wird 
alkalisch  gemacht,  ein  üebendmß  von  Vio' 
Normal-Jodlösung  zugesetzt  und  zwei  Stunden 
kalt  oder  Y4  Stunde  insWasserbad  gestellt 
Sodann  wiid  mit  Salzsäure  angesänert  nnd 
der  Jodüberschuß  mit  Thiosulfat  zurfiek- 
gemessen.  b)  in  neutraler  bezw.  schwach 
saurer  Lösung.  ISOa"  +  IS2O8"  =  3J. 
fiian  läßt  em  entsprechendes  LösnngsvolDm 
in  einen  Ueberschuß  von  ^/iQ-l^ormMoiir 
lösung  fließen  und  titriert  alsbald  mit  Thio- 
sulfat zurttdc. 

Bestimmung  wasserlöslicher  per- 
oxydischer  Verbindungen. 

Solche  sind  jodometriseh  bestimmbar  doreh 
Messung  der  aus  gesäuerter  Jodidlösung  ab- 
geschiedenen Jodmenge.  Es  bedarf  hiena 
emer  Reaktionsdauer  von  Y2  ^^  ^  Stmiden 
je  nach  dem  Objekte.  Momentan  veriänft 
folgende  Umsetzung: 

M2O2  +  NaJO  =  M2O  +  NaJ 
+  Og.UMsOg  =  2J). 

Das  Untersuchungsobjekt  wnrd  m  Wasser 
gelöst,  mit  Lauge  alkaUsch  gemacht  und 
ein  Ueberschuß  von  yiQ'Normal-JMlSeüüg 
zugesetzt.  Nach  5  Minuten  wird  mit  ver- 
dünnter Schwefelsäure  angesänert  und  der 
Jodüberschuß  zurücktitriert  Das  Verfahreo 
ist  probiert  bei  Hydroperoxyd,  Perbontas 
und  Perkarbonaten. 

Bestimmung  von  Ferrosalzes. 

Die  jodoxydimetrische  Bestimmung  von 
Ferroionen  in  acetat-  oder  tartrathaltiger 
Lösung  bedarf  einer  etwa  Sstfindigen  Be- 
aktionsdauer.  In  ätzalkalischer  Lösung  ver- 
läuft die  Oxydation  augenblieklieh.  Aas- 
führung :  Die  schwach  saure  Ferrosalriösnng 
wird  mit  einem  Jodüberschuß  versetzt,  unter 
Umschwenken  ätzalkalisdi  gemacht,  dann 
mit  Essigsäure  oder  praktischer  Oxalalnn 
gut  angesäuert  und  nach  5  Minuten  znillck- 
titriert     IFe-  =  IJ. 

Bestimmung  von  Jodiden  bei 
Gegenwart  von  Gl'  und  Bi^. 

Die  Destillationsmethode  mit  FenisalMD 
und  Auffangen  des  entbundenen  Jods  in 
Jodkaliumlösung  liefert  exakte  Resultate  nv 
bei  Ferrisulfat  bezw.  Eisenalaunlösong,  wib- 
rend    mit  Eisenchlorid,   das   immer  noch  in 


871 


einigen  Lehrbüehem  anfgefOhrt  wird,  infolge 
Bildung  schwer  asersetzlieher  Oxyohloridjodide 
schwankende  Unterwerte  resnltieren.  Die 
Umstftndliohkeit  des  Destillierens  lißt  sich 
nun  ganz  nmgehen  bei  Anwendung  von 
Permanganat  und  Zerstörung  eines  Ueber- 
sehusses  hiervon  durch  rechlichen  Ozalsfture- 
zusatz.  Ausfühnuig:  Etwa  0,3  g  Substanz 
werden  zu  etwa  50  ocm  im  Wasser  gelM, 
mit  25  ccm  verdflnnter  Schwefelsäure  und  3  g 
Oxalsäure  in  Substanz  angesäuert,  worauf 
man  10  ccm  Iproc.  Kaliumpermanganatlös- 
ung  zufließen  läßt.  Nach  2^^  bis  3  Stunden 
langen  Stehens  wh*d  nach  Zusatz  von  1  g  Jod- 
kalium mit  Thiosulfat  titriert  Weder  Gl'- 
noch  Br'-Ionen  werden  bei  'dieser  Art  der 
Kaltbehandlung  in  Mitleidenschaft  gezogen. 
Kombiniert  mit  einer  argentometnschen 
Sammenbestimmung  sind  hiermit  Trennungen 
von  J'  und  Gl',  von  J'  und  Br',  von  J'  und 
(Cr  +  BrO  durchführbar.  0,0127  g  J 
=  1  ccm  Yio~^o'™^''^^^^*^^<3i^S- 
Bestimmung  von  Arsen'**  und  Zinn** 

sowie  von  Antimon***  und  Zinn**. 

Die  Oleichgewichtsreaktion: 

AsgOs  +  4J  ;l  A82O5  +  4HJ 

verläuft  quantitativ  von  links  nach  rechts 
bei  scharfer  Zurückdrängung  der  H-Ionen- 
Konzentration  durch  Acetate,  Tartrate  oder 
Monokarbonate.  Daher  ist  zu  folgern^  daß 
sie  quantitativ  von  rechts  nach  links  ver- 1 
laufen  wird  bei  sehr  starker  Erhöhung  der, 
H-Ionen-Konzentration.  Der  Versuch  zeigt, 
daß  diese  bei  Säuerung  mit  etwa  10  pCt 
Salzsäure  erreicht  wird.  Verbindungen  des 
trivalenten  Arsens  und  ebenso  des  Antimons 
in  etwa  10  pGt  Salzsäure  enthaltender  Lös- 
ung sind  daher  unempfindlich  gegen  Jod. 
Stannosalze  werden  durch  Jod  oxydiert  so- 
wohl in  saurer  wie  alkalisierter  Lösung; 
As***  und  Sb'**  nur  in  letzterer.  Die  beiden 
Titrationen  sind  daher  rechnerisch  kom- 
binierbar. Ausführung:  a)  Sn**  in  saurer 
Lösung  ISn"  =  2J.  Die  mit  etwa  10  pCt 
Salzsäure  gesäuerte  Lösung  von  As  +  Sn 
wird  in  einen  mit  etwa  5  pCt  Salzsäure 
gesäuerten  Jodüberschuß  gegossen  und  als- 
bald mit  Thiosulfat  zurücktitriert  b)  As 
+  Sn  in  Bikarbonatlösung  1  As  +  1  Sn 
=  4J.  Ein  entsprechendes  Lösungsvolum 
wird  mit  etwa  3  g  Seignettesalz  und  einem 
Ueberscbuß  von  Bikarbonat  versetzt,  so  daß 


eine  klare  Lösung  entsteht  Diese  wird  mit 
einem  Ueberschusse  von  Yio'^^i™^'«^^^^ 
ung  zusammengebracht,  dann  säuert  man 
mit  Essigsäure  an  und  titriert  mit  Thiosulfat 
zurück.  Die  H-Ionenkonzentration  der  Essig- 
säure ist  hinlänglich,  um  ev.  aus  Karbonat 
gebildete  Spuren  von  Hypojodit  zu  zerlegen, 
hingegen  unzureichend  um  eine  Reduktion 
von  AS2O5  einzuleiten. 

Die  Trennung  von  Sb***  +  Sn**  wird  in 
ganz  analoger  Weise  vorgenommen. 

Jodometrische  Bestimmung 
elementar  abgeschiedener  Metalle. 

Quecksilber-,  Wismut-  und  Silbersalzlös- 
ungen sind  mittels  alkalischer  Formollösung 
zu  den  entsprechenden  Metallen  reduzierbar. 
Diese  lassen  sich  durch  Behandeln  mit  über- 
schüssiger Yi  0  -  Normal-Jodlösung  jodieren 
und  dementsprechend  titrimetrisch  bestimmen. 
Ueber  die  entsprechenden  Versuche  mit  Bi 
und  Ag  wird  an  anderer  Stelle  berichtet 
werden.  Die  Bestimmung  von  Qnecksilber- 
chloridlösungen  konnte  gegenüber  einer 
früheren  Mitteilung  wie  folgt  vereinfacht 
werden:  Man  versetzt  die  Hg-Lösung  mit 
Jodkalium  und  Lauge.  Zur  alkalischen 
Kalium-Quecksüberjodidlösung  (K2HgJ4)  gibt 
man  sodann  einige  Kubikzentimeter  Formol, 
worauf  in  der  Kälte  momentan  Reduktion 
eintritt.  Es  wird  mit  Essigsäure  gesäuert, 
mit  einem  Jodüberschuß  5  Minuten  ge- 
schüttelt, dann  mit  Thiosulfat  titriert,  0,01  g 
Hg  =  1  ccm  i/iQ-Normal-Jodlösung. 

Dem  Umstände  Rechnung  tragend,  daß 
es  wünschenswert  erschemen  muß,  der  prakt- 
ischen Pharmazie  einfache  Prüfungsmethoden 
an  die  Hand  zu  geben  für  Präparate,  die 
früher  Qegenstand  der  Selbstbereitung  waren, 
jetzt  aber  mehr  und  mehr  vom  Qroßpro- 
duzenten  bezogen  werden,  gab  Veranlassung, 
obige  Quecksilbertitration  nebst  der  früher 
veröffentlichten  Rhodanmethode  für  Mer- 
kurinitratlöeungen  einer  Gehaltsbestunmung 
offizineller  Quecksilberzubereitungen  nutzbar 
zu  machen. 

Anwendung:  Bestimmung  von  Queck- 
silber in  Ungt.  Hydrarg.  einer,  und  Emplastr. 
Hydrarg.,  von  Quecksilberoxyd  in  Ungt 
Hydrarg.  rubr.  und  von  weißem  Präcipitat 
in  Ungt.  Hydrargyri  album. 

Die  Herauslösung  des  Quecksilbers  er- 
reicht man  durch  Behandein  von  3  bis  5  g 
Material    mit    etwa   20   ccm    Salpetersäure 


872 


(1^4  spez.  Gew.)  in  enteren  3  FUleo^  mit 
20  cem  Salzsänre  (25proc.)  in  letzterem 
Falle.  Man  eiliitzt  10  Mmnten  lang  in 
einem  mit  ührglas  bedeckten  Oef&ße  im 
Wasserbade,  misoht  sodann  etwa  25  com 
Waaaer  zn  und  l&ßt  in  Rnhe  erkalten.  Die 
LOsnngen  werden  sodann  dnrdi  einen  kleinen 
Triditer  in  einen  100  eem-Kolben  abgegossen 
und  die  Fettscheibe  des  öfteren  mit  kleinen 
Wassermengen  naohgespfllt,  so  daß  etwa 
80  eem  Flüssigkeit  resultieren.  Die  Nitrat- 
lOsongen  werden  znr  Oxydation  von  Mer- 
curisalz  und  von  Salpetrigsäore  mit  Ealinm- 
permanganatlösong  (1 :  100)  angerötet  und  der 
üebersohnß  hieran  durch  etwas  Weinsäure 
(event.  m  der  Wärme)  wieder  weggenommen. 
Die  wasserklare  Lösung  whrd  nun  auf  100 
ccm  ergänzt  und  event  filtriert  25  oder 
50  cem  der  Salpetersäuren  Lösungen  werden 
alsdann   mit    2   ccm  Eisenalaun    (1  =  10) 

versetzt  und  mit  Y][o~^<>i™^'^<^*^l^^^S 
auf  braimrötlidien  Ton  titriert 

1  ccm  Yj[o*^<>i™*^^o^''^^b''"^6 
=  0,01  g  Hg  =  0,0108  g  HgO. 

Der  salzsaure  Auszug  von  Ungt.  Hydrag. 
alb.  whrd  ohne  Permanganatbehandlung 
direkt  auf  100  ccm  aufgefüllt  und  filtriert. 
25  ccm  Filtrat  bringt  man  in  eine  Gias- 
stöpsdflasche,  setzt  2  g  Jodkalium  und  her- 
nadi  20  ccm  offizineile  Natronlauge  zu. 
Nun  wird  mit  3  ccm  Formoi  +  etwa 
10  ccm  Wasser  reduziert,  nadi  5  Minuten 
mit  Essigsäure  gut  angesäuert  und  sodann 
mit  25  ccm  Y][Q-Normal-Jodlösung  5  Minuten 
geschüttelt  Nachdem  nun  alles  Quecksilber 
verschwunden,  wird  mit  Yio'^^^™^''^'^ 
Sulfat  zurücktitriert 

1  ccm  yiQ'l^orm^Jodtii«fmg 
=  0,01  g  Hg   =   0,01257  g  Hg(NH2)01. 


üeber  den  Blut-  und  den  OaUen- 

farbstofr. 

Yen  Prof.  Dr.  WtUiam  Küster,  Stuttgart 

Der  Vortragende  schildert  zunächst  einige 
Befunde,  aus  denen  man  auf  einen  genet- 
ischen Zusammenhang  des  Gallenfarbstoffes 
mit  dem  eisenhaltigen  Bestandteile  des  Blut- 
farbstoffes, dem  Hämätin,  schloß.  Ihm 
war  dann  bereits  1897  der  erste  exakte 
Beweis  für  die  ehemische  Verwandtschaft 
beider  Farbstoffe    gelungen    und   zwar  da- 


durch, daß  die  zuerst  aus  dem  Hämatin  ge- 
wonnenen   Hämatinsäuren:     GgH904N 
und    OgHgOs   auch    aus   dem   kristankrten 
Bilirubin     dargestellt    werden    konnten. 
Die  Menge  derselben  belief  sieh  nadi  emem 
älteren  Verfahren    auf   etwa  50  pGt  vom 
Hämatm  und  25  pGt  vom  Bilnrubin,  nach 
einem   neueren   auf  etwa  70  pGt  resp.  36 
pGt,  woraus  der  Schluß  gezogen  wiid,  daß 
die  Gruppe,  welche  die  Hämatinsäure  liefert, 
im  Molekül  des  Hämatin  zwei-  oder  viermal, 
im  Bilirubin  nur  em-  oder  zweimal  vorhanden 
sei.     Außer    den    Hämatinsäuren    und  im- 
definierbaren   Produkten   entstehen  bei  der 
Oxydation     dejs     Hämatm:     Eohkndiozjd, 
Ameisensäure,  Essigsäure,  BemsteindLure  und 
dne  in  Aether   sehr   sdiwer  löelidie  Sftore, 
welche  sich  erst  über  240^  ohne  zn  sdmielzeii 
zersetzt,   in    wäsersiger   Lösung   aber  sehr 
leicht  zerfällt,  wobei  Bemsteinsäure  und  Hl- 
matinsänre  entstehen.     Dieselbe  Säure  wurde 
auch    bei   der  Oxydation   des  BiUrubin  er- 
halten. 

Dann  wird  auf  die  ünterachiede  in  den 
chemisdien  Eigensdiaften  der  beiden  Farb- 
stoffe hingewiesen  und  namentlich  die  Un- 
beständigkdt  des  Bitunbin  m  alkalisefaer 
Lösung  erörtert.  Ob  dn  Biliverdin,  das 
bisher  als  erstes  Oxydationsprodukt  des 
Bilirubm  angesehen  wurde,  existiert,  ist  nadi 
den  Untersuchungen  des  Vortragenden  reeht 
zweifelhaft  Unter  dem  Einfluß  des  Alkali 
spaltet  sidi  die  BiUrubmmolekel  sehr  raseh; 
Stickstoff  wh*d  als  Ammoniak  herausgeUM, 
während  die  MethyUmidgruppe  des  BOirobin 
beständiger  ist,  dann  konnte  eine  Webtier- 
setzliohe  Säure  durch  Aetiier  m  Spuren  ex- 
trahiert werden,  so  daß  die  Ausbeuten  aa 
grünem  Gallenfarbstoff  nie  quantitative  nd. 
Endlich  ergaben  die  Analysen  des  letzteren 
keine  genügenden  Anhaltspunkte,  welche  die 
Formel:  G82H3eOsN4,  die  für  das  BiliverfiD 
aufgestellt  wurde,  stützen  könnten. 

Reduzierende  Mittel  wurken  auf  Hämatin 
nur  in  saurer  Lösung,  während  Bilinbin 
durch  Natriumamalgam  m  alkalischer  LOsong 
in  Hydrobilimbin  verwandelt  wird.  Jod- 
wasserstoff und  Jodphosphonium  fähren 
Hämin  m  eisessigsauer  Lösung  in  Hlno- 
pynroll  über,  aus  BiUmbin  wurden  unter  gmx 
gleichen  Bedingungen  nur  Spuren  dieaei 
Körpers  erhalten.  Das  Hämopyrroll 
Nencki's  ist  ein  Qemisch,   denn  ein  Tri 


878 


deBsdben  Iftßt  sich  der  fttherisohen  Utaung 
dnreh  S&nre  entziehen^  ein  anderer  dnreh 
Alkali.  Demgem&ß  untersehttdet  der  Vor- 
tragende ein  banaeheB  nnd  ein  sanreB  Hämo- 
pyrroL  Beide  wurden  fOr  rieh  dnroh  Ghrom- 
sftnre  oxydiert,  wobei  aber  ein  nnd  dasselbe 
Imid  nnd  zwar  Methyl&thylmaleinsänreimid 
entstand,  also  derselbe  Körper,  weleher  sich 
durch  Abspaltung  vom  Kohlendioxyd  aus  der 
Hämatinsäure  bildet  Dieser  sehr  interessante 
Befnnd  entsprioht  nioht  den  Erwartungen 
nnd  macht  neue  Untersuchungen  über  die 
Natur  der  Hämopyrrole  nötig. 


üeber    neutrale    und   wohlschmeckende 
EiseAalbuminatlösungen»  ihre  Herstellung 
und  Prttftug  mit  besonderer  Berücksichtig- 
ung des  Lecin. 

Von  Dr.  E.  Laves^  Hannover. 

Ans  den  Vorträgen,  lugleidi  in  der  Abteiig. 
f.  innere  Medizin  gehalten,  smd  als  neue  Be- 
obachtungen zu  beriehten,  daß  nadi  Ver- 
suchen im  Reagensglase  und  an  Menschen 
ESsenalbuminat  nioht,  wie  angegeben  und 
wie  andere  Eisenoxydverbindungen,  nn  Magen 
sogleieh  in  Eisenchlorid  übergeführt  whrd. 
Zunlohst  whrd  durch  die  Säure  und  die 
Salze  des  Mageninhaltes  volummöses  Eisen- 
albuminat  mit  15  bis  25pCt  Eisen  sdi wammig 
ausgeschieden  und  sehr  langsam  in  einer 
bis  mehreren  Stunden  zersetzt  Das  Eisen 
kommt  somit  langsam  zur  Resorption  und  kann 
nidit  wie  bei  anderen  Eisenoxydverbindungen 
ätzend  auf  die  Magenschleimhaut  wirken. 
Hieraus  erklärt  sich  die  Beobachtung,  daß 
ESsenalbuminat  sicherer  wirkt  und  leichter 
vertragen  wnrd  als  andere  Eisenmittel.  In- 
folge der  feinen  Verteilung  fördert  wahr- 
sdieinlich  das  ESsenhydroxyd  im  Magen 
elektrolytische  Dissoziationen  und  steigert 
hierdurch  die  Salzsäurebildung. 

Der  Arzt  muß  den  betreffenden  Patienten 
genügende  ESsengaben  (im  Tage  soll  mm- 
deetens  0,1  g  gegeben  werden)  darreichen, 
damit  es  seine  Reizwirkung  im  Organismus 
ausüben  kann;  0,1  g  Fe  smd  entiialten  in 
etwa  150  g  Haematogen,  50  g  Tmetura 
Fern  composita  (Eisenwem),  in  30  g  Liquor 
Fern  albuminati  und  in  17  g  Lecin. 
Letzteres  ist  die  einzige  Eisenalbuminat- 
löeung,  welche  klar,  neutral  und  unverändert 
haltbar    ist,   die    einzige    wohlschmeckende, 


d.  h.  frei  von  dem  seifigen  und  laugen- 
haften Geschmack  der  andern.  Man  gibt 
deshalb  Ledn  am  besten  vor  dem  Essen 
und  erzielt  augenblieklidi  eme  Steigerung 
des  Appetits. 

Das  Problem,  neutrale  Usungen  von 
ESsenalbuminat  herzustellen,  ist  gdOst  worden 
durdi  Verwendung  von  Eisenoxydsaccharat 
als  Lösungsmittel  anstelle  der  bisher  üblichen 
Natronlaugen  oder  alkalischen  Salze. 
Diese  beiden  Substanzen,  das  ESsenalbuminat 
und  -saccharat  verbmden  sich  derart  eng  mit 
ebander,  daß  dne  Trennung  nur  durch 
Denaturierung  des  ESweißes  möglich  ist 

Der  Vortragende  weist  darauf  hm,  daß 
im  Handel  viele  minderwertige  Eisen- 
albuminate  sieh  befinden,  zu  deren  Her- 
stellung anstelle  des  Hühnereiweißes  Blut- 
serum verwendet  worden  ist  Letzteres,  ein 
übles  Abfallprodukt,  ist  nicht  nur  unappeti^ 
lieh,  sondern  enthält  oft  KrankheitKtoffe, 
welehe  m  das  Präparat  übergehen  müssen, 
da  ein  Sterilisieren  ausgeschlossen  ist 

Die  Apotheker  sollten  deshalb  soldie 
Präparate  nur  aus  Quellen  beziehen,  welehe 
Garantie  für  beste  Qualität  geben;  durch 
Untersuchung  kann  man  es  nidit  feststellen. 
Wohl  aber  kann  der  Apotheker  den  Zusatz 
fremdartiger  Stoffe  ermitteln,  wofür  der 
Vortragende  emen  kurzen  Analysengang  an- 
gibt, weldier  später  zum  Abdruck  kommt 


Prüfung  auf  Chloride  in  Gegenwart  von 

komplexen  Cyaniden. 

Von  Dr.  W.  Böttger^  Leipzig. 

Das  in  Rede  stehende  Verfahren  gründet 

sidi  auf  die  Tatsache,  daß  schwer  lösliche, 

komplexe    und    wenig  dissoziierte    Cyanide 

leioht  durdi  Erhitzen  mit  emer  Aufschlämmnng 

von  Qnecksilberoxyd  zersetzt  werden  können. 

Das   treibende  Moment  für  die  Umsetzung, 

die  z.  B.    für   das  Eupferferrocyanid  etwa 

nach  dem  Schema: 

Ou2Fe(GN)6  +  3  Hg  0  +  3  HgO 
=  3  Hg(0N,^2  +  2  Ou(OH)2  +  Fe(0H)2 
stattfindet,  ist  die  Bildung  von  wenig  dis- 
soziiertem  Quecksilbercyanid.  Aus  dem 
Grunde  erschien  es  zweckmäßig,  zur  Er- 
zielung einer  vollständigen  und  raschen  Zer- 
setzung des  Cyanids  statt  des  HgO  ein 
leicht  lösliches  und  stark  dissoziiertee  Merkuri- 
salz    anzuwenden.     Es   ist   dann   allerdings 


874 


nötig,  das  im  üebersohafi  vorhandene 
Merknrion  aqb  der  erhaltenen  LOenng  zu 
entfernen,  weil  dasselbe;  besonders  wenn  es 
in  größerer  Menge  vorhanden  ist,  Ghlorion 
bindet,  d.  h,  gegen  Silbemitrat  zn  einem 
gewissen  Qrade  inaktiv  macht,  nnd  damit 
die  Empfindlichkeit  der  Prüfung  auf  Chlorid 
vermindert.  Merknrinitrat  erwies  sich  zwar 
zur  Zersetzung  des  Cyanids  sehr  geeignet, 
aber  es  ließ  sich  nioht  mit  völliger  Sicher- 
heit erreichen,  daß  die  Bildung  von  Rhodan 
unterblieb.  Diese  Störung  konnte  aber  be- 
hoben werden^  wenn  die  Gegenwart  von 
Nitration  in  der  Lösung  vermieden  und 
Qneeksilberoxyd  +  verdünnter  Schwefelsäure 
statt  des  Nitrats  angewendet  wurde.  Das 
schließlich  angenommene  Verfahren  ist  das 
folgende:  Das  Cyanid  wird  mit  der  drei- 
fachen Menge  Quecksilberoxyd  gemischt,  0,5  g 
des  Gemisches  werden  mit  10  com  ver- 
dünnter Schwefelsäure  und  20  com  Wasser 
(einige  Minuten)  bis  zur  völligen  Zersetzung 
erhitzt;  aus  der  Lösung  wird  Hg  (und 
andere  durch  Schwefelwasserstoff  fällbare 
Kationen)  als  Sulfid  mittels  Schwefelwasser- 
stoff gefäUt;  das  Filtrat  wird  (etwa  20 
Minuten  lang)  unter  Durchleiten  von  Eohien- 
dioxyd  zum  Sieden  erhitzt,  bis  Schwefel- 
und  Cyanwasserstoff  ausgetrieben  sind.  Die 
erkaltete  Lösung  wird  schließlich  mit  Silber- 
nitrat auf  Chlorid  geprüft.  Enthält  die 
Lösung  Ferrosalz,  so  ist  dieses  vor  Zugabe 
des  Silbemitrats  mit  Kaliumpermanganat  zu 
oxydieren.  Nach  diesem  Verfahren  läßt 
sidi  noch  1  mg  Kaliumchlorid  auf  0,5  g 
Cyanid-Quecksilberoxydgemisch  unzweideutig 
erkennen;  unter  gewissen  Kautelen  sogar 
Yio  davon.  Das  Verfahren  kann  auch  auf 
andere  Typen  von  komplexen  Cyaniden 
angewendet  werden;  Es  versteht  sich  von 
selbst,  daß  man  die  umständlidie  Prozedur 
aber  nur  dann  vornehmen  wh*d;  wenn  man 
nicht  auf  bequemere  Weise  zum  Ziele 
kommen  kann. 

üeber  ein  neues  Verfahren  zur  Wert- 
bestinunung  des  Safirans. 

Von  Dr.  Balthar  Pfyl,  Hünchen. 

(Auf  Gruod  von  Versuchen  mit  Dr.  W.  Scheüx 
vorgetragen  von  Prof.  Dr.  IR^ein/ofu;^  ans  Tübingen.) 

Um  Anhaltspunkte  zur  Auffindung  eines 
neuen  diesbezüglichen  Verfahrens  zu  be- 
kommen, haben  die  Verfasser   zunächst  die 


im    Safran  vorkommenden  Stoffe   einer  ein 
gehenden   Analyse  untersogen.    Dabei    hat 
sich   herausgesteJlt,   daB  eine  relativ   große 
Menge  von  Stoffen  in  das  Chloroformextiakt 
hineingeht,     welche    Fehling'Bicbe    Lösung 
reduzieren.      Nach     der     Einwirkung     von 
Säuren,    d.  h.  nach    der   Inversion    ist  ihr 
Reduktionsvermögen     noch     größer.       Von 
diesen  Stoffen  konnte  der  eine  knatallisierend 
erhalten    werden.      Dieser    gibt    bei    der 
Spaltung  ein    nach   Safran  riechendes   Od 
und    Lävulose    und    scheint    wohl    ähnlich, 
aber  nidit  identisch   zu  sein  mit  dem  von 
Za^ser  beschriebenen  Pikroerocin.     Die 
Tatsache  nun,  daß  die  im  Handel  und  Ver- 
kehr vorkommenden  Zucker  sich  in  Chloro- 
form nicht  lösen  und  daß  —  wie  besondere 
Versuche  feststellen,  weder  die  Griffel  noch 
die  Üblichen  Verfälschungsmittel  des  Safrans 
einen    Stoff   enäialten,    der  sidi   in  Chloro- 
form löst  und  nach  der  Inversion  Fehling- 
sehe  Lösung   reduziert,   hat   Verfasser   ver- 
anlaßt,   diese    Stoffe,    beziehungsweise    die 
ihnen  entsprechenden  Kupfermengen,  welche 
nach  AlMhn  gefunden  werden,  ab  Maßstab 
für    die    Qttte    und    die  Verfälsdiung   des 
Safrans    heranzuziehen.      Sie    haben    eine 
größere  Anzahl  Proben  reiner  und  gefllsebter 
Safrane  des  Handels  und  kflnstliche  G^emisebe 
reiner  Safrane  mit  Griffeln  von  Safran  und 
mit    Blttten    der    Blngelblume    sowie    des 
Saflors  analysiert    und   gefunden,  daß  die 
Kupfermengen,  welehe  r^e  Safrmne  iiefeni 
sich  innerhalb  enger  Grenzen  bewegen  and 
bei  Verfälschungen  sehr  stark  herantergehen. 

So  beträgt  die  Kupfermenge;,  welche  die 
reduzierenden  Stoffe  aus  5  g  Safran  er- 
geben, etwa  200  mg  bei  den  fernsten  Sorten 
spanischer  Herkunft  Die  Zahlen  von 
billigeren  spanisdien  und  französiseheD 
Safranen  liegen  schon  etwas  tiefer  bis 
150  mg.  Im  Mittel  kann  man  fttr  die 
besten  Sorten  170  mg  angeben.  Safnne, 
die  mehr  oder  weniger  Griffel  enthaltoD, 
geben  bedeutend  niedrigere  Zahlen.  Eine 
Marke  des  Handels  um  6  Mark  ergibt  z.  B. 
78  mg,  ein  Safran  in  Bleehdöschen  47  mg, 
eine  kflnstliche  Mischung  von  50  pCt  Safran 
und  50  pOt  Griffeln  60  mg  usw. 

Die  Operation  zur  Bestimmung  dieier 
Kupferzahlen  ist  kurz  folgende:  Man  trocknet 
scharf,  extrahiert  5  g  zunächst  mit  P^trol- 
äther^  dann  mit  Chloroform,  verdunstet  das 


875 


Chloroform,  nimmt  mit  Aceton  auf,  gießt 
in  Wasser,  invertiert  mit  verdünnter  Salz- 
säure und  bestimmt  nach  Allihn  in  be- 
kannter Weise  das  Kupfer. 

• 

Zur  Frage    des    einheitliches  HämatinB 

nad  einige  Erfahrungen  über  die  Eisen- 

abspaltnng  ans  Blutfarbstoff. 

Von  Dr.  Riehard  von  Zeynck,   Prag. 

Yersnche  Ober  die  Verdaunng  von  rotem 
Blutfarbstoff  ergaben,  daß  dadurch  besonders 
in  bezug  auf  die  Abspaltbarkeit  von  Eisen 
ein  empfindlicheres  Hämatin  entsteht,  als 
das  nach  Nencki  oder  durch  Umkristallisieren 
erhaltene  Hämatin.  Die  hartnäckigere  Eisen- 
bindnng  in  den  letzteren  Präparaten  ist  wohl 
auf  eine  Umlagemng  im  Molekfil  zu  be- 
ziehen. So  ergeben  auch  Tierversuche  die 
rasche  Resorbierbarkeit  des  Hämoglobineisens 
bei  subkutaner  Einspritzung,  bezw.  die  Ver- 
wandlung von  Hämoglobin  in  BiUrubin, 
während  Nencki'B  Hämatin  und  Hämin  in 
den  gleichen  Zeiten  unverändert  bleiben. 

Eine  merkwürdige  Reaktion  ist  die  Wirkung 
der  wässerigen  schwefligen  Säure  im  Tages- 
lichte auf  Hämatin,  wie  auf  Hämoglobin. 
Eß  wird  in  beiden  Fällen  eine  Substanz  ge- 
bildet, die  das  Hämatoporphyrinspectrum 
gibt,  unter  vollständiger  Lidsung  des  Eisens ; 
bei  Hämoglobin  bleibt  dieser  Farbkomplex 
an  Eiweiß  gebunden.  Da  bei  dem  Abbau 
des  Hämoglobin  im  Organismus  regelmäßig 
Hämatoporphyrin  wie  Hämatin  gebildet  wird, 
scheint  diese  Reaktion  beachtenswert,  zumal 
weil  als  unangenehme  Nebenwirkung  ver- 
schiedener Schlafmittel,  welche  die  Sulfo- 
gruppe  enthalten,  eine  reichliche  Hämato- 
porphyrinbildung  beobachtet  wird. 

(Schluß  folgt.) 


Die  Verbindung  von  Kreide  mit  vnlkan- 
Islertem  Kantsehuk  soll  nach  Diimar  eine  kol- 
loidale sein.  E,  Herbst  bat  aber  an  einer  Anzahl 
von  Eaatschokmustern  mit  verschiedenem  Kreide- 
gehalte  gezeigt,  daß  selbst  stark  verdünnte  Säuren 
aus  vulkanisiertem  Kautschuk  Kreide  zu  lösen 
vermögen,  bei  kompakten  Stücken  natürlich 
weniger  als  bei  fein  geraspeltem  Material.  Die 
Ansicht  Dümar^s  tnfift  demnach  nicht  zu. 

Chem.'Zig.  1906,  Rep.  273.  —he. 


Aus  den  Helfenberger  Annalen 

1905. 

(In   der   Reihenfolge   der  Seitenzahlen  wieder- 
gegeben.) 
(Fortsetzung  von  Seite  856.) 

Semen  SInapfs  (123).  Es  wurden  auf  den 
Gehalt  an  ätherischem  Oel  mittels  Titration 
untersucht :  Indische  Senfsaat,  Bombay  -  Senf 
^großkörnig),  Sarepta-Senf,  russischer  Senf  (groß- 
körnig), holländ.  Senf  (sehr  kleinkörnig),  türk- 
ischer Senf  (sehr  kleinkörnig),  amerikan.  Senf 
(kleinkörnig)  und  je  eine  Durchschnittsprobe 
unseres  entölten  Senfpulvers  und  fanden  wir  im 
feinen  Pulver  1,421  pCt,  im  groben  0,662  pCt 
ätherisches  Oel,  während  letzteres  in  den  übrigen 
Senfproben  zwischen  0,57  und 0,88  pCt  schwankte; 
türkischer  Senf  enthielt  1,02  pGt. 

In  Büoksioht  auf  die  Farbe  des  aus  den  Senf- 
samen hergestellten  Pulvers  sahen  wir  vom 
Einkauf  sd^r  kleinkörniger  Senfsaat  möglichst 
ab  —  trotzdem  dieselbe  meist  reich  ist  an 
ätherischem  Senföl  —  weil  unseren  Abnehmern 
an  einem  sehr  hellen  Pulver  in  vielen  Fällen 
gelegen  ist.  Die  Menge  der  dunklen  Außen- 
schalen ist  naturgemäß  beim  kleinkörnigen  Senf 
gröBer  und  die  Folge  ein  dunkleres  Pulver. 

Radix  Senegrae  (127).  Mehrere  Sendungen 
von  Senegawurzel,  die  im  übrigen  den  Anforder- 
ungen des  D.  A.-B.  IV  entsprachen,  wurden 
ebenfalls  systematisch  extrahiert ;  wir  geben  die 
erhaltenen  Resultate  hier  an: 

Mit  Wasser  kalt  extrahiert,  zur  Bereitung 
von  I  n  f  u  s  u  m.  Die  Auszüge  waren  in  dünner 
Schicht  von  hellgelbbrauner,  in  dicker  Schicht 
von  röÜioher  Farbe:  16,22,  15,52,  26,73,  16,82, 
26,53,  21,82  pCt  bei  100^  (7  getrocknetes  Extrakt. 

Mit  Wasser  heiß  extrahiert,  zur  Herstellung 
von  Inf  US  um:  17,61,  18,32,  27,91,  17,89, 
14,37,  11,55  pOt  getrocknetes  Extrakt. 

Mit  einem  Gemisch  von  2  T.  Weingeist  und 
1  T.  Wasser  extrahiert  zur  Bereitung  von  Fluid- 
e  X  t  r  a  k  t  2i,6d,  20,43,  33,09,  19,78  pCt  ge- 
trocknetes Extrakt. 

Mit  einem  Oemisch  von  2  T.  Weingeist  und 
3  T.  Wasser  zur  Bereitung  von  Extrakt: 
19,95,  20,87,  31,42,  21,28  pCt  getrocknetes 
Extrakt. 

Mit  einem  Gemisch  von  1  T.  Weingeist  und 
9  T.  Wasser  zur  Herstellung  von  Sirup  extra- 
hiert: 17  29,  17.96,  29,87,  17,42  pCt  getrock- 
netes Extrakt. 

Mit  einem  Gemisch  von  2  T.  verdünntem 
Spiritus  (68proo.)  und  9  T.  Wasser  zur  Dar- 
stellung von  Sirup  extrahiert:  18,20,  15,96, 
27,73  pGt  getrocknetes  Extrakt 

Bhizoma  Zinglberls  (131).  Eine  Sendung 
Ingwer,  die  im  übrigen  den  Anforderungen  des 
D.  A.-B.  lY  entsprach,  wurde  1.  mit  einem 
Gemisch  von  1  T.  Weingeist  und  8  T.  Wasser 
extrahiert:  7,86  pCt  bei  100®  C  getrocknetes 
Extrakt;  2.  mit  (^proc.  Weingeist  extrahiert: 
4,88  pCt  getrocknetes  Extrakt;  3.  mit  90proc. 
Weingeist  extrahiert:  2,79  pCt  getrocknetes 
Extrakt. 


876 


Saeehamm  Laetis  (141).    Das  D.  A.-B.  IV 

gibt  an,  daß  Milchzucker  in  7  T.  kaltem  Wasser 
löslich  ist.  Wir  schenkten  dieser  Angabe  be- 
sondere Aufmerksamkeit  und  fanden  bei  sämt- 
lichen im  Berichtsjahre  untersuchten  Proben, 
dafi  die  Lösung  in  diesem  YerhlUtnis  bei  15''  0 
erst  nach  längerem,  12  bis  24 ständigem 
Stehen  eintritt,  daß  sich  der  Milchzucker  in 
diesem  Verhältnis  aber  sofort  löst,  wenn  man 
ganz  gelinde  erwärmt. 

Charta  sinaplsata  (151).  Bei  den  in  den 
Untersuchungstabellen  als  beanstandet  gekenn- 
zeichneten Proben  Senfpapier  handelt  es  sich 
meistens  um  zurückgekommene  Waren, 
die  durch  längeres  und  unsachgemäßes  Lagern 
unbrauchbar  geworden  waren.  Oefters  bekamen 
wir  im  verflossenen  Jahre  Reklamationen  wegen 
Senfpapier,  welches  unwirksam  sein  sollte,  trotz- 
dem £e  Analyse  das  Gegenteil  eigab.  Wir 
können  uns  diese  Angelegenheit  nur  so  erklären, 
daß  die  Konsumenten  das  Senfblatt  nicht  ge- 
nügend mit  lauwarmem  Wasser  be- 
feuchten. Wenigstens  haben  wir  uns  selbst 
durch  den  praktischen  Versuch  überzeugt,  daß 
ein  der  quantitativen  Analyse  nach  sogar  sehr 
gutes  und  hocbprocentiges  Senfpapier,  wenn 
es  nicht  genügend  durchfeuchtet  wurde, 
an  dem  warmen  menschlichen  Körper  sehr  bald 
trocken  wurde  und  abfiel,  noch  ehe  es  die  ver- 
langte Wirkung  ausgeübt  hatte. 

Im  Berichtsjahre  hatten  wir  Gelegenheit,  in 
den  Besitz  von  echtem  französischen  Senfpapier, 
Papier  Rigollot,  zu  kommen  und  dasselbe 
zu  analysieren :  94,4  Q  cm  ergaben  1,95  bis 
2,1 5  g  feines  Senfmehl  mit  0,029750  bisO.034206  g 
oder  1,525  bis  1,591  pGt  ätherischem  Senföl. 

Hamburger  Heftpflaster  (155).  Eine  Polizei- 
behörde war  der  Ansicht,  daß  unter  dem  im 
Handel  freigegebenen  Heftpflaster  lediglich  das 
offizinelle  nach  Vorschrift  des  Arzneibuchs  her- 
gestellte zu  verstehen  sei  und  daß  Drogisten, 
die  aus  anderen  Stoffen  bereitetes  Heftpflaster 
feilhalten,  sich  strafbar  machen.  Die  Anklage 
sollte  in  dem  konkreten  Falle  erhoben  werden, 
wenn  z.  B.  Gamphora  oder  Pix  als  Bestandteil 
des  Pflasters  nachgewiesen  würde.  Der  Zusatz 
»Hamburger«  zum  Namen  Heftpflaster  wurde 
von  der  oetreff enden  Behörde  als  unwesentlich, 
die  Rechtslage  nicht  verändernd  betrachtet. 
Entsprechend  dem  Wunsche  eines  Geschäfte- 
freundes  untersuchten  wir  das  Pflaster  tmd  teilen 
über  die  Untersuchung  folgendes  mit: 

Die  unter  dem  Namen  »Hambuiger  Heftpflaster« 
zur  Untersuchung  eingesandte  Pflasterprobe  wog 
4,3  g,  war  von  schmieriger  Beschaffenheit  und 
grauschwarzer  Farbe. 

Blei.  Der  Nachweis  dieses  Meialls  wurde 
sowohl  durch  Zerstörung  des  Pflasters  mittels 
Ghlor,  als  auch  im  Glübrückstand  deutlich  ge- 
führt 

Kampher.  Die  beim  Kochen  des  Pflasters 
mit  Wasser  entweichenden  Dämpfe  rochen  sehr 
deutlich  nach  Kampher.  Denselben  noch  auf 
andere  Weise  nachzuweisen,  war  wegen  der  zur 


Verfügung  stehenden  äußerst  geringen  Pflaster- 
menge nioht  möglich. 

Salioylsäure.  Dieselbe  konnte  nicht  nach- 
gewiesen werden. 

Wachs.  Dasselbe  konnte  ebenf^ls  nicht 
nachgewiesen  werden. 

Holzteer.  Der  Geruch  des  Pflasters  er- 
innerte schwach  an  den  desHolzteers ;  die  wänerige 
Auskochung  des  Pflasters  reagierte  aohwich 
sauer.  Das  Pflaster  mit  90proo.  Alki^ol  an^^ 
zogen,  gab  einen  gelbgefobten  Auszug,  der  beim 
Abdampfen  deutlich  nach  Teer  zooh.  Der  Ab- 
dampfrückstand war  rotbraun,  von  sdhmieiiger 
Besohaffenheit  und  wurde  mit  Wasser  aufge- 
kocht. Mit  der  wässerigen  Auskoohung,  die 
schwach  sauer  reagierte  und  blaßgelbe  lürbong 
besaß,  wurden  folgende  in  der  literatur  für 
Aqua  Picis  angegebene  Reaktionen  angestellt  und 
positiv  erhalten:  Verdünnte  EisenchloridlösaDg 
förbte  die  Flüssigkeit  grünlich,  beim  gelindeo 
Erwärmen  braun.  Natronlauge  färbte  sie  zuent 
schwachgelb,  beim  Erw&tmen  braungelb.  Meriniri- 
chlorid  bewirkte  kalt  keine  Veiänderong,  beim 
Erwärmen  GelbfilrbuDg. 

Harz.  Mit  dem  bei  der  Prüfung  auf  Teer 
verbliebenen  alkoholischen  Rückstud  wurde 
duroh  Lösen  desselben  in  Essigsftnreanhydrid 
und  Versetzen  mit  einem  Tropfen  konzentr. 
Schwef elsäuro  die  Storeh'MorawtkCBdiO  BeaktioD 
angestellt.  Die  Reaktion  trat  mit  voller  Schärfe 
ein.  Da  Teer  für  sich  allein  aaoh  diese  ge- 
nannte Reaktion  auf  Harz  gibt,  kann  daiaos 
nicht  mit  voller  Sicherheit  auf  das  VorhandoD- 
sein  von  harzigen  Beimengungen  geschlosseD 
werden. 

Das  fragliche  Pflaster  dürfte  als  ein  schlecht 
bereitetes  Emplastrum  fuscum  mit  Teer- 
zusatz anzusprechen  sein. 

(Schluß  folgt) 


Elii  Wlsmiittaiiiiat,  das  dem  Wismatditaimat 
nahe  kommt,  erhält  man  nach  einem  Pataite 
der  Ghem.Fabrik  ron  JSi^daft  A.-0.,RadebeQl,  veafl 
man  Wismutnitrat  mit  dem  Dreifachen  dar 
äquimolekularen  Menge  gerbaaarem  Natrium  bei 
gewöhnlicher  Temperatur  zusammenrührt.  Za 
einer  Lösung  von  854  g  Tannin  und  340  g 
Natriumkarbonat  in  4  L  Wasser  wird  uater 
gatem  Rühren  eine  Lösung  von  322  g  Wismut- 
nitrat und  52  g  Salpetersäure  von  43,3  pCt  io 
350  g  Wasser  zugesetzt  Dann  wird  noch  5  \6b 
6  Stunden  bei  gewöhnlicher  Taiaperatiir  weiter- 
gerührt  und  dum  abgesaugt  Don  Rüdataad 
rührt  man  zur  Entfernung  des  nbenohüsBl^ 
Tannin  tmd  des  gebildeton  Salpeten  2  bis  3  jUI 
mit  Wasser  an,  saugt  ab,  wäscnt  gut  mit  Wmht 
nach  und  trocknet  bei  etwa  40*  C  Si  ist  eis 
leichtes  hellgelbes  Pulver  von  sehr  sohwaok 
säuerlichem  Geschmack,  und  hat  eine  besBer» 
therapeutische  Wirkung,  als  das  bisherigt  \Vl8Biit- 
tennat ,  weil  es  einen  höheren  Tumingehalt  hat 
und  die  Hälfte  desselben  leicht  abgibt 

Chem.'Zig.  1906,  Rep.  272.  —ke. 


877 


llahruiiasmitt«l-Oh«ini«i 


Ueber  den  Gehalt 

des  Kaffeegetränkes  an  Koffein 

und  die  Verfahren  zu  seiner 

Ermittelung. 

Dansh  die  ErkUnmg  des  Herrn  Dr.  (7.  C, 
Keller  (Pharm.  Centralh.  47  [1906],  859) 
wurde  ieh  auf  eine  UngenanigkeiC  in  dem 
Referate  fiber  die  P.  Waentig^Bcbe  Arbeit 
aofmerksam.  HerrDr  P.Waentig  ftthrtnäm- 
lieh  eingangs  seiner  in  Rede  ßtehenden 
Arbeit  andi  an,  daß  die  Keller'sehe 
Methode  nur  für  den  Naohweis  im 
Tee  von  ihrem  Verfasser  bestimmt 
war,  daß  sie  aber  beachtenswert  sei  dnroh 
die  Einfachheit  ihrer  Aasfflhmng,  weshalb 
sie  —  wie  dies  1899  sdion  J.  Oadamer 
(Arehiv  der  Pharm.  1899,  56)  getan  hat  — 
fflr  gerosteten  Kaffee  nachgeprOft  wnide. 
Hierbei  nnn  gab  die  Methode  zu 
hohe  Resultate.  Daß  es  sieh  im  vor- 
liegenden Falle  nur  um  eme  versnobte 
Anwendung  bei  geröstetem  Kaffee 
handelt,  geht  ja  ans  der  von  mir  voran- 
geechiokten  Bemerkung  hervor.  Wenn  eine 
Arbeit  von  18  Folioseiten  so  kurz  wie 
möglich  referiert  werden  soll,  kann  unmög- 
lich auf  alle  Einzelheiten  eingegangen  wer- 
den. Es  sei  hier  nur  nochmals  festgestellt, 
daß  Herr  Dr.  P,  Waeniig  zweimal  dar- 
auf hingewiesen  hat,  daß  die  Ze/Zer'sche 
Methode  nur  für  die  Koffeinbestimmung  im 
Tee  ausgearbeitet  und  daher  ihr  Versagen 
bdm  Röstkaffee  begreiflich  sei.  Wenn  Herr 
Dr.  C.  C.  Keller  das  Origmal  nachgelesen 
hätte^  würde  er  gefunden  haben,  daß  sein 
Vorgehen  gegen  Herrn  Dr.  P.  Waentig  unbe- 
gründet war  und  daß  hier  lediglich  der 
Beriehterstatter  hätte  getroffen  werden 
können,  der  nicht  ausdrücklich  betont  hatte, 
daß  die  Keller'wiie  Methode  nur  für  die 
Koffeinbestimmung   im    Tee  ausgearbeitet 

gewesen  sei.     Der  Beriehterstatter. 

—del. 

Die  Untersuchung 
pasteurisierter  Milch. 

Neben  der  bekannten  Reaktion  mit  Ouajak- 
tinktnr,  welche  zu  unterscheiden  gestattet, 
ob  eine  Milch  unter  oder  bis  zu  30  Minuten 


auf  70^  (7  oder  darüber  erhitzt  worden  ist, 
ist  von  P.  Buttenberg  auch  die  Sehar- 
dinger'sdke  Reaktion  mit  Methylenblau- 
Formalinlösung  für  die  Prüfung  der  pasteur- 
isierten Bfilch  herangezogen  worden.  Man 
bereitet  die  Lösung  hierzu  durch  Vermischen 
von  5  ccm  gesättigter  alkoholischer  Methylen- 
blaulösuDg  mit  5  ccm  käuflicher  40  proc. 
Formaidehydlösung  und  190  ccm  Wasser. 
Fügt  man  1  ccm  dieser  Lösung  zu  20  ccm 
Milch  und  erwärmt  auf  45  bis  50^,  so 
zeigt  sich  bei  roher  oder  schwach  erhitzter 
Milch  Entfärbung,  während  hoch  erhitzte 
und  gekochte  Milch  noch  nach  Y2  Stunde 
blau  erscheint  Hierbei  ist  Schütteln  der 
Milch  mit  der  Farbstofflösung  wegen  der 
damit  verbundenen  Sanerstoffaufnahme  zu 
vermeiden.  Bei  einer  Erhitzungsdauer  von 
15  Minuten  auf  70^  trat  in  30  Minuten 
Entfärbung  mit  der  Methylenblauformalin- 
lösung  ein,  dagegen  blieb  eine  5  Mmuten 
länger  erhitzte  Probe  blau.  Die  Höhe  des 
Erhitzungsgrades  ist  nach  dem  Verfasser 
ungefähr  proportional  der  Schnelligkeit,  mit 
der  die  Entfärbung  einzutreten  pflegt 

Auch  die  auf  dem  Reduktionsvermögen 
der  Bakterien  gegen  Methylenblau  allein 
beruhende  Reaktion  nach  Nei/ier  und 
Wechsberg  wandte  Buttenberg  an  und  fand 
sie  brauchbar.  Die  zu  untersuchenden  Milch- 
proben wurden  bei  37^  (7  bebrütet  und 
aus  der  Schnelligkeit  der  Entfärbung  unge- 
fähr  auf   den   Bakteiiengehalt  geschlossen. 

Die  Wichtigkeit  derartiger  Untersuchungen 
von  pasteurisierter  Milch  wird  ausnahmslos 
von  den  Hygienikem  anerkannt  Gerade  durdi 
die  Pasteurisierung  wiegen  sidi  weite  Kreise 
von  Konsumenten  in  den  Glauben  ein, 
eine  keimfreie,  dem  Verderben  überhaupt 
nicht  mehr  ausgesetzte  Milch  zu  besitzen, 
wie  der  Berichterstatter  das  so  oft  in  der 
Praxis  beobachtet  hat  Naturgemäß  wird 
nun  mit  der  Aufbewahrung  derartiger  Milch 
sorgloser  verfahren,  als  mit  roher,  selbst  ab- 
gekochter Mildi.  In  Wahrheit  wird  natür- 
lich nur  eine  keimarme  Milch  durdi  das 
Pasteurisieren  erhalten  und  in  den  Handel 
gebracht  Die  Zersetzungserscheinungen  in 
dieser  werden  nur  verlangsamt,  nicht  aber 
hintangehalten.     Im  Gegenteil,  wo  sie  auf. 


878 


anftreteO;  zeigen  sie  einen  weit  gefährlicheren 
Charakter  als  in  der  Rohmileh,  indem  z.  B. 
eine  kdmarme;  anf  95  und  darüber  erhitzte 
liGloh  direkt  der  Fäulnis  zngängUoh  ist,  ohne 
erst  die  Zwischenstufe  der  Milchsänregämng 
durchgemacht  zu  haben.  Von  diesem  Stand- 
punkt verdienen  daher  die  Ausführungen 
des  Verfassers  y  welche  sich  mit  dem  Gär- 
ungsbilde,  das  pasteurisierte  Milch  bei  der 
Bebrütung  in  sterilen  100  g-Flaschen  im 
Thermostaten  bei  37^  bietet,  befassen,  be- 
sondere Beachtung. 

Buttenberg  unterscheidet  4  Formen  der 
Gärung,  die  eintreten  bei  37  ^  je  nach  dem 
vorherigen  Erhitzungsgrade  der  pasteuriuerten 
Milch.  Aus  ihrem  Eintritt  im  Verein  mit 
den  erstgenannten  Reaktionen,  läßt  sich  ein 
Schluß  auf  die  Frische  und  die  sachgemäße 
Aufbewahrung  sowie  den  Erhitzungsgrad  der 
pasteurisierten  Milch  des  Handels  ziehen. 

Es  tritt  Milchsäuregärung  em  unter 
gleichmäßiger  Gerinnung  der  ganzen  Masse 
bei  roher  und  niedrig  erhitzter  Milch,  und 
es  tritt  Buttersäuegärung  ein  bei  auf 
75  bis  90^  erhitzter  Milch;  dieselbe  ist  durch, 
starke  Gasentwicklung  und  klares  Serum 
charakterisiert  (Geruch  nach  Buttersäure). 
Eine  Uebergangsform  ergibt  sich,  wenn  die 
Milch  15  bis  30  Minuten  auf  70  <>  gehalten 
wird.  Etwa  10  Minuten  auf  95^  gehalten, 
ohne  daß  Keimfreiheit  eintritt,  führt  zu 
Peptongärnng,  meist  nach  etwas  längerer 
Zdt  und  diarakterisiert  durch  alkalische 
Reaktion  bitteren  Geschmack,  langsame  Ge- 
rinnung und  Geruch  nach  Schwefelwasser- 
stoff. Aeußerlich  ist  diese  Milch  der  Milch- 
Säuregärung  ähnlich.  —del. 

Ztschr.  f.  Unters,  d.  Nähr,-  u.  Genußm.  1906, 
XI,  377. 

Gegen  die  Verfälsohung  des 
Olivenöles. 

Die  Erzeuger  von  Olivenöl  haben  seit 
Jahren  allen  Grund,  ernste  Klagen  zu  führen 
über  den  enormen  Schaden,  den  sie  durch 
die  Verfälschungen  erleiden.  Die  landwirt- 
schaftlichen Verbände  haben  ihrerseits  alles 
aufgeboten,  diesem  Unfug  zu  steuern.  Alle 
möglichen  Verwände  maßten  herhalten,  um 
den  Schwindel  mit  Olivenöl  gewissermaßen 
legitim  zu  gestalten.  So  zum  Beispiel  ist 
ein  Hauptvorwand  das  Entfernen  des  sauren 


Früditegeschmackes  bei  Oelen,  die  in  nörd- 
licheren Gegenden  verwendet  worden.  Dies 
begründet  aber  noch  lange  vldA  die  fort- 
dauernde Vermengung  mit  BaumwoU-  und 
SesamOl.  Derartige  Gemenge  als  OlivenOl 
zu  verkaufen,  ist  und  bleibt  Betrug,  üehri- 
gens  erzeugen  Nizza  und  Aix  derartig  feine 
Oele,  daß  ein  Entfernen  des  Fmchtgescfamaekes 
überflüssig  ist. 

Mit  großer  Genugtuung  muß  festgestellt 
werden,  daß  ein  einfacher  Dorfbürgenneister 
in  Algerien  durch  scharfe  Anwendung  der 
Gesetze  vom  27.  März  1881  und  5.  April 
1884  zur  Bekämpfung  von  Lebensmittel- 
fälschungen folgende  Maßnahmen  ergriffcD 
hat  und  die  folgende  Verordnung  wenigstens 
für  den  von  ihm  verwalteten  Ort  eiliefi: 
1.  Es  ist  untersagt,  unter  dem  Namen 
Olivenöl  ein  Oel  zum  Verkauf  zu  stellen 
oder  zu  verkaufen,  welches  nicht  aussehließ- 
lieh  aus  Oliven  bereitet  ist.  2.  Jedes  Ge- 
fäß, welches  Spdseöl  enthält,  muß  in  deut- 
lich sichtbaren  Buchstaben  die  genaue 
Beschaffenheit  der  Ware  bezeichnen.  3.  Im 
Falle  von  Vermengungen  muß  die  Art  der 
Vermengung  und  die  Quantität  der  Bestand- 
teile auf  allen  Gefäßen  in  deutlicher  Schrift 
angebracht  werden.  4.  Uebertretnngen  diewr 
Vorschrift  sowie  alle  Betrügereien  beim  Ver- 
kauf von  Olivenöl  werden  als  Betrug  nn- 
nachsichtlioh  geahndet  werden. 

(Es  wäre  sehr  am  Platze  und  auch  wün- 
schenswert, wenn  die  gleichen  Vorschriften 
auch  bei  uns  erlassen  und  bekannt  gegeben 
würden  1     Beriehierstaiter.)  T. 

Wien.  Seifefisüder-Ztg. ;  d.  Oel-  u,  FeU-Ztg. 
1906,  167. 

üeber  die  Gewinnung  der  Lambertaiß  li 
Jalta  berichtet  Sehalabanotc  (Ghem.-ZTg.  1906^ 
Rep.  157)  folgendes :  Die  Ernte  der  Nüsse  (von 
Goiylas  tubolosa),  einheimisch  «Fondnk»  genaiant 
beginnt  um  den  20.  Jali  hemm.  Die  geemteten 
Nüsbe  werden  in  trockenen  Schuppen  in  Haofen 
von  1  bis  1,4  m  Höhe  aufgeschichtet,  wobei  sie 
sich  erwärmen  und  die  saftige  grüne  Schal« 
dann  aufgeht.  Dieser  Erhitzangsprozeß  dmert 
10  bis  14  Tage  und  darf  die  Temperatur  Tcm 
44  bis  50  0  &  nicht  übei  schreiten ;  andeinMls 
wird  der  Haufen  umgeschaufelt.  Nach  Be- 
endigung der  Oärang  wird  der  Haufen  ausge- 
breitet unl  allmählich  abgekühlt.  Die  too  deo 
Schalen  befreiten  Nüsse  werden  2  bis  4  Tl^^ 
an  der  Sonne  getrocknet  und  dann  nach  der 
Güte  sortiert,  die  nach  Farbe  und  Schwere  der 
Nüsse  bestimmt  wird.  —  **• 


879 


BOcherschau. 


Vom  Sterbelager  des  Darwinismus.  Nene 
Folge.  Ein  Berieht  von  Dr.  phil.  E. 
Dennert,  1.  bis  3.  Tausend.  Stuttgart 
1906.  Max  Kielmann,  134  Seiten 
80.     Preis:  2  Mk. 

Zu  der  (Pharm.  Gentralh.  47  [1906],  791)  be- 
sprochenen Streitschriflt  gesellt  sich  nach  drei 
'Jahren  eine  neue  Folge,  sei  es,  weil  ein  so  ge- 
sohmaokyoller  Baobtitel  durch  die  erste  Ver- 
öffentlichung allein  noch  nicht  genügend  auB- 
fenntzt  erschien,  sei  es,  weil  sich  der  Todes- 
ampf  des  Darwinismus  etwas  länger,  als  yor- 
ansznsehen  war,  hinzieht  Es  steht  immerhin 
zu  befärchten,  daß  letzterer  schließlich  noch 
nicht  ganz  ausgestorben  ist,  wenn  die  scripturae 
obscororom  virorom,  die  ihn  todschlagen  wollten, 
längst  schon  vergessen  eein  werden. 

Die  neue  Folge  schließt  sich  eng  an  die  Vor- 
gängerin an.  Während  bei  letzterer  ein  Sozial- 
demokrat —  Persönlichkeiten  spielen  bei  der 
frommen  «Wissenschaft»  stets  eine  Hauptrolle  — 
als  Oegner  Dorwin^a  begrüßt  werden  konnte, 
wird  nunmehr  der  Luxemburger  Jesuitenpater 
En'öh  Wasmann  von  dem  Verdachte  der 
Ketzerei  gereinigt  Eigentümlich  mutet  das 
Heranziehen  der  Reink&BohBn  Dominanten  an. 
Man  sollte  meinen,  daß  dio  neovitalistisohen 
Bildungskräfte  mit  der  heidnischen  Gedanken- 
welt, welche  Bäume  mit  Hamadryaden,  Männer 
mit  Genien,  Weiber  mit  Junones  usw.  beseelte, 
verträglicher  seien,  als  mit  der  christlichen 
Naturanschauung.  —  Näher  auf  den  unerquick- 
lichen lohalt  einzugehen,  muß  den  zoologischen 
und  botanischen  Fachschriften  überlassen  bleiben. 
Die  in  der  Polemik  angegriffenen  Forscher 
werden  sich  wohl  ebenso,  wie  es  gegenüber  der 
ersten  Folge  geschah,  webren,  soweit  sie  nicht, 
was  klerikalen  Autoren  gegenüber  meist  ratsamer 
ist,  zu  schweigen  vondefaen.  —y. 


Die  Apotheken-Oesetigebung.  Ein  Leit- 
faden zur  Vorbereitung  auf  die  pbarma- 
zeutisehen  Prüfungen.  Von  C,  Lenken, 
Apotheker.  Berlin  1905.  Selbstverlag 
des  Deutschen  Apotheker- Vereins. 

Das  in  erster  Linie  für  die  preußischen  Phar- 
mazeuten geschriebene  Büchelchen,  denen  es 
sowohl  für  die  Gehilfenprüfung,  wie  für  die 
Staatsprtifung  als  Leitfaden  dienen  soll,  enthält 
eine  Anzahl  weißer  Blätter,  auf  denen  die  Phar- 
mazeuten anderer  Bundesstaaten  die  wenigen  (?) 
Sonderbestimmungen  handschriftlich  eintragen 
sollen. 

Der  Verfasser  hat  bei  einigen  Gesetzen  durch 
besondere  Zusammenstellung  große  Klarheit 
und  üebersichtlichkeit  für  Denjenigen,  der  sich 
zur  Prüfung  vorbereitet,  wie  auch  för  den  prak- 
tischen Gebrauch  geschaffen,  so  daß  das  Buch  ei- 
chen bestens  zu  empfehlen  ist.  8. 


Lehrbuch  der  IntozikatioAen  von  Dr. 
Rudolf  Robert,  Zweite  durchweg 
neubearbeitete  Auflage.  IL  Band.  Mit 
142  Abbildungen  im  Text  Stuttgart 
1906.  Verlag  von  Ferdinand  Enke. 
XXIV  und  1298  Seiten.    Lex.  8^.  Preis: 

27  Mk. 

Dem  (Pharm.  Gentralh.  48  [1902],  615)  be- 
sprochenen 1.  Bande  der  zweiten  Auflage  folgt 
jetzt  der  vorliegende  Sohlußband.  Dieser  ent- 
hält ausschließlich  den  in  der  ersten  Auflage  nur 
653  Seiten  starken  und  durch  nur  56  Text- 
bildem  erläuterten  speziellen  Teil.  —  Die 
großen  Erwartungen,  welche  das  Werk  vor  vier 
Jahren  bei  Beginn  des  Erscheinens  der  neuen 
Auflage  erweckte,  sind  reichlich  erfüllt  worden. 
Es  handelt  sich  nicht  nur  um  eine  durch  Zahlen 
ausdrückbare  Bereicherung  des  Stoffes,  sondern 
der  Vergleich  eines  beliebigen  Abschnittes  zeigt, 
daß  eine  Durcharbeitung;  unter  Streichung  man- 
cher inz?rischen  als  irrig  erkannten  Angabe 
stattfand,  so  daß  kaum  eine  Seite  des  dicken 
Buches  unverändert  blieb.  Sorgsam  findet  sich 
früher  übersehenes,  wie  z.  B.  der  Giftsporn 
des  Schnabeltieres  und  Woorara(Urari,  das  früher 
nur  als  Curare  bezeichnet  war).  Bei  Anführ- 
ungen wurden  nicht  sowohl  die  Einzelheiten 
gehäuft  und  noch  weniger  wurde  durch  Er- 
wähnen von  Berichten,  Auszügen,  Uebersetz- 
ungen  und  dergl.  eine  Citatenfülle  vorge- 
täuscht, als  vielmehr  tunlichst  solche  Quellen 
angegeben,  aus  denen  weitere  Literaturnach- 
weise zu  entnehmen  sind.  Dieser  Grundsatz 
findet  sich  auch  in  der  neuen  Bearbeitung  be- 
folgt. Ebenso  blieb  die  Sorgfalt  bei  Auswahl 
und  Ausführung  der  vermehrten  Abbildungen 
gleich,  und  der  Verlag  war  mit  Erfolg  bestrebt, 
daß  die  Ausstattung  nicht  hinter  dem  Inhalte 
zurücksteht. 

Selbstredend  wird  man  bei  dem  Umfange  dee 
Gebietes  hin  und  wieder  eine  Angabe  oder  eine 
Anführung  vergeblich  suchen,  wie  etwa  die 
Urtica  urentissima  Blume^  oder  den  Brunnen- 
rausch. Ebenso  kann  man  die  Unterbringung 
der  Gifte  in  drei  Abteilungen,  nämlich  L  Gifte, 
die  schwere  anatomische  Veränderungen  be- 
wiiken,  ü.  Blutgifle  und  lU.  Gifte,  die  keine 
schweren  Veränderungen  herbeiführen,  aus 
logischen  oder  anderen  Gründen  bekämpfen. 
Es  ist  aber  auch  hier  gegenüber  der  ersten  Auf- 
lage eine  wesentliche  Verbesserung  zu  bemerken, 
al^esefaen  davon,  daß  in  unserer  Zeit  das  sich 
immer  wiederholende  Auftauchen  neuer,  oft  un- 
erhörter Tatsachen  die  beste  Stoffeinleitune  stört 
und  deshalb  das  Interesse  an  der  Einteüungs- 
frage  überhaupt  herabdiückt 

Jedenfalls  bewahrt  das  bei  seinem  ersten  Er- 
scheinen mit  ungeteiltem  Beifall  begrüßte  Werk 
auch  in  der  neuen  Bearbeitung  seine  hervor- 
ragende Stelle  unter  den  Giftlehren  weit  über 
die  deutsche  Reichs-  und  auch  Sprach-Grenze 
hinaus.  — y- 


880 


Varsohisdene  llitt«iluiia«ii. 


Zur  Staubplage. 

Auf  dem  jüngst  in  Augsburg  abgehaltenen 
»Kongieß  für  YolksgeBandheit«  wurde  dem  ebenso 
geförohteten  wie  gefährlichen  Krankheitserreger 
»Staub«  eneigieoh  zu  Leibe  geruckt. 

»üeber  die  Bekämpfung  des  Staubes 
im  Hause  und  auf  der  StraBe«  sprachen 
Prof.  Dr.  £GNm-£rlangen  und  Btadtbaumeister 
^ter-Dresden,  welche  folgende  Leitsitae  auf- 
stellten: 1.  Der  im  Freien  und  bei  der  Tätigkeit 
der  Menschen  (abgesehen  von  der  gewerblichen) 
entstehende  Staub  kann  durch  Massenhaftigkeit 
lästig  werden  und  für  empfindliche  Personen 
nachteilige  Wirkungen  auf  die  Atmungsorgane 
und  das  Allgemeinbefinden  haben.  2.  Durch 
Beimengung  von  Abfidl-  und  Auswurfstoffen  be- 
kommt der  Staub  eine  ekelerregende  Besohaffen- 
heit  3.  Unmittelbar  gefährlich  ist  der  von 
kranken  Menschen  oder  Tieren  besudelte,  also 
infizierte  Staub.  Darum  muA  Vorsorge  getroffen 
sein,  dafi  die  Auswurfstoffe  von  Kranken  und 
Krankheitsyerdäohtigen  in  regelrechter  Weise 
abgefan^n  und  unschädlich  gemacht  werden. 
4.  Die  Verhütung  der  Infizierung  des  Staubes 
und  die  Behandlung  etwa  infizierten  Staubes 
liegt  in  einer  geeigneten  Wohnungspfiege  und 
Wohnungsfursorge,  in  der  Sauberhaltung  Ton 
Verkehrs-  und  Aufenthaltsräumen,  sowie  yon 
Straßen  und  Wegen.  5.  In  jeder  Hinsicht  ist 
eine  noch  eindringlichere  und  bessere  Belehrung 
der  Beyölkerung  anzustreben.  Sie  ist  nur  mög- 
lich, wenn  sie  bereits  in  der  Schule  einsetä« 
6.  Die  möglichst  vollkommene  Unterdrückung 
des  Staubes  auf  den  Straßen  und  im  Hause  ist 
nicht  nur  aus  hygienischen  und  yerkehistech- 
nisohen  Gründen^  sondern  auch  aus  Qründen  der 
Wirtschaftlichkeit,  Reinlichkeit  und  Annehmlich- 
keit anzustreben  und  mit  allen  Mittein  zu  för- 
dern.   7.  Die  Frage  der  Staubunterdrückung  ist 


bis  zu  einem  gewissen  Grade  nur  eine  Geldfiue. 
Dire  Lösung  wird  erst  schwierig  dnrdi  die 
Forderung,  Aufwand  und  ErföU  in  einem  u- 
gemessenen  gegenseitigen  Verhältnis  zu  htltan. 

Redner  yerbreiteten  sich  ferner  über  zweok- 
mäßige  Maßregeln  zur  Straßen  -  Refestigong, 
Reinigung  und  Besprengung;  man  müsse  toi 
allem  auf  feste  Steinstraßen  sehen,  die  eioe, 
leichte  und  yöllige  Beseitigang  der  Exkremeot» 
gestatten,  denn  dies  sei  eine  Hauptsache. 

Zur  erfolgreichen  Bekämpfung  des  Staubes  im 
Hause  wurden  folgende  Gedchispunkte  geltend 
gemacht:  1.  Die  Unterdtückung  des  Strtßeo- 
staube<)  yermindert  auch  den  Steub  im  Hsose. 
2.  Alle  Reiuigungsarbeiten  sind,  soweit  angtngig 
auf  nassem  Wege  zu  bewirken.  3.  Die  OeloDg 
der  Fußböden  yerhindert  die  Staubbildoog  in 
befriedigender  Weise;  sie  soll  aber  nur  ils 
Unterstätsung,  nicht  als  Ersatz  der  gewöhohcheD 
Beinigungsarbeit  betrachtet  werden.  4.  Alle 
Veriabren,  die  eine  Beseitigung  des  Staubes  tu 
den  Wohn*äumen  ermöglichen,  ohne  daß  erent 
in  die  Luft  gewirbelt  wird  und  sich  naohtiiglicli 
wiedersetzt,  sind  zu  empfehlen  (z.  B.  siod  n 
unterlassen  das  unzweckmäßige  »Staubwisckee 
mit  dem  Federwedel«,  das  Möbelklopfen  ioi 
Zimmer!  usf.  —  d.  Bef,).  Zorn  SohlusM  wude 
heryorgehoben,  daß  bei  alledem  yiel  Kiemarbeit 
geleistet  werden  müsse,  und  die  Staubfrage  io 
letzter  Linie  eine  Geldfrage  sei. 

In  der  darauffolgenden  Diakuasion  wurde  die 
Teerung  yon  Straßenzügen  beaprodien,  n.  a.  auch 
ein  behördliches  Ebsohreitan  g^gan  die 
Staubgefabr  befürwortet  Insbeeondeie  müßtao 
gegen  das  »Sohleppentragen«  überall  Verbole  er- 
iassen  werden,  zumal  damit  bereits  gute  MAffi 
erzielt  worden  sind,  ohne  daß  große  Sohwieiif- 
keiten  zwischen  Behörde  und  Ablikom  zu  Tigi 
traten.  Dr.  WgL 


Bri«ffw«oh««k 


Nahrungsm.-Ghemiker  Dr.  M*  in  Dr.  Angeb- 1 
lieh  hält  das  Weinparlament  ^ein  Wort 
nach  englischem  Muster!)  yom  8.  bis  10.  No- 
yember  1906  seine  Beratungen  ab.  Li  diese 
«Vereinigung»  sollen  auf  Anregen  der  Reichs- 
regiemng  Vertreter  der  Weinproduktion  und 
des  Wemhandels  gewählt  werden;  aber  auch 
chemische  Sachyerständige  kommen  in  Frage. 
Diese  «Vereinigung»  soll  etwa  aus  50  Mitgliedern 
bestehen,  die  Über  gewisse  Mängel  und  Unge- 
nauigkeiten  im  Weingesetze  yom  24.  Mai  19J1 
sid^  beraten  und  nötigenfalls  Abänderui^yor- 
schläge  machen  sollen.    Den  Vorsitz  des  Wein- 


parlamentes führt  der  Präsident  des  EaiseriicbeD 
Gesundheitsamtes,  Herr  Geheimrat  Bumm  nad 
als  Referent  des  Reichsamtes  des  Innern  ist 
Herr  Freiherr  von  8Unn  ernannt  worden. 

ES, 

Auftragen. 

1.  Woraus  besteht  Renmer'B^  oder  Rmgeri^ 
Lösung;  zu  Einspritzungen  unter  die  Haut  bei 
Verbrennungen? 

2.  Woraus  besteht  Pelsitin  yon  Dr.  med. 
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bediene  man  sieh  der  gesehUtzten  Beielebnang  „CeeempUqnor'*. 

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VI 


Außer  anderen  Präparaten  sind  vun  uns  in  die  Medizin  eingciührt: 

SalicyuaNre»  $alicyli4Nre$  natriNn» 
lalicyliaum  QPiiiiut»  Salol,  Solveol, 

Creosotal,  Duotali 

Xeroform,  Orphol»  Itrol»  Collargol»  HcoiN, 

Sdlocreol»  Calodal 

Sttll«!   beste  Einreibung  bei  Bhenmatoseii, 

Unguentum  Heyden  (Salbe  ans  Calonielol)| 

diskreter  Ersatz  der  grauen  Salbe  {Neißer)^ 
Hovargaili    «zur  zeit  bestes  Mittel  bei  akuter  Gonorrhöe», 

OmOIHlIf  neues,  Ttfllig  reizloses  Silberproteinat  zur  loladen  BehandluBf  von 
Diplitkerie  etc., 

Blonal|  Kohlensäureverbindung  des  Santalols,  Antigonorrlioieaiii, 

Tijektion  l$ir$c^  Biiniiit.  biialicyl.»  BiinHt.  biunnic. 

Femer  fabrizieren   wir:  Aoetylsallcylsäurey  in  Substanz   und 
als    leicht  zerfallende  Tabletten,   Gm^aeol«  Benzonaplitol«  Hexametliylentfitnuiiiiif 

Bismut.  8iü»iiitr.  etc. 

Verkauf  durch  den  Gross-Drogenhandel. 

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.^43. 


DresdeD,  25.  Oktober  1906. 

Der  neuen  Folge  XXVII.    Jahrgang. 


xLvn. 

Jahrgang. 


Inluklt;:  Ch«Bie  uid  Phamaeie:  Die  £eole  miperiaare  de  Pharmade  in  FariB  and  ihre  Bibliothek.  —  Unguentum 
Dreuw.  -—  Zar  GerbstolTanAlyBe.  —  Alaol-Greme.  —  Dantellong  Ton  Theobromlnatriara-Natiiamfonniat.  —  Nenea 
▼om  Drogenmarkt  —  Ejunpher  aua  laobomaol.  —  üeber  die  vergUtang  der  bei  chemischen  Unteraaehongen  rer- 
wendeten  Beagentien.  —  78.  Versammlung  Deataehar  Natorterscber  nnd  Aerite  an  8tat^art  —  Neue  .iranei- 
mittel.  —  Nakmogsmittei-Cliemie.  —  Thenventlaclie  Mitteilanfcea.   -  Photographlaehe  Mitteünnsaa.  — 

Verschiedene  Mitteilluisen.  —  Briefweebsei. 


Chemie  und  Pharmacie. 


l^oole  superieure 
de  Pharmacie  in  Paris  und  ihre 

BibUothek. 

Von  Bermafun  Sehelenx,  Cassel. 

E^nes  der  hervorragendsten  Mitglieder 
der  alten  Pariser  Apotheker-Gilde  war 
Nicolaus  Hotiel  Im  Jahre  1567  (nach 
den  offenbar  zuverlässigeren  Angaben 
des  Centenaire,  nicht,  wie  ich  auf  gmnd 
anderer  in  meiner  Geschichte  sagte, 
1548)  wurde  er  zum  Jurö  et  garde  de 
r^tat  d'apothicaire  erwählt;  damit  fiel 
ihm  das  Amt  eines  Visitators  und  Exa- 
minators zu.  Von  seiner  wissenschaftlichen 
Tätigkeit  geben  die  Werke  cPharma- 
ceatites  libri  duo»  von  1571,  der  «Traitä 
de  la  Thäriaque  et  Mithridat»  und  der 
«Traitö  de  la  Feste»  von  1571,  von  seinen 
Bestrebungen  auf  dem  des  Glaubens, 
die  tAverüssement  et  dödaration  de 
Institution  de  la  maison  de  la  Charitö 
chrestienne»  von  1580,  von  denen  auf 
dem  der  Geschichte  «Memoires  et  re- 


cherches  de  la  dövotion,  pi6t6  et  charitö 
des  illustres  roynes  de  France»  von 
1586  u.  a.  Kunde.  Im  Besitz  eines 
bedeutenden  Vermögens^  wandte  Houel 
sich,  kinderlos  nnd  hochbetagt»  1576  an 
König  Heinrich  IIL  mit  der  Bitte  um 
die  Erlaubnis,  ein  Asyl  zu  errichten, 
um  «nourrir  et  instituer  des  enfants 
orphelins  k  la  pi6tä,  aux  bonnes  lettres 
et  en  Tart  de  rapothicairerie»,  und  um 
Bedürftigen  ohne  Entgelt  Arzneien  zu 
verabreichen.  Es  wurde  ihm  ein  Platz 
auf  dem  cmaison  des  Enfants-Rouges» 
angewiesen,  dann  aber  verweigert,  und 
nach  mancherlei  weiterem  Hin  und  Her 
konnte  der  Wohltäter  schließlich  seinen 
Plan  auf  einem  Grundstück  des  alten 
Höpital  de  Lourcine,  das,  nahezu  verfallen, 
zwischen  der  Bue  de  Lourcine  und  der  de 
r  Arbal6te  lag,  verwirklichen.  Hier  grün- 
dete E(mel  schließlich  1580  sein  «Maison 
deCharit^»  und  gleichzeitig  ffir  praktische 
und  ünterrichtszwecke  nach  italien- 
ischem Muster  einen  Jardin  des  simples, 


882 


den  ersten  botanischen  Garten  in  Frank- 
reich.*) 

Nachdem  schließlich  der  Elerns,  die 
Universität  nnd  andere,  die  neidisch  anf 
diesen  Besitz  hinsahen,  die  Gedanken, 
ihn  Houel  streitig  zu  machen,  aufgegeben, 
nachdem  die  Anlage  zeitweise  Zwecken 
dienen  mußte,  die  eigentlich  nicht  vor- 
gesehen waren,  wurde  1624  der  Maitre- 
apothicaire  Jacques  Origoire  bestimmt, 
drei  Jahre  in  der  Stiftung  zu  wohnen 
und  an  der  Verwaltung  teilzunehmen. 
Damit  fängt  im  Grunde  die  Periode 
einer  den  Zwecken  der  Pharmacie 
dienenden  Anstalt  an.  Im  selben  Jahre 
wurde  denn  auch  ein  Teil  des  Besitz- 
tums an  der  Rue  de  Lourcine  zu  den 
Zwecken  eines  Krankenhauses  der  Ma- 
lädrerie  de  Sainte-Valfere  abgetreten,  und 
der  Teil  an  der  Rue  des  Vieux-Foss^s 
und  der  Rue  de  TArbalfete  ging  in  den 
Alleinbesitz  der  Apotheker  über,  die 
ihn  1626  durch  Ankauf  weiterer  Garten- 
grundstücke vergrößerten.  Dort  auch 
erbauten  sie  ein  etwas  von  der  Straße 
abgelegenes  Haus.  In  ihm  wurden  die 
Examina  vorgenommen,  in  ihm  aber 
auch  die  sich  an  sie  und  an  wich- 
tige Zusammenkünfte  reihenden  Fest- 
lichkeiten abgehalten,  die  zugleich  dazu 
dienten,  um  durch  dabei  erzielte  Ueber- 
schüsse  die  angewachsenen  Kosten  des 
Kaufs  und  der  Erhaltung  zu  decken. 


*)  Za  gleiohor  Zeit  haben  in  Paris  für  ihre 
oigenec  Zwecke  der  Maistre-chimrgien  Nicol, 
Ras8e  und  der  s^avant  et  soingneoz  apothlcaire 
Pierre  Quthe  (Cutie)  einen  Jardin  medioinal,  in 
dem  sie  z.  B.  Petnm  [nach  dem  brasilianischen 
Worte  für  Nicotiana]  =  Herbe  de  la  Royne 
[gleich  reine,  nämlich  Catharina  von  Mediois, 
daher  auch  Herbe  de  la  Medicee  oder  Ca- 
thorinairejandliechoaoanna  gebaut  warde. 
Ais  Sim  pliste,  d.  h.  Botaniker,  wird  1580  auch 
ein  anderer  Gartenbesitzer  Epioier  -  droguiste 
Roy  er  genannt.  Vergl.  auch  meine  Geschichte 
der  Pharmacie.  —  In  Padaa  wurde  schon  1546 
ein  botanischer  Garten  für  Unterrichtszweoke 
auf  Buonafede's  Betreiben  angelegt,  1540  pflegte 
Dr.  Roih^  der  Verwalter  der  ersten  nach- 
weislich auf  städtische  Kosten  betriebenen  Apo- 
theke in  Hamborg  einen  cKräatergarten»  auf 
dem  Resendamme,  und  Cassel  erhielt  1568 
durch  seinen  Landgrafen  Wilhelm  VL  den  ersten 
großzügigen  wirklichen  botanischen  Garten  in 
Beutschland. 


Die  ursprüngliche  Freundsdiaft  zwi- 
schen den  üjpiciers  und  Apothicaires, 
Kindern  einer  Mutter,  hatte  längst  einen 
Riß  bekommen,  und  je  weiter  sich  die 
beiderseitigen  Interessen  schieden,  desto 
weiter  klaffte  er.  Die  Epiciers  hatten 
keine  Lust,  beizutragen  zu  den  Kosten 
der  jetzt  den  ApoUiekem  allein  ge- 
hörigen Stiftung  EoueTSf  außerdem  hatte 
die  immer  mehr  zur  Tatsache  werdende 
wissenschaftliche  Pharmacie  den  Dttng, 
sich  von  den  neueren  Arzneihftndlern 
schließlich  auch  von  den  ihnen  eng  Ter- 
bundenen,  aber  doch  wissenschsAlich 
immer  mehr  sich  entfremdenden  Medi- 
zinern loszutrennen. 

Schon  lange  hatten  die  jungen  Apo* 
theker  tatsächlich  in  dem  cSeminaire  des 
simples»,  wie  HousTs  Stiftung  genannt 
wurde,  nachdem  sie  unter  gänzlicher 
Ausscheidung  der  Epiciers  in  den  Besita 
der  Apotheker  übergegangen  war,  Ton 
den  älteren  Apothekern  Unterricht  em- 
pfangen. So  wurde  sogar  ein  chemisches 
Laboratorinm  im  Jahre  1700  eingerichtet, 
wie  J.  Planchon  mitteilte,  das  erste  in 
Paris ,  und  Apotheker  wie  Clauie  Biet^ 
Charles  Habert,  Fr.  de  Lariviere,  Louis 
Henry  Rouvidre  u.  A.  trugen  dort  Chemie 
für  ihre  Standesgenossen  und  Öffentlich 
vor.  Nachdem  nun  gar  1768  die  Absieht 
ausgesprochen  worden  war,  öffentliche 
Vorträge  über  Botanik  und  Materia 
medica  abzuhalten,  da  sprach  die  medi- 
zinische Fakultät  ctres  colär^e  de  cetta 
entreprise-»  ein  Veto,  trotzdem  schon 
Apotheker  wie  Rouelle,  L^mery,  die 
Brüder  Oeoffroy  \l  A.  tatsächlich  io 
ihren  Vorträgen  anerkanntermaßen  eine 
Menge  hervorragender  Forscher  anf 
naturwissenschaftlichem  Gebiete  gebildet 
hatten,  trotzdem  die  Pharmacie  es  ge- 
wesen war,  die  wie  J.  B.  Dumas  es 
ausspricht,  «den  naturwissenschaftlichen 
Unterricht  in  die  Wege  geleitet  und 
ausgebildet  und  Untersuchungsmethoden 
und  wissenschaftliche  Apparate  erdacht 
hatte»,  und  trotzdem  sie  Männer  wie 
ScheeUy  VauqtieUn,  Davy,  Pelletier,  Bo- 
biquet  u.  A.  zu  den  ihren  zählte  und 
Lavoisier  die  ersten  Lehren  auf  dem 
von  ihm  so  herrlich  aufgebauten  Ge- 
biete geben  durfte. 


883 


Die  Apotheker  wichen  zorfick,  aber 
im  Jahre  1777  erHefi  Luding XVL  die 
wichtige  Verfflgnng,  die  die  Apotheker 
völlig  frei  hinstellte,  losgelöst  von  den 
Kpiciers  einer-  und  den  Aerzten  anderer- 
seits, und  die  ihnen  das  £echt  gab, 
sich  unter  der  Bezeichnung  cCoII^ge  de 
Phannacie»  ein  eigenes  ünterrichts- 
institut  mit  eigenen  Magistern  zu  gründen. 
Unter  den  schmeichelhaftesten  Aus- 
drucken für  den  ganzen  Stand  wurden 
in  feierlicher  Sitzung  am  13.  Juni  die 
Gesichtspunkte  für  (Se  neue  Einrichtung 
festgelegt  und  die  Prövöts,  die  Vor- 
steher und  ihre  Adjunkten,  die  Deput^s 
(darunter  Bouelle  und  Bayen)  die  Prövots 
honoraires  et  perpötuels  (die  vier  könig- 
lichen Apotheker),  die  Demonstrateurs 
ponr  le  cours  de  chimie  (darunter  als 
die  bekanntesten  Brongiari,  Deyeux) 
und  schließlich  die  pour  le  cours  de 
l'histoire  naturelle  des  m^dicaments 
(darunter  Demachy  und  Parmentier)  er- 
nannt. 

Die  Revolution,  die  alle  Gilden,  Kor- 
porationen und  dergl.  aufhob  und  Jedem 
gestattete,Kanste,Wissenschaften,Handel 
usw.  zu  betreiben,  wenn  er  nur  im  Be- 
sitze eines  cPatentes»  war,  mußte  auch 
auf  die  Phannacie  aufs  ungünstigste 
einwirken.  Am  4.  August  1789  wurde 
das,  eine  Eonsequenz  des  Grundsatzes 
«Freiheit,  Gleichheit,  Brüderlichkeit», 
dekretiert  und  alles,  was  von  den  Opes 
gehört  hatte,  die  so  reichlich  Oakn 
austeilen  soll,  oder  alle  die,  welche 
unter  der  Maske  des  Apothekers  oder 
Arztes  bösen  Instinkten,  dem  Hasse 
durch  Gift,  der  Liebe  durch  Liebes- 
tränke und  dergl.  fröhnen  wollten, 
wandten  sich  der  Phannacie  zu,  mit 
solch  bösem  Erfolg  für  das  Gemein- 
wohl, daß  schon  1790  der  gelehrte  Arzt 
Vicqu  (TAxyr  sich  für  verpflichtet  hielt, 
darüber  warnend  zu  berichten  und  Besser- 
ungsvorschläge  zu  machen. 

Vom  Wohlfahrtsausschuß  unter  Vor- 
sitz des  bekannten  Guüloiin  wurde 
daraufhin  1791  eine  Ordnung  einge- 
führt,  die   der  abgeschafften  nicht  un- 


Art  von  Standesvertretung  eingeführt, 
die  einen  Befähigungsnachweis  für  Die- 
jenigen ausstellen  mußte,  die  Apotheken 
halten  wollten. 

Besonders  Fourcroy's  Fürsprache  war 
es  zu  danken,  daß  das  College  de  Phar- 
macie,  wenn  auch  unter  Vermeidung 
des  Hervortretens,  fortwirkte.  Um  aber 
unliebsamen  Ueberraschungen  zu  ent- 
gehen, stellten  sich  die  Apotheker  unter 
das  Gesetz  vom  1.  Vendemiaire  IV 
(23.  September  1798),  das  den  Bürgern 
die  Anlage  von  Erziehungsanstalten  ge- 
stattete, und  sie  konstituierten  sich  zu 
einer  Soci6t6  libre  des  pharmaciens  de 
Paris  mit  dem  Zweck,  nach  dem  Muster 
des  College  auf  der  Rue  de  TArbalete 
öffentliche  und  unentgeltliche  Vorles- 
ungen in  den  pharmazeutischen  Hilfs- 
wissenschaften halten  zu  lassen. 

Außer  den  schon  genannten  Hilfs- 
kräften wurden  zu  Professoren  folgende 
bekanntere  Gelehrte  ernannt :  Bouillon- 
Lagrange,  Vauquelin,  Dixi  (der  offen- 
bar wirkliche  Ei*finder  des  ^Lehlanc*- 
Prozesses  (vergl.  Pharm.  Centralh.  47 
[1906J,  821),  Guiarty  die  an  der  jetzt 
cEcole  gratuite  de  Pharmacie»  genannten 
Bildungsanstalt  von  1797  ab  unter- 
richteten. 

1800  wurden  die  Statuten  des  alten 
College  eingeführt,  und  1801  sollten 
nach  ihnen  23  ähnliche  Anstalten  in 
ganz  Frankreich  eingerichtet  werden. 
1803  folgte  ein  neues  Fundamental-Ge- 
setz,  das  drei  Schulen  für  höhere  An- 
spräche in  Paris,  Straßburg  und  Mont- 
pellier und  weitere  in  den  Städten  mit 
den  Medizinschulen  versah,  und  das  mit 
seinen  Vorschulen,  je  nach  den  später 
zu  leitenden  Apotheken,  vorgebildeten 
Apothekern  wohl  nicht  ohne  Einfluß  auf 
die  deutschen  Verhältnisse  blieb. 

Am  25.,  Vendemiaire  XH,  1804  er- 
hielt die  Ecole  de  Pharmacie  ihr  neues 
Eonstitutionsdecret  auf  grund  des  Ge- 
setzes vom  21.Germinal  XI,  1803  durch 
den  Konsul  Bonaparie. 

Bis  zum  Jahre  1876  blieben  die  Ge- 
bäude der  Schule  ziemlich  unverändert, 
ähnlich  war ;  der  Handel  mit  geheimen  1  dann   wurden  sie    auf   Anregung    des 
Mitteln  wurde  ganz  verboten  und  eine  !zeitigenDirektors(7/^^m  und  desEammer- 


885 


mitglieds  Paul  Bert  mit  etwa  4  Hillionen 
Franken  wesentlich  erweitert  (für  etwa 
600  Schüler),  gründlich  umgebaut  zu 
dem  stattlichen  Gebäude,  wie  es  jetzt 
zur  Ehre  des  Standes  in  der  Nähe  des 
Luxembonrg  an  der  Avenue  de  TOb- 
servatoire  (übrigens  zum  großen  Teil 
über  den  zu  Eatacomben  benutzten  ver- 
lassenen gewaltigen  Steinbrüchen)  da- 
steht. Auf  die  vortreffliche  Innen- 
einrichtung einzugehen,  würde  zu  weit 
führen.  Nur  auf  die  Salle  des  actes, 
die  Aula,  mit  den  Bildern  einer  statt- 
lichen Anzahl  von  hervorragenden  Apo- 
thekern, die  an  der  Spitze  der  Ecole 
gestanden  oder  in  ihr  gewiikt  haben,  sei 
hier  hingewiesen.  Ernst  schauen  die 
Herren,  deren  Werke  und  Wirken  ver- 
mutlich ihre  Bilder  überdauern  wird, 
auf  die  Nachkommen  herunter,  die  sich 
bei  festlichen  Gelegenheiten,  öffentlichen 
Akten,  Prüfungen  u.  dergl.  hier  zu- 
sammenfinden, und  die  in  aufs  beste 
eingerichteten  Hör-  und  Arbeitssälen 
von  ihren  Lehrern  angeleitet  werden 
in  den  Wissenschaften,  für  deren  Aufbau 
Steine  herbeischleppten.  Pannentier, 
dessen  Standbild  die  Anlagen  vor  der 
Ecole  ziert,  und  Pelletier  und  Caventou, 
die  in  Bronzeguß  in  der  Nähe  auf  das 
Gewühl  herabblicken,  das  Tag  und  Nacht 
die  Straße  erfüllt,  und  die  vorüber- 
hastende Menge  an  Großtaten  von  Apo- 
thekern erinnern. 

Auch  die  Bibliothek  ist  aus  sehr  be- 
scheidenen Anfängen  entstanden,  und 
doch  arbeitete  sie  sich,  wie  Paul  Dorveaux 
in  einer  kleinen  Arb^eit  cHistorique  de 
la  bibUothfeque  de  TEcole  de  Pharmacie 
de  Paris»  ausgeführt,  zu  einem  Bestände 
von  augenblicklich  über  36000  Bänden 
empor.  1670  stifteten  vier  der  maitres 
jur^s  (neun  allerdings  recht  wertvolle 
Werke,  die  Opera  Mesuae,  ein  Antido- 
torium  Mesuae  censura,  das  Luminare 
majus,  das  Lumen  apothecariorum.  De 
medicamentorum  simplicum  delectu  usw. 
von  Jacobus  Sylvius,  Opus  pandectarum 
von  Mathaeus  Silvatieus,  Annotationes 
in  Dioscaridis  de  materia  medica 
libros  V  von  Valerius  Cordus,  De  sim- 
plicium  medicamentorum  facultatibus 
des    Oalen,   und   schließlich  die  Werke 


• 

von  Avieenna.  Schwankend  waren  die 
Zuschüsse  zum  Ankauf  von  Büchern. 
1876  erhielt  die  Bibliothek  nur  332 
Frank,  erst  1880  wurde  sie,  so  lange 
nebenbei  von  dem  Sekretariat  verwertet, 
selbständig.  Damit  stiegen  die  Zuwend- 
ungen bis  auf  10  000  Frank  jährlich. 
Ebenso  wurde  erst  1884  mit  der  An- 
stellung von  Paul  Dorveaux  die  tech- 
nische Leitung  eine  selbständige,  und 
unter  ihm  erhob  sie  sich  zu  ihrer  jetzigen 
Bedeutung  und  zu  einer  viel  benutzten 
Stätte  der  Wissenschaften  für  die  Stu- 
dierenden, für  die  besonders  in  den 
Wintermonaten  häufig  die  130  Plätze 
nicht  ausreichen.  Nicht  allein  eine  er« 
schöpfende  Zahl  der  wissenschaitlichen 
Zeitschriften  aller  Welt  (unter  denen  die 
Pharm.  Centralh.  nicht  fehlt)  stehen  ihnen 
zur  Verfügung,  sondern  auch  die  wissen- 
schaftlichen Werke  aller  Zeiten  und 
Länder,  die  Merksteine  in  der  Geschichte 
der  Pharmazie  und  ihrer  Hil&wissen- 
schaften  bilden.  Von  besonders  wert- 
vollen Schätzen  der  ihm  unterstellten 
Sammlung  führt  Dorveat4x  eine  Hand- 
schrift auf  116  Pergamentblättem  aus 
dem  Ende  des  XIU.  oder  dem  Anfange 
des  XIV.  Jahrhunderts  auf,  mit  einer 
englisch,  lateinisch  und  französisch  ge< 
schriebenen  Eezeptsammlung,  ein  kost- 
bares Geschenk  eines  Apothekers  Stanis- 
laus  Martin  aus  Paris.  Von  kostbaren 
Drucken  nennt  er  ein  Arbolayre,  das 
vor  1490  von  Metlinger  in  Besannen 
gedruckt  sein  dürfte,  ein  Graut  Her- 
bier en  fran^ois,  den  Hortus 
sanitatis  aus  dem  lateinischen  ins 
französische  übersetzt,  den  Tresor  des 
Povres,  das  Enchiridion  des 
myropoles  von  dem  kuriosen  Apotheker 
Michel  Dusseau  usw. 

Die  Bibliothek  ist  nach  der  Instruc- 
tion relative  au  service  des  bibliotii^ques 
universitaires  von  1878  geordnet  und 
hat  drei  in  drei  verschiedenen  nach  den 
Angaben  von  J.  Favier  angelegten  ver- 
wahrten Behältern  Kataloge  auf  Zetteln, 
alphabetisch  nach  den  Verfassern,  nach 
Materien  und  methodisch  geordnet, 
letzterer  unter  Zugrundelegung  des  Ma- 
nuel du  libraire  de  Brunet. 

Es  dürfte  den  Leser  interessieren,  den 


derzeitigen  Leiter  der  Pariser  Ecole 
de  Pharmacie  im  nntenstehendeD 
Bilde  kennen  za  lernen  and  nftheres 
ans  seinem  Leben  zu  erfabren. 

Jean  Louis  Uon  Omgnard  ist  am 
13.  April  1853  in  Montrsoos-Yandrey 
(Jnra)  geboren.  Er  war  pharma- 
zeutischer Interne  an  den  Pariser  Hos- 
pitälern 1876  bis  1883,  Hilfsarbeiter  an 
der  Klinik  der  Fakultät  der  Medizin 
1878,  Leiter  des  chemiscben  Laborators 
ebenda  1879  bis  83.  1883  wurde  er 
Docteur  ös  sclences  naturelles,  er  be- 
stand das  ApothekerezameD  und  wurde 
Assistent  am  Laboratorium  fttr  Pflanzen- 


von  Metz),  wo  er  noeb  Verwandte  be- 
sitzt und  gelegentlich  seine  Ferien  za- 
bringt,  ist  von  Hans  aas  Mediziner. 
Seine  Tätigkeit  auf  dem  Qebiete  der 
Geschichte  der  Pharmazie  ist  eine  große. 
Die  Leser  dieser  Zeitschrift  haben  in  den 
meist  ziemlich  ausführlichen  Besprech- 
ungen Eeäntnis  genommen"'fTm  dem 
c  Myrouel  des  Apothicaires  > ,  einem 
Spiegel  für  die  Apotheker,  von  dem 
Lehrgedicht  des  Apothekers  von  Tburs, 
Lesplägjiey,  von  den  DeclaratioBS  des 
abuz  ...»  von  Benancio,  von  dem 
<Factum>  ponr  Nicol.  Ruisseau*  usw. 
und  -neuerdings  gab  er  die  Erwidemng 


anatomie  und  Physiologie  am  Museum. 
1883  bis  87  war  er  Professor  der  Bo- 
tanik in  Lyon,  1884  bis  87  zugleich 
Direktor  des  botanischen  Gartens  eben- 
da, 1887,wnrde  er  Professor  der  Botanik 
an  der  Ecole  de  Pharmacie  in  Paris, 
1895  wurde  er  Mitglied  des  Instituts,  1900 
schließlich  Direktor  der  !^ole  de  Phar- 
macie. Eine  Menge  von  Anszeichnnngen, 
Ehrenmitgliedschaften  u.  dergl.  säumen 
den  Weg  des  als  Gelehrter  wie  in  seiner 
Eigenschaft  als  Anstaltsleiter  gleich- 
bedeutenden Mannes, 

Auch  von  dem  schon  genannten 
Bibliothekar  sei  Bild  und  kurzer 
Lebenslanf  gegeben.  Paul  Dorveaux, 
geboren  den  31.  Juli  1861  in  Conrcelles 
(dem  jetzt  deutschen  Kurze]  in  der  Nähe 


heraus,  die,  «auf  groben  E3otz  ein  grober 
Eeil>,  der  Apotheker  JWreßnu'^r  dem 
Verleumder  seines  Standes,  dem  schon 
genannten  Benantno  entgegenscblenderL 
Seine  Belesenheit  und  sein  Fleiß  stellt 
der  als  Historiker  allerseits  anerkannte 
Gelehrte  mit  größter  Liebensw&rdigkeit 
in  den  Dienst  ^chtnor  der  franzi^öschen, 
sondern  auch  der  deatflchen  Forscher. 


Ungaentum  Dreuw 

besteht  nach  den  HoDatshefton  für  prakt.  Der- 
matolog.  1906,  340  aus: 

Aoidnm  Balioylicnm     10  T. 

Oleom  Baoci 

ChrTBBTobiiiDm       u  20  T. 

Sapo  riridia 

VuelioDin  flaTom  u  2ö  T.    £.71 


887 


Zur  OerbBtofBEtnalyse. 

Von  Dr.  H,  Franke, 

Die  Bestimmung  des  Gesamtextrakts 
von  Gerbstoffen  erfordert  vor  allem  eine 
absolut  blanke  LOsung  des  Materials. 
Nur  die  wenigsten  Losungen  könnten 
ohne  weiteres  zur  Analyse  verwendet 
werden;  die  meisten  zeigen  eine  mehr 
oder  weniger  starke  Trilhung.  Ver- 
anlaßt wird  dieselbe  dadurch,  daß  ein 
Teil  der  Gerbstoffe,  der  durch  Oxydation 
oder  Anhydridbildung  in  schwerlösliche 
Form  flbergegangen  ist,  als  feine  Sus- 
pension in  der  Flüssigkeit  verteilt  ist. 
Eän  Absetzen  erfolgt  meist  nur  lang- 
sam und  häufig  auch  gar  nicht.  Der- 
artige Ausscheidungen  lassen  sich  nun 
zwar  mittels  Filtration  durch  Papier 
oder  Tonkerzen  in  vielen  Fällen  leicht 
von  der  eigentlichen  LOsung  trennen. 
Es  kommt  aber  immerhin  eine  große 
Zahl  von  Gerbstoffen  vor,  bei  denen 
diese  Arbeit  auf  Schwierigkeiten  stoßt. 
Trotz  häufigen,  manchmal  stundenlangen 
Filtrierens  erscheint  die  LOsung  im 
durchfallenden  Licht  zwar  klar,  im  auf- 
fallenden betrachtet,  gewahrt  man  aber 
noch  oft  deutiiche  Trtbungen,  die  nur 
darauf  zurackfflhrbar  sind,  daß  der 
Zweck  der  Filtation  noch  nicht  vOllig 
erreicht  ist. 

Es  gibt  nun  ein  einfaches  Mittel, 
um  dem  Uebelstand  sehr  bald  abzu- 
helfen. Dies  beruht  auf  der  bekannten 
Tatsache,  daß  kleine  Mengen  eines  in- 
differenten Salzes  (Chlomatrium,  Sal- 
peter, Glaubersalz  usw.),  welche  der- 
artigen Losungen  zugeffigt  werden,  in 
ganz  kurzer  ^it  die  suspendierte  Sub- 
stanz ztt  Boden  fallen  lassen. 

Diese  Eägenschaf  t  solcher  Suspensionen 
scheint  sich  ffir  die  praktische  Gerbstoff- 
analyse  —  speziell  fflr  die  Bestimmung 
des  Gesamtextrakts  —  mit  Vorteil  ver- 
wenden zu  lassen. 

Die  Versuchsanordnung  ist  fol- 
gende: Ein  bestimmter  Teil  der  vor- 
schriftsmäßig bereiteten  LOsung  —  Auf- 
lösung eines  Extrakts,  bezw.  die.dureh 
Extraktion  der  gerbstoffhaltigen  Sub- 
stanz erhaltene  Losung  —  wird  mit 
einer    Kochsalzlösung    gemischt,     die 


22,0000  g  reines  Natriumchlorid  im  Liter 
gelost  enthält.  Man  verwendet  dem 
Volumen  nach  den  zehnten  Teil  Salz- 
lösung, bezogen  auf  das  angewendete 
Volumen  GerbstofflOsung,  also  auf  600 
ccm  GerbstofflOsung  60  ccm  Kochsalz- 
lösung, auf  300  ccm  demnach  30  ccm 
usw.  —  60  ccm  der  (durch  Zugabe  der 
Salzlosung  verdflnnten)  Flüssigkeit  ent- 
halten jetzt  stets  0,1000  g  Natrium- 
chlorid, die  Losung  selbst  ist  um  ein 
Zehntel  ihres  ursprdnglichen  Volumens 
verdünnt.  Werden  nunmehr  zur  Gesamt- 
extraktbestimmung 50  ccm  der  LOsung 
eingedampft,  so  ergibt  sich  das  wahre 
Gtesamtextrakt  nach  der  Formel 

-0..  +  ^ 

wobei  e  das  Gesamtgewicht  des  durch 
Verdampfen  von  50  ccm  der  salzhalt- 
igen Flfissigkeit  erhaltenen  Trocken- 
rttckstandes  bedeutet. 

Eine  derartig  behandelte  Gerbstoff- 
lOsung zeigt  in  vielen  Fällen  äußerlich 
keine  Veränderung,  es  kommt  aber  auch 
vor,  daß  ein  rasches  Absetzen  des  un- 
löslichen eintritt.  Man  läßt  V4  Stunde 
unter  zeitweiligem  Umschwenken  stehen 
und  filtriert  die  trflbe  Flfissigkeit  nun- 
mehr durch  die  ParJber'sche  Fllterkerze. 
Die  Filtration  geht  zunächst  etwas  lang- 
samer von  statten,  als  es  im  allgemeinen 
der  Fall  ist.  Das  lebhafte  rasche  Durch- 
strömen der  Kerze,  bei  dem  jene  feinen 
Teilchen  immer  und  immer  wieder  mit- 
gerissen werden,  ist  vermieden.  Es 
kann  dies  darauf  zurfickgefflhrt  werden, 
daß  sich  die  Kerze  sofort  mit  einem 
dicken  Schlamm  belegt,  welcher  durch 
Zusammenballen  der  unlöslichen  Sub-. 
stanz  entstanden  ist.  —  Trotzdem  aber 
kann  man  in  wenigen  Minuten  250  bis 
500  ccm  Filtrat  erhalten.  Dasselbe 
ist  in  den  meisten  Fällen  sofort 
absolut  blank,  gleichviel  ob  im 
durch-  oder  auffallenden  Lichte  betrachtet. 
Nur  selten  wird  ein  Zurückgießen  er- 
forderlich sein. 

Von  der  blanken  Flfissigkeit  werden 
60  ccm  auf  dem  Wasserbad  verdampft, 
der  Rfickstand  in  bekannter  Weise  im 
ifö^^njjrer'schen  Trockenschrank  bis  zum 


888 


gleichbleibenden  Gewicht  gelassen  und 
das  wahre  Gesamtextrakt  nach  der  oben 
gegebenen  Formel  berechnet. 

Analysen. 

I.  IO9848  g  Qaebrachoextrakt  wurden 
in  heißem  Wasser  gelöst  und  nach  er- 
folgter Abkfihlnng  auf  1000  ccm  ge- 
bracht. Die  Flüssigkeit  war  stark 
getrübt.  600  ccm  der  Lösung  wurden 
mit  50  ccm  Kochsalzlösung  von  2,2  pCt 
versetzt  und  nach  einer  Viertelstunde 
durch  die  ParÄrer'sche  Tonkerze  filtriert. 
50  ccm  des  klaren  Filtrats  hinterließen 
nach  dem  Verdampfen  und  Trocknen 
0,2972  g,  entsprechend  0,2169  g  Ge- 
samtextrakt oder  40,1  pCt.  —  Ein  zweiter 
Teil  der  Lösung,  der  erst  durch  häufig 
wiederholtes  Filtrieren  klar  wurde,  er- 
gab 40,7  pCt  Gesamtextrakt. 

IL  10,2734  g  Quebrachoextrakt  er- 
fuhren die  gleiche  Behandlung.  Dabei, 
wurde  gefunden: 

a)  nach  Zusatz  von  Salzlösung  filtriert 

0,2934  g  Trockenrückstand, 

b)  ohne  Zusatz  filtriert  (bis  das  Filtrat 
völlig  klar  war) 

0,2138  g  Trockenrflckstand, 

entsprechend  a)  41,40  pCt,  b)  41,60  pCt 
Gosamtextrakt 

Die  Bestimmung  der  NichtgerbstofCe 
erfolgt  in  bekannter  Weise  mit  einem 
Teil  der  ursprünglichen  Lösung  mittels 
Hautpulver. 

Gegen  das  Verfahren  könnte  einge- 
wendet werden,  daß  das  Kochsalz  aus 
der  Flüssigkeit  gelösten  Gerbstoff  nieder- 
schlägt. Dagegen  ist  zu  bemerken,  daß 
sowohl  Tannin-  wie  Quebracholösungen, 
die  in  demselben  Verhältnis  wie  bei  der 
Analyse  mit  Salzlösung  gemischt  werden, 
nicht  die  geringste  Ti'übung  zeigen. 
Erst  nach  mehreren  Stunden 
konnte  bei  Quebracho  eine  geringe  Aus- 
scheidung beobachtet  werden,  während 
die  Tanninlösung  sich  im  Aussehen  nach 
tagelangem  Stehen  nicht  verändert. 
Jedenfalls  sind  Gerbstoffverluste  wäh- 
rend des  kurzen  Stehens  nicht  zu  be- 
fürchten. 

Die  Klärung  läßt  sich  auch  mit  ge- 
ringeren   Salzmengen    bewirken.      Es 


wurden  je  300  ccm  derselben  Qaebracho- 
extraktlösung  (6  g  im  Liter) 

I.  mit  30  ccm  NatriamchloriillösasgTOD  2,2  pCt 
II.    »  20  com  >  <  2^  > 

-j-  10  ccm  Wasser 
lU.    »   10  omm  Natriamchloridlösung  yod  2^  pCt 

-}-  üO  ccm  Wasser 

behandelt ;  50  ccm  dieser  Lösungen  ent- 
halten 0,1,  0,066,  0,033  g  Salz. 

Gefanden: 

I.   0,3190  g,  0,3180  g  TrockenrockstaDd 
n.   0,2826  g,  0,2830  g 
IlL   0,2506  g,  0,2510  g 

entsprechend 

I.   79,4  pCt,  79,3  pCt  Qesamtextrftkt 
II.   79,2  pOt,  79,3  pa  » 

ni.   79,1  pCt,  79,3  pCt 

Bei  Versuch  III  war  nach  dem  Salz- 
zusatz längeres  Stehen  der  Lösung  er- 
forderlich; die  Filtration  mußte  einige 
Male  wiederholt  werden. 


Alsol-Creme 

wird  von  der  Firma  Athenstädt  db  Bedecker 
in  Hemelingen  bei  Bremen  dargestellt  und 
in  den  Handel  gebracht.  (In  voriger  Nummer 
Seite  869  war  die  Firma  durdi  zwei  Seti- 
fehler entstellt     Sehriftleitung.) 


Znr  Barstellimg  Ton  TheobronüDiiatrlai- 
Katrinmformiat  wird  zanächst  Tbeolvomio- 
natriam  erzeugt  durch  Löaen  des  Theobromio  in 
einem  geringen  Ueberschosse  von  Natronlauge 
and  Versetzen  der  filtrierten  Lösung  mit  dem 
6-  bis  8  fachen  Volamon  Aliohol.  Das  al^ 
schiedene  Theobrominnatrium  wird  abgeaaogt, 
mit  Alkohol  nachgewasohen  und  getrocknet 
Wasserfreies  Natriumformiat  wird  erhalten  durch 
Neubralisieren  starker  Natronlauge  mit  Amfliaai' 
sfiure  bis  zur  schwach  sauren  Reaktion,  Ein- 
dampfen der  filtrierten  Lösung  und  Troekon 
des  Rückstandes  bis  120''  C.  Dann  werden 
70,1  T.  Theobrominnatrium  in  200  T.  Wasser 
gelöst  und  eine  Lösung  von  23,5  T.  wasserfreiem 
Natriumforminat  in  50  T.  Wasser  zogegebeo 
und  das  Qemisch  nach  dem  Filtrieren  auf  dem 
Dampfbade  zur  Trockne  eingedampft  Du  er- 
haltene Doppelsalz  entspricht  der  Formel: 

NaCyH^NA  +  NaOOCH  +  H,0. 

Es  ist  ein  weiBes,  salzig  bitter  schmeekendea 
Pulver,  das  sich  leicht  mit  alkalischer  Beaktiofi 
in  Wasser  löst  und  nicht  giftig  ist  Es  soU  ab 
Diuretikum  angewendet  weäen.  (D.  B.  F. 
172  932  für  F.  Hoffmann-La  Roche  S  a.l 

Chem.'Ztg,  1906,  Rep.  272.  -*'' 


889 


n.    Neues  vom  Drogenmarkt. 

Von  Dr.  (?.  Weigd^  Hambarg. 
(Schloß  von  Seite  867.) 

Ueber  die  Pfefferminz  kaltar  in 
den  Vereinigten  Staaten  von 
Nord-Amerika  zwecks  Gewinn- 
ung des  ätherischen  Oeles  macht 
die  durch  ihre  Beiträge  zur  Kenntnis 
amerikanischer  Drogen  bekannte  For- 
scherin Ä.  H^A^eHnteressante  zusammen- 
fassende Mitteilungen  (Dimg  and  Medidnal 
Plant  Inyestigations,  Washington,  Go- 
vernment Printing  Office).  Man  baut 
daselbst  folgende  drei  Arten  der  Pfeffer- 
minze: Die  sogen,  c America  mint» 
(Mentha  piperita  L.)j  die  «black  mint» 
(Mentha  piperita  Var.  vulgaris  Sole)  und 
die  cwhite  mint»  (Mentha  piperita  Var. 
officinalis  Sole).  Die  erstere  wird  im 
Staate  New -York  auch  kurzweg  mit 
«State  mint»  bezeichnet.  Sie  stammt 
ans  England^  ist  jetzt  aber  in  den  Ost- 
staaten völlig  naturalisiert.  In  den 
Vereinigten  Staaten  und  zwar  in  Wayne 
County  wurde  im  Jahre  1816  zum  ersten 
Male  PfefCerminzöl  in  größerer  Menge 
destilliert.  Von  da  breitete  sich  all- 
mählich die  Pfefferminzkultur  auf  die 
ganze  östliche  Hälfte  der  Vereinigten 
Staaten  aus,  so  daß  im  Jahre  1897 
nicht  weniger  als  162492  engl.  Pfund 
exportiert  werden  konnten.  In  den 
darauffolgenden  Jahren  hat  sich  der 
Export  jedoch  verringert;  er  soll 
z.  B.  1904  nur  etwa  43  000  engl.  Pfund 
betragen  haben. 

Zum  Anbau  der  Pfefferminzpflanze 
eignet  sich  am  besten  Moorboden,  der 
natürlich  erst  durch  genügende  Ent- 
wässerung bebauungsfähig  gemacht 
werden  muß.  Solcher  liefert  dann  6  bis 
7  Jahi*e  hindurch  befriedigende  Resul- 
tate, während  trockener  Boden  schon 
nach  zwei  Ernten  gewechselt  werden 
muß.  Allgemein  nimmt  man  sonst  an, 
daß  jeder  Boden,  der  gute  Getreide- 
ernten liefert,  [sich  auch  zur  Pfefferminz- 
kultur eignet.  Der  Beseitigung  von 
Unkraut  ist  ganz  besondere  Sorgfalt  zu 
widmen,  da  solches  unter  Umständen 
die  Qualität  des  Oeles  stark  beeinflußt. 
Als  Unkraut  kommen  in  den  Pfeffermiuz- 


plantagen  Nordamerikas  in  der  Haupt- 
sache folgende  in  betracht:  Leptilon 
Canadense,  Erechites  hieracifolia,  Am- 
brosia trifida^  Hedeoma  pulegioides, 
Eastonia  Pennsylvania,  Poa  pratensis. 
Die  Ernte  des  Krautes  beginnt  meist 
Ende  August.  Der  erste  Schnitt,  welcher 
bis  Mitte  September  dauert  und  die 
noch  in  voller  Blflte  stehenden  Pflanzen 
trifft,  gibt  die  beste  Oelausbeute  sowohl 
quantitativ  wie  qualitativ.  Das  Kraut 
wird  nach  dem  Schnitt  sofort  an  der 
Luft  getrocknet  und  daran  anschließend 
gleich  der  Destillation  unterworfen.  Die 
Ausbeute  an  Oel  wechselt  zwischen  12 
und  60  engl.  Pfund  ffir  1  amerikanischen 
Acker,  das  macht  durchschnittlich 
1  Pfund  aus  330  Pfund  getrocknetem 
E[raute.  Einige  Pflanzer  destillieren 
auch  das  frische  Kraut,  doch  soll  eine 
größere  Oelausbeute,  die  man  damit 
bezweckt,  nicht  erzielt  werden.  Die  in 
Anwendung  kommenden  DestUlations- 
apparate  sind  mit  allen*  Einrichtungen 
der  modernen  Technik  versehen. 

Diesem  aus  der  Feder  Jl.  HenkeVs  stam- 
menden Bericht  lasse  ich  ergänzungs- 
halber nachstehend  einen  solchen  von 
privater  Seite  folgen;  derselbe  trat  vor 
wenigen  Monaten  hier  ein,  um  die  Markt- 
lage in  amerikanischem  Pf  eff  erminzöl  kurz 
zu  charakterisieren.  U.  a.  wurde  geschrie- 
ben, daß  im  letztem  Betriebsjahre  (1905) 
im  Westen  alles  in  allem,  soweit  sich 
feststellen  ließ,  rund  210000  Ibs.  (engl. 
Pfund)  Oel  gewonnen  worden  sind,  wo- 
von 76  pCt  aus  neuen  Anpflanzungen 
auf  einer  Gesamt-Bodenfläche  von  e^a 
4000  acres  (mit  einem  Durchschnitts- 
Erträgnis  von  40  Ibs.  für  je  1  acre  = 
160000  Ibs.)  stammen,  während  die 
etwa  gleichgroße  Bodenfläche  mit  jähr- 
igen (1904)  Pflanzungen  durchschnitt- 
lich nur  12  Ibs.  ffir  je  1  acre  ergab. 
Die  Plantagenbesitzer  ziehen  von  jeder 
Anpflanzung  zwei  Ernten,  von  denen 
im  ersten  Jahre  etwa  40  Ibs.  und  im 
zweiten  etwa  12  bis  16  Ibs.  ffir  je 
1  acre  erzielt  werden.  Die  vorjährigen 
Pflanzungen  werden,  wie  man  nach  Lage 
der  Dinge  erwarten  darf,  in  diesem 
Jahre  30000  bis  36000  Ibs.  Oel  er- 
geben.   Die  Ausläufer,  die  die  sogenann- 


890 


ten  Saatwurzeln  fflr  das  folgende  Jahr 
Uefern,  liegen  den  Winter  Aber  nnge- 
schfltzt  auf  den  Feldern,  da  es  zu  zeit- 
raubend wäre,  die  Wurzeln  wieder  aus- 
zugraben, falls  man  sie  zum  Schutze 
gegen  Unwetter  unterpflügen  würde. 
Da  nmi  die  Saatwurzeln  auf  etwa  1000 
acres  ßodenfläche  dem  denkbar  un- 
gfinstigsten  Wetter  ausgesetzt  waren, 
muß  man  wohl  annehmen,  daß  die  dies- 
jfthrige  Ernte  unmöglich  eine  dem  letzt- 
jährigen Erträgnis  gleiche  Ausbeute 
liefern  kann.  Man  schätzt,  daß  die 
diesjährigen  Neupflanzungen  26  pOt 
kleiner  cds  vergangenes  Jahr  sind,  daß 
also  nur 3000  acres  bepflanzt  sind;  da  die 
Saatwurzeln  außerdem  gelitten  haben, 
kann  das  Erträgnis  an  Oel  kaum  30  bis 
26  Ibs.  fflr  je  1  acre  flbersteigen  und  dies 
auch  nur  dann,  wenn  weiterlun  günstiges 
Wetter  vorherrscht.  Man  taxiert  das 
diesjährige  Ergebnis  im  Westen  auf 
höchstens  100000  bis  110000  Ibs., 
wShrend  die  Staaten  Wayne  County  und 
New-Tork  kaum  mehr  als  10000  Ibs. 
aufbringen  dürften.^) 

Beim  Vergleich  der  beiden  Berichte 
ergibt  sieb,  daß  sie  in  manchem  über- 
einstimmen. Wenn  derartige  von  pri- 
vater Seite  herrührende  Handelsberichte 
(wie  letzterer)  auch  nicht  immer  in 
allen  Einzelheiten  zutreffen,  so  charakter- 
isieren sie  doch  im  großen  und  ganzen 
die  diesbezügl.  Verhältnisse  in  inter- 
essanter Weise. 

Erwähnenswert  ist  der  diesjährige 
niedrige  Preis  für  Lebertran,  der 
sich  auf  durchschnittlich  66  bis  70 
Mark  für  1  Tonne  sowohl  Dampf- 
wie  natürlichen  Medizinaltran  stellt 
Mit  diesen  Lebertranpreisen  ist  wieder 
der  niedrige  Stand  früherer  Jahre  (1898 
bis  1902)  erreicht  und  somit  der  Beweis 
erbracht  (vergl.  Pharm.  Centralh.  44 
[1903],  389),  daß  Kalamitäten,  wie  sie 
bei  Lebertran  in  den  Jahren  1903  bis 
1906  bestanden,  auch  wieder  vorüber- 


*)  Der  YOTstehende  Berioht  keonzeiohnet  die 
Lage  Ende  Juli.  Unterdessen  sind  neae  Berichte 
ans  Amerika  eingetroffen,  die  besagen,  daß  die 
Oelansbente  sich  nun  doch  günstiger  stellt;  man 
erwartet  demnach  im  Vergleiob  znm  vorjährigen 
Ergebnis  nicht  7^  sondern  etwa  eine  Vg  ^nite. 


gehen.  Auffällig  ist,  daß  die  Differenz 
der  Preise,  die  zwisdien  Dampftran  und 
natürlichen  Dorschtran  bislang  bestand, 
sich  nunmehr  ausgeglichen  hat;  der 
Grund  hierfür  ist  wohl  darin  ssu  suchen, 
daß  jetzt  bei  der  großen  Nachfrage 
für  Dampftran  so  viel  Lebern  als  mög- 
lich zu  diesem  Produkt  verarbeitet 
werden,  während  natürlicher  Tran  nur 
noch  in  verhältnismäßig  geringer  Menge 
hergestellt  wird. 

Die  neue  Liebermann-Vogf sehe  Re- 
aktion zur  Identifizierung  des 
Dorschtrans  wurde  bereits  in  vor- 
liegenderZeitschrift  verOffentlicht(Pharm. 
Centralh.  47  [1906],  366).  Die  Vor- 
schrift —  kurz  wiederholt  —  lautet: 
cWerden  in  einem  trockenen  Beagens- 
glase  einer  abgekühlten  Mischung  aus 
20  Tropfen  Chloroform,  40  Tropfoi 
Essigsäureanhydrid  und  3  Tropfen 
Schwefelsäure  3  Tropfen  Dorschleber- 
tran zugesetzt  und  geschüttelt,  so  zeigt 
sich  eine  intensiv  blaue  Färbung,  welche 
rasch  verschwindet  und  ohne  ganz  zn 
verblassen,  innerhalb  30  bis  40  Sekun- 
den in  bleibendes  Olivengrün  übei^seht» 
Ich  habe  mit  einigen  im  Handel  vor- 
kommenden Tranen  diesbezügliche  Ver- 
suche ausgeführt  und  folgende  Färb- 
ungen beobachtet: 

Dampfdorschtran: 
intenaiy  asurblao,  sobneU  in  heilblaa  über- 
gehend, dann  olivgrün. 

Natürlioher  Dorschtran: 
yerhftlt  sich  wie  erstgenannter. 

Norweffischer  Hay-Tran: 
tief  dnnkelblaa,  langsam  in  hellblau  übergeheo4^ 

dann  grasgrün« 

Brauner  Japaniran: 
yiolettrot,  sohnell  in  rötlioh  übergehend,  dana 

kaffeebraon. 

Weißer  Neufundland  Bobben trao: 
rosarot,  schnell  in  yiolettrot  übergehend,  daoo 

hellbraun. 

Ich  werde,  sobald  mir  weitere  lYan- 
sorten  zur  Verfügung  stehen,  die  Ver- 
suche fortsetzen  und  auch  Mischungen 
mit  echtem  Tran  daraufhin  prüfen. 

Eine  andere  neue  Farbreaktion 
des  Dorschlebertrans  gibt  S.Vre- 
ven  ( Annal.  de  Pharm.  1906,  97 ;  durch 
Chem.-Ztg.)  wie  folgt  an :  5  ccm  Leber- 
tran  werden   in  6  ccm   Aether  gelöst 


891 


and  die  LOsang  mit  26  com  Alkohol 
(95proc.)  geschüttelt.  Nach  dem  Ab- 
setzen der  Hischnng  gießt  man  die 
aber  dem  Niederschlag  stehende  Flüssig- 
keit in  ein  Porzellansch&Ichen  and  tropft 
raachende  Salpetersäare  za.  Hierbei 
entsteht  eine  schön  himmelblaae  Färb- 
ang,  die  allerdings  bald  verschwindet. 

Ein  Bild  von  der  fortgeschrittenen 
fabrikmäßigen  Gewinnung  des 
Lebertrans  gibt  der  Bericht  über 
ein  englisches  Patent  (dnrch  Chem.-Ztg. 
1906,  276).  Danach  wird  das  Oel  ans 
den  Dorschlebern  and  dergl.  in  einem 
Vakuom  mit  Dampfmantel  extrahiert; 
es  l&nft  dann  dnrch  ein  Vakuumfilter 
in  den  Tankwagen,  der  mit  einem  Innen- 
rohr zwecks  schnellerer  Abkühlung  des 
Oeles  aasgestattet  ist.  Der  mit  Oel 
gefüllte  Tankwagen  wird  in  den  Kühl- 
raam  gebracht  and  daselbst  auf  etwa 
4:^  C  abgekühlt,  wobei  sich  die  festen 
Anteile  aasscheiden.  Von  diesen  wird 
das  flüssige  Oel  darch  die  Filterpresse 
in  einen  Behälter  gepumpt,  von  dort 
geht  es  durch  ein  Regulierbassin  in  die 
Füterkammem  und  dann  schließlich  in 
die  Filtersäcke,  aus  denen  es  blank- 
filtriert in  das  Sammelgefäß  tropft.  Die 
Rückstände  werden  nach  dem  Abpressen 
zur  Herstellung  von  Viehfutter  usw. 
verwendet. 

Vor  wenigen  Monaten  kamen  hier 
FloresCinae  zum  Angebot,  die  gut  in 
Farbe  waren  und  auf  den  ersten  Blick  auch 
nichts  Verdächtiges  bemerken  ließen. 
Erst  bei  näherem  Betrachten  der  Probe 
zeigte  sich,  daß  dieselbe  mit  einer  nicht 
unbedeutenden  Menge  fremder  Samen 
vermengt  war.  Nicht  weniger  als  3 
Sorten  fremder  Samen  konnten  nachge- 
wiesen werden  und  zwar  Samen  der 
Timothe  (Phlenm  pratense),  der  Wucher- 
blume (Pyrethrum)  und  des  Weißklees 
(Trifolium  repens).  Die  Samen  der 
erstgenannten  Pflanze  waren  zumeist 
enthalten,  etwa  zu  10  bis  12  pCt,  wie 
sich  durch  Sieben  feststellen  ließ.  Der 
Timothe-Samen  bildet  kleine  weiße  Nüß- 
chen  von  eirunder,  nach  vom  zugespitzter 
Gestalt,  welche  spezifisch  schwerer  sind 
als  Zittwersamen,  beim  Ausschütten  der 
Probe   daher  auf  den  Boden  zu  liegen 


kamen  und  sich  somit  dem  Auge  zu- 
nächst entzogen.  Es  dürfte  sich  in 
diesem  Fall  weniger  um  eine  absicht- 
liche Verfälschung  von  Flores  Ginae, 
als  mehr  um  unsorgfältiges  Einsammeln 
derselben  handeln,  da  genannte  Pflanzen 
im  ürsprungslande  der  Artemisia  mari- 
tima ebenfalls  heimisch  sind. 

Von  Marseille  wurde  letzthin  als  Er- 
satz für  die  im  Handel  zeitweise  feh- 
lende Paraguay  -  Jaborandi  (von  Pilo- 
carpus  pennatifolius  Lemcdre)  eine  Probe 
sogen.  Jaborandiblätter  einge- 
schickt, welche  sich  bei  der  Untersuch- 
ung als  Falsifikat  herausstellten.  Ih- 
betreff  Gestalt,  Farbe  und  der  leder- 
artigen Beschaffenheit  ähnelten  die 
falschen  Blätter  auf  dem  ersten  Blick 
der  echten  Paraguay  -  Jaborandi.  Bei 
näherer  Prüfung  zeigte  sich  aber,  daß 
dem  Substitut  die  charakteristischen 
Merkmale  der  Jaborandiblätter  gerade 
fehlten,  nämlich  die  stark  hervortretend^ 
Eünkerbung  an  der  Spitze  des  Blattes, 
sowie  die  zahlreichen  rötbraunen 
Sekretbehälter,  welche  beim  Halten  der 
Jaborandiblätter  gegen  das  Licht  die- 
selben förmlich  durchlöchert  erscheinen 
lassen.  Eine  Prüfung  auf  Alkaloidgehalt 
verlief  ebenfalls  negativ.  Völlig  ab- 
weichend war  schließlich  auch  das  beim 
Zerreiben  des  Blattes  in  der  Handfiäche 
auftretende  Aroma;  dasselbe  erinnerte 
lebhaft  an  Nelken  und  Zimt  zugleich, 
wie  etwa  Oleum  Cinnamomi  foliorum. 
Wie  ich  zufällig  erfahren  habe,  sind  die 
beschriebenen  Blätter  als  Ersatz  für 
Jaborandi  gelegentlich  auch  an  anderer 
Stelle  von  Marseille  aus  angeboten 
worden  und  zwar  unter  der  französ- 
ischen Bezeichnung  cFeuilles  de  Bois 
dlnde».  Bekanntlich  versteht  man  in 
Frankreich  unter  cBois  dlnde»  unser 
Lignnm  Campechianum  von  Haema- 
toxylon  Campechianum  L.,  ein  Baum, 
welcher  in  Mittel-Amerika,  aber  auch 
in  West- Indien  heimisch  ist. 

Seit  einiger  Zeit  lagert  hier  eine 
größere  Partie  falsche  Coto-Rinde. 
Eine  gewisse  äußere  Aehnlichkeit  mit 
echter  Coto-  bezw.  Paracoto-Rinde  ist 
der  falschen  nicht  abzusprechen.  Sie 
bildet    dicke    rotbraune   Platten    ohne 


892 


Kork,  besitzt  aber  weder  einen  bervor- 
txetenden  Oernch  noch  Geschmack.  Die 
Untersnchnng  auf  Gehalt  an  Cotoin  ver- 
lief ebenfalls  negativ.  Es  handelt  sich 
hierbei  jedenfalls  nm  eineGerb(Mangrove)- 
rinde  ohne  irgend  welchen  medizinischen 
Wert,  wie  eine  solche  z.  B.  auch  in 
Hager' ^  Pharm.  Praxis  1900,  I,  964  be- 
schrieben wird. 

Von  Jalape  ist  zu  erwähnen,  daß 
kürzlich  hier  eingetroffene  9  Sack  eine 
stark  von  Insekten  zerfressene  Ware 
darstellten,  so  daß  dieselbe  wenig  Ver- 
lockendes fttr  einen  Ankauf  bot.  Die 
Untersuchung  ergab  aber  fast  12  pCt 
Harzgehalt ;  eine  Ausbringung  des  Harzes 
lohnte  sich  infolgedessen  immerhin.  Die 
Insekten  haben  sich  nur  an  der  Stftrke 
der  Knollen  gütlich  getan,  das  Harz 
aber  unberührt  gelassen,  so  daß  natur- 
gemäß mit  dem  Schwinden  des  Stärke- 
gehaltes der  des  Harzes  gestiegen  ist. 

Schließlich  mOchte  ich  noch  zwei 
HarzkOrper  kurz  streifen.  In  Hamburg 
ist  zurzeit  wieder  ein  kleines  Quantum 
von  weißem  Perubalsam  am  Markt. 
Derselbe  hat  ja  in  letzter  Zeit  in  wissen- 
schaftlichen Kreisen  hinsichtlich  seiner 
Bestandteile  mehrfach  Bearbeitung  ge- 
funden (vergl.  Pharm  Centralh.  43  [1902], 
273  und  416;  44  [1903],  781).  Der 
Balsam  zeichnet  sich  bekanntlich  durch 
seinen  ausgesprochen  styraxähnlichen 
Geruch  aus;  die  von  mir  bestimmte 
Säurezahl  des  Balsams  betrug  30,60, 
die  Verseif  ungszahl  179,71.  Besonderem 
Interesse  in  Handelskreisen  begegnet 
dieser  Balsam  nicht,  so  daß  der  Inhaber 
der  etwa  30  kg  betragenden  Partie 
nicht  weiß,  was  er  damit  anfangen 
bezw.  welchen  Preis  er  dafür  fordern 
soll. 

Mit  der  Untersuchung  verschie- 
dener Handelsarten  des  Stock- 
lacks auf  Reinheit  habe  ich  mich 
kürzlich  mehrfach  beschäftigt.  Es  han- 
delt sich  hierbei  in  der  Begel  um  den 
Gehalt  an  Koniferenharz  bezw.  Kolophon. 
Zur  Ermittelung  desselben  zog  ich  die 
Dnlöslichkeit  der  Stocklackharze  in 
Petroläther  heran,  in  welchem  nur  etwa 
bis  3  pCt  von  echtem  Harz  löslich  sein 
sollen.     Aus    hellem    indischen   sogen. 


«Blut-  oder  Knopf  lack»  (vergl.  Handels- 
sorten der  Drogen,  Pharm.  Centralh.  45 
[1904],  970)  erhielt  ich  14,6  pa  in 
Petroläther  lösliche  Bestandteile,  wäh- 
rend dunkler  Tonkin-BIutlack  nur  1,6 
pOt,  dunkler  geblockter  Tonkin-ScheUack 
ebenfalls  1,6  pCt  und  orangefarbiger 
Blätter-Schellack  1,8  pCt  an  Petroläther 
abgaben.  Demzufolge  war  die  zuerst 
genannte  Sorte  mit  mindestens  12  pCt 
fremdem  Harz  verfälscht ;  der  vom  lA^ 
ungsmittel  befreite  Harzauszug  roch  anch 
besonders  beim  Erwärmen  charakter- 
istisch nach  Fichtenharz.  Es  ist  daher 
bei  diesen  in  der  Technik  vielgebrauchten 
Produkten  Vorsicht  am  Platze.  —  Die 
Untersuchung  führte  ich  in  der  Weise 
aus,  daß  der  Blut-  bezw.  Schellack  in 
gepulvertem  Zustande,  mit  gewaschenem 
Flußsand  reichlich  vermengt,  im  Soxhkt- 
Apparat  einige  Stunden  mit  Petroläther 
extrahiert  wurde*). 


Kampher  ans  Isobomeol  Iftfit  sich  mit  Hilfe 
von   Hypoohloriten   leicht  hdnteUen  ohne  dali 
chlorisohe  Nebenprodukte  erhalten  werden.  Nach 
eirem  Patente  der  OeselUehaß  für  OumMie 
Industrie  xu  Basel  (Chem.-Ztg.  1906,  Rep.  272) 
werden  100  T.  Isoborneol  in  500  T.  Wasser  mit 
einer  Lösnng  Yon  200  T.  Chlorkalk  in  500  T. 
Wasser  gut  emnlgiert  und   5  ötd.  auf  70  bis 
soft  ö  erwärmt.    Das  Beaktionsprodukt  wird  rait 
Wasserdampf   behandelt  und   der   so  erbaltene 
Eampher  durch  Sublimation  gereinigt.    Statt  der 
Erwärmung  kann  auch  ein  Zusata  von  Brauostaa 
oder  Yon  Nickel-  oder  Kobaltsalzen  stattfioder, 
oder' das  Isobomeol  wird  in  Bensol  gelöst  mit 
1500  L  Kochsalzlösung  von  10  bis  12«  BS  digeiiert 
und  unter   Zugabe  von  3   T.  Ealiumdichromat 
bei   gewöhnlicher   Temperatur   und   ohne  Dia- 
phragma einem  elektrischen  Strome  von  3  bis 
4  Amp.  ausgesetzt.    Nach  60  bis  70  Stunden 
ist  die  Oxydation  beendet.  — Ae. 


üeber  die  Tergfituig  der  bei  ehemisekeB 
üntersnehuiigeii  Terwendetea  Beageatlai  ist 

in  Preußen  ein  Erlaß  ergangen,  der  sich  folgu- 
dermalen  ausspricht:  »Bei  ohemischen  Untsr- 
suchungen  ist  dem  Chemiker  der  Ankaofs- 
preis  für  eine  gute  Qualität  der  von  ihm  be- 
nutzten Reagentien  zu  v  e  r  g  ü  t  e  n.  Die  Prfifoog 
der  letzteren  auf  Reinheit  gehört  mit  zu  dem 
Begriff  der  chemischen  •Untersuchung,  for  die 
die  Gebühr  festgesetzt  ist«. 


*)  Von  den  im  Vorhergehenden  beschriebeneD 
Drogen  bezw.  deren  Yerwechselangen  ond  Ver- 
fälschungen sandte  uns  der  Verfasser  Proben 
oiu.  Sehriftleilung. 


893 


78.  Versammlung 

Deutscher  Naturforseher  und 

Aerzte  zu  Stuttgart 

vom  16.  bis  22.  September  19G6. 

(Schlaß  von  Seite  875.) 

Abteilung  für  Pharmazie  und  Pharma- 

Icognosie. 

Vorkommen  md  Bedeutimg  der  Rhodan- 
▼erbindnngen  im  menschlichen  und  tier- 
ischen Organismus  sowie  die  Verwendung 
derselben  in  der  Therapie. 

Von  Prof.  Dr.  Edinger^  Freiburg  i.  Br. 

Die  Ausführungen  Prof.  Rupp^s  fPharm. 
Gentralh.  47  [1906],  870)  kann  Vortragen- 
der nur  mit  Freuden  begrüßen,  da  sie  eine 
genaue  Bestimmung  von  kleinen  Rhodan- 
mengen  ermöglichen.  Schon  bevor  Behring 
mit  seinen  Forschungsergebnissen  vor  die 
Oeffentlichkdt  trat,  kam  Ziegler  zu  dem 
Schluß,  daß  der  menschliche  Organismus  an 
sich  über  Schutzkrüfte*  verfügen  müsse, 
welche  geeignet  erscheinen,  die  Entstehung 
einer  Infektionskrankheit  zu  verhüten  oder 
eine  bereits  emgetretene  Infektion  zu  lokal- 
isieren und  der  Heilung  entgegenzuführen. 
1894  hat  der  Vortragende  in  diesem  Sinne 
auf  das  Rhodankalium  oder  richtiger  gesagt, 
auf  die  im  Organismus  vorkommenden  Ver- 
hindungen  sein  Augenmerk  gerichtet,  Unter- 
suchungen, die  zur  Veröffentlichung  unter 
dem  Titel  «Ueber  die  Bedeutung  der  Rhodan- 
verbindungen  für  den  tierischen  und  mensch- 
lichen Organismus»  (Deutsch.  Med.  Wochschr. 
1903,  29)  führten.  Gleichzeitig  ließen  die 
Arbeiten  von  Krönig  und  Paul  (Ztschr.  f. 
Hygiene  u.  Infektionskrankh.  1897  u.  Ztschr. 
f.  physik.  Ghem.)  auch  vom  physikalisch- 
chemischen Standpunkt  diese  Untersuchungen 
geeignet  erschemen.  Das  Resultat  dieser 
umfangrdchen  Arbeiten,  soweit  es  das  Ver- 
halten der  Säuren  gegen  Bakterien  betrifft, 
läßt  sich  folgendermaßen  zusammenfassen: 
Die  Säuren  desinfizieren  im  allgemeinen  im 
Verhältnis  ihres  Dissoziationsgrades.  Es  geht 
aus  Versuchen  mit  Deutlichkeit  hervor,  daß 
dieRhodanwasserstoffeäure  einen  noch  höheren 
Grad  von  Dissoziationsfähigkeit  besitzt,  als 
die  Salzsäure  und  es  ist  nach  den  neuesten 
Untersuchungen  kein  Zweifel  mehr,  daß  die 
Rhodanprodaktion  im  Körper  in  erster  Linie 
der  Arbeit  der  Speicheldrüsen  nicht  zu  ver- 


danken sei,  sondern,  daß  im  Gegenteil  die 
Menge  Rhodan  dort  meist  außerordentiidi 
genug  ist,  man  muß  annehmen,  daß  das 
Rhodan  im  Haushalt  des  gesamten  Organis- 
mus vorkommt  und  in  demselben  eine  ge- 
wisse physiologische  Rolle  spiele,  welche 
Meinung  auch  Nenki  vertritt. 

Entgegen  einer  einzigen  Mitteilung  Marti- 
nottisy  Prof.  der  Bakteriologie  in  Bologna, 
besitzt  Rhodanalkali  nur  einen  geringen 
oder  gar  keinen  Grad  von  Fähigkeit  Bak- 
terien im  Wachstum  zu  hemmen,  dagegen 
ist  es,  an  organischen  Stickstoff  gebunden, 
bakterizid,  Chmolinbenzylchlorid  besitzt  kaum 
antiseptische  Eigenschaften,  Ghinolinbenzyl- 
chiorid  dagegen  ist  ein  ausgesprochenes 
Antiseptikum.  Die  außerordentii<^e  Wirk- 
samkeit selbst  forderte  vor  allem  genaue 
quantitative  Bestimmungen  des  Rhodans, 
wobei  sich  die  Rupp'w^B  Methode  sehr 
brauchbar  erwies.  Das  Prmzip  der  Me- 
thode besteht  darin,  daß  mit  Bikarbonat  ver- 
setzte Rhodanlösungen  große  Mengen  von 
Jodlösungen   entfärben.    Dabei  entsprechen 

20  ccm  Yio'^^"°^l'«^o<11^8^^S  ^y^  ^^  Vio' 
Normal-RhodanlÖsung.       Wenn     man     auf 

molekulare  Mengen  umrechnet^  so  entsprechen 
8  Atome  Jod  =  1  Mol.  Rhodanid.  Die  Funk- 
tionen des  Rhodans  bestehen  außer  der 
angegebenen  desinfektorischen  Wirkung  darin, 
daß  es  die  Acidität  des  Harns  herabsetzt. 
Seme  beruhigende  Wirkung,  die  auch  Pauli 
beobachtete,  verdankt  es  vielleicht  seiner 
Umsetzung  im  Organismus  mit  organischen 
Säurechloriden  zu  Säureamiden.  Bei  letzterer 
spielt  bekanntiich  die  Gruppe  GONH2  eine 
große  Rolle  bezüglich  der  hypnotischen  Wirk- 
ung;  wie  beispielsweise  im  Hedonal  und 
Veronal.  Im  Anschluß  an  die  widerstreitende 
Meinung  über  Jodismus  bei  Eingabe  von 
Jodalkali  sei  die  Beziehung  zwischen 
Jod  und  Rhodan  erwähnenswert.  Einig  sei 
man  nur  in  einem  Punkt,  nämlich  Vor- 
bedingung für  Jodismus  sei  freies  Jod  im 
Organismus,  was  durch  das  Vorkommen  von 
Körpern  wie  Jodoth3nin  begreiflich  sei.  Die 
Untersuchungen  Rupp's  zeigen,  daß  wo 
überhaupt  Rhodan  auf  freies  Jod  treffe, 
primär  nichts  anderes  entstehen  könne,  als 
Jodcyan,  welches  in  Blausäure  und  Jod 
zerfalle.  Auch  die  Möglichkeit,  daß  das 
Jodcyan  sich  mit  Ammoniak  oder  Amino- 
köipem    vereinige,    bestehe,   wodurch    die 


894 


Sehldlidikeit   dieseB    giftigen    Eörpera  anf- 
gehoben  wird. 

Das  neue  «Aatani-Deiinfektions- 
▼erfahren. 

Von  Dr.  A,  Eiehengrün^  Elberfeld. 

Das  Verfahren,  über  welches  Vortragen- 
der bereits  vor  kurzem  auf  der  Haupt- 
versammlung des  Verems  Deutscher  Chemiker 
Mitteilung  vom  chemischen  Standtpunkte 
aus  gemacht  hat,  beruht  auf  der  von  ihm 
aufgefundenen  Eigenschaft  der  Alkali-  und 
Erdalkali-Peroxyde  sowie  der  sogenannten 
Persalze,  bei  Gegenwart  von  Wasser  festen 
Foimaldehyd  zu  entpolymerisieren,  wobei 
sie  selbst  katalytisch  zerlegt  werden,  so  daß 
freier  Sauerstoff  und  gasförmiger  Form- 
aldehyd auftreten.  Verwendet  man  für  die 
Reaktion  eine  größere  Menge  Wasser,  so 
verläuft  dieselbe  langsam  und  man  erhält 
wässerige  FormaldehydlOsungen,  welche  in- 
folge der  intermediären  Bildung  von  Waaser- 
stoffperoxyd  große  Desinfektionskraft  be- 
sitzen. Wendet  man  jedoch  wenig  Wasser 
an,  und  zwar  so  viel  als  zu  einer  völligen 
Anfeuchtung  des  Autanpulvers  genügt, 
so  tritt  die  Reaktion  schon  nach  wenigen 
Augenblicken  sehr  kräftig  ein,  und  es  ent- 
wickeln sich  dichte  Dämpfe  von  Formaldehydl- 
gas  und  Wasser.  Diese  letztere  Reaktion 
wurd  speziell  zur  Raumdesinfektion  benutzt 
und  es  bildet  gerade  die  selbsttätige  Entwick- 
lung großer  Wasserdampfmengen  einen 
wesentlichen  Vorzug  des  Verfahrens,  da  nach 
den  für  die  moderne  Desinfektion  grund- 
legenden  Untersuchungen  von  Flügge  eine 
völlige  Sättigung  der  Luft  mit  Wa8i»n*dampf 
eine  unerläßliche  Bedingung  zum  Gelingen 
einer  Formaldehyd-Desinfektion  ist 

Während  nach  dem  bisherigen  Verfahren 
die  Verdampfung  von  Formalin  und  Wasser 
mittels  besonderer,  zum  teil  feuergefährlicher 
und  nur  von  geschultem  Personal  zu  be- 
dienenderDesinf^tionsapparate  vorgenommen 
werden  muß,  wobei  eine  sorgfältige  Ab- 
dichtung aller  Oeffnungen  und  nachträglidies 
Emleiten  von  Ammoniakdämpfen  nötig  ist, 
verläuft  eine  Autan- Desinfektion  überaus 
einfach  und  kann  mit  Leichtigkeit  von  Jeder- 
mann und  jederorts  ausgeführt  werden. 
Man  stellt  zu  diesem  Zwecke  lediglich  ein 
beliebiges  Gefäß   (Eimer)  In  den  betreffen- 


den Raum,  gibt  den  Inhalt  einer  Autan- 
packung  hinein,  füllt  die  leere  Padnug 
mit  Wasser  und  gießt  diese  auf  das  Antan- 
pulver,  worauf  nach  wenigen  Minuten  eine 
heftige  Entwicklung  von  wasseiiialtigen 
Formaldehyddämpfen  eintritt,  welche  mit 
groOer  Kraft  in  die  Höhe  getrieben  werden 
und  sich  im  ganzen  Räume  vertdlen.  Hier- 
\m  konnte  Vortragender  durch  analytiBche 
Bestimmungen  nachweisen,  daß  etwa  V2 
Stunde  nach  beendigter  Autan-Entwioklung 
noch  die  6  fache  Menge  Formaldehyd  in  der 
Zimmerluft  vorhanden  war,  wie  naeh  dem 
gewöhnlichen  Desinfektionsverfahroo,  ao  daß 
die  Autanmethode  diesem  nidit  nur  in  bezog 
auf  Einfachheit,  sondern  auch  Intenatt&t  der 
Wirkung  überlegen  erseheint  Die  Ent- 
wicklung von  Ammoniakdämpfen  nach  be- 
endeter Desinfektion  ist  ebenfaüa  unnötig, 
da  dieselbendurdi  Einrühren  von  Salmiakpolver 
in  den  Reaktionsrückstand  durch  chemlsdie 
Umsetzung  selbsttätig  erzeugt  werden  können. 

Der  Umstand,  daß  das  Autanveifahren 
ohne  jeden  Apparat  ausgeführt  werden  kann, 
macht  dasselbe  einerseitB  wertvoll  für  die* 
jenigen  Orte  wie  kleinere  Städte,  Landhänaer, 
Sommerfrischen,  Landhotels,  See-  und  Flnß- 
adiiffe  und  vor  allem  in  Dörfern,  wo  keine 
Desinfektionsapparate  vorhanden  afaid  und 
doch  eine  Desinfektion  oft  dringend  nötig 
wäre,  wie  die  fortschreitende  EntwieUung 
der  Tuberkulose  auf  dem  Lande  aeigt 

Andererseits  ögnet  sidi  das  Verfahren 
besonders  zur  Desinfizierung  kleiner  Auf- 
bewahrungsräume:  Wand-,  Kleider-,  Bücher- 
schränke, Behälter  aller  Art  und  deren  Inhalt 
und  femer  zur  Desinfektion  von  Gefährten, 
in  welchen  infektiös  Erkrankte  transpoiiisrt 
worden  smd,  wie  Eisenbahn-Abteile,  Kranken- 
wagen, Droschken  usw. 

Gerade  diese  kleineren,  für  die  Ueber- 
tragung  ansteckender  Krankheiten  ao  sehr 
in  betracht  kommenden  Räume  nnd  deren 
Inhalt  konnten  mit  den  bisherigen  Apparaten 
nicht  oder  nur  sehr  schwierig  nnd  unm- 
reiehend  desinfiziert  werden,  während  ne 
nach  dem  Autanverfahren  durch  einfaehei 
Hineinstellen  eines  kleinen  Gefäßes  mit  an- 
gefeuchtetem Autan  leicht  nnd  sicher  des- 
infiziert werden  können,  so  daß  rieh  jetzt 
auch  einzelne  Gegenstände  wie  Briefe^  Zeit- 
schriften,  Spielsachen  usw.  in  einer  Ueinen 


895 


Kiste  durah  einige  Gramm  Autan  leicht  dee- 
infizieren  lassen. 

Außer  der  Desinfizierung  bezw.  in 
manchen  Fällen  mit  derselben  zugleich  kommt 
die  Autan-Desodorierung  in  Frage, 
welche  teils  in  derselben  Weise  wie  die 
erstere,  jedoch  unter  Anwendung  bedeutend 
geringerer  Autanmengen  ausgeführt  wird, 
was  speziell  bdm  Auftreten  starker  Fftulnis- 
oder  Modergerüche  m  Kellern,  Aufbewahr- 
ungsräumen, Leichenzimmem  und  Fabrik- 
lokalen in  betracht  kommen  dürfte  oder 
aber  durch  einfaches  Ausstreuen  von  Autan- 
pulver  oder  Aufhängen  von  Autantafeln. 
In  diesem  Falle  tritt  durch  den  Zutritt  der 
Luftfeuchtigkeit  eine  schwache,  aber  kon- 
tinuierliche und  durch  Aufspritzen  emiger 
Wassertropfen  beliebig  verstärkbaro  Formal- 
dehydentwicklung ein,  welche  zur  Deso- 
dorierung  von  Räumen^  in  welchen  schlechte 
Gerüche  aufgetreten  sind  oder  vermieden 
werden  sollen  (wie  Eissohränken ,  Speise- 
kammern, Metzgerläden,  Krankenzimmern, 
ärztlichen  Sprechzimmern  usw.)  sich  vor- 
trefflich eignet. 

Andererseits  dient  diese  letztere  Methoda 
auch  zur  kontinuierlichen  Des- 
infektion wie  beispielsweise  derjenigen 
tuberkulösen  Sputums  auf  den  Fußböden 
von  Schulen,  öffentlichen  Gebäuden,  Eisen- 
bahn- und  vor  allem  Straßenbahnwagen^ 
wo  durdi  Ausstreuen  geringer  Mengen  Antan- 
pulver  auf  den  Boden  an  allen  Stellen,  an 
denen  Feuchtigkeit  vorhanden  ist  oder  hin- 
gelangt, spontan  Formaldehyd  entwickelt 
wird.  Dies  geschieht  beispielsweise  auch 
durch  die  Atemfeuehtigkeit  beim  Einhängen 
von  Autantabletten  in  den  SchaUtrichter  der 
Telephone,  wie  überhaupt  das  Autan  als 
automatischer,  sich  selbst  regulierender  Formal- 
dehydentwick^er  noch  mancher  Anwendnngs- 
weise  fähig  sein  dürfte,  wie  z.  B.  als  In- 
seoticid  usw. 

Das  Hauptgebiet  des  Autans  wird  aber 
zweifellos  auf  dem  Gebiete  der  Wohnungs- 
desinfektion liegen,  die  es  infolge  der  großen 
Emfachheit  seiner  Anwendungsweise  bedeu- 
tend erleichtert,  gehört  doch  zu  emer  Des- 
infektion nidits  mehr  wie  eine  Autanpack- 
ung,  ein  Eimer  und  eine  Kanne  Wasser. 


In  den  übrigen  Abteilungen 
wurden  u.  a.  noch  folgende  uns  interessier- 
ende Vorträge  gehalten. 

üeber  Natriumperozydhydrat 
Von  Eorpsstabsapotheker  Dr.  Baiuer,  Stuttgart. 

Im  Jahre  1899  hat  der  Vortragende  auf 
einfache  Weise  aus  Natriumperoxydrat  und 
Borsäura  dasNatriumperborat:  B03Na+4H20 
unter  Abspaltung  von  Natronhydrat  her- 
gestellt; diese  interessante  Verbindung  war 
kurz  vorher  von  Tanatar  ufid  gldehzeitig 
von  Melicoff  und  Pissarjewsky  aus  Borax 
und  Wasserstoffperoxyd  durah  umständliehe 
Reaktion  erhalten  worden.  Das  Natrium- 
perborat hat  bereits  vielfadie  technisdie 
Verwendung  gefunden. 

Da  nun  die  der  Reaktion  mit  Borsäura 
vorhergehende  Hydratisierung  des  Natrium- 
peroxyds nach  dem  bekannten  Verfahren, 
z.  B.  nach  de  Forcrandy  durch  Behandeln 
von  Natriumperoxyd  mit  Wasser  von  0^, 
wobei  eme  Temperatursteigerung  eintritt 
und  infolgedessen  mehr  oder  weniger  Zer- 
setzung des  gewünschten  Produktes,  vieles 
zu  wünschen  übrig  ließ,  so  war  es  hierzu 
notwendig,  einen  andern  Weg  zur  Darstell- 
ung von  Natriumperoxydhydrat  einzu- 
schlagen. 

Nach  der  Patentschrift  vom  18.  1.  1900 
Nr.  120  316  von  George  Jauhert  ist  das 
alte  Verfahren  derart  abgeändert  worden, 
daß,  wenn  man  Na202  bei  gewöhnlicher  oder 
nicht  zu  hoher  Temperatur  der  Einwirkung 
von  Wasserdampf  aussetzt,  Natrinmperoxyd- 
hydrate  gebildet  werden  und  zwar  ohne 
Verlust  an  Sauerstoff,  oder  auf  alle  Fälle 
mit  geringeren  Verlusten,  als  wenn  man  das 
Natriumperoxyd  nach  dem  bisherigen  Ver- 
fahren mit  Eiswasser  behandelt.  Die  nach 
diesem  Verfahren  dargestellten  Hydrate  ent- 
halten nach  Angabe  Javberf^  8  bis  9  Mol. 
Wasser  und  können  erhalten  werden,  ohne 
das  Natriumperoxyd  zu  zersetzen.  Da  der 
ersterwähnte  Versuch  ein  für  die  Technik 
brauchbares  Verfahren  für  die  Darstellung 
von  Natriumperborat  bezw.  den  aktiven 
Sauerstoff  ohne  Verlust  an  Natrinmsalze  der 
Borsäura  zu  binden,  kein  befriedigendes  Er- 
gebnis lieferte,  so  war  es  für  solche  Zwecke 
notwendig,  das  Natriumperoxydhydrat  in 
größerar  Menge  rein  darzustellen.  Bei  dem 
nach  der  alten  Methode  durch  Zusatz  von 


896 


Alkohol  gewonnenen  Natiinmperoxydhydrat 
Würde  nun  die  Beobachtung  gemacht;  daß 
es  sich  unter  Wftrmeabsorption  löste^  daß 
also  der  Fall  der  gewöhnlichen  Kältemiach- 
nng  vorlag. 

Es  wurde  nun  schon  1900  gefunden,  daß; 
wenn  man  Natriumperoxyd  anstatt  mit  Wasser 
von  0^  mit  Eis  oder  Schnee  lasch  mischt^ 
nach  kflrzester  Zeit  andere  Verhältnisse  ein- 
treteu;  als  wenn  man  nach  de  Forcrand 
verfährt;  wobei  eine  Temperatnrsteigerung 
auf  40  <>  emfritt.  Trägt  man  nämlich  100 
Teile  Na202  ziemlich  rasch  in  die  ungefähr 
6  fache  Menge  gestoßenes  Eis  oder  Schnee 
unter  beständigem  Umrühren  ein^  so  schmilzt 
das  Gemenge  wie  bei  der  BUdung  einer 
gewöhnlichen  Kältemisohung  von  Chlor- 
natrium und  Eis  und  kühlt  sich  von  selbst 
auf  eine  Temperatur  von  8  bis  9^  ab. 
Dadurch;  daß  mehr  Eis  angewendet  wurd; 
als  zur  Lösung  eines  Moleküles  Natrium- 
peroxyd (ungefähr  3  Teile  Eis)  erforderlich 
ist  und  das  Natriumperoxydhydrat  sich  hier- 
bei in  Kristallen  abscheidet;  so  sind  die  Be- 
dingungen zu  einer  Kältemischung  gegeben; 
da  zu  gleicher  Zeit  kristallisierte  Substanz; 
Eis  und  gesättigte  Lösung  zugegen  ist. 
Eine  Gasentwicklung  findet  hierbei  nicht 
statt  und  man  kann  auch  größere  Mengen 
verarbeiten. 

Das  gewonnene  Produkt  entspricht  der 
chemischen  Zusammensetzung  Na202  +  8H2O 
und  löst  sich  verhältnismäßig  leicht  in  Wasser 
unter  beträchtlicher  Temperaturemiedrigung. 
Das  Hydrat  ist  relativ  beständig  und  nicht 
hygroskopisch;  zersetzt  sich  aber  durch  den 
Einfluß  von  Kohlensäure;  weshalb  beim 
Trocknen  kohlensäurehaltige  Luft  möglichst 
abzuhalten  ist 

Mischt  man  die  reinen  trockenen  Kristalle 
mit  EiS;  so  fällt  die  Temperatur  auf  8  bis  9^; 
dem  kryohydratischen  Punkte  des  Natrium- 
peroxydhydrats. 

Es  ist  nun  ein  leichteS;  die  Eigenschaft 
des  NatriumperoxydhydratS;  eine  Kältemisch- 
ung zu  bildeU;  dazu  zu  benfitzeu;  während 
der  Bildungsreaktion  von  neuen  Mengen 
Natriumperoxydhydrat  schädlich  wirkende 
Temperaturerhöhungen  zu  vermeiden.  Da 
Natriumperoxydhydrat  sich  in  der  Kälte  in 
sehr  viel  geringerem  Grade  löst  als  in  der 
WärmC;  so  kristallisiert  eine  größere  Menge 


Hydrat  direkt  aus  und  kann  Idcht  gewonneo 
werden. 

Der  Hauptvorteil  in  technischer  Hbaoht 
liegt  nun  dariu;  daß;  wenn  einmal  die  KIHe- 
misdiung  erzeugt  ist,  mit  viel  weniger  ^ 
ungefähr  mit  der  3  bis  4  fachen  Menge, 
neue  Mengen  Natriumperoxyd  hydratiäart 
werden  können,  ohne  daß  man  Gefahr  Unft, 
durch  Temperaturerhöhung  Schädigung  ra 
bemerken.  Da  die  Löslichkeit  von  Natriom- 
peroxydhydrat  in  der  Kälte  geringer  ist  und 
auf  diese  Weise  das  Gemenge  immer  kos- 
zentrierter  wird;  so  können  viel  größere 
Mengen  Natriumperoxydhydrat  in  viel  kfl^ 
zerer  Zeit  als  mit  Eiswasser  gewonnen 
werden. 

Nachdem  Tanatar  im  Jahre  1898  i« 
Soda  und  Waaserstoffperoxyd  flberi^ohleB- 
saures  Natrium  Na2G04  hergestellt  hat,  10 
soll  hier  noch  kurz  angefügt  werden;  dtfi 
es  dem  Vortragenden;  wie  in  seiner  Patent- 
sdmft  erwähnt;  gelungen  ist;  dieselbe  Ver- 
bindung durch  Einwirkung  von  fester  Kohlen- 
säure auf  trockenes  Natrinmperoxydhydnt 
zu  erhalten.  Die  Reaktionafähigkeit  des 
trockenen  Natriumperox^dhydratB  ist  hierbei 
eme  sehr  große. 

Beue  Kapitel  der  Befraktometrie. 

Von   Eorpsstabsapotheker    ütx,  Würzbnrg. 

In  neuerer  Zeit  ist  man  immer  mehr  be- 
strebt; die  physikalischen  Untersncbusgs- 
methoden  auch  in  der  Qiemie  zu  verwenden; 
zum  Polarisationsapparat  und  Spektraiapptnt 
gesellt  sich  jetzt  das  Refraktometer.  Diese 
wurden  in  der  Mitte  des  vorigen  Jahihon- 
derts  zunächst  zur  Bestimmung  der  Refrak- 
tion von  festen  Körpern  (Kristallen)  ver- 
wendet und  fanden  erst  m  den  70  er  Jahreo 
auch  Anwendung,  zur  üntersudiung  von 
Flüssigkeiten;  als  Abbe  *mit  seinen  bilm- 
brechenden  Neukonstruktionen^  an  die  Oeffent 
lichkeit  trat;  die  Herstellung  dieser  Instro- 
mente  hat  die  weltbdcannte  Firma  Zeil*  in 
Jena  ausgeführt 

Eine  große  Rolle  bei  allen  refrakto- 
metrischen  Bestimmungen  spielt  die  Tem- 
peratur; weshalb  es  unbedingt  notwendig 
ist;  allen  diesbezüglichen  Angaben  aneh  die 
Angabe  der  Temperatur  beizufügen;  bd 
welcher  die  Bestimmung  erfolgte. 

Vortragender  erinnert  an  die  Anwendong 
des  amtlich  vorgeschriebenen  Bntterretnkto- 


897 


meters,  an  das  Äbbe^stke  und  an  das  Ein- 
tanohrefraktometeT;  welch  letzteres  sich  ata 
nnentbehrlich  bei  der  Untersuchung  von 
Bier,  Wein,  Milch  usw.  erwiesen  hat.  Wagner 
hat  femer  Tabellen  aufgestellt  zur  Oehalts- 
bestimmung  von  Alkohol^  Säuren  und  Salzen 
in  Losungen^  zur  Zuckerbestimmung  usw. 

Vortragender  bespricht  die  Anwendung 
des  Refraktometers  bei  der  PrQfung  von 
Wasserstoff peroxyd:  je  1  Gewichtsproceut 
Wasserstoffperoxyd  entspricht  dner  Steiger- 
ung der  Refraktion  um  1,8  Skalenteile  des 
Eintauehrefraktometers. 

Für  verdünnte  Formaldehydlösungen  (bis 
zu  einem  Gehalte  von  27  pCt)  hat  Wagner 
berdts  dne  Tabelle  aufgestellt;  konzen- 
triertere  Lösungen  lassen  sich  mittete  Ein- 
tauehrefraktometers nicht  untersuchen^  d.  h. 
nur  nach  entsprechender  Verdünnung.  Ein 
Zusatz  von  Wasser,  ebenso  ein  solcher  von 
Methylalkohol  zum  fertigen  Produkte,  er- 
niedrigt die  Refraktion. 

Die  von  Raikow  angegebene  Herstellung 
von  absolutem  Formaldehyd  in  flüssiger 
Form  durch  Behandeln  mit  wasserfreiem 
Chlorealdum,  Pottasche  usw.  ist  dem  Vor- 
tragenden nicht  gdungen. 

Auch  Karbolsäure  läßt  sich  nicht  mittete 
des  Eintauehrefraktometers  untersuchen,  wohl 
aber  wässerige  Lösungen  dersdben.  Je  1  pCt 
Karbolsäure  erhöht  die  Refraktometeranzeige 
des  destillierten  Wassers  (15,0  bd  17,50  &) 
um  genau  5,0  Skalenteile  des  Eintaueh- 
refraktometers. Utx  hofft  das  gegenüber 
der  Titration  viel  einfachere  Verfahren  auch 
zur  quantitativen  Bestimmung  der  Karbol- 
säure in  Flüsdgkdten,  wie  Harn  usw.  nach 
Ansäuern,  Abdestillieren  und  Bestimmung 
der  Refraktion  des  Destillates  verwenden  zu 
können. 

Lösungen  von  Kampher  in  hochproeentigem 
Alkohol  lassen  dch  ebenfalte  nicht  mittete 
des  Eintauehrefraktometers  direkt  unter- 
suchen, wohl  aber  nach  entsprechender  Ver- 
dünnung oder  bd  Verwendung  von  ver- 
dünntem Alkohol.  Lösungen  von  Kampher 
in  Oden  gestatten  dne  Bestimmung  des 
Kamphers  durch  Ermittelung  der  Refraktion 
nicht,  da  der  Brechungdndex  des  Kamphers 
demjenigen  der  meisten  Ode  gldch  tet. 
Die  genauen  Tabellen  und  weitere  Angaben 
werden     demnächst    veröffentlicht    werden. 


Utx  hat  auch  die  Hoffnung  ausgesprochen, 
daß  dch  das  Refraktometer  zur  Bestimmung 
der  Alkaloide  in  Lösungen  verwenden  lassen 
wird;  Untersuchungen  hierüber,  sowie  über 
weitere  medizinisdi  und  technisdi  wichtige 
Stoffe  smd  im  Gange. 

Zum  Schlüsse  demonstriert  der  Vortragende 
noch  das  Eintauchrefraktometer,  sowie  die 
neue,  von  Löwe  angegebene  Temperiervor- 
richtung. 

An  den  Vortrag  schloß  sich  dne  lebhafte 
Dtekusdon  an,  in  wdcher  der  Vortragende 
noch  Mittdlungen  über  die  Verwendung  des 
Eintauehrefraktometers  bd  der  ambulanten 
Milchkontrolle  und  bd  der  Kdlerkontrolle 
des  Weines  machte. 


üeber  Arzneitabletten. 

Von  Stabsapotheker  und  Privatdozent 
Dr.  K  Seel,  Stuttgart. 

Nach  einem  kurzen  geschichtlichen  Ueber- 
blick  über  die  Einführung  der  Arzndtabletten 
in  der  Medizin  schildert  der  Vortragende  die 
großen  Vorzüge  der  Tablettenform  für  die 
Arzndversorgung  der  Truppen  in  Friedens- 
und Kriegszeiten ;  ate  Beweise  führt  er  neben 
dgenen  Erfahrungen  die  diesbezüglichen 
Mitteilungen  von  Militärärzten  und  Militär- 
apothekern an,  besonders  derjenigen  Herren, 
weiche  in  den  Fddzügen  in  Ostaden  und 
Südwestafrika  die  Verwendung  der  Tabletten 
kennen  gdernt  haben.  Auch  die  Nachteile 
der  Tabletten  werden  nicht  verschwiegen, 
zugldch  aber  Fingerzeige  gegeben,  wie 
solche  zu  vermdden  sind.  Schließlich  ver- 
wetet  Seel  auf  die  großen  Vorteile,  welche 
Kresoltabletten  an  Stelle  der  flüssigen 
und  ätzenden  Karbolsäure  für  die  Sanitätch 
behältnisse  und  die  Truppen  sdbst  mit  sich 
bringen  würden  und  führt  das  Ergebnte 
seiner  Untersuchungen  über  derartige  Ersatz- 
mittd  der  Karbolsäure  an.  Er  schlägt  vor, 
daß  mit  den  Metakalin-  und  Segerin- 
T  a  b  1  e  1 1  e  n ,  die  er  chemisch,  bakteriologtech 
und  teilweise  auch  klinisch  geprüft  hat, 
noch  wdtere  Versuche  gerade  im  Hinblick 
auf  ihre  Brauchbarkeit  für  die  Sanitäts- 
formationen gemacht  werden  sollen,  um  für 
die  etwaige  Einführung  von  Tabletten  an- 
stelle der  Karbolsäure  der  Militärverwaltung 
genügend  Material  zur  Verfügung  stdlen  zu 
können. 


898 


Ueber  die  Einwirkang 

schwefligsanrer  Salze   auf  organische 

Verbiadungen. 

Von  Prof.  Dr.  H,  Bucherer,  Dresden. 

Die  Darlegungen  dee  Vortragenden  be- 
sohftftigen  sich  vorwiegend  mit  den  Schweflig- 
säure-EBtem  der  allgemeinen  Formel: 

R .  0  .  S02Me, 


in  der  R  ein  organiflebes  Radikal  und  Me 
ein  Metali  oder  NH4  und  dergL  bedeutet 
Von  beeoudorer  Wichtigkeit  fdnd  die 
BchwefligRäure- Ester  der  aromatischen 
Reihe,  die  aus  aromatisohen  Alkoholen  (Phen- 
olen,  Naphtholen)  und  Aminen  bereiti 
durch  die  Einwirkung  wässeriger  Bimlfit- 
lOsungen  erhalten  werden  können.  Das 
Bchema: 


R  .  OH  +  Bisulfit      Schwefligsäure-Ester      +  Ammoniak  R .  NH2 
' ►        ^R .  0  .  SOgMe)  •; ► 


+  Alkali 


+  Bisulfit 


V6&i  die  weiteren  Eigenschaften  dieser  Ester  |  siedenden  Wassers  aus  dem   großen  Topfe 


erkennen:  emerseits  ihre  Ueberfflhrbarkeit 
in  Amine  (R.NH2)  unter  der  Einwirkung 
von  Ammoniak  und  anderseits  ihre  (leichte) 
Verseifbarkdt  durch  Alkalien.  Es  handelt 
sidi  also  um  eme  umkehrbare  Re- 
aktion ^  die  eme  wdtgehende  technische 
Anwendung,  insbesondere  in  der  Naphthalin- 
reihe, gefunden  hat.  Der  Vortragende  er- 
örtert die  Einschränkungen,  die  die< 
Sulfitreaktionen  in  gewissen  FftUen  erleiden, 
denen  auf  der  anderen  Seite  aber  sehr 
wichtige  Erweiterungen  des  obigen  Re- 
aktionsschemas gegenfiberstehen.  Er  streift' 
femer  das  unterschiedliche  Verhalten  der 
a-Naphthole  und  a-Naphthylamine  hn  Gegen- 
satz zu  den  /S -Verbindungen  und  die  über- 
raschenden Eigenschaften  der  ^-oxy-NaphthoS- 
säure  (Schmp.  216  <^)  und  ihrer  Derivate. 
Der  Vortragende  schließt,  indem  er  auf  den 
Nutzen  hinweist,  den  er  sich  1.  aus  der 
Anwendung  der  Sulfitreaktionen,  2.  fflr  die 
Erforschung  der  Eiweißkörper  und  der 
stickstoffhaltigen  Verbindungen  der  Melasse 
verspricht.  Vielleicht  auch  lägen  den  ver- 
wickelten Synthesen  des  Pflanzenreichs  ana- 
loge, aber  an  Kohlensäure  gebundene  Re- 
aktionen zu  gründe,  wie  sie  hier  fflr  die 
nad)  Art  eines  Katalysators  wu'kende  schwef- 
lige Säure  geschildert  wurden. 


die  Luft  über  der  Milch  austreibt  und  zom 
^dinellen  Erhitzen  der  Milch  beiträgt  Wenn 
das  Wasser  zu  kochen  beginnt,  muß  noeh 
3  bis  5  Minuten  weiter  eriiitzt  werden. 
Schnell  abgekflhlt  hat  die  so  erhitzte  Mikh 
keine  Kochhaut  und  schmeckt  besser  als 
gekochte.  Wohlschmeckende  und  sehr  balt- 
bare Kochmilch  eraelt  man  durch  Einwirken 
von  Kohlensänre  während  des  Erhitzens 
<ind  beim  schnellen  Abkflhien,  tin  für  An- 
stalten geeignetes  Verfahren  zum  Vorbereiten 
der  Milchnahrung.  Vg, 


Apparat  zum  Erhitzen  der  Milch  im 

Haushalt. 

Von  Dr.  E,  Laves,  Hanooyer. 

Redner  fährt  zwei  in  einander  passende 
Kochtöpfe  vor.     Der  kleinere  schwimmt  — 


'  üeber  giftige  Konsenren. 

Von  Professor  Dr.  Sehottelius^  Freibarg  i.  B. 
Vor  Eingehen  auf  das  wichtige  und  dnreh 
verschiedene  traurige  Vorkommnisee  in  letzter 
Zeit  akut  gewordene  Thema  gab  der  Vor- 
tragende zunächst  einen  kurzen  üeberUiek 
über  die  Bakteriologie  der  Fleiscfavergiftnngea 
und  der  Vergiftungen  durch  bakteriell  ut- 
setzte  Nahrungsmittel  und  ging  dann  m  der 
Hauptsache  auf  die  Ursachen  fflr  das  Hin- 
eingelangen  von  Bakterien  in  gesehkwene 
Konservenbüchsen  über,  zugleich  auch  Mittel 
und  Wege  zeigend,  durch  weldie  Scfaidig- 
ungen  der  Gesundheit  mfolge  OennneB 
giftiger  Konserven  umgangen  werden  können. 
Schottelius  bemerkte,  daß  von  der  Be- 
trachtung solche  Konserven  auszusehliefieo 
sind,  bei  denen  die  Haltbariceit  durch  WasMT 
entziehung  (Trocknen)  oder  durch  reiehliflheB 
Zusatz  wasserbmdender  Mittel  (Zucker,  Sali) 
oder  endlich  durch  wasserarme  Fette  (Oele) 
bewirkt  wird,  weil  bei  diesen  dn  Bakteries- 
wadibtum  un4  4ß^  ^^  giftige  Zersetsong 


mit  Milch    etwa  ^/g  gefüllt   —   im  Wasser 

des  großen  Topfes,  der  kleinere  ist  mit  durch  Bakterien  ausgeschlossen  ist  Ak 
dnem  gewölbten,  in  der  Mitte  durchlochten  dem  Verderben  zugänglich  und  daher  ver 
Deckel    versehen,   so    daß    der  Dampf   des ,  dächtig   erweisen   sich   folglich   —  ^^  ""^ 


nur  die  mit 


899 


hohem  Wassergehalt  konservierten  animal- 
ischen nnd  pflanzlichen  Konserven,  speziell 
also  die  BQchsen-Eonserven. 

An  der  Hand  verschiedener  amerikanischer 
(Chicago),  französischer  nnd  deutscher  Eon- 
serven bemerkte  Schottelius,  daß  die  deutsche 
Fabrikationsmethode  infolge  ihrer  rationellen 
Anordnung  des  Verschlusses  der  Büchsen 
und  der  reinlichen  Behandlung  der  Roh- 
materialien die  größte  Sicherheit  vor  dem 
Hineingelangen  von  Bakterien  und  vor  der 
giftigen  Zersetzung  des  Inhaltes  bietet. 
Trotzdem  ist  aber  die  —  wenn  auch  sel- 
tene —  Möglichkeit  dner  bakteriellen  Zer- 
setzung auch  bei  sorgfältigster  Herstellung 
nicht  ausgeschlossen.  Durch  feinste,  bei  der 
Revision  kaum  bemerkbare  Fehlstellen  in 
der  Lotung,  durch  äußere  mechanische 
Gewalt  (Druck,  Stoß)  und  durch  Rosten  in- 
folge der  Einwurkung  von  Säuren  von  außen 
her  wie  durch  den  sauren  Inhalt  der  Bflchsen 
von  innen  her  kann  der  hermetische  Ver- 
schluß beschädigt  werden  und  Bakterien 
auf  diese  Weise  Eingang  in  das  Innere  ver- 
schafft werden.  Je  nach  der  Art  der  mit 
der  Luft  eindringenden  Bakterien  kommt  es 
dann  zu  einfacher  stinkender  Fäulnis  der 
Eonserven  oder  zu  den  gefährlicheren,  durch 
direkte  Sinneswahmehmung  nicht  erkenn- 
baren giftigen  Zersetzungen. 

Als  Mittel  und  Wege  zur  gesundheitliehen 
Beurteilung  der  Eonserven  werden  folgende 
beherzigenswerte  Grundsätze  aufgestellt: 

1.  Die  giftige  Zersetzung  der  Büchsen- 
konserven wird  durch  Bakterien  hervor- 
gerufen. 2.  Die  durch  Sinneswahrnehmung 
als  verdorben  erkennbaren  Eonserven  sind 
unbedingt  von  der  Benutzung  auszuschließen 
und  nicht  etwa  durch  Aufkochen  oder  durch 
Zusatz  starker  Gewürze  genießbar  zu  machen. 
3.  Frische  Nahrungsmittel  sind  besser  als 
konservierte,  und  der  Gebrauch  der  Eon- 
serven  ist  daher  auf  das  notwendigste  Maß 
einzuschränken.  4.  Die  Benützung  deut- 
scher Eonserven  bietet  auf  grund  der  rein- 
lichen und  technisch  rationellen  Herstellung 
derselben  am  meisten  Gewähr  gegenüber 
gesundheitliehen  Schädigungen.  5.  Eine 
Eontrolle  über  das  Alter  der  Eon- 
serven  durch  Anbringung  einer  äußerlich 
nicht  sichtbaren  Marke  ist  im  Interesse  des 
Publikum  wünschenswert  Wgl. 


'. 


Uranmineralien  in  Dentsoh-Ostafrika. 

Von  Professor  Dr.  Marökwald, 

Redner  macht  die  Mitteilung,  daß  in  den 
Glimmerlagerstätten  am  Westabhange  des 
Lukwenauleben  im  ürugurugebirge  sich 
kristallisierte  Pechblende  von  außerordent- 
licher Reinheit  vorfindet  Der  Gehalt  an 
Uranoxyduloxyd  beträgt  etwa  88  pCt 
Demgemäß  übertrifft  die  Radioaktivität  des 
Erzes  die  der  Joachimsthaler  Pechblende  um 
etwa  20  pOt.    Wgl. 

Neue  ArzneimitteL 

Ancooit  ist  Antipyrinum  Coffeine -oitricum 
von  G.  <&  R.  FritXf  Wien  I,  Bräuner- 
straße 5. 

Ansal  ist  Antipyrinum  salieylic  von  O, 
(fb  R.  Fntx,  Wien. 

Bigall  ist  Bismutum  subgallieum  von  O. 
dt  R,  Friiz,  Wien. 

Cacaol  ist  ein  neues  Nährpräparat,  das 
die  Firma  Wilh,  Pramann,  Gacaolfabrik 
in  Radebeul- Dresden  12  herstellt  Die 
Fabrik  betont ,  daß  sie  speziell  den  vielfach 
aus  Abfallprodukten  hergestellten  Bafer- 
kakaomischungen  wirksam  entgegen- 
treten will  Der  Verkaufspreis  bei  Ent- 
nahme von  2,5  kg  beträgt  1  Mark  für 
0,5  kg. 

En6sol  ist  salicyl-arsensaures  Quecksilber, 
du  neues  lösliches  Arsen-Quecksilbersalz  zum 
Einspritzen,  in  Ampullen  zu  je  2  ccm,  titriert 
zu  0,03]gauf  1  ccm  erhältlich.  Schachteln  zu  10 
Ampullen  kosten  in  Frankreich  3,20  Mk. 
Hersteller:  Laboratorium  Clin  dk  Co^  Paris^ 
Rue  des  Fo8s6s-St  Jacques. 

Laryline  ist  ein  Eeuchhustenpfhister  der 
Firma  P.  Betersdorf  dk  Co,,  Hamburg. 

Manunaline  ist  ein  der  Firma  P.  Beiers- 
dorf  <fb  Co.y  Hamburg,  geschütztes  Brust- 
Pflaster. 

Vivea  ist  eine  Basisseife  nach  Dr.  Unna, 
Hersteller  ist  die  Firma  G.  Beiersdorfdk  Co., 
Hamburg. 

Phytinum  liquidum  ist  das  letzte  Stadium 
in  der  Phytinbereitung  vor  der  Umwand- 
lung in  Pulverform.  Das  flüssige  Präparat 
kommt  in  sterilen  OriginalgläsMi'ite  Eassen- 
packung  zu  1,20  Mk.  die  Flasohe  von 
der  Gesellschaft  für  Chemische  Industrie  in 
Basel  (Schweiz)  in  den  HandeL      B.  Th. 


900 


II  a  h  p  u  n  0  s  m  i  1 1  e  I  -  C  h  e  m  i  01 


Zur  Kenntnis  des  Zitronensaftes. 

Nach  den  Famsteiner'säiea  Untersuch- 
nngsmethoden  hat  Lührig  eine  Anzahl  selbst 
dargestellter  Zitronensäfte  ontersnoht.  Bei 
der  Herstellung  wurden  die  Zitronen  in  üb- 
lioher  Weise  mit  der  Handpresse  ausgepreßt, 
auf  einer  Porzellanfilterplatte  abfiltriert,  in 
lose  verkorkten  Flaschen  bei  20^  G  einige 
Tage  der  Gärung  flberlassen  und  mit  soviel 
98proc  Alkohol  versetzt,  daß  eine  lOvolum- 
proc.  alkoholische  Flüssigkeit  entstand.  Bei 
der  direkten  Ermittelung  des  Extraktgehaltes 
wurde  die  nicht  mehr  als  1,5  g  betragende 
Extraktmenge  2V2  Stunde  im  Weintroeken- 
schrank  getrocknet  Die  tiefschwarze  Färb- 
ung des  Extraktes  zeigte,  daß  eine  tief- 
greifende Zersetzung  hierbei  stattfindet.  Der 
stets  nach  Famsteiner  ausgeführten  indirek- 
ten Extraktbestimmung  wurde  das  spezifische 
Gewicht  der  entgeisteten  und  zum  ursprüng- 
lichen Volumen  aufgefüllten  Flüssigkeit  zu 
gründe  gelegt  Die  Extraktwerte  wurden 
der  Tabelle  des  erstgenannten  Autors  ent- 
nommen. 

Lührig  fand  bei  letzterer  Methode  um 
0,09  g  zu  niedrige  Werte  {Famsteiner 
selbst  gleichfalls  um  0,08  g).  Es  tritt  da- 
her Lührig  für  die  direkte  Ermittelung  des 
spezifischen  Gewichtes  im  entgeisteten  Saft 
ein.  Die  Bestimmung  der  freien  Zitronen- 
säure wurde  durch  Titration  mit  ^/^-Normtil' 
Lauge  mit  Phenolphthalein  vorgenommen. 
Der  Zucker  wurde  als  Invertzucker  bestimmt; 
im  übrigen  wandte  der  Verfasser  die  üb- 
lichen Verfahren  an. 

Im  Durchschnitt  von  10  selbst  berge- 
stellten  Säften  ermittelte  Lührig  folgende 
Werte,  bezogen  auf  unverdünnte  Säfte: 
Extrakt  direkt  10,181  g,  nach  Famsteiner: 
Additionsmethode  10,242  g,  aus  a)  10,506  g, 
aus  b)  10,430  g.  Zitronensäure  (wasser- 
frei): 7,586  g,  Mineralstoffe:  0,3643  g, 
deren  Alkalität  (=  com  Normal-Säure):  4,99, 
Stickstoff:  0,059  g,  Invertzucker:  1,572  g, 
Glycerin:  0,220  g,  Phosphorsäure:  0,0232  g, 
Extraktrest  nach  Famsteiner:  a)  1,08  g, 
b)  0,55  g.  Diese  Werte  weichen  ziemlich 
erheblich  von  den  bislang  in  der  Literatur 
mitgeteUten  ab,  so  besonders  bei  den  Extrakt- 
resten.  Verfasser  hält  daher  auch  hier  die 
Aufstellung    von   Grenzwerten   als   verfrüht 


und  ermuntert  zur  Schaffung  weiterer  uui- 
lytischer  Unterlagen,  um  die  natflrfiehen 
Schwankrmgen,  denen  die  FniehtBifte  je 
nach  der  Witterung  von  der  Ernte,  dem 
Klima  des  Ursprungslandes  der  Früchte  usw. 
ausgesetzt  sind,  näher  kennen  zu  lernen. 

Ztsehr.  f.  Unters,  d.  Nähr,-  u.  Oenußm. 
1906,  XI,  441.  -hW. 

Zur  Beschaffenlieit  des  ErdnuB- 
kuchenmeliles. 

Die  Preßrückstände  der  Erdnüsse,  ein 
beliebtes  Eraf tf uttermittel,  zeigen  häufig  eine 
Neigung  zum  Schimmehi,  weshalb  nicbt 
selten  Beanstandungen  erfolgen.  Schmidt 
weist  in  der  Ztsehr.  f.  öffentl.  Ghem.  1906, 
242,  darauf  hin,  daß  die  in  der  netzförmig 
vertieften  Fruchthaut  zahlreidi  enthaltenen 
Schimmelpilzsporen  wie  auch  die  in  den 
grubigen  Vertiefungen  fest  anhaftenden 
Sand-  und  Erdeteilchen  ganz  nnvermeidlieh 
in  die  als  Futtermittel  dienenden  AbHUIe 
übergehen  müssen. 

Nach  dem  Verf.  sind  nicht  die  fast  stets 
vorhandenen  Schimmelpilzsporen ,  sondern 
lediglich  die  Verunreinigung  oder  Verfälsch- 
ung mit  Ricinuspreßkuchen  die  Ursache,  dsfi 
das  Vieh  öfter  das  Erdnußkudienmehl  nicht 
frißt.  Sehr  viele  Varietäten  von  Bioinos 
communis  sind  stark  giftig,  so  daß  dnreh 
den  Genuß  der  Samenabfälle  sogar  der  Tod 
der  Versuchstiere  herbeigeführt  werden  kann. 
Andererseits  haben  sich  aber  audi  in  den 
weitaus  meisten  Fällen  geringe  Beimen- 
gungen von  RicinusabfäUen  als  unsdiidlieb 
erwiesen.  Femer  machen  sieh  nach  dem 
Genüsse  der  verschiedensten  Samenprefirück* 
stände  der  Oeifrüchte  bisweilen  unter  dem 
Einflüsse  der  Witterungsveriiältnisse  Ver- 
giftungserscheinungen bemerkbar,  die  noch 
völlig  unaufgeklärt  sind. 

Erdnufihülsen,  welche  unter  dem 
Namen  «Erdnußkleie»  in  fein  gemahlenem 

Zustande  gehandelt  werden,  enthalten  Anteüa 
der  rötlidibraunen  Samenhaut  und  sie  werden 
mit  einem  Fett  +  Proteingehalt  von  10  bis 
20  pCt  gehandelt.  Der  Verf.  madit  noch 
besonders  auf  die  Notwendigkeit  riditiger 
Probenentnahme  bei  der  leidit  sieh  entmiMb' 
enden  Erdnußkleie  —  wie  bei  den  Biertreben 
und  Schlempe  —  aufmerksam.         --d^. 


901 


Therapeutische  Mitteilungen! 


Ueber  die  Verwendung  der 

Pyooyanase  bei  der  Behandlung 

der  epidemisohen  S&uglings- 

grippe  und  der  Meningitis 

cerebrospinalis. 

Die  moderne  HeilBerumtherapie  hat  die 
Infektionsbekftmpfang  in  nene  Bahnen  ge- 
lenkt Man  trachtet  gegenwftrtig  niebt  so 
sehr  damaofay  die  Erankheitskeime  zu  ver- 
nichten, als  vielmehr  das  Individuum  durch 
Verstärkung  seiner  natürlichen  Schutzmittel 
vor  der  Infektion  bezw.  deren  Folgen  zu 
Bchfltzen.  Man  hat  damit  den  Weg  der 
direkten  Bekämpfung  und  Vernichtung  der 
Krankheitserreger  verlassen.  Erinnert  sei 
hier  an  die  Durehfflhrung  der  antiseptisohen 
Wundbehandlung,  an  die  gelungene  Prophy- 
laxis der  Cholera,  an  die  Abnahme  des 
Typhus,  der  Tuberkulose  usw. 

Die  Wiederaufnahme  der  Bestrebungen 
der  inneren  Desinfektion  wurde  erst  mög- 
lich^ als  Stoffe  bekannt  wurden,  welche  eine 
hohe  bakterientötende  Fähigkeit  besaßen  ohne 
die  den  bisherigen  antiseptischen  Mitteln  an- 
haftenden Schädigungen  der  Gewebe.  Es 
sind  dies  die  auf  dem  Wege  der  Autolyse 
aus  Bakterien  gewonnenen  bakterientötenden 
Substanzen,  auf  deren  Vorkommen  und  Be- 
deutung zuerst  Emmerich  und  Low  die 
Aufmerksamkeit  gelenkt  haben.  Sie  be- 
zeichnen dieselben  als  proteolytische  Enzyme, 
Nukleasen,  denen  die  Fähigkeit  zukommt^ 
das  Protoplasma  derjenigen  Bakterienart  auf- 
zulösen, durch  wel<die  sie  erzeugt  wurden. 
Eb  gibt  aber  auch  Nukleasen,  weiche,  wie 
das  proteolytische  Enzym  des  Bacillus 
pyocyaneus,  das  iSrotoplasma  verschie- 
dener Bakterien  aufzulösen  vermögen.  Em- 
merich  hat  die  bakterientötende  Wirkung 
der  Pyocyanase  auf  eine  große  Zahl 
von  pathogenen  Bakterien  und  zugleich  die 
relative  Ungiftigkeit  dieser  Substanz  in  zahl- 
reichen Versuchen  festgestellt 

Bezflglich  der  Herstellung  der  Pyo- 
cyanase sei  auf  die  ausf flhrlidien  Arbeiten 
der  oben  genannten  Autoren  in  Band  31 
und  36  der  Zeitschrift  ffir  Hygiene  ver- 
wiesen. In  letzter  Zeit  hat  das  bekannte 
Lingner'wike  Laboratorium  in  Dresden  die 


Herstellung    des   Mittels   im    großen    flber- 
nommen. 

Mit  vielem  Erfolg  bedient  man  sidi  bei 
der  Darreichung  des  Spray-Apparats  von 
Escherich  (Wiener  klin.  Wochenschr.  1893, 
Nr.  7  bis  10)  mit  einer  zweckmäßigen, 
seitens  des  Lingner'adiexi  Laboratorium  an- 
gegebenen Abänderung. 

Die  Erprobung  der  Linffner'^ea  Pyo- 
cyanase bot  sich  bei  Gelegenheit  einer 
Grippe-Epidemie  auf  der  Säuglingsabteil- 
ung  des  Einderspitals  der  Universitätsklinik  in 
Wien  im  Oktober  1905.  Nach  der  ersten 
Erkrankung  traten  wiederholt  Rückfälle  auf, 
bis  am  13.  Januar  1906  bei  sämtlichen 
SäugUngen  die  Eintränfelung  von  je  5  Tropfen 
Pyocyanase  in  jedes  Nasenloch  vorgenommen 
wurde,  worauf  weitere  Erkrankungen  aus- 
blieben und  die  Kokken  in  dem  Nasenloch 
nicht  mehr  nachweisbar  waren. 

Die  bei  der  Grippe- Epidemie  gemachten 
Erfahrungen  ermutigten  auch  zur  Anwend- 
ung des  Mittels  bei  Meningitis  cere- 
brospinalis. Maßgebend  hierfür  war  der 
Umstand,  daß  der  Meningococcus  dem  Mikro- 
coceus  catarrhalis  biologisch  sehr  nahe  steht, 
daß  die  Infektion  der  Meningokokken  ähn- 
lich wie  diejenigen  der  Grippe  wahrschein- 
lich in  den  ersten  Respirationswegen  erfolgt 
und  dort  ähnliche  Krankheitserscheinungen 
verursacht  Ueber  die  Meningitisinfektion 
gaben  die  Untersuchungen  von  von  lAngels- 
heim  in  der  schlesischen  Epid^inie  einen 
nicht  unbedeutenden  Aufschluß. 

Die  besondere  Wirksamkeit  des  Mittels 
gegenüber  dem  Menmgoeoccus  legt  auch 
den  weiteren  Gedanken  nahe,  bei  der  schon 
ausgebrochenen  Meningitis  durdi  Einspritzung 
der  Pyocyanase  in  den  Rflckenmarkkanal 
die  eingedrungenen  Keime  zu  töten  und  so 
diese  gefährliche  Krankheit  zu  hdlen. 

Die  Durchführung  der  intradnralen  Ein- 
spritzung der  Pyocyanase  bietet  keinerlei 
technische  Schwierigkeiten  und  wurde  auch 
in  relativ  großen  Mengen  von  3  bis  5  ccm 
als  Einzelgabe  gut  vertragen.  Es  konnte  nach 
der  Einspritzung  eine  deutliche  Verminder- 
ung der  Bakterien  stets,  oft  auch  ein  völliges 
Verschwinden  derselben  in  der  Punktions- 
flüssigkeit nachgewiesen  werden.     Die  Des- 


902 


infektionsversuohe,  welche  am  Raehen  und 
Nasenrachenraum  vorgenommen  worden; 
waren  insofern  erfolgreich;  als  nach  einer 
dnmaligen  gründlichen  Ausgießnng  derselben 
mit  5  bis  10  Tropfen  anverdünnter  Pyo- 
cyanase  die  vorhandenen  Meningokokken 
in  den  nach  24  Stunden  vorgenommenen 
Impfungen   nicht  mehr  nachweisbar  waren. 

Jedenfalls  müssen  noch  weitere  Behand- 
langen mit  Pyocyanase  bei  Meningitis  vor- 
genommen werden^  am  ein  definitives  Urteil 
über  die  Bekämpfung  dieser  gefährlichen 
Krankheit  mit  diesem  Heilmittel  abgeben  zu 
können.  W.  Fr, 

Wiener  Klin,  Woehenschr,  XIX,  Nr.  25. 


Unglücklichen  Zufällen 
bei  Quecksilber-  Einspritzungen 

sucht  Härtung  in  Breslau  durch  Opium- 
gaben zu  begegnen.  Kobert  macht  in 
seinen  «Intoxikationen»  darauf  aufmerksam, 
daß  Opiumesser  die  enorme  Menge  von  1,8  g 
Sublimat  im  Tage  ohne  Schädigung  ver- 
tragen, zweifellos,  weil  sich  im  Darm  eine 
unlöslicheVerbindung  aus  Opium  und  Sublimat 
bUdet.  Seither  behandelt  Härtung  jeden 
Tag  durch  Quecksilber  bedingten  Darm- 
katairh  mit  hohen  Opiumgaben  und  erzielt 
damit  stets  rasches  Verschwinden  der  Darm- 
erscheinungen;  er  gibt  jetzt  sogar  dem 
Ejranken  gleich  bei  Beginn  einer  Queck- 
silberkur Opiumtropfen  mit  der  Weisung, 
sofort  beun  Auftreten  von  Darmstörungen 
davon  zu  nehmen.  A,  Rn, 

DemuUol.  Ztschr.  1906,  Nr.  1. 


Die  Unverträglichkeit  von  Jod- 
salzen 

mitPeroxyden,Quecksilberverbindungen,Alkal- 
oiden  und  tanninhaltigen  Arzneimitteln  ist 
bekannt.  Von  Pouchefs  Angaben  soll  hier 
nur  eine  Erwähnung  finden.  Da  die  Jod- 
salze  nicht  nur  durch  den  Harn,  den  Schweiß 
und  den  Speichel,  sondern  auch  durch  die 
Trftnenfiüssigkeit  wieder  ausgeschieden  wer- 
den, ist  eine  besondere  Vorsicht  nötig,  daß 
nicht  zur  gleichen  Zeit  Jodsalz  innerlich 
und  Ealomel  als  Augenstreupulver  ange- 
wendet wird.  A. 

Joum.  Pharm.  cTAnvers  1906,  368. 


Ueber    schmerzlose    subkutane 
Quecksilber-  Einspritzungen. 

Das  von  der  Chemischen  Fabrik  von  Hey- 
den  in  Radebeul  hergestellte  Präparat,  wehhes 
1,0  pGt  Hydrargjrum  oxycyanatum  und 
1,5  pCt  Akoin  in  wSsseriger  Lösung  enthält, 
erzeugt  bd  subkutaner  Einspritzung  keine 
oder  mindestens  keine  nennenswerte  Schmerz- 
empfindung, und  die  Einspritzstelle  bleibt 
auch  w&hrend  der  folgenden  Tage  vOllig 
schmerz-  und  reizlos. 

Was  die  An wendungs weise  betrifft, 
so  hat  Hirsch^  Halberstadt,  in  Pausen  von 
2  bis  4  Tagen    bei   Erwachsenen  je  1  bis 
1,5  ccm,  bei  Kindern  entsprechend  weniger, 
abwechselnd  zu   beiden   Seiten   der  Wirbel- 
säule subkutan  eingespritzt     Die  Haut  wird 
vorher  sorgfältig   gereinigt  und  desinfiziert, 
nach   der   Einspritzung   wird   die  Oeffnung 
mit  Xeroform  oder  XeroformkoUodium  oder 
ähnlichen  Mitteln   verklebt     Die  Spitze  der 
Kanüle    muß   scharf,   diese  selbst   und   die 
Spritze  —  Hirsch  benutzt  ausschließlieh  die 
Lüer^Bcbe  Spritze  —  mehrmals  mit  5proc. 
Karbolsänrelösimg  und  dann  mit  destiliiertem 
Wasser  ausgespritzt  sein.     Von  KarboLBänre- 
oder  Sublimatlosung  darf  nichts  in  der  Spritze 
oder  Kanüle  bleiben,  da  sonst  Akointrübung 
eintritt     Endlich    ist,  besonders   bei   fetten 
Personen,  darauf  zu   achten,  daß  man  tief 
genug  in  das  lockere  UnteriiautzeUgewebe 
einspritzt,    nicht    in    die  straffen   Schiebten 
der  Haut,  wo  jede  Einspritzung  einen  beftigea 
Druck    auf   die   fest   eingebetteten   Nerren 
ausüben  muß;   die   Spritze  muß  sich  leicht 
entleeren  lassen,  sonst  ist  tiefer  einznstecher» 
Hat  man  nicht   tief  genug  eingespritzt,  so 
entsteht  in   der  Haut  sofort  ein  blutleerer 
Bezirk,   welcher  am   folgenden  Tage  einen 
Blutaustritt  der  Haut  zeigt  und  etwas  Schmerz 
verursacht.     Ein   schmerzhaftes   Infiltrat  ist 
immer  die  Folge  mangelhafter  Asepsis. 

Daß  lösliche  Quecksilbersalze  sehr  schnell 
wieder  ausgeschieden  werden,  davon  hat 
sich  Hirsch  durch  mehrfache  Untenoeh- 
ungen  des  Harns  überzeugt;  dieser  enthielt 
8  Tage  nach  der  letzten  Einspritzung  keine 
Spur  mehr  von  Quecksilber.  A  i2» 

Med.  Klinik  1906,  Nr.  9. 


903 


Photographisohe  Mitteilungen. 


Selbstallfertigung  von  Gelb-  und 

Rot-Scheiben. 

Man  bereite  sich  eine  Lösung  aus  10  g 
Oelatine,  3  g  Zucker,  150  ccm  Wasser  und 
50  ccm  Kaliumdicbromatlösung  (1 :  10),  über- 
ziehe damit  reme  Glasplatten  und  tauche 
dieselben  nach  völligem  Trocknen  in  eine 
10  proc.  Lösung  von  Bleinitrat.  Nachdem 
die  Umsetzung  in  chromsaures  Blei  beendet 
ist,  wässere  man  die  Schicht  gut  aus  und 
mederhole,  wenn  die  erhaltene  gelbe  Farbe 
noch  nicht  genügend  lichtsicher  erscheint, 
«dieselbe  Prozedur. 

Eine  rote  Färbung  erzielt  man  auf 
folgende  Weise:  Man  löst  5  g  Qnecksilber- 
<dilorid  in  65  ccm  heißem  Wasser,  läQt  die 
Lösung  auf  ungefähr  20^  C  abkühlen  und 
legt  das  mit  Gelatinelösung  1 :  15  über- 
zogene Glas  etwa  10  Minuten  hinem.  Naeh 
•dem  Trocknen  badet  man  die  Platte  in  einer 
JodkallumlöBung  13:150,  wodurch  sich  das 
^Quecksilberchlorid  in  scharlachrotes  Queck- 
ailberjodid  verwandelt.  Die  Platte  wird  dann 
^t  gewaschen.  Eine  Veränderung  der 
Farb^schichten  ist  völlig  ausgeschlossen, 
wenn  man  dieselben  durch  einen  festen 
I^cküberzug  schützt. 

Gut  lAcht  190Ö.  Bm, 


anspruchsloseste  Tonungs- 
methode 

für  Bromsilberbilder,  die  dabei  immer  sicher 
haltbare  Bilder  gibt,  ist  nach  allen  bisherigen 
Erfahrungen  die  Alaun-flxiematron-Tonung. 
Manche  lassen  sich  dadurch  von  ihrer  Ver- 
wendung abschrecken,  daß  die  Vorschriften 
meist  die  Verwendung  warmer  Lösungen 
vorschreiben;  dies  ist  jedoch  nicht  gerecht- 
fertigt, denn  man  erhält  in  kalten  Lösungen 
ebenso  gute  Töne,  nur  geht  die  Tonung 
bedeutend  langsamer  vor  sich;  wenn  man 
emen  etwas  überentwickelten  Druck  (auch 
überkopierte  von  häßlicher  grüner  Farbe 
taugen  dazu)  in  die  kalte  Lösung  eingelegt 
hat  und,  nachdem  er  gleichmäßig  durchwacht 
ist,  darin  ruhig  liegen  läßt,  so  findet  man 
Um  in  5  bis  10  Stunden  schön  sepiabraun 
getont  wieder.  Fleckenbildung  kommt  nie  vor. 

Das  Tonbad  ist  nahezu  umsonst  herzu- 
stellen: In  200  ccm  Wasser  löst  man  10  g 
Fixiernatron  und  2  g  Alaun,  worauf  sich 
die  Lösung  allmählich  milchig  trübt;  genaue 
Dosierung  ist  nicht  nötig.  Die  Bilder  gehen 
im  Tonbade  etwas  zurück,  trocknen  dann 
aber  wieder  etwas  kräftiger  und  mit  kälterem 
Tone  auf.  Bm, 

Phot.  Industrie,  1906,  Nr.  33. 


Entwickler  für  Aufnahmen 

mit  monotoner  Beleuchtung,  die 

leicht  flaue  Negative  ergibt 

Der  Entwickler  setzt  sich  folgender- 
maßen, zusammen : 

Lösung  I:  Pyrogallol  6  g,  Metol  5  g, 
KaliummetabisulGt  14  g,  Bromkalium  2  g, 
destill.  Wasser  1000  ccm. 

Lösung  II:  Natriumkarbonat  200  g;  destill. 
Wasser  1000  ccm. 

Dieser  Entwickler  wird  je  nach  der  Ex- 
position und  dem  Objekt  dadurch  abge- 
stimmt, daß  man  bei  Ueberexposition  von 
der  zwdten  Lösung  weniger  und  bei  Unter- 
exposition von  der  zwdten  Lösung  etwas 
reichlicher  verwendet.  Bei  normaler  Be- 
lichtung werden  gleiche  Teile  gemischt.  • 

Apollo  Nr.  270.  Bm. 


Bilder  mit  der  Schicht  auf  Glas  zu  kleben. 

Man  löst  heiß :  1  g  Gelatine  in  100  com  Wasser 
UDd  10  ccm  Alkohol.  Damit  übergießt  man  gut 
gereinigte  Glasplatten  nnd  stellt  sie  auf  den 
Plattenbook  zum  Trocknen.  Bild  und  Glasplatte 
bringt  man  hieranf  anter  Wasser  zusammen, 
hebt  beide  heraus,  quetscht  zusammen  und 
trocknet 

Photo-Sport  1906,  Sept.  .  Bm. 


Orünsehleler  entfernt  man  durch  Einlegen 
der  Platte  in  ein  Bad,  bestehend  aus  1  gEisen- 
ohlorid,  1  g  Bromkalium  und  25  bis  30  g  Wasser. 
Die  Platte  wird  darin  solange  belassen,  bis  sie 
weiß  geworden  und  nach  gehörigem  Wässern 
von  neuem  mit  Eisenozalat  entwickelt. 

Ratg.  f.  Ämat.  Phot.  1906.  Bm. 


Gelbe  Eisenlleeken  von  Bromsilberdrucken 

beseitigt  man  durch  Eintauchen  (1  bis  2  Standen) 
in  eine  Mischung  von  1  Vol.  Essigsäure  und  2 
Vol.  gesättigter  Kialiurnoxalatlösung  oder  in  eine 
1,5  bis  2  proo.  Oxalsäurelösung.  Bm, 

Raig.  /.  Amat.  Phot.  1906. 


904 


Verschiedene  MHteilungen. 


Alzen, 
eine  neue  Metalllegierunff. 

Der  Name  «Alzen»  ist  einer  neuen  Le- 
gierung gegeben  worden^  die  aus  2  Teilen 
Aluminium  und  1  Teil  Zink  gebildet  wird. 
Alzen  soll  an  Stärke  dem  Gußasen  eben- 
bürtig^ diesem  aber  an  Elastizität  erheblich 
überlegen  sein,  femer  soll  es  eine  feine 
Politur  annehmen  und  natürlich  nicht  rosten. 
Seine  Farbe  ist  weiß;  es  schmilzt  bei  nie- 
driger Rotglut  und  nimmt  dann  einen  hohen 
Grad  von  Dünnflüsägkeit  an,  so  daß  es  die 
fernsten  Hohlräume  einer  Form  auszufüllen 
vermag.  Das  Alzen  ist  aber  immer  etwas 
brüchig  und  daher  ungeeignet  für  Zwecke, 
wo  eine  Fähigkeit  wie  etwa  die  des  Messings 
erforderlich  ist.  Das  spezifische  Gewicht 
der  neuen  Legierung  wird  mit  3,3,  seine 
Zugfestigkeit  mit  annähernd  150  kg  für 
den  qcm  angegeben.  Zu  diesen  englischen 
Blättern  entstammenden  Mitteilungen  gibt 
die  Ghem.-Ztg.  1906,  971  folgenden  Kom- 
mentar: cAn  vorstehenden  Angaben  ist  das 
Neue  f  alsdi,  das  Richtige  nicht  neu.  Alumin- 
iumzinklegierungen sind  als  Gußmetalle  ver- 1 


wendbar    und  bekannt,    aber  schwerer  und 
nicht   annähernd  so   iXhe  wie  behauptet» 

Wgl. 


Eine  Verfälschung 

von  sohwarzem  Pfeffer  in 

Eömem 

bestand  nach  Ferruccio  Truffi  (BoUett 
ehim.  farm.  1906,  521)  in  einer  betrioht- 
lichen  Erhöhung  des  Gtowiebtee  des  Pfetfen, 
mdem  echte  Pfefferkümer  mit  einer  HfiUe 
umgeben  waren,  die  das  Aussehen  der  Körner 
nicht  verändert  hatte.  Diese  Hülle  bestand 
nach  den  Untersuchungen  des  VerfaBserB 
aus  Roggenstärke,  in  der  außerdem  Holir 
Stoff,  Schwefelsäure,  Kieselsäure,  Ejük,  Mag- 
nesium, Aluminium,  Calcium  und  Mangan 
nachweisbar  waren.  Demnach  lag  ein  minder- 
wertiger (wahrscheinlich  leichter  Singapore-) 
Pfeffer  vor,  der  mit  einer  HflUe  aus  Mehl, 
Kreide  und  Umbrabraun  so  umgeben  war, 
daß  das  Gewicht  um  32  pGt  erhöht  wurde« 
Dieser  Pfeffer  wird  in  Süditalien,  besonden 
in  Bari,  zubereitet  —ix— 


Briefweohsel. 


Apoth.  S.  in  Dr.  und  mehrere  andere  Kol- 
legen* Auf  mehrere  an  uns  gerichtete  Anfragen 
über  den  in  Pharm.  Gentralh.  47  [1906],  688, 
erschienenen  Aufsatz  «Zur  Kenntnis  der  inneren 
Trippermittel  >  teilt  uns  auf  ßückfrage  der  Autor, 
ApotiiekerDr.  L.  Singhof^  mit,  daß Sonderabdrücke 
dieser  Arbeit  von  ihm  aus  an  eine  Beihe  seiner 
näheren  Kollegen  versandt  worden  seien;  wir 
selbst  stehen  der  Aassendung  dieser  Abdrücke 
fern.  Herrn  Dr.  8in;hof*8  Adresse  ist:  Heidel- 
berg, Brückenstraße. 

M«  S.  in  Moskau*  1.  Pharmakognost- 
isch  -  geographische  Karte  von  H, 
Sehelenx^  Yenag  von  O.  FreyUtg  und  Bemdt 
in  Wien.  —  2.  Mikroskopische  Prä- 
parate für  den  botanischen  und  pharma- 
kognostischen  Unterricht  liefert  Apotheker  0, 
Säphiom ,  Dresden  -  N.,  Bautzner  Straße.  — 
3.  Größere  Werke  für  Chemie  und 
Pharmazie  sind  bei  Julius  Springer^  Yer- 
lagshandlung  in  Berlin,  Monbijouplatz  3  zu 
haben.    Lauen  Sie  sich  Verzeichnis  senden. 

Dr.  P*  B»  in  L«  Wir  haben  von  jehw  den 
Standpunkt  vertreten,  daß  ein  gezuckerter 


Wein  (entspiechend  §  2,  Nr.  4  des  Weis- 
gesetzes)  nicht  mit  besonderem  Beinamen  balegt 
werden  darf.  Denn  §  4  des  Weingesetzes  rer- 
bietet  ein  täuschendes  Gebahren  in  der  ein- 
deutigsten Weise,  und  auch  daa  Reichagericbt 
hat  in  gleichem  Sinne  entschieden.  Wenn  das 
Düsseldorfer  Landgericht  einen  Weinhindler  lo 
30  Mark  Oeldstrafe  verurteilte,  weil  er  annen 
gezuckerten  Wein  als  «garantiert  run»  aopries, 
so  hat  es  nur  korrekt  gehandelt  Es  ist  sehr 
wohl  anzunehmen,  dafi  das  kaufende  PabÜkma 
unter  «garantiert  rein»  einen  «Natnrwein»  ler- 
steht,   fuso   einen  Wein   ohne  jedweden  Znaatk 

P,  & 

Anfrage. 

1.  Wie  wird  Sepiablitzpapier  für 
Lichtdruck  hergestellt? 

2.  um  die  Yorschiift  zur  Konservier- 
ungsflüssigkeit von  Pfeifferimg  wird 
gebeten. 

3.  Kennt  vielleicht  einer  unserer  Leser  ein 
Yerfahren  zur  Selbstherstellnog 
von  präparierten  GeheiBseicheo- 
blfittern  (sum  SohneUaaiohtten)? 


Vertogw :  Dr.  A«  Seluuiiflr.  Pwiaan  and  Dr.  P.  MB,  DreidMi-: 
VexBBtwortlkhflr  Ultar:  Dr.  P.  StA,  in  Dntd«i««i 
Im  BiuiihAndal  dorob  Julia«  BprlBg er,  Beriln  N..  lAvU 
Draek  tob  Fr.  Titlei  Nafebfoffer  (KonAtb  %l  Mftkl«) 


Phannaceutische  Centralhalle 

für  Deutschland. 

Herausgegeben  toq  Ois  A.  Sohneidei*  und  Dp.  P.  Sflss. 


mtm 


Zeitsehrift  fflr  wiBsenschaftliche  und  geschäftliche  Interessen 

der  Phannacie* 

Gegrflndet  von  Dr.  HermuiB  Hager  im  Jahre  1859» 

Ersoheint  jeden  Donnerstag. 

Bezugspreis  vierteljährlich:  durch  Buchhandel  oder  Post  2,50  ük.,  durch  Oescbttfts- 
stelle  im  Inland  3,—  Mk.,  Ausland  3^  Mk.  —  Einselne  Nummern  30  Pf. 

Anseigen:  die  einmal  gespaltene  Klein-Zeile  30  Pf.,  bei  größeren  Anzeigen  oder  ^ieder- 

holxmgen  Preisermäßigung. 

Leiter  der  I  Dr.  Alfred  Schneider,  Dresden-A.  21;  Schandauer  Str.  43. 
Zeltselirift:  J  Dr.  Paul  Suß,  Dreeden-Blasewitz;  Gustav  Freytag-Str.  7. 

Gesehlftestelle:  Dresden-A.  21;  Schandauer  Strafie  43. 


MU. 


Dresden,  1.  November  1906. 


Der  neuen  Folge  XXVII.    Jahrgang. 


XLvn. 

Jahrgang. 


Inluüt:  Cli«mi«  und  Phumacie:   Pharmaseatisch-medislniiche  Gedanken  sum   Weinparlament.   —   Ueber    den 

Nachweis  dei  Einfließena  von  schlensenwasser  in  Brannenwasaer.  —  Ueber  die  Konstitation  der  Nforphinalkaloide. 

-  Quantitative  Bestimmung  der  hftmolytischen  Wirkung  einwertiger  Alkohole.   —   Ueber  den  gegenwftrtigen  Stand 

unserer  Kenntnis  der  Fette  vom  pbysiologisch-cbemischen  Standpunkte.  —  Nene  Artneimittel.  -    Die  lodometrisehe 

Bestimmung  der  Hamsauie.    —   Prüfung  Ton  Eukalyptusöl.  —  EongreU  für  angewandte  Botanik  in  Hamburg  vom 

II    bis  15.  September  1906.  —  Ueber  den  Alkaloidgehalt  der  Mutter-   und  Tochterknollen  Ton  Aconitum  Napellus. 

-    Ein  neues  kokainfreiea  Injektlons-Anisthetikum.—  Ana  den  Helfenberger  Annalen  1906.  —  Apparat  cur  schnellen 

und  kontinuierlichen  Entwicklung  von  Wasserdampf.   —   Bingesogenea  Diphtherie-Heilserum.  —  Therftpenttoehe 

MitttlliuiKeii.  —  PhotogiraphlBche  MltteilnBseB.  —  Büelieneliaii.   —  Verteliledeiie  MltteUnnc^ii. 


Chemie  und  Pharmaeie. 


Pharmazeutisch  -  medizinische 
Gedanken  zum  Weinparlament 

Daß  ich  als  Arzt  mich  mit  ent- 
sprechenden Fragen  der  Weinchemie  be- 
faßt habe,  wissen  die  Leser  der  tPharm. 
Centralh.»,  da  ich  mehrfach  Beiträge 
zur  Chemie  des  Weines  mit  den  Gesichts- 
punkten des  Arztes  in  dieser  Zeitschrift 
veröffentlicht  habe.  Auch  die  Nahrnngs- 
mittelchemiker  haben  stets  Gelegenheit, 
in  der  tPharm.  Gentralh.»  ihre  Stellung 
zur  chemischen  Beurteilung  der  Weine 
geltend  zu  machen.  Aber  nach  der 
Anfrage  im  Briefwechsel  Seite  880  hat 
es  den  Anschein,  als  ob  fär  das  deutsche 
Weinparlament  weder  Chemiker  noch 
Aerzte  genflgend  vorgearbeitet  hätten, 
um  ihren  Standpunkt  zur  Geltung  brin- 
gen zu  können.  Nur  verschiedene 
Gruppen  von  Winzern  und  Weinhändlem 
suchen  sich  vernehmlich  zu  machen  und, 
was  da  gehört  wird,  ist  im  allgemeinen 
nur  sehr  oberflächlich  mit  Wissenschaft 


oder  mit  Sorge  fflr  das  Gemeinwohl 
verbrämt.  Sehr  deutlich  kann  man  das 
Interesse  von  zwei  Gruppen  erkennen 
einerseits  der  Großproduzenten  und  Groß- 
händler, welche  durch  Gesetz  möglichst 
gfinstige  Bedingungen  für  die  besseren 
Weinsorten  zu  erreichen  wünschen,  und 
die  Kleinproduzenten  und  Kleinhändler, 
welche  wiederum  besondere  Interessen 
haben.  Es  besteht  große  Gefahr,  daß 
irgend  ein  Teil  oder  vielleicht  eine  oder 
die  andere  Uebergangsgruppe  von 
Existenzen  erwürgt  wird,  um  den  über- 
lebenden Existenzen  um  so  bessere  Be- 
dingungen zu  schaffen.  Eine  der  Haupt- 
fragen bildet  dabei  das  Zuckern  des 
Weines.  Theoretisch  muß  dieses 
Zuckern  für  Arzt  und  Chemiker  neben- 
sächlich erscheinen,  da  es  vor  der  Ver- 
gärung oder  vor  einer  Neu  Vergärung 
geschieht.  Denn  im  großen  wird  aller 
Zucker  in  Gärprodukte  umgesetzt,  so 
daß  es  gleichgiltig  sein  muß,  ob  diese 
Gärprodukte  aus  einer  natürlichen  Misch- 


906 


ung  von  Dextrose  und  Laevulose  oder, 
ob  sie  aas  Saccharose  entstanden  sind. 
Daß  hierflber  sehr  verkehrte  Ansichten 
bis  in  relativ  chemisch  geschalte  Kreise 
verbreitet  sind,  sehe  ich  fast  täglich 
darch  Ansichten  von  Zackerkranken 
aber  künstlich  gezuckerte  Weine.  Natür- 
lich gehören  immer  zur  Harmonie  des 
Weines  gewisse  Verhältnisse  zwischen 
anvergorenem  Extrakte  and  vergorenem 
Zucker.  Soweit  dies  Verhältnis  nach 
beiden  Seiten  von  Natur  sehr  hohe 
Zahlen  aufweist,  haben  wir  es  mit  einem 
hochedlen  Getränke  zu  tun.  Künstlicher 
Zuckerzusatz  kann  aber  nur  die  eine 
Seite  dieses  Verhältnisses  erhöhen.  So- 
mit wird  künstlicher  Zuckerzusatz  nie- 
mals aus  einer  geringen  Weinsorte  eine 
wertvolle  Weinsorte  machen  können. 
Veränderungen  des  unvergärbaren  Ex- 
traktes sind  aber  nach  bestehenden 
Gesetzen  für  Deutschland  mit  Recht 
ein  für  alle  Male  verboten.  Wer  das 
Geld  dazu  hat  und  den  Wein  nach  Be- 
lieben auswählen  kann,  wird  wohl  stets 
nach  Weinen  greifen,  deren  Zucker  und 
Ebrtrakt  der  Traube  entstammt.  Aber 
die  Zahl  jener  Leute  ist  die  überwie- 
gende, welchen  ein  Naturwein  nach  be- 
Uebiger  Wahl  zu  teuer  ist.  Hier  gibt 
es  eine  Menge  Lagen  und  Jahrgänge 
in  Deutschland,  die  erst  durch  künst- 
lichen Zuckerzusatz  vor  der  Vergärung 
einen  entsprechenden  Geschmack  er- 
halten. Deutschland  erlaubt  nur  diesen 
Zuckerzusatz;  andere  Länder  erlauben 
noch  viel  mehr  künstliche  Zutaten,  ohne 
daß  die  deutschen  Grenzen  gegen  diese 
Kunstprodukte  des  Auslandes  gesperrt 
sind  oder  gesperrt  werden  können. 
Wenn  schon  in  Deutschand  das  Zuckern 
erlaubt  bleiben  soll,  so  ist  die  Forder- 
ung, die  Zuckerung  zeitlich  zu 
beschränken,  für  Arzt  und  Chemiker 
unbegreiflich.  Gerade  der  kleine  Pro- 
duzent soll  angeblich  geschützt  werden. 
Gerade  ihm  stehen  nicht  verschiedene 
Jahrgänge  und  Lagen  zu  beliebigem 
Verschnitt  zur  Verfügung.  Gerade  er 
hat  keine  großen  Keller  und  keinen 
Ueberfluß  an  Gärgefäßen.  Wenn  zeit- 
lich die  Zuckerung  beschränkt  wird, 
dann  kann  der  Großproduzent  im  großen 


Keller  bei  unbeschränkter  Faßzahl  in 
dieser  kurzen  Zeit  soviel  zuckern,  als 
er  nur  will.  Dieser  Großproduzent  wird 
uns  zuletzt  auch  die  edlen  Lagen  nicht 
mehr  zuckerfrei  halten.  Dagegen  kann 
dann  der  Kleinproduzent  in  b(^hränkten 
Bäumen  nur  einen  kleinen  Teil  seiner 
geringeren  Weine  zuckern.  Für  den 
Rest  ist  es  ihm  in  Zukunft  durch  die 
beabsichtigte  zeitliche  Begrenzung  un- 
möglich. Es  bleibt  ihm  nur  der  Aus- 
weg, sofort  auch  die  geringeren  Weine 
um  jeden  erreichbaren  Preis  an  den 
Großproduzenten  loszuschlagen,  so  lange 
die  Jahreszeit  noch  eine  Zuckerung  er- 
laubt. Es  ist  dies  für  die  kleinen  Be- 
sitzer billiger  Weinlagen  eine  ernste 
Gefahr.  Nach  dem,  was  ich  über  deutsche 
Weine  schon  geschrieben  habe,  glaube 
ich  auf  diese  Beobachtungen  in  ver- 
schiedenen Weingebieten  —  ich  komme 
in  persönliche  Fühlung  mit  Produzenten 
aller  deutschen  Weingebiete  —  hinweisen 
zu  sollen. 

Aber  der  Ort  des  Hinweises  in  der 
tPharm.  Centralh.»  erscheint  vielleicht 
unangebracht.  Was  soll  dies  alles  fBr 
Apotheker  und  Arzt?  Eis  bedeutet  dies 
für  Arzt  und  Apotheker  sogar  sehr  viel. 
Die  Abstinenzbewegung  mag  angeblich 
noch  so  große  Fortschritte  gemacht 
haben,  so  bleibt  bei  der  Mehrzahl  der 
Kranken  doch  immer  noch  als  eines  der 
ersten  Genußmittel,  das  dem  Kranken 
wieder  Gefallen  an  Speise  und  Trank 
vermittelt,  der  Wein.  Ein  Glas  Wein 
verordnet  der  Arzt  und  liefert  der  Apo- 
theker gerade  bei  jenen  Kranken,  deren 
Kräfte  nicht  mit  Austern,  Kaviar  oder 
Schildkrötensuppen  gehoben  werden 
können.  Hier  müssen  die  kleineres 
Weine  Verwendung  finden  und  können 
es  vielfach  nur  in  einem  Zustand,  der 
durch  Gärung  mit  Zuckerzusatz  emeit 
wurde.  Werden  diese  Weine  dem  Kran- 
ken unzugänglich  gemacht,  so  nehmen 
wiederum  die  gekünstelten  Weine  des 
Auslandes  am  Krankenbette  überhand. 
Alles  andere  außer  Znckerzusatz  ist  in 
Deutschland  als  gesundheitsschid- 
lich  verboten.  Damach  würde  der 
Kranke  in  der  Mehrzahl  der  Fälle  ein 
heimisches  Getränk  verlieren  und  em 


907 


gesandheitsschädliches  Anslandsprodnkt 
eintaaschen.  Wenn  es  Arzt  nnd  Apo- 
theker vielleicht  auch  nichts  angehen 
mag,  daß  eine  Anzahl  deutscher  Pro- 
duzenten durch  die  vorgeschlagenen 
Weingesetze  zu  Grunde  gerichtet  werden, 
so  geht  es  Arzt  und  Apotheker  sehr 
wohl  an,  wenn  dem  Kranken  ein  ein- 
wandfreies Diaetetjcum  unzugänglich 
gemacht  wird.  Ich  halte  es  darum  für 
nötig,  daß  auch  Apothekerkreise  die 
neuen  Vorschläge  zur  Abänderung  der 
Weingesetze  im  Auge  behalten  und  sich 
in  geeigneter  Weise  dazu  äußern,  daß 
nicht  der  deutsche  Kranke  wiederum 
an  französische  und  belgische  Rotwein- 
fabriken ausgeliefert  wird. 

Bad  Nenenahr,  Rheinpreußen.      Oefele. 


Ueber   den  Nachweis   des   Ein- 
füeBens  von  Schleusenwasser  in 

Brunnenwasser. 

Der  unterirdische  Zusammenhang 
zweier  Wasserläufe  wurde  in  früherer 
Zeit  durch  das  Einbringen  von  Koch- 
salz erbracht  Da  aber  die  natürlichen 
Wässer  selbst  alle  mehr  oder  weniger 
Chloride  enthalten  und  da  nur  0,01  g 
im  Liter  destillierten  Wassers  noch  mit 
Sicherheit  wahrgenommen  werden  kann, 
genügte  diese  Methode  höheren  An- 
sprüchen nicht  mehr  und  man  ging  zur 
Anwendung  von  Farbstoffen  über,  von 
denen  noch  Verdünnungen  von  ein 
Millionstel  erkennbar  waren,  soweit  es 
sich  um  reines  Wasser  handelte. 

Es  finden  sich  in  der  Litteratur  Mit- 
teilungen über  die  erfolgreiche  Anwend- 
ung von  Anilinblau,  Fuchsin,  Auramin, 
Eongorot  und  vornehmlich  von  Eosin 
und  Fluorescein.  Der  letztere  Körper 
soll  noch  einen  Nachwels  in  einer  Ver- 
dünnung 1 :  2  000  OCO  000  gestatten.  So- 
weit es  sich  um  Fluß-  und  Quellwasser 
oder  um  nur  mäßig  veininreinigte  Wasser- 
läufe handelt,  mögen  die  FarbstofFver- 
fahren  zum  Ziele  führen,  sofern  man 
nur  nicht  verabsäumt,  den  Farbstoff  in 
völlig  gelöster  Form  in  den  Wasserlauf 
einzubringen  und  nicht  etwa  dem  Wasser 
selbst  die  Auflösung  überläßt,  das  dann 


leicht  nur  zu  geringe  Mengen  auf  ein- 
mid  auflöst. 

Anders  gestalten  sich  die  Dinge,  wenn 
der  Einfluß,  den  ein  Schmutzwasserlauf 
auf  seine  Umgebung  ausübt,  untersucht 
werden  soll.    Nimmt  man  z.  B.  einen 
praktischen  Fall:   Eine  Schleuse  führt 
in  einiger  Entfernung  von  einem  Brunnen 
vorüber,  dessen  Besitzer  über  eine  plötz- 
liche Verschlechterung  seines  Wassers 
zu  Üagen  hat.    Er  macht  nun  die  Stadt, 
welche  die  Schleuse  verlegt  hat,   ver- 
antwortlich   nnd    behauptet,    daß   sein 
Brunnen  Zuflüsse  von  der  undicht  ge- 
wordenen Schleuse  erhalte.    Im  Innern 
des  Brunnenschachtes  ist  nirgends  ein 
seitlicher   Einlauf   von   Schmutzwasser 
nachweisbar,     der     Grund  wasserstrom 
selbst  erweist  sich  aber  als  arg  verun- 
reinigt.   Es  soll   nun   die  Frage  ent- 
schieden werden,  ob  von  der  10  m  ent- 
fernt gelegenen  Abortgrube  oder  von 
der  2  m  entfernten  Schleuse  die  schäd- 
lichen Einflüsse  auf  den  Brunnen  stam- 
men.    Führt  die   Schleuse  nun  stark 
fäulnisfähige  suspendierte  Stoffe,  z.  B. 
Ausflüsse     der     Wasserklosetts     oder 
Schlachthofabgänge,  so  werden  die  vor- 
genannten Farbstofflösungen,  selbst  wenn 
sie  in  sehr  reichlicher  Menge  (30  g  und 
mehr  festen   Farbstoff)  in   die  vorher 
aufgestaute  Schleuse  eingebracht  werden, 
zum  größten  Teil  ausgefällt.    Die  wenig 
gefärbte  übrig   bleibende  Lösung  wird 
bei   der  Filtration  durch  eine  mehrere 
Meter  dicke  Bodenschicht  endlich  noch 
den   Rest    ihres   Farbstoffes    abgeben. 
In   diesem  Falle   bewährt   sich  in  der 
Praxis    allein    das   von  H.  Nördlinger 
(Pharm.  Centralh.  86  [1894],  109)  zu- 
erst empfohlene  Saprol  nnd  ähnliche 
Stoffe.    Bereits  in  dem  Aufsatze  tMess- 
ung   der  Qeschwindigktit  eines  Qrund- 
wasserstromes»  ist  in  Pharm.  Centralh. 
46  [1904J,  316,  nochmals  auf  die  Ver- 
wendbarkeit  dieses  Stoffes   für  reinere 
Wässer  hingewiesen  worden.    Hier  soll 
nur  wieder  betont  werden,  wie  wichtige 
praktische  Dienste   bei  dem   Nachweis 
der   Verunreinigung    durch    Schleusen- 
wässer  das   Saprol  leisten  kann.    Man 
versäume  nur  nicht,  wenn  irgend  mög- 
lich die  betreffende  Schleusenabteilung 


908 


von  den  Eanalarbeitem  durch  Aufstauen 
unter  Druck  setzen  zu  lassen,  nachdem 
man,  je  nach  der  Wassermenge,  101 
bis  1000  g  Saprol  durch  den  Einsteige- 
schacht hat  zugeben  und  mit  dem 
Schmutzwasser  vermischen  lassen.  Gleich- 
zeitig wird  der  zu  untersuchende  Brunnen 
andauernd  leer  gepumpt  Nach  längerer 
oder  k&rzerer  Zeit  macht  sich,  wenn 
überhaupt  eine  Kommunikation  besteht, 
der  Geruch  des  Saprols,  das  noch  in 
einer  Verdünnung  1:1 000  000  gerochen 
wird,  bemerkbar.  Haupt. 


Ueber  die  Eonstitution  der 

Morphinalkaloide. 

Vor  einiger  Zeit  wurde  von  L.  Knorr^) 
und  Schneider  das  Oxykodein  in  ana- 
loger Weise  abgebaut  wie  das  Kodein. 
Es  resultierte  zunächst  Oxymethyl- 
morphimethin,  das  bei  der  Spaltung  mit  | 


Essigsäureanhydrid  einerseits  Aethanol- 
dimethylamin  HO .  CH2 .  CH2 .  N  {(^^\, 
andererseits  das  Diacetylderivat  des 
Oxymethylmorphols  lieferte. 

Dieses  Methyldiacetyltriorn^henan- 
thren  aus  Oxykodän  stdit  zu  demMe- 
thylacetylmorphol  aus  Kodän  noch  in 
der  gleichen  Beziehung  wie  Oxykodein 
zu  Kodein.  E^  geht  daraus  hervor,  daß 
das  bei  der  Oxydation  mit  Chromsäare 
in  das  Kodein  eintretende  Hydroxyl 
beim  Abbau  des  Oxykodeins  erhalten 
bleibt.  Wie  nun  L.  Knorr^  und  Hörlein 
zeigen  konnten,  haftet  dieses  Hydroxyl 
an  einem  der  cBrückenkohlenstoffatome» 
des  Phenanthrens,  also  in  Stellung  9 
oder  10  des  Phenanthrenkemes.  Sie 
erhielten  nämlich  bei  der  Oxydation  des 
aus  Oxykodein  bereiteten  Methyldiacetyl- 
trioxyphenanthrens  mit  Chromsäure  das 
bekannte  Methyl  -  acetyl  -  morpholchinon 
entsprechend  dem  Schema: 


OH, 


8 


''^\ 

.0-i    > 


OHsOO .  0 


OH 


8 


.o-/\ 


C'O,         CHsOO.O— 


'IjO.OO.CHs 


/ 

5 


16       8 

Methyldiacetyltriozyphenanthien 
aus  Oxykodem. 

Aus  dieser  Tatsache  ergeben  sich 
wichtige  Schlußfolgerungen:  Da  jenes 
an  einem  der  tBrflckenkohlenstoffatome» 
befindliche  Hydroxyl  sowohl  im  Oxy- 
kodein als  auch  im  Oxymethylmorphi- 
methin  als  Alkoholhydroxyl  fungiert,  so 
folgt  mit  Sicherheit,  daß  die  «Brücke» 
des  Phenanthrenkemes  nicht  nur  im 
Kodein  sondern  auch  im  Methylmorphi- 
methin  dihydrieit  ist.  Hiermit  steht 
aber  die  neuerdings  von  Freund^  auf- 
gestellte Formel  für  Thebain  uud  Kodein  (I) 
sowohl  als  auch  die  von  Pschorr^)  in 
Vorschlag  gebrachte  «Pyridinformel»  für 
Morphin  (Ö)  nicht  im  Einklang. 

^)  Xr.  Enorr  nnd  Schneider  Ber.  d.  Dentsoh. 
Chem.  Ges.  8»  [1906],  1414. 


Methylaoethylmorphol- 
ohinon. 


I. 


CHftO 


_/\ 


2]  l:  Knorr  und  H.  Rdrlem  Ber.  d.  Deutsch. 
Chem.  Ges.  89  [1906],  3252. 

3)  Freund  Ber.  d.  Deutsoh.  Chem.  Ges.  SS 
[190Ö],  3234;  89  [1906],  84. 

*)  Psehorr,    Ebenda  85  [1902],  4382. 


909 


II. 


HO 


0/ 


h! 


<^\/^N. 


GH 


8 


in. 


Hg     OH2 


GH, 


.o-./\ 


— 0H2.0H2.N< 


GH 


GH 


8 


8 


H>:   Hl 

H2 

Wie  ersichtlich  ist  nämlich  bei  IVeund^B 
Formel  I  die  «Brflcke»  des  PhenaDthren- 
kernes  im  Morphin  and  Kodein  nicht 
dihydriert  sondern  ungesättigt.  In  der 
von  Pschorr  vorgeschlagenen  Pyridin- 
formel  haftet  das  Stickstoffatom  des 
Seitenringes  an  der  «Brficke»,  so  daß 
diese  zwar  im  Kodein  aber  nicht  mehr 
im  Methylmorphimethin  (IIl)  hydriert 
erscheint.  Es  mttßten  demnach  nach 
der  Formulierung  von  Freund  sowohl 
Ozykodein  als  auch  Oxymethylmorphi- 
methin,  nach  derjenigen  von  Pschorr 
das  Oxymethylmorphimethin  Phenol- 
charakter zeigen.  Das  trifft  jedoch 
nicht  zu. 

Knarr  und  Hörlein  schließen  deshalb, 
daß  in  den  Morphinalkaloiden  nicht,  wie 
Pschorr  annimmt,  das  Stickstoffatom 
sondern  vielmehr  die  Kohlenstoffkette 
des  Seitenringes  der  hydrierten  Brficke 
des  Phenanthrenkemes  angefügt  ist. 

Se. 

Bei  der  quantitatiTen  Bestimmiinir  der 
hämolytischen  Wirknnir  einwerüirer  Alkohole 

fanden  Fühner  und  N^auer^  daß  dieselbe  anf 
aeqnimoleknlare  Mengen  bereohnet  von  Methyl- 
alkohol bis  zum  n-Ok^Ialkohol  mit  jedem  Eohlen- 
etoffatom  mehr  auf  das  dreifache  des  Vorher- 
gehenden steigt.  J»  K, 
Zeniralbl.  ;.  Physiologie,  Bd.  XX,  Nr.  4. 


Ueber  den  gegenwärtigen  Stand 
unserer  Kenntnis  der  Fette  vom 
physiologisoh-ohemischen  Stand- 
punkte. 

Von  Dosent  Dr.  Adolf  Joües  (Wien). 

(Vortrag,  gehalten    in    der   78.    Versammlang 

Deutsoher  Natorforsoher  und  Aerzte  zu  Stattgart 

in  der  Abteilung  für  angewandte  Chemie.) 

In  den  letzten  Jahren  hat  die  Chemie, 
speziell  die  physiologische  Chemie  der 
Fette  durch  die  Ergebnisse  der  syn- 
thetischen und  analytischen,  sowie  aach 
der  physikalischen  Chemie,  femer  dnrch 
den  Ausban  exakter  physiologischer 
Beobachtnngsuiethöden  wesentliche  Fort- 
schritte gemacht  und  Dr.  Jolles  hielt  es 
ffir  zweckmäßig,  die  Resultate  in  einem 
Vortrage  übersichtlich  und  kritisch  zu- 
sammenzufassen. Zunächst  besprach 
Vortragender  die  wichtigsten  Tatsachen 
aus  der  Chemie  des  Glycerins,  der  Fett- 
säuren und  der  Glyceride,  sowie  die  fflr 
die  Physiologie  in  betracht  kommenden 
chemischen  und  physikalischen  Eigen- 
schaften dieser  Körpergruppen.  Bei 
Erörterung  der  Bildung  von  Olyceriden 
und  der  Verseifung  der  Glyceride  zu 
Fettsäuren  und  Qlycerin  wurde  beson- 
ders die  Fettspaltung  und  Fettsynthese 
durch  Fermente  berücksichtigt,  die  ja 
ffir  die  Vorgänge  bei  der  Fettresorption 
und  Fettbildung  im  Organismus  maß- 
gebend sind.  Bezfiglich  des  Vorkommens 
der  Fette  im  pflanzlichen  und  tierischen 
Organismus  wurden  besonders  die  in 
den  letzten  Jahren  aufgefundenen  ge- 
mischten Qlyceride  eingehender  behan- 
delt ,  da  erst  durch  die  Erkenntnis, 
daß  die  tierischen  und  pflanzlichen  Fette 
nicht  Gemenge  der  einfachen  Glyceride 
sind,  sondern  aus  gemischten  Glyceriden 
bestehen,  von  denen  eine  große  Anzahl 
bereits  isoliert  wurde  und  jedenfalls 
noch  mehr  in  den  Bretten  enthalten  sind, 
die  Unterschiede  im  physikalischen  Ver- 
halten anscheinend  ganz  ähnlich  zu- 
sammengesetzter Fette  ihre  Erklärung 
gefunden  haben.  Soweit  es  bisher  mög- 
lich ist,  wurde  auch  versucht,  die 
Wirkungsweise  der  verschiedenen  Fer- 
mente bei  der  Resorption  der  Fette  im 
Organismus  zu  differenzieren  und  mit 


910 


Hinblick  auf  die  neueren  üntersuchongen 
fiber  Fermente  die  Erklärungen  der 
Fettresorption  durch  Lösung  und  durch 
Emulgierung  miteinander  zu  vergleichen. 
Obwohl  die  genauen  analytischen  Me- 
thoden der  Fettchemie  erst  seit  kurzer 
Zeit  bekannt  sind,  haben  sie  doch  sehr 
wichtige  Beziehungen  zwischen  Nahr- 
ungsfett und  Eörperfett  ergeben,  indem 
oft  das  Nahrungsfett  unverändert  im 
Organismus  abgelagert  wird.  Auch  der 
Vorgang  der  Emulsionierung  ist  infolge 
der  vielfachen  Arbeiten  aber  Emulsionen 
und  Suspensionen  genauer  bekannt.  Man 
ist  daher  imstande,  den  Resorptions- 
vorgang in  seinen  verschiedenen  Phasen 
zu  betrachten  und  die  Beeinflussung 
durch  Entzug  gewisser  Fermente  oder 
durch  Hinzufägung  von  anderen  Sub- 
stanzen zu  beobachten.  Auch  zwischen 
Resorption  und  physikalischen 
Eigenschaften  der  Fette,  be- 
sonders dem  Schmelzpunkt,  sind  Re- 
lationen bekannt. 

Auf  grund  dieser  Ergebnisse  sucht 
Dr.  Jolles  in  anschaulicher  Weise  die 
Verhältnisse  der  Fettbildung  und 
Fettablagerung  im  Organismus  zu 
erklären.  Für  die  praktischen  Zwecke 
ist  besonders  wichtig,  die  Ausnutzung 
der  Fette  im  Organismus,  es  wird  daher 
die  Wirksamkeit  der  Fette  im 
Stoffwechsel  genauer  besprochen,  so- 
wie die  Angaben,  die  allerdings  bis 
jetzt  noch  kein  klares  Bild  liefern,  Aber 
die  Beziehungen  der  Fette  zu  den 
Kohlenhydraten  und  Eiweißkörpern  kri- 
tisch beleuchtet,  wobei  besonders  die 
gegenseitige  Vertretbarkeit  der  genann- 
ten Nährstoffe  hervorgehoben  wurde. 
Auch  die  Veränderungen,  welche  bei 
pathologischen  Fällen  im  Vorkommen 
und  Verhalten  der  Fette  eintreten,  so- 
weit sie  von  allgemeinem  Interesse 
waren,  wurden  angeführt. 

Zum  Schlüsse  weist  Vortragender 
darauf  hin,  daß  es  für  den  weiteren 
Ausbau  der  chemischen  Physiologie  der 
Fette  vor  allem  notwendig  erscheint,  die 
Fermentreaktionen  genauer  zu  unter- 
suchen, um  auf  analytischer  und  phy- 
sikalisch-chemischer Grundlage  weitere 


Einblicke  in  die  Reaktionen  im  Organis- 
mus zu  gewinnen. 


Neue  ArzneimittoL 

Acidol  -  Pepsin  liefert  die  Aktien-GeBell- 
sehaft  für  Anilin-Fabrikation  Berliu  SO  36. 
Ueber  Aeidol  wurde  boreitB  Phann.  Centralh. 
45  [1905],  371  beriditet  Dio  Fabiik 
macht  ansdrfidklich  darauf  anfmerksam,  dafi 
ihr  die  Herstellong  von  lUparatea  ans 
Pepsin  und  Betaincblorhydrat  (Addol)  dordi 
Patente  geschfitzt  ist  Nm  auf  irztliehe 
Verordnung  (Rezept)  dürfen  Addohniaehimgen 
in  den  Apotheken  zur  Abgabe  an  das  Po- 
blikum  hergestellt  worden.  Fflr  den  Hand- 
verkauf bringt  die  Firma  Pastillen  in  iwd 
Stärken  in  den  Handel;  Starke  I  (ataric 
sauer)  besteht  aus  Addol  0,4^  Peiisin  0,1; 
Starke  II  (sohwaoh  sauer)  besteht  ans  Aeäd 
0,05,  Pepsin  0,2,  Saodiamm  iactis  0,25  g  in 
jeder  Pastille.  Ein  Karton  enthält  50 
Pastiiien. 

Albertol-Remedy  =  Albert's  Bemedy. 
Pharm.  Centralh.  46  [1905J,  447. 

Apotheker  Ziefhens  Pulver  ge^^n 
Waaaerauoht  ist  die  neue  Bezeiehnnng  fflr 
Dr.  Wendland'B  Hydropen  aus  der  FOntL 
privil.  Apotheke  von  Moritz  Weidcert  in 
Großbreitenbach  in  Th. 

Ferocalettea  ist  ein  kondensierter  Speise- 
Znsatz  von  angenehmem  Gesehmaek,  der 
Eisen  und  phosphorsauren  Kalk  in  aoleher 
Zusammensetzung  enthält^  daß  dadurch  an- 
geblieh kerne  Verstopfung  hervorgemfen 
wird.  Darsteller:  Squire  db  Sons,  413, 
Oxford-Str.,  London. 

Haemotrophinum  araeniatom  von  C. 
Fr,  Hamnmnn,  St  Gallen,  Schweiz^  M 
ein  0,005  p(3t  Arsen  enthaltendes  Hämo- 
globinpräparat 

Herbatkatarrhaemm  wird  naeh  Pharm. 
Ztg.  1906,  865  von  Prof.  Dunbar,  Hamborg 
analog  dem  PoUantin  unter  Verwendung  der 
Pollenkörner  von  Ambrosiaoeen,  Solidagineett 
und  Qramineeen  hergestellt. 

Hiatoaan  -  Müchchokolade  -  Tabletten 
oder  kurz  Hiatoaan-Tabletten  beateben 
aus  10  pOt  Gnajakolalbuminat  und  90pCt 
frischer  MUchaehokolade.  Jede  Tablette  ent- 
hält 0,25  g  HIatosan.    Eme  Originalaohaehtel 


911 


mit  40  Tabletten  kostet  8^20  Blk.  An- 
fragen ans  Dentschland  sind  nach  Singen  in 
Baden  an  die  weiter  nnten  genannte  Fabrik 
zn  senden. 

Histosaasirnp  (Pharm.  Gentralb.  46  [1 904], 
651)  ist  nach  Angabe  der  Fabrik  chemischer 
nnd  diiitetisehcr  Produkte  Sehaffhausen  eine 
kolloidale  Lösung  des  pulverförmigen 
Guajakolalbuminates,  D.  R.  P.  162  656. 
Der  Preis  betrilgt  3,20  Mk.  fflr  dne  Flasche. 

Injektion  Blrsch  ist  nach  Pharm.  Ztg. 
1906,  865  eine  Akoin-QnecksilberlÖBung  mit 
1  pGt  Qnecksilberoxycyanid  und  0,5  pOt 
Akoin.  Vorsichtig  und  vor  Lieht  gesehfltzt 
aufzubewahren.  Darsteller:  Chemische  Fabrik 
von  Heyderif  Radebeul-Dresden. 

Jodofaa  (Pharm.  Gentralb.  47  [1906J, 
869)  ist  nach  Dr.  Aufrecht  (Pharm.  Ztg. 
1906,  879)  als  ein  Eondensationsprodukt 
aus  Forroaldehyd  nnd  Jodresorcin  zu  be- 
trachten; der  tlierapeutische  Wert  beruht 
vermutlich  auf  der  leichten  Abspaltbarkeit 
der  wurksamen  Komponenten,  des  Jod  und 
des  Forroaldehyd,  wozu  noch  die  Wirkung 
des  Resordn  tritt  Die  herstellende  Firma: 
Chemiselies  Institut  Dr.  HorowitXy  Berlin, 
bezeichnet  das  Präparat  als  ein  durch  Ein- 
wirkung von  Jod  auf  Formaldehyd  bei 
Gegenwart  von  Dioxybenzol  gewonnenes 
Antiseptikum,  welches  als  Monojodo- 
dioxybonzolaldehydCeH8J(OH)2HGOH 
anzusdien  ist  IHeser  Jodoformersatz  ist 
ein  ziegelrotes,  amorphes^  geruch-  und  ge- 
sebmackloees  Pulver,  vollkommen  unlöslich 
in  Wasser,  Glyeerin,  Alkohol,  Aether,  Chloro- 
form und  verdflnnten  Säuren.  Beim  Er- 
hitzen iiQ  Reagensglas  entwickeln  sich  Jod- 
dämpfe, Jodwasserstoff  und  andere  Zersetz- 
ongsprodukte.  Der  Veraschungsrfickstand 
auf  dem  Platinblech  beträgt  0,21  pGt  Der 
Jodgehalt  beträgt  etwa  36,14  pCt 

Irosyl,  vergl.  Itrosyl  Pharm.  Gentralb. 
47  [1906],  756  wurd  gegen  Blutarmut  usw. 
empfohlen.  Die  PiUon  bestehen  aus  Ferrid- 
Natrium  pyrophosphoiicum,  Kalium  bromatum 
und  Ghininnm  bromatum. 

Kephaldol  (Pharm.  Gentralb.  47  [1906], 
756)  ist  nach  Dr.  Franx  Stohr,  Wien- 
Baden  ein  Reaktionsprodukt,  entstanden 
durch  Einwirkung  von  flberschflssiger  Gitronen- 
säure  und  Salicylsäure  auf  Phenetidine. 
Die  nach  Beendigung  der   Reaktion   noeh 


vorhandene  freie  Säure  wu*d  zum  teil  an 
Ghinm  gebunden,  zum  teil  dureh  Natrium- 
karbonat neutralisiert  Das  Präparat  ist  ein 
gelblichweißes,  in  Wasser  schwer,  in  Alkohol 
verhältnismäßig  leicht  lOsliches  Pulver  von 
schwach  bitterem  Geschmack.  HOchstgabe 
2  g  im  Emzelfall,  5  g  im  Tag. 

Laziakonfekt  besteht  nach  Pharm.  Ztg. 
1906,  865  aus  Apfeimark  mit  Phenol- 
phthalein als  wirksamem  Bestandteil 

Vepenthe  (nichtNephente,  Pharm.  GentraHi. 
43  [1902],  518)  ist  em  gesehfltzter  Name 
fflr  Opium-Präparate  der  Ffa*ma  Ferris  dk  Co., 
Ltd.,  Bristol.  Dieselbe  empfiehlt  «Glycerole 
of  Nepenthe»  zur  subkutanen  Injektion  und 
«Nepenthe  suppositories»  mit  Angabe  des 
Morphmgehaltes  in  vier  Stärken. 

Odol  mild  mit  Rosengeschmaek 
stellt  die  Mundwasser-Fabrik  «Odol»  K,  Ä. 
Lingner,  Dresden,  her  für  Personen,  denen 
der  herzhafte  Geschmaek  des  Original  Odol 
(Pharm.  Gentralb.  44  [1903]  625)  nicht 
zusagt. 

Pepsorthin  vom  Laboratorium  Sauter  m 
Genf  enthält  nach  Pharm.  Ztg.  1906,  865 
Papain,  Magnesiumperoxyd,  Benzonaphthol 
und  Natrium  bicarbonicnm.  Das  Präparat 
wird  als  Magenmittel  empfohlen. 

Perhydrolmundwasser  ist  ein  nach  Vor- 
schrift von  Prof.  Dr.  Kömer,  Halle  a.  S., 
hergestelltes  Mundwasser.  Dasselbe  enthält 
haltbares  3  proc.  Hydrogeninm  peroxydatnm 
purissimum  Merck  mit  Zusatz  von  Oleum 
Menthae  piperitae  und  kommt  in  Original- 
flaschen mit  Aluminium -Meßgefäß  von  der 
chemischen  Fabrik  Krewel  <&  Co.,  G.  m. 
b.  H.,  Köln  a.  Rh.,  in  den  Handel,  lieber 
Perhydrol  wurde  bereits  Pharm.  Gentralb. 
46  [1905],  538  berichtet 

Begenerol,  Tabulettae  salis  physiologid 
effervescentes^  bestehen  nach  Pharm.  Ztg. 
1906,  865  aus  «physiologischem  Salz»  und 
Natrium  citricum  elfervescens.  Fabrikant 
ist  die  Apotheke  zum  heiligen  Geist,  Wien  I. 

Salenal  =  Unguentum  Salenae  mit  33^8 
pGt  Salenum  purum.  Die  Gesellschaft  für 
Ghemische  Industrie  in  Basel  (Schweiz)  em- 
pfiehlt die  Salbe  als  leicht  resorbierbares, 
völlig  reizloses  Antirheumaticnm.  Eine  Original- 
tube  mit   30   g    Salenal    kostet   1,10  Mk. 


912 


Sapene  (Pharm.  Contralh.  47  [1906J; 
583)  bestehen  naeh  Pharm.  Ztg.  1906,  879 
aUem  Anschein  nach  ans  Mischungen  von 
Amylalkohol,  Kaliseife,  Oelsänre,  den  Arznei- 
stoffen und  aromatischen  Stoffen  (Menthol). 
Die  Vorzüge  dieses  von  Krewel  dt  Co., 
KOln  a.  Rh.  hergestellten  Vehikels  bestehen 
nach  Welmans  hauptsächlich  darin,  daß  die 
ihnen  einzuverleibenden  Stoffe  nicht  ab- 
geschieden werden;  auch  soll  eine  reizende 
Wirkung  auf  die  menschliche  Haut  ausge- 
schlossen sein.  R.Th, 

Sidiodal  (naszierendes  Jod).  Unter 
dieser  Bezeichnung  ist  mit  ziemlich  viel 
Aufheben  ein  Pdlparat  in  den  italienischen 
Arzneihandel  gebracht  worden,  das,  wie  das 
Etikett  besagt,  von  dem  Mediziner  Angelo 
Corroxxi  und  dem  Chemiker  Prof.  Namias 
auf  grund  sorgfältiger  Studien  dargestellt 
und  am  Krankenbett  erprobt  sein  soll.  Ein 
Kubikzentimeter  enthält  0,005  g  Eisen  und 
0,02  g  Jod  und  Quajakol.  Carcano  in 
Mailand  hat,  trotzdem  die  beigegebene  Formel 
deutlich  genug  zeigt,  daß  das  Präparat  nicht 
das  ist  und  leisten  kann,  was  die  Vorschrift 
besagt,  sich  mit  ihm  näher  beschäftigt  und 
es  nadi  Verdienst  gewürdigt  R  8. 

BoüetL  ehim,  farmae,  19!;6,  451. 

Sic,  Dr.  ZanonL  Außer  den  Pharm. 
Centralh.  47  [1906],  777  gebrachten  Mit- 
teilungen Aber  dieses  Keuchhustenmittel  sei 
noch  erwähnt,  daß  sich  der  eigentümliche 
Name  aus  folgendem  Satz  erklärt:  Le  Sic  est 
un  S6mm  humoral  contenant  tous  les  prin- 
cipes  actifs  de  la  glande  Surrenale  Interne 
et  Corticale  (S.  I.  C).  Bezugsquelle  ist: 
Agence  06n6rale  du  «Sic»,  Rue  de  Lyon, 
18.  Oen^ve;  der  Preis  beträgt  2,60  Mk. 
für  die  FJasche. 

8t3rx  nennt  die  chemisch-technische  Fabrik 
von  Apotheker  Gottfried  Schmalfuß  in 
Cöln  a.  Rh.  emen  geschroteten  Mäusegift- 
Weizen,  sowie  einen  Rattenkuchen.  Die 
Präparate  sind  angeblich  ohne  Giftscfaein 
frei  verkäuflich. 

Syrocol  nennt  die  Firma  Sicco,  G.  m.  b. 
H.,  Berlin  W  35  einen  Sirolm-Ersatz. 

Taurumaa  nennen  die  Farbwerke  Meister, 
Lucius  (&  Brüning,  Höchst  a.  M.  emen 
Impfstoff  zur  Verhütung  der  Rindertuber- 
kulose. 

Theonaoat  ist  Theobrominum  Natrio- 
aoeticum. 


Umbiline  ist  eme  Nabelbinde^  die  der 
Firma  P.  Beiersdorf  dk  Co.,  Hamburg, 
geschützt  wurde. 

Unguentum  saposalicylatnm  stellt  nadi 
Pharm.  Ztg.  1906,  865  die  Firma  Bengen 
dk  Co.,  Hannover,  dar.  Es  ist  eine  Salben- 
seife mit  je  12  pOt  Salieylsäure  und  Salieyl- 
ester  und  wird  in  der  Tierheilkunde  ver- 
wendet B.  Th. 


Die  jodometrisohe  Bestimmung 
der  Harnsäure 

läßt  sich  nach  Bonchäse  leicht  ausführen, 
wenn  man  in  Boraxltenng  oder  Kalinm- 
bikarbonatlteung  arbeitei  Das  Jod  wirkt 
als  Oxydationsmittel,  und  man  titriert  in 
der  gewöhnlichen  Weise  mit  Stärke  ab  In- 
dikator; der  Wirkungswert  eines  Kubikienti- 
meters  der  Zehntel-NormaljodUSsnng  f&r  Harn- 
säure ist  ==  0,0084  g. 

Zur  Bestimmung  der  Harnsäure  ino  Harn 
fällt  man  sie  zuerst  als  Ammoniomurat,  in- 
dem man  zu  100  ecm  Harn  15  cem  Am- 
moniakflüssigkeit und  15  g  Ghlorammoninm 
zugibt  und  eine  halbe  Stunde  steheo  läßt; 
dadurch  wird  die  Harnsäure  bis  auf  rond 
0,001  g  gefäUt  Der  Niederschlag  wird  mit 
GhlorammoniumlOsung  gewaschen,  in  300  ecm 
Wasser  suspendiert  und  mit  Hilfe  von  ein 
wenig  verdünnter  Essigsäure  in  LOsung  ge- 
bracht Dazu  gibt  man  20  ecm  konsoi- 
triertes  BoraxlOsung  und  titriert  Beim  Yer- 
brauch  von  n  ecm  ^/iQ-SoriBal-JoäKkaing  be- 
rechnet sich  die  Menge  Harnsäure  im  Liter  nadi 
der  Formel  (n  .  0,084)  +  0,01.  Ä. 

Rip,  de  Pharm.  1906,  200. 


Zur  Prüftug  von  Eokalvplusn.  Die  bri- 
tische Pharmakopoe  stellt  folgende  Anlordenin- 
gen:  Spez.  Gewicht  0,910  bis  0,960,  optische 
DrehuDg  im  lOO  mm-Bohr  -{-  10^  reichliche 
Mengen  von  Gineol,  Abwesenheit  von  viel  Fhei- 
landren. «  Der  Gehalt  des  Oeles  an  dem  medi- 
zinisch  wirksamen  Bestandteil,  dem  Cineol, 
wird  bestimmt  durch  Beobachtung  des  Ver- 
haltens beim  Verrühren  mit  dem  balben  YolnDeii 
Phosphorsäure  (sp.  Gew.  1,75).  PhellandreB. 
das  in  stark  cineolhaltigen  Oelen  meistens  fehlt, 
wird  folgendermaßen  nachgewiesen;  Zu  1  feil 
Oel  fügt  man  2  Teile  Eisessig  und  2  Teile  einer 
gesättigten  NatriumnitriÜösung  und  rührt  lang- 
sam um;  bei  Gegenwart  von  Pnellandren  scheidet 
sich  unlösliches  Pheilandrennitrit  aus.        2V. 

Pharm.  Joum.  1906,  51. 


913 


EongreB 
für  angewandte  Botanik  in 
Hamburg  am  IL  bis  15.  Sep- 
tember 1906. 

Bereits  am  9.  September  fand  eine  Sitz- 
ung des  «Internationalen  AnasehnflseB  der 
Konferenz  für  Samenprüfnngen»  im  Ham- 
burger Botaniflohen  Mnaeam  statt  An  den 
Verhandinngen  der  nftehsten  Tage  nahmen 
teil  die  «Vereinigung  der  systematischen  Bo- 
taniker und  Pflanzengeographen»;  die  «Ver- 
treter der  angewandten  Botanik»  und  der 
vorgenannte  Internationale  Ausschuß. 

In  der  eigentlichen  Eröffnungssitzung  wies 
der  Geh.  Hofrat  Prof.  Dr.  Drude^  Dresden^ 
auf  die  Ziele  und  Aufgaben  der  angewandten 
Botanik  in  längerer  Rede  hm,  die  ebenso 
wie  die  Ausführungen  von  Prof.  Warburg, 
Berlin,  über  Tropische  Landwulsohaft  sehr 
beifSIlig  aufgenommen  wurden.  Zu  der  Ver- 
sammlung waren  Vertreter  der  meisten  Hoch- 
schulen, vieler  Landwirtschaftlicher  Institute 
und  ähnlicher  Anstalten^  sowie  der  Biolog- 
ischen Anstalten  in  Dahlem  bei  Berlin,  in 
reicher  Zahl  erschienen.  Von  den  vielen 
gehaltenen  Vorträgen  sollen  hier  einige  nur 
angedeutet,  andere  spezieller  referiert  werden. 

Es  behandelte  Hosseus^  Berohtesgaden, 
die  Gewinnung  des  Teakholzes  in  Siam 
und  seme  Bedeutung  auf  dem  Weltmarkte; 
Eorpsstabsapotheker  a.  D.  L.  Bemegau, 
Haiensee,  «Studien  über  die  Kolanuß 
und  ihre  Arten»;  Prof.  VanhOj  Brunn, 
empfahl  in  einem  Vortrage  «Die  Qualitäts- 
prüfung  der  Braugerste»  die  An- 
wendung des  Diaphanoskops  (vergL  Pharm. 
Gentralh.  45  [1904] ,  689)  anstelle  der 
jetzt  üblidien  Apparate;  Murdfield,  Ham- 
burg, brachte  hochinteressante  Forschungs- 
ergebnisse über  das  Lignin  und  Gutin 
der  pflanzlichen  Futtermittel,  besonders  in 
chemischer  Beziehung.  Auf  sein  Spezial- 
gebiet, die  biologische  Betriebskontrolle  im 
Oärnngsgewerbe,  geleitete  Prof.  P.  Lindner 
die  Zuhörer  durdi  seinen  Vortrag  «Neuere 
biologische  Methoden  im  Dienste 
des  Gärungsgewerbes»,  der  durch 
viele  Demonstrationsobjekte  erläutert  wurde. 

Der  Besuch  der  Hamburger  Fmoht- 
schuppen  und  noch  mehr  derjenigen  der 
Warenspeicher  im  Freihafen,  bei  welchem 
einige  Hamburger  Qroßkaufleute  selbst  m 


aufmerksamster  Weise  die  Führung  über- 
nahmen, bot  Dem,  der  mit  der  Warenkunde 
vertraut  war,  eine  ganz  überraschende  Fülle 
von  Anregung  und  Belehrung. 

Die  nächste  Versammlung  wird  1907  in 
Dresden  stattfinden.  Dr.  Bpt. 

Von  allgemem  mteressierenden  Vorträgen 
wurden  folgende  gehalten: 

Bakterienbraad  der  Obstbäume. 

Ueber  dieses  wichtige  Thema  sprach 
unter  Demonstration  von  Präparaten  Geh.  Bat 
Dr.  Aderholt'BetÜBrDBblem,  Der  Bakterien- 
brand der  Obstbäume  stanmit  aus  dem  Inne- 
ren Bußlands  und  wurde  erst  im  vorigen 
Jahre  in  Deutschland  entdeckt  Man  fand 
ihn  zuerst  im  Regierungsbezurk  Bromberg; 
jetzt  ist  er  bereits  in  Ost-  und  Westpreußen, 
in  Schleswig -Holstein  usw.  nachgewiesen 
worden.  Der  Vortragende,  weldier  den  Ba- 
zilluB  vorführte,  erwähnte,  daß  ihm  bis  jetzt 
34  Orte  bekannt  seien,  wo  der  Bazillus  ge- 
funden worden  ist.  Wir  stehen  also  einer 
nicht  mehr  einzudämmenden  Epidemie  gegen- 
über. Der  Brand  befällt  die  Bäume,  junge 
und  auch  ältere,  und  tötet  z.  B.  mnerhalb 
einer  Baumschule  bis  zu  90  pCt  Darin 
liegt  das  Gefährliche  des  Brandes,  daß  er 
tötet,  und  nidit,  wie  andere  Baumerkrank- 
ungen, nur  das  Wachstum  aufhält  Beson- 
ders gefährlich  wird  er  jungen  Bäumen,  aber 
auch  ältere  haben  ihn  zu  fürchten. 

Es  sind  Remkulturen  des  Bazillus  her- 
gestellt und  damit  gesunde  Bäume  geimpft 
worden;  die  Studien  über  deren  Verhalten 
werden  fortgesetzt  Geeignete  Maßregeb 
gegen  die  Krankheit  sind  bisher  nicht  be- 
kannt Die  dnzige  Rettung  einer  bedrohten 
Obstplantage  besteht  darin,  erkrankte  Bäume 
sofort  nach  Erkennen  des  Brandes  rücksidits- 
los  zu  entfernen. 

ITeber  nioht  parasitäre  Pflaazenkrank- 
heiten  der  Heide 

verbreitete  sieh  Dr.  P,  Oräbner  -  Betüü. 
Mit  der  Aufforstung  der  Heide  sind  in  vielen 
Gegenden  schlechte  Erfahrungen  gemacht 
worden.  Die  Bäume,  meistens  Kiefern  und 
Fichten,  entfalten  sich  recht  schlecht  oder 
sterben  völlig  ab.  Nicht  etwa  Parasiten  sind 
die  Ursache,  sondern  die  sogenannten  Hemm- 
ungssdüditen,  die  den  Wurzehi  das  Ein- 
dringen in  tielere  Bodenschichten  erschweren 


914 


oder  unmöglich  maoheD,  wie  z.  B.  der  »Ort- 
Btein«,  jene  bekannte  Humne-  nnd  Sand- 
verdiehtnngy  die  sich  fast  flberall  in  Heide- 
gegenden in  gewisser  Bodentiefe  vorfindet. 
Eine  andere  Hemmnngssehioht,  die  sich  der 
Durchlüftung  des  Bodens  entgegenstellt^  ist 
die  Bildung  einer  dichten  Moosschioht,  in  die 
sich  noch  herabfallende  Nadeln  drftngen^  bis 
ein  filziger  Bodenbezug  entsteht^  der  die 
Luft  von  den  WurzeLi  geradezu  abschließt. 
Die  lufthungerigen  Atmungsorgane  der  Wur- 
zeln entwickeln  sich  infolgedessen  ganz  ab- 
norm nnd  werden  nun  leicht  von  Pilzen  be- 
fallen (Wurzelschwamm).  Entfernt  man  die 
Moossohicht  zur  rechten  Zeit,  so  gesunden 
die  B&ume. 

Dort,  wo  sich  der  Ortstein  den  Wurzeln 
entgegenstellt,  werden  diese  gezwungen,  seit- 
lich auszuweichen.  Kiefern,  deren  Wurzeln 
mfolge  der  Hemmungsschichten  seitliche  lUcht- 
ungen  verfolgen,  und  in  Trockenzeiten  be- 
sonders gefährdet,  da  sie  m  den  ausgedorrten 
Bodenschichten  keine  Feuchtigkeit  vorfinden 
nnd  auf  diese  Weise  zu  Grunde  gehen. 
Der  Vortragende  erw&hnt  Beispiele,  wonach 
Kiefern,  die  vor  50  Jahren  gepflanzt,  fiünia- 
turb&ume  darstellten,  deren  dickster  etwa 
Daumenstärke  besaß. 

Bei  rationeller  Aufforstung  der  Heide  wird 
zwar  der  Ortstein  entfernt,  aber  der  herab- 
fallende Regen  beginnt  sofort  wieder  mit  der 
Neubildung. 

Die  Bedeutung  des  Kalium  bei  dar 
ErBährung  der  Pflanze 

beleuchtete  Dr.  Thiele  -  Staßf urt  m  seinem 
Vortrage.  Immer  mehr  bricht  sich  die  Er- 
kenntnis Bahn,  daß  das  Kali  fflr  die  Ernähr- 
ung der  Pflanzen  sowohl  bei  uns  wie  in  den 
Tropen  unentbehrlich  ist  Zahlreiche  Offenir 
liehe  Beispiele  sprechen  für  die  Kalidüngung. 
Die  Pflanze,  die  mit  Kali  gedüngt  wurde, 
zdgt  einen  ganz  anderen,  d.  h.  kräftigeren 
Habitus  als  die  ohne  Kaliemährung.  Bei 
Kalidüngung  werden  nicht  nur  die  Ernten 
reicher,  auch  die  Qualität  wird  besser.  Letz- 
tere Tatsache  ist  z.  B.  im  Braugewerbe  fest- 
gesteüt  worden,  indem  der  Brauwert  der  mit 
Kali  gedüngten  Gerste  ein  wdt  höherer  ist 
Ebenso  erhält  Flachs  bei  Kalidüngung  längere 
und  festere  Fasern,  Obstbäume  tragen  größere, 
süßere  Früchte  usf.  Ein  weiterer  Vorteil  der 
Kalidüngung  besteht  darin,  daß  die  betreffen- 


den  Pflanzen   gegen  Frost  unempfmdiidier 
sind. 

Vortragender  erwähnt  schließlich,  daß  der 
Forschung  in  der  Klärung  der  Fragen  be 
treffs  Wirkung  des  Kali  inneriialb  der  Pflanse 
bezw.  seine  Tätigkeit  in  physiologiBcher  Hm- 
sicht  noch  ein  weites  unbebautes  Feld  bldbt 

üeber  Sterilität  bei  Erdbeeren 

sprach  der  Direktor  des  Hamburger  Bo- 
taiuBchen  Gartens,  Pirof.  Dr.  Zacharias, 
welcher  sich  schon  seit  Jahren  mit  dem  Sta 
dium  der  Erdbeerpflanzen  befaßt  Der  Grand 
hierfür  ist  folgender.  Es  handelt  sieh  ins- 
besondere um  die  weltbekannte  Erdbeersorte 
»Vierländer  Erdbeere«  (»Vierlanden«  ist  das 
an  der  Elbe  gelegene,  äußerst  fruchtbare 
Hinterland  Hamburgs^  welches  jahraus  jähr- 
em  die  große  Hafenstadt  mit  gewaltiges 
Mengen  frischer  Früchte  und  junger  GemüBe 
versorgt  —  d.  Ref.).  Seit  langer  Zeit  sehen 
klagten  nämlich  die  Vierländer  Erdbeerzflehter 
über  die  oft  beobachtete  Tragfaulheit  der 
Pflanze,  die  sie  auf  Plattdentsch  knn 
»olle  Dütsche«  oder  »lütje  Dfltsehe«  (alte 
oder  kleine  Deutsche)  bezeichnen.  Diese 
»olle  Dütsche«  sollte  mfolge  ihrer  lang  an- 
dauernden Kultur  unfruchtbar  geworden  sein. 
Zwar  blüht  sie  recht  reiehlioh,  aber  der 
Früchteansatz  ist  äußerst  gering.  Aufgabe 
des  Botanischen  Gartens  war  es  nun,  die 
mögliche    Unfruchtbarkeit    zu     untersaebeD. 

Im  Sommer  1901  erwarb  der  Garten 
eme  Anzahl  Pflanzen  aus  den  Kulturen 
eines  Züchters  (A),  die  in  besonderem  Maße 
degeneriert  sein  sollten.  In  den  näcbsten 
Jahren  blühten  die  Pfleglinge  nnd  zeigten 
ein  gutes  Gedeihen,  allein  die  Ausbeute  an 
Früchten  war  gering,  auch  waren  die  Beeren 
nicht  normal  entwickelt,  und  die  daraus  ge* 
wonnenen  Samen  keimten  nicht 

Im  Sommer  1902  wurden  wiederum  Eri- 
beerpflanzen  aus  Vierlanden  in  den  Botan- 
ischen Garten  verpflanzt.  Diese  atammten 
aus  einer  Kultur,  die  bisher  nach  Aussage 
des  Besitzers  (B)  befriedigende  Ernten  e^ 
geben  hatte.  Auch  die  neuen  Pflanaen 
wurden  im  Garten  m  der  üblichen  Weise 
in  Gruppen  zu  dreien  ausgepflanzt  Dabd 
wurden,  wie  es  der  Gewohnheit  der  hiesigen 
Gärtner  entspricht,  tunlichst  zwei  stärkere 
und  eine  schwächere  Pflanze  zu  einer  Gmppe 
vereinigt.    Diese  Pflanzen  ergaben  im  fcifv* 


915 


den  Jahre  eine  yerhXltniBm&ßig  gate  Emte^ 
nur  wenige  Pflanzen  waren  nnfraehtbar. 

Die  ErklSrang  für  diese  Vorgänge  ist  sehr 
interessant.  Die  VieriXnder  Erdbeere  ent- 
faltet sieh  in  getrennten  Geschleehtem,  sie 
erzengt  also  mftnniiehe  nnd  weibliche  Pflanzen ; 
letztere  zeigen  ein  auffallend  kräftigeres 
Wachstum  als  erstere.  Man  kann  demnach 
von  Männchen  und  Weibchen  reden.  Jedes 
für  sich  ist  steril^  d.  h.  unfruchtbar;  nur  in 
recht  vereinzelten  Fällen  sind  beide  Ge- 
sohlechter in  einer  Blüte  derart  ausgebildet, 
daß  die  Pflanze  Fruchtansatz  zeigt  Pflanzt 
man  aber  Männchen  und  Weibchen  neben- 
einander oder  vereinigt;  wie  vorher  gesagt, 
zwei  stärkere  und  eine  schwächere  Pflanze 
zn  einer  Gruppe,  so  befruchtet  letztere 
(Männchen)  die  beiden  ersten  (Weibchen)  m 
genügender  Weisje. 

In  dieser  Beziehung  haben  viele  Züchter 
gefehlt.  Den  Vierländern  ist  es  von  jeher 
bekannt;  daß  nichttragende  Pflanzen  (Männ- 
chen) m  den  Erdbeerbeten  vorkommen.  Sie 
nennen  sie  in  ihrer  Art  »dowe  Kopp«  oder 
»wilde  PUntenc  (auf  hochdeutsch:  taube 
Köpfe  oder  wilde  Pflanzen)  nnd  sagen:  »De 
möt  datwischen  stahnc  (die  müssen  da- 
zwischen stehen).  Sie  wissen  sehr  wohl, 
daß  deren  Anwesenheit  für  den  Fruchtansatz 
der  übrigen  von  Bedeutung  ist,  sie  sorgen 
aber  auch  gleichzeitig  dafür,  daß  die  »dowen 
Kopp«  m  der  vorwiegenden  Minderzahl  sind, 
Indem  sie  jährlich  eine  Anzahl  ausmerzen. 
So  verfuhr  sehr  richtig  der  Züchter  B,  der 
stets  einige  »wilde  Planten«  in  seinen  Beeten 
hegte  und  dadurch  fruchtbringende  Kulturen 
besaß.  Züchter  A  dagegen  duldete  keine 
Männchen,  er  pflegte  vielmehr  alle  wilden 
Pflanzen  auszureißen  in  der  Meinung,  es 
seien  ehemals  fruchttragende  und  nun  in 
wilde  ausgeartete  Pflanzen.  Auf  diese  Weise 
züchtete  er  —  wenn  auch  unbewußt  — 
nur  Weibchen  heran  und  somit  eine  »künst- 
liche Sterilität« 

Diese  hochinteressanten  Studien  an  Erd- 
beeren nn  Hamburger  Botanischen  Garten 
haben  den  Beweis  erbracht,  daß  eme  Sterili- 
tät, mutmaßlich  durch  lang  andauernde  Kul- 
tur hervorgerufen,  unbegründet  ist  Die 
Vierländer  Erdbeere  wird  stets  ertragreich 
sein,   wenn   in   der  Kultur  die  nötige  Ge- 

BchlechtBverteilung  stattfindet 

Dr.  Wgl,  Hbg. 


Ueber  den 
Alkaloidgehalt  der  Mutter-  und 
Tochterknollen    von   Aconitum 

NapelluB 

hat  Wentrup  Untersuchungen  angestellt 
und  kommt  dabei  zu  dem  Ergebnis,  daß 
die  Mutterknollen  m  der  Regel  nur  um  ein 
Geringes  weniger  Alkaloid  enthalten,  als  die 
TochterknoUen.  Allerdings  waren  die  unter- 
suchten Knollen  überhaupt  arm  an  Alkaloid, 
da  Keller  0,87  bis  1,23  pGt  Alkaloid  in 
den  Aconitknollen  nachweisen  konnte,  wäh- 
rend die  vom  Verfasser  benutzten  Knollen 
nach  semen  Untersuchungen  nur  0,35  bis 
0,53  pGt  Alkaloid  enthielten.  Verf.  gibt 
daher  zu,  daß  die  Entscheidung  der  fVage, 
ob  nicht  bei  alkaloidreicheren  Knollen  wesent- 
lichere Unterschiede  im  Alkaloidgehalt  der 
Mutter-  und  Tochterknollen  beobachtet  wer- 
den können,  weiteren  besonders  mit  frischem 
Material  vorzunehmenden  Untersuchungen 
vorbehalten  bleibt  Inwieweit  der  gefun- 
dene sehr  geringe  Alkaloidgehalt  auf 
Kosten  der  angewandten  Methode,  an  der 
das  Trocknen  der  Droge  bei  100^  C  nnd 
die  Zugabe  der  etwa  20  ccm  Wasser  zn 
beanstanden  sind,  zu  setzen  ist,  möchte 
Berichterstatter   ebenfalls    noch  dahingestellt 

sein  lassen.  J,  K, 

Joum,  d.  Pharm,  v,  Els.-Lotkr,  1906,  180. 


Ein  neues  kokainfreies  Injek- 
tions-Anästhetikum 

empfiehlt  Zahnarzt  Louis  Wolff  m  Allgem. 
Med.  Zentral-Ztg.  1906,  Nr.  13.  Seine 
Herstellung  erfolgt  in  der  Weise,  daß  eine 
2proc.  /3-EukaIn  und  eine  Iproc.  StovaXn- 
Kochsalzlösung  im  Verhältnis  3  :  1  gemischt, 
in  Glasröhrchen  gefüllt  und  gekocht  werden. 
Wenn  die  Mischung  der  Kochhitze,  noch 
nahe  ist,  fügt  man  2  Tropfen  einer  1  proc. 
Adrenalinlösung  hinzu  und  schmilzt  die 
Röhrchen  zu.  Da  Adrenalin  Kochhitze  nicht 
verträgt,  so  muß  eine  etwas  niedrigere  Tem- 
peratur gewählt  werden.  Wie  Verfasser 
mitteilt,  hat  sich  die  so  hergestellte  Lösung 
etwa  drei  Monate  unverändert  gehalten. 
Die  Firma  J.  D,  Riedel  in  Berlin  stellt 
Lösung  dar  und  versendet  sie  zu  Versuchs- 
zwecken kostenlos.  —ix-^ 


916 


Aus  den  Helfenberger  Annalen 

1905. 

(In   der  Reihenfolge   der  Seitenzahlen  wieder- 
gegeben.) 

(Schluß  von  Seite  876.) 

üeber  AlkaloidbestimmiugeH  naeh  der 
Pharmaeopoea  Austriaca  Till  (103).  Die  Ein- 
fahraog  des  neaon  Arzneibuches  für  Oester- 
reioh,  der  Pbarmacopoea  Austriaca  ed.  VIII, 
yeranlaßte  uns,  der  Bereituug  und  Prüfung  von 
Eztraotum  Belladonnae  und  Extraotum  Hyos- 
cyami  näher  zu  treten.  Während  das  Deutsche 
Arzneibuch  diese  Extrakte  aus  frischen  Kräu- 
tern bereiten  und  den  Alkaloidgehalt  titriraetrisch 
ermitteln  läßt,  schreibt  die  Ph.  Aust.  YIH  die 
Bereitung  aus  getrockneten  Kräutern  vor  und 
bringt  für  die  Bestimmung  der  Alkaloide  eine 
gravimetrische  Methode  in  Anwendung,  deren 
Fassung  folgende  ist: 

«7,5  g  des  zu  prüfenden  Extraktes  werden  in 
10  com  Wasser  in  einer  Bei  beschale  gelöst, 
diese  Lösung  in  einen  Maßkolben  für  150  ocm 
quantitativ  gebracht  und  die  Eeibesohale  mit 
5  com  Wasser  nachgespült.  Hierauf  fügt  man 
unter  beständigem  Schütteln  in  kleinen  Portionen 
95proc.  Weingeist  bis  zur  Marke  hinzu,  läBt 
den  Niederschlag  absetzen  und  filtriert  alsdann. 
Von  dem  Filtrate  vermengt  man  100  com 
=  6  g  Extrakt  mit  25  com  Wasaer  und  ver- 
jagt unter  beständigem  Rühren  den  Weingeist 
auf  dem  Wasserbade.  Den  Rückstand  bringt 
man  in  einen  Scheidetrichter,  fugt  5  com  Soda- 
lösung  (1 : 4)  hinzu  und  schüttelt  nacheinander 
mit  20,  10  und  5  com  Chloroform  aus.  Die 
vereinigten  Chloroformauszüge  schüttelt  man 
nacheinander  mit  20,  10  und  5  ccm  mit  einigen 
Tropfen  Salzsäure  angesäuertem  Wasser  aus. 
Die  vereinigten  wässerigen  Auszüge  schüttelt 
man,  nachdem  sie  mit  Sodalösung  (1 : 4)  alkal- 
isch gemacht  wurden,  dreimal  mit  je  10  ccm 
Chloroform  aus.  Die  Chloroformlösung  fängt 
man  m  einem  gewogenen  Wägeglnschen  auf  und 
läßt  das  Chloroform  bei  gewöhnlicher  Tempera- 
tur abdunsten.  Der  fast  weiße  Rückstand  wird 
bei  100^  C  getrocknet  und  gewogen.» 

Die  so  erhaltenen  Rückstände  sollen  wiegen: 
0,1  g  entsprechend  2  pCt  bei  Extractum  Bella- 
donnae, 0,015  g  entsprechend  0,3  pCt  bei  Ex- 
tractum Hycscyaoii  !)• 

Nach  dieser  Methode  haben  wir  eine  Anzahl 
Belladonna-  und  Hyoscyamus-Kxtrakte  verschie- 
dener Herkunft  untersucht,  jedoch  in  den  sel- 
tensten Fällen  den  vorgeschrie- 
benen Alkaloidgehalt  gefunden,  wäh- 
rend dieselben  Extrakte,  nach  Vorschi ift  des 
D.  ^.-B.  IV  untersucht,  den  vorgeschriebenen 
Gehalt  von  2  pCt  bezw.  0,3  pCt  aufwiesen. 
Hierbei  muß  bemerkt  worden,  daß  die  Methode 
der  Pb.  Aust  VIII  das  Alkaloid  in  ziemlich 
reiner  Form  abscheidet,  somit  rationeller  arbeitet, 
während  der  Methode  des   D.  A.-B.  IV  gewisse 

1)  Man  vergL  auch  Pharm.  Centralh.  47  [19061, 
481.     SehriftleÜung, 


Fehler  anhaften,  insofern  als  andere  Basen  anfier 
den  Alkaioiden  mitbestimmt  weiden.  Dieeer 
Umstand  beweg  uns,  noch  eine  dritte  Me- 
thode heranzuziehen,  die  Thonu  bereits  an- 
wandte^ und  über  deren  Anwendung  für  un8ere 
Zwecke  wir  eingehend  in  den  vorjährigen  An- 
nalen berichtet  haben.  Nach  diesem  Verbhren 
werden  die  Alkaloide  mit  Kaliumwiamutjodid- 
lösung  nach  Kratä^)  gefäUi  Der  Alkaloidoieder- 
schlag  wird  durch  Alkali  zersetzt,  darauf  oiit 
Aether  ausgeschüttelt  und  die  im  Aether  ge- 
lösten Alkaloide  direkt  mit  Vioo'^^™'^*^^'' 
säure  titriert.  Die  nach  dieser  Methode  ge- 
wonnenen Resultate  kommen  den ,  nach  der 
Ph.  Aust.  Vin  ermittelten  bis  auf  geringe  At>- 
weichungen  sehr  nahe: 


Extractum : 


AJfcaloid 
in  pOt  nach  der 


1» 


3       a> 

beatimmt 


Belladonnae  D.  A.-B.  IV 

Belladonnae  rad. 

>  » 

Belladonnae  Ph.  Aust. VIEL       '— 


Hyoscyami  D.  A.-B.  IV 
Hyoscyami  Ph.  Außt.VIII 


» 


» 

» 


1,68 

_ 

1,46 

1,06 

1,87 

1,50 

2,36 

1,69 

— 

1,91 

— 

1,85 

1,53 

1,10 

2,10 

1^ 

1,U 

0,30 

0,91 

0,24 

0,93 

0,21 

— 

0,28 

— 

0,21 

— 

0,34 

0,39 

0,17 

— 

0,44 

1121 

1,01 
1,64 
1,91 
1,89 

1,12 
1,31 
0,34 

0,31 
(',28 
0,30 

0,30 
0,19 


Zur  Bestlmmnng  der   Alkaloide  !■  Ex- 
tractnm  Belladonnae  nnd  Hyoflejraml  sieem 

(lt)6).  Bezugnehmend  auf  unsere  Arbeit  in  den 
vorjähngen  Annalen,  S.  183  bis  185,  die  Bestimm- 
ung der  Alkaloide  im  Extractum  BelladooDae 
und  Hyoscyami  spissum  durch  AnaflUeo  mit 
Kaliumwismutjodidlösung  betrefifeod,  haben  wir 
im  Berichtsjahre  versucht,  diese  Methode  ancli 
bei  Extractum  Belladonnae  und  Hyoecyanii 
s  1  c  c  u  m  in  Anwendung  zu  bringen.  Bekinnt- 
lieh  laut  sich  das  Verfahren  des  D.  A.-B.  K 
in  diesem  Falle  nicht  anwenden  und  auch  6m 
von  uns  früher  geübte  Aether-Kalkverfahroi 
muß  hierbei  unberüoksiohtigt  bleiben.  Um  ^ 
£aliumwismutjodid-Metbode  m  Terwendeo,  Ter- 
fuhren  wir  folgendermaßen: 

<4  g   des   getrookneten  Extraktes  werden  mit 
50  ccm  90proc.  Weingeist  übergössen  und  anter 

^  Arbeiten  a.  d.  Pharm.  Inst  d.  Um>trntit 
Berlin,  Bd.  I,  8.  131. 
»)  Arohiv  der  Pharm.  1897,  8.  162. 


917 


wiederholtem,  klüftigem  ümschütteln  3  StnndeD 
stehen  gelissen.  Alsdann  wird  filtriert  und  yon 
dem  Filtrate  25  com  =  2  g  Extrakt  auf  dem 
Wasserbade  bis  zum  Verdunsten  des  Weingeistes 
erhitzt.  Der  Rückstand  wird  mit  50  com  Wasser 
aofgenommen,  mit  10  ocm  10  proo.  Sohwefelsäore 
und  5  com  Ealiumwismatjodidlösang  yersetzt^). 
Der  entstehende  Niederschlag  wird  auf  einem 
trockenen  illter  gesammelt  und  zweimal  mit 
5  com  10 proo.  Schwefelsäure  nachgewaschen; 
Filter  und  Niederschlag  werden  alsdann  in  einen 
Sohüttelzylinder  gegeben  nnd  darin  mit  einer 
Mischung  von  20  ocm  15  proo.  Natronlauge  and 
10  g  grob  gepulvertem,  kristallisiertem  Natrium- 
karbonat zersetzt  <^;.  Hierauf  werden  50  com 
Aether  hinzugegeben  und  das  Ganze  unter 
wiederholtem  Schütteln  3  Stunden  stehen  ge- 
lassen. Alsdann  werden  in  eine  Schüttelflasche 
etwa  100  com  Wasser,  20  ocm  Aether  und 
5  Tropfen  Jodoosinlösung  gegeben.  Nachdem 
die  hierbei  auftretende  Rosaf&rbung,  bedingt 
durch  dieAlkalität  des  Glases,  durch  Hinzufügen 
einiger  Tropfen^i  i'joo~^<^™^<^~^'^^^i^®  beseitigt 
wurde,  werden  26  com  der  ätherischen  Alkaloid- 
losung  =  1  g  Eztraotum  siccum  hinzugefügt, 
welche    sofort  wieder   Rotf&rbnng  heryormfen. 

Man  titriert  nun  mit  Vioo'^^'''™^'^^^^^^^  ^^ 
zum  Yersohwinden  derselben.  Die  Anzahl  der 
verbrauchten  Kubikzentimeter  Vioo'Normai-Säure 
mit  0,289  multipliziert,  gibt  den  Procentgehalt 
an  Alkaloid  an.» 

Die  Werte,  welche  nach  dieser  Methode  ge- 
funden wurden,  sind  folgende: 

EztractumBelladonnae  siccum: 

0,375,  0,404,  0,433,  0,491  pCt  Atropin; 
Grenzwerte  0,3  bis  0,5  pCt. 

Extractum  Hyoscyami  siccum: 

0,116,  0,173,  0,200,  0,187  pCt  Hyoscyamin; 
Grenzwerte  0,12  bis  0,20  pCt. 

Vergleicht  man  diese  Werte  mit  den  vom 
D.  A.-B.  lY  für  die  dicken  Extrakte  vorgeschrie- 
benen und  nach  der  Methode  des  D.  A.-B.  lY 
in  diesen  ermittelten,  so  erscheinen  dieselben 
allerdings  viel  zu  niedrig. 

Zieht  man  aber  in  betracbt,  daß  die  Kalium- 
wismutjodid  -  Methode,  welche  nur  das  reine 
Alkaloid  (Atropin,  Hyoscyamin)  bestimmt  und 
nicht,  wie  das  D.  A.-B.  lY,  alle  anderen  alkal- 
isch reagierenden  uud  in  die  Äusschüttelungs- 
flüssigkeit  übergehenden  Körper  mitbestimmt, 
stets  niedrigere  Werte  liefert^),  so  kann  man 
diese  Methode  in  der  von  uns  oben  angegebenen 
Fassung  sehr  wohl  zur  Untersuchung  der  trocke- 
nen narkotischen  Extrakte  verwenden.    An  der 


^)  Berichte  d.  Deutschen  Pharm.  Ges.  1906, 
m,  87. 

&)  Ebenda  1905,  HI,  90. 

«)  £},  Merek^  Jahresberichte  1901. 

'^)  Siehe  Seite  9i6:  üeber  Alkaloidbestimm- 
ungen  nach  der  Pharm.  Austr.  YHI  und  H.  A. 
1904,  S.  183  bis  185. 


DarstelluDgsweise  der  Extrakte  scheint  es  zu 
liegen,  daß  die  unterschiede  im  Alkaloidgehalt 
nach  der  Methode  des  D.  A.-B  lY  einerseits 
und  der  Kaliumwismutjodid-Methode  anderer- 
seits nicht  stets  die  gleichen  sind.  Dieselben 
sind  stets  höher,  sobald  es  sich  um  ein  mit 
Weingeist  bereitetes  Extrakt,  niedriger  dagegen, 
wenn  es  sich  um  ein  mit  Wasser  bereitetes 
Extrakt  handelt. 

Gerade  der  noch  nicht  völlig  aufklärten  Ur- 
sache dieser  großen  Differenzen  werden  wir  im 
kommenden  Jahre  unsere  besondere  Aufmerk- 
samkeit zuwenden. 

ünterauohnBgen  teclmiacher  Artikel  (202). 

Enos  fruit  Salt.  Yon  diesem  Fruchtsalz 
kam  eine  Probe  zur  Untersuchung.  Es  löste 
sich  unter  Kohlensäureentwicklung  im  Wasser 
vollständig  auf.  Nach  den  Ergebnissen  der 
qualitativen  und  quantitativen  Untersuchung  be- 
steht das  Fmchtsalzpulver  aus  etwa  50,0  pCt 
doppeltkohlensaurem  Natrium,  15,0  pCt  saurem 
weinsaurem  Natrium  und  35,0  pCt  freier  Wein- 
säure. 

Longlife-Essenz«  Im  Berichtsjahre  kam  eine 
kleine  Probe  einer  Longlife-Essenz  genannten 
Flüssigkeit  zur  Untersuchung,  welche  von  der 
Inkrnaiionalen  Eygienisehen  Oeseüsehaft  m. 
b.  H.,  Dresden,  Wien,  Berlin  in  den  Handel 
gebracht  wird  und  zur  Luftverbesserung  in  Ab- 
ortanlagen dienen  soll,  dadurch  daß  sie  aus  be- 
sonders konstruierten  Tropfapparaten  ausfließend, 
verdunstet.  Da  uns  nur  8  com  der  spez. 
leichten,  stark  ätherisch  riechenden  Flüssigkeit, 
welcITe  sich  mit  Aether  klar  mischte  und  alkal- 
isch reagierte,  zur  Yerfügung  standen,  so  konnte 
von  einer  eigentlichen  Untersuchung  keine  Bede 
sein ;  wir  erhielten  durch  Mischen  von :  2  com 
Eukalyptusöl,  3  com  Lavendelöl,  2  com  Essig- 
äther, 0,5  com  Ammoniakf  lüssigkeit,  20  com  Spiritus 
und  6  ccm  Wasser  eine  sehr  ähnlich  riechende 
Flüssigkeit,  welche  für  obengenannten  Zweck 
jedenfalls  ebenso  brauchbar  war  (vergl.  Pharm. 
Gentralh.  88  [1897],  852  und  39  [1898],  84). 

Balieum.  Unter  diesem  Namen  kam  ein 
Muster  eines  Klebemittels  zur  Untersuchung, 
welches  eine  bräunlichgelbe  Masse,  von  der  Kon- 
sistenz eines  dicken  Extraktes  darstellte,  die  in 
Wasser  löslich,  dagegen  unlöslich  in  Spiritus 
und  Aether  war.  Der  Trockenverlust  bei  100®  0 
betrug  32,83  pCt,  die  Asche  0,61  pCt.  Die 
Masse  reagierte,  vom  Gehalt  an  Schwefelsäure 
herrührend,  sauer.  Mit  Jodlösung  trat  Bläuung 
ein,  Fehling'aohe  Lösung  wurde  reduziert,  Gerb- 
säure wurde  dagegen  nicht  gefällt.  Die  An- 
wesenheit von  Borsäure  oder  Salicylsäure  konnte 
nicht  festgestellt  werden.  Die  Klebkraft  war 
sowohl  auf  Papier  als  auch  auf  Glas  eine  gute. 

Der  Klebstoff  Salicum  dürfte  denmach  aus 
weiter  nichts  bestehen,  als  aus  Stärkemehl, 
welches  mittels  Schwefelsäure  in 
Dextrin  übergeführt  worden  ist 


»18 

Apparat  zur  BChneUen  i      '^  Appirat  kann  entwedar  direkt  od« 

und   kontmuierUchen   Entwick J  "!*  ^^" '*^."  °"''*f^i*'^'' JT ■/'^ 

lung  von  WaSBerdampf.  |  werden.     Im  letzteren    F«Ue  eetzt  man  Om 

Der    dnrcfa    die    Abbildung    1    erl&nterte .  anf  ünen    Dreifaß    von   goeigneten  Dinen- 

Apparat  von  K.  Beck  ist  in  folgender  Waise  I  ^onen. 

konatrniert.     Das  Waaaer  der  L^tnng,  dem       Um  «nen  DampCstrom  zn  enevgen,  bail 
mit  Hille  einer  KörHng'aebm  Zeretlubunge-  man  den  Apparat  knrza  Zeit  an.     Hierui 
dtlse  S  rane   groBe   Oberfläche  erteilt  wird,  Offnet  man  den  Hahn  der  Leitung  loniditi 
gelangt  in  dem  geheizten  kleben  Kessel  H  wenig   nnd   ertiftlt   einen   kräftigen  Dampf- 
bezw.  an  dessen  Heizflachen  znr  Verdampf- 1  ström,  den  man  dnroh  Regniiernng  der  Ois- 
nnd    Wassermfnhr    aa«li    Obeilütien 
kann.     W«in  die  DampfentwiakloDg 
einmal    lebhaft   im   Gange  is^  kun 
man     den    Wasserhahn    aadi   «eitff 
IVfftien.     Erst  ba  starker  Vwmdinmg 
des   WasserznflnasGs   erhilt  loan  la- 
ateüe  des  Dampfatroms  heifi«  Wmet, 
entsprechend  der  Eigenart  des  AppuiU, 
von  relativ, 
hoher  Tem- 
peratur 
(etwa  80^. 
Der  Appar 
rat,  dessen 
Anfien- 
ansioht 
durah    Ab- 
bildung 2 
gegeben  ist, 
ist  aus 


hergestellt 

und  mittels 

nnes  aof- 

geediraub- 

ten  Ringes 

abgediefa- 
Abbild.  1.  tet  Er  ent-  Abbild.  3. 

hllt  keine  Lötstellen  nnd  ist  gegen  Ueb«- 
bitznng  durohans  nnempfindtidi.  Gctwl 
wird  derselbe  unter  Benutzung  lynea  Ring- 
brenners,  der  eine  anareidifflid  breite  Flammt 
liefert  HerBtellar  ist  äie  Firma  lYaiu 
Rugershoff  in  Leipag.  P. 


nng.  Das  OberHehasaige  und  kondensierte 
Wasser  fUeßt  beatftndig  durch  T  ab.  Der 
Dampf  entweicht  durch  den  Tabus  D.  Um 
zn  vermeiden,  daS  der  Dampf  l>ei  T  ent- 
strömt, ist  es  erforderlich,  einen  hydro- 
statischen Dmck  vorzuschalten.  Dies  wird 
zweckmäßig  dadurch  erreicht,  daß  man  das 
verlängerte  Abflußrohr  ^  bis  an  den  Boden 

emes  mit  Ueberlauf  venwhenon  GefaUas  bezw.  Eingezogenes 

eines  gewOhnlitdien  Standzylmders  fflhrt.  Bei  Diphtherie-HellBerain. 

Apparaten,  weliAe  nicht  znm  Traneport  ein-       D^  mit  den  Eontrollaommem  149,  1 
gerichtet    werden    sollen,    empfiehlt  ai  dd,  ^^    '^^  vereeiene  Diphthwie  -  Hrilfi«™  « 
.         TWT  i.  n    •      r,  ^  1.     ■        11    der  CteroiBoheB  Fabnk  E.  Merek  ui  DMmst*» 

einen  WasserversohluB    m   Gestalt   emes  ü-  igt  infolge  AbBühwäobong  znr  BniiehBiig  be- 
Rirfirca  von  genflgender  Unge  ansabringen.  i  stimmt  ' 


919 


Therapeutisohe  Hitteilungen. 


Die 

oder  Myiasis  genannt,  wird  vernrsaeht  dnroh 
Fliegenlarven  und  zwar  sind  es  gewöhnlieh 
die  Oestresarten,  Calliphora,  Laciiia  hominivara 
oder  andere  Dipteren.  Die  Fliegen  legen 
ihre  Eier  in  den  mensohliohen  oder  tierischen 
Eöiper^  die  Eier  bilden  sich  zu  Larven  um, 
die  dann  bei  dem  Wirte  bleiben,  bis  sie  sieh 
zu  Nymphen  entwickeln.  Die  Larven  ver- 
lassen den  Körper  des  Wirtes  kurz  vor  dem 
Nymphenstadium.  Die  Fliegen  suchen  mit 
Vorliebe  eine  durch  Hautausschläge  oder 
Geschwüre  präparierte  Haut,  femer  den 
eiternden  äußern  Gehörgang  oder  Nasen- 
höhlen usw.  auf.  Es  ist,  wie  es  schobt,  prak- 
tisch sehr  wichtig,  zu  wissen,  mit  wdcher 
Fliegenart  man  es  zu  tun  hat,  weil  einige 
Arten  sich  weniger  festsetzen  oder  weniger 
G2lnge  unter  die  Schleimhaut  bohren  als 
andere  und  also  mehr  oder  weniger  leicht 
mit  der  Pinzette  zu  erreichen  smd.  Die 
Erscheinungen  bei  den  Kranken  hängen 
vor  allem  von  der  Lokalisation  der  Larven 
ab.  Sie  entfernen  sich  trotz  ihrer  lebhaften 
Beweglichkeit  meist  nicht  weit  von  der  Höhle, 
die  sie  sich  unter  die  Haut  oder  Schleim- 
haut gegraben  haben.  Die  Inkubationszeit 
der  Eier  ist  eine  sehr  kurze,  es  wurden 
Fälle  beobachtet,  wo  die  Entwicklung  vom 
Ei  bis  zur  Larve  innerhalb  von  24  Stunden 
durchgemacht  war.  Die  Erscheinungen  bei 
der  Fliegenkrankheit  wechseln  und  hängen 
ab  von  der  Lokalisation,  von  den  Organen, 
in  welchen  die  Larven  wandern  und  von 
der  Empfindlichkdt  der  Patienten.  Manch- 
mal bestehen  Kopfschmerzen,  Jucken,  Fieber 
bis  39^.  Befinden  sich  die  Larven  in  der 
Nase,  im  Gehörgang  oder  unter  den  Augen- 
liedem,  wie  man  es  in  Sfldspanien  und  in 
Marokko  beobachtet  hat,  so  können  die  Er- 
scheinungen äußerst  heftige  sein.  Manchmal 
ist  die  Prognose  äußerst  ungflnstig.  Die 
Erkennung  der  Krankheit  ist  meist  leicht, 
besonders  wenn  sich  Würmer  unter  der 
Haut  befinden.  Die  Larven  müssen,  ob- 
gleich sie  hauptsächlich  m  der  Tiefe  leben, 
von  Zeit  zu  Zeit  an  die  Oberfläche  zurück- 
kehren, um  Luft  zu  schöpfen;  gewöhnlich 
sieht  man  dann  8  oder  mehr  Köpfchen,  die 
sich  sehr  schnell  bewegen  und  ebenso  schnell 


vrieder  verschwinden,  bisweilen  kriechen  sie 
über  den  Geschwürboden  hin  und  her.  Die 
Myiasis  des  Ohres  ist  sehr  gefährlich,  weil 
das  Trommelfell  leicht  durchbohrt  wird  und 
die  Larven  in  das  Mittelohr  und  Labyrinth 
eindrmgen.  Aber  auch  die  Nasenmyiasis  ist 
gefährlich,  da  die  Larven  in  das  Gehirn 
emwandem  können.  Die  Behandlung  ist 
oft  schwierig.  Es  schemt  sehr  wertvoll 
zu  sein,  wenn  man  die  Larven  mit  der 
Pinzette  extrahieren  kann.  Volksmittel  ist 
inCordoba  ein  Aufguß  von  Ooymum  Basilicum. 
Neuerdings  wird  Kalomel  sehr  warm  em- 
pfohlen. L. 
Deutsche  Med,  Woehensehr.  1906,  763. 


Ueber  die  hemmenden 
und  anästhesierenden  Eigen- 
schaften der  Magnesiumsalze 

berichtet  Meltxer  in  New- York.  Sehr  kleine 
Gaben  der  Magnesiumsalze,  durekt  ins  Blut 
gespritzt,  hemmen  die  Atmung  und  Ifthmen 
den  ganzen  Körper.  Lokale  Applikation 
auf  den  Nervenstamm  hebt  die  Erregbarkeit 
und  Leitungsfähigkeit  der  betroffenen  Nerven- 
stelle auf.  Subkutane  Einspritzungen  ver- 
ursachen eine  tiefe  Narkose  mit  vollkommener 
Muskelerschlaffung,  und  bei  Einspritzung  in 
den  Rttckenmarkskanal  bewirkt  das  Salz  fast 
unmittelbar  eine  LShmung  und  AnSsthesie 
der  unteren  Gliedmaßen.  Große  Gaben  des 
Salzes  können  auch  tödlich  wirken;  bei 
kleinen  Gaben  verschwinden  die  brennenden 
und  lähmenden  Erscheinungen  wieder  voll- 
ständig. Auch  hat  man  bei  Affen  einen 
schweren  ktLnstlich  erregten  Tetanus  (d.  i. 
Wundstarrkrampf)  durch  RQckenmarkskanal- 
einspritzung  von  Bittersalz  fflr  viele  Stunden 
völlig  beseitigt.  Alle  diese  an  Tierversuchen 
ausprobierten  Eigenschaften  ftLhrten  dazu, 
auch  beim  Menschen  das  Magnesium  sulfur- 
icum  für  die  Rückenmarksanästhesie  zu 
verwenden.  Diese  intraspinalen  Einspritz- 
ungen bewirken  eine  tiefe  iangdauernde 
Anästhesie,  die  von  der  Lendengegend  aus 
die  kortikalen  Nervenzellen  beeinflußt,  da- 
gegen die  vitalen  Gentren  im  Kopfmark 
nicht  wesentlich  zu  ergreifen  scheint. 


920 


Die  möglichen  Gefahren  einer  An&rthesie; 
mindestens  die  akuten  Gefahren,  beruhen  in 
ihrer  schädlichen  Wirkung  auf  die  vitalen 
Funktionen  des  Herzens,  Blutdruckes  und 
der  Respiration.  Da  aber  Herz  und  Blut- 
druck bei  den  bislang  versuchten  Oaben 
gar  nicht  in  betracht  kommen,  so  wäre  die 
einzige  Gefahr  die  Atmung;  doch  hier  kann 
man  sich  mit  künstlicher  Atmung  fast  stets 
helfen.  (Jedenfalls  smd  die  Versuche  sehr 
interessant  und  außerordentlich  ermutigend. 

D.  Berichterstatter,)  L. 

Berliner  Klin,  Wochensekr.  1906,  73. 

Bin  alkoholfreier  Eisenlikör 

ist  bei  der  Notwendigkeit,  gerade  schon  im 
frühen  Kindesalter  mit  der  Eisendarreichung 
einzusetzen,  eine  höchst '  zeitgemäße  und 
therapeutisch  wichtige  Erscheinung.  Die 
Liquores  Ferri  mangano-peptonati  des  Handels 
enthalten  an  Alkohol  in  100  ccm  im  Durch- 
schniss  14  V2  pCt,  die  Liquores  Fern  mangano- 
saccharati  in  100  ccm  Alkohol  etwa  IOV2  P^t 
Alkohol.  Andere  ähnliche  Eisenpräparate 
schwanken  im  Mittel  von  10  bis  15  pCt 
Alkoholgehalt.  Es  kommen  also  bei  dreimal 
täglicher  Darreichung  eines  EsslOffels  voll 
von  dem  Mittel  nicht  unbeträchtliche  Mengen 
Alkohol  in  den  Magen  und  den  Organismus. 
Ä,  Klautsch  (Repertor.  der  prakt.  Med. 
1906,  Nr.  5)  stellte  fest,  daß  schon  am 
Ende  des  ersten  Lebensjahres  der  Eisen- 
mangel beim  Kinde  sich  bemerkbar  mache. 
Eine  andere  nicht  weniger  häufige  Form 
kommt  dann  bei  Kindern  im  Alter  von  5 
bis  7  Jahren  zur  Beobachtung,  und  zwar 
bei  solchen,  die,  wie  man  zu  sagen  pflegt, 
«zu  schnell  gewachsen  sind»,  die  sog. 
Wachstumsanämie.  In  den  späteren  Lebens- 
jahren, ungefähr  gegen  das  12.  Lebensjahr, 
kommt  häufig  eine  Form  von  Anämie  unter 
Schulkindern  bei  Knaben  sowohl  wie  bei 
Mädchen  zustande  unter  dem  Einfluß  un- 
günstiger hygienischer  Verhältnisse,  anhaltend 
sitzender  Lebensweise  und  Ueberanstrengung 
und  Ueberbürdung  des  Körpers  und  Geistes. 
Elautsch  verordnete  daher  den  alkoholfreien 
haltbaren  Liquor  Ferri  mangano- 
peptonati,  der  nach  dem  Dr.  K, 
Dietrich' Bfiien  Verfahren  in  Heifenberg  her- 
gestellt wird  und  sich  außerdem  noch  durch 
seine  Haltbarkeit,  seinen  vorzüglichen  Ge- 
schmack und  namentUch  auch  durch  seine 
Billigkeit  auszdchnet     In  der  von  Klautsch 


geloteten  Kinderheilanstalt  «St  EUsabeth- 
Kinderheim»  wurde  das  Blutan  (vergL 
Pharm.  Centralh.  46  [1905],  335 j  an  die 
Kinder  dreimal  täglich  1  Teelöffel  entweder 
in  Milch  oder  rem  gegeben  und  zwar 
meist  vor  den  Mahlzeiten. 

Auch  Albert  Kaiser  in  Dresden  (Therap. 
Monatsh.  1906,  Nr.  3)  gab  Blutan  mit 
Vorliebe  den  Kindern  aber  namentlich  fand 
das  Blutan  bei  ihm  m  der  Frauenpran 
Anwendung  und  von  Wesenheit  war  dabei, 
daß  infolge  der  Billigkeit  des  Blutan  eine 
zweckmäßige  Verwendung  desselben  in  der 
Kassenpraxis  häufig  Platz  greifen  konnte. 
Das  Mittel  wurde  gern  genommen  und  gat 
vertragen,  selbst  bei  Magenbeschwerden,  bei 
Verdauungsschwäche  usw.,  der  Stuhlgang 
wurde  bei  den  anämischen  Frauen  und  bleieh- 
süchtigen  Mädchen  geregelt;  wo  Schmeneo 
und  Unregelmäßigkeit  in  der  Periode  be- 
stand, ließ  sich  diese  günstig  and  regulierend 
beeinflussen. 

Femer  hält  auch  Jf.  Zoref  in  Wien 
(Med.  Blätter  1906,  Nr.  17)  das  Hintan, 
da  es  ein  alkoholfreies  Eisenmanganmittel 
ist,  für  <eme  wertvolle  Bereicherung  uuereB 
Arzneisohatzes». 

Recht  interessante  Versuche  förderte  die 
Prüfung  des  Blutan  in  den  Dr.  Weicker- 
sehen  Heilanstalten  in  Oörbersdorf  n  tage. 
Ein  Assistent  daselbst^  Carl  Blümel  (veigL 
Med.  Klinik  1906,  Nr.  32),  stellte  aeb 
gleichzeitig  die  wissenschaftlidie  Frage,  ob 
man  aus  dem  Blutbefunde  (Haemoglobin- 
untersuchung)  einen  Rückschluß  auf  die 
Prognose  der  chronischen  Lungentuberknloee 
erheben  dürfe.  Es  ließ  nch  hier  dorebau 
keine  Gesetzmäßigkeit  finden,  zumal  lelbet 
bei  sehr  vorgeschrittenen  Lungentuberknloflät 
bisweilen  noch  ein  günstiger  Blutbefund  eieb 
zeigte.  Aber  eine  praktisch  wichtige  Forder- 
ung stellt  Blümel  gerade  im  Anschloß  an 
die  Prüfung  des  Blutan:  Es  empfiehlt  seh 
bei  Tuberkulösen  im  Interesse  des  Allgemeitt- 
befindens  von  Zeit  zu  Zeit  ein  alkolfreie^ 
leichtverdauliches  Eisenpräparat  zu  geben, 
und  hier  hat  sich  Blutan  als  ein  redit  braoeb- 
bares  Mittel  bewährt  Mit  der  Verbeaserang 
des  Haemogiobingehaltes  schwanden  aneh  ^ 
subjektiven  Beschwerden  der  Kranken,  wie 
Kopfschmerzen,  Herzklopfen,  Schwindel  nn^ 
Mattigkeitsgefühl.  Auch  als  appetitanregendes 
Mittel  hat  sich  das  Blutan  bewährt    Ä,  ^ 


931 


Ueber 
Fibrolysin-Behandliuig. 

Teschemacher  in  Neuenahr  kann  auf 
grund  seiner  Erfahrung  bei  der  Dupuytren- 
sehen  Fingerkontraktnr  der  Diabetiker  eine 
Thiosinammeinspritzangsknr  mit  dem  von 
Dr.  Mendel  angegebenen  und  von  der 
Firma  E,  Merck  in  Darmstadt  hergestellten 
Fibroiysin  anfs  wftrmste  empfehlen,  jedenfalls 
sollte  eine  solehe  in  jedemFaile  versucht  werden, 
bevor  zur  Operation  gesehritten  wird.  Das 
fibroiysin  zeiehnet  sich  vor  dem  Thiosin- 
amin  durch  Schmerzlosigkeit  und  rasch  ein- 
tretenden Erfolg  aus. 

Bereits  nach  12  Einspritzungen  war  eine 
sichtliche  und  fühlbare  Besserung  in  der 
Beweglichkeit  der  Finger  sowohl  als  in  der 
Konsistenz  des  narbenartigen  Strauges  in 
der  Hohlhand  eingetreten,  bei  Beendigung 
dar  Kur,  nach  19  Einspritzungen,  konnten 
die  beiden  Finger  fast  wie  im  normalen 
Zustand  aktiv  gesbreckt  werden,  der  Wulst 
in  der  Hohlhand  fühlte  sich  vöUig  erweicht 
an,  so  daß  der  Kranke  hOchst  befriedigt 
war. 

Der  bequemen  Handhabung  wegen  wird 
das  Präparat  von  Merck  als  gebrauchs- 
fertige sterilisierte  Lösung  in  zugeschmolzenen 
braunen  GlasampuUen  m  den  Verkehr  ge- 
bracht Jede  Ampulle  enthält  2,3  ecm 
Fibroiysin,  entsprechend  0,2  g  Thiosinamin. 
Alle  2  Tage  wird  je  eine  Ampulle  unter 
die  Haut  oder  in  die  Muskel  eingespritzt. 
Am  KOrper  erfolgt  eine  Spaltung  der  Ver- 
bindung in  ihre  beiden  Komponenten,  näm- 
lich  Thiosmamm   und   Natrium  salicylicum. 

Der  Einfluß  des  Fibroiysin  war  auch  bei 
Frauenleiden  em  unverkennbarer,  schon  nach 
2  oder  3  Einspritzungen  konnte  von  Th, 
Vogelsänger  m  Basel  (Korrespondenzbl.  f. 
Schweizer  Aerzte  1906,  Nr.  2)  festgestellt 
werden,  daß  die  vorher  ganz  straffen,  un- 
nachgiebigen Bänder  weicher  wurden  und 
sieh  mehr  oder  weniger  dehnen  ließen,  und 
im  Mittel  nach  6  Einspritzungen  war  die 
Auflockerung  so  weit  vorgeschritten,  daß  die 
gesunde  von  der  kranken  Seite  kaum  mehr 
zu  unterscheiden  war.  Das  Nachgiebig- 
machen verengter  Stellen  gelang  auch  nach 
H.  Mohr  in  Bielefeld  in  emem  Falle,  wo 
das  Thiosinamin  zur  Erweichung  einer  zu 
Wiederverengung  stark  neigenden  Verengung 


des  Ductus  parotideus  nach  Verletzung  des 

Ganges  der  Speicheldrüse  benutzt  wurde. 
Therap.  Monatsh.  1906,  Nr.  1.         A.  Bn. 


Das  Verhalten 
der  Harnsäure  und  des  Harn- 
stoffs bei  der  Gicht 

hat  Falkenstein  in  Gr.  lichterfelde  jahre- 
lang studiert.  Obwohl  die  Meinungen  über 
die  Entstehung  der  Gicht  auch  noch  aus- 
emandergehen,  so  ist  man  sich  doch  darin 
einig,  daß  Harnsäure  dabei  eine  große  Rolle 
spielt  und  ein  abnormes  Verhalten  zeigt, 
welches  durch  besondere  Stoffwechselvorgänge 
im  Körper  erklärt  wird.  Dem  Ueberschuß 
an  Harnsäure  bei  der  Gicht  können  nur 
zwei  Ursachen  zu  gründe  liegen.  Entweder 
der  Gichtkranke  bildet  aus  der  gleichen 
Nahrung  mehr  Harnsäure  als  der  Gesunde, 
was  aber  undenkbar  erscheint,  oder  er  bildet 
nur  ebensoviel,  baut  rie  aber  nicht  ebenso 
ab  wie  der  Gesunde  und  behält  sie  im 
Körper  zurück.  Würde  er  sie  durch  die 
Nieren  rein  oder  als  Natriumsalz  ausscheiden 
oder  aber  im  Körper  in  Oxalsäure  und 
Harnstoff  umwandeln  können,  so  wäre  ihm 
geholfen.  Aus  Falkenstein^s  Untersuchungen 
folgert,  daß  das  Sch'ädliche  bei  der 
Gicht  unzweifelhaft  das  bei  ihr  entstehende 
saure  Natriumurat  ist,  welches  nicht 
harnfähig  ist.  Beim  Kaninchen  entsteht  es 
bei  künstlicher  Einverleibung  von  Harnsäure 
sofort,  weil  ihm  als  Pflanzenfresser  die  Salz- 
säure im  Magen  ganz  oder  fast  ganz  fehlt. 
Bei  Hunden  entstehen  die  Urate  nicht,  weil 
sie  als  fast  reine  Fleischfresser  große  Mengen 
von  Salzsäure  im  Magen  selbst  abscheiden. 
Der  gewöhnliche  gesunde  Mensch  kann  sich 
auch  leicht  verteidigen,  indem  auch  er  ge- 
nügend Salzsäure  im  Magen  sammelt^  um 
sich  vor  Uratbildungen  zu  schützen,  dagegen 
der  Gichtkranke  nicht,  weil  nach  Falken- 
stein  die  Gicht  verursacht  wird  durch  eine 
ungenügende  Tätigkeit  der  die  Salzsäure 
abscheidenden  Magendrüsen.  Deshalb  tritt 
Falkenstein  für  die  Darreichung  großer 
Salzsäuregaben  bei  Gichtkranken  ein; 
denn  hierdurch  werden  nach  ihm  die  un- 
löslichen Urate  in  lösliche  Harn- 
säure   übergeführt    und    dadurch 

die  Gicht  beseitigt.  L. 

Berliner  Klin.  Woehensehr,  1906,  228. 


922 


Phologpaphische  Mitteilungen. 


Utopapier, 

ein  direkt  in  Faxben  kopierendes 

Auskopierpapier. 

Das  Utopapier  der  Firma  J,  H,  Schmidt 
iSb  Co,  in  Zürich  stellt  ein  neues,  auf  der 
Grundlage  des  Ansbleicbverfabrens 
bemhendee  Aaskopierpapier  dar.  Es  dient 
dazU;  von  einem  farbigen  Original,  z.  B. 
durchseheinenden  Papierbildem,  gemalten 
Diapositiven  und  namentlich  Farbraster- 
bildern farbenidenüsche  Kopien  herzustellen. 
Das  Ausbleiohverfahren,  welches  besonders 
von  Dr.  Neuhaus  und  von  WorelL  aus- 
gearbeitet wurde,  beruht  bekanntlich  auf 
der  Eigenschaft  gewisser  Anilinfarbstofte,  in 
dem  Lichte,  das  zu  ihrer  eigenen  Farbe 
komplementär  ist,  auszubleichen.  In  der 
P^razis  des  Ausbleichverfahrens  treten  aber 
mancherlei  Schwierigkeiten  auf,  sodaß  bis- 
her alle  Versuche  einer  geschäftlichen  Aus- 
nützung des  Verfahrens  scheiterten.  Be- 
sonders die  verschiedene  Empfindlichkeit  der 
Farbstoffe  trat  hindernd  in  den  Weg  und 
eine  Steigerung  ihrer  Empfindlichkeit  durch 
gedgnete  Zusätze  führte  eher  zu  ungünstigen 
als  leidlichen  Resultaten,  ebenso  stOrte  die 
Reaktion  der  verschiedenen  Farbstoffe  auf- 
einander. Geeignet  für  das  Ausbleichver- 
fahren sind  demnach  nur  solche  Farbstoffe, 
die  ziemlich  gleiche  Empfindlichkeit  haben 
und  nicht  aufeinander  einwirken.  Die  Er- 
fmder  des  Utopapiers  haben  daraufhin  gegen 
1200  Farbstoffe  untersucht,  aber  nur  drei 
dabei  gefunden,  die  ihren  Anforderungen 
entsprechen.  Nach  vielen  Versuchen  ist 
ihnen  endlich  eine  neue  Farbstoffklasse  ge- 
lungen. Weitere  Schwierigkeiten  bot  das 
Aufgießen  der  Farbemulsion  auf  Papier, 
denn  die  Papierfaser  durfte  nicht  angefärbt 
werden.  Versuche,  die  Emulsionierung  in 
Gelatine,  in  Kollodium,  in  Eiweiß,  in  Cellulose- 
acetat vorzunehmen,  blieben  immer  erfolg- 
los. Weitere  Versuche,  die  Papierfaser  voll- 
ständig abzuschließen,  gelangen  zwar,  jedoch 
war  dieses  Verfahren  praktisch  aus  tech- 
nischen Gründen  nicht  durchführbar.  End- 
lieh gelang  es  den  Erfindern,  einen  Aus- 
weg zu  finden,  indem  sie  feststellten,  daß 
alle  Farbstoffe  je  nach  ihrer  Beschaffenheit 
die  Neigung  haben,  in  gewissen  Schichten 
in  eine  Ruhelage  zu  gelangen,   aus  der  sie 


nicht  mehr  herauswandem.  Es  gelang  nnn- 
mehr,  die  Farbstoff-Emulsionen  auf  Pipier 
zu  bringen  und  das  Resultat  der  aaßer- 
ordentlich  umfangreichen  und  mühevolleD 
Arbeiten  ist  das  U  t  o  -  P  a  p  i  e  r.  Für  direkte 
Camera-Aufnahmen  nach  dem  Ausbleleh- 
verfahren  ist  das  neue  Papier  aber  aodi 
nach  Ansicht  der  Erfinder  noch  nicht  voll- 
kommen; unter  den  allergünstigstea  Be- 
dingtmgen  gelang  ihnen  eine  farbige  Auf- 
nahme mit  einer  Expositionszeit  von  6  Stunden. 
Die  Erfinder  glauben  jedoch  das  utopapier 
in  Kürze  so  zu  verbessern,  daß  die  Ex- 
positionszeit für  direkte  farbige  Camera-Auf- 
nahmen auf  einige  Minuten  herabgesetzt 
wird.  Zur  Behandlung  des  utopapiers  sei 
noch  bemerkt,  daß  die  blauen  und  gelben 
Farbstoffe  an  und  für  sich  schon  lieht- 
empfindlich  sind,  während  das  Rot  noch 
sensibilisiert  werden  muß,  was  dorob  ein 
4  bis  5  Minuten  angewandtes  Bad  ans  einer 
3  proc.  WasserstoffperoxydlöBung  gesdiieht. 
Zur  Beseitigung  der  Sensibilisatoren  mflnen 
die  fertigen  farbigen  Bilder  mehrere  Standen 
in  Benzol  ausgewaschen  werden ;  der  Wasdi- 
prozeß  läßt  sich  aber  durch  Anwendung  des 
eigens  zu  diesem  Zweck  von  der  Firma 
Smith  hergestellten  Üto-Fixierbades  ganx 
wesentlich  abkürzen.  Die  farbigen  Bilder 
werden  vorteilbafterweise  noch  lai^ert 

Die  «Phot.  Ind.»  bemerkt  zu  ihrer  Be- 
schreibung des  Verfahrens,  der  wir  im 
Wesentlichen  gefolgt  sind :  tjnsere  mit  dem 
Utopapier  vorgenommenen  Versuehe  eigibeD 
recht  ermutigende  Resultate.  Ein  zonlehst 
mit  unsensibilisiertem  Utopapier  Forge 
nommener  Versuch  ergab  in  1^2  Standen 
ein  unregelmäßiges  Ausbleichen  in  den  roten 
und  gelben  Tönen.  Nach  erfolgter  Sena- 
bilisierung  einiger  Blätter  in  der  empfdiienep 
3  proc  WasserstoffperoxydlOsung  erhielt« 
WUT  in  etwa  1Y2  Stunden  bei  direktem 
Sonnenlicht  eine  gut  ausgebleichte,  farbeo* 
identische  Kopie.  Die  auf  der  Gebranei»- 
anweisung  angegebene  Zdt  von  Vj^  Stand« 
zeigte  sich  bei  Verwendung  des  3  proc. 
Wasserstoffperoxyds  als  zu  kurz  bemessen. 
Die  gelblichweil'en  Flächen  waren  wibresd 
dieser  Zeit  nur  bis  zum  Grün  auagebleiehL 
Verwendet  wurde  allerdings  in  allen  Fiüeo 
ein  gut  durchscheinender,  dünner  japaniseber 
i  Farbenholzschj^itt  Bm, 


933 


BOohepsohaui 


Die  okemisoke  Energie  der  lebenden 
Zellen.  Von  Dr.  Oskar  LoeWy  Prof. 
der  ehemisehen  Pflanzenphysiologie  an 
der  Universität  Tokio.  Zweite  Aaflage. 
Verlag  von  Fr,  Oruby  Stuttgart  Preis: 
geh.  3  Mk.;  geb.  4  Mk. 

Eine  Sohrift,  die  kühn  an  eines  der  Welträtsel, 
an  die  Frage  nach  dem  innersten  Wesen  des 
Absterbeprozesses  rührt.  Der  Verfasser,  ein 
Freund  und  Gesinnungsgenosse  des  den  Lesern 
der  «Pharm.  Centralh.»  wohl  bekannten  Prof. 
Bokomy  beschäftigt  sich  mit  den  Parallelen  in 
der  belebten  und  m  der  unbelebten  organischen 
iNatur.  Die  Kolloidchemie  der  Eiweiß körper, 
die  Katalyse  und  die  Autooxydation  werden  in 
Vergleich  gestellt  mit  der  Arbeit  in  der  Zelle 
und  immer  wieder  wird  betont,  wie  gering  wir 
erst,  trotz  der  neuerlichen  groBen  Fortschritte 
auf  den  erwähnten  Gebieten,  in  das  weite  Reich 
der  chemischen  Umsetzungen  in  d^r  Zelle  selbst 
eingedrungen  sind.  Wird  es  uns  je  gelingen, 
dem  Protoplasma  und  seinen  verschiedenen 
Modifilutionen  das  Geheimnis  dieser  weitgehen- 
den Verschiebungen  innerhalb  des  Eiweißkörpers, 
innerhalb  der  komplexen  Moleküle  der  lebenden 
Zelle  abzulauschen  ?  Obne  starke  Säuren,  ohne 
ätzende  Alkalien  vermag  die  lebenstätige  Zelle 
die  größten  Umsetzungen  zu  bewirken ;  das  eben 
gilt  ims  ja  als  das  Anzeichen  des  Lebens. 

Die  beiden  ersten  Kapitel  sind  der  Einführ- 
ung in  das  Wesen  der  lebenden  Zelle ,  des 
lebenden  Protoplasma,  für  den  Femstehenden  ge- 
widmet. Li  den  nächsten  Kapiteln,  die  sich  mit  dem 
EiweiBaufbau  der  Organismen  beschäftigen,  wird 
unter  anderem  betont,  daB  jeder  Organismus, 
wie  verschiedenartig  immer  auch  seine  Nähr- 
stoffe beschaffen  seien,  doch  stets  nach  gleichen 
Verhältnissen   seinen   Körper  aufbaut,  und  daß 

fleiohe  Bausteine  immer  wiederkehren.  Nach 
,oew  kann  der  erste  Baustein,  der  unabhängig 
von  der  Verschiedenartigkeit  der  Kohlenstoff- 
quelle gebildet  wird,  nur  immer  der  F  o  r  m  - 
a  1  d  e  h  y  d  oder  die  isomere  Gruppe  H-C-OH 
sein. 

Gegen  die  neueren  Eiweißbypothesen  pole- 
misiert der  Verfasser  und  yerficht  seine  An- 
schauungen von  Atomyerschiebungen  bei  der 
Hydrolyse  der  Eiweißkörper.  Die  Natur  dieser 
verschiebbaren  (labilen)  Atomkomplexe  im  leben- 
den Organismus  wird  sehr  eingehend  erörtert. 
Durch  toxikologische  Versuche  gelang  es,  einen 
Einblick  hier  zu  bekommen.  (Es  sei  nur  er- 
innert an  die  große  Empfindlichkeit  des  leben- 
den Protoplasma  z.  B.  gegen  Schwermetalleiweiß- 
kolloide.) Die  labilen  Atomgmppen  im  lebenden 
Protoplasma  vermögen  Autoozydationen  herbei- 
zuführen und  die  produzierte  Wärme  in  chem- 
ische Energie  umzusetzen,  wie  der  Verf.  an 
zahlreichen  interessanten  Beispielen  dartut.  Die 
letzten  Kapitel  gelten  dem  sehr  labilen  Beserve- 
protan,   welches  Loew  im  Verein  mit  Bokomy 


schon  früher  aufgefunden  hat.  Dieser  eigen- 
artige HcHBerveproteinstoff  gibt  sehr  viele  Reak- 
tionen, die  der  lebenden  Materie  speziell  eigen- 
tümlich sind  und  dürfte  zu  ihr  in  nächsten 
Beziehungen  stehen,  unter  genau  den  gleichen 
Verhältnissen  wird  dieser  Eiweißkörper  koaguliert, 
wo  das  lebende  Protoplasma  abstirbt. 

Wenn  es  auch  den  in  diesem  Werkchen 
niedergelegten  Anschauunjcen  nicht  an  Gegnern 
fehlt,  so  wird  es  dooh  nicht  nur  von  Chemikern 
und  Physiologen,  sondern  auch  von  allen  Natui- 
forschem,  die  ein  Interesse  an  den  weiter  aus- 
blickenden Fragen  nach  dem  «woher»  in  der 
Zelle  haben,  gern  gelesen  werden.     H.  Eaupt. 

Beiträge  znr  Toxikologie  und  gerichtlichen 
Medizin  von  Dr.  Masao  Takayama, 
Blit  4  Tafeln.  Stuttgart  1905.  Verlag 
von  Ferdinand  Enke.     VII  und  188 

Seiten  Lex.  8^.     Plreis:  7  Mk. 

Wie  Ä.  Robert  in  dem  Vorworte  hervorhebt, 
haben  die*  Untersuchungen  des  Verfassers,  der 
gerichtlich-medizinischer  Assistent-Professor  in 
Fukuoka  ist,  über  Kathämoglobine  nicht 
nur  Wert  für  die  Toxikologie,  sondern  auch  für 
die  normale  und  pathologische  Anatomie  und 
die  physiologische  Chemie.  Zwei  der  einschläg- 
igen Versuchsreihen  betreffen  die  Wirkung  der 
neuen  Jodprftparate,  nftndioh  Isoform  und 
J  0 1  h  i  0  n ,  auf  das  Blut,  wodui  oh  sich  der  Inter- 
essentenkreis um  Chirurgen,  Frauenärzte,  Sy- 
philidologen,  Pharmazeuten  und  chemische  Fa- 
briken erweitert.  Versuche  über  die  Ursache 
des  Errötens  mitFormalin  konservierter  Leichen- 
teile beim  Eintragen  in  Weingeist  (Seite  137 
bis  147)  bilden  den  üebergang  zum  6.  Teil, 
welcher  die  Spektroskopie  des  Blutfarb- 
stoffes durch  neue  Befunde  bereichert.  Den 
Schluß  bildet:  Einiges  über  JTorenee'sche  Kri- 
staUe  Pharm.  Centralh.  43  [1902],  236.*,  die 
bei  Behandeln  von  tierischer  Samenflüssigkeit, 
Scheiden-  und  Qebärmutter-Schleim,  faulenden 
Stoffen  verschiedener  Art,  PooU'schem  Spermin 
usw.  mit  Jod  und  mancherlei  Jodverbindungen 
entstehen  und  als  Reaktion  auf  menschlichen 
Samen  dienen  können.  —  Ein  Nachtrag  handelt 
von  Jodatwirkung  und  Kathämoglobin.  Die  Aus- 
stattung ist  bezuglich  des  Papiers  und  Druckes, 
des  Autorenregisters  und  der  Tafeln  vortrefflioh. 
Von  letzteren  stellen  die  beiden  ersten  die  Wirk- 
ung der  p-Jodoanisolvergiftung  auf  Organe  des 
Hundes  an  Mikrophotographien  von  Dnnnsohnitten 
in  farbigem  Steindrucke  (von  Werner  db  Winter 
zu  Frankfurt  am  Main)  dar,  während  die  dritte 
Tafel  15  Absorptionsspektren  von  Blutfarbstoffen 
und  die  vierte  Mikrophotographien  YonFhrenee- 
sohen  Kristallen  aus  Menschensperma  in  schwar- 
zem Steindrucke  bieten. 

Wie  sich  aus  Vorstehendem  ergibt,  hätte  im 
Buchtitel  zur  Kennzeichnung  des  Inhalts  der 
Blutfarbstoff  in  Beziehung  zum  Jod 
hervorgehoben  werden  sollen.  — y. 


924 


11  ersoliiedene  üill^ilungeii. 


Eine  neue 

Ehe  Fttser,  wioloher  in  nächster  Zeit 
wohl  größere»  Interesse  entgegengebracht 
werden  dürfte^  wird  von  der  Zapnpe- 
pflanze  gewonnen,  welche  im  Staate  Tax- 
pam  in  Mexiko  vorkommt  nnd  der  im  Staate 
Ynkatan  heimischen  Heneqnenpflanze  sehr 
ähnlich  Ist;  der  Hauptonterschied  liegt  in 
der  Beschaffenheit  des  Blattes.  Die  Fasern 
besitzen  weiße  Farbe,  sind  sehr  ehistisch 
und  widerstandsfähig  und  werden  ans  den 
Blättern  gewonnen.  Während  andere  der- 
artige Textilpflanzen  gewöhnlich  erst  nach 
5  bis  7  Jahren  ertragsfähig  werden,  liefert 
die  Zapupepflanze  schon  3  Jahre  nach  dem 
Einpflanzen  der  jnngen  Stecklinge  die  erste 
Ernte.  Die  von  einer  Pflanze  gewonnene 
Fasermenge  belauft  sich  jährlich  im  Durch- 
schnitt auf  1  bis  IV2  kg.  Die  Ernte  findet 
mehrere  Male  im  Jahre  durch  Abschneiden 
von  Blättern  statt  und  zwar  soll  es  zur 
Erhaltung  der  Pflanze  besonders  wichtig 
sein,  daß  die  Blätter  nahe  dem  Stengel  ab- 
geschnitten werden.  Die  Indianer  stellen 
schon  seit  Jahrhunderten  aus  dieser  Faser 
Seile,  Tauwerk,  Zflgel,  Netze  u.  dergl.  her. 
Die  daraus  hergestellten  Taue  zeigen  weder 
Augen,  noch  werden  sie  durch  die  Feuchtig- 
keit stockig.  Die  Fasern  werden  aus  den 
Blättern  teils  durch  alte  einfache,  teils  durch 
moderne  automatisch  betriebene  Maschinen, 
welche  in  der  Stunde  100  000  Blätter  ver- 
arbeiten können,  gewonnen.  Um  die  PQanze 
der  Textilindustrie  nutzbar  zu  machen,  be- 
absichtigt eine  in  Tuxpam  gegründete  Gesell- 


schaft die  Kultur  der  Zapupepflanze  in 
großem  Maßstäbe.  Btt. 

Ztaehr.  f,  angewn  Ohem.  1906,  688. 

DuranametaU 

ist  eine  Kunstschmiedebronze,  die  von  den 
Dürener  Metallwerken  zu  Dflren  (Rheinland) 
hergestellt  wird  und  aus  Kupfer,  Zmk  und 
Eisen  besteht.*)  Seine  Farbe  ist  em  schönes 
Rötliohgelb,  das  man  an  der  im  Feuer 
oxydierten  fertigen  Legierung  eifaält,  wenn 
man  sie  durch  eine  Salpetersäurebeize  zieht 
und  abspült  Von  dieser  Naturfarbe  bis 
zum  schwarzen  Ton  lassen  sich  alle  Farben- 
töne durch  geeignetes  Beizen  bezw«  Abbr«men 
erhalten.  Die  Beizen  bestehen  aus  Salpeter- 
säure, die  entweder  Silber  oder  Kupfer  oder 
beide  zusaftimen  gelöst  enthält  Einen 
grünen,  patinaähnlichen  Ton  erhält  num, 
wenn  man  den  Gegenstand  Ammoniakdämpfen 
aussetzt  Natürlich  müssen  die  Waren  frei 
von  Fett  sein ;  gegebenenfalls  muß  man  sie 
vorher  in  scharfe  Sodalauge  bringen,  um 
den  Farbenton  festzuhalten  empfiehlt  es  sieh 
die  Gegenstände  zu  lackieren  (z.  B.  mit 
Zaponlack).  p. 

Bayr,  Industrie-  u.  OewerbM,  19C6,  353. 

Deutsche   Pharmazeutische    Gesellschaft 

Die  nächste  Sitzung  der  Gesellscbafl  ist 
von  Donnerstag,  den  1.  November  ant  Donners- 
tag, den  8.  November  1906  vorlegt  worden. 


*)  Anm.  Die  echten  (alten)  Bronzen  bestehen 
aus  einer  Legierung  von  Kupfer  und  Zinn,  die 
modernen  meist  aus  Kupfer,  Zink  und  Zinn. 

D.  Bef. 


Handkommentar 

zum  Arzneibuch  für  das  Deutsche  Reich  (IT) 


Dr.  Panl  Sflss 


bearbeitet  von 

Dr.  Alfred  Schneider         und 

unter  Mitwirkung  von 
F.  aöll^x,  3Dr.  C  H^lToigr  und  T^T.  T^ToTöTo«. 
Mit  vielen  Abbildungen  im  Text,  —  71^1  ^  Bogen  stark. 
In  gutem  Lederbande  früher  26  Mk.  60  Pf.»  jetxt  nur  20 


Yertetv:  Dr.  A«  Seknelder,  Preedm  and  Dr.  P.  StA  Dretden-BlaMwlts. 
VwantwortUober  Leitsr:  Dr.  A.  Mmeider,  Dnidea. 
Im  Boehhand«!  durah  Jaliai  Springer,  BarUn  N..  MoiiUlonpItto  8. 
Drack  Ton  Fr.  Tltt«l  Naehf.  (Knnath  A  Mahlo),  Draiaen. 


Phannaceutische  Centralhalle 

für  Deutschland. 

Herausgegeben  von  Dr.  A.  Schneider  und  Dis  P.  Sflss. 


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ZeitBchiift  fflr  wiBsensehaftliclie  und  gesehäftliclie  InteresBeii 

der  Pharmacie* 

Gegründet  yon  Dr.  Hermaan  Hager  im  Jahre  1859. 

Eisohemt  jeden  Donnerstag. 

Besugspreis  yierteljährlich:  dnrob  Bachhandel  oder  Post  2,50  Mk.,  dnreh  (^esobflfts« 
stelle  im  Inland  3, —  Mk.,  Anstand  3^  Mk.  —  Einzelne  Nommein  30  Pf. 

Anzeigen:  die  einmal  gespaltene  Elein-Zeüe  30  Pf.,  bei  größeren  Anzeigen  oder 'Wieder* 

holnngen  Preisennäßigong. 

Letter  der  \  Dr.  Alfred  Schneider,  Dresden- A.  21;  Sohandaner  Str.  43. 
Zettsehrlft:  J  Dr.  Paul  Snß,  Dresden-Blasewitz;  Gostay  Freytag-Str.  7. 

C^esehiftsstelle:  Dresden- A.  21;  Schandaner  Straße  43. 


^45. 


Dresdeo,  8.  November  1906. 


Der  neuen  Folge  XXVII.   Jahrgang. 


iLvn^ 

Jahrgang. 


InlHüt:  ChCBÜe  mnd  Pharmaeie:  Zar  Kenntnis  ron  Cocainum  pnram  cristallisatani.  —  Bmnlgong  arsenhaltiger 
Salssäore.  —  Neue  Arzneimittel.  —  Nene  Reaktion  Ar  Saccharose  neben  Milohzacker.  —  Aoslegong  pbannaseut- 
isciier  Gesetse  usw.  —  Migränin  HOchst.  —  Keae  Theobrominreaktion.  —  Nene  Araneimittel  Tom  Oktober  1906.  — 
EiweiCgehalt  des  Harnes.  —  Nachweis  kleiner  Mengen  Phosphor.  —  Neue  Tropfflasche.  —  Redaktion  Ton  Zimt- 
•iore  an  Stjrol.  —  NaiQrliches  Moschusaroma.  —  Milchsäure-  and  Esstggärung.  —  Ringer'sche  LOsnng.  —  Nah^ 
■■gamfttel-Caemle.  —  PharmakogBOttltehe  HltteUnDcen.  —  Paotonaphlsche  HltteU«BC«B«  —  Bfteaer- 

■ehan.  —  YeraehledeBe  MltteUancaB.  —  BnefifMbsel. 


Chemie  und  Pharaieoie. 


Zur  EenntniB  von  Cocainum 
purum  cristallisatum. 

Von  C.  Reichard, 

Vor  einiger  Zeit  gelangte  ich  zufällig 
in  den  Besitz  yon  einigen  Gramm  einer 
Substanz,  die  organischer  Natnr  und 
mir  unbekannt  war.  Es  wurde  in 
ihr  ein  Alkaloid  vermutet.  Bei  der 
näheren  Untersuchung  kam  ich  durch 
eine  rein  mechanische  Operation  und 
ohne  chemische  Hilfsmittel  sofort  zu 
der  Ansicht,  daß  hier  nicht  nur  eine 
Base,  sondern  ganz  direkt  das  Alkaloid 
Cocainum  purum  cristallisatum  vorliegen 
mfisse.  Die  daraufhin  angestellten  Ver- 
suche ergaben  auch  mit  voller  Sicherheit 
—  insbesondere  die  physiologischen 
Eigenschaften  —  daß  es  sich  in  der  Tat 
mn  das  vermutete  Alkaloid  handelte. 

üeber  die  näheren  Umstände  und 
die  analytischen  Eigentfimlichkeiten  des 
Präparates  will  ich  hier  einige  Mitteil- 
ungen machen.  Das  Alkaloid,  so  wie  ich 
es  erhielt,  zeichnete  sich  vor  vielen 


anderen  Pflanzenbasen  schon  dadurch 
auffallend  aus,  daß  es  teils  weniger 
deutlich  kristallisierte  voluminöse  Massen 
darstellte  von  etwa  0,6  cm  Breite  und 
oft  2  bis  3  cm  Länge,  teils  prächtige, 
tafelartige  Ei*istalle,  die  ganz  durch- 
sichtig erschienen  und  in  ihrer  äußeren 
Form  sehr  an  das  kristallisierte  wasser- 
haltige arsensaure  Natrium  erinnerten, 
wiees  bei  der  Neutralisation  von  wässer- 
iger Arsensäure  mittels  Soda  erhalten 
wird.*;  Von  besonderem  Werte  waren 
die    beiden    folgenden   Beobachtungen. 

Es  ist  bekannt,  daß  das  Ghlorbydrat 
des  Kokain  sehr  leicht  auch  in  kaltem 
Wasser  lOslich  ist.  Um  so  auffallender 
war  es  daher,  daß  die  großen  Kristalle 
der  reinen  Base  sich  durchaus  nicht  leicht 
bei  Zusatz  von  25  proc.  Salzsäure  lösten, 


*)  Bei  dem  Ausfällen  einer  Lösung  von  salz- 
saurem Kokain  mittels  Kalilauge  usw.  erhält 
man  zwar  schön  ausgebildete,  aber  ganz  kleine 
Kriställchen  der  reinen  Base,  welche  unter  die- 
sen Verhältnissen  mehr  wie  Nadeln  aussehen. 


926 


d.  h.  wenn  die  Kristalle  als  solche  mit 
der  Säure  neben  Wasser  in  Berührung 
kamen.  Auch  Erwärmen  iörderte  die 
Lösung  nicht  besonders.  Wurden  die 
Kristalle  dagegen  vorher  zu  feinem 
Pulver  zerrieben,  so  ging  die  Lösung 
ganz  leicht  und  bereits  bei  gewöhnlicher 
Temperatur  von  statten.  Diese  Tat- 
sache steht  mit  einer  zweiten  Beobacht- 
ung offenbar  in  Zusammenhang  und 
letztere  war  es  auch,  welche  mich  Ober 
die  Natur  des  vorliegenden  Präparates 
sofort  aufklärte.  Hervorheben  «^ill  ich, 
daß  die  Kristalle  des  reinen  kristall- 
isierten Kokam  weder  im  verschlossenen 
Glase,  noch  an  der  Luft  irgend  einen 
Geruch  entwickelten.  Daher  erschien 
es  auffällig,  daß  die  meisten  der  Kristalle 
beim  Zerreiben  einen  starken  aro- 
matischen Geruch  wahrnehmen 
ließen,  welchor  mir  von  früheren  Ver- 
suchen her  bekannt  war,  und  der  sich 
als  Benzogsäuremethylester  erwies. 
Es  ist  der  nämliche  Geruch,  der  wohl 
jedem  Apotheker  von  der  Darstellung 
der  wässerigen  Kokainlösungen  her  be- 
kannt sein  dürfte,  nur  trat  das  Aroma 
hier  an  den  trockenen  Kristallen  mit 
weit  größerer  Intensität  auf. 

Jedes,  auch  das  reinste  salzsaure  Salz 
des  Kokain  erleidet  bei  der  Berührung 
mit  AVasser,  z.  B.  auch  wenn  es  an 
feuchten  Orten  aufbewahrt  wird,  eine 
Zersetzung,  die  sich  eben  durch  Ver- 
breitung jenes  charakteristischen  Ge- 
ruches von  Benzoesäuremethylester  kund- 
gibt, ganz  entsprechend  der  bekannten 
Zersetzung  vonSäureäthem  durchWasser. 
Bei  dem  Kokain  scheint  diese  Zersetz- 
ung nur  eine  unvollkommene  zu  sein, 
denn  es  zeigt  sich  kaum  eine  Spur  von 
abgeschiedener  Benzoesäure.  Anderer- 
seits aber  war  ich  wiederholt  in  der 
Lage,  folgende  Beobachtungen  zu 
machen:  Läßt  man  0,5  bis  Iproc.  Lös- 
ungen von  salzsaurem  Kokain  längere 
Zeit,  etwa  einige  Wochen,  ruhig  stehen 
und  gießt  sodann  die  Flüssigkeit  ab,  so 
gewahrt  man  meistens  einen  mehr  oder 
weniger  starken  weißlichen  Beschlag 
an  den  Wänden  des  Glasgefäßes.  Man 
hält  denselben  oft  für  Schimmel;  es 
scheint  mir  aber,  daß  dieses  nicht  oder 


nicht  immer  der  Fall  ist ;  ich  betrachte, 
besonders  wegen  seiner  Löslichkeit  in 
entsprechenden  organischen  Flüssig- 
keiten, Laugen  usw.  diesen  Beschlag  als 
ausgeschiedene  Benzoesäure  und 
glaube,  daß  diese  Annahme  sich  auch 
gut  mit  einer  anderen  Beobachtung  in 
Einklang  bringen  läßt.  Die  anfangs 
nach  Benzoäsäuremethylester  riechende 
Lösung  des  Kokainchlorhydrat  verliert 
nämlich  bei  längerein  Stehen,  wie  ich 
häufig  feststellte,  jenes  charakteristische 
Aroma.  Es  würde  sich  dieses  leicht 
erUären  durch  Bildung  von  Methyl- 
alkohol, Abscheidung  von  Benzoesäure 
und  Entstehung  von  salzsaurem  Ekgonin. 
Nun  fand  ich  bei  den  oben  erwähnten 
Kristallen  der  reinen  Base,  daß  nicht 
alle  Kristalle  beim  Zerreiben  den  Ester- 
geruch  entwickelten.  Zugleich  stend 
das  Fehlen  oder  Vorhandensein  des  e^ 
wähnten  Geruches  mit  einer  zweiten 
Eigenschaft  der  Kristalle  in  offenbarem 
Zusammenhange.  Die  gemchlosen  Kri- 
stalle nämlich  erwiesen  sich  beim  Pul- 
vern als  harte  Körper,  während  die 
anderen  einen  weicheren  Charakter  be- 
saßen. Manchmal  aber  war  sogar  bei 
den  harten  Kokainkristallen  im  Innen 
eine  weiche  Stelle  zu  bemerken,  die 
dann  auch  bei  diesem  Kristalle  den  er- 
wähnten Geruch  im  Gefolge  hatte. 

Hinsichtlich  der  Entstehung  jenes 
Aroma  können  nur  zwei  Möglichkeiteo 
in  betracht  kommen.  Die  eine  Möglich- 
keit wäre  die,  daß  bei  der  Darstellong 
des  reinen  Kokain  von  dem  Lösnngs- 
mittel  etwas  eingeschlossen  worden  ist, 
obwohl  Kristalle  als  reine  Körper  ange- 
sehen werden.  Die  zweite  wäre,  daB 
das  reine  Kokain  freiwillig  in  mehr  oder 
weniger  große  Zersetzung  eingetretn 
ist.  Die  Frage,  welche  von  dies» 
Möglichkeiten  zutrifft,  läßt  sich  wohl 
nur  schwer  entscheiden.  Analytisdi 
jedenfalls  ist  sie  weniger  von  BeUo; 
als  die  Tatsache  der  Zersetzung  selbst 

Weiter  oben  habe  ich  auf  die  verhält- 
nismäßig schwere  LOslichkeit  der  reinai 
Kristalle  in  Salzsäure  aufmerksam  ge- 
macht mit  der  Vermutung  eines  Za- 
sammenhanges  zwischen  diesem^  üb* 
Stande  und  der  durch  den  aromatisdiei 


927 


Oerach  angezeigten  Zei-setzung  des 
Eokainmolekflls.  Wenn  man  von  der 
erwähnten  zweiten  Möglichkeit  einer 
freiwilligen  Zersetzung  ausgeht,  die  im 
Innern  des  Kristalls  vor  sich  geht  und 
denselben  feucht  macht,  so  ist  doch  kein 
stichhaltiger  Grund  zu  der  Annahme 
vorhanden,  warum  das  Gleiche  nicht 
auch  an  der  äußeren  Eristallfläche  ein- 
treten könne.  Der  Unterschied  könnte 
dann  nur  der  sein,  daß  der  im  letzten 
Stadium  gebildete  Methylalkohol  sich 
verfifichtigte  und  einen  äußerst  fein- 
yerteilten  üeberzug  von  freier  Benzoe- 
säure auf  dem  Kristalle  bezw.  dessen 
Schichten  zurfickließe ;  diesem  Umstände 
könnte  dann  die  relative  Schwerlöslich- 
keit zugeschrieben  werden.  Freilich 
bliebe  auch  hier  noch  die  Möglichkeit 
offen,  daß  das  erwähnte  Verhalten  gegen 
Salzsäure  die  Folge  einer  speziellen 
Eigenschaft  der  reinen  Koksänkristalle 
sei.  Vielleicht  dürften  spätere  Unter- 
suchungen den  wahren  Tatbestand  auf- 
decken. 

Wie  ich  oben  sagte,  liegt  der  Schwer- 
punkt dieser  gegenwärtigen  Untersuch- 
ung darin,  daß  es  auf  rein  mechanischem 
Wege  gelang,  eine  unbekannte  Substanz 
als  Pflanzenbase  bezw.  reines  kristall- 
isiertes Kokain  zu  identifizieren  und  auf 
diese  praktische  Seite  des  Unterauch- 
ungsergebnisses  möchte  ich  besonders 
hinweisen.  Man  wird  sich  in  ähnlichen 
Fällen,  wie  die  schnelle  Diagnose  be- 
weist, viel  Arbeit  sparen  können  und 
trotzdem  einen  hohen  Grad  von  analyt- 
ischer Sicherheit  der  Diagnose  gewinnen. 
Aus  praktischen  Gründen  empfehle  ich 
für  Analytiker,  welchen  der  charakter- 
istische Geruch  des  Benzo^säuremethyl- 
äUier  weniger  in  Erinnerung  ist,  folgen- 
den gleichzeitigen  Versuch  anzustellen. 
Man  bringt  in  ein  kleines  Probierröhr- 
chen etwas  gepulverte  Benzoesäure,  fügt 
dann  entsprechend  viel  reinen  Methyl- 
alkohol hinzu  und  stärkste  Salzsäure, 
bezw.  unterschichtet  die  Mischung  mit 
konzentrierter  Schwefelsäure.  Man  wird 
dann  bald  den  charakteristischen  Aether- 
geruch  wahrnehmen.  Das  Nämliche 
läßt  sich  auch  zweckmäßig  mittels 
Eokamchlorhydrat  erreichen,  indem  man 


etwas  hiervon  mit  konzentrierterSchwefd- 
säure  mäßig  erwärmt.  Der  Nachweis 
des  Benzoösäuremethylester  scheint  mir 
überhaupt  ein  Merkmal  zu  sein,  welches 
bei  der  Identifizierung  des  Kokain  bezw. 
seiner  Salze  besondere  Berücksichtigung 
verdient,  wozu  beispielsweise  der  oben 
beschriebene  Fall  einen  Beitrag  liefert. 
Wenn  der  obige  Fall,  also  das  Auf- 
suchen des  Alkaloides  als  reine  Base, 
auch  wohl  weniger  häufig  in  der  analyt- 
ischen Praxis  vorkommen  dürfte,  so 
wird  davon  doch  die  BenzoSsäureester- 
Reaktion  des  Kokain  kaum  berührt, 
denn  ob  freie  Base  oder  Alkaloidsalz 
vorliegt,  immer  wird  das  charakterist- 
ische Esteraroma  mit  Leichtigkeit  wahr- 
genommen werden  können  durch  ent- 
sprechend ausgeführte  Versuche  (vergl. 
über  diesen  Punkt  auch  die  Aufsätze 
über  Kokain-Reaktionen(Pharm.  Centralh. 
46  [1904J,  669,  646).  Diese  Ester- 
Reaktionen  wird  sogar  in  gewissen  Fällen 
noch  eine  besondere  und  zwar  die  Haupt- 
rolle spielen,  wenn  es  sich  z.  B.  um 
die  Unterscheidung  des  Kokain  von 
Tropakokun,  von  Abkömmlingen  der 
Tnmllsäuren  und  anderer  an  stelle  der 
Benzoesäure  substituierter  organischer 
Säuren  im  KokainmolektU  handelt  Be- 
sonders im  Handel  und  Verkehr  dürfte 
diese  Reaktion  dann  ganz  besonderer 
Beachtung  gewürdigt  werden,  da  sie 
geradezu  als  Maßstab  des  Handelswertes 
eines  Kokainpräparates  in  Anspruch 
genommen  werden  kann  bei  der  Prüfung, 
ob  ein  wirkliches  benzoSsäuremethyliertes 
Ekgonin,  d.  b.  das  wertvolle  Kokü'n, 
vorliegt  oder  aber  weniger  gesuchte  und 
demgemäß  minderwertige  Truxillsäure- 
derivate. 


yerfahren  znr  Relnlgwiir  toh  arsenhaltiger 
Salzsäure.  D.  R.  P.  164355.  Kl.  12  i.  Farb- 
werke vorm.  Meister^  Lucius  db  Brüning^  Höchst. 
Die  TOD  den  Pfannen  oder  Oefen  kommenden 
Salzsäoregase  werden  durch  eine  in  einem  Ton- 
gefäß befindliche  konzentrierte  Losnng  Ton  salz* 
saarem  YaQadinmozydal  geleitet,  wobei  neben 
Arsen  anch  weitere  Verunreinigungen,  wie  Chlor, 
Eisenohlorid  usw.  gebunden  werden.  Nachdem 
alles  Y|0|  verbraucht  ist,  kann  das  Arsen  ab- 
filtriert und  das  YiOs  auf  bekanntem  Wege  zu 
YjOs  regeneriert  werden.  A,  St. 


928 


Neue  Arzneimittel. 

Antibleiseife  nennt  in  der  D.  Med.-Ztg. 
1906,  Nr.  82  (D.  Pharm.  Ztg.  1906,  932) 
Sarason  eine  flOssige  KaliBeife,  die  mit 
Schwefelwasserstoff  gesättigt  ist  Die  Blei- 
arbeiter sollen  an  der  Schwarztärbong  er- 
kennen, ob  sie  noch  durch  Bleisnbstanzen 
vemnreinigt  sind  oder  nicht.  Diese  Seife 
ist  von  der  Berliner  Apparateban-Gesellsch&ft 
m.  b.  H.,  Berlin  SW  zn  bezichen. 

Atozyl  oder  Meta  -  Arsensänre  -  Anilid 
C6HeN02A8  ist  nach  Sadd.  Apoth..Ztg  1906, 
689  Yon  dem  belgischen  Arzt  Dr.  van 
Campenhout  als  Mittel  gegen  die  Schlaf- 
krankheit der  Tropenlftnder  erkannt  worden. 
Die  Wirkung  soll  in  der  allmäligen  Abtöt- 
ung  der  die  Krankheit  verursachenden 
Schmarotzer,  Trypanosoma,  beruhen;  die 
Anwendung  erfolgt  in  keimfreien  Ein- 
spritzungen unter  die  Haut  Es  wird  bei 
dieser  Gelegenheit  daran  erinnert,  daß  in 
einem  Fall  von  Atoxylbehandlung  eine  Her- 
absetzung des  Sehvermögens  veranlaßt  wurde. 
Vergl.  hierzu  Pharm.  Gentralh.  43  [1902], 
171,  234;  44  [1903],  94,  749;  46  [1904], 
337. 

Borovertin  ist  nach  Dr.  Mankieioicz- 
Berlin  (Pbarm.Post  1906, 688)  Hexamethylen- 
tetramintriborat.  Das  weißlich  -  gelbe,  in 
Wasser  lösliche  Pulver  von  bitterem  Ge> 
schmack,  macht  alkalischen  Harn  sauer  und 
ermöglicht  dadurch  die  Zerlegung  des  Uro- 
tropin  in  Formaldehyd  und  Wasser.  Boro- 
vertin  klärt  den  Harn,  vermehrt  seine  Ab- 
sonderung beträchtlich  und  löst  Harnsäure. 
Die  Gabe  beträgt  täglich  1  bis  4  g;  das 
Mittel  wird  in  Form  von  Pastillen  (2  bis  8 
Stück  täglich)  verabreicht,  dem  5  pGt  Bor- 
säure zugesetzt  werden  müssen. 

Eztracta  aquosa  cMarke  Steinhorst» 
sind  im  Vakuum  eingedampfte  Heißwasser- 
perkolate,  sie  enthalten  nach  Angabe  des 
Herstellers,  H.  Steinkorst,  Apotheker  in  Prenz- 
lau,  die  wasserlöslichen  Bestandteile  der 
Drogen.  Sie  eignen  sich  daher  zur  bequemen 
Herstellung  verschiedener  Präparate;  1  Teil 
Extrakt,  trocken  oder  flüssig  =  1  Teil  Droge. 
Bis  jetzt  sind  zu  haben:  Extractum  Ghinae, 
Rhei,  Gondurango,  Senegae,  Ipecacuanhae. 
Der  Fabrikant  macht  darauf  aufmerksam, 
daß  besonders  in  den  Sommermonaten  solche 
Extrakte  gute  Dienste  leisten. 


Lytxol  besteht  nach  Kochs  (Apotfa.-Ztg. 
1906,  Nr.  78)  hauptsächiich  ans  einer  alko- 
holischen Lösung  von  Ealiaeife,  die  etwa 
20  pCt  /3-Naphthol  enthält  Das  Präparat 
wird  als  giftfreier  Ersatz  für  Lysol  em- 
pfohlen. 

Tinctura  Oleae  europaeaa  wird  nieh 
Pharm.  Joum.  1906,  Nr.  1893  von  Sawyer 
als  allgemeines  Tonikum  sowie  als  Fieber- 
mittel und  Antiperiodikum  anstelle  von  China- 
tinktur empfohlen.  Entweder  nimmt  man 
das  Fluidextrakt  aus  frischen  Blättern  und 
verabreicht  etwa  5  Tropfen  als  Einzelgabe^ 
oder  man  stellt  sich  eine  Tinktur  aus  des 
trockenen  Blättern  des  Oiivenbaumes  mit 
60  proc  Weingeist  her  und  verabreicht  dann 
15  bis  30  Tropfen. 

Triacetylmorphin  and  andere  aoetylierte 
Morphine  stellt  KtioU  (k  Co,  in  Ludwigs- 
hafen a.  Rh.  dar  (D.  R.  P.  Nr.  175068;. 
Die  Präparate  sollen  zu  therapeutischflo 
Zwecken  Verwendung  finden. 

Beim  Behandeln  von  Morphin  und  alkyl- 
ierten  Morphinen  mit  Sulfoessigsänre  oder 
einem  Gemisch  von  Essigsäureanhydrid  and 
Schwefelsäure,  welches  SulfoessigBäure  so 
binden  vermag,  bilden  sich  in  der  Wärme 
Körper,  welche  sich  von  den  von  Camst 
dargestellten  Verbmdungen  durch  die  Scfameli- 
punkte  und  andere  Eigenschaften  onter- 
scheiden.  Es  wurde  ferner  gefunden,  dafi 
diese  Reaktion  sich  auch  auf  Acyl-  and 
Acylalkylmorphinderivate  anwenden  läßt,  ond 
alle  diese  Körper  neue,  noch  unbekannte 
Verbindungen  darstellen. 

Das  nach  der  fflr  die  Darstellang  Ton 
Alkaloiden  üblichen  Methoden  isolierte  Tri- 
aoetylmorphin  sdimilzt  bei  206  bis  208^, 
ist  im  Wasser  und  kaltem  Alkohol  schwer, 
in  Säuren  leicht  löslich.  Mit  Salzdnie 
bildet  es  ein  m  Nadeln  kristallisiereodefi 
Salz,  das  keinen  Schmelzpunkt  hat  ;dardi 
Pharm.  Ztg.  1906,  923).  R.  Tk. 


Ais  neue  Reaktion  fttr  Saccharose  w^^ 
Milchzucker  empfiehlt  H.  Leffmann  sChemA'f: 
1906,  638)  eine  ümkehruDg  der  Baudomn'sch» 
KeaktioD.  Man  mischt  1  com  Seeamöi  und  1  ccs 
koDz.  Salzfifiare  und  fügt  etwa  0,5  g  des  xb 
prüfenden  Zackergemisches  hinzu.  Nach  kurzem 
intrnsivem  Schütteln  wird  die  Flüssigkeit  30 
Minuten  lang  stehen  gelassen.  Es  kaoo  vd 
diese  Welse  noch  weniger  als  1  pCt  Robniuicr 
erkannt  werden.  — *'• 


929 


Zur  Auslegung 
pharmaseutisohor  Oesetze  usw. 

(Fortsetzung  von  Seite  858.) 

264.  Anweadaiig  toa  SeUafmitteln 
für  Säuglinge  itt  strafbar.  Das  Schöffenge- 
richt zu  Mflnchen  hat  eine  Einderwärterin, 
die  einem  Wickelkinde  MohnkOpfchen- 
tee  gegeben,  damit  es  fleißig  schlafen  sollte, 
ZQ  100  Mk.  Geldstrafe  verurteilt.  Der  Amts- 
anwalt hatte  6  Monate  Gefängnis  beantragt. 
Die  Sachverständigen  bezeichneten  das  Ein- 
geben von  Schlafmitteln  bei  Kindern  als 
gesundheitsschädlich  nnd  gefähriich.  (Fahr- 
lässige EOrperverletzang.) 

265.  Hahnrngsmittelchemiker  unter- 
stehen den  Handels-  und  Oewerbekammem 
und  haben  zu  ihnen  Beiträge  zu  leisten. 
Das  Sächsische  Oberverwaltnngsgericht  hat 
hierQber,  wie  der  «Dresd.  Anzeiger»  mit- 
teilt, mit  folgender  Begründung  entschieden  : 
Die  Tätigkeit  der  Nahrungsmittelchemiker 
gehört  ihrem  Wesen  nach  zweifellos  zu  den 
wissenschaftlichen  Berufsarten, 
denn  ihre  Ausübung  verlangt  nicht  nur 
wissenschaftliche  Vorbildung,  sondern  auch  ein 
wissenschaftliches  Arbeiten.  Die  Notwendig- 
keit enterer  ergibt  sich  besonders  für  die 
amtlich  bestellten  Nahmngsmittelchemiker 
aus  der  auf  Grund  des  Bundesratsbeschlosses 
vom  22.  Februar  1894  erlassenen  Prüfungs- 
ordnung, die  von  ihnen  mehrjährige  wissen- 
schaftliche und  praktische  Vorstudien  for- 
dert Wie  das  Oberverwaltungsgericht  schon 
mehrfach  entschieden  hat,  gehören  nun  zwar 
die  wiasenschaftlichen  Berufsarten,  auch  wenn 
sie  zum  Zwecke  des  Erwerbes  ausgeübt 
werden,  an  sich  nicht  zu  den  Gewerbebe- 
trieben im  Sinne  von  §  1  der  Gewerbe- 
ordnung. Dieser  Grundsatz  kann  jedoch 
nur  insoweit  gelten,  als  die  Gewerbeordnung 
selbst  keine  hiervon  abweichenden  Vor- 
schriften enthält  Das  ist  aber  bei  den 
Nahrungsmittelchemikem  der  Fall ;  denn  ihre 
Tätigkeit  fäUt  unter  §  36,  Absatz  1,  der 
ausdrücklich  bestimmt,  daß  das  Gewerbe 
derjenigen  Personen,  welche  «die  Beschaffen- 
heit .  .  .  von  Waren  irgendeiner  Art  festr 
stellen»,  zwar  frei  betrieben  werden  kann, 
daß  aber  die  Staats-  und  Gememde-Behörden 
berechtigt  sind,  Personen,  die  dieses  Gewerbe 
betreiben  wollen,  auf  die  Beobachtung  der 
bestehenden  Vorschriften  zu  beeidigen  und 
öffentlich  anzustellen.  "  Muß  hiemach  davon 


ausgegangen  werden,  daß  der  Kläger  als 
Gewerbetreibender  im  Sinne  der  Gewerbe- 
ordnung zu  gelten  hat,  so  folgt  von  seihst, 
daß  er  in  Gemäßheit  des  Handel»-  und 
Gewerbekammer  -  Gesetzes  zur  Gewerbe- 
kammer (oder,  wenn  er  ein  Einkommen  von 
über  3100  Mk,  jährlich  hat  und  seine  Firma 
handelsgerichtlich  eingetragen  ist,  zur  Handel»- 
kammer)  wahlberechtigt  und  demgemäß  auch 
beitragpflichtig  ist,  da  unter  den  «Gewerbe- 
treibenden »  im  Sinne  dieser  Vorschrift, 
wie  in  den  oben  erwähnten  Urteilen  gleich- 
falls ausgesprochen  worden  ist,  alle  Personen 
zu  verstehen  sind,  die  eine  unter  die  Be- 
stimmungen der  Gewerbeordnung  fallende, 
anf  Erwerb  gerichtete  Tätigkeit  ausüben. 

(Em  Chemnitzer  Chemiker,  der  ein  Labo- 
ratorium zur  Untersuchung  von  Nahrnngs- 
mitteb  usw.  gegen  Entgelt  unterhält  und 
gleichzeitig  mit  der  amtlichen  Nahrongs- 
mittelkontrolle  betraut  ist,  hatte  nämlich 
gegen  seme  Heranziehung  zur  Zahlung  von 
Beiträgen  an  die  Gewerbekammer  Be- 
schwerde erhoben.  Schriftleitung.) 

266.  Weinhäadler  sind  verpflichtet 
zur  Auskunfterteilung  über  den  Preis  der 
Weine  gegenüber  kontrollierenden  Beamten. 
Wie  die  Deutsche  Wein-Ztg.  1906,  843, 
mitteilt,  verweigerte  ein  Weinhändler  in 
Moers  bei  der  Revision  seines  Weinlagers 
die  Auskunft,  als  der  amtlich  bestellte 
Chemiker  nach  dem  Preise  der  Weine  frug. 
Der  Erstere  wurde  deshalb  auf  Grund  der 
§§  15,  10  und  11  des  Weingesetzes  unter 
Anklage  gestellt  Das  verurteilende  Er- 
kenntnis des  Schöffengerichts  (Moers)  wie 
des  Landgerichts  (Cleve)  wurde  vom  Kölner 
Oberiandesgericht  bestätigt  (6.  Oktober  1906) 
unter  folgender  Begründung:  «Wenn  auch 
in  §  11  des  Weingesetzes  nicht  ansdrück- 
lich  der  Preis  unter  denjenigen  Erforder- 
nissen aufgezählt  ist,  über  die  auf  Verlangen 
Auskunft  zu  geben  ist,  so  geht  dies  doch 
aus  der  Verpflichtung  hervor,  die  geschäft- 
lichen Aufzeichnungen  und  Bücher  vorzu- 
legen.  Muß  der  Geschäftsinhaber  den  Be- 
amten aus  diesen  ersehen  lassen  und  ihnen 
nachweisen,  was  die  Ware  kostet,  so  ergibt 
sich  hieraas  von  selbst,  daß  er  ihnen  die 
Preisangabe  nicht  verweigern  darf,  zumal  er 
sonst  nach  §  11  zur  Auskunftserteilung  in 
weitem  Maße  verpflichtet  ist.»  P.  S. 


930 


Ueber  Migränin  Höchst  und 
einige  seiner  Ersatzpräparate 

berichtet  Dr.  F,  Zemik  in  Apoth.-Ztg. 
1906,  Nr.  64  und  65  in  eingehendster 
Weise.  Nach  geschichtliehen  Mitteilungen 
über  die  Zusammensetzung  des  Higrftnin 
und  einiger  Vorschriften  zur  Darstellung  von 
Ersatzpräparaten  wendet  sich  Verfasser  dem 
J.  J.  Hofman'wiiGa  Untersuchungsbefunde 
zu,  nadi  weldiem  das  Migränin  Höchst 
89,4  pCt  Antipyrin,  8,2  pCt  Koffein,  0,56 
pCt  Zitronensäure  und  1,84  pCt  Feuchtig- 
keit enthält  Da  in  dem  von  den  Höchster 
Farbwerken  herausgegebenen  Hefte*),  in 
welchem  Prfifungsverfahren  für  ihre  pharma- 
zeutischen Präparate  zusammer  gestellt  sind, 
der  Antipyringehalt  auf  90,9  pCt,  dagegen 
der  Procentgehalt  an  Koffein  und  Zitronen- 
säure nicht  angegeben  ist  und  die  Untei> 
suchung  von  Hofman  nidit  ganz  einwand- 
frei ist,  so  wurde  eine  Untersuchung  des 
Höchster  Migränin  und  im  Anschluß  daran 
eine  Anzahl  von  Konkurrenzpräparaten  mer 
Prüfung  unterzogen. 

Nach  Wiedergabe  der  im  obengenannten 
Hefte  enthaltenen  Charakteristik  des  Prä- 
parates erwähnt  der  Verfasser,  daß  sich  der 
Nachweis  der  Zitronensäure  besser  und  ein- 
wandfreier mittels  der  bekannten  Kalkwasser- 
reaktion führen  l&ßt  Wenn  0,4  g  Migränm 
mit  5  ccm  Kalkwasser  zum  Sieden  erhitzt 
werden,  tritt  ein  weißer,  beim  Erkalten 
wieder  verschwindender  Niederschlag  von 
Galdumcitrat  auf.  Bei  dieser  Reaktion  sind 
indes  die  angegebenen  Mengenverhältnisse 
genau  innezuhalten.  0,2  g  Migränin  geben 
z.  B.  mit  5  ccm  Kalkwasser  noch  kerne  Trüb- 
ung. 

Bei  der  qualitativen  Prüfung  des  Migränin 
und  seiner  Ersatzpräparate  wurden  als  Be- 
standteile stets  nur  Antipyrin,  Koffein  und 
Zitronensäure  gefunden  mit  Ausnahme  von 
zwei  Fällen,  bei  denen  sich  ein  Zusatz  von 
gebrannter  Magnesia  bezw.  geringe  Mengen 
von  Stärke  feststellen  ließen.  Der  qualita- 
tive Nachweis  der  Zitronensäure  war  m 
zwei  Fällen  mittels  Kalkwasser  nicht  mög- 
lich. Er  mußte  in  der  Weise  geführt  werden, 
daß  die  getmge  vorhandene  Menge  Säure 
als   Baryumcitrat   gefällt    und   dieses  dann 


■^j  Pharm.  Centralh.  46  [1905],  983. 


mittels  Schwefelsäure  zerlegt  wurde,  woianf 
die  Zitronensäure  durch  die  bekannte  Re- 
aktion von  Denig^  (Pharm.  Centralh.  42 
[1901],  93)  festgestellt  werden  konnte,  hn 
ursprünglichen  Migränin  läßt  sich  übrigeoi 
die  Zitronensäure  mit  der  sonst  so  braueb- 
baren  und  scharfen  Denijf^'schen  BetktioB 
nicht  nadiweisen. 

Die  quantitative  Bestimmung  des  Anti- 
pyrin im  Migränm  lassen  die  Höchster  Farb- 
werke in  nadistehender  Form  vornehmeD: 

1,1  g  Migränin  werden  in  100  com 
Wasser  gelöst  20  ccm  dieser  Lösung  ver- 
setzt man  mit  20  ccm  einer  alkohotisehen 
Quecksilberchloridlösung  (2,5  g  Quecksilber- 
chlorid  auf  100  ccm  95  proc  Alkohol)  und 
läßt  aus  einer  Bürette  eme  alkoholische  Lös- 
ung,welche  in  100  ccm  95procJLlkohol  1,351  g 
chemisch  reines  Jod  enthält,  zufließen,  bis 
eben  eine  bleibende  Gelbfärbung  auftritt 
Die  Jodlösung  wird  zuvor  gegen  20  eon 
emer  Iproc  Lösung  von  reinem  Antipyrin 
in  gleicher  Weise  eingestellt  20  ccm  der 
Migräninlösung  sollen  so  viel  Jodlfisnng 
verbrauchen,  als  0,2  g  reinem  Antipyrin 
entsprechen. 

Hierbei  entspricht  1  g  Antipyiin  1,351  g  Joi 

Nach  Wiedergabe  des  von  Hofman  an- 
geschlagenen Verfahren  wird  dasselbe  einer 
Kritik  unterzogen. 

Darauf  teilt  Verfasser  daa  folgende  toi 
ilim  angewandte  Verfahren  zur  quantititi?ei 
Bestimmung  der  Bestandteile  des  Migränin  mit: 

Wasser:  Trocknen  bei  100^^  unter  Ter 
nachlässigung  der  sich  dabei  verflüehtndei 
geringen  Eoffeinmengen. 

Zitronensäure:  Durch  Titration  der 
wässerigen  Lösung  mit  ^l^-'SoTnMX-^^iSSMS^ 
wurden  stets  übereinstunmende  Resultate  er- 
halten. Lag  die  Säure  zum  teil  in  gebnn- 
dener  Form  (an  Magnesium)  vor  oder  ntf 
in  sehr  geringen  Mengen,  so  wurde  anfir 
dem  noch  eine  Bestimmung  als  Baiyinn' 
citrat  bezw.  -sulfat  vorgenommen. 

Antipyrin:  Nach  dem  obigen  von  der 
Höchster  Fabrik  angegebenen  Bougcadf^^ 
Verfahren.  Obwohl  in  einzelnen  FlUen  niebt 
unerhebliche  Differenzen  bei  den  einxalneD 
Bestimmungen  beobachtet  wurden,  wani 
die  Resultate  im  ganzen  befriedigend.  Vk 
spätej-  mitgeteilten  Zahlen  smd  jeweils  du 
Mittel  aus  mindestens  vier  annährend  ftlier- 
einstimmenden  Titrationen. 


l& 


III; 

S  S 

■mÜB 


931 

t  ■Sgllo'l  1         I         I         I  II  III 

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i  t  ■&II     I      I    f    1-3  I  i    1|  äl  'S    1 


932 


Zweckmäßig  ist  es,  die  JodlÖBung  nicht 
gegen  eine  Iproc.  Antipyrinlösnng  einzu- 
stellen, sondern  gegen  eine  schwächere  (etwa 
1 :  250),  da  jeder  Bruchteil  emes  Yio  ^^ 
bereits  Jmmerhin  bemerkliche  Differenzen  in 
der  Berechnung  nach  sich  zieht.  Der  Farben- 
umschlag bei  der  Titration  ist  auch  nicht 
gerade  scharf.  Jeder  Y^q  <^™  Jodlösung 
entspricht  aber  bei  0,2  g  Substanz  berdts 
etwa  0,2  pCt  Antip3nrin. 

Koffein:  Folgende  Methode  wurde  als 
die  zweckmäßigste  befunden: 

Etwa  2  g  Migränm  wurden  in  einem 
100  ccm- Maßkolben  m  etwa  40  ccm  kalt 
konzentrierter  wässeriger  Ealiumnitratlösung 
durch  gelindes  Erwärmen  gelöst,  sodann  mit 
40  ccm  eines  gleichfalls  mit  Kaliumnitrat 
kalt  gesättigten  Liquor  Hydrargyri  nitrid 
oxydati  versetzt,  kurze  Zeit  auf  dem  Wass'er- 
bade  erwärmt  und  nach  dem  Erkalten  bis 
zur  Marke  mit  konzentrierter  Salpeterlösung 
aufgefüllt.  Nach  etwa  12  ständigem  Stehen 
wurde  durch  ein  doppeltes  FOter  filtriert  und 
vom  Illtrat  wurden  50  ccm  in  einem 
Schtttteltrichter  8  bis  9  mal  mit  je  10  ccm 
Chloroform  extrahiert  Die  Chloroformaus^ 
zfige  wurden  durch  ein  kleines,  mit  Chloro- 
form benetztes  Filter  in  ein  gewogenes 
Eölbchen  filtriert  und  das  Filter  zum  Schluß 
mit  etwa  10  com  Chloroform  nachgewaschen. 
Nach  dem  Abdestillieren  des  Chloroform 
wurde  der  Kolben  ^4  Stunde  zur  völligen 
y erjagung  des  Chloroform  auf  etwa  90^ 
erwärmt  und  nach  dem  Erkalten  gewogen.  — 

Es  waren  so  nur  sehr  germge  Mengen 
Koffein  in  Lösung  geblieben.  Andererseits 
waren  aber  von  dem  Chloroform  gleichzeitig 
kleine  Mengen  der  Antipyrin-Merkurinitrat- 
Doppelverbindung  aufgenommen  worden. 
Deshalb  wurde  der  Kolbeninhalt  m  warmem, 
mit  etwas  Salpetersäure  angesäuertem  Wasser 
gelöst  und  das  Quecksilber  mittels  Schwefel- 
wasserstoff gefällt  und  als  Quecksilbersulfid 
gewogen«  2  Teilen  des  letzteren  entsprechen 
4,42  Teilen  der  Antipyrin-Quecksilberdoppel- 
verbindung.  Diese  umgerechnete  Menge 
wurde  von  dem  vorher  gewogenen  «Roh- 
Koffeln»  abgezogenen,  durchschnittlich  etwa 
1  cg.  Die  so  für  Koffein  erhaltenen  Werte 
durften  Anspruch  auf  wenigstens  annähernde 
Genauigkeit  besitzen. 

Die  bei  der  Untersuchung  des  Migränin 
und  einer  Anzahl  seiner  Konkurrenzpräparate 


erhaltenen  Befunde  sind  in  der  umstehenden 
Tabelle  zusammengestellt.  R  H. 

Äpoth.-Ztg.  1906,  Nr.  65,  S.  687. 


Eine  neue  Theobrominreaktion 

beschreibt  O.  Q6rard:  Man  bringt  in  ein 
Reagierglas  0,05  g  Theobromm,  3  eem 
Wasser,  6  ccm  Natronlauge  und  läfit  einige 
Zeit  bis  zur  Klärung  des  Oemisehes  stehen. 
Alsdann  ffigt  man  hinzu  1  ccm  Ammoniak- 
flüssigkeit und  1  ccm  emer  Silbemitiatlös- 
ung  1  =  10.  Beim  ümschtitteln  erbUlt 
man  eine  mit  Luftbläscfaen  durdisetzte  firb- 
lose  Masse.  Erwärmt  man  nun  imWasBer- 
bad  auf  60^,  dann  verfiHssigt  sidi  der  In- 
halt des  Keagensglases  und  erstarrt  beim 
Erkalten  zu  einer  glashellen  Gallerte.  Er- 
hitzt man  zu  hoch  oder  arbeitet  man  bei 
zu  hellem  Licht,  dann  erhät  man  ein  eetul- 
lerndes  oder  gefärbtes  Produkt 

Koffein  gibt  diese  merkwürdige  Reaktion 
nicht;  aber  für  Theobromin  ist  sie  bo  em- 
pfindlich, daß  0,01  g  davon  genfigt  nm 
10  ccm  Flüssigkeit  zu  verfestigen.       L 

BuU.  Sc,  pharmaeoL  Xni,  1906,  214. 


Neue  Arzneimittel, 

über  welcke  im  Oktober  1906  beriehtet 

wurde: 

Alsol-Greme  Seite  869,  8S8 

Ancocit  899 

Ansal  899 

Antinearasthin  869 

BenzoylalkylamiDoaethanole  869 

Bigall  899 

Ohininaoetylsalioylat  831 

Forgenin  831 

Gallak  831 

Hiraeh^a  Injektion  902 

Jodofan  809 

£erol  831 

Looin  873 

MetakaUn-Tabletten  897 

Nervenheilzigarren  869 

Novocaio  864 

Phytinom  liquidum  899 

Polygon,  dumetorum  843 

Pyocyanase  901 

Schottischer  Stoppmaustee  831 

fiegehn-Tabletten  897 

Tauroman  831 

Yohimbin  €Biedel»  838 

,H.MentLd 

Vergl.  außerdem  vorige  Nummer  S.  910  bs 
912  und  heutige  Nummer  Seite  928. 


Eine  Hetbode,  j  entspricht  i,o7oo)  j^w  Vio  ^^'o  ^r^  Voo 

den  fiiweiflgebalt    eines  Harnes  ^"^ȧ-     B'Wen  sich  von  einander  getrennte 

mit    hinreichender   Genauigkeit  f^^V^!?''''''' "^ /?''-''k'""'1?L^".,T 
_.        .  .       .,  keit  vomchtig  um.  Setzt  aioh  nach  1  Stande  Im 

m  einer  Stunde  au  bestimmen,  I  Albuminimeter  Itein  Eiwdü  ab,  ist  nnr  eine 
beschreibt  Büchner  in  Hflnchen.  Die  Be- '  mehr  odw  minder  starke  Opaleszenz  oder 
stimninng  grilndet  nah  anf  die  Beobaohtong,  j  eine  feinflocliige,  kanm  sichtbare  Aaesofaeid- 

nng  zu  bemwken, 
dann  enthält  der 
Harn  antei  0,1  o/oo. 
Dieses  Albnmini- 
meter  eignet  deb 
besonders  fQr  Harne, 
welche  0,1  bis  3,0 
promille  Eiweiß  ent- 
halten. L. 

Münekn.  Med. 
WöcAwMcJSr.  1906, 
'  1167. 


daß,  wenn  man  filtrierten,  eiwdßhaltigen 
Harn  znm  Kochen  erhitzt,  sodann  dnige 
Tropfen  SalpetersSore  nnd  die  nötige  Menge 
geeättigter  KochsalzlOsang   zusetzt,  uch  das 


Zum  Nachweise  sehr  kleiner 
Hengen  weiflen  Phosphors, 

der  in  nächster  Zeit  bei  dem  Vertwte  der  Ver- 


geronnene Eiweiß  in  einer  Stande  so  dicht !  wendnng  von  weißem  Phosphor  fflr  Zünd- 
nnd  gleiehmBßig  absetzt,  daß  uoh  daranf!  waren  von  Bedentang  sein  wird,  haben 
eine  quantitative  Bestimmung  gründen  l&Qt  j  ^-  Schenk  und  E.  Scharff  (Bar.  d.  Deutsch. 
Der  hierzu  nötige  obenatehend  abgebildete  Chem.  Oea.  1906,  1522)  einen  Apparat 
Apparat  wird  von  den  «Verebigten  Fabriken,  konstruiert,  der  darauf  beruht,  daß  bemta 
fDr  Laboratorinmsbedarf,  Berlin  N.,  Ohaussee-  ^ißerst  kleine  Mengen  wdGen  Fboephora 
Straße  3,  unter  der  Bezeichnung  «Albnmini-  \  die  Luft  ionisieren,  wahrend  Phosphor- 
meter  nach  Oeorg  Büchner»  m  den  Handel  sesqnisulfflr,  selbst  wenn  es  leuAtet,  kwne 
gebracht  Leitfahigkat  erzeagt.     Der  Apparat  beeteht 

Man  bringt  in  das  Reagenarohr  genau  "««nemEntwicklungsgefälie,  einem  Reagens- 
8  ccm  klaren  filtrierten  Harn  und  erhitzt  S^?„  ■""*  «ithchem  Ansätze  und  einge- 
denselhen  vorsichtig  znm  Kochen;  sodann  Bchhffenem  Glasstopfen,  durch  den  das  Luft- 
setzt man  2  bis  3  Tropfen  Salpetersäure  ^«JOhrungsrohr  geht  Dieses  Entteioklnngs- 
zu  (bei  alkalischen  Hamen  soviel,  daß  dent-  f^'^l  "**  T^  ?"'  ^  .'  °"*  ^^'^  '^^' 
lieh  saure  Reaktion  eintritt)  und  2  oom  ge-  '^™  Kondensabonsgefäßo  verbunden,  das 
sättigte  Kochsalzlösung.  Hierauf  sorgfälfgee  7"'  """'che  Stutzen  hat  und  do»aen  Deckel 
ümschntteln  und  Eingießen  des  Inhalts  derj^"  Elektroskop  trägt  Dm  Elektroskop- 
KochrBhre  In  den  Albuminimeter,  der  in '  6^*^  l^[  «""^  "'tlichen  Stutzen,  m  den 
den  Kork  eingestellt  wird.  Man  notiert  nun  «""  Stllokchen  Natnnm  zum  Auatrookiien 
die  Zeit  und  befördert  das  Absetzen  des  f  *"■?'*'  ^^^J^^  ^'^''-  ,  ^>".  Durchleiten 
Eiweißes  durch  Öfteres  gelindes  Autatoaen!?«  ^^  geschieht  entweder  mit  einem  Ge- 
des    AlbaminimeteiB.      Genan    nach     einer  |  ^l*«  •>^"  «"""^  Aspirator.  -he. 

Stunde  licet  man   mit  dw   Lupe   die  HOhe 

der   abgesetzten    E^weißschicht  ab.     1  oom  ^ 


931 

Eäne  neue  Tropfflasche 

bringt  die  Finoa  Wilhelm  Brtms  in  Qaedlinbarg  in  doo 
Handel.  Das  Bild  1  stellt  die  Flasdie  in  Rnhe,  du  Bild  2  beim 
Gebraneb  dar.  IMe  Tropfflaacbe  bat  den  Zweck,  ebaen  oder 
nne  bestimmte  Zahl  Tropfen  an  einen  beetimmten  Ort  (Änge, 
Ohr  naw.)  zn  bringen.  Ans  der  Abbildang  l&Bt  mA  die  Bud- 
babnng  geoan  erkennen  ^  zn  bemerken  ist,  daO  an  leichter 
Druck  mit  dem  langer  anf  die  Hembran  genflgt,  und  daB  nicbt 
mit  dem  Finger  aufgeschlagen  werden  darf,  da  sonst  die  FlaMbe 

Die 
Oommi- 

k^pa 
an  der 

•ftopf- 

qiitn 
wird  VW 
dem  Oe- 
biandte 

abge- 


Eine  Reduktion  von  Zimts&nre 
zu  Styrol 

kann  anf  ehemisobem  Wege  nni  auf  ver- 
h&ItoismSOig  schwierige  Weise  ansgefflbrt 
werden.  Ganz  leicht  nnd  glatt  verlXoff  da- 
gegen nach  OUviero  dieser  Vorgang,  wenn 
man  biologische  Vorgänge  zn  Hilfe  nimmt 
und  eine  wässerige  LSsnng  von  zimtsanrem 
Natron  mit  den  von  Aspergillus  niger  oder 
PeniälUmn  glancam  aoegeschiedenen  Eozymen 
zusammenbringt  Sofort  tritt  die  Reduktion 
ein,  was  man  leicht  an  dem  char&kter- 
istiBoben  «Lea(litgaagertieh>  des  Styrol  er- 
kennt 

Diese  Reaktion  gibt  aneh  one  Erklärung 
fOr  das  Auftreten  desselben  Geruchs  bei 
pharm  azeatischeu  Präparaten,  weldie  Zimt- 
siure  enthalten,  msbesondere  beim  Simpns 
Baisami  tolatani.  A. 

Juum.  de  Pharm,  et  de  O^m.  1906,  XXIV,  t}2. 


Das  natürlidtie  MosohuBaroma 

ist  von  H.  Walbaum  (Chem.-Ztg.  1906, 
Bep.  194)  auf  folgende  Weise  dargestellt 
worden :  500  g  Moschus  wurden  mehrere 
Tage    lang    mit    Wasserdämpfen    deetUliert 


und  ans  dem  Destillate  dnrdi  Ansaehüttelo 
mit  Aether  7  g  rohes  MoeohnsOl  erhallen. 
Es  enthielt  noch  freie  Fettsäuren  und  Fette 
und  wnrde  mit  alkohoUseberEalilange  erwärmt, 
mit  Wasser  gewas<^en  und  im  Vakona 
fraktioniert.  Die  Hälfte  ging  b«  9  mm- 
Druck  zwischen  200  and  210°  C  als  gdb- 
braunes  dickes  Gel  aber,  das  sllrker  nadi 
Mosohoa  roeh  als  vorher.  Diese  Ftraktiofi 
wurde  nodimtüs  mit  alkoholischer  KalUanga 
gekocht  and  ging  nnler  7  mm- Druck  zvisdia 
160  bis  1640  (j  fOitt.  Die  Fraktion  ph 
mit  Semioaibazid  täa  gut  kristaUisierenda 
Semicarbazon,  und  böm  Erwärmen  dcaselbco 
mit  verdflnnter  Sohwefebänre  entstand  «u 
starker  Moe^nsgemch.  Der  HoedinsriMb- 
Stoff  ist  also  ein  Eeton,  das  M  u  s  k  o  n.  Der 
Biedepunkt  liegt  bä  2  mm-Dmck  bei  Ui 
bis  143°,  bei  752  mm  bei  327  bis  330^- 
Bei  Destillation  unter  Atmoephärendruek  tritt 
teilwMse  Zersetzung  ein.  Das  Hnskon  U 
ein  dickes,  farbloses,  in  Wasser  wenig,  ■ 
Alkohol  in  jedem  Verbältnisse  lOalicfaes  Od 
von  starkem'  angenehmem  UosehragandL 
Es  ermflde^  wie  lonon,  die  Rieehnerroi 
rasch.  — i«. 


935 


Ueber  die  Hüohs&ure-  und  die 

Essiggftrung. 

Seitdem  Pasteur  besondere  Organismen 
eIb  Erreger  der  MilehsänregSrang  naohge- 
wieeen  hat;  rind  Mileheftnrebazillen  sehr  ver- 
breitet in  der  Natar  anf gefanden  worden; 
sie  Bpiden  eine  große  Rolle  im  Molkerei- 
betriebe, finden  Verwendung  znr  Bereitung 
mannigfacher  Nahrnngs-  und  Futtermittel 
und  dienen  auch  zur  HersteUnng  großer 
Mengen  von  Milehsänre  für  Färbereizweeke. 
Vom  theoretischen  Standpunkte  ans  verdient 
die  Milchsänregirang  Interesse,  da  der  chem- 
ische Vorgang  sehr  an  die  Spaltung  des 
Zuckers  bei  der  alkoholischen  Gärung  er- 
innert, um  so  mehr,  als  E.  Buchner*)  und 
Meisenkeimer  nadigewiesen  haben,  daß 
Milchsäure  als  Zwischenprodukt  bei  dem  Zer- 
falle des  Zuckers  in  Alkohol  und  Kohlen- 
säure zu  betrachten  ist 

Das  Auftreten  von  Milchsäure  im  Tier- 
kOrper  ist  vielfach  beobachtet  worden,  und 
schon  lange  neigte  man  der  Ansicht  zu, 
daß  es  sich  dabei  um  eine  Enzymwirkung 
unter  Spaltung  von  Zucker  handelt  Be- 
weise hierffir  konnten  bisher  nicht  erbracht 
werden. 

Nachdem  nun  bei  den  bekannten  Unter- 
suchungen von  Buchner  und  seinen  Mit- 
arbeitern Aber  die  alkoholische  Gärung  zwei 
neue  Methoden  zum  Nachweis  von  En- 
zymen in  Mikroorganismen  ausgearbeitet 
waren  —  emerseits  die  Herstellung  von 
Preßsaft,  andererseits  die  Berdtung  emes 
sterilen,  aber  gärwirksamen  Dauerpräparates 
durch  Töten  der  Lebewesen  mittels  Aceton 
—  haben  E.  Buchner**)  und  Meisenheimer 
sich  von  neuem  Versudien  zur  Auffindung 
eines  Enzymes  der  Milchsäuregärung  zu- 
gewandt Dieselben  waren  von  Erfolg  ge- 
krönt 

Die  genannten  Forscher  konnten  einwands- 
frei  nachweisen,  daß  auch  die  Milchsäure- 
bakterien,  speziell  Bacillus  Delbrückiy  die 
Spaltung  des  Zuckers  zu  Milchsäure  mit  Hilfe 
eines  von  der  Lebenstätigkeit  der  Mikro- 
organismen abtrennbaren  Enzymes  bewerk- 
stelligen,   für  welches    sie   die  Bezeichnung 


*)  Ber.  d.  Deutsch.    Ghem.   Oes.    87,  417 
[1904];  88  [1905],  260. 

**)  Btiehner  und  Meisenheimer^  Liebig' ^  Ad- 
naien  der  Chemie  [1906],  894,  125. 


lOlchsäurebakteriencymase  vorschlagen. 
Dieser  Name  soll  die  vermutlich  nahen  Be- 
ziehungen jenes  Stoffes  zu  dem  Zymase 
genannten  Enz3rm  der  Hefezellen  andeuten, 
das  in  der  ersten  Phase  der  alkoholischen 
Gärung  Zucker  in  MUdisäure  zerlegt,  welch 
letztere  dann  in  der  zweiten  Phase  durch 
die  Wirkung  der  Lactacidase  in  Kohlen- 
dioxyd und  Alkohol  gespalten  wnrd. 

Buchner  und  Meisenheimer  konnten 
außer  mit  Dauerpräparaten  von  Milchsäure- 
bakterien auch  mit  Plreßsaft  aus  den  gleichen 
Organismen  sowohl  aus  Rohrzucker  als  auch 
aus  Malzzucker,  die  zunächst  durch  hydro- 
lytische Enzyme  in  die  entsprechenden 
Hezosen  übergeführt  werden,  inaktive  Milch- 
säure erhalten. 

Ftlr  die  Essiggärung  haben  dann  E, 
Büchner"^  und  J?.  Oaunt  mit  Sicherheit 
bewiesen,  daß  die  Essigbakterien  ihre  oxyd- 
ierende Wirkung  der  Gegenwart  emes  En- 
zymes, einer  Oxydase,  verdanken.  Sie  soll 
als  Alkoholozydase  bezeichnet  werden, 
mdem  man  als  Namengebend  das  Substrat 
verwendet,  auf  welches  die  Wirkung  haup^ 
sächlich  erfolgt.  Buchner  und  Oaunt  er- 
hielten durch  Eintragen  von  Bieressigbak- 
terien m  Aceton  ein  wirksames  Dauer- 
präparat, welches  bei  Luftzuleitung  Alkohol 
unter  Bildung  von  Essigsäure  oxydiert.  Der 
Nachweis    einer  Oxydase    in    dem  Preßsaft 

der  Essigbakterien  ist  nicht  möglich  gewesen. 

8e. 

Binger'sohe  Lösung. 

Die  Ringer'Btiie  Lösung,  nach  deren  Zu- 
sammensetzungJi^m  Nr.  42  gefragt  war,  hat 
nachstehende  Zusammensetzung,  wie  Herr 
Kollege  von  Treucnfels  in  Dresden  von  der 
Apotheke  des  Jacobshospital  in  Leipzig  er- 
ffliiren  hat:  L  n. 

Natrium  chloratum  7,5  9,0 

Calcium  chloratum  0,125         0,24 

Kalium  chloratum  0,075         0,42 

Natrium  bicarbonicum     0,125         0,3 
Aqua  destillata  1000,0       1000,0 

Sterilisieren ! 
Die  Ringer^nAe  Lösung  findet  Anwend- 
ung zu  Emspritzungen   unter  die  Haut  bei 
schwerenVerbrennungen.  Gebrauch- 
lieber  ist  die  Vorschrift  U.  s. 


*)  Liebig'B  Aoniaen  d.  Chemie  349  [1906],  140. 


936 


■  ahpungsiiiitlel-Cheiiiiei 


Ueber  den  Alkoholgehalt  des 

Brotes. 

Bei  der  Teiggärang  des  Brotes  bilden 
sich  bekanntlich  nicht  nnbedentende  Mengen 
Alkohol  Der  größte  Teil  desselben  ent- 
weicht natnrgem&ß  bei  dem  BackprozeS. 
Die  Frage,  ob  und  wieviel  Alkohol  nach 
dem  Backen  im  Brote  znrfickbleibt,  ist  noch 
wenig  aufgeklärt  Die  bisher  bekannten 
Angaben  darüber  beziehen  sich  anf  ünter- 
suehnngen  von  Th.  Balas.  Derselbe  destill- 
ierte Brot  unter  Paraffinzusatz  und  berech- 
nete aus  dem  spezifischen  Gewicht  des 
rektifizierten  Destillats  den  Alkoholgehalt. 
Er  fand  auf  diese  Weise  im  frischen  Brote 
in  6  Brotsorten  einen  Alkoholgehalt  von 
0,2  bis  0,4  pCt.  Neuerdings  stellte  nun 
Otto  Pohl  genauere  Untersuchungen  über 
den  Alkohol  im  Brote  an.  Er  benützte  zur 
Destillation  einen  8  Liter  fassenden  Papin- 
sehen  Dampftopf,  welcher  durch  eine  Kugel- 
röhre mit  einem  Liebig^sdtien  Kühler  ver- 
bunden wurde.  In  den  Topf  wurden  zu- 
nächst 990  g  in  kleine  Würfel  geschnittenes 
Brot  mit  2  Litern  Wasser  gebracht  und 
ungefähr  Y2  l^ter  in  eine  mit  dem  Kühler 
fest  verbundene  Saugflasche  überdestilliert 
Das  Destillat  roch  stark  nach  frischem 
Brote,  reagierte  sauer  und  verbrauchte  zur 
Neutralisation  1,15  ccm  Normal-KalUauge. 
Im  ganzen  wurden  nun  4419  g  Brot  in 
4  Destillationen  behandelt  Die  ans  den 
4  Destillationen  vereinigten,  zusammen  etwa 
2  Liter  betragenden  Destillate  wurden  mit 
Kochsalz  gesättigt  und  davon  aus  einem 
mit  HempeCsctiem  Aufsatze  versehenen  Glas- 
kolben zunächst  ungefähr  1  Liter  über- 
destilliert. Dieses  Destillat  wurde  wieder 
mit  Kochsalz  gesättigt  und  davon  die  Hälfte 
überdestilliert  usw.,  bis  schließlich  etwa 
120  ccm  aufgefangen  wurden.  Diese  Menge 
wurde  dann  mit  Ghlorcalcium  gesättigt  und 
destilliert  Von  den  zuerst  übergehenden 
50  ccm,  welche  in  einem  Pyknometer  auf- 
gefangen wurden,  wurde  das  spez.  Gewicht 
bei  15^  bestimmt  Dasselbe  ergab  sich  zu 
0,9885  und  würden  demselben  6,66  g 
Alkohol  in  100  ccm  des  Destillates  ent- 
sprechen. Es  waren  demnach  aus  4419  g 
Brot  3,33  g  Alkohol   gewonnen  wordeUi 


woraus    sieh    auf    100   g  Brot  0,0753  g 
Alkohol  berechnen. 

Um  zu  beweisen,  daß  der  im  Destillate 
befindliche  Körper  wirklich  Alkohol  war, 
wurde  das  letzte  Destillat  in  einem  sofamalen 
Schüttelzylinder  unter  zeitweiligem  Kühlen 
mit  chemisch  reiner  Pottasche  gesättigt  Die 
sich  an  der  Oberfläche  abscheidende  leichte, 
gelb  gefärbte  Flüssigkeit,  welche  gleidifalb 
Brotgeruch  besaß,  wurde  nach  ihrer  völllgeD 
Abscheidung  mittels  einer  Kapillarpipette  ab- 
gehoben, in  ein  klemes  Fraktionierkölbcfaen 
mit  langem  Ansatzrohr  gebradit  ond  destill- 
iert, wobei  das  Thermometer  rasch  78^  C 
zeigte  und  innerhalb  eines  Grades  em  Uarei, 
farbloses  Destillat  überging,  welches  nach 
Alkohol  roch,  entzündet  mit  blaoer  Flamme 
brannte,  aucdi  sonst  alle  Eigensehaften  dei 
reinen  Alkohols  zeigte  und  dessen  Menge 
3  g  betrug.  Um  nun  noeh  jedweden 
Zwrif el  auszuschließen,  daß  das  so  gewonnene 
Destillat  wirklieh  Aethylalkohol  war,  wurde 
derselbe  nodb  in  Jodäthyl  verwände!^  wobei 
6,8  g  Jodäthyl  gewogen  wurden.  In  der 
eben  beschriebenen  Weise  worden  zwei 
Brotsorten  untersucht  Das  Brot  wurde  in 
noch  warmem  Zustande  entnommen  nnd, 
nachdem  es  sich  während  einiger  Stunden 
abgekühlt  hatte,  zur  Destillation  verwendet 
Die  Untersuchungen  ergaben: 

a)  Weizenbrot  mit  Sauerteig  bereitet: 

0,0744  g  Alkohol  in  100  g  Brot, 

0,0830  g  Alkohol  bei  der  EoDtroUunterracbiiDg. 

b)  Weizenbrot  mit  PreBhefe  bereitet: 

0,0508  g  Alkohol  in  100  g  Brot, 

0,0547  g  Alkohol  bei  der  KontroUnnteisacbuDg. 

ZUekr,  f,  angew.  Ckem.  1906,  668.      BU. 


Untersuchungen  über  Sauer- 
krautgärung. 

Aus  den  Untersuchungen  von  C.  Wehmer 
geht  folgendes  hervor:  Das  aus  dem  Wei^ 
kohl  hergestellte  saure  Kraut  im  wesentlicbeB 
das  Produkt  emes  zweierlei  leistenden  mitao- 
biologischen  Prozesses:  Zerstörung  leiebt 
zersetzllcher  Brühenbestandteile  und  Eneog- 
ung  von  Milchsäure,  wdehe  sowohl  regu- 
lierend auf  den  Vorgang,  als  auch  konser- 
vierend auf  das  Erzeugnis  wirkt.  Die 
Sauerkrautgärung  ^>ielt  sich| 


937 


der  den  BUttern  anhaftenden  Organismen, 
lediglidb  im  anstretenden  Safte  des  Weiß- 
kohle ab  und  wird  durch  solche  Umstände 
eingeleitet;  welche  den  Anstritt  des  Saftes 
znr  Folge  haben^  ganz  besonders  dnreh  die 
Einwirkung  gewisser  Salze,  vor  allem  dnreh 
Kochsalz.  Gegen  unreine  Gärung  schützt 
nur  die  völlige  Bedeckung  des  Krautes  durch 
die  Brfihe.  Der  Zellsaft  des  Kohles  geht  mit 
ziemlicher  Sicherheit  in  miichsaure  Gärung 
über.  Das  Kochsalz  bewirkt  keine  längere 
Haltbarkeit  des  Krautes,  hat  auch  keinen 
nachweislichen  Einfluß  auf  den  Verlauf  der 
Milohsäuregärung  wie  auf  die  milchsäure- 
zersetzende Wirkung  der  Kahmvegetation. 
Die  Gärung  selbst  ist  eme  Wirkung  be^ 
stimmter  Bakterien  und  Hefen,  von  welchen 
die  erstwen  die  Säuerung,  die  letzteren  die 
gleichzeitige  Gasentbindung  (^Alkoholgärung) 
bewirken.  In  allen  beobachteten  Fällen  war 
die  hauptsächlichste  Säuerungsbakterie  ein 
nnbeweghches,  nicht  gasbildendes  Bakterium, 
anscheinlich  das  Bacterium  Gflntheri  Lehm. 
et  Neum.  oder  wenigstens  eme  demselben 
sehr  nahestehende  Form.  Die  Hefen  smd 
verschiedener  Art  und  untergärig.  Einst- 
weilen werden  sie  als  Saccharomyoes  Brassicae 
I  bis  lU,  bezeichnet  Die  gebildete  Milch- 
aäure  wird  von  der  Kahmhaut  (Oidium  oder 
Hefen)  wieder  zerstört  Auch  ein  Zusatz 
von  neuer  Milchsäure  (1  pGt)  wird  ebenso 
zersetzt  Btt 

ZUehr.  f.  angew.  Ohem.  1906,  494. 


Nudeln,    Eierkognak    und    Eiercreme    her- 
gestellt 

Dr.  Puppe,  Professor  der  gerichtlichen 
Medizin  in  Königsberg,  fand  in  solchem 
Speiseeigelb  Borsäure  im  Verhältnis  von 
1,21  bis  1,42  pCt  Zweifellos  ist  ein 
solcher  Zusatz  unzulässig,  ja  direkt  giftig. 
Um  dies  nachzuweisen,  fütterte  Puppe  drei 
Hunde  in  der  Weise,  daß  er  ihrer  Nahrung 
1,5  pCt  fein  pulverisierter  Borsäure  zusetzte. 
Alle  Hunde  gingen  daran  zugrunde,  sie 
wiesen  Magendarmstörungen  auf  und  ma- 
gerten sehr  stark  ab.  Ein  Hund  verlor 
nach  90  Tagen  die  Hälfte  seines  Körper- 
gewichts. Bei  der  Sektion  fanden  sich  Ge- 
schwüre im  Magendarmkanal.  (Diese  Befunde 
stimmen  mit  den  Versuchsergebniasen  von 
Rubner  u.  A.  überem;  kürzlich  warnte 
auch  die  Leipziger  Handelskammer  vor  der 
Verwendung  von  borsäurehaltigem  Eigelb 
zu  Eierkognak,  und  auch  der  Verband 
deutscher  Teigwarenfabrikanten  hat  semen 
Mitgliedern  wiederholt  angeraten,  borsäure- 
haltiges  Eigelb  (aus  den  Albuminpapier- 
fabriken) zu  Eierteigwaren  nicht  zu  ver- 
wenden; trotzdem  trifft  man  noch  genug 
Eiemudeln  mit  einem  Gehalte  ansehnlicher 
Borsäuremengen  im  Handel  und  Verkehr 
an.     P.  Süß.)  W.  Fr, 

Dresdn.  Neueste  Naekr,,  28.  Okt.  1906. 


Borsäurehaltiges  Speiseeigelb 

ist  giftig. 

Die  Mdnung  über  die  Borsäure  als 
Konservierungsmittel  geht  heute  da- 
hin, daß  dieselbe  nicht  so  harmlos  ist,  als 
daß  sie  zur  Konservierung  der  täglichen 
Nahrungs-  und  Genußmittel  verwendet  und 
als  zulässig  erklärt  werden  könne.  Ver- 
giftungen nach  Verwendung  übermäßiger 
Mengen  borsäurehaltiger  Konservierungs- 
mittel sind  Öfters  beobachtet  worden  und 
Verdauungsstörungen  und  Abmagerungen 
nach  Genuß  von  Fleisch  und  Milch,  die  mit 
Borsäure  konserviert  waren,  öfters  aufge- 
treten. Seit  geraumer  Zeit  wird  nun  Bor- 
säure auch  als  Konservierungsmittel  dem 
Speiseeigeib  zugesetzt  und  damit  Backwaren, 


Nachwels  der  Färbung  von  Mehl,    um  im 

Mehl,  das  anscheioend  zur  VerdeckuDg  der 
gelben  Farbe  mit  Anilin  blau  gefärbt  war, 
diesen  Farbstoff  nachzuweisen,  gab  Kupp  in 
einen  flachen  Tellor  auf  eine  Schicht  Wasser 
ein  Stück  Filtrierpapier  und  bestreate  dieses 
mit  dem  fraglichen  Mehle.  Die  einzelnen  Farb- 
stoffpartikel treten  als  blaue  Punkte  auf  dem 
Papier  hervor.  Mayrkofer  bemerkt  hierzu,  daß 
Mehlsäcke  oft  in  Wagen  verfrachtet  werden, 
die  vorher  mit  Farbstoffen  beladen  waren  und 
daß  durch  das  Bütteln  beim  Bahntransport  leicht 
Farbstoffteilchen  durch  den  Sack  sich  nach 
innen  drängten,  hingegen  kommt  nach  v.  Raumer 
bei  Reis  und  Graupen  des  öfteren  die  Färbung 
mit  ultramarin  vor,  um  der  Ware  ein  weißeres 
Aussehen  zu  geben.  — del, 

Ztsehr,  f.  Unters,  d.  Nähr.-  u.  Genußm.  1906, 
XII,  141. 


I 


938 


Weinland-Earten. 

Ate  praktteohe  Neuheit  für  Laboratorien, 
die  sich  oft  mit  Weinnntersachangen  und 
der  EellerkontroUe  zu  besohäftigen  haben, 
sind  Karten  fiber  folgende  Weinbangebiete 
ersdiienen:  1)  Bheinweinland,  Rheinhesaen, 
Nahegebiet  mit  Ateenz  nnd  Oiantal,  Mosel- 
and Saargebiet  und  das  Gebiet  des  MMoc 
Verlag  von  J,  Diemer,  Deutsche  Wein- 
seitimg, Mainz.  2)  Rheinpfalz;  Verlag  von 
Mdninger,  Weinblatt,  Neustadt  a.  H.  Diese 
äußerst  genaue  und  übersichtliche  Karte  ist 
unter  Benutzung  des  Grundbuchs  angelegt 
und  von  der  Vereinigung  pfälzischer  Wein- 
produzenten, Weinhändler  und  Weinkom- 
miasionftre  in  Neustadt  a.  H.  herausgegeben. 

Vorstehende  Mitteilungen  werden  vielen 
Interessenten,  welche  die  Karten  in  der 
städtischen  diemischen  Untersuchungsanstalt 
Nürnberg  gesehen  haben^  sicherlich  will- 
kommen sein.  P.  S. 

üeber  die 
Zasammensetzong  und  Beurteil- 
ung der  Portugieserweine 

im  Sinne  der  Bekanntmachung  des  Rdchs- 
kanzlers  vom  30.  Juli  1901  hat  die  Kaiser- 
liche Versuchsstation  in  Kolmar  i.  Eis.  eme 
Denkschrift  abgefaßt,  aus  welcher  folgendes 
angeführt  sei: 

Um  zu  zeigen,  daß  die  Voraussetzung, 
von  welcher  die  Bekanntmachung  hmsicht- 
lich  der  Portugieserweine  ausging,  unrichtig 
ist,  stellte  P,  Kulisch  die  Analysen  von 
20  Portugieser  weinen  und  von  32  Gemischen 
mit  Portugieser  zusammen.  Wie  aus  dem 
Verglddb  der  jetzt  geltenden  Grenzzahlen 
für  Rotweine  und  der  beobachteten  Mindest- 


gehalte hervorgeht,  weisen  die  Rotweine  im 
Naturzustand  Extrakt-  und  Mineraktoffwsrte 
auf,  welche  im  allgemeinen  erheblich  fiber 
den  in  dem  Bundesratsbeschlusse  vom  2.  Juli 
1901  festgestellten  Grenzzahlen  liegen: 

nach  nach 

Abzug  Abzog  der 
der  nicht         Mi- 

In  100  com      Ex-   Oesamt-  flächtigen   neral- 
Rotwein        trakt     säure        Siure       stofie 

Grenzzahl        1,70  g   1,20  g       1,30  g       0,16  g 

Beobachteter 

Mindestgehalt  2,091g  1,46  g      1,62  g       0,23  g 

Audi  sämtliche  ausdrücklich  als  «Weiß- 
weme  aus  Portugieser»  bezeidbneten  Proben 
'entsprechen  noch  den  Grenzzahlen  für  ge- 
zuckerte Weine.  Alle  aus  emer  Mischung 
von  Portugiesertrauben  und  Weißwelntraubeo 
gewonnenen  und  als  Weißwein  dargesteUten 
Weine,  genügen  den  für  Weißwem  aufge- 
stellten Grenzzahlen  und  haben  sogar  teil- 
weise  recht  hohe  Extraktgehalte.  Bei  den  ab 
cRotwdne»  hergestellten  Gemisohen  tritt  im 
allgemeinen  auch  durchaus  nicht  ein  extrtkt- 
emledrigender  Einfluß  der  Portugiesertraube 
hervor.  Als  Schlußfolgerung  ans  dem  ge- 
samten Zahlenmaterial  ergabt  sidi,  daß  auf 
grund  der  amtlichen  Weinstatistik  sich  eine 
Sonderstellung  der  Portugieser- 
weine in  bezug  auf  die  jetzt  geltenden 
Grenzzahlen  für  Rotweme  nicht  recht- 
fertigen läßt.  BU, 

(Vorstehende  Denkschrift  hat  zur  Folge 
gehabt,  daß  der  Bundesrat  in  seiner  Voll- 
sitzung am  26.  Oktober  1906  die  Aus- 
nahmestellung der  Portugieser- 
weine hinsichtlich  der  Grenzsahlen 
wieder  außer  Kraft  gesetzt  hat  P,^ß.) 

ZUchr,  /.  angtw.  öhem.  1906,  494. 


Pharmakognostische  Mitteilungen. 


üeber  die  EolanuB 

veröffentlicht  Eartvdch  in  Zürich  einige  inter- 
essante neue  Beobachtungen.  Die  großen  Kola- 
nüsse, von  Cola  vera  Schumann  stammend, 
mit  nur  2  Keimblättern  kommen  bekannt^ 
lieh  in  2  Formen  vor  und  zwar  als  rote 
und  weiße  Kolanüsse,  welche  beide  in  der- 
selben  EYucht  vereinigt  sein  kOnnen.    Man 


nahm  nun  bislang  an,  daß  die  rote  Ftfbe 
sich  erst  später  beim  Reifen  bOde,  daß  die 
roten  Nüsse  also  älter  seien,  als  die  weißes. 
Harttuich  fand  nun  aber  bei  einer  Senduig 
frischer  Kolanüsse  aus  BisBao  (PortagiesHeb- 
Guinea)  zwei  miteinander  verwachsene  Keiis- 
linge,  die  also  gldeh  alt  sein  mußten  imd 
von   denen  der  eine  rot,  der  andere 


939 


war.     Obige    Amdoht    ist    ateo    nicht   zn- 
treffencL 

Weiter  untersaohte  Hartwich  die  sowohl 
an  getrockneten  wie  anch  an  frisch  er- 
haltenen, d.  h.  konservierten  Kolanüssen 
beobachteten  Streifen  braunen  Gewebes,  die 
Yon  dem  übrigen  normalen  Gewebe  der  Nüsse 
dorch  eine  Korkschioht  abgegrenzt  sind.  Er 
konnte   feststellen,    daß    diese    Streifen   bei 


Kolanuß  mit  4  KeimbUttem  bei  der  Kdmung 
weit  auseinander  spreitzten.  J,  K, 

ZUchr.  d,  Aüg.  oesterr,  Apoik.-Ver.   1906, 
119  u   131. 


Ueber  das  Owala-OeL 

Die   «Owala»,   Samen    von  Pentadethra 
macrophylla    Bentheim,   einer    Himosaeee, 


stammen   von    der  Westküste   Afrikas   und 
ganz  frisch  gepflückten  und  sofort  in  Alkohol '  haben   die  Form   einer  TeicbmuscheL     Aus 


eingelegten     Kolanüssen     nidit    vorhanden 
sind.     Die    Kolanuß    bildet    also    offenbar 
diese    Streifen    als  Schutzmittel    gegen    das 
Vertrocknen   und  es  ist  Iddbt  verständlich, 
*  daß    diese   Streifen    gerade    an    der    Fuge 
zwischen  den  beiden  Kotyledonen  anf treten, 
da    die    sonst   massigen    Kotyledonen    hier 
am   schmälsten   und  also   dem  Vertrocknen 
am  ehesten  ausgesetzt  sind.     Da  die  ganze 
Außenseite    der    Kotyledonen     mehr    oder 
weniger   der  Gefahr  des  Vertrocknens   aus-' 
gesetzt    ist,   so    schützt   sich  hiergegen  die 
Kolanuß,    indem   sie  auf  der  ganzen  Ober- 
fläche  der  Außenseite    der   Epidermiszellen 
eine  Cuticula  bildet,  die  dann  an  besonders 
gefährdeten    Stellen    noch    durch    Korkein- 
lagerung, eben   die  oben  erwähnten  Streifen, 
verstärkt  wird.     Zuletzt  berichtet  Hartvnch 
über    die    Untersuchung    der    seltener    im 
Handel    vorkommenden    Kolanüsse    mit    4 
Keimblättern  (die  Hauptmasse  der  Handels- 
ware  besteht   bekanntlich    aus   den  Samen 
von  Cola  vera,  welche  nur   2   Keimblätter 
besitzt).       Während     bei     Cola    vera    die 
Rumula    sich    nahe    am  Rande   der  Keim- 
blätter beflndet,  ist  sie  bei  den  Samen  mit 
4  Keimblättern  (von   einer  anderen  Spezies 
stammend)    ziemlich    weit   nach    innen   ge- 
rückt    Auch  enthalten  diese  letzteren  mehr 
oder   weniger   zahbeiche  Schleimzellen,   die 
von    einem    sich    mit  Jod   gelb  färbenden, 
beim  Verquollen  schön  geschichteten  Schleim 
erfüllt  smd.     Unterschiede    in   den    Stärke- 
körnem    usw.   ließen    sich    bei   den  beiden 
untersuchten  vierkeimblättrigen  Sorten  nicht 
feststellen,  während  die  Anzahl  der  Schleim- 
zellen  sehr  verschieden  war.     Während  die 
Samen   der  Cola  vera  mit   2  Keimblättern 
in    der    Regel    beim    Keimen    geschlossen 
blmben,   d.  h.  die  Keimblätter   bleiben  an- 
dnander    gefaltet,    beobachtete    HartuHch 
einmal   eine   Kolanuß  mit   2   Keimblättern, 
deren    Kotyledonen  sich   wie  diejenigen  der 


ihnen  wurden  durchschnittlieh  41,6  pCt  Fett 
extrahiert;  das  extrahierte  Fleisch  enthielt 
48,25  pCt  Protein.  Das  extrahierte  Oel 
war  nach  Wedemeyer  (Ghem.  Revue  ü.  d. 
Fett-  u.  Harzind.  1906,  XIU,  210)  von 
schwach  gelblicher  Farbe,  bd  Zimmertem- 
peratur flüssig  mit  geringen  Ausscheidungen, 
klar  lOslieh  in  den  bekannteren  Lösungs- 
mitteln. Der  Geschmack  war  angenehm, 
hinterher  kratzend,  dei  Geruch  angenehm 
aromatisch.  Durch  Raffination  ließ  sidi  eui 
feines  Oel  daraus  herstellen,  welches  gut  als 
Speiseöl  Verwendung  finden  kann.  Es 
wurden  folgende  analytische  Werte  gefunden: 

Spez.  Gewicht  des  Rohöles  (25  <>  C)  0,9119 
Hekner'soYiQ  Zahl  95,6 
Reichert-MeißCsohe  Zahl  0,6 
VerseifuDgszabl  186,0 
Jodzahl  99,3 
Maumene'B  Probe  100,0  o  0 
Refraktion  im  Zst/^'schen  Butter- 
refraktometer bei  400  59,2 

DD   =  1,4654 

Acetylzahl  37,1 

Säurezahl  9,0 

Unverseifbares  0,54  pCt 

Eennzahlen  (Eonstanten)   der  Fetts&uren 
des  Owala-Oeles: 


Erstarroogsponkt 
Schmelzpunkt  (Eapillarröhrchen) 
Sättigungszahl 


52,1 0 
53,90 

185,7. 


Das  Oel  eignet  sich  auüer  zu  Speise- 
zwecken auch  als  Maschinenöl  und  zur  Seifen- 
fabrikation. T. 

Caju 

ist  nach  Th,  Heyden  die  bimengroße  Stein- 
frucht, nach  Parisius  der  fleischige,  an- 
genehm säuerlich  schmeckende  Fruchtstiel 
von  Anacardium  occidentale.  Es  wird  dar- 
aus ein  Wein  «Vinho  de  caju»  und  Limo- 
naden bereitet.  Die  Wirkung  soll  blut- 
reinigend sein.  H.  M, 


940 


Photogpaphische  Mitteilungeiii 


Die  Aufhahme  von 

ist  mit  keinen  wesentliehen  Schwierigkeiten 
verknüpft;  kann  aber  nur  dann  von  Vorteil 
sein^  wenn  man  Weitwinkelobjektive  an- 
wendet. Die  Exposition  kann  je  nach  der 
Belenchtang  von  Sekunden  bis  zu  Standen 
dauern.  Falls  die  Beleuchtung  eine  zu 
schlechte  ist,  wende  man  das  Blitzlicht  an. 
Bei  TagesUcht-Aufnahmen  von  Innenr&umen 
wird  man  allerdings  durch  LicbthofbUdung 
und  Solarisation  zu  leiden  haben^  d.  h.  falls 
sidi  m  dem  betreffenden  Räume  Fenster 
befinden,  die  direktes  Licht  in  das  Objektiv 
fallen  lassen.  Es  empfiehlt  sieh  in  diesem 
Falle ;  die  in  Betracht  kommenden  Fenster 
durch  dunklen  Stoff  zu  verh&ngen  und  diese 
durch  Entfernung  der  Vortifinge  kurz  nach- 
zuexponieren.  NatürUch  ist  es  erforderlich, 
daß  das  Zimmer  noch  genügend  lidit  durch 
seitlich  gelegene  Fenster  erhält  Um  allzu- 
große Beleuchtungskontraste  zu  vermeiden, 
empfiehlt  sich  die  Aufnahme  bei  trübem 
Wetter  vorzunehmen.  Fflr  die  Entwicklung 
solcher  Aufnahmen  darf  nur  ein  schwacher 
Entwickler  ohne  Bromkaliumzusatz  verwendet 
werden. 

Gut  Licht.  Bm. 

Purpurfarbene  Diapositive 

lassen  sich  durch  Entwicklung  herstellen, 
wenn  man  nach  einer  Belichtung,  wie  man 
sie  für  Hydrochinon-Entwicklung  zu  geben 
pflegt,  etwa  eine  halbe  Minute  folgendes 
Bad  einwirken  läßt :  Wasser  destill.  230  ccm, 
Glycin  1  g,  Pottasche  3,5  g,  Bromkalium 
0,5  g  und  sodann,  bevor  noch  das  Bild  er- 
schienen ist,  etwa  die  Hälfte  der  folgenden 
Lösung  hinzufügt:  Wasser  destill.  340  ccm, 
Natriumsulfit  63  g,  Schwefelsäure  5  Tropfen, 
Pyrogallol  5,8  g. 

Das  Bild  erscheint  sofort  mit  großer  Kraft 
und  Klarheit;  die  beiden  Lösungen  zu 
mischen,  empfiehlt  sich  nicht,  da  in  diesem 
Falle  das  Resultat  nicht  annähernd  so  gut 
ist,  als  bei  getrennten  Lösungen.  Das  ent- 
wickelte, fixierte  und  gewaschene  Diapositiv 
hat  einen  Purpurton,  der  ungefähr  einem 
durch  Goldtonung  hergestellten  entspricht. 

Photogr,  WoehenbL  Bm. 


Farbige  Projektton  von  Ballon- 
Photographien. 

In  der  €  Photographischen  Ausstellung  zu 
Berlin»  erfreuen  sich  die  Projektions-Vor- 
fflhrungen  an  den  Nachmittagen  emer  außer- 
ordentlichen Beliebtheit  Besonderes  Inter- 
esse erregen  die  eigenartigen  lichtbüder, 
die  Hauptmann  Härtel  aus  Leipzig  zur 
Verftigung  gestellt  hat  Es  sind  eine  Anzahl 
ausgezeichneter  Aufnahmen  vom  Ballon  ans 
vorgenommen  aus  300,  1000,  2000  und 
3000  Meter  Höhe.  Die  Bilder  sind  kfinst- 
lerisch  koloriert  und  haben  eine  ganz  eigen- 
artige Wirkung.  Infolge  ihrer  vorzfi^dien 
Ausfflhrung  wurden  die  Bilder  im  vorigen 
Jahre  in  Paris  als  beste  deutsche  Ballon- 
Aufnahmen  anerkannt  und  mit  zwei  silberaen 
Medaillen  ausgezeichnet  DaB  es  außer- 
ordentlich schwierig  ist,  vom  Ballon  ans  zu 
photographieren  ist  in  Fachkreisen  allgemein 
bekannt,  es  treten  so  große  Schwierigkeiten 
wie  bei  keinen  anderen  Aufnahmen  auf. 
Härtel  bedient  sich  einer  besonders  fflr  seine 
Zwecke  konstruierten,  mit  dnem  auOer- 
ordentlich  lichtstarken  Objektiv  ausgestatteten 
Camera  der  Firma  Heimich  Ememann  A.'G. 
m  Dresden.  Bm. 


Die  Haltbarkeit  der  Papier- 

bUder. 

F.  Orestin  macht  darauf  aufmerksam, 
wie  unvorteilhaft  es  fflr  die  HaltbariLeit  der 
Papierbilder  ist,  wenn  eine  gröCere  Anzahl 
derselben  in  einer  Schale  fixiert  wird. 
Die  von  anderen  Bildern  bedeckten  Tdle 
des  Bildes  fixieren  so  langsam,  daß  sie, 
wenn  die  Bilder  nach  der  flblichen  Zeit 
(nach  etwa  10  Minuten)  aus  dem  Fixier- 
bade herausgenommen  werden,  noch  sehr  viel 
unauf  gelöstes  lösliches  Silber  enthalten.  Solcbe 
Bilder  vergilben  dann  natflrlich  sehr  bald 
nach  ihrer  Fertigstellung.  (Man  sollte  dem- 
nach, wenn  man  mehrere  Bilder  gleidi- 
zeitig  fixiert,  wenigstens  dafflr  sorgen,  daß 
sie  beständig  m  Bewegung  erhalten  werden. 
Berichterstatter,) 

Pkot.  Industrie,  Bm, 


941 


BOchepschau. 


LaitUsieA  der  Chemie  von  Wilhelm  Ost- 

tmld.     Sieben  gemeinverBtfndliche  Vor- 

trige   ans  der  Oeechiebte  der  Chemie. 

Akademische  VerlagsgeBeUschaft    Leipzig 

1906.  y  n.  308.  Brosch.:  6  Mk.  60  Pf. 

geb.:  7  Mk.  50  H. 

Der  Ref.  hat  lange  den  Wunsch  gehegt, 
Ositoald  möchte  seine  Verdienste  nm  die 
chemische  Literatur  mit  einer  «Geschichte  der 
Chemie»  krönen.  Dieser  Wnosch  ist  bis  zu 
einem  gewissen  Grade  durch  dieses  Buch  erfüllt 
worden,  id  welchem  der  Verf.  eine  neue  Be- 
arbeitung der  Vorträge  bietet,  die  er  vor  einem 
Jahre  an  dem  Massachusetts-Institute  of  Tech- 
nology in  Boston  und  etwas  später  an  der 
Columbia-Universität  in  New- York  gehalten  hat« 
Die  Themata  der  einzelnen  Vorträge  sind:  1.  Die 
Elemente;  2.  Verbindungsgewichte  und  Atome; 

3.  die  Oasgeeetzi  und  die  Molekularhypotbese ; 

4.  Isomerie  und  Konstitution;  5.  Elektrochemie; 
6  Affinität  und  7.  Chemische  Dynamik 

Bei  dieser  Art  der  geschichtlichen  Darstellung 
tritt  die  Gesamtleistung  des  einzelnen  Forschers 
nicht  so  deutlich  hervor,  als  wenn  die  Darstellung 
nach  Zeitperioden  geordnet  ist.  Dafär  ist  aber 
die  «allmähliche  Ausgestaltung  und.  Reinigung 
der  allgemeinen  Begriffe  viel  mehr»  zur  Geltung 
gebracht  als  «die  Erforschung  einzelner  Tat- 
sachen und  ihre  praktischen  Anwendungen  >, 
so  daß  der  Verf.  «nicht  nur  einen  Beitrag  zur 
Geschichte  der  Chemie,  sondern  zur  allgemeinen 
Wissenschaf tsgschichte»  liefert,  und  da  der 
Verf.  außerdem  den  Anteil  der  einzelnen  Forscher 
an  den  verschiedenen  großen  Fortschritten  klar 
kennzeichnet  und  vielfach  die  gewohnheitsmäßig 
übernommenen  Ansichten  berichtigt,  so  ist  der 
Mangel,  der  mit  dieser  Art  der  geschichtlichen 
Darstellung  verbunden  ist,  bei  weitem  durch  die 
erwähnten  Vorteile  ausgeglichen. 

Wer  die  große  Vorliebe  OsttoalcTB  für  die 
Geschichte  der  Naturwissenschaften  und  seine 
früheren  Leistungen  dieser  Art  in  Gestalt  von 
Vorträgen  und  der  großen  «Geschichte  und 
Lehre  der  Elektrochemie»  kennt,  wird  das  Buch 
mit  großen  Erwartungen  in  die  Hand  nehmen. 
Und  es  wird  Wenige  geben,  deren  Erwartungen 
nicht  noch  übertroffen  würden,  wenn  auch  der 
Einzelne  dies  oder  das  bemängeln  wird.  In 
dieser  Beziehung  wird  es  vielleicht  Manchen 
befremden,  daß  eine  gewisse  sachlich  nidht  be- 
rechtigte üngleichförmigkeit  hinsichtlich  der 
genaueren  Fassung  der  einzelnen  Grundgesetze 
obwaltet.  So  dürfte  es  Denen,  die  nicht  schon 
näher  mit  den  neuen  Fortschritten  vertraut  sind, 
nicht  leicht  werden,  die  einfache  Formel  für 
das  Gesetz  der  Massen  Wirkung  aus  den  ali  ge- 
meinen Erörterungen  herauszuschälen.  Indessen 
ist  der  Nachteil,  der  daraus  erwächst,  nicht 
sehr  groß ;  denn  Derjenige,  der  über  das  Massen- 
wirkungsgesetz  mehr  wissen  will,  als  er  in  dem 
Werke  findet,   braucht  eben   nur  ein  Buch  zur 


Hand  zu  nehmen,  das  darüber  Auskunft  gibt. 
Als  besonderer  Vorzug  des  Werkes  soll  hier 
femer  erwähnt  werden,  daß  der  Verf.  gegen- 
über den  Hypothesen  einen  weniger  ablehnen- 
den Standpunkt  einnimmt,  als  vor  Jahren  und 
dennoch  eindringlich  vor  unsachgemäßer  An- 
wendung von  Hypothesen  durch  die  Illustration 
solcher  Fälle  warnt  in  denen  durch  diesen 
Fehler  die  Entdeckung  wichtiger  Erkenntnisse 
sehr  verzögert  worden  ist. 

Zur  Illustration  der  geistreichen,  mit  allge- 
meinen Betrachtungen  gewürzten  Darstellungs- 
weise sei  hier  schließlich  ein  Abschnitt  aus  der 
G.Vorlesung  über  Affinität  angeführt,  in  welchem 
sich  der  Verf.  über  die  Aufnahme  der  Theorie 
der  Lösungen  und  über  die  Anerkennung  grund- 
legender Fortschritte  im  allgemeinen  folgender- 
maßen ausspricht:  «Solche  Ergebnisse  waren 
denn  auch  geeignet,  den  ungläubigsten  zu  über- 
zeugen und  die  Anzahl  der  Chemiker,  die  sich 
entschlossen,  in  diesen  Forschungen  nicht  bloße 
«theoretische»  Gedankenspiele,  sondern  wirk- 
liche, und  dazu  recht  erhebliche  erfahrungs- 
mäßige Beiträge  zur  Wissenschaft  zu  sehen, 
vermehrte  sich  schnell.  Allerdings  waren  es 
zunächst  ganz  ausschließlich  junge  Männer,  die 
sich  seit  1887,  dem  gemeinsamen  Geburtsjahre 
der  Theorien  von  van  fBoff  und  Ärrßieniua, 
der  neuen  Bewegung  anschlössen.  Wenn  es 
ihnen  auch  nicht  so  schlimm  ging,  wie  seiner- 
zeit Harvey,  dem  Entdecker  des  Blutkreislaufes . . ., 
so  waren  es  doch  einige  Jahre  hindurch  ziem- 
lich heftige  Kämpfe,  welche  geführt  werden 
mul^ten,  um  lür  die  neuen  Arbeiten  überhaupt 
nur  ernsthafte  Beachtung  zu  gewinnen.  Aber 
unsere  schnellere  Zeit  zeigt  hierin  neben  ihren 
Fehlern  auch  neue  Vorzüge:  es  ist  nicht  mehr 
nötig,  da3  ein  grußer  Entdecker  verkannt  stirbt, 
damit  hernach  die  Bedeutung  seiner  Forschungen 
ans  Licht  kommt.  Zwar  ist  auch  heute  noch 
für  wesentliche  Fortschritte,  namenüich  wenn 
es  sich  nicht  um  die  Entdeckung  neuer  und 
auffallender  Tatsachen,  sondern  um  grundsätz- 
liche Aufklärung  alter  und  scheinbar  wohl- 
bekannter handelt,  eine  gewisse  Latenz-  und 
Earrenzzeit  üblich,  und  ich  habe  beinahe  zu 
jedem  derartigen  Geschenk  an  die  Menschheit 
in  meiner  Geschichtserzählung  bemerken  müssen, 
daß  es  zunächst  bei  den  unmittelbar  Beteiligten 
ganz  unbeachtet  bUeb,  aber  diese  Zeit  ist  doch 
im  allgemeinen  sehr  viel  kürzer  geworden  als 
früher  und  wir  sind  meist  in  der  glücklichen 
Lage,  unseren  geistigen  Führern,  wenn  wir 
ihres  hohen  Amtes  endlich  inne  geworden  sind, 
noch  bei  Lebzeiten  unseren  Dank  für  die  er- 
wiesene Förderung  aussprechen  zu  können.» 

Es  kann  keinem  Zweifel  unterliegen,  daß 
diese  belebende  Art  der  Darstellung  auch  bei 
solchen  Jüngern  der  Pharmazie  den  Sinn  für 
eine  tiefere  Beschäftigung  mit  den  Wissen- 
schaften stärken  wird,  die  unter  dem  Drucke 
der  beruflichen  Pflichten  der  Beschäftigung  mit 
gelehrten  Sachen  abhold  sind.  fi» 


942 


Verschiedene  Mitteilungeii. 


Vücinum  purum. 
Yiscin  in  gereinigter  Form  herzustellen,  ist 
Dr.  W.  LoebeÜ  in  Kiein-Zschachwitz  a.  E.  darch 
D.  B.  P.  Nr.  175383  geschützt.  Zur  Reinigung 
des  Rohviscins  wird  es  mit  kohlensaurem  Kalk 
geknetet,  wodurch  die  vorhandenen  Säuren  an 
Kalk  gebunden  werden,  wobei  gleichzeitig  Kohlen- 
säure entweicht,  welche  die  Masse  auflockert. 
Bas  so  behandelte  Produkt  wird  hierauf  der 
Einwirkung  wasserentziehender  Stoffe  ausgesetzt 
(gebr.  Qipspulver).  Schließlich  wird  das  Boh- 
yiscin  im  Extraktionsapparate  mit  einem  Lösungs- 
mittel, etwa  Benzin,  behandelt.  Letzteres  wird 
dann  abdestilliert,  worauf  eine  dicke,  klare  Masse, 
reines  Yiscin,  zurückbleibt,  welches  sich 
mit  Oel  mischen  läßt  und  sich  sehr  gut  zur 
Herstellung  von  Pflastern  nnd  Salbengrundlagen 
eignet.  Vergl.  hierzu  Pharm.  Centralh.  45 
[1904],  633,  47  [1906],  444.  Das  Bohviscin  aus 
Bezarten  kommt  beispielsweise  seit  einigen 
Jahren  aus  Japan  unter  dem  Namen  «japanischer 
Yogelleim»  in  den  Handel.  R,  Th, 


Meloä  majalis, 

Meloö  proscarabaeus  L.,  der  Maiwurm,  der 
früher  viel  benutzt  wurde  und  sogar  heute  noch 
auf  alten  deutsch  geschriebenen  Yiehrezepten 
öfter  vorkommt,  wurde  kürzlich  von  Kerekhoff 
in  dem  Bheumatismuspuiver  eines  Kur- 
pfuschers neben  gestossenen  Lorbeerfrüchten  in 
Bruchstücken  vorgefunden.  JR.  Th, 


Efittenapotheke  des  Dentsehaai  und 

Oeaterreiehischen  AlpeAvereias. 

Für  dieselbe  werden  in  der  Zeitschr.  d.  Dtaoh.- 
Oesterr.  Alpen- Yer.  vorgeschlagen,  außer  ein- 
fachen Stoffen,  wie  Sumiakgeist,  Hofmannt- 
tropfen  u.a.  noch  folgende  Mittel,  deren  Zusammen- 
setzung nicht  aus  der  Aufschrift  ersichtlich  ist: 

Gegen  Yerstopfung  1  bis  2  PilleD  s 
Pilnlae  lazanies  officinales. 

Gegen  Durchfall  l  bis  3  Ftatillen 
=  Pastilli   Bimuti  subsalicylioi  0,5  g  pro  dosi. 

Gegen  Magenverstimmung  1  bis  2 
Pillen  =  Pilulae  Mentholi  cum  Natrio  boracioo. 

Streupulver  gegen  Wnndlaufen 
==s  Talcum  venetum,  Zincum  oxydatum  ana 
partes  aequales.   Ä  n, 

Bentaohe   Pharmaientisohe   Oeaellaehaft. 

Tagesordnung  für  die  am  Donnerstag,  den 
S.November  1906,  abends  8 Uhr,  im  Restaurant 
«Zum  Heidelberger 9 ,  Berlin  NW^  Dorotheen- 
straße  stattfindende  Sitzung: 

1 .  Herr  Dr.  J.  .Sfirxo^-Berlin-Steglitz :  lieber  die 
Zweckmäßigkeit  von  Perkolation  (äer  Maieration 
zur  Herstellung  von  Tinkturen. 

2.  Austausch  über  die  Erfahrungen,  die  bei 
der  Herstellung  von  Tinkturen  in  der  Apotheken- 
praxis  gemacht  worden  sind. 


Briefwechsel. 


Provisor  J.  P.  in  Bofiland.  1.  Eiae  deutsche 
oder  französische  Ausgabe  der  Nordamerikanischen 
Pharmakopoe  gibt  es  nicht !  2.  Die  zweite  Frage 
können  wir  Ihnen  nur  brieflich  beantworten ; 
wir  bitten  deshalb  um  gefällige  genaue  Mit- 
teilung Ihrer  Adresse  am  besten  in  der  Art, 
daß  wir  die  gesandte  Adresse  gleich  auf  den 
Brief  aufkleben  können. 


Anfragr^iL 

1.  Kann   eine   Lösung  von   Quecksilber- 


chlorid 1: 5000  als  keimfrei  betrachtet  werden, 
und  welches  ist  die  Grenze,  bei  welcher  eine 
durch  Kochen  sterilisierte  schwache  Lösung  von 
Qaecksilberchlorid  bei  der  Aufbewahrung  ohne 
besondere  Yorsichtsmaßregeln   keimfrei   Ueibt? 

2.  Ist  die  Zusammensetzung  des  Fa^rrf'ttfk 
Petrolan  oder  Petranol  bekannt? 

3.  Ist  Epirenan  als  gleichwertig  mit 
Adrenalin  anzusehen? 


Bescbwenleii  tter  imtgeliiissiiie  ZntdlHi 

der  «Pharmaeentlseheii  Centralhalle»  bitten  wir  stets  an  die  Stelle  richten  zu  wollen,  bei 
welcher  die  Zeitschrift  bestellt  worden  ist,  also  Postanstalt  oder  Buchhandlung  oder  Gesohifls« 
stelle.  Sitt  ^^mxm,^3Lms^Blomx. 


Verleger:  Dr.  A«  Selimelder,  Drseden  und  Ur*  F.  8ia  Dmdan-Blaaewlti. 
VenntwortUoher  Leiter:  Dr.  A«  Sehmeider,  Dieeden. 
Im  Baenhaadel  doieh  Jallaa  Spiiager,  Berila  H.,  Me»bijeii#lata  8. 
Dr«ok  Ten  Fr.  TUtel  Vaehf.  (K«nath  d  Mahle),  Dmdm. 


Fabrik  chemischei  Produkte 

empfehlen  den  Herren  Apothekern  zum  Bezug  durch  die  GroS-Drogen- 
handlungen  ihre  unter  beistehenden  Schntzmaricen  rühmlichst  be- 
kannten Fabrikate: 


Ghinin  onii  Salze    Gocain 


Coffein 

Strychmn 

Tohimlim 

Ferratose 

Filmaron 


Eserin 

Theophyllm 

Cerolin 


Codein 
Pilocarpin 
Veratrin 
Ferratin 


Arsenferratose   Jodferratose 


lactophenin 


Laetoserre 


Aeetanlliil 

Areeolin 

Atropin 

Norphinm 

Papain 

Plienaeetln 

euoralhydrat 
Ghrysarobin 

Pyrogallussänre 
Resorein 

t  ^H 

GamarlB 

Santonin 

1   ^H 

Ergotln 
Extrakte 
Gallossanre 
Glyeerin 

Sehwefeiätlier 

Seopolamin 

Terpinhydrat 

1   ^1 
t   ^H 

Gn^aeol 

Hydroehtnon 

^^^IH^^HI^HI^^^^HI^H^^^^^^^^^^^^^^^^^^^^^^^^^^^^^^^^^MB^^^ta*     V 

'  .:^^ 


ICHTHYOL 

Der  Erfolg  des  7on  nna  hergestellten  apeüelleii  ScbwerelpHtpanta"  b>t 
viele  BOgeDBimte  Ersfttimittel  horTorgernfen ,  welche  nleht  Identiseh  «It 
nnserem  PrilpArat  Bind  und  welche  obendrein  nnter  nch  versohiedeo  Bind, 
woför  wir  in  jedem  eiDEelnen  Falle  den  Beweis  antreteii  könaen.  Da  diese 
MtgeblioheD  Braatipilparate  anscheinend  aoter  Uilibraiioh  Diiseier  Haikeo- 
Kcote  ftnoh  manohmal  faiBchlioherweiae  mit 

Ichthyol 

oder 

Ammonium  sulfo-ichthyolicum 

gekeüiuwiohnet  werden,  trotedem  unter  dieser  Kennieiolmiuig  nor  nnser 
spetäelles  Eraeogiiis,  welches  einzig  und  allein  allen  idiniachen  Versnohen 
zngrande  gelegen  hat,  Terataudea  wird,  so  bittrat  wir  um  gütige  Hitteilong 
iweoka  gericMlioher  Terfolgnog,  wenn  irgendwo  tatalohlioa  aulcbe  Uater- 
Bohiebnngen  stattfinden. 

Ichthyol-Gesellschaft 

Cordes,  Hermaimi  &  Co. 

HAHBURe. 


Lebende  Frojektioii 
Bohönate  Unterhaltung  tär  die  langen  Winterabende. 

Ernemann  Kino 


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Fxala  2u£1e.  ISO.—. 

Zur  üoterhaltong  u.  Belehrong  f.  Vereine,  Schalen  eto,    Projektionaartikel  in  xll.  Pieialag. 

Heinrich  Ernemann  A.-G..  Dresden. 


Pharmaceutische  Centralhalle 

für  Deutschland. 

Herausgegeben  yon  Dp.  A.  Schneidep  and  Dp.  P.  Süss. 


♦•^ 


Zeitsehiift  ffli  wissenschaftliche  und  geschäftliche  Interessen 

der  Pharmacie* 

Gegründet  von  Dr.  HermaBii  Hager  im  Jahre  1859. 

Eracheint  jeden  Donners  i:ag. 

Bezugspreis  viertel  jährlich:  durch  Buchhandel  oder  Post  2,50  Mk,,  durch  Geschttfts- 
Btelle  ün  Inland  3,—  Mk.,  Ausland  3,60  Mk.  —  Einzelne  Nummern  30  Pf. 

Anzeigen:  die  einmal  gespaltene  Elein-Z^e  30  Pf.,  hei  gröBeren  Anzeigen  oder 'Wieder* 

holungen  Preisermäßigung. 

Leiter  der  1  Dr.  Alfred  Schneider,  Dresden-A.  21;  Sohandauer  Str.  43. 
Zeitsehrlft:  J  Dr.  Paul  Süß,  Dresden-Blasewitz;  Gustay  Freytag-Str.  7. 

Oeeehlftsstelle:  Dresden-A.  21;  Schandauer  Straße  43. 


^46. 


Dresden,  15.  November  1906. 


I     Der  neuen  Folge  XXVII.   Jahrgang. 


xLvn« 

Jahrgang. 


Inhalt :  Chemie  und  Pharinaei«:  Untterkom-AbnormlUlten.  —  LOsltcbkeit  des  Baryamsiilfat«!  in  Wasseratoff- 
peroxyd.  —  Folia  Ürae  Uni  und  der  mikrochemische  Nachweis  des  Arbatin.  —  Behwerstnthlen.  —  Nene  Arznei- 
mittel. —  Ueber  Talase.  —  Prttfnng  der  Folia  Uvae  Ural  in  bexug  Echtheit  auf  chemischem  Wege.  ~  Neuemngen 
an  Laboratoriumsapparaten.  ^  LOsUcbkeit  Ton  Blei.  ~  PharmAkornoatitche  Mitt^Uangen.  —  Fhotographliolie 
MltteÜmBaeiL*  —  BaehenehAu.  —  Yers«hl«d«Be  MitteiliuiKeiL  —  Bil«firMhsel. 


Chemie  und  Pharmacie. 


Hutterkorn-AbnormitAten. 

Der  Artikel  «Neues  vom  Drogen- 
markt» von  Herrn  Dr.  Weigel  in  Nr.  42 
d.  1.  J.  der  «Pharm.  Centralh.»  gibt 
mir  Anlaß,  hierzu  einige  Bemerkungen 
zu  machen  und  anschließend  daran  auf 
einige  Kuriositäten  der  Droge  «Mutter- 
korn» einzugehen. 

Was  zunächst  die  «24  Säcke  abnormen 
Mutterkorns»  anlangt,  welche  in 
obigem  Artikel  erwähnt  werden,  so  sind 
diese  mit  Recht  (wenn  auch  yon  den 
anbietenden  Häusern  als  «besonders 
ergotinreich»  bemustert),  von  den 
Ergotindarstellem  zurfickgewiesen  wor- 
den. Daran  ist  gewiß  nicht  die  Klein- 
heit der  Sklerotien  oder  etwaige  Un- 
gewißheit, ob  der  Wirt  nicht  eine  wilde 
Graminee  ist,  Schuld.  Derartige  Größen 
finden  sich  in  ganz  ansehnlichen  Mengen 
unter  allen  Handelssorten  und  können 
durch  Absieben  größerer  Posten  reich- 
lich erhalten  werden.  Dieses  «abnorme» 
Mutterkorn  von  etwa  10  mm  Länge  und 


2  mm  Dicke,  ist  einfach  verdorben  oder 
naß  geworden,  dann  kfinstlich  bei  zu 
hoher  Temperatur  getrocknet  worden. 
Daher  rfihrt  die  schwarze  Farbe,  an 
der  der  hohe  Oelgehalt  des  Mutterkornes 
bei  der  Hitze  noch  mehr  beitrug.  Das 
Trocknen,  sagen  wir  lieber  «Rösten», 
ist  auch  an  den  untermischten  Getreide- 
körnem  leicht  äußerlich  erkennbar. 

In  derselben  Zeit  kam  auch  altes, 
schwarzes,  großkömiges  Seeale  comutum 
auf  den  Markt,  welches  mit  Wurmmehl 
und  Gespinsten  von  Maden  eines  Klein- 
schmetterlinges  in  Klumpen  zusammen- 
gebacken, zur  Extrakt-Fabrikation  an- 
geboten wurde!  Vielleicht  ist  dieses 
mit  dem  kleinkörnigen,  schwarzen  ver- 
wandt? 

Nun  einige  Abnormitäten,  welche  ge- 
wiß manchen  Pharmakologen  inter- 
essieren. Da  sind  «Albinos»,  in  Form 
und  Größe  gleich  wie  normales  Mutter- 
korn, nur  daß  der  violette  Farbstoff 
in  der  äußeren  Schicht  gänzlich  fehlt 


und  einem  Blaßgelb  Platz  machte.  Diese  l  nnr  ab  und  zu  nnter  normalem  Hntter- 
weifieD  Skleroüen  sind  nicht  zu  ver-  körn.  Zeigen  sich  einmal  in  einem 
wechseln   mit   solchen,   die   etwa   mit  |  Sack  (etwa  80  kgjnhalt)  solche  Albinos, 


Schimmelpilzen  Aberzogen  sind.  Der  1  dann  kann  man  beim  DnrchsDcheD 
Brach  ist  hornartig  weiß  und  zeigt  das  immerhin  so  etwa  SO  Stück  davon 
Aussehen  eines  gesunden  Claviceps- 1  sammeln.  Sklerotien,  welche  ganz  leicht 
Sclerotium.    Man  findet  diese  (Albinos*  irosa  oder  violett  angelaufen  sind,  bilden 


94« 


üebergangsfärbnngen  zum  normaleD.  Der 
Wirkungswert  ist  bei  dem  geringen  Vor- 
kommen ffir  die  Extrakt-Bereitung  be- 
langlos, doch  zweifelsohne  einem  ge- 
sunden Mutterkorn  gleich,  lieber  ein 
Vorkommen  dieser  Mutterkorn-Varietät 
ist  in  der  pharmazeutischen  Literatur 
bisher  nichts  zu  finden. 

Ein  auffallend  kurzes,  dickes  Clayiceps- 
Sclerotium  von  sehr  gleichmäßiger,  fast 
oval-runder  Form,  ist  das  Weizen- 
Mutterkorn.  Es  zeigt  bei  etwa 
1,5  cm  Länge  eine  Dicke  von  0,5  cm. 
Angebote  von  diesem  kommen  ab  und 
zu  direkt  aus  Bußland.  Daher  stammt 
auch  das  von  Abb.  B. 

Von  dem  Vorkommen  merkwürdiger, 
monströser  Formen,  ungewöhn- 
licher Länge  und  Dicke  bei  dem  Roggen- 
Mutterkorn  gibt  Abb.  A  eine  vorzäg- 
liche  Anschauung.  Das  längste  Sclerotium 
(siehe  Abb.  rechts  neben  dem  Maßstab) 
besitzt  eine  Länge  von  5  cm,  das  Dickste 
mit  1  cm  Breite,  ist  stark  gekrümmt, 
mit  tiefen  Querrissen  (Abb.  Unks  oben 
das  erste). 

Ein  Mutterkorn  (siehe  Abb.  C)  ist 
von  der  wildwachsenden  Gra- 
minee  MoUnia  coerulea  Mnch.,  einem 
verbreiteten  Waldgrase  von  etwa 
1,5  m  Halmhöhe,  gesammelt.  Trotz 
der  stattlichen  Größe  des  Wirtes  sind 
diese  Sklerotien  höchstens  8  mm  lang 
und  etwa  in  der  Mitte  2  mm  breit, 
Basis  and  Eopf  sind  zugespitzt.  Diese 
Molinia  fand  ich  oft  in  ausgedehnten 
Waldungen,  überall  ungemein  stark  be- 
fallen von  Cilavicepfr-Sklerotien,  und  zwar 
der  Art  Claviceps  microcephala  Wallr. 
Bei  der  ganz  geringen  Größe  würde  es 
dennoch  viel  Zeit  und  Arbeit  erfordern, 
nur  am  einige  Kilogramm  zu  sammeln 
und  von  Spelzen  rein  zu  bekommen. 

Ä,  JbAn -TübingeD. 

Die  LtfNUehkelt  des  BarynmBiilfateB  In 
Wasserstoffperoxjd  ist  nach  Oawalowski  recht 
erheblich.  Ans  einer  ans  Barynmperoxyd  nnd 
Salzsfture  (mnß  heißen  Schwefelsäare.  Berieht' 
erat.)  bereiteten,  sfiareübersohnilfreien  Wasser- 
stoffperoxydlöeung  scheiden  sich  beim  Aufkochen 
erhebliche  Mengen  Baryumsolfat  aas,  und  zwar 
um  so  YoUstänSger,  je  anhaltender  das  Kochen 
erfolgt.  2v. 

Ztsckr,  d,  AUgmn.  öaterr.Äpoth.'  Ter,  1906, 258. 


Ueber  Folia  Uvae  Ursi  und  den 
mikrochemisohen  Nachweis  des 


Von  Dr.    Turnnann, 

In  den  letzten  Jahren  Ednd  in  der 
einschläg;igen  Literatur  zahlreiche  Ar- 
beiten von  G,  Reichard  erschienen,  die 
sich  in  erster  Linie  mit  Alkaloiden, 
jedoch  auch  mit  anderen  Stoffen,  nnd 
deren  Nachweis  auf  Grund  neu  aufge- 
fundener Farbenreaktionen  beschäftigen. 
Neuerdings  berichtete  genannter  Forscher 
ttber  zwei  neue  Farbenreaktionen  der 
Salpetersäure*),  welche  er  auf  das  Ver- 
halten derselben  zu  Berberin  und  Arbutin 
gründet.  Beines  Arbutin  nimmt  näm- 
lich durch  Salpetersäure  (und  deren 
Salze)  gelbe  Farbe  an  und  soll  auf 
diese  Weise  noch  0,0001  g  Salpeter- 
säure nachweisbar  sein.  Da  bei  einer 
Nachprüfung  dieser  Reaktionen  dieselben 
mit  großer  Schärfe  und  Farbenintensität 
auftraten,  so  lag  der  Gedanke  nahe, 
die  Anwendung  der  Salpetersäure 
zum  mikrochemischen  Nachweis  des 
Arbutin  auszuproben.  Und  in  der  Tat 
eignet  sie  sich  zu  diesem  Zwecke 
sehr  gut. 

Der  Arbutingehalt  der  Bärentrauben- 
blätter ist  dermaßen  hoch,  daß  bereits 
Salpetersäure  fflr  sich  allein  die  Reaktion 
hervom^.  Um  klarere  Bilder  zu  erhalten, 
ist  es  jedoch  ratsam,  —  auf  alle  Fälle 
bei  Objekten  mit  geringem  Arbutin- 
gehalt —  das  Präparat  einige  Augen- 
blicke in  yerdfinnte  Schwefelsäure  (1 :  6 
oder  1:3)  zu  legen  und  dann  erst  konz. 
Salpetersäure  zuzusetzen.  Der  Chloro- 
phyllfarbstoff ist  nur  von  minimalem 
Einfluß  auf  den  Verlauf  und  die  Inten- 
sität dieser  Farbenreaktion.  Bekannt- 
lich ist  Arbutin  wenig  in  Alkohol  und 
gamicht  in  Aether  löslich.  Man  kann 
mithin  Chlorophyll,  Fette  und  dergl.  in 
den  Präparaten  durch  längeres  Behan- 
deln mit  Aetherweingeist  entfernen  und 
dann  erst  die  Reaktion  anstellen.  Sie 
tritt  auch  in  diesem  Falle  mit  glei- 
cher Schärfe  auf.  Die  arbutinhaltigen 
Zellen  nehmen  anfangs  für  kurze  Zeit 
eine    dunkelorange    bis    dunkelbraune 

'O  Chemiker-Zeitang  1906,  65. 


I  . 


946 


Färbung  an  and  werden  bald  leuchtend 
gelb  bis  Chromgelb.  Gelindes  Erwärmen 
beschleunigt  die  Reaktion  insofern,  als 
dann  die  dunkle  Färbung  schneller 
yorttbergeht  und  die  Endreaktion  eher 
eintritt.  Die  Färbung  der  Präparate 
ist  schon  mit  bloßem  Auge  zu  erkennen 
und  zu  verfolgen.  Bleibt  das  Präparat 
in  Salpetersäure  liegen,  so  verblaßt  die 
Farbe  nach  einigen  Stunden,  überträgt 
man  es  aber  bald  in  Glycerin,  so  hält 
sie  sich  längere  Zeit  und  verträgt  auch 
ein  Einschließen  in  Glyceringelatine. 

Es  läßt  sich  nun  feststellen,  daß  das 
Arbutin  in  den  Epidermiszellen,  im  Holze 
der  Bünde],  in  einzelnen  verdickten 
Parenchymzellen  des  Hauptnerven,  so- 
wie in  den  Bastfasern  fehlt,  sonst  aber 
in  dem  gesamten  Blattmesophyll  ziem- 
lich gleichmäßig  verteilt  vorkommt. 
Auch  ist  es  nur  im  Zellinhalte  enthalten, 
diffundiert  auch  nach  dem  Absterben 
der  Zellen  nicht  in  die  Membran,  so 
daß  wir  es  in  der  Droge  als  zusammen- 
geballte, gelbgefärbte  Klumpen  in  den 
Zellen  vorfinden,  während  die  Mem- 
branen farblos  bleiben. 

Eä  zeigt  sich  fernerhin,  daß  die  Zellen, 
welche  den  glykosidischen  Gerbstoff*) 
führen,  die  sich  also  mit  Vanillinsalz- 
säure  rot  färben,  dieselben  sind,  die 
auch  die  Arbutinreaktion  geben«  Hat 
man  nämlich  mit  Vanillinsalzsäure  ge- 
färbt, gut  ausgewaschen  und  setzt  dann 
konz.  Salpetersäure  zu,  so  geht  die  rote 
Farbe  bald  in  ein  intensives  Chromgelb 
über.  In  Zellen,  welche  vorher  nicht 
rot  waren,  entsteht  auch  nun  keine 
Reaktion.  Umgekehrt,  eine  Umwandlung 
der  gelben  Arbutinfärbung  durch  Vanillin- 
salzsäure, gelingt  nicht.  Hierdurch  ist 
wohl  der  Beweis  erbracht,  daß  in  der 
Pflanze  das  Arbutin  nicht  in  freiem 
Zustande  vorkommt,  sondern  an  Gerb- 
stoff gebunden  ist  (glykosidischer  Gerb- 
stoff). 

Der  braune  Inhalt  der  Markstrahlen 
reagiert  weder  auf  Salpetersäure  noch 
auf  Vanillinsalzsäure  deutlich. 


♦)  Itmmann:  Folia  Uvae  Ursi  und  ihre  Ver- 
wechslungen. Pharm.  Ztfr.  1906,  Nr.  68  und 
Pham.  Centralh.  47  [1906],  964. 


Die  Untersuchungen  wurden  schließ- 
lich auf  die  Rückstände  der  vorschrifts- 
mäßig bereiteten  Abkochungen  ausge- 
dehnt, welche  mit  der  Droge,  wie  sie 
gegenwärtig  im  Handel  geschnitten  ge- 
führt wird,  hergestellt  waren.  Dieselben 
erwiesen  sich  als  arbutinbaltig  und  gaben 
die  Vanillinsalzsäurereaktiony  &lls  die 
betreffenden  Präparate  nicht  dem  Bande 
des  Blattstflckchens  entstammten.  Dem- 
entsprechend konnte  aus  den  Rfick- 
ständen  der  Abkochungen  gewichts- 
analytisch ein  Gehalt  von  1,6  pCt  Arbuün 
ermittelt  werden. 

Es  wurden  nun  Abkochungen  auf  ver- 
schiedene Weise  hergestellt  ond  in  diesen 
der  Arbutingehalt  bestimmt.  Wenn  anch 
das  gewonnene  Arbutin  nicht  chemisch 
rein  war  —  es  war  häufig  gelbUch  — 
so  können  doch  immerhin  die  gefundenen 
Zahlen  einen  gewissen  Wert  beanspruchen. 

I.  Vorschriftsmäßig  hergesteUte  Ab- 
kochung aus  grob  zerschnittenen  Blättern. 
Arbutin  1,6  pCt. 

U.  Die  grob  zerschnittenen  Blätter 
wurden  vor  dem  Kochen  mit  Weingeist 
angefeuchtet  zwei  Stunden  mazeriert 
Arbutin  2,1  pCt 

nL  Sehr  fein  zerschnittene  Blätter 
wurden  24  Stunden  mit  Wasser  unter 
Öfterem  UmriUu^n  mazeriert  und  dann 
erst  abgekocht.    Arbutin  2,7  pCt 

Es  müßte  daher,  um  die  Droge  in 
der  Praxis  möglichst  zu  erschöpfen,  der 
Text  des  neuen  Arzneibuches  bei  Folia 
Uvae  Ursi  folgenden  Zusatz  erhalten: 
«Zu  Abkochungen  sind  —  auch  wenn 
es  der  Arzt  nicht  ausdrficUich  Tor- 
schreibt  —  fein  zerschnittene  Blätter 
vor  dem  Abkochen  12  Stunden  mit 
Wasser  unter  wiederholtem  UmrBhren 
zu  mazerieren.»  (Wenn  angSngig? 
Schriftleitung.) 

Betreib  der  Anatomie  des  Blattes  sei 
noch  folgendes  erwähnt  Man  findet 
stets  angegeben,  daß  das  Gefäßbfindel 
des  Hauptnerven  nur  von  dickwandigem 
Parenchym  eingefaßt  ist,  während  den 
Holzteil  der  primären  Seitennerven  Bast- 
fasern begleiten.  Dieses  ist  nur  bedingt 
richtig.  Denn  auch  das  Bündel  des 
Hauptnerven  wird  nahe  der  Blattspitxe 
von  Bastfasern  begleitet^  welche  nicht 


947 


nnr  dem  Holzteil,  sondern  in  größerer 
Anzahl  dem  Siebteil  anliegen.  Die 
Ansbildong  mechanischer  Elemente  an 
dieser  Stelle  hängt  jedenfalls  mit  dem 
Umstände  zosammen,  daß  manche  Blätter 
an  der  Spitze  nach  unten  zorückgebogen 
sind. 

Die  kurzen  Blattstielchen  besitzen 
bekanntlich  unter  der  Epidermis  ein 
mehrreihiges  Gewebe,  welches  aus  dick- 
wandigen Parenchymzellen  besteht  Diese 
Zellen  nun  stehen  durch  geschlossene, 
schwach  behOfte  Tfipfel,  in  denen  sich 
ein  getrockneter  plasmatisch^  Inhalt 
befindet^  unter  einander  in  Veibindung. 


Sohwerstrahlen  (emission 
peaante). 
Die  von  Blandht  entdeckten  Nancy- 
Strahlen  (N-Strahlen)  sollen  von  heftig 
glflhenden  Körpern,  z.  B.  der  Sonne, 
aber  auch  von  Glähstrümpfen,  den  Do- 
lomitstäbchen der  NemsfBchm  Lampe 
usw.,  ausgehen,  desgleichen  von  Stoffen, 
die  sich  in  Spannung  befinden,  wie 
Bologneser  Gläsern,  verflässigten  Gasen, 
Zusammengezogenen  Muskeln,  tätigen 
Nerven,  denkender  Himmasse  und  dergl. 
—  Die  Erkennung  dieser  Strahlen  er- 
folgt dadurch,  daßj  sie  das  geringe 
Leuchten  phosphoreszierender  Farben, 
blauer  Flämmchen  oder  elektrischer 
Ffinkchen  verstärken.  Von  dem  lang- 
welligen Schwarzlichte  Gustave  Je 
Ban'B  (Pharm.  Centralh.  37  [1896],  364; 
38  [1897],  416,  667)  unterscheiden  sich 
die  N-Strahlen  durch  ihre  sehr  kleine 
Wellenlänge,  infolge  deren  sie  Holz, 
Salzlösungen  (reines  Wasser  jedoch  nicht), 
dänne  Gls^wandungen  usw.  durchdringen 
und  von  Prismen  oder  Linsen  aus  Alu- 
minium gebrochen  werden.  In  Metallen 
und  in  manchen  Gesteinen  lassen  sich 
die  Strahlen  au&peichem.  —  Bei  den 
von  Kristallen  ausgestrahlten  kann  man 
N  und  Ni  unterscheiden,  die  senkrecht 
zu  einander  gerichtet  sind.  Die  von 
Nerven  ausgehende  Strahlenart  läßt  sich 
durch  KupferdriAt  leiten.] 

Ebenfalls  unterscheidbar  sind  nach 
Blondlotjiießchw er str  Ahlen  (Omis- 
sion p  es  ante).     Diese  gehen  senk- 


recht vom  Metall,  nämlich  Silber,  Kupfer, 
Zink  und  Blei,  oder  von  feuchter  Pappe 
(carton  mouill6)  aus  und  verhalten  sich 
ähnlich  wie  ein  Wasserstrahl,  indem  sie 
u.  a.  von  der  Schwerkraft  beeinflußt 
werden.  Der  Luftwiderstand  bewirkt, 
daß  die  Schwerstnihlen  in  schräger 
Richtung  ballistische  Kurven  mit  verti- 
kalen iiymptoten  (Geschoßbahnen)  be^ 
schreiben,  auch  sich  durch  LnitstrOme, 
selbst  durch  Wedeln  mit  einem  Fächer, 
ablenken  lassen.  Die  magnetische 
Einwirkung  läßt  drei  Abarten  unter- 
scheiden, nämlich  ungeladene  Schwer- 
strahlen, solche  mit  positiver  und  solche 
mit  negativer  Ellektrizitätsladung. 

Die  Entdeckungen  Blondhfa^  die  sich 
im  Einzelnen  aus  zahlreichen  Berichten 
der:  «Comptes  rendus  hebdomadaires 
des  s6ances  de  Tacad^mie  des  sciences» 
zu  Paris'*')  des  letztvergangenen  Jahr- 
fünftes verfolgen  lassen  (vergl.  Pharm. 
Centralh.  44  [1903],  888),  wurden  von 
Gharpentier^  mac4  de  LSpinayy  Edouard 
Meyer  u.  A.  bestätigt  und  erfreuten 
sich  in  Frankreich  derartigen  Beifalls, 
daß  die  erwähnte  acadömie  dem  Ge- 
nannten einen  Preis  von  60000  Francs 
bewilligte.  In  anderen  Ländern  hielt 
man  die  ausschließlich  subjektiv  wahr- 
genommenen Erscheinungen  an  den  er- 
wähnten schwachen  Lichtquellen  fast 
ausnahmslos,  insbesondere  aber  seitens 
namhflüKer  Physiker,  ffir  Einbildungen 
ohne  gegenständlichen  Anlaß.  —  ins- 
besondere widerlegte  Budolf  F.  Poxdeha 
das  Dasein  der  Schwerstrahlen.  Er 
fand,  daß  sich  mit  im  Dunkeln  aus- 
geruhten Augen  das  kräftigere  Auf- 
leuchten eines  luminesderenden  Stoffes 
dort  wahrnehmen  läßt,  wo  die  Beob- 
achter wissen,  daß  eine  Emission  pesante 
einwirkt.     Kennen   jedoch   die   Beob- 


*)  Die  Berichte  finden  aioh  zusammengestellt 
in  «i?.  BUmdloty  Rayons  «<N>»  Becaol  des 
oommonioations.»  Paris  1904,  bei  Oandkiert 
Villars,  Dem  Bnche  wird  ein  Phosphoresoenz- 
sohirm  znr  eigenen  Prilfong  der  Angaben  des 
Verfassers  beigegeben.  —  Bequem  läßt  doh  das 
Ergebnis  aas  der  kritiklosen,  aber  yollstiadigen 
Zosammenatellnng  von  Hians  Mayer  {^Blondlofs 
N-Strahlen,  nach  dem  gegenwärtigen  Stande  der 
Forsohong.»  M.-Ostran  1^4,  bei  R.  Papauaehek. 
39  S.  gr.  8^  Preis  1  Mark)  entnehmen. 


948 


achter  diesen  Ort  nicht,  so  glanben  sie 
zwar  auch,  ein  helleres  Aoflenchten 
hie  and  da  wahrzunehmen,  vermögen 
aber  nicht  die  richtige  Stelle  mit  irgend- 
wie sicherem  Erfolge  zu  finden. 

Man  sollte  meinen,  daß  hiermit  wenig- 
stens die  Schwerstrahlen  für  die  Forsch- 
ung erledigt  erschienen  wären,  umso- 
mehr,  als  gerade  sie  von  allen  Blandtot- 
strahlen  am  meisten  den  bisherigen 
physikalischen  Erfahrungen  und  An- 
schauungen zu  widersprechen  schienen. 
Trotzdem  versuchte  man  mehrseitig  in 
der  Schweiz  und  in  Deutschland  das 
Dasein  einer  Emission  pesante  durch  die 
Photographie  zu  erweisen,  ohne  vor- 
her festgeteilt  zu  haben,  ob  Blondbt- 
strahlen  überhaupt  die  lichtempfindliche 
Platte  beeinflussen.  Letztere  ist  nun 
in  bezug  auf  Wiedergabe  von  Umrissen 
dem  menschlichen  Auge  wesentlich  über- 
legen, wie  ohne  weiteres  aus  den  Er- 
folgen der  Photogrammometrie,  den 
Momentaufnahmen  bewegter  Körper  usw. 
hervorgeht.  Die  Ergebnisse  sind  hier 
so  sicher,  daß  Irrtümer  leicht  erkannt 
und  Schwindel,  wie  beispielsweise  das 
JfuTTifer'sche  Gespensterphotogramm,  die 
italienische  Photographie  des  Schweiß- 
tuches Christi  und  dergl.,  unschwer 
entlarvt  wird.  Weniger  sicher  ist  aber 
die  photographische  Leistung  gegenüber 
Lichtquellen.  Hierbei  kommt  die 
Schwierigkeit  der  Anfertigung  eines 
Negativs  oder  einer  brauchbaren  Druck- 
platte hinzu.  Deshalb  mißlang  bisher 
beispielweise  die  Wiedergabe  feiner 
Spektral-Bänder  und  selbst  -Linien  durch 
ein  Druckverfahren.  Noch  weniger  ge- 
nügten die  Ergebnisse  bei  Strahlen 
fraglichen  Daseins,  wo  bisweilen  selbst 
das  Positiv  versagte.  —  Die  Mystik 
fand  deshalb  hier  ein  ergiebiges  Feld 
der  Betätigung.  Als  Beispiel  sei  nur 
der  Nachweis  von  Odstrahlung  durch 
Ludwig  Tormin  (Magische  Strahlen, 
Düsseldorf,  bei  Schmitt  &  Olbertx,  1896) 
erwähnt.  Diese  Abhandlung  (Pharm. 
Centralh.  37  [1896],  331)  enthält  auto- 
typische Abdrücke  von  Photographien 
eines  Ausschnittes  aus  einer  blechernen 
Kassette,  die  durch  das  nur  Sensitiven 
sichtbare    Od,    welches    du    Fingern 


eines  stark  magnetischen  Menschen  ent- 
strömte, erzeugt  worden  sind.  Diese 
von  der  Hand  des  Magneüseurs  aus- 
gehenden Odstrahlen  waren  nach  emem 
(a.  a.  0.  S.  16  und  17)  abgedruckten 
Gutachten  A,  Slaby's:  c  weder  Licbt- 
noch  Wärmestrahlen». 

Eingehend  beschäftigte  sich  mit  dem 
Nachweise  der  Emission  pesante  Martin 
Oebhardt,  indem  er  untersuchte,  ob  die 
Metallstrahlung  in  der  Richtung  senk- 
recht nach  unten  stärker  als  nach  oben 
oder  wagerecht  auf  frische  Lamhe- 
Platten  (Marke:   «S^ma>)  wirkt    Die 
Frage  war  bereits  einige  Jahre  vorher 
von    Oeorg  W.   A.  Kahlbaum  dt  Max 
Steffens     (physikalische    Zeitschrift   6 
[190j],  63)  bejaht  worden.   Diese  hatten 
gefunden,  daß  sich  bei  Zink  und  Uran 
die  Erscheinungen  der  Schwerstrahlong 
selbst  mit  einer  Zentrifuge  (bei  andert- 
halbtägiger Einwirkung  von  2700  Um- 
drehungen in  der  Minute)   nachweisen 
ließen.     Diese    Ergebnisse  waren  von 
Fachkennern   angezweifelt   worden.  — 
Oebhardt  glaubt  jedoch  ähnliche  Wahr- 
nehmungen gemacht  zu  haben  (Sitzungs- 
berichte und  Abhandlungen  der  nator- 
wisseuschaftlichen      Gesellschaft     Isis. 
Dresden  1906;   Januar  bis  Juni,  Seite 
3    bis   21;,    wie   er    durch  zwei  von 
Römmler  <&  Jcmas  zu  Dresden  angefer- 
tigte Lichtdrucktafeln  zu  erweisen  sacht 
Sieben  Doppelbilder  stellen  je  eine  Platte 
dar,  die  von  oben,  und  eine  solche,  die 
gleichzeitig  von  unten  der  Einwirkang 
eines  1^4  bis  12  mm  entfernten  Zink-, 
Blei-,  Eisen-,  Aluminium-  oder  Magnesiom- 
Bleches  ausgesetzt  war.    Der  Verfasser 
glaubt    daraus    schließen    zu    kOnnen, 
daß  die  Metallstrahlung:  «eine  Begleit- 
erscheinung besitzt,  die  in  ihrer  photp- 
chemischen   Wirkung   den   Anschein 
einer  der  Schwere  unterworfenen  Strahl- 
ung oder  Emission  hat.» 

Selbst  wenn  man  berücksichtigt,  daB 
sich  auf  der  Zrwmtßrc-Platte  die  Wirk- 
samkeit der  von  oben  kommenden  Strahl- 
ung von  der  nach  oben  gerichteten 
deutlicher  abhebt,  als  auf  dem  Licht- 
drucke, so  erscheint  doch  bei  der  ge- 
ringen Anzahl  der  gelungenen  Veisncbe 
kein  einwandfreier  Beweis  geftthrt  Die 


949 


Empfindlichkeit  der  erwähnten  Platte 
bietet  bei  der  nötigen  Dauer  der  Ex- 
position —  bis  zu  langer  als  einer  Woche 
—  Anlaß  zu  mancherlei  störenden  Ein- 
wirkungen. Gegenyersuche  mit  anderen 
Platten,  als  solchen  von  A.  Lumiere 
et  ses  Als  in  Lyon,  gelangen  nicht. 
Letztere  Platten  zeigten  sich  (S.  17) 
sogar  gegen  rotes  lacht  (in  unmittel- 
barer Nachbarschaft,  des  Fraunhofer- 
äbhen  a)  empfindlich,  versagen  aber, 
wie  Kahlbaum  fand,  nach  einigen  Mo- 
naten. Bei  senkrechter  Au&tellung, 
wobei  die  Schwerstrahlen  von  der  Erde 
gleichartig  angezogen  werden,  konnte 
Oebhardt  trotz  vieler  Versuche  weder 
bei  gleichem  Abstände  zwei  gleichmäßig 
dunkle  Platten  bei  gleichlanger  Ein- 
wirkung erhalten,  noch  fand  der  Ge- 
nannte das  von  Kahlbaum  beobachtete 
cVorwiegen  der  Schwärzung  nach  unten 
zu».  Letzteres  könnte  bei  der  ballist- 
ischen Flugbahn  einer  der  Schwerkraft 
unterworfenen  Strahlung  zur  Wahrnehm- 
ung gelangen. 

Möglicher  Weise  wird  bei  sehr  langer 
Elzpositionszeit  eine  Platte  von  der 
Schwere  etwas  verschieden  beeinflußt, 
je  nachdem  sie  mit  der  empfindlichen 
Schicht  nach  oben  oder  unten  gekehrt 
ist.  Auch  geringe,  aber  gleichgerichtete 
elektrische  Strömungen  kommen  in 
Frage.  Daß  Elektrizität  überhaupt  auf 
die  Entstehung  von  Abbildungen  Einfluß 
ansflbt,  zeigen  die  sogenannten  cElek- 
trolytischen  Bilder».  Diese  ruft 
man  dadurch  hervor,  daß  eine  Mänze, 
die  durch  eine  Glimmerplatte  getrennt 
auf  einem  mit  Jodkalium  getränkten 
Papiere  liegt,  auf  diesem  durch  einen 
überschlagenden  Funken  sich  abbildet. 
(Auch  Karsten^^  Hauchbilder  gehören 
hierher.)  Endlich  ist  zu  bedenken,  daß 
eine  lichterzeugende  Oxydation  —  deren 
Annahme  hier  nahe  liegt  —  durch  ganz 
geringen  Anlaß  hervorgerufen  werden 
kann.  So  bewirkt  nach  Angabe  von 
Pflanzen-Physiologen  bereits  die  Belicht- 
ung durch  ein  angezündetes  Streichholz 
bei  Algen  in  leuchtbakterienhaltiger 
Nährlösung  eine  Sauerstoffentwicklung, 
welche  die  Bakterien  zu  nachhaltiger 
Xdchterzeugung  anregt. 


Bei  der  bisher  nur  geringen  Ergiebig- 
keit der  Schwerstrahlen-Forschung  er- 
scheinen die  von  phantasiebegabten  Be- 
richterstattern versuchten  Deutungen  des 
Wesens  dieser  Strahlung  um  so  müssiger, 
als  die  Natur  der  von  Moser  1842  ent- 
deckten Metallstrahlen  (Pharm.  Centralh. 
38  [1897],  668)  trotz  Waidele's  Erklär- 
ungsversuch überhaupt  noch  dunkler, 
als  die  anderer  Strahlenarten,  ist.  Die 
subjektive  Wahrnehmung  vermag,  wie 
insbesondere  der  Däne  Alfred  Lehmann 
(Aberglaube  und  Zauberei,  Stuttgart 
1898,  S.  474  f.)  nachwies,  keinerlei 
Entscheidung  zu  geben.  Denn  manche 
Menschen,  die  Sensitiven,  erblicken,  wie 
Lehmann  selbst,  im  vollständig  verdun- 
kelten Zimmer  Odstrahlung!  Auch  die 
Photographie  ist  hierbei  unzuverlässig, 
da  nicht  metallische  Körper,  z.  B.  Ho^ 
selbst  ohne  vorhergehende  Belichtung, 
zumal  bei  längerer  Einwirkung,  Abbilder 
erzeugen  und  zwar  bisweilen  sogar  durch 
umkehrende  üeberbelichtung  Diapositive. 
Brauchbarer  erwies  sich  Jodkalium,  das 
von  J.  Blaas  und  P.  Cxermaky  später 
eingehend  von  Franx  Streintx  in  Graz 
(Physikalische  Zeitschrift  6  [1905],  764) 
angewandt  wurde.  Dieses  wird  von 
elektropositiven  Metallen 

(+  Mg,Al,Zn,Cd-) 
reduziert,  nicht  aber  von  Eisen,  Nickel, 
Kobalt  und  allen  elektronegativen  Me- 
tallen. Während  nach  KahUmum  Eisen 
und  Blei  auf  die  photographische  Platte 
wirken  sollen,  ist  nach  Streintx  hierzu 
ceine  sehr  lange  Berührungsdauer  er- 
forderlich». —  In  üebereinstimmung  mit 
letzterem  vermuthet  Alfred  Kalähne, 
die  Metallstrahlen  wären  durch  lang- 
same Oxydation  bedingt ;  letztere  er- 
zeuge ultraviolettes  Licht  und  dieses 
veranlasse  die  Ionisation. 

In  denVeröffentlichungenüberStrahlen- 
forschung  bedient  man  sich  einer  eigen- 
artigen Terminologie.  Die  Fähigkeit 
bestrahlter  Körper,  im  Dunkeln  photo- 
graphisch wirksame  Strahlen  auszusenden, 
nannten  Blaas  und  Gxermaki  «Pho- 
techie»,  von  rd  (pdog  {q?6(og,  oder 
(pa>s)  Licht  und  Sx^tv  halten,  besitzen. 
Abgesehen  von  der  ungriechischen  Form- 
bildung  «echie»,   würde  das  Wort  zu- 


»60 


treffend  sein,  wenn  man  es  nicht  anch 
auf  Stoffe  anwendete,  die  ohne  vor- 
herige Bestrahlung  bei  längerem  Eon- 
takte auf  der  Trockeaplatte  in  der 
Dunkelkammer  ein  Negativ  erzeugen. 
—  Ganz  verfehlt  ist  die  Bezeichnung: 
tAktinautographie»  (von:  ij  ä^xk, 
später:  äxrtvf  der  Strahl,  und:  td 
aindygatpov,  die  eigene  Handschrift)  für 
die  Fähigkeit  mancher  Metalle,  sich 
selbst  ohne  Belichtung  zu  photograph- 
ieren.  Denn:  «Strahlenselbst- 
schreibung»  zeigen  andere  Strahlen, 
insbesondere  das  Licht  in  höherem  Maße 
als  Metalle  und  letztere  je  nach  der 
Art  der  bonitzten  Platte,  wie  oben  er- 
wähnt, in  verschiedener  Stärke. 

Es  liegt  bezfiglich  der  Metall-  oder 
ifoser- Strahlen,    die    man    als   m- 


Antipneumoooohina  ist  eine  FHtarigkeit, 
die  eine  Oalmnmf ormiat-Eiweißrerbindnng  nnd 
SulfodiondroitinBäure  (OigH2iNS04)  enthllt 
Semprun  (El  SIgIo  Medioo,  1906,  26.AQg) 
will  durch  Einspritzen  derselben  eine  Kalk- 
durchtrftnkung  des  Tnberkelherdes  enieleo, 
bevor  derselbe  verkSst  ist  Die  bisheriges 
Versuche  an  Meersehweinohen  lieferten  gfia- 
stige  Erfolge.  Ob  aber  eine  Heilung  enielt 
werden  kann,  ist  noch  nieht  sprudireif.  Es 
werden  Versuche  an  Hunden  und  Ziegen 
fortgesetzt.  Der  gesunde  Mensch  vertrügt 
3  com  täglich  ohne  Schaden. 

Armadiphtherin  ist  ein  Olycerinextrakt 
aus  Diohondra  brevifolia.  Nach  Heurotin 
(Joum.  de  Bruxelles  1906,  Nr.  42)  Ikbt  68 
auf  den  Diphtheriebaallus  tötliehen  Einfloß 
aus,  während  es  dem  lebenden  Gewebe 
gegenüber  indifferent  ist     Seine  Anwendung 


Strahlen  abkürzen  kann,  ebensowenig  empfiehlt  sich  zur  Abtdtung  der  noch  lange 
Anlaß  zum  Suchen  nach  einem  griech-  nach  der  Genesung  in  der  Mundhöhle  vor- 
ischen  Namen  Tor,  wie  bei  den  X-  oder  handenen  Bazillen. 


Blondlot-  und  dergl.  Strahlen.  Als 
Abkürzung  ffir  Schwerstrahlen  ließe  sich 
p-Strahlen  (pesante)  oder  g-Strahlen 
(Gravidation)  verwerten,  da  S  bereits 
ffir  Sagnac's  sekundäre,  von  absorbieren- 
den Stoffen  ausgehende  Röntgenstrahlen 
(Pharm,  Centralh.  44  [i903],  888)  be- 
ansprucht worden  ist,  und  es  auch  un- 
angemessen erscheint,  die  Hypothese 
eines  Franzosen  durch  eine  auf  ein 
deutsches  Wort  bezugnehmende  Abkürz- 
ung zu  kennzeichnen.  Heibig. 


Neue  ArzneimitteL 

Antibex  wird  Extractum  Serpylli  sacchar. 
atum  Dr.  Wangler  genannt  und  haupL 
saohlich  gegen  Keuchhusten  empfohlen. 
Bezugsquelle:   Apotheke  Sidler  in  Luzern, 

Antiphymose.  Mit  diesem  Namen  wird 
nach  Mathieu  (Berl.  Klin.  Woehensohr. 
1906,  1417)  physiologische  Kochsalzlösung 
belegt,  wenn  sie  Tuberkulösen  unter  beson- 
derer Inszenierung  eingespritzt  wird.  Sie 
wirkte  durch  Suggestion,  indem  sie  die  Eß- 
Inst  hob  sowie  den  Husten,  Auswurf  und 
Schweiß  herabsetzte.  Wurde  sie  bei  Mor- 
phinsQchtigen  angewendet,  so  nannte  man 
sie  Morphium  B.  Auch  hier  wurden  aus- 
gezeichnete Erfolge  gezeitigt 


Bau6r*8  Lithosaaol  besteht  angebM 
aus:  25  g  Fünffmgerkraut,  5  g  Boebbart, 
5  g  Waoholder,  5  g  Kamille,  5  g  Stem- 
anis,  5  g  Condurango-Extrakt,  3  g  Koch- 
salz, 2  g  freier  Salioylsfture,  0,5  g  Pfeffer- 
ihinzOl,  20  g  französischem  Kognak  und 
15  g  Kolaextrakt.  Darsteller:  Cäiemisoh- 
pharmazentisohes  Laboratorium  Bauer  m 
Kötzschenbroda  b.  Dresden. 

Calmyren  smd  Baldrian -KampherpilleiL 
Anwendung :  gegenNervenleiden  und  Hysterie. 
Darsteiler:  Apotheke  zur  Austria  in  Wien  IX, 
Währingerstraße  18. 

Dulcinol-Schokolade  besteht  naeh  DeatNh. 
Med.  Woehensohr.  1906,  1707  ans  Kakao, 
Mannit  und  emem  sehr  geringen  Zusatz  tob 
Kochsalz.  An  löslichen  Kohlenhydraten  ent- 
halt sie  6,1  pCt,  an  unlöslichen  3  pGt  Sie 
wird  Zuckerkranken  empfohlen.  Darsteller: 
J,  D,  Oroß  in  Berlin.  Bezugsquelle:  J. 
D.  Riedel  in  Berlin. 

Formiatine  ist  angeblich  ein  Natriam- 
formiat  und  Natriumphosphat  eDthaltBodei 
Elixir.  Darsteller:  Laboratoues  Optima  in 
Brasset. 

Fraserin  (Dr.  Fraser's  Hish-Tablati) 
sollen  nach  Sttdd.  Apoth.-Ztg.  1906,  681 
aus  0,023  g  Monobromkampher,  0,026  g 
Theobromin,  0,028  g  SaUcylaäure,  Pflanieii- 
starke,     Extraktivstoffen,     Galeinmphoipba^ 


951 


Eäaenoxyd    nnd    anderan    Salzen    bestehen. 
Anwendimg:    bei    MigrSne,    Eopfsohmerzen 

OBW. 

Helgotaa  nennt  Dr.  Arnold  Vbsimnkel 
in  Berlin  W  57,  KnrftJrstenstrafise  154  eine 
Methylen-Tanninverbindang,  die  sdiwaoh  ge- 
färbt und  in  Wasser  nnlOelich  ist.  Anwend- 
ung: wie  Tannoform. 

Homoferrine  ist  ein  Blntpräparat  Dar- 
steller: Laboratoires  Optima  in  Brüssel. 

Hydrozol  -  Präparate  enthalten  nach 
Pharm.  Ztg.  1906;  953  als  wirksamen 
Körper  Wasserstoffperoxyd  in  sehr  fester 
Bindung.  Es  kommt  eine  Hydrozol- 
Paste  zur  Hantbehandlong  in  den  Verkehr, 
deren  Grundlage  eine  gelatinOse  Masse  ist, 
welche  das  Wasserstoffperoxyd  besonders 
lange  unzersetzt  festhalten  soll.  Aus  der 
gleichen  Blasse werdenHydrozol-Pastillen 
ffkr  den  innerlichen  Gebrauch  hergestellt. 
Durch  Behandeln  von  gebranntem  Gips  mit 
Wasserstoffperoxyd-LOsung  erhält  man  eine 
Masse,  die  sich  gut  zu  Hydrozol-Zahn- 
paste  verarbeiten  läßt  und  dauernd  1,5 
pGt  Wasserstoffperoxyd  enthalten  soll.  Dar- 
steller: Söhnlin  dk  Queisser  in  Altona. 

Jodone  (Pharm.  Gentralh.  47  [1906], 
149)  ist  nach  der  Heilkunde  1906,  H.  8 
die  Lösung  einer  Verbindung  von  Albuminoid 
mit  Jod.  Ein  Tropfen  enthält  0,002  g  Jod. 
Oabe:  10  bis  25  Tropfen. 

Jon  nennt  Johann  O,  W,  Opfermann 
Jon-Fabrik  in  Aachen  Eisenoxydulsaccharat 
in  flüssiger,  haltbarer  Form. 

Xathannon  enthält  die  wirksamen  Be- 
standteile von  Hydrastis  canadensis,  Gaul- 
{heria  procnmbens,  Hamamelis  virginica,  Phy- 
tolacca  decandra,  Mentha  arvensis,  Thymus 
vulgaris  sowie  0,12  g  Acidum  boricum  in 
jeder  Fluid-Unze  (etwa  30  ccm).  Anwend- 
ung: mit  7  Teilen  warmen  Wassers  ver- 
dünnt bei  Gervikalkatarrh.  Darsteller:  Ea- 
tharmon  Ghemical-Company  in  St.  Louis,  Md. 

Korysaa  ist  der  jetzige  Handelsname  für 
Dr.  Hofneyer'%  kohlensaures  Hämatogen. 
Darsteller:  Dr.  Homeyer  <Sb  Co.j  Fabrik 
chem.-pharmazeut  Präparate  in  Schöneberg- 
Berlin,  Hauptstraße  83. 

Ktin,  JeßneTy  bereits  in  Pharm.  Gentralh. 
46  [1904],  766  besprochen,  ist  eine  über- 
fetteto    Fettemulaion,    der    als    serumartige 


Flüssigkeit  tfüch  zugesetzt  ist  Bs  bSdet 
eine  weiße,  sich  außerordentlich  leidit  ver- 
reibende, haltbare,  geruchlose,  der  Haut  an- 
gepaßte Masse  von  Salbenkonsistenz,  die  mit 
der  größten  Mehrzahl  von  HeUmitteln  ohne 
weiteres  verabreicht  werden  kann.  Mit 
reinem  Mitin  lassen  sich Reaorcin,  Eam- 
pher,  Ghloralhydrat,  Menthol  und  Karbol- 
säure nicht  verarbeiten.  In  diesen  FäUen 
bedarf  es  eines  Zusatzes  von  20  pGt  Gel. 
Dagegen  mischt  sich  das  Resorcin  mit  der 
Mitinpaste  ohne  weiteres. 

Von  Mitin- Präparaten  sind  zu  er- 
wähnen: 

1.  Mitinum  cosmeticum(Mitincreme}, 
welches  viel  mehr  emulgiertes  Fett  und  dem- 
entsprechend audi  noch  viel  mehr  serum- 
ähnliche Flüssigkeit  enthält  und  parfümiert 
ist.  Als  Salbengrundlage  eignet  es  sich  zu 
Zink-,  Bor-,  Salicyl-,  Schwefel-  und  Teer- 
salben. 

2.  Mitin  -  Hydrargyrum  (Mitln- 
Quecksilber,  Mitinum  mercuriale) 
ist  eine  mit  Mitin  hergestellte,  337$  proc, 
vorzüglich  verriebene,  QuecksUber  enthaltende 
Salbe. 

3.  Pasta  Mitini  (Mitinpaste)  ist  mne 
Verarbeitung  von  Mitm  mit  Zink,  Amylum 
usw.  Dieselbe  besitzt  eine  gelbrötliche  Farbe, 
um  auf  der  Haut  verstrichen,  von  dieser 
sich  nicht  abzuheben. 

Heurofebrin  ist  nach  O,  dk  R.  Fritx 
Neuronal-Antifebrin  nnd  wird  zur  Schmerz- 
beseitigung angewendet 

Pavykol  (Pharm.  Gentralh.  47  [1906], 
808)  wird  angeblich  hergestellt  aus:  Rhodo- 
dendron ferrugineum,  Syzygium  Jambu- 
lanum,  Lappa  officinalis,  Acidum  lacticum, 
Hnctura  Jodi,  Extractum  Opii  und  SaloL 

Bicinile  Delaore  ist  Ridnusöl,  das  ud  ein 
trockenes,  etwas  körniges  Pulver  von  rosa- 
grauer Farbe  gebracht  ist.  Es  besitzt  einen 
angenehmen  Geruch  sowie  emen  besonderen 
nnd  parfümierten  Geschmack.  Gebraucht 
wird  es  wie  BicinusOl.  Man  schüttet  das 
Pulver  in  eine  Tasse  und  zerreibt  es  mit 
wenig  Flüssigkeit  Nach  vollständiger  Misch- 
ung fügt  man  den  Best  der  Flüssigkeit 
hinzu«  Darsteller:  Hofapotheker  Delacre 
in  Brüssel. 


952 


Soharlaoh-Streptokokkeavaeoiiie.  Lan- 
gowoy  verwendete  nach  Zentralbl.  f.  Bak- 
teriologie Bd.  XLn  H.  4  n.  5  zwd  Sorten 
Vaocme.  Nr.  1  ans  einer  Streptokokken- 
Eultnr  anf  Traubenzaeker-Bonillon,  Nr.  2 
anf  gewöhnlicher  BonUlon.  Die  Oabe  von 
Nr.  1  betrag  bei  Kindern  von  zwei  Jahren 
0,3  ccm,  steigend  bis  zu  0^8  com  für  16- 
jShrige.  Die  zweite  und  dritte  Einspritzung 
betmg  das  X'^j^t^^Ae.  Nr.  2  wurde  ohne 
Rflcksicht  auf  das  Alter  zu  0,5  ccm  fflr  die 
erste,  1  ccm  fflr  die  zweite  und  2  com  fflr 
die  dritte  Einspritzung  verwendet  Die 
Wu*kung  erschien  gflnstig  und  ermutigend. 
Vergl.  hierzu  Pharm.  Gentralh.  47  [1906], 
337  unter  Streptokokken- Vaccine. 

SolykriBpiUen  bestehen  aus  15  Teilen 
Solveol,  5  Teilen  Lysol  und  2  Teilen  Kreolm. 
Anwendung:  innerlich  zur  Verhütung  und 
Heilung  von  Eindbettfieber.  Darsteller: 
Karl  Engelhard  in  Frankfurt  a.  M. 

Thionol  ist  eb  geruchloses  Ichthyolpr&- 
parat,  Aber  welches  K.  Dohi  m  Japan. 
Ztschr.  f.  Dermatol.  u.  Urologie  geschrieben 
hat. 

Tozi-oardine  ist  angeblich  ein  mit  Con- 
vallaria  majalis,  Flores  Spartii  scoparii  und 
Kola  bereiteter  Wem.  Darsteiler:  Labora- 
toire  Optima  m  Brüssel. 

Tuberkuloalbumin-Dr.  Piorkowski  be- 
steht aus  einer  Vereinigung  der  Stoff wechsel- 
produkte  von  Menschen-  und  Rindertuberkel- 
bazilien  und  ist  nach  einer  Methode 
gewonnen,  die  auf  der  Erfahrung  der  neu- 
zeitlichen Bakterien -Therapie  beruht  Es 
enthält  die  Heilfaktoren  vorher  genannter 
Bazillen  und  ist  giftfrei  gemadit,  indem  die 
Toxine  in  einwandfreier  und  durch  den 
Tierversuch  erhärteter  Weise  entfernt  worden 
sind.  Das  Tuberkuloalbumin  stellt  eine 
farblose,  klare  Flüssigkeit  dar,  die  den  Heii- 
stoff m  Wasser  geltet  sowie  einen  konser- 
vierenden Zusatz  enthält  Am  besten  wird 
es  innerlich  verabreicht,  obwohl  es  auch 
unter  die  Haut  gespritzt  werden  kann.  Man 
reicht  es  täglich  emmal  morgens  in  einem 
halben  bis  ganzen  Eßlöffel  Wasser  oder 
Zuckerwasser  und  zwar  fieberlosen  Erwach- 
senen mit  5  Tropfen  beginnend,  täglich  um 
einen  Tropfen  steigend  bis  zu  40  Tropfen. 
Weniger  widerstandsfähige  gehen  bis  zu 
15  Tropfen.     Erwachsene  mit  Fieber  fangen 


mit  3  Tropfen  an,  stdgen  täglich  um  einoa 
Tropfen  bn  zu  15  Tropfen.  Bei  dieser 
Gabe  wird  geblieben,  bis  das  Fieber  sorflek- 
gegangen  ist  Bei  Mischinfektion  der  Tu- 
berkulose bleibt  man  ebenfalls  bei  15 
Tropfen  stehen  oder  vermindert  bezw.  ver- 
größert die  Tropfenzahl  je  nach  dem  Steigen 
oder  Fallen  des  Fieben.  Kinder  über  adbt 
Jahre  ohne  Fieber  nehmen  am  ersten  Tage 
emen  Tropfen  und  steigen  täglich  um  einen 
Tropfen  bis  zu  6  bezw.  10  Tropfen.  Kinder 
mit  fleber  oder  unter  acht  Jahren  gehen 
zunächst  nur  bis  zu  3  Tropfen  und  «halten 
erst  nach  definitivem  Gesunkensein  des  Fieben 
mehr.  Die  Tropfenabmessung  erfolge  mittda 
einer  Kpette,  eines  Tropfglases  oder  Tropfen- 
zählers. Die  Aufbewahrung  erfolge  im 
Kühlen  und  Dunkeln.  Ei  hält  seh 
ein  Jahr  lang.  Vergl.  auch  Pharm.  CentnülL 
44  [1903],  36.  Bezugsquelle:  Dr.  mei 
Thamm,  Berlin  S.  14,  Dresdner  Straße  57. 

TTnguentum  saposalicylatum  Bengen  ist 
nach  TierärztL  Wochenschr.  1906,  Nr.  38 
eme  fiberfettete  Seife  mit  12  pGt  Saliejrl- 
säure  und  12  pGt  Salicylestem.  Anwend- 
ung: hauptsächlidi  in  der  Tierheilkunde  als 
Ersatz  ffir  Ester  -  Dermasan.  Darsteller: 
Bengen  &  Co,  in  Hannover. 

Virilin  ist  nach  O.  dk  R,  Fritz  ein  zu- 
sammengesetzter Thymiansurup,  dem  solfo- 
guajakolsaures  Kalium  und  unterphosphorig- 
saures  Galdum  zugesetzt  sind.     E,  Men'xd. 


Ueber  Tulase, 

das  neue  Behring'sdie  TuberkulosekeO- 
mittd,  das  bereits  m  Pharm.  Gentralh.  47 
[1906],  608  kurz  erwähnt  wurde,  berichtet 
Dr.  Schmitz  in  Pharm.  Ztg.  1906,  966 
etwa  folgendes: 

Die  Tulase  bildet  in  remem  Zustande 
eme  klare,  mit  dflnnflfissigem  Honig  zu  ver- 
gleichende Flfissigkdt,  die  alle  Bestandteile 
des  Koch'Btiken  Bacillus  enthält  Diese  Uät 
Behring  in  drei  Hauptgruppen  ein :  1.  Die 
lipoiden  Substanzen  (Neutralfette,  Wad» 
arten  und  Wachsdle),  lOelich  in  Alkohol, 
Aether,  Aceton,  Chloroform  usw.;  zu  diesen 
Körpern  gehört  auch  die  säurefeste  Sub- 
stanz. 2.  Die  aus  den  entfetteten  Tnberkel- 
bazillen  mit  destilliertem  Wasser  und  mit 
lOproc  Kochsalzlösung  extrahierteii  Froteb- 
verbindungeui  die  teOs  ak  NnkleoalbttM^ 


968 


teils  alB  Olobnline  zu  bezeiehnen  sind.  3.  Die 
den  Hauptbestandteil  der  entfetteten  nnd 
von  PlroteXn  befreiten  Taberkelbazillen  (Rest- 
bazillen) ansmadienden  Proteide. 

Die  Darstellung  der  Talase  ist  sehr 
kompliziert  and  geschieht  durch  Behandlung 
der  Bazillen  mit  Ghloral;  wodurch  das  TG 
der  Bazillen  (s.  Pharm.  Gentralh.  46  [1905], 
825;  47  [1906],  568)  in  der  Weise  ver- 
ändert wird,  daß  nach  Einverleibung  der 
Tnlase,  sei  es  subkutan,  intravenOs  oder 
stomachal,  die  Zellen  das  TG  au  sich  reißen 
und  es  in  die  hypothetische  Substanz  TX 
umwandeln.  Diese  vermittelt  die  Immunität 
gegen  Tuberkulose  und  die  üeberempfindlioh- 
keit  gegenflber  dem  Koch'nAen  Tuberkulm. 

Bei  nicht  tuberkulösen  ludividuen  tritt 
die  durch  Tulase  erzeugte  Immunität  erst 
nach  etwa  vier  Monaten  dn,  während  bei 
Tuberkulosen  und  Tuberkulin-Üeberempfuid- 
liohkeiten  die  TX-Bildung  schneller  vor  sich 
zu  gehen  scheint.  Daher  kann  man  auf 
eine  Heilwirkung  der  Tulase  rechnen,  wie 
sie  bereits  bei  Schafen  mit  lokalisierten 
taberkulOsen  Affektionen  festgestellt  ist. 

Zur  vorbeugen  d  en  Behandlung  mensch- 
licher Säuglinge  empfiehlt  Behring  die  Ver- 
abreichung tuberkulasehaltiger  Milch,  die  nur 
einmal  oder  mit  adittägigem  Zwisdienraum 
zweimal  gegeben  werden  soll.  Da  in  den 
angestellten  TierversAchen  die  Immunität 
erst  nach  mehreren  Monaten  emtrat,  sind 
die  mit  Tulase  behandelten  Säuglinge  ebenso 
sorgfältig  vor  tuberkulöser  Infektion  zu. 
aehützen,   als  dies  sonst  zu  geschehen  hat 

Auf  schon  bestehende  tuberkulöse  Herde 
wirkt  bei  mtravenöser  oder  Haut-Einspritz- 
ung die  m  der  Tulase  enthaltene  Tuberkulin- 
komponente  in  bekannter  Weise  ein.  Außer 
dieser  akuten  Wirkung  besitzt  die  Tnlase 
noch  die  allmählich  eintretende,  Immunität 
erzeugende,  Kraft  des  Somatin  (=  Endo- 
toxin)  der  Tuberkeibazillen,  welches  von  den 
lebenden  Zellen  aufgenonmien  diese  toxo- 
patisch  macht,  was  m  einer  gesteigerten 
Tuberkulin  -  Empfindlichkeit  zum  Ausdruck 
kommt 

Da  beim  Einnehmen  der  Tulase  die 
Tuberkulinkomponente  fast  gänzlich  unwirk- 
sam wird,  kann  man  viel  größere  Tulase- 
mengen    bei   Tuberkulösen   anwenden,    als 


vom   ünterhautgewebe  und  von  der  Blnt- 
bahn  aus. 

Als  Anfangsgabe  werden  0,01  ccm  em- 
pfohlen, die  an  vier  aufeinanderfolgenden 
Tagen  zu  verdoppeln  ist  Nach  zwei-  bis 
vierwöchentlicher  Ruhepause  wird  die  Be- 
handlung in  gleidier  Weise  wiederholt 

Die  Abgabe  der  Tulase  erfolgt  in  Olas- 
tuben  als  ein-  und  zehnproc  Lösung  in 
Mengen  von  je  5  com.  ünverdflnnt  wird 
die  Tulase  nur  nach  besonderer  Vereinbar- 
ung abgegeben.  Als  Verdflnnungsflflssigkeit 
ist  0,5  proc.  Sufonwasser  (?)*)  zu  ve^ 
wenden. 

Die  Tulase  kann  auch  als  Ersatz  ffir  das 
Tuberkulin  zum  Nachweis  tuberkulöser  und 
tuberkuloseverdächtiger  Individuen,  wie  audi 
zu  serodiagnostischen  Zwecken  Verwendung 
fmden. 

Daß  man  nicht  allzuhohe  Erwartungen 
stellen  darf,  hat  Bekring  selbst  schon  an 
verschiedenen  Orten  geäußert  unter  anderem 
sagte  er  im  Frühjahr  d.  J.  im  Deutschen 
LandwirtBchaftsrate : 

«Nicht  von  einem  Schwindsuchtsmittel  im 
Sinne  eines  Heilmittels  für  die  schon  vor- 
handene tuberkulöse  Zerstörung  von  Lungen- 
gewebe habe  ich  in  Paris  gesprochen,  son- 
dern von  einem  Tuberkulosemittel,  welches 
durch  frühzeitige  Verwendung  bei  jugend- 
lichen Individuen  die  Schwindsucht  verhüten 
und  ebenfalls  auf  die  schon  bestehenden 
Tuberkuloseherde  so  em wirken  soll,  daß 
ihre  Selbstheilung  mit  Hilfe  der  natürlichen 
Kräfte  des  Organismus  nicht  gestört  wird 
durch  erneute  tuberkulöse  Infektion.» 

Vorläufig  wird  die  Tulase  nur  an  solche 
Kliniken  (unentgeltlich)  abgegeben,  die  einen 
bakteriologisch  gut  geschulten  Arzt  mindestens 
drei  Monate  lang  nadi  dem  Marburger 
Institut  für  experimentelle  Therapie  zur 
Ausbildung  in  bezug  auf  die  experimentellen 
Grundlagen  der  immunisatorischen  Tuber- 
kulosetherapie entsandt  haben  und  vorschrifia- 
gemäß  mit  dem  Marburger  Institut  m  Ver- 
bindung bleiben.  H,  M. 


*)  Bezugsquelle:  Vereinigte  Chemische  Werke 
in  Charlottenborg. 


964 


Früfting  der  Folia  Uvae  Ursi  in 
bezug  Echtheit  auf  chemischem 

Wege. 

Die  hauptsäcUidiBten  Verwecfaseliuigeii 
bezw.  Verfftlflehungen  der  B&rentranben- 
bl&tter  Bind  bekanntlich  die  Blätter  von 
Büxhb  sempervirens  (Buehsbaum)  und  Vaocin- 
him  VitiB  Idaea  (Preißelbeere).  Infolge 
ihrer  derben  und  lederartigen  Beechaffen- 
heit  ähneln  beide  den  Blättern  der  Bären- 
tranbe,  nnd  sind  VerweehBelnngen  omsomehr 
mOglicby  als  alle  drei  Pflanzen  in  denselben 
Gegenden  nnd  an  den  gleichen  Standplätzen 
vorkommen.  Preißelbeerblätter  sind 
leicht  daran  zn  erkennen,  daß  sie  am  Rande 
schwach  gekerbt  bis  kleingesägt,  deutlich 
eingerollt  nnd  nntersdts  rostfarben  punktiert 
smd;Bnohsbaumblätter  dagegen  an  der( 
Spitee  etwas  ausgerandet  sind  und  sich  längs  der 
Oberfläche  Idcht  spalten  lassen.  Alle  diese 
Eigenschaften  fehlen  den  Bärentrauben- 
blättern,  die  ganzrandig  und  oberseits  rinnig 
sind  imd  außerdem  beiderseits  netzartige 
Vertiefungen  aufwdsen.  Ein  weiteres  Merk- 
mal fflr  die  Droge  besteht  darin,  daß  die 
Spitze  des  Bärentraubenblattes  häufig  zurQck- 
gebogen  erscheint  So  lange  es  sich  also 
um  die  ganze  Droge  handelt,  bietet  die 
Identifizierung  derselben  keine  besondefen 
Schwierigkeiten.  Gegenwärtig  werden  Folia 
Uvae  Ursi  aber  vielfach  geschnitten  be- 
zogen, da  sie  nur^  in  diesem  Zustande  ihre 
volle  Wbksamkeit  zur  Geltung  bringen;  m 
diesem  Falle  ist  die  Diagnose  weit  schwieriger. 

Sehr  zum  Vorteil  gereichen  hierbei  die 
neueren  Untersuchungsresultate  Tunmanri'B^ 
welcher  von  den  chemischen  Bestandteilen 
der  m  Frage  kommenden  Blätter  ausgehend, 
neue  Farbenreaktionen  und  somit 
chemische  Unterschiedsmerkmale  geschaffen 
hat    Als  Beagentien  dienen  VanillinsafasBäure 


und  FerrosulfatlOsung.  Bärentrauben-  und 
Preißelbeerblätter  enthalten  nämGch  in  ihran 
gesamten  Mesophyll  einen  glykoodisdiea 
Gerbstoff,  welcher  mit  Vanillmsalzsäurs  eine 
karminrote  ftlrbung  gibt  Daß  diese  Be- 
aktion  nicht  dem  «Arbutin»  zukommt,  geht 
daraus  hervor,  daß  die  arbutinhaltigen  Folia 
Myrtilli  dieselbe  nicht  zeigen. 

Der  besagte  gljkosidische  Gerbstoff  fehlt 
femer  den  Buohsbaumblättem  gänzlich,  so 
daß  diese  zum  Untersdiied  bei  Vanillinsals- 
säurezusatz  gänzlich  ungefärbt  bleiben.  Folia 
Uvae  Ursi  enthalten  außer  diesem  EOiper 
einen  zweiten  Bestandtdl,  weldicor  jedenfalls 
als  freier  eisenbläuender  Gerbstoff  anzu- 
sprechen ist,  da  Schnitte  m  einen  Tropfen 
frisch  bereiteter  Ferrosulf atiOsung  gelegt,  sich 
schwarz  färben,  während  der  Tropfen  selbst 
dunkelviolett  bis  blauschwarz  wird.  GMeh 
behanddte  Preißelbeerblätter  werden  wohl 
dunkel  gefärbt,  erteilen  der  ReaktionsflOsaig- 
keit  aber  keine  oder  doch  nur  sehwach  gelb- 
liche Färbung,  während  bei  den  Buchsbaum- 
blättem  sowohl  Präparat  wie  Flflssigkeit 
völlig  unverändert  bleiben.  Die  Reaktionen 
treten  deutiich  mnerhalb  1  bis  2  IGnuteo 
eb.  Auf  diese  Weise  gelmgt  es,  Bärop- 
traubenblätter  von  ihren  Hauptverwechiel- 
ungen  selbst  in  sehr  klein  zerschnittenem  Zn- 
stande und  ohne  Mikroskop  zn  identifizicceB. 

Für  die  Ausfflhrnng  der  Versuche  gibt 
Tunmann  folgende  Voisehrift:  cMan  legt 
auf  eine  weifie  Unterlage  zwei  Reihen  Ob- 
jektträger und  bringt  auf  die  einen  je  einen 
Tropfen  Vanillinsalzsäure^  auf  die  anderen 
je  einen  Tropfen  frisehbereiteter  Fenosolfat- 
15sung  und  legt  alsdann  die  betreffenden 
mikroskopischen  Schnitte  hindn.  Hierbei 
hat  man  noch  den  Vorteil,  daß  es  auf  die 
Güte  der  Präparate  (und  ob  Qne^  oder 
Längsschnitte)  absolut  nicht  ankonunt» 

(Vergl.  auch  Seite  945.) 


Eb  i&rben: 


Yanillinsaizsäure 


Fenosulfatiösung 
Präparat 


ArotostaphyloB  Uva  Ursi  . 
Buxus  sempervirens  .  . 
Yacoinium  Yitis  Idaea  .    . 

Vaoomium  Myrtillus      .    . 
Pharm.  Ztg,  1906,  757. 


karminrot 

karminrot 

kaum  gefjirbt 


schwarz 
dunkel 
dunkel 


blausdhwan 

hödhsienB 
schwach  gelbiioh 


Neuerungea  an  Laboratoriums- 

Apparaten. 

Apparat  zur  Bestimmiing  des  Waasers 
in  der  Butter.  Wie  Sjollema  mitgeteilt 
hat,  kann  man  dorch  Destillation  der  Butter 
mit  Xylol  das  in  derselben  enthaltene  Wasser 
quantitativ  gewinnen.  Aschmann  und  Arend 
haben  den  m  Bild  1  wiedergegebenen  Ap- 
parat angegeben,  der  die  angedeutete  Be- 
stimmung leicht  ausznfflhren  gestattet  (Pharm. 
Ztg.   1906,  Nr.  78).     Das  Eölbehen  faßt 

300  cem,  der  Hals  ist  7  om 
hing  mit  einem  inneren  Durch- 
messer Yon  2  cm ;  das  Kflhl- 
röhr  ist  mit  emgeschliffenem 
Stopfen  aufgesetzt;  die  Vor- 
lage besteht  auseinemTrichter- 
rohremit  Einteilang  ( V20  ecm). 
Der  Trichter  der  Vorlage  faßt 
80  com. 

Vor  der  Destillation  wird  die 
Vorlage  bis  an  den  Trichter 
mit  Qaeeksilber  gefüllt,  damit 
kein  Xjlol  in  die  MeßrAhre 
gelangt;  20  bis  25  g  Butter 
und  75  ccm  Xylol  werden 
in  das  Eölbehen  gegeben 
und  destilliert,  anfangs  lang- 
sam, bis  der  größte  Teil  des 
Wassers  flberdestilliert  'ist; 
dann  wird  stflrker  destilliert, 
wobei  der  Wasserbesdilag  im 
oberen  Teil  der  Etihlröhre 
verschwindet  um  etwa  in 
der  Etlhhröhre  sitzendeWasser- 
tröpfchen  zu  entfernen  und 
dem  Destillat  in  der  Vorlage  zuzufflgen,  wird 
das  Eflhlwasser  bis  auf  einen  kleinen  Teil 
entfernt;  nun  können  die  heißen  Xylol- 
dämpfe  die  Wassertröpfchen  herausspfllen. 
Die  hierdurch  entstehende  Trübung  des 
Destillates  verschwindet  beim  Stehenlassen 
während  einiger  Stunden  (Die  Destillation 
selbst  dauert  20  bis  25  Minuten).  Ist  das 
Destillat  geklärt^  so  wkd  das  Quecksilber 
abgelassen  und  die  Wasserschicht  in  der 
Röhre  gemessen,  um  im  Trichter  sitzen- 
bleibende Wassertröpfchen  herabzustoßen,  be- 
dient man  sich  einer  in  Xylol  getauchten 
Federfahne. 

Hersteller  dieses  Apparates  ist  Fr.  Müller, 
Dr.  Oei/iler^B  Nachf.  in  Bonn, 


Bild  1. 


VorriohtuAg  zum  scbaellen  Füllen  und 
Entleeren  von  Pyknometern.  Nach  C, 
V,  Reinhardsiöttner,  Bei  chemischen  Ar- 
beiten hat  man  es  von  jeher  schon  als  be- 
sonderen üebelstand  empfunden,  die  Pykno- 
meter, besonders  die  allgemein  gebräuch- 
lichen mit  zylmdrischem  Hals,  nicht  schneller 
füllen  und  entleeren  zu  können.  In  manchen 
Fällen  konnte  man  sich  dadurch  helfen, 
daß  man  sich  zum  Füllen  eines  besonderen 
feinen  Eingußtrichters  bediente,  der  aber 
sehr  zerbrechlich  war  und  vor  allen  Dmgen 
ein  schnelles  Entleeren  nicht  gestattete, 
um  nun  beide  Uebelstfinde  zu  beseitigen, 
bedient  man  sich  der  in 
nebenstehender  Zeichnung 
wiedergegebenen  neuen  Vor- 
richtung. Dieselbe  besteht 
aus  einem  Röhrensystem, 
welches  durch  em  Zulauf- 
Ablauf-  und  seitliches  Ansatz- 
rohr gebUdet  wvd.  (BUd  2.) 
Zum  Füllen  der  Pykno- 
meter wird  das  mit  Schliff 
versehene  Winkelrohr  mit  dem 
Saugstück  verbunden  und 
durch  Saugen  an  dem  mit 
emem  Schlauchstüok  versehenenen  Tubus 
die  Füllung  m  kürzester  Zeit  bewerkstelligt 
Das  Winkelrohr  taucht  hierbei  m  die  zu 
bestimmende  Flüssigkeit  ein. 

Zum  Entleeren  des  Pyknometers  wird 
das  Wmkelrohr  entfernt  und  durch  Blasen 
an  dem  Tubus  die  Flüssigkeit  ausgetrieben. 
Es  ist  darauf  zu  achten,  daß  das  Einfüll» 
röhrdien  kurz  unter  der  Eapillare  des 
Pyknometers  endet^  was  durch  das  das 
Pyknometer  mit  dem  Apparat  verbmdende 
Schlauehstück  erfolgen  kann. 

Hersteller:  Franx  Etigershoff  in  Leipzig. 


Bdd  2. 


Die  Lösllchkelt  von  Blei  beträgt  nach  Ohl- 
ndUler,  Beise  und  Auerbach  (Ghem.-Ztg.  1906, 
Bep.  214)  för  lufthaltiges  destilliertes  Wasser 
110  bis  115  mg  in  iL  Wasser.  Gebundene 
Kohlensäure  (als  Hydrokarbonat)  verringert  die 
BleilöBliohkeit,  sodaß  ein  Wasser  mit  8  mg 
Sauerstoff  und  40  mg  Eohlendioxyd  nur  nooh 
etwa  den  zehnten  Teil  an  Blei  löste,  1^  10 
bis  11  mg,  weil  statt  des  Bleihydrozyd  jetzt 
Bleikarbonat  als  Bodenkörper  in  Betracht  konunt. 
Freie  Eohlensäare  vermehrt  die  Loslichkeit  des 
Bleies.  —hß, 


956 


Pharmakognostisohe  Mittoilungeni 


Verfälschter   Storax  und  seine 

Prüfung. 

Der  für  mediziniflche  Zweoke  in  Indien 
verwendete  Storax  wurde  von  David  Hooper 
mit  folgenden  Ergebniasen  nntenndit: 


Bombay- 

EaUmtta- 

Storax 

Storaz 

Verlust  bei  100^  0 

10,65  pCt 

43,65  pa 

Harze 

88,74    » 

55,02    » 

Asohe 

0,61     » 

0,33    » 

Säorezahl 

57,04 

55,10 

Yeiseifiuigszahl 

182,09 

129,20 

Jodzahl 

63,6 

54,6 

Zimtsänre 

21,8      » 

2,2      » 

Die  Zahlen  zeigen  namentlich  bei  der 
Probe  ans  Kalkutta^  wie  kräftig  der  Storax 
verfälscht  war.  Zwei  andere  Proben^  von 
denen  die  eine  ans  der  Türkei ,  die  andere 
ans  Frankreich  geliefert  war^  gaben  bei  der 
Untersuchung  nachstehende  Ergebnisse: 


Flüchtige  Bestandteile 

Niohtflücht.  Bestandteile 

In  Alkohol  unlöslich 

Asohe 

Säurezahl 

E^erzahl 

Yeiseifungszahl 

Jodzahl 

In  Petroläther  löslich 

In  Petroläther  unlöslich 

Säurezahl  des  Petroläther- 

extraktes 
Zimtsäure 

Die  Menge  des  Petrolätherextraktes  des 
französ.  Storax  läßt  einen  Zusatz  von  mehr 
als  50  pCt  Koniferenharz  als  wahrschein- 
lich gelten. 

Die  Bestimmung  der  ZimtsäurC; 
von  der  nach  Tschirch  und  ItdUie  im  echten 
orientalischen  Storax  23  pCt  enthalten  sind^ 
hat  der  Verfasser  in  folgender  Weise  aus- 
geführt: Nach  der  Verseifung  des  Storax 
mit  alkoholischer  Kalilauge  wurde  der 
Alkohol  veijagty  der  Rückstand  m  Wasser 
gelöst,  das  Unverseifte  mit  Aether  ausge- 
schüttelt, die  wässerigeFlüssigkeit  mitSchwef  el- 
säure  im  Ueberschuß  versetzt,  der  ent- 
standene Niederschlag  ausgewaschen,  in 
heißem  Wasser  gelöst,  naeh  dem  Auskristall- 
sieren  getrocknet  und  gewogen.  2W. 

Pharm,  Jmum.  1906,  107. 


Türldsoher 

Französ. 

Storax 

Storax 

40,0  pCt 

31.5  pa 

60,0    » 

68,5    » 

3,7    » 

1,7     . 

1,1     » 

0,4     » 

43,32 

83,36 

75,12 

72,27 

118,44 

155,61 

46,0 

94,7 

23,37  pCt 

48,12pa 

85,59     » 

15,12  » 

34,66 

121,02 

14,7  pa 

4,0  pa 

Chailletia  tozicaria. 

Naeh  den  Untersuchungen  von  Power 
und  TvMn  enthält  die  Frucht  von  CSudlleüi 
toxicaria,  einer  längst  als  wirksames  Gift 
bekannten  Pflanze,  die  m  Sierra  Leone  ab 
Rattengift  Verwendung  findet^  weder  ein 
Alkaloid,  noch  ein  blausäureabq^alteDdeB 
Glykosid  oder  ein  lösliches  Proteid  mit 
giftigen  Eigenschaften.  Nach  Entfemnng 
des  Fettes,  das  zu  ungefähr  2  pa  m  der 
Frucht  enthahen  ist  und  aus  OleodlsteariD 
vom  Schmp.  43<^,  Phytosterol  (C26H44O) 
vom  Schmp.  135  bis  148^,  Stearinslnre, 
Oelsäure  und  kleinen  Mengen  Ameisensbire 
und  Buttersäure  besteht,  wurde  durch  Ex- 
traktion der  Frucht  mit  Alkohol  2,5  pCt 
Extrakt  gewonnen,  aus  dem  kerne  krisüU- 
inischen  Bestandteile  isoliert  werden  konnten, 
aber  durch  weitere  nachfolgende  Behandlung 
der  Frucht  mit  Ghloroform,  Essigäther  und 
Alkohol  wurden  Körper  von  verschiedener 
physiologischer  Wirkung  erhalten.  Der 
Ghloroform-Auszug  hatte  eine  naikotiidie 
oder  paralytische  Wu*kung,  das  Essigäther- 
Extrakt  rief  DeUrium  und  Znekungen  her- 
vor, während  das  alkoholische  Extrakt  nicht 
deutlich  toxisch  war.  Der  wässerige,  von 
Harz  und  Gerbstoffe  befreite  Auszug  war 
äußerst  giftig  und  isnthielt  viel  Glykoee^ 
jedoch  gelang  es  den  Verfassern  nidi^  den 
Zucker  vom  Gift  zu  trennen. 

Die  Frucht  enthält  wenigstens  2  wirk- 
same Bestandteile,  von  denen  der  eine 
Gehimlähmung,  der  andere  (jehhiierrQgnn& 
die  zu  epileptischen  Zuckungen  führte  ver- 
ursacht If. 

Pharm,  Joum.  1906,  277. 


Aus  der  Binde   von  Laadolphia  FenM 

gewann  H.  Jumelle  (Chem.-Ztg.  1906,  Bep.  78; 
sowohl  naoh  dem  rein  meohanischea  Verfahreiu 
als  auch  naoh  dem  Verfahrea  von  Deiß  durch 
VerkohluDg  der  Rinde  mit  45grfidiger  Schwefel- 
säure brauchbare  Kautschuke,  die  mit  dem  va 
der  gleichen  Pflanze  durch  Behandeln  desl^tex 
mit  Schwefelsäure  erhaltenen  Kautschok  fast 
übereinstimmteD.  Die  mit  SohwefelB&ore  be- 
handelten Proben  zeigten  höheren  Hangehalt 
als  die  meohai^isoh  gewonnenen  Proben.  Au 
der  Rinde  von  Landdphia  Perrien  eihilt  mu 
mehr  und  harzärmeren  Kautschuk  als  ans  deo 
Rinden  von  Mascarenhasia  bngifolia.     —Ae. 


967 


Ishwarg  (Bliazya  stricta  Deon.). 

Die  Blätter  dieses  in  BelndschistaD; 
Afghanistall  und  Arabien  einheimischen 
Banmes  finden  nach  Hooper  in  Indien 
medizinischeVerwendangy  besonders  als  T  o  n  i- 
k  n  m  bei  Fieber  nnd  allgemeiner  Schwäche ; 
in  Beludschistan  werden  sie  bei  Einderkrank- 
hdten^  gegen  Schlangenbiß  usw.  angewandt. 
Die  Blätter  enhalten  reichliche  Mengen 
Alkaloide^  von  denen  das  eine  flüchtig 
ist  nnd  Konüngemch  aufweist  Das  nicht 
flüchtige  Alkaloid  scheint  eine  der  Basen 
von  Aspidosperma  zn  sein.  Es  löst  sich 
in  Schwefelsäure  mit  roter  Farbe  und  ent- 
hält 8^01  pCt  Stickstoff.  2V. 

Pharm.  Joum.  1906,  259. 


XJeber  die  Stammpflanze  der 

M]rrrlie« 

In  ihrer  Arbeit  <Ueber  die  Herabol- 
Myrrha»  (Arch.  d.  Pharm.  1905^  641) 
hatten  Tschirch  und  Bergmann  die  Stamm- 
pflanze der  offizineilen  Myrrhe  im  Gegen- 
satz zu  den  Pharmakopoen  als  unbekannt 
bezeichnet  und  waren  hiermit  auch  anderer 
Memung  als  Holmes,  der  nur  eine  be- 
stimmte Art  als  Stammpflanze  gelten  lassen 
wollte.  Holmes  glaubt  daher  noch  einmal 
ausemandersetzen  zn  müssen  ^  warum  die 
echte  Myrrhe  weder  von  Gommiphora 
Playfairii  oder  0.  Abyssinica,  noch  von  C. 
Schimperi  abstammen  könne^  und  bringt 
den  Beweis  bei^  daß  Balsamodendrum 
Myrrha  Nees  (non  Gommiphora  Myrrha 
Engler)  die  Stammpflanze  der  echten  Myrrhe 
ist 

Daß  Gommiphora  Playfairii  nicht  die 
Stammpflanze  der  echten  Myrrhe  sein  kann^ 
ergibt  sich  aus  der  Form  des  Endokarps, 
das  einem  Dreieck  mit  abgestumpften  Kanten 
gleicht^  dessen  eine  Seite  fast  flach  ist, 
während  die  beiden  anderen  ganz  konvex 
ersoheinen;  nicht  <ancipital  und  bikonvex» 
wie  bei  der  Stammpflanze  der  echten 
Myrrhe.  Das  Endokarp  von  C.  Abyssmiea 
ist  stumpf  dreieckigy  weich;  mit  einer  hm- 
teren  und  stark  konvexen  Seite,  im  Aeußeren 
an  die  Form  einer  Lyoopodlumspore  er- 
innernd. G.  Schimperi  hat  ein  breit-eiförm- 
iges^ fast  plan-konvexeS;  stark  höckeriges 
Endokaip. 


Daffir;  daß.Balsamodendram  Myrrha  Nees 
die  echte  Myrrhe  liefert,  spricht  nach  Hol- 
mes folgendes:  Die  Somalis  nennen  diesen 
Baum  cDidthin»  und  die  davon  abstammende 
Myrrhe  <Mulmul»,  wie  durch  3  verschiedene 
Sammler  zu  verschiedenen  Zeiten  festgestellt 
ist;  die  Blätter  waren  mit  denen  von  B. 
Myrrha  Nees  identiach.  Die  Frucht  bat 
eine  bikonvexe^  weiche  Oberfläche,  eine  mehr 
spitz  zulaufende  Form. 

Nach  dem  Verfasser  liefert  femer  Bal- 
samodendrum Opobalsamum  den  Balsam  von 
Oilead,  auch  Mekkabalsam  genannt;  B. 
Erythraeum  var.  glabresoens  Engl,  gibt 
cHabaghadee»  der  Somalis  («Bissabol»  der 
Araber),  B.  Playfairii  das  Gummiharz  <Hotai» 
der  Somalis,  B.  Africanum  das  afrikanische 
Bdellium.  2v, 

Pharm.  Journal  1906,  254 


Napawsaw 
(Piorasma  Javanioa  BL). 

Dieser  80  bis  100  Fuß  hohe  und  etwa 
5  Fuß  dicke  Baum  Indiens  besitzt  nach 
Hooper  eine  aberaus  bittere  Kinde, 
die  als  Fiebermittel  anstatt  Ghhun  Ver- 
wendung findet  Die  Rmde  enthält  einen 
bitteren  Stoff,  der  mit  Quassiin  verwandt 
oder  identisch  ist,  und  hat  vor  Ghinarinde 
den  Vorzug,  daß  sie  keinen  Gerbstoff  ent- 
hält. Alkaloide  sind  nicht  in  der  Rinde 
nachgewiesen.  Die  Droge  könnte  als  Tonikum 
anstelle  von  Quassia  ausgedehntere  Anwend- 
ung finden.  2V. 

Pharm.  Joum.  1906,  268. 


Ealadana  (Ipomoea  liederaoea). 

In  den  gepulverten  Samen  dieser  indischen 
Droge  waren  14,4  pGt  Gel  und  8,2  pGt 
Harz,  welches  dem  Gonvolvulm  der  Jalapen- 
knollen  ähnlich  ist,  nachgewiesen  worden. 
Hooper  teilt  nun  eine  vollständige  Analyse 
der  Samen  mit,  die  relativ  reich  an  stick- 
stoffhaltigen Substanzen  sind,  aber  infolge 
der  Gegenwart  des  ekelhaft  schmeckenden 
Fettes  in  der  Medizin  kaum  Verwendung 
finden.  Procentische  Werte  der  Analyse: 
Wasser  9,40;  Fett  14,02;  Harz  8,05; 
Eiweißstoffe  22,68;  Kohlenhydrate  31,55; 
Faserstoffe  8,4;  Asche  5,9.  2y. 

Pharm.  Joum.  1906,  258. 


Me 


Photographisohe  MJitleilungeni 


Teflweises 
Decken  mit  Negaüven. 

Empfehlenswerter  als  das  Auftragen  von 
Farben  auf  die  Rttckseite  der  Platten  ist, 
wie  «Der  Amateur»  berichtet^  das  Färben 
der  Oelatbeschicht  mittels  eines  roten  Anilin- 
farbstoffeS;  z.  B.  Rabinanilin.  Man  stellt 
sieh  zwei  LOsnngen  her,  eine  sehr  schwache, 
womit  ein  Strich  mit  dem  Pinsel  auf  einer 
klaren  Stelle  des  Negativs  nur  eine  schwache 
Färbung  erkennen  läßt  und  eine  etwas 
stärkere.  Man  arbeitet  auf  der  trocknen 
oder  feuchten  Gelatineschicht,  stets  zuerst 
mit  der  schwächeren  FarblGsung  und  nimmt 
den  Pinsel  stets  nur  so  voll,  dafi  die  Feuchtig- 
keit von  der  zu  behandelnden  Fläche  voll- 
ständig aufgenommen  wird.  Der  Pinsel  darf 
(durch  Hin-  und  Herfahren)  nicht  eher  auf- 
gehoben werden,  als  bis  die  Feuchtigkeit 
von  der  Schicht  fast  ganz  aufgesaugt  ist 
Durch  wiederholtes ,  aufeinanderfolgendes 
Bestreichen  kann  jede  beliebige  Deckung 
erzielt  werden;  die  Konturen  kOnnen  dabei 
sehr  gut  innegehalten  werden.  Bm. 


Ein  sehr  guter  Entwickler 

für  Diapositivplatten  (Chlorbromsiiberplatten), 
der  einen  angenehm  wirkenden,  kalten,  rein- 
schwarzen Ton  liefert,  ist  der  folgende: 

I.  Metol  2  g,  Natriumsulftt  20  g,  Wasser 
200  ocm. 

n.  Pottasche  6  g,  Bromammonium  1  g, 
Bromkalium  2,5  g,  Wasser  200  ccm. 

Diese  beiden  Losungen,  die  sich  in  gut 
verschlossenen  Flaschen  sehr  lange  halten, 
werden  beim  Gebrauche  zu  gleichen  Teilen 
gemischt  Bm. 

ApoUo  Nr.  270^^ 

Putzpaste  fäa  Glasplatten. 

Magnesiumkarbonat  wird  mit  Benzin  zu 
einem  Teig  angerflhrt  und  rasch  aufge- 
strichen. Nach  dem  Verdunsten  des  Benzin 
wird  mit  einem  reinen  Tuch  gerieben.  Dieses 
Putzmittel  ist  besonders  für  Platten  zu  em- 
pfehlen, welche  zum  Aufquetschen  von  Olas- 

bildem  verwendet  werden  sollen.         Em, 
Out  IMU.      


Ein  Mittel  bei  XJnterezposition. 

Hat  man  ein  Negativ  stark  unterbelichtet^ 
so  ist  in  den  Sdiatten  zu  wenig  und  viel 
zu  dflnne  Zeichnung  vorhanden.  Man  pflegt 
solche  Platten  mit  Quecksilber  zu  verstiiken, 
was  aber  leicht  einen  sdilimmeren  Fehkr 
herbeiffdirt  Die  Schatten  kopieren  jetzt 
kräftiger,  aber  die  lichter  sind  <  zugegangen», 
d.  h.  nunmehr  überm&ßig  zugedeckt  Du 
Bild  kopiert  jetzt  «hart»  und  em  harmonischer 
Abzug  ist  nur  noch  durdi  umstlndliche 
Kunstgriffe  zu  erzielen. 

Das  folgende  Verfahren  wird  empfohleo, 
das  jedenfalls  den  Vorzug  hat,  das  Original- 
negativ keiner  Gefahr  auszusetzen:  Man 
bleicht  das  Negativ  in  der  gewöhnlichen 
Weise  mit  Quecksilber  ganz  durch,  wischt 
aus,  und  legt  nun  auf  die  Schichtseite  em 
reines  schwarzes  Papier.  Von  der  OiasMite 
aus  erscheint  jetzt  das  Negativ  auf  dunklem 
Hintergrund  lüs  ein  milchweißes  Poaitiv;  dai 
gerade  bei  solchen  unterbeliohteten  Platten 
feine  und  reichliche  Einzelheiten  aubuweisen 
pflegt.  Man  stellt  dieses  Bild  in  guter 
Vorderbeleuehtung  auf  und  madit  davon 
mit  der  Gamera  eine  Reproduktion.  Die  neoe 
Platte  ergibt  natürlich  ein  Negativ  und  diceefi 
kann,  wenn  man  es  reichlieh  beleuchtet  and 
entsprechend  entwickelt;  viel  weicher  ato  dii 
erste  gemacht  werden.  Das  erste  gebMcbte 
kann  man  dann  auch  noch,  wie  üblicb, 
schwärzen  (also  die  Verstirkung  sn  Ende 
fflhren)  nnd  hat  nun  ^zwei  Negative  nr 
Auswaihl.  Das  zwdte  wird  aber,  wenn  ei 
gut  gelungen  ist,  meist  ein  befriedigen 
Bild  geben.  i9^ 

Der  Liehtbüdk&nsÜer  1906,  Nr.  7. 


WeiBe  Schrift  auf  Silberbüdem. 

Man  sehreibt  mit  folgender  Mischling 
auf  das  BUd:  lg  Jod,  10  g  Kaliaffl^ 
Jodid,  30  ccm  destUL  Wasser,  1  g  arabiMlifli 
Gummipulver,  welches  erst'  zagefQgt  wirf, 
nachdem  sich  das  Jod  gelM  hat.  Sobald 
die  Wirkung  eingetreten  ist,  fixiert  nnd 
wfischt  man  aus.  Bm. 

Deutseher  Photogr.  Kai, 


969 


Büchersohau. 


üeber  die  ArsAeiwiBseasoliaft.  Von  Anr 
lus  Cornelius  CelsuSj  in  acht  BQchern. 
Uebersetzt  and  erkl&rt  von  Eduard 
Scheller.  Zweite  Aasgabe  von  Walther 
Friboes.  Braansehweig  1906.  Verlag 
von  Vieweg  <t  Sohn.  Preis:  geh. 
18  Mk.^  geb.  20  Mk. 

Es  ist  mit  Freude  zu  begrüßen,  da£  dieses 
Mal  ein  Fachgelehrter  auf  dem  von  einem 
Sprachforscher  gelegten  Grunde  weiter  baute 
und,  noch  dazu  unter  den  Augen  eines  Ge- 
lehrten, dessen  Ruf  als  Pharmakolog  auf  der 
ganzen  Welt  unbestritten  dasteht,  das  Eompen- 
dium  der  Arzneiwissenschaft  des  «medizinischen 
Cicero»  des  klassischen  Roms  neu  herausgibt 
und  mit  ausgiebigen,  mustergiltigen  Erläuter- 
ungen versieht.  Gewährleistet  wird  der  Wert 
der  Arbeit  weiter  dadurch,  daß  sie  sich  auf  die 
von  Daremberg  durchgesehene  Textausgabe 
stützt  und  auf  Vorstudieo,  die  ein  leider  zu 
früh  verstorbener  italienischer  Gelehrter  ViUüi 
hinterlassen  hat. 

Auf  die  romantische  Geschichte  des  Werkes, 
auf  seinen  Inhalt  und  Wert  für  die  Geschichte 
der  Arznei  Wissenschaften  näher  einzugehen,  er- 
übrigt nicht,  ich  würdigte  es  in  meiner  «Ge- 
schichte der  Pharmazie»  auf  8.  166  und  darf  die 
Leser,  die  sich  für  den  Werdegang  ihres  Faches 
interessieren,  darauf  verweisen.  Hier  sei  kurz  nur 
der  Inhalt  der  «Bücher»  des  wahrhaft  die  gesamte 
Heil-  und  Arzneiwisseoschaft  seiner  Zeit  umfassen- 
den Buchs  wiedergegeben.  Im  ersten  Buch  be- 
handelt CeUm  die  Diät  Gesunder  und  Kranker,  im 
zweiten,  dritten  und  vierten  die  Erankheits- 
lehre,  im  fünften  bis  siebenten  zählt  er  die  da- 
mals gängigen  Arzneien  nach  den  von  ihnen  zu 
bekämpfenden  Krankheiten  auf,  er  gibt  also  ein 
DIspensatonum,  angeordnet  wie  noch  viele  Jahr- 
hunderte später  (wohl  ordnete  schon  Dioskorides 
seine  Arzneimittel  nach  pharmakognostischen 
Merkmalen,  das  erste  Arzneibuch  nach  unserer 
Art  war  aber  doch  wohl  erst  das  von  Ole  Barch 
von  1658),  und  schließlich  in  den  beiden  letzten 
Büchern  Chirurgie  und  Anatomie.  Von  ganz 
besonderem  Wert  aber  in  Friboes  unendlich 
fleißiger  Arbeit  sind  die  Erläuterungen,  und  für 
den  Arzneikundigen  insonderheit  die  zu  Bach  Y, 
die  gestützt  auf  eine  große  Zahl,  Eingangs  ge- 
nannter Vorarbeiten  eine  emgehende  Schilderung 
des  großen,  alphabetisch  geordneten  Arznei- 
schatzes bringen,  dann  das  Verzeichnis  und  eine 
kurze  Schilderung  des  Lebenslaufs  der  von  CelstM 
namhaft  gemachten  Aerzte  und  ein  alphabetisches 
Register  derselben.  Das  Werk  krönen  sorgfältig 
gearbeitete,  gesondert  deutsche,  lateinische  und 
griechische  Sachregister.  Wie  viel  Stichworte 
sie  enthalten,  auf  wie  viel  Fragen  sie  Antwort 

feben,    wie    unentbehrlich    das  Buch    für  den 
'orsoher  ist,  erhellt  aus  der  Anzahl  von  69  be- 
nötigten Seiten.*)     Dia  unendliche    Mühe    der 


Herstellung  würdigt  nur  der,  der  selbst  solche 
Arbeiten  verrichtete. 

Daß  die  Ausstattung  des  Werkes  seinem  Inhalt 
entspricht,  braucht  bei  einem  Verlag  wie  Vieweg 
if>  Sohn  kaum  erwähnt  zu  werden.      Sehelenx. 

*)  Das  Werk  yon  Schelenx  zählt  deren  I0& 
Seiten.  Die  SekrifileUung, 

Die  BnohfUiraiig  im  Apothekenbetriebe 
nach  einfaehem  System^  angewendet  auf 
mittlere    und    kleine    Apotheken.      Ein 
Leitfaden  zur  Erlernung  der  Apotheken- 
bncfaftthmng    ftlr    Apotheker   und   Stu- 
dierende der  Pharmacie.    Von  Dr.  Josef 
Barber,  Apotheker  und  Gremialvorsteher 
in  Gzernowitz  und  Valerian  SchestaubeTj 
Lehrer  der  kommerziellen  Fächer  an  der 
k.  k.  Staatsgewerbeschule  in  Gzernowitz 
nnd   ständig   beeideter  Sachverständiger 
für  das  Buch-  und  Reehnungsfach  bdm 
k.    k.    Landesgerichte    daselbst     Wien 
nnd   Leipzig    1904.      Ä.    Hartleb&n's 
Verlag.     Preis:  geb.  3  Mark. 
Die  heutigen  Zeitverhältnisse  und  das  Handels- 
gesetz erfordern,    daß  jeder  Apothekenbesitzer 
Bücher  nach  kaufmännischen  Grundsätzen  führt. 
Leider  wird  die  Eeontnis  davon  noch  nicht  gelegent- 
lich der  Vor-  bezw.  Hauptprüfung  verlangt,  doch 
sollte  dieser  umstand  kern  Hindernis  sein,  sich  die- 
selbe anzueignen.    Obwohl  es  schon  eine  ganze 
Reihe  von  Lehrbüchern  gibt,  mit  deren  Hilfe  es 
möglich  ist,  sich  mit  der  Buchführung,  wie  sie 
für   Apotheken    erforderlich    ist,    yeitraut   zu 
machen,   so  wird  es  doch   manchen  Apoüieker 
geben,  dem  die  in  denselben  vorgeschlagene  Art 
der  Darchführung  nicht  zusagt    In  vorliegendem 
Leitfaden  ist  eine  einfache,  leicht  zu  erlernende 
Methode  erläutert,   die  außer  den  schon  meist 
vorhandenen  HUfiBbüchem  nur  zwei  weitere  er- 
fordert, so  daß  wir  seine  Anschaffung  empfehlen 
können.  — te— 

Anleitung  zur  Erkennung  und   Prüfung 
aller  im  Arneibuoh  fUr  das  Deutsche 
Eeioh  (vierte  Ausgabe)  aufgenommenen 
Arzneimittel.      Zugleich  ein   Leitfaden 
bei  Apotheken- Visitationen  für  Apotheker 
nnd  Aerzte.     Von   Dr.  Max  Bieehele, 
Apotheker.     Zwölfte,  vielfach  vermehrte 
und  verbesserte  Auflage.     Berlin  1906. 
Verlag  von  Julius   Springer.     Preis: 
gebunden  5  Mk. 
In  der  zwölften  Auflage  dieses  beliebten  Büch- 
leins haben  wir  seit  dem  Erscheinen  der  vierten 
Auflage    des    Arzneibaches    für    das    Deutsche 
Reich  bereits  die  dritte  Ausgabe  vor  uns.     Die 
Notwendigkeit  dieser  letzten  Auflage  angesichts 


960 


des  in  absehbarer  Zeit  neu  ersoheinendeo  Arznei- 
baohes  sprioht  eine  beredte  Sprache  zn  gunsten 
der  Anleitung.  Die  elfte  Auflage  wurde  Pharm. 
Gentralh.  48  [1902],  343  besprochen ;  die  in- 
zwischen auf  dem  Gebiete  der  Arzneimittelpr&f- 
nng  erschienenen  neueston  Arbeiten  wurden  bei 
Durchsicht  des  bereits  vorhandenen  Materials 
eingehend  berücksichtigt. 

Neu  aufgenommen  sind  eine  Zusammenstellung 
der  Apparate  und  ütonsiUen,'-  welchd  "zur  Prüf- 
ung der  Arzneistoffe  erforderlich  sind,  auf  Seito 
5  und  6  und  eine  Anleitung  zur  Prüfung  der 
imprägnierton  Verbandstoffe  Seite  406  bis  410. 
Es  wurden  berücksichtigt  die  Bestimmung  von: 
Sublimat,  Borsäure,  Karbolsäure,  Salicylsäure, 
Jodoformi,  Dermatol  und  Eisenohiorid. 

Bei  den  einzelnen  Arzneistoffen  sind  die  Prüf- 
ungen mit  einem  Stern  versehen,  die  sich  in- 
folge schneller  Ausführbarkeit  besonders  zur 
Vornahme  bei  Apothekenvisitationen  eignen. 

B.  Tk. 

Oesohiohte  der  Chemie  von  dea  ältesten 
Zeiten  bis  zur  Gegenwart.  Zugleich 
Einfühning  in  das  Studium  der  Chemie. 
Von  Dr.  Ernst  von  Meyer,  o.  Professor 
der  Chemie  an  der  Technischen  Hoeh- 
sohule  in  Dresden.  Dritte  verbesserte 
und  vermehrte  Auflage.  Leipzig  1905. 
Verlag  von  Veit  <Sb  Co. 

Das  von  Jfisyer'sche  Werk  steht  m.  W.  einzig 
da  mit  seiner  dritten  Auflage.  Von  Tk,  Oerding'8 
cGeschichte  der  Chemie»  erschien  1869  eine 
zweite  Auflage  (seiner  wie  Omelin's  und  anderer 
verdienter  Geschichtsforscher  wird,  soviel  ich 
sehen  kann,  nicht  gedacht!),  alle  übrigen  Ge- 
schichtenbücher mußten  es  bei  einer  Auflage 
bewenden  lassen.  Otnelin  hat  in  drei  dicken 
Bänden  eine  Geschichte  der  Chemie  in  aller- 
knappster  Art,  daneben  allerdings  eine  bewun- 
dernswerte Bibliographie  geschaffen.  Kopp 
brauchte  4  Bände  für  seine  Geschichte,  daß 
V,  Meyer  auf  576  Seiten  nur  einen  Anhalt  für 
Geschichtsstudien,  eben  eine  «Einführung  in  das 
Studium  der  Chemie»  bieten  kann,  liegt  klar 
auf  der  Hand.  In  dieser  Beschränkung  aller- 
dings zeigt  sich  der  Meister,  und  in  ihr  liegt 
vielleicht  auch  ein  großer  Teil  dos  Erfolgs.  Sie 
trägt  allerdings  auch  unzweifelhaft  die  Schuld 
daran,  daß  manche  Angaben  fehlen  (beispiels- 
weise biographische,  die  man  gern  sähe). 

Bei  der  großen  Menge  des  Dargebotenen,  bei 
der  erdrückenden  Anzahl  einzelner  von  dem 
Geschichtsschreiber  gar  nicht  an  der  Quelle 
nachzuprüfenden,  aus  zweiten,  sehr^häufig  un- 
genauen Vorarbeiten  zu  übernehmenden  Daten 
ist  eine  absolute  Korrektheit  selbst  bei  wieder- 
holt «verbesserter*,  Vollständigkeit  bis  in  die 
allemeueste  Zeit  selbst  bei  wiederholt  «ver- 
mehrter Auflage»  nicht  zu  erwarten  und  nicht 
zu  erreichen.  Gerade  wenn  man  den  Reindruck 
aus  der  Druckerei  empfängt,  pflegt  mit  der- 
selben Post  irgend  eine  neue  Arbeit  einzulaufen, 
die,  nicht  mehr  benutzen  zu  können,  das  tiefste 


Bedauern  des  Autors  hervorruft,  und  unter 
völliger  Würdigung  dieses  Leidwesens  und,  dv 
um  für  neue  vierte  Auflage  ein  kleines  Scherf- 
lein  zur  weiteren  Vervollkommnung  des  vor- 
trefflichen Buches  beizutragen,  seien  einige 
Bemerkungen  in  bezug  auf  Stellen  ans  meinem 
Spezialgebiet  gemacht.  Ortolfs  von  Boferltmü 
Kompilation  zum  guten  Teil  ans  Megmberg's 
Buch  der  Natur  als  «Erstes  deutsches  Arznd- 
buch»  aufzuführen,  ohne  die  gedachte  Quelle 
anzugeben  *  und  nähere  Angaben  zu  macbeo, 
dürfte  am  Ende  doch  Vermutun^n  aufkommen 
lassen,  die  nicht  gerechtfertigt  smd.  M  es  dem 
(das  beiläufig  im  Sachregister  vergessen  ist) 
gleich  S tim  m  i ,  das  dort  ebenfsdls  fehlt,  ein  Be- 
stendteil  des  Fuch  und  Eohol  (das  ab  Ahn 
des  AI- Eohol  vielleicht  auch  erwähnenswert 
gewesen  wäre),  oder  mit  ihm  identisch,  soll  nach 
Xaver  Fischer  doch  Antimon,  allerdings  anch 
gelegentlich  mit  billigeren  Ersatzmittem  ver- 
fälscht, gewesen  sein.  Daß  Böttger  nicht  der 
Erfinder  des  Porzellans  gewesen  ist,  sondern  die 
Ehre  afti  Tsehirnhaiu  abtreten  muß,  von  dem 
er  das  Rezept  nicht  eben  vorwurfslos  erschlichen 
hat,  ist  neuerdings  durch  Henn,  PeUrs  klar- 
gelegt worden.  Daß  der  merkwürdige  (waram?) 
Lebiane^  dem  eben  genannten  nicht  ganz  un- 
ähnlich, der  Erfinder  der  Soda  wurde,  ist  An- 
fang dieses  Jahres  von  PiUas  m.  E.  einwands- 
frei  bewiesen,  und  ich  habe  u.  a.  in  dieser 
Zeitschrift  von  DM,  dem  wahren  Soda-Erfinder, 
Kunde  gegeben  (Pharm.  Centralh.  47  [1906],  819). 
Was  den  Le^ne-Prozeß  anbetrifft,  so  hätte 
m.  E.  des  Verdienstes  von  Olauber  gedacht 
werden  müssen,  der  die  erste  Phase  des  Pro- 
zesses, die  Umwandlung  desSeesahEes  in  Solfit, 
gelehrt,  und  Marggraf ^  der  tatsächlich  Nz- 
triumkarbonat  aus  Seesalz  daigeetelit  bit. 

von  Meyer  hat  jedenfalls  auf  grund  mcht  zu 
beanstandender  Erwägung  A.  W,  wm  Hofnumns 
Leben  kurz  dargestellt;  es  mutet  aber  sonder- 
bar an ,  daß  er  a.  a,  0.  nur  von  Ä*  W,  Bof- 
mann  redet.  Daß  Friedrieh  Mokr\  dessen 
Verdienste  im  übrigen  vollauf  gewürdigt  (er 
wird  allerdings  nur  als  «Hanptförderer  der 
volumetrischen  Methode»,  Oag^Luasoö  als  «Be- 
gründer der  Titrimetrie»  angeeprochen! )  worden, 
Geburtstag  nicht  genannt  wird,  teilt  er  mit  an- 
dern, die  dieser  Aufmerksamkeit  vielleicht  aach 
würdig  gewesen  wären,  und  von  Bunge,  der 
entschieden  hochbedeutend  war,  erfthrt  der 
Leser  auch  nicht  die  knappsten  Angaben  über 
sein  Leben.  Bei  diesen  geringfügigen  Ausstell- 
ungen mag  es  sein  Bewenden  haben.  Sie  be- 
einträchtigen, wie  gesagt,  den  Wert  des  vor- 
trefflichen, übrigens  gut  ausgeetattoten  Bachee 
nicht.  Ä  S. 

Preislisten  sind  eingegangen  von: 

Dr.  Arnold  Voewinkel  in  Berlin  W  aber 
chemische  Präparate. 

H,  Pesehken  in  Bremen  über  ohemiaofae  nad 
pharmazeutische  Präparate,  öpesialitätea. 

G.  äf  B.  FrU»  in  Wien  über  Drogen,  Oienl- 
kalien,  pharmazeutische  Präparate. 


961 


Arbeiten  ans  dem  Phannaientischen  In- 
stitnt  der  üniversit&t  Berlin.  Heraus- 
gegeben von  Dr.  H.  ThomSj  Professor 
nnd  Leiter  des  InstitntB.  Erster 
Band:  umfassend  die  Arbeiten  des  Jahres 
1 903.  Zweiter  Band :  umfassend  die 
Arbeiten  des  Jahres  1904.  Mit  Text- 
abbildnngen^  1  lithographierten  Karte 
nnd  2  Tafeln.  Berlin^  Verlag  von 
Julius  Springer,  Dritter  Band: 
umfassend  die  Arbeiten  des  Jahres  1905. 
Berlin  nnd  Wien.  Verlag  von  Urban 
(6  Schwarxenberg.    Preis:  4,  7,  5  Mk. 

Am  27.  Oktober  1902  wurde  in  Gegenwart 
des  zuständigen  Ministers  und  einer  ^ßeren 
Anzahl  geladener  heryorragender  GSste  das  neue 
Pharmazeutisohe  Institut  der  ÜDiyeiBität  der 
Hauptstadt  des  deutsohen  Beiohs  in  Dahlem  er- 
öffnet und  der  Leitung  ron  Professor  Dr.  E. 
Thoma^  der,  aus  dem  Apothekerstand  herror- 
gegangen,  sich  desBufes  eines  fleißigen  und  er- 
folgreioheo  Forschers  und  YortrefEliohen  Lehrers 
erfreute,  unterstellt.  Mit  101  Praktikauten  be- 
gann Thams  seine  Tätigkeit,  1903  stieg  ihre 
Anzahl  auf  109  und  lia,  1904  betrug  ne  109 
und  schnellte  im  Wintersemester  plötzlioh  auf 
180  in  die  Höhe  ~  ein  deutlicher  Beweis  des 
Einflusses  der  neuen  Prfiiungsordnung  und  eio 
Hinweis  auf  einen  der  Giünde  für  den  Gehilfen- 
mangel,  —  und  1905  erfuhr  ihre  Anzahl  eine 
weitere  Steigerung  auf  166  bezw.  212  Studierende; 
von  denen  163  resp.  186  pharmazeutisohe  Chemie, 
64  Nahrungsmittelchemie  und  Harnanalyse,  116 
Toxikologie  belegt  hatten. 

ürsprflnglioh  wurden  die  Untersuchungen,  die 
im  Institute  von  seinem  Leiter  und  seinem 
großen  Stabe  Ton  Helfern  vorgenommen  wurden, 
wie  die,  die  seit  1904  auf  grund  eines  Abkom- 
mens mit  dem  Apothekerverein  und  mit  dessen 
pekuni&rer  Beihilfe  vorgenommen  werden,  in  den 
verschiedenen  Zeitschriften  veröffentlicht.  Es 
ist  begreifhch  und  mit  Freuden  zu  begrüßen, 
daß  ihre  Fülle  geradezu  dazu  drängte,  sie  ge- 
sondert, ein  Dokument  für  die  Leistungen  dieses 
größten  deutschen  Instituts,  herauszugeben. 

Anftnglich  teilte  Ihoma  die  Arbeiten  in 
organisch-ohemisohe,  in  Prüfungen  und  Wert- 
bestimmungen von  Arzneimitteln,  in  Arbeiten 
aus  dem  Gebiete  der  Nahrungs-  und  Genuß- 
mittel und  kolonialchemische  und  in  Mitteilungen 
aus  dem  Gebiete  der  Apparate.  Mit  den  höheren 
Zwecken  wuchsen  die  verschiedenen  Abteilungen. 
Es  kam  eine  solche  über  anorganisch-chemische 
Themata  hinzu,  dann  chemisch-pharmakognost- 
isohe  Arbeiten  und  solche  über  die  Darstellung 
galenisoher  Präparate.  Es  wird  dieses  An- 
waohsen  der  Arbeit  dem  Manne,  naoh  dessen 
Ideen  das  Institut  gebaut  wurde,  die  steigende 
Anzahl  der  Schüler,  die  bei  ihm  Belehrung 
suchen,  das  Vertrauen,  das  sich  dann  zeigt, 
vermutiioh  ein  i^eiohgroßer  Lohn  sein  wie  die  Tat- 


saohe,  daß  er  vor  kurzem  als  definitiver  Leiter 
der  Anstalt,  seiner  Anstalt,  ernannt  wurde. 
Auf  den  Inhalt  der  Yeröffontlichungen  einzu- 

Sehen,  ist  nicht  möglich.  Daß  sie  wertvoll  sind, 
aß  der  Apotheker  und  Nahrungsmittelohemiker 
auf  sie  zurückgreifen  muß,  wenn  er  auf  der 
Höhe  bleiben  wfll,  scheint  unbestreitbar. 

/9— ». 

Deutseher  Kamera -Almanaelt  Jahrbuch 
der  Amatenr- Photographie,  unter  Ifit- 
wurknng  von  bewährten  Praktikern  her- 
9J}B^<^^heiiYonFritxLoe8cher.  IL  Jahr- 
gang. Berlin  1906.  Verlag  von  (?ti^tot; 
Schmidt  (vorm.  Robert  Oppenheim). 
Preis:  geb.  4  Hk.  25  Pf. 

Dieser  zweite  Jahrgang  hat  eine  Tondruok- 
tafel,  47  VoUbUder  und  107  Abbüdungen  im 
Text.  Bei  der  großen  Mannigfaltigkeit  und 
sorgfältigen  Auswahl  des  Stoffes  wird  das  Buch 
jedem  Anhänger  der  liohtbildkunst  etwas 
bringen.  Der  Verfasser  will  alljährlich  die  guten 
Leistungen  der  Eunstphotographie  in  Wort  und 
Bild  vor  Augen  führen  und  den  vielen  Photo- 
graphierenden,  die  zu  künstlerischem  Schaffen 
nicht  veranlagt  sind,  zur  Einsicht  helfen,  wie 
sie  ihre  Arbeit  mit  der  Kamera  vertiefen  und 
sehenswert  machen  können. 

Naoh  einer  sehr  lesenswerten  Einführung 
durch  den  Herausgeber  findet  man  noch  fol- 
gende Aufsätze  in  diesem  zweiten  Band:  Camülo 
Karl  Schneider^  Wien,  Bedeutung  und  Aufgaben 
der  Amateurphotographie;  Prof.  Dr.  0,  Kasaner ^ 
Berlin,  Atmosphäre  und  Landschaftsphotographie ; 
Dr.  Kuhfahlf  Dresden,  Hochgebiigsphotographie ; 
Helene  Liitmanny  Wien,  Motive  und  Druckver- 
fahren; Bobert  Demaehy^  Paris,  Teleobjektiv 
und  Bildwirkung;  Dr.  Bichard  Bloehmann^ 
Berlin,  Photographische  Uchthöfe;  Prof.  Dr.  Q, 
Äarland^  Leipzig,  Die  Dreifarbenphotographie; 
Dr.  K  He  g^  Bern,  üeber  die  Schärfe  der  Ein- 
stellung bei  künstlerischen  Photograpluen ;  ProL 
Dr.  J.  Sobatta^  Würzburg,  üeber  das  Photo- 
graphieren  von  Aquarien;  Otto  Ehrhardi,  Cos- 
wig,  Vom  Gummidruck ;  Caeeüie  Seier,  Steglitz, 
Die  Photographie  auf  Forschungsreisen;  Prof. 
Dr.  Edmund  von  SaUtcürk,  Wiesbaden,  Ortho- 
chromatische und  farbige  Photographie ;  C.  Puyo, 
Paris,  Das  Landschaftsobjektiv;  Joaef  Beck, 
Wien,  Photographieren  im  Süden;  ProL  Dr. 
Otto  MüUer,  Chemnitr,  Die  Prüfung  der  Oeff- 
nungszeit  von  Momentverschlüssen;  Otto  Ewel, 
Dresden,  Die  Tonwerte;  Agnea  B.  Warburg, 
London,  üeber  den  Platindruck;  Dr.  Emat  JL 
Eeimcmn^  Berlin-Charlottenburg,  Die  Wahl  der 
Handkamera  für  den  Amateur;  Wilhelm  Wei- 
mar^ Hamburg,  Kamera-Aufnahmen  kunstge- 
werblicher Gegenstände;  Chmnar  Mdlmbwrg^ 
Stockholm ,  Lochkamera  -  Aufnahmen ;  Leopold 
Ebert,  Wien,  Die  Herstellung  von  Diapositivea 
zu  Projektionszwecken;  Frit%  Löaeher^  Berlin- 
Wilmersdorf,  Wie  ein  Bild  entsteht;  ITieodor 
Sehoh^  Wien,  Gedanken.  B.  Th. 


962 


Verschiedene  MJitleilungeni 


Hygiene  im  Wirtshaus. 

Im  Anschlnfi  an  die  Pharm.  Gentralh  47 
[1906],  841,  gemachten  Mitteilungen,  wonach 
Prof.  von  Esmarch  zur  zweckmäßigen 
Reinigung  und  Desinfektion  der  £ß-  und 
TrinkgeBohirre  in  Heil-  und  Kuranstalten, 
Hotels  usw.  eine  2  proc  Sodalösung  von 
50^  C  vorschlägt,  sei  auch  ein  kiemer 
Artikel  der  cLeipz.  N.  Nachr.»  unter  obiger 
Uebersohrift  erwähnt.  Danach  hat  ein  Wirt 
in  Nymphenburg  (bei  Mflnchen)  eine  nach- 
ahmenswerte Anordnung  getroffen:  in  seinen 
sämtlichen  Gasträumen  sind  Zettel  ange- 
bracht, die  besagen,  daß  Teller,  die  zum 
FQttem  von  Hunden  benutzt  werden,  m 
das  Eigentum  des  Besitzers  des  Hundes 
übergehen  und  bezahlt  werden  mflssen. 
Ffittem  der  Hunde  von  Tellern,  die  auch 
von  Gästen  benutzt  werden,  ist  erstens  un- 
appetitlich, aber  vor  allem  gefährlich  wegen 
der  möglichen  Uebertragung  von  Wflrmern 
Zu  empfehlen  wäre  übrigens,  den  Hunden, 
die  mit  m  Restaurants  gebracht  werden, 
stets  einen  besonderen  Hundenapf  hinzu- 
setzen, der  schon  infolge  seiner  Form  nicht 
anderweit  verwendet  werden  kann.  Es  wäre 
gut,  für  diesen  Zweck  etwa  tönerne  oder 
eiserne  Näpfe,  die  in  Glasur  die  Aufschrift 
«Hundenapf»  tragen,  in  den  Handel  zu 
bringen. Wgl 

Institute  zwecks  Kontrolle  von 
Pflanzenprodukten  in  Hamburg. 

Die  Verhandlungen  auf  dem  letzthin  in 
Hamburg  stattgefundenen  Botanikerkongreß 
(Pharm.  Gentralh.  47  [1906],  913)  haben 
in  rechter  Weise  gezeigt,  von  welch  großem 
Nutzen  und  hoher  Bedeutung  die  angewandte 
Botanik  für  den  Handel,  die  Landwirtschaft 
und  das  praktische  Leben  überhaupt  ist. 

Nur  vereinzelt  wird  es  bekannt  sein,  daß 
die  Hafenmetropole  Hamburg  einige  wichtige  I 
botanische  Institutionen  beherbergt,  die  segens- 
reiche Ziele  verfolgen.  Wer  Hamburg  als 
Einfuhrsort  der  enormen  Mengen  ausländ- 
ischer Früchte,  Pflanzen,  Kräuter,  Hölzer 
usf.  kennt,  dem  wird  es  ohne  weiteres  ein- 
leuchten, was  die  Botanik  als  überwachende 
und  prtLfende  Hillswissenschaft   hierbei  dem 


Handel   für  wesentliche  Vorteile   zu  bi 

vermag. 

In  Verbindung  mit  dem  botaniaohen  If  ueom 
und  Garten  besitzt  Hamburg  zunächst  ome 
Abteilung  für  Samenkontrolle,  die  sieh 
namentlich  auf  die  Handelssämereieny  dem 
Reinheit,  Keimfähigkeit  und  dergl.  entreekt 
Als  man  seinerzeit  diese  Station  einrichtete, 
kam  man  einem  langgehegten  Wunsche  der 
am  Samenhandel  beteiligten  Finnen  und 
auch  der  Handelskammer  Hamburgs  naeb. 
Da  Hamburg  zu  den  ersten  Märkten  fflr 
landwirtschaftliche  Saaten  zählt,  liegt  ein 
groCer  Vorteil  in  einer  am  Orte  vorhan- 
denen üntersuehungsstelle  und  vor  allem  in 
einer  «staatlichen»  Anstalt,  deren  Gutachten 
das  erforderliche  Ansehen  genießen«  Wenn 
man  z.  B.  nur  der  den  Saaten  anhaftenden 
und  durch  diese  weitverbreiteten  Brand- 
krankheiten,  wie  Steinbrand,  OerBten- 
und  Weizenflugbrand,  Haferbrand,  Roggen- 
stempelbrand usw.  gedenkt,  so  läßt  sieh  der 
Nutzen  beurteilen,  den  eme  fachmäoninehe 
Samenkontrolle  mit  sich  bringt. 

Von    nicht    minderer  Bedeutung   iit   die 
zweite  Abteilung  für  Pflanzenschnti) 
welche  man  an  geeigneter  Stelle  im  Hafen 
selbst  am  Versmannsquai  untergebracht  hat 
Zur   Verhmderung   der   Einsdileppnng  der 
Reblaus    ist  die  internationale  Reblaus-Kon- 
vention geschlossen  worden.     Dieser  traten 
Deutschland,  Oesterrdch-Üngam,  Frankreieh, 
Portugal  und  die  Schweiz  sofort  bei,  spUer 
noch  Luxemburg,  Serbien,  Belgien,  die  Nieder- 
lande, Italien,  Spanien  und  Rumänien.   Send- 
ungen bewurzelter  Gewächse   aus  Lloden, 
die    dieser    Konvention     nicht    angebönn, 
werden  im  Hamburger  Hafen   auf  das  Ge- 
naueste   untersucht      Es    hat    zu    dieiem 
Zwecke    eine   vollständige   Ausleerung   der 
Verpackung  stattzufinden,  damit  der  Inhalt 
auf   das    Vorhandensein    von    Reben   oder 
Teilen   derselben,    hisbesondere  Rebwunela 
nachgesehen  und  geprüft  werden  kann. 

Seit  der  Zeit»  als  die  St  Jos^-Schüdians 
in  den  Obetanlagen  Nordamerikas  so  grofie 
Verheerungen  anrichtete  (vergl.  auch  Pham« 
Gentralh.  89  [1898],  104,  214),  sieht  bA 
auch  DeutBchland  veranlaßt,  einer  Einsehl^p- 
ung  dieses  gefährlichen  Insekts  vorzabeogen. 


963 


Es  werden  deahalb  in  besagter  Station  alle 
lebenden  Pflanzen^  die  aus  Amerika  ond 
Japan  kommen ,  auch  Pflanzenteile,  wie 
frische  Frfiehte,  Blätter  nsw.  einer  ünter- 
Buchong  auf  die  St  Jos^-Sehildlans  hin 
unterzogen.  Aber  nieht  nnr  auf  Sehildlänse 
wird  geprüft,  sondern  auf  alle  mOgliehen 
anderen  Parasiten^  Milben^  PUze  usw.  Ver- 
mittels dieser  Maßregeln  ist  es  bisher  ge- 
InngeU;  ansteckende  Krankheiten  and  gefähr- 
liche Insekten,  namentlich  die  St  Jo64-Schild- 
lans^  von  unseren  einheimischen  Obstpflanz- 
ungen fernzuhalten.  Hieraus  ist  zur  Genfige 
erdehtlich,  welch  wichtige  Aufgaben  der 
üntersuchungsstelle  fttr  Pflanzenschutz  zu- 
fallen. Jedenfalls  besitzt  Hamburg  in  dieser 
eine  Einrichtung,  die  man  in  gleicher  Weise 
anderswo  in  Europa  vergeblich  suchen  dfirfte. 
Nur  das  aus  seinen  Trümmern  neu  erstehende 
San  Frandsco  besitzt  oder  besaß  in  ähn- 
licher Weise  eine  Eontrolle  der  von  aus- 
wärts eingeführten  Pflanzen  und  Früchte. 

Mit  [Beniäxung   des   Hamburger    Oen,'Änx, 
1906,  Nr.  226.  WgL 

Preislisten  sind  eingegangen  von: 

OaeecMT  ilb  Laretx  in  Halle  a.  S.  über  Drogen 
(Preisflnderungen  zu  der  Buchliste  vom  September 
1906). 


Mannesmannliolit 

ist  ein  unten  brennendes  Oasglühlicht, 
das  von  der  Sparlicht-  OeseUschaft  m.  b,  H. 
in  Remscheid  in  den  Handel  gebracht  wird. 
Es  ist  durch  D.R.P.  1 261 35  vom  1  d.Febr.l  900 
geschützt  Das  Eigentümliche  des  Apparates 
beruht  darauf,  daß  die  äußere  Verbrennungs- 
luft einem  in  enger  Säule  in  den  Glüh- 
strumpf einströmenden  Oasluftgemisch  ent- 
gegengeführt wird.  Es  soll  dadurch  eine 
vollkommenere  Ausnutzung  des  Gases  er- 
folgen. Der  kurze  Glühstrumpf  ist  mit 
emem  geraden,  kurzen,  unten  offenen  Zy- 
linder und  der  ganze  Apparat  mit  einer 
geschlossenen  runden  Glasglocke  umgeben. 

—he, 

Einrichtung    von    Bäckereien    betreffend. 

Der  Bundesrat  hat  nach  gatachtliohem  Gebor 
der  Nahrungsmittel  -  Indus&ie  -  Bern&genossen- 
sohaft  von  den  Bundesregiernngen  zu  erlassende 
Vorschriften  über  die  Einrichtung  von 
Bäckereien  and  solchen  Konditoreien, 
in  denen  neben  den  Eonditorwaren 
auch  Bäckerwaren  hergestellt  werden, 
vereinbart.  Diese  Yorscbiiften  sind  am  26. 
Oktober  1906  vom  Ministerium  des  Innern  für 
das  Königreich  Sachsen  eingeführt  worden 
und  treten  am  1.  Janaar  1907  iu  Kraft.  —  In 
diesen  Yorsohriften,  welche  18  Paragraphen  um- 
faAen,  wird  den  hygienischen  Forderungen  tun- 
lichst Rechnung  getragen.  P.  8. 


Briefwechsel. 


Dr.  H.  H.  in  B«  Zur  Entfernung  Ton 
Kohlensaure  (Stickluft)  aus  Oärkellern 
soll  sich  der  selbsttätige  Apparat  «Simplex»  von 
Eberhardt  Bau  in  Bingerbrüok  bewfthrt  haben. 

P.  8, 

Herrn  J«  Baß,  Schriftführer  des  Deutschen 
Lehrerrereins  für  Naturkunde,  Stuttgart,  Silber- 
hurgstr.  79,  L  Wir  danken  Ihnen  fär  Ihre 
freundliche  Zusendung,  ans  der  wir  das  nach- 
stehende gern  zu  weiterer  Kenntnis  bringen. 
«Der  Verein  blickt  auf  eine  nahezu  20jährige 
gememnützige  Tätigkeit  zurück.  Er  hat  in  der 
Sreuauflaffe  der  ^SSfurm'sohen  Flora  von 
Deutschland  ein  Werk  geschaffen,  das 
Tausenden  von  Naturfreunden  ein  Führer  auf 
botanischem  Gebiet  geworden  ist.  Für  die  Zu- 
kunft wird  der  Verein  ohne  Erhöhung  des  jähr- 
lichen Beitrags  in  einem  Käferwerk,  verfaßt 


von  Herrn  Edm,  Reütery  Kaiserl.  Rat,  Bedakteur 
der  Wiener  Entomoiogischen  Zeitung  in  Paskau, 
seine  bisherigen  Leistungen  noch  übertreffen.» 

9, 

Fr.  Seh«  in  A«  Das  Kraut  von  Polygonam 
dumetorum  L  —  Heckenknöterich,  ist  wie 
uns  Herr  Otto  Tunmann  freundUchst  mitteilt, 
zur  Zeit  nicht  im  Handel  zu  haben.  Zu  Ver- 
suchszwecken wurde  das  Kraut  in  der  Um- 
gebung von  Gera  besonders  gesammelt;  die  ge- 
sammelten etwa  20  kg  sind  verbraucht.  Vor 
kurzem  hatte  die  Kreuzapotheke  von  W.  hraü 
(Gera-Untermhaus)  noch  größere  Mengen,  die 
zu  Fluidextrakt  verarbeitet  werden  sollten. 
Vielleicht  ist  das  Kraut  dort  noch  zu  haben. 
Oaeeer  db  Loretx  beabsichtigen,  das  Kraut  im 
nächsten  Jahre  in  größerem  Maßstäbe  sanmieln 
zu  lassen. 


Tsriegn':  Dr.  A*  Betaeidtr,  Dretdea  und  Dr.  P.  Sifl  Dnidan-BlAMwits. 
VenntwortUtther  Ldtw:  Dr.  A«  Sehnelder,  Dresden. 
Im  BwAHhandul  dnnh  Jalini  Springer,  nvUn  H.,  MonUJoaplati  8. 
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964 


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Leiter  der  1  Dr.  Alfred  Schneider,  Diesden-A.  21;  Sohandauer  Str.  43. 
ZeitMhrlll:  J  Dr.  Paol  Süß,  Dresden-Blasewitz;  QustsT  Freytag-Str.  7. 

GeeehllftBBteUe:  Dresden-A.  21;  Schandauer  Straße  43. 


M^^ 


DresdoD,  22.  November  1906. 


wm^ 


Der  nenen  Folge  XXVII.    Jahrgang. 


XLvn* 

Jahrgang. 


Inludt:  Ghcml«  «nd  Pharm aole:  QaeckBüberehloridgehalt  and  die  ftntisepüsche  Wirkung  der  in  der  Kaiserl. 
Iffaiiue  gebrftuchlieben  Sublim aiTerbandstoiTe  rerscbiedenen  Alten.  —  Neue  ArsneimJtteL  —  Nachweis  Ton  Tar^ 
traten,  Citraten  und  Malaien.  -*  Neue  Reaktion  auf  mehnrertlge  Phenole.  —  Nahmsgamlttel-Chemle.  — >  Tliera- 

peatiaehe  Mitteiliioipeii.  —  Bflrheraehaii.  —  Versehledeii«  MitiellBiisen. 


Chemie  und  Pharmaciea 


Ueber  den 
QuecksUberchloridgelialt  und 
die   antiseptiBche  Wirkung   der 
in  der  Kaiser!.  Marine  gebräuch- 
lichen Sublimatverbandstoffe 
verschiedenen  Alters. 

Von  Dr.  Walter  Schmidt, 

Marine- Apotheker  beim  Sanitätsdepot  Wilhelms- 

hayen. 

Nachdem  im  Jahre  1886  die  anti- 
septischen (Sublimat-)  Verbandstoffe  bei 
der  Armee  eingeführt  worden  waren, 
ist  in  den  daranf  folgenden  Zeitab- 
schnitten eine  große  Anzahl  yon  Ab- 
handlungen erschienen,  yon  denen  sich 
die  Mehnsahl  einerseits  mit  der  HersteU- 
ung  dieses  Verbandmaterials^),  anderer- 
seits mit  den  yerschiedenen  Methoden 


1)  Bruherger:  Die  neue  Beilage  5,  §  63  d. 
Kr.  S.  0.  und  die  zukünftige  Gestaltung  der 
Eriegsantisepsis  Deutsohlands.  Deutsohe  iKUlitär- 
arztl.  Zeitschr.  1886,  Heft  7,  S.  303. 

2>.  u.  P. ;  Ueber  die  Bereitung  der  Sublimat- 


der  Wertbestimmung2)  des  darin  ent- 
haltenen Sublimats  beschäftigt.  Die 
schon  damals  bekannte  Tatsache,  daß 
der  Sublimatgehalt  in  den  antiseptischen 
Verbandstoffen  mit  deren  zunehmendem 
Alter  eine  stete  Abnahme  erfährt,  bleibt 
in  der  Mehrzahl  der  Abhandlungen  un- 
erwähnt, oder  findet  nur  allgemeine 
Berücksichtigung,  ohne  Zugrundelegung 
eines  genügenden  Zahlenmaterials! 

Eine  in  dieser  Hinsicht  erschienene, 
sehr    eingehende  Arbeit^)    befaßt   sich 

Verbandstoffe  nach  Beilage  5  d.  Kr.S.  0.  Deutsche 
Militärärztl.  Zeitschr.  1887,  8.  311. 

2)  Denner:  Zur  Bestimmung  des  Sublimats 
in  Verbandstoffen.  Pharm.  Centralh.  29  [1888 1, 
207. 

O.  Kaßner:  Zur  Bestimmung  des  Sublimats 
in  den  Verbandstoffen.  Pharm.  Centralh.  SSd 
[IhSS],  265. 

JET.  Beckurts :  Die  Wertbestimmung  der  Queck- 
silberchlorid-Verbandstoffe. Pharm.  Centralh.  30 
[1889],  179. 

3)  Link  und  Voatcinkel:  Ueber  Sublimat- Ver- 
bandstoffe. Pharm.  Centralh.  41  [1890],  253 
uüd  675. 


866 


mit  der  Ursache  der  Zersetzung  des 
Sublimats  und  der  Erkenntnis  der  aus 
diesem  entstehenden  neuen  QuecksUber- 
yerbindungeU;  ohne  näher  darauf  einzu- 
gehen, inwieweit  und  in  welcher  Zeit 
diese  Zersetzimg  stattfindet.  Soweit  mir 
bekannt,  finden  sich  lediglich  in  einer 
wenig  eingehenden  Arbeit^)  diesbezQg* 
liehe  Angaben,  denen  aber  nur  wenige 
Versuche  mit  einem  entweder  nur  Mo- 
nate oder  höchstens  2  bis  3  Jahre  alten 
Material  zu  gründe  gelegt  sind. 

Bis  zu  welchem  Grade  eine  Abnahme 
des  Sublimatgehalts  auch  nach  einer 
größeren  Anzahl  von  Jahren  und  bei 
einer  wenig  vorteilhaften  Aufbewahrung 
(unter  Eünfluß  von  Hitze  und  Feuchtig- 
keit usw.)  stattfindet,  darüber  fehlen 
bisher  n&here  Angaben,  eine  Erschein- 
ung, die  sich  wohl  aus  dem  Mangel 
eines  hierzu  geeigneten  Untersuchungs- 
materials erklären  läßt. 

Arbeiten  über  die  antiseptische  Wirk- 
ung der  Sublimatyerbandstoffe  im  all- 
gemeinen^), sind  bisher  vereinzelt  er- 
schienen, während  das  sehr  interessante 
Oebiet,  inwieweit  durch  die  Abnahme 
des  Quecksilberchlorid-Gehaltes  die  anti- 
septische Wirkung  der  Verbandstoffe 
herabgesetzt  oder  gänzlich  aufgehoben 
wird,  bisher  nur  in  einem  mir  bekannten 
Falle  Bearbeitung  gefunden  hat^).  Auch 
die  in  dieser  Abhandlung  genannten 
Angaben  stützen  sich  gleich  den  chem- 
ischen auf  Versuche  mit  einem  frisch 
hergestellten   oder  im  Höchstfalle   2V2 

-*)  M,  Haupt:  Quantitativer  Nachweis  über 
die  allmfthliche  Abnahme  deb  Sublimatgehaltes 
in   den   Verbandstoffen.     Pharm.   Gentralh.   29 

[1888],  457. 

^)  Sehlange:  lieber  sterile  Verbandstoffe.  Ar- 
beiten aus  der  ohirurgisohen  Klinik  der  Königl. 
Universität  Berlin.  Herausgegeben  von  E,  v. 
Bergmann,    3.  Teil. 

Laplace:  Saure  Sublimatlösung  als  desinfizier- 
endes Mittel  und  ihre  Verwendung  in  Verband- 
stoffen. Deutsche  Med.  Wochensohr.  1887,  Heft 
40,  Seite  866. 

Löffler :  Vortrag  über  Sublimat-Vorbandstoffe. 
Referat:  Deutsche  Militärärztl.  Zeitschr.  1887, 
Heft  7,  Seite  351. 

^)  Pfuhl:  Bakteriologische  Prüfung  der  anti- 
septischen  Wirksamkeit  der  für  den  Feidgebrauoh 
bestimmten  Sublimatverbandstoffe.  Deutsche 
Müitärarztl.  Ztschr.  1890,  Heft  4,  Seite  145. 


Jahre  alten  Material.  Ifi  einzebei 
Fällen  wurden  aach  auf  nat&rlichem 
Wege  im  Sablimatgehalt  zorfickgegan- 
gene  Verbandstoffe  durch  solche  zu  er- 
setzen gesucht;  die  von  yomherein  mit 
der  dem  erwünschten  niedrigeren  Sab- 
limatgehalt entsprechenden,  geringeren 
Menge  Quecksilberchlorid  imprSgiüert 
wurden.  Ein  solches  Verfahren  kuin 
meines  Erachtens  den  in  den  auf  natfir- 
lichem  Wege  im  Sublimatgdialt  zurflck- 
gegangenen  Verbandstoffen  g^benen 
Bedingungen  nicht  vollständig  ent- 
sprechen. Diese  enthalten  nämlich,  wie 
bereits  früher  und  auch  jetzt  von  mir 
gefunden  wurde,  neben  dem  noch  un- 
zersetzt  gebliebenen  Sublimat  noch  die 
dem  zersetzten  entsprechende  Menge 
Quecksilber  In  Form  wasserunlöslicher 
organischer  Verbindungen,  denen  unter 
Umständen  auch  antiseptische  Eigen- 
schaften zukommen  konnten. 

Wie  schon  JFywA/  erwähnt,  wider- 
sprechen sich  die  Ergebnisse  der  ange- 
fahrten Arbeiten  nicht  unwesentlich. 
Während  nämlich  Schlange  und  Laplace 
die  antiseptische  Wirkung  derauf  Wan- 
den gebrachten  Sublimatverbandstoffe  in 
Frage  und  sogar  in  Abrede  stellen, 
treten  die  übrigen  AutoroD,  einen  be- 
stimmten Sublimatgehalt  vorausgesetzt, 
auf  grund  ihrer  Versuche  ffir  eine  solche 
ein.  Die  negativen  Resultate  obiger 
Autoren  dürften  wie  Laplace  bei  seinen 
Untersuchungen  später  auch  selbst  fest- 
gestellt hat,  durchgängig  darauf  zorfick- 
zuführen  sein,  daß  es  sich  bei  den 
untersuchten  Verbandstoffen  um  k&nf- 
liche  handelte,  die  jedenfalls  neben  dem 
Sublimat  kein  Kochsalz  enthielten.  Be- 
kanntlich bilden  sich  ohne  Zusatz  des 
letzteren  aus  Sublimat  und  den  Eiweiß* 
körpem  der  Nährflüssigkeit  unlösliche 
Quecksilberalbuminate,  die  jede  anti- 
septische Wirkung  aufheben.  Diese 
Fällung  des  Sublimats  tritt  aber  nicht 
ein,  sobald  Eochsahs  oder  eine  Säure  in 
der  Flüssigkeit  enthalten  ist^). 

Wie  wohl  selten  anderswo  bietet  sich 
in  einem  Marine-Sanitätsdepot  Gfelegen* 

7)  Lühbert  und  A.  Sehneider:  Ueber  Queok- 
silberalbamiaatimdKoohsali-QaeokBilbersabliiittt- 

Verband.    Pharm.  Centralh.  29  [1888],  165. 


967 


heit,  antiseptische  Verbandstoffe  aller 
Jahrgänge  za  sammeln.  Das  hier  bei 
Außerdienststellungen  usw.  zuräckge- 
gebene  Verbandmaterial  hat  zum  teil 
jahrelang  sehr  wenig  vorteilhafte  Auf- 
bewahrnng  gefanden.  Einerseits  haben 
sich  die  außer  Dienst  stellenden  Schiffe 
oft  sehr  lange  in  den  gemäßigten,  sub- 
tropischen und  tropischen  Zonen  auf- 
gehalten, wodurch  die  Verbandstoffe  den 
verschiedensten  klimatischen  Verhält- 
nissen ausgesetzt  gewesen  sind,  anderer- 
seits ist  auch  an  Bord  selbst  eine  vor- 
teilhafte Aufbewahrung  in  vielen  Fällen 
nicht  zu  ermöglichen.  Bisweilen  herrscht 
in  den  zur  Aufbewahrung  dienenden 
Räumen  ziemlich  hohe  Temperatur,  in 
anderen  Fällen  ist  es  wieder  die  Feuchtig- 
keit, unter  der,  wie  zahlreiche  hier 
wieder  abgegebene  Pakete  beweisen, 
besonders  die  Packung,  aber  auch  das 
Verbandmaterial  selbst  leidet. 

Ich  stellte  mir  die  Aufgabe,  eine  ge- 
nügende Menge  antiseptischer  Verband- 
stoffe, insonderheit  solche,  die  unter 
möglichst  ungfinstigen  Bedingungen  auf- 
bewahrt worden  waren,  zu  sammeln, 
um  sie  auf  ihren  Sublimatgehalt  und 
darauf  auf  ihre  antiseptische  Wirksam- 
keit hin  zu  untersuchen.  Entsprechend 
diesen  Prüfungen  zerfallen  die  in  Nach- 
stehendem beschriebenen  Versuche  in 
chemische  und  bakteriologische,  von 
denen  ich  zunächst  die  ersteren  ein- 
gehend behandeln  möchte. 

L  Chemischer  Teil. 

Von  den  zahlreichen  Vorschlägen,  die 
zur  Bestimmung  des  Sublimatgehaltes 
in  antiseptischen  Verbandstoffen  gemacht 
worden  sind,  und  teils  auf  gewichts-, 
teils  auf  maßanalytischen  Methoden  be- 
ruhen, gelangt  jetzt  fast  allgemein  das 
von  Denner  zuerst  vorgeschlagene  Ver- 
fahren zur  Anwendung,  da  es  neben 
dem  VorzugTgroßer  Genauigkeit  noch 
den  besitzt,  in  verhältnismäßig  kurzer 
Zeit  ausführbar  zu  sein. 

Vntersuoliungsgang.  Die  wesentlich- 
sten Punkte  dieser  in  der  Original-Ab- 
handlung^) sehricingehend  beschriebenen 
Methode  sind  folgende: 

8)  Pharm.  CentrallL.  29  [1888],  207. 


Eine  gewogene  Menge  des  zu  unter- 
suchenden Verbandstoffes  wird  mit  einem 
bekannten  Volumen  0,7proc.  physiolog- 
ischer heißer  Kochsalzlösung  ausgelaugt 
und  darauf  in  einem  gewissen  Teil  der 
abflltrierten  Flüssigkeit  nach  schwachem 
Ansäuern  das  Sublimat  mit  Schwefel- 
wasserstoff als  Seh  wefelquecksilber  nieder- 
geschlagen. Hierauf  erhitzt  man  zum 
Sieden  und  trennt  den  Niederschlag 
mittels  Filtration  durch  Watte  von  der 
überstehenden  Flüssigkeit.  Nach  ge- 
nügendßm  Auswaschen  wird  das  Schwefel- 
quecksilber samt  Watte  in  einen  mit 
Glasstöpsel  versehenen  Erlenmeyer^ sehen 
Kolben  gebracht  und  nach  Zusatz  von 
einigen  ccm  Schwefelkohlenstoff  mit 
einer  überschüssigen,  genau  bekannten 
Menge  Vi  o'Normal- Jodlösung  übergössen. 
Es  setzen  sich  dabei  je  1  Mol.  Schwefel- 
quecksilber mit  2  Atomen  Jod  unter 
Freiwerden  von  Schwefel  und  Bildung 
von  Jodquecksilber  unmittelbar  um.  Der 
Schwefel  wird  durch  den  Schwefelkohlen- 
stoff gelöst,  während  das  Jodquecksilber 
mit  Kaliumjodid  die  lösliche  Verbindung 
HgJ2 .  KJ  eingeht.  Die  im  Ueberschuß 
zugesetzte  Vi  o*  Normal- Jodlösung  wird 
mitVio-Normal-Natriumthiosulfat-Lösung 
zurücktitriert  und  aus  der  Anzahl  der 
zur  Umsetzung  des  Schwiefelquecksilbers 
verbrauchten  ccm  Jodlösung  durch  Multi- 
plikation mit  0,01355  die  Menge 
des  in  dem  untersuchten  Teil  der 
Flüssigkeit  gelöst  gewesenen  Sublimats 
gefunden. 

Auch  ich  bediente  mich  bei  meinen 
Bestimmungen,  abgesehen  von  kleinen 
Abweichungen  der  vorstehenden  Methode. 
Entsprechend  den  Angaben  von  Link 
und  Vosvrinkel  (1.  c.)  benutzte  ich  nicht 
heiße,  sondern  kalte  Kochsalzlösung. 
Die  beiden  Autoren  haben  nämlich  ge- 
funden, daß  beim  Auslaugen  mit  heißer 
Kochsalzlösung  weniger  Sublimat  in 
Lösung  geht,  als  dies  mit  kalter  der 
Fall  ist.  Die  von  den  gleichen  Autoren 
gefundene  Erscheinung,  daß  nach  einer 
sehr  kurzen  Auslaugungsdauer  mehr 
Sublimat  gelöst  werde,  als  nach  einer 
längeren,  konnte  ich,  wie  aus  nach- 
stehenden Versuchen  hervorgeht,  nich 
beobachten : 


968 


2.  MoU     »  2 

»  48 

3.  Wfttte   »  2 

>  48 


1.  Mull  nach  28tÜDdigeiii  AuBziehen  1,42  Prom. 
>  24        »  >         1,49      »     j 

»  0,88  .  I 
0,88  »  , 
2,64  »  ' 
2,70      »      . 

Durchschnittlich  ließ  ich  die  Verband- 1 
gtoffe  nnter  öfterem  Umschfitteln  etwa 
6  Standen  ansziehen.  Vor  dem  Ab-  { 
filtrieren  gebrauchte  ich  die  Vorsicht, 
sie  mit  einem  Holzstab  innerhalb  der 
LOsangsflfissigkeit  stark  durchzupressen, 
damit  die  etwa  an  verschiedenen  Stellen 
verschieden  starke  Flüssigkeit  gleich- 
mäßig verteilt  wurde.  Endlich  ist  noch 
zu  erwähnen,  daß  ich  anstelle  der  von 
Denner  zum  Abfiltrieren  des  Schwefel- 
quecksilbers benutzten  Watte  ein  kleines 
Filter  anwandte.  In  manchen  Fällen 
nändich,  insonderheit  bei  Verbandstoffen 
mit  sehr  zurfickgegangenem  Sublimat- 
gehalt ist  der  Schwefelqnecksilbemieder- 
schlag  selbst  nach  dem  Kochen  in  der 
FäUungsfiflssigkeit  noch  derartig  fein 
verteilt,  daß  er  mit  Watte  allein  nicht 
getrennt  werden  kann.  Aach  ich  brachte, 
nachdem  ich  mich  überzeugt,  daß  eine 
Beeinflussung  des  Untersuchungsergeb- 
nisses  dadurch  nicht  erfolgt,  den  Nieder- 
schlag mit  Filter  in  den  zur  Titration 
unmittelbar  zu  verwendenden  Kolben. 

Sublimatgehalt  im  Inneren  und  Aeafieren 

der  Pakete. 

Die  sämtlichen  von  mir  untersuchten 
Verbandstoffe  befanden  sich  in  Preß- 
paketen, deren  Packung,  wie  aus  nach- 
stehender Tabelle  zu  ersehen  ist,  zum 
Teil  durch  äußere  Einflüsse  stark  ge- 
litten hatte. 

Ursprünglich  stellte  ich  den  Sublimat- 
gehalt sowohl  in  den  äußeren,  unmittel- 
bar unter  dem  Pergamentpapier  liegen- 
den Schichten,  als  auch  in  denen  des 
Paketinneren  fest,  begnügte  mich  aber 
später  in  der  Hauptsache  mit  der  Un- 
tersuchung der  letzteren,  nachdem  ich 
des  öfteren  festgestellt  hatte,  daß  ein 
wesentlicher  Unterschied  im  Sublimat- 
gehalt an  den  genannten  Stellen  in  der 
Regel  nur  dann  vorhanden  ist,  wenn 
die  Umhüllung  entweder  durch  Aus- 
bleichen, Feuchtwerden  oder  andere 
äußere  Einflüsse  stark  gelitten  hatte. 
Geringe  Differenzen,  bis  etwa  0,5  Prom. ' 


können  sich  stets  zeigen.  Diese  Er- 
scheinung kann  aber  nicht  in  allen 
Fällen  unbedingt  auf  eine  weniger  gün- 
stige Lagerung  im  Paketäußeren  zurück- 
geführt werden,  vielmehr  ist  bei  fast 
allen  antiseptischen  Verbandstoffen  der 
Sublimatgehalt  an  verschiedenen  Stellen 
ein  etwa  in  der  genannten  Grenze 
schwankender.  Dies  ist  hauptsächlich 
darauf  zurückzuführen,  daß  in  den  nach 
dem  Imprägnieren  zum  Austrocknen  auf- 
gehangenen Stoffen  ein  wenn  audi  nur 
geringer  Teil  der  Imprägnienmgsflüssig- 
keit  nach  den  tiefer  gelegenen  Stellen 
zieht,  die  somit  nach  dem  später  er- 
folgenden vollständigen  Austrocknen  ent- 
sprechend sublimatreicher  sein  müssen. 
Insonderheit  gilt  dies  von  der  Watte, 
bei  der  ich  in  einzelnen  Fällen  ganz 
erhebliche  Differenzen  in  einem  Stück 
feststellen  konnte. 

Besprechungen  der  in  den  Tabellen  an- 
geführten Untersuchungsbefunde. 

Wenngleich  sich  der  ursprüngliche 
Sublimatgehalt  der  in  nachstehenden  Ta- 
bellen aufgeführten  Verbandstoffe  meiner 
Kenntnis  entzieht,  so  ist  doch  mit  ziem- 
licher Sicherheit  anzunehmen,  daß  dieser 
der  normale  gewesen  ist  und  mitbin 
etwa  3  bis  4  Prom.  betrug.  Sämtliche 
untersuchten  Pakete  sind  nämlich  noch, 
wie  bei  den  meisten  auch  schon  aas 
der  Aufschrift  ersichtlich  ist,  entsprechend 
dem  früheren  Gebrauch  in  den  damaligen 
Schiffslazarett-Depots  selbst  hergestellt 
worden.  Diese  Herstellung  erfolgte  so- 
wohl in  Wilhelmshaven  als  auch  in  Kiel 
unter  steter  Aufsicht  und  von  einge- 
arbeitetem und  geschultem  Personal, 
wodurch  meines  Erachtens  für  eine  rich- 
tige Zusammensetzung  genügend  Sicher- 
heit geboten  ist. 

1.  Watten.  Beim  Ueberblicken  der 
nachstehenden  Tabelle  tritt  am  auffallend- 
sten die  Erscheinung  in  d^n  Vorder- 
grund, daß  die  antiseptischen 
Watten  bei  weitem  besser  ihren 
Sublimatgehalt  bewahren,  als 
diesbeiden  antiseptischen 
Müllen  der  Fall  ist.  Während  Mnll 
fast  durchgängig  bereits  nach  7  jähriger 
Lagerung  nur  noch  einen  Sublimatgehalt 


969 
A.  Molle. 


Jahr 
der 
An- 
fertig. 


Art 

der 

Ver- 

paok- 

nng 


Aeai3eres  Anasehen  der 
Packung 


Snblimat- 

gehalt  pro 

mille 

Innen  !  Außen 


Menge  des 

naohweiflb. 

Hg,  be- 

rechnet 

auf  HgOi« 


Nachweisbarer 
Verbleib 


1 

1890 

20  m 

2 

1891 

5  m 

3 

1891 

5  m 

4 

1891 

6  m 

5 

1891 

5  m 

6 

1894 

5  m 

7 

1894 

5  m 

8 

1894 

5  m 

9 

1894 

5  m 

10 

1894 

20  m 

11 

1894 

5  m 

12 

1894 

20  m 

13 

1894 

6  m 

14 

1897 

5  m 

15 

1898 

20  m 

16 

1898 

20  m 

17 

1898 

20  m 

18 

1899 

20  m 

19 

1899 

20  m 

20 

1900 

5  m 

21 

1901 

20  m 

22 

1902 

20  m 

Papier  stark  gebleicht  zum 
teil  zerrissen  und  sehr 
schmutzig.  Mull  äußerst 
unscheinbar. 

gut  erhalten,  xmverletzt 


desgleichen 

desgleichen 

Unscheinbar, 
zum  teil  verletzt 

gut  erhalten,  unverletzt 

sehr  unansehnlich,  auBen 
schimmlioh,  scheinbar 
feucht  gewesen,  unver- 
letzt 

Papier  vollständig  ver- 
bleicht ,  Packung  er- 
halten 


zum  teil  verletzt  und 
stark  gebleicht 

etwas  lose,  aber  gut  er- 
halten 

unverletzt,  zum  teil  ge- 
bleicht 

Unverletzt 

unverletzt ,  aber  stark 
schimmlig 

unverletit ,  feucht  ge- 
wesen, Papier  hat  s&k 
abgefärbt 

gut  erhalten 

gut  erhalten 

zum  teil  verletzt 

gut  erhalten 

gut  erhalten 

gut  erhalten 

gut  erhalten 

gut  erhalten 


0,47 


1,22 

0,68 
0,8S 
0,74 

1,42 
1,02 


0,07 


0,20 
0,47 
1,49 
0,34 
0,95 
0,90 

0,61 
0,95 
0,88 
1,35 
1,08 
2,30 
1,36 
1,49 


0,24 


Quan- 
titativ 
nicht 
nach- 
weis- 
bare 
Spuren 


0,81 


1,22 


284 


2,02 


Anfang  der  90  er  Jahre 
2  Jahre  zu  Versuchs- 
zwecken an  Bord,  seit- 
her im  Sanitätsdepot 

dauernd  an  Bord  (Tor- 
nister) 

desgleichen 

unbekannt 

unbekannt 

desgleichen 
desgleichen 


etwa  5  Jahre  an  Bord 
(Tornister) 


desgleichen 

dauernd  an  Bord  (Tor- 
nister) 

unbekannt 


dauernd  an  Bord  (Tor- 
nister) 

unbekannt 


unbekannt 

unbekannt 
unbekannt 
unbekannt 
unbekannt 
unbekannt 
unbekannt 
unbekannt 
unbekannt 


970 


B.  Watten. 


«■ 


& 


Jahr 

der 
An- 
fertig. 


Art 
der 
Ver- 
pack- 
ung 


Aeußeies  Aussehen  der 
Packung 


Sablimat- 

gehalt  pro 

mille 

Innen  1  AnCen 


Menge  des 

nachweisb. 

Hg,  be- 

rechnet 

aofHgCl^ 


Nachweisbarer 
Verbleib 


2 
3 
4 
5 

6 

7 

8 
9 


10 

11 

12 

13 
14 
16 
Ib 
17 
18 


180O 


1891 
1891 
1891 
1894 

1894 
1894 

1894 

1894 


1894 

1894 

1897 

1897 
1897 
1899 
1900 
1900 
1901 


500  g 


125  g 

126  g 
125  g 
125  g 

125  g 
125  g 

125  g 

125  g 

125  g 

125  g 

500  g 

500  g 
125  g 
500  g 
125  g 
500  g 
500g 


äußere  Umhüllung  zum 
teil  verloren,  Farbstoff 
der  "Watte  zerstört, 
äußerst  unscheinbar 

gut  erhalten 

gut  erhalten 

gut  erhalten 

stark  gebleicht,  scheinbar 
feucht  gewesen 

außen  sehr  stark  gebleicht 

gut  erhalten,  feucht  ge- 
wesen 

stark  gebleicht,  zum  teil 
verletzt 

sehr  unscheinbar,  feucht 
geworden,  Papier  abge- 
färbt, unverletzt 

sehr  unscheinbar,  scbimm- 
lich,  aber  unverletzt 

Unscheinbar,  unverletzt, 
schimmlich 

nicht  gebleicht ,  außen 
schiimnlich,  unverletzt 

i 

gut  erhalten 
gut  erhalten 
gut  erhalten 
gut  erhalten 
gut  erhalten 
gut  erhalten 


0,95 

0,14 

2,57 

2,10 

• 

2,10 

— 

2,23 

— 

1,08 

0,44 

0,54 

0,34 

0,61 

— 

0,41 

— 

1,42 

— 

2,26 

— 

1,16 

— 

1,60 

— 

2,17 

11,64 

— 

2,57 

— 

2,37 

— 

3,93 

— 

2,57 

2,4 

3,00  prom. 


Anfang  der  90  er  Jahre 
2  Jahre  zu  Versuchs- 
zwecken an  Bord,  seit- 
her im  Sanitätsdepot 

dauernd  an  Bord  (Tor- 
nister) 

desgleichen 

d.  sgieichen 

etwa  5  Jahre  an  Bord 
(Tomif^r) 

deegleichen 

desgleichen 

desgleichen 

unbekannt 


bis  etwa  1  Prom.  aufweist,  enthalten 
selbst  die  ältesten  untersuchten  Watten 
in  der  Mehrzahl  noch  mindestens  1,5 
Prom.,  meist  sogar  über  2  Prom.  Sub> 
limat,  abgesehen  von  Paketen,  die  durch 
besonders  ungünstige  Lagerungsverhält- 
nisse sehr   stark  gelitten  hatten,   wie 


desgleicbeo 

desgleichen 

desgleichen 

desglaicheD 
desgleichen 
desgieiGhen 
desgleichen 
desgleichen 
desgleichen 


z.  B.  B.  l,  6,  7,  8.  B.  1  betend  sich 
in  einem  cjfiir  Versuchszwecke»  signierten 
Paket  2  Jahre  an  Bord  der  seinerzeit 
in  den  afrikanischen  Gewässern  befind- 
lichen «Hyäne»  und  lagerte  nach  dem 
bis  jetzt  (etwa  13  Jahre)  mit  fast  yoll- 
ständig  zerstörter  [JmhUlang  in  einem 


971 


Schrank  des  hiesigen  Laboratoriums, 
so  daß  die  Watte  bei  Vornahme 
der  Untersuchungen  ein  Äußerlich  ziem- 
Kch  schmutziges  und  gebleichtes  Aus- 
sehen besaß.  Die  in  ihrem  Sublimat- 
gehalt gleichfalls  sehr  weit  zurückgegan- 
genen Watten  B  6,  6,  7,  8  entstammen 
Paketen,  die  etwa  5  Jahre  lang  an  Bord 
und  zwar  zeitweise  auch  im  Auslände 
gewesen  waren;  sie  wurden  hierbei 
ofiEenbar  an  feuchten  Orten  aufbewahrt, 
denn  ihre  Umhüllung  erwies  sich  meist 
sehr  gebleicht  und  stellenweise  auch 
verletzt. 

Ein  wesentlich  anderes  Ergebnis  zeigt 
die  Untersuchung  von  Wattepaketen, 
die  gleichfalls  viele  Jahre  lang,  aber 
unter  gfinstigeren  äußeren  VerhUtnlssen 
an  Bord  gelagert  hatten;  die  UmhfiU- 
ongen  waren  sehr  gut  erhalten,  und 
die  in  ihnen  aufbewahrten  Watten  ent- 
hielten trotz  ihres  hohen  Alters  noch 
sämtlich  Ober  2  Prom.  Sublimat. 

2.  Mulle.  Das  im  Vorstehenden  über 
die  Watten  Qesagte  gilt  im  allgemeinen 
auch  für  die  Mulle,  mit  dem  bereits 
erwähnten  Unterschiede,  daß  hier  das 
Zurückgehen  des  Sublimatgehaltes  in 
stärkerem  Maße,  durchschnittlich  bis  zu 
einem  Mindestgehalt  von  etwa  0,8  bis 
0,5  Prom.  stattfindet.  Auffallend  ist 
hierbei  besonders  noch  die  Erscheinung, 
daß  die  Abnahme  in  erster  Linie  in 
den  ersten  6  Jahren,  etwa  bis  zu  einem 
Gehalt  von  1  Prom.  verhältnismäßig 
schnell  vor  sich  geht,  um  späterhin 
dann  nur  noch  sehr  langsam  fortzu- 
schreiten^ und  erst  nach  langer  Zeit, 
falls  nicht  sehr  ungünstige  Verhältnisse 
vorliegen,  die  oben  genannte  Mindest- 
zaU  zu  erreichen.  Besonderes  Interesse 
bieten  MuUe  A  8,  der  in  den  an  der 
Außenfläche  gelegenen  Teilen  quantitativ 
bestimmbare  Menge  Sublimat  überhaupt 
nicht  mehr  enthielt,  sowie  A  1,  in  wel- 
chem trotz  der  sehr  ungünstigen  Lager- 
ung (wie  B  1)  noch  0,24  bis  0,47  Prom. 
Sublimat  zu  finden  war. 

üeber  die  Art  der  ümsetznngsprodukte 

des  Sublimat. 
Was  die  Ursache  der  in  Vorstehen- 
dem   besprochenen    Abnahme    des 


Snblimatgehaltes  in  den  anti- 
septischen Verbandstoffen  anlangt,  so  ist 
über  dieses  Gebiet  bereits  sehr  viel 
geschrieben  worden,  besonders  eingehend 
von  Link  und  Vosioinkd  (1.  c).  Wäh- 
rend man  früher  an  eine  unmittelbare 
Reduktion  des  Sublimat  zu  Ealomel 
glaubte,  nahm  man  später  an,  daß  sich 
das  im  Sublimat  enthaltene  Quecksilber 
mit  der  Zellulose  oder  deren  Bestand- 
teilen zu  komplizierten  Verbindungen 
organischer  Natur  umsetze,  'wodurch 
eine  Art  Beizung  der  Zellulose  statt- 
fände. Diese  Anschauung  vertraten 
auch  die  genannten  zwei  Autoren,  welche 
an  der  Hand  eingehender  Untersuch- 
ungen gefunden  haben,  daß  hauptsäch- 
lich der  in  der  Zellulose  en^altene 
Holzgummi  als  Ursache  der  Bildung 
solcher  Verbindungen  anzusehen  ist, 
«indem  nämlich  Holigummi  mit  Sublimat 
Xylose  und  andere  noch  nicht  scharf 
charakterisierte,  organische  Umsetzungs- 
produkte liefert,  die  sowohl  mit  Queck- 
silberchlorid als  auch  mit  Quecksilber- 
chlorür  Verbindungen  eingehen.» 

Mir  stand  nicht  genügend  Zeit  zur 
Verfügung,  um  auch  auf  dieses  Gtebiet 
näher  eingehen  zu  können,  weshalb  ich 
mich  mit  der  Vornahme  einzelner  für 
die  Zwecke  meiner  Arbeit  wesentlicher 
Versudie  begnügen  mußte.  Zunächst 
überzeugte  ich  mich,  ob  in  den  Verband- 
stoffen mit  sehr  weit  zurückgegangenem 
Sublimatgehalt,  die  dem  ursprünglichen 
normalen  Gehalt  entsprechende  Menge 
Quecksilber  nachzuweisen  war,  indem  ich 
durch  Einleiten  von  Chlor  die  organ- 
ischen Quecksilberverbindangen  inQueck- 
silberchlorid überführte,  dieses  aus  der 
erhaltenen  Lösung  mit  Schwefelwasser- 
stoff ausfällte  und  die  Menge  des  er- 
erhaltenen Schwefelquecksilbers  auf  Sub- 
limat umrechnete,  das  Ergebnis  war 
folgendes : 

Nachweisbarer 
Nr.  des  Durschnitt-      Queoksilbergehalt 

Verband-  Hoher  Sub-         auf  Sabliüiat 

Stoffes  limatgehalt  '         berechnet 


A  1 
A  8 
B  1 


0,35  Prom. 
0,07      » 
0,56      » 


2,84  Prom. 
2,02      » 
3,00      » 


972 


XTeber  die  Eigeaschaftea  der  ümeetzangs- 

produkte. 

Weiterhin  yersnchte  ich  noch  fest- 
zustellen, ob  die  in  Rede  stehenden 
Umsetznngsprodukte  wasserlöslich  sind, 
und  ob  sich  aus  ihnen  das  Quecksilber 
mit  Schwefelwasserstoff  unmittelbar 
niederschlagen  läßt.  Zu  diesem  Zweck 
wurden  je  50  g  Mull  (A  1)  und  Watte 
(B  1)  mit  Wasser  ausgelaugt  und  aus 
einem  gewissen  Teil  des  Filtrats  das  in 
Lösung  gegangene  Sublimat  mit  Schwefel- 
wasserstoff gefällt.  Das  alsdann  nach 
dem  Abfiltrieren  des  ausgeschiedenen 
Schwefelquecksilbers  erhaltene  Filtrat 
wurde  nun  in  der  Kälte  und  Hitze  mit 
Chlor  behandelt  und  nach  dem  Verjagen 
des  Chlors  mit  Schwefelwasserstoff  aber- 
mals gesättigt.  Es  trat  kein  Nieder- 
schlag auf,  woraus  hervorgeht,  daß 
die  ümsetzungsprodukte  inWasser 
nicht  löslich  sind.  Die  oben  ver- 
bliebenen je  60  g  der  nachträglich'uoch 
vollständig  ausgewaschenen  Verband- 
stoffe bleiben  im  Schwefelwasserstoff- 
strom unverändert,  zeigen  aber  ein- 
gehende Schwärzung,  nachdem  sie  vor- 
her mit  Chlor  behandelt  worden  waren. 
Die  Umsetzungsprodukte  des  Sublimat 
sind  somit  nicht  nur  wasserunlöslich, 
sondern  auch  mit  Schwefelwasserstoff 
nicht  unmittelbar  zu  fällen,  zwei  Eigen- 
schaften, deren  Kenntnis  namentlich  fflr 
den  bakteriologischen  Teil  dieser  Arbeit 
von  Wichtigkeit  ist. 

Endlich  bleibt  noch  zu  erwähnen,  daß 
ich  auf  mikrochemischem  Qebiete 
Reaktionen  mit  Verbandstoffen  ver- 
schiedenen Alters  vorgenommen  habe, 
jedoch  erwähnenswerte  Erfolge  nicht 
erzielen  konnte. 

(Schluß  folgt) 


Neue  ArameimitteL 

Bellmaan's  Sohutikörper  enthält  als 
wirksame  Körper  in  jedem  Stttok  0,5  g 
Borsäure,  0,15  g  Alsol  und  0,01  g  Salz- 
säure. Kakaoöl  oder  ein  anderes  Fett  ist 
zur  Herstellung  nicht  verwendet  worden. 
Anwendung:  zur  Verhütung  der  Empfäng- 
nis nnd  von  Gesohleehtskrankheiten.  Bezugs- 
quelle: Stephan,  Stresemann  und  Zielke 
in  Dresden-A.  und  Erfurt. 


Isn  und  nicht  Jon  (Pharm.  CentraUL47 
[1906],  951)  nennt  Opfermann,  Aadien 
sem  ^isenoxydulsaoeharat 

Aosaplast  nennt  Oeorg  KÜhUg  m  Bfleke- 
bürg  ein  auf  Rosa- Gretonne  gestricfaeneB 
weißes  Zinkkautsohukpflaster. 

Tuberkulinin  gewann  M,  O.  Ba/ndran 
nach  Rev.  de  Therapeut  1906,  1.  Sept, 
indem  er  Tuberkelbazillen,  nachdem  er  sie 
lange  mit  kaltem  Wasser  gewasehen  und 
mit  ausgeglühtem  Sand  zerrieben  hatte^  mit 
denselben  Lösungsmitteln  nnd  auf  die  gleidie 
Weise  auszog,  wie  dies  hA  der  Gewinnung 
des  Ergotinm  der  FaU  ist  (Essigäther)  ab 
mikroskopisdi  feine  Nadeln.  Diese  and  in 
Alkohol,  Aether  sowie  Chloroform  IMoh 
und  geben  die  Alkaloidreaktion.  Die  er- 
haltene Menge  betrug  0,06  bis  0,1  pGt 
Das  Tuberkulinin  verhftlt  sich  wie  eme  Baie 
und  gibt  mit  Minerals&uren  deren  Sake,  die 
sich  in  Wasser  IQsen,  während  es  mit  or- 
ganischen Säuren  haltbare  Lösungen  liefert 
Löst  man  ein  wenig  TuberkuUnin  in  wenig 
Aether  und  fflgt  salpeterhaltige  Sdiwefel- 
säure  zu,  so  erhält  man  eine  rote,  später  in 
Violett  Übergehende  Färbung.  Tuberknünin 
in  Mengen  von  0,0008  g  Meersehwemehen 
von  mittlerer  Größe  eingespritzt,  tötete  diese 
innerhalb  8  bis  15  Tagen,  ohne  daß 
wesentliche  Veränderungen  der  Organe  so 
erkennen  waren,  außer  einer  Hyperämie  der 
Niere  und  Nebennieren.  Dieselbe  Menge 
tötete  tuberkulöse  Tiere  während  12  bis  18 
Stunden.  Durch  Behandlung  des  Tuberkolinin 
mit  Caldumpermanganat  gewann  Ver&aKr 
em  Antitnberkuiinin,  das^  wie  dnrdi 
Tierversuche  festgestellt  wurde,  die  Tober- 
kulininvergiftung  aufhob.  Tiere^  denen  Ba- 
zillen der  Menschen-  bezw.  Rind^rtnberknloie 
eingespritzt  und  welche  dementq>rechend  er- 
krankt waren,  erhielten  jede  Woche  eme  Ein- 
spritzung von  1  ocm  Antituberkulinin.  Im  Ver- 
lauf von  drei  Wochen  begannen  die  Krank- 
heitserscheinungen zu  verschwinden  und  naeb 
8  Monaten  zeigten  sich  die  Tiere  gesund 
oder  besaßen  nur  geringfügige  Schäden  in 
der  Leber.  Die  Einspritzung  wird  eehr 
gut  vertragen  und  veranlaßt  niemab  eine 
Temperatursteigerung,  eher  eine  Herabseti- 
ung  derselben.  Venuebe  an  sich  selbst 
zeigten,  daß  die  Eins{HJtzungen  scfamenloB 
und  vöUig  harmlos  sind,  selbst  bei  Wieder 
bolungen  in  mehreren  Wochen.      H,  Mentxei, 


973 


Nachweis  von  Tartraten, 
Citraten  und  Malaten. 

Gelegentlich  seiner  Arbeiten  fiber  die 
Trennung  von  Nickel  and  Kobalt  machte 
Tocher  emige  interessante  Beobachtungen; 
die  zu  folgenden  Unterscheidungen  führten. 
Beim  Kochen  einer  alkalischen  Kobalt- 
tartratlösung  entsteht  eine  tiefblaue  Färb- 
ung, die  beim  Abkühlen  d^r  Lösung  ver- 
schwindet und  beun  Erwärmen  wieder  er- 
scheint. Setzt  man  aber  überschüssiges 
Alkali  zu  einer  Mischung  von  Alkali ci trat 
und  KobaltsalZy  so  entsteht  sofort  eine  tief- 
blaue Lösung.  Mit  Brechweinstein  gibt 
alkalische  Kobaltsalzlösung  sofort  bei  ge 
wohnlicher  Temperatur  eine  tiefblaue  Färb- 
ung wie  bei  den  Citraten;  Verfasser  sieht 
hierin  mit  eine  Stütze  dafür,  daß  der  B  r  e  c  h  - 
Weinstein  kein  Tartrat,  sondern  Ka- 
liumtartrantimoniat  ist. 

Das  Verhalten  der  anorganischen 
Säuren  gegenüber  dem  alkalischen  Kobalt- 
reagens hatte  in  keinem  Falle  Aehnliohkeit 
mit  den  Reaktionen  der  Weinsäure  und 
Zitronensäure.  Die  tiefblauen  Kobalt- 
silikate  werden  beim  Kochen  mit  Alkali 
purpurrot;  die  blauen  Kobaltphosphate 
bilden  mit  konzentrierter  Natriumkarbonat- 
lösung eine  weißliche  gelatinöse  Masse. 
Kobalt  Cyanide  werden  etwas  dunkler  rot 
und  geben  eine  gefärbte  Lösung.  Ammonium- 
persulfat  und  Kaliumpermanganat 
geben  beide  einen  schwarzen  schuppigen 
Niederschlag  von  Kobalti-Kobaltooxyd.  Die 
Reaktion  bei  Zusatz  überschüssiger  Alkali- 
löeung  zu  anorganischen  Kobaltsalzen  besteht 
in  der  Abscheidung  des  blauen  Hydrates, 
das  beim  Schüttein  oder  Kochen  die  Farbe 
verschieden  verändert.  Das  Verhalten  von 
Essigsäure,  Oxalsäure,  Bemsteinsäure,  Ameisen- 
säure, Baldriansäure,  Benzoösänre,  Salicyl- 
säure  und  Miichsäare  war  dem  der  anorgan- 
isdien  Säuren  ähnlich;  sie  gaben  alle  anf 
Zusatz  von  Alkali  und  Kobaltsalzen  einen 
bläulichen  Niederschlag.  Gallussäure,  Gerb- 
säure und  Karbolsäure  gaben  eine  purpnme 
Lösung,  einen  weinroten  bezw.  grünlichen 
Niederschlag.  Apfelsäure  verhält  sich  wie 
Zitronensäure.  Die  eigenartige  Reaktion 
der  Weinsäure,  Zitronensäure  und 
Apfelsäure  gegenüber  Kobaltsalzen 
und  Alkalien   scheint  zu  den  Hydroxyl- 


gruppen der  Säuren  in  Beziehung  zu  stehen, 
wird  aber  nicht  durch  die  Asymmetrie  der 
Moleküle  beemflußt. 

Kurz  zusammengefaßt  ergibt  sich  für  den 
Nachweis  von  Tartraten,  Citraten 
und  Malaten  folgendes:  Beim  Erhitzen 
mit  konzentrierter  Schwefelsäure  liefert  Wein- 
säure eine  verkohlte  Masse,  Zitronensäure 
eine  gelbliche  Lösung,  Apfelsäure  eine  dunkle 
Lösang.  Setzt  man  einige  ocm  Kobalt- 
nitratlösung und  darauf  überschüssige  Na- 
tronlauge zu  einer  Weinsäurelösung,  so  ent- 
steht zunächst  eine  rote  Lösung,  die  mit 
Natronlauge  farblos  wird,  sich  aber  beim 
Kochen  tiefblau  färbt  und  beim  Abkühlen 
wieder  verblaßt.  Zitronensäure  gibt  unter 
den  gleichen  Bedingungen  sofort  eme  tief- 
blaue Lösung;  beim  Kochen  der  neutralen 
Lösung  mit  Chlorcaldnm  entsteht  ein  Nieder- 
schlag. Apfelsänre  gibt  ebenfalls  eine  tief- 
blaue Lösung;  beim  Kochen  der  neutralen 
Lösung  mit  Chlorcaldum  entsteht  kein  Nieder- 
schlag ;  beim  Erhilzen  mit  verdünnter  Schwefel- 
säure und  Kaliumdichromat  entwickelt  uch 
ein  Fruchtgeruch.  2V. 

Pharm,  Joum,  1906,  87. 


Eine   neue  Reaktion  auf  mehr- 
wertige Phenole 

besteht  nach  P.  Alvarex  darin,  daß  man 
in  einer  kleinen  Porzellanschale  0,2  g 
Natriumperoxyd,  0,02  bis  0,05  g  des 
Phenols  und  5  ccm  absolaten  Alkohol  mischt 
und  nach  5  Minuten  15  ccm  kaltes  destill- 
iertes Wasser  zugibt  Dabei  treten  folgende 
Färbungen  auf: 

Brenzkatechin:  Der  Alkohol  wird 
helh-osa  gefärbt,  die  Farbe  geht  nach  5  Mi- 
nuten über  grün  in  braun  über.  Darch 
Wasserzusatz  erhält  sich  ein  beständiges 
Braun. 

R  es 0 rein:  Der  Alkohol  ist  blaßgelb 
und  wird  grünlich,  nach  Wasserzusatz  leb- 
haft nnd  beständig  grün. 

Hydrochinon:  Der  Alkohol  ist  inten- 
siv orange  und  wird  beim  Daraufblasen  am 
Rande  vorübergehend  blau.  Nach  Wasser- 
zusatz bleibt  die  orange  Farbe  bestehen. 

A, 
Joum.  de  Pharm,  et  de  Ohim,  XXm,  1906, 
534. 


974 


■  ahrunosmitlsl-Oheiiiie. 


Berichtigung  zu  den  Bemerk- 
ungen von  Herrn  Dr.  C.  C.  Keller 
betitelt:  „Ueber  den  Gehalt  des 
EafFeegetränkes  an  Koffein  und 
Verfahren    zu    seiner    Er- 


mittelung'S 

Herr  Dr.  C.  C.  Keller  hat  in  Heft  41 
der  «Pharm.  Centralh.>  vom  11.  Oktbr, 
1 906  anläßlich  eines  in  dieser  Zeitschrift 
(Heft  39)  sich  findenden  Referates  über 
meine  Arbeit  betitelt:  »lieber  den  Ge- 
halt desEaffeegetränkes  an  Koffein  usw.» 
an  den  darin  gemachten  Angaben  fiber 
die  von  ihm  herrührende  Eoffeinbestimm- 
nngsmethode  Anstand  genommen. 

Da  er  anf  die  von  Seiten  des  Ver- 
fassers genannten  Referates  erfolgte 
Klarstellung  der  Angelegenheit  (Heft  42) 
sich  nicht  veranlaßt  gesehen  hat,  auf 
seine  Bemerkung  zurückzukommen,  sehe 
ich  mich  meinerseits  genötigt,  die  dies- 
bezüglichen Stellen  aus  meiner  Arbeit 
hier  anzuführen: 

Es  heißt  darin  auf  Seite  316  von 
Bd.  XXin  der  Arbeiten  aus  dem  Kaiserl. 
Qesundheitsamte  vom  Jahre  1906: 

«Hingegen  ist  in  neuerer  Zeit  die 
Literatur  noch  durch  die  bemerkens- 
werten Arbeiten  von  C,  C.  Keller  und 
J.  Katx  bereichert  worden.  Erstere 
behandelt  zwar  nur  die  Koffeinbestimmung 
im  Tee,  ist  aber  wegen  der  Einfachheit 
des  Verfahrens  bemerkenswert,  und  auch 
für  Bestimmungen  von  Koffein  im  Kaffee 
vorgeschlagen  und  geprüft  worden  (ver- 
gleiche J.  Oadamer,  Arch.  f.  Pharm.  1899, 
S.  58).> 

Femer  auf  Seite  320: 

«Daß  diese  Methode,  die  zweifellos 
für  Tee  und  vielleicht  auch  für  rohen 
Kaffee  zufriedenstellende  Ergebnisse 
liefert,  für  gerösteten  Kaffee  versagt, 
ist  erklärlich.  Beim  Rösten  treten  tief- 
greifende Aenderungen  in  der  Zusammen- 
setzung der  Kaffeebohne  ein,  wie  Eilger 
und  Juckenack  des  Näheren  festgestellt 
haben.  > 

Hieraus  geht  hervor,  daß  die  von 
Herrn  Dr.  C.  C.  Keller  gemachten  Aus- 


stellungen gegenstandslos  sind,  da  die 
von  mir  festgestellte  Tatsache,  daß  die 
Keller'sche  Koffeinbestimmungsmethode 
sich  nidit  zur  Bestimmung  von  Koffein 
in  geröstetem  Kaffee  eignet,  nicht  die 
MeÜiode  und  noch  viel  weniger  ihren 
Autor  zu  diskreditieren  geeignet  ist 

Berlin,  den  12.  November  1906. 

Dr.  P.  WaenHg. 

Beiträge  sur  Kenntnis  des 

Kakao. 

Eine  Kritik  emigerünterBiiGhangBmethodeD 
des  Kakao,  an  die  noh  einige  AbftndenmgB- 
vorschlftge  knflpfen,  lieferte  ein  Vortrag  von 
H,  Matthes  m  Jena  über  seine  diesbeiflg- 
liehen  in  Gemeinschaft  mit  Fritz  Müller 
ausgeführten  Arhdten.  Die  Verfaaaer  wen- 
deten sich  gegen  den  Uberm&ßigen  Gebranofa 
der  Gewürze  bei  der  Darstellung  der  Kakto- 
pnlver  und  Sehokoladen.  Besonden  bei  den 
geringwertigen  Sorten  wird  oft  der  ipes- 
Hsebe  Gesohmaek  des  reinen  Kakao  vODlg 
verdeekt  von  dem  der  Gewürze.  Die  Ver- 
einbarungen sagen,  daß  bei  Sdiokolade  ein 
Gewürzzusatz  bis  1  pCt  gestattet  ist.  Dar- 
über hinausgehende  Mengen  dürften  dem- 
nach der  Beanstandung  unterliegen.  Der 
Nachweis  ist  dadurch  zu  erbringen,  daß  nu 
1  g  des  Eakaopnlvers  rasch  drei-  bis  vier- 
mal mit  Aether  abschlSmmt  und  den  Rttek- 
stand  mit  einem  Aufhellungsmittel  bebandeK 
und  mikroskopiert.  Neben  den  Schalen  ge- 
lingt in  dem  so  fast  entfetteten  aufgehellteD 
Rückstande  leicht  der  Nachweis  der  Gewfine 
sowie  fremde  Mehlsorten.  Eine  einheitiiehe 
Vorbereitung  des  Materials  für  die  nükro- 
skopische  Prüfung  (vergL  auch  Phaim. 
Oentralh.  46  [1904],  938)  halten  die  Ver- 
fasser für  sehr  erwünscht 

In  der  Fettfrage  teilen  dieselben  nieht 
den  Standpunkt  Juckenack%  sondern  treten 
für  die  fettarmen  Reickart'aAem  Kakaoewteo 
ein,  znmal  da  bei  dem  Herstellongsverfahreo 
nicht  wie  vermutet  wurde,  eine  taHwein 
Fettzersetzung  Platz  greife,  sondern  aiehdie 
ermittelten  Sfturegrade  in  gans  nonnalea 
Grenzen  bewegten.  Das  Fett,  so  sagen  sie, 
mache  den  Gescbmadc  des  Kakao  weieb- 
lieber  und  setze  ihn  m  dem  Maße  wie  ein 
Verdünnungsmittel   herab,   es  sei  niebt  der 


975 


Tiftger  des  Aroma,  sondern  an  ihm  bleibe 
nnr  etwas  Ton  dem  spezifisehen  Aroma 
haften. 

Indem  sie  den  Streit  über  die  Bedentnng 
des  Fettgehaltes  vor  das  Fomm  der  medi- 
zinischen Physiologen  verweisen,  wenden  sie 
sieh  der  für  den  Nahningsmittelchemiker 
wichtigeren  Frage  des  Schalennaoh- 
weises  zn. 

Die  bereits  besprochenen  Arbeiten  von 
Dekker,  R,  Jaeger  und  Lilhrig  (Pharm. 
Gentralh.  47  [1906],  320),  sowie  die  von 
DuelavXj  welche  sich  anf  die  Verschieden- 
heit ün  Enpfergehalt  der  Bohnen  nnd 
Schalen  stützt,  wurden  gestreift  und  die 
Ergebnisse  der  eigenen  Prüfungen  der  Ver- 
fasser, die  sich  mit  der  Rohfaser,  dem  Ge- 
halt der  Asche  an  wasserlOsUcher  Phos- 
phorsfture  nnd  an  Kieselsäure  und 
£isen  beschäftigten,  mitgeteilt. 

In  der  reichen  filteren  Literatur  sind 
leider  die  verschiedensten  Berechnungen  auf 
fetthaltige  und  fettfreie  Trockensubstanz  usw. 
anzutreffen.  Um  für  die  Zukunft  zu  ver- 
gleichbaren Werten  zu  gelangen,  schlagen 
die  Verfasser  vor,  daß  die  Analysenwerte 
für  Rohfaser,  Stärke,  Eiweiß  und  alkohol- 
IMiche  Phosphorsäure  auf  fett^  und  alkali- 
freie Trockensubstanz  bezogen  werden,  die 
Werte  der  Ascbenanalyse  aber  auf  100  g 
Reinasche  zu  berechnen  sind.  In  den  Schalen 
sind  nur  sehr  geringe  Mengen  von  alkohol- 
lOflÜcher  Phosphorsäure  enthalten,  während 
die  Eakaobohnenmasse  reich  an  dieser  ist, 
doch  bedürfen  die  bezüglichen  Prüfungsver- 
fahren und  die  Erfahrungen  bei  den  ein- 
zelnen Bohnensorten  noch  des  Ausbaues. 
Vorzuziehen  ist  die  Bestimmung  der  lös- 
lichen Kieselsäure  in  der  Asche. 
Der  Oehalt  an  löslicher  Kieselsäure  wurde 
als  20  mal  geringer  m  der  Asche  der 
Kakaomasse  als  in  der  Schalenasche  fest- 
gestelli  Ebenso  verdient  der  hohe  Eisen- 
gehalt der  Schalen  eine  gewisse  Beachtung. 
Die  Schalenasche  enthält  höchstens  Spuren 
von  wasserlöslichen  Phosphaten,  während 
die  Asche  der  Bohnen  9,16  bis  13,11  pCt 
davon  enthält.  Von  dem  gründlichen 
Studium  der  angeführten  Beziehungen,  beson- 
ders durch  die  Bestimmung  der  alkalilös- 
liehen  Eieeeisäure  in  Verbindung  mit  dei 
Pentoeanbestimmung  und  der  mikroskopischen 
Analyse  dürfte  es,  so  hoffen  die  Verfasser, 


gelingen,  die  Kakaosorten,  die  mit  erheblichem, 

aber  sehr   fehl  vermahlenem  Schalenzusatz 

hergestellt  sind,  doch  noeh  vom  Markte  zu 

verdrängen.  —de/. 

ZtseJir.  f.  Untersuch,  d,  Nakr.-  u,  Genußm. 
1906,  XU,  88. 


Zucker-,  Säure-  und  Tanningehalt 
verschiedener  Aepfelsorten. 

Interessante  Untersuchungen  über  die  Zu- 
sammensetzung der  Früchte  verschiedener 
Kemobstsorten  hat  Hotter  ^  angestellt,  wie 
Prof.  Oro/i  an  der  Deutschen  K.  K.  Land- 
wirtschaf tsakademie  Tetschen  •  liebwerd  mit- 
tdlt. 

Hoiter  hat  148  Aepfelsorten  und  27 
Bimensorten  in  bezug  auf  den  Zucker-, 
Säure-,  und  Tannmgehalt  des  Fruchtsaftes 
(Mostes)  untersucht.  Diese  Untersuchungen 
sind  sehr  wertvoll  im  Hinblick  auf  die  Ver- 
wendung einzelner  Aepfelsorten  zur  Obst- 
mostbereitung. 

Die  untersuchten  Aepfelsorten  teilt  er 
ein  in: 

Sorten  mit  hohem  Zuckergehalt  über  140  g  C  to 
Sorten  mit  niederem  Zackergehalt  bis  100  g  i3 
Sorten  mit  hohem  Säuregehalt  8  bis  ^  g  {  ^ 
Sorten  mit  niederem  Säuregehalt  0,6  bis  3  g  |  '^ 
Sorten  mit  hohem  Tanningehait  1  bis  6  g  [  *"* 
Sorten  mit  niederem  Tanningehalt  0,2  bis  0,6  g    -S 

Diejenigen  Aepfelsorten,  bei  denen  sich 
Zucker-,  Säure-  und  Tanningehalt  in  einem 
mittleren  Verhältnis  findet,  d.  h.  die  bei 
genügendem  Tannmgehalt  zuckerreich  und 
säurereich  sind,  liefern  die  alkohofareiohsten, 
haltbarsten  und  würzigsten  Obstweine.  Aepfel 
mit  hohem  Zuckergehalt,  genügender  Säure- 
menge und  nicht  zu  viel  Tannin  smd  die 
fernsten  Tafeläpfel.  Säure-  nnd  tanninreiche 
Früchte  liefern  vorzügliche  Scheidemoste, 
zum  Verschnitt  für  tanninarme  Obstweine 
geeignet.  Die  nebenstehende  Tabelle  dürfte 
zur  Verständlichmachung  des  eben  Gesagten 
dienen. 

Hotter  sagt,  daß  wenige  Aepfelsorten 
dadurch  über  andere  hervorragen,  daß  sich 
in  ihren  Früchten  bezw.  in  deren  Saft  ein 
oder  mehrere  chemische  Stoffe  übermäßig 
anhäufen.  Diese  Aepfelsorten  sind^dadurch 
gekennzeichnet,  daß  sie  unabhängig  von  den 
Standorts-  und  klimatischen  Verhältnissen 
die  Eigenschaft  besitzen,  einen  oder  mehrere 


976 


der  wichtigsten  ohemisehen  Stoffe,  wie  Znoker, 
Säure  oder  Gerbstoff  in  ihren  Früohten  anf- 


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IM      I 


znspeiobeni;  so  daß  man  sagen  kann,  man 
hat  Aepfelsorten  mit  bestimmtem,  der  Sorte 
unter  allen  Verhftltnissen  dgentflmliehem, 
chemisehen  Oharakter.  W,  Fr. 

Frühling' s  Landw.  Ztg.  1906,  9. 


Ueber  den  Solaningehalt  der 
Kartoffeln. 

In  der  Uteratur  finden  sieb  venchiedene 
ftltere  Angaben  aus   denen  unter  anderem 
hervorgeht,  daß  der  Solaningehalt  der  Kar- 
toffehi  sieh  auf  50  bis  680  mg  in  1  kg  be- 
laufen kann,  also  ganz  ungeheuer  schwankt 
In    noch    nicht    völlig    ausgereiften    Früh- 
kartoffeln fand  O.  Meyer  (Archiv  f.  expeiim. 
Patholog.  u.  Phannakolog.  36)  236  mg  des 
Glykosids  in  1  kg.     W&hrend  der  Kdmnng 
wird  stets  eine  gewisse,  wenn  auch  geringe^ 
Zunahme  beobachtet    Bakterielle  oder  dnreh 
parasit&re  Pilze  hervorgerufene  Erkrankungen 
der  Kartoffel  scheinen  eine  erhebliche  Ver- 
mehrung des  Solaningehaltes  hervorrufen  %a 
können.     Wenigstens  fand  Schnell  in  rohen 
Kartoffeln,   die   eine   Erkrankung  veranlaßt 
hatten,    380   mg    Solanin  und  selbst  naeh 
ihrer   Abkochung   noch   240  mg.    Kranke 
Gewebsteile  enthalten  im  Durchschnitt  33 
pOt  mehr  Solanin  als  die  weißen  gesunden 
Teile.    M.    Wintgen  hat  nun  emgehende 
Versuche   Aber  den  Solamngebalt  gesunder 
wie  kranker  Kartoffeln   angeetelit  und  die 
obigen  Angaben   nachgeprtlft.     Er  kommt 
zum  dem   Schluß,   daß  normaler  Weise  die 
in  1  kg  Kartoffeln  gefundene  Solaninmenge 
auch  nicht  ann&hemd  so  groß  ist^  daß  aie 
eine    Solaninvergiftung    hervorzurufen  ver- 
möchte.    Die  verschiedentlich  nach  dem  Ge- 
nuß von  Kartoffelsalat  beobachteten  Maaeen- 
erkrankungen  schemt  man  vielmehr  auf  an- 
dere Ursachen  als  das   Solanin,  s.  B.  auf 
das     Ueberhandnehmen    von    Stoffweebsel- 
produkten   des    Baoterium   Proteus  zurflok- 
führen  zu  können.     Der  Solaningehalt  der 
Kartoffel  ist  bei  den  einzelnen  Sorten  dureb- 
aus   verschieden,  im   allgemeinen  aber  be 
trächtlich  kleiner  als  nach  den  Durchsdmitt»* 
zahlen  in  der  Literatur  zu  erwarten  wire. 
Wenn  die  Keime  sorgfUltig  entfernt  wurden, 
zeigten  auch  gekeimte  Kartoffeb  keine  Zn- 
nahme    am    Solaningehalt      Ebensowenig 
konnte  Wintgen  eine  Zunahme  bei  erkrank- 
ten Kartoffeln  mit  Sicheiiieit  festateOen.  Die 


977 


Solaninbildung    auf    kttottKohdii    Kartoffel- 

nUirMden,  wie  sie  Weil  nachgewieBon  zu 

haben   glaubt,  konnte  der  Verfasser  nicht 

best&tigen.  — cfei. 

Zt3ehr.  f,  Unters,  d.  Nähr.-  u.  Omußm,  1906, 
Xn,  113. 

Zur    ohemischen   Untersuchung 
von  Moselweinen. 

Ueber  die  praktischen  Ergebnisse  der 
dauernden  Betriebskontrolle  in  einer  der 
größten  Moselweinkeltereien  beriehtet  W,  J, 
Baragiola,  Trarbach.  Er  bem&ngelt,  daß 
unter  den  verschiedenen  Arten  der  Keller- 
behandlung  der  sogen.  «Umgärung»  im 
Weingesetz  kaum  Erwähnung  getan  wird. 
Zur  Darstellung  der  kleineren  Moselweine 
wird  vielfach  die  ümgftrung  herangezogen, 
bei  der  Hauptgärung  wird  der  natürliche 
Säurerückgang  der  sauren  Obermoseler  ruhig 
abgewartet  und  dann  erst  mit  extrakt- 
reicheren Weinen  verschnitten  und  schließ- 
lich die  Verbesserung  mit  ZuckerlOsung  vor- 
genommen, natürlich  innerhalb  der  gesetz- 
lichen Grenzen.  (In  der  Praxis  höchstens 
190  L  Wasser  auf  ein  Fuderfaß  =  1200  L.) 
Das  zuckerfreie  Extrakt  des  umgegorenen 
Produktes  entspricht  zumeist  haarscharf  der 
aus  dem  Extrakt  des  ursprünglichen  Natur- 
weines und  der  Verdünnung  durch  Zucker- 
lösung berechneten  Extraktmenge.  Glycerin 
wird  sicher  wohl  auch  bei  der  Umgärung 
gebildet,  doch  spielt  es  für  den  Extrakt- 
gehalt keine  RoUe,  da  die  Hefe  zu  ihrer 
eigenen  Ernährung  fast  die  gleiche  Menge 
Extraktstoffe  aufzehrt.  Die  Säure  geht  bei 
der  Umgärung  etwas  stärker  zurück,  als 
gemäß  der  stattfindenden  Verdünnung  rech- 
nerisch zu  erwarten  wäre.  Obermoseler 
Weine,  die  nicht  schon  im  Naturzustand 
bezüglich  des  Extraklrestes  H  dem  Wein- 
gesetze genügen,  kann  man,  da  stets  eine 
Abnahme  des  Extraktrestes  bei  der  Um- 
gärung stattfindet,  überhaupt  nicht  umgären, 
sondern  sie  müssen  verschnitten  werden  mit 
Weinen,  die  höhere  Extraktreste  haben.  Dies 
hat  dazu  geführt,  daß  jetzt  beim  Einkauf 
förmlich  der  Extraktrest  bezahlt  wird,  um 
entsäuern  zu  können. 

•  Das  Weingesetz  ist  für  den  Obermoseler 
Bezirk  jedenfalls  nicht  ohne  gewisse  Härten 
und  Verfasser  hofft  von  der  Einführung 
einer   physikalisch-chemischen   Methode    der 


Säurebestimmung  Abhilfe.  Der  Mineral- 
stoffgehalt entspricht  bei  umgegorenen 
Weinen  stets  der  Berechnung.  Nur  um  der 
Aschengrenze  zu  genügen  durften  z.  B.  die 
1904er  Moselweine  nur  mit  unzureichenden 
Mengen  Zuckerlösung  verbessert  werden, 
wenigstens  hätte  die  hohe  Säuremenge  eine 
stärkere  Verbesserung  erfordert.  Versuche 
mit  verschiedenen  Heferassen  ergaben  in 
chemischer  Hinsicht  bei  der  Umgärung  keine 
Unterschiede.  Die  ganze  Umgärungsarbeit 
läuft  schließlich,  so  bemerkt  *der  Verfasser 
selbst,  auf  ein  Arbeiten  auf  analysenfeste 
Weine  hinaus.  Die  Strenge  des  Gesetzes, 
das  dem  Chemiker  eine  zu  maßgebliche  Rolle 
einräume,  und  die  Eigenart  der  Eelier- 
behandlung  an  der  Mosel,  die  geradezu  auf 
extraktarme  Weine  hinarbeite,  trage  hieran 
mit  die  Schuld. 

Besondere  Beachtung  beanspruchen  schließ- 
lich die  Ausführungen  des  Verfassers,  die 
sich  auf  die  Probenahme  erstrecken.  Wieder- 
holt hat  er  beobachtet,  besonders  in  der 
Versuchskellerei  von  Prof.  Müller-Thurgau, 
daß  ganz  beträchtliche  Gehaltsnnterschiede 
auftreten,  je  nachdem  man  die  Ph>be  von 
der  Oberfläche,  aus  der  Mitte  oder  vom 
Grunde  eines  Stückfasses  (1000  Liter-Faß) 
zieht.  Für  ein  Fuderfaß  betrugen  diese 
Schwankungen  von  der  Oberfläche  bis  zur 
Faßwand  im  Extraktgehalt  z.  B.  1,752  bis 
1,767  g,  für  die  flüchtigen  Säuren  0,035  g 
bis  0,044  g;  m  den  großen  Lagerfässem 
des  Großbetriebes  sind  diese  Unterschiede 
noch  weit  erheblicher.  Zum  Schluß  wünscht 
daher  Baragiola  in  das  Weingesetz  Be- 
stimmungen über  die  Probenahme  auf- 
genommen, --del, 

Ztschr,  f,  Unters,  d.  Nähr,-  u.  Oenußm. 
1906,  xn,  135. 

Pomrll  ist  kein  Apfelsaft.  Die  Pomiilgeseli- 
schaft  hatte  ihr  Getränk  «Pomril»  als  alkohol- 
freien Apfelsaft»  angepriesen.  In  einer  hier- 
auf bezüglichen  Elagesache  hat  das  Eammor- 
gericht  za  Berlin  n.  a.  ausgeführt,  es  komme 
darauf  an,  was  das  Publikum  unter  «Apfelsaft» 
verstehe,  und  hierüber  bedürfe  es  gar  keiner 
Gutachten,  denn  Apfelsaft  sei  ein  Yon  Natur 
gegebener  feststehender  Begriff.  Pomril  sei  aber 
kein  aus  Aepfeln  gepreßter  Saft  und  es  sei  die 
Beklagte  deshalb  nicht  berechtigt,  ihr  Produkt 
(ein  wässeriger  kohlensäurehaltiger  Auszug  von 
Dörräpfeln)  als  Apfelsaft  zu  bezeichnen.  Es 
erlolgte  Verurteilung  der  beklagten  Firma.  Die 
eingelegte  Kevision  wurde  vom  Reichsgericht 
am  22.  Juni  1906  kostenpflichtig  zurtLokgewiesen. 


978 


Th»rap»utisoh»  llitteilunosn. 


Ueber  Guatannin. 

Winterberg  hat  das  Präparat  haupt- 
sächlich in  Pillenf orm  angewendet  ^  jede  der 
Pillen  enthielt  0,05  g  Onatannin.  Er  wählte 
sich  zu  seiner  Prüfung  chronische  Tuber- 
kulosen mit  katarrhalischen  oder  tuber- 
kulösen Darmgeschwüren  und  auch  Lungen- 
tuberkulöse,  die  an  heftigem  Durchfall  litten, 
ohne  daß  man  an  Tuberkulose  des  Darms 
etwa  hätte  denken  mflsseu,  femer  Dickdarm- 
katarrhe, von  denen  man  weiß,  daß  öfters 
Ereosotpräparate  von  Nutzen  smd.  Es  ge- 
hört nach  Winferberg  das  Guatannin  zu 
jenen  Ereosot-Zimtsäurepräparaten,  denen 
ein  gewisser  Nutzen  bei  Behandlung  von 
Lungentuberkulosen  leichteren  Grades  und 
solchen  im  Anfangsstadium  unbedingt  und 
ohne  jeden  Zweifel  zukommt  A.  JRn. 

Tkerap.  MoncUsh,  1906,  396. 


Tuberkulol 

empfiehlt  Herrmann  Frey  nach  64  abge- 
schlossenen Versuchen,  die  er  als  Kurarzt  in 
Daves  anstellte.  Das  Tuberkulol  ist  ein  ziem- 
lich starkes  «Tuberkulin>,  stärker  als  die  bisher 
zur  Verwendung  gelangten  Präparate.  Seine 
Hauptvortdle  sind  die  Beständigkeit  semes 
Toxingehaltes  und  die  dadurch  bedingte 
genaue  Dosierbarkeit,  seine  große  Haltbar- 
k&t  in  trockenem  Zustande  sowie  die  Möglich- 
keit, ganz  hohe  Gaben  von  Tuberkelbazillen- 
tozinen  in  minimalen  Flüssigkeitsmengen 
dem  Körper  einzuverleiben.  Das  Tuberkulol 
kommt  in  flüssiger  und  trockener  Form  in 
den  Handel  und  wird  von  der  Firma  E.  Merck 
m  Darmstadt  unter  Leitung  von  Dr.  Land- 
mann hergestellt;  es  ist  dies  eine  genügende 
Garantie  für  die  Gleichmäßigkeit  des  Prä- 
parates. Die  Gaben  von  1  d.  1.  bis  0,0001 
d.  1.  sind  in  zugeschmolzenen  Ampullen  er- 
hältlich.*) Aus  den  Trockengaben  werden 
die  Lösungen  am  besten  mit  sterilisierter 
physiologischer  Kochsalzlösung,  der  0,5  pGt 


*)  d.  1.  =  dosis  letalis  ist  die  Toxin  menge, 
die  notwendig  ist,  um  ein  gesundes  Meerschwein 
von  250  g  Gewicht  innerhalb  4  Tagen  sicher  zu 
toten.  Von  dieser  Einheit  (1  d.  1.)  aasgehend 
wurden  dann  die  dezimalen  Verdünnungen  her- 
gesteUt  und  mit  0,1  d.  1.;  0,01  d.  1.;  0,001  d.i.; 
0,0001  d,  l.  bezeichnet.       Der  Berichterstatter, 


Phenol  zugesetzt  ist,  hergestellt;  sie  bldben 
auf  diese  Weise  mehrere  Monate  haltbar. 

Wie  hoch  soll  man  aber  mit  den  Gaben 
steigen  und  wie  lange  soll  man  emspritzes? 
Landmann  ist  nach  semen  Mitteilungen 
bis  auf  5  d.  I.  Tuberkulol  gestiegen;  diese 
Toxmmenge  löste  sich  in  0,5  ocm  physio- 
logischer Kochsalzlösung  und  ist  somit 
auch  bei  diesen  sehr  großen  Toxin- 
gaben  die  Flüssigk^tsmenge  eine  ganz  kleine. 
So  hohe  Gaben  werden  selbstverständlich 
nur  in  em-  bis  mehrwöchentlichen  Intervallen 
emgespritzt,  und  Frey  hält  es  ffir  angezeigt, 
die  Kur  dann  nach  2  bis  3  Monaten  ab- 
zubrechen ,  wenn  auf  die  Einspritzungen 
keinerlei  Herderschemungen  mehr  auftreten. 
Die  in  diesen  Fällen  errdchte  Immunirienmg 
wird  dann  sicher  hoch  genug  sein,  daß  die- 
selbe nicht  sobald  zurückgeht;  Frey  hit 
bei  hochimmunisierten  Kranken  noch  nach 
6  Monaten  langer  Pause  nahezu  den  gleichen 
Immunitätsgrad  feststellen  können,  wie  am 
Schlüsse  der  Impfkur.  Ist  aber  nach  2-  bis 
3monatlicher  Anwendung  hoher  Tuberknlol- 
gaben  dne  völlige  Heilung  des  tuberkulösen 
Krankheitsprozesses  nicht  erreicht,  so  ist  es 
am  besten,  mit  den  Impfungen  3  bis  4  Monate 
auszusetzen  und  sodann  mit  mittleren  Gaben 
(0,001  d.  1.,  gegebenenfalls  0,01  d.  I.) 
wieder    zu    beginnen    (Etappenbehandlnng). 

Wien,  min,  Rundschau  1906,  Nr.  14  u.  16. 

SaUt 

verwendete  Oräser  gegen  iheumatisehe 
Affektionen  mit  guten  Erfolgen  als  Einreib- 
ung und  sah  bisher  m  keinem  Fall  unan- 
genehme Neben wvkungen,  weder  dordi 
Geruch  noch  durch  Hautreizung.  Die  Hint 
wird  gut  gereinigt,  mit  Aether  entfettet  rmä 
mit  einer  Mischung  aus  gleichen  Teilen  Salit 
und  Olivenöl  eingerieben.  Bei  Bettruhe  wird 
auf  die  befallenen  Stellen  nodi  mit  Saüt 
getränkte  Watte  aufgebunden.  Die  Wirk- 
ung des  Salit,  hergestellt  von  der  Oiemiadien 
Fabrik  von  Heyden  in  Radebeul,  zeigte 
sich  sehr  rasch,  und  auch  bei  Verwendung 
von  unverdünntem  Salit  zu  solchen  Einreib- 
ungen sah  Oräser  niemals  Reizerscheinungen. 

Jahresber.  d,  deutsch.  Erankenh,  in  Neapd 
1905/06.  -^  ^ 


979 


BOohsrsohaua 


Die  Holskonserviening  im  Hochbane,  mit 
besonderer  BerticksichtigaBg  der  Be- 
kämpftug  des  Hansschwammes  von 
Basilius  Malenkovic,  k.  k.  Hauptmann^ 
Rat  des  k.  k.  Patentamtes  in  Wien. 
Mit  39  Abbildungen.  A.  Hartleben's 
Verlag.  Wien  nnd  Leipzig  1907.  Preis: 
geh.  6  Mk.;  gebd.  7  Mk.  20  Pf. 

Das  Torliegende  Werk  stellt  eine  Erweiterung 
and  TÖllige  Umarbeitung  eines  filteren  Buches 
des  Verfassers  «Zur  Lehre  und  Anwendung  der 
HoIzkonservieruDg  im  Hoohbaue»  dar.  Das 
Baoh  ist  fesselnd  geschrieben  uod  entspricht 
einem  wirklichen  Beduifnis  weiter  technischer 
Kreise,  da  es  nach  dem  heutigen  Stande  unserer 
Kenntnisse  über  die  holzserstörenden  Pilze  wohl 
an  der  Zeit  ist,  auch  nun  in  der  Praxis  aus 
diesem  unserem  Wissen  die  nötigen  Schluß- 
folgeiuogen  zu  ziehen.  Nicht  mehr  mit  der 
Lnprftgnierung  der  Eisenbahnschwellen  dürfen 
wir  UDS  begnügeo,  wir  müssen  weiter  gehen 
und  im  Interesse  des  Nationalvermögens  die  beim 
Hochbau  verwandten  Hölzer  vor  ihren  mikro- 
skopuohen  Feinden  schützen.  Beim  Kampf 
gegen  die  Mikroorganismen  ist  noch  stets  die 
Vorbeugung  der  Infektion  die  wirksamste  Ab- 
wehr gewesen  und  auch  füi  die  Bauhölzer 
scheint  udb  —  das  sei  Yorausgeschickt  —  der 
Verfasser  diesen  Orundsatz  einführen  zu  wollen. 
Doch  das  Werk  wendet  sich  nicht  nur  an  die 
berufsmäiiigen  Architekten  und  Baumeister,  son- 
dern auoh  der  Forstbotaniker  uodMykoIoge,  so- 
wie der  Chemiker  werden  bei  der  Lektüre  auf 
ihre  ReehnuDg  kommen. 

Im  ersten  Abschnitt  wird  die  Chemie  des 
Holzes  behandelt  und  der  Versuch  gemacht,  die 
gesamten  Kohlenhydrate  nach  neueren  Anschau- 
ungen übersichtlich  nach  ihren  Eigenschaften  zu 
gruppieren.  Der  Verf.  gibt  kurz  die  Vorschriften 
für  die  Darstellung  derselben,  z.  B.  des  Mannan, 
der  Methyi-Pentosane,  und  Literaturnachweise 
sowie  Hm  weise  auf  bestehende  Meinungsver- 
schiedenheiten. Er  unterscheidet  als  Bestand- 
teile des  Holzes  das  Holzextrakt,  alle  in  Wasser 
loslichen  Stoffe  des  Holzes  und  die  Holzsubstanz, 
die  in  Wasser,  Alkohol  und  Chloroform  unlös- 
lichen Stoffe. 

Der  zweite  Abschnitt  ist  den  Reaktionen  der 
Holzsubstanz  im  besonderen  ge¥ridmet,  der  dritte 
fuhrt  unter  den  Holzzersetznngen  (Gärungen) 
u.  a.  die  aerobe  und  die  anaerobe  Zellulosegfirung, 
die  Einwirkung  denitrifizierender  Organismen, 
Xylangärungen,  solche  des  Holzextraktes  und 
der  Holzsul»tanz  auf.  Unter  den  Zerstöruogg- 
nrsachen  werden  die  Atmosphärilien  gewürdigt 
und  die  Art  des  Zustandekommens  einer  Infektion 
geschildert. 

Der  Physiologie  der  holzzerstörenden  Pilze 
sind  die  Abschnitte  V  und  VI,  der  ADstomie 
dieser  Pilze  Abschnitt  VII  gewidmet.  Einen 
breiten  Baum  (60  Seiten)  nimmt  der  Me  r  u  1  i u s 


lacrymans  ein,  weitere  40  Seiten  befassen 
sich  mit  den  übrigen  Holzzerstörern. 

Im  XII.  Kapitel  wendet  sich  der  Verfasser 
der  Konservierung  des  Holzes  zu,  er 
gibt  die  vorbeugenden  baulichen  Maßnahmen 
gegen  das  Auftreten  der  Holzzerstorer  an  und 
bespricht  auf  das  genaueste  die  Anforderungen, 
die  man  an  ein  für  die  Holzkonservierung  be* 
nutztes  antiseptisches  Mittel  zu  steilen  hat,  so- 
wie die  Prüfungsmethpden  dieser  Antiseptika  in 
der  Praxis. 

Im  letzten  Kapitel  gibt  er  die  Chemie  nnd 
die  Beschreibung  der  bislang  im  Handel  befind- 
heben  für  die  Holzkonservierung  geeigneten  anti- 
septischen Stoffe,  die  Phenole,  die  Fioorverbind- 
ungen  und  die  unter  besonderen  Namen  gehan- 
delten Holzkonservierungsmittel.  Die  Verwendung 
von  Teer  wünscht  der  Verfasser  ausgeschlossen, 
weil  sie  nicht  zweckdienlich  ist  Teeröle  sollen 
Qiindostens  20  pCt  Phenole  enthalten.  Will 
man  Flußsäure  verwenden,  so  muß  man  eine 
öOproc,  d.  h.  etwa  normale  Säure  gebrauchen. 
Oleich  empfehlenswert  sind  konzentrierte  Lös- 
ungen von  Fluornatrium.  Sehr  günstige  Re- 
sultate halte  der  Verfasst3r  bei  der  Verwendung 
von  Montaninfluat  (Silicofluoride  mit  freier 
Kieselflnßsäure)  der  *  Montana*^  0.  m.  b.  H.  in 
Strehla  a.  d.  Elbe.  Der  Oebiauch  desselben 
wird  wegen  seiner  Preiswürdigkeit,  der  einfachen 
HandhabuDg  und  der  relativen  üngiftigkeit  auoh 
zur  Assanierung  da,  wo  bereits  Schwamminfek- 
tioo  stattgefunden  hatte,  besonders  empfohlen. 
Geheimmittel  sind  von  der  Holzkonserviernng 
auszuschließen.  Von  den  sonst  im  Handel  be- 
findlichen Mitteln  fand  der  Verfasser,  daß  die 
in  den  Gebrauchsanweisungen  angegebene  Kon- 
zentiation  meist  zu  niedrig  sei.  Neben  dem 
Montaninfiuat  werden  als  wirksam  erwähnt: 
Antinonnin,  Antigermin  und  Antipolypin. 

Abbildungen,  Papier  und  Druclt  lassen  nichts 
zu  wünschen  übrig,  und  es  ist  dem  Buche  eine 
weite  Verbreitung  auch  unter  den  Fachgenossen, 
die  sich  z.  B.  für  Hausschwamm  inteiessieren, 
zu  wünschen.  H,  EaupU 

Sui  colori  degli  Antiohi.  Von  Idlio 
Ouareschi.  Parte  prima  della  remota 
antichitii  al  seeolo  XIV  «De  arte  iUu- 
minandi>  V^  Storia  della  Ghimioa.  Torino, 
Novembre  1905. 

Ouctresehi's  Namen  bürgt  nachgerade  allein 
für  die  Vortrefflichkeit  des  neuen  Werkes  aus 
seiner  Feder.  Gestützt  auf  eingehende  Studien 
an  den  Quellen,  unter  Berücksichtigung  der  über 
Farben,  Färben  und  Malen  aufgehäuften  neueren 
Literatur  gibt  er  in  diesem  Heft  ein  äußerst  an- 
schauliches und  nahezu  erschöpfendes  Bild  von 
den  Dokumenten,  die  bis  zum  XV.  Jahrhundert 
auf  uns  gekommen  sind,  und  von  den  Kennt- 
nissen, die  sie  uns  übermittelten.  Unterstützt 
wurde  dabei    der   Gelehrte   von    den   reichen 


980 


Scbfttzen  der  Tarioer  Bibliothek,  die  dem  Brande 
vor  einigen  Jahren,  wenn  auch  arg  geschädigt, 
entgangen  und  dnroh  Guaresehi  selbst  von  den 
Folgen  dieser  Schädigungen  befreit  worden  waren. 
Der  Verfasser  führt  nns  vor,  welche  Farben  das 
Pharaonenland,  Assyrien,  Phoenikien,  Persien, 
Indien,  der  Osten,  auf  denen  die  klassischen 
Völker  ihr  Wissen  anfbaaten,  kannte  und  ver- 
wandte, ferner  a.  a.  die  Angaben  im  Papyrus 
Yon  Leiden,  der  ältesten  Handschrift,  die  auch 
über  Alchemie  spricht,  in  dem  Tract  de  Provi- 
dentia von  Theodoretus^  in  den  Schriften  von 
laidorua  v.  SevtUa^  in  der  Handschrift  von 
Lueea  aus  dem  VIU.  Jahrhundert,  über  das 
Quareschi  schon  in  der  ^r«n^uoei-Biographi6 
berichtete,  in  der  speziell  0  o  m  p  o  s  i- 
tiones  ad  tingenda  enthaltenden  Mappae 
clavicula  ans  dem  X.  Jahrhundert,  und  des 
Reraelius  Dichtung  «De  coloribus  et  artibus 
Bomanorum  aus  dem  X.  bis  XL  Jahrhundert, 
dann  in  des  Theophilus  Monaeus  «Diversornm 
artium  schedula»  und  schließlich  in  der  Schrift 
«De  arte  illuminandi»  aus  dem  X1V.(?) 
Jahrhunderi-,  das  Quaresehi  Töllig  lateioisch 
und  in  italienischer  Uebersetzung  wiedergibt 
Eine  genaue  Besprechurg  der  einzelnen  hier 
genannten  Farben  schließt  die  fleißige  Arbeit. 
Zu  erwähnen  ist,  daß  Ouareseki  sich  auf  ver- 
dienstvolle Vorarbeiten  einer  Dame  P,  Ä,  Merri- 
•ßeld  stützt,  die  nach  langjährigem  Aufenthalt  in 
Italien  das  Ergebnis  ihrer  eingehenden  Studien 
in  einem,  wie  Ottareschi  bezeugt,  kritisch  sich- 
tenden vortrefflichen  Werk  «Original  treatises 
dating  from  the  Xllth  bis  XVIIIth  centuries  on 
the  art  of  painting  in  oil  miniature,  mosaic  etc.», 
London  1849,  auf  Staatskosten  herausgab. 

Hermann  fkJielenx. 


Brauchbarkeit  gewonnen  haben.  —  Zur  Beort^- 
ung  der  Zerverlässigkeit  der  Wiedergabe  des 
Sinnes  war  femer  Nennung  jedes  üeber- 
Setzers  erforderlich.  —  Bei  der  Auswahl  der 
Anfübrangen  wurden  heilwissenschaftlicheSchiift' 
steller  eher  vermieden,  als  bevorzugt,  anscheinend 
zur  Vorbeugung  der  Gefahr,  langweilig  zq 
werden  oder  einseitig  zu  erscheinen.  Trotzdem 
fällt  auoh  in  pharmakologischer  und  toxikolog- 
ischer Hinsicht  die  Ausbeute  ziemlich  eriieblidi 


aus. 


— y- 


Moanmenta  medica.  EulturhlstorisoheB  Bild 
in  launiger  Darstellung  von  Dr.  Schaefer. 
Hamburg  1905.  Verlag  von  Gebrüder 
Lüdeking.  135  Seiten  12«.  —  Preis: 
1  Mk.  20  H. 

Das  Büchlein  gibt  in  einer  nach  dem  Stoffe 
alphabetisch  geordneten  Reihe  mehr  als  hundert 
«Originalstellen  über  Medizin  aus  den  alten 
Xlassikem  in  deutscher  Uebersetzung.»  Das 
Launige,  welches  der  Buchtitel  erwähnt,  be- 
steht dabei  —  abgesehen  von  der  Einleitung  und 
einigen  Zwischenbemerkungen  —  in  den  Ueber- 
schriften,  unter  denen  die  Anführungen  einge- 
reiht sind.  So  wird  beispielsweise  die  Erzcühl- 
uug  Pluiarch'B  von  der  Begegnung  Älexander^B 
des  Großen  mit  Diogenes  aus  Sinope  zu  Eorinfh 
unter :  «Naturmensch»,  eine  von  Marcus  Äureliua 
{tcov  eis  iavxöv^  V,  8)  erwähnte  ärztliche  Ver- 
ordnung von  Barfußgehen  unter :  *  Kneipp»  auf- 
geführt. Bisweilen  läuft  auch  zweifelhaftes,  wie 
plötzliche,  beiderseitige  Erblindcmg  unter :  «Netz- 
hautblutung» unter.  Irrig  erscheint  «Syngultus» 
mehrmals  als  Schlucken  für  singultus. 

Die  fleißige  Sammlung,  die  sich  angenehm 
liest,  würde  durch  eine  Anführung  der  Quellen,  die 
nur  nach  den  Verfassemamen  bezeichnet  sind,  und 
durch  ein  Quellen-Register  an  wissenschaftlicher 


Lehrbuch  der  allgemeinen,  physikaUseheA 
nnd  fheoretisohen  Chemie  in  elemen- 
tarer Darstellung  von  F,  W.  Küster. 
12  Lieferungen  je  1  Bik.  60  Pf.  Heidel- 
berg.    C.   Winter. 

Ursprünglich  als  theoretisoherTeil  des  Omdm» 
sehen  Handbuchs  gedacht,  hat  sioh  dieee  Dar- 
stellung der  allgemeinen  Chemie  zu  einem  selbst- 
ständigen Lehrbuch  entwickelt  und  ist  als  solches 
mit  großer  Freude  zu  begrüßen.  Der  Verfasser 
macht  sich  zur  Aufgabe,  diesen  Zweig  der 
Chemie,  der  doch  schheßlich  die  Grundlage  und 
den  Schlüssel  zu  den  übrigen  bildet,  in  all^unetn 
faßlicher  Form  zu  yerarbeiten.  Er  will  eine 
ausführliche,  aber  durchgehend  elementare  and 
leicht  Terständliche  Darstellung  der  fdlgemdoeo 
Chemie  geben,  in  der  Weise,  dafi  eingehende 
mathematische  Vorstudien  für  das  Verständnis 
der  theoretischen  Chemie  entbehrlich  sind.  In- 
sofera  ist  auch  ganz  besonders  dem  Apotheker 
und  dem  Mediziner  das  Studium  dieses  Baches 
zu  empfehlen.      Ä. 

Die  Herstellung  photographischer  Post- 
kartenbilder.  Nebst  Anleitung  zur 
Prftparation  lichtempfindlicher  Postkarten 
nach  einfacheren  Verfahren.  Von  Paul 
Hannekey  Herausgeber  der  cPhotogr. 
Mitteilungen».  Mit  11  Abbildungen  nn 
Text  Berlin  1905.  Verlag  von  Qustav 
Schmidt  (vorm.  Robert  Oppenheim)* 
Preis:  geh.  2  Mk. 

In  diesem  22.  Band  der  cPhotogn^üuachen 
Bibliothek»  beschreibt  der  Verfasser  die  Kopier- 
apparate, Postkarten  mit  auskopierbaren  Silber- 
schichten,Brom8ilber-Po8tkarten,Chlorbrom8Üt)er- 
Postkarten,  Eisenblau -Postkarten,  Platin -Post- 
karten, Kallitypie-Postkarten  und  im  Anhang 
einige  seltener  yorkommende  Arten. 

Wenn  auch  die  Präparate  eigentlich  nichts 
anderes  sind  als  Kopierpapiere  mit  Postkarten- 
auldruck  auf  der  einen  Seite,  so  hat  dooh  der 
Verfasser  nicht  versäumt,  Dinge  hervorsuhebeo, 
welche  speziell  für  das  PostkartenbUd  von  Belang 
sind.  Auoh  läßt  sich  nicht  leugnen,  daß  far 
gewisse  Kopieryerfahren,  wie  a.  B.  die  Platino- 
typie  und  die  Kallitypie,  die  Selbstherstellaii; 
des  Materials  sehr  beliebt  ist  Ein  alphabet- 
isches Sachregister  erleichtert  das  Nachsuchen 
beim  Gebrauch  des  Buches.  R-  7%. 


981 


Diagnostisch-therapeutisches  Lezikoii  tttr 
praktische  Äerzte.  Mit  zahlreichen  Ab- 
biidnngen.  Berlin  nnd  Wien  1906, 
Urban  dh  Schwarxenberg.  Lex,  8^. 
1.  lieferung,  Seite  1  bis  79.  —  Preis: 
1  Mk.  20  Pf.  (des  gesamten  Werkes: 
90  Kronen). 

Das  von  K  Bruhns^  S.  QoUaehalk^  W,  Kauseh 
und  J'".  KlempercT  zu  Berlin,  sowie  A,  Bum 
und  A.  Strasser  zu  Wien  herausgegebene  Wörter- 
buch ist  aaf  60  Lieferungen  zu  je  272  Bogen 
oder  auf  3  Bände  berechnet.  Die  Torliegende 
Lieferung  (Abasie  bis  Akne)  umfaßt  etwa  S)  auf 
19  meist  genannte  Mitarbeiter  verteilte  Schlag- 
worte und  9  Verweise.  ~  Ein  Urteil  über  das 
Unternehmen  läßt  sich  aus  der  vorliegenden 
einzigen  Lieferung  nicht  wohl  bilden.  Der  Text 
erscheint  soigsam  durchgesehen,  die  Ausstattang 
dem  guten  Bufe  des  Verlages  angemessen. 
Unangenehm  sticht  die  Vernachlässigung  der 
Bechtschreibung  ab ,  so  beispielsweise :  ddtjv 
(Spalte  36) ,  Akanis  follikulorum  (64),  Akkou- 
chement  (72),  ßletpagw  (15),  yQatpeiv  (59), 
jt€iQäodai  (65),  Zellulitis  peritendinosa  (30).  Der 
Ersatz  des  c  durch  k  oder  z,  th  dnrch  t  oder 
d(^)  usw.  darf  sich  nicht  auf  rein  griechische 
oder  lateinische  Wortformen  erstrecken;  in 
französischen  muß  folgerichtig  auch  ou  durch 
u,  ch  durch  seh  usw.  ersetzt  werden.  Die 
griechischen  Accente  können  neuerdings  in  ärzt- 
lichen Büchern  mit  Bücksicht  auf  £e  Weiber 
und  Bealschüler  wegbleiben,  sollten  aber  im 
Verwendungsfalle  auf  Bichtigkeit  geprüft  werden. 
Das  Erläuterungsbedürfnis  erscheint  zu  wenig 
beachtet.  So  bedarf  bei  Akinesia  algera  (65)  die 
dxivrjata^  Ünbeweglichkeit,  als  in  jedem  Wörter- 
buche verzeichnet,  keine  etymologische  Zerlegung, 
während  bei  dem  selteneren  ouiyijQd^  die  schmerz- 
hafte, eine  Erwähnung  nötig  gewesen  wäre. 

Sachlich  vermißt  man  in  einem  therapeut- 
ischen Lexikon  unter  den  Schlagworten  die 
Bäder  und  klimatischen  Kurorte.  — y. 


faßlicher  Weise  in  das   schwierige  Gebiet  ein- 
führt. 

Da  es  nun  manchmal  vorkommen  soll,  daß  so 
mancher  Jüngling  sich  schwer  in  der  Chemie 
zurecht  findet,  vor  allem  aber  ihr  ganzes  Wesen 
so  schwer  zu  begreifen  scheint,  so  können  wir 
diesen  jungen  Leuten  raten,  sich  mit  dem 
Studium  dieses  Buches  zu  befassen.  Sie  werden 
sehr  vieles  leichter  begreifen,  allmählich  fort- 
schreiten und  schließlich  ihre  eigentlichen  Lehr- 
bücher verstehen,  so  daß  sie  sich  aus  diesen 
die  verlangten  Kenntnisse  schließlich  zu  eigen 
machen.  — <*— - 


Chemie  flirs  praktische  Leben.     Populäre 

Darstellung  und  Anleitung  zur  Beobaoht- 

ung  nnd  zum  Verständnis  der  täglichen 

chemischen  Erscheinungen.     Zum  Selbst- 

[  Unterricht   nnd    Schulgebrauch    an    der 

Hand   vieler '^[einfacher  Versuche.     Von 

Professor  W.  Weiler,     Mit  187  Ulustra- 

tionen.      Verlag    von    Otto    Maier   in 

Ravensburg.     Preis  geh.:  7  Mk. 

Wenn  dieses  Buch  auch  in  erster  Linie  für 
Solche  geschrieben  ist,  die  sich  über  die  sie 
umgebenden  bezw.  gelegentlich  beobachteten 
chemischen  Erscheinungen  in  Gestalt  eines  fort- 
schreitenden Studium  unterrichten  wollen,  so 
ist  dasselbe  mit  einer  solchen  Fülle  interessanter 
Vorkommnisse  [[ausgestattet,  daß  es  den^  Chemie- 
beflissenen in  angenehmer,  fesselnder  und  leicht 


Der  angehende  Apotheker.  Lehrbuch  der 
pharmazeutischen  Hilfswissenschaften  zum 
Gebranch  für  den  Unterricht  der  Eleven 
von  Prof.  Dr.  J.  Berendes,  Zwei 
Bände.  LBand:  Physik  und  Chemie. 
Mit  163  Holzschnitten  und  1  Spektral- 
tafel, n.  Band:  Botanik^  Pharm a- 
kognosiC;  Spezielle  Pharmazie. 
Mit  485  Holzschnitten  nnd  6  botanlsch- 
pharmakognostischen  Tafeln.  Dritte  ver- 
mehrte und  verbesserte  Auflage.  Stutt- 
gart. Verlag  von  Ferdinand  Enke. 
Preis  L  Band  geh.:  12  Mk.^  ü.  Band 
geh.:  10  Mk.  60  Pf. 

Nach  einer  längeren  Pause  ist  von  diesem 
aUbekannten  und  geschätzten  Lehrbuch  die  dritte 
Auflage  erschienen.  Sie  ist  zu  ihren  beiden 
Vorgängern  nicht  nur  in  ihrer  äußeren  Aus- 
stattung geändert,  sondern  auch  ihr  Inhalt  zum 
teil  wesentlich  umgestaltet  und  vermehrt  wor- 
den. Bedingt  wurden  diese  Aenderungen  und 
Erweiterungen  durch  die  Neuerungen  des 
Deutschen  Arzneibuches  IV  und  die  allgemeinen 
Fortschritte  der  Naturwissenschaften,  besonders 
in  der  Physik  und  Chemie.  Zur  leichteren 
Erlernung  der  systematischen  Botanik  und  Drogen- 
kunde sind  dem  zweiten  Bande  Tabellen  ange- 
fügt, die  neben  den  botanischen  Hauptmerkmalen 
der  Pflanzen  auch  ihre  Verwendung  als  Drogen 
anführen  und  zur  Wiederholung  dienen  können. 
Auch  haben  die  wichtigsten  gesetzlichen  Be- 
stimmungen und  Vorschriften  betreffend  den 
Handel  mit  Giften  Aufnahme  gefunden. 

Dieses  Lehrbuch ,  welches  sich  gleich  bei 
seinem  eisten  Erscheinen  in  weiten  Kreisen 
Anerkennung  erworben  und  dauernd  erhalten 
hat,  ist  derart  abgefaßt,  daß  es  nicht  allein  den 
Jünger  der  Pharmazie  auf  angemessene  Weise 
unterrichtet  über  Alles,  was  er  für  sein  späteres 
Fortkommen  wissen  muß,  sondern  es  wird  ihm 
auch  auf  der  Universität  als  Bepetitorium  dienen. 
Wir  können  daher  unsere  früheren  Empfehl- 
ungen mit  gutem  Gewissen  wiederholen  und 
wir  wünschen,  daß  das  Buch  sich  einer  er- 
weiterten Verbreitung  erfreuen  möge.       H,  M. 


982 


Versohieden»  llitteiluno»ii. 


Bericht  über  die  ohemisohe 
Industrie. 

Dem  gelegenüioh  der  in  Nürnberg  vor 
einiger  Zeit  abgehaltenen  29.  Hanptver- 
sammlang  des  «Vereins  zur  Wahrung  der 
Interessen  der  chemischen  Industrie  Deutsch- 
lands» erstatteten  Berichte  sind  folgende 
allgemein  interessierende  Aeußerungen  zu 
entnehmen : 

Die  gewerbliche  Tätigkeit  im  letzten  Ge- 
schäftsjahr (1905)  hat  einen  außerordent- 
lichen Aufschwung  genommen.  Insbesondere 
steigerte  sich  der  auswärtige  Waren- 
verkehr in  einem  Maße,  wie  niemals  zu- 
vor. Sowohl  die  Einfuhr  als  die  Ausfuhr 
chemischer  Rohstoffe  und  Fabrikate  über- 
stieg die  ^es  Vorjahres  um  mehr  als  14  pGt. 
Allerdings  war  diese  außergewöhnliche  Zu- 
nahme zum  teil  darin  begründet^  daß  die 
Industrie  vor  dem  Inkrafttreten  der  neuen 
Handelsverträge  und  der  dadurch  be- 
dingten ZollerhOhungen  sich  selbst  oder  die 
ausländischen  Abnehmer  noch  zu  den  nie- 
drigen Zollsätzen  möglichst  reichlich  ver- 
sorgen wollte. 

Entsprechend  der  lebhafteren  gewerblichen 
Tätigkeit  der  Betriebe  im  letzten  Jahre  stieg 
auch  die  Rentabilität  der  chem- 
ischen Industrie.  Die  Steigerung  der 
Rentabilität  verteilte  sich  auf  die  einzelnen 
Produktionszweige  in  verschiedenem  Maße. 
Am  stärksten  war  die  Teerfarbenindustrie 
und  —  mfolge  des  ostaäatischen  Krieges 
—  die  Pulver-  und  Sprengstoffindustrie^  in 
geringerem  Maße  die  Industrie  der  künst- 
lichen Düngemittel,  die  Großindustrie  der 
Alkalien  und  Mineralsäuren  und  die  Zünd- 
holzindustrie beteiligt  Am  wenigsten  er- 
höhte sich  der  Gewinn  in  der  Industrie  der 
pharmazeutischen;  photographischen 
und  technischen  Präparate,  weil  hier  in 
vielen  Fällen  die  Verkaufspreise  infolge  zu 
starker  Konkurrenz  nicht  in  entsprechendem 
Verhältnis  zu  der  Steigerung  der  Roh- 
materialienpreise und  der  Arbeitslöhne  er- 
höht werden  konnten. 

In  bezug  auf  die  Aussichten  für  die 
weitere  Entwickelung  der  chemischen 


Industrie,  die  von  manchen  Seiten  ab  wenig 
günstig  hingestellt  werden,  indem  nach  deren 
M^nnng  die  Aufgaben  der  Industrie  in  der 
Hauptsache  erschöpft,  große  epochemachende 
Erfindungen  also  nicht  mehr  zu  erwarten 
seien  und  demnach  ein  Herabsinken  der 
Rentabilität  eintreten  müsse,  lautet  der  Be- 
richt durchaus  beruhigend.  Es  wird  darin 
u.  a.  darauf  hingewiesen,  daß  von  einer 
Erschöpfung  der  Aufgabt  nicht  die  Rede 
sein  könne,  daß  vielmehr  noch  eine  Reihe 
großer  Probleme  an  deren  Lösung  man  be- 
rdts  erfolgrdch  arbdte,  neue  reiche  Ströme 
dem  Volkswohlstande  zuführen  werde.  Ebeneo 
wie  die  Krapp-  und  Indigokultnr  durch  die 
künstlichen  Teerfarbstoffe  verdrängt  worden 
sei,  so  werde  man  in  absehbarer  Zeit  die 
Arbeit  der  Seidenraupe  durch  ein  Geqpinit 
aus  Holzzellstoff  vollständig  ersetzen,  den 
stetig  wachsenden  Bedarf  an  Kautschuk 
durch  ein  Produkt  der  Laboratorien  befrie- 
digen und  den  gebundenen  Stickstoff  der 
atmoetphärisohen  Luft  an  die  Stelle  des 
natürlichen  Salpeters  in  den  Dienst  der 
Landwirtschaft  und  der  Induatrie  zwingen. 
Noch  unübersehbar  seien  die  wirtschaftiidieB 
Folgen,  die  die  neuen  Forscfanngen  über  die 
Synthese  der  Eiweißstoffe  der  künftigen 
Generation  in  Aussicht  stellen.  Die  chem- 
ische Industrie  —  so  sagt  der  Bericht  — 
ist  die  «Industrie  der  unbegrenzten  M9g- 
lichkeiten>  und  darf  als  solche  ruhig  und 
hoffnungsfreudig  auch  der  künftigen  Ent- 
wickelung entgegensehen.  Wgl 

Das  Alligatoröl 

soll  einen  beträchtlichen  Marktwert  dar 
stellen;  es  wurden  9  bis  13  Cts.  für  1  Pfd. 
bezahlt.  Es  wird  auch  « Jaoore»-Fett  genannt 
und  gemeinschaftlich  mit  Fischölen,  denen 
es  ähnelt,  zur  Sämischledergerberei  verwendet 
Es  wird  gewonnen  durch  Zerschneiden  nnd 
Auskochen  des  Fleisches,  das  dann  als  Dünge- 
mittel verwendet  wird.  Das  Alligator51  ent- 
hält mehr  feste  Fette  als  die  Fischöle.  lo 
einigen  Drüsen  des  Alligators  soll  bA 
Moschus  finden,  der  in  der  Parfflmerie  Ve^ 

wendet  findet  — Ae. 

Chem.'Ztg.  1906,  Rep.  206. 


Vertofw:  11^,  A*  8«IUi«ld«r,  DnaAm  and  Ur»  P.  SiS  Dmdui-BlMfliwtts. 
VcraatwortUelMr  Leittr:  Dr.  A»  8elui«td«r«  Dretdea. 


Im  Biwnliandiil  dnnh  Jnllna  Springer,  Bariin  «..  Moabltanlnti  S. 
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^48. 


Dresden,  29.  November  1906. 


Der  neuen  Folge  XXVII.   Jahrgang. 


xLvn* 

Jahrgang*. 


Inhalt:  Chemie  md  Pharaaoie:  Di«  iwaeren  ehemischen  Untereochimgeii  fiber  dna  Tannin.  —  Qaeekiilber« 
Chloridgehalt  and  die  antiaeptische  Wirkung  der  in  der  Eaieerl.  liarlne  gebriLaehUchen  SablimatrerbandstoÄ 
▼eraehiedenen  Alters.  —  Anwendungen  von  Farbftoffen  bei  Bodenantersachangen.  —  Gentlin.  —  Unguentam 
Chrjearobini  compositam  Unna.  —  Neae  Arsneimittel.  —  Aaalegang  pharmaaeutisoher  Geeetse.  —  Nene  t^entiifnge 
fOr  Laboratoilen.  —  Herstellung  der  Yerbandbaumwolle.  —  Photomiphiiehe  MltteilmnaeB.  —  Bteheneluui.— 

YersehledeB«  MitteilimceB.  —  Briefvreehsel. 


Chemie  und  PharaiacMe. 


Die  neueren  chemischen  Unter- 
suchungen über  das  Tannin. 

Von  Dr.  Ä  Franke. 

Im  Nachfolgenden  soll  die  Rede  sein 
yon  dem  allgemein  als  wichtigsten  Ver- 
treter der  Gerbstoffklasse  hingestellten 
Gerbstoff  der  Galläpfel. 

Was  sind  Gerbstoffe?  —  Die 
Frage  ist  oft  aufgeworfen  worden,  und 
man  erhält  yon  den  Verfassern  der  ver- 
schiedenen ansführlicheren  Lehr-  und 
Handbücher  immer  nur  etwa  die  Ant- 
wort, daß  es  sich  um  eine  größere  Reihe 
von  Körpern  handelt,  die  gewisse  ge- 
meinsame Eigenschaften  besitzen,  z.  B. 
saure  Reaktion  und  herbeui  zusammen- 
ziehenden Geschmack  haben,  mit  Eisen- 
lösungen schwarze  oder  grüne  tinten- 
artige Färbungen  bilden,  durch  Alkal- 
oide  und  Leim  gefällt  werden  und  Haut- 
sabstanz in  Leder  überfähren. 

Reinitxer^)  steht  auf  dem  Standpunkt, 
daß  die  Gruppe  der  Gerbstoffe  nur  dann 


Sinn  und  Berechtigung  habe,  wenn  man 
sie  rein  praktisch  auffaßt,  da  es  äußerst 
wahrscheinlich  ist,  daß  die  einzelnen 
Gerbstoffe  später,  nach  Erforschung  ihrer 
Konstitution,  in  den  verschiedensten  Ka- 
piteln der  organischen  Chemie  unter- 
gebracht werden  müßten. 

Diese  Anschauung  trägt  sowohl  den 
Zwecken  des  Wissenschaftlers  wie  des 
Tecknikers  v  o  r  1  ä  u  f  i  gRechnung.  c  Gerb- 
stoffe» wären  danach  ganz  allgemein 
Stoffe,  welche  imstande  sind,  die  tier- 
ische Haut  €gar»  zu  machen,  in  Leder 
zu  verwandeln.  Die  Sprachforscher 
leiten  auch  tatsächlich  das  Wort  cGerben» 
von  €gar»  ab. 

Weshalb  wurde  nun  aber  gerade  jener 
Körper,  der  in  den  Galläpfeln  und  im 
Sumacb  enthalten  ist,  als  eigentlicher 
Vertreter  der  ganzen  Gruppe  von  Ver- 
bindungen betrachtet?  —  Wahrschein- 
lich, weil   die  Chemiker  glaubten,   ihn 

1)  Ber.  d.  botan.  Ges.,  Bd.  7,  S.  187  (1889). 


984 


am  leichtesten  rein  darstellen  und 
charakterisieren  zn  können.  Denn  seine 
technische  Verwendung  tiitt  im  Ver- 
gleich zn  anderen  Gerbstoffen,  wie  dem 
der  Eiche  und  der  Fichte  beispiels- 
weise, sehr  zurttck. 

In  der  deutschen  chemischen  und 
pharmazeutischen  Literatur  hat  sich  ffir 
ihn  jetzt  der  Name  cTannin»  einge- 
bürgert. E^tymologisch  betrachtet  er- 
weist sich  aber  auch  «Tannin»  als 
nichts  anderes  als  ein  Sammelname  ffir 
«Gerbstoffe».  Die  Engländer  und  Ameri- 
kaner sprechen  von  cTannins»  (vergl. 
die  Monographie  von  Henry  TVimble 
«The  Tannins»,  Philadelphia  1892, 1 894) ; 
das  englische  ctan»  bedeutet  als  Haupt- 
wort «Lohe»,  als  Zeitwort  «^gerben». 
Schon  im  Angels&chsiscben  ist  ctannere» 
(Gterber),  cgetanned»  (gegerbt)  nach- 
gewiesen. Im  Bretonischen  heißt  cEiche» 
—  «tan»,  die  schon  in  den  frfihesten 
Zeiten  wohl  das  wichtigste  Gterbmaterial 
lieferte. 

Wie  man  sieht,  hat  eine  vollständig 
willkürliche  Bezeichnnngsweise  Platz  ge- 
griffen. —  So  lange  aber  das  ganze  in 
Frage  kommende  Gebiet  nicht  besser 
erforscht  sein  wird,  mag  nun  für  die 
Gerbsäure  der  Galläpfel  die  Be- 
zeichnung Tannin  beibehalten 
werden,  während  die  übrigen  Gerb- 
säuren ihren  Namen  von  den 
Pflanzen  erhalten,  in  denen  sie 
vorkommen;  man  spricht  also  z.  B. 
von  Einogerbsäure,  Eatechugerbsäure, 
von  Eichenholz-  und  von  Eüchenrinden- 
gerbsäure.  Gerbstoff  und  Gerbsäure 
werden  häufig  als  gleichbedeutend  ge- 
braucht ;  in  vielen  Fällen  läßt  sich  wohl 
folgerichtigerweise  nichts  dagegen  ein- 
wenden; hat  sich  aber  in  einzelnen 
Fällen  herausgestellt,  daß  die  «gerbende 
Substanz»  aus  einem  Gemisch  von  -ver- 
schiedenen Säuren  besteht,  so  scheint 
es  ratsam,  von  ihr  als  von  einem  Gerb- 
stoff  zu  sprechen.  So  ist  der  Myro- 
balanengerbstoff  als  Gemenge  von 
Gallussäure,  Chebulinsäure  und  EUagen- 
säure  aufzufassen. 


Von  älteren  Forschem  haben  sich  uoi 
die  Erkenntnis  der  chemischen  Natnr 
des  Tannins  vor  allem  Berxdius^ 
Strecker  und  Hlasiwetx  verdient  gemacht 
Berxelius  hat  ein  Verfahren  znr  Bein- 
darstellung angegeben,  nach  dem  der 
Gerbstoff  mit  Schwefelsäore  als  —  so 
meinte  Berxelius  —  cschw^elsam^r 
Gerbstoff»  von  den  übrigen  pflanzUchen 
Stoffen  getrennt  und  mit  Hilfe  von  Blei- 
karbonat weiter  gereinigt  wird.  F&r 
das  Tannin  nahm  Berxelms  die  Formel 
Gjgn90i2  &n. 

Pelouxe  fand  später  aus  der  Analyse 
des  Bleisabses  das  Molekulargewicht  des 
Gerbsto&i  zu  etwa  2700. 

Eine  sehr  ausführliche  Arbeit  über  die 
Galläpfelgerbsäure  hat  dann  A.  Strecker*^ 
verOffentUcht.  Er  stellte  für  die  Gerb- 
säure die  Formel  C54H44O34  auf  ond 
hielt  sie  für  eine  Zuckerverbindung  nach 
Art  der  Glykoside.  Er  vermutete,  dafi 
beim  Kochen  mit  verdünnter  Schwefel- 
säure eine  Zersetzung  in  Gallussäure 
und  Traubenzucker  nach  der  Gleich&ng 

C64H44O84 +8H2O  =  6C7H(j06+2GsHiA 
eintritt.  Die  quantitative  Bestimmnn? 
des  Zuckers  gelang  indessen  nicht,  wo- 
für aber  Sirecker  verschiedene  Fehler- 
quellen annahm ;  nach  diesen  mußte  es 
überhaupt  nur  vom  Zufall  abhängen,  ob 
die  richtige  Zuckermenge  gäondep 
wurde.  Zu  kurzes  Elrwärmen  mit 
Schwefelsäure  ergab  zu  wenig  Zucker, 
da  die  Zersetzung  noch  nicht  beendet  war ; 
zu  lange  erhitzt,  konnte  aber  der  be> 
reits  quantitativ  abgespaltene  Zucker 
eine  weitere  Veränderung  erfahren.  Die 
Zuckerbestimmung  nahm  Strecker  in  der 
Weise  vor,  daB  er  die  schwefetaäore- 
haltige  Fltlssigkeit  zunächst  mit  Blei- 
oxyd und  darnach  mit  Schwefelwasser 
Stoff  behandelte.  Das  Filtrat  vom 
Schwefelblei  wurde  darnach  eingedampft 
und  der  Trockenrücüstand  zur  Wägnng 
gebracht.  Strecker  fand  15  bis  28  pCt 
Zucker,  während  nach  seiner  Theorie 
29  pCt  erhalten  werden  mußten. 


2)  PoggendorfB  Ann.  10  (1827). 
Lebibach  3.  Aufl.,  6,  8.  213. 

3)  Ann   d.  Ghem.  a.  Phann.,  Bd.  90,  165i 
S.  328  ff. 


985 


Weiter  sprach  dann  Elasiwetx^)  die 
Ansicht  aus,  daß  auf  analytischem  Wege 
die  Glykosidnatur  des  Tannins  sich  nicht 
erweisen  lassen  würde,  daß  aber  viel- 
leicht durch  die  Synthese  ein  Einblick 
in  die  Natur  des  Gerbstoffs  gewonnen 
werden  könnte.  Rochleder  hatte  schon 
früher  behauptet,  daß  der  Zucker  von 
einem  Nebenbestandteil  des  Tannins 
herrühre,  und  Stenhouse  hatte  durch 
Verwendung  einer  hinlänglich  verdünnten 
Schwefelsäure  oder  Salzsäure  das  Tannin 
fast  quantitativ  in  O^lussäure  umge- 
wandelt.    Hlasiwetx  war  der  Meinung: 


eist  Tannin  kein  Glykosid,  so  könnte 
es  vielleicht  Digallussäure  sein.»  Die 
Beziehung  der  Gallussäure  zum  Tannin 
würde  sich  dann  durch  die  Formel 

2C7H6O5 — H2O  =  Ci4Hio09 

ausdrücken  lassen. 

Schifft)  hat  dann  1873  nachgewiesen, 
daß  tatsächlich  Gallussäure  beim  Er- 
hitzen mit  Phosphoroxychlorid  oder 
Gallussäurelösung  beim  Verdampfen 
mit  Arsensäure  unter  Wasserabspaltung 
in  die  Verbindung  CuHioOg  übergehe. 
Die  Konstitution  des  Tannin  wurde  dar- 
auf von  Schiff  durch  die  Formel 


C6H2 


aH 


Cg  H 


H.0  = 


Cß  H.; 


COOH 


COOH 


erklärt. 

Nach  dieser  Zusammensetzung  muß 
das  Tannin  beim  Eihitzen  mit  Essig- 
säureanhydrid in  eine  Pentaacetylver- 
bindung  übergehen,  welcher  Forderung 
die  Schiff'sche  Digallussäure  auch  ge- 
nügte. 

Die  üebereinstimmung  der  von  Schiff 
bereiteten  Säure  mit  dem  Tannin  wurde 
danach  allgemein  angenommen,  bis  1896 
F.  Oünther^)  darauf  aufmerksam  machte, 
daß  Tanuinlösungen  die  Ebene  des  po- 
larisierten Lichtes  stark  nach  rechts 
ablenken.  Das  Tannin  mußte  demnach 
ein  asymmetrisches  Eohlenstoffatom  ent- 
halten, konnte  also  unter  keinen  Um- 
ständen mit  der  Schiff^schen  Digallus- 
säure identisch  sein,  die  sich  als  optisch 
inaktiv  erwies.  Von  Waiden'^)  wurde 
dann  1897  gezeigt,  daß  die  vielen  ein- 
ander widersprechenden  Ansichten  über 
das  Tannin  nur  darauf  zurückzufuhren 
seien,  daß  es  sich  um  Gemische  kom- 
plizierter Körper  mit  hohem  Molekular- 
gewicht handle  und  «daß  die  Konstitution 
des  ganzen  Gebildes  uns  nicht  nur  nicht 
bekannt,  sondern  gegenwärtig  noch 
dunkler  und  verwickelter  geworden  ist». 


Waiden  zeigte  auch,  daß  das  Drehungs- 
vermögen abhängig  ist  von  der  Art  des 
Lösungsmittels  und  ferner,  daß  die  Be- 
stimmung der  Leitfähigkeit  so  niedere 
Werte  gab,  daß  von  einer  Säure  nicht 
mehr  die  Rede  sein  könne. 

Die  Arbeiten  von  Günther  und  von 
Waiden  haben  in  den  neueren  Auflagen 
bekannter  Lehrbücher  vielfach  noch  nicht 
Berücksichtigung  gefunden ;  es  wird  dort 
immer  noch  die  synthetische  Digallus- 
säure als  mit  dem  Tannin  identisch  an- 
gegeben. 

Im  Anschluß  an  diese  heute  nicht 
mehr  giltige  Formel  des  Tannin  als 
einer  Digallussäure  mögen  hier  noch 
Arbeiten  von  Etti^)  erwähnt  werden. 
Derselbe  kam  bei  seinen  Arbeiten  über 


^)  «Ueber  die  Beziehangen  der  Gerbsäuren, 
Glykoside,  Pblobaphene  und  Harze»,  Ann.  d. 
Chem.  u.  Pharm.,  Neue  Folge,  Bd.  67,  1867, 
8.  290. 

5)  Ann.  d.  Chem.  u.  Pharm.  1873,  43.  —  Ber. 
d.  D.  Chem.  Ges.  1871,  1872,  1873,  1879,  1880. 

ß)  Ber.  d.  D.  Pharm.  Ges.  V,  179. 

'j  Ber.  d.  D.  Chem.  Ges.  1897,  S.  3151. 

«)  Wien.  Akad.  Ber.,  Bd.  81,  11,  S.  495  ff.— 
Bd.  88,  U,  S.  139  ff.  —  Bd.  98,  IIb,  ö.  636  ff. 


986 


die  Natur  der  Gerbstoffe  des  Eichen- 
holzes und  der  Eichenrinde  zu  dem 
Schluß,  daß  diese  als  Derivate  einer 
Ketonsäure,  einer  Gallylgallassäure,  auf- 
zufassen seien.  Die  Ableitung  derselben 
von  der  Gallussäure  wird  durch  die 
Formel  illustriert: 


HO 


H 
r'^COiÖH 


OH 

-h/\ 


HO 


OH 


H 


HOOG 


OH 


H 


OH 


H     0     OH 
Ho/\—  C  — 


OH 


HO'   .H  HOOa   .OH 
OH        H 

Julius  Löwe^)  hatte  1873  den  Gerb- 
stoff des  sizilianischen  Sumachs  dar- 
gestellt. Aus  der  Analyse  sowohl  der 
nach  Möglichkeit  gereinigten  Substanz 
als  auch  der  Bleiverbindung  schloß 
Löive^  daß  der  Sumachgerbstoff  identisch 
sei  mit  dem  Galläpfelgerbstoff.  Schon 
Stenhouse  hatte  früher  auf  die  große 
Aehnlichkeit  zwischen  beiden  Substanzen 
aufmerksam  gemacht:  «Der  Sumach 
scheint  demnach  den  Galläpfeln  näher 
zu  stehen  als  irgend  eine  der  anderen 
adstringierenden  Substanzen.  Diese 
Tatsache  ist  den  Türkischrotfärbem  hin- 
länglich bekannt,  die  schon  lange  den 
Sumach  als  Ersatzmittel  für  Gdläpfel 
mit  Erfolg  anwenden.» 

Neuerdings  meint  aber  Oschwendner^^) 
nachgewiesen  zu  haben,  daß  zwischen 
beiden  Produkten  Unterschiede  bestehen : 
die  qualitativen  Reaktionen  mit  Baryt- 
wasser unterscheiden  sich  nach  Oschwend- 
ner  in  der  Art,  daß  die  dabei  entstehende 
Tanninverbindung  dunkelgrün  gefärbt 
ist,  während  das  Barytsalz  des  Sumach- 
gerbstoffs  hingegen  ein  csaftlges  inten- 
sives Hellgrün»  zeigt.  Femer  hat 
Oschwemlner  hier  die  Gruppe  Methoxyl 

»)  Ztsohr.  f.  analyt.  Cbem.,  XII  (1873),  S.  128. 

^^\  B.  Osckwendner^   ßeitiilj-f«    zur  Geibstoff- 
frage.     Inaug.  Diss.  Erlangen  li)On,  S.  04,  65,  66. 


CH3O  nachgewiesen  und  stellt  schließ- 
lich die  Formel  (CiiHi50io)2  für  den 
Sumachgerbstoff  auf,  wobei  für  das 
Molekül  eine  Methoxylgruppe  in  betracht 
käme. 

Vor  kurzem   hat  Dekker^^)  für  das 
Tannin  eine  neue  Formel  vorgeschlagen : 


HO 


H 


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OH 


H      OH 


OH 


H 


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OH 


Die  hydrolytische  Spaltung  wurde 
sich  im  Sinne  der  punktierten  Linie 
vollziehen.  Der  Autor  begründet  seine 
Ansicht  mit  folgenden  Tatsachen :  Die 
Formel  zeigt  ein  asymmetrisches  Kohlen- 
stoffatom, sie  macht  die  von  Nierenstein 
früher  beobachtete  Bildung  von  Di- 
phenylmethan  bei  der  Zinl^taubdestfl- 
lation  verständlich.  Sie  enthält  keine 
Carboxylgruppe,  was  dem  schwach  sauren 
Charakter  des  Tannin  entspricht.  Daß 
bei  einem  Körper  der  obigen  Formel 
die  C-C-bindung  durch  hydrolytische 
Spaltung  gesprengt  wird,  steht  gleich- 
falls im  Einklänge  mit  der  Tatsache, 
daß  Tannin  nur  langsam  völlig  in  Gallos- 
säure  übergeht. 

Nach  Kunz'Krause^^  ist  Tannin  ein 
Gemisch  und  zwar  von  mindestens  zwei 
Körpern  wie  durch  Kapillaranalyse  deut- 
lich bewiesen  wurde.  Der  eine  dieser 
beiden  Körper  konnte  als  die  in  Wasser 
relativ  schwer  lösliche  Gallussäure  be- 
stimmt werden.  Der  andere  Bestand- 
teil, das  Tannin  selbst,  ist  seiner  Natnr 
nach  uns  unbekannt.  Aus.  der  Analyse 
leitet  Verfasser  die  Formel  C54H50OSS 
und  das  Molekulargewicht  1310  ab.  Er 
spricht  den  Körper  als  ein  Oktogallyl- 
tannoid  an.  Außer  Gallussäure  nnd 
dem  Oktogallyltannoid  wies  er  als  Be- 
standteil der  Galläpfel  die  Zyklogalliphar- 
säure  nach,  eine  kristallisierende  Sub- 
stanz von  der  Formel 


1')  «Ueber  die  Konstitatioiisforinel  des  Tannin* 
von  J.  Dekker,  Ber.  d.  D.  Chem.  (Jes.  1906. 
S.  2497. 

•2)  Chem.-Ztg    1904,  S.  942. 


987 


^oH34<coOH 

Die  analytische  Bestimmung  des 
Tannin  ^^)  betreffend  sind  .einige  neuere 
Arbeiten  zu  nennen:  Trotrnan  und 
Hackford  bestimmen  Tannin  durch  Fäll- 
ung mit  Strychnin.  Olücksmann  meint, 
im  Formaldehyd  das  geeignete  Reagens 
zur  Wertbestimmung  des  Tannin  ent- 
deckt zu  haben. 

lieber  die  Darstellung  und  physiolog- 
ische Wirkung  einer  Reihe  von  Tannin- 
präparaten ^'^)  wie  Tannigen,  Tannalbin, 
Tannoform,  Bismal,  Methylentannincarb- 
amid  und  Tannopin,  die  in  der  Therapie 
Verwendung  gefunden  haben,  wurde  in 
dieser  Zeitschrift  bereits  früher  aus- 
führlich berichtet.  Nachzutragen  wäre 
hier  noch,  daß  sich  unter  dem  Namen 
Eut annin ^^)  ein  kristallisiertes  Prä- 
parat im  Handel  befindet,  welches  als 
vorzügliches  Darmadstringens  empfohlen 
wird.  Nach  Mitteilungen  von  Thoms 
ist  das  Eutannin  identisch  mit  der  be- 
reits früher  in  den  Myrobalanen  nach- 
gewiesenen Chebulinsäure. 

Ueber  den 
Quecksilberchloridgehalt  und 
die   antiseptische  Wirkung  der 
in  der  Kaiser!.  Marine  gebräuch- 
lichen Sublimatverbandstoffe 
verschiedenen  Alters. 

Von  Dr.  Walter  Sekmtdt, 

Marine- Apotheker  beim  Sanitätsdepot  Wilhebns- 

haven. 

(Schluß  von  Seite  972 ) 

IL    Bakteriologischer  Teil. 

Schon  bald  nach  Beginn  der  chem- 
ischen Untersuchungen  beschäftigte  mich 
einmal  die  Frage,  ob  Sublimatyerband- 
stoffe  mit  sehr  weit  zuräckgegangenem 
Quecksilberchloridgehalt  auch  nach  un- 
vorteilhafter Lagerung  noch  keimfrei 
geblieben  seien  und  weiterhin  diejenige, 
bis  zu  welchem  Mindestgehsdt  an  Sub- 

'•♦)  Pharm.  Centralh.  1 906,  S.  599  ff. 

i<)  Ebenda  8.  535  ff. 

'ö)  Zur  Gerbstoffforschung  von  H.  Thoms^ 
11.  Mitteilung.  Apoth  -  Ztg.  190G,  lieber  das 
Kutauüin. 


limat  mit  einer  antiseptischen  Wirkung 
des  Mulls  bezw.  der  Watte  gegenüber 
den  in  erster  Linie  in  betracht  kom- 
menden Bakterien  gerechnet  werden 
darf. 

Behufs  Losung  der  ersten  Frage  ent- 
nahm ich  unter  den  Vorsichtsmaßregeln 
der  Asepsis  beim  Oeffnen  der  zur  chem- 
ischen Untersuchung  herangezogenen 
Pakete  anfangs  2,  später  1  Stück  des 
Verbandstoffes,  trug  diese  in  ein  zur 
Hälfte  mit  steriler  Nährbouillon  gefülltes 
Kölbchen  ein  und  setzte  es  24 
Stunden  in  den  Brutschrank,  um  dann 
an  einer  sich  etwa  zeigenden  Trübung 
der  Nährfiüssigkeit  zu  erkennen,  ob  der 
Verbandstoff  keimfrei  war,  oder  ob  sich 
Keime  darin  befunden  hatten. 

Die  Versuche  behufs  Feststellung  der 
antiseptischen  Wirkung  (1er  Ver- 
bandstoffe wurden  wie  folgt  ausgeführt : 

Von  den  verschiedenen  Bakterienarten 
wählte  ich  auf  Anraten  des  Vorstandes 
der  bakteriologischen  Abteilung  der  hies- 
igen Untersuchungsstation  —  Staphylo- 
kokken, —  weil  diese  als  Eitererreger 
in  erster  Linie  in  betracht  kommen  und 
antiseptischen  Mitteln  und  sonstigen 
bakterientötenden  Einflüssen  gegenüber 
als  sehr  widerstandsfähig  gelten^).  Sie 
übertreffen  bekanntlich  an  Widerstands- 
fähigkeit die  hier  gleichfalls  in  betracht 
kommenden  Streptokokken  um  das  mehr- 
fache. 

Daneben  haben  erstere  für  meine 
Zwecke  auch  den  Vorzug,  durch  eine 
gleichmäßige  Trübung  der  Nährbouillon 
leicht  erkannt  zu  werden.  Bei  der 
Mehrzahl  der  Versuche  verwendete  ich 
den  Staphylococcus  pyogenes  albus. 
Späterhin  wurden  auch  noch  einige  der 
Verbandstoffproben,  und  zwar  insonder- 
heit solche  mit  geringem  Sublimatgehalt, 
auf  ihre  Wirkung  gegenüber  einem  aus 
dem  Blute  eines  Pyämischen  gezüchteten 
Stamme  von  Staphylococcus  pyogenos 
aureus  erprobt.  Während  der  ganzen 
Dauer    der    Versuche    wurden    beide 

^)  Neißer  und  A,  Lipatein:  Staphylokokken. 
Handbuch  der  pathogenen  Mikroorganismen. 
Banii  3,  Seite  113  bis  IIH. 


988 


Staphylokokken-Arten  täglich  in  neue 
Nährbouillon  übergeimpft  (2  Platindraht- 
ösen anf  etwa  15  g  Bouillon),  so  daß 
stets  nur  24  Stunden  alte  Kulturen  zur 
Benutzung  gelangten. 

Bei  der  Ausführung  der  Versuche 
selbst  war  ich  gleich  früheren  Autoren 
besonders  darauf  bedacht,  den  zur  Er- 
probung angewandten  Bakterien  nach 
Möglichkeit  die  gleichen  Bedingungen 
zu  gewähren,  denen  sie  auf  einer  mit 
antiseptischen  Kompressen  verbundenen 
Wunde  ausgesetzt  sind.  Um  dies  zu 
erreichen,  schnitt  ich  beim  Oeffnen  der 
einzelnen  Pakete  von  dem  zu  unter- 
suchenden Verbandmaterial  je  3,  zu- 
sammen etwa  0,5  g  schwere,  rechteckige 
Stücke  aus,  in  denen  sich  die  Watte  in 
etwa  3  mm  hoher  Schicht,  der  Mull  in 
8  bis  lOfacher  Lage  befand.  Diese 
Kompressen  ähnlichen  Stücke  legte  ich 
in  eine  sterile  Petn'&che  Schale  und 
tränkte  sie  anfangs  mit  je  0,5  ccm 
steriler  physiologischer  Kochsalzlösung 
(0,75proc).  Hierauf  wurde  das  eine  der 
beiden  Stücke  mit  0,1  ccm ,  später 
auch  mit  0,2  ccm  der  erwähnten  Bouillon- 
kulturen geimpft,  das  zweite  Stück  mit 
der  angefeuchteten  Seite  darüber  gelegt, 
und  die  Schale  24  Stunden  in  den  Brut- 
schrank (37,5  0)  gebracht.  Nach  Verlauf 
dieser  Zeit  wurden  beide  Stücke  nach 
vorheriger  Trennung  in  ein  gemein- 
sames, mit  steriler  Nährbouillon  gefülltes 
Reagensglas  gebracht,  dieses  abermals 
24  Stunden  der  Brutschranktemperatur 
ausgesetzt  und  alsdann  je  nach  dem 
Klarbleiben,  bezw.  aus  der  Trübung  der 
Nährflüssigkeit  erkannt,  ob  der  unter- 
suchte Verbandstoff  seine  antiseptische 
Wirkung  bewahrt  oder  verloren  hatte. 
Bei  späteren  Versuchen  benutzte  ich, 
um  den  Bakterien  noch  günstigere 
Wachstumsbedingungen  zu  bieten,  zum 
Anfeuchten  der  verschiedenen  Probe- 
stückchen neben  der  erwähnten  Koch- 
salzlösung auch  sterile  Nährbouillon,  bei 
noch  späteren  ausschließlich  diese. 

Das  Ergebnis  der  Versuche  ist  aus 
nachstehenden  Tabellen  zu  ersehen.  In 
dieser  bedeutet: 

-t-:  es  trat  Wachstum  ein, 
0:  es  trat  kein  Wachstum  ein. 


Ergebnis  der  Prüfung  auf  Keimfreiheit 
Was  zunächst  die  ersten  Versuche 
betreffs  Keimfreiheit  der  Verbandstoffe 
anlangt,  so  erweisen  sich,  wie  ans  den 
zahlreichen,  in  vorstehenden  Tabellen 
wiedergegebenen  Versuchen  hervorgeht, 
mit  Ausnahme  von  Versuch  D  2,  sämt- 
liche Verbandstoffe,  deren  Hülle  unver- 
letzt geblieben  war,  als  keimfrei,  selbst 
diejenigen,  bei  welchen  das  als  Ver- 
packung dienende  Pergamentpapier  feucht 
und  sogar  schimmlig  gewesen  oder  aas- 
gebleicht war,  und  die  Probeentnahme 
von  den  unmittelbar  unter  einer  solchen 
Hülle  lagernden  Verbandschichten  er- 
folgte (vergl.  Versuch  C  14,  D  12  und 
15).  In  allen  den  Fällen,  wo  eine  Trüb- 
ung der  Bouillon  bei  wenigstens  einem 
der  vorgenommenen  Versuche  eintrat, 
war  mit  obiger  Ausnahme,  die  vielleicht 
auf  nicht  völlig  sterile  Entnahme  des 
Probestückes  zurückgeführt  werden  kann, 
die  Hülle  des  Verbandstoffes  verletzt 
Erwähnt  sei  noch,  daß  bei  diesen,  be- 
sonders mit  den  niedrigwertigen  Ver- 
bandstoffen angestellten  Versuchen  eine 
antiseptische  Wirkung  wohl  nur  den 
wenigsten  Keimen  gegenüber  in  betracht 
kommen  kann,  da  beim  Eintragen  des 
etwa  0,5  g  wiegenden  Probestückes  in 
die  Bouillon  (25  g)  diese  einen  Sublimat- 
gehalt  besitzt,  der  bei  1  prom.  Verband- 
stoffen etwa  1 :  50  000,  bei  V?  V^^^- 
sogar  nur  l :  100  000  beträgt,  eine  Ver- 
dünnung, in  der  sich  eine  gioße  Zahl 
Bakterien  nicht  nur  lebensfähig,  sondern 
auch  lebenstätig  erweist,  vor  allem  die 
in  erster  Linie  in  betracht  kommenden 
Eitererreger.  Die  im  hohen  Grade 
widerstandsunfähigen  vegetativen 
Formen  der  Milzbrandbazillen  wurden 
bei  diesen  schwachen  Konzentrationen 
in  der  Mehrzahl  der  Fälle  getötet  worden 
sein,  ebenso  wie  umgekehrt  bei  diesen 
Versuchen  Milzbrandsporen  noch  wäh- 
rend einer  längeren  Zeit  als  die  von 
mir  beobachteten  24  Stunden  lebens- 
fähig geblieben  sein  könnten,  ihre  Ab- 
wesenheit mithin  noch  nicht  vöUig  be- 
wiesen war.  Ich  glaubte  jedoch,  wie 
schon  eingangs  erwähnt,  bei  dieser 
Prüfung  von  Bakterienarten  absehen  zn 
dürfen,   deren  Vorkommen  an  Bord  ak 


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991 


sehr  unwahrscheinlich  angesehen  werden 
muß. 

Blinde  Versuche. 

Im  Anschluß  an  diese  Versuche  führte 
ich  die  gleichen  unter  denselben  Be- 
dingungen mit  3  Stficken  entfetteten 
Mulls  aus,  die  3  verschiedenen,  schon 
sehr  viele  Jahre  hier  lagernden  Paketen 
entstammten.  Nur  in  einem  Falle  blieb 
die  Nährflfissigkeit  klar,  während  in  den 
beiden  fibrigen  eine  deutliche  Trübung 
eintrat,  die  durch  teils  bewegliche,  teils 
unbewegliche  Stäbchen,  deren  Bestimm- 
ung aus  Zeitmangel  nicht  möglich  war, 
hervorgerufen  wurde. 

Ergebnis  der  Prüfung  auf  antiseptisohe 

Wirkung. 

Ich  komme  nun  auf  die  Versuche  über 
die  antiseptische  Wirkung  der  Verband- 
stoffe mit  verschiedenem  Sublimatgehsdt 
zu  sprechen,  die  in  erster  Linie  dadurch 
einen  interessanten  Ausgang  genommen 
haben,  als  sie  mit  einer  Ausnahme 
(Vers.  C  16)  sämtlich  mit  dem  Ergebnis 
endeten,  daJB  sowohl  Miüle  wie  Watten 
stets  noch  antiseptisch  wirkten,  auch  in 
Fällen,  wo  der  Sublimatgehalt  nur  noch 
0,2  Prom.  betrug.  Bei  oben  erwähntem 
Versuch,  der  eine  deutliche  Weiterent- 
wickelung der  Staphylokokken  erkennen 
ließ,  handelte  es  sich  um  einen  Mull, 
in  dessen  Gewebe  teilweise  Sublimat  in 
quantitativ  bestimmbaren  Mengen  nicht 
mehr  nachzuweisen  war.  Trotzdem  fand 
ich,  nachdem  in  Anbetracht  des  ab- 
weichenden Ergebnisses  zwei  weitere 
Stückchen  des  gleichen  Mulls  mit  je 
0,2  ccm  der  Staphylokokken -Kulturen 
geimpft  wurden,  auf  beiden  kein  Wachs- 
tum, so  daß  insgesamt  —  ungeachtet 
des  nur  noch  sehr  geringen  Sublimat- 
gebalts —  unter  4  Fällen  dreimal  voll- 
ständige Abtötung  der  Bakterien  statt- 
fand. 

Erwähnenswert  ist  weiterhin  Versuch 
C  20.  Bei  diesem  ist  das  mit  0,1  ccm 
geimpfte  Probestück  unmittelbar  unter 
der  gebleichten,  bezw.  beschmutzten 
und  schimmligen  Hülle  des  Pakets  ent- 
nommen, trotzdem  erwies  es  sich  bei  der  in 
diesem  Versuch  gegebenen  Konzentration 


als  vollkommen  antiseptisch.  Weiterhin 
bieten  besonderes  Interesse  die  Versuche 
C  16,  16,  17  und  D  13,  14,  16.  Die 
zu  diesen  verwendeten  Probestücke  sind 
nämlich  nicht  unmittelbar  nach  dem 
Oefibien  der  betreffenden  Pakete  steril 
entnommen,  sondern  entstammen  Ver- 
bandstoffen, deren  Hülle  bereits  vor 
Jahresfrist  zwecks  chemischer  Unter- 
suchung geöffnet  worden  war.  Seither 
lagern  die  Pakete,  nur  oberflächlich 
bedeckt,  in  einem  Schrank  des  hiesigen 
Laboratoriums,  und  waren  mitMn  jeden- 
falls auch  Träger  anderer  Keime.  Dennoch 
trat  mit  obiger  Ausnahme  (C  16),  wo 
der  Sublimatgehalt  teilweise  gleich  Null 
betrug,  stets  Abtötung  derStaphylokokken 
ein.  Ebensowenig  kam  es  zum  Wachs- 
tum anderer  Bakterien.    . 

Prüfung  von  Verbandpäckchen. 

Bei  den  ebenfalls  zur  Untersuchung 
herangezogenen  Verbandpäckchen  inter- 
essierte in  erster  Linie  die  Frage,  ob 
auch  der  Cambric,  der  für  diese  Zwecke 
früher  gleich  dem  Mull  mit  Sublimat 
imprägniert  wurde,  seine  antiseptischen 
Eigenschaften  bewahrt  hatte.  Sämtliche 
Versuche,  auch  die  mit  den  ältesten 
mir  zur  Verfügung  stehenden  Verband- 
päckchen aus  dem  Jahre  1898  bewiesen 
dies,  nicht  nur  für  den  Cambric,  sondern 
auch  für  den  in  den  Päckchen  befind- 
lichen Mull. 

Prftftmg  auf  antiseptisohe  Wirkung  der 
ümsetzungsprodukte  des  Sublimats. 

Nachdem  die  vorstehend  näher  be- 
sprochenen Versuche  zu  dem  so  einheit- 
lichen Ergebnis  geführt  hatten,  daß 
selbst  den  ältesten  untersuchten  Ver- 
bandstoffen ihre  antiseptische  Wirkung 
erhalten  geblieben  war,  lag  die  Vermut- 
ung nahe,  daß  vielleicht  neben  dem 
Sublimat  noch  die  aus  diesem  entstehen- 
den Umsetzungsprodukte,  trotz  ihrer 
Unlöslichkeit  in  Wasser  antiseptisch 
wirken  könnten  und  dadurch  mit  zu 
dem  so  einheitlichen  Ergebnis  bei- 
getragen hätten.  Um  dies  festzustellen, 
wusch  ich  sieben,  im  Sublimatgehalt 
sehr  weit  zurückgegangene  Verband- 
stoffe  so    lange   mit  Wasser   aus,    bis 


992 


Sublimat  in  dem  wässerigen  Auszug 
nicht  mehr  nachzuweisen  war.  Diese 
ausgewaschenen  Stficke  wurden  getrock- 
net, hierauf  ausgeschnittene  Probestücke 
mit  Staphylokokken  geimpft  und  wie 
üblich  weiter  behandelt.  Auf  sämtlichen 
Probestücken  fand,  obwohl  darin  nach 
der  Zerstörung  mit  Chlor  noch  über 
2  Prom.  Quecksilber  nachgewiesen 
werden  konnte,  Weiterentwicklung  der 
Staphylokokken  statt,  die  in  den  meisten 
Fällen  bereits  nach  den  ersten  24 
Stunden  auch  schon  makroskopisch  auf 
derPe^ri'schenSchale  inForm  eines  weißen 
Anflugs  unter  und  seitlich  der  Probe- 
stückchen zu  erkennen  war.  Die  mit 
letzteren  beschickte  Bouillon  zeigte  nach 
24  Stunden  durchgängig  sehr  starke 
Trübung.  Den  Umsetzungspro- 
dukten des  Sublimats  kommt 
somit  an  und  für  sich  keine  anti- 
septische Wirkung  mehr  zu. 

Blinde  Versuche. 

Ebenso  wie  auf  den  ausgewaschenen 
Verbandstoffen  zeigte  sich  auch  auf 
drei  zwecks  Vornahme  blinder  Versuche 
geimpften  Stücken  entfetteten  Mulls 
(C  21,  22,  23)  starkes  Wachstum  der 
Staphylokokken. 

KonzentratioBSverhältaisse  des  Sublimat 
bei  vorstehenden  Versuchen. 

Was  endlich  noch  die  Konzentrations- 
verhältnisse  des  Sublimat  anlangt,  unter 
denen  die  vorstehend  aufgeführten  Ver- 
suche stattgefunden  haben,  so  ist  dar- 
über folgendes  zu  sagen:  Die  den  ein- 
zelnen Watten  bezw.  Müllen  entnommenen 
Probestückchen  wogen  zusammen  durch- 
schnittlich 0,5  bis  0,7  g;  zwecks  voll- 
ständigen Durchfeuchtens  dieser  Stück- 
chen wurde  stets  1  ccm  Nährbouillon 
verwendet,  so  daß  das  Verhältnis  des 
Verbandstoffes  zur  Flüssigkeit  sich  etwa 
wie  1 :  2  verhielt.  Der  niedrigwertigste 
Verbandstoff,  der  noch  in  allen  Fällen 
antiseptisch  wirkte  (C  1 7),  enthielt  noch 
0,20  Prom.  Sublimat,  seine  etwa  0,6  g 
wiegenden  Probestücke  mitiiin  0,0001  g, 
die  mit  1  g  Nährbouillon  gelöst  ein 
Verhältnis  von   1 :  10  000  ergeben,    das 


somit   durchgängig  zur  AbtOtnng  der 
Bakterien  genügt  hatte. 

Die  Staphylokokken  waren  bei  diesem, 
sowie  auch  bei  allen  übrigen  Versuchen 
tatsächlich  nicht  nur  in  ihrer  weiteren 
Entwickelung  gehemmt,  sondern  auch 
abgetötet.  Wäre  letzteres  nicht  der  Fall 
gewesen,  so  hätte  nach  dem  Eintragen 
der  Probestückchen  in  Bouillon,  die 
alsdann  Sublimat  nur  noch  in  einem 
Verhältnis  von  etwa  1 : 1 00  000  enthielt, 
ungehinderte  Auskeimung  und  weiteres 
Wachstum  erfolgen  müssen.  Es  ent- 
wickeln sich  nämlich,  wie  meine  später 
ausgeführten  Versuche  ergeben  haben, 
beide  Staphylokokken- Arten  schon  reich- 
lich in  einer  Nährbouillon,  dieSubUmat 
im  Verhältnis    1:20000   enthält 

Da  die  Verbandstoffe  aber  auch  mehr 
Flüssigkeit  als  das  obige  Verhältnis 
angibt,  aufzunehmen  vermögen,  so  wür- 
den sich  für  Kompressen  auf  stark  ab- 
sondernden Wunden  auch  andere  Zahlen 
'  ergeben.  Das  Verhältnis  des  Mulls  bezw. 
der  Watte  zur  Flüssigkeit  würde  sich 
dann  im  Höchstfalle  etwa  wie  1:5  ge- 
stalten. Der  soeben  besprochene  Ver- 
bandstoff mit  0,2  Prom.  Sublimat  müßte 
dann,  um  die  gleichen  Lösungsverhält- 
nisse (1 :  10  000)  des  Sublimat  wie  bei 
meinen  Versuchen  ergeben  zu  können, 
die  2  V2  fache  Menge  Sublimat,  mithin 
0,5  Prom.  enthalten. 

Kontrollverauolie. 

An  letzter  Stelle  unternahm  ich  noch 
Versuche,  die  in  der  Absicht  ausgeführt 
wurden,  festzustellen,  welcher  Gehalt  an 
Sublimat  in  einer  Nährbouillon  nötig 
sei,  um  die  mir  zu  meinen  Versachen 
dienenden  Staphylokokken- Arten  nicht 
zur  Entwicklung  kommen  zu  lassen, 
bezw.  zu  töten.  Ich  stellte  mir  BonUlon 
mit  verschiedenem  Sublimatgehalt  dar. 
impfte  diese  mit  2  Platindrahtöses 
meiner  Kulturen  und  stellte  24  Standen 
in  den  Brutschrank.  Während  bei 
einem  Verhältnis  1:12000  stets  noch 
ein,  wenn  auch  beschränktes  Wachstum 
stattfand,  zeigte  sich  bei  einem  solchen 
Verhältnis  von  1 :  10000  in  zwei  Fällen 
ganz  schwache  Trübung,  in  4  dagegen 
kein  Wachstum.    Im  Verhältnis  1 :  800^3 


993 


blieb  die  Bouillon  in  allen  Fällen  und  mit 
beiden  Staphylokokken-Arten  vollständig 
klar,  so  daß  die  Auskeimungsgrenze 
für  diese  zwischen  1 :  8000  bis  10  000 
liegt.  Zur  Abtötung  in  einer  Sublimat- 
bouillon 1 :  8000  war  für  den  Staphylo- 
coccus  pyogenes  aureus  deren  48  stün- 
dige, für  den  Staphylococcus  pyogenes 
albus  sogar  eine  96  stündige  Einwirkung 
erforderlich.  Dagegen  wurden  beide 
Staphylokokken-Arten  in  einer  Bouillon, 
die  Sublimat  im  Verhältnis  1 :  6000  ent- 
hielt, nicht  nur  in  ihrer  Entwicklung 
gehemmt,  sondern  auch  bereits  nach  24 
Stunden  vollständig  abgetötet.  Hierbei 
ist  zu  bemerken,  daß  bei  allen  diesen 
Eontrollversuchen  die  Staphylokokken, 
bedingt  durch  ein  gewisses  Züchtungs- 
verfahren, ein  Wachstum  in  dicken 
klumpigen  Trauben  zeigten,  welche  das 
Eindringen  des  Sublimats  bedeutend  er- 
schwerten und  damit  zur  Folge  hatten, 
daß  zur  völligen  Abtötung  der  Bakterien 
ein  verhältnismäßig  hoher  Sublimatgehalt 
erforderlich  war.  Bei  späteren  vom 
Vorstande  der  bakteriologischen  Abteil- 
ung der  hiesigen  Untersuchungsstation 
mit  dem  gleichen  Staphylokokken-Stamm 
vorgenommenen  Versuchen  waren  die 
Staphylokokken  nicht  zu  dem  erwähnten, 
klumpigen  Wachstum  ängezüchtet,  son- 
dern wuchsen  mehr  diffus,  d.h.  in  kleinen, 
für  das  Sublimat  leichter  angreifbaren 
Verbänden.  Die  Folge  war,  daß  die 
Staphylokokken  schon  bei  einer  gerin- 
geren Konzentration  (1:16000)  völlig 
abgetötet  wurden,  zumal  der  Bouillon 
noch  der  Ealinmchloridgehalt  zugefügt 
worden  war  im  Verhältnis  wie  er  sich 
in  den  Verbandstoffen  befindet. 

Das  Verhalten  beider  Staphylokokken- 
Arten  deckt  sich  bei  diesen  Eontrolt- 
versuchen  somit  im  allgemeinen  mit  den 
Ergebnissen,  die  beim  Impfen  genannter 
Bakterien  auf  die  verschiedensten  Ver- 
bandstoffe festgestellt  wurden  und  zwar 
scheinen  bei  diesen  Versuchen,  bei  wel- 
chen der  Ealinmchloridgehalt  der  Bouillon 
noch  durch  denjenigen  des  Verband- 
stoffes erhöht  wird,  diejenigen  Verhält- 
nisse in  betracht  zu  kommen,  welche 
oben  an  zweiter  Stelle  bei  dem  nicht 
klumpigen,  sondern  diffusen  Wachstum 


erwähnt  worden  sind.  Es  spricht  näm- 
lich für  diese  Annahme  der  Umstand, 
daß  auch  bei  nur  noch  0,2  Prom.  Sub- 
limat enthaltenden  Verbandstoffen  (im 
Versuch  gegebenes  Konzentrationsver- 
hältnis mithin  =  1  :  10  000)  stets  voll- 
ständige Abtötung  der  Staphylokokken 
eintrat. 

Endlich  ist  noch  zu  erwähnen,  daß, 
um  Einwendungen  zu  begegnen,  vom 
Vorstand  der  hiesigen  bakteriologischen 
Abteilung  gelegentlich  auch  die  Wider- 
standsfähigkeit der  benutzten  Staphylo- 
kokken-Stämme  gegenüber  Sublimat  ent- 
haltendem, menschlichen  Blutserum  (KCl- 
haltig)  ausprobiert  wurde.  Diese  Versuche 
ergaben  eine  völlige  Abtötung  der 
Staphylokokken  bei  einer  Konzentration 
von  1 :  7500,  eine  Entwicklungshemmung 
bereits  bei  bedeutend  niedrigerem  Sub- 
limatgehalt. Nebenbei  sei  bemerkt,  daß 
sich  beide  Staphylokokken-Stämme  in 
dem  sublimatfreien  Serum  sehr  reichlich 
entwickelten. 

Endergebnis. 

Erhöht  man  nun  das  zum  mindesten 
erwünschte  Konzentrationsverhältnis  des 
Sublimat  zur  Wundflüssigkeit  auf 
1 :  6000,  so  lautet  das  Ergebnis  vor- 
stehender Untei*suchnngen  dahin,  daß 
sowohl  Watten  wie  Mulle  unter 
den  Verhältnissen,  wie  sie  bei 
einem  Verbände  in  betracht 
kommen,  mit  etwa  0,4  bezw.  etwa 
],0  Prom.  Sublimatgehalt  (je 
nachdem  sie  wenig  oder  sehr 
viel  Flüssigkeit  aufgenommen 
haben)  Staphylokokken  gegen- 
über noch  vollständig  antisept- 
isch wirken,  oder  mit  anderen 
Worten,  daß  auch  nach  unvorteil- 
hafter Lagerung  Mulle  noch 
nach  etwa  6,  Watten  selbst  nach 
10  und  mehr  Jahren  genügend 
Sublimat  enthalten,  um  auch  bei 
sehr  starker  Durchfeuchtung 
völlig  ihrem  Zweck,  der  Fern- 
haltung von  Eitererregern  von 
der  Wunde,  zu  entsprechen. 

Am  Schlüsse  dieser  Abhandlung  möchte 
ich  noch  einige  allgemeine  Fragen  über 


994 


die    antiseptischen    Verbandstoffe    be- 
rühren. 

Wenn  zn  verschiedenen  Malen  Klagen 
darüber  laat  geworden  sind,  daß  Sab- 
ümatyerbandstoffe  reizend  auf  die  Wanden 
wirken,  so  ist  hier  zwar  nicht  der  Ort, 
um  dieses  Gebiet  näher  za  berühren; 
nur  einen  Umstand  möchte  ich  nicht 
unerwähnt  lassen,  der  vielleicht  teil- 
weise dazu  beitragen  kann,  die  be- 
sprochene Erscheinung  zu  erklären.  Ich 
habe  nämlich  im  Verlaufe  meiner  Unter- 
suchungen unter  den  antiseptischen 
Verbandstoffen  eines  früheren  Jahrgangs 
auch  einzelne  gefunden,  deren  Gehtdt 
an  Sublimat  den  vorschriftsmäßigen 
wesentlich  überstieg.  Diese  entstamm- 
ten sämtlich  einer  Fabrik,  die  jeden- 
falls die  zur  Herstellung  unbe- 
dingt erforderliche  Praxis  noch  nicht 
besaß.  Daß  bei  Verwendung  solcher 
Verbandstoffe  ungünstige  Ergebnisse  zum 
Teil  nicht  ausbleiben  werden,  ist  erklär- 
lich und  der  betreffende  Arzt  muß,  da 
ihm  der  bei  weitem  zu  hohe  Sublimat- 
gehalt nicht  bekannt,  naturgemäß  solche 
Mißerfolge  den  Sublimat- Verbandstoffen 
als  solchen  zuschreiben,  während  der 
eigentliche  Grund  in  der  nicht  sach- 
gemäßen Herstellung  zu  suchen  ist. 

Yorsohläge  zur  Abäadenug  der  Eot- 

fÄrbuag. 

Als  weiterer  Uebelstand  der  antisept- 
ischen Verbandstoffe  ist  oft  deren 
Eosingehalt  genannt  worden,  weil 
der  Farbstoff  ausgelaugt  wird  und  dann 
durch  Rotfärbung  der  Wundränder  zu 
Trugschlüssen  fUiren  kann.  Um  dem 
abzäielf en,  wäre  es  vielleicht  angebracht, 
nur  die  Hälfte  oder  zwei  Drittel  der 
bisherigen  Menge  Eosin,  d.  h.  0,75  bis 
1,0  g  anstatt  1,6  g  auf  15  1.  Impräg- 
nierungsflüssigkeit  zu  verwenden,  <Se 
noch  immer  genfigen,  um  den  Ver- 
bandstoff deutlich  rosa  zu  färben. 
Noch  einfacher  würde  diese  Frage  viel- 
leicht dadurch  zu  lösen  sein,  daß  man 
von  einer  Botfärbung  der  anti- 
septischen Verbandstoffe  vollständig 
absieht  und  sich  zwecks  Unterscheid- 
ung vom  fibrigen  Verbandmaterial  damit 
begnügt,  sie  in  rot  gefärbtes  Fergament- 


papier  einzuschlagen.  Da  wohl  in  allen 
Fälen  sowohl  Mulle  wie  Watten  nach 
dem  Oeffnen  der  Pakete  auch  wieder 
in  der  ui'sprünglichen  Hülle  aufbewahit 
werden,  so  dürfte  durch  deren  rote 
Farbe  allein  schon  genügend  Sichertieit 
gegen  eine  Verwechselung  mit  entfetteten 
Verbandstoffen  geboten  sein. 


Anwendung  von  Farbstoffen  bei 
Bodenuntersuchungen. 

Wie  B.  Sjollema  mitteilt,  lassen  ach  die 
KoUcidsubstanzen  des  Bodens  sehr  leicht 
mit  Fuchsin,  Methylviolett,  Methylenblau  und 
anderen  wässerigen  Losungen  Ton  ver- 
schiedenen Farbstoffen  ohne  Anwendung 
irgend  eines  Zusatzes  ftrben.  Wird  eme 
solche  Farbstoffltenng  mit  einigen  Onmm 
eines  lehmigen  oder  tonigen  Bodens  ge- 
schüttelt, so  entfärbt  sich  die  Flflssigkeit,  m 
färben  sich  die  EoMdsubstansen,  wihrend 
die  QnarzkOrper  nngefSrbt  bleiboi.  Sand- 
boden nimmt  nnr  wenig  Farbstoff  auf.  Der 
umstand,  daß  sich  Kieselsänre,  Tonerde, 
AlnmininmsUikate  gegen  verschiedene  Farb- 
stoffe verschieden  verhalten,  gibt  vielleicht 
die  Möglichkeit  an  die  Hand,  eme  qoin- 
titative  Bestimmnngsmethode  zn  schaffen. 

Ztaehr.  /.  angew.  Ohem.  1906,  715.      Bä, 


Oentiin 

ist  nach  Tanret  ein  Glykosid,  das  sidi  io 
den  Mntterlangen  des  Qenttopikrin  findet 
Es  smd  kleme  gelbliche  Nadeln,  die  bei 
270^  sohmefasen;  die  Formel  ist  G25H260h- 
Mit  Salpetersäure  gibt  es  eine  grfine,  mit 
Eisenchlorid  eine  grflnschwarze  FIrbnng. 
Durch  verdünnte  Schwefelaäore  wird  dieaeB 
Glykosid  gespalten  in  Glykose  nnd  (was  beson- 
ders bemerkenswert  ist)  in  Xylose  und  Gen- 
tianin.  Dieses  ist  isomer  out  Gention 
G14H10O5.  Gentianm  schmilzt  bei  225  ^^ 
nnd  wird  durch  Salpetersäure  gelb  geBrbt 

Jowm,  Suisse  de  Ckim.  et  Pharm.  1905, 635. 


Unguentiun  Chrysarobini 
compositum  Unna 

besteht  nach  Monatsh.  f.  prakt.  Dendttolog. 
1906,  340,  aus:  Ohrysarobin,  lehthjol 
aa  5,  Acidum  salicylienm  2,  Vaaelina  flava  88. 

R.  1». 


995 


Neue  ArzneimitteL 

Antivom  nennt  Dr.  E,  lUtsert,  Pharm.- 
Ghem.  Institut  in  Frankfurt  a.  M.  Anaesthesin- 
Tabletten.  Anwendung:  bei  nervöser  Dys- 
pepsie; Magengeschwfir,  Breohreiz;  Erbrechen 
Schwangerer,  Seekrankheit  und  nach  Chioro- 
fonnnarkose. 

HygiopoA  ist  nach  Dr.  med.  H.  Zikel 
(Pharm.  Ztg.  1906,  1011)  ein  auf  elek- 
trischem Wege  hergestelltes  Eisenpräparat, 
das  sich  durch  seine  elektrolytische  Wirk- 
samkeit auszeichnet.  Das  Eisen  ist  in  feinster 
Verteilung,  zum  teil  mit  Sicherheit  un- 
gebunden nachweisbar,  in  der  goldbraunen 
Flüssigkeit  gelöst.  Diese  besitzt  einen  gall- 
äpfelähnlichen, herzhaft^,  nicht  unangeneh- 
men Qeschmack  und  chlorähnlichen  Geruch. 
Beim  Erhitzen  im  Reagensglase  geht  die 
Farbe  in  eine  tief  dunkelgoldbraune  Aber. 
Das  Destillat  zeigt  eine  schwache  Cblor- 
reaktion  mit  Jodstärkekleister.  Leitet  man 
einen  galvanischen  Strom  von  mäßiger  Stärke 
und  hoher  Spannung*)  ein,  so  tritt  schon 
nach  kurzer  Zeit  eme  hellg^ne  Verfärbung 
der  Flüssigkeit  auf.  Gleichzeitig  verändern 
sich  die  physikalischen  und  physiologischen 
Eigenschaften  vollständig.  Das  Präparat  ist 
mit  Wasser  mischbar,  aber  die  einzelnen 
Tropfen  sinken  zunächst  schwer  zu  Boden, 
ehe  sie'  sich  lösen.  In  alkoholhaltigen 
Flüssigkeiten  entstehen  chemische  und  phy- 
sikalische Veränderungen,  ebenso  verträgt 
sich  das  Präparat  nicht  mit  Milch.  Das 
spezifische  Gewicht  ist  1,205.  Ein  Tropfen 
wiegt  37,5  mg  und  1  g  enthält  etwa  27 
Tropfen.  Das  Präparat  ist  im  allgemeinen 
gut  haltbar,  doch  ist  es  vor  direktem  Sonnen- 
licht und  allzu  hoher  Wärme  (Ofen)  zu 
schützen.  Hygiopon  wirkt  tropfenweise  ge- 
nommen appetitanregend  und  als  allgemeines 
Kräftigungsmittel.  In  mittleren  Gaben  (wie 
groß  ?  Der  Berichterstatter)  zeigt  es  keine 
unangenehmen  Nebenwirkungen. 

Der  Erfmder  dieses  Mittels  ist  ein  un- 
genannter Ingenieur  der  Berlmer  elektro- 
technischen Werke. 

Menthol-Thymat  hat  A.  Gaivalowski 
nach  einem  besonderen  Verfahren  dargestellt. 
Es  ist  nach  Pharm.  Nachr.  1906,  263  eme 

*j  5  Mill.-Amp.  +  120  Volt,  Wechselstrom, 
als  Widerstand  eine  16  kerzige  Oläblampe  für 
elektrischen  Stadtansohluß. 


ölige  Flüssigkeit,  die  geruchlos  ist  oder,  je 
nachdem  ob  freies  Menthol  oder  Thymol 
vorbei  rscht,  den  dnen  oder  anderen  spezi- 
fischen Geruch  besitzt  Auf  die  feuchte 
Haut  gebracht,  zersetzt  es  sich  in  seine 
beiden  Bestandteile.  Anwendung:  bei  Zahn- 
schmerzen und  Gliederreißen. 

Ozet-Bäder.  Ein  Badezusatz,  der  22  L 
ozonhaltigen  Sauerstoff  in  brausender  Form 
liefern  soll.  Bezugsquelle:  L.  Elkan  in 
Berlin  0,  Kampacbstraße  12  a. 

Pertussin,  Dr.  Matte's  ist  in  homöopath- 
ischer Potenz  30,  50,  100,  200  und  500 
auf  Wunsch  noch  höher  von  A,  Marggraf  % 
homöopathischer  Offizin  in  Leipzig  zu  be- 
ziehen. 

Pisdn  wird  ein  homöopathischer  Ersatz 
für  Lebertran  von  Dr.  med.  Stäger  genannt. 
Er  ist  angeblich  unübertroffen  in  der  An- 
wendung als  völlig  geruch-  und  geschmack- 
loses Präparat  in  den  Fällen,  in  denen 
Lebertran  des  Geruches  nnd  Geschmackes 
wegen  oder  aus  Gesundheitsrücksichten  nicht 
genommen  bezw.  vertragen  wird,  üeber 
seine  Zusammensetzung  ist  zur  Zeit  nichts 
bekannt.  Darsteller:  Homöopathische  Zentral- 
Apotheke  von  Professor  Dr.  Manch  in 
Göppingen  in  Württemberg. 

Euhrserum  wird  nach  L.  Vaillard  und 
Ch.  Dopter  (Ann.  de  Tlnstitute  Pasteur 
1906,  Nr.  5)  von  mit  D3rsenteriebazillen 
behandelten  Pferden  gewonnen.  Es  hat  im 
Tierversuch  bakterizide  und  antitoxische 
Wirkung,  ist  selbst  in  großen  Gaben  für 
den  Menschen  unschädlich  und  wbrkt  nur 
auf  Fälle  von  Baziilenruhr,  nicht  von 
Amoebendysenterie,  günstig,  was  durch  das 
fast  augenblickliche  Aufhören  der  Ruhrstühle 
zu  erkennen  ist  Auch  in  nicht  mehr  ganz 
frischen  Fällen  wirkt  es,  aber  nicht  bei 
chronischer  Ruhr. 

Tuberkulin  Denys'  wu*d  in  homöopath- 
ischen Potenzen  bis  zur  1000.  (1  :  100) 
nach  Hahnemann  sowie  die  10000.  und 
50000.  nach  Dr.  Nebel  von  A.  Marggraf  % 
Homöopathischer  Offizin  in  Leipzig  in  den 
Verkehr  gebracht.  Ueber  Tuberkulin  Denys' 
siehe  Pharm.  Gentralh.  44  [1903],  911; 
47  [1906],  424,  452. 

Tuberkulin -Marmorek  (Serum  anti- 
tuberculeux    Marmorek)     liefert    A, 


996 


Jfar^^a/^sHomöopathisehe  Offizin  in  Leipzig 
In  homöopatliischen  Potenzen. 

Werdmftller's  Lebertranoreme  mit  Kalk 
ond  Natrinmhypophosphitsaizen  wird  als 
beste  Verabreichangsform  des  Lebertran  von 
A,  0.  Werdmüller  in  Zflrich  I,  Bahnhof- 
straße 108;  empfohlen.  e.  Mentxel. 

Tuberculoalbomin-Dr.  Piorkowski.  Hier- 
zu bittet  uns  Herr  Dr.  Thamm  am  Auf- 
nahme folgender  Berichtigang: 

In  der  Nr.  46  der  Phann.  Oentralh.  vom 
15.  November  1906  fmdet  sich  Seite  952 
unter :  Tuberculoalbumin  -  Dr.  Piorkowski 
am  Schluß  der  Vermerk:  «Bezugsquelle: 
Dr.  med.  Thamtrij  Berlin  S  14^  Dresdener- 
straße 57.» 

Hierzu  bemerke  ioh: 

1.  Ein  Präparat  «Tuberculoalbumin- 
Dr.  Piorkowski*  ist  mir  vollständig  un- 
bekannt und  habe  ich  mit  demselben  nicht 
das  Oeringste  zu  thun. 

2.  Mein  eigenes;  von  mir  selbst  her- 
gestelltes und  nur  von  mur  direkt  erhält- 
liches; seit  5  Jahren  Tuberculoalbumin- 
Dr.  Thamm  genanntes  Heilmittel;  ist  nicht 
identisch  mit  ad  1. 

3.  Mein  Tuberculoalbumin  -  Dr.  Ihamm 

fflhrt;-   um  Verwechselungen    unmöglich    zu 

machen;  von  jetzt  an  den  Namen  «Tuber  al»; 

welcher  zum  gesetzlichen  Schutz  angemeldet  ist 

Berlin,  den  15.  November  1906. 

Dr.  med.  Thamm, 


Zur  Auslegung 
pharmazeutischor  Oesetze  usw. 

(Fortsetzung  von  Seite  1*29.) 

267.  Vergiftung  durch  Choleratropfen. 
In  einer  Drogerie  wurden  Gholeratropfen 
mit  einem  Gehalt  von  10  pCt  Opiumtinktur 
verkauft.  Der  Empfänger  trank  dieselben 
schluckweise;  erkrankte  danach  und  starb. 
Gegen  den  Drogisten  wurde  wegen  fahr- 
lässiger Tötung  Klage  erhoben;  es  erfolgte 
aber  Freisprechung;  weil  die  Sachverständ- 
igen sich  nicht  darüber  einigen  konnten; 
ob  der  Tod  wirklich  infolge  des  Genusses 
der  Gholeratropfen  eingetreten  sei.  (Straf- 
antrag wegen  Uebertretung  der  Kaiser- 
lichen Verordnung  vom  22.  Oktober 
1901  scheint  nicht  gestellt  gewesen  zusein.) 
(Apoth.-Ztg.  1906;  Nr.  38.) 


268.  Nachahmung  von  Paip-Ezpeller 
ist  kein  Vergehen  gegen  das  Waren* 
Zeichengesetz.  Gegen  den  Apotheker  &!/iü//f 
in  Gzask  hatte  die  Firma  Fr,  Ad.  Biehkr 
dk  Co.  m  Rudolstadt  wegen  Vergehens  gegen 
das  Warenzeichengesetz  geklagt;  w«l  Seh, 
selbst  dargestellten  Pain-Ezpeller  in  einer 
Packung  verkauft;  die  der  der  Klägerin  ge- 
schfltzten  ähnlich  ist  Die  Klage  war  so- 
wohl von  der  StaatBanwaltschaft;  wie  von 
der  Oberstaatsanwaltschaft  abgelehnt  und 
erst  auf  Beschluß  des  OberlandesgeriehteB 
erhoben  worden.  Auf  Antrag  der  StietB- 
anwaltschaft  selbst  erfolgte  Frebpredinng, 
weil  der  Angeklagte  glaubhaft  nachwieB, 
daß;  falls  jemals  Richter's  Anker-Pain-£x- 
peller  in  seiner  Apotheke  verlangt  wurde, 
dem  Käufer  sofort  erklärt  worden  sei;  dafi 
dieser  nicht  geführt  werde.  (Apoth.- 
Ztg.  1906;  Nr.  27.) 

269.  Feilhalten  von  Sectios  Emulsion 
in  Drogenhandlungen  ist  gestattet,  Itot 
Urteil  des  Kölner  OberlandeBgerichtes  vom 
28.  Aprit  1906;  sobald  festgesteUt  ist,  daß 
sie  nicht  als  Heilmittel  feilgehalten  oder 
verkauft  wird;  sondern  nur  als  Nähr-nnd 
Stärkungsmittel.  (Pharm.  Ztg.  1906, 
Nr.  37.) 

270.  Verurteilung  eines  Drogenhäad- 
lers  wegen  Verkaufs  von  Hämatogen 
als  Heilmittel  erfolgte  durch  das  Schöffen- 
gericht zu  Monster  i.  Westf.  Der  Ange- 
klagte behauptete;  daß  der  Verkauf  narsls 
Kräftigungsmittel  erfolgt  wäre,  dis 
Gericht  war  aber  der  Ansicht;  daO  dann 
mindestens  eine  Kenntlichmachung  darefa 
aufgeklebte  Zettel  erforderlich  wäre;  da  sonst 
Jedermann  annehmen  könnte;  daß  es  tneh 
als  Heilmittel  verwendet  würde.  (ApoÜL- 
Ztg.  1906,  Nr.  32.) 

271.  Validol- Ersatz,  kein  Vergehen 
gegen  das  Warenzeichengesetz.  F.  Reichdt 
in  Breslau  hat  eine  Beiohsgertchts-EntBcheid- 
ung  herbeigeffihrt;  wonach  es  gestattet  ist, 
Mentholum  valerianienm  zu  fabrizieren  nnd 
als  Validol- Ersatz  in  den  Handel  zu  brin- 
gen; auch  in  Preislisten  —  die  ja  nv 
für  Sachverständige  bestimmt  sind  —  <^- 
zugebeu;  daß  Mentholum  valerianicom  mit 
Validol  chemisch  und  therapeutisdi  identiNli 
ist     (Apoth.-Ztg.  1906,  Nr.  31.)    A.  St. 


Eine  neue  Centrifuge  für 
Laboratorien. 

Von    Dr.    TA.    Körner. 
lEhemft].  Ubemiker   an    der    Deutscben  Gerber- 
schule zu  Freibarg  l  8.) 


des  Krdsels  bekannten  PräzesBions-  nod 
Nntationabewegangen  auf,  welche  der  Krei* 
beweguDg  einen  mit  der  Geschwindigkeit 
sich  steigernden  Wideretand  entgegenaetzen. 
Änlälilich  einer  UntersnchQQg  Aber  die  Rl&r- 


Die  bisher  im  Laboratorinm  gebrauch- '.  nng  von  GerbatofflOsungen  hatte  jch  Ver- 
liehen Apparate  zam  Sedimentieren  von  antaasungen,  mich  mit  dieser  Frage  n&her 
Niederschlagen  in  Flüssigkeiten  oder  zum  zu  beschäftigen,  nnd  es  gelang  unter  Be- 
Trennen  von  zwei  FJDflugkeiten  vencbiedenen  notznng  vou  Erfahrungen,  welche  auf  dem 
spezifischen  Gewichtes  mit  Hilfe  der  Gentri-   Gebtete  der  Milchcentrifugen  vorliegen,  eine 


fugalkraft  bestehen  im  wceentlichen  ans 
Vorrichtungen,  hd  welchen  die  zu  cenlri- 
fug^erende  FlOssigk^t  anf  eine  Zahl  radial 
angeordneter  RChrohen  verteilt  wird.  Diese 
Konstruktion  besitzt  rerachiedene  Nachteile. 
Zunächst  ist  die  quantitative  Leistung  etwas 
besehränkl,  sodann  aber  ist  es  fast  unmög- 
lich, die  FOllnng'der  Eöhrchen  derart' gl  ei  ch- 
mäKig  zu  verteilen,  daB  der  Schwerpunkt 
des '  Systems  genau  in"  die  Drehachse  zn 
liegen  kommt.  Dieser  üebelsfand  hat  aber 
zur  |Folge,  daß  die  Geschwindigkeit  nicht 
Über  ane  gewisse  Grenze  binans  zu  bringen 
ist  Es  treten  n&mlich  durch  die  excenlrische 
Lage  des  Schwerpunktes  die  aus  der  Theorie 


Konstruktion  austindig  zn  machen,  welche 
die  genannten  UebelstSnde  vermeidet.  Die 
neue  Centrifuge  enthWt  (vergl.  die  Abbild.) 
eine  geschlossene  Trommel  mit  einem  Loch 
im  oberen  Boden,  durch  welches  die  zu 
schlendernde  Flüssigkeit  eingefüllt  wird. 
Diese  faCt  je  nach  GrSfe  150,  300  und 
500  ccm.  Sie  ist  abnehmbar,  verbunden 
mit  der  senkrechten  Schneckenrad  welle,  von 
welcher  sie  in  bekannter  Weise  angetrieben 
wird.  Die  FlUssigkeit  rückt  beim  Gange 
der  Centrifnge  an  die  Wand  der  Trommel, 
und  ihre  innere  ßegrenzungsflSohe  bildet 
bekanntlich  nadi  den  Gesetzen  der  Mechanik 
einen   Abschnitt   önes   Rotationsparaboloida, 


998 


welches  sich  mit  steigender  Geschwindigkeit 
immer  mehr  einer  Gylinderfläche  nähert. 
Durch  das  Loch  wird  ein  dQnues  Messing- 
röhrchen  eingeführt,  an  dessen  einem,  im 
Innern  der  Trommel  befindliehen  Ende  eine 
horizontale  halbkreisförmige  Biegung  an- 
gebracht ist  (in  der  Abbildung  nicht  sicht- 
bar). Dieses  Röhrchen  ist  durch  Verbind- 
ung mit  einer  Schraube  in  seitlicher  Richt- 
ung verschiebbar.  Sobald  die  Centrifuge 
samt  Inhalt  so  lange  gegangen  ist,  daß  man 
den  Trennungsvorgang  als  beendigt  ansehen 
kann,  schraubt  man  das  Röhrchen  nach  der 
Seite  (in  der  Abbildung  nach  links).  Das 
im  Innern  der  Trommel  befindliche  Ende 
des  Röhrchens  taucht  nun  in  die  bewegte 
Flüssigkeit,  und  diese  wird  durch  die  Centri- 
fugalkraft  mit  einiger  Gewalt  in  dem  Röhr- 
chen in  die  Höhe  getrieben  und  fließt  in 
ein  vor  das  andere  Ende  gestellte  Becher- 
glas ab. 

Aus  dieser  Beschreibung  geht  hervor, 
daß  der  der  Trommeiachse  zunächst  lie- 
gende Teil  der  Flüssigkeit  zuerst  heraus- 
getrieben wird,  während  die  an  die  Wand 
geschleuderten  suspendierten  Teilchen  dort 
verbleiben.  Handelt  es  sich  um  die  Trenn- 
ung einer  Emulsion  von  spezifisch  ungleich 
schweren  Flüssigkeiten,  so  wird  die  leichtere 
zuerst  kommen  und  so  weiter.  Die  wichtigsten 
Vorteile  dieser  Konstruktion  vor  den  bisher 
bekannten  sind  folgende:  Das  Fassungsver- 
mögen ist  größer,  die  Tourenzahl  kann  ohne 
Bedenken  bis  auf  20  000  gesteigert  werden, 
und  die  Wirkung  ist  infolge  dieser  erheb- 
lichen Steigerung  der  Centrifugalkraft  eine 
intensive  und  schnellere.  Die  Handhabung 
und  Bedienung  ist,  da  man  nur  mit  einem 
Gefäße  zu  tun  hat,  einfacher.  Da  die  Ent- 
leerung noch  während  des  Ganges  der 
Centrifuge  erfolgt,  so  ist  ein  Wiederauf- 
rOhren  der  abgeschiedenen  Suspensionen 
ausgeschlossen.  Unter  Umständen  kann  sie 
sogar  wie  die  modernen  Milchcentrifugen  zu 
kontinuierlichem  Betrieb  benutzt  werden, 
mdem  man  die  zu  centrifugierende  Flüssig 
keit  während  des  Ganges  durch  einen  Trichter 
nachgefüllt.  Die  Gentrifnge  wird  auch  auf 
Wunsch  mit  einer  Siebtrommel  aus  per- 
foriertem Blech  ausgerüstet,  so  daß  sie  ohne 
weiteres  auch  als  FUtrier-  und  Trocken- 
centrifuge  benutzt  werden  kann  zum  Aus- 
schleudern von  Garuproben  usw. 


Die  Centrifuge  wird  in  bester  Ausführung 
in  drei  Größen  von  der  Fiima  Ärtkw 
Meißner j  Freiberg  L  Sa.  geliefert 


Zur  Herstellung  der  Verband- 

baumwolle, 

welche  ungefähr  erst  seit  dem  Jahre  1877 
ein  bemerkenswerter  Handelsartikel  geworden 
ist,  während  schon  im  Jahre  1837  die 
Baumwollwatte  für  medizinische  Zwecke 
vorgeschlagen  wurde,  eignen  sieh  nicht  alle 
Baumwollsorten  gleich  gut  Die  besten 
Arten  für  den  genannten  Zwedc  sind  die 
unter  dem  Namen  Orleans,  Texas,  AUenseed, 
Mobile  und  Benders  bekannten  BaumwoU- 
Sorten. 

Die  Behandlung  ist  im  wesentlichen  fol- 
gende: 1.  Mechanische  Behandlung  I, 
bestehend  in  Sortieren,  Reinigen,  Schlagen, 
Krempeln  oder  Kardieren.  Nach  dem  Krem- 
peln wird  die  BaumwoUe  in  Form  von 
Tafeln  gebracht  2.  Chemische  Behand- 
lung. Dieselbe  besteht  in  Wasehen,  einer 
Behandlung  mit  Alkalien,  um  Farbstoffe 
usw.  zu  entfernen,  ferner  in  Bleichen  ond 
Entwässern.  Hierauf  Säurepassage,  Ent- 
wässern, abermals  Alkalienbehandlunp,  Ent- 
wässern, Säurepassage,  Neutralisation  und 
wieder  Entwässern.  3.  Mechanische 
Behandlung  II,  bestehend  in  Trockneu  bei 
105^,  Ausbreiten,  Krempeln,  Aufwiekeln 
auf  Walzen,  Sterilisation. 

Bei  der  Herstellung  von  Verbandgaze 
wird  die  Baumwolle  zunächst  gekämmt,  ge- 
streckt, gesponnen  und  gewebt,  dann  aber 
der  gleichen  Behandlung  unterworfen. 

Die  Verbandbaumwolle  wird  auch  mm 
Filtrieren  von  Milch,  Oden,  Sirupen,  femer 
in  der  Elektrizitätsindustrie,  bei  der  Fabrik- 
ation von  Olühstrümpfen,  in  der  Lackfarben- 
fabrikation  usw.  benützt  Für  viele  dieser 
Verwenduugsarten  werden  Baumwollensorten 
mit  möglichst  kleiner  Asehenmenge  ge- 
nommen. Die  Pharmakopoen  dulden  für 
die  Verbandbaumwolle  eine  Aschenmenge 
von  höchstens  1  pCt  Die  Asehenmenge 
m  den  Baumwollensorten  kann  sehr  wechselnd 
sein.  Das  Mittel  aus  10  Proben  amwikan- 
ischer  Baumwolle  betrug  1,37  pCt,  das 
Maximum  1,80  pCt,  das  Minimum  0,93  pa 
Ztaekr.  f,  angew.  Chem.  1906,  12<>8.     BU. 


999 


Photographische  Mitteilungen. 


Die 

Verbrennungsgeschwindigkeit 
des  Blitzlichtes. 

Durch  Abbrennen  eines  GemiscbeB  von 
Magneainm  mit  Brennstoffen  wird  das  in 
der  Photographie  vielfach  verwendete  «Blitz- 
licht» erzengt,  das  eine  so  schnelle  Beleucht- 
ung ergibt,  daß  man  deren  Dauer  nur  auf 
Vi  00  ^^  Vi  50  S^Isnnde  sehätzte.  Albert 
Londe  unternalim  es,  diese  Dauer  zu  messen 
und  bediente  sich  dazu  einer  schnell  be- 
wegten lichtempfindlichen  Platte,  zu  der  das 
Blitzlicht  nur  durch  eine  schmale  Oeffnung 
gelangen  konnte,  die  von  einer  1000  Schwing- 
ungen in  der  Sekunde  ausführenden  Stimm- 
gabel mitgeführt  wurde.  Es  erwies  sich, 
daß  die  gewöhnlichen  Blitzpulver  eine  viel 
geringereVerbrennungsgeschwindigkeithatten, 
als  man  vermutet  hatte;  sie  schwankte 
nämlich  zwischen  V«  ^^^  V'20  Sekunde,  nur 
wenige  brachten  es  auf  725  ^^^  ^^  ^ 
Pulver  wurde  gefunden,  das  weniger  als 
V30  Sekunde  gab;  die  Mehrzahl  schwankte 
zwischen  Ys  ^^^  Vi  5  Sekunde.  Auf  die 
Dauer  der  Verbrennung  ist  natürlich  die 
Zündung  von  Emfluß ;  die.  elektrische  Zünd- 
ung gab  die  größte  Geschwindigkeit.  Knall- 
quecksilber kam  der  elektrischen  Zündung 
nahe,  bei  Zündung  mit  Streichhölzchen  war 
die  Dauer  der  Zündung  bedeutend  größer. 
Die  Dauer  der  Zündung  nimmt  ferner  zu 
in  demselben  Maße  wie  die  Pulvermenge 
zunimmt  Endlich  zeigte  sieh,  daß  die 
aktinischeWirkung  des  Blitzlichtes  sehr  schnell 
ihr  Maximum  erreicht,  dasselbe  eine  merk- 
liche Zeit  beibehält  und  dann  langsam  bis 
zum  völligen  Erlöschen  absinkt  Bm. 

Das  Weltall  1906,  Nr.  24. 


lange.  Die  Wirkung  dieser  Oelbscheibe 
kann  noch  durch  Anwendung-  einer  kleinen 
Blende  verstärkt  werden,  wodurch  natürlich 
die  Belichtungszeit  noch  weiter  vervielfacht 
wird.  Um  dies  zu  vermeiden,  kann  man 
auch  den  Umweg  über  ein,  durch  Oelbscheibe 
kopiertes  Diapositiv  wählen,  von  dem  dann 
ein  richtig  abgestuftes  Duplikatnegativ  zur 
Vergrößerung  hergestellt  wird.  Bm. 


Silber  und  Gold 

lassen  sich  aus  allen  Bädern  auch  —  nach 
Ansäuerung  mit  Salzsäure  —  durch  Ein- 
stellen von  Aluminiumblechen  niederschlagen. 
So  ist  auch  das  Gold  aus  alten  Tonfixier- 
bädern wieder  zu  gewinnen.  Der  Nieder- 
schlag wird  zunächst  mit  Salpetersäure  be- 
handelt, um  das  Silber  abzusondern,  das 
übrigbleibende  Gold  dann  durch  Königs- 
wasser gelöst  und  von  dem  Schwefelschlamme 
abfiltriert.  Bm, 

DetUseh.  Photogr.  Kai. 


Oute 

VergröBerungen  nach  üauen 

Negativen. 

Hiertür  empfiehlt  «l'Art  Photographique» 
vor  das  zu  vergrößernde  Negativ  eine  in- 
tensive Gelbscheibe  zu  schalten,  dureh  welche 
die  Kontraste  m  der  Vergrößerung  wesent- 
lich gesteigert  werden.  Allerdings  wird 
dann   die  Expositionszeit   etwa  120  mal  so 


Ueber   eine  neue  Methode   zur 

Herstellung  photographischer 

Earrikaturen, 

die  den  Vorzug  haben,  sehr  ähnlieh  aus- 
zufallen, wird  aus  Amerika  berichtet.  Eine 
Kollodiumplatte  wird  dem  Einfiuß  von  Wärme 
unterworfen,  wodurch  die  Gelatine  bis  zu  ' 
einem  gewissen  Grade  geschmolzen  bezw. 
gelockert  wird.  Durch  eine  einfache  Be- 
arbeitung der  Gelatine  kann  man  einzelne 
Teile  des  photographisehen  Abdrucks  ver- 
längern oder  verkleinern,  ohne  die  Nachbar- 
partien in  Mitleidenschaft  zu  ziehen.  Man 
kann  dabei  eine  Wange  oder  sonstigen 
Gesichtsteil  aufblasen  oder  sonstwie  karri- 
kierend  verändern.  Bm. 

Eine  vorzügliche  Schwarzbeize  fflr  Metall- 
gegenstände  (Kassettenschieber ,  Objektivver- 
schlüsse usw.)  erhält  man,  wenn  man  25  g 
Kupfernitrat  in  8  g  Alkohol  (OOproc.)  bei  gelin- 
der Wärme  löst.  Für  Aluminium  und  Nickel 
ist  diese  Beize  nicht  verwendbar.  Btn. 


1000 


BOcherscha 


Beal-Enzyklopädie  der  Gesamten-Pharma- 
zie. Handwörterbuch  für  Apotheker, 
Aerzte  und  Medizinalbeamte.  Begründet 
von  Dr.  Ewald  Oetßler  und  Dr.  Josef 
Moeller,  Zweite,  gänzlich  umgearbeitete 
Auflage.  Herausgegeben  von  Prof.  Dr. 
Josef  Moeller,  Vorstand  des  pharma- 
kologischen Institutes  an  der  Universität 
Graz  und  Prof.  Dr.  Hermann  ThoTns, 
Vorstand  des  pharmazeutischen  Institutes 
in  Berlin.  Mit  zahlreichen  Illustrationen. 
Erster  bis  siebenter  Band.  A  bis  Kristalle. 
Berlin  und  Wien  1904  bis  1906. 
Urban  &  Schwarxenberg,  Preis  per 
Lieferung  1  M.  20  Pf.,  für  jeden  Band 
18  M. 

Es  treten  in  der  Praxis  obengenannter  Kreise 
oft  Fälle  ein,  in  denen  man  über  irgend  einen 
chemischen  Körper,  ein  Präparat,  ein  Heilmittel, 
einen  Fachausdruck,  einen  Apparat  oder  sonst 
dergleichen  mehr  schnell  und  möglichst  ein- 
gehend aber  kurz  unterrichtet  sein  möchte,  ohne 
dabei  gezwungen  zu  sein,  entweder  ein  Werk 
des  Spezialgebietes  heranzuziehen  oder  im  Zweifel- 
falle überhaupt  ratlos  dazustehen.  Diesem  Uebel- 
stande  will  das  vorliegende  Werk,  das  10  Bände 
umfassen  soll,  abhelfen,  und  zwar  dadurch,  daß 
es  in  einzelnen  abgerundeten  alphabetisch  ge- 
ordneten Aitikeln  die  gesamte  Pharmazie  und 
deren  Hilfswissenschaften  behandelt.  In  der 
gesamten  Pharmazie  werden  sowohl  Re- 
zeptur und  Defektur,  Herstellung,  Erkennung 
und  Prüfung  der  Arzneimittel,  pharmazeutische 
Chemie,  Botanik  und  Pharmakognosie  als  auch 
gesetzliche  Bestimmungen,  Handverkauf,  Bach- 
führang  u  a.  m.  besprochen.  Hierbei  wird 
stets  Bezug  genommen  in  erster  Linie  auf  die 
deutsche  und  österreichische  Pharmakopoe  ucd 
nötigenfalls  auf  die  Pharmakopoen  anderer 
Länder.  Die  Hilfswissenschaften  um- 
fassen neben  theoietischer  und  analytischer 
Chemie,  Physik,  Mikroskopie  auch  die  Grund- 
lehren der  Pharmakologie,  Hygiene,  Bakteriologie, 
der  Untersuchung  von  Nahrungs-  und  Genul'- 
mitteln,  sowie  technische  Prüfungen,  gerichtliche 
Chemie  und  Toxikologie.  Des  weiteren  ist  die 
medizinische  Terminologie  erklärt  und  die  wich- 
tigsten Kurorte  aufgeführt.  Feiner  haben  die 
wichtigsten  Magistralformeln,  die  gangbaren  Ge- 
heimmittel und  Spezialitäten  sowie  die  volks- 
tümlichen deutschen  Namen  der  Arzneimittel 
Aufnahme  gefunden.  Um  diese  stattliche  Auf- 
gabe im  gewollten  Sinne  zu  lösen,  haben  sich 
die  Verfasser  genötigt  befanden,  eine  Reihe  von 
Mitarbeitern  zur  Förderung  des  Werkes  heran- 
zuziehen, deren  Namen  in  weiten  Kreisen  an- 
gesehen sind. 

Soweit  dies  Werk  bisher  erschienen  ist,  kann 
man  von   demselben   sagen,   daß  das  gestcckto 


Ziel  erreicht  ist.  Die  einzelnen  Abschnitte  sind 
je  nach  ihrer  Wichtigkeit  mehr  oder  nuDder 
ausgearbeitet.  Einzelne  von  ihnen  haben  eioe 
größere  und  vielseitige  Abhandlung  erfaihren, 
wie  z.  B.  der  Arsennaobweis  und  die  Ai^d- 
bestimmang  im  allgemeinen,  bei  gerichtlich- 
chemischen  Untersuchungen  und  in  den 
Reagentien.  Andere  werden  ganz  kurz  erläatert 
wie:  «Halopegen  siud  die  natürlichen  Koch- 
Salzwässer.»  Aufsätze,  wie  der  über  Arznei- 
pflanzen, bringen  Mitteilungen,  die  man  in 
Spezialwerken  wohl  nicht  immer  finden  wird, 
die  aber  jeder  Fachgenosse  eigentlich  wissen 
müßte,  um  auf  der  Höhe  der  Zeit  zu  stehen. 
Die  Zahl  der  behandelten  Artikel  ist  eine  ganz 
bedeutende  und  zeugt  von  dem  Fleiß,  der  schon 
bei  Aufstellung  der  Stichwörter  verwendet  worden 
ist,  wenn  dieselbe  auch  einigermaßen  nach  dem 
oben  mitgeteilten  Inhalte  vorauszusehen  war. 
Zieht  man  nun  noch  in  betracht,  daß  vielen 
Artikeln,  die  Pflanzen,  Chemikalien,  Drogen, 
Maschinen  und  Apparate  behandeln,  vorzügüche 
Abbildungen  beigegeben  sind,  so  muß  man  xn 
dem  Schluß  kommen,  daß  Verfasser  und  Ver- 
leger alles  aufgeboten  haben,  um  ein  Werk  za 
schaffen,  das  den  heutigen  Ansprüchen  an  ein 
solches  Genüge  leistet.  Wünsohenswen  wäre 
es  gewesen,  wenn  in  solchen  Fallen,  in  denen 
ein  Eigenname  im  Genitiv  erwähnt  ist,  wie  z  ß. 
Kellern  nicht  so  sondern  Keller'^  geschrieben 
worden  wäre,  da  es  dooh  öfters  vorkommt,  da.J 
Namen  mit  einem  s  endigen  z.  B.  Kocks. 

Hoffentlich  bringen  die  weiteren  Bände,  die 
wir  einer  weiteren  Besprechung  unterziehrn 
werden,  ebenso  Vortreffliches,  wie  die  bisher 
erschienenen.  Möge  dieses  Werk  in  den  weitesten 
Kreisen  Eingang  fmden  zu  Nutz  und  Frommen 
aller  derer,  für  die  es  geschrieben  ist. 

KM. 


Jahreiberioht  der  Pharmazie,  herausge- 
geben vom  Deutschen  Apotbekerverein. 
Bearbeitet  von  Dr.  Heinrich  Beckuris. 
Medizinalrat  u.  o.  Professor  an  der 
Herzogl.  technisohen  Hoehschnle  in 
Braunschweig.  Unter  Mitwirkung  von 
Dr.  G.  Frericks,  Assistent  am  pharm.- 
chem.  Laboratorium  in  Braunsehweig. 
Göttingen     1902,     1903     und    1904. 

Vandenhoeck  dt  Ruprecht 
Wiederholt  ist  in  Pharm.  Centralh.  so  besondeni 
in  41  [1900],  503  und  43  [1902],  401  auf  den 
hohen  Wert  dieser  Jahresberichte  venÄ'iefe^D 
worden,  so  daß  es  unnötig  erscheint,  dies  nuch- 
mals  hervorzuheben.  In  den  vorliegenden  Be- 
richten finden  wir  im  Pharmakognostischen  Teile 
zunächst  fine  größere  Arbeit  über  das  ATim- 
buch  für  das  Deutsche  Reich,  IV.  Ansgal-^'. 
vom  Standpunkte  des  Pharmakognosten ,  vi«o 
ICmst  Öilg^  die  auch  in  den  Berichten  der 
Deutsohen  pharm.  Gesellschaft  1901  erschieneo 


1001 


ist,  ferner  eindn  Bericht  von  Mcmsier  über  das 
Trocknen  der  Pfianzendrogen  und  einen  Auf- 
satz Yon  R.  Prius8^  die  bisherigen  Ergebnisse 
und  Anssichten  der  dentsch-afrikaDischen  Tropen- 
kulti^ren  behandelnd.  In  dem  speziellen  Teil  wird 
über  eine  stattliche  Beihe  7on  Pflanzenfamilien  be- 
richtet, denen  sich  der  Arzneischatz  des  Tier- 
reiches anschließt  Diesem  folgt,  wie  in  den 
früheren  Jahrgängen  die  Pharmaceatische  Chemie, 
zerfallend  in  einen  allgemeinen  und  einen 
spezieUen  Teil,  darauf  die  organo-therapeutischen 
und  Semm-Präparate,  die  galenischen  Präparate, 
medizinische  Chemie,  demnächst  die  Chemie  der 


Nahmngs-    und    Genußmittel    und    zuletzt   die 
toxikologische  Chemie. 

Wegen  Mangel  an  Platz  ist  es  uns  diesmal 
leider  nicht  möglich,  auf  die  vielen  Einzelheiten 
näher  einzugehen»  Wir  können  dies  aber  uoi 
so  eher  unterlassen,  da  diese  Jahresberieiite  siob 
schon  längst  eines  guten  Rufes  erfreuen  wie 
auch  andererseits  die  Namen  der  Yerfasber  für 
die  Güte  des  Inhalts  selbst  sprechen.  Wir 
hoffen  und  wünschen,  daß  es  den  Yerfaasem 
noch  lange  vergönnt  sein  möge,  uns  mit  den 
weiteren  Jahresberichten  in  gleicher  Weise  zu 
i  beglücken.  -*to — 


Verschiedene  Mitteilungen. 


Bakterienbrand  der  Obstbäume. 

(Berichti{^g.) 
In  dem  Berioht  über  den  von  Herrn  Geh.-Rat 
Aderholt  an!  dem  Botanikerkongreß  zn 
Hamburg  gehaltenen  Vortrag  betr.  «Bak- 
terienbrand der  Obatbftnme»  in 
vorliegender  ZeitBchrift  (Pharm.  Centralb.  47 
[1906],  913),  befinden  sieh  einige  Irrtflmer 
insofern,  als  das,  was  daselbst  von  der 
Herkunft  nnd  dem  Vorkommen  in  Deutseb- 
land  gesagt  wird,  nioht  anf  den  Bakterien- 
brand der  Öbstbftnme  bezng  hat,  sondern 
anf  den  amerikanischen  Staohel- 
beermehltan,  eine  für  Dentscbland  neue 
Pflanzenkrankheit,  die  dureh  den  Pilz 
Spbaerotheca  mors  nvae  vemrsaeht  wird.*) 
Ueber  diese  Pflanzenkrankheit  machte  Oeh.- 
^iAderhoU  anf  dem  Botanikerkongreß  eben- 
falJaeinige  Angaben.  Nftheres  über  den  Staohel- 
beermehltan  iat  ans  naehstehendem  Referat, 
welchem  ein  von  Herrn  Geh.-Rat  Äderholt 
frenndlichst  zur  Verfügung  gestelltes  Flugblatt 
(Nr.  35)der  Kais.  BiologischenAnstaltfür  Land- 
und  Forstwirtschaft  zu  gründe  liegt,  zu  ersehen. 

Der  amerikanische  Mehltau  des 

Stachelbeerstrauches , 

eine  für  Deutschland  neue 

Pflanzenkrankheit. 

Die  «Mehltaukrankheit»  ist  bei  den  ve^ 
schiedensten  Kulturpflanzen,  z.  B.  bei  Apfel- 
und  Pfirsichbäumen,  Rosen  usw.  bekannt 
Die  Krankheit  wird  von  den  sogenannten 
Mehltaupilzen  erzeugt^  deren  es  eine  große 

*)  Das  Referat  in  der  Pharm.  Centralh.  ist 
einer  verbreiteten  Hamburger  Tageszeitung  ent- 
nommen worden,  deren  Gewährsmann  sich  dem- 
nach gründlich  verhört  bezw.  geirrt  hat 


Anzahl  verschiedener  Arten  gibt,  die  aber 
nur  zum  teil  von  einer  Kulturpflanze  auf 
die  andere  übergehen  kOnnen.  So  können 
z.  B.  mehltaukranke  Rosen  benachbarte 
Aepfel  oder  Stachelbeeren  nicht  anstecken, 
ebenso  Getreide  nicht  die  Erbsen  uaf.  Da- 
gegen kommt  es  vor,  daß  eine  Knltnrpflanne 
von  mehr  als  einem  Mehltau  befallen  wirdL 
Dies  ist  bei  dem  Staehelbeerstrancfae  der 
Fall,  welcher  von  den  Mehltanpilzen  Mieve- 
sphaera  grossnlariae  iWallr.)  lAv.  und 
Sphaerotfaeca  mors  nvae  (Schwein.)  Berlin 
et  Curt.  befallen  wird. 

Yon  diesen  ist  der  erstere  in  Europa  von 
jeher  vorhanden  gewesen,  der  letztere  jedoch 
aller  Wahrscheinlichkeit  nach  erst  im  letzten 
Jahrzehnt  aus  Amerika  nach  Europa  ver- 
schleppt worden.  Man  kann  daher  zwischen 
«europäischem»  und  «amerikanischem  »Mehl- 
tau unterscheiden.  Letzterer  ist,  nachdem 
er  zuvor  in  Irland,  Dänemark  und  Ruß- 
land aufgetreten  war,  im  vergangenen 
Jahre  zum  ersten  Male  m  Deutschland  und 
zwar  im  Reg.-Bez.  Bromberg  beobachtet, 
nunmehr  aber  auch  an  zahfareichen  anderen 
Orten  in  West-  und  Ostpreußen,  Mecklen- 
burg nnd  Waldeck  mit  Sicherheit  nachge- 
wiesen worden. 

Während  der  europäische  Mehltau  sich  in 
der  Regel  auf  die  Blätter  des  Stachelbeer- 
strauches beschränkt,  befällt  der  amerikanische 
sowohl  Blätter  wie  junge  Triebe  und  Früchte. 
Beide  überziehen  die  heimgesuchten  Teile 
mit  dem  charakteristischen  zarten,  weißen 
Ueberzuge^  der  aber  bei  dem  amerikanischen 
Mehltau  auf  den  Trieben  nnd  Beeren  sehr 
bald  kaffee-  oder  kastanienbraun  und  da- 
bei verhältnismäßig  dick,  ledrig  oder  fihdg 


1002 


wird.  Diese  Verfftrbiing  nnd  Diolite  der 
üeberzüge  antanseheidet  ihn  (neben  mikro- 
akopisehen  Merkmalen)  leicht  von  dem 
enropSiflohen  Mehltan,  bei  welchem  dieselben 
dauernd  zart^  weiB  nnd  nur  zuletzt  mit 
feinen^  zerstreuten ,  schwarzen  Pfinktohen 
bedeckt  ersdieinen« 

Wie  fast  alle  Mehltaupilze  verbreitet  sich 
die  Sjdiaerotheca  mors  uvae  sehr  sdinell, 
was  dem  umstände  zuzuschreiben  ist,  daß 
der  Pilz  auf  den  erkrankten  Teilen  der 
Pflanze  zunächst  unz&hligey  für  das  unbe- 
waffnete Auge  kaum  sichtbare  Sommer^ 
Sporen  erzeugt,  welche  leicht  durch  Wmd, 
Regen,  Tiere  und  unbewußt  auch  durjoh 
Menschenhände  verschleppt  werden«  Der 
Entwickelungsgang  des  amerikanischen  Mehl- 
taues ist  analog  dem  des  europäischen,  nur 
mit  dem  unterschied,  daß  sich,  wie  schon 
erwähnt,  die  Filzfäden  bm  ersterem  bräunen. 

Der  amerikanische  Mehltau  macht  sidi 
namentlich  durch  sein  Auftreten  auf  den 
Früchten  recht  unangenehm  bemerkbar.  Die 
von  ihm  befallenen  Beeren  bleiben  im 
Wachstum  zurflck,  platzen  vielfach  auf  und 
fallen  ab  oder  verderben  durch  hinzutretende 
Fftulnispilze.  In  Amerika  hat  man  Sphaero- 
theca  mors  uvae  sogar  auf  Johannisbeeren 
und  anderen  Bibesarten  beobachtet,  wovon 
in  Deutschland  bislang  nodi  nichts  verlautet 
Zur  Bekämpfung  des  Pilzes  wendet  man  m 
Amerika  Eupfervitriolbrühe  oder  noch 
häufiger  Sohwef  elkaliumbrühe  an 
(300  bis  400  g  in  100  L  Wasser).  Mit 
der  BrQhe  werden  die  Sträucher  m  8  bis 
14  tägigen  Zwischenräumen  mittels  Rebspritze 
bestäubt     In    Deutschland   sollte   man,  so 


schreibt  AderhoU,  wo  immer  es  nach  um- 
fang des  Vorkommens  des  Pilzes  mCgfich 
ist,  die  erkrankten  Sträucher  sdiommgalos 
ausroden  und  dem  Feuer  flbeiliefeni,  im 
womöglich  der  Weiterverbreitnng  des  lohld- 
Hohen  Pilzes  Einhalt  zu  tun.  Wo  man  adh 
zum  Ausroden  entBchloasen  hat,  muß  der 
Wiederanbau  des  Beerenobstes  zweekmUig 
3  Jahre  unterbldben,  da  erst  dami  mit 
ttuiger  Sicherfattt  darauf  zu  rechnen  ist,  daß 
der  Pilz  nicht  wieder  auftritt  WgL 


Hederioh- 
Bekämpfiingsversuohe. 

Nach    Mittelungen  von   L.   Hütner  irt 
die    Bespritzung    mit    Eisenvitriol  sor 
Vernichtung  des  Hederichs  auch  in  Bayen 
allenthalben  erfolgreich   gewesen.    Es  han- 
delte   sich    nicht    um    den    echten 
Hederich     (Raphanus      Raphanistnim), 
sondern  um  den  vielfach  als  Hederich  beuieb- 
neten  Ackersenf  (Sinapis  arvensislf 
welch*  letzterer  gegen  Eisenvitriol  noch  viel 
empfindlicher  als  Raphanus  ist    Mißerfolge 
waren   nur   wenig   und   fast  aaaschließtieh 
nur   dann   zu  beobachten,   wenn  nach  der 
Bespritzung  zu  rasch  starker  Begen  emtnt 
Ebenso   erweisen  sich  Huflattig,  Aekerdiitel 
und    Flohkraut   als   durch    Eisenvitriol  be- 
kämpfbar.    Beim  Oetreide  stellten  sidi  hM- 
stens,  sobald  die  Verteilung  der  Spritzflfing- 
keit  durch  die  Apparate  ungenflgeDd  war, 
eine  vorübergehende  Verfärbung  der  Blatt- 
spitzen  ein,  weitere  erhebliche  Beschädigangen 
derselben  wurden  nicht  beobachtet    (Vergl. 
auch  Pharm.  Gentralh.  47  [1906],  482.) 


I     Ztachr,  f,  angmo.  Ckem.  1906,  718.     Btt. 


Briefwechsel. 


Abonnent  In  Niederlanden,  üeber  die  Her- 
stellung von  Sepia  -  Blitz  -  Papier  for 
Lichtdruck  haben  wir  nichts  in  Erfahrung  brin- 
gen können,  obwohl  sich  unser  Herr  Mitarbeiter 
fär  Photographisohes  wirklich  große  Mühe  ge- 
geben hat  Liegt  nicht  vielleioht  eine  irrtiim- 
iiohe  Bezeichnung  vor?  s. 


Anfrage. 

Welche  Bestandteile  enthalten  die  Fracht» 
von  OooouluB  palmatua  DC.  (FruotnsCo- 
lombo)?  Stwa  Gerbsäure  und  wieviel  ü 
Prozenten  ? 


1 


Dr.  A.  8chB«i4cr,  DraidHi  and  Dr.  P 
YflBUktworaiQhflr  Leitir:  Dr.  A.  Sduelder. 
Iii  Bwunhaikli»!  durah  Jallai  Spflagef ,  BsrUn  V..  hw 
Dnok  TOB  Vr.  TUUl  Vmmht.  (KasAtk  A  MakU), 


Phamiaceutische  Centralhalle 

für  Deutschland. 

Heraosgegeben  yon  Dp*  A.  Schneider  nnd  Dis  P.  Sflee. 


»•• 


Zeitschrift  fttr  wissenschaftliche  und  geschäftliche  Interessen 

der  Pharmacie. 

Gegrttndet  von  Dr.  Hermum  Hager  im  Jahre  1869. 

Enchemt  jeden  Donnerstag. 

Besngspreis  yierteljährlioh:  dnroh  Bnchhandel  oder  Post  2,50  Mk.,  durch  Gescbäfts- 
stelle  ün  Inland  3,—  Mk.,  Ausland  3,60  Mk.  —  Einzelne  Nummern  30  Pf. 

Anzeigen:  die  einmal  gespaltene  Klein-Zeile  30  Pf.,  bei  größeren  Anzeigen  oder 'Wieder- 
holungen Preisermi&ßigang. 

Leiter  der  \  Dr.  Alfred  Schneider,  Dresden- A.  21;  Sohandauer  Str.  A3. 
Zeltsehrlft:  J  Dr.  Panl  Saß,  Dresden-Blasewitz;  Gostay  Freytiig-Str.  7. 

GesehiftssteUe:  Dresden- A.  21;  Sohandaner  Straße  43. 


M43. 


Dresden,  6.  Dezember  1906. 


Der  nenen  Folge  XXVIl.    Jahrgang. 


xLvn. 

Jahrgang. 


Inhalt:  Chemie  vnd  Pharmaeie:  Ueber  du  Tuoker'aohe  Asthma-MitteL  —  Yertahren  lur HenteUang  einM  fetten, 
in  Alkali  lOsUchen  Prodaktes  aus  Buch^nholateer.  —  Neue  Arsneimittel.  —  Neue  Arineimittel  rom  Monat  No- 
Tember.  —  Anslegung  pharmaieatiseher  Qeaetae.  —  Durch  trockene  i  »estillation  dargestelltes  Terpentinöl.  —  Weri- 
beatimmung  der  Chinarinde^  —  SpesialitAten.  —  Aue  E.  Merck'e  Jahreaberidbt  1905.  —  Nachwelt  Ton  NItrotolaol 
in  NItrobensol  und  von  Tolnol  In  Benaol.  ~  Bestimmuog  des  Antimongehaltet  in  Talkanitiertem  Kautschuk.  — 
Bestimmung  des  Schwefels  in  Seifen.  —  BalpetersAurererfären  aur  Bestimmung  des  Strxchnin.  —  Nachweis  toü 
Antipyrin  in  Pyramidon.  -^  BesÜmmung  des  Kantharidin  in  den  Kantbariden.  —  Nitrate  in  Alkalijodiden.  — 
Untersuehunff  Ton  Amylalkohol.  —  Nachweis  freier  Mineralsftnren  nebeti  organischen  Säuren.  —  NahrangaMlttel- 
Oaemle.  <—  Therapevtlaehe  Mitteilmiij^ii.  —  BflehenolMa.  —  Yenohiedene  Mitleiluisen.  —  Biiefwoebtel. 


Chemie  und  Pharmaoie. 


Ueber  das  Tucker'sche  Asthma- 

HitteL 

Von  0.  ÄnselminOy  Qreifswald. 

Bis  vor  nicht  allzu  langer  Zeit  waren 
die  hanptsächlichsten  Mittel  zur  Be- 
kämpfung des  Asthma  und  der  dadurch 
hervorgerufenen  Beschwerden  Salpeter- 
papier^  Asthmapulver  oder  Räucher- 
kerzen und  Asthmazigaretten.  Während 
durch  die  Anwendung  von  Charta  nitrata 
in  den  meisten  Fällen  der  Hustenreiz 
nur  noch  vergrößert  wird,  haben  die 
anderen  Räuchermittel  immerhin  einen 
EMoIg  aufzuweisen,  dank  des  darin  ent- 
haltenen Stramonium;  bei  der  unvoll- 
kommenen Verbrennung  geht  ein  sehr 
großer  Teil  der  Stechapfelalkaloide  in 
den  Rauch  über  und  dieser  kann  so 
eine  günstige  Wirkung  auf  die  Respira- 
tionsorgane ausüben. 

Eine  zweite  Reihe  von  Asthmamitteln 
beruht  auf  der  innerlichen  Darreichung 


große  Anzahl  von  Qeheimmitteln  und 
Spezialitäten  gehOrt  in  diese  Klasse. 
Besonders  beliebt  und  nicht  ohne  Er* 
folg  sind  Jodpräparate,  dann  allerlei 
Narkotika  wie  Opium,  Belladonna, 
Stramonium,  Lobelia,  Digitalis  u.  a.  Auch 
Oleum  Terebinthinae  und  Nitroglycerin 
werden  in  den  verschiedensten  Misch-* 
ungen  empfohlen.  Eine  Heilung  oder 
dauernde  Besserung  der  asthmatischen 
Zustände  können  diese  Mittel  nicht  be- 
wirken, mit  Ausnahme  der  Jodpräparate 
in  besonderen  Fällen. 

Die  dritte  Methode  knüpft  an  die 
Stramoniumräucherungen  an,  wählt  aber 
eine  originelle  Form  für  die  Darreich- 
ung minimaler  Alkaloidgaben.  Der  Er- 
finder dieses  Verfahrens  ist  der  Amerikaner 
Tucker.  Er  läßt  eine  von  ihm  kom- 
binierte Flüssigkeit  in  Form  eines  äußerst 
feinen  Nebels  in  die  Nase  zerstäuben 
und  dabei  tief  Atem  holen.  Die  klin- 
ischen Erfahrungen,  die  Aussagen  der 

'Poi'iAn^An    b-KnTiA«    itinmA««    nnn*  utia/Iai*  #1ia 


1004 


Vorzüglichkeit  des  Tucker'schen  Ver- 
fahrens ;loben,  es  hilft  schuell  und  ans- 
gezeichnety  aach  lange  Jahre  hindurch, 
ohne  daß  sich  der  Asthmaleidende  an 
das  Mittel  gewöhnt,  nur  steht  der  all- 
gemeinen Einführung  etwas  im  Wege, 
das  ist  der  hohe  Preis.  Der  Tucker^sche 
Apparat  kostet  mit  4  Unzen  (120  ccm) 
Flüssigkeit  64  Mark!  Die  Vorzüglich- 
keit  der  Methode  und  des  Mittels  ließen 
eine  Verbilligung  natürlich  wünschens- 
wert erscheinen,  eine  Reihe  von  Nach- 
ahmungen und  Ersatzflüssigkeiten  kamen 
auf  den  Markt. 

Zunächst  die  Apparate :  Da  der  Heil- 
erfolg von  der  möglichst  feinen  Zer- 
stäubung abzuhängen  scheint  —  ab- 
gesehen von  der  Dosierung  des  Mittels 
vergl.  unten  — ,  so  können  die  von  den 
verschiedensten  Firmen  u.  a.  Evens 
Pistor  iSb  Co.j  Burrough,  Wellcome  <& 
Co,  gelieferten  Apparate  leidei*  nicht 
mit  dem  Tucker*^c\i&ti  Zerstäuber  kon- 
kurrieren, die  von  ihnen  erzeugten 
Nebeltröpfchen  sind  viel  zu  groß.  Nur 
der  neuerdings  vom  medizinischen  Waren- 
haus in  Berlin  konstruierte  Apparat 
kann  als  Ersatz  des  Original  -  ^oX:er- 
schen  in  betracht  kommen,  doch  arbeitet 
auch  dieser  noch  nicht  so  exakt  und 
gleichmäßig  wie  das  amerikanische  In- 
strument. Diesem  Mangel  läßt  sich 
aber  wohl  durch  eine  andere  Qualität 
des  Gummiballs  abhelfen,  sonst  ist  der 
erzeugte  Nebel  womöglich  noch  feiner 
und  die  zerstäubte  Flüssigkeitsmenge 
noch  geringer.  Bei  meinen  Versuchen 
verloren  die  Apparate  bei  direkter 
Wägung  durch  je  60,  möglichst  kräftige 
Kompressionen  folgendeMen  gen  (Wasser): 


zu  besprechenden  Arbeit  nur  0,0122  g 
an,  während  sehr  zahlreiche  Versuche, 
die  Prof.  Strübing  in  der  Greifewalder 
medizinischen  Poliklinik  ausführen  ließ, 
ergaben,  daß  bis  zu  0,40  g  in  einer 
Sitzung  zerstäubt  werden  können.  Diese 
Zahlen  müssen  sehr  berücksichtigt 
werden  bei  der  Beurteilung  der  Zu- 
sammensetzung des  Tucker^Hchen  Mittels. 

Es  existieren  zur  Zeit  zwei  Analysen 
der  Tucker'scheu  InhalatioDsfiüssigkeit : 
eine  von  Aufrecht  aus  dem  Jahre  1903 
und  eine  von  Bertram  1905,  aber  diese 
Analysen  widersprechen  sich  durchaus. 
Aufrecht  gibt  als  Bestandteile  in  ab- 
gerundeten Zahlen  folgende  an: 


KokaiQ  hydroohlorid 

1 

pa 

Kaliumnitrat 

5 

Glyoerin 

35 

ßittermandelwasEer 

3ö 

Wasser 

25 

PflaDzenextraktivutoffe 

4 

(yermutlioh  ans  Stramoniiimkraat', 

Tucker 


Med.  Warenhaos 


76  mg  41  mg 

78  mg  44  mg 

76  mg  40  mg 
80  mg  49  mg 

77  mg  49  mg 
77  mg  44  mg 

im  Durchschn.  0,077  g    im  Darcbschiu  0,045  g. 

Wenn  man  annimmt,  daß  bei  einer 
Inhalation  100  Kompressionen  aus^geübt 
werden,  so  werden  mit  dem  Tucker'schen 
Apparat  rund  0,15  g  Flüssigkeit  zer- 
stäubt.   Bertram  gibt  in  seiner  unten 


die  Bertram* sehe  Analyse  dagegen: 

Atropinsnlfat      1      pCt 
Natriamnitrit     4        » 
Pflanzenextrakt  0,52  > 
gelöst  Iq  Wasser  mit  etwas  Glyoeiin. 

Bertram  sagt  femer  ausdrücklich, 
daß  er  keine  Blausäure  nachweisen 
konnte,  daß  in  seiner  Flüssigkeit  Nitrit 
an  stelle  von  Nitrat  vorhanden  gewesen 
sei,  und  daß  das  Alkaloid,  von  dem  in 
beiden  Fällen  annähernd  1  pCt  ange- 
geben werden  (der  Bertram'sche  Befund 
berechnet  sich  auf  1,156  pCt  Aropin. 
sulfuric.)  sicher  Ati*opin  und  kein  Eokaio 
gewesen  ist. 

Zu  diesen  beiden  Analysen  ist  fol- 
gendes zu  bemerken:  Ich  hatte  im  Fräh- 
jähr  1904  Gelegenheit,  das  JV/dhr'sche 
Mittel  zu  sehen,  ohne  es  jedoch  ein- 
gehend prüfen  zu  können,  soviel  ist  mir 
aber  mit  Sicherheit  im  Gedächtnis  ge- 
blieben, daß  die  damalige  Probe  Blau- 
säure enthielt  und  beim  Kochen  mit 
Natronlauge  den  Greruch  nach  Benzoe- 
Säureester  entwickelte,  also  höchst  wahr- 
scheinlich auch  Kokain  darin  enthalten 
war.  Die  mir  heute  vorliegende  Probe 
enthält  kein  Bittermandelwasser,  anet 
keinen  Salpeter,  sondern  Nitrit  und  ist 
auch  in  der  Menge  des  Alkaloides  got 


1005 


flbereinstimmend  mit  der  Bertram' scheu 
Analyse.  Daß  Geheimmittel  in  der  Zn- 
sammensetzang  verändert  werden,  ist 
nun  nichts  neues  und  kaum  erwähnens- 
wert, doch  kommt  in  diesem  speziellen 
Fall  ein  ganz  besonderer  Umstand  hinzu. 
Auf  grund  seiner  Analyse  schlägt  Ber- 
tram vor,  anstelle  der  Originalflüssig- 
keit eine  einprocentige  Atropinlösung 
anzuwenden  und  zu  verschreiben: 

Rp.  Atropini  snlfurici  0,15  g 

Natrii  nitrosi  0,6    g 

Glycerini  2,0    g 

Aqaae  destill,  ad  16,0    g 

M.  D.  in  vitro  fusco.  S.  In  dem  Tücher- 
Apparate  3  Minuten  lang  zu  zerstäuben  und 
einzuatmen. 

Diese  Vorschrift  erscheint  mir  bedenk- 
lich; wenn  wirklich  bei  jedesmaligem 
Gebrauch,  wie  Bertram  angibt,  nur 
12  mg  Flüssigkeit  zerstäubt  wfirden, 
könnte  die  Prozedur  20  mal  des  Tages 
wiederholt  werden,  ohne  daß  die  Maximal- 
gabe für  Atropinsulfat  (0,003  g  pro  die) 
erreicht  wfirde.  Nun  gab  aber  nach 
meinen  oben  mitgeteilten  Versuchen  ein 
Twcter- Apparat  bei  100  Kompressionen 
einen  Verlust  von  rund  0, 1 5  g,  was  bei 
Anwendung  der  Bertram^ sehen  Flüssig- 
keit 0,0015  g  Atropinsulfat,  also  schon 
dem  anderthalbfachen  der  maximalen 
Einzelgabe  entspricht.  Nach  den  An- 
gaben von  Strübing  mit  0,4  g  zer- 
stäubter Flüssigkeit  würden  aber  4  mg 
jedes  Mal  dem  Organismus  einverleibt 
werden. 

Schwere  Atropinvergiftungen  sind  bis 
jetzt  bei  Gebrauch  des  Tucker^schen 
Originalpr&parates  nicht  beobachtet 
worden,  bei  lang  andauerndem  oder 
übermäßigem  Gebrauch  dagegen  des 
öfteren  leichte,  bald  vorübergehende 
Intoxikationserscheinungen, wodurch  auch 
der  physiologische  Beweis,  daß  Atropin 
in  dem  Originalpräparat  enthalten  ist, 
erbracht  ist.  Aber  die  Menge  beträgt 
sicher  nicht  1  pCt,  sondern  viel  weniger, 
und  der  weitaus  größte  Teil  des  Al- 
kaloides^ist  Kokain.  Durch  die  spezifische 
Wirkung  des  Atropins  auf  das  Auge 
und  durch  die  Vitali'sthe  Reaktion  ist 
Atropin  als  Bestandteil  sicher  ermittelt 
Ebenso  sicher  ist  aber  auch  die  An- 


wesenheit von  Kokain,  das  durch  die 
Reaktion  von  Ooeldner  (Blaufärbung 
mit  Resorcin  und  Schwefelsäure)  identi- 
fiziert wurde;  auf  Kokain  weist  femer 
der  bei  dem  alkalischen  Ausschütteln 
auftretende  Geruch  nach  Benzoösäure- 
ester  hin,  auch  konnten  beträchtliche 
Mengen  Benzoesäure  isoliert  werden. 

Mit  dem  Nachweis  von  Kokain  steht 
nicht  in  Einklang  die  klinische  Beob- 
achtung, daß  die  Patienten,  nach- 
dem sie  lange  Zeit  und  mit  Erfolg  das 
Mittel  angewandt  hatten,  plötzlich  und 
unbeschadet  diese  Therapie  abbrechen 
können  ohne  die  geringsten  Anzeichen 
einer  Kokai'nangewöhnung. 

So  einfach  der  qualitative  Nachweis 
von  Atropin  und  Kokain  nebeneinander 
zu  führen  ist^  so  wenig  leicht  wird  sich 
eine  quantitative  Analyse  beider  ermög- 
lichen lassen,  einer  quantitativen  Trenn- 
ung von  Atropin  und  Kokain  in  so 
kleinen  Mengen  scheinen  unüberwind- 
liche Schwierigkeiten  entgegenzustehen. 

Aus  der  vorstehenden  Mitteilung  geht 
hervor,  daß  bei  Verwendung  einer  ein- 
procentigen  Atropinlösung  eine  Vergift- 
ungsgefahr nicht  ausgeschlossen  ist  und 
es  wird  sich  empfehlen,  eine  derartige 
Lösung  zu  gedachtem  Zweck  erst  nach 
Rücksprache  mit  dem  Arzt  abzugeben. 
Andererseits  wäre  es  aber  auch  sehr 
erwünscht,  das  gegenseitige  Verhältnis 
von  Atropin  und  Kokain  zu  erfahren, 
damit  dieses  wirklich  vorzüglich  wir- 
kende Präparat  als  ^  Geheimmittel  ver- 
schwinden kann  und  der  Rezeptur  zu- 
gänglich wird. 


Terfahren  zur  nenteUimgr  eines  bei  ge- 
wShnlieher  Temperatar  festen,  in  Alkali  19s- 
lieben  Produktes  ans  Buelienliolzteer.  D.  R.  P. 

163*46,  Kl  12  r.  Chemische  Fabrik  Flörsheim 
Dr.  E.  Nordltnger^  Flörsheim.  Man  behandelt 
rohen  Bnchenholzteer  unter  Erwärmen  auf  etwa 
120  bis  150^  so  lange  mit  Luft,  Sauerstoff  oder 
ozonisierter  Luft,  bis  das  zurückbleibende  Pro- 
dukt sich  in  verdünnten  Alkalilösungen  löst. 
Das  Produkt,  das  zur  HersteUung  von  medizin- 
ischen und  pbarmazeutisohen  Präparaten  dienen 
soll,  bildet  eine  feste,  spröde,  glänzende  Masse, 
die  nur  wenig  riecht  und  sich  ohne  Zusatz  von 
Seife  oder  Holzgeist  in  Alkalien  löst.    Ä,  St, 


1006 


Neue  Arsneimittel. 

Beta-SnlfopyriSy  dessen  ZasammenBetz- 
UDg  unbekannt  ist,  wird  von  Ebert  db 
Meincke  in  Bremen  gegen  Jodisrnns, 
Sehnnpfen  und  Influenza  empfohlen.  Tages- 
gabe: 3  bis  4  g.  Nicht  zn  verweehsehi 
mit  Sulfopyrin  (Antipyrin  -  Paraamido- 
benzylsnlfonat),  das  als  Migränepnlver  der- 
selben Firma  in  den  Handel  kommt. 

Blandinm  nennt  Apotheker  A,  Flügge 
in  Hannover  ein  Eisenkarbonatpräparat;  das 
naeh  Pharm.  Ztg.  1906;  1054,  wie  folgt, 
dargestellt  wud:  Man  reibt  gepulvertes 
Eisensttlfaty  aus  dem  alle  Luft  dureh  Kohlen- 
säure ausgetrieben  ist;  mit  etwas  Olyoerin 
oder  einfaohem  Shup  zu  einem  dünnen  Brei 
zusammen  und  setzt  das  erforderliehe  Alkali- 
bikarbonat; ebenfalls  von  Luft  befreit;  unter 
beständigem  umrühren  nach  und  nach  hin- 
zu; bb  die  Entwickelung  von  Kohlensäure 
aufgehört  hat.  Die  Bikarbonate  können 
hierbei  zum  teil  durch  die  einfachen  Kar- 
bonate ersetzt  werden.  100  Teile  Eisen- 
sulfatpulver erfordern  etwa  80  Teile  Kalium- 
oder Natriumbikarbonat  Der  aus  ESsen- 
karbonat  und  Alkalisulfat  bestehenden  Masse 
wird  so  viel  mit  Kohlensäure  gesättigtes 
Wasser  zugefügt,  als  zur  Auflösung  des 
schwefeteauren  Alkali  nötig  ist.  Nach  dem 
Absetzen  hebt  man  die  überstehende  Flüssig- 
keit soweit  als  möglich  ab,  bringt  den 
Niederschlag  in  eine  Zentrifuge  und  schleu- 
dert den  Rest  der  Flüssigkeit  vom  Eisen- 
karbonat ab.  Man  erzielt  so  auf  kürzestem 
und  billigstem  Wege  ein  völlig  einwand- 
freies Eisenkarbonat  mit  grünlich  -  weiüer 
Farbe  und  mikroskopischer  Feinheit;  das  zu 
sogenannten  Blaudiumpräparaten  verarbeitet 
wird.  Das  Verfahren  ist  patentamtlich  ge- 
schützt 

Formysol  ist  dne  flüssige  Kali-Formalin- 
seife  mit  starkem  Alkoholgehalt  und  anderen 
desinfizierenden  sowie  geruchzerstörcQden 
Stoffen.  Es  ist  eine  angenehm  riechende; 
öligO;  gelblich  -  grüne  Flüssigkeit;  die  mit 
einem  Gehalt  von  10  bezw.  25  pCt  Form- 
aldehyd in  den  Verkehr  kommt.  Anwendung : 
zur  Händedesinfektion.  Darsteller:  Theodor 
Hahn  dk  Co,  in  Schwedt  a.  0. 

Liquor  Ferri  compositus  laxaas  ist  ein 
anderer  Name  für  Gascoferrin  (Pharm. 
Centnüh.  47  [1906];  46). 


Vervolaa  empfiehlt  Apotheker  0.  Braemer 
in  Berlm  SW  11  gegen  Nervenleiden,  ohne 
die  BestandteUe  anzugeben. 

Novargaa  n  oder  dunkel  und  Vovar- 
gan  III  oder  hell  haben  den  gleichen  Silber- 
gehalt (10  pGt);  wie  das  urqprüngUche  No- 
vargan;  wirken  aber  gar  nicht  reizead, 
besonders  das  Novargan  HI  ist  zuver- 
lässig und  entfaltet  auch  adstringierende 
Wirkung.  Man  kann  letzteres  auch  in 
höheren  Konzentrationen  anwenden,  was 
besonders  zur  Vorbeuge  angezeigt  ist  Zorn 
Unterschied  von  dem  urqprünglichen  No- 
vargan kann  das  Novargan  III  oder  hell 
auf  40^  erwärmt  und  so  zu  Blasenspftl- 
ungen  benutzt  werden.  Da  sich  die  Urteile 
der  Aerzte,  die  mit  beiden  obigen  Mitteln 
Versuche  angestellt  haben,  auf  das  No- 
vargan UI;  als  dem  geeignetesten  Präparat, 
veremigten,  wird  dieses  letzteres  endgiltig 
an  stelle  des  ursprünglichen  Novargan  unter 
derselben  Bezeichnung  «Novargan»  von  der 
Chemischen  Fabrik  von  Heyäerij  A.-G.  in 
Radebeul-DresdeU;  in  den  Handel  ge- 
bracht 


-  Subkutin  wird  ak 
sterile  Lösung  in  Glasröhrchen  von  Dr. 
E.  Ritsert,  Chemisches  Institut  in  Frank- 
furt a.  M.  dargestellt  Anwendung:  alu 
blutstillendes  Anaesthesierungsmittd  fflr 
chirurgische  und  zahnärztliche  Zwecke. 

Sapoformy  bereits  in  Pharm.  GentnJb. 
44  [1903];  123  erwähnt;  ist  ein  flüssiges, 
reizloses  und  geruchfreies  Antiseptikum  und 
Desinfektionsmittel;  das  nach  Angabe  des 
Darstellers  Bohny,  HolUnger  dt  Ck>.  i^ 
Basel  22;5  pOt  Kresol  und  44  pa  Fona- 
aldehyd  (40proc.)  als  Kondensationq^rodokt 
sowie  neutrale  Seife  enthält  Es  miseht 
sich  mit  Wasser  klar  und  wird  m  1-  bis 
5proc.  Lösung  verwendet 

Tannisol  (Pharm.  Centralh.  47  [1906], 
480;  563)  ist  ein  rötlich  braunes,  geroeb- 
und  geschmackloses  Pulver;  das  in  Wasser, 
Aether;  Benzin  und  schwach  angesäuerten 
Flüssigkeiten  unlöslich  ist;  sidi  dagegen  in 
Weingeist;  verdünnter  Alkali-  und  Alkali- 
karbonatlösung;  sowie  in  AmmoniakflOssig- 
keit  leicht  löst  Beim  Ansäuern  dieser  Los- 
ungen scheidet  es  sich  wieder  aus.  Längeres 
Trocknen   bei    100^  veranlaßt   einen  Ge- 


1007 


wichtsyeriiiBt  von  12  pOt  Wasser.  Die 
Daretellong  erfolgt  nach  einem  patentierten 
Verfahren^  welches  darin  besteht,  daß  Gerb- 
säure mit  etwa  35proc.  Formaldehydlösnng 
im  Dampfbade  erwärmt  wird,  wobei  ein 
kräftiges  Anfsohänmen  statthat  Die  erhaltene 
zähe  Masse  wu*d  im  Dampfbade  völlig  ans- 
getrooknet,  fein  gepulvert  und  bis  zur  Ver- 
fltlchtigung  des  flberschflssigen  Formaldehyd 
bei  40  bis  50^  erwärmt. 

Wird  nach  Vierteljahrsschr.  f.  prakt.  Pharm. 
1906;  237  0,01  g  Tannisol  in  einer  mit 
Schwefelsäure  ausgespfllten  Sehale  in  5  ccm 
konzentrierter  Schwefelsäure  gelöst,  so  nimmt 
die  .  braungefärbte  Lösung  beim  Erhitzen 
eine  grflne  und  später  blaue  Farbe  an. 
Wird  die  schwefelsaure  Lösung  vorsichtig 
mit  Weingeist  verdtlnnt,  so  tritt,  gleichgiltig 
ob  die  Lösung  grün  oder  blau  gefärbt  war, 
eine  schöne  blaue  Färbung  ein,  welche  nach 
einiger  Zeit  in  Weinrot  übergeht.  Wird  die 
schwefelsaure  Lösung  mit  verdünnter  Natron- 
lauge übersättigt,  so  entsteht  eine  gras- 
grün gefärbte  Fltlssigkeit. 

Anwendung:  innerlich  bei  Darm- 
katarrhen und  akuten  Durchfällen,  äußer- 
lich bei  Ausschlägen,  Reizzuständen  der 
Haut,  nassen  Wunden  usw.  Besonders  em- 
pfeblenswerth  ist  es  bei  übermäßigem  Schweiß. 
Desgleichen  findet  es  in  der  Tierheilkunde 
innerlich  wie  äußerlich  Anwendung.  Gabe: 
0,5  g,  bei  Kindern  zu  0,1  bis  0,25  g.' 

Ziethen*«  Pulver  gegen  Wassersucht 
nach  Dr.  Wendland  besteht  aus  15  Teilen 
Extractum  Ononidis,  10  Teilen  Extraetum 
Cortids  Sambuci,  15  Teilen  Arum  maou- 
latum,  5  Teilen  Scilla  maritima,  10  Teilen 
Natrium  sulfuricum  siccum  und  10  Teilen 
Natrium  sulfuricum  pulveratum.  Darsteller: 
Apotheker  F,  Ziethen  in  Wismar. 

B.,  Mentxel. 


Neue  Arzneimittel, 

tlber  welche  im  ITovember  1906 
berichtet  wurde: 


Acidol-Pepsin 

Antibex 

Anti  bleiseife 

AntiphymoBe 

Antipneamocochina 

Antivom 


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950 
»95 


Armadiphtherin 

Bauer's  Lithosanol 

Beütnann*ß  Schutzkörper 

Blntan 

Borovertin 

Calmyren 

Dalcinol-Sckokolade 

Ferocalettes 

Fibrolysin 

Formiatin 

Fraserin 

Fraser's  Nish-Tablets 

Guatannin 

Helgotan 

HomoferriDB 

Hydrozol-Präparate 

Hygiopon 

Jodofan 

Jodone 

Irosyl 

Isn 

EatharmoD 

Kephaldol 

Korysan 

Laxinkonftkt 

Lithosanol,  Bauer's 

Lytrol 

Menthol-Tbymat 

Mitin 

Mitin-Präparate 

Nepenthe 

Nearofebrin 

Ozet-Bäder 

Pavykol 

Pertussin  Malte's 

Pisoin 

Bicinile  Delacre 

i^tn^ar'sche  Losung 

Kosaplast 

Bahrserum 

Salenal 

Saht 

Sapene 

Soharlach-Streptokok  ken-Yacci  ne 

Sic 

Sidiodal 

SolykriDpillen 

Syrocol 

Theooacet 

Thionol 

Toxi-cardine 

Triacetylmorphin 

Taberal 

Taberkollnin 

Tuberkulin.  Denya^ 

«  Marmorek 

Taberkulol 
Talase 

Ungt.  saposalicylatam 
Virilin 
Werd7nüller'8  Lebertran-Creme 


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911 

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952 
952 
996 


Vergl.  außerdem  heutige  Nummer  Seite  1000. 

H.  Mentxel. 


1008 


Zur  Auslegung 
pharmazeuüsohor  Gesetze  usw. 

(Fortsetzung  von  Seite  f'96.) 

272.  Abgabe  von  Giften  an  Tierärzte 
ist  nicht  als  OroBhaadel  zu  betrachten. 
Das  Landgericht  Dresden  hatte  einen  Dro- 
gbten^  der^  ohne  im  Besitz  der  Giftkonzession 
zu  sein^  verschiedene  Gifte  (Morphin^  Sub- 
limat) an  Tierärzte  verkauft  hatte  und  des- 
wegen unter  Anklage  gestellt  war,  frei- 
gesprochen, indem  es  annahm,  daß  Groß- 
handel durch  den  Zwischenhandel  bedingt 
sei  nnd  der  liege  bei  der  Abgabe  an  Tier- 
ärzte vor.  Das  Oberlandesgericht  hob  da- 
gegen das  Urteil  unter  Rttckverweisung  an 
das  Landgericht  auf,  weil  dieses  Gericht  den 
Begriff  des  Großhandels  verkannt  habe.  In 
der  RevisioDSverhandlung  entschied  nun  das 
Landgericht,  daß  hier  Elemhandel  vorliege, 
weil  die  an  Tierärzte  in  der  Regel  abge- 
gebenen Giftmengen  den  Begriff  «Groß- 
handel» nicht  rechtfertigen.  (Pharm.  Ztg. 
1906,  Nr.  12.) 

273.  Ankündigung  von  Kothe*s  Zahn- 
wasser ist  strafbar  laut  Entscheidung  des 
Eammergeriehtes  Berlin  vom  1 3.Februar  1 905. 
(Pharm.  Ztg.  1905,  Nr.  14.) 

274.  Vorbeugung smittel    oder   Heil- 
mittel ?     Ein  Drogist  war  wegen  Verkaufs 
von    Arzneimitteln,   die  dem  freien  Verkehr , 
entzogen  sind,   angeklagt,  wurde  aber  vom 
Landgericht    Hamburg   freigesprochen,    weil , 
er  erklärte,  daß  er  die  fraglichen  Mittel  nicht 
als  Heilmittel,  sondern  als  Vorbeugungsmittel 
verkaufe  und  auch  in  semem  Gesdiäftslokal , 
ein   bezügliches   Plakat  angebracht  habe;  | 
die  fraglichen  Mittel   würden  in  seinem  Ge- 
schäft   nicht    abgegeben,    wenn  der  Käufer 
auf  eine  Frage  erklärte,  daß  er  sie  als  Heil- 
mittel benutzen  wollte.     (Pharm.  Ztg.  1906, 
Nr.  15.) 

275.  universal  •  Mag  eatinktur.  Das 
Schöffengericht  Mtlnchen  I  verurteUte  einen 
Kaufmann  in  München  wegen  FeUhaltens 
von  «Universal-Magentinktur»  die  er  selbst 
fabrizierte  und  die  nur  aus  einem  wässerigen 
Auszug  einer  gerbstoffhaltigen  Rinde  besteht 
(Apoth.-Ztg.  1906,  Nr.  23.) 

27 G.  Ein  Vasogenprozefi.  Das  Land- 
gericht Graudenz  hat  am  7.  April  1906 
einen  Apotheker  von  der  Anklage  des  Ver- 


gehens gegen  das  Warenzeichengesetz  frei- 
gesprochen. Der  Angeklagte,  dam&b 
Besitzer  in  Neuenburg  W.-P.^  stellte  1903 
und  1904  Jod  vasogen,  SalicylvaBogen,Kreoeot- 
vasogen,  Jodoform  vasogen  selbst  dar,  teil- 
weise unter  Verwendung  von  Pearson'Bchem 
Vasogen,  und  verkaufte  dieselben  unter  den 
angegebenen  Bezeichnungen  —  allerdings 
nur,  wenn  nicht  ausdrQcklich  ^Pearson* 
verlangt  wurde. 

Nach  dem  Warenzeichengesetz  ist  es 
unzulässig,  einer  mit  dem  WarenzeicheD  ver- 
sehenen Ware  Teile  zu  entnehmen,  sie  mit 
anderen  Substanzen  zu  vermischen  und  dieses 
Produkt  unter  Verwendung  des  geeehfltEten 
Zeidiens  zu  vertreiben.  Auch  erstreckt  sieh 
der  Schutz  des  Wortes  «Vasogen»  auch  aaf 
Kombinationen  dieses  Wortes  mit  anderen. 
Dagegen  ist  Voraussetzung  für  die  Straf- 
barkeit, daß  der  Angeklagte  die  Vergehen 
gegen  das  Warenzeichengesetz  w  i s s e n  t li e h 
begangen  kat. 

Das  konnte  aber  durch  die  Beweisaufnahme 
nicht  erwiesen  werden. 

Es  war  nicht  zu  beweisen,  dafi  der  An- 
geklagte die  pharmazeutische  Fachzeitscbrift, 
in  der  in  den  Jahren  1897,  1901  und  1903 
über  den  Wortschutz  für  «Vasogen»  ge- 
schrieben wurde,  regelmäßig  gehalten  oder 
gelesen  hat,  auch  war  nicht  zu  beweisen^ 
daß  der  Angeklagte  Kenntnis  von  den  Y&' 
öffentlichungen  der  Firma  Pearson  m  Preisr 
listen  von  Drogengroßhandlnngen  gehabt 
hat,  ferner  war  nicht  zu  beweisen,  ob  die 
vom  Angeklagten  von  Pearson  bezogenen 
Originalpackungen  Hinweise  anf  den  gesetz 
liehen  Schutz  getragen  haben.  (Pharm.  Ztg. 
1906,  Nr.  36.) 

277.  Verkauf  tob  Lanseesiig,  Xreu- 
beersaft,  Chinawein  mit  Eisen,  aromat- 
ischer Tinktur  in  Drogenhandinagen  ist 
nach  Entscheidung  des  Landgerichtes  Frank- 
furt strafbar,  obgleich  der  Sachveretind- 
ige,  Fachlehrer  an  der  obligatorisdien  Dro- 
gistenschule, die  Mittel  nur  als  VorbeogongB- 
bezw.  Stärkungsmittel  ansah,  und  dieseibeii 
in  der  Kaiserlichen  Verordnung  nicht  an» 
drücklich  als  verboten  angeführt  sind. 
(Apoth.-Ztg.  1906,  Nr.  25.)  A.  St. 


1009 


Üeber  das  durch  trockene 
Destillation  dargestellte  Terpen- 
tinöl, das  sogenannte  Eienöl 

veröffentlicht  E,  Sundiviky  HelsingforS;  in 
der  Festschrift  fflr  den  bekannten  Professor 
der  physiologischen  Chemie  Olof  Harn- 
marsten  eine  größere  Arbeit.  Das  Eienöl 
wird  in  der  finnischen  und  schwedischen 
Sprache  von  dem  dnrch  Dampfdestillation 
gewonnenen  Terpentinöle  nicht  unterschieden 
und  deshalb  auch  häufig  f Qr  jenes  verkauft^ 
obgleich  es  als  medizinisches  Hausmittel  dem 
Terpentinöle  nicht  gleichsteht.  Das  Eienöl 
wird  als  Nebenprodukt  bei  der  Teerfabrik- 
ation in  besonders  konstruierten  eisernen 
Destillationsgefäßen  gewonnen.  Daraus  er- 
klärt sich  der  außerordentlich  niedrige  Preis 
von  50  bis  60  Penni  {•=!  Centimes)  für 
1  kgy  der  bei  dem  hohen  Preise  des  echten 
Terpentinöls  von  besonderer  Bedeutung  ist 
Da  bei  dem  Teergewinnungsprozesse  auch 
Holzgeist  und  Holzessig  gewonnen  werden^ 
80  können  diese  Stoffe  auch  im  Eienöle  als 
Beimischungen  vorhanden  sein. 

Nach  den  Untersuchungen  von  Hjelt  und 
Aschan  enthalten  die  Eienöle  d-Pinen^ 
d-Sylvestren  und  Dipenten.  Verf.  suchte 
festzustellen ;  auf  welchen  Ursachen  das 
eigentümliche  Verhalten  des  Eienöles  beruhe. 
Dies  besteht  darin,  daß  die  Blaufärbung 
mit  Guajakharz  nur  sehr  langsam  oder  gar 
nicht  eintritt,  daß  die  Eienöle  mit  Jod  nicht 
oder  nur  schwach  fulminiereU;  daß  mit  Clhlor- 
gas  nur  eine  ganz  geringe  Reaktion  eintritt, 
und  daß  die  Eienöle  einen  eigentümUchen 
teerartigen  Geruch  besitzen.  Zu  diesem 
Zweck  nahm  Verf.  10  L  Eienöl  in  Arbeit, 
die  zunächst  mit  einer  ziemlich  konzentrierten 
Lösung  von  Natriumbisulfit  ausgeschüttelt 
wurden.  Dabei  nahmen  Oel  und  Lösung 
eine  gelbgrünliche  Färbung  an.  Die  Salz- 
lösung wurde  mitAether  ausgeschüttelt  und 
filtriert,  dann  unter  Schwefelsäurezusatz  und 
ein  zweites  Mal  unter  Sodazusatz  der  Dampf- 
destillation unterworfen.  Es  wurden  auf 
diese  Weise  etwa  5  ccm  eines  Oeles  ge- 
wonnen, das  als  Furfurol  erkannt  wurde. 
Als  Destillationsrückstand  blieb  ein  schwarzes, 
harzartiges  Produkt  zurück,  das  nicht  weiter 
gereinigt  werden  konnte.  Hierauf  wurde 
das  Oel  mit  mäßig  konzentrierter  Natron- 
lauge ausgeschüttelt,    wobei   unter   Luftauf- 


nahme eine  starke  Dünkelfärbung  eintrat. 
Die  Natronlauge  wurde  mit  Schwefelsäure 
angesäuert  und  mit  Dampf  destilliert,  dann 
mit  Aether  ausgeschüttelt  und  aus  diesem 
ein  bei  198  bis  205^  C  siedendes,  stark 
nach  Ereosot  riechendes  Oel  in  einer  Menge 
von  etwa  30  ccm  erhalten.  Darin  konnte 
deutlich  Guajakol  nachgewiesen  werden. 
Auch  etwas  Phenylphenol  war  vorhanden. 
Nach  der  DampfdestiUation  des  auf  diese 
Weise  gereinigten  Eienöles  wurde  der  Geruch 
angenehmer,  ohne  dem  des  französischen 
Terpentinöls  gleich  zu  werden.  Bei  jeder 
Destillation  bleibt  ein  durch  Eondensation 
der  Terpene  entstandenes  Harz  von  schön 
topasgelber  Farbe  zurück,  das  nach  der 
Lösung  in  französischem  Terpentinöl  mit 
schwefliger  Säure  keine  Färbung,  ebenso- 
wenig wie  mit  kalter  Alkalilösung,  gibt 
Diese  Verharzung  ist  dem  Sylvestren  und 
Dipenten  zuzuschrdben.  Noch  größer  ist 
die  Verharzung  bei  längerem  Schütteln  des 
gereinigten  Eienöles  mit  einer  kalten  starken 
Schwefelsäure  (50  Vol.  Schwefelsäure  und 
25  Vol.  Wasser  mit  100  Vol.  Oel,  wobei 
das  Oel  schwarzbraun  wird.  Eine  etwa 
40proc.  Schwefelsäure  färbt  sich  mit  dem 
gereinigten  Oele  gelb,  das  Oel  bleibt  farb- 
los. Dagegen  färbt  sich  das  gereinigte  Oel 
mit  schwefliger  Säure  stark  grüngelb.  Bei 
der  fraktionierten  DestUlation  gehen  unter 
163^  nur  ganz  geringe  Mengen  Destillat 
über,  die  Hauptmenge,  ungefähr  60  pCt, 
zwischen  163  bis  168^.  Die  letzten  Reste 
gehen  bei  180^  über. 

Nach  diesen  Ergebnissen  begründet  Verf. 
das  Verhalten  der  Eienöle  folgendermaßen: 
Die  Dunkelfärbung  mit  Alkali  beruht  auf 
der  Gegenwart  der  brenzlichen  und  phenol- 
artigen Eörper.  Sie  tritt  bei  dem  gereinigten 
Eienöle  nicht  mehr  auf.  Das  Ausbleiben 
der  Reaktionen  mit  Jod  und  Chlor  beruht 
wahrschemlich  auf  der  besonderen  Struktur 
der  Terpene.  Eine  starke  Verharzung  be- 
gtlnstigt  den  Eintritt  der  Reaktion.  Das 
Ausbleiben  der  Blaufärbung  mit  Guajakharz 
ist  möglicherweise  auf  die  Gegenwart  redu- 
zierender Substanzen,  der  Aldehyde,  zurück- 
zuführen, nach  deren  Oxydation  das  Zu- 
standekommen unbeständiger  Sauerstoffver- 
bindungen, der  Sauerstoffüberträger,  möglich 
erscheint.  Die  Reaktion  mit  schwefliger 
Säure     (ff^-^/e/d'sche     Reaktion)     ist     die 


1010 


cbarakteristiflche  und  sobeint  niemals  auszu- 
bleiben, da  sie  auch  in  dem  bestgereinigten 
Oele  eintritt.  Sie  kann  deshalb  auch  nicht 
durch  die  Gegenwart  der  phenolartigen 
Körper  oder  eines  anderen  Körpers  bedingt 
sein,  sondern  scheint  durch  die  Kondensation 
eines  Terpen  verursacht  zu  werden,  das 
leichter  als  das  Pinen  verändert  wird«  Die 
^erxfeld'Biäie  Reaktion  ist  demnach  ein 
ausgezeichnetes  Mittel  zur  Unterscheidung 
von  Kienöl  und  Terpentinöl.  Verf.  hat  eine 
größere  Anzahl  finnischer  Kienöle  unter- 
sucht, deren  Ergebnisse  er  in  einer  Tabelle 
wiedergibt.  Er  macht  darauf  aufmerksam, 
daß  in  minderwertigen  Oelen  größere  Mengen 
von  Methylalkohol  und  Säuren  vorkommen, 
die  sich  vor  allen  Dingen  durch  Erniedrig- 
ung des  Siedepunktes  bemerkbar  machen. 
Auch  das  speziHsche  Gewicht  erscheint  er- 
niedrigt, wenn  die  Oele  nicht  stark  verharzt 
sind.  Der  Siedepunkt  des  *  Kienöles  liegt 
höher  als  der  des  Terpentinöls.  Pyridin 
und  ähnliche  Körper  sind  nicht  gefunden 
worden  (Vergl.  auch  Pharm.  Gentralh.  45 
[1904],  859  und  1007.)  ^he. 


auch  wesentlich  erleichtert,  wenn  alle  Spoien 
des  Ghloroforma  entfernt  sind. 

Wie  naohteilig  auch  nur  in  Spuren  sieh 
zersetzendes  Chloroform  fflr  die  Genauigkeit 
der  Bestimmung  werden  kann,  geht  ans  der 
Berechnung  hervor,  daß  es  nur  der  Zersetz- 
ung von  0,0229  g  Chloroform  bedarf,  um 
0,12  g  Alkaloid  zu  neutralisieren.  Das 
Chloroform  läßt  sich  aber  bei  der  Ans- 
schüttelung  nicht  durch  reinen  Aether  er- 
setzen, weil  Cinchonin  nur  1 :  371,  Gin- 
chonidin  1:76  und  Chinin  1 :  60  in  reinem 
Aether  löslich  sind. 

Der  Rückstand  der  oben  erwähnten  Aether- 
lösungen  wird  in  alkoholischer  Lösung  mit 
Hämotoxylin  und  Salzsäure  titriert 

Die  vom  Verfasser  des  näheren  nebenher 
studierte  rasche  Oxydation  des  Chloroforms 
zu  Phosgen  warnt  immer  wieder  von  neuem 
vor  der  Anwendung  der  Chloroformnarkoee 
bei  anderem  als  elektrischem  Licht.  In  der 
Praxis,  namentlich  in  der  gynäkologischen 
Hauspraxis  kommen  leider  noch  immer  Nar- 
kosen bei  Gas-  oder  Petroleumlicht  vor. 

Schweix.    Wockensckr.   f.    Ckem,  u.  Pharm. 
1906,  580.  -dd. 


Zur  Wertbestimmung  der 
Chinarinde. 

Adalbert  Panchaud  hatte  sich  das  Ziel 
gesetzt,  die  Schwierigkeiten,  welche  einer 
titrimetrischen  Bestimmung  der  Chinaalkaloide 
bislang  noch  immer  im  Wege  standen,  zu 
beseitigen.  Bei  Ausftlhrung  der  Fromme- 
sehen  Methode,  welche  gestattet,  auch  grobes 
und  mittelfeines  Rindenpulver  zur  Alkaloid- 
bestimmung  zu  verwenden,  darf  man,  falls 
das  titrimetrische  Bestimmungs verfahren  an- 
gewendet werden  soll,  die  Chloroform-  oder 
Chloroformätherlösung  mit  der  schwachen 
Ammoniakflüssigkeit  ja  nicht  zu  lange  stehen 
lassen.  Es  erfolgt  sonst  eine  Umwandlung 
des  Chloroform  in  Phosgen  und  Salzsäure; 
die  Mischung  zeigt  stark  saure  Reaktion 
und  die  gesamte  Alkaloidmenge  wird  neu- 
tralisiert. Man  hat  also  bei  der  Fromme- 
schen  Methode  rasch  den  Chloroformäther 
von  der  wässerigen  Lösung  zu  trennen, 
ersteren  völlig  abzudestiliieren,  den  Rückstand 
drei-  bis  viermal  mit  Aether  zu  behandeln 
und  diesen  wiederum  schnell  zu  verdampfen, 
um  alle  Spuren  von  Chloroform  zu  besei- 
tigen.    Die    FUtration    des    Alkaloids    wird 


Spezialitäten. 

Comprlm^s  de  ohiorate  de  potasse  ponr 
rindustrie  bestehen  aus  89,80  pCt  Ealium- 
chlorat,  9,08  pCt  Manganperoxyd  und  1,12 
Sand  (als  Verunreinigung)  und  befinden  sich 
in  einer  Papierhfllse.  Sie  dienen  als  Spreng- 
stoff. ^ 

Petroklastit  oder  Haloklastit  ist  ein 
Gemisch  von  74  pCt  Salpeter,  10  pCt 
Schwefel,  15  pCt  Steinkohlenpech  ond 
1  pCt  Kaliumdidiromat. 

Stek-0-  ist  ein  gelblich- weißes  Pulver  von 
ranzigem  Gerüche,  das  als  Klebestoff  Ver- 
wendung finden  soll.  Es  besteht  aus  0,65 
pCt  Fett,  1,00  pCt  in  Weingeist  löslichen 
Stoffen,  1,33  pCt  Asche  und  im  übrigen 
aus  Dextrin  und  St&rke. 

Le  Thermogäne  ist  eine  in  Pappkartons 

befindliche  Baumwollwatte,   die  mit  Natron 

und  einer  Abkochung  von  spanisohem  Pfeffer 

getränkt  ist.     Sie  soll  als  Heilmittel  gegen 

Rheumatismus,  Gicht  usw.  dienen  und  kosten 

etwa  80  g  davon  1,20  Mk. ;  ist  zoUtariferiseh 

als  Geheimmittel  anzusehen. 

Nachriehtenblatt  f,  d>  ZolUteUm  1906,  Nr.  2. 
S.  25,  26,  27  und  44.  P- 


1011 


Aus  E.  Merck's  Jahresbericht 

1905. 

Addam  jodieam  nnd  seine  Salze:  Acidnm 
jodionm  ist  eio  weißes  iristallioisches  Palver, 
das  sich  bei  15  ^  C  in  der  gleichen  Menge  Wasser 
löst.  In  2pTon].  wässeriger  Lösaog  eignet  sie 
sich  nach  W,  Mackit  zur  Behandlnng  übel- 
riechender Wanden. 

Calciam  jodioam  besteht  ans  farblosen, 
in  Wasser  1 :  400  löslichen  Kristallen.  Es  eignet 
sich  vorzüglich  zur  Wundbehandlung,  insbeson- 
dere für  schlecht  heilende,  eitrige  Wunden  und 
zwar  entweder  in  gesättigter,  wässeriger  Lösung, 
4proc.  Salben  oder  dproo.  Oaze.  Die  Salben 
leisten  bei  Ausschlägen  der  Kinder  und  die 
wässerigen  Lösungen  bei  der  Mundpflege,  als 
Blasenspülungen  bei  tuberkulöser  Blasenentzünd- 
UDg  und  zu  Scheidenausspülungen  gute  Dienste. 

Natrium  jodionm  ist  ein  weißes  Paiver 
und  löst  sich  m  Wasser  1 :  20.  <7.  Rvhemann 
hat  es  mit  großem  Erfolge  bei  einem  an  epidem- 
ischer Gerebrospinal  -  Meningitis  erkrankten 
Knaben  innerlich  angewendet  und  zwar  in  Lös- 
ung von  2,6  g  in  150  ccm.  Wasser.  Er  liefi 
hiervon  am  ersten  Tage  zweimal,  an  den  wei- 
teren Tagen  einmal  einen  halben  Eßlöffel  voll 
nehmen.  Dieses  Präparat  dürfte  überhaupt 
mehr  Beachtung  verdienen,  da  es  wegen  seiner 
raschen  Jodabgabe  eine  bemerkenswerte  bakterien- 
tötende Kraft  besitzt.  Es  kann  ein  Eßlöffel 
einer  zweiprocentigen  Lösung  dreimal  täglich  | 
gegeben  werden.  Unter  die  Haut  lassen  sich 
gegebenen  Falls  1  bis  2  ccm  einer  5proc«  Lös- 
ung einspritzen.  Auch  bei  Lumbalpunktionen 
verspricht  sich  der  Verfasser  von  emer  gleich- 
zeitigen Einspritzung  von  0,16  bis  0,2  g  Na- 
triamjodat  Erfolge. 

Zincum  jodionm  stellt  ein  weißes,  in 
Wasser  1 :  100  lösliches,  kristallinisches  Pulver 
dar  und  wirkt  kräftiger  als  die  Jod  säure. 

Aeidnm  et  Kalium  tcUnrosum.  Die  tellu- 
rige Säure  stellt  ein  weißes,  kristallinisches 
Polver  dar,  das  sich  in  Alkalilangen  auflöst; 
das  Kalium  teil  urit  ist  ein  weißes,  amor- 
phes, lösliches  Pulver. 

Das  telinrigsaure  Kalium  hat  sich  nach  Qosio^") 
als  Indikator  auf  Keimfreiheit  in  Serie  und 
Vaccinen  bewährt,  da  es  beim  Wachstum  der 
Bakterien  von  diesen  aufgenommen  wird  und 
unter  Reduktion  zu  einer  Färbung  (schwarz) 
derselben  Veranlassung  gibt.  Die  höchste  Menge 
des  Kaliumtellurit  dürfte  bei  einer  Einspritz- 
ungsgabe von  10  ccm  nicht  höher  sein  als 
1 :  26  000.  Das  zu  verwendende  Salz  sei  ein 
ganz  reines.  Man  stellt  am  besten  eine  ge- 
sättigte Lösung  dar,  die  bei  großer  Haltbarkeit 
im  Bedarfsfalle  beliebig  verdünnt  werden  kann. 

BromIpiB.  Von  diesem  Präparat  sagt  Böckel- 
mann:  Bromipin  ist  angezeigt  bei  allen  durch 
Bromsalz  erzeugten  Hautaffektionen,  da  sein 
Gebrauch   keinerlei    »Störung   der  Haut  hervor- 


*)    Ztsohr.  f.  Hygiene   und  Infektionskrankb. 
1906,  Bd.  51,  Nr.  I,  65  bis  125. 


ruft.  Durch  Biomsalze  verursachte  schwere 
Hautaffektionen  verschwinden  nach  Bromipin- 
anwendung  verhältnismäßig  rasch  und  vollständig. 
Wird  die  innerliche  Verabreichung,  auch  die 
rektale  nicht  vertragen,  so  kann  die  Verwend- 
ung von  Emulsion  von  Nutzen  sein,  Auoh 
Kapseln  und  Tabletten  sind  empfehlenswert, 
wenn  der  Sesamölgesohmack  unbeliebt  ist.  Als 
Antispasmodikum  reiht  es  sich  den  Bromsalzen 
ebenbürtig  an  und  ist  denselben  in  manchen 
Fällen  Übel  legen.  Nebenwirkungen  auf  das 
Zentralnervensystem  können  bei  größeren  Mengen 
eintreten,  werden  aber  durch  dem  Einzelnen 
angepaßte  Gaben  vermieden.  Sprunghafte  Stei- 
gerungen sind  tunlichst  zu  unterlassen. 

Caleiam  ehloratum  hat  sich  nach  Cousin 
und  Netter  gegen  die  nach  Serumeinspritzungen 
zuweilen  auftretenden  Ausschläge  als  nützlich 
erwiesen.  Diphtheriekranke  Kinder  erhielten  am 
Tage  der  ersten  Einspritzung  und  an  den  beiden 
folgenden  Tagen  je  1  g  Galciumchlorid  in  Wasser 
gelöst.  Bei  erneuter  Einspritzung  wurde  diese 
Behandlung  wiederholt. 

Carminfibrin  ist  eine  dunkel  kirschrot  ge- 
färbte krümelige  Masse,  die  nach  Vorschrift 
Oriäxner's*)  durch  Färben  gewaschenen  Blut- 
fibrins mit  ammoniakalischer  Garminlösung  dar- 
gestellt wird.  Es  findet  Verwendung  zu  einer 
einfachen  und  zuverlässigen  quantitativen  Be- 
stimmung des  Pepsin.  Das  Verfahren  ist 
folgendes : 

Das  in  Olyceiin  liegende  Carminfibrin  wäscht 
man  in  Wasser  aus,  läßt  es  in  Salzsäure  von 
0,1  pCt  vollkommen  aufquellen,  zerschneidet  es 
fein  mit  einer  Scbeere  und  verteilt  gleiche 
Mengen  desselben  in  gleich  weite  Heagenzgläs- 
chen  von  etwa  1,5  cm  Weite,  in  welchen  sich 
mindestens  je  15  ccm  Salzsäure  von  0,1  pCt 
befinden.  Das  zu  Boden  gesunkene  Fibnn  soll 
in  allen  Gläschen  gleich  hoch  (1  bis  1,5  cm) 
stehen.  Werden  jetzt  die  verschiedenen  Pepsin- 
lösungen hinzugefügt  und  die  Gläschen  von  Zeit 
zu  Zeit  umgekehrt,  so  tritt  in  den  Gläschen  mit 
mehr  Pepsin  sehr  bald  eine  Färbung  der  Flüssig- 
keit ein  und  es  zeigen  diese  im  weiteren  Ver- 
lauf der  Verdauung  gesättigtere  Farben,  als  die 
mit  wenig  Pepsin,  so  daß  man  innerhalb  weniger 
Minuten  auf  das  Deutlichste  diese  von  jenen 
unterscheiden  kann.  Mehrere  mit  verschiedenen 
Mengen  von  ammoniakalischem  Karmin  und 
Wasser  hergestellte  Farbmischungen  in  Reagens- 
gläschen gleicher  Weite,  mit  welchen  man  die 
Flüssigkeit  in  den  Verdauungsgläschen  bei  durch- 
fallendem Licht  vor  weißem  Seidenpapier  zu 
vergleichen  hat,  gestatten  auch  die  Menge  des 
gelösten  Fibrins  und  die  relativen  Pepsinmeogen 
so  genau  wie  irgend  möglich  zu  bestimmen. 


*)  P.  Orütxner:  Ueber  eine  neue  Methode, 
Pepsinmengen  kolorimetrisch  zu  bestimmen, 
Pflüger's  Archiv  f.  d.  gesamte  Physiol.  1874, 
452.  Neue  Unters achungen  über  die  Bildung 
usw.  Habilitationsschrift,  Breslau  1875.  Vergl. 
auoh  A,  Rom^  Inaugural-Dissertation,  Tübingen 
1902. 


1012 


Cerlam  salfurlcmn  oxydatnm  bildet  rötlich 
gelbe  Kristalle,  die  sich  in  wenig  Wasser  und 
in  verdünnter  Schwefelsäure  anzersetzt,  in  viel 
Wasser  unter  Absoheidung  eines  basischen  Salzes 
losen.  Durch  Reduktionsmittel  wird  das  Prä- 
parat in  die  Oxydulverbindung  übergeführt,  ein 
Vorgang,  der  sich  in  wässeriger  Lösung  an  der 
Entfärbung  der  gelbgefärbten  Cerisulfatlösung 
erkennen  läßt.  Da  diese  Reduktion  unter  der 
Einwirkung  von  salpetriger  Säure  bezw.  der 
Nitrite  schnell  und  in  der  Kälte  verläuft,  benutzt 
Q.  Barbiert  diesen  Vorgang  zur  quantita- 
tivenBestimmung  der  salpetrigen 
Säure.  Versetzt  man  eine  Cerisulfatlösung 
von  bekanntem  Gehalt  so  lange  mit  einer  Nitrit- 
lösung, bis  Entfärbung  eingetreten  ist,  so  läßt 
sich  aus  den  Mengenverhältnissen  von  Ceri- 
sulfut-  uud  Nitritlösung  die  vorhandene  Menge 
von  Nitrit  leicht  berechnen,  da  1  g  Cerisulfat 
0,070776  g  salpetriger  Säure  entspricht.  Den 
Titer  der  Cerisulfatlösung  stellt  man  auf  jodo- 
metrischem  Wege  fest  oder  man  bestimmt  die 
Menge  Jod,  welche  durch  ein  bestimmtes  Vo- 
lumen der  Cerisulfatlösung  ohne  und  nach  Zu- 
satz einer  gemessenen  Menge  Nitritlösung  aus 
Kaliungodid  abgeschieden  wird  und  berechnet 
aus  der  Differenz  die  Nitritmenge. 

Getrarln,  auch  Cetrarsäure  genannt,  hat 
sich  nach  Oigon  bei  Erbrechen  auf  tuberkulöser, 
stomaohaler  und  hysterischer  Grundlage  und  nach 
der  Chloroformnarkose  stets  erfolgreich  erwiesen, 
war  aber  auch  bei  Erbrechen  Schwangerer  und 
bei  Seekrankheit  ein  brauchbares  Heilmittel. 
Man  soll  mehrmals  täglich  20  bis  30  Tropfen 
einer  alkoholischen  Cetrarinlösung,  deren  Stärke 
nicht  angegeben  ist,  aber  eine  2proc.  sein  düifto, 
darreichen.  Es  sollen  sich  bis  zu  200  Tropfen 
ohne  schädliche  Nebenwirkung  einnehmen  lassen. 

Cholesterin.  Vor  einigen  Jahren  hat  F, 
Ra/nsom  festgestellt,  daß  durch  Cholesterin  die 
Giftigkeit  des  Saponin  bezw.  Sapotozin  für  Blut 
und  den  tierischen  Körper  aufgehoben  werden 
kann.  W,  Hausmann  hat  nun  festgestellt,  daß 
die  entgiftende  Wirkung  des  Cholesterin  auf 
seiner  Hydroxylgruppe  beruht.  Sobald  letztere 
substituiert  ist,  wird  die  entgiftende  Wirkung 
aufgehoben,  während  die  Lösung  der  doppelten 
Bindung  des  Cholesterin  durch  Chlor  oder 
oder  Wasserstoff  die  Wirkung  nur  schwächt. 
Auch  fand  der  Verfasser,  daß  Phytosterine  ver- 
schiedener Herkunft  ebenfalls  gegen  Sapotoxin 
schützen. 

Blastase  absolut,  1 :  50  wird  von  Dr.  von  Oefele 
in  Form  von  Tabletten  zu  0,1  g  in  allen  den 
Fällen,  in  welchen  infolge  mangelhaften  Gebisses 
ein  ungenügendes  Zerkauen  der  stärkehaltigen 
Nahrungsmittel  zu  unzureichender  Verdauung 
und  Ausnützung  der  Nahrung  führt,  als  ein- 
fachster Ersatz  des  natürlichen  Speiohelfermentes 
empfohlen.  Man  reicht  deshalb  während 
oder  sofort  nach  jeder  Mahlzeit  eine  Ta- 
blette. Wenn  nötig,  gibt  man  vorher  ein  Glas 
kohlensäurehaltiges  Wasser  oder  etwas  Natrium- 
bikarbonat zur  Abstumpfung  etwa  im  Magen 
vorhandener  überschüssiger  Silzsäure.  Ein  weit 
verbreiteter  Irrtum   ist    die  Ansicht,   daß  Malz 


die  gleichen  Dienste  leiste  wie  Dlastase.  Dabei 
wird  vergessen,  daß  die  Diastase  nur  aus  ge- 
keimter  Gerste  vor  dem  Darrungsprozeß  dar- 
gestellt wird,  welch  letzterer  die  wirksame  aktive 
Diastase  in  dio  unwirksame  Form  überführt. 
Besonders  empfiehlt  sich  die  Diastasebehandlung 
während  der  Fertigstellung  künstlioher  Gebisse. 

Bimethylglyoxim.  Das  a-Dimetbylglyoxim 
bildet  weiße  Kiistalle  vom  Schmelzpunkt  240^  C, 
die  sich  in  Wasser  sohwer,  leicht  dagegen  in 
Alkohol  und  Aether  löaen.  Nach  L.  Tsckugaeff 
ist  es  ein  äußerHt  empfindliches  Reagens  auf 
Nickel.  Die  zu  prüfende  Losung  versetzt  man 
mit  überschüssigem  Ammoniak  oder  Natrium- 
acetat,  gibt  etwas  gepulvertes  Dimethylglyoxim 
zu  und  erhitzt  die  Mischung  zum  Sieden.  Bei 
Gegenwart  von  Nickel  entsteht  je  nach  der 
vorhandenen  Menge  entweder  sofort  oder  nach 
dem  Erkalten  der  Lösung  ein  schön  acharlach- 
roter  Niederschlag.  Auch  das  sich  beim  Er- 
kalten ausscheidende  Dioxym  ist  durch  letzteren 
deutlich  rosa  gefärbt.  Die  Empfindlichkeits- 
grenze  dieser  Reaktion  liegt  bei  einem  Lösungs- 
verhäitnis  von  weniger  lus  1  Teil  Niokel  und 
400000  Teilen  Wasser. 

Bei  gleichzeitker  Anwesenheit  von  Kobalt 
besonders  wenn  KobaltsaLEO  auf  Nickel  zu  prüfen 
sind,  muß  das  angegebene  Verfahren  etwas  ab- 
geändert werden,  da  Kobalt  mit  dem  Reagens 
eine  braune  Verbindung  eingeht  In  diesem 
Falle  schüttelt  man  die  zu  prüfende  Löaong 
mit  einem  großen  Uebersohuß  von  Ammoniak 
mehrmals  um,  wobei  sich  komplexe  Kobaltsalie 
bilden  und  führt  mit  der  erhaltenen  Lösung  die 
Reaktion  aus.  Beim  Filtrieren  der  Reaktions- 
flüssigkeit bleibt  die  rote  Niokelverbindung  auf 
dem  Filter  zurück  Sie  löst  sioh  nach  dem 
Trocknen  in  heißer  Chloroform- Alkoholmischuog 
und  bleibt  nach  deren  Verdunsten  in  mikro- 
kristallinischen Nädelohen  zurück.  Nickel  soll 
sich  noch  neben  der  öOOOfaohen  Menge  Kobalt 
nachweisen  lassen. 

Fernun  acetieiuii  verwendet  E,  J.  Bobstm 
seit  Jahren  in  allen  Fällen  von  Lungenentzond- 
ungen  mit  gutem  Erfolge.  Er  verordnet  d« 
Eisenacetat  in  folgender  Form : 

Liquor  Ferri  sesquichlorati  0,9  g 
Liquor  Ammonii  acetici  8,0  g 
Aqua  Chloroformii  15,0  g 

Diese  Menge  ist  Erwachsenen  alle  vier 
Stunden  zu  verabfolgen,  nötigenfiüls  gibt  man 
sie  alle  sechs  Stunden  abwechselnd  mit  folgender 
Mixtur: 

Liquor  Strychninae    0^  g 
Aqua  Chloroformii    15,0  g 

Diese  Darreichung  wird  bia  zum  Oeber- 
stehen  der  Krise  fortgesetzt,  worauf  obige  Misch- 
ungen in  Zwischenräumen  von  8  bis  12  Stuoden 
gegeben  werden.  Chinin  oder  Antipyretika 
hatte  Verfasser  bei  dieser  Behandlung  nicht 
nötig  und  nur  selten  Alkohol  oder  DigitiUs. 

(Schluß  folgt) 


1013 


Zum  Nachweise  von  Nitrotoluol 
in  Nitrobenzol  und  von  Toluol 

in  Benzol 

verfahren  P.  N,  Raikow  und  E,  Uerke- 
ivitsch  (Ohem.-Ztg.  1906,  295)  in  der  Weise, 
daß  trockenes,  pulverisiertes  Natronhydrat 
(etwa  0,5  g)  in  einem  Probierrohr  mit  1  com 
Gasolin  überschichtet  und  dann  1  Tropfen 
oder  mehr  des  fraglichen  Nitrobenzols  zu- 
gesetzt wird.  Ist  Nitrotoluol  vorhanden,  so 
entsteht  an  der  Oberfläche  des  Natron- 
hydrats eine  je  nach  der  Menge  des  Toluol 
mehr  oder  weniger  intensive  Gelbbraun- 
färbung und  das  Natronhydrat  nimmt  eine 
bläuliche  Färbung  an.  Bei  remem  Nitro- 
benzol entstehen  diese  Färbungen  nicht. 
Durch  Vergleichsversuche  mit  bestimmten 
Mengen  Toluol  läßt  sich  auch  der  Gehalt 
an  Toluol  im  Benzol  kolorimetrisch  annähernd 
quantitativ  bestimmen.  Die  Empfindlichkeit 
der  Reaktion  findet  ihre  Grenze  bei  0,0025 
mg  Toluol  in  1  ccm  Gasolin.  Gleichzeitig 
konnten  die  Verf.  nachweisen,  daß  kristall- 
isierbares  Benzol  noch  Toluol  enthält,  das 
durch  weiteres  EnstaUisieren  nicht  entfernt 
werden  kann.  Dies  gelang  aber  durch 
fraktioniertes  Nitrieren  des  Benzol,  weil  das 
Toluol  leichter  nitriert  wird,  als  Benzol. 

— he. 

Zur  Bestimmung 
des  Antimongehaltes  in  vulkan- 
isiertem Kautschuk 

empfiehlt  B.  Wagnei^  (Ohem.-Ztg.  1906, 
638)  folgende  Methode.  In  einem  nicht  zu 
kleinen  Porzellantiegel  wird  0,5  bis  1  g 
möglichst  fein  geschnittener  Eautschukmasse 
in  der  fünffachen  Menge  einer  Mischung 
von  1  T.  Natriumnitrit  und  4  T.  Ealium- 
karbonat  gleichmäßig  verteilt.  Darüber 
kommt  noch  eine  3  mm  hohe  Schicht  des 
reinen  Salzgemischee.  Dann  erhitzt  man 
unter  Auflassung  des  Deckels  über  einem 
Pilzbrenner  anfangs  ganz  gelinde.  Es 
destilliert  zuerst  Wasser,  dann  eine  Flüssig- 
keit aus  Kohlenwasserstoffen  ab.  Nach 
einiger  Zeit  verstärkt  man  die  Hitze,  bis 
dicker  weißer  Rauch  aufsteigt.  Der  Deckel 
kann  nun  abgenommen  werden,  aber  die 
entweichenden  Oase  sollen  nicht  anbrennen. 
Hat  der  Rauch  aufgehört,  so  erhitzt  man 
noch  höher  bis  zum  beginnenden  Schmelzen 
des  Salzes.     Zur  Verbrennung  der  noch  un- 


verbrannten Kohle  gibt  man  1  bis  2  Messer- 
spitzen fein  gepulverten,  trocknen  Salpeter 
zu  und  erhitzt  bei  geschlossenem  Tiegel  bis 
zum  Schmelzen.  Die  erkaltete  Schmelze  wh*d 
in  Wasser  gelöst,  im  bedeckten  Becherglase 
mit  Salzsäure  angesäuert,  aufgekocht,  von  der 
abgesehiedenenKieselsäure  abfiltriert  und  warm 
mit  Schwefelwasserstoff  gefällt.  Der  Nieder- 
schlag wird  im  Asbestfilterrohr  gesammelt, 
im  Kohlensäureetrom  getrocknet  und  geglüht 
und  als  Sb2S3  gewogen.  Sind  noch  andere 
Metalle  zugegen,  so  löst  man  den  Sulfid- 
niederschlag in  Schwefelammon  und  fällt 
das  Filtrat  durch  Salzsäure.  Die  Methode 
gibt  gut  übereinstimmende  Resultate,  wenn 
man  darauf  achtet,  daß  keine  unverbrannten 
Teile  mehr  vorhanden  sind.  ^he. 

Zur  Bestimmung  des  Schwefels 

in  Seifen 

empfehlen  J,  Davidsohn  und  Ö.  Webet' 
(Seifenfabrikant  1906,  877)  folgende  Me- 
thode. Der  Schwefel  ist  in  den  Schwefel- 
seifen als  elementarer  Schwefel,  als  Schwefel- 
metall oder  als  Schwefelleber  vorhanden ;  es 
können  aber  auch  außerdem  noch  Sulfate, 
z.  B.  Natriumsulfat  in  der  Seife  enthalten 
sem.  Man  wägt  5  g  Seife  in  einem 
Erlenmeyer-Kolhen  von  etwa  200  ccm 
Inhalt  ab  und  gibt  rote  rauchende  Salpeter- 
säure hinzu.  Es  tritt  eine  heftige  Reaktion 
ein  und  die  Fettsäuren  scheiden  sich  ab. 
Hat  die  Einwirkung  nachgelassen,  so  setzt 
man  von  neuem  Salpetersäure  zu  und  über- 
läßt den  Kolben  eine  Stunde  bei  gewöhn- 
licher Temperatur  sich  selbst.  Dann  wh*d 
er  in  ein  kaltes  Wasserbad  eingesetzt  und 
dieses  allmählich  zum  Kochen  erhitzt,  wobei 
weitere  Säure  zugesetzt  wird,  damit  der 
Inhalt  des  Kolbens  nicht  trocken  wird. 
Man  erhitzt  soUinge,  bis  der  gesamte,  an- 
fangs flockig  abgeschiedene  Schwefel  oxydiert 
ist.  Dann  wird  mit  Wasser  und  verdünnter 
Salzsäure  aufgenommen,  erkalten  gelassen, 
filtriert  und  mit  Wasser  gut  nachgewaschen. 
In  dem  Filtrat  wird  dann  die  gebildete 
Schwefelsäure  mit  Baryumchlorid  gefällt  und 
zur  Wägung  gebracht.  In  einer  weiteren 
Probe  wird  ohne  vorherige  Oxydation  die 
Schwefelsäure  der  Sulfate  bestimmt  und  von 
der  vorher  erhaltenen  Menge  abgezogen. 
Der  Rest  entspricht  dann  dem  in  der  Seife 
enthaltenen  Sdiwefel.  ^he. 


.  I 


1014 


Das  Salpetersäureverfahren  zur 
Bestünmung  des  Stryclinm, 

das  in  die  U.  S.  Ph.  Aufnahme  gefunden 
hat,  haben  Farr  und  Wright  einer  Naeh- 
prfifung  unterzogen  und  damit  befriedigende 
Resultate  erhalten,  indem  sie  folgendermaßen 
verfuhren:  Die  in  gebrftuohlicher  Weise  aus 
5  com  flüssigem  Extrakt  oder  25  ccm  Tinktur 
erhaltenen  Alkaloide  werden  auf  dem  Wasser- 
bade in  1 5  oem  3  proo.  Schwefelsäure  und 
gelöst  und  die  Temperatur  der  Lösung  bei 
50^  gehalten;  dann  werden  3  ccm  einer 
Mischung  gleidier  Teile  Salpetersäure  (spez. 
Gew.  1,42)  und  Wasser  hinzugefügt  und 
die  Mischung  10  Minuten  bei  Seite  gestellt 
Hierauf  bringt  man  sie  in  einen  Scheide- 
trichter, fügt  50  ccm  EaiiumkarbonatlOsung 
(Br.  Ph.)  hinzu  und  schüttelt  zunächst  mit 
10  ccm  Choroform  und  dann  zweimal  mit 
je  5  ccm  Chloroform  aus.  Die  Ghloroform- 
lösungen  werden  in  einem  gewogenen  Por- 
zellanschälchen;  das  3  ccm  Amylalkohol  ent- 
hält, gesammelt,  das  Gloroform  im  warmen 
Luftstrom  verdunstet  und  der  Rückstand 
schließlich  auf  dem  Wasserbade  getrocknet. 
Das  so  gewonnene  Strychnin  bildet  manchmal 
ganz  weiße,  gewöhnlich  aber  leicht  gefärbte 

Kristalle.  2V. 

Pharm,  Joum.  1906,  83. 


Nachweis  von  Antipyriu  in 
Pyramidon. 

Nach  Paul  Bourcet  löst  man  0^01  bis 
0,02  g  des  zu  prüfenden  Pyramidon 
(Dimethylamidoantipyrin)  in  4  bis  5  ccm 
kaltem  Wasser,  fügt  2  Tropfen  Schwefel- 
säure (66^  B^  und  2  Tropfen  einer  ge- 
sättigten Natriumnitritlösung  hinzu  und 
schüttelt  um.  Bei  reinem  Pyramidon  ent- 
steht sofort  eine  intensive  blauviolette  Färbung, 
welche,  besonders  bei  einem  Ueberschuß 
von  Nitrit;  schnell  verschwindet  und  in  eine 
farblose  Lösung  übergeht.  Enthält  jedoch 
das  Pyramidon  Antipyrin,  so  entsteht  zwar 
anfangs  auch  eine  blauviolette  Färbung, 
dieselbe  geht  jedoch  beim  Schütteln  lang- 
sam, besonders  aber  nach  erneutem  Zusatz 
von  Nitrit  in  eine  sehr  beständige  blaugrüne 
Färbung  über,  deren  Stärke  durch  den 
jeweiligen  Antipyringehalt  des  Pyramidon 
bedingt  ist  Auf  diese  Weise  lassen  sich 
leicht    noch    2  pGt  Antipyrin    in   Mischung 


mit  Pyramidon  nachweisen.  Da  das  bei 
der  Reaktion  entstehende  Nitrosoantipyrin 
nur  geringe  Löslichkeit  besitzt,  so  kann 
diese  unter  Umständen  dazu  dienen,  das 
Antipyrin  quantitativ  zu  bestimmen.  Bü, 
Ztsehr,  f.  angew.  Cham.  1906,  390. 


die  Bestimmung  des 
Eantharidin  in  den  Kanfhariden 

schlägt  Siegftned  anstelle  des  im  Deutsehsn 

Arzneibuch     angegebenen    Verfahrens    du 

folgende  abgeänderte  Panchatid'Bthe  vor: 
15  g  Eantharidenpalver  werden  in  elDem 
Erlenmeyer-Kölbohen  von  250  ccm  Inhalt,  mit 
150  g  Chloroform  übergössen,  dann  1  ccm  Salz- 
säure hinzQgefügt  imd  einige  Minuten  j  kräftig 
umgeschüttelt ,  sodann  läßt  man  das  Gemisch 
während  24  Standen  nnter  häufigem  Cm- 
schütteln  stehen,  filtriert  100  g  durch  ein  ^attes, 
trockenes  Filter  von  18  cm  Durohmesser  (indem 
man  Sorge  trägt,  das  Filter  nach  jedesmaligem 
Aufguß  zu  bedecken)  in  ein  Erlenm^er-KUhchen 
von  200  ccm  Inhalt  und  destilliert  das  Chloro- 
form vorsichtig  i m  W  ass e  r  b ad  e  bei  .möglichst 
niederer  Temperatur  ab.  Auf  den  Rückstand 
läßt  man  kräftig  10  ccm  Petroläther  fließen, 
schwenkt  gut  um  und  filtriert  durch  ein  ge- 
wogenes, trockenes,  glattes  Filter  yon  9  cm 
Durchmesser.  Den  im  KÖlbchen^verbliebenen 
Rest  spritzt  man  mit  Petroläther  auf  das  Filter, 
spült  Eölbchen  und  Filter  noch  einigemal  mit 
Petroläther  nach  und  trocknet  das  Filter  bei 
500  G,  Das  Gewicht  des  Filterinhaltes  betrage 
mindestens  0,08  g,  was  einem  Minimalgehalte 
von  0,8  pCt  an  Eantharidin  entspricht 

Gießt  man  auf  das  unreine  Kantharidin 
einfach  Petroläther  auf,  so  resultiert  oft 
eine  schmierige  Masse,  die  sieh  sehleoht  aus- 
waschen laut  Dieser  Uebelstand  wird  nach 
Angabe  des  Verfassen  yennieden,  wenn  mm 
den  Petroläther  in  kräftigem  Stnhl  auf  den 
Rückstand  spritzt 

Sehweix.  Woehensehr.  f,  Ckem,  u.  Pharm, 
190tJ,  342.  J,  K. 

Nitrate  in  Alkalijodiden 

weist  E.  Baroni  (Bellet.  Ghim.  Farm.  1906, 
529)  folgendermaßen  naeh :  Zu  einer  LOsnng 
von  1  g  Alkalijodid  fflgt  man  nach  nnd 
nach  20  ccm  einer  5  proc  Sublimatldsimg 
hinzu,  filtriert  das  gebildete  Qneeksilb«r- 
jodid  ab  und  weist  in  dem  FUtrat  die 
Salpetersäure  durekt  nach.  Fflr  diesen  Fall 
muß  das  Alkalijodid  frei  von  jodsanrem 
Salz  sein. 


1016 


Zur  Untersuchung  von  Amyl- 
alkohol 

benützt  Utx  das  Befraktometer.  Verschie- 
dene Proben  von  Amylalkohol  zeigen  folgende 
Werte  bei  15  ^  C: 


Amylalkohol,  chemisch  rein 

1,4105 

»           technisch 

1,4019 

»           forfarolhaltig 

1,4098 

»           furfurolfrei 

1,4102 

»            chemisch  rein 

1,4098 

»           technisch 

1 .4083 

»            roh 

1,4022 

»            pnrissimnB 

1,4103 

>            purus 

1,4079 

Die  Refraktion  ist  demnach  nm  so  höher, 
je  reiner  das  betreffende  Präparat  ist  Der 
Einfluß  von  Aethylalkohol  macht  sich  wie 
folgt  geltend: 


Methylalkohol  besitzt  ein  noch  niedrigeres 
BreohnngsvermOgen  als  Aethylalkohol,  z.  B.: 
1,3318  -  1,3345  -  1,3328  (99/100)  — 
1,3321  —  1,3314  —  1,3320  (geruchlos) 
—  1,3317  (0,1  pa  Aceton)  —  1,3318 
(0,3  pOt  Aceton).  T, 

Ällgem.  Chem.-Ztg,  1906,  106. 


Amylalkohol,  rein  (bei  16"  C7) 

mit  5  pGt  Aethylalkohol 
10 
20 
30 
50 


» 


» 


» 

» 
» 


» 
» 
» 


J,4102 
1,4062 
1,4042 
1,8990 
1,3966 
1,3862 


H.  D,  Richmond  und  J,  A,  Ooodson 
(Analyst  1905,  77)  haben  öfters  petroleum- 
haltigen  Amylalkohol  im  Handel  angetroffen ; 
diese  Verunremigung  führen  sie  auf  die 
Verwendung  von  Petrolenmf  Sflsern  zum  Ver- 
sand des  Amylalkohols  zurück.  Da  Petroleum 
einen  höheren  Brechungsindex  hat  wie  Amyl- 
alkohol, so  kann  man  natürlich  auch  einen 
Gehalt  des  letzteren  an  Petroleum  mittels 
der  Bestimmung  des  Brechungsindex  nach- 
weisen, z.  B.: 

Petroleum  mit  einer  Refraktion  1,4564 

Amylalkohol,  rein  1,4098 

»  mit  5  pOt  Petroleom  1,4129 

»  »  10    >  >  1,4139 

Utx  zieht  aus  semen  Versuchen  folgende 
Schlüsse: 

1.  Das  Refraktometer  eignet  sich  —  natür- 
lich neben  den  anderen  Verfahren,  also  als 
weiteres  Hilfsmittel  —  auch  zur  Prüfung 
und  Wertbestimmung  von  Amylalkohol. 

2.  Em  Zusatz  von  Aethylalkohol  ernie- 
drigt den  Brechungsindex  des  letzteren  und 
zwar  um  so  mehr,  je  höher  der  Qehalt  an 
ersterem  ist 

3.  Umgekehrt  wird  die  Refraktion  von 
Amylalkohol  durch  Verunreinigung  bezw. 
Verfälaehung  mit  Petroleum  erhöht 


Nachweis  freier  Mlneralsäuren 
neben  organischen  Säuren. 

Wie  Schiff  und  Stenheuse  gezeigt  haben, 
gibt  Furfurol  mit  Aminen  der  aromat- 
ischen  Reihe  gefärbte  basische  Verbindungen. 
Ebenso  bekannt  ist  es^  daß  auf  solchen 
Farbreaktionen  z.  B.  zwischen  Furfurol  und 
Anilin  der  Nachweis  von  ersterem  in  Alkohol 
nach  Jorissen  und  lAndet  beruht.  Gelegent- 
lieh tritt  die  Reaktion  nicht  ein,  und  auf 
dem  Grunde  für  dieses  Ausbleiben  baut  sich 
die  Probe  von  Ottorino  Carletti  TBoUett. 
Ghimico  Farmac,  Juni  1906)  auf.  Die  Re- 
aktion tritt  nämlich  nur  auf,  wenn  Anilin 
mit  organischen  Säuren,  nicht  aber  wenn  es 
mit  Mineralsäuren  verbunden  ist  So  geben 
10  com  einer  Ipromille  haltigen  Anilinacetat- 
lösung  in  Alkohol  mit  einer  Spur  Furfurol 
eine  intensive  rote  Färbung;  ist  aber  eine 
Spur  Mineralsäure  vorhanden,  so  tritt  die 
Rötung  erst  nach  mehr  oder  weniger  langer 
Zeit  ein. 

Um  diese  Reaktion  z.  B.  für  Wein  oder 
Essig  zu  brauchen,  wendet  Carletti  eine 
Lösung  von  5  g  Anilin,  20  g  konzentr. 
Essigsäure  auf  100  com  in  Wasser  gelöst, 
andererseits  eine  frisch  bereitete  Lösung  von 
1  g  Furfurol  in  Alkohol  von  9b^  zu  100 
ccm  gelöst  an. 

50  ccm  Essig  oder  vorher  mit  Tierkohle 
entfärbter  Wein  werden  mit  25  ccm  Alkohol 
verdünnt.  Zu  10  ccm  hiervon  werden 
5  Tropfen  von  der  ebengenannten  Anilin- 
lösung gebracht,  gut  geschüttelt  und  noch 
5  Tropfen  von  der  Furfuroliösung  zugesetzt. 
War  der  Essig  oder  der  Wein  frei  von 
Mineralsäure,  so  entsteht  sofort  eine  Rot- 
färbung, die  in  V2  Stunde  am  intensivsten 
wird.  Die  geringste  Spur  anwesender  Mineral- 
säure verhindert  die  charakteristische  Färb- 
ung. S—^, 


1016 


■  ahrunosmitlel-Oheniie. 


Zur  FettbeBümmung  in  Milch- 

pulvem. 

Für  die  Schokoladenfabriken  ist  eine 
Qaalit&tsbestimmnng  der  Milchpulver  nicht 
ohne  Interesse,  da  die  Milch-  und  Sahne- 
schokoladen immer  mehr  Liebhaber  finden. 
Man  wird  berechtigt  sem,  an  das  getrock- 
nete Milchpnlver,  wenn  es  als  «Volimilch- 
palver»  in  den  Handel  kommt;  die  gleichen 
Anforderungen  zu  stellen  wie  an  die  Trocken- 
substanz einer  wirklichen  Vollmilch,  d.  h. 
man  wird  einen  Mindestfettgehalt  von  20 
pGt  für  das  zucker-  und  wasserfreie  Milch- 
pnlver  fordern. 

Viele  Vollmilchpulver  des  Handels 
erfüllen  diese  Bedingung  nicht  und  erweisen 
sich  als  Qemische  von  Vollmilch-  und  Mager- 
milchpulver oder  sie  und  aus  mehr  oder 
weniger  entrahmter  Milch  hergestellt. 

Eine  schnelle  und  bequeme  F  e  1 1  - 
bestimmungsmethode  erschien  daher 
als  ein  gewisses  Bedürfnis.  Der  Verfasser 
prüfte  die  Anwendbarkeit  des  Fettbestimm- 
ungsverfahrens von  Oottlieb'Röse,  für  das 
A.  Röhrig  eine  bessere  Art  der  Ausführung 
gegeben  hat  (vgl.  Pharm.  Centralh.  46  [1905], 
428);  für  Milchpulver,  Sahnepulver 
und  feingeriebene  Hartkäse.  Die  Ergeb- 
nisse waren  befriedigende,  es  wird  im  Durch- 
schnitt 0,2  bis  0,4  pGt  mehr  Fett  gefunden 
als  bei  der  Extraktion  im  Soxhlet-Apparsit 
Man  verfährt  wie  folgt:  1  g  lufttrockene 
Substanz  wird  in  die  Röhrtg'Bciie  Steh- 
bürette  gebracht  und  mit  9  ccm  warmen 
Wassers  3  bis  5  Minuten  lang  kräftig  ge- 
schüttelt Nach  Hinzufügen  von  2  ccm 
15  bis  20proc.  Ammoniakflüssigkeit  wird 
abermals  kräftig  geschüttelt,  bis  fast  völlige 
Losung  erfolgt  ist.  Nun  werden  10  ccm 
96proc.  Alkohol  hmzugefügt  und  wieder 
geschüttelt  Die  vorher  milchig-trübe  Flüssig- 
keit wird  hierauf  trübe-durchscheinend.  Nun- 
mehr werden  25  com  Aether  und  nach  dem 
Umschütteki  25  ccm  reiner  Petroläther  hinzu- 
gefügt und  2  bis  3  Stunden  bei  Seite  gestellt. 
Alsdann  wird  der  Stand  der  ätherischen 
Schicht  notiert,  ein  bestimmter  Teil  davon 
abgelassen  und  der  Aether-Petroläther  ver- 
dunstet, schließlich  10  Minuten  bei  100^  C 


getrocknet  und  gewogen.  Die  gewonnene 
Fettmenge,  umgerechnet  auf  das  Oesamt- 
volumen  der  ätherischen  Flüssigkeiten,  ist 
der  Fettgehalt  von  1  g  lufttrockenem  Mileh- 
pulver,  der  noch  auf  wasaer-  und  zneker- 
freies  Pulver  umzurechnen  ist.  Die  Höhe 
des  Zucker-  oder  Milchzuckerzusatzes  sollte 
dem  Käufer  bekannt  gegeben  werden. 

Oleich  brauchbare  ErgebniBse  wurden  mit 
dem  obigen  Verfahren  bei  der  Untersuchung 
von  Fettkäsen  erhalten.      Haupt^  Bantzen. 

ÄutorefercU  a.  d.  Ztsehr,  f.  Unter.*,  d.  Nähr.- 
u.  Oenußm.  1906,  XII,  217. 


Die  Fimisierung  der  Kaffee- 
bohnen. 

Nicht  nur  durch  Ueberzüge  von  Zucker 
oder  Hmznfügen  kleiner  Mengen  von  Fett- 
stoffen, z.  B.  Butter,  versucht  man  in  den 
Großkaffeeröstereien  im  gebrannten  Kaffee 
die  Aromastoffe  vor  dem  Verdunsten  va 
schützen,  sondern  man  ist,  wie  E.  Schaer 
an  zwei  Beispielen  erläutert,  dazu  über- 
gegangen, den  Schellack  hierzu  zu  be- 
nutzen. Es  ist  unleugbar,  daß  verschiedene 
Eigenschaften  das  Lackharzes  (Sdiellaek) 
gegenüber  dem  Koniferenharz  oder  anderen 
Körpern,  die  zur  Kaffeeglasur  etwa  benutzt 
werden  könnten,  Vorzüge  darstellen.  Hienu 
gehören  die  braune  Farbe,  welche  die  des 
gerösteten  Kaffees  nicht  beeinträchtigt ;  femer 
seme  große  Zähigkeit  und  Verteilbarkeit  n 
äußerst  dünnen  Schichten,  die  dennoch  einen 
gleichmäßig  abschließenden  üebermg  bilden 
und  endlich  seine  beträchtliche  Indifferenz 
gegenüber  der  Euiwirkung  ohemiBeher 
Agentien.  Schaer  macht,  ohne  auf  die 
Frage  näher  einzugehen,  ob  der  FSiniO- 
überzug  auf  dem  Kaffee  die  Vortänsdinng 
einer  besseren  Beschaffenheit  etwa  bezwecke^ 
lediglich  auf  die  Bedenken  aufmerksam,  die 
sich  vom  hygienischen  Standpunkt  gegen 
dieses  Verfahren  erheben.  Die  pharma- 
kolo^schen  Eigenschaften  des  indisehen 
Lackharzes  ismd- nämlich  so  wenig  bekannt, 
daß  Vorsicht  hier  am  Platze  erscheint  George 
Watt  hat  früher  darauf  hingewiesen,  daß 
unter  den  Pflanzen,  welche  dnrdi  den  Stieb 
der    Cocciden    Kömeriack    oder    Schellaek 


1017 


aussoheiden;  sich  auöb  einige  Enphorbiaoeen 

und  zwar  Alenritesarten  befinden.     Bei  den 

bekannten  drastischen  Wirkungen^  die  viele 

Harze  aus  dieser  Familie  auszeichnen;  dürfte 

daher  ein  Verbot  der  Fimisierung  des  Kaffees 

so  lange  am   Platze  sein,  bis  eingehendere 

Untersuchungen     die     UnschSdlichkeit    der 

verwendeten     Lackharze    sicher     dargetan 

haben.  —del. 

Ztschr,   f.  Uniers.   d,  Nahr.^  u,  Oenußm, 
1906,  XII,  60. 


I-Eaffeeglasur. 

In  prismatischen  Stficken  von  etwa  100  g 
wird  eine  braune  Masse  von  zäher  Beschaffen- 
heit, die  auf  dem  Bruch  kömig  erscheint 
und  die  schwach  süß  schmeckt,  als  Eiweiß- 
Eaffeeglasur  in  den  Handel  gebracht. 
22.  Krxixa7i  hat  dieses  neue  Produkt,  das 
dem  gebrannten  Kaffee  das  Aroma  erhalten, 
ihm  den  beliebten  «Hochglanz»  verleihen 
und  das  vor  allem  aber  auch  seinen  «Nähr- 
wert erhöhen»  soll,  analysiert: 


Wasser 

21,21  pCt 

Albamiü! 

32,40    « 

Glykose 

20,63     « 

Dextrin 

22,08     « 

Asche 

2,78     « 

Borax 

1,35     « 

Teerfarbstoff  vorhanden. 

Der  Zusatz  von  Borax  und  Teerfarbstoff 
wurde  beanstandet  Letzterer,  ein  sogenannter 
«Zuckerkouleurersatz»,  bestand  aus  einem 
Gemenge  von  Ponceau  CO,  Sfturegelb  R 
und  Indulin  (wasserlöslich).  Der  Borax 
entstammte  dem  Eiweiß,  das  konserviert  zur 
Anwendung  gelangt  war.  Die  vielen  dieser 
Glasur  von  ihrem  «Erfinder»  nachgerühmten 
guten  Eigenschaften,  daß  sie  z.  B.  einen 
großen  Teil  der  nervenschädlichen  Eigen- 
schaften des  Kaffee  ausgleiche,  daß  durch 
sie  die  Eiweißstoffe,  welche  beim  Rösten  der 
Bohne  verloren  gehen,  ersetzt  werden  und 
der  daraus  bereitete  Kaffee  an  Nährwert 
gewinne,  daß  sich  der  Aufguß  des  letzteren 
rascher  kläre,  wurden  vom  Verfasser  genau 
nachgeprüft  Hierbei  wurde  z.  B.  fest- 
gestellt, daß  in  der  unglasierten  gebrannten 
Kaffeeprobe  der  Stickstoffgehalt  14,38  pCt, 
in  der  glasierten  14,75  pCt  betrug.  Die 
Erhöhung  von  0,37  pCt  ist  praktisch  natür- 
lich vollständig  wertlos,  da  sie  einmal  sehr 
gering  ist^   dann   aber  nicht  etwa  im  Auf- 


guß verbleibt,  sondern  im  Bodensatz  des 
Getränkes.  Die  Anpreisungen  sind  also  stark 
übertriebene,  und  der  «Eiweißglasur»  kommt 
neben  der  Zucker-  oder  Harzglasur  kaum 
ein  besonderer  Vorzug  zu.  —del, 

ZteeliT.  f.  üntersueh,  d.  Nähr,'  u,  Oenußm, 
1906,  XU,  213.    • 


Zur  Herstellung  von  DörrweiB- 

kohl 

ist  nur  gut  ausgereifter  Herbstkohl  zu  ver- 
wenden, da  der  Frfihkohl  sich  seines  hohen 
Wassergehaltes  wegen  nicht  zum  Dörren 
eignet.  Der  Dörrweißkohl  wbrd  entweder  in 
Blättern  oder  geschnitten  hergestellt ;  ersterer 
ist  bis  zu  50  pCt  teurer  als  geschnittene 
Ware,  weil  die  Herstellung  größere  Kosten 
an  Arbeitslohn  und  Dörrwärme  verursacht 
Der  vom  Strunk  und  den  äußeren  Deck- 
blättern befreite  Kohlkopf  wird  in  zwei  bis 
drei  Teile  zerlegt  und  dann  die  einzelnen 
Blätter  abgelöst  Die  starken  Blattrippen 
werden  entweder  weggeschnitten  oder  em- 
geschnitten.  Dann  werden  die  Blätter  der 
Kohlblattwalze  zugeführt^  ein  Teil  des 
Wassers  ausgepreßt,  dann  blanchiert  oder  im 
heißen  Wasserbade  vorgekocht  und  dann 
auf  Horden  ausgebreitet  und  dem  Trocken- 
kanal zugeführt.  Der  geschnittene  Kohl 
wird  auf  der  Schneidemaschine  geschnitten, 
vorgekocht  und  dann  gedörrt.  Der  ge- 
schnittene Kohl  kann  auch  roh  gedörrt 
werden,  was  größere  Ausbeute  liefert,  doch 
zieht  dieser  leichter  wieder  Feuchtigkeit  an; 
auch  ist  die  Farbe  nicht  so  frisch  und  leb- 
haft  und    geht   nach  und  nach  ins  Graue 

über.  — Ä«. 

Konserven-Ztg,  1906,  384. 


Oiftige  Onrken. 

Nach  dem  Genasse  von  Gurken,  die  mit 
Weinblättem  eingelegt  waren,  denen  noch  die 
gegen  pflanzliche  Parasiten  aufgespritzte 
Kupfer-Ealkbrühe  anhaftete,  erkrankte  in 
Henchelheim  bei  Bergzabern  eine  Familie  lebens- 
gefährlich. Man  ersiebt  hieraus,  und  wie  auch 
andere  ähnliche  in  letzter  Zeit  bekannt  gewordene 
Fälle  beweisen,  daß  Kupferverbindangen  f iir  den 
Menschen  doch  nicht  so  unsobädiich  sind,  wie 
Manche  behaupten,  und  daß  der  §  1  des  Keichs- 
gesetzes  vom  5.  Juli  1887,  betr.  die  Verwendung 
gesundheitsschädlicher  Farben  usw.,  seine  Be- 
rechtigung hat.  ^-  S' 


1018 


Die  Prüfung 

und  Beurteilung  des  Reintaeits- 

zustandes  der  Gewässer. 

In  emem  Vortrage  betonte  Oroj'e-Bohle, 
GOln  a.  Rb.^  daß  heutzutage  ein  wesentlicher 
Umschwnng  in  dei^Prüfung  des  Reinheits- 
zustandes der  Gewässer  erfolgt  sei;  neben 
der  Ortsbesichtigung  nnd  der  chemischen 
Untersuchung  spielen  die  bakteriologische 
und  die  biologische  Methode  eine  gleich 
wichtige  Rolle.  Man  darf  bei  der  chemischen 
Untersuchung  nicht  schematisieren;  sondern 
hat  nach  dem  Zweck  die  Methoden  zu 
wählen.  So  wichtig  wie  Kalk-  und  Magnesia- 
bestimmungen z.  B.  ffir  die  Grundwasser- 
untersuchung sind,  so  wenig  Bedeutung  haben 
sie  zumeist  für  Abwasser-  oder  Flußwasser- 
untersuchungen. Hier  kommen  vielmehr 
die  Ermittelung  der  suspendierten  organischen 
und  anorganischen  Substanzen  und  der 
Sauerstoffgehalt  sowie  die  Sauerstoffzehrung 
vornehmlich  in  Frage. 

Bei  Flußwasser  mfissen  zur  Bestimmung 
von  Chlor  und  Salpetersäure  verschärfte 
Methoden;  z.  B.  die  Salpetersäure- 
bestimmung nach  l<!ollj  herangezogen 
werden.  Man  dampft  100  ccm  Wasser  bis 
auf  10  ccm  ein  und  bestimmt  die  Salpeter- 
säure durch  Zusatz  von  20  ccm  Brucin- 
Sdiwefelsäure  und  Eingießen  der  Lösung 
in  einen  Eehner'wAxeisy  Zylinder;  der  73  ccm 
destilliertes  Wasser  enthält;  und  durch  Ver- 
gleich des  Farbentones  mit  einer  Salpeter- 
lösung von  bekanntem  Gehalte,  die  in 
gleicher  Weise  behandelt  wurde. 

Die  suspendierten  Stoffe  sollten  bei  Fluß- 
wasser stets  direkt  durch  Abfiltrieren  mehrerer 
Liter  Wasser  bestimmt  werden.  Ffir  Fluß- 
wasser ist  ferner  die  Bestimmung  der  Oxydier- 
barkeit des  unfiltrierten  Wassers  em- 
pfehlenswert Bezüglich  der  Nomenklatur 
tritt  der  Verfasser  für  die  Bezeichnung 
«Kaliumpermanganat»  ein;  die  den  Vorzug 
verdient.  Gegen  den  Ausdruck  «Sauerstoff- 
verbrauch» wendet  sich  der  Verfasser,  weil 
dadurch  zu  leicht  Verwechselungen  mit  der 
« Sauerstoffzehrung »  vorkommen  könnten. 
(Der  Berichterstatter  wiederum  glaubt;  daß 
«Sauerstoff verbrauch»  vorzuziehen  sei;  weil 
viele  andere  Nationen  ihre  Angaben  in  mg 
O  maoheu;  z.  B.  die  Engländer  und  Amerika- 
ner. 


Die  Bestimmung  der  Sauerstoffzehr- 
ung zeigt  schwache  Verunreinigungen  der 
Gewässer  nach  Oroße- Bohle  sicherer  ao, 
als  die  Keimzählung.  Unter  Sauerstoff- 
zehrung versteht  man  das  Verschwinden 
dieses  Gases.  Wenn  man  z.  B.  verunreinigte 
und  bakterienreicheWässer;  die  zumeist  keinen 
freien  Sauerstoff  mehr  enthalten;  mit  Lnft 
schüttelt;  so  verschwindet  der  Saneistoff 
daraus  in  kürzerer  oder  längerer  Zeit  je 
nach  dem  Grade  ihrer  Verunreinigung. 

Verfasser  wendet  sich  alsdann  zur  bak- 
teriologischen Untersuchung  der  OewSaaer 
und  betont;  daß  er  im  Rhein  nach  Regen- 
fällen stets  ein  Ansteigen  der  Keimzahlen 
um  das  Mehrfache  beobachtet  habe,  während 
bei  fallendem  Pegel  auch  die  Bakterien- 
zahlen  sinken.  Dies  beweist;  daß  nicht  ans- 
schließlich  die  Abwasserzuflttsse  maßgeblich 
sind  für  die  Menge  der  Bakterien  im  Flnß- 
wasser;  denn  bei  niederem  Wasserstande, 
wo  die  Abwässer  also  weniger  verdünnt 
werden;  müßte  sonst  die  Keimzahl  steigen. 
Im  Vordergrund  des  Interesses  steht  znr 
Zeit  die  biologische  Wasserantersuchnng,  die 
in  vielen  Fällen  selbst  da  noch  wichtige 
Aufschlüsse  über  die  Verunreinigung  der 
Gewässer  geben  kanU;  wo  die  chemischen 
Hilfsmittel  versagen;  besonders  bei  period- 
ischer Verunreinigung  durch  SchmutzwasBer- 
Zuflüsse.  Die  pflanzlichen  und  tierischen 
Kleinlebewesen  des  Wassers  werden  von 
Kolckwitx  und  Marsson  in  Katharobien 
—  Rein  Wasserbewohner  und  Saprobien  — 
Schmutzwasserbewohner  eingeteilt  Die  letz- 
tere Gruppe  zerfällt  in  Oligo-,  Meso-  nnd 
Polysaprobien.  Ffir  den  Nachweis  erheb- 
licher Wasserverunreinigungen  genügt  die 
Kenntnis  gewisser  charakteristisdier  Arten 
von  Organismen.  Mehr  Beachtung  wünscht 
der  Verf.  auch  den  höheren  Wasserpflanzen, 
wie  Elodea;  MyriophyUum;  Potamogeton- 
Lemna-Arten  geschenkt;  die  üppig  in  sanff- 
stofffreiem;  aber  an  organischen  Stoffa 
reichem  Wasser  wachsen ;  jedoch  ist  bei  der 
Beurteilung  nach  ihrem  Vorkommen  zunächst 
noch  Zurückhaltung  geboten.  Znm  Schlnae 
erörtert  Verf.  die  Frage,  unter  welchen  Be- 
dingungen die  Einleitung  von  Abwässern  in 
die  Flüsse  zulässig  ist 

Ztschr.  /.  Unters,  d.  Nähr.-  u.  Oenußm. 
1906,  Xn,  63.  -<W. 


1019 


Therapeutische  Mitteilunoen. 


Zur  Behandlung  mit  Fittylen. 

Bekanntlich  ist  Pittylen  ein  Kondensations- 
produkt  des  Formaldehyd  mit  dem  offizin- 
eilen Holzteer  (Pharm.  Gentralh.  47  [1906], 
129  und  741).  Wählend  aber  dorn  Teer 
und  manchem  Teerpräparate  noch  der  Mangel 
anhing;  daß  entweder  die  örtlichen  Reiz- 
erscheinangen  weiter  gingen,  als  beabsicht- 
igt war,  daß  sogar  allgemeine  Vergtftangs- 
erscheinnngen  eintraten,  und  daß  der  Gerach 
oftmaki  zu  auffällig  noch  hervortrat^  ist  in 
dem  gelbbraunen,  amorphen  Pulver,  dem 
Pittylen,  ein  recht  brauchbarer  und  vielseitig 
verwendbarer  Teerkörper  entstanden. 

Die  juckstilknde  und  hautregeneriorende 
(keratoplastische)  Wirkung  des  Teers  ist 
durch  das  Formalm  vollständig  erhalten  und 
gesichert  worden,  und  das  Pittylen  bewährte 
nach  Qalewski  (Arch.  f.  Derm.  u.  Syphilis, 
1903,  88),  Joseph  (Derm.  Centralbl.  1905, 
Nr.  3,  66)  und  Trautwein  die  therapeut- 
ischen Vorteile  bei  den  chronischen  Haut- 
erkrankungen, wo  Überhaupt  der  Teer  an- 
gezeigt ist,  z.  B.  bei  aUen  chronischen 
schuppenden  und  seborrhoischen  Ekzemen, 
bei  Gewerbeekzemen,  Schrandenbildung, 
Nagelekzemen,  Knötchenflechte,  Kleienfiechte, 
nesselsüchtigen  Prozessen  und  bei  chronischen 
Hauterkrankungen  der  Kinder. 

Die  Verordnung  des  Pittylen  und  die 
äuHere  Anwendung  desselben  ist  iu  Form 
von  Streupulver,  Scbüttelmixtur,  von  Pasten, 
Salben,  Tinkturen  und  mit  Kollodium  mög- 
lich. Wir  heben  hier  eine  Vorschrift  von 
Joseph  zum  Bepinsein  hervor:  Pittylen  5 
bis  10  g,  Ricinusöl  3  g,  Spiritus  zu  100  g 
oder  anstelle  des  Spiritus  mit  Aceton  oder 
Gollodium  elasticum  zu  vermischen. 

I>a8  Ghemische  Laboratorium  von  Lingner 
in  Dresden  biingt  aber  noch  bequeme  fert- 
ige Handelspräparate  in  den  Verkehr,  so 
die  Pittylen-Paraplaste  (Pittyplaäte) 
nach  UnJia  (10  bis  60proc.)  und  vor  allem 
auch  die  Pi ttylen-Seifen;  diese  sind: 
Pittylen-Natronseife  (2,  5  und  lOproc),  dio 
Pittylen -Kaliseife  (2,  5  und  lOproc.)  und 
die  flüssige  Pittylen-Kaliseife  lOproc.  Ge- 
rade die  Kaliseifen  verdienen  hier  besonders 
für  die  Behandlung  der  Akne  (Hautfinne, 
Pickel) hervorgehoben  zu  werden;  diePittyien- 
Natron-  und  Kaliseife  (2  proc.)  empfehlen  sidi 
als  Toilettenseifen;  gmde  auch  bei  Unrein- 


heiten  der   Haut    und   zur   Verhütung    der 
weiteren  Bildung  von  Akneknoten.  A.  Rn. 


Zur  Nebenwirkung 
der  balsamischen  Mittel. 

In  Nr.  29  der  Allgem.  Med.  Central-Ztg. 
1906  wenden  sich  Vieth  und  Ehrmann 
gegen  den  Angriff,  den  Boß  gegen  ihren 
Aufsatz  «Beobachtungen  über  ältere  und 
neuere  Balsamica»  gerichtet  hat.  Ihre  Be- 
hauptung, daü  Gonosan  häufig  Nebenwirk- 
ungen hervorbringe,  halten  sie  aufrecht,  im 
Gegensatz  zum  Santyl,  von  dem  man  Neben- 
wirkungen bisher  niemals  sah.  Die  anästhet- 
ische Wirkung  des  Gonosan  rühre  nicht  von 
seinem  Kawa- Gehalt,  sondern  vom  Sandelöl 
her.  Ihre  Versuche  mit  reinem  Kawa- 
Harz  bei  Gonorrhöe  fielen  negativ  aus, 
ebenso  wie  die  anderer  Aerzte  {Zeißl  usw.). 
Gänzlich  unhaltbar  sei  die  Behauptung  von 
Boßy  daß  die  Salicylsäure  bei  Gonorrhöe 
kontraindiziert  sei.  In  den  von  ihnen  an- 
gezogenen Lehrbüchern  von  Mnger,  Wos- 
sidlo,  Lang,  Lesser  u.  A.  fmdet  sich  genau 
das  Gegenteil  von  dem,  was  Boß  sie  sagen 
läCt;  die  Autoren  sprechen  sich  lebhaft  für 
den  Salicylgebrauch  aus.  Die  Vermutung, 
daß  durch  das  bekannte  Santalolum  salicyl- 
icum  (Santyl  « Knolh)  Salicyl-Nieren- 
entzündnng  hervorgerufen  werden  könnte, 
sei  deshalb  nicht  richtig,  weil  Santyl  ein 
salolartiger  Körper  sei  und  die  abspaltbare 
Menge  von  Salicylsäure  weit  unter  der 
Schädlichkeitsgrenze  für  die  Nieren  liege. 
In  Wirklichkeit  sei  auch  noch  kein  Fall 
von  Nierenreizung  in  der  Literatur  ver- 
zeichnet. A,  Rn. 

Quecksilber-Inhalation  durch 

die  Nase 

benutzte  Thalmann  in  Dresden,  um  eine 
Quecksilberbehandlung  zu  erzielen.  Graue 
Salbe  mit  5  pCt  Specksteinzusatz  wurde 
3  bis  4  mal  täglich  in  emer  Tagesgabe 
von  2  g  auf  die  Schleimhaut  des  Vorhofes 
der  Nase  aufgestrichen.  Die  Kur  dauerte 
30  Tage  und  führte  im  Lazarett  zu  günst- 
igen Erfolgen.  Eine  gleichzeitige  Dar- 
reichung von  Jod  ist  zu  unterlassen. 
Med.  Klinik  1906,  Nr.  23.  A.  Rn. 


1020 


PhosphorwasserstofiF^ergiftung 
durch  im  elektrischen  Ofen  her- 
gestelltes Ferrosilicium. 

Wahrend  im  schmiedbaren  Eisen  der  Gohalt 
an  Siliciom  nur  wenige  tausendstel  Procente 
betragen  darf,  kann  man  nunmehr  im  elek- 
trisohen  Ofen  Eisensilieide  mit  einem  Gehalt 
von  80  pGt  Silieium  herstellen.  Im  Hoch- 
ofen konnte  man  höchstens  einen  Gehalt 
von  16  pGt  Silieium  erreichen,  nur  der 
elektrische  Ofen  verfügt  über  die  hohen 
Temperaturgrade,  welche  zur  Reduktion 
großer  Mengen  Kieselsäure  erforderlich  sind. 
Die  außerordentlich  günstige  Wirkung  auf 
die  Eigenschaften  von  Stahl  und  Gußeisen, 
die  ein  Zusatz  von  hoohprocentigem  Ferro- 
silicium hat,  führt  zu  seiner  Anwendung  in 
den  Industriezweigen  der  Stahl-  und  Eisen- 
fabrikation. Die  Darstellung  wird  vornehm- 
lich in  der  Schweiz  und  Tirol  unter  Aus- 
nützung der  Wasserkraft  betrieben,  und  als 
Ausgangsmaterial  verwendet  man  möglichst 
reine  Eisenerze  oder  saure  Schlacken  oder 
metallisches  Eisen  mit  Qaarz  und  Koks  ge- 
mischt. Aus  den  Verunreinigungen  bilden 
sich  nun  Nebenprodukte,  auf  deren  giftige 
Eigenschaften  P.  Lehnkering  aufmerksam 
macht.  Durch  Einwirkung  von  Wasser  wird 
nämhch  aus  dem  rohen  Ferrosilidum  Phos- 
phorwasserstoff  abgeschieden,  und  zwar 
konnte  Lehnkering  aus  1  kg  Ferrosilicium 
0,0227  g  gasförmigen  Phosphorwasserstoff 
erhalten.  Der  Phosphorwasserstoff  entwickelt 
sich  aus  dem  im  elektrischen  Ofen  nebenher 
gebildeten  Phosphorcalcium,  welches  sich  aus 
dem  Phosphorgehalt  des  Eisens  und  Kokses 
sowie  dem  Kalkgehalt  des  Kokses  bildet. 
Diese  Eigenschaften  des  Ferrosilicium,  beim 
Zusammenbringen  mit  Wasser  geringe  Mengen 
von  Phosphorwasserstoff  abzugeben,  hatten 
den  Tod  zweier  Kinder  zur  Folge,  welche 
sich  auf  emem  Schiffe  befanden,  das  Ferro- 
silidum geladen  hatte  und  m  dessen  Lade- 
raum Wasser  eingedrungen  war.  Bei  der 
Obduktion  zeigten  die  Ijcichen  das  Bild  des 
Erstickungstodes ;  weitere  Besonderheiten 
bietet  die  Phosphorwasserstoff  Vergiftung  nicht. 
Hochwertiges  Ferrosilicium  bildet  wegen  der 
Phosphorwasserstoffentwicklung  auch  eine 
gewisse  Explosionsgefahr  und  es  ist  bei 
seiner  Lagerung  im  großen  Vorsicht  geboten. 

Ztschr,  f.   Unters,  d.  Nähr.-  u.   Qenußm, 
1906,  XU,  132.  ^deL 


Begulin  zur  Beförderung  des 
Stuhlganges. 

Die  Ursache  der  Stuhlverstopfung  bt  viel- 
fach der  Mangel  an  Kotmasse  innerhalb  des 
Darmrohree.     Adolf  Schmidt  bemfihte  aieh 
daher,  eine  Substanz  zu  finden,   welche  das 
Volumen    sowie    den    Wasserreichtum    des 
fortzubewegenden     Darminhaltes    genügend 
groß    erhalten    sollte,     ohne    direkt    einen 
chemischen  Heiz   auf  den  Darm  aoszufiben. 
Es  sollten   in  erster  Linie  die  medianisehen 
Reize,  durch  welche  normalerweise  die  Fort- 
bewegung der  Eotsftule  im  Darme  bewirkt 
wird,  und  welche  bei  der  chronischen  Stnhl- 
Verstopfung  durch  eine  zu  weitgehende  Aus- 
nutzung der  Nahrung  vermindert  smd,  ver- 
stärkt  und   andererseits  sollte  der  Kot  ver- 
möge seiner  weicheren  Konsistenz  geeigneter 
zur  Fortbewegung  gemacht   werden.    Eine 
soldie  Substanz  ist  nach  Schmidt  das  Agar- 
Agar.     Dazu  wurde  ein  Zusatz  von  wtaer- 
igem  Gascara-Extrakt  gegeben,  das  sidi  fest 
an  das  Agar-Agar  binden  läßt.     Dieses  Prä- 
parat,  das  Regulin  der   Chemischen  Fabrik 
E,  Dieterich  in  Heifenberg,    wurde  täglich 
einmal   gegeben,    und    es  ^folgten  in  den 
meisten  Fällen  mehrere  befriedigende  Stflhle. 

Therap.  Monatsh.  1006,  Nr.  4.         Ä.  Bn, 

Temperatursteigerungen  nach 
Thiosinamingebrauch 

wurde  bei  einem  an  Sklerodermie  leidenden 
Manne  beobaditet,  nachdem  er  4  Injektionen 
von  Thiosinamin  gut  vertragen  hatte.  Bei  der 
fünften  Injektion  setzte  eine  bedeutende  Tem- 
peratursteigerung ein,  die  sieh  dann  jedes- 
mal auch  bei  geringeren  Gaben  wiederholte. 
Schließlich  wurde  das  Mittel  wieder  besser 
vertragen.  Wir  haben  es  aber  hier  aneh 
mit  einer  «geweckten»  Idiosynkrasie  zn  ton, 
wie  sie  ähnlich  beim  Chinin,  Morphm,  Salieyl- 
säure,  Hydrastinin,  Kaliumjodid,  Natriomjodid, 
Antipyrin  und  Quecksilber  beobaditet  wird. 
Berliner  Klin.  Woekensehr,  1906,  104    L 

Zitronensaft  gegen  YerglftuBgen  darrk 
Famextrakt  ist  eine  altbekannte  Tatsache.  Man 
reicht,  nachdem  das  Extrakt  etwa  Vs  Stande  ein- 
genommen ist,  ein  Glas  naturelle  Zitronenlimo- 
nade oder  einen  Eßlöffel  voll  frisch  geprefiten 
Zitronensaft,  falls  üebelkeit  oder  Ohnmachtsanfall 
sich  einstellen  sollten.  Der  Berichterstatter  hat 
auch  beobachtet,  daß,  wenn  dielFameztraktkapsehi 
gleichzeitig  mit  Zitronenlimonade  genommen  wur- 
den ,  beden kli  che  Nebenwirkungen  ausblieben.  P-  S. 


1021 


Lokale  Silbertherapie  bei 
Diphtherie. 

Um  auoh  den  Streptokokkentoxinen,  so- 
wie dem  örtlichen  Ansiedlnngsherd  von 
Löffler'Bchen  Bazillen  nnd  den  neb  stets 
mit  diesen  zusammenfindenden  Streptokokken 
im  Nasenrachenraum  beizukommen^  benutzte 
Viett  für  die  Pinselnngen  der  erkrankten 
Rachenpartien  znerst  ein  Gemisch  von  Itrol 
nnd  Actolpulver^  neuerdings  aber^  da  infolge 
der  Zersetzung  dieser  Silbersalze  durch  die 
alkalische  Mundflüssigkeit  sich  ein  für  die 
Zähne  verfärbender  Niederschlag  von  Silber- 
oxyd bilden  kann^  das  in  Wasser  unlösliche 
0  m  0  r  0 1  der  Chemischen  Fabrik  von  Hey  den 
in  Radebenl,  ein  Silberpr  otel'nat  von  10  pCt 
Silbergehalt;  das  durch  die  alkalische  eiweiß- 
haltige Mundflüssigkeit  nicht  zersetzt,  sondern 
gelöst  wird.  Die  Wirkung  des  Silbers  auf 
die  diphtheritisch  erkrankten  Partien  äußerte 
sich  folgendermaßen:  Am  zweiten  Tag  ist 
der  Belag  meist  ganz  verschwunden,  nach- 
dem gelegentlich  verfärbte  Membranfetzen 
ausgeworfen  wurden.  Das  Allgemeinbefinden 
hebt  sich  und  die  Temperatur  sinkt.  Das 
Verfahren  der  Behandlung  besteht  darin, 
daß  nach  Gurgelung,  Remigung  der  er- 
krankten Rachenpartien  von  Sdileim  die- 
selben mittels  Oaze-  oder  Wattepinsel  reich- 
lich mit  Omorol  eingepinselt  werden.  Bei 
tiefer  sitzender  Rachen-  und  bei  Nasen- 
diphtherie wird  das  Omorol  mittels  Pulver- 
biäser  aufgestreut.  Gurgelungen  sind  bis  zu 
einer  Stunde  nach  den  Omorolanwendungen 
zu  vermeiden.  Auch  nach  Verschwinden 
der  Membranen  müssen  die  Omorolpinsel- 
ungen  noch  1  bis  3  Tage  lang,  etwa  drei 
Mal  täglich,  fortgesetzt  werden.  Die  inten- 
sive Wirkung  des  Omorol  erklärt  sich  aus 
seiner  Löslichkeit  in  Sekret  und  Gewebs- 
flüssigkeit. Eine  erweiterte  Gebrauchs- 
anweisung ergibt  sich  im  Medico  1906, 
Nr.  21.  Danach  empfehlen  sich  nament- 
lich bei  Eehlkopfdiphtherie  und  bei  kleinen 
Kindern  Inhalationen  mit  einer  3  proc  Lös- 
ung von  Omorol  in  physiologischer  Koch- 
salzlösung. (Es  ist  nur  merkwürdig,  daß 
Viett  ebenso  wie  Boicget  (Therap.  Monatsh. 
1906;  Nr.  I)  glaubt,  auf  die  Sernmbehand- 
Inng    dabei    verzichten    zu    können.      Der 

Berichterstatter.)  A.  Rn, 

Med,  Klinik  1906,  Nr.  17. 


Ueber  Bückenmarksnarkose  mit 
Tropakokain. 

In  der  Zeit  von  Ende  August  1901  bis 
Mitte  Februar  1906  hatte  E,  Slajrner 
Gelegenheit;  1200  Fälle  zu  operieren^  bei 
welchen  die  Rückenmarksabästhesie  mit  Tropa- 
kokain im  Krainschen  Landesspitale  zu 
Laibach  zur  Anwendung  gelangte.  Zur 
Einspritzung  wurde  die  von  E,  Merck  in 
Darmstadt  in  sterilisierten  Phiolen  mit  0,6- 
proc.  Kochsalzlösung  hergestellte  Lösung 
von  Tropakokain  verwendet  und  zwar 
Phiolen  von  0,05,  0,10  und  0,15  g  Tropa- 
kokain in  1  ccm  der  Lösungsflflssigkeit. 

Slajrner  verwendete  in  der  Regel  bei 
Operationen  vom  Leistenbande  abwärts  nach 
dieser  mehr  empuischen  Methode  0,04  g, 
ebenso  bei  Leistenoperationen  sehr  jugend- 
licher Personen.  Für  aUe  übrigen  Operationen 
0,07  g;  jedoch  wurde  bei  kräftigen  Per- 
sonen auch  bis  0,1  g  Tropakokain  ge- 
stiegen. Die  Einspritzung  wurde  immer  in 
sitzender  Stellung,  mit  stark  vorn  fiber- 
gebeugtem Rumpfe  gemacht,  stets  in  der 
Verbindungslinie  der  beiden  Darmbeinkämme, 
zwischen  dem  3.  und  4.  Lendenwirbel.  Bei 
Laparatomien  oder  wenn  aus  irgend 
einem  Grunde  eine  andere  Stelle  erwünscht 
ist,  eher  um    1  oder  2  Wirbellöcher  höher. 

Wenn  man  auch  liest,  daß  Chaput 
schon  Ellbogenresektionen  und  Operationen 
an  oberen  Extremitäten,  Hals  und  Unter- 
kiefer mit  Rückenmarksanästhesie  (Kokain) 
ausgeführt  hat,  tut  man  doch  besser,  die 
Rückenmarksanästhesie  zunächst  noch  auf 
Leistenbruch-,  Blasen-  und  Mastdarm- 
Operationen  und  auf  solche  an  den  unteren 
Extremitäten  zu  beschränken;  immerhin  ist 
dies  schon  an  sich  ein  ansehnliches  Gebiet. 

A,  En. 

Wien.  Med.  Presse  1906,  Nr.  22  u.  23. 


Mittel  gegen  Läuse  (Phthiriasis).  Nach 
den  Monatsheften  für  prakt.  Dermatologie  1906, 
349  empfiehlt  R,  Labou/ravd^  Paris,  eine  Misch - 
ucg  von  Xylol  mit  Spiritus  aethereus  zu  gleichen 
Teilen  als  sicherstes  und  bequemstes  Mittel  zur 
Abtötang  der  Läuse  und  auch  der  Nisse. 

R.  Th. 


1022 


BOchepschau. 


Repetitoriam  der  Pharmakogpuoaie  in 
Tabellenform.  Mit  besonderer  Berück- 
sichtigung des  Arzneibuches  für  das 
Deutsche  Reich  bearbeitet  von  Dr.  A, 
Linde.  Mit  46  Abbildungen.  Göttingen 
1906.  Verlag  von  Vandenhoeck 
dt  Ruprecht,  Preis:  geh.  4  Mk.^  geb. 
5  Mk. 

Dieses  Bepetitoriam  ist  naoh  der  Angabe  des 
Verf.  in  erster  Linie  für  die  Yorbereitung  auf 
die  pharmazeatisohe  Yorprüfung  bestimmt.  Es 
bebandelt  dementsprechend  die  gebräaohliohsten 
Drogen,  ihre  Abstammung,  ihr  Yaterland,  ihre 
botanische  Beschreibung,  Hauptbestandteile, 
Verwechselungen  und  Verfälschungen,  die  An- 
sprüche des  Deutschen  Arzneibuches  an  ihre 
Güte,  Reinheit,  Aufbewahrung  usw.  und  snletzt 
die  aus  ihnen  dargestellten  Präparate.  Geordnet 
sind  alle  diese  Angaben  in  Tabellenform  und 
eingeteilt  ist  der  Stoff  nach  der  vor  einiger  Zeit 
vom  Verf.  yeröfFentUchteu  üebersicbt,  wonach 
Drogen  mit  organischer  Struktur,  sodann  Drogen 
ohne  organische  Struktur  aufgeführt  werden. 
Diese  beiden  Hauptabteilungen  sind  dann  wieder 
in  einzelne  Gruppen  geteilt,  wie  z.  B.  Zell- 
inbaltstofFe,  Sporen,  Niederbiätter,  Laubblätter, 
Blüten,  Samen,  Früchte  usw.  Jeder  einzelnen 
Gruppe  ist  ein  allgemeiner  Teil  vorausgeschickt, 
in  dem  die  Morphologie  und  die  gröbere  Ana- 
tomie der  betr.  Pflanzenorgane  behandelt  wird. 
Einen  besonderen  Wert  legt  der  Verf.  auf  die 
richtige  Aussprache  der  Kunstausdrücke  und 
wissenschaftlichen  Namen,  weswegen  er  überall 
die  Betonung  durch  beigesetzte  Accente  angibt. 

Sehr  zu  bedauern  iat,  daiB  der  Verf.  nicht 
auch  die  hauptsächlichsten  anatomischen  und 
histologischen  Merkmale  bei  den  Drogen  an- 
gegeben hat.  Es  hätte  dies  in  kleinerer  Schrift 
geschehen  können,  wodurch  schon  allein  an- 
gedeutet wäre,  daiB  dieser  Teil  der  Angaben 
nicht  für  die  Vorprüfung,  sondern  für  die 
Staatsprüfung  bestimmt  sei.  Denn  zweifellos 
wird  sich  das  Linde'sGhe  Repetitorium  sehr 
bald  auch  bei  den  Kandidaten  vor  der  Staats- 
prüfang  Eingang  verschaffen,  während  das  Buch 
als  Repetitorium  für  die  Vorprüfung  mir 
etwas  zu  umfangreich  erscheinen  will.  Man 
wird  z.  B.  in  der  Regel  von  einem  Kandidaten 
der  Vorprüfung  das  Vertrautsein  mit  der  Hand- 
habung des  Mikroskops  nicht  erwarten  dürfen 
und  ohne  praktische  mikroskopische  üebungen 
dürften  die  gebotenen  histologischen  Angaben  in 
den  allgemeinen  Teilen  nur  ^dingten  Weit  be- 
sitzen. Daß  diohotome  Verzweigungen,  wie 
Seite  72  angegeben  ist,  bei  höheren  Pflanzen 
nicht  votkommen,  möchte  ich  nicht  unter- 
schreiben, denn  dieselbe  ist  z.  B.  bei  Famen 
recht  häufig  und  Farne  dürften  doch  wohl  zu 
den  höheren  Pflanzen  gerechnet  werden. 

Ganz  vorzüglich  zum  Repetieren  eingerichtet 
ist  der  Allhang  auf  den  Seiten  170  bis  187.    Er 


stellt  gleichsam  den  eisernen  Bestand  dar,  den 
ein  jeder  Kandidat  im  Examen  stets  gegenwärtig 
haben  muß  und  es  ist  daher  anzurateo,  daß 
dieser  Anhang  einfach  mechanisch  auswendig 
gelernt  wird. 

Wenn  nun  auch  schon  in  der  yoriiegenden 
Form  das  Ltnde*Bche  Repetitorium  s^r  zu  be- 
grüßen ist  und  moherlioh  viele  Freunde  sich 
erobern  wird,  da  es  ja  namentlich  zur  sohndien 
Orientierung  sehr  geeignet  ist,  so  mochte  ich 
doch  für  eine  eventuell  sich  nötig  machende 
Neuauflage  meinem  dringenden  Wunsch  nach 
ausgiebiger  Berücksichtigung  der  histologischen 
Merkmale  hier  nochmals  Ausdruck  geben.  Durch 
Benutzung  verschiedenen  Drucks  würde  Jeder 
das  für  ihn  Wichtigste  sofort  herausfinden  und 
das  Buch  wird  dann  sich  ganz  entschieden  ebe 
noch  viel  größere  Verbreitung  sichern,  die  ihm 
wegen  seiner  üebersichtlichkeit  schon  jetzt  n 
wünschen  ist.  J.  Katx, 

Lebensrätsel.  Der  Menseh  biologisch 
dargestellt  von  Dr.  med,  Hermofin 
Dekker,  2  Teile,  440  Seiten  mit  59 
Abbildungen.  Jeder  TeQ  broschiert 
2  Mk.;  zusammen  in  einem  eleganten 
Lwbd.  geb. :  5  Mk.  Verlag  von  Ernst 
Heinrich  Moritz,     Stuttgart  1906. 

Ein  großartiges  Buch !  Ich  muß  gestehen, 
daß  mich  selten  ein  Buch  so  gefesselt  hat,  wie 
das  Yorliegende  2>eA;X^sche. 

Der  Verf.   behandelt  in  seinem  Werk  in  un- 
gemein ansiehender  Weise  die  gesamte  Biologie 
des  Menschen   und   weiß   durch   seine  äußerst 
klare,  in  knappe,   prfignante  Bätze   gefaßte  Vor- 
tragsweise  auch   die   schwierigsten  Fragen  und 
Probleme  dem  Verständnis  des  Leaers  ^em- 
rücken.    Behandelt  wird  nicht  nur  der  Mensch 
als  Organismus  selbst  in  seinen  yieifachen  Be- 
ziehungen zur  umgebenden  Natur,  sondern  auch 
in   kurzen   und   doch   ausreichenden  Zügen  die 
Entwicklung   des   gesamten  organisohen,  pflanz- 
lichen wie  tierischen  Lebens  von  derUrseileio. 
Im    Anschluß    daran    wird    die    Yon    Darwin, 
Eäckel  u.   A.    ausgestaltete   Desoendenatheone 
dargelegt,  ein  Kapitel,   das  manchem  gebildeten 
Laien   zur   genauen   Kenntnisnahme   sehr  em- 
pfohlen werden  kann,  da  ja  leider  in  der  Laien- 
welt noch  immer  die  absonderlichsten  VorBtell- 
ungen    von  der   angeblichen  «Abstammung  des 
Menschen   vom  Affen»   verbreitet  sind.    Neben 
vielen    aus   dem   botanischen    Kolleg   von   der 
Studienzeit  her  geläufigen  Tatsachen   und  An- 
schauungen kann  spezieil  der  Apotheker  sich  in 
dem  DflÜker'schen  Buche  über  die   hauptsäch- 
lichsten  Fragen    der  allgemeinen  Zoologie  wie 
auch  über  die  Orundlage  s.  B.  der  Bakteriologie, 
Serumtherapie  usw.  orientieren,  Gebiete,  die  dem 
Pharmazeuten   ja  eigentlich   nicht  fremd  sein 
sollten,  die  es  aber  infolge  unserer  beschränkten 
Studienzeit   und  infolge  der   allzu   engen  Be* 


1028 


grenzuDg   unserer  Stadienftoher  leider  sa  oft 
doch  sind. 

Als  Beispiel  für  den  gewandten  Stil  und  die 
Lebhaftigkeit  der  Schilderung,  die  dem  Verf. 
eigen  sind,  möge  hier  besonders  auf  die  Gha- 
rakterisxerung  der  einzeln  lebenden  Zellen 
(Seite  72),  die  reizende,  fast  drollig  zu  nennende 
Schilderung  auf  Seite  29  des  U.  Teiles  (Gegen- 
überstellung Yon  Maschinen  und  Organismen) 
hingewiesen  sein. 

£in  Absatz  allerdings  hat  mir  in  dem  Dekker- 
sehen  Buch  nicht  gefallen,  das  ist  der  mit 
«Gesund  und  krank»  überschriebene.  Dieser 
Abschnitt  läfit  die  leichtflüssige  Form  des 
übrigen  Buches  yermissen,  es  finden  sich  darin 
zu  viel  unnötige  Wiederholungen,  der  Abschnitt 
macht  den  Eindruck,  als  sei  er  nicht  aus  einem 
OuB,  sondern  in  Etappen  geschrieben  und  was 
der  schlimmste  Fehler  ist,  der  Autor  kehrt  hier 
allzusehr  die  Seite  des  dogmatischen  Schul- 
mediziners heraus.  Weiter  möchte  ich  den  Aus- 
spruch auf  Seite  226:  «Der  Mensch  entwickelt 
sich  körperlich  nicht  mehi>  bezweifeln,  er  steht 
auch  allzusehr  mit  dem  Grundgedanken  der  nie 
aufhörenden  Entwicklung  im  Widerspruch,  wie 
er  sich  durch  das  ganze  Buch  hinzieht  und  wie 
ihm  der  Verf.  so  schön  Ausdruck  verleiht  da- 
durch, daß  er  sein  Werk  mit  den  Diohterworten 
beschließt:  «Die  Welt  wird  schöner  mit  jedem 
Tag,  man  weiB  nicht  was  noch  kommen  mag, 
das  Blühen  will  nicht  enden.» 

Jedem  Faohgenossen ,  einerlei  ob  er  sich  be- 
reits mit  der  Biologie,  diesem  neuesten  Zweig 
unserer  Naturwissenschaften  beschäftigt  hat  oder 
noch  nicht,  sei  die  Anschafifang  des  schönen 
Z^ibber*schen  Werkes  eindringlichst  empfohlen  und, 
da  Weihnachten  vor  der  Tür  steht,  so  sei  allen 
Lehrherren  geraten,  ihren  Eleyen  die  «Lebens- 
rätsel» auf  den  Weihnachtstisch  zu  legen.  Sie 
dürfen  überzeugt  sein,  damit  keinen  Fehlgriff 
getan  zu  haben.  J.  Katx, 

Sorö  Apotek  gennem  300  Aar  (Zum  Drei- 
hundert-Jahrfest  der  Apotheke  in  Sorö  in 
Dänemark)  von  E.  Dam,  herausgegeben 
von  dem  derzeitigen  Besitzer  H.  ü.  V, 
Chusen,  Sorö;  20  Marts  1906. 

Es  spricht  sicher  für  den  guten  Gang  der  ge- 
werblichen Pharmazie  in  Dänemark,  daß  ihre 
Jünger,  wie  das  yorliegende  Werkchen  wiederum 
beweist,  sich  in  die  Kosten  von  Jubiläumschriften 
stürzen  können.  Es  spricht  aber  auch  dafür, 
und  das  ist  das  erfreulichste,  daß  sie  Sinn  für 
die  Geschichte  ihres  Faches  haben  imd  pietät- 
voll auf  den  Weg  zurückschauen  mögen,  den 
ihre  Verweser  bahnten,  und  «froh  von  ihren 
Taten,  ihrer  GröiBe  den  Hörer  unteihalten»  mögen. 
Yielleicht  liegt  solcher  Drang  auch  in  nordischer 
Eigentümlichkeit,  yielleicht  auch  pflegt  sie  die 
räumliche  und  sprachliche  Beschränktheit  unserer 
Btammyerwandten  Nachbarn,  die  moderne,  nicht 
immer  förderliche  Freizügigkeit  hintahhält  Was 
Dctrn  Yon  dem  Leben  der  Apotheker  erzählen 
kann,  ändert,  wie  zu  vermuten  war,   das  nicht, 


was  ich  in  meiner  «Geschichte  der  Pharmade» 
entwerfen  konnte.  «Nil  humani»  ist  auch  ihnen 
erspart.  Wir  finden  dieselben  Plackereien,  die- 
selben üebergriffe  seitens  zünftiger  Arznei- 
beflissener aus  der  Rotte  der  Kurpfuscher  und 
Quacksalber,  wie  sie  sich  überall  in  Aeskulaps 
Reich  drängen;  wir  flnden  selbstverschuldetes 
HuDgerleiden  und  ehrenvoll  erkämpften  üeber- 
fluß  und,  was  von  allgemeinem  Interesse  ist, 
wieder  Apotheker,  deren  Namen  glänzend  über 
die  ganze  Welt  strahlten,  übrigens  mit  einem 
Lioh^  das  ihnen  Deutschland  lieh.  In  Deutsch- 
land vorgebildet  war  der  erste  Apotheker-Arzt, 
Professor  der  Medizin  und  Materia  medioa  zu- 
gleich, erst  an  der  Universität  Kopenhagen,  dann 
an  der  Akademie  in  Sorö.  In  der  alten  Gister- 
cienser-Kirche  zeigt  ein  Leichenstein  das  Grab 
des  hochangesehenen  Anders  Giriaiensen  (latein- 
isch Andreca  Ckristiantts),  Sein  Nachfolger 
war  der  1580  in  Kamenz  in  der  Oberlausitz  ge- 
borene Dr.  Jociehim  ßurser^  der  nach  dem 
Studium  der  Medizin  an  verschiedenen  Hoch- 
schulen sich  in  Annaberg  als  Arzt  niedergelassen 
hatte  und  sich  mit  Vorliebe  mit  Botanik  be- 
schäftigte. iö26  wurde  er  Professor  der  Medizin 
und  Physik  in  Sorö  und  erhielt  als  Teil  seiner 
Besoldung  das  Privileg  als  Apotheker,  zugleich 
zum  zollfreien  Bezug  von  Weinen  usw.  Im 
Dienste  der  scientia  amabilis  trug  Burser  (der 
Pathe  der  Bursera)  ein  Herbarium  zusammen, 
das  er  Thomas  Bartholintis  zugedacht  hatte, 
das  aber  nach  seinem  Tode  nach  dem  Kloster 
von  Ringstedt  und  dann  durch  die  Ränke  EorfUs 
ülfeUTB^  des  Schwiegersohns  von  Chrtiiian  /F., 
nach  üpsala  kam,  wo  es  noch  als  Schatz  ge- 
hütet wird.  Am  28.  August  1639  starb  er  und 
wurde  in  derselben  Kirche  wie  Ckristenaen  be- 
stattet Sein  Nachfolger  wurde  sein  Bruder 
Eliaa.  In  Sorö  verlebten  auch  die  beiden 
Oerstedt,,  der  berühmte  Physiker  Hans  Christian 
UDd  der  Minister  Anders  Sandöe  einen  Teil 
ihrer  Kindheit.  Ihr  Vater  Sören  Christian  war 
von  RadkÖbing,  ihrem  Geburtsort,  1807  nach 
Sorö  gezogen  und  hatte  die  Apotheke  mit  dem 
Recht,  Gastwirtschaft  nebenbei  zu  treiben,  ge- 
kauft. Nach  vier  Jahren  übertrug  er  sie  an 
einen  Apotheker  Bans  Egede  Olahn,  der  sie 
nach  4  jährigem  Besitz  seinem  Sohn  übergab, 
der  sie  fast  eben  so  lange  führte.  Seit  1893 
ist  sie  im  Besitz  von  Barald  Clausen^  dem 
Herausgeber  des  Schriftohens,  das  ihm  und  dem 
fleißigen  Verfasser  alle  Ehre  macht. 

Sehdenx, 

Preislisten  sind  eingegangen  von: 

Lindner  db   Co,    in   Chemnitz   über  Sauger, 
Milchflaschen,  Miloh-Sterilisierapparate  usw. 

J.  W,  Schtcarxe  in  Dresden- A.  über  Drogen, 
Chemikalien,  Vegetabilien,  Farben  usw. 

Basche  db  Woge  in  Hamburg  über  Chemikalien 
und  Drogen  (Extraliste). 

Dietx  db  Richter  in  Leipzig  über  Chemikalien, 
Drogen,  Spezialitäten,  Farben. 


1024 


Verschieden»  MHteilunoen. 


Mittel  Eui*  Verhütuiig  der 
Ereuzottergefahr. 

Gegen  die  Kreazottergefahr  gibt  Profeflsor 
Klu7ixinger  in  den  «Württembergsohen 
Natarwissensobaftlichen  Jahresheften  1906» 
praktische  Ratschläge,  die  weiteste  Verbreit- 
ung verdienen.  Als  Vorbeugnngsmaß- 
regeln  aligemeiner  Art  empfieht  Klun- 
xinger  zunächst:  Vermeiden  berfiohtigter 
Schlangenpiätze,  Unterlassen  des  Barfuß- 
gehens  und  Tragen  von  Handschuhen  beim 
Heuen,  Holzmaehen,  Erdbeersuohen  usw.  an 
solchen  Orten,  Absuchen  verdächtiger  Stellen, 
Belehrung  in  den  Schulen,  Prämien  auf 
gefangene  Schlangen.  Der  Verfasser  regt 
an,  daß  sich  vielleicht  auch  eine  Art  Immun- 
isierung in  Form  der  Impfung  ermöglichen 
lasse,  speziell  bei  Leuten,  die  jahraus  jahr- 
ein in  heißer  Jahreszeit  im  Feld  und  Wald 
ihre  Arbeit  verrichten  mfissen. 

Zur  Heilung  von  Schlangenbissen 
werden  empfohlen:  1.  Auswaschen  und  Aus- 
dl  ticken  als  erstes  und  wichtigstes  Mittel.  Aus- 
saugen ist  nicht  immer  ungefährlich,  da  die 
MundschlelmhäuteVerletzungen  haben  können. 
Auch  ist  nur  der  volle  Magen  ungefährdet 
fQr  das  Schlangengift.  2.  Aetzen,  Aus- 
brennen oder  Ausschneiden  der  Wunde. 
3.  Abbinden  des  gebissenen  Gliedes  zwisdien 
Wunde  und  Herz,  damit  das  Gift  nicht  in 
den  Kreislauf  eintritt.  Dieses  Mittel  Ist  in- 
dessen insofern  zweischneidig,  da  es  Brand- 
gefahr, Verlust  des  Gliedes  usw.  im  Gefolge 
haben  kann.  Bei  starker  Schwellung  oder 
UnempfindHohkeit  des  Gliedes  ist  jedenfalls 
der  Verband  sofort  zu  entfernen.  4.  Alko- 
holische Getränke  in  großen  Mengen,  die 
auffallend  gut  vertragen  werden,  ohne  zu 
berauschen.     5.  Behandlung  der  Wunde  mit 


antiseptisohen  Mitteln,  besonders  mit  2pnM. 
KaliumpermanganatlOsung,  5proc  Karbol- 
wasser, £iisenchlorid  oder  Jodtmktor.  (Am- 
moniak soll  sich  nicht  bewähren.)  6.  Kalte 
Umschläge,  Klystiere,  Opium,  schweißtreibende 
Mittel.  Mit  letztei:en  Mitteln  soll  jedodi  der 
Laie  recht  vorsichtig  umgehen.  —  Tonristea 
sollen  vor  allem  in  sohlangenberüchtigten 
Gegenden  stets  Wasser  in  der  Feldflasche 
mit  sich  ftlhren,  femer  ein  Antiaeptiknm, 
Verbandmittel  und  dergl.  mehr.  WgL 


Deutsolie   PlLarmaientisohe   Gesellschaft. 

A.  Tagesordnoog  für  die  am  Donnerstag,  den 
6.  Dezember  1906,  abends  8  ühr,  im  RestaarsDt 
«Zum  Heidelberger»,  Berlin  NW.,  Dorotheen- 
straße  stattfindende  Sitzung: 

Herr  Professor  Dr.  E,  ^TtZ^r  -  Steglitz  -  üeriin : 
Die  Ausbildung  des  studierenden  Pharmazeuten 
in  der  PharmiÜEOgnosie  an  den  deutschen  Hoch- 
schulen. 

Herr  Dr.  F.  OMmann^Beilin :  DemoDStration 
eines  Qftrungs  -  SaocharometeFS  mit  Olyoeiio- 
Indikator. 

B.Tagesordnung  für  dieHauptversammluDg 
am  Dienstag,  den  11.  Dezember  1906,  abeods 
pünktlich  um  7  ühr,  in  Berlm,  «Russischer  Hof*, 
Qeorgenstraße  21. 

Bericht  über  die  Kassen  prüf  ung.  —  Wahl  des 
Vorstandes  und  Ausschusses.  —  Erstattung  ded 
Jahresberichtes. 

Bericht  über  die  Arbeiten  für  die  Herstellnog 
eines  Gesamtverzeichnisses  des  Inhaltes  der 
ersten  15  Jahrgänge  der  Berichte  der  Deatscben 
Pharmazeutischen  Gesellschaft 

Proklamierung  eines  Ehrenmitgliedes. 

Antrag  des  Vorstandes :  Die  Hauptversammiong 
wolle  sich  damit  einTerstacden  erklären,  daü 
der  Vorstand  der  Deutseben  Pharmazeutischen 
Gesellschaft  die  erforderlichen  ICaßregoln  ergreift, 
um  die  Eintragung  der  Deutschen  Phannazeat- 
lachen  Gesellschaft  in  das  Vereinsregister  be- 
wirken zu  können. 

Besprechung  der  beabsichtigten  Grüoduog 
eines  Vereinshauses  deutscher  Apotheker  io 
Berlin. 


Briefwechsel. 


B.  B.  in  A*  Das  Vaselinlederfett 
können  Sie  sich  nach  «Seifen fabrikant»  1904, 
8.  1054,  herstellen  darch  Schmelzen  yon  5  bis 
6  Tollen  gelbem  Vaselin  mit  1  Teil  Ceresin 
oder  yon  10  Teilen  Vaselin  mit  3  Teilen  Wachs; 
CS  wird  halberkaltet  in  die  Dosen  gefüllt.  Die 
FärbuDgen  geschehen  mit  gelbem  Ocker 
•  1  Teil  zu  260  Teilen  Lederfett)  oder  mit 
Lederingoib,  wenn  schwarz  erwünscht : 
mit    5    Toilcn    Kionruß   und  5  Teile  Ber- 


linerblau, gut  yerrieben  zu  130  Teilen 
Lederfett,  oder  mit-  Brillantsohwarz. 
Die  Anilinfarben  können  8ie  y ou  SaUxer  ^Vof'gt 
in  Ocker  a.  Harz,  Friedr,  db  Karl  Sessel,  A.-U 
in  Nerohau  b  Leipzig  oder  von  Wilhelm  Brauns, 
Quedlinburg  a.  Harz  beziehen.  Holzschad- 
t  e  1  n  bekommen  Sie  ganz  in  Ihrer  Nabe  Ui 
Herrn.  Schmidt^  Thüringer  Hokwav«mfabrik  m 
Eoburg  oder  bei  /.  W,  Eramvkh  fn  VeHeo- 
bach  (ThüHttgen).'  A.  /?. 


\ui%m^t  I*« 


litaM 


*^i^A|U^^^^ 


Vorieger :  Dr.  A.  Bohneider,  Dniden  «^i  Piw  JP.  84^  ^ 
TeimntwoitUeher  Leiter:  Dr.  F.  giB,  In  DiMden-J 
Im  Baefahaiidel  dnreh  Jnllni  Springer,  Beriln  N.,  MonbUooplati  8. 
"         Fr.  TItlel  Na^ebfolger  (Knaatb  *  Mablo)  InDriiaw, 


^j 


ICHTHYOL 

Der  Erfolg  des  von  ong  hergeetellten  speäellen  SohwefelpiSparate  hat 
viele  sogenanote  Ersatzmittel  herrorgerof en ,  welche  ntelit  loeitlMk  mit 
onsenm  Piftparat  sind  und  welche  obendrein  unter  aioh  vereohiedeo  and, 
wotür  wir  in  jedem  oinzeluca  Falle  den  Beweis  antreten  können.  Da  dieae 
angebliohen  EräatzprB parate  anaoheiDend  unter  Uifibianoh  nnaerar  Hukra- 
Teohte  auch  manchinal  fäJschJiaherweiae  nüt 

Ichthyol 

oder 

Ammonium  sulfo-lchthyollcum 

gekennzeichnet  werden ,  trotidem  nntei  dieser  Kencteichnnng  nur  anser 
speaielles  Enengnia,  welches  einzig  and  alleio  allen  klinisoheo  Versuchea 
EOgrande  gelegen  hat,  verstanden  wird,  so  bitten  wir  am  sfttige  Hitteilosg 
zwecks  gerichtliofaer  Verfolgung,  wenn  irgendwo  tatatohlton  sulohe  ünter- 
sobiebnngen  stattfinden. 

lohthyol-Oesellsohafl; 

Cordes,  Hermanni  &  Co. 

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Leiter  der  1  Dr.  Alfred  Schneider,  Dresden-A.  21;  Schandauer  Str.  43. 
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J2  50. 


Dresden,  13.  Dezember  1906, 


Der  neuen  Folge  XXVII.    Jahrgang. 


XLVIL 

Jahrgang. 


Inhalt:  Chemie  und  Pharmacie:  Vergleichende  Untenachungen  Ober  die  Bestimmung  der  Rohfaser.  Versuche 
mit  Zellulose  und  Kakuo.  —  Beitrüge  zur  Kenntnis  der  Alkaloidreaktion«  n.  —  Neue  Arsneünlttel.  —  Ana  E. 
Merck's  Jahresbericht  l^Oö.  -  Nachweis  Ton  Unreinigkeiten  in  LOsungen  fQr  Hauteinspritsungen.  >  Safronal  und 
Malonal. —  Untersuchungen  tiber  den  roten  Phosphor.  Wasserstoffentwicklung  im  Marsh'schen  Apparat.  —  Elektro - 
Ijtlschea  Csldnm.  —  Pulvis  duodenalis.  —  Entgiftung  des  Solanin.  —  Japanisches  Heringsöl.  —  Nahrani^fimittel- 
Chemie.  —  Phamiakoanogtliche  Mitteilnugen.  —  Tlierapeiitiiieh«  HitteiliuiKen.  —  PhotoigrapliiBohe  Mlt- 
teUoBfren.  —  Büeheneliaii.  —  Yenehledene  MltteUiingeii.  —  Briefweehtcr 


Chemie  und  Pharaiacie. 


Vergleichende  Untersuchungen 

über  die  Bestimmung  der  Boh- 

faser,  Versuche  mit  Zellulose 

und  Kakao. 

Mitteilung  aus  dem  Institut  für  Phaimazie  und 
NahruDgsmittelcbemie  der  Universität  Jena. 

Von  E.  Matthes  und  0.  Rohdtch. 

Die  Vereinbarungen  geben  an :  «Unter 
Rohfaser  versteht  man  denjenigen  Rest 
organischer  Substanz,  welcher  übrig 
bleibt,  wenn  man  3  g  der  feingepulverten 
Substanz  —  falls  dieselbe  sehr  fettreich 
ist,  nach  dem  Entfetten  —  nach  ein- 
einander  je  V2  Stunde  mit  lV4proc. 
Schwefelsäure  und  lV4proc.  Kalilauge 
kocht  (Weender- Verfahren).»  Aus  dieser 
Angabe  ist  klar  ersichtlich,  daß  es  sich 
bei  vergleichenden  Untersuchungen  Aber 
Rohfaser  in  verschiedenen  pflanzlichen 
Stoffen  nur  darum  handeln  kann,  beim 
Arbeiten  nach  gleicher  Methode  einen 
gewissen  Rest  von  Substanz  zur  Wäg- 
ung zu  bringen. 


J.  König  gab  in  seiner  Arbeit  «Ein 
neues  Verfahren  zur  Bestimmung  der 
Rohfaser  in  den  Futter-  und  Nahrungs- 
mitteln»^) einen  Weg  an,  die  Rohfaser 
von  den  Pentosanen  zu  befreien. 

Danach  werden  3  g  lufttrockene,  eventuell 
entfettete  Substanz  fcut  verreiit  mit  200  ccm 
Glycerin  vom  spez.  Gew.  1,23,  das  20  g  kon- 
zentrierte Schwefelsäure  im  Liter  enthält,  ent- 
weder 1  Stunde  lang  im  Autoklaven  bei  ]37o 
(=  3  Atmosphfiren)  gedämpft  oder  ebensolange 
am  Büokflui^kühlei  bei  133  bis  ISö»  gekooht. 
1kl an  verdünnt  dann  mit  kochendem  Wasser  auf 
etwa  450  bis  500  ccm  und  filtriert  heiß  durch 
ein  Asbestfilter  vermittels  Saugpumpe.  Den 
Bäckstaud  wäscht  man  mit  etwa  400  ccm  heißem 
Wasser,  dann  mit  erwärmtem  Alkohol,  endlich 
mit  einem  erwärmten  Gemisch  aus  Alkohol  und 
Aether  aus,  bis  das  Filtrat  farblos  abläuft.  Das 
Asbestfilter  mit  dem  Rückstand  wird  bis  zur 
Gewichtsbeständigkeit  getrocknet,  gewogen,  ver- 
ascht und  abermals  gewogen.  Der  Unterschied 
zwischen  beiden  Wägungen  gibt  die  Menge 
asohefreier  Bohfaser  an. 


1)  Ztschr.  f.  Untersuch,   d.  Nabrungs-  u.  Ge- 
nußmittel 1898,  S.  4. 


1026 


Diese  Methode  wird  häufig  in  den 
Laboratorien  angewandt,  da  sie  einfach 
und  bequem  auszuführen  ist.  J.  König 
ist  aber  der  irrigen  Ansicht,  daß  seine 
Methode,  die  auf  Versuchen  an  Futter- 
mitteln aufgebaut  ist,  ohne  weiteres  auf 
alle  Nahrungs-  und  Genußmittel  über- 
tragbar sei.  Der  Eäne  von  uns  zeigte 
in  Gemeinschaft  mit  Dr.  Fritx  MüUer, 
daß  man  selbst  bei  Einhaltung  sämt- 
licher Vorsichtsmaßregeln  nach  der  Vor- 
schrift von  J,  König  bei  Kakao  und 
Schokoladenwaren  zu  hohe  Werte  erhält. 
Die  Färb-  und  Extraktivstoffe  werden 
durch  die  Glycerinschwefelsäure  und  das 
nachherige  Aufgießen  des  Alkohols  auf 
den  festgesogenen  Rückstand  nicht  völlig 
herausgebracht,  sondern  müssen  durch 
Kochen  der  Kakaorohfaser  mit  schwach 
schwefelsäurehaltigem,  etwa  60  proc.  Al- 
kohol gelöst  werden.  Die  Gegenein- 
wände von  J.  König^)  entbehren  jeder 
Berechtigung,  wie  an  anderem  Orte  auch 
durch  Beleganalysen  eines  anderen 
üntersuchungsamtes  gezeigt  werden  wird. 
Da  aber  die  Rohfaserbestimmung  nach 
J.  König  eine  Gruppe  von  Körpern,  die 
Pentosane,  aus  der  Rohfaser  aus- 
scheidet, verdient  sie  die  Beachtung 
weitester  Kreise.  Eine  notwendige  Vor- 
aussetzung ist  dabei,  daß  man  sie  auf 
ihre  Anwendbarkeit  für  verschiedene 
Stoffe  prüft  und  eventuell  entsprechend 
anpaßt. 

An  dieser  Stelle  möchten  wir  noch 
darauf  aufmerksam  machen,  daß  J.  König 
zwei  Vorschriften  mit  verschiedener 
Säurekonzentration  angibt^).  Das  eine 
Mal  verwendet  er  ein  Glycerin  mit  20  g 
konzentrierter  Schwefelsäure  im  Liter, 
das  andere  Mal  ein  solches  mit  2  pCt 
dieser  Säure.  Diese  willkürlichen,  aber 
nicht  unbedeutenden  Unterschiede  in  den 
beiden  Methoden  sind  J.  König  an- 
scheinlich ganz  entgangen.  Denn  er 
bemerkt  ausdrücklich  in  seiner  neuesten 
Arbeit  hierüber^),  das  Verfahren  sei 
gegenüber    seinen    früheren    Angaben 

2)  Ztschr.  f.  üntersuob.  d.  Nahrangs-  u.  Ge- 
nußmittel  190Ö,  Bd.  XII,  S.  161. 

8)  Ztschr.  f.  Untersuch,  d.  Nahrungs-  u.  Ge- 
nnßmittel  1898,  ö.  4;  1903,  S.  770  u.  1906, 
Bd.  XII,  S.  38t;.    .. 


gleich  geblieben.  Die  von  uns  in  dieser 
EDnsicht  angestellten  yergldchenden 
Versuche  ergaben  allerdings,  daß  die 
durch  den  verschiedenen  Eonzentrations- 
grad  des  Glycerinschwef elsänregomisches 
heryorgerufenen  Unterschiede  praktisch 
vernachlässigt  werden  können. 

In  neuerer  Zeit  ist  von  W,  Ludwig^) 
ein  Verfahren  zur  Bestimmung  der  Roh- 
faser  angegeben  worden.  Diese  Methode 
ist  recht  umständlich  und  bringt  gegen- 
über dem  Weender- Verfahren  wenig 
Neues.  Man  arbeitet  danach,  kurz  in 
folgender  Weise: 

Man  kocht  2  g  entfetteten  Kakao  mit  20  cem 
ISproo.  Natronlauge  und  60  com  Wasser  Vi 
Stunde  zur  Verkleisterung  der  Stftrke,  neutral- 
isiert mit  Salzsäure  (spez.  Gew.  1,125),  fügt 
dazu  noch  10  ocm  derselben  Säure  und  ioTertiert 
damit  während  2  Stunden  mi  kochenden  Wasser- 
bade. Nach  der  Filtration  der  noch  heifieo 
Flüssigkeit  duroh  ein  Filter  von  11  com  Durch- 
messer wäscht  man  mit  heifiem  Wasser  aus  — 
eine  ziemlich  langwierige  Arbeit,  weno  man  sie 
bis  zum  farblosen  Ablauf  des  Fütrates  aus- 
dehnt. —  Den  Rückstand  spült  man  in  den- 
selben Kolben  und  kocht  ihn  mit  1  g  entwässertem 
Natriumkarbonat  bei  6ü  bis  70  ccm  Flüssigkeit 
V4  Stunde  lang.  Nun  wird  abermals  filtriert, 
ausgewaschen,  der  Rückstand  in  den  Kolben 
gespritzt  und  V4  Stunde  lang  mit  5  com  kon- 
zentrierter Salzsäure  bei  Gegenwart  von  100  ccm 
Wasser  gekocht.  Diese  Behandlung  mit  Kar- 
bonat und  Säure  wird  noch  einmal  wiederholt 
und  dann  der  Rückstand  in  einem  getrockneten 
und  gewonnen  Filter  gesammelt,  mit  heiBem 
Wasser,  Alkohol  und  Aether  gewaschen,  ge- 
trocknet, gewogen  und  verascht.  Der  Unter- 
schied zwischen  beiden  Wägungen  ist  die  asche- 
freie Roh  faser. 

Da  also  Ludiaig,  abgesehen  von  dem 
2maligen  Kochen  mit  Natriumkarbonat 
eine  doppelt  so  starke  Lauge  und  auch 
stärkere  Säure  verwendet,  als  das  Ween- 
der-Verfahien  vorschreibt,  so  war  an- 
zunehmen, daß  die  «Rohfaser»  erheblich 
dadurch  angegriffen  wird,  zumal  Leh- 
mann in  seinen  cMethoden  der  prakt- 
ischen Hygiene»  hervorhebt,  daB  die 
Zellulose  schon  durch  das  Weender- Ver- 
fahren gelöst  werde. 

Um  ein  Urteil  hierüber  zu  gewinnen, 
stellten  wir  vergleichende  Versuche  nach 

*)  ztschr.  f.  untersuch,  d.  Nahrungs-  u.  Ge- 
nuBmittel  1906,  Bd.  XII,  S.  3S6. 

»)  Ztschr.  f.  Untersuch,  d.  Nahrungs*  u.  Ge- 
nußmittel 1906,  Bd.  XII.  S.  153. 


1027 


dem  Weender-Verfahren,  nach  Königes 
Originalvorschrift  sowie  mit  der  Abänder- 
ung von  Matthes  und  Mittler  nnd  nach 
Ludwig  an.  Wir  verwandten  dazn 
FUtrierpapier,  von  dem  wir  annehmen 
konnten,  daß  es  aus  reiner  Zellalose 
bestand  und  dessen  Mineralstoffgehalt 
bekannt  war  bezw.  festgestellt  worde. 
Stärke  war  in  quantitativ  nicht  nach- 
weisbaren Spuren  vorhanden.  Es  han- 
delt sich  um  das  FUtrierpapier  Nr.  417 
Max  Dreverho/fj  Dresden,  Nr.  589  von 
Schleicher  und  SchiiU  und  um  die  Hilch- 
flltrierpapierstreifen  derselben  Firma. 
Die  Resultate  sind  in  folgender  Tabelle 
niedergelegt. 

Die  Verluste  an  Zellulose  be- 
trugen danach: 

bei 
nach  Weender- 
Yerfahren 
>    König 
»    Matthea  uodl 
MiOler  ] 
»    Ludwig 

Hieraus  ist  ersichtlich,  daß  durch  die 
Behandlung  nach  Ludtvig  die  Zellulose 
erheblich  angegriffen  wird.    Qualitative 
Versuche   ergaben,    daß    sich  in    den 
sauren  wie  alkalischen  Filtraten  Fehling- 
scheLösung  reduzierende  Stoffe 
nachweisen  ließen.      Außerdem   schied  | 
sich  auf  Zusatz  überschüssiger  Säure  zu  > 
dem    bräunlichgelbgefärbten   Karbonat- 1 
flltrat    ein   Niederschlag   aus,    der   im; 
Platin-  Oooch-n^v^gA   gesammelt   wurde. 
Der  Niederschlag  löste  sich  in 


imoh- 

filtrier- 

Nr.  417 

Nr.  589 

papier 

pCt 

pCt 

pCt 

10,29 

11.88 

8,93 

— 

13,98 

10,98 

10,4 

13,78 

46,56 

44,61 

38,86 

Kupfer  Oxydammoniak-  Lösung 
{Schweizer^  %(i\i^m  Reagens)  und 
schied  sich  daraus  durch  Hinzufügen 
Uberschflssiger  Säure  in  Flocken  wieder 
aus,  ein  Beweis,  daß  es  sich  um 
Zellulose  handelte.  Gegenüber 
diesem  Verfahren  bleiben  sich  die  Er- 
gebnisse nach  König'»  Originalvorschrift 
und  mit  der  Abänderung  von  Matthes 
und  Müller  sowie  nach  dem  Weender- 
Verfahren  annähernd  gleich.  Es  kann 
also  unserer  Ansicht  nach  das  König'sche 
Verfahren  als  Ersatz  des  Weender- Ver- 
fahrens bei  Berücksichtigung  der  spe- 
zifischen E^igenschaften  jedes  Stoffes 
angewendet  werden. 

Um  die  Werte,  die  man  bei  Kakao - 
waren  nach  dem  Ludtmg^schen  Ver- 
fahren erhält,  kennen  zu  lernen  —  die 
in  den  Kakaobohnen  nnd  -Schalen  ent- 
haltene Rohfaser  konnte  ja  andere 
Eigenschaften  haben,  als  die  Filtrier- 
papierfaser —  wurden  einige  Versuche 
mit  Kakaopulver  angestellt.  Die  gleiche 
Sorte  wurde  nach  Königes  Originalvor- 
schrift und  mit  der  Abänderung  von 
Matthes  und  Müller  sowie  nach  Lvdioig 
behandelt.  Das  Weender  -  Verfahren 
brauchte  in  diesem  Falle  nicht  als  Ver- 
gleich herangezogen  zu  werden,  da  ja 
nach  König  und  Ludwig  pentosanfreie 
Rohfasem  einander  gegenübergestellt 
werden  sollten.  Alle  Bestimmungen 
wurden  mit  entfetteter  Substanz  aus- 
geführt. 

Die  Werte  sind  in  folgender  Tabelle 
zusammengestellt : 


naoh  König 


1^98 


fett- 
freiem 


fett- 
haltig. 


1903  u.  1^06 
in 


fett- 
freiem 


pGt 

12,71 
13,98 
11,84 


pCt 

8,45 
9.8 
7,8d 


pCt 

12,08 
13,31 
13,24 

12,07 


fett- 
haltig. 


pCt 

8,03 
8,85 
8,80 


9,f»3 


pCt 

9,51 
9,03 
9,66 
6,26 
5,53 
8,35 


pCt 

6,32 
6,00 
6,42 
4,72 
4,34 
6,59 


Kakao 


Aus   diesen   Analysen 
ersichtlich : 


ist  folgendes 


pCt 

7,46 

7,81 

5,09 
4,88 
6,ü9 
6,66 


pCt 

4,96 
5,19 

3,84 
3,83 
5,2 
5,26 


} 


Kakao  mit  33,53  pCt  Fett 


» 


»       >    24,6      > 
>       »    21,6      > 

\  Handelskakao  mit  21,06  pCt  Fett 

1 .  Das  Originaly erfahren  n  ach  J.  König 
liefert  bei  Kakao  zu  hohe  Werte.    Die 


1028 


Abänderung  nach  Maithes  and  Müller 
ist  unbedingt  notwendig. 

2.  Das  Verfahren  nach  Lttdmg  greift 
die  Robfaser  zu  stark  und  verschieden 
stark  an;  man  erhält  infolgedessen  zu 
niedrige  Werte. 

3.  Die  Ludtüig^Bche  Methode  ffihrt 
einen  neuen,  unbestimmten  Begriff  ffir 
die  Bohfaser  in  den  verschiedenen  pflanz- 
lichen Stoffen  ein,  wie  die  Unterschiede 
in  den  Ergebnissen  bei  Kakao  bezw. 
Filtrierpapier  nach  dem  Verfahren  von 
Ludtmg  und  dem  von  König  zeigen. 

4.  Bei  Angabe  der  Werte  über  «Roh- 
faser» ist  stets  das  angewandte  Ver- 
fahren zu  nennen. 


Beiträge  zur 
Kenntnis  der  Alkaloidreaktionen. 

(Narceis.) 
Von    C.  Retchard, 

Nachdem  das  Morphin,  Kodein  und 
Narkotin  aus  den  Opiumauszügen  ge- 
fällt, und  femer  Thebaio  und  Papaverin 
neben  viel  harzartigen  Stoffen  durch 
Ammoniak  abgeschieden  sind,  bleibt  von 
den  hauptsächlichsten  Alkaloiden  noch 
Narcein  in  der  braunen  Mutterlauge 
zurück.  Durch  diesen  Gang  der  Alkaloid- 
isoliemng  wird  schon  eine  wesent- 
liche Eigenschaft  der  Ietzt|;enannten 
Base  angedeutet,  nämlich  ihre  verhältnis- 
mäßig große  Löslichkeit  in  Wasser  bezw. 
dessen  alkoholischen  Mischungen.  Schon 
der  Umstand,  daß  Narcein  in  heißem 
Wasser  stark  löslich  ist,  muß  als  wichtig 
für  die  Diagnose  angesehen  werden, 
besonders  wenn  es  sich  um  eine  Differenz- 
ierung der  Opiumalkaloide  handelt. 
Abgesehen  von  dem  Kodein  zeigt  keine 
der  übrigen  Hauptbasen  ein  derartiges 
Verhalten  zu  Wasser,  daß  ihre  Löslich- 
keit beim  Nachweis  eine  Rolle  spielen 
könnte.  Eine  zweite  Eigentümlichkeit 
des  Narcein  ist  die,  daß  es  in  Aether 
fast  völlig  unlöslich  ist,  während  die 
übrigen  Opiumbasen  —  Morphin  aus- 
genommen —  sich  mehr  oder  weniger 
in  Aether  lösen.  ESn  drittes  Moment 
betrifft  die  äußere  Erscheinung  des 
Narcein,  die  z.  B.  in  hohem  Grade  von 
jener  des  kristallisierten  reinen  Morphin 


und  Kodein  abweicht.  Freies  Narcein 
erscheint  als  ein  weißes  Pulver,  welches 
sich  gut  vergleichen  läßt  mit  venfittertem 
Natriumkarbonat. 

Noch  auffallender  ist  folgender  Ver- 
such: Man  bringt  eine  kleine  Menge 
von  reinem  Narcein  auf  eine  Porzellan- 
platte, fügt  1  Tropfen  Wasser  hinzu, 
erhitzt  bis  zur  Lösung  und  verdunstet 
langsam  zur  Trockne.  Der  Rückstand 
besitzt  dann  viel  Aehnlichkeit  mit  Calcium- 
karbonat,  das  in  gleicher  Weise  behan- 
delt wurde.  Mit  der  Lupe  sieht  man 
zwar  kristallinische  Bruchstücke,  die  man 
aber  nicht  als  Kristalle  erkennen  kann, 
weil  sie  wie  mit  weißem  Pulver  fiber- 
zogen sind  —  vielleicht  kristallisiertes 
Narcein  ohne  Kristall wasser? 

Nach  diesen  einleitenden  Reaktionen 
wende  ich  mich  der  Säurereaktions- 
gruppe zu,  die  nach  den  bisherigen  Er- 
gebnissen  gerade  bei  den  Alkaloiden 
des  Opium  eine  wichtige  Rolle  zu  spielen 
scheint.  Da  ist  zuerst  die  konzentrierte 
Schwefelsäure  sowohl  ein  Nach- 
weisungsmittel, als  auch  ein  Unterscheid- 
ungsreagens für  das  Narcein.  Bringt 
man  zu  reinem  Narcein  konzentrierte 
Schwefelsäure,  so  entsteht  sofort  bei  der 
Berührung  eine  grünlich-gelbliche  Färb- 
ung, welche  ganz  schwach  nachdunkelt. 
Diese  Reaktion  setzt  das  Narcein  in 
Gegensatz  zu  Morphin,  Kodein  und 
Thebain  (vergl.  Chem.-Ztg.  1904,  Nr.  92 
und  Pharm.  Centralh.  47  [1906],  624). 
Beim  Stehen  an  der  Laft  verblaßt  in 
6  bis  16  Minuten  die  gelbliche  Farbe. 
Erhitzt  man  von  diesem  Zeitpunkte  an 
langsam  und  vorsichtig,  so  nimmt  die 
Lösung,  an  den  Rändern  beginnend,  eine 
intensive  blut-  bis  biraunrote  Farbe  an. 
Die  roten  Farbtöne  überwiegen  dabei, 
und  erst  nach  einigem  Stehen  entsteht 
eine  mehr  braune  bezw.  rotbraune  Färb- 
nng*). 

*)  Nach  12  stündigem  Stehen  an  der  Laft  bat 
sich  die  rote  oder  rotbraune  Färbung  der  Flüssig- 
keit zwar  etwas  abgeschwächt ;  sie  ist  aber  noch 
ziemlich  stark'  vorbanden  und  dieses  Verhalten 
läßt  sich  zur  Unterscheidung  von  Thebun  Tor- 
züglich  gebrauchen.  Letzteres  ist  nämlich  unter 
diesen  Verhältnissen  schwach  gelblich  geworden 
und  ohne  jede  Spur  von  der  anfänglichen  inten- 
siven Rotbraunfärbung. 


1029 


Auf  ein  gemeinschaftliches  ürsprnngs- 
alkaloid  der  Opiumbasen  —  etwa  Proto- 
pin  —  weist  die  auffällige  Uebereinstimm- 
nng  der  Schwefelsäure-Reaktion  bei 
den  Alkaloiden  der  Morphingruppe  hin ; 
das  nämliche  Verhalten  zeigt  auch  das 
Narcein.  Ein  Tropfen  reiner  farbloser 
Salpetersäure  erzeugt  mit  reinem  Narcein 
auf  der  Porzellanplatte  sogleich  eine 
gelbe  Färbung,  die  wie  beim  Kodein 
keine  Nebenfarbtöne  besitzt  und  sich 
dadurch  vom  Thebain  unterscheidet. 
Bringt  man,  wenn  die  Lösung  aus- 
getrocknet oder  noch  halbflüssig  ist, 
1  Tropfen  40proc.  Kalilauge  hinzu,  so 
verstärkt  sich  das  Reaktionsgelb  intensiv. 
Zunächst  aber  tritt  an  jeder  Stelle, 
welche  der  Glasstab  mit  der  Lauge  be- 
rährt,  eine  rote  primäre  Farbe  auf, 
namentlich  an  den  Kristallen  des  sal- 
petersauren Alkaloids,  welche  auf  diese 
Weise  hervortreten.  Als  besonders  em- 
pfehlenswert erschien  mir  folgende  Ab- 
änderung der  Arbeitsweise.  Man  läßt 
die  gelbliche  Reaktionslösung  von  einem 
Filtrierpapierstreifen  einsaugen  und 
letzteren  an  der  Luft  trocknen.  Hier- 
auf betupft  man  stellenweise  den  ab- 
geblaßten Farbstreifen  mit  der  Kali- 
lauge. Besonders  ist  zu  bemerken,  daß 
nach  der  Behandlung  mit  Kalilauge  so- 
wohl auf  der  Porzellanplatte  als  im 
Filtrierpapierstreifen  der  Trockenrttck- 
stand  in  ein  Gelblichgrttn  mit  vor- 
waltendem Grün  übergeht.  Diese  Färb- 
ung ist  beständig. 

In  bezug  auf  die  Chlorwasserstoff - 
säure  ergab  sich  folgendes:  26proc. 
Säure  löst  augenblicklich  das  reine 
Narcein  auf.  Die  Lösung  aber  ist  und 
bleibt  wie  beim  Kodein  farblos.  Ob- 
wohl also  letzteres  Alkaloid  in  bezug 
auf  die  Salpetersäure-  und  Chlorwasser- 
stoffsäurereaktion fast  übereinstimmende 
Reaktionen  mit  dem  Narcein  aufweist, 
ist  dennoch  die  Chlorwasserstoffreaktion 
als  ein  vorzügliches  Unterscheidungs- 
mittel für  die  genannten  Alkaloide  zu 
gebrauchen.  Läßt  man  nämlich  die 
salzsaure  Narceinlösung  an  der  Luft 
verdunsten,  so  bietet  der  Rückstand 
einen  scharfen  Gegensatz  zu  dem  des 
Kodein  in  gleichem  Falle.    Der  Kodein- 


rückstand stellt  eine  schneeweiße  Masse 
dar,  aus  welcher  deutlich  die  ungelösten 
Kodeinkristalle  hervortreten,  besonders 
bei  Wasserzusatz. 

Der  Narceinrfickstand  besteht  dagegen 
aus  Kristallen  mit  glänzender  Ober- 
fläche. Es  kommt  auch  noch  folgendes 
Moment  in  betracht.  Während  das 
Narcein,  wie  oben  bemerkt,  sich  sofort 
in  Salzsäure  löst,  ist  das  Kodein  sogar 
noch  nach  Stunden  als  farbloser  Kristall 
zu  sehen  und  bleibt  natürlich  auch 
ungelöst,  wenn  der  Rückstand  ein- 
getrocknet ist. 

Die  Salzsäurereaktion  des  Narcein  ist 
ferner  noch  aus  einem  weiteren  Grunde 
zur  Identifizierung  des  Alkaloids  wichtig. 
Man  bedient  sich  zu  diesem  Versuche 
der  Lupe  oder  nötigenfalls  des  Mikro- 
skopes  (schwache  Vergrößerung).  Man 
beobachtet  da  meistens  2  verschieden- 
artige Kristallformen  des  salzsauren 
Alkaloids.  Einerseits  scheint  es  körnige 
Kristalle  zu  bilden,  anderseits  charakter- 
istische Nadeln,  welche  wie  beim  Mor- 
phinchlorhydrat Stern-  oder  strahlen- 
förmig von  dem  Mittelpunkte  ausgehen. 
Nach  Literaturangaben  zeigt  tatsächlich 
das  Narceinchlorhydrat  Dimorphismus. 
Das  Narcein  a  c  e  t  a  t  ist  wenig  charakter- 
istisch und  zu  Erkennungszwecken  nicht 
geeignet. 

Zu  den  nächstfolgenden  Versuchen 
benutzte  ich  die  reaktionsfähigen  Metalle 
der  Kupfergruppe.  Ein  völlig  klarer 
Kristall  von  Kupfersulfat  wurde  in 
Wasser  gelöst  und  eine  Kleinigkeit 
Narcein  hinzugefügt,  doch  ohne  Eriolg. 
Nach  Zufügen  von  1  Tropfen  25proc. 
Salzsäure  trat  zwar  sofortige  Grünfärb- 
ung ein,  jedoch  muß  letztere  ledig- 
lich der  Anwesenheit  des  Kupfersalzes 
zugeschrieben  werden,  weil  die  grüne 
Färbung  beim  freiwilligen  Trocknen  an 
der  Luft  gänzlich  verschwand.  Durch 
dieses  Verhsdten  läßt  sich  das  Narcein 
von  Narkotin,  Papaverin  und  Thebain 
unterscheiden,  deren  Grünfärbung  unter 
den  gleichen  Verhältnissen  eine  be- 
ständige ist. 

Die  Versuche  mit  Quecksilbersalzen 
ergaben  folgendes  Resultat.  WirdQueck- 


1030 


Silber  Chlorid  mit  Wasser  und  Narcein 
erwärmt,  so  erhält  man  auch  nach  wieder- 
holtem Ersätze  des  verdunsteten  Wassers 
keine  auffällige  Reaktionserscheinung. 
Nach  Zusatz  von  Salzsäure  zum  Trocken- 
räckstande  tritt  sogleich  eine  gelbliche 
Färbung  ein.  Mit  dem  freiwilligen 
Trocknen  an  der  Luft  verschwindet  die- 
selbe allmählich  und  ist  dann  durch 
erneuten  Zusatz  von  Säure  nicht  wieder 
hervorzurufen,  jedenfalls  ein  Beweis  da- 
für, daß  das  gesamte  vorhandene  Alkaloid 
an  der  betreffenden  Beaktionszersetzung 
teilgenommen  hat.  Bringt  man  zu  dem 
mit  Salzsäure  erhaltenen  Trockenrück- 
stand 1  Tropfen  konzentrierte  Schwefel- 
säure, so  erhält  man  eine  recht  charakter- 
istische Reaktion ;  der  Trockenrückstand 
färbt  sich  nämlich  tief  eigelb.  Beim 
Stehen  an  der  Luft  verschwindet  letztere 
Färbung  in  etwa  24  Stunden  und  nimmt 
einen  weißlichen  Ton  an. 

Bei  Anwendung  des  Quecksilber- 
oxydulnitrat wurde  folgendes  fest- 
gestellt. Mit  Wasser  reagiert  dieses 
Salz  bei  Gegenwart  von  Narcein  nicht; 
fügt  man  zu  dem  Gemenge  konzentrierte 
Schwefelsäure,  so  wird  die  Masse  sofort 
schwärzlich  gefärbt,  und  nach  24stündig. 
ruhigem  Stehen  an  der  Luft  erscheint 
die  Reaktionslösung  gelblich  -  rötlich 
(vergl.  hierzu  Theba'inreaktion  mit  Queck- 
silberozydulnitrat,  Pharm.  Centralh.  47 
[J906],  626.) 

Unter  Bezugnahme  auf  das  Ergebnis 
der  3  folgenden  Reaktionen  empfehle 
ich,  letztere  zu  einem  Gesamtreaktions- 
bilde  zu  kombinieren ,  da  vielfache 
Versuche  gezeigt  haben,  daß  auf  diese 
Weise  eine  vorzügliche  Unterscheidungs- 
und Erkennungsmöglichkeit  für  Narcein 
gegeben  ist.  Auf  eine  glasierte  Porzellan- 
platte bringt  man  je  1  Tropfen  einer 
konzentrierten  Lösung  von  Wismut- 
trichlorid,  Zinnchlorür  und  von 
Antimontrichlorid,  sodann  fügt 
man  zu  jedem  dieser  Tropfen  eine  Spur 
reines  Narcein.  Beiläufig  sei  bemerkt, 
daß  die  Metalllösungen  sämtlich  über- 
schüssige Säure  enthielten.  Der  Alkaloid- 
zusatz  bewirkte,  daß  der  Wismut- 
tropfen sich  sogleich  intensiv  gelb  färbte, 
während  bei  den  beiden  anderen  keine 


derartige    Einwirkung   zu    beobachten 
war.    Allenfalls  nimmt  nach  längerem 
Stehen  das  Antimontrichlorid  eine  sehr 
schwache   gelbliche  Färbung  an.     Die 
Wismutfärbung  verblaßt^  etwas    beim 
Stehen  an  der  Luft,"^  üt^aber  sonst  be- 
ständig und   trocknet    zu   einem  glän- 
zenden gelblichen  Firniß]  ein.    Aach  die 
anderen  beiden  Salztropfen  Uefem  einen 
solchen,  aber  farblosen  Rückstand.    Aas- 
drücklich   bemerke    ich,    daß    der   des 
Zinnchlorürs  mit  Narcein  absolut  farblos 
bleibt ;  letzterer  Reaktionskörper  ist  anch 
der  wichtigste,    wie  das   weitere  Ver- 
halten beweist.    Wird  nämlich  zn^den 
3    Trockenrückständen    je    1    Tropfen 
konzentr.  Schwefelsäure  hinzugefügt,  so 
erhält   man   folgendes   Bild:    Der  fast 
farblose  Rückstand  des  Antimontrichlorids 
färbt  sich  sogleich  gelblich;  diese^Färb- 
ung  verschwindet  nach  längerem  Stehen. 
Der^ Wismutsalzrückstand  verliert  dort, 
wo   die  Säure  hingelangt,    alsbald  die 
gelbliche  Farbe  und  wird  farblos.     Im 
Gegensatze  zu  beiden  nimmt  der  bisher 
farblose  Rückstand  des  ZinneUorBrs  zu- 
nächst eine  schwach  gelbliche,  wohl  von 
der  Säure   allein  herrührende  Färbung 
an,    die   aber   bald   verschwindet   nnd 
einem  ^^eigentümlichen  RöÜichgrau  Platz 
macht ;  dies  geschieht  bereits  bei  gewöhn- 
licher   Temperatur.      Beim    schwachen 
und    vorsichtigen    Erhitzen    wird    die 
Lösung  rötlich-schwarz  und  erinnert  leb- 
haft an  ^  die  Morphinreaktion,  die^nnter 
denselben  Voraussetzungen  erfolgt  (vergl. 
Morphin-Reaktionen,  Ghem.-Ztg.    1904, 
Nr.  92).     Beim  Stehenlassen  zieht  die 
Masse  Wasser  an,   und   es   bildet  sich 
nach  12  stündiger  Ruhe  eine  fast  farb- 
lose  Flüssigkeit,    die   beim  Erwärmen 
das  ursprüngliche  Reaktionsbild  liefert 
Die   eben   beschriebene  Zinnchlorfir- 
reaktion   führte   naturgemäß   zu  einem 
Versuche   mit  Arsen.    Dieses  (Element 
rief  z.  B.  bei  Morphin  eine  prachtvolle 
Purpur  -  usw.  -  Färbung     hervor.       Es 
wurde  folgendes   beobachtet    Eän  Ge- 
menge von  orthoarsensaurem  Na- 
trium und  Narcein  färbt  sich  auf  Zu- 
satz von  1  Tropfen  Schwefelsäure  nur 
gelblich.   Beim  Erwärmen  erfolgt  Deber- 
gangvon  Gelblichgrün  zu  einem  intensiven 


1081 


Rot;  je  nach  dem  Hitzegrade  ist  es 
braanrot,  schwarzrot,  purpurfarben  usw., 
das  Rot  bleibt  aber  die  Qrundfarbe. 
Nach  12  ständigem  Stehen  der  ein  wenig 
erwärmten  Alkaloid-Arsenmischung  ist 
die  Färbung  noch  vorhanden  und  zwar 
ist  sie  gelblichgrfin  und  geht  dann  bei 
Steigerung  der  Temperatur  in  Rot  aber. 
Unter  der  Lupe  erscheinen  zweifelhaft 
gefärbte  Stellen  meistens  aufgelöst,  z.  B. 
eine  Schwarzfärbung  als  tief  rotbraun. 
Durch  die  zuletzt  erwähnten  Zinn-  und 
Arsenreaktionen  des  Narcein  wird  wieder- 
um der  konstitutionelle  Zusammenhang 
der  Opiumalkaloide  bezw.  die  gemein- 
same Abstammung  von  einer  Grund- 
base oder  einem  Grundkeme  wahrschein- 
lich gemacht 

Bemerkenswert  ist  auch  folgende 
Unterscheidungsreaktion,  welche  von 
mir  aufgefunden  wurde,  als  ich  eine 
alkalische  Zinnlösung  in  Anwendung 
brachte.  Erst  kürzlich  erhielt  ich  auf 
ähnlichem  Wege  eine  interessante  Kokain- 
reaktion.  Ein  Tropfen  starke  Zinn- 
chlorfirlösung  wurde  mit  Narcein 
versetzt  und  einige  Tropfen  40proc. 
Kalilauge  hinzugefügt.  Bei  gewöhn- 
licher Temperatur  reagierte  die  fast 
farblose  Flüssigkeit  nicht,  beim  Er- 
wärmen des  Trockenrückstandes  aber 
nahm  dieser  eine  schön  gelbliche  bis 
gelbgrünliche  Farbe  an.  Bisher  habe 
ich  unter  den  von  mir  angestellten  zahl- 
reichen Reaktionen  eine  derartige  Farben- 
reaktion mittels  Alkalien  noch  nicht 
beobachtet.  Wird  das  Erhitzen  des 
Trockenrestes  gesteigert,  so  wird  die 
Reaktionsmasse  fast  schwarzgrün.  Auch 
in  diesem  Falle  leistet  die  Lupe  gute 
Dienste,  indem  sie  die  Färbung  als  ein 
einheitliches  Grün  ohne  gelbe  Farben- 
töne erkennen  läßt.  Mb  Identitäts- 
reaktion wäre  diese  Alkali-Zinn- 
Narceinreaktion  in  erster  Linie  zu 
nennen  und  ich  möchte  sie  als  direktes 
Erkennungsmittel  des  Alkaloides  vor- 
schlagen. 

(Schluß  folgt.) 


Neue  Arzneimittel. 

Eorhostiii  ist  der  jetzige  geschützte  Name 
für  Knapp'B  Condnrango-Pepsin- 
Essenz,  welche  2  pCt  Pepsin  Witte 
enthält.  Darsteller:  Dr.  Th.  Knapp  in 
Basel;  Jora-Apotheke. 

Ferrustaa  ist  ein  nenes  Heilmittel  unbe- 
kannter Zusammensetzung  und  Anwendung. 

Musterole  ist  ein  örtliches  Hantreizmittel, 
dessen  Wirkung  auf  dem  Gehalt  an  Senföl 
beruht.  Darsteller:  The  Masterole  Ohemioal 
Co.  in  Gleveland,  0. 

Paraaephrin  -  Novo  -  Subcutin  enth&lt 
NovokaXn  und  wird  znr  zentralen  Leitungs- 
Anaesthesie  und  zn  zahnarztliehen  Zwecken 
angewendet.  Es  wird  als  sterile  L()snng  in 
Glasröhrchem  von  Dr.  E,  Ritserfs  Pharma- 
zeutischem Institut  in  Frankfurt  tu  M.,  Mosel- 
straße 32  in  den  Handel  gebracht. 

Pyracetosalyl  ist  ein  Migräninersatz. 
Darsteller:  Oehe  db  Co.  in  Dresden-N. 

S6rum  leuoooygdne  de  Raymond  Petit 
ist  nach  R6p.  de  Pharm.  1906,  455  Pferde- 
serum, das  einer  zur  Haltbarkeit  notwend- 
igen Behandlung  unterworfen  wurde  und  in 
dem  Institut  Pasteur  m  Paris  als  Flflssig- 
keit  sowie  als  Pulver  hergestellt  wird.  Das 
Serum  veranlaßt  an  der  Einspritzstelle  ein 
lebhaftes  Zuströmen  von  Leukocyten,  welche 
den  Kampf  gegen  die  Einwanderung  von 
Mikroben  infolge  der  Phagocytose  aufzu- 
nehmen vermögen.  Diese  Wirkung  wurd 
benutzt  zur  Beseitigung  von  Eiterherden, 
bei  stark  infizierten  Wunden  usw.  Nach 
Bellet  soll  das  Serum  bei  gewissen  Krank- 
heiten vor  dem  sicheren  Tode  retten.  Es 
veranlaßt  das  Zurücktreten  der  Allgemein- 
erscheinungen  der  Infektion,  setzt  die  Tem- 
peratur herab,  verlangsamt  den  Puls  und 
heilt  die  Wunden. 

Spiraein  Knapp  werden  von  Dr.  Th.  Knapp 
in  Basel,  Jura- Apotheke,  Tabletten  aus  Acetyl- 
salicylsäure genannt. 

Vaginol  ist  nach  Ztschr.  d.  AUgem.  österr. 
Apoth.-Verrins  1906,  691  ein  in  Oelatine- 
Suppositorienform  gebrachtes  Antiseptikum 
fOr  Frauen,  von  dem  10  Stück  enthalten: 
0,02  g  Hydrargyrum  oxycyanatum,  0,8  g 
Natrium  sozojodolicum  und  0,2  g  Alummol. 
Darsteller :  Apotheke  zur  Austria  in  Wien  IX, 
Wahringerstraße  18.  H.  Menixel, 


1082 


Aus  E.  Merok's  Jahresbericht 

1905. 

(SchluB  von  Seite  1012.) 

Haematoxylin.  Ans  diesem  in  der  mikros- 
Icospisohen  Fär  bungsteohnik  viel  verwiendetem 
Stoffe  stellt  man  nach  F.  C.  C.  Hansen  folgende 
Reagentien  dar,  die  besondere  für  die  Kern- 
färbuDg  von  Bedentang .  sein  dürften. 

Ferrohaemate'in.  Man  löst  1,355  g  Ferri- 
aramoninmsalfat  in  40  com  Wasser,  mischt  vor- 
sichtig eine  Lösang  von  0,5  g  Haematoxylin  in 
10  g  Wasser  sa,  wodurch  man  nach  einiger 
Zeit  eine  violette  Flüssigkeit  erhält,  aus  der 
sich  ein  schwarzer  Niederschlag  abscheidet. 
Dieser  ^eht  auf  Zusatz  von  10  g  Ferroammonium- 
sulfat  in  50  ccm  Wasser  in  Lösung.  Das 
Heagens  enthält  alles  Eisen  in  Oxydulform  und 
färbt  schwarz  bis  soh warzviolett. 


Ferrodioxyhaemate'in.  Eine  Lösung  von 
5,42  g  Ferriammoniurasulfat  in  100  g  Wasser 
gibt  man  bei  gewöhnlicher  Wärme  unter  Um- 
rühren in  eme  Losung  von  1  g  Haematoxylin 
in  50  com  Wasser.  Enthält  letztere  8  ocm 
einer  10  proc.  Schwefelsäure,  so  bleibt  der 
nachher  entstehende  Farblack  reiohlicher  m 
Lösung.  Naoh  längerem  Stehen  oder  nach 
kurzem  Kochen  ist  kein  Ferrisalz  mehr  nach- 
weisbar. Dies  Beagens  färbt  tiefer  als  das  vorher- 
gehende. Zur  besseren  Haltbarkeit  kann  man 
demselben  0,73  g  Ammoniumsulfat  zugeben. 

Trioxyhaematein.  1  g  Haematoxylin  in 
50  ccm  Wasser  und  6,78  g  Ferriammonium- 
sulfat  in  100  ccm  Wasser  werden  nach  dem 
Mischen  und  naoh  Zusatz  von  8  ccm  10  proc. 
Schwefelsäure  so  lange  erhitzt,  bis  sich  durch 
Ealiomrhodanid  kein  Ferrisalz  mehr  nachweisen 
läßt.  Nach  dem  Abkühlen  fügt  man  0,93  g 
Ammoniumsulfat  zu.  Dies  Reagens  färbt  sehr 
intensiv  schwarz  und  ist  die  empfehlenswerteste 
der  drei  Lösungen. 

Chromalaundioxyhaematein.  Man  löst 
10  g  Chromalann  in  250  g  Wasser  und  kooht  diese 
LÖsui  g,  bis  sie  rein  grün  geworden  ist.  In  der 
heißen  Mischung  löst  man  alsdann  1  g  Haema- 
toxylin, läßt  erkalten  und  fügt  dann  nach  Zu- 
satz von  6  com  10  proc.  Schwefelsäure  tropfen- 
weise eine  Lösung  von  0,55  g  Kahumbichromat 
in  20  com  Wasser  zu.  Alsdann  kocht  man  die 
Mischung  unter  umrühren  einige  Mmuten  lang, 
bis  die  Lackbildung  vor  sich  gegangen  ist  Das 
Beagens  wird  vor  dem  Gebrauch  immer  filtriert. 
Es  färbt  tief  braimschwarz. 

Manganhaematein  Zu  einer  Lösung  von 
5  g  Mangansulfat  und  1  g  Haematoxylin  in 
200  ccm  Wasser  gibt  man  0,18  g  Kaliumper- 
manganat, gelöst  in  10  ccm  Wasser,  und  erhitzt 
zum  Sieden.  Man  erhält  eine  braune  Lösung  und 
einen  schwarzvioletten  Niederschlag.  Letzterer 
kann  durch  1  com  10  proc.  Schwefelsäure  in 
Ii>sung  gebracht  werden.  Das  Reagens  färbt 
Kerne  tiefhraun.  Bei  Verwendung  von  0,36  g 
Kaliumpermanganat  erhält  man  das  Mangan- 
dioxyhaematein. 


HaemateSnlÖHung.  Zu  einer  L9«img  von 
1  g  Haematoxylin  und  0,16  g  Schwetolsiure  in 
50  ccm  Wasser  gibt  man  eine  Lösuok  von 
0,18  g  Kaliumpermangant  in  60  ccm  Wae«er 
und  erhitzt  die  Misohune  kurz  znm  Siedeo, 
worauf  man  in  kaltem  Wasser  ahkiihlt  Bei 
Verwendung  von  1  g  Haematoxylin  und  0.32  g 
Schwefelsäure  in  150  ccm  Wasser  und  0,36  g 
Kaliumpermanganat  in  150  ocm  Wasser  erhält 
man  eine  Dioxyhaeroateiniösung. 

Hydrargyrum  byedatnm  i^t  nach  Jseke  ein 
brauchbare»  Heilmitiei  zur  DiphtbenebefaajidlnDg. 
Neben  Pinseluugen  mit  Zitronensaft ,  Prie  -m  x- 
ümsch  lägen,  Gurgelungen  mit  oblorBaorem  Kaiiom 
und  Emreibuntien  von  Jodyasogen  wird  folgeode 
Mixtur  empfohlen: 

Hydrargyrum  bijodatum    0,03 
Kalium  jodatum  0,02 

Sirupus  menthae  30,0 

Aqua  destillata  ad         200,0 

Erwachsene    erhalten    zweistündlich   einen   Eß- 
löffel, Kinder  entsprechend  wemger. 

Bei  Syphilis  wendet  Penixoldi  dieaes  Salz 
ebenfalls  innerlich  an. 


iBopraL  Bei  dem  unangenehmen  Oescbmaok 
des  Isopral  ist  es  von  Wichtigkeit,  daA  es  auch 
bei  äußerlicher  Anwendung  eine  schlafenengende 
bezw.  beruhigende  Wirkung  entfaltet.  Foerster 
schlägt  folgende  Misohnng  vor: 

Isopral  30,0 

Oleum  Rioini         _ 
Aloohol  absolutuB  aa    10,0 
Da  diese  Lösung  mit  der  Zeit  an  Wirksamkeit 
zu  verlieren   scheint,   ist  es   ratsam,   nur   eine 
frisch  bereitete  oder  doch  nioht  an  alte  Misehnng 
zu  verwenden. 

Methylenaiur  ist  ein  Oxydationsprodokt  des 
Methylenblau  und  entsteht  ans  letsteiem  durch 
Aufnahme  von  zwei  Atomen  Sauerstofil  Es 
bildet  ah  salzsaures  oder  jodwasseistoffiBaures 
Salz  ein  dem  Methylenblau  ähnlich  geOrbtes 
Pulver,  das  einen  messingartigen  Olans  besitzt 
und  in  Wasser  leicht  löslich  ist  Anwendung 
findet  es  zur  Romanowsky'sdhGa  Chromatio- 
färbung. 

Methylgrttn-Pyronln-BeageBS.  Methyl- 
grün, das  Zinkchloriddoppelsals  des  ChJor- 
methylhexamethyl-para-rosanilinchlorhydratB  bil- 
det grüne  in  Alkohol  wenig,  in  Wasser  sa 
8  pCt  mit  grüner  Farbe  lösliche  Kristalk 
Pyronin  ist  das  Chlorhydrat  des  Tetramethyl- 
diamidodiphenylcarbidridoxyds.  Es  bildet  grüo- 
glänzende,  in  Wasser  und  Alkohol  mit  roter 
Farbe  löaliohe  Kristalle. 

Zur  Darstellung  von   Plasmasellen   empfiehlt 
Unna  folgende  Mischung: 

Methylgrün  0,15 

Pyronin  0,26 

Alkohol  2,5 

Glyoerin  20,0 

Karbolwasser  (0,5  pGt)  ad    100,0 
Zur  Färbung  von  Bakterien  empfiehlt  Saatkof 
folgende  Zusammensetzung: 


1038 


Methylgran  0,16 

Pyronin  0,5 

Alkohol  (96  pGt)  5,0 

Glycerin  20,0 

EarbolwasBer  (2  pCt)  ad  100,0 
Diese  Mischang  ist  zu  filtrieren. 

Natrium  benzoylsiilfoiileiim  nennt  L.  Webster 
Fox  das  ortbosulfamiDbensoeäaure  Natrium, 
welches  farblose  in  Wasser  sehr  leicht  lösliche 
Eristalle  darstellt.  Er  empfiehlt  es  an  Stelle 
des  Sublimat  in  der  Augenheilkunde. 

Natrium  iiypoBnlforosum  eignet  sich  nach 
Trouaseau  als  nicht  reizendes  Desinfektions- 
mittel in  der  Augenheilkunde  und  kann  man 
sich  seiner  in  5  proo.  Lösung  bedienen. 

Natrium  monometiiylarseiiieleam  (Arrhe- 
nftl)  benutzte  D,  Vitali  in  1  proo.  wässeriger 
Lösung  als  Reagens  auf  Alkaloide,  von  denen 
Tersohiedene  in  wässeriger  Lösung  mit  demselben 
kristallinische  Niederschläge  von  charaktei  istischer 
Eristallform  bilden.  ..Stryohninsulfat  gibt 
noch  1 :  10000  gelöst  mit  dem  Arrhenal  gut 
ausgebildete  Nadeln,  Cinohonin  nadeiförmige 
ErL)talle,  Cinchonidiu  Sphärokristalle,  Chini- 
din einen  zuerst  amorphen,  dann  kristallinisch 
werdenden,  Chinin  einen  amorphen  Nieder- 
schlag und  Brnoin  fadenförmige  Nadeln.  Auch 
andere  Alialoide  können  durch  die  mikrokristall- 
inischen Formen  ihrer  monomethylarsensauren 
Salze  nachgewiesen  werden. 

Natrium  santoninieum  dürfte  bei  Lungen- 
tuberkulose sowohl  in  bezug  auf  Temperatur- 
steigerungen eine  heilsame  Wirkung  zustande- 
bringen, als  auch  infolge  ihres  Einflusses  auf 
die  Atmung  und  die  Leukozytose  von  nicht  zu 
unterschätzendem  Werte  sein. 

Nitroglycerin.  Die  beste  Darreichungsform 
ist  nach  C.  Binx  die  alkoholische  Lösung  zu  1 
oder  4  pCt.  Von  einer  4  proc  Lösung  gibt 
man  täglich  einen  Tropfen,  entsprechend  1  mg 
Nitroglycerin,  nötigenfalls  kann  man  diese  Gabe 
langsam  und  vorsichtig  steigern. 

Nitren  eignet  sich  nach  Ä,  Otäbier  ganz 
besonders  zum  Nachweis  von  Nitraten  in 
Wässern,  wie  dieselben  auch  mittels  Nitren  ge- 
nügend genau  quantitativ  bestimmt  werden 
können.  Als  Reagens  benutzt  man  eine  Lösung 
von  10  g  Nitren  in  90  g  5  proo.  Essigsäure. 
Wird  mit  demselben  eine  neutrale  oder  mit 
Schwefelsäure  schwach  angesäuerte  Lösung  von 
Nitraten  versetzt,  so  entsteht  nach  der  vor- 
handenen Menge  dieser  entweder  sofort  ein 
stärkerer  oder  geringerer  kristallinischer,  weißer 
Niederschlag  von  Nitronnitrat,  oder  es  kristall- 
isiert letzteres  im  Verlauf  von  einigen  Stunden 
quantitativ  aus.  Die  quantitative  Bestimmang 
wird,  wie  folgt,  ausgefiihrt: 

Die  Substanz  (mit  einem  Gehalt  von  etwa 
0,1  g  ^Salpetersäure)  wird  in  80  bis  100  ccm 
Wasser  gelöst,  10  Tropfen  verdünnte  Schwefel- 
säure zugesetzt,  nahe  zum  Sieden  erwärmt  und 
die  Flüssigkeit  mit  10  bis  12  com  Nitronaoetat- 
LoBung  versetzt  Man  läAt  das  Gefäß  alsdann 
IVt  bis  2  Stunden  in  Eiswasser  stehen,  saugt 


den  entstandenen  Niedersohlag  im  Neubauer' 
Tiegel  ab,  indem  man  mit  dem  Filtrat  nachspült, 
und  wäscht,  nachdem  die  Flüssigkeit  gut  ab- 
saugt ist,  mit  10  bis  12  ccm  Eiswasser  nach. 
Das  Wasch wasser  wird  in  kleinen  Mengen  auf- 
gegossen, wobei  man  jedesmal  wartet,  bis  dio 
Flüssigkeit  gut  darcbgesaugt  ist.  Der  Nieder- 
schlag wird  bei  110®  getrocknet,  wobei  in  »/^ 
Stunden  Gewichtsbeständigkeit  erreicht  wird. 
Das  gefundene  Gewicht  an  Nitronnitrat  mal 
63/375  ergibt  die  Menge  der  vorhandenen  Sal- 
petersäure. 

Olenm  Enealypti  soll  nach  M*  Hermann  an 
steile  von  fllixextrakt  bei  Ankylostomiasis  gute 
Dienste  leisten.  Neben  Chloroform  und  Ricinus- 
öl  verwendete  Verfasser  Gaben  von  nicht  melir 
als  2  g,  da  es  nicht  als  ganz  harmlos  bezeichnet 
werden  kann.  Immerhin  soll  es  besser  ver- 
tragen werden  als  das  Filixextrakt.  Ozonisiertos 
Oel  verwendete  0.  Hall  bei  Typhus  und  gab 
alle  4  Stunden  10  Tropfen. 

Phenol  -  Natrinm  snlforieinienm  wendete 
E,  Baumgarten  bei  tuberkulösen  Eehlkopfge- 
schwüren,  wenn  Milchsäure  nicht  vertragen 
wurde,  und  bei  belegten  Geschwüren  besonders 
vor  der  örtlichen  chirurgischen  Behandlung  an. 
Bei  luetischen  Geschwüren  soll  es  in  50  bis 
70  proc.  Lösung  gute  Dienste  leisten.  Des- 
gleichen hat  es  sich  bei  Stinknase  und  gewissen 
Nasenleiden  als  unentbehrliches  Heilmittel  be- 
währt. 

Piienolphthaieln.  Die  diesen  Körper  ent- 
haltenden Ablührtabletten  (z.  B.  Purgen)  müssen 
nach  F.  Oundrum  in  zerkleinertem  Zu- 
stande eingenommen  werden,  oder  der  Kranke 
muß  sie  auf  der  Zunge  zerfallen  lassen,  bevor 
sie  verschluckt  warden.  Man  kann  sie  auch 
mit  Flüssigkeiten  anrühren.  Ganz  verschluckt 
sollen  sie  ohne  Wirkung  sein. 

Piiysostigminnm  snifnrosnm  ist  ein  weißes, 
scheinbar  amorphes  Pulver,  das  sich  iu  Wasser 
und  Alkohol  leicht  löst.  Seine  Lösungen  bleiben 
wochenlang  farblos.  Nach  den  bisherigen  phar- 
makologischen Versuchen  ist  es  bei  gleicher 
Menge  von  derselben  Wirkung,  wie  das  Eserin- 
sulfat. 

Protargol  leistet  bei  der  Behandlung  von 
Hautkrankheiten  und  Wunden  in  Salbenform 
vorzügliche  Dienste.  A.  Hopmann  emfiehlt 
folgende  Vorschrift: 

Protargol  1,5  bis  3,0  solve  in 

Aqua  frigida  5,0  tere  cum 

Lanolinum  anhydricum  12,0  adde 

VaseÜDum  flavum  ad  30,0 

m.  f.  UDgt. 
Bliizophora  Mangle«  Die  Rinde  des  in 
Westindien  und  Südamerika  einheimischen 
Mangrovebaumes,  die  in  ihrer  Heimat  als  Wund- 
und  Fiebermittel  schon  lange  Verwendung  ge- 
funden hat,  ist  nach  M.  Dtique  und  Ä.  Moreno 
ein  spezifisches  Heilmittel  gegen  die  Lepra  Dio 
Verfasser  gebrauchten  die  Rinde  von  mindestens 
6  bis  6  Jahre  alten  Bäumen,  die  an  freier  Luft 
sorgfältig  getrocknet  worden  war.    Aus   dieser 


1084 


Binde  wurde  ein  Fluidextrakt  oder  ein  Eztractnm 
spissum   dargestellt,  _  das  neben   der  Bindenab-  \ 
koohang     innerlich    wie   äußerlioh    angewendet  > 
wurde.  * 

Innerlich  yerabreicht  man  anfangs  früh 
und  abends  einen  KaffeelöfTel  yoU  des  Fluid- 
extraktes und  steigt  wöchentlich  mit  der  Ta^es- 
gab^  um  einen  Kaffeelöffel  bis  zu  12  Kaffee- 
löffel auf  den  Tag.  Vom  Extraotum  Bhixo- 
phorae  spissum  gibt  man  auf  den  Tag  bis  zu 
8  g  in  Lösung  oder  Pillenform.  Diese  Mengen 
werden  meistens  sehr  gut  vertragen  und  er- 
zeugen nur  selten  Schwindel,  üebelkeit  oder 
Durchfall. 

Aeußerlich  sind  Kompressen  zweckdienlich, 
die  mit  einer  Mischung  von  30  Teilen  Fluid- 
extrakt und  70  Teilen  Wasser  gfttrftnkt  sind. 
Auch  verabfolgt  man  abends  vor  dem  Schlafen- 
gehen ein  Bad  von  38  bis  40®  und  15  bis  20 
Minuten  Dauer,  dem  man  bis  zur  Rotfarbung 
des  Wassers  eine  Rindenabkochung  zugesetzt 
hat.  H.  Mentxd, 


Zum  Nachweis  von 

Unreinigkeiten  in  Lösungen  für 

Hauteinspritzungen. 

Bekanntermaßen  ist  wiederholt  die  Be- 
obachtung gemacht  worden,  daß  Haut- 
einspritzungen Absoeflse,  Eitenmgen  auch 
Starrkrampf,  letzteren  nach  Gelatineeinspritz- 
ungen, veranlaßten  oder  andere  unerwflnsehte 
Nebenwirkungen  zeitigten.  Trübheit  der 
Lösungen  ist  kein  ausreichendes  Erkennungs- 
zeichen; denn  die  Lösungf^n  chemischer 
Körper  sind  immer  klar,  Lymphen  stets 
trflb  und  die  Sera  können  durch  gefällte 
Globuline  getrübt  sein.  Professor  Oosio 
und  sein  Assistent  Oiorgi  haben  gefunden, 
daß  einige  Salze  des  Tellur  und  Selen  (be- 
sonders Ealiumtellurit)  durch  entwicklungs- 
fähige Bakterien  reduziert  werden  und  einen 
schwarzen  Niederschlag  geben.  Wie  Ida 
Sorgoni  in  Bollett  Ghim.  Farm.  1906,  403 
mitteilt,  übt  dieser  Zusatz  auf  die  Wirkung 
von  Lymphen,  Seris,  Lösungen  von  Alkal- 
oiden,  grünem  Eisencitrat,  arsenigsaurem 
Natrium,  Gelatine  sowie  opotherapeutische 
Präparate  keinen  Einfluß  aus,  sofern  sie 
nicht  sauer  reagieren. 

Das  Verfahren  bat  sich  Oiorgi  in  Italien 
patentieren  lassen  und  der  Verfasserin  die 
Erlaubnis  zur  Herstellung  steriler  Lösungen 
zu  Einspritzungen  erteilt  jj.  m. 


Safronal  und  Halonal 

sind  zwei  neue  Biedistoffe  von  unbekannter 
Znsammensetzang,  die  von  der  (%einiBehen 
Fabrik  Dr.  Schmitz  ä;  Co.  iü  Dflaseidorf 
dargeatelit  werden. 

Das  Safronal  beritst  nach  cDer  Beifen- 
fabrikant»  1906, 1032  einen  so  durobdringen- 
den  und  dabei  angenehmen  Gemeh,  daß 
bereits  kleine  Mengen  genfigen,  um  einen 
liebliehen  Duft  hervorzurufen.  Wegen  seiner 
Billigkeit  eignet  es  sieh  aneh  ffir  einfache 
Haushaltungsseifen.  Es  wird  folgende 
Vorschrift  empfohlen: 

Parfüm   für  Kokosseifen. 

1,5  kg  Terpineol, 
1,5  kg  8afQ>iiai, 
1^  kg  Layendelöl, 
0,6  kg  Kassiaöl. 

Hiervon  nimmt  man  auf  100  kg  etwa 
400  bis  500  g  oder  aueh  weniger,  wenn 
der  Verkaufspreis  geringer  sein  solL 

Der  Geruoh  des  Malonal  ndgt  zu  dem 
des  Goldlack  hin.  Daher  kann  das  Malonal 
verschiedene  Verwendung  finden, 
werden  nachstehende  Vorschriften: 

Toiletteseife. 


100  kg 

60  g 

200  g 

15  g 

80  g 

30  g 

60  g 

5  2 


(5  kg 


Grundseife, 

Feio-Rosa, 

MaloDal, 

künstliches  Bosenöl, 

Oeraniumöl, 

Kunsthcher  Moschus, 

Linalool, 

Bittermandelöl, 

Inspulver.) 


Bei  Verwendung  des  letzteren  empfiehlt 
sich,    als    Farbe   ein   lichtes   Brann 

nehmen. 

Poudre   <la   Parisienne». 


1  kg 

1  kg 

2  l^g 
0,5  kg 
40    g 

5  g 
5  g 
20    g 


5 
6 


15    g 


Reismehi, 
Weizenmehl, 
Magnesia, 
Zinkweiß, 
Malonal, 

Künstl.  Rosenöl, 
<      Moschus, 
Bensoetinktur, 
Qeraniumöl, 
Künstl.  Nerolifii, 
Bergamottöl. 


Sm      M, 


1035 


Untersuchungen  über  den  roten 

Phosphor 

hat  Ä.  Siemens  im  Kaiser].  GesnndheitB- 
amt  angestellt;  da  mit  dem  Jahre  1907  das 
Verbot  der  Anwendung  des  gelben  Phos- 
phors in  der  Zttndhoizfabrikation  in  Kraft 
tritt.  Dieselben  ergaben,  daß  die  Mitscher- 
licKwAi^  Probe  nicht  eindeutig  zum  Nach- 
weis geringer  Mengen  gelben  Phosphors  im 
roten  Phosphor  dient  Die  Ursache  des  Leuch- 
tens  ist  sowohl  beim  gelben  wie  beim  roten 
die  Bildung  dnes  flüchtigen  niederen  Phos- 
phoroxydes, die  Oxydationsgeschwindigkeit 
des  roten  Phosphors  ist  aber  erst  bei  90^ 
so  groß  wie  diejenige  des  gelben.  Der  rote 
Phosphor  wandelt  sieh  durch  Erschütterung 
nicht  etwa  in  gelben  um,  sondern  er  wird 
hierdurch  wie  auch  durch  Verreibung  nur 
feiner  verteilt,  so  daß  er  löslicher  und 
reaktionsfähiger  wird  als  der  ursprünglich 
rote  Phosphor,  was  durch  folgende  Tatsachen 
bewiesen  würd:  Die  Erzeugung  des  leicht- 
löslichen Anteils  wird  nicht  durch  die  Schwere 
der  Verreibungskörper,  wohl  aber  durch 
ihre  Scharfkantigkeit  begünstigt  Der  Farb- 
ton des  -  roten  Riosphors  wird  beim  Ver- 
reiben heller  und  nähert  sich  dem  des  heli- 
roten  Phosphors.  Der  aus  dem  geschüttelten 
oder  verriebenen  roten  Phosphor  in  Lösung 
gegangene  Anteil  scheidet  sich  bei  anhaltender 
Berührung  mit  grobem  roten  Phosphor  teil- 
weise wieder  aus,  was  bei  Lösungen  des 
gelben  Phosphors  nicht  der  Fall  ist  Das 
Potential  des  roten  Phosphors  in  Aceton 
wird  durch  Verreiben  erhöht,  erreicht  aber 
bei  weitem  nicht  das  Potential  des  gelben 
Phosphors.  Lösungen  von  gelben  und  fein 
verteiltem  roten  Phosphor  unterscheiden  sich 
sowohl  in  ihrem  Verhalten  gegenüber  Sal- 
petersäure, wie  auch  beim  Verdunsten  im 
Vakuum. 

Zur  Prüfung  des  roten  Handels- 
phosphors auf  beigemischten  gelben 
Phosphor  empfiehlt  Siemens  folgendes 
Verfahren:  5  g  roter  Phosphor  werden  in 
einem  Erlenmeyer -Kolhea  am  Rückfluß- 
kühler auf  dem  Wasserbade  Y2  Stunde  lang 
mit  150  cem  Benzol  ausgezogen  (gekocht). 
Nach  dem  Erkalten  der  von  dem  roten 
Riosphor  abfiltrierten  Lösung  wird  zu  1  ocm 
derselben  1  cem  ammoniakalische  Silbei> 
nitratlöenng  (hergestellt  durch  Lösungen  von 


1,7  g  SUbemitrat  in  100  ocm  Y^ -Normal- 
Ammoniak  vom  spez.  Gewicht  0,992)  zu- 
gegeben und  nach  kräftigem  Umschfltteln 
die  Lösung  hingestellt  Während  der  ersten 
halben  Stunde  darf  sich  nur  eine  Gelbfärb- 
ung, nicht  aber  eine  röUiche  oder  braune 
Färbung  bemerkbar  machen.  j.  K. 

Arbeiten  aus  dem  Kaiserl,  Oesundheitsamt 
XXIV,  Heft  2.  (Verlag  von  Julius 
Springer,  Berlin.    Preis:  2  Mk.) 


Ueber  die  Wasserstoffentwiok- 
lung  im  Marsh'Bohen  Apparat. 

Bei  seinen  Untersuchungen  über  den 
Arsennaehweis  prüfte  Oeorg  Lockemann 
emgehend  den  Einfluß  der  verschiedenen 
Aktivierungsmittel  auf  *  die  Arsen- 
wasserstoffentwicklung. Während  Ä,  Oau- 
Her  dem  I^atin  den  Vorzug  gibt  und 
Zoltan  de  Vamossy  Kupfer  und  Platin  als 
gleichwertig  fand,  aber,  das  Platin  semer 
schnelleren  Wirkung  wegen  fflr  geeigneter 
hält,  stellte  der  Verf.  fest,  daß  die  Arsen- 
probe bei  Anwendung  von  Kupfersulfat 
als  Aktivierungsmittel  am  empfindlichsten  ist 

Das  Zink  muß  vor  dem  Einbringen  in  den 
Apparat  verkupfert  werden,  indem  man  die  zer- 
kleinerten Zinkstücke  (je  1,2  bis  1,8  g)  in 
einer  Porzellanschale  mit  verdünnter  Kupfer- 
lösung (1  Teil  durch  mehrmalige  Kristall- 
isation gereinigtes  Kupfersulfat  auf  200  Teile 
Wasser)  übergießt,  etwa  1  Minute  darin  hin 
und  her  rüttelt  und  dann  mehrmals  mit 
Wasser  alle  anhaftende  Kupferlösung  gut 
abspült,  da  sonst,  wenn  das  Kupfersalz  mit 
der  arsenhaltigen  Flüssigkeit  zusammen- 
kommt, ein  erheblicher  Teil  des  Arsens,  wie 
Oautier  beobachtete,  zurückgehalten  wird, 
analog  wie  bei  der  Verwendung  von  Platin- 
chlorid. Die  schwarz  überzogenen  Zink- 
stflckchen  werden  auf  Fließpapier  getrocknet 
und  in  einem  verschlossenen  Gefäß  für  den 
jeweiligen  Gebrauch  aufbewahrt  Verfasser 
erhielt  bei  Verwendung  von  dermaßen  ver- 
kupfertem Zink  noch  bei  0,0001  mg  As 
deutliche  Spiegel,  während  bei  platiniertem 
Zink  die  Grenze  der  Empfindlichkeit  auf 
0,001  mg  sank.  Auch  H.  B.  Bishopy  wel- 
cher die  Methode  des  Verf.  nachprüfte,  ge- 
langte mit  verkupfertem  Zink  zu  derselben 
Empfindlichkeit  von  0,0001  mg.  Bei  Ver- 
wendung reinsten  Kupfersulfates  ist  bei  den 
in   betracht  kommenden  geringen  Men^- 


1036 


Terh&ltnissen  die  Befttrohtnng  aasgesQhloBseD, 
daß  doreh  das  Eapfer  Spnren  von  Arsen 
mit  in  den  Apparat  kommen  könnten^  anch 
erhielt  Verf.  bei  zahlreichen  Versaohen  mit 
verkupfertem  Zink  nie  anch  nnr  den  An- 
fing eines  Spiegels^  wenn  er  nicht  vorher 
abfflchtlich  Arsen  zugesetzt  hatte.  Aach 
C,  Mai  und  H,  Hurt  fanden  unabhängig 
vom  Verf.  Eupfersnlfat  für  die  Aktivierung 
des  Zinks  besser  geeignet  als  Platinchlorid. 
Ztsehr.  /.  angew,  Chem.  1906,  1362.     Bit. 


Elektrolytisohes  Calcium. 

Einen  brauchbaren  Ofen  für  die  elektro- 
lytische Darstellung  des  Caldam  beschreibt 
Joseph  H.  Ooodwin.  Der  Ofen  besteht 
in  einem  hohen  Gefäße  aus  Acheson-Graphit 
als  Anode  und  einem  Eisenstab,  der  als 
Eathode  dient  und  durch  eine  Schraube  in 
dem  Maße  in  die  Höhe  gezogen  wird,  als 
sich  Calcium  abscheidet.  Während  der 
Elektrolyse  wird  der  Boden  des  Gefäßes 
durch  eine  isoliert  eingelegte  Eupferröhre, 
die  von  Wasser  durchflössen  wird,  mit  einer 
erstarrten  Chlorcalciumschicht  bedeckt  ge- 
halten. Bei  einer  durchschnittlichen  Spann- 
ung von  17,7  Volt  und  bei  163  Amp. 
wird  eine  durchschnittliche  Stromausbeute 
von  26,6  pCt  Calciummetall  in  unregel- 
mäßigen Zylindern  von  4  cm  Durchmesser 
erhalten.  Das  Metall  war  98  proc  und  ent- 
hielt geringe  Mengen  von  Si,  Fe,  AI,  Mg, 
Gl  und  0.  Wird  das  Metall  in  einer  ge- 
schlossenen Eisenröhre  zusammengeschmolzen, 
so  entsteht  eine  kristallinische  Masse,  welche 
91,3  pCt  Ca,  5,3  pCt  0  und  geringe 
Mengen  anderer  Venmreinigungen  enthält 
Die  Eristalle  waren  weich,  zeigten  gefeilt 
oder  geschnitten  großen  Glanz  und  gelb- 
liche Farbe,  ließen  sich  auch  papierdünn 
hämmern^  wobei  häufig  Explosionen  beob- 
achtet wurden. 

Das  Calcium  ist  härter  als  Na,  Pb  und 
Sn,  nahezu  so  hart  wie  AI,  aber  weicher 
als  Zn,  Co  oder  Mg.  Es  kann  wie  andere 
Metalle  verarbeitet  werden.  Sei^e  Spann- 
kraft wurde  zu  612  kg  für  den  quem  ge- 
funden. Auf  Rotglut  erhitzt  verbrennt  es 
nicht,  in  feiner  Verteilung  jedoch  verbrennt 
es  bei  hoher  Temperatur  mit  weißem  licht 
wie  Magnesium.  Bei  300  bis  400^  wird 
es  weich  wie  Blei.  Seine  Dichte  ist  1,5446 
bei  29,2  <>.     Calcium  ist  der  fünfbeste  Leiter 


der  Elektrizität  und  wird  nnr  von  Ag,  Co, 
An  und  AI  übertroffen.  Btt, 

Ztsehr.  f.  angew.  Chem.  1906,  1109. 


Pulvis  duodenalis. 

Nach  Versuchen  von  Moore  soll  Darm- 
schleimhautextrakt  eingenommen  Zuekerham- 
ruhr  günstig  beeinflussen.  Die  wurksame 
Substanz  des  Duodenum  bildet  nach  Marsden 
vielleicht  den  Typus  eines  ^P^äfe^mente8>, 
das  wahrscfaeinlicb  unter  Einwirkang  von 
Salzsäure  in  ein  Ferment  umgewandelt  wird, 
welches  nach  Resorption  vom  Pankreas  von 
hier  aus  die  Pankreatinsekretion  bewirkt, 
auf  welche  die  eigentliche  Wirkung  znrUd^- 
zuführen  ut  Zur  Gewinnung  eines  balt- 
baren Präparates  verfuhr  Marsden  folgender- 
maßen: Der  obere  Teil  des  frisdien  Duo- 
denum vom  Sdiwttn  wurde  abgeschabt, 
zerkleinert  und  bei  70  bis  80  <>  Canf  Glas- 
platten getrocknet.  3  Teile  des  so  ge- 
wonnenen Produktes  wurden  mit  1 T.  Caleinm- 
phosphat  gemischt  in  gut  verschlossenen 
Flaschen  aufbewahrt.  Die  Wirkung  dieses 
Produktes  ist  physiologisch  noch  nicht  ge- 
prüft. Ä. 

Pharm.  Joum.  1906,  166. 


Ueber  die  Entgiftung  des  Solanin. 

Nach  Hausmann  und  Woxasek  (Zentralbl. 
f.  PLysioL  Nr.  9)  wird  durch  Einleiten  von 
Kohlensäure  in  die  wässerige  Aubcbwemm- 
ung  von  Solanin  dessen  hämolytische  Wirk- 
ung aufgehoben.  Vertreiben  der  Kohlen- 
säure durch  Luft  stellt  sie  wieder  her. 
Desgleichen  wird  das  salzsaure  und  zitronen- 
saure Solanin  durch  Kohlensänre  entgiftet 
und  durch  Luft  die  hämolytische  Wirkung 
wiederhergestellt  Letztere  tritt  auch  in  saner- 
stofffreier  Atmosphäre  auf.  Demnadi  ist  die 
Kohlensäurewirkung  nicht  auf  Saaerstoff- 
mangel  zurückzuführen.  Sapotoxin  wird  doreh 
Kohlensäure  nicht  entgiftet 


Japanisches  HerIngsOL  Das  ziemlich  seltco 
an  den  (uropäischen  Markt  kommende  japanische 
Heringeöl  hat  C.  E,  Sage  untersacht  und  fol- 
gende Werte  gefanden: 

Farbe:   hellbraun 
Spez.  Gewicht  bei  20«  C7      0,9116 
Säurezahl  16,8 

Verseifangszahl  193,7 

Jodzahl  137,0.     WgL 

The  Ohem.  and  Drugg.  69  (1906),  Nr.  1389. 


1037 


■  ahrungsmittel-Ohemie. 


Die  Bestimmung  des  Fettes  im 

Kakao. 

Aaye  Kirschner  in  Kopenhagen  teilt 
mit,  daß  er  bei  Verwendung  dee  Oottlieb- 
Röse'sdiGii  Verfahrens  zur  Fettbeetimmnng 
im  Kakao  vorzügfiehe  Resnitate  erhalten 
habe.  Er  verwandte  einen  in  halbe  eom 
ungeteilten  Meßzylinder  von  75  bis  100  oem. 
In  den  Zylinder  werden  20  ocm  Alkohol 
(50  Yol.-proe.)  und  1^5  g  Kakao  gebracht 
Der  Kakao  wird  durch  Schüttebi  mit  dem 
Alkohol  gut  durchfeuchtet,  25  ccm  Aether 
hinzugefügt  und  während  15  Minuten  ab 
und  zu  gut  durchgeschüttelt  Es  werden 
25  com  PetroUlther  (Sdpt  unter  80  <>  C) 
hinzugefügt  und  durch  vorsichtigeB  Schüttebi 
gemischt  Bei  zu  starkem  Schütteln  ent- 
stehen leicht  schwer  trennbare  Emulsionen. 
Mit  dem  Heber  werden  nach  dner  Stunde 
45  ccm  der  ätherischen  Lösung  abgehoben, 
verdunstet  und  so  verfahren  wie  es  in 
Pharm.  Centralh.  46  [1905],  428  beschrieben 
ist  (Dem  Verfasser  scheint  der  einfache 
verbesserte  Apparat,  der  dort  abgebildet  ist, 
entgangen  zu  sein.)  Bei  der  Untersuchung 
von  Kakaopulvem  wurden  die  folgenden 
prozentualen  Fettgehalte  gefunden: 


nach  dem  Extn 

iktionsverfahi 

en: 

22,61 

22,68 

32,02 

b2,99 

20,50 

— 

19,21 

20,31 

20,28 

nach  Gottlieb'Röse  : 

22,6ü 

22,60 

22,64 

22,70 

32,80 

32,80 

32,98 

— 

20,47 

20,45 

20,44 

20,48 

19,23 

19,11 

— 

20,27 

20,33 

20,29 

— 

Mit  diesen  Resultaten  dürfte  sich  die  vor- 
treffliche Fettbestimmungsttiethode  nach  Oott- 
Ueb'Böse  ein  wdteres  Gebiet  erobert  haben. 

Ztsckr,  f,  Unters,  d.  Nähr,'  u,  Genußm. 
1906,  XI,  450.  -<fe*. 


Der  Nachweis  von  Zucker  in 

Macis. 

Gfegen  die  Arbeit  von  Haupt  und  Lud- 
vng  (Pharm.  Centralh.  46  [1905],  285)  hat 


E.  Spaeth  Einwendungen  gemacht  Er 
macht  geltend,  daß  er  gar  nicht  behauptet 
habe,  daß  die  Macis  keinen  Zucker  enthalte, 
vielmehr  sei  schon  von  T.  F.  Hanausek  an- 
gegeben worden,  daß  1,97  pCt  Zucker  in 
der  Macis  enthalten  seien.  Spaeth  meint 
aber,  daß  bei  genauer  Befolgung  des  von 
ihm  vorgeschlagenen  Prüfungsverfahrens  in 
reiner  Mads  dieser  Zucker  nicht  stOrend  zur 
Geltung  komme,  weshalb  das  ältere  Spaeth- 
sehe  Verfahren  der  von  den  erst  erwähnten 
Verfassern  befolgten  Methode  vorzuziehen 
sei.  Spaeth  geht  von  nicht  entfettetem 
Madspulver  aus,  da  der  Fettgehalt  der  Macis 
die  LOslichkeit  des  in  ihr  natürlich  vor- 
kommenden Zuckers  veifaindere.  Haupt 
und  Ludung  gingen  vom  entfetteten 
Pulver  aus  und  gelangten  so  zum  Nachweis 
des  Zuckers,  der  in  der  Mads  selbst  ent- 
halten ist 

Wendet  man  nach  Spaeth  das  Chloroform- 
Sedimentierverfahren  an,  so  kann  man  sicher 
den  absichtlich  hinzugefügten  Zucker  auf- 
finden und  das  Resultat  bleibt  unbeeinflußt 
vom  natürlichen  Zuckergehalt :  Man  behandelt 
etwa  10  g  Madspulver,  das  vorher  durch 
Behandlung  mit  Petrolftther  von  Fett  befreit 
sein  kann,  in  einem  40  bis  50  ccm  fassen- 
dem Probierrohr  in  bekannter  Weise  mit 
Chloroform.  Die  letzten  Anteile  des  beim 
Sedimente  verbliebenen  Chloroforms  ver- 
jagt man  durch  Erw&rmen  auf  dem  Waaser- 
bade,  lOst  den  Rückstand  in  warmem  Wasser 
und  spült  in  ein  50  ccm-Meßkölbchen.  Man 
fügt  2,5  ocm  BleiacetatlOsung  und  2,5  ccm 
Thonerdehydratmischung  hinzu,  füllt  auf  50 
ccm  auf  und  polarisiert  das  Filtrat  Dieses 
Verfahren  hat  den  Vorzug  der  größeren 
Kürze.  Die  Jodzahl  und  Refraktometerzahl 
der  Petroläthereztrakte  der  einzelnen  Macis- 
sorten  ist  bereits  1895  von  Spaeth  zur 
Unterschddung  von  verschiedenen  Mads- 
sorten  herangezogen  worden.  In  gleicher 
Weise  bestimmt  man  den  Zuckergehalt  im 
Zimtpulver. 

Ztsehr,  f.  Unters,  d,  Nakr.-  u.  Qenußm. 
1906,  XI,  447  ff.  — flW. 


1088 


Ergebnisse   der  Verhandlungen 
des  Weinparlaments. 

Die  TOD  der  Heichsverwaltung  znr  Beratung 
der  wichtigsten  Tagesfragen  auf  dem  Gebiete 
der  Weingesetzgebung  berufene  Sachverständigen- 
Konferenz  hat  vom  8.  bis  10.  d.  M.  im  Kaiser- 
lichen Gesundheitsamt  getagt  Die  Verhand- 
lungen trugen,  um  eine  rückhaIt!ose  Aussprache 
über  die  in  manchen  Funkten  widerstreitenden 
Interessen  zu  ermöglichen,  vertraulichen  Charakter 
und  führten,  wenn  auch  Beschlüsse  nach  Lage 
der  Sache  nicht  gefaßt  werden  konnten,  in  den 
Hauptpunkten  zu  folgenden  Ergebnissen. 

Der  Vorschlag,  die  bestehende  Sonderge- 
setzgebung über  Wein  zu  beseitigen 
und  den  Wein  ausschließlich  dem  Nahrungs- 
mittelgesetze zu  unterstellen,  fand  keinen  An- 
klang, dagegen  wurden  einzelne  Ergänzungen 
des  Gesetzes  vom  24.  Mai  1901  als  nötig  be- 
zeichnet. Bezüglich  der  Kellorbehandlung 
wurde  gewünscht,  daß  diejenigen  Verfahren, 
welche  gestattet  sein  sollen,  im  Gesetz  oder  in 
ergänzenden  Bekanntmaohnnffen  des  Bundesrats 
erschöpfend  aufgezählt  und  sule  nicht  ausdrück- 
lich zugelassenen  Arten  der  Kellerbehandlung 
verboten  würden. 

Die  Mehrheit  der  Versammlung  befürwortete 
ein  Verbot  des  Verschnitts  von  Weiß- 
wein mit  Rotwein  und  für  den  Fall,  daß 
dies  nicht  angängig  sein  sollte,  Einführung  des 
Deklarationszwaoges  für  solche  Verschnitte. 

Ein  Verbot  der  Zuckerung  des  Weines  oder 
die  Einführung  des  Deklarationszwanges  für  ge- 
zuckerte Weine  wurde  als  zu  weitgehend  er- 
achtet. 

üeber  die  Frage,  ob  eine  räumliche  und 
zeitliche  Beschränkung  des  Zucker- 
wasserzusatzes  sich  empfehle,  waren  die 
Auffassungen  geteilt.  Die  Mehrheit  sprach  sich 
für  solche  Einschränkungen  aus,  wenn  auch 
über  das  zuzulassende  Maß  des  Zuckerwasser- 
zusatzes und  die  Zeitgrenze  für  die  Zuckerung 
die  Meinungen  auseinandergingen.  Einer  Mein- 
ung waren  die  Befürworter  der  räumlichen  Be- 
grenzung darin,  daß  sie  praktischen  Erfolg  nur 
bei  enger  Bemessung  der  Grenze  haben  werde. 

Die  Grenz  zahlen  für  den  Gehalt  an  Ex- 
traktstoffen und  Mineralbestandteilen  wurden 
von  der  überwiegenden  Mehrheit  für  unentbehr- 
lich gehalten,  solange  nicht  ein  brauchbarer  Er- 
satz gefunden  sei.  Von  einigen  Seiten  wurde 
jedoch  eine  Nachprüfung  der  Grenzzahlen  ge- 
wünscht. 

Einhelligkeit  herrschte  in  der  Versammlung 
darüber,  daß  eine  einheitliche,  in  allen  Teilen 
des  Eeichs  nach  gleichen  Grundsätzen  zu  hand- 
habende Kellerkontrolle  durch  fach- 
männisch gebildete  Beamte  anzustreben  sei.  Die 
überwiegende  Mehrzahl  sprach  sich  für  An- 
stellung von  Kontrolleuren  im  Hauptamt  und 
für  Einräumung  weitgehender  Befugnisse  an 
diese  Beamte  aus,  während  eine  Minderheit  der 
im  Ehrenamt  ausgeübten  Kontrolle  den  Vorzug 
gab.    Ueber    den    Wert   der   Vorschrift   einer 


Lagerbachführung  waren  die  Meinungen 
geteilt,  doch  würde  die  Mehrzahl  dann  eine 
wirksame  Ergänzung  und  beachtenswerte  Er- 
leichterung der  Kontrolle  sowie  ein  sehr  brauch- 
bares Mittel  zur  Bekämpfung  der  Weinfälsch- 
ungen sehen,  während  die  Gegner  die  Durch- 
führbarkeit mindestens  in  großen  Betrieb 3n  be- 
zweifelten. 

Zur  Einschränkung  der  mißbräuchlichen  Ver- 
wendung der  als  Haustrunk,  oder  für 
Brennzweoke  hergestellten  Weine 
aus  Tröstern  und  dergl.  sowie  der  0 b a t - 
weine  wurden  verschärfte  Kontrollmaßregeln 
etwa  auch  dio  Vorschrift  der  Kennzeichnung 
der  betreffenden  Gebinde  empfohlen,  dagegen 
fand  der  Vorschlag,  den  Obstweinhandel,  nament- 
lich den  Vertrieb  von  Birneowein  allgemein  be- 
schränkenden Maßnahmen  im  Handelsverkehr 
zu  unterstellen,  keine  Billigung. 

Die  fHnführung  einer  Weinsteuer  fand 
nur  in  Form  einer  Al^be  zur  Deckung  der 
Kontrollkoston  oder  in  Form  einer  Besteuerang 
der  Wein  Vermehrung  vereinzelte  Befürworter. 

Strafverschärfungen  für  befftimmte  Zu- 
widerhandlungen gegen  die  Bestimmungen  des 
Weingesetzes  wurden  von  versohiedenen  Seiten 
für  nötig  gehalten. 

Fast  ohne  Widerspruch  beklagte  man,  daß 
sich  bezüglich  der  Herkunftsbenennung 
des  Weines  Mißstände  durch  eine  zu  weit- 
gehende Verwendung  von  örtlichen  Bezeich- 
nungen als  Gattungsnamen  bemerkbar  gemacht 
hätten.  Die  Vertreter  des  Handeis  bezeichneten 
zwar  die  Verwendung  solcher  Gattungsnamen 
im  allgemeinen  für  unbedingt  notwendig,  doch 
war  man  sich  fast  widerspruchslos  darin  einig, 
daß  Lagenamen  namentlich  in  Verbindung  mit 
der  Bezeichnung  des  Jahrganges  als  Herkunfts- 
bezeichnungen im  strengen  Sinne  angesehen 
werden  sollten;  auch  sprach  man  sich  über- 
wiegend dahin  aus,  daß  Weine,  die  unter  der 
Bezeichnung  eines  bestimmten  Weinbaugebiets 
in  den  Verkehr  gebracht  werden,  z  B.  unter 
dem  Namen  cPfiüzer-  oder  Moselwein»,  diesem 
Weinbaugebiet  entstammen  müßten.  Bei  Ver- 
schnittwein  hätte  die  Hauptmenge  zu  ent- 
scheiden. Es  wurde  hierbei  erörtert,  daß  die 
Bestimmungen  des  Gesetzes  zum  Schutze  der 
Warenbezeichnungen  schon  jetzt  eine  Handhabe 
biete,  um  Mißbräuchen  entgegenzutreten. 

Der  Wunsch  der  Vertreter  des  Obstwein- 
handels,  daß  Obst-  und  Beerenweine  in 
Zukunft  unter  Verzicht  auf  die  einschlägigen 
Bestimmungen  des  Weingesetzes  nur  dem  Nahr- 
ungsmittelgesetz unterstellt  werden  möchten, 
begegnete  dem  Widerspruche  von  mehreren 
Seiten. 

Es  wird  nunmehr  von  zuständigen  Stellen  za 
prüfen  sein,  inwieweit  das  Ergebnis  der  Ver- 
handlungen eine  ausreichende  Unterlage  für  die 
wirksamere  Gestaltung  des  Vollzugs  oder  für 
die  Verbesserung  des  Weingesetzes  bietet 

(Vgl.  auch  Phann.  Centralh.  47  [1906],  880.) 


."  * 


1039 


Pharmakognostische  Mitteilungen. 


Qewinnung  und  Handel  mit 
Kaurikopal  In  Neuseeland. 

Eaarikopal;  das  Harz  der  Eaurifichte; 
Agathis  Australis,  wird  nur  in  Neuseeland 
nnd  zwar  in  der  Provinz  Auckland  gefunden, 
wo  rund  850  000  Acker  als  kopalhaltig 
bezeichnet  werden  können.  Man  unter- 
scheidet drei  Arten  von  Eopal,  nämlich  den 
fossilen,  den  Bnschkopal  und  den  von  den 
lebenden  Eaurifichten  abgezapften. 

Der  größte  Teil  des  gewonnenen  Eopals 
ist  fossiler  Natur;  es  scheint  im  Alter 
sehr  verschieden  zu  sein,  da  er  in  2,  3, 
auch  4  über  einander  geschichteten  Lagen 
vorkommt.  Der  beste  Eopal  wird  in  den 
beiden  höchsten  Lagen  trockenen  Landes 
gefunden.  Die  Gewinnung  des  Eopals 
geschieht  durch  Graben,  wobei  man  sich 
neben  Schaufel  und  Hacke  eines  1  bis  3  m 
langen  speerartigen  Werkzeuges  bedient,  mit 
dem  der  Eopalgräber  den  Boden  durch 
Hineinstechen  auf  Harzstüeke  untersucht 

Den  aus  den  heutigen  Eauriforsten  stamm- 
enden Bnschkopal,  der  sich  meist  zwischen 
den  einzelnen  Wurzelstüoken  der  Fichten 
findet,  gewinnt  man  in  gleicher  Weise  wie 
den  fossilen.  Das  dritte  Verfahren  zur 
Gewinnung  von  Eopal,  den  lebenden 
Fichten  das  Harz  durch  Anritzen  der 
Rinde  zu  entziehen,  ist  in  neuerer  Zeit  ver- 
suchsweise von  der  Regierung  gestattet 
worden. 

Eopal  wird  in  Stücken  von  der  Größe 
einer  Haselnuß  bis  zu  Blöcken  von  50  kg 
gefunden,  die  durch  Abschaben  von  an- 
haftendem Erdreich  befreit  werden  und  nach 
Größe,  Farbe  usw.  verpackt  nach  dem  ein- 
zigen Ausfuhrhafen  für  den  Artikel,  nach 
Auckland,  transportiert  werden.  Hier  wird 
dw  Eopal  teilweise  einer  zweiten  Schabung 
unterzogen,  teilweise  neu  sortiert,  wobei  die 
Farbe  eine  Hauptrolle  spielt;  je  heller  und 
durchfflchtiger  das  Harz,  desto  höher  der 
Preis. 

Die  Vereinigten  Staaten  von  Amerika  sind 

bei  weitem  die  bedeutendsten  Abnehmer  von 

Eaurikopal,   das  hauptsächlich  in  der  Lack- 

und  Linoleumfabrikation  Verwendung  findet. 

Der  Seifmfabrikant  1905,  807.  2v, 


Die  mydriatisch  wirkenden 
Alkaloide  der  Datura-Arten 

erfreuen  sich  dauernd  des  lebhaften  Interesses 
von  E,  Schmidt  nnd  seinen  Schülern.  Die 
Isolierung  und  Identifizierung  der  Alkaloide 
geschah  bei  Datura  alba,  und  zwar  bei 
zwei  von  J.  C.  Schmidt  in  Erfurt  als 
Datura  fastuosa  flor.  alb.  plen.  und  D.  fastuosa 
flor.  coerulea  plen.  bezogenen  Samenmustern 
in  der  bekannten  Weise  (Ausziehen  mit 
Alkohol,  Eindampfen,  Aufnehmen  mit  Wasser, 
Entfetten  mit  PetroUther,  Reinigen  mit 
Natriumbikarbonat  und  Ghloroformäther  und 
Aufnehmen  mit  sabssäurehaltigem  Wasser) 
die  Trennung  der  Alkaloide  Skopolamin  und 
Hyoscyamin  mit  Hilfe  der  verschieden  leicht 
löslichen  Golddoppelsalze.  Auf  diese  Weise 
wurden  in  den  Samen  der  D.  f.  fl.  coerulea 
0,216  pGt  Skopolamin  und  0,034  pOt 
Hyoscyamin,  in  den  Samen  der  D.  f.  fl«  alba 
0,20  pCt  Skopolamin  und  0,023  pCt 
Hyoscyamin  gefunden.  Während  nun  in 
Datura  arborea  von  Kircher  bei  einer 
früheren  Untersuchung  von  noch  in  normaler 
Entwicklung  begriffenen  Pflanzen  fast  nur 
Skopolamin  gefunden  wurde,  lieferte  eine 
abgeblühte,  fast  ganz  entblätterte  und  im 
Absterben  begriffene  .  Pflanze  von  Datura 
arborea  bei  der  jetzt  vorliegenden  Unter- 
suchung viel  Hyoscyamin  und  nur  sehr 
wenig  Skopolamin.  Ebenso  lieferten  aus- 
ländische Samen  von  Datura  arborea  ein 
Alkaloidgemisoh  ^on  etwa  1  Teil  Skopol- 
amin und  4  Teilen  Hyoscyamin.  Es  zeigt 
sich  also,  daß  außer  den  verschiedenen 
klimatischen  Bedingungen  auch  die  ver- 
schiedenen Entwicklnngsstadien  der  Pflanze 
verändert  auf  die  Art  der  gebildeten  Alkaloide 
einwirkt  J,  K, 

Archiv  der  Pharm.  1906,  66. 


Alpenpflanzen    auf    dem    Brocken.      Der 

Göttinger  Professor  Peter^  welcher  auf  dem 
Biooken  einen  Versuchsgarten  unterhält,  hat 
Zeitungsnachrichten  zufolge  neuerdings  mit  der 
£inrichtUDg  pflanzengeographischer  Gruppen  be- 
gonnen. Es  sind  bereits  Abteilungen  für  Alpen- 
pflanzen aus  der  Dauphlne,  aus  Graubünden, 
dem  Engadin,  den  Dolomiten  angelegt  worden. 
Auch  wurden  auf  dem  Brocken  Aussaatyersuche 
mit  Alpenpflanzen  angestellt^  Wgl 


1040 


Therapeutische  HHteiluRgeiii 


Sulfonal 

war  das  erste  der  langen  Reihe  von  Schlaf- 
mitteln, welche  in  nnnmehr  fast  20  Jahren 
die  HauptreprSsentanten  der  chemischen 
Schlafmittel  bildeten.  Gerade  das  von  der 
erstdarstellenden  Fabrik  (J,  D.  Riedel, 
A.-G.  in  Berlin)  in  den  Handel  gebrachte 
Snlfonal  hat  sich  gemäß  seiner  in  viele 
hnndert  Millionen  gehenden  Darrdchnng  von 
Einzelgaben  durchaus  als  bewährt  erhalten^ 
wofür  z.  B.  Ä,  Hahn  durch  seine  in  den 
letzten  10  Jahren  gerade  mit  cSuIfonal 
Riedel»  gemachten  Erfahrungen  Beweis  er- 
bringt. Es  kommt  ihm  darauf  an,  zu  be- 
weisen, daß  Sulfonal  durchaus  nidit  etwa 
mehr  Nebenwirkungen  hat  als  die  späteren 
Schlafmittel,  daß  es  nur  ganz  im  Anfang 
seines  Bekanntwerdens  überflüssigerweise 
oft  in  viel  zu  großen  Gaben  gegeben  wurde, 
daß  es  vielmehr  fortgesetzt  hintereinander, 
Tag  für  Tag  und  Wochen  auf  Wochen 
gegeben  werden  kann,  sofern  man  sich  von 
vornherein  durch  eine  kleine  Anfangsgabe 
davon  überzeugt  hat,  ob  überhaupt  eine 
Verträglichkeit  für  Sulfonal  besteht.  Ist 
eine  solche  Verträglichkeit  mit  einet  Anfangs- 
gabe von  etwa  0,5  g  Sulfonal  erwiesen,  so 
kann  man  schon  am  selbigen  Abend  mit 
einer  weiteren  Gabe  von  0,5  g  fortfahren 
und  nun  die  nächsten  Tage  und  Wochen 
bei  Männern  bis  0,6  bezw.  1,0  g,  bei 
Frauen  bis  0,4  bezw.  0,8  g  und  bei  Kindern 
dementsprechend  die  geringere  Gabe  am 
Tage  oder  Abend  geben.  Der  Vorsicht  halber 
wird  man  den  Harn  und  die  Magen-  und 
Darmtätigkeit  im  Auge  behalten.  Uebrigens 
hat  Rahn,  wenigstens  bd  «Sulfonal  Riedel» ^ 
niemals  derartige  Erscheinungen  wie  Häma- 
toporpbyrinurie,  Erbrechen,  Kolik  u.  ä.  be- 
obachtet, obgleich  sehr  viele  ueehe  und  ganz 
erschöpfte  Kranke  unter  seinen  Beobachtungs- 
reihen sich  befanden.  Hervorzuheben  sind 
einige  Fälle  von  chronischen  Nervenschmerzen, 
wo  Sulfonal  monatelang  gegeben  und  fort- 
gesetzt sehr  gut  vertragen  wurde,  ohne  in 
der  Wirkung  nachzulassen;  nicht  einmal 
eine  Steigerung  der  hier  meist  1  g  betragen- 
den Gabe  war  nötig.  Sehr  von  Vorteil  war 
dabei  die  Darreichung  der  leichtlöslichen  und 
außerordentlich  bequemen  Tabletten  zu  je  1  g. 


Sulfonal  ist  nach  Rahn  bisher  m  seiner 
Wirkung  und  Zuverlässigkeit  nicht  fiber- 
troffen, es  ist  zum  mindesten  frei  von  Neben- 
wirkungen bd  entsprechender  Handhabung 
und  hat  den  großen  Vorteil,  als  bewährtes 
Mittel  das  biUigste  zu  sein.  A.  Rn. 

DeuUehe  ÄerxU-Zfg.  L906,  Nr.  5. 


Pinselungs  -  und  Qurgel  -  Kittel 
bei  der  Diphtherie. 

In  den  letzten  Jahren  behandelte  Bourget 
in  der  medizinischen  Klinik  zu  Laosanne 
seme  Rachendiphtherie  -  Fälle  ausschließlich 
mit  Pinselungen  und  Gurgelmitteln  und  kam 
damit  selbst  in  angeblich  schweren  FiOen 
aus,  ohne  Serum  anwenden  zu  mfissen.  Die 
Pinselung  des  kranken  Rachens  wurde  mit 
folgender  Lösung  vorgenommen:  Liquor 
Ferri  sesquichlorati,  Alumen  pulv.,  Aeidom 
boric,  Olycerin  je  2  g.  Die  Reinigung 
geschieht  so  vollständig  wie  nur  mOgfich 
mittels  kleiner,  an  einem  Holzstäbchen  be- 
festigten Wattetampons,  die  nadi  jeder 
Pinselung  fortgeworfen  werden. 

Die  Eisenchloridlösung  bewirkt  Koagulation 
und  Schrumpfung  der  Fbeudomembranen, 
die  sich  leicht  abheben  lassen.  In  dieser 
Weise  nimmt  man  jedesmal  5  oder  6  Pinsel- 
ungen  vor  und  zwar  so  oft  es  notwendig 
ist,  die  Gaumenbögen  und  Mandeln  aufis 
sorgfältigste  zu  r^igen.  Einige  Minuten 
hinterher  gurgelt  der  Kranke  mit  einer 
Mischung  von  Tinctnra  Ratanhiae  undOnajad 
je  50  g  (2  Kaffeelöffel  voll  in  einem  Glase 
warmen* Wassers).  In  dieser  Weise  verfährt 
man  von  neuem  alle  2  Stunden  und  seihet 
jede  Stunde  in  den  schweren  Fällen.  Es 
macht  sich  schon  nach  ganz  kurzer  Zelt 
eine  Erleichterung  des  Kranken  bemerkbar, 
so  daß  derselbe  von  Selbst  nach  dieser  Be- 
handlung verlangt 

(Eine  solche  Methode  ist,  wenn  sie  systemat- 
isch nach  .Btnir^e^'durohgeffihrt  werden  mA^ 
viel  zu  umständlich  und  fOr  den  meist  un- 
willigen und  mfirrisdien«  Diphtherie-Kranken 
viel  zu  aufregend,  so  daß  wohl  die^bisher 
als  zuverlässig  anerkannte  Semmbehmndlung 
die   bei    weitem    einfachere    ist;    u 


1041 


aber  sind   die   obigen  Vorschriften  neben 

Sernm  beachtenswert.  Der  Berichterstatter.) 

Tkerap.  Monatsk.  1906.  Ä,  Rn. 


Eine 
eigenartige     Kombination     der 
chroniBchen  Tripperbehandlung 

ist  durch  Einträufeln  von  Silbemitratlösting 
und  nachfolgender  Einführung  eines  Zink- 
bougie  gegeben.  Bringt  man  auf  lebende 
Gewebe  jene  Silberlösung  und  berührt  dann 
mit  metallischem  Zink,  so  entsteht  metallisches 
Silber,  eine  Sübereiweißverbindung  und 
Spuren  von  Ohlorsilber,  femer  minimale 
Mengen  von  Ghlorzink  und  Zinknitrat.  Diese 
energische  und  rasch  eintretende  Reaktion 
benutzten  F.  Balxer  und  A,  Tan  - 
sard  zur  Behandlung  des  chronischen  und 
auch  des  subakuten  Trippers.  Sie  träufeln 
je  nach  dem  Krankheitssitz  in  den  vorderen 
oder  hinteren  Teil  der  Harnröhre  10  bis 
20  Tropfen  einer  Iproc.  Silbemitratlösung 
ein  und  führen  unmittelbar  damaoh  ein  mit 
Vaselin  bestrichenes  Bougie  aus  metallischem 
Zink  ein.  Das  Bougie,  das  vor  der  Ein- 
führung in  destilliertem  Wasser  ausgekocht 
werden  soll,  bleibt  1  bis  2  Minuten  liegen; 
innerhalb  dieser  Zeit  ist  die  Reaktion  ein- 
getreten, was  sich  durch  Schmerzen,  ins- 
besondere aber  durch  Ausfließen  schwarz- 
gefärbten Vaselins  anzeigt.  Nach  der  Heraus- 
nahme wird  das  Bougie  sofort  gereinigt  und 
mit  Jodkaliumlösung  abgerieben,  nach  wieder- 
holtem Gebrauch  muß  es  neu  poliert  werden. 
Die  Sitzungen  sind  in  kürzeren  oder  längeren 
Zwischenräumen  zu  wiederholen.     A,  Rn, 

Ännales  des  maladiea  des  organes  genito- 
urinaires  1906,  Heft  8. 


Ueber  die  Wirkung  des  Citarin 
auf  die  Hamsäureaussoheidung 

ist  bisher  nichts  bekannt  Citarin  ist  eine 
Verbindung  von  Formaldehyd  mit  zitronen- 
saurem Natrium  (Pharm.  Centralh.  44  [1903], 
151,  911).  Das  Mittel  ist  von  den  Elber- 
f eider  Farbwerken  vorm.  Bayer  dt  Co.  auf 
Anregung  von  His  hergesteUt  worden,  welcher 
darauf  aufmerksam  machte,  daß  es  vor  allem 
erforderlich  sei,  die  Harnsäure  nicht  in  Form 
von  Salzen  zu  binden,  sondern  leicht  lös- 
liche chemische  Verbindungen  herzustellen. 
Während   1   Teil  reine  Harnsäure   14000 


Teile  kaltes  oder  1500  Teile  warmes  Wasser 
zur  Lösung  braucht,  ist  das  Lösungsverhältnis 
der  Diformaldehydharnsäure  1 :  300.  Hinzu 
tritt  noch,  daß  die  Diformaldehydharn- 
säure durch  verdönnte  Säuren,  im  Gegen- 
satz zur  Harnsäure,  nicht  gefällt  wird,  so 
daß  sie,  einmal  im  Organismus  gebildet, 
sowohl  im  alkalischen  wie  im  sauren  Harn 
gelöst  bleiben  muß.  Unterstützend  bei 
der  Wirkung  des  Formaldehyds  tritt  das 
zitronensaure  Natrium  hinzu,  das  wie  manche 
andere  Fruchtsäure  zu  kohlensaurem  Salz 
verbrennt,  dadurch  die  Alkaleszens  des  Blutes 
erhöht  und  die  Lösung  der  Harnsäure  be- 
günstigt. Beim  akuten  Anfall  werden  nach 
der  Vorschrift  fünfmal  täglich  2  g  verabreicht, 
in  den  nächsten  Tagen  dreimal  2  g.  Die 
bei  der  Darreichung  von  Citarin  erhaltenen 
Resultate  sind  noch  nicht  klar.  Es  macht 
den  Eindruck,  als  wenn  eine  stärkere  Aus- 
scheidung von  Harnsäure  trotz  der  sicher 
hervortretenden  günstigen  Beeinflussung  der 
gichtischen  Veränderungen  an  den  Gelenken 
dabei  nicht  erfolgt.  Vielleicht  wird  unter 
dem  Einfluß  des  Citarin  und  andrer  Form- 
aldehydverbindungen   die    Umsetzung    oder 

Bildung  der  Harnsäure  verändert.  L. 

Münekn.  Med,  Wochensehr.  1905,  2263. 


Strychnin  im  Vogeltierkörper 

wird    nach   Einführung    durch    den   Mund 

sehr  langsam   aufgesaugt.     Es   kann  selbst 

nach  Verabreichung  sehr  kleiner  Gaben  im 

Vogeltierkörper,   das    Huhn    ausgenommen, 

nachgewiesen  werden.     Im  Blute  des  Huhns 

wird  es  in   einen  Körper  umgewandelt,  der 

keine    Strychninreaktion    mehr   gibt      Die 

erhöhte  Widerstandsfähigkeit  des  Huhns  hat 

ihren  Grund  wahrscheilich  in  einer  verzögerten 

Aufsaugung,  bei  gleichzeitiger  Fähigkeit  des 

Körpers  ins   Blut  gelangte   Giftmengen   zu 

entgiften.  L. 

Deutsche  Med,  Wochensehr,  1006,  640. 

Eine  Vergiftung  durch  west- 
afrikanisclies  Satinholz 

ist  in  Lancashire  an  6  Webersohifferzengem 
beobachtet  worden.  Sie  starben  alle  plötzlich. 
R,  J,  Earvey  -  Qibson  (Chem.-Ztg.  1906,  716) 
konnte  feststellen,  daß  das  verwendete  Satinholz 
bedeutende  Mengen  von  Alkaloiden  enthält,  die 
leicht  von  der  Haut  aufgenommen  werden  und 
auoh  in  die  Lunge  kommen.  Damit  geimpfte 
Tiere  starben  unter  heftigen  Krämpfen,      —he. 


1042 


Photographische  Mitteilungeii. 


Retouche   von  Celloidinbildern. 

Es  ist  nnmöglich,  auf  Celloidinpapier  mit 
glänzender  Oberfiädie  mit  Wasserfarben  zu 
retonehieren,  ohne  daß  man  die  Bilder  einer 
vorbereitenden  Präparation  unterwirft.  Um 
die  Oberfläche  zu  befähigen,  Aquarellfarben 
anzunehmen,  breitet  man  einige  Tropfen 
Terpentinöl  auf  den  Bildern  ans  und  läßt 
den  üeberschuß  unter  mäßigem  Erwärmen 
verdunsten.  Damit  die  ßetouohe  nicht  stumpf, 
sondern  glänzend  auftrocknet,  mischt  man  der 
Tusche  einigeTropfengelOfitesOummi  arabicum 
oder  Albumin  bei.  Um  die  Albuminlösung 
herzustellen,  bringt  man  das  Weiße  von 
einem  Ei  in  eine  Flasche  von  100  ccm 
Inhalt,  fügt  1  bis  2  ccm  Ammoniakflüssig- 
keit hinzu,  füllt  die  Flasche  mit  Wasser 
und  schüttelt  stark  bis  zur  gleichmäßigen 
Mischung.  Bm, 

Photogr,   WochenbL  1906,  152. 


Orangegelbe  und  grüne  Tonung 
von  Bromsilberdruoken. 

Die  Vorschriften  für  die  farbige  Tonung 
von  Bromsilberbildem  sind  so  zahlreich,  daß 
man  damit  hinreichendes  Rezeptmaterial  für 
alle  möglichen  Farben  erhielt.  Dennoch 
werden  von  Zeit  zu  Zeit  neue  Rezepte 
bekannt,  wie  das  nachstehende,  von  Prof. 
Namias  in  der  «Revue  Suisse  de  Phot.» 
empfohlene  Verfahren  für  die  Erzeugung 
von  orangegelben  und  grünen  Tönen  auf 
Bromsilberkopien. 

Namias  weist  darauf  hin,  daß  er  schon 
1899  dne  Methode  zur  Gelbfärbung  von 
Bromsilberbildem  durch  üeberführung  des 
Silbers  des  Bildes  in  Ferrocyanflrsilber  mittels 
einer  ammoniakalischen  Lösung  von  gelbem 
Blutlaugensalz  bekannt  gab.  Die  Verbind- 
ung wird  dann  durch  ein  3ad  von  Vanadium- 
chlorür  weiter  umgewandelt.  Im  Jahre  1902 
veröffentlichte  derselbe  Autor  noch  eine 
Modifikation  eines  so  getonten  Bildes  durch 
Behandeln  mit  Eisenchlorid,  wodurch  grüne 
Töne  entstehen.  Nun  hat  er  gegenwärtig 
gelbe  und  grüne  Töne  durch  em  anderes 
Verfahren  erhalten,  indem  er  das  Bild  mit 
Bleichromat  allein  oder  auch  kombiniert  mit 
Blutlaugensalz  behandelte.    Die  so  erhaltenen 


Bilder  sind  sehr  schön  und  beständig.  Im 
allgemeinen  sind  bei  dieser  Methode  dieselben 
Prinzipien  eingehalten,  die  schon  vor 
Dezennien  Eden  und  Totk  zur  Grandlage 
ihrer  Publikationen  nahmen. 

Das  von  Namias  benutzte  Bad  besteht 
aus  2  Lösungen:  a)  gelbes  Blntlaugenaalz 
8  g,  Wasser  100  ecm;  b)  Bidutrat  7  g, 
Wasser  100  com. 

Zum  Gebrauch  werden  von  beiden  Flfisag- 
kdten  gleiche  Teile  gemengt  nnd  nach  dem 
Filtrieren  dm'ge  Tropfen  Salzsäure  zugesetzt. 
Eine  detaillierte  weitere  Beschreibung  ist 
wohl  überflüssig,  weil  die  Art  der  Tonang 
von  Bromffilberbildem  bekannt  ist  Nidi 
Erreichung  der  gewünschten  gelben  Ftrbnng 
kommt  das  Bild  in  eine  1  proc  Eafiom- 
dichromatlösung  und  nach  gutem  WaBcfaen 
in  eine  ^/^p^oe.  Lösung  von  SdiwefeUliire. 

Setzt  man  dem  Bad  von  Kaliumdiehromat 
(ohne  Ammoniak)  ein  wemg  einer  VsP'^ 
Lösung  von  Eisenchlorid  zu,  dann  entsteht 
bei  der  Gegenwart  des  Bleiduromats  eine 
blaue  Färbung,  die  mit  dem  Gelb  kv- 
sammen  einen  grünen  Ton  gibt.        Bk. 

Photogr.  Ind. 


Eine  photographisolie  Welt- 
ausstellung 

wird  vom  Mai  bis  September  1910  im 
städtischen  Aussteliungspalast  zu  Dresden 
abgehalten  werden.  Diese  Auastellang  wll 
sich  nicht  nur  auf  fertige  ErzeugnisBe  ans 
den  Gebieten  der  künstlerischen,  teehniseheD 
und  wissenschaftlichen  Photographie  6r- 
strecken,  sondern  auch  die  photographiiebe 
Industrie  und  Reproduktionstechnik  im  Be- 
triebe zeigen.  Veranstaltet  wird  die  Ai» 
Stellung  gemeinsehaftlich  von  dem  DeotsehoD 
Photographenverein,  der  Dresdner  Geeeil- 
Schaft  zur  Förderung  der  Amateor-Photo 
graphie  und  dem  Vereine  von  FabrikanteD 
photographischer  Artikel  in  Berlin.  Bm. 
Apollo  22   Okt.  1900. 

Farbe  zum  Abdecken  der  NegaÜTe  (Himmel 
bei  Landschaften  und  dergleichen)  erhJUt  mw 
durch  Vermischen  von  Asphalüaok  mit  etvas 
Kienroß.  ^^ 

Deutsch.  Photogr.  Kai. 


1043 


BOchBPSohaH. 


Arbeitsmethoden  ftr  orgamioh-ckemiflohe 
Laboratorien.     Von  Prof.  Dr.  Lasrnr- 
Cohn,   Königsberg  i.  Pr.     Vierte  um- 
gearbeitete und  vermehrte  Auflage.    All- 
gemeiner Teil.    Hamburg  u.  Leipzig 
1906,  Verlag  von  Leopold  Voß.   Preia: 
geh.  11  Mk.,  geb.  13  Mk.  50  Pf. 
Schon  nach   dem  kurzen  Zeiträume  von  drei 
Jahren   erlebt  das   allgemein  geschätzte  Werk 
eine   neue  Auflage.    Der  Herr  Verf.  hat  diese 
-Gelegenheit  zu  einer  gründlichen   Bearbeitung 
und  Ergänzung  benutzt.    Der  umfang  des  vor- 
liegenden Allgemeinen  Teils  ist  ganz  bedeutend 
gewachsen,    was    wohl    hauptsächlich    auf   die 
genaue  Berücksichtigang  der  Patenditeratur  bis 
zur  Gegenwart  zurückzufuhren   ist.     Auch  ist 
<ler  Abschnitt  über   die  Elementaranalyse,   der 
ursprünglich    den    Schluß   des  ganzen  Werkes 
bildete,    in    diesen  Teil   aaf genommen   worden. 
Die  Benutzung   des  Buches   ist   durch  Vervoll- 
ständigung   des    allgemeinen    und    der   kleinen 
Teilregister   erleichtert  worden,    eine  besonders 
wichtige  Einrichtung   für  ein  Nachschlagebuch, 
das  während   der  Arbeit   auf   allerhand  Fragen 
rasche  und  zuverlässige  Antwort  geben  soll. 

Durch  Vermehrung  der  vorzüglichen  Abbild- 
ungen von  106  auf  160  hat  die  Verlagshandlang 
für  eine  genügende  Erläuterung  des  Textes  ge- 
sorgt und  dem  Werke  eine  angemessene  würdige 
Ausstattung  gegeben. 

Es  ist  zu  erwarten,    daß  auch  die  neue  Auf- 
lage  den  Kreis   der  Benutzer   des  Werkes   er- 
weitem wird,  insbesondere  auf  Hochschulen,  wo 
der  Studierende  oft  ein  Hilfsbuch  wie^dji;^  vor^ 
liegende  nötig  braucht.  Franx  Zetüehf.  ^ 

Bepetitorium  der  Chemie   mit   besonderer 
Berücksichtigung    der   für    die    Medizin 
wichtigen  Verbindungen  sowie  des  «Arznei- 
buches   für    das  Deutsche  Reich»    und 
andere    Pharmakopoen   namentlloh   zum 
Gebrauche   für   Mediziner    und  Pharma- 
zeuten bearbeitet  von  Dr,  Carl  Arnold, 
Professor     der    Chemie    in    Hannover. 
Zwölfte     verbesserte     und     er- 
gänzte    Auflage.      Hamburg     und 
Leipzig    1906.      Verlag    von   Leopold 
Voß.     Preis:  geb.  7  Mk. 
Wiederum  liegt  uns  eine  neue  Auflage,  die  12. 
seit  dem  Jahre  18S4,  dieses  vortrefflichen  Repe- 
titorium  der  Chemie  vor,   wohl   an   sich  schon 
ein  genügender  Beweis   für  die  weite  Verbreit- 
ung  des  nun   beinahe  700  Seiten  umfassenden 
Buches. 

Welcher  Chemiker,  Pharmazeut  oder  Medi- 
ziner hätte  sich  nicht  daraus  schon  Rats  erholt 
oder  seine  Kenntnisse  aufgefrischt.  In  seiner 
knappen  uud  doch  so  umfassenden  Bearbeitung 
ist  der  <  Arnold*  ein  Vorbild  geworden  für  alle 
ähnlichen  bis  jetzt  erschienenen  Repetitorien  der 


Chemie,  aber  von  keinem  ist  es  an  Gründlich- 
keit und  Ausführlichkeit,  ohne  den  Rahmen 
seiäes  Titels  zu  überschreiten,  bis  jetzt  erreicht 
worden.  Immer  den  Fortschritten  der  Chemie 
folgend  —  es  sei  hier  nur  die\Aufnahme  der 
neaen  Forschungen  auf  dem  Gebiet  der  Terpene 
und  Eampher  erwähnt  —  ist  uns  der  <  Arnold» 
oft  schon  auch  als  Naohschlagebuoh  wertvoll 
geworden.  Dem  Kapitel  der  Eiweißstoffe  ist  ein 
viel  größerer  Raum  zu  teil  geworden  als  früher, 
was  nur  mit  Freuden  be^ßt  werden  kann. 
Auf  Seite  397  wäre  beim  Entwässern  von 
Alkohol  anstelle  von  Calciumchlorid  das  frisch 
geglühte  Kaliumkarbonat  und  schließUch  die 
Destillation  über  Natrium  zu  erwähnen,  auf 
Seite  412  mu£  es  Polypeptide  heißen,  auf  Seite 
475  hätten  einige  Worte  über  Fettsynthese  ge- 
sagt werden  können ;  die  neuesten  Zncker- 
synthesen  werden  von  Examinanden  vermißt 
werden.  Besondere  Sorgfalt  ist  wie  bisher  dem 
Inhaltsverzeichnis  wieder  zugewendet  worden ; 
es  enthält  jetzt  über  6500  Stichworte. 

Daß  bereits  üebersetzungen  ins  Englische, 
Französische,  Italienische  and  gar  Japanische 
vorliegen,  beweist  weiterhin  die  öüte  des  Werkes, 
und  so  wünschen  wir,  daß  auch  diese  Auf- 
lage ihren  Zug  durch  die  chemische  Welt  mache 
mit  den  gleichen  Erfolgen,  wie  sie  alle  vorher- 
gehenden errungen  haben.  W.  Fr. 


Jahrbueh  der  Chemie.     Bericht  tlber  die 
wichtigsten  Fortschritte   der   reinen  und 
angewandten   Chemie.     Unter   Mitwirk- 
ung von  H.  BecJcurtS'BrsinnBdtiweigf  C. 
■  -ä:  iBischoff-BlgSL,  Alfred  CbcAw-Göt- 
tingen^  M.  Delbrück'herXm,  J.  M.  Eder- 
Wien,    Th.  Fischer -heAm,  P.  Fried- 
laender-Wien,  G.  Haeussermann-QtaU' 
gart,  A.  Herxfeld-BerWn^  K.  A.  Hof- 
mann -München,   W.  ^ttö^^- Stuttgart, 
J.  Lewkowitsch -London^  A.  Morgen- 
Hohenheim,   M.   Nierenstetn-JAverpoo], 
F.  Quincke -LeyerkuBen  herauagegsben 
von  Richard  Meyer.     XV.   Jahrgang 
1905.      Braunschweig    1906.      Druck 
und  Verlag   von  Friedrich   Vieweg  & 
Sohn.     Xn,  596  und  16  Seiten  Lex.- 
80.     Preis:  14  Mk. 
Wie  sich   aus  vorstehendem  Buchtitel  ergibt, 
schied  von  den  Mitarbeitern  des  (Pharm.  Centraih. 
47    [1906J,   790)   besprochenen    14.   Jahrganges 
A.  Werner  aus,   für   den  K.  A.  Hofmann  den 
Bericht    über:    c Anorganische    Chemie»    über- 
nahm.    Neu   hinzugefügt  warde    der   17.   Ab- 
schnitt: «Gerberei»,  dessen  Daseinsberechtigang 
der  durch  seine  Arbeiten  über  die  Eonstitutioo 
des  Qnebracho-GerbstofTes  bekannte  M.  Nieren- 
stein  durch   Reichhaltigkeit   des  beigebrachten, 
sorgsam  verarbeiteten  und  lesbar  dargestellten 
Stoffes  erweist.  -y- 


1044 


Verschiedene  Mitteilungeii. 


Billige  Taschentuoliparfams. 

Flieder.^  Terpineol  25;5  g,  Vaniilin 
0,75  g;  Jasminöl  2,0  Tropfen,  Geraniol  10 
Tropfen,  PalmaroBaöl  10  Tropfen,  Bergamottöl 
20  Tropfen. 

Heliotrop.  Heliotropin  2,3  g,  Vanillin 
0,4  g,  Cumarin  0,25  g,  MoBohnstinktnr  2,5  g, 
Ylangöl  20  Tropfen,  Oeraniol  10  Tropfen, 
Benzaldehyd  2  Tropfen. 

Maiblume.  Linalo^l  6,0  g,  Orangen- 
bltttenöl  0,5  g,  Jasminöl  1,0  g,  Himbeer- 
äther 20  Tropfen,  Mosohustinktur  30  Tropfen. 

Reseda.  Geraniol  2^0  g,  Orangen- 
bifltenöl  2  g,  Jasminöl  2,0  g,  Tolubalsam 
2,0  g,  Pomeranzenöl  15  Tropfen. 

Diese  Misohungen  werden  in  1  kg  SOproc. 
Spiritus  gelöst  Die  fertigen  Parfflms  füllt 
man  in  braune  FUschen  ab,  die  man  im 
Winter  einige  Tage  in  geheizten  Räumen 
stehen  läßt  und  dann  wieder  einige  Tage 
im  kühlen  Keller  aufbewahrt  Empfehlens- 
wert ist  auch  der  Zusatz  von  5  Tropfen 
Ammoniakflüssigkeit  auf  1  L  Parfüm,  um 
das  Altem  künstlich  zu  beschleunigen. 

Ohem,'4echn,  Ratgeber  1906.| 


Konservierung  von  Früchten 

erfolgt  nach  Bull.  g^n.  de  Thdrap.  1906, 
561  in  England  in  neuerer  Zeit  dadurch, 
daß  man  die  Früchte  10  Minuten  lang  in 
kaltes  Wasser,  das  3  pGt  dner  40proe. 
FormaldehydlOsung  enthält,  einlegt,  dann 
auf  Horden  abtropfen  läßt  und  trocknet. 
Früchte  mit  weicher  Pulpa,  die  man  ganz 
verzehrt,  wie  Wemtrauben,  Kbrsdien  usw^ 
bringt  man  nach  dem  Eintauchen  m  das 
Formaldehydwasser  5  Minuten  lang  in 
reines  Wasser  und  trocknet  sie  erst  dann. 
Letztere  Wasserbehandlung  ist  bei  Aepfeln 
und  Birnen  nicht  erforderlich.  — ti— 


Notlztttsehchen    mit  Kalender   1907.     Die 

Chemische  Fabrik  Helfen berg  A.-O.  vorm.  Eugen 
Dieterich  in  Helfenberg  (äacbseo)  wird  auch 
im  nächsten  Jahre  gratis  und  franko  an 
sämtliche  Herren  Apothekenbesitzer  ein  äoßeist 
praktisches  and  bequem  in  der  Tasche  zu  tra- 
gendes Notiztäsohchen  mit  Kalender  veisendeD. 
Ferner  wird  noch  eine  Anzahl  Exemplare  hier- 
von zur  Verteilung  an  die  Herren  AÄgestellteo 
der  betr.  Apotheken  zur  Verfügung  stehen. 
Entsprechende  Wünsche  sind  der  Fabrik  mit 
deutlicher  Namens-  und  Adressenaogabe  einzu« 
senden.  Der  Versand  der  Notiztäsohchen  yoii 
Helfenberg  aus  beginnt  am  2.  Januar  1907. 


Briefwechsel. 


Herrn  H.  Seh.  in  C.  Wir  bestätigen  gern  den 
Empfang  Ihier  Mitteilung,  daß  in  Stange' b  cDie 
Zeitalter  der  Chemie  uswj»  (Pharm.  Centralh. 
47  [1906],  840)  auch  Entlehnungen  aus  v,  Meyer' % 
«Oesohiohte  der  Chemie»  enthalten  sind. 

Herrn  Fr.  W.  in  Au.  Unter  €  physiolog- 
ischer Strahlung»  versteht  man  keineswegs 
den  tierischen  Magnetismus,  MesmervsmMB  oder 
dergl.,  sondern  Erscheinungen  — ,  die  meist 
durch  Metalle  hervorgerufen  werden,  —  an 
Pilzen.  Insbesondere  gehört  hierher  die  von 
Elfving  beobachtete  Neigung  der  Sporangien- 
tr&ger  von  Mucor  phycomyoes  Mites  Berkeley 
(Phycomyces  nitens  Kunxe)  gegen  Eisen  (aber 
auon  gegen  Zink,  Harze,  Cellulose,  Knochen, 
Wolle,  Kautschuk,  Schwefel  usw.);  ferner  die 
sterilen,  scharf  begrenzten  Ringe,  welche  eine 
Goldmünze  in  einem  festen  Nährboden  umgeben, 
auf  den  eine  Bakterienkultur  ausgesät  wurde. 
Die  ersterwähnte  Erscheinung  erklärte  man 
durch     den     negativen     Hydrotropiflmus 


des  Schimmelpilzes,  der  sich  den  Stellen  ge- 
ringerer Feuchtigkeit  zuwenden  soll,  die  zweite 
durch  eine  Wachstum  hemmende  Wirkung  des 
Kupfers,  welche  der  ^c^tf/t'sohen  loligo- 
dynamischen  Erscheinung»  bei  Algen  entspräche. 
Doch  wurden  gegen  beide  Oeutongsversnche 
Einsprüche  erhoben,  gegen  erstere  neuerdings 
von  L,  Errera  im  cBeoueil  de  i'institnt  boti- 
nique»  (BruxeUes  6  [1906],  303  ff.).  —  Er- 
wünscht wäre  eine  Wiederholung  der  einschläg- 
igen, wenig  kostspieligen  Versuche  durch  &ch- 
knndige  Forscher. 

Herrn  H.  H.  in  Dr.  Die  Bestimmung  der  J  od- 
zahl  nach  Jas.  Bonus  mittels  Jodmono- 
brom i  d  e  s  finden  Sie  in  Pharm.  Centralh.  4A 
[1901],  705  referiert. 

Äntnge. 

Welche  S  terilisationsappar  ate  für 

den  praktischen  Gebrauch  in  der 
Apotheke  haben  sich  bis  jetzt  am  meisten 
eingeführt  ? 


Verleger :  Dr.  A.  Sehnelder,  Dreeden  und  Dr.  P.  Sttfi,  Dretden-BlMewlU. 
VtnuDtwortitalMr  Leiter:  Dr.  P.  StB,  in  Dreeden-BlMewtts. 
Im  Buohheadel  doroh  Jaliue  Springer,  Berlin  K.,  MenUkwpUU  8. 
Draek  tob  Fr.  Tittel  Naehfolger  (Knnath  ft  Mahlo)  in  Drtedem 


Phannaceutische  Centralhalle 

für  Deutschland. 

Herausgegeben  Ton  Dp.  A.  Solineidep  und  Dp.  P.  Sflss. 

Zeitschrift  ffir  wissenBchaftliche  and  gescbäftliche  Interessen 

der  Pharmacie. 

Oegrflndet  von  Dr.  HarmaBS  Hager  im  Jahre  1859. 

Erscheint  jeden  Donnerstag. 

Bezugspreis  vierteljährlich:   durch  Bachhandel  oder  Post  2,50  Mk.,  dnrch  Qescbäfts- 
stelle  im  Inland  3,—  Mk.,  Aasland  3^  Mk.  —  Einzelne  Nommem  30  Ff. 

An  sei  gen:  die  idinmal  gespaltene  Elein-Zeile  30  Pf.,  bei  größeren  Anzeigen  oder  Wieder- 

belangen  Preisermäßigung. 

Leiter  der  I  Dr.  Alfred  Schneider,  Dresden- A.  21;  Sohandauer  Str.  43. 
Zeltsehrift:  j  Dr.  Paul  Süß,  Dresden-Blasewitz;  Gustav  Freytag-Str.  7. 

Geschäftsstelle:   Dresden-A.  21;  Sohandauer  Straße  43. 


M  51« 


Dresdeo,  20.  Dezember  1906. 


Der  neuen  Folge  XXVII.    Jahrgang. 


XLvn. 

Jahrgang. 


Inhalt:  Chemie  und  Pharmacie:  ZuBammensetzuog  der  Kokosmilch.  —  Cornedbeef.  —  Kenntnis  der  Alkiiloid- 
reaktionen.  —  Snlfogenol.  ~  Die  neuen  chemischen  Unters nohungen  &ber  das  Tannin.  —  Neue  Arzneimittel.  — 
Unter  der  Beieichnung  Mose  Ambrette.  —  Ueber  Benzosalin,  —  Zur  Auslegung  pharmazeutischer  Gesetze  usw.  — 
Kolori  metrische  Bestimmung  von  Morphin.  —  Vergleichende  Untersuchungen  von  Ichthyol  und  einigen  Ersatzpro- 
dukten.  —  Eingesogenes  Diphtherie-Heilserum.  ~  Geschäftsbericht  Ton  Caesar  &  Loretz.  —  Therapentisehe 
HltteiliuiKeB.    —   Photographiliche    Mittellnncen.  —    Bfieheraehan.  —  Verschiedene   MitteiliuiKen.  ~ 

Briefwechsel. 


Chemie  und  Pharmacie. 


Ueber  die  Zusammensetzung 
der  Kokosmilch. 

Von  Ä.  Behre. 

Mitteilung  aus  dem  chemischen  Untersuchungs- 
amte  der    Stadt  Chemnitz. 

Nachstehend  bringe  ich  einige  Unter- 
suchungensergebnisse  über  die  Zusammen- 
setzung der  Kokosmilch  kurz  zur  Kenntuis 
der  Fachgenossen,  da  m.  W.  über  deren 
Bestandteile  recht  wenige  analytische 
Angaben  vorliegen.  Diese  Kokosmilch- 
proben stammten  aus  je  4  Nüssen,  als 
deren  Stammland  Ceylon  angegeben 
wurde. 

Nr.  I 
M;nge,  aus  4  Nüssen 

gewonnen  306  g 


Nr.  11    Nr.  III 


In    100  com 

"Wasser 

Extrakt 
Asche 

Stickstoff  snhstanz 
Fett 


277  g 
waren 


217  g 
en  t- 


der   Milch 
halten : 

92,25   g  93,55   g  94,20    g 

7,746  g  6,447  g  5,797  g 

1,000  g  0,802  g  0,665  g 

0,441g  0,300  g  0,811  g 

0,014  g  0,015  g  - 


Phosphorsäure  (P2O5)   0,182  g  0,103  g    0,051g 

Chlor  0,221g  0,220  g    0,158  g 

Polarisation  im  200  mm  Rohr 

a)  vor  der  Inversion    +  5«  10'  +  4U2'  +  3028* 

b)  nach  der  In  Version  — 2  >  25'  — 2oi'   — log 
Spezifisches  Gewicht 

bei  15«  C  1,0325  1,0269*  1,0244 

Der  verschieden  hohe  Gehalt  an  Ex- 
traktivstoffen und  Asche  dürfte  auf  den 
verschiedenen  Reifezustand  und  auf  die 
verschiedene  Größe  der  Nüsse  zurück- 
zuführen sein.  Die  festen  Bestandteile 
dieser  pflanzlichen  Milch  bestehen  zur 
Hauptsache  aus  Rohrzucker  und  nur 
zu  einem  sehr  geringen  Teile  aus  Fett. 
Der  Nährwert  dieses  Getränkes  steht 
nicht  im  Verhältnis  zu  dem  hohen  Preise, 
welcher  dafür  auf  unseren  Jahrmärkten 
bezahlt  wird  und  jedenfalls  weit  hinter 
dem  des  tierischen  Sekretes  gleichen 
Namens  zurück. 

Chemnitz,  im  November  1906. 


1046 


Ueber  Comedbeef. 

Von  Professor  E,  McUtkes^  Jena. 

Die  Verf  älschang  d  es  Cornedbeef  scheint 
in  weit  größerem  umfang  zu  bestehen, 
als  allgemein  angenommen  wird.  Es 
scheinen  sich  hier  Mißbrauche  ein- 
gebärgert zu  haben,  welche  nor  schwer 
auszurotten  sein  werden.  Um  so  schwerer, 
weil  ein  Gericht  in  einem  meiner  An- 
sicht nach  recht  schimmen  Fall  der 
Verfälschung  zur  Freisprechung  gelangte. 
Es  ist  mir  unverständlich,  wie  das  Ge- 
richt bei  der  ganzen  SacUage  zu  einem 
freisprechenden  Urteil  kommen  konnte; 
noch  weniger  verständlich  erscheint  es, 
daß  das  Urteil  rechtskräftig  wurde.  Da 
aus  dem  Urteil  des  Hamburger  Schöffen- 
gerichts I  vom  4.  Mai  1906  das  Nähere 
ersichtlich  ist,  so  soll  es  im  Interesse 
der  Nahrungsmittelkontrolle  kurz  be- 
sprochen werden. 

Zunächst  wurde  festgestellt,  daß  das 
von  der  beklagten  Fmna  vertriebene 
Comedbeef  zum  Teil  schweflige 
Säure,  Gelatine  und  Mehl  enthielt. 
In  verschiedenen  Fällen  war  der  Inhalt 
der  Büchsen  total  verdorben. 
Eine  Verfolgung  wegen  des  Gehaltes 
an  schwefliger  Säure  fand  nicht  statt, 
weil,  wie  es  in  dem  Urteil  heißt,  «jene 
Uebertretung  im  Laufe  des  Ermittlungs- 
verfahrens verjährt  ist». 

Ueber  den  Vertrieb  des  verdorbenen 
Comedbeef  geht  das  Urteil  schnell  hin- 
weg. 

«Bas  Gericht  hatte  keine  Veranlassung,  das 
Delikt  ^Teiter  aofzaklären,  da  es  verjährt  ist. 
X.  fabriziert  und  vertreibt  jährlich  etwa  360  000 
lO-Pfand-Dosen  Comedbeef.  Wenn  bierunter 
einmal  6  Dosen  gewesen  sind,  welche  angeblich 
durch  Verschulden  des  Angeklagten  verdorben 
geliefert  sind  —  X  behauptet,  das  Verdorben- 
sein müsse  durch  die  Art  der  Aufbewahrung 
der  geöffneten  Dosen  bei  B.  oder  dadurch  ent- 
standen sein,  daß  das  verwendete  Blech,  was 
sich  beim  besten  Material  niemals  ganz  ver- 
meiden lasse,  mikroskopisch  feine  Löcher  gehabt 
habe  — ,  so  liege  ohne  Zweifel  ev.  nur  ein  Fahr- 
lässigkeitsdelikt gemäß  N.-M.-G.  §  10 ,  Ziff.  2 , 
und  §  11  vor.» 

Auch  für  diesen  Fall  wurde  Verjähr- 
ung angenommen.  Ich  möchte  dazu 
bemerken,  daß  es  wohl  keinem  Kauf- 
mann einfallen  wird,  alle  6  Dosen  auf 
einmal  zu  öffnen,   und  daß  femer  noch 


an  andere  Stellen,  z.  B.  nach  Apolda, 
verdorbenes  Fleisch  geliefert  war.  Die 
anderen  Fälle  sind  aber  überhaupt  nicht 
beräcksichtigt. 

Ueber  die  anderen  Znsätze  und  ihre 
Beurteilung  seitens  des  Gerichtshofes 
ftthrt  das  Urteil  folgendes  an : 

cDcn  sämtlichen  Angeklagten  wird  weiter  zur 
Last  gelegt,  bei  der  Herstellung  des  Büchsen- 
fleisches gemeinschaftlich  Gelatine  und  em 
Eiweißpräparat  vorsätzlich  verwendet 
und  dadurch  zum  Zwecke,  der  Täuschung  im 
Handel  ein  Nahrungsmittel  verfälscht,  —  X 
auch  wissentlich  dieses  verfälschte  Nahrungs- 
mittel unter  Verechweigung  dieses  Umstandes 
verkauft  zu  haben.  N.-M.-G.  §  10,  Zifif.  1  and  2. 
Diese  Anklage  ist  unbegründet. 

Die  Angeklagten  sagen  übereinstimmend  aas, 
daß  auf  Anordnung  von  X.  und  semes  Ghemikara 
und  Betriebsleiters  Dr.  (7.  dem  verwendeten 
kanadischen  Fleische  etwa  5  pCt  Gela- 
tine und  bis  zu  Vt  P^  Eiweiß -Prä- 
parat zugesetzt  worden  sind  und  noch  heute 
zugesetzt  werden.  Dieser  Zusatz  sei  not- 
wendig, weil  durch  das  starke 
Salzen  des  Pökelfleisches  dessen 
Eiweiß  und  Bindestoff  gerinnen 
und  daher^  um  eine  glatte,  nicht 
krümelnde  Schnittfläche,  wie  sie 
vom  Büchsenfleisch  verlangt  werde, 
zu  erzielen,  künstliche  Bindo- 
stoffe  nicht  zu  entbehren  seioo. 
Der  Tierarzt  N.  hat  solches  bestätigt.  Bor 
Sachverständige  F.,  welcher  als  Konkurrent  des 
X  selber  Büchsenfleisch  fabriziert,  hat  einen 
Zusatz  von  Bindemitteln  bis  zu  5  pCt  für  eio- 
wandfrei  erklärt.  Er  selber  verwende  solche 
nicht,  weil  er  nur  Muskelfleisoh  nehme,  das  ge- 
nügend natürliche  Bindekraft  besitze.  Er  fabri- 
ziere aber  nur  Prima-Qualität,  welche  um  10 
pGt  teurer  sei  als  die  der  übrigen  Fabrikanten. 
Die  Frage  ist  sonach  nichts  weiter  als  eine 
Qualitätsfjage.  X  stellt  für  das  kleinere  Publi- 
kum eine  möglichst  billige  Ware  her.  Daii  er 
dabei  alles  tierische  Fleisch  nach  Ausschloß  dor 
Sehnen  und  (unleserlich)  verarbeitet,  kann  ibp 
nicht  zum  Vorwurf  dienen.  Wenn  also  ein 
Zusatz  von  etwa  5  pCt  Gelatine  notwendig  ist, 
um  billigere  Qualitäten  Büchsenfleisch  herzn- 
stellen,  kann  aus  diesem  Gesichtspunkte  die 
Angeklagten  kein  Vorwurf  treffen.  Einen  höheren 
Zusatz  als  5  pCt  haben  auch  die  Untersuch- 
ungen der  verschiedenen  Proben  nicht  ergeben. 

Der  Sachverständige  Dr.  B,  hat  sieh  auf  den 
Standpunkt  gestellt:  der  Zusatz  von  Gelatioe 
sei  überhaupt  eine  Verfälschung  der  ^ue. 
Dem  gegenüber  ist  zunächst  auf  das  gewiß  ein- 
wandfreie Gutachten  ^.*s  zu  verweisen,  das  ▼(» 
C.  bestätigt  wird.  B.  hat  die  Gelatine  urspräDg- 
lioh  nur  deshalb  beanstandet,  weil  sie  Sporen 
schwefliger  Säure  zeigte.  Insoweit  ist  Anklage 
nicht  erhoben,  da  in  unveqährter  Zeit  Ventöfie 
gegen    das   Fleisohbeschaageeets    bezw.  §  H 


1047 


N.-M.-O.  nioht  festgestellt  worden  sind.  Daß 
die  Gelatine  'als  solche  schlechtweg  zu  be- 
anstanden sei,  bat  ß.  aaoh  nioht  behauptet, 
nachdem  die  Anklage  eine  andere  Richtung  ge- 
nommen hatte.  B.  beanstandet  sie,  weil  die 
Zeisetsbarkeit  der  Ware  dadurch  erhöht  werde. 
Die  notwendige  Bindekraft  lasse  sich  auch  duroh 
Verwendung  leimhaltigen  tierischen  Fleisches 
z.  B.  Schwu^n  erzielen.  Diese  Auffassung  mag 
richtig  sein,  begründet  aber  niemals  den  Vor- 
wurf einer  Verfälschung  der  Ware,  einer  Qualitäts- 
verschlechterung.  £s  ist  unerfindlich,  welchen 
unterschied  es  machen  soll,  ob  der  Fabrikant 
das  Bindemittel  erzeugt  durch  Schwarten  oder 
die  aus  eben  diesen  Schwarten  hergestellte 
Gelatine !  Ein  fremder  Stoff  gelangt  damit  nicht 
in  die  Ware.  Der  Grad  der  Zersetzbarkeit 
spielt  femer  gar  keine  Rolle.  Tienscher  Leim 
erhöt  die  Zersetzbarkeit  selbstverständlich  nicht, 
wenn  er  statt  durch  Fleisch  durch  präparierte 
Gelatine  in  dem  Büchsenfleisch  auftritt,  sofern 
der  Prozentsatz  derselbe  bleibt.  Dr.  B,  hat 
ferner  die  Verwendung  des  sog.  Eiweiß-Präpa- 
rates beanstandet.  Er  hat  chemisch  festgestellt, 
daß  es  77  pCt  Stärke  enthält.  Stärke  ist  be- 
kanntlich das  beste  Bindemittel.  Das  Pulver 
ist  sonach  in  demselben  Sinne  verwendet  worden 
wie  die  Gelatine.  Was  für  diese  gilt,  gilt  auch 
für  jene.  In  welcher  Form  ein  an  sich  nicht 
zu  beanstandendes  Bindemittel  Verwendung 
findet,  ist  gleichgiltig.  Der  Prozentsatz  dieser 
Verwendung  spielt  hier  überhaupt  keine  Rolle. 
Die  Angelviagten  behaupten  unwiderle^t,  höch- 
stens Vi  P^t  verwendet  zu  haben.  Wenn  das 
üntersuchungsamt  zu  J.  1,6  pCt  reine  Stärke 
analysiert  habe,  so  werde  das  Ergebnis  daran 
liegen,  daß  das  beanstandete  Fle  seh  nur  aus 
dem  Grunde  des  Bottichs  herstamme,  auf  wel-  i 
chem  sich  trotz  stetigen  ümrührens  naturgemäß 
die  flüssigen  Bindemittel  konzentrierter  sammelten, ' 
als  in  den  oberen  Schichten.  Das  erschien . 
wahrscheinlich,  umsomehr  als  die  Untersuch- 1 
ungen  des  H.'er  Hygienischen  Institutes  nur 
kleine  gewi(;htsanalytisch  nicht  bestimmbare 
Mengen  Stärke,  bezw.  gar  keine  Stärke  ergeben 
haben. 

Die  Angeklagten  waren  daher  freizusprechen^ 
weil   die   von   ihnen  angewandten  Fabrikations- ! 
methoden  in  anbetracht  der  produzierten  Qualität  | 
eine   durchaus   einwandfreie   war.    Aus  diesem  i 
Grunde  erschien  es  angezeigt,  ihre  notwendigen 
Auslagen  der  Staatskasse  aufzuerlegen^ 

Einige  offenbar  irrtümliche  Auffaß- 
ungen  sind  hier  klarzustellen.  Zunächt 
möchte  ich  vorausschicken,  daß  ich  nicht 
als  Sachverständiger  zugegen  war,  auch 
kein  Assistent  des  Jenaer  Untersuch- 
ungsamtes zugezogen  wurde,  obgleich 
wir  verschiedene  Proben  aus  verschie- 
denen Städten  beanstandet  hatten. 

Das  Cornedbeef  war  als  «Extra 
prima  Qualität,  feinste  schnitt- 
feste  Ware»    bezeichnet.     Daß    es 


sich  um  minderwertige  Qualität  handelt, 
kann  man  meiner  Ansicht  nach  nicht 
aus  dieser  Anpreisung  herauslesen.  Weiter 
preist  die  Firma  an:  «Bestes  deut- 
sches, von  deutschem  Vieh  her- 
gestelltesBfichsenfleisch.»  Auch 
hieraus  ist  nicht  ersichtlich,  daß  es  sich 
um  eine  minderwertige  Qualität  handelt. 
Wie  aus  dem  Urteil  ersichtlich  ist,  wird 
in  Wahrheit  das  Büchsenfleisch  aus 
kanadischem  Fleisch  hergastellt.  Die 
irreführende  Art  der  Anpreisung  ver- 
stößt meiner  Ansicht  nach  direkt  gegen 
das  Gesetz  betr.  unlauteren  Wettbewerb. 
Würde  die  Firma  tatsächlich  deutsches 
Fleisch  verwenden,  wie  sie  fälschlich 
behauptet,  so  würde  sie  auch  die  Zu- 
sätze 7on  Bindemitteln  nicht  nötig 
haben.  Sie  verwendet  aber  ein  Fleisch, 
welches  teilweise  zersetzt  ist.  Die  Leim- 
und  Eiweißstoffe  sind  durch  das  scharfe 
Pökeln  in  ihren  chemischen  Eigenschaften 
völlig  verändert.  Sie  sind  nicht  aus 
dem  Fleisch  entfernt,  sondern  nur 
chemisch  und  sicherlich  auch  physio- 
logisch ungünstig  verändert  vorhanden. 
Die  Ausführungen  in  dem  Urteil  über 
die  Notwendigkeit  des  Zusatzes  von 
Gelatine  sind  in  jeder  Hinsicht  voll- 
ständig verfehlt.  Der  Prozentsatz  an 
Stickstoffsubstanzen  wird  durch  den  Zu- 
satz von  Gelatine  entgegen  den  Aus- 
führungen im  urteil  wesentlich  erhöht 
und  es  wird  somit  auch  die  Zersetz- 
barkeit erhöht.  Durch  den  Zusatz  von 
Gelatine  werden  aber  die  guteti  Eigen- 
schaften eines  Cornedbeef,  nach  welchen 
das  Publikum  die  Ware  beurteilen  kann, 
Schnittfestigkeit,  Aussehen  usw,  minder- 
wertiger Ware  verliehen.  'E&  wird  der 
Ware  der  Schein  einer  besseren  Be- 
schaffenheit zum  Zwecke  der  Täuschung 
verliehen.  Diese  Frage  ist  in  dem 
Urteil  meiner  Meinung  nach  nicht  richtig 
behandelt  worden.  Durch  die  zugesetzte 
Gelatine  werden  femer  große  Mengen 
Wasser  gebunden.  Das  Gewicht  kann 
also  in  ganz  erheblicher  und  unzulässiger 
Weise  vermehrt  werden. 

Unrichtig  ist  femer  die  Angabe,  der 
in  Jena  gefundene  höhere  Mehlgehalt 
rühre  davon  her,  daß  sich  das  Mehl  zu 
Boden  gesetzt  habe.    Die  Gallerte  wurde 


1048 


an  verschiedenen  Stellen  des  Büchsen- 
Inhaltes  nntersucht.  Die  gleiche  Firma 
vertreibt  eben  mehlhaltige  und  mehl- 
freie Ware.  Die  mehlfreie  Ware  ent- 
hält als  Bindemittel  Gelatine  anstelle 
des  Hehles.  Beide  Zusätze  zu  gleicher 
Zeit  zu  machen,  würde  ja  auch  keinen 
rechten  Sinn  haben.  Wir  haben  hier 
verschiedene  Proben  der  gleichen  Firma 
untersucht,  welche  kein  Mehl  enthielten. 

Da  die  Firma  «Pemitoie»  aus  In- 
dianopolis  ein  Maispräparat  verwendet, 
so  ist  der  Mehlgehalt  vielleicht  auch 
durch  Verwendung  dieses  Mittels  zu 
erklären.  Die  Anwendung  derartiger 
Präparate  wie  auch  Proteid,  Eiweiß- 
AI  then  u.  a.  verstößt  aber  meiner 
Ansicht  nach  gleichfalls  gegen  das 
Nahrungsmittelgesetz,  da  der  Ware,  wie 
bei  Verwendung  von  Gelatine,  der  Schein 
einer  besseren  Beschaffenheit  zum  Zwecke 
der  Täuschung  (erhöhte  Schnittfestig- 
keit) verliehen  wird.  Femer  wird  es 
ermöglicht,  große  Meugen  Wasser  zu 
binden.  Weiter  tragen  aber  diese 
mehlhaltigen  pflanzlichen  Eiweiß- 
substanzen wesentlich  zum  schnellen 
Verderben  durch  Säuerung  des  Kleisters 
bei. 

Der  «Verein  zur  Wahrung  der 
gemeinsamen  Interessen  des 
deutschen  Handels  und  der  In- 
dustrie von  FleiscIT-  und  Fett- 
waren» teilte  mir  unter  dem  14.  Juli 
1905  mit:  «Wir  sind  ganz  Ihrer  Mein- 
ung und  halten  jeden  Zusatz  zu  Comed- 
beef,  sei  es  Mehl  oder  wie  seinerzeit 
Professor  Lehmann  in  Göttingen  den 
deutschen  Fabrikanten  empfohlen  hat, 
Gelatine  für  unstatthaft».  Auch  nach 
Bekanntwerden  des  eigenartigen  Ham- 
burger Urteils  schrieb  mir  der  genannte 
Verein  unter  dem  6.  November  1906: 
«daß  wir  nach  wie  vor  auf  dem  Stand- 
punkte stehen,  den  unser  inzwischen 
verstorbener  Geschäftsführer  Ihnen  mit 
Schreiben  vom  14.  Juli  v.  J.  mitteilte, 
und  können  wir  uns  daher  mit  der  in 
dem  Urteil  vertretenen  Ansicht  nicht 
einveretanden  erklären.  Wir  schließen 
uns  vielmehr  vollkommen  dem  in  Ihrem 
w.  Schreiben  vom  16.  September  d.  J. 
ausgedrückten  Standpunkte  an». 


Es  ist  hieraus  ersichtlich,  daß  von 
autoritativer  Seite  das  Urteil  ebenfalls 
nicht  als  einwandfrei  anerkannt  werden 
kann. 

Sache  des  Kaiserlichen  Gesundheits- 
amtes und  der  Staatsbehörden  durfte 
es  sein,  der  Verwendung  schweflige 
Säure  enthaltender  oder  auch  reiner 
Gelatine  und  .  anderer  Bindemittd,  wie 
mehlhaltige  Eiweißpräparate,  zur  Her- 
stellung von  Büchsenfleisch  mit  allen 
Mitteln  entgegen  zu  treten.  Die  deutsche 
Comedbeef'Fabrikation  dürfte  sonst  in 
argen  Mißkredit  geraten. 


zur 
Kenntnis  der  Alkaloidreakttonen. 

(Barceüi.) 

Von    C,  Reiehard, 

(Sohloß  von  Seite  1031 ) 

Die   Anwendung    der   Alkalien   hat 
gegenüber    den    Säuren    (H2SO4!)   die 
Hdtbarkeit  der  Reaktionsfarbe  voraus. 
Letztere  bleibt  auch  dann  noch  bestehen, 
wenn  das  überschüssige  Ealihydrat  an 
der  Luft  Wasser   anzieht  und  infolge- 
dessen die  Masse  einen  feuchten  Glanz 
annimmt    Ausnahmsweise  ist  die  Arsen- 
säure -  Narcein  -  Schwefelsäure  -  Reaktion 
haltbarer,  als  sonst  zu  beobachten  war, 
weil  eine  Art  Sirup  gebildet  wird,  wel- 
cher  die  Reaktionsfarbe  in    ihrer  Ur- 
sprünglichkeit viele  Stunden  *  hindurch 
festhält.    Unter    dem    Ezsikkator  auf- 
bewahrt zeigt  die  Masse  nach  mehreren 
Tagen  noch  das  anfängliche  Farbenbild. 
Bei   diesen   Farbreaktionen    kann  man 
mit  Vorteil  sich  auch  der  Filtrierpapier- 
streifen bedienen.     Dieselben  sind  be- 
sonders   in    den    Fällen   angezeigt,  in 
welchen  die  Beständigkeit  der  Reaktions- 
färbung   infolge    der    Gegenwart  von 
wasseranziehenden  Reaktionsmitteln 

(H2S04,SnCl2,KOH  usw.) 

leidet  oder  in  Frage  gestellt  ist. 

Als  Universalreagens  für  Alkaloide 
wendete  ich  weiter  das  Ammoninm- 
heptamolybdat  bei  Gegenwart  von 
Wasser  an.  Die  feinzerriebenen  Kom- 
ponenten wurden  wiederholt  mit  Wasser 
befeuchtet ;  im  Verlaufe  einiger  Stunden 
ließ  sich  feststellen,  daß  die  Ränder  des 


1049 


Trockenrfickstandes  sich  schwach  gelb- 
lich färbten  (ReaktioD).  Interessant  ist 
es,  daß  anch  gebundene  Molybdän- 
säure mit  freien  Alkaloiden,  die  doch 
alle  mehr  oder  weniger  schwer  in  Wasser 
löslich  sind,  zu  reagieren  befähigt  ist, 
und  daß  dieses  sogar  ohne  Zufühmng 
von  Wärme  stattfindet.  Zugleich  ist  aber 
auch  diese  Beobachtung  wiederum  ge- 
eignet, die  von  mir  bereits  wiederholt 
vertretene  Anschauung  zu  stützen,  daß 
man  die  bei  einer  Reaktion  wirkenden 
Verbindungen  vorerst  mit  Wasser  in 
Verbindung  bringen  sollte  und  erst  im 
negativen  Falle  Säuren  usw.  zusetzt 
(vergl.  Ober  Thebai'n- Kodein,  Pharm. 
Ctrlh.  47  [1906],  633,727),  und  daß  man 
vor  allem  den  Reaktionen  Zeit  gewährt. 
Bei  der  in  den  meisten  Fällen  großen 
Reaktionsfähigkeit  der  Molybdänsäure 
machte  ich  einen  Reduktionsversuch  mit 
30proc.  Essigsäure  anstelle  des 
Wassers  (1  Tropfen  Essigsäure).  Ob- 
wohl das  Narcein  als  Acetat  weit 
reaktionsfähiger  sein  mußte,  als  die 
weniger  lOsliche  reine  Base,  und  durch 
gegenseitige  Umsetzung  auch  die  Molyb- 
dänsäure energischer  einwirken  konnte, 
trat  merkwürdigerweise  trotz  wieder- 
holten Zusatzes  von  Essigsäure  kaum 
die  Wirkung  zutage,  welche  das  Wasser 
ausgeübt  hatte.  Dieses  Verhalten  deutete 
sowohl  auf  die  geringe  Reduzierbarkeit 
des  Narcei'n  hin,  als  auch  darauf,  daß 
sogar  stärkere  Säuren  nicht  intensiver 
als  die  Essigsäure  reagieren  würden. 
Das  zeigte  sich  tatsächlich  bis  zu  einem 
gewissen  Grade  bei  der  Anwendung  von 
Cblorwasserstoffsäure.  Ein  Tropfen  der 
25proc.  Säure  wirkte  auf  dasQemenge 
durchaus  nicht  sofort  ein.  Nach  einiger 
Zeit  erst  zeigte  sich  die  beim  Wasser 
erwähnte  gelbliche  Färbung  und  nach 
V2  bis  ^4  Stunden  wurde  die  Masse 
schließlich  ganz  leicht  hellblau.  Obwohl 
ich  wiederholt  die  verdunstete  Säure  er- 
setzte, nahm  innerhalb  einiger  Stunden 
dieser  Farbenton  an  Stärke  kaum  be- 
merkenswert zu.  Die  Reaktionsmasse 
überließ  ich  der  Eintrocknung,  und  es 
hatte  innerhalb  12  Stunden  das  Blau 
an  Intensität  zugenommen.  Nimmt  man 
anstelle      der     vorgenannten      Säuren 


1  Tropfen  konzentrierte  Schwefel- 
säure, so  bildet  sich  im  Augenblick 
der  Berührung  eine  tief  dunkelblaue, 
fast  schwarze  Färbung  der  Gesamtmasse. 
Läßt  man  die  Mischung  nun  ruhig  sich 
entwickeln,  so  beginnt  alsbald  eine 
dunkelblaue  Flüssigkeit  sich  zu  bilden, 
und  von  diesem  Zeitpunkte  ab  tritt  als 
Zone  außerhalb  des  Dunkelblau  eine 
intensive  Gelbgrünfärbung  auf ;  dieselbe 
wird  allmählich  stärker  bis  zu  einem 
gewissen  Höhepunkte,  darauf  nimmt  sie 
ebenso  allmählich  wieder  ab  und  schließ- 
lich verschwindet  sie,  indem  das  Dunkel- 
blau vollständig  an  ihie  Stelle  tritt 
Dieser  Verlauf  ist  recht  charakteristisch. 
Die  Reaktion  ist  selbst  bei  ganz  kleinen 
Mengen  Narcei'n  sehr  empfindlich. 

Empfehlen  möchte  ich,  die  Gesamt- 
reaktion der  Molybdänsäure  mit  Wasser, 
Essig-,  Salz-  und  Schwefelsäure  bei 
Prü&ng  auf  Narcein  auszuführen,  indem 
das  Reaktionsbild  in  seiner  Gesamtheit 
die  sicherste  Diagnose  gewährleistet. 

Um  die  nachfolgenden  Reaktionen 
kürzer  mitteilen  zu  können,  sei  im  Voraus 
bemerkt,  daß  überall  das  zerriebene 
innige  Gemenge  von  Narcein  und  Re- 
aktionsmittel auf  glasierter  Porzellan- 
platte zur  Anwendung  kommt,  wenn 
nichts  anderes  mitgeteilt  ist. 

Die  Untersuchung  des  Verhaltens  von 
Narcein  gegen  Chromsäure  hatte  fol- 
gendes Ergebnis.  In  Anwendung  kam 
aus  besonderen  Gründen  das  salzsaure 
Narcein.  Eine  Kleinigkeit  des  Alkaloids 
wurde  auf  einer  Glasplatte  mit  1  Tropfen 
sehr  verdünnter  Salzsäure  in  Lösung 
gebracht  und  die  Flüssigkeit  an  der 
Luft  verdunstet.  In  der  Mitte  des  deut- 
lich kristallinischen  Chlorhydrats  legte 
ich  einen  ganz  kleinen  klaren  Kristall 
von  Kaliumdichromat  und  fügte 
1  Tropfen  Wasser  hinzu.  Sogleich  löste 
sich  das  Chromat  mit  klarer  gelber 
Farbe  und  diese  Lösung  bewegte  sich 
infolge  der  zerstreut  Jiegenden  Alkaloid- 
salzkristalle  nach  der  Peripherie  zu  auf 
allen  Seiten.  Durch  Doppelumsetzung 
trübte  sich  die  Flüssigkeit  auf  ihrem 
Wege  und  offenbar  entsteht  unlösliches 
oder  schwerlösliches  Narceinchromat. 
Nun  aber  beobachtete  ich  eine  weitere 


1050 


Elrscheinang,  die  mir  meiner  ErinneruDg 
nach  noch  nie  vorgekommen  ist.  Die 
gelbe  trübe  Lösung  umzog  sich  nämlich 
am  gesamten  Rande  mit  einem  weiß- 
lichen Saume,  der  vollständig  über- 
rascht^ da  kein  ersichtlicher  Grund  für 
ei^e  solche  Erscheinung  vorliegen  dürfte. 
Die  Sache  kann  ich  mir  nicht  anders 
als  in  der  Weise  deuten,  daß  vielleicht 
freie  Base,  die  sich  durch  Wiederzersetz- 
ung des  Chromates  ausscheiden  könnte, 
als  weiße  Substanz  diese  auffallend  ge- 
färbte Randzone  verursacht.  Durch 
verschiedentliche  Wiederholung  gewann 
ich  die  Ueberzeugung,  daß  diese  sekun- 
däre Reaktionserscheinung  wohl  kaum 
auf  Zufälligkeiten  beruhen  könnte.  Viel- 
leicht liegt  die  Ursache  in  dem  Di- 
morphismus des  salzsauren  Narcei'n. 
Jedenfalls  stellt  die  Chromatreaktion  des 
Alkaloides  infolge  ihrer  Seltenheit  inter- 
essante Forschungsresultate  in  Aussicht.  | 
An  dieser  Stelle  dreht  sich  die  Frage , 
mehr  darum,  ob  man  darin  eine  beson- 
dere Befähigung  lediglich  des  Narcei'n 
und  somit  eine  ganz  außerordentliche 
Identitätsreaktion  desselben  zu  erblicken 
hat.  Falls  nicht  anderweitig  die  Unter- 
suchung des  Gegenstandes  aus  Interesse 
aufgenommen  werden  sollte,  würde  ichj 
gelegentlich  der  Sache  näher  treten. 

Einer  weiteren  charakteristischen  und 
als  Identitätsreaktion  für  Narcei'n  wert- 
vollen Reaktion  muß  ich  noch  Erwähnung 
tun.  Die  Reaktion  als  solche  ist  längst 
bekannt  und  im  Gebrauche,  doch  erhielt 
ich  diese  Reaktion  mit  einfacheren 
Mitteln.  Nach  Literaturangaben  erzeugt 
eine  freies  Jod  enthaltende  Lösung  von 
Jodzink  und  Kaliumjodid  eine  Fällung 
in  Narceinsalzlösungen.  Dieselbe  stellt 
Nadeln  dar,  welche  allmählich  intensiv 
blau  werden.  Es  wurde  nun  folgender 
Versuch  angestellt.  Auf  eine  Glasplatte 
wurde  reines  Narcei'n  gebracht  und  die 
Platte  auf  eine  weiße  Unterlage  gelegt. 
Alsdann  fügte  ich  zu  dem  Alkaloid 
1  Tropfen  sehr  konzentrierter  Natrium- 
jodidlösung,  die  an  der  Luft  längere 
Zeit  gestanden,  stark  gelb  gefärbt  war 
und  deutlichen  Geruch  nach  freiem  Jod 
zeigte.  Nach  wenigen  Augenblicken 
bildete  sich  rings  um  die  Narceinteilchen 


ein  ziemlich  stark  blau  gefärbter  Rand. 
Diese  blaue  Masse  verteilte  sich  lang- 
sam auf  die  trübweißliche  Flüssigkeit, 
so  daß  die  noch  vorhandenen  Alkaloid- 
teilchen  ihren  blauen  Rand  verloren 
und  völlig  weiß  wie  das  ursprüngUche 
reine  Narcein  erschienen.  Je  nachdem 
man  die  Platte  mit  der  Flüssigkeit 
drehte,  bezw.  je  nachdem  auffallendes 
oder  durchfallendes  Licht  zur  GeltuDg 
gelangte,  zeigte  sich  die  in  der  Flüssig- 
keit suspendierte  Masse  entweder  gänz- 
lich trüb-weißlich  oder  völlig  mattblau 
gefärbt.  Besonders  stark  erschien  diese 
Farbenänderung  am  Rande  des  Tropfens, 
der  einmal  als  fast  schwarzblau  ge- 
zeichnete scharfe  I^ie  hervortrat,  das 
andere  Mal  farblos  war.  An  sich  könnte 
man  sich  nun  mit  dem  geschilderten 
Reaktionsbilde  begnügen,  da  die  Reaktion, 
trotzdem  nur  einige  Teilchen  Narcein 
angewendet  worden  waren,  völlig  be- 
friedigt. Dessen  ungeachtet  erweiterte 
ich  das  Reaktionsfeld,  indem  ich  der 
Flüssigkeit  1  Tropfen  stark  konzentrierte 
Zinkchloridlösung  hinzufügte.  Alsbald 
wurde  die  suspendierte  Masse  intensiv 
dunkelblau  gefärbt  und  nun  konnte  man 
die  Platte  bewegen,  wie  man  wollte, 
immer  wurde  die  blaue  Masse  sichtbar. 
Durch  den  Zinkchloridzusatz  wurde  die 
Stärke  der  Blaufärbung  um  mehr  als 
das  3-  bis  6  fache  erhöht.  Es  ist  zur 
Charakteristik  der  Jod-Narcein-Re- 
aktion  sehr  empfehlenswert,  dieselbe 
genau  in  der  hier  beschriebenen  Weise 
auszuführen ;  denn  fügt  man  von  Anfang 
an  Zinkchloriddoppeljodid  zu  dem  AI- 
kaloide,  so  geht  die  Beobachtung  des 
Farbenwechsels  bei  verschiedener  Be- 
lichtung verloren,  und  gerade  in  dieser 
Farbenänderung  erblicke  ich  wohl  nicht 
mit  Unrecht  ein  Hauptmoment  zur  Cha- 
rakterisierung und  Identifizierung  eines 
Alkaloides  aS  Narcein. 

So  wünschenswert  gerade  bei  vor- 
stehender Reaktion  die  Anwendung  der 
von  mir  in  letzter  Zeit  mehrfach  em- 
pfohlenen Filtrierpapierstreifen  ist,  so 
wenig  können  sie  unter  diesen  Verhält- 
nissen ihre  Nützlichkeit  erweisen,  denn 
sie  reagieren  schon  an  sich  auf  eine 
Befeuchtung  mit  Jod  -  JodkalinmlOsong 


1051 


dnrch  EntwickluDg  schOn  rOtlichvioletter 
FarbentOne. 

Noch  einer  letzten  Reaktion  des  Nar- 
ce^'n  will  ich  schließlich  gedenken.  Sie 
betrifft  die  Einwirkung  von  gelbem 
BlutlaugensalzaufdasreineAlkaloid. 
Werden  beide  Substanzen  innig  ver- 
rieben und  dem  Gemenge  1  Tropfen 
kaltes  Wasser  hinzugefügt,  so  erhält 
man  nach  kurzer  Zeit  eine  schwache 
graubläuliche  Farbenreaktion,  welche 
offenbar  von  reduzierenden  Vorgängen 
abhängig  ist.  Zusatz  von  Salzsäure 
bezw.  Schwefelsäure  verstärken  die 
Farbe,  jedoch  nicht  gerade  bedeutend 
und  ihrem  Säurecharakter  entsprechend. 
Das  wichtigste  Moment  ist  jedenfalls 
das,  daß  die  Farbenreaktion  bereits  bei 
gewöhnlicher  Temperatur  unter  An- 
wendung einer  indifferenten  Flüssigkeit 
erfolgt.  Auch  das  Papaverin  zeigt  die 
nämlichen  Eigenschaften,  wenn  es  mit 
Ealiumferrocyanid  behandelt  wird.  Rotes 
Blutlaugensalz  reagiert  kaum  mit  den 
beiden  Alkaloiden,  weder  unter  Wasser- 
noch  SalzsäurezusatZ;  wenigstes  ist  inner- 
halb 3  Stunden  nichts  Wesentliches  zu 
beobachten.  Auf  das  Verhalten  der 
Opiumbasen  zu  den  erwähnten  Cyaniden 
werde  ich  gelegentlich  in  einer  Sonder- 
untersuchung zurückkommen. 


Ueber  SulfogenoL 

Von   Dr.   Lüdy^   Burgdorf. 

Als  Ausgangsmaterial  zur  Darstellung 
von  Sulfogenol  dient  ein  Oel,  das  aus 
einem  bituminösen  Schieferstein  her- 
gestellt wird  und  Schwefel  in  natürlichem 
Vorkommen  enthält.  Da  die  Schwefel- 
menge variabel  ist,  so  wird  der  Schwefel- 
gehalt des  Rohöles  auf  synthetische 
Weise  angereichert,  so  daß  man  zu 
einem  mit  Schwefel  vollständig  gesättigten 
Rohöl  gelangt.  Das  so  vorbereitete 
Oel  wird  durch  Behandeln  mit  Schwefel- 
säure in  die  Sulfosäure  übergeführt, 
welche  vollständig  wasserlöslich  ist. 
Nach  längerem  Reinigungsprozesse, 
durch  welchen  sie  gernch-  und  ge- 
schmackfrei gemacht  wird,  wird  die 
Sulfosäure  in  die  Ammoniumverbindung 


übergeführt.  Diese  Ammoniumverbind- 
ung des  nach  obigem  Verfahren  her- 
gestellten Sulfoöles  kommt  als  «Sulfo- 
genol» in  den  Handel. 

Dem  Sulfogenol  kommen  ähnliche 
therapeutische  Eigenschaften  zu,  wie 
dem  Ichthyol,  ohne  jedoch  den  unan- 
genehmen Geruch  und  Geschmack 
des  letzteren  zu  besitzen ;  auch  die  Ver- 
wendungsweise ist  analog  derjenigen 
von  Ichthyol.  Die  mit  Sulfogenol  be- 
schmutzte Wäsche  kann  mit  Seife  voll- 
ständig gereinigt  werden.  Seine 
resorptionsbefördemden,  antiseptischen 
und  antiparasitären  Eigenschaften  wer- 
den ihm  zweifellos  in  kurzer  Zeit  in 
Aerztekreisen  Freunde  erwerben.  Sulfo- 
genol ist  vollständig  ungiftig,  so  daß 
es   auch  intern  gegeben  werden  kann. 

Da  der  natürliche  Schwefelgehalt  des 
Rohöles  auf  künstliche  Weise  erhöht 
wird,  so  ist  es  möglich,  eine  Sulfosäure 
mit  konstantem  fest  gebundenen  Schwefel- 
gehalt herzustellen. 

Sulfogenol  stellt  eine  sirupdicke,  klare, 
rötlichbraune  Flüssigkeit  dar.  In  Wasser 
löst  es  sich  in  jedem  Verhältnis  klar 
auf,  die  wässerige  Lösung  reagiert  neu- 
tral ;  ebenso  ist  es  löslich  in  verdünntem 
Weingeist,  femer  in  einem  Gemisch  aus 
gleichen  Teilen  Aether,  Alkohol  und 
Wasser,  nicht  klar  löslich  dagegen  ist 
es  in  einer  Mischung  aus  gleichen  Teilen 
Aether  und  Alkohol.  Beim  Erwärmen 
mit  Alkalien  entwickelt  es  sogleich 
Ammoniak.  Salzsäure  fällt  aus  der 
wässerigen  Lösung  eine  harzige,  dunkle 
Masse,  die  freie  Sulfosäure  aus,  welche 
nach  dem  Auswaschen  sowohl  in  Wasser, 
als  auch  in  einer  Mischung  von  gleichen 
Raumteilen  Aether  und  Weingeist  klar 
löslich  ist. 

Beim  Trocknen  bei  100  o  C  hinterläßt 
Sulfogenol  einen  Rückstand  von  40  pCt. 
Bei  höherer  Temperatur  verbrennt  es 
unter  Aufblähen  und  hinterläßt  beim 
Glühen  eine  Spur  Asche.  Der  Schwefel- 
gehalt beträgt  12  bis  13  pCt. 

Sulfogenol  ist  unbegrenzt  haltbar. 
Sollte  dasselbe  durch  längeres  Lagern 
dickflüssiger  oder  gar  trocken  werden, 
so  kann  dasselbe  durch  einen  Zusatz 
von  destilliertem  Wasser  leicht  wieder 


1052 


auf  seine  frühere  Konsistenz  gebracht 
werden.  Da  Solfogenol  sirupflfissig  ist, 
so  kann  es  leicht  dispensiert  und  zn 
Salben,  Lösungen,  Suppositorien,  Pillen 
usw.  pharmazeutisch  weiter  verarbeitet 
werden.  Sulfogenol  wird  von  der  Firma 
Lüdy  &  Co,,  Chemische  Fabrik  Burg- 
dorf (Schweiz),  in  den  Handel  gebracht. 


Die  neuen  chemischen  Unter- 
suchungen über  das  Tannin« 

(Berichtigung.) 

Die  von  Dekker  vorgeBohlagene  neue 
Formel  fflr  das  Tannin  hat  (auf  Seite 
986)  ^e  nicht  richtige  Wiedergabe  ge- 
funden. Die  im  Text  erwähnte  OOBind- 
ung  ist  yersehenüioh  im  Fonnelbilde  nicht 
angedeutet  worden,  dasselbe  ist  viehnehr: 


H 

j 


0 


HOl  y-^0 


-C 


OH 


X 


./ 


0 


OH 


OH 
^0H 


OH 


Dr.  fl.  Franke, 


Neue  Arzneimittel. 

Chelafrinum  muriatioum  solutum.  Unter 
diesem  Namen  bringen  Hoeckert  &  Micha- 
lowsky  in  Berlin  SW  48,  Friedrichstraße 
250  em  Nebennierenpräparat,  1 :  1000  ge- 
löst, in  den  Handel,  welches  in  chemischer 
und  physiologischer  Hinsicht  einer  gleich- 
starken AdrenaiinlOsung  entspricht. 

Dieterle'i  Valeriana-Bromid  ist  ein  wohl- 
schmeckendes Brausepräparat,  das  Brom- 
Verbindungen  und  die  wurksamen  Bestand- 
teile der  Baidrianwurzel  enthält.  Darsteller: 
Apotheker  Dieterle  m  Oundelsheim  a.  N. 
(Württemberg). 

Epileptol  Boienberg  ist  nach  O,  &  R, 
Fritx  Amidoameisensäure. 

Herm^syl  nennt  Apotheker  Delpech  m 
Paris  eine  Ealomel-Lanolinsalbe.  Anwend- 
nng  zur  Vorbeuge  von  Syphilis.  Vergl, 
hierzu  Pharm.  Centralh.  47  [1906],  763. 


NeurasiatabletteiL  werden  aus  Brom- 
salzen, Baldrian,  Chinin,  Salipyrin  und 
Guarana  von  Ed,  Bamann  in  IJndenberg 
(Schwaben)  dargestellt.  Anwendung:  als 
Migränin-Ersatz. 

Sauquivimtabletten  bestehen  nach  Apotb.- 
Ztg.  1906,  1044  aus  tierischem  Eiweiß  und 
Zucker. 

Tisopirin.  Pastillen,  von  denen  jede  0,1  g 
Aspirin,  0,00025  g  arsenige  Säure  und  0,1  g 
Kamphersäure  enthält.  Anwendung:  bei 
Lungentuberkulose.  Tagesgabe:  vierStQck; 
jeden  vierten  Tag  um  eine  Pastille  bis  za 
10  Stück  auf  den  Tag  steigend. 

Dr.  Weirs  Nerven  -  Regenerationi- 
tabletten  enthalten  Lecithin,  Natriumglycero- 
phosphat,  Prof.  Leube'B  Magenpulver  (?)  and 
Eisenlaktat. 

Dr.  Weirs  Pulver  gegen  Epilepsie  be- 
steht aus  10  pGt  Haemoglobm  und  Add- 
aibumhi,  84  pGt  Eisenbromide  und  6  pCt 
Enzianbitterstoffe.  Bezugsquelle  beider  Prä- 
parate: Schwanen  -  Apotheke  in  Frankfort 
a.  M.  H,  MetUxü, 


Unter  der  Bezeiohnang  Moso 

Ambrette 

kommt  ein  kflnstlicher  Moschus  in 
den  Handel,  der  von  den  anderen  Sorten 
den  Vorzug  besitzt,  daß  25  g  davon  in  1  kg 
96proc.  Alkohol  gelöst  werden  kOnnen, 
würend  bisher  6  g  fflr  1  kg  die  Höchst- 
grenze der  Löslichkeit  bildete.  Man  kann 
daher  diesen  künstlichen  Moeehus  in  wesent 
lieh  konzentrierterer  Lösung  zn  Extnuti 
d*odeurs  verarbeiten.  Ebensogut  zu  ver- 
wenden ist  das  Erzeugnis  zu  Seifen,  Kom- 
positionsodeurs  und  Toilettewiasem.  Trotx 
des  hohen  Preises  von  1000  fVs.  fflr  1  kg 
verschafft  sich  diese  neue  Sorte  kflnstiidier 
Moschus  sohnell  Eingang  m  die  Parfflmerie. 
Der  künstliche  Moschus  hat  sich  flberhanpt 
sehr  schnell  und  in  ganz  bedeutendem  Um- 
fange in  der  Parfflmerie  emgebflrgeri,  so 
daß  es  deutBoheFabriken  gibt^  die  bis  za  200kg 
fflr  das  Jahr  absohliefien  und  verbraucbon. 


Der  SeifenfabrikatU  190G,  707. 


-kf. 


1053 


Ueber  Benzosalin, 

das  bereits  in  Pharm.  Centralh.  47  [1906], 
173  kurz  besprochen  worden  ist^  berichtet 
Dr.  F.  Zernik  in  Apoth.-Ztg.  1906,  963 
etwa  folgendes: 

Die  dem  Benzosalin,  BenzoyteaUcylsfture- 
methylester,  zu  gründe  liegende;  bisher  noch 
anbekannte  Benzoylsalicylsäure  wird 
nach  D.  R.  P.  169  247  in  derWeise  dargestellt, 
daß  man  Dinatrinmsalicylat  mit  der  mole- 
kularen Menge  oder  einem  geringen  Ueber- 
Schuß  von  durch  Benzm,  Aether  oder  dergl. 
verdünnten  Benzoyldilorid  behandelt  und 
aus  dem  erhaltenen  benzoylsalicylsauren 
Natrium  die  freie  Säure  zweckmäßig  mit 
Essigsäure  abscheidet.  Sie  schmilzt  bei 
132  ^  und  ist  in  kaltem  Wasser  fast  unlös- 
lich, schwer  löslich  in  heißem,  lacht  in  Aether, 
Alkohol  und  Chloroform,  nicht  aber  in  Benzin. 
Sie  gibt  in  wässerig-weingeistiger  Lösung 
keine  Salicylsänrereaktion,  wird  aber  beim 
Kochen  mit  Alkalien  leicht  m  Salicylsänre 
und  Benzoösäure  gespalten. 

Die  Benzoylsalicylsäure  wird  dann  in  der 
üblichen  Weise  in  den  Methylester  über- 
geführt 

Durch  Erhitzen  mit  wässeriger  Kalilauge 
wird  Benzosalin  verseift  unter  intermediärer 
Abspaltung  von  Salicylsäuremethylester,  der 
sich  durch  seinen  Geruch  leicht  zu  erkennen 
gibt.  Die  Verseifung  erfolgt  nicht  sehr 
leicht.  Um  0,5  g  Benzosalin  mit  10  ccm 
Normal-Natronlauge  zu  verseifen,  ist  ein 
etwa  viertelstündiges  Kochen  am  Rückfluß- 
kühler  erforderlich.  Verdünnte  Schwefel- 
säure scheidet  aus  der  alkalischen  Lösung 
ein  Gemisch  von  Benzoösäure  und  Salicyl- 
säure  ab. 

Dieses  Gemisch  durch  Sublimation  zu 
trennen,  ist  untunlich,  da  beide  Säuren  sub- 
iimieren.  Dagegen  gelingt  der  Nachweis 
beider  Säuren  nebeneinander  auf  folgende 
Weise:  Das  abgeschiedene  Säuregemisch 
wird  nach  gehörigem  Auswaschen  in  einer 
zur  Lösung  unzureichenden  Menge  ver- 
dünnter Natronlauge  aufgenommen;  das 
Filtrat  von  den  ungelöst  gebliebenen  Säuren 
versetzt  man  mit  einem  Tropfen  Eisen- 
chloridlösung. Es  entsteht  ein  gelbbrauner 
Niederschlag  von  basischem  Ferribenzoat, 
während  die  überstehende  Flüssigkeit  braun- 
rot gefärbt  ist    Ans  dem  auf  einem  Filter 


gesammelten  Niederschlage  läßt  sich  mittels 
Salzsäure  die  Benzoösäure  gewinn»  und 
identifizieren.  Das  Filtrat  vom  Benzoat 
färbt  sich  auf  weiteren  Zusatz  von  Eisen- 
chloridlösung tief  violett. 

Ebenso  gelingt  der  Nachweis  beider  Säuren 
auf  folgendem  Wege:  Die  auf  die  oben  be- 
schriebene Weise  gewonnene  neutrale  Salz- 
lösung wird  mit  überschüssigem  Bromwasser 
versetzt.  Nach  etwa  10  minutenlangem 
Stehen  filtriert  man  von  dem  entstandenen 
weißen  kristallinischen  Niederschlage  (Brom- 
abkömmlinge der  .  Salicylsänre  bezw.  des 
Phenol)  ab,  schüttelt  das  Filtrat  mit  etwas 
Calciumkarbonat  und  filtriert  abermals.  In 
dem  nun  erhaltenen  neutralen  Filtrat  ent- 
steht auf  Zusatz  von  Eisenchlorid  der  be- 
kannte Niederschlag  von  Eisenbenzoat 

Auf  grund  der  ausgeführten  Untersudi- 
ungen  schlägt  Verfasser  zur  Aufnahme  in 
das  Arzneibuch  folgende  Fassung  vor: 

Methylium  benzoylsalicylicum  — 
Benzosalin. 

Weißes,  kristallinisches  Pulver  von  sehwach 
aromatischem  Gerüche  und  Oeschmacke. 
Schmp.  84  bis  850.  Es  ist  fast  unlöslich 
in  Wasser,  löslich  in  etwa  35  ^Teilen  Wein- 
geist, sehr  leicht  in  Chloroform,  etwas 
schwerer  in  Aether. 

Die  weingeistige  Lösung  (1  +  49)  soll 
durch  einen  Tropfen  Eisenchloridlösung  nicht 
violett  gefärbt  und  nach  Zusatz  einiger 
Tropfen  Salpetersäure  durch  Silbemitrat- 
lösung höchstens  opalisierend  getrübt  werden. 

0,5  g  Benzosalin  werden  mit  10  ccm 
Normal-Natronlange  3  mmutenlang  gekocht; 
nach  dem  Erkalten  wurd  filtriert  und  das 
Filtrat  mit  veidünnter  Schwefelsäure  an- 
gesäuert ;  es  scheidet  sich  alsbald  ein  wdßer 
Kristallbrei  aus,  der  auf  einem  Filter  ge- 
sammelt, ausgewaschen  und  schlielilich  auf 
demselben  Filter  mit  5  ccm  ^iQ-Normsl- 
Natronlauge  übergössen  wird.  Das  Filtrat 
versetzt  man  mit  1  Tropfen  Eisenchlorid- 
lösung: es  entsteht  ein  rotbrauner  Nieder- 
schlag und  die  Flüssigkeit  färbt  sich  braunrot; 
auf  Zusatz  weiterer  Eisenchloridlösung  geht 
die  Farbe  in  tiefviolett  über.  H,  M. 


1054 


Zur  Auslegung 
pharmaseuüsolior  Gesetze  usw. 

(Fortsetzung  von  Seite  1008.) 

278.  Die  Verwendung  der  Bezeich- 
nung «patentiert»  für  Auslandspatente 
ist  strafbar,  denn  es  könnte  der  Glaube 
geweckt  werden,  die  betreffende  Ware  be- 
sitze Schutz  auch  eines  deutschen  Reicbs- 
patents;  ein  solches  genießt  aber  im  Handel 
und  Verkehr  größeres  Ansehen  als 
Patente  aus  anderen  Ländern,  in  denen 
keine  Vorprüfung  des  angemeldeten  Patentes 
stattfindet,  und  die  das  Patent  auf  bloße 
Anmeldung  hin  erteilen.  (Apoth.-Ztg.  1906, 
Nr.  21.) 

279.  AagebUeher  Orofihandel.  Ein 
Drogist  war  wegen  Feilhaitens  von  Mitteb, 
die  dem  freien  Verkehr  nicht  überlassen  sind, 
angeklagt,  vom  Landgericht  aber  freige- 
sprochen, weil  die  Behauptung  des  Angeklagten, 
er  habe  die  betreffenden  Mittel  nicht  an 
Konsumenten,  sondern  nur  an  Wieder- 
verkäufer abgegeben,  nicht  wiederlegt  werden 
konnte.  Auf  Revision  der  Staatsanwaltschaft 
hat  das  Kammergericht  das  Urteil  aufgehoben 
und  die  Sache  zur  nochmaligen  Entscheidung 
an  das  Landgericht  zurückverwiesen.  Das 
Landgericht  habe  den  Begriff  des  Groß- 
handels mit  Arzneimitteln  rechtsirrtümlich 
verkannt  und  werde  nochmals  festzustellen 
haben,  wie  der  ganze  Betrieb  des  Angeklagten 
beschaffen  sei,  z.  B.  ob  er  die  betreffenden 
Mittel  in  großen  Mengen  ankaufe,  welche 
Preise  er  seinen  Abnehmern  berechne  usw. 

280.  Zur  Auslegung  des  Begriffes 
«Krankheit».  Wegen  Ankündigung  des 
Haarwuchsmittels  John  Kraven  Bürgleih'B 
Haarwasser  wurde  der  Berliner  Vertreter 
der  Firma  angeklagt  und  vom  Landgericht 
auf  grund  des  §  4  der  Polizeiverordnung 
vom  21.  August  1903  verurteilt.  Nach 
dieser  Verordnung  ist  die  öffentliche  An- 
kündigang  von  Mitteln  zur  Verhütung, 
Linderung  oder  Heilung  von  Krankheiten 
verboten,  besonders  wenn  den  Mitteln  über 
ihren  wahren  Wert  hmausgehende  Wirk- 
ungen beigelegt  wird  oder  das  Pablikum 
durch  die  Art  ihrer  Anpreisung  belästigt  wird. 

Die  erste  Instanz,  das  Schöffengericht, 
hatte  angenommen,  daß  Kahlköpfigkeit  keine 
Krankheit    sei,    d.    h.    keine    Abweichung 


körperlicher  Organe  von  der  Besdiaffenheit 
die  zur  Erhaltung  des  Organismus  und  seber 
Leistungsfähigkeit  erforderlich  ist,  vielmehr 
lediglich  einen  Körperschaden  vorstelle.  Das 
Schöffengericht  stützte  sich  dabd  auf  em  Urteil 
des  Kammergerichts  vom  12.  Januar 
1899,  indem  es  heißt,  daß  Kahlköpfigkeit  ein 
Schönheitsfehler  oder  Körperschaden,  nnd 
an  sich  keine  Krankheit  sd,  wogegen  das 
Bei  ohsgerioht  jede  Störung  der 
körperlichen  und  geistigen  Gesundheit  des 
Menschen  ohne  Rücksicht  auf  die  Besdiaffen- 
heit  der  Ursachen  dieser  Störung  ab  Krank- 
heiten ansieht 

Die  Berufungsinstanz,  das  Landgericht, 
führte  aus,  es  wird  jetzt  aUgemein  in  der 
medizinischen  Wissenschaft  angenommen, 
daß  die  Kahlköpfigkeit  in  den  weit- 
aus meisten  Fällen  auf  einer  Erkrankung 
des  Haarbodens  und  der  Oewebezellen 
der  Kopfhaut  beruhe,  ein  Haarwuohsmittel 
bezwecke  also  in  seinem  Endziel  die  Be- 
seitigung einer  Krankheit  und  ihrer  schäd- 
lichen Folgen  und  wäre  ein  Heiimittel,  das 
eine  den  HaarausfaU  bedingende  Krankheit 

beseitigen  soll.     (Apoth.-Ztg.  1906.) 

A.  St. 
281.  Verkaufskommissionftre  von  Wein 
sind  strafbar,  wenn  sie  z.  B.  überstreekten 
Wein  in  den  Handel  bringen;  sie  sind,  wie 
die  Deutsche  Wein-Ztg.  1906,  854  anführt, 
nach  einer  Reichsgerichtsentscheidung  als 
Täter  mitzubestrafen.  P.  S. 


Eolorimetrisohe  Bestimmung 
von  Morphin. 

Nach  Georges  und  Qascard  sind  die 
gebräuchlichen  Methoden  der  quantitatiren 
Morphiabestimmung  in  der  Toxikologie  nicht 
zuverlässig.  Sie  schlagen  ein  kolorimetriscbeB 
Verfahren  vor,  begründet  darauf,  daß  eine 
schwach  saure  Morphinlösung  durch  Jod- 
säure gelb  bis  rotgelb  gefärbt  wud;  durah 
Zusatz  von  Ammoniak  bis  zur  sehwaeh 
alkalischen  Reaktion  geht  diese  Farbe  in 
ein  braungelb  über,  und  zwar  steht  die 
Stärke  der  Färbung  im  Verhältnis  zur  Menge 
des  in  Reaktion  tretenden  Morphins.  Nähera 
muß  im  Original  nachgeleaen  werden. 

Joum.  de  Pharm,  et  de  Ohim.  1906,  XXIII,  513. 


1055 


VergleiGhende  Untersuchungen 
von  Ichthyol  und  einigen  Ersatz- 
produkten 

hat  R.  Thal  ansgefülirt  und  seine  Befände 
in  Apoth.-Ztg.  1906,  431  ausführlich  mit- 
geteilt. Aus  seinem  Berichte  ist  hervorzu- 
hehen,  daß  er  folgende  Präparate  unter- 
suchte: I.  Ichthyol.  IL  Ammonium  sulfo- 
ichthyolicum  der  Gesellschaft  für  chemische 
Industrie  in  Basel.  III.  Trasulfan.  IV.  Am- 
monium sulfoichthyolicum  von  Liidy  A  Co. 
in  Burgdorf. 

Bei  der  qualitativen  Untersuchung 
wurde  folgendes  gefunden:  Die  Reaktion 
von  I,  II  und  IV  war  schwach  sauer,  von 
III  neutral.  In  einem  Gemische  gleicher 
Raummengen  Alkohol  und  Aether  lösten 
sich  alle  vier  Muster  fast  klar  auf,  des- 
gleichen m  einem  Gemenge  gleicher  Raum- 
mengen Alkohol,  Aether  und  Wasser.  Das 
durch  Fällen  einer  Lösung  von  1  Teil  des 
Präparates  in  20  Teilen  Wasser  mit  4  Teilen 
Salzsäure  (spez.  Gew.  1,124)  erhaltene 
Filtrat  war  bei  I  klar  und  fast  farblos, 
mit  einem  schwachen  Anfluge  graugelber 
Färbung,  bei  Muster  III  klar  und  fast  farb- 
los, bei  II  und  IV  dagegen  schwarzbraun 
gefärbt.  I,  II  und  IV  gaben  bei  Lösung 
eines  Teiles  in  80  Teilen  20proc.  Essig- 
säure klare  Lösungen,  während  III  sehr 
wenig  löslich  war. 

Bei  der  quantitativen  Untersuchung 
wurde  der  Trockenrückst  and  bestimmt, 
indem  4  g  der  Präparate  in  gewogenem, 
verschließbarem,  mit  Glasstab  versehenem 
Trockengläschen  auf  dem  Wasserbade  mög- 
lichst unter  öfterem  Umrühren  eingetrocknet 
und  darauf  im  Trockenschranke  bei  100^  C 
bis  zum  beständigen  Gewicht  getrocknet 
wurden.  Er  betrug  bei  I:  56,66,  II:  54,48, 
ni:  37,71  und  IV:  39,83  pCt 

Zur  Bestimmung  des  Geeamtammoniak 
wurden  5  g  der  Präparate  m  etwa  150 
ccm  Wasser  gelöst,  der  Lösung  ein  abgemeß- 
ener  Ueberschuß  von  Vs-Normal-Lauge  hin- 
zugefügt und  die  Mischung  gegen  ^j^  Stunden 
im  Sieden  erhalten.  Nach  dem  Erkalten 
wurde  mit  Wasser  auf  etwa  300  ccm  ver- 
dünnt, mit  emigen  Tropfen  Fluoresceln- 
lösung  (0,4  g  Fluoresceln,  50  g  Alkohol 
und  30  g  Wasser)  versetzt  und  der  Laugen- 
Überschuß  mit  Y2'^o'™^^^^  zurücktitriert 


Aus  der  verbrauchten  Langenmenge  wurde 
der  AmmoniakicehaJt  berechnet  Er  betrug 
bei  I:  3,15,  II:  5,11,  HI:  1,38  und  IV: 
3,32  pOt 

Bestimmung  des  Gesamt  seh  wef  eis: 
Etwa  1  g  der  Präparate  wurde  nach  dem 
Eindampfen  im  Wasserbade  zweimal  nach 
einander  mit  je  20  ccm  rauchender  Salpeter- 
säure abgedampft,  der  sirupöse  Rückstand 
mit  je  5  g  eines  Gemenges  aus  3  Teilen 
Salpeter  und  4  Teilen  wasserfreier  Soda 
versetzt,  zur  Trockne  gebracht,  der  Rück- 
stand verschmolzen,  die  Schmelze  in  Wasser 
gelöst,  die  Lösung  mit  Salzsäure  übersättigt, 
zur  Trockne  verdampft  und  die  Kieselsäure 
in  bekannter  Weise  ausgeschieden,  worauf 
die  gebildete  Schwefelsäure  in  üblicher  Weise 
bestimmt  und  daraus  der  Schwefelgehalt  be- 
rechnet wurde.  Er  betrug  bei  I:  9,70, 
II:  9,42,  III:  5,30  und  IV:  5,75  pCt 

Zur  Bestimmung  des  Ammoniumsulfat 
wurden  etwa  5  g  der  Präparate  in  250  ccm 
Wasser  gelöst,  die  Lösung  in  einen  500 
ccm-Eolben  gebracht,  mit  80  ccm  einer  aus 
gleichen  Gowicbtsteilen  Hühnereiweiß  und 
Wasser  bestehenden  Lösung  versetzt,  dann 
5  ccm  25  proc.  Salzsäure  zugesetzt  und  mit 
Wasser  auf  500  ccm  aufgefüllt  Nach  ge- 
hörigem Durchschütteln  wurde  vom  volum- 
inösen Niederschlag  abfiltriert  und  in  200 
ccm  des  Filtrates  die  Schwefelsäure  in  der 
Kälte  durch  langsames  Zutröpfeln  von 
Baryumchloridlösung  gefällt  Aus  der  er- 
haltenen Baryumsulfatmenge  wurde  die  des 
Ammoniumsulfat  berechnet  Gefunden  wurden 
bei  I:  5,72,  II:  12,94,  III:  1,43  und  IV: 
8,05  pOt. 

Weitere  Befunde  waren  in  Procenten: 

In  der  organischen  Trockensubstanz: 

I          II         III  IV 

Ammoniak                   3,36      4,28      2,48  3,93 

GeBamtschwefel         17,68-15,14    13,66  11,95 

Vom  Schwefel  waren: 

snlfooisoh  gebunden  6,32  8,04  4,66  7,38 
sulfidisch  »         11,36      7,10      9,00      4,57 

— te— 

Eingezogenes 
Diphtherie-Heilserum. 

Wegen  Abschwäcbung  ist  zur  Einziehung  be- 
stimmt das  Diphtherie- Heilserum  mit  den  Eontroll- 
nummern 8^  824,  82j,  826  und  934  aus  den 
Farbwerken  zu  Höchst  a.  M.  und  162,  163  von 
E,  Merck  in  Darmstadt.  ^ 


1056 


Aus  dem  Geschäftsbericht  von 
Caesar  &  Loretz,  Halle  a.  S. 

Anfang  September  1906. 

Gortex  Granatl.  Als  ganze  Droge  gelagerte 
Warzelrinde  ergab  beim  Eingang  einen  Alkaloid- 
gehalt  von  0,4^0  pGt  and  jetzt  nach  dreijähriger 
Lagerung  nooh  0,442  pCt,  also  nur  einen  Bück- 
gang  von  etwa  10  pCt 

Folia  Belladonnae.  Dr.  0,  Fromme  schreibt: 
«loh  habe  schon  des  öfteren  in  diesen  Oesohäfts- 
berichten  darauf  hingewiesen,  dafi  stets  ein 
Unterschied  in  der  Höhe  des  Resultates  sich 
zeigt,  je  nachdem  die  betreffenden  Alkaloide  der 
ohlorophyllhaltigen  Drogen  durch  Ausschütteln 
des  mit  Alkali  erhaltenen  ätherischen  bezw. 
chloroformätherischen  Auszuges  mit  einer  be- 
stimmten Menge  Normalsäure  und  Rücktitrieren 
der  überschüssig  angewendeten  Säure  bestimmt 
werden  (D.  A.-B.  lY-Methode),  oder  ob  man 
ihre  Menge  durch  Ausschütteln  aus  dem  äther- 
ischen Auszuge  mit  Säure  und  aus  dieser  nach 
Alkalisieren  durch  Ausschütteln  mit  Aether  oder 
Chloroform  rein  abscheidet  und  dann  durch 
Wägung  oder  Titration  feststellt  (Keller'sßhB 
Methode).  Ausnahmslos  fallen  die  Resultate 
nach  der  ersteren  Methode  höher  aus,  als  nach 
der  zweiten.  Ich  habe  der  letzteren  immer  den 
Vorzug  gegeben.  Der  Einwand,  der  früher  oft 
schon  gemacht  ist,  daß  bei  der  Ausführung 
der  jSis^'schen  Methode  teilweise  Zersetzung 
der  Alkaloide  eintrete,  kann  schon  um  deswillen 
nicht  richtig  sein,  als  die  aus  den  hier  in  Rede 
stehenden  Drogen  hergestellten  reinen  Alkaloide 
eine  solche  Zersetzung  bei  gleicher  Behandlung 
nicht  zeigen;  ebenso  lassen  die  nach  der  Keüer- 
sehen  Methode  abgeschiedenen  Alkaloide  es  ohne 
Zersetzung  zu,  däL  man  sie  wiederholt  in  Salze 
überführt  und  aus  den  Salzen  wieder  die  reinen 
Alkaloide  herstellt.  Der  Grund,  daß  nach  der 
ersten  Methode  höhere  Resultate  erhalten  werden 
als  nach  der  £^^*sohen,  wurde  darin  gesucht, 
daß  dabei  Ammoniak  als  Alkaloid  mitbestimmt 
wird,  sei  es  nun,  daß  dies  Ammoniak  trotz  Ab- 
dunsten der  ätherischen  Lösung  vom  Rück- 
stande festgehalten  wird,  sei  es,  daß  dasselbe 
durch  Zersetzung  von  Chlorophyll  oder  Alkaloid 
entsteht  Nach  meinen  früheren  Untersuchungen 
glaube  ich  auch  heute  noch,  daß  diese  Annahme 
wenigstens  zam  teil  richtig  ist ,  andemteils 
glaube  ich  daß  beim  Schütteln  der  Pulver  von 
Blätterdrogen  mit  Alkalien  und  Aether  oder 
Aetherchloroform  sioh  aus  den  Gelen,  Fetten 
oder  Wachs  mit  AlkaJi  Seife  bildet,  die  in  Aether 
usw.  ja  nicht  unlöslich  ist.  Wird  solche  äther-' 
ische  Lösung  zur  Ueberführuog  der  in  ihr  ent- 
haltenen Alkaloide  in  Salze  mit  Säure  geschüttelt, 
so  wird  ein  Teil  dieser  Säure  zur  Zersetzung 
der  Seife  verbraucht.  Dieser  Teil  der  Säure 
wird  nach  obiger  erster  Methode  als  an  Alkaloid 
gebunden  angesehen  und  gibt  dadurch  zu  einem 
höheren  Analysenresultat  Anlaß. 

Es  geht  aus  den  weiteren  Untersuchungen 
hervor:  1.  daß  die  Ueberführung  des  Alkaloides 
in  Salz  und  die  demnächstige  Rückverwandlung 


in  reines  Alkaloid  keine  auch  nur  teilweise  Zer- 
setzung desselben  bewirkt  und  daß  Choroform 
das  Alkaloid  vollständig  aus  alkalisch-wiBseriger 
Flüssigkeit  herausholt;  ferner,  daß  das  geringere 
Resultat  nach  der  KeUer^sohen  Methode  nicht 
in  einer  Zersetzung  des  Alkaloides  oder  in  dem 
Unvermögen  des  Chlorofonns,  dasselbe  aus  der 
alkalisohwässerigen  Lösung  herauszuholen,  be- 
ruht, sondern  in  einem  Fehler  der 
Methode.  Dieser  Fehler  ist  darin  zu  sucheo, 
daß  fremde  Körper  bei  der  Titration 
als  Alkaloid  mitbestimmt  werden 
(Ammoniak  oder  in  Seife  enthaltenes  Alkali).» 

Folia  Digitalis«  Wie  wir  in  unseren  früheren 
Berichten  schon  wiederholt  betont  haben,  lassen 
wir  die  Einsammlung  der  Digitalisblitter  in  den 
für  uns  inbetracht  kommenden  Distrikten 
immer  erst  von  An&ng  Juli  ab  vornehmen,  da 
nach  unseren  auf  grund  langjähriger  Prüfungen 
gesammelten  Erfahrungen  die  Entwicklung  der 
Pflanzen  erst  dann  eine  solche  ist,  daß  die 
Blätter  einen  normalen  und  guten  Wirkungswert 
besitzen.  Als  Folge  der  nicht  anhaltend  warmen 
Witterung  machte  sich  bei  den  diesjährigen 
physiologischen  Prüfungen  auch  dorohweg  ein 
etwas  geringerer  Wirkungswert  geltend,  welcher 
bis  Mitte  August  zwischen  F=4,G;  5,S;  5,5 
bis  6,2  schwankte  und  gegenüber  den  letzt- 
jährigen Zahlen  immerhin  nicht  unerhebliche 
M  inderwerte  ergibt,  obwohl  sich  die  Normal- 
zahl von  F=ö,0  auch  diesmal  nooh  erreichen 
ließ.  Die  Bedeutung  der  physiologischen  Fest- 
stellung des  Wirkungswertes  der  Digitalisblätter 
ist  uns  nach  den  bn  unseren  alljfthriioh  fest- 
gesetzten Prüfungen  und  den  dabei  erhaltenen 
gleichmäßigen ,  übereinstimmenden  Resultaten 
immer  mehr  zum  Bewußtsein  gekommen,  um 
HO  mehr  als  auch  die  von  Dr.  med.  Foeke  bei 
Verwendung  solcher  geprüften  Digitalisblättar 
am  Krankenbett  beobachteten  Wirkungen  sich 
vollkommen  mit  der  nach  seiner  Methode  fest- 
gestellten Wirkungsstärke  deckten.  Durch  diese 
physiologischen  Prüfungen  hat  man  erst  einen 
klaren  Einblick  in  den  tatsächlichen  Wert  dieser 
Droge  als  Herzmittel,  in  die  früher  unverständ- 
lichen Abweichungen  der  Wirkung  derselben, 
in  die  Verschiedenheit  der  Handelssorten  unter- 
einander gewonnen  und  schließhch  auch  einen 
rationellen  für  die  Praxis  gangbaren  Weg  ge- 
funden, wie  man  eine  zuverlässige  Dioge  too 
immer  normaler,  gleichmäßiger  Wirkung  dem 
Arzte  zur  Verfügung  stellen  kann.  Die  dafür, 
inbetracht  kommenden  Hauptpunkte  gipfebe 
worauf  wir  schon  wiederholt  an  dieser  SteUfl 
hingewiesen  haben,  in  dem  Standort,  it 
der  Einsammlungszeit  und  in  der  Aig 
und  Durchführung  der  Austrooknun- 
und  Aufbewahrung  der  Digitalisr 
blätter.  Der  Standort  spielt  je  nach  de 
Bodenbeschaffenheit  und  Höhenlage  eine  gewiss^ 
Rolle,  für  die  Einsammlungszeit  sind  die  Ent' 
Wicklungsstadien  der  Pflanze  und  die  Witterangr 
Verhältnisse  von  einer  besonderen  Bedeutung 
und  für  die  Erhaltung  des  Wirkungswertes  der 
unter  den  günstigsten  Yerhältnissen  einge- 
sanunelten  und  normal   befundenen  Blätter  ist 


1057 


das  völlige,  UDinittelbar  nach  der  Einsammlung 
vorgenommene  Austrocknen  der  Droge  und 
die  trockene  Aufbewahrung  derselben  von  aus- 
schlaggebender Bedeutung.  Auch  bei  unseren  in 
diesem  Jahre  wieder  vorgenommenen  Eontroll- 
prüfungen hat  sich  ergeben,  daß  eine  seit  zwei 
Jahren  in  gewöhnlicher  lufttrockener  Beschaffen- 
heit in  Saokverpackung  bei  uns  gelagerte  Digitalis 
von  ursprünglich  sehr  hohem  Qehalt  eine  Herab- 
minderung des  Giftwertes  um  fast  50  pCt  er- 
fahren hatte,  während  ein  auf  etwa  IV2  P^ 
Wassergehalt  ausgetrocknetes  DigitaUspulver 
(unsere  Folia  Digitalis  titrat.  pulv.  F=5,0) 
auch  nach  mehijähriger  Aufbewahrung  in  nor- 
maler Glasverpackung  noch  genau  denselben 
Wirkungswert  besaß. 

Glandulae  Lnpnli.  Die  Ph.  Kederl.  lY  bat 
für  Lupulin  den  Aschegehalt  auf  höchstens  6  pCt 
herabgesetzt,  was  unseren  Erfahrungen  nach 
eine  keinesfalls  glücklich  gewählte  Forderung 
ist.  Der  Aschegehalt  der  naturellen  gesiebten 
Lupulinsorten  schwankt  zwischen  14  bis  20  pCt 
und  durch  die  sorgfältigste  mechanische  Beinigung 
ist  ein  niedrigerer  Aschegehalt  wie  10  pOt 
eigentlich  nie  zu  erreichen.  Um  eine  den 
Forderungen  der  Ph.  Nederl.  lY  im  Asche- 
gehdt  entsprechende  Ware  zu  bekommen,  muß 
das  Lupulin  einem  Sohlämmungsprozeß  unter- 
worfen werden,  wodurch  dasselbe  aber  sowohl 
im  Geruch  wie  in '  der  Farbe  eine  qualitative 
Verschlechterung  erleidet,  der  gegenüber  der 
etwas  niedrigere  Aschegehalt  durchaus  keine 
Verbesserung  darstellt.  Ein  mechanisch  ge- 
reinigtes mit  10  pCt  veraschendes  neues  Lupiüin 
besitzt  eine  lebhfäte  gelbliohgrüne  Farbe 
und  einen  frischen,  kräftigen  Geruch, 
dieselbe  Ware  aber  nochmals  nachgeschlämmt 
stellt  eine  bräunliche  und  übelriechende 
Droge  dar,  welche  ganz  ähnlich  sich  repräsen- 
tiert wie  eine  mehrjährig  gelagerte  Ware.  Der 
Gehalt  von  10  pCt  Asche,  wie  ihn  andere 
Pharmakopoen  verlangen,  ist  eine  erfüllbare  und 
im  Interesse  der  Qualitätsbeschaffenheit  des 
Lupulin  jedenfalls  rationellere  Forderung. 

Laetuearliiin«  Nach  den  niedrigeren  Erlösen 
der  letzten  beiden  Jahre,  welche  den  Anbau 
des  Qiftlattich  und  die  Gewinnung  des  Lactu- 
carium  vollständig  unrentabel  für  die  Pflanzer 
machten,  hat  man  die  Anpflanzungen  in  diesem 
Jahre  auf  das  äußerste  beschränkt  und  der  Ge- 
samtertrag an  Lactucarium  beträgt  kaum  1/5 
einer  normalen  Produktion. 

Opium.  G,  BerrUröm  hat  in  Svensk  Farma- 
ceutisk  Tidskrift  Nr.  19  och  20,  1905  die  Be- 
sultate  seiner  die  verschiedenen  Morphin- 
bestimmungs  -  Methoden  vergleichenden  Ar^iteii 
veröffentlicht,  und  als  Besultat  derselben  schlägt 
Verf.  folgende  Aenderungen  der  Helfenberger 
Methode  vor:  1.  Die  Mischung  ist  nach  dem 
Schütteln  24  Stunden  stehen  zu  lassen.  2.  Das 
Morphin  ist  gewichts-  und  maßanalytisch  zu 
bestimmen,  wobei  die  immer  ein  wenig  höher 
ausfallenden  gewichtsanalytischen  Besultate  nur 
als  Eontrolle  dienen.  3.  Die  Besultate  sind 
auf  wasserfreies  Opium  umzurechnen. 


Dem  Vorschlage  ad  1  kann  nicht  zugestimmt 
werden,  dem  ad  2  nur  bedingungsweise,  ad  3  ganz. 

Semen  Colehlol.  Bei  den  besseren  Partien 
trockener  Ware  schwankt  der  Colchicin- 
g eh  alt  zwischen  0,696  bis  0,901  pCt;  der 
Wassergehalt  des  Samens  beträgt  dabei  nur 
4,6  bis  5,2  pCt,  wodurch  eine  gute  Haltbarkeit 
desselben  auch  bei  überseeischem  Transport 
verbürgt  wird. 

Semen  Sinapls.  Der  nach  der  Methode  des 
D.  A.-B.  IV  ermittelte  Oelgehalt  schwankte 
nach  den  diesjährigen  Feststellungen  bei  unserem 
Pulvis  grossus  zwischen  0,63  bis  0,88  pCt, 
während  das  Arzneibuch  einen  Mindestgehalt 
von  0,55  pCt  verlangt. 

Semen  Strophanthl«  Unter  reinem  offlzinellen 
Kombe-Strophanthussamen  verstehen  wir 
eine  mit  angedrückten  weißlich  glänzenden 
Haaren  bedeckte  Droge  von  ziemlich  gleich- 
mäßiger, ausgeprägt  lanzettlicher  Form  und 
heller  graugrünlicher  Farbe,  deren  von  der 
äußeren  Samenschale  befreites  Endosperm  beim 
Betupfen  mit  Schwefelsäure  eine  deuthche  Grün- 
färbung zeigt,  die  auch  nachträglich  nicht  in  Bot 
übergeht.  Wenn  von  20  Samen  18  diese  Färbung 
erhalten,  dann  ist  die  Droge  noch  als  eine  gute 
Handelsware  zu  bezeichnen. 

Sowohl  der  chemische  Gehalt  wie  der  physio- 
logische Wirkungswert  des  Samens  stehen  in 
einem  engen  Zusammenhang,  wie  nachstehende 
Zahlen  beweisen. 

Es  ergaben: 

^  physiologischer 

13  •  JS  Wirkungswert 
'S  ^  'S  o  nach  Dr.  Foike 
g'3  *S  g,  der  nach  D.  A.-B. 
'S 'S  ^  g  IV  aber  TorauB- 
g*  tifi  >§  5  gegangener  Ent- 
^  GQ  'S  lettnng  des 
GQ  Samens  herge- 

pCt  gr&n  rot  Ftellten  Tinktur 

reiner    Eombe  -  Stroph- 

anthus  D.  A.-B.  lY, 

unser    elect   Nr.    0, 

1906  er  7,761    18     2    F=115 

reiner    Eomb6  -  Stroph- 

anthus   D.  A.-B.    IV, 

unser    elect.    Nr.    0, 

1906er  8,057    19     1    F=120 

Eombe  -  Strophanthus, 

kurante    Handelsware 

Nr.  I,  1905  er  2,432     6   14    F=94 

Eombe  -  Strophanthus, 

kuraote    Handelsware 

Nr.  I,  1906  er  3,540     8   12    F=92 

Eombe  -  Strophanthus, 

kurante  geringe  Han- 
delsware, Nr.  U,  1905er  2,56       3   17    F=63 
Eombe  -  Strophanthus, 

kurante  geringe  Han- 
delsware, Nr.  II,  1906er  2,64       1    19    F=49 

Bemerkenswert  ist  bei  Eombe-Strophanthus 
auch  seine  grofie  Beständigkeit  im  chemischen 
Gehalt  und  in  seiner  physiologischen  Wirksamkeit. 

{Schluß  folgt.) 


1068 


Therapeutisohe  Mitteilungen. 


Ueber  den  Nachweis 

von  Bakterien   im  Blut  und 

seine  Bedeutung. 

Was  die  Technik  der  Untenaehnng  an- 
langt; so  kommt  zuerst  die  mikroskop- 
ische Untersnchnng  in  Frage,  wenn- 
gleich sie  wegen  der  oftmals  geringen  Keim- 
zahl nnd  der  mOhseligen  Absnchnng  der 
Präparate  nicht  von  großer  praktischer  Be- 
dentang  ist  Sicherer  aber  noch  umständ- 
licher ist  die  Methode  mehrere  ccm  Blnt 
aaf  einmal  zu  verarbeiten,  indem  man  die 
zelligen  Elemente  und  das  Fibrin  der  Oe- 
rmnsel  durch  Alkalilauge  oder  durch  einen 
künstlichen  Magensaft  zur  Auflösung  bringt, 
dann  zeotrifugiert  und  den  Bodensatz  mikro- 
skopiert. Eine  exakte  bakteriologische 
Diagnose  läßt  sich  aber  auf  die  mikroskop- 
ische Untersuchung  allein  aufbauen  beim 
Tuberkelbacillus,  der  bereits  morpholo^sch 
genügend  differenziert  ist.  Direkte  Ver- 
impfung  des  zu  untersuchenden  Blutes  auf 
Versuchstiere  ist  bei  den  übrigen  Mikro- 
organismen noch  weniger  als  beim  Tuberkel- 
bacillus verwendbar.  Manche  Erankheits- 
keime  sind  nur  für  wenige  oder  überhaupt 
keine  Tierarten  pathogen,  und  außerdem 
bietet  die  Tiervirulenz  eines  Bacterium 
keinen  Maßstab  für  seine  krankmachenden 
Eigenschaften  gegenüber  dem  Menschen. 

Die  hauptsächlichste  Methode  zum  Nach- 
weise von  Bakterien  im  Blute  ist  vielmehr 
das  Kulturverfahren. 

Das  unter  aseptischen  Kautelen  aufge- 
fangene Blut  wird  auf  bereit  gehaltene 
Nährböden  (Agar  oder  Bouillon)  verteilt;  in 
geeigneten  Fällen  dürfte  sich  auch  das  An- 
legen anaörober  Kulturen  empfehlen. 

Vielleicht  noch  richtiger  als  die  Kenntnis 
der  erforderlichen  Methoden  ist  die  der 
Fehlerquellen.  Erstens  ist  bekanntiich  die 
Haut  recht  schwer  keimfrei  zu  machen. 
Femer  ist  es  sicher,  zum  mindesten  an  der 
Leiche,  daß  Bakterien  aus  Lungen  und  Darm 
ins  Blut  einwandern  können,  und  zwar  bei 
hoher  Außentemperatur  schon  nach  wenigen 
Stunden.  Deshalb  soll  man  auch  an  der 
Leiche  stets  das  Blut  einer  Armvene  ent- 
nehmen und  erst  in  zweiter  Linie  aus  dem 


Herzen.  Ein  weiteres  schätzenswertes' Hufs- 
mittel  ist  femer  die  Aggiutininreaküon  des 
Blutes.  Schon  bald  nach  eingetretener  In- 
fektion zeigen  sich  bekanntiich  im  Blatsemm 
des  befallenen  Organismus  spezifische  Aggla- 
tinine.  Man  braucht  also  nur  etwaa^von 
dem  Blutseram  aufzuheben  und  auf  seinen 
Oehalt  an  Agglutininen  gegenüber  dem 
isolierten  Mikroorganismus,  über  dessen  pa- 
thogene  Rolle  man  im  Unklaren  ist,  zu 
prüfen. 

Die  Blutuntersuchnng  auf  Bakterien  ist 
aber  nicht  nur  in  diagnostischer  Bezidinng 
wertvoll,  sondem  gibt  auch  für  die  Frognoee 
wichtige  Fingerzeige.  Die  Prognose  wird 
dann  als  schlecht  anzusehen  sein,  wenn  die 
Keime  sieb  in  größerer  Zahl  oder  bei  wieder- 
holter Untersuchung  in  stdgenden  Mengen 
im  Blute  vorfinden.  Femer  hat  sich  gezeigt, 
daß  Fälle  von  Rose  (ErysipeO^  von  Funinkel 
und  Karbunkel,  Influenza  n.  a.  mit  podtivem 
Bakterienbefunde  im  Blute  fast  immer  von 
übelster  Vorbedeutung  sind. 

Für  das  therapeutisohe  Handeln  sind  ans 
der  bakteriologischen  UntersuchnngJ^bisher 
nur  wenig  unmittelbare  Anregungen  ge- 
wonnen worden.  Sobald  aber  die  jetzt  noch 
in  den  Kinderschuhen  steckende  spezifisehe 
Seramtherapie  völlig  ausgebaut  sein  wird, 
wird  die  Blutuntersuchung  ein  unentbehr- 
liches Hilfsmittel  sein. 

Ausführliehe  Angaben  findet  man  in  der 
Monographie  von  Canon  »Die  Bakteriologie 
des  Blutes  bei  Infektionskrankhdten». 

Berliner  Klin.  Woehenaekr.  1906,  83.      L. 


Die  Vibrattonsmassage  mit  dem 
neuen  Vibrator  „Venivici", 

Die  Vibrationsmassage  hat  den  Zweck, 
jene  Handgriffe,  welche  keine  Palpaüons- 
massage  bedmgen,  namentlich  also  die 
Klopfung  und  Erschütterung  des  erkrankten 
Körperteiles,  auf  masdiinellem  Wege  zn  er- 
setzen, ^was  von  um  so  größerem  Vorteile 
ist,  weil  gerade  bei  der  manuell  ausgeführten 
Erschütterang  die  Hand  des  Masseurs  sehr 
rasch  ermüdet  und  es  demnach  nnmö^ch 
ist,  längere  Zeit  huidnrch  in  stets  gleich- 
mäßigen und  sehr  rasch  anf  einander  folgen- 


1059 


den  Stößen  das  gewfliisohte  Organ  zu  er- 
schüttern. Die  zur  therapeutischen  Ver- 
wendang  der  Vibrationsmassage  nötigen 
kurzwelligen  VibratorstOOe  werden  bei  Yen i- 
vioi  durch  eme  Metallscheibe  von  8  cm 
Durchmesser  erzielt^  welche'^^an  die  Achse 
exzentrisch  eingestellt 'und  in  beliebig,  großer 
exzentrisdier  Stellung  durch  eine  Schrauben- 
mutter fixiert  wfard.  Die  Achse  wird  durch 
ein  Räderwerk  mit  großer  Uebersetzung 
(eingeschlossen  in  einer  Metallkapsel)  ^in  Ro- 
tation versetzt^  sobald  die  Kurbel  mit  der 
Hand  bewegt  wird.  Die  exzentrisch  ein- 
gestellte Scheibe  versetzt  den  ganzen  Apparat 
in  stoßweise  Bewegungen  von  sehr  schneller 
Aufeinanderfolge  und  absoluter  Gleichmäßig- 
keit. Wird  nun  einer  der  zahlreichen  An- 
sätzC;  mit  denen  der  Apparat  entsprechend 
den  verschiedenen  zu  massierenden  Körper- 
teilen ausgestattet  ist,  in  ein  unterhalb  der 
Scheibe  befmdliches  Gewinde  eingeschraubt, 
so  übertragen  sich  die  Vibrationsstoße  auf 
jenes  Organ,  auf  welches  der  Ansatz  ange- 
legt wird.  A.  Rn. 
Therap.  MonaUh,  1906,  399. 


Ueber  kombinierte  Verordnung 
von  Arzneimitteln. 

Nach  dem  Vorgänge  von  L&pine  hat 
Kisch  durch  viele  Jahre  den  Grundsatz  der 
kombinierten  Verordnung  mehrerer  nach 
derselben  pharmakodynamischen  Wirkung 
hinzielenden  Arzneimittel  von  kleiner  Gabe 
in  einer  großen  Zahl  von  Fällen  chronischer 
Erkrankungen  angewendet,  wobei  er  dies 
Prinzip  ^noch  durch  die  häufige  Anwendung 
solcher  Arzneimittel  in  kurzen  Zwischen- 
räumen, statt  in  langen  Zeiträumen  erweiterte. 
Ganz  besonders  bei  Herzbeschwerden  und 
-erkrankungen  sowie  bei  den  vom  weiblichen 
Geschlechtsapparat  ausgehenden  Beschwerden 
hat^^sich  die  Wirksamkeit  dieser  Methode 
«vielfältig  sehr  gut,  zuweilen  überraschend» 
bewährt 

Wir  heben  hier  folgende  Verordnungen 
heraus :  Tinctura  Digitalis  2  g,  —  Strophanthi, 
—  Convallariae  majal.  je  5  g,  —  Ghinae 
compos.  25  g,  stündlich  10  Tropfen  zu 
nehmen.  Ferner:  Dialysatum  OoluXj  Herba 
Adonis  vemal.,  Herba  Convallariae  majal.  je 
2,5  g;  Tinctura  Fern  pomat  20  g,  stünd- 
lich 10  Tropfen  zu  nehmen.     Bei  Blutungen : 


Tinctura  haemostyptica  Denxel,  Extractum 
Hydrastis  Ganad.,  —  Gossypii  herbac,  — 
Hamamelis  Virgin,  fluid,  je  10  g,  halb- 
stündlich 10  Tropfen  zu  nehmen  (von  der 
Tinctura  haemostyptica  Denxel  ist  1  g 
Tinktur  =  0,1  g  Seeale.) 

Bei  Reizzuständen  des  Beckengewebes,  des 
Bauchfelles,  zuweilen  auch  des  Darmes  fand 
Kisch  folgende  Zusammenstellung  von  Wert : 
Tinctura  Opii  simpl.  5  g,  —  Cinnamomi, 
—  Valerianae  aether.  je  10  g,  stündlich  10 
bis  15  Tropfen  zu  nehmen.  Natürlich  kann 
auch  hier  nur  die  sorgfältig  individualisierende 
Beobachtung  des  Einzelfalles  die  Entscheid- 
ung abgeben,  ob  derselbe  für  Anwendung 
jenes  Prinzipes  geeignet  ist.  A.  Rn, 

Therap,  d,  Gegenwart  1905,  47. 

Gegen  erfrorene  Hände 

wendet  neuerdings  A,  Hecht  wieder  folgen- 
des von  JadcLSSohn  angegebene  Verfahren 
an:  Die  erfrorenen  Hände  bezw.  Füße 
werden  ein-  bis  dreimal  täglich  in  so  heißem 
Wasser,  wie  es  gerade  noch  vertragen  wird, 
10  bis  15  Minuten  lang  gebadet,  dann  sorg- 
fältig abgetrocknet  und,  wenn  es  sich  nidit 
um  geschwürige  Zerrissenheiten  handelt,  mit 
Spiritus  nachgewaschen.  Am  Abend  werden 
dann  die  Hände  gründlich  und  längere  Zeit 
mit  einer  Salbe  massiert  (und  schließlich 
noch  mit  einer  Schicht  derselben  bedeckt), 
für  die  als  Beispiel  folgende  Vorschrift  gelten 
kann:  Ichthyol  1  bis  5  g,  Resorcin  1  bis 
3  g,  Lanolin  25  g,  Olivenöl  10  g,  Wasser 
zu  50  g  Salbe. 

Für  leichtere  Fälle  genügt  diese  Behand- 
lung meist  vollständig.  Die  Zeit,  welche 
bis  zum  wirklichen  Verschwinden  der  Frost- 
beulen und  der  ausgebreiteten  Rötung  und 
Schwellung  vergeht,  ist  natürlich  in  den 
einzelnen  Fällen  sehr  verschieden.  Kleinere 
offene  SteUen  kann  man  für  den  Tag  mit 
einem  indifferenten  Pflaster  bedecken,  nach- 
dem man  sie  vorher  mit  Streupulver,  z.  B. 
Bismutum  subnitricum,  bestreut  hat.  Ueber 
Nacht  werden  auch  diese  Stellen  am  besten 
mit  obiger  Salbe  eingerieben.  Gelegentliche 
Aetzungen  mit  dem  Höllensteinstift  oder  mit 
Jodtinktur  zur  Anregung  der  Granulations- 
bildung vertragen  sich  gut  mit  dieser  Be- 
handlung. A,  Rn. 

Therap,  MonaUh,  1906,  109. 


1060 


Photographische  Mitteilungeiii 


Matt-Genre  für  Porträt-Photo- 

graphie. 

Die  Zeit  der  glänzenden  Albumin-  nnd 
Gelloidin-Bilder  ist  vorbei;  allgemein  wird 
auch  von  den  Berufs- Photographen  das  Matt- 
Genre  vorgezogen;  weil  es  gerade  Porträts 
ein  weit  vornehmeres;  künstlerisches  Gepräge 
verleiht.  Neben  dem  durch  seine  einfache 
Behandlung  und  bei  richtiger  Anwendung 
vorzügliche  Resultate  ergebenden  Bromsilber- 
papier sind  es  die  sogenannten  0  a  s  1  i  c  h  t  - 
papierO;  die  der  modernen  Porträt-Photo- 
graphie  dienen.  Einen  hervorragenden  Rang 
unter  ihnen  nimmt  das  Satrap-Papier 
ein.  Von  matten  Auskopierpapieren  eignet 
sich  für  Porträts  ganz  besonders  gut  das 
Matt- Albumin  -  Papier  von  Trapp 
(&  Münch,  weil  es  ein  fein  abgestuftes  und 
künstlerisch  vornehm  wirkendes  Bild  ergibt. 
Auch  das  Mattpapier  van  Bosch  liefert 
treffliche  Resultate.  Den  sehr  beliebten 
granschwarzen  Ton,  in  dem  jetzt  die  meisten 
Bilder  der  Fachphotographen  gehalten  sind; 
erzielt  man  am  ersten  und  besten  mit  der 
Platintonung;  für  die  es  hmreichend  gute 
Vorschriften  gibt.  Bm 

Unsichtbare  Photographien 

bilden  den  Gegenstand  eines  Vortrags,  den 
der  englische  Physiker  Bull  in  London  ge- 
halten hat  Er  nannte  die  merkwürdigen 
Erscheuiungen  auch  «Atembilder».  Sie  ent- 
stehen auf  irgend  eine  geheimnisvolle  Weise 
auf  dem  Glas  photographischer  Platten. 
Wenn  die  lichtempfindliche  Platte  abgekratzt 
und  das  Glas  sorgfältig;  sogar  mit  Zuhilfe- 
nahme von  chemischen  Mitteln  gereinigt  ist; 
vermag  das  Auge  unter  gewöhnlichen  Um- 
ständen nichts  darauf  wahrzunehmen.  Wenn 
man  aber  darauf  haucht;  so  erscheint  auf 
dem  Glas  in  matten  grauen  und  weißen 
Tönen  das  auf  der  lichtempfindlichen  Schicht 
aufgenommen  gewesene  Bild  als  Positiv. 
Die  Theoretiker  haben  sich  über  diese  Tat- 
sache sehr  den  Kopf  zerbrochen  und  vor- 
läufig keine  bessere  Lösung  dafür  gefunden; 
als  daß  die  Entstehung  des  verborgenen 
Bildes  auf  der  Glasplatte  auf  einer  elektro- 
chemischen Wirkung  beruhe;  wodurch  ge- 
wisse Molekularkerne    erzeugt    werden;    um 


die  sich  dann  das  sichtbare  Bild  der  Ent- 
wicklung nach  und  nach  aufbaut  Diese 
Mitteilung  von  Tageszeitungen  beruht  auf 
einem  durch  keine  Sachkenntnis  beeinflußten 
Laienurteil.  An  alten  Platten  kann  man 
gelegentlich  diese  «phänomenale»  Ersehein- 
ung  beobachten.  Sie  rührt  entweder  durch 
Ablagerung  zarter  Schichten  metallisehen 
Silbers  auf  dem  Glase  her,  oder  entsteht 
vielleicht  durch  die  Säurewu*kung  vom  Fixier- 
natron mangelhaft  befreiter  Negativschichten. 
Wr,  Fr,  PhoL  Ztg.  Bm, 

Eontrolle  panchromatischer 

Platten. 

Eine  große  englische  Trockenplatten-Fabrik 
kontrolliert  ihre  panchromatischen  Platten 
auf  Gleichmäßigkeit  der  Schicht  in  folgen- 
der Weise:  In  einiger  Entfernung  von  der 
Dunkelkammerlaterne  oder  vor  dem  Fenster 
wird  ein  dunkler  Schirm  angebracht;  der 
eine  2  cm  breite  vertikale  Spalte  hat;  deren 
Höhe  gleich  der  Höhe  der  zu  kontrollieren- 
den Platte  ist.  Die  Platte  wird  bei  dem' 
erleuchteten  Spalt  vorbeigeführt  und  in  der 
Durchsicht  betrachtet;  um  etwaige  dünne 
Stellen  herauszufuiden.  Dabei  ist  nur  an 
kleiner  Teil  der  Platte  kurze  Zeit  dem  Lichte 
ausgesetzt;  während  die  ganze  übrige  Flftdie 
der  Platte  im  Dunkeln  liegt  Es  ist  auf 
diese  Weise  möglichst  viel  heUeres  licht  zu 
verwenden;  das  bei  der  Kontrolle  der  ganz 
unbedeckten  Platte  diese  verschleiern  würde. 
Derselbe  Handgriff  ist  sehr  gut  auch  für 
die    Entwicklung    panchromatischer    Platten 

zu  verwenden.  Em. 

Phot.   WochenbL  1906. 


Zur  Erzielung  grüner  Töne  auf 
Br  omsilb  er-Papier 

schreibt  C,  Winthrope  die  Anwendung 
folgenden  Bades  vor:  Gesättigte  Oxalsäure- 
lösung  120  ccm;  Vanadiumohlorid  2  g;  Eisen- 
Chlorid  1  g;  Eisenoxalat  1  g;  Wasser  bis  zu 
2  L  und  rotes  Blutlaugensalz  2  g. 

Der  grüne  Ton  wird  nach  4  bis  5  Bünuten 
erreicht.  Die  hierauf  vorgenommene  Wässer- 
ung soll  nicht  länger  als  10  bis  15  Minuten 
dauern.  Der  besseren  Haltbarkeit  der  Töne 
wegen  wird  das  Abreiben  des  Bildes  mit 
Gerat  empfohlen.  Bm, 


1061 


BOcherscha 


AatfährliclieB  Lehrbucli  der  pharmazeut- 
iBohen  Chemie  bearbeitet  von  Dr.  Ernst 
Schmidt,  o.  Prof.  d.  pharm.  Chemie 
und  Direktor  des  pharm.-ohem.  Instituts 
der  Universität  Marburg.  Erster  Band: 
Anorganische  Chemie.  Fünfte, 
vermehrte  Auflage.  Erste  Abteilung: 
Metalloide.  Braunschweig  1906. 
Verlag  von  Friedrich  Vieweg  &  Sohn. 
Preis:  geh.  10  Mk. 

Voa  Sehmidt'a  ausführlichem  Lehrbuch  der 
pharmazeutischen  Chemie,  der  «pharmazeut- 
ischen BibeN,  wie  sie  die  Einen  nennen 
oder  dem  «dicken  Schmidt*,  wie  sie  der 
Verfasser  selbst  scherzweise  im  ersten  Eolleg 
seiner  Vorlesung  zu  nennen  pflegt,  ist  eine  neue 
Auflage  im  Erscheinen  begriffen  und  der  erste 
Abschoitt  des  ersten  Bandes,  die  Metalloide  be- 
handelnd, liegt  bereits  vollendet  vor.  Bei  der 
Bedeutung,  die  das  Werk  seit  seinem  ersten 
Erscheinen  vor  nunmehr  27  Jahren  für  die  ge- 
samte Pharmazie  gewonnen  hat,  dürfte  die  Re- 
gistrierung dieser  Tatsache  immerhin  angezeigt 
sein,  wenn  auch  irgend  eine  weitere  Empfehlung 
überflüssig  erscheint.  Hat  sich  doch  der  «dicke 
Schmidt*  nicht  nur  bei  den  Jüngern  der  Phar- 
mazie, sondern  man  kann  sagen  bei  allen 
Denen,  die  angewandte  Chemie  in  irgend  einer 
Form  betreiben,  als  nie  versagender  Ratgeber 
und  Freund  in  den  Nöten  des  täglichen  chem- 
ischen Lebens  stets  aufs  Beste  bewährt.  Mögen 
immer  an  sie  die  verschiedensten  Fragen  auf 
dem  Gebiete  der  pharmazeutischen  Chemie,  der 
NahruDgsmittelchemie,  der  analytischen  Chemie 
oder  der  Chemie  des  täglichen  Lebens  heran- 
treten, in  Schmidi^s  Lehrbuch  haben  sie  einen 
treuen  Führer,  der  sie  durch  die  mancherlei 
Klippen  und  Fährlichkeiten  sicher  hindurch- 
geleitet. 

Jedoch  diese  fünfte  Auflage  verdient  noch 
ganz  besonders  vor  ihren  Vorgängern  genannt 
zu  werden.  Denn  in  ihr  hat  der  Verfasser  zum 
ersten  Mal  auch  der  modernen  theoretischen 
Physiko-Chemio  eilten  breiteren  Raum  zugewiesen 
ohne  dabei  das  Volumen  des  Buches  wesentlich 
zu  vergrößern  (die  erste  Abteilung  des  ersten 
Bandes  umfaßte  in  der  vierten  Auflage  496 
Seiten,  in  der  vorliegenden  fünften  523  Seiten). 
So  sind  beispielsweise  in  den  Kapiteln  über  die 
Lösungen  (Seite  39  bis  46),  über  allgemeine 
chemische  Beziehungen  (Seite  52  u.  flg.,  nament- 
lich bei  den  Kapiteln  Säuren,  Basen,  Salze)  über 
Indikatoren  (Seite  257)  in  sehr  geschickter  Weise 
und  an  passender  Stelle  völlig  neue  Absätze 
physikalisch-chemischen  Inhaltes  so  eingeschoben, 
daß  trotzdem  die  Artikel  wie  aus  einem  Gusse 
erschienen.  Daß  auch  alle  die  neuen  Einfüg- 
ungen äußerst  klar  geschrieben  sind  und  kurz 
und  prägnant  nur  den  Kern  der  Sache  heraus- 
chälen,  ist  bei  Schmidt's  phänomenaler  Begab- 


ung als  Lehrer  nicht  weiter  verwunderlich. 
Fast  ganz  neu  sind  auch  die  Kapitel  überWasser- 
stoffperoxyd  und  Flußsäure.  Bei  letzterem 
Artikel  findet  man  auch,  entgegen  der  früheren 
Geflogenheit,  Literaturangaben,  wenngleich  hier 
die  gerade  für  die  Praxis  so  sehr  wichtigen 
neuesten  Arbeiten  von  Deussen  noch  nicht  be- 
rücksichtigt sind.  Aber  vielleicht  geschieht  dies 
noch  nachträglich  bei  den  Artikeln  «Eisen»  und 
«Zucker».  Dagegen  ist  sogar  der  neuesten  Ver- 
wendung der  Kieselflußsäure  als  « Montanin- 
fluat»  zum  Trockenlegen  feuchter  Wände  ebenso 
wie  der  elektrolytischen  Wiedergewinnung  von 
Zinn  aus  Weißblechabfällen  Erwähnung  getan, 
was  zum  Beweise  dafür  erwähnt  sein  mag,  daß 
Alles  für  die  Praxis  Wichtige  und  Neue  be- 
rücksichtigt ist. 

Eine  Ungenauigkeit  wäre  vielleicht  zu  bericht- 
igen auf  Seite  41.  Dort  muß  <es  heißen:  Die 
elektrische  Ladung  der  Baryumionen  Ba"  muß 
somit  in  einer  wässerigen  Lösung  doppelt  so 
groß  sein  als  die  eines  jeden  der  beiden 
Chlorionen. 

Füge  ich  noch  hinzu,  daß  auch  die  neuesten 
Forschungen  auf  dem  Gebiete  der  Edelgase 
weitgehend  berücksichtigt  sind,  so  dürfte  damit 
darauf  hingedeutet  sein,  daß  neben  der  Praxis 
auch  überall  der  Theorie  in  vollem  Maße  Genüge 
geleistet  wird  und  Schmidt' 8  Lehrbuch  daher 
mit  gutem  Recht  als  das  Lehrbuch  der  Chemie 
für  Apotheker  und  ähnliche  Berufskreise  be- 
zeichnet werden  darf.  J.  Katx, 


Hermana    Peters,   Die   neuesten 

mittel  und  ihre  Dosierung  inklusive 
Serum-  und  Organtherapie  in  alphabet- 
ischer Reihenfolge.  FQnfte  Auflage. 
Bearbeitet  von  Dr.  med.  J,  Haendel, 
Arzt  in  Bad  Elster.  Leipzig  und  Wien 
1906.  Verlag  von  Franz  Deuticke. 
Preis:  geb.  8  Mk. 

Seitdem  sich  die  Arzneimittel  in  der  Neuzeit 
in  Schrecken  erregender  Weise  vermehrt  haben, 
so  daß  es  schon  för  Denjenigen  schwierig  wird, 
sich  in  dem  allmählich  entstandenen  Wust  zu- 
recht zu  finden,  der  sich  mehr  oder  minder 
mit  den  Neuerscheinungen  beschäftigt,  hat  sich 
auch  das  Schrifttum  derselben  angenommen  und 
über  sie  in  verschiedenster  Weise  in  Buchform 
berichtet.  Der  eine  Verfasser  hat  mehr  Rück- 
sicht auf  den  Arzt,  der  andere  mehr  auf  den  Apo- 
theker genommen,  während  ein  anderer  darauf 
bezug  nimmt,  inwieweit  sich  gewisse  Atom- 
gruppen physiologisch  verhalten  und  welche 
Wirkungen  auf  grund  dieses  Verhaltens  beim 
Aufbau  eines  neuen  Arzneimittels  zu  erwarten 
wären. 

Bei  der  Abfassung  der  ersten  vier  Auflagen 
des  vorliegenden  Buches  hatte  es  sich  der  ver- 
stoibene  Sanitätsrat  Peters  zur  Aufgabe  gemacht. 


1062 


in  erster  Linie  seine  Kollegen  nicht  allein  über 
die  neuesten  Arzneimittel  im  allgemeinen  Sinne 
zu  unterrichten,  sondern  ihnen  in  übersichtlicher 
Weise  alles  das  mitzuteilen,  was  in  letzter  Zeit 
in  den  yerschiedensten  Fachzeitschriften  be* 
lichtet  worden  ist.  Diesem  Bestreben  hat  sich 
der  jetzige  Verfasser  mit  glücklichem  Erfolge 
zum  Muster  genommen  und  ein  Buch  geschaffen, 
das  sich  zu  seinen  alten  Freunden  neue  hinzu 
erwerben  wird.  Wenn  dies  Buch,  wie  schon 
gesagt,  hauptsächlich  für  die  Aerztewelt  ge- 
schrieben ist,  so  wird  und  sollte  es  auch  in 
Apothekerkreisen  Eingang  finden ;  denn  auch 
sie  werden  Vieles  finden,  was  im  Schrifttum 
zerstreut  und  schwer  zu  suchen  ist,  daB  bei 
denjenigen  neuen  Arzneimitteln,  die  bereits  in 
früheren  Auflagen  behandelt  worden  sind,  in  dieser 
neuen  gewissermaßen  eine  Fortsetzung  erfahren 
haben,  so  da£  die  älteren  Ausgaben  nicht  wert- 
los geworden  sind.  Wenn  man  bedenkt,  daß  in 
dieser  Neuauflage  188  Mittel  neu  aufgenommen 
und  in  Bücksicht  daraufhin  einige  ältere  gekürzt 
worden  sind,  so  sieht  man  einmal  aus  dieser 
Tatsache,  wie  viel  Neuerscheinungen  Anspruch 
auf  Anerkennung  in  der  Heilkunde  erheben,  und 
zum  anderen,  welcher  Fleiß  bei  Sichiung  des 
zu  bearbeitenden  Stoffes  verwendet  worden  ist. 
Zwar  könnte  es  manchen  Leser  verwundem, 
wenn  er  unter  diesen  neuesten  Arzneimittel 
Körper,  wie  z.  B.  Kamphersäure  oder  Karbol- 
säure oder  Präparate  wie  Brechnuß tinktur  u.  a. 
findet.  Wer  jedoch  genauer  hinsieht  wird  die 
Bemerkung  machen,  daß  von  allen  diesen  ^teren 
Mitteln  ein  neues  Verwendungsgebiet  mitgeteilt 
ist,  so  daß  sie  in  gewissem  Sinne  ebenfidls  zu 
den  neuesten  Arzneimittein  gezählt  werden 
können. 

Die  Anordnung  der  Arzneimittel  ist  eine 
alphabetische,  so  daß  ein  Inhaltsverzeichnis 
entbehrt  werden  kann  und  zwar  um  so  mehr, 
als  unter  Sammelbegriffen,  wie  z.  B.  Nephritis- 
mittel, Neuralgiemittely  Organtherapie  und  ähn- 
liche die  betreffenden  Mittel  einzeln  genannt 
werden,  soweit  sie  in  dieser  Auflage  enthalten 
sind.  Die  Zusammensetzung  eines  jeden  Mittels 
wird,  soweit  sie  bekannt  ist,  vom  Verfasser 
mitgeteilt.  Hierbei  ist  ein  Fehler  untergelaufen. 
Es  wird  nämlich  vom  Attritin  auf  Seite  91  ge- 
sagt, daß  dasselbe  eine  sterilisierte  Lösung  von 
Natrinmsalicylat  sei,  auf  weicht  s  Verfasser  ver- 
weist. An  letzterer  Stelle  wird  die  von  Mendel 
in  den  Therap.  Monatsh.  1904,  Nr.  4  empfohlene 
Lösung  von  8,75  g  Natriumsalicylat,  1,25  g 
Koffein  und  destilliertes  Wasser  bis  zu  50  g  als 
intravenöse  Einspritzung  bei  akutem  Gelenk- 
rheumatismus erwähnt.  Diese  Lösung  ist  aber 
Attritin  und  keine  reine  Natriumsalicylat-Lösung. 
Daß  das  auf  Seite  94  besprochene  Basicin  in 
neuerer  Zeit  Corticin  genannt  wird,  war  dem 
Verfasser  wohl  nicht  bekannt,  da  er  bei  der 
entwickelten  Umsicht  diesem  Umstände  sicher 
Rechnung  getragen  hätte.  Außerdem  werden 
die  Darsteller,  sowie  die  Ein-  und  Verkaufs- 
preise mitgeteilt. 

Nach  alledem  kann  das  vorliegende  Buch 
angelegentlichst    empfohlen    werden,   besonders 


aber  Denjenigen,  denen  es  nicht  mögiioh  ist, 
das^Schrifttum  andauernd  zu  verfolgen  und  das 
fürlsie  Wertvolle  festzunageln.     K  Menixd. 


GrnndriB  der  Physik  fOr  Studierende,  be- 
sonders für  Mediziner  nnd  Pharmazenten 
von  Dr.  med.  Walter  Outtmann.  Ifit 
132  Abbildungen.  Vierte,  verbeeaerte 
Auflage.  Leipzig  1906.  Verlag  von 
Oeorg  Thieme,     Preis :  3  Mk. 

Wenn  ein  derartiges  Buch  immer  wieder  neu 
aufgelegt  wird,  so  muß  es  brauchbar  sein,  und 
als  Bepetitorium  kann  es  als  eines  der  besten 
empfohlen  werden.  Die  Ausstellungen  froherer 
Besprechungen  (Pharm.  Centralh.  42  [1901], 
643)  sind  ausgeglichen,  aber  für  eine  eventuelle 
Erneuerung  des  Buches  wäre  noch  mancher 
Wunsch  zu  berücksichtigen.  Eine  Erweiterung 
und  Vertiefung  des  Inhalts  kann  durch  knappe 
Hinweise  oder  Stichworte  ohne  Volumenvermehr- 
ung  bisweilen  erfolgen,  z.  B.  bei  «Lufttiiermo- 
meter»  müßte  das  Wasserstoffthermometer  er- 
wähnt werden.  Eine  Umarbeitung  in  Text  und 
Bild  muß  der  §  94  über  die  Dampf  dichte  er- 
fahren, wobei  die  Dumaa'Bdke  Methode  nicht 
unterdrückt  werden  darf;  sie  könnte  in  diesem 
Buch  anstelle  der  Hofmanti'Bchen  au^nommen 
werden.  Das  Bild  der  Bestimmung  nach 
F.  Meyer  entspricht  durchaus  nicht  der  tat- 
sächlichen Ausführung.  Im  Uebrigen  erfüllt 
das  Buch  seinen  Zweck  bestens.  Ä. 


Erldänuig  ^  der    technisohen    Prftftuigs- 

methoden     des     DentBohea     Artnei- 

bnches  IV.     Von  Prof.  Dr.  Oeorg  Heyl, 

Obermedizinalrat  in  Darmstadt    Dritte 

Anflage.       Berlm    1906.       Vertag   des 

Dentseben    Apotheker  •  Vereins.      Plreis : 

60  H. 

Wir  weisen  nochmals  —  wie  schon  früher 
geschehen  —  auf  das  zeitgemäße,  für  den 
Gebrauch  im  Apotheken-Laboratorium  ftuPerst 
nützliche  Werkchen  hin  und  bemerken,  daß  in 
der  jetzigen  Auflage  eine  Tabelle  über  die  bei 
verschiedenen  Temperaturen  eintretenden  Ver- 
änderungen der  spezifischen  Gewichte  sowie  ein 
Verzeichnis  der  zur  Untersuchung  der  Arznei- 
mittel notwendigen  Gerätschaften  und  Utensilien 
aufgenommen  worden  sind  ~  recht  wertvolle 
Ergänzungen! P.  Süß, 

Das  nene  prenBisolie  Einkommensteaer- 
gesets  vom  19.  Juni  1906  in  der  vom 
Stenerjahr  1907  ab  in  Kraft  tretenden 
neuen  Fassung.  L.  Schtoarx  tt  Co,, 
Verlagsbuchhandlung,  Berlin  S.;Dreaden«'- 
Straße  80.     Preis:  1  Mk.  20  Pf. 


1063 


Bin  HexenprozeB.     Ein    Kapitel    aus  der 

Geschichte  des  dunkelsten  Aberglanbens 

von  Lvdivig  Günther,     Gießen  1906. 

Verlag  von  Alfred  Täpelmann. 

Es  handelt  sich  hier  um  einen  ProseB,  der 
gegen  die  Matter  des  berühmten  Astronomen 
Joh,  Kepler^  Katharina  geb.  Qtddemann  ange- 
strengt wurde,  und  zwar  in  erster  Reihe  auf 
grund  von  Handlangen,  die,  wie  zumeist  in  das 
Gebiet  der  HeiJkunst  fallen.  Sie  war  in  dem 
Hause  ihrer  Base  erzogen,  die  sich  ebenfalls 
durch  Quacksalbern  verdächtig  gemacht  hatte 
und  als  Hexe  verbrannt  worden  war.  Sie  selbst 
hatte  als  Söldnerfrau  ihrem  Gatten  folgend,  aufier 
den  der  Base  abgesehenen  Eüosten  einige  me- 
dizinische Kenntnisse  aufgelesen,  und  einsam, 
vom  Gatten  verlassen,  hatte  sie  hie  und  da  von 
den  Tränkchen,  die  sie  aus  selbstgesammelten 
Kräutern  gebraut,  abgegeben.  Daß  sie  nicht 
immer  geholfen,  ja  daß  ein  Kranker  nach  Jahren 
üble  Folgen  zu  verspüren  meinte,  waren  ja  Ver- 
dachtsmomente genug.  Dazu  kam  die  Feind- 
schaft einer  ehemaligen  Freundin  und  von  deren 
«Liebhaber,  einem  Apothekergesellen  in  Anspaoh, 
der  ihr  bezeichnend  genug  auch  in  Leiden  «in- 
folge unmoralischen  Lebenswandels  Quecksilber 
zu  gebrauchen  gegeben»  und  sich  zu  ihrem 
«Ausspäher»  gebrauchen  ließ,  außerdem  die  eines 
neidischen  Leibbarbieres.  *K(UherichenT^^  wie 
die  Aermste  genannt  warde,  wurde  als  <ün- 
holdin»  der  Hexerei  angeklagt,  vor  das  «pein- 
liche» Gericht  geschleppt,  und  was  der  Ver- 
theidigungsschriit  des  Schwiegersohns,  eines 
Pfarrers,  nicht  gelang,  das  gelang  der  von  rühren- 


der Sohnesliebe  und  vom  unbefangenen  urteil 
des  großen  Forschers  diktierten  Schrift  und  dem 
Eingreifen  des  großen  Gelehrten.  Aus  der  Folter- 
kammer wanderte  die  fast  zu  Tode  geängstigte 
Greisin  zum  Liohte  der  Freiheit  und  neuen 
Lebens.  Das  Bild  des  Forsohera  gewinnt  durch 
die  vortreffliche  Darstellung  Professor  Oünther^B 
neue  sympathische  Züge,  und  nicht  nur  für  den 
Kulturhistoriker,  sondern  auch  für  den  Arznei- 
kundigen ist  seip  Studium  interessant  und 
fesselnd  zugleich.  Sehelenx. 


Winke  für  die  Ansftllirung  chemiscli- 
bakteriologiscker  Arbeiten  anf  dem 
Gebiete  der  Harn-,  Spntnm-,  Faecea- 
naw.  ünteranchnngen.  Von  Dr.  Ernst 
Kraft,  G.  A,  Boxberger^s  Apotheke 
in  Bad  Eissingen.  Berlin  1905.  Ver- 
lag des  Dentsohen  Apotheker -Vereins. 
Preis:  1  Mk. 

In  dem  Schriftchen  werden  dem  Apotheken- 
besitzer, der  sich  noch  ein  Nebeneinkommen 
sichern  will,  recht  pnüctische  Batschläge  erteilt 
über  die  Einrichtung  und  die  Arbeitsmethoden, 
wie  sie  ein  kleineres  chemisch-bakteriologisches 
Laboratorium  erfordert  Der  Verfasser  hat  u.  a. 
auch  in  dem  großen  und  bekannten  Moskauer 
Institut  von  Dr.  Blumenthal  gearbeitet  und  ver- 
fügt daher  über  ausgedehnte  praktische  Erfahr- 
ungen, die  er  in  seinem  Werkohen  mit  nieder- 
I  gelegt  hat.  P.  Süß, 


Verschiedene  Mitteilungen 


Neutrale  schwimmende  Seife 

wird  in  der  Weise  hergestellt,  daß  man  aus 
pilierter  neutraler  Kernseife  mit  Hilfe  einer 
Formmaschine,  in  deren  Mundstück  ein  ent- 
sprechender Kern  eingesetzt  wurde,  zylin- 
drische oder  prismatische  Stücke  formt,  deren 
Länge  einem  Vielfachen  der  Länge  der  ein- 
zelnen Seifenstücke  gleichkommt  und  die 
einen  dem  Kerne  entsprechenden  Hohhranm 
aufweisen.  Dieser  Hohlraum  wird  mit  dem 
bei  der  Herstellung  von  Glycerinseife  ent- 
stehenden Schaume  in  flüssigem  oder  er- 
starrtem Zustande  gefüllt,  die  einzelnen 
Stücke  geschnitten  und  durch  Pressung  der 
Hohlraum  an  den  Enden  geschlossen.  Diese 
Art  Seife  ist  der  bisher  erzeugten  schwimm- 
den  Seife,  die  durch  Auflösen  von  Seife  in 
Ghlomafrium-  oder  Kaliumkarbonatlösung 
nnd  Schaumschlagen  erhalten  wurde,  insofern 


überlegen,  als  sie  ganz  aus  neutraler  Seife 
ohne  Zusatz  fremder  Salze  und  Alkalien 
besteht  und  zur  Verminderung  des  spezifischen 
Gewichtes  keine  anderen  Gegenstände,  wie 
Korkholz,  Eichenrinde  oder  hohle  Bleoh- 
kapseln  darin  sind.  ^he. 

Der  Seifenfabrikant  1906,  450. 

Kultur  des  Seifenbaumes  in 

Algerien. 

Die  getrockneten  Früchte  des  Seifenbaumes, 
Sapindus  Saponaria,  enthalten  angeblich  über 
20  pCt  Saponin,  während  Quillayarinde  im 
Höchstfalle  8  pGt  enthält.  Außerdem  sind 
in  den  Samen  große  Mengen  Gel  vorhanden. 
Ein  Baum  liefert  jährlich  gegen  100  kg 
Früchte  im  Werte  von  6  bis  7  Mark.  Das 
Emteerträgnis  geht  fast  vollständig  nach 
Deutschland,   wo   die  Frucht  teils  zur  Her- 


1064 


steUmig  von  reinem  Saponin^  teils  als  Zn- 
satz zn  Wasehmitteln  nnd  znr  Bereitung 
von  Kopfwaschwasser  verwendet  wird.  Die 
Enltnr  des  Seifenbanmes  hält  man  daher  in 
Algerien  fflr  anssichtsreieh.  WgL 

Chem,'Zig.  1906,  1004. 


Auf  die  verschiedene  Verwende 
barkeit    des    Tetrachlorkohlen- 
stoffs 

maeht  die  Chemische  Fabrik  Oriesheim-Eiek- 
tron  (Ghem.  Industrie  1906,  231)  aufmerk- 
sam. Der  Hanptvorteil  bei  der  Arbeit  mit 
Tetrachlorkohlenstoff  (anch kurzweg  «Tetra» 
genannt)  ist  die  Feuer-  und  Explosionsricher- 
heit  Femer  ist  er  seiner  geringeren  Ver- 
dunstungwegen ökonomischer  als  das  bflügere 
Petroleumbenzin.  Bei  der  Entfettung  der 
Rohknochen  liefert  er  bessere  Ausbeuten  in 
qualitativer  und  quantitativer  Hinsicht  Bei 
der  Extraktion  von  Lederleimrflckständen, 
Fettrfiekständen,  OelsaatpreßkucheU;  Bleich- 
erden aus  der  Pflanzenöl-,  Ceresin-  und 
Paraffinindustrie;  von  gebrauchter  Putz- 
wolle wurd  er  mit  Vorteil  verwendet. 
Ein  besonderer  Vorzug  besteht  darin,  daß 
auch  vollkommen  feuchte  Materialien  mit 
Tetrachlorkohlenstoff  vollständig  entfettet 
werden.  In  der  Harz-  und  Lackindustrie 
kann  er  zur  Herstellung  von  Lacken  und 
Firnissen  auf  kaltem  Wege  dienen.     Ebenso 


gut  ist  er  verwendbar  als  FleckreinigiiiigB- 
mittel. .  Seine  narkotischen  Eigenschaften 
sind  nicht  größer  als  die  des  Benzin.  Ein 
gewisser  Nachteil  besteht  darin,  daß  er 
Eisenteile  angreift  und  deshalb  homogen 
verbleite  oder  homogen  verzinnte  Gefäße 
mit  Spezialarmaturen  notwendig  sind. 

-Ä4f. 

Uranfünde  in  Südaustralien 

sind  kürzlich   gemacht  worden.     Bei  Olary 
an    der    Broken     Hill     Eisenbahn    wnrde 
Garnotit    gefunden,     ein    radiumhaltiges 
Kaliumuranvanadat,  das  bisher  nur  in  Kolo- 
rado  und  den  angrenzenden  Teilen  von  Utah 
gefunden   wurde.     Das  Mineral  war  in  der 
untersuchten  Oesteinsprobe   nur  in  sehr  ge- 
ringer Menge  vorhanden  und  von  dem  6e* 
stein   schwer    zu    trennen.     Es  enthielt   62 
bis    65    pCt    Uranoxyd,    19    bis    20    pGt 
Vanadiumsäure  und  Kali.    Das  Muttergestein 
bestand  in  der  Hauptsache  aus  Magneteisen- 
stein mit  Glimmer   und  Quarz  und  enthielt 
das  Garnotit  als  gelbe  Inkrustation,  teilweise 
als  Pulver.    Die   Hauptader   war  auf  eine 
Strecke  von  200  Yards    zu   verfolgen;  da- 
neben lief  eine  kleinere  Ader.     Die  Hanpt- 
ader  hatte  eine  Mächtigkeit  von  2  bis  3^/^ 
Fuß.     Es   war   nicht   festzustellen,  ob  das 
Erz    auch    in  größerer  Tiefe  vorkommt,  es 
sollen  aber  Stollen  angelegt  werden. 
Chem.'Ztg.  1906,  Rep.  230.  —he. 


Briefwechsel. 


Anfirage  in  Kr.  42^  Pelsetin  ist  eine 
EräutermischaDg,  die  aus  78pGt  Bohnenhülsen, 
6  pGt  Birkenblfittern,  4,8  pGt  Maisnarben,  3,2 
ZiDDkraat,  3  pGt  BärentraubenblätteiD,   3,4  pCt 


Löwenzahn  bezw.  Leinsamen,  1,6  pGt  Ealmos- 
wurzel  und  Bitterklee  besteht.  Sie  kommt  als 
Tee  oder  grobes  Pulver  in  den  Handel. 

3,  M. 


Erneuerung  der  Bestellung. 

Zur  Erneuerung  von  Zeitungsbestellungen  bei  der  Post,  welche  Ende  dieses  Monats  ablaufen 
bedarf  es  der  Vorausbezahlung  des  Betrages.  Auf  den  ununterbrochenen  und  voll 
ständigen  Bezug  der  Zeitung  kann  nur  gerechnet  werden,  wenn  die  Anmeldung  recht 

zeitig  geschieht. 

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V«Milworllktar  LMr:  Sr.  F.  SftA,  DrMdsn-BUMwIte. 
"ki  »aiiMMBail  iu«k  Jmllmi  B»vliyr«r,  B«IUi  X.,  MMMIi 
f«i  fr.  Y1M*1  Vsekl*lf  «v  (Kmaftlh  ft  MftkU) 


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8. 


Pharmaceutische  Centralhalle 

für  Deutschland. 

Heraa8g;egeb6n  von  Dr.  Jl«  Sohneidei*  und  Di*.  P.  SOss. 

ZeitBchrift  fttr  wissenschaftliclie  nnd  geschäftliche  Interessen 

der  Fharmacie. 

Qegrflndet  von  Dr.  Hennaas  Hager  im  Jahre  1859. 

Erscheint  jeden  Donnerstag. 

Bezugspreis  vierteljährlich:  dnrch  Buchhandel  oder  Post  2,50  Mk.,  dnrch  Qescbafts- 
stelle  hn  Inland  3,—  Mk.,  Ausland  3,50  Mk.  —  Einzahle  Nmmnem  30  Pf. 

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Leiter  der  I  Dr.  Alfred  Schneider,  Dreaden-A.  21;  Schandaaer  Str.  43. 
Zettsohrlfl:  J  Dr.  Panl  Süß,  Dresden-Blasewitz;  Gostay  Freytag-Str.  7. 

Oeaehäftsstelle:  Dresden-A.  21 ;  Schandaner  Straße  43. 


Jfö52. 


Dresden,  27.  Dezember  1906. 


Der  neuen  Folge  XXVII.    Jahrgang. 


xLvn. 

Jahrgang. 


Inhalt:  Chemie  mnd  Phttrmeoie:  Vonehlag  fttr  die  Neuaaegabe  des  Dentscben  Anneibaebee,  betr.  Gen  flant.  — 
Ersatz  ffir  TerpentiDOl.  —  Vorkommen  Ton  Caloiumoxalat  in  der  Badix  Colambo.  —  Darstellung  einiger  Bpiritos- 
prftparate.  —  Neue  Methode  aar  Bestimmung  des  Stiekstoffgehaltes  der  Nitroaellalose.  —  Bestimmung  des  freien 
Fettes  in  Seifen.  —  Nachweis  Ton  Besordn.  -  Gescbäftsberidit  von  Caesar  d:  Lorets.  —  NehrnBcamlHel-Olieiliie. 
-  Therapentleelie  Mltteiliiocen.  —  BÜeherseaan.  —  Yenehledene  Mitteilansen.  -  Brlefweehicl. 


Chemie  iind  PharaiacMe. 


Vorschlag  für  die  Neuausgabe 
'  des  Deutschen  Arzneibuches, 
betreffend  Cera  flava. 

Von  Dr.  P,  Bohrisch,  Dresden-A. 

Obgleich  ich  bereits  in  der  gemein- 
schaftlich mit  Rudolf  Richter  verfaßten 
Arbeit  «Zur  Untersuchung  Von  gelbem 
Wachs»  (Pharm.  Centralh.  47  [1906j, 
Nr.  11  bis  16)  die  Angaben  des  Deut- 
schen Arzneibuches  IV  einer  kritischen 
Besprechung  unterzogen  habe,  ist  es 
doch  vielleicht  für  die  Arzneibuchkom- 
miBsion  von  Interesse,  wenn  ich  die 
Abänderungen,  welche  mir  bei  dem 
Artikel  cGelbes  Wachs»  erforderlich 
erscheinen,  noch  einmal  zusammenfassend 
wiedergebe  und  begrfinde. 

Zunächst  lasse  ich  den  Artikel  in  der 
Fassung  folgen,  wie  er  nach  meinem 
Dafürhalten  a,m  zweckmäßigsten  in  der 
neuen  Ausgabe  des  Arzneibuches  zu 
lauten  hat: 


«Bienenwachs  wird  durch  vorsichtiges 
Ausschmelzen  der  entleerten,  von  etwa 
vorhandenen,  aus  Ceresin  bestehenden 
Eunstwaben  sorgfältig  getrennten  Honig- 
waben gewonnen.  Gelbe  oder  graugelbe, 
kömig  brechende,  bei  63^  bis  64^  zu 
einer  klaren,  nach  Honig  riechenden 
Flüssigkeit  schmelzende  Masse.  Spez. 
Gewicht  0,960  bis  0,970. 

In  ein  auf  die  Hälfte  seiner  Länge 
verjüngtes  und  am  verjüngten  Ende  zu- 
geschmolzenes Glasrohr  bringt  man  2 
bis  3  Tropfen  des  geschmolzenen  Wachses^ 
sammelt  sie  durch  Neigen  unmittelbar 
über  der  Verengungsstelle  und  läßt 
vollständig  erkalten.  Man  läßt  sodann 
das  Röhrchen  mindestens  24  Stunden 
liegen,  stellt  es  hierauf  in  ein  mit 
kaltem  Wasser  gefülltes  Becherglas,  in 
welches  man  zu  gleicher  Zeit  ein  Ther- 
mometer eintaucht,  und  erwärmt  mit 
einer  kleinen  Flamme  langsam,  bis  das 
Tröpfchen  herabzufließen  beginnt  Dieses 
ist  im   Anfange   des  Schmelzens  noch 


1066 


trüb.  Erwärmt  man  dann  weiter,  so 
soll  die  Temperatur,  wenn  der  Tropfen 
völlig  durchsichtig  erscheint,  63^  bis  649 
betragen. 

Mischt  man  2  Teile  Weingeist  mit 
7  Teilen  Wasser,  läßt  diese  Flüssigkeit 
bei  15^  stehen,  bis  alle  Luftblasen  dar- 
aus verschwunden  sind  und  bringt  kleine 
Kugeln  von  gelbem  Wachs  hinein,  so 
sollen  diese  in  der  Flüssigkeit  schweben 
oder  doch  zum  Schweben  gelangen, 
wenn  durch  Zusatz  von  Wasser  das 
spezifische  Gewicht  des  verdünnten 
Weingeistes  auf  0,960  bis  0,970  ge- 
bracht worden  ist.  Die  hierzu  erforder- 
lichen Wachskugeln  werden  so  her- 
gestellt, daß  man  das  Wachs  bei  mög- 
lichst niederer  Temperatur  schmilzt  und 
dann  mittels  eines  angewärmten  Glas- 
stabes derart  in  kalten  Alkohol  tropft, 
daß  der  Glasstab  mit  dem  Wachse  die 
Oberfläche  des  Alkohols  fast  berührt. 
Bevor  die  so  erhaltenen,  allseitig  ab- 
gerundeten Körper  zur  Bestimmung  des 
spezifischen  Gewichtes  benutzt  werden, 
sollen  sie  24  Stunden  lang  an  der  Luft 
liegen  bleiben. 

Wird  1  g  gelbes  Wachs  mit  20  ccm 
Weingeist  während  einiger  Minuten 
gekocht  und  nach  einer  Stunde  ab- 
filtriert, so  soll  die  erkaltete,  fast  farb- 
lose Flüssigkeit  blaues,  mit  Wasser  an- 
gefeuchtetes Lackmuspapier  nur  schwach 
röten.  Ferner  soll  1  Teil  des  Filtrates, 
mit  der  gleichen  Menge  Wasser  versetzt 
und  nach  einstündigem  Stehen  mit  noch 
3  Teilen  Wasser  gemischt  eine  Flüssig- 
keit geben,  welche  weder  stark  getrübt 
werden,  noch  weiße  Flocken  ausscheiden 
soll. 

Wird  1  g  gelbes  Wachs  mit  10  ccm 
Wasser  und  3  g  Natriumkarbonat  bis 
zum  lebhaften  Sieden  erhitzt,  so  soll 
sich  nach  dem  Erkalten  das  Wachs 
über  der  Salzlösung  wieder  abscheiden. 
Diese  selbst  darf  nicht  mehr  als  opal- 
isierend getrübt  erscheinen. 

Werden  4  g  gelbes  Wachs  mit  80 
ccm  96proc.  Alkohol  versetzt,  einige 
Minuten  auf  dem  Wasserbade  oder  auf 
dem  Asbestdrahtnetze  gekocht,  wobei  ein 
etwa  1,5  m  langes  Glasrohr  als  Kühler 
dient,   und    wird,  nach  Zusatz  von  20 


Tropfen    Phenolphthaleinlösung,     wein- 
geistige    Halb  •  Normal  -  Kalilauge      zu- 
gesetzt,  so   sollen  zur  Bötung  2,6   bis 
3,1  ccm  Lauge  erforderlich  sein.     Die 
Titration     muß     so    schnell    darchg:e- 
führt     werden,     daß    die    Flüssigkeit 
nicht   erkalten    oder  sich  trüben  kann. 
Hierauf  fügt  man  weitere  30  ccm  der- 
selben   Kalilauge    hinzu,    erhitzt     die 
Mischung  2  bis  3  Stunden   im   lebhaft 
kochenden  Wasserbade  oder  6  bis  6  Stan- 
den auf  dem  Asbestdrahtnetz  unter  An- 
wendung der  vorher  angegebenen  Kflhl- 
vorrichtung  und  titriert  mit  Halb-Normal- 
Salzsäure  bis  zur  Entfärbung.    Elrhitzt 
man  hierauf  nochmals  etwa  5  Minuten 
zum    Kochen,    wobei    die   Rotfärbung 
gewöhnlich    wiederkehrt,    und    titriert 
jetzt  endgiltig  bis  zur  Entfärbung,    so 
sollen  zur  Bindung  der  überschüssigen 
Lauge    19,2   bis    19,5  ccm   Säure    er- 
forderlich sein.» 

Die  Abänderungen,  welche  ich  hier- 
nach betreffs  des  Artikels  «Gera  flava» 
für  die  Neuausgabe  des  Deutschen  Arznei- 
buches fordere,  sind  nicht  unerhebliche, 
und  ich  halte  es  infolgedessen  für  not- 
wendig, sie  im  folgenden  nochmals  ein- 
gehend zu  begründen. 

Auf  die  künstlichen,  aus  Ceresin  be- 
stehenden Kunstwaben  hinzuweisen,  halte 
ich  für  sehr  wichtig,  da  heutzutage  fast 
alle  Imker  zur  Vermehrung  der  Honig- 
ausbeute den  Bienen  künstliche  Waben 
in  die  Stöcke  stellen.  Eä  kommt  dann 
sehr  häufig  vor,  daß  die  Kunstwaben  mit 
den  Naturwaben  bei  der  Wachsgewinn- 
ung zusammengeschmolzen  werden. 

Das  jetzige  Arzneibuch  spricht  von 
einer  gelben,  kömig  brechenden  Masse. 
Beines  Bienenwachs  braucht  nicht  immer 
gelb  auszusehen.  Das  Jungfemwachs 
z.  B.  ist  von  schmutzig  weißlichgelber 
Farbe,  ebenso  gibt  es  genug  notorisch 
reine  Wachse,  welche  von  sehr  aroma- 
tischem Gemche  sind,  aber  nicht  gelb, 
sondem  graugelb  aussehen. 

Bezüglich  des  Schmelzpunktes  erscheint 
es  zweckmäßig,  für  Wachs  die  Schmelz- 
punktmethode nach  Hager  anzuführen, 
da  mittels  dieser  der  Schmelzpunkt  des 
Wachses  in  einfacher  und  einwandfreier 


1067 


Weifse  ermittelt  werden  kann.  Die 
Schmelzpunktbestimmung,  welche  das 
Deutsche  Arzneibuch  IV  in  der  Vorrede 
fflr  Fette  und  fettähnliche  Substanzen 
(und  dazu  gehört  doch  wohl  das  Wachs) 
vorschreibt,  ist  für  Wachs  nicht  zu 
empfehlen. 

Das  zpezifische  Gewicht  des  Wachses 
soll  nach  dem  Deutschen  Arzneibuch  IV 
0,962  bis  0,966  betragen,  doch  dürften 
sich  diese  Zahlen  als  kritische  Grena- 
zahlen  kaum  aufrecht  erhalten  lassen. 
Fischer  und  Hartwich  geben  an,  daß 
die  niedrigste  Angabe  in  der  Literatur 
0,956,  die  höchste  0,975  ist.  Budolf 
Richter  und  ich  haben  ein  notorisch 
reines  Wachs  untersucht,  welches  das 
spezifische  Gewicht  0,958  besaß. 
Z.  Dieterich  fand  für  unverdächtiges 
Wachs  in  767  Bestimmungen  das  spez. 
Gewicht  zwischen  0,960  und  0,968 
liegend.  Nach  Hageres  Handbuch  der 
pharmazeutischen  Praxis  bewegt  sich 
das  spez.  Gewicht  des  reinen  Bienen- 
wachses im  allgemeinen  zwischen  0,960 
und  0,970,  und  ich  möchte  diese  Zahlen 
auch  in  dem  neuen  Arzneibuch  angegeben 
wissen. 

Die  Forderung  des  Deutschen  Arznei- 
buches IV,  daß  1  g  gelbes  Wachs,  wenn 
es  mit  20  ccm  Weingeist  während  einiger 
Minuten  gekocht  und  nach  1  Stunde 
abfiltriert  wird,  eine  Flüssigkeit  geben 
soll,  welche  blaues  Lackmuspapier  nicht 
röten  darf,  ist  unerfüllbar.  Auch  reines 
Wachs  gibt  mit  blauem  Lackmuspapier 
eine  schwache  Bötung,  von  Spuren  ge- 
löster Cerotinsäure  herrührend.  Das 
Deutsche  Arzneibuch  III  ließ  eine 
schwache  Rotfärbung  zu  und  zwar  in 
ganz  berechtigter  Weise.  Das  Ver- 
dünnen des  alkoholischen  Filtrats  mit 
Wasser  zeigt,  wenn  es  vorsichtig  aus- 
geführt wird,  deutlich  die  Anwesenheit 
von  Kolophonium  oder  Stearinsäure  an. 
Setzt  man  dem  alkoholischen  Filtrate 
1  Teil  Wasser  zu,  läßt  eine  Stunde  lang 
stehen  und  fügt  nun  noch  3  Teile 
Wasser  unter  Ümschütteln  zu,  so  ent- 
steht bei  Gegenwart  von  Kolophonium 
eine  milchige  Trübung,  während  sich 
bei  Anwesenheit  von  Stearinsäure  aus 
der  stark  getrübten   Flüssigkeit    nach 


kurzer  Zeit  weiße  Flocken  abscheiden. 
Durch  die  Alkoholprobe  kann  man  also 
wenn  sie  vorsichtig  ausgeführt  wird, 
gegebenenfalls  feststellen,  ob  ein  Wachs 
mit  Kolophonium  oder  ob  es  mit  Stearin- 
säure verfälscht  ist. 

Die  im  Deutschen  Arzneibuch  IV  an- 
gegebene Vorschrift  zur  Ausführung  der 
von  Hübrschen  Probe  gibt  keine  rich- 
tigen Werte.  Zunächst  ist  es  unbedingt 
nötig,  mit  möglichst  hochprocentigen 
alkoholischen  Flüssigkeiten  zu  arbeiten 
und  einen  reichlichen  Ueberschuß  von 
alkoholischer  Kalilauge  anzuwenden. 
Für  5  g  Wachs  genügen  20  ccm  Halb- 
Normal-Kalilauge  nicht,  wie  schon  K 
Dieterich  und  nach  ihm  Werder  und 
Langkopf  festgestellt  haben.  Femer  ist 
es  unerläßlich,  die  Dauer  der  Verseif- 
ung im  kochenden  Wasserbade  nicht  auf 
eine  halbe  Stunde  zu  beschränken,  son- 
dern auf  mehrere  Stunden  auszudehnen. 
Rud.  Richter  und  ich  haben  durch  eigene 
Versuche  festgestellt,  daß  es  nötig  ist, 
beim  Einhängen  des  Verseifungskolbens 
in  das  siedende  Wasserbad  2  bis  3 
Stunden  zu  erhitzen,  während  beim  Er- 
hitzen auf  dem  Asbestdrahtnetz  über 
freier  Flamme  in  der  Art,  wie  es  Ragnar 
Berjf  vorschreibt  (Chem.-Ztg.  1903,  753), 
die  Kochdauer  5  bis  6  Stunden  be- 
tragen muß.  R.  Berg  selbst  hält  in  der 
Regel  ein  vierstündiges  Erhitzen  auf 
dem  Asbestdrahtnetz  für  nötig;  bei 
außereuropäischen  Wachssorten  fordert 
er  sogar  8  Stunden.  Im  allgemeinen 
wird  man  bei  der  Wachsverseifuiig  mit 
2  stündigem  Erhitzen  im  siedenden 
Wasserbade,  bez w.  4  stündigem  Erhitzen 
auf  dem  Asbestdrahtnetze  auskommen. 
Da  aber  bei  dem  Rückgange  der  Wachs- 
produktion in  Deutschland  auch  mit 
ausländischen  Wachsarten  gerechnet 
werden  muß,  erhitzt  man  vorsichtiger- 
weise etwas  länger.  Bei  Bestimmung 
der  Säurezahl  ist  eß  von  großer  Wichtig- 
keit, die  Titration  so  schnell  durchzu- 
füren,  daß  die  Flüssigkeit  nicht  erkalten 
oder  sich  trüben  kann.  Ein  nochmaliges 
Erhitzen  und  Weitertitrieren  ist  un- 
statthaft, da  die  Säurezahlen  hierdurch 
immer  zu  hoch  ausfallen,  vielleicht,  wie 
R.     Berg     annimmt,     weil    sich     der 


1066 


trüb.  Erwärmt  man  dann  weiter,  so 
soll  die  Temperatur,  wenn  der  Tropfen 
völlig  durchsichtig  erscheint,  630  bis  64P 
betragen. 

Mischt  man  2  Teile  Weingeist  mit 
7  Teilen  Wasser,  läßt  diese  Flüssigkeit 
bei  Ib^  stehen,  bis  alle  Luftblasen  dar- 
aus verschwunden  sind  und  bringt  kleine 
Kugeln  von  gelbem  Wachs  hinein,  so 
sollen  diese  in  der  Flüssigkeit  schweben 
oder  doch  zum  Schweben  gelangen, 
wenn  durch  Zusatz  von  Wasser  das 
spezifische  Gewicht  des  verdünnten 
Weingeistes  auf  0,960  bis  0,970  ge- 
bracht worden  ist.  Die  hierzu  erforder- 
lichen Wachskugeln  werden  so  her- 
gestellt, daß  man  das  Wachs  bei  mög- 
lichst niederer  Temperatur  schmilzt  und 
dann  mittels  eines  angewärmten  Glas- 
stabes derart  in  kalten  Alkohol  tropft, 
daß  der  Glasstab  mit  dem  Wachse  die 
Oberfläche  des  Alkohols  fast  berührt. 
Bevor  die  so  erhaltenen,  allseitig  ab- 
gerundeten Körper  zur  Bestimmung  des 
spezifischen  Gewichtes  benutzt  werden, 
sollen  sie  24  Stunden  lang  an  der  Luft 
liegen  bleiben. 

Wird  1  g  gelbes  Wachs  mit  20  ccm 
Weingeist  während  einiger  Minuten 
gekocht  und  nach  einer  Stunde  ab- 
filtriert, so  soll  die  erkaltete,  fast  farb- 
lose Flüssigkeit  blaues,  mit  Wasser  an- 
gefeuchtetes Lackmuspapier  nur  schwach 
röten.  Femer  soll  1  Teil  des  Filtrates, 
mit  der  gleichen  Menge  Wasser  versetzt 
und  nach  einstündigem  Stehen  mit  noch 
3  Teilen  Wassei*  gemischt  eine  Flüssig- 
keit geben,  welche  weder  stark  getrübt 
werden,  noch  weiße  Flocken  ausscheiden 
soll. 

Wird  1  g  gelbes  Wachs  mit  10  ccm 
Wasser  und  3  g  Natriumkarbonat  bis 
zum  lebhaften  Sieden  erhitzt,  so  soll 
sich  nach  dem  Erkalten  das  Wachs 
über  der  Salzlösung  wieder  abscheiden. 
Diese  selbst  darf  nicht  mehr  als  opal- 
isierend getrübt  erscheinen. 

Werden  4  g  gelbes  Wachs  mit  80 
ccm  96proc.  Alkohol  versetzt,  einige 
Minuten  auf  dem  Wasserbade  oder  auf 
dem  Asbestdrahtnetze  gekocht,  wobei  ein 
etwa  1,5  m  langes  Glasrohr  als  KtUder 
dient,   und    wird,  nach  Zusatz  von  20 


Tropfen  Phenolphthalämlösung,  wein- 
geistige  Halb  -  Normal  -  Kalilange  zu- 
gesetzt, so  sollen  zur  Bötung  2,6  bis 
3,1  ccm  Lauge  erforderlich  sein.  Die 
Titration  muß  so  schnell  durchge- 
führt werden,  daß  die  Flüssigkeit 
nicht  erkalten  oder  sich  trüben  kann. 
Hierauf  fügt  man  weitere  30  ccm  der- 
selben Kalilauge  hinzu,  erhitzt  die 
Mischung  2  bis  3  Stunden  im  lebhaft 
kochenden  Wasserbade  oder  6  bis  6  Stun- 
den auf  dem  Asbestdrahtnetz  unter  An- 
wendung der  vorher  angegebenen  Kühl- 
vorrichtung und  titriert  mitHalb-Normal- 
Salzsäure  bis  zur  Entfärbung.  Erhitzt 
man  hierauf  nochmals  etwa  5  Minuten 
zum  Kochen,  wobei  die  Botfärbung 
gewöhnlich  wiederkehrt,  und  titriert 
jetzt  endgiltig  bis  zur  Entfärbung,  so 
sollen  zur  Bindung  der  überschfisdgen 
Lauge  19,2  bis  19,5  ccm  Säure  er- 
forderlich sein.» 

Die  Abänderungen,  welche  ich  hier- 
nach betrelFis  des  Artikels  «Gera  flava» 
für  die  Neuausgabe  des  Deutschen  Arznei- 
buches fordere,  sind  nicht  unerhebliche, 
und  ich  halte  es  infolgedessen  für  not- 
wendig, sie  im  folgenden  nochmals  ein- 
gehend zu  begründen. 

Auf  die  künstlichen,  aus  Ceresin  be- 
stehenden Kunstwaben  hinzuweisen,  halte 
ich  für  sehr  wichtig,  da  heutzutage  fast 
alle  Imker  zur  Vermehrung  der  Honig- 
ausbeute den  Bienen  künstliche  Waben 
in  die  Stöcke  stellen.  Es  kommt  dann 
sehr  häufig  vor,  daß  die  Kunstwaben  mit 
den  Naturwaben  bei  der  Wachsgewinn- 
ung zusammengeschmolzen  werden. 

Das  jetzige  Arzneibuch  spricht  von 
einer  gelben,  kömig  brechenden  Masse. 
Reines  Bienenwachs  braucht  nicht  immer 
gelb  auszusehen.  Das  Jungfemwachs 
z.  B.  ist  von  schmutzig  weißlichgelber 
Farbe,  ebenso  gibt  es  genug  notorisch 
reine  Wachse,  welche  von  sehr  aroma- 
tischem Gemche  sind,  aber  nicht  gelb, 
sondern  graugelb  aussehen. 

Bezüglich  des  Schmelzpunktes  erscheint 
es  zweckmäßig,  für  Wachs  die  Schmelz- 
punktmethode nach  Hager  anzuführen, 
da  mittels  dieser  der  Schmelzpunkt  des 
Wachses  in  einfacher  und  einwandfreier 


1067 


Weise  ermittelt  werden  kann.  Die 
Schmelzpnnktbestimmung,  welche  das 
Deutsche  Arzneibuch  IV  in  der  Vorrede 
far  Fette  und  fettähnliche  Substanzen 
(und  dazu  gehört  doch  wohl  das  Wachs) 
Yorschreibt,  ist  für  Wachs  nicht  zu 
empfehlen. 

Das  zpeziflsche  Gewicht  des  Wachses 
soll  nach  dem  Deutschen  Arzneibuch  IV 
0,962  bis  0,966  betragen,  doch  dürften 
sich  diese  Zahlen  als  kritische  Grena- 
zahlen  kaum  aufrecht  erhalten  lassen. 
Fischer  und  Hartwich  geben  an,  daß 
die  niedrigste  Angabe  in  der  Literatur 
0,956,  die  höchste  0,976  ist.  B^dolf 
Richter  und  ich  haben  ein  notorisch 
reines  Wachs  untersucht,  welches  das 
spezifische  Gewicht  0,958  besaß. 
K.  Dieterich  fand  für  unverdächtiges 
Wachs  in  767  Bestimmungen  das  spez. 
Gewicht  zwischen  0,960  und  0,968 
liegend.  Nach  Hageres  Handbuch  der 
pharmazeutischen  Praxis  bewegt  sich 
das  spez.  Gewicht  des  reinen  Bienen- 
wachses im  allgemeinen  zwischen  0,960 
und  0,970,  und  ich  möchte  diese  Zahlen 
auch  in  dem  neuen  Arzneibuch  angegeben 
wissen. 

Die  Forderung  des  Deutschen  Arznei- 
buches IV,  daß  1  g  gelbes  Wachs,  wenn 
es  mit  20  ccm  Weingeist  während  einiger 
Minuten  gekocht   und   nach    1  Stunde 
abfiltriert  wird,  eine  Flüssigkeit  geben 
soll,  welche  blaues  Lackmuspapier  nicht 
röten  darf,  ist  unerfüllbar.    Auch  reines 
Wachs  gibt  mit  blauem  Lackmuspapier 
eine  schwache  Bötung,  von  Spuren  ge- 
löster   Oerotinsäure    herrührend.     Das 
i)eutsche    Arzneibuch     III     ließ    eine 
schwache  Rotfärbung  zu  und  zwar  in 
ganz    berechtigter  Weise.      Das    Ver- 
dünnen  des  alkoholischen  Filtrats  mit 
Wasser  zeigt,  wenn  es  vorsichtig  aus- 
geführt wird,  deutlich  die  Anwesenheit 
von  Kolophonium  oder  Stearinsäure  an. 
Setzt  man   dem   alkoholischen  Filtrate 
1  Teil  Wasser  zu,  läßt  eine  Stunde  lang 
stehen    und    fügt    nun    noch    3    Teile 
Wasser  unter  Umschütteln  zu,  so  ent- 
steht bei  (Gegenwart  von  Kolophonium 
eine  milchige   Trübung,   während   sich 
bei  Anwesenheit  von   Stearinsäure   aus 
der  stark  getrübten   Flüssigkeit    nach 


kurzer  Zeit  weiße  Flocken  abscheiden. 
Durch  die  Alkoholprobe  kann  man  also 
wenn  sie  vorsichtig  ausgeführt  wird, 
gegebenenfalls  feststellen,  ob  ein  Wachs 
mit  Kolophonium  oder  ob  es  mit  Stearin- 
säure verfälscht  ist. 

Die  im  Deutschen  Arzneibach  IV  an- 
gegebene Vorschrift  zur  Ausführung  der 
van  Hübrschen  Probe  gibt  keine  rich- 
tigen Werte.  Zunächst  ist  es  unbedingt 
nötig,  mit  möglichst  hochprocentigen 
alkoholischen  Flüssigkeiten  zu  arbeiten 
und  einen  reichlichen  Ueberschuß  von 
alkoholischer  Kalilauge  anzuwenden. 
Für  6  g  Wachs  genügen  20  ccm  Halb- 
Normal-Kalilauge  nicht,  wie  schon  K. 
Dieterich  und  nach  ihm  Werder  und 
Langkopf  festgestellt  haben.  Femer  ist 
es  unerläßlich,  die  Dauer  der  Verseif- 
ung im  kochenden  Wasserbade  nicht  auf 
eine  halbe  Stunde  zu  beschränken,  son- 
dern auf  mehrere  Stunden  auszudehnen. 
Rud.  Richter  und  ich  haben  durch  eigene 
Versuche  festgestellt,  daß  es  nötig  ist, 
beim  Einhängen  des  Verseifungskolbens 
in  das  siedende  Wasserbad  2  bis  3 
Stunden  zu  erhitzen,  während  beim  Er- 
hitzen auf  dem  Asbestdrahtnetz  über 
freier  Flamme  in  der  Art,  wie  es  Ragnar 
Berjf  vorschreibt  (Chem.-Ztg.  1903,  753), 
die  Kochdauer  5  bis  6  Stunden  be- 
tragen muß.  R.  Berg  selbst  hält  in  der 
Regel  ein  vierstündiges  Erhitzen  auf 
dem  Asbestdrahtnetz  für  nötig;  bei 
außereuropäischen  Wachssorten  fordert 
er  sogar  8  Stunden.  Im  allgemeinen 
wird  man  bei  der  Wachsverseifuiig  mit 
2  stündigem  Erhitzen  im  siedenden 
Wasserbade,  bezw.  4  stündigem  Erhitzen 
auf  dem  Asbestdrahtnetze  auskommen. 
Da  aber  bei  dem  Rückgange  der  Wachs- 
produktion in  Deutschland  auch  mit 
ausländischen  Wachsarten  gerechnet 
werden  muß,  erhitzt  man  vorsichtiger- 
weise  etwas  länger.  Bei  Bestimmung 
der  Säurezahl  ist  eß  von  großer  Wichtig- 
keit, die  Titration  so  schnell  durchzu- 
füren,  daß  die  Flüssigkeit  nicht  erkalten 
oder  sich  trüben  kann.  Ein  nochmaUges 
Erhitzen  und  Weitertitrieren  ist  un- 
statthaft, da  die  Säurezahlen  hierdurch 
immer  zu  hoch  ausfallen,  vielleicht,  wie 
R.     Berg     annimmt,     weil    sich     der 


1068 


Palmitinsänremyricylester  etwas  verseift. 
Bei  der  Bestimmung  der  Esterzahl 
genügt  es  nicht,  nachdem  man  das 
Wachs  verseift  hat,  die  ttberschfissige 
alkoholische  Halb-Normal-Ealilange  mit 
wässeriger  Halb-Normal-Salzsänre  zurück 
zu  titrieren,  sondern  es  ist  erforderlich, 
nach  dem  Entfärben  der  Flüssigkeit 
nochmals  einige  Minuten  zu  erhitzen, 
wobei  die  rote  Farbe  fast  stets  wieder 
auftritt,  und  dann  entgiltig  bis  zur  Ent- 
färbung zu  titrieren.  Durch  Versuche 
haben  R.  Richter  und  ich  festgestellt, 
daß  im  allgemeinen  ein  nochmaliges, 
5  Minuten  langes  Kochen  genfigt.  Bei 
normalen  Wachsarten  braucht  man  zur 
Eficktitration  des  wieder  abgespaltenen 
Aetzkali  0,2  bis  0,5  ccm  Halb-Normal- 
SaJzsäure,  während  bei  Wachsen,  welche 
mit  Kohlenwasserstoffen  verfälscht  waren, 
bedeutend  mehr  Halb-Normal-Salzsäure 
zum  Zurücktitrieren  verbraucht  wurde, 
üeber  die  Theorie  des  neuerlichen  Auf- 
tretens von  Aetzkali,  nachdem  das  erste 
Mal  zurücktitriert  worden  ist,  hat  sich 
Kohn  dahin  geäußert,  daß  das  Glas  zu- 
nächst Alkali  als  Alkalisilikat  bindet 
und  daß  dieses  dann  wieder  abgespalten 
wird,  wenn  andere  Gleichgewichtszu- 
stände in  der  Verseifungsflüssigkeit  ein- 
getreten sind.  Ob  die  Kohn'sche  Er- 
klärung die  richtige  ist,  oder  ob  ein 
rein  mechanischer  Vorgang  vorliegt, 
will  ich  dahingestellt  sein  lassen.  Auf 
jeden  Fall  ist  ein  nochmaliges  Erhitzen 
und  Zurücktitrieren  bei  der  Esterzahl- 
bestimmung unerläßlich. 

Nach  dem  Deutschen  Arzneibuch  IV 
sollen  6  g  gelbes  Wachs,  mit  60  ccm 
Weingeist  auf  dem  Wasserbade  bis  zum 
beginnenden  Sieden  erwärmt  und  nach 
Zusatz  von  Phenolphthale'inlOsung  mit 
weingeistiger  Halb  -  Normal  -  Kalilauge 
versetzt,  3,3  bis  4,3  ccm  Lauge  zur 
Eötung  brauchen,  was  einer  Säurezahl 
von  18,6  bis  24,1  entspricht.  Ferner 
sollen  nach  Zusatz  von  weiteren  20  ccm 
alkoholischer  Halb-Normal-Kalilaugenach 
beendeter  Verseifung  6,5  bis  7,0  ccm 
Halb-Normal-Salzsäure  zur  Bindung  der 
überschüssigen  Lauge  erforderlich  sein, 
entsprechend  einer  Esterzahl  von  73,0 
bis  75,8.  Die  Verseif ungszahl  würde 
sich  hiemach  zu  91,5  bis  99,9  berech- 


nen, die  Grenzen  sind  bei  dieser  aber 
unbedingt  zu  weit  gezogen,  weil  das 
Maximum  der  Säurezahl  zu  hoch  ge- 
griffen ist.  Hageres  Handbuch  der 
pharmazeutischen  Praxis,  sowie  die 
Realenzyklopädie  der  gesamten  Phar- 
mazie geben  für  gelbes  Wachs  eine 
Säurezahl  von  20  und  eine  Verseifnngs- 
zahl  von  96  an.  R.  Berg  fand  bei  1427 
von  ihm  untersuchten  reinen  deutschen 
Wachsen  im  Mittel  eine  Säurezahl  von 
19,2  bis  20,4  und  eine  Verseifungszahl 
von  92,0  bis  97,0.  Bei  35  von  Rud. 
Richter  und  mir  untersuchten  reinen 
gelben  Wachsen  betrug  das  Minimum 
der  Säurezahl  18,2,  das  Maxunum  21,9, 
das  Minimum  der  Verseifungszahl  91,4, 
das  Maximum  98,5.  Ich  schlage  auf 
grund  des  angegebenen  Zahlenmaterials 
vor,  für  die  Säurezahl  die  Grenzwerte 
18,5  bis  22,0  und  für  die  Verseifungs- 
zahl die  Grenzwerte  92,0  bis  98,0  ccm 
anzunehmen.  Aus  diesen  Zahlen  würde 
sich  eine  Esterzahl  von  73,5  (92,0  minus 
18,5)  bis  76  (98,0  minus  22,0)  ergeben. 
Uebrigens  berechnen  sich,  genau  ge- 
nommen, für  eine  Säurezahl  von  18,5 
bis  22,0  nicht  2,6  bis  3,1  ccmHalb-Normal- 
Kalilauge,  sondern  2,63  bis  3,14  ccm, 
für  eine  Esterzahl  von  73,5  bis  76,0 
nicht  19,2  bis  19,5  ccm  Halb-Normal- 
Salzsäure,  sondern  19,18  bis  19,53  ccm. 
Im  allgemeinen  genügen  jedoch  die  auf 
die   1.   Decimale  abgerundeten  Zahlen. 

Schließlich  überlasse  ich  es  dem  Er- 
messen der  Arzneibuch- Kommission,  die 
Biichnerz^  in  das  neue  Arzneibuch 
aufzunehmen.  Diese  ist  bei  den  sogen. 
Wachskompositionen  von  großem  Wert 
Die  Ausführung  der  BuchnerzM  er- 
folgt am  besten  nach  der  in  der  Pharm. 
Centralh.  47  [1906],  277  angegebenen 
Vorschrift. 

Ein  Ersatz  fOr  Terpentiiitfl  wird  unter  den 
Namen  «Terabentine»  yon  der  «Terabentine 
Co.»  in  Philadelphia  seit  einiger  Zeit  in  den 
Handel  gebraobt.  Wie  die  Fabrikanten  angeben 
enthält  dasselbe  keine  Naphtha,  hinterlfidt  keine 
Fettflecken  oder  fettigen  Bückstände,  sondern 
trocknet  auf  weißem  Papier  vollkommen  rein  anf. 
Es  ist  frei  von  Säure,  Alkali  nnd  Schwefel,  greift 
Farbstoffe  nicht  an  und  yennisoht  sich  leioht 
mit  Farben,  Gelen  and  Firnissen.  Auch  mischt 
es  sich  mit  Alkohol  und  löst  Eautsohuk  auf. 

Ztsehr.  /.  angew,  Chem,  1906,  1144.     Bit. 


1069 


Ueber  das  Vorkommeii  von 
Calciumozalat  in  der  Radix 

Columbo. 

Von  Dr.  Tunmann, 

Fast  allgemein  findet  man  in  den 
Lehr-  nnd  Handbächem  der  Pharma- 
kognosie die  Angabe,  daß  Oxalatkristalle 
in  der  Radix  Golnmbo  nnr  in  den  be- 
kannten Steinzellen  der  Äußenrinde  auf- 
treten. So  erwähnt  Flückiger  (Pharma- 
kognosie des  Pflanzenreiches  11,  S.  382) : 
«Die  Sklerenchymzellen  schließen  zahl- 
reiche, sehr  gut  ausgebildete  Kristalle 
ein»,  und  Oilg  (Lehrbuch  der  Pharma- 
kognosie, S.  103)  sagt :  «Kristalle  (Einzel- 
kristalle) kommen  nur  in  den  Stein- 
zellen der  Rinde  vor».  Derselben  An- 
sicht ist  auch  das  Arzneibuch,  wel- 
ches doch  sonst  das  Vorkommen  von 
Oxalatkristallen  bei  den  offizineilen 
Drogen  sorgfältig  erwähnt. 

Diese  Angaben  sind  revisionsbedürftig. 
Nicht  nur  die  übrige  Rinde,  sondern 
auch  der  gesammte  Holzkörper  führt 
Oxalatkristalle.  Diese  treten  naturgemäß 
bei  der  Columbowurzel  nicht  auffällig 
hervor,  da  sie  durch  Stärke  verdeckt 
werden  und  isind  selbst  in  aufgehellten 
Präparaten  in  großen  Parenchjrmzelien 
leicht  zu  übersehen;  immerhin  ist  die 
Droge  als  ziemlich  reich  an  Oxalat  zu 
bezeichnen.  Der  Einwand,  die  Kristalle 
wären  beim  Präparieren  aus  den  Stein- 
zellen in  das  benachbaite  Gewebe  über- 
tragen, ist  unbegründet,  weil  ja  die 
Steinzellenzone  bekanntlich  nahe  dem 
Kork  liegt,  und  man  mithin  leicht  Prä- 
parate herstellen  kann,  welche  die  Stein- 
zellen absolut  nicht  berühren.  Um  sich 
von  dem  Oxalatgehalt  zu  überzeugen, 
braucht  man  nicht  einmal  den  Schnitt 
aufzuhellen,  denn  bei  Zusatz  von  konz. 
Schwefelsäure  wird  sich  fast  jedes  Prä- 
parat nach  einigen  Augenblicken  mit 
den  bekannten  Gipsnadeln  bedecken. 
Die  Anwendung  von  mäßig  verdünnter 
Schwefelsäure  (2  Wasser  +  8  Säure) 
ist  insofern  vorteilhafter,  weil  alsdann 
die  Gipsnadeln  schöner  und  größer  wer- 
den, während  das  Präparat  selbst  nicht 
zerstört  wird. 


Während  aber  das  CalcAimoxalat  in 
den  Steinzellen  in  den  bekannten  schönen 
klinorhombischen  Kristallen  vorkommt, 
findet  er  sich  außerhalb  derselben  in 
überwiegender  Mehrzahl  in  größeren, 
undeutlich  kristallinischen  Klumpen, 
welche  in  manchen  Fällen  der  Zell  wand 
anliegen ;  daneben  kommen  jedoch  auch 
kleine  gut  ausgebildete  Einzelkristalle, 
namentlich  Nadeln  und  Prismen,  vor. 
Letztere  finden  sich  öfters  in  größerer 
Menge  in  der  Innenrinde,  in  der  Nähe 
des  Cambium,  und  diese  sind  es  jeden- 
falls gewesen,  welche  Bödeker  (Ann.  d. 
Ghem.  und  Pharm.  69,  37  u.  47)  s.  Zt. 
für  auskristallisiertes  G  o  1  u  m  b  i  n 
hielt. 

Zur  Darstellung  einiger 
Spirituspräparate. 

Die  spezifischen  Gewichte  für  SpirituB 
Cochleariae,  Sp.  Juniperi,  Sp.  Lavandulae, 
Sp.  Serpylli  smd  in  der  Ph.  Helv.  III  nach 
E.  Beutiner  irrtümlich  als  zu  hoch  an- 
genommen. Der  Verfasser  weist  daher  auf 
die  Notwendigkeit  hin,  die  spezifischen  Ge- 
wichte obiger  und  ähnlicher  Präparate  nach- 
zuprüfen, auch  wenn  man  letztere  selbst 
bereitet  hat.  Bei  dem  Verfahren  nach 
Ph.  Helv.  III,  die  Substanzen  nach  Mazer- 
ation mit  Weingeist  und  Wasser  zu  destill- 
ieren, werden  beträchtliche  Mengen  Wein- 
geist und  ätherische  Oele  zurückgehalten  und 
gelangen  nicht  in  das  Destillat.  Die  beste 
Methode  zur  Gewinnung  der  Spiritnspräparate 
ist  die  Dampfdestillation,  bei  der  die  zu 
destillierende  Droge  mit  der  vorgeschriebenen 
Menge  Weingeist  in  der  Blase  mazeriert 
wird;  hierauf  destilliert  man  den  größten 
Teil  des  Weingeistes  über  und  leitet  dann 
Wasserdampf  durch,  bis  das  Gewicht  des 
Destillates  erreicht  ist.  Die  so  erhaltenen 
Destillate,  deren  Alkoholgehalt  dem  zur  Ver- 
wendung gelcommenen  Weingeist  völlig  oder 
fast  völlig  entspricht,  sind  reicher  an  aro- 
matischen Stoffen  und  kräftiger  im  Geruch 
und  Geschmack.  2V. 

Sehtoeix.  Wochenackr,  /".  Ghem.  u.  Phcunn. 
190H,  437. 


10?0 


Neue  Methode  zur  Besttmmung 
des  Stickstofliselialtes  der  Nitro* 

Zellulose. 

Bei  der  Verseif  ung  der  Kitrozeliuloae  mit 
NatronJange  wird,  wie  Bäußermann  fest- 
Btellte,  neben  Nitrat  infolge  Reduktion  durch 
die  organischen  Stoffe  auch  Nitrit,  Ammoniak 
und  eine  geringe  Menge  einer  stickstoff- 
haltigen Substanz  erhalten.  Busch  fand 
liun  in  Gemeinschaft  mit  S,  Schneider^ 
daß  die  reduzierende  Wirkung  des  Zellulose- 
tnaterials  durch  Zuhilfenahme  von  Wasser- 
Stoffperoxyd  soweit  gemindert  werden  kann^ 
daß  die  Salpetersäure  nur  bis'  zur  salpetrigen 
B&ure  reduziert  wird,  so  daß  beim  Kochen 
Von  Nitrozellulose  mit  Natronlauge  bei  Gegen- 
wart von  überschüssigem  Wasserstoffperoxyd 
ausschließlich  nur  Nitrat  und  Nitrit  resultiert, 
während  die  ZeUulose  gleichzeitig  durch 
Hydrolyse  vollkommen  in  lösliche  Form 
übergeführt  wird.     Die  salpetrige  Säure  wird 


Nitren  in  5  proo.  Essigsäure)  versetzt ;  man  läßt  er- 
kalten und  stellt  das  Oefäß  darauf  1 V^  biR  2  Standen 
an  einen  kahlen  Ort,  am  besten  in  ELswasser. 
Das  Nitrat  wird  abgesaugt,  mit  dem  FUtrat 
nachgespült  und  sohheßlioh  mit  10  com  Eis- 
wasser in  3  bis  4  Portionen  nachgewaschen. 
Dorch  8/48tÜDdige8  Trocknen  bei  110^  erreicht 
man  Oewichtskonstanz 

Die  Resultate  einer  Reihe  von  Analysen 
zeigen  gute  üebereinstimmung.  Ein  Vorteil 
der  Methode  ist  u.  a.  der^  daß  ohne  erheb- 
lichen Aufwand  an  Zeit  und  Arbeit  eine 
größere  Reihe  von  Analysen  nebeneuiander 
ausgeführt  werden  kann.  BU. 

Ztsehr.  f.  angew,  Ckem,  19C6,  1329. 


Zur  BeBtimmuDg  des  freien 
Fettes  in  Seifen 

verfährt  man  in  der  Weise,  daß  10  g  der 
Seife  genau  abgewogen  und  in  50  eem 
neutralisiertem  Alkohol  gelOst  werden.     Das 


freie  Alkali  wird  dann  vorsichtig  mit  Säore 
iiÄT'bdm  Äiiäü^  d^'ikaitadTeii'  Ü^  peutralifflert  und  dann  mit  10  oomjükohol- 


ung,  welche  überschüssiges  Wasserstoffper- 
oxyd enthält,  quantitativ  zu  Salpetersäure 
oxydiert  Auf  diese  Weise  erhält  man  den 
Gesamtstickstoff  m  Form  von  Salpetersäure, 
welche  hierauf  mittels  cNitron»  (Pharm. 
Oentralh.46  [1905],  889)  gefällt  und  durch 
Wägung  bestimmt  wird.  Raschig  weist 
darauf  hin,  daß  aus  salpetriger  Säure  und 
Wasserstoffperoxyd  in  erster  Linie  Ueber- 
salpetersäure  entsteht,  die  aber  mit  Wasser 
sehr  bald  zu  Wasserstoffperoxyd  und  Sal- 
petersäure zusammentritt,  so  daß  man  an- 
nehmen kann,  daß,  wie  auch  Busch  er- 
widert, da  die  Fällung  mit  Nitren  stets  in 
heißer  Lösung  erfolgt,  bei  der  Fällung  alle 
Uebersalpetersäure  in  Salpetersäure  über- 
geführt ist 

Etwa  0,2  ^  Nitrozellulose  werden  in  einem 
nicht  zu  weiten  ErUnmeyer-Koihen  von  150 
com  Inhalt  mit  5  com  30  proo.  Natronlauge  und 
10  com  3  proo.  Lösung  von  Wasserstoffperoxyd 
(reines  Iferdb'sohes  Präparat)  zunächst  einige 
Minuten  auf  dem  Wasserbade  erwärmt,  bis  (be 
erste  Sohaumbildung  vorüber,  und  dann  aaf 
freier  Flamme  gekocht,  wobei  meist  innerhalb 
weniger  Minuten  Lösung  erfolgt.  Man  fügt  als* 
dann  noch  40  com  Wasser  and  10  com  Per- 
oxydlösung  hinzu  und  läßt  in  die  auf  50^  er- 
wärmte Flüssigkeit  mittels  Pipette  40  ocm 
5  proo.  Schwefelsäare  am  Boden  des  Oefaßes 
einlaufen.  Nachdem  die  Flüssigkeit  nunmehr 
bis  etwa  80  <>  erwärmt,  wird  sie  mit  12  com 
Nitronaoetatlösung    (10  proo.   Lösung    von 


ischer  Kalilauge  verseift  und  mit  Säure 
zurücktitriert.  Aus  der  verbrauchten  Lauge- 
menge kann  die  Menge  des  vorhandenen 
Neutralfettes  berechnet  werden,  wenn  die 
Art  des  verwendeten  Fettes  bekannt  ist, 
oder  das  Molekulargewicht  der  Fettsäoren 
bestimmt  worden  ist  —he. 

Der  Seifmfdbrikant  1906.  881. 


Zum  Nachweis  von  Besoroin 

verwendet  Ä.  Carobbio  (Bell.  Ghhn.  Farm. 
1906;  365)  eine  Flüssigkeit,  die  er  dorch 
Zufügung  von  soviel  Ammoniakflflssigkdt 
zu  Zinkchlorid  bereitet,  daß  eine  klare  Los- 
ung erhalten  wird.  Hiervon  wud  1  com 
in  einem  Reagensglase  mit  1  bis  2  ocm 
einer  ätherischen  Ltenng  des  zu  unter- 
suchenden Körpers  Übersohichtet  Bei  Gegen- 
wart von  Resordn  bildet  sich  an  der  Be- 
rühmngstelle  em  gelber  Ring,  der  schnell 
in  Grün,  Blau  und  in  wenigen  Minuten 
in  Azur  Übergeht  Wird  das  Zinkehlorid 
durch  Alumininmehlorid  ersetzt,  so  tritt 
die  Reaktion  weniger  rasoh  und  deutlich 
ein. 

Hydro  chinon  bildet  einen  gelben, 
sich  bald  braunrot  färbenden  Ring,  Pjro- 
katechin  dagegen  sofort  einen  granat- 
roten, --te— 


lOTl 


Aus  dem  Geschäftsbericht  von 
Caesar  &  Loretz,  Halle  a,  S. 

Anfang  September  1906. 

(Schluß  von  Seite  1057.) 

Semen  StrychnL  G,  Fromme  berichtet:  «In 
der  einschlägigen  Literatur  findet  sich  nirgends 
eine  Angabe  über  die  Ursache  der  augenfälligen 
Differenz  zwischen  dem  auf  titiimetrischem  und 
gravimetrischem  Wege  erbaltenen  Resultate.  Ein 
und  dieselbe  Probe  Strychnosamen  zeigt  z.  B. 

nach  D.  A..B.  IV  durch  Titration  3.80  pCt 
»     KeUer  »     Wägung  3.39    » 

»  »  »      Titration  2,71     » 

Welche  von  diesen  Methoden  zeigt  den  wahren 
Alkaloidgehait  an  ?  Ich  habe  versucht,  diese  Frage 
zu  beantworten,  bin  aber  mit  meinen  Arbeiten 
nicht  ganz  zum  Ziele  gekommen;  doch  habe  ich 
dabei  Beobachtungen  von  allgemeinem  Interesse 
gemacht,  die  ich  der  Oeffenüichkeit  übergeben 
möchte : 

Schüttelt  man  gepulverten  Stiychnossamen  mit 
Aetherchloroform  und  Natronlauge  und  filtriert 
alsdann  die  Flüssigkeit  von  dem  Pulver  ab,  so 
erhält  man  eine  Flüssigkeit,  die  opalisierend  trübe 
ist  und  erst  nach  längerem  Stehen  unter  Abscheid- 
ung von  Flocken  sich  klärt«  Schüttelt  man  das 
Filtrat  mit  wenig  Wasser,  so  tritt  starke  Trübung 
ein  und  das  Wasser  setzt  sich  zunächst  als  milch- 
ige Flüssigkeit  ab.  Das  nach  £e^{er*scher  Methode 
übliche  Klärungsverfahren  (indem  man  das  Gemisch 
von  Pulver,  Aetherchloroform  und  Lauge  mit  etwa 
ebensoviel  Wasser  schüttelt,  als  man  Lauge  ver- 
wendet hat)  versagt  hier,  weil  dadurch  starke 
Trübung  eintritt.  Diese  Beobachtung  ei wähnte 
meines  Wissens  zuletzt  Panehofud  in  der  Schweiz. 
Wochenschr.  f.  Chem.  u.  Pharm.  1903.  S.  526, 
ohne  hierfür  aber  eine  Erklärung  zu  geben.» 

Aus  Frommes  Untersuchungen  ist  folgendes  zu 
schließen : 

1.  Die  Methode  des  D.  A.-B.  IV  gibt,  auch  in 
Modifikationen,  zu  hohe  Resultate  und 

2.  diese  über  den  wahren  Alkaloidgehait  hinaus- 
gehenden Zahlen  sind  zum  teil  bedingt  dadurch, 
daß  Seife  als  Alkaloid  mitbestimmt  wird. 

3.  Die  Alkaloide,  auf  Basis  der  JTe/^ar^schen 
Methode  bestimmt,  geben  durch  Wägung  höhere 
Resultate  als  durch  Titration. 

4.  Die  durch  Wägung  erhaltenen  höheren  Re- 
sultate sind  einerseits  durch  Hineinschleppen  von 
Unreinigkeiten  und  indifferenten  Körpern  zu  er- 
klären, andererseits,  wenn  die  Titration  auffallend 
viel  niedrigere  Resultate  gibt  als  tiie  Wägung, 
durch  teilweise  Zersetzung  der  Alkaloide  bei 
Trocknung  derselben  in  zu  hoher  Temperatur. 

5.  Wenn  Unreinigkeiten  möglichst  fem  gehalten 
werden  (z.  B.  durch  vorheriges  vollkommenes  Ent- 
fetten des  Samenpulvers)  und  das  Trocknen  der 
Alkaloide  bei  möglichst  niederer  Temperatur  ge^ 
schiebt,  so  geben  die  D.  A.-B.  IV-Methode  bei 
Anwendung  von  Ammoniak  statt  Natronlauge  und 


die  auf  Basis  der  üS^tfor^schen  beruhende  Titratlona« 
methode  gut  übereinstimmende  Zahlen, 

6.  Die  Bildung  von  Seife  aus  nicht  entfetteten 
Samen  läßt  die  Verwendung  von  Natronlauge  un- 
tunlich erscheinen  (auch  deshalb,  weil  bei  Aus- 
schüttelung  des  chloroformätherischen  Auszuges  mit 
angesäuertem  Wasser  letzteres  nur  schwer  blank 
zu  erhalten  ist). 

7.  Die  Anwendung  von  entfettetem  Samenpulver 
gibt  gut  fibereinstimmende  Zahlen  sowohl  nach 
Wägung  wie  nach  Titration  einerseits  und  Verr 
Wendung  sowohl  von  Ammoniak  wie  Natronlauge 
andererseits;  es  verbietet  sich  aber  die  Aufstellung 
einer  Methode,  die  ein  lolches  Pulver  als  Aus- 
gangsmaterial verwendet,  weil  die  vollkommene 
Entfettung  des  Samenpulvers  —  und  vollkommen 
müßte  sie  sein!  -—  zu  langwierig  bt, 

8.  Es  bleibt  also  nur  übrig:  Nicht  entfettetes 
Pulver  mit  Chloroformäther  (reiner  Aether 
löst  die  Alkaloide  zu  schwer)  und  Ammoniak  aus« 
zuschütteln  und  den  so  erhaltenen  Auszug  ent« 
weder  a)  den  nach  Abdestillieren  des  Chloroform» 
äthers  bei  gelinder  Temperatur  erhaltenen  Rück** 
stand  nach  Auflösen  in  geringer  Menge  Chloroform 
und  Versetzen  der  Lösung  mit  Aether,  Wasser 
und  Jodeosin  zu  titrieren  oder  b)  mit  saurem 
Wasser  und  dieses  nach  Alkalisieren  mit  Chloro- 
form auszuschütteln,  die  Alkaloide  durch  Abdestill* 
ieren  des  Chloroforms  zu  isolieren,  sie  alsdann 
durch  Titration   ihrer  Menge   nach  zu  bestimmen, 

(Zu  diesen  Ausführungen  Frcimne*%  ist  zu  be- 
merken, daß  der  Berichterstatter  bereits  im  Jahre 
1898  darauf  hinwies,  daß  beim  direkten  Titrieren 
von  ätherischen  Ausschüttelungen,  welche  aus  so- 
gar nur  mit  Natriumkarbonat  alkalisierten  fett* 
haltigen  Präparaten  erhalten  werden,  infolge  der 
eintretenden  theil weisen  Verseif ung  des  Fettes  und 
Uebergehen  eines  Teiles  der  Seife  in  die  Aether- 
lösung  zu  hohe  Alkaloidzahlen  gefunden  werden. 
Dieses  Uebergehen  von  Seife  ist  so  augenschein- 
lich, daß  der  Berichterstatter  damals  von  weiteren 
Beweisen  völlig  absehen  zu  dürfen  glaubte  (Archiv 
der  Pharmazie  1898,  85).  Auf  diesen  Uebelstand 
machte  der  Berichterstatter  dann  später  (Pharm. 
Ztg.  1899,  447)  bei  seinen  Arbeiten  Über  die 
Alkaloidbestimmung  in  Semen  Strychni.  Semen 
Ignatii  und  Rhizoma  Veratri  mit  folgenden  Worten 
nochmals  aufmerksam :  «Wenn  man  die  Extrakte 
oder  die  Abdampfrückstände  der  Tinkturen  direkt 
mit  Natronlauge  oder  Natriumkarbonat  alkalisch 
macht  und  mit  Chloroformäther  ausschüttelt,  dann 
gehen  wechselnde  Mengen  Seife  mit  in  die  Chloro- 
formätherlösungen über  und  machen  so  natürlich 
ein  Titration  der  Alkaloide  mit  Jodeosin  unmög- 
lich, da  Jodeosin  eine  stärkere  Säure  als  die  Fett- 
säure ist,  so  daß  viel  zu  hohe  Werte  gefunden 
werden.  Ich  habe  vergeblich  versucht,  die  Seife 
durch  Schütteln  mit  Traganth  oder  Gummi  arabi- 
cum-Pulver  zu  entfernen.  Auch  Ausschütteln  mit 
Wasser  führt  nicht  zum  Ziel.»  Und  weiter  unten 
Seite  448 :  «Die  Prüfung  der  Drogen  auf  Alkaloid 
geschah  in  der  den  betreffenden  Tinkturen  ent- 
sprechenden Weise.»  Ich  glaube  dadurch  genügend 
darauf  hingewiesen  zu  haben,  daß  die  Drogen  und 
Extrakte     bezw.     Tinkturenrückstände     bei     den 


1072 


Alkaloidbestimmangen  dasselbe  Verhalten  zeigen. 
Daß  die  Kommission  zur  Bearbeitung  des  Deut- 
schen Arzneibuches  diese  meine  Arbeiten  nicht 
berücksichtigt  hat,  ist  sehr  zu  bedauern.  Man 
wäre  sonst  jetzt  nicht  genötigt,  eine  Verbesserung 
der  Prüfuogsvorschriften  vorzunehmen. 

Yoraehrlftoii  und  Methoden  zur  Wert- 
besümmnng  Ton  Drogen. 

Das  für  die  Untersuchungen  notwendige 
Instrumentarium  ist  ein  sehr  einfaches : 
es  besteht  aus  den  in  jeder  Apotheke  vorhandenen 
und  vom  Staate  geforderten  Utensilien,  welche 
durch  folgende  noch  zu  eigänzen  sind: 

Einige  etwa  1,5  m  lange  und  ^s  ^^^  Vi  ^^^ 
weite  Glasröhre,  die  als  sogenannte  Rüdcfluß- 
kühler  vei wendet  werden. 

Ein  Fläschchen  Aetziinte,  mit  welcher  Flaschen, 
Kolben  und  glasierte  Porzellanschalen  mittels  eines 
Pinsels  an  passenden  Stellen  angeätzt  werden,  da- 
mit auf  ihnen  Bleifedernotizen  (Tara-,  Brutto-, 
Nettogewichte  usw.)  gemacht  werden  können. 

Ein  geräumiger  Blechkasten  mit  dichtschließendem 
Klappdeckel,  der  durch  Einlegen  von  frisch- 
gebranntem Kalk,  welcher  mit  einem  Brett  oder 
einer  Weißblechplatte  bedeckt  wird,  zu  einem 
Ezsikkator  hergerichtet  ist 

Einige  Arzneiflaschen  von  60—100—150—200 
-—250  und  mehr  ocm  Inhalt,  an  denen  mit  Stahl- 
feder  und  Aetztinte  die  Tara  notiert  und  für  Blei- 
fedemotizen  eine  Stelle  angeätzt  ist,  und  schließ- 
lich einige  Arzneiflaschen  von  10  und  20  ccm 
Inhalt,  die  mit  Stahlfeder  und  Aetztinte  auf  5 — 10 
— 15  und  20  ccm  graduiert  sind  und  die  zum 
Abmessen  von  Flüssigkeiten  bei  Ausschüttelungen, 
bei  denen  es  auf  y^  ccm  mehr  oder  weniger 
nicht  ankommt,  dienen. 

Bakuunnm  Oopalyae«  Kopaivabalsam  ist  eine 
klare,  mehr  oder  weniger  dickliche,  gelbbräun- 
liche, gar  nicht  oder  nur  schwach  opalisierende 
Flüssigkeit  von  eigentümlich  aromatischem  Geruch 
und  anhaltend  kratzendem  Geschmack.  Das  spez. 
Gewicht  beti&^t  0  970  bis  0  990  bei  W  C.  Beim 
vorsichtigen  Erhitzen  über  freier  Flamme  soll  ein 
Tropfen  Balsam  nicht  nach  Terpentin  riechen  und 
ein  hartes  und  sprödes  Harz  zurücklassen. 

Wird  0.9  g  Balsam  und  0.1  g  Kolophonium 
in  einem  Reagensglas  unter  gelindem  Erwärmen 
gelöst,  der  Lösung  10  g  Ammoniak  Flüssigkeit 
(lOproc)  zugesetzt,  das  Gemisch  stark  geschüttelt 
und  verkorkt  beiseite  gestellt,  so  darf  dasselbe 
nach  24  Stunden  keine  Gallerte  bilden  (Prüfung 
auf  Kolophonium  nach  Bosettt)» 

Zur  Ausführung  der  Salpetersäureprobe, 
durch  die  es  u.  a.  auch  möglich  ist,  das  neuer- 
dings unter  dem  Namen  «synthetischer  Peru- 
balsam» in  den  Handel  kommende  Kunstpro- 
dukt zu  erkennen,  werden  2  g  Balsam  in  einem 
Arzneifläschchen  mit  10  g  Petroleumäther  kräftig 
durchgeschüttelt,  letzterer  alsdann  in  eine  zuvor 
mit  Schwefelsäure  und  darauf  mit  Wasser  sehr 
sorgfältig  gereinigte  trockene  PorzelUnschale  filtriert, 
im  Dampfbadt  abgedunstet  und  das  zurückbleibende 


Cinname'in  noch  weiter  10  Minuten  im  Dam;: 
bade  erhitzt.  Nach  dem  Erkalten  setzt  znan  ibs: 
5  Tropfen  Salpetersäure,  spezifiscfaea  Gewici: 
1,38,  zu  und  mischt  beide  Flüssigkeiten  rasch  ulc 
innig  mit  einem  ebenfalls  sehr  sorgfältig  gerelnigti- 
Porzellanpistill.  Reiner  Perubalsam  gibt  gok- 
gelbe Farbe. 

Coeeionella.  1.  Bestimmung  des  F  e  a  c  h  - 
tigkeiisgehaltes.  2.  Bestimmung  des 
Aschengehaltes:  Ausführung  dieser  Besümm- 
ung  wie  bei  Crocus. 

3.  Bestimmung  der  Färbekraf  t:  A)  1  g 
gepulverte  trockene  Cochenille  wird  mit  einer  Lc^ 
ung  aus  5  g  Aetzkali  und  20  g  Wasser  in  einen 
Meßkolben  eine  Stunde  lang  im  Dampfbade  er- 
hitzt, nach  dem  Erkalten  mit  destilliertem  "Wasser 
auf  100  ocm  aufgefüllt  und  gut  dnrchgeschüttelL 
abdaim  durch  einen  Wattebausch  filtriert. 

B)  Andererseits  wird  eine  Lösung  aus  0  316  g 
Kaliumpermanganat  und  1000  ccm  desiilliertetsi 
Wasser  hergestellt  und  von  dieser  Lösung  12«: 
ocm  mit  destilliertem  Wasser  in  einem  Glaszylind^ 
zu    100   ccm  verdünnt. 

Zum  Vergleich  färbt  man  in  einem  zweiten, 
dem  ersten  in  Größe  und  Form  gleichen  Glas^ 
Zylinder  100  ccm  destillierten  Wassers  mit  sovie! 
der  Lösung  A,  bis  dasselbe  den  Farbton  der  Lös- 
ung B  erreicht.  Bei  normaler  Beschaffenheit  der 
Cochenille  sind  hierzu  2,5  ocm  erforderlich. 

Oortex  CotO«  Qualitativer  Nachweis  von 
C  o  t  o  i  n  :  10  g  Rindenpulver  werden  mit  100  g 
Aether  in  einer  Arzneiflasche  von  200  ccm  Inhalt 
bei  einstündiger  Mazeration  öfters  darcfascfaüttelt, 
darauf  der  Aether  in  einen  ErlenmeyeT'-K.olbcn 
von  250  g  Inhalt  abfiltriert,  diesem  60  g  Wasser 
zugesetzt  und  der  Aether  völlig  abdestilliert.  Nach 
dem  Erkalten  des  Kolbenitihaltes  wird  derselbe 
mit  30  g  Petroläther  durchschüttelt,  das  Gemisch 
in  einen  Scheidetrichter  gebracht  (ohne  auf  das  an 
der  Kolben  Wandung  sich  abscheidende  Harz  Rück- 
sicht zu  nehmen),  die  wässerige  Schicht  in  eine 
Porzellanschale  filtriert  und  im  Wasserbade  ab- 
gedampft Der  Rückstand,  in  etwas  Eisessig  ge- 
löst, muß  auf  Zusatz  von  1  Tropfen  rauchender 
Salpetersäure  sich  blutrot  färben. 


Yerüeiliren  zur  Zeriegnngr  lies  Wollfettes 
in  einen  Wasser  leielit  und  einen  Wasser 
schwer  absorbierenden  Teil.    D.  R.  P.  163  254, 

Kl.  23  a.  Dr.  J.  LifsekiUx,  Berlin.  Man  löst 
das  Wollfett  in  Benzin  oder  Benzol  und  läßt  die 
Lösung  in  der  Wärme  über  sorgfältig  gereinigter 
Knochenkohle  stehen  und  nach  einigen  Stunden 
ablaufen,  wobei  der  Wasser  leicht  absorbierende 
Teil  von  der  Knochenkohle  zurückgehallen  wird. 
Dieser  Teil  kann  durch  Ausziehen  mit  Alkohol, 
Aether  oder  Lösungen  von  Alkalien  oder  Erd 
alkalien  erbalten  und  ans  der  Lösung  in  bekannter 
Weise  abgesehieden  werden.  2  Teile  davon 
sollen  98  Teilen  ParafHnsalbe  eine  hohe  Wasser- 
aufnahmefähigkeit erteilen.  Ä,  St. 


107t 


■  ■hrunosmittal-Ohamiai 


KVerden  bei  der  Herstellung  der 

Trockenmilcli  Rindertaberkel- 

bazillen  abgetötet? 

Naehdem  im  Jahre  1904  das  Just-Hat- 
makef^'Btbe  Verfahren,  Miloh  za  trocknen 
und  dadurch  zu  konservieren'*'),  bekannt 
wnrde,  tauchte  die  Frage  anf,  ob  Taberkei- 
bazUlen  in  dieser  kurzen  Zeit  der  Aussetz- 
ung hoher  Temperaturen  mit  Sicherheit  ab- 
getötet wflrden. 

Für  gewöhnlich  ist  zur  Abtötung  von 
Tuberkelbazillen  in  der  Milch  notwendig: 

4  bis  6  Std.  lange  Einwirk.  ein.  Temp.  y.         65^  C 

1    »        »  *         >       »      .  ßO^O 

10  «20  Min,     »  .         .       .      ,  700(7 

5   »        »  »         »       »      »  80  C 

1  «    2  »        *  »         s        ^      .  90b. 95« 0 

Stabsarzt  Dr.  W,  Hoffmann  untersuchte 
nun  das  Just'Hatmaker'wiie  Verfahren  auf 
seine  Tiiberkelbazillen  abtötende  Wirkung, 
indem  er  sehr  virulente  Tuberkelbazillen- 
kulturen in  steriler  physiologischer  Kochsalz- 
lösung aufschwemmte,  dieser  Aufschwemm- 
ung 6  L  frische  Marktmilch  zugab,  gleich- 
mäßig durchmischte  und  die  ganze  Menge 
mit  Ausnahme  eines  kleinen  Teils  nach  Just- 
Haimaker  auf  Trockenmilch  verarbeitete. 
Dieser  kleme  TeU  wurde  zentrifugiert  und 
um  den  Beweis  zu  erbringen,  daß  es  sich 
wirklich  um  virulente  Rindertuberkelbazillen 
handelte,  mit  dem  Bodensatz  jedesmal  ein 
Meerechwemohen  subkutan  an  der  Bauch- 
wand geimpft 

Die  erhaltene  Trockenmilch  und  zwar 
21,5  g  wurde  mit  150  ccm  sterilem  destill- 
ierten Wasser  von  40^  gelöst,  zentrifugiert 
und  der  Bodensatz  wiederum  einem  Meer- 
schweinchen subkutan  eingespritzt  Außer- 
dem wurde  der  ganze  Trockenmilchvorrat 
nach  und  nach  an  die  Tiere  verfüttert. 

Naehdem  dnige  der  mit  der  rohen  Milch 
behandelten  Versuchstiere  gestorben  bezw. 
die  übrigen  mit  Ohloroform  getötet  waren. 


zeigten  sich  bei  diesen  überall  in  der  Bmst- 
und  Bauchhöhle  zahlreiche,  teilweise  kon- 
fluierte Tuberkel.  Die  mit  der  Trocken- 
milch eingespritzten  und  gefütterten  Tiere 
zeigten  dagegen  keine  Krankhatserschein- 
ungen;  sie  wurden  nach  4  Monaten  getötet 
und  erwiesen  sich  bei  der  Sektion  frei  von 
Tuberkulose. 

Durch  die  Versuche  ist  der  Beweis  er- 
bracht, daß  Rindertuberkelbazillen  in  der 
Milch  bei  ihrer  Verarbeitung  zu  Trocken- 
milch nach  dem  System  JusUHatmaker 
abgetötet  werden.  Vom  bakteriologischen 
Standpunkt  ist  hiemach  die  Trockenmilch 
zu  empfehlen,  da  sidier  auch  andere  Krank- 
heitskeime (Typhus-,  Ruhr-  und  Oholera- 
erreger  usw.)  abgetötet  werden.      W.  Fr, 

Archiv  /.  Hygiene,  Bd.  59,  1906,  216. 


*)  Das  Verfahren  beruht  bekanntlich  darauf, 
dafi  Milch  über  2  auf  HO»  geheizte  Hohi- 
walzen  fällt,  die  sich  etwa  7  mal  in  der  Minute 
um  ihreAzen  drehen,  und  so  binnen  5  Sekunden 
ihr  ganzes  Wasser  verliert  und  mittels  eines 
Abstreichers  als  dünne  trockene,  papierähnlicbe 
Schicht  von  der  Walze  abgelöst  wird. 


Ueber  Sardellenbutter. 

Mit  der  Zusammensetzung  der  Sardellen- 
butter des  Handels,  welche  teils  in  Blech- 
dosen, teils  in  Zinntuben  zum  Verkauf  ge- 
langt, beschäftigt  sidi  eine  Arbeit  von  P. 
Buitenberg  und  W,  Stüber  (Ztschr.  f. 
Unters,  d.  Nähr.-  u.  Genußm.  1906,  XII, 
340).  Die  Verfasser  untersuchten  diese 
Fabrikate  nach  zwei  Richtungen  hin,  ein- 
mal darauf,  ob  Kuhbutter  oder  Fremdfette 
verwandt  worden  waren,  dann  aber,  ob 
wirklich  Sardellen  oder  ob  billigere  Fisehe, 
wie  Heringe,  Sardinen  oder  Anchovis  Ver- 
wendung fanden.  Die  Unterlagen  für  die 
Beantwortung  dieser  Fragen  schufen  sieh 
die  Verfasser  selbst  durch  Analyse  selbst 
hergestellter  Sardellenbutter  und  der  be- 
treffenden Fette  aus  vorgenannten  billigeren 
Fischen.  Die  Butter,  welche  nur  zu  etwa 
15  bis  20  pCt  in  den  käuflichen  Eonserven 
enthalten  ist,  wird  als  verhältnismäßig  billige 
Zutat  selten  durch  andere  Fette  ersetzt 
Ein  etwaiger  Ersatz  durch  Oleomargarin,  Talg 
oder  Schweinefett  wird  an  der  niederen 
Reichert' Meißl-ZM  und  an  der  fast  nor- 
malen Refraktometer-  und  Jodzahl  zu  er- 
kennen sein.  Die  Fischfette  selbst  zeigen 
niedere  Reichert- Meißl-  Zahlen  (Heringe 
etwa  0,5  bis  1,5,  Sardellen  als  höchste  Zahl 
1,98)  und  hohe  Jodzahlen,  die  —  beson- 
ders deutlich  nach  ISstUndiger  Em  Wirkung 


1074 


der  HübV^^em  JoäKSemig  —  bei  den  dn- 
zeineo  FischeD;  wie  eine  Tabelle  zeigt,  ziem- 
liche unterschiede  aufweisen.  An  Hand  der 
Tabelle  gelingt  demnach  der  Nachweis  der 
Verwendung  billigerer  Surrogate  anstelle  der 
echten  Sardellen.  Die  Tabelle  II  zeigt,  wie 
durch  die  Verwendung  anderer  Fische  die 
Reichert'Meißl'ZBhl  herabgedrückt  wird, 
während  Refraktometer-  und  Jodzahl  merk- 
lich erhöht  werden. 

Sardellenbutter,  bei  welcher  statt  Sardellen 
billigere  gesalzene  Fische  oder  statt  Kuh- 
fiutter  Fremdfette  Verwendung  gefunden 
haben,  ist  als  nachgemacht  zu  beanstanden. 

—del, 

Eikonserve  mit  Borsäure. 

Durch  die  Analyse  einer  Eigelbkonserve 
des  Handels  zeigte  Krxixan,  wie  hoch  der 
Borsäuregehalt  in  derartigen  Präparaten  an- 
steigen kann,  ohne  daß  hierdurch  eine 
völlige  Sterilität  durch  das  hygienisch  be- 
denkliche Konservierungsmittel  erzielt  wurde^ 
denn  die  erwähnte  Eonserve  erwies  sich 
stark  verschimmelt,  trotz  eines  Gehaltes  von 
mehr  als  2  pCt  freier  Borsäure.  Die  Ana- 
lyse zeigte  einen  Wassergehalt  von  45,6 
pCt  und  folgende  Werte  m  der  Trocken- 
substanz : 

Stickstoffsnbstanz  33,32  pCt 

Aethereztrakt  66,60    » 

»    -Jo'Jzahl  79,3 

»    -VerseifQDgszahl  190,0 

LecithiDphosphoisäure  1,69    » 

Borsäure  3,49  » 

MineralRtoffe  4,21     > 
Teerfarbstoffe  nicht  vorhanden. 

Der  Verfasser  suchte  nun  mit  dieser  aus 
remem  Eigelb  bestehenden  Eonserve  auf 
experimentellem  Wege  die  Frage  zu  lOsen, 
ob  beim  Schimmeln  von  mit  Borsäure  ver- 
setzten stickstoffhaltigen  und  auch  von  stick- 
stofffreien Stoffen  sich  flüchtige  gasförmige 
Produkte  bilden,  die  Borsäure  enthalten. 
Das  Ergebnis  war  wenigstens  für  Penicillium 
glaucum  ein  negatives,  hmgegen  konnte 
Krxixan  feststellen,  daß  stets  bei  Zimmer- 
temperatur aus  einer  am  Boden  eines  Olas- 
gefäßes  befindlichen  Borsäurelösung  soviel  Bor- 
säure mit  den  Wasserdämpfen  verdunstet,  daß 
sie  auf  dnem  m  das  Gefäß  heremgehangenen 
Kurkumastreifen  nachgewiesen  werden  kann. 
Die  Borsäuremen^e  ist  allerdings  meist  so 
gering,  daß  die  Reaktion  erst  eintritt,  wenn 


man  den  erwähnten  Papierstreifen  mit  ver- 
dünnter Salzsäure  betupft.  Hierdurdi  ist 
die  Flüchtigkeit^der  freien  Borsäure  —  wenn 
auch  in  sehr  geringer  Menge  —  schon  bei 
Zimmertemperatur  bewiesen.  Merkwürdig 
ist,  daß  sieh  die  verfifiehtigte  Menge  in 
Gegenwart  organischer  Stoffe  wie  z.  B.  ES- 
gelb  oder  Stärkelösung  zu  vermehren  sdieint. 

Ztsehr.  f.  Unters,  d.  Nakr,-  u.  Qenußtn. 
1906,  XII,  224.  —de/. 


Lacto 

ist  dji  Milchnährpräparat  aus  Kasein  and 
Serum  von  entfetteter  Milch.  Es  ist  eine 
teigartige  Masse  von  hellbrauner  Farbe,  be- 
sitzt einen  leicht  an  geröstetes  Brot  erinnern- 
den Geruch  und  einen  der  Fleischbrfihe 
ähnlichen  Geschmack.  Es  ist  leicht  löalich 
in  warmem  Wasser  und  vollkommen  keim- 
frei. Die  procentische  Zusammensetzung  ist 
folgende:  36,03  Peptone  und  andere  Pro- 
dukte der  Digestion  der  Eiweißstoffe,  1,90 
Tyrosin,  0,30  Amine  und  Lecithme,  0,673 
Fett,  3,21  Milchzucker,  0,757  Milchsäure, 
13,66  Earamell  und  stickstofffreie  Extraktiv- 
stoffe, 17,38  lösliche  Salze  (darunter  9,02 
pCt  Monokaliumphosphat), '  5,82  unlösliche 
Salze  und  20,27  Wasser. 

Es  zeigte  nach  Ä.  DelamUa  (Chem.-Ztg. 
1906,  Rep.^233)  ausgezeichnete  Wirkung 
auf  den  Ernährungszustand,  bewurkte  keine 
Verstopfung  oder  Verdauungsstörungen,  nie- 
mals Reizerscheinungen  des  Herzens  oder, 
bei  Anwendung  als  Klystier,  des  Darmes. 
Der  Appetit  wurde  bei  Gebrauch  des  PHl- 
parates  durchgehends  angeregt.  -  he. 


Gelöstes  Calelomphosphat  enthaltender 
Essig  soll  statt  des  gewöhnlichen  Essigs  als 
Genußmittel  dienen,  um  bei  der  Ernährung  die 
Umbildung  der  Caldumphosphate  zu  ermög- 
lichen. Er  wird  hergestellt,  indem  zuniohst 
Tricalciamphosphat  in  Salssäure  gelöst  wird  and 
dann  gallertartig  durch  Zusatz  von  Ammoniak- 
flüssigkeit bei  niedrigerfTemperatur  gefällt  wird. 
Dieses  Hydrat  wird  ausgewaschen,  von  dem 
mechanisch  anhaftendem  Wasser  möglichst  be- 
freit und  mit  'gewöhnlichem  Essig  zusamnen- 
gebiacht.  Man  kann  auch  Bicaloiumphosphat 
als  trooknes  Pulver  in  Essig  auflösen.     — A^ 


1075 


Therapeutische  Mitteilungen. 


Ueber  die  Giftigkeit  von  Holz- 
«         geist. 

BeeondeiB  in  den  Vereinigten  Staaten  und, 
wie  Ströhmberg   in  der  Petersborger  Med. 
VToöhenschr.    berichtet;    auch    in    Rußland 
werden    sehr    viele    VergiftungsAlle    dnroh 
Holzgeist    beobachtet      Gleichviel;    ob    der 
Holzgeist  zur   Denaturierung   von  anderem 
SpiiitoB  oder  ffir  die  Bereitung  von  Polituren, 
Firnissen;    Farben    usw.    angewendet   wird, 
jedenfalls  muß  die  gr()ßte  Vorsicht  bei  Ver- 
wendung von  Holzgeist  beobachtet  werden. 
In  Lftndem   mit   großen   Holzbestftnden   ist 
die   direkte   Verwendung  von  Holzgeist  zu 
Brennspiritus  viel  größer  als  anderswo,  und 
speziell  in  Rußland  wird  der  rohe  Holzgeist 
direkt  getrunken.     Es  hat  sich  nun  gezeigt, 
daß  vor  allem  das  Sehvermögen  des  Menschen 
durch    die    Einwirkung    von    Methylalkohol 
ladet.     So  sind  Fälle  bekannt,  daß  Arbeiter, 
welche  methjlalkoholische  Lacke  und  Firnisse 
auf    Möbel   aufzutragen  hatten,  erblindeten, 
ebenso  eine  Frau,  die  in  ihrem  Schlafzimmer 
eine    mit    Methylalkohol    gespeiste    Lampe 
brennen  hatte.  Eine  Gesellschaft  von  Indianern 
hatte  von    einer  holzspiritushaltigen  Flüssig- 
keit   genossen;    es    erkrankten    alle^    viele 
erblindeten.     Die  Zeitschrift  der  Aerztegesell- 
scfaaft  von  Chicago  veröffentlichte  eine  Unter- 
suchung, die  sogar  von  235  solchen  Fällen 
spricht.     In  vielen  Ländern  ist  der  Gebrauch 
von  Holzgeist  in  der  Lackindustrie  verboten, 
was  flberall  geschehen  sollte,  da  der  Methyl- 
alkohol die  gleichen  Dienste  leistet  und  nidit 
erheblich  teurer  ist  als  Holzgeist.     Schädlich 
ist  natürlich  auch  das  Trinken  von  Methyl- 
alkohol, und  da  dieser  in  Rußland  viel  billiger 
ist  als  Aethyialkohol,  so  sind  die  Vergiftungs- 
fälle audi  dort  besonders  häufig.     Bei  einer 
Hochzeit  in  einem  russischen  Dorfe  wurden 
35  Personen  nach  dem  Genuß  von  Politur- 
spiritns  vergiftet.   (Deswegen  muß  der  jüngste 
Erlaß,  der   in  Deutschland  die  Verwendung 
von  denaturiertem  Spiritus,  welcher  ja  auch 
etwas    Methylalkohol  enthält,  zur  Bereitung 
von    Trinkbranntwein    verbietet,     auf    das 
Lebhafteste  begrüßt  werden.    Der  Bericht- 
erstatter.) W.  Fr. 


Schädliche  Kaffee -Wirkungeii 

konnte  in  vieljähriger  Praxis  A.  Bahn 
beobachten  und  beweisen.  Seit  den  Be- 
strebungen gegen  den  Mißbrauch  geistiger 
Getränke  hat  sich  auch  die  Notwendigkeit 
herausgestellt,  gegen  alle  diejenigen  Hans* 
getränke  und  Genußmittel  ins  Feld  zu  ziehen, 
die  das  im  gewohnheitsmäßigen  Gebraudie 
unbedingt  schädliche  Koffein  enthalten. 
Kaffee,  Tee  (schließlich  audi  Tabak)  sind  die 
Begleiter  des  Alkoholismus,  wo  der  Alkohol 
eine  tagtägliche  Rolle  spielt  Aber  merk- 
würdig langsam  vollziehen  sieh  die  Umwälz- 
ungen auf  diesem  Gebiete  wichtiger  persön- 
licher Hygiene.  So  mancher  Gelehrte^  Arzt, 
Hygieniker  oder  Naturwissenschaftler  bricht 
eine  Lanze  zu  Gunsten  aller  jener  Genuß- 
mittel, weil  er  sich  gerade  dabei  wohlfühlt, 
und  jeder  hält  seinen  eigenen  persönlichen 
Standpunkt  noch  zu  gern  fest,  weil  ihm 
noch  augenfällige  Beweise  für  die  Schädlich- 
keit des  Alkohols,  Kaffees  usw.  fehlen  und 
weil  er  nicht  glauben  will,  daß  heute  die 
Menschen  viel  mehr  als  früher,  viel  mehr 
als  die  Gesundheit  und  die  sozialen  Verhält- 
nisse es  erlauben  mit  den  Genußmitteln 
wüsten. 

Was  bisweilen  gerade  auch  im  Mißbrauch 
des  Kaffee  geleistet  wird,  konnte  Bahn 
vielfach  beobachten.  Es  ist  hier  wie  mit 
dem  «Sauren».  Gerade  das  Saure  bevor- 
zugen bekanntlich  alle  anämischen  und  ner- 
vösen jungen  Mädchen,  und  Kaffee  —  in 
allen  Stärken  —  trinken  gerade  die  blassen 
aufgeschwemmten  und  entkräfteten  Personen 
gern:  der  Kaffee  soU  ein  Anregungsmittel 
sein,  soU  die  Mahlzeit  ersetzen  und  soll 
immer  eine  kleine  Abwechslung  im  Einerlei 
des  Tages  bieten.  Daß  bei  dieser  Inan- 
spruchnahme dem  an  sich  meist  schon  sehr 
reizbaren  Individuum  Koffein  in  großen 
Gaben  zugeführt  wird,  daß  eine  chronische 
Schädigung  des  Magen,  der  ^Nerven  und 
Muskeln  mit  diesem  Mißbrauche  verbunden 
ist,  das  sehen  Viele  erst  dann  ein,  wenn  es 
gelingt,  sie  zum  Gebrauche  eines  bekömm- 
lichen Kaffee-Surrogats  zu  veranlassen. 

Als  ein  solcher  höchst  wichtiger  und  voll- 
kommener Kaffee  -  Ersatz  ist  der  Malz- 
kaffee   zu    betrachten.     Nur  muß   man 


107« 


bei  seiiier  Zubereitung  das  eine  beaehten, 
daß  er  von  vornherein  gleich  mit  kaltem 
frisohen  Wasser  angesetzt,  dann  frischweg  zum 
Kochen  gebracht^  einige  Mal  kurz  aufwallen 
gelassen  und  dann  durchgeseiht  wird.  Man 
erhält  auf  diese  Weise  m  sehr  bekömmliches, 
tiefsehwarz  aussehendes,  nach  Kaffeearoma 
duftendes  —  wenigstens  bei  dem  Kathrmier- 
schen  Malzkaffee  ist  die  tiefschwarze 
Farbe  und  das  kaffeeähnliche  Aroma 
(Oaffeon)  ausgesprochen  —  und  durststillendes 
Getrftnk.  Es  mußte  nun  bei  jedem  Kaffee- 
trinker erst  die  Probe  aufs  Exempel  gemacht 
werden :  das  eine  männliche  Individuum  litt 
an  gänzlich  unregelmäßiger  Darmtätigkeit, 
das  andere  weibliche  an  funktionellen  Stör- 
ungen der  Menstruation,  das  dritte  hatte 
Kongestionen,  das  vierte  nervösen  Kopf- 
schmerz und  Schlaflosigkeit,  das  fünfte  litt  an 
Hämorrhoidalbeschwerden  usw. ;  keine  Person 
wollte  glauben,  daß  dies  mit  dem  übermäßigen 
Kaffeegenusse  in  Zusammenhang  stünde.  Erst 
die  Tatsadie,  daß  nach  Einsetzen  des  Malz- 
kaffee in  die  Diät  die  bisweilen  sehr  auf- 
fälligen Beschwerden  binnen  einer  Woche 
schon  merklich  zurückgingen,  war  auch  für 
den  zweiflerischen  Kranken  ein  Bewds,  daß 
der  Bohnenkaffee  nachweisliche  und  deut- 
liche Schädigungen  an  gewissen  Organen 
hervorbringt 

Auch  im  Sinne  des  praktischen  Eingreifens 
gegenüber  dem  Alkoholmißbrauche  wäre 
der  Malzkaffee  ein  einfaches  und  höchst 
dienliches  Hilfsmittel.  Der  Arbeiter  kauft 
sich  den  Schnaps  im  Winter  zum  Wärmen 
und  im  Sommer  dazu,  um  die  meist  reich- 
lich genossenen  kalten  Getränke  (Einfach- 
bier, Weißbier  u.  ä.)  bekömmlicher  zu 
machen.  Reicht  man  im  Winter  warmen 
Malzkaffee  mit  Zucker  und  im  Sommer  den 
ausgezeichnet  durststillend  wirkenden  Malz- 
kaffee geklUilt  in  reichlicher  Menge,  dann 
ist  auch  ein  gutes  Stück  Arbeiterfttrsorge 
gerade  an  einem  sehr  leicht  einzusetzenden 

Oebiete  geleistet  A,  Rn. 

Med.  Woche  1906,  Nr.  51. 

Bomyval  bei  tuberkulösen  Herz- 

störungen 

wurde  von  Elsässer  in  das  Bereich  der 
Tuberkuloee-Behandlungsmittel  gezogen  und 
zwar  auf  grund  der  Beobachtung,  daß  die 
hohe  Pulsfrequenz,  die  meist  Hand  in  Hand 


mit  der  Lungenerkrankung  der  TuberknlSoen 
geht,  unter  Bornyval  teilweise  ganz  merk- 
lich und  wesentiich  herabgesetzt  wird.  Es 
ist  bekannt,  daß  die  Unregelmäßigkeit  nnd 
Geschwindigkeit  in  der  Schlagfolge  des 
Herzens  dasselbe  schnell  abarbeiten  nnd 
gerade  bei  Tuberkulösen  oft  einen  schnelloi 
Herztod  herbeiführen.  Gegen  die  unter  der 
Giftwirkung  und  nervösen  Erschöpfung 
stehenden  Herzbeschwerden  der  Lungen- 
tuberkulösen wurde  Bomyval  (dargestellt  von 
J.  D,  Riedel  in  Berlm)  in  Eapeehi  (3  Mal 
täglich  1  Kapsel)  mit  dem  Erfolge  gegeben, 
daß  der  Herzschlag  ruhiger  und  gleich- 
mäßiger und  die  Schlagfolge  wesentlieh 
herabgesetzt  werde.  Sonstige  Herzmittel 
hatten  hier  versagt^  selbst  bei  bestehendem 
Fieber  hatten  die  im  übrigen  mit  Erfolg 
gegebenen  temperaturherabsetzenden  Mittel 
keinen  Einfluß  auf  die  flüditige  und  hastige 
Pulsfrequenz. 

Wahrschemlich  spielt  das  Bomeol  neben 
der  un  Bomyval  enthaltenen  Baldriansftnre 
eme  große  Rolle,  wie  das  schon  die  neuer- 
dings wieder  bei  Tuberkulösen  von  Alexander, 
Volland  u.  A.  mit  Erfolg  angewendeten 
Eampheröleinspritzimgen  andeuten. 

Bemerkenswert  ist  noch,  daß  Bomyval 
selbst  bei  Magensdiwäehe  und  nervösen 
Magenbeschwerden  sehr  gut  vertragen  wurde 
und  daß  letztere  gleichzeitig  sich  besserten. 

Da  gerade  die  Herztätigkdt  bei  Tuber- 
kulösen von  größter  Bedeutung  für  das 
Befinden  und  die  Prognose  ist,  so  dürfte 
das  berohigend  und  tonisch  wirkende  Bomy- 
val  ein  sehr  vorteilhafter  und  wesentlicher 

symptomatischer  Behelf  sein. 

Ä  Un 
Ztsehr.  /.  Tuberkulose  Bd.  YUI,  Heft' 3. 


Sallcyl-Nierenreizang  dureh  Salleylslwe- 
präparate.  Ist  durch  Alkaligaben  eine  Ver- 
hütung der  Salioyl-Nierenreizung  mögtioh  ?  Diese 
Frage  legte  sich  S,  MoeUer  ia  der  inneren  Ab- 
teiluDg  des  Städtischen  Krankruhaoses  in  Altena 
vor.  I)iese  Frage  kann  keineswegs  eindeutig  be- 
antwortet werden,  jedoch  scheint  es  vorerst  ganz 
zweckmäßig,  solchen  Kranken,  die  unter  hohe 
Salicylgaben  gesetzt  werden,  gleichzeitig  Natrium - 
bikarbonat  zu  verabreichen  bis  zur  alkalischen 
Reaktion  des  Harns  (am  ersten  Tage  dreimal 
einen  Teelöffel,  an  den  folgenden  Tagen  je 
Va  Teelöffel  voll).  Durch  alkalische  Minenl- 
quellen  gelingt  es  nicht,  den  Harn  bei  gleich- 
zeitigen Aspiringaben  alkalisch  zu  machen. 

Ther.  d,  Gegenw,  1906,  185.  Ä.  Rn, 


lOTT 


BOoharsohau. 


Xehrbnoh  der  PharmakogAOBie  von  J)r.  Jos. 
Moeller ,  ord.  Prof.  d.  Pharmakologie 
an  der  Universität  Graz.  Mit  373  Ab- 
bildungen. Zweite  Auf  läge.  Wien  1906. 
Veriag  von  Alfred  Holder.  Preis :  geh. 
12  Mk.  40  Pf. 

Das  Moeüet'Bohe  Lehrbach  derPharmakognosie, 
das  ans  heate  in  zweiter  Auflage  vorliegt,  weicht 
insofern  von  den  anderen  pharmakognostischen 
Lehrbüchern   der  Neuzeit  ab,  als  in  ihm  der 
Hauptwort  auf  die  wirklich  in  der  Praxis  brauch- 
baren Merkmale  der  Drogen  gelegt  wird,  seien 
sie  nun   makroskopischer  oder  mikroskopischer 
Natur.    Der    Verfasser  sieht   daher  von   voll- 
ständigen   morphologischen  und  histologischen 
Beschreibungen  der  Drogen  ab.    Es  wird  also, 
die   Botanik  in   dieser  Pharmakognosie  nur  als 
Hüiswissenschaft    anerkannt,    wiärend  in    der 
aonstigen  neueren  pharmakognostisohen  Literatur 
gerade   durch   ausgiebige  Berücksichtigung  der 
verschiedenen  Zweige  der  Botanik  ein  groBeres 
Interesse  für   die  abgehandelten  Pflanzen  und 
ihre  Teile,  wie  sie  in  den  Drogen  vorliegen,  zu 
wecken  versucht  wird.    Die  Brauchbarkeit  eines 
Lehrbuches  in  der  Praxis  selbst  wird  auf  dem 
von  Moeller  gewählten  Wege  zweifellos  gewinnen, 
ob  aber  so  auch  eine  Anregung  und  Aufmunter- 
ung 2U  selbständigem  wissenschaftlichem  Weiter- 
arbeiten  gegeben   wird,  ist  eine   andere  Frage. 
Den   Beziehungen    der  systematischen   Botanik 
hat  der  Verfasser,  der  sein  Buch  nach  äuSeren 
Merkmalen   der  Drogen  eingeteilt   hat,  also  in 
Blätter,  Bluten,  Samen,  Früchte,  Kräuter  usw., 
dadurch  Bechnung  zu  tragen  versucht,  daß  er 
dort,  wo  von  einer  natürlichen  Pfianzenfamilie 
das  erste  Mal  die  Bede  ist,  diese  kurz  charakter- 
isiert und   die  in  ihr  enthaltenen  Nutzpflanzen 
anführt.    Die  vom  Verfasser  gewählte  Einteil- 
ung wird  ja  im  großen  und  ganzen  neuerdings 
auch   von   Linde  bevorzugt.    Man  dürfte  aber 
doch  wohl  über  die  Zweckmäßigkeit  dieser  oder 
der  nach  den  natürlichen  Verwandtschaften  der 
Pflanzen     geordneten     Einteilung     diskutieren 
können. 

Jedem  Abschnitt  (Blätter,  Blüten  usw)  ist  ein 
allgemeiner  Teil  vorangestellt,  der  die  allgemeine 
Morphologie  und  Histologie  der  betr.  PAanzen- 
orgaoe  behandelt.  Die  dem  Buche  beigpgebenen 
Abbildungen  sind  durchweg  sehr  schön  und 
lassen  die  obarakteristisohen  Merkmale  leicht 
erkennen.  Die  Abbildungen  der  Blätter  sind 
alles  Naturselbstdrucke.  Während  nun  die 
meisten  unter  ihnen  recht  schön  und  instruk- 
tiv sind,  kommen  gelegentlich  aber  auch  recht 
mangelhafte  vor,  wobei  jedoch  die  Frage  frei- 
gelassen werden  soll,  ob  nicht  die  Mangelhaftig- 
keit auf  Kosten  des  Verfidirens  zu  setzen  ist, 
das  eben  nicht  immer  und  überall  anwendbar 
ist.  Ich  möchte  hier  z.  B.  auf  das  auf  Seite 
103  abgebildete  Kirschlorbeerblatt  verweisen, 
wogegen  der  auf  Seite  126  befindliche  Natur- 


selbstdrußk  der  Lindenblüten-Braktee  geradeza 
als  itiealschön  bezeichnet  werden  muß.  Die 
Angaben  auf  Seite  102:  «Hazeline,  eine  amerikan- 
ische Spezialität,  ist  im  wesentlichen  ein  Hama- 
melisextrakt»  dürfte  bei  Apothekern  (der  Verf. 
ist  Mediziner)  wohl  auf  Widerspruch  stoßen. 

Bemerkt  sei  nodbi,  daß  außer  den  eigentlichen 
Pflansendrogen  auch  Pflanzenstoffe  ohne  organ- 
ische Struktur  wie  Aloe-Harz,  Benzoe-Harz, 
Perubalsam  und  dergl.,  ebenso  auch  Drogen  aus 
dem  Tierreich  wie  Kanthariden  und  Ameisen,  ja 
sogar  lebande,  zu  arzneilichen  Zwecken  verwandte 
Tiere  wie  die  Blutegel  abgehandelt  sind.  Wie 
schwer  es  im  übrigen  ist,  bei  der  vom  Verf. 
bevorzugten  Einteilung  des  Stoffes  die  richtige 
Grenze  und  Auswahl  zu  treffen,  mag  daraus  er- 
hellen, daß  wohl  Oleum  Jeooris  Aselli  nicht  aber 
Oleum  Olivaram  und  Amygdalarum  als  zur 
Pharmakognosie  gehörig  betrachtet  werden.  Eben- 
so ist  Oleum   Cacao   nur  in  2  Zeilen  erwähnt. 

Für  die  praktischen  Zwecke  des  Apothekers 
ist  das  Jfoe^i^'sohe  Lehrbuch  der  Pharma- 
kognosie zweifellos  wie  gesohaffen,  und  auch  der 
Studierende,  der  nur  das  fürs  Examen  notwend- 
ige wissen  will,  wird  sich  stets  gern  des  vorge- 
nannten Werkes  bedienen.  J.  EjiU%. 


Der  Beseptar.  Ein  Leitfaden  zum  Selbst- 
unterricht für  Aspiranten  der  Pharmazie 
und  selbstdispensierende  Aerzte,  bearbeitet 
von  Mr.  pharm.  J.  Mindes.  Mit  68 
Abbildungen.  Leipzig  und  Wien  1905. 
Franz  Deuticke'%  Verlag.  Preis:  geh. 
3  Mk.  50  Pf. 

In  älteren  Vorschriften  und  auf  älteren  Be- 
zepten  findet  man  häufig  den  Ausdruck  «misce 
lege  artis»,  der  heutzuti^e  nur  noch  selten  an- 
zutreffen ist  Als  Grund  für  die  letztere  Er- 
scheinung kann  man  annehmen,  daß  die  richtige, 
also  kunstgemäfie  Ausführung  der  Vorschrift  als 
selbstverständlich  angesehen '  wird  oder  eben 
keine  Kunst  mehr  zu  sein  scheint.  In  vielen 
Fällen  mag  letzteres  heutzutagB  der  Fall  sein; 
denn  die  heutige  Versch reibweise  erweckt  den 
Anschein,  als  ob  die  Anfertigung  eines  Rezeptes 
garnichts  Besonderes  wäre,  wozu  gewisse  Kennt- 
nisse und  Erfahrungen  gehörten.  Das  dem  nicht 
so  ist,  hat  wohl  Mancher  schon  an  sich  selbst 
erfahren.  Man  werfe  nur  einen  Blick  auf  die 
Fragekästen  in  den  Fachzeitschriften.  Wie  ein- 
fach erscheinen  z.  B.  die  sogenannten  Lösungen 
und  welche  Schwierigkeiten  können  sie  uns  be- 
reiten. Es  ist  daher  zu  begrüben,  daß  der  Ver- 
fasser, der  schon  lange  im  praktischen  Leben 
steht,  ein  Buch  über  die  Rezeptierkunst  ge- 
schrieben hat.  Er  hat  in  derselben  auf  alle 
Möglichkeiten  Rücksicht  genommen  und  die  ent- 
sprechenden Winke  gegeben.  Es  ist  sehr  zu 
wünschen,  daß  dieser  Leitfaden  die  weiteste 
Verbreitung  ßnden  möge  und  nicht  allein  von 


1078 


den  Eleven,    sondern  auch  von  den    jüngeren 
Assistenten  möglichst  oft  zn  Rate  gezogen  werde. 

H.  MentxeL 

Amerikamaohea  Koohaohulweaen.  Ein- 
drücke und  Betrachtungen  von  Dr.  W. 
BöttgeTy  Privatdozent  an  der  Universität 
Leipzig.      Leipzig   1906.      Verlag    von 

Wüh,  Engelmann, 

Der  Verfasser  versucht  in  dieser  Broschüre 
die  Eindrücke  und  Beobachtungen  in  möglichst 
objektiver  Weise  wiederzugeben,  welche  er  ge- 
legentlich eines  einjährigen  Aufenthaltes  als 
Besearch-Associate  an  dem  Bostoner  Institute  of 
Technology  zu  sammeln  Gelegenheit  hatte.  Da 
Böttger  aus  dem  Apothekerstande  hervorgegangen 
ist  und  in  den  letzten  Jahren  die  Vor-  und 
Ausbildungsfrage  im  Lager  der  Pharmazie  ja 
vielfach  ventiliert  ist  und  auch  vorlfiufig  noch 
nicht  zur  Ruhe  gekommen  zu  sein  scheint,  so 
dürfte  diese  Schrift  die  Kollegen  in  besonderer 
Weise  interessieren. 

Der  Veifasser  hat  drüben  gut  und  genau 
beobachtet,  das  muß  man  ihm  zugestehen,  wenn 
er  auch  nach  Ansicht  des  Berichterstatters  hier 
und  da  die  amerikanisohenVerhäitnisse  vielleicht 
etwas  zu  rosig  ansieht.  Allerdings  warnt  er  ja 
selbst  davor,  daß  man  etwa  die  amerikanischen 
Einrichtungen  direkt  in  unsere  deutschen  Hoch- 
schulen übertragen  solle. 

Er  beleuchtet  nacheinander  die  in  Amerika 
schon  sehr  lange  bestehenden  Hochschuikurse, 
die  Vorteile  und  Nachteile  der  Staats-  und 
Privat-Üniversitäten,  den  Wert  der  durch  die  in 
Amerika  geforderte  geringere  Vorbildung  be- 
dingten regelmäßigen  Prüfungen  während 
der  Dauer  der  Hochschulstudien,  der  vielleicht 
noch  höher  anzuschlagen  ist,  als  es  der 
Verf.  tut,  sowie  die  anderweitigen  wesentlichen 
unterschiede,  welche  zwischen  den  deutschen 
und  den  amerikanischen  Hochschulen  bestehen. 
Trotzdem  nach  den  Angaben  des  Verf.  auf  den 
amerikanischen  Uochschulen  eine  entschieden 
besondere  Begünstigung  der  Mittelmäßigkeit  zu 
beobachten  ist,  während  in  Deutschland  mehr 
auf  die  am  besten  Veranlagten  und  Tüchtigsten 
durch  den  Zuschnitt  des  Unterrichts  Rücksicht 
genommen  wird,  sollen  nach  den  Beobachtungen 
Böttger*B  die  Abweichungen  vom  Durch  schnitt 
in  Amerika  größer  als  bei  uns  in  Deutschland  sein. 
Daß  sehr  Vieles  in  den  Einrichtungen  der  Hoch- 
schulen Amerikas  sicherlich  besser  ist  als  bei 
ima,  diese  üeberzeugung  wird  sich  einem  Jeden 
aufdrängen,  der  die  Söttger'Bohe  Schrift  liest. 
Da  sind  vor  allem  zu  nennen  die  intensivere, 
d.  h.  auf  geringere  Stundenzahl  zusammen- 
gedrängte Arbeit,  die  Vermeidung  jeglicher 
Ueberbürdung  und  die  zweckmäßigen  Ein- 
richtungen, welche  für  die  leiblichen  Bedürfnisse 
der  Studierenden  in  Form  von  mit  den  Instituten 
verbundenen,  aber  durchaus  nicht  obligatenSpeise- 
häusem  u.  dergl.  getroffen  sind.  Was  die 
körperliche  Uebung  anlangt,  so  dürfte  bei  uns 
wohl  gerade  so  gut  wie  in  Amerika  für  das 
Wohl  der  Studenten  gesorgt  sein.    Insbesondere 


glaube  ich,  daß  für  deutschen  Sinn  Turnen  und 
Waffen  Übungen  zweckmäßigere  Mittel  sind,  als 
die  das  Wesen  und  den  Charakter  verrohenden 
verschiedenen  Arten  von  amerikanisohem  (und 
englischem!)  Sport. 

Nicht  einvei  standen  werden  Viele  (und  auch 
der  Berichterstatter)  mit  der  Ansicht  des  Verf. 
sein  über  den  Wert  des  Profeasorenaustanaohes. 
Diese  Institution  dürfte  vielmehr  zu  neunund- 
neunzig pOt  auf  eine  Verherrlichung  der  Ver- 
anstalter und  der  durch  die  Einladung  ausge- 
zeichneten Hochschullehrer  hinauslaufen,  und  es 
dürfte  wohl  durch  Stipendien  an  jüngere  Ge- 
lehrte zum  Zwecke  dee  Eennenlernena  fremder 
Verhältnisse  ein  unermeßlich  viel  größerer  Nutzen 
zu  stiften  sein.  Da  könnte  das  kleine  sohJaue 
Japan  dem  Deutschen  Reiche  entschieden 
als  Vorbild  dienen. 

Von  allgemeinerem  Interesse,  in  Sonderheit 
auch  für  Auswandemngslustige ,  dürften  die 
vom  Verf.  gemachten  Angaben  sein  über  wirt- 
schaftliche Fragen,  äußere  Lebensbedingungen 
usw.  in  Amerika.  Ausführliche  Tabellen  in  der 
Schrift  erleichtem  zudem  wesentlich  alle  in 
derselben  berührten  und  zahlenmäßig  ansdrüok- 
bare  Fragen.  J.  Katt. 

Erdmaxm  Köbü('s  OnuidriB  der  allge- 
meinea  Warenkunde  unter  BerQok- 
sichtigang  der  Mikroskopie  und  Teohno- 
logie.  Für  Handeteschulea  und  gewerb- 
liche Lehranstalten  sowie  zur  Weiter- 
bUdung  für  Kaufieute  und  Techniker  in 
praktischen  Betrieben.  Vierzehnte,  voll- 
ständig umgearbeite  Auflage  von  Prof. 
Eduard  Hafiauseky  k,  k.  Schnlrat, 
Vorstand  des  Laboratoriums  für  Waren- 
kunde an  der  Wiener  Handela- Akademie, 
mit  416  Abbildungen.  Läpzig  1906. 
Verlag  von  Johann  Ämbrosius  Barth* 
Preis:  geh.  12  Mk.  50  Pf.,  geb.  15  Mk. 

Es  gibt  wohl  wenig  Bücher,  deren  erste  Auf« 
läge  vor  73  Jahren  erschienen  ist  und  die  sich 
derart  bewährt  haben,  daß  sie  wie  das  vorliegende 
Werk  nicht  allein  verjüngt,  sondern  auch  statt* 
lieh  gewachsen  neu  herausgegeben  werden.  Dieser 
Umstand  spricht  am  dentlichtsen  für  die  Gediegen« 
heit  des  Gebotenen,  dem  in  unserer  Zeitschrift 
wiederholt  in  entsprechender  Weise  Bechnung 
getragen  worden  ist.  Die  jetzige  vierzehnte  Auf- 
lage hat  gegenüber  ihrem  Vorgänger  einen  Zu« 
wachs  von  fast  400  Seiten  und  etwa  140  Ab» 
bildungen  erfahren,  ein  Zeichen  dafür,  daß  die 
Errungenschaften  der  neuesten  Zeit  entsprechend 
berücksichtigt  worden  und  soweit  nötig  einge« 
schaltet  sind.  Obwohl  das  Buch,  wie  der  Tittel 
sagt,  zunächst  für  Handelsschulen,  Kaufieute  und 
Techniker  verfaßt  ist,  enth&lt  dasselbe  so  vieler- 
lei, das  auch  für  den  Apotheker  und  Nahrungs- 
mitteldiemiker  wissenswert  ist,  daß  wir  es  auch 
diesen  Kreisen  mit  gutem  Gewissen  zur  eifrigen 
Benutzung  empfehlen  können.  K  A 


1079 


Leitfaden  der  qnalitatiTea 
und  quantitatiTan  Harnanalyfte  (nebst 
Analyse  des  MagenBaftas)  fttr  Aerzte, 
Apotheker  nnd  Chemiker  von  Dr.  Sig- 
mund Fränkel,  Dozent  für  medizinische 
Chemie  an  der  Wiener  Universität. 
Wiesbaden  1904.  Verlag  von  J,  F, 
Bergmann.  88  Seiten  mit  5  Tafehi. 
Preis:  geb.  2  Mk.  40  Pf. 

Dieser  kleine  Leitfaden  ist  nach  Angabe  des 
Yerfa&sers  aus  Aufzeichnungen  entstanden, 
welche  bei  der  Abhaltung  pra'xtischer  Kurse 
der  Harnanalyse  bei  der  Wiener  Universität 
benutzt  wurden.  Obi^leich  bereits  eine  ganze 
Reihe  von  Büchern  über  die  Analyse  des  Harns 
geschrieben  worden  sind  (von  Neumann  und 
Vogel^  Spaeth^  Lassar-Cohk,  Daiber  u.  a.)  und 
eine  neue  Abhandlung  darüber  überflüssig  er- 
scheinen könnte,  hat  der  Leitfaden  von  Dr. 
Fränkel  dennoch  volle  Daseinsberechtigung.  Es 
sind  in  ihm  nur  die  bewährtesten  und  einfachsten 
Methoden  angegeben,  jedes  unnötige  Beiwerk  ist 
vermieden  In  wohltuender  Kürzo  sind  die  ein- 
zelnen Reaktion  beschrieben  und  erklärt. 

Naoh  einer  Zusammenstellang  der  zur  Harn- 
analyse erforderlichen  Reagentien  folgt  eine 
Besprechung  der  allgemeinen  Eigenschaften  des 
normalen  Harnes.  Das  Kapitel  «Gang  der  Harn- 
untersuchung» ist  in  sehr  anschaulicher  und 
leicht  faßlicher  Weise  behandelt.  £9  findet  sich 
unter  anderem  ein  Schema  für  Harnanalysen 
darin,  welches  für  Outachten  usw.  von  beson- 
derem Werte  sein  dürfte.  Der  qualitative  und 
quantitative  Nachweis  von  Eiweiß  und  Zucker 
wird  naturgemäß  sehr  ausführlich  besprochen. 
Mit  Recht  mißt  der  Verfasser  der  Gärprobe 
keine  ausschlaggebende  Bedeutung  bei.  Bezüg- 
lich des  Acetonnachweises  wäre  es  nicht  unan- 
gebracht gewesen,  die  Iiidigoprobe  von  BenxokU 
zu  erwähnen,  da  diese  als  eine  der  einwand- 
freiesten  Methoden  zum  Nachweise  des  Acetons 
im  Harn  gilt.  Der  Untersuchung  des  Harns  auf 
Farbstoffe  ist  ein  weiterer  Absatz  gewidmet. 
Als  neu  ist  eine  Modifikation  der  Hupperf Rohen 
Probe  auf  Bilirubin  von  Nakayama  angeführt. 
Ein  kleineres  Kapitel  handelt  von  dem  Nachweis 
von  Arzneimitteln  im  Harne.  In  dem  Absatz 
«Sediment»  werden  besonders  Cholesterin  und 
Tyrosin  eingehend  besprochen.  Auch  über 
organisierte  Sedimente,  über  Zylinder,  Spermato- 
zoen  und  Mikroorganismen  ist  das  Wissenswerteste 

fesagt.  Der  folgende  Abschnitt  des  Werkchens 
ehandelt  die  quantitative  Bestimmung  des  Stick- 
stoff«, Harnstoffs,  Schwefels,  der  Harnsäure  usw. 
Hier  findet  sich  auch  eine  Beschreibung  für  die 
Herstellung  von  Normallösungen  mittels  aräo- 
metrischer  Bestimmung,  sowie  zwei  Tabellen 
dazu,  .ils  recht  gut  kann  das  Verfahren  der 
HarnsäurebestimmuQg  nach  KjeldafU  aus  dem 
nach  Hopkins  gewonnenen  A.mmonurat  bezeichnet 
werden.  Am  Schlüsse  des  Abschnittes  findet 
sich  eine  Tabelle  über  die  Normalmenge  der 
hauptsächlichsten  Harnbestandteile  in  Harne  von 


24  Stunden.  Ein  kleiner  Absatz  über  die  Unter- 
suchung von  Harnsteinen  nnd  Eonkrementen 
gibt  eine  praktische  Anleitunjc  für  die  chemische 
Analyse  dieser  Körper.  Den  Abschluß  des 
Buches  bildet  eine  Abhandlung  über  Magensaft- 
untersuchungen. Es  werden  bewährte  Verfahren 
zur  quajitativen  und  quantitativen  Prüfung  auf 
Salzsäure,  ferner  zur  Priifung  auf  flüchtige  Fett- 
säuren, aut  Verdauungsfähigkeit  und  Pepsm,  auf 
Labenzym,  auf  Diastase  und  Blut   beschrieben. 

Dem  Buche  sind  5  Tafeln  nebst  Erläuterungen 
beigegeben,  von  denen  3  vom  Verfasser  stammen, 
während  die  beiden  letzten  dem  Werke  €  Neubauer 
und  Vogel^  Analyse  des  Harnes»  entnommen  sind. 

Für  den  praktischen  Gebrauch  im  Laboratorium 
ist  der  FränkerschB  Leitfaden  vorzüglicti  geeignet 
und  kann  die  Anschaffung  desselben  besonders 
den  Fachgenossen,  welche  sich  mit  Harnunter- 
suchungen zu  befassen  haben  und  Wert  auf  er- 
probte Methoden  und  kurzgefaßte  Erklärungen 
legen,  bestens  empfohlen  werden. 

Dr.  Bokrisck. 

Kurzes  Lehrbuch  dar  orgamscheu  Chemie 
vou  Dr.  Julius  Schmidt  Stuttgart 
1906.  Verlag  von  Ferdinand  Enke, 
Preis:  geh.  18  Mk. 

Wir  verdanken  dem  Verfasser  bereits  eine 
ganze  Reihe  wertvoller  Werke,  meist  mono- 
graphische Bearbeitungen  einzelner  Eörperklassen 
aus  dem  Gebiete  der  organischen  Chemie,  welche 
sich  a.le  durch  große  Klarheit  und  Prägnanz  aus- 
zeichnen. Dasselbe  Urteil  muB  man  auch  dem 
neuesten  Werke  von  Julius  Schmidt  zuerkennen. 
Nach  dem  Vorwort  des  Verfassers  ist  das  vor- 
liegende Buch  als  kurzes  Lehrbuch  der  organ- 
ischen Chemie  zu  betrachten  und  zwar  nicht 
mit  Rücksicht  auf  seinen  Umfang,  sondern  inso- 
fern, als  es  nicht  den  Zweck  hat,  eine  erschöpf- 
ende Darstellung  aller  Ergebnisse  der  organisch- 
chemischen Forschung  zu  Uef  ern.  Es  soll  vielmehr 
den  Studierenden  mit  den  Haugteigebnissen  der 
letzteren  nach  dem  Zusammenhang  der  Erschein- 
ungen vertraut  machen. 

Für  ein  «kurzes  Lehrbuch»  scheint  mir  nun 
allerdings  der  Umfang  des  Werkes  etwas  zu 
dickleibig  und  ich  würde  die  Bezeichnung  ^kurzes 
Handbuch  der  organischen  Chemie»  in  diesem 
Falle  vorziehen,  wenngleich  in  dieser  Bezeichnung 
gelegentlich  eine  contradictio  in  adjecto  gesehen 
werden  kann. 

Ln  Gegensatz  zu  anderen  Lehrbüchern  ist  in 
diesem  Lehrbuch  ein  Hauptaugenmerk  auf  mög- 
lichst ausführliche  Anführung  von  Quellenan- 
gaben und  Literaturzitaten  gerichtet,  um  so  dem 
Studierenden  Gelegenheit  zu  geben,  durch  eigenes 
Quellenstudium  die  durch  die  mehr  oder  weniger 
kurze  Behandlang  des  Stoffes  bedingten  Lücken 
auszufüllen.  Es  ist  dies  ein  Moment  von  gamicht 
hoch  genug  anzuschlagendem  Wert,  was  Jeder 
bestätigen  wird,  wenn  er  sich  an  seine  eigenen 
ersten  Versuche  im  «Literatur- Wälzen«  bei  der 
ersten  selbständigen  Arbeit  erinnert.  Und  in 
welcli'    ausgiebiger   Weise    vom   Verfasser    die 


1080 


Literatomaohweise  gegeben  werden,  das  möge 
man  z.  B.  an  den  einleitenden  Absätzen  des 
Kapitels  «Eiweißstoffe  ersehen,  wo  sogar  schon 
ein  Vortrag  mit  verwertet  ist,  der  von  Pauli  im 
September  dieses  Jahres  auf  der  Naturforscher- 
yeisammlong  in  Stuttgart  über  die  Eolloidreak- 
tionen  und  elektrolytische  Erscheinungen  der 
Eiweißstoffe  gehalten  wurde. 

Eins  allerdings  ist  mir  bei  dem  Sehmidt^Bohen 
Buche  aufgefallen,  das  ist  die  nur  recht  spar- 
same Berücksichtigung  der  physikalischen  Chemie 
und  aus  dem  Satz  auf  724 :  «Das  praktische  Be- 
dürfnis nach  einer  brauchbaren  Methode  zur 
Ermittelung  der  Molekulargröße  (nämlich  der 
Eiweiß körper)  tritt  aber  hier  klar  zu  Tage  und 
es  dürfte  Sache  der  physikalischen  Chemie  sein, 
eine  solche  zu  beschaffen»,  scheint  mir  hervor- 
zugehen, daß  der  Verfasser  auch  für  die  Folge 
möglichst  für  eine  getrennte  Behandlung  der 
organischen  (sit  venia  verbo)  und  der  physikalisch- 
chemischen Forschung  einzutreten  gewillt  ist. 
Daß  der  Verfasser  die  Hnminsubstanzen,  wenn 
auch  nur  mit  4  Zeilen,  so  doch  aber  einzig  und 
allein  nur  bei  den  Proteiden  erwähnt,  scheint 
mir  nach  der  Entstehung  dieser  Körper,  die 
hauptsächlich  aus  Kohlehydraten  erfolgt,  eben- 
falls nicht  berechtigt. 

Außerordentiich  übersichtlich  und  klar  sind 
die  Kapitel  der  über  die  einzelnen  Körper- 
klassen vorausgeschickten  einleitenden  Absätze 
über  Konstitution,  Vorkommen  und  Bitdung. 
Hier  möchte  ich  als  den  Apotheker  besonders 
interessierend  namentlich  auf  den  Absatz  «übei 
die  Methodik  zur  Erforschung  der  chemischen 
Konstitution  der  Alkaloide»  hinweisen,  und 
gerade  in  diesen  didakiisch  sehr  hoch  zu  ver- 
anschlagenden knappen  und  prägnanten  Hmweise 
für  die  bei  der  Forschung  eingeschlagenen  und 
einzuschlagenden  Wege^  glaube  ich,  liegt  der 
Hauptwert  des  vorliegenden  Lehrbuches,  das 
besonders  den  Doktoranden  und  den  sonst 
noch  selbständig  wissenschaltiioh  weiterarbeiten- 
den Chemikern  und  Pharmazeuten  eine  schnelle 
Orientierung  ermöglichen  wird.  /.  Katx, 


Handbuch  der  aaalytiftohen  Chemie  von 
Professor  Dr.  Ä,  Glossen,  Geh.  Reg.- 
Raty  Aachen.  I.  Teil.  Qualitative  Ana- 
lyse. Sechste;  vermehrte  u.  umgearbeitete 
Auflage.  Stuttgart  1906.  Verlag  von 
Ferdinand  Enke.  XIII  und  341  Seiten 
mit  emer  Spektraltafel.  Preis:  geh. 
8  Mk. 

Das  Buch  ist  wiederholt  in  diesen  Spalten  an- 
gezeigt und  günstig  beurteilt  worden,  besonders 
weil  es  didaktisch  wertvoll  ist  Dieser  Vorzug 
ist  in  der  neuen  Auflage  noch  beträchtlich  er- 
weitert worden  durch  die  Einfügung  von  lonen- 
gleiohungen  und  zwar  in  der  richtigen  Erkenntnis 
einer  rationellen  Lehrmethode  für  den  ersten 
Unterricht  nicht  an  Stelle,  sondern  neben  den 
tonst  üblichen  Formelgleichungen. 


Der  weitaus  größte,  anorganisohe  Teil  ist  über 
jedes  Lob  erhaben,  was  von  dem  organischen 
Teil  leider  nicht  gesagt  werden  kann.  Pyrogallol 
und  Pikrinsäure  unter  die  organischen  Säuren 
aufzunehmen,  geht  schließlich  noch  an,  konse- 
quenter Weise  möchte  Karbolsäure  dann  auch 
dort  zu  finden  sein,  aber  den  Salicylaldehyd  als 
Salicylige  Säure  unter  die  Säuren  einzureihen, 
ist  wohl  etwas  veraltet.  Femer  wird  der  Apo- 
theker erstaunt  sein,  Kokain  unter  den  Opium- 
Alkaloiden  vorzufinden,  wie  denn  das  ganze 
Kapitel  über  die  Alkaloide  einer  üeberarbeitang 
bedarf,  abgesehen  von  der  Einteilung;  es  finden 
sich  unier  den  Alkaloiden  stiokstofFreie  Pflanzen- 
stoffe erwähnt. 

Obwohl  die  manigfachsten  Reaktionen  in  aus- 
führlicher Weise  angegeben  werden,  läßt  doch 
die  Vollständjgkeit  zu  wünschen  übrig ;  so  heißt 
es  bei  Atropin,  daß  besonders  chariükteristische 
Reaktionen  nicht  existieren  —  die  VüalCwAi'b 
Reaktion  ist  nicht  erwähnt.  Eine  spätere  Würdi- 
gung dieser  Hmweise  würde  den  Wert  des  vor- 
liegeoden  Werkes  sicherlich  noch  erhöhen. 

A. 


Führer  Ar  Püsfreunde.  Die  am  hSnfig- 
sten  vorkommenden  eßbaren,  verdächt- 
igen und  giftigen  Pilze.  Von  Edmtmd 
Michael,  Oberlehrer.  Bfit  131  Pilz- 
gruppen. Nach  der  Natur  von  Ä. 
Schmalfuß  gemalt  und  photomeohanisch 
für  Dreifarbendruck  naturgetreu  repro- 
duziert. Dritter  Band.  Erstes  Tau- 
send. Zwickau  1905.  Druck  und  Ver- 
lag von  Förster  db  Borries.  Preis: 
6  Mk. 

Mit  diesem  dritten  Bande  hat  das  vortreffliche 
Jft^Äa^sche  Pilzwerk  seinen  Abschluß  gefunden. 
Wie  die  erste,  so  ist  auch  die  letzte  Pilzart  ge- 
nau mit  derselben  Naturtreue  im  tarbigen  Bilde 
wiedergegeben  und  darin  liegt  eben  der  große 
Wert  eines  Pilzbuches,  welches  in  erster  Linie 
für  das  Laienpublikum  bestimmt  ist.  Die  Aus- 
wahl und  die  verschiedene  Stellung  der  Pilz- 
exemplare sind  sehr  geschickt  getroffen  und  der 
Text  ist  bei  seiner  Knappheit  dennoch  völlig  hin- 
reichend, um  an  Hand  der  künstlerisch  ausge- 
führten Abbildung  eine  bestimmte  Pilzart  identi- 
fizieren zu  können. 

Der  dritte  Band  zeigt  unter  den  131  Pilzarten 
47  eßbare,  das  ganze  Werk  307  Äxten  mit  159 
eßbaren,  gewiß  eine  statUiche  Zahl  von  E^zen, 
die  wohl  oft  infolge  mangelnder  Kenntnis  der 
Pilzfreunde  dem  Verderben  anheimfallen.  Daher 
erscheint  das  MichaeTwhe  Werk  geradezu  als 
Helfer  in  der  Not,  dessen  Hilfeleistungen  selten 
versagen  werden. 

Von  dem  Werke  gibt  es  eine  Ausgabe  in  Tafel- 
form für  Schulen,  eine  Ausgabe  in  Taschenformat 
und  eine  Volksausgabe;  letztere  enthält  nur  29 
der  wichtigsten  Pilzgruppen  aus  dem  ersten 
Bande  und  kostet  1  Mk.  60  Pf. 


1081 


Kein  Nahraogsmittelchemiker  and  Apotheker 
sollte  verabsäumeD,  sich  die  Tasohenformatans- 
gäbe  (18  Mk.)  anzuschaffea,  aber  auch  der  Arzt, 
der  Wohlfahrtspolizeibeamte  und  vornehmlich 
dieYolksschale  sollten  das  vom  Verlag  mit  großer 
Sorgfalt  ausgestattete  Michctellsohe  Pilzwerk  ihrer 
Bücherei  einverleiben.  P.  Süß. 


Die  direkten  Steuern  in  FrenBen  für  den 
Gebranoh  der  Apotheker  be- 
arbeitet. Einkommensteuergesetz^  nebst 
Anldtung  zur  Selbsteinscbätzung.  Er- 
g&nzungssteuer.  Gewerbe-  und  Betriebs- 
steuer. Grund-  und  Gebändesteuem. 
Gemeindesteuern.  Ereissteuern.  Vierte, 
g&nzlioh  umgearbeitete  Auflage.  Heraus- 
gegeben vom  Deutsohen  Apotheker- 
Verein.  Berlin  1907.  Selbstverlag  des 
Deutsehen  Apotheker- Vereins. 


Die  Obstweinbereitung  mit  besonderer  Be- 
rücksichtigung der  Beerenobstweine  von 
Max  Barth.  Eine  Anleitung  zur  Her- 
stellung weinartiger  und  schäum  wein- 
artiger Getränke  ans  den  Früchten  der 
Gärten  und  Wälder.  Sechste,  ver- 
besserte Auflage,  bearbeitet  von  Dr.  C, 
von  der  Heide,  Vorstand  der  önochem- 
ischen  Versuchsstation  der  Königl.  Lehr- 
anstalt für  Wein-,  Obst-  und  Gartenbau 
zu  Geisenheim  a.  Rh.  Mit  26  in  den 
Text  gedruckten  Abbildungen.  Stutt- 
gart 1906.  Verlagsbuchhandlnng  Eugen 
Ulmer.     Preis:  1  Mk.  30  Pf. 

Beim  Durchlesen  vorliegender  Schrift  merkt  man 
sogleich,  daß  sie  aus  der  Praxis  heraus  ge- 
schrieben ist.  AuBer  einer  Einleitung,  in  welcher 
das  Obst  und  die  Weinbereitung  allgemein  be- 
handelt werden,  findet  man  die  Mostbereitung, 
die  Gärung,  den  Obstwein  vom  ersten  Abstich 
bis  zur  Flaschenreife,  die  Obstschaumwein- 
bereitung und  die  Fehler  und  Krankheiten  der 
Obstweine  in  tunlichst  kurzer,  aber  völlig  aus- 
reichender und  gemeinverständlicher  Weise  be- 
sprochen, insbesondere  haben  auch  die.  Verdün- 
nung des  Mostes,  die  Anwendung  der  Reinhefe, 
der  Zuckerzusatz,  das  Schönen  usw.  möglichst 
eingehende  Berücksichtigung  gefunden.  Wertvoll 
ist  die  Anleitung  zur  Herstellung  von  Obst-  und 
Beerenweinen  in  Tabellenform  auf  Seite  b2  und 
33.  Sie  gibt  vor  allem  dem  Nahrungsm  ittel- 
ohemiker  wichtige  Anhaltspunkte  für  die  Beur- 
teilung dei  Analysen  werte,  überhaupt  findet  jener 
in  dieser  Schrift  allenthalben  recht  willkommene 
Angaben  für  seine  Berufstätigkeit.  Aber  auch 
der  berufsmäßige  Obstweinproduzent,  noch  viel- 
mehr der  Laie,  werden  aus  der  ĻWA'schen 
«Obstweinbereitung»     grossen     Nutzen    ziehen, 


nachdem  sie  von  der  HMe,  ein  Fachmann  von 
bestem  Rufe,  mit  den  neuesten  ErÜahrungen  be- 
reichert hat.         P.  Süß. 

Taschenbuch  der  praktischen  Photo- 
graphie.  Ein  Leitfaden  für  Anfänger 
und  Fortgeschrittene  von  Dr.  E.  Vogel. 
Bearbeitet  von  Paul  Hanneke,  Heraus- 
geber der  «Photographischen  lütteil- 
ungen»;  15.  und  16.  Auflage  (51.  bis 
58.  Tausend).  Mit  127  Abbildungen, 
15  Tafeln  und  24  Bildvorlagen.  Berlin 
1906.  Verlag  von  Ghustav  Schmidt 
(vorm.  Robert  Oppenheim).  Preis  geb. 
2  Mk.  50  Pf. 

Die  neueste  Auflage  des  beliebten  Fo^e/'schen 
Taschenbuches  unterscheidet  sich  von  ihrer  Yor- 
gängerin  dadurch,  daB  der  Kollodiumprozeß,  der 
heute  fast  nur  noch  von  Beproduktionsanstalten 
ausgeübt  wird,  weggelassen  wurde;  statt'  dessen 
wurde  nicht  nur  das  Kapitel  über  Apparaten- 
kunde erweitert,  sondern  auch  ein  kurzer  Abriß 
über  die  Farbenphotographie  gebracht.  Der  Ver- 
fasser, Paul  Eanfu£e^  weist  auch  im  Vorwort 
dieser  neuen  Auflage  ausdrücklich  darauf  hin, 
daß  er  nur  solche  Vorschriften  aufgenommen  hat, 
die  er  auch  wirklich  praktisch  erprobt  hat.  Die 
übersichtliche  Einteilung  des  Stoffes,  die  leicht- 
verständliche Abhandlung  und  die  Klarheit  der 
erläuternden  Bilder  seien  zum  Schluß  noch  ge- 
bührend hervorgehoben.  Man  vergleiche  auch 
Pharm.  Centralh.  42  [1901]  775.  R.  Th. 


Chemiker -Kalender  1907.  Ein  Hilfs- 
buch  für  Chemiker,  Physiker,  Mineral- 
ogen, Industrielle,  Pharmazetuten,  Hütten- 
männer usw.  Von  Dr.  Rudolf  Bieder- 
mann. In  zwei  Teilen.  28.  Jahrgang. 
Berlin  1 907.  Verlag  von  Julitcs  Springer. 
Preis:  4  Mk. 

In  dem  neuen  Jahrgang  sind  wieder  eine 
Beihe  von  Verbesserungen  und  ErgSnzungen 
aufgenommen  worden,  insbesondere  eine  Methode 
der  elektrochemisoben  Analyse  in  tabellarischer 
Form,  ferner  haben  die  Abschnitte  über  Lös- 
ücbkeit,  Reaktionen  der  Säuren,  Oasaoalyse, 
Explosivstoffe,  Leuchtstoffe,  Farbstoffe  Erweiter- 
ungen erfahren.  Sehr  zu  wünschen  ist  jedoch, 
daß  endlich  die  nahrungsmittelchem- 
i s 0 h  e n  Abschnitte  von  einem  Fachmann 
einer  zeitgemäßen  Bearbeitung  unterzogen 
werden. 

Für  die  Untersuchung  von  Butter,  Margarine, 
Wein  usw.  ^bt  es  gesetzliche  Vorschriften,  die 
in  erster  Linie  maßgebend  sind.  Der  Abschnitt 
«Milch»  ist  ganz  lückenhaft.  Bei  fortlaufenden 
Wasseruntersuohungen  bedient  man  sich  für 
Salpetersäure  der  Indigomethode  und  für  Sauer- 
stoff des  einfachen  und  zuverlässigen  WinkUr- 
sehen  Verfahrens.  Bei  der  Harnuntersuchung 
fehlt  die  KLweißbestimmung.  P.  S. 


1082 


Varabhiedana  Mittailungaii. 


Bohnermasse  für  Linoleum. 

Gelbes  Wachs    100,0 

Garnaabawachs   100,0 

Weißes  Ceresin  800,0 
werden  auf  direktem  Feuer  in  einem  ge- 
räumigen, hohen,  eisenemailliertem  Kessel 
mit  200,0  Hallol*)  zusammengeschmolzen, 
darauf  vom  Feuer  entfernt  und  mit  Hallol 
bis  zum  Gesamtgewicht  von  3  kg  ergänzt 
Nach  Zufügung  von  1  kg  Benzin  wird  die 
Masse  bis  zum  Halberkalten  gerührt  und 
dann  in  Blechdosen  von  Y4  bezw.  ^[2  kg 
Inhalt  ausgegossen.  Die  so  bereitete  Bohner- 
masse ist  gelblichweiß.  Will  man  eine 
orangegelb  gefärbte  Masse  erhalten,  so  kann 
das  w'eiße  Gereon  durch  Cent  mineralis 
(natur-  oder  orangegelb)  ersetzt  und  die 
Masse  mit  fetüöslichem  Anilinorange  oder 
Sudangelb  ^^)  0,8  g  nadi  dem  Schmelzen 
der  Wachssorten  gefärbt  werden.      //.  M. 

*)  Hallol  wird  als  bester  und  volIkommeDer 
TerpenÜDÖlersatz  für  alle  in  Frage  kommende 
Zwecke  von  Dr.  Leop,  Halle^  Chemische  Fabrik 
in  Berlin  W,  Schöoeberg  empfohlen.  Nach 
Dr.  Aufreeh*  ist  es  klar,  wasserhell,  empyreama- 
frei  und  besitzt  charakteristischen  Terpentinöl- 
gerucb.  Ihm  ist  eine  hohe  Trocken fähigkeit, 
.  leichtes  Lösungsvermögen  tür  Harze.  Oele,  Lacke 
usw.  eigen,  es  hat  denselben  Siedepunkt  und  glei- 
ches spezifisches  Gewicht  wie  echtes  Terpen- 
tinöl. 

**)  Bezugsquelle:  WÜh,  Brauns  in  Quedlin- 
burg. 


neuer  flüssiger  Leim 

wird  erhalten  durch  Auflösen  von  50  kg 
(relaline  in  50  kg  Wasser  auf  dem  Wasser- 
bade.  Dann  wird  unter  weiterem  Erhitzen 
Y2  kg  Zinkchlorid  und  nötigenfalls  noch 
weitere  Mengen  hinzugesetzt,  bis  dne  Probe 
sich  bei  völligem  Abkühlen  nicht  mehr  setzt. 
Die  Reaktion  des  Ldmes  muß  neutral  sein, 
ist  sie  alkalisch,  so  neutralisiert  man  vor- 
sichtig  mit  Salzsäure. 

Ckem.-Zig.  1906,  Rep.  242.  — /ic 


Die  Entfärbung 

der  alkoholisclien  Farblacke 

durch  Sonnenlicht 

beruht  nach  den  Feststellungen  von  B. 
Namias  (Chem.-Ztg  1906,  Rep.  148)  auf 
emer  Einwirkung  der  zu  den  Lacken  ver- 
wendeten Harze  und  ist  je  nach  deren  Art 
verschieden  stark.  Gummilack  und  Myrrhe 
rufen  die  geringste  Entfärbung  am  Lichte 
hervor,  Sandarak,  Kolophonium  und  Dammar 
zeigen  eine  mittlere  Wirkung,  während  bei 
Elemi  und  Mastix  die  Entfärbung  am 
schnellsten  vor  sich  g^t  Verf.  nunmt  eine 
Oxydation  der  Anilinfarben  an,  indem  die 
Harze  unter  dem  Einflüsse  des  lichtes  Ozon 
entwickeln.  Es  wurken  aber  audi  noch 
andere,  bisher  nicht  erforschte  Ursaiahen  bei 
diesen  Vorgängen  mit.  -he. 


Briefwechsel. 


Herrn  Dr.  J.  F.  in  M.  üeber  die  Hersteli- 
ungsweise  der  «Sanella»  (vegetabil- 
ische Margari  ne,  Ref  orm- Bn  tter - 
e  r  s  a  t  z  ) ,  welche  tierisches  Fett  Dicht  enthält, 
können  wir  augeoblioklich  nur  mn^maßen  und 
swar  durfte  Kokosfett  mit  mindestens  10  pGt 
Sesamöl  sowie  anderen  Oelen  und  Mandel- 
milch gemischt  und  die  Masse  mit  Buttergelb 
gefärbt  worden  sein.      Die  Gesellschaft  «Sana» 


in  Gleve  brachte  früher  schon  eine  Maif^arine 
in  den  Handel,  welche  Mandelmilch  anstelle 
von  Kuhmilch  enthielt  (vergl.  Pharm.  Oentralh. 
41  [19001  114)-  •''•  '^• 


Anfrage.      Woraus    besteht    Dr.     WhM% 
anaesthetic      for     painless    oper- 
jations?    Wo  ist  dasselbe  zu  haben? 


Da43  Register   fiir  den  Jahrgang  1906  wird  der  Nr.  2  des 
nächsten  Jalirganges  (1907)  beigefügt  werden. 

Der  Postaufflage  der  vorigen  ■ummer  lag  ein 
Post-Bestellzettel  zur  geffSliigen  Benutzung  bei. 

Yerlefer :  Dr.  A.  SdiBelder,  Draden  und  Dr.  P.  8tB,  Dratden-BlaMirite. 
V^-TBDtwortltelier  Leiter:  Dr.  F.  StA,  in  DrMden-BIaaewfts. 
Im  Baohhandel  daroh  Julias  Springer,  BerUn  N.»  MonbiloopUtc  S. 
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