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L^Ux>W' M.i-'.
/
I
')
)
Pharmaceutische Centralhalle
für Deutschland.
(Gegründet Ton Dr. Hermann Hager 1859; weitergefflhit
Ton Dr. Ewald Gelssler 1880 bis 1894.)
Heraasgegeben
von
Dr. Alfred Schneider and Dr. Paul SfiB.
XLVII. Jahrgang.
(Der Neuen Folge XXVII. Jahrgang.)
1906.
Dresden 1906.
Verleger: Dr. A. Schneider in Dresden- A. u. Dr. P. Süß in Dresden-ßlasewitz.
In Kommission bei Julius Springer, Berlin-N., Monbijouplatz 3.
Inhalts-Verzeichhis
des
XLVU. (Neue Folge XXVII.) Jahrganges 1906
der
Pharmaceutischen Centralhalle für Dentschland.
Zusammengestellt von G. Hofmann in Dresden.
* bedeniet mit Abbildang.
A.
Abfährdraftoi nach Hellwig 111.
Abführmittel, neuere 788.
Abrastol, Farbenreaktionen 34.
Abainthln, Eigenschaften 195.
Absorblae, B^tandteile 131.
— eine Qaecksilbersalbe 733.
Abwasser, Analysen 171.
— .Sch&dlichkeit für Fisohe 172.
— 'biologische Beinigaog 290.
— Bestimmang der Oxydierbarkeit 291.
der suspendierten Stoffe 296.
des Chlorgehaltes 297.
AbyasinlD, Eigenschaften 69.
AbzIehbUder, bleihaltige 554.
Aeetaailid, BesUmm. neben Koffein 656.
Aeeton, Bestimm, nach Auld 285.
— Autotozikosen durch A. 636.
Acetopyrln, Aufbewahrung 780.
Aeetyiwasserstoffperoxyd, Darstell. 480.
Acetysal = Aeld. a«etylo*8altoylieam 46
Aeidol^ Untersuchungen 466.
— -Pepsin, Abgabe dess. 910.
-PastilleD, Bestandt. 691.
Aeidam amido-formicieiini 257. 304.
— earboliemn Ph. ü. S. 21.
— Mtrleam Fh. Nederl. 396.
— Jodieam u. seine Salze 1011.
— propylo-barbitnrieain 460.
— tsrtarleam Ph. ü. 8. 22.
— u. Kalimn tellarosnm 1011.
Aettna-Puder, Bestandteile 443,
Ad^ll'a Adlertropfea, Bestandteile 131.
Adeps CkMMypii, Eigenschaften 217.
Adralglii, Bestandteile 777.
Adrenalin, Identitätsreaktion 356.
1594^
Aeeldinm, Oenerationswochsel 452.
Aether pro narkosi Ph Nederl. 397.
Aetylformiat, Anwendaog 808.
Aethylmethylzanthin, Anwend. 460.
Agar-Agar, Aschegehalt 832.
Aglesia, Bestand!, u Anwefid. 131.
AkazienbltttenM, Eigenschaften 356.
Akonin, Bildung aus Akomtin 48.
Akonitalkaloide, 2 neue 333.
Akonitln, neues Reagens auf A. 376.
Albertol Remedy = Albert's Remedy.
Albarit, Harnprüfor auf Eiweiß 506.
— Darsteller 629.
Alformin, Anwend. u. Wirk. 460.
Algarlne Kyrdahl, Bestandteile 258.
Allpinnitrat, AnwendnDg 149.
Alkalijodide, Naohw. yon Nitraten 1014.
Alkaloid-Arrhenalate. Da* Stellung 7.
Alkaloide, Bestimm, mittels Kaliumwismutjodid-
lösung 36
— Bestimm, nach Pharm, ü. St. 383.
— Bestimm, nach. Ph. Austr. VIII 916.
— eioheitl. Bestimm.- Methoden 858.
Alkamine, Darstell, yon Estern der A. 30.
Alkarsodyl, Anwendung 402.
Alkohol Ph. ü. 8. 22.
Alkoholgehalt, Bestimm, durch den Gefrier-
punkt 586.
Alkoholfreie GetrMnke, Beurteilung 169.
Analysen von 7 Arten 72.
Aikoholozydase, Bedeutung 935.
Alkoholsilbersalbe nach Löwe 93.
AlllgatorVl, Eigenschaften 982.
Almeidlna-Kantsehuk. Eigensjh. 67d.
AloS, Untersach. seltner Sorten 154.
— Oxydationsprodukte der A.- Bestandteile 850.
Aloxanthln, Eigenschaften 668.
npflanzen auf dem Brocken 1039.
IV
Alsol-Or^me, Bestandteile 869.
Bezugsquelle 888.
Aliimiiiiiim aeetieo-glyeerinatam 402.
tartar. Ph. Nederl. 397.
— -kaseinat, Eigenschaften 691.
— papier, Verwendung 346.
Alzen, neue Legierung 904.
Ameisen, Vertreibung 346.
— Yerschleppen den Typhus 560.
— -sttnre, titrimetr. Bestimm 70.
-~ -saure Salze, mediz. Verwend. 306.
Kapferoxydal, Eigensoh. 779.
Ajmnonlaeam, Identitätsreaktion 397.
Ammoniamsalze, Bestimm, mit Alkalibypobromit
197.
Amydol Ibis, Bestandteile 357.
Amylalkohol, Untersuchung 1015.
Anästhesierende LOsungren, Wirkung 429.
Analgos, Anwendung 337.
■— Bestandteile 733.
Aneoeit, ZuAammenselzung 899.
Anemone nemorosa, Schädlichkeit 452.
Angri^r's Petroleom-Emnlsion 715.
Angnsturarlnde, die Basen deis. 154.
— , ein neues Alkaloid 234.
AniUnfarben, Schädlichkeit ders 190.
Anilinfarltotoire, Entdeoker ders. 751.
Ankara, angebl. Butterersatz 861.
Ankylostomom Dnodenale, Lebensgang 787.
Anodynon nach Bielitz 29.
Ansal, Zusammensetzung 899.
Anthrasol, farbloser Teer 14.
Anthrasolin, Bestandteile 402. 756.
Antibex, gegen Keuchhusten 950.
Antibleiaeife, Bestandteile 928
Anticalenlose, ein Gichtmittel 149.
Antieelta-Tablets, Bestandteile 8.
Antlehlorotin, Bestandteile 240.
Antieollämin, nach Kleftner 353.
Antidiabetikom Stoek, Bestandteile 49.
Antidol, gegen Kopfschmerz 131.
Antidysenterie-Seram 47. 240.
Antiepileptionm Boscnberg 479.
Antifebrin, entgiftetes 15.
Antiirlnoosine, Anwendung 402.
Antigonokokkensemm, Gewinnung 240. 402.
Antigon-Stttbehen, Bestandteile 715.
Antikatarrh-Pastillen von Engelhard 715.
Antimon-Präparate in der Ph. U. S. 26.
AntimotteYn, Bereitung 379.
Antinenrasthin, Analyse 869.
AnÜphymoae, gute Wirkung 950.
Antipneomocochina, Anwendung 950.
Antipositln von Wagner 29.
AnÜpyrlnnm CofTeino-eitr. Ph. Austr. 710.
Antiquitäten, Korrosion metallischer 180.
Antlrheamalin, Bestandteile 111.
Antirhenmol, Bestandteile 563.
Antiseabln, Bestandteile 464.
Antiseptiseh wirkende Tücher 706.
Antistreptokokkensernm von Ri^'wid 56.
— ,3ern'^ 808.
Antithyreoidin, Anwendung 387.
Antitranspirin, Bestandteile 131.
AntityphSses Serum. Eigenschaften 733.
Antltyphnsserom, Wirkung 520.
AntiTom, Anästhesintabletten 995.
Apfel, Zucker-, Säure- u. Tanningehalt Yorsohied.
Aepfelsorten 975.
— - -säure, Nachw. mit Kobaltnitrat 973.
— u. Citronensänre, Vorkommen in Früchten
588.
— -kakao, Bezugsquelle 761.
— -malztee, Bereitung 131.
Apieinnm, Bestandteile 46.
Apotheker dürfen weder innere noch äußere
Heilkunde betreiben 737.
— -titel, Führung durch Drogisten 651.
Aqua Ammonfae Ph. ü. S. 25.
— earminatira Ph. Austr. 710.
Aqoae destill, aromat. Ph. Noderl. 397.
Araehin, Eigenschaften 520.
Aräometer, Justierung ders 634
Araroba, minderwert Ware 184.
Arbutin, Reaktionen 555.
Argentum earbonienm, Eigenschaften 520.
— foliatnm, Ph. Nederl. 398.
— Jodatum naseens, Anwend. 240.
Aristol, Bereit, nach Ph. Hispan 580.
— u. Jodthymol, Bestimmung 445.
Armadiphtherin, Anwendung 950.
Arrhenal, als Eeagens 1033.
Arrowroot, Starompflanze 185.
Arsen, elektrolyt. Bestimmung 167.
— toxikolog. Nachw. nach Mai 320.
— mikroskop. Nachw. 510.
— Mengen bei Vergiftungen 587.
Arsenik, Gewöhnung an A. 701.
Arsenwasserstoff, Reaktionen u. Bestimmung 525.
iLrsol, Bestandteile 733.
Arteriöse, Bestandteile 808.
Artrolo, gegen Gicht usw. 715.
Amm maenlat., Untersuch, der Blätter 177.
Arzneibneh f. d. D. R., neue Ausgabe 662.
Arzneien, Begriff 857. « .
— Abgabe durch die Krankenkassen 780. ^
AnneUiandel im Umherziehen 543.
Arzneimisehungen, unverträgliche 42.
Arzneimittel, Sterilisation ders. 130.
— kombinierte Verordnung 1059.
— Ueberlassen an Andere 672.
— Unterschiebung von sogen. Ersatzmitteln 716.
— sind keine Nahrungsmittel 672.
— neue, alle im Jahre 1906 bekannt gewordeoen
N. A. sind im Yorliegenden Register
namentlich aufgeführt.
Arzneitabletten zur Arzneiversorgung der Trup-
pen 897.
A S, Bedeutung 583.
Asanin ist Sir. Kalü sulfogucy'ac. 131.
Asaprol, siebe Abrastol.
Askarldiasis, Behandlung 838.
Asparox, Bezugsquelle 761.
Aspirophen, Bestandteile 777.
Asthma, Hauskur gegen A. 150.
— -karbon, Bestandteile 756.
— Medizinen von Harold Eayn 464.
mittel von Tucker. Analyse 1003.
— -pnlyer „Zematone^^ 356.
— -zii^aretten von J. Ecpic 663.
der Ph. Hispan. 580.
Atomgewichte, neue Bestimmungen 381.
Atoxyl, gegen die SchlafkrsDkheit 928.
Atropin, Yergiftimgen bei äußerlicher Anwen-
dung 32^6.
Atrosofffii, Bestandteile 606.
AvireiilMÜBam von C. F. Müller 214.
— -salbe, gelbe 630. 739.
— Ixopfglteehen nach Hujnmelsheim 283*.
— Terleteongen, Behandlung 618.
Aarin, neue Darstellung 648.
Austern, Ursache Yon Typhus 550.
Aatan, Bestandteile u. Eigensoh. 733.
— Yer&hren zur Desinfelilion 894.
Aatolysfttor nach übber 609*.
B.
BaelUa, Qrundmaße der Ph. Nederl. 398.
Baellliu Gomesli Ressl 605.
BJlekereien, yorschriftsmfißige Einrichtung 963.
Bakterlenbrand der Obstbäume 913. 1001.
Balata« Untersuchung 155.
Ballon-Piiotogniphleii 55.
Balsainikft, Wert als Antigonorrhoika 688.
— Nebenwirl^ungen 1019.
BalsuBimi CopaiTae Fb. U. S. 44.
Ph. Nederl. 396.
BückbUck auf 1905 185.
Prüf, mit Ghloralhydrat 185.
Prüf, auf Kolophon nach Ph. Austr. 685.
Ausführ, der Salpetersäureprobe 1072.
— peniTiaBiim Ph. U. S. 44.
Ph. Nederl. 398.
Prüf, mit Ghloralhydrat 185.
Erkenn, des künstlichen 186.
weißer 892.
-— tolatannm Ph. ü. 8. 44.
Losüchkeit in 8. G 398.
Prüf, mit Kalkwasser 685.
Bandwurm, Abtreibuog nach Spier 306.
-mittel, Brfuiter 56.
Barlmtlmaoilode, Oebrauoh 786.
Barblerstubeii, Hygiene der B. 548.
Barbltonftoreo, Darstellung 10.
Baryam, Trennung yon Ca und Sr 318.
Baryumsnlfiit, Losüchkeit in H, 0, 945.
Basedow'sche Krankheit, Serum 260.
Anwend. von Antithyreoidin 387.
Baaer's lithosanol, Bestandteile 950.
Baumwollsameii-Oel u. -Stearin 651.
Banmwollwaren, Erzeugung des „krachenden
Griffe*' 633. 662.
Bayer's KMbertropfen, Bestandteile 715.
Bebeerin, üotersnchuog 848.
Bellmann's 8ehatzk9rper, Bestandt 972.
Belloform, Eigenschaften 240.
— Bezugsquelle 304.
Benaaldehyd. Umwandl. in Benzoesäure 338.
Benzin, spezif. Oewicht 832.
— Unterscheid, von Naphtha u. Gasolins 382.
— Tetraehlorkohienstoff-Oemiseh , Entzünd-
lichkeit 11.
Benao^ Unterscheid, der Slam- von der Sumatra-
B. 523.
Benxol, Nachweis von Toluol 1013.
Benxomorphin = Peronln 402.
Benxon's Malzextrakt, Bestandt 715.
Benzosaün, Darstell, u. Eigensch. 173. 1053.
Benzoylalkylaminoaethanole 869.
Berberin, Reaktionen 473.
— Konstitution dess. 505.
— Beziehung zu den Golombobesen 830.
Bergmann 's Herbosanum, Bestandt. 733.
— Kräutermlsehnng 768.
Berghoeh's Kränteressena, Bestandt. 131.
Bergholz' Tannenttther, ^standt. 715.
Beriberi, das Wesen der B. 549.
Bernsteinöl, EigeDschalten 51.
Beta-Snlfopyrin, Anwendung 1006.
Bettendorfs Reagens, Abänderung 610.
Biekmore's Wnndknr für Tiere 131.
Bienenmotte, Tuberkulose der B. 591.
Bigall, Zusammensetzung 899.
Bier, gofölschles Berlioer Weißb. 169.
— Herstell von eisenhaltigem B. 405.
— »hefe, Bildung von H,8 648.
Blkhakonitln, Eigenschaften 333.
Bloferrin, Eigenschaften 513.
Bioforina, Bestandteile 6.
Bioson, Analyse 7. 170.
BirkeiuindenfiU Gewinn u. Eigensch. 467.
Bismal^ Darstell, u. Eigensch. 537.
Bismath Formlc Jodide, 691.
Blsmntum bisalieylienm, Anwend. 479.
— bitannleom, E.gen8ch. 520.
Blsmnt, fiiehe auch Wismut.
Bitterwein von Bersch, Bestandt. 715.
Blandinm, Bereitung 1006.
Blaasäare liefernde Pflanzen 134.
— Nachw. im Darm- u. Mageninhalt 173.
Blansänreglykoslde 669.
Blei, als Abortivum 54.
— aus schlecht glasierten Geschirren 175.
— Bestimm, als Jodat 363.
— Loalicbkeit in Wasser 955.
— -acetat, trocknes präzipitiertes 528.
— -kolik, Behandlung mit Kokain 366.
— -nitrat, Darstellung 485.
— -weiß, Bestimm, der Essigsäure 525.
Blell's Wein, Bestandteile 131.
Blenal, Anwendung 443.
Blennorsan, Eigenschaften 149.
Blennosalyl, Beetandteile 149.
Blinddarmentzündung, mögliche Ursachen 430.
Blnt, Verhütung der Gerinnung 31.
— freies Formaldehyd im B. 38S.
— Bestimm, des Eiweißes 587.
— Nachw. von Bakterien 1058.
— Unterscheid, des Mensohenb. vom tierischen
B. 605.
Blansllnreglykoside 669.
Blutan, Anwend. u. Wir kg. 920.
Blntbanner, em Yerbandstoff 337.
Blutegel, Aufbewahrung 216.
— rasch anzusetzen 814.
Blutflecke, neuer Nachweis 610.
Blut- u. Gallenfarbstofl^ Untersuch. 872.
Blutmelase-Futter, Bestandteile 761.
Blutsalz nach Illing 540.
Blutstillende Watte nach Ph. Nederl. 401.
Boeeonia eordata, Untersuchung 547.
Bösrang's Hustentee, Bestandteile 715.
Bohnen, giftige ausländische 673.
VI
BohnenSi, ohinesisohes 52.
Bolus allMi, zur Behandl. der Cholera 692.
Bonal, BeRtaDdteile 761.
Borkalk, YorkommeD in Argentinien 779.
BornjleBdiamin, Darstellung 173.
Bornyral, Anwendung 616.
— Anwend. bei Herzstörangen 1076.
Borophenjlsäare^ Bestandteile 761.
BoroTertin, Eigenschaften 928.
Borsftore^ Methoden des qualitativen Nach*
weises 71.
— Nachweis, amtliche Vorschrift 218.
— kolorimeir. Bestimmung 220.
— neue Farbreaktionen 221.
— Indikator bei der Titration 152.
-r- unzulässig als Konservierungsmittel 937.
— Uebergang aus dem Futter in die Organe 659.
Borsalbe, freihändiger Verkauf 607.
— Verkauf in Drogerien 694.
Bomssln, Bestandteile 761.
Botanik, Kongreß in Hamburg 913.
Bovovaeoin nach Behring, Bereitung 567.
Bovril StamnoMs, Fleiachpulver-Tabletten 761.
Brandol, Bestandteile 464.
Brasant-Kapselu, Bestandteile 424.
Brann's Seluiapf^iilver, Bestandteile 172.
Bravseliinonadoii, Beurteilung 39.
— mit Saponinen 223.
Breehwelnstein, Vorrätighalten in Drogerien 694.
Brenzoatechiii, neue Beaktion 973.
Brenztraubensäure. Farbreaktionen 361.
Briefmarken, giftige 622.
BrUlantflTttn, Wirkung 702.
Broekmann's Fntterkalk, Bestandt. 131.
Brom, Bestimm, mit Hydrozylaminsulfat 610.
Brom^ine, Eigenschaften 479.
Bromlndostrie in Nordamerika 8.
Broniipin, Anwendung 1011.
Bromleeithin, Eigenschaften 244.
Bromoearpin^ Bestandteile 129.
Bromoform, Zersetz, durch Licht und Luft 216.
Bromokoll, Anwend. bei Tetanus 702.
Bromsäore für oxydimetrisohe Zwecke 197.
Bromyi = Bromalin 563.
Broneliial-Tabletten von Engelhard 715.
Bronzen, alte und neue ß. 924.
Brot für Diabetiker 569.
— Erreger des Fadenziehens 411.
— Aikoholeehalt 936.
Brannensalze, Vorschriften zu 4 künstlichen
B. 423.
Bii*€o bedeutet Buttermilchkonserven 733.
Bnehenholzteer, Verarbeitung 1005.
Btteherseban siehe am Schlüsse des Registers.
Bürette nach Qöckel 317.
— Ersatz für B. nach Kippenberger 782.
Bnnsen-Brenner, ausziehbarer 527.
Burkhart*s Kränterpillen, Bestandt. 464.
Bntter, eine seltsam anormale B. 174.
— Bestimm, des Fettgehalts 262.
— Naohw. von Kokosfett 674.
— Bestimm, des Wassers 955*.
— angeblicher Ersatz ders. 488*.
Bntterfett, Beurteilung 569.
Bnttermlleh, Beurteilung 141.
^ alkalisierte 340, 784.
Buttermilch, Wässerung ist unzulässig 287.
— in Form von Konserve 784.
— in Pulverform 785.
c.
(Siehe auch unter K und Z.)
Caeaol, ein Nährpräparat 899.
— Analysen 452.
Caehets Silver, Bestandteile 715.
Cadosol, Bestandteile 520.
Caemsantal-Eapseln gegen Tripper 733- 777.
Caesar & Loretz, Geschäftsbericht 19G6 1055.
1076.
Ciüo, Beschreibung 939.
Caleiom, elektrolyt Darstellung 1036.
Öalelamehlorld, Anwendung 1011.
Caleinm hippuricam, Anwendung 402.
Caleiom laetat, gegen Kopfschmerzen 743.
Califlgr» Bestandt. u. Wirkung 131.
Callaquol, Anwendung 87.
Calmyren, Baldrian-Kampherpillen 950.
Capsnles Ferroplasma 402.
Carbo animalls Japan. 707.
Carminfibrin, zur Bestimm, von Pepsin 1011.
Camaubawaehs, Prüf, nach Ph. Nederl. 399.
CamOBOt, zur Fleischkonservierung 342.
Carnotit (Uranerz), Fundorte in Australien 1064
Caseara Sa^ada, Entbitterung 235.
Kennzahlen 235.
Extrakt ders. 855
Caseara Tonic laxative Oiobnles 715.
Caseoferrin, Bestandteile 46. 1006.
Cassia Orandis, Untersuchung 614.
Castoreum, angeblich verlülschtes 187.
Catarrh-PastiUen mit Emser Salz 715.
Catgrnt, SterÜisierung 306.
Catnlin-Präparate, Hundemittel 131.
Cedrarine = Pbenzoline (Orexin) 402.
Celluloae, Bestimmung ders. 1027.
Ce^teifage für Laboratorien 997*.
Cepbalaria Syriaea ist nicht giftig 72.
Cera flava, neuer Text für D. A.-B. V. 1065.
— foliomm Pb. Nederl. 399.
— siehe auchjanter Waehs.
Ceratom Cetaeei Ph. Austr. 710.
CerebOB-Speisesalz, Bestandteile 143.
Ceriom snlfurie* zur Bestimm von Nitriten 1012.
Carolin, Heilprinzip der Hefe 489.
— -Kn^ein u. -Zttpfeben 520.
Cetaeeum, Prüf, auf Stearinsäure 234. 399.
Cetrarin, Anwendung 1018.
Chailletia toxiearla 956.
CbelafHnnm mnriat. solatnm 1052.
Chemie in Wort und Bild 822.
— Kongreß für angewandte Gh. 561. 582. 605.
Chemiker, Yersamml. sächsischer Nahrungs-
mittel-Gh. 28a
— Yersamml. deutscher Nahrungsmittel-Gh. 346.
— öffentl. selbständige, Yersamml. 641.
Chemisehe Fabriken, Oeruchsbelästigung 5^3.
— Industrie^ Aufschwung 982.
Chemisches Laboratorium d.Württemberg'achen
Medic. Kollegium 650.
Chiele-Gnmmi, Untersuchung 116.
VII
düfllc-Camiai, Qewinnang 786.
Chlleh Zalon, Besohreibnng 427.
Chlnaalkaloidey Eonstitation 192.
ekln» liqoida de YrQ, Bereitung 316.
CUiuoiiiie ans Sjunemn 855.
— Bestimm, des Alkaloidgehalts 481. 1010.
— Yergl aaoh Cortex Chinae;
Cliiiiaiollii, Darstellung 406.
— Hierimte, Darstellung 426.
CblnidliL, üntersöheid. von Chinin 634
Cbiiiin, Verbind, mit Filokarpin 30.
— Loslichkeit in Ammoniak 29.
— Unterscheid, von Chinidin 634.
— üntersöheid. Yon Cinohonin 235.
— Yerdeckung des Gesohmaoks 28, 367.
— u. seiae Salze Ph. ü. 8. 23.
— aeetjLudleylat, DarstelL 831.
— -üreoehlorkjdnit, Eigensoh. 479.
— •formiat, Eigensoh. 2^3.
— -hydroehlorid, Prüf, nach Ph.- Nederl. 399.
ChlBinnm «rrheiuUieiiiD, Eigensoh. 240.
Cliiiiofonii = CUnoformlat 377.
Ciilii^liii, Oxydat. im Organismus 755.
ChiBotom, Bestandteile 131.
Chlor, DarstelL aus Salzsäure u. Luft 30.
— BcHstimm« mit Hydroxylaminsulüat 610.
Ohloralhydral, Bestimmung 782.
Chlonile, Bestimm, naoh Soholi 420.
Chloride, Bestimm, neben Cyaniden 873.
Chlorkalk, Naohw. in der WSsohe- 290.
Chloroform Ph. ü S. 23.
— pro naroosl Ph. Nederl. 400.
— Zersetz, duroh lioht u. Luft 216.
Ckloroformiam gelattnosnm 111.
Cklumaky'sohe Llteung, Bestandt. u. Anwendung
665.
Ckolera, Behandl. mit Bolus alba 592.
— -Hellsemm, Gewinnung 777.
— -tropfen, Vergiftung 996.
Choiesterlii zur Entgiftung von Saponin 1012.
Cholosan siehe Lithosan 87.
Ckolsllare, Hg-Salze ders. 284. 406.
Chrom, Fünfwertigkeit dees. 853.
ChroBO-Saeeharometer „Bapld*^ 717^
ChrysaroMn Ph. Nederl. 400.
— -Dennasan 353.
Chrysoform, Eigenschaften 563.
Chrysophansttore, versohied. Herkunft 167.
Ciha, Bedeutung des Wortes 87. 128.
ddrase. Eigenschaften 386.
Cista, BestandteUe 464.
Citarfaif in Form eines Brausesabses 337.
— Wirk, auf die Harnsäure 1041.
dtreeoU, Anwendung 777.
Citronat, Herkunft und Oewinn. 837.
Citronelfel, veifftlsohtes 252.
dtronensinre, neue Bereitungsweise 48.
— Naohw. mit Eobaltnitrat 973.
— u. Apfelittiire, in Früchten 588.
Citronensall, Untersuchungen 900.
— gefälschter 659.
— Kxmstprodnkte 144.
— Yorsohriften zu künstlichem 439.
— gegen Yeigiftung mit Farneztrakt 1020.
Citroqnlnlnm Slmomiet, Eigensoh. 479.
Cltroifteninin, Bestandteile 608.
dtrOTin-EssIg, Zusammensetzung 761.
Clarettahara, Untersuchung 852.
ClaTaiin-Pflaster, Hühneraugen-P. 131.
CoeeioneUa, Prüfung 1072.
Coeolds, Bestandteile 353. 424.
Codrelüne, Bestandteile 46.
ColaUn, Oewinn u. Anwend. 460.
— LaxAdTO 304. 460.
Collemplas^mm adhaeslTam Ph. Austr. 710.
-> salieylatiim Ph. Austr. 710.
Collyrlom adstringens luteum Ph. Austr. 710.
Colomkobasen, Bezieh, zum Berberin 880.
Comprlmte de ehlorate de potaese 1010.
Conephrln naoh Thilo, Zusammensets. 520.
Oonfeetiones der Ph. U. 8. 83.
Conleus-Flasehen nach Feldmann 328. 432*.
CopalTera-Mopane, Bestandt. der Früchte 116.
Copahidla Mazeron, Bestandteile 479.
Corisol, ein Nebennierepräparat 563.
Oornedbeel^ Yerfälsohungen 1046.
Cornina, Hühneraugenringbinde 131.
ComnÜn Sehaefer, Eigenschaften 258.
Corona, Lokal-Anaesthetikum 756.
Corosneein, Antiseptikum 258.
Corpolin, Bestandteile 131.
Cortex Casearlllae, Substitutionen 324.
-< Chinae Ph. (J. S. 45.
Ph. Nederl. 400.
Ph. Austr. 481.
siehe auch Chinarinde.
— Clnnamomi, Handelsnotiz 235.
— Condnrango, Eadntkt der& 855.
— Coto, Fälschung 891.
Naohw. von Cotoin 1072.
— Frangnlae, verfälschte 865.
— GranatU Alkaloidbestimm. 1056.
— Pmnl PadI, Glykoside ders. 116.
serotln., Fälschung 700.
Comhin, künstlicher Korund 574
Corydalls, Alkaloide ders. 155. 802.
Cr^me de Bismath (jnesnevüle 131.
Creolin «fPearson^ ist im Handel nioht be-
schränkt 414.
Crin d'AfJrIque, Ersatz von Boßhaar 414.
Croeetin, Eigenschaften 357.
Crarln, gute Wirkung 74.
Crnringaae. Sterilisation ders. 767.
Cnhehae, Bestimm, des Alkohol-Aetherertrakts
522.
Curry Powder, Bestandteile 761.
Cnsparein, Angostura-Alkaloid 234.
Cyandifdkylaeetylhamstofl^ 194.
Cyankallnm, Qegenmittel bei Yergiftungen 519.
Cyanophyeeen, Zellkern ders. 325.
Cyanverhindnngen, Gewinnung 64.
CyanwasserMtoffisttnre, Bildung 452.
Cyllin, BestandteUe 354.
D.
Dalloir Th6 eontro TohMt« 41.
Darmhakterien, Nachweis 510.
Dattel-Sirupe, Untersuchung 464.
Datnra-Arten, Alkaloide ders. 134. 1089.
— alba, Alkaloide ders. 47.
DauerlEonservesalz, Borfreies 762.
VIII
Baaemüleh, Herstellupg 612.
Deekirlftseheii, Beinignng ders. 641.
Deeoeta Pb. Nederl. 400.
D6eoetloii de Magendle, Voisohrift 445.
Degrasln, EotfettoD^smittel 424.
Behydromorphlflu Reaktionen 609.
Dekaquor Thymi, Bestandfeile 304.
Delphlnfllter, Wirkung 828.
Dentoly ein Zabnantiseptikum 733.
Dermasogen ist ein Heilmittel 694.
Dermatol-StrenpiÜTer nach Pb. Aii8tr. 713.
Desinfekton, Bestandteile 129.
Bestillatlonsappanit nach Eippenberger 782.
Beatsche Emalsion, Lebertran -£. 131.
Dextrin, Verbind, mit Foimaldebyd 30.
Dextrose, ümwandl. in Läv^ulose 404.
Diabetes, Behandlung mit Hefe 54.
— Erkenn, schwerer Formen 157.
Diabeteserin-Tabletten, Bestandt. 46.
Diadermine, Salben^nindlage 337.
Diaethyloxjacetyl- Harnstoff 87.
DiaklysmoB, Bedeutung ö67.
Diamalt, Bestandteile 131.
Diastaae, EinfluB auf die Krankheiten der Weine
562.
— in Tabletten, Anwendung 1012.
Dienstmädehen in Apotheken sind krankenver-
sicherungspflichtig 463.
Dieterle's Taleriana Bromid 1052.
Dieti's Magentee, Bestandteile 131. 715.
Digalen, Anwend. u. Wirkung 117.
Digltoxinnm solabile lilratnm H. M. 777.
D^ozol-Salze, Zusammensetz. 443.
Dimethylamidoazobenzol als Indikator 525.
p - Dimethy plamidobenzaldehyd, Farbenreakti-
onen 485.
Dimethyiglyoxim, Eigeusohaften 1012.
Dionin, Unterscheid, von Kodein 298.
Dipbtherie, Behandl. mit Omorol 1021.
— Behandl. nach Bourget 1040.
— -Heiisernm, eingezogene Nummern 304. 565.
647. 869. 918. 1055.
Dipropylaeet p-phenedltin. Darstell. 507.
Dipropyl-p-pheneditin, Eigenscb. 195.
Blnretin mit Hiumstofl^ Anwendung 243.
Diz6, Erfinder des Sodaprozesses 819*.
Dolorant-Tabletten, Bestandt. 756.
Doppeibtirette naoh Iwanow 508.
Doppelktlhler nach Olatzel 671*.
Donreanx P., Biographie 866*.
Dosis letalis, Begriff 978.
Draehentod, Warnung 66.
Drahtnet zanlisatz, explosionssioherer 509.
Dreifuß, Yeistellbarer 671*.
Dresdner UntersnchnngBamt, Bericht über 1905
139. 168.
Drogen, Rückblick auf 1905 159. 182. 234. 250.
279.
— Wertbestimmung 1072.
— -markt, Neues vom D. 863. 889.
— -reiehe nach Tschirch 427.
Drysaltery, Bestandteile 761.
Dnleinol-Schokolade, Bestandteile 950.
Dnnbar's Herbstkatarrh-Sero m 563.
Dnodenalextrakt, Bereit u. Eigenscb. 149. 195.
^enal Mneons Extraet 402.
Dnotonal-Tablets, Bestandteile 691.
Dnranametall, neue Bronze 924.
Dnret's Balsam, Vorschrift 278.
Dnroform, ein Salbenslift 520.
Dysenterietoxin, Gewinnung 788.
E.
Ean de Dardel, Bestandteile 131.
Ileole de Pharmaefe in Paris 881*.
Ehrlieh'sche Aldehydreaktioo, Ausführung 405.
Eier, Ersatz durch Seife 282.
— jodhaltige, Gewinnung 757.
Eierkonserren, Fäleohungen 140.
— Untersuchung 282. 288.
Eierteig waren, Zersetzung 718.
— Nachw. künstlicher Färbung 611.
Eigelb« KonservieruDg mit Borsäure 937. 1074.
Eis, flüssiges i Liquid Ice; 443.
Eisenbakterien, sohfidlicbo Wirkung 526.
Eisenehiorid u. Kaliumjodid 632.
Eiseneitronensaft nach Skormin 304.
Eisenliköre, alkoholfieie 920.
Eisenmanganpeptonate, therapeutische Bedeu-
tung 15.
Eisennähnneker, Bestandteile 563.
EisenpnlTer, Herstellung 483.
Eisensomatose ist ein chemisches Präparat 564.
Eiweiß, Synthese des E. 88.
— Verdauung von E. 668.
Ekiri, Japan. Kinderkrankheit 567.
Eklampsie, Serum gegen E. 403.
Elaterin, Untersuchung 825.
Eleetuariom lenitimm Ph. Austr. 710.
Eleetrienm, Bestandteile 131.
Elektriseher Gicbtspiritns, Bestandt 131.
Elenehns, Bedeutung 793. 841.
Elixir d'azaroles, Bestandteile 150.
— Uritone componnd, Bestandteile 715.
Emodin, Wirkung 788.
Emolline, Bereitung 150.
Emplastnim adiiaesiTum Pb. U. S. 84.
Ph. Nederl. 400.
Ph. Austr. 710.
— anglieom Ph. Austr, 712.
-- ad claTOS Ph. Austr. 712.
Empyroform, gegen Ekzem 343.
Emalgen, Bestandteile 150. 290.
Emalsio Chloroformtt .
— Olei Jceoris As. l Ph. U. S.
com Hypophospbit. i 566.
TerebintUnae '
Jecoris As* der Ph. Hispan. 580.
Enen-Eapseln, Bestandteile 150.
Enteoi, Eigenscb. u. Anwend. 899.
Engel's Neetar, Ankündig, betreff. 521.
Engler's Bromalin, Bestandteile 715.
Enos firoit salt, Untersuchung 917.
Eoftflngerlinge aus Zephirleder 596.
Epileptol Rosenberg, Bestandteile 1052.
Erbsen, unreife u. konservierte E. 447.
Erbswurst ist keine Fleisohware 447.
Erdbeeren, Sterilität der E. 914.
Erden, eßbare 578.
Erdmann'sohes Salz, Formel 56.
Erdnüsse, Beschwerung mit Wasser 785.
xvn
KerrenhelleisaiTeii, üntersuoh. Ö6ü.
Nerritoii, Bestandteile 337.
Kerroronn-Pilleii« Bestandteile 424.
li'errolan, Anwenaong 1006.
Nefiler's Reagens, Verhalten gegen Glykoside
n. Kohlenhydrate 681.
Kenmanii's Nähr-Bandagre 626.
Kenradin, Einreib, gegen Gioht 214.
Keuraemln, Darstell. n. Eigenscb. 87.
Nenrasiiitabletteii, Bestandteile 1052.
Nenrofelwlii, Bestandteile 951.
Neiirooal^ gnte Wirkungen 448.
NIekel, vielfachos Vorkommen 682
— empfind!. Reagens auf N 66. 1012.
KiekelgefUße, Brauchbarkeit im Laboratorium
695.
Nitrobenzol, Naohw. von Nitrotoluol 1013.
Xitroeelliüose, Bestimm, des N-Gehalts. 1070.
KitFOglyeerln, beste Dosierung 1033.
— Bestimmung in Tabletten 467.
KitroB, als Reagens 1033.
yiTea = BeiersdoriTs Basis Seife 461.
— eine Basis-Seife nach Unna 899.
Komenklatur, Verschiedenheiten 38.
Kormalsttnien, Einstellung den. 341.
Normyl, gegen Trunksucht 214.
KoYftmiii-TaMetten 353.
KoTargan, Anwendung 1006.
XoToealn, Lösungen in Oel 854
KoTorenal, Bestandteile 735.
Kttrnberg-Lieht, Erzeugung 344.
Knldeogen, Bestandteile 130.
KaC9l, Nachweis von Leinöl 92.
Nutritive Liquid Peptone 214.
0.
Oblaten-Terseliiiifiapparat, neuer 49*.
Oekertin, Bestandteile 647.
Odol mit Rosen gesohmaok 911.
Odorio, Badewasserzusatz 214.
Oele, ftther., Vanillinsalzsäurereaktion 251.
— — aus Sizilien 699.
Oel-Zerstttnber nach Hausmann 717*.
Oenosterlllsateur, Bestandteile 762.
Oetker's SalieyJ, Bestandteile 762.
Ofenscliwllrze, Vorschrift 95.
Cime Luft, neue Injektionsspritze 369.
Olea aetherea. der Ph. Nederl. 420.
Oleata der Ph. ü. S. 85.
Oieoresfnae der Ph. U. S. 81.
Oleum Anisi Pb. ü. 8. 62.
— Caeao Ph. U. S. 63.
Ersatzmittel 254. 522.
— camphoratiim, Prüfung 834.
— dy^pvti, Ursache der Grünfftrbung 252.
~ Carri Ph. U. 8. 62.
— dnerenm, Darstellung 340.
— Citri, aus Ealifomien 252.
indirekte Bestimm, der Aldehyde 70.
Verdünnung mit Alkohol 143.
Verkauf von verdünntem 269.
— Coeoa, Anford. der Ph. Nederl. 421.
— Hyoseyami, Bereitung 113. 167. 445.
— — Alkaloidbestimm. 523.
— Jeeoris Aselli siehe Lebertrau.
Oleam Jnglandis naeam, Bereitung 113.
— Lavandalae, Verfälschungen 258.
— Menthae plper., französisches 253.
Handelsnotiz 889.
— morplilnatiiiii, Bereitung 519.
— OllTarnm siehe Olivenöl.
— phosphoratiim. Bestimm, des Phosphors 28.
— Bieioi siehe Bieinnstfl.
— Bosmarini mit Linksdrehung 867.
— Santali, Grenzzahlen nach Schimmel 258.
Bestimm, des Santalolgehalts nach Ph.
Nederl. 444.
— — ostind«, Wert als Antigonorrhoikum 691.
— Sesami siehe SesamVl.
Olensaban, Desinfektionsmittel 47.
OlivenVi Ph. ü. 8. 63.
— Verfftlsohungen 255. 878.
-< Prüf, auf Araohisöl 421.
— Nachw. von Sulfaröl 760.
Oliveol, Eigensohaften 479.
Ollat. ein Lebertran-Ersatz 195.
Olvasin, Bestandteile 304.
Omega, Katarrhpastillen 195. 214.
Omorol, Eigensch. u. Anwend. 443. 504.
— Anwendung bei Diphtherie 1021.
Opiansftore, Kondensationsprodukte 48.
Opium Ph. U. S. 64.
— Anforder. der Ph. Nederl. 422.
— norwegisches 362.
— Gewinn, in Deutschland usw. 256. 305.
— betrüger. Manipulation 256.
— Prüf, mittels Mekonsäure 187.
— Bestimm, des Morphins siehe unter Morpldo«
Opium-Bnistkaeheii, Bestandteile 131.
Opodeldok, Etymologie u. Geschichtliohes 418.
Opsomin, gegen Tuberkulose 540.
Orfftnum, Verurteilung 543.
Organs Präparate 479. 540.
Organisehe Sttnren, Naohw. freier Mineral-
säuren 1015.
OrientaL Kraflextrakt 214.
Osmium, Nachw. kleinster Mengen 363.
Ossln-Gai^akolkarboiiat, Bestandteile 735.
Ovogal, Eigenschaften 461. 506.
Ovon, eine Eikonserve 658.
Ovos, Püanzenfleischextrakt 143.
Ovotoxin, Wirkung 590.
Owala-Oel, Eigenschaften 939.
Oxone, Bestandt. u. Anwend. 12.
Oxydationen) spontane 11.
Oxydationsfndex der Milch 606.
Oxymel Seiilae Pb. Austr. 711.
Ozet-Bäder« Bezugsquelle 995.
Ozoii) zur Veredelung von Wein 783*.
Ozonatlne, Bestandteile 214.
P.
Paeifle, Analyse 288.
Pain-Expeller, Nachahmungen 996.
Painless. Bestandteile 21.4.
PaUadiumehloros, medizin. Anwend. 129.
Pankreol, Bestandteile 259.
Panseeretin, Gewinnung 563.
Panzersehlamm, Vorkommen u. Verwend. 6.
Pap er-Rigolott, Untersuchung S76.
2
xvm
Paprika, Handelsnotiz 861.
— Nachw. von Mehl od. Stärke 811. 861.
PaprlkapolTer, geschmackloses 140«
Paraffin, Transparenz des P. 217.
Parafflnum solldom D. A. IV. 283.
Paragoaytee siehe Mate*
Paranephrin-Kokain-Sabeutlii 1006.
Paranephrin-XoTO-Sabeutin 1081.
Paraphenylendlamin, Giftigkeit 433.
— Naobw. in Haarfärbemitteln 574.
Paris qoadrlfolla. Untersach. der Blätter 177.
Parisiana-Damenblnde 677.
Parmessnkttse, das Reifen dess. 785.
Parolen, Bestandteile 403.
Pasta emnlslTa, Yerwendung 340.
Pastlllenformer nach Piohler 472*.
PastUlen-Schiielder nach Bansch 778^.
Pastllli Tamarindomm comp. Ph. Austr. 713.
Patehonli, Geschichte und Ealtur 239.
patentiert», strafbare Bezeichnung 1054.
PaTykol, gegen Zackerkrankheit 808. 951.
Peetali Hastentod^ Bestandteile 339.
Peloain, identisch mit Bebeerln 848.
Pelsetln, Bestandteile 1064.
Penny royal pills, Bestandteile 339.
Pentosen, qaantit. Bestimmang 362.
Pepsin, Wirksamkeit 838.
— Bestimm mit Carminfibrin 1011.
Pepsin-Acldolmischangen 466.
Pepsorthln, Bestandteile 716. 911.
Peptobrom-Elgon, Anwendung 326.
Peptone, Synthese der P. P9.
Pepnle Pancro-Hepatic, Bestandteile 443.
Pergler's Oiehtbalsam, Bestandteile 339.
Perhydrasemileh nach Merck 013.
Perhydrol ist Merck'sches HsOt 543.
— Explosionsgefalir 448. 478.
PerhydroUösungen, Zersetzung 478.
Perhydrolmundwasser, Bezugsquelle 911.
Perkolation, neues Verfahren 30.
Permanganatpasten, Vorschrift 606.
Perox 0 cop, ein Bandwurmmittel 464.
Peroxydol, Salbe gegen Wundsein 339. 757.
Pertussln nach Matte, Bezugsquelle 995.
Pem-Lenleet-StreapiÜTer u. Kompressen
461.
Pemol-Crdme, Bestandteile 403.
Pesotta-Pillen, Bestandteile 464.
Petroklastlt od. Halokla^tlt, Bestandt. 1010.
Petroleumlampe ohne Zylinder 680*.
Petrosol, Anwendung 889.
Pfeffer, Alkalitätszahlen 864.
— Verfälsch, yon schwarzem P. 904.
Pfefferminze, Kultur in Nord-Amerika 889.
Pfeilglft-Oiykoside, Untersuchung 376.
Pferdekammfett, Gewinnung 10.
Pferdeworst, Erkennung 658.
Pflanzen, Wirkung der Güte auf P. 122. 146.
162. 188.
— Bedeutung der Kalidüngung 914.
Pflanzenbasen, Alkalinitftt ders. 848.
Pflanzenehemie, Beziehung zur Systematik 850.
Pflanzenfarben, yergleichende Untersuchung 361.
Pflanzenprodukte, Kontrolle in Hamburg 962.
Pflastemnterlagen, wasserdichte 167.
— nach Nolde 574.
Pharmaoeut. Gesetze, Auslegung 113. 261. 340.
463. 507. 521. 543. 564. 607. 661. 672.
694. 716. 737. 780. 857. 929. 996. 1008. 1054.
Pharmaeopoea Anstriaea ed. VIII 481.
Allgemeines 664—608. 683—688. 748.
Otfizinelle Präparate 710—712.
Vorschriften aus dem Eienchus 712^714.
— Hispanica ed. VII, Besprechung von Weigel
675—580.
— Nederlandfea ed« IV.
Allgemeines 371.
Drogen, Chemikalien, Galenische Präpar.
396. 419. 439.
Anhang, Tabellen usw. 441.
Pharmakopoe, amerlkanisehe, 8. Ansg«
Allgemeines 1—6.
Chemische Präparate 19—26.
Drogen 43. 64.
Aether. u. fette Oele 43. 62.
Galenische Präparate 82. 108.
Verbandstoffe 109.
Beagentien 109.
Tabellen HO.
Phaseolns lanatns liefert giftige Bohnen 673.
Phenanthren, neue Beaktion 309. 506.
Phenchizine = Orexln 563.
Phenol und Formaldebyd 261.
Phenole, Eisenchloridreaktion 849.
— Unterscheid, von den Kresolen 360.
— u. Kresole, in Gemischen mit Seifen 657.
Phenolkampher^ Anwendung 565.
Phenol-Natrinm sulforielnienm 1033.
PhenolphtbaleYn. Wirkung 1033.
Phenyform, Bereit, u. Eigensch. 377.
— ist ungiitig 463.
PbenylqueeksUber, bei Syphilis 366.
Phenzoline Hydroehlorlde u. — Tannate 403.
Philanthropin, Bestandteile 149.
Phosphor, quantit. Bestimmung 34.
— Nachw. von weißem P. 933.
— Prüf, des roten P. auf gelben P. 1035.
Phosphorbronzen, Analysen 12.
Phospborol, Phosphorlatwerge 736.
Phosphororganisehe Sftore, Darstell. 468.
Phosphorpillen (für die Rezeptur), Bereitung
215.
Phosphorwasserstoir, Vergiftung 1020.
Phosphorwolframs&nre zur Zuckerprobe 388.
Photographie:
I. Allgemeines.
Spitzertypie. 136. — Afikroskopische Por-
träts 346. — Acetylen mit Sauerstoff ver-
brannt für Aufnahmezwecke 389. — Um-
kehrbare photochemisohe Prozesse 413. —
Die größte direkte Porträtaufnahme 413. —
H. Schnanß gestorben 431. ^ Gerbung
der Gelatine in Entwicklerlösungen 471. —
Ueber die photographische Kunst 471. —
Ziele und Aufgaben der Amateur-Photo-
graphie 551. — Die Lage der deutschen
Camerafabrikation 637. — Die Photo-
graphie in der Schule 660. — Mißbrauch
der Photographie 660. — Photographische
Karrikatnren 999. — Photographische
Weltaustellnng 1042. — Unsichtbare
Photographien 1060.
XiX
II. Aufnahme.
Porträts in BüBtenform 179. — Belioh-
toDgszeit im TiopenUima 179. — Naoht-
anfnahmen 389. — Aufnahmen Ton
Maschinen 389. — Beobachtung bei Auf-
nahmen mit Böntf^en-Strahien 660. —
Ezpositionsseit bei Beproduktionen 765. —
Doppelte Beliöhtung einer Platte zu yer-
meiden 765. — Aufnahme von Innen-
räumen 940.
IIL Ballon-Photographie.
Ballon - Auf nähme 16. — Neues über
Ballon - Photographien 55. — Farbige
Projektion Ton Ballon-Photographien 9l0.
lY. Abschwächen von Negativen.
Neue Abschwächungsmethode 345. —
Ammoniumpersulfat- Abschwächer 491. —
Teilweises Abschwächen mit Ammonium-
persuliat 491. — Abschwächer mit Ceri-
sul£Rt 593.
y. Bilderfertigstellung.
Sauberes Planlegon von Postkarten 703. —
Bilder mit der Schicht auf Olas zu kleben
903.
VI. Blitzlicht.
Zündstreifen für Blitzpulver 327. —
Photographische Blitzlichtmisohung 431. —
Yerbrennungsgeschwindigkeit des Blitz-
lichts 999.
Yn. Diapositiv - Entwickler.
Entwickler für höher empfindliche Dia-
positiy- Platten 593. — Ein sehr guter
Entwickler 958.
Ym. Diapositiv-Färbung.
Blaue Diapositive aus versohleierten Plat-
ten 136. — Purpurfarbene Diapositive 940.
IX. Entwickler-Rezepte für Negative.
Fehler beim Ansetzen von Hydrochinon-
entwickler 345. — Amidol-Hydroohinon-
Entwickler 744. — Entwickler für Auf-
nahmen mit monotoner Beleuchtung 903.
X. Entwickler*Bezepte für Positive.
Ankopierte Celloidinbilder 179. — Metol-
hydrochinonentwickler für Chlorbrom-
silberpapiere 413. — Saurer Entwickler
für Bromsilberbilder 200.
XI. Standentwicklung.
Neue Form der Standentwicklung 744.
XII. Fehler bei Negativen und deren
Yerbesserung.
Blasen auf Platten 660. — Orünschleier
903. — Kräuseln der Platten 75.
Xm. Fixieren.
Fixierbad mit Borsäure Zusatz 660.
XIY. Films.
Films bequem zu kopieren 368.
XY. Farben-Photographie.
Farbige Porträtaufhahmen 389. -— Farbige
Photographie der Sonnenfinsternis 551. —
ütopapier 922.
XYI. Geräte.
Selbstanfertigung von Mattscheiben 368. —
Neues Bocktaschenstativ «Picoolo» 703. —
Selbstanfertigung von Gelb- und Bot-
scheiben 903.
XYII. Kleine Hilfsmittel für Negative.
Sicherer Schutz wertvoller Negative 200.
— Schnelles Plattenwässem mit wenig
Wasser 368. —- Negative zu schützen
471. — Silberflecke von Negativen zu
entfernen 593. — Neue Negativ - Kalk-
lauke 703. — Gelbfärben von Mattlack
703. — Aufbewahren fertiger Gelatine*
Negative 765. — Lackieren großer Nega-
tive 789. — Teilweises Decken von
Negativen 958. — Ein Mittel bei ünter-
exposition 958. — Farbe zum Abdecken
der Negative 1042.
XYin. Hilfsmittel für Positive.
Maskenabdeckung 17. •— üeberkopierte
Cilloidinbilder 75. — Bromsilberpapiere
von geringer Empfindlichkeit 179. — Be-
touche glänzender Bromsilberkopien 413.
— Fiogerflecke an Bildern 471. — Fixieren
von Bleistift- oder Kreideretouche auf
Bromsilberdrucken 593. — Platindrucke
789. — Gelbe Eisen flecken von Brom-
silberdrucken zu entfernen 903. — Halt-
barkeit der Papierbilder 940. — Weiße
Schrift auf Silberbildem 958. — Hetouche
von Celloidinbildem 1042.
XIX. Hilfsmittel für Geräte.
Reinigen von Schalen 637. — Schwarz-
beize für Metallgegenstände 999.
XX. Hilfsmittel.
Händeschutz.
Braune Finger durch Pyro - Soda - Ent-
wickler 413.
XXI. Kinematographie.
Eine schwierige kinematographische Auf-
nahme 75. — Lichtquelle für Kinemato-
graphen 789.
XXn. Optik.
Flecken auf Objektivlinsen 551.
YYTTT Papiere und Yorschriften zur
Sei bstpräparation.
Albuminpapier und Ceiloidinpapier 200. —
Chlorbromsilberpapiere (GasUchtpapiere)
765. — Matt -Genre für Porträtphoto-
graphie (Gaslicht -Papier, Satrap -Papier
Matt-Albumin-Papier) 1060.
2*
XX
XXIV. Pigmentdruck.
Ueberzag für Pigmentbilder 17. — Guter
Ueberzag für Pigmentbilder 75. — Kohle-
drucke auf japanischem Papier 368. —
Harzwaohslösung zum Einreiben von Eat-
wioklungspapler für den Pigment -Prozeß
431.
XXY . LichtpauB-, Lichtdruck- und
ähnliche Verfahren.
Einfaches Lichtdruckverfabren 345« —
Der Fotoldruck 551.
XXVL Platten.
(Gegenüberstellung der yerschiedenen 8en-
sitometorgrade 431. — Auffrischen yon
TrockeopUtten 789. — Xontrolle panchro-
matischer Platten 1060.
XXVII. Projektion.
Verwendung von Objektiven zur Projek-
tiven 789.
XXVm. Stereoskopie.
Ein Umschwung in der Stereoskopie 721.
(Stereo-Umkehr-Apparate.)
XXIX. Tonen.
Satte Violett-Töne 75. — Blau^iolette Töne
auf Celloidin- und Aristo-Papier 491. •—
Alaun-Tonfijderbäder 703. — Das Tonen
von Aristo- und Celloidinpapier 450. —
Braunfärbung von ßromsilberdrucken 744.
— Die Verwendung des Natriumphosphats
744. — Die anspruchsloseste Tonungs-
methode 903. — Gewinnung von Metalien
aus idten Tonbädern 999. — Orangegelbe
und grüne Tonung von Bromsilberdrucken
1042. — Grüne Töne auf Bromsilber-
papier 1060.
XXX. Vergrößern.
Schutzmittel für kolorierte Vergrößerungen
179. — Pixativ fär Bromsilbervergröße-
rungen 200. — Diapositivplatten für Ver-
platten für Vergrößerungen 450. — Oute
Vergrößerungen nach flauen Negativen
999.
XXXI. Verstärken von Negativen.
Jod -Verstärker 327. — Verstärken von
fHlms 345. — Kaliumpermanganat als
Verstärker 491.
XXXII. Verschiedene Vorschriften.
Photographien auf Elfenbein zu übertragen
327. — Bromsilberbilder als Zimmerhygro-
meter 327. — Handschriften und Druck-
sachen zu photographiereu 413. — Cyano-
typien auf Glas oder Porzellan 491. — -
Ozonbiomdruck 839.
Photographie, Literatur 570. 679. 704. 791.
963. 980. 1081.
Physiolog. Btrahinng, Begriff 1044.
Physostlgminealfat, saures, Eigensch. 406.
Physostlgmlnnm sölftirosiim 1033.
Phytinum liquidum, Bezugsquelle 899.
Phytophthora, Infestans, Eartoffelsohädling 675.
Pikrinsäure, Löslichkeit 89.
Pikrotoxln, Reaktionen 438.
Pilae marinae, Entstehung 433.
PUlen, prakt Vorschläge zur Bereitung 215.
Plllenmasehine nach Swidkes 671.
Pllulae Neosser. Bestandteile 339.
— odontalgleae Ph. Austr. 713.
— orlentales Thompson 259.
Pllules Coolpier, Bestandteile 736.
PUze, Giftigkeit der Boviste 145.
— Vergiftungen mit P. 470.
— Standorte ders. 305.
Pinol, Gewinn, u. Eigenschaften 757.
Plnolln, Eigenschaften 215.
Pinos-Plllen, Bestandteile 339.
Pipomlol, Latschenkieferöl 777.
Piseln, Ersatz für Lebertran 995.
PlseioJ, ein Ichthyol-Ersatz 777.
Plttosponim midalatam 812.
Plttylen, Herstell, u. Eigensch. 129. 741.
— -Präparate, Anwendung 1019.
Pizzala's Hafergries, Zasammensetz. 762.
Plantal, Bestandteile 465.
Plantol, gereinigtes Kokosfett 152.
Plejadln, Ersatz des Migränin 461.
PohFs Oleht- u. Bheumatismusmittel 150.
Poleek Th., Nachruf 514.
Polygala Sencga, Fett der Wurzel 323.
Polygonum dametonim, Abführmittel 843.
Bezugsquelle 963.
Polypeptide, Gewinn, n. Bedeut. 88.
PomrU, ist kein Apfelsaft 977.
Pontleln, ein Rhabarberglykosid 8.
Portwein, kttnstlleher, darf nur als «Eunst-
wein> feilgeboten werden 92.
Pottasocalne, Bestandteile 339.
Pottwalltran, Zusammensetzung 151.
Poudre de Pulveol, Bestandteile 129.
Präelpltät, weißer, Untersuchung 804.
Präzislons-Declmalwage 509.
Prager Hanssalbe, Bestandteile 736.
Preteaufgaben für Lehrlinge 369.
Proferrln, Eigenschaften 337.
«Profreß>-Paekung für sterilis. Seide usw. 137*^.
Proponal, Formel u. Eigensch. 6. 701.
Protargol, in Salbenform 1033.
Proteid, ein Wurstbindemittel 762.
Protelnoebrom, Bedeutung 568.
Protokatechugerbstoffe, Einwirkung von Form-
aldehyd 27.
Protos, ein Eoliertrichter 9.
Protylln, Anwendung 539.
Pralaurasln, Gewinr. u. Eigensch. 133. 669.
Pseudomonas Cerevisiae 548.
PTO, Bedeutung 583.
Pnamaglobln, gegen Mannesschwäche 736.
Pulmonln Pserhofer, Thymiansirup 735.
Pulpa Prnnomm Ph. Austr 711.
Pulver, Herstellung nach Ph. Nederl. 422.
Polvls dlgestlvus Ph. Austr. 713.
— dendenalis. Bereit, u. Eigensch. 195. 1036.
— Onaraaae compos. Ph. Austr. 713.
Punsebextrakt, Bestaodteile 762.
Pnrgatln, Nebenwirkung 788.
Porgatlv-Tabletten von Engelhard 736.
Pnrgen, Wirkung 788.
XXI
Purgen« Vergiftang mit P. 157.
Pnrgettae« naoh AschofF 378.
Pnrglets, Bestandt. u. Anweod. 692.
PykBometer, Fallen a. Eotleoren 955*.
Pymeetosalyl, Migrftninersati 1031.
Pynunidon, Naohw. von Antipyrin 1014.
PyrUln, Bestandteile 563.
Pyrooyanaae. Anwendung 583. 901.
Pjrogallol, Qlykoafinren dess. 130.
Pjrogallolgerbstoffe, Einwirkang von Formalde-
hyd 27.
a.
Qoarfordt's Nadel- u. Kräaterbalsam 339
Qoartonol-Tablets, Bestandteile 692.
QnarxgefKße im likboratoriam 66.
Qnebraelio, Oerbstoff dess. 357.
Qnebraehogerb^nre, Bestimmung 599.
— Fällung mit Formaldehyd 600.
Qneekallber, Trennung von Bi 605.
— Bestimm, in organischen Hg- Verbindungen 36.
— medizin. Verwendung in Ostasien 366.
— Anwendung bei Kindern 490.
— siebe auch Hydrargyrom.
QaeeksUbereyanid, Gehaltsbestimm. 361.
Qaeckdlber - Einspritzungen, unglückl. Zufälle
902.
schmerzlose subkutane 902.
Qaecksilber-Inhalationen durch die Nase 1019.
Qacoksilbcroxyeyanid, Untersuchung 459. 484.
Qulllafarinde, Substitution 676.
Qninifebrin« Monnler 479.
Qiiinol6ine = OhInoUn 479.
Qnlnquor Spiritus saponatl 808.
Badlnln, Kokuin-Anästhetikum 757.
Badloben, Ä.uftreten ders. 56.
Badlol-Prilparate naoh Asohoff 377.
Radlophor, Anordnung u. Anwend. 47.
Badlothor, Bereit, u. Eigensch. 196.
Badinm, Wirkung der Ausstrahlnngen 135.
Badix Althaeae, Bild, von Wundkotk 825.
— Belladonnae. Alkaloidgehalt 614.
— Colombo, Allaloide ders 828.
Gehalt an Calciumoxalat 1069.
— Ipeeaenanhae, Kultur in deutschen Kolonien
279.
— liqnlritlae pnlr^ yerfälschtes 280.
— Polygonl blstortae, wirks. Bestandt. 700.
— Bbel pul?., Nachw. von Korkuma 280.
— Senegae, Extrakt ders. 875.
— Scammoniae, Gehidt an Saccharose 633.
Bakm, Fälschung durch Homogenisierung 697.
Bamln, Bestandteile 47.
Baphanol, Beitlgsaft 736.
Bapid, ein Ghromo-Saccharometer 717*.
Basel, Bestandteile 380.
BaCaphln, BestandteUe 735.
Batln, Rattenvertilgungsmittel 138.
BattenwnrsJL Bestandteile 339.
Bay-Belfe, Untersuchung 585.
Bay's Neryol, Bestandteile 339.
Beagensglashalter 509*.
Beaglergestell mit Rückwand 671"'.
Beagentlen, Vergütungen bei chemischen Unter-
suchungen 892.
BebensehAdllnge 675.
Beblans, elektrische Vertilgung 346.
Befraktometrie, vermehrte Anwendung 896.
Begenerol, ein Nährpräparat 339.
— Bestandteile 736. 911.
BegoUnf Bestandt. u. Anwend. 1020.
Bclehel's Brosttropfen, Verkauf frei 694.
— UnlTersal-Magenpolyer 339.
Belfl, Nährwert u. Gerichte mit R. 334.
— Verwend. im lussisch-japan. Kriege 334.
— u. Graupen, polierte 142. 176.
Beltthofer's Hautsehatz 563.
Btnastyptln, Bezugsquelle 259.
Besoreln, neue ReaJLtion 973.
— Nachw. nach Garobbio 1040.
Bespliin, Anwendung 735.
BestbacUlns von Bebring, Bedeutung 568.
Betterspltzwasser, Bestandteile 339.
Bezeptkontrollmarken 249*.
BhabarberkonserTen, schädliche 761.
Bhabarber-Kugeln 808.
Bhaebltls-Tabletten von Engelhard 736.
Bhamnoside, Untersuchung 802.
Bheum Bbapontlenm, Untersuchung der Wurzel
183.
Bheomasol, Anwendung 366.
Bheumatlkon nach Fricke 82.
Bbenstnal, Anwendung 461.
Bhlnoeulln-Pritparate, Bestandteile 540.
Bhlzoma Hydrastls, Aschengehalt 280.
— Zlnglberis, Extrakt ders. 875.
Bhlzopbora Mangle, Anwend. 1033.
BhodiuiTerblndungen, Vorkommen im Organis-
mus 893.
— Verwend. in der Therapie 893.
Bhodeose, Konstitution 657.
Bhodlnm, Reaktionen u. Nachweis 318.
Bichter's Heilsalbe, Bestandteile 339.
Blelnile D^laere, trockenes Ricinusöl 951.
Biclnus-Hellsernm, Anwendung 47.
Bleinusöl, kaukasisches 824.
— DrehungSYcrmögen 255.
— Nachw. von Krotonöl 648.
Bleebsalze, Bereitung 414.
Bledel J. D., Bericht 1906 406,
Binger'sche LOsnng* Vorschrift 935.
Blngolln, Bestandteile 339.
Blquet-Gildln-Kakac, Bestandteile 762.
Rlsiecol, Bestandteile 403.
Bobeferrol «Bumpelt», Bestandteile 403.
Bobor, FJeischsaft, Bezugsquelle 761.
Bdder's Laboratorium, Bericht 481. 522.
Bohfaser, Begriff u. Bestimm. 1025.
Bosaplast, Zinkkautschukpflaster 972.
BotkohlaoBzag, neuer Indikator 37. 362.
Bettlerin, Untersuchung 826.
Botwelii-Couleur, Bestandteile 762.
Botweinmost, Beziehung zum Weingesetz 41t.
Bttckfluß- u. Destlllatlonsknbler 314^.
Bahr, Behandl. mit Stuhlzäpfchen 54.
Bohrsemm nach Vaillard 995.
Bnm, Verfälschungen 16S.
— Verkehr mit Rumyerschnitt 651.
XXll
Bumatin zur Bumbereitung 762.
Biusiseher Brusttee, Bestandteile 131.
s.
Baeeharin, rascher Nachweis 32.
SaeeharinpastUlen, Bereit, nach Ph. Nederl.
422.
Saeeharln-Tftfeleheii N. und M. 246.
Saccharose, Erkenn, neben Milchzucker 928.
Säuglinge, Erbrechen der 8. 590.
Säugilngsflasehe, eine neue 308.
Säuglingsnahrung, holländische 583.
Safran, Wertbestimmung 874.
— Beschwerung mit Zucker 236.
— Verfälsch, mit Seignettesalz 583.
Safronai u. MalonaL 2 Riechstoffe 1034.
Sahli'sche Desmoidpillen 808.
Si^odln, Eigenschaften 259. 483. 702.
— Bezugsquelle 304.
«Sal» -Methode zur Fettbestimm, in der Milch
91. 174.
Salaethylum, Anwendung 735.
Salbenseifen, medikamentöse 444.
Salenal, Bezugsquelle 911.
Saletin = Aeetylsalieylsäure 403.
Salieum, ein Klebstoff 917.
Saliejlaeetol = Salaeetol 540.
Salieylsäure, Darstell, aus Orthokresol 648.
— kolorimetr. Bestimm. 197.
— als Zusatz zu Fruchtsäften yerboten 92.
— Nachw. u. Bestimm, in Nahrungsmitteln,
Referat 241.
— Schicksal im Organismus 74.
— Ablagerung in den Organen 407.
— Reizung der Nieren durch S. 1076.
Sallcjlstturemonoglykolester 438.
Salicylsäuregljeerinformalester 580.
Salieyl-StreupnlTer nach Ph. Austr. 713.
Salimenthol, Anwendung 540.
— u. Samol, Bezugsquelle 583.
SaUt, Wirkung 978.
Salit- u. Salocreol-Patronen 111.
Salitannal, Zusammensetz. 563.
Salmiak, Anwend. in Nebelform 542.
Salogen, ein Badesalz 129.
Salol, Nachw. neben Salieylsäure 472.
Salpetersäure, Oewinn. aus der Luft 433.
Salpetrige Säure, yolumetr. Bestimm. 71.
Saltarin, Blutreinigungspulyer 839.
Sal Tartari ist nicht Weinstein 748.
Saligurken mit Salieylsäure 759.
Salzsäure, Reinig, arsenhaltiger 927.
Sambueus nigra. Blausäure liefernd 134.
Sambunigrin, Eigenschaften 669.
Samenproduktion der Pflanzen 813.
Samol, Bestandteile 540. 583.
Sanas, Bereitung 378.
Sanatol, ein Desinfektionsmittel 339.
Sanella, Tegetabil. Margarine 1082.
Sanguinintabletten, Bestandteile 1052.
Sanidkapseln, Bestandteile 736.
Banin, als Ersatz der Butter 488.
Sanitor, Bestandteile 172.
Santal-Monal in Qelatinekapseln 259.
Santal salol6, Bestandteile 736.
Santeläl-SpeciaUtäten, üebersicht 690. 724.
Santyl, Wiikung 449.
— Beurteilung 691. 724.
Sapene-Präparate, Zusammensetz 583. 912.
Saplndus Barak, Untersuchung der Früchte
114.
Sapofener, Ersatz des Creolins 692.
Sapoform, Eigensch. u. Anwend. 1006.
Saponarin, Reiogewinnung 812.
Saponin der weißen Seifenwurzel 156.
— DarsteU. eines ungiftigen 458.
Saponine, Vorkommen ^7.
— Giftigkeit deis. 90.
— Yerwend. zu Brauselimonaden 223.
— u. Kohlenhydrate, Verhalten gegen Neßler's
Reagens 581.
Saponit, sogen. Seifenstein 554.
Saprol, gute VerweDdbarkeit 907.
Saprosol, eine Kresolseifenlösung 339.
Sardellenbutter, Untersuchung 1073.
Satinholz, Vergütung durch 8. 1041.
Sauerkraut, gewässertes 364. 487.
Sauerkrautgärung, Verlauf 936.
Sanerstofl^ neue Reaktion auf S. 582.
Saugtrichter nach Lenz 509.
Seharlaoh-StreptokokkeuTaeeine 952.
Schaumwein, Bezeichnung 342.
Seheliaek« Diana«S, Eigenschaften 832.
Schistosomiasis, Bedeutung 668.
Sohlafiniltel, als Einreibung angewendet 93.
— strafbare Anwendung 929.
Sehlagdenhaufen's Reaktion 649.
Sehlangenbisse, Behandlung 1024.
Sehleiehera tr^uga. Untersuch 547.
SehmeJzröhrehenhalter nach Lenz 509.
Sehmelzpunktbestimmung, neuer Apparat 66.
Schmerzstill. Balsam von Engelhard 736.
Sehmierseife, Anwend. bei tuberkulösen Er-
krankungen 344.
Schnopfen, Behandi. mit H,Oa dämpfen 93.
— der Säuglinge, Behandlung 135.
Schokolade, Mehlgehalt der Cr$me-S. 749. .
Sehokoladeplätzehen, Mehlgehalt 751.
Sehottlseher Stoppmanstee 831.
Sehrader's Pflaster, Bestandteile 339.
Schreibfedem aus Tantal 792.
Schöler's Kaliapparat 508*.
SohUtze Dieh, Schutzmittel gegen geschleohtl.
Ansteckung 429.
Sehuherftme, Bereitung 792.
Sehutzkerze, Bestandt. u. Anwend. 339.
Schutzringe für geeichte Kolben 670.
Schwärzeres Aipeukräutertee ist ein Heilmittel
607.
Sehwarswurselbiätter in der Seidenzncht 414.
492.
Schwefel, Präpar. mit kolloidalem S. 776.
Sehwefelblumen u. sublimierter Schwefel, rich-
tige Bezeichnung 648.
SchwefeikohlenstofTemuLiioB, Bereitung 390.
Schwefelsäure, titrimetr. Bestimm, der ge«
bundenen S. 419.
Schwefelzueker, zur Darstell, von H«8 696.
Schweflige Säure, zur Desinfektion 11.
neue Bestimmungsart 198.
xxm
BehirefliiTBaiiTe Salze, Einwirk. auf orgaiL Ver-
bindQDgea 898.
Schweizer Wurzel, Anwendung 339.
Sehwerstrahlen, Charakteristik 947.
8eott*B Emulsion, Feilhalten ders. 996.
Sebnm orlle, als Pillenmasse 806.
— BaUejlatum Ph. Anstr. 711.
Seeaeornln = Seeornin 284.
Seeretin, Bereit, u. Eigonsch. 195.
— Bezugsquelle 260.
Seidenfibroin, üntersnohang 89.
Seidenwurmfaden, Verwendung 137.
Seifen, Untersuchung, Referat 585.
— Untersuch, nach Behrens 407.
— Analyse nach Fabrion 654.
— Bestimm, der Fettsäuren 608.
— Bestimm, des freien Fettes 1070.
— Bestimm, von Wollfett 382.
— Bestimm, des Schwefels 1013.
— Prüf, auf Wasserglas 37. 608.
— neutrale schwimmende S. ]063.
Seifenbanm, Kultur in Algerien 1063.
Selcrete, System der S. nach Tschirch 329.
Selbstsehntz» Beatandteile 355.
Semen Colehiei, Colchicinbestimm. 1057.
— Stropbanthi, Substitute 281.
Bestimm, des Strophanthins nach Mann 7 19.
Ausbeute an fettem Oel 720.
Strophanthingehalt des Kombe-Str. 1057.
— Stryehnl, Fett der Samen 323.
Alkaloidbestimm. nach Böder 523.
Alkaloidbestimm. nach Fromme 1071.
Semiearbazides = Oryogenin 479.
Senf (Speisesenf r, Zersetz, durch Bakterien 697.
Senlknebl, Qehalt an fither. Oel 1057.
Senfpapier, richtige Anwendung 876.
Senftamen -verschied. Herkunft 875.
S^noforme = Sanoform 479.
Septoforma, Bestandteile 355.
Sera: antlinfektiSse, bakteriotrope, eytotrope,
bftmotrope 567. 568.
Semm gegen Basedow'sche Krankheit 260.
— gegen Cholera 777.
— gegen Eklampsie 403.
— gegen Genickstarre 354. 691. 808.
— Uunbar's Herbstkatarrh-S. 563. 910.
— gegen Hundestaupe 195. 756.
— gegen Ruhr nach Vailard 995.
Senun, opsonisehes, Bedeutung 568.
S4mm de Latta, Bestandteile 480.
— leoeoeyg^ne de Raymond 1031.
Serum Laetis, Molken, Ph. Anstr. 711.
Serrator, Wäsoheschutz 430.
Serfiettenbülien aus Celiuloid 549.
Seaamöl, Ursache der Reaktionen 837.
— Prüf, auf Arachisöl 421.
Sextonol-Tablets, Bestandteile 692.
Sexuol, Anwendung 249.
Shoop's Wiederherstelier 355.
Sie, gegen Keuchhusten 777.
— Entstehung des Namens 912.
Sldiodal, Zusammensetzung 912.
Siegeliaek, Ersatz 172.
Slgaatnren in polnischer Sprache 651.
Silberi^autsehukseide 862.
Silber-Lenieet-Kompressen 461.
Siibersalbe« flüssige, nach Schäffer 283.
SUIelum, Wirkung in Pflanzen 813.
Slliciumehloroform« Eigenschaften 41.
SÜTana-Essenzen, Eigenschaften 356.
SÜTexmetali, neue Legierung 383.
Slnideo, alkoholfreies Getränk 762.
Sintol, Bestandteile 355.
Sirop Nonery, Bestandteile 355.
Slrapi, Prüf, auf Saccharin u. Salicylslure 687.
Sirnpns BromoformU eompos« 736.
— Coeeionellae Ph. Austr. 713.
— Desaessarzt, Bestandteile 736.
— EryodietoniB tomentosi 304.
— Ferri JodatI, Bestim. des Fe J2 523.
— glyeerophospborieos Siboni 736.
— Croi^aeoli eomp., Ph. Austr. 713.
— Kalii 8nlfosrai4^<^Uci 65.
— peetoralls Ph. Austr. 713.
— Rami, BestandteUe 736.
— Sennae eompos. Ph. Austr. 711.
— Thymi eompos. Ph. Austr. 713.
— Trifolil eomp. eum Caseara 736.
Skopolamin, aktives n. inaktives 406.
— , Sterilis. der Losungen 858.
— • -Morphin-Dämmerseblaf 763.
— u. Skopolin, Konstitution 669.
— Oxydation doss. 298.
— Abkömmlinge 803.
Skopomorphin, Zusammensetzung 808.
Skormin's Citronensaft-Präparate 304.
SodalSsnng zur Desinfektion von Eß- u. Trink-
geschirren 841.
Sodaprozeß, Erfinder dess. 819*.
Sodenal-BonbODS, Bestandteile 355.
Sohlenzement, Bestandteile 95.
Solaferin, Bestandteile 762.
Solanln, Entgiftung dess. 1036.
Solid-Crlyeerine, Suppositorien 355.
Solution de HerardI, Bestandteile 480.
— Nieolan, Bestandteile 735
SolykrinpiUen, Bestandteile 952.
Sonatin, Anwendung 461.
Sophol, Zusammensetz. u. An wen d. 443.
Sorlsin^ Zusammensetzung 129.
Speelal-Abrosfa, Bestandteile 355.
Speeialitäten, alle im Jahre 1906 bekannt ge-
wordenen besseren 8 sind im vorliegen-
den Register namentlich aufgeführt.
— üntersuchungsergebnisse 464.
Speeies amarieantes Ph. Austr. 711.
— eannlnativae Ph. Austr. 713.
— Lini, Preis ders. 138.
— puerperales Ph. Austr. 713.
— stomaebleae Ph. Austr. 713.
Speeiflqoe B^Jean, Bestandteile 855
Speekstein, Nachw. in Reis u. Graupen 142, 176.
Speiseöle, gefälschte 142.
Sperma, mikrochemische Reaktion 510.
— Untersuchung 781.
Spermatbanaton, Bestandteile u. Anwendung
111, 149.
Spermatozoon, Nachweis 341.
Speton = Spermatbanaton 403.
Spierit, Bestandteile 762.
Spinatkönserven, Grünen ders. 698.
Spiraein, Anwendung 260.
XXIV
Bplraein Knapp Bestandteile 1031.
Spiritus, Kleinhandel mit 8. 507, 607.
— Nachw von denaturiertem 8. in pharmac.
Präparaten 314.
Bpiritnsprftparate, specif. Oew. ders. 1069.
Spiritus saponatns D. A.-B. IV, Bereitung 7.
Ersatz des Olivenöls duroh Aracbisöl 435.
— Saponis kallni Ph. Anstr. 711.
Spirochäten, Vorkommen bei Syphilis 428.
Sporenl&rbangsmethoden 615.
Spritzrtthren nach £ob 696*.
Spmw, das Wesen des indischen S. 549.
Spueknapf^olTer, Bestandteile 355.
Sqnibb's Wundpalrer, Bestandteile 692.
Staehelbeerstraaeh, amerikan. Mehltan iOOl.
Stttrkekleister, Haltbarmachung 261.
Stttrkemehl, Anwend. bei Durchfall 412.
— Nachw. in Wurstwaren 528.
Stärkemehle, 6 Sorten tropische 365.
Stärkeairop, steueramtl. Nachweis u.Bestim. 833.
StaiTophor, Bestandteile 735.
Stalagmometer nach Traube 283*.
Stapbylase Doyen, ein Antistreptokokkenserum
47.
Statiyplatte nach Hugershoff 465'".
Stoub, Bekämpfung 880.
Steckers Gelatinetube, Bestandteile 355.
Stege*s Kränterwein, Bestandteile 355.
Stek-0-, Bestandteile 1010.
St6nol, Bestandt. u. Anwend. 540.
Stereoskopie, Umschwung in der 8 721.
Sterilette Adrenalin, Anwendung 443.
Sterilisieren in der Apotheke 670.
StemanlSy Prüf, auf Echtheit 445.
StCTen's Olntment, Bestandteile 172,
Stickstoff, Gewinnung aus der Luft 358.
— Assimilation durch Bakterien 53.
Stickstofrbestimmnng nach Ejaldahl, Fehler-
quellen 35.
— Verwendung von Platin 649.
Stimm-Tabletten von Engelhard 736.
Stoeklack, Untersuchungen 892.
Stomacbyl-Plllen. Bestandteile 424, 461.
Stomaebystabletten, Bezugsquelle 129
Storch-MorawskPsche Harzreaktion 481.
Stranß'sches Sanol, Bestandteile 335.
Stransfam-Urwald in Masuren 768.
Streptokokkensernm «Menzer» 199.
StreptokokkenTaeclne, Anwendung 337.
Stroop*s PolTcr gegen Krebs 736.
Strophanthin Wirkung 448.
— siehe auch Semen Strophanthi.
Stryebnln, Einwirkung von Brom 376.
— Bestim. nach ü. S. Ph. 1014.
— als Abführmittel 367.
— Immunität gegen S. 636.
" Widerstandsfähigkeit der Vögel 1041.
Strychninoxyd, Untersuchung 193.
Styptogan, Blutstillungsmittel 199.
— Bestandteile 465.
Styptol, Anwendung 243.
Slyrakol, Anwendung 388.
Styrar, Prüfung 439, 956.
Styx, Mäusegiftweizen 912.
Sabllmat, Erklärung der Oiftwirkung 157.
Sablimatpastlllen, Vergiftung 403.
Snbllmatpastlllen, Bereitung nach Ph. Nedexl.
422.
Snblf matTcrbandstoife, Prüfung auf antiseptisohe
Wirkung u. Bestimm, des Sublimats, Ab-
handlung 965, 987.
— vergl. auch Verbandstoffe.
Sucrnbld, haltbarer Himbearsaft 488.
Sndoformal, Formalinseife 563.
Sndol, Bestandt u. Anwend. 480.
Snezol, Anwendung 261.
Süßholz, Anbau u. Verwertung 652.
SUßstoifgesetz, Auslegung 521.
Sufonwasser, Anwendung 953.
Salfogenol, Darst. n. Eigensch. 1051.
Snlfonal Riedel, Eigenschaften 1040.
Sulfopyrln, Eigenschaften 149.
— gegen Migräne 1006.
Snmmit. Sabinae. Substitutionen 720.
Snnil u. Heureka, Bestandteile 172.
Süpposltorla Glycerini Ph. Austr. 712.
Supranefhinnm bydrochlorleom 444.
Surra = Tsetsekrankheit 568.
Syneytiolyse, Bedeutung 568.
Syphilis, Vorkommen von Spirochäten 428.
— Prophylaxe 490. 763.
— Anwend. von Hydrarg« e. Oreta 490.
Syroeol, Ersatz des Sirolins 912.
Syrolat, ein Syrolin-Ersatz 809.
Sympns, zulässige Schreibweise 607.
T
Tablet Cardlae Compound 355.
Tablettae Bhei eompos. 378.
Tabletten, Bereitung mit Kakaoöl 647.
Tablettes androsthlniqnes, 480.
Tabnlae Llqalritiae ammon. Ph. Austr. 714.
Tachlol, zur Sterilis. von Wasser 32.
Täolln, Bestandteile 355.
Tafelhonig, was ist T. ? 342.
Tage, efne Suppenwürze 762.
TaUsman, Protargolsalbe 355.
Tamarindenweine, Eigenschaften 357.
Tannacetln = Tannigen 540.
Tannalbin, Darstell, u. Eigensch. 536.
— Bereitung nach Ph. Nederl. 439.
Tannigen, Darstell, u. Eigensch. 535.
— Zusammensetzung 604.
Tannin, Prüf, auf Gallussäure 481.
— Wertbestimmung nach der Formaldehydzahl
385, 481.
— neuere Untersuchungen 983, 1052.
— siehe auch Crcrbsäuren.
Tannisol, Darstell, u. Anwend. 480, 1006.
— Bezugsquelle 563.
Tannobromin, Eigenschaften 298.
Tannoferrine, Darstellung 634.
Tannoform, Eigenschaften 537.
Tannopin, Formel 538.
Tantal-Sehreibfedern 792.
Tao- Waffeln, Bestandteile 444.
Taploca Lact6 Marie-IiOulse 762.
Tarkoninmethyljodld, Untersuchung 196.
TaschentachparlUms, billige 1044.
Taurumnn, ein Impfstoff 831, 912.
XXV
TC5, TÖJ, TO, TOA, TE, TV, TX, Bedeutung
568.
Teer, Darstell, eines farblosen T. 14.
Teerieniiasaii, Eigenschaften 260.
Tdffwaaren, Farben zam Färben deis. 606.
Tela serifea «dhaeslYa Ph. Aastr. 712.
TembentiDe, Ersatz des Terpentinöls 1068.
TerebiBthina larieliia Ph. Nederl. 440.
Terpentane, Eigenschaften 180
'Terpentiii, in£sober and ostasiatischer 282,
324, 676, 866.
TerpentlnSl, Identitätsreaktion 256.
— aas Fichtenholz 740
— unterscheid, von Elienölen 215.
TerpentiiiSle mit hoher Rechtsdrehang 867.
— des Handels, Bewertung 380.
Prüfung 643.
Brommethode 645.
— Enatxöie 180, 1082, 1068.
Terpinol-Tabletten nach Asoho£f 378.
Terrlal, Anwendang 149.
TetradüorkoffeTn, Darstellung 10.
Tetraehlorkohlensteff, Verwendang 1064.
Tetralgln, Bestandteile 129.
Textilseifeii, Fettsänrebestim. 655.
Thallstnun aqallegefoliam, Blausäure liefernd
134.
Thebala, Spaltung durch Beosoylchlorid 336.
ThebaXn, Reaktionen 623.
TbcobromlB, Doppelsalze 773.
— neue Reaktion 932.
TheobremlBnatrliiiB-Natrliinifemilat, 888.
Th^obremose, Zusammensetz. 304.
Thee-Faekel, Feuerlöschmittel 38.
Theo-FenerKtoeh-Faekeln, yerbesserte 222.
Theoaaeet, Zusammensetzg 912.
TheoaasaL Bestandteile 809.
TheophylliB, bestes Diuretikum 592.
Thephorin, Eigenschaften 338.
Therapogen-Styron-Seife, Anwend. 480.
Thermit, Bestandteile 574.
Thermog^ne, Gichtmittel 1010.
Tktrmometer, Grösche's Patenthnlse für
Maximalth. 264*.
Theyollp = Thlolan 809.
Thiek Yasoliment, Bestandteile 403.
Tklgmol-Cr^me, Verkauf betreff. 780.
Thlonol, ein lohthyoliA'äparat 952.
Thlophen, Bestimm, nach Schwalbe 446.
ThlosliiaiiilD. Wirkung 1020.
ThOrpU, Bedeutung 7.
Thyinidol, Oewinnuog u. Anwend. 47, 315.
Thymophea, Präparate mit T. 809.
TlegeU^ieek nach Kette 465*.
Tfanpe^s Kraftgries, Bestandteile 762.
TlBctnrae Ph. Nederl. 440.
Tlnetara C^l^pvtl eomp. Ph. Austr. 714.
— Oardamomi compos», ünTcrträglichkeit 738.
— DigttallB, IdentitätsreaktLon 523.
~ glngiTalis Ph. Austr. 714.
— Ipeeaeoanbae, Alkaloidbestimm. 523.
— odOBtalgiea 714.
— Oleae enropaeae 928.
— Opii, ansichere Untersuch.- Besoltate 650.
— ati^raaehlea Ph. Austr. 714.
~ Strephaatkl, Wirkang 617.
Tlnet Stryehnl, Alkaloidbeetimm. 524.
Tiakttn, Gewinn, u. Anwend. 260.
Tinktaren, Bedeutung der Formaldehydxahl 78.
— Bedeutung der Permanganatzahl 78, 107.
— Wertbestim. nach Pancbaad 130.
— Nachw. Ton Aceton 492.
— Prüf, auf Reinheit des rerwendeten Spiritus
440.
nnnoleam, Ersatz des Lebertrans 735.
TisapirlnpastUlen, Bestandt. 1052.
Titrierflilsiigkelten, Aufbewahrung 433.
Tomatenkonserren, Untersuchung 659.
Toaerde, Darstell, gewachsener T. 681.
Tonaalazehrkar, Anpreisang yerboten 694.
Tonoie, Bestandteile 130.
Torosaw, Eigenschaften 354.
Toxi-earJine, Bestandteile 952.
Triaeetylmorpbln, Eigenschaften 928.
Tribut, Rattenvertilgungsmittel 737.
Tilferrin, günstige Wirkungen 412.
— Dri.ckfefalor-BBrichtigung 641.
Trift*rrin-Bi8qiiit8 355.
Triotonol-Tablets, Bestandteile 692.
Trippei:, Behandl des chronischen T. 1041.
Trippermittel siehe Gonorrhöe.
Troehold Rejthärek, Bestandteile 403.
Troekenmilch, Herstellung 1073.
— Abtötung der Rindertuberkelbacillen 1073.
Troekenprftparate aus pflanzlichen Säften 737.
Tropakokain, Narkose mit T. 1021.
Tropiflasebe, sterilisierbare 4^5*.
— nach Brun 934*.
Tropfglas nach Iwanow 119.
— lateinisch Gattalns 452.
Tropin, UntersuchuDg 803, 825.
TrlUrelkonserren, Darstellung 613.
Trygase, medicin. Verwendung 54.
Trypanrot, Verwend. als Heilmittel 617.
Trypsalia, Anwendung 444.
Trypsogen, Zusammensetz. 149.
Tseherniek*s Uair. Langenkraut 355.
Tabera Acoaiti, Alkaloidgehalt 915.
amerikanische 614.
— Jalapae, Insektenfraß 892.
Vermisch, mit sogen, holziger Jalape 282.
Taberal nach Thamm 996.
Tnberkalin, Alt- und Nea-T. 290.
— nach Beraneck 520.
— nach Denys 424, 452, 995.
— nach Marmorek 995.
— nach T. Ruck 735.
Taberkoliain nach Bandran 972.
Taberkoloalbamiii nach Piorkoweki 952.
Berichtigung 996.
Taberkolol, dosis letalis dess. 978.
Taberkolose, Injektion mit Floricindl 617.
— Immunität gegen die Infektion mit T. 591.
— bei der Bienenmotte 591.
Taberi^alose-Antltoxin, Anwend. 480.
Tuberkalosebeilmittel nach Behring, Gewinn.
567.
siehe auch Talase.
Tolase, Behring's Heiknittel der Tuberkulose 608.
— neue Beobachtungen 952.
Tarpethein, Eigenschaften 652.
Tusslets, Bestandteile 809.
ZXVI
Typhiuk nach Genuß von Aostero 560.
TjphnBDaellleii, Naohw. im Wasser 53, 469.
— Absonderofig aus Wasser 429.
u.
Ufl^ ein Abführungsmittel 563
ülilmann's Heilsidbe, Bestandteile 355«
Uleerol, Bestaodt. u. Anwend. 480
Ullrleh's Erftuterwein, Ankündigung 543.
Umbiline, Nabelbinde 912.
Ungnenta Ph. Nederl. 441.
Unguentom (Ointment) der Ph. ü. S. 108.
— aromaÜeani Ph. Austr. 712.
— Chrjsarobini nach Unna 994
— Dreuw, Vorschrift 886.
— Hjdrargyri Le Beuf 88
einer., gerichtl. Entsoheid. 564.
ge^en Länse ist kein Heilmittel 507.
oxydati, BereiKing 466.
fiaTum, Bereitung 630. 739.
— — praelp. albl pultiforme 483.
— Naphtholi eompos« Ph. Austr. 712.
— ad pemiones Ph Austr. 714.
— physiologieam, Bestandteile 355.
— saposalicylatnm 912. 952.
UnlTersal-Magentlnktar. Verurteilung 1008.
ÜnlTersal-Heilsaibe ans Weinböhla 355.
Unlrenitätskllniken, Haftpflicht 857.
Unkmuttod, gegen Hederich 482.
Uran, Fundorte in Australien 1064.
Uranminenüieii in Deutsch-Ostafrika 899.
UraseptiBe, Bestandteile 149.
Ureol Chanteaud, Anwendung 540.
Urethrophortabe nach Strebel 355.
Urleedin nach Strosohein 355.
Urisol = Urotropin 540.
Urogosan, ein Blasenantiseptikum 178.
Urometer nach Mayer 285*.
Ürotropiii, Prüfung 217.
— Nebenwirkungen 343.
Urpin, gegen Hühnerdiphtherie 355.
üsninsäore, Wirkung 787.
Utrogen, Anwendung 461.
Utrolene, Bestandteile 149.
V.
Yaeein, richtige Anwend. des Wortes 568.
Taglnaikageln dor Ph. Hispan. 580.
Yaglnln, Bestandteile 355.
YaginoL Bestandteile 1031.
Yalda-Pastilleii, Anwendung 583.
Bestandteile 608. 692.
Yal^rlanose, Bestandteile 480.
Yalldol, Ersatz durch Menthol, valerian. 996.
Yalofln, Bestandt. u Anwend. 367.
Yalyl, gegen Ohrensausen 677.
Yanler's Sirup. Bestandteile 355.
Yanille, Bestimm, des Vanillins 153.
— Vorzüge vor Vanillin 250.
Yanillin, Reaktionen 426.
— Prüf, nach Ergänzungsbuch 597..
— Veifälschungen 250.
Vanillin, Bestimm. neb.Kumarin u Aoetaniiid 687.
Yanillinreaktlon auf Eetone 317.
YaalUin-SaLBSäare-Beaktion zum Nachweis yon
Fermenten 485.
Yantnra, Bestandteile 385.
Yapo-Cresolen, Bestandt. u. Anwend. 111. 149.
.Yaselln. Schmelzpunkte der verschied. Sorten 9.
Yaseliniederfett, Vorschrift 1024.
Vasenol, Armee-Puder 356.
Yasenol-Banltäts-Pader, Bestandteile 737.
Vastmentum Jodi, Anwendung 444.
Yasogen, Waren zeichen- Prozeß 1008.
Yeal Marrow, Bestandteile 540.
Yegetalln, Gleitmittel für Katheder 737.
Yeniviei, neuer Vibrator 1058.
Venusin-Toüettefliiid 328
VerbandstolTe, Preissteigerung 158
— Darstell, nach Gohn 480.
— Bestimm, des Sublimats 965. 9S7.
Verbandbaumwolie, Herstellung 998.
>erbandniekBftckelieD, Ausstattung 596.
Verbandwatte, Prüf, n^ch Ph. Nederl. 401.
— mit ckoirschendem QrifF» 662.
Verbindnngs- u. Btti-ettenhahn 695*.
Yerseifnngszahl, Apparat zur Bestimm. 782*.
Veslpyrin, Eigensch. u. Anwend. 130.
Yestosol, gegen Fußschweiß 540.
Yesnv, Analyse der Asche des V. 346.
— Auswurfsmassen im Handel 662.
Ylbrationsmassage, Ausführung 1058.
Yideant ConsaiesI 771.
Vlehreinlgungspolver, Bestandteile 356.
Vierte Krankheit, richtige Bezeichnung 568.
Ylferral, Eigenschaften 213.
Vin de Peptone Gatiilon 737.
— Yieor, Bestandteile 735.
Vin am bldigentivam, Bestandteile 356.
— Chinae ferrat.
— Oottdurango
— Cascarae Sagradae
— Jodotannieam, Vorschrift 544.
Ph. Hispan. 579.
— Uranii, Zusammensei z. 356.
Yirilln, Bestandteile 952.
Vlrlliam-Tabletten, gegen Mannesschwäche 737.
Virisanol, Bestandteile 564.
Visein, Beiodarstellung 942.
Vlscinpflaster, Bestandtefle 444.
Ylsogen-Prftparate, Anwendung 735.
VisTit, ein Nährpräparat 378.
Yiteseln, Formel 812.
Yixol, Bestandteile 709.
Volkshoehsehule in Straßburg 792.
Vorbengnngsmittel oder Heilmittel I 1008.
w.
Waeholderholatfl nach Alberda 356.
Wachs, Untersuch, von gelbem W., Abhandlung
201 u. folg.
— Ursprung des Gehalts an Oeresin 201.
— Bestimm, des spezif. Gewichts 207.
— Schmelzpunktbestimmung 210.
— Säure- u. Verseifungszahi 227. 234.
— desgl. Berg'sohe Methode 230.
Ph. Austr.
112.
XXVII
Waehfl, Yorseifong 270.
— bäte Vereeifüng 273.
— Baohner-Zahl 276.
— Jodzahl 277.
-- kanstliohe Eftrbimg 278.
— Prüfung auf Paraffin a. Geresin 299.
— Prüfung aaf Eolophon a. Steannsäare 301.
— Prüfong aof Talg n. Japanwaohs 311.
— Prüfung auf ohines. o. CarDanbawaohs 313.
Waehfl, gelbes, neuer Text für D. A -B. 1065.
— ExtmktioDS-W. 554.
IfSgeflAsehehen naoh Eippenberger 782"'.
Wagner*8 Beagens, Zusammensetz. 298.
Walkwasser, gifti|^ Eigenschaften 527.
Wareo, Garantie für Oüte 463.
'Warenzeichen, Prozeß «^egen W. 5G7.
Warzen, Vertreib, mit Seewasser 764.
WasehpolTer «Reform», Bestandteile 172.
Wasser, Prüfung u. Beniteiiung der Gewässer
1018.
— Analyse des Dresdner Leitungsw. 171.
— Nachw. Ton Blei im Leitungsw. 859.
— Nachw. fäkaler Yerunreinigungen 318.
— Bestimmung der Hftrte 61.
— Baumwollr^tion auf Kupfer 681
— Nachw. Ton Maogan neben Eisen 609.
— Naohw. TOD Schleusenw. im Brunnenw. 907.
— Beioigiing mit Baiyumlcarbonat 137.
— SteriUisierung mit Taohiol 32.
— Sterilisierung naoh fc'h. Hispan. 578.
— Verhalten von Baoillenwolken 469.
— Nachw. Yon Typhusbaoilien 53. 469.
— Absonderung des Typhnsbaoillus 429.
— Trink w., Bestimm, von Maogan 584. 770.
799.
Bestimm, der H^SOa ^^*
Naohw. von Typhusbaoilien 53.
Wasseraaalysey Literatur 528.
Wasserbider, yerbesserte 695*.
Waaserdampi; Entwicklung 918*.
WasserleitungsrOhren, Bostbildurg 526.
WasserstofE, Bereitung mit Caloinm-Metall 308.
— Aktiyierungsmittel bei der Entwicklung 1035.
Wasserstoffperoxyd, Herstell, von Lösungen 417.
448. 478.
Wasserrenorgnng, mangelhafte in Breslau 769.
WaBmuth'sohe Drogenschränke 564.
Wattebflehse, sterilisierbare 308.
Wegerer's Fiehtenäther 356.
Weirs EpUepste-PolTer 1052.
— Nerren-Begeneration 1052
Wein, Nachw. der Citronensäure 759.
— Bestimmung des Gerbstoffes 175. 469.
— . Gehalt an Lecithin 74.
— Bestimm, der schwefligen Sfture 512.
— Schwarswerden des W, 342.
— Veredelung durch Ozon 783.*
— das Zuckern des W. 905.
— gezuckerter W. ist kein Naturw. 904.
— Zusatz von Zuokercoulenr 263. 487.
-^ strafbarer Handel mit W. 1054.
-^ mße Fälschung 569.
— Mt nicht unter das Krankenyersicherungs-
gesetz 463.
-- Statistik der Ah r - Ro t w. 515. 538.
— Analysen der Ahr-Botw. 560.
Wein, ümgämng des Mosel -W. 977.
-~ künsüioher Portwein 92.
— Beurteil, von FortugieserW. 938.
— Gewinnung in Südafrika 562.
— Gewinn, u. untersuch, des T okay er W. 286.
Welnban-Geblete in Kartenform 938.
Weinessig, was ist W.? 4b8.
— Herstell, des echten W. 143.
Welnhftndler, Auskunft über den Preis der
Weine 929.
Welnkeller^KontroUe 528.
Weinparlament, Tagung 880.
— Zuckern des Weins 905.
— Ergebnisse ]038.
Welnsänre, neue Bereituogsweise 48.
— Naohw. mit Kobaltnitrat 973.
Weinstein, Bestimm, dess. im Rohprod. 522.
Welß-NenroUn = Nenrol 564.
Welssol, ein Schnupfmittel 735.
Weizenmehl, VerdauUohkeit 488.
Wendelshelmer Entfettungstee 741.
WerdmttUer's Lebertranerdme 996.
Wermutwein, Bereit, u. untersuch. 484.
Wermonth dl Terlao-Esseni 737.
Wlnter's Gesundheltsbersteller 356.
WlntergrttnM siehe OanltherlaVL
Winterspinat, Vergiftung durch W« 550.
Wirbelnde (auf Wasser) Babstanzen 37&
Wismut, Trennung yon Hg 605.
— siebe auoh BIsmutnm«
Wlsmnttannat, Herstell. u. Eigensch. 876.
WoifTs aromat. Eisenwein 778.
Wolframlampe, Konstruktion 622.
Wollfett, Zerlegung in 2 Teile 1072.
Wnk, ein Hefenextrakt 762.
Wnrmkrankhelt, Bekämpfung 306.
— Heilmittel 786.
X.
Xantidn, Derivate dess. 406.
Xaxa = Aeetylsalleylsäure 338.
Xeroform, gute Wirkung dess. 54.
Xylol, Anwend. bei Blattern 617.
Y.
Yohlmberlnde, Stammpflanze 236.
Yohimbin, Vorkommen 648.
— Wirkung bei Lnpotenz 838.
z.
Zahnellxlr, nach Matthis 316.
Zahnplombe, Zusamraeosetz. 17S.
Zapotebanm, Nutzen dess. 786.
Zapnpe, neue Textilpflanze 924.
Zealenter, Bestandteile 762.
Zelehentlntenfleeken, Entfernung 357.
Zematone, Astbmapulver 356.
Ziethen's Wassersuehtspalver 910, 1007.
Zigarren, entgiftete 246.
XXVIII
Zigaretten, Klebstoff für Z. 172.
— sogen. Zaoker-Z. 173«
Zimt, Alkaütfttszahlen *364.
Zimtstture, Redaktion zu Styrol 934.
ZinlE, Nacbw. in Bier o. Wein 411.
Zinkonal, Zasammensetz. 564.
Zinkperhydrol Merek, Eigensobaften 635«
Zinn, neue Beichard'sche Beaktion 391.
Zomotheraple, Bedentang 568.
Zneker, yoTumetr. Bestimm, redozierender Z. 33.
— Störung der Nylaader'Bchen Beaktion 35.
Zackerprobe mit Pbospborwolframsäore 383.
Zitndmasee, neue nacb Oans 17.
Zttudsalz nacb Oans, Bestandt. 180.
Zwieback-Essenz a. -Extrakt 762.
Zynün, Verwend. in der Honiganalyse 514.
BftcbeTSclian.
Äbderhald.n E.^ Pbysiologiscbe Cbemie 661.
Ärenda G.^ Neue Arzneimittel 118.
Arnold C, QualitatiTe Analyse 639.
— Allgemeine Cbemie 790.
— Repetitoiium der Chemie 1043
An/neiiaaB^ Ergänzun^staze 1906 118.
Asohan 0., Alioyklisobe Verbindungen 678.
Askiruon G., Paifumerie-Fabrikation 767.
Barher /., Apotheken-Buchführung 959.
Barth M.^ Obstweinbereitung 1081.
Baumert'a Lehrbuoh der gericbtl. Chemie 553.
Beckurta F., Jahresbericht der Pharmade über
1902, 1903 u. 1904 1000.
Bermdes J,, Der angebende Apotheker 981.
BieeheU M,, Strukturformeln der oigan. Chemie
840.
— Prüfung der Arzneimittel 959.
Biedermann B., Chemiker-Kalender 1906 94.
— Chemiker Kalender 1907 1081.
Bhehmann B,^ Luft, Wasser, Licht u. Wärme
723.
BoequdUon F., Modicaments nouveaux 571.
Bötiaer G.^ Amerikan. Hochschulwesen 1078.
Buekheiater (?. A., Drogisten-Praxis 571.
Okemiker-Kalender 19ü6 u. 1907 94. 108L
Glossen A., Analytische Chemie 1080.
Otausen, Die Apotheke in Sorö 1023.
Ookn G., Die Riechstoffe 722.
Oöhn P., Chemikalien als Heilmittel 245.
Orinon C7., Medicaments nouToauz 307.
David L., An&ger im Photographieren 570.
DeiU a, Seifenfabrikation 638.
Dekker K, Lebensrätsel 1022.
Dennert E.^ Tom Sterbelager des Darwinismus
791. 879.
Dennstedi M,. Elementaranalyse 706.
Diaanostiseh'tkerapeut, LeoDtkon 981.
Eramann F, Naturkonstanten 572.
Erdmann'K&nigs Warenkunde 1078.
Ergämungslmch zum D. A.-B. IV 633.
Fränkel Jf., Arzneimittellehre 791.
Fränkel 8,, Harnanalyse 1079.
Frieboes W,, Guajakpräparate 746.
— Arzneiwissenschait des A. C. Celsus 959
Fried S,^ Rezeptformebi 620.
Friedheim 0,, Quantitative Analyse 723.
Froelieh !£., Handverkaufstaxe 639.
Fromm E,, Koblenstoffverbindungen 678.
Gedenkblatt 1880 bis 1905 640.
Gmelin-Kraiä's Anorganische Chemie 620.
Goupü P., Essai des medicaments 307.
Graßhoff /., Betusohe von Photographien 640.
Große W,j Jonen und Elektronen 680.
Gtuxrescki /., Osservazioni etc. 390.
— Sui colori degli Antiohi 979.
Günther L., Ein Augenprozeß 1063.
Guttmann FT., Grundriß der Physik 1062.
Haendel J„ Neueste Arzneimittel 1061.
Häßler J., Apotheken in Schweden 553.
Hahn u. Holfert^ Spezialitäten u. Geheimmittel
570.
Hanausek E,^ Allgem. Warenlunde 1078.
Hanneke P., Herstellung photograph. Postkarten-
bUder 980.
— Prakt Photographie 1081.
Hansen ^., Repertorium der Botanik 766. 791.
Helfenberger AnnaUn 1906 840.
Emkel A., Medicinal Planta of the United
States 307.
Heyl G.^ Prüfnngsmethoden des D.A.-B.IV 94.
1062.
— Handel mit Giften eto. 640.
Bolfert J.^ Voikstüml. Namen der Arzneimitttel
118. 571.
— siehe auch unter Hahn.
Hueppe F., Untersuch, über Kakao 289.
HygieniseJi^hemisehe Untersuchungen 620.
Jahrbuch der Gtemie, 14. Jahrgang 790.
15. Jahrgang 1043.
Jahresbericht der Pharmade 1902, 1903 u. 1904
1000.
Just A.^ Analytische Reaktionen 767.
Kantorowicx E, Praescriptiones 594.
Karlsruher Warnungen vor Kurpfuschern 553.
Kirstein F., Leitfaden für Desinfaktoren 571.
Kliemont J, siehe unter Ulxer F,
Kobert Jß., Lehrbuch der Intoxikationen 879.
König E., Farben-Photographie 791.
Krafft F,f Organische Chemie 307.
Kraft E^ Bakteriolog. Arbeiten 1063.
Küster F W, Allgemeine Chemie 980.
Lange'B Blitz-Kalkulator 723.
Lassar 'Oohn, Arbeitsmetboden 1043.
Leuken 0., Apotheken-Gesetzgebung 879.
Liehreich 0., Pharmakodynamisohe Then^ie 595.
Linde A., Repetitorium der Phannakognosie 1022.
Linde 0. n. Peters^ Untersuchung des Wassers
705.
V, Lippmann E,, Geschichte der Naturwissen-
schaften 594.
Löseher F., Vergrößern u. Kopieren auf Brom-
silberpapier 767.
— Kamera- Almanach 961.
Loew 0., Chemische Energie der lebenden Zellen
923.
Malenkovic B., Holzkonservierung 979.
Meliehar L., Spezialitäten 572.
Merck E, Prüfuns der Reagentien 678.
V. Meyer E.^ Ges<michte der Chemie 960.
Meyer B, siehe Jahrbuch der Chemie.
Michael K, Führer für Pilzfreunde 1080.
XXIX
Miguia W., Eryptogamen-Flora Ton Deatsohland
745.
Muules J., Der fieoeptar 1077.
Moeüer J., Pharmakognosie 1077.
MoeUer u. Thoms^ Real-Enzyklopädie der Fhai-
macie 1000.
Moßler O., Fhannaoop. Anatriaca VIII 552.
Mylius i?., Schnle der Pharmacie — Praktischer
Teil 621.
Neimamn TT., GroDdriß der Chemie 705.
Nordheim H., Yademecom far Zeitangsleser 553.
Oeaierreiek. Apoikekerver&in, Nene Anneifflittei
790.
01^ K, SüBatof^gesetsgelmiig 639.
Ostwaid FT., Schule der Chemie 2. Teil 704.
— Leitfaden der Qiemie 941.
n Piaphu K, Radium n. radioaktive Stoffe 595.
Perrat E^ Drogen-Geographie 722.
Peiers J7., Neueste Arzneimittel 1061.
PeUr8 R., Analyse für Zollbeamte 670.
Pkarmaceutiseher Kaiender 1906 245
Paulene C, Nonveantes ohimiques 289.
Preseher n. 220^, HiUsbach fürs Laboratorium
704.
Preußüehe Einkommemteuer 1062.
— direkte Steuern 1079.
Quabeek P., Handwerker als Eaofmann 640.
Raab J9., Die Apothekenfrage 723.
Rektarik St.^ Praeparata pharmaoentica 679.
Roeenthaler L., Nene organ. Arzneimittel 766.
Roth W., Miütftr-Sanitfttswesen 595.
Riidenberg G., Photographie u. Optik 704.
Sehaefer^ Monnttenta medica 980.
Schmidt Aug,^ Pharmacent. Vorprüfong 746.
Sekmidi B^ Qualitative Analyse 621.
-— Phannaoeat. Chemie 1061.
Sehmidi K, Photograph. Hil£sbach 679.
Schmidt Jul^ Alfadoidohemie 1900—1904 289.
~ Pynhoi und seine Derivate 722.
— Sauerstoff n. Kohlenstoff 746.
— Oiipmische Chemie 1079.
Schneider E.^ Formaldehyd-Desinfektion 553.
Schau S, Kapitalanlagen 638
Sehürhoff P., Botan. Analyse der Drogenpnlver
790.
Sehnde der Pharmacie siehe unter Mylnu und
Theme.
Scriba J., Vorschriften zu Spezialitäten 94.
Sjpeeialitäten, Vorschriften zur Selbstbereitung
vom D. A. V. und von den Ph.K.V. Sachsen
639.
Stange X, Chemie in Wort und Bild 840.
lakc^ama Jf., Toxikologie 923.
l%ome Ry Schule der Pharmade, Chemischer
Teü 621.
— Arbeiten des Pharmaoeut Instituts in Berlin
961.
— siehe auch unter MoeUer,
ÜIxer F, und Klimowt /., Chemie der Fette 621.
Ufhan F., Betriebsvorschriften für Drogenhand-
Inngen 661.
— Verkehr mit Geheimmitteln 661.
Vogtherr Jf., Chemie 638.
Weiter W., Chemie fürs praktische Leben 981.
Worme R,^ Warenzeichensohuts 620.
Takugakuxaaehit Japan. Pharmacie 745.
Year-book of pharmaey 1906 661.
Zeteehe F., Die wichtigsten Fasentoffo 245.
Draok TOB Fr. TItlel Naehfolfer (Kanath ft Mahlo) in Dratdea.
!. r
IX
Erdnaßknehemnelil, EigeDsohaften 90O.
Ergotosdne Citrate = OornutineUrftt 777.
Erlenmeyer's Bromwasser, Yerkaaf 780.
Errnttdungstoxine, HersteUang 739.
ErytbroprMiipltiiie, Bedeutung 567.
EOgesebirr, verdächtiges 72.
Essig, mit gelöstem Cküoiumpbosphat 1074.
— Untersoheid. von E. aus Essigesseos 588.
— -gftmiig, Uotersnobnog 935.
Estoral, Eigeosohaften 284.
Ethomorphlne = DIoiila 402.
Eaealyptine Le Bmn, EigeDSchaften 258.
Eueareaalln^ zur Blutstillung 400.
Eaeathymin, Bestandteile 304.
Eachtninnm salieylleiiiii, Eigensoh. 240.
EaeB oder Saaitkapseln 353.
Eagatol, ungiftiges Haarfärbemittel 217.
Eohlmose, Bestandt. u. Anwend. 443.
EnkalyptnsSl, Prüfung 912.
— Anwendung statt Filixetrakt 1083.
— Vergiftung mit E. 764.
Eakalyptas Btafgeriana, ftther. Oel 609.
Eamerola, Bestandteile 777.
Eomydrlii, Ersatt des Atropin 367.
Eopidn, Bestandt. u. Anwend. 479.
Earesol, Anwend. gegen Frostbeulen 53.
Earoathin, Bestandteile 1031.
Eusemlii, Zusammensetzung 356.
Eosvifiii-Seife, Anwendung 443.
Bestandteile 733.
Entannln ist OhebiiUiisäiire 402.
— Eigensohaften 987.
Eatliymo], Bestandteilo 150.
EatoDielB, Bereit, u. Eigensch. 337.
Exodin, Wirkung 788.
Extraeta, Ph. Nederl. 401.
— aquosa naob Steinhorst 928.
— fluida der Pb. U. 8. 84.
der Pharm. Brit. 858.
Extraetam Belladoimae, untersoheid. zwischen
Wurzel- u. Blätterextrakt 481.
Alkaloidbestimmung 916.
— Chiaae fluidam, Bereitung 316.
— Coeae fluid, Alkaloidbestimmung 482.
— FerrI pomati, Prüf, auf Eisengehalt 482.
— FUleis, fahrläss. Tödtung 564.
— Ilyoseyami, Alkaloidbestimmung 482. 916.
— Beoalls eomutl, Identitätsreaktion 482.
— Stryehnl, Beurteilung 482.
Extraktion unter Anwendung von Druck und
Wärme 126. 149.
R
Fllrber's Untodon, Bestandteile 150.
Fagaeid, Eigenschaften 386.
Farben, yeiMschte 862.
Farblaeke, Entfärb, durch Sonnenlicht 1082.
Farbstoffe, Verwend. bei Bodenuntersuohungen
994.
Farina Amygdal., Bestimm, der Blausäure 522.
FascolBalbe, Bestandteile 464.
Felke's Pflanzentonikiim, Bestandt. 339.
Fer-Protylin = Eisenprotylin 520.
Fer da Dr. Babnteau, Bestandteile 240.
Fergan, Bestandteile 304.
Fermente, Naohw. mit der Vanillin -Salzsäure-
Reaktion 485.
Ferroealettes, Bestandteile 910.
Ferrodar, Härtemittel für Eisen 492.
Ferrogiotin, Bereit, u. Anwend. 460.
Fernun aeetleum, Anwendung 1012.
Fermstan, Bestandteile? 1031.
Festoform, Bereit, u. Eigensoh. 258.
Fette, Bestimm, der Fettsäuren 608.
— Physiolog.-Chemisches 909.
Fettprttfer nach Eippenberger 782*.
Feaerwerkski^rper, Verkehr mit F. 857.
Fibrolysin, Anwendung 921.
Fiebtenharz, Säuren dess. 778.
Fiebtenmistel, Vorkommen 814.
Fiimaron, Wirkung 635.
Flltrlerkonns nach Steinten 314*.
Filtrieren, m Hieroglyphen 683.
Fiseb-Pndding, Sterilisation 785.
Fixlemngsmetboden von Bakterienkapseln 615.
Flammen. Höchsttemperaturen 619.
FlammenWgenlampe ^Jnno^^ 747.
FlasebenfOUmaselünen 451*. 452*.
Fleiseb, Konservierung nach Emmerioh's Ver-
fahren 92.
— Zusammensetz, von 9 Konserresalzen 322.
— «beseban, tecbnisohe Hilfsmittel 132.
— -saffc, Gewinnung 488.
Flenrs de Cologne gegen Kopfschuppen 734.
Fliegen, Vertilgung ders. 119.
Fllegenkrankbeit. Verlauf 919.
Flores Oluunomillae, Extrakt ders. 854
— Cinae. Verfälschung 891.
Floridawalkererde, Anwendung 573.
Flnoroformol, Bestandteile 240.
Flnotal, ein Atitiseptikum 111.
Foennm graeenni-Salbe, Bereitung 356.
Folia BeUadonnae, Alkaloidbestimmung 1056.
— Bneeo, neue Sorte 238.
— Ooea, Alkaloidbestimmung nach Koller 238.
— Digitalis, physiolog. Wertprüfung 1056.
— Jaborandi, Untersuchung 614.
Fälschung 891.
— Sennae Alex., Extrakt ders. 854.
— Stramontt, Extrakt ders. 854.
— Trifolii flbr., Extrakt ders. 854.
— Uyae UrsI, mikrochem. Nachw. des Arbutins
945.
chemische Prüf, auf Echtheit 954.
Forgenln, Eigenschaften 831.
Formagnol Bonty, Bestandteile 129.
Formaldebyd, eine Monographie 57. 77. 97.
— Beagentien u. Reaktionen 97.
— Verbindungen mit Amiden 672.
— Unterscheid. Ton Acetaldehyd 633.
— Bestimmungs-Methoden 98—107.
— Bestimm, des Methylalkohols 61.
— Nachw. nach Theyenon 586.
— kolorimetr. Nachweis 586.
— Nachweis in Nahrungsmitteln 81.
— Verwend. als Desinfektionsmittel 79.
— als Konservierungsmittel 80.
— zur Konservierung von Früchten 1044.
— gegen Ungeziefer 769.
— Gegenmittel bei Vergiftungen mit P. 81.
FormaldehydlSsangen, feste 403.
F^^rmaldehydpastilleiiy Bestimm, des Formalde-
hyds 426.
FormamlBt-TabletteB, Bestandtefle 6.
Formasolnm, eis Antiseptikum 734.
Fomdatine, Bestandteile 950.
Formieln, Ersatz des Jodoformglyoerins 430.
— DarstelluDg 507.
Formophen-Tabletten, Bestandteile 129.
Bereitung 563.
Formiirol, Anwendung 777.
Formysol, Eigenschaften 1006.
Fraserin. Bestandteile 950.
FnaenpÜleii, Gefährlichkeit 54.
— englische 715.
Freneh's Bemedy, Bestandteile 150.
Fresenius* Laboratorium 792.
Freyasinge^s Präparate 479. 480.
Fricoi, Bestandteile 172.
Frigorlt, Bestandteile 178.
FrOhlke's BotlaufUnktur 691.
Frostbeulen, Behandluog mit Euresol 53.
— Behandlung nach 4 Bezepteo 743.
— BehandluDg nach Hecht 1059.
Fruehtsäfte, untersuch, u. Beurteil. 486.
— Statistik 1905 511.
Fniehtzueker, Bestandteile 761.
Frichte, Konseryier. mit Formaldehyd 1044.
Fmetns Capdfi, Extraktionsmittel 239.
Extrakt ders. 855.
— Cardamomi, westafrikanisohe 239.
FilUtriithter, 451*.
Fnlgnral, Bestandteile 734.
Fumigateur peetoral d'Espie 663.
Furftirol, Nachw. in Bier u. Sake 175.
Fusariiim roseum, Vorkommen 38.
Fuselöl, Ursprung dess. 382.
FußabdrUeke, hjtbaie 472.
Fußsehweiß, Behandl. mit Sudol 480.
— Behandl. mit Vestosol 540.
G.
Gadose, Eigenschaften 460. 520
— gelirtinata 520.
Gilr- u. NtthrKtoung, Vorschrift 123.
Gär-Saeeharoskop, Beschreibung 50*.
Gftrnngsröhrehen nach Schmidt 283*.
Galbanum, Identitätsreaktion 401.
Gallak, Trockenmilch 734. 831.
Gallen, technisch. u.pharmaceut. verwendete 365.
Gallen- u. Blntflarbstoff. Untersuch. 872.
Gallonsteinmittel nach Franke 379.
— fJLti Cyma** 737.
Gallin, gegen Gallensteine, Bestandt. 150.
Gallio9ella fermginea, Eisenbakterie 526.
Gallogon, Wirkung 449.
Garfleld tea, Bestandteile 150.
Galyanoplastik, Vorbereitung 390.
Gasoline, Unterscheid, tou Benzin u.Naphtha 382.
Gasterogen, Bestandteile 46.
Gastrs Blutreinigiuigstee, Bestandteile 715.
Gaudanin, Bestandt u. Anwend. 377. 424.
GaultherialVL Gewinn* u. Eigensch. 467.
Gantherine, Eigenschaften 240.
C^frierpunktBemiedrigiuig, Anwendung in der
NahrungsmitteUmalyse 811.
Geheimmittel, im Dresdner Untersuchuogsamt
analysierte 172.
— Ankündigung betreff. 507. 672. 716.
— -Kammern 814.
Ctoisha, ein Menstruationspulver 715.
Gekalieht, Bezugsquelle 369.
Gelatinekapseln, harte und weiche 399.
— der Ph. Hispan. 579.
Genickstarre, Prophylaxe u. Therapie 689.
Serum gegen O. 691. 808.
— angebl. Vorbeugungsmittel 651.
Gentuiu Formel u. Eigensch. 994.
Gentiogenin, krystallisiertes 633
Gerbsäuren (GerbstolTo, Tannin), Definition 983.
— Beindarstelluog 795.
— direkte Bestimmung 599.
— Einwirkung von Formaldehyd 27.
— yergl. auch GorbstolTe u. Tannfii.
GerbstolTe, was sind G.? 983.
— Beindarstellung 795.
— Einwirk, von Formaldehyd 27.
— Analysen 887.
— vergl. auch Gerbsäuren u. Tannin«
Getränke, Herstell. alkoholfreier 487.
Getreide, Ursache von trunkenem G. 38.
— -milben, schädliche 222.
Gemehsbelästlgnng durch Chemische Fabriken
672.
Ctowttrze, Untersuchung durch Qefnerpunkta-
erciedrigung 811.
Gleht, Entstehung u. Behandlung 921.
Giemsa-LSsung, Zusammensetz. 428.
Gifte, Wirkung auf lebend. Substans, Abhandig.
121. 146. 162. 188.
— Gesetz: Handel mit 0. betreff. 181.
— Abgabe an Tierärzte 1008.
Giftflasehen, neue Form 573.
Giftigkeit. Bestimm, der G. chemischer Ver-
bindungen 221.
Gifthandel ohne Genehmigung 694.
Gingko biloba, Harzgänge ders. 13.
Ginsengwurzel, enthält Saponin 676.
Glashahn, neuer nach Strdhlein 695*.
Glaskflhler mit Kugelmundstück 314*.
Glasrerband, Anwendung 590.
Glidin-NährpulTer nach Klopfer 424.
Globuli eamphorati Ph. Austr. 713.
Gloddu, Herstellung 546.
Glyeeride, Synthese 69.
Glyeerln Ph. U. K. 24.
— yergleichende Bestimmungen 406.
— Wertbestimmung 758.
— Gewinn, aus Trestem 562.
Glyeerita der Ph. U. S. 85.
Glyeeritum Ulm!, Bereitung 739.
Glye^ro-Bouty comp., Bestandteile 129.
Glyeones, Glycerin-Suppositorien 715.
Glyeyrrhizln, richtige Schreibweise 119.
Glykogen, Bestimm, im Pferdefleisch 545.
Glyko-Heroine u. Glyko-Kreosote 129.
Glykoside, Bildung in den Pflanzen 614.
Goldkoibe sibirische, Vorkommen 596.
Gonokokken, Nährböden und Impfungen 618.
Gonorrhoe, Uebersicht der innerlichen Ifittel
688. 904.
GoBoryl, heißt jetzt BleimorsaB 149.
XI
Chmosan, PrüfuDg 406.
— Anwend. Toxn Mastdärme ans 513.
Gonosanham, üntenaohnog 314.
Gooehtlegel, Filtrierea mit Q. 695*.
GrainB de HtaM du Dr. Franek 150.
Granula, nioht Grannlae 138.
Graadira, Syphili&Hohutzmittel 520.
~ Bestandteile 691.
Graphit, Heretell. von künstlichem 0. 619.
Grasiana-Zehrkar, Mittel dazu 464.
GHtoehe's Patenthülse 264*.
GraßhaadeU Begriff 564. 652. 857. 1054,
Greesmana's Kraft-Emulsion 284 402.
Gai^AlE^l^l^Qix^Bate, Dantellnng 405.
Gui^akolold, Zosammensets. 284.
Gnatannia, Anwendung 978.
Galgnard J^ Biographie 886*.
Gnmm's Klndermehl, Bezugsquelle 777*
Gnrkea, Giftigkeit der eingelegten 0. 1017.
Gummi araMeum, künstliches G. 29.
Erpatz duroh Gedda-Gommi 250.
Gnttapereha, Kohlenwasserstoffe ders. 42.
— Kultur in deutschen Kolonien 13.
Gyljey ein Meeressediment 402.
H.
Haaraasfiül nach Anwend. von Kanthariden 677.
Eaarflrbemlttel, giftige 170
Haarpetrol, Bereitung 56.
HKmaae, Gewinn, u. Anwend. 613.
HftmasepslB, Bestandteile 563.
Himatin, Herstell, eines einheitL H. 875.
Himatogen, Ajbgabe durch Drogisten 652. 996.
HimatopaiL Eiganschaften 777.
Httmatoxjlm, fieagentien aus H. 1032.
Hftmoblade für Damen 683«
Httmoeyaain, Vorkommen u. Eigeosch. 779.
H&noljlisehe Wirkung, Bestimm. 909.
Httmoplase, Darstellung 424.
Hämoirhoidalblatangen, Behandlung 343.
Hämoirhoisid, Herstellung 734.
Hämofloter,^e]n Hg-Präparat 87.
Httmostan-Tablettea, Bestandteile 734
Haemotropliinum arseniatum 910.
Halg's Goltre Cure, Mittel dazu 464.
Halbsebatten, farbiger 514.
Haliol, Ersatz des.Terpentinöls 1082.
Halogen, Bestimm, in organischen Verbindungen
781.
Haaud-Extrakt. Bereitung 160.
Hamburger Hefipflaster, Bestandteile 876.
Hardwiekia-Balsam, Untersuchung 773.
Harn, ein milohweifier 379.
— Qehalt£an Hydroohinon 32
— Färbung der Niederschläge 12.
— Ehrliorsche Aldehydreaküon 405.
— nach Gebrauch von Gonosan 314.
— ^naoh^Gebrauch von Phenolphthalein 485.
— 'Naohw. bezw. Bestimm. Ton Aceton 82. 425.
446.
— von Eiweiß mit^Alburit 506.
— von Eiweiß nach Buchner 933.*
— von Harnoylindem 446.
— von Harnsäure mit Jodsäure 384.
— von Harnsäure nach Bonohese 912.
Harn, von Indikan 360.
— von Lävulose 804.
— von Milchzucker 35.
— von Morphin 609.
•— von Zucker mit Indigorit 505.
Hamfünger für Kinder 290.
Hamsilnre-ZinB-Reaktion 392.
— Bestimm, mit Jodsäure 384.
-— jodometr. Bestimm. 912.
— u. Harnstoir bei Gicht 921.
Hartmann*s Ausstellung 574.
Hartweizen, Anbau 242.
Harzessenz siehe Pinolin«
Haublkolile» japanische, Eigenscb. 708.
Hansenblase zum Schönen des Weins 198.
Hederieh, Vertilgung dess. 482. 1002.
Hefknol, ein Hefepräparat 563.
Hefe, Wirkung der Gifte auf H. 122. 146. 162.
188.
— Herateil, glykogenarmer 622.
— Vorkommen von Emulsin 739.
— Anwend. als Heilmittel 489.
— -Kataplasmen, Bereitung 27.
Hefipflaster, Verwend. bei Untersohenkelge«
schwüren 157.
Heide, Aufforatung dere. 913.
Heidelbeerwein, Herstellung 760.
Heilkunde, unbefugte Ausübung 607.
Heilmittel* Ankündigung von Apothekern 521.
— Verkaut als Vorbeuguogsmittel 521.
— genaue Definition 521.
~ aufrällige Definition 607.
— Begriff 857.
— indirekte Ankündigung 857.
HeleoBoma tropienm, Enreger der Beulenkrank-
heit 567.
Helfenberger Annalen 1905 832. 854. 875. 916.
Helgotan, Bestandteile 951.
Helios' Wnnderbalsam, Bestaniteile 214.
Helium kann nicht verflüssigt werden 671.
Hellmer's Badesali, Bestandteile 150.
Helma, Bestandteile 150.
Helvella esenlenta. Giftigkeit 15.
H^moglofer, ein Blutprflparat 149.
Herba Millefolü, Extrakt dess. 855.
Herbaeo], Bestandteile 520.
HeriNMannm nach Bergmann 733.
Herbstkatarrh, Bedeutung 567.
— -serom, Dars^ell. 910.
Heringsin, japanisches 1036.
Herisaner Sallie u. Tee, Besiandt. 150.
Herliek's Malz-Mileh, Bestandteile 377.
Hermann's Pferdegeist, Bestandt. 715.
Herm^l, Bestandteile 1052.
HemiarPillen, Bestandteile 734.
Hemiol, Anwendung 258.
Heroin, Höchstgaben 630.
Heu- u. Sauerwnrm, Vertdgudg 545.
Henastlima, Erkennung 93.
Hevea Brasiliensis, Fett der Samen 323.
Bienfong-Essenz ist ein Heilmittel 521.
Himbeersaft, Säuren des H. 447.
— Analysen böhmischer Säfte 409.
— üntenuchungen 486. 511.
Himl^eersimp, gerichÜ. Entscheidungen 144.
— aus unverg^renem Saft 511.
XII
Hlstosan, Eigenschaften 734.
— -Tabletten, Bestandteile 910.
~ -Sirup, Bezugsquelle 911.
Höchst graben, Leitsätze 541.
— Bereohnnnß für Kinder 541.
HttUenstelnfleekeD, Entfernung 357.
Holbnannstropfen sind frei Terkänflioh 463.
Holadln-Kapselu, Bestandteile 443.
Holzanstrieh, feuersicherer 467.
Holzgrelst, Giftigkeit dess. 1075.
Holzschliff, Nachweis 34.
Holzteer u. Formaldehyd 417.
Homatropln-Tabletten 353.
Homöopath. Potenzen, Wertbestimm. 653.
— Schrankapotheken 847.
Homoferrine, ein Bluiprfiparat 951.
Homolo8r9 Etymologie 200.
Hong-ho Gichtpflanze, Anwendung 150.
Honig. Erzeugung in Europa 662.
Hordein, Eigenschaften 649.
Htthncrangen, Vertreib, mit Seewasser 764.
— desgl. mit »Lebewohl« 214.
— -seife, Bestandteile 215.
Httttenapotheken, Ausstattung 942.
Hnndestanpe, Serum gegen H. 195. 756.
Handskrankheit, Vorlauf ders. 567.
Hnndswut, Impfungsversuche 742.
Hnngrll, ein Nährmittel 150.
Hnstonpastlllen von Engelhard 715.
Hydrargolent, Ersatz der Hg-Salbe 691.
Hydrocarpns Wlghtlana, Bestandt. der Samen
13.
Hydrarfynun cmm Creta, Anwend. bei Kindern
490.
— byodatnm, Anwendung 1032.
— prttclpit. albnm, untersuch. 459.
— siehe auoh QnecksUber.
Hydrastlnln-bltartrat, Anwendung 403.
Hydrachlnon, neue Reaktion 973.
Hydrozol-Präparate, Bezugsquelle 951.
Hygiene im Wirtshaus 962.
— der Barbierstuben 548.
Hyglopon, Eigenschaften 995.
J.
Jam, Herstellung 761.
Japanlack, Untersuchung 154.
Ichtarsol, Bestandteile 734.
Ichthyol, Prozeß um den Namen I. 113. 261.
— vergleichende Untersuchungen 1055.
Ichthyopon, ist ein geschätzter Name 340.
Ichtollthlnm u. Ichtozlncnm 403.
Idealsplndel, neuer Aräometer 509.
Jecoferrol, Eisenlebertran 583.
Jecoleinnm, Salbenkörper 808.
Impotenz, wirk, von Tohimbin 838.
Indakonlän. Eigenschaften 333.
Indlgorit, Harnprüfer auf Zucker 506.
— Bezugsquelle 629.
Indikator, ein neuer nach Woods 656.
Indisches Krftuter-Extrakt, Bezugsquelle 258.
Influenza-Pastillen von Engelhard 715.
Infnsa Ph. Nederl. 401.
— concentrata, Bereitung 696.
Inflisam Sennae cum Manna Pb. Austr. 711.
Inhalations-Patrone »Frlgldns« 150.
Injektion Hirsch, Bestandteile 540. 608. Oll.
Inoslt, Ermittelung dess. 582.
Jod, Bestimm, von Chlor u. Brom 37.
— Bestimmung von Jodcyan 319.
— Bestimm, mit Hydroxylaminsulfat 610.
— Anwend« in wässeriger Lösung 542.
Jodalose Galbrnn, Anwendung 258.
Jodan, Bestandteile 111.
p-Jodanlsol, Darstellung 709.
Jodbenzin, Anwendung 259.
Jodcatechln, Zusammensetz. 777.
Jod-Catgut, trooknes 338.
— Darstellung 632.
Jodehloroform, statt Jodtinktur 89.
Jodelsen-Lebertran, Darstellung 646.
Jedipin, Anwend. u. Wirkung 178.
Jodlplnnm solldnm, Anwendung 129.
— Tcterlnarlam, Bezugsquelle 129.
Jodofiin, Bezugsquelle 869.
— Bestandteile 911.
Jodoform, Schmelzpunkt nach Ph. U. B. 24.
— Zersetz, durch Licht u. Luft 216.
— Nachw. in Leichenteilen 221.
— -Elnspritznngen« Anwendung 135.
Jodolormlnm llqnldnm, Vorschrift 544.
— -^ Eigensch. 259.
Verbandstoffe 306.
Jodoglycin, Anwendung 46.
JodomaYsln, Eigenschaften 259.
Jodometrle, erweit. Anwendung 870.
Jodone, ein Jodpeptonpräparat 149.
— Bestandt. u. Anwend, 951.
Jodosyl, ein Jodoformersatz 87.
Jodotannol, Bestandteile 149.
Jodthymol u. Aristo!, Bestimm. 445.
Jodsänre für oxydimetrische Zwecke 197.
Jodsalze, unverträgl mit Perozyden usw. 902.
JodsUber-Emnlslon, Bereitung 646.
Jodyasogen, Bestimm, des Jodgehalts 386.
Jon, Bestandteile 951. 972.
Jothlon, Anwend. u. Wirk. 489.
Irlsol, ein Kresolpräparat 353.
Iron-Tonol ist Eisenglycerophosphat 40.
Irosyl (Itrosyl), Bestandteile 911.
Ishwarg, Anwend. d. Blätter 957.
Isländisch Moos, Anwendung 369.
Isn (nicht Ion), Eisenoxyduisaccharat 972.
Isokonlln, Darstellung 807
Isolencln, Vorkommen 382.
IsopraL ein äußerlich anzuwendentes • Schlaf-
mittel 93. 1032.
Isotachlol, Vorzüge von Tachiol 259.
Isostrychnln, Untersuchung 193.
Itrosyl-Plllen, Bestandteile 756.
Jnglandine Ferronll, Anwendung 479.
Jnnlpems thurlfera rar. galUea, Beschreib. 700.
K.
(Siehe auoh unter ۥ)
KMse, Untersuch, von 3 Beifungsmitteln 322.
Kaffee, vom Koffein befreiter 698.
— Glasieren des gebrannten K. mit Harzen 242.
— mit Schellack 1016.
— mit Eiweißglasur 1017.
xm
Kaffee, sohftdliohe Wirkangen 1075.
— Ersatz durch Malzkaffee 1075.
~ -gretrank, Oehalt an Eoffeio 810. 859. 877.
974.
— -glasur, Bestandteile 761.
Kahlbaniii, Literar. Streit 597. 770. 793.
Kahlk^pflgrkeit ist eine Krankheit 1054.
Kalfler-Bnnd-Palrer, Bestandteile 172.
Kakao (KaJcaepulrer), Oebalt an Pentoean 835.
— Wert als Nahrangs- u. Genoßmittel 410.
— KaUumkarbonatgehalt des aufgesohlosaenen £.
453.
— ünteisnohnngsiuethoden 974.
— Bestimmung der Rohlaser 835. 1027.
— Mindestgehalt an Fett 411.
— Fettbestimmung 1037.
— Bestimmung von Fett u. Zuoker 52.
— Nachw. u. Bestimm, von Schalen 170. 415.
835.
Kakaobaam, Bekämpfung der Rinden wanze 13.
— Anbau in deutschen Kolonien 186.
Kakaobatter, Surrogate 254. 522.
Kakaoselialen, Bestimm, in Kakaopräparateu 170.
415. 835.
Kalabarbohnen, Wertbestimmung 325.
— falsche 237.
Kaladana, Analyse der Samen 957.
Kalfum bromatum Ph. U. 8. 26
— bromld. Wertbestimm. 33.
— Jodatum Ph. U. S. 25
— perkarbonat, Eigenschaften 27.
— permanganieam Ph. (J. S 25.
— -qaecksllbeijodid, als Reagens 317.
Kalkatiekstoli; ein Düngemittel 492.
Kalkwasser, Aufbewahrung 778.
Kalomei Ph. ü. S. 24.
— Einwirkung von Kochsalz 484.
Kalomelol, Darstellung 395.
Kamala, wirksamer Stoff ders. 826.
Kamalin, Untersuchung 827.
Kampher, Borneo- und Ngai-K. 187.
— Anwend. bei Lungenkranken 764.
— mit KoffeYn zu Einspritzungen 244.
— Ursache des Wirbeins auf Wasser 379.
— Herstellung des künstlichen 186 524.
— Daistell. aus Isoborneol 892.
— künstlicher ist optisch inaktiv 399.
— Verfälsch, des Würfel-K. 865.
Kampherbaum, Kulturversuche 864.
Kantharlden, Bestimm, des Kantharidins 1014.
Kapern» Stammpflanze und Fälschungen 759.
Kapitel^ Bestandteile 460.
Kapokwolle, Herkunft u. Yeiwendung 528.
KapselfXrbungsmethodea 615.
Karboltfl, Bereitung 492. 561.
Karbolsünre, Verhütung der Rotförbung 10.
— statt Karbolöl verkauft 780.
Karbolwasser, Abgabe durch Drogisten 672.
— Abgabe als Heilmittel 857.
Karbolyslii, Eigenschaften 87.
Karite-C^ntta, Verwendbarkeit 156.
Karlsbader Sabs, pulverförmiges 138.
Kartoffeln, Solaningehalt 976.
Kartoffelsehädlinge 675.
Kaaeinpriparat mit Kieselsäure 342.
Kasueoium = Kaliomsalfagriuyakolat 46.
Katharmon, Bestandteile 951.
Katharobieu u. Saprobieu, Vorkommen 1018.
Kanbalsam »Sahir« 111.
Kaorikopal, Oewinn. u. Handel 1039.
Kautaebuk, Kohlenwasserstoffe dess. 42.
— Quellungsfähigkeit 177.
— Klebmittel für K. 414.
— vulkanisierter kreidehaltiger 875.
— Bestimm, des Antimons in vulkanisiertem K.
1013.
— sogen, künstlicher 696.
-- Handelsnotiz 832.
— Kultur in deutschen Kolonien 13.
— -Mfsteln, Gewinn d. K. 133. 177.
— -pflanzen, in Madagaskar 176.
Kefyrogen-Tabletten zur Kefir-Bereit 715.
Kephaldol, Anwendung 756.
— Darstell, u. Eigensch. 911.
Kerol, ein Desinfektionsmittel 831.
Kesselstein, Entfern, aus Dampfkesseln 862.
Kesselspeisewasser, Schädlichkeit der Kiesel-
säure 7ö8.
Ketone, Vanillinreaktion auf K. 317.
Kientfle, Unterscheid, von Terpentinölen 215.
— Darsteil, u. Eigensch. 1009.
Kindboms OlutinaÜva medeeln 150.
KIngr's Blttersirop, Bestandteile 715.
Kinlo's Faßzugpflaster 715.
Klpsol-PUlen gegen Schnupfen 46.
Kirehlorbeerblätter, Glykoside ders. 116. 133.
Kirsehwein, Bereitung 675.
Klebstoff«, ein neuer 328.
Kleines Deutsche Ossoline 736.
SJinol, ein Antiseptikum 284.
Knapp*s Condnrango-Pepsin-Essenz 1031.
Kneipp*s Unstentee 214.
KnVteriehtee ist ein Heilmittel 543.
Kobalt, neue Reaktion auf K. 582.
Koehsalz-InfDslonsbomben 480*.
Kodein, Reaktionen 727.
— Unterscheid, von Dionin 298.
Kdlner PSkelsalz, Bestandteile 762.
KOrber's Heilpräparat, Bestandteile 113.
KoffeYn Ph. D. 8. 23.
— Bestimm, neben Acetanilid 656.
— Bestimm, im Kaffeegetränk 810. 859. 877.
974»
Kogrnnk, Vermischungen 168.
Kohl, Herstell, von Dörrweißk. 1017.
Kohle, absorbier. Wirkung verschied. Arten von
K. 849.
Kohlenoxyd, Nachw. kleinster Mengen 12.
Kohlensäure des Handels, Anforderungen 583.
Kohlstrttnke, Verwertung 718.
Kohsiun, Anwendung 563.
KokaYn, neue Beamonen nach Reichard 347.
383.
— zwei neue Reaktionen 655.
— Reaktionen des reinen K. 925.
KokaYnformiat, Eigenschaften 284.
KokaYnfireles Anaesthetikam 915.
KokaYnhydroehlorid, Zersetzung 847.
Kokosbutter, als Nahrungsmittel 152.
Kokosmileh. Zusammensetz. 1045.
Koladiastasln, Bestandt. u. Anwend. 563.
KolanUsse, Abstammung 812.
XIV
Eolantlsse, neue UnteraaohnDgen 938.
— uneohte 281.
Kolatill, neuer Stoff der Eolanaß 325.
KoUbftbe's Ozoiiiir Badekriuter 756.
Koliertetehter • Protos > 9.
Kollargol, Verwend. zur Antisepsis 788.
Koniferen-Badeextnkt 736.
Konlferen-RhennifttlsDiiusalbe 736.
Koniin, Synthese dess. 807.
Konried's Salbe, Bestandteile 150.
KonserTOD, giftige Zersetzung 898.
Konserresalz yon Zngi, Bestandteile 762.
Kopal, Lösliohkeit afrikanischer K. 234.
— physikalisohe Eigenschaften 323.
Korkstopfen, widerstandst&hige 670.
Korysan, Bezugsquelle 951.
Kot, sterile Entnahme dess. 465.
— illnische Fettbestimmung 260*.
— Nachw. von Blutfarbstoff 586.
— N-verbingungen im menschl. K. 867.
KotarniD, Doppelealz mit Eisenohlorid 650.
Kothe's Zahnwasser, Ankündigung 10O8
Kräuter, Verfahren zur AufiBchlielung 580.
Krattpulver von Christellus, Bestandt. 762.
Krankheit^ Begriff 1054.
Krebsbutter, echte u. nachgeahmte 140.
KreoUn-IiBimeiit, Bestandteile 268.
Kreseptol, Septosol u. Lithantral, Desinfektions-
mittel 111.
Kresole, Wertbestimm, der käuflichen 407.
— Unterscheid, vom Phenolen 360.
— u. Phenole, in Gemischen mit Seifen 657.
Kresolselfenltfsang, Prüfung 809.
Kretinismus, Behandl. mit Jodothyiin 387.
Kreazdomsaft ist kein Obstsirup 607.
Krenznaeher radio-aktive Prttparato 377.
— Salz-Tabletten 378.
Krenzottem, Vertilgung 1024.
KreweFs Sangalnal-Levertran-Emalsion 6.
Kristalle, scheinbar lebende 381.
Kronämatogen, ein Wortzeichen 808.
Krontbaler Wasser, künstliches 507.
KrotonSl, Nachw. im Rtoinusöl 648.
Krüekl's Badesalz, Bestandteile 150.
Krose-Semm, ein Antidysenterie-Serum 47. 240.
KomariD, verbreit. Vorkommen 492.
Knnstmileh-Extrakt, Bestandteile 762.
Kunstweine dürfen nicht an Brennereien ver-
kauft werden 411.
Karin, ein Abführmittel 563.
Korin-Tabletton, Bestandteile 734.
Kyl-Kol, Kohlensparer 528.
L.
Laborator. Apparate, neue 314*. 465*. 506*.
670*. 695*. 782*. 955*. 997*.
Laekfiurben, Entfernung 492.
Laekmusnutrose-Agar, Bereitung 18.
Laeto, ein Milohnahrpräparat 1074.
Laetobaelllitt,' £igOttBt)h. m Anwend. 112.
Laetoelpulver, eine Eikonserve 658.
Laeto-Mllehfleiseliextrakt 403.
Laetoserve, ein Eiudemährmittel 698.
Laetuearlum, Produktion 1057.
' Ladewig's Schweiß-Cream 150.
LäTulose, sicherer Nachweis 404.
LKvulosurie, Verlauf ders. 804.
Läose, Mittel gegen L. 1021.
Lafotln-Kreosotkarbonat, Bestandt. 734.
Lalt d'Appenzell, Abführmittel 540.
Lambertnttsse, Gewinnung 878.
Landolphia Perrleri 956.
Laaoeerln, Bestandteile des Wollfettes 31.
Lanogen, Eigenschaften 756.
LanoUmentam lenlens Ph. Anstr. 713.
Larytine, Eeuohhustenpflaster 691. 899.
Lathraea Squamaria, Untersuchung 649.
Lanser's Sedopillenp Bestandteile 736.
— Hastentropfen u. — Magenpnlver 464.
Laxin, Bestandteile 736.
Laxinkonfekt, Bestandteile 911.
Lazarin, Bestandteile 214.
Lazams* Olehtselfe, Bestandteile 214.
Lebertran, sogen, deutscher 254.
— isländischer 780.
— fabrikmäß. Gewinnung 891.
— niedriger Preis 890.
— Identitätsreaktion 890.
— neue Farbreaktion 255.
— ist Ausfrierenlassen notwendig? 255.
Lebertran-Emnlslon, rote Flecken in ders. 528.
Lebewohl, Hühneraugenmittel 214.
Lederkolben, nicht dichtschUeßende 770.
Legominosen-Mehle, Verdaulichkeit 512.
I<elehdorutinktar, Bestandteile 214.
Leishman'sche KVrperehen, Vorkommen 567.
Leim, ein nouer flüssiger 1082.
Lelnsamenmehl, Oehalt an Stärke 725.
— Verunreinigungen 726.
LemongrasVl^ westindisches 253.
Lenleet, Bestandteile 51.
~ Darstellung 566.
— Präparate mit L. 460. 461.
Lepidadenia Wyghtlana, Fett der Samen 323.
Lepra, Behandlung in Sudan 244.
— ärztliche Behandlung 490.
— Aethiologie der L. 550.
Letolln, Ungeziefermittel 214.
Lenein, Darstellung 195.
Leukonltln, Vorkommen 567.
Leukotoxlne, Vorkommen 567.
Liehenolds, Bestandteile 240.
Lieht, Messung des Tageslichts 308.
Liebe's Brnsttee 214.
Lieber'sche Krttnter, Warenzeichen 007.
Liebig*s Fleisehextrakt, untersuch. 658.
Lightwood-Oel« Eigenschaften 740.
Lysol, Bestandteile 214.
Limonaden, Zusatz von Salicyl säure ist unzu-
lässig 246.
LinaloS-Oel, rechtsdrehendes 253.
Liniment, ammoniat. Pb. U. 8. 148.
— terebintlL, Bereitung 113.
Linoleum, Bohnermasse für L. 1082.
LInosan-Kapseln. Inhalt 691.
Lipanol, Ersatz aes Lebertrans 734.
Liquide de Loeke u. L. de Ringer, künstliche
Sera 353.
Liquor Alominii aeet, Prüf, auf Al^O, Gehalt
481.
mit Zusatz von Borsäure 506.
XV
Liquor Alaminlt sabforndeiel := Alformln 757.
— aneniealis Fowleri, Prüfang 850.
— Oapdei eompoB. Ph. Atistr. 711.
— Feril albomin«, neatraier 873.
Darstell, nach Beathner 445.
eomp. laxans = Caseoferrin 1006.
maiifaiio-peptonati, alkoholfreier 920.
— llypophosphitlam oompos. 363.
— JÖdt earbolatus 353.
— Natrli arsenlciol, BereitnDg 693.
— Plombi subaeetioi Pb. Aostr. 714.
— sangiiiiialls Krewel, Beetandteile 304.
— sedans, Bestandteile 583.
Litharrinprttparate, Bezugsquelle 608.
lithosaD, Bestandteile 87. 464.
Lithosanol von Bauer, Bestandteile 950.
LösiiBgeii für Hauteinspritzungen 1034.
Lobtannlnbider, elektrische 87.
LoDglife-Essenz, üntersuohung 917.
Loreheln« Giftigkeit 15.
Lozione Yemis ammoiu Bertelll 214
Lflek's Speelaltee Nr. 22. 214.
Lnlterfrlscbangspastllleii 95.
LnlloB-ituelle in Hersfeld, Analyse 524.
LnmfBOskop, Bezugsquelle 706.
Lupulin, Asohegehalt 1057.
LyeopodiiUDi, ein Ersatz 633.
— Substitute 863.
Lyptol, Bestandteile 214.
— Eigenschaften 337.
Lysargiii. Eigensch. u. Wirk. 631.
LysincL Bedeutung 667.
Ljsol-rilleii nach Zinser 34.
Lytrol, Bestandteile 928.
M.
Maolnato di Sausa. Bestandteile 762.
Maeis, Kultur auf Java 250.
— Gebalt an Zucker 250.
— Ffilschungen 250.
— Nachw. von Zucker 1037.
MHosetypbiis, Wirkung auf Menschen 550.
MafencMfr. Bestimm, der Salzsfiure 408.
Mag en-Ttebletten von Engelhard 736.
Macrnedomperhydrol Merek 326.
Mafnedomperoxyd ^Tierl^^ 443.
HagnesliiBisalze, anästhesier. Eigensch. 919.
Magnetlaehe Legferang, Bestandt. 706.
Magolan, Bestandteile 353.
Maisstärke für Weizenstärke 142.
Malsin-Kapseln, Anwendung 51.
Malakoplakia veaieae nrlnariae^ Vorkommen
567.
Malaria, Anwend. von Enzian 429.
Malonal und Safhinal, 2 Riechstoffe 1034.
Maltavdne, ein Nährpräparat 461.
Maltoeryttol ist Malzextrakt in Eristallform 129.
Malto-Legunlnose, Bestandteile 762.
Malz, was ist M.? 342.
Malzkaffee, Vorzüge dess. 1075.
Malzsappen-Extrakl, Bestandteile 762.
ManimaHne, ein Brustpflaster 899.
Mammosan, Salbengrundiage 443.
XandelmiAbiitter, Herstellung 762.
Mangrovebaum, Anwend. der Binde 1033.
Manihot C^lazlorii, Samen ders. 156.
Mannesmaimllßbt, Eonstraktion 963.
Maraplaste. Pflastermolle 583.
— richtig: Paraplaste 692.
Maretin, entgiftetes Antifebrin 15.
Margarine, unzulässige Reklame 141.
— unerlaubte Bezeichnung 158.
— gesetzlicher Zusatz von Sesamöl 287.
Marmeladen, Fälschungen 145.
Marsner^s Bieform-Mhr-Sebokolade 762.
Marters Spath-Idniment, Bestandteile 172.
Marzipan, BegriffiBbestimmung 132.
Masenüieilseriim, Anwendung 337.
Mastpolver, Vertrieb von M. 857.
Mate, Vergiftungsersoheinungen 166.
Matrel-Kapseln, Bestandteile 424.
Maxlmaldosen siehe HSehstgaben.
Meda Snltan, ein Rheumatismusmittel 736.
Medieoferment, ein Hefepräparat 734.
Meerzwiebel, hautroizende Wirkung 244.
Mehle, Bestimm, des Qlutens 37.
— Eeinheitsbestimmung 421.
— Bedeut. der Sauerstoffzahlen 421. 658.
— Nachw. der Färbung 937.
— der Leguminosen, Verdaulichkeit 512.
Mehl-, Teig- und Brotaänren 29.
Mehltau, europäischer u. amerikanischer 1001.
Mel rosatom Ph. Austr. 713.
MelaL Bestandteile 563.
Melioioroi, ein Desinficiens 449.
Meliton-€lewtirzbonig, Bestandt 214.
MeloS majalls, Verwendung 942.
Menfor, Bestandteile 284.
Meningokokkensemm 354.
Mensel, Anwendung 149.
Menthol, neue Anwendungsform 542.
Menthol-JodoL Anwendung 403.
Menthol-Kokain-PastiUen 377.
Menthol-Pastillen von Engelhard 736.
Mentbolsalicylat Gawalowski 354.
Menthol-Thymat, Eigenschaften 995.
Menthymin, Bestandteile 808.
Mereoran, Bestandteile 111.
Mergal, Eigenschaften 284. 406.
Merknrojodid, neue Darstellung 31.
Meßgeräthe, flache 670*.
Messing, Mattbrennen dess. 344.
Metakiän, Darstell, eingestellt 195.
Metalle, Destillation der M. 561.
Metarsol Bomty, Zusammensetz. 149.
Metbaeetonilid = Exalgin 403.
Methaform, Eigonsohaften 337.
Methylentannlnkarbamid, Darstell. 538.
Methylgrttn-Pyronin-Beagens 1032.
Methylium benKoylsalieylienm 1053.
Merck's Jahresbeiioht 1905 1011. 1032.
MIdy's Misehnng, Bestandteile 87.
MigräletB sind Migrophen-TabL 808.
Migrftne-Tabletten von Engelhard 736.
Migränin, Verordnung, Abgabe dess. betreff.
119.
— Analyse von Ersatzpräparaten 931.
— Htfchst, Eigonsohaften 930.
Bestimm, der Bestandteile 930.
-— nach Ph. Austr. 710.
XVI
lljigrol, Bestandt. u. Anwend. 129.
Mlgrropheiif AnwenduDg 337.
Mikronal, Menthol-Forinalin 87.
Mlleh^ Kontrolle ia Dresden 141.
— Eontrolle in Dortmund 493—504.
— Gewinnung in Ohom 546.
— Gämngserscheinungen 878.
-^ lösliche Prot^nsuätanzen 605.
— Feststell, des Oxydationsindex 606.
— krankhafte Veränderungen 22^.
— Bestimm, der Aldehydcahl 262.
— Fetthestimm. nach lierher 242.
— desgl. mittels der <Sal» -Methode 91. 174.
— Bestimm, des Schmutzes 263.
— Nachw. von Formaldehyd 97. 128.
— Konservierung mit B^Oi 468.
— Apparat zum Erhitzen ders. 898.
— Untersuch, pasteurisierter M. 877.
— Bestinmi. des Rohrzuckers in kondensierter M.
469.
— Herstell, von Dauermilch 612.
— Herstell, von Perhydrasem. 613.
Mllch-Hämatofen^ Bereitung 808.
MilehpnlTer, Bereitung 596. 675.
— Fettbestimmung 1016.
Milchsäure^ Darstellung 542.
— Flüchtigkeit ders. 608.
Ittilchsäurebakterieneyanate, Bedeutung 935.
MilchsKiiregftniiig, Untersuchung 935.
Milehzueker, Anford. u. Prüfung 406.
— Löslichkeit in Wasser 876.
Mlmmlzol-Balsam, Bestandteile 214.
Mineralöle, Bedeutung der Jodzahl 67.
Miraculoidin, Eigenschaften 708.
Mise u. Shoya, Untersuchung 7.
Mitln-Prl^Murate, Bestandteüe 951.
Mixture Bronx, Analyse 226.
Mixtum Brown, Bestandteile 214. 736.
— Ferri eompos. Ph. Brii 466.
— snlfüriea acids, Bestimm, der freien u. ge-
bundenen H^SOa 385.
Modergeraeh, Heseitigung 328.
Monnot-Metalle, Eigenschaften 706.
Menoehlorphenol Merck, Anwendung 616.
Montaainflaat,«yerweDdung 748.
Montejos, Bedeutung 492.
Morphaeetin = Heroin 540.
Morphin, Bestimm, im Opium, Rückblick auf
1905 267.
— Bestimm, im Opium nach Ph. U. S. 64.
— Bestimm, im Opium nach Bemström 632.
1057.
— kolorimetr. Bestimm. 1054.
— Einwirk, von Gummi arab. 380.
— Formaldehydreaktion 247.
— Nachw. in Pflanzenauszügen 654.
— fahrläBS. Körperverletzung durch M. 6dl.
MorphinaUuüoide, Konstitution 908.
Morphinreeepte, Fälschung 716.
Morphinyalerlanat, Bereitung 129.
Morrhna (Oados M.), Ableitung des Wortes 119.
165.
Moschus, Prüfung nach Ph. Nederl. 419.
— Isolierung des RiechstofEs 934.
Moser'sche Kristalle, zum Blutnachweis 779.
Motten, Lebensgeschichte der Kieiderm. 158.
Mueilago Oiunmi arab. mit MnoU. Tragaean-
thae 648.
Mttcken, Mittel gegen M.-Stiche 157.
— Vertilg, mit Petroleum 414.
MUglitzol, Bestandteile 28.
Muse Ambrette, künsü. Moschus 1052.
Muskon, MoschusriechstofT 934.
Musterole, Wirkung 1031.
Mutterkorn, Abnormitäten 943*.
Myrrha, Stammpflanze 957.
— Bestandteile der echten 251.
- Prüf, nach Ph. Nederl. 419.
— Prüf, auf Extraktgohalt 700.
MyrtiU-Laxler-Saft, Bestandteüe 464.
Myrtyl, Heidelbeersaft 214.
Mytolin, Darstellung 664.
N.
Ntthrzueker nach Soxblet 545.
Nagel, Bekandl. beiip Abstoßen des N. 117.
Nahrungsmittelchemiker, Stellung z. Gewerbe-
kammer 929.
— contra Apotheker 771.
Nahrnngsmittelfaisehang und Presse 724.
Nahrnngsmittelkontrolle und Konsumyerelne
812.
Nalicin, ein Anästhetikam 652.
Naney-Strahlen, Charakteristik 947.
Napawsaw, Anwend. d Rinde 957.
Naphtha, Unterscheid, von Gasoline u. Benzin
382.
Napthamine = Urotr»pin 403.
Naphthenseife, Anwendung 49.
Narcein, Reaktionen 1028. 1048.
Natrium aeeticnm, Gehaltsbestimmung 360.
— arsenleicnm, Eigenschaften 693.
— benzoylsulfonicnm 1033.
— biearbonicum Ph U. S. 26
Prüfung auf Kalisalze 420.
— -bisolfit = Saure Sulfitlauge 38.
^ -eitrat, Zusatz zur Säuglingsmilch 322.
— hlpporieum, Anwendung 403.
— hydrosnlfit, Verwendung in der Gasanalyse
717.
— hyposulfurosum 1033.
— lygosinatmn, Wirkung 701.
— monomethylarsenieleum 1033.
— -peroxydhydrat, Eigenschaften 895.
Farbreaktionen organischer Körper 582.
~ santonlnicam, Anwendung 1033.
Natroncltronensaft nach Skormin 304.
Natnim canstieum, technische Bezeichn. 654.
ö97.
Natarforscher-Tersammlnng in Stattgart 369.
747. 802 825. 848 870. 893. 909. -
Natorselbstdruek, Geschichte dess. 806.
Nebennierensnbstanz in Lösung 646.
Negri'sche Körperchen, Vorkommen 568.
Neodermin, Bestandteile 337.
N^osiode, Eigenschaften 734.
Neothin, ein Nährpräparat 284.
Nepenthe, geschützter Name 911.
Nephretin, Bezugsquelle 563.
Neptonkappe, gegen Seekrankheit 414.
Pharmaceutische Centralhalle
für Deutschland.
Herausgegeben von Dp. A. Schneider und Dp. P. SQss.
'«'•'«■'
Zeitschrift für wissenschaftliche nnd geschäftliche Interessen
der Pharm acie.
Gegründet von Dr. Hermann Hager im Jahre 1859.
Erscheint jeden Donnerstag.
Bezugspreis vierteljährlich: durch Buchhandel oder Post 2,50 Mk., durch «u-schäft^-
stelle im Inland 3,— Mk., Ausland 3,50 Mk. — Einzelne Nummern 30 Ff.
Anzeigen: die einmal gespaltene Klein-Zeile 30 Pf., bei gröPeren Anzeigen oder Wieder-
holungen Preisermäßigung
Leiter der 1 Dr. Alfred Schneider, Dresdf-n-A. 21; Schandauer Str. 43.
Zeitsehrift: J Dr. Paul Süß, Dresden-Blasewitz; Gustav Freytag-Str. 7.
GesehMftsstelle: Dresden-A. 21; Schandauer Straße 43.
M h
Dresden, 4. Januar 1906.
Der neuen Folge XXVII. Jahrgang.
XLVIL
Jahrgang.
Inhalt: Chemie vnd Pharmaeie: Keuc anarrikani^che Pharmakopoe. — Neue Anneiiuittel. — Darstellung tuq
i>piritus saponatus D. A.-B IV. — .AIk»lo>d>AiThcna]atc. — Bioson. — Miso und Shoya. — Die amerikanisclio
BromindustriM. — Pontfcin. - Anlleelu TablcU ~ Schmelsptinkt der Vaselinaortcn — Koliertrichler „Protos".
- VerhQtung d»r Rotf&rbung der Karbolsflaro — Pfcrdekainmfett. — Diimiaopyrinudin. — Trichlormetbylxanthin. -'
DeMnff'ktion mittels schweflig ^äu^e.— EinflnLl alkalisch, bubstanaen auf Oxydationen.» Benzin-Tetrachlorkobleoatiff*.
— Nachweis von Kohlenoxyd.— Fftrbung von Harnniederscbiflgen. — Analysen von Phosphorbronzen. — Oxone. -
PtaariDakognogtiiiGhe Mitteilancen. — Therapfatiflehe MiUeilnnceii. -^ Photosraphisehe Hltteünn«»-«!!
Verflchiedene MitteilaoccD. — Briefwe^liael. '^
Chemie und Pharmaeie.
Die neue
amerikanische Pharmakopoe
(The Pharmacopoeia of the United States
of America*).
Besprochen von Dr. O. Wcigel.
Die schon seit Jahren sorgsam vor-
bereitete 8. Ausgabe der amerikan-
ischen l'harmakopöe — UiüO traten
die Delegierten zum eisten Male in
Washington zusammen - ist im Juli
des vergangenen Jahres im Druck er-
schienen und bereits am darauffolgenden
1 . September in Kraft getreten. Dieses
neue Arzneibuch ist ein weiteres Glied
in der Kette der im Geiste fortge-
sclirittener Wissenschaft revidierten
Neuauflagen von Pharmakopoen ver-
schiedener Länder, nachdem in dieser
Beziehung Deutschland (1900), Schweden
(1901), die Niederlande, (Suppl. z. Pharma-
kopoe 1902), Italien und Rußland (1903)
*) Eighth Decennial Revision,
Verlag von P. ßlaküion'^ Son db Co. in Phila-
delphia.
vorangegangen sind, und weitere Staaten
bald folgen werden. So sind neue
Arzneibücher in Vorbereitung bezw. in
allernächster Zeit zu erwarten von der
Schweiz, Spanien**), Fi^ankreich, Belgien
und Oesterreich.
Diese Rührigkeit ist ein hocherfreu-
liches Zeichen für das Bestreben aller
Kulturländer , ihre Arzneibücher auf
die Höhe der Zeit zu bringen und die-
selben in wichtigen Punkten mehr und
mehr übereinstimmend zu gestalten.
«Die Pharmakopoe soll sich» — so
schrieb eine Autorität auf dem Gebiete
des Arzneibuchwesens vor kurzem
treffend — «nicht dem niedrigsten
Stande der Wissenschaft anpassen und
nur das noch gerade zulässige Minimum
an Kenntnissen verlangen, sondern ein
Abbild des höchsten Standes der Fach-
wissenschaften sein, also auch die
höchsten Anforderungen an den Apo-
**) Die spanischo Pharmakopöo ist wahrer d
der DiUcklegoDg dieses Artikels bereits erschieor^n.
i)
theker stellen» — und an anderer
Stelle: «Die Pharmakopoe soll aber
keineswegs nur für den Apotheker ge-
macht und auf seine Bedürfnisse zu-,
geschnitten werden, sondern sie muß
auch die Bedürfnisse des Ai'ztes be- ,
rücksichtigen.* Kurz mit anderen.
Worten : Das Arzneibuch soll eine Rieht- ,
schnür sein, an die man sich in allen
Fällen hält.
Kehren wir zurück zum eigentlichen i
Gegenstand unserer Besprechung! 1
Abgesehen davon, daß das Erscheinen
eines Arzneibuches, an dessen Neu-i
bearbeitung sich in der Regel hervor-;
lagende Fachmänner des betreffenden
Landes beteiligen, immer ein Ereignis
für die Fachwi senschaft bedeutet, und
sich schon deshalb ein näheres Ein-
gehen auf die Aenderungen und Ver-
besserungen wohl verlohnt, so ist die
Herausgabe der neuen amerikanischen
Pharmakopoe speziell auch für die be-
teiligten Handelskreise von Wichtigkeit,
insofern als vor einiger Zeit in Amerika
ein Gesetz herausgekommen ist, welches
gegen die Verfälschung und Minder-
wertigkeit von auswärts eingeführter
Drogen, Gewürze, Nahrungs-
mittel u. dergl. mehr vorgeht. Da-
nach sind die mit der Kontrolle beauf-
tragten Behörden berechtigt, die
Aushändigung von solchen Gütern, die
bei der vorgenommenen Untersuchung
den gesetzlichen Vorschriften nicht ge-
nügen, zu verweigern ; das Ende davon
ist: die Ware geht zurück an diej
Verkäufer. Die hierbei gültigen Be-
stimmungen inbetreff Drogen usw.
dürften sich aller Wahi-scheinlichkeit
nach in den einzelnen Vorschriften des
neuen amerikanischen Arzneibuches
wiedei^piegeln , und letzteres somit
wichtige Anhaltspunkte auch für Handels-
kreise geben.
Die 8. Ausgabe der Ph. U. S.*) re-
präsentiert einen stattlichen Band, in
Größe und Stärke bedeutend umfang-
reicher als das z. Zt. gültige deutsche
*) Ph. ü. S. = Abkürzaug für Pharma-
copoeia of United States.
Arzneibuch. Dies wird nicht ver-
wundern, wenn man hört, daß ersteres
neben zahlreichen allgemeinen An-
leitungen und Tabellen etwa 950 Arznei-
mittel und 165 Reagentien aufgeführt
enthält, während das D. A.-B. nur
rund 600 Arzneimittel aufzuweisen hat.
Eingeleitet wird das amerikanische
Arzneibuch von einer interessanten
Abhandlung über die geschichtliche
Entwickelung desselben, wobei auch in
pietätvoller Weise derer gedacht ist,
die sich darum verdient gemacht haben.
Danach wurden 1817 die Vorbereit-
ungen zur erstmaligen Ausgabe eines
offiziellen amerikanischen Arzneibuches
getroffen, welches 1820 in Kraft trat
und dem, mit der nunmehr erschienenen,
sieben Neuausgaben gefolgt sind.
Diesem geschichtlichen Ueberblick
folgt alsdann nach echt amerikanischer
Eigenart, die das Persönliche liebt,
eine Aufzählung der einzelnen Dele-
gierten aller Provinzen der Vereinigten
Staaten, welchen das Recht zustand,
durch Wort und Schrift an der Revision
teilzunehmen. Diese Zusammenstellung
besitzt natürlich nur mehr lokales
Interesse, zeigt aber auch uns, wie in
weitgehendstem Maße Vertreter von
Universitäten , Apothekervereinen und
Medizinalbehörden hinzugezogen und
gehört worden sind.
Anschließend wird im Zusammenhang
über die Fortschritte der Revisions-
verhandlungen berichtet, welch letztere
erst nach fünf Jahren (1900 bis 1905)
zum Abschluß gelangten, und u. a. hier
die hauptsächlichsten Grundsätze er-
wähnt, nach denen die Ph. U. S. neu
bearbeitet worden ist.
Demgemäß gelangten zur Aufnahme
nur Drogen (product of nature) be-
kannter Herkunft und ebenso nur
arzneilich gebrauchte chemische Pro-
dukte und Präparate (sjiithetized
product) von bestimmter Zusammen-
setzung, deren Identität, Reinheit und
Stärke sich mit Sicherheit feststellen
lassen, dagegen blieben unkontrollier-
bare Geheimmittel und patentierte
Medikamente davon ausgeschlossen.
Letztere Bestimmung verfolgt jedenfalls
den Zweck, der Ueberhandnahme der
in jüngster Zeit in unheimlicher Men^e
auftauchenden «neuen Arzneimittel» ent-
gegenzutreten. Dies mag in vielen
Fällen berechtigt erscheinen, doch sollte
man individualisieren, d. h. die wirklich
erprobten und von sachverständiger
Seite empfohlenen Sjoithetica neuesten
Datums nicht unter der Allgemeinheit
leiden lassen, sondern diese einfach
herausgreifen.
Des weiteren hat es sich die
Kommission zur Aufgabe gemacht, für
alle wichtigeren bezw. stark wirkenden
Drogen oder die daraus hergestellten
Präparate — wo irgend angängig ~
Prüfungs- Vorschriften zur Bestimmung
des Qehaltes an wirksamen Stoffen
aufzustellen. Dabei ist aber streng
darauf geachtet worden, daß die Unter-
suchungen möglichst einfach zu ge-
stalten und mit den im Apotheken-
laboratorium vorhandenen Hilfsmitteln
leicht auszuführen sind (von schwie-
rigeren Prüfungen, wie z. B. physio-
logischen Bestimmungen, hat man daher
mit Recht abgesehen). Hierher ge-
hören vor allem die Alkaloidbestimm-
ungen, sowie die Ermittelungen von
Harz- und Asche -Gehalt in Drogen,
Jod- und Verseifungszahlen in fetten
Oelen und Balsamen, die Feststellung
des optischen Drehungsvermögens bei
ätherischen Oelen u. a. mehr.
In bezug auf die offlzinellen («pharma-
copoeial> anstelle des früheren «official»)
chemischen Präparate sind folgende
Grundsätze maßgebend gewesen: Bei
Arzneimitteln, wo etwaige — wenn
auch geringe — Beimengungen fremder
Substanzen die therapeutische Wirk-
samkeit des Mittels ungünstig beein-
flussen oder herabsetzen können, ist
eine strenge Prüfung auf größtmöglichste
Reinheit am Platze. Bei solchen Prä-
paraten jedoch, welche gewisse, ent-
weder durch die Art des Rohmaterials,
durch die Herstellungsweise oder in-
folge geringer Beständigkeit bedingte,
aber — selbst für den äußerlichen Ge-
brauch — unschädliche Mengen von
Fremdkörpern enthalten, ist weniger
scharf vorzugehen und der Reinheits
grad demgemäß besonders zu normieren
(Hierauf komme ich später noch aus-
führlicher zu sprechen — d. Ref.)
Diese Ansicht ist sehr richtig und
beachtenswert; dadurch werden die
Arzneimittelpreise für Chemikalien, die
geringe Mengen fremder Substanz ein-
schließen, deren Eliminierung aber nur
unter Aufwand größerer Kosten möglich
ist, nicht unnötig in die Höhe getrieben,
— und das ist sowohl für den Fa-
brikanten, aber besonders dem Apo-
theker angenehm, und in dritter Linie
schließlich für die Konsumenten von
großem Nutzen.
Das metrische Gewichts- und Maß-
system wird, gleich der 7. Ausgabe,
beibehalten und die älteren landes-
üblichen Gewichte und Maße, da wo
wünschenswert, bei den einzelnen
Pharmakopöeartikeln entsprechend bei-
gefügt.
Dies sind die hauptsächlichsten
Prinzipien, welche bei der Bearbeitung
der 8. Ausgabe grundlegend waren.
Ehe die Beschreibung der einzelnen
Arzneibuch-Artikel beginnt, ist in einem
Vorwort mit amerikanischer Gründlich-
keit nochmals alles Wissenswerte über
Aenderungen, Verbesserungen, Zusätze
zusammengefaßt, was in der neu er-
schienenen Pharmakopoe zum Ausdruck
gelangt ist.
Dieser Vorrede folgen schließlich noch
allgemein gehaltene, erläuternde Ein-
führungs - Bestimmungen (introductory
notices) über den Feinheitsgrad der
Pulver (5 Abstufungen), Perkolation,
Extrakte, spezifisches Gewicht, Normal-
temperaturen, Maße und Gewichte.
Aus dem Vorwort verdienen folgende
Punkte besondere Erwähnung: Als der
wichtigste Fortschritt der 8. Ausgabe
ist ohne Zweifel die Befolgung bezw.
praktische Anwendung der * Beschlüsse
der 1902 in Brüssel stattgefundenen
«Conference Internationale pour Tüni-
' fication de la Formule des M6dicaments
|H6roiques» zu betrachten. Das ameri-
kanische Arzneibuch ist zwar das erste,
.welches die internationalen Abmach-
UDgen (zam größten Teil) praktisch
befolgt und sich zunutze macht, aber
auch dasjenige, welches in dieser Be-
ziehung recht sehr im Rückstände war.
Dieser Fortschritt ist daher um so mehr
mit Freude zu begrüßen, als dadurch
endlich größere Uebereinstimmung mit
den diesbezüglichen Vorschriften europä-
ischer Länder erzielt wird.
Die wichtigsten Grundsätze der
Brüsseler Konferenz sind bekanntlich
folgende: 1) Starkwirkende Arzneimittel
sollen nicht in Form von Medizinal-
wein bereitet werden, 2) Tinkturen
starkwirkender Drogen sollen durch-
gehends eine Stärke von 10 pCt, und
3) Fluidextrakte von starkwirkenden
Drogen sollen eine Stärke von 100 pCt
besitzen. Um den Unterschied der 7.
und 8. Ausgabe der Ph. U. S. in dieser
Hinsicht durch einige Beispiele kurz
zu charakterisieren, sei erwähn t, daß
die frühere Tinctura Aconiti 1 g Droge
in 2,85 ccm, Tinct. Digitalis 1 g in
6,67 ccm und Tinct. Strophanthi 1 g
in 20 ccm enthielt, während nunmehr
alle im Verhältnis 1 : 10 zu bereiten
sind. Durch die Einführung des Dezimal-
systems ist der internationalen Rezeptur
ein großer Dienst erwiesen worden,
und darf man hoffen, daß auch andere
Länder diesem Beispiel folgen, und
damit eine immer weiter fortschreitende
Erleichterung im internationalen Ver-
kehr mit Arzneimitteln erzielt wird.
Unterschiedlich vom D. A.-B. IV ist
in der Ph. U. S. als Einheit für die
Berechnung der Atomgewichte Wasser-
stoff = 1 und Sauerstoff -= 15,88 an-
genommen worden, während ersteres
bekanntlich Sauerstoff =16 und Wasser-
stoff = 1,008 zugrunde legt. Als ab-
gekürzte Zeichen für die Elemente sind
die von der internationalen Atom-
gewichts - Kommission im Jahre 1904
festgesetzten angenommen. Die dies-
bezüglichen Einzelheiten kommen in der
dem Arzneibuch beigegebenen Atom-
und Molekulargewichts-Tabelle zum Aus-
druck.
Neu und für die am amerikanischen
Handel beteiligten Kreise besonders
beachtenswert ist die von der 8. Aus-
gabe bei analytischen Bestimmungen
vorgeschriebene Normal - Temperatur
(Standard temperature) von 25^ C gegen
\b^ C früher. Die Prüfung der spezif-
ischen Gewichte von ätherischen Oelen
und sonstigen Flüssigkeiten, ebenso
die Löslichkeitsermittelung sind also
nunmehr bei 25^ vorzunebnen und die
dafür in der Ph. U. S. aufgestellten
Konstanten dieser Temperatur ent-
sprechende. Diese Aenderung wird von
der Pharmakopoe - Kommission dahin
begründet, daß die in den Vereinigten
Staaten vorherrschende Durchschnitts-
temperatur (spez. in Apotheken, La-
boratorien) durchweg der Temperatur
von 25<^ C (= 770 F) näher kommt als
der von 15« C (= 69« F).
Wie bereits bemerkt, enthält das
jetzige Arzneibuch etwa 950 Mittel,
wovon 117 als neu zu betrachten, da-
gegen 151 der letzten Ausgabe weg-
gelassen sind. Demzufolge führt die
Ph. U. S. also rund 350 Arzneimittel
mehr als das D. A.-B. IV. Dieser
bedeutende Ueberschuß mag einesteils
in der Größe der Vereinigten Staaten
und in der Eigenart der zahlreichen
Provinzen, andernteils in der Vorliebe
der Amerikaner für galenische Prä-
parate (Pillen, Tinkturen, Fluidextrakte
zur Bereitung der beliebten «drinks»)
Erklärung finden. Ein Fehler ist ein
Plus von Medikamenten, soweit es sich
nicht um veralteten Ballast handelt, in
«
einer Pharmakopoe nicht, denn es ist
richtiger, für alle gangbaren und be-
währten Medikamente erprobte Vor-
schriften im Arzneibuch selbst zu haben,
als die Anfertigung nach mehr oder
minder guten Vorschriften jedem ein-
zelnen Apotheker oder Fabrikanten zu
überlassen. Außerdem wird dem Arzte
eine größere Auswahl von Arzneimitteln
an die Hand gegeben, deren genaue
Zusammensetzung eben durch Auf-
nahme in das Arzneibuch feststeht.
Bevor ich auf die einzelnen Pharma-
kopöeartikel näher zu sprechen komme,
will ich noch einige allgemeinere, bei
der Durchsicht der Ph. U. S. gemachte
Beobachtungen herausgreifen.
Während das D. A.-B. nur bei den geudeEinrichtangeii äußerer Art hervor-
in der Tabelle A zusammengestellten
starkwirkenden Arzneimitteln Höchst-
gaben und zwar je Einzel- und Tages-
zuheben: Bei jeder einzelnen Prftfung
auf Reinheit des Präparates ist das
Verfälschungs- oder Verunreinigungs-
gabe aufführt, bat man in der neuen Objekt, auf welches das betr. in An-
Ph. U. S. jedem innerlich bezw. sub- wendung kommende Reagens fahndet,
kutan gebrauchten Medikament eine 1 in Parenthese beigefügt. Hierdurch
sogenannte Durchscbnittsgabe (für Er- ' wird dem Arzneibuch sozusagen der
wachsene = eyerage dose for adults) , Anstrich eines Rätselbuches genommen
am Schlüsse der Beschreibung zugefugt, und in vieler Hinsicht ein Kommentar
um dadurch Arzt und Apotheker in ' überflüssig gemacht ; vor allem ist dies
allen Fällen einen gewissen Anhalts- : aber eine Erleichterung für den jüngeren
punkt zu geben. Das Arzneibuch er- j Fachgenossen, der noch nicht in allen
wähnt aber ausdrücklich im Vorwort, Satteln festsitzt. Die andere Einricht-
daß sich der Arzt absolut nicht streng I ung von praktischem Wert besteht darin,
an die vorgeschriebene Gabe zu binden daß bei jeder wichtigeren Prüfung
braucht, sobald er eine höhere Gabe (Alkaloidbestimmung) alle die dazu
für nötig erachtet. (Ob es nicht vor- , nötigen Hilfsmittel der Ausführung vor-
teilhafter gewesen wäre, außerdem bei gesetzt sind. Auf diese Weise über-
den starkwirkenden Mitteln doch auch sieht der Analytiker sofort, was er zur
noch eine Maximal - T a g e s gäbe hinzu-
zufügen? D. Bef.)
Prüfung braucht und kann sich somit
schnell überzeugen, ob die vorgeschrie-
Generdvorechriften zur Bereitung j Jjjfif^^.^^^;^^^^
zusamm^ehönger Gruppen galenischer Aufenthalt die Analyse in der rechten
Präparate hat die Ph. U. S. raöfflichst ttt.: ^u ^^^^ ^i^a^^ :.i.x u.-.^
Präparate hat die Ph. U. S. möglichst
vermieden und solche nur da gegeben,
Weise vorbereiten. Man ersieht hier-
aus, auch auf die äußerliche praktische
wo sie wirklich am Platze sind wie , ^a^^^^^ ^^ Arzneibuches haben
?; ^\^fJ^^,'^f'^Tf'''^ !^fZ\^^ Amerikaner gebührende Rücksicht
(Aquae destülatae) und (in begreuztem ! „„_„„„„_ „^^ anerkannt nnd da vor-
SiBBe) bei Tinkturen , welch letztere , gfS rezeTclefwerden muß "
von starkwirkenden Dro&ren im Verhält- i-w« r> j a •.^•i.* i
Tvii o«w«.»f««.oiiujii *^iugcu xiii Tcx «lu p Benennungen der Arzneimittel
ms 1 : 10, aje anderen 1 : 6 herzustellen ^j ueberschrift für die einzelnen
fflnd. Im übr^en aber werden genaue , phannakopöe-Artikel sind nicht einheit-
Emzelvorschnften, ^e sich ganz der j.^j^ _ {/„„gerem Sinne -, und ist
Art und Natui- der betr Rohdroge an- 1 ^^ . ^ willkürlich verfahren,
paasen, vorgezogen. Dieses Pnnzip ^ ^ j ^^, Verhältnissen weitl
steht mit den neueren Forschungen nach , ^^ ^^ Rechnung getragen, d. h. je
^esM- Richtung hm voUkommen im l^^^^^^ ^j^ •„ ^^ Medizina umgangJ-
EmUang und macht sich im vorUegen- , ^^^^ ^ Landes gebräuchlichite
den Arzneibuch z B. bei den Vorschriften , B^^nennung ~ oblateinisch oder amerikan-
ttr Fluidextrakte vorteühaft bemerk- 1 j^^j^ ^^^^ ^ „^^^ _ ^,g ueberschrift
bar, indem hierbei die verschiedensten | j^^j.^^!^ j^^^^
Menstrua in Anwendung kommen. Von l ^^ ^f^ chemischen Präparaten herrscht
Neuaufnahmen sind besonders die wich- ^j ^ lateinische Nomenklatur (nach
ügen neueren organo-therapeutischen ß,^,;,-^,, ^^^ ,Anseni Trioxiduoi für
Präparate zu nennen, womit die Ph. US. ^^j^„^ arsenicosum, Calcii Carbonas
m die Fußtapfen des D. A.-B. tritt praecipitatus für oälcium carbonicum
Erstere ist sogar weitergegangen und J^aeci^itatum, Magnesii Oxidum für
hat neben Serum antidiphthencum noch M„_np^i„ „ ' n während die Galenica '
wandulaelüyreoidaeun«ii.&upiarenaies ^^^^ ^^^, ^^^^ ^^^ ^^^ üblichen latein- ä
aulgenommen. -^^^^^^ Nomenklatur (analog D. A.-B. IV) j
Als recht praktisch sind ferner fol- benannt sind.
Die geschützten Arzneimittelnamen
der neueren Synthetica haben keine
Gnade vor den Angen der Pharmakopöe-
Eommission gefunden; entweder ist
dafür die wissenschaftliche Bezeichnung
gewählt worden (Acetphenetidin für
Phenacetin, Bismutsubgallat für Der-
matol, Guajacolcarbonat für Duotal,
Thymüljodid für Aristol usf.), oder man
hat sich sogar zu einer Umtaufe resp.
Wortneubildung entschlossen (Aethyl-
carbamat für Urethan, Benzosulflnidum
für Saccharin, Sulfonmethan für Sulfonal
usf.)' Neu ist auch die Zusammen-
ziehung von Extractum fluidum in ein
Wort «Fluidextractum», ebenso z. B.
das latinisierte «Cinnaldehydum» für
Zimtaldehyd.
Für die Benennung der vegetabil-
ischen Drogen bezw. derea Stamm-
pflanzen sind in der Hauptsache die
lateinischen Namen nach Engler und
Prantl maßgebend gewesen, jedoch
sind auch hier die Ueberschriften
spezifisch amerikanisch und dem Pharma-
kopöeartikel meist nur der Gattungs-
name vorgesetzt ohne jedwede Nenn-
ung des die betr. Droge ausmachenden
Bestandteiles der Pflanze (Glycyrrhiza
für Radix Liquiritiae, Jalapa für Tubera
Jalapae, Lobelia für Folia Lobeliae,
Lycopodium für Semen Lycopodii usf.).
Den offiziellen Ueberschriften sind da-
gegen außerdem noch die gebräuch-
Uchsten Synonyme beigegeben.
Nach alledem ist für den mit der
amerikanischen Nomenklatur weniger
Vertrauten das Zurechtfinden in der
Ph. ü. S. nicht ganz leicht. Ich habe
daher auch bei der nachfolgenden kurzen
Besprechung der Arzneimittel und
sonstigen Pharmakopöeartikel, von denen
mir Einzelheiten erwähnenswert dünkten,
die im D. A.-B. IV übliche Nomen-
klatur gewählt, die betr. Bezeichnung
der Ph. U. S. aber in Klammer hinzu-
gefügt.
(^Fortsetzung folgt.)
Neue Arzneimittel.
Bioforip.a ist eine granulierte Blischung
von 50 g Calciamglycerophospbat, 10 g
Chinaextrakt; 40 g Kakao mit Vanillezusatz,
20 g Eolaextrakt; 5 g Eokaextrakt und
875 g Zucker.
Formamint - Tabletten enthalten nadi
Corresp.-Blatt f. Schweiz. Aerzte 1905, 769
je 0,01 g Formaldehyd, lose gebunden an
Zucker und Menthol, außerdem als wirk-
same Stoffe etwas Pepsin, Salzsäure,
Zitronensäure. Vergleidie auch Pharm.
Centralh. 45 [1904], 650.
Krewel' s Sangninal - Lebertran - Emul-
sion besteht ans gleichen Teilen Sanguinal
Krewel (Pharm. Centralh. 34 [1893J, 650,
687) und aromatischer Lebertranemulsion.
Panzersohlamm. Unter diesem Namen
kommt ein Seeschlick in den Handel, der
auf dem Gute Lndwigshof im Kreise
Ueckermünde gefunden wird. Nach Med.
Klinik 1905, 1369 befindet sich daselbst
eine etwa 900 ha große Fläche eines vor
vielen Jahren nach dem Haff abgelassenen
Sees. Dieselbe ist seitdem mit einer
dichte, einen Fuß hohen Torfdecke über-
wachsen, unter der sich eine 14 m mächtige
Schicht einer braunen, krümeligen, sich
etwas fettig anfühlenden Masse befindet.
Letztere an die Luft gebracht, gibt das
Wasser nur sehr langsam ab, trocknet
jedoch schließUch zu einer homartigen,
schwierig zu zerkleinernden Masse ein und
besteht hauptsächlich aus Bacillariaceen-
formen. Anwendung: statt Moor und
Schlamm, besonders in Krankheitsfällen, die
mit Ausschwitznngen verbunden sind. Er
kann auch mit Sublimat, Aluminiumaoetat-
lösung, Jod usw. versetzt werden.
Proponal ist nach Med. Klin. 1905,
1327 Dipropylbarbitursänre mit der Struktur-
formel:
CaH;
C3H7
>c<S = cS>«o
Es ist, wie sein Homologes: Veronal, ein
farbloser, kristallinischer Körper, schmilzt
bei 145^ ^korrigiert), löst sich in ungefähr
70 Teilen kochendem Wasser und in 1640
Teilen Wasser von 20^. Die wässerige Lösung
schmeckt schwach bitter. In verdünnten
Alkalien ist 68 außerordentlich leieht IMidi.
Es wurde in Gaben von 0,15, 0,2 bis
0,5 g bei Sdilaflosigkeit mit sehr gutem
Molge gegeben. Auffallend war, daß das
Proponal bei einzelnen Personen trotz
seiner schweren LOslichkeit m Wasser
schneller als Veronal seine Wirkung ent-
faltete. Endl Fischer und J. v. Mering
vermuten, daß im alkalischen Darmsafte
eine schnellere Aufsaugung stattfindet. Es
wird am besten als Pulver genommen und
mit Wasser, Tee oder einem alkoholischen
Getränk hinuntergespflit Darsteller: Farben-
fabriken vorm. Friedrich Bayer <& Co.
in Elberfeld und E, Merck in Darmstadt.
Thürpil ist der Handelsname für die
Tbflringer Pillen, welche von CL Lage-
manrij chemische Fabrik in Aachen dar-
gestellt werden. Die Zusammensetzung
derselben ist in Pharm. Gentralh. 46 [1905],
650 mitgeteUL
Ä Mentxel.
Zur Darstellung von
Spiritus saponatus D. A.-B. IV
empfiehlt Apotheker Jacobson (in Pharm.
Ztg. 1905, 792) 600 Teile Olivenöl, 105
Teile festes Aetzkali und 750 Teile Wein-
geist in eine Flasche zu geben und dieses
Gemisdi auf die Platte eines geheizten
Destillierapparates zu stellen. Nach einigen
Standen hat sich eine vollkommen klare
FlOssigkeit gebildet Dieser setzt man
sofort noch 2250 Teile Spu-itus und 595
Teile Wasser hinzu, stellt die Mischung
emen Tag beiseite und ffigt 1700 Teile
Wasser hinzu. Man erhält so ein tadel-
loses Präparat, das nicht filtriert zu werden
braucht und das kerne Spur Oel aus-
sdieidet
Eine andere Vorschrift teilt Stabsapotheker
Dr. Schaumann in Pharm. Ztg. 1905,
814 mit. Dieselbe lautet: 210 Tdle
festes Aetzkali, 290 Teile destilliertes Wasser,
1200 TeUe OUvenöl und 1500 Teile
Spiritus werden gemischt. Bei öfterem Um-
achfltteln ist nach 20 bis 25 Minuten die
Versdfung beendet, worauf man 4500
Teile Spfaitus und soviel destilliertes Wasser
znffigt, daß das Ganze 12000 Teile he-
Wißt. H, M,
Salze der Alkaloide und
monomethylarseniger Säure
(Arrhenal).
Prof. Discor. Vitali empfiehlt zur Dar-
stellung von Alkaloid- Arrhenalaten
In kristallisiertem Zustande folgende Methode:
Arrhenal (monomethylarsenige Säure) und
eine dem Molekulargewicht entsprechende
Menge des betr. Alkaloidsuifats werden mit
etwas Wasser zu einem dünnen Brei an-
gerührt, zur Trockne verdampft, fein ge-
pulvert und mit siedendem wasserfreien
Alkohol ausgezogen. Aus ihm scheiden sich
nach dem Filtrieren beim Erkalten die
Salze kristallmisch aus. Aus Arrhenal und
den Alkaloidsulfaten entstehen durch
Wechselzersetzung Natriumsulfat und Aikai-
oidarrhenalat; ersteres bleibt unlöslich zurück,
letzteres geht in LOsnng und kristallisiert
aus. Was die einzelnen der vielen vom
Verfasser dargesteUten Alkaloidsalze betrifft,
so empfiehlt es sich, um ihre Eigenschaften
usw. zu studieren, die Originalabhandiung
einzusehen in Bollettino chimico-farmacentico
1905, 8. 265. E. S.
Bioson hat Arthur Sörmann im Pharma-
oeutischen lostitat der Berliner Universität unter-
suoht and folgende Zahlen im iiittei gefanden :
8,3 pCt Wasser, 62,48 pGt aaf EiweiH berechnete
Stickstoffkörper, davon 0,15 pCt Theobromin,
4,28 pGt Asche, davon 1,87 pCt P^Oe, 0,34 pCt
Eiseo, 7,42 pCt Aethereztrakt, davon 0,0168 pCt
P^Og entsprechend 0,393 pGt Lecithin, 1 pGt
Bohfaser and 1,91 pGt Stärke. Vergleiche hierzu
Pharm. Gentralh. 45 [1904], 480. — te—
Aus den Japanischen Produkten ^Miso^ und
9,Sboya^ isolierten Kitao and Akiyama einen
Körper, der mit Eisenohlorid eine ähnliche
Reaktion gibt wie die Salioylsäare. Sie ver-
muten, daß dieser Körper Tyrosin ist und als Zer-
setzangsprodokt der in den rohen Materialien
enthaltenen Eiweißkörper entstanden sei. Gleich-
zeitig werden Unterscheid angsmerkmale zwischen
dieser Substanz und der Salioylsäure angegeben.
Joum. of the pharm. Soe, of Japan 1905,
Nr, 280, Seite 484. J. K.
8
Die Bromindustrie
und die Gewinnung von Brom
in den Vereinigten Staaten von
Wie sich einem Auszug aus dem Bericht
des «U. S. Geological Survey» über die
Entwickelung der Bromindustrie im ver-
gangenen Jahre entnehmen läßt; kommt
Brom in der Natur in Verbindung mit
verschiedenen Metallen vor in Form von
Embolyt, Gromyrit und Idobromit, welche
jedoch sämtlich nicht als Materialien für
die Gewinnung des Broms dienen. Das-
selbe wird in Amerika hauptsächlich aus
Salzlaugen gewonnen. In 1 Liter Meer-
wasser sind ungefähr 0,05 g Brom ent-
halten, während die bei den Extraktions-
prozessen zu Staßfurt und Leopoldshali er-
haltene Mutterlauge 0,15 bis 0^35 pGt
Brom enthält. Die hauptsächlichsten Pro-
duktionsstaaten, wo der Bromgehalt der
Salzlaugen für kommerzielle Ausbeutung
ausreicht, sind Michigan, West- Virginia,
Ohio und Pennsylvanien, während sich in
den Laugen des Staates New- York Brom
nur in sehr germgen Mengen findet. Mit
der Erzeugung von Brom wurde zuerst im
Jahre 1846 zu Freeport in Pennsylvanien
begonnen, während sie später hauptsächlich
in der Umgegend von St. Louis in Michigan,
Pomeroy in Ohio und Waiden in West-
Virginia betrieben wurde. Für die Extra-
hierung wird in den Vereinigten Staaten
gewöhnlich folgendes Verfahren angewendet,
welches von der F?a7ik'Bchen Methode
etwas abweicht: die Mutterlauge wird mit
verdünnter Schwefelsäure versetzt, wodurch
Hydrobrom- und Hydrochlorsäure frei ge-
macht werden. Durch Erhitzen der Misch-
ung auf 120^ F, scheidet man die flüchtige
Hydrochlorsäure von der in Lösung
bleibenden Hydrobromsäure. Beim Ab-
kühlen kristallisieren verschiedene Sulfate
aus. Die Flüssigkeit wird hierauf mit
Mangansesquioxyd und Schwefelsäure destill-
iert. Das Destillat gelangt in 2 Gefäße,
deren eines leer ist und mit Wasser, Brom,
Bromoform, Bromchlorid und Carbonbromid
beschickt wird, während das andere eine
Aetznatronlösung, welche die Bromdämpfe
aufnimmt und sie als Natriumbromid und
Natriumbromat auflöst, entliält. Die Lösung
wird verdampft und der Rückstand erhitzt,
worauf man ihn mit Schwefelsäure und
Pyrolusit destilliert Im vergangenen Jahre
wurden 897 100 Pfund Brom im Werte
von 215 304 Doli, produziert. Deutschland
liefert jährlich ungefähr 300 t Brom
Ztschr. f. angew. Chem, 1905, 1749. Bit
Ponticin,
ein neues Bhabarberglykosid
hat Oilson (Kapert, de Pharm. 1903, 413)
in einem Bastard von Rheum Rhapontioum
und Rheum undulatum, der in Mähren an-
gebaut wird, entdeckt Die Gewinnung
des Ponticin beruht auf seiner Eigenschaft,
sich aus dem gepulverten Rhabarber mit
Aceton ausziehen zu lassen und im kristallin-
isohen Zustande in Aceton unlöslich zu sein.
In diesem Zustande bildet es weiße
Kristalle, die leicht braun und rot werden
und unlöslich in Wasser, absolutem Alkohol,
Methylalkohol, Aceton, Essigsäure, Aether,
Chloroform, Benzin und Petroläther sind.
In der Wärme ist es in einem Oemisohe
von 4 Teilen Wasser und 6 Teilen Aceton
löslich, desgleichen ist es in Aetzkali und
Ammoniakflüssigkeit löslich. Es schmilzt uro
231^ C, Die Lösung von Ponticin in Aceton
färbt sich mit Eisenchlorid dunkelblau. Beim
Kodien mit 5proc. Schwefelsäure zerfällt
es in Zucker und Pontigenin.
Ijetzteres kristallisiert aus Eisessig und
einer Wasser -Methylalkoholmischung in farb-
losen, bei 187,5^ (7 schmelzenden Kristallen,
die wenig in warmem Wasser, aber sehr
löslich in Methyl- und Aethylalkohol, Aceton,
Aether, Essigäther, dagegen unlöslich in
Benzin und Petroläther sind.
Durch die Elementaranalyse wurde die
Zusammensetzung des Pontigenin zu
G15H14O4 ermittelt; die Formel des Ponticin
ist wahrscheinlich: C21H24O9.
Tannoide wie der chinesische Rhabarber
enthält diese Varietät nicht. (Vergl. Pharm.
Centralh. 44 [1903], 662.) P.
Anticelta Tablets, die von der Anticelta-
Association io London "WC, 62 Chancery Lane
hergestellt werden, bestehen nach Dr. J. Koehs
(Apoth.-Ztg. 1905, 951) aas 0,5 g Natrium-
bikarbonat mit etwa 1,25 pCt eines Yerdanangs-
fermentes. Die bei der Untersachaog gefandenen
3 pCt Magnesium Silikat dürften auf ein Ein-
pudern der Preßstempel zurückzuführen sein.
9
Zur Beurteilung des Schmelz-
punktes der Vaselinsorten
macht Henrik Enell in Svensk Farm.
Tidskr. 1905, 185 etwa folgende Mitteilungen :
In den Handel werden verschiedene Vaselin-
Borten gebracht^ die alle die für sogenann-
tes Natnrvaselin charakterischen Eigenschaften
(sich in Blätter oder Fäden ausziehen zu
lassen) besitzen, dagegen sich bei ihrer An-
wendung ganz verschieden verhalten. In-
folgedessen bestimmte der Verfasser den
Schmelzpunkt verschiedener Sorten. Nach
Angabe des Anhanges zur Pharm. Norv.
schmilzt Vaselin bei 40 bis 50^. Verfasser
erhielt im offenen Kapillarrohr folgende
Schmelzpunkte :
1. Aus einer belgischen Fabrik, fast völlig
farblos und durchscheinend: 85 bezw. 35,8^.
2. Gelbweiß , durchscheinend : 43 bezw.
44«.
3. Oelbwelß , durchscheinend : 43 bezw.
440.
4. Schwedisches Fabrikat, gelbweiß, durch-
scheinend: 36 bezw. 38^.
5. Fast völlig farblos, durscheinend 44^3
bezw. 45^.
6. Eine in Schweden viel gebräuchliche
Marke, fast völlig farblos, weniger durch-
scheinend als die anderen Arten: 38 bezw.
38,50.
7. Ohesebrough, heUgelb, durchscheinend
44,50.
In gesdimolzenem Zustande fluoreszierten
die fast farblosen Proben 1, 5 und 6 ganz
wenig; die anderen recht stark. In 20
Teilen Aether gelöst ergaben 1 und 6 fast
klare, 5 etwas trübe und 2, 3, 4 sowie 7
Lösungen die beim Umschfltteln mehr oder
minder milchig wurden.
Verschiedene Vaselinsorten besitzen die
unangenehme Eigenschaft, sowohl ohne Zu-
satz als auch mit anderen Stoffen gemischt
Salben zu liefern, die während der wärmeren
Jahreszeit die Neigung haben, flüssig zu
werden. Auffalienderweise war diese Er-
scheinung denjenigen der oben erwähnten
7 lYoben (mit Ausnahme von 4) eigen,
welche den höheren Schmelzpunkt hatten,
indem sie bei Zimmerwärme die weichsten
waren. Demnach dürfte die Schmelzpunkt-
bestimmung für die Beurteilung der Vaseline
in der Praxis nicht entscheidend sein, ob
eine Sorte brauchbar ist. Die Ursache
dieses eigenartigen Verhaltens beruht wahr-
scheinlich auf den verschiedenen Viskositäten
der verschiedenen Sorten.
Wurden 8 Teile Vaselin mit 1 Teil
Wollfett gemischt und diese Versuche
wiederholt, so zeigt es sich, daß bei 30
bis 31^ die Proben 1 (am meisten) und
7 flüssig wurden, 5 anfing sidi zu ver*
flüssigen und die übrigen sich wie oben
ohne Zusatz verhielten.
Bei der Ausführung dieser Prüfungen ist
die Probe vorher umzurühren, da es sich
sonst ereignen kann, daß eine in einer
Porzeliansdiale geschmolzene und darauf
völlig abgekühlte Veselinprobe bei 30 bis
31^ keine Neigung zeigt, flüssig zu werden.
Auch diese Erscheinung dürfte von der
Viskosität abhängen.
Eine Vaselinsorte, die nach vor-
herigem Umrühren bei 30 bis 31^
noch nicht flüssig ist, dürfte zur
Verwendung für Salben unge-
eignet sein.
Dem Aussehen nach war Nr. 2, 3, 4
und 7 zweifellos sogenannte Naturvaseline,
Nr. 5 und 6 wahrscheinlich mit irgend
einem Zusatz versehen. Obwohl Probe 5
aUe Anzeichen einer Mischung besaß, war
sie als Salbengrundlage von fester Kon-
sistenz und fast besser als die anderen zu
gebrauchen. Die ihr eigene Viskosität läßt
annehmen, daß sie größtenteils sogenanntes
Naturvaselin enthielt. Nach des Verfassers
Ansidit würde ein der Probe 5 ent-
sprechendes Gemisch, das im übrigen den
Anforderungen der Pharmakopoe genügt,
für den Gebrauch ein sehr geeignetes
Vaselin sein. H. M.
Der Eoliertricliter ,,Protos'*
besteht aus zwei Teilen, er ist vermutlich
aus Celluloid hergestellt. Ueber den unteren
Teil wird die dazu gehörige Kolierscheibe
gelegt und darauf der obere in den unteren
eingesetzt; so daß das Tuch wie bei einem
Siebe gespannt ist Hergestellt wird der-
selbe und die Kolierscheiben in zwei Durch-
messern (8 und 12 cm) von Lüsche7'
<& Römper in Fahr (Rhein!.). —tx —
10
Zur Verhütung der Botfärbung
der Karbolsäure
empfiehlt L. Reuter einen ganz geringen
Zusatz von schwefliger Säure zu dem zu
kristalliBierenden Phenol. Er stellt sich zu
dem Zweck erst ein Acidum carbolicum
liquef actum mit 10 pGt Schwefeldioxyd
her^ durch Einleiten des gut gewaschenen,
aber nicht getrockneten S02-Gase8 in ge-
kohltes verflQssigtes Phenol. Man kann
ebenso gut auch das verflüssigte S02-6as
nehmen. Diese lOproc. Lösung ist eine
gelbliche Flüssigkeit und besitzt intensiven
Schwefligsäuregeruch. Von dieser Lösung
werden 50 ccm zu 200 kg geschmolzenem
reinen Phenol zugesetzt, so daß das fertige
Präparat ungefähr 0,0025 pGt SO2 und
ein damit ber^tetes 5proc. Karbol wasser
nur 0;000125 pCt SO2 enthält, eine
Menge, die sicherlich zu keinerlei Bedenken
Anlaß gibt Nach den Beobachtungen
Reuter^B ist die deutsche Karbolsäure
reiner als die englische und daher der
letzteren vorzuziehen, und auch nur mit
deutscher Karbolsäure gelang es häufig
schon mit 25 ccm obiger Schwefligsäure-
lösung auf 200 kg dauernde Farblosigkeit
herbeizuführen. Nach den Beobachtungen
des Verfassers hält sich eine Karbolsäure
ebenfalls länger farblos, wenn sie nach der
Destillation in einer Kohlensäureatmosphäre
erkaltet und kristallisiert. Doch ist ein
geringer S02-Zu8atz auch hier zu empfehlen.
Für gewöhnliche Zwecke genügt ein Phenol
mit dem Schmp. 30 bis 35^ (7, während
nur für Fabrikation von Salicylsäure,
Kumarin usw. ein solcher vom Schmp.
42^ notwendig ist. (Vorläufig muß natür-
lich in der Receptur von einer schweflig-
säurehaltigen Karbolsäure abgesehen werden.
Schriftleitung,) J, K,
Pharm, Joum, 1906, 787.
Pferdekammfett,
das als Haarerhaltungsmittel verwendet
werden soll, erhält man nach Pharm. Ztg.
1905, 1002, indem man das gesunden
Pferden entnommene Fett '.Kammfett) mög-
lichst klein sehneidet, in eine eiserne
Presse bringt, deren Preßplatten innen
gerippt und sehr gut verzinnt sind, und es
auspreßt Das so erhaltene Fett läßt man
in einem Glasgefäße bei 12^ C so lange
stehen, bis sich oben eine Schicht flOscugen
Fettes angesammelt hat, das bei gewöhn-
licher Temperatur ölartig flüssig bleibt.
Diese flüssige Schicht wird abgeschöpft
und auf je 1 kg desselben etwa 50 g
Muskatnußöl und 5 g Ingweröl oder fran-
zösisches bez. amerikanisches Terpentinöl
zugesetzt. Dadurch wird auf die Kopfhaut
ein leichter Reiz ausgeübt, durch den der
Haarwuchs befördert werden soll. Des
angenehmen Geruches wegen können diesem
Produkte auf 1 kg noch etwa 30 g
Zitronenöl zugegeben werden, worauf das
Pferdekammfett als Haarerhaltungsmittel
fertig ist.
Die im Gefäß zurückgebliebene dicke
Masse wird mit den obengenannten Zusätzen
und außerdem noch auf je 1 kg derselben
mit 700 g frischem Schweinefett, 700 g
gelbem Bienenwachs, 50 g Orangenöl und
20 g Bergamottöl innigst vermischt und
als Haarpomade verwendet
Will man das Pf«rdekammfett für andere
Kosmetika verwenden, so setzt man auf
je 1 kg hinzu: 1,4 kg gelbes Bienen wachs,
100 g Orangenöl und 40 g Bergamottöl.
H. M,
Verfahren zur Darstellung von Dilmino-
pyrimidin und dessen C-Alkylsubstltatlons-
produkten. D.R.P. 158621, Kl. 12 p. Farben-
fabriken vorm. Friedrich Bayer db Cq.^ Elber-
feld. Die zur Herbtellung der therapeutisch
wichtigen Barbitursäuren zu verwenden-
den Produkte des vorliegenden Patentes : 2-Thio-
4,6 - diiminopy rimidin , 2 - Thio - 4,6 - dümino - 5 -
diäthypyrimidin , 2-Thio-4,6-diimiüO-5 dipropyl-
pyrimidin , 2 - Thio - 4,6 - diimino - 5 - monoäthyl-
py rimidin werden erhalten, indem man Thioham-
stoff mit Malonnitril oder dessen Alli^lsab-
stitutionsprodukten mit Hilfe von alkalischen
KondensatioDsmitteln kondensiert. A, St.
Darstellnng von 8-Mono, Dl- und Triehlor-
methylxanthinen, Darstf Hang Ton Teiraehlor-
kaffein. D. R P. 146714, 146715. (Vgl.
Pharm. Centralh. 44 [1903], 770). lÄßt man
auf das 1. 3. 7. 8-Tetramethylxanthin oder
8-Methylkaffei'D 1, 2 oder 3 Mol. Chlor ein-
wirken, 60 gelangt man zu 1. 3. 7-Trimethyl-8-
monochlormetbylxanthin, zu 1. 3. 7-Thmethyl-8-
dichlormethylxanthin und zu 1. 3 7-Trimethyl-
8-trichlormethylxanthin. Diese neuen Substi-
tutionsprodukte sind gut charakterisierte, ziemlich
beständige Verbindungen ohnebasisohen Charakter
und dienen als Ausgangsmaterial für neue
pharmazeutische Produkte. So erhält man durch
energisches Chlorieren das vierfach gechlorte
Methylxanthin, das Tetrachlorkaffein.
A, St,
11
Ueber Desinfektion mittels
schwefliger Säure.
A. BariUi hat die Einwirkung von
schwefliger Säure auf Militärtnche^ auf
Leinewand nnd Baumwolle und auf eine
Reihe anderer Stoffe untersucht und fand,
daß durch diese Desinfektionsmethode die
Stoffe mehr oder weniger zerstört werden,
and daß durch die gebildete Schwefelsäure
der Zellstoff hydrolysiert wird. Er fand
bis zu 28;0d g freier Schwefelsäure im
Kilogramm Stoff und als Umwandlungs-
produkt in einem Falle 61,95 g d-Glykose
auf 1 Kilogramm. Auf Orund seiner Be-
funde warnt er vor dem Gebranch von
schwefliger Säure und schlägt statt dessen
eme stark sodaalkalische EresolseifenlOsung
vor. Will man aber doch schweflige Säure
anwenden, dann müssen die Stoffe frei
sdn von Metallsalzen einer corrodierenden
Säure, oder müssen wenigstens mit 50 g
Soda oder Borax auf 1 Kilogramm im-
praegniert werden. A,
Rep. de Pharm. 1904, 529,
Die Untersuchungen
über den Einfluss alkalischer
Substanssen auf Vorgänge der
spontanen Oxydation
sind von Prof. Dr. Schär fortgesetzt worden
(vergl. hierzu Pharm. Centralh. 46 [1905],
256). Als Hauptergebnisse der jahrelangen
Arbeiten dieses Forschers über die spontanen
Oxydationen und die bei ihnen zu beobachten-
den aktivierenden Wirkungen mancher, vor
allen Dingen alkalischer Substanzen sei hier
hervorgehoben: Werden verdünnte Lösungen
von Tannin ; Pyrogallol, Chinon^ Aloin^
Chrysarobin und Brasilin 1) mit kleinen
Mengen einer anorganischen oder organischen
Bäure versetzt, 2) neutral belassen, 3) mit
kleinen Zusätzen von stärker oder schwächer
alkalischen Stoffen versetzt und huigestellt,
80 tritt m den Lösungen unter 2) sehr bald
eine langsame, unter 3) eine schnelle jedoch
nach der Natur des zugefügten Alkali ver-
schieden schnelle Oxydation und damit ver-
bundene Färbung der Lösung ein. Dagegen
ist in den Lösungen unter 1) eine, wenn
auch je nach der zugefügten Säure graduell
verschiedene Verzögerung m der Oxydation
und Färbung zu verzeichnen. Außer einer
Oxydation durch den Sauerstoff der Luft,
wie bei allen diesen Körpern, tritt nament-
lich bei Chinon und Aloin auch noch ^e
intramolekulare Oxydation oder Verbrennung
durch Umlagerung des Sauerstoffs der Ver-
bindung ein.
Zuletzt macht Schär noch auf die akti-
vierende Wh*kung sehr geringer Mengen
der meisten Ammoniumsalze aufmerksam
und glaubt hiermit zum Teil die bei der
Bereitung vieler pharmazeutiseher, namentiich
galenischer Präparate auftretenden Nach-
dunkelungen und Verfärbungen erklären zu
können. Entgegen der Ansicht anderer
Forscher, wie z. B. Weith und Weber,
hält er die von Schönbein behauptete
Bildung von Ammoniumnitrit aus Wasser
und atmosphärischem Stickstoff bei der Ver-
dampfung von Wasser an der Luft für
wahrschemlieh. Da nun die Ammonium-
salze selbst in der geringsten Konzentration
durch Dissociation und hierbei auftretende
minimale alkalische Reaktion aktivierend
auf die spontanen Oxydationen einwirken,
so fände damit die Dunkelfärbung mancher
galenischer Präparate während ihrer Dar-
stellung, wie namentlich der eingedampften
Extrakte, eine glatte Erklärung.
Archiv der Pharm. 1905, 198. J. K.
Ueber die
Entzündlichkeit eines Benzin^
Tetrachlorkohlenstoff-
GemiBches
berichtet Dr. Brodtmann in Pharm. Ztg.
1905, 706 folgendes: Eine Mischung von
7 Raumteilen Tetrachlorkohlenstoff und 3
Raumteilen Bensn war beim Nähern dnes
Streichholzes noch leicht entflammbar. Die
FLQsMgkeit brannte mit stark rußender
Flamme untei* Entwickelnng von Salzsäure-
dämpfen. Erst bei einem Mischungs-
verhältnis von 9 + 1 war zur Entflammung
em Erwärmen der Flüssigkeit nötig, die
Flamme verlosch aber sehr bald von selbst,
12
Zum Nachweis kleinster Mengen
Eohlenozyd
in der Luft von Wohnränmen gibt es einen
antomatischen Apparat; der von Albert
Levy und A, P4coul beschrieben wird und
auf der Reduktion von Jodsänre beruht.
Die Anordnung ist folgende : Die Luft wird
angesaugt; mdem man aus einer Flasche
Wasser auslaufen läßt, zur mechanischen
Reinigung passiert sie zuerst eine Röhre mit
Baumwolle und durohstreidit dann ein
U-Rohr das mit Jodsäure gefüllt ist; die
durch eine sehr kleine Spiritusflamme auf
70 bis 80^ erwftrmt wird. Aus diesem
Rohr geht die Luft durch ein Gefäß das
einige Kubikzentimeter Chloroform enthält.
Ist nun in der Luft Eohlenozyd enthalten;
so oxydiert sich dieses auf Kosten der Jod-
säurc; macht Jod frei und dieses Jod wird
aus dem erwärmten Rohr mitgerissen und
löst sich in dem Chloroform auf. Auf diese
Weise gelingt es noch Viooooo Kohlenoxyd
mit Sicherheit nachzuweisen. Zur bequemen
Handhabung ist der ganze Apparat in einen
leicht transportablen Holzkasten eingebaut
und macht; mit einiger Vorsicht gehandhabt;
den Emdruck großer Brauchbarkeit A,
Jourfi. de Pharm, et de Chwn. 1905, XXF, 467,
Ueber die Färbung von Harn-
niederschlägen
hat Dr. Necker in der k. k. Gesellschaft
der Aerzte zu Wien eiuen Vortrag gehalten.
Nach dem in der Münch. Med. Wochenschr.
1905; 532 enthaltenen Bericht ist folgen-
des mitzuteilen: Ein Tropfen des durch
Zentrifugieren des frischen Harnes ge-
wonnenen Bodensatzes wird auf einem
Objektträger mit einer Iproc. Lösung v^on
alizarinsulfosaurem Natrium vermischt und
sofort mikroskopisch untersucht. Je nach
der Reaktion des Harnes erhalten die Form-
elemente des Bodensatzes in Kern und
Protoplasma oft verschiedene (gelbe, rötliche
oder violette) Farbentöne oder bleiben auch
ungefärbt. So werden die Leukozyten bei
chronischen Entztlndungen des hinteren
Harnröhrenabschnittes unmer violett gefärbt^
während man ziemlich regelmäßig unge-
färbte Leukozyten bei frischem oder vorbe-
handeltem Blasenkatarrh findet Diese Färb-
ung der zelligen Elemente hingt nicht allein
von der Reaktion des Harnes^ sondern auch
von emer dem Zellprotoplasma eigenen
Reaktion ab, so dafi bei demselben Säure-
grad zweier Harne verschiedene Färbung
der Leukozyten eintreten kann. Aus der
Färbung der Grundsubstanz des Bodensatzes
vermag man auf den Ort der Erkrankung
der Hamorgane zu schließen. Bei normalem
Harn oder dem eines Blasenkatarrhs sieht
man nach Anwendung des alizarinsulfosauren
Natrium zunächst leuchtend rot gefärbte
platten- oder schoUenförmlge liassen, die
neben Epithel- und Eiterzellen die Haupt-
menge des Bodensatzes bilden. Bei Nieren-
oder Nierenbeckenerkrankung sieht man
nicht die leuchtend rot gefärbten Schleim-
partieeu; sondern eine ungefärbte oder schwach
gelb; bisweilen rötlich gefärbte Grundsubstanz
von flaumigem oder moosartig feingekömtem
Bau, von der sich die gelbgefärbten hyalinen
Zylinder scharf abheben. Bei veremigter
Erkrankung des Systems sah man entweder
eine Vereinigung des mikroskopischen Bildes
oder nur das einer Nierenbeckenentzündung,
so daß die Blasenentzündung nicht erkannt
wurde. — te.—
Analysen
von Phosphorbronzen
lassen sich nach Moniteur Scientifiqiic
(1905, 94) leicht ausführen, wenn man die
Bronze zunächst mit Salpetersäure behandelt,
wobei die gebildete Metazinnsäure allen
Phosphor als phosphorsaures Zinn zurück-
hält. Man löst darauf den Niederschlag
mit Oxalsäure und neutralem oxalsaurem
Ammonium und bestimmt das Zinn elektro-
lytisch. Die Lösung wird dabei alkalisch,
der Phosphor ist schließlich darin als Ammon-
iumphosphat enthalten und kann mitMolybdän-
lösung gefällt werden. Die Methode ist
einfach, die Resultate sehr genau. A,
Oxone nennen nach Pharm. Ztg. 1905, 564
Roeßler db Raßlather, Chem. Co. in New- York
eine Mischung der Peroxyde alkalischer Erden,
welche in Berührung mit Wasser Sauerstoff
entwickelt und andererseits der Luft Kohlen-
säure entzieht. Anwendung soll es zur Er-
neuerung der Luft in abgeschlossenen Bäumen
(z. B. Unterseeboten) finden. —te
13
Pharmakognostische Mitteilungen.
Die Kautsohuk-
iind Outtaperoha-Eultur in den
deutschen Kolonien
soll naoh P. Preuß dnrehana nieht aus-
aiehtdoB sein. In Eamemn und Nen-
Onmea ist die Knltor der EantBehukbänme
wie anch die Kantsehnkgewinnung in den
beraitB bestehenden Plantagen wegen der
sehr gflnstigen klimatischen und geologischen
Verhältnisse sogar eine recht lohnende, und
der Vorsprang; den andere Länder in der
Kultar der EantBchakpflanzen vor den
deutschen Kolonien voraushaben, soll mit
Ausnahme von Ceylon und Malakka nicht
sehr bedeutend sein. Ffir SQdwestafrika
kommt wegen des eigenartigen Klima zur
Kautschuk-Kultur vor allem die Gnayule-
Pflanze, Parthenium argentatum (Pharm.
Oentnüh. 46 [1905]; 747) in Frage. Auch
die Outtaperdia-Kultur hat in den deutschen
Kolonien keine schlechten Aussichten; da
Paiaquium oblongifolium dort leicht zu
zflchten ist Es besteht daher die Hoff-
nung; daß in Zukunft ein Teil des deutschen
Bedarfs an Kautschuk und Guttapercha
aus Kulturen der deutschen Kolonien gedeckt
werden wird. j. k.
TropmpfUmxer 1905, 297.
Die Bestandteile der Samen
von Hydrocarpus Wightiana
und anthelniintica
haben Power und Barrowcliff untersucht
und gefunden; daß das ausgepreßte Oel
dieser Samen sehr große Aehnlichkeit hat
mit dem Ghaulmoogra-Oel; das nach früheren
Untersuchungen derselben Autoren von
Taraktogenos Ihurzii stammt. Alle 3 Oele
enthalten Ghauimoogra - Säure (Gi 8^3202) y
und die beiden Hydrocarpus-Oele enthalten
außerdem noch eine homologe Säure von
der Formel: 0\^^i%0^y welche die Verf.
Hydrocarpus • Säure nennen. Die Samen
von Gynocardia odorata enthalten weder
Ghaulmoograr noch Hydrocarpus-SäurC; ihr
Oel besteht vielmehr der Hauptsache nach
aus den Olyceriden der linol- und linolin-
Säure. j. K.
Pharm. Jaum, 1905, 856.
Die Harzgänge von Gingko
biloba
untersuchte Otto Tunmann und erhielt
dabei folgende Resultate: Gingko biloba
(die einzige noch heute lebende Gonifere
mit breiten; noch nieht zu Nadeln umge-
formten Blättern) besitzt Harzgänge in den
Deckblättern der KnospeU; in den Blatt-
stielen und Blättern; in der Rinde jüngerer
Zweige und im Mark; nie dagegen im
Holze. Die Harzgänge sind schizolysigen.
Die Bildung der resmogenen Schicht in den
Harzgängen erstreckt sich nicht nur auf
die nach dem Gang - Innern gerichteten
Membranen; sondern auch auf die Zwischen-
wandschiehten des Kanalgewebes. Mit der
Bildung des Sekretes (Harzes) steht vor-
nehmlich Gerbstoff in inniger Beziehung;
der sowohl im fertigen KanalgewebC; als
auch in den Begleitzellen in großen Mengen
stets auftritt. Die Harzgänge der Knospen-
deckblätter ersetzen in gewissem Grade die
Colleteren (Leimzotten oder verschleimende
Haargebilde) der Winterknospen. J. K.
Ztsehr. d. Ällgem. österr.Äpoth.-Ver. 1905,701.
Zur Bekämpfung der
Bindenwanze des Eakaobaumes
wird nach W, Busse (Reisebericht HI
der pflanzenpathologischen Expedition naoh
Westafrika) in MoliwC; Westafrika; eine
Mischung von Petroleumseifenemulsion mit
Schweinfurter Grün mit großem Erfolg an-
gewandt Da sich dieses Mittel zweifellos
auch zur Vertilgung anderer tierischer
Schädlinge auf unseren Nutz- und Zier-
pflanzen eignen wird; so sei die Vorschrift
hier wiedergegeben: Schweinfurter Grfin
40 g; Petroleum 3 L; Seife 1 kg; Soda
1 kg auf 100 L Wasser.
Die Soda wird man wahrscheinlich ganz
weglassen können; und man wird dazu
direkt gezwungen sem bei solchen Pflanzen;
bei denen sich eine Schädigung durch den
Alkaligehalt der Brühe herausstellen sollte.
(Die Verwendung von Schweinfurter Grün
läßt einen Gebrauch des Mittels nicht für
alle Fälle zu. Schriftleitung.) J, K,
Tropenpflanxer 1905, 252.
14
Thsrapeutisoho Mitteilung«!!.
Einen farblosen Teer
ans dem Stemkohlenteer zu gewinnen, war
das Bestreben von Arnold Sack und Viethj
lind sie noaehten darüber die erste An-
kündigung in der Münoh. Med. Wochenschr.
1903, Nr. 18, und übergaben die Her-
stellung der Chemischen Fabrik von Knoll
& Co, in Ludwigshafen a. Rh.
Durch die Extraktion der schädlichen
Basen mit Säure, durch das AbdestilUeren
des Peches, durch komplizierte Reinigungs-
vorgänge des zurückgebliebenen Gemisches
von Kohlenwasserstoffen und Phenolen,
schließlich durch den Zusatz von Wach-
olderteer, der die merkwürdige Eigenschaft
hat, die festen Bestandteile dieses Gemisches
vollständig zu lösen, gelang es, einen ge-
rmigten, dünnflüssigen und entfärbten Teer
zu erhalten, der die Konustenz und die
Farbe des Olivenöls besitzt, nicht nach-
dunkelt, nicht eindickt und dazu alle wirk-
samen Bestandteile des Steinkohlen- und
Wacholderteers enthält.
Das Anthrasol (vergl. Pharm. Gentralh.
44 [1903], 301; 46 [1904], 62, 443) als
dünnflüssiges, farbloses Präparat liefert mit
Zinkoxyd blendend weiße Pasten und Salben
und beschmutzt weder die Haut noch die
Wäsche und hat außerdem den Vorzug mit
den verschiedensten Substanzen, wie abso-
lutem Alkohol, Aether, Benzol, Aceton, Fetten,
Gelen, flüssigem Paraffin und Vasogen, in
beliebigem Verhältnis mischbar zu sein, ohne
Rückstände zu hinterlassen. In gewöhn-
lichem 90proc. Spiritus lösen ach nur etwa
10 pGt Anthrasol. Nur anstatt der ge-
wöhnlichen Vaselinsalbe empfiehlt Sack die
Lanolin - Glycerinsalbenmisehung : Anthrasol
5 g, Lanolin 5 g und Glycerinsalbe zu 50 g.
Vincenx Meyer in Neapel (Deutsche
Praxis 1904, Nr. 17) bestätigte die Reiz-
losigkeit und relative Harmlosigkeit des
Anthrasols; es traten nur zweimal Reiz-
erscheinungen auf, während bekanntUch der
gewöhnliche Teer besonders in der Hand
des Nichtdermatologen leicht Reizungen be-
wirkt Anthrasol stellt kein neues Präparat
oder Ersatzmittel des Teers dar, es ist viel-
mehr eine zweckentsprechende Modifikation
des altbewährten Teers unter Erhaltung
seiner wirksamen Bestandteile. Zur eigent-
lichen Teerbehandlung, nachdem das Nässen
versdi wunden ist, empfiehlt L. Mayer
(Münch. Med. Wochenschr. 1904, Nr. 30)
von den neuesten Mitteln das Anthrasol.
Anthrasol hat Ooldman (Deutsche Aerzte-
Ztg. 1904, Nr. 11) bei gewerblichen Haut-
entzündungen der Bergleute mit recht gutem
Erfolge versucht. Zur Behandlung kamen
insbesondere Nesselsucht und große Furunkeln,
deren Lieblingsstellen die Streckseiten der
Gelenke waren. Ein Einschnitt wurde von
den Kranken fast immer bei der Furunkulose
wegen der damit verbundenen Arbeits-
verhinderung abgelehnt. Anthrasol in Form
von 10 pCt Vaselin- oder Lanolinsalbe
stillte den Juckreiz, trocknete rasch aus und
verkürzte den Erankheitsverlauf auf höchstens
4 Tage. Bei allgemeinen Ekzemen und
bei Erätze fand Gold^nan die 5 bis 10-
proc Anthrasolseif en von HeU und
Stiefel sehr brauchbar. Will man eine
kräftigere Wirkung erzielen, so kann man
den aufgetragenen Seifenschaum eintrocknen
lassen, um ihn dann erst nach Stunden ab-
zuwaschen. Die Resultate mit Anthrasol-
seife waren besser, als wenn die landläufige
Behandlung mit Perubalsam angewandt wurde.
Eine weitere günstige Verwendung kann
das Anthrasol finden in dem von Balxer
zuerst vorgeschlagenen Teerbade. Das-
selbe verordnet A, Mibelli (Monatsh. für
prakt. Dermat. 1905, 119) mit Eadeöl oder
Anthrasol folgendermaßen: Eadeöl oder
Anthrasol 67 g, Eolophonium 11,1 g und
2()proc Natriumkarbonatlösung 21,9 g.
Man erhält ein gleichartiges Gemisch, das
sich mit Wasser in jedem beliebigen Ver-
hältnisse leicht mischt und somit zur Be-
reitung von Bädern, Waschungen und Um-
schlägen vortrefflich sich eignet 100 g
dieser Emulsion genügen in manchen Fällen
schon zu einem wirksamen Bade. Auch,
hier kommt hauptsächlich die juckstillende
Wirkung in betracht, aber eine solche ent-
wickelt sich bisweilen leichter bei den voll
und ganz wirkenden und namentlich bequem
anzuwendenden Bädern, Umschlägen und
Packungen; daher ist namentlich am be-
haarten Eopf und an den Gliedmaßen diese
Methodik unter Benutzung des Anthrasols
sehr bemerkenswert. A Rn.
15
Als entgiftetes Antifebrin
wird von den Farbenfabriken vormalfi Bayer
<& Co. das Maretin bezeichnet Das
Maretin [vergl. auch Pharm. Centralh. 46
[1905], 476) wurde durch die Senator-
sehe Klinik in die Therapie eingeführt. Es
wurde zunächst meist als Antipyretikum bei
Lungenschwmdsucht geprfift; auch Fer-
dinand Hewich (Therap. Monatsh. 1905;
Nr. 3) prüfte die Wirkung und fand in der
Tat, daß es Fiebertemperaturen der Phthisiker
im allgemeinen gut herabsetzt und die
Temperatur bei regelmäßiger Darreichung
dee Mittels ziemlich konstant in mäßigen
Grenzen hält, wobei manchmal eine zwei-
malige tägliche Gabe von 0,25 g genügte,
öfters aber auf 2mal 0,5 g gestiegen werden
mußte. Bei hohen Temperaturen tritt neben
der Temperaturemiedrigung zunächst Schweiß-
bildung auf, die mehr oder weniger lästig
werden kann, durch gleichzeitige Darreich-
ung eines schweißhemmenden Mittels aber
anscheinend günstig zu beeinflussen ist. Bei
fortgesetztem regelmäßigen Gebrauche kann
man erwarten, daß auch anfangs sehr lästige
Sdiweißausbrüche wesentlich geringer werden
bezw. schließlich ganz wegbleiben.
Auch Wilhelm Sobemheim in Berlin
(Deutsche Med. Wochenschr. 1905, Nr. 15)
prüfte Maretin mit Erfolg bei Lungentuber-
kulose und auch bei einigen Fällen von
Gelenkrheumatismus.
Während sonst die antipyretische Wirk-
ung nicht sonderlich in die Augen springend
war, erschien auch nach den Albert
Ulrtch'ßdien Versuchen die Wirkung des
Maretin beachtenswert beim Gelenkrheumatis-
mus. Bemerkenswert ist femer, sagt Ulrich,
daß üble Nebenwirkungen bei der Anwend-
ung des Maretin in Fällen von Rheumatis-
mus nicht beobachtet wurden. Da die
Empfänglichkeit der Personen, die doch eine
sehr verschiedene ist und, wie oben bereits
mitgeteilt^ bei der Verordnung des Maretin
in Fällen von Tuberkulose und andern
fieberhaften Infektionen zuweilen Schweiß
und Ittchte Cyanose beobachtet worden war,
so erscheint es jedenfalls ratsam, in jedem
Falle mit emer Gabe von 0,25 g Maretm
zu beginnen und event erst, wenn hiermit
keine deutliche Wirkung erzielt wird, am
zweiten oder dritten Tage auf 0,3 g,
nötigenfalls auf 0,5 g Maretin zu steigen.
Ä. Rn.
Die Eisenmanganpeptonate
scheinen auch nach neueren Untersuchungen
(vergl. Kicnka) ihre hervorragende Bedeut-
ung für den Blutbildungsgang bewiesen zu
haben. Daher kommen in einer jüngeren
Abhandlung S. Silber und 22. L. Braun
in Wien auf die Bedeutung des Liquor
Ferro-Mangani saccharati und des
Liquor Ferro-Mangani peptonati
(Chemische Fabrik Helfenberg) wieder zu-
rück. Sie gaben den Liquor dreimal täglich
vor oder, wenn er besser vertragen wurde,
unmittelbar nach den Mahlzeiten je ein
halbes, später ein ganzes Likörglas und
Kindern einen Kaffeelöffel voll namentlich
bei Bleichsucht. Kindern gibt man die
beiden Präparate zweckmäßig in warmer
Milch, Erwachsene können den Geschmack
darch Zusatz von etwas Kognak noch
kräftiger machen.
Der Unterschied der Darreichung des
zuckerhaltigen und peptonhaltigen Medi-
kamentes liegt in folgendem Umstand:
Während das Peptonat schwach sauer ist,
reagiert das Saccharat schwach alkalisch
und hat die Nebeneigenschaft, auf
den Stuhl lösend zu wirken. Durdi diese
Verschiedenheit beider Verbindungen ergibt
sich, daß das Saccharat bei gleichzeitig
vorhandener Stuhlverstopfung und wenn
diese beseitigt, das Peptonat anzuwenden
ist. A, Rn.
Med. Blätter 1905, Nr. 13.
Ist die Speiselorchel giftig?
Eine angelbliche Vergiftung von 4 Kin-
dern nach dem Genuß der Speiselorchel
(Helvella esculenta) gab Dr. J. Hockauf
die Veranlassung, obige Frage in der Wiener
k. k. Untersuchungsanstalt für Lebensmittel
nochmals einer Prüfung zu unterziehen.
Es wurden physiologische Versuche mit
dem Abkochwasser von Morchebi, (Morchelia
conica Pers.) und getrennt hiervon mit
größeren Mengen Lorcheln (Helvella esculenta
und Helvella suspecta) angestellt. Letztere
16
beide, welche bei uns sehr oft fälschlieh als
«Morchel» bezeichnet werden, wurden außer-
dem direkt roh, mit Fldsdi gemischt, an
Katzen verfflttert. Jtlngere Exemplare
wurden von Menschen ohne Schaden —
nach dem Abbrühen — verzehrt. Ebenso
verliefen alle anderen Versuche negativ;
obschon die Lorcheln von dem gleichen
Standort stammten, wie die angeblich giftigen,
konnten keine bedrohliehen Symptome an
den Versuchstieren (Katzen) wahrgenommen
werden. Die von Böhm näher studierte
Helvellasänre , der giftige Bestandteil der
Lorcheln, wurde aus 650 g der älteren,
größeren Lorcheln isoliert und an einen
Hund von 20 kg Körpergewicht verfüttert,
ohne daß er erkrankte. Das Lorchelgift,
mit dessen Wirkung sich besonders Ponfick
und Bostroem näher befaßten, bewirkt be-
sonders Hämoglobinurie, diese trat indes im
vorliegenden Falle nicht dn.
Die von Ponfick empfohlenen Vor-
sichtsmaßregeln sind dennoch beachtens-
wert und lauten folgendermaßen :
A. Frisch gesammelte Lorcheln.
1. Es ist anter allen Verhältnissen unstatt-
haft, sie roh zu essen.
2. Gekocht daif sie nur nach vorherigem
wiederholtem AufiBieden and erneutem üeber-
spülen mit heißem Wasser in Gebraaoh ge-
zogen werden mit der Maßgabe, daß nicht nur
die Brühe völlig abgegossen, sondern auch alle
Flüssigkeit, welche den auf dem Siebe zarack-
gebliebenen Schwämmen etwa noch anhaften
mag, durch Sohüttela oder Drücken entfernt
werden maß.
3. Diese Brühe, als die verderblichste Quint-
essenz des ganzen Giftpilzes, muß zum Schatz
von Mensch and Tier sofort vernichtet werden.
4. Auf solchem Wege von ihren schädlichen
Bestandteilen befreit, darf die Helvella als
Gemüse anstandslos in beliebiger Form genossen
werden.
5. Waschen in kaltem Wasser hilft gar
nichts, einfaches üebergießen mit heißem Wasser
nur ganz angenügend; ein mehrmaliges Auf-
sieden der Pilze ist unerläßlich.
B. Gedörrte Lorcheln.
1. Jüngere Stücke sind innerhalb der ersten
14 Tage noch immer recht gefilhrlich; weniger,
aber doch unverkennbar, innerhalb des ersten
and zweiten Monats, um von da ab bis zam
vierten Monat der Aufbewahrung ihre deletären
Eigenschaften mehr und mehr zu verlieren.
2. Halbjährige, jährige oder noch ältere Stücke
sind durchaus unschädlich und können ohne
alle weiteren Vorsichtsmaßregeln getrost ver-
speist werden.
Hierzu ist noch zu bemerken, daß die
Lorchel in Oesterreich nicht als marktfähig
gilt, während sie z. B. in München zuge-
lassen ist. Eine gewisse Vorsicht scheint
den jüngeren Exemplaren gegenüber, trotz-
dem sie offenbar häufig nicht giftig sind,
immerhin am Platze zu sein. — ^/.
Nach freundlichst vom Verf. eingesandtem
Sonderabdmck aus der Wiener kUniachen
Woehensohrift 1905, Nr. 41.
Photographisoh« Mitteilungen.
BaUon-AufDahmen.
In der Berliner Urania hielt nach «Photogr.
Wochenblatt» 1905, Nr. 44, am 19. Ok-
tober der Schweizer Naturforscher Dr. Leo
Wehrli einen von Projektionsbiidem be-
gleiteten Vortrag über die Luftreisen des
bekannten Kapitäns Spelterini im Hoch-
gebirge und über der Wüste. Spelterini
hat 537 Luftreisen gemacht und dabei
über 1100 Personen mitgenommen. Die
Reisen sind nicht billig; so stellte uch eine
WOstenfahrt auf etwa 30000 Mark. Seit
8 Jahren photographiert Spelterini vom
Ballon aus und kann daher über dne
große Anzahl meist, vorzttglioher Aufnahmen
verfügen. Die Fahrten über die Alpen
bewegen sich nicht in großen HOhen über
den Bergen, sondern bleiben meist zwisehen
den Gipfeln, denen sie sich manchmal
gefährlich bis etwa 25 Meter näherten.
Der Oeistesgegenwart Spelterini^s ist es
zu danken, daß die meisten Rdsen ohne
erhebliche Unglflcksfälle abgelaufen sind.
Auch nicht der Ramik entbehrten manchmal
die Fahrten. Auf einer Wttstenfahrt blieb
plOtzlieh der Ballon ui beträohtlieher Höhe
stecken. Man untersuchte den Ballast,
fand aber alles in Ordnung, da lehnte
Spelterini sich über den Rand der Gk>ndel
und gewahrte am Schleppseil hängend
17
einen jungen Araber. Mit Lebensgefahr
kletterte Spelierim herunter, band den
Jungen fest und zog ihn dann langsam in
die Gondel, wo er als blinder Passagier
mitgenommen und daffir Ballast ausge-
worfen wurde. Die Aufnahmen sind meist
vortrefflieh. Man sieht auf ihnen die be-
kannten Sehweiaerstädte, Oletsofaer, Seen,
Wolkenfelder, aus denen die Bergspitzen
wie Insehi in ebem Meere hervorragen,
Wflstensand in den merkwürdigsten, den
Meeresweilen ähnliohen Formationen, die
Pyramiden usw. Es wird unsere Leeer
interessieren, etwas über die teohnisohen
Hilfsmittel des kühnen Luftsehiffers zu er-
fahren. Speltetini arbeitete mit einer
OoerX'Anschütx-ElaL^peBmetKf die einen
doer^-Doppelanastigmat enthielt, er hatte
also sehr vielen unserer Amateure in seiner
Ausrüstung nichts von Besonderheit voraus,
und trotz der Schwierigkeiten lieferte er
tadellose Aufnahmen. Bm,
Ueberzug für Pigmentbilder.
Man lOet 1 Teil weiche ^ebon- Gelatine
Nr. 1 in der WSrme in 4 Teilen Eisessig.
Femer bereitet man eine LOsung von
1 Teil Chromalaun m 4 Teilen Wasser.
Zur Herstellung des Lacks mischt man
50 Gewiehtsteile denaturierten Spiritus mit
20 Gewichtsteilen Wasser und fügt nach
und nach unter Schütteln 2,5 Teile von
der Gelatinelösung hinzu. Weon sich etwas
von der Gelatine ausscheiden sollte, so er-
wärmt man bis zur LOsung des Nieder-
schlags. Zuletzt setzt man langsam und
unter Schütteln 1 Teil von der Chrom-
alaunlösung zu. Diese Flüssigkeit kann
man durch Schwimmenlassen oder Ueber-
streichen der Pigmentbilder auftragen. Sie
hat keine Neigung, in das Papier ein-
zudringen und trocknet in etwa 1 Stunde.
Photogr, Wochmbl, Bm.
Masken.
Um ein Bild beim Kopieren entsprechend
abzudecken, benötigt man oft die ver-
schiedensten Ausschnitte, sodaß es gamicht
möglich ist, alle die verschiedenen Formate
vorrätig zu haben. Das Selbstausschneiden
derselben ist eine mißliche Sache. Bei
rechteckigen Masken kann man sich nun,
wie «Amateur» angibt, in der Weise helfen,
daß man 2 derartig übereinanderlegt, daß
die verschiedensten Oeffnungen entstehen.
Durch einfaches Verschieben gegen-
einander stellt man gleichzeitig den
richtigen Bildauflschnitt fest und ist an kein
unpassendes Format gebunden. Bm,
Versohisdene lllittmiung«ii.
Ueber eine neue Zündmasse,
die von Dr. Ocnis erfunden worden ist,
wird in der «Chemischen Industrie» 1905,
546 folgendes berichtet. Der Grundkörper
der Zündmasse besteht aus einem Gemenge
von Sulfocuprobaryumpolythionat (Pharm.
Centralh. 46 [1905], 245), dessen Her-
stellung durch D. R. P. 157 424 ge-
schützt ist, und von Ealiumchlorat. Dieses
Gemenge explodiert durch Schlag oder
starke Reibung nicht, sondern verpufft nur,
und durch den in der Zündmasse ent-
haltenen Leim und sonstige FüUmaterialien
wird dies noch bis auf ein ruhiges Ab-
brennen gemildert. Dadurch sind Unglücks-
fälle!, wie sie bei Zündmassen aus amorphem
Phosphor oder Phosphorsesquisulfid vor-
kommen, völlig ausgeschlossen. Da das
Sulfocuprobaryumpolythionat in trockenem
Zustande eme amorphe, zähe Masse bildet,
die sich nur schwer pulvern läßt, wird das
Salz mit der Füllmasse gemischt her-
gestellt. Um Zersetzungen zu vermeiden,
muß die Verwendung von eisemen Geräten
vermieden werden. Zum Vermählen dient
eine Grünsteinmühle. Zur Vermeidung von
Entmischung besitzt der rotierende Stein
eine konische Erhöhung und die Mahl-
fläche ist möglichst groß gewählt.
Zur Herstellung der Tunke wird
der Leim 1 bis 2 Tage mit Wasser ge-
quollen, dann im Waaserbade geschmolzen
18
und das Kaliumohlorat eingerührt. Dann
wird in kleinen AnteUen das Zündsalz nnd
schließlich Antimontrisulfid zugefügt. Nach
dem Stehen über Nacht wird die Masse
auf der Grünsteinmühle zweimal bei feiner
werdender Einstellnng gemahlen und die
Tunke in üblicher Weise verarbeitet. Sie
hat den Vorteil^ daß sie sich nicht ent-
mischt und gegen Erwftrmen verhältnis-
mäßig unempfindlich ist
Nach dem Mahlen wird die Mühle durch
Aufgeben von Wasser während des Ganges
gereinigt; um das Antrocknen von Masse-
teilchen zu verhüten. Aber selbst bei der
EntzünduDg solcher angetrockneter Teile
übertr^ sich dieselbe nicht auf die übrige
Masse. Das Trocknen der getunkten
Hölzer geht rasch vor sich; aber sie
brauchen noch eine lAckierung mit Schellack
oder Leimlösung; da sie sich sonst leicht
durch gegenseitige Reibung entzünden. Nach
den gemachten Erfahrungen reiht sich die
neue Zündmasse in bezug auf G^ährlioh-
keit an die Schwedenmasse. Die Ent-
zündlichkeit ist wesentlich geringer als die
der Weißphosphorhölzer; doch wesentlich
besser als die der Schtvtering'Bttea Reichs-
hölzer. Sie besitzen ein sehr schönes Aus-
sehen; und die Herstellung ist einfach, nur
die Lackierung bewirkt eine Verteuerung
und Verzögerung. Die Rosten werden
sich bei einem Preise von 95 M. für 100 kg
Zündsalz etwa gleich hoch stellen; wie bei
der Verwendung von amorphem Phosphor
oder Phosphorsesquisulfid. Die Masse ist
sowohl für paraffinierte oder geschwefelte
als auch für Fichten- und Eiefemholzdraht
verwendbar. - he.
Deutsclie Pharmaceutische Gesellscliaft.
Tagesordnung für die Sitzung Donnerstag,
4. Januar 1906, abends 8 ühr (Restaurant
«Zum Heidelberger», Berlin NW., Dorotheenstr.)
Herr Dr. M. T o^^Äcrr-Berlin : Vortrag über
den gegenwärtigen Stand der Butterprufung.
Brisffwechsel.
Pharm, de PHdpital Cant« in Lausanne.
Die Methode von v. DrigaUki and H. Conradi
zur bakteriologisohen Diagnose einer
Typhuserkrankung beim Menschen fiodet
sich kurz und zuverlässig beschrieben auf
Seite 73 im «Taschenbuch för den bakteriolog-
ischen Praktikanten» von Dr. R. Abel, Verlag
Ä. Stuber (a Kabüxsek), Würzburg 1904.
(Nach weiterer Abänderung der Verfasser.)
Bereitung des Laokmusnutrose-
Agar: 1,5 kg gehacktes Pferdefleisch wird mit
2 L Wasser ohne Erwärmen 24 Stunden lang
digeriert. Das abgepreßte Fleisohwasser läßt
man 1 Stande kochen, flltriert, vei setzt mit
20 g Pepton, sioo. Witte^ 20 g Nutrose, 10 g
Natrinmchlorid, läßt wieder 1 Stunde kochen,
filtriert, setzt dann 60 bis 70 g feinsten Stangen-
Agar hinzu, kocht das Oanze 3 Stunden im
Dampfstrom oder 1 Stande im Autoklaven,
macht gegen Lackmuspapier schwach alkalisch,
filtriert und läßt nochmals V2 Stunde kochen.
Dem etwas abgekühltenAgar sotzt man 40^ bis
50^ warme Lackmus-Milchzuckerlösang (Lack-
muslösang nach Kubel - Tiemcmn von 0. Kahl-
baum^ Berlin 80, 260 ocm 10 Minuten lang
gekocht, 30 g ehem. reinen Milchzucker zu-
gefügt und genau 15 Minuten gekocht) hinzu,
schüttelt gut durch und stellt die etwa ver-
schwundene schwach alkalische Reaktion wieder
her. Die Mischung versetzt man mit 4 ccm
heißer steriler Natriumkarbonatlösung (10 g
Natr. carbon. sicc. in 90 ccm Wasser), darauf
mit 20 ccm einer frisch bereiteten Lösnng von
Oa g Kristallviolett B (Höchst) in 100 ocm
warmem sterilen Wasser.
Der fertige Agar wird teils in große Schalen
(etwa 15 cm Durchmesser) in Sohichtdioke von
2 mm gegossen, teils in 200 ccm -Kolben ab-
gefüllt vorrätig gehalten. P. S.
Zur gefälligen Beachtung I
Das Register für den Jahrgang 1905
wird der Mr. 3 dieses Jalir^i
ganges (1906) beigeffiigt werden.
Veriegw: Ür. A. BehBelder, Drefden und I>r. P. 8tfi Dresden-Bluewiti
VenmtirortUcbBr Letter: Ihr. A. Sehneider in DrMden.
Tn Bnehhandel dnreh Jnllm Springer, Bertin N., lfonM]<mpUt« 8.
Praok Ton Fr. Tlttel Naehf. (K.nftth A Mahlo), Dratd«n.
Pharmaceutische Centralhalle
für Deutschland.
Herausgegeben yon Dp. A. Schneider and Dp. P. SO««.
-♦♦♦■
ZeitBchiift fflr wisseiiBcliftftlicIie nnd geschäftliche Interessen
der Pharmacie.
Gegrflndet von Dr. Hermaim Hager im Jahre 1859.
Eisolieint jeden Donnerstag.
Bezugspreis yierteljährlich: durch Bachhandel oder Post 2,50 Mk., durch Geschäfts-
stelle im Inland 3,— Mk., Ausland 3,50 Mk. — Einzelne Nummern 30 Pf.
Anzeigen: die einmal gespaltene Elein-Zeile 30 Pf., hei größeren Anzeigen oder Wieder-
holungen Preisermäßigung.
Leiter der 1 Dr. Alfred Schneider, Dresden- A. 21; Schandauer Str. 43.
Zeltselirift: J Dr. Paul Süß, Dresden-Blasewitz; Oostav Freytag-Str. 7.
GesehttftssteUe: Dresden-A. 21; Schandauer Straße 43.
Mt.
Dresden, 11. Januar 1906.
Der neuen Folge XXVIL Jahrgang.
XLVIL
Jahrgang.
Inhalt: Chemie und Pliarniaeie: Neue amerikanUche Pharmakopoe. — Einwirkung Ton Formaldehyd auf
Oerbstoflb. — Kalinmperkarbonat. — Hefe- K aUplaemen. — Phosphor im PhosphorOl. — MQglitaol. — VerdfCkuDg
de* Cbinlnffuchmackes. — KQostlicher Gummi. - Ammoniak mit Chinin gefällt. — Mehl-, Teig- und Brotsäure.
— Wegner's Antipositio. — Anodynon. — PerkolattouBverffthren. — Dextrin mit Formaldehyd. — Oiinin und
PUokarpin. — Chlor ans Salssäure und Luft. — Ester der Alkamine. — Merkurojodid. — Lanocerin. — Blut-
gerinnung. — Aceton im Harn. — Hydrochinon im Diabetikerhame. — Saccharin. — Sterilisation Ton Wasser. —
Redusierender Zucker. — Kallumbromid. — Abrastol. — Quant. Bestimmung des Phosphors. — Holsschliff-
naohweis. -^ Dr. Zinwer's Lysol^Pillen. — Nylander'sche Zuckerreaktion. — Stickstoff bestimmung nach Kjeldahl.
Milebsncker im Harn. — Alkaloidbestimmung mitteis Kaliumwismut jodidlOsung. — Organische Quecksilberrerbind-
ung. — Indikator. — Glutenbeetimmnng im Mehl. — Chlor und Brom im Jod. — Wasserglas in Seife. — Ver-
sehledene HitteiliuiKen. — Brlefweehiiel.
Chemie und Pharmaoie.
Die neue
amerikanische Pharmakopoe
(The Pharmaoopoeia of the TJnited States
of America*).
Besprochen von Dr. O. Weigel.
(Fortsetzung von Seite 6.)
Chemische Präparate.
Ganz allgemein ist bei Besprechung
der chemischen Präparate noch fol-
gendes Yoraoszaschicken.
Die üeberschrift besteht nicht nur
ans der offiziellen Bezeichnung und
etwaigen Synonymen des Arzneimittels,
sondern es findet sich stets noch die
chemische Formel nebst Atom- oder
Molekulargewicht darunter verzeichnet;
in den meisten Fällen ist sogar außer
der empirischen die Struktur - Formel
bezw. eine weitere nähere wissenschaft-
liche Erklärung hinzugefügt worden.
Diese praktische Neuerung sei am
*) Eighth Decennial Revision,
Verlag vod P. ßlaküton's San db Co, in Phila-
delphia.
besten durch Anfährung nachfolgender
Beispiele klargelegt:
Acetanilidum
Acetanilide
CöHgNO = 134 . 09
The monacetyl derivatelCeHsNHcCHg.CO)]
of aniline
oder
Benzosulphinidum
Benzosnlpbinide Saccharin
C6H4<^^2^NH = 181.77
Bei den Chemikalien bezw. chem-
ischen Präparaten, wo — wie schon
anfangs erwähnt — gewisse Mengen
fremder Substanz zugelassen sind,
finden wir am Anfang des Pharma-
kopöeartikels den Reinheitsgrad in
Procenten genau normiert («purity
rubric»); z. B.
Acidum citricum usw.
«It should contaiu not less than 99,5
percent. of pure Citric Add.»
20
Hierbei ist zu beachten, daß sich
der Reinheitsgrad anf das von
Feuchtigkeit freie Präparat zu
beziehen hat, wenn nichts besonderes
im Text vermerkt ist. Nicht hygro-
skopische krystallisierte Salze sollen
nicht mehr als 3 pGt (anhängende)
Feuchtigkeit enthalten, während
solche in Form von Pulver oder
Krystallmehl , ebenso alle hygroskop-
ischen Salze in fühlbarer Trockenheit
zu verabfolgen sind. Soweit diese Vor-
schriften erfüllt werden, ist etwa vor-
handene Feuchtigkeit nicht iJs Ver-
unreinigung zu betrachten. Bei leicht
verwitternden Salzen gilt der Reinheits-
grad als auf die unverwitterte Substanz
bezogen, welch letztere auch immer
zu dispensieren ist.
Dem Text der Prüfungen gehen bei
Präparaten, wo es nötig erscheint, noch
Bemerkungen über die Art der Auf-
bewahrung in bezug auf Temperatur,
Schutz vor Luft, Licht und Feuer, Art der
Gefäße (ob Glasstöpselflaschen, ob braune
Gläser usf.) voraus. Bei den einzelnen
Prüfungen nun sind zunächst die
äußeren Eigenschaften des betreffenden
Präparates aufgezählt, also Farbe,
Geruch, Geschmack, dann folgen die
Identitätsreaktionen und schließlich die
Vorschriften zur Ermittelung etwaiger
Verwechselungen, Unreinigkeiten oder
Verfälschungen, wobei letztere zur Auf-
klärung des Prüfenden in Klammer an-
geführt sind. Um im Text einen sicht-
baren Unterschied zwischen Arzneimittel
und Reagens zu ermöglichen, ist bei
jeder Prüfung letzterem je nachdem
entweder das Zeichen T. S. (Test
Solution = Prüfungsflüssigkeit) oder
V. S. (Volumetrie Solution = Volu-
metrische Lösung) beigefügt; auf diese
einfache Weise werden Irrtümer zu
vermeiden gesucht.
Im besonderen ist zu erwähnen von:
Aoetanilidam. Außer den im D.
A, -B. IV enthaltenen Prüfungsvor-
schriften auf Anilinsalze, Zucker, läßt
die Ph. U. S. noch die Bromwasser-
reaktion ausführen, um eine Verwechsel-
ung mit Antipyrin oder Phenacetin aus-
zuschließen. Danach soll die wässerige
Acetanilidlösung 1 : 100 auf allmählichen
Zusatz einiger Tropfen Bromwasser
einen weißen Niederschlag von Para-
bromacetanilid geben.
♦Acetonum*) soll 99procentig**) sein
und bei 56,5^ C sieden. Auf G^ehalt
an brenzlichen Stoffen wird geprüft,
indem die Rosafärbung von 20 ccm
Aceton, durch Schütteln derselben mit
0,1 ccm Vio-Normal-Ealiumpermanganat
erhalten, vor Ablauf von 15 Minuten
nicht gänzlich verblassen darf.
Aeidum aoetioum. Unter Acidum
aceticum versteht die Ph. U. S. eine
36proc. Säure (sp. Gew. 1,046 bei
2 60 C!)***)^ während das D. A.-B. damit
eine 96proc. meint. Dafür führt Ph.
U. S. aber
Aoidum aoetioum glaoiale, welche
nicht geringer als 99proc. (sp. Gew.
1,049) sein soll.
Acidum aoetioum dilutnm, wie sie
das D. A.-B. führt (SOproc), kennt da-
gegen Ph. U. S. wieder nicht, sondern
versteht unter dieser Bezeichnung eine
6proc. Säure, also den Essig des
D. A.-B. Demnach entsprechen un-
gefähr:
Acid. acetic. (96proc.) Ph. G. IV
= Acid. acetic. glac. (99proc.) Ph. U. S.
Acid. acetic. du. (30proc.) Ph. G. IV
= Acid. acetic. (36 proc.) Ph. U. S.
Acetum (6proc.) Ph. G. IV
= Acid. acetic. dil. (6proc.) Ph. U. S.
Aoidum arBenicoBum (Arseni Trioxidum).
Arsenige Säure soll 99,8 proc. sein
gegen 99proc. im D. A.-B. Der Gehalt
wird dementsprechend unter Angabe
der Vorschrift jodometrisch bestimmt.
Die Durchschnittsgabe ist auf 0,002 g
festgesetzt (Maximal-Einzelgabe des D.
A.-B. = 0,005 g).
Aoidum benzoioum. Es sind sowohl
*) Die mit * verseheDen Medikamente sind
in die 8- Ausgabe der Ph. Ü. S. neu auf-
genommen.
**) Sofern nichts anderes bemerkt ist, sind
stets Gewichtsprocente zu verstehen.
♦♦*) Alle spez. Gewichte beziehen sich auf
25^ (7, ausgenommen bei Wein und Alkohol,
bei welchen 15,6^ C als Normaltemperatur gilt.
21
die aus BeuzoSharz sublimierte als auch
die synthetische BenzoSsäure zulässig,
doch darf letztere nur Spuren Chlor
(ChlorbenzoesÄure) enthalten , worauf
Ph. U. S. besonders prüfen läßt. Da
der Schmelzpunkt außerdem auf 121,4^
festgesetzt ist, verbietet sich eine ge-
ringere Qualität von selbst.
Acidam boricam. Boraäure soll 99,8-
proc. sein. Neben den bekannten Prüf-
ungen auf Verunreinigung läßt Ph.
U. S. die titrimetrische Gehalts-
bestimmung ausführen und zwar fol-
gendermaßen :
Eine Losung von 1 g Borsäure in
einem Qemisch von 50 ccm Wasser
und 50 ccm Glycerin soll unter Be-
nutzung van Phenolphthalein als Indi-
kator nicht weniger als 16,2 ccm
Normal-Natronlauge bis zur Neutral-
isation verbrauchen; dies entspricht
dem geforderten Gehalt von 99,8 pCt.
*Aoidum oamphoricnm. Als Schmelz-
punkt wird 187<> verlangt; der um ein
Grad niedrigere Schmelzpunkt des D.
A. - B. ist eigentlich der im Handel
übliche.
Aoidnm carbolioum (Phenol). Ph.
U. S. gestattet für den medizinischen
Gebrauch sowohl die durch fraktionierte
Destillation des Steinkohlenteeres er-
zeugte als auch die synthetisch (durch
Einwirkung von Schwefelsäure auf
Benzol usw.) dargestellte Säure. Hieraus
ersieht man wiederum (vergl Acid.
benzoic), daß die Amerikaner auch die
praktischen Erfolge der Synthese zur
Geltung kommen lassen. Karbolsäure
soll mindestens 96 pCt reines Phenol
enthalten; die diesbezfigl. maßanalyt-
ische Phenolbestimmung wird im Prtif-
ungstext genau beschrieben. Auf Ab-
wesenheit von Kreosot und Kresolen
wird geprüft, indem ein Volumteil
Säure (c. aqua liquef.) mit einem Volum-
teil Glycerin eine klare Mischung geben
soll, die sich auch auf Zusatz von
3 Volumteilen Wasser nicht trübt.
Die flüssige Karbolsäure (Phenol,
liquefactum) läßt Ph. U. S. — zum
Unterschied vom D. A.-B. (100 + 10 Aq.)
- durch Mischen von 90 Teilen Säure
und 10 Teilen Wasser herstellen ; sie
soll mindestens 86, i p('l reines Phenol
enthalten.
Aoidnm citricum. In Zitronensäure
ist eine Spur Kalk gestattet, doch darf
die Trübung der wässerigen Säure-
lösung auf Zusatz der vorgeschriebenen
Menge Chlorbaryum innerhalb 5 Minuten
nicht eintreten. Auch bei Zitronen-
säure (vergl. Acid. boric.) gibt Ph.
U. S. eine titrimetrische Qehalts-
bestimmung an, wonach 34,75 ccm
einer Lösung von 5 g Acidum citricum
in 100 ccm Wasser nicht weniger als
24,87 ccm Normal- Kalilauge unter Be-
nutzung von Phenolphthalein als Indi-
kator zur Neutralisation gebrauchen
sollen, was einem Gehalt von rund
99,5 pCt reiner Säure entspricht.
Aoidnm hydrobromicum. Die Brom-
wasserstoffsäure (Acidum hydrobromicum
dilutumi der Ph. ü. S. enthält unter-
schiedlich vom D. A.-B., welches einen
Gehalt von 25 pCt vorschreibt, nur
10 pCt Bromwasserstoff. Hierbei
möchte ich zusammenfassend erwähnen,
daß alle verdünnten (Mineral-)
Säuren der Ph. U. S. Ed. VIII auf
einen Gehalt von 10 pOt absoluter
Säure eingestellt sind. Diese Einheit-
lichkeit bezieht sich auf folgende
Aeida diluta der Ph. U. S. : *hydro-
jodicum, hydrochloricum, hypophosphor-
osum, nitricum, phosphoricum, sulfuri-
cum. Die einzige Ausnahme hiervon
macht die Blausäure (Acid. hydro-
cyanicum dilutum) der Ph. ü. S., welche
nur 2 pCt HCN enthält. Von den
stärkeren Säuren der Ph. ü. S. sei
erwähnt, daß
Acidum hydrochloricum 31,9 pCt
Chlorwasserstoff (D. A.-B. = 25 pCt),
'^Acidum hypophosphoroium 30 pCt
unterphosphorige Säure (D. A.-B. =
nicht aufgenommen),
Acidum nitrioum 68 pCt absolute
Säure (D. A.-B. = 25 pCt),
Acidam phoBphoricum 85 pCt abso-
lute Orthophosphorsäure (D. A.-B. =
25 pCt) und
Acidum sulfurioum (Acid. sulphuricum)
92,5 pCt absolute Säure (D. A.-B. =
94 bis 98 pCt) enthalten sollen. Bei
22
allen genannten Säuren finden wir ge-
naue Vorschriften zur maßanalytischen
Gehaltsbestimmnng unter Anwendung
von Methylorange als Indikator vor.
Addum tartarioom. Weinsäure darf
Spuren Kalk (analog Zitronensäure) ent-
halten, indem mit Ammoniumoxalat
eine schwache Trübung der wässerigen
Säurelosung gestattet ist; im übrigen
sollen aber 3,73 g Acidum tartaricum
nicht weniger als 49,8 ccm Normal-
Kalilauge sättigen, was einem Rein-
gehalt von rund 99,5 pCt entspricht.
Anknüpfend möchte ich hier noch
bemerken, daß die Aufnahme der Sättig-
ungsanalysen bei den Säuren für die
8. Ausgabe der Ph. ü. S. typisch ist;
wir finden solche außerdem bei Acidum
lacticum, Acidum sulfurosum und sogar
bei Acidum trichloraceticum angegeben.
Bei den schwächeren Säuren dient
Phenolphthalein , bei den stärkeren
Methylorange als Indikator.
Ich bin auf die Besprechung der
Säuren etwas ausführlicher eingegangen
und zwar aus dem Grund, weil gerade
in dieser Beziehung die Vorschriften
der einzelnen Arzneibücher sehr aus-
einandergehen. Gleichzeitig habe ich
dadurch die Art und Weise, wie die
neue amerikanische Pharmakopoe ihre
chemischen Präparate prüfen läßt,
charakterisieren wollen. Nunmehr kann
ich mich kürzer fassen und dies mit
ruhigem Gewissen, denn die hauptsäch-
lichsten Arzneimittel chemischer Art
sind wohl in allen Arzneibüchern ent-
halten. Ebenso sind die Prüfungs-
vorschrtften bezw. die diesbezüglichen
Methoden der reinen Chemie sozu-
sagen international — und wenn man
will: auch die Verunreinigungen und
Verfälschungen! Was also für das
D. A.-B. maßgebend ist, gilt mit gering-
fügigen Abweichungen auch für die
neue Ph. U. S. Zur weiteren Charakter-
istik derselben will ich von chemischen
Präparaten noch herausgreifen:
Aether. Es wird nur ein 96proc.
Aether verlangt, was in dem vorge-
schriebenen sp. Gew. 0,716 bis 0,717
7.'v.)\ Ausdruck ffelai:p:t. Der Rest
Wasser bestehen. Die Anforderungen
sind demnach hier im Vergleich zum
D. A.-B. herabgesetzt. Auf höheren
Gehalt an Alkohol und Wasser wird
mittels der Schüttelprobe geprüft. 20
ccm Aether werden mit 20 ccm äther-
gesättigtem Wasser im graduierten
Reagenscylinder kräftig geschüttelt, wo-
durch die Aetherschicht nach der Trenn-
ung nicht mehr als 0,8 ccm verlieren
darf. Einen Aether pro narcosi führt
Ph U. S. nicht besonders auf.
Aloohol absolutuB (Alcohol absolutum).
Der Gehalt bis zu 1 pCt Wasser ist
gestaltet, das sp. Gew. darf demnach
nicht höher als 0,797 bei lö,60 C sein.
Von den stärker mit Wasser verdiLnnteu
offizineilen Alkoholen, die das D. A.-B.
unter der Bezeichnung «Spiritus und
Spiritus dilutus» führt, kennt Ph. U. S.
einen Alcohol mit 92,3 Gew.-pCt =
94,9 Vol.-pCt (D. A.-B. aus 90/91 Vol.-
pCt) und einen Alcohol dilutum mit
41,5 Gew.-pCt = 48,9 Vol.-pCt (D. A.-B.
aber 68/69 Vol.-pCt> Der Unterschied
im Vergleich mit dem D. A.-B. ist also
hierbei ein wesentlicher, was z. B. bei
der Pilifung ätherischer Oele, Balsame
usw. auf Löslichkeit in Alkohol (seitens
der Exporteure) besonders zu beachten ist.
Atropinum snlfarioam (Atropinae Sul-
phas). Ph. ü. S. bemerkt sehr richtig,
daß das Handelspräpaiat in der Regel
eine geringe Menge schwefelsaures Hyos-
cyamin (hyoscyamine sulphate) enthält,
von welchem es bei der Fabrikation
schwer zu trennen ist. Der Schmelz-
punkt ist daher auf etwa 189,9^ C fest-
gesetzt, wobei noch bemerkt wird, daß
das von Hyoscyamin freie Präparat etwa
bei 188^ schmilzt. Diese Angaben sind
der Praxis weit mehr angepaßt als die
des D. A.-B. (1800) und decken sich
ungefähr mit den Resultaten der neueren
Forschung, wonach Atropin. sulfur. des
Handels bei vorschriftsmäßigem Arbeiten;
d. h. bei normalem Erhitzen zwischen
185 und 190« schmilzt, während 180<>
äußerst selten erzielt wird.
"^Bensaldehydam. Sowohl das aus dem
Bittermandelöl gewonnene als auch das
{4 [\il\) d.nf aus Alkohol mit. weni^^ syiitlHMisch hergestellte Benzaldehyd,
^^nlaiigf lelzleics chlorfrci (Ph. U. S.
gibt 2 Prüflingen dafür an) ist, «ind
zum medizinischen Gebi auch zugelassen.
Auf etwaigen Gehalt an Blausäure ist
mittels der Berlinerblau -Reaktion zu
prüfen.
Borax (Sodii Boras). Der Reinheits-
grad ist mit 99 pCt Tetraborat
normiert. Merkwürdigerweise läßt Ph.
U. S. nicht auf die hierbei üblichen
Verunreinigungen wie Kalk, Sulfat,
Chlorid und Msen prüfen, sondern gibt
nur Vorachriften zur Prüfung auf Kar-
bonate, Phosphate und Nitrate. Dem-
nach scheinen Spuren erstgenannter
Verunreinigungen — den Reinheitsgrad
in betracht ziehend zugelassen zu
sein.
Calcaria chlorata (Calx chlorinata).
Vom Chlorkalk wird ein Gehalt von
nicht weniger als 30 pCt aktivem Chlor
-- also 5 pCt mehr als im D. A.-B.
gefordert; Ph. ü. S. läßt daraufhin
jodometrisch prüfen.
Chiainum et ejus Salia (Quinina).
Außer der Base selbst hat Ph. ü. S.
fünf ihrer Salze als offizinell aufge-
nommen und zwai* : Chininum bisulfuric,
hydrobromic. , hydrochloric. , salicylic.
und sulfuric. ; CTiinin. ferro - citric.
und tannic. des D. A.-B. fehlen. Für
die zur Identifizierung des Chinins
dienende Thalleiochin - Reaktion gibt
die Ph. ü. S. eine abweichende Vor-
schrift unter Benutzung von Brom-
wasser anstelle des Chlorwassers und
zwar folgende: Fügt man zu 1 ccm
einer wässerigen Chininlösung 1 : 100,
welcher die zur völligen Lösung des
Chinins nötige Schwefelsäure zugesetzt
ist, 2 ccm Bromwasser (I : 100) und
darauf 1 ccm Ammoniakflüssigkeit zu,
so soll das Gemisch eine smaragdgrüne
Färbung annehmen. Dieselbe Reaktion
je nachdem modifiziert, gilt auch u. a.
zur Identifizierung der Chininsalze. Re-
ferent hält die Verwendung von Brom-
wasser bei der Thalleiochinreaktion für
recht praktisch , da das Chlorwasser
trotz sorgfältiger Aufbewahrung unter
Wasser bald an Chlor verliert , die
Reaktion mit solchem schwachen Chlor-
wasscr Mbt'niiihtui'jhr deutlich oder über-
haupt nicht auftritt und auf diese Weise
zu Irriüniern führen kann. Außerdem
ist die Darstellung von Chlorwasser
bedeutend umständlicher als die des
Brom Wassers, welches bei Bedarf schnell
in der gewünschten Stärke bereitet ist.
Chininum sulfuricum (Quininae Sul-
phas). Die Prüfung auf Nebenalkaloide
(Cinchonidin usw.) nach Kemer ist die-
selbe wie im D. A.-B. IV, nur ist Ph.
U. S. loyaler und gestattet einen etwas
höheren Gehalt an Nebenalkaloiden
«etwa 1,6 pCt gegen 1 pCt im D. A.-B.),
was dadurch in der Vorschrift zum
Ausdruck kommt, daß zur Lösung des
auf Zusatz von Ammoniakflüssigkeit
zunächst entstehenden Niederschlages
6 ccm Ammouiakflüssigkeit zulässig sind
(bei genau 15^ C;; das D. A.-B. gestattet
bekanntlich nur 4 ccm. Die gleiche
Prüfung gilt für die übrigen Chinin-
salze.
Chloroformium (Chloroform um), Chloro-
form ist behufs besserer Haltbarkeit
mit einem Gehalt von 0,6 bis 1 pCt
Alkohol vorgeschrieben, was in dem
geforderten sp. Gew. 1,476 bei 2B*^ C
und dem Siedepunkt 60 bis 61^ (- zum
Ausdruck gelangt. Auf freie Salzsäure,
Chloride und freies Chlor läßt Ph.ü.S.
zusammenfassend folgendermaßen prüfen:
10 ccm Chloroform werden mit 20 ccm
destill. Wasser geschüttelt und nach
Trennung der beiden Flüssigkeiten
letzteres abgehebert. Dieses Wasser
soll auf Lackmuspapier neutral reagieren
(Salzsäure), auf Zusatz von Silbemitrat-
lösung (Vio-Normal) nicht verändert
(Chloride) und durch Jodkaliumlösung
(l:B) nicht gefärbt werden (freies
Chlor).
Coflfeinum (Caffeina). Der von der
Ph. U. S. angegebene Schmelzpunkt
236,80 c für Koffein weicht von dem
des D. A.-B. ^230,5^ C) auffallend ab.
Nach den neuesten Angaben Siedler'^
schmilzt reines Koffein nach vorschrifts-
mäßigem Trocknen bei 234^, im Luft-
bade getrocknet sogar bei 23 6, 5^,
während das lufttrockene Präparat bei
229<> bchmilzt.
24
Demnach ist die Forderung derPh.ü.S.
berechtigt, nur muß darauf ge-
achtet werden, daß man den Schmelz-
punkt von dem im Luftbade getrock-
neten Koffein bestimmt. Die wässerige
Koffeinlösung soll durch Mayers Re-
agens (mercuric potassium Jodide T. S.)
nicht gefällt werden, welche Vorschrift
neben anderen auf Anwesenheit fremder
Alkaloide geht (bekanntlich ist Koffein
eines der wenigen Alkaloide, welches
durch May er'' ^ Reagens nicht gefällt
wird).
Glyoerinum. Ph. U. S. verlangt ein
konzentriertes Glycerin mit höchstens
5 pCt Wassergehalt. Dies entspricht
dem im Handel befindlichen Glycerin
von 30 Beaumd'QiTdAQW (sp. Gew. 1,26
bei 160 c oder 1,246 bei 2h% während
das D. A.-B. bekanntlich nur 28grädiges
(sp. Gew. 1,23) fordert, was einem Ge-
halt von etwa 13 pCt Wasser entspricht.
Auf die absolute Reinheit des Glycerins
legt Ph. U. S. — wie aus den zahl-
i^eichen Piüfungen hervorgeht — großen
Wert und zwar jedenfalls deshalb, weil
es in der amerikanischen Medizin in
verschiedener Fono (als sogen. «Gly-
ceritum» Hydrastis u. a. m.) sehr viel
innerlich verordnet zu werden scheint.
Glycerin muß völlig frei von Kalk,
Schwefelsäure, Oxalsäure und selbst
Chloriden (Natrium-) sein (D. A.-B. ge-
stattet von letzteren Spuren). Butter-
säure wird durch den fruchtartigen
Geruch festgestellt, welcher beim Er-
wärmen von Glycerin mit Schwefelsäure
und Alkohol auftritt. Auf Akrolein
wird mittels fertiger (Ph. U. S. gibt
im Reagentien-Verzeichnis eine besondere
Vorschrift dafür) Silber- Ammoniumnitrat-
lösung geprüft, auf Schwermetalle mit
Schwefelwasserstoff, jedoch in einer
von der des D. A.-B. abweichenden
Form (Time-Limit Test for heavy me-
tals). Auch zum Nachweis von Arsen
ist die Vorschrift der Ph. ü. S. eine
andere; es wird nicht mit Zinnchlorür-
lösung, sondern vermittels der modi-
fizierten Öw^^^Y'schen Arsenprobe ge-
prüft (Entwickelung von Arsenwasser-
8toff mit Hilfe von Zink und Salzsäure
und Einwirkenlassen auf Bleiacetatgaze
und Quecksilberchloridpapier).
Nebenbei will ich hier bemerken, daß
die letztgenannten, kurz skizzierten
Piüfungsvorschriften für Schwermetalle
und Arsen die in der-Ph. ü. S. allge-
mein üblichen sind ; es finden sich dafür
im Reagentien-Verzeichnis genaue Spe-
zialvorschriften (vergl. später unter Re-
agentien).
Hydrargyrum chloratum (Hydrargyri
chloridum mite). Ph. U. S. kennt nur
das aus sublimiertem Quecksilberchlorür
durch Schlämmen hergestellte Präparat,
also «mite». Auf Gehalt an Merkuri-
chlorid wird folgendermaßen geprüft.:
2 g des Präparates werden mit 20 ccm
Aether geschüttelt, filtriert, das Filtrat
eingedampft und nachdem mit Wasser
aufgenommen. Dieses soll nun weder
durch Silbernitratlösung (bis auf eine
geringe Opalescenz) noch durch einige
Tropfen Ammoniumsulfid verändert wer-
den. Auch auf weißen Präzipitat ist
eine besondere Prüfung vorgesehen.
Danach wird Kalomel mit Essigsäure
geschüttelt, darauf filtiiert und das
Filtrat teils mit Schwefelwasserstoff,
teils mit Silbemitrat behandelt, wobei
keine Veränderungen des Filtrates ein-
treten dürfen.
Die Durchschnittsgabe als Laxans ist
auf 0,125 g, die als Alterans auf 0,065 g
festgesetzt.
Jodoformiiim (Jodoform um). Ph U.S.
präzisiert den Schmelzpunkt mit 115^ C,
welcher bei vorschriftsmäßigem Erhitzen
eines reinen Präparates auch stets ge-
funden wird und daher der richtigere
ist, während 120^, wie das D. A.-B.
fordert, nur bei rascherem Erhitzen zu
erzielen sind. Jodoform soll ferner in
5,2 Teilen Aether (bei 25« C) und in
etwa 12 Teilen siedendem Alkohol lös-
lich sein. Ueber Schwefelsäure getrock-
net, soll es nicht mehr als 1 pCt
Feuchtigkeit verlieren. Die Prüfung
des Filtrates, welches man durch
Schütteln des Jodoforms mit Wasser
erhält, auf kohlensaures Alkali ver-
mittels Baryumnitrat fehlt; dafür soll
Jodoform aber beim Erhitzen nicht mehr
als 0,1 pCt Rückstand hinterlassen.
23
Kaliam bromatfon (Potassii Bromidam).
Die Medizinalware soll nicht weniger
als 97 pCt reines Salz enthalten ; unter
den restlichen 3 pCt dürften Feuchtig-
keit und der zulässige Qehalt an Chlorid
zu verstehen sein. Auf fieies Alkali
läßt Ph. U. S. wie folgt prüfen: l g
des Salzes in 10 ccm Wasser gelöst
and mit 0,1 ccm Vio-Normal-Schwefel-
säore versetzt, soll auf Zusatz eines
Tropfens Phenolphthaleinlösung (1:100),
selbst beim Erwärmen, nicht gefärbt
werden. Die Abwesenheit von Bromat
wird festgestellt, indem beim Befeuchten
des zerriebenen Salzes mit verdünnter
Schwefelsäure und nachherigem Schütteln
des Gemisches mit Chloroform letzteres
keine gelbbräunliche Färbung annehmen
darf. Der erlaubte Gehalt an Chlorid
ist etwas hoher als im D. A.-B. ge-
stattet; 0,3 g des Salzes, in 50 ccm
Wasser gelöst und mit Kaliumchromat
versetzt, dürfen nämlich bis zur bleiben-
den Rotfärbung der Losung 25,85 ccm
Vi 0 - Normal - Silbemitrat verbrauchen
(gegen 26,4 ccm = etwa 1 pCt im
D. A.-B.). (Hieraus erklärt sich auch,
daß das nach Deutschland eingeführte
amerikanische Präparat in bezug Chlorid-
gehalt selten den Anforderungen des
D. A.-B. IV entspricht. Der Ref,)
Kaliiim jodatum (Potassii Jodidum).
Die Arzneibuchware soll mindestens
99 pCt reines Salz enthalten; die
dementsprechende maßanalytische Ge-
haltsbestimmung lautet: Eine Lösung
von 0,5 g des gut getrockneten Salzes
in 10 ccm Wasser, mit 3 Tropfen
KaliumchromaÜOsung (1 : 10) versetzt,
soll nicht weniger als 30 ccm und
nicht mehr als 30,8 ccm Yio-Normal-
Silbemitrat bis zur dauernden Rot-
färbung verbrauchen. Die Prüfung der
Ph. ü. S. auf Jodat ist vom D. A.-B.
abweichend: Eine LOsung von 0,5 g
Jodkalium in 10 ccm ausgekochtem
and wiedererkaltetem Wasser soll auf
Zasatz von 2 Tropfen verdünnter reiner
Schwefelsäure innerhsdb einer Minute
keine Gelbfäi*bung erkennen lassen
lauf den Stärkezusatz ist also ver-
zichtet). Auch die Prüfung auf Nitrat
und Nitiit ist eine andere : Die Dämpfe,
welche durch Erwärmen (16 Min. auf
dem Wasserbade) von 0,1 g des Salzes
mit 5 ccm Wasser, 5 ccm Kalilauge
v5proc.) und etwa 0,2 g Aluminium-
draht entweichen, sollen rotes Lackmus-
papier nicht bläuen.
Kalium permanganioum (Potassii
Permanganas). Auch hierbei wird ein
99proc. Präparat verlangt und eine
titrimetrische Gehaltsbestimmung vor-
gesehen. 0,1 g Permanganat in etwa
100 ccm heißem Wasser, welches einen
Zusatz von 1 ccm Schwefelsäure ent-
hält, gelöst, soll bis zur vollständigen
Entfärbung nicht weniger als 31,5 ccm
Vio-Normal-Oxalsäure verbrauchen. Die
Prüfungen auf Sulfat und Chlorid sind
die gleichen wie im D. A.-B. IV, ab-
weichend jedoch die auf Nitrat: Von
dem durch Kochen des Permanganats
in Wasser und Alkohol (0,5 + 20 + 4)
erhaltenen Filtrat sollen 5 ccm mit
1 Tropfen DiphenylaminlOsung (1 : 500)
versetzt und mit 1 ccm Schwefelsäure
unterschichtet, an der Schichtzone
keine Blaufärbung erkennen lassen.
Liquor Ammonii oaustioi (Aqua
Ammoniae). Außer dem auch im D.
A. - B. offizinellen 1 0 (gewichts-) proc.
Salmiakgeist führt Ph. U. S. noch einen
konzentrierten mit 28 pCt NH3 (Aqua
Ammoniae fortior), welcher bei
25^ C das sp. Gew. 0,897 besitzen soll.
Liquor Kali canstici (Liquor Potassii
Hydroxidi). Sowohl die Kalilauge als
auch die Natronlauge (Liquor Sodii
Hydroxidi) der Ph. U. S. sind nur 5-
proc. im Gegensatz zu den je 15proc.
Laugen des D. A.-B. Erstere ist aus
85proc. Ealiumhydroxyd^ letztere aus
90 proc. Natiiumhydroxyd darzustellen,
welche Stärken Ph. ü. S. von genannten
Hydroxyden fordert.
Liquor Kalii arsenioosi (Liquor Potassii
Arsenitis) enthält (gleich D. A.-B.) 1 pCt
arsenige Säure in Form von Kalium-
arsenit und
Liquor Natrii arsenioici (Liquor
Sodii Arsenatis) 1 pCt wasser-
freies Natriumarseniat. Dies sei des-
halb erwähnt, weil beide Vorschriften
der Ph. U. S. in bezug Gehalt an
Arsenigsäure bezw. arsensiuirem Natrium
von der Brüsseler internationalen Kon-
ferenz als maßgebend angenommen
worden sind.
Natrinm bioarbonicum (Sodii Bi-
carbonas). Ph. ü. S. bemerkt aus-
drücklich, daß ein 99proc. Präparat
genügt, schreibt aber trotzdem vor,
daß Natriumbikarbonat beim Erhitzen
etwa 36,9 pCt seines Gewichtes verliert,
d. h. nicht mehr als 63,1 pCt Rück-
stand hinterläßt. Dies entspricht näm-
lich einem chemisch reinen Prä-
parat, bei welchem (der Berechnung
nach) 63,09 pCt Monokarbonat hinter-
bleibt. Im Widerspruch hiermit steht
auch die spezielle Prüfung auf Gehalt
an Monokarbonat, die in Ph. U. S. die-
selbe wie im D. A.-B. IV ist, also den
Gehalt von etwa 1 pCt an Mono-
karbonat im Bikarbonat gestattet. Ein
etwas größerer Glührückstand als 63,1 pCt
muß daher selbstverständlich erlaubt
sein, wie dies im D. A.-B. z. B. auch
vorgesehen ist (63,8 pCt).
Im Gegensatz zu dieser strengen
Vorschrift der Ph. U. S. in bezug
Monokarbonat- Gehalt - und das ist
speziell für Handelskreise interessant
— steht die Tatsache, daß gerade
amerikanisches (nach Deutschland ein-
geführtes) Bikarbonat in dieser Be-
ziehung zu wünschen übrig läßt und
meist sogar nicht einmal den dies-
bezügl. Anforderungen des D. A.-B.
völlig entspricht.
Plumbnm aceticum (Plumbi Acetas).
Das amerikanische Arzneibuch wünscht
nur das reine Präparat mit nicht
weniger als 99,5 pCt an reiner Sub-
stanz. Außer den auch im D. A.-B.
enthalLenen oberflächlichen Prüfungen
auf Karbonat, Eisen und Kupfer ist
auf letztere beiden einschließlich Zink
in Ph. U. S. eine weitere verschärfte
Prüfung angegeben: Die wässerige
Bleiacetatlösung (1 : 10) , aus welcher
die Hauptmenge des Bleies zunächst
mittels Salzsäure, der Rest des Bleies
(im Filtrat des abgeschiedenen Blei-
cblorids) durch Einleiten von Schwefel-
wasserstoff ausgefällt ist, soll schließlich
ein Filtrat ergeben, welclies durch Zu-
satz von Ammoniakflüssigkeit im ge-
ringen Ueberschuß nicht verändert
wird. Ein anderer Teil des gleichen
Filtrates, zur Trockene verdampft, soll
keinen Rückstand hinterlassen (Ab-
I Wesenheit von Salzen der Alkalien und
alkalischen Erden).
Stibium. Die Antimonpräparate hat
die 8. Ausgabe der Ph. ü. S. für ent-
behrlich gefunden und deshalb von der
1 Wiederaufnahme folgender , in der
7. Ausgabe offizinellen Antimon Verbind-
ungen abgesehen: Antimonii Oxidum
(Sb20d), Antimonii Sulphidum
(Stibium sulfuratum nigrum) und Anti-
monium Sulp hur atum (Stibium
sulfuratum aurantiacum). Das einzige
noch offizinelle Antimonsalz ist:
Tartarus stibiatus (Antimonii et
Potassii Tartras), welches Doppelsalz
Ph. U. S. in einer Reinheit von min-
destens 99,5 pCt verlangt, worauf auch
die jodometrische Gehaltsbestimmung
gebührend Rücksicht nimmt. Zur Prüf-
ung auf Arsen wird in diesem Fall
Bettendorf' ^ Arsenprobe, also (analog
D. A.-B.) die Zinnchlorürlösung vor-
geschrieben ; hierfür gibt aber Ph. U. S.
im Reagentien- Verzeichnis (vergl. später
; dieses) eine besondere Anweisung mit
der nachdrücklichen Bemerkung, daß
bei der Analyse stets frischbereitete
Zinnchlorürlösung zu verwenden ist.
Auf Bitartrat wird geforscht, indem
beim Uebergießen des Brechweinsteins
mit Natronkarbonatlösung (1 : 10) ein
Aufbrausen nicht stattfinden darf.
I Zincum et ejus Salia. Für Zink-
! Verbindungen scheinen dagegen die
'Amerikaner besonders Vorliebe zu be-
sitzen, denn außer dem Metall und dem
Oxyd sind nicht weniger als 9 Zink-
salze offizinell und zwar: Zincum
' aceticum , bromatum , carbonicum ,
chloratum, jodatum, stearinicum, sulfo-
, carbolicum , sulfuricum und valeriani-
cum. Unter
' Zincum oxydatum (Zinci Oxidmn)
I verstellt Ph. U.S. nur das reine
Präparat mit mindestens 99,5 pCl ZuÜ,
wofür folgende maßanalytisclie Gelialts-
bestimmung vorgesehen ist : Die Lösung
von 1 ü, frischgeglühtem Zinkoxyd in
27
30 ccm Vi o-Normal Salzsäure soll, unter
Benutzung von Metbylorange als Indi-
kator nicht mehr als 5.4 ccm ^/lo-
Xormal - Kalilauge zur Neutrali -ation
gebrauchen (jeder gebundene ccm Vio-
Xormal-HCl = etwa 4 pCt ZnO).
Die im Vorhergehenden angezogenen,
wenigen Beispiele zeigen zur Genüge^
daß das neue amerikanische Arzneibuch
in betreff Prüfung chemischer Präparate
vielfach seine eigenen Wege geht,
wenn dieselben schließlich auch nur
zu ein und demselben Ziele führen.
(Fortsetzung folgt)
Bei der Binwirkung
von Formaldehyd auf Oerb-
stoffe,
wobei 50 ccm der klaren Abkochung der
veraduedenen Oerbmaterialien von Üblicher
Konzentration imKolbenmit 10 ccm verdünnter
Salzsäure (1 : 1) and 10 oem Formaldehyd
(40proG.) etwa 10 Minuten am Rttckflußkühler
gekocht werden, kann man nach den Beob-
achtnogen von E. Stiasny (Chem.-Ztg.
1905, Rep. 264) zwei Gruppen unter-
sdieiden. Die Protokatechugerb-
stoffe, QuebrachO; KatechU; Malet, Man-
grove, TIcmlock, Fichte, Aleppokiefer, Mimosa;
Birke, Weide, Palmetto, Gajotta, Eichen-
rinde, Ganaigre; Eermek, Pistacia lentiscus,
Snmach, Gambir werden vollständig gefällt,
während die Pyrogallolgerbstof fe,
Eichen-, Kastanienholz, Enoppem, chinesische
und andere Gallen, Valonea, Myrobalanen
nicht oder nur in ganz geringem MaCe ge-
fällt werden.
Dnrch Ausführung der Reaktion bei ge-
wöhnlicher Temperatur durch mehrtägiges
Stehenlassen bilden sich unter den Proto-
katechngerbstoffen noch zwei Untergruppen.
Die eine Gruppe wird auch kalt vollständig,
die andere, Eichenrinde, Fichtenrinde, Birken-
rinde, PalmettO; Sumach und einige Sorten
Quebraehoextrakt, wird zwar reichlich; aber
nicht vollständig gefällt. So läßt sich die
Formaldehydreaktion zum Nachweise von
Verfälschungen von Protokatechugerbstoffen
mit Pyrogallolgerbstoffen, z. B. von Eichen-
holz- oder Kastanienholzextrakt in Que-
braehoextrakt verwenden. Zur quantitativen
Bestimmung der Protokateohugerbstoffe läßt
sie sich aber niclit verwenden, weil aucli
Niohtgerbstoffe mit gefällt werden. Früchte-
gerbstoffe wie Divi, Algarobilla, Teri und
Bablah ordnen sich keiner der beiden Klassen
unter, offenbar infolge der Anwesenheit von
Gallussäure, die mit Formaldehyd einen
starken, weißen, sich alimählich rötenden
Niederschlag gibt, im Filtrat aber starke
Gerbstoff reaktionen bewirkt. Auszüge von
Algarobilla zeigen nach der Entfernung der
Gallussäure keine Niederschläge, während
Divi eine erhebliche Fällung, wahrscheinlich
von EHagengerbsäure, bewirkt. Sumach
gehört infolge seines starken Gallussäure-
gehaltes nur scheinbar zu den Protokatechu-
gerbstoffen; nach ' Entfernung derselben
zeigt sich der Pyrogallolcharakter. -he.
Das Ealiumperkarbonat
ist von W. D. Brown (Chem.-Ztg. 1905,
Rep. 339) durch Elektrolyse einer gesättigten
Lösung von Kaliumkarbonat bei einer Tem-
peratur unter 0^ C dargestellt worden und
in seiner Oxydationswirknng mit Wasser-
stoffperoxyd und Natriumperoxyd verglichen
worden. Dabei zeigte es sich, daß das neue
Salz mit Wasserstoffperoxyd gleiche Ergeb-
nisse lieferte, daß dagegen Natriumperoxyd
schneller wirkte. Sehr groß ist der Unter-
schied in der Wirkung auf Mangansulfat,
aus dem Natriumperoxyd sofort das braune
Mangandioxyd fällt, während das Perkonat
nur eine kleine Menge des braunen Nieder-
schlages neben Mangankarbonat erzeugt.
Erst auf Zusatz von Natrinmhydroxyd fällt
das Dioxyd. Das Perkarbonat oxydiert
leicht die Ferro- und Stannosalze, und aus
jodwasserstoffsaurer Lösung macht es Jod
frei. Als Oxydationsmittel ist aber dem
Perkarbonat das Natriumperoxyd vorzu-
ziehen.
(Vergl. auch Pharm. Gentralh. 43 [1902J,
8, 161; 46 [1904], 705.) ~-ke.
Uefe-Katuplasmen bereitet man nach Pharm.
Ztg., indem 2ö0 g Bierhefe mit 5C0 g "Weizen-
mehl vermischt, bis zum Beginn von Blasen-
bildung ei*wärmt und darauf mit 50 bis 60 g
Holzkohlenpulver versetzt werden. Anwendung:
bei Geschwüren, Rose, Gangrän usw. —tx—
28
Zur quantitativen Bestimmung
des Phosphors im Phosphor öl
empfiehlt Henrik Eiiell in Pharm. Ztg.
1905, 603 folgendes Verfahren:
Ungefähr 1 g^) Phosphoröi wird genau
abgewogen und in einer Mischung von
10 ccm Spuitus und 20 com Aether nebst
einem Tropfen Phenolphthalein gelöst. Zu
der in einer mit Giaspfropfen versehenen
Flasehe befindlichen Lösung werden 12 ccm
y^^Q-Normal - Jodlösung hinzugesetzt und die
Mischung 3 bis 5 Minuten lang geschüttelt,
worauf der Jodüberschuß mit Y^^-Normal-
Thiosolfatlösung genau entfernt wird. Da
die Flüssigkeit sich leicht in zwei Schichten
teilt, hat nach jedem Zusatz von Thiosulfat
ein kräftiges Schütteln zu * erfolgen ; denn
der sich bildende Jodwasserstoff hat die
Neigung, sich bald zu zersetzen, und diese
Zersetzung wird 'dann leicht durch einen
UeberschuB von Thiosulfat verborgen. Nach
der Entfärbung wird die Mischung unmittel-
bar mit ^liQ'^orm9\rlAVi^Q titriert, bis die
rote Farbe der Flüssigkeit nach Umschütteln
bei Zusatz von 2 Tropfen von Y^^-Normal-
Lauge nicht weiter zunimmt. Vom ersten
Eintreten der Rosafarbe bis zur Vollendung
der Reaktion sind gewöhnlich ungefähr
0,3 ccm Yio-Normal-Lauge erforderlich, und
um eine deutliche Steigerung in der Farbe
zu sehen, dürfen 2 Tropfen Lauge auf ein-
mal genommen werden.
Nunmehr wurd abermals ungefähr 1 g
Phosphoröi genau abgewogen, in der gleichen
Spuitus- Aethermischung gelöst und^30 ccm
destilliertes Wasser nebst einem Tropfen
Phenolphthalein zugesetzt. Diese Mischung
wird wie vorher mit Yio-Normal- Lauge
titriert Der Unterschied in der Acidität für
Phosphoröi vor und nach der Jodbehandlung
gibt den Gehalt an freiem Phosphor an.
0,01 g Phosphor entsprechen 9,6 ccm ^/lo-
Normal-Jodiösung und 16,12 ccm \^]q-
Normal-Lauge.
Verfasser schlägt vor, daß die Grenzen
des Phosphorgehaltes zwischen 0,9 bis 1,05
pCt von den Arzneibüchern festgelegt werden
sollten.
^) Man wiege nicht 2 oder mehr Gramm ab
und rechne auf 1 g um, dagegen köncen z. B.
1,2 g abgewogen werden.
Wegen Platzmangel können wir auf die
vom Verfasser in Pharm. Ztg. 1905, Nr. 57
und von Professor E. Rupp in Pharm.
Ztg. Nr. 59 veröffentlichten theoretischen
Erörterungen nicht näher eingehen und
müssen daher auf die Originalarbeiten ver-
weisen. n, M.
MügUtzol,
das schon in Pharm. Central. 46 [1905],
335 erwähnt wurde, besteht angeblich aus
0,1 Methanol (=r Formaldehyd), 0,4 Per-
chlormethan (= Tetrachlorkohlenstoff), 0,4
Aethanol (= Aethylalkohol), 0,05 Methanol,
0,02 Eukalyptus- und 0,02 Lavendelöl so-
wie 0,01 flüssigem Paraffin auf 1 Teil
Müglitzol.
Die im Pharmaceutisohen Institut der
Berliner Universität ausgeführte Untersuch-
ung ergab nach Dr. F, Zemik (Apoth.-
Ztg. 1905, 600) die Anwesenheit von freiem
Formaldehyd (6,245 pCt), Aethyl- und
Methylalkohol, Aceton, Lavendelöl und einem
ichthyolartigen Stoffe, dagegen die Abwesen-
heit von Tetrachlorkohlenstoff. Flüscnges
Paraffin war auch nicht nachweisbar. Dem-
nach dürfte Müglitzol eine mit ätherischen
Oelen und geringen Mengen eines ichthyol-
artigen Stoffes versetzte etwa 6proc Lös-
ung von Formaldehyd in denaturiertem
Spkitus sein. H, M.
Zur Verdeckung des Chinin-
geschmackes
werden nach Yvon (Presse m6dicale 1905,
336) größere Mengen Chinin in Algier in
dem Safte einer Zitrone verteilt. Kindern,
die Zitronensaft nicht mögen, gibt man es
in einem Fettkörper, dem etwas Natrium-
bikarbonat zugesetzt ist, eingehüllt Zu
diesem Zwecke werden aus 90 g Chinin
und 10 g in Aether gelöstem Mandelöl
eine teigartige Masse hergestellt und dieser
nach Zugabe von Natriumbikarbonat ein
schwacher Zitronen- oder Pfefferminz-
geschmack gegeben. Bei raschem Vc.
schlucken hinterläßt das Chinin keinen un-
angenehmen Geschmack. In gleicher Weise
kann auch Rhabarber gegeben weixlen.
H. M.
29
Die Herstellung
von künstlichem Gummi
für technische Zwecke geschieht nach dem
»Tropenpflanzer» in folgender Weise: Man
behandelt 20 bis 30 g Carragen-Moo8]^bei 80
bis 90^ C mit 1 L Wasser, bis aller
Schleim extrahiert ist. Nachdem die Lösung
von suspendierten Teilen befreit^ist, ^werden
100 bis 200 g Stärke hinzugefügt, die
man vorher mit Wasser anreibt. Die
Mischung wird auf sdiwach geölte Metall-
platten in dünner Schicht aufgestrichen und
unter 100^ getrocknet Nach dem IVocknen
stellt das Produkt eine farblose Hautj^dar,
die in Stficke zerbrochen winl. In kaltem
Wasser weicht das Produkt auf und bildet
bei nachfolgendem Erhitzen einen dicken
Gommischleim , der als Verdickungsmittel
für Farben oder als Ersatzmittel für natür-
lichen Gummi benutzt werden kann.
Tropenpflanxer 1905, 282. J. K.
Die Löslichkeit
des mit Ammoniak gefällten
Chinin
in überschüssigem Ammoniak hat W.
Duncan einer Nachprüfung unterzogen. Er
fand, daß diese Löslichkeit nur eine schein-
bare ist; indem fflch beim Stehen der
Lösung sehr bald Kristalle von Chinin aus-
scheiden. Ebenso ist nach Dimcan die
Erhöhung der Löslichkeit des Chinin in
Wasser durch Zusatz von Ammoniak nur
eine scheinbare, da sich sehr bald Aus-
scheidungen bemerkbar machen, namentlich
wenn man mit einem kleinen Kristall von
Chinin impft Während wasserfreies Chinin
(nach Hesse) un Verhältnis 1 : 1900 löslich
ist, ist es in lOproc. Ammoniakflüssigkeit
1 : 2286 und in 32,5proc. Ammoniak-
flOflsigkeit 1 : 2505 löslich. Aehnliche Ver-
hältnisse sollen nach dem \ed, auch bei
anderen Alkaloiden obwalten. Andererseits
erklärt er die Verluste, die emtreten, wenn
riiinlnsalze (namentlich das Hydrochloiidj
mit Ammoniak gefällt und nach dem Ab-
fiiitiiei'en mit Wasser ausgewaschen werden,
dnrdi die hydrolytische Spaltung der
Ammoniumsalze. Er schlägt für die Kcrncr-
WeUer'wibe P)*obe, deren Resultate je nach
der heriBchenden Temperatur und der Be-
handlung, längeres oder kürzeres Schütteln
usw. schwanken, folgende Abänderung vor:
5 g Chininsulfat werden fein gepulvert
in einer verkorkten Flasche mit 100 ccm
Wasser bei 60^ C l Stunde lang im
Wasserbade unter häufigem ümschütteln
digeriert, auf 15^ abgekühlt und 2 Stunden
zum Absetzen unter öfterem Umrühren hin-
gestellt und filtriert. Vom flltrat werden
20 ccm mit Kalkwasser versetjit, bis wieder
eine" klare]|^Ijösung eingetreten ist. Anderer-
seits werden 20 ccm des Filtrates unter
Zusatz von Phenolphthalein als Indikator
bis zur Rotfärbung titriert. Von dem von
Duncan -benutzten Kalkwasser, das den
Vorschriften der Britischen Pharmakopoe ent-
sprach, wurden bei diesen beiden Versuchen
41 bezw. 2,8 ccm verbrauclit. Ist das
Chinmsulfat dagegen mit anderen China-
basen verunreinigt, so ist die notwendige
Menge Kalkwasser jedesmal erhöht Diese
Prüfungsraethode besitzt noch den Vorteil,
daß sich beide Titrationen gegenseitig kon-
trollieren. J. K.
Pharm, Journ. 1905, 438.
Zur Kenntnis der Mehl-, Teig:- und Brot-
f^äoren teilt PomArotrsÄry- Würzburg mit, daB
im Brotteig Die Ameisensäure, da^'egen Essig-
säure '50,5 pCt), Milchsäure (25,3 pCt) ui.d
saure Phosphate (22,0 pCt/ geifur.den wurden.
Durch Zusatz von llofo zum Teig wird der
Säuregehalt des Teiges gosteigoit, eben durch die
Tätigkeit der Hefe. Die wichtigsten t^äure-
iiildner sind I eine Bakterien der Koligruppe.
Im Mehl beträgt die Gesamtsäure für Koggen-
raehl 0,30 bis 0,52, für Weizenmehl 0,23 bis
0,4 pCt (auf Trockensubstanz und Milchsäure
b» rechnete
Areh'p f, Hygiene Bd. 50, 1904. L.
Wagner's Antipositln, bereits in Pharm.
Centralh. 46 [19u)], 194 erwähnt, dürfte nach
der Untersuchung von Dr. F. Zernik 'Apoth.-
Ztg. 190."), 1^8) ein Gomisch aus Weinsäure,
Citi oLcnsäure, Natriumdi'orid, Xuti'iumbikarkinat
oder getroc' notem Xatriura" arbonat, einer ge-
ringen Men^e eines Kaliumsalzes einer dor ge-
rannten Siiuron, mögliehorwiisa auch Nafrium-
malat sein. — /t —
Anodynon noiuit (Jcorg R. Bielitx in Mün-
chen , ScLwaiithale:straIe 17 einen Wärme-
Apparat, der 10 bis .'0 Stunden hindurch jogu-
lierbare Wärme abgeben soll. Angewendet wird
er bei mit Wärme zu behandelnden Leiden,
z. B. FvhiMimatismus u. v. a. t\.
lO
Eine Abänderung
des Ferkolationsverfalirens
gibt Oardner an. Dieselbe besteht darin^
daß er nicht, wie die Britische Pharmakopoe
bezw. deren Appendix VIII vorschreibt^ die
in der Drogenmasse znrflckbleibenden
Tinkturenreste durch Abpressen entfernt,
sondern vermittels Verdrängung mit Wasser.
Die Perkolation wird wie gewöhnlich einge-
leitet, durch Befeuchten des Drogenpulvers
mit der Perkolierflüssigkeit (Alkohol ver-
schiedener St&rke); festes Einpacken in den
Perkolator und fortgesetztes Nachlaufen-
lassen der Perkolierflüssigkeit. Es wird
jedoch nur soviel Extraktionsfiüssigkeit ge-
nommen, als man Auszug bezw. Tinktur
erhalten will. Ist alle Flüssigkeit abgetropft,
so wird durch Wägung festgestellt^ wieviel
noch an dem vorgeschriebenen Gewicht der
Tinktur fehlt, die Masse im Perkoiator mit
einer Scheibe Filtrierpapier bedeckt und
doppelt soviel Wasser aufgegossen als die
fehlende Menge Tinktur beträgt. Man läßt
dann genau soviel abtropfen, als die fehlende
Menge beträgt und fügt den Nachlauf zu
der zuerst erhaltenen Tinktur. Eine uner-
läßliche Bedingung für ein gutes Gelingen
der Perkolation ist, daß man das befeuchtete
Drogenpulver sehr fest in den Perkolator
einpackt, damit nicht Zwischenräume in der
Masse bleiben, durch die das aufgegossene
Wasser ohne die Tinkturenreste zu «de-
plazieren» hindurchrieseln würde. Genaue
vergleichende Untersuchungen von Tinkturen,
genau nach der Pharmakopöe-Methode und
nach dieser Wasserverdrängungsmethode
dargestellt, ergaben übereinstimmende Re-
sultate sowohl für die spezifischen Gewichte,
die Extraktgehalte und die Alkoholstärken
der geprüften Tinkturen. j. K
Pkarmac. Joum. 19C5, 548
Verfahren zur Darstellung einer starreu,
pulverlbierbaren, wasserlöslichen Verbindung
von Dextrin mit Formaldehyd. D. R P. 155 567,
KI. 12 0. Dr. Busch^ Erlangen. Man dampft
Dextrin mit Formaldehydlösun^ bei Wasserbad-
temperatur ein und trocknet die so gewonnene,
ziilitlüxsige Masse mit einü:n Troc.enmittil im
Vacuura ein. So erhält man ans einem kg
Dextrin und anderthalb L 40 proc. Formaldehyd-
lösung ein wasserlösliches Produkt von 29,7 pCt
Aldehydgehalt, der »ich bis auf 50 pCt erhöhen
iä' t. Ä. SL
Verfahren zur Herstellung einer leieht
Itfsiielien, Chinin und Pilokarpin enthalten-
den Yerbindnng. D. R. P. 163 767, El. 12 p.
E. Sohn in Berlin. 100 g neutrales Chininhydro-
chlorat und 50 g reines Pilokarpin werden innig
gemischt und das Gemisch unter Bühren im
Oelbad yorsichtig erhitzt, bis eine vollkommen
klare, dickflüssige Masse entstanden ist, was bei
etwa 130^ erfolgt. Die flüssige Masse gießt
man aus und läßt sie erkalten. Nach dem Er-
kalten stellt sie eine spröde, glasartige Masse
dar, die sich aus Wasser kristallisieren läßt und
neue tiierapeu tische Wirkungen besitzen soll , indem
unerwünschte Wirkungen der Komponenten nicht
auftreten sollen. (Eine recht eingehende Prüfung
dieser neuen therapeutischen Wirkungen wäre
um so mehr am Platze, als beide Komponenten
gerade stark charakterisierte Einzelwirkungen
besitzen, von denen der Mediziner wohl kaum
eine wird missen wollen, oder es kann von
neuen therapeutischen Wirkungen vielleicht gar
keine Rede sein, denn im Grande genommen
stellt das neue Verfahren nichts anderes dar,
als ein Schmelzen im Kristall wasser und Ver-
jagen desselben. Eine direkte Verbindung würde
dabei gamicht stattfinden.) Ä» St.
Verfahren lur Darstellung von Chlor aus
Salzsäure und Luft, bzw. Sauerstoff. D. R. P.
150226, Kl. 12 i. Dr. H. Ditx und Ä M.
Margosehes in Brunn. Eine Mischung aus Salz-
säure und Luft oder aus Salzsäure und Sauer-
stoff wird über eine auf 300 bis 600 » erhitzte
Kontaktmasse geleitet, die besteht aus Oxyden
(bezw. Salzen, insbesondere Chloriden) der
seltenen Erden des Thorium, Cer, Lanthan,
Praseodym, Neodym, Yttrium, für sich alleiii
oder in beliebigen Mischungsverhältnissen.
Früher wurde zum gleichen Zweck Kupferchlorid
als Kontaktsubstanz verwendet, wobei die Wirk-
samkeit desselben bald nachließ, da sich aus
dem Schwefelsäuregehalt des Kupferchlorids
Kupfersulfat bildete und dieses sich unter
Abspaltung von Schwefligsäure zersetzte. Ä. St.
Verfahren zur Darstellung von Estern der
Alkamlne. D. R. P. 151890, Kl. 12 p. Chinin-
fabrik K raunschweig, Buckier «& Cb. in Braun-
schweig. Acetyltropyltropein , Acetyltropyl-
lupinein , Bromhydratropyltropein . Acetyl - m -
oxybeuzoesäuretropem , Opiansäurelupinein und
analoge Verbindungen lassen sich dadurch dar-
stellen, daß man auf die Alkamine die Haloide
von Oxykarbonsäuren einwirken läßt, bei denen
entweder der Wasserstoff der Hydroxylgruppe
durch ein organisches Radikal oder die ganze
Hydroxylgruppe durch Halogen ersetzt ist. So
läßt man z. B. 44 g Atetyltropasäurechlorid in
der Wärme auf 35 g salzsauros Tropin ein-
wirken, löst dann in Wasser und versetzt mit
Alkali, wobei man eine sirupartige, allmählich
kiistaliisierende Masse erhält, die durch Ab-
spaltung der Acidvlgruppe glatt A tropin liefert.
Ä. St.
31
üeber eine neue Darstellung
des Merkurojodid,
wie sie von Dr. Bda Sxilärd in 6y(>gyBz.
Ertesitö 1905; Nr. 46 angegeben ist, be-
richtet die Apoth.-Ztg. 1905, 963 etwa
folgendes: Die abgewogene Qnecksilber-
menge wird mit der dreifachen Raummenge
Chloroform so lange geschfllteU; bis das
Quecksilber in so winzige Körnchen ver-
wandelt ist, daß es wie ein feines Pulver
aussieht und sich nicht mehr an dem
Boden des Glasstöpselgefäßes absetzt.
Darauf wird unter fortwährendem Schütteln
das abgewogene, zu einem feinen Pulver
verriebene und mit viel Chloroform an-
geriebene Jod hinzugegeben. Die Um-
setzung erfolgt nahezu augenblicklich. Aus
dem grauen Pulver und der violetten
Lösung scheidet sich in wenigen Augen-
blicken ein grÜLlich-gelbes Pulver aus, das
sich am Gefäßboden absetzt. Viel Chloro-
form ist zur Aufnahme der entstehenden
Wärme erforderlich. Wegen der sich ent-
wickelnden, übrigens sehr geringen Wärme
darf das Gefäi) beim Schütteln nicht fest
zugestöpselt sein, damit das dabei ver-
dunstende Chloroform stark abkühlt. Das
verwendete Chloroform wird durch Filtrieren
wiedergewonnen und kann zu gleichem
Zwecke wieder benutzt werden. Der auf
dem Filter gesammelte Niederschlag wird
mit kochendem Wasser einige Male aus-
gewaschen und darauf im Dunkeln ge-
trocknet. Die ganze Herstellung soll
zweckmäßigerweise bei Absohluü des Tages-
lichtes, womöglich abends vorgenommen
werden, weil das Jodchloroform und das
Merkurojodid lichtempfindlich sind.
-tx.
Ueber Lanocerin
hat F. Röhmann in der Deutschen
physiologischen Gesellschaft gesprochen.
Dem in Münch. Med. Wochenschr. 1905,
1953 veröffentlichten Berichte ist folgendes
zu entnehmen:
Nach Liebreich soll das Wollfett (Lanolin)
liauptsächlich aus Fettsäureestern des Chol-
esterin bestehen. Darmslädter und Lif-
schütx fanden dagegen in den von ihnen
nnterauchten Wollfetten uur wenige Procente
dieser Ester neben Fettsäuren, Kamauba-,
Lanocerin- und Lanopalminsäure sowie
Earnaubylalkohol und anderes mehr.
Andererseits konnte Ä. Sicbeii zeigen,
daß diese Körper zum teil erst bei der
Abscheidung entstehen, zum teil aber noch
unbestunmte Gemenge von Verseifungs-
piodukten und der Muttersubstanz sind.
Als sidierer Bestandteil des Wollfettes wurde
Lanocerin nachgewiesen. Dieses ist
wahrscheinlich das innere Anhydrid der
Lanocerinsäure und geht beim Rochen mit
alkoholischer Kalilauge in das Kaiiumsalz
dieser Säure über. Ein dem Lanocerin
ähnlicher, Pennacerin genannter Körper,
ist neben Fettsäureestern des Oktadecyl-
alkohols in dem Sekret der Burzeldrüsen
enthalten. Eine gewisse Aehnlichkeit mit
dem Wollfett scheint der menschliche Haut-
talg zu haben; denn beim Verseifen liefert
er neben Fettsäuren und wenig Cholesterin
das Dermocerin, einen Stoff, der be-
sonders in Gesellschaft eines Oeles (Der-
molcKn) in den Dermoidzysten vorkommt.
Der Gehalt an Cholesterin ist beim Inhalt
der Dermoidzysten ebenso schwankend wie
beim Wollfett. Dies beruht wahrscheinlich
darauf, daß beide nicht nur das Sekret
der Talgdrüsen, sondern auch Umwandlungs-
produkte der Haut enthalten und das
Cholesterin letzteren Ursprunges ist. Dafür
spricht einmal der reiche Gehalt epithelialer
Gebilde (Homer und Hufe) an Cholesterin
und zum anderen sein Fehlen im Sekret
der Burzeldrttse. Vortragender hält es für
wahrscheinlich, daß die genannten spezif-
schen Bestandteile des Wollfettes, des
Hauttalges und der Burzelsekretes aus
echten Fetten oder Fettsäuren durch Re-
duktion, Oxydation und Kondensation ent-
stehen und hierbei besonders die Oelsäure
in betracht kommt. —tx. -
Verfahren zur Gewinnung des die Blut-
gerinnung aufhebendeuBestandteiles desBlut-
egels. D.R.P. J 50 805. Kl. 30 h. E. Sachsse db Co.
in Ijeipzig-Reudnitz. Man extrahiert die Köpfe
oder die herauspraparierten Schlundringe bei
30 bis 40'* mit physiologischer Kochsalzlösung
und setzt die centrifugierte liösung 4 bis 6 Tage
lang den Dära] fen einer neutralen, leicht
flüchtigen, organischen Flüssigkeit aus, z. B.
Chloroform, Schwefeläther, Petroläther, Schwefel-
kohlenstoff. Dadurch werden dio fremden Ei-
weil'stoffe als tlockigor Niederschlag ausge-
schieden. Die klare Lösung wird dialysiert und
im Vakuum über Schwofolsäure bei höchstens
40" getrocknet. A. St.
32
Der Nachweis von Aceton
im Harn,
wie ihn M. Voiirnaxos angibt (Bull. Soc.
cbim. 1904^ 137); beruht auf der Bildung
von 1 8 0 n i t r i L Er gibt zu 10 ccm
filtriertem, schwach alkalischem Harn 1 ccm
von seinem Reagens, das er herstellt aus:
1 g Jod, 0,5 g Kaliumjodid, 50 g Wasser,
5 g Methylamin (wahrscheinlich 30proc.
Lösung). Enthält der Harn Aceton, so
tritt der widerliche Geruch nach Methyl-
carbylamin auf. Da als Zwischen-
produkt Jodoform entsteht, das sich dann
weiter mit dem Amin umsetzt, so muß die
Harnprobe natürlich frei sein von einer
anderen Jodoform bildenden Substanz wie
Alkohol, Milchsäure, Chloroform. Statt
Methylamin kann auch Anilin an-
gewendet werden. In diesem Falle besteht
das Reagens aus einer lOproc. Lösung
von Jod in Anilin und es tritt der im
Arzneibuch mehrfach zur Identitätsreaktion
verwandte Geruch des Phenyi carbyl-
amin auf. A.
Hydrochinon
in einem Diabetikerharne
fand Dr. F. Qi(jli (Chem.-Ztg, 1905, 1084).
Der Harn war wenig gefärbt, nicht ganz
klar und von saurer Reaktion. lu Be-
rührung mit der Luft färbte er sich an der
Oberfläche braun, besonders stark nach Zu-
satz von Alkali. Bei der Behandlung mit
Natriumhypobromit oder mit einem Oxy-
dationsmittel nach dem Alkalisieren wuide
die Färbung gleichmäßig dunkel. Mit
Fckling'scher Lösung gab der Harn eine
stark rot gefärbte Flüssigkeit unter spur-
weiser Abscheidung von Kupferoxydul. Da-
gegen wurde beim Kochen mit basisch sal-
petersauiem Wismut und Natronlauge das
Wismut nicht geschwärzt und mit Phenyl-
hydrazinchlorhydrat und essigsaurem Natrium
wurden keine Giykosazonkristalle erhalten.
Traubenzucker war also nicht vorhanden.
Die leicht oxydierbare Substanz konnte aus
dem Haine sowohl in saurer wie in alkal-
ischer Lösung leicht durch Ausschütteln mit
Aether abgeschieden >\ erden, und hintei*blieb
nach dem Verdunsten in dünnen stern- und
fächerförmigen KristäUchen, die wenig in
kaltem, gut in warmem Wasser löslich waren
und dem Wasser saure Reaktion erteilten.
Die wässerige Lösung wurde mit Alkalien
gelbrot; nach Zufflgung eines Oxydations-
mittels wird die ganze Lösung stark rot.
Kaliumpermanganat wird reichlich entfärbt,
nimmt aber nach dem Alkalischmachen die
gewöhnliche rote Farbe trotzdem an. Aus
Ne/!ler'B Reagens wird unter Rotfärbung
eine kleine Menge Quecksilber reduziert.
Aus ammoniakalischer Silberlösung wird so-
fort freies Silber als schwarzes Pulver ge-
fällt. Mit basiachem Bleiacetat fällt ein
weißer Niederschlag, mit neutralem nicht;
mit Millon's Reagens fällt ein gelber, später
rot werdender Niederschlag. Hieraus ist zu
schlieOen, daß es sich um eine Verbindung
des Hydrochinon mit einer Boedecker'Bdien
Aikaptonsäure, vielleicht mit der von Neu-
bauer und Vogel als Uroleucinsäure be-
zeichneten, gehandelt hat. —he.
Der Nachweis von Saccharin
läCt sich rasch folgendermaßen erbringen :
Man zieht das zu untersuchende Nahrungs-
mittel usw. mit Aether aus, gibt den Ver-
dampfungsrückstand in ein Reagensglas und
fügt em wenig metallisches Natrium zu;
man erhitzt zum Schmelzen, zerstößt dann
das Probierröhrchen in einem Spitzglas und
gibt Wasser zu. In dieser Lösung wird
etwa gebildetes Sulfid durch die rotviolette
Färbung erkannt, die auf Zusatz einer frisch
bereiteten Lösung von Nitroprussidnatrium
entsteht. A.
Journ. de Pharm. d'Anvers 1905, 142.
Zur Sterilisation von Wasser
wird Tachiol (Pharm. Centralh. 43 [1902],
604; 44 [1903], 94, 502; 45 [1904], 337)
empfohlen. Ein Znsatz von 1:500000
soll eine vollständige Sterilisation bewu-ken,
es bildet sich sofort eine Trübung von un-
löslichen Silbersalzen, die sich bald absetzen.
Die Menge Silber in einem Liter übersteigt
nicht 1 mg und ist völlig indifferent. Man
braucht keine besonderen Einrichtungen, und
das Verfahren ist sparsam. 2 bis 2,5 g
einer Iproc. Lösung von Fluorsilber (Tachiol)
genügen, um einen Kubikmeter unreinen
Wassers sofort brauchbar zu machen.
Journ. de Pharm. d^Anrers 1904^ 439. A.
33
Zur volumetrischen
BeBtimmung reduzierender
Zucker
haben naoJi Pharm. Zig. 1905; 604 A, R.
IJng und Th, Bendle folgendes Verfahren
ausgearbeitet: Ais Indikator kommt
eine Fenothiocyanatiösung zur Verwendung.
Zu ihrer Herstellung werden 1 g Ferro-
ammoniumsulfat und 1 g Ammoniumtbio-
eyanat in 10 ocm Wasser von 45 bis 50^ C
gelöst, die LOsung sofort gekflblt und
50 ocm konzentrierte Salzsäure zugegeben.
Die erhaltene, gewöhnlich brftunlichrote
Flüssigkeit muß durch wenig Zinkstaub
entfärbt werden. Nach einigen Stunden
nimmt der Indikator infolge von Oxydation
wieder eine rote Farbe an, die durch Zink-
staub entfernt wird. Wiederholte Ent-
färbungen beeinträditigen aber die Empfind-
lichkeit. Kommt dieser Indikator mit einer
cuprisalzlialtigen Lösung in BerQhrung, so
wird er durch Oxydation rot gefärbt.
Zur Darstellung der Fehlmg\^e;ti Lös-
ung werden für Lösung Nr. l 69,278 g
kristallisiertes Eupfersulfat in Wasser gelöst
und zu 1 L aufgefflUt. Für Lösung Nr. II
werden 346 g kristallisiertes Rockelle89\z
in heißem Wasser gelöst, mit 142 g in
Wasser gelöstem Aetznatron gemischt und
nadi dem Erkalten auf 1 L gebracht.
Gleiche Raummengen beider Lösungen
werden bei 15,5^ C genau abgemessen,
täglich frisch in einer trockenen Flasche
gemisdit. Zur Titration werden 10 ccm
(in einzelnen Fällen 20 ccm) dieser Misch-
ung in einem 200 ccm-Kolben zum Kochen
gebradit. Die so konzentrierte Zucker-
lösang, daß etwa 20 bis 30 ccm 10 ccm
Fehling^Wihe Lösung reduzieren, wird dann,
mit 5 cem anfangend, in kleinen Mengen
in die kochende Flüssigkeit gegossen und
nadi jedem Zusatz unter Drehen auf-
gekocht. Etwa 12 einzelne Tropfen des
Indikators bringt man auf Porzellan und
fOgt, wenn man glaubt, daß die Fällung
des Kupfers vollständig sei, einen Tropfen
der Flfissigkeit dem Indikator rasch zu.
Die Titration muß möglichst schnell aus-
geführt werden. Bdm Endpunkt wird etwa
10 Sekunden lang gekocht. Die erste
Titration gibt gewöhnlich das Endresultat
nur annähernd, die zweite und dritte genau
an. Eine Titration dauert 2V2 his 3
Minuten.
Durch zahlreiche Versuche fanden die
Verfasser, daß die reduzierende Kraft des
Invertzuckers zu der von wasserfreier
Maltose sich wie 100:62 verhält. Daher
ist der Maltosewert der Fehling'schen Lös-
ung gleich 0,008 170. —tx-~.
Zur Wertbestimmung des
Ealiumbromid
schlägt Dr. F. Oeitel in Pharm. Ztg. 1905,
248 folgendes Verfahren vor:
Man bringt die genau gewogene Probe
(etwa 0,5 statt 0,2 g, wie D. A.B. IV
vorschreibt) in ein Becherglas von etwa
100 ccm Fassung, löst mit 40 ccm destill-
iertem Wasser, fügt 1 ccm Ghromlösung
(10 g Kaliumdichromat und 4,2 g reines
Aetzkali zu 1 L gelöst) zu und läßt die
Silberlösung langsam zufiieSen. Gegen
Ende der Titration muß man den Brom-
silberniederschlag lebhaft zerrühren, wodurch
die schmutzig-rötliche Färbung in ein reines
Schwefelgelb übergeht. Sobald dieser Um-
schlag nicht mehr erfolgt, ist die Titration
beendet. Die Unsicherheit beträgt höchstens
2 Tropfen. Die verbrauchten Kubik-
centimcter Silberlösung werden durch Mul-
tiplizieren mit 0,4 auf 0,2 g umgerechnet
und mit untenstehender Tabelle verglichen.
Um ganz sicher alles Wasser durch
Trocknen bei 100^ zu entfernen, muß die
Probe aufs feinste gepulvert sein, wie auch
nochmals fein zerrieben werden, nachdem
sie einige Zeit im Trockenschrank gelegen
hat.
Tabelle für 0,2 g Kaliumbromid.
Verbrauchte ccm Yio-Normal-AgNOj 16,79;
16,84; 16,90; 16,94; 17,00; 17,05; 17,09
entsprechen KCl pCt 0; 0,5; 1,0; 1,5;
2,0; 2,5; 3,0.
Verfasser irrt sich in bezug auf die vom
Arzneibudi vorgeschriebene Menge, letztere
beträgt 0,3 g. Es sollen nämlich 3 g zu
100 ccm gelöst und von dieser Lösung
10 ocm zur Titration verwendet werden.
.^4
Neue Farbenreaktionen des zuletzt die Pliosphorsaure in bekannter Weise
Abrabtol fAsaDroll '"^* Magnesiamischung gefällt. Das Ver>
^ '^ '* I fahren von ( Jhnstomanos lehnt sich eng
Nach Banal gibt Abrastol (Calciumsalz ! an das Verfahren von Katx (Pharm,
der //-Naphtholmonosulfosäure) folgende Re- , Centralh. 44 [1903], 744} an, von dem es
aktionen: l.Ymmomcrs Reagens gibtigich nur durch die Wahl des Oxydations-
einen bräunlichen Niederschlag mit orange- j mittels (Brom und Salpetersäure anstelle von
gelber Flüssigkeit ; 2. ro?^ 7?%6- Reagens I Wasserstoff peroxyd) unterscheidet. Ob es
ruft in der Kälte eine blaue Färbung hervor, wirklich vorteilhafter als das Katx'Bühe Ver-
die beim Erhitzen nach und nach gelb wird ; I fahren ist, insbesondere ob es einer ebenso
3. Froekdes Reagens (frisch bereitete ; allgemeinen Anwendung, z. B. auch bei
Lösung von Natriummolybdat in konzentr. phosphorölen, fähig ist, müssen erst Nach-
Schwefelsäure 0,1 g : 100 ccm) färbt sich j prüfungen lehren. J. K.
damit erst gelb, dann braunschwarz ; 4. Fügt Ztsckr. f. amrg. Chem. 1Ü04, 305.
man einige Tropfen Formaldehydlösung
und Schwefelsäure zu ein wenig Abrastol, |
so entsteht eine prächtige grüne Fluorescenz, I Beim HolzSChliffnachweisO
die durch viel Wasser verschwindet; 5. Na-
triumpersulfat gibt in der Hitze eine
grüngelbe Färbung, die braungrün und
schließlich braunorange wird; 6. Sulfo-
molybdänsäure gibt in der Wärme
eine grüngelbe Färbung. Dieselbe wird dann
schmutzig blau und nach einiger Zeit dunkel-
blau. A.
Journal de Pharm. 1904, 422.
in Papier kann man in Zweifel geraten, ob
die mit Phloroglucinsalzsäure entstehende
Rotfärbung wirklich von Holzschliff oder
von einem Farbstoffzusatze wie Metanilgelb
herrührt. Nach W. Herxbetg (Chem.-Ztg.
1905, Rep. 319) muß man in solchen Fällen
beachten, daß beim Vorhandensein von Holz-
schliff die Rotfärbung allmählich an Tiefe
zunimmt, wobei einzelne Fasern durch
dunklere Färbung besonders hervortreten;
bei Gegenwart eines Farbstoffes tritt die
Die quantitative Bestimmung Färbung schneller ein, ist ganz gleichmäCig
des Phosphors und verblaLt rasch unter Bildung eines
bewirkt Christomanos in folgender Weise: I violetten Hofes. Ist man auch dann noch
Der Phosphor wird in Aether oder Benzol,"" Zweifel, wie es bei gleichzeitigem Vor-
gelöst mit einer überschüssigen Menge einer ! handensein von Holzschliff und Farbstoff
lOproc. Kupfernitratlösung geschüttelt, bisl^er Fall sein kann, so befeuchte man das
aller Phosphor als schwarzes Phosphorkupfer , Papier zunächst nur mit Salzsäure. Tritt
gebunden ist, während die überstehende ^a^ei keine Färbung ein, so rührte diejenige
Flüssigkeit von Kupfernitrat noch blau ge- bei Behandlung mit Phloroglucin nur von
färbt ist. Hierauf wird auf dem Wasser- 1 Holzschliff her ; andernfalls ist Farbstoff zu-
bade das Lösungsmittel vertrieben und die gegen und der Holzschliff durch genaue
erwärmte Flüssigkeit unter Umschwenken i mikroskopische Prüfung nachzuweisen. Die
langsam mit Brom versetzt. Dadurch wird mikroskopische Prüfung sollte überhaupt
zum teil Kupferbromür gebildet, zum teil «möglichst stets stattfinden, schon um den
Kupfer metallisch abgeschieden, welches aber i Ursprung der verholzten Fasern festzustellen,
wieder in Lösung geht, und sämtlicher , ob sie von Holzschliff, Jute oder dergl.
Phosphor wird in phosphorige Säure und herrühren. —he.
Phosphorsäure fibergeführt. Dann wird auf dem' ^ «, , ^ , ,„„ ,, , ,. .
G «A«j« A ^k «V« « kr «• 1 X • i !)*•• Zinssers Lysoi-PiUen, welche aDgebhch
Sandbade durch überschüssige konzentrierte | ^us 27^ Teilen Lvsol und je 5 Teilen Fcno-
Salpetersäure das Brom ausgetrieben, die laktat, Maguesia und Süllholz bestehen sollen,
phosphorige Säure zu Phosphorsäure oxydiert, I waren nach Dr. J. Kochs (Apotb.-Ztg. 1905,
nach starkem Einengen zur Entfernung der'^^^) zusammengesetzt aus: 43,2 pCt Dragier-
c«i««* _« • ;j »x • 1 TiT masse, 40,1 pCt Sußkolzpulver und Extraktiv-
Salpetersäure wieder mit viel Wasser ver- .^^^f^^'^ j^^pCt Lysol, 2% pCt Eisenlaktat uüU
dünnt, mit Ammoniak bis zur Lösung des 1,9 [»Ct gebrannter Ma.^nesia. - U.
Kupferhydroxydniederschlages versetzt und
35
Ueber die Hemmung der
Nylander'sohen Zuokerreaktion
berichtet Dr. H. Bechhold in Hoppe- Seyler's
ZtBchr. f. phys. Chem. 1905, XLVI, H. 4
etwa folgendes: Bei der Untersuchung des
Harnes eines Bakteriologen, der zum Schutz
vor pathogenen Bakterien täglich und sehr
hftnfig mit Snblimatlösung die Hände wusch,
zeigte das Nylander'sche Reagens keine
Dunkelfärbung. Als dem Harn zum Ver-
gleich Traubenzucker zugesetzt worden war,
trat auch nach dem flblichen fünf Minuten
langen Kochen keine Dunkelfärbung auf.
Ein viel längeres Erhitzen erst bewirkte ein
geringes, nach und nach zunehmendes
Dunkelwerden. Der Quecksilbergehalt des
Harnes betrug in 1600 ccm 0,09 mg. Die
gliche Beobachtung wurde an Hamen von
Syphilitikern gemacht, die Quecksilber-
einspritzungen bekamen. Wurde Sublimat
zu einem künstlichen Zuckerharn (5 ccm
Harn, 0,5 ccm 4proc. Traubenzuckerlösung)
zugesetzt, so wurde die Nylander'wii^
Reaktion nicht in dem Maße gehemmt, wie
in obengenannten Fällen. Infolgedessen
setzte Verfasser verschiedene organische
ijnecksilberverbmduDgen einem Zuckerhame
zu und beobachtete nur bei Sublamin und
Quecksilber-Thymoloaoetat eine etwas stärkere
Hemmungswirkung als bei Sublimat. Daß
Eiweiß im Harn die Reaktion verringert, ist
schon von Nylander gesagt worden, indem
er darauf hinwies, daß durch eine zwar
nicht sdiwarze, sondern mehr rotbraune
Fäi'bung des Phosphatniedersehlages die
Gegenwart von Zucker vortäuschen kann.
Angestellte Versuche ergaben, daii ein Zu-
satz von 2 Tropfen Serum eine rotbraune,
4 Tropfen Serum eine rotgeibe und Pepton
Wüte nach 5 Minuten braungeibe und
nach 6 Minuten schwarze Färbung mit
Nyland4:r'A Reagens gaben. Außerdem be-
obachtete Verfasser bei Thymol eine geringe
und bei Chloroform eine stärkere Hemmnngs-
wirkung.
Da die Zuckerprüfung mit Fehling'scher
Lösung oder nach Tromnier durch Queck-
silber und Chloroform nicht gehemmt wird,
so empfiehlt Verfasser bei negativem Ausfall
der Nylapider'sQheu Reaktion eine der bei-
den anderen anzuwenden.
Zum Sdiluß wird noch darauf hingewiesen,
daß die oben beschriebene Reaktion einen
HinweiH bietet, ob bereits eine Quocksilber-
sättigung des Organismus eingetreten ist
und ob Maßregeln zur Verhinderung von
Schädigungen zu ergreifen sind. — /*.—
Fehlerquellen
bei der Stiokstoffbestimmung
nach EjeldahL
Auf 2 Fehlerquellen bei der Destillation
des Ammoniaks nach Kjeldahl machen in
der Wochenschr. f. Brauerei //. Brown
und später K. Barelt und H. Schönwald
aufmerksam. Ersterer fand bei nicht gekühltem
Glasrohr, daß der mit Ammoniak beladene
Wasserdampf die Alkalien des Glases stark
angreift. Es wurden bei Anwendung von
reinem Ammoniumchlorid 101 bis 105,5 pCt
gefunden. Letztere Autoren fanden bei
ihren Versuchen mit neuem wie mit altem
Glase, daü der Fehler nidit mehr als 0,1
bis 0,15 pCt beträgt. Die DestUlation soll,
um weitere Erhöhung des Fehlers zu ver-
meiden, nach 20 bis 25 Minuten abge-
brochen werden. Brown weist noch darauf
hin, daii man zur Zerstörung nicht zu
wenig Schwefelsäure verwenden dürfe, so
daij sich beim Erkalten das Kaliumsulfat
wieder ausscheidet. Besonders bei Gerste
seien 20 bis 30 ccm Schwefelsäure zu
nehmen. Besonders bei Gerste seien 20 bis
30 ccm Schwefelsäure zu nehmen, —del,
Ztschr. /". Untetö'. ä, Sahr.- u. Oenu^jmittel
190J, 10, 165.
Milchzucker im Harne
ist gewöhnlich nur zu 0,25 bis 0,5 pCt,
selten zu 1 pCt enthalten. Den Nach-
weis von Milchzucker im Harne
ftlhrt man nach //a/^s■ Malfatli dadurch,
da[^ man zu 5 ccm Harn etwa die Ilälfto
seines Volumens starke Ammoulakflüssigkeit
zusetzt, etwa 5 Tropfen Kalilauge zufügt
und das Ganze in ein heißes, aber nicht
siedendes Wasserbad setzt. Nach etwa 5
Minuten tritt eine sich allmählich ver-
stärkende Rotfärbung auf. ,;. Rn.
Geiitralbl. f. d. Krankh. d. Harn- u. >exHal-
orgam Bd. 16, Heft 12.
36
Die Methode der quantitativen
Alkaloidbestimmung mittels
Eallumwlsmutjodldlösung
hat Prof. Dr. Thonis einer genauen Nach-
prüfung unterzogen. Es gelang ihm hierbei,
Atropin wie auch Strychnin in unzersetzter
Form wiederzugewinnen , was durch
Elementaranalyse und das Golddoppelsaiz
bewiesen wurde. In quantitativer Hinsicht
ist die Methode auch befriedigend, indem
vom angewandten Atropin 96,6 bis 97,8
pGt wiedergefunden wurden. Die Methode
wkd in der neuen Modifikation folgender-
maßen ausgeführt: 100 com der sdiwefel-
sauren Alkaloidlösung oder einer 2proc.
Extraktlösung in Iproc. Schwefelsäure
werden in einem Becherglase mit 10 ccm
Kaliumwismutjodidldsung (nach Kraut) unter
Umrühren gefällt, der Niederschlag auf ein
Filter von 9 cm Durchmesser gebracht und
mit 10 ccm 5proc. Schwefelsäure aus-
gewaschen. Niederschlag samt Filter werden
noch feucht in einen 200 ccm fassenden
SchüttelcyUnder mit weiter Ualsöffnung ge-
geben und mit einer Anreibung von 10 g
kristallisiertem Natriumkarbonat und 10 ccm
lOproc. Natronlauge versetzt. Nach 10
bis 15 Minuten langem kräftigen Durch-
schütteln (dies muß zum guten Gelingen
der Methode sehr kräftig und sorgfältig
geschehen, bis die gelbrote Farbe des
Niederschlages in weiß übergegangen istj
gibt man aus einer 25 ccm-Pipette zweimal
je 25 ccm Aether hinzu, schließt den Glas-
stoffen des Schüttelcylinders recht fest und
schüttelt in kurzen Schlägen in senkrechter
Richtung 20 Minuten lang kräftig durch.
Nach erfolgter Trennung der Schichten
zieht man von der Aetherschicht mit einer
Pipette 25 ccm vorsichtig heraus und gibt
sie in eine mit Glasstöpsel versehene eng-
halsige Flasche von etwa 200 ccm Inhalt.
Diese Flasche war vorher mit 50 ccm
Wasser, 10 ccm Aether, sowie 3 Tropfen
Jodeosinlösung beschickt; durch Hinzufügen
einiger Tropfen Vi oo^^^rmal- Salzsäure war
die durch die Alkalmität des Glases be-
dingte Rotfärbung der Flüssigkeit beseitigt.
Man titriert darauf in bekannter Weise mit
Vi(xrNormal-Salz8äure. J. K.
Her. (L D. Pharm. Ges. VJ05, So.
Die Bestimmung
des Quecksilbers in organischen
Quecksilberverbindungen §iS
führen Prof. Dr. E. liitpp und PA. Nöll
in folgender Weise aus: Einige Dedgramm
des Präparates (bei Hydrargyrum salicylicam
zweckmäßigerweise 0,3 g) werden mit 4 g
Kaliumsulfat und 5 ccm konzentrierter
Schwefelsäure in einem etwa 150 ccm
fassenden Kochkölbchen zusammengebracht
und dieses durch einen einfach durch-
bohrten Korkstopfen verschlossen, welcher
ein 40 bis 50 cm langes Steigrohr trägt,
das am oberen Ende zweckmäßig trichter-
förmig erweitert ist. Man erhitzt in ge-
ueigter Stellung auf dem Drahtnetz zum
leichten Sieden solange, bis die Mischung
wasserklar geworden ist, spült das Steigrohr
mit 5 bis 10 ccm konzentrierter Schwefel-
säure aus, gibt 0,1 bis 0,2 g Kalium-
permanganat zu und erhitzt noch einige
Augenblicke bis die Permanganatfärbung
verschwunden ist. Nach dem Erkalten
verdünnt man auf etwa 100 ccm mit
Wasser, läßt abermals völlig erkalten, gibt
etwa 2 ccm Eisenalauniösung zu und
titriert mit Yi o ~ Normal • Rhodanammonium-
lösung unter fortgesetztem Schütteln auf
eintretende Rotbraunfärbung. Ein ccm 7io'
Normal-Rhodanlösung entspricht 0,010015 g
Quecksilber.
Die Zerstörung der organischen Substanz
ist bei diesem Verfahren notwendig, um
das Quecksilber in eine solche wasserklare
Lösung zu bringen, in der es durch
Rhodan gefällt wird, das Permanganat muß
zugesetzt werden, um das durch die Ein-
wirkung der entwickelten schwefUgen Säure
gebildete Mercurosuifat in Mercurisulfat zu
verwandeln, da das erstere nur halb soviel
Rhodanlösung verbraucht.
Als brauchbar wurde das Verfahren bei
Hydrargyrum salicylicam und
succinimidatum durch Beleganalysen
bewiesen. Für das letztere Präparat geben
die Verfasser gleichzeitig folgende quali-
tativen Identitätsreaktionen an: I. 0,1 g
Hydrargyrum succinimidatum werden mit
0,5 g Zinkstaub in einem trockenen Probier-
rohr erhitzt und in die sich entwickelnden
Dämpfe wird ein mit konzentrierter Salz-
säure befeuchteter Fichtenspan gehalten
87
der «oh durch das gebildete Pyrrol rot
f&rbt n. Die wSsserige Löeimg des Ptft-
paratee (1 : 10) wird mit dem doppelten
Volamen Barytwasser versetzt, worauf eine
weiße, beim Erwärmen oder längerem
Stehen grauschwarz werdende Färbung auf-
tritt J, K
Archiv der Pharm, 1905^ 1.
Einen neuen Indikator
gewinnt man nach Dr. E, Fiild (Mfinch.
Med. Wochenscbr. 1905, 1197), indem
man gewöhnliches Rotkraut oder Blaukohl
zerpflfickt, mit Wasser überdeckt und aus-
kodit oder einen Tag bei Zimmerwärme
stehen läßt. Der Auszug wird abgegossen,
wenn nötig durch ein Sieb, auf ein kleines
Volumen eingedampft und ist nach Zusatz
von etwas Alkohol gebrauchsfertig. Man
kann auch einen weingeistigen Auszug
h^^ellen. In saurer Lösung ist dieser
Indikator schön rot und in alkalischer
praditvoli grün. Er gestattet ein besseres
Arbeiten beim Uebergang von saurer in
alkalische Lösung, als umgekehrt Bei der
Titration verwende man eine weiße Unter-
bige und beobachte den Farbenumschlag in
der Aufsicht Werden Yio'^^i™^^'^^^^^®^
benutzt, so ist bei mäßigem Zusatz des
Indikators der Uebergang von rot In grün
durch einen Tropfen Lauge scharf und
rein; bei einem Ueberschuß an Indikator
macht sich als Neutralfarbe ein blauer Ton
bemerkbar. Diesen kann man durch einen
sehr geringen Zusatz von Safran beseitigen.
-tx—
Ueber Olatenbestimmung
im Mehl
berichtet E. Fleurent auf Grund lang-
jähriger Erfahrungen und schlägt folgendes
Verfahren vor, um gleichwertige Analysen
zu erhalten.
Das Waschwasser soll eine Temperatur
von 16^ haben; in 1 L sollen 0,1 g Kalk
entiialten s^ und zwar wenigstens zu ^/iq
als Bikarbonat. Das Kneten soll 10 oder
11 Minuten dauern, das Nachwasehen 2
oder 3 Minuten, so daß die ganze Operation
in 13 Minuten beendet ist. Das Qluten soll
bei 100^ bis 105^ getrocknet werden. A.
Joum. de Pharm, etde Ohim. 1905, XXI, 511.
Bestimmung
von Chlor und Brom im Jod.
Nach Tatlock und Thomson werden zu
dem Zweck 5 g Jod mit 50 ccm Wasser
übergössen und nach und nach mit soviel
granuliertem Zink oder Zinkstaub versetzt,
daß alles Jod gebunden wird, wobei jede
Erhitzung vermieden werden muß. Die
Lösung wu^ filtriert, der Rückstand aus-
gewaschen und 3,5 g Natriumnitrit zu-
gefügt Die Mischung wird vorsichtig mit
verdünnter Schwefelsäure angesäuert und
nach dem Ausfällen des Jodes die Lösung
abfiltriert und das Filter ausgewaschen.
Die letzten Reste Jod werden durch zwei-
maliges Ausschütteln mit Benzol unter Zu-
gabe einer kleinen Menge Natrinmnitrit
und verdünnter Schwefelsäure entfernt. Das
Chlor und Brom werden aus der wässerigen
Lösung mit Silbemitrat und Salpetersäure
gefällt, der Niederschlag wird abfiltriert.
Durch eine Lösung von 2 g Silbernitrat
in 10 ccm Ammoniakfiflssigkeit und 90 ccm
Wasser wird das Chlorsilber in Ijösung ge-
bracht, das zurückbleibende Bromsilber
wird gewogen und das gelöste ChlorsUber
durch Salpetersäure abgeschieden, abfiltriert
und ebenfalls gewogen. Zur Prüfung des
Bromsilbers auf Jod wird es mit Zink und
Schwefelsäure behandelt, filtriert und das
Filtrat nach Zufügen von wenigen Tropfen
Chlorwasser mit Schwefelkohlenstoff aus-
geschüttelt J, K,
Pharm, Joum. 1906, 441.
Zum Nachweis von Wasserglas
in Seife
löst man gewöhnlich diese in heißem Alkohol,
filtriert, wäscht den Rückstand mit heiüem
Alkohol, trocknet ihn vollkommen bei
höherer Temperatur, löst dann davon einen
Teil in Wasser auf und gibt Salzsäure zu,
worauf sich Kieselsäure abscheiden soll.
Ahmed Hussein empfiehlt jedoch, da durch
die vorhergehende Behandlung die Kiesel-
säure unlöslich geworden sein kann, zur
Lösung des getrockneten Rückstandes ver-
dünnte Natronlauge zu verwenden und den
Ueberschuß von Salzsäure durch Ammoniak
abzustumpfen. A,
Joum, de Pharm, et de öfiim, 1905^ XXI^ 496
88
Verschiedene Mitleilungeii.
Theo-Fackel und Blitz-Faokel
werden als Feuerlöschmittel empfohlen. Sie
stellen koniseh znlanf ende trichterartige Bieoh-
gefäße dar, die innen mit Theolin, einem
feinen gelblichen trockenen Polver, gefflllt
smd. Dieses ist mit Eisenocker gelb
gefärbtes Natrinmbikarbonat. Da die Theo-
Fackeln das Stück zn Mk. 8;50 und die
Blitz-Fackeln zu Bik. 5. — verkauft werden,
so ist ihr Pteis ein viel zu hoher, umsomehr
als das Natriumbikarbonat nicht besser wirkt
als gewöhnlicher Sand. — to.—
Unter „trunkenem" Getreide
versteht man Roggen, der unter besonderen
Umständen in feuchten Gegenden und
regnerischen Jahren eine sehr gefährliche
und giftige Beschaffenheit annimmt. Die
KOmer desselben sind nach Ä. Jatschewski
(Ghem.-Ztg. 1905, Rep. 165) schlecht ent-
wickelt und mit Pilzen bedeckt, unter
denen in den mosten Fällen Fusarium
roseum gefunden wurde. Der Genufi
des Hehles von solchem Getreide ruft in
emigen Stunden Schwindel, starke Kopf-
schmerzen, Erbrechen, Störung des Seh-
vermögens usw. hervor, Erscheinungen, die
mehrere Tage anhalten und sogar mit dem
Tode enden können. Auch bei Haustieren
wurden sie beobachtet. — Ae.
Notiztischchen mit Kalender 1906. Die
Chemisch 3 Fabrik Helfenberg A. -G. vorm.
Eugen Dieterich in Helfenberg (SachReD) hat,
wie im Vorjahre, an sämtliche Herren Apotheken-
besitzer ein äußerst praktisches und bequem
in der Tasche zu tragendes Notiztischchen mit
Kalender versandt. Am Fuße eines jeden
Blattes dieses Abreißkalenders sind in über-
sichtlicher Weise einige von der Fabrik her-
gestellte Artikel mit Preisangabe aufgeführt.
£s mag noch erwähnt sein, daß zur Ver-
teilung an die Angestellten der betr. Apotheken
weitere Exemplare zur Verfügung stehen, so-
lange der Vorrat reicht.
Briefwechsel.
Apoth. Oe. in G. Das Geheimnisvolle des
Unguentum Hydrargyri Le Beuf
(«Leboeuf» ist nicht richtig) besteht darin,
daß Le Beuf das Quecksilber, wovon seine
Salbe 50 pCt enthält, mittels einer Lösung von
20 T. Benzoe in 40 T. Aother und 15 T.
Mandelöl abtötet. P. S.
G. IL, m Bukarest. Tinctora «Strychni»
ist richtiger oder wenigstens moderner als
Tinctura <n u c i s v o m i o a e» ; die Regel, die
Gattungsnamen der Pflanzen zur Bezeichnung
der Drogen heranzuziehen, ist bei weitem nicht
durchgeführt; Beispiele hierfür sind: Folia
Belladonnae, Balsamum Peruvianum, Fruotus
Carvi usw.
Früher kannte man die Stammpflanzen der
ausländischen Drogen natürlich nioht und man
benannte diese, deshalb nach sehr äußerlichen
Merkmalen, z. B. Sternanis, Nux vomica,
Krähenangon usw. Bei Bildung der Art-
bezeichnung wurden später solche Namen viel-
fach mit verwendet, z. B. Stryohnos nuz
vomica. 8,
Apoth. Ai Or. in Focsani. In der Photo-
graphie versteht man unter Natriumbisulfit
die im Handel unter der Bezeichnung «Saure
Suifitlauge» vorkommende Lösung von 35®
Beaume, Bm.
Zur gefälligen Beachtung 1
Das Register fOr den Jahrgang 1905
wird der Mr. 3 dieses Jalir-
ganges (1906) beigefffigt werden.
Yerieger: Dr. A* Sehaeldar, Dretd«! und Dr. P. SlD Dmdeii-BUMwite.
VflmitiRHrttklMr Letter: Dr. A. Behaeider In Dmdeii.
Im BnfthH>iHiel duroh Jaliai Springer, AerUa H., MenbUcoplstB 8.
Drsek ven Fr. Titiel Neebf. (Keneib A Meklo), Dreeden.
Pharmaceutische Centralhalle
für Deutschland.
Heransgegeben von Dr. A. Schneider and Dr. P. Sflee.
Zeitschrift fttr wissenschaftliche und geschäftliche Interessen
der Pharmacie.
Gegrfindet von Dr. Hermann Hager im Jahre 1859.
Erscheint jeden Donnerstag.
Bezugspreis vierteljährlich: durch Buchhandel oder Post 2,50 Mk., durch Ooscbäfts-
stelle im Inland 3,— Mk., Ausland 3,50 Mk. -— Einzelne Nummern 30 \H,
Anzeigen: die einmal gespaltene Klein-Zeile 30 Pf., bei gi-ößeren Anzeigen oder Wieder-
holungen Preisermäßigung
Leiter der 1 Dr. Alfred Schneider, Dresden-A. 21; Schandauer Str. 43.
Zeitsehrift: J Dr. Paul Süß, Dresden-Blasewitz; Gustav Freytag-Str. 7.
Oeeehailsstelle: Dresden-A. 21; Schandauer Straße 43.
MB.
Dresdeo, 18. Januar 1906
Der neuen Folge XXVII. Jahrgang.
XLVIL
Jahrgang.
Inhalt: Chemie «nd Pharniaele: Braaselimonaden. — Eigen<cbaften des Silidumcb'oroform. — Dalloff Th6
eontre l'OMsit^. — Beiiehai>gen swischen den Kohlenwasserstoffen aus Kautschak nnd Guttapercha. — Unrer*
trigliche Anneiii.iachttnRen. — Nene amerikanische Pharmakopoe. — Neue Arsiieimiltel. — Badiophor. — Opian-
aäiive. — Akonitin. — Wein- und ZitronensAure nnd deren Salxe. — Kapella b'evcik-Oblaten-TrotkenTerschluC-
Apparat. — Naphthenseife. — Antidiabetikum Stock. — Oir-8aocharoskop. — Lenicet — BemsteinOl. — A alain-
kapseln —NahriiBaiiDittel-Cbeiiile. ~ Bakteriologische MitteilnngeB. — Therapentieche Mitteilangeii.
— Photographlsebe MitteUnngen. — venchlf deue Mltteiinnffeii. — Brlefwechael.
Chemie und Pharmacie.
Ueber Brauselimonaden.
Von Dr. Ä. Beythiefi,
Direktor des chemischen Untersuch ungsamtes
der Stadt Dresden.
Von Seiten der amtlichen Nahrangs-
mittelkontroUe ist seit Jahren versucht
worden, die Fabrikanten der ohne
Prachtsaft hergestellten künstlichen
Brauselimonaden durch Belehrung und
Verwarnung zu einer gutwilligen De-
klaration der Nachmachung zu veran-
lassen, und diese Anregung hat im
großen und ganzen den erfreulichen
Erfolg gezeitigt, daß die in Rede
stehenden Erzeugnisse nicht mehr als
«Himbeer-» oder «Zitronen - Brause-
limonade» schlechthin, sondern als
«Brauselimonade mit Himbeergeschmack,
kfinstlich gefärbt», oder unter ähnlichen
Bezeichnungen in den Verkehr ge-
langten. In letzter Zeit hat sich jedoch
herausgestellt, daß einzelne Fabrikanten
auf dem platten Lande wieder zu dem
früheren Modus zurückgekehrt sind,
und mehrere von den Chemikern der
Amtshauptmannschaften ausgesprochene
Beanstandungen haben ein strafrecht-
liches Einschreiten im Gefolge gehabt.
Obwohl dasselbe zu einer völligen An-
erkennung der von der amüichen
Nahrungsmittelkontrolle vertretenen
Grundsätze durch 3 richterliche In-
stanzen bis zum Königl. Sächsischen
Oberlandesgericht führte, erscheint es
doch zweckmäßig, die für die Beur-
teilung maßgebenden Gesichtspunkte
noch einmal zur Kenntnis der In-
teressenten zu bringen, besonders des-
halb, weil einige Auslassungen in der
Fachpresse der Mineralwasserfabri-
kanten und abfällige Besprechungen
der Urteile geeignet erscheinen, in den
Kreisen der kleineren Produzenten irr-
tümliche Auffassungen hervorzurufen ,
welche leicht zu unangenehmen Kon-
flikten mit dem Nahrungsmittelgesetz
führen könnten.
40
Wie sich aus der Geschichte der
menschlichen Nahrungs- und Genuß-
mittel ergibt, versteht man unter
Limonaden ganz allgemein Misch-
ungen von Fruchtsäften mit Zucker
und Wasser. Die bekanntesten dieser
Getränke, Himbeer- und Zitronen-
limonade, werden noch heutzutage in
Familien und Gastwirtschaften so her-
gestellt, daß man den natürlichen, ge-
zuckerten Preßsaft der Früchte mit
Wasser verdünnt, oder daß man, wie das
bei Zitronenlimonade meist geschieht,
die zerkleinerten Früchte direkt mit
Wasser übergießt und Zucker hinzu-
setzt.
Der Name Brauselimonade deutet
nun sprachlich darauf hin, daß eben-
falls eine Limonade vorliegt, deren
einziger Unterschied von den soeben
beschriebenen darin besteht, daß sie
braust, d. h. mit kohlensäurehaltigem
Wasser bereitet worden ist. Auch der-
artige Getränke sind dem Publikum
seit Jahren bekannt. Es hat sie in
den Trinkhallen der größeren Städte
liehst bekannte Mineralwasserfabrik von
Dr. Striive in Dresden schon seit mehi
als 20 Jahren und noch heute Himbeer-
brauselimonade mit echtem Fruchtsaft
in den Verkehr bringt.
Inzwischen ist nun eine Fabrikation
ins Leben getreten, welche durchaus
abweichende Erzeugnisse ohne jede
Spur von Fruchtsaft herstellt. Es sind
dies lediglich mit einem Riechstoffe
parfümierte und mit Zucker und einer
organischen Säure versetzte kohlensaure
Wä&ser, welchen durch künstliche
Färbung mit einem Teerfarbstoffe der
Anschein verliehen worden ist, als sei
natürlicher Fruchtsaft darin enthalten.
Aus dem vorher gesagten geht mit
genügender Klarheit hervor, daß diese
Genußmittel nicht das Wesen oder den
Gehalt, sondern nur das äußere An-
sehen, den Schein der echten Ware
besitzen. Sie sind Nachahmungen
der aus Fruchtsaft und kohlensäure-
haltigem Wasser hergestellten Limo-
naden, d. h. nachgemacht im Sinne des
Nahi ungsmittelgesetzes. Wenn sie aber
griff der normalen Beschaffenheit,
welcher nach der bekannten Ent-
scheidung des Reichsgerichts vom
2. November 1886^) jeder Beurteilung
von Nahrungs- und Genußmitteln im
Sinne des N.-M.-G. zu Grunde gelegt
werden muß, erfordert also bei Brause-
limonade ein Gemisch von Fruchtsaft
mit Zucker und kohlensäurehaltigem
Wasser. Daß diese Definition auch von
den maßgebenden Vertretern der
Nahrungsmittelchemie anerkannt wird,
geht aus den «Vereinbarungen» un-
zweifelhaft hervor, und das Publikum
ist daher wohl zu der Erwartung be-
rechtigt, ein ihr entsprechendes Er-
zeugnis zu erhalten.
Offenbar hat auch die Industrie, als
sie die Herstellung von gebrauchs-
fertigen Brauselimonaden in Flaschen
übernahm, zunächst die Berechtigung
dieser Auffassung anerkannt. Jeden-
falls steht soviel fest, daß die rühm-
vor seinen Augen entstehen sehen und Nachahmungen sind , und darüber
sich vielfach seltet bereitet. ^ Der Be-[sc^^^ unter den Fachgenossen keine
'"* ""* " "'" ■^-~'^'^' ^-- Meinungsverschiedenheit zu bestehen
(s. a. die lesenswerte Broschüre von Wby
und das Gutachten von Fresmiusy),
dann dürfen sie auch nicht unter einer
zur Täuschung geeigneten Bezeichnung
in den Verkehr gebracht werden. Der
Name «Himbeerbrauselimonade» deutet
jedoch nicht im mindesten darauf hin,
daß ein Getränk ohne jede Spur von
Fruchtsaft vorliegt, er ist also zu
einer Aufklärung der Käufer nicht,
wohl aber zu einer Täuschung derselben
geeignet. #
Gegen diese Auffassung haben die
Fabrikanten vor allem den Einwand
erhoben, daß mit Hülfe von Fruchtsaft
gar keine Brauselimonaden hergestellt
werden könnten, weil dieselben durch
Abscheidung von Pektinstoffen trübe
würden und ihre Farbe nach kurzer
Zeit einbüßten. Dieser Einwand ist,
selbst wenn er zuträfe, zu ihrer Recht-
fertigung nicht geeignet. Auch bei
») Euisch. Bd. 14, S. 428.
-) Der Mineralwasser-Fabrikant 1905, Nr. \4
41
manchen anderen Nahrungs- und (Jenuß-
uiittelu äteheu der Merätelluug im
Großbetriebe oft erhebliche Schwierig-
keiten im Wege. Es ist bekannt, wie
sehr die Weine mancher Jahrgänge
dem Verderben ausgesetzt sind, aber
niemand hat bis jetzt daraus die Be-
rechtigung abgeleitet , nachgemachte
Erzeugnisse als echte zu verkaufen.
Außerdem ist die Einrede auch sachlich
unbegründet!
Wahr an ihr ist lediglich, daß die
Anwesenheit von Alkalien den Himbeer-
farbstoff ungünstig beeinflußt, und daß
unreines Brunnenwasser das Eintreten
schleimiger Zersetzungen im Gefolge
hat. Sobald aber ein tadelloser, mit
peinlichster Sauberkeit bereiteter Him-
beersirup und steriles destilliertes
Wasser ohne Sodazusatz genommen
wird, gelingt es sehr wohl, aus Himbeer-
sirup echte Brauselimonaden herzu-
stellen, wie die vorzüglichen Erzeug-
nisse von Dr. Sh-uve und die neuerdings
im Handel erschienenen von Hünlich
in Wilthen beweisen. Möglich ist, daß
die auf der Anwendung von Essenzen
und Teerfarben beruhende Fabrikation
größere Bequemlichkeit und höheren
Verdienst darbietet, aber dieser Grund
kann vom Standpunkte des Nahrungs-
mittelchemikers als ein berechtigter
nicht anerkannt werden.
Auch die Gerichte haben ihn im all-
gemeinen nicht gebilligt. Allerdings
ist zuzugeben, daß verschiedene Fabri-
kanten künstlicher Brauselimonaden auf
Grund widersprechender Gutachten der
Sachverständigen von der Anklage der
Nahrungsmittelfälschung freigesprochen
worden sind, aber man darf doch nicht
außer Acht lassen, daß in mindestens
ebenso vielen Fällen Verurteilung er-
folgt ist; so u. a. in den Urteilen des
Eammergerichts in Berlin vom 24. März
1902, der Oberlandesgerichte Breslau
vom 21. Januar 1902, des Oberlandes-
gerichts Dresden vom 10. Dezember
1 905 und der Landgerichte Berlin vom
31. Dezember 1901; Beuthen 29. No-
vember 1901; Marburg 28. Juni 1899;
Bochum29. November 1901 und Bautzen
16. Oktober 190').
Die Fachpresse der Mineralwasser-
fabrikanteu handelt sicher nicht im
Interesse der Produzenten, wenn sie
diese offenkundigen Tatsachen ver-
schweigt und die Sache so darstellt,
als ob «trotz Dutzende von Freisprech-
ungen nur gelegentlich der Versuch
gemacht würde, die in Rede stehenden
Brauselimonaden als verfälschte (richt-
iger : nachgemachte) Fruchtlimonaden
hinzustellen». Mancher kleine Produzent
könnte durch solche einseitige Bericht-
erstattung zu einer unrichtigen Be-
zeichnung veranlaßt werden!
Es sei daher nochmals eindringlich
darauf hingewiesen, daß die amtliche
Nahrungsmittelkontrolle nach wie vor
auf ihrem Standpunkte verharrt, daß
viele richterliche Urteile ihr gefolgt
sind, und daß namentlich die sächsischen
Fabrikanten gut tun werden, auf
ihren Flaschen eine entsprechende De-
klaration der künstlichen Beschaffenheit
anzubringen.
Ueber die Eigenschaften des
Siliciumchloroform
berichten 0. Ruff und K. Albert (Bor. d.
Deutsch. Cham. Ges. 1905, 2222). Zur
Darstellung desselben eignet sich am besten
die Methode von Combes. Es siedet bei
330 C, schmilzt bei — 1349 C und hat
bei 150 (7 eine Dichte von 1,3438. Es
wurde das Verhalten bei hoher Temperatur,
beim Erhitzen mit Metallpuivern, Metalloiden
und Chloriden, und zu Ammoniak unter-
sucht. Mit diesem bildete sich Silicium-
stickstoffhydrür, das sehr unbeständig ist.
Es ist ein Derivat des vierwertigen Silioiam.
Ein Uebergang des in Siliciumchloroform
und dessen Derivaten vierwertigen Silicium
in dreiwertiges unter Abspaltung von Wasser-
stoff konnte nicht beobachtet werden.
-Jie.
Dalloif Tii6 contre i'Ob^sit^ bestand nach
H. Thoms (Apoth.-Ztg. 1905, ICl) aus Flores
Anthyllis vulnerariae, Folia Sennae tota, Folia
Uvae ürsi tota, Folia Lavandulae sowie geringen
Mengen von Folliculi Sennae, Fruchtständen einer
Juncusart, Plantage -Blutenständen und einer
Frucht von Schinus moUe. Die Gesamtmenge
betrug 80 g. Anwendung: zur Enttettung. Be-
zugsquelle: Maximilian Naumann in München,
Herzog Wilhelrastr. 29. —tx—
42
'Daraus geht zunächst hervor, daß die
Ozouide CjoHieOe ans Kautschuk und
Guttapercha verschieden und zwar, wie
Harries für sehr wahrscheinlich hält,
stereoisomer sind. Da nun aber bei dem
durchaus symmetrischen 1,5 - Dimethyl -
Ueber
die Beziehungen zwischen den
Kohlenwasserstoffen aus Kaut-
schuk und Guttapercha.
Wir haben vor kurzem^) berichtet, daß
es C. Harnes gelungen ist, vermittels der cyclooctadign-(l,r))
Ozonmethode die chemische Natur des
Parakautschuks aufzuklären. Es lag nahe,
auch die wichtige Guttapercha nach dem-
selben Verfahren zu untersuchen, um so
mehr, als die Arbeiten von W, Ramsay^)
und A. Tschirch^) über Guttapercha er-
geben haben, daß der in der Guttapercha
enthaltene Kohlenwasserstoff eine weiße
kristallinische Masse von der gleichen
empirischen Formel wie der Parakautschuk
darstellt Außerdem hatte Harries früher
gefunden, daß die reine Guttapercha beim
Behandeln mit salpetriger Säure ähnlich ^ . , ^ . - ^ t^- . ,
wie der Kautschuk ein gelbes Nitrosit ^tufe der Polymerwation von 1,5 Dimethy
HgG . G — Go2 — CH2 — GH
11 ^ II
HC — CH2 — GH2 ~ G . GH3
selbst nach der Theorie keine stereoisomeren
Formen vorauszusehen sind, so muß die
Veranlassung zur Bildung von stereoisomeren
Diozoniden schon in den Ausgangs-
materialien — den beiden Kohlenwasser-
stoffen Parakautschuk und Guttapercha —
vor der Behandlung mit Ozon gegeben
sein; d. h. diese beiden Substanzen müssen
sich nicht nur durch eine verschieden hohe
eon der Formel G10H15N3O7 liefert, dessen
Moleknlargröße zwischen O^o und G20 Hegt.
Beim Abbau des Guttapercha - Kohlen-
wasserstoffs nach der Ozonmethode hat nun
Harries^) das eindeutige Resultat erhalten,
daß der Kautschuk- und Guttapercha-
Kohlenwasserstoff auf dieselbe chemische
Grundsubstanz, nämlich das 1,5 -Dimethy 1-
cyclooctadi6n-(l,5) zurückgeführt werden
können. Ihre Verschiedenheit ist nicht
etwa durch eine andere Lagerang der
Doppelbindungen verursacht
Der Guttapercha kohlenwasserstof f
liefert bei der Behandlung mit Ozon quan-
titativ ein Diozonid der Formel OjoHißOß
wie
cyclooctadien(l,5)-MoIekülen, sondern durch
eine andere Art des Zusammentritts der
Moleküle von einander unterscheiden.
Sc.
Unverträgliche Arzneimisch-
ungen.
Oleum cadinum und Paraffinum
liquidum zusammengemischt geben eine
schmutzige, trübe Flüssigkeit, aus
der sich das Kadeöl nach kurzer Zeit aus-
scheidet, während das überstehende Paraffinöl
leicht gefärbt ist mit einem braunen Ring
an der Oberfläche.
Beim Mischen von Salol, Benzo-
naphthol und Thymol bildet sich nach
der Parakautschuk; dasselbe besitzt i ^o^'^ß^^* (Pharm. Ztg. 1905, 846) eine
die gleiche Molekulargröße und ergibt mitlsir'ipöse Flüssigkeit, die auf der
Wasserdampf die gleichen Spaltungsprodukte I Vereinigung von Salol und Thymol beruht
wie dieses, .nämlich Lävulin- Aldehyd bezw.'^iiid auch bei Zusatz von Salol zu wein-
-Säure und Lävulinaldehyddiperoxyd. Aber ' geistiger Thymollösung entsteht. In letzterem
bei der quantitativen Verfolgung dieser, Falle bilden sich ölige Tropfen, die sich
schließlich auf dem Boden sammeln.
StovaYn gibt mit alkalischen Alkaloid-
und Sublimatlösungen Niederschläge.
Daher hat man bei Reinigung der Injektions-
spritze nach dem Gebrauch derartige Des-
infektionsmittel zu vermeiden bezw. die
Spritze vor dem Wiedergebrauch mehrere
Male mit destilliertem Wasser oder physiolog-
ischer Kochsalzlösung auszuspülen.
Styrax liquidus und Paraffinum
liquidum mischen sich nicht, —tx--.
Spaltung hat sich ein nicht erwartetes,
sonderbares Resultat ergeben. Nämlich das
Ozonid aus Guttapercha liefert nicht die-
selben Mengen Lävulinaldehyd und Lävulln-
säure wie dasjenige aus Kautschuk, sondern
das Mengenverhältnis ist gerade umgekehrt.
1) Pharm. Centralh. 46 [190.)J, 3ö<).
'^) Journ. So(j. Cücm. Ind. 31 [19('2],
8) Ann d. Chem. 243 [1905], 114.
») Ber. d. Deutsch. Chem. Gt^s. 38
3985.
1367.
[lijo:,].
43
Die neue
amerikanische Pharmakopoe
(The Pharmacopoeia of the United States
of America.)
Besprochen von Dr. Q. Weigel.
(Fortsetzung von Seite 27.)
Drogen, ätherische und fette
Oele.
Das Kapitel der Drogen einschließlich
Oele hat eine nicht minder sorgsame
und zeitgemäße Bearbeitung in der
neuen Ph. U. S. gefunden. Zahlreiche
Methoden zur Alkaloidbestimmung sind
neu aufgenommen, zum gi*ößten Teil
titrimetrische, aber auch gravimetrische
Ffir erstere sind wohl die bekannten
TTeZfer'schen Vorschriften grundlegend
gewesen, welche auf dem «Aus-
schättelungssystem mittels geeigneter
Lösungsmittel» basieren. Die hierbei
in betracht kommenden Prinzipien und
Hauptregeln sind in einem besonderen,
erklärenden Artikel (Alkaloidal assay
by immisdble solyents) der Ph. U. S.
beigegeben.
Zur Identifiziei'ung der Fette und
fetten Oele sind Jod- und Verseifungs-
zahlen herangezogen worden, letztere
auch bei den Harzen und Balsamen.
Obwohl bei jeder einzelnen Droge
bezw. Oel eine spezielle Vorschrift zur
Bestimmung der Jod- oder Verseifungs-
zahl unter Angabe der anzuwendenden
Menge vorgesehen ist, finden wir
außerdem im Reagentien - Verzeichnis
diesbezflgliche , ausführlichere Erklär-
ungen vor (Jodine absorption and
saponification yalue of fats and oils),
in denen alle Einzelheiten sozusagen
in Form einer Gebrauchsanweisung zu-
sammengestellt sind.
Die Methoden sind die flblichen (wie
im D. A.-B.). Zur Bestimmung der
Jod zahl läßt Ph. U. S. in der Regel
0,3 g des zu untersuchenden Fettes
oder Oeles anwenden (fflr Oleum Lini
0,15 bis 0,2 g, ffir Oleum Cacao und
ähnliche Fette 0,8 g) und die Hübl-
sehe Jodquecksilberchloridlösung 4 Stun-
den darauf einwirken (bei Oleum Lini
16 Stunden).
Zur Ermittelung der Verseif ungs-
zahl werden 1,6 bis 2.g der ge-
reinigten und filtrierten Substanz an-
gewendet und die Verseifuug durch
halbstündiges Erhitzen auf dem Wasser-
bade bewerkstelligt. Die erlaubten
Qrenzen der Jod- und Verseifungszahlen
sind im Prüfungstext durch die betr.
Zahlenwerte ausgedrückt (z. B. Oleum
Olivarum: Jodzahl 80 bis 88, Ver-
seifungszahl 191 bis 195).
Neben der chemischen Analyse ist aber
auch die mikroskopischePrüf ung der vege-
tabilischen Drogen in ausreichendem Maße
berücksichtigt worden ; insbesondere hat
man der wichtigen Diagnose der
Pflanzen pulver gebührende Aufmerk-
samkeit geschenkt und bei jeder
wichtigen Droge die hauptsächlichsten
Merkmale des betr. Pulvers erwähnt.
: Die Prüfung der ätherischen Oele
ist — wie schon eingangs erwähnt —
durch die Aufnahme des optischen
Drehungsvermögens ergänzt worden.
Damit ist allerdings eine nicht unbe-
deutende Ausgabe in betreff Anschaffung
eines Polarisationsapparates für den
amerikanischen Kollegen verknüpft, aber
gerade die Bestimmung der Rotation
gibt für die Beurteilung der äther-
ischen Oele treffliche Anhaltspunkte,
so daß diese Neuerung als ein be-
merkenswerter Fortschritt zu bezeichnen
ist. Auch über die Bestimmung der
optischen Drehung finden wir in der
Ph. U. S. eine allgemeine Anleitung
vor (Determination of the pplical
rotation of organic substances), in
welcher u. a. die zur Berechnung
dienenden Formeln erläutert werden.
Im besonderen seien von folgenden
Drogen und Oelen interessante Einzel-
heiten erwähnt:
Aloä. Zugelassen ist der Saft ver-
schiedener Alo^spezies ohne Nennung
einer bestimmten Herkunft. Der Farbe
ist ein großer Spielraum gelassen; Alo6
darf gelblichbraun, orangebraun bis
schwarzbraun sein, womit gesagt ist,
daß auch die durch Eindampfen bei
gelinder Hitze gewonnene, also leber-
farbige Aloe verwendet werden darf.
44;
AloS soll mit Salpetersäure und mit
Lösungen der Alkalien rötliche Färbung
geben. Infolge dieser Reaktion bevor-
zugt Ph. U. S. die Isobarbaloin
führenden Sorten, wie Barbados- und
Curassao-Alo6, während das D. A.-B.
bekanntlich die mit Salpetersäure eine
GränfärbuDg gebenden afrikanischen
Sorten wünscht.
Asa foetida. Die Anforderungen an
diese Droge sind die gleichen wie im
D. A.-B. IV: 50 pCt alkohollösliche
Substanz, 10 pCt Asche. Letztere
Bedingung wird von der naturellen
Handelsware nur selten erfüllt, trotz-
dem besteht der Amerikaner darauf
und weist — wie die Praxis gelehrt
hat — minderweiüge Ware mit höherem
Aschegehalt rücksichtslos zurück.
Balsamum Copaivae (Copaiba). Hierbei
schreibt Ph. U. S. kurz vor: Harz-
balsam (oleoresin) mehrerer süd-
amerikanischer Spezies der Gattung
Copaiba (Copaifera). Mit Recht ist dem
spezifischen Gewicht ein größerer Spiel-
raum gelassen und zwar 0,950 bis
0,995, denn es kommen ebenso viel
dünne wie dicke Balsame an den Markt,
die an Qualität einander nicht nach-
stehen. Ph. ü. S. läßt zur Prüfung
des Gopaivabalsam nur dessen Säure-
zahl bestimmen (1 g in 50 ccm Alkohol
gelöst, soll nicht weniger als 2,3 und
nicht mehr als 2,8- ccm V2" Normal
alkoholische Kalilauge verbrauchen),
verzichtet also zum Unterschied vom
D. A.-B. auf die Gesamtverseifungs-
bezw. Esterzahl.
Allerdings begnügt sich auch Ph.
U. S. nicht allein damit, sondern
schreibt außerdem die Bosetti'sche
Ammoniakprobe (Pharm. Centralh. 37
[1896], 671) sowie die Gurjunbalsam-
Farbreaktion (vermittels Essigsäure und
Salpetersäure ) zur Prüfung auf Reinheit
vor. Die Gurjunbalsamreaktion läßt
Ph. U. S. in folgender Weise ausführen :
Ein Gemisch von 4 Tropfen Salpeter-
säure (sp. Gew. 1,40) und 1 ccm Eis-
essig soll, mit 4 Tropfen Gopaivabalsam
überschichtet, keine rötliche Zone zeigen,
noch soll die Flüssigkeit nach dem
Schütteln eine rote oder purpurne
Färbung annehmen.
Balsamom pemviannm. Das spezif-
ische Gewicht soll 1,140 bis 1,150 bei
2b^ C betragen, was im Vergleich zum
D. A.-B. eine Erweiterung der Grenze
nach oben einscUießt und der jetzt
an den Markt kommenden Handels-
ware entspricht. Die Löslichkeit in
Alkohol ist dahin festgelegt, daß 1 Teil
Balsam in 5 Teilen Alkohol mit
höchstens schwacher Opalescenz löslich
ist. Die unsichere Salpetersäure-Farb-
reaktion des Petrolätherauszuges hat in
der neuen Ph. U. S. Platz gefunden,
allerdings in milderer Form, indem in
negativem Sinne verlangt wird, daß
keine grüne oder blaugrüne Farben-
erscheinung eintritt ; eine rein gelbe
Färbung (wie im D. A.-B. IV gefordert
wurde), die Perubalsam den gemachten
Erfahrungen nach aber nicht durch-
gehends gibt, wird also nicht aus-
drücklich gefordert.
Analog D. A.-B. IV soll Perubalsam
minimal 56 pGt Cinuamein enthalten;
allerdings geschieht die Gehaltsbestimm-
ung nach Ph. U. S. in einer anderen
Form. Daneben sind Veiiseifungszahlen
sowohl des Balsams wie des Cinnameins
aufgenommen. Neu ist folgende Prüf-
ung auf Eolophon, Terpentin, Storax,
fette Oele usw. : 3 ccm des Perubalsam-
Petrolätherauszuges (1 + 5) sollen, mit
dem gleichen Volumen einer wässer-
igen Kupfer acetatlösung (1 : 1000) ge-
schüttelt, nicht grün oder blaugrün
gefärbt werden.
Balsamum tolutaiium. Zum Arznei-
gebrauch ist sowohl der frische weiche,
als auch der ältere erhärtete Balsam
zugelassen. Die Bemerkung der Ph.
U. S.: «teilweise löslich in Schwefel-
kohlenstoff» entspricht den Tatsachen,
denn die diesbezügliche Vorschrift des
D. A.-B. IV: «in Schwefelkohlenstoff
unlöslich» ist falsch, da durchschnittlich
20 pCt in Lösung gehen (vergl. Pharm.
Centralh. 1 904, S. 4). Der vom Lösungs-
mittel befreite Schwefelkohlenstoffaaszug
wird zur Prüfung des Tolubalsams auf
Verfälschung mit Eolophon heran-
46
prezogen: er soll, in Eisessig gelöst,!
auf Zusatz einiger Tropfen Schwefel-
säure keine Grünfärbnng zeigen (be-
kanntlich tritt bei reinem Balsam hierbei
eine tief kirschrote Färbung ein).
Benzoä (Benzoinum). Neben Siam-
BenzoS ist auch Sumatra - BenzoS offi-
zinell, resp. beide arzneilich zugelassen.
Pb. Ü. S. sagt deshalb: balsamisches
Harz von Styrax Benzoin Dryander
und einer anderen, noch nicht näher
identifizierten Spezies der Gattung
Styrax stammend. Bedingung ist, daß
BenzoS in 5 Teilen warmem Alkohol
fast gänzlich löslich ist und nicht mehr
als 2 pCt Asche ergibt.
Camphora. Außer dem Schmelzpunkt
175^ C und dem sp. Gew. 0,990 bei
250 C schreibt Ph. U. S. noch vor,
daß Eampher (in alkoholischer Lösung)
optisch rechtsdrehend ist. Diese Eigen-
schaft ist bekanntlich das Unterschieds-
merkmal des naturlichen Eamphers
vom künstlichen, welcher optisch in-
aktiv ist.
Caatharides (Cantharis). Der gestattete
Äschegehalt ist derselbe wie im D. A.-B.,
nämlich 8 pCt. Eine quantitative Be-
stimmung des Kantharidins in spanischen
Fliegen schreibt jedoch Ph. ü. S. nicht
vor, was ebenso richtig ist, denn der
Eantharidingehalt ist ziemlichen
Schwankungen unterwoifen und erreicht
in den seltensten Fällen die vom D.A.-B.IV
geforderte Höhe von 0,8 pCt ; im allge-
meinen kann man nur mit der Hälfte
(0,1 pCt) rechnen.
Cortez Chiaae (Cinchona). In der
Zulassung verschiedener Chinarinden
zum Arzneigebrauch ist Ph. U. S. ziem-
lich loyal; sie läßt eigentlich alle Rin-
den zu, vorausgesetzt, daß sie nicht
weniger als 5 pCt Gesamtalkaloid ent-
halten. Diese Annahme wird dadurch
begründet, indem Ph U. S. schreibt:
die getrocknete Rinde von Cinchona
Ledgeriana, C. Calisaya, C. officinalis
und der Hybriden genannter Arten mit
anderen Cinchonaspecies. Die Gruppe
vorstehender Rinden faßt das amerikan-
ische Arzneibuch unter der Ueberschrift
«Cinchona» zusammen, während die
außerdem noch (im D. A.-B. aber allein)
offizinelle Rinde von C. succirubra unter
der Ueberschrift «Cinchona Rubra» ge-
sondert gefuhrt wird.
Für die Bestimmung des Alkaloid-
gehaltes in der Chinarinde gibt Ph. ü. S.
zwei besondere Vorschriften; die eine
bezieht sich auf den Gesamtalkaloid-
gehalt (verlangt: wenigstens 5 pCt),
die zweite auf den Gehalt an äther-
löslichen Alkaloiden (verlangt : wenig-
stens 4 pCt), unter welchen Chinin,
Chinidin und Cinchonidin zu verstehen
sind.
Cortez Cinnamomi (Cinnamomum Zey-
lanicum). Wie schon aus der Ueber-
schrift ersichtlich, zieht Ph. U. S. den
Ceylonzimt dem (vom D. A.-B, geforder-
ten) chinesischen Zimt vor, führt aber
merkwürdigerweise außerdem unter der
wenig bekannten Bezeichnung «Cinna-
momum Saigonicum» eine zweite
Sorte auf, welche der chinesischen Droge
ähnelt, deren Stammpfianze aber noch
unbestimmt ist; man nimmt an, daß es
sich hierbei um eine Varietät von
Cinnamomum Cassia handelt.
Fabae calabarioae (Physostigma). Im
D. A.-B. sind nur die Salze des in den
Kalabarbohnen enthaltenen Alkaloids
Physostigmin offlzinell, Ph. U. S. erwähnt
aber auch die als Ausgangsmaterial
dienende Droge selbst und verlangt, daß
der reife Samen von Physostigma vene-
nosum nicht weniger als 0,15 pCt äther-
lösliche Alkaloide enthält. Eine genaue
Gehaltsbestimmung ist beigegeben.
Folia Coea (Coca). Eokablätter sollen
nicht weniger als 0,5 pCt ätherlösliche
Alkaloide enthalten. Diese Forderung
wird von allen im Handel befindlichen
Sorten mit Leichtigkeit erfüllt; es sind
daher in der Ph. U. S. sowohl die
H u a n u c 0 - Blätter (identisch mit
Huanta- und wohl auch Bolivia- und
Cnsco-Blättern) von Erythroxylon Coca
Lfümarck, als auch die im Alkaloid-
gehalt etwas zurückstehenden Truxillo-
Blätter von E. Truxillense Rtisby zum
Arzneigebrauch zugelassen.
46
Folia Jaboraadi (Pilocarpns). Ph. U. S.
wünscht die Blätter von Pilocarpus
Jaborandi Holmes oder P. microphyllus
Stapf mit einem Alkaloidgehalt von
wenigstens 0,6 pCt. Die Wahl genann-
ter Spezies tär das Arzneibuch ist eine
glückUche, denn diese liefern nach-
gewiesenermaßen die an Pilokarpin
reichsten Blätter, während die der Be-
schreibung des D. A.-B. IV entsprechende
Art (P. pennatifolius) erst an zweiter
Stelle kommt.
Folia Seuiae (Senna). Neben den
(vom D. A.-B. allein geforderten) Tinne-
velly-Blättem (India Senna) von Cassia
angustifolia sind auch die Alexandriner
Blätter (Alexandria Senna) — beide aber
stielfrei — von Cassia acutifolia zuge-
lassen, doch sollen letztere frei von
Arghelblättem sein, die sich durch ihre
drei zelligen Haare unterscheiden
lassen.
Von offlzinellen Blättern seien noch
die alkaloidhaltigen aus der Familie der
Solanaceen erwähnt und zwar des ge-
forderten Gehaltes an «mydriatischen
(= die Pupille erweiternden») Alkaloiden
— wie Ph. U. S. schreibt — wegen.
Folia Belladoiuiae (Belladonna Leaves)
sollen mindestens 0,35 pCt,
Folia Hyoscyami (Hyoscyamus) 0,08
pCt und
Folia Stramoiiii (Stramoniumj 0,36 pCt
enthalten.
FrnotQs Vanillae (Vanilla). Vanille
darf bei einer Länge von 16 bis 26 cm
nicht breiter als 7 mm sein (D. A.-B.
bis 1 cm). Auf diese Weise wird die
breitere, minderwertige Tahiti - Vanille
vom Arzneigebrauch ausgeschlossen.
Außerdem verlangt Ph. U. S., daß Ge-
ruch und Geschmack charakter-
istisch (nach Vanille) und sehr an-
genehm sind - und nicht wie das
D. A. - B. IV, daß Vanille stark
aromatisch riechen und schmecken
soll, denn dies tut die heliotropin-
haltige Tahitifrucht auch!
(Fortsetzung folgt.)
Neue Arzneimittel.
Acetysal nennen O. <&. R. Fritz
Aoidum aoetylo - salicylicum pon-
derosnm.
Apicinum sind nach 0, & R. FHtx
fruchtartig schmeckende Fondants, die haupt-
sächlich Calcium-Phosphognajakolat enthalten.
Anwendung: bei Erkrankungen der Luft-
wege.
Caseoferrin enthält Triferrin und einen
entbitterten Auszug ans Rhamnus purshiana.
Anwendung: als ein die Darmtätigkeit an-
regendes Eisenpräparat Darsteller : E. Wei-
gerty AeekulapApotheke in Breslau I.
Codrenine enthält nach O, & R. Fritx
in 1 com (?) 0,02 g salzaauree Kokain
und 0,00006 g salzsaures Adrenalin. An-
wendung: zur örtlichen Betäubung und
Blutstillung. Darsteller: Parke, Davis
dk Co, in Detroit
Diabeteserin-Tabletten Nr. I enthalten
nach Med. Elin. 1905, 1443 außer den
Salzen des Truiiecekr^envai (Pharm. Gentralh.
43 [1902], 282) nur Eserin, Nr. II auch
noch geringe Mengen Atropin. Anwend-
ung: gegen Zuckerkrankheit Darsteller:
WiUi. Natterer, Fabrik pharmazeutischer
Präparate in München 2.
Oasterogea ist ein Hundemagensaft ent-
haltendes Präparat, das auch mit Znsätzen
von 5 pCt Rhabarber oder 5 pCt China-
rinde bezw. 10 pGt Gondurangorinde von
dem Darsteller Chemisches Laboratorium
Weydenberg in Berlin NW 21 geliefert
wird. Anwendung: zur Hebung der Eß-
lust und Verdauung.
Jodoglycin besteht nach Münch. Med.
Wochenschr. 1905, Nr. 51 hauptsächlich
aus Alnminiumsilikat CKaolin), Jod und
Glycerin. Es wird in Amerika gegen Unter-
schenkelgeschwüre sowie bei Bronchial-
entzündung kleiner Kinder als luftdichter
Verband angewendet.
Kasucolum nennen 0. <& R, iMtx ilir
Ealiumsulfoguajakolat
Kipsol sind Pillen unbekannter Zusammen-
setzung, von denen 3 bis 7 Stück genügen
sollen, um gewöhnlichen wie auch Jod-
schnnpfen zu beseitigen. Darsteller : Blan-
Card dt de, in Paris.
47
Kmse-Semm ist ein ADtidyeenterie-Senim
und wird im Wiener Staatlichen Heilserum-
Institut gewonnen.
Oleusaban ist ein zum teil ans Eukalyp-
tus bereitetes Desinfektionsmittel, dessen
Wirkung die der Karbolsäure übertreffen
soll. Darsteller : Oleusaban - Eukalyptus-
Gompagnie in London E. C, 38 Gamomile
Street.
Bamia enthält in einem halben Liter
Flüssigkeit 10 g Natriumchlorid, 10 com
Branntwein, 30 g Salmiakgeist und 0,25 g
Kampher. Anwendung: äußerlich gegen
Gicht, Rheumatismus u. dergl.
Sicinuaheilaerum soU nach R. Koberf
vZtschr. f. ärztl. Fortbild. 1905, Nr. 23)
hergestellt aber noch nicht im Handel sein.
Anwendung: gegen die Augenentzündung
der Arbeiter, die mit nicht entgifteten
Rieinuspreßkuchen zu tun haben.
Staphylaae Doyen ist nach O. & R.
Fritx ein AntiStreptokokken- Serum, das auch
als Staphylase bromur6e, granul6e
und jodur^e in den Handel kommt.
Thymidol ist Methylpropylphenol-
menthol. Es ist nach Pharm. Ztg. 1905,
1078 ein kältebeständiges Verdiohtungs
ergebnis aus Thymol und Menthol herge-
stellt nach einem patentierten Verfahren.
Anwendung: als Antiseptikum zur Behand-
lung der Mund- und Nasenschleimhäute in
Form von Mundwässern und Zahnpasten,
zu Wurzelfüllungen in hochprozentigen Misch-
ungen. Darsteller: Hesse dh Ooldstaub in
Hamburg. H. Mentxel.
Radiophor,
der schon in Pharm. Centralh. 46 [1905],
664 erwähnt wurde, besteht aus zwei, ein
zusammenhängendes Ganzes bildenden Teilen,
der aktiven Masse und der Unterlage für
dieee Masse. Die Unterlage besteht aus
Celluloid, wenn Hautkrankheiten behandelt
werden sollen. Es kOnnen und werden
auch andere Stoffe als Unterlage verwendet,
z. B. Silber in Form von Nadein zur Tiefen-
wirkung, oder andere Metalle, Glas, Hart-
gummi und Porzellan für Sonden, Spiegel
und ähnliche Geräte zur Behandlung von
Geschlechts- und Frauenleiden. Die aktive
Masse besteht aus reinem Radiumbromid,
das mit Pechblendenpulver gleichmäßig ver-
rieben ist, und einem die Radioaktivität
nicht beeinflussenden Bindemittel , um die
aktive Masse auf die Unterlage auftragen
zu können. Das Wesentliche der Zusammen-
setzung und Anordnung besteht darin, daß
man auf einer bestimmten Fläche stets eine
bestimmte Energiemenge des Radiums zur
Verfügung hat, daß weder von der Emanation
noch von den a-, ß- oder ^-Strahlen auch
nur ein Teil zurückgehalten wird und für
die Wirkung verloren geht, und daß die
Aktivität des Präparates eine dauernde
ist, so daß es ebensowenig wie Radium-
bromid selbst bei der Aufbewahrung eine
wahrnehmbare Abschwächung erleidet. Die
Aktivität des Radiophor wird, so lange es
kein besseres Verfahren gibt, nach der Ein-
wirkung auf die photographische Platte be-
messen, nachdem ein Testpräparat, das für
alle folgenden als Norm dient, hergestellt ist.
Auf grund der bisherigen Erfahrungen be-
nutzt man den Radiophor zur Behandlung der
meisten Hautkrankheiten bakteriellen Ur-
sprungs, zur Beseitigung von Leberflecken
u. dergi., jedoch nur auf Anordnung des
Arztes und unter steter Aufsicht desselben.
Angewendet wird der Apparat, indem man ihn
mit der matten Seite dem EOrper zugekehrt
direkt auf die zu beLandelnde Stelle auf-
legt und mit Leukoplast befestigt.
Die Schnelligkeit der Wirkung hängt von
der jedem Kranken eigenen Empfindlichkeit
der Haut ab, die, wenn nötig, durch chem-
ische Mittel gesteigert werden kann, z. B.
durch Auflegen von Salicylsäure-PflastermuU.
Daher ist es erforderlich, den Fortschritt
der Wirkung genau zu kontrollieren, um
die Zeit zu bestimmen, wie lange dieselbe
auf einer Stelle zu erfolgen hat. Zur' Er-
reichung des beabsichtigten Zweckes werden
in einigen Fällen nur Tage, m anderen
Wochen vergehen. Ist die zu behandelnde
Fläche gröHer als der Radiophor, dann wird
sie nach und nach damit behandelt, indem
der Radiophor Stück um Stück verschoben
wird. Obwohl der Radiophor sich durch
seine bakterientötende Einwirkungen von
selbst desinfiziert, kann man zu diesem Zweck
kalte Formalindämpfe verwenden. Wer
ängstlich ist, kann denselben außerdem in
Guttaperdiapapier einhüUen, wodurch die
Strahlung etwas geschwächt wird. Darsteller :
P. Beiersdorf <& Co. in Hamburg. H. M.
50
Das Oär-Sacoharoskop,
wie H. Citron (Deutsche Med. WocheDBobr.
1905, 1753) einen Apparat zar qnanti-
tativaa Zuckerbestimmnng nennt, berabt
anf dem Priozip des Gewichtsverlustes, deo
ein zuckerhaltiger Haro durch vollBländige
VergtLroDg erleidet. Die hierbei zor Ver-
wenduDg kommende Uronieterspindel bat
eiue L&nge von 110 bis 125 mm und ist
für die spezifischen Gewichte 1,005 bis
1,046 bestimmt. Da die bisherige Ab-
lesung in der trüben Ilamhefemischnng
Schwierigkeiten vernraacht, so ist die Ab-
lesung nach sul'en
verlegt worden. Zu
diesem Zwecke ist
daa obere Ende
der Spindel znm
Knie gebogen und
jaaf dieses eine
scharf zugespitzte
Federpose
geschoben, die auf
nner seitlich ange-
brachten Skala
spielt. Diese ist
so graduiert, daß
ue die Zucker-
proceute von 0 bis i
10 in Vio pCt ge-
t«lt direkt an^bt.
Mittels einer Stell-
Bchranbe reguliert
man sie so, daß 1
zu Beginn des Ver- !
sDches die Feder |
der Spindel auf 0 I
zeigt. Nach be-
endeter Gärung gibt
die Feder den
Procentgebalt auf der Skala annlüiernd
genau an. Um diese annähernde Genauig-
keit zu erreichen, ist eine exakte Durch-
mischung der Harnhefeanfschwemmung und
Temperaturkorrektur notwendig. Zu diesem
Zweck ist das Oärnngsgefäß, ein verzinnter
Meesingzy linder, mit einer LängsriDue ver-
sehen, in der eine RQhre auf und ab ver-
schiebbar angebracht ist. Die ROhre nimmt
ein kldnes Thermometer auf und läuft
unten in eiue Platte mit einem Boraten-
kranz aus. Dadurch ist ee mOgUch, dall
Rtlhrer und Thermometer während des
ganzen Versuches neben der Spindel im
Apparat bleiben kOnnen. Während des Um-
rOhrens braucht die Spindel nicht entfernt,
sondern nur um ün weniges gehoben
zu werden.
Der (EorrektOT* besteht aus zwei parallel
angeordneten Skalen auf der Außenwand
des Thermostaten, von denen die eine be-
weglidhe in der Mitte die Zahl 0, darüber
die Werte von -h 1 bie + 8, darunter die
von — 0,1 bis — 0,8; die andere feste
die Temperatargrade von 10 bis 26 enthält.
Beim Beginn des Vereuohes stellt mau den
0-Strich auf die jeweilige Temperatnrzahl
em und liest am Schluß an der Skala den-
jenigen Wert ab , der neben der dann
vorhandenen Temperatur verzdchnet ist.
Das Vorzeichen + oder — gibt an, ob der
Korrektionswert dem Hauptwort an der
großen Skala zu- oder abzurechnen ist
Daa Verfahren selbst gestaltet sich
folgeudermaßeu :
In den beigegebeneo Glaszylinder gibt
man ein erbsengroßes Stück Butter*), füllt
mit Harn bis zur Marke, brSckelt soviel
Preßhefe hinein, bis die Oberfläche auf
Marke <IIefe> steht, gibt dne Hand voll
Schrot hinzu und achüttelt 15 bis 20mal
kräftig um. Die milchige AufBchwemmuug
entleert man durch das Sieb in den Gär-
zylinder (g), öffnet den SeitenabfluO (s),
setzt das Thermometer (Tb) ein und läßt
die Zugerspindel (Z) langsam einsinken,
wobei der FlÜHaigkeitsUberschnü in ein
Gefäß läuft. Man schließt s, rObrt bei
etwas emporgehobener Spindel um und
läßt dieselbe zur Ruhe kommen. Durch
sanftes Anblasen der Fed«' gegen die
Hauptskala (HS), die man mittels der
Stellschraube (St) hebt oder senkt, stellt
man die Spitze der Feder auf 0 tm. Von
der Genanigkeit der Eiustellung überzeugt
man sich nach abermaligem RDhren. Der
0 - Strich des beweglichen Teiles des
Korrektora (K) wird auf den am Rtthr-
tbermometer sbgeleeenen Wärmegrad ein-
*) Bie Butter verhütet die lästige Schauin-
bildiing und Uoibt auf dem Sieb zurück. Bei
zu stürmiacher Gärung Rebe man ein Stückchen
Butter in den Girzyltnder, wodurch Deber-
schäumen mit Sicberlicit vermieden wird. Die
«ieoanigkeit scheint daduroh nicht beeinträchtig
zu werden.
51
gestellt und der Thermostat bis fast znm
Rande mit warmem Wasser (etwa 44^ C)
gefüllt, worauf die Oärung fast unmittelbar
beginnt Diese ist nach höchstens zwei
Stunden beendet, sofern die Temperatur
sich zwischen 36 bis 39^ bewegt, was
sich durch ein beigegebenes Nachtlicht er-
reichen läßt Nach beendeter Gärung ent-
leert man den Thermostaten, füllt ihn mit
kaltem Wasser und liest nach etwa zehn
Minuten und etwa zehnmaligem kräftigen
Umrühren die Hauptskala, das Thermometer
und den Korrektor ab.
Das 6är-Saccharoskop wird von Richard
Kallmeyer & Co, in Berlin N, Oranien-
burgerstraße 45 für M. 27, — hergestellt.
— te—
Ueber Lenicet
teilt Dr. Aufrecht in Pharm. Ztg. 1905,
885 mit, daß dasselbe einen süß säuer-
lichen zusammenziehenden Geschmack besitzt.
Mit Wasser geschüttelt, erteilt es diesem
eine stark saure Reaktion, ohne sich darin
zu lösen. Ebenso wenig ist es in Alkohol
und Aether löslich. Verdünnte Minerai-
säuren und Aetzalkalien lösen es beim Er-
wärmen leicht auf.
Nach der qualitativen Vorprüfung enthält
Lenicet außer Aluminiumoxyd und Essig-
säure noch geringe Mengen von Chloriden
und Calciumsulfat als Verunreinigungen. Die
quantitative Untersuchung ergab: 30,28 pCt
Aluminiumoxyd, 64,48 pGt Essigsäure und
5^24 pGt Wasser. Demnach dürfte es sich
um ein basisches Aluminiumsalz handeln,
das auf 1 Molekül Tonerde 2 Moleküle
Essigsäure enthält und der Zusammen-
setzung Al2(OH)2(C2H302^4 + H2O entspricht
Weiteres siehe Pharm. Centralh. 46 [1905],
738. ~te.-
Ueber das Bernsteinöl
macht M. Rakusin (Chem. -Ztg. 1905,
669) folgende Angaben. Das spezifische
Gewicht bei 18» C ist 0,9217. Es löst
sich nicht im gleichen Volumen 95proc.
Alkohol; wohl aber im doppelten. Leicht
löslich ist es in Aether, Benzol, Chloroform,
Schwefelkohlenstoff und Aceton. Durch
Kochen mit Wasser erhält man einen sauer
reagierenden Auszug. Das Gel, das durch
trockene Destillation des Bernsteins g^
Wonnen wird, ist von dunkelbrauner Farbe
und zeigt einen recht unangenehmen Harz-
geruch. Es wird in der Lackfabrikation
verwendet, kann aber in grö'.3erer Menge
nicht zugesetzt werden eben jenes Geruches
wegen. Das Gel zeigte im 50 mm-Rohr
eine Rechtsdrehung von 11,45 Sacchari-
metergraden, was + 15,88 Ereisgraden im
200 mm-Rohr entspricht. Da der Bernstein
eine niedrigere Rotation zeigt, so ist an-
zunehmen, daß der aktive Bestandteil teil-
weise racemisiert ist, was auch daraus
hervorgeht, daß das von Haller aus dem
Bernstein isolierte Borneol eine Drehung
von + 3,24^, aber das von Tschugajeff
aus dem Xanthogensäureester dargestellte
+ 38,39^ zeigte. Aus der optischen
Aktivität des Bernsteins kann auf seinen
pflanzlichen Ursprung geschlossen werden.
-he.
Maisinkapseln,
Mal[sin,über welches schon in Pharm.Gentralh.
44 [1903], 46 und 45 [1904], 42 berichtet
worden ist, wird nach Apotb.-Ztg. 1905,
847 vom Magensaft nur langsam ange-
griffen, dagegen vom Pankreassaft viel
leichter gelöst. Infolge dieses Verhaltens
dürfte sich Maisin (ähnlich wie Keratin) zur
Einhüllung von Arzneikörpern sowie zur
Herstellung von Kapseln eignen, die erst
im Darm zur Wirkung kommen sollen.
Mittels Aethylalkohol lassen sich 40proc.
und mittels Essigsäure 50proc. Malsin-
lösungen darstellen. Diese Lösungen sind
dickflüssig und eignen sich sehr gut zum
Ueberziehen von Pillen, ohne sie merkbar
zu vergrößern. Dampft man die Malsin-
lösungen ein, so erhält man eine Masse,
aus der sich Kapseln zur Aufnahme von
ätherischen Gelen, Aether, wässerigen Lös-
ungen und dergleichen herstellen lassen.
Alkohole und alkoholische Lösungen können
nicht in Malsinkapseln eingeschlossen werden,
weil sie dieselben auflösen würden. Mit
Maisin überzogene Pillen und Malsinkapseln
halten sich sehr lange unverändert und
werden weder durch Feuchtigkeit noch
durch Wärme angegriffen. Bei 38 bis 39^
wurden sie durch Magensaft innerhalb 10
Stunden noch nicht zersetzt. --tx —
52
Nahrungsmittel-Ohemie.
Ueber das chinesische Bohnenöl
machen Dr. W. Koretitschewski und A,
Zimmermann (Chem.-Ztg. 1905, 777)
folgende Angaben. In der Umgegend von
Gharbm gibt es etwa 20 Bohnenarten, die
unter der Bezeichnung «Doutsa» teils als
Nahrungsmittel für Menschen, teils als Vieh-
fntter, teils zur Oelgewinnung benutzt
werden. Dieses Oel stellt ein sehr beliebtes,
billiges und nahrhaftes Nahrungsmittel der
Chinesen dar. Auch zu Beleuchtungszwecken
wird es von ihnen verwendet. Das Oel
wird in besonders dazu gebauten Fabriken
gewonnen. Die Bohnen werden in einem
von Mauleseln in Bewegung gesetzten Mahl-
gange zerquetscht und zu Kuchen gepreßt,
die zerquetschten Bohnen dann auf TQchem
über Steinplatten bis zur Dampfbildung er-
wärmt und in eisernen Pressen ausgepreßt.
Das anfangs trflbe Oel klftrt sidi bald unter
Absetzung eines aus Pflanzenfasern und
Sandkömchen bestehenden Bodensatzes. Von
4 untersuchten Proben wurden folgende
Werte erhalten:
Farbe:
dunkelbraun
Konsistenz :
flÜRAIg
Geraoh, der sich beim
Erwärmen verstärkt:
unbedeutend
deutlich
schwach schwach
erinnert an den Geruch von Baumöl
(reschmack :
erinnei*t an andere eßbare Pflanzenöle
Löslich keit in Aether:
vollständig
Wassergehalt
1,80 pCt
0,59 pCt
0,'^4 pCt 0,13 pCt
Spez. Gew. bei 15'^ C
0,9264
0,9287
0,9270 0,9276
ErstarruDgspunkt
150
14,b«
15,30 14,60
Yerseifungszahl
207,9
212,6
208,0 209,8
Äetherzahl
206,8
203,9
206,8 207,7
Fettsäuren
1U,28 pCt
94,02 pCt
93,88 pCt 93,60 pCt
Jodzahl
114,8
126,0
137,2 130,17
Erstarrungspunkt der
Fettsäuren
+ 16,40
+ 16°
+ 170 + 17^30
Schmelzpunkt der
Fettsäuren
+ 20,5«
+ 20«
4- 21« + 210
MaumenS-Frohe
104"
1020
1160 104«
Säuregrade
\ß(j'
15,46'>
3,920 3^700.
Durch Tierversuche wurde festgestellt, daß
die Bohnen keine schädlich wirkenden Stoffe
enthalten^ die etwa in das Oel übergehen
könnten. Versuche an 3 Soldaten ergaben
eine gute Ausnutzung. Es wurd gern ge-
nossen; ist aber ziemlich schnellem Ranzig-
werden ausgesetzt. —he.
Zur Bestimmung von Fett und
Zucker in Eakaopräparaten
empfiehlt A, Steinemann (Chem.-Ztg 1905,
1074) eine Modifikation des Welmans-
schen Verfahrens. Dieses besteht darin, daß
man die Ware gleichzeitig mit äthergesättigtem
Wasser und wassergesättigtem Aether be-
handelt Ein bestimmtes Volumen der Fett-
lösung wird abdestilliert, der getrocknete
Rückstand gewogen und unter Berück-
sichtigung der Volumenzunalimc der Lösung
durch das Fett, auf das ursprünglich ango-
wendete Volumen des Lösungsmittels um-
gerechnet. In der wässerigen Lösung wird
der Zucker polarimetrisch bestimmt und in
ähnlicher Weise berechnet. Nach den
Untersuchungen des Verfassers gibt das
Verfahren ungenaue Resultate, weil durch
die Aufnahme von Fett und Zucker die
gegenseitige Löslichkeit von Wasser und
Aether verschoben wird und damit die
Volumina geändert werden. Zur Vermeid-
ung dieses Fehlers soll nun statt des Aethers
Petroläther von einem Siedepunkte unter
60^ C genommen werden, weil dieser sich
in Wasser nicht löst, auch Wasser nicht merklich
aufnimmt und leicht aus dem Fette abzu-
destillieren ist Die Resultate sollen genaue
sein und das ganze Verfahren einfach und
bequem. — ä/».
53
Bakteriologische Mitteilungeii.
des freien
Stickstoffs im Waldboden durch
Bakterien.
Schon von Hemy ist beobachtet worden,
dafi im abgestorbenen feuchten Laub unserer
Wälder eine Stickstoffvermehmng stattfindet.
Die Versorgung unserer Waldbäume mit
Stidcstoff geschieht bekanntlich in gewissen
Fällen unter Mithilfe der «Mykorrhizen»;
symbiotisch in der Wurzelhaube lebender
Pilze (bei verschiedenen Coniferen, Erle und
Heidekräutern nachgewiesen). Durch die
Mykorrhizeu vermögen selbst in sehr stick-
stoffarmen Böden die Pflanzen ihren Stick-
stoffbedarf zu decken. Als ein weiterer,
sehr wichtiger Faktor für die Waldkultur
würde nun die erwähnte Stickstoffvermehr-
ang im toten Laube in betracht kommen.
H. Süchting hat als Träger dieser sehr
eriieblichen Stickstoffsammlung Bakterien
im gefallenen Waldlaub nachgewiesen, welche,
ähnlich dem nahe verwandten Clostridium
pastoriannm Winogradsky y den freien
Stickstoff der Luft zu assimilieren ver-
mögen. — cfe/.
Ceniralb. f, Bakteriol. 1905, XIV. Bd., 343.
Für den
Nachweis von TjrphusbaziUen in
Trinkwasser durch chemische
Fällungsmethoden
hat sich nach O. Müller (Chem.-Ztg. 1905,
Rep. 271) die Methode von Mcker mit
Ferrisnlfat in natriumkarbonathaltiger
alkalischer Lösung gut bewährt, und zwar
auch dann, wenn der Niederschlag nicht
mit Salzsäure gelöst, sondern unverändert
auf die Nährböden ausgestrichen wird.
Statt der Anwendung einer Zentrifuge kann
auch der Niederschlag abfOtriert werden.
Eine Verbesserung des Verfahrens ist die
Verwendung von Eisenoxychlorid (5 ccm
Liquor Ferri ozycblorati auf 3 Liter Wasser),
während die von Feistmantel empfohlene
Alaunlösung eine weniger vollständige Fäll-
ung ergibt. (Vergl. auch Pharm. Centralh.
46 [1905], 220.) -he.
Therapeutische Mitteilungen.
Ueber die Behandlung der
Frostbeulen
berichten Dr. Mctx Joseph und Dr. H,
Vieth im Dermatol. Centralbl. 1905, Nr. 6
etwa folgendes:
In vielen Fällen hat sich der von Binx
empfohlene Chlorkalk*), in Form einer
Salbe auB 1 Teil Chlorkalk und 9 Teilen
Paraffinsalbe, sowie die SalxwedeVsdien
Alkoholverbände (Pharm. Centralh. 45
[1904J, 485, 815) bewährt. In manchen
schweren Fällen aber hat sowohl letztere
Behandlung wie auch die Anwendung von
Bromocoll in Form des Frostinbalsam
(Pharm. Centralh. 44 [1903], 760, 849)
im Stich gelassen. Dagegen wurden gute
Erfolge mit Epicarin (Pharm. Centralh.
42 [1901], 725) in Form einer Salbe aus
^; In dem betief fendoii Aufsätze war «Calcaria
chiorata» mit «Cblorcalcium» übersetzt!
3 g Epicarin, 0,5 g grüner Seife und
Kaselfnsaibe bis zu 30 g erzielt Trotzdem
kommen noch immer Fälle vor, bei denen
die mit Frostbeulen Befallenen mit der
Behandlung nicht zufrieden sind. Verfasser
sind daher vom Resorcin ausgehend, das
als Hautmittel ähnlich wie Ichthyol und
Jod wirkt, zur Anwendung des Euresol,
welches das Monoacetylderivat des Resorcin
ist und bereits in Pharm. Centralh. 39
[1898], 508 beschrieben wurde, über-
gegangen. Bei Anfpinselung desselben auf
größere Hautflächen von Tieren wurden
neben der härtenden Wirkung weder Reiz-
erseheinungen der Haut noch anderer Or-
gane beobachtet, wie auch der Harn völlig
normal blieb. Seme Anwendung wurde
nur zur Behandlung von Frostbeulen,
nicht aber von offenen Frostwunden in
betracht gezogen. Folgende Anfpinselung
hat sich bewährt: Euresol, Eukalyptol,
Terpentinöl je 2 g und Kollodium 14 g.
54
Noch empfehlenswerter ist die Earesol-
Frostseife, die aus Eoresol, Eukalyptol,
Terpentinöl; I^noliii je 2 g nnd Sapo
ungainosns 20 g besteht (Auf den Etiketten
steht Sapo mollis).
Diese Frostseife wird von der Chem-
ischen Fabrik Knoll dt Co. m Ludwigs-
hafen a. Rh. in Tuben zu 30 g in den
Handel gebracht. Die Verpackung in
Tuben ist der in Schachteln oder Kruken
vorzuziehen ; da die Luft auf das Präparat
zersetzend einwirkt. Die Euresol- Frostseife
hat eine rötliche Farbe und dunkelt all-
mählich etwas nach; ohne daß sich ihre
Wirksamkeit ändert. —tx —
Wattebäuschen zur Einführung in die an
«weißem Fluß» bezw. Tripper erkrankte
Scheide. a. Rn,
Otrlbl. /". Stoff w. und Verdauungs-Krankk,
J906, 475.
Hefe bei Zuckerharnruhr
rühmt Bruno Domenico als ein wichtiges
Hilfsmittel; um das Allgemeinbefinden des
Zuckerkranken zu heben und den Zucker-
gehalt des Harns herabzusetzen; und zwar
ohne daß dabei eine allznstrenge und den
Kranken quälende Diät von Nöten ist.
Im Gegent^ ist eine gewisse Zufuhr von
Brot und Kohlenhydraten — zuviel Masse
verbietet sich sowieso nach neueren An-
schauungen (Kolisch) — nicht nur er-
laubt, sondern sogar erwünscht; sofern man
Bierhefe zwischen die Mahlzeit gibt
Dadurch steigert man das Lustgefühl des
Essens und befördert den Stuhlgang des
Zuckerkranken (vermehrte Kotbildung); und
man begibt sich nicht in die Gefahren der
einseitigen Diät.
Domenico verwendete die unter dem
Namen «Trygase» mit Erhaltung der
biologischen Hefeeigenschaften von der
Firma J. D. Riedel, Berlin, in den Handel
gebrachte pulverförmige DauerhefC; die er
in der ersten Woche teelöffelweisC; späterhin
auf weitere 3 bis 4 Wochen halbteelöffel-
welse dreimal täglich verordnete; vor oder
während der Mahlzeit zu nehmen.
Auch bei Furunkulose und chronischen
Luftröhrenkatarrhen und namentlich auch
in der Kinderpraxis (bei Skrophulose mit
Hautausschlag und Darmstörungen) be-
währe sich die Trygase. '
Aeußerlich verwendete Domenico die
Trygase ^4 : 50) in Bier aufgeschwemmt zu ,
Scbeidenspülungen und Durchtränkung von
Zur Buhrbehandlung
gibt Kolbassenko eine sehr brauchbare
Stuhlzäpfehenvorschrif t :
Ichthyol .... gtt. n bis VI
Xeroform .... 5;0 bis 8;0 g
Antipyrin .... 6;0 bis 8;0 »
Wismutnitrat; basisches 15;0 bis20;0 »
Lanolin
Kakaoöl aa q- s. auf 10 Stuhlzäpfchen
D. S. 1 bis 2mal täglich je em Zäpf-
chen.
Das Xeroform (Chemische Fabrik von
Heyden in Radebeul) wirkt gewissermaßen
direkt als Streupulver auf die Geschwür-
flächen und erhöht somit noch die ein-
trocknende Wirkung des basischen Wismut-
nitrates. Auch bei Hämorrhoidalleiden
empfiehlt Verf. vorstehende Stuhlzäpfchen.
Forisehr, d. Med, 1904, Nr. 33. Ä. Rn.
Blei als Fruchtabtreibungs-
mittel
ist schon lange bekannt; aber namentlich
in England wird ganz besonderer Unfug
damit getrieben. Deshalb weist auch ein
englischer Arzt; Arthur Ball in Sheffield;
nachdrücklich auf die Tatsache dieser Ver-
breitung hiU; die leider auch nicht durch
die englische Gesetzgebung eingeschränkt ist
Das Blei wird entweder als Unguentum
diachylon oder in Form von Pillen ge-
nommen; die als «Frauenpillen (female
pills)» oder unter ähnlichem Namen beim
Drogisten zu haben sind. Die Vergiftung
verläuft entweder akut unter stürmischen;
das Leben bedrohenden Erscheinungen oder
mehr chronisch unter nicht minder schweren
Störungen. Unter den 30 mitgeteilten
kurzen Krankengeschichten war eine mit
tödlichem Ausgang; nur wenige verliefen
leidit und schnell günstig; bei den meisten
handelte es sich um ein schweres Krankheits-
bild mit BlutveränderungeU; manchmal mit
Krämpfen und Ohnmächten. A. Rn.
Brit. vied. Joum. 19<^5, März
55
Photographische Mitteiiungen.
Neues
über BaHon-Photographien.
Yon Oustav Baum,
Mit dem rapiden Anwachsen der
Amateur - Photographie im allgemeinen
ist anch das Int^eresse in der wissen-
schaftlichen Photographie erheblich ge-
stiegen. Drei Gebiete sind es ins-
besondere, die der Photographie gerade-
zu glänzende Erfolge verdanken:
Medizin, Astronomie und Topographie.
Bezüglich der Medizin genügt es, auf
die wunderbaren Erfolge der Röntgen-
Photographie hinzuweisen, wie auf die
außerordentlich interessanten und für
Lehrzwecke vortrefflich geeigneten
kinematographischen Aufnahmen von
Operationen des bekannten Pariser
Chirurgen Doyen \ die Astronomie ver-
dankt der Photographie die Entdeckung
neuer Gestirne, deren Wahrnehmung
selbst unserem bewaffneten Auge un-
möglich war, wie auch Veränderungen
und Erscheinungen an den Gestirnen
durch die Photographie iji weit voll-
kommenerer Weise als mit anderen
Hilfsmitteln festgehalten werden konnten ;
die Topographie schließlich erfuhr
namentlich durch Aufnahmen vom
Ballon aus wertvolle Bereicherungen.
Die Ballon-Photographie hat
sich überhaupt zu einem ebenso in-
teressanten wie lehrreichen Spezial-
Gebiet entwickelt. Ihre Vorteile für
topographische und militärische Zwecke
liegen auch auf der Hand ; erst kürz-
lich zeigte sich im russisch-japanischen
Kriege ihr außerordentlicher Wert für
den Aufklärungsdiet.st. Interessante
Notizen gingen ferner in den letzten
Wochen durch die Fachpresse über die
Ballon - Photographien des bekannten
Luftschiffers Spelterini (vergl. Pharm.
Centralh. 47 [1906], 17).
Weniger bekannt ist es dagegen ge-
worden, daß im November 1905 in
Paris eine internationale Ausstellung
für Ballon - Photographien stattfand.
Diese vom A6ronautique-Club in Paris
veranstaltete Ausstellung bot höchst
interessante Bilder - Kollektionen , bei
denen begreiflicherweise die französ-
ischen dominierten, denn in keinem
anderen Lande hat sich die Ballon-
Photographie so hervorragend ent-
wickelt wie in Frankreich. Aber auch
andere Länder, England, Deutschland,
Oesterreich, Italien und Rußland waren
auf der Ausstellung gut vertreten. Von
deutschen Aufnahmen fielen besonders
die ausgezeichneten Arbeiten des Haupt-
manns Härtel vom Feld - Artillerie-
Regiment Nr. 68 in Riesa auf. Die
Jury der Ausstellung hat sie als beste
deutsche Ballon - Photographien aner-
kannt, indem sie dem Hauptmann
Härtel zwei silberne Medaillen zu-
sprach, die eine derselben war von der
Stadt Paris für Serie I (Aufnahmen
vom Ballon zur Erde), die andere von
der Soci6t6 frangaise de Photographie
für Serie II (Aufnahmen von Wolken
und Naturerscheinungen) gestiftet. In
der BärteV^chexi Kollektion befanden
sich einige Photographien, die aus 2000
bis 3000 Meter Höhe aufgenommen
waren und sich trotzdem durch hervor-
ragende Schärfe aller Details auf der
Erdoberfläche auszeichneten. Die Auf-
nahmen erfolgten durchgängig mit
einer Klapp - Camera und Eme^nann-
Anastigmat von Heinrich Ememann
A.-G., Dresden, und auf Platten von
Otto Perutx, München. Beide Fabrikate
vereinigten sich zu den vollendeten
Resultaten.
Es steht außer Zweifel, daß sich
nach den großen Erfolgen der jüngsten
Pariser Spezial- Ausstellung die Ballon-
Photographie mehr und mehr entwickeln
und allgemein so lebhaftes Interesse
finden wird, wie sie es unbedingt
verdient.
üeberhaupt sollten unsere Amateur-
Photographen mehr von der Schablone
abweichen und sich für ihre Betätigung
Spezial-Gebiete suchen, die noch nicht
allzusehr abgegrast sind. Sie werden
dann für sich selbst höhere Befriedig-
ung haben und andererseits der All-
gemeinheit wie der Wissenschaft manch
wertvollen Dienst zu leisten vermögen.
56
Verschiedene Mitteilungen.
Radioben.
Bei seinen Versuehen hatte John Butler
Burke, der im Gavendish-Laboratoriam in
Cambridge Versuche mit Radinm^ anstellte;
Radinmsalze zu Gelatinekulturmedien ge-
bracht; wobei beide Substanzen vorher
gründlich sterilisiert worden waren. Nach
einiger Zeit; die je nach der Natur des
Kadiumsaizes [ Radinmbromid 24 Stunden,
Radiumohlorid 3 bis 4 Tage) schwankte,
zeigten sich zuerst an der Oberfläche eigen-
tümliche kulturähnliche Bildungen, die all-
mählich weiter in die Tiefe wuchsen, und
in einigen Fällen nach 14 Tagen bis 1 cm
tief reichten. Die mikroskopische Unter-
suchung dieser Gebilde, die anfangs für
Bakterienrasen gehalten wurden, ergab, daß
es sich nicht um Bakterien handelte, und
daß es keine Kristalle seien. Von den Rainey-
schen Kristallen unterscheiden sie sich schon
durch ihr Verhalten im polarisierten Licht,
denn es kommt bei den Radioben, wie
Burke die Gebilde genannt hat, nicht zum
Auftreten der Polarisations-Wirbelfiguren,
welche erstere Kristalle zeigen, abgesehen
von deren Wasserlöslichkeit Wenn nicht
besondere Beobachtungs- bezw. Versuohs-
fehler vorliegen, dürfte man zur Erklärung
dieser Gebilde mehr zu den seit Wüh,
Weber y Bruecke u. A. bekannten Myelin -
formen und vielleicht auch auf die be-
kannten Versuche Ord'^ zurückgehen müssen.
A. Rn.
HaarpetroL
5 kg bestes Petroleum (amerikanisches
Kaiseröl),
10 kg Brennesseltinktur (erhalten aus
2 kg Brennesselwurzel, 7 kg Wein-
geist und 3 kg destill. Wasser),
5 kg Glycerin,
38 kg Weingeist,
40 kg destill. Wasser,
2 kg ätherische Gele als Duftstoffe.
Das vorher parfümierte Petroleum wird
mit 96proc. Weingeist gemischt bis fast zur
Siedehitze erhitzt, um eine innige Mischung
und Lösung herbeizufOhren. Darauf setzt
man das Wasser und die übrigen Bestand-
teile in zweckentsprechender Reihenfolge
hinzu. //. 3/.
Pharm. Ztg. 1905, 880.
Briefwechsel.
NahruDgsm.-Gbem. Fr. in D. Das Erdmann-
sche Salz, ein EobaltamiDsalz , welches in
schwefeisäurehaltiger Lösung als Abschwächer
Serum von Professor Bujwid können Sie
durch 0. df R. Fritx in "Wien beziehen, -tx-
A. S. in Str. Das Erfurter Bandwurm-
für Silberbilder benutzt wird, soll der Formel: | mittel der Chem. Fabrik Erfurt, G. m. b. H.
Cot(NH3)4(N02)8K2 entsprechen. S. \ i^ Erfurt - Ilversgehofen enthält angeblich
G* A. in Fr. Das Antistreptol^okken-Fiimaron.
—ix -
Zur gefalligen Beachtung 1
Das 3abre$perzeid)ni$ des Jabrgatides i^os ist der
beutigeti nunniier beigegeben.
mer daiielbe anbei Hiebt erbaiteii hat, wolie ei gefiliigit nw-
gebeiid oeriaNgeH.
Verleger: Dr. A. 8tthB«l4«r, Dreidai und Dr. P. 8tB I>Niden-Bl«a«irits.
Verantwortlidier Ldt«r: Dr. A. Behnelder in Drstden.
Im Baehluuidel dnreb Jnlini Rprlnger, BttUn K., Moiibl|oiiplate 8.
Druek tob Fr. Tliid Naehf. (Kanatli A MaIiIo), DfMden.
Pharmaceutische Centralhalle
;.*
für Deutschland.
Herausgegeben von Dp. A. Schneider und Dr. P. SOss.
Zeitschrift fflr wissenechaftliclie and geschäftliche Interessen
der Pharmacie.
Gegründet von Dr. Hermaim Hager im Jahre 1859.
Erscheint jeden Donnerstag.
Bezugspreis yierteljährlioh: durch Buchhandel oder Post 2,50 Mk., durch Geschäfts-
stelle im Inland 3,— Mk., Ausland 3,50 M^. — Einzelne Nummern 30 Pf.
Anzeigen: die einmal gespaltene Elein-Zeile 30 Pf., bei größeren Anzeigen oder Wieder-
holungen Preisermäßigung
Leiter der I Dr. Alfred Schneider, Dreaden-A. 21; Schandauer Str. 43.
Zeltselirift: J Dr. Paul Süß, Dresden-Blasewitz; Gostav Freytag-Str. 7.
Geaehäfbwtelle: Dresden- A. 21; Schandauer Straße 43.
JS4.
Dresden, 25. Januar 1906,
I Der neuen Folge XXVII. Jahrgang. |
xLva
Jahrgang.
Inhalt: Gkeinle md Fharma«le: Fonnaldehjd. — Neue amerikantflche Phwiaakopfle, — Birapus KalU tolfo-
gnajaeolld. — CyuiTerblDdoiifen ans Cyan and Ammoniak enthaltenden Gaaen. — QuanfeftOe Im Laboft«
torium. — Bcagena anf Nickel. — 8chmelxpiinktbeatimmungia|»pant. — Draehentod. — Jodaahl Ton &f ineralOlen.
— Syntheae Ton Qljeeriden. — Abjasinln. ^ Ameis^nslarebeatiaunong. -> Beatlmmnng der Aldebjde Im
ZitronenOl. — QoalltatiTer Naehweis der BonAore. — Salpetrige Biiue. — Nabnugraütttl-Chemle. —
11i«rape«tlaeh« Mitteiluiaeii. — Photograpldiehe MltteilvBgtn.
Chemie und Pharaiaoie.
Formaldehyd«
Eine Monographie vom chemisch - pharmazeut-
iachen Gesichtspunkt unter besonderer Berück-
sichtigung der neuesten Errungenschaften
von Dr. Albin Striekrodt.
Der Formaldehyd als derjenige
Körper, welcher, wie kaum ein anderer,
sich seit seiner EJntdeckong Eingang
in 80 viele Zweige der Industrie nnd
Technik verschafft hat und dem daher
von den verschiedensten Seiten ein
großes Interesse entgegengebracht wird,
ist in den letzten Ja^n wieder der
Gegenstand so vieler interessanter
Untersuchungen nnd wichtigerer Neuer-
ungen geworden, daß eine umfassende
Abhandlung tlber diesen Körper, vor
allem vom chemisch -pharmazeutischen
Standpunkt aus, wie eine solche seither
überhaupt noch nicht abgefaßt sein
dfirfte, wohl nicht unangebracht er-
scheint
Der Formaldehyd wurde im Jahre
1869 von Ä. TT. Hofmann zum ersten
Male erhalten und zwar dem Prinzip
nach auf dieselbe Weise, wie er heute
noch im Großbetrieb erzeugt wird,
nämlich durch Oxydation des Methyl-
alkohols. Er leitete Luft durch ein
mit diesem beschicktes Gefäß und führte
das erhaltene Gemisch von Luft und
Alkoholdämpfen Aber eine zur Rot-
glut erhitzte Platinspirale.
Das Platin wurde im Laufe der Zeit
durch andere Kontaktsubstanzen, Kohle,
Kupfer ersetzt und die verschiedensten
Apparate konstruiert, um eine mög-
lic^t konzentrierte Formaldehydlösung
und eine möglichst große Ausbeute zu
erzielen; d. h. um den verwendeten
Methylalkohol möglichst vollkommen in
FormaJdehyd aberzuführen ; denn ein
Teil desselben geht bei der Darstellung
verloren, indem er sich vollständig
oxydiert zu Kohlensäure und Wasser,
während ein anderer Teil unverändert
in das Ansammlungsgefäß mit fiber-
geht.
58
Heutzatage wird der Formaldehyd
in der Technik hauptsächlich nach dem
Tnllef sehen Verfahren erhalten. In
einem großen, kupfernen Kessel wird
der Methylalkohol durch Dampf erhitzt.
Er entweicht durch ein Verbindungs-
rohr, welches an seinem anderen Ende
mit einer Zerstäubungsvorrichtung ver-
sehen ist. Diese taucht in eine weitere
Kupferröhre ein, welche an dem zu-
nächstliegenden Ende offen, an dem
anderen Ende mit dem Ansammlungs-
gefäß in Verbindung steht und in der
Mitte eine kugelige Erweiterung be-
sitzt. Letztere wird mit Holzkohle
oder Koaks gefüllt und bis zur Rot-
glut erhitzt. Das Ansammlungsgefäß
steht noch mit einem Wasserstrom-
gebläse in Verbindung, welches den
verdampfenden Alkohol mit der durch
die gegenüberliegende Oeffnung der
Röhre eintretenden Luft gemischt über
die glühende Masse saugt. Hier wird
der Methylalkohol oxydiert, und je^
nachdem man nun eine wässerige oder
alkoholische Lösung oder direkt ein
Additions- oder Kondensationsprodukt
des Formaldehyds erzeugen will, be-
schickt man das Ansammlungsgefäß mit
den betreffenden Agentien.
[ Die Jahresproduktion an Form-
aldehyd dürfte sich für Deutschland
allein auf etwa 1 Million Mark be-
laufen ; außerdem wird er noch in
Belgien und neuerdings auch in Amerika
hergestellt, in welchen Ländern der
Methylalkohol vorteilhafter als in
Deutschland zu beschaffen ist.
Der Foi-maldehyd :
H-C<
\h
ist ein Oas, welches sich beim Durch-
leiten durch ein Gemisch von fester
Kohlensäure mit Aether zu einer bei
— 21<> siedenden Flüssigkeit verdichtet.
In seinen wässerigen Lösungen ist er,
wie man annimmt, in Form seines
Hydrats enthalten:
H
H. ..OH
OH.
Physikalisch - chemische Untersuch-
ungen neuesten Datums , welche im
Kaiserlichen Gesundheitsamt mit seinen
wässerigen Lösungen ausgeführt worden
sind, machen es jedoch sehr wahr-
scheinlich, daß diese den Formaldehyd
nicht allein als solchen, sondern auch
in Form seines trimeren Polymerisations-
produktes enthalten. Und zwar herrscht
zwischen beiden ein Gleichgewichts-
zustand, welcher von der Konzentration
der Lösung und der Temperatur ab-
hängig ist. Dieser jeder Konzentration
und Temperatur entsprechende Gleich-
gewichtszustand stellt sich stets ein,
einerlei, ob man den gasförmigen Form-
aldehyd oder sein trimeres Poly-
merisationsprodukt, das Paraform in.
Lösung überführt.
Aus dem Formalin hat man nun
wieder durch Entziehung des Wassers
einen sogenannten «absoluten Form-
aldehyd in flüssiger Form» erhalten.
Dieser bildet eine leicht bewegliche,
nicht allein mit Wasser und Alkohol,
sondern auch mit Aether mischbai*e
Flüssigkeit, welche bei gewöhnlichem
Druck unzersetzt destilliert. Aber auch
dieses Produkt ist vermutlich kein
einheitliches, sondern ein Gemisch
mehrerer Polymeren, denn die Destillation
geht bei verschiedener Temperatur vor
sich, je nachdem man die Wasser-
entziehung mit geglühter Pottasche, mit
Calciumoxyd oder mit Chlorcalcium be-
werkstelligt hat
Der Vollständigkeit halber seien an
dieser Stelle einmal die hauptsäch-
lichsten chemischen Eigenschaften
des Formaldehyds aufgeführt. Die so-
eben schon erwähnte Fähigkeit der
Polymerisation, welche ja allen Aldehyden
eigen ist, besitzt er in hervorragendem
Maße. Außer dem trimeren Paraform
(H . C0H)3
<0 . CH . CH3
>0
O.CH.CH3
Konstitutionsformel des Paraforms.
bildet er auch noch höhere Poly-
merisationsstufen und geht schließlich
direkt in zuckerartige Verbindungen
59
Über. Paraform. bildet sich nicht nur
beim Elrhitzen der wässerigen Lösung,
sondern auch beim Stehen derselben
bei Temperaturen unter 0^. Letzteres
macht sich dem Apotheker oft unan-
genehm bemerkbar, indem in kalten
Zeit auch auf künstlichem Wege unter
Anwendung hoher Temperaturen ge-
lungen, nämlich Synthesen des Form-
aldebyds aus Gemischen von Kohlen-
säure und Wasserstoff, oder Eohlenoxyd
und Wasserdampf und ähnlichen. Be-
Kellem aufbewahrtes Formalin trübe ;kannt sind ja dann die verachiedenen
wird oder flockige Abscheidungen fallen Zuckersynthesen, welche, vom Form-
läßt. Diese lösen sich im allgemeinen aldebyd ausgehend, im Laufe der Zeit
wieder, wenn man die Flüssigkeit m
einen geheizten Baum bringt, ältere
Abscheidungen können jedoch trotz
Erwärmens oft nicht wieder in Lösung
zurückgeführt werden. Auf der Bild-
ung des Paraforms beruht auch die
erste Identitäisreaktion des deutschen
Arzneibuches: 5 ccm Formaldehyd-
lösung hinterlassen beim Eindampfen
im Wasserbade eine weiße, amorphe,
in Wasser unlösliche Masse, welche.
gemacht worden sind. Butlerow er-
hielt zuerst durch Einwirkung von
Kalkmilch auf Paraform eine Zuckerart,
welche er Methylenitan nannte, und
Loew bekam durch Einwirkung von
Kalkmilch direkt auf Formaldehyd ein
Gemisch verschiedener Zuckerarten ,
die Formose. Beiden Gelehrten war
es jedoch nicht möglich, die gebifdeten
Zuckerarten von den Beimengungen zu
trennen. Erst E, Fischer war es vor-
bei Luftzutritt erhitzt, ohne wägbaren > behalten, im Phenylhydrazin denjenigen
Rückstand verbrennt. Körper zu erkennen, welcher für die
Seine Fähigkeit, sich zu poly- Trennung und Charakteristik der ver-
merisieren, läßt den Formaldehyd eine schiedenen Zuckerarten von so eminen-
besonders wichtige Rolle bei der
Assimilation der Pflanzen spielen.
Bei dieser waren ja früher nur die
Ausgangsprodukte, CO2 und H2O, und
die Endprodukte, Zucker und Stärke
bekannt, und man vermutete im Form-
aldehyd schon lange eines der Zwischen-
glieder in dieser Entwickelungsreihe.
Hindernd stand dieser Hypothese die
verhältnismäßig große giftige Wirkung
entgegen, welche schon sehr geringe
Mengen von Formaldehyd auf den Or-
ganismus dea Pflanzen ausüben. Ein
italienischer Forscher, Oino Polacci,
glaubt jedoch, die Anwesenheit des
Formaldehyds in grünenden Pflanzen-
teilen sicher nachgewiesen zu haben.
Längere Zeit belichtete und zerkleinerte
grünendePflanzenteile extrahierte er durch
Destillation mit Wasser. Im Destillat
hat er mittelst besondei*s empfindlicher
Reagentien Formaldehyd nachgewiesen,
ja er hat ihn sogar durch Verdunsten-
lassen der ganzen Flüssigkeit als
Paraform im Rückstand erhalten. Was
somit die Pflanzen innerhalb ihrer
Chlorophyllkömer unter Mithilfe der
Sonnenstrahlen bei gewöhnlicher Tem-
peratur bewerkstelligen, ist in neuester
ter Bedeutung geworden ist. Ihm
gelang es denn auch, vom Akrolei'n, später
vom Glycerin ausgehend, eine voll-
ständige Synthese des Traubenzuckers.
Noch bei der Bildung einer anderen
Klasse von Pflanzenstoffen scheint dem
Formaldehyd eine große Rolle zuzu-
fallen, nämlich bei der der Alk aloi' de.
Professor A, Pictet hat in einem erst
kürzlich in Neuchätel gehaltenen Vor-
trag die Ansicht ausgesprochen, daß
diese nicht Assimilationsprodukte, son-
dern Zerfallprodukte komplizierterer Ge-
bilde seien und daher als die stickstoff-
haltigen Ueberbleibsel des pflanzlichen
Stoffwechsels zu bezeichnen seien. Es
seien jedoch nicht die direkten Zerfall-
produkte derartiger Körper, sondern erst
solche sekundärer Art, indem die Ans-
gangssubstanzen erst verschiedenartige
Veränderungen erleiden, unter denen
der Methylierung eine besondere Wich-
tigkeit zukommt ; und an dieser Methyl-
ierung sei aller Wahrscheinlichkeit nach
der Formaldehyd in hervorragendem
Maße beteiligt, indem unter Freiwerden
von Sauerstoff Methyläther- und Anisol-
ähnliche Körper entstehen. An der
Hand dieser Annahme sei auch leicht
60
das häufige Vorkommen der Methyl-
gruppe in Pflanzenbasen zu erklären,
denn dieses ist das einzige Alkohol-
radikal, welches seither im Molekül einer
Pflanzenbase angetroffen worden ist bis
auf die Methylengrnppe CH2, welche
das Methyl in einigen Alkaloiden zum
Teil ersetzt.
Während bei den soeben behandelten
Erscheinungen der Polymerisation
sowohl zwei, meist aber mehrere Mole-
küle eines Körpers zu einem neuen zu-
sammentreten, ohne daß dabei immer
eine neue direkte Eohlenstoffbindung zu
Stande käme (vergl. Eonstitutionsformel
des Paraforms) handelt es sich bei den
Erschainungen der Kondensation
meist nur um 2 Moleküle. Dabei ist
ein Unterschied zu machen zwischen
einer Kondensation, bei welcher Wasser
austritt und einer solchen, bei welcher
dieses nicht der Fall ist. Bei den Alde-
hyden speziell spricht man in ersterem
Falle von einer «Aldehyd», im letzteren
von einer «Aldolcondensation».
Im weiteren Sinne versteht man dann
unter Kondensation auch das Zusammen-
treten von Aldehyden mit Anhydriden,
Phenolen, Aminen, Gerbstoffen, Harn-
stoff; mit Hydroxylamin zu Aldoxinen
und mit Hydrazin zu Hydrazonen:
H.COH + NHaNHCßHö
Phenylhydrazio.
. N-NHCßHs
= H.C C +H2O
\ H
Formaldehydphenylhydrazon.
Von Additionsreaktionen seien
die mit Cyanwasserstoff erwähnt, bei
welchen Nitrile von Oxysäuren ent-
stehen :
H.C.0H + H.CN = CH2(0H)CN.
Nitril der Glyoolsäure.
Ferner die mit Natriumbisulflt :
HCOH + NaHSOa = C Hg (OH j SOg ONa
Auch mit Ammoniak geben die Al-
dehyde meist Additionsreaktionen unter
Bildung von Aldehydammoniaken. Beim
Formaldehyd dagegen tritt neben einer
Wasserabspaltung auch noch eine Poly-
merisation ein unter Bildung von Hexa-
methylentetramin oder Urotropin:
6H.COH + 4NH3 = 6H20 + (CH2)6N4.
Auf der Bildung dieses Körpers be-
ruht die 2. Identitätsreaktion, welche
das deutsche Arzneibuch angibt: Wird
Formaldehydlösung mit Ammoniak stark
alkalisch gemacht und hierauf im Wasser-
bade verdunstet, so verbleibt ein weißer,
krystallinischer, in Wasser sehr leicht
löslicher Rückstand.
EonstitatioDsfonnel des Urotropins.
Andere Alkalien als Ammoniak wirken
auf die meisten Aldehyde derart ein,
daß sie diese unter Auftreten eines
eigenartigen Geruchs in harzartige Sub-
stanzen umwandeln; auf andere, so auf
den Formaldehyd wirken sie sowohl
oxydierend als auch reduzierend, so daß
aus letzterem durch Einwirkung von
Natronlauge Ameisensäure und Methyl-
alkohol entsteht:
2HCOH + H20 = HCOOH + CH80H.
Die Aldehyde und insbesondere der
Formaldehyd sind starke Reduktions-
mittel auch den Salzen der Schwer-
und Edelmetalle gegenüber und zwar
derart, daß auf dieser Eigenschaft nicht
nur qualitative, sondern auch quanti-
tative Bestimmungsmethoden derselben
beruhen. Auch von dieser Eigenschalt
nimmt das deutsche Arzneibuch Notiz,
indem es eine dritte und vierte Iden-
titätsreaktion darauf begründet: Aus
Silbemitratlösung scheidet Formaldehyd-
lösung nach Zusatz von Ammoniak-
flüssigkeit allmählich metallisches Silber
61
ab. Alkalische Eapfertartratlösung wird
beim Erhitzen mit Formaldehydlösung
unter Abscheidung eines roten Nieder-
schlages entfärbt.
Vom Formaldehydum solutum,
dessen Gehalt das D. A.-B. IV auf 35,5
pCt normiert, verlangt diese außer der
Abwesenheit von Halogen, von Sulfaten
and metallischen Verbindungen, daß er,
bei Luftzutritt erhitzt, ohne wägbaren
Rfickstand verbrenne, und daß der Ge-
halt an freier Säure in 1 ccm nicht
mehr als einem Tropfen Normalkalilauge
entspreche. In letzter Zeit ist angeregt
worden, einen geringen Aschengehtdt
zu gestatten, da in den meisten Handels^
Sorten 0, 1 5 pCt RQcksland vorgefunden
seien. Femer sei ein geringer Gehalt
an Ameisensäure zuzulassen und der-
selbe nach oben hin auf 0,25 pCt zu
begrenzen ^), da die geringe Menge freier
Säure, welche das Arzneibuch gestattet,
oft schon in Form von Kohlensäure
vorhanden sei.
Gar keine Rücksicht nimmt jedoch
das deutsche Arzneibuch auf einen Ge-
halt von Methylalkohol, den das
Handelsprodukt bis zu 20 pCt enthalten
kann. Dieser Gehalt hat zwar sein
Gutes, denn er verhindert die Polymeri-
sation des Formaldehyds bei gewöhn-
licher Temperatur. Da jedoch ein von
Methylalkohol freier Formaldehyd besser
zu Desinfektionszwecken verwendbar
sein soll, so hat man vorgeschlagen, ein
32 prozentiges, von Methylalkohol freies
Präparat zur Verwendung gelangen zu
lassen. Bei dieser Stärke soll keine
Abscheidung von Paraform auftreten
und ein einfaches Charakteristikum ffir
den richtigen Gehalt bei vorschrifts-
mäßiger Reinheit die Bestimmung des
specifischen Gewichtes sein.^
Zur quantitativen Bestimmung
des Methylalkohols im Formal-
dehyd sind verschiedene Methoden be-
kannt. Sie beruhen alle darauf, daß
man den Formaldehyd bindet und den
0 Pharmazeut. Journal 1905. 1. Pharm. Ztg.
1905 8 369
•^) Pharm. Centralh. 45 [1904], 375
Methylalkohol im Destillat bestimmt.
Die wichtigsten derselben sind:
1. Die von Duyk.^) Dieser bindet
den Formaldebyd an Ammoniak, destil-
liert unter Zusatz von etwas Natrium-
karbonat, neutralisiert mit Schwefelsäure
und bestimmt in dem nunmehrigen
Destillat den Methanolgehalt nach
Orodxki und Krämer^ indem er den-
selben mittels rotem Phosphor und Jod
in Methyljodid fiberführt und letzteres
in einem graduierten Zylinder auffängt.
2. if. J. Stritar^) bindet ebenfsäls
den Formaldehyd an Ammoniak und
empfiehlt als ein einfacheres Verfahren
die Bestimmung des Methylalkohols als
Jodsilber.
3. Die Bisulfitmethode,^) nach
welcher Natriumbisulfit zur Bindung des
Formaldehyds verwendet und nach zwei-
maliger Destillation der Gehalt • an
Methylalkohol einfach durch Feststell-
ung des spez. Gewichtes ermittelt wird.
Die Methode wurde durch Anwendung
einer genauen Neutralisation von
4. H. Bamberger ^) derart modifiziert,
daß nur eine einmalige Destillation er-
forderlich ist.
6. Die Methode von GhnehmdbKaufler'^)^
welche sulfanilsaures Natron zur Bind-
ung des Formaldehyds verwenden.
(Fortsetzung folgt.)
Zur Härtebestimmiiiigr des Wassers geben
nach Vergleichs versuchen von H, Siehling
(Chem.-Ztg. 1905, Rep. 271) die C/orib'sche,
von Faissi und Kmmsa abgeänderte, und die
Wartha'aohQ Methode iveigl. Pharm. Centralh.
44 [1903], 207 und 45 [l9ü4], 285) befriedigend
übereinstimmende Resultate. Die letztere
Methode liefert aber zuverlässigere Werte, be-
sonders in Fällen, bei denen die Anwendung
von Seifenlösung Schwierigkeiten bereitet.
Außerdem gestattet sie die Ermittelung der
Alkalität, die zur Berechnung der Reinigungs-
mittel notwendig ist, und läßt sich mit der
Pfeiffer'sohQn Magnesiumbestimmung verbinden.
'he.
3) Joum. de Pharm. d'Anvera 1902. 469.
4) Ztschrft. f analvt. Chem. 1904. 401.
^) Ztschrft. f. angew. Chem. 1904. 1246.
«) Ztschrft. f. angew. Chem. 1904. 1246.
•) Ztschrft. f. angew. Chem. 1904. 673,
62
Die neue
apinerikanische
(The Pharmaoopoeia of the United States
of Amerioa.)
Besprochen von Dr. Q. Waigel.
(rortsetzTing von Seite 46.)
Drogen, ätherische und fette
Oele.
Olea aetherea. Daß der Prüfung der
ätherischen Oele und Riechstoffe
aus dem Pflanzenreich im allgemeinen
die zukommende Würdigung zuteil ge-
worden ist, habe ich bereits früher er-
wähnt. Es ist mir natürlich an dieser
Stelle nicht möglich, alle, etwa einige
30 zählenden, ätherischen Oele ein-
gehend zu besprechen; ich muß mich
daher zusammenfassend nur auf die
hauptsächlichsten Merkmale bezw. einige
interessante Einzelheiten beschränken.
Li der Auswahl der ätherischen Oele
ist Ph. ü. 8. in gewisser Beziehung
dem D. A.-B. IV gefolgt, welches be-
kanntlich anstelle einiger ätherischer
Oele, deren wertvolle, d. h. die Wirk-
ung und den charakteristischen Geruch
bedingende Hauptbestandteile als offi-
zinell aufgenommen hat (wie z. B.
A nethol für Oleum Anisi, Carvon für
Oleum Carvi usf.). Allerdings macht
Ph. U. S. hierbei den Unterschied, daß
gewöhnlich neben den isolierten Riech-
körpem auch noch die betr. äther-
ischen Oele in natura offizinell sind,
wie z. B. Benzaldehydum und Oleum
Amygdalae amarae, Üinnaldehydum und
Oleum Cinnamomi, Eugenol und Oleum
Caryophyllorum u. a. m.
Zum Arzneigebrauch zieht Ph. U. S.
dem Anethol das A n i s ö 1 (Oleum Anisi)
vor und gestattet das Oel aus den
Früchten sowohl von Pimpinella Anisum
wie von Illicium verum (Oleum Anisi
Stellati); Bedingung ist, daß der Er-
starrungspunkt nicht unter Ib^ C liegt.
Von Oleum Cajeputi (Oleum
Cajuputi) fordert Ph. U. S. einen Ge-
halt von mindestens 55 Vol.-pCt Cineol,
welches laut beigegebener einfacher
Vorschrift in Form von ( ineol-Phosphor-
säure zu bestimmen ist. Carvon
Ersatz für Oleum Carvi (Oleum
Cari) wird verschmäht; es ist das
natürliche Oel offizinell. Oleum
Caryophyllorum (Oleum Caryophylli)
soll nicht weniger als 80 Vol.-pCt
Eugenol — als Eugenolkalium bestimmt
— und Oleum Cinnamomi nicht
unter 76 Vol.-pCt Zimtaldehyd (Er-
mittelung wie im D. A.-B. IV) enthalten.
Oleum Copaivae (Oleum Copaibae)
soll linksdrehend sein, zum Unterschied
von dem ätherischen Oel des afrikan-
ischen Copaivabalsam , welches rechts
dreht. Vielleicht wäre es angebracht
gewesen, hinzuzufügen: nicht über
— 30^, um es dadurch von Gurjun-
balsamöl zu unterscheiden, das stark
linksdrehend ist. Oleum Eucalypti
soll mindestens 50 VoI.-pCt CSneol
(Eucalyptol) enthalten , phellandrenfrei
(Nachweis mittels Natriumnitrit und
Essigsäure) und in 3 Volumteilen
70proc. Alkohol löslich sein. (Letztere
Bedingung wird, selbst von guten
Handelsqualitäten, nicht immer erfüllt
— d. Ref,) Bei Oleum Menthae
piperitae ist ein Minimalgehalt von
50 pCt Gesamt-Menthol (frei und ver-
estert) vorgeschrieben; die Bestimmung
ist die übliche nach Power - Kleber.
Wie aus den angezogenen Beispielen
ersichtlich, legt Ph. U. S. bei Prüfung
der ätherischen Oele auf die quan-
titativeBestimmungdercharakteristischen
Bestandteile großen Wert; es ist daher
zu verwundem, daß man bei Oleum
Lavandulae (Oleum Lavandulae
Florum) von der einfachen Ermittelung
der Verseif ungszahl , die doch wichtige
Anhaltspunkte für den Estergehalt des
Oeles gibt, abgesehen hat. Außer dem
Erstarrungspunkt IH^ bis 2-^ verlangt
Ph. U. S. von Oleum Rosae eine
Verseif ungszahl nicht unter 10 und
nicht über 17, sowie das spez. Gew.
0,855 bis 0,8(55 bei 25^ C; diese
Eigenschaften stimmen auf das bulgar-
ische Rosenöl. Man ersieht hieraus,
daß die amerikanische Pharmakopöe-
Kommission bemüht war, auch die (im
D. A.-B.IV vernachlässigte) PiHf ung dieses
teueren Produktes zu vervollkommnen.
Dasselbe ist von Oleum Santali zu
63
sagen, welches bekanntlich mit Vorliebe
verfälscht wird. Von diesem verlangt
Ph. U. S. einen Gehalt von minimal
90 pCt Santalol (Vorschrift zur Be-
stimmung ist beigegeben), außerdem
das spez. Gew. 0,965 bis 0,976 bei
2-^0 C, die Drehung — 16« bis — 20«
und Löslichkeit in 5 Volumteilen 70proc.
Alkohol. An Oleum Sinapis (Oleum
Sinapis Volatile) stellt Ph. ü. S. höhere
Anforderungen als D. A.-B. IV; sie
fordert nämlich, nach der gleichen
Methode bestimmt, 92 pCt AUylsenföI,
während D. A.-B. IV mit 77 bis 83 pCt
zufrieden ist.
Olea piaguia. Von fetten Oelen
ist zunächst Oleum Cacao (Oleum
Theobromads) zu erwähnen , welches
neben einer Jodzahl von 33 bis 38
einen Schmelzpunkt von 30 bis 35^ C
aufweisen soll. Die Erweiterung der
Schmelzpunkt - Grenze nach oben (D.
A.-B. IV gestattet nur 30 bis 33^ ist sehr
richtig, denn zahlreiche einwandfreie
Handelsmarken schmelzen infolge ver-
schiedener Fabrikationsverfahren bei 34
bis 35^ C. Die Verseifungszahl der
Kakaobutter soll 188 bis 190 betragen.
Die Prüfung auf Verfälschungen mit
Wachs, Stearin, Talg usw. ist eine von
der des D. A.-B. IV etwas abweichende :
Eine bei 17^ C bewerkstelligte Lösung
von 1 g Oleum Cacao in 3 ccm Aether
soll, in Wasser von 0® gestellt, inner-
halb 3 Minuten weder getrabt werden,
noch flockige Ausscheidungen zeigen;
dieselbe Lösung , nachdem wieder auf
eine Temperatur von 15^ gebracht, soll
eine völlig klare Flüssigkeit abgeben.
Oleum Jecoris Aselli (Oleum Morr-
huae) soll aus frischen Lebern von Gadus
morrhua und anderen Arten der
Gattung Gadus gewonnen sein. Daß
die Herstellung durch Dampf geschehen
soll, schreibt Ph. U. S. nicht besonder
vor, ebenso verlangt sie keine Kälte-
beständigkeit bei 0^. Zur Identifizierung
des Lebertrans werden die bekannten
Farbreaktionen herangezogen. Bei der
Schwefelsäurereaktion ist anstelle des
SchwefelkohlenstofEs das angenehmere
Chloroform als Lösungsmittel vorge-
schrieben; auf Zusatz des Tropfen
Schwefelsäure soll eine violettrote
Färbung eintreten. Richtiger wäre ge-
wesen, hierbei eine «blau violette»
Färbung zu verlangen. Die geforderte
Jodzahl ist fast die gleiche wie im D.
A.-B. IV, nämlich 140 bis 150 gegen 140
bis 152, dagegen erscheint die ge-
wünschte Verseifungszahl von 175 bis
185 als zu niedrig bemessen, denn
echte Trane mit einer solchen bis zu
190 (D. A.-B. IV gestattet sogar die Ver-
seifangszahl 196,5) sind keine Selten-
heiten im Handel.
Von Oleum Olivarum (Oleum Olivae)
kennt Ph. U. S. nur eine Sorte, und
zwar geht aus der geforderten Ver-
seifungszahl 190 bis 195 hervor, daß
nur die besseren, d. h. ohne Anwend-
ung von Wärme gepreßten Oele^ für
den Arzneigebrauch erwünscht sind.
Die Jodzahl ist auf 80 bis 88 (D. A.-B. iV
80 bis 84) festgesetzt und damit der
Praxis Rechnung getragen worden.
Zum Nachweis von Baumwollsamenöl
(cotton seed oil) schreibt Ph. ü. S.
sowohl die jBcccÄi'sche wie die Halphen-
sehe Reaktion vor, zur Prüfung auf
Sesamöl gibt sie dagegen anstelle der
bekannten Furf urol - Salzsäure - Reaktion
folgende Vorschrift; Werden 2 ccm
Olivenöl mit 1 ccm Salzsäure (spez.
Gew. 1,18), welche 1 pCt Zucker ent-
hält, V2 Minute lang geschüttelt, hierauf
5 Minuten stehen gelassen, alsdann
3 ccm Wasser hinzugefügt und das
Ganze nochmals kräftig durchgeschüttelt;
so soll die sich schließlich abscheidende,
sauerwässerige Flüssigkeit keine Rosa-
färbung zeigen.
Für Oleum Ricini sind außer den
üblichen, auch im D. A.-B. IV ent-
haltenen Prüfungen noch Jod- und
Verseifungszahl angegeben. Die von
der Ph. U. S. hierfür geforderten Werte
bewegen sich allerdings in engen
Grenzen und stimmen mit den in
der deutschen Literatur vei*zeichneten
Zahlen nicht ganz überein. Die Jod-
zahl soll zwischen 86 und 89 , die
Verseifungszahl zwischen 179 und 180
liegen.
CA
Opium (Opium et Opii Pulvis). Die
neue Ph. U. S. behandelt Opium und
Opiumpulver in zwei getrennt ge-
haltenen Artikeln. Ersteres soll mehr
oder minder rundliche, in Mohnblätter
gehüllte Massen darstellen und in
diesem Zustande nicht weniger als
9 pOt kristallisiertes Morphin
(Morphinhydrat) enthalten. Opium-
pulver, welches durch Trocknen der
Opiumbrote bei einer 85^ C nicht über-
schreitenden Temperatur herzustellen
ist, soll dagegen nicht weniger als 12
und nicht mehr als 12,5 pCt kristall-
isiertes Morphin enthalten; hOher-
procentiges Opiam ist durch Mischen
mit geringerem Opium oder Milchzucker
auf den vorgeschriebenen Gehalt zu
bringen. Ph. U. S. läßt also das
Morphin als Hydrat bestimmen und
entsprechen 9 pCt Hydrat = 8,46 pCt
wasserfreiem Morphin, 12 bis 12,6 pCt
Hydrat = 11,28 bis 11,75 pCt wasser-
freiem Morphin. Ich erwähne dies, um
einen Vergleich mit den Vorschriften
des D. A.-B. IV zu ziehen, welches
10 bis 12 pCt wasserfreies Morphin
im Opiumpulver verlangt. Feuchtigkeits-
grenzen, die immerhin von Wichtigkeit
sind, gibt Ph. U. 8. weder bei Opium
in massa noch bei Opium pulveratum an.
Die Morphinbestimmungs-
methode weicht von denen der Ph. 6.
UI und IV ab, ähnelt aber in gewissen
Beziehungen der ersteren, indem das
isolierte, bei 60^ C getrocknete Morphin
durch Wägen ermittelt wird, das-
selbe aber ebenfalls noch auf seine
Löslichkeit in Ealkwasser zu
prüfen und der hierbei etwa unlös-
liche Rückstand von der ursprünglich
gefundenen Morphinmenge in Abzug
zu bringen ist. Zur Analyse werden
10 g Opium verwendet, diese succesive
mit destilliertem Wasser extrahiert, die
Auszüge filtriert, konzentriert und ver-
einigt. Aus dieser wässerigen Opium-
lösung wird das Morphin mit Hilfe
von Alkohol, Aether und Ammoniak-
flüssigkeit sowie darauffolgendes 10
Minuten langes Schütteln abgeschieden.
Zur völligen Ausscheidung der Morphin-
kristalle empfiehlt Ph. U. S., das Ge-
misch 6 Stunden oder über Nacht
stehen zu lassen.
Eadix Belladoxmae ( Belladonnae
Radix). Die getrocknete Wurzel von
Atropa Belladonnae soll nicht weniger
als 0,5 pCt mydriatische Alkaloide ent-
halten. Die Gehaltsbestimmung ist die
gleiche wie bei Folia Belladonnae.
Badix IpeoaouanlLae (Ipecacuanha).
Bei Brechwurzel macht sich wieder der
Fortschritt bemerkbar. Ph. ü. S. läßt
nämlich neben der (im D. A.-B. LV allein
offlzinellen) Wurzel von Cephaelis
Ipecacuanha auch die neuerdings
empfohlene und sehr in Aufnahme ge-
kommene Wurzel von C. accuminata
zum Arzneigebrauch zu. Erstere ist
— so schreibt Ph. ü. S. — im Handel
unter den Namen «Rio-, Brasil- oder
Para-Ipecacuanha», letztere als «Cartha-
gena-Ipecacuanha» bekannt. Der ge-
forderte Alkaloidgehalt ist der gleiche
wie im D. A.-B. IV: 2 pGt minimal.
Badix Bhei (Rheum). Die Stamm-
pflanze des Rhabarbers bezeichnet Ph.
U. 8. genauer und folgt damit den
letzthin gemachten diesbezügl. autent-
ischen Feststellungen. Als Stamm-
pflanzen sind angegeben: Rheum offl-
cinale, Rheum palmatum und deren
Varietät Rheum tanguticum; möglicher-
weise, so schreibt Ph. U. S., sind aber
noch andere, in China und Tibet ein-
heimische Alten der Gattung Rheum
an der Lieferung der Wurzel beteiligt.
Bhizoma Hydrastis (Hydrastis). Ph.
U. S. begnügt sich nicht mit den vom
D. A.-B. IV vorgeschriebenen qualitativen
Nachweisen des Hydrastins, sondern
verlangt den quantitativen Nachweis
von mindestens 2,5 pCt Alkaloidgehalt.
Semen Strophanthi (Strophanthus).
Anstelle des in der 7. Ausgabe offl-
zinellen Semen Strophanthi hispidi ist
nunmehr der auch vom D. A.-B. IV
bevorzugte Eombesamen getreten. Von
der Aufnahme einer Vorschrift zur
quantitativen Strophanthinbestimmung
hat Ph. U. S. abgesehen, und beschränkt
sich der Nachweis lediglich auf die
bekannten Farbenerscheinungen ver-
mittels konzentrierter Schwefelsäure.
65
Semen Stryolmi (Nox Vomica). Der
von Ph. U. S. geforderte Gehalt von
1,25 pCt Alkaloid (Strychnin) steht im
Einklang mit den Analysenbefunden
der Praxis. Dieser Alkaloidgehalt be-
zieht sich aber wohlverstanden nur auf
Strychnin (nicht etwa einschließlich
Bmcin), worauf auch die vorgeschriebene
Bestimmungsmethode Rücksicht nimmt.
Styrax. Von Styrax verlangt Ph. ü. S.
70 pCt alkohollösliche Bestandteile;
eine etwas hohe Anforderung! Die
(auch im D. A.-B. IV enthaltene) Angabe,
daß Styrax unlöslich in Petrolbenzin
ist, stimmt nicht, denn nachgewiesener-
maßen ist etwa ein reichliches Drittel
des unverfälschten Produktes stets in
Petrolbenzin löslich (vergl. Pharm.
Centralh. 46 [l904], S. 3).
Terebinthina. Gewünscht wird der
Harzbalsam vorzugsweise von der (in
Nordamerika) einheimischen Pinus pa-
lustris Miller, doch sind auch die Harz-
safte anderer Pinusarten zulässig. Die
Prüfung des Tei-pentins auf Reiiüieit ist
recht stiefmütterlich behandelt worden.
Man sollte doch bei dieser , wenn
auch nicht gerade teueren Droge, eine
nähere Prüfung (Bestimmung der Lös-
lichkeit in Alkohol, Säure- und Verseif-
ungszahl) im Arzneibuch vorsehen, denn
Eunstprodukte aus Eolophon, Harz- und
Mineralöl und dergl. mehr sind jetzt im
Handel keine Seltenheit.
Tabera Jalapae (Jalapa). Der in der
7. Ausgabe) verlangte Harzgehalt von
18 pCt ist in der neuen Ph. U. S. auf
8 pCt minimal herabgesetzt worden.
Diese geringeren Ansprüche an Jalapen-
wurzel entsprechen der Tatsache, daß
speziell in den letzten beiden Jahren
der Durchschnittsgehalt selten über
9 pCt Hai'z hinausgeht.
Zur Analyse wird zweckmäßig feines
Jalapenpulver verwendet und das Harz
durch Perkolation mit Alkohol extrahiert.
Jalapenharz soll nicht mehr als 1,6 pCt
an Aether abgeben zum Unterschied
von dem billigeren Skammoniumharz,
welches bekanntlich mehr als 75 pCt
ätherlOsliche Bestandteile enthält. (Von
anderer Seite sind schon 4, auch 6 pCt
ätherlösliche Substanz in reiner Besina
Jalapae gefunden worden — vergl. Pharm.
Centralh. 46 [1904], 554. - D. Ref,)
(Fortsetzung folgt.)
Sirupus Ealii sulfoguajacolicL
Von Herrn Dr. Schaerges in Basel
erhalten wir folgende Zuschrift:
«Es findet sich in No. 62 Ihres Blattes
1905 bei den Vorschriften zur
Selbsther Stellung pharmazeut-
ischer Spezialitäten von den
Ereisvereinen im Königreich
Sachsen auf Seite III eine ab-
geänderteVorschrift fürSirupus
Kalii sulfoguajacolicL
Im Jahrgang 1903 wurde im Brief-
kasten auf Seite 252 angegeben, daß
die Vorschrift nur den Mitgliedern des
Spezialitätenunternehmens zugäugig sei.
Nachdem aber jetzt die Abänderung
in der Vorschrift bekannt wurde, so
haben vielleicht die Ereisvereine keinen
Anlaß mehr, die ältere Vorschrift ge-
heim zu halten.
Es fällt uns nämlich an der neuen
Vorschrift der Zusatz «leichtlöslich»
auf, und es existieren in der Tat
guajakolsulfosaure Kaliumsalze im
Handel, welche sich durch ihre Lös-
lichkeit von einander unterscheiden. Es
ist das wieder ein sehr interessanter
Beleg dafür, daß eben nicht so
leicht von einer chemischen
Identität gesprochen werden darf.»
Yerfahren zur Oewinnnng von Cyan-
Terbindimireii ans Oyan nnd Ammoniak ent-
haltenden Gasen. D. R. P. 151697. El. 12o.
W. Feld in Höningen. Man wäscht die Gase
mit Eisenverbindungen enthaltenden Lösungen
von Salzen, deren Basen als Oxyde, Hydroxyde,
Sulfide oder Karbonate Ammoniak aus dessen
Salzen auszutreiben vermögeo, wobei auf ein
Atom Eisen mindestens vier Molelvüle eines
Salzes eines einwertigen oder zwei Moleküle
eines Salzes eines zweiwertigen Metalles ver-
wendet werden. Bei Verwendung von Magnesium-
chlorid verläuft die Beaktion im Sinne der
Gleichung :
2MgCl, + 4NH8 + 6HCN -|- Fe(OH),
= MgjFeCye + iNH^Cl + 2H2O.
Falls das Gas zu wenig Ammoniak enthält, ist
noch eine Ammoniaksalzlösung zuzusetzen:
2MgC08 + 6NH4CI + 6HCN 4- Fe(0H)2
= MggFeCyc + 6NH^C1 + 2C08 -f- ^HgO.
A, tSt,
66
Ueber die
Anwendbarkeit der QuarsgefäBe
im Laboratorium
sprechen sich F. Mylius und A. Meusser
(Chem.-Ztg. 1905, Rep. 145) dahin aus,
daß Wasser die Geräte nicht merklich an-
greift, weder bei gewöhnlicher Temperatur,
noch bei 100<^ C Dagegen bringen Al-
kalien, Natron- und Kalilauge und Ammoniak
sowie Losungen alkalisch reagierender Salze,
schon bei gewöhnlicher Temperatur merk-
liche Mengen Kieselsäure in Lösung; in
der Wärme nimmt die Lösungsfähigkeit
stark zu. Barytwasser schied bei 18<^ nach
6 Monaten Kristalle von BaryumsUikat ab.
Verdünnte Säuren, mit Ausnahme von
Fluorwasserstoffsäure, greifen selbst bei 100^
nicht merklich an. Auch konzentrierte
Schwefelsäure ist selbst bei 100^ ohne
wesentliche Einwirkung. Phosphorsäure ist
bei gewöhnlicher Temperatur unwirksam,
erst beim Konzentrieren über 100^ scheidet
sich weiOee Silicylphosphat ab. Fluor-
wasserstoffsäure bewirkt starke Lösung.
Aus SOproc. Kalilauge wird von den
Gefäßen Kali absorbiert, bei SOproc.
Natronlauge wurde ähnliches nicht beob-
achtet. Auch gewisse organische Farbstoffe,
Methylenblau, Kongorot, Rhodamin, alkohol-
ische Lösung von Anilmblau, werden von
den Gefäßen aus ihren Lösungen absorbiert,
können aber durch heiße Lösungsmittel
wieder entzogen werden. Bei diesen
Eigenschaften der Gefäße wird also auch
fernerhin der Gebrauch der Edelmetalle
nicht zu umgehen sein. ^he.
Höchst empfindliclies Reagens
auf NickeL
L. Tschugaeff (Chem.-Ztg. 1905, Rep.
247) empfiehlt als höchst empfindlich das
a-Dimethylglykozim. Die Nickellösung wird
durch Zusatz von Alkali, überschüssigem
Ammoniak oder Natriumacetat von über-
schüssiger Säure befreit, etwas gepulvertes
Diozun zugesetzt und kurze Zeit zum
Sieden erhitzt. Es bildet sich sofort ein
scharlachroter Niederschlag von der Zu-
sammensetzung: NiD.DH2 (D = Dioxim).
In einer Lösung von 1 T^ Nickel auf
400000 Teile Wasser erhält man noch
sehr deutliche Reaktion. —hc
Neuer
Schmelzpunktbestiminungs-
apparat.
Bei der Schmelzpunktbestimmung kommt
es besonders darauf an, daß der Nullpunkt
des Thermometers stets genau bestimmt ist,
da^ die Korrektur für den herausragenden
Quecksilberfaden gemacht wird, und dal)
stets der Punkt des beginnenden Schmelzens
beobachtet wird. Femer muß der Apparat
es möglichst gestatten, die Substanz erst
kurz vor der Erreichung des Schmelz-
punktes einzubringen, um etwaige Zer-
setzungen möglichst hintanzuhalten. Am
bequemsten ist es auch, wenn gleich der
korrigierte Schmelzpunkt abgelesen werden
kann. Die bisher diesen Bedingungen am
meisten entsprechenden Apparate von Roth
und Houben lassen aber eine Erhitzung
über 250^ C nur schwer erreichen. Des-
wegen hat A. Landsiedl (Chem.-Ztg. 1905,
765) einen neuen Apparat konstruiert, bei
dem das Thermometer und das Schmelz-
röhrchen sich in einer 25 cm langen,
15 mm weiten unten geschlossenen Glas-
röhre befinden, die in den Hals eines bis
zu ^/s seiner Höhe mit Schwefelsäure ge-
füllten Kolbens eingeschliffen ist. Der
linsenförmige Körper des Kolbens ist unten
mit einem feinmaschigen Drahtnetz, und
oben mit einer Asbesthülle umgeben. Der
Hals des Kolbens wird noch von einem
oben mit Deckel versehenen Glaszylinder
umgeben. Die Einführung der Schmelz-
röhrchen geschieht durch ein 4 mm weites
Glasrohr, das unten etwas verengt ist, so
daß die Röhrchen mit ihrem oberen weiten
Teile darin hängen bleiben. Sie sind auch
wieder entfembar, ohne daß der Apparat
aus einander genommen wird. ^ke.
Brachentod besteht aus einem feiaen Pflanzen-
puiver, das hauptBächlich Thymian and Stärke-
mehl enthält, sowie einer Salbe aus grünlich
gefärbtem Fett. Da dies Mittel zur Heilung von
Leistenbrüchen seitens eines gewissen Ä. Nagel
in BraoDBchweig empfohlen wird, so warnt der
Ortsgesundheitsrat in Karlsruhe vor der An-
wendung dieser nutzlosen Präparate. H. M.
r,7
Anwendung der Jodzahl auf
Mineralöle.
Einen sehr interessanten Vortrag hielt
Dr. Graefe in Weban über seine dieses
Thema betreffenden Versuche in der Haupt-
versammiang des «Vereins Deutseher Che-
miker» in Bremen. Schon Krey hatte sich
vor Jahren zur Untersuchung und Bewertung
von Paraffinen der Jodzahl bedient, dieselbe
gibt zwar nicht die absolute Menge der
ungesättigten Verbindungen an, sie liefert
aber äußerst genaue Vergleichswerte. Dr.
Qraefe dehnte nun diese Probe auch auf
Mineralöle und Bitumine überhaupt aus. Er
fand zunächst; daß Solaröl mit zweifach
Chlorschwefel (S2CI2) außerordentlich ener-
gisch reagierte und sich in kurzer Zeit
unter Entwickelung von Salzsäuredämpfen
ganz dunkel färbte, während sowohl ameri-
kanisches wie russisches, galizischeS; deutsches
und javanisches Petroleum der Einwirkung
des Schwefeldilorürs widerstehen. Als Grund
für dieses abweichende Verhalten des Solar-
öles nahm der Vortragende den großen
Gehalt desselben an ungesättigten Verbind-
ungen an und bediente sich zu deren Be-
stimmung der Jodzahl nach dem Hübl'Bchen
Verfahren.
Es wurden zunädist untersucht:
Spez. Gew. Jod zahl
Amerikanisches Naphtha
Amerikanisches Petroleum
LeuchtturmÖl (amerikanisch;
Rassisches Petroieam, einmal raffiniert
Kassisches Petroleum, zweimal raffiniert Brillant
Rassisches Petroleum, unbek. Ursprungs
Oalizisches Petroleum
Deutsches Petroleum {Wietxe)
Solaröl
0,693
4,22
0,800
16,8
0,796
5,47
0,821
0,158
0,804
0
0,821
0,158
0,813
0,08
0,801
0,73
0,832
79,8.
Die in der Jodzabi von der ersten und
dritten Probe ganz bedeutend abweichende
zweite Probe erwies sich als mit Solaröl
verfälsdit. Für die Bestimmung des Solar-
ölzusatzes bietet auch die Ermittelang des
Sehwefelgehaltes ein ausgezeichnetes Hilfs-
mittel, da, mit Ausnahme des gereinigten
Paraffins, alle Braunkohlenteerprodakte nicht
unbeträchtliche Mengen Schwefel enthalten.
Beim Solaröl schwanken dieselben zwischen
ungefähr 0,5 bis 1 pGt, während die
Petroleumsorten des Handels annähernd
sehwefelfrei sind und kaum mehr als 0,02
pGt Schwefel enthalten. Die verfälschte
Petroleumprobe enthielt 0,103 pCt Schwefel,
welcher Gehalt auf einen Solarölznsatz von
10 bis 12 pCt schließen ließ, während sich
aus der Jodzahl der annähernd gleiche von
12 bis 14 pGt ergab. Um die erreichbare
Genauigkeit bei der Bestimmung von Braun-
kohlenteerdestiiiaten festzustellen , wurden
nodi Mischungen hergestellt aus Kompressor-
Öl (spez. Gew. 0,887; Jodzahl 3,0) und
sogenanntem D-Oel, ein Ablauföl der Braun-
kohlenteerparaffinmasse (spez. Gew. 0,940;
Jodzahl 45,0). Die Mischung ergab die
Jodzahl 7,3, woraus sich ein Gehalt von
10,2 pGt Braunkohienteeröl berechnet,
während 10,0 pGt angewandt waren. Femer
wurde rassisches Petroleum (spez. Gew.
0,825; Jodzahl 1,62) mit 10 pGt Solaröl
(spez. Gew. 0,832; Jodzahl 77,3) gemischt.
Das Gemisch ergab als Jodzahl 9,1. Hier-
aus berechnet sich ein Solarölgehalt von 9,9
pGt gegenüber dem wirkliehen von 10 pGt
Femer wurden noch die Jodzahlen anderer
Braunkohlenteerprodukte bestimmt, z. B.:
Spez. Gew. Jodzahl
Rotöl 0,882
Gasöl 0,892
D-Oel 0,917
Kreosotöl 0,9 s2
Oelgoudron, Schmp. nach Krmtier u. Samow 52*
Asphalt, Schmp. nach denselben 70*^
54,3
59,6
48,0
106,0
66,5
130,5
Die Zahlen sind keineswegs Konstanten
(Kennzahlen), sondern schwanken je nach
Herkunft des Oeles sowie je nach der Zu-
sammensetzung des Teeres und seiner
68
Behandlnngsweise; and BoUen nnr den großen
eharakteriBtischen ünteraehied gegenüber den
Petrolenmdestillaten zeigen. Weitere mit
versehiedenen Oelen angestellte Versnchs-
reihen^ bei welchen die mit Chloroform nnd
Jodlösong veisetzten Oele vor der Titration
3 Stunden lang bei nngeffihr 17 bis 20<>
im dunkeln nnd die jedesmal frisch einge-
stellte Jodlösong unter denselben Bedingungen
aufgehoben wurden, ergaben, daß mit zu-
nehmender Einwurkungsdauer sowie mit zu-
nehmender Temperatur ein starkes Ansteigen
der Jodzahl stattfindet. Auch die Belicht-
ung des reagierenden Jodölgemisches ist
nicht ohne Einfluß und man scheidet diese
Fehlerquellen am besten dadurch aus, daß
man mögliehst unter gleichen Versuchs-
bedingungen arbeitet Auch ist es wichtig,
die Jodzahl des verwendeten Chloroforms
festzustellen, sowie bei der Untersuchung
von Rohölen oder deren nicht raffinierten
Destillaten auf etwa vorhandenen Schwefel-
wasserstoff Rücksicht zu nehmen, welcher
ebenfalls mit der Jodlösung reagiert
(H28 + J2 = 2HJ + S)
und die Jodzahl höher ersdheuien läßt, als
dieselbe ist. Um schwefelwasserstofffreie
Destillate des Rohöls zu erhalten, genügt
es nicht, letzteres vom Schwefelwasserstoff
zu befreien, da dieser zum teil erst bei der
Destillation entsteht und dann durch Schütteln
des DestiUates mit Bleiaoetatlösung entfernt
werden kann.
Oraefe wies femer durch Versuche nach,
daß, wie schon Sachowicz bezüglich der
Olefine im galizischen Petroleum, sowie auch
(nach Höfer) Krämer annahm, die unge-
sättigten Verbindungen zum teil erst bei der
Destillation durch Zersetzung infolge der
Wärme entstehen. Das beste Beispiel hier-
für bieten die Braunkohlenteerprodukte an
sich. Während die Ausgangssubstanz des
Braunkohlenteers, des Bitumen der Kohle,
die Jodzahl 18,7 besitzt, steigt dieselbe beim
Teer durch den Sehwelprozeß auf 75.
lieber weitere Aufspaltungen der Kohlen-
wasserstoffe im liaufe der Destillation des
Teers und der Teerprodukte geben frühere
Arbeiten von Engler und von Krey Auf-
schluß. Alle Paraffine aber, welche durch
trockene Destillation bezw. Schwelung von
bituminösen Substanzen dargestellt werden,
bewahren trotz der Remigung ihren Auteil
an ungesättigten Verbindungen, wie aus
nachstehendem hervorgeht:
Weichparaffin \ Durch Schwelen von
Hartparaffin \ Braunkohle oder Schiefer
Schottisches Paraffin j gewonnen
Amerikanisches Paraffin (semi refined wax)1 Petroi-
Amerikanisches Paraffin (refined wax) > par-
Galizisches Paraffin 1 affine
{
I] Petroi- i
\ ^^' {
j affine (
Schmp.
Jodzahl
40,8«
5,77
55,1<>
3,98
61,40
3,33
51,20
1,92
50,80
1,41
52,40
0,385
Auf den Umstand, daß die Jodzahl der
Petrolparaffine niedriger als die der andern
ist, mithin auch die Menge ihrer unge-
sättigten Verbindungen geringer ist, basierte
Krey eine Methode, um Braunkohlen-
paraffine von Petrolparaffinen zu unter-
scheiden, indem er außer der Jodzahl auch
die Löslichkeit des Paraffins in Schwefel-
säure bestimmte, welches Verfahren ein-
facher, wenn auch nicht so genau ist.
Oraefe fand nun eine emfaehe Farben-
reaktion, mittels welcher es unter Zuhilfe-
nahme der Jodzahl gelingt, Petrolparaffine
von Schwelparaffinen zu unter-
scheiden. Sie beruht darauf, daß man,
am besten auf dem Wasserbade, 1 oder
2 ccm geschmolzenes Paraffin im Pl'obier-
röhre auf das gleiche Volumen erwärmter
Schwefelsäure von 66^ B^ schichtet und
stehen läßt. Hierbei bleiben Petrolparaffine
hell oder färben höchstens die Schwefel-
säure, welche aber klar bleibt, während
Sehweiparaffine sich gelb bis braun färben
und gewöhnlich auch die Schwefelsäure
trüben. Wdter versuchte der Vortragende
zur Ermittelung ungesättigter Verbindungen
bei den verschiedenen Petroleummarken des
Handels ein ähnliches abgekürztes Ver-
fahren anzuwenden, welches auf der Auf-
nahmefähigkeit für Brom beruhte. Versetzt
man 2 bis 3 ccm der Oele mit einem
Tropfen Brom, so entfärben die Oele
amerikanischer Herkunft dasselbe fast
augenblicklich, während die anderen Oele
69
längere Zeit rot gefftrbt bleiben und sidh
dann erst infolge der beginnenden Brom-
aubstitution aufhellen. Eb wnrden nur
raffinierte HandelBpetroleumaorteii auf diese
Woae untersucht; da eine Farbenreaktion
bei den dunkel gefärbten Rohölen aus-
gesdüossen ist Auch die Jodzahl der
Rohöle liefert infolge deren Oehalt an
Asphalt oder sonstigen Verharzungs- und
Polymerisationsprodukten keine verwerte
baren Zahlen. Auch bei den rohen
Destülaten wird man keine zuverlässigen
Werte erhalten und der spezifische Unter-
schied zwischen dem amerikanischen und
den anderen Petroleumsorten scheint nur
darin zu bestehen^ daß durch die Raffination
die bei der Destillation in verschiedenen
Mengen entstehenden jodabsorbierenden
Verbindungen nur unvollkommen zu ent-
fernen sind.
Ans den Versuchen des Vortragenden
geht demnach kurz zusammengefaßt fol-
gendes hervor:
1. Die Bestimmung der Jodzahl gibt
Aufschluß über die relative Menge der in
Mineralölen oder anderen Bituminis ent-
haltenen ungesättigten Verbmdungen.
2. Die Jodzahl kann dazu dienen,
Braunkohlenteerprodukte in Mineralölen nach-
zuweisen. Sie wird dabei unterstützt durch
die Bestimmung des Schwefelgehaltes, sowie
bei hellen Oelen auch durch die Prüfung
auf das Verhalten derselben gegen Chlor-
sdiwefel.
3. Es ist möglich, durch die Jodzahl,
vor allem aber durdi die Farbenreaktion
beim Behandehi mit Schwefelsäure, Petrol-
paraffine von Schwelparaffinen zu unter-
scheiden.
4. Es seheint möglich zu sein, durch die
Jodzahl und das verschiedene Verhalten
beim Behandeln mit Brom Oele amerikan-
ischer Herkunft von anderen Petroleum-
arten zu unterscheiden. Zur Fällung eines
Urteils von allgemeiner Gültigkeit in dieser
Hinsicht würde die Bearbeitung einer
größeren Menge von Versuchsobjekten ge-
hören.
Der Vortragende erwähnt schließlich, daß
auch bei der Untersuchung der künst-
lichen Asphalte und Peche die Jodzahi
mancherlei Dienste zu leisten vermag, je-
doeh sind seine Untersuchungen darüber
noch nicht abgeschlossen, und er stellt
weitere diesbezügliche Mitteilungen nach Be-
endigung seiner Arbeiten in Aussicht.
2^ehr. f. angeto. Gkem. 1905, 1580. Btt
die
Synthese von Olyceriden
eignet sich nach A, Orun (Ber. d. D.
Ghem. Ges. 1905, 2284) am besten der
Ausgang von den Schwefelsäureeetem des
Glycerin oder von den Ghlorhydrinen, wenn
man auf sie die Fettsäuren in sdiwefel-
saurer Lösung einwirken läßt. Da die
Esterifizierung des Glycerin durch Schwefel-
säure bei der quantitativen Bildung von
Glycerinschwefelsäure C3 H5 (OH) (HOS03)2
stehen bleibt, erhält man auf diese Weise
nur Diglyceride, aber schnell und in guter
Ausbeute, ohne daß gleichzeitig Mono- oder
Triglyceride entstehen oder andere Neben-
produkte sich bilden. Bei dieser Reaktion
werden nur die beiden primären Hydroxyl-
gruppen verestert. Dagegen kann beim
aChlorhydrin sowohl die primäre als auch
die sekundäre Gruppe in Reaktion treten,
sodaß man aa- und aj3-Diglyceride erhält.
Wird dann in diesen Verbindungen das
Hydroxyl oder Chlor durch einen von den
bereits vorhandenen verschiedenen Fett-
säurerest ersetzt, so erhalt man struktur-
isomere symmetrische und unsymmetrische
Triglyceride. — A#.
Abyssinin.
Ueber Abyssinin, das Brieger und Krause
aus der Bagamayo-Art der Acocanthera
dargestellt haben, berichtet R. Freund in
der «Zeitschrift für experimentelle Patiiologie
und Therapie». Der Körper ist in den
Pfeilgiften der Eingeborenen von Deutsch-
Ost-Afrika enthalten, und wie der Verfasser
durch zahlrdche Proben an Fröschen und
Kaninchen bewies und, wie zu vermuten
war, den bis jetzt dargestellten Digitalis-
und Strophanthus- Präparaten in
der Wirkung äußerst ähnlich. Die zahl-
reichen Gurven, die der interessanten Arbeit
beigegeben sind, lassen das deutiich sehen.
Sehelenx,
70
Ueber AmeisenBäure und deren
titrimetrische Bestimmung
macht Dr. Rupp einige MitteiJungeD. Es
soll hiernach die mit dem Ooldschmidt-
schen Verfahren durch Einwirkung von
Kohlenoxyd auf Aetznatron unter Druck
hergestellte Ameisensäure sich sehr gut zur
Herstellung der offizineilen Ameisensäure
eignen, da dieselbe sehr rein ist und von
den geringen Verunreinigungen leicht befreit
werden kann. Der geringe Schwefelgehalt
läßt sich durch Verdttnnen der Säure auf
25 pCt, Absetzenlassen während mehrerer
Tage und Filtrieren beseitigen; da der
Schwefel in 25 proc Ameisensäure nicht
mehr löslich ist. Der Chlorgehalt anderer-
seits wird dadurch entfernt, daß die Säure
mit ein Promille Bleiglätte versetzt und nach
24 stündiger Einwirkung, während welcher
öfters umzuschüttein ist, aus einer Olas-
retorte rektifiziert wird. Im Anschluß hieran
heschreihiRupp eine nicht auf addimetrischer,
sondern oxydimetrischer Grundlage beruhende
Titration der Aroeisensäure. Hierzu ist er-
forderlich eine Bromlauge, die durch Lösen
von 15 g Aetznatron in etwa 450 ccm
Wasser, Zusatz von 15 g Brom nach dem
Erkalten und AuffüUen auf 500 ccm dar-
gestellt wird. Der Wirkungswert der Brom-
lauge wird ermittelt durch Titration mit Y^q'
Normal - Thiosulfatlösung von 5 ccm der
Lauge, die mit 50 ccm Wasser, 20 ccm
lOproc. Salzsäure und 1 g Jodkalium ver-
setzt wurden. Die Lösung, vor Luft und
Licht geschützt, behält monatelang den
Anfangstiter.
Die Titration der Ameisensäure
geschieht dann wie folgt: In einer Olas-
stöpselflasche verdünnt man ein geeignetes
Volumen der Bromlauge von bekanntem
Wirkungswert mit Wasser auf etwa 70 bis
100 ccm, setzt soviel der zu bestimmenden
Ameisensäure zu, daß etwa die Hälfte Brom-
lauge im Ueberschuß bleibt. Hierauf tropft
man aus einer Pipette solange verdünnte
Salzsäure zu, bis die an der Einfalistelle
auftretende Bromgelbfärbung eben bestehen
bleibt. Man läßt nun eine halbe Stunde im
Dunkeln stehen und gibt alsdann etwa 1 g
Jodkalium und 10 bis 20 com verdünnte
Salzsäure zu, worauf das ausgeschiedene Jod
mit YiQ-Normal-Thiosulfatlösung titriert wird.
Die Differenz zwischen ursprünglichem und
schiießlichem Thiosulfatwert ergibt den auf
Ameisensäure entfallenden Verbrauch.
Kombiniert man diese oxydimetrische mit
der acidimetrisohen Bestimmung, so läßt sich
in Gemischen von Ameisensäure mit Formiaten,
durch erstere die Gesamtameisensäure und
durch letztere die im freien Zustande vor-
handene bestimmen. J. K.
Ärehiv der Pharm, 1905, 69.
Als indirekte Methode
zur Bestimmung der Aldehyde
im Zitronenöl
empfiehlt E, BerU (Ghem.-Ztg. 1905, 805)
die polarimetrische Ablenkung des zu unter-
suchenden Oeles zu bestimmen, dann die
Aldehyde durch Behandlung mit Eaiium-
bisulfit zu entziehen und abermals die
Polarisation festzusteUen. Zur Bindung der
Aldehyde werden 10 ccm Oel mit 50 ocm
einer gesättigten Kaliumbisulfitlösung in
einem 250 ocm fassenden Erteriyneyer-
Kolben, der durch einen Kork mit einem
40 bis 45 cm langen Glasrohr verschlossen
wird, bis zur Bildung einer Emulsion ge-
schüttelt und auf einem kochenden Wasser-
bade unter wiederholtem ümschütteln und
unter Vermeidung zu starker Erwärmung
10 Minuten lang behandelt, dann abgekühlt
und nochmals 5 Mmuten unter kräftigem
Schütteln erwärmt Nach abermaligem Er-
kalten wird die Mischung in einem Scheide-
trichter von 100 ocm Inhalt nach längerer
Ruhe getrennt, und das obenauf schwimm-
ende Oel zweimal mit wenig Wasser ge-
waschen, dann unter Zusatz von wasser-
freiem Natriumsulfat filtriert und, wenn es
klar geworden ist, der polarimetrischen
Untersuchung unterworfen. Die procentisehe
Menge der Aldehyde C wird nach der
Formel:
p 100 (A a)
C=
berechnet, wobei a die Drehung des ur-
sprünglichen und A die des von Aldehyden
befreiten Oeles darstellt. Die Resultate
sollen gute sein. Das Terpen wird durch
die Bisulfitbehandlung nicht verändert.
71
Ueber
den qualitativen Nachweis
der Borsäure.
FQhrt man die Kurkuma -Reaktion auf
Bonänre gemäß der Anlage D der Aus-
fUhrongsbeBtimmungen zum Fleieehbesehan-
gesetz aofly so ist es nicht ausgeschlossen,
daß beim Trocknen des Kurknmapapiers
bei 100^ geringe Mengen Borsäure sich
verflüchtigen und dem Nachweis entziehen.
Für den Nachweis kleinster Mengen Bor-
säure empfiehlt daher A. Ooske eine Ab-
änderung des VerfahrenSy welche es ermög-
licht, nodi 0,001 bis 0,0001 pGt Borsäure
mit Sidierheit nachzuweisen. Er bedient
sich der Eapillaranalyse und verwendet
20 cm lange und 2 cm brmte Streiten
vom Eurkumapapier, läßt nach mehr-
stflndigem Emtauchen an der Luft trocknen.
Die schwach angesäuerte Flüssigkeit steigt
bis zu einer bestimmten Höhe, bUdet dort
eine bräunlichrote Zone, in der sich die
Borsäure anreichert, und die nach dem
Trocknen mit Sodalösung betupft, sofort
Blaufärbung zeigt. Eine Vergleichsprüfung
zeigt, daß ganz reine angesäuerte Lösungen
letztere Reaktion nicht geben und nur
gelbbraune Verfärbung zeigen. Zu beachten
ist, daß es auf diesem Wege gelingt, die
im Kochsalz so häufig als Verunreinigung
enthaltenen unter 0,01 pCt betragenden
Borsäuremengen zu veranschaulichen. Für
die praktische Nahrungsmitteluntersuch-
ung scheint sich demnach das amtliche,
weniger empfindliche Verfahren mehr zu
eignen.
Mit der Ausführung des Borsäure-Metbyi-
alkoholverfahrens beschäftigt sieh 0. Mexger
kritisch. Er betont, daß bei geringen
Mengen Borsäure die Wasserstofffiamme
sich nicht grün färbt, (was wir bestätigen
können — SekriftUg) wenn das Methyl-
alkohol-Schwefelsäuregemisch nicht erwärmt
wird. (Die amtliche Vorschrift läßt Salz-
säure verwenden — Schriflltg.) Das Auf-
treten der Grfinfärbnng ist sicher an die
Bildung des sehr leicht flüchtigen Borsäure-
methylesters gebunden. Zu beachten ist,
daß die Gegenwart von Wasser erheblich
die Esterbildung erschwert, ja unter um-
ständen ganz verhindert.
Mexger empfiehlt schliefjlich folgendes
Verfahren, weiches den Nachweis mit
größerer Sicherheit gestattet:
15 bis 20 g Substanz werden mit
Natriumkarbonatlösung durchfeuchtet , ge-
trocknet und verascht. Einer kleiner Teil
der Asche wird zum Borsäurenachweis mit
Kurkumapapier benützt. Der größere Teil
der Asche wird mit 15 bis 20 ccra Methyl-
alkohol in ein Erlenmeyer-KbXhiAiesi ge-
bracht und das Ganze mit einem Rückfiuß-
kühler verbunden. Nachdem durch den
Kühler von oben etwa 2 ccm konzentrierte
Schwefelsäure hinzugegeben und mit Methyl-
alkohol nachgespült wurden, wird das Ganze
eine Viertelstunde auf einem Wasserbade
von 70^ C erwärmt, nach dem Erkalten
Wasserstoffgas durchgeleitet und angezQndet
Ztsckr, f. Unter stich, d. Nafir.- u. Genuß-
mittel 1905, 242. -^del.
Zur
volumetriscilen Bestimmung
der salpetrigen Säure
verwendet Dr. (?. Barbieri (Ghem -Ztg.
1905, 668) die Oxydation derselben durch
Gerisalzlösungen. Beim Zusammenbringen
einer Lösung eines Nitrites mit der orange-
gelben Lösung von Cerisulfat, tritt eine
schnelle Entfärbung der letzteren ohne Gas-
entwickelung ein. Die Reaktion verläuft
quantitativ nach der Gleichung
2Ce S04)2 + KNO2 + H2O
= 002(804)3 + KNO3 + H2SO4.
Daher ist die titrimetrische Bestimmung der
salpetrigen Säure mittels einer gestellten
Geiisulfatlösung, deren oxydierende Wirkung
auf jodometrischem Wege festgestellt worden
ist, sehr einfach. Genauere Resultate werden
noch erhalten, wenn man die salpetrige
Säure durch überschüssige Cerisulfatlösung
oxydiert und den Ueberschuß durch Zusatz
von Jodkalium und Titration des frei ge-
wordenen Jodes bestimmt. Die Anwesen-
heit größerer Mengen von Nitraten in der
Lösung wirkt nicht störend, auch braucht
das Cerisulfat nidit rein zu sein, da ein
Gehalt an Lanthan , Praseodym und
Neodym auf das Oxydationsvermögen ohne
Einfluß ist, weil diese Elemente nur Salze
der Form MX3 liefern, die weder Nitrite
oxydieren, noch Jod aus Jodiden frei
machen können. —ke.
72
Nahrungsmittel-Chemie.
Ueber anfechtbares EBgeschirr
berichtet Dr. H, Steinheil in Dentsoh. Med.
WochenBohr. 1905, 2064. Nach seinen
Beobachtungen werden in vielen Haushalt-
ungen billige Löffel verwendet, die beim
Kochen, besonders beim ROsten von Fett
teilweis schmelzen. Das abgegebene Metall
zerteilt sich in kleine Perlen, die sich den
Speisen durchaus unauffällig beimengen. Die
Untersuchung eines Löffels ergab, daß er
aus einer Legierung hergestellt war, die
hauptsächlich aus vorwiegendem Zinn und
Antimon bestand, außerdem enthielt sie
Kupfer und Blei in ziemlich beträchtlichen
Mengen, Eisen, Nickel, Zink, Schwefel und
Arsen in Spuren. Ob die angegebenen
Metallmengen dem menschlichen Körper
schädlich sind, wagt Verf. nicht zu ent-
scheiden, doch hält er es für wichtig, davor
zu warnen, daß solche Löffel zum Kochen
verwendet werden. — to—
Cephalaria Syriaca
ist ein im Oetreide des Kaukasus weit ver-
breitetes Unkraut, dessen Samen das Mehl
und Brot mehr oder weniger blau färbt.
Bei der örtlichen Bevölkerung ist diese blaue
Farbe beliebt und deshalb wird für die
Ausrottung des Unkrautes nichts getan.
J. D, Kupxis (Ohem.-Ztg. 1905, Rep. 198)
hat festzustellen versucht, ob die Cephalaria
zu den schädlichen Unkräutern gehört oder
nicht, und ob ihr da gewisser Nährwert
zukomme.
Die Pflanze ist einjährig, wächst schnell
und hat 10 bis 15 Blüten, die jede etwa
20 Samen bringen. Diese haben die Gestalt
eines zusammengelegten Sonnenschirmes und
sind von bläulicher Farbe. Die Samenhaut
ist sehr zähe und im Mehle leicht zu er-
kennen. Endosperm und Keim sind grün-
lich, sehr fettreich und sehr bitter. Bei der
Extraktion mit Petroläther wurden 22,6 pCt
eines gelben nicht trocknenden Oeles er-
halten, bei der Extraktion mit Aether noch
0,185 pCt Pflanzenwachs, Harz und Chloro-
phyll. Der Eiweißgehalt beträgt etwa
15 pCt, wovon etwa 2 pCt wasserlöslich
und bei 70^ C koagulierbar sind. Auch
an stickstofffreien Extraktivstoffen sind
36,375 pCt vorhanden, von denen etwa
die Hälfte aus Zucker, Qummi, Pektinstoffen
besteht, während Stärke nur wenig vorhanden
ist. Ferner wurden noch 11,2 pCt Oerb-
Stoff und 5,85 pCt Asche gefunden; außer-
dem ließ sich ein Bitterstoff daraus isolieren,
der sich aber bei höheren ' Temperaturen
leicht zersetzt und seine Bitterkeit verliert
Der bittere Qesohmack ist bereits bemerk-
bar, wenn zu Weizenmehl 0,5 pOt Gepha-
lariasamen zugesetzt sind. Bei der Auf-
bewahrung des Mehles bewurkt der hohe
Fett- und Zuckergehalt des Unkrautes eine
wesentlich raschere Zersetzung. Die blaue
Farbe wird hauptsächlich durch eine Ein-
wirkung des Eisens des Weizenmehles
auf die Gerbstoffe des Unkrautes hervor-
gerufen. Eine Olftigkdt des Cephalaria-
samens konnte nicht nachgewiesen werden;
aber trotzdem kommt Verfasser zu dem
Schlüsse, daß die Gephaiaria eine uner-
wünschte Verunreinigung desMehles verursache
und auch als Surrogat in sogenannten
Hungerbroten nicht zu empfehlen sei. ^he,
Untersuchung alkoholfreier
Getränke.
Gegenüber den verhältnismäßig ungün-
stigen Untersuchungsresultaten der im Jahre
1903 angekauften und untersuchten Proben
alkoholfreier Getränke können Dr. R. Otto
und Dr. S, Rahn (Ztschr. f. Untersuch, d.
Nähr.- u. Genußm. 1905, X, 240) jetzt
recht befriedigende Ergebnisse über die
Untersuchung nachstehender, nach verbesser-
tem Verfahren hergestellter «alkokolfreier»
Getränke berichten (vgl die umsteh. Tab.).
So ist z. B. Frutll (Dresdener Manzanil-
Geseilschaft) geschmacklich besser und auch
viel preiswürdiger geworden, a 1 k o h o 1 -
freierApfelsaft(i^. Poethko, Guben)
ist aus gutem frischen Obst hergestellt
DonatK% Natur-Apfelmost schmeckt
nach frischem Obst und entspricht in seiner
Zusammensetzung reinem Apfelsaft, DonatK%
Naturmost aus frischen Beeren ist
«trinkfertig» gemacht, d. h. der für den
Genuß zu hohe Säure- und zu niedrige
Zuckergehalt der Fruchtsäfte ist durch
Wasser- und Zuckerzusatz ausgeglichen und
Donath's Natur- Weinmost entspricht
der Bezeichnung < aus frischen Trauben
ohne Zuckerzusatz». p. s.
73
S
I
s
o
.a
d
i
74
Therapeutische Mitteilungen.
Organisoher Phosphor im
Wein
konnte von J, Weirich und Ö. Ortlieb,
namentlich in Weinen griechischer Herkunft
(Insel Thyra)^ im Tokayer und Malaga u. ä.
Krankenweinen^ nachgewiesen werden, und
beide Verfasser führen die Bedeutung dieser
Weinarten für die Erankenbehandlung auf
deren Lecithingehalt zurück. Bei Beurteil-
ung von Erankenweinen ist daher vor allem
der Phosphorsäuregehalt zu prüfen und die
Anwesenheit von organisch gebundenem
Phosphor festzustellen. In Weinen, denen
ein großer Teil des Alkohols erst nach der
Gärung und Entfernung von den Trauben
künstlich zugesetzt wird, wie dies bei Sherry-,
Malaga-, Porto- und oft auch bei der Tokayer-
behandlung geschieht, wird wohl kein Leci-
thin oder sehr wenig vorkommen.
Man mu£ aber auch darauf bedacht sein, dem
Wein den aktiven Stoff, das Pflanzenlecithin,
zu belassen und darum mit Vorsicht die-
jenigen Behandlungen umgehen, die den
Wein vor Krankheiten schützen und haltbar
machen sollen. Dazu gehören das Pasteur-
isieren des Weines und das Erhitzen des
Mostes bei nachheriger Zugabe von neuer
Hefe. Beides sind sicherlich gute Methoden,
um die schädlichen Pilze, Ursache der be-
kanntesten Weinkrankheiten, zu zerstören
oder am Weiterentwickeln zu verhindern.
Sie erscheinen rationell und angezeigt, sie
sind aber auch Methoden, welche sicher den
Hauptbestandteil des Eraiikenweines , das
Ijccithin, zerstören, das bei schon wenig
über 50^ C sich zersetzt. Fehlt aber dem
Weine diese organische Phosphoi Verbindung,
so sind die Behauptungen der Alkoholfeinde
und auch berühmter Physiologen [richtig,
wenn sie sagen, daß schließlich Wein keine
andere Wirkung hervorrufen kann, als ein
entsprechend verdünnter Alkohol. Erhalten
wir deshalb dem Weine seine Bestandteile,
und er wird der Menschheit auch künftighin
noch als ein wahres Nahrungs- und Kräftigungs-
mittel große und sichere Dienste leisten.
Ä. Rn.
Therap. Monatshefte 1905, 522.
Crurin
bei Untersohenkelgeschwüren
empfahl zuerst Max Joseph (Dermat.
Centralbl. III, Nr. 5), und er ist seither
bei diesem Heilmittel geblieben. Er beginnt
mit Crurm 5 bis 10 T. auf 100 T. Amylum
und steigt allmählich zu einer aus gleichen
Teilen Crurin und Amylum bestehenden
Mischung. Das Pulver wird 2mal täglich
aufgestreut. Auch F, Samberger konnte
sich von dem Vorhandensein von reinen und
üppigen Granulationen bei Crurin überzeugen.
Aus der Freiburger chirurgischen Klinik
stellte Lichtenberger außerordentlich be-
friedigende Resultate zusammen: «Der Haupt-
vorzug des Mittels liegt darin, da'i es die ober-
flächlichen Schichten schlechter Granulationen
rasch zu zerstören und durch ein gesundes
Granulationsgewebe zu ersetzen vermag. In
einer größeren Anzahl der Fälle war die
günstige Wirkung auch subjektiv für die
Patienten so augenscheinlich, daß sie trotz
der anfänglidien Schmerzhaftigkeit selbst die
Weiterbehandlung mit Crurin verlangten.»
Ebenso bestätigten Meister, Schneider und
Bing, daß durch Crurin die Ueberbäutung
schnell und energisch bewerkstelligt würde.
Indes ist auch nach Joseph die bakterien-
hemmende Wirkung des Crurin zu beachten,
und sie ist gewiß der Grund für die Wirk-
samkeit des Mittels. Diese bakterienfeind
lidie Wirksamkeit konnte in Bestätigung
früherer Beobachtungen neuerdings E. Koch
in Aachen wieder feststellen; er kommt zu
dem Schluß, da!j von allen zu diesen Ver-
suchen angewendeten Wismutsaizen dem
Crurin der erste Platz einzuräumen ist. Es
leistet dasselbe wie die zum Vergleich ge-
prüften Silbersalze, trotzdem es unlöslich ist.
A, Rn.
Das Sehieksal der Salicylstture im Oi*ganis-
mus besteht nach den Versuchen von Sawadski
(Chem.-Ztg. 1905, Rep. 131) darin, daß sie mit
Olykaronsäure oder einem nahe verwandten
Körper eine gepaarte Verbindung eingeht, die
im Harne ausgeschieden wird. Die Verbindun^^
ist sehr unbeständig. Sie wurde aus dem Hatne
isoliert, indem der durch Bleiacetat erhaltene
Niederschlag zersetzt und die Verbindung aus
der Flüssigkeit mit viel Aether- Alkohol ausge-
zogen wuido, oder sie wm-de nach der Metbodo von
Baumann benzoyliert und so abgeschiedeu -he.
75
PhotogpaphiscKe Mitteilungen.
Einen guten Ueberzug fiir
Pigmentbilder
gibt folgende Vorschrift; die wir dem
«Photogr. Wochenblatt» entnehmen: Man
löet einen Teil weiche Nelson - Gelatine
Nr. 1 in der Wärme in 4 Teilen Eisessig.
Ferner bereitet man sich eine Lösnng von
1 Teil Ghromalann in 4 Teilen Wasser.
Zur Herstellang des Lackes mischt man
50 Gewichtsteile denaturierten Spiritns mit
20 Teilen Wasser nnd ffigt nach nnd nach
onter Schütteln 2,5 Teile von der Gelatine-
lösnng hinzu. Wenn sich etwas von der
<jelatine ausscheiden sollte; so erwärmt
man bis zur Lösung des Niederschlages.
Zuletzt setzt man langsam und unter
Schütteln 1 Teil von der Chromalaun-
Jösung zu. Diese Flüssigkeit kann man
^urch Schwimmenlassen oder lieber-
streichen der Pigmentbilder auftragen. Sie
liat keine Neigung; in das Papier einzu-
bringen und trocknet in etwa einer Stunde.
Bm.
Eine schwierige
kinematographische Aufhahme
wurde kürzlich von der Biographischen Gesell-
schaft gemacht. Es galt eine Fahrt im
Zug der unterirdischen Metropolitain-Bahn
in New- York kinematographiscli festzuhalten.
Wie wir darüber in «Photo- Revue» lO/ii.
1905 leseu; scheute die Gesellschaft, weder
3fittel noch Energie zur Lösuug dieser
überaus schwierigen Aufgabe. So wurde
«ine kolossale Batterie von 72 Cooper-
//ee/vY/- Quecksilberlampen verwendet, deren
jede 750 Kerzen lieferte. Es war also im
Ganzen ein Licht von 54 000 Kerzen in
Verwendung. Die Lampen waren an
vertikalen Brettern schräg auf einer Lori
angebracht. Die Linie lieferte den Strom,
•der durch Transformatoren auf die richtige
Spannung gebracht wurde. Während einer
Fahrt von etwa 7 Minuten nahm der im
JZuge b^lM^iidie Kinematograph 6300 An-
«ichjen des Tunnels auf mit allen Auf-
«i^thalten auf Stationen; Signalen, Beweg-
ungen des Publikums usw. Bm.
Ueberkopierte Celloidinbilder
werden von den Amateuren gewöhnlich als
unbrauchbar weggeworfen. Man mache
aber vorher wenigstens folgenden einfachen
Rettungsversuch; der mitunter ganz leid-
liche Resultate liefert. Zunächst wird die
Kopie in üblicher Weise getont; gründlich
gewässert und dann während 10 Minuten
in einer 5proc. Formalinlösung unter steter
Bewegung gebadet. Darauf hält man sie
an einer Holzklammer in kochendes Wasser,
wobei eine hinreichende Abschwächung ein-
tritt. Man muß den Prozeß jedoch genau
überwachen und die Kopie rechtzeitig ganz
schnell aus dem kochenden Wasser nehmen,
sonst kann leicht eine übermäßige Ab-
schwächung stattfinden. Zum Schluß wird
die Kopie kurze Zeit in kaltes Wasser
gelegt und dann wie üblich getrocknet.
Bm.
Satte Violett-Töne
auf Auskopierpapieren erzielt man nach
Köhler auf folgende Weise: Man kopiert
sehr tief und tont in einem Tonfixierbad
bis zu blaugrauer Farbe ; wässert dann
1 Stunde und bringt die Bilder in eine
2proc wässerige Lösung von Quecksilber-
chlorid. Die Bilder nehmen sofort einen
tiefen samtartigen violetten Ton . an und
brauchen nur noch ^2 Stunde lang aus-
gewässert zu werden. Sie sind auch recht
haltbar. Bm.
Photogr. Wochenblatt.
Das Kräuseln der Platten
verhindert man nach einer im Photograph-
ischen Nachschlagebuch von Hesekiel ge-
gebenen Vorschrift auf folgende Weiße:
Man bestreicht die PlatteijLränder mittelst
eines eingeschnittenen Korks mit folgender
Schellacklösung : 100 T. absoluter Alkohol;
50 T. Aether; 10 T. weißer Schellack und!
3 T. Mastix.
Für die Tropenländer ist dieser schnell
trocknende; nicht klebrige Lack geradezu!
ein Idealmittel.
I
jBw* j
Terl0g«r; Dr, A* Seluieider, Dresden und t>r. F. Sflü l>ro»den-BlMewita.
.^Im Biid^aiidei dtunoh Jnlii^t Bprtn^vrvMtliilf., lC<mW5<nipliits 8.
Drvek ton Fr. Tittel Nftchf. (Knnftth A Mablo), Dresden.
•w V
Pharmaceutische Centralhalle
für Deutschland.
Herausgegeben yon Dp. A. Schneider und Dp. P. SQss.
»t-«-
Zeitschrift ffir wissenschaftliche und geschäftliche Interessen
der Pbarmacie.
Gegrflndet von Dr. Hermaim Hager im Jahre 1859.
Erscheint jeden Donnerstag.
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stelle im Inland 3,— Mk., Ausland 3,50 Mk. — Einzelne Nummern 30 Pf.
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Leiter der 1 Dr. Alfred Schneider, Dresden- A. 21; Schandauer Str. 43.
Zeitsehrlft: / Dr. Paul Süß, Dresden-Blasewitz; Gustav Freytag-Str. 7.
Gesehlftsstelle: Dresden-A. 21; Schandauer Straße 43.
Mb.
Dresdeo, 1. Februar 1906.
Der neuen Folge XXVII. Jahrgang.
XLVIL
Jahrgang.
Inhalt : Ckenie «Dd Pharaiafie: Foimaldehyd. — Fricke's Rbcumatikon. — Neue amerikanUche Pharmakopoe.
Eiweiß-Sjnthesr. — LOalicbkeit der PikrinsXure. — Jodchloroform. — NahnrnfeimiUcl-Ohenile. ^ Thera-
p«vtitrhe Mttteiloiigen. — Bficlierfichaii. — Vfnehiedene MitteiliuiKea. » Brlefvreehsel.
Chemie und Pharmaoie.
Formaldehyd.
Eine Monographie vom chemisch - pharmazeut-
ischen Gesichtspunkt unter hesonderer Berück-
sichtigung der neuesten Errungenschaften
von Dr. Albin Strickrodt.
(Fortsetzung von Seite 61.)
Was nun die Verwendung anbe-
langt, welche der Formaldehyd findet,
so spielt er zunächst im chemischen
Laboratorium vermöge seines un-
gemein großen ReduktionsvermOgens
keine geringe Rolle. Er dient hier zur
Verarbeitung von Metallrttckständen
und zur raschen Darstellung von
rauchender Salpetersäure. Er wirkt
nämlich nach folgender Gleichung auf
Salpetersäure ein:
4HNO3 + 3H(;0H
= 4N0 + 5H2O + 3CO2.
In sekundärer Reaktion wird dann
auch noch etwas Stickstoff entwickelt.
Vanino sagt in dieser Hinsicht von
ihm: «Handelt es sich darum, aus
Salpetersäure rasch nitrose Dämpfe zu
entwickeln, so ist wohl kein Körper
geeigneter als Formaldehyd.»
Auch zur Darstellung des StickstofEs
läßt sich Formaldehyd in Gestalt des
Paraform verwenden. Erhitzt man
nämlich Ammoniumnitrat mit Paraform,
so entwickelt sich neben ganz geringen
Mengen NO2 Stickstoff.
Vanino hat femer eine quantitative
Trennung von Chlor und Jod, femer
quantitative Bestimmungen von Gold,
Silber und Wismut mittelst Formaldehyd
ausgearbeitet.
In nahrungsmittelchemischer
Beziehung kann er verwendet werden
zum Nachweis von Salpetersäure in
Milch und damit zur Erkennung einer
stattgefundenen Wässerung dieses
Nahrungsmittels sowie ferner zum Nach-
weis von Gelatine in Gummi arabicum.
7s
Von besonderem Interesse für den
ApoÜieker dürfte eine Verwendang
sein^ welche der Foimaldehyd in
neuester Zeit gefunden hat, nämlich
zur Charakteristik der Tink-
turen.
Vor einigen Jahren schon hatte
Thoms das Kaliumpermanganat zu
diesem Zwecke verwandt. Er stellte
fär die einzelnen Tinkturen sogenannte
«Permanganatzahlen» auf, welche sich
vornehmlich auf den Gerbstoffgehalt des
betreffenden Präparates bezogen. Als
Permanganatzahl bezeichnete er die-
jenige Zahl, welche angibt, wieviel
mg KMQO4 erforderlich sind, um die
aus 1 g Extrakt bezügl. 10 g Tinktur
durch Ausfällen mit Ammonsulfat und
Extraktion des Ausgefällten mit 90-
proc. Alkohol erhaltenen Gerbstoffe zu
oxydieren.
E. Weiss bezeichnet nun als «Form-
aldehydzahl diejenige», welche die aus
100 g Tinktur gefällte Menge Konden-
sationsprodukt angibt. Die Bestimmung
ist leider nicht einheitlich für alle
Tinkturen auszuführen, da jede je nach
der Menge der vorhandenen Gerbstoffe
und nach den Eigenschaften des Konden-
sationsproduktes eine besondere Be-
handlung erheischt. Im Großen und
Ganzen verfährt E. Weiss auf fol-
gende Weise (z. B. bei Tinctura
Catechu): 10 ccm Tinktur werden in
eine 250 ccm fassende Porzellanschale
gegeben und das Meßgefäß mit 20 ccm
Wasser gut nachgespült. Dann gibt
man eine Mischung von 1 6 ccm Formalin
und 40 ccm conc. Salzsäure hinzu.
Es entsteht ein dichter, rotbrauner
Niederschlag. Man dampft nun das
Ganze auf dem Wasserbade unter
häufigem Umrühren auf ungefähr die
Hälfte ein, setzt dann etwa 200 g
Wasser hinzu und saugt durch einen
gut gestopften und vorher tarierten
GoocA-Tiegel ab. Den Niederschlag
wäscht man mit etwa 250 ccm Wasser
aus und trocknet im Dampftrocken-
schrank. Das Gewicht auf 100 g
Tinktur bezogen ist die Formaldehyd-
zahl. Da diese mit dem Extraktgebalt
wächst und dieser wieder je nach der
Zweckmäßigkeit des Extraktionsmittels
verschieden ist, so hat man auf diese
Weise eine chemische Methode an der
Hand, um das entsprechendste Ex-
traktionsmittel für eine Droge zu er-
proben.
Von der äußerst vielseitigen Ver-
wendung des Formaldehyds in der
Technik sei hier zunächst eine er-
wähnt, welche wobl auch für den
Apotheker allgemeines Interesse besitzt ;
es ist dies die Darstellung von Aldehyd-
harzen, welche im Großen betrieben
wird und deren Produkte als künst-
licher Kopal oder Schellack sich im
Handel befinden. Man verfährt hierbei
derart, daß man Phenole auf Form-
aldehyd unter Zusatz organischer Oxy-
säuren als Kondensationsmittel ein-
wirken läßt. In großen, innen verbleiten,
mit Haube und Abzugsrohr versehenen
Kesseln werden ungefähr gleiche Teile
technischer Weinsäure und Formalin
gelinde erhitzt, bis die Säure völlig
gelöst ist. Hierauf setzt man technische
Karbolsäure hinzu und erhitzt gelinde
so lange weiter, bis die Reaktion ein-
tritt, welche die ganze Masse ungefähr
10 Minuten lang im Sieden erhält.
Das Harz schwimmt dann als ölige
Masse auf der Flüssigkeit, von welcher
-es abgenommen und mit frischem Wasser
unter Zusatz von etwas Ammoniakflüssig-
keit gekocht wird, um es von anhaftendem
Phenol und Formaldehyd zu^ befreien.
Formaldehyd findet ferner Ver-
wendung in der Photographie zum
Härten von Gelatineplatten , deren
Durchlässigkeit für Chemikalien im
Gegensatz zu solchen mit Alaun ge-
härteten nicht leidet; auch kann man
ihn dazu verwenden, die Lichtempfind-
lichkeit photographischer Platten zu
erhöhen.
Wie im Laboratorium , so dient Form-
aldehyd auch im Großen zur Ver-
arbeitung von Gold- und Silber-
rückständen und zur Darstellung
rauchender Salpetersäure. Er
wird femer zum Bleichen und in Misch-
ungen mit Eiweiß oder Gelatine zum
Beschweren von Seide verwandt,
diese wird dadurch gleichzeitig bedeutend
79
kräftiger und nimmt einen hoben Qlanz
an.
In der Lederfabrikation dient
Formaldebyd zum Gterben von Fellen.
Aof seiner Verwendung bei Gegenwart
von Kalk und Soda beruht ein paten-
tiertes Schnellgerbeverfahren. In neuester
Zeit ist eine Lederfabrik errichtet wor-
den, welche ausschließlich Formaldehyd
verwendet. Er hat den Vorteil, Felle
zu gerben, ohne eine Schwellung derselben
hervorzurufen.
Eine entsprechende Wirkung fibt
Formaldehyd auf Leim, Kasein und
Gelatine aus. Er dient daher in der
Papierfabrikation zur Herstellung
wasserdichter , abwaschbarer Gegen-
stände, Tapeten, Papierwäsche und
eines künstlichen Ersatzes des Gutta-
peix^hapapieres. Formaldehyd - Easein
ist ein direktes Ersatzmittel fiir
Brauerpech, um Bier- und Wein-
fässer damit zu dichten.
Derjenige Industriezweig jedoch ,
welcher die Hauptmenge des produ-
zierten Formaldehyds verkonsumiert, ist
die Farbenchemie. Hier dient der
Formaldehyd zur Darstellung von Azo-
und TriphenylmethanfarbstofEen , von
solchen der Aurin- und Acridinreihe,
und äußerst zahlreich sind die Patente,
welche auf diesem Gebiete auf der
Verwendung des Formaldehyds beruhen.
Weiterhin ist zu erwähnen die Ver-
wendung des Formaldehyds als Des-
odorierungs- und Desinf ektions-,
als Konservierungs- und Heil-
mittel. Als Desodorier ungs-
mittel kommt ihm insofern eine
spezielle Bedeutung zu, als er im Gegen-
satz zu vielen anderen hier Anwendung
findenden Substanzen — Parffims oder
Räuchermitteln — nicht die schlechten
Gerüche einfach verdeckt, sondern daß
er diese vernichtet, indem er sich mit
den die üblen Gerüche bedingenden
Substanzen zu geruchlosen und unlOs-
Uchen Verbindungen vereinigt. Hier
kommt unter anderen wieder in betracht
die Bildung von Hexamethylentetramin
aus Ammoniak und Formaldehyd und
die von Thioformaldehyd aus Form-
aldehyd und Schwefelwasserstoff.
Seine Verwendung als Desinfek-
tionsmittel beruht, wie viele anderen
der besprochenen Verwendungsarten,
auf der Fähigkeit des Formaldehyds,
welche ihm vor allen anderen Aldehyden
allein zukommt, sich mit EiweißkOrpem
und ähnlichen Substanzen: Leim,
Gelatine, Kasein zu völlig unlöslichen
und sehr beständigen Verbindungen zu
vereinigen. Eine eiweißartige Substanz
ist bekanntlich auch das Protoplasma
der Pflanzen und Tiere und somit auch
der Bakterien und derjenigen Klein-
lebewesen, welche die Ursachen der
Fäulnis und Verwesung organischer
Materie sind. Trifft nun der Form-
aldehyd mit diesen zusammen, so macht
er deren Plasma starr und unlöslich;
d. h. er tötet es ab. Formaldehyd
spielt daher eine große Rolle bei der
Desinfektion von Krankenzimmern und
Wohnräumen.
Zu diesem Zwecke ist ja schon eine
große Anzahl chemischer Agentien
herangezogen worden. Teils jedoch
waren die mit ihnen erzielten Erfolge
ungenügend, teils stellten sich ihrer
Anwendung erhebliche Unbequemlich-
keiten bezw. Nachteile in den Weg,
so daß, als man die große desinfizierende
Kraft des Formaldehyds erkannt hatte,
man nunmehr glaubte, ein Idealmittel
in dieser Hinsicht in der Hand zu
haben. Leider hat der Formaldehyd
diese auf ihn gesetzten Hoffnungen
nicht in vollem Maße erfüllt; er dringt
trotz seiner Verwendung als Gas nicht
tief in die Gewebe ein und ist daher
nur ein Oberflächendesinfektionsmittel
geblieben.
Die verschiedensten Apparate sind
konstruiert worden, um den Formaldehyd
in möglichst vollkommener Weise im
Raum zu verbreiten. Ein Teil der-
selben erzeugt ihn wiederum direkt
durch Oxydation von Methylalkohol,
ein anderer durch Verdampfen von
flüssigem Formaldehyd entweder rein,
oder unter Zusatz von Chlorcalcium,
von Glycerin oder Menthol, ein
dritter endlich aus seinem festen
Polymerisationsprodukt, dem Paraform.
Bei all diesen Apparaten ist das
80
Prinzip, eine vorzeitige Polymerisation
der erzeugten Formaldehyddämpfe zu
vermeiden und man versucht, dieses
bei den einzelnen Konstruktionen zu
erreichen durch eine reichliche Wasser-
zufuhr, durch einen Zusatz der er-
wähnten Chemikalien oder durch An-
wendung eines höheren Druckes.
Bei den Apparaten, welche das Gas
durch Oxydation des Methylalkohols
erzeugen, kommt als Nebenerscheinung
noch hinzu die Bildung des giftigen
Eohlenoxyds sowie die des desinfek-
torisch ebenfalls unwirksamen Methylal,
welches sich bildet durch Zusammen-
treten eines Moleküls Formaldehyd mit
2 Mol. Methylalkohol unter Austritt
von Wasser:
H.COH + SCHgOH
/OCH3
= H . CH< + H2O
\OCH3
Methylal.
Am bekanntesten in deutschen Apo-
thekerkreisen dürfte der Schering'sche
Aesculap sein, der später in die Form
des «combinierten Aesculap» fiberging
und bei welchem Paraformpastillen mit
Alkohol und Wasser zur Verdampfung
gebracht werden, deren jede 1 g gas-
förmigen Formaldehyd = 2 V2 g Formalin
entsprechen.
In der Heilkunde hat der Form-
aldehyd Verwendung gefunden bei
tuberkulösen Erkrankungen, bei Keuch-
husten und gegen Harnleiden. Ferner
als Antiseptikum in der Zahnheilkunde,
bei der Wundbehandlung; femer gegen
Hautkrankheiten, Warzen und gegen
übermäßige Schweißabsonderungen. In
letzter Beziehung ist der Formaldehyd
schon seit längerer Zeit in der bayer-
ischen Armee eingeführt, und auch in
der preußischen sind in den letzten
Jahren Versuche mit einem Formalin-
talg angestellt worden, welcher an die
Stelle des Salicyltalgs treten soll. In
der Veterinärpraxis ist der Formaldehyd
herangezogen worden zur Bekämpfung
der Maul- und Klauenseuche und gegen
die Räude der Schafe.
Als Konservierungsmittel spielt
der Formaldehyd in der Mikroskopie
und Bakteriologie eine bedeutende
Rolle. Blum hat zuerst pflanzliche
und tierische Objekte mit ihm be-
handelt und gefunden, daß dadurch
weder Form noch Farbe, weder mikro-
skopische Struktur noch die Färbbarkeit
der Objekte beeinträchtigt wird. Das
Chlorophyll der Pflanzen wird nicht
vernichtet, und der Blutfarbstoff der
Tiere, welcher scheinbar verschwindet,
kann durch Alkohol wieder von neuem
hervorgerufen werden. Dauerpräparate
von Bakterien kann man erhalten,
indem man die Kulturen Formaldehyd-
dämpfen aussetzt. Dadurch werdGü
wohl die Bakterien getötet, aber das
Gesamtbild wird in keiner Weise ver-
ändert. Eine durch Bakterien Wachstum
verflüssigte Gelatine wird durch Form-
aldehyd wieder fest.
Formaldehyd übt schon in minimalen
Mengen eine konservierende
Wirkung auf Nahrungsmittel
aus; so sollen 2V2 g 40proc. Form-
aldehydlösung ausreichend sein für:
2000 Liter Wein
1000 > Bier
25 » Milch.
Er ist daher anfänglich auch zu deren
Konservierung, z. B. von Berliox,^)
vorgeschlagen worden. Seitdem jedoch
nachgewiesen wurde, daß er infolge
seiner Eigenschaft, Eiweiß unlöslich zu
machen, sowohl die Verdaulichkeit der
mit ihm behandelten Nahrungsmittel
herabsetzt, als auch ungünstig auf die
Magenwände einwirkt, ist seine Ver-
wendung auf diesem Gebiete in den
meisten Kulturstaaten, so auch in
Deutschland, und zwar hier auf Grund
des § 12 Absatz 1 des Nahrungsmittel-
gesetzes vom 14. Mai 1879 verboten.
Dieser lautet:
Mit Gefängnis, neben welchem auf
Verlust der bürgerlichen Ehrenrechte
erkannt werden kann, wird bestraft:
wer vorsätzlich Gegenstände, welche
bestimmt sind, andern als Nahrungs-
und Genußmittel zu dienen, derart
«) Nouv. rem. 1892, 8. 100.
81
herstellt, daß der Genuß derselben
die menschliche Gresandheit za be-'
schädigen geeignet ist etc. . . .
Durch Tierversuche ist femer fest-
gestellt worden, daß Formaldehyd
kristallinische Ealkablagerungen auf der
Nierenrinde hervorruft. Er soll femer
die menschliche Haut stark schädigen,
indem er eine lähmende Wirkung auf
die Nerven ausübt. Auf die Respirations-
organe dagegen wirkt er stark reizend,
und im Auge kann er Erkrankungen
verursachen, welche den Verlust des
Auges hervorrufen können.
Als promptes Gegenmittel bei
Formalinvergiftungen hat sich
der Liq. Ammon. acet. bewährt. Seine
Wirkung dürfte auf folgende Gleichung
zurückzuführen sein:
6H.COH + 4CH3.COONH4
= (CH2)6N4 + 4CH3COOH + 6H2O.
Das gebildete Hexamethylentetramin
bUdet dann mit 1 Mol. der freien Säure
ein Salz:
(CH2)6N4.C2HA.
Es darf an dieser Stelle wohl nicht
unerwähnt bleiben^ daß es auch Ver-
treter, und unter diesen Autoritäten,
der Aiisicht gibt, daß ein so minimaler
Zusatz, wie zur Eonservierung von
Nahrungsmitteln erforderlich, nicht als
schädigend anzusehen, unter Umständen
sogar als ganz angebracht zu be-
zeichnen sei. (? Sckriftleitung.)
Um nun den Formaldehyd bezw.
das Hexamethylentetramin, welches zu
diesem Zwecke ebenfalls Verwendung
findet, in Nahrungsmitteln nach-
zuweisen, sind zahlreiche Methoden,
manche für einen Eonsumarükel speziell
geeignet, veröffentlicht worden. Thom-
son^ benutzt seine Reduktionsfähigkeit
gegenüber SUbernitrat. Bei festen
Körpern wird ein wässeriger Auszug,
bei Flüssigkeiten diese selbst der
Destillation unterworfen und das
Destillat mit einigen Tropfen einer
ammoniakali<%chen Silberlösung im
Dunkeln mehrere Stunden stehen ge-
lassen. Eine Schwarzfärbung oder ein
Niederschlag ist das Kennzeichen seiner
Gegenwart. Diese Reaktion dürfte z. B.
für Milch nicht ganz einwandsfrei sein,
da Mayrhofer^^) aus reiner, saurer
Milch ebenfalls ein SUbernitrat schwärz-
endes Produkt erhielt.
Auf der Rotfärbung von fuchsin-
schwefliger Säure beruht das Schiff^sche
von Oayon modifizierte Reagens : I ccm
einer gesättigten, wässerigen Fuchsin-
lösung wird mit 10 ccm Natrium-
bisulfitlösung von 30^ B^ und 10 ccm
conc. Salzsäure versetzt und das Ganze
zum Liter aufgefüllt. Die durch Form-
aldehyd entstehende Rotfärbung geht
durch Zusatz von 2 ccm conc. Salz-
säure nach einigen Minuten in blau-
violett über.
Eine Reaktion, welche zum Nachweis
von Formaldehyd in den verschiedensten
Nahmngsmitteln verwendbar ist, geben
C. Arnold und C Mentxel^^) an: Man
versetzt etwa 5 ccm der zu prüfenden
wässerigen Flüssigkeit mit 0,03 g salz-
saurem Phenylhydrazin , 4 Tropfen
Eisenchloridlösung, 10 Tropfen conc.
Schwefelsäure und fügt schließlich noch
Alkohol hinzu, bis ^e trübe Flüssig-
keit sich geklärt hat. Bei Gegenwart
von Formaldehyd tritt eine Rotfärbung
ein. liegt Fleisch oder Wurst
zur Untersuchung vor, so extrahiert
man 10 g davon durch Schütteln mit
10 ccm absolutem Alkohol und be-
handelt 3 bis 4 ccm des Filtrats wie
angegeben. Bei Abwesenheit von Form-
aldehyd bleibt die Flüssigkeit gelb ge-
färbt, während anderseits eine deutliche
Rotfärbung eintritt. E^s soll so noch
1 g Formaldehyd in 5 kg Fleisch nach-
zuweisen sein.
Bei der Prüfung von Fett schüttelt
man 10 g desselben mit 10 ccm
Spiritus unter schwachem Erwärmen
bis zum Schmelzen, läßt dann erkalten
und prüft das Filtrat wie oben. Empfind-
lichkeit 1 : 5000.
Bei Milch schüttelt man ebenfalls
10 ccm mit 10 ccm absolutem Alkohol
und prüft das Filtrat nach Vorschrift.
Helle Biere kann man direkt der
») Chem. News 71, 247.
W) Ztschr. f. Nahrungs- u. Genußm. 1898, 52.
") Ztsohr. f. NahruDgs- u. Genußm. 1902, 353.
82
Prüfung unterwerfen, ebenso die meisten
dunklen, bei welchen eine Rotfärbong
des beim Schütteln entstehenden
Schaumes als Charakteristikum ange-
sehen werden kann. Bei dunklen
Eulmbacher Bieren lassen die Ver-
fasser 6 ccm mit dem Reagens ver-
setzen, füllen dann mit Aether auf
10 ccm auf und schütteln den die Rot-
färbung verursachenden Körper aus der
Flüssigkeit heraus. Nach Trennung
der beiden Schichten hebt man 2V2 ccm
von der gelbgefärbten Aetherschicht in
ein trockenes, graduieites Reagensglas
ab, füllt mit Alkohol zu 4 ccm auf
und fügt 1 Tropfen conc. Schwefel-
säure hinzu. Die Flüssigkeit wird bei
Gegenwart von Formaldehyd deutlich
rot gefärbt, während reines Bier
höchstens eine schwache Rotfärbung
hervorruft. Empfindlichkeit 1 : 10 000.
Eine andere Reaktion ist die eben-
falls von Arnold und Mentxel empfqhlene
von Rimini. Hier versetzt man die
zu prüfende Flüssigkeit mit einem
erbsengroßen Stückchen salzs. Phenyl-
hydrazin, fügt 2 bis 10 Tropfen einer
6 bis lOproc. Nitroprussidnatriumlösung
und darauf 8 bis 10 Tropfen offi-
zineller Kalilauge hinzu. Bei Gegen-
wart von Formaldehyd entsteht sofort
eine je nach der Menge variierende
blaue bis blaugraue Färbung, die nach
kurzer Zeit in rot übergeht.
(Schluß folgt.)
Prlcke'fl Rheumatikon soll nach Angabe
des Darstellers Hch, Frieke in Berlin, Danziger-
Btraße, aus 0,005 Natrium phosphoricum. 0,05
Colchic, 0,01 Aconit., 0,1 pCt Ck)oc« caci und
Spir. Vin. aquos. bestehen. Wie Dr. F, Zernik
in Apoth.-Z<K. 1905, 7/9 mitteilt, Helfen sich
weder Eolchicin noch Akonitin und Natrium«^
phosphat beziehentlich irgend welche andere
starkwirkende Bestandteile nachweisen. Beim
Eindampfen yon 25 ccm Rheumatikon hinter-
blieben lediglich 0,16 g eines schwach rötlich
gefärbten Ruckstandes, der sich als Milchzucker
erwies. Demnach scheint das Rheumatikon
eine rotgefärbte indifferente homöopathische Zu-
bereitung zu sein. — tx^
Die neue
amerikanische Pharmakopoe
(The Pharmaoopoeia of the United States
of America.)
Besprochen von Dr. G. Weigel,
(Fortsetzung yon Seite 65.)
Galenische Präparate und
Verbandstoffe.
Die Hauptgruppen der galenischen
Präparate sind auch in der Ph. ü. S.
vertreten; dieselbe führt — gleich
D. A. - B. IV — Aquae, Emplastra,
Extraeta, Liquores, Pilulae, Sirupi,
Spiritus (praep.), Tincturae usw. Einige
bekannte Arzneigr uppen des D. A.-B. IV
fehlen, wie z. B. Gereoli, Elaeosacchara,
Electuaria, Granula, Pastilli, Species;
dafür enthält aber Ph. U. S. wieder
galenische Arzneibereitungen spezifisch
amerikanischen Charakters, so z. B.
Confectiones, Glycerita, Oleata, Oleo-
resinae, Triturationes. Auf diese, uns
weniger geläufigen Arzneimittel komme
ich später noch ausführlicher zu sprechen.
Generalvor.>chriften zur Bereitung
galenischer Präparate gibt Ph. ü. S. —
wie schon eingangs erwähnt — nur in
beschränktem Maße ; so finden wir solche
bei Aquae (destillatae), Decocta, Infusa,
Suppositoria, Triturationes. Im übrigen
aber verfolgt Ph. U. S. mit Recht das
Prinzip, zu individualisieren, d. h. es
zieht Einzel Vorschriften vor, in denen
die Art der Zubereitung unter Angabe
der geeignetsten Hilfsmittel (wie E^-
traktionsmittel bei Extrakten und Tink-
turen) genau beschrieben wird.
Bei Arzneimitteln, die z. B. durch Lösen,
Mischen oder Mazerieren fester Sab'^
stanzen mit Flüssigkeiten hergestellt
werden, sind die festen Substanzen in
Grammen, die flüssigen in Eubikzenti'^
metern vorgeschrieben; z. B.:
Sirupus Acidi oitrioi
Zitronensäure 10 g
Destill. Wasser 10 ccm
Tinktur aus frischer
Zitronenschale 10 ccm
Zuckersirup zu 1000 ccm
oder
83
100 g
200 g
Tinotora Alo^s
Gereinigte Alo6
Sflßholzwarzel
Verdfiniiter Alkohol za 1000 com
Das Prinzip, die festen Arzneikörper
zu wiegen y die Flüssigkeiten aber zu
messen, ist auch sonst — speziell bei
den galenischen Präparaten — in der
Ph. U. S. mit wenigen Ausnahmen all-
gemein durchgeffihrt.
Ebenso wie bei den starkwirkenden
Drogen selbst sind auch bei den daraus
hergestellten Präparaten quantitative
Bestimmungen des Gehaltes an wirk-
samen Stoffen (Alkaloiden) vorgesehen.
Die 7. Ausgabe der Ph. ü. S. ließ nur
bei 6 galenischen Präparaten solche
quantitative Prüfungen vornehmen und
zwar bei Extractum Strychni,— Strychni
fluidum und — Opii, sowie bei Tinctura
Opii, — Opii desodorata und — Strychni.
Die neue Ausgabe hingegen enthält mehr
als 30 quantitative Alkaloidbestimmungen
in galenischen Präparaten und zwar
werden außer denen de^ Opiums und
der Brechnuß noch die folgender Drogen
geprüft: Aconitum, Belladonna (Folia
et Radix), Cinchona, Coca, Colchicum
(Tubera et Semen), Conium, Guarana,
Hydrastis, Hyoscyamus, Ipecacuanha,
Jalapa, Physostigma, Pilocarpus, Scopolia
und Stramonium.
In einzelnen Vorschriften erkennt man
gangbare Spezialitäten, so z. 6. bei
Emulsum Olei Morrhuae € Scott' h Emul-
sion», bei Syrupus Hypophosphitum
Gompositus ^Fellow's Syrup» usw. Die
Pharmakopog-Kommission ist demnach
bemüht gewesen, auch der modernen
Medizin Rechnung zu tragen und für
teuere Spezialitäten preiswerte Ei^satz-
mittel zu schaffen. Die zahlreichen
galenischen Arzneimittel der Ph. U. S.,
welche zum großen Teil die gleiche
üeberschrift wie die des D. A.-B. IV
fähren, haben aber außer dem gleichlauten-
den Titel und der beabsichtigten Wirk-
ung nichts miteinander gemeinsam. Die
Zubereitung und Art der Zusammen-
setzung sind in den genannten Arznei-
büchern außerordentlich verschieden von
einander. Wenn es bei der großen Anzahl
der Mittel auch selbstverständlich nicht
möglich ist, im einzelnen darauf einzu-
gehen, so soll doch der Unterschied
an einigen Beispielen näher gezeigt
werden.
Von den Hauptgruppen der galen«
ischen Präparate sei kurz folgendes er-
wähnt :
Aquae (destillatae). Ph. U. S. gestattet,
die medizinischen Wässer — soweit es
sich um solche mit ätherischem Oel
handelt — entweder durch Destillation
der betreffenden Rohdroge mit Wasser
oder durch Mischen des ätherischen
Oeles mit heißem Wasser unter Zuhilfe-
nahme von gereinigtem Speckstein
(Talcum Purificatum) zu bereiten, welch
letzteren Ph. ü. S. durch Waschen des
gewöhnlichen Talks mit verdünnter Salz-
säure zu diesem Zweck herstellen läßt.
Aqua Amygdalarum amarum
(Aqua Amygdalae Amarae) läßt Ph. ü. S.
z. B. durch Mischen von 1 ccm Bitter-
mandelöl mit 999 ccm destilliertem
Wasser und nachfolgendes Filtrieren
bereiten. Die Vorschrift zu Aqua
C i n n a m 0 m i lautet : 2 ccm Zimtöl
werden mit 16 g Talkum verrieben und
hierauf unter kräftigem Schütteln soviel
heißes destilliertes Wasser zugesetzt,
daß das Filtrat 1000 ccm beträgt.
Ceratae. Als Grundlage für Gerate
schreibt Ph. U. S. teils gelbes, teils
weißes Wachs vor. Die Mischungen
bestehen außerdem noch aus Vaselina
alba (Petrolatum Album), Adeps Lanae,
Adeps suillus, Adeps benzoatus, Resina,
Terebinthina u. a. m. Die wirksame
Substanz, wie z. B. Eampher oder
Bleiacetat wird in Form von Liniment
bezw. in wässeriger Lösung dem Wachs-
gemisch zugesetzt.
Copfeotioiies. Confectio Ph. U. S.
ist als Ersatz für Electuarium Ph. G. IV
anzusehen. Das amerikanische Arznei-
buch führt eine Confectio Rosae,
ein Gemisch aus Zucker, gereinigtem
Honig, Rosenpulver und Rosenwasser,
welches als Zusatz zu Pillen Verwend-
ung findet, und eine Confectio
Sennae, ein Gemisch aus Sennes-
84
blätterpiüver, Gassia fistula, Tamarinden,
Feigen, Zucker nnd dergl. mehr.
Decocta. Abkochungen, fttr welche
seitens des Arztes keine bestimmte
Menge des anzuwendenden Arzneimittels
vorgeschrieben ist, sollen im Verhältnis
1 : 20 (D. A.-B. IV = 1 : 10) bereitet
werden. Die grob zerkleinerte Droge
wird mit kaltem Wasser übergössen
und im bedeckten Gefäß 15 Minuten
(D. A.-B. IV = 30 Min.) erhitzt; dann
läßt man das Dekokt auf etwa 40^ C
abkühlen, preßt ab und bringt es mit
Wasser auf das vorschriftsmäßige Ge-
wicht. Für Abkochungen starkwirken-
der Mittel gilt die gleiche Bestimmung
wie im D. A.-B. IV.
Eixir. Die Elixire der Ph. U. S.
werden nicht durch Extrahieren der
verschiedenen Rohdrogen (wie im
D. A.-B. IV) bereitet, sondern z. B.
einfach mit Hilfe der betr. Fluidextrakte
gemischt.
Emplastra. Die Vorschrift zu Em-
plastrum adhaesivum ist ziemlich
einfach: 20 g gereinigter Kautschuk,
20 g gelbe Vaseline, 960 g Bleipflaster.
Der Kautschuk wird bei einer lb(fi C
nicht überschreitenden Temperatur ge-
schmolzen, dann die Vaseline zugesetzt
und das Gemisch noch so lange erhitzt,
bis der Kautschuk gelöst ist. Schließ-
lich wird das Bleipflaster zugeschmolzen.
Dieses Empl. adhaesivum dient als
Grundlage für verschiedene Pflaster-
mischungen (Empl. Belladonnae, Capsici,
Opii). Auch die Vorschrift zu Em-
plastrum Plumbi ist eine von der
des D. A.-B. IV ganz abweichende.
Ph. U. S. läßt Bleipflaster aus 100
Teilen medizinischer Seife und 60 Teilen
Bleiacetat herstellen. Seife und Blei-
acetat werden je in einer entsprechenden
Menge heißen Wasser gelöst, und die
Bleiacetatlösung in die warme Seifen-
lösung unter beständigem Rühren ein-
getragen. Der Pflastemiederschlag wird
schließlich mit heißem Wasser aus-
gewaschen und durch Kneten vom
Wasser befreit.
Emnlsiones. Die Emulsionen der
Ph. U. S. werden teils mit arabischem
Gummi, teils mit Traganth bereitet.
Besonders erwähnenswert ist die Vor-
schrift zur Lebertranemulsion (Emulsum
Olei Morrhuae): 500 ccm Lebertran
werden mit 125 g Gummi gemischt,
dann 160 ccm Wasser zugegeben und
gerührt, bis die Emulsion erfolgt ist.
Hinzu kommen schließlich noch 4 ccm
Gaultheriaöl, 100 ccm Sirupus simplex
und soviel Wasser, daß das Ganze
1000 ccm ausmacht.
Extracta. Die Extrakte der Ph. ü. S.
werden nicht — wie im D. A.-B. IV
— durch Maceration, sondern durch
Extraktion im Perkolator bereitet.
Fast ebenso groß wie die Zahl der
Extrakte ist auch die Zahl der
Extraktionsflfissigkeiten , d. h. in bezug
auf Art oder Zusammensetzung. Ate
Menstrua dienen Wasser, Alkohol ver-
schiedener Stärke, Essigsäure, Glycerin,
Ammoniakflüs^igkeit , teils allein, teils
in verschiedensten Mischungsverhält-
nissen.
Bei Bereitung der trockenen Extrakte
wird mehrfach nur auf die betr. Fluid-
extrakte zurückgegriffen und dieselben
einfach durch weiteres Eindampfen
konzentriert (z. B. Extract. Digitalis,
Hyoscyami, Rhei). Als Verdünnungs-
mittel werden Milchzucker (z. B. bei
Extract. Opii, Strychni) oder Süßholz-
pulver (z. B. bei Extract. Cimicifugae,
Leptandrae) angewendet, speziell zur
Bereitung trockener Extrakte.
Die meisten Extrakte, soweit es sich
nicht um trockene Präparate handelt,
sollen bis zur «Pillen(masse)konsistenz
(pilular consistence)» eingedampft werden.
Die hierbei in betracht kommenden
Temperaturen sind verschieden hoch
und der betr. Droge entsprechend ge-
wählt; jedenfalls sind hohe Tem-
peraturen vermieden, um etwaigen
Zersetzungen der Inhaltsstoffe vorzu-
beugen. Die Temperatui^en bewegen
sich meist zwischen 50 und 80^ C.
Der Gehalt narkotischer Extrakte an
Alkaloid ist genau normiert, bezw. ist
derselbe den Vorschriften gemäß ein-
zustellen.
Extracta floida (Fluidextracta). Was
über die Verschiedenartigkeit der Ex-
traktionsmittel unter «Extracta» gesagt
85
ist, gilt auch fflr die Fluidextrakte der
Ph. U. S. Bei diesen fällt die An-
Wendung von Essigsäure als Menstruum
noch häufiger auf; dieselbe wird an-
gewendet bei Bereitung von «Fluid-
extractum» Conii, Ergotae (Seealis
comuti) , Lobeliae , Nucis Vomicae
(Strychni) und Scillae.
Nicht weniger als 86 Vorschriften
(gegen 4 im D. A.-B. IV) zu Fluid-
extrakten enthält die neue Ph. U. S. ;
dies ist ein deutliches Zeichen für die
Beliebtheit dieser Arzneiform in Amerika.
Allerdings hat — wie wir später noch
sehen werden — die Pharmakopo^-
Eommission mit der Aufnahme dieser
großen Anzahl Fluidextrakte noch einen
besonderen Zweck verfolgt; sie läßt
dieselben vielfach zu anderen galenischen
Präparaten in praktischer Weise ver-
wenden (z. B. zu Sirupen). 1 ccm Ex-
trakt entspricht stets 1 g Droge, eine
Norm, die bekanntlich auch das D. A.-B. IV
einhält, mit dem geringen Unterschied,
daß 1 Gramm Extrakt gleich I g Droge
entspricht.
Olyoerita. Unter der im D. A.-B. IV un-
bekannten Bezeichnung «Olyceritum»
versteht Ph. U. S. eine Lösung fester
Arzneikörper in Qlycerin bezw.
Glycerin mit weniger Wasser oder
Alkohol. Die Glycerita dienen sowohl
innerlichen wie äußerlichen Zwecken.
ü. a, führt Ph. U. S. ein Glyceritum
Acidi tannici (l -H 4), Gl. Boroglycerini
(3 + 7), Gl. Hydrastis, GL Phenolis (1 + 4).
Infusa. Die Aufgüssse läßt Ph. U. S.
— soweit nichts anderes vorgeschrieben
ist — gleich den Dekokten im Ver-
hältnis 1 : 20 anfertigen. Die grob zer-
kleinerte Droge wird mit kochendem
Wasser übergössen und V2 Stunde an
einem warmen Ort stehen gelassen,
alsdann koliert und mit Wasser er-
gänzt. D. A.-B. rV schreibt unter-
schiedlich hiervon ein 5 Minuten langes
Erhitzen im Wasserbade vor. Inbetreff
Aufgüsse starkwirkender Drogen gilt
dieselbe Vorschrift wie unter Decocta
mitgeteilt
Merkwürdigerweise ist ein Infus um
Digitalis (1,6/100) mit Alkohol und
Zimtwasser offlzinell, ohne daß dabei
bemerkt ist, daß Infusum Digitalis stets
frisch bereitet werden muß.
Linimenta. An stelle des im D. A.-B. IV
zur Bereitung von Linimenten vorge-
schriebenen Oleum Papaveris läßt
Ph. U. S. Oleum Gossypii unter
Zuhilfenahme von Acidum oleinicum
verwenden. Unter Linimentum
Belladonnae versteht Ph. U. S.
eioe Auflösung von 50 g Eampher
in 1000 ccm (sdkoholischem) Belladonna-
Fluidextrakt. Auch Linimentum
C a 1 c i s (aus je gleichen Teilen Ealk-
wasser und Leinöl) ist u. a. als offlzinell
aufgenommen.
Liquores. Liquores sind ebenfalls
zahlreich (25) im neuen amerikanischen
Arzneibuch vertreten . Ueber die wich-
tigen arsenhaltigen Flüssigkeiten ist
bereits im Kapitel der chemischen Prä-
parate berichtet worden, desgleichen
über Liquor Ammonii, Kali et Natri
caustici. Von den galenischen Liquores
seien noch erwähnt:
Liquor antisepticus, welcher
eine alkoholisch-wässerige Lösung von
Borsäure, Benzoesäure, Thymol, £u-
kalyptol sowie von Pfefferminz-, Gaul-
theria- und Thymianöl darstellt, und
Liquor Calcis, gleichbedeutend mit
Aqua Calcariae D. A.-B. IV. Letzterer
soll, titrimetrisch bestimmt, nicht weniger
als 0,14 pCt Calciumhydroxyd enthalten.
Oleata. Die Oleata sind wieder für
die Ph. U. S. charakteristische Galenica.
Sie versteht darunter Lösungen fester
Arzneikörper (in der Hauptsache Alkal-
oide) in einem Gemisch von Oliven-
öl und Oelsäure oder auch in Oelsäure
allein. Oleatum Cocainae wird
z. B. bereitet, indem man 6 g Kokain
mit 5 ccm Alkohol verreibt, dann nach
und nach 60 g Acidum oleinicum hinzu-
fügt, das Mischen unter Erwärmen so
lange fortsetzt, bis der Alkohol ver-
dunstet und andernteils das Kokain ge-
löst ist, und schließlich das Ganze mit
Oleum Olivarum auf das Gewicht von
100 g bringt. Auf gleiche bezw. ähn-
liche Weise sind zu bereiten: Oleatum
Atropinae, Hydrargyri, Quininae, Vera-
trinae.
86
Oleoresiaae. Auch diese Art der
galenischen Präparate ist für Ph. U. S.
tjrpisch. Als «Oleoresina» bezeichnet
Ph. U. S. das aus ätherischem Oel und
Harz bestehende Qemisch, welches durch
Perkolation gewisser Drogen (Aspidium,
Capsicum, Cubeba, Piper) mittels Aceton
oder Alkohol und nachherigem Verjagem
des Lösungsmittels gewonnen wird.
Die Oleoresinae dienen als Zusatz zu
Pillen und dergl.
Filalae. Die Vorschriften für Pillen
sind so verschieden und zahlreich, daß
es an dieser Stelle nicht möglich ist,
näher darauf einzugehen. Außer Aloe-,
Rhabarber- und Eisenpillen sind Mastix-,
Myrrha-, Asafoetida-, Opium-, Phosphor-,
Podophyllum- und einige andere Pillen
als offizineil aufgenommen. Allgemeine
Vorschriften in bezug Bindemittel, Eon-
spergieren usw. gibt Ph. U. S. nicht;
darauf ist in den Einzelvorschriften
gebührende Bficksicht genommen.
Polveres. In bezug Feinheit der
einfachen Pulver kennt Ph. ü. S.
5 Abstufungen: sehr feines (durch
Drahtsieb mit mindestens 30 Maschen
auf 1 cm), feines (24 Maschen), mittel-
feines (20 Maschen), mittelgrobes (16
Maschen) und grobes Pulver (8 Maschen).
Der Feinheitsgrad, welcher je nachdem
bei den Präparationen gewünscht wird,
ist der Efirze halber durch eine be-
stimmte Nummer im Text der einzelnen
PharmakopOeartikel angedeutet.
Von den 9 offizineilen gemischten
Pulvern ist das Doveri' sehe Pulver
(Pulvis Ipecacuanhae et Opii) das
wichtigste; es wird auf gleiche Weise
wie im D. A.-B. IV bereitet.
Spiritus (praeparati). Die bekannten
Spirituspräparate, welche nach Vor-
schrift des D. A.-B. IV durch Destillation
der Drogen mit Spiritus herzustellen
sind, werden nach Ph. U. S. durch
einfaches Mischen der betr. ätherischen
Oele mit Alkohol bereitet (Spiritus
Aurantii compositus, Juniperi, La-
vandulae usw.)
Die Vorschriften laufen aläo auch
hier auf eine Vereinfachung in der
Defektur hinaus. Spiritus aethereus
(Spiritus Aetheris) ist aus 326 ccm
Aether und 676 ccm Alkohol zu
mischen. Spiritus camphoratus
enthält in 1000 ccm 100 g Camphora.
Spiritus Menthae piperitae läßt
Ph. ü. S. merkwürdigerweise auf fol-
gende Art bereiten: 100 ccm Pfeffer-
minzöl werden in 900 ccm Alkohol
gelöst, diese LOsung mit 10 g zer-
schnittenem Pfefferminzkraut 24 Stunden
mazeriert und alsdann filtriert. Nicht
vergessen zu erwähnen seien : Whisky
= Spiritus Frumenti und Brandy
= Spiritus Vini Gallici, beide in der
Ph. U. S. offizineil.
8irupi (Syinipi). Die Herstellung der
Sirupe macht Ph. U. S. dem Apotheker
größtenteils leicht. Das Fluidextrakt
oder die Tinktur der betr. Droge mit
Sirupus Simplex, häufig auch unter
Hinzuziehung von Glycerin und Wasser,
gemischt, gibt den gewünschten Sirup.
Auf diese oder ähnliche Weise läßt
Ph.U.S. folgende Sirupe bereiten : Syrupus
Amygdalae (Emulsion), Aurantii, Ipecacu-
anhae, Erameriae, Lactucarii, Bhei,
Rosae, Sarsaparillae, Scillae, Senegae,
Sennae und Zingiberis. Der infolge-
dessen hierbei eine Hauptrolle spielende
Sirupus Simplex, von der Ph. U. S.
kurz als «Syrupus» bezeichnet, soll in
1000 ccm 860 g Saccharum enthalten.
Die Vorschrift hierzu lautet: 850 g
Zucker werden mit 450 ccm destill.
Wasser bis zum Kochen erhitzt, die
Lösung abkühlen gelassen und danach
mit Wasser zu 1000 ccm ergänzt.
Sirupus Ferri jodati (Syrupus
Ferri Jodidi) enthält jetzt nur noch —
den Abmachungen der Brüsseler Kon-
ferenz zufolge — analog D. A.-B. IV
6 pCt Eisen jodür (gegen 10 pCt in der
7. Ausgabe). Eine Anzahl zusammen-
gesetzter Sirupe, darunter ein Ersatz
für €Fellow'& Syrup», vervollständigen
die Gruppe dieser Arzneimittelform in
der Ph. ü. S.
(Schluß folgt.)
87
Neue ArzneimitteL
Callaqnol stellt eme milohig trübe
Flflflrigkdt von aogenehmem aromatisohen
Oeruohe dar; es besteht angeblich ans
einem Ester der Ozytrioarballylsäaren in Ver-
bindung mit einer eigenartig hergestellten
seißgen JjOsong, in der noch Thymianöl
verteilt ist. Letzteres dient hanptsäohiioh
zur Verdeckong des flblen Geruches, der
sich etwa bei der Einwirkung des Caiiaquol
auf die Haut entwickelt. Es wird äußer-
lich zu ümschlftgen sowie zur Wund-
behandlung angewendet In einzelnen
F&llen wurde nach Dr. M. Lauser bei
der Anwendung des Cällaquol ein Ausschlag
beobachtet; der aber bei weiterer Fort-
setzung der ümschiflge wieder verschwand.
Darsteller: Friedr, Braun, Laboratorium
für ehem. -pharm. Präparate in Nflrnberg-
Doos.
Ciba ist nach Südd. Apoth.-Ztg. 1906,
25 ein billigeres Kreosotkarbonat als
Ereosotal.
IM&thylozyacetyl - Harnstoff hat sich
nach Jonm. of Amer. Assoc. Nr. 26 bei
Warm- und KaltblQtem als gutes Schlaf-
mittel bewährt Klinische Versuche fehlen
noch.
Haemosoter ist nach Monatsh. f. prakt.
DermatoL 1906, 130 ein neues unlOs-
licbes Quecksilberpräparat, dessen Zusammen-
setzung nicht mitgeteilt ist Es soll nicht
die unangenehmen Nebenwirkungen der
anderen Quecksilbersalze besitzen, aber auch
gegen Lues völlig wirkungslos sein.
Jodosyl ist dne Jodverbindung von der
Formel: CgHs . J . OJ . GOOH. Anwendung:
als geruchloser Jodoformersatz. Darsteller:
Nelson^ Baker S de. in Detroit.
Xarbolysin werden Würfel genannt, die
durch Pressen synthetischer Karbolsäure
vermischt mit organischen Säuren und
Alkaliverbmdungen dargestellt smd. Qe-
wöhnliche Teerkarbolsäure läßt sich hierzu
nicht verwenden. Das Darstellnngsverfahren
ist der CShemischen Fabrik HohenzoUem
Walter Strebel in Aachen durch Patent
geschützt.
lithosan, früher Cholosan genannt,
besteht angeblich aus 75 g lithinmhaltigem
Pfefferminzwasser, 100 g Olycerin, 100 g
wässeriger Shabarbertinktur, 20 g Kola-
wein, 15 g französischem Kognak, 10 g
Natriumbikarbonat, 10 g Pomeranzenelixir,
1 g Schöllkraut- und 2 g Muiraextrak^
5 g Baldrian- und 2 g Bibergeiltinktur.
Anwendung: bei Gallenleiden. Darsteller:
Bönigk's Chemische Fabrik Ernst Wuckow
in Berlin S. 0.
Lohtanninbäder , elektrische. Patent
Stanger. Der Zusatz zum Bade besteht
nach Münch. Med. Wochenschr. 1906, 133
aus verschiedenen Arten von Gerbstoffen,
gewonnen aus der Rinde von Fichten,
Eichen, Quebracho, Kastanien und Myro-
balanen. Durch diese Beimengung wird
das elektrische Leitungsvermögen des
Wassers bedeutend erhöht. Mittels 10 Elek-
troden wird ein Strom von 10 bis 30 Volt
durch die Badewanne geleitet Anwendung:
bei chronischer Gicht und Rheumatismus.
mdy's Mischung enthält nach Münch.
Med. Wochenschr. 1906, 146 in 1 ocm
0,01 g Hydrargyrum bijodatum, 0,01 g
Natrium jodatum, 0,005 g Subcutin und
0,002 g Natrium chloratum in Aqua
ozonisata sterilisata gelöst Anwendung:
zur schmerzlosen Einspritzung von Queck-
silber. (Subcutin = Pharm. Centralh. 44
[1903], 376.)
Mikronal wird im Therapist 1905 als
abgeändertes Menthol -Formalin, verbunden
mit Tetrapyridinkarbonat bezeichnet An-
wendung: in einprocentiger Lösung zu Ein-
atmungen usw. Darsteller: The Formaline
Hygienic Co. in Ix)ndon.
Neuraemin stellen Gabiin <& Cie. in
Paris (Pharm. Ztg. 1906, 77) auf folgende
Weise dar: 20 g Ledthin werden in 100 g
Aether gelöst und unter ümschütteln eine
Jjösung von 10 g Haematin und 10 g
Smilacin in 2 L Alkohol (90^ nach und
nach zugegeben. In der Luftleere wird
dann bei 30^ C abdestilliert und auf Ton-
teilern getrocknet Zur Bereitung der
Haematinlösung wird die abgewogene
Menge Haematin mit wenig Alkohol im
Mörser zu einer Paste angerieben, in einen
Kolben gespült und in gelinder Wärme
mit der angegebenen Alkoholmenge in
Lösung gebracht. Man erhält eine weiche,
homogene, wachsähnliche, braunrote Masse,
die sich in Alkohol, Aether und Aceton
leicht löst und bei 128^ C schmilzt
Ä Mentxel,
88
Zur Eiweifi-Synthese.
Untersuchungen über Amino-
säuren, Polypeptide und
Proteine.
üeber dieses Thema hielt Geheimrat
Prof. Dr. E, Fischer am 6. Januar 1906 in
einer Sitzung der Deutschen Chemischen
Oeselischaft einen hochwichtigen Vortrag.
Nach ziemlich langer Pause ist das Studium
der Eiweißstoffe oder Proteine^ welches für
die Erkenntnis der chemischen Vorgänge
im Pflanzen- und Tierkörper von gröIHer
Wichtigkeit ist, von der organischen Chemie
wieder aufgenommen worden. Die biologische
Chemie kennt schon lange eine Reihe von
Eigenschaften der Proteine, welche zu ihrer
Unterscheidung dienen können, insbesondere
ist neben der Elementaranalyse das Verhalten
bei der Hydrolyse durch Säuren und Alkalien,
vor allem aber durch Fermente wichtig.
Der Vortragende ging bei seinen Unter-
suchungen von den Aminosäuren, den letzten
Spaltungsprodukten der Protelfne aus, über
weiche wir am besten unterrichtet sind.
Aminosäuren , die in den Eiweißkörpem
aufgefunden wurden und deren chemische
Struktur bekannt ist, sind : GlykokoII, Alanin,
Aminovaleriansäure, Leucin, Isoleudn, Phenyl-
alanin, Asparaginsäure, Glutaminsäure, Serin,
Tyrosin, Prolin (vom Vortragenden a-Pyrrol-
idinkarbonsäure genannt), Oxyprolin, Tryp-
tophan, Arginin (Ornithin, Harnstoff), Lysin,
Histidin, Diaminotrioxydodekansäure, Cystin.
Mit Ausnahme des Glykokoli besitzen alle
ein asymmetrisches Kohlenstoffatom. In der
Natur sind nur die optisch aktiven Formen
vorhanden, zu deren chemischer Individual-
isierung war ihre Synthese und die Spalt-
ung des zunächst erhaltenen Racemkörpers
nötig. Die letztere war bisher nur ftlr das
Asparagin und unvollkommen für das Leu-
cin durchgeführt. Dem Vortragenden gelang
dieselbe bei dner großen Reihe der oben-
genannten Stoffe, indem er die Benzoyi-
oder Formylderivate mit aktiven Alkaloiden
kuppelte.
Für die Synthese der Mono-aminosäuren
dient mit eventuellen Modifikationen die
Methode von Strekker (Cyanhydrinsynthese).
Sie gibt z. B. auf Arabinosen angewandt
eine jedenfalls biochemisch sehr wichtige
Körperklasse, welche eine Zwischenstellung
zu den Kohlenhydraten und Aminosäuren
(d. h. auch den Eiweißstoffen) einnimmt
(z. B. Glukosaminsäure).
Diaminosäuren konnten nach verschiedenen
vergeblichen Versuchen doch noch auf zwei
verschiedenen Wegen in folgender Weise
dargestellt werden. Die von Oabriel er-
haltene Phthalimidverbindung:
C6H4 : (C0)2N . (CH2)3 . CH : (COg . (^^h
kann am Kohlenstoff der Malonsäuregruppe
leicht bromiert werden. Nach vorsichtiger
Verseifung wütl ein CO2 abgespalten, worauf
die Substitution des Brom durch NH2 glatt
gelingt, und nur noch die Phthalylgmppe
abzuspalten ist. Nach einem zweiten Ver-
fahren gelangt man von dem ebenfalls von
Oabriel beschriebenen Malonsäurederivat:
CN . (CH2)3 . CH : (COg . C2H5)2
durch Anwendung von salpetriger Säure zu
CN . (CH2)3 . C : N0H(C02 . C2H5),
welches letztere durch Reduktion ebenfalls
die Diaminosäure liefert Diese Untersuch-
ungen führten zu dem Ergebnis, daß von
den angeführten Aminosäuren nur drei bis
jetzt noch nicht synthetisch erhalten wurden,
ebenso wurde bis auf 3 Fälle die Racem-
spaltung überall durchgeführt. Zur Erkenn-
ung der verschiedenen Aminosäuren Eond
besonders die Ester sehr wichtig. Sie
zeigen sich als außerordentlich reaktions-
fähige Stoffe und sind nach der Methode
von Curtius leicht darzusteUen, sowie durch
fraktionierte DestiUation im absoluten Vakuum
zu trennen. Die zunächst erhaltenen HCl-
Salze können mit Alkali in der Kälte zerlegt
werden und der freie Aminosäureester wird
der wässerigen Lösung durch Aether unter
Aussalzen mit Kaiiumkarbonat entzogen.
Zur Synthese von Proteinstoffen sind be^
sonders die (Säure-)C h 1 0 r i d e der Amino-
säuren wichtig mit dem Typus:
NH2.CH2.COCI.
Die salzsauren Salze entstehen durch Chor-
ierung mit Phosphorpentachlorid, wobei das
einzig brauchbare Lösungsmittel Aoetyl-
chlorid ist. Die Reaktion tritt nur ein,
wenn die Aminosäuren aus Alkohol kristall-
isiert, nicht aber wenn de aus wässeriger
Lösung erhalten wurden. Die Säureohloride
sind wichtig zum Aufbau der amidartigen
Anhydride der Aminosäuren vom Typus:
NH2 . CH2 . CO . — NH . OH2COOH
(Glycylglydn), vom Vortragenden Poly-
1 Peptide genannt. (Vgl.Ph.C.46[1905],203.)
89
Die ersten synthetischen Poly-
peptide, allerdings nur Dipeptide mit
gleichen Aminosäuren , wurden durch
Aufspaltung mit verdünnten Säuren oder
Alkalien aus Diketopiperazinen gewonnen.
Bei der Aneinanderreihung beliebiger Amino-
säuren, also beim Aufbau gemischter
Polypeptide, kann die Verlängerung der
Kette von der Amidogruppe oder von der
Garboxylgruppe ausgehen. Der erstere Fall
läßt sich durch Anwendung von Chloracyl-
Verbindungen, z. B. von Chloracetylchlorid,
erreichen, fflr den zweiten Fall jedoch, um
eine ganze Polypeptidkette an eine andere
anzureihen, sind die oben genannten Säure-
chloride, welche sich ebenso einfach von
Polypeptiden gewinnen lassen, höchst wert-
voll, indem sie direkt mit anderen Polypep-
tiden reagieren. Durch Modifikation der
Methode, indem man auf der einen Seite
die Bromderivate (C4Hg.GHBr.COGl), auf
der anderen Seite die Ester
(NH2 . CH2 . GONH . CH2 . CO2C2H9)
benutzt, konnte die Synthese bis zu den
Heptapeptiden ausgedehnt werden.
Der Vortragende glaubt, daß mit der
Synthese der Polypeptide auch die Synthese
der Peptone, der Produkte der Magen-
Verdauung, gelungen ist Er hält beide im
Wesen für gleich im Hinblick auf ihre
gleichen Eigenschaften und besonders auf
das gleiche Verhalten zu dem Pankreas-
ferment Die Hydrolyse durch das Pankreas-
ferment ist außerordentlich subtil, so daß
man die synthetischen Polypeptide in hydro-
lysierbare und nicht hydrolysierbare trennen
kann. Alanylglycin z. B. wird gespalten,
Olyeylalanin nicht. Racemische Polypep-
tide werden asymmetrisch hydrolysiert. Ver-
längert man die Polypeptidkette, so wird
man zu Stoffen gelangen, die sehr wahr-
sdieinlich schon die Magenverdauung er-
kennen lassen und mit den Albumosen
verwandt sind. Der Vortragende nimmt
für diese eme Kette von 8 bis 15 Amino-
säuren an.
Besonders aussichtsreich erscheint das
Stadium des Seidenfibroin. Durch
Spaltung mit Salzsäure, Trypsin und Baryt-
hydrat wurde bereits aus dem Fibroin ein
ein Dipeptid erhalten, es gelang jedoch nicht,
dasselbe mit synthetisch dargestellten ent-
sprechenden Produkten zu identifiaeren. In
neuerer Zeit jedoch wurde aus dem Seiden-
fibroin das Diketopiperazin (Glycylglycin-
anhydrid) gewonnen, welches als identisch
mit dem synthetischen Produkt erkannt
wurde.
Der Vortragende nimmt für die eigent-
lichen Proteine, welche noch nicht in
dieser Richtung untersucht wurden, Ketten
von etwa 30 bis 40 Aminosäuren an, er hofft,
daß es weiteren systematischen vorsichtigen
chemischen Untersuchungen gelingen wird,
die Struktur der Eiweißstoffe aufzuklären
und hält eine erfolgreiche Durchforschung
des Gebietes derselben für die Biochemie
von fundamentaler Bedeutung, denn mit
dem Geheimnis, welches noch über den
Eiweißstoffen schwebt, würde auch das
Rätselhafte vieler biochemischer Prozesse
schwinden. Bit
Ztsekr. f. angew. Chem. 1906, 72.
Ueber die Löslichkeit der
Fiknnsäure
wird m Apotii.-Ztg. 1905, 1031 berichtet,
daß die verschiedenen Angaben im Schrift-
tum nicht übereinstimmen. Verfasser hat
dieselben nachgeprüft und veröffentlicht
folgende runde Zahlen:
1 Teil Pikrinsäure löst sich hälb^ Cm
86 Teilen Wasser
9 » Weingeist
44 9 Aether
50 » Chloroform
13 » Benzol
etwa 3000 » PetroläÜier.
Ganz besonders wird hervorgehoben, daß
die Angabe in MercK% Index, 1 Teil Pikrin-
säure löse sich in 6,5 Teilen Aether, unzu-
treffend sei. Hierzu bemerkt E. Cobet auf
Seite 1046, daß sich die Pikrinsäure sehr
wohl in letztgenanntem Verhältnis löst, nur
solle man einen Tropfen Wasser zusetzen.
* Jodcbloroform,
das aus 1 g Jod und 10 ccm Chloroform
bereitet wird, ist nach Chassevant (Presse
m6dicale 1905, 845) em vorzüglicher Ersatz
für Jodtinktur, welcher nach Ansicht des
Verfassers viele Unannehmlichkeiten anhaften
sollen. — /«—
90
Nahrungsmittel-iCheiiiie.
Angebliche Gesundheitsschäd-
lichkeit von Saponln
betitelt sich ein Artikel in Nr. 1 (1906) der
Deutschen Nahrungsmittel - ßundschau,
der, an eine Warnung der Statthalterei
Prag vor Verwendung von Saponin
bei Herstellung von Brausegetränken
anknfipfendy diese fflr manche wenig
gewissenhafte Fabrikanten lästige Ver-
ordnung mit der in der Deutsch.
Nahrgsm. - ßdsch. üblichen Unentwegtheit
bekämpft. Der Verfasser jenes Ela-
borates wirft Prof. Brunner , durch
dessen Vortrag auf der 74. Versamm-
lung Deutscher Naturforscher und Aerzte
in Karlsbad dieses Verbot veranlaßt
sein soll 9 vor, er begründe seine Be-
fürchtung in bezug auf die Giftwirkung
des Saponin mit Literaturangaben,
welche auf falschen Voraussetzungen
beruhen. Diese kühne Behauptung fällt
dem Artikelschreiber um so leichter,
als seine eigene Literaturkenntnis, wie
aus dem Artikel hervorgeht, nur bis
zu den Arbeiten des «bekannten Pharma-
kologen» Flilckiger reicht, nach dessen
Forschungen «das eigentliche Saponin
für den menschlichen Körper indifferent,
d. h. unschädlich ist, während andere
zur gleichen Gruppe gehörende Stoffe,
wie z. B. Sapotoxin, die Quillaiasäure,
Gift Wirkung äußern können». Leider
kann der Altmeister der Pharma-
kognosie Flilckiger y der bereits seit
einem Decennium verstorben ist, nicht
mehr selbst gegen den Mißbrauch
seines Namens protestieren, der hier,
ich will annehmen aus Unkenntnis, mit
ihm getrieben wird.
Sämtliche Ungenauigkeiten, Irrtümer
und die daraus gezogenen Schlüsse des
betreffenden Artikels hier zu bericht-
igen, dürfte zu weit führen. Es möge
nur festgestellt sein, daß alle bis jetzt
physiologisch untersuchten Saponin-
substanzen toxisch wirken, mit Aus-
nahme des für die Technik wenigstens
bisher nicht in betracht kommenden
Gnajaksaponin , und daß es durchaus
an einer Methode fehlt, nach welcher
aus giftigem Saponin unter Er-
haltung der Schaumkraft ein
ungiftiges gewonnen werden
kann. Von den durch Saponin-
substanzen bei Einführung in den
Magen hervorgerufenen Erscheinungen
seien erwähnt: Räuspern, Kratzen,
Uebelkeit, Erbrechen , Leibschmerzen,
Durchfall. Es kommt hier allerdings
in betracht, daß viele Saponinsubstanzen
von der intakten Magendarmschleim-
haut nicht resorbiert werden, so z. B.
auch die aus Quillaiarinde hergestellten,
während andere, wie z. B. das aus
der Kornrade gewonnene Saponin,
leicht aufgenommen werden, bn Falle
der Nichtresorption treten zwar auch
immer Reizerscheinungen oben be-
schriebener Art auf, welche aber,
meistens nach Erbrechen, verschwin-
den.
Ist die Magendarmschleimhaut infolge
leichter Entzündung oder gar Geschwür-
bildung usw. jedoch nicht intakt, so
erfolgt eine Resorption des Saponin
und als Folge können die schwersten
Krankheitserscheinungen , Bewußtlosig-
keit, tiefes Coma und der Tod ein-
treten. [Kobert, Lehrb. der Intoxi-
cationen; von Jaksch, Die Vergift-
ungen.)
Bei der Beurteilung eines Nahrungs-
oder Genußmittels ist aber nicht nur
sein Verhalten im gesunden Organis-
mus maßgebend, sondern es müssen
auch die Wirkungen, welche es in
krankhaft veränderten Organen hervor-
ruft, in erster Linie mit in betracht
gezogen werden. Die Verwendung von
Saponin oder saponinhaltigen Extrakt-
lösungen als Schaumerzeugungsmittel
in der Limonadenfabrikation muß des-
halb, wenigstens bis auf weiteres, als
unzulässig angesehen werden. Daran
können auch die wenigen physio-
logisch einseitigen Versudie von Dr.
Lohniann (Ztschr. f. öffenU. Ghem.
1902, 320) nichts ändern.
Dr. 0. May,
91
Die „Sal"-Methode.
HenoB säurefreies Verfahren zur
sohnellen Fettbestimimmg in allen
Milokarten.
Das Laboratorium von Dr. N. Oerber's Co,
m. b. H. in Leipzig fibersendet uns eine
MitteUnng, die wk in etwas gekürzter
Form folgen lassen:
«Wenn auch die alte und überall be-
währte Dr. N, Oerber's Add-Bntyrometrie
teilen festgehalten und so der Ablesung
entzogen wurde. Solche und andere
störende Erscheinungen sind bei der «Sal»-
Methode ganz ausgeschlossen.
Hinsichtlich der Schärfe der Ablesung
dürfte im allgemeinen die «Sal» -Methode
noch über der Säure-Methode stehen. Wie
bei dieser bildet die Trennungsfläche im
Gegensatz zu den übrigen Methoden eine
fast horizontale Ebene. Ein weiterer nicht
zu unterschätzender Vorteil der «Sal»-
mfolge ihrer vielseitigen Anwendbarkeit und « .. j u ux • j rr« j a u «i-
-^u II o ju u 1.1 u • ;i u Methode beruht m der Kürze der Arbeits-
sehnellen Handhabung wohl kaum ie durch !, ,. «x a l ji « «^
, Ol. neu 11^ dauer, die mit Ausnahme der Add-
ern anderes Schnellverfahren voll und ganz ! d * 4. 1. . j w n. j
. . u ' ;> j « A j , Butyrometne von kemer anderen Methode
ersetzt geschweige denn verdrSngt werden ! ... ., t«i^ -xj- ai
- , ' ** u j riu -u j erreicht wu-d. Infolgedessen ist die «Sal»-
wird , wenn auch der Chemiker und «.»^ j««m# * u
V w lu •« L j* I Methode gerade für Massenuntersnchungen
mandier Molkereifachmann aus diesen l.ox.x . jau?
ri -_j^^ A' A -Ali 4 A • I «n -u I äußerst geeignet, zumal wenn das Arbeiten
Gründen die Acid-Butyrometne als für ihn '. , ^ ^ ' , 1 • ^ a u-xi. 1
...,.,.,•' j . , m den von uns neu konstnuerten SchütteN
einzig m betracht kommend ansehen und * 1 1 * <) Ah
daher jedes andereVerfahren als überflüssig be- ^ . ,. «. . f, .... n ' ju u
., * . . u L J3 1. ^^'^ die Einfachheit ihrer Handhabung
zeichnen wird, so haben doch an uns . , . .^ t^. « i m# au ^
^•k*j.A« j tir u u« spricht für sie. Die «Sal» -Methode ver*
genehtete Anfragen den Wunsch nach emer .'^ . • m 1.« ^
- «. WAUj;] A ri langt nur eine Tempenerung von kürzester
säurefreien Methode dargetan. Es ^^ u 1 u u n *• *u -^
.. j • I * * u -i. u' A A Dauer, nach welcher man mit Bestimmtheit
smd zwar m letzter Zeit verschiedene der- . \ n x» j- t « a d* 'r
artige SchneUfettbeBtimmnngsverfahren auf- , »°*,, «"•« voltettodige Lösung der E.weüJ-
getaucht, jedoch fanden diese entweder in-
folge ihrer vielfach umständlichen Hand-
habung oder ünzuverlässigkeit der Resultate
keinen Anklang.
Alles dies veranlaßte uns ebenfalls an
Stoffe rechnen kann. Es ist selbst jedem
Laien möglich, an Hand der Gebrauchs-
anweisung nach dieser Methode sofort
richtige Resultate zu erhalten.
Die Arbeitsweise nach der «Sal»-
_. .Methode ist kurz folgende: Man füllt in
die Ausarbeitung emes besseren säurefreien ! ^j^ Butyrometer genau in nachstehender
Verfahrens heranzutreten. Hierbei b&ttenj j^^y^gj^f^j^^.
wir das Ziel im Auge, nicht allein eine!
znverlftasige und für die Praxis geeignete
Methode zu schaffen, sondern dieselbe auch
möglichst der bereits bei der Add-
Butjrometrie gebräuchlichen Apparatur an-
zupassen und so einem jeden Besitzer von
Dr. N. Oerber'B Original -Apparaten ohne
große Kosten die Einführung dieser säure-
freien Methode wesentlich zu erleichtem.
Die Methode ist bereits zum Patent ange-
meldet Bei derselben fällt dem Aetzalkali
die Hauptaufgabe an der Lösung des
Kasein zu* Zugleich wollen wir hier
hervorheben^ daß die von uns benutzten
Chemikalien nicht mit denen anderer
Methoden identisch sind. Der Uebelstand,
welcher den säurefreien Methoden bisher
anhaftete^ daß nicht alle Eiweißstoffe gelöst
wurden^ barg die Gefahr in sich, daß beim
Zentrifugieren bisweilen em Teil der Fett-
trOpfchen von den nicht gelösten Bestand-
1 1 ccm Sal-Lösung 1 alles auf
0,6 » Butyl (Isobutylalkohol) letwalöoo
10 » gut durchmischter Milch temperiert
verschließt dieselben mit trockenen, gut
sitzenden Gummizapfen und dreht dieselben
soweit hinein, daß die Flüssigkeit bis In
das obere Drittel der Skala hinaufreicht,
hierauf schüttelt] man (Stopf eu nach oben
gerichtet) den Inhalt der Butyrometer unter
dreimaligem Stürzen der letzteren kräftig
durch (diese Manipulation beansprucht etwa
Y2 Min.); wobei vor allen Dingen darauf
zu achten ist, daß vor dem jedesmaligen
Schütteln die Flüssigkeit vollständig nach
unten geflossen ist und das Skalenrohr
ausgefüllt hat. Die Butyrometer gelangen
nun * in ein Wasserbad von etwa 45^ (7
und ü' verbleiben darin 3 Minuten, worauf
man durch ein kurzes Schütteln und darauf*
folgendes zwei- bis dreimaliges Stürzen der
93
Bnt3rrometer die Flüssigkeit nochmals gut
durchmischt. Die But3rrometer werden als-
dann 2 bis 3 Minuten mit 800 bis 1000
Touren in der Minute zentrifugiert und
nach nochmaligem kurzen Einstellen in das
Wasserbad von annähernd 45^ C in be-
kannter Weise abgelesen.
Für Mager- wie andere fettarme
Milchen kommt bei der Ablesung stets
der mittlere Meniskus in betracht und nichts
wie bei VollmilcheU; der untere.
Zur Beurteilung der Verwendbarkeit und
Genauigkeit der «Sal»- Methode lassen wir
das Ergebnis von Untersuchungen folgen,
die mit verschiedenen Milchen nach der-
selben ausgeführt worden sind; zum Ver-
gleiche fügen wir die entsprechenden nach
der Acid-Butyrometrie erlangten Werte hinzu.
(Die angef ührten Werte stunmen mit denjenigen
der Acidbutyrometrie gut überein, auch bei
Milch , die mit Ealiumdichromat oder
Formalin konserviert war. Schrifileitung.)
Eine große Anzahl Beleg- Analysen aus
den verschiedensten Laboratorien stehen
allen Interessenten zur Verfügung und
werden demnächst in einschlägigen Fach-
blättem publiziert. Wir wollen nur noch
hinzufügen, daß die Fettabsdieidung, welcher
Art auch die Milch sei, stets eine scharf
ablesbare ist, und daß Propfenbildungen so
gut wie ausgeschlossen sind.
Zum Schlüsse wollen wir noch hervor-
heben, daß es keineswegs in unserer Ab-
sicht liegt, Dr. N. Oerber^B universell
gewordene Add-Butyrometrie, welche m
letzter Zeit bei verschiedenen internationalen
Kongressen als eine sog. Standard- oder
Normal -Fettbestimmungs- Methode für Milch
empfohlen wurde, zu Gunsten der tSal»-
Methode aufzugeben. Wir bezwecken
lediglich nur Denjenigen, welche an dem
Arbeiten mit Säuren wie auch beim Laktokrit
usw. Anstoß nehmen, mit der Einführung
einer sicheren säurefreien Methode einen
Ersatz für die Säure - Methoden zu bieten.»
Das Emmerioh'sohe]
Fleischkonservierungsverfahren
hat Agerth nachgeprüft, ohne zu einem
abschließenden Resultat zu gelangen. Wohl
hielt sich das mit der Essenz von der Dauer-
fleischgesellschaft, welche das Patent von
Prof. Emmerich erworben hat, behandelte
Fleisch 14 Tage lang gut, aber das nicht
behandelte Fleisch zeigte sich infolge gün-
stiger Temperatur auch noch nicht verdorben.
Das Verfahren nach Emmerich besteht
darin, daß man mit Hilfe einer Art Irrigators
die großen Blutgefäße der Fleischstücke mit
einer Essigsäurelösung ausspült, da Verfasser
nachgewiesen hat, daß die Einwanderung
der Fäulniserreger hauptsächlich von den
Blutgefäßen aus erfolgt. Nach 2 Tagen
verschwinden in dem so behandelten Fleisch
Geruch und Geschmack nach Essigsäure.
Bei einer nach einem Tage angestellten
vergleichenden Kochprobe mit einem be-
handelten und einem nicht behandelten
Fleischstück ließ sich kaum ein Unterschied
im Geschmack wahrnehmen.
Ztschr. f. üntersuoh, d. Nähr.- u. Qenuß-
mittel 1905, X, 609. — <fc/.
Zusatz von Salicylsäure zu Fruchtsäften
ist nach eiDem Urteil dei 6. Strafkammer des
BerÜDer Landgerichts I (vom 4. Februar 1905)
eine Verfälschung im Sinne des § 10 des
N.-M.-Q. Dieses urteil ist unter dem 16. Mai
1905 vom preußischen Kamroergericht be-
stätigt worden. (Es handelte sich um Zitronen-
und Himbeersaft.) P. S.
KttnstUeher Portwein darf nach einem
Urteil des Hamburger Landgerichts nur als
«Kunstwein» deklariert feilgehalten oder ver-
kauft werden, da andernfalls ein Vergehen
gegen § 10 des Nahrungsmittelgesetzes be-
gangen wird. Nach § 3 Nr. 3 des Weingesetzes
ist die Herstellung von ausländischen
Dessertweinen aus Rosinen gestattet, wenn der
Betrieb bei der zuständigen Behörde angemeldet
ist. P. S.
Zum Nachweis Ton Leintfl in NußOl benutzt
G. Ralphen (Ohem.-Ztg. 1903, Rep. 197) eine
Lösung von Brom in Tetrachlorkohlenstoff, die
im Augenblicke der Anwendung hergestellt
wird, durch Zusatz von soviel Brom, daß das
Volumen des Tetrachlorkohlenstoffe sich um
die Hälfte yermehrt. Dann wird 0,5 com Nußöl
in 10 ccm Aether gelöst und 1 ccm der Brom-
lösung zugefügt, gemischt und in ein Wasser-
bad von 25^ C eingestellt. Ist Leinöl vor-
handen, so tritt in weniger als 2 Minuten eine
Trübung und Dunkelfärbung der Probe ein.
--he.
93
Th«rap«utisoh« Hitteilungsiii
von Schlafmitteln
in denjenigen FiÜlen, wo eine sonstige Ver-
abreiehnng schwer durchführbar ist^ kann
durch Isoprai (Trichlonsopropylaikohol)
ermöglicht werden. Das Isoprai (Farben-
fabriken vorm. Friedr, Bayer <Sb Co. in
Eiberfeld), das ähnlich wie Eampher bei
gewöhnlicher Temperatur schon flüchtig ist,
wurde von Förster in folgender Mischung
angewendet: Ricinusöl und absoluter Alkohol
je 10 g, Isoprai 30 g. Die notwendige
Menge wird auf die Körperhaut (Oberarm
oder Oberschenkel) eingerieben und dann
die Haut mit Guttapercha bedeckt. Diese
Bedeckung bleibt 1 bis 1^2 Stunden liegen.
Reizerscheinungen treten so gut wie gar
nicht auf, örtliche Gefühlsstörungen wie
taubes Gefühl verschwanden sehr bald.
Sonstige Nachwhrkungen bei der Anwendung
des Mittels bleiben aus. Nur Gaben über
2^5 bis 3,0 g haben schlafmachende Wirk-
ung. Müdigkeit und Schlaf soll in der
Regel nicht vor Ablauf von Y2 bis 2 Stunden
antreten und verschieden lange anhalten,
durchschnittlich 4 bis 7 Stunden. Bei ünruhe-
Kustftnden muß man mit der Gabe auf 4
bis 5 g steigen. Dse Versuche Förster's
sind noch nicht abgeschlossen. a, Rn,
Müneh. Med, Wochensckr. 1905, Nr. 20.
Zur Unterscheidung
des Heuasthma von anderen
Asthmaformen
benutzt Alfred Wolff (Berl. Klin. Wochen-
schrift 1906, 25) ein Extrakt des Pollen-
gifteS; das er durch Verreiben von Pollen-
kömern in physiologischer Kochsalzlösung
gewinnt. Wird dieses Extrakt Heufieber-
kranken in den Augenbindehautsack geträufelt^
so tritt sehr bald darauf eine sehr starke
Buldge Schwellung der Bindehaut ein^ es
entwickelt sich starkes Tränen und hefüges
Niesen. Nach etwa zwei Stunden pflegen
diese Erscheinungen wieder verschwunden
zu sein. Bei Nichtheufiebergiftempfindlichen
macht sich dagegen nur ein leichtes Brennen
bemerkbar. —t»—.
Loewe'8 Alkohol-Silbersalbe
ist eine Kombination von Cred^Bcher Silber-
salbe mit Alkohol, die nach Versuchen der
chemischen Fabrik Helfenberg, Aktiengesell-
schaft, vormals Eugen Dieterich in Helfen-
berg für längere Zeit haltbar hergestellt
wird. Die Anwendung der Salbe ist nach
Loewe eine einfache. Mit dem Spatel oder
Löffelstiel wird sie messerrückendick und
gleichmäßig auf die gut gereinigte Haut
gestrichen^ dann bedeckt man die Stelle mit
einer doppelten Schicht Verbandmull^ über
diese Schicht kommt ein wasserdichter Stoff,
um die Salbe vor Verdunstung zu schützen.
Eine dünne Schicht Watte und ^e Mull-
binde oder eine Flanellbinde allein schließt
den Verband ab. Dieser Verband muß
täglich ein- bis zweimal erneuert werden.
Etwa eine Viertelstunde nach der Anlegung
des Verbandes macht sich ein lebhaftes
Wärmegefühl bemerkbar, welches sich etwa
eine halbe Stunde bis zum Höhepunkt ent-
wickelt, um in etwa einer Stunde abzu-
klingen. Mit der Zunahme des Wärme-
gefühls geht eine Abnahme der Schmerzen
und eine wohltätige Beeinflussung des Allge-
meinbefindens einher.
Die Voraussetzung der hervorragend
antiseptischen Wirkung konnte auch R, Weiß-
mann in lindenfels in 15 Beobachtungs-
fällen bestätigen, namenüich bewährte sich
die Alkohol-Silbersalbe gequetschten und
vernachlässigten Wunden gegenüber, und
die Anwendung war dabei äußerst einfach.
A&r%tl. Rundschau 1905, Nr. 30. A. Rn.
Gegen Schnupfen
empfiehlt L. Maget in Presse m^dicale 1905,
803 ein drei- bis viermaliges, je 5 Minuten
dauerndes Einatmen von Wasserstoffperoxyd-
dämpfen, nicht Sprühung. Die Flüssig-
keit muß sieden. Am anderen Morgen
soll der Schnupfen verschwunden sem. Bei
völlig verstopfter Nase soll die Nasenschleim-
haut vorher mit Adrenalinlösung (1 : 1000)
werden, wodurch die Nase für die Dämpfe
freier wird. Chronischer Schnupfen bedarf
zur Heilung längere Zeit. —tx.—
94
BflohsrsohaH«
Vorscluriften zur Selbstbereitnng pharma-
oeuÜBoher Handverkaufs - Spezial-
itäten. Im Anftrage des hessischen
Apotheker - Vereins herausgegeben von
Julius Scriba. 1905. Druck und
Verlag von Fr. Meisbach in Sobem-
heim.
Die Grandzüge und der umfang des Unter-
nehmens sind von einer Kommission hessischer
Apotheker unter dem Vorsitze von Medizinalrat
Dr. Vogt in Butzbach aufgestellt worden; die
Aufstellung, Ausarbeitung und Erprobung der
Vorschriften hat Apotheker Jidiua JSeriba aus-
geführt.
Die Inhalts -Angabe teilt die Vorschriften ein
in solche zur Gesuodheits- und Krankenpflege,
für Nähr- und Genußmittel, technische und
Haushaltungsartikel , Tierheilmittel , ToUette-
artikeL
Die Vorschriften - Sammlung ist sehr reich*^
haltig und vielseitig; sie ist als eine sehr ge-
diegene zu bezeichnen und den Kollegen
bestens zu empfehlen ; wohl Jeder wird beim
Durchsehen des Büchelchens verschiedene
Spezialitäten finden, deren Einführung ihm, in
Hinsicht auf die schon erfolgte Nachfrage,
zweckmäßig und aussichtsvoll erscheinen wird.
Erleichtert wird die Einführung der Spez-
ialitäten ganz bedeutend dadurch, daß zu
J*eder derselben Etiketten, Umschläge oder
Packungen usw. vorrätig sind. Dieselben sind
von der Firma Fr, Melabaeh in Sobernheim
zu beziehen. Der Vorschriften -Sammlung ist
eine ausführliche Preisliste darüber an^^ehängt.
Die uns als Muster eingesandten Etiketten,
Kartons usw. sind durchgehend sehr geschmack-
voll und ge&llig, sowie sauber ausgeführt. 8.
Chemiker-Kalender 1906. Ein Hilfsbnch
für Chemiker, Physiker , Mineralogen,
Industrielle , Pharmazeuten , Hütten -
männer usw. Von Dr. Rudolf Bieder-
mann, In zwei Teilen. 27. Jahr-
gang. Berlin 1906. Verlag von
Julius Springer. Preis: 4 Mark.
Der allbekannte BiedermantCwihQ Chemiker-
Kalender hat sich auf der Höhe wissenschaft-
licher Forschung erhalten und steht inhaltlich
den neueren größeren Tabellen werken, auch auf
physikalisch - chemischem Gebiete, nicht nach.
Bei der Maßanalyse (I. Teil) ist je eine Ta-
belle über den Wert von Normalsäuren und
Normalalkalien aufgenommen worden und die
Gasanalyse hat eine Erweiterung erfahren
dnroh die Bestimmung von Kohlensäure und
Kohlenoxyd in der Luft, ferner durch die Ana-
lyse von Leuchtgas und eine kurze Abhandlung
über Schlagwetter.
Im II. Teil finden wir als neu eine Beschreib-
ung der Mokr'WesiphaJrBfih&ii Wage, des von
Osttoald abgeänderten SprengeTBoheü Pykno-
meters, der JoÜy^Bohea Federwage und des
Hydrometers. Der Abschnitt über Miloh-
untersuchung ist leider der neueren Praxis
noch nioht angepaßt worden, was hoffentlioh in
der nächsten Auflage gesohieht
Im übrigen soll nur nochmals auf die Beioh-
haltigkeit und auf die Fülle von wichtigen An-
^ben und erprobten Vorschnften für die chem-
ische Praxis hingewiesen sein. Süfi.
Erklärung der teclmischen Prüfnngs-
methoden des Dentsehen Arznei-
buchos IV. Von Prof. Dr. Oeorg
Heylj Obermedizinalrat in Darmstadt.
2. Auflage. Berlin 1905. Selbstverlag
des Deutschen Apotheker- Vereins. Preis:
60 Pf.
Die Broschüre dient dem praktischen Apo-
theker und allen in der Ausbildung begriffenen
Pharmazeuten als ein zuverlässiger und recht
brauchbarer Leitfaden bei der Durchführung
der Prüfungsmethoden des D. A.-B. IV. iS
werden Schmelzpunkt- und Siedepunktbestimm-
ung, ferner Bestimmung des spec. Gew., der
Alkaloide, der Säure-, Ester , Verseifungs- und
JodzahL des Senföls, sowie acidimetrische ,
alkalimetrische und jodometrische Bestimm-
ungen, Fällungsanalysen und sonstige Gehalts -
bestimmungen unter Anfügung praktischer
Hinweise und tabellarischer Uebersichten be-
sprochen. Ein reichhaltiges Literaturverzeichnis
gibt dem Praktiker und Lernenden einen
Fingerzeig, um sich eingehender mit den ein-
zelnen Gegenständen befassen zu können. An
Hand vorliegender Broschüre wird die analyt-
ische Tätigkeit im Apothekenlaboratorium
wesentlich erleichtert und gefördert werden.
Süß,
Preislisten sind eingegangen von :
Carl Sack in Berlin über Bilfemittei zur
Krankenpflege, Verbandstoffe, pharmazeutische
Bedarfsartikel.
Muster sind eingegangen von :
Chemische FabrSc Helfenberg A. -G. vorm.
Eugen Dieterich in Helfenberg imd zwar ver-
schiedene feine Liköre (s. B. Benediktiner,
Kakao-, Pomeranzenlikör, Danziger Goldwasser
usw.), Rotwein - Punsch -Essenz (fein
aromatisiert), Eau de Cologne von nach-
haltigem Duft, Räucherpapier (sehr aus-
giebig), Englisch -Pflaster -Taschenalma nach
usw.
95
Verschiedene Hitteilungeii^
LufterfriBchungspastillen.
Naeh Pharm. Ztg. 1906, 18 werden
weißer Ton und Infusorienerde gepulvert,
mit soviel Wasser befenchtet, daß eine Pasta
«ntBtehty und zn beliebig gestalteten, ge-
färbten, verzierten oder bedruckten Pastillen
gepreßt Nach dem sorgfältigen Trocknen
werden sie je nach Bedarf bei hoher Tem-
peratur gebrannt zur Verleihung der nötigen
Haltbarkeit und Porosität. Alsdann werden
sie mit aromatischen Stoffen (Waldduft-
«xtrakt usw.) durchtränkt. Letztere werden
allmählich an die umgebende Zimmerluft
bis auf den letzten Rest abgegeben. Eine
'der Größe des Zimmers entsprechende An-
zahl Pastillen ist auf Tische und Möbel zu
verteilen. —te—
Blakene Store Pollsh = Ofenschwärze, be-
steht aus:
51,9 pCt Petroleumbeozio,
5,7 pCt Harz,
27,8 pOt Ruß und Graphit,
14,6 pCt Asche. P,
Ztsekr. f. ZoUtoesen u. Reiekasieuem 1904, 25.
Sohlcnzement ist eine graubranne Flüssigkeit
von sinipartiger EonsisteDZ und besteht aus
einer Auflösung von Kautschuk in Benzin. P.
Ztschr. f. Zollwesen u. Reiehsetettem 1905, 26.
Deutsche Fharmazentischo Oesellschaft.
Tagesordnung für die am 1. Februar 1906,
abends 8 ühr, im Restaurant «Zum Heidel-
berger», Berlin N. W., Dorotheenstraße statt-
findende Sitzung:
Herr Dr. J. Koehs^ Berlin: Die wichtigsten
neuen Arzneimittel aus dem Jahre 1905.
Briefwechsel.
Apoth. Dr. M. in D. Die Obst- und
Beerenweine gehören in Sachsen nach einer
ministeriellen Entscheidung zu den weinähn-
lichen Getränken; die betreffenden Keltereien
sind also zu revidieren. Weinpunsch- Essenz
gehört auf Grund gerichtlicher Entscheidung
zu den weinhaltigen Getränken; die Essenz
fällt demnach in gewisser Beziehung eben-
falls unter das Weingesetz. P. S.
Nahrungsm. - Chem. Dr. IL in B. Es ist
zweifellos im § 10 des Nahrungsmittelgesetzes
«ine Lücke vorbanden, da es nicht möglich ist,
auf Grund dieses Paragraphen eine Verurteilung
herbeizuführen, wenn Maisstärke an Stelle
von Weizenstärke oder Se s a m ö 1 anstatt Oliven-
öl vom Verkäufer abgegeben wird. Hier hegt
weder eine Verfälschung noch eine Nachmach-
ung vor. Ist der geforderte Preis ein ange-
messener, so fällt auch der Betrugsparagraph
fort und unlauterer Wettbewerb wird nur auf
Antrag der Interessenten verfolgt. Man hätte
im N.-M.-G. auch die Abgabe minderwertiger
Naturprodukte an Stelle höherwertiger unter
Strafe stellen sollen. P. S.
Von dem
arachtrag^ 1005
zum
Verzeichnis der nenen Arzneimittel
mach ihren im Handel üblichen Namen, sowie nach ihrer wissenschaftlichen Bezeichnung
von Hugo Mentzel
— Pharmacentische Oentralhalle 190&, No. 32 bis 50 —
sind SondCPdbdPUCkc hergestellt worden; dieselben sind mit einem steifen Um-
schlag versehen worden, so daß sie die für den täglichen Gebrauch erforderliche Widerstands-
fähigkeit haben.
Dieselben sind, soweit der kleine Vorrat reicht, gegen vorherige Einsendung von
1 Mk. 50 Pf. mittels Postanweisung (10 Pf.) durch die Geaoliftftflfltelie (Sehandauer
i9tr«flfle 43) zu beziehen.
Von dem Haupt-Verzeichnis
— Pharmacentische Centralhalle 1902, Nr* 21 Ms 89 —
sind noch einige Stück mit steifem Umschlag vorhanden und gegen Einsendung von 9 Mk. 50 Pf.
2u beziehen.
Verleger; Dr. A« Sehneld«*. Dresdea und Dr. P. SAB Dreiden-BlMewiti.
Verantwortlicher Leiter: Dr. P. SäB, Dresden-Blasewitz.
Im Baelihaodel dnrob Jallae Springer, B«riin N*. MonbiJoapUti 8.
Druck Ton Fr. Tittel Naehf. (Knnath A Mahlo), Dresden.
Franz Hugershoff; Leipzig.
OegiUDdet 1844.
Apparate und Oerate für Cbemle,
Bakteriologie, Fharmacie und ver-
wandte Zweige.
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ü
mm
Pharmaceutische Centralhalle
für Deutschland.
Heraii8g:egeben von Dr. A. Schneider und Dr. P. Saes.
Zeitschrift fflr wisseiiBchaftliche nnd geschäftliche Interessen
der Pharmacie.
GfegrQndet von Dr. Hermann Hager im Jahre 1859.
Erscheint jeden Donnerstag.
Bezugspreis vierteljährlich: durch Buchhandel oder Post 2,50 Mk., durch Geschäfts-
stelle im Inland 3,— Mk., Ausland 3,50 Mk. — Einzelne Nummern 30 Pf.
Anzeigen: die einmal gespaltene Elein-Zeile 30 Pf., bei gröPeren Anzeigen oder Wieder-
holungen Preisermäßigung
Leiter der 1 Dr. Alfred Schneider, Dresden- A. 21; Schandauer Str. 43.
Zeitschrift: J Dr. Paul Süß, Dresden-Blasewitz; Gustav Freytag-Str. 7.
GeeehSIlsstelle: Dresden- A. 21; Schandauer Straße 43.
M 6.
Dresden, 8. Februar 1906.
Der neuen Folge XXVII. Jahrgang.
XLVIL
Jahrgang.
Inhalt : Chemie «nd Phmrmaeie: Formaldehyd. - Zu dem Auftatie Formaldehyd. — Neue amerikanische Pharma-
kopoe. ^ Neue Anneim'ttel. — Laote hacillin.— Auslegung pharmazeutischer Gesetze. — KOrber's Heilprftparat fßr
Langentuberkuloae. Darstellung Ton Oleum Hyoscyami und Oleum nucum Juglandis. — Llnimentum there-
binthinatnm. — Ph«rmakogiio0tiflohe Uitteilangen. - Therapeotische MiUeilangeo. — Bflehersohan. —
Yenohledene MltteilnoKen. — BrlefwechBel.
Chemie und Pharmacie.
Formaldehyd.
Eine Monographie yom chemisch • pharmazeut-
ischen Gesichtspunkt unter besonderer Berück-
sichtigung der neuesten Errungenschaften
von Dr. Älbin Sirickrodt,
(Schluß Yon Seite 82.)
In neuster Zeit hat Fred, Bonnet^^)
die charakteristische Farbreaktion, wel-
che Formaldehyd mit einer Morphin-
schwefelsänre gibt, zur qaalitaliyen
nnd auch quantitativen Bestimmung der-
selben in Nahrungsmitteln herangezogen.
Eine Losung von 0,35 g Morphin in
100 ccm kalter konzentrierter Schwefel-
säure vom spez. Qew. 1,84 gibt mit
Formaldehyd eine je nach seiner Menge
yon rosa bis dunkelblau yarürende
Färbung. Zur quantitativen Be-
stimmung des Formaldehyds z. B. in
Milch bereitete sich Bonnet Vergleichs-
flössigkeiten im Verhältnis
J^) Jouni. ehem. Soc. Vol. XXVII, 601/605.
4 : 1000 : 10000: 100 000 : 1000000
Formalin : Milch und verglich mit den
in diesen durch Morphinschwefelsäure
hervorgerufenen Färbungen die der zu
untersuchenden Milch, wobei schon die
Zeit, in welcher die Farbenbildung auf-
trat, ihm Anhaltspunkte für den Qehalt
gab. Er will so noch 1 Teil Form-
aldehyd in 250 Teilen Milch nachge-
wiesen haben und hat fär seine quan-
titativen Bestimmungen besondere Ta-
bellen aufgestellt.
Ein anderes Reagens, welches es
ebenfalls gestattet, den Formaldehyd
auf kolorimetrischem Wege zu be-
stimmen, ist das Le&6m'sche^^). In
40 bis 50 proc. Natronlauge werden
5 pCt Resorcin gelöst. Gleiche Volumina
des Reagens und der zu prüfenden
Flüssigkeit werden eine halbe Stunde
lang zum Sieden erhitzt. Eine ent-
:3; Pharm. Ztg. 1886, S. 681.
98
stehende Rotfärbung zeigt Formaldebyd
an. Verschiedene Autoren haben dann
noch andere Reaktionen auf Form-
aldehyd angegeben:
Jorisson verwendet Phloroglucin,
Famsteiner^^) Metaphenylendiamin,
Neuberg i^) salzsaures Dihydrazino-
diphenyl,
Hehner^^) eine verdünnte Phenollösung
und konzentrierte Schwefelsäure,
Manget und Marion^'^) Amidophenol,
Ut%^^) Vanillinsalzsäure und
Therenon ^^) schwefelsaures Methyl-
paraamidophenol (Metol).
Alle diese soeben angeführten Reak-
tionen können natürlich mehr oder
weniger überhaupt zum qualitativen
Nachweis von Formaldehyd Verwendung
finden. In vielen Fällen dürften jedoch
die Identitätsreaktionen des Deutschen
Arzneibuches genügen.
Was nun die quantitativen Be-
stimmungsmethoden anbelangt, so
sind bis jetzt deren 26 verschiedene
veröffentlicht worden und zwar:
1 gasvolumetrische,
7 gewichtsanalytische,
16 maßanalytische und
2, welche sowohl gewichts- als
auch maßanalytisch ausgeführt werden
können.
Rubrizieren wir dieselben nach den
verschiedenen Eigenschaften des Form-
aldehyds, auf welchen dieselben beruhen,
so erhalten wir folgende Gruppierung:
Es beruhen auf der Eigenschaft des
Formaldehyds
1. der Addition 3 Methoden
2. » Kondensation 10 »
3. » Polymerisation 3 »
4. » Reduktionsfähig-
keit gegen AgNOa 2 »
5. » Selbstoxydation 6 »
6. » Spaltung durch
NaOH 1
'^) Forsohber. über Lebensmittel 3, 363.
'•') Ber. d. D. Chem. Ges. 99, 1961.
16) The Analyst 21, 157.
'') Chem.-Ztj?. 1902, S. 1043.
^^) Apoth.-Ztg. 1904, S. iüA.
•0; Rep. de Pharm. 1905, Nr. 10.
Phann. Zt^;. 1905, 8. 920.
7. der auf seinem Ver-
halten gegenüber
neutralen Natrium-
sulfitlösungen 1 Methode.
In der folgenden Zusammenstellung
sind die Methoden in dieser Weise an-
geordnet und innerhalb der einzelnen
Gruppen wieder nach der Zeit ihrer
Veröffentlichung.
Diese verschiedenen Methoden sind
nun schon häufig mit einander verglichen
worden, auch mit besonderer Rflcksicht
auf die Praxis des Apothekers. Vanino^^)
hat sie in dieser Hinsicht speziell einer
Betrachtung unterworfen. Er kommt
zu dem Schluß, daß für den Apotheker
vor allem folgende vier Methoden in
betracht kommen:
1. die L^'pfer'sche Ammoniak- (die
Ph. Q. IV-) Methode.
2. die iZo;^^^;n'sche Jodmethode.
3. die Schiff- JVällnüx' sehe und
4. die Methode von Blank - Finken-
beiner.
Auch diese vier Methodensindspeziell des
öfteren wieder unter einander verglichen
worden und es sind hierbei ziemlich
verschiedene Ansichten zutage getreten.
In zwei Richtungen aber herrscht ein
ziemliches Uebergewicht der Meinungen
vor und zwar 1. darin, daß die jetzige
Ph. Q. IV-Methode nicht die zweck-
entsprechendste ist und 2., daß an deren
Stelle am vorteilhaftesten die Romijn-
sche Jodmethode zu setzen sei. Die
Legler'sche Methode gibt stets etwas
zu niedrige Resultate, und Kippenberger^^)
hat durch längere Untersuchungen
die Qründe hierfür festgestellt. Er
führt als solche an: 1. die Eigenschaft
des sich bildenden Hexamethylen-
tetramin, mit der Säure zu hydrolytisch
nicht quantitativ spaltbaren Salzen zu-
sammenzutreten. 2. eine Rückbildung
von NHs und HCOH. 3. den Kohlen-
säuregehalt der Ammoniakflüssigkeit,
welcher sehr unterschiedlich in den ein-
zelnen Handelswaren ist und welcher
bis zu 5 pCt betragen kann.
'^0 Pharm. Centralh. 44 [1903], 751.
21) Ztschr. f. analyt. Chem. 1903, 686.
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»ilillilfeiigisilii
A.J.
um2
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nnd
drigere als nach Komtjn'a
Jodmethode (Nr. 19) und
bemängelt auiierdem einen
siuh ständig wiederholen-
den, die Titration sehr
langwierig machenden
Farbenwecbsel bis zum
endgiltigen Eintritt der
daher die folgende Modifi-
kation [Nr. 15).
1
ä
r:
ai
o ^ ^
1 "
lisiliii
iHlülfil
iiiiii
Ijljljilf
ähnelt sehr der vorigen Methode, nur wird bier das
frei gemacht. Verfasser erhielt gute U ehe rein -
Stimmung mit der üomt>'R'schen Jodmethode,
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„1=
1 ^
1 ^
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1
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2 '
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•
-l.a's.sl
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all
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losung setzt man 10 com einer 0,1 bis 0,2proc.
Formaldehydlosung und erhitzt das Gemisch vier
Stunden lang am Ruotflußkübler. Das überschüssige
Silbemitrat bann man nnn titrimetrisch bestimmen,
oder das abgeschiedene Silber als solches zur
Wägung bringen.*
Man löst 2 g AgNOj in Wasser, gibt reine, chlor-
freie NaOH bis zur stark alkalischen Reaktion hinzu,
lälit dann sofort unter Umriibren die Fonnaldehyd-
lösung hinzuflielien und stellt
Licht geschützt, beiseite. Nach
man die klare überstehende 1
zuvor gewogenes Filter, digeriert den Mederscülag
3 bis 4mBl mit etwa öproo. Essigsäure und bringt
denselben auf's Filter, Han wäsoht nnn mit durch
durch Zusatz von verd. Salzsäure keine Chlor-
reaktion mehr eintritt, trocknet bei 106* und wägt.
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|Sä'äSaä
Sf-"l,-1S|H-g
H)7
In vorstehender Tabelle finden sich
weitere 5 Kritiken, welche sich ge^en
die Legier 'sehe Methode, und drei,
welche sich für die Romijn^sche Jod-
methode aassprechen.
Ich habe nun versucht, auch mir
ein Urteil zu bilden und zu diesem
Zwecke die drei Methoden, zu welchen
nur Lösungen des Deutschen Arznei-
buches erforderlich sind, nämlich die
Legier' sehe, die Schiff- Wällnitx^i^che
und die Romijri'sche einer Reihe von
Versuchen unterworfen.
Was zunächst die Legier^ sehe Me-
thode anbelangt, so kann ich nur der
Ansicht von Z. Peska^^) zustimmen,
daß der Neutralisationspunkt nicht
scharf genug zu erkennen ist. Ich
hatte mit dieser Methode erst mehrere
Mißerfolge, welche wohl auch einem
zu geringen Zusatz des Indikators zu-
zuschreiben waren. Im Laufe meiner
weiteren Untersuchungen sind mir
20 Tropfen Rosolsäurelösung als die-
jenige Menge erschienen, bei welcher
der Farbenumschlag am deutlichsten
wahrzunehmen ist. Im großen und
ganzen erfordert die Methode erst sehr
viel Uebung, und auch dann erhält
man noch leicht Resultate, welche um
etwa 1 pCt von einander differieren
können und im Durchschnitt hinter den
durch Ramyn gefundenen Zahlen zurück-
bleiben.
Bei der Schiff- Wällnifx^schen Me-
thode ist der Neutralitätspunkt etwas
en^er begrenzt, doch führen hier die
geringsten Ungenauigkeiten (z. B. im
Titer der Lösungen oder Abweich-
ungen in dem beobachteten Farbenton
des Neutralisationspunktes) leicht zu
erheblichen Diffirenzen, so daß ich
auch hier 1,4 pCt Unterschied zwischen
den einzelnen Resultaten zu verzeichnen
hatte, deren Durchschnitt noch erheb-
licher als der der vorigen Methode
hinter den Romijn' sehen Befunden
zurückblieb.
Bei letzterer Methode konnte ich
übrigens einen besonders glatten Ver-
lauf konstatieren und erhielt ich auch
ohne jeden vorherigen Mißerfolg be-
sonders gut fibereinstimmende Befunde.
Nachstehend eine Zusammenstellung
meiner erhaltenen Analysenbefunde:
I. Legler's Methode 35.5 34.95
n. Schiff^ Wällnitx 33.7 33.3
III. Romijn's Jodmethode 35.68 35.52
Im
Mittel:
35.05 35.10 35.15
32.8 34.2 33.50
35.52 35.58 35.55
2-.*) Chem.-Ztg. 1901, S. 743.
Zu dem Aufsatze Formaldehyd.
Berichtigung.
In dem zusammenfassenden Artikel
des Herrn Dr. A, Sirickrodt über Form-
aldehyd (Pharm. Centralh. 47 [1906],
Nr. 4 und 5) ist auf Seite 78 gesagt:
«Vor einigen Jahren schon hat Thoms
das Kaliumpermanganat zu diesem Zwecke
verwandt (uämlich zur Charakteristik
der Tinkturen). Er stellte für die
einzelnen Tinkturen sogenannte Per-
manganat- Zahlen auf, welche sich vor-
nehmlich auf den Gerbstoffgehalt des
betreffenden Präparates bezogen.»
Der Herr Verfasser befindet sich in
einem Irrtum. Ich habe für Tinkturen
niemals sogenannte Permanganat-Zahlen
aufgestellt, auch nicht für Extrakte
allgemein, sondern lediglich beim Ex-
tractum Belladonnae an einer Anzahl
verschiedener Handelspräparate die Re-
duktionsfähi^keit des aus den Extrakt-
lösungen durch Ammoniumsulfat Aus-
salzbaren gegenüber Kaliumpermanganat
ermittelt.*) Nur hierauf beziehen sich
meine «Permanganat-Zahlen». Aus dem
Belladonnaextrakt wird durch Ammon-
iumsulfat Gerbstoff gefällt. E, Thoms.
*) Ber. d. Dtsch. Pharm. Ges 1903, 240 und
Arb. a. d. Pharm. Institut d. Universität Berlin
I. Band, 8. 132.
108
Die neue
amerikanische Pharmakopoe
(The Pharmaoopoeia of the United States
of America.)
Besprochen von Dr. O, Weigd,
(Schluß von Seite 86.)
Galenische Präparate und
Verbandstoffe.
Tiacturae. .Ueber die Stärke der
Tinkturen ist schon eingangs berichtet
worden. Kurz wiederholt sei gesagt,
daß die Tinkturen starkwirkender Drogen
im Verhältnis l:l<', die übrigen mit
wenigen Ausnahmen 1:5 zu bereiten
sind. Das Maß der Zerkleinerung, die
Art der Extraktionsflfissigkeit und die
Mazerationsdauer sind in jeder Einzel-
vorschrift genau zum Ausdruck gebracht.
In der Regel läßt Ph. ü. S. die Droge
nicht geschnitten, sondern in Pulver-
form anwenden. Die Mazerationsdauer
zählt 3 oder 7 Tage, vielfach auch nur
nach Stunden.
TincturaJodi wird unterZuhilfenahme
von Jodkalium bereitet; die Vorschrift
lautet : 70 g Jod werden mit 50 g Jod-
kalium im Mörser fein verrieben und durch
allmählichen Zusatz von Alkohol zu einer
Flüssigkeit von insgesamt 1000 ccm ge-
löst.
Tinctura Strychni(TincturaNucis
Vomicae) wird durch Auflösen des Ex-
traktes in verdünntem Alkohol im Ver-
hältnis 20:1000 hergestellt.
Für Tinkturen aus frischen Kräu-
tern gibtPh.U.S. ebenfalls eine beachtens-
werte Vorschrift. Soweit nichts anderes
vorgeschrieben ist, sind solche Tinkturen
durch 14tägiges Mazerieren von 500 g
frischem Kraut mit 1000 ccm Alkohol
zu bereiten.
Triturationes. Verreibungen, d. h. ge-
mischte Pulver sind, sobald eine be-
sondere Vorschrift nicht gegeben ist,
im Verhältnis 1 -{- 9 Milchzucker an-
zufertigen.
TrochisoL Anstelle von Pastillen oder
Tabletten führt Ph. ü. S. Trochisci. Als
Bindemittel für diese schreibt sie je
nachdem Traganth, Zucker oder arabisches
Gummi vor. Um die Bindemittel in
Wirkung zu setzen, wird als Flüssig-
keit meist Orangenblütenwasser oder
auch nur destilliertes Wasser verwendet.
üngnenta. Die Salbengrundlagen
sind ziemlich dieselben wie im D. A.-B. IV.
Gera alba und flava, Cetaceum, Vaselina
alba und flava, Paraffin, Adeps suillus,
-benzoatus und -Lanae (c. Aqua), auch
Emplastrum Plumbi, Glycerin und Oleum
Olivarum spielen hierbei die Hauptrolle.
Im übrigen sind aber die Zusammen-
setzungen der Salben recht verschieden
von denen des D. A. B. IV.
Mit«Unguentum» bezeichnet Ph.U.S.
kurz eine Mischung aus 200 g Gera
alba und 800 g Adeps benzoatus. Dieses
Gemisch (Ointment) dient der Ph. ü. S.
als Grundlage für einige andere Salben-
mischungen ähnlich unserer Ungt.
Paraffini. Adepsbenzoatus (benzoi-
natus), welches für die meisten offlzinellen
Salben als Grundlage dient, wird durch
Schmelzen von 20 g Benzogpulver in
1000 g Schweinefett und darauf folgen-
des Kolieren erhalten; Adeps Lanae
cum Aqua (Adeps Lanae Hydrosus)
soll durch Mischen des gereinigten Woll-
fetts mit 30 pGt (D. A.-B. IV = 26 pCt)
hergestellt sein.
Außer Unguentum Kalii jodati
(Ungt. Potassii Jodidi), welche durch
Lösen von 10 g Kalium jodatum und
0,6 g Kalium carbonicum in 10 g Wasser
und Mischen der Lösung mit 80 g Benzoe-
schmalz herzustellen ist, führt Ph. U. S.
noch eine stärkere Jodsalbe (Ungt. Jodi),
nach folgender Vorschrift bereitet: Je
4 g Jod und Jodkalium werden durch Ver-
reiben in 12 g Glycerin gelöst und
darauf 80 g Adeps benzoatus hinzuge-
rührt. Ph. U. S. macht noch darauf
aufmerksam, daß Metallspatel hierbei
zu vermeiden sind.
Vina. Die mit Wein bereiteten Galenica
werden da wo angängig, gleich den
Sirupen, durch Mischen des betr. Fluid-
extraktes mit Weißwein hergestellt, so
z. B. Vinum Seealis comuti (Ergotae)
und Ipecacuanhae. Vinum Opii wird
dagegen durch Mazerieren des Opium-
pulvers unter Zusatz von Zimt und
Nelken mit Wein und Alkohol bereitet.
109
Aas den Vorschriften za Vinum
Ipecacnanhae and -Opii geht hervor, daß
Ph. U. S. dem Beschlaß der Brüsseler
Konferenz, wonach starkwirkende Arznei-
mittel nicht in Form von Medizinalwein
aufgemacht werden sollen, noch nicht
gefolgt ist ; wahrscheinlich deshalb, weil
sich diese Arzneimittel nicht so schnell
aas der Praxis entfernen lassen.
Qeber Verbandstoffe der Ph. U. S.
läßt sich nicht viel sagen, da dieselbe
nar Gossypiam deparatam (6os-
sypiam Pariflcatum) aufgenommen hat.
Von der gereinigten Baumwolle (Ver-
bandwatte) wird verlangt, daß sie geruch-
und farblos ist, in kaltem Wasser rasch
untersinkt, dabei dem Wasser aber
weder saure, noch alkalische Reaktion
erteilt. In allen gebräuchlichen Lösungs-
mitteln soll Watte unlöslich, löslich
jedoch in Eupferoxydammoniak sein.
Der Aschegehalt darf 0,3 pCt (wie im
D. A -B. IV) nicht fibersteigen.
Reagentien und Tabellen.
Seagentien. Die neue Ph. U. S. entr
hält nicht weniger ak 155 Reagentien
und zwar 124 Reagentien im gewöhn-
lichen Sinne (Tests, Reagents and Test
Solutions), 8 Indikatorflfissigkeiten (Indi-
cators for Addimetry, Alkalimetry usw.)
und 23 Volumetrische Lösungen (Volu-
metrie Solutions). Die einzelnen Kapitel
über Reagentien sind mit großer Ge-
nauigkeit abgehandelt und vielfach prak-
tische Bemerkungen über die Anfertigung,
Aufbewahrung und Handhabung (bei
den Prfifungen) hinzugefügt. Auch dies-
bezügliche allgemeine, erläuternde Be-
stimmungen sind den Einzelkapiteln
vorausgeschickt.
Die zur Bereitung >^ der Reagentien
nötigen Chemikalien müssen selbstredend
in größter Reinheit angewendet werden,
zum mindesten haben sie dem in der
Pharmakopoe normierten Reinheitsgrad
zu entsprechen. Reagentien sollen in
Flaschen aus blei- und arsenfreiem Glas
aufbewahrt, auch darf das Glas durch
Säuren und Alkalien nicht angegriffen
werden.
Die in der Ph. ü. S. gebräuchlichen
Abkürzungen für Reagentien und volu-
metrische Lösungen sind:
T. S. = Test Solution
V. S. = Volumetrie Solution
= Normal
1
2
10
50
_N_
100
2N
=• Halb-Normal
= Zehntel-Normal
= Fänfzigstel-Normal,
= Hundertstel-Normal
oder 2N = Doppel-Normal.
Die meisten Reagentien stimmen mit
denen des D. A.-B. IV überein, wenn
auch z. B. in den Lösungsverhältnissen
geringe Abweichungen bestehen. Bei
der Besprechung der chemischen Prä-
parate habe ich bereits verschiedene
Reagentien namhaft gemacht, sodaß ich
mich hier kürzer fassen kann.
Von Spezial - Beagentieii bezw. Re-
aktionen sind Mayer's und Nessler^s
Reagens sowie Bettendorf ^ und Gutxeifs
Prüfungsmethoden auf Arsen aufge-
nommen. Letzteren beiden widmet
Ph. U. S. in der Beschreibung der Aus-
führung große Aufmerksamkeit. In der
Anwendung der Outxeif sehen und Betten-
dorf sehen Reaktion zur Prüfung der
Präparate auf Ai sen variiert Ph. U. S. ;
die gewünschte Methode ist je nachdem
bei dem zu prüfenden Präparat besonders
genannt.
Alkohol als Reagens wird in Stärken
von 95, 90, 80 und 70 Vol.-pCt ange-
wandt.
Der Bereitung des Schwefelwasser-
stoffs bezw. Schwefelwasserstoffwassers
ist im Reagentien- Verzeichnis ein be-
sonderes Kapitel gewidmet, desgleichen
den Ausführungsbestimmungen zur
Ermittelung der Jod-, Säure- und Ver-
seifungszahlen bei Fetten, Oelen, Harzen
und Balsamen. Auch für die Prüfung
von chemischen Präparaten bezw. deren
Lösungen auf unerlaubten Gehalt an
Schwermetallen ist eine allgemeine Vor-
schrift (Time-Limit Test for Heavy
110
Metals) vorgesehen. Hiernach sollen
1 0 ccm der wässerigen Lösung der betr.
Substanz (1 : 2u) mit 1 ccm verdünnter
Salzsäure (sofern nichts anderes vorge-
schrieben) bis auf 50 ^ C erwärmt, darauf
mit dem gleichen Volumen frisch be-
reiteten Schwefelwasserstoffwasser ver-
setzt und die Mi^chuug — gut ver-
schlossen — an einen warmen Ort (bei
etwa 35^ C) wenigstens eine halbe
Stunde der Ruhe überlassen werden.
Nach Verlauf dieser Zeit soll das Gemisch,
selbst auf Zusatz von Ammoniakflüssig-
keit im Ueberschuß, weder eine Ver-
färbung noch Trübung erkennen lassen.
Von Indikatorflüssigkeiten werden 8
im Eeagentien- Verzeichnis der Ph. U. S. !
beschrieben, und zwar außer Haema-
toxylin-, Jodeosin-, Methylorange- und
Phenolphthaleinlösung , Kurkuma- und
Lackmustinktur noch eine Abkochung
von 50 g Lignum Fernambuci mit
100 ccm Wasser, welcher schließlich
25 ccm Alkohol zugesetzt sind ; die Rosol-
säurelösung des D. A.-B. IV fehlt.
Für die Herstellung der Volumetri-
schen Lösungen gibt Ph. U. S. aus-
führliche Anweisungen und fügt außer-
dem in recht praktischer Weise den
einzelnen Kapiteln die Mengen der-
jenigen Substanzen bei, welche einem
Kubikzentimeter der zu ihrer Ermittelung
dienenden Normallösung äquivalent
] g-
<1
(3
CO
CD
sind. Z. B. :
N
One Cubic Centimeter of— - HCl is
the equivalent of
Potassii Bicarbonate (KHCO3) =0,049 706
Potassii Bitartrate ^KHC4H4O6)=0,09339.
usf.
Tabellen. Die in der neuen Ph. U. S.
enthaltenen, zahlreichen Tabellen sind
einerseits in solche zu gliedern, welche
dem Apotheker den üebergang von der
7. zur 8. Ausgabe erleichtern, und
andererseits in solche, welche als Hilfs-
mittel beim Arbeiten in Apotheke und
Laboratorium dienen sollen.
Zur ersten Gruppe gehören folgende,
tabellarisch angeordnete Zusammen-
stellungen :
1) Neu aufgenommene Arzneimittel.
2) Nicht wieder aufgenommene Arznei-
mittel (der 7. Ausgabe).
3) Veränderungen in den offi-
ziellen lateinischen Ueberschriften
der 8. Ausgabe.
4) Veränderungen in den offi-
ziellen englischen Ueberschriften
der 8. Ausgabe.
5) Geforderte Stärke aller in
der 8. Ausgabe enthaltenen chem-
ischen Präparate, stark wirkenden
Drogen und Drogenpräparate.
6) Sämtliche von der 8. Aus-
gabe verlangten maßanalytischen
Prüfungen in alphabetischer
Reihenfolge.
Interessanter und zugleicli wichtiger
ist die 2. Gruppe der Tabellen. Hier
finden wir tabellarisch zusammengestellt:
1) Atomgewichte der Elemente nebst
einem Anhang, in welchem die haupt-
sächlichsten Atom- und Molekular-
gewichte, bis zu ihrem Neunfachen
berechnet, vermerkt sind.
2) Molekulargewichte der chemischen
Präparate unter gleichzeitiger Nennung
der empirischen Formel.
3) Aequivalente der Celsius- und
Fahrenheit - Grade, berechnet von
- 40« C aufwärts bis + 336^ C.
4) Tabellen über die spezifischen Ge-
wichte bei verschiedenen Temperaturen
und den entsprechenden Proz2ntgehalt
von: Alkohol, Essigsäure, Salzsäure,
Salpetersäure, Phosphorsäure, Schwefel-
säure und Ammoniakflüssigkeit.
5) Saturationstabellen für Säuren und
Alkalien unter gleichzeitiger Mengen-
angabe der entstehenden Produkte
(Salze).
6) Aequivalente der landesüblichen
und der offiziellen Maße und Ge-
wichte (Dezimal-System).
7) Aequivalente der Gewichte und
und Maße von Flüssigkeiten unter
Berücksichtigung des spezifischen Ge-
wichts bei 260 c.
Durch Aufnahme letztgenannter
Tabellen tritt das amerikanische Arznei-
buch aus dem begrenzten Rahmen
eines Gesetzbuches heraus und wird zu
einem wertvollen Nachschlagewerk.
Einige Schlußworte seien noch ge-
stattet. Die neue amerikanische
Pharmakopoe hat an dieser Stelle eine
111
ziemlich aasführliche Besprechung ge-
funden. Aber durch das in letzter Zeit
häufigere Erscheinen der Arzneibächer
wird eine Universal-Pbarmakopöe fast
zur Unmöglichkeit gemacht und eine
eingehende Besprechung der wichtigsten,
neuerschienenen Arzneibücher in Fach-
zeitschriften daher nötig. Außerdem
bietet aber gerade die neue Ph. U. S.
so viel des Interessanten und Beachtens-
werten, daß man durch deren Studium
nur lernen und profitieren kann. Sie
ist ein Buch, welches nicht nur der
Wissenschaft, sondern auch der Praxis
gerecht zu werden sucht.
Wenn auch der amerikanische Kollege
nicht immer die Zeit dazu finden wird,
alle die von der Pharmakopoe vor-
geschriebenen Prüfungen auszuführen,
so ist doch zum mindesten damit eine
Richtschnur geschaffen, an die er sich,
speziell in Streitfällen, halten kann.
Unvorteilhaft repräsentiert sich in
der neuen Ph. U. S. der teilweise recht
kleine Druck; doch es ist wohl in
dieser Beziehung eine andere Wahl
nicht übrig geblieben, wollte man bei
der außerordentlichen Fülle des Materials
das Arzneibuch nicht zu einem un-
handlichen Band anschwellen lassen.
Dies auch nur nebenbei.
Alles in allem genommen: Die achte
Ausgabe der amerikanischen Pharma-
kopoe ist ein interessantes und im
Geiste der fortgeschrittenen Wissen-
schaft revidiertes Buch!
Neue Arzneimittel.
AbftUurdrag^eSyWolilsohmeckeiide; nennt
M. Hellimg in Berlin NO 43, Neue König-
straße 70; mit Kakao überzogene Phenol-
phthaleln-Pillen. Dieselben enthalten für
Erwachsene je 0,1 g und für Kinder je
0,05 g Phenolphthalein.
ABtirhenmatin werden von Apotheker
W, Netüiger in Berlin-Reinickendorf 6
Salbenstifte mit Salit bezw. Salocreoi ge-
nannt Dieselben führen auch den Namen
Salit- bezw. Salocreoi - Patronen.
Erstere werden hauptsftohlich bei rheumatischen
LeideU; letztere außerdem auch bei Erysipel^
DrüsenschwelluDg usw. wie Migäneetifte an-
gewendet. Nicht zn verwechseln mit Anti-
rheumatin (Diflnordiphenylsalbe).
Chloroforminm gelatinosum bereitet man
durch Mischen gleicher Teile frischen Ei-
weißes und Chloroform in einer geschlossenen
Flasche bei gelinder Wasserbadwärme.
Elaotal ist Fluorbromphenylwismut. An-
wendung: als starkes Antiseptikum.
Jodan ist nach Amer. Drugg. and Pharm.
Rec. 1906; 11 eine Lösung von 25 pOt
Jod in dem flüssigen Teil des Gänsefettes.
Anwendung: innerlich und äußerlich. Dar-
steller: Eusoma Pharmaceutical Company in
Cincinnati.
Kaubalsam «Sahir» enthält die wirk-
samen Bestandteile der Betelnuß, frei von
den färbenden und sonstigen Nebenwirk-
ungeu; eingebettet in eine unlösliche Kau-
massC; aus der sie sich beim Kauen heraus-
lösen. Anwendung: bei verschiedenen Krank-
heiten des Zahnfleisches, zur Erhaltung
gesunder Zähne und zur Säuberung der
Mundhöhle. Darsteller : Chemisch - pharma-
zeutisches Laboratorium «Sahir» Ludtvig
Sevsburg in München, Herzog Rudolfstr. 11.
Kreseptol, Septosol und Lithantral sind
nach Deutsch. Med. Wochenschr. 1906, 35
drei neue Desinfektionsmittel, über die nichts
Weiteres mitgeteilt ist
Mercuran besteht nach Amer. Drugg. and
Pharm. Rec. 1906, 11 aus 50 pCt Queck-
silber und Gänsefett. Das Präparat wird
von der Eusoma Pharmaceutical Compagny
in Cincinnati in weichen Gelatinekapseln zu
4 g in den Handel gebracht.
Spermathaaaton. Tabletten angeblich
aus Natriumtetraborat und Sauerstoff in
fester Form (?) dargestellt. Anwendung:
zur Verhinderung der Empfängnis. Vapo-
Cresolen hält P. van der Wielen (Pharm.
Weekbl. 1905, Nr. 52) für ein unreines
flüssiges Phenol. Ein damit vollkommen
identisches Präparat erhielt Verfasser durch
Mischen von 93 g Phenolnm liqnef actum
mit 5 g Cresolum crudum und 2 g Wasser.
Anwendung: zur Erleichterung bei Keuch-
husten durch Verdampfung im Kranken-
zimmer. Darsteller: Chemisches Laboratorium
«Nassovia» Fr, J, Reusch in Wiesbaden,
Dotzheimerstraße 5. H. MentxeL
112
Lactobacillin
wird von der Geseilschaft Le Ferment
(PariS; me Denfert-Rocherean) ein Ferment
genannt, das sowohi in flüssiger wie in
Puiverfonn in den Verkehr kommt. Es
besitzt nach Vierteijahrsschr. f. prakt. Pharm.
1905, 233 die Eigenschaft, im Magen-Darm-
kanal f&alniswidrig zu wirken und Milch zu
säuern. Damit behandelte Milch eignet sich
zur Bekämpfung gewisser Magen- und Darm-
krankheiten. Es scheint eine Reinkultur
einer bestimmten Art von Milchsäurebakterien
zu sein. Von Professor Metschnikojf an-
gestellte Versuche haben ergeben, daU das
Präparat völlig unschädlich ist, die darin
enthaltenen Mikroben im Magen-Darminhalt
lebend bleiben und somit den oben erwähnten
Fäulniserregem entgegenarbeiten können.
Sie befördern die Verdauung, regeln die
Magen- und Darmtätigkeit an und verhindern
durch ihre harntreibende Wirkung die Bild-
ung von Hamgries in den Nieren.
Durch Lactobacillin geronnene Milch hat
einen erfrischenden und angenehmen Ge-
schmack. Sie kann rein oder mit Zucker,
Zimtpulver genossen werden. Zweckmäßig
soll zum ersten Frühstück und abends vor
dem Schlafengehen ^j^ Liter genossen werden.
Leute, die einen Widerwillen gegen Milch
besitzen, können Lactobacillin - Pulver mit
gleichem Erfolge verwenden. Zur Herstellung
geronnener Milch mit Lactobacillin gibt die
Darstellerin folgende Anweisungen:
1. Mit flüssigem Lactobacillin. Ein
halbes Liter reine Milch wird zum Kochen
erhitzt und 5 Minuten lang im Kochen er-
halten. Nach dem Erkalten füllt man die
Milch in zwei etwa einviertel Liter fassende
Satten, die vorher mit kochendem Wasser
ausgewaschen worden und, und die man
ohne sie auszutrocknen, abü'opfen läßt. Mit
dem Inhalte jeder Schüssel mischt man den
vierten Teil eines Fläschchens flüssigen
Lactobacillin und stellt die Mischung gut
zugedeckt an einen Ort, dessen Höchstwärme
350 C beträgt. In 10 Stunden ist bei
dieser Wärme die Milch geronnen. Die ge-
ronnene Milch säuert weiter und in 12
Stunden hat sie, kühl aufbewahrt, alle ge-
wünschten Eigenschaften als Geschmack und
therapeutische Wirkungen angenommen.
2. Mit pul verförmigem Lactodllm.
Milch und AufnahmegefäOe werden wie oben
vorbereitet Dann bringt man in jede
Schüssel den vierten Teil des Inhaltes einer
Tube, mischt einige Löffel der Milch hinzu
und läßt bedeckt etwa 2 Stunden lang ab-
setzen. Darauf gibt man den Milchsaft
hinzu, mischt gut durch und stellt bedeckt
an die Seite. Der übrige Vorgang ergibt
sich aus oben Gesagtem.
Die geronnene Milch hält sich etwa 2
Tage lang, jedoch nimmt ihr Säuregrad
mit der Zeit zu. Eine sich über der ge-
ronnenen Milch zeigende Flüssigkeitsschicht
kann ohne Schwierigkeit und Nachts ab-
gegossen werden, da der wirksame Bestand-
teil in dem geronnen Teil der Milch ent-
halten ist. Man kann auch neue Milch durch
mit Lactobacillin behandelte Milch säuern,
doch ist dies mit derselben Menge nur ein-
mal möglich. Zur Bereitung der Milch mit
liactobacillin bringt obengenannte Firma
einen Apparat in den Handel. -^tx—
Neue Arzneimittel,
über die im Januar 1906
berichtet wurde:
Abrastol
Seite 34
Acetysal
46
Antidiabeticum Stock
49
ApiciDam
46
Arrbeoal-Salze
7
Bioforina
6
BiosoQ
7
BromocoU
53
Caseoferrin
46
Ck)dreDine
46
Crurin
74
Diabetesoria-Tabl
46
Epicarin
53
Euresol
63
Formainint-Tabl.
6
Oasterogea
46
Jodoglycin
46
Kasacoium
46
Kipaol
46
KretceVs Saogiiio.
Lebertran-Emuls. 6
TTrtMe- Serum
47
Lemicet
51
Lysol -PilieD, Dr.
Zinsser's
34
MaisiDkapseln
51
Oieosaban
47
Panzerschlamm
6
PropoDal
6
Badiophor
47
Ramio
47
Ricinasheilseram
47
Ralol
42
Staphylase
47
Stovain
42
Tbymidol
47
113
Zur Auslegung
pharinazeutisohor Gesetze usw.
(Fortsetzung von 1905, Seite 868.)
196. Ichthyol. Die Pinna LtWfy cfe Co.
in Bargdorf (Schweiz) hatte den Standpunkt
vertreten, daß «Ichthyolsolfosaares Ammon-
ium resp. Ammonium suifoichthyolicum»
Sachbezeichnung seien und solche daher
auch trotz der Warnungen der Ichthyol-
Gesellschaft in Hamburg; welche diese Be-
zeichnungen bekanntlich nur für ihre Erzeug-
nisse verwendet wissen will, ftkr in eigener
Fabrik hergestellte Schwefelpräparate ver-
wendet Der daraus entstandene Prozeß
ist nunmehr durch ein Urteil des Bundes-
gerichts, der höchsten Instanz in der Schweiz,
endgiltig abgetan. Das Ergebnis ist, daß
die Rechtmäßigkeit der der Ichthyol-
Gesellschaft eingetragenen Marken «Ichthyol»
und « Sulf 0 - ichthyolicum » anerkannt
und der Firma Lüdy <& Co. untersagt
wurde, für ihre Präparate sich der Bezeich-
nungen < Ichthyolsulfosaures Ammonium »
oder «Ammonium sulfoichthyolicum» resp.
«Ammoniumichthyolsulfonat» zu bedienen.
In seiner Entscheidung hat das Bundes-
gericht u. a. ausgeführt, daß, wenn auch
die Aufnahme eines Präparates in die
Pharmakopoe (Ammonium sulfoichthyolicum
ist in der Pharmac. Heivet enthalten) im
allgemeinen ein gewichtiges Indiz dafür
biete, daß die für dieses Präparat gewählte
Bezeichnung zum Freizeichen geworden sei,
dieselbe doch in der vorliegenden Sache das
Verfallen der Individualbezeichnung in das
Gemeingut nicht bewirken könne, da die in
den Pharmakopoen aufgenommenen Be-
schreibungen und Prüfungsmethoden des
Ichthyols, wie durch die Belege und Exper-
tise festgelegt worden sei, nicht genügen,
um dieses Präparat zu charakterisieren und
zu identifizieren und auch die Firma Lüdy
<6 Co, nicht den Beweis erbracht habe, daß
sie dasselbe Präparat herstellen könne, da
festgestellt worden sei, daß ihr Präparat in
seiner Zusammensetzung vom «Ichthyol» der
Klägerin nicht unwesentlich abweiche.
KSrber's Heilpräporat für Lnngentuber*
kolose dürfte nach der Untersuchung von
Dr. J, Koehs (Apoth.-Ztg. 19(^, 7) aus Butter-
fett und Honig, sowie etwa» Eatechu und
Teerwasser bestehen. — tx. —
Zur Darstellung von Oleum
Hyoscyanü und Oleum nucum
Juglandis
teilt Ottokar Kreytschy in Pharm. Ztg.
1906, 77 folgende Vorschrift mit:
Oleum Hyoscyami: 5 kg zerschnittene
Bilsenkrautblätter werden mit 5 kg 96proc.
Spuritus Übergossen, bei 20 bis 25^ drei
Tage stehen gelassen, durchgeseiht und ab-
gepreßt Nachdem andererseits 5 kg Oel
in die Destiliierblase eines Dampfapparates
gebracht worden sind, destilliert man unter
allmählichem Zusatz von 1 Liter des Spiri-
tuosen Auszuges den Alkohol völlig ab.
Mit dem Destillat werden die Preßrückstände
nochmals behandelt und eine zweite DestUI-
ation mit 5 kg Oel vorgenommen. Nach
Vereinigung beider Oele wird nach acht
Tagen filtriert. Erhalten wird ein schön
grünes Präparat von kräftigem Bilsenkraut-
geruch ohne besonderen Spiritusverlust. Für
das Destillat dürfte sich eine entsprechende
Verwendung finden.
Oleum nucum Juglandis wird auf
gleiche Weise gewonnen : 5 kg grüne Wal-
nüsse werden geschält, die Schalen mit 4 L
96proc. Spiritus Übergossen, nach sechs
Tagen abgegossen und mit 5 kg Oel destill-
iert. Mit dem Destillat werden die teilweis
ausgezogenen Schalen und ein Teil der ge-
schälten, eingewässerten Walnüsse Über-
gossen und daraus ein vortrefflicher Likör-
körper erhalten. (Das Destillat wird wohl
einen Geschmack nach dem Oel besitzen!
Schrifileitui: g ) — 1% —
Zu
Linimentum tereblnthinatum
gibt 0. Sfän in Phaim. Ztg. 1906, 18
nachstehende Vorschrift:
Kali causticum fusum 40 g
Aqua 20 g
Spiritus 100 g
Oleum Lini 210 g
» Terebinthinae 200 g
werden bis zur erfolgten klaren Lösung
gelinde erwärmt und darauf unter Umschütteln
nach und nach 100 g Wasser zugesetzt
und bis zur vollständigen Verseifung erhitzt
Die so erhaltene Seife wird allmählich mit
330 g Oleum Terebinthinae verdünnt. Man
erhält so ein tadelloses klares Liniment. K M,
114
Pharmakognostische Mitteilungen.
Die Früchte
von Sapindus Barak
unterzog 0. May (Inaug. - Dissertat.;
Straßbarg 1905) einer eingehenden pharma-
kognoBtisch- chemischen Untersuchung. Die
Fruchtschale läßt makroskopisch Exo-;
Meso- und Endocarp unterscheiden. Ersteres
besteht aus einer Lage von einer dicken
Guticula bedeckten stark verdickter Epi-
dermiszellen und aus 7 bis 9 Reihen
koilenchymatisch verdickter, tangential ge-
streckter Zellen mit braunem harzigen
Inhalt. Das Mesocarp wird von groß-
iumigen polyedrischen Zellen gebildet, die
mit konzentr. Schwefelsäure die bekannte
Saponinf ärbung geben und als der
Sitz des Saponin zu betrachten sind. Außer-
dem finden sich in dieser Gewebeschicht
zahlreiche Galciumoxalatdrusen sowie viele
coilaterale Gefäßbündel. Das die Frucht-
schale nach innen abschließende Endocarp
setzt sich aus tangential gestreckten Faser-
zellen mit ring- oder schraubenförmig ver-
dickten Membranen zusammen, die infolge
ihrer geflechtartigen Orientierung eine
äußerst zähe Haut bilden. Einzelne der
Zellen sind ganz mit quadratischen Einzel-
kristallen von Calciumoxalat angefüllt. An
der Verwachsungsstelle der Teilfrüchte ist
die Fruchtschale nicht wie oben beschrieben
differenziert, sondern besteht lediglich aus
verholzten Zellen mit einzelnen dazwischen
gelagerten Steinzelien.
Die knochenharte Samenschale wird
von einer Epidermis aus 5 Reihen stark
verdickter sechskantiger Säulenzellen ab-
geschlossen. Den Hauptteil der Schale
bilden außen tangential gestreckte, innen
polyedrische Zellen mit sehr stark ver-
dickten Membranen.
Der Same besitzt kein Nährgewebe.
Er würd innerhalb der harten Samenschale
noch von einer dünnen spröden Haut ein-
geschlossen. In den großlumigen Zellen
der Gotyledonen sind neben viel Oel, Stärke
und Proteinkörnern nur Spuren von Saponin
nachweisbar.
Außer einem durchschnittlichen Gehalt
von 13,5 pCt Saponin in den Frucht-
schalen von Sapindus Rarak DC konnte
Verfasser einen relativ hohen Gehalt an
Ealiummonophosphat als weiteren typischen
Bestandteil nicht nur für die Fruchtechalen
von Sapindus Rarak, sondern auch für die
von Sapindus Mukorosä und Sapindus
trifoliatus und somit auch höchst wahr-
scheinlich für die Fruchtschalen aller
Sapindusarten feststellen. Die 2,3 pCt der
lufttrockenen Fruchtschalen von Sapindus
Rarak betragende Asche enthält 22,16 pCt
H3PO4. May schlägt deshalb vor, neben
Saponin diesen Gehalt an Monophosphat
(KH2PO4), der sowohl durch seine saure
Reaktion als auch durch die üblichen
Phosphorsäurereagentien leicht nachweisbar
ist, in den von Radlkofer (Sitzungsber. der
math.-phys. Klasse der Kgl. bayer. Akad.
der Wissensch. 1878) festgesetzte Charakter-
istik der Gattung Sapindus aufzunehmen.
Die Anwesenheit dieses sauer reagierenden
Salzes ist bei der Gewinnung des
Saponin um deswillen recht hinderlich,
weil die vorhandene freie Säure beim Aus-
kochen der Droge mit Wasser oder Alkohol
eine partielle Spaltung des Saponin ver-
ursacht. Da eine Beseitigung der harzigen
Inhaltstoffe der Fruchtschalen durch kalte
Extraktion im Perkolator mit geeigneten
Lösungsmitteln wegen der Neigung zum
Zusammenbacken des Materials mißlang,
wurde das Saponin durch Auskochen mit
90proo. Alkohol gewonnen, nachdem durch
Zusatz von Magnesiumoxyd die Säure
vorher neutralisiert war. Das Saponin aus
Sapindus Rarak gleicht im allgemeinen in
seinen chemisch physikalischen Eigenschaften
den bereits früher untersuchten Saponin-
substanzen. Nur durch seine verminderte
Reaktionsfähigkeit gegenüber basischem
Bleiacetat und Barytlauge unterscheidet es
sich von den meisten anderen, indem es
mit diesen Salzen nur schwache Nieder-
schläge, d. h. leicht lösliche Verbindungen,
bildet. Zu der Reinigung des Rohsaponin
konnte infolgedessen weder die Blei- noch
die Barytmethode herangezogen werden.
Versuche, Magnesiumoxyd, Aluminium- oder
Zinkhydroxyd in einer den bekannten
Methoden ähnlichen Weise zur Reinigung
zu verwerten, mißlangen, desgleichen Aus-
schüttelversuche aus wässeriger Lösung
mittels Chloroform, Aether nsw. Am zweck-
115
dienlichsten zur Entfernung der harzigen
Begleitstoffe fand Verf. längeres Kochen
alkoholischer Lösungen nüt Bleihydroxyd
am Rflckflußkühler und fraktioniertes
F&Ilen der alkoholischen Lösungen des so
vorgereinigten Saponin mit Aether.
Die hämolytische Wirkung des Saponin
hat Prof. Dr. Robert untersucht und
folgende VerdQnnungszahlen der Saponm-
lösnngen als Lösungsgrenzen für die Blut-
körperchen aufgestellt: für Iproc. Hunde-
hlutlösung 1:15000 für völlige Lösung
und 1 : 25 000 für teilweise Lösung ; für
Iproc. Kaninchenhlutlösung 1:12 000 für
völlige Lösung und 1 : 20 000 für teil-
weise Lösung. Es gleicht hiernach dem
von Kruskal untersuchten Saponin aus
den Fruchtschalen von Sapindus Saponaria
außerordentlich.
Ausgenommen die Bildung leicht lös-
licher Baryt- und Bleiverbindungen gibt das
Sapindus-Saponin ähnliche Reaktionen wie
die anderen Saponinsubstanzen Die Lös-
licbkeitsverhältnisse sind folgende: Wasser
in allen Verhältnissen, Methylalkohol löst
4,61 pCt, Aethylalkohol (absoluter) 1,75 pCt,
derselbe (96proc.) 2,86 pCt, Amylalkohol
0,2 pCt, Aceton 0,17 pCt. In Aether,
Essigäther, Petroläther, Chloroform, Benzol
und Schwefelkohlenstoff ist es völlig un-
löslich.
Die Elementar - Analysen , welche im
Bajonettrohre unter Zuhilfenahme von
Sauerstoff und eines Gemisches von Blei-
und Kaliumchromat ausgeführt sind, er-
gaben im Mittel 50,32 pCt C, 7,57 pCt H,
42,11 pCt 0. Die zunächst hieraus be-
rechnete Formel : Cj ^ Hgg 0^ o erfordert
50,53 pCt 0, 7,36 pCt H, 42,11 pCt 0.
Die Elementar-Analysen des Acetylesters,
der auf die übliche Weise aus 3 g Saponin,
3 g entwässertem Natriumacetat und 18 g
Essigsäureanhydrid dargestellt ist, ergeben
im Mittel: 53,18 pCt C, 6,54 pCt H,
40,28 pOt 0. Berechnet für die Formel:
= C 53,16 pCt, H 6,33 pCt, 0 40,51 pCt.
Die Anzahl der in das Molekül einge-
tretenen Acetylgruppen ist teils durch direkte
Titration nach Verseifung mit ^j^-i^oimBiex
Kalilauge, teils durch Titration nach Ver-
seifung sowie Ansäuren mit Phosphorsäure
und Destillati on mit Wasserdampf bestimmt.
Unter Zugrundelegung obiger Esterformel
werden 364,7 g Essigsäure für das Gramm-
molekOl gefunden, während sich theoretisch
360 g berechnen.
Die nach der kryoskopischen Methode
ausgeführten Molekulargewichtsbestimmungen
des Esters ergeben im Mittel ein Molekular-
gewicht von 951, woraus der Verf. schließt,
daß der Ester, für den sich nach obiger
Formel ein Molekulargewicht von 632 be-
rechnet, und naturgemäß auch das Saponin
aus dem Anderthalbfachen der aus den
Elementar-Analysen berechneten Werten be-
stehen. Es sind demzufolge in dem Saponin
der Formel: C24H42O15 9 Hydroxylwasser-
stoffe durch Acetylgruppen unter Bildung
des Esters: 0241133015(00.0113)9 ersetzt.
Von dem aus dem Saponin durch Er-
wärmen in 5proc. Salz- oder Schwefel-
säure gewonnenen Sapogenin sind nach
entsprechender Reinigung Elementar-Analysen
und Molekulargewichtsbestimmungen ausge-
führt worden.
Die Resultate der erstereu sind: 68,41 pOt
0, 8,69 pOt H und 22,9 pOt 0. Die
einfachste hieraus berechnete Formel : 04HeO
verlangt 68,57 pCt 0, 8,57 pOt H und
22,86 pOt 0 mit dem Molekulargewicht 70.
Da die Molekulargewichtsbestimmungen im
Mittel 225 ergeben, so ist die Elementar-
formel des Sapogenin zu verdreifachen:
O4H6O = O12H18O3 = M 210.
In dem bei der Spaltung auftretenden
Zucker stellte Verf. mittels der Scbmelz-
punktbestimmung von daraus hergestellten
Osazonen eine Pento se und Hex ose fest
(Vergl. auch Pharm. Oentralh. 46 [1905],
960.) Die Mengen der abgespaltenen
Pentose und Hexose sind auch quantitativ
bestimmt worden, und zwar erstere nach
der Krüger - Tb/fe/i^'schen Phloroglucid-
methode, letztere durch Vergärung im
Lohnsteui'sdien Gärungssaccharimeter Aus
den mitgeteilten Resultaten ergibt sich ein
Gehalt von 26,27 pOt Pentose und 31,50 pOt
Hexose, während sich bei Annahme je eines
Mol. Pentose und Hexose in dem Mol.
O24H42O15 theoretisch 26,36 pOt Pentose
und 31,58 pOt Hexose berechnet.
Die Folgerung, daß bei der Spaltung
des Saponinmoleküls eine Mol. Pentose und
116
ein Mol. Hexose entstehen^ erschemt dem-
nach als berechtigt
Den Schluß der Arbeit bildet die Unter-
suchung des in den Samen enthaltenen
Oels. Der von der Samenschale- befreite
Embryo enthält 26^17 pCt eines gelben
nichttrocknenden Oels vom spez. Gew. 0,911.
Die nach den Vorschriften Benedict- Ulxer'B
vorgenommenen Bestimmungen der Kon-
stanten und Variabein haben folgende Werte
ergeben: Sänrezahl 5^34, Verseifungszahl
170;21, Aetherzahl 164,87, Jodzahl 65,08,
Reichert - Meißl - Zahl 0,7 , Hehner 'sehe
Zahl 80,05. Die Neutralisationszahl der
wasserunlöslichen Fettsäuren beträgt 189,45,
woraus sich ein mittleres Molekulargewicht
von 296,8 berechnet. Die Jodzahl der
FettBäuren = 73,48, läßt auf einen Oehalt
an 80,5 pCt Oelsäure in den unlöslichen
FettBäuren schließen.
Die Trennung der ungesättigten Fett-
säuren von den gesättigten ist nach Farn-
steiner mittels Behandeln der fettsauren
Bleisal^e mit Benzol bei verschiedener
Temperatur ausgeführt. Als unlösliche Fett-
säure ist, wie aus der Jodzahl 82,81, der
Elaldinreaktion und der Analyse des Baryum-
salzes hervorgeht, nur Oelsäure vorhanden.
Die gesättigten Fettsäuren haben einen
Schmelzpunkt von 57^. Durch fraktionierte
Fällung mit Magnesinmacetat und Schmelz-
punktbestimmung der Fraktionen konnte
Palmitin- und Stearinsäure nachgewiesen
werden. Das Verhältnis der 3 Säuren ist:
80,5 pCt Oelsäure, 15,6 pCt Palmitinsäure
und 3,9 pCt Stearinsäure. F.
Die Bestandteile der Früchte
von Copaifera Mopane
haben Mai und Rath untersucht Durch
Chloroform ließ sich ein dickfltkssiger, grttn-
lichbrauner Balsam gewinnen, der die Säure-
zahl 57,4 und die Verseifungszahl 212
zdgte. Nach längerem Stehen schieden
sich aus dem Balsam farblose Nädelchen
vom Schmp. 96^ aus, die nicht identifiziert
werden konnten. Ebenso konnte eine aus
dem Balsam durch Ausschütteln mit Natrium-
karbonatlösung gewonnene Fettsäure nicht
identifiziert werden, sondern j stellte sicher
noch ein Gemisch dar. j, K.
Archiv der Pharm, 1935, 426.
Die blausäureabspaltenden
Glykoside in den Eirschlorbeer-
blättem und in der Faulbaum-
rinde (Prunus Fadus)
suchte Karl Jouck im Schaer^%(Aieii La-
boratorium rein darzustellen, ohne jedoch
zu einem völlig befriedigenden Resultat zu
kommen. Hierzu wurden die grob gepulver-
ten Blätter bezw. Rinde mit 90proc. Alkohol
perkoliert, das Perkolat so lange (bis zu 5
Wochen!) mit Bleihydroxyd geschüttelt, bis
es hellgrün geworden war. Nach teilweisem
Abdestillieren des Alkohol wurde Aether zu-
gesetzt, vom Ausgeschiedenen abfiltriert, das
Filtrat zur Trocknis destilliert und der Rück-
stand mehrfach mit heißem Wasser aufge-
nommen, das Filtrat mit Aluminiumhydroxyd
versetzt, filtriert und eingedampft. Der
dünnflüssige Rückstand wurde dialysiert, das
Dialysat eingedampft und in der Luftleere
getrocknet. Durch mehrfaches Lösen in
Alkohol und Fällen mit Aether, wobei das
Glykosid gelöst bleibt, wird die Substanz
weiter gereinigt Das Glykosid wird am
besten mit Emulsin gespalten, Mineralsäuren
spalten das Glykosid nicht vollständig, Idchter
dagegen organische Säure wie Zitronen- und
Weinsäure. j. K,
Archiv der Pharm. 1905, 421.
Das sogenannte Chicle -Gummi,
der eingedickte Milchsaft von Achras Sapota
ist ein hauptsächlich aus Mexiko kommendes
Produkl, das fast ausschließlich in Amerika
zur Herstellung des Kaugummi Ver-
wendung findet Nach Untersuchungen von
Prof. Tschirch und Schereschewski lösen
sich von diesem Ghicle-Gummi
in siedendem Wasser 16,8 pCt
» » Alkohol 59,7 »
» » Aceton 61,7 »
» » Aether 76,2 »
in kaltem Chloroform 77,2 »
Flüchtige Bestandteile, ätherische Gele und
dergl. waren nicht vorhanden. Die Verf.
konnten ein Gummi, a-, /?- und ^-Ghidalban,
Chidafluavil, Ghidagutta und Ghidalbanan
aus dem Ghicle-Gummi mit Hilfe der ge-
wöhnlichen Tschirch'odien Methoden dar-
stdlen. j, E,
Archiv der Pharm. 1905, 378.
117
Therapeutisohe Mitteilungen.
Genaue Digitalisgaben
erzielt man durch daa Digitoxinum solubile
(Claetta) (vergl. anch Pharm. Gentralh. 46
[1904]; 650, 669), das als Digalen von
der Firma F. Hoffmann-La Boche <& de.
in Grenzach nnd Basel in den Handel ge-
bradit wird. Man kann sogar anch das Digalen
zu subkutanen Einspritzungen verwenden,
wenn solche Oberhaupt bei den leicht erreg-
baren Herzkranken angezeigt erscheinen.
Wenn wir auch mit C. Foeke (Med. Klinik
1905, Nr. 31) die bei der Digitaliswirkung
ehedem beobachtete und gefflrchtete Kumu-
lation als unbegründet und übertrieben be-
zeichnen müssen, so ist gerade mit einer
so genauen Dosierung, wie sie Digalen er-
laubt, uns ein wertvoller Dienst getan.
Schon die Art sdner Verpackung — jedem
Originalfläschchen ist eine Pipette beigegeben
— ermöglicht die genaueste Tropfeneinteil-
ung. Femer haben wir im Digalen ein
gleichmäßiges Präparat^ welches zudem lange
Zeit haltbar ist; namentlich aber ist es von
sdineller Wirkung, und es kann da, wo es
darauf ankommt, schnellste Wirkung zu er-
zielen und den Verdaunugstraktus außer
Spiel zu lassen, intravenös oder subkutan
eingespritzt werden ; K.Hochheim (Centralbl.
f. innere Medizin 1905, Nr. 22) spritzte
z. B. 3 bis 5 ccm Digalen in die Armvene;
auch subkutan wurde das Digalen in
schweren Fällen verwendet und zwar inner-
halb 6 Tagen 12 ccm. Die Einspritzung
verursachte nur unbedeutende, etwas brenn-
ende Schmerzen. Die Unregelmäßigkeit der
Herztätigkeit nahm während der Digalen-
behandlung stetig ab.
Die Wu*kung des Digalen scheint nach
Hochheim bei subkutaner und innerlicher
Anwendung gleich gut zu sein. Bei der
subkutanen Verabfolgung ist das Digalen
dem Digitoxinum crystaiJisatum vorzuziehen,
denn die Knspritzung mit dem letzteren
bereitet stärkere Schmerzen.
WalH (Deutsche Aerzte-Ztg. 1904, Nr. 20)
berichtet von einer 52 jährigen Patientin mit
ausgebildetem Herzklappenfehler und Bauch-
wassersucht, die erst kein Digitalis vertragen
hatte, aber Digalen di-eimal täglich 0,3 mg
ausgezeichnet vertrug. Es trat nicht der
geringste Brechreiz auf, kein Durchfall, und
die Hammenge, die etwa 200 ccm über
Tag betragen hatte, hob sich im Laufe der
Nacht zu der dreifachen Menge.
Betreffs der Furcht vor Kumulation der
Digitaliswirkung müssen wir C. Focke Recht
geben, wenn er sagt: «Der Begriff der
Kumulation oder Akkumulation der Digitalis-
wirkung ist wahrscheinUch in den ersten
Jahrzehnten des 19. Jahrhunderts in Ge-
brauch gekommen. Der Begriff erwies sich
als sehr bequem, so daß bald viele Beob-
achtungen, die man sonst nicht unter-
zubringen wußte, durch die Kumulation er-
klärt wurden.» A. Rn,
Das AbstoBen des Nagels
ist oft mit großen Umständen nach Finger-
entzündungen, Fingerquetschungen usw. ver-
bundeu, daher ist es ganz am Platze, das
einfache Verfahren von Moritz Porosx in
Budapest zu beachten. Verfasser füllte mit
Kollodium die Lücke aus, die sich zwischen
dem neuen Nagel und dem Bettrande des
hängenden alten Nagels befindet und zwar
tröpfelt er eine entsprechende Menge dar
zwischen und auf die Nageloberfläche.
Nach dem Eintrocknen kommt eine harte,
feste Vereinigung zustande, die die
Fingerspitze vollkommen schützt; dieselbe
kommt nun nicht mit allen Gegenständen
in unliebsame Berührung, gibt dem im Ab-
stossen begriffenen alten Nagel festen Halt
und hindert nicht das Wachstum des neuen.
Um dies sicher zu stellen, ist es notwendig,
daß nur die Nagelfläche mit Kollodium be-
legt wird. Die den Nagel umgebenden
Hautteiie müssen wir verschonen. Den mit
dem neuen Nagel noch nicht bedeckten
Fingerteü versieht man sofort mit einer
solchen Schicht. Die mit dem Trocknen
einhergehende Empfindlichkeit nimmt zu-
nächst die Geduld des Patienten in Anspruch,
doch hält der Schmerz nicht länger als eine
halbe Stunde an. Am nächsten Tage legt
man eine neuere dicke Schicht darauf, und
dann kann der Patient den Finger beliebig
benutzen. Ein großer Erfolg der KoUodium-
schicht ist, daß sie sich im Wasser nicht auf-
löst und somit nicht nur Schutz bietet,
sondern auch lauge anhält A, Rn.
Monatsk, f. prakt. DermatoL 1905, 82.
llrf
BSohepsohau.
Nene Arzneimittel und pharmazentisohe
Spezialitäten einschließlich der nenen
Drogen y Organ- nnd Serumpräparate
und Vorschriften zu ihren Ersatzmitteln
nebst Erklärung der gebräuchlichsten
medizinischen Kunstausdrficke. Von
O, Ärends, Apotheker; Redakteur an
der Pharmazeutischen Zeitung. Berlin
1905. Verlag von Julius Springer.
Preis: geb. M. 6, — .
Bei Besprechung der Tor 2 Jahren erschienenen
ersten Auflage von diesem Nachschlagebach ist
dasselbe eingehend gewürdigt worden. Wir
können unseren damaligen Ausführungen hinzu-
fügen, daß die Neaauflage nicht allein ver-
mehrten Inhalt, der ja durch die vielen Neu-
erscheinungen zum größeren Teil bedingt ist,
sondern auch anerkennenswerte Verbesserungen
bietet. Letztere bestehen zum Teil darin, daß
nicht nur bei den emzelnen Arzneimitteln die
Synonyma mit erwähnt, sondern auch einzeln
für sich in die alphabetische Reihenfolge ein-
gefügt sind. Dieser Umstand hat ein be-
sonderes Inhaltsverzeichnis überflüssig gemacht
und Raum für ein Wörterverzeichnis geschaffen,
das die wichtigsten medizinischen Kacstaus-
drücke erläutert. Letztere Zugabe erhöbt den
Wert dieses Baches, da das Verzeichnis im
allgemeinen als aasreichend anzusehen ist.
Durch den Fortfall des Sachregisters und die
bessere Anordnung des bearbeiteten Stoff^'s war
es möglich trotz erheblicher Vermehrubg des
letzteren, den Umfang dos Werkes nicht m
dem Maße zu erhöhen, daß der Verkaufspreis
den der ersten Auflage hätte überschreiten
müssen. H. Menixel.
Volkstümliche Namen der Arzneimittel,
Drogen und Chemikalien. Eine Samm-
lung der im Volksmunde gebräuch-
lichen Benennungen und Handels-
bezeichnungen. Zusammengestellt von
Dr. J. Holfert Vierte, verbesserte und
vermehrte Auflage. Bearbeitet von
O. Arends. Berlin 1906. Verlag von
Julius Springe?\ Preis M. 4,— ge-
bunden.
Gelegentlich der Besprechungen der zweiten
und dritten Auflage vorliegenden Nachschlage-
buches ist auf die Vorzüge dieses unentbehr-
lichen Ratgebers in ausreichender Weise hinge-
wiesen worden. Unser früher gefälltes Urteil
können wir auch der diesjährigen Neuauflage
gegenüber nur bestätigen, indem wir gleich-
zeitig hervorheben, daß dieselbe nicht erweitert,
sondern auch verbessert worden ist. Die haupt-
sächlichste Erweiterung besteht darin, daß eine
große Anzahl volkstümlicher Namen von tech-
nischen Drogen und Chemikalien sowie viel
gebräuchlichen Farben Aufnahme gefunden
haben. Dieser Umstand kann auch dem Apo-
theker von großem Nutzen sein, sei es nun, daB
er ein Drogen- und Farbengeschäft als Neben-
betriob unterhält, oder um zu erfahren, was
unter diesem oder jenem Namen wirklich ver-
langt wird. Die Verbesserungen bestehen haupt-
sächlich in der Hervorhebung der Stich worte,
Anwendung der neuen Rechtschreibung und
gewissen Erläuterungen, die sich gleich am An-
fang der Mehrzahl der Buchstaben befinden.
Die letztere Verbesserung hat wesentlich dazu
beigetragen, daß der Umfang des Buches trotz
reichlicher Vermehrung seines Inhaltes nicht
viel größer geworden ist, als sein letzter Vor-
gänger Niemand, der dies Buch zurate zieht,
wird jedoch den Anspruch erheben, etwas Voll-
ständiges vor sich zu haben. Um dieses Ziel
auch nur annähernd zu erreichen, bedarf es
sicherlich noch einer weiteren Unterstützung
der beteiligten Kreise.
Möge dies Buch gleich seinen Vorgängern
weite Verbreitung finden und den vom Ver-
fasser gewollten Nutzen stiften. H. M.
Ergänznngs-Taxe zur Deutschen Arznei-
Taxe 1906. Berlin. Selbstverlag des
Deutschen Apotheker- Vereins.
Die vorliegende Ergänzungs - Taxe für 1906
ist, ebenfalls wie diejenige für 1905, von Apo-
theker Stein in Durlach bearbeitet worden.
Ihr verspätetes Erscheinen ist dadurch bedingt,
daß sie erst auf Grund der amtlichen Taxe,
welche kurz vor Neujahr erschien nnd deren
Ansätze in die vorliegende Taxe mit auf-
genommen sind, fertig gestellt werden konnte.
Eine Neuerung, welche sich allseitiger An-
erkennung erfreuen wird, ist die, daß dio
«Preise der Gefiße», «L'reise der Arbeiten» und
«Taxe der homöopathischen Arzneimittel», auf
einigen Vorblättern, z. T. übersichtlicher
als in der Taxe selbst, wiederholt sind.
Bereichert wurie die Ergänzungs- Taxe 1906
durch ein H öchst gaben - Verzeichnis für
Kinder und die iSortöa'schen Tabellen zu
den Vorschriften, die Abgabe starkwirkender
Arzneimittel betreffend.
Die Preise für Verbandmittel sind
nicht wieder aufgenommen worden, aber es
ist Platz gelassen worden für eigene Eintrag-
ungen. Einige kleine Unebenheiten bei der
Berechnung der Preise 1905 sind jetzt beseitigt
worden. Der Nutzen einer Er^ninngs-Taze
ist unbestritten; die vorliegende wird selbst In
der kleinsten Apotheke ihren Platz auf dem
Receptirtische behaupten! s.
119
Verschiedene Mitteilungen.
Ein neues Tropfglas
besehreibt W, Iwanow (Chem.-Ztg. 1906;
19). An den biaherigen Konstruktionen
taddt er, daß zum tropfenweisen Abiassen
der Fltkssigkeit zu viel Zeit nötig sei, daß
eine größere Menge Flfissigkeit ohne Ab-
nehmen des Stopfens nicht möglich sei; und
daß endlich die eingeschliffenen Teile des
Tropfenglases so fest eintrocknen, daß em
Anseinandemehmen schwierig ist. Das neue
Tropfglas besteht aus einem bimförmigen
Glasgefäße, in dessen Inneren ein in die
Wandung eingeschmolzenes Glasröbrclien bis
zum Boden reicht, während es aulien in
eine Ausflnßspitze endet. Die obere Oeff-
nung des GefäCes ist mit einer dünnen
Gummiplatte, etwa einer Gnmmikappe, wie
solche zu bakteriologischen Arbeiten gebraucht
werden, oder mit einem Stopfen, der ein
Glasröhrchen mit Gummiball trägt, fest ver-
schlossen. Zum Gebrauch wird die Flfissig-
keit bis zum Knie des Röhrchens in das
Tropfglas gefüllt und die Gummiplatte fest
verschlossen. Bei starkem Druck auf die
Gummiplatte flieCt aus dem Glase ein
starker Strahl Flüssigkeit, bei sdi wachem
Drucke lassen sich gleichmäßige lYopfen
entnehmen. Die Flüssigkeit kann somit
schnell entweder als Strahl oder in Tropfen
entnommen werden und zwar mit einer
Hand; das Gefäß hat keine eingeschliffenen
Teile, die verkleben können, und hat einen
größeren Inhalt als gewöhnlich, nämlich
75 ccm. —he.
Zur Vertilgung der Fliege
genügt es nicht, wie der ungenannt bleiben
wollende Empfänger des von «Le Matin»
ausgeschriebenen Preises ausführt, das aus-
gewachsene Insekt zu töten, da es vergeb-
liche Mühe sei; denn im Durchschnitt legt
eine Fliege 200 Eier, so daß nach der
sechsten Generation aus einer einzigen
Fliege hundert Milliarden^; hervorgegangen
sind. Dagegen lassen sich die Fliegen
gründlid) in verpupptem Zustande ver-
nichten, wo sie in bedeutenden Massen auf
Düngerhaufen und in Senkgruben angehäuft
lagern. Vielfache Versuche ergaben, daß
Rohöl diese Larven augenblicklich tötet
(Was hier unter Rohöl zu verstehen ist,
war nicht mitgeteilt, vermutlich ist Roh-
petroleum gemeint, das zur Vertilgung
anderer Insekten gebraucht wurd. D. Bericht-
erstatter.) —tx—
*) Nach aogestelitor RechDUDg gehen ans
einer Fhoge bei 6 GeDerationen
12000000000000000
Fliegen hervor.
Brieffweohsel.
Dr. W. in H. Die Trenn ung des Wortes
Morr-hua scheint mir auf keincD Fall richtig zu
sein. Leider war es mir nicht möglich in einem
pharmakognostischen oder zoologischen Werk
einen Anhalt über die Herkunft der Bezeichnung
Gadus Morrhna zu finden. Soviel aber ist
sicher, daß das Woit Morrhua dem griechischen
Wortschatz entlehnt ist.
Mir scheint das Wort von 17 ftoggia (vasa
mnrrina der Alten) abgeleitet zu sein; verrnnt-
üch war letztere unser Porzellan, so daß diese
nähere Bezeichnung auf den weißen Bauch des
Kabeljau hinweist Oder sollte Gadus Morrhua
auch Cetaceum liefern? Eine Ableitung von
^a(^) falsche Lesart von rj ^oa hezw.Qo?} der Fluß
und einer Vorsilbe fiog ^von /jicigofiai) scheint mir
nicht angezeigt, weil der Kabeljau ein Seefisch
ist. VieUeioht ist einer unserer Leser in der
Lage, genauere Mitteilungen hierüber zu bringen.
Soviel ist aber sicher, daß das h von dem r
unzertrennlich ist. B. Th. |
Apoth. Dr. X. in B. Die richtigere Schreib-
weise ist Glycyrrhizin; denn das Wort ist
abgeleitet von yXvxvg^ süß, und g'i^a^ Wurzel;
das griechische k (x) ändert im Lateinschen in
«0^ ab, nicht in *zy>. Die übrigen Antworten
folgen bald. P. S,
Apoth. Z. in L. Die Einreihung des Migrä-
n i n unter die starkwirkenden Arzneimittel dürfte,
nachdem auch Preußen und Sachsen sie angeordnet
haben, wohl nun bald allgemein erfolgen. Und
weiterhin ist es eine Notwendigkeit für Wieder-
holungen ärztlicher Vorschiiften eine Höchst-
Einzelgabe für Migränin einheitlich festzul-
iegen, was vorläufig nicht der Fall ist. P. S.
Anfrage.
Gibt es in Deutschland an irgend einer Stelle
noch einen eigentlichen Golderzbergbau?
Die Angaben in der Literatur widersprechen
sich.
▼«ri<>g«r! Dr. A. Sf«liB«lder. Dretdn und [h*. P. Stß DreBdrn-BlMewits
Verantwortlicher Leiter: Dr. P. SäQ, Dresden-Blaaewltz.
Im BnehbMide^ diueli Jallas Springer, B«rllB N., Monbijoaplati 8.
Drsck TOB Fr. Tltt«! Naebf. (Kaaatk A Maklo), DvaadM.
Jotbion
von nnttlwrtroffeiier BeBorbierbarkeiL Enthält ca. SO "lo Jod, organ gebaaden.
Enati Kr JodkkllmedlkatJoD. lo-wle tBr Jodtinktur, Jodiklb», JodruDilmeDte eio.
Annnd. t. ElnplnselD, b«w. Einreiben nur d. Hiut, mil Olitfnttl, Splritai-Qlycarin, mp. LumIId.
iinbjdi. und Viselln. Bit. gemlecfat.
Ueronal JsopraJ
Ulttl. Doala 0,B-0,T6-1,<J g ID heiiKD Finnig- | Doi.: 0,5-1,0 g bei etn'ichen AgiypnWii;
kalUn «ISat lo nehmen 1,0-2,0-8,0 g bei ErregunguDallnden,
/■.■™i,i«. r... „!._» n K 1., '■ «ntwedor i. Lteuog od. i. Form »on Dragäe«.
(gerochloi, t««t ohD* GMchnnckl, ; ^,^ q,,, ,er„hlo«en u. kOhl »■ifinbe««hren )
dnrcb iDlcnilUt u. Ekherfaell der Wirkung lUBicE-icimet ; Ircl Tsn Kbldlgendcn Nebcmriikangen.
CItarln i \ Aspirin
Hetmltol ! ', Hesotan
Agarla | | Tamilgeii
GreosotaUBayer | DDotal'Bayer
Theobromin. pur, Theobromln.-Natr. salicylk. —
J*Aeaacelin — Salfoaal— PIperatln — SaJoI — Sallcy^säore und talfcyhearti Natron
„Mapke Bayar"
Aold. lalloyllr. volnmlnoa., begondcrs geeignet für Uand>erk*ul.
Die bekanntesten und zuverlässigsten HaemOglObill-Extrakte
zur Herstellung von Haematogen und Haemoglobin - Präparaten :
Sicco-Extrakt Sicco gen
(Qlycerinhaltig} (Qlycerinhaltig)
1 ig 6,— M. 1 kg 4,60 M.
3 kg 18,— M. franko 4 lg 17,— M. franko
10 kg 57,— M. franko 10 kg 40,— M. franko
25 kg 125,^ M. franko 25 kg 90,— M. franko
ExtractJaemoglübmispiritaQS.'
1 hg ... 2,40 M.
4 1^ ... fl,— M. franko
I2i/i kg . . . 25,- M. franco
25 kg ... 45,— M. franko
SICCO, G. m. b. H., BERLIN O. 34.
*) Diu HaeraoglobiQ - Extrakte des Handels entsprechen im wesentlichen dieser
tr bllllgBlsn Uarke.
Pharmaceutische Centralhalle
für Deutschland.
Herausgegeben von Oi% A. Schneider nnd Dp. P. Sflas.
■»*♦
Zeitschrift fttr wisseiiBchaftliche nnd geschäftliche Interessen
der Pharmacie.
Oegrflnclet von Dr. Hermaim Hager im Jahre 1859.
Erscheint jeden Donnerstag.
Bezugspreis vierteljährlich: dnrch Buchhandel oder Post 2,50 Mk.. durch Geschäfts-
stelle im Inland 3, — Mk., Ausland 3,50 Mk. — Einzelne Nummern 30 l*f.
Anzeigen: die einmal gespaltene Elein-Zeile 30 Pf., bei größeren Anzeigen oder Wieder*
holungen Preisermäßigung
Leiter der 1 Dr. Alfred Schneider, Dresden-A. 21; Schandauer Str. 43.
Zeltsebrfit: J Dr. Paul Süß, Dresden-Blasewitz; Gustav Freytag-Str. 7.
GesehäftssteUe: Dresden-A. 21; Schandauer Straße 43.
M 7.
Dresden, 15. Februar 1906.
Der neuen Folge XXVII. Jahrgang.
xLvn*
Jahrgang.
Inhalt : Cbcmie «nd Pharmaele: Beobachtongen fiber die Giftmenge, welche cur TOtting einer besümmten Menge
lebender Substanz nOtig ist — Anwendung Ton l>ruck und Wärme fQr die Extraktion. — Ciba. — Formaldehyd. —
Nene Arzneimittel. — Nucleogcn. — Fttr die Sterilisation der Arzneimittel. — Pyrogallol und sein Alkyläther. ^-~
'Wertbestimmung ron Tinkturen und Extrakten. -^ Pharmazeutische Spezialitäten. — NahnuffSinlttcl-Üliemle. '-
PliarJDakosnostiaohe MitieilDneen. — TherApentisehe Mittciloniceii. — PhotogrAphisehe Mitteilmigeii.
— Ycnohledene MltteilvnKeB. — Briefwechsel.
Chemie und Pharmacie.
Beobachtungen
über die Giftmenge, welche zur
Tötung einer bestimmten Menge
lebender Substanz nötig ist.
Von Th. Bokarny,
Die «letale> Dosis Gift ist wohl bei
Tieren bis jetzt beobachtet worden.
Dort spielen aber so viele Nebenomstände
mit| daß diese FeststelluDgen nicht als
quantitative in dem im Titel angegebenen
Sinne angesehen werden können.
So heißt es z. B., daß bei einem
Kaninchen die tödliche Menge Form-
aldehyd 0,24 g f fir 1 kg Körpergewicht
betrage ; , oder daß. Kaninchen durch
0,015 g Sublimat getötet werden.
Bei solchen Tieren brauchen nur ein-
zelne Gewebepartien durch das Gift ge-
tötet oder auch nur vorübergehend
funktionsunfähig zu wardeu, um dann
den Tod des ganzen Körpers herbeizu-
fähren. Wird z. B. das Atmungszentrum,
wie durch Blausäure, gelähmt, so tritt
Erstickung des Tieres ein.
Bei Sublimat ist das Bild der Ver-
giftung von Tieren (nach Husemann,
Arzneimittellehre S. 402) das der Gastro-
enteritis; breniiend scharfer, abscheu-
licher Metallgeschmack, krankhafte Kt»n-
traktionen im Schlünde; oft zeigt sich
Unterdrückung der Hamsekretion (dann
oft Eiweiß im Harn); in starken Fällen
kann es zu Respirationsbeschwerden
kommeu: Man sieht, daß eine Störung
gewisser Nerven schließlich zum Tode
des ganzen Organismus führt.
Auch Aldehyde wirken in erster Linie
auf die Nerven und Ganglien. Aethyl-
aldehyd ist als ein sehr stark das
Großhirn erregendes und dann be-
täubendes Mittel bekannt, das leicht
Erstickung und Tod nach sich zieht
{Boutignyj Poggiale, Lallemand u. A.).
Paraldehyd narkotisiert Tiiere und Men-
schen, wirkt nur wenig auf Herz und
Atmung usw.
122
Herzgifte töten Menschen und Tiere
einzig dnrch die merkwürdige Einwirk-
ung auf den die Herzkontraktion diri-
gierenden Nerv. Digitoxin kann schon
zu 0,0001 g systolischen Ventrikelstill-
stand beim Frosche bedingen, Katzen
zu 0,001 g töten und in gleicher Dosis
beim Menschen zu ziemlich heftiger
Vergiftung führen. Digitalin und Di-
gitalem töten Frösche zu 0,5 bis
0,26 mg.
Die hauptsächlichste Wirkung des
Stychnin ist Steigerung der Reflexaktion
und Erzeugung tetanischer Anfälle in
toxischen Dosen infolge direkter Wirk-
ung auf die Medulla spinalis {Husemann,
Arzneimittellehre S. 480).
Aus diesen wenigen Beispielen ist zu
ersehen, wie sehr die Giftwirkung an
Nerven besitzenden Tieren zu unter-
scheiden ist von der nachher zu be-
schreibenden Giftwirkung bei Pflanzen.
Wollte man auf dem Gebiete des
Tierreiches nervenfreies, ganz aus gleich-
artigen Zellen aufgebautes lebendes
Material zu den Versuchen verwenden,
so mflßte man auf die Urtiere zurück-
gehen, wie z. B. auf die Infusorien.
Diese sind aber schwer in großer ab-
wägbarer Menge zu beschaffen.
Bei Pflanzen geht es leichter. Nie-
dere Algen, wie Spirogyren, Conferven,
bestdien ans lauter gleichartigen leben-
den Zellen, welche meist zu unver-
zweigten Fäden vereinigt sind. Der-
artige Algen kann man gelegentlich in
sehr großer Menge aus . Teichen und
anderen stehenden Süßwassern einsam-
meln. Sie werden vor dem Versuch in
einem Trichter ablaufen gelassen, dann
obei^ächlich auf Fließpapier getrocknet
und gewogen.
Folgendes sind quantitative Versuche
mit Sublimat und Algen:
a) 10 g Algen (Spirogyren) wurden
üi 50 ccm einer 0,0001 procentigen
SublimatlOsnng gebracht. Zunächst keine
Veränderung; nach 2 Stunden Farbe
unverändert, ebenso Turgor. Unter dem
Mikroskop zeigten sich nur einzelne
Ghlorophyllbänder abgelöst und in Un-
ordnung geraten. Ebenso nach S4
Stunden.
b) 10 g Algen wurden in 50 ccm
einer 0,001 proc. Sublimatlösung ge-
bracht. Zunächst erfolgte keine Ver-
änderung. Nach 24 Stunden war aber
die ganze AJgenmasse verfärbt und ohne
Turgor; unter dem Mikroskop zeigten
die meisten Zellen solche Veränderungen
(Ablösung der Ghlorophyllbänder, Eon-
traktion des Plasmaschlauches, Granu-
lation in diesem usw.)« daß sie als tot
betrachtet werden mußten
Wir können also sagen, . daß 50 ccm
einer 0,001 proc. Sublimatlösung, d. i.
0,0005 g oder 0,5 Milligramm Su-
blimat, noch ausreichen, um
10 g Algen abzutöten; nichtmehr
ausreichend sind 50 ccm einer
0,0001 proc. Sublimatlösung oder 0,00005
Gramm, d. i. 0,05 Milligramm Sub-
limat.
Aehnliche Versuche mit Conferven
und Blausäure haben gezeigt, daß
0,2 g reine (wasserfreie) Blausäure
nicht im Stande ist, 10 g Conferven
vollständig zu töten; dagegen reichen
0,4 g dazu aus.
Wie groß zeigt sich hier der Unter-
schied gegenüber dem Tierversuch!
Bei Meerschweinchen genügt Vim ^
wasserfreie Blausäure, um den Tod her-
beizuführen.
Bei Strychninnitrat reicht 0,1 g
aus, um 10 g Algm zu töten, 0,025 g
aber nicht (Verf. in I^lug. Arch. 1906,
Bd. 110, S. 226).
Meine quantitativen Versuche gind
aber meist nicht aü Algen, sondern an
Preßhefe ausgeführt worden, weil
man diese jederzdt in beliebiger Menge
frisch beziehen kann, während die Be-
Schaffung der Algen — namentlich im
Winter — Schwierigkeiten macht
Münchener Preßhefe besteht ans meist
gleichartigen Hefezellen (Saccharomyces
cerevisiae), vermischt mit etwas Kar-
toffelstärke; einige Bakterien sind natür-
lich dabei.
Bezüglich der Methode, welche hier
eingehalten werden muß, sei bemerkt,
123
daß stets zaerst die Verdännung
f est z asteilen ist, bei welcher das
betreffende Gift noch tödlich wirkt;
denn sonst findet man keine Orenze
hinsichtlich der noch tödlichen Gift-
menge. So kann man z B. die Hefe
dni'ch Iproc. Milchsäure töten, nicht
aber durch 0,1 procentige. Von letzterer
würde idso keine noch so große Menge
genügen, um auch nur 1 g Hefe ab-
zutöten.
Offenbar beruht das darauf, daß die
Tötung durch chemische Bindung des
Qiftes im Plasmaeiweiß erfolgt; erst
wenn eine gewisse Menge Plasmaeiweiß
in chemische Verbindung mit dem Gift
übergetreten ist, tritt der Tod der Zelle
ein. Nun gibt es hier natürlich ebenso
eine Verdünnungsgrenze, wie bei jeder
andern chemischen Reaktion ; die chemi-
schen Vorgänge setzen nicht mehr ein,
wenn eine gewisse Verdünnung über-
schritten ist. Die obere Grenze der
Reaktionsfähigkeit ist ja bei rein
chemischen Reaktionen sehr verschieden ;
bei physiologischen Vorgängen, welche
nicht Reizwirkungen, sondern direkte
chemische Wirkungen sind, muß es ähn-
Uch sein. Sie ist in beiden Fällen von
der Natur des Reagens sowohl als von
der des reagierenden Körpers abhängig.
Alkalische Silberlösung wird (nach
O. Loew) von Pyrogallol, Gallussäure,
Gterbsäure noch reduziert, wenn sie
0,0001 pa Silbemitrat enthält, nicht
mehr, wenn sie 0,00001 pCt enthält;
ameisensaure Salze aber vermögen die
alkalische SUberlösung schon dann nicht
mehr zu reduzieren, wenn sie 0,1 pCt
Silbemitrat entliält, dagegen aber noch
bei 1 pCt Gehalt. Alkalische Osmium-
nnd Palladiumlösungen geben selbst bei
l pCt Metallgehalt mit Aethylaldehyd
bei gewöhnlicher Temperatur nur sehr
allmählich eine Metallabscheidung , und
bei der zehnfachen Verdünnung erfolgt
dieselbe sogar beim Erwärmen aiä-
fallend langsam. Die äußerst schwache,
nur unter Mithilfe von Wärme zu er-
reichende Endreaktion liegt ejbwa bei
einem Verhältnis von 1 Teil Metall auf
12 000 Teilen Wasser. Aehnlich sind
die Verhältnisse beim Platin. Eine
momentane fast blitzschnelle Wirkung
üben aber alkalische QaecksUber-, Silber-
und Goldlösung schon bei gewöhnlicher
Temperatur. Doch während beim Queck-
silber die Reaktionsgrenze schon bei
etwa 0,002 pCt Metallgehalt erreicht
wird, reagieren Silber- und Goldlösung
noch bei dem Hundertfachen dieser Ver-
dünnung usw.
Ganz ähnliche Differenzen beobachtet
man auch bei der Einwirkung von
Giften auf das Plasmaeiweiß; die einen
wirken augenblicklich und noch bei sehr
großer Verdünnung, die andern langsam
und erst in größerer Konzentration, im
Uebrigen ist es selbstverständlich, daß
ein und dasselbe Gift bei stärkerer
Konzentration rascher töten wird als
bei sehr geringer, da ja aus sehr stark
verdünnten Lösungen das Gift erst auf-
gesammelt werden muß.
Es wird auch ein Unterschied zu
machen sein, je nachdem das Gift auf
diese oder jene Art Plasmaeiweiß ein-
wirkt; die noch wirksamen Verdünn-
ungsgrade schwanken äußerordentlich
stark.
Mit Spirogyren - Plasma, speziell mit
den Chlorophyllkörpern derselben, rea-
giert Sublimat noch bei einer Verdünnung
1 : 10 Millionen, ja sogar bei 1 : 100
Mülionen; nur muß man dann mehrere
Tage bis zum Eintritt der Reaktion
warten.
Hefe ist nicht so empfindlich gegen
Sublimat, wie folgende Versuche
lehren :
10 g Preßhefe mit 100 ccm einer
0,01 proc. SablimatlösuDg. Naoh 24 Stan-
den zeigte eine in Oär- aod NahrlÖs-
ting^) gebrachte Spar dieser Hefe keine
Vermehrangsfähigkeit (binnen 24 Stan-
den bei 25 bis 30^ C keine Hefe-
trübang}.
10 g Preßhefe mit 200 com einer
0,005 proo. Sablimatlösang. Nach 24
Standen ergab der VennehraogTersach
(wie vorhin angestellt) bei 24 stündigem
Verweilen im Wärmeschrank schwache
Hefetrubang.
M Gär- und Nährlösung ist hier wie immer
in dieser Abhandlung: 1()00 g Wasser, 2 bis 3 g
Pepton, 50 g Rohrzucker, 1 g l^eralsiüze
(Monokaliumphosphat und Magnesiumsuifat).
124
10 g Preßhefe mit 1000 com einer
0,001 proc. Sablimatldsung. Nach 24
Standen ergab der VermehrangsTersnch
(wie vorhin angestellt) bei 24 stÜDdigem
Stehen im Wärmeschrank deutliche
Hefetrübung (mikroskopisch Sproßver-
bände nachgewiesen).
Somit reicht die Verdttnnung 0,01 proc.
gerade noch aus^) ; 0,005 proc. Sublimat-
lösang and sogar 0,001 proc. Lösungen
wirken nicht mehr ein. Bemerkt sei,
daß, am Irrtümer za vermeiden, die
Hefe in allen 3 Versuchen von Zeit zu
Zeit aufgerührt wurde, und daß die
Sublimatlosung möglichst flach ausge-
breitet war.
Bei Formaldehyd zeigt die Hefe
eine mittlere Empfindlichkeit. Es wur-
den drei Versuche angestellt:
50 ccm Gär- und Nährlösung mit
0,01 pCt GH2O, dann mit Spur-Hefe
versetzt. Nach 248tündigem Stehen bei
25^ C zeigte sich keine Hefetrübung;
die mikroskopische Untersuchung ergab
keine Hefe.
50 ccm Oär- und Nährlösung mit
0,001 pCt CHgO, dann mit Spur-Hefe
versetzt. Nach 24 stündigem Stehen
bei 25 <^ G ergab die mikroskopische
Untersuchung zahlreiche Sproß verbände.
50 ccm Oär- und Nährlösung mit
0,0001 pCt CHsO, dann mit Spur-Hefe
versetzt; nach 24 ständigem Stehen bei
25^ C zahlreiche Hefesproß verbände.
Es wirkt also 0,01 pCt Formaldehyd
noch auf Hefe ein und tötet sie eventuell;
0,001 pCt und 0,0001 pCt sind wirk-
ungslos.
Daß die Gesamtmenge des Form-
aldehydes in beiden letzteren Fällen
nicht zu gering war, kann man leicht
berechnen. Denn beim zweiten Ver-
such betrug die Giftmenge 0,5 mg, beim
dritten 0,05 mg, was sicher ausreicht,
um eine «Spur» Hefe (Platinöse aus
mit viel Wasser angerührter Hefe) zu
töten. Es kann also nur die Verdünn-
ung Schuld sein an dem negativen Er-
folg der beiden letzten Versuche.
Sohwermetallsalze. Am ausge-
sprochensten ist die Wirkung der Salze
von Kupfer, Quecksilber und Silber,
wenigstens gemäß den bei Algen ge-
machten Erfahrungen.
^ Die Gesamtmenge 0,01 g Sublimat ist für
10 g Preßhefe ausreichend zur völligen Abtötung
(siehe später).
Auch das Verhalten von Infusorien
scheint das zu bestätigen. 0, l proc.
Lösungvon salpetersaurem Queck-
silberoxyd tötet die Infusorien mo-
mentan ab unter starker Trübung mi-
kroskopisch noch sichtbarer Bötlich-
gelbfärbung. Auch in 0,0 1 proc. Lösung
stellen die Infusorien augenblicklich ihre
Bewegungen ein ; man kann gar nicht
rasch genug beobachten, um den üeber-
gang zu betrachten. Durch Behandlung
mit Schwefelwasserstoffwasser kann man
dann die Infusorien dunkel färben. So-
gar in 0,001 proc. Lösung wird die Be-
wegung der zuvor äußerst lebhaft durch-
einander wimmelnden Infusorien fast
augenblicklich langsamer ; binnen weni-
gen Minuten tritt dann bei vielen Indi-
viduen absolute Unbeweglichkeit und
Trübung ein.
Wie außerordentlich energisch reagiert
somit das Quecksilbersalz mit dem Plasma-
eiweiß! Uebrigens ist mit 0,001 pGt
des Quecksilbersalzes sicher noch nicht
die Grenze der Beaktionsfähigkeit er-
reicht, sonst würde die Wirkung nicht
so rasch eintreten.
Wegen früherer Untersuchungen in
dieser Sache wurde das Beaktionsver-
mögen hier nicht weiter verfolgt. Er-
wähnt sei nur noch, daß Sublimat von
1 : 100000 die Fäulnis der fäulnisfähigen
Flüssigkeiten verhindert, solches von
1:500000 aber nicht mehr; und daß
nach R. Koch Sublimat von 1 : 300000
die Auskeimung der Milzbrandsporen
hindert. Daß Spirogyren durch Subli-
mat von 1 : 100 Millionen noch geschä-
digt werden, wurde schon mitgeteilt.
Ebenso auch beim salpetersauren
Silber, von dem nur f es^estellt wurde,
daß 0,1 proc. Lösung die Infusorien
augenblicklich tötet, wie auch 0,01 proc.
und sogar 0,001 proc. Auflösung! An
den Infusorien der 0,00 L proc. Lösung
trat dann mit Schwefelwasserstoffwasser
eine starke BräunUchfärbung ein, wäh-
rend die Lösung sdbst unter dem Mi-
kroskop farblos blieb. Die Fäulnis wird
noch durch Silbemitrat von 1 : 500 000
hintangehalten.
(Fortsetzung folgt.)
126
Die Anwendung
von Druck und Wärme für
Extraktion.
In der Nr. 35 der Pharm. Centralh.
Yom 29. Aag. v. J. habe ich mir er-
laubt, ein ExtraktioDSverfahren zur Ge-
winnung konzentrierter Extrakte darch
eine zweckmäßige Anwendung von Druck
und Wärme mitzuteilen. Die Prinzipien,
welche dem damals mitgeteilten Ver-
fahren zu Grunde liegen, sind auch
heute noch dieselben geblieben, aber es
haben sich inzwischen technische Fort-
schritte ergeben, welche für die Benutz-
ung des Apparates Typ III von Bedeut-
ung sind, sodaß ich mich genötigt sehe,
hier Ober dasWissenswerteste mitzuteilen.
Vorausschicken muß ich, daß das zu
beobachtende Verfahren dem frfiher mit-
geteilten Prinzip entspricht, das Zell-
gewebe der Pflanze möglichst zu erhalten,
die zu extrahierende Substanz mit etwa
einer gleichen Gewichtsmenge Flfissigkeit
ausweichen unddann abzupressen. Sehr
harte Substanzen, wie Mutterkorn usw.
verwendet man als grobes Pulver, alle
anderen in geschnittener Form. Man
erreicht die Aufweichung der Substanz
meist in etwa 24 Stunden, wenn man
die betr. Droge mit der Flüssigkeit
unter Umrühren übergießt, und, sobald
die Flüssigkeit aufgesogen ist, die Masse,
leicht zusammengedrückt, in bedeckter
Schale solange stehen läßt, bis eine
Probe im Inneren keine trockene
Faser mehr zeigt. Die so vor-
bereitete Substanz füllt man in einen
Beutel und unterwirft sie im Apparat
der Abpressung. Um nun den Druck
der Wasserleitung ohne Pumpenkraft
zu erhöhen, und gleich bei der ersten
Pressung nahezu die gesamte Extrakt-
menge zu erhalten, erhitzt man nach
erfolgter Abpressung und, nachdem der
Zuleitungshahn derWasserleit-
ung geschlossen ist, das imAppa-
rat befindliche Druckwasser. Diesem ist
dann eine Ausdehnung nur nach oben hin
möglich, und es wird nun ein starker
Druck auf den Kolben ausgeübt. Der
Druck steigt bei ganz mäßiger Er-
wärmung erst langsam und dann
schnell und schneller, bis er nach etwa
30 Minuten 20 bis 25 Atm. erreicht
Nun mäßigt man die Erwärmung und
hält den Druck auf etwa 20 Atm., bis
alle Flüssigkeit abgetropft ist.
In den meisten Fällen genügt eine
zweimalige Aufweichung und Abpre^ss-
un^, um die Substanz bis zur Ge-
schmacklosigkeit zu erschöpfen.
Bemerkenswert ist die Klarheit der so
gewonnenen Extrakte. Wohl sind die
aus gepulverten Substanzen erhaltenen
Auszüge trübe, aber nach 24 Stunden
haben sie abgesetzt und lassen sich
durch Filtration leicht blank erhalten.
Die Ursache dieser auffallenden Er-
scheinung dürfte wohl darin zu finden
sein, daß die leicht löslichen hygro-
skopischen Extraktivstoffe die durch die
Kapillarröhren eintretende Flüssigkeit
begierig aufsaugen und so eine hoch-
konzentrierte I^sung bilden, welche
eben infolge ihrer Konzentra-
tion kein Lösungsmittel mehr
für andere Stoffe ist. So läßt das
Ipecacuanha-Ebctrakt nach kurzem Ab-
sitzen die Sinkstoffe fallen, und über
einem zähen Schleim steht eine tief-
braune klare Flfissigkeit. Hinzu kommt
die günstige Druckwirkung beim Ab-
pressen im geschlossenen Räume. Da-
durch nämlich, daß die Flüssigkeit vor
Beginn des Abpressens den ganzen
Raum ausfüllt, wird der Druck voll-
ständig auf die feste Wand übertragen,
und die Substanz wird zusammenge-
drückt, ohne zerquetscht zu wer-
den. Hierdurch wird der Schleim
größtenteils zurückgehalten, und die
Substanz wirkt selbst als Filter.
Von ferneren Versuchen ist erwäh-
nenswert die Extraktion von Rhabarber,
Süßholz, Sennesblättem und Kaffee, ferner
die Lösung von rohem Para-Qummi in
Benzin binnen etwa 12 Stunden durch
Druckwirkung.
1 . Der Rhabarber wurde in geschnit-
tener Form mit der vom Arzneibuch
vorgeschriebenen Menge Borax und Pott-
asche und einem gleichen Gewicht Wasser
versetzt. Nach etwa 12 Stunden war
der Rhabarber soweit aufgeweicht, daß
er keine trockene Faser mehr zeigte.
136
Die aufgeweichte Masse wurde nun in
einen Beutel gefällt und im Apparat
kalt abgepreßt. Nach erfolgter Ab-
pressung wurde das Druckwasser auf
etwa 50 ^ erhitzt und dadurch ein Druck
von etwa 23 Atm. erzielt. Die Ab-
pressung ergab etwa 800 g eines tief
dunkelroten, völlig klaren Extraktes.
Der Rückstand wurde dann nochmals
in 500 g Wasser au^eweicht und noch-
mals abgepreßt. Nach dieser Behand-
lungverblieb der Rückstand geschmack-
los zurück. Da das erhaltene Extrakt
Neigung zum Gelatinieren zeigte, wurde
es im Dampf bade auf 100^ erhitzt und
nach dem Erkalten durchgeseiht. Das
Extrakt wurde dann auf 1000 g ein-
gedunstet und bildete nun eine kristall-
klare Flüssigkeit von der Dicke des
Glycerins, klarlöslich in Wasser. Dies
Extrakt ist für die Herstellung diverser
Rhabarberpräparate sehr geeignet. Es
ist ferner sehr billig herzustellen, da
für die Verarbeitung nicht die teuere,
in Scheiben geschnittene Form, sondern
jeder beliebige Rhabarber geeignet ist,
und da ferner eine völlige Ausbeutung
stattfindet, im Gegensatz zu der Vor-
schrift des Arzneibuches, welche ein
Auspressen des Rhabarbers verbietet.
2. 1 kg geschnittenes Süßholz wurde
mit dem gleichen Gewicht Wasser auf-
geweicht, bis keine trockene Faser mehr
vorhanden war, und dann kalt abge-
preßt. Nach einmaliger Wiederholung
verblieb der Rückstand nahezu ge-
schmacklos. Das trübe Extrakt war
bei allen wiederholt vorgenommenen
Versuchen nach etwa 24 Stunden zu
einer festen Masse geronnen. Diese
Masse wurde auf 1 00 ^ erhitzt und nach
dem Erkalten filtriert. Auf dem B'ilter
verbleibt dann eine braune gelatinöse,
nach dem Auswaschen grauweiße, ge-
schmacklose Masse, während das Filtrat
eine dunkelbraune klare und klar
lösliche Flüssigkeit bildet, welche durch
gelindes Eindunsten auf ein spezifisches
Gewicht von 1,17 gebracht wurde.
Dies Extrakt ist unbegrenzt haltbar, zeigt
den reinen Süßholzgeschmack und ist
für die bequeme Herstellung der verschie-
denen Süßholzpräparate sehr geeignet.
5 Teile dieses Extraktes mit 175 T.
Sirup, simpl. und 20 T. Spiritus gemischt,
entsprechen genau dem Sirup. Liquirit.
des Arzneibuches.
Für die Ektraküon des Süßholzes wurde
keine Ammoniakflüssigkeit verwendet,
weil das Glycyrrhizin unter der Wirkung
desDruckes sich in der hochkonzentrierten
Extraktlösung leicht auflöst.
3. Inf usum Sennae compositum.
500 g Tartar. natronat und 10 g Natr.
carbon. wurden in 1000 g warmen
Wassers gelöst und hierin 1000 g Manna
gelöst. In diese Lösung wurden nun
500 g Fol. Senn, concis. eingetragen und
in der Wärme vollständig au^eweicht.
Nach etwa 12 Stunden wurde die
ganze Masse mit Hilfe eines weiten
Trichters in den im Apparat hängenden
Beutel gefüllt und warm abgepreßt und
dann unter hohem Druck unter Erwär-
men gänzlich vom Safte befreit.
Die ziemlich trübe Flüssigkeit wurde
nun im Dampf bade bis auf 100^ erhitzt
und nach dem Erkalten durch ein
Koliertuch gegossen. Einfaches Kolleren
durch Flanell genügte in allen Fällen,
um die Eolatur vollständig blank zu er-
halten. Das Infusum wurde dann auf
ein Gewicht von 2500 g gebracht und
ergab so ein
Infusum Sennae compositum
duplex von unbegrenzter Haltbarkeit.
Dem hieraus durch Verdünnung mit Aq.
dest. zu bereitendem Infus. Senn. comp,
simpl. sind nach der Vorschrift des
Arzneibuches 5 pCt Alkohol zuzufügen.
4. l kg fein gemahlener Kaffee
wurde mit 1 Liter Wasser vermengt
und sogleich kalt abgepreßt bei eiiem
schließlichen Druck von 25 Atm. Der
Rückstand war nahezu geschmacklos
schon nach einmaliger Behandlung. Das
Extrakt war klar, tiefschwarz und son-
derte auf der Oberfläche nach kurzer
Zeit eine nicht unerhebliche Menge fetten
Oeles ab. Der Geschmack war rein
und ohne den herb säuerlichen Neben-
geschmack des heiß abgepreßten Ex-
traktes.
6. Die Auflösung des rohen P a r a -
Gummi in Benzin bereitet große Seh wie-
127
rigkeiten und ist mit erheblichem Zeitver-
last verbandeD. Ein Versuch, das Qummi
anter Drackanwendanf? zn lösen, gab
folgendes Resnltat: Das rohe Para-
Gammi warde mit der Scheere zer-
schnitten and ohne Zwischenmaterial
and ohne Beutel mit der dreifachen
Menge Benzin kalt unter 3 bis 4 Atm.
Druck gebracht. Nach 12 Stunden war
alles Benzin vom Qummi aufgenommen
und dieses bildete nun eine elastische,
leicht zerreißbare Masse. Die Masse
wurde mit der Hand in kleine Stücke
zerteilt und wiederum mit der gleichen
Menge Benzin unter Druck gesetzt.
Nach kurzer Zeit war alles Benzin ab-
sorbiert und das Gummi in eine gela-
tinöse Masse verwandelt, welcher sich
durch Umrfihren leicht beliebige Mengen
von Benzin einverleiben ließen. Durch
Druck ließ sich diese Gummilösung
leicht durch ein vorgelegtes Filter
pressen. Das Druckverfahren bietet
demnach die Möglichkeit, dem Gummi
binnen 24 Stunden jede beliebige Menge
Benzin einzuverleiben und die Gummi-
lösung durch ein Filter zu pressen.
Benzinverluste und die damit verbun-
denen Gefahren sind ausgeschlossen.
Von allgemeinerem Interesse ist
schließlich noch die Extraktion von
getrockneten Aepfelschnitzeln ohne jede
Verwendung von Alkohol oder von
sonstigen Eonservierangsmitteln. Die
Aepfelschnitzel wurden mit
etwa dem gleichen Gewicht Wasser
fibergossen und nach Absorbierung des
Wassers im Apparat auf 60^ C erhitzt
und dann unter hohem Druck abge-
preßt. Der Saft war anfangs ziemlich
trüb, wurde aber mit fortschreitender
Abpressung immer klarer. Zur voll-
ständigen Klärung ist eine Filtervorlage
nicht zu vermeiden. Dieser Saft hat
sich bisher ohne weitere Behandlung
als Filtration sehr gut gehalten.
Rüben Schnitzel wurden ohne
jeden Wasserzusatz auf 50 bis 60^ im
Apparat erwärmt und dann unter hohem
Druck abgepreßt. Der erhaltene Saft
war blank und enthielt etwa 30 pCt
Zucker. Die Schnitzel blieben nahezu
trocken zurück. Der schließliche Druck
betrug 20 Atm.
Bemerkenswert ist schließlich noch,
daß es nicht gelingt, einen Hochdruck
durch Erhitzen des im Apparat befind-
lichen Wassers zu erzielen, wenn man
nicht zuvor das Wasser unter
Druck setzt und dann den Hahn
absperrt. Vei^säumt man es, zuvor
den Druck herzustellen, so bewirkt die
Erhitzung des Wassers eine Erwärmung
und folglich eine Kompression der im
Druckraum befindlichen Luft, ohne daß
das Manometer steigt.
Schließlich würde freilich eine fort-
gesetzte Erhitzung Dampf erzeugen und
einen Hochdruck ermöglichen. Hierzu
würde aber viel Zeit erforderlich sein
und weit stärkere Erhitzung, als für
den 1^ ni vorgesehen ist.
Stellt man aber vor der Erhitzung
den Druck her und sperrt dann den
Hahn, so findet das Wasser keinen Raum
mehr für die Ausdehnung, und wird
dann auch allmählich der Spielraum
immer kleiner, welchen das Preßgut
bietet, so genügt eine massige
Temperaturerhöhung, um in
wenigen Minuten einen erheb-
lichen Druck zu erzeugen.
Weil also kein hochgespannter Dampf,
sondern lediglich erwärmtes Druckwasser
vorliegt, ist die Gefahr, welche das
Arbeiten mit dem Typ HI bieten mag,
eine relativ geringe. OefiFnet man näm-
lich den Hahn für das Druckwasser, so
genügen einige Tropfen des lauwarm
austretenden Druckwassers, am den
Druck auf ein Minimum zu verringern.
Für die Herstellung eines Hoch-
Druckes ist die Anwendung einer Hand-
preßpumpe das geeignetste Werkzeug,
mit welchem in kürzester Frist ein Druck
von einigen 20 Atm. mit Leichtigkeit
herzustellen ist. Die Abpressung ver-
läuft dann glatt, schnell und weit voll-
kommener als in einer anderen Presse.
Will man aber bei kleinem Betriebe die
Anschaffung einer solchen Pumpe ver-
meiden, so ist die Erhitzung des Preß-
wassers ein bequemes und billiges Mittel
zur Erzeugung eines Hochdruckes.
128
Die Wirkung dieses Verfahrens ist
gegeben, aber auch begrenzt dnrch die
Aasdehnung der Wassersäule, welche
sich unter dem Kolben des Apparates
befindet. Folgende Bedingungen mässen
daher erfüllt sein, um einen Hochdruck
zu erzielen:
1. Es darf keine Undichtigkeit vor-
handen sein.
2. Das Wasser muß kalt sein.
3. Die Substanz muß vorher die
Nacht über unter dem vorhandenen
Druck der Wasserleitung ausgepreßt
sein.
4. Es darf keine sehr nach-
giebige Substanz vorliegen.
Wenn nämlich die Nachgiebigkeit der
Substanz größer ist, als das Ausdehnungs-
vermögen der vorhandenen Wassersäiüe,
so wird die Substanz entsprechend zu-
sammengedrückt, kann aber auf diese
Weise nicht völlig ausgepreßt werden.
Die Druckerhöhung ist um so größer,
je härter die Substanz ist und erreicht
in vielen Fällen 20 bis 26 Atm. nnd
darüber.
Die erreichbare Höhe des Druckes durch
Erhitzen des Presswassers ist femer ab-
hängig von dem vorhandenen Anfangs-
druck und dem dadurch bedingten Grade
der Abpressnug der vorliegenden Sub-
stanz. Bemerken möchte ich schließ-
lich noch, daß der Apparat um so
günstiger arbeitet, je mehr Substanz
verarbeitet wird. Bei Dauerbetrieb be-
nutzt man die zweiten bezw. dritten
Auszüge zum Aufweichen der folgenden
Portion. Man erhält so ohne jedes Ein-
dampfen hochkonzentrierte Auszüge und
hat nur bei der letzten Portion eine
geringe Menge Flüssigkeit einzudunsten.
Manche Substanzen lösen sich in
einer geringen Menge Wasser klar und
werden erst durch weiteren Zusatz von
Wasser getrübt. So gab Chinarinde
mit einem gleichen Gewicht salzsäure-
haltigem Wasser einen klaren Auszug,
während der zweite und dritte Auszug
trübe waren und sich erst beim Ein-
dampfen klärten. Die Chinarinde
schmeckte nach dem dritten Aus-
zuge nicht mehr bitter. Es waren
im ganzen 3 kg Wasser auf 1 kg China-
rinde verbraucht. Die kalte Ab-
pressung ist der heißen im allge-
meinen vorzuziehen. Dagegen ist
eine Erwärmung der Substanz bis auf
etwa 30^ vor der Druckanwendung
vorteilhaft.
Eine kurzgefaßte Uebersicht über das
vorliegende Extraktionsverfahren und
eine genaue Vorschrift für die Behand-
lung der verschiedenartigen Substanzen
befindet sich im Druck und wird Interes-
senten auf Wunsch zugesandt durch die
Hanseatische Apparate - Baugesellschaft
in Hamburg, Rödingsmarkt 35.
Reparaturen oder Unfälle sind bisher
bei dem Typ UI nach sechsmonatlichem
Gebrauch bei täglicher Inanspruchnahme
nicht vorgekommen.
Dr. W, Bnms,
Ciba.
Zu unserer Notiz über «Ciba» (Pharm.
Centralh. 47 [1906], 87) schreibt uns
die Gesellsch. f. Chem. Industrie in
Basel folgendes:
«Mit dem Zusatz «Marke Ciba» be-
zeichnen wir diejenigen unserer Pro-
dukte, deren Namen nicht besonders
geschützt sind, und deren chemische
Reinheit unübertroffen ist. E^ sind dies
u. a. Ereosotum carbonicum M.
«Ciba», Guajacolum carbonicum
M. «Ciba» und Kalium sulfoguaja-
colicum M. «Ciba», die wir trotz
höchster Reinheit auch noch besonders
bUlig liefern.
Der Name «Ciba», zusammengezogen
aus C(hem.) I(ndustrie) Ba(sel), allein
leistet Qewähr dafür, daß die damit
bezeichneten Produkte unserer Pro-
venienz sind.»
Zu dem Au&atze Formaldehyd
ist auf Seite 97 (Nr. 6) in der H. Spalte
nachzutragen, daß der Nachweis von
1 Teil Formaldehyd noch in 250 000
Teilen Milch (nicht in 260 Teilen, wie
gesetzt worden ist) gelang. Femer ist
die Methode von M, Klar (Seite 100)
in Ztschr. f. analyt. (%em. 1896, 34,
623 veröffentlicht.
129
Neue ArzneimitteL
Bromooarpine ist naoh Dr. F, Zemik
(Sfidd. Apoth.-Ztg. 1906, 74) eine Vereinig-
QDg von Pilokarpin nnd Bromiden.
Desinfekton ist nach Dr. F. Zemik
(Sfidd. Apoth.-Ztg. 1906, 66) eine ans
Naphthaabfällen gewonnene seifenartige
Masse. Anwendung: zur Großdesinfektion.
FormagBol Bouty enthiUt nach Dr. F,
Zemik (Südd. ApoÜi.-Ztg. 1906, 74) Na-
triumformiat Anwendung: zur Nerven-
stSrkung.
Formophea-Tabletten bestehen naoh Dr.
F, Zemik (Südd. Apoth.-Ztg. 1906, 66)
vermutlieh aus einem Verdichtungsergebnis
von Formaidehyd und Phenol. Anwend-
ung : zur Desinfektion bei Genickstarre usw.
als Verdunstung. Darsteller: Wagner <Sh
Wiebe in Leipzig.
Olycöro-Bouty comp, enthält nach Dr.
F. Zemik (Südd. Apoth.-Ztg. 1906, 74)
Gl7oerophoq)hate.
Olyko-Heroin, Heroline, Pruno-Herom
und Thio-Benzo-Heroin enthalten naoh Dr.
F, Zemik (Südd. Apoth.-Ztg. 1906, 75)
als wirksamen EOrper Heroin; Olykokreo-
sote außerdem noch Ereosotkarbonat.
Jodipinum solidum (Jedipin -Emulgat)
besteht aus 40 pCt 25proc Jedipin und
Roborat. Daraus hergestellte Tabletten ent-
halten je 0,2 g Jedipin, entsprechend
0,05 g Jod. Anwendung: in allen Fällen,
bei denen ein längerer Jodgebrauch er-
wünscht ist Gabe: zwei- bis dreimal täg-
lich 2 g Jodipinum solidum oder täglich
drm bis vier Tabletten ; bei Kindern je nach
Alter der dritte Teil oder die Hälfte. Dar-
stelier: E. Merck in Darmstadt
Jodipinum veterinarinm 10- und 25proc.
Ueber die Anwendung siehe Pharm. Centralh.
45 [1904], 415. Darsteller: E. Merck in
Darmstadt
Maltocrystol ist der jetzige Handels-
name für das in Pharm. Centralh. 45 [1904],
76 besprochene Malzextrakt in Eristall-
form. Darsteller: Dr. Chr, Brunnen-
gröber in Rostock i. H.
IDgTol besteht nach Angabe der Dar-
steller Dr. van Oember und Dr. Fehlhaber
in Grünau-Berlin aus gleichen Teilen der
Brenzkatechinmonoacetate des Koffein und
Natrium. Anwendung: bei Kopfsohmerz,
Migräne nnd nervösen Zuständen. Gabe:
0,4 g.
Morphinvalerianat erhält man aus drei
Teilen reinem Morphin und 2 Teilen Bal-
driansäure als lösliche Kristalle.
Palladiumchlorttr ist eine braunschwarze,
wasserlöelidie Masse, die bei Lungentuber-
kulose in 3proc Lösung zu 5 bis 10 Tropfen
gegeben würd.
Pittylen ist nach Med. Klin. 1906, 100
ein Kondensationsprodukt des Nadelholz-
teeres mit Formaldehyd. Es stellt ein
braungelbes, lockeres Pulver von nicht teer-
artigem Gerüche dar, das sich in wässeriger
Alkalilange, Alkohol, Chloroform, Kollodium
und Aceton leicht löst Anwendung: statt
Teer als 2- bis lOproc Salbe*), Streu-
pulver und Pflaster oder als 5- bis lOproc
Schüttelmixtur**).
Foudre de Pulveol enthält nach Dr
F, Zemik (Südd. Apoth.-Ztg. 1906, 75)
Menthol, Eukalyptol, Terpinol und Terpen-
tinöl. Anwendung: zu Einatmungen.
Salogen ist ein eisenhaltiges Mutterlaugen-
Badesalz.
Sorisin, auf das schon in Pharm. Oentralh.
45[1904],631 und 46[1905],905 hingewiesen
worden Ist, wird vom Darsteller einmal als
eine T^ung von 10 pCt paragnajakol-
snlfosaurem Kalium in Pomeranzenschalen-
sirup zum anderen als eme Lösung von
6 pCt orthosulfoguajakolsaurem Kalium
in Orangensirup, versetzt mit Orangentinktur
angegeben. Demnach hat es eine dem
Shrolin ähnliche Zusammensetzung.
Stomachystabletten von noch unbe-
kannter Zusammensetzung stellt die Chemische
Fabrik Erfurt in Erfurt-Ilversgehofen dar.
Tetralgin enthält nach Dr. F, Zemik
(Südd. Apoth.-Ztg. 1906, 74) als wirksame
Bestandteile Koka, Dthium und Strontium.
Anwendung: zur Nervenkräftigung.
♦) Pittylen 2 bis 10 g
Zinkcxyd 25 „
Stärke 25
Fetron zu
ICO
1^
*♦) Pittylen 5 bis 10 g
Ziokozyd 20 ,,
Stärke 20 ,,
Giyoerin 30 „
dest. Wasser zu 100
))
130
ToBole enthält nach Dr. F. Zemik
(SOdd. Apoth.-Ztg. 1906; 74) Glycerophos-
phate.
Vesipyrin, auf das schon in Pharm.
Gentraih. 46 [1905]^ 718 gewiesen wurde,
ist Acetylsalioylsänre-Phenyläther. Es ist ein
kristallisierender^ bei 97 ^ schmelzender Kör-
per, der sich in Wasser nicht, aber in
Alkohol nsw. lOst und durekt aus seinen
Bestandteilen dargestellt werden kann. Vesi-
pyrin ist fast geschmack- nnd geruchloe,
beständig und wird erst im Darm aufge-
spalten. Salicylsäure-Nebenwirkungen sind
bis jetzt nach jahrelangem Gebrauch nicht
beobachtet worden. Der Harn bleibt nach
Einnahme größerer Mengen vollkommen klar,
behält seine natflrliche Farbe und nimmt
den Charakter des bekannten Earbolhams
nicht an. Im Harn ist die Salicylsäure
nach einiger Zeit nachweisbar. Durch den
Essigsäuregehalt wird wahrscheinlich die ge-
ringe Menge Karbolsäure unschädlich ge-
macht, da die Essigsäure das beste Gegen-
gift gegen Karbolsäure ist. (Vergl. hierzu
Pharm. Gentraih. 38 [1897|, 46.) Da im
allgemeinen Vesipyrin keine stärkere Schweiß-
absonderung hervorruft, so ist der Kranke
nicht gezwungen, zu Bett zu gehen.
Anwendung: bei Blasenkatarrh, Nieren-
beckenentzündung, zur Desinfektion der
Hamwege, ferner bei GelenkrheumatismuB,
Nervenschmerzen, Influenza usw. Tages-
gabe : zur Vorbeuge von Bla^enkatarrh beim
Katheterisieren 1 bis 2 g, sonst 3 bis 5 g
in Einzelgaben von 1 g, bei Kindern ist
sie entsprechend geringer. (^Therapie der
Gegenw. 1906, 92.) B. Mentxel,
Nucleogen.
Nach den Ergebnissen einer von Dr.
Atifrecht (Parm. Ztg. 1906, 76) ausge-
führten Untersuchung dürften die in Pharm.
Gentraih. 46 [1905], 896 besprochenen
Tabletten einem Gemisch entsprechen, das
sich aus 20 pGt Eisenoxyd, 3 pCt Natrium-
chlorid, 30pGt eines eiweiuhaltigen Körpers
(vermutlich Hämoglobin), 10 pCt Zucker und
17 pCt eines stärkemehlhaltigen Pflanzenpul-
vers (vermutlich Süßholz) zusammensetzt. Der
Nachweis von organisch gebundenen Arsen
ist dem Verfasser nicht gelungen. H. M.
die Sterilisation der
Arzneimittel
stellt Sckoofs folgende Leitsätze auf: Die
In den Arzneimitteln vorkommenden Keime
sind weder ihrer Natur nach, noch in bezug
auf die durch sie möglichen Gefahren genau
bestimmt. Die Sterilisation des Wassers
geschieht mit absoluter Sicherheit bei 120^
im Autodaven, doch genügt in den meisten
Fällen auch schon emfaches Aufkochen.
Lösungen, welche durch Hitze zersetzt wer-
den, müssen hergestellt werden aus reinen
Ausgangsmaterialien und einem sterilisierten
Lösungsmittel. Die schädigenden Einflüsse,
welche durch die Sterilisation auf manche
Arzneimittel ausgeübt werden, sind noch
ungenügend studiert. Es Ist wünschens-
wert, daß die Mikrobiologie (Bakteriologie)
in den Studienplan der Apotheker aufge-
nommen wurd. J. K.
PubliecUion du Cormrha de Oltim. et de Pharm,
de Lüge,
Yerfiihr«n zur Barstellang von Glykol-
säurcn des Pyrogallols und seiner Aikyl-
ttthen D. R. P. 155 56 i, Kl. 12 q. A.-G. für
AniliDfabrikation, Berlin. Dorch das
vorliegende Yertahren werden Yerblndangen
des I^rogallols erhalten, in denen die Giftigkeit
des Pyiogallols durch Absättigune nur einer
Hydroxylgroppe aufgehoben ist, ebne da£ da-
daroh die Heilwirkung desselben abgescbiväoht
würde. Zur «Herstellung der Pyrogallolmono-
glykolsfiure werden molekulare Gewiobtsmengen
Fyrogallol and Monoohloressigsäare unter Za-
sats von 2 Molekülen Aetznatron am Rückflafi*
kühler oder im offenen Gefäß unter Ersatz des
verdampfenden Wassers etwa 3 Stunden lang
erhitzt. Dann wird abgekühlt und mit Salz-
säure angesäuert Die auskristalUsierende Säure
wird abfiltriert und aus Wasser umkristallisiert
Die Säure ist in kaltem Wasser, Aetber und
Benzol schwer, dagegen leicht löslich in heißem
Wasser und in Alkohol. Der Schmelzpunkt
liegt bei 153 bis 154o G.
In analoger Weise werden Pyrogalloldiglykol-
Bäare , Pyrogallolmonoäthylätherdiglykolsäure,
Pyr< galloldiäthyläthermonoglykolsäure usw. her-
gesteUt. A, St,
Ueber Wertbestimmang Ton Tinkturen und
Extrakten berichtet Panehaitd^ welcher vor
allem den Alkohol-, Extrakt- und Alkaloidgehalt
und eventuell die Färbekraft berücksichtigt.
Wesentlich neue Gesichtspunkte weist die Arbeit
nicht auf.
Sehweix, Woehemehr. f. Ohem, u. Pharm,
1905, 558. J, K,
181
Fharmazeutische Spezialitäteii.
AlMorblne ist nach Dr. W. ÄJberda van Ehen-
stein (Pharm. Weekbl. 1904, 325) eine wein-
geistige Losung heUwirkender Körper, besonders
von eigenartig nnangenehm riechenden äther-
ischen Oelen.
Ad6Il's AdlertFopfen förondroppar) bestehen
nach Märner (Svensk Farm. Tidskr. 1905, 277)
aas einem fetten Oel, Eampher und Zimtöl.
Anwendung: gegen Rneumatismus.
Aepfelmalztee bereitet man nach Pop. homöop.
Zeitg. aus 4 Teilen gerösteten und gemahlenen
Aepfelschnitten , 2 Teilen ^b geschiotenen
MaJz und 1 Teil Zitrone, die zu einem Brei
zerquetscht, getrocknet und gemahlen wird. An-
wendung: als Ersatz für chinesischen Tee.
AglefilA ist nach Leipz. Popul. Zeitsohr. f.
Homöop. 1905, 128 ein Extrakt aus Enoblauoh-
knoUen (Allium sativum). Anwendung: bei
Tuberkulose.
Antldol von Vümos ist ein Formaldehyd ent-
haltendes Eopfschmerzmittel. Yergj. hierzu
Pharm. Gentralh. 45 [1904], 862.
ABtltranspfrin, ein Schweißmittel, besteht
nach Pharm. Weekbl. aus einer 5 proc. mit
Lavendelspiritus versetzten Formaldehydlösung.
AsaDiii nennt Apotheker Kleewein in Erems
einen Sirupus Ealii sulfoguajacoiici.
Berghoeli's KrSoteressens ist nach Zeitschr.
d. Allgem. österr. A| oth.-Yer. 1906, 38 eine
Mischung von je 10 Teilen Tinctnra Acori,
Absynthii und Oentianae sowie je 50 Teilen
Spiritus Foeniculi und Garvi
Blekmore's Wandknr für Tiere ist nach
dem Dresdner XJnters.-Amt ein mit Ultramarin
geerbtes Gemisch vonVaselin, Borsäure, Schwefel
und Alaun. Darsteller: Btclmore Qaüe Cure Co.
in Old Tow, Maine, U. S. A. Vergl. hierzu
Pharm. Gentralh. 46 [1905], 448.
Blell's Wein ist nach Dr. W. Alberda van
Ekenstem (Pharm. Weekbl. 1904, 325] eine Lösung
v<m Pepsin in Wein, wahrscheinlich Sherrywein.
Broeknuum's pliosphorsanrer Fiitt«rkallc
besteht angeblioh aus 60 Teilen rohen Calcium-
phosphat, je 4 Teilen Fenchel, Wacholderbeeren
und Ealmuswurzel , 6 Teilen SüBholzwurzel
sowie 4 Teilen Bookshomsamen.
Califlg (Pharm, (üentralh. 44 [1903], 529;
45 [1904], 176) besteht nach d. C!orresp.-Hl. f.
Schweiz. Aerzte 1905, 567 aus 45 g einer Ab-
kochung kalifornischer Feigen, 30 g aromatischem
Sirup, 20 g flüssigem Sennesextrakt und 5 g
zusammengesetzten Nelkenelixir. Der wirksame
Bestandteil ist das flüssige Sennesextrakt, das
nach einem eigenen Yerfanren hergestellt wird
Dieses benimmt dem Extrakt die Eatibartinsäure
und dadurch die Eolikschmerz erzeugenden
Eigenschaften vollständig. Oabe: Für einmalige
reichliche Entleerung Vs ^is 1 Eßlöffel, bei er-
worbener Verstopfung 1 bis 2 Teeiöffel vor dem
Schlaf eng<^hen. Bei Eindeiii genügen stets 1
bis 2 Tcclöfifel.
CataUB-Prftparate. Unter diesem Namen
empfiehlt Apotheker Maa Bücken in Aachen
Hundemittel gegen Staupe, Räude und Wurm-
krankheiten, ohne deren Zusammensetzung mit-
zuteilen.
Cidnotom ist nach Zeitschr. d. Allg. Oest.
Apoth. -Yer. 1905. 496 eine mit einem aro-
matischen Bitterstoffe, Zimt und Ingwer ver-
setzte Chinatinktur.
Clayalin-Pflaster ist ein Hühneraugen-Gutta-
perchapflaster.
Gomliia ist eine Hühneraugen-Ringbinde, die
aus einem mit Salicylsäure-Hanfextrakt-Pflaster-
mull gefüllten in eine kleine Pflasterbinde aus-
laufenden Filzring besteht. Darsteller: P. Beiers*
dor ^ db Co, in Hamburg. Nicht zu verwechseln
mit Cor n in (Pharm. Centralh. 46 [ 1905 j, 527).
Corpniiii enthält nach E. Salomon Blasentang-
extrakt, Tamarinden und Cascara Sagrada. Yergl.
hierzu Pharm. Centralh. 42 [1901], 440, 805,
44 [1903], 619, 690.
Crdme de Bismiitli Qnesneville enthält Wis-
mutoxydhydrat Anwendung: bei Magenleiden.
Deutsche Emalsion nennt Ä. Zalewski yorm.
L. Basenmüller Nachf. in Honnef a. Rh. eine
unter Yerwendnng von Maschinen dargestellte
Lebertran-Emulsion.
Diamalt war nach Dr. TT. Alberda van Eken^
stein ein Sirup, der Maltose, Maltodextrin und
andere Extraktivstoffe des Malzmehies neben
unverändertem Mehl und einigen Hefezellen ent-
hielt. Vergl. hierzu Pharm. Centralh. 44[1905],112.
Dr. Dietl's Ma^entee besteht nach Hell aus
40 g Herb. Centaureae minoris sowie je 20 g
Herba Menthae piperitae und Cortex Cinnamomi.
San de Bardel oder Spiritns Melissas Dardel
besteht nach Zeitschr. d. Allg. österr. Apoth.-
Yer. 1904, 1900 aus 30 g Spiritus Melissas
compositus, 20 ^ Spiritus Menthae piperitae,
20 g Spiritus RosmariDi, 15 g Spiritus Salviae
und 15 g Spiritus Thymi.
Eelite 0piam*Bni8tlnieheii von Carl Petierson
in Nora enthalten nach Mömer (Svensk Farm.
Tidskr. 1905, 286) kein Opium, sondern sind
mit Anis versetzte, aus Lakritzensaft und Zucker
bestehende Trochisci, ähnlich den Trochisci
Glyoyrrhizae Ph. Succ. VII.
Eehter Biig8i8cli«»r Brast*Tee erwies sich nach
Mömer (Svensk. Farm. Tidskr. 1905, 284) als
Herba Polygoni avicularis.
Eleetrienm, ein Mittel gegen Rheumatismus
usw , ist nach Angabe des Darstellers Otto
Reirhel in Berlin SO ätherisches Kiefemadel-
Waldwollöl, nach Dr. / Koeh's (Apoth. Zeitg.
1905, 983 1 ein Gemisch verschiedener Oele der
Koniferengruppe. Yergl. Pharm. Centralh. 43
[1902], 653.
Elektrlsclier, sehmerzstillender Giehtsplri-
tns: l7pCt Terpentinöl, l pCt Kochsalz, 70pCt
Salmiakgeist und Spuren eines eigentümlichen
organischen Stoffes. B, Ment%ely
132
Mahrungsmittel-Cheiiiie.
Technische Hilfsmittel
zur Ausführung praktischer
Arbeiten im Sinne des Fleisch-
beschaugesetzes.
Autoreferat.
Durch die Firma Paul Altrnann in
Berlin habe ich vor einiger Zeit mehrere
Apparate fertigstellen lassen, die den
Zweck verfolgen, aberall da Erleichter-
ungen herbeizuführen, wo eine bequemere
Handhabung, soweit eine solche den
Bedürfnissen chemischer Untersuchungs-
ämter (für die Auslandsfleischbeschau)
entspricht, wünschenswert erscheint. Bei
den fast täglichen Erfordernissen der
Prüfung auf Konservierungsmittel kann
daher besonders derjenige Apparat nicht
bequem genug gestaltet werden, der
den strömenden Wasserdampf zum Ein-
leiten in die mit geschmolzenem Fett
und Wasser beschickten Kolben von
etwa 500 ccm Inhalt zwecks Nachweis
von Alkali- und Erdalkalihydroxyden
und -Karbonaten, sowie Fluorwasser-
stoff und dessen Salzen, von schwefliger
Säure, schwefligsauren und unterschwef-
ligsauren Salzen und zum Nachweis von
Formaldehyd zu liefern hat. Der aus
Kupfer gefertigte Dampfentwickler er-
möglicht an drei, bei Verwendung
doppeldurchlochter Gummistopfen an
sechs Stellen zugleich Dampf zu ent-
nehmen. Der Behälter (etwa 2,5 Liter
Wasser fassend) steht auf einer eisernen
Plattform von 46 cm Durchmesser, deren
Größe und Form das Arbeiten erleich-
tert und die Fortnahme der Kolben
nach dem Einleiten des Dampfes unter
Verwendung von Klemmschrauben an
den Verbindungen der Leitungsröhren
bequem gestattet. Die Stative zum
Halten der Kühler für die Kondensation
der Formaldehyd- bezw. Schwefligsäure-
dämpfe sind mit dem Gestell vereinigt
und dienen auch zugleich diesem ids
Halt. Ein Nachfüllen von Wasser in
den Dampfentwickler wird erst dann
nötig, wenn das seiüich vorhandene
Wasserstandsrohr keine Flüssigkeit mehr
anzeigt.
Da ausgeschmolzene Fette nach dem
Uebergießen in Kolben, Reagensgläser
usw. in diesen bald erstarren und des-
halb zwingen, die Anstellung der Re-
aktionen (z.B. die Prüfung auf Sesamöl
ohne Zuhilfenahme von Aether) zu be-
schleunigen, oder von neuem anzu-
wärmen und zu schmelzen, hat sich die
Herstellung einer Heizvorrichtung ein-
fachster Art als sehr praktisch erwiesen.
Dieselbe besteht aus einer Messingplatte
und einem Heizrohr, welches höher und
tiefer gestellt werden kann, je nachdem
stärker oder schwächer erwärmt werden
soll. Geringe Mengen Gas sind hin-
reichend, dem Messingstab soviel Wärme
zuzuführen, daß dieselbe auf darauf-
stehende Gefäße leicht zu übertragen
ist, um deren Inhalt warmflüssig zu er-
halten.
Weiterhin hat es sich als notwendig
erwiesen, den Zinkbechem, die für die
Probeentnahme und zum Ausschmelzen
der Fette bestimmt sind, Handhaben
zu schaffen, die leicht entfembar, ebenso
leicht aber auch anlegbar sind. Diesem
Zwecke dienen Außenbecher mit ange-
löteter Messinghandhabe, die in den
Obenrand der Becher eingreifen und
;so bequem abnehmbare Griffe darstellen.
Um endlich kleine Mengen verflüssig-
tes Fett ohne Ausgießen den Bechern
zu entnehmen, habe ich bauschig auf-
getriebene, im Aussehen einem ge-
schlossenen Schirm ähnelnde Glasstäbe
herstellen lassen, die beim Abtropfen
die für Jod- und Verseifungszablen
nötigen Fettmengen liefern.
Johannes Preseher.
Begrlffsbestimmangr Ton ManripsB. Auf
seinem 25. Yerbandntag (29 VI. 1905) beschloß
der «Verband selbständiger deutscher Konditoren»
folgende Begriffsmerkmale: Marzipan besteht
aus Mandeln und Zucker, Marzipanmasse
aus Vs Mandeln und Vs Zucker. (Damit ist
unsere in Pharm. Centralh 46 [1905], 843 aas-
gespiochene Meinung bestätigt worden.) P. S.
133
Pharmakognostische Mitteilungeiii
Die
Bestandteile der Wurzel von
Bheum Rhaponticum
haben Rrof. Tschirch und Christofoleiti
dargestellt Ans einer ans Oesterreich be-
zogenen Droge konnten sie das Glykosid
Rhaponticiny Ghrysophansäure nnd Ghryso-
phansftnremetfaylftther, Tetrahydromethoxy-
cfarysophanol nnd ein Anthraglykosid isolieren.
Das Glykosid Rbapontiein ist identisch mit
dem Ton Eomemann (Berl. Jahrb. f. d.
Pharm. 1822, 252) Rhapontidn, sowie mit
dem Rhapontin Hessens {Liebig^s Annalen
1899, Bd. 303, S. 44) nnd dem Ponticin
Qilson'% (Bnll. de TaGEid. roy. de miA. de
Belgiqna 1903) nnd ist m d-GIykose nnd
Rhapontigenin spaltbar. Letzteres ist farb-
los, enthält eine Methoxylgrnppe nnd zwei
Hydroxyle. Es besitzt die Formel: Ci 7 H24O3
nnd hat mit den Oxymethylanthrachinonen
nnd den Anthraglykosiden nichts zu tun.
(Dnroh den Nachweis des Rhapontidn Iftßt
sich Radix Rhapontici Ton Radix Rhei leicht
unterscheiden; vergl. Pharm. Centralh. 46
[1905], 638.) Das Anthraglykosid liefert
bei der Hydrolyse Tetrahydromethylchryso-
phans&ure und d-Glykose. In den Wurzeln
von in Bern kultiviertem Rheum Rhaponticum
ließ sich nur Rhapontidn, Ghrysophansäure
und Spuren von Anthraglykosiden ge-
winnen, j, K.
Arehiv der Pharm, 1905, 443.
Als neue Kautschukpflanzen
w^en von Prof. Warburg einige Arten
aus der Familie der Loranthaceen beschrieben.
Bisher hat es keine Früchte gegeben, deren
Kautschukgehalt die Möglichkeit praktischer
Ausnutzung geboten hfttte. Bei diesen im
tropischen Sfldamerika, namentlich auf den
Schattenblumen der Kaffeepflanzungen vor-
kommenden Kautschukmisteln kommt
der Kautschuk nicht wie sonst als Inhalts-
bestand von Milchsaftschläuchen vor, sondern
er hüllt die Samen als kompakte Schicht
ein. Diese Kautschukschicht entspricht
morphologisch dem Viscinmantel unserer
meisten Mistelgewftchse und geht aus der
chemischen Umwandlung großer langge-
drückter Zellen hervor, wobei die Zellwände
zuerst verquellen und erweichen, spftter aber
völlig undeutiich werden. Man unterscheidet
im allgemeinen 3 Sorten Kautschukmisteln:
1. grol'frflchtige , 2. mittelfrüchtige und
3. kleinfrüchtige. Die ersten stammen von
Strutanthus syringifolius Mart, die zweiten
von Phthirusa Theobromae Willd, und die
kleinfrüchtigen stammen von mehreren
Pflanzenarten, so unter anderen von Phthirusa
pyrifolia EichL, Phoradendron rubrum
Oriseb.y Ph. Giordanae Warb., Ph. Knoopii
Warb, und Strutanthus Roversii Warburg.
Die kautBchukreichsten Früchte stammen
von Strutanthus syringifolius. Die große
Bedeutung der Kautschukmisteln liegt in
folgenden Punkten : Die Kultur ist sehr ein-
fach, ebenso ist die Ernte und Aufbereitung
leicht und einfach und zuletzt können auch
hochgelegene Gebiete, in denen bisher eine
rentable Kautschukkultur nicht möglich war,
zur Kultur der Kautschukmisteln benutzt
werden. J. K.
Tropenpflanxer 1905, 633.
Das Glykosid der Eirschlorbeer-
blätter
hat HSrissey in kristallisierter Form darge-
stellt und nennt es Prulaurasin. Die Be-
reitung geschah folgendermaßen : Die frischen
ganzen Blätter wurden in kleinen Portionen
in kochendes Wasser geworfen, um das
Ferment Emulsin abzutöten, darauf heraus-
genommen, zerrieben und in das ursprüng-
liche kochende Wasser zurückgegeben. Nach
kurzem Kochen läßt man erkalten, preßt
ab, filtriert, versetzt mit etwas Calcium-
karbonat und dickt das Filtrat bei niederer
Temperatur im Vakuum ein. Das eingedickte
Extrakt wird mit dem vierfachen Volumen
starken Alkohols versetzt, 24 Stunden hin-
gestellt, der gebildete Niederschlag abfiltriert
und das Filtrat im Vakuum zur Trocknis
verdampft. Durch vorsichtiges, nach ein-
ander folgendes Behandeln mit Essigäther
und Aether und mehrmaliges Umkristall-
isieren wurde das Prulaurasin in färb- und
geruchlosen, bitter schmeckenden Nadeln von
beträchtlicher Länge (oft mehrere cm lang)
i:u
erhalten, die zwischen 120 und 122^
Bohmoizen. Dieselben lösen sich sehr leicht
in Wasser, Alkohol und Essigäther, nicht
in Aether und lenken das polarisierte Licht
nach links ab. Bei 15 bis 20^ wird das
Prolaurasin durch Emolsin sehr schnell in
Blausäure, Glykose und Benzaldehyd ge-
spalten. Das nach der Gefrierpunktmethode
bestimmte Molekulargewicht wurde zu 298,8
gefunden. H&rissey erteilt dem Glykosid
die Bruttoformel: C14H17NO6 und hält es
fflr isomer mit dem Amygdalin und dem
Sambunigrin. J. E.
Sekweix, Woehenschr, f. Chrm. u. Pharm.
1906, 21.
Ueber die Alkaloide
einiger mydriatisch wirkender
Solanaceen
hat Prof. E. Schmidt durch seine Schüler
Feldkaus und Kircher eingehende Unter-
suchung anstellen lassen.
DaturaMetelist hiemach eine typische
Skopolaminpflanze. Sämtliche Organe dieser
Pflanze enthalten im wesentlichen nur Skopol-
amin und zwar reines Links- Skopolamin,
das nach Koberfa Untersuchungen allein
in der Augenpraxis Anwendung finden sollte.
Die getrockneten Blätter von Datura Metel
enthalten im mittel 0,55, die Samen 0,5 pGt
Skopolamin.
Datura arborea enthält ebenfalls m
allen Teilen hauptsächlich Skopolamin neben
wenig Hyoscyamin.
Datura quercifolia enthält Skopol-
amin und Hyoscyamin etwa zu gleichen
Teilen und zwar enthalten die Blätter 0,4
und die Samen 0,28 pCt Alkaloid.
Datura Stramonium enthält im
wesentlichen nur Hyoscyamin ebenso wie
auch Atropa Belladonna. Der Alkaloid-
gehalt der Atropa Belladonna betrug im
mittel für: Blätter wildwachsender Pflanzen
0,4 pGt, Blätter kultivierter Pflanzen 0,26
pOt, unreife Früchte 0,884 pGt^ reife Früchte
0,476 pGt, Samen 0,797 pGt, Blumenkrone
0,39 pCt Der Alkaloidgehalt der Datura
Stramonium betrug für: Samen 0,33 pGt,
Hauptwurzeln 0,10 pCt, Wurzelzweige 0,25
pOt, Hauptachse 0,09 pGt, Achsenzweige
0,36 pGt, Blätter 0,39 pGt, Stempel 0,54
pCt, Blumenkronen 0,43 pGt, Eelchröhren
0,30 pCt, reife Perikarpien 0,082 pGt,
Placenten der reifen Früchte 0,28 pGt. Die
Keimlinge enthielten am meisten Alkaloid,
nämlich 0,67 pCt. Wenn von den Blättern
die Spreiten abgeschnitten wurden, so konnte
ein langsames Zurückgehen des Alkaloid-
gehaltes in den stehengebliebenen Blatt-
stielen festgestellt werden.
Die zur Alkaloidbestimmung angewandte
Methode war folgende: 10 g getrocknete
feingepulverte Pflanzenteile wurden mit 90 g
Aether und 30 g Ghloroform übergössen,
10 ccm lOproc. Natronlauge zugegeben und
1 bis 2 Stunden im Schüttelapparat ge-
schüttelt. Nach dem Absetzen wurde die
ätherische Flüssigkeit abgegossen und mit
etwas Magnesia usta versetzt, 60 g abfiltriert
und hiervon die Hälfte der Flüssigkeit ab-
destilliert, um das Ammoniak zu entfernen.
Die ätherische Lösung wurde wieder mit
Aether verdünnt und mit 25 ccm Vioo~
Normal- Salzsäure ausgeschüttelt, dreimal mit
je 15 ccm Wasser nachgewaschen und die
sauren Ausschüttelungen in bekannter Weise
mit Vioo'^oi^>^^l'^^'^l^^g^ ^^^ Jodeosin bis
zur blaßroten Farbe titriert. Die qualitative
Unterscheidung der einzelnen Alkaloide
(Skopolamin, Hyoscyamin und Atropin) ge-
schah mit Hilfe ihrer charakteristischen Gold-
doppelsalze. J. K,
Archiv der Pharm, 1905, 303.
Als
Blausäure liefernde Pflanze
hatte vor einiger Zeit Ouignard den Flieder,
Sambucus nigra, angegeben, eine An-
gabe, die L. van liallie bestätigen konnte,
wenn auch die von ihm gefundenen Mengen
hinter denen von Ouigyiard zurückbliebeo.
Als neue blausäureliefemde Pflanze ist
vom Verfasser nur noch Thaliotrum
aquilegifolium erkannt. Die Blausäure
ist hierin nicht frei, sondern als Glykosid
enthalten und zwar enthält die Wurzel keine,
die Stengel nur wenig und die Blätter das
meiste Blausäureglykosid. Außerdem enthält
die Pflanze ein Enzym, welches auch das
Amygdalin zu spalten vermag. J, K,
Archiv der Pharm, 1905, 553.
135
Thorapeutisohe Mitteilungeiii
Der Schnupfen der Säuglinge
fflhrt sehr leicht zu Katarrhen und Ent-
zündongen der oberen Luftwege, zar Unter-
haltung von Wncfaemngen nsw. und ist
außerdem danim gefährlich, weil der Sftugling
noch nicht die Kraft hat, den Schleim aus
der Nase auszustoßen. Es war daher von
Wichtigkeit, daß Ballin eine Auspinseinng der
Nase der Säuglinge und zwar mit Adrenalin
vorschlug. Doch glaubt Hecht in Beuthen,
daß das Adrenalin nicht gerade ein indiffer-
entes Mittel in der Hand der I^aien ist Er
empfiehlt vielmehr die Einträufelungen einer
0,5 proc Sozojodolzinklösung. Ein
Glycerinzusatz befähigt sie, entzündliche
Schwellungen der Nasenmuscheln zu be-
seitigen und damit die behinderte Nasen-
atmung wiederherzustellen. Diese günstige
Wirkung lernte er besonders bei Nasen-
diphtherie der Scharlachkranken schätzen,
denen diese Einträuflungen große Erleichter-
ungen brachten. A. Rn.
Therap. d. Gegenwart 1905, 239.
«Radiumkleid» vollkommen Schutz gewährt.
Durch Färbung der RadiumlGsung wie des
Kollodium mit einer Anilinfarbe wird dann
noch kenntlich gemacht, ob das Radiumkleid
intakt ist oder nicht. Versuche haben ge-
zeigt, daß Radiumpräparate in dieser Form
weit wirksamer sind als bei der bisher ge-
bräuchlichen Anwendungsweise; so hat ein
dünnes Stäbchen, an seiner Spitze mit einem
solchen üeberzug aus Radiumbromid von
10000 Aktivität versehen, denselben Ein-
fluß auf das Elektroskop wie 1 g Radium-
bromid von derselben Aktivität in einem
Glasröhrchen oder wie 10 mg Radiumbromid
von 1 000 000 Aktivität m einer sehr dünnen
Aluminiumkapsel. Um die Radiumausstrahl-
ung dUrekt in die Lunge (bei Tuberkulose)
zu blasen, wird die Luft mittels emes Ge-
bläses in eine an beiden Enden durch Hahn
verschließbare Glasröhre gepreßt und von
hier aus nimmt nun die bei der Lungen-
Einblasung herausgeblasene Luft von den
Innenwänden der Röhre das Radium mit.
Therap. Monatshefte 1905, 318. Ä. Rn.
Radium- Ausstrahlungen
werden nach einem Verfahren von Hugo
Lieber Gegenständen und der Luft mitge-
teilt, um damit die Radiumwirkung möglichst
ausgiebig zu gestalten. Das Prinzip ist
folgendefl: Radium (Radiumsalze) wird in
einem geeigneten Lösungsmitte! gelöst und
in diese Lösung ein geeigneter Träger ein-
getaucht, an dem etwas von der Lösung
hängen bleibt; das Lösungsmittel verdunstet
und läßt auf dem Träger eine äußerst dünne
Radiumschicht zurück. Die Art des Lösungs-
mitteis hängt von der Art des Trägers ab.
Werden z. B. als Träger Zelluloidstäbchen
oder -Scheiben verwandt, so benutzt man |
als Lösungsmittel Alkohol, Amylacetat oderi
dergl. Das Zelluloid wird dabei vorüber-
gehend oberflächlich erweicht, so daß später
das Radium nicht allein einen Üeberzug
bildet, sondern der Oberfläche des Trägers
gewissermaßen einverleibt ist. Darüber
kommt eine dünne Lage Kollodium, um em
zufälliges Abstreifen des Radiumüberzuges
zu verhindern; nach einigen Tagen wird
die Rollodiumdecke so zähe, daß sie dem
Jodoformeinspritzungen
bei Schwindsucht
machte schon im Jahre 1903 Dewar mit
Erfolg. Jetzt hat er die ätherische Jodo-
formlösung insofern verbessert, als dem
Aether flüssiges Paraffin im Verhältnis von
40 pCt hinzugefügt wurde. In dieser
Flüssigkeit wurd das Jodoform fein emul-
giert; es sind dann auch verhältnismäßig
kleine Venen als Einspritzungsstelle geeignet.
Die Einspritzungen werden täglich oder
einen um den anderen Tag ausgeftlhrt, sind
durchaus schmerzlos und ohne unangenehme
Nebenwirkungen. Selbst bei Höhleneiterung
in den Lungen und schwerem Fieber ergab
die als einzige Maßnahme durchgeführte
Behandlung mit Jodoformeinspritzungen
günstige Resultate, auch bei sonst nicht
gerade günstigen Verhältnissen. Die emmal
erzielte Besserung hielt auch an und der
tuberkulöse Prozeß kam zum Stillstand.
British med, Joum. 1905, Januar. ^1. Rn.
136
Photographische Mitteilungen.
Spitzer-Typie,
ein 1161168, Aufsehen erregendes Reprodoktions-
verfahren, hat das bisher als ualOsbar ge-
haltene Problem; direkt vom Halbton-Negativ
durch Aetznng druckbare Platten fflr Auto-
typie und Photogravflre herzustellen und
somit die störenden künstlichen Zerlegungs-
mittel wie Raster, Asphaltstaub und der-
gleichen entbehrlich zu machen, anscheinlich
gelöst. Es ist eine Erfindung des bekannten
Münchner Malers E, Spitzer.
Nach einem Bericht von Dr. R, Defregger
in der «Photographischen Korrespondenz»
1905; 473; ist das Verfahren folgendes:
Eine blanke Metallplatte wird mit einer
Ghromgelatineschicht ohne sonstige Zusätze
überzogen, unter dem Halbton-Negativ be-
lichtet und hierauf ohne weiteres geätzt.
Der Druckstock ist dann gebrauchsfertig
und zwar, wenn man unter einem Diapositiv
kopierte, als Gravüre-Platte.
Der Aetzvorgang ist dem bei der Gravüre
gleich, nur hat man es bei dieser mit einer
überall gleich harten, aber verschieden dicken
Gelatineschicht zu tun, während Spitze?''»
Verfahren mit einer überall gleich dicken,
jedoch den Tonabstufungen des Negativs
entsprechend verschieden harten Schicht ar-
beitet. Die Aetznng erfordert Bäder ver-
schiedener Konzentration. Sie beginnt an
den am wenigsten belichteten und somit am
wenigsten erhärteten Stellen und setzt sich
allmählich bis zu dem am stärksten belich-
teten und erhärteten Stellen fort.
Die Zerlegung der Halbtöne erfolgt ganz
von selbst durch eine Strukturveränderung
beim Aetzen, die Schicht zerreißt gewisser-
maßen und die Aetznng erfolgt dann nicht
in Form flacher Vertiefungen, sondern in
Form angehäufter kleinster Grübchen, welche
je nach der Größe mehr oder weniger auf-
fallend wirken. Diese Grübchen durchschneiden
jedoch keine zeichnerischen Einzelheiten des
aufkopierten Bildes. Durch Wegfall der
künstlichen Zerlegungsmittel wird eine außer-
ordentliche Treue in der Wiedergabe des
Originals erzielt, besonders bei kleinsten
Photographien, wissenschaftlichen (z. B.
mikroskopischen) Aufnahmen, die einen Reich-
tum an Einzelheiten erfordern.
Die Anwendung der Spitzer-Typie auf
den Mehrfarbendruck dürfte große Vorteile
zeitigen, namentlich auch durch erhebliche
Verringerung der Arbeit. Das in allen
Kulturstaaten patentierte zukunftssichere Vor-
fahren wird sich gewiß noch weiter vervoll-
kommnen lassen, zumal sich in München
bereits eine Gesellschaft zur Ausnutzung
desselben gebildet haben soll. Bm.
Verschleierte,
iinbelichtete Platten
kann man nach «Phot. Ind.» zur Herstell-
ung blauer Diapositive verwenden. Man
fixiert die Platten in einer 20proc Lösung
von unterschwefligsaurem Natrium voll-
kommen aus, wässert dann sehr gründlich
und legt sie hierauf 2 bis 3 Minuten in
das Eisenblaubad, das wie folgt zusammen-
gesetzt ist:
I. Deetill. W&sser 500 ccm, zitronensaures
Eisenoxyd - Ammonium 180 g, Oxalsäure
8 g.
II. Destill. Wasser 500 ccm, rotes Blut-
laugensalz 120 g.
Zum Gebrauche mischt man von der Lös-
ung I 250 ccm mit Lösung II 325 com.
Wenn die Platte aus diesem Bade ge-
nommen und getrocknet worden ist, kann
sie verwendet werden. Man belichtet unter
einem Negativ in zerstreutem Lichte, bis die
Einzelheiten des Bildes grau auf oliven-
farbigem Grunde erscheinen, wäscht dann
10 Minuten in oft erneuertem Wasser und
legt, wenn das Bild sich während dieses
Waschens bis zur gewünschten Kraft ent-
wickelt hat, die Platte in ein Bad aus
Wasser 125 ccm, Kaliumdichromat 13 g
und Ghromsäure 1 g.
Man läßt sie darin liegen, bis das Bild
eine intensive dunkelblaue Farbe ange-
nommen hat (nicht länger als dne Viertel-
stunde), wäscht dann gut aus und trocknet
Das Sensibilisieren und Entwickeln muß
natürlich bei künstlidiem Lichte (Gas- oder
Lampenlicht) vorgenommen werden. Bm,
137
Verschiedene Mitteilungen^
kr^K.
Die „Brogreß**-Packung
für sterilisierte Seide und keim-
freies Eatgut
besteht aus einer Glasdoppel-
hfilae mit Metalldecke], in der
das Nähmaterial trocken auf-
bewahrt wird und derart ge-
wickelt ist, daß eine teilweise
Entnahme ohne BerQhmng
des Restes möglich ist Die
obere Röhrenmflndnng der
inneren Glaspatrone kann an
der Spiritnsflamme ausgeglüht
werden, wobei der Faden nur
soweit verbrennt, als er her-
aushängt, während der Rest
alsdann noch mit der Pinzette
faßbar ist. Der keimdichte
Verschluß wird durch Roh-
baumwollfilter bewirkt
Darsteller : Verbandstoff-
fabrik Paul Hartmann in
Heidenheim. —ix—
U
j^«i-i
schwefliger Säure gebleicht und mit weichen
Fellen gerieben. Der in der Chirurgie ver-
wandte Seidenwurmfaden ist gewöhnlich 30
bis 32 cm lang und 0,1 bis 0,5 mm dick.
Um ihm die gewQnschte Biegsamkeit zu
verleihen, wird er einige Wochen in schwaches,
mit Glycerin versetztes Karbolwasser gelegt.
Jaum. der Pharm, v. Elsaß-Lothringen 1905,
124. J, K.
Der Seidenwurmfaden,
Silk worm gut,
ist die zarte Faser, welche man ans den
seideerzeugenden Drüsen des Bombyx Mori
erhält, bevor er begonnen hat, seine Puppe
zu spinnen. Wenn die jungen Seidenwür-
mer zu spinnen beginnen, werden sie getötet,
indem man sie ins Wasser wirft, dem etwas
Essig oder Zitronensäure zugesetzt ist. Nach
12 bis 15 Stunden nimmt man sie aus
dem Wasser heraus, schneidet sie auf dem
Rücken der Länge nach auf und nimmt
ihnen die inneren Teile mit Ausnahme der
beiden seideerzeugenden Drüsen heraus.
Letztere, eine gallertartige Masse, werden
sorgfälltig mit lauwarmem Wasser gewaschen,
worauf geübte Arbeiterinnen den gebildeten
Faden aus ihnen herausstechen. Jeder Faden
wird behutsam auf eine glatte Platte gelegt,
an der Luft getrocknet, nach dem Trocknen
zur Entfernung von Blut und Fett in al-
kalischer Lösung gekocht und wiederum an
der Sonne getrocknet. Zuletzt werden
die Fäden mit Bimsteinpulver poliert, mit
Für die Verwendung
von Barjnunkarbonat zur
Wasserreinigung
hat die Firma Reisert em neues Verfahren
sidi patentieren lassen. Bei der gewöhn-
lichen Kesselwasserreinigung mit Kalk und
Soda werden die fixen Salze von Calcium
und Magnesium als unlösliche Karbonate
oder als Hydroxyde gefällt, dafür entsteht
jedoch ein entsprechender Teil an Natrium-
salzen, welche zu den bereits vorhandenen
hinzukommen und bei längerem Betriebe
eine hochkonzentrierte Lauge bilden, die
häufig teilweise erneuert werden muß oder
zu lästigen Ausschwitzungen an den Armatur-
teilen und Verschraubungen Anlaß gibt
Dagegen wird durch das Baryumkarbonat
nicht nur von dem im Wasser vorhandenen
Gipse sowohl die Säure als die Base in un-
löslicher Form niedergeschlagen, sondern
es soll auch die an Alkalien gebundene
Schwefelsäure im Reinigungsapparate zurück-
gehalten werden. Laboratoriumsversuche, die
Dr. E, E, Basch (Chem.-Ztg. 1905, 721)
über dieses Verfahren angestellt hat, haben
ergeben, daß zum guten Verlaufe der Um-
setzung in angemessener Zeit (1 bis 2 Stdn.)
die Anwendung eines beträditlichen Ueber-
schuBses von Baryumkarbonat und eine starke
Bewegung der Masse unbedingt notwendig
ist. Unter diesen Umständen hat sich aller-
dings eine Gipslösung von 22 ^ franz. Härte
derart umgesetzt, daß schließlich ein Wasser
mit etwa 5 ^ Härte entstand, die aber ledig-
lich von gelöstem Baryumkarbonat herrührte.
Da nun bei diesem Versuche die Umsetzung
3 Tage in Anspruch genommen hatte, so
hatte das Wasser Zeit gehabt, sich mit
Baryumkarbonat zu sättigen, was um so
weniger eintreten wird, je schneller die Um-
138
aetznng vor sich geht. Auch die Vereiiche
mit Glaabersalz führten zam Ziele; nur
war der Verlauf ein noch trägerer. Den
oben genannten Bedingungen sucht die
Firma in ihrem Apparate dadurch zu ge-
nflgen, daß nicht nur eine geringe Menge^
sondern der Bedarf fflr mehrere Monate
an Baryumkarbonat eingefflllt, und daß
das Wasser stoßweise von unten zugeftlhrt
wurd, sodaß der entstehende Schlamm stets
Aufwirbelnng zeigt Verf. verspricht dem
Verfahren guten Erfolg; wenn der Druck
des Wassers groß genug ist; um den Schlamm;
der bei längerer Betriebszeit sich beträdit-
lich vermehrt, stets vollkommen aufzuwirbeln;
sodaß sich keine Kanäle darin bilden. Der
Preis des Verfahrens kann je naeh der
Zusammensetzung des Wassers etwas teurer
oder billiger seiU; als der des alten Verfahrens;
letzteres nämlich weil Chlorcaldnm durch
Baryumkarbonat nicht entfernt wud. ~~he.
Batln ist eine trübe, geruchlose Flüssigkeit
von schwaohgelber Farbd und enthält KoUbak-
terienkultureo, die ia Meisohbrühe gezüohtet
aind. Sie dient, auf Brot gegosseD, zum Ver-
tilgen von Ratten and Mäusen. P.
Ztsehr f. Zollwesen u. Beiehssteuam 1004, 25.
Preislisten sind eingegangen von :
Dr. Theodor Sehuekardt in Görlitz über ehem.
Präparate, Beagentien, Mmeraliensammlungen.
Neu aufgenommen sind eine große Anzahl von
Präparaten.
Briefwechsel.
Apoth. Dr. S. in S. Die Einzahl von E ö rn -
ohen lautet im Lateinischen «Granulom», die
Mehrzahl also «Granula» — nicht «ae», wie Sie
meinten. P. S.
Dr.Br.inGr. 1. Sal thermarum Card,
-faot. erysttist nur scheinbar billiger als
Sal thermar. Carol fact. pulr«, da ersteres mehr
als 5t> pGt Kristallwasser enthält Dazu kommt,
daß das künstl. krist. Karlsbader Salz — ebenso
wie das krist. echte — nur aus unreinem
Glaubersalz ^Natriumsulfat) besteht, während das
pulverförmige künstl. Karlsbader Salz außer I
Natriumsulfat noch Kaliumsulfat, Natriumchlorid
und Natriumbikarbonat enthält, dem eohten
pulverförmigen Karlsbader Salz (Quellsalz) also
sehr nahe kommt.
2. Leintee (Speoies Lini) ist auch nur
scheinbar billiger als Speoies peotorales, da die
Mengen, welche zum TeeauS^ß yerweodet
werden, doch nur nach Augenmaß genommen
werden. Da nun aber Species peotorales
viel Yoluminöser und demnach viel ausgiebiger
ist als Species Lini, so wird dadurch der höhere
Preis des Brusttees gegenüber dem Lemtee
wieder ausgegUchen. s.
Von dem
BTaclitrag^ 1005
zum
Terzeichnis der neoen Arzneimittel
nach ihren im Handel üblichen Namen, sowie nach ihrer wissenschaftlichen Bezeichnung
von Hugo Mentsel
— Pharmaeeutlsehe Centnühalle 19O&9 NOb 82 bis 60 —
sind 8onciBI*9bcil*flck0 hergestellt worden; dieselben sind mit einem steifen Um-
schlag versehen worden, so daß sie die für den täglichen Gebrauch erforderliche Widerstands-
fiihigkeit haben.
Dieselben sind, soweit der kleine Vorrat reicht, gegen vorherige Einsendung von
1 Mk. ftO Pf. mittels Postanweisung (10 Pf.) durch die «Motaftilssteile (SctaAB^aaer
Str««ae 43) zu beziehen.
Von dem Haupt- Verzeichnis
— Pharmaeeutlsehe Centndhalle 1902, Nr. 21 bis 89 —
sind noch einige Stück mit steifem Umschlag vorhanden und gegen Einsendung von 9 Mk. AO Pf.
zu beziehen.
Yctlegar: Dr. A. Sehaeider. DratdMi und Dr. P. Stil Drptden-BlaMwite.
Verantwortlicber Leiter: l>r. P. Süfi, Dresden-'Bluewits.
Im BuebJiaiuiel dureli Julia» äprlnger, Beran N., MonbiioiiplsU 3.
Draek vod Fr. TllieJ N ar h r. (Ken a ih d Mahlo), Dreedül.
Pharmaceutische Centralhalle
für Deutschland.
Herausgegeben von Dp. ü. Schneider und Dp. P. SOse.
•»>•■
Zeitschrift ffir wissenecliaftlielie und gescbäftliche Interessen
der Pharmacie.
Gegründet von Dr. Hermaim Hager im Jahre 1859.
Erscheint jeden Donnerstag.
Bezugspreis viertel jährlich: durch Buchhandel oder Post 2,50 Mk., durch Gescbftfts-
stelle im Inland 3,— Mk., Ausland 3,50 Mk. — Einzelne Nummern 30 Pf.
An z e i g e n : die einmal gespaltene Elein-Zeile 30 Pf., bei größeren Anzeigen oder Wieder-
holungen Preisermäßigung.
Leiter der 1 Dr. Alfred Schneider, Dresden-A. 21; Schandauer Str. 43.
Zeltsehrlft: j Dr. Paul Süß. Dresden-Blasewitz; Gustav Freytag-Str. 7.
GesehMflastelle: Dresden-A. 21; Schandauer Straße 43.
JI2 8.
Dresden, 22. Februar 1906.
Der neuen Folge XXVII. Jahrgang.
XLvn.
Jahrgang.
Inhalt : Cbeaile «Dd PbArBACi«: Uebc>r die Tfttigkeit d«>8 chemiHcheii Uiitersuchangsamtes der SUdt Dresden im
Jahr« 1Ü(.K>. — Beobachtungen fiber die Gittmenge, welche sur TOtung einer bestimmten Menge lebender Sobstana
nOtig iBt — Linimentum ammoniatnm. - Anwendung von Dnick und Wärme fOr die Extraktion. — Nene Arziiei-
mittel. — Pharmaceutische Speslalitfttcn. - Ueber die Zusammen «etzuns des Pottwaltranes — NAhmiiKSiilittol-
Chemle. - PharmakoifnoBUsehe MUlelloDfi^en. — Tta«»rApeiitisrhe MitteUuiiKen. — VertehiedeBe Mittell-
nnceii» — Briefwechsel.
Chemie und Pharmacie.
Ueber die Tätigkeit des
chemischen Unter suchungsamtes
der Stadt Dresden im Jahre
1905.
Von Dr. A^ BeytUien.
Die bekannte Tatsache, daß vor-
beugende Maßnahmen besser zur Ver-
hinderung von Gesetzesabertretungen
geeignet sind als schärfste Bestrafung
in Einzelfällen, findet auf kaum einem
anderen Gebiete eine so augenfällige
Bestäticcung als dem der Nahrungs-
mittelkontrolle. An allen Orten hat die
bloße Gründung von chemischen Unter-
suchnngsämtem in kurzer Zeit eine Ab-
nahme der Verfälschungen herbeigeftthrt,
und eine sachgemäß ausgefibte regel-
mäßige Ueberwachung des Lebensmittel-
verkehrs muß notgedrungen von Jahr
zu Jahr ein Sinken der {>rozentischen
Beanstandungsziffer im Getolge haben.
Das hat sich auch während des ver-
flossenen Zeitraumes wieder in Dresden
gezeigt, indem trotz der Zunahme der
Untersuchungen auf 828") (7984 im Vor-
jahr) ein Rückgang der Beanstandungen
von «57 auf 647, d. h. von 10,7 auf
7,8 pCt zu verzeichnen war. Dieser
Erfolg ist um so höher einzuschätzen,
als die Revisionen gerade notorisch viel
verfälschte Gegenstände, wie Zitronen-
saft, Marmeladen und dergl. berück-
sichtigen, und als die zu großen kapital-
kräftigen Verbänden zusammenge-
schlossenen Interessentenkreise der amt-
lichen Nahrungsmittelkontrolle immer
entschiedeneren Widerstand entgegen-
setzen.
Eine wesentliche Unterstützung in
ihren Bemühungen um die Hebung der
Volfcsemährung finden die Untersuch-
ungsämter in dem zunehmenden Inter-
esse des Publikums für alle Fragen der
Hygiene, und es muß daher ihr Be-
streben sein, Aufklärung in immer wei-
tere Kreise hineinzutragen. Nichts ist
dazu geeigneter, als die Abhaltung
140
populär - wissenschaftlicher Vorträge ; gesprodieneii Zwecke der Färbung ia den
aber auch von der Benutzung der Tages-
presse sollten die Vertreter der Nahr-
ungsmittelkontrolle sich nicht durch den
Vorwurf der Gegner abschrecken lassen,
daß sie der BeMedigung persönlichen
Ehrgeizes diene. Die Zahl der vom
Berichterstatter in gemeinnfitzigen Ver-
einen gehaltenen Vorträge betrug 4,
während in wissenschaftlichen und Tages-
zeitungen 12 Abhandlungen veröffent-
licht wurden. Von äußeren das Amt
berührenden Elreignissen ist vor allem
die 4. Versammlung der Freien Ver-
einigung Deutscher Nahrnngsmittel-
chemiker zu erwähnen, welche unter
Beteiligung zahlreicher Vertreter der
Reichs-, Staats- und städtischen Behör-
den am 2. und 3. Juni auf dem Eönigl.
Belvedere stattfand und reichen wissen-
schaftlichen Gewinn brachte, den An-
gestellten des Amtes wie den Übrigen
Mitgliedern des Ortsausschuss3S aller-
dings auch viele Mühe und Arbeit ver-
ursachte. Weniger erfreulich war der
Verlauf der Versammlung Deutscher
Teigwarenfabrikanten, in welcher der
auf Einladung erschienene Bericht-
erstatter vergeblich versuchte, die Inter-
essenten zu einem Entgegenkommen
für die Bestrebungen der Nahrungs-
mittelkontrolle zu veranlassen.
Hinsichtlich der einzelnen Gruppen
von Untersuchungsgegenständen sind
nachfolgende Beobachtungen zu ver-
zeichnen :
Fleisch und Warst. Die hier ange-
troffenen Verhältnisse können im allgemeinen
als befriedigend bezeichnet werden, unter
den eingelieferten 125 Pleischproben
worden verdorbene oder mit den im Fleisch-
besohangesetze verbotenen Stoffen vermischte
überhaupt nicht angetroffen. Der in 5 Fällen
beobaohtete Znsatz von anderen künstlichea
Firbemittda, wie des aus Natrium- Phosphat
und -Benzoat bestehenden Konservesalzes to
Seeth und von Paprika konnte dareh ein-
fache Verwamang beseitigt werden. Der
Einwand, daß letztere ein GewQrz sei, wird
schon durch die Tatsache widerlegt; daß
neuerdings von der Plaoenta völlig befreite^
also geschmacklose Paprikapulver zam aos-
Handel gebracht werden. Mehrere unter
dem Verdachte der .Verdorbenheit eingelieferte
Fleischwaren besaßen tadellose Beschaffen-
heit; hingegen erwies sich ein Oorned
beef deutschen Urspmngs als gänzlleh von
Sehnen durchsetzt und den amerikanischen
Erzeugnissen gegenüber minderwertig. Es
wäre daher dringend zu wünschen^ daß die
deutschen Fabrikanten zur wurksamen Be-
kämpfung der aosländisehen Konkurrenz
besseres Ausgangsmaterial verwendeten.
Eine interessante Feststeilang konnte an
2 von der Arbeitsanstalt übersandten Wasser-
proben; in welchen Seefische gekocht worden
waren; gemacht werden. Es ergab sich
nämlich; daß mit diesem Kochwasser; welches
wegen seines Geruchs zu Emährungszwecken
nnbranchbar erschien; nicht weniger als 8;8
bezw. 11;3 pCt der Qesamt-Eiweißstofife
verloren gingen.
Auch die Ueberwachung des Warst-
handeis hat eine weitere Besserung im
Gefolge gehabt; indem unter 189 Proben
nur 5 Mal Mehlzusatz und 6 Mai ein ge-
ringer Borsäuregehalt nachgewiesen werden
konnte.
Krebsbntter. Die berdts im Vorjahre
ei*wähnten hOchstrichterlichen Entscheidungen
haben ihre Wirkung in sofern geäußert; als
die Mehrzahl der untersuchtea 1 8 Proben ledig-
lich aus Butter und Krebsschalen bestanden;
während die verfälschten eme Deklaration
des Zusatzes fremder Fette und künstlicher
Farbstoffe trugen.
Eikonserven. Mehrere neuerdmgs im
Handel erschienene Eikonserven bestanden
aus reinem getrockneten Eigelb; welches als
Abfallprodukt der photochemischen Industrie
gerade in Dresden massenhaft gewonnen
wird. Andere stellten Gemische von Trocken-
Ei mit Kasein oder anderen Stickstoff-
substanzen dar; z. B. aber auch völlige
Schwindelprodukte aus künstlich gelb ge-
färbtem Maismehl mit Natriumbikarbonat
und Spuren von Eigelb. Die wegen des
Zusatzes von Borsäure, fremden EiweiJ-
stoffeu; Mehl und künstlicher Firbung aus-
gesprochenen Beanstandungen haben in
mehreren Fällen zur Emleitung eines Straf-
verfahrens geführt; das jedoch noch nicht
abgeschlossen ist.
141
Milck- und Molkereierzengnisse. Auch
im Berichtsjahre ist eine Verbesserung der
Dresdner Milchversorgang nicht eingetreten.
Zwar befanden sich nnter den 4351 unter-
suchten Milchproben nur 297, welche als
dnrch Abrahmung oder Wasserzusatz direkt
verfJUscht beanstandet werden mußten^ aber
die Zahl der infolge schlechter Viehhaltung
oder Ffitterung minderwertigen Proben hat
sidi durchaus auf der Höbe des Vorjahres
gehalten. Von den im Wege der regel-
mäßigen Revisionen entnommenen 4040
Proben Vollmilch hatten 2103 = 62 pCt(!)
einen Fettgehalt von weniger als 3 pCt
(gegen 31,9 pCl Im Jahre 1900), ja bei
231 Proboi lag der Fettgehalt sogar unter
2,3 pGt Dementsprechend betrug das
Mittel aller Bestimmungen nur noch 3,05
pGt gegen 3,30 pCt im Jahre 1 900. Diese
Angaben veranschaulichen aufs neue die den
Nahrungsmittelchemikern wohl bekannte
Tatsache, daß auch das hygienisch vollendet-
ste Milchreguiativ ohne Festsetzung eines
Mindestfettgehaltes nur eine stumpfe Waffe
bildet und keinen Sdiutz der Bevölkerung
gegen üebervorteilung gewährt.
Als einzige erfreuliche Folge der Eontrolle
ist die zunehmende Reinlichkeit der
Milehgewinnung anzuführen, welche sich aus
der geringen Beanstandungsziffer von 5
verschmutzten Proben ergibt. Mit Konser-
viemngsmittehi vermischte Milch wurde nicht
angetroffen.
Die Ausdehnung der Revisionen auf die
Bahnhöfe hat in mehreren F&llen zur Auf-
deckung arger Verfälschungen gefflhrt Bis-
weilen waren sämtliche, den hiesigen Händlern
gesandte Milchlieferungen bis zu 50 pCt
mit Wasser verpantscht.
unter den eingelieferten 17 Sahne-
proben besaßen 2 zu geringen Fettgehalt,
während die 12 Quark- und 7 Eäse-
proben zu keiner Beanstandung Anlaß
gaben und msbesondere frei von Kartoffel-
mehl waren.
Zu der noch nicht völlig entschiedenen
Streitfrage, betr. den Zusatz von Wasser
zu Buttermilch, weicher von einigen Pro-
duzenten als unentbehrlich hingestellt wird,
hat das Amt eine abwartende Stellung ein-
genommen. Nachdem aber die sehr beacht-
liehe Auslassung von Brauth in Nr. 1 der
Mildizeitung 1 905 fiberzeugend die Unzulässig-
keit einer Wässerung dargetan hat, wird
beabsichtigt, im nächsten Jahre die Ueber-
wachung auf dieses wertvolle und billige
Volksnahrungsmittel auszudehnen.
In analytischer Hinsicht ist der neue
Fettbestimmungsapparat von Röhrig zu er-
wähnen, welcher sich als außerordentlich
brauchbar erwiesen hat
Butter. Von den insgesamt eingeliefer-
ten 716 Butterproben waren 37 (= 5 pCt)
zu beanstanden, und zwar 24 wegen Ver-
dorbenheit,6 wegen Verfälschung mitMargarine,
6 wegen zu hohen Wasser- bezw. zu nie-
drigen Fettgehaltes. Eine zur Weihnachts-
zeit verkaufte «Butter» war nichts als reine
Margarine.
Die außerordentliche Unsicherheit in der
Beurteilung von Butter hat trotz zahlreicher,
in letzter Zeit erschienener Arbeiten keine
Aenderung erfahren. Nur die Sesamöl-
reaktion scheint ungeachtet einzelner Angriffe
bei den amtlichen Nahrungsmittelchemikern
ihr Ansehen bewahrt zu haben.
Margarine. Die 278 untersuchten Mar-
garineproben gaben zu Beanstandungen
keinen Anlaß, wohl aber mflssen die Ver-
suche einiger gro^ier Fabriken, ihre Erzeug-
nisse unter irrefflhrenden Bezeichnungen mit
dem großen Aufdruck: «Butter» und der
sehr versteckten Inschrift: «Margarine» in
den Verkehr zu bringen, als dem Sinne
des Gesetzes zuwiderlaufend verurteilt werden.
Die Gerichte haben sich dieser Ansicht aller-
dings mehrfach nicht angeschlossen, sondern
nur den Wortlaut des Gesetzes ihrer
Entscheidung zu gründe gelegt
Speisefette und Oele. Die emgelieferten
festen tierischen Fette: 471 Schweineschmalz,
32 Rinderfett, 31 Oleomargarin und 2
Hammeltalg, sowie 17 Kunstspeisefette waren
mit Ausnahme einer hochgradig ranzigen
und widerwärtig verschmutzten Probe von
normaler Beschaffenheit Die Jodzahl lag
bei dem amerikanischen Schweineschmalz
zwischen 58,5 und 69,9, bei dem ungar-
ischen Schmalz zwischen 50,6 bis 59,9 und
bei dem Oleomargarin zwischen 46,3 und
47,0. Die Jodzahl des Hammeltalgs betrug
46,7.
Ein sogen. Speck öl amerikanisdier Her-
kunft besaß eine Jodzahl von 75,8 und
eine Verseifungszahl von 194,8. Hieraus
142
und ans dem eigentümlichen Speckgeruch
war zn schließen, daß es sich am den aus-
gepreßten flüssigen Anteil des Schweine-
specks handelte.
Vier als Pflanzenbutter bezeichnete
Speisefette stellten gereinigtes Kokosöl dar
und waren nicht zu beanstanden, wenngleich
die überschwängliche Reklame, nach welcher
von der Pflanzenbutter Y5 weniger als von
anderen Fetten verbraucht werden sollte, zu
einer Täuschung des Publikums geeignet
erschien.
Von 10 den städtischen Anstalten ge-
lieferten Speiseölen waren 8 als reines
Olivenöl anzusprechen; eine war richtig
bezeichnetes Erdnußöl und die letzte wegen
eines Zusatzes von etwa 3 pCt Sesamöl zu
beanstanden. Unter den übrigen Proben
erwies sich eine bereits in Meißen bean-
standete, welche einer angesehenen fran-
zösischen Firma entstammte, als ein grob
verfälschtes Gemisch von Olivenöl mit
Sesamöl und Banmwollsamenöl (Jodzahl
90,6 !).
Mehl, Ories. Im Auftrage der städtischen
Anstalten waren 227 Mehlproben zu unter-
suchen, welche allen billigen Anforderungen
entsprachen. Hingegen befanden sich unter
den von Konsumenten eingelieferten Mehlen
2 Proben, welche wegen Milbengehaltes und
eine weitere, welche als durch Säurebildung
verdorben zu beanstanden waren, während
ein mit Kartoffelstärke vermischtes Weizen-
mehl als verfälscht bezeichnet wurde. Eän
mit erheblichen Mengen Salz und Soda ver-
unreinigtes Kartoffelmehl besaß einen höchst
zweifelhaften Oenußwert.
In bezug auf die jetzt vielfach beliebte
Unterschiebung von Mais- für Weizen-
stärke teilen wir zwar die Ansicht der
übrigen sächsischen Chemiker, daß diese
Manipulation unzulässig ist, und beanstanden
sie auch bei städtischen Lieferungen, halten
aber andererseits ein strafrechtliches Ein-
sehreiten auf grund des Nahrungsmittel-
gesetzes für sehr schwierig, weil Maisstärke
weder verfälschte noch nachgemachte Weizen-
stärke ist.
Die weitere Entwicklung des Vorgehens
gegen polierte Reis- und Graupen-
fabrikate hat leider nur zu sehr die Be-
rechtigung der vom Amte beobachteten
Zurückhaltung dargetan. Nachdem sowohl
die Staatsanwaltschaft in licipzig wie in
Hamburg das gegen große Fabriken einge-
leitete Strafverfahren eingestellt hat, erscheint
es angezeigt, von einem weiteren Einschreiten
gegen die Kleinhändler zunächst abzusehen
und durch Belehrung und Verwarnungen
das allmähliche Verschwinden dieses keines-
wegs zu bUligenden Verfahrens herbei-
zuführen. Wie ans einem interessanten
Aufsatz in Nr. 3 der Kolonialwaren-Zeitung
1906 hervorgeht, kann die Behörde in diesem
Bestreben auf die Unterstützung der kleineren,
deutsche Gerste verarbeitenden Mühlen rech-
nen.
Backwaren. Der hohe Wassergehalt des
sonst vorzüglichen Dresdner Brotes war
die Ursache, daß von 40 Proben 11 be-
anstandet wurden. 2 weitere Proben, sog.
Landbrot, deren Wassergehalt mehr als 50
pGt betrug, waren, anscheinend infolge der
Verwendung alter Brot und Teigreste von
Mucor-Myoelien und Zygosporen dicht durch-
setzt und daher als verdorben im Smne des
N.-M.-G. zu bezeidinen.
Die 45 Semmelproben gaben zu
keinen Ausstellungen Anlaß. Von 2 auf
grund privater Beschwerde untersuchten
Weihnachtsstollen zeigte die Liefer-
ungsprobe einen höheren Gehalt an Butter
von besserer Beschaffenheit als das vor dem
Ankauf verabfolgte Probestück ; ein Beweis,
daß der Bäcker ungerechter Weise in Ver-
dacht geraten war.
Die mehrfadi beobaditete Tatsache, daß
die Gewerbetreibenden sehr zum Ankaufe
wertloser Geheimpräparate neigen, hat auch
im Berichtsjahre zu einer groben Ueber-
vorteilung Anlaß gegeben. Ein zu hohen
Preisen an hiesige Bäcker verkaufter Er-
satz für Eiweiß erwies sich als gewöhn-
liches, noch dazu verdorbenes Albumin.
Teigwaren. Trotz der neuerdings wieder
recht unerfreulichen Stellung des Verbandes
Deutscher Teigwarenfabrikanten entsprachen
die in Dresdner Geschäften angekauften 48
Eiemudeln mit einer einzigen Ausnahme
durchaus den Anforderungen der Nahrung»-
mittelkontroUe, und es scheint sonach der
Schluß gerechtfertigt, daß die nach hier
liefernden Produzenten aus der kleinen
Zeitungspolemik zwischen Herrn Syndikus
Scklo/hnaehe?* und mir die entsprechende
143
Notzanwandang gezogen haben. Die durch-
weg sehr hohen Gehalte an alkohollÖBlieher
IliosphorBäure in den an stftdtisohe Anstalten
gelieferten Nndeln lehren zugleich, daß der
theoretisch unbestreitbare Rückgang des
Lecithins fClr die Verhältnisse der Praxis
kerne große Bedeutung besitzt.
Gewürze. Die scharfe Eontrolle der
Vorjahre hat dazu geführt^ daß verfälschte
Gewfirze in Dresden zu den größten Selten-
heiten gehören. Von den eingelieferten
354 Proben: 159 Pfeffer, 105 Zimt, 46
Piment, 22 Kochsalz, 8 Suppen wfirzen,
6 Senf, 3 Muskatnuß, je 1 Macis, Safran,
Caroben, Gardamomen, Vanille waren nur
7 Proben, nämlich 2 Pfeffer, 2 Muskatnflsse,
1 Zimt, 1 Piment und 1 Senf zu bean-
standen.
In bezug auf Pf ef f er konnte ein weiteres
Verschwinden der stark schalen- und asche-
haltigen Produkte festgestellt werden, indem
nur dne Probe mit mehr als 16 pGt Roh-
faser (22,1 pGt) und ein schwarzer Pfeffer
mit hohem Mineralstoff- (15,48 pCt!) und
Sandgehalt (8,76 pGt) angetroffen wurden.
Dem Verkaufe von gekalktem Penangpfeffer,
welcher sogar nach dem Bund der Nahrungs-
mittelfabrikanten nur unter Deklaration zu-
lässig ist, wird in Zukunft auf grund der
Urteile dee Königl. OberiandesgerichtB vom
6. Oktober 1902, 10. Mai 1904 und
12. Oktober 1905, sowie mehrere Urteile des
hiesigen Schöffengeridits mit Erfolg ent-
gegengetreten werden können.
Die Beanstandung von Piment erfolgte
wegen einer künstlichen Färbung mit Eisen-
oxyd (Ocker), nachdem die Handelskammer
Dresden in ihrem Gutachten vom 12. Mai
d. J. diese Manipulation als nicht handels-
üblich und unzulässig bezeidinet hatte.
Die Frage der künstlichen Färbung des
Senfs ist hingegen noch immer nidit völlig
geklärt, denn wenn auch im hiesigen Ver-
kehr aUg^nein Deklaration eingeführt ist,
so hat doch die Königl. Staatsanwaltschaft
in Magdeburg ein strafrechtliches Einschreiten
gegen die dortigen Lieferanten abgelehnt.
Dafür teUte das Königl. Polizeipräsidium in
Berlm am 22. November 1905 dem Rate
die erfreuliche Tatsache mit, daß der Verein
Beriiner Senffabrikanten beschlossen hat,
Senf grundsätzüch nicht mehr zu färben.
Ein mit großer Reklame angepriesenes
n
'.•)
«knochenbildendes Cerebos-Speisesalz»
entpuppte sich als eine ganz gewöhnliche
Mischung von Natriumchlorid mit 3 pCt
Tricalciumphosphat, und das «Pflanzen-
fleischextrakt-Ovos» war als ein
Hefenpräparat nachstehender Zusammen-
setzung anzuspredien :
Wasser. . . . 54,37 pCt
Stickstöffsubstanz 21,83 „
Fett 0
Mineralstoffe . . 14,51
Eochsalz . . . 7,62
PhosphoiBäure . 2,87 „
Kreatinin konnte darin nach dem Verfahren
von Micko nicht nachgewiesen werden.
Zitronenöl. Die Frage der Verdünnung
von Zitronenöl mit Alkohol hat das Amt
mehrfach beschäftigt, nachdem derartige
Mischungen von anderer Seite als verfälscht
beanstandet worden waren. Nach eingehen-
den Erörterungen haben wir die Auffassung
vertreten, daß für die Zwecke von Haus-
haltungen und Bäckereien derartige alkohol-
ische Lösungen gewisse Vorteile darbieten,
indem sie sich ohne die sonst unausbleib-
lichen Wägeverluste mit den zu würzenden
Materiafien besser vermischen lassen. Wir
haben daher, sobald nicht eine pekuniäre
üebervorteilung des PubUkums in Frage
kam, von einem Einschreiten abgeraten. Es
würde aber interressant sein, hierzu Aeußer-
nngen aus pharmazeutischen und Handels-
kreisen zu vernehmen.
Essig. Trotz der anerkennenswerten Be-
strebungen des Vereins Deutscher Wein-
essigfabrikanten zur Sanierung ihrer Industrie
setzen vereinzelte Produzenten den Anforder-
ungen der Nahrungsmittelkontrolle nodi
immer zähen Widerstand entgegen, und erst
durch das Urteil des Königl. Landgerichts
vom 17. X. 1905 ist wenigstens für Dres-
den prinzipiell entschieden worden, daß
Weinessig aus einer Maische mit mindestens
20 pGt Wein hergestellt werden muß. Für
den chemischen Nachweis emer etwaigen
Verfälschung wird auch jetzt noch die Be-
stimmung des Extrakt- und Aschengehalts
in erster Linie heranzuziehen seb, da die
von einer Seite als ausschlaggebend em-
pfohlene Glycerinbestimmung nach den
neueren Veröffentiichungen mit Vorsicht an-
zuwenden ist. Der Einwand, daß der ver-
langte Extraktgehalt von 0,4 pGt durch
Zusatz von Zucker leicht vorgetäusdit wer-
144
den könne; verkennt die Tatsache^ daß die
erwähnte Zahl sidi selbstredend anf zucker-
freies Extrakt bezieht^ und ist daher nidit
beachtlich.
Die eingelieferten 20 Proben setzten sich
ans 4 Speiseessigen; 7 Essigspriten und 9
Weinessigen zusammen, von denen 1 den
städtischen Anstalten gelieferter Speiseessig
und 3 Weinessige zu beanstanden waren.
Ein Vorgehen wegen zu geringen Säure-
gehaltes erscheint zur Zeit erfolglos, jedoch
läßt die Verordnung des Eönigl. Ministeriums,
unterstützt durch die Beschlüsse der Handels-
kammer in Leipzig, eine Besserung erhoffen.
Himbeersirup. Die regelmäßige Ueber-
wachang hat einen weiteren Rückgang der
Verfälschungen im Gefolge gehabt, indem
unter 163 Proben nur 30 verfälschte ange-
troffen wurden. 18 Beanstandungen er-
folgten wegen Wasserzusatzes, 9 wegen
gleichzeitiger Beimischung von Wasser, Farbe
und Stärkesirup und 3 wegen künstlicher
Färbung.
Bei der feststehenden Rechtsprechung der
hieeigen Gerichte konnten die meisten Ueber-
tretungen durch polizeiliche Verwarnungen
oder Straf Verfügungen erledigt werden. Nur
in 2 Ausnahmefällen erfolgte Verurteilung
durch das Rönigl. Landgericht zu je 100
Mark Geldstrafe.
Zur Warnung der Produzenten sei darauf
hingewiesen, daß im Gegensatz zu den von
der Eonserven- Zeitung (1906, S. 4) und
der Nahrungsmittel-Rundschau (1906, S. 13)
zitierten Urteilen der Strafkammern in Hom-
burg und Düsseldorf von den Sächsischen
Gerichten Himbeerlimonadenrnrup als reiner
unverfälschter Himbeersirup angesehen wird,
so außer verschiedenen Urteilen des Dresdner
Landgerichts in der Entscheidung der Straf-
kammer zu Chemnitz vom 20. UI. 1905.
In der Beurteilung eines Salicylsäure-
zusatzes mußte das Amt seine früher ge-
kennzeichnete mildere Stellung aufgeben,
seitdem mehrere geriditliche Entscheidungen
u. a. in Chemnitz, femer des Landgerichts
Görlitz vom 8. HL und 21. X. 1905, des
Preußischen Kammergerichts vom 16. V.
1905 und des Schöffengerichts Dresden vom
25. X. 1905 diesen Zusatz als Verfälschung
bezeichnet hatten, in Uebereinstimmung mit
den Gutachten des Königl. Sachs. Landes-
medizinalkoUegiums, der Königl. Deputation
für das Medizin&lwesen in Berlin vom 17.
n. 1904 und des MedizinalkoUegiums der
Universität Würzburg vom 26. X. 1904.
Zum mindesten ist nunmehr^die Deklaration
der Salicylierung zu verlangen.
Von zwei weiteren Fruchtsäften wies ein
Kirschsaft mit 0,6 pCt Asche und
6,5 ccm Alkalität normale Beschaffenheit
auf, während ein Johannisbeersaft
stark gewässert war.
Der chemische Nachweis der letzteren
Verfälschung bietet keine Schwierigkeit,
seitdem durch zahlreiche Untersuchungen im
letzten Jahre über die Zusammensetzung
des Naturproduktes und ihre natürlichen
Schwankungen weitere Klarheit geschaffen
worden ist. Bei einigermaßen vernünftiger
Handhabung der sog. Grenzzahlen dürfte
einem erfahrenen Chemiker kaum eine un-
gerechte Beanstandung passieren, ebensowenig
wie der warnend hervorgehobene Aschen-
gehalt des Zuckers zu irgend welchen Be-
ängstigungen Anlaß bietet.
Zitronensaft. Daß sich auch hier ein
wesentlicher Umschwung zum Besseren voll-
zogen hat, geht aus der Tatsache hervor,
daß von 50 Proben nur 14 zu beanstanden
waren, die sich auf 3 Fabrikanten verteilen.
Alle übrigen Produzenten hatten unver-
fälschte Säfte geliefert. Acht der bean-
standeten Proben, welche einer rheinischen
Fabrik entstammten, erwiesen sich als völlige
Kunstprodukte aas Wasser, Alkohol, Zucker
und Zitronensäure, welchen zur Irreführung
der Chemiker geeignete Mineralstoffe hinzu-
gesetzt worden waren. Bei dem nahezu
gänzlichen Fehlen des Stickstoffs und des
übrigen Extraktrestes bot ihre Charakterisier-
ung selbstredend kerne Schwierigkeit Trotz
der übereinstimmenden Gutachten von 14
Vertretern der amtlichen Nahrungsmittel-
kontrolle war aber das Landgericht Duis-
burg am 9. IL 1905 zu einer Freispredi-
ung des Fabrikanten gelangt, weil 3 andere
Chemiker die vorhandenen wissensehaftfiehen
Unterlagen als unzureichend bezeichnet
hatten. Um so größer ist der Erfolg zu
bewerten, daß das hiesige Königl. Land-
gericht am 7. XL 1905 das in Rede stehende
Erzeugnis als ein Kunstprodukt bezeichnete
und damit einen Weiterverkauf in Dresden
unmöglich machte. Hieran wurd auch durch
den Umstand nichts geändert, dal der Fa-
145
brikant neaerdings den früher vergessenen
Stieicstoff hinzusetzt, so lange er nicht den
Extraktrest anf normale Höhe bringt.
Die beiden anderen Fabrikanten, welche
mit wflsseriger ZitronensäarelOsung ver-
f&JBchte Säfte in den Handel gebracht hatten,
wurden Tom EOnigl. Landgericht Görlitz am
8. III. 1905; femer am I. IX. 1905 und
am 21. X. 1905 zu 500 bezw. 150 Mark
Geldstrafe verurteilt Da der eine von ihnen
sich in der Hauptverhandlung ausdrflcklich
der Nahrungsmittelverfftlschung schuldig be-
kannt hatte, so mußte es um so größeres
Erstaunen erregen, daß er in der Deutschen
Destillateur-Zeitung emen seltsamen Angriff
anf das Dresdner üntersuchungsamt ver-
öffentlichte, der mit dem Satze begann:
«In Dresden scheint jetzt der Zitronensaft
in bezug auf Beanstandung sich einer be-
sonderen Beliebthdt zu erfreuen. So humor-
istisch die Sache klingt, so tragisch ist sie
für die Beteiligten.» Ich habe seinerzeit
eine Antwort für entbehrlich gehalten, möchte
aber jetzt darauf hinweisen, daß die Unter-
suchnngsämter verpflichtet sind, die
Nahrungsmittelverfälschung zu bekämpfen,
und daher ihr Augenmerk notgedrungen
aneh auf den notorisch so viel verfälschten
Zitronensaft richten müssen. In wiefern das
humoristisoh klingt, vermag ich nicht einzu-
sehen. Wohl aber sehe auch ich die Ver-
urteilung der Kleinhändler als bedauerlich
an, da diese erst durch wiederholte Ver-
Bicherungen der Lieferanten zum Widerstände
gegen die Ratschläge und Verwarnungen
der Behörde veranlaßt worden sind.
In bezug auf die hohen Alkoholgehalte
einiger Säfte von 10 bis 20 Vol.-pCt,
welche ein hiesiger Chemiker im Gegensatz
zu unserem Gutachten nicht als Verfälsdi-
nng bezeichnete, während das Breslauer
Untersuchungsamt schon geringere Zusätze
von 5 pOt für unzulässig erklärte, hat das
König!. Landgericht Görlitz im Sinne unserer
Auffassung entschieden, daß 8 bis 10 pGt
Alkohol noch zu dulden, größere Mengen
aber zu beanstanden sind.
Die Beurteilung des Zitronensaftes bietet
zur Zeit keine Schwierigkeit. Wohl aber
muß dringend davor gewarnt werden, auf
gmnd unvollständiger Analysen Beanstand-
ung auszusprechen.
Karmeladen. Wohl an keinem Industrie-
zweige sind die Bemühungen der Nahrungs-
' mittelkontrolle so spurlos vorübergegangen
wie an der Marmeladenfabrikation. Znsätze
von Trestem, Teerfarben und Stärkesbrup
sind an der Tagesordnung, ja die billigeren
sog. gemischten Marmeladen bestehen zu
50 pCt und mehr, oft sogar nahezu vöUig
aus gefärbtem Eartoffelsirup. Die Versuche
der üntersucfaungsämter, in dem Geschäfts-
prinzipe «Billig und schledit> eine Aender-
ung herbeizuführen, haben bei den Produ-
zenten bislang nur wenig Gegenliebe ge-
funden. So schrieb ein Leipziger Fabrikant
m kräftiger Urwüchsigkeit, daß man noch
obendrein das Färben verbietet, fuide ich
geradezu skandalös», und der Vertreter
einer anderen Firma drohte jedem Verbreiter
und Ansteller der Behauptung: ihr Produkt
bestehe im wesentlichen aus gefärbtem
Stärkesirup, mit Schadenersatz- und Unter-
lassungsklage. Und dabei bestand diese
Marmelade tatsächlich zu 75 bis 80 pCt
aus Stärkesirup, was doch gewiß Niemand
als nnwesentlidi bezächnen wird. Bei dieser
Sachlage kann es nicht Wunder nehmen^
daß trotz der zahlreichen Beanstandungen
— 42 von 70 Proben — ein nennens-
werter Erfolg nicht erzielt worden ist Eme
für den Nachweis von Teerfarben wichtige
Beobachtung konnte bei der Untersuchung
selbst hergestellter Aprikosen-Marmelade ge-
macht werden. Diese verleihen nämlich dem
Wollfaden an sich eine gelbe Farbe.
Erbsen - Konserven waren durch eine
Braunfärbung der inneren Büchsenwandung
und eine gewisse schleimige Beschaffenheit
in den Verdacht der Fälschung geraten.
Die Feststellung, daß die Bräunung auf der
ganz normalen Bildung von Schwefelzinn
und die schleimige Konsistenz auf der Ver-
wendung überreifer, stärkehaltiger Schoten
beruhte, verschaffte jedoch Beruhigung.
Pilze. Mehrfach wurden Pilze aus der
Familie der Boviste (Bovista nigrescens)
eingeliefert, welche im jugendlichen Zustande,
d. h. so lange die Schnittflädie rein weiß
erscheint, eßbar sind, in einem späteren Stadium
aber eine dunklere Farbe annehmen und
ungenießbar werden. Im Hinblick auf den
Umstand, daß der zum Verwediseln ähn-
liche Kartoffelbovist (Scleroderma vulgare)
auch jung giftig ist, wurde dem Rate die
Ausschließung der Boviste vom Markthandel
empfohlen. (Schluii folgt.)
146
Beobachtungen
über die Giftmenge, welche zur
Tötung einer bestimmten Menge
lebender Substanz nötig ist.
Von Th. Bokomy.
(Fortsetzong von Seite 124.)
Wenn man Kupfervitriol auf
0,1 pGt verdünnt und in diese Lösung
die oft genannte spitzeifOrmige In-
fusorien-Art hineinbringt, so sterben sie
augenblicklich unter Trübung ab. In
0,01 proc. Losung leben die widerstands-
fähigeren nur noch einige Minuten
weiter, dann stellen sie für immer ihre
Bewegung ein. So rasch findet hier
eine Au&peicherung des Kupfers statt!
Man kann diese auch direkt sichtbar
machen durch Anwendung von Schwefel-
wasserstoffwasser, worin die Infusorien-
leiber eine dunklere Farbe annehmen.
Daß gegen Kupfervitriol viele Or-
ganismen noch bei weit größerer Ver-
dünnung empfindlich sind, wurde schon
hervorgehoben. Kupfervitriol von 1 : 60000
tötet binnen 2 Tagen die Fadenalgen
Cladophora, Conferva, Spirogyra, Vau-
cheria, femer Infusorien, Rädertierchen,
Würmer, Insektenlarven. Auch in Lös-
ung 1 : 200 000 sterben diese Organis-
men ab, wenn man genug Lösung und
wenig Versuchszellen anwendet. Spiro-
gyren sind in ihren Ghlorophyllapparaten
so empfindlich gegen Kupfervitriol, daß
in Lösung 1 : 100 Millionen schon nach
24 Stunden Absterbeerscheinungen sicht-
bar werden. Fäulnis wird durch 1 : 100000
verhindert, nicht aber durch 1 : 500 000.
Folgendes sind einige quantitative
Versuche mit Quecksilber- und
Silbersalzen an Hefe. Versuche
mit Kupfersalz und Hefe wurden schon
früher (diese Zeitechtift 1904, Seite
263) beschrieben:
10 g frische Preßhefe mit 20 com
einer 0,01proc. Sublimatlösung.
Nach 24 Shmden ergab der Vermehr-
uogsversuch, daß sowohl die Hefezellen
als die Bakterien vermehrungsfähig
waren (letztere in großer üeberzahl).
10 g frische Preßhefe mit 50 ccm
einer 0,01 proo. Sublimat lösung.
Nach 24 Stunden Hefezellen und Bak-
terien nooh vermehrungsfähig.
10 g frische Preßhefe mit 100 ccm
einer 0,0lproc. Sublimatlösung.
Nach 24 Stunden Hefezellen und Bak-
terien noch vermehrungsfähig (erstere
auffallend viele).
10 g frische Preßhefe mit 20 ccm
eioer 0,001proc. Sublimatlösung.
Nach 24 Stunden Hefezellen und Bak-
terien noch vermehrungsfähig.
10 g frische Preßhefe mit 50 ccm
einer 0,001 proc. Sublimatlösung.
Nach 24 Stunden Hefe und Bakterien
noch vermehrungsfähig.
10 g frische Preßhefe mit 100 com
einer 0,001proc. Sublimatlösung.
Nach 24 Stunden Hefe und Bakterien
noch vermehrungs&hig.
10 g Preßhefe mit 10 com einer
0,lproc. Sublimatlösung. Nach
24 Stunden Hefe nioht mehr ver-
mehningsfähig. Gärvermögen noch da.
10 g Preßhefe mit 20 ccm einer
0,1 proc. Sublimatlösung. Nach
24 Stunden Hefe nicht mehr ver-
mehrungsfähig. Gärvermögen beein-
trächtigt.
10 g Preßhefe mit 50 ccm einer
0,lproc. Sublimat lösung. Nach
24 Stunden Hefe nicht mehr ver-
mehrungsfähig. Gärfähigkeit verschwun-
den.
Somit reicht 0,01 g Sublimat aus,
um die 10 g Hefe abzutöten.
Merkwürdiger Weise erhält man dieses
Resultat nicht, wenn man die Sublimat-
lösung 0,01 proc. anwendet und dann
100 ccm gebraucht, während bei 0,1 proc.
10 ccm Lösung die völlige Abtötung
bewirken. Vermutlich nimmt bei An-
wendung 0,01 proc. Lösung das Gär-
ferment ziemlich viel von dem Quecksilber-
salz in Beschlag, indem bei dieser Ver-
dünnung das Plasmaeiweiß der Hefe lang-
- sam mit der Quecksilberlösung reagiert.
jDas Gärvermögen von 10 g Hefe wird
! durch 0,05 g Sublimat vernichtet (außer-
dem auch das Vermehrungsvermögen,
wie oben erwähnt).
Ein weiterer Versuch mit lO^ccm
einer 0,05 proc. und 10 ccm einer
0,02 proc. Sublimatlösungg' ergab nach
24 Stunden positives Resultat bezüglich
der Vermehrungs- und Gärfähigkeit.
0,005 g Sublimat sind also nicht
imstande, 10 g Hefe$zu töten.
Die tödliche Gabe Sublimat für 10 g
147
Hefe ist also zwischen 0,01 und 0,005 g
gelegen !
Wenn man «Gär- und Nährlösung»
(von der öfters genannten Zusammen-
setzung) mit einer 0,1 proc. Lösung von
Silbemitrat versetzt, so entsteht ein
Niederschlag, der stärker oder geringer
sein kann, je nach der zugesetzten
Menge des Silbersalzes; jedenfsdls bildet
sich eine schwerlösliche Verbindung
zwischen Silber und Pepton, zum teil
auch eine zwischen Ealiumphosphat und
Silbemitrat. Trotzdem also der größere
Teil des Silbers durch Ausfällung ent-
fernt wird, erhält man keine Hefen-
vegetation, wenn man zur «Gär- und
Nährlösung» soviel Silberlösung zusetzt,
daß a) 0,05 pCt, b) 0,01 pCt, c) 0,002
pCt, d) 0,001 pCt AgNOs in der Lösung
enthalten ist, und dann eine Spur lebende
Hefe in dieselbe Gär- und Nährlösung
hineinbringt. Also sind diese minimalen
Mengen Silbersalz schon imstande, die
Entwicklung der Hefe zu verhindern!
Auch wenn man die Gär- und Nähr-
lösung mit Ammoniumsulfat statt mit
Pepton herstellt, erhält man Trübungen
bei Znsatz von Silbemitratlösung.
Trotzdem ergibt der Hefevermehrungs-
versuch bei den oben genannten Zu-
sätzen von Silbersalz stets ein negatives
Resultat, d. h. eine Spur Hefe, die
man in die Gär- und Nährlösung mit
jenem Silbersalzzusatz bringt, vermehrt
sich nicht. Die geringe nicht ausgefällte
Silbermenge genagt also, um eine Ver-
mehrung der Hefespur zu verhindern.
Nun wurden Versuche mit Zusatz
bestimmter Mengen von Silbersalz zu
je 10 g Preßhefe angesetzt; daraus
nach 24 Stunden Proben entnommen,
um die Vermehrungsfähigkeit usw. zu
prüfen :
10 g frische Preßhefe mit 20 ccm
einer 0,01 proo. Silbernitratlös-
UDg. Nach 24 Standen Yermehrungs-
fähigkeit noch da.
10 g frische Preßhefe mit 50 ccm
einer 0,01 proc. Silbernitratlös-
ung. Nach 24 Standen Yermehrungs-
£ihigkeit der Hefe noch da.
10 g Preßhefe mit 20 ccm einer
0,001proc. Bilbernitratlösang.
Nach 24 Standen VermehrangBföhigkeit
noch da«
10 g Preßhefe mit 50 ccm einer
0,001proc. Silbernitratlösung.
Nach 24 Standen Vermehrungsfähigkeit
noch da.
10 g Preßhefe mit 200 ccm einer
OfOOOlproc. Silbernitratlösun^.
Nach 24 Standen Yermehrungs&higkeit
noch da.
10 g frische PreBhefe mit 10 com
einer 0,lproc. Silbernitratlösung.
Nach 24 Stunden ergab eine heraus-
genommene Probe noch Yermehrungs-
fsUiigkeit der Hefe (Bakterien aber auch
da). Gftrvermögen noch da.
10 g Preßhefe mit 20 ccm einer
0,1 proc. Silbernitratlösung. Nach
24 Stunden zeigte eine Probe keine
Vermehrungsfähigkeit mehr. Gärver-
mögen auch fast ganz verschwunden.
10 g frische Preßhefe mit 50 ccm
einer 0,1 proc. Silbernitratlösung.
Nach 24 Standen zeigte eine heraus-
genommene Probe keine Yermehrungs-
fähigkeit mehr (Bakterien aber da).
Gärvermögen auch völlig verschwunden.
Somit liegt die tödliche Gabe
Silbernitrat (Höllenstein) fär 10 g
Hefe zwischen 0,01 und 0,02 g.
Daß bei den 2 letzten Versuchen auch
das Gärvermögen schwand, ist sehr auf-
fallend, da ja sonst die Gärkraft erst
bei Anwendung viel größerer Giftmengen
zu schwinden pflegt, also lange nach
der Vermehrungsfähigkeit. Hier liegt
vielleicht ein größeres Reaktionsver-
mögen des Gärungsfermentes gegenüber
dem Gifte (Silbemitrat) vor. Auch ist
nicht ausgeschlossen, daß in der Hefe
noch andere Stoffe enthalten sind neben
dem Plasma und den Fermenten, welche
ausfällend auf das Silbemitrat wirken,
Phosphate, Peptone usw. Auch durch
sie kann es bedingt sein, daß die töd-
liche Dosis des Sübe.rnitrates für Hefe
verhältnismäßig hoch liegt.
Von den Fermenten kommt neben dem
Gärungsferment noch manches andere
in betracht, z. B. das Invertin, die
Maltase, die Katalase usw. Die Hefe-
zelle steckt überhaupt so voll von
Stoffen, die Silbernitrat ausfällen können,
daß hierdurch die relativ hohe Silber-
zahl vollkommen erklärlich ist.
Auch von dem Sublimat gilt wohl
etwas ähnliches. Auch dieses Gift ver-
bindet sich mit einer großen Anzahl
148
von Stoffen. Immerhin reicht bei Sub-
Umaty wie oben gezeigt wurde, 0,01 g
aas, um 10 g Hefe zn toten; 0,005 g
reicht nicht aas.
Die relativ hohe Zahl, die hier gegen-
über der bei Algen gefundenen (0,0005 g
aasreichend fflr 10 g Algen) auffällt,
ist wohl damit zu erklären, daß die von
mir angewandten Algen weitaus reicher
an Wasser, somit Substanz- und plasma-
ärmer waren als Preßhefe. Letztere
enthält ja über 30 pCt Trockensubstanz ;
Algen, wenn sie in sehr wasserreichem,
schlecht ernährtem Zustande eingesam-
melt werden, vielleicht nur den zehnten
Teü.
Gegen Kupfervitriol sind merk-
würdigerweise manche Pilzzellen ziem-
lich wenig empfindlich, während Algen
äußerst leicht geschädigt werden, ebenso
Infusorien. Verf. hat über erstere in
der Pharm. Centralh. 44 [1903J, Nr. 18,
einige Angaben gemacht:
«Hefe, welche fünf Tage lang in 0,lproc.
EupfervitrioUösaDg (50 g Hefe auf 500 ccm
Lösung) gelegen hatte, zeigte unter dem Mi-
kroskop noch kein durchaus verändertes Aus-
sehen; in vielen Hefezellen allerdings war der
Inhalt kontrahiert. Es mußte ein Teü der Hefe-
zellen abgestorben sein, weil schon am dritten
Tage von unten her eine bräunliche Färbung in
der Flüssijtkeit aufgetreten war, was auf ein
Austreten von färbenden Substainzen aus den
Hefezellen gedeutet werden muß.
Das Gär vermögen war nach fünf Tagen
noch vollständig erhalten. Es wurde sowohl
Rohrzucker, als auch reiner Malzzucker kräftig
vergoren. Demnach sind auch die Enzyme In-
vertin und Glukase noch aktiv gewesen.
Nach zehn Tagen zeigte sich eine Haut auf
der Eupfervitriollösung, welche aus lauter kleinen
Hefezeüen, die lebhaft sproßten, bestand.
Eb gibt somit eine Hefeart, welche bei Gegen-
wart von 0,1 pCt Kupfervitriol wächst und assi-
miliert. Das assimiÜerende Plasma und das
Yermehrungsplasma dieser Hefeart werden also
durch 0,1 pCt Kupfervitriol nicht abgetötet —
binnen 10 Tagen.
In 0,05 proo. Kupfervitriollösung bildete sich
binnen gleicher Zeit eine Haut, welche aus
Bakterien bestand, die Hefezellen umsponnen
hielten.
In 0.02 proa Kupfervitriollösung entstand schon
binnen sechs Tagen eine Filzhaut ; auch war die
Flüssigkeit trüb von Bakterien.
Ersterer Basen (10,2 g) war nach dem Ab-
trocknen stark grün auf der unteren Seite, hatte
also Kupfersalz an sich (basisches Kupferkar-
bonat? — Dasselbe löste sich in Salzsäure unter
Gasentwicklung auf).
Als diese von Schimmel befreiten Lösungen
; noch weiter stehen blieben, bildete sich von
neuem eine Schimmeldeoke.
Es besitzen somit einzelne Organismen gegen
dieses sonst so starke Gift eine sehr erhebliche
Resistenz.
Assimilation, AVachstum und Zellteilung finden
bei jenem Schimmelpilz sogar noch bei Gegen-
wart von 1 pCt Kupfervitriol statt.»
Daß die Bierhefe selbst gegen
Kupfervitriol von 0,1 pCt empfindlich
ist und bei genügender Menge der Oift-
lOsung getötet wird, wurde schon früher
hervorgehoben. Vielleicht ist an dem
Wachsen einiger Klze bei den eben er-
wähnten Versuchen die ungenügende
Gesamtmenge des Kupfers oder die nach-
trägliche Abscheidung des Kupfers aus
der Losung Schuld. Neuerdings an-
gestellte quantitative Versuche
haben ergeben, daß die tödliche
Gabe Kupfervitriol für 10 g Hefe
zwischen 0,0026 und 0,001 g liegt
(Fortsetzung folgt.)
ammoniatmn.
In Ergänzung der auf Seite 111
zum Abschluß gelangten Besprechung
der neuen amerikanischen Pharmakopoe
interessiert den deutschen Apotheker
vielleicht noch die Vorschrift, welche
Ph. ü. S. anstelle der im D. A.-B. IV
gegebenen, oft bemängelten für Lini-
mentum ammoniatum (Linimentum Am-
moniae) gibt:
Liquor Ammonii caustici
(10 Gew.-pCt) 350 ccm
Alkohol (95 Vol.-pCt) 50 ccm
Oleum Gossypii 670 ccm
Acidum oleinicum 30 ccm
1000 ccm
Das Liniment wird durch kräftiges
Schütteln der Flüssigkeiten in gut ver-
schlossener Flasche erhalten. Ph. U. S.
bemerkt noch, daß man das Präparat,
wenn gewünscht, stets frisch bereiten soll.
Die offlzinelle Oelsäure (Acidum
oleinicum) der Ph. U. S. besteht aus
dem abgesonderten, flüssigen Anteil,
welchen man durch Abkühlen der käuf-
lichen Oelsäure auf etwa 6 ^ C erhält.
Das spezifische Gewicht der offizinellen
Säure soll 0,895 bei ib^ C betragen.
Dr. Weigel
149
Zur Anwendung von Druck und
Warme für die Extraktion.
Betreffend die Extraktion des Rha-
barbers (vorige Nnrnmer, Seite 125)
soll der Bericht lauten:
«Eän kg Rhabarber wurde in ge-
schnittener Form ... mit einem gleichen
Gewicht Wasser versetzt. Die erste
Abpressung ergab etwa 800 g. Der
Rückstand wurde in 600 g Wasser
nochmals aufgeweicht und wiederum
abgepreßt. Beide Auszüge, zusammen
1300 g, wurden dann auf 1000 g ein-
gedunstet.» Dr. W. Bruns.
Neue ArzneimitteL
Al3rpi]ium nitricum wird nach O, und
R. Pritx (Zeitscbr. d. AUgem österr. Apotb.-
Yer. 1906; 81) in Verbindung mit Silber-
nitrat verwendet, da das bisherige Alypin
als salzsaures Salz in gleichem Falle nicht
verwendbar ist.
AnticalouloBe ist ein franzÖBischeS; pflanz-
liches Oichtmittei unbekannter Zusammen-
setzung.
BlennoTBaa ist der neue Name für das
in Pharm. GentraU). 46 [1905J erwähnte
Oonoryl; dessen wirksamer Bestandteil
das Fluidextrakt von Ranjan (der Rubiacee
Ixora oocdna L.) ist Es wird nunmehr
als Fluidextrakt in den Handel gebracht.
Blennosalyl ist nach Dr. F, Zemik
(Sfldd. Apotb.-Ztg. 1906; '82) em mit Ex-
traetum Salicis nigrae verBetztes Kawa-Santal.
Duodenalextrakt wird als ein saurer
Auszug der DuodenalBchleimhaut gewonnen
und hat sich nach The Lancet No. 4300
in emigen Fallen von Zuckerkrankheit be-
wahrt.
H^moglofer ist nach Dr. Zemik (Sttdd.
Apoth.-Ztg. 1906; 92) em Olycerophoephat
enthalten sollendes Blutpräparat.
Jodone ist ein französisches Jodpepton-
praparat
Jodotannol ist angeblich eine emgestellte
Lösung von Jod und Tannin. Darsteller:
Naud in Paris.
Kensol ist em von der Schweiz aus gegen
MenstmationsbeBchwerden empfohlener Tee
unbekannter Zusammensetzung.
Metarsol Bouty ist em Konkurrenz-
pr¶t des Arrh6na].
Philanthropin enth< Eisenpyrophosphat
und Calciumphosphat. Anwendung: gegen
Blutarmut.
Spermathaaaton*). Tabletten angeblich
ans Natriumtetraborat und Sauerstoff in
fester Form (?); neuerdings auB Natrium-
Metaborat und -Tetraborat dargestellt An-
wendung: zur Verhinderung der Empfängnis
Darsteller: Chemisches Laboratorium «Nas-
sovia» Fr. J, Reusch in Wiesbaden; Dortz-
heimerstraße 5.
Sulfopyrin ist das Antipyrinsalz der
ParaamidobenzylsulfonsAure. Es stellt em
weißes, nicht wasseranziehendes Pulver dar.
Anwendung: wie Migraenin. Gabe: 1 g.
DarBteller: Ebert dk Meincke, Fabrik pharm,
und di&tet Pr¶te in Bremen.
Terrial ist eine Einreibung unbekannter
Zusammensetzung. Anwendung: bei ver-
schiedenen Hautkrankheiten.
Trypsogen soll nach Dr. F. Z/emik
(Südd. Apoth.-Ztg 1906; 83) die tryptischen
Enzyme der Langerhans'BAen Inseln nebst
Ptyalin; Amylopsin sowie geringen Mengen
Goldbromid und Arsenbromfir enthalten.
VraBeptine enthält nach Dr. F, Zemik
(Sfidd. Apoth.-Ztg. 1906; 82) Urotropin;
PiperaziU; Natrium- nnd Lithiumbenzoat
Anwendung: als Hamantiseptikum und bei
Gicht.
TJtrolene ist nach Dr. F. Zemik (Sfldd.
Apot-Ztg. 1906; 92) ein dem H&m OS typ-
ticum Brfininghausen ähnliches ameri-
kanisches Pr¶t.
Vapo-CreBolen*) h< P, van der Wielen
(Pharm. Weekbl. 1905; No. 52) ffir em
unreineS; flflssiges Phenol. Ein damit voll-
kommen identisches Pr¶t erhielt Ver-
fasser durch Mischen von 93 g Phenolum
liquefactum mit 5 g Gresolum crudum und
2 g Wasser. Anwendung : znr Erleichterung
bei Eeuchusten durch Verdampfen im Kranken-
zimmer. Darsteller: Tuberger in Harlem.
H, Mentxel,
*) Durch ein Versehen in der Druckerei sind
auf Seite 111 d. Jahrg. die Artikel Sperma-
th anaton und Vapo -Cresolen vereinigt
worden. Die richtige Fassung ist die obige,
150
FharmazeuÜBohe Spezialitäten.
Ellxir d^azaroles war nach Dr. TT. Alberda
van Ekenstein (Pharm. Weekbl. 1904, 325) eioe
weingeistige Flüssigkeit mit mehr als 25 pGt
Süßstoffgebalt. Der gefundene Zucker schien
ganz oder teilweise von den zur Bereilnng ver-
wendeten Früchten, darunter Mispf'ln, abzustam-
men. Der Gehalt an Weingeist betrug 17,8 pCt.
Emolline wird nach R. Beus^^el (Pharm.
Ztg. 1905, 993) bereitet aus 1 g Traganth,
50 g destilliertem Wasser, 10 g Glycerin, 5 g
Spiritus, 1 g Salicylsäure und Rosenwasser so-
viel als nötig.
Emulgeii (Pharm. Centralh. 45 [1904J, 56)
dürfte nach Dr. AufrBcht (Pharm. Ztg.) aus
10 g Traganth, 5 g arabisches Gummi, 5 g Leim,
20 g Glycerin, JO g Alkohol und 50 g Wasser
bestehen.
Enen nennt Rudolf Hauke in Wien nach
Zeitschr. d. AUgem. österr. Apoth.-Ver. 1903,
814 Kapseln, welche Salol, Terpinol^ Eubeben
und Santal enthalten.
Euthymol besteht nach Angabe des Darstellers
Parke^ Davis ^ Co, in Detroit aus Oleum Eu-
calypti. Oleum Gaultheriae, Extractum fluidum
Wild Indigo, Acidum boricum und Thymol. Es
kommt als Flüssigkeit, Streupulver und Tabletten
in den Handel. Yergl. hierzu Pharm. Centralh.
44 [1903], 335.
Fttrber'sLintodOB ist nach Zeitschr. d. Allgem.
Österr. Apoth.-Ver. 1905, 796 mit Thymianöl
versetztes flüchtiges Liniment.
French's Bemedy Nr. 2 A gegen Fallsucht
ist nach EreU (Chem.-Ztg.) eine wässerige Lös-
ung von etwa 40 pOt der Jodide und Sromide
des Kalium und Ajnmonium.
Gallin ist ein Gallensteinmittel, das nach
Wük, Eupke (Pharm. Ztg. 1905, 846) aus drei
Flaschen besteht, von denen die eine eine Ab-
kochung von Fenchel und Anis 12 : 2(X), in der
14 g Natriumbikarbonat, 16 g Natriumsulfat,
3 g Natriumchlorid und 13 g Rhabarberextrakt
gelöst sind, enthält, während der Inhalt der beiden
andern eine Emulsion aus iö g Wermutextrakt,
240 g Mandelöl. 55 g Glycerin, 45 g destillier-
tem Wasser, 25 g Gummischleim, 3 Tropfen
Arnika- und 3 Tropfen Ihsöl ist. Darsteller:
ß. Deichmann in Mannheim. Nicht zu ver-
wechseln mit dem Geflügelcholeraserum G all in.
(Pharm. Centralh. 46 [1905], 943.)
Garfleld tea soll aus 15 g Herba Hepaticae,
15 g Herba Tritici und 225 g Folia Sennae be-
stehen.
Githt- und BheiiiDatismiumittel von Johann
Pohl iHong-ho-Gichtpflanze) war nach W. 81.
Ph.*) gewöhnliche Natronseife.
Graliu de Saiit^ du doetenr Franek bestehen
aus 0,06 g Aloe und 0,03 g Gutti.
Hamal-Extrakt bereitet A, Wünsch, Stitzen-
burg-Apotheke in Stuttgart aus Hamamelis.
Hansknr gegen Asthma, ein Bäucherpulvcr,
bestand nach Mömer (Svensk Farm. Tidskr.
1905, 281) aus Quebrachorinde, Süßholzwurzel,
Zucker, Kalisalpeter und 1 pCt Kaliumjodid.
Hellmer's Badesalz besteht nach Zeitschr. d.
Allgem. österr. Apoth.-Ver. 1906, 50 aus
5 Teilen Natriumchlorid und je 1 Teil Magnesium-
und Natriumsulfat.
Helma ist eine rötlich gefärbte weingeistige
Lösung von 10 pCt Benzoesäure.
Herisauer Salbe besteht nach Apoüi.-Ztg.
1905, 103 aus 3 Teilen Hebra's Diachylonsalbe,
1 Teil mit gelbem Yaselin bereiteter Zinksalbe
und 1 pCt Perubalsam. Anwendung: gegen
offene Beinschäden.
Herisauer Tee : 2 g Folia Pulmonariae conc,
4 g Flores Malvae silvestris tot., 4 g Flores
Calendulae, 14 g Radix Liquiritiae hispanicae
conc, 14 g Radix Gentianae conc, 40 g Radix
Sarsaparillae. Anwendung: im Verein mit vor-
stehender Salbe zwei- bis dreimal täglich eine
Tasse frisch gebrühten Tees.
Hong*ho»Giehtpflanse (Samaritima) em-
pfiehlt J. Pohl in Dresden -Blasewitz, West-
straße 10, in Büchsen zu M. 8,50, gegen Gicht
und Rheumatismus.
Hongril wird ein Nährmittel unbekannter
Zusammensetzung genannt, das gegen Migräne,
Kolik und Kopfschmerzen, Hartleibigkeit, Blut-
verdickung, Geschwür- und Pickelbildung sowie
zur Anregung der Eßlust, der Zellen- und
Knochenbildung vom Drogist Fräx Qrasnick^
Laboratorium für hygienische Präparate in
Berlin 0, Kronprinzen-Straße 48, empfohlen.
Inhalatlons-Patrone «Frigidos» hat die Form
einer Zigarre und wirkt durch mit Menthol,
Eukalyptol und Terpineol versetzte Salmiak-
dämpfe. Darsteller : Max Retemeyer in Berlin W 9,
Linkstraße 23.
Frau Auguste Kindboms Glnttnatlra
medecin sind Pillen und ein Dekokt. Nach
Mömer (Svensk Farm. Tidskr. 1905, 280) be-
standen die Morgenpillen aus Kreidenelken,
Schafgarbe, Pisum arvense und Kartoffelmehl;
die Abendpillen aus Kreidenelken, Schaf-
garbe, Faulbaumrinde und Kartoffelmehl. Das
Dekokt war aus den gleichen Bestandteilen
wie die Pillen bereitet und enthielt einschließ-
lich vorhandener Borsäure 1,3 pCt Trocken-
substanz.
Konried's Salbe besteht nach Zeitschr. d.
Allgem. österr. Apoth. -Ver. 1905, 748 aus 5 g
Schwefeiblumen, 2,5 g Perubalsam sowie je 20 g
Vaselin und Lanolin.
Krttekl's Badesalz besteht nach d. Zeitschr.
d. Allgem. österr. Apoth -Ver. 1904, 1400 aus
2,50 g kristallisierter Soda sowie je 1,5 g Ros-
marin- und Thymianöl.
Ladewig's Behwelfl-Cream empfiehlt ohne
Angabe der Zusammensetzung L. Stoffmeister
") Wiener Stadt-Physikat.
* -
in Leipzig 104 b.
H. Mentxel,
Jöl
Ueber die Zusammensetzung des
Pottwaltranes
berichtet Dr. O. Fendler (Chem.Ztg. 1905,
555) auf gnmd eingehender Stadien, die er
an einer größeren Menge Trans von genau
verbürgter Herkunft machen konnte. Der
Tran war ein hellgelbes, schwach tranig^
aber nicht nnangenehm riechendes Oel, ans
dem reichlich kristallinische Massen von
Wahrat abgeschieden waren. Im Eisschrank
erstarrte die ganze Masse kristallinisch^ so
daß es im Laboratorium nicht möglich war,
bei dieser Temperatur den festen und
fltissigen Anteil zu trennen. Nach drei-
tägigem Stehen konnte die Scheidung durch
Filtration durch ein Tuch und Zentrifugieren
des Rückstandes bewirkt werden. Es wurden
so 15 pGt rohen Walrats erhalten als fisch-
sehuppenartige Kristalle; die nach dem
Schmelzen und Filtrieren einen Schmelz-
punkt von 41,5^ C und einen Erstarrungs-
punkt von 41,0^ C zeigten. Nach der
Behandlung mit 2,5 proc. Natronlauge stieg
der Schmelzpunkt auf 42^. Durch zwei-
maliges Umkristallisieren aus Alkohol wurde
der Schmelzpunkt auf 43,5^ und durch
fünfmaliges Umkristallisieren aus Aether auf
48,5^ erhöht. Die Kennzahlen des Pro-
duktes waren-:
Sp. Gew. bei 150 ...
YerseifuDgszahl . . .
Jodzabl (nach von Bubi) .
Gehalt an unverseifbarer
Substanz (Alkohole). .
Schmelzpunkt der Alkohole
0,942
134,0
9,3
51,07 pGt
450.
Der flüssige Anteil des Tranes, das
Spermacetiöl; war nach dem Filtrieren
hellgelb, dünnflflssig und von schwach tran-
artigem Oerueh und Geschmack.
Die Kennzahlen wurden folgendermaßen
bestimmt:
0,8781
15,5»
118»
0,60
150,3
62,2
39,17 pCt
13,2.
Bei der Bestimmung der Verseifungszahl
wurde beobachtet, daß die vollständige Ver-
seifung nur sehr langsam emtritt, denn nach
1^/2 stündigem Erhitzen wurde die Ver-
Sp. Gew. bei 20« . .
Eistarrongspunkt . .
Schmelzpunkt . . .
Eeichert-Meißl-ZM .
Verseifungszahl . . .
Jodzahl
Gehalt an anverseifbaren
Bestandteilen . . .
Säurezahl
seifungszahl 92,7, nach 3 V2 stündigem
Erhitzen 149,4, nach 6 stündigem Erhitzen
15G,3 erhalten. Dagegen wurde nach der
Henriques'MihGSi Methode der kalten Ver-
seifung die Zahl 148,5 erhalten. Es wurden
dann noch die FettBäuren und Alkohole
isoliert und untersucht und folgende Werte
festgestellt:
Alkohole :
Sp. Gew. bei 40^ . . . 0,8379
Schmelzpunkt . . 32,5*^
Erstarrungspunkt . . . 30,5^
Jodzahl 46,7
Acetylzahl 200,4
Erstarrungspunkt der acetyl-
ierten Alkohole 15'>
Fettsäuren:
Sp, Gew. bei IS«
Erstarrungspunkt
Schmelzpunlct
Säuiezahl . .
Jodzahl . . .
Acetylsäurezahl .
Acetylverseifungszahl
Acetylzahl
Mittleres Molekulargewicht
Gehalt an flüssigen Fett-
j^ säuren
Gehalt an festen Fettsäuren
0,8999
12,40
18,8>
236,2
6S,64
222,5
240,4
17,9
237,7
85,78 pCt
14,22 »
Das Molekulargewicht wird sonst in der
Literatur höher angegeben^ auch die Jodzahl
wurde von anderer Seite höher gefunden.
Feste Fettsäuron:
Schmelzpunkt .... 38,2^
Säurezahl 242,5
Mittleres Molekulargewicht 231,6
Flüssige Fettsäuren:
Säurezahl 228,7
Mittleres Molekulargewicht 245,6
Jodzahl 75,6
Von den weiteren Untersuchungen ist zu
erwähnen, daß nach den^erhaltenen Resul-
taten der Trennung der .Fettsäuren das
Vorhandensein einer von Hofstädter ge-
fundenen ungesättigten Fettsäure : O16H30O2
der Physetölsäure, vom Schmelzpunkte 30^
unwahrscheinlich ist. Dagegen konnte Verf.
die weitere Angabe Hofstädter% daß das
Walratöl glycerinhaltig sei;| gegen die An-
sichten Allen'% und Lewkotvitsch's ^be-
stätigen. Er fand 1,32 pGt Glycerin.
— he.
152
Mahpungsmittel-Chemie.
Der Indikator bei der Borsäure-
titration.
Bereits im Jahre 1899 haben Dr. Beythien
und Dr. Hempel darauf biDgewiesen, daß
man reine Borsäure nnter Zusatz von
Olycerin und Phenolphthalein als alleinigen Indi-
kator scharf titrieren kann, ohne daß die
Gegenwart der Phosphorsäure hierbei irgend
störend wirkte. Dennoch ist im Laufe der
Zeit das sich hieraus ergebende einfache
Verfahren für die Bestimmung der Borsäure
im Fleisch (vergl. Pharm. Gentralh. 42
[1901], 50) vielfach angezweifelt und wieder
verlassen worden. Der Grund für die
herrschende Verwirrung ist darin zu suchen;
daß man bei Verwendung zweier Indikatoren
— wenn man nämlich die gleichzeitig vor-
handene Phosphorsäure zunächst mit Methyl-
orange titriert, dann Glycerin zusetzt und
mit Phenolphthalein weiter titriert — für
Phosphorsäure im ersteren Falle zu wenig
AlkaU verbraucht. Die Phosphorsäure ver-
braucht nämlich gegen Methylorange eben
nur die Hälfte Alkali wie gegen Phenol-
phthalein, da das Dialkaliphosphat erst ge-
bildet wird, ehe der Umschlag gegen Phenol-
phthalein erfolgt. Will man daher beide
Indikatoren anwenden, so muß die Phos-
phorsäure vorher entfernt werden; die Be-
rechnung der Borsäure erfolgt mit dem
Faktor: 1 ccm Normallauge = 62 mg
Borsäure.
Wendet man Phenolphthalein allein an,
was nach Beythien vorteilhafter ist, so
braucht man die Phosphorsäure nicht zu
entfernen und hat für die Berechnung die-
jenige Alkalimenge zu gründe zu legen,
welche von der voiher bereits neutralisierten
Losung noch nach dem Glycerinzusatz ver-
braucht wird. Der Wert schwankt hier je
nach der vorhandenen Gesamtborsäuremenge
und der Konzentration der Lösung. Er
beträgt für 1 ccm Normallauge: bei An-
wesenheit von 0,10 g Borsäure etwa
63,29 mg, bei Anwesenheit von 0,155 g
Borsäure etwa 64,39 mg und bei Anwesen-
heit von 0,400 g Borsäure etwa 66,67 mg
Borsäure. —del,
Ztschr, f. Unters, d. Nähr.- t*. Qenußmtttel
1905, 10, 283.
Ueber die Auftreibung von
Fleischkonservenbüchsen
barichten Prof. Dr. E. Pfuhl und Korps-
Stabsapotheker Dr. Wintgen in der Ztschr.
f. Hyg. 1905, B. 52, S. 144, daß sie vor
kurzem Gelegenheit hatten, aufgetriebene
Büchsen zu beobachten, bei denen die Oas-
bildung nach Einwirkung von Bruttemperatur
nicht zunahm. Die Büchsen waren zu Ver-
suchszwecken vor 2Y2 Jahren aus galvan-
isch schwach verzinntem Blech gezogen
worden. Die bakteriologische Untersuchung
ergab Eeimfreiheit des Inhaltes, dessen Aus-
sehen tadellos war. Der Geruch und Ge-
schmack des Inhaltes einiger Büchsen war
etwas metallisch, so daß der Genuß des
Fleisches von manchen Personen zurück-
gewiesen wurde. In den Fällen, in denen
der Geruch und Geschmack weniger metall-
isch ausgesprochen war, wurde das Fleisch
gegessen und gut vertragen. In einzelnen
Büchsen war die Reaktion des Inhaltes al-
kalisch, in anderen amphoter. Die Unter-
suchung des Gases aus drei Büchsen ergab
einen Gehalt von 66,7 bis 84 pGt Wasser-
stoff, während Methan und Kohlensäure
nicht vorhanden waren. In zwei weiteren
Büchsen wurden 3,5 und 1 pGt Sauerstoff
gefunden. Demnach besteht das Gas aus
Wasserstoff, vermischt mit kleinen Luft-
mengen, die beun Falzen m die Büchsen
gelangt sind.
An der stark angegriffenen Innenfläche
der Wandung wurden weißliche, körnige,
an der Luft schnell grau werdende Gebilde
bemerkt. Im Durchschnitt konnten aus jeder
Büchse 0,1 bis 0,2 g gewonnen werden.
Die Untersuchung ergab, daß dieser Ansatz
aus phosphorsaurem Eisenoxydul bestand.
Äpoth.'Ztg. 1905, Nr. 104, 1046. — te—
Kokosbutter als Nahrungsmittel für die
Armee ist der lotendantur des rassischen Heeres
von der Firma Ä, M. Shukow unter der Be-
zeichnung «Plantol» vorgeschlagen und zum
Preise von 10 bis 13 Kübel für 1 Pud an-
geboten, der aber bereits auf 8 Rubel erniedrigt
worden ist. "Eb ist ein besonders gereinigtes
Kokosfett vom Schmelzpunkt 24<>. — he.
Chem.'Ztg. 1905, Rep. 164.
153
Die
quantitative Bestiminung des
Vanillm in der Vanille.
Während bisher nach der Methode von
Hanns das Vanillin mit p-Bromphenyl-
hjdrazin ausgefällt und als p - Brom-
pbenylhydrazon gewogen wurde, ist es dem-
selben Verfasser nach mannigfachen Vei-
suehen nunmehr geglfickt, eine andere
Methode, die die Unzulänglichkeiten der alten
vermeidet, ausfindig zu machen. Letztere
bestanden in der schwierigen Darstellung
fettfreier Vanillinextrakte aus Vanille oder
vanillinhaltigen Nahrungsmitteln und in der
Unbeständigkeit des p-Bromphenylhydrazin.
Man verfährt nunmehr zur Bestimmung des
Vanillin ans Vanillinlösungen wie
folgt:
Man nimmt 50 com der Vanillinlösung
und setzt ihr das Anderthalbfache des
theoretisch fOr die etwa zu erwartende
Vanillinmenge nötigen m-Nitrobenz-
hydrazid (z. B. genügen für 0,1 g
Vanillin 0,2 g Hydrazid), gelöst in 10 ocm
heißen Wassers, hinzu. Man läCt im ver-
stopften Kolben 24 Stunden stehen, nach
welcher Zeit sich der Niederschlag quantitativ
abgesetzt hat, was durch öfteres UmschQttein
besehleunigt wird. Man filtriert alsdann
durch einen ausgeglühten und gewogenen
&oocA-Tiegel mit Asbestfilter, wäscht den
Niederschlag so lange mit kaltem Wasser
aus, bis ammoniakalische Silbemitratlösung
im Fiitrat keine Reduktion mehr erfährt,
und trocknet bei 100 bis 105^ C. Hierbei
beobaditet man, daß sich im Trockenschranke
nach 10 Minuten der anfangs blaßgelbe
Niederschlag bräunt und eine glasige Be-
schaffenheit annimmt, nach weiteren 15 Mi-
nuten aber ersdieint er in seiner ursprüng-
lichen Beschaffenheit wieder. Man trocknet
2 Stunden hing und wägt. Die gefundene
Menge des Vaniilinkondensationsproduktes
rechnet man durch Multiplikation mit dem
Faktor 0,4829 auf Vanillin um. Um ge-
naue Resultate zu erhalten ist es nötig; die
ungefähre Verdünnung des Vanillin von
0,05 bis 0,15 g Vanillin auf 50 ccm
Wasser innezuhalten.
In der Vanille selbst, wo sich bisher
der exakten Bestimmung die meisten Schwierig-
keiten boten, verfährt man wie folgt:
Etwa 3 g Vanille werden in kleme Stücke
zerschnitten und 3 Stunden mit Aether
extrahiert, wobei man nur 50 ocm desselben
anwendet Bei 60^ verdunstet man die
ätherische Lösung auf dem Wasserbade, löst
den Rückstand in wenig Aether und filtriert
durch ein kleines Filterchen in einen Erlen-
meyer-KcXbexk. Man wäscht das Filter mit
Aetiier aus und verdampft abermals bei 60^.
Den Rückstand nimmt man nun mit 50 com
Wasser auf und wartet, bis alles Vanillin
sich auf dem Wasserbade bei 60^ gelöst
hat, was etwa eine Viertelstunde dauert
Die bei kräftigem Durchschüttehi erhaltene
Emulsion fällt man mit 0,2 g m-Nitrobenz-
hydrazid wie oben beschrieben. Nach der
Fällung läßt man den Kolben noch eine
halbe Stunde bei 60^ und dann 24 Stunden
bei gewöhnlicher Temperatur stehen. Bei
der folgenden Filtration beseitigt man das
Fett duidi dreimalige Extraktion mit Petrol-
äther, den Niederschlag behandelt man wie
oben.
Die auf diese Weise erzielten Ergebnisse
waren sehr befriedigend quantitative. In
alkoholischen Vanilleauszfigen und Extrakten
verjagt man zuerst aus einer bestimmten
Menge den Alkohol bei mäßiger Wärme,
nimmt den Rückstand mit 50 ccm Wasser
auf und behandelt ihn wie vordem erwähnt
Die extrahierten Vanilleschoten werden zu-
weilen verfälscht durch künstliches Auf-
sublimieren von Benzoösäure oder Acetanilid,
um den Anschein des auskristallisierten
Vanillin zu erwecken. Während man nach
Lecomie die Benzoesäure durch die Phloro-
glucinreaktion unterscheiden kann, eignet sich
die beschriebene Methode trotz der Gegen-
wart von Benzoösäure zum quantitativen
wie qualitativen Nachweis des Vanillm.
Ebensowenig stören Acetanilid, Eumarin oder
reduzierende Zuckerarten und Salicylsäure
den Verlauf der Reaktion. Kurz überall,
wo nicht Fettaldehyde, wie z. B. Form-
aidehyd, Acetaldehyd oder aromatische wie
Benzaldehyd, Salicylaldehyd, Piperonal die
Reaktion hmdem, ist das neue Verfahren
anwendbar. ^deL
Ztachr, f. Unters, d. Nähr.- u. Qenußm, 190 ö
10, 585.
154
Pharmakognostische Mitteilungen.
Die Untersuchung der in der
Angusturarinde vorkommenden
Basen
haben Prof. Beckurts und Frerichs fortgesetzt.
Bereits früher berichteten sie (Pharm.
Gentralh. 44 [1903], 722) über das Vor-
kommen von amorphen Basen neben den
4 schon länger bekannten kristallisierten
Basen Cnsparin^ Gosparidin, Galipin und
Galipidin, über eine Methode zur Trennung
der amorphen von den kristallisierten Basen
und die Isolation der amorphen Base Gus-
pare'in. In der vorliegenden Abhandlung
wird berichtet über einige Salze und Ha-
logensubstitutionsprodukte des Gusparin, so-
wie weiter über Versuche mit Galipidin.
Bei der Alkalischmelze bildet das Galipin
wie das Gusparin Protokatechusäure. Ga-
lipidin wird bei Einwirkung von Brom penta-
substituiert, durch Einwirkung von Halogen-
alkyl alkyliert und aus dem alkylierten
Produkt wird durch feuchtes Silberoxyd eme
Ammoniumbase erhalten. Aus der Am-
moniumbase bildet sich durch Wasserabspalt-
nng Methylgalipidin. Die versuchte Dar-
stellung von Additionsprodukten durch Ein-
wirkung von Methylenjodid; Aethylenjodid
und Aethylenbromid auf Galipidin führte
zu keinem positiven Ergebnis. J K.
Archiv der Pharm, 1905, 470.
Ueber den Japanlack (Ei-urushi)
haben Prof. Tschirch und Stevens Unter-
suchungen angestellt und beschreiben zuerst
die Gewinnung des Japanlackes vom Lack-
baum, Khus vernicifera, sowie seine
Verarbeitung und die geschichtlichen Kennt-
nisse über seine Anwendung. Die Haupt-
ergebnisse der eigenen Arbeit von Tschirch
und Stevens lassen sich km'z dahin zu-
sammenfassen, daß die von Yoshida be-
schriebene Urushmsäure oder Lacksäure,
d. h. der alkohollOeliche Anteil des (frischen)
Lackes, das Laccol Bertrand'' s ein Gemisch
ist, das sich in einen petrolätherlöslichen und
einen petrolätherunlöslichen Anteil trennen
läßt. Der petrolätherlösliche Anteil läßt sich
wiederum in 3 Körper trennen. Einer
dieser Körper ist ein nicht flüchtiges Gift,
das jedoch nicht rein erhalten wurde, sondern
nur als ölartige Flüssigkeit, das noch in
allergeringster Menge (0,005 mg) intensive
Entzündung und Pustelbildung auf der Haut
hervorruft. Dies Gift whrd durch Erwärmen
nicht unwirksam, wirkt nur lokal, ist aber
von der Haut nur äußerst schwer wieder
zu entfernen. Es zeigt Aehnlichkeit mit
dem Gift von Rhus Toxieodendron. Die
wertvolle Eigenschaft des Lackes, nach einiger
Zeit an feuchter Luft in eine in fast allen
Lösungsmitteln unlösliche Modifikation über-
zugehen, wird mitbedingt durch die Mit-
wirkung eines oxydaseartigen Fermentes.
Die Reindarstellnng der Körper gelang wegen
ihrer leichten Veränderlichkeit nicht Den
Schluß der Arbeit bildet eine sehr ausführ-
liche Zusammenstellung der Resultate und der
Literatur der neueren Oxydaseforschungen.
Archiv der Pharm. 1905, 504. J. K.
Bei der Untersuchung
einiger seltener Aloesorten,
namentlich im Hinblick auf die in ihnen
enthaltenen Aloine, gelang es Prof. Tschirch
und Hoffbauer nur bei der ZanstbaraloS
nicht mit Hilfe der Schäfer'wben Methode
(Lösen der AloS in Wasser und Fällen des
FUtrats mit Ammoniak und Ghlorcalcium) das
Aloin darzustellen , hier mußte es vielmehr
nach dem Pedersen'sdiea Verfahren isoliert
werden. Durch Bestimmung der Schmelz-
punkte der Einzelkörper wie auch ihrer
Gemische konnte festgestellt werden, daß
die Aloine aus Barbadosaloö und Gnra^ao-
aloe identisch sind, daß dagegen diejenigen
aus Zanzibaralog, Kapaloö und Jaferabadalo6
unter sich und von ersteren verschieden sind.
Aloinrot konnten die Verf. durch Umkristall-
isieren aus ätherhaltigem Pyridin reinigen.
Aloinrot enthält denselben Kern wie die
Aloine, da es mit Salpetersäure Ghrysamin-
säure liefert. Durch Beobachtung der Spektren
konnte nachgewiesen werden, daß die bei
der Klunge'Bchen Reaktion auftretende Rot-
färbung durch Aloinrot hervorgerufen wird.
Nach völliger Befreiung der Aloölösung mit
Aether, Gbloroform usw. von Aloin und
Oxymethylanthrachinonen und darauf folgen-
des fünfstündiges Koclien des Rückstandes
155
mit verdfinntdr Sdiwefelsäare konnten neue
Mengen Emodin mit Aether isoliert werden.
Ans der hydroiysierten Flüssigkeit konnte
mit Haie von Phenylhydrazin ein Osazon
vom Sohmp. 183^ (7 isoliert werden. Hier-
durch ist bewiesen, daß die Alo€ auch
Anthraglykoside enth< Im Harz des
Zanzibaraloe wurde Parakumasfture und ein
Reainotannol aufgefunden. Im Harz der
Cura^aoaloe war Zimfaäure und ein Resmo-
tannol und in dem Harz des nach dem
neuen Verfahren bereiteten BarbadosaloS
war ein Zimts&ureester des Aloresinotannols
vorhanden. Die Oxydation des Aloresino-
tannols hat noch keine eindeutigen Ergeb-
nisse geliefert.
Archiv der Pharm. 1905, 399. J, K
Die Untersuchung der Balata
führten Prof. Tscfurch und Schereschewsld
mit folgenden Resultaten durch: Es waren
Itelich in
siedendem Wasser 5,7 pOt
Alkohol 41,5 pCt
Aceton 42,5 pa
„ Aether 87,0 pCt
erwäimtem Chloroform 86,8 pGt.
Der Wassergehalt betrug 1^72 pCt; Asche-
gehalt 0;96 pGt, Harzgehalt (durch Er-
schöpfen mit siedendem Alkohol) 41^5 pCt,
Guttagehalt (durch Erschöpfen des entharzten
Produktes mit Chloroform) 45,3 pCt. Die
wasserlöslichen Anteile bestanden aus Gummi;
welehesdieJtfbA/tscA^scheReaktion^dieFurfurol-
reaktion nach Schiff und die Pyrrolreaktion
(Pharm. Centralh. 46 [1905], 501 : Tschirch
und Stevens) gab, jedoch keine optische
Drehung besaß und frei von Oxydasen war.
In dem in Alkohol löslichen Anteil der Balata
wurden 2 kristallisierende Körper a-Balalban
und /^-Balaiban sowie ein nicht kristall-
isierender Körper Balafluavil aufgefunden.
Zimtsäureester waren in der untersuchten
Balata nicht vorhanden. Die durch Er-
sdiöpfen des entharzten Produktes mit
Chloroform erhaltene Balagutta besteht aus
sidielförmigen NSddchen und verändert sich
an der Luft sehr bald, büßt sehr schnell
ihre Elastizität ein und wird gelblich und in
Alkohol löslich. Daß die naturelle Balata
80 gut baltbar ist, liegt an der Weichheit
der Harzbestandteile. Als eines der bemerkens-
wertesten Ergebnisse seiner neuen Unter-
suchungen der Guttapercha und ihrer Ver-
wandten sieht es Tschirch an, daß der
isolierte, von den sog. Harzbestandteilen be-
freite Kohlenwasserstoff ein schon an der
Luft rasch veränderlicher Körper ist. Ebenso
wie die Balagutta ist auch das zuletzt
noch aus der Balata dargestellte Albanan
ein an der Luft sich schnell verändernder
Körper. J. K
Archiv der Pharm, 1905, 358.
Die Untersuchung der Corydalis-
Alkaloide
hat Prof. Oadamer in Gemeinschaft mit
Dr. Haars fortgesetzt. Die Gorydalis-
Alkaloide zerfallen nach den frflheren Forsch-
ungen Oadamer'% in 3 Gruppen: 1. Gory-
dalin-Gruppe, schwache Basen, hierzu ge-
hören Gorydalin, Gorybulbin und Isocory-
bulbm. 2. Corycavin-Gruppe, mittelstarke
Ba^en '' Gorycavin und Gorycavamin. 3. Bulbo-
capnm-Gruppe, die stärksten Corydalisbasen,
hierher zählen Bulbocapnin, Gorydm und
Gorytuberin. Von allen diesen Basen kommt
für eme therapeutische Verwendbarkeit nur
Bulbocapnin in Frage und zwar vor allem
für die Veterinärpraxis bei Rindern, Pferden
usw., bei denen Morphin mit Aufregungs-
zuständen wh-kt, während hier Bulbocapnin
beruhigend wirkt (vergl. Pharm. Centralh.
46 [1905], 825).
Aus den von dem Verfasser ausgeführten
Untersuchungen des Krautes von Corydalis
eava ist bemerkenswert, daß dasselbe außer
amorphen Basen von den bekannten Cory-
dalis-Alkaloiden nur Bulbocapnm und zwei
bisher nicht bekannte Basen von der Formel:
C21H21NO8 und C21H29NO7 enthält, während
auch im Kraut wie in der Wurzel Protopin
nicht vorhanden ist.
Als Resultate der Versuche zur Kon-
stitutionsermittelung des Gory-
dalin sind zu verzeichnen: Das durch vor-
sichtige Oxydation sich bildende Dchydro-
corydalin ist eine quartämäre Base; ihre
Pseudoform (Ptoudoammoniumbase) reagiert
als Ketonbase. Durch Reduktion des De-
hydrocorydalin entstehen zwei isomere m-
aktive Corydaline, eins vom Schmp. 135^,
welches dem Typus der Traubensäure ent-
156
spricht and eins vom Sohmp. 158^^ das der
Mesoweinsänre analog ist Letzteres konnte
in die 2 Antipoden 1- und d-Mesocorydalin
zerlegt werden. Bei der Oxydation des
Gorydalin mit verdünnter Salpetersäure wird
Corydinsänre and Oxalsäare, bei der weiteren
Oxydation der Gorydinsäare mit heißer
Ealiampermanganatlösung Gorydilsäare und
m-Hemipinsfture erhalten. Die von Dobbie
und Marsden gefundene Methylpyridin-
trikarbonsäure konnte nur qualitativ nach-
gewiesen werden. Bei der Oxydation des
Gorydalin mit Kaliumpermanganat bei ge-
wöhnlicher Temperatur entsteht Gorydaldin.
Die Konstitutionsformel ffir das Gorydalin
ist also folgende:
G-O-GHs
OGH3 ^"
C GH2
IV
GO-GHs
GH
8"
o-o/\<f\/\/
OH
HC
II
0
CH
m
N
\/6\/\/
GH GGHg GH2
GH
2
Hierbei muß jedoch die Frage nach der
Stellung der Methylgruppen im Kern I noch
offen gelassen werden.
Archiv der Pharm. 1905, 147. J. K.
Die Untersuchung der Samen
von Manihot Glaziovii
und des in ihnen enthaltenen fetten Oeles
lieferte nach Fendler und Kithn folgende
Besultate: Die Samen bestehen aus 74^5
pGt Schalen und 25,5 pGt Kernen. Sie
enthalten 8;98 pGt Kemfett und 0,96 pGt
Schalenfetty also 9,94 pGt Gesamtfett. Das
Fett wurde durch Aether extrahiert. Es
bildet nach sorgfältiger Entfernung des
Aethers ein klares grOnlichgelbes Oel, riecht
wie Olivenöl und schmeckt bitterlich und
kratzend.
Die Konstanten sind folgende: Spez. Oew.
bei 15<> C0;9258; Verseifungszahl 188;6;
Reichert 'MeißlrZBhl 0,7; HübP^e Jod-
zahl 137; Säarezahl 2,18; Glyoeringehalt
10,6 pGt; Oehalt an unverseifbaren
Beetandteilen 0,90 pGt. Die Sauerstoff-
aufnahme nach der Livache'^en Probe
war nach 4 Tagen vollendet und betrug
8,33 bis 8,40 pGt. Die aus dem Oel
isolierten Fettsäuren besaßen einen Schmelz-
punkt von 23,5^ und einen Erstarrungs-
punkt von 20,5^ und bestanden zu 10,97
pGt aus festen und zu 89,03 pGt aus
flfissigen Fettsäuren. Bei einer technischen
Verwendung wQrde das ManihotOl wohl in
erster Linie für die Seifenfabrikation in
betracht kommen. J. R,
Ber. d. Deutsch. Pharm. Oes. 1905, 426.
Die Angaben über das Saponin
der weiBen Seifenwurzel,
Gypsophila Struthium L., hat Bosenthaler
einer kritischen Nachprüfung unterzogen
und ist dabei zu folgenden Ergebnissen ge-
kommen : Die Zusammensetzung des Qypso-
phila-Saponin entspricht nicht den geltenden
Angaben. Wahrsdieinlich ist es ein Gemenge
zweier Homologe: GigH280io und GieHsoOxo*
Die Rochleder'sdie Spaltungsformel ist un-
richtig. Bei der Spaltung des Gypsophila-
Saponin mit verdünnten Minerälsäuren ent-
stehen zu ungefähr gleichen Teilen Sapogenln,
eine Arabinose und ein anderer Zucker.
Archiv der Pharm. 1905, 496. J. K.
Die Gutta des Earitebaumes
ist bezüglich ihrer Verwendbarkeit sehr ver-
schieden beurteilt worden. Nach E. Acker-
mann (Ghem.-Ztg. 1905, Rep. 233) gibt
es zwei Arten des Baumes, von denen die
gelbe keine oder nur eine minderwertige
Gutta liefert, während diejenige der roten
Art ganz vorzüglich ist, wie aus einem
Vergleiche derselben mit guter Sunda-Outta
hervorgeht Es enthalten nämlich:
Earite-Outta Sanda- Gutta
Reingutta 92,0 pGt 91,5 pGt
Alban 5,8 » 6,0 »
Flnavil 2,2 » 2,5 »
Hierüber sei auch auf das Referat in
Pharm. Gentralh. 46 [1905], 431 ver-
wiesen, ^he.
157
Tkarapeutisohe Mitteilungen.
Heftpflaster bei Untenchenkel-
gesohwüren
wendet Moos in Hdlbronn in einfacher nnd
fiberzengender Weise an, am die Stanang
nod Blatfiberfflllong in den abb&ngigen
Partien des Fußes bezw. UntersohenkelB zu
heben. Die 3,75 om breiten Streifen einer
Beiersdorfwbea Lenkoplaatrolie wer-
den mGgUdist giatt unter gleichm&ßig idchtem
Zuge herumgelegt und zwar so, da!5 die
freien Enden sieh auf der Vorderseite des
Unterschenkels bezw. FuUes kreuzen, wobei
die einzelnen Streifen sich dachziegelfOrmig
decken. Anfangs legte Moos auf die Oe-
schwürsfläehe eine mit schwach verdfinnter
essigsaurer TonerdelOsnng getränkte Verband-
gaze-Kompresse, die er aber bald weg-
lassen konnte.
Ther. d. Qegenw. 1905, ä82. Ä. Rn.
Anfall bestand zugleich Schüttelfrost Nach
2 Tagen löste sich der Darmverschluß und
es gingen mit Vehemenz Gase ab. Auch
anderwärts wurde über Earbolurie nach
Purgengebrauch berichtet , ebenscf Aber
schwere Darm- und Nierenaffektione^. Man
hüte sich deshalb, besonders bei Kindern,
die ja gegen Phenol so überaus empfind-
lich sind, das Purgen — ein Phenoi-
phthalelnpräparat — anzuwenden. L.
Berliner min, Woekensehr. 1905, 931.
Schwere
Formen von Zuckerharnruhr
zeigen sich durdi Fluorescenz des Harns
nach Formalinzusatz an. In reichlich
zuckerhaltigem Harn tritt nach Zusatz von
5 pGt Formalln dne Fluorescenz des Harnes
bei 50<> bis ß(fi Wärme eher als bei
Zhnmertemperatur auf. Schilling fand
diese Fluorescenz stets bei Hamen mit fiber
4 pCt Zuckergehalt. Sie hängt wahr-
scheinlich nicht mit der Acetonurie zu-
sammen, sondern wird durch bisher unbe-
kannte Farbstoffe hervorgerufen. A. hn.
Omtralbl f. innere Med, 1SK)5, Nr. 14.
Purgen-Vergiftung
•beobaditete ein Berliner Arzt an sich
selbst, der im Verlaufe von 6 Wochen
9 Tabletten für Babys, 6 für Erwachsene
und 2 für Bettlägerige zu sich genommen
hatte. Nach dem letzten Plätzchen traten
heftige Leibschmerzen und stürmische Ent-
kerungen ein; es entwickelte sich Darm-
verschlnß, Uebelkeit und Brechneigung.
Schließlich stellte sich auch noch ein
brennendes Gefühl in der linken Nieren-
gegend ein, das bdm Urinieren bis m die
Harnröhre sich erstreckte. Der Harn er-
gab Eiweißreaktion und enthielt rote Blut-
körperchen. Bei jedem krampfartigen
Zur Erklärung der heftigen
Giftwirkung des Sublimat.
Nadi R, Koch wird durch Sublimat
von 1 : 1000000 das Wachstum der
Milzbrandbazillen noch behindert, durch
1:300000 aufgehoben. Ja selbst eine
Losung, die auf 1000 Millionen Hektoliter
Wasser 1 Teil Sublimat enthält, wirkt so,
daU man die schädliche Wirkung nach
8 Tagen unter dem Mikroskop erkennen
kann. Diese fast unglaubliche Giftigkeit
ist wohl nur so zu erklären, daß vielleicht
eine Ansammlung des Giftes durch die
lebenden Zellen stattfindet, ehe der Zelltod
durch Lösungen von dieser Verdfinnung
eintritt. Die Sublimatwurkung ist nach den
Experimenten Bokomy^s jedenfalls eine
quantitative chemische Reaktion; eine be-
stimmte Menge Protoplasmaeiweiß braucht
eine bestimmte Menge Sublimat, um getötet
zu werden. (Vgl. Ph.Gentralh. 47 [1906|, 122.)
Müneh. Med. Woekenaekr. 1905, 94ü. L.
Mittel gegen die
sind nach Scfnll doppelkohlensaures Natrium
und Thymol. Das erstere rfihrt man zu
einem Teig an und bringt es auf den
Stich, oder man kann es in gesättigter
Lösung mit sich ftlhren, um es dann wieder-
holt auf den Stich zu tupfen oder einzu-
pinseln.
Das zweite Mittel ist eine Lösung von
Thymol in 50proc. Spiritus (2 : 100), welche
man mittels eines Wattebäuschchens oder
Wollläppchens auf Hände, Nacken und
Gesicht streicht, um die Mficken fern-
zuhalten. Ä. Rn.
Sckweix. Woehensehr. f. Ghem. u. Pharm.
1905, Nr. 24.
158
Verschiedene Mitteilungeii.
lieber die Lebensgeschichte der
Kleidermotte
berichtet M. L. Sitowski im Bull, de
rAoadem. des BcieneeB de Cracovie 1905,
daß der ausgebildete Schmetterling stark
verkümmerte Mundwerkzeuge hat. Infolge-
dessen ist es ihm nicht möglich, während
seines bis zu einem Monat langen Lebens
Nahrung aufzunehmen. Während dieser
Zeit lebt das Tier von dem im Körper auf-
gespeicherten Fettgewebe, das es schon als
Raupe besitzt und bei dem Ausschlüpfen
behüt. Demnach schadet der fliegende
Schmetterling unseren Stoffen nicht direkt.
In den Zuchten überwogen die Weibchen
die Männchen. Abgesonderte Weibchen
legten zwei bis fünf Tage nach dem Aus-
schlüpfen unbefruchtete, zu gründe gehende
Eier. Zwei bis drei Tage nach der etwa
20 Minuten dauernden Begattung legte das
'^Wdbchen bis zu 60 Eier. Diese ent-
wickelten sich während zwei bis drei Wochen
zu weißen Räupchen. Letztere nähren sich
von reiner Wolle, in die sie röhrenförmige
Oänge bauen. Aus einem Wolle und Baum-
wolle enthaltenden Gewebe verzehren sie
nur die Wollfasem in ziemlich langen Fäden.
Durch mit Lackmuslösung gefärbte Wolle
wurde festgestellt, daß die Nahrung in etwa
zwei Tagen durch den ganzen Darm ging..
Durch Versuche wurde erwiesen, daß die
meisten Farbstoffe für die Raupen unsdiäd-
lieh sind. Es wird die Hoffnung ausge-
sprochen, daß es der Farbstoffindustrie ge-
lingen möchte, Farben zu erzeugen, die
damit gefärbte Wolle für Mottenraupen un-
genießbar machen. Halbstündige Einwirk-
ung von Chloroform und Formalindämpfen
waren ohne sichtbaren Einfluß auf die Tiere.
Demnach bliebe als sicherstes Mittel zur
Bekämpfung der Motten das Wegfangen
der Schmetterlinge und das Absuchen der
Raupen an den befallenen Stellen.
(Zur Vertilgung der Mottenraupen werden
vielfach mit Erfolg Essigsäuredämpfe an-
gewendet, andererseits wird ein wiederholtes
Lüften und Klopfen empfohlen. Der Bericht^
erstatter,) —tx—
Die Ereie Vereiaignng der Verbaadstoff-^
Deutschlands
hielt am 12. Februar eine Sitzung in Berlin (im
«Heidelberger», Friedrichstraße) ab, in welcher
eine gemeinsame Erhöhung der Preise be-^
schlössen wurde. Durch die Steigerung der
Roh- und Hilfsmaterialien veranlaßt, sehen sich
auch die Verband stoff-Fabrikaoten gezwungen,
ihre Preise um etwa 10 pCt zu erhöhen.
Briefwechsel.
Di. B. in L. Wir billigen das Gebahren der
Fabrikanten von Margarine, Reklame- Plakate
aushängen zu lassen, auf welchen durch sehr
auffälligen Druck das Wort * Butter» hervor- •
tritt und hierdurch bei flüchtigem Lesen die I
Margarine als Butter vorgetäuscht wird, eben- '
falls nicht. Auch ein Ausspruch des EÖnigl.
Sachs. Oberlandesgerichts steht mit uns im Ein-
klang, iodem gesagt wird: «Der ganze Maigarine-.
Verkaufsbetrieb muU so beschaffen und einge-
richtet sein, daH sich jedem Käufer in augen-
fälligster Weise die Einsicht aufdrängt, daB er
nichtb Besseres als Margarine, insbesondere also
nicht Butter erhält.» (Entscheidung vom
15. Juni 190Ö, Verkauf von Margarine ohne ge-
nügende Kennzeichnung betreffend.) P. S,
Besckwerden über unregelmässige Zustellung
der cPharmaeentisehen CentraUuüle» bitten wir stets an die Stelle richten zu wollen, bei
welcher die Zeitschrift beatellt worden ist, also Postanstalt oder Buchhandlung oder Geschäfts-
stelle, de ZZeza.'ULsgre'bex.
Verlegvr: Or. A. Seluielder, Dresden aod Dr« P. 8tB Dresden-BlMeiHU.
Verantwortlicber Leiter: Dr. P. Süß, Dresden-Blasewits.
In Bochhtndel darch Jaliai Springer, Berlin N., MonblJonpUts 8«
Dmrk von Fr. Tl 1 1 «»I N • e h f . (Ku nath d M«hlo), Dreeden.
Pharmaceutische Centralhalte
für Deutschland.
fieransgegeben von Dis A. 8ohneid«p und Dp. P. SO««.
•■♦
ZeitBchrift fQr wissenschaftiiche nnd ge8e^äftlicbe Interessen
der Pbarmaeie.
Gegrfinclet von Dr. Hermaan Hager im Jahre 1859.
Erscheint jedea Donne'rBkag.
Bezügspreis vierteljährlioh: durch Buchhandel oder Post 2,50 Mk., dnroh Oesobifta-
stelle im Inland 3,— Mb., Ausland 3,50 Mk. — Einzelne Nummern 30 Pf.
Anzeigen: die einmal gespaltene Elein-Zeile 30 Pf., bei groPeren Anzeigen oder Tl^ieder-
holungen Predsermäßigung.
Leiter der \ Dr. Alfred Schneider, Dresden-A. 21; Schandaner Str. 43.
ZeHsehriflt: / Dr. Paul Süß, Dresden-Blasewitz; Gustav Fieytag-Str. 7.
Geaehlftsstelle: Dresden- A. 21; Schandauer Straße 43.
1
«■^
M 9.
Dresden, 1. März 1906.
Der neuen Folge XXVIL Jahrgang.
XLTSL
Jahrgaag.
^te^bfa
Inhalt : Chemie Ud PhAmseie: Bemerkensworte Bnehelnaiigen auf dem Gebiete der Drom im Jahre 1906. —
Beobechtangen Aber die Giftmenge, welche siir TOtung einer bestimmten Menge lebi»nder Sobatans nOtig ist —
Aihorin. — Gadns Iforrhna und sehife Etymologie. — Pantfnaytee. — Cbrysophansinren Tenchiedener Hsrkaali.
— Wasserdichte feste Pflastenmterlage. — Elektrolytische Bestimmung kleiner Arsenmengen. — Bilsenknmtt^l. —
Ueber die Tätigkeit des chemischen Untersachongsamtes der Stadt Dresden im Jahre 1906. — Benttoialia „Boahe".
— Bomylendiamin. ^ NaluwMcniittel-Oaemie. — FlianiftkogBetti«ehe MitteiiiiBgen. — Therspeat&iehe
llitteiliniseii. — TcMehledene KltteilmBcen. — Briefireehtel.
Chemie und PharmacMe.
Bemerkenswerte
Erscheinungen auf dem Gebiete
der Drogen im Jahre 1905.
Bttekbliek
von Dr. 0. Weigel^ Hamburg.
Wenngleich das Arbeitsgebiet der
Drogen ein beschränktes genannt werden
muß, so sind anf demselben doch auch
im vergangenen Jahre wieder eine ganze
Anzahl fortschrittlicher Arbeiten von
wissenschaftlichem nnd praktischem Wert
erschienen, sodaß sich ein zusammen-
fassender Bückblick wohl verlohnt. Der
nachfolgende Rfickblick auf das Berichts-
jahr 1906 schließt sich im Prinzip der
Bearbeitung seinen Vorgängern [1903 1)
und 1904^)1, diese gleichzeitig ergänzend,
an^.
Was zunächst die wirtschaftliche
Seite des Drogenhandels betrifft, so
ist erfreidicherweise darin ein Rückgang
im verflossenen Jahre nicht zu ver-
zeichnen. Im Gegenteil, Einfuhr sowohl
wie Ausfuhr sind im Vergleich zu 1904
noch gestiegen, indem die deutsche Aus-
fuhr nach allen Teilen der Erde zuge-
nommen hat. Auch die Tatsache, daß
die Einfuhr überseeischer Drogen nach
Deutschland sich mehr und mehr unter
Umgehung der Weltmärkte London,
Havre, Marseille und Tiiest direkt ge-
staltet, darf als bemerkenswerter Fort-
schritt nicht unerwähnt bleiben. Die
englische Fachpresse^) selbst hat vor
nicht langer Zeit freimütig bekannt, daß
der früher weltbeherrschende Drogen-
handel Londons im Rückgang begriffen
ist. Neben Marseille ist es vor allem
1) Rüokbliok auf 1903 — Phann. Centralh. 45
]1904], 107, 125, U7, 167.
*) Bückbliok auf 1904 — Pharm. Centralh. 46
[1905], 119, 139, 163, 184, 206.
s) Auf Veroffentliohungen bezw. Referate,
welohe in vorliegender Zeitschrift erschienen sind,
wird in dieser Arbeit nur kurz verwiesen werden.
*) Phannaoeutic. Joum., London.
1(50
Harn barg, welches infolge seiner aus-
gezeichneten SchifEsyerbindnn^en nach
allen Ländern der Erde and seiner groß-
artigen Hafenanlagen London den Welt-
handel mit Erfolg streitig macht.
Der russisch-japanische Krieg
ist im vergangenen Jahre glficklich zum
Abschluß gelangt. Wie schon im letzten
Jahresbericht erwähnt wurde, hat dieser
furchtbare Krieg einen besonders un-
günstigen Einfluß auf den Drogenhandel
nicht gehabt^ aus Bränden, die früher
an gleicher Stelle genannt worden sind^).
Der Krieg brachte sogar naturgemäß
eine gesteigerte Nachfrage nach sdlerlei
Medikamenten, darunter natfirlich auch
Drogen, mit sich, an deren Lieferung
sowohl nach Rußland wie nach Japan
sich auch Deutschland in bedeutendem
Maße beteiligte. Auch jetzt, nach Frie-
densschluß, ist man in Handelskreisen
der Ansicht, daß Japan bestrebt sein
wird, durch vermehrte Produktion und
erhöhte Ausfuhr die riesige Schulden-
last, die es infolge des Krieges aufzu-
nehmen gezwungen war, zu verringern.
Ffir Rußland hat der Frieden die
erhoffte Ruhe nicht gebracht. Aber
selbst die stark revolutionären Beweg-
ungen im Reiche des Zaren haben bis
jetzt den Handel nicht allzu sehr ins
Stocken geraten lassen. Als die Wogen
am höchsten gingen, trat zwar z. B.
eine Hausse in Lycopodium ein, die aber
schnell wieder verschwand. Immerhin
ist festzustellen, daß die Preise für
russische Drogen im Laufe der
letzten 10 Jahre eine stetige Aufwärts-
bewegung zeigen; ffir russischen Anis,
Lycopodium, Kanthariden und russisches
Mutterkorn zahlt man jetzt den doppelten
und dreifachen Preis wie ein Jahrzehnt
vorher.
Von japanischen Drogen zeigt
nur Kampher eine starke Aufwärtsbe-
wegung im Preise, welche durch die
geringe Zufuhr von Rohkampher nach
Europa bedingt wird. Es hat sich also
in dieser ' Beziehung im Berichtsjahre
nichts geändert. Die Ursachen der
Knappheit in Rohkampher während der
••) Pharm. Ccntralh 46 [1905], 120
letzten zwei Jahre fuhrt man in der
Hauptsache auf den Arbeitermangel in
den Kampherwäldern zurfick. In Japan
mußten die Arbeiter größtenteils dem
Kriegsruf gegen Rußland folgen, auf
Formosa aber fflhrten ~ wie geschrieben
wurde — während dieser Zeit die un-
zivilisierten Eingeborenen einen regel-
rechten Kampf gegen die organisierten
Arbeiter und versuchten, diese aus den
Kampherdistrikten zu vertreiben. Trotz
der Beendigung des Krieges mit Ruß-
land, wodurch sich die Arbeitskräfte
wieder mehren und der Au&tand der
Eingeborenen nunmehr unterdrfickt wer-
den kann, besteht die Meinung, daß
noch Monate vergehen kOnnen, ehe nor-
male Verhältnisse im Handel mit Kampher,
d. h. billigere Preise daffir eintreten
werden.
Erwähnt man noch, daß die hohen
Preise ffir amerikanische Drogen,
speziell Wurzeln (Hydrastis, Senega),
anhalten, so ist wohl alles gesagt, was
Preiskonjunkturen im Drogenhandel des
letzten Jahres betrifft. Eine mißliche
Erscheinung macht sich insofern be-
merkbar, ÜB sich infolge des geringen
Angebotes in einigen amerilranischen
Drogen, wie z. B. Rhizoma Hydrastis,
deren Qui^tät im Vergleich zu frfiheren
Jahren verschlechtert hat. Der Ge-
halt der betreffenden Droge an Ver-
unreinigungen (insbesondere Staub und
Schmutz) ist häufig derartig groß, daß
wiederholt Klagen darfiber laut wurden.
Selbst die nach dem Produktionslande
gerichteten energischen Reklamationen
führten wenig Besserung herbei. Die
amerikanischen Händler entschuldigen
sich damit, daß sie die Ware bei dem
kleinen Angebot und der großen Nach-
frage so von den Sammlern fibemehmen
mfissen, wie diese sie liefern, denn die
Sammler suchen natfirlich die ffir sie
gflnstige Marktlage nach Möglichkeit
auszunfitzen, da sie ihre Ware trotz
schlechter Qualität fiberall los werden.
Es sind nun aber von ffihrenden deut-
schen Großhäusem diesbezügliche Maß-
nahmen im Gange, sodaß auf eine
Besserung dieser mißlichen Zustände zu
hoffen ist.
161
Im Yoijfthrigen Bfickblick^) habe ich
darauf hingewiesen, daß in den Ver-
einigten Staaten von Nordamerika ein
Gesetz erschienen ist, welches gegen
die Verfälschung und Minderwert^keit
von auswärts eingeführter Drogen, Ge-
wttrze, Genußmittel usw. vorgeht. Durch
dieses Gesetz sind die zuständigen Be-
hörden ermächtigt, Proben solcher Waren
auf Echtheit und Reinheit zu prüfen
und verfälschte, bezw. unrichtig de-
klarierte oder verdorbene von der Ein-
fuhr auszuschließen. Diesem Beispiel,
welchem Japan*^) schon seit längerer
Zeit vorangegangen war, ist im ver-
gangenen Jahr nun auch die Türkei
gefolgt. Eine kaiserliche Verordnung^),
die inzwischen zum Gesetz geworden
ist, regelt die zollamtlich-sanitäre
Untersuchung von einzuführenden
Drogen, Lebensmitteln, chemischen und
pharmazeutischen Präparaten und dergl.
nach den heutigen Anschauungen der
Wissenschaft. Zu diesem Zweck ist in
Eonstantinopel ein größeres Untersuch-
ungslaboratorium mit Filiale in Galata
errichtet worden, während die Unter-
suchungen in den Hauptstädten Smyma,
Saloniki, Trapezunt, Skutari, Beirut,
Alexandrien,Bassora und Tripolis von je
einem Chemiker ausgeführt werden.
Die in dem Gesetz enthaltenen Einzel-
bestimmungen müssen als zeitgemäß
und gerecht bezeichnet werden. Trotz
eines für den Verkäufer ungünstigen
Untersuchungsbefundes steht ersterem
eine Gegenuntersuchung frei. Geht
durch diese zwdte Analyse die Echtheit
und normale Beschaffenheit der bean-
standeten Ware hervor, so werden dem
Eigentümer alle vorher hinterlegten
Gebühren zurückerstattet, eine Lager-
gebühr wird dann nicht erhoben usf.
Von der Einfuhr nach der Türkei aus-
geschlossen sind Drogen und Arznei-
mittel unbekannter Zusammensetzung,
also Geheimmittel. Desgleichen werden
Drogen, chemischePräparateusw.zurück-
6) Fbam. Centnlh. 46 [1S05], 124; veigl.
anoh 47 [1905], 2.
7) Phann. OentraUi. 46 [1005], 120.
i) Duroh GhenL-Ztg. 1906, 702.
gewiesen, welche bei der Untersuchung
als nicht den betr. türkischen Arznei-
mittel-Bestimmungen entsprechend be-
funden worden sind.
Daß die Untersuchungen in den
türkischen Laboratorien eingehend vor-
genommen werden, beweist ein mir be-
kanntes Beispiel, wonach ein Lebertran
wegen abweichender Befraktometerzahl
kürzlich beanstandet wurde.
Zu den Fortschritten des letz-
ten Jahres auf rein wissen-
schaftlichem Gebiet übergehend,
komme ich auch hier zunächst auf Ver-
öffentlichungen allgemeineren Inhaltes
zu sprechen.
Auf die 1906 neuerschienenen und
demnächst zu erwartenden Arznei-
bücher verschiedener Länder
habe ich vor kurzem erst in dieser
Zeitschrift gelegentlich der ausführlichen
Besprechung der am 1. Sept 1906 in
Erait getretenen «Pharmacopoeia of the
United States of America» hingewiesen^).
Nachtragend möchte ich hierbei nur
noch erwähnen, daß auch Rumänien
im Begriffe ist, eine neue Ausgabe
seines .^^zneibuches vorzubereiten. Eben-
so wie der 8. Ausgabe der amerika-
nischen wird der gegen Ende des vorigen
Jahres erschienenen 7. Ausgabe der
spanischen Pharmakopoe nach-
gerühmt, daß sie dem heutigen Stande
der Wissenschaft, wie den Ansprüchen
der modernen Pharmazie gerecht wird.
So zeichnet sich das spanische Arznei-
buch z. B. durch Aufnahme zahlreicher
Vorschriften zu Verbandstoffen, Gelatine-
kapseln, künstlichen ]^eral -Wässern
und -Bädern u. a. m. aus.
Von fachwissenschaftlichen Versamm-
lungen des letzten Jahres ist zu be-
richten, daß die «Freie Vereinig-
ung Deutscher Nahrungsmittel-
chemiker» am 2. und 3. Juni in
Dresden eine Versammlung abhielt, die
insofern von einiger Wichtigkeit für den
Drogenhandel war, als auf derselben
neue Vorschläge zur Abänderung des
Abschnittes «Gewürze» in den für
Nahrungs- und Genußmitteluntersuch-
») Pharm. Gentnlk. 47 [lOOQ, 1.
162
ungw z. Zt. als Grundlage dienenden
«Yereinbarangen» bekannt gegeben und
zur Diskussion gestellt worden sind.
Die Abänderungen betrefEen die Drogen :
Anis, Fenchel, Nelken, Ingwer, Earda-
momen, Koriander, Efimmel, Majoran,
Macis, Muskatnuß, Paprika, Pfeffer,
Piment, Si^an, Senfsamen (Pulver^,
Vanille und Zimt. Näheres ttber die
vorgeschlagenen Konstanten dieser Ge-
wttrzdrogen, wie über die gesamten
Verhandlungen Oberhaupt, finden wir in
einem ausführlichen Referat der Pharm.
Centralh. 46 [1905J, 471.
(Fortsetzung folgt.)
Beobaohtongen
über die Oiftmenge, welche zur
Tötung einer bestimmten Menge
lebender Substanz nötig ist.
Von Tk. Bokomy.
(Fortsetzung von Seite 148.)
Oxydationsgifte. Von den freien
Halogenen ist schon seit einiger Zeit
bekannt, daß sie noch bei großen Ver-
dfinnongen Giftwirkungen äußern, ebenso
von dem Wasserstoffperoxyd, femer
den flbermangansauren Salzen.
Sie gehören nach 0. Loew zu den
Giften, welche durch Oxydation auf das
Plasma wirken. Die Halogene wirken
bei so labilen Substanzen, wie sie das
lebende Protoplasma bildet, in erster
Linie oxydierend, indem sie Wasser
spalten, Halogenwasserstoff bilden und
den Sauerstoff auf die organische Sub-
stanz werfen; so verhält sich ja auch
z. B. Brom gegen Glykose. Nach Bim
bilden die Halogene, wenn sie in das
alkalische Blut gelaiigen, auch Sauer-
stofbalze (Hypochlorit, Jodat), indes
dfirfte das gebildete Hypochlorit wohl
nur sehr kurze Zeit im Blut existenz-
fähig bleiben, da es außerordentlich
oxydierend wirkt. An eine substitu-
ierende Wirkung der Halogene kann
wohl beim Protoplasma erst gedacht
werden, wenn es tot ist. (0. L. a. a.
0., Seite 16.)
Nach meinen Beobachtungen werden
Algen und Infnsorfen durch Chlor-
lösung von 1:10000 getötet unter
Bleichung und Eontraktion des Inhaltes.
Als ich die Verdflnnung noch weiter
steigerte, zeigte sich, daß durch Lösung
l : 20 000 binnen 34 Stunden ebenfalls
alle Organismen abstarben, desgleichen
durch Lösung 1:60 000 ; sogar durch
1:100000 wurde der Tod herbeige-
f&hrt, nur wenige Zellen waren in letz-
terem Falle ausgenommen; die toten
Algenfäden waren gebleicht.
Brom im freien Zustand wirkt eben-
falls sehr giftig auf Spirogyra, Clado-
phora, Diatomeen, Oscillarien, Infusorien
usw. Binnen wenigen Stunden stellt
sich in Lösung 1 : 10 000 Erschlaffung
der Fäden und Verfärbung des Chloro-
phylles ein ; der Tod ist allenthalben
eingetreten. Lösung 1:20000 tötet
binnen 24 Stunden nicht unbedingt alle
Tiere und Pflanzenzellen, man findet
nach dieser Zeit noch einige lebende
Infusorien, Diatomeen, Wflrmer, Algen-
zellen darin vor. Eine Lösung 1 : 60 000
ließ die gesamten Algen und niederen
Tiere unverändert, desgleichen natfirlich
auch eine Lösung 1 : 100000.
Freies Jod wirkte ebenfalls noch bei
einer Verdünnung von 1 : 10 000 tödlich
auf Algen und Infusorien ein. In den
Algenfäden kontrahierte sich der Plasma-
scUauch, und nahmen die Stärkekömer
eine blaue Farbe an. Durch Lösung
1 : 20 000 wurden binnen 24 Stunden
sämtliche eingesetzten Algen und nie-
deren Tiere getötet; desgleichen durch
Lösung 1 : 60 000. In Lösung 1 : 100000
fanden sich nach dieser Zeit noch
lebende Algen vor; von Cladophora
waren die dünneren Zweige abgestorben,
die dicken Aeste noch am Leben.
Für Hefe sind die freien Halo-
gene ebenfalls starke Gifte. Chlor
wirkt auf sie noch bei einer Verdünn-
ung 1 : 10 000 tödlich, Jod ebenfalls ;
durch Brom in der Verdünnung 1 zu
10 000 wird das Wachstum und auch
die Gärtätigkeit der Hefe nicht unter-
drückt. Chlor von 1 : 50000 läßt eben-
falls die Gärung einer zuckerhaltigen
Flüssigkeit noch aufkommen.
Läßt man freies Chlor auf Fäul-
nisbakterien einwirken, so findet
163
man, daß jenes bei einer Verdännung
von 1:100000 nicht mehr schädlich
wirkt; die Fäulnis einer Peptonlösung
tritt unter diesen Verhältnissen schon
binnen 2 Tagen ein.
Wasserstoffperoxyd liefert «ak-
tivierten» atomistischen Sauerstoff bei
seiner Spaltung im Plasma und ist des-
wegen gÖtig. Ein Kubikzentimeter käuf-
liche WasserstofFperoxydlösung, etwa
lOproCy auf 1 L Wasser tötet nach 24
Stunden die gewöhnlichen Wassermikro-
ben (Althöfer); das bedeutet, daß un-
gefähr 0,01 pCt H2O2 letztere vergiften
kann. Paneth fand, daß Vioooo Wasser-
stoffperoxyd sämtliche ciliaten Infusorien
eines Heuaufgusses binnen 15 bis 80
Minuten tötete. Selbst bei 1 : 20 000
fiberlebte nur ein Teil der Tiere. Algen,
welche in O,lproc. vöUig neutraler
Wasserstoffperoxydlösung 10 bis 12 Stun-
den verweilen, sterben ab. EinelOproc.
neutralisierte Lösung wirkt augenblick-
lich tödlich auf Infusorien. Wurzeln
von Vicia und Trianea dagegen können
einige Zeit in O,lproc. Wasserstoffper-
oxydlösung ohne Schaden verweUen,
ebenso Staubfäden von Tradescantia
(Pfeffer). Frösche zeigen narkotische
Erscheinungen, wenn sie in 1 proc. Lös-
ung gesetzt werden (Bodländer) , und
2B ccm einer 4 proc. Wasserstoflperoxyd-
lösung reichen hin, einen 3 kg schweren
Hund zu töten, unter Symptomen ähn-
lich denen^ welche Bert bei Anwendung
komprimierten Sauerstoffes beobachtete.
Bei intravenöser Infektion wird der Tod
durch Stillstand der Respiration bedingt
(Labor de).
Daß Kaliumpermanganat giftig
auf Infusorien einwirkte, hat Binx fest-
gestellt; er fand, daß 0,2 pCt dieselben
binnen 1 Minute tötet. Nach meinen
Untersuchungen sind noch weit größere
Yerdfinnungen giftig, wenigstens fär
Algen. Denn in Lösung 1 : 60 000
blieben die Algen zwar 6 Stunden lang
grfln, aber die Zellen starben zum teil
ab, indem die Chlorophyllkörner in Un-
ordnung gerieten und der Plasmaschlauch
sich kontrahierte ; lebende Infusorien und
Wärmer, Insektenlarven usw. waren hier
noch aufzufinden ; desgleichen bei Lösung
1 : 100 000. Nach weiteren 18 Stunden
waren in letzterer Lösung auch noch
sämtliche Infusorien, Diatomeen, Wur-
mer, Insektenlarven usw. am Leben,
desgleichen die Cladophoren und sonst-
igen Fadenalgen. Bei Verdünnung
1 : 100 000 scheint also hier die Gift-
wirkung aufzuhören. In Lösung 1 : 50000
stellte sich nach 6 Stunden schon die
Giftwirkung etwas ein.
In Lösung 1 : 20 000 starben binnen
6 Stunden alle Algen und Infusorien
unter Braunfärbung des Plasma ab ; die
Algenfäden wurden schlaff und hatten
schmutzig rotbraune Farbe angenommen.
Kaliumpermanganat wirkt nach 0.
Loew (Giftwirkungen, S. 16) «aktiv
oxydierend» auf das Zellplasma ein und
tötet dasselbe hierdurch. Die Oxydations-
kraft dieses Stoffes ist ja überhaupt
sehr groß, er wirkt schon bei gewöhn-
licher Temperatur auf viele organische
Stoffe.
Für Fäulnisbakterien ist Kalium-
permanganat ebenfalls ein hoch-
gradiges Gift. Zwar konnte ich Ver-
suche derselben Art wie die bisher
beschriebenen mit dieser Substanz nicht
so anstellen, daß sie direkt vergleich-
bar waren; denn das zugesetzte Gift
wird hier zum teil von den (außer den
Bakterien) vorhandenen organischen
Substanzen, wie Pepton, in Beschlag
genommen. Trotzdem konnte ich fest-
stellen, daß in einer fäulnisfähigen Lös-
ung, welche mit 0,002 pCt Kalium-
permanganat versetzt war, binnen
3 Tagen keine Fäulnis eintrat, während
in einer ganz gleichen zweiten Flüssig-
keit ohne Permanganat stinkende Fäul-
nis sich zeigte. Ja sogar durch Zusatz
von nur 0,001 pCt Kaliumpermanganat
wurde die Fäulnis etwas hintange-
halten.
Das Kaliumpermanganat darf mithin
den stärksten Antisepticis zugerechnet
werden.
Kaliumchlor at (KClOs) ist be-
merkenswerter Weise viel weniger schäd-
lich als die bisher betrachtetenOxydations-
gifte. Spaltpilzvegetationen werden erst
durch 2proc. Lösungen geschädigt ; sind
164
die Lösungen verdünnter, so findet eine
Reduktion zu KCl durch die fortleben-
den Pilze statt (Binx), wenn gute Nähr-
stofEe vorhanden sind. Aeroben vertragen
bis zu 3 pCt. Nach Manassein werden
Schimmelvegetationen sogar durch 7 pCt
Ealiumchlorat in der Nährlösung nicht
geschädigt.
0. Loew beobachtete , daß Buch-
weizenkeimlinge in Nährlösungen mit
0,01 pCt Ealiumchlorat nach 3 Wochen
unter Erbleichen der Blätter abstarben.
Spirogyren starben in 0,01 proc. Lösung
des Salzes nach einer Reihe von Tagen.
Algen und höhere grüne Pflanzen
scheinen demnach wesentlich empfind-
licher zu sein. Vermutlich vermögen
die Ghlorophyllapparate eine Abspaltung
des Sauerstoffes leichter zu bewirken
als die nicht grünen Plasmaapparate.
Y& gehört beim Ealiumchlorat (nach
0. Loew a. a. 0., Seite 17) überhaupt
ein äußerer Anstoß dazu, um die oxydier-
ende Wirkung auszulösen; «dieser An-
stoß wird durch die energischen Schwing-
ungen im lebenden Plasma gegeben».
Zucker (Glykose) wird direkt von Ealium-
chlorat nicht oxydiert. Wenn man aber
Platinmohr dazu setzt, so beginnt sofort
eine Uebertragung von Sauerstoff auf
den Zucker, es idrd Ealiumchlorid ge-
bildet, was mit Silbemitrat bald nach-
gewiesen werden kann.
Da dajs Ealiumchlorat verhältnis-
mäßig schwach giftig für Pilze zu sein
scheint, so wandte ich bei diesem
Oxydationsgift 1 proc. Lösungen an:
10 g frische Preßhefe mit .20 com einer
Iproc. EaliamchloratlösTing. Nach 24 Stunden
ergab der Vermehrungsversuch positives Re-
sultat.
10 g Preßhefe mit 50 ccm einer Iproc.
Eaiiomchloratlösung. Nach 24 Stunden ergab
der VermehrongsverBach positives Resultat.
10 g Preßhefe mit 100 ccm einer Iproc.
Ealiumchloratlösung. Nach 24 Stunden waren
noch einige sprofifäiige Zellen da.
Also genügt 1 gEaliumchlorat
noch nicht, um 10 g Hefe abzu-
töten. Das Ealiumchlorat ist also wirk-
lich von relativ großer Unschädlichkeit.
Es scheint mir, daß die Hefe auf das-
selbe überhaupt nicht reagiert, sonst
müßte bei obigen Versuchen eine schäd-
liche Wirkung bemerkt worden sein.
Das Wasserstoffperoxyd ergibt
zwar ähnliche Resultate wie das Ealium-
chlorat. Dieselben dürfen aber nicht
so gedeutet werden, wie unten gezeigt
werden soU:
10 g frische Preßhefe mit 20 ccm einer
Iproc. Wasserstoff peroxydlösnng. Nach 24
Stunden zeigte ein Vermehrungsversuch, daß
die Hefe noch lebend war.
10 g frische Preßhefe mit 50 ccm einer
1 proc. Wasserstoffperoxydlösung. Nach 24
Stunden Vermehrungsversuch positiv.
10 g frische Preßhefe mit 100 ccm einer
1 proc. Wasserstoffperoxydlösung. Nach 24
Stunden Vermehrungsversuch mit positivem
Resultat.
Demnach wäre nicht einmal 1 g
WasserstofFperoxyd tödlich für 10 g
Hefe. Wenn man aber gesehen hat,
wie das WasserstofFperoxyd sofort zu
schäumen anfängt, begreift man, daß eine
giftigeWirkungnichteintretenkann. Denn
die Berührung mit den kleinen Hefe-
körperchen bewirkt, wie die mit andern
fein verteilten Eörpem, sofort eine Zer-
setzung: H2O2 = H2O + 0.
Das Holzspanexperiment bestätigt
die Entwicklung von Sauerstoff. Das
Gift dringt vieUeicht garnicht bis zum
Plasma vor, sondern wird schon an der
Oberfläche der Hefezelle zersetzt Die
vorhandene Eatalase gibt natürlich dem
Vorgang einen beschleunigten Verlauf.
Einige quantitative Versuche mit
freiem Chlor sind folgende:
10 g frische Preßhefe mit 20 ccm einer
0,03 proo. Chlorlösung. Nach 24 Stunden
ergab ein Vermehrungsversuch Sproß verbände
in den 20 Stunden im Brutofen gestandenen
Gär- und Nährlösungen. Gärvermögen noch da.
10 g Hefe mit 50 ccm einer 0,03 proc.
ChlorlÖsuDg. Nach 24 Stunden wuchsen
in einer Vermehrungsprobe fast nur Stäbchen-
bakterien, sehr selten Sproß hefezellen. Oär-
kraft nicht vernichtet.
10 g Hefe mit 100 ccm einer 0,03 proo.
Chlorlösung. Nach 24 Stunden ergab der
Vermehrungsversuch nur noch entwicklungs-
fähige Stäbchenbakterien. Gärkraft nicht ganz
vernichtet.
165
Es sind also 0,015 g freies Chlor
nahezu ausreichend, 0,03 g yOllig
genügend, um 10 g Hefe zu töten;
0,006 g reicht dazu nicht aus.
Da die Gärkraft bei allen 3 Ver-
suchen nicht vernichtet wurde, müssen
wir wohl annehmen, daß das Chlor sich
zuerst mit dem eigentlichen Plasma-
eiweiß verbindet, dann erst mit der
cZymase», was wohl bei den meisten
Oiften der Fall ist; denn fast immer
sehen wir die Lebens- oder Yermehr-
ungsfähigkeit der Hefe etwas eher ver-
schwinden als das Qärvermögen.
Ueber das Kaliumpermanganat
haben quantitative Versuche folgen-
des ergeben:
10 g frische Preßhefe mit 20 ccm einer
0,1 proc. Ealiampermanganatlösang. Nach
24 stÖDdigem Stehen, wobei yöllige Entfärb-
ung der Lösung (schon in der ersten Zeit)
eintrat, eigab der YermehruogsverBuoh, daß
einige Sproßverbäode heranwuchsen. Gär-
vermögen da.
10 g irische Preßhefe mit 50 com einer
0,1 proc. EaUompennanganatlösung. Nadi
24 stündigom Stehen, wobei etwas brauner
Absatz erfolgte, ergab der Yermekrungs ver-
such negatives Resultat Gärkraft noch etwas
da.
10 g frische Preßhefe mit 100 ccm einer
0,1 proc. Kaliampermanganatlösung. Nach
24 ständigem Stehen, wobei starker brauner
Niedersohlag eintrat, ergab der Yermehrungs-
veisuch negatives Resultat. Gärkraft nicht
ganz yernichtei
Die letale Gabe Kalium-
permanganat für 10 g Hefe liegt
also zwischen 0,2 und 0,05 g. Da-
bei ist wohl zu beachten, daß das
Kaliumpermanganat auch viele andere
organische Stoffe als das Plasmaeiweiß
oxydiert Die letale Gabe ist lübso, wenn
wir dieselbe als die wirklich mit dem
Plasmaeiweiß reagierende Menge Gift
auffassen, wohl noch geringer als eben
angegeben. (Schluß folgt.)
Bei der üntersnehiug des Arhovin fand
Dr. Anselmino, daß dasselbe bei 213^ anfängt
sa sieden, langsam bis 236^ und dann schneller
über 300» steiei Durch Schütteln mit yer-
dünnter Natronhiuge und Ansäuren UeB sich
Thymol gewinnen. Außerdem konnte noch
Benzoesäureäthylester und Diphenyiamin daraus
isoliert werden. /. K
Ber. d. D, Pharm, Ges. 1906, 202.
Oadus Horrhua und seine
Etsrmologie.
Meine «Geschichte der Pharma-
cie> gibt die nötigsten Hinweise, daß
der Lebertran eine nur sehr kurze Ge-
schichte hat. Die alten Klassiker
kannten aus erklärlichen Gründen den
nordischen Gesellen Dorsch nicht (er
soll in der Nähe Europas nur zwischen
dem 60. bis 60., bei Amerika zwischen
dem 43. und 45. Grade vorkommen), sie
kannten Asellus-Arten (Callarien
und Bacchen), Eselchen, wegen ihrer
eselgrauen Farbe, övog^ oder sehr selten
yddog. Diese Fische, über deren Eigen-
art unanfechtbares wohl kaum fest-
gestellt werden kann (ihre modernen
Nachfolger baccalä und merluzzo
sind meines Wissens mit dem Dorsch
oder Kabeljau auch nicht identisch)
wurden arzneilich nicht verwandt, ganz
sdlgemein nur sagtP/emW, daß Fisch -
fett mit Honig für die Klarheit der
Augen gebraucht wird: das ist der
Vorläufer des späteren Aerschenfetts
*mit seiner Spezialheilkraft.
Erst eine spätere Zeit macht Europa
mit dem Fisehreichtum des atlantischen
Ozeans bekannt. Seine nordischen An-
wohner werden seit ältesten Zeiten den
Segen des Meeres, die zeitweise milliarden-
weise das Meer bevölkernden Dorsche
zu allen möglichen Zwecken gebraucht
haben, den Tran vermutlich zum Brennen,
zum Schmieren, vielleicht auch arznei-
lich.
Im Jahre 1782 wurde der Lebertran
von wissenschaftlicher Seite für den
gleichen Zweck empfohlen, erst in der
Ph. Borussica erscheint der Tran als
Oleum Morrhuae, als Oleum Jecor.
Aselli in der Ph. Hassiaca von 1827,
um sich von da ab nach u. nach zu dem
jetzt so viel gebrauchten diätetischen oder
Heilmittel emporzuschwingen, das nach
eines Dr. Mackenxie Behauptung das
Lebensalter der Menschen um 2 bis 8
Jahre verlängert haben soll.
Ein Fisch mit einem ähnlichen Namen
wie Morrhua war im Altertum un-
bekannt. Dagegen wird in einem alten
166
Tractatos de piscibos, einer Handschrift
ans dem Xin. Jahrhundert schon von
einem Fisch Circulus (seiner rundlichen
Gestalt wegen) berichtet, «genus piscis
a nostris (im jetzigen Frankreich) m o (r j-
rude ab ore, quia mourre vocant os
cum prominentibus labris. Diese Mo-
rnde, an anderer Stelle moruta (im
Hennegau m ol u e , in Namur m ole uv e),
dessen Name aus merlus [aus maris
lucius, See-Hecht entstanden] verdreht
sein soll [wenn nicht, was mir nicht
unmöglich erscheint, — eine bezugliche
Angabe finde ich nirgends — der mulus,
(Maul-)Esel, im Anklang an den asellus
— dvog, oder das germanische Maul
im Anklang an das auffallende Maul
des Fisches zu gründe liegt]; dürfte
der Ahn der Morrhua sein, der in
einer Zeit, die immer daran dachte, daß
des Dioskorides Naturgeschichte die
der ganzen Welt sei, daß der Grieche
auch den morude gekannt haben mfisse,
das inzwischen französisch gewordene
Wort m or ue als griechischen Ursprungs
ansah und es in griechischem Gewände,
außerdem mit einem, in Erinnerung an
den Asper am Anfang des Wortes
(vergl. Hrabanus, Hrosaritha, Hruod-
trud etc.) hier doppelt überflüssigem h
neben das, wie schon gesagt seltene
Wort Gadus zur Bezeichnung der
Gattung setzte. Das deutsche Arznei-
buch behielt, wie gesagt, Asellus bei,
und machte es als lateinischen Namen
modern.
Das Vorerwähnte belehrt auch über
die Silbentrennung. Man trennt diaQ-
QecDj danach unzweifelhaft auch Mor-
r(h)ua, im übrigen wäre es wohl
angebracht, wenn, was ich kaum glaube,
nicht gewichtige Stimmen meine Dar-
legung verbessern, das fragliche Wort
fürder nicht nur des einen r, wie es
gelegentlich z. 6. in dem großen «Diction-
naire des sciences naturelles» geschieht,
sondern des r und h zu entkleiden.
Neuerdings hat man den Unterschied
zwischen Dorsch und Kabeljau fallen
gelassen. Ich möchte dabei aber darauf
aufmerksam machen, wie einerseits die
Farbe, andererseits die Gestalt die
Namen für den Grau- und für den runden
(circulus) u.Cod- (engl.Hülse, Sack) Dorsch
wählen ließ, schließlich darauf, wie diese
«Frucht des Meeres» von allen Fisch-
fang treibendea Völkern, wenn auch
nach ihrer Zunge mehr oder weniger
um-, aus- oder mißgestaltet, gleich ge-
nannt wird (es existiert ja auch eine ziem-
lich internationale Seemannssprache !).
Ueberall hört man Worte, die anklingen
an E a b e 1 j a u , Cabliau, Eabelau, Bakel-
jdu, Bagaliau und schließlich Baccalä.
Woher das Wort stammt, das zu er-
gründen, ist den Gelehrten, auf die ich
mich in obigen Angaben stützte, noch
nicht möglich gewesen.
Hermann Sehelenx.
Zur Anwendung
des Faraguaytee (Mate).
Man findet in Gebrauchsanweisungen
für den in neuerer Zeit häufig em-
pfohlenen Paraguaytee oder Mate (von
Ilex Paraguayensis und einigen anderen
üexarten) ofbnals die Angabe, daß der
bereits schon einmal aufgegossene Mate
unter Zufügen von neuen Matemengen
mehrmals verwendet werden könne.
Hiergegen liegen aber ernste Bedenken
vor. Im «Handbuch der Arzneimittel-
lehre» voni&x6oi^undÄ>Mr^e^(Berlin 1897)
wird z. B. folgendes angeführt: «Im
Sommer braucht man nur feuchte Mate-
blätter kurze Zeit in einem geschlossenen
Baume stehen zu lassen, so bildet sich
infolge mikroorganischer Zersetzung eine
gewisse Menge Chol in, das sich selbst
in Muscarin oder analoge Substanzen
umwandelt (die man bekanntlich auch
bei den giftigen Pilzen findet). Dieselbe
Zersetzung kann man übrigens hervor-
rufen, wenn man Tee- oder Mateblätter
im Wasser liegen läßt und eine geringe
Menge eines Heuaufgusses hinzufügt.»
In einem Vergiftungsfalle — es war
eine ganze Familie nach Mategenuß er-
krankt — hatte man den erschöpften
Mate nicht fortgeworfen, sondern in der
bekannten Teekugel aus Drahtgewebe
belassen und bei der Bereitung von
späterem Mateaufguß kleine Mengen
nicht erschöpften Mate hinzugegeben.
Als wesentlichste Yergiftungserscheinun-
167
gen konnten folgende beobachtet werden :
Schwindel mit Uebelkeit und Erbrechen^
Diarrhöe nebst sehr schmerzhaften
Koliken und Kollaps nach jeder Stuhl-
entleerung.
Für gewöhnlich werden zum Aufguß
nur 2 gehäufte TeelöfEel voll (etwa 4 bis
5 g) geschnittener Mate auf 4 bis 6
Tassen empfohlen. Da nun der Preis
des Mate etwa nur den vierten Teil
desjenigen von grünem oder schwarzem
Tee beträgt, so erscheint die oben er-
wähnte bedenkliche Sparsamkeit
keineswegs am Platze. (Yergl. auch
Pharm. Centralh. 41 [1900], 638; 44
[1903], 686, 713). Dr. P, Süß,
Die Chrysophansäuren ver-
Bohiedener Herkunft
zeigen verschiedene Schmelzpunkte. Dieses
gab Prof. Oesterle Veranlaasung, der Frage
naher zu treten, ob dieselben identiBoh sind
oder nicht Er stellte sich zuerst eine
methoxylfreie GhrTsophansäore her durch
LQsen der ans Chrysarobin gewonnenen
Ghrysophansäare in Benzol, Eintragen von
femgepnlvertem Alamininmcfalorid, 28tfind-
iges Erwärmen und darauf folgendes Ab-
destillieren. Der Rflckstand wird erst mit
verdünnter Salzsäure aasgezogen, darauf in
Natronlauge gelöst, die L5sung mit Salz-
säure gefällt, der Niedersdiiag getrocknet,
in Benzol gelöst und mit Petroläther ans-
gefällt. Aus der Lösung kristallisiert dann
eme Ghrysophansäare vom Schmp. 193^ (?,
welehe durch Ueberffihren in das Acetat,
Versdfen mit verdflnnter Natronlauge und
Umkristallisieren aus Benzol völlig melhoxyl-
frei wurde und dann den Schmp. 196^
zeigte. Weiter wurden Acetylchrysophan-
säure, Ghrysophansäuremethyläther, Aoetyl-
monomethylcbrysophansäure und Ghryso-
phansäuredimethyläther dargestellt. Weitere
Mitteünngen sind in Aussicht gestellt.
Archiv der Pharm, 1905, 434. J. K.
Wasserdlehtejfeste' Pflasterunterlage D. R. P.
159 991. .• Kl. 30 h. H. v, Qimhom in Emme-
rich. Geölte Oewebe werden mittels Kleister
mit Gaze überklebt und bilden so eine Pflaster-
aoterlage die sich durch vöUige Wasserdichtheit
gegenüber den alten Schirtingpflastem und dorch
gleichbleibende Geschmeidigkeit gegenüber den
Guttaperchapilastermullen auszeichnet. A, St.
Für die
elektrolsrtisohe Besümmung
kleiner Arsenmengen
empfehlen Frerichs und Rodenberg den
von C, Mai und Hurt angegebenen Ap-
parat mit geringen Abänderungen. Bei der
Elektrolyse von Lösungen arseniger Säure
oder durch schweflige Säure reduzierter
Arsensäure erhielten Verf. sehr gute Re-
sultate. Die eigentliche Bestimmung beruht
auf Zurflcktitration einer vorgelegten Y^oq-
Normal-Siibemitratlösung. J. K
Archiv der Pharm. 1905, 348.
(lieber die vorstehende Bestimmung sind
bereits in der Pharm. Centralh. 27 [1886];
609 und 32 [1891]; 493; von Med -Assessor
C. H. Wolff m Hamburg ausführliche
Arbeiten veröffentlicht worden. Man vergl.
femer Pharm. Centralh. 46 [1905], 260.
SohriftleOung.)
Die
Darstellung des Bilsenkrautöles
suchte Ratkge dadurch zu verbessern; daß
er die Extraktion des Bilsenkrautes mit
Alkohol und Oel unter Zusatz von Stearin-
säure vornahm; indem er von der experi-
mentell gefundenen Tatsache ausging; daß
die Alkaloidstearate in Oel leicht löslich
sind. Der Aikaloidgehalt des fertigen Oeles
wurde in der Weise festgestellt; daß 50 g
Bilsenkrautöl mit der gleichen Menge Aether
vermischt dreimal mit je 100 g einer Iproc
Salzsäure ausgescbtltteit wurden. Die sauren
Ausschtlttelungen wurden mit Natronlauge
alkalisch gemacht und mehrmals mit Aether
ausgescbtltteit und die Ausschtlttelungen
wiederum mit Yioo'^oi*°^^'3^2^i"^ ausge-
scbtltteit und die überschtlssige Vioo'^^'™^'
Salzsäure mit Vioo'^^^"^^'^^^^^!^^^^ ^^^
Jodeosin zurückgemessen. Es ergab sich;
daß die Verwendung von Stearinsäure nicht
geeignet ist; ein an Alkaloid wesentlich
reicheres Oel zu liefern und zwar offenbar
deshalb; weil die Stearinsäure nicht im
Stande ist; eine in der Droge vorhandene
Verbindung der Alkaloide völlig zu zerlegen.
(Vergl. auch Seite 113 [1906] der Pharm.
Centralh.)
Joum. der Pharm, v. Elsaß-Lothringen 1905,
192. J. K.
168
Ueber die Tätigkeit des
chemischen Unter suchungsamtes
der Stadt Dresden im Jahre
1905.
Von Dr. Ä, Beyt/tien,
(Schluß von Seite 145.)
Honig. Wie allj&hrlioh wurden zn Ostern
und im Herbste 95 Proben entnommen, von
denen eine mit etwa 20 pCt Rohrzucker,
3 andere mit St&rkesirap verffilscht waren.
Der Fabrikant der letzteren wnrde vom
Schöffengericht Stolpen zu 10 Mark Geld-
strafe verurteilt. Fortschritte in analytischer
Hinsicht waren nicht zn verzeichnen. Hin-
gegen erscheint die Verurteilung eines Ver-
käufers von verfälschtem, sog. «präpariertem»
Tafelhonig durch die Strafkammer in Magde-
burg insofern von Bedeutung, als gerade
von Magdeburg aus notorisch große Mengen
Kunsthonig nach Dresden vertrieben wurden,
ohne daß die dortige Behörde bislang Ge-
neigtheit zum Einschreiten gezeigt hätte.
Bienenwaohs. Vier Proben Bienenwachs
hatten folgende Zusammensetzung:
I.
n.
m.
IV.
Sänrezahi 19,58
20,13
8,36
19,13
Esterzahl 74,21
35,52
35,96
75,03
Verseifungs-
zahl 93,79
55,65
4^,32
94,16
VerhältniB-
zahl 3,79
1,71
4,17
3,92
Buehner-Zahl —
3,53
Demnach besaßen I und IV normale Be-
schaffenheit, III stellte em Gemisch von
Wachs mit 50 bis 60 pCt Paraffin, H ein
solches mit 40 bis 50 pCt Paraffin und
etwas Stearinsäure dar.
Branntweine und Liköre. Die Beurteil-
ung der Edelbranntweine hat im Be-
richtsjahre eine weitere Erschwerung er-
fahren durch ein Urteil des Königl. Land-
gerichts Wttrzburg vom 9. September 1905,
durch welches em Weinhändler, der ein
Gemisch von nur 20 pCt Rum mit ver-
dünntem Spiritus unter der Etikettierung
«Rum» verkauft hatte, von der Anklage
der Nahrungsmittelfälschung freigesprochen
worden ist Bisher sah man im Handel
und Verkehr nur eine Herabsetzung des
Alkoholgehaltes von Originalrum mit Wasser
als zulässig an, während ftlr Gemische mit
Sprit und Wasser die deutliche Deklaration
«Verschnitt-Rum» verlangt wurde. Ffir die
amtliche Nahrungsmittelkontrolle liegt kein
Grund vor, diese Auffassung, welche auch
in dem Gutachten der Handelskammer in
Zittau vom 27. April 1905 zum Ausdruck
gebracht ist, aufzugeben.
Beichersolier Kognak-Extrakt, welcher
zur sog. Destillation im Hause empfohlen
wu:d und laut Etikettenmschrift «ein Original-
Weindestillat, welches das natürliche Aroma
und alle Bestandteile de» echten Kognaks
stark konzentriert enthält» sein soll, besaß
folgende Zusammensetzung:
Spez. Gew. bei 15<> G 1,1044.
In 100 com sind enthalten:
22,840 g
37,070 g
34,980 g
0
1,440 g
0,061 g
0,188 g
0,028 g
Alkohol
Extrakt
Bohrzucker
Glycerin
Amylalkohol
Essigester
Freie Säure (als Wein-
säure)
Flächtige Säore (als
Essigsäure)
Nichtflüchtige Säure (als
Weinsäure) 0,152 g
Aldehyd nicht nachweisbar
Blausäure » »
Furfurol minimale Spur.
Hieraus und den organoleptischen Befun-
den geht klar hervor, daß das Erzeugnis
nicht em Origmal- Weindestillat darstellt,
sondern eme mit Zuckerkouleur braun-
gefärbte Lösung von etwa 35 pGt Zuoker,
23 g Alkohol und Fuselöl mit geringen
Mengen von Estern und Säuren.
Der nach Vorschrift des Erfinders aus
1 Flasche Extrakt, 1 L 96proc Weingeist
und 1Y4 L Wasser hergestellte angebliche
Kognak besitzt nachstehende Zusammen-
setzung :
Spez. Gew. 0,9517.
In 100 com sind enthalten:
Alkohol 33,650 g
Extrakt 0,990 g
Zucker 0,934 g
Höhere Alkohole 0,039 g
Freie Säure (Essigsäure) 0,0047 g
Aldehyd --
Fuifurol Spur
Ester (Essigester) 0,0016 g
oder auf 100 ccm absoluten Alkohol be-
rechnet :
169
Freie Säuren 0,0116 g
Aldehyde 0
Furforol Spur
Höhere Alkohole 0,0964 g
Ester 0,0039 g
Summe derYemnreinigUDgen 0,1109 g
Verhältnis der höheren Alkohole zu den Estern
wie 24,5 : 1.
Es wird aueb unter den Eognakfabrikanten
keine MetnungsverBohiedenheit darQber herr-
schen^ daß dieses Gemisch, ganz abgesehen
TOB seinem wenig erfreulichen Geschmacke,
keinen Kognak, sondern ebenso wie das
c Original-Destillat» ein nachgemachtes Genuß-
mittel darstellt
Auf Ersuchen der Eönigl. Staatsanwalt-
schaft wurde in üebereinstimmung mit einer
durch die Königl. Zentralstelle f. öffentl.
Gesundheitspflege ausgesprochenen Bean-
standung ein Gutachten dahin abgegeben,
daß künstlich gefärbter Himbeerlikör
und Eierkognak verfUscht seien. Diese
Auffassung hat die Billigung des Eönigl.
Landgerichts gefunden. 9 Proben Brenn-
spiritus und 4 Trinkbranntweine gaben zu
keiner Bemängelung Anlaß. Hingegen war
Franzbranntwein aus einem hiesigen
Warenhause wegen seines mmimalen Alkohol-
gehaltes von 16,96 VoL-pCt als verfälscht
zu beanstanden^ da die Normal- Ware min-
destens 50 pCt enthält
Wein. Die amtliche Kellerkontrolle von
98 Geschäften und die Untersuchung von
48 Weinproben förderte keine nennenswerten
üebertretungen der gesetzlichen Vorschriften
zutage. Ebensowenig die Analyse von
7 Tee- und 3 Kaffeeproben sowie 11
Kaffeesurrogaten, unter denen sich
nur ein havarierter Tee und 1 sandhaltiges
Rfibenmehl befanden.
Bier. Während 18 den städtischen An-
stalten gelieferte Biere von normaler Be-
schaffenheit waren und den vorgeschriebenen
Gehalt von 6 pCt Stammwtlrze besaßen,
mußten von den flbrigen 13 Proben mehrere
(8) beanstandet werden. So waren 2 Flaschen-
biere wegen starker Verschmutzung gerade-
zu als verdorben und ekelerregend zu be-
zeidmen. Besonders grobe Pantschereien
wurden im Verkehr mit sog. Berliner
Weißbier aufgedeckt, welches von hiesigen
Händlern mehrfach durch Vermiscbung von
echtem Weißbier oder gar von gewöhnlichem
Schankbier mit der mehr als vierfachen (!)
Menge Wasser hergestellt worden war,
während zur Aufbesserung der hellen Farbe
und des schalen Geschmacks Zusätze von
Natron, Wemsäure und «Bierextrakt» (Zucker-
kouleur) gemacht wurden. Das Schöffen-
gericht verurteilte 2 derartige «Brauer» zu
30 und 60 Mark Geldstrafe. Auch sog.
Stern-Gose, welche nach Angabe des
Verkäufers mittels eines derartigen frag-
würdigen Extraktes aus verdtlnntem Bier
bereitet worden war, mußte als «nachgemacht»
beanstandet werden. Drei Getränke, deren
Bezeichnung die Erwartung auf einen hohen
Malzgehalt hervorzurufen geeignet war, hatten
folgende Zusammensetzung:
Bonissia-
DT.Kretxsek-
Malz-Bier
mar'B
Malz-
Malz-Brauoe
Labsan
Spez. Oew. 1,0366
Alkohol 1,26 pCt
1,0166
1,0264
0,740 pCt
0 pCt
Extrakt 9,b9 >
4,400 »
7,070 ^
Mineralstoffe 0,107 >
0,022 *
0,088 »
Phosphorsäure 0,032 »
0 »
Spur
Stiokstoffsub-
stanz 0,201 »
0,042 ^
0 »
Gesamtzucker 4,610 •
4,310 :»
6,200 »
Glycerin 0,164 »
0 »
0 »
Polarisation
a) direkt -f20,00o
+ 18,100
b) .mvertiert.+14,63o
— _
■ 9,000.
Da sonach im wesentlichen braun gefärbte
Lösungen von Stärkesirup und Bohrzucker
vorlagen, wurden alle 3 als «nachgemacht»
beanstandet Sie bilden den Uebergang zu
den sogenannten
Alkoholfreien Getränken, welche im
Zeitalter der Alkoholbekämpfung sehr modern
sind, aber zum großen Teil recht zweifel-
hafte Erzeugnisse darstellen. Ein strafrecht-
liches EuLBchreiten, auch gegen die minder-
wertigsten Produkte^ erscheint aber ausge-
schlossen, weil sie meist unter nichtssagenden
Phantasienamen m den Verkehr kommen,
und die Tätigkeit des Amtes hat sich des-
halb darauf beschränkt, in 4 derartigen
Getränken die «Alkoholfreiheit» festzustellen.
Fflr die Fabrikanten von Brauselimonaden
erscheint das von mur in der Fachpresse
näher besprochene Urteil des Eönigl. Ober-
landesgerichts beachtlich, nach welchem
Erzeugnisse ohne Fruchtsaft nur unter ent-
sprechender Deklaration feilgehalten werden
dtlrfen.
170
Kakao, Schokolade. Mehrere auswärts
erfolgte Beanstandimgeii von Kakao wegen
übermäßiger AlkalisieniDg führten zur Ent-
nahme von 99 Proben, deren Gehalt an
Kaliumkarbonat zwischen 0^94 und 4,0 pCt
lag und zu keinen Ausstellungen Anlaß bot.
Hingegen mußten unter den übrigen 17
untersuchten Mustern 9 beanstandet werden.
Drei derselben waren durch Schalenzusatz
verfälscht worden, wie mit Hilfe des Fil-
singer'wAien Schlämmverfahrens zweifeisfrei
nachgewiesen werden konnte. Mir scheint,
als ob die gegen diese Methode erhobenen
Einwände auf einem Mißverständnis des
Prinzips beruhen. Denn wenn man solange
abschlämmt, bis der Rückstand stärkefrei
erscheint, kann man sicher sein, daß er nur
aus Schalen besteht, und das erlangte Ge-
wicht mit ruhigem Gewissen als Mindest-
gehalt einsetzen. Zuzugeben ist den leiden-
schaftlichen Angriffen einiger Interessenten
gegenüber lediglich, daß bei sehr fein ge-
mahlenen Schalen bisweilen zu viel abge-
schlämmt wird, und Verfälschungen dem
Nachweise entgehen. Der Chemiker muß
sich aber im allgemeinen bescheiden, wenn
seine Methoden zur Aufdeckung gröberer
Verfälschungen, nie aber zu falscher Bean-
standung führen.
Unter den 13 analysierten Schokoladen
fanden sich 2, welche auf grund äer hohen
Jodzahl ihres Fettes von 51,6 als grob ver-
fälscht zu gelten hatten.
Bioson. Dieses mit umfänglicher Reklame
angepriesene «Nähr- und Kräftigungsmittel»,
dessen Geschmack vielen Leuten kaum zu-
sagen dürfte, ergab bei der chemischen
Analyse folgende Werte:
Wasser 7,33 pCt
Fett 6,72 «
Gesamt-Protein 65,99 «
In kaltem Wasser
lösliches Protein 35,55 «
Mineralstoffe 4,53 ^
£isen 0,15 «
Lecithin 1,08 «
Kohlenhydrate 14,35 «
Es dürfte demnach ein Gemisch von etwa
30 pCt Kakao mit 70 pCt eines auf-
geschlossenen Eiweißpräparates, vielleicht aus
Kasein, vorliegen. Bei dem Preise von
6 Mark für 1 kg stellt sich die Nährwert-
einheit noch teurer als im Tropon.
G ebrauchsgegenstände.
Spielwaren im Sinne des Gesetzes vom
5. Juli 1887 kamen nicht zur Untersuchung,
weil bezügl. der zahlrächen Beanstandungen
giftiger Tuschfarben und Buntstifte durch
die Chemiker der Amtshauptmannschaften
zunächst die Entscheidung der Gerichte ab-
gewartet werden sollte, und weil der Bean-
standung bleihaltiger Abziehbilder, auf welche
mehrfach hingewiesen worden ist, § 5 des
zitierten Gesetzes im Wege steht, nach
welchem die strengeren Vorschriften der
§§ 2, 3 und 4 auf die Erzeugnisse des
Buch- und Stemdrucks keine Anwendung
finden.
Ess-, Trink- und Kochgeschirre wurden
20 mal emgeliefert. Auf grund des Gesetzes
vom 25. Juli 1887 waren zu beanstanden:
4 Bierkrüge wegen zu hohen Bleigebaltes
der Deckel und Krücken ; 1 verzinnte Fisch-
pfanne, weil sie mit einem mehr als 10 pCt
Blei enthaltenden Lote an der Innenseite
gelötet war, und 4 glasierte Tongeräte,
welche bei halbstündigem Kochen mit 4proc.
Essigsäure Blei abgaben. In 3 Fällen han-
delte es sich um die bekannten hellgelb
glasierten bayerischen Erzeugnisse, einmal
um ein französisches Fabrikat
Farben und gefärbte Oegeastäade.
Drei Proben Einwickelpapier, welche mit
unschädlichem Berlinerblau bedruckt und
mit 7,25 pCt Stärkezucker imprägniert
waren, femer 10 Stoff- und 10 Tapeten-
proben gaben keinen Anlaß zu einer Be-
anstandung. Zigarettenpapier erwies sich
frei von metallschädlichen Bestandteilen.
Kosmetische Mittel Das Haarfärbe-
mittel «Neril» von Dralle bestand aus
2 getrennten Lösungen von Pyrogallol und
ammoniakaiischer Siibernitratlösung; Jean
Stehm Vegetable Colouring aus
Pyrogallol und ammoniakaiischer Kobaltsalz-
lösung; Teinture v^g^tale aus Wasser-
stoffperozydundParaphenylendiamin. Wegen
des letzteren gefährlichen Bestandteils, vor
welchem der Rat in einer amtlichen Be-
kanntmachung gewarnt hatte, wurde dieses
Mittel, wie auch das analog zusammen-
gesetzte Nutin beanstandet.
Petroleum. Von 38 Proben Petroleiim
war zwar nur eine wegen zu niedrigen Ent-
fiammungspunktes und eine wegen eines
171
WaflflergdialteB von 4pOt zu beanstanden.
In TJeberdnstimmnng mit den BeBehlflSBen
der Bcfaweizerisclien Chemiker wurde aber
wiederholt auf die Feuergeffihrliohkeit des
gerade dem Reidistest entsprechenden ame-
rikanisdien Petroleums hingewiesen und die
Ansehaffung der weit besseren russischen
und galizischen Sorten empfohlen.
Wasser. Im Jahre 1905 gelangten 110
Wasserproben zur Untersuchung^ und zwar
66 Leitungswasser^ 34 Brunnen wisser, 3
Kesselspeisewilsser, 3 AbwSsser, 2 Bade-
wSsser, 1 Quell- und 1 Schleoßenwasser.
Die regelmäßigen Untersuchungen des
Dresdner Leitungswassers ergaben,
daß dasselbe trotz der noch immer bestehen-
den Grenothrizplage von brauchbarer Be-
schaffenheit war. Die vollst&ndige Analyse
führte zu folgenden Werten, neben welchen
die Zusammensetzung des Leitungswassers
der Gemeinde cWeißer Hirsch» mitgeteilt sei.
In 1 L waren enthalten mg:
Feuchtigkeit 2,40 pGt
Glühverlust 11,17 g
Chloroformauszug 0,17 g
Stickstof&abstanz 0,41 g
Saloppe
Tolke-
witz
Weißer
Hirsch
Trockenruckstand
122,60
215,60
184,00
Gluhyerlust
25,12
20,43
39,00
Chlor
10,63
15,95
12,41
Salpetersäure (N^Os)
6,60
17,40
6,73
Salpetrige SSnie
0,00
0,00
0,00
Geb. Kohlensäure
(CO.)
Schwefelsfiaie (8O3)
36,00
53,00
0,00
19,57
38,45
64,20
Xieselsänie (SiOg)
7,60
13,60
6,30
Eaik (CaO)
30,60
58,40
34,00
Magnesia (tfgO)
7,61
12,61
8,70
Ammoniak
0,00
0,00
0,00
Saaerstoffverbrauch
2,38
0,77
3,23
Gesamthärte
4,12'>
7,500
4,62
Das Wasser von «^Weißer Hirsch» ist
demnach von dem sonst ähnlichen Dresdner
Leitungswasser durch seuien größeren Sulfat-
gehalt unterBchieden.
Zahlreiche Bestimmungen von Eisen und
Mangan wurden ausgeführt^ um die Wirk-
ung einer Filtration durch Holzwolle und
Kies zn überwachen^ ohne daß bis jetzt ein
nennenswerter Erfolg zu verzeichnen ge-
wesen wäre.
Bei Remigungsversuchen mit dem No-
woiny^BAea Röhrenreiniger wurden
starke Ernsten braunroter Ausscheidungen
losgelöst, weldie folgende Zusammensetzung
besaßen:
In 100 TeUen Glührückstand
waren ent
halten:
Kieselsäure
3,08 g
Eisenoxyd (Fe^O^
92,00 g
Mangan
0,00 g
Tonerde (AlsOs)
2,80 g
Kalk (CaO)
0,63 g
Magnesia (MgO)
0,10 g
Schwefelsäure
0,00 g
Rest (Alkalien, Kohlensäure)
1,39 g.
Bei dem Fehlen von Grenothrix muß mit
Schorler angenommen werden, daß hier
Ablagerungen von Gallionella vorlagen.
Von den 34 Brunnenwässern waren
17 zum menschlichen Qenuß ungeeignet,
und auch die 3 Eesselspeisewässer
waren als unbrauchbar zu bezeichnen.
2 Badewässer enthielten 0,3364 und
0,7089 pGt Kohlensäure.
Auf dnem Quellwasser bildete sich nach
einigem Stehen ein dünnes schillerndes Häut-
chen, welches das Wasser unappetitlich
machte. Die Untersuchung ergab jedoch,
daß nicht, wie der Auftraggeber vermutete,
eine Fettschicht, sondern eine Ausscheidung
von Zinkoxyd vorlag, welche der mit Zink-
vitriol imprägnierten Holzverkleidung ent-
stammte.
Ein Abwasser, welches den Zement-
beton der Schleusen angegriffen haben
sollte, besaß folgende Zusammensetzung:
Reaktion sauer
12,0 com Noimallauge
0,0
0,648 pCt
0,564 >
0,928 *
Alkaliverbranoh
Salpetersäure
Schwefelsäure
Kupfersolfat
Zinksulfat
Die Wirkung war sonach durchaus er-
klärlich.
DasAbwasser einerWollwäscherei,
welches eine trübe, braungraue Flüssigkeit
von unangenehm laugenartigem Geruch dar-
stellte, enthielt in 1 L:
Trockenrüokstand
Glühverlast
Glühnickstand
Fettsäuren
Gesamt-Alkali (Na-COg^
Freies Alkali (NasCOg)
Wassernnlösliche Stoffe
Sauerstoffverbrauch
ll,89:g
6,23 g
ö,66g
6,00 g
5,06 g
1,49 g
0,76 g
0,30 g
172
Eb handelte sich also um eine ziemlich
konzentrierte Lösung von Soda, Pottasche
und Seife mit suspendiertem Fett. Trotz-
dem wurde die Ableitung in einen kleinen
Flußlauf ftlr unbedenklich erklärt^ weil vor-
her eine 20 fache Verdünnung mit Eondens-
wasser stattfand^ und selbst die empfind-
lichsten Fische, Forellen, erst bei längerem
Aufenthalte in Ipromille SodalOsung ab-
getötet werden^ während Schleien auch so
hohe Gehalte ohne Schaden vertragen.
Karpfen sollen sogar in 2,4promille Lösungen
tagelang ungeschädigt bleiben.
Oeheimmittel.
Heiltrank. Eine Auflösung von 0,15 g
Kochsalz und 0,1 g Soda in 100 com
Wasser.
Einreibang. Ueberschichtung von Essig-
ester und dtlnnem Zuckerwasser.
Heilsalbe. Gelbes Vaselin. Diese 3
Präparate waren von einem sog. Homöo-
pathen zum Preise von 75 M. (!) an un-
bemittelte Kranke verkauft worden.
Hygienisches Büstenwasser. Parfüm-
ierte alkoholische Auflösung von Borsäure,
Salicylsäure und Glycerin.
Haarwuchsmittel. Mit Thymian aromat-
isiertes Gemisch von Petroleum und Olivenöl.
Haarwasser Eau v^g^tale. Emulsion
eines wässerigen Pflanzenextraktes mit
Schwefelblumen.
Braun's Schnupfpulver. Mentholin mit
Borsäure und Kaffeesatz.
Kaiser-Brand- Pulver, zum Aufstreuen
auf Brandwunden, enthält vorwiegend Linden-
holzkohle, Weizen- und Linsenmehl, Eichen-
rinde und WoUblumen.
MarteVs Späth -Liniment gegen alle
denkbaren Pferdekrankheiten: Lanolin mit
Kampher, Terpentm, Ammoniak, Aloö und
11 pCt metallischem Quecksilber.
Fricol, Einreibung für lahme Pfei'de:
Kampherspiritus, flüchtiges Liniment, Ter-
pentinöl, Arnikatinktur.
Boter englischer Blister (Steven^s Oint-
ment), eine 13 pOt Quecksilberjodid ent-
haltende Spathsalbe.
Wie ersichtlich, mußten die meisten im
freien Verkehr angetroffenen Mittel als den
Apotheken vorbehaltene Zubereitungen be-
anstandet werden.
Technische Gegenstände.
Waschpulver Reform. Ein Gemiseh
von Soda, Wasserglas und Seife mit 52,7
pGt Natriumkarbonat, 9,17 pCt Natrium-
siUkat, 32,2 pCt Feuchtigkeit und 3,8 pGt
Seife^ von dessen Ankauf im Hinblick auf
den Preis von 24 Pf. für 1 kg abgeraten
wurde.
Klebstoff für Zigaretten bestand in
einem Falle aus 2 Teilen Dextrin und
1 Teil Wasser. Ein anderes Pdlparat
amerikanischen Ursprungs erwies sich als
ein Erzeugnis aus etwa 21 g fettarmem
Kasein und 3 g Wachs mit 6,5 g Borax
und 69,5 g Wasser.
Siegellack-Ersatz zum Ueberziehen von
Weinkorken war eine konzentrierte Lösung
von 37 g festem Natronwasserglas, 2,5 g
Gummi ambicum und 0,5 g OeÜure in
60 g Wasser.
Sunil und Heureka, Mittel zum Beinigen
von Bierleitungen, stellten sich als 8 bezw.
21proc. Aetznatronlösungen heraus. Also
alte Bekannte mit neuen Namen! Der
Preis von 1,00 bezw. 2,50 Mark für enie
Weinflasche voll war als eine starise üeber-
vorteilung der Käufer zu bezeichnen.
Frigorit, ein Schutzmittel für Kühhröhren,
erwies sich als eine filzartige Masse von
Pflanzenfasern, JuteabfftUen und Stroh, welche
sich gegen Wasser und Säuren ziemlich
widerstandsfähig erwies, von Alkalien aber
leicht zerstört wurde.
Havarierte Bindshäute. Auf mit Eib-
kahn verschifften gesalzenen Häuten hatten
sich schwarzgrüne Flecken gebildet, welche
nach Aussage der Empfänger eme Ver-
arbeitung auf Sohlenleder ausschlössen und
von ihnen auf eine Einwirkung von auf
Nachbarkähnen veriadenem Schwefelkies
zurückgeführt wurden. Die Feetstellung,
daß die normal aussehenden Häute nur
0,20 pCt Eisen und 1,22 pGt Schwefelsäure
in der Asche enthielten, gegenüber 1 pGt
Eisen und 2,3 pGt Schwefelsäure bei den
beschädigten Stellen bestätigte ihre Ansicht
und mahnt in ähnlichen Fällen zur Vonidit
Sanitor. Die Füllung dieses neuerdings
in vielen Bedürfnisanstalten aufgehängten
173
sog. DesinfektioQsapparatfls besteht aas einem
aromatiBierten Mineralöle ohne irgend welche
desinfizierende Stoffe.
Zahnplombe, nach deren Einsetzen starke
Sehmerzen aufgetreten waren, besaß die
übliche Znsammensetzong der billigen Amal-
gamplomben : 50,53 pGt Qneeksilber, 48,98
pCt Knpfer und 0,69 pGt Zinn. Der
Sehmerz war möglicherweise durch erheb-
liche, in der Zahnhöhlung befindliche Jodo-
formmengen verursacht worden.
Zucker-Zigaretten waren auswärts be-
anstandet worden, weil ihre PapierumhflU-
ung mit einem Mundstttck aus unechtem
Blattgold versehen war. In der Erwägung,
daß Kupfer und Zink als Metallfarben ffir
die Umhüllung von Nahrungsmitteln aus-
drücklich erlaubt sind, daß femer der mini-
male Gehalt einer ^garette von 2,6 mg
Kupfer und 1,1 mg Zmk eine Gesundheits-
schSdigung ausgeschlossen erscheinen ließ,
wurde dieser Beanstandung, welche für die
ganze Zigaretten-Industrie von den bedenk-
lichsten Folgen sein könnte, nicht beige-
treten.
Blausäure-Vergiftung. Der Darm- und
Magenmhalt dner unter verdächtigen Um-
ständen verstorbenen Person, welcher sich
in der Vorprüfung als frei von Ferro-
cyankalium erwiesen hatte, gab bei der
Destillation mit Wasserdämpfen nach dem
Zusatz von Weinsäure ein schwach nach
Cyanwasserstoff riechendes Destillat. Ein
Teil desselben wurde mit etwas Natronlauge
und Ferrosulfat versetzt, bis zur teilweisen
Oxydation des Eisenoxyduls längere Zeit
mit Luft durchgeschüttelt und mit Salzsäure
angesäuert. Ein sofort in reichlicher Menge
auftretender Niederschlag von Berlinerblau
deutete die Gegenwart von BUiusäure an.
In einem anderen Teile trat nach dem Ein-
dampfen mit Natronlauge und gelbem
Schwefelammonium und nachherigem Zusatz
von Salzsäure und Eisenchlorid deutlich die
rote Rhodanfärbung ein. Die Menge der
so zweifelsfrei nachgewiesenen Blausäure
wurde durch Titration mit Silbemitrat zu
5,4 mg HON ermittelL
Benzosalin „Boche"'.
Das Benzosalin ist der Methylester der
Benzoylsalicylsäure D. R. Patent Nr. 169 246
mit der chemischen Formel:
^6^4
O-CCOCeHö)
COOCH3
Das Benzosalin ist sonach ein Salicyl-
säure- und Benzoösäurederivat, welches inner-
lich antiseptisch whrkt und vor allem bei
Darmdesinfektion und als Specifikum gegen
Rheumatismus und seröse Gelenkentzündun-
gen dient. Bei Fällen rheumatischer wie
nicht rheumatischer Natur kommt außerdem
seine schmerzstillende Wirkung in betracht.
Das Benzoealm bildet weiße, schwach aroma-
tisch riechende und kaum schmeAende,
nadeiförmige Kristalle, die sich gut in Wem-
geist und Benzol, auch in Chloroform, etwas
schwerer in Aether lösen. Im kalten Wasser
ist Benzosalin so gut wie unlöslich ; Schmp.
85^ C. Die wemgeistige Lösung mit Wasser,
bis zur leichten Opalisierung verdünnt, darf
mit Eisenchlorid kerne violette Färbung
(Salicylsäure oder Salicylsäureester) geben.
Als ganz besonderer Vorzug des Benzo-
salin ist hervorzuheben, daß seine Spaltung
im Magen nicht erfolgt, dagegen geht die
Zersetzung im Darm leicht und quantitativ
vor sich. Es ist demnach eme Belästigung
oder Reizung der Magenschleimhaut völlig
ausgeschlossen.
Als Einzelgabe werden 0,5 bis 1 g und
für den Tag 3 bis 4 g verabreicht
Benzosalin kommt nur in Tablettenform,
aus mikrokristallinischer Ware von F. Hoff-
mann 'La Roche <& de, in Basel und
Grenzach (Baden) gefertigt, in Röhrchen mit
20 Tabletten zu je 0,5 g in den Handel.
Man nimmt die Tabletten mit Wasser ver-
rührt oder durekt und trinkt dann etwas
Wasser nach.
Yerfahren zur Darstellung von Bornylen-
dlamln. D. R. P. 160103. Dr. P. Duden in
Höchst. Durch Reduktion des Oxims des
Amine-, IsoDitroso- oder Isonitro-Eamphers
mittels Natrium und Alkohol, Natrinmamalgam,
elektrolytischein Wasserstoff oder ähnlichen
Reduktionsmitteln und Extraktion mittels Aether
erhält man das Bomylendiamin ids wachsartige,
wasserlösliche, bei 246^ siedende Masse. ;-iJE]s
zeigt bei Tölliger üngiftigkeit stark antipyretische
Wirkung. Ä. St.
174
Ilahrungsmittel-Ohemie.
Zur Sal-Methode.
Von Dr. Wendler.
Jedem, der schon Milchfettuntersnohmigen
nach der acidbatyrometrischen Methode von
Dr. N, Oerber ausgeführt hat, wird nach
dem Zentrifagieren in den Bntyrometern die
dentliohe Abhebung der bald waseerkJaren,
bald mehr oder weniger gelblich gefärbten
Fettsäule von der fast schwarz erscheinen-
den Flüssigkeit aufgefallen sein. Ein der-
artiger durch die Schwefelsäure bedingter
Farbenkontrast kann in dem Umfange da,
wo an Stelle von Säure ein Alkali tritt
(also bei einer säurefreien Milchfettbestimm-
ungsmethode) natürlich so ohne weiteres
nicht erzielt werden. Daher versuchte man
hier künstlich nachzuhelfen, indem man zur
Färbung der Fettsäule seine Zuflucht nahm.
Da es sich für diesen Zweck nur um
einen fettlQslichen Farbstoff handein konnte,
so sah man sieh veranlaßt, denselben dem
bei der Untersuchung in frage kommenden
Alkohol zuzusetzen.
Es stellte sich hierbei heraus, daß zwar
die Abscheidung des Fettes deutlicher hervor-
tritt, jedoch eine scharfe Erkennung des
Meniskus zumal bei künstlichem Licht er-
schwert wird.
In noch höherem Maße macht sich dieser
Uebelstand hei Magermilchuntersuchungen
geltend, bei welchen der obere Meniskus zu
berücksichtigen ist.
Da bei der Sal-Methode (neues säure-
freies Milchfettbestimmungsverfahren zum
Patent angemeldet; vergl. auch Pharm.
Centralh. 47 [1906], 91) derartige niedrige
Temperaturen in Anwendung kommen, daß
von einer Earamelisierung des Milchzuckers
kaum die Rede sein kann, so weißt der
wässerige Bestandteil des Butyrometerinhaltes
eine schwach gelbgrünliche Färbung auf,
die sich von der bisweilen mehr oder weniger
gelblich gefärbten Fettschicht kaum unter-
scheiden würde, wenn nicht infolge der
Lichtbrechung die Trennungsfläche sich be-
merkbar machte.
Wenn auch trotzdem die Ablesung eine
ungemein scharfe ist, so bietet doch ein
schärferer Farbenkontrast zumal bei ktlnst-
licher Beleuchtung hinsichtlich der Ablesung
manche Vorzüge.
Nach mannigfachen mit den verschieden-
sten Farbstoffen angestellten Versnchen ist
es mir gelungen, einen geeigneten zu finden,
der bei dner Rotfärbung der wässerigen
Schicht das Fett unbeeinflußt in seiner
natürlichen wasserhellen bis schwadi gelb-
lichen Farbe schon von weitem deutlich
sichtbar hervortreten läßt.
Mitteilang aus dem Laboratoriam von Dr. N,
Oerber^s Co. m. b. H. in Leipzig.
Anormale Butter.
Ueber eine Butter von ganz anormaler
Zusammensetzung berichtet K. Fischer in
Bensheim. Durch die Stallprobe wurde die
Unverfälsohtheit der Butter zweifellos er-
wiesen, die ermittelten Eonstanten waren
bei Trockenfütterung im Stall: Refraktion
+ 3,2, Reichert 'Meißl'ZM 15,4, Ver-
seifungszahl 206,9, Molekulargewicht der
nicbtflüchtigen, unlöslichen Fettsäuren 270,7,
Jodzahl 40,7. Die Butter stammte aus der
Milch von 4 Kühen nicht ganz reiner
holländischer Rasse. An Futter erhielten
die Tiere zusammen täglich 20 kg Futter-
mehl, bestehend aus gleichen Teilen Erdnuß-
mehlj Leinmehl und Baumwollsamenmehl.
Die Futtermittel waren von normaler Be-
schaffenheit und enthielt das Erdnußmehl
9,56, das Leinmehl 7,22 pCt und das
BaumwoUsamenmehl 8,96 pCt Fett Neben-
bei erhielten die Kühe sehr wenig Heu und
Stroh. Ganz auffällig war, daß auch bei
längerem Weidegang die so gänzlich ab-
weichende Zusammensetzung der Butter
zwar sich merklich besserte, aber doch kein
völlig normales Bild zeigte. Nach 5 Wochen
Grünfütterung gab Butter aus der Milch
von den gleichen Kühen folgende Kon-
stanten : Refraktion + 3,7, Reichert-Meißl-
Zahl 22,2, Polenske-Zahl 1,2, Verseifungs-
zahl 212,4, mittleres Molekulargewicht 267,0,
Jodzahi 46,3, Schmelzpunkt 36^, Erstarrungs-
punkt 22,6^. Die Kühe waren dabei völlig
gesund und nirgends fanden sich Anhalts-
punkte, um dies seltsame Verhalten der
Butter aufzuklären.
175
In letzter Zeit ist wiederholt von solcher
abweichende Konstanten zeigender Butter
die Rede gewesen. (Der Berichterstatter
mOehte nicht verfehlen daran! hinzuweisen,
wie weittragende Folgen es haben würde,
wollte man hieraus voreilige Schlfisse ziehen
und die festen bestehenden Grundsätze ffir
die Beurteilung der Marktbutter ins Wanken
geraten lassen. Man muß sich stets ver-
gegenwärtigen, wie vereinzelt derartige F&Ue
sind, wie nie stetB nur kleine Buttennengen
betreffen können und welche Folgen ent-
stehen würden, wenn man diese Ausnahmen
verallgememem wollte. Wir müssen im
Handel durchaus eine Butter von normaler
Zusammensetzung verlangen, wo sie nicht
angetroffen wird, hat der Verkäufer durch
die Stallprobe die Echtheit seines Produktes
zu erweisen oder muß sich die Beanstandung
gefaUen lassen.) ^del.
Ztsehr. f, Unters, d. Nähr,- u, Oenußmittel
1906, 10, 335.
Für die Bestimmung
des Gerbstoffgehaltes im Wein
empfiehlt Krämsky die Fällung mit Zink-
Sulfat nach folgender Methode: 50 ccm
Rotwein oder 100 ccm Weißwein werden
mit Ammoniak schwach alkalisch gemacht,
erwärmt und mit 20 ccm einer ammoniakai-
isehen Zinksulfatlösung versetzt. Nach der
Abscheidung des Zinktannates wird die
Flüssigkeit auf 300 ccm aufgefüllt, stehen
gelassen und nach dem Absetzen erst mehr-
mals dekantiert und zuletzt entweder durch
einen OoocA-Tiegel oder ein gewogenes
Filter abfiltriert, mit heißem schwach ammon-
iakalischen Wasser ausgewaschen und bis
zum gleichbleibenden Gewicht getrocknet.
Darauf wird der Niederschlag verascht und
geglüht Die Gewichtsdifferenz zwischen
getrocknetem und geglühtem Niederschlag
ist gleich der vorhandenen Menge Gerbstoff.
Die für diese Methode nötige Zinksulfat-
lösung wird dargestellt durch Lösen von
25 g reinem Zinksulfat in Wasser, Versetzen
der Lösung mit Ammoniakflüssigkeit bis der
anfangs gebildete Niederschlag wieder gelöst
ist^ Zusatz von weiteren 300 ccm Ammoniak-
flüssigkeit und Verdünnen mit Wasser auf
1 Liter. Die Vorteile der Methode bestehen
nach Angabe des Verf. und nach den bei-
gefügten BeleganaljTsen darin, daß ammon-
iakalische Zinksnlfatlösung den Gerbstoff aus
reinen Gerbstofflösungen vollständig aus-
scheidet und die hierbei gefundenen Werte
mit den nach der Neubauer- Löwenthal-
sehen Methode erhaltenen Werten überein-
stimmen, daß weiter die normalen Bestand-
teile des Weines keinen Einfluß auf die
fUlung des Zinktannates haben und daß
der Farbstoff des Weines durch ammoniakal-
ische Zinksnlfatlösung nicht gefällt wird.
Ztsehr. f. anal. Chem. 1905, 776. J. K.
Ueber die Aufaahme von Blei
dm'ch Speisen bei Verwendmig
schlecht glasierter Tongeschirre
hat Schynidinger erneut Versuche ange-
stellt Zu diesem Zweck wurde in einem
Wiener Laden eine Anzahl billiger Ton-
geschirre gekauft und mit Wasser sorgfältig
ausgespült. In einigen derselben wurden
dann Speisen in üblicher Weise zubereitet^
in anderen wurden als Getränke diienende
Flüssigkeiten einige Zeit aufbewahrt Von
diesen Speisen und Getränken wurden dann
nach vorherigem Durchmischen gewogene
Mengen untersucht, und zwar derart, daß
die störenden organischen Substanzen durch
Behandein mit Salzsäure und Ealiumchlorat
in einer Porzellanschale zerstört wurden,
worauf das in Lösung befindliche Blei mit
Schwefelwasserstoff abgeschieden und als
Sulfat zur Wägung gebracht wurde. Die
Versuche lehrten, daß auch bei der gewöhn-
lichen küchenmäßigen Behandlung schlecht
glasierte Gefäße Blei an Speisen abgeben
und zwar unter Umständen in nicht unbe-
trächtlichen Meugen, andererseits aber auch,
daß das Verhalten der Glasuren gegenüber
sauren Speisen und Getränken dem der
4proc. Essigsäure ganz ähnlich ist. J. K.
Ztsehr. d. Allgem. österr.Äpoth,- Ver, 1905,678.
Fnrfurol ist nach den UntersuchungeD von
Nishixaki in Bier und Sake (Reisbier der
Japaner) enthalten. Der Verf. konnte diesen
Stoff in jedem Sake und in längere Zeit aufbewahr-
tem Bier nachweisen. £r glaubt, daß das Furforol
von der Zersetzung der in den Getränken vorhan-
denen Pentose herstammt. Er fand, daß es bei der
Furfurolbestimmung nach der Methode Yon
Beim dorchaos notwendig ist, vor der Destillation
die freie Säure genau abzusättigen. J. K.
Jou/m. of the Pharm. Soc. of Japan^
November 1905.
176
Der Nachweis
von Speckstein und Farbstoffen
in Graupen und Beis.
AIb wenig harmlos faßt von Raumer das
Polieren des Rdses mit Speckstein auf.
Nicht wie die Reismühlen angeben^ um die
Ware zu polieren und hierbei an Kraft eu
sparen und gleichzeitig die Milben, denen
die glatte Oberfläche mehr Widerstand ent*
gegensetzty fem zu halten, geschieht der
Zusatz von Speckstein, sondern um der
Ware den Anschein einer besseren Be-
schaffenheit zu erteilen. Der Speckstein
dient nach dem Verf. dazu, um mit seiner
Hilfe und unter Zusatz von Sirup einen
blauen Farbstoff auf die Oberfläche des
Reises zu bringen, der diesen weißer er-
Schemen lä4it van Baumer fand unter
53 Reisproben 40 mit Speckstem polierte,
von denen wiederum 25 gleichzeitig mit
blauer Farbe behandelt waren. Den Surup-
zusatz erkennt man am süßen Geschmack
des Reises und an dem Verhalten der
wässerigen filtrierten Ausschüttelung gegen
Fehling^wäie L^toung. Farbstoffe und Speck-
stein lassen sich leicht mit Chloroform nach
Förster abtrennen und unter dem Mikro-
skop der kryptokristallinische Speckstein sich
vom schuppenfOrmig kristallisierten unter-
scheiden. Ultramarin und Berlinerblau fallen
als blaue Pünktchen auf.
Für die quantitative Bestimmung macht
Verf. darauf aufmerksam, daß die Anwend-
ung der jPbr^^^'schen Methode, welche den
Reis veraschen läßt und aus der in der
Asche ermittelten Magnesia auf den Speck-
steingehalt schließt, geradezu falsche Er-
gebnisse liefert, da die in den Gerealien
selbst enthaltenen Magnesiamengen fälschlich
als Speckstein mit bestimmt werden, der
hierdurch entstehende Fehler beträgt nach
Versuchen des Verfassers ungefähr 0,5 pGt
zuviel.
Verfasser tritt daher dafür ein, dafi zur
Bestimmung des Specksteins die fraglidien
Graupen oder der Reis dreimal mit Chloro-
form ausgeschüttelt, das Chloroform ver-
jagt und der Rückstand geglüht und ge-
wogen werde. Dieser ist direkt Speckstein :
H2Mg3Si40i2> Da, wo Shrup verwandt
wurde, üt die Ausschüttelung mit Wasser,
wie sie zuerst von Haupt, später von
Eefelmann vorgeschlagen wurde, vorzu-
ziehen.
Ztsehr, f Unters, d. Nähr.- u. Oenußm. 1905,
10, 744.
Pharmakognostische Mitteilungen«
Zwei
neue Kautsohukpflanzen auf
Madagaskar
beschreibt Jumelle (Chem.-Ztg. 1905, Rep.
233). Der Pirahazo gehört zu den Eu-
phorbiecn und liefert einen Kautschuk von
guter Mittelqualität, der nach emer von
Michelm ausgeffihjlen Analjrse 1,03 pCt
Asche, 0,70 pGt Feuchtigkeit, 9,34 pa
acetonlösliche Harze und 88,93 pCt Kaut-
schuk enthielt Das Waschmuster war von
ziemlich heller Farbe. Der Pirahazo-
kautsohuk ist reich an ätherlOslichen
Kautschukkohlenwasserstoffen, ist also wenig
sauerstoffhaltig. Um eine vollständige Ab-
scheidung des Kautschuks aus der Milch zu
erreichen, muß eine ziemlich große Menge
von Schwefelsäure oder Alkohol angewendet
werden. Leider vermischen die Eingeborenen
teils aus botanischer Unkenntnis, teils aus
Gewinnsucht den Pirahazosaft mit den
Milchsäften anderer Euphorbieen, die dem
Pirahazo sehr ähneln. Infolge dieser Ve^
fälschungen ist aber der Preis des Pirahazo
auf dem Markte zu Soalala erheblich zurück-
gegangen. Die zweite Pflanze, der Va-
himainty, wu^ bereits seit einiger Zeit
zur regelrechten Kautschukgewinnung be-
nutzt, ist aber erst jetzt im botanischen
Museum zu Kew als zu den Seeamoneen
gehörig näher bestimmt worden. Audi
dieser Kautschuk soll eine gute Mittel-
qualität sein. — A«.
177
Mistel-Eautscbuk
wird nach O. Fendler (Ghem.-Ztg. 1906,
Rep. 13) von Misteln gewonnen, die in
Venezuela anf den Sohattenbäumen der
Eaffeepflanzungen waehsen und in ihren
Früchten betrftehtliche Mengen von Kaut-
schuk enthalten, der auch verhältnism&ßig
leidit auf meohaniaehem Wege gewonnen
werden kann. Außer Kautschuk enthalten
die Frfiehte, Tinao, große Mengen von
Färb- und Gerbstoff. Aus den Früchten
löste Petroiather 20,30 pGt, darunter 8,95
pCt durch Alkohol f&llbare Kautschuksub-
stanz, ll,:i5 pGt Harz. Benzol löst 21,44
pCt, davon 10,09 pOt durch Alkohol fäll-
bar^ Tetrachlorkohlenstoff löst 26,37 pGt,
wovon 15,2 pCt durch Alkohol fällbar sind.
Also und in den Früchten ungefähr 15 pCt
KantschukBubstanz und 11 pCt Harz ent-
halten. Von dem rohen Kautschuk waren
17,12 pGt in Petroiather unlöslich, 82,88
pCt löslich und darin 52,18 pCt durch Al-
kohol fällbare Kautschuksubstanz. Das
Harz betrug 30,70 pCt; es ist durch den
in den Früchten enthaltenen Farbstoff tief-
rot gefärbt
Hierzu bemerkt der Referent der Chemiker-
Zeitung, daß nur die Analysen des ge-
waschenen und getrockneten Kautschuks
Zweck hätten. Bei der Berechnung des Ver-
hältnisses von Kautschuk zu Harz findet
man m den Früchten 1,3, bei dem rohen
Kautschuk 1,7. Referent fand bei den
gleidien gereinigten Kautschukproben das
Verhältnis ^ößer als 1,7, bei gut garemig-
ten Proben bis zu 1,9. Das Verhältnis ist
aber ungünstiger als beim Ouayule, weshalb
es auch gelingt, den Tinaokautschuk im
eigenen Harze zu schmelzen und so eine
mechanische Trennung voa den Pflanzen-
resten zu bewirken. (Vergl. auch Pharm.
Centralh. 47 [1906), 133.) ^^he.
Zur FeststeUiing der Quellungs-
i&higkeit der Eautschukarten
bat R. Ditmar (Ohem.-Ztg. 1905, Rep.
234) je 1 g bei 15^ C mit 75 ccm
Schwefelkohlenstoff Übergossen, 10 Minuten
mit der Masdiine geschüttelt, 5 ccm der
Lösung in ein Wägegläsohen abpipettiert,
wieder 10 Minuten geschüttelt, 5 ccm ent-
nommen und so fort Das in Lösung Ge-
gangene wurde nach dem Abdunsten und
Trocknen gewogen und ohne Berücksichtig-
ung, daß durch das Abpipettieren das Ver-
hältnis des Lösungsmittels zum gelösten
Präparate verändert wurde, die mit 20 multi-
plizierten Gewichte der von je 5 ccm er-
haltenen Trockenrückstände als «Procente»
bezeichnet und graphisch in QueUungskurven
eingetragen. Aus den üntersuohungen wird
gesdilossen, daß trockener Rohparä schwerer
quillt, als Reindimethyloktadien und viel
leichter als entharzter Parä. Feuchter Parä
bildet eine Emulsion, die nach einiger Zeit
nicht weiter abquillt Dasselbe gilt von
feuchtem mastizierten (durch Walzen unter
Erwärmung in mastixähnliche Form ge-
brachter) Parä. Verschiedene entharzte
Kautschuksorten sind je nach ihrer Poly-
merisationsstufe verschieden quellbar. Je
mehr Harz ein Kautschuk enthält, desto
leichter ist er in Schwefelkohlenstoff qnell-
bar. Mastizierter Kautschuk quillt rascher
als trockener Rohparä. Reindimethyloktadien
quillt leichter als mastizierter, trockener Parä.
Bewegung erhöht die Quellung, Wärme be-
günstigt das Aufquellen, verzögert aber das
Abquellen. Die Versuche wurden auch mit
anderen Lösungsmitteln, Benzol, Aether,
Ohloroform, Toluol, Tetrachlorkohlenstoff
und Petroiather vom Siedepunkt 43 bis 48^ C
wiederholt Verfasser hält es für fraglich,
ob nicht der Sauerstoff in mit Aceton ent-
harztem KautBehuk von acetonunlöslichen
Harzen herrühre. —hs.
Die Blätter von Amm maenlatom und
Paris quadrifoUa zeigen bei der mikroskop-
ischen Untersuchung des groben Pulvers folgende
Merkmale : Beiden gemeinsam ist, was besonders
betont werden muß, das Vorkommen von Oxa-
latraphlden, die vollständige Ealüheit, sowie der
zarte, aus Nerven höherer Ordnung gebildete
zweite Randnerv. Als wichtige Unterschiede
sind anzuführen, da£ das Blatt von Arum deut-
lich bifacial gebaut ist, das von Paris zentrisch.
Die Epidermiszeilen von Paris sind beiderseits
stark buchtig, bei Arum geradlinig* polygonal.
Die Spaltöffnungen bei Arum haben jederseits
eine Nebenzelle, denjenigen von Paris fehlen
solche. (Original-Arbeit von Dr. P. Bohny in
Zürich.) P. Ä
Sefnoew. Woehensehr. f, Giern, u. Pharm,
1906, 96.
178
Therapeutisohe MitteiluiiBeii.
Bei der Jodbehandlung
spielt immer noch das Jodkalium innerlich
genommen die Hauptrolle, und es wird oft
in großen Gaben und lange Zeit vertragen.
Es gibt jedoch Fälle, die auf Jodkalium
entweder gar nicht reagieren, oder die so-
fort mit emem bedenklichen Jodismus, mit
Herzbeschwerden, Pulsbeschleunigung, Ap-
petitlosigkeit, Erbrechen u. ä. antworten,
daß man wohl oder übel nach einem Ersatz-
mittel suchen muß, oder man kommt in die
Lage, vom Jod die größtmöglichen Gaben
hintereinander zu geben oder die Verteilung
des Jods so allmählich im Körper vor sich
gehen zu lassen, daß keinerlei Reizerschein-
ungen und dergl. auftreten. Will man also
einer beständigen, gleichmäßigen, gewisser-
maßen nacbsickemden Jodwirkung sicher
sein, so ist das Jedipin {E. Merck in
Darmstadt) am Platze. Dasselbe ist eine
klare, hellbräunlichgelbe Fltlssigkeit mit ent-
weder 10 oder 25 pCt Jodgehalt. Das
letztere dient zu Einspritzungen unter die
Haut (8 bis 15 ccm auf einmal mit der
Serumspritze!) und das erstere wird am
besten mit einem geschmackverbessemden
Mittel (z. B. Pfefferminzpastillen) eßlöffel-
bis kinderlöffelweise eingenommen. Viel-
leicht ist diese letztere Darreichungsform bei
geschwungen Entzündungen im Munde,
Rachen oder Kehlkopf von guter Hilfswlrk*
ung, wie neuerdings Benno Steuner m
Jassy hervorhebt ; überhaupt für syphilitische
Hauterkrankungen (Schuppenflechte, Gummi-
knoten) ist das Jodipin von einschlägiger
Wirkung, ebenso wie es andererseits bei
nervösen Erscheinungen der Syphilis (Hirn-
lähmung, Nervenentzündung, Rückenmarks-
blutungen usw.) nie außer Acht gelassen
werden darf, denn seine Wu-kung ist
chronisch und schleichend, wie es gerade
bei solchen schleichend entstandenen und
schleichend vergehenden Schädigungen am
Platze ist. und dann gibt es FäUe, wo
das Jodipin die Jodgaben — vielleicht noch
neben Jodkalium innerlich — recht hoch
darzureichen zuläßt, um nun möglichst er-
folgreich den weitgehenden syphilitischen
Geschwürbüdungen oder den Folgen nach
Schlaganfällen u. ä. zu begegnen. Dies
bringt auch Pierre Chapuis in seiner
Inaugural-Dissertation (Lausanne 1904) zur
Geltung. Ä. Rn.
Ueber ürogosan,
em neues beruhigendes Blasenantisep-
tikum, berichtete 8. Boß. Schon vom
hmteren Teile der Harnröhre und nament-
lich von der Blase ab macht sich bei jeder
gonorrhoischen Entzündung die Mischinfektion
geltend, die schließlich die Wirkung des
Gonokokkus in den Hintergrund treten läßt
oder ihm die weiteren Wege bahnt. Jeden-
falls muß man gerade dieser Mischinfektion
mit inneren Mitteln energischer, aber nicht
gerade reizender Art beizukommen suchen,
und man muß ein Blasenantiseptlkum haben,
das zugleich auch die subjektiven Beschwer-
den der Dysurie zu beseitigen im stände
ist Als em sowohl energisches als auch
schmerzstiUendes Blasenantiseptikum erwies
sich in den Boß'sdien Fällen das von ihm
erfundene Ürogosan, eine Verbindung von
Hezamethylentetramin und Gonosan, welche
von der chemischen Fabrik J, D, Riedel
in Berlin hergestellt wird und m Gelatine-
kapseln in den Handel kommt.
Das Ürogosan bewährte üch als Dea-
inficieus bei den gonorrhoischen Entzünd-
ungen der hinteren Harnröhre und der
Blase, femer aber auch bei allen bakteriellen
Erkrankungen der Hamwege, also der Harn-
röhre, der Blase und des Nierenbeckens,
so z. B. auch bei Blasenentzündungen in-
folge von Strikturen und infolge von Hyper-
trophie der Prostata. Es werden vom
Ürogosan täglich 8 bis 10 Kapseln gegeben,
und zwar jedesmal zwei nach der Mahl-
zeit, so daß pro die 2,4 bis 3,0 g Gono-
san und 1,5 g Hezamethylentetramin —
denn jede Kapsel enthält 0,3 g Gonosan
und 0,15 g Hexamethylentetramm — ge-
nommen werden. Diese Gabe ist zur Er-
zielung eines vollen Erfolges ausreichend, da
größere Gaben Hexamethylentetramin leicht
Blasenreizung erzeugen können. A, Rn,
Med. Klinik 1905, Nr. 47.
170
Photogpaphisohe Mitteilungen,
Porträts in Büstenform.
Diese Art der BildniB-Photographie ist dem
Amatenr besonders zn empfehlen, denn er
erzielt eine recht originelle Wirkung ohne
sonderliehe Vorriehtongen. Man hat nur
nötig, dnen vollständig schwarzen Hinter-
grand zu sdiaffen. Schwarzes Papier ist
nicht empfehlenswert, selbst wenn es voll-
ständig glatt liegt; am besten eignet sich
schwarzer Sammet oder Plflsch, den man
oben und unten mit Zflgen versiebt, die in
^ Eisenstangen eingeschoben werden.
Ungefähr 1 Meter von diesem schwarzen
Hintergrund entfernt, stellt man dnen
Hsdi mit einem BQstensockel auf und
plaziert die aufzunehmende Person derart
dahinter, daß mne volle Bflstenform erscheint
Um eine möglichst plastische Wirkung zu
erzielen ist empfehlenswert, die Kleidung
hell zu wählen, fflr Damen-Porträts eignen
sich am besten weiUe Blusen, wodurch auch
der Charakter einer Steinbttste besser ge-
wahrt wird. Selbstverständlich muß alles,
was bei der Aufnahme Aber die BQstenform
hinaus auf die Platte gekommen ist, von
geschickter Hand wegretouchiert werden.
Man kopiert das BUd außerdem vorteilhaft
mit emer ovalen Deckmaske. Bm
Zum Gebrauch werden mit 100 ocm
Wasser 5 com Lösung I, 5 com Lösung II
und 1 ccm Lösung HI gemischt Die
Wassermenge muß bei starker Belichtung
entsprechend, event bis zu 500 ccm ver-
mehrt werden. Nach dem Entwickeln sind
die Bilder in tlblicher Weise hmreichend
lange im sauren Fixierbad zu fixieren.
Bromsilberpapiere von geringer
Um bei solchen gute Resultate zu er-
zielen, empfehlen Monton <Sb Pelitot in
cPhoto Revue> (1905, 143) folgende Me-
thode: Die Belichtung erfolgt in einer
Entfernung von 50 cm vom Eopierrahmen
mittels Magnesramband, von welchem je
nadi der Dichtigkeit des Negativs wenige
Zentimeter bis zu Y4 Meter verbrannt wer-
den. Der Entwickle ist der schwächeren
oder st&rkeren lichtwirkung entsprechend
abzustinimen, am besten verwendet man
gebrauchte Entwickler. Folgende Entwickler-
Vorschrift soll besonders empfehlenswert
sein: Lösung I: 5 g Hydrodiinon, 15 g
Etkonogen, 75 g Natriumsulfit (wasserfrei)
und 1000 ccm destill. Wasser; Lösung II:
Natriumkarbonat in gesftttigter Lösung;
Lösung ni: Kaliumbromid in 10 proc
Lösung.
Bm.
Belichtungszeit im feuchten
Tropenklima.
Dr. H. Hirschi schreibt hierüber in
«Builetm Photoglob> 1905, 12: Die Ex-
positionsdauer ist in den Tropen eme sehr
wechselvolle und hängt ganz besonders von
dem Konservierungszustand der Platte ab.
Es ist gleich hervorzuheben, daß die große
Feuchtigkeit die Empfindlichkeit der Platten
innerhalb kurzer Zeit sehr verringern kann,
so daS die Expositionsdauer unter umständen
einige Male länger gewählt werden muß,
als die aus dem Empfindlichkeitsgrad der
Platte abzuleitende. Da in den Tropen,
wo unter ungünstigen Verhältnissen ent-
wickelt werden muß, aus unterexponierten
Platten meist nichts wird, kann eine reich-
liche, ja sogar zu reichliche Exposition nicht
genug empfohlen werden. Bm.
Schutzmittel für kolorierte
Vergröflerungen.
Die gewöhnlichen Fixative eignen sich
nicht gut für die mit Kreide oder Pastell-
Farben überarbeiteten Vergrößerungen. Man
erzielt aber einen guten Schutz mit folgen-
der Mischung, die nicht fleckig und glänzend
auftrocknet: Amylacetat 160 com, Gelluloid
2 g. Durch kräftiges Umschütteln befördert
man die Lösung und läßt die Mischung vor
Gebrauch längere Zeit ruhig stehen. Un-
brauchbare Celluloid-Fihns, von denen man
die Emulsionsschicht entfernt hat, lassen sich
sehr gut hierfür verwenden. /m.
Ankopierte Celloidlnbilder werden am ein-
fachsten in einem Entwickler aus l Teil
100 proc. NatriumacetaÜösung und 15 Teilen
konzentrierter GaUussänrelösung entwickelt.
Bm,
180
Verschiedene Mitteilungen.
Bei der Korrosion metalliBCher
Antiquitäten
spielt naeh den Untersaohiingen von Krefting,
über die John Sebelien (Gbem.-Ztg. 1906;
56) berichtet; die Gegenwart von Chloriden;
namentlich CUomatrinm; eine große Rolle.
Wenn man Metalle als FeUspäne mit Koch-
salz mischt nnd anter einer Glasglocke
dampfgesättigter Lnft aussetzt; so zeigen
Aluminium; Zinn und Nickel eine besondere
Widerstandsfähigkeit; während andere, na-
mentlich Kupfer; das doch unter gewöhn-
lichen Umständen ziemlich dauerhaft ist;
bald ganz zerstört werden. Auch Eisen
wird bei Gegenwart von Kodisabs viel hef-
tiger angegriffen als sonst Die Wirkung
beruht nicht auf der wasseranaehenden
Kraft des Kochsalzes; da nur mit Wasser
benetzte Kupferfeilspäne sich in derselben
Zeit haltbar zeigen. Die Wirkung kann
einerseits darauf beruhen; daß eine geringe
Menge von durch die Atmosphärilien gebildeten
Metiülozyden mit dem Alkalichlorid in
Wechselwirkung tritt und daß das so ge-
bildete Metallchlorid auf das unangegriffene
Metall weiter wirkt:
Cu + CuCl2 = Cu20l2
CugCla + H2O+ 0 = OuGla -f Cu(0H)2.
Es kann aber auch das Metall direkt von
der Lösung eines Neutralsalzes korrodiert/
werden; wenn das letztere^ wie das Koch-
salz; stark dissoziierbar ist So hat Krefting
gezeigt; daß sich Eisen in alkalischen Flflssig-
keiten und Lösungen vcm alkalisch reagieren-
den Salzen wie Natriumphosphat und Borax
beliebig lange blank erhält Setzt man aber
ein wenig Ghlomatrium zU; so überzieht
sich das Eisen sehr rasch mit «ner grünen
Schicht von Eisenphosphat Ebenso hält
sich Eisen in einer ausgekochten reinen
Lösung von Ferricyankalium unverändert;
bedeckt sich aber sofort mit einem blauen
Niederschlage; wenn ausgekochte Kochsalz-
lösung zugesetzt wuxl.
Zur Remigung eiserner Gegenstände ver-
fuhr Rrefting in der Weise; daß er an
einigen Stellen der mit dickem Roste be-
deckten Sachen das Metall mit der Feile
bloßlegte; bandförmige Zinkstreifen darum
wickelte; die mit den blanken Stellen in
direkter Berührung standen; und das Ganze
in 5proc Natronlauge einstellte. Nach
höchstens 24 Stunden war die ganze Rost-
schicht losgelöst und zu Boden gefallen.
Dann wurden die Gegenstände mit Wasser,
hierauf mit Alkohol abgespült; getrocknet und
mit einer Lösung von Paraffin in Petroleum
überzogen. —he.
Deutsche Pharmazeutische Oesellsohaft.
TagesordnuDg für die Donnerstag, 1. März
1906, im Restaurant «Zum Heidelberger»,
Beriin NW., Dorotheenstraße stattfindende
Sitzung.
Herr Professor Dr. R, PjcÄorr-Berlin: Ueber
die EonstitutioD des Morphins.
Demonstrationen neuer Laboratoriumsappaiate :
a) die «Sal>-Methode zur Fettbestimmung der
Milch; b) eine neue Stativplatte für Labora-
toriumszweoke mit sohlittenartigen lusschDitten;
0) eine nene wechselseitige Antriebsvorrichtung
für Rubrer. Demonstriert von Herrn Pmd
Wieske. d) Ein neuer Sohüttelscfhießofen. De-
monstrieit von Herrn F^fessor Thoms,
Briefwechsel.
H. M. in Gl. Unter (Tons'scbes Zündsalz
versteht man das in Pharm. Ceotralh. 46 [1905],
246 beschriebene Snlfocuprobaryumpolytliionat
Ueber die daraus dargestellte Zündmasse ist in
Pharm Gentralh.47 [1906], 17 berichtet worden.
Der Erfinder heiBt Öotw, nicht OaiuM, H. M.
A. P. in W. Terpentane soll das gleiche
spezifische Gewicht, gleichen Entflammungs- und
Siedepunkt wie französisches Terpentinöl haben.
Bezugsquelle ist Chemische Fabrik Bruchsal
(Baden). — te—
Veriegar: Dr. A* BelUMMer, DrMdn imA Dr. P. MB DrMdn-BlaMirlte.
VetantworttielMr Ldters Dr. P. SAB, DnadMi-Blawwite.
Im Bnehhaiidal durch Jallui Springer, B«rUn M., MoabtloaBlmta 8.
DrMk ▼M Fr. Titt«! Vaahf. (Kvaath 4t M a k 1 ^JDNätai.
Pharmaceutische Centralhalle
für Deutschland«
Herausgegeben top Dis A. Sohneider und Dr. P. SOss.
»>♦
Zeitschrift für wisseneehaftliche und geschäftliehe Interesses
der Pharmacie.
Gegründet von Dr. Hennttm Hager im Jahre 1859.
Eischeiiit jeden Donnerstag.
Bezugspreis vierteljährlioli: durch Buchhandel oder Post 2,50 Mk., durch Geschäfts-^
stelle- im Inland 8, — Mk., Ausland 3,60 Mk. — Einzelne Nummern 30 Pf.
Anzeigen: die einmal gespaltene Elein-Zeile 30 Pf., bei größeren Anzeigen oder TVieder-
holungen Preisermiißigung
Leiter der I Dr. Alfred Schneider, Dresden-A. 21; Schandauer Str. 43.
Zeltsehrifl: J Dr. Paul Süß. Dresden-Blasewitz; Gustav FreytBg-Str. 7.
CkeeliifftaBtelle: Dresden-A. 21; Schandauer Straße 43.
«1210.
Dresdep, 8. März 1906.
I Der neuen Folge XXVII. Jahrgang.
XLvn.
Jahrgang.
lahalt : Clienle «md FhanuMl«; QiftgeseU. — Bemerkenswierte EnehAintingen saf dem QeUete der Drogen im
Jabre 1906. — OpiomprQfung. — Beobachtnngen Qb«r die Giftmenge, welche aar TStang einer beittmmtea Menge
lebender Sobstans nOtig itt.— Nene Beitrage cur KonstltutionaerlorMhiing der Chinaalkaloide. — Stryehnoxyd nnd
Jaouttjehnin, — CpOKualkflaoethylhamttoffie« — Nene Annelmittel. — Anuieimittel Tom Monat Febraar. — Tar—
koniiimetbjljodld. — Badiotbor. — Beatlmmong Ton Ammoniamaalaen mit Alkallhjrpobromit. — Jodaftare und
Bromcaare. ^ Salicyla&ore. — Nahruicaaiittol-Cbemle. — Therapeatlselie MlUeUaaseB. — Paotographteclie
MitteiliiBgcB — BriefWeobsel.
Chemie und Pharmaoie.
Abänderungen der YorBchriften
über den Handel mit Giften.
Vom Bundesrate sind folgende Aender-
QDgen nnd Zusätze zum Giftgesetz (vom
November 1894) beschlossen worden, deren
finffibmng in den dnzelnen Bundesstaaten
demnächst zn erwarten ist
In Abteilung L werden eingefügt
Salis&nre, arsenhaltige und
Schwefelsäure, arsenhaltige.
Die genannten Säuren gelten als arsen-
haltig, wenn 1 ccm, mit 3 ccm ZlnnchlorQr-
lösnng versetzt, innerhalb 15 Minuten eine
dunklere Flrbung annimmt. Handelt es
sieh um konzentrierte Schwefelsäure, so Ist
zunächst 1 ccm derselben durch Eingießen
m 2 ccm Wasser zn verdünnen; erst von
dieser Verdflnnung ist nach dem Er-
kalten 1 ccm in oben beschriebener Weise
mit 3 ccm Zlnnchlorfiriösung zu prüfen.
In der Abteilung III. ist bei
Kresolen hinzuzufügen «und deren Zu-
bereitungen ^Kresolseifenlösungen, Lysol,
Lysosolveol usw.) sowie deren Lösungen,
soweit ne in 100 Gewichtsteilen mehr als ein
Oewichtsteil der Krcfolzubereitung enthalten.»
Bekanntlich war auf der Haupt- Versamm-
lung des Deutschen Apotheker-Vermns zu
Breslau 1905 ein Antrag von Lücker an-
genommen worden, der das nun errdciite^
bezweckte. — Im Kommentar zum D. A.-B. IV
von Hirsch und Schneider, ebenso später
in dem von Schneider und Süß ist auf
die große Giftigkeit des Kresols -schon vor
Jahren hingewiesen nnd namentlich auch be-
tont worden, daß Eresol ebenso gut wie^
das Phenol zu den Separanden zu rechnen ist..
Kresol - Zubereitungen sind eine ganze
Menge unter den verschiedensten Namen io».
Handel ; auch die offizinelle Aqua cresolica.
fällt unter obige Bestimmung.
In der Abteilung III. ist femer ein-
zufügen
Parapheny^endiamin, dessen Salze, Lös-
ungen und Zubereitungen, weil nach den^
Gebrauch von Haarfärbemitteln, welche diesen
Stoff enthielten, wiederholt Vergiftungen be-
obachtet wurden.
In der Abteilung III. ist weiter hinter
Salzsäure und Schwefelsäiff'e" üocK^ HS^
zufügen «arsenfreie».
182
. Bemeükeiiswerte - '
Erschdinungen auf dem Gebiete
der Drogen im Jahre 1905.
Bftekblick
von Dr. Q. Weigel^ Hamburg.
(Fortsetzung von Seite 162.)
Auf der vom 24. bis 30. Sept. 1905
in Meran tagenden 77. Versammlung
Deutscher Naturforscher und
A e r z t e wurden auch einige das Qebiet
der Drogen streifende Vorträge gehalten,
allerdings nicht in so ausgiebigem Maße
wie auf der Versammlung des vorher-
gehenden Jahres. Es berichteten K
Dieterich über einen neuen fossilen Kopal
(Java-Kopal), Winckel über den Gerb-
ansstellung in Lüttich nichts der*
artiges gebracht. Wie verlautet,' soll
überhaupt die gesamte Pharmazie und
Chemie recht schwach auf der Lütticher
Ausstellung vertreten gewesen sein. Auch
die mit der 34. Hauptversammlung des
Deutschen Apotheker- Vereins wiedemm
verbundene pharmazeutische Aus-
stellung in Breslau hat die Gruppe
«Drogen» ganz vernachlässigt. Nur eine
animalische Droge, der Lebertran, ist
hierbei zu Ehren gekommen und durch
eine deutsche Firma in anschaulicher
und jedenfalls sehr interessanter Form
ausgestellt worden^], indem alles, was
auf Gewinnung dieses vielbegehrten
Volksheilmittels bezug hat, wie zoolo-
rtoff7m'Fruchtfle^^^^^ dT'obst^^uVd^fJf^^^^ Objekte, Fischdampfermodelle,
Siedler über die Schmelzpunktangaben ' gschereigeräte u. dergl. mehr dabei
des D.-A.-B. IV. Letzteres Thema inter-
essiert uns hier deshalb, weil es die zur
Identifizierung wichtigen Schmelzpunkte
zahlreicher aus Drogen gewonnener
Platz gefunden hatte. Auf den «deutschen^
Lebertran komme ich noch unter Oleum
Jecoris Aselli zu sprechen. 4
Seine Veröffentlichungen über Heil-
Pflanzenstoff e (Atropin, Koffein, Kokain, und NutzpflanzenBrasihenshat
Menthol usf.) behandelt und die auf , ^«j仫»; im letzten Jahre fortgesetzt.
Grund neuer, eingehender Forschungen Sie umfassen diesmal die medizinisch
erhaltenen Resultate mit den diesbezügr wie technisch wichtige Gruppe der
liehen Angaben des D. A.-B. IV ver- 1 Euphorbiaceen. Nach den Mitteilungen
gleicht. Auch hierüber finden wir alles PeckoWs sind Euphorbiaceen in Brasilien
nähere in der Pharm. Centralh. (1905, durch 67 Gattunsren mit 884 Arten ver-
S. 773 und 815). Schließlich sei noch
einer ausländischen , fachwissenschaft-
lichen Körperschaft, der British
Pharmaceutical Conference, ge-
dacht, die auf ihren Versammlungen all-
jälnlich zahlreiche Fachfragen in Form
interessanter Vorträge beantwortet. So
wurde auf der letztjährigen Versamm-
lung (in Brighton) über folgende Themata
treten, von denen nicht weniger als 35
Gattungen mit 172 Arten technische,
ökonomische oder therapeutische Ver-
wendung finden. Die meisten enthalten
Kautschuk liefernden Milchsaft, wobei
die bekannte Gattung Hevea eine Haupt-
rolle spielt. Auch mehrere Croton-Arten
bieten medizinisches Interesse,
üeber einige Giftpflanzen West-
berichtet^): Aschengehalt der Myrrha,!a«istraliens, welchen speziell viele
Inhaltsstoffe der Folia Violae odoratae, Haustiere daselbst zum Opfer fallen,
Inhaltsstoffe und wirksame Bestandteile ; referiert die Pharm. Centralh. 4e[l905j,
des Oleum Ricini, Präparate aus Capsicum 837.
annuum u. a. m. Auf Einzelheiten komme | Einige für die demnächst zu erwartende
ich bei Besprechung der betr. Drogen österreichische Pharmakopoe
später noch zurück. i(vergl. Pharm. Centralh. 1905, 65) vor-
HWährend die Weltausstellung in St. ! ^^^^JL«^« Alkaloidbestimmungen
Louis mit Drogen aus aller Herren JP D^.^SJ^^. (Cortex Chmae, Cortex
Ländern in hervorragendem Maße be- »ranati, Opium, Radix Ipecacuanhae)
schickt war, hat die vorjährige Welt-
0 Durch Chemist aad Draggist, London.
8) Phann. Ztg., Berlin 1905, 719.
9) Ber. d. D. Pharm. Ges. 1905, 15, 183 und
225.
183
unterzieht Fro?nme in Nr. 19, 367*) der
Pharm. Centralb. einer Kritik, indem er
für dieselben darch die Praxis begründete
Abänderungen empfiehlt.
Aufklärungen über die Entstehung
der Pflanzenalkaloidegab uns im
Zusammenhang der bekannte Alkaloid-
forscher Äime Pictet; über die hierbei
in frage kommenden, hochinteressanten
Hauptgesichtspunkte referiert die Pharm.
Centralh. 46 [1905], 797.
Auf einem anderen, die Alkaloide be-
treffenden Gebiet, nämlich dem der
Alkaloid-Farbenreaktionen gab
Reichard im Anschluß an seine früheren
diesbez. Arbeiten zahlreiche neue An-
regungen. Diese betreffen die Alkaloide:
Chinin y Cinchonin, Nikotin, Eoniin,
Spartein, Akonitin, Yeratrin, Koffein,
Theobromin und Piperin. Sämtliche
Arbeiten sind in vorliegender Zeitschrift
(Pharm. Centralh. 46 [190ö] Nr. 13, 16,
20, 25, 33, 44, 50) im Original er-
schienen, mit Ausnahme von Chinin und
Cinchonin ^^).
Auch das Kapitel der Farben-
reaktionen von Rohdrogen, ins-
besondere der durch Mineralsäuren her-
vorgerufenen, hat im letzten Jahre Be-
arbeitung gefunden. Linde beschäftigte
sich mit Drogen, welche mit Schwefel-
säure eine Rotfärbung geben. Seine
Untersuchungen führten zu einigen wich-
tigen, hierbei in betracht zu ziehenden
Leitsätzen, die Weigel in einer weiteren
Arbeit über gewisse Farbenreaktionen
verschiedener Drogen (Cubebae, Semen
Strophanthi , Balsamum pemvianum,
Oleum Jecoris Aselli) — vermittels
Schwefelsäure bezw. Salpetersäure — er-
wähnt (Pharm. Centralh. 46 [1905], 922)
und am Schlüsse seiner Abhandlung er-
gänzt und erweitert. Näheres hierüber
ist in Pharm. Centralh. 46 [1905] 746
und 921 nachzulesen.
Durch die Medizinalabteilung des kgl.
Preuß. Kriegsministeriums ^1) sind im ver-
*) Sofern nicht anderes vermerkt ist bezieht
sich die angegebene Nr. oder Seitenzahl stets
auf den Jahi^ang 46 [190ÖJ der Pharm. Centralh.
-0) Pharm, Ztg., 1905, 314 und 430.
^^) Veröffentlichungen aus dem Gebiete des
Miiitär-Sanitätswesens, 1905, Heft 29.
gangenen Jahre mehrere aus den
hygienisch-chemischen Laboratorien der
preußischen Armee hervorgegangene
Arbeiten ehem. -pharm. Inhaltes ver-
öffentlicht worden, in denen zum Teil
auch Drogen Gegenstand der Unter-
suchung sind. Diese Abhandlungen be-
ziehen sich auf l) die Bestimmung
des SenfOles in Senfsamen und
Senfpapier (von Eoltx) an Hand der
etwas abgeänderten 6^adam^'schen xiniE.
Dieterich' sehen Vorschriften, 2) die Be-
stimmung der Jodzahl mittels halt-
barer JodmonobromidlOsung (Von Deibler),
wobei die kurze Analysendauer als be-
sonders vorteilhaft hervorgehoben wird,
und 3) die Ermittelung des Rein-
kautschuks in Kautschukwaren
(von Budde) durch gravimetrische Be-
stimmung der in Tetrachlorkohlenstoff
löslichen Bromadditionsprodukte des
Kautschuks (vergl. Ref. Pharm. Centralh.
46 [1905], 947).
Ein einfaches Verfahren zur Be-
stimmung des spezifischen Ge-
wichtes von festen Fetten und
Wachsarten, speziell für solche, die
bei Zimmertemperatur nicht schmelzen
und beim Zerschneiden mit dem Messer
einen gewissen Widerstand leisten, gibt
Rakusin^^) an. Danach ist es bei solchen
Fetten und Wachsarten einfacher, das
Gewicht eines bestimmten
Volumens derart zu bestimmen, daß
man das zu untersuchende Fett in
bohnengroße Stücke schneidet und diese
dann auf einer Messerspitze vorsichtig
in Alkohol von 70 bis 90 pCt eintauchen
läßt. Letzterer wird in das genau kali-
brierte Gefäß vorsichtig aus der Pipette
zugegossen, wonach das Gefäß mit der
Flüssigkeit genau gewogen wird. Nach-
dem das zu untersuchende Fett in einer
Menge von 1 bis 2 g in das Gefäß ge-
bracht worden ist, wiegt man das Gefäß
bei verschlossenem Stopfen nochmals.
Die Differenz beider Gewichte bezogen
aaf das abgelesene Volumen der zu
prüfende Substanz, ergibt — nach aus-
geführten Korrekturen — das gesuchte
spezifische Gewicht in einer Genanig-
12) Cliem.-Ztg. 1905, 122.
184
keit, die ffir die meisten Fälle der
Praxis ausreichend ist. Nach Ansicht
Rakiisin's eignet sich das Verfahren
n. a. besonders für Kakaobutter und
verschiedene Wachsarten.
Einen lesenswerten Artikel fiber die
Herstellung von Tinkturen
und ähnlichen Präparaten hat
J. Ratx geschrieben und in der Pharm.
Centralh. 46 [1905], No. 22 bis 25 ver-
öffentlicht. Er faßt in seiner Arbeit
alle die in dieser Beziehung gemachten,
speziell neuzeitlichen Erfahrungen in
übersichtlicher Weise zusammen und
gibt am Schlüsse seiner treffenden Aus-
führungen praktische Winke zur zeit-
gemäßen Verbesserung der Darstellungs-
methoden genannter Präparate.
Den gleichen Zweck verfolgen die
in der bekannten Helfenberger Fabrik
unternommenen systematischen
Drogen-Untersuchungen im
Dienste der Defektur. Auch
hierbei wird mit Erfolg versucht, auf
Grund eingehender Forschung Methoden
aufzustellen, die zu tadellosen, jedenfalls
aber den verschiedenen zum Ausdruck
gebrachten Anforderungen der Arznei-
bücher entsprechenden^Präparaten führen.
Die diesbezüglichen früheren Veröffent-
lichungen^^) hat K Dieterich in den im
vergangenen Jahre erschienenen «Helfen-
berger Annalen 1904» fortgesetzt.
Durchaus wichtige, wenn auch nicht
neue Hinweise inbetreff Aufbewahr-
ung vegetabilischer Drogen gibt
Wippem^^}. Er warnt vor Aufbe-
wahrung größerer Mengen Vegetabilien
in Säcken, die vor Feuchtigkeit Schimmel-
bildung, Käfern und sonstigen lebenden
Feinden der vegetabilischen Drogen nicht
genügenden Schutz gewähren, ganz ab-
gesehen davon, daß bei manchen Vege-
tabilien Aroma und Farbe ebenfalls
durch das Aufbewahren in Säcken un-
günstig beeinflußt werden. Es gilt hier-
bei noch immer der alte Grundsatz,
daß diejenigen Vegetabilien sich am
^»j Helfenb. Annalen 1903, Ref. Pharm.
Centralh. 45, 1904, 767.
'>) Pharm. Ztg. 105, 1067.
besten halten, die gut getrocknet in gut
schließenden Gefäßen untergebracht sind.
Schließlich machte uns noch Weigel
an der Hand von Abbildungen mit den
Original-Verpackungen einer An-
zahl ausländischer Drogen (in
Pharm. Centralh. 46 [1906], Nr. 32)
bekannt, die gewiß Interesse bei den
Lesern vorliegender Zeitschrift gefunden
haben dürften.
Ich gehe nun zur Berichterstattung
der einzelnen Drogen über:
Aloö. Prof. Tschirch, welcher sich
schon seit längerer Zeit mit der W e r t -
bestimmung gewisser (oxymethylan-
thrachinonhaltiger)Abftthrdrogen beschäf-
tigt, hat in Gemeinschaft mit Hoffbauer
die Wertbestimmung der Aloösorten
weiter ausgebaut und zum vorläufigen
Abschluß gebracht (Ref. Pharm. Centralh.
46 [1905], 578).
Araroba. Gegen Ende 1905 kam
eine größere Partie Araroba an den
Hamburger Markt, die sich bei der
Untersuchung als völlig minderwertig
herausstellte. Die Ware enthielt knapp
2 pCt — gegen durchschnittlich 10 bis
60 pCt sonst — Rohchrysarobin und
bestand fast ausschließlich aus wertlosen
Holz- und Rindenstflckchen. Diese ab-
fallende Araroba gehörte einem als zu-
verlässig bekannten Ablader, und man
war in hiesigen Handelskreisen ganz
erstaunt, daß sich derselbe von den Ein-
geborenen in solcher Weise hat täuschen
lassen. Dies Beispiel zeigt aber von
neuem, wie nötig es im Großhandel ist,
in allen Fällen dem Kauf eine Unter-
suchung der Ware vorausgehen zu
lassen.
Zum Zwecke der Ermittelung des
Rohchrysarobingehaltes zieht man
die Rohdroge mehrmals mit warmem
Chloroform aus. Dieses eignet sich
besser hierzu als Benzol, da es sich in-
folge seines niedrigeren Siedepunktes
schneller und vollständiger abdestillieren
läßt. Die letzten, dem extrahierten
Chrysarobin anhaftenden Spuren Chloro-
form kocht man mit wenig Aether auf
dem Wasserbade weg.
iHfj
Arrowroot. üeberdie Gewinnung der
zur Arrowroot-Drogengruppe gehörigen
Tapiokastärke auf Java referierte die
Pharm. Centralh. 46 [1905], 746. Im
vergangenen Jahr hatte ich Gelegenheit,
auch die ganze, stärkereiche Wurzel
der Manihotpfianze zu beobachten. Eine
Partie der geschälten und in Längs-
viertel geschnittenen Eassawewurzel-
knoUen berührte den hiesigen Markt,
ohne aber Interesse dafür zu erwecken.
Eine hier vorzunehmende Verarbeitung
der Wurzel würde ein viel zu teueres
Arrowroot liefern, da mit den billigen,
überseeischen Arbeitskräften hier nicht'
gerechnet werden kann.
Balsamum Copaivae. Schimmel <& Co.
haben mehrere Eopaivabalsame unter-
sucht und dabei gefunden, daß deren
Versejfungszahlen, auf warmem Wege
nach Vorschrift des D. A.-B. IV. be-
stimmt, stets etwas niedriger ausfielen,
als von letzterem gefordert wird. Ein
Parabalsam gab die Säurezahl 67,68
und die Bsterzahl 5,88, ein Bahiabalsam
Säarezahl 56,00 und Esterzahl 7,54, ein
Angosturabalsam Säurezahl 85,88
und Esterzahl 3,53, Die durch Destil-
lation mit Wasserdampf erhaltene Aus-
beute an ätherischem Oel betrug bei
ersterer Sorte 62,5 pCt mit der optischen
Drehung — 78^ 48', bei der zweiten
61,93 pCt mit — 90 37^ bei der letzten
62,3 pCt mit - 2« 20^ — Diese Er-
gebnisse zeigen u. a. recht deutlich, wie
verschieden das Rotationsvermögen des
ätherischen EopaivabalsamOles ist. Das-
selbe fiberschreitet, wie ich auf Grund
zahlreicher eigener Untersuchungen be-
stätigen kann, in den seltensten Fällen
—20^. Die Forderung des englischen
Arzneibuches, daß die Drehung zwischen
—28® und —34® liegen soll, erweist
sich daher als völlig unhaltbar.
Ueber die P r ü f u n g des Eopai vabalsams
läßt sich die Firma Caesar d; Loretz^^)
in ihrem letzten Geschäftsbericht^^; des
näheren aus (vergl. Ref. Pharm. Centralh.
46 [1905], 779).
15) April-Bericht 1905, 15.
i'*') September 1906.
1', Südd. Apoth.-Ztg. 1905, Nr. 14.
Zum Nachweis von Gurjun-
balsam und Ricinusöl in Ko-
paivabalsam empfiehlt Beitter^'^) Chlo-
ralhydrat. Man schüttelt den Bal-
sam mit 80proc. Ghloralhydratlösung,
wobei sich das ätherische Oel an der
Oberfläche abscheidet. Mit diesem führt
man dann die bekannte Flückiger^&cjxe
Salpeter - Schwefelsäurereaktion au^,
welche die Anwesenheit von Gurjun-
balsam durch eine Rot- bis Blaufärb-
ung anzeigt.
Kopaivabalsam ist in 60 proc. Ghloral-
hydratlösung klar löslich; sind aber
z. B. 8 pCt und mehr Ricinusöl dem
Balsam zu^emischt, so tritt eine klare
Lösung nicht mehr ein (vergl. Ref.
Pharm. Centralh. 46 [1905], 374).
Balsamum Copaivae afiicaiium. Ueber
den sogenannten afrikanischen Kopaiva-
balsam, dessen Eigenschaften und even-
tuelle Verwendung in der Medizin be-
richteten Kline^^) und Fenioick (Ref.
Pharm. Centralh. 46 [1905], 899).
Balsamum gurjunicum. Die Gewinn-
ung und Eigenschaften des Gur-
junbalsams nach französischen Berichten
behandelt ein ausführliches Referat in
der Pharm. Centralh. 46 [1905], 915.
Desgleichen finden wir in Pharm. Cen-
tralh. 46 [1905], 837 einige Mitteilungen
über die Farbreaktionen des Gur-
junbalsams mit Eisessig und Salpeter-
säure.
Balsamum peraviaaum. Auch das Ver-
halten des Perubalsams gegen Chloral-
hydratlösungen hat Beitter^^) studiert.
Reiner Balsam soll mit 60 proc. Chloral-
hydratlösung klar mischbar sein, wäh-
rend Gehalt an Ricinusöl hierbei eine
Trübung verursacht. Ferner läßt sich
nach Beitter mittels salzsäurehaltiger
Chloralhydratlösung auch Gurjunbalsam
im Perubalsam nachweisen. 1 Tropfen
Perubalsam mit 2 ccm einer 80 proc.
Chloralhydratlösung, welche auf 10 Teile
1 Teil Salzsäure (spez. Gew. 1,12) ent-
hält, gemischt, soll in der Kälte eine
helle Grünfärbung zeigen, die beim
i»y Vergl. auch Schimmel db Co., Okt-Bericht
I90d, 1?.
1») Südd. Apoth.-Ztg. 1905, Nr. 14.
186
Erhitzen in ein dunkles Laubbraan über-
geht. Ist jedoch Gnrjanbalsam im Pera-
balsam enUialten, so tritt hierbei in der
Kälte eine olivgrüne Färbung ein, die
beim Erhitzen nicht in braun, sondern
in tief dunkelgrün übergeht. Letztere
Färbung soll übrigens auch mit Eo-
paivabalsam verfälschter Perubalsam
geben.
üeber die Unsicherheit verschiedener
Farbenreaktionen bei Drogen, speziell
auch der Salpetersäurereaktion bei
Perubalsam, spricht sichWeigel in Pharm.
Centralh. 46 [1906], Nr. 49 aus. Man
soll Farbenreaktionen, sofern für die
betr. Droge bessere Prüfungsvorschriften
vorhanden sind, nach Möglichkeit aus-
scheiden.
Die unsichere Salpetersäureprobe f nach
Ph. 6. ni) ist neuerdings als Unter-
schiedsmerkmal des echten Balsams dem
in letzter Zeit in den Handel gebrachten,
sogenannten «synthetischen Perubalsam»
gegenüber (vergl. Pharm. Centralh. 46
[1905], 779) empfohlen worden. Wenn
man für dieses Kunstprodukt, wel-
ches sich schon durch seinen völlig ab-
weichenden Geruch (vergl. Bericht von
Gehe & CoP), Ref. Pharm. Centralh.
46 [1905], 393) vom echten Balsam
unterscheidet, ein auf physikalisch-chemi-
scher Grundlage basierendes Unter-
scheidungsmerkmal wünscht, so sind
eher die Befunde von Aufrecht^^) in
betracht zu ziehen. Derselbe fand
bei künstlichem Perubalsam eine Ver-
seifungszahl 206 und eine Jodzahl
33,7, während das natürliche Produkt
doch eine Verseif ungszahl von 218 bis
260 (im Mittel 239) und eine Jodzahl
von 40 bis 70 (im Mittel 55) aufweist,
üeber verschiedene weiße Perubalsame
berichteten Tschirch und Hellström ; wir
finden diesbezügliche ausführliche Refe-
rate in Pharm. Centralh. 46 [1905J,
803.
Cacao. Seine an Ort und Stelle ge-
machten Erfahrungen über den Kakao-
anbau in deutschen Kolonien hat
-0) üandelsber., März 1905.
2) Pharm. Ztg. 1905, 307.
Wohltmann in einem Buche^^) nieder-
gelegt. Nach seiner Ansicht können
bei sorgfältiger Auswahl und Behand-
lung des Bodens die Pflanzungen vom
5. Jahre ab eine angemessene Rente
liefern. In betracht kommen hier
Samoa-Kakao, der zum Teil schon in
recht feiner Qualität geliefert wird,
ferner Kamerun- und Togo-Kakao, die
aber noch zu wünschen übrig lassen.
Im allgemeinen hat man wohl anfangs
zu übertriebene Hoffnungen auf unseren
Kolonialkakao gesetzt, doch dai'f immer-
hin auf eineallmähliche, zufriedenstellende
Entwickelung dieser Kultur in unseren
Kolonien gerechnet werden.
In einem Artikel «Zur Kenntnis der
Kakaoschalen» in der Pharm. Centralh.
46 [1905], Nr. J5 weist Dekker auf eine
neue, von ihm ausgearbeitete Unter-
suchungsmethode hin, welcher man sich
zur Auffindung eines Zusatzes fein
gemahlener Kakaoschalen in
reinem Kakaopulver mit Erfolg bedienen
kann.
Camphora. Ueber den augenblick-
licen Mangel an Kampher und dessen
hohen Wertstand ist bereits im allge-
meinen Teil gesprochen worden (vergl.
auch Pharm. Centralh. 46 [1905], 641).
Nachrichten aus Japan zufolge^^) hat die
dortige Regierung, durch den Rückgang
der Kampherproduktion in den Jahren
1 904/05 veranlaßt, Maßnahmen zur An-
pflanzung jungerKampherbäume ergriffen.
Die Darstellung synthetischen
Kamphers hat allem Anschein nach
im letzten Jahre keine großen Fort-
schritte gemacht. Wohl haben sich
einige chemische Großbetriebe, die sich
damit befassen, ihre neueren Forschungs-
ergebnisse in dieser Beziehung (vergl.
Pharm. Centralh. S. 835) patentieren
lassen, doch sind diese mehr von theo-
retischem als praktischem Wert. Die
Haupthindemisse bestehen einesteils in
dem hohen Preis für das ' Ausgangs-
material, das Terpentinöl, welches schwer-
lieh wieder auf den früheren billigen
Preisstand zurückgehen^^dürfte, andem-
22; D. Chem.-Ztg. 1905, 242
'\ Chem.-Ztg. 1905, 76 J.
1S7
teils in der schwierigen üeberführung
des als Zwischenprodukte auftretenden
Borneols und Isobomeols zu Kampher.
Solange dieser Oxydationsprozeß sich
nicht einfacher, billiger und ausgiebiger
gestaltet, ist an eine merkliche Kon-
kurrenz des synthetischen Produktes
kaum zu denken.^)
Einen interessanten Aufsatz über das
Vorkommen und die Gewinnung des
B^orneokamphers, wie sie von den
Eingeborenen auf Bomeo betrieben wird,
veröffentlichte Kremers^^), Der Bomeo-
kampher ist noch unter den Bezeich-
nungen Barus- oder malaischer Kam-
pher bekannt. Sein Lieferant ist ein
majestätischer Baum, Dryobalanops Cam-
phora Colebr., dessen gerader, runder
Stamm eine Höhe von 100 bis 160 Fuß
erreicht und in einer prächtigen, dichten
Laubkrone von etwa 50 bis 70 Fuß
Durchmesser endigt, welche die wohl-
riechenden, weißen Blüten beherbergt.
Die Einsammlung des Bomeokamphers
aus den Spalten und Ritzen dieser Bäume
wird schon von altersher betrieben;
ganz bestimmte, komplizierte Zeremonien
sind damit verbunden. Der Ertrag
eines Baumes soll zwischen 3 und 11
Pfand schwanken; trotz des hohen
Preises herrscht fttr dieses, religiösen
Zwecken dienende Produkt auf dem
chinesischen Markt lebhafte Nachfrage.
Kremers kommt noch auf den Ngai-
kampher, ein optisches Isomeres des
Bomeokamphers, zu sprechen, welcher
in Kanton und auf der Insel Hainan
aus einer hohen, krautartigen Kom-
posite, Blumea balsamifera DCj ge-
wonnen wird. Er steht ebenfalls im
Preise sehr hoch, besitzt aber — gleich
dem erstgenannten Produkt — kein
Handelsdnteresse für Europa. In China
findet er teils in der Medizin, teils als
Parfüm für feine chinesische Tusche
Verwendung, auch dient er ritualen
Zwecken.
Caanabii ladica. Ueber den Harz-
gehalt und die Wirksamkeit von
Cannabis Indica aus verschiedenen Ur-
2*) Vergl. Schimmel db Co.^ April -Bericht
1905, 119.
sprnngsländem macht Hohnes Mitteil-
ungen (Ref. Pharm. Centralh. 46 [1905],
875).
Carragen. Näheres über die Ein-
sammlung und Zubereitung des
Carragen an den Küsten Irlands, Ame-
rikas und Frankreichs erfahren wir
durch Gu^uen (Ref. Pharm. Centralh.
45 [1905], 413).
Caryophylli. Die häufigeren
Verfälschungen der gemahlenen
Gewürznelken behandelt im Zusammen-
hang ein lesenswerter Artikel von Haupt
in der Pharm. Centralh. 46 [1905], 473.
Caatorenm. Beiläufig sei an dieser
Stelle erwähnt, daß im vergangenen
Jahre ein kleiner Posten Castoreum von
einem inländischen Käufer als mit Harz
verfälscht angesehen wurde, und zwar
deshalb^ weil die Beutel völlig mit Se-
kret ausgefüllt waren. Dies ist aller-
dings nur bei einer ganz besonders
guten Ware der Fall, und wer daher
den Artikel nicht näher kennt und zu
beurteilen versteht, mag derartige prall
gefüllte Beutel wohl als mit Harz oder
anderen fremden Substanzen verfälscht
ansehen, aber wie gesagt mit Unrecht.
Die von zwei Seiten unternommene
Untersuchung des beanstandeten Casto-
renms ergab denn auch die Echtheit
und Güte der Ware. (Fortsetzung folgt.)
Bei der Oplamprttfiuig mittels Mekonsänre
naeh U. S. Flu 1890 fanden Mailinokrodt und
Dunlap (Chem.-Ztg. 1905, Rep. 267) einen gelb-
lichen sohuppenförmigen Bodensatz, der als ein
Doppelsalz der Mekonsänre mit
Cafoiam und Ammoniak von der Formel
GaNH^GjHOT . 2H2O eikannt wurde. Dieses Salz
würde bei der Titration der Morphiumalkaloide
zu hohe Resultate yerursachen, wenn es als
Verunreinigung in dem Niedersohlage enthalten
ist. Es ist deshalb zur Berücksichtigung dieses
Fehlers eine Tabelle uusgearbeitet worden. Der
Hydroxylwasserstoff der Mekonsäure reagiert
gegen Baryum und Calcium sauer; es wurden
Salze entsprechend der Formel : C&g{OjB,0-j)i.GH20
und BBQ^C^E0^)f.6EJ0 dargestellt Das Di-
bar 7 u m - und Tribaryumsalz ist in der
BaryumbydroxydlösuDg fast unlöslich. Statt
Monobaiyurnmekonat wurde Dibaryummekonat
und freie Mekoosäure in der Mutterlauge er-
halten. Das schuppige Ammonium-Cucium-
mekonat konnte nicht dargestellt werden, —he.
•'6) Pharmaceut. Review 23 (1905), 7 durch
Schimmel db Co. April ber. 19Jo, S. 100
188
Beobachtungen
über die Oiftmenge, welche zur
Tötung einer bestimmten Menge
lebender Substanz nötig ist.
Von Th, Bokorny,
(Schluß von Seite l65.)
Säuren. Da die Proteinstoff e in
ihrem chemischen Charakter am meisten
den Amidosäuren ähneln (0. Loew), so
können sie eich sowohl mit Säu-
ren als mitBasen yerbindenund
damit salzartige Verbindungen eingehen.
Geschieht das m}}. den Eiweißstoffen
des lebenden Protoplasten, so wird das
Störungen mit sich bringen, welche zum
Tode fähren. Da auch hier eine unlös-
liche Verbindung, ein Acidalbumin, ge-
bildet wird, so ist zu erwarten, daß das
Protoplasma gegenüber sehr verdünnten
Lösungen eine au&ammelnde, bis zur
beiderseitigen Sättigung fortschreitende
Wirkung ausübt, vorausgesetzt, daß die
Reaktionsfähigkeit bei größeren Ver-
dünnungen nicht schwindet.
Merkwürdiger Weise erhielt ich nun
mit Baldriansäure durchaus negative
Resultate; dagegen kam ich bei Butter-
säure zu einem positiven Resultat.
Setzt man zu einer Nähr- und Gär-
lösung (0,2 pCt Pepton, 0,1 pCt Mono-
kaliumphospbat, 0,02 pCt Magnesium-
sulfat, 5 pCt Rohrzucker) 0,01 pCt
Baldriansäure und dann eine Spur
Hefe, so zeigt sich nach 24 stündigem
Stehen bei 25 bis 30^ eine durch Sproß-
verbände hervorgerufene Trübung. Bei
Zusatz von 0,05 pCt und sogar bei 0,1
pCt Baldriansäure erweist sich die Heife
ebenfalls als vermehrungsfähig.
Außer der Hefe stellten sich in allen
3 Fällen zahlreiche Bakterien ein.
10 g Preßhefe mit 10 ocm einer Iproc.
Baldrian säure. Nach 24 Stondeo Ver-
mehrongsfähigkeit noch da ; Ofirfähigkeit eben-
falls.
10 g Preßhefe mit 20 ccm einer Iproc-
Baldriansäure Nach 24 Stunden Ver-
raehrungsfähigkeit noch da, ebenfalls GArver-
mögen.
10 g Preßhefe mit 50 ccm einer 1 proc
Baldriansäure. Nach 24 Stunden Ver-
mehrungsfähigkeit noch da; Oänrermögen
ebenfalls (nur etwas beeinträohtigt).
Sonach kann man mit dieser relativ
schwachen Säure die Hefe gar nicht
direkt abtöten. Die sonst beobachtete
schädliche Wirkung scheint darin ihren
Grund zu haben, daß eben bei Gegen-
wart von Baldriansäure im Laufe
mehrerer Tage Bakterien in großer
Zahl auftauchen, welche die Hefe töten.
10 g frische Preßhefe mit 100 ccm einer
0,1 proc. Buttersäure. Nach 24 Stunden
ergab der Vermehrnngsyetsuoh keine Hefe-
trübung. Oär^ermögen nicht ganz yer-
8oh wunden ; Eintritt der Gärung verspätet.
10 g frische Preßhefe mit 60 ccm einer
0,1 proc. Butter säure. Der nach 24 Stun-
den angestellte Vermehrungsversuch er^ab
teils Bakterientrübung, teils Hefetrübung.
Oär kraft noch etwas da; Eintritt der Gärung
verspätet.
10 g frische Preßhefe mit 20 com einer
O,lproo. Buttersäure. Der nach 24 Stun-
den angestellte VermehruDg&versuoh ergab
teils Hefe-, teils Bakterientrübung. Oärkraft
nooh etwas da; Eintritt der Gärung verspätet
10 g frische Preßhefe mit 200 com einer
0,01 proo. Butt er säure. Nach 24 Htunden
Vermehr uDgsfähigkeit der Hefe noch n:cht
erlosohen (Hefe- und Bakterien trübung). Gär-
kraft noch da.
10 g frische Preßhefe mit 50 com einer
0,01 proc. Buttersäure. Nach 24 Stunden
Vermehrungsfähigkeit der Hefe noch nicht
erlosohen; Bakterien- und Hefetrübung. Gär-
kraft nooh da.
Somit reicht 0,1 g Buttersäure
aus, um 10 g Hefe zu töten;
0,05 g reicht nicht mehr ganz
dazu ans. Hiemach ist die Bntter-
säure hinsichtlich ihrer Giftigkeit gegen
Hefe (gemessen an der tötlichen Gabe)
ungefähr zu vergleichen mit der Salz-
säure, was mich einigermaßen wunderte,
da man in der Literatur Angaben fiber
große Giftigkeit derselben ffir Hefe
findet.
Um zu sehen, bei welcher Verdünn-
ung die Bnttersäure noch tödlich auf
Hefe wirkt, löste ich a) 0,06 pCt,
b) 0,02 pCt, c) 0,01 pCt, d) 0,005 pCt
Buttersäure in cGär- und Nährlösung»
auf und setzte überall eine Spur Hefe
zu. Nach 24stündigem Stehen bei 25
bis 30^ zeigte sich bei allen 4 Proben
Trübung von sproßender Hefe, und zwer
mit zunehmender Häufigkeit der Sproß-
verbände von a) nach d) hin. Zugleich
189
bUdeten sich auch zahlreiche kleine
stäbchenförmige Bakterien. Es ist auch
hier von einer großen Giftigkeit der
Bnttersäure nichts zu bemerken.
Eüne besonders schädliche Wirkung
der Battersäure auf Hefe müßte also
höchstens darin begründet sein, daß die
Buttersäure das Aufkommen von Bak-
terien begünstigt, welche dann durch
ihre massenhafte Vegetation die Hefe
zurückdrängen.
Daß die Baldriansäure selbst in
Iproc. Lösung und bei Anwendung
größerer Lösungsmenge die Hefe nicht
tötet, ist mir bis jetzt nicht ganz er-
klärlich. Die oben gegebene Erklärung
ist nicht sicher genug. Möglicherweise
war das Präparat, das ich benutzte,
nicht von der angenommenen Stärke.
Weitere Untersuchungen darüber sind
geplant.
Starke Mineralsäuren, wie die S c h w e -
feisäure, wirken auf die niederen
Organismen, Pilze und Algen, femer
Infusorien, schon bei ziemlich großer
Verdünnung, bald schädlich ein. Läßt
man 1 proc. Schwefelsäure auf Infusorien
einwirken, so tritt der Tod augenblick-
lich ein. Gegen 0,1 proc. Schwefelsäure
verhalten sich die Infusorien ebenso.
Dagegen reagieren manche Fadenalgen
nicht augenblicklich auf diese Lösung.
In 0,01 Schwefelsäure sieht man zu-
nächst keine Reaktion der Infusorien;
nach einer Viertelstunde auch noch
nicht. Nach 24 Stunden sind alle Mikro-
organismen noch am Leben; Spirogyren
und Conferven vegetieren ungestört
weiter, Oscillarien führen ihre Schwing-
ungen mit den Fadenenden aus, pflanz-
liche grüne Schwärmer treiben sich in
großen Mengen äußerst behend herum.
Infusorien, Rädertierchen, kleine An-
guillnlen usw. sind aufs lebhafteste in
Bewegung.
Da nun die 0,01 proc. Schwefelsäure
in solcher Menge angewendet worden
war, daß sie ausgereicht hätte, um alle
Mikrorganismen zu töten, so müssen
wir annehmen, daß die Schwefelsäure
bei dieser Verdünnung gar nicht mehr
mit dem Plasmaeiweiß zu reagieren ver-
mag und aus diesem Grunde unwirksam
bleibt. Eine Au&ammlung des Giftes
ist hier nicht möglich, weil eben die
chemische Reaktion überhaupt nicht ein-
setzt. Es schien mir eher, als ob die
schwache Säuerung des Versuchswassers
eine Art Reiz auf die Mikroorganismen
ausgeübt hätte ; sie sahen frischer aus
als zuvor, die beweglichen schienen viel
rascher umherzuschwimmen als vorher.
Da die Schwefelsäure bei einer Ver-
dünnung von 0,1 pGt zwar Infusorien
augenbUcklich tötet, aber Algen nicht,
und da femer 0^01 pCt als Anreiz für
lebhaftere Bewegung usw. zu wirken
scheint, so kann man davon sagen, was
0. Loew in «natürl. System der Gift-
wirkungen:s> Seite 9 über Gifte im all-
gemeinen sagt: cEin Gift, welches für
alle Arten von Lebewesen bei einer
gewissen Konzentration tödlich wirkt,
wird bei weitgetriebener Verdünnung
den resistenteren Zellen nicht mehr ver-
hängnisvoll werden, sondern nur den
labileren. Ja jenseits einer bestimmten
Grenze der Verdünnung üben Gifte oft
Reizerscheinungen aus, wodurch ge-
wisse Funktionen (der Gärvorgang bei
Sproßpilzen z. B.) beschleunigt werden
(Hugo SchulXj Biemacki),
Anders als Schwefelsäure verhält es
sich mit der Salzsäure hinsichtlich
der schädlichen Konzentration. In
0,1 proc. Lösung macht sie augenblick-
lich alle Beweglichkeit der lufusorien,
Pflanzenschwärmer usw. verschwinden.
In 0,0 Iproc. Lösung sieht man eben-
falls binnen wenigen Minuten alle Be-
wegung aufhören. Bei 0,001 pCt sogar
hörten Schwärmsporen und Infusorien zu
meinem Erstaunen auf, sich zu bewegen.
Wenn übrigens der Magen der Tiere
0,2 proc. Salzsäure verträgt, so müssen
die auskleidenden Zellen dieses Organes
offenbar eine relativ hohe Unempfind-
lichkeit gegen Salzsäure besitzen.
Aehnlich verhält es sich in diesem
Punkte — verschiedene Resistenz der
Zellen gegen Gifte — mit der Schwefel-
säure. Denn von einigen Meeres-
schnecken ist bekannt, daß sie aus
Drüsenzellen 2- bis 3 proc. Schwefelsäure
ausscheiden.
100
Milzbrandbazillen sollen 48 Stunden
lang eine Iproc. Salzsäure vertragen
können (Dyrmontjy während der Cholera-
bazillns schon gegen Oylproc. Salzsäure
empfindlich ist.
Die «Empfindlichkeit» richtet sich
offenbar nach der Reaktionsfähigkeit.
Manches Plasmaeiweiß verbindet sich
schon bei 0,lproc. Verdfinnung der
Säure nicht mehr mit dieser, manches
aber leicht.
Was die organischen Säuren an-
betrifft, so sollen dieselben im allge-
meinen schwächer wirken.
Fluoride. Mit dem Natriumsalz wur-
den folgende Versuche angestellt:
10 g frische Preßhefe mit 100 ccm einer
0,6proG. Fluor natri um lösung. Nach 24
Stunden Hefe nicht mehr yermehrnngsfähig,
Gärkiaft stark beeinträchtigt.
10 g frische Prefhefe mit 100 ccm einer
0,26 proc. Flnorna tri um lösung. Nach 24
Stunden Hefe nicht mehr vermehrungsfähig,
Oärkraft beeinträchtigt, aber noch di
10 g frische Preßhefe mit 60 ccm einer
0,25 proc. Fluornatrium lösung. Nach 24
Stunden Hefe nicht mehr vermehrungsfähig,
Gärkraft noch da.
lOgfrischePreßhefemit IGOccm einer O,lproc.
Fluornatrium lösung. Nach 24 Stunden
Hefe nicht mehr vermehrungsfähig, Gärkraft
noch da.
10 g frische Preßhefe mit 500 ccm einei
0,01 proc. Fluornatrium lösung. Nach
24 Stunden erwies sich die Hefe noch als
yermehrungs&hig, Gärkraft unverändert.
10 g frische Preßhefe mit 50 ccm einer
0,1 proc. Fluornatrium lösung. Nach
24 Stunden Hefe noch vermehmngsfähig,
Gärkraft unrerändert.
Somit liegt die für 10 g Hefe
tödliche Gabe Fluornatrium
zwischen 0,05 und 0,1 g. (Zwei
schon in cBr. u. H.-Ztg.» 1905, Nr. 260
veröffentlichte Versuche haben ergeben,
daß 0,026 g nicht ausreichen zur Tötung
von 10 g Hefe.)
Das Fluomatrium soll äbrigens bei
noch weit größerer Verdünnung, als
oben angewendet, Pilzwachstum unter-
drücken. Nach Tappeiner^ ferner nach
O, Loew wirkt 0,01 pCt fäuhiLswidiig,
0,001 pCt soll der Gärtätigkeit der
Milzbrandbazillen entgegenwirken.
Ueber die Flußsäure wurden vom
Verf. schon in «Br. u. H.-Ztg.> 1906,
Nr. 260 einige Versuche bekannt ge-
geben, welche zeigen, daß die tödliche
Gabe ffir 10 g Hefe zwischen 0,01 und
0,025 g liegt.
Vergleichen wir damit die für S c h we -
feisäure und Milchsäure erhaltenen
Zahlen (a. a. 0., Seite 2860), nämlich
0,025 bis 0,05 g für Schwefelsäure und
0,05 bis 0, 1 g bei Milchsäure, so ergibt
sich ein recht auffallender Unterschied,
der nicht auf die verschiedene Stärke
der Säuren zurfickgeführt werden kann.
Die Flußsäure muß offenbar noch anders
als durch Säurewirkung schädlich sein.
Vielleicht entzieht sie dem Protoplasma
Calcium, da sie mit Calcium ein völlig
unlösliches Produkt, das Fluorcalcium,
gibt.
Auch hinsichtlich des wirksamen Ver-
dännungsgrades scheint die Flußsäure
eine Ausnahmestellung unter den Säuren
einzunehmen. Sie soll nach Effront so-
'gar 10- bis 20 mal stärker wirken als
'Sabssäure. Einen Unterschied soll es
' dabei allerdings ausmachen, ob die Hefe
sich in guter Nährlösung befindet oder
nicht.
Anilinfarben. Wenn die Anilinfarben
rein sind, gelten sie gegenwärtig nicht
mehr für erheblich giftig.
Meine Versuche an Infusorien zeigten
mir aber, daß unter Umständen schon
durch sehr verdünnte Lösungen tödliche
Wirkungen hervorgerufen werden können
(siehe hierüber auch in Chem.-Ztg. 1906,
Dezember). Es zeigte sich, daß die
Schädigung in demselben Maße fort-
schreitet, in welchem die Färbung ein-
tritt. Ein Farbstoff, der das Plasma
nicht färbt, ist auch nicht schädlich.
Fuchsin vermag den Infusorienleib
zu färben. Läßt man 0,01 proc. Lös-
ung, die unter dem Mikroskop nur noch
wenig oder gar nicht gefärbt erscheint,
auf Paramäcien (Infusorien, die sich
leicht einstellen, wenn man z.B. Zwie-
beln oder gelbe Rübenscheiben in einer
Schale mit Wasser übergießt und zu-
gedeckt der Fäulnis überläßt; einwitken,
101
so erkennt man, falls die Lösung in
genügender Menge angewendet wurde,
bald eine schädliche Einwirkung. Binnen
wenigen Minuten färbt sich der In-
f nsorienleib ; zunächst verlangsamt sich
die Bewegung, dann steht sie ganz
still, das Infusorium stirbt ab; dabei
sieht man die fortschreitende Färbung;
so lange das Infusorium noch wenig
Farbstoff aufgespeichert hat, bewegt es
sich noch, bei stärkerer Färbung wird
es unbeweglich. Eine 0,lproc. Fuchsin-
lösung wirkt fast augenblicklich.
Nimmt man O,lproc. Methylviolett-
lösung, so werden die Mikroorganis-
men ziemlich rasch getötet. Aehnlich,
aber etwas langsamer, mit 0,01proc.
Methylviolettlösung. Auch hier kann
man beobachten, wie das noch wenig
gefärbte Infusorium hin- und her-
schwimmt, dann aber mit Zunahme der
Färbung seine Bewegungen einstellt.
In 0,01 proc. Lösung von Viktoria-
blau wird durch Infusorien soviel B'arb-
stoff gespeichert, daß binnen einer
Viertelstunde eine deutliche Blaufärbung
des Leibes dieser Tiere sichtbar wird,
während an der Lösung selbst die
Färbung unter dem Mikroskop nicht er-
kennbar ist. Demgemäß sterben die
Infusorien in dieser hochverdflnnten Lös-
ung bald ab. Es ist dabei sehr deut-
lich zu sehen, wie der Infusorienleib
noch während des Lebens der Tiere
(erkennbar an ihrer Bewegung) sich
färbt, und daß der Tod erst eintritt,
wenn die Färbung ein gewisses Maß
erreicht hat.
Safranin tötet in 0,1 proc. Lösung
die Infusorien fast augenblicklich, auch
0,01 pCt wirkt auf viele Individuen
binnen kurzer Zeit tödlich.
Methylenblau wird etwas lang-
samer von den Paramäcien aufgespeichert,
die Tötung geschieht also nicht so rasch.
Da man Infusorien durch Anilinfarb-
stoffe töten kann, so liegt es nahe, daß
auch andere Organismen, z. B. Hefe
durch bestimmte Mengen Farbstoff, wenn
sich derselbe mit dem Hefeplasma ver-
bindet, damit abgetötet werden können.
Folgendes sind einige Versuche hierüber :
10 g irische Preßhefe mit 10 ccm einer
0,1 proc. Methylviolettlösung. Nach
24 Stunden ergab der Yennehrungsversuch
positives Resultat, desgl. der Oärversuch.
10 g frische Prefhefe mit 20 com einer
0,1 proc. Methylviolettlösung. Nach 24
Stunden ergab der Vermehrun^s versuch posi-
tives Resultat, desgl. der Gärversuoh.
10 g frische Preßhefe mit 50 ccm einer
0,1 proc Methylviolettlösung. Nach 24
Stunden ergab der Vermehrangs versuch, posi-
tives Resultat, desgl. der Grärversuch ; Bakterien
entwickeln sich auch.
10 g frische Preßhefe mit 100 ccm einer
0,1 proc. Methylviolettlösung. Nach 24
Stunden noch vermehrungsfähige Zellen da;
kleine Diplokokken entwickeln sich ebenfalls.
10 g frische Preßhefe mit 200 ccm einer
0,1 proc. Methylviolettlösung. Nach 24
Stunden noch wenige vermehrungäähige Zellen
da ; grol'e stäbchenförmige Bakterien entwickeln
sich.
10 g frische Preßhefe mit 20 ccm einer
0,5 proc. Methylviolettlösung. Nach 24
Stunden ergab der Vermehrungsversuch etwas
Hefetrübung (binnen 24 Stunden bei 25 bis
30« G),
10 g Hefe mit 50 ccm Methylviolett-
lösung von 0,5 pCt. Nach 24 Stunden ergab
der Vermehrungsversuch keine Hefetrübung
(binnen 24 Stunden bei 25 bis 300- Oär-
vermögen auch geschwunden.
10 g Hefe mit 100 com Methylviolett-
lösung. Nach 2\ Stunden keine Hefetrübung
bei dem Vermehrungsversuch (binnen 24
Stunden bei 25 bis 30')- Gärvermögen auch
geschwunden.
Also liegt die tödliche Gabe von
Methylviolett für lOgHefe zwischen
0,2 g und 0,25 g. Das Oärvermögen
schwindet hier auffallender Weise fast
gleichzeitig mit dem Leben und der
Yermehrungsfähigkeit der Hefe.
Die relativ große Menge Farbstoffi
welche zur völligen Abtötung der Hefe
notwendig ist, erklärt sich wohl da-
durch, daß derselbe auch von anderen
Stoffen als dem Plasmaeiweiß reichlich
gespeichert wird (Zellhaut, Schleimsub-
stanzen usw.). Alle möglichen organ-
ischen Stoffe, auch manche unorganische^
halten den Farbstoff an ihrer Oberfläche
fest. Wie intensiv der Farbstoff sogar
an Glas festhaft, das kann man beider
Auswaschung der Gefäße beobachten,
die jene Farbstofflösungen enthalten
haben.
102
Neue Beiträge
zur EonsütutionserforBchung
der Chinaalkaloide.
Als Chinuclidin bezeichnet Königs^)
eine Piperidinbaäe , von welcher sich
höchst wahrscheinlich der Kern der
«zweiten Hälfte» der Chinaalkaloide
ableitet. Das Chinuclidin enthält eine
Brttcke von zwei Kohlenstoff - Atomen
zwischen dem Stickstoff und dem y-
Eohlenstoffatom des Piperidins.
N
ChiDuolidin.
CH
Hocl CH,
V
N
/?- Aethyl-ohmnolidiD .
CH . G2H5
CH2
Ein Derivat des Chinuclidin, das
/3-Aethyl-chinuclidin haben Königs
und Bernhardt^ neuerdings auf zweierlei
Weise dargestellt. Einerseits ausgehend
vom y- Methyl -/S-äthylpyridin, anderer-
seits aus dem durch Abbau der China-
alkaloide erhaltenen Cincholoipon.
1. y-Methyl-/?-äthylpyridin wurde zu-
nächst mit 1 Mol. Formaldehyd kon-
densiert zu dem Monomethylol-/y-collidin
CHglOH) . OH2 . CgHaCCgHslN. Bei der
Reduktion desselben mit Natrium und
Alkohol entsteht das Monomethylol-
hexahydro - ^ - coUidin (Formel I) und
aus diesem durch Kochen mit Jod-
wasserstoff und rotem Phosphor das
Jodhydrat der jodhaltigen Base von der
Formel E. Letzteres kann mit Leichtig-
keit in das /i-Aethylchinuclidin fiber-
geführt werden, indem man die jod-
haltige Base vorsichtig in Freiheit setzt
und die ätherische I^sung einige Zeit
stehen läßt. Dabei tritt das an den
Kohlenstoff gebundene Jodatom mit
dem Imidwasserstoff aus unter Bildung
des Jodhydrates des tertiären /?-Aethyl-
chinuclidin.
I.
GH • GH2 . CH2 . OH
HgC/^H.CgHs
H20s. •OB
NH
2
IL
CH • CH2 . GH2 . J
HgO-^^CH.OgHj
HoC
NH
CH
2
CH
H2Q'^fli^CH.C2H5
H,C
GH,
I
CHj
\l/
N
CHc
2. Eine optische Form des /^-Aethyl-
chinuclidin bildet sich, wenn man das
durch Abbau der Chinaalkaloide er-
haltene Cincholoipon (HI) esterifiziert,
den Aethylester mit Natrium und Al-
kohol reduziert, das dabei gebildete
mit dem Monomethylolhexahydro - /i -
collidin stereoisomere Alkin mit Jod-
0 Ber. d. Dentsch. Chem. Ges. 87 [190 1], 3244.
HL
GH . CH2 . CO2H CH . GH2 . CH2OH
Wasserstoff und Phosphor kocht und
die so entstandene jodhaltige Base
CsHigJN in ätherischer Lösung stehen
läßt. Damit ist die Stellung des
Carboxyls im Cincholoipon und im
Merochinen, welch letzteres ja durch
Reduktion in ersteres übergeffihrt
werden kann, endgfiltig festgestellt.
»; Ebenda 88 [1905], 3049.
H
,c^
CH . G2H5
HoC
/\
NH
CH,
H,
GH . G2H0
H,C
NH
CH<
2'
H»G
CH
GH,
CH . CgHj
CH,
N
CH
8
19J
Die früher von Königs aufgestellten
Eonstitutiossformeln von Cincholoipon
und Merochinen, jenen beiden wichtigen
Derivaten der Ghinabasen, haben somit
einen hohen Grad an Wahrscheinlichkeit
gewonnen.
Eine bequeme Darstellung von Deri-
vaten des Merochinen haben vor
kurzem Rabe^ und Ritter gefunden.
Das von v. Miller und Rhode^) ge-
wonnene Isonitrosomethylcinchotoxin
zerfällt bei der Einwirkung von Phos-
phorpentachlorid und der nachfolgenden
Behandlung mit Wasser, also bei der
sogenannten Beckmann'schen Reaktion,
in Cinchouinsäure und das Nitril des
Methylmerochinen. Der Vorgang läßt
sich durch nachstehende Gleichung
wiedergeben :
CII
HgC'^^Ij^CH.CHiCHa
eil
HON: C.CO |/^"2
N
COOH
CgHßN
H2C'' cfl^ CH . CH : CH2
+
C9H6N CHs
IsonitToso-Metbylcinchotoxin.
CH,
CN 1/
N
CH3
CH
2
Gifichoninsäure. Nitril des Metbylmerocbinin.
Durch den Verlauf dieser Spaltung
findet zugleich die Auffassung von
V. Miller und Rhode, daß bei der Um-
setzung von Amylnitrit mit den Toxinen
die zwischen dem Ghinolinkem und
dem Carbonyl stehende Methylengruppe
beteiligt sei, eine experimentelle Be-
stätigung. Sc.
Ueber
Stryohnmozyd und Isostryolmin.
Bei der Behandlung des Strychnin
mit Wasserstoffperoxyd erhielten Fielet
und Mattisson (Ber. d. Deutsch.
Chem. Ges. 38 [1905], 2782) eine Reihe
von Oxydationsprodukten teils basischer,
teils saurer Natur. Unter denselben
fällt insb^ondere eines wegen seiner
für die weitere Untersuchung ange-
nehmen Eigenschaften auf. £^ bildet
große, farblose Prismen und seine Zu-
sammensetzung entspricht der Formel
C21H22N2O3 + 3H2O.
Der Körper enthält also 1 Atom Sauer-
stoff mehr als das Strychnin und ist
deshalb Strychninoxyd genannt
worden. Aus seinen Eigenschaften
") Ber. d. Deutsch. Chem. Ges. 38 [1905],
2770.
geht hervor, daß er in die Klasse der
Aminoxyde gehört, von denen eine
größere Anzahl in verschiedenen Reihen
der organischen Basen heute bekannt
sind, und die durch die gemeinsame
Gruppe : N : 0 charakterisiert sind. Da
das Strychnin nur ein basisches Stick-
stoffatom enthält und durch die Ver-
suche von Auerbach und Wolffenstein
an den Acylpiperidinen (Ber. d. Deutsch.
Chem. Ges. 32 [1899], 2507) bewiesen
worden ist, daß der Stickstoff der
Gruppe : N . CO . R zur Addition von
Sauerstoff nicht befähigt ist, so erhält
das Strychninoxyd, unter Zugrunde-
legung der Ta/i?rschen Strychn&ormel
folgende Formel:
COv
I •(C20H22O) : N : 0.
W
Wie alle Aminoxyde gibt Strychninoxyd
seinen Sauerstoff leicht ab. Es bläut
Jodkaliumstärkelösung augenblicklich ,
auch beim bloßen Erwärmen findet die
Abspaltung statt.
Die subkutane Einspritzung des
Strychninoxydes oder seines Chlor-
hydrates bewirkt ähnliche Erschein-
4) Ber. d. Deutsch. Chem. Oes. 88 [1900],
3214; 38 [1905], 306.
101
ungen wie die des StrychDin, doch mit
dem Unterschiede, daß die krampf-
erregende Wiikung ziemlich abge-
schwächt ist, während die paralysierende
Wirkung intensiver hervortritt. Die
Giftigkeit ist erheblich kleiner als die
des Strychnin. Die letale Gabe be-
trägt, auf 100 g Körpergewicht be-
rechnet, beim Forsch 0,016-0,020 g,
beim Meerschweinchen 0,006—0,0072 g.
Aus der Existenz des Strychnin-
ozydes kann man bezüglich der Kon-
stitution des Strychnin denselben Schluß
ziehen, wie er bereits früher von J.
Tafel (Ann. d. Chem. 801 [1898], 294)
aus anderen Beobachtungen abgeleitet
worden ist. E^s haben sich nämlich bis
jetzt nur diejenigen tertiären Basen
(Trialkylamine , N - Alkylpiperidine , Di-
methylanilin, Tropin, Nikotin) in Amin-
oxyde überführen lassen, bei denen der
Stickstoff an drei verschiedene Kohlen-
stoffatome gebunden ist. Man darf
also annehmen, daß diese Bedingung
auch beim basischen Stickstoff des
Strychnin erfüllt ist. Da man nun
weiß, daß kein Alkylrest an diesem
Stickstoff hängt, so wird dadurch sehr
wahrscheinlich gemacht, daß derselbe
gleichzeitig zwei Ringsy.^temen an-
gehört, wie man es heute für mehrere
andere Alkaloide, z. B. Cinchonin, an-
nimmt.
Es ist noch zu erwähnen, daß auch
Brucin mit Wasserstoffperoxyd ein schön
krystallisiertes Oxyd liefert.
Eine weitere neue Beobachtung in
der Strychninchemie wurde von Ba-
corescu und Pictet gemacht (Ber. d.
Deutsch. Chem. Ges. 88 [1906], 2787).
Dieselben fanden, daß das Stiychnin
durch Erhitzen mit Wasser in za-
geschmolzenen Röhren auf 160—180^
in Isostrychnin umgewandelt wird.
Es möge genügen, den Zusammenhang
des Isostrychnin mit Strychnin und
dessen Umwandlungsprodukten durch
nachfolgendes von Bacarescfi und Pictet
am genannten Orte gegebenes Schema
zu erläutern.
Strychnin
.CO
(C20H22NO)
N
iz5
SB
O
P
Strychninsäure
(Strychnol)
.COOH
HgO oder
Ba(OH),
/COGH
C2oH22NO< + 4H2O
Isostrychnin
(Trihydrostrychnin ?)
^ /CO
(C2oH22NO)< I + 3H2O
s
p
Isostrychninsäure
(Dihydrostrychnin)
/COOH
C20H22NO/ +H2O
^NH
Sc.
YerÜiüireii zur BarsteJlunf Ton Cyandlal-
kjlaeetylhamstoffeii. D. ß. P. 156 383, El. 12o.
K Mereky Darmstadt. Die Harnstoffe werden
aus Dialkylcyanessigestern und Harnstoff oder
Harnstoff den vaten durch Einwirkung von Metall-
alkoholaten bei gewöhnlicher Temperatur erhalten
und liefern durch Kondensation ImiuodialkyU I
barbitursäuren, die ihrerseits durch Ammoniak-
abspaitung die als Hypnotika zu vorwend enden
Dialkylbarbitursäuren liefern. Derartige Harn-
stoffe sind: Cyandiäthylaortylhamstoff, Cyandi-
äthylacetyltbioharnstoff, Cj'^andiäthylacetylguani-
din, CyandipropylacetylharnBtoff und Cyandi-
äthylacetylphenylharnstoff. A, St.
195
Neue Arzneimittel.
Absinthin, ist wie bekannt, ein Bitter-
stoff des Weimatkrantes ; es stellt ein
amorphes oder kristallinisdieey gelbliches
Polder dar, das nach Wermat riecht, neutrale
Beaktion besitzt und sich leicht in Alkohol
and Chloroform, weniger leicht in Aether
sowie in Wasser (1 : IQOO) löst Anwend-
ung nach Wiener klin. Randsohaa: bei
Appetitlosigkeit; Oabe: 0,1 bis 0,2 g m
PiUenform oder in Gelatinekapseln zwei- bis
dreimal täglich vor dem Essen.
Dipropyl-p-phenetidin wird durch Er-
hitzen von Dipropyleasigsäure mit p-Phene*
tidin erhalten. Es schmilzt bei 147 <> C
und löst sich schwer in heißem Wasser,
aber ziemlich leicht in heißem Alkohol und
Benzol. Seine Wvkang ist eine gleichzeitig
fieberwidrige und schlaferzeugende. Dar-
steller: Aktien-Oesellsehaft für Anilinfabrika-
tion in Berlin SO.
Lencin (neutrales Eiseneiweiß Laves)
wird, wie die Sfldd. Apoth-Ztg 1906, 92
mitteilt, nach einem zum Patent angemelde-
ten Verfahren in ähnlicher Weise wie Liquor
Ferri albuminati, aber ohne Anwendung von
Alkali dargestellt
Metakalin, über das in Pharm. Gentralh.
46 [1905], 777 ausführlich berichtet wurde,
wird nicht mehr dargestellt
OUat, ein Lebertran-Ersatz, ist eine Ei-
weiß-Emulsion, die 12,3 pGt Wasser, 46,2
pGt Fett, 15,1 pGt Eiweiß und 22,3 pGt
Kohlenhydrate enthält Ihr Phosphorgehalt
soll der gleiche wie bei ScoU's Emulsion
sein. Außerdem enthält sie angeblich na-
türliche Blutsalze. Darsteller: J, und 0.
Leineweber in Mainz.
Omega sollen aus Ammoniumchlorid und
Süßholz bestehende 0,5 g schwere Pillen
sein. Darsteller: R. Boscich in Beinsberg.
Pulvis dnodenalis erhält man nach The
Pharm. Joum. 1906, 166 durch Abschaben
der Oberschicht des gereinigten Duodenum,
Ausbreiten der erhaltenen Masse auf Glas-
platten und Trocknen bei 70 bis 80^ sowie
darauffolgendem Mischen des Trocken-
präparates mit der gleichen Menge Calcium-
phosphat. Das fertige Pulver riecht pepsin-
artig und muß In gut schließenden Oläsern
aufbewahrt werden. Bei der Anwendung
dieses Präparatee nimmt Marsden an, daß
der natürliche Gehalt des Magens an Salz-
säure das die Pankreasausscheidung begün-
stigende Ferment abspalten wird.
SeoreÜA ist der Name für das in Pharm.
Gentralh. 47 [1906], 149 erwähnte Duo-
denalextrakt Dieses gewinnt man nach
The Pharm. Journ. 1906, 166, indem man
die obere Schicht des frischen Duodenum
von Schweinen abschabt, diese darauf schnell
reinigt, zerkleinert und 5 Minuten lang im
Mörser mit der gleichen Raummenge 0,4-
proc. Salzsäure durcharbeitet Nach dem
Erhitzen bis zum Kochen fügt man Soda
bis zur fast vollkommenen Sättigung hinzu.
Das so erhaltene Präparat wird entweder
sofort eingenommen oder nach Ausscheidung
der Proteide in sterilen Flaschen aufbewahrt,
in denen es sich 3 bis 4 Tage unzersetzt
hält Nach Marsden enthält es wahrschein-
lich einen Körper, aus dem durch Salzsäure
ein die Pankreasausscheidung beförderndes
Enzym abgeschieden wird. Letzterem soll
die Heilwirkung bei Diabetes zukommen.
Serum gegen Hundestaupe, das bisher
nur vom Jenner 'Institut m London herge-
stellt wurde, wird jetzt auch von Dr. Pior-
kowsky in Berlin bereitet. Nach Lange
(Beri. tierärztl. Wochenschr. 1906, Nr. 4
und 5) eignet sich das deutsche Serum so-
wohl zu Heilzwecken wie zur Vorbeuge.
H. Mentxel.
Neue Arzneimittel,
über die im Februar 1906
berichtet wurde:
Abführdragees
Seite 111
Adrenalin
136
Alkoholsilbersalbe
93
Alypinum nitricum
149
Anticalculose
149
Antirbeiimatin
111
Blennorsan
149
Blennosalyl
149
Bromocarpin
129
Callaqnol
87
Chloroform, gelatinös.
111
Ciba
87, 128
Desinfekton
129
Diäthyloxyacety 1- Harnstoff
87
Digalen
117
Digitoxin, solubile
117
Baodenalextrakt
149
Fluotal
111
id6
Formagnol
Seite 129
Foimophen-Tabletten
129
Glycero Bouty
129
Glyko-Heroin
J29
Olykokreosote
129
Haemosoter
87
Hemoglofer
149
Herolioe
129
Jodan
111
Jodchloroform
89
Jodipin-Emiilgat
1-29
Jodipin. solidam
129
Jodipin. Veterinär.
129
Jodone
J49
Jodosyl
87
Jodotannol
149
Isopral
93
Earbolysin
87
Kaubalsam Sahir
111
Ereseptol
111
LactobacilÜD
112
Lithantral
111
LithoMUi
87
LohtanDinbäder, elektr.
87
Maltocrystol
129
MeDSol
149
Merooran
111
Metarsol
149
Midy'a MischuDg
87
Migrol
129
Mikronal
87
Morphinyalerianat
129
Neiirämin
87
Nacleogen
130
Palladiumchlorür
129
Philanthropin
149
Pittylen
129
Poudre de Palveol
129
Pruno-Heroin
129
Pulten
157
RheamatikoD, Frickes
82
Balit-Patronen
111
Salogen
129
Salokreol-Patronen
111
Septosol
111
Sorisin
129
SozojodoUZiDk
135
SpermathanatoD
111, 149
Stomachystabletten
129
Snlfopyrin
149
Terrial
149
Tetralgiu
129
Thio-Benzo-He ro'in
129
ToDole
130
Trypsogen
149
Uraseptme
149
Utrolene
149
Vapo-Cresolen
149, 111
Vesipyrin
130
(Yeigl. hierzu Seite 112;
außerdem vergleiche
Seite 172 und 196.)
K Mentxel,
Ueber das
Tarkoninmethyljodid und
seine Beziehungen zu Cotamin
und Hydrocotamin
stellte Dr. Bruns UnterBuchangen an. Er
konnte dabei feststelien, daß diese Basen
in derselben Beziehung zn einander stdien
wie Berberin, Dihydroberberin nnd Ganadin.
Ebenso wie bei den letzteren Basen eine
G = G - Gmppe mit Doppelbindung als
chromophore Gruppe anzusehen ist, ist dies
auch bei dem Tarkoninmethyljodid der Fall.
Das Tarkoninmethyljodid konnte durch
Ztnk und Schwefelsäure in das Hydro-
cotamin umgewandelt werden, welches
durch seine Salze charakterisiert wurde.
Dieses Hydroeotamin , das auch aus
Gotamin mit Zink und Schwefelsäure dar-
stellbar ist, konnte durch Jod wieder zu
Tarkoninmethyljodid oxydiert werden und
durch gemäßigte Oxydation mit Jod teQ-
weise auch zu Gotamin zurfickverwandelt
werden. Ebenso ließ sich das Gotamin
durch Jod teilweise zu Tarkoninmethyljodid
oxydieren. Während in diesen Versuchen
eme völlige üebereinstimmung des Tarkonin-
methyljodids mit Berberin und Dehydro-
corydalln nnd Ganadin im Verhalten gegen
nasderenden Wasserstoff, wie auch gegen
Jod festgestellt werden konnte, war dies
nicht möglich b« den analogen Versuchen,
Tarkoninmethyljodid mit Aceton, Ghloro-
form, Schwefelammonium und Hydroxyl-
amin in Wechselwirkung zu bringen, ebenso
verhielt es sich gegen starke Kalilauge
nicht dem Berberin analog. J. K.
Archiv der Pharm, 1905, 67.
Badlothor ist ein neues radioaktives Element,
welches Thonnmemanation (Ausstrahlung) aus-
sendet. Bei der Darstellung aus der Baryum-
Radinmmisohang wurde es nach 0. Bahn (Chem.-
Ztg. 1905, Bep. 385) zunächst in den leichtlös-
licheren Fraktionen angereichert und dann, mit
etwas Eisen zusammen, mittels Ammoniak ge-
fällt. Diese sowie einige andere Metboden fahr-
ten jedoch zu keinem befriedigenden Ergebnisse.
Brauchbar ist die Fällung mit Karbonaten. Die
sauren Lösungen worden mit emem Ueberschuß
von Ammoniamkarbonat in der Kälte gefällt.
Beim Kochen des Filtratrs fiel etwas basisches
Karbonat aus, das lelativ stärkere Aktivität
zeigte, die sich knrz nach der Fällung etwas
änderte. — he.
197
Für die Bestiinmiing
von AmmoniiiTn Balzen mit
Alkalihypobromit
stellen E, Rupp und E. Rößler folgende
Idtende Gesichtspunkte auf: Man Mßt ein
geeignetes Volumen der mit Wasser auf
etwa 50 bis 75 ccm verdünnten Bromlauge
von genau ermitteltem Jodwerte einfließen,
nach 5 bis 10 Minuten yerdQnnt man noch-
mals mit 50 ccm Wasser, säuert mit Salz-
säure aU; fflgt sofort Jodkalium zu und
titriert nach 2 Mmuten mit ViQ-Normal-
Thiosulfat Die Menge der angewandten
Bromlauge ist so zu bemessen, daß etwa
die Hälfte bis ein Drittel hiervon im üeber-
schuß bleibt.
Die Reaktionsgleichungen hierbei sind
folgende:
2NH3 + SNaOBr
= N2 + 3H2O + 3NaBr;
NaOBr + 2KJ + HgO
= 2 J + NaBr + 2K0H.
Die Bromlauge wird bereitet durch Auf-
lösen von 10 g Natriumhydroxyd in 500
ccm Wasser und Zusatz von 17 g Brom.
Die Titerbeetändigkeit der Liösung ist eine
ziemlich gute, da eine Veränderung der
Lange der Hauptsache nach in einer Aut-
oxydation des Hypobromites zu Bromat
besteht, was auf das Titrationsergebnis in
saurer Lösung ohne Einfluß ist
Freies Ammoniak erhöht die Alkalinität
der Bromiauge und ist daher (weil stark
alkalische Bromlauge untauglich ist) direkt
nicht genau bestimmbar. Wo solches vor-
liegt, läßt man die stark verdQnnte Lösung
unter Umschwenken langsam zur Bromlauge
zufließen, setzt tropfenweise solange ver-
dOnnte Salzsäure zu, bis eben Oelbfärbung
der Lösung durch eme Spur überschüssiger
Säure auftritt und titriert nach 5 Minuten
wie üblich zurück.
Ais Kriterium aller vollständig verlaufenen
Oxydationen kann der Umstand dienen, daß
die mit Stärkezusatz austitrierten Proben
vor Ablauf einiger Minuten nicht wieder •
blau werden dürfen. J. K. '
Arehiv der Pharm, 1906, 104,
Jodsäure und Bromsäure als
oxydimetrische Mittel.
E. Rupp versuchte die Jodsäure bei der
Bestimmung von arseniger Säure und Thio-
cyansäure, ohne jedoch zu günstigen Re-
sultaten zu kommen. Er führt diese Miß-
erfolge darauf zurück, daß die Anwendungs-
möglichkeit der Jodsäure für oxydimeirisehe
Zwecke dadurch so außerordentlich beschränkt
wird, daß die aus dem zu analysierenden
Objekte hervorgehenden Oxydations- bezw.
Zerfallprodukte indifferent sein müssen gegen
freies Jod, gegen Jodwasseretoff und Jod-
kalium. Dagegen läßt sich Ameisensäure
mit Jodsäure titrieren, wenn man Mischungen
beider Säuren eine halbe Stunde im Wasser-
bade erwärmt, das gebildete freie Jod durch
Eriiitzen in offener Schale verjagt und den
Jodsäureüberschuß mit Thiosulfat zurüok-
mißt. Die Reaktion erfolgt hierbei nach
der Gleichung:
2HJO5 + 5HC00H
= 2J + 6H2O + öCOj.
Eine größere Anwendbarkeit zu gleichen
Zwecken erlaubt die Bromsäure bezw.
ihre Salze in schwefelsaurer Lösung. Der
Bromattiter wird in der Titerflüssigkeit wie
auch nach erfolgter Oxydation in der
Reaktionsflüssigkeit bestimmt, indem man
die Lösungen auf 75 bis 100 ccm mit
Wasser verdünnt, einige ccm verdünnte
Schwefelsäure und 1 bis 2 g Jodkalium
zusetzt und das ausgeschiedene Jod mit
Yio-Normal-Thiosulfat mißt Da das abge-
spaltene Brom nicht wieder oxydierbar und
und leicht flüchtig ist, so fallen die Be-
schränkungen, welche für die Anwendung
von Jodsäure giltig sind, vollständig weg
und man wird die Jodsäure daher als
Oxydationsagens überhaupt völlig aus-
schalten. J. K,
Arehiv der Pharm. 1905, 98.
Die kolorlmetrlsebe Bestimmung der Sali-
oylsäure auf grund der EisenohloridfärbuDg be-
gegnet bei der Untersachung von Nahrungsmitteln
häufig der Schwierigkeit, daß bei einem Gehalte
an Gerbstoff eine gute Färbung nicht zu erhalten
ist F, T. Harry und W, B. Mummery (Chem.-
Ztg 1905, Rep. 164) verfahren in der Weise,
dajä sie die ßleisalze heratelleu, die sich durch
kaustische Alkalien trennen lassen, weil Blei-
salioylat sich leicht darin löst, während Blei-
tannat unlöslich ist. ^-he.
198
■ ahrungsmi
Die Bestimmung der schwef-
ligen Säure.
Eine neue Methode znr Beetimmnng der
Bchwefligen Sänre in Nahrnngsmitteln, welche
den Yorzng Bchnellerer AusfQhrbarkeit vor
der Defitillationsmethode mit nachfolgender
Oewichtsbestimmang als BaS04 haben soll,
veröffentUchten Th, Schumacher und E.
Feder (Ztschr. f. Unters, d. Nahr.-n. Genußm.
1905, X, 649).
Das aus angesäuerter Lösung ausgetrie-
bene Schwefeldioxyd wird in einer mit jod-
saurem Kalium beschickten Vorlage auf-
gefangen und von der Jods&ure unter Ab-
scheidung von Jod oxydiert So lange die
Jodsäure im Ueberschuß da ist, braucht man
nicht zu befürchten, daß das ausgeschiedene
Jod sich an der Oxydation der schwefligen
Säure beteiligt. Die Ausführung geschieht
in der Weise, daß der Destillationskolben
mit 100 bis 150 ccm Wasser beschickt
und dieses ausgekocht wird. Alsdann
fQllt man ihn durch einen kleinen Scheide-
trichter, der als Oaszuleitungsrohr dient, mit
Kohlensäure an und gibt nun 25 g Dörr-
obst oder Hackfleisch hinzu; dann
säuert man durch den Scheidetrichter mit
Phosphorsäure an und destilliert in bekannter
Weise. Als Vorlage dient eine Jodatlösung,
deren Wert gegen YiQ-NormalThiosulfat-
lösung man kennt. Die Wertbestimmung
jener erfolgt in der Weise, daß die
Jodatlösung unter Znsatz eines Ueberschusses
von Kaliumjodid und Schwefelsäure mit
Thiosulfat titriert wird. Eine gemessene
Menge dieser Lösung wird vorgelegt und
nach beendeter Destillation das ausgeschie-
dene Jod durch Kochen auf dem Drahtnetz
vertrieben, noch 5 bis 10 Minuten weiter
erhitzt und nach dem Erkalten der noch
vorhandene Ueberschuß an Jodat wieder
mit Thiosulfat bestimmt.
Die Art der Berechnung zeigen die
folgenden Ausführungen: Man stelle die
Kaliumjodatlösung am besten gleich einer
YiO'^oi™^''i'bioAQU<itlösung, sie enthält dann
nach der Gleichung:
KJOa + 5KJ + 3H28O4
= 3K2SO4 + 3H2O + 6J
Ye Molekül Kaliumjodat im Liter gelöst.
Eine Normal - Sulfitlösung enthielt 72
'olekOl SO2 im Liter, hiemach entsprechen
ttel-Chemie.
2K.TO3 = 5SO2 und 12 ccm Jodatlösung
(Wirkungswert gleich einer ^/iQ-l^onn^l'
Thiosulfatlösung) = 10 ccm ^/iQ-NormsA-
Sulfitlösung oder 6 ccm Jodatlösung = 5 ccm
Sulfitlösung.
Man hat also von der Anzahl der redu-
zierten Kubikzentimeter Jodatlösung ein
Sechstel zu subtrahieren und die erhaltene
Zahl mit dem Aequivalent von S bezw.
SO2 also mit 16 bezw. 32, bei Yic^^r-
mallösungen mit 1,6 bezw. 3,2 zu multi-
plizieren, um die Menge des vorhandenen
Schwefels oder Schwefeldioxydee in Milli-
gramm zu erhalten.
Die allgemeine Gleichung ist folgende:
2KJO3 + 5SO2 + 4H2O
= K2S04 + 4H2S04+ 2J.
Beispiel:
Vorgelegt sind 20 ccm Jodatlösung
(= YiQ-Normal-Thiosulfatlösung),
zurücktitriert 8 ccm Yio*^<>i^™Al~'i'^><^^^^;
verbraucht 12 ccm Jodatlösung z. Oxydat.,
davon ab Ye" 2 ccm
Rest 10 ccm mit 3,2 multipliziert
= 32 mg SO2.
Das Verfahren liefert bei Einhaltung der
erwähnten Bedingungen gute Resultate and
die Einwendungen, die Kerp (Arbäten aus
d. Kaiserl. Gesundheitsamt 1904, 21, 169)
gegen das Destillationsverfahren vorbrachte,
beruhen auf fehlerhafter Versuchsanstellnng.
Für die Bestimmung des Gesamischwefel-
gehaltes im Leuchtgas in Form von SO2
in den aufgefangenen Verbrennungsgasen
eignet sich das neue Verfahren gleichfalls,
wenn man die unterwegs oich im Luftstrom
zu Schwefelsäure oxydierende Menge schwef-
liger Säure berücksichtigt —del.
Welnstelnsättrehaltige IlaasenblaselSsniig
zum Schönen des Weines Ist unzuiässig. Um
die Hausenblase besser löslich zu machen,
hatten ein Weinhändler und ein Küfer Weinstem-
säare bei der Bereitung der HausenblaselösuDg
verwendet und mit dieser Lösung trübe junge
Weine «geschönt». Die Schonung an sich ist
anerkannte Eellerbebandlung, der Zusatz von
Weinsteinsäure verstößt jedoch gegen § 3 Nr. 5
des Weingesetzes vom 24. Mai 1901. Die An-
geklagten wurden am 7. bezw. 14. Juni 1904
wegen Vergehens wider das Weingesetz und
Nahrungsmiitelgesetz (§ 10^) von der Strafkammer
des Landgerichts Eaiserlautern zn 10 M. bezw.
ö M Geldstrafe und Einziehung des gefälschten
Weines verurteilt und dieses urteil am 3. April 1905
vom I. Strafsenat dt\sReiclisgorichts bestätigt. P. S.
1&9
TherapeutisciMr/ Mitteilungen.
Streptokokkenserum Menzer.
VeiBohiedene Stareptokokkeninfektiozien
wie korzes Sorumfieber, Hautröte, Pals-
steigerang auf. Aus der jedesmal fieber-
herabeeüsenden Wirkung dee Seram schließt
haben auch ihre venMshiedenen Strepto- j Burckhard auf eine spezifisch zuverlässige
kokkenarteo, so daß schließlich die Strepto- . Wirkung des enteren.
kokkenstämme des Scharlachs, des Gelenk-
rheumatismus und der verschiedenen Eiter-
ung; en verschieden von einander und ver-
schieden in ihrer Abstammung sind. Daher
hat Menzer (BerL Elin.-therap. Wochenschr.)
ein sog. polyvalentes Streptokokkenserum er-
zeugty indem er die zu immunisierenden
Tiere mit Streptokokkenstämmen verschie-
dener Herkunft behandelte. Menxer aber
gibt seinem Serum, das von der Chemischen
Fabrik E, Merck in Darmstadt dargestellt
wird, gleich von vornherein strenge Gesichts-
punkte und zieht enge Grenzen, denn er
sagt im Sinne der Serumbehandlung über-
haupt, daß man sich stets die Höhe der
Kraftleistung vergegenwärtigen mQsse, die
ein Serum wie das seinige im menschlichen
Körper erfordert. Ein solches bakterien-
tötendes Serum vernichtet sowohl die ein-
gedrangenen Krankheitserreger und regt
aucli die Fortschaffung der bei diesem
Kampfe erzeugten Abfallstoffe an. Kein
Wunder, daß im vorgeschrittcnei Stadium
Versagen oder gar Verschlimmerungen ein-
treten. Deshalb kann nur bei Prozessen,
die noch örtlich umschrieben sind und eben
erst im Begriffe stehen, eine gefährliche
Allgemeinmfektion zu bilden, ein Erfolg vom
Menxer'^^&i Serum erwartet werden,
z.B. bei noch bestehender Entzündung der
Gebärmutterhöhle, bevor die hinzutretende
BanchfelleotzQndung noch allgemein ist; in
demselben Sinne bei eitriger Blinddarment-
Auch beim Gelenkrheumatismus wurde
das Menxer^wii'^ Serum erprobt, und zwar
von E, Bibergeil in Berlin (BerL Klin.-
ther. Wochensdhr. 1904, Nr. 50) mit einem
Erfolge dort, wo der chronische Eutzünd-
ungsvorgang noch nicht zu bleibenden und
strangförmigen und auflagernden Veränder-
ungen geführt hatte. Aber um so mehr
kommt die Serumwirkung dort zur Geltung,
wo der akute Rheumatismus chronisch oder
rückfällig werden will und bei chronischen
Gelenkentzündungen ohne feststellbare sta-
tionäre GelenkveränderuDgen Hier trat
nach jeder Einspritzung sogleich eine fieber-
hafte Allgemeinreaktion ein; die Schmerzen'
in den befallenen Gelenken nahmen vor-
übergehend an Heftigkeit zu, um dann nach
Ablauf der Reaktion, in der Regel nach
Verlauf von 24 Stunden, einer entschiedenen
Besserung Platz zu machen. Fälle obiger
Art wurden durch die Einspritzungen zur
Heilung gebracht. (Vergl. auch Pharm. Oentralli.
43 [1902], 570; 45 (1904], 198.) A, Rn.
gefüllt und in dieser gleichmäßigen Form
Zündung und ähnlich bei Sehnenscheiden- und I (die Tube kostet 60 Pf.) von der Chemischen
Zellgewebsentzündungen, die fortkriechen
bezw. fortschreiten wollen. Hier empfiehlt
Menxer wiederholte Serum-Einspritzungen
mit 20 ecm seines Serum.
O, Burckhard in Würzburg (Reichs-
Med.- Anzeig. 1905, Nr. 3) berichtet von
7 Fällen, wo bei schwerem beginnenden
Kindbettfieber das Menzer^^dtie Serum die
stürmischen Erscheinungen der Allgemein-
infektion bekämpfte. Die Anwendung des
Seram geschah in der Weise, daß das erste
Mal 20 ccm subkutan eingespritzt wurden,
dann jeden weiteren Tag 10 ccm. Es
traten nur geringfügige Nebenerscheinungen
Styptogan
als äußeres und örtliches Blutstillungsmittel
prüfte auch H. Schaedel bei flächenhaften
Blutungen, wie sie gerade oft bei Abtrag-
ung von Warzen, Condylomen usw. ent-
stehen. Die mit Vaselih und Kieselgur an-
gerührte Kaliumpermanganatpaste wird der
Haltbarkeit und Handlichkeit wegen in Tuben
Fabrik J. D, Riedel in Berlin in den Handel
gebracht.
Die Art der Anwendung ist eine bequeme
und die Wirkung eine durchaus zuverlässige.
Hat man von der Paste zu viel aufgetragen
und ragt etwas über die Ränder der Wunde
hinaus, so kann man den Rest leicht mit
emem in Olivenöl getauchten* Wattebausch
entfernen, ein Verband ist überflüssig Nach
ein bis zweimal 24 Stunden stö3t sich der
Schorf ab und hinterläßt eine reine glatte
Wnndfläche, die in kurzer Zeit heilt
Dculsf'Jie Med. Wuchctischr. IQjö, Nr t
A. Rn,
iOO
Ph«itographische Mitteilungeiii
Saurer Entwickler
für Bromsüberbilder.
Die mit saurem Amidol-Entwickler er-
zielten gfliistigen Reeultate Balagny'B worden
neuerdings von BocandS in Rioto- Revue
1905 bestätigt Folgende abgeänderte Vor-
schrift für den Entwickler soll besonders zu
empfehlen sdn und Schleier und Vergilben
trotz verschiedener Expositionszeit verhüten:
Natriumbisulfit (saure Sulfitlauge) 15 ocm,
Natriumsulfit, wasserfreies 10 g, Wasser,
destill. 50 ccm.
Von dieser Vorratslösung nimmt man zum
Gebrauch 5 ccm auf 50 ccm Wasser unter
Zusatz von 0,5 ccm lOproc Bromkalium-
lOsung und 0,5 Teelöffel voll Amidol. Er-
scheint das Bild zu schnell, setzt man eine
Wenigkeit Amidol zu, tritt es dagegen zu
langsam zutage, so müssen von der Vorrats-
lösung dnige Tropfen beigegeben werden.
Bm,
Sicherer Schutz wertvoller
Die meisten Amateure üben eine große
Nadüftssigkeit beim Aufbewahren ihrer Ne-
gative. Vielfach werden dieselben direkt
aufeinander in einer leeren Plattensohaohtel
aufgespeichert, allenfalls legt man noch
Papierstüoke dazwischen. Ordnungsliebendere
Amateure verwenden gern die im Handel
befindtichen transparenten Kuverts; diese
bergen aber insofern eine nicht zu unter-
schätzende Gefahr in sich, als zum Zusammen-
kleben saurer Kleister verwendet wordei>
sein kann, dessen Einwirkung auf die lingere^
Zeit mit ihm in Berührung befindlichem
Platten sich in höchst unangendimen Fleekeik.
bemerkbar macht. Man beachte bei Ver-
wendung solcher Schutzhüllen mindestens-
immer, daß nur die Olasseite mit den ge-
klebten Stellen in Berührung kommt
Bm.
Fixativ
für Brom ilbervergröBerungen».
Spörl gibt hierfür in sdner «Praktischen
Reoept - Sammlung» folgende Vorsdiriftr
250 ccm Alkohol, 60 ccm Benzin, 2,5 ocnk
Lavendelöl und 15 g pulveris. Mastix.
Die Mischung wird unter öfterem Um-
rühren eme Woche lang stehen gelassei^
und dann filtriert. Büttels eines ZerstiuberB-
blSst man sie über das retouchierte Bild^
wobei sie sich in Form eines feinen Taue»,
darauf absetzt und die Retouche bindet
Bm.
Albuminpapier
und Celloidinpapier.
Obgleich das Oelloidinpapier mancheriek
Vorteile besitzt, ist es doch nicht imstande^
das Albuminpapier zu ersetzen. Vor allon»
arbeitet dieses weicher und ist deshalb be-
sonders für Porträts geeignet. Celloidinpapier
liefert die besten Kopien nach zarten, wie^
mit dnem Hauch überzogenen Negativen^
doch dürfen diese nicht ganz kontrastlos.
und nicht versohlttert sein. Em.
Brieffwetthsel.
Apoth. Hch. N. in B. Bei Qalen heißt es
^hfiiXoyov fiiav XQäoiv ix^^s^^"* USW. Vermat-
lieh denkt er dabei an ein 6ix6koyov^ ein Ho-
mologes, das mit andern MischuDgen gewisse
übereinstimmende EigeDScbaften hat. Homologe
Reihen besteben aus in gewissen Eigenschaften
übereinstimmenden cOliedem». Selbst wenn
man sich nioh^das Glied ergänzte, dürfte man
— wenigstens ich habe das, vielleicht nach dem
Beispiele der Lehrer, so getan — das Homo-
logen, das Homolog(e), ein Homolog and dazu
die Mehrzahl «die Homologe» bilden. Nach einer
Erkundigung bei einer offenbar maßgebende!^
Stelle soll es Begein, nach denen die Fi'age-
unanfechtbar richtig zu beantworten wäre, nicht
geben, und über das Sprachgefühl läßt sich
streiten. Sehelenx,
H N. in B. Das Bach über «Die chemische
Ursache des Lebens» ist von Loew und Bohorm^
bearbeitet und 1881 bei Jos, Ant, Finsterlm in
München erschienen. Eine Besprechung de»
Baches finden Sie in Pharm. Centralh. 2S [1882]^
160.
Verleger: Dr. A. X^eaaelder, DrsMleii und 0r. F. StlS, Drwden-Bbtfewite
Venuntwcrtlkhar Leltv: Dr. A. 8ekB«ider in DrMden.
In Bncbhftiidel dnreh Julius Springer, Berlin N., MonUioaplats S*
Druck v«>B Fr. TUfrl IVaehfolK^r fKnnetli Ik Melilo)ln Dr^eden.
Pharmaceutische Centralhalle
für Deutschland.
Herausgegeben von Dis A. Sohnaider and Dr. P. SOss.
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Zeitschrift fflr wissensebaftliehe und gesehäftliehe Interessen
der Fharmacie.
Gegründet von Dr. HermaBii Hsger im Jahre 1859.
Erscheint jeden Donners^'tag.
Bezugspreis vierteljährlich: dnrch Bachhandel oder Post 2,50 ML., durch Oescbftfts-
steUe im Inland 3,-— Mk., Ausland 3^ Mir. — Einzelne Nummern 30 Pf.
Anzeigen: die einmal gespaltene Elein-Zeile 30 Pf., bei größeren Anzeigen oder "Wieder-
holuogen Preisermäßigung.
[Leiter der \ Dr. Alfred Schneider, Dresden- A. 21; Schaudauer Str. 43.
Zeitsehrift: J Dr. Paul Süß, Dresden-Blasewitz; Gustav Freytag-Str. 7.
Oesehüflsstelle: Dresden-A. 21; Schandauer Straße 43.
M 11.
DresdeD, 15. März 1906.
Der neuen Folge XXVII. Jahrgang.
xLvn.
Jahrgang.
Inhalt : Chemie and Fharmaeie: Zur Untenuchusg tob gelbem Wache. — Vifomtl. — Neue Speiialitftten. —
Harzcsienf, EienGl und Terpentinöl. ^ Von einigen Vorschlagen fQr die Praxis dee Beeeptare. — Lanterbach'i
HQhneraogenseife. — Zersetxung pharmaseutiecher Prlptrate. — Aufbewahrung der Blutegel. — Adeps OoMjpii. —
Transparenz des Ptralfin. — Eugatol. — Untersuchnng des Urotropin. — Nachweis der Borsäure. — Nftchwe.^
kleiner Mengen Jodoform. ~ Giftigkeit chemischer \erbindungen — YeneUedeiie MittellmnCMi.
Chemie und Pharmacie.
Zur Untersuchung von gelbem
Wachs.
Von Dr. P, Bohrisck und Rudolf Richter.
In den letzten Jahren ist bereits eine
große Reihe von Abhandlangen über
gelbes Wachs ersehenen, sodaß es eigent-
lich überflfissig erscheinen könnte, noch-
mals einen längeren Artikel darüber zu
veröffentlichen. Verschiedene Gründe
veranlagten uns aber dennoch, es zu
tun. Einerseits sind trotz der vielen
Arbeiten über Untersuchungsmethoden
von gelbem Wachs, speziell über die
Ausführung der v. HübC&chen Probe
noch manche Unklarheiten vorhanden,
andrerseits häufen sich die Klagen der
Fachgenosseu, daß es ihnen unmöglich
sei, gelbes Bienenwachs in reinem, un-
verfälschtem Zustande zu erhalten, ob-
gleich sie es teilweise direkt von den
Imkern bezogen hätten. Uns waren
diese Klagen nichts neues, sagt ja schon
Hager'» Handbuch der Pharm. Praxis
(1900, S. 686) unter Gera flava: «Die
Verhältnisse liegen gegenwärtig eigen-
tümlicher Weise so, daß es kaum noch
möglich ist, ein garantiert unverfälschtes
Wachs im Handel zu bekommen. Nur,
wenn man in der Lage ist. Wachs von
wilden Bienen zu sammeln, oder mit
einem zuverlässigen Imker bestimmte
Abmachungen zu treffen, kann man
sicher sein, ein unverfälschtes Wachs
zu erhalten, ist dies nicht möglich, so
muß man stets gewärtig sein, daß selbst
Wachs aus anscheinend zuverlässiger
Quelle fremde Beimengungen enthält.
Dies kommt daher, daß die Imker gegen-
wärtig zur Vermehrung der Honigaus-
beute den Bienen künstliche Waben
(aus Ceresin) in die Stöcke stellen. Bei
der Honigemte haben die Imker meist
vergessen, in welche Stöcke sie die
künstlichen Waben gebracht haben.
Infolgedessen werden dann auch ohne
202
unlaiitere Absicht Naturwaben und Eunst-
waben zur Gewinnung des Wachses zu-
sammengeschmolzen. »
In ähnlicher Weise äußert sich Sah-
mann in der Real-Encyklopaedie d. ges.
Pharmacie (III. Band, S.438). Es heißt
an dieser Stelle: «Da die Imker zur
Vermehrung der Honigausbeute den
Bienen kfinstliche Waben aus Ceresin
in die Stöcke stellen, und da diese zu-
meist auch ohne betrügerische Absicht
mit den natfirlichen Waben zusammen-
geschmolzen werden, so ist es verhält-
nismäßig schwer, reines Wachs zu er-
halten.»
Liegt es auf der Hand, daß der Imker,
wie Stdxmann auch erwähnt, oft nur
unabsichtlich, also ohne sich eines Be-
truges schuldig machen zu wollen.
Ceresin in das Wachs hinein bringt,
so gibt es, besonders im Großhandel,
genug Fälscher, die den hohen Preis
des Wachses benutzen, um durch billige
Surrogate großen Gewinn zu erzielen,
und da viele Käufer von Wachs der
Ansicht sind, daß es nur sehr schwer
möglich ist, Verfälschungsmittel im
Wachse nachzuweisen, und infolgedessen
gewöhnlich auf die Untersuchung des
gekauften Wachses verzichten, so ist
es den Fälschern eben sehr leicht, ihre
unreinen Produkte ungestraft an den
Mann zu bringen. Daß der Nutzen,
der aus der Verfälschung des Wachses
erzielt wird, ein nicht geringer ist, geht
am besten aus den Preisen des reinen
Wachses und der zum Verfälschen be-
nutzten Produkte hervor. Nach der
Oehe'schen Preisliste A 1905 kostet
1 kg Cera flava D. A. B. IV = 3,85
Mark, während für 1 kg Cera mineralis
(Ceresin) = 1,70 bis 1,80 Mark für
1 kg Cera Japonica =1,70 Mark, für
1 kg Paraffin (44 bis 46^ und 56 bis
58^ Erstarrungspunkt) =:= 1, — bis 1,10
Mark, für 1 kg Kolophonium = 25 bis
30 Pf. und für 1 kg Stearinum album
= 1,30 Mark bezahlt wird. Wir sind
uns wohl bewußt, daß bei diesen Zahlen
nur das Preisverhältnis einen Wert hat,
da im Oroßhandel selbstverständlich ein
noch niedrigerer Preis für die einzelnen
Drogen sich berechnet. Jedenfalls sieht
aber auch schon der Laie aus den
obigen Zahlen, daß das Verfälschen von
Wachs mit einem der genannten Pro-
dukte ein gutes Geschäft ist, ja daß
der gewissenlose Händler infolge der
hohen Wachspreise und des niedrigen
Preises der Verfälschungsmittel gerade-
zu zu unlauteren Machenschaften ver-
lockt wird.
Obgleich für den Apotheker das gelbe
Wachs verhältnismäßig wenig Bedeutung
hat, da es in der Hauptsache nur für
Pflaster und Cerate Verwendung findet,
die heutzutage immer mehr aus Fabriken
bezogen werden, und als Droge nur in
wenigen Gegenden Deutschlands als
Handverkaufsaitikel noch eine größere
Rolle spielt, so haben doch infolge der
Verfälschungen, denen es ausgesetzt ist,
die Pharmakopoeen bei dem Artikel
Cera flava immer zahlreichere Prüfungs-
methoden anzugeben Veranlassung ge-
nommen. Während die Pharmacopoea
Germanica außer dem spezifischen Ge-
wicht, Schmelzpunkt und der Löslich-
keit in Aether und Terpentinöl nur an-
gibt, daß gelbes Wachs, auf glühende
Eohle geworfen, keinen fettartigen Ge-
ruch verbreiten und, mit kaltem, ver-
dünntem Spiritus geschüttelt, ein Filtrat
geben soll, welches nach dem Ver-
dampfen kein Harz hinterläßt, stellt die
Pharmacopoea Germanica ed. altera
schon bedeutend höhere Anforderungen.
Außer einer mikroskopischen Prüfung
und Bestimmung des spezifischen Ge-
wichts nach Hager mittels Einwerfen
von Wachsstückchen in verdünnten
Spiritus, läßt sie noch auf Stearinsäure
und Harze prüfen, indem das Wachs
in 30 Teilen kochendem Spiritus vom
spezifischen Gewicht 0,830 gelöst werden
soll; nach dem Erkalten wird von dem
ausgeschiedenen Eristallbrei abfiltriert
und in das Filtrat Lackmuspapier ge-
bracht. Dieses darf sich nicht röten;
auch darf das Filtrat durch Wasser-
zusatz nicht getrübt werden. Ebenso
soll Wachs, eine Stunde lang mit 30
Teilen Spiritus vom spezifischen Gewicht
0,960 und 1 Teil entwässerter Soda
gekocht, nach dem Erkalten ein Filtrat
203
geben, in welchem Salzsäure keinen
Niederschlag verursacht.
Das D. A.-B. III hat fast dieselben
Prüfungsmethoden, wie die Pharm. Genn.,
ed. altera. Auf Stearinsäure, Fflanzen-
wachs und Talg prfift es noch folgen-
dermaßen: «Wird 1 g gelbes Wachs
mit 10 ccm Wasser und 3 g kristall-
isiertem Natriumkarbonat V4 Stunde zum
Sieden erhitzt, so muß sich das Wachs
beim Elrkalten über der Salzlösung wie-
der abscheiden und letztere darf nur
opalisierend getrflbt erscheinen. Die
Probe des umständlichen Kochens mit
Alkohol und Soda usw. hat das D. A.-B.
ni fallen gela:isen; es betont hingegen
das klare Schmelzen des Wachses, wo-
durch die Abwesenheit größerer Mengen
Wassers erwiesen ist.
Das D. A.-B. IV hat als wichtigste
Prüfung die Bestimmung der Säure- und
Esterzahl neu aufgenommen, lieber die
Ausführung der letzteren, welche in der
Fassung , wie sie das Arzneibuch angibt,
nach K. JDieterich, Werder und Lang-
bpf keine absolut richtigen Zahlen gibt,
werden wir weiter unten berichten.
Bei Ausfülirung der Bestimmung des
spezifischen Gewichtes legt das Arznei-
buch Wert darauf, daß nicht Wachs-
stftckchen, sondern Wachskfigelchen Ver-
wendung finden. Die Prüfung auf Harze
uud Stearinsäure ist gegenüber dem
D. A.-B. in genauer ausgeführt.
Bei der Untersuchung einer größeren
Anzahl von Wachsproben nun, welche
wir, um auch unsererseits einen Ueber-
blick bezüglich der Eennzahlen (Eon-
stanten) des deutschen gelben Wachses
zu erhalten, aus den verschiedensten
Gegenden von Nord-, Mittel- und Süd-
Deutschland bezogen hatten % machten
wii' die Erfahrung, daß die pessimist-
ischen Angaben von Fischer und Hart-
ickhy sowie Sahmann über die Rein-
heit des gelben Bienenwachses nur allzu-
sehr berechtigt waren. Aus Tabelle I
sind die Resultate der 73 untersuchten
Wachsproben zu ersehen. Vergl. diese
Tabelle auf Seite 204 bis 206.
*) Ans jedem der drei Landesteile worde an-
nfihernd die gleiche Anzahl Frohen entnommen.
Die Prüfung der Wachse erstreckte
sich auf die Bestimmung des spezifischen
Gewichtes nach 2 Methoden, des Schmelz-
punktes nach Hagery der Säure-, Erster-,
Verseifungs- und Verhältniszahl nach
V, Hübl und der Sodaprobe des D. A.-B.
IV. Im Bedarfsfalle wurde auch noch
die Biuihnerz2ih\ ausgeführt. Sämtliche
Wachse wurden außerdem auf äußere
Beschaffenheit und Qeruch sowie auf
künstliche Färbung untersucht.
Die Tabelle zeigt, daß von den 73
gelben Wachsproben nicht weniger als
38 verfälscht waren, also 52pCt. 34
Proben oder ca. 47 pCt hatten einen Zu-
satz von Paraffin oder Ceresin erhalten,
4 Proben oder ca. 6 pGt waren mit
Stearinsäure resp. Talg oder Gamauba-
wachs versetzt worden. Von den 34
ceresin- oder paraffinhaltigen Wachs-
proben enthielten 24 oder fast Va ^^i*
mit Kohlenwasserstoffen versetzten
Wachsproben mehr als 30 pGt Paraffin
oder Geresin. Bei derartigen Zusätzen
kann man wohl noch kaum von einer
Fahrlässigkeit der Imker sprechen, son-
dern muß annehmen, daß diese oder die
anderen Lieferanten in unre^icher Ab-
sicht gehandelt haben. Auf jeden Fall
geht ans der Tabelle hervor, daß der
Apotheker auch heutzutage noch bei
dem Einkaufe von gelbem Wadis sehr
auf der Hut sein muß. Es ist deshalb
wohl angebracht, auch in dieser Zeit-
schrift die verschiedenen Wachsprflf nngs-
methoden durchzusprechen und die für
den Apotheker am meisten geeigneten
besonders zu erwähnen. Daß die Prüf-
ungen, welche das D. A.-B. IV angibt,
nicht sämtlich einwandfrei sind, haben
wir schon früher kurz angedeutet und
werden an geeigneter Stelle näher darauf
eingehen.
Was zunächst die äußere Be-
schaffenheit und den Geruch des
gelben Wachses anbetrifft, so gibt das
Arzneibuch an, daß es eine gelbe, körnig
brechende Masse darstellen soU, die ge-
schmolzen nach Honig riecht. Die er-
haltene Flüssigkeit soll klar sein.
Reines «gelbes» Wachs braucht nicht
immer gelb auszusehen; das Jungfem-
wachs z. B. ist von schmutzig-weißlich-
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207
gelber Farbe, w&hrend afrikanische and
amerikanische Wachssorten oft braun,
indische granbraun aussehen. Die Bruch-
fl&che des Wachses bietet für den
Kenner häufig ein sicheres Merkmal,
ob es verfälscht ist. Erdwachs (Ozokerit)
z. B. verleiht dem Wachse ein mehr
oder minder kristallinisches Gefüge,
während sich ein größerer Paraffinzusatz
durch ziemlich glatten, ganz feinkörnigen
Bruch erkennen läßt.
Beim Kneten in der Hand erweicht
das Wachs, es wird klebrig ; enthält es
viel Paraffin, so verliert es diese Eigen-
schaft und fühlt sich schlüpfrig an.
Beim Kauen zwischen den Zähnen
darf reines Wachs nicht an diesen haften,
andernfalls ist es eines Harzzusatzes
verdächtig. Mit Paraffin versetztes
Wachs zeigt geschmolzen einen schwach
petroleumartigen Geruch; bei einiger
üebnng sind selbst Zusätze von 10 bis
20 pCt mit ziemlicher Sicherheit zu er-
kennen. Enthält ein Wachs Wasser
beigemischt, so schmilzt es trübe; auch
zeig^ es einen erdigen Bruch, der durch
Druck mit dem Fingernagel glänzend
wird, wobei oft Wassertropfen austreten.
Die quantitative Bestimmung des Wasser-
gehaltes wird am besten durch das Ver-
fahren von Davis (Chem.-Ztg., Rep. 1901,
26. 266) durch Trocknen mit Fließ-
papier im Wägegläschen bei lli)^ C
ausgeführt. Häufig enthält gelbes Wachs
Mehl, Schmutz oder anorganische Stoffe
beigemengt. Diese Verunreinigungen
werden entweder durch Schmebsen des
Wachses und Filtrieren nachgewiesen
und entfernt, oder auch durch Lösen des
Wachses in Chloroform. Alle diese Un-
reinigkeiten bleiben als Bodensatz un-
gelöst zurück ; dieser wird mikroskopisch
untersucht, wobei Mehl, Polleukömer
usw. leicht erkannt werden können. In
der Großindustrie wird der Gehalt des
Wachses an cAbgang» d. h. Schmutz
nach B. Berg (Chem.-Ztg. 1903, S. 762)
folgendermaßen bestimmt. 60 bis 100 g
Wachs kocht man in einer geräumigen
PorzeUanschale unter stetem Umrühren
nngefttr 10 Min. mit etwa 10 pCt ver-
dünnter Schwefel- oder Oxalsäure (1 : 10).
Dann läßt man die Probe in Ruhe ab-
setzen, erkalten und schabt möglichst
vorsichtig etwa anhaftenden Schmutz
von der Unterseite des Wachskuchens
ab. Der Kuchen wird mit Fließpapier
abgetrocknet, einige Runden im Trocken-
gefäß (Ezsiccator) gelassen und dann
gewogen. Der Schmutz wird nochmals ein
Paar Minuten mit der Säure zum Sieden
erhitzt und etwa hierbei gewonnenes
Wachs der Hauptmenge zugezählt.
Von den physikalischen Methoden,
die bei der Untersuchung des gelben
Wachses verwendet werden, sind die
Bestimmung des Schmehspunktes und des
spezifischen Gewichtes die wichtigsten.
Weniger von Bedeutung ist die Bestimm-
ung des Brechungsvermögens u. die mikro-
skopische Untersuchung. Femer gehören
hierher noch die Löslichkeitsverhältnisse.
Die Bestimmung des spezifischen
G e w ichtes erfolgt nach dem D. A.-B. IV
in folgender Weise : Man mischt 2 Teile
Weingeist mit 7 Teilen Wasser, läßt
diese Flüssigkeit bei 16^ stehen, bis
aUe Luftblasen daraus verschwunden
sind, und bringt kleine Kugeln von
gelbem Wachs hinein. Diese sollen in
der Flüssigkeit schweben, oder doch
zum Schweben gelangen, wenn durch
Zusatz von Wasser das spezifische Ge-
wicht des verdünnten Weingeistes auf
0,962 bis 0,966 gebracht worden ist.
Die hierzu erforderlichen Wachskugeln
werden so dargestellt, daß man das
Wachs bei möglichst niedriger Tem-
peratur schmilzt und tropfenweise in
ein Becherglas mit Weingeist faUen
läßt. Bevor die so erhaltenen, allseitig
abgerundeten Körper zur Bestimmung
des spezifischen Gewichts benutzt werden,
sollen sie 24 Stunden lang an der Luft
liegen bleiben.
Hat man eine größere Reihe von
Wachsproben zu untersuchen, so stellt
man sich zweckmäßig verschiedene
Wasser - Weingeistmischungen her vom
spezifischen Gewicht 0,960, 0,961 usw.
bis 0,967 und bringt dann die Wachs-
perlen (mindestens 10 Stück) der Reihe
nach in die einzelnen Flüssigkeiten und
beobachtet, in welcher sie schweben.
Da einzelne Wachsperlen trotz sorg-
fältiger Darstellung doch Luft enthalten
d08
ist es unbediagt notwendig, eine größere
Anzahl von Perlen in jede Spiritus-
mischung zu bringen. Die Mischung^ in
welcher die Mehrzahl der Perlen sich
schwebend hält, ist die ausschlaggebende.
Um das Anhaften von Luftblasen an
den Wachskugeln zu vermeiden, ist es
zweckmäßig, sie mit einer Pinzette zu
fassen und langsam unter die Flfissig-
keitsoberfläche zu bringen und dann
loszulassen. Die Wachsperlen stellten
wir dar, indem wir das Wachs in einer
Porzellanschale auf dem Wasserbade
schmolzen, möglichst kalt werden ließen
und dann mittels eines etwas ange-
wärmten Olasstabes derart in kalten
Alkohol tropften, daß der Glasstab mit
dem Wachse die Oberfläche des Alko-
hols fast berührte. Die Luftblasen, die
sich auf dem Wachse in der Porzellan-
schale befanden, wurden mittels Fließ-
papier sorgfältig entfernt. Nur so ist
es möglich, völlig luftfreie, runde Perlen
zu erhalten. Auf jeden Fall erfordert
die Bestimmung des spezifischen Gewichts
mit Hilfe der Jager'schen Schwimmprobe
eine gewisse UebuDg und peinliches Be-
folgen der angegebenen Vorschriften.
Wir haben infolgedessen versucht, das
spezifische Gewicht des Wachses mittels
der Mohr'schen Wage auf direktem
Wege zu bestimmen, und sind, wie die
Tabelle I (Seite 204 bis i!06) zeigt, auch
zu brauchbaren Resultaten gekommen.
Wir benutzten zu unseren Versuchen
eine gleichschenkelige Mohr'sche Wage.
An dem linken Schenkel der Wage
hängt eine Wagschale an seidener
Schnur, an dem rechten dagegen eine
Wag[schale aus Messing, wie sie zur
Bestimmung des spezifischen Gewichts
fester Körper Verwendung findet. Beide
Schenkel tragen außerdem an ihrem
Ende einen dttnnen Draht vom gleichen
Gewicht. Zur Bestimmung des spe-
zifischen Gewichts wird ein Stengelchen
Wachs von ungefähr 1 cm Durchmesser
und 3 cm Länge an dem Drahte des
rechten Schenkels befestigt, bis auf die
Centigramme genau gewogen und in ein
Becherglas oder einen Glaszylinder mit
absolutem Alkohol untergetaucht. Durch
Belasten der linken Wagschale mit Ge-
wichten steUt man das Gleichgewicht
her. Aus dem spezifischen Gewicht des
absoluten Alkohols und dem Gewichte
des Wachses vor und nach dem Ein-
tauchen in Alkohol kann man leicht das
spezifische Gewicht des Wachses er-
mitteln. Beträgt das absolute Gewicht
des Wachses vor dem Eintauchen in
Alkohol = a g und nach dem Ein-
tauchen = b g und ist das spezifische
Gewicht des absoluten Alkohols = c,
so ist das spezifische Gewicht (x) des
Wachses = — '—v-.
a — b
Die Wachszylinder lassen sich ohne
Schwierigkeit von Luftblasen frei her-
stellen, indem man Papierhälsen, die
unten mit einem Eorkstopf en verschlossen
sind, mit dem in einer Schale auf dem
Wasserbade eben geschmolzen Wachse
ffiUt und dieses an einem nicht alhsu
kühlen Orte möglichst langsam erkalten
läßt. Die völlig erkalteten Wachs-
zylinder werden erst nach weiterem
12 ständigem Liegen an einem kühlen
Orte in Gebrauch genommen. Das Be-
festigen der Zylinder geschieht durch
Einstechen des Drahtes in das eine
Ende desselben; dadurch wird eine ge-
nügende Befestigung erzielt.
B. Dieterich (Helfenb. Annalen 1897,
S. 362) bestimmt ebenfalls das spezifische
Gewicht des Wachses mit der JtfoAr'schen
Wage, nur nimmt er nicht Alkohol als
fintauchfiüssigkeit , sondern Wasser,
ach ihm läßt man das Wägeschälchen
außerhalb des in einem Becherglase be-
findlichen Wassers von 16^ C hängen,
so daß nur der unterhalb des Schälchens
befestigte Bügel in das Wasser unter-
taucht, bringt das Wachs in Gestalt
eines Kegels auf das Schälchen, und
stellt durch B^iter das Gleichgewicht
her. Ersetzt man nun den Wachskegel
durch Gewichte, so erhält man das Ge-
wicht derselben in der Luft (p) ; klemmt
man hierauf den Wachskegel in den im
Wasser befindlichen Bügel und bestimmt
den Auftrieb (v), so erhUt man das
spezifische Gewicht direkt durch Division
nach der bekannten Formel s = -.
209
Wir haben deshalb absoluten Alkohol
dem Wasser vorgezogen, weil sich nach
unserer Erfahrung beim Eintanchen in
Wasser erstens leichter Lnftbläschen
an das Wachs ansetzen, als beim Ein-
tanchen in Alkohol, und zweitens, weil
die große Eohäsion des Wassers das
genaue Einstellen schwieriger macht, da
es die Bewegungen des Senkkörpers
stärker hemmt, ate Alkohol. Bemerken
möchten wir, daß Wachs in kaltem, ab-
solutem Alkohol unlöslich oder doch nur
so minimal löslich ist, daß das auf die
Bestimmung des spezifischen Gewichtes
keinen Einfluß hat. Ebenso kann es üa
ausgeschlossen gelten, daß sich das
spezifische Gewicht des absoluten Alko-
hols durch Wasseraufnahme in der kurzen
Zeit, die zur Bestimmung nötig ist,
merklich yerftndert.
F. Dietxe (Pharm. Centralh. 89 [1898],
S. 37) bestimmt das spezifische Gewicht
des Wachses mit dem Pyknometer, in-
dem er 10 g Wachs in einem Porzellan-
schälchen schmilzt, und nach dem Er-
kalten ein längliches Stfick von ungefähr
1 g Schwere aus der Mitte heraus-
schneidet, die eckigen Ränder rund
schmilzt, und das genau gewogene
Wachsstfickchen im Wasser -gefüllten
Pyknometer auf 15® (7 erkalten läßt.
In üblicher Weise wird dann das spe-
zifische Gewicht berechnet.
Die Bestimmung des spezifischen Ge-
wichte ist von nicht zu unterschätzen-
der Wichtigkeit für die Beurteilung
eines Wachses. Reines gelbes Wachs
hat ein spezifisches Gewicht von 0,960
bis 0,970. Das Arzneibuch gibt engere
Grenzen an, 0,962 bis 0,966, doch
dürfen sich diese Zahlen als kritische
Grenzzahlen kaum aufrecht erhalten
lassen. Fischer und Hartwich geben
an, daß die niedrigste Angabe in der
Literatur 0,966, die höchste 0,975 ist;
wir selbst haben ein notorisch reines
Wachs untersucht, (s. Tabelle I, Nr. 20)
welches das spezifische Gewicht 0,958
besitzt.
Außereuropäische Wachssorten hatten,
wie F. Dietxe angibt, ein spezifisches
Gewicht von 0,958 bis 0,966, verhalten
sich also ähnlich, wie die deutechen
Wachssorten.
Verfälschungen geben bez. des spe-
zifischen Gewichte oft abweichende
Zahlen. Nach Hager zeigt eine Mischung
aus gleichen Teilen Wachs und Paraffin
das spezifische Gewicht 0,9 1» bis 0,919,
eine solche aus gleichen Teilen Wachs
und Harz 0,973 bis 0,976 ; eine Mischung
aus 2 Teilen Wachs und 1 Teil Ceresin
0,942 bis 0,943.
Wir selbst higiben Paraffinwachsge-
mische hergestellt, und zwar aus Wachs,
das ein spezifisches Gewicht von 0,961
hatte, und aus Paraffin mit dem spe-
zifischen Gewicht 0,887 und 0,916.
Aus den Tabellen II und in ist das
spezifische Gewicht der Paraffinwachs-
gemische ersichtlich.
TaboUe Nr. 2.
Zahlen der ParafBnwachB-OenüBohe (Paraffin Nr. II, Schmelzpunkt 44 bis 45^.
Eteines
Paraffin
Nr. II
Gera flava Nr. 17 mit
Reines
750/.
Paraffin
Para^n
400/o
Paraffin
30Vo
Paraffin
20o/o
Paraffin
Paraf&n
Paraffin
Wachs
Nr. 17
Spcz. Qew. m.
ii/oAr'scher Wage
Spez. Gew.
(Bager)
SohmeLEpmikt
0,887
44—450
0,905
0,908
520
0,919
0,920
57,60
0,926
0.928
59,5'>
0,935
0,935
60,50
0,943
0,945
61,50
0,953
0,954
63,5«.
0,956
0,957
64P
0,960
0,961
64,50
210
TabeUe Nr. 3.
Zahlen der Paraffin -WachsgemiBche (Paraffin I, Sdunelxpnnkt 63,6^.
Säore-
zahl
(8.Z)
Ester-
zahl
(Ez)
Verseif-
nngszahl
(Vz)
Ver-
hältnis-
zahl
Spez. Oew.
mittels
Wage
"^pez. Qew.
naoh
Hager
Schmelz-
pankt
(Hager)
Beines Paraffin
0 (Theorie)
0 (Theorie)
0 (Theorie)
0 (Theorie)
0,916
63,60
Gera fl, (Nr. 17)
0. 76% Paraffin
4,80
24,98
29,78
5,21
0,921
0,924
540
Gera fl. (Nr. 17)
c öOo/o Paraffin
10,62
40,11
50,73
3,78
0,935
0,932
58,5"
Gera fl. (Nr. 17)
0. 407o Paraffin
12,26
48,79
61,05
3,98
0,939
0,936
59,5»
Gera fl. (Nr. 17)
0. 30o/o Paraffin
14,55
65,31
69,86
3,80
0,946
0,944
610
Gera fl. (Nr. 17)
c. 207o Paraffin
16,98
62,11
79,09
3,66
0,952
0,950
62»
Gera fl. (Nr. 17)
c. l(y>/o Paraffin
19,37
71,14
90,51
3,67
0,966
0,9. >6
63»
Gera fl. (Nr. 17)
0. 6% Paraffin
20,44
73,22
93,66
3,58
0,969
0,957
C40
BeineBWaohB(Nr.l7)
21,37
76,05
97,42
3,56
0,960
0,961
64,5'»
E, Dieterich (Wagner*^ Jahresber.
1882, 1028) hat in derselben Weise
yon Ceresinwachsgemischen das spe-
zifische Gewicht bestimmt
Gelbes "Wachs
Gelbes Geresin
Spez. G
100
0
0,963
90
10
0,961
80
20
0,957
70
30
0,953
60
40
0,960
50
50
0,944
40
60
0,937
30
70
0,933
20
80
0,931
10
90
0,929
0
ICO
0,922
Die Pharm. Helvet. schreibt zur
schnellen Orientiemng, ob ein Wachs
größere Mengen PanJfin, Ceresin oder
Talg enthält, vor, das Wachs in 10 proc.
Ammoniak bei 15^ (7 zu bringen.
Schwimmt es anf demselben, so ist es
wahrscheinlich mit einem der 3 obigen
Produkte yerf&lscht. Von anderen Ver-
fftlschangen erniedrigen Schweinefett
and Bindstalg das spezifische Gewicht,
Camaubawachs und Japantalg erhohen
es!
Ueber den Schmelzpunkt des
Wachses sagt das D. A.-B. lY zunächst
nur: «Gelbe, bei 63 bis 64 ^^ zu einer
klaren, nach Honig riechenden Flüssig-
keit, schmelzende Masse». Eine be-
sondere Methode der Schmelzpunktbe-
stimmung wird also nicht angegeben,
und es ist daraus zu schließen, daß das
Arzneibuch die in der Vorrede gegebene
Methode fOr Fette und fettähnliche Sub-
stanzen angewendet wissen will. Diese
lautet :
„Die Bestimmung des Schmelz-
punktes der Fette und fettähnlichen
Substanzen wird in einem dfinn-
wandigen, an beiden Enden offenen
GlasrOhrchen yon höchstens 1 mm
lichter Weite ausgeführt. In dieses
saugt man soviel von dem klar ge-
schmolzenen Fette auf, daß es eine
21t
etwa 1 cm hoch auf dem Boden
stehende Schicht bildet. Das Röhr-
chen läßt man nun 24 Standen bei
niederer Temperatur (etwa 10 ^ C)
liegen, um das Fett völlig zum Er-
starren zu bringen. Erst dann ist
das Böhrchen mit einem geeigneten
Thermometer zu verbinden und in
ein etwa 30 mm weites Beagensglas
zu bringen, in welchem sich das zum
Erwärmen dienende Wasser befindet.
Das Erwärmen soll allmählich und
unter häufigen Umrühren des Wassers
geschehen. Der Wärmegrad, bei
welchem das Fettsäulchen durchsichtig
wird und in die Höhe schnellt, ist
als der Schmelzpunkt anzusehen.'^
In der Literatur finden sich noch
folgende speziell ffir Wachs bestimmte
Methoden angegeben: j^a^^r'sche Me-
thode (Handbuch der Pharm. Praxis
S. 687):
«Man bringt in ein auf die Hälfte
seiner Länge veijüngtes und am ver-
jüngten Ende zugeschmolzenes Glasrohr
2 bis 3 Tropfen des geschmolzenen
Wachses, sammelt sie durch Neigen un-
mittelbar über der Yerengungsstelle und
läßt vollständig erkalten. Man läßt so-
dann das Böhrchen mehrere Tage liegen,
da die Fette und Wachsarten ihren nor-
malen Schmelzpunkt erst nach längerer
Zeit wieder erlangen, stellt dann das
Böhrchen in ein mit kaltem Wasser ge-
fülltes Becherglas, in welches man zu
gleicher Zeit ein Thermometer eintaucht
und erwärmt mit einer kleinen Flamme
langsam, bis das Tröpfchen herabzu-
fließen beginnt. (Anfangspunkt des
Schmelzens.) Man erwärmt dann weiter,
bis er völlig durchsichtig ist, und notiert
die Temperatur (Endpunkt des Schmel-
zens).
Die im Handel übliche und von Berg
angewandte Tropfmethode (Chem.-Ztg.
1903, S. 763) besteht darin, daß man
die Quecksilberkugel eines Thermometers
in geschmolzenes Wachs eintaucht und,
nach dem vorschriftsmäßigen Erstarren-
lassen, den dünnen Wachsüberzug durch
Erwärmen zum Abtropfen bringt.
Eine akustische Methode der Schmelz-
punktbestimmung des Wachses ist von
N. Ckercheffsky-Porcs (Chem.-Ztg. 1899,
S. 697) angegeben worden. Sie besteht
darin, daß man durch Eintauchen in
geschmolzenes Wachs einen Neusilber-
stift mit einer dünnen Wachsschicht
überzieht und diesen in Quecksilber
eintaucht. Mittels einiger Trocken-
elemente stellt man nach Einschaltung
eines Läutewerkes einen elektrischen
Stromkreislauf her, der aber vorerst
durch den Wachsüberzug unterbrochen
ist. Nach langsamem Anwärmen des
Quecksilbers liest man an einem passend
eingetauchten Thermometer die Tem-
peratur ab, wenn das Läutewerk die
durch Schmelzen des Wachses einge-
tretene Stromschließung anzeigt.
Bei der Untersuchung unserer Wachs-
proben wurde nun durchgängig die
Methode des D. A.-B. IV und außerdem
die Hager'sche Methode augewendet und
wir beobachteten dabei, daß es in bezug
auf die Höhe des Schmelzpunktes durch-
aus nicht gleichgültig ist, nach welcher
Methode der Schmelzpunkt bestimmt
wurde. Wir machten nämlich die Er-
fahrung, daß bei der Pharmakopöe-
methode das Wachssänlchen in die Höhe
geschnellt wurde, ehe es vollständig
klar durchsichtig geschmolzen war, daß
also die von der Pharmakopoe als Kenn-
zeichen des Schmelzpunktes angegebenen
Eigenschaften des «in dieHöheschnellens»
und «Durchsichtigwerdens» nicht bei
ein und derselben Temperatur eintreten.
Das Wachssänlchen erweicht wenige
Grade unter dem Schmelzpunkte, —
d. h. der Temperatur, bei der es zu
einer klaren Flüssigkeit schmilzt —
soweit, daß es durch den Auftrieb des
Wassers zum Steigen gebracht wird,
und dadurch wird ein Beobachten des
wirklichen Schmelzens bei weiterem
Steigern der Temperatur unmöglich ge-
macht. Denn entweder — wenn das
Schmelzröhrchen aus dem zum Erwärmen
dienenden Wasser herausragt — erstarrt
das Wachssänlchen, sobald es die Zone
des erwärmten Wassers verlassen hat,
oder — wenn das obere Ende des
Schmelzröhrchens sich noch innerhalb
des Wassers befindet — wird es vom
aufwärts strebenden Wasser einfach aus
212
dem Röhrchen herausgedrängt. Ein
Beobachten des wirklichen Schmelzens
ist also zur Unmöglichkeit gemacht and
man kann lediglich die eine Eigenschaft
des «in die Höhe-Schnellens» beobachten.
Daher fällt aber die Angabe der Tem-
peratur immer um 1 bis 2 Grade zu
niedrig aus.
Die ^asrer'sche Methode gestattet da-
gegen sowohl das Erweich en,als auch dann
das eigentliche Schmelzen zu beobachten.
Schmelzpunktbestimmungen des Wachses
sollten immer nach dieser Methode vor-
genommen werden, dann wird man bei
reinen Wachsproben auch immer den
vom D. A-B. IV geforderten Schmelz-
punkt von 63^ bis 64^ C oder höchstens
64,60 c erhalten.
Bei der Schmelzpunktbestimmung kann
man eine sehr häufige Verfälschung
meist schon an der Art des Schmelzens
deutlich erkennen. Ist nämlich das
Wachs mit einigermaßen erheblichen
Mengen Paraffin oder Ceresin versetzt,
so wird das Wachssäulchen vorher klar,
ehe es steigt, und man kann, wenn das
Wachs vorher durchsichtig wird, ehe es
in die Höhe schnellt (nach D. A.-B. IV)
oder ehe es herunterläuft (nach Hager)
mit ziemlicher Sicherheit auf einen Pa-
raffin- oder Ceresinzusatz schließen, wäh-
rend man, wenn das Wachs erst später
klar wird, in der Regel ein unver-
fälschtes, jedenfalls nicht mit Paraffin
oder Ceresin verfälschtes Wachs vor
sich hat.
Bei der Bestimmung des Schmelz-
punktes sowohl nach der Methode der
Pharmakopoe, als auch nach der Hager-
sehen Methode hat uns der in Pharm.
Centralh. 42 [1901], S. 45 und ff. be-
schriebene Apparat zur Bestimmung von
Schmelz- und Siedepunkten von H. Kunz-
Krause ausgezeichnete Dienste geleistet.
Die in der Tabelle I angegebenen
Zahlen sind die nach der Rager'^ch^M
Methode erhaltenen.
Die Bestimmung des Schmelzpunktes
hat nur bei groben Verfälschungen
einigen Wert; ein Talgzusatz von 13
pCt z. B. läßt sich nach Hager nicht
am Schmelzpunkte erkennen. Ein
größerer Zusatz von Paraffin, Talg und
japanischem Wachse erniedrigt den
Schmelzpunkt, ein Gehalt an Carnauba-
wachs, Harz und Stearinsäure erhöht
ihn. Tabelle n und III, Seite 186 und
000 geben die Schmelzpunkte von Pa-
raffin-Wachsgemischen an. Ein Zusatz
von 50 pCt Paraffin (mit einem Schmelz-
punkt von 52,5^) erniedrigt hiemach
den Schmelzpunkt des Wachses um ca.
5^, ein Zusatz von 50^ Paraffin (mit
einem Schmelzpunkt von 43 bis 44^)
um ca. 6^, während ein Zusatz von 20
pCt Paraffin kaum noch durch den
Schmelzpunkt nachgewiesen werden
kann, da hier der Unterschied nur
etwa 20 beträgt
Der Schmelzpunkt von 63 bis 64<^,
den das D. A.-B. IV angibt, kann nicht
als maßgebend bezeichnet werden, da
eine Anzahl anderer Pharmakopoen die
Zahl 62 bis 64^ angeben. E. Dieterich
fand den Schmelpunkt von 88 unver-
dächtigen Wachsproben zwischen 63,5<^
und 65^ liegen, Fischer und Harttvich
zwischen 61,5^ und 65^, wobei sie aller-
dings ausländische Wachsproben mit
einrechneten. F. Dietxe (Pharm. Centralh.
39 [1898], S. 38) fand bei 23 außer-
europäischen Wachsproben den Schmelz-
punkt zwischen 63 und 65^. Bei 35
von uns untersuchten reinen gelben
Wachsproben lag der Schmelzpunkt, wie
schon früher erwähnt, zwischen 63^ und
64,50 c.
Durch die Bestimmung des Brech-
ungsvermögens mittels des Zeiß-
sehen Refraktometers nach Dr. J. Werder
(Chem.-Ztg. 1898, 38) lassen sich Zu-
sätze von Paraffin, Stearinkerzenmaterial
und Carnaubawachs leicht nachweisen,
da Wachs eine auf 40 ^ C bezogene
Refraktion von 44 bis 45^, seltener 42
bis 46^, Paraffin hingegen eine Refrak-
tion von 22,5^, Stearinkerzenmaterial
von 30^ und Carnaubawachs eine solche
von 66^ gibt. Der hohe Schmelzpunkt
der Wachsarten bedingt allerdings die
Verwendung eines hundertteiligen Ther-
imometers anstelle des ffir die Butter-
prfifung vorgeschriebenen Theimometers,
das nur bis 600 C reicht. K Berg
(Chem.-Ztg. 1903, S. 753) empfiehlt, die
Wachsproben bei mindestens 67^ zu
213
ontersachen, da viele Wachsproben einen
Schmelzpunkt von 65 bis 66^ und noch
höher zeigen, und es unbedingt nötig
ist, eine yollkommen flflssige Probe zu
haben; andernfalls bereitet das Ablesen
Schwierigkeiten. Um das hohe Erhitzen
des Refraktometers zu vermeiden, schlägt
Marpmann vor, das Wachs in Pfeffer-
minzöl zu lösen und dann die Refraktion
bei 40° C zu bestimmen. Bei dem
teuren Preise des Pfefferminzöles wird
aber die Jlfarp?7?ann'sche Methode wenig
Liebhaber finden, zumal da nach R.
Berg's Angaben die neuen Zeiß'schen
Refiaktometer Wärmegrade von 70 bis
80<^ leicht aushalten.
Eäne mikroskopische Prüfung des
Wachses hat das D. A.-B. IV nicht an-
gegeben, während die Ph. Germ. Ed.
altera und D. A.-B. in sagten, daß das
geschmolzene und wieder erkaltete Wachs
sich unter dem Mikroskope als verworren
kristallinisch zeigen soll. Ein größerer
Paraffinzusatz wfiide die Kristallbildung
verhindern. Long (Chem.-Ztg. 9, S. 1604)
läßt einige Tropfen einer Lösung von
Wachs in Chloroform auf einen Objekt-
träger bringen, mit einem Ueckglase
bedecken und dann beobachten. Nach
kurzer Zeit entstehen, wenn das Wachs
rein war, tumhantelähnliche Kristall-
age:lommerate. Schon 20 pCt Paraffin,
Talg oder Stearinsäure zeigen ein gänz-
lich verändertes mikroskopisches Bild.
Für den Nachweis von Bienenwachs in
Gemischen bietet die mikroskopi^che
Prfifung um so mehr einen Anhalt, als
unfiltriertes gelbes Wachs stets PoUen-
kOmer enthält. Diese geben unter dem
Mikroskop ein so charakteristisches Bild,
daß sie kaum übersehen werden können.
Die Löslic hk ei ts Verhältnisse
vermögen ebenfalls in manchen Fällen
Aufschluß über Verfälschungen des
Wachses zu geben. Gelbes Wachs ist
vollständig löslich in Chloroform, Schwefel-
kohlenstoff, Benzin, Terpentinöl, sowie
in vielen fetten und ätherischen Oelen.
Mit Camaubawachs versetztes Bieneu-
wachs ist gleichfalls in heißem Chloro-
form löslich, beim Erkalten scheidet sich
aber das erstere wieder aus. Mit Pa-
raffin oder Ceresin verfälschtes Wachs
ist nach K. Dieterich in Chloroform
überhaupt nicht völlig löslich. Mineral-
ische Bestandteile sowie Mehl und Stärke
bleiben, wie schon oben erwähnt, beim
Lösen von Wachs in einer der genannten
Flüssigkeiten ungelöst zurück; der ge-
trocknete Rückstand kann dann leicht
identifiziert werden.
In kaltem Alkohol löst sich das gelbe
Wachs so gut wie gar nicht, in sieden-
dem Alkohol ist es hingegen bis auf
einen geringen Rückstand löslich; dieser
soll sich nach dem D. A.-B. JII in der
10 fachen Menge warmen Chloroforms
vollständig lösen.
(Fortsetzung folgt.)
Ueber Viferral
berichtet Dr. Aufrecht in der Pharm. Ztg.
1905, 885 etwa Folgendes:
Es ist ein weißes kristallinisdieB, ziemlich
hygroskopisches Pulver, das unter dem
Mikroskope rhombisohe Prismen zeigt Im
Gegensatze zum Chloralhydrat löst es sich
sehr schwer in kaltem, leicht in siedendem
Wasser und alkalischen Flüssigkeiten. In
Alkohol, Aether, Chloroform und Benzol ist
es nahezu unlöslich. Beim Erhitzen beginnt
es bei etwa 120^ C zu sintern und
schmUzt bei 148 bis 150^ C unter Ent-
Wickelung stechend riechender Dämpfe, wo-
bei dieselben an den kälteren Teilen des
Glasrohres ein Sublimat bilden. Seine
wfisserige Lösung reagiert schwach sauer.
Mit verdünnter Natronlauge erwärmt
spaltet sich Chloroform und Ammoniak*)
ab, während beim Erhitzen des Viferral mit
festem Aetzkali Isonitrilverbindungen auf-
treten. Diese Reaktion in Verbindung mit
der Sohwerlöslichkeit und dem höheren
Schmelzpunkte des Vifernds konnten zur
Unterscheidung von Viferral und Chloral-
hydrat genügen.
Vergl. hierzu Pharm. Gentralh. 45 [1904],
827 unter Polychloral und Pharm. Gentralh.
46 [1905], 297. E. M.
*) Wie der Darsteller mitteilt, rührt das Auf-
treten von AmmoDiak beim Kochen mit Langen
nur von zurückgebliebenen Pyhdin-Sparen her.
Es gehört also nicht zur Substanz und findet
sich nur selten darin.
214
Neue Spezialitäten.
Lazarln (Helios' WanderbalBam) be-
stand nach Mämer (Bvensk Farm. Tidskr. 1905,
282) ans Borsäure, Dermatol, Fettstoffen, Earbol-
Bäoie, Pembalsam, Spiritus und Zinkweiß.
Lazarus • Gleht und Rhenmatlsmiis • Seife
stellt nach Dr. J^. Zemik (Apotb.-Ztg. lliOo, 608)
eine ansoheinend mit geringen Mengen eines
nicht näher zu bezeiohnenden ätherischen Oeles
versetzte Natronseife von ziemlich geringer Otite
dar. Darsteller: Z. Fritach in Dresden 6.
Lebewohl ist ein Hühnerangenmittel unbe-
kannter Zusammensetzung. Darsteller: C. F.
W, Becker in Dresden-A. 21.
L«lehdonitlnktiir war nach Dr. W. Älberda
van Ekenstein (Pharm. Weekbl. 1904, 325) eine
Lösung von Salicylsäare und einem Pflanzen-
extrakt (wahrscheinlich Indisch Hanf) in CoUod-
ium.
Letolln, ein Mäuse-, Hatten- und Insekten-
yertilgungsmittel enthielt W. St-Ph. (Wiener
Stadt - Physikat) Brechnuß , Baldrianwurzel ,
Weizenstärke, Holzfasern von Koniferen sowie
Lykopodium und Teeblätter.
Liebe^s Brusttee besteht nach Pharm. Ztg.
1905, 791 aus dem zerschnittenen Kraut von
Galeopsis oohroleuca.
LIJsol war nach Dr. TF. Älberda van Eken-
stein (Pharm. Weekbl. 1904, 325) ein wein-
geistiger Pflanzenauszug mit 49,4 pCt Alkohol-
gehalt
Lesdone Tenos ammoiüaeale Bertelll ist ein
ammoniakalisches Chiaawasser. Anwendung bei
Alopecie, Pitiriasis und Seborrhoe.
Lttek^s Spezlaltee Nr. 22 besteht angeblich
aus: 10 g Stemanis, 5 g Anis, 15 g Fenchel,
10 g Holunderblüte, 5 g Arnika, lOgHoflaltich,
5 g Salbei, 5 g Weiden-, 25 g Kirschenrinde,
10 g Leberbraut, 20 g Schafgarbe, 5 g Andorn,
6 g Hirtentäschen, 5 g Isopkraut, 20 g Johannis-
kraut, 10 g Garraghen, 10 g Knöterich, 10 g
Spitzwegerich, 20 g Lungenkraut, 20 g afrikan-
ischer Ginster, 10 g läändisches Moos,' 6 g
Angelika, 30 g Senega, 20 g Süßholz, 10 g
Pimpinellwurzel, 10 g Schwarzwurzel, 10 g
Queokenwurzel, 10 g Bockshornsamen. Vergl.
Pharm. CJentralh. 45 [1904], 116.
Lyptol aus Henrikaon's Technischer Fabrik
in Oerebro enthielt nach Mömer (Svensk Farm.
Tidskr. 1906, 282) Chinosol, Pfefferminz- und
Fieberholz ^Euka]yptu8)-öl und 50 pCt Alkohol.
Meliton-Clewlirzhoiilg der Tedmischen Fabrik
«MelitOD9 in Stockholm, Pipersg. 26 war nach
M^mer (Svensk Farm. Tidskr. 1905, 283) ge-
wöhnlicher Honiff versetzt mit flüchtigen Oelen
(Kümmel- und Terpentinöl deutlich wahrnehm-
bar).
Mimmizol-Balsam war nach Mömer (Svensk
Farm. Tidskr. 1005, 283) S a 1 u b r i n (Pharm.
Centralh. 48 [1902], 606 ; 44 [1903], 56) mit
einem Gehalt von 26 pOt., Essigäther und 30
pOt Alkohol
Mixtnra Brown besteht nach CKom. di Farm.,
di Chim. aus 4 g Süßholzextrakt, 4 g Ammon-
iumchlorid, 4 g Opiam - Kampher - Tinktur, 2 g
Brechwein, 1 g süßem Salpeterweingeist, 40 g
Dextrinsirup und destilliertem Wasser bis zu
70 g.
C. F. Mttller's Angenbalsam besteht angeb-
lich aus 70 pa Butter, 29 pCt Wachs und
1 pGt rotem Quecksilberoxyd.
Myrtyl ist ein konzentrierter Heidelbeersaft
Darsteller: Fabrik chem.-pharm. Spezialitäten,
G. m. b. H. in Dresdeu-A. 18, Elisenstraße 72.
Bezagsquelle : Stephan^ Stresemann db Zielke
in Dresden-A.
Neuradln ist eine Einreibung unbekannter
Znsammensetzung gegen Oicht. Bezugsquelle :
O, db B. Früx in Wien.
Normyl ist ein neues Geheimmittel gegen
Trunksucht, das von einem englischen Pastor
erfunden worden ist
Nutritive Liquid Peptone ist eine Flüssig-
keit, die die Bestandteile des Fleisches und
Malzes in löslicher Form enthält. Darsteller:
Parke^ Davis db Co. in Detroit.
Odorin, ein Bade- und Wasch wasserzusatz,
erhält man nach Pharm. Ztg 1905, 1023 durch
achttägige Mazeration von 100 Teilen Irauben-
kraut, 50 Teilen Parakresse und 30 Teilen Ber-
tram mit 1000 Teilen fein gereinigtem Alkohol.
Nach dem Abpressen wird die Flüssigkeit aus
Glas destilliert und dem Destillat 1 pCt Salicyl-
säure zugesetzt
Omega, Katarrhpastillen von Rudolf Poseiek
in Rheinsberg enthalten nach Dr. Aufrecht
(Pharm. Ztg. 1906, 76} im wcEentlichen Ammon-
iumchlorid und Süßholzextrakt.
Orientalisehes Eraft-ExtnÜLt aus der Chem.
Exp. Affär in MalmO bestand nach Mömer
(Svensk Farm. Tidskr. 1905, 284) hauptsächlich
aus Hafer- und Weizenmehl mit Zucker, Eiweiß
und Natriumbikarbonat.
OzonatiDe besteht nach M. Niederkom (Pharm.
Ztg. 1905, 805) aus eioer schwach gelb gefärb-
ten Mischung von 260 g Terpentin-, 2,5 g Eu-
kalyptus- und 1 g Bergamotiöl, 2 g Benzoe, 1 g
Tolabalsam und 1 g Zimtöl. Vorgl. hierzu Pharm.
Centralh. 42 [1901], 501 : 44 [1903], 10.
Painleß, eine Einreibung, bestand nach Lüh-
Hg (Chem.-Ztg.) aus einem Pflanzeneztrakt und
Chloroform.
Pastor Kneipp^B Husten-Tee von B. Söder-
gren^ Chem. Fabrik in Gefle bestand nach
Mömer (Svensk Farm. Tidskr. 1905, 288) aus
den Blüten der Königskerze, Lindenblüten uod
Stiefmütterchen, Eibisch- und Süßholzwurzel,
Hnflattigblättem, Bockshomsamen, Wacholder-
beeren, Fenchel und Fuchsschwanzkraut.
H. Menixel.
215
Ueber das Verhalten
von Harzessenz, Eienölen und
Terpentinölen
macht E, VcUenta (Chem.-Ztg. 1905, 807)
folgende Angaben. Er hat besondere das
BreohnngBvermögen und das Drehnnga-
vermdgen dieser Oele nntereneht nnd in
3 größeren Tabellen niedergelegt, anf die
hier nnr verwiesen werden kann. Dabei
hat er erkannt, daß das Uehtbrechnngs-
ond Drehnngsvermögen der asom Versetzen
von Terpentinöl m betracht kommenden
Fraktionen der Harzessenz (Pinolin) kaum
' 10 com Oel nnd 10 com Schwefelkohlen-
stoff 1 Minute lang, so geben frische
Terpentinöle eine gelbe Jodkaliumschicht
und eine von ausgeschiedenem Jod rosa
gefJlrbte Oelschioht, Kienöle geben eine
gelblichrote Oelschidit, Pinolin, Harzöl und
Petroldestillate geben eine gelbe Oelschicht
Bd Eienölen trübt sich auf Zusatz des
Schwefelkohlenstoffs die Oelschioht, bei
Terpentinölen bleibt sie klar. ^he.
zur Ericennung eines Zusatzes herangezogen
werden können, weil die Unterschiede von
remem Terpentmöl nicht groß und auf-
fallend genug sind. Verf. gibt deshalb
einige andere Reaktionen, die ftlr diese
Zwecke nützlich sein können. Die nied-
rigsten Fraktionen des Pinolin geben die
Herxfeld'winb Schwefligsäurereaktion (Gelb-
fibrbung beim Schüttehi mit Schwefligsäure-
lÖBung), während Terpentmöle und Petrol-
destillate farblos bleiben. Harz, Harzöle
und Eienöle geben aber diese Reaktion
auch. Für das Pinolin und namentlich
seine Fraktionen unter 160^ C ist besondere
charakteristisch eine intensiv grüne Färbung
beim Versetzen mit Essigsäureanhydrid und
emem Tropfen Schwefelsäure. Ebenso er-
hält man intensiv grüne Färbungen, wenn
man 1 Teil Pinolin mit 1 bis 2 Teilen
einer 6proc Lösung von Jod in Chloro-
form oder Tetrachlorkohlenstoff im Wasser-
bade erwärmt Man verwendet auch hierzu
am besten die Fraktionen unter 160^^ (7.
Weder Terpentmöl, noch Eienöl, noch
Petroleumdestillate, noch Eampheröl, noch
Harzöle geben diese Reaktion.
Zur Unterscheidung der Eienöle vom
Terpentinöl benutzt Verf. das Verhalten
gegen Goldchloridlösungen. Sdiüttelt man
gleiche Mengen Iproc. Goldchloridlösung
und Terpentinöl in einem Reagensnohr, er-
hitzt sie 1 Mmute im Wasserbade und
schüttelt nochmals, so zeigen reine Terpen-
tinöle nnr in der Oelschicht eine Aus-
sdieidnng von Gold, die Lösung selbst
wird nicht entRürbt. Dagegen entfärben
die Ode der Eienölgruppe und Pinolin die
Goldlösung vollkommen. Schüttelt man
5 ccm einer lOproc. Jodkaliumlösung mit
Von einigen Vorschlägen für
Praxis des Beoeptars,
welche Wiegand im American Joum. of
Pharm. 1905, 326 macht, seien die folgen-
den hier angeführt : Zur genauen Herstellung
von Phosphorpillen soll erst eine Lösung
des Phosphors in Eakaobutter hergestellt
werden, indem dne gewogene Menge Phos-
phor in einem verschließbaren Reagieroylmder
mit etwas Schwefelkohlenstoff gelöst und
Eakaobutter in kleinen Anteilen unter jedes-
maligem ümschütteln zugegeben wird, bis
die Eakaobutter das fttnfzehnfache Gewicht
des angewandten Phosphors ausmacht Dar-
auf soll der verschlossene Probieroylinder in
warmem Wasser erwärmt und solange ge-
schüttelt werden, bis alles gut gemischt ist
(Ob der zugdsetzte Schwefelkohlenstoff nicht
zu Bedenken Anlaß gibt, dürfte wohl erst
noch zu entscheiden sein. Der Berichterst)
Von dieser phosphorhaltigen Eakaobutter
soll dann eine entsprechende Menge zur
Bereitung der Pillen genommen werden.
Für die Bereitung von Pillen, die ätherische
Oele enthalten, soll em geringer Zusatz von
Seife gemacht werden. Für die Herstellung
von Pillen mit Hampher soll ein geringer
Zusatz von Harz (Resina pini?) gemacht
werden. Für die Herstellung von Silber-
nitratpillen wird die bekannte Vorschrift mit
Eaolin, Glyeerin und Traganth gegeben.
Ealiumpermanganat in Pillen soU zuvor mit
Eakaobutter fein verrieben werden und mit
weißem Wachs zu einer Pillenmasse ver-
arbeitet werden. /. K
Lauterbach's Htthneraugenseife besteht nach
Zeitsohr. d. Allgem. österr. Apoth.-yer. 1905,
1367 aus 28 g gelbem Waohs, 55 g Fett, 17 g
Salioylsäure sowie kleinen Mengen PeruDalsam
und ätherisoben Gelen. — <*. —
216
Die Zersetzung
pharmazeutischer Präparate
unter dem Einflüsse von Licht
und Luft.
Bei den Untersuchungen einiger pharma-
zeutischer Präparate gelangten Schoorl und
van den Berg zu folgenden Resultaten:
Chloroform zersetzt uch unter dem
Einflüsse des Lichtes bei einem üeberschuß
von Sauerstoff nach der Gleichung: 2GHGI3
+ 50 -► 2CO2 + HgO + 6CI, während die
Zersetzung bei einem Mangel an Sauerstoff
(oder was dasselbe sagt: bei einem lieber-
Schuß an Chloroform) nach der Gleichung:
CHCI3 + 0 -► COCI2 + HCl verläuft Ent-
gegen der Ansicht von Bütx («Der Schutz
des Chloroforms vor Zersetzung am Licht»
1892) fanden die Verf., daß das zu aller-
erst auftretende Zersetzungsprodukt nicht
Chlor, sondern Salzsäure ist.
Die Zersetzung des Jodoform durch
das Licht ist eine Oxydation, die begrenzt
ist durch die Menge des anwesenden Sauer-
stoffs. Diese Oxydation gibt — gleich-
giltig ob ein Ueberschuß an Sauerstoff oder
an Jodoform vorhanden ist — in jedem
Falle als Reaktionsprodukte: Jod, Eohlen-
oxyd, Eohlendioxyd und Wasser. Neben
der Umsetzung : 2CHJ3 + 50 -► 2CO2 + HgO
+ 6J geht die Zersetzung hauptsächlich wie
folgt vor sich : 2CHJ3 + 30 -► 2C0 + HgO
+ 6J.
Die Zersetzung des Bromoform im
Licht bei Gegenwart von Sauerstoff voll-
zieht sich nach den beiden Gleichungen:
CHBrg + 0 -► CO + 2Br + HBr und 2CHBr8
+ öO -► 2CO2 + H2O + ÖBr- Außerdem
entsteht stets auch Tetrabrorokohlenstoff,
wahrscheinlich als Nebenprodukt durch Ein-
wirkung des primär gebildeten Bromes auf
Bromoform.
Bei der Einwirkung von Licht allein ohne
Gegenwart von Sauerstoff wird Chloroform
gar nicht zersetzt, Jodoform, das viel licht-
empfindlicher ist als Chloroform, wird durch
spurenweise vorhandene Luft spurenweise
zersetzt, endlich Bromoform wird durch Licht
allein spontan zersetzt unter Spaltung m
Dibromkohlenstoff und Bromwasserstoff. Bei
Ausschluß des Lichtes und Anwesenheit von
Sauerstoff mehrere Stunden im kochenden
Wasserbade (100 ^ C) behandelt, zersetzt
sich Chloroform gamicht, Bromoform wird
nur spurenweise, dagegen Jodoform in er-
heblichem Maße zersetzt. Chloralhydrat
spaltet sich unter dem Einflüsse des Lichtes
ohne Gegenwart von Sauerstoff nach der
Gleichung: CCI3CHOH2O -► 3HC1 + 2C0.
Bei Gegenwart emer beschränkten Menge
Sauerstoff spielen sich im Lichte folgende
zwei Reaktionen ab: CCI3CHOH2O -^ 3 HCl
+ 2C0 und CCI3CHOH2O + 20 -► 3HCI
+ 2C02y während bei einem üeberschosse
von Sauerstoff unter Lichieinfluß folgende
beiden Oxydationen stattfinflen: GCI3CHOH2O
+ 20 -► 3HC1 + 2CO2 und 2CCI3CHOH2O
+ 70 -► 3H2O + 6C1 + 4CO2.
Zu allen diesen Versuchen war Sonnen-
licht benutzt Daß aber auch Gasglühlicht
Zersetzungen mancher pharmazeutischer Prä-
parate herbeiführen kann, zeigten Versuche
mit Bromoform, Jodoform, Chloralhydrat,
Resorcin und Pyrogallol. Während Chloro-
form unter dem Emflusse des Gasglflhlichtes
nicht zersetzt wurde, zeigte Jodoform in
Substanz und namentlich in alkoholischer
Lösung eine sehr starke Zersetzung, während
dieselbe bei Bromoform, Chloralhydrat, Re-
sorcin und Pyrogallol, wenn auch schwächer,
so doch immerhin deutlich nachweisbar war.
Durch Anwendung brauner Gläser konnte
die Zersetzung erheblich verzögert werden.
Ber. d. D, Pharm. Ges. 1905, 385. /. K.
Zur Auf bewahrting der Blutegel
empfiehlt Sartorius m der Apoth.-Ztg.1906, 7,
an fließendem Wasser mit grünen Algen
bewachsene Steine zu suchen und etwa zehn
derselben von der Größe eines Hühnereies
in eine weithalsige 3 bis 5 Liter fassende
Flasche von hellem Glas zu tun. Letztere
wird zu ^/lo mit Leitungswasser gefüllt, mit
Leinwand oder Gaze verbunden an einen
hellen Ort ans Fenster gestellt Die Pflan-
zen entwickeln den für das Leben der
Blutegel nötigen Sauerstoff und verbrauchen
dafür die Abgabestoffe des Egel. Auf
diese Weise hat Verfasser sämtliche Blut-
egel seit sieben Monaten stehen und die
Tiere sind so munter, wie er sie nie vorher
gesehen. — to—
217
Adeps Oossypii,
das von O. und R. Fritx in Wien als
t^weiser Ersatz für S oh w eines ohmalz
in den Handel gebracht wird; stellt nach
Dr. Aufrecht (Pharm. Ztg. 1905, 10) eine
strohgelbe, fast gemchlose, fettartige Masse,
die in Alkohol nicht, in Aether, Chloroform,
Petroläther und Benzol vollkommen löslich
ist und beim Erwärmen zu einer klaren
gelblichen, neutral reagierenden Flüssigkeit
sdimilzt. Das Fett ffthlt sich etwas krümelig
an, gibt aber, mit anderen Fettarten ver-
rieben, Salben von durchaus gleichmäßiger
Beschaffenheit Die Wasseraufnahme ist
nur eine geringe. Beim Aufbewahren scheint
es kerne Veränderungen zu erleiden. Beim
Veraschen bleibt ein kaum nennenswerter
Rückstand.
Eb wurden folgende Eennzahlen ermittelt
Spez. Gew. bei lö« C 0,927
ScbmelzpuDkt 35,5
Erstarrungspankt 31,0
Vcr^eifungszabl 200,2
Jodzahl 114
Mithin besteht das untersuchte Fett, wie
der Name schon sagt, aus den festeren An-
teilen des Cotton- oder Baumwollsamenöles,
was auch durch die J?ec/^^'sche Probe zu
erbringen ist H. M.
Die Transparenz des Paraffin
hingt nach Dr. L. Neusiadtl (Chero.-Ztg.
1906, 61} davon ab, daß die Erstarrungs-
punkte der einzelnen Komponenten in mög-
liehst engen Grenzen bd einander liegen.
Je weiter diese Erstarrungspunkte von ein-
ander verschieden sind, desto ungleichmäßiger
geht die Erstarrung des Produktes vor sich
und die Folge davon ist eine milchige oder
fleckige Beschaffenheit Da nun die trans-
parenten Paraffme wertvoller sind als die
trüben, so hat sich das Augenmerk der
Fabrikanten darauf zu richten. Bis zu einem
gewissen Grade kann man das Aussehen
des Paraffin durch rasches Abkühlen in der
Nähe des Erstarrungspunktes beeinflussen,
jedoch gelingt das nur in dünnen Schichten
von 2 bis 5 mm, während die handels-
übliehen Tafeln 1 bis 1,5 Zoll stark sind.
Es muß also durch die gesamte Betriebs-
weise dafür gesorgt werden, daß em trans-
parentes Paraffin erhalten wird. Zum Stu-
dium dieser Verhältnisse empfiehlt Verf. die
Ermittelung der sogrenannten Zeitabkühlungs-
kurven, die er dadurch erhält, daß die
Paraffine in /S^t/Aro/f-Apparaten, die ihres
Vakuummantels wegen dne langsame und
gleichmäßige Abkühlung verbürgen, der Ab-
kühlung überlassen werden. Von etwa 60^
ab werden die Temperaturen von Minute zu
Minute festgestellt und die Kurven durch
Auftragen der Zeit auf die Absdssenachse,
und der zugehörigen Temperatur auf die
Ordinatenachse erhalten. Dabei hat sich er-
geben, daß die Kurven oberhalb des Schmelz-
punktes sehr rasch abfallen, dann beim
Schmelzpunkte emige Minuten hindurch fast
horizontal verlaufen und schließlich mehr
oder weniger rasch abfallen. In diesem
absteigenden Aste liegt nun der unterschied
der transparenten und trüben Paraffine, m-
dem er beim transparenten Paraffine eine
steile, fast gerade Linie darstellt, während
er beim trüben einen viel weniger steilen,
gebogenen Verlauf nimmt —he.
Eugatol
nennt die Aktien-Gesellschaft für Anilin-
fabrikation in Berlin SO ein neues ungiftiges
Haarfärbemittel. Dasselbe ist eme Lösung
der Natriumsaize der o-Aminophenol-
sulfosäure und p-Aminodiphenyl-
aminsulf osäure in Verbindung mit Y2
Volumen 3proc Wasserstoffperoxydiösung.
Nach E, Tomerscxewski und E. Erdmann
(Münch. Med. Wochenschr. 1906, 360) trat
in 96 Fällen nur einmal eme ganz leichte,
schnell abklingende Hautreizung auf. Die
erzielten Färbungen am lebenden Haare
waren gute. — te.—
Zur
Untersuchung des Urotropin
benutzt Wöhlk das iVe/ifer'sche Reagens.
Da die gewöhnlichen Verunreinigungen des
Urotropin (Hexamethylentetramin) , Ammon-
iumsalze, Amide und Paraformaldehyd, mit
Ne/jler'Bchem Reagens reagieren, so ist ein
Urotropin als rein zu betrachten, wenn es
in Wasser gelöst und mit Ne/Jler'Bßh&m
Reagens versetzt weder eine gelbbraune oder
braune Farbe annimmt, noch auch emen
Niederschlag von Quecksilber fallen läßt
Ztschr. f. analyt. Chem. 1905, 766. /. K,
218
Ueber den Nachweis der
Borsäure.
In der Apoth.-Ztg. 1905, Nr. 75, 76 und
77 nnterzieht Dr. O, Fendler den in den
«Ansfflhningsbeeäffimangen zn dem Gesetze;
betreffend die Schlachtvieh- nnd Fleisch-
beschau vom 3. Juni 1900» vorgeschriebenen
Nachweis der Borsäure oder deren Salze
in der Fleischmasse dner eingehenden Be-
leuchtung; aus der nachstehendes hervor-
zuheben ist:
Der Wortlaut der Ausführungsbestimmung
in bezug auf den Borsäure - Nachweis ist
folgender:
«30 g der zerkleinerten Fleischmasse
werden in einer Platinschale mit 5 ccm
einer gesättigten Natriumkarbo&atlösung gut
durchgemischt; getrocknet und verascht.
Die erhaltene Asche wird in wenig Salz-
säure gelöst und mit letzterer em Streifen
Eurkumapapier befeuchtet; den man auf
einem ührglase bei 100^ trocknet —
Entsteht hierbei auf dem Eurkumapapier
an der benetzten Steile eine rote Färb-
ung; die durch Auftragen eines Tropfens
Natriumkarbonatlösung in Blau flbergeht;
so ist Borsäure nachgewiesen. Der übrige
Teil der alkalisch gemachten AsdienlOsung
wird eingedampft; der Rückstand mit Salz-
säure schwach angesäuert; die Flüssigkeit
in eme Woulff^Bdäe Flasche gebracht; mit
Methylalkohol versetzt, Wasserstoff durch-
geleitet und letzterer angezündet; bei
Gegenwart von Borsäure brennt er mit
grüngesäumter Flamme.»
Bei der Prüfung von Fetten auf Bor-
säure sollen 10 g Fett mit 20 ccm al-
koholischer Ealilauge verseift werden. Die
SdfenlOsung wird in einer Platinschale
eingedampft; verascht und wie oben weiter
behandelt Bei der Untersuchung der
Margarine kann das beim Schmelzen
dieses Fettes sich absetzende Wasser so-
gleich auf Borsäure geprüft werden.
Dem Wortlaut entsprechend genügt also
zur Beanstandung der qualitative Nachweis
der Borsäure. Obwohl in einer ganzen
Reihe pflanzlicher Produkte wie auch in
vielen Eochsalzproben kleine Mengen
natürlich vorkommender Borsäure nachge-
wiesen worden sind, so sind dieselben doch
im allgemeinen so gering; daß sie als
belanglos zu betrachten sind. So fand
Hebebrand Im Staßfurter - Rohsalz nur
geringe Spuren ; während der Gehalt
mehrerer Salinensalze zwischen 0;6 und
3 mg Borsäure in 100 g Salz schwankte.
Verfasser fand in einigen Proben 0;5 bis
0;6 mg Borsäure in 100 g Salz. In dem
Eochsalz der Salzwerke in Salsomaggiore
bei Parma wurden von Laubi in 100 g
0;116 g Borsäure gefunden. Die Ver-
wendung des letzteren Salzes war die
Ursache; daß in der Schweiz Aualands-
waren wegen angeblichen Borsäurezusatzes
beanstandet wurden. Dieser Umstand ver-
anlaßte die Nahrungsmittel -Rundschau; die
Forderung zu stellen; daß es als unzulässig
angesehen werden müsse, bei Gegenwart
von Eochsalz aus dem qualitativen Nach-
weis von Borsäure auf einen Zusatz solcher zu
schließen. Dieser Forderung trat Hefel-
mann in der Ztschr. f. öffentl. Ghem. 1905;
231 entgegen; indem er darauf hrnwies,
daß Fleisch erst dann als mit Borsäure
behandelt anzusehen ist, wenn de nach
oben mitgeteiltem Verfahren nachwdsbar
ist Der Nachweis aber ist erst dann er-
brach^ wenn das Eurkumapapier an der
benetzten Stelle eine rote Färbung
zeigt; die durch einen Tropfen Natrium-
karbonat in Blau übergeht. Demnach
sollen zweifelhafte Verfärbungen des gelben
oder mit Soda betupften Eurknmapapieres
unberücksichtigt bleiben; während die zweite
Reaktion, Grünfärbung der Wasserstoff-
flamme durch Borsäuremethylester; nach
obiger Anordnung ausgeführt; keine schärfere
Probe als die erste sem soU. Diesen Aus-
ftlhrungen beistimmend hält Verfasser eine
quantitative Borsäurebestimmung so lange
für unnötig; als die amtliche Anweisung
sinngemäß ausgeführt wird; wenn also
zweifelhafte Verfärbungen des Eurknma-
papieres außer betracht gelassen werden
und der endgiltige Nachweis nennens-
werter Borsäuremengen erst dann als er-
bracht gilt; wenn die Flammenreaktion
deutlich eintritt
Zur Eurkumareaktion auf Bor-
säure übergehend wird darauf hmgewiesen;
daß für die Herstellung des Eurkuma-
papieres keine bestimmte Vorschrift besteht.
Infolgedessen ist es auch erklärlich, daß
bei Verwendung verschieden dargestellter
219
Karknmapapiere diese in der Schärfe sowohl
als aneh im Farbentone ganz beträchtliohe
Unterschiede aufweisen können. Nach
Wiedergabe mehrerer Aenßeningen 7on
anderen Verfassern über die von ihnen
gemachten Beobachtungen, welche sie ge-
legentlich der Ansfflhrung dieser Reaktion
gemacht haben, und der Forderungen; die
sie in dieser Hinsicht stellen, bespricht
Verfasser die verschiedenen Darstellungs-
verfahren von Kurknmapapier und er-
läutert an einer großen Tabelle das Ver-
halten von 15 Kurkumapapieren zu 2;
0,5; 0,1 und 0,01proc. BoreäurelOsung in
Gegenwart von 0,1; 0,5; 5 und 10 pCt
Chlorwasserstoff sowohl nach dem Ein-
trocknen wie nach darauffolgendem Be-
feuchten mit Salmiakgeist, Natronlauge bezw.
Natriumkarbonatlösung.
Die Reaktionen wurden derart ausgeführt,
daß der Papierstreifen zur Hälfte in die
Versuchslöeung getaucht, dann auf ein Uhr-
glas gelegt und im Wassertrockenschrank
getrocknet wurde. Besonders bei Gegen-
wart kleiner Mengen von Borsäure muß
man das Trocknen beobachten und das
Ubrglas aus dem Schrank nehmen, sobald
das Papier sich trocken anfühlt. Man
wartet alsdann noch etwa 2 Minuten, ehe
man die Färbung beobachtet, damit das
Papier während dieser Zeit völlig ab-
trocknen kann, wobei sich die Färbung zu
vertiefen pflegt Nach dem Trocknen wurde
je ein Papierstreifen an der gefärbten Stelle
mit lOproc. Salmiakgeist, 5proc Natron-
lauge oder lOproc. Natriumkarbonatlösung
befeuchtet. Die entstehende Färbung wurde
sofort beobachtet und aufgezeichnet unter
Vernachlässigung der später eintretenden
Verfärbungen.
Ans der Tabelie ergibt sieh, daß
Kurkumapapiere, die mit zu konzentrierten
Farbstoffiösungen hergestellt sind, mit ge-
ringen Mengen Borsäure bei Anwesenheit
genügender Mengen Salzsäure unschöne und
wenig charakteristische braungelbe bis
braunrote Färbungen geben. Femer ist
es nicht ohne Einfluß, ob das Kurkuma-
papier aus Filtrier- oder Schreibpapier her-
gestellt worden ist Das aus ersterem
bereitete Kurkumapapier gibt schärfere und
klarere Reaktionen, als solches aus dem
anderen dargestellte. Von ganz besonderer
Bedeutang ist der Einfluß der Salzsäure-
menge. Je mehr von derselben zugegen
ist, desto deutlicher und schärfer ist die
Reaktion. Mehr als 10 pCt Chlorwasser-
stoff möchte Verfasser aus praktischen
Gründen nicht empfehlen. Des weiteren ist
es nicht ganz gleichgültig, ob man die
Farbenveränderung mit Alkali durch
Ammoniak, Natronlauge oder Natrium-
karbonat hervorruft Am ungeeignetsten ist
Natronlauge, welche vielfach grünblaue,
blaugrüne oder grüne Abtönungen hervor-
ruft. Am geeignetsten erscheint lOproc.
Ammoniakflüssigkeit
Da fünf Papiere bei Gegenwart von
10 pCt Salzsäure mit 0,01proc. Borsäure-
lösung die schönsten Reaktionen gaben,
während sie ber anderen mehr oder weniger
deutlich waren, so wurde ihr Verhalten auf
0,005 und 0,001 proc. Borsäurelösung in
Gegenwart von 5 und 10 pCt Salzsäure
wie oben geprüft
Aus der veröffentlichten Tabelle ersieht
man, daß sich mit gutem Kurkumapapier
bei Gegenwart von 10 pCt Salzsäure noch
0,005 pCt Borsäure einwandfrei nach-
weisen läßt Färbungen, wie sie mit
0,001 pCt Borsäure erhalten wurden, würde
Verfasser in der Praxis unberücksichtigt
lassen. Dasselbe gilt von mmimalen röt-
lichen Rändern, wie man sie häufig auf
dem Papier an der Grenze der eingetrock-
neten Flüssigkeit beobachtet, und wie Ver-
fasser sie auch mit auf 10 pCt verdünnter
reiner sowohl wie rober Salzsäure erhalten
hat. Die Salzsäure enthält offenbar unter
Umständen ebensogut Spuren Borsäure,
wie das Kodisalz und andere Reagentien
(Natriumhydrat und Natriumkarbonat*).
Von den zur Verwendung gelangten
Kurkumapapieren empfiehlt Verfasser fol-
gende drei als die geeigneteren:
1. Filtrierpapier, mit Kurkumatinktar ge-
tränkt, die im Verhältnis 1 : 100 mit
90 volumproc. Alkohol hergestellt ist.
2. Filtrierpapier, mit Kurkumatinktur ge-
tränkt, die im Verhältnis 1 : 50 mit 50
volumproc. Alkohol hergestellt ist
3. Kurkuminpapier. ManlöstO,05g
Kurkumin (Merck) in 100 ccm 9 9 proc.
*) Hebebrani, Ztschr. f. Unters, d. Nahrungs-
u. Genußm. V, 1046.
Säö
Alkohol; trftnkt hiennit Filtrierpapierstreifen
und hängt diese im Dankdn über Bind-
fäden zum Trocknen auf. Naeh Y2 ^^
1 Stande ist das Papier gebrauchsfertig.
Man bewahre es vor Licht geschützt in
Glasstöpselgläsem auf. Dies letztere Papier
empfiehlt Verfasser am meisten. Seine
Empfindlichkeit wird durch Anwesenheit
von Salzen nicht bednflußt; denn die
Reaktion trat mit einer mit Kochsalz ge-
sättigten 0;005 pGt Borsäure und 10 pGt
Salzsäure enthaltenden Lösung ein.
Da Hebebrand*) bei Ausarbeitung
seiner kolorimetrischen Methode der Bor-
säurebestimmung die Beobachtung gemacht
hat; daß Eisenchlorid stOrend wirkt;
und er weiterhin ausführt; daß die Kurkuma-
reaktion durch Eisenchlorid beeinflußt werde
und das von Windisch beobachtete Fehlen
von Borsäure in einzelnen Weinproben auf
einen stärkeren Eisengehalt zurückzuführen
sei; so wurden vom Verfasser vergleichende
Versuche mit Kurkuminpapier bei Gegen-
wart und Abwesenheit von 0,5 pGt Eisen-
chlorid angestellt und die Ergebnisse in
einer dritten Tabelle zusammengestellt. Aus
derselben geht hervor; daß die Anwesenheit
des Eisenchlorid die rote bezw. rosa
Färbung in ein Oelbrot bezieh. Rotgelb ab-
tönt, welch letzteres auf Zusatz ^on
Salmiakgeist in ein schönes Violett über-
ging (bei einem Oehalt von 0;005 pOt
Borsäure). Des Femeren hat der Versuch
ergeben; daß sich 1 mg Borsäure in 100 g
Schabefleisch bei einer Ein wage von 30 g
Fleisch mittels der Kurkumareaktion recht
gut nachweisen läßt. Das Kurkuminpapier
färbte sich nicht rosa; sondern rot gelb;
und ging auf Zusatz von Ammoniak in
schönes Violett mfolge der Anwesenheit
von Eisra über.
Hieraus geht hervor; daß die Borsäure-
reaktion mit Kurkumapapier zu scharf ist,
um aus ihrem positiven Ausfall auf den
Zusatz von Borsäure zum Untersuchungs-
material zu schließen. Die Kurkuma-
reaktion darf deshalb nur als Auslese-
reaktion gehandhabt werden.
Nach dem Sinne der amtlichen Vor-
schrift ist der Borsäurezusatz erst dann
*) Eebebrcmd, Ztschr. f. Unters, d. Nahruogs-
u. Genußm. V, 8. 1047.
nachgewiesen ; wenn die Flammen-
reaktion positiv ausfällt.
Die in obiger Vorschrift mitgeteilte Methyl-
alkohol-Wasserstoffmethode wird von 0.
V, Spindler in einigen Punkten abgeändert
empfohlen. Zunächst wird der Wasserstoff
durch Leuchtgas ersetzt. Dadurch erhält
man einen gleichmäßigen Gasstrom und die
Explosionsgefahr wird verringert. Das
Leuchten der Gasflamme tritt erst bei einer
gewissen Größe derselben auf; so daß sie
bei langsamen Ausströmen des Gases unge-
färbt bleibt Eine Verdünnung des Methyl-
alkohols mit Wasser ist möglichst zu ver-
meiden; da hierdurch die Empflndlichkdt
der Reaktion stark beeinträchtigt wird,
während sie durch Erwärmen verstärkt wird.
Nach von Spindler gibt eine Lösung von
0;1 mg Borsäure in etwa 100 ccm 98proc
Methylalkohol bei etwa 250 ccm fassender
Flasdie im Leuchtgasstrom noch eineFlammen-
färbung; die nach etwa 2 Minuten erscheint
und etwa 1 Minute anhält. In vielen Fäüen
(z. B. bei Wurstwaren) läßt sich nach
V, Spindler die Veraschung umgehen und
schlägt er folgendes Verfahren vor: 5 bis
10 g der fein verschnittenen Substanz
werden mit 5 Tropfen verdünnter Schwefel-
säure im Mörser möglichst zu Brei zerrieben
und so in die Flasche zum Methylalkohol
gebracht. Die Flasche befindet sich in einem
auf 70 bis 75^ zu haltenden Wasserbade.
Zündet man das durch die Mischung
streichende Leuchtgas an, so ist bei Gegen-
wart der geringsten Borsäuremenge die
Flamme sofort lebhaft grün gefärbt. Die
Substanzmenge darf nicht zu groß im Ver-
hältnis zu der Menge des Methylalkoholes
gewählt werden; welche etwa 30 bis 40 ccm
betragen soll; um eine Beeinträchtigung der
Empfindlichkeit zu vermeiden. Aus gleichem
Grunde ist es nicht zu empfehlen; mehrere
Proben hintereinander in die gleiche Methyl-
alkoholmenge zu bringen; sondern für jeden
Versuch den Methylalkohol zu wechseln.
(Das ist nach unserer Ansicht doch selbst-
verständlich und brauchte also nicht
besonders erwähnt und hervorgehoben zu
werden I Schriftleüung.)
In bezug auf die Empfindlichkeit der
Methylalkohol- Wasserstoffmethode hat Verf.
Beobachtungen gemacht; die mit denen
V, Spindler^B nicht flberemstimmten. Mit
221
nicht erwäimtem Wasserstoff konnte Verf.
nieht weniger als 3 mg, mit erwärmtem
I/enchtgas nicht weniger ab 2 mg Borsäure
nachweisen. Das Oas strömte hierbei ans
einer Ratmspitze und die Flamme war mit
einem mnen geschwärzten und von einem
mit dner seitlichen BeobaehtnngserOffnnng
versehenen Pappzyiinder mngeben. Verf.
äußert sich in bezug auf die Beobaohtunga-
unterschiede dahin^ daß, wenn die Empfind-
HehkeitBgrenzen subjektiver Natur sind, die
Flammenreaktion den Wert als ausschlag-
gebenden Faktor verlieren wflrde^ und es
würde kdneswegs gentigen, aus dem qual-
itativen Nachweis von Borsäure auf einen
Zusatz derselben zum Untersuchsmaterial zu
schließen. Sind dagegen die vom Verfasser
beobachteten Empfmdlichkeitsgrenzen allge-
mdn giltig, lassen sich also nach Vorschrift
der AusfUhmngsbestimmnng (siehe am An-
fang) nicht weniger als 0,3 mg mithm m
100 g Fleisch 11 g Borsäure durch die
Flammenreaktion nachweisen, so hält Verf.
eine weitergehende Untersuchung ft&r unnötig;
denn 0,01 pCt dürfte die höchste Borsänre-
menge sem, welche unbeabsichtigt in Nahr-
ungsmittel gelangen kann. Verfasser em-
pfiehlt ein Nachprüfen der Empfindlichkeits-
grenze, sowie in zweifelhaften Fällen eine
annähernde quantitative Bestimmung nach
dem von Hebebrand in der Ztschr. f. Unters,
d. Nähr.- u. Oenußm. V, S. 55 und 1044
veröffentlichten kolorimetrischen Verfahren
auszuführen.
Zum Schluß teilt Verfasser zwei neue
Farbreaktionen auf Borsäure mit:
Mischt man in einem Porzellanschälchen
1 bis 2 ccm dner schwachen Borsäurelös-
nng mit 3 Tropfen 25proc. Salzsäure und
2 Tropfen Galendulatinktur (1:10),
so hinterbleibt beim Eindampf en ein zitronen-
ge 1 b e r Rückstand, der sich beim Befenchten
mit 10 proc Sahniakgeist vorübergehend
sehön gelbrot färbt Die ammoniakalische
Lösung bleibt noch einige Zeit gelbrot. Wird
die Borsäurelösung durch reines Wasser er-
setzt, so hinterbleibt ein nur ganz schwach
gelber Rückstand, der durch Salmiakgeist
zitronengelb gefärbt wurd und eine zitronen-
gelbe Lösung liefert.
Dieselbe Reaktion in gleicher Weise mit
Gartbamustmktur (1 : 10) angestellt, ergibt
einen braungelben Rückstand, der sich bdm
Befeuchten mit Ammoniak vorübergehend
deutlich rot färbt und sich dann mit gelb-
roter Farbe löst Bä Abwesenheit von
Borsäure löst sich der Rückstand mit grün-
gelber Farbe, ohne sich rot zu färben. Beide
Reaktionen treten mit 0,1 mg Borsäure noch
sehr deutlich ein. (Zu obigem Referat vergl.
auch Pharm. Centralh. 47 [1 906], 45.) — <».~
Zum Nachweise
kleiner Mengen Jodoform
in Leichenteilen empfiehlt Storienbeker
(Ghem.-Ztg. 1905, Rep. 197) die schwach
angesäuerte Substanz im Wasserdampfstrome
zn destillieren, das Destillat mit emigen
Tropfen Alkali zu versetzen, um vorhandene
Fettsäuren zu binden, und dann mit Aether
auszuschütteln. Den ätherischen Auszug
läßt man bei gewöhnlicher Temperatur und
zur Vermeidung von Zersetzungen unter
Lichtabschluß verdunsten, entfernt das kon-
densierte Wasser mit Fließpapier und nimmt
den Rückstand mit wenig heißem Eisessig
auf. Aus dieser Lösung kristallisiert das
Jodoform sehr schön und kann mikro-
skopisch geprüft werden. Auch die Farb-
reaktion des Jodoforms mit Natriumphenolat
kann verwendet werden. ^he.
Zur Bestimmung der Giftigkeit
chemischer Verbindungen
beschreibt Dr. A. J. J, Vandevelde (Chem.-
Ztg. 1905, 565) dn Verfahren, das auf
der Bestimmung der niedrigsten Konzen-
tration dieser giftigen Stoffe beruht, die
rote Blutkörperchen hämolyuert Diejenige
Lösung höchster Konzentration, die inner-
halb 3 Stunden die Hämolysiemng nicht
hervorruft, wird als kritische Lösung
bezeichnet Zur Ausführung des Verfahrens
werden eine Auflösung von 0,9 pGt Koch-
salz in 50proc. Aethylalkohol und eine
Aufschwemmung von 5 pCt defibriniertem
Rinderblut in 0,9proc. Kochsalzlösung her-
gestellt Dann werden in kleinen Probier-
röhrchen "^yb ccm der Blutaufschwemmung
mit 2,5 ccm von Mischungen wässeriger
und alkoholischer Kochsalzlösungen ver-
schiedener Konzentration gemischt und die
hämolytisdien Erscheinungen nach be-
stimmter Zeit festgestellt. Der Alkohol-
gehalt m den Röhrchen steigt um
0,5 VoL-pOt --
222
Vapschiedan« Mittoilungan.
Theo-Feuerlösch-Fackeln.
Die diefle darstellende Firma Wendling
db Co, In Berlin C; BrQderstraße 4 teilt
uns mit^ daß das in denselben enthaltene
Theolin wesentlich verbessert worden ist;
so daß es nieht wie Sand (siehe I%arm.
Gentralh. 47 [1906], 38), sondern noeh
besser als Wasser wirkte besonders in Fällen,
in denen letzteres versagt, wie bei Aether,
Benzin, Gellnloid usw., ein Umstand, der
von vielen Behörden, Vorständen, Feuer-
wehren und Fabriken bestätigt ist, wie dies
aus einer beigelegten Broschüre ersichtlidi
ist Leider wird die Zusammensetzung des
Theolin nieht verraten. --tx-
SoMdliohe Oetreidemilben.
In Bayern sind im Sommer 1905 häufig
Milben als Getreidesehädiger festgestellt
worden. Am Hafer kennzeiehnet sich die
Besdiädigung durdi Tarsonemns durch
Zurückbleiben im Wachstum, Steckenbleiben
der Aehren bezw. Bispen, gelbliche und
bräunliche Flecken an der Blattscheide und
Einrollung der obersten Blattscheide. Die
Aehren von Roggen waren taub und lücken-
haft. Bei Befall mit Tarsonemus trat
öfter Rotfärbung der Inflorescenzen auf.
Auch Pediculoides graminum wurde
als Schädling angetroffen. —dd.
CentrM. f, Bakteriol. 1905, IL Äbt, XV, 760.
Preislisten siud eingegangen von :
J, W. Sehwarxe in Dresden über Drogen,
Chemikaliei), Vegetabilien.
Chro Hausknecht' 8 Nachfolger, Richard Baus-
knecht in Nämberg über pharmazeatisohe Uten-
silien; beigefügt: Master von Schildern für
Standgefaße.
Paul Hentschel in Zwöoit^ in Sa. über phar-
mazentisoh-chemische Präparate.
Dietz db Richter Aj&i^z\g über Progen, Chem-
ikalien, Spezialitäteo, Farben nsw.
Von dem
Maehtrag^ 1905
zmn
Verzeichnis der nenen Arzneimittel
nach ihren im Handel üblichen Namen, sowie nach ihrer wissenschaftlichen Bezeichnung
von Hugo Mantzel
— Pharmaceutlsehe Centralhalle 1906» Nr. 82 bis 50 —
sind SonilM*ttbcll*0ckO helgestellt worden; dieselben sind mit einem steifen Um-
schlag veisehen worden, so daß sie die für den täglichen Gebranch erforderliche Widerstands-
fähigkeit haben.
Dieselben sind, soweit der Idelne Torrat reicht, gegen vorherige Einsendung von
1 Mk. 50 Pf. mittels Postanweisung (10 Pf.) durch die Ge«chEitsstelie (SeliandMter
StrwMe 48) zu beziehen.
Von dem Haupt-Yerzeichnis
— Pharmaeevtisehe Centralhalle 1902, Kr. 21 bis 89 —
sind noch einige Stück mit steifem Umschlag vorhanden und gegen Einsendung von 9 Mk. 0% Pf.
zu beziehen.
Betehwenleii über nregtliniissiiie ZasttHnig
der «Pharmaaeiitiaelien CentraUialle» bitten wir stets an die Stelle richten zu wollen, bei
welcher die Zeitschrift bestellt worden ist, also Postanstalt oder Buchhandlung oder Oeschäfts-
steUe. 3Die SlexetxLMgreloex.
VflitoROT-: Dr. A. Sclmelder, Dratdeo und Dr. P. Stil, Diwdflik-BlaMirlta
Vermntirortllclivr I«cUer: Dr. Jl. S«kll«ider In Dretdcn.
Im Buehhandel dnreh Julia • Springer, Berlin N., MaabtJou]iUU 8.
I ni«k ?an Fr. TltUl tiaebroUer (JCnaath tt Maklo) in Dreidoii.
Pharmaceutische Centralhalle
für Deutschland.
Herausgegeben von Dr. iL 8ohn«id«p and Dp. P. Süss.
• ■^
ZeilBchrift fttr wiBBenschaftliche nnd geschäftliche Interessen
der Phannacie.
Gegründet von Dr. Eermaim Hager im Jahre 1859.
Erscheint jeden Donnerstag.
Bezugspreis vierteljährlich: dnrch Buchhandel oder Post 2,50 Mk., durch Gescbftfts-
steUe im Inland 3,— Mk., Ausland 3,50 Mk. -— Einzelne Nnmmem 30 Pf.
Anzeigen: die einmal gespaltene Elein-Zeile 30 Pf., bei größeren Anzeigen oder 'Wieder-
holungen Preisermäßigung.
! Leiter der 1 Dr. Alfred Schneider, Dresden-A. 21; Schandauer Str. 43.
Zeitsehrift: J Dr. Paul Süß, Dresden-Blasewitz; Gustav Frey^-Str. 7.
Gesehaitsstelle: Dresden- A. 21; Schandauer Straße 43.
M12.
Dresden, 22. März 1906.
Der neuen Folge XXVII. Jahrgang.
xLvn.
Jahrgang.
Inhalt: 0]i«mle md Pharmaeie: Zar Verwendung ron Saponinen in Brauselimonaden. — Analyse von Mixtni«
Broax oder Mlxtnre T^nitienoe. — Fhytiologische und pathologische Kohmilch. — Zur Untersuchung von gelbem
Wachs. — Bemerkenswerte Erseheinungen auf dem Oeblete der Drogen im Jahre 1905. — Neue Arzneimittel. —
NahruigSHiiMel-Chemle. — Therapentiselie HitteiliugeD. — Bfleherichav. — Briefweehtel.
Chemie und Pharmaeie.
Zur Verwendung von Saponinen
in Brauselimonaden.
Mehrere anlangst abgegebene Qnt-
achten anläßlich einer Anklage wegen
Gennßmittelfälschnngy begangen dnrch
Zusatz von Saponin zu Branselimonaden,
geben mir nochmals Veranlassung^ auf
die physiologische Wirkung der
Saponinsub&tanzen zurückzukommen.
(Vergl. auch Pharm. Gentralh. 47
[1906], 90.)
Einer der als Sachverständiger ver-
nommenen Chemiker sprach sich dahin
ans, daß reines Saponin wohl uugiftig,
aber chemisch rein nicht herzustellen
sei und Quillaiasäure und Sapotoxin
als Nebenprodukte enthatte, die beson-
ders bei geringen Verletzungen der
Schleimhaut des Magendarmkanals schä-
digende Wirkungen auszuüben ver-
möchten. Drei andere Sachverständige
(2 Chemiker und 1 Arzt) gingen noch
weiter in der Verneinung der Gesund-
heitsschädlichkeit des Saponin, indem
sie behaupteten, daß letzteres sehr wohl
rein, mithin auch giftfrei herzustellen sei.
Jedem, der einmal ein Saponin aus
einer Droge zu isolieren versuchte,
dürfte die Hinfälligkeit dieser letzten
Behauptung ohne weiteres klar sein;
überdies bestehen die meisten in der
Limonadenfabrikation zur Schaumerzeug-
ung gebrauchten Saponinpräparate ledig-
lich aus einem mehr oder minder reinen
Extrakt aus der Rinde von QuiUaia
sapouaria oder derWui*zel vonSapona-
ria rubra, bei denen von einer reinen
Substanz im chemischen Sinne überhaupt
nicht die Bede sein kann. Aber auch
die Ansicht, die toxische Wirkung der
verwendetenSchaumerzeugungspräparate
sei nicht durch das Saponin, sondern
durch Begleitstoffe desselben bedingt,
entspricht nicht dem heutigen Stand un-
serer Kenntnis über die physiologische
Wirkung dieser Körper. Hervorgerufen
ist diese irrtümliche Meinung teils durch
224
eine gewisse Unklarkeit der Nomen-
klatur, die sich in der Literatur über
die verschiedenen Saponinsubstanzen vor-
findet, teils durch die Tatsache, daß
durch wiederholtes Eindampfen mit
Baryumhydroxyd aus giftigen Saponin-
substanzen ungiftige gewonnen werden
können.
Was zunächst die Nomenklatur be-
trifft, so sei erwähnt, daß man die zahl-
reichen hierher gehörigen Körper, die sich
mehr durch charakteristische physikal-
ische und physiologische als chemische
Eigenschaften auszeichnen, unter dem
Sammelbegriff tSaponinsubstanzen»
zusammenfaßt. Sie zeriallen in 2 Unter-
abteilungen: 1) die sauren Saponin-
substanzen oder Saponinsäuren
und 2) die neutralen Saponinsub-
stanzen oder kurzweg Saponine.
Für diejenigen Glieder der zweiten
Gruppe, deren Zusammensetzung der
allgemeinen Formel: C17H26O10 ent-
spricht, ist von Prof. Robert die Be-
zeichnung Sapotoxine eingeführt
worden. Zur Kennzeichnung der Her-
kunft der einzelnen Saponinsubstanzen
fttgt man den Namen der betreffenden
Drogen, aas welchen sie gewonnen sind, an
und spricht also von Quillaiasäure (aus
Qaillaiarinde),Polygalasäure (aus Senega-
wurzel), Guajaksaponinsäure (aus Guajak-
holz) oder von Guajaksaponin, Roß-
kastaiiiensaponin, Teesamensaponin oder
auch von Quillaiasapotoxin, Sapindus -
sapotoxin (aus den flüchten von Sapin-
dus Sapon.), Agrostemmasapotoxin (aus
Komradesamen) usw. Außerdem haben
sich ffir einige Körper der zweiten
Gruppe noch spezielle Namen erhalten
wie: Digitonin (aus Digitalisblättem),
Parillin (aus Sarsaparillewurzeln), Cyk-
lamin (aus Alpenveilchen), Melanthin
(aus Schwarzkümmel), Senegin (aus Se-
nega Wurzel) u. andere. Aus dem Gesagten
ergibt sich, daß die oben angeführte
Ansicht eines der Sachverständigen, die
Quillaiasäure und das Sapotoxin seien
nur Begleitstoffe des aus der Quillaia-
rinde dargestellten Saponin eine irrige
ist, daß vielmehr gerade mit diesen
Namen die Saponinsubstanzen der Qnillaia-
rinde belegt sind.
Wie bereits erwähnt, zeichnen sich
die Saponinsubstanzen durch eine Reihe
charakteristischer physikalischer u. phys-
iologischer Eigenschaften aus. Ersteren
— Emulgierungsfähigkeit und Schaum-
erzeugung — verdanken sie ihre An-
wendung in der Technik, letztere machen
sie uns einesteils zu geschätzten Heil-
mitteln, andemteils setzen diese aber
auch ihrer Verwendung bei Herstellung
von NahiTings- und Genußmitteln eine
Grenze. Die physiologische Wirkung
der Saponinsubstanzen ist je nach der
Anwendung eine protoplasmareizende
oder protoplasmatötende. Erstere gibt
sich z. B. bei der Berührung von Sa-
poninsubstanzen mit der Nasenschleim-
haut durch Niesen oder beim Eindringen
ins Auge durch Tränenfluß zu erkennen,
letztere kommt nur bei stärkerer Re-
sorption, z. B. bei Entzündungszuständen
der Magendarmschleimhaut, bei dauern-
der Zuführung oder beim direkten Ein-
spritzen in die Blutbahn zustande, und
sind ihre gesundheitsschädlichen Folgen
natürlich viel schwerwiegenderer Natur,
als die nur durch örtliche Einwirkung
hervorgerufenen Reizerscheinungen.
Die Einwendung, daß beim Genuß
von saponinhaltigen Nahrungs- oder Ge-
nußmitteln das Saponin ja nicht direkt
in die Blutbahn gelange, ist nicht mehr
stichhaltig, nachdem Prof. Robert j dessen
Schrift: «Beiträge zur Kenntnis der
Saponinsubstanzen»*) ich jedem Inter-
essenten wärmstens empfehlen möchte,
nachgewiesen hat, daß Fische genau an
denselben Vergiftungserscheinungen, näm-
lich Auflösung der Blutkörperchen und
Herzlähmung, zu gründe gehen, einerlei
ob man ihnen dies Gift in die Blntbahn
einspritzt oder ob man es dem Wasser,
in dem sie leben, zusetzt (1 : 300000).
Nun büßen zwar die Saponinsub-
stanzen beim öfteren Eindampfen mit
Baryumhydroxyd ihre toxische Wirkung
ein, aber sie verlieren bei dieser Mani-
pulation auch ihie Schaumerzeugungs-
kraft in so erheblichem Maße, daß so
behandelte Substanzen nicht mehr als
schaumerzeugende Mittel Verwendung
*; Stuttgait 1904, Verlag von Ferd, Enke.
225
finden können, ganz abgesehen davon,
daß infolge Materialverlost and Um-
ständlichkeit des Verfahrens schon der
Preis dieser Produkte eine Verwendung
in der Limonadenfabrikation verböte.
Die Tatsache, daß die Saponinsubstan-
zen sowohl vor als auch nach der Be-
handlung mit Baryumhydroxyd dieselbe
Mementarzusammensetzungzeigen,deutet
darauf hin, daß die Entgiftung durch
intramolekulare Umlagerung des großen
Saponinmolekfils bedingt ist und nicht,
wie zuweilen angenommen wird, auf
Entfernung giftiger Beimengungen beruht.
Der Einwand der Limonadenfabrikan-
ten, daß die saponinhaltigen Präparate
nur in so geringen Mengen zugesetzt
wftrden — sie sprechen von 1 Millionstel
Gramm für die Flasche — , daß sie der
Gesundheit nicht schädlich sein könnten,
kann nicht zu einer anderen Beurteilung
vom hygienischen Standpunkte aus ffihren,
einmal weil auch kleinste Mengen bei
beständigerZuf tthr,besonders bei Kranken^
sehr wohl schädliche Wirkungen ent-
falten können, dann aber auch, weil eine
ununterbrochene amtliche Eontrolle der
I^monaden praktisch nicht durchführbar
ist. Inwieweit äbrigens die Versicher-
ung der Fabrikanten über den quanti-
tativen Zusatz derartiger Stoffe über-
haupt zu bewerten ist, möge dahingestellt
bleiben. Ich erinnere mich, daß ge-
legentlich eines Strafverfahrens wegen
Verwendung von Natriumsulfit zur Eon-
servierung von Hackfleisch von einer
großen Anzahl Dresdener Fleischer auf
Befragen des Sachverständigen über die
zur Eonservieruug nötige Menge dieses
gewiß nicht harmlosen Salzes nicht ein
einziger orientiert war, oder auch nur
eine genügend feine Wage zum Abwägen
der in betracht kommenden Mengen be-
saß. Sie setzten das Salz entweder
nach Augenmaß oder csovielnfan zwischen
3 Fingern fassen kann» usw. zu. Aehn-
liches dürfte sich auch beim Zusatz von
Schaumerzeugungsmitteln zu Limonaden
ereignen. *)
Die Intensität der physiologischen
Wirkung der verschiedenen Saponinsub-
*9 Dasselbe gilt auch für Salicylsäure.
Sel^ftleiitmg.
stanzen ist nicht gleich. Die großen
Unterschiede, die in dieser Hinsicht vor-
handen sind, lassen sich schon durch
einen Vergleich der hämolytischen Wirk-
ung der einzelnen Eörper erkennen.
Sarsasaponin (aus Sarsaparillewurzel)
löst noch bei einer Verdünnung von
1 : 126<i00 sämtliche Blutkörperchen in
1 proc. Blutlösung auf, Quillaiasäure und
Quillaiasapotoxin erreichen die Grenze
ihrer Lösungsfähigkeit bei einer Ver-
dünnung von 1:10000, während Guajak-
saponinsäure nur noch bei einer Eon-
zentration von 1 : 10 lösend wirkt und
das neutrale Guajaksaponin Oberhaupt
kaum löst. Der Zusatz eines solchen
von Natur aus ungiftigen Saponih, z. Bi.
nach Vorschlag Prof. KoberfB des Guajak-
saponin, zu Limonaden wäre vom hygien-
ischen Standpunkt aus nicht zu bean-
standen, jedoch dürfte der Nachweis,
daß gerade ein solches und nicht etwa
das der Quillaiarinde verwendet wurde,
große Schwierigkeiten bereiten.
In der gerichtlichen Verhandlung, die
zu vorstehenden Ausführungen Anlaß
gab, konnte sich der Gerichtshof infolge
der auseinandergehenden Gutachten der
Sachverständigen zwar nicht von der
Gesundheitsschädlichkeit der Saponin-
substanzen bei geringfügigem Zusatz
überzeugen, gelangte aber trotzdem auf
grund des § 10 des Nahrungsmittel-
gesetzes zu einem verurteilenden Er-
kenntnis, weil durch den Zusatz von
Saponin der Limonade der Anschein
einer besseren Beschaffenheit gegeben
sei und somit eine Täuschung des Eon-
sumenten vorliege.
Es wäre wünschenswert, wenn in
Zukunft auch die hygienischen Gesichts-
punkte in stärkerem Maße zur Beurteil-
ung derartiger Fragen mit herangezogen
würden. Und zudem sind Saponinsub-
stanzen durchaus keine normalen Be-
standteile der Brauselimonaden. Der
Zusatz schaumerzeugender Mittel zu
letzteren ist eine Folgeerscheinung der
Eonkurrenz, um das Fabrikat des einen
vorteilhafter erscheinen zu lassen als das
des anderen Eonkurrenten. Dem kaufen-
den Publikum ist auch durch diesen Miß-
brauch aUmählich der Glaube anerzogen
226
worden I daß eine wenig schäumende
Brauselimonade nicht so gut sei wie
eine solche mit starker Schaumbildung,
und darin liegt eine Schädigung der-
jenigen Limonadenfabrikanten, welche
jenen Mißbrauch verabscheuen und nicht
üben. Mich persönlich ekelt eine Brause-
limonade an, die einen langestehenden
seifenähnlichen Schaum zeigt, herrährend
von den Substanzen, die man auch als
Waschmittel benutzt. Dr. 0. May.
Analyse von Hixture Broux
oder Mixture venittenne.
Unter diesem Namen kommt eine
Flüssigkeit in den Handel, bestimmt
zum Färben der Kopf- und Bart-
haare.
In einem schOnen sechseckigen Earton-
Etui, das sich sehr elegant ausnimmt in
der Aufmachung, die sonst im allge-
meinen den französischen Spezialitäten
eigen ist, befinden sich 2 braune platte
Flaschen mit Eorkstopfen, über welche
eine metallene Schraubenkapsel gesteckt
ist, femer 2 Zahnbürsten und Gebrauchs-
anweisung. Die eine Flasche trägt den
Buchstaben A in Rotdruck, die andere
den Buchstaben B auch in Rotdruck,
nebst einer Nummer, angebend dieFarben-
nflance. Darsteller ist Brovx, Chemiker
in Paris.
Flasche A enthält eine dunkle violett-
braune klare Flüssigkeit, die stark nach
Ammoniak riecht und alkalisch ist.
Die Analyse ergab folgende Bestand-
teile: Kobalt, Salpetersäure und
Ammoniak.
Flasche B enthält eine rote geruch-
lose Flüssigkeit von schwach saurer
Reaktion.
Die Analyse ergab: Pyrogallol
und einen roten Teerfarbstoff.
Folglich enthält A eine ammoniak-
alische wässerige LOsung von
salpetersaurem Kobalt und J? eine
wässerige PyrogallollOsung mit
einem Teerfarbstoff rot gefärbt.
Da PyrogallollOsungen auf der Haut
durch Resorption mitunter giftig wirken,
zumindestens aber Reizerscheinungen
hervorrufen können, so sollte man doch
den Verkauf derartiger Haarfärbemittel
direkt verbieten.
Jedenfalls bezweckt dieses Haarfärbe-
mittel durch seinen hohen Preis
nur eine Ausbeutung des Publikums.
Der R-eis einer Schachtel von 12 Frcs.
ist ja geradezu horrent, wenn man be-
denkt, daß die Ingredienzen samt
Flaschen und Etui sich kaum auf 1 Frc.
belaufen.
Es ist die Pflicht der Apotheker,
solchen Geheimmitteln mit aller Energie
entgegenzuarbeiten und deren Verbreit-
ung zu unterdrücken.
Und dies kann man meiner Ansicht
nach nur dadurch erreichen, daß man
die Analysen solcher Präparate in die
Oeff entlichkeit bringt undUneingeweihten
Belehrung gibt.
Bukarest, im März 1906.
Oonstantin Kollo,
Licent pharmac.
Ueber neuere Ergebnisse der physikaliseh-
ehemlsehen Untersnehung phvuologlBeher
und pathologiseher Kuhmlleh berichtet die
Pharm. Ztg. 1905, 671 nach der Inatigaral-
dissertation von t^knorf etwa folgendes: Ver-
fasser berücksichtigt in erster Linie die elektrische
Leitfähigkeit, die Gefrierponkterniedrigang nnd
Refraktion. Von diesen wird namentlich die
erstere durch physiologische oder krankhafte
Verändemngen der Milch oder durch Erkank-
UDgen des Milchtieres beeinflußt. Das Leitrer-
mögeo ist bei den gleichen gesunden Tieren zu
den verschiedenen Melkzeiten ziemlich beständig
und erleidet während der AofbewahruDg bei
15® (7 in Qlai^asohen innerhalb 4d Standen
keine Yeränderung. Durch die Lahgerinnung
wird das Leitvermögen, so lauge der gebildete
Käse in der Molke verbleibt, nicht verändert,
dagegen tritt eine Erhöhung nach seiner Ent-
fernuog ein. Die Höhe des Leitvermögens der
Milch einzelner Viertel desselben Euters ist
verschieden und bewegt sich im umgekehrten
Verhältnis zur Müchmenge, während der Ge-
frierpunkt annähernd derselbe ist Das Leitver-
mögen des Kolostrum ist anfangs normal, steigt
schon beim zweiten Melken plötzlioh in die
Höhe und fällt in etwa 6 Tagen zur Norm.
Die Brunst bat auf die Leitfiiigkeit keii>en
wesentlichen Einfluß, dagegen ist die Gefrier-
punktemiedrigung vermärt. Die Milch
euterkranker Eühe weist stets er-
höhtes Leitvermögen auf, so daß
diese Bestimmung für sich allein zum direkten
Nachweis von Muchfehlem genügen kann.
S, Jh.
227
Zur Untersuchung von gelbem
Wachs.
Von Dr. P. Bohriseh und Hudolf Biehter,
(Fortsetzung von Seite 213.)
Die chemisehe Untersuehoog des
Bienenwachses ist ffir die einwaiiäfreie
Beartfeflnng desselben außerordentlich
wichtig. Von besonderen Untersnch-
nngsmethoden kommen hauptsächlich
die Bestimmung der Säore- und Ver-
seifongszahl nach v. BiU)l, die Büchner-
Zahl^ die Jodzahl nnd ev. noch die kalte
Verseifang nach Henriques sowie die
Oesamtsäurezahl nach Benedikt und
Mangold in betracht.
Die V. HUbrsche Probe — Säure- und
Verseüuugsiahl — ist auf jeden Fall
in erster Linie auszufBhren. Durch
sie wird die Säurezahl, d. h. die ffir
1 g Wachs zur Sättigung der freien
Säure v^brauehten Müligramme EOH,
die Esterzahl d. h. die zur Zerlegung
der Ester in i g Wachs verbrauchten
Milligramme EOH, die Verseifungszahl,
d. h. die Summe von Säure- und Ester-
zahl und schließlich die Verhältniszabl,
d. h. das Verhältnis zachen Säurezahl
und E^terzahl ermittelt. Die v, HilbU
sehe Methode ist aus dem von KötU-
torfer erfundenen und nach ihm be-
nannten Versdfungsverfahren hervor-
gegangen. Becker (Zeitschr. f. analyt.
Chemie 19, 241) hat wohl als Erster
die Verseifungszahl im Bienenwachs be-
stimmt, indem er 2 g Wachs mit 25 ccm
V2 bis Vi wässeriger Normal-Kalilauge
verseifte. Den Kolben verschloß er mit
einer zweikugeligen Sicherheitsröhre, in
die er soviel Quecksilber gab, daß ein
Druck von 5 cm entstand. Dann stellte
er den Kolben auf ein kochendes Wasser-
bad, schwenkte um, bis Alles geschmol-
zen war, erwärmte noch eine halbe
Stunde, verdünnte den Kolbeninhalt mit
50 ccm absolutem Alkohol und titrierte
mit Salzsäure und Phenolphthalein als
Indikator zurflck. v. Hübt fand nun,
daß die Verseifungszahl nicht allein aus-
reichend ist, um Verfährchungsmittel im
Wachse nachzuweisen, da Gemische von
Stearinsäure, Japantalg, Paraffin usw.
ähnliche Verseifnngszahlen wie Bienen-
wachs gaben. Infolgedessen ermittelte
er neben der Verseifungszahl auch noch
die Sfturezahl. Außerdem benutzte er
an Stelle von wässeriger alkoholische
Kalilauge zur Verseifung.
Bei der Wichtigkeit, die die v. HiibU
sehe Probe von Anfang an bei der
Wachsuntersuchung eingenommen hat,
ist es nicht verwunderlich, daß gerade
hierfiber, namentiich seit die Apotheker
durch Aufnahme der v. ^i^rschen Probe
in das D. A.-B. IV sich damit beschäf-
tigen müssen, sehr viel geschrieben
worden ist. Einigermaßen erklärlich
wird die große Mannigfaltigkeit in den
Veröffentlichungen auch dadurch^ daß
beim Wachse £e Verseifung lange nicht
so glatt von statten geht wie z. B. bei
den Fetten, und dies ist einmal in den
eigentümlichen chemischen Eigenschaften
der Wachskomponenten, dann aber auch
in der wechselnden Zusammensetzung
als Naturprodukt überhaupt begründet.
Wenn es auch fraglich ersehenen
kann, ob bei den zum Teil schon kritisch
zusammenfassenden Veröffentlichungen
von W&rder (Chem-Ztg. 1900, S. 967 \
Buchner (Chem.-Ztg. 1900, 21 u. andere;,
Berg (Chem.-Ztg. 1903, 7S2 u. andere),
Prescher (Pharm. Centralh. 46 [1904],
784), Spaeth (Süddeutsche Ap.-Z^. und
(Bef.) Pharm. Centralh. 46 [19041, 63),
Eichhorn (Zeitschr. f. analsrt. Chemie
1900, 10), Kühl (Ph. Ztg. 1904, 493),
WiebeUtx (Ph. Ztg. 1904, 513), QrWnr
hut (Zeitschr. f. öff. Chemie 1904, 29),
Orohmann (Ph. Ztg. 1906, 167), Kohn
(Zeitschr. f. öff. Chem. 1904, 401^), und
vor allen Dingen K Dieterich in den
für die Wachsuntersuchung geradezu
maßgebenden Annalen der Helfenberger
Fabrik, ein näheres Eingehen auf die
Entwic^elung der Wachsverseif ung nötig
oder auch nur wünschenswert sei, so
haben wir doch einen Ueberblick dar-
über nicht unterlassen wollen, in wel-
cher mannigfaltigen Weise die alte
V. Hiibr&che Methode abgeändert und
modifiziert worden ist.
Das erste von v. Hiibl angegebene
Verfahren zur Bestimmung der v. Hübl-
sehen Sfturezahl und Esterzahl besteht
228
darin (Benedikt- ülxer) , daß 3 bis 4 g
Wachs mit 20 ccm 95proc. Alkohol bis
ztun Schmelzen erwärmt werden und
mit wässeriger V2i^onn. Kalüange and
Phenolphthalein die Säurezahl festgestellt
wird. Dann setzt man 26 ccm alko-
holische Ealilange hinzu, erwärmt 45
Min. auf dem Wasserbade und titriert
mit y2Ü0Tm. Salzsäure zurück. Man
erhält so die Esterzahl und indirekt die
Verseifungs- und Verhältniszabl. Wenig
Anlaß zu Meinungsyerschiedenheiten hat
die Bestimmung der Säurezahl gegeben.
Die Ausffihrung ist verhältnismäßig ein-
lach: man löst das Wachs in der ge-
nügenden Menge siedenden Alkohols
und hat nur die Titration möglichst zu
beschleunigen, damit sich nicht während
des Titrierens die in kaltem Alkohol
schwerer lösliche Oerotinsäure wieder
ausscheidet. Das Dresdener Chemische
Untersuchungsamt empfiehlt (Jahresber.
d. Dresdener Ü.^A. 1896), das Eölbchen
beim Titrieren in 80® warmes Wasser
zu stellen. £än nochmaliges Anwärmen
dann,; wenn sich etwa Oerotinsäure aus-
zuscheiden beginnt, ist deshalb unstatt-
hait, weil dabei sich abspielende chem-
ische Varänderungen (Verseifung) die
Höhe der Säurezahl beeinträchtigen
(JSer^f, Chem.-:Ztg. 1903, 762). Die Ti-
tration muß genau geschehen, da, wie
Berg 1. c. erwähnt, 0,1 ccm V2 KOH
=:: 0,7 Säurezahl entspricht Zur ge-
naueren Bestimmung kann man, wie
Orünhut (Ztschr. f. öff. Chemie 1904,
22) empfiehlt, ^/iQjioTm. Lauge nehmen;
die meisten anderen Autoren halten
jedoch V2nonn. Lauge für ausreichend.
Hervorgehoben sei hoch, daß v. Hübl
nach seiner ersten Angabe zur Bestimm-
ung der Säurezahl wässerige EalUauge
nahm, während die Abänderungen der
V, ^ti^rschen Methode alle hierffir alko-
holische Kalilauge vorschreiben.
Ueber die eigentliche Verseif ung, d. h.
aber die Bestimmung der EsterzsSil sind
die Meinungen die Autoren nicht so ein-
hellig, wie aber die Säurezahl, und ge-
rade aber die Ausführung der Verseif-
ung ist eine große Reihe von Arbeiten
veröffentlicht worden. Das Wachs läßt
sich wesentlich schwerer verseifen, wie
die Fette, und man hat bei der Be-
stimmung der Esterzahl die Beobachtung
gemacht, daß die Zahlen leicht bedeu-
tende Differenzen zeigten, d. h. daß die
Verseifung in vielen Fällen keine voll-
ständige gewesen sein kann. Soweit
man etwaige Differenzen nicht auf das
Konto der Inhomogenität des Wachses
setzen konnte [K, Dieterichy Annalen u.
Ref. Phanh. Centralh. 45 [1904], 785),
mußte man auf die Auffindung irgend
welcher Fehler in der Methode fahnden,
die eine vollständige Verseifung ver-
hinderten. Die erste und wichtigste
Abänderung, die auf eine vollständige
Verseif ung abzielte, war die, daß v. Hübl
alkoholische Kalilauge verwendete. Auch
alle späteren Autoren sind darüber einige
daß Wachs mit wässeriger Kalilauge
nicht völlig verseifbar ist, daß vielmehr
unbedingt alkoholische genommen wer-
den muß. O, Bitehner, K. Dieterich,
R. Berg und Andere haben dann später
gefunden, daß die Verseifungsflflssigkeit
möglichst aus absolutem oder wenigstens
sehüT hochgradigem Alkohol bestehen
muß, jedenfalls der Wassergehalt eine
bestimmte Grenze nicht fiberschreiten
ihif^ die von Berg (Chem.-Ztg. 1903, 752)
auf 20 pCt, von Kohn (Ztschr. f. öffenü.
Chemie 1904, 404) auf 15 pCt ange-
geben wird. Deshalb wird auch fiber-
einstimmend als Lösungsmittel des
Wachses entweder absoluter oder 96proc.
Alkohol vorgeschi'ieben. Ebenfalls aus
diesem Grunde wird es auch als zweck-
mäßig hingestellt, die alkoholisdie Kali-
lauge aus möglichst hochprocentigem
Alkohol herzustellen (Btichner, K Die-
terich; Prescher (Pharm. Centralh: 46
[1904], 785). Die Verseifung selbst
wird im Erlenmeyer^ seilen oder Schott-
sehen Kölbchen, am besten aus hartem
Jenaer Glase, vorgenommen, da bei Ver-
wendung von weichem Glase eine Er-
höhung der E^terzahl durch Alkali-
abgabe an das Glas beobachtet wor-
den ist.
Manche Autoren lassen einfach offen
verseifen ohne Anwendung einer Bäck-
fiußkfihlvorrichtung für den verdunsteten
Alkohol : Orünhut (Ztschr. f. öff. Chem.
1904, 22), V. Hübl, Eichhorn (mit Amyl-
229
/
alkohol (Chem.-Ztg. 1900, 376). Von
andren Chemikern wird dagegen das
An&etzen eines Steigerohres ißerg^
Chem.-Ztg. 1903, 762) oder eines Rück-
floSkühlers {Orokmanny Ph. Ztg. 1906,
168) empfohlen, um ein Verdampfen des
Alkohols und dadurch heryorgerufene
stärkere Xonzentration der Kalilauge
zu vermeiden. Diese fuhrt leicht zu
einer Oxydation des Alkohols, wodurch
Teile des EOH gebunden werden können.
Andererseits ist aber wieder eine stär-
kere Konzentration zu einer vollstän-
digen Verseifung sehr förderlich, und
um diesen Vorteil auszunutzen, ist von
Bitchner (Chem.-Ztg. 1905, Nr. 3) vor-
geschlagen worden, dem Erlenmeyer-
sehen Kolben einen Soxleth' »chen Ex-
traktionsapparat und Kugelkfihler auf-
zusetzen, sodaß der Alkohol von Zeit zu
Zeit wieder ergänzt wird. Von Orün-
hut (Ztschr. f. öff. Chemie 1904, 22)
wird dagegen ein ^/4 stflndiges Kochen
im Wasseri)ade und völliges Verjagen
desAlkohols nicht für bedenUich gehalten.
Anstatt Aethylalkohbl ist auch Amyl-
alkohol empfohlen worden {Eichhorn,
Chem.-Ztg. 1900, Rep. 376), ohne jedoch
in Aufnahme gelangt zu sein, weil auch
er eine vollständige Verseifung nicht
ohne weiteres zu gqjrantieren scheint
{Wiebelitx, Ph. Ztg. 1904, 513). Weiter-
hin ist das Verhältnis der Menge des
Wachses zur Menge der zur Verseif ung
dienenden Kaulilauge wichtig. Die meisten
Autoren lassen 3 bis 4 g auf 25 bis 35
ccm V2i^orm. KaUlauge verwenden
{Büchner, Chem.-Ztg. 1900, 21; iT. Die-
ierich, Annalen; JBer^f, Chem.-Ztg. 1903,
762; Kühl, Ph. Ztg. 1904, 492; Bött-
ger, Chem.-Ztg. 1892, 98; Orohmann,
Ph. Ztg. 1906, 168; Orünhut, Ztschr.
f. öff. Chemie 1904, 22), während z. B
das D. A.-B. IV. für 6 g Wachs nur
20 ccm 72iiorm. Kalilauge verwendet.
Dieser letzteren Bestimmung gegenüber
haben K Dieterich (Ph. Ztg. 1900, 888)
und Werder (Chem.-Ztg, 1900) festge-
stellt, daß 20 ccm V2 norm. Lauge durch-
aus nicht ffir eine völlige Verseifung
ausreichend sind, wefl hierzu ein wesent-
licher Ueberschuß an Aetzkali nötig ist.
Buchner hat angegeben (Ref. Pharm.
Centralh. 45 [1904J, 795), man müsse
soviel Kalilauge zusetzen, daß etwa Vs
derselben später wieder zurficktitriert
werden.
Ueber die Wärmequelle herrschen
ebenfalls verschiedene Ansichten. Viele
Autoren ziehen dem Erhitzen auf dem
Wasserbade — wie es die dte v. Hüblr
sehe Methode und die Vorschrift des
D. A. B. rv. verlangt — das Kochen
fiber freier Flamme mit untergelegtem
Drahtnetze oder Asbestdrahtnetze vor
{Buchner, Chem.-Ztg. 1900, 21; Berg,
Chem.-Ztg. 1903, 763, Böttger, Chem.-
Ztg. 1892, Nr. 98; Orohmann, Ph. Ztg.
1905, 168), während andere Autoren
wieder das direkte Einhängen in ein
siedendes Wasserbad fordern : Orohmann,
Ph. Ztg. 1906, 168; Orünhut, Ztschr.
f. öff. Chemie 1904, 22; Frerichs, Ap.-
Ztg. 1901).
Ueber die Verseifungsdauer herrscht
auch keine Einmütigkeit. Im Allge-
meinen ist festzustellen, daß, je weniger
Wachs man verseift, die Verseif ung um
so eher beendigt ist. Für 6 g Wachs
ist bei Verwendung von 20 ccm V2ßorm.
Kalilauge V2 Stunde zur vollständigen
Verseifung nicht ausreichend (Pharma-
kopoe-Vorschrift), wie K, Dieterich und
Werder (s. oben) angeben. Unter diesen
Bedingungen darf man nach K, Dieterich
höchstens 3 g Wachs nehmen. Wieder
andere Forscher wollen ^4 Stunden
erhitzt wissen {v. Hiibl, Ref. Pharm.
Centralh. 42 [1901], 7 ; Orünhut, Ztschr.
f. öff. Chem. 1904, 22; Kühl, Ph. Ztg.
1904, 492). Eine ganze Stunde Ver-
seifungsdauer fordern Werder (Chem.-
Ztg. 1900, 967); Buchner (Chem.-Ztg.
1900, 21); Böttger (Chem.-Ztg. 1892,
98); Orohmann (Ph. Ztg. 1906, 168).
Die höchste Anforderung an die Zeit-
dauer der Verseif ung stellt Berg (Chem.-
Ztg. 1903,. 762). Er hält in der Regel
4 Stunden für ausreichend, bei ost- und
Süd-asiatischen Wachssorten hält er 8
Stunden ffir notwendig, gibt jedoch zu,
daß man oft in kürzerer Zeit die Ver-
seifung beendigen kann. Dann und
wann kämen aber auch Proben vor,
die sich ziemlich schwer verseifen
lassen.
830
Unter Berttcbnchtigang dieser nm-
fangreiehen literator ersehienen xxn»
ZOT Erhaltang richtiger Besnltate bei
der Wachsverseifaiifi; folgende drei
Punkte für beachtlicn resp. erstrebens-
wert:
1. Arbeiten mit hochprocentig-alkohol-
ischen Fltlssigkeiten ;
2. Anwendung von genügend alkohol-
ischer y^^ortsL Ealilange gegenüber
der Menge des zu yerseifenden Wachses ;
3. Genügende WSnnezofahr unter Be-
rflcksichtigung der Dauer der Verseif-
laig.
Diesen drei Punkten schien uns am
besten die Methode Berg Rechnung
zu tragen (Chem.-Ztg. 1903, 762) und
wir untersuchten darum unsere 73 lS*oben
nach Angabe dieser Methode, mit der
geringffl^en Abänderung, daß wir
anstatt eines Steigerohrs einen Kugel-
kühler aufisietzten, da wir die Unzu-
IftngUchkeit des Steigerohres zur Kon-
densation des yerdampfenden Alkohols
übereinstimmend mit Wiebelitx und
Orohmann (Ph. Ztg. 1905, 168) kon-
statieren mußten. Die JS^^'sche Me-
thode lautet nach der Originalarbeit
folgendermaßen :
«4 g der klar geschmolzenen Probe
werden mit 80 ccm 96proc. Alkohol
versetzt u^d einige Minuten auf dem
Drahtnetze über einer kleinen (10 bis
16 mm hohen) Gasflamme gekocht.
Hierzu bediene ich mich eines Erlen-
meyer'schea Kolbens aus Jenenser
Geräteglas von 300 ccm Inhalt, dessen
Oeftaung yermittels eines Korkstopfens
verschlossen ist. Durch den Stopfen
wird ein 1 V2 ni langes, unten schräg
abgeschnittenes Glasrohr als Kühler
gesteckt. Kolben und Rohr werden
in einem Winkel von iO^ festgehalten,
damit das Kondensat ungehindert
zurückfließen kann. Die Kolben wer-
den, bevor sie zum ersten Male be-
nutzt werden, etwa 2 Stunden mit
100 ccm bO^ B^ starker wässeriger
Kalilauge und dann mehrere Male mit
Wasser ausgekocht (unterläßt man
das, so werden die Resultate der
Bestimmung der VerseifungszaU an-
fangs immer etwas zu hoch ausfallen).
Die Flüssigkeit wird so im Sieden
gehalten, daß der verdunstende Al-
kohol in den untersten Vs des Glas-
rohres kondensiert wird. Nach einigem
Kochen titriert man nach Zusatz von
6 bis 6 Tropfen lOproc. alkoholischer
Phenophthalä'nlOsung mit V2 norm,
alkoholischer Kalilauge. Die Titration
muß so schnell durchgeführt werden,
daß die Flüssigkeit nicht erkalten oder
sich trüben kann. Ein nochmaliges
Erwärmen und Weitertitrieren ist
unstatthaft (hierdurch fallen die Säure-
zahlen immer zu hoch aus, vielleicht,
weil sich der Palmitinsäuremyricyl-
ester etwas verseift) Dabei muß die
Titration sehr genau ausgeführt wer-
den, da ja schon 0,1 ccm = 0,7
Säurezahl entspricht. Die verbrauchte
Anzahl ccm mit 7 multipliziert, ergibt'
die Säurezahl der Probe. Jetzt läßt
man 30 ccm der V2 norm. Lauge zu-
fließen, wartet einige Minuten, bis die
Lange von den Wänden der Bürette
herabgelaufen ist, stellt dann genau
auf 30 ccm ein, und erhitzt wie vor-
her zum Sieden. Die Probe soll jetzt
wenigstens 4 Stunden, bei ost- und
Süd-asiatischem Wachse am besten
8 Stunden kochen und wird dann bis
zur Entfärbung, mit V2 norm, wässer-
iger Salzsäure titriert ; darauf erhitzt
man nochmals etwa 6 Minuten zum
Kochen, wobei die Rotfärbung ge-
wöhnlich wiederkehrt und titriert jetzt
endgiltig bis zur Entfärbung. Es ist
woU wahr, daß man oft in kürzerer
Zeit die Verseifung beendigen kann;
dann und wann kommen aber auch
Proben vor, die sich ziemlich schwer
vers^en lassen. 30 weniger die
verbrauchten ccm V2i^onn. Salzsäure
mal 7 ergibt die Esterzahl, Esterzahl
durch Säurezahl geteilt die Ver-
hältniszi^l, Säurezahl und Esterzahl
die Verseifungszahl der Probe.»
Ueber die Ausführung der v. HübU
sehen Methode unter Berücksichtigung
der £^^'schen Verbesserungen mochten
wir noch folgendes bemerken:
Wie bereits oben gesagt, ist es von
Wichtigkeit, daß man eine vorschrifts-
mäßige, d. h. farblose alkoholische Kali-
\
231
lange verwendet. In der literatnr findet
sich anch eine ganze Reihe von Vor-
schriften znr Herstellung namentlich von
länger haltbarer alkoholischer Kalilauge.
Notwendig ist jedenfaDs reiner, fusel-
freier Alkohol und reines Ealihydrat
Thiek und Marx geben (Ztschr. f. off.
Chemie 1904 ^ 386) ein Herstellungs-
verfahren durch umsetzen von Kalium-
sulfat mit Barythydrat an, durch das
die störenden, die Färbung verursachen-
den Unreinheiten des käuflichen Kali-
hydrates ausgeschaltet werden. Fär
Apothekenlaboratorien kommen aber in
erster Linie einfachere Verfahren in Be-
tracht. So gibt Haupt (Pharm. Centralh.
46 [1905] 669) eine bequemere Methode
bekannt, die im Leipziger Städtischen
Untersuchungsamte angewendet wird.
Danach werden 36 g Aetzkali in 100 ccm
absolutem Alkohol gelöst, und diese Lös-
ung dann mit 90proc. oder hoher grädigem
Alkohol auf 1 Liter aufgefüllt. Wir
machten die Erfahrung, daß das Auf-
lösen von Aetzkali in absolutem Alkohol
ziemlich schwierig von statten geht,
und wendeten darum folgendes Ver-
fahren an : 35 g Kalium causticum fusum
Eahlbaum pro analysi wurden in der
gleichen Menge Wasser gelöst und in
soviel absoluten Alkohol eingegossen,
daß 1 Liter Volttm entsteht. Man läßt
über Nacht stehen und filtriert. Hier-
bei scheiden sich die Karbonate und die
Verunreinigungen des Aetzkali ab und
man erhält eine sehr lange haltbare,
(nach V2 J<^ i^^x^ g^^ verwendbare)
alkoholische V2 iiorm. Kalilauge, voraus-
gesetzt, daß man Kork, Staub und
andere organische Verunreinigungen
fernhält. Nach längerem Gebrauch und
häufigem Oeffnen entstehen Karbonat-
trubnngen, die natürlich abflltriert werden
mflssen. Anch hat man zu beachten,
daß der Titer der alkoholischen Kali-
lauge nicht konstant bleibt. Bereits
nach 2 bis 3 Tagen kann man ein deut-
lichas Znrfickgehen des Aetzkaligehaltes
beobachten und darum ist es vorteil-
hafter, wenn man die Lauge nur an-
nähernd auf Va iiormal stellt, den
Titer jedesmal mit der V2iiorm. Salz-
säure ermittelt und lieber die Analyse
danach umrechnet, als die langwierige
Arbdt des gmauen Einsteilens vorzu-
nehmen.
Bei der Bestimmung der Säorezahl
ist dem oben GtsjEtgten nur noch hinzu-
zuffigen, daß wir das Einstellen des
Kolbens in heißes Wasser bei schnellem
Arbeiten recht gut entbehren konnten.
Als Abiaufzeit der Büretten wurden
3 Minuten durchgängig innegehalten,
um möglichst genau übereinstimmende
Ablesungen zu ermöglichen.
Bei der Bestimmung der Esterzahl
kann man den Apparat rahig 8 Stunden
sich gelbst flberhissen, nachdem man
durch Kleindrehen der Flamme das
Sieden reguliert und ffir ausreichende
Kühlung Sorge getragen hat Läßt
man bä der Rücktitration der über-
schüssigen Kalilauge die Vs^^o^n. Salz-
säure zufließen, so scheidet sich die
Wachsseife aus. Man fügt darum zu-
nächst fast die ganze Menge yz^ovm.
Salzsäure zu, löst dann die Wachsseife
durch Kochen wieder auf, und titriert
nun erst zu Ende, nachdem man noch
einige Tropfen FhenolphthalelnlOsung
zugegeben hat Durch das lange Kochen
mit Aetzkali leidet der Indikator und
man erhält ohne nochmaligen Zusatz
desselben keinen schönen Umschlag.
Als Verseifungsdauer wurde, wie von
Berg angegeben und begründet worden
ist, (s. 0. Chem.-Ztg. 1903, 753) 8 Stunden
angewendet Unsere Wachsproben waren
aus all^n Gegenden Deutschlands (auch
Hafenstädten) gewählt, und so konnte
immerhin ein sdiwerer verseifbares, aus-
ländisches Wachs vorliegen.
Eine eigentümliche Erscheinung bei
d^r Wachsverseifung , die man ander-
wärts auch beobachten kann, z. B. wenn
man vorher genau neutralisierte alko-
holische Kaliseifenlosungen längere Zeit
kocht, besteht darin, daß nach been-
deter Rücktitration der überschüssigen
Kalilauge, also, nachdem die Elüssig-
keit durch Zufügen von Vsi^orm. Salz-
säure entfärbt worden ist, beim noch-
maligen Kochen oder auch schon bei
längerem Stehenlassen die rote Farbe
des Fhenolpthalelns wieder auftritt, als
Zeichen dafür, daß durch irgendwo ab-
23i
Bemerkenswerte
Ersoheinungen auf dem Oebiete
der Drogen im Jahre 1905.
BllekUtok
- von Dr. (?. Weigei^ Hambaig.
(FoTtgetsung von Seite 187.)
Cantsohac. Interessante Referate in
betreff Eantschnk brachte die Pharm.
Gentralh. im vergangenen Jidire, so auf
S. 379 fiber Gewinnung und Haiidel am
Amazonenstrom, S. 431 Aber die An-
pflanzang yon Parakautschnkbftnmen auf
Ceylon, S. 497 über sogen. Almeidina-
Eantschnk und S. 747 über Ouayule-
Kantschok, S. 803 aber die Eantschok-
gewinnong in Onyana, auf 8. 947
schließlich über die Bestimmung yon
Kautschuk in Rohkautschuk und Eaut-
schnkwaren.
Cera (alba et flava). Mit der Wert-
bestimmung des Bienenwachses hat man
sich im letzten Jahre mehrfach beschSf-
tigt. Insbesondere sind die Methoden
zur Bestimmung der Säure- und
Verseifungszahlen eingehend ge-
prüft und ist dabei zugleich festgelegt
worden, welche Metiiode zu gleich-
mäßigen Resultaten fuhrt. Diesbezüg-
liche Referate finden wir Pharm. Centridh.
46 [1905], 260 u. 393. Mit diesen über-
einstimmend hebt Orohmann^^) auf grund
seiner Versuche hervor, daß man zur
Titration das Wachs in absolutem
Alkohol lösen und die Lösung beim Ti-
trieren möglichst im Sieden erhalten
soll, sowohl bei Bestimmung derSäure-
wie Verseifungszahl. (Man vergl. a^nch
den ersten Artikel in dieser und der
vorigen Nummer 11.)
Cetaeeum. Zur Prüfung des Wal-
rats auf Stearinsäure, ein hierbei
vielfach schon beobachtetes Verfälsch-
ungsmittel, wurde neuerdings^*^) folgendes
Verfahren angegeben : Man schmilzt den
Walrat in einer Porzellanschale auf dem
Wasserbade, gibt etwas Ammoniak-
flüssigkeit zu und rührt mehrmals um.
Nach dem Erkalten des Gemisches hebt
man den erstarrten Kucl^en ab und
£«) Phann. Ztg. 1905, 157.
a?) Jahreebericht 1905 der Fa. Ph, Böder,
Wien.
pr^ft. die darunterstehende Flüssigkeit
mit Salzsäure. Ba Gegenwart von
Stearinsäure entsteht auf Zusatz von
Saksäure ein Niederschlag,
Copal. Die Lösiichkeit einiger
afrikanischer Eopale, und zwar
des Kiesel-, Kamerun- und Accra-Kopals,
hat Coffignier^^) studiert. Das Verhalten
genannter Kopale gegen verschiedene
Lösungsmittel ist ein ziemlich gleiches;
obwohl sie in keinem der bekannten
Lösungsmittel ganz löslich sind, kommen
doch einige der letzteren dem Null-
punkte nahe. Die fast vollständigen
Lösungen bilden aber trotzdem noch
keine Firnisse. Coffignier sagt daher,
daß es fraglich ist, ob das Auffinden
eines Mittels zur vollkommenen Lösung
der Eopale für die Fimißindustrie ein
großer Fortschritt sein würde.
Cortez Angostorae. Beckurts und
Freri(^^^) haben festgestellt, daß die
kristallinischen Angosturabasen
von den amorphen sich dadurch trennen
lassen, daß sich die letzteren nur mit
stärkeren Mineralsäuren vereinigen, wäh-
rend die kristallinischen auch mit organ-
ischen Säuren, wie z. B. EJssigsäure,
Weinsäure, Salze bilden. Neben den
bereits bekannten kristallinischen An-
gostura-Alkaloiden^ Cusparin, Gallipin,
Cusparidin und Gailipidin haben Ver-
fasser aus dem noch nebenbei vorhan-
denen Gemisch amorpher. Basen ein
fünftes kristallinisches Alkaloid, das Cus-
parein, isoliert. Dieses bildet weiße; bei
64^ schmelzende Nadeln von der Zu-
sammensetzung O84H36N2O5.
Cortez Cascarae sagradae. Ueber die
Einsammlung undProduktion der
Sagradarinde brachte die Ph.G. 46 [1905J,
interessante Mitteilungen auf S. 916. —
Bei seinen Versuchen in betreff Wert-
bestimmung oxymethylanthra-
chinonhaltiger Drogen (vergl. auch
Ref. Pharm. Gentralh. 46 [1905], 468)
kam Warin^) zu folgenden Feststell-
ungen: Faulbaumrinde, deren Gehalt
2«) BuU. Soc. Chim. 1905, 3. 8er. 169. —
D. Ch. Ztg. Bep. 1905, 51.
»; Aroh. d. Pharm. 1905, 213, 470.
») Joura. de Pharm, et de Chim. 1906,
6. Ser., 12.
235
aa Oxymetbylanthi*achinonyerbmdung6B
etwa 35 g Emodin in 1000 g Droge
entspricht, gab bei der Verarbeitong
dieser Menge auf Extrakt ein Präparat,
welches nur 7^56 g Emodin enthielt.
Sa|;radarinde dagegen, welche in 1000
Teilen Droge etwa 6,05 g Emodin (d. h.
dieser Menge entsprechende Oxymetbyi-
anthrachinone) ffihrt, lieferte darans ein
Extrakt mit 5,9 g Emodin. Bei Sa-
gradarinde waren also fast sftmtliche
wirksamen Stoffe mit in das Extrakt
flb«irgegangen, bei Fanibanmrinde aber
nur etwa der vierte Teil. Warin
schließt darans, daß ans 1000 g ge-
nannter Rinden nicht mehr als 7,5 g
wirksame Substanz von den bei der
Extraktion in betraeht kommjdnden Lös-
ungsmitteln aufgenommen wird.
In einer anderen Veröffentlichung teilt
Panchaud^^) mit, daß die zur Entbit-
terung von Sagradarinde behufe
Extraktbereitung verwendete Magnesia
neben dem Bitterstoff auch Oxymethyl-
anthrachinone, also die wiiksame Sub-
stanz der Rinde, bindet. Die betreffende
Verbindung ist aber in verdfinntem Al-
koholy welcher als Extraktionsmittel
vielfach in Anw^dung kommt, unlös-
lich und geht somit der Wirksamkeit
des Präparates verloren. (Die Praxis
wird sich dieses Ergebnis zunutze
machen, d. h. entweder von der Ent-
bitterung dm*ch Magnesia absehen oder
in den diesbezüglichen Vorschriften an-
steUe des verdünnten Alkohol geeignetere
LOsungs- bezw. Extraktionsmittel setzen
— d. Ref.).
Als Anhaltspunkte für die Be-
urteilung von Sagradarinde schlägt
Böder^) vor: Aschegehalt des Pulvers
höchstens 9 pCt, wässeriges Extrakt
mindestens 23 pCt und alkoholisches
mindestens 24,5 pCt. (Diese Beding-
ungen werden von normaler Handels-
. wäre leicht erfüllt — d. Ref.).
Cortex Caicarillae: lieber den Raub-
bau der Cascarillrinde auf den Bahama-
si) Sohwos. Wohfldir. f. Chem. und Phann.
1906. Nr. 3a
&2) Jahresber. der Fa. Ph. Böder, Wien 1905.
Inseln referiert Pharm. Centralb. 46
[1905J, 770.
Cortex Cinaaiaomi. Die am Londoner
Markt unter der Bezeichnung «Wild
Cinnamom» angebotene EUnde von
Cinnamomum pe&tinervum bespricht
niarm. Centralh. 46 [1905], 689.
Ueber den Zimthandel Annams
berichtet Pimv^ Nach dessen Mit-
telungen ist der Zimthandel daselbst
durch die CSunesen monopolisiert, welche
die ganze Ernte nach China, insbeson-
dere ftber Hongkong ausfahren. Die
Centrale des Zimtmarktes in Annam ist
der Ort Tra-my im SOng-Tangtal. Die
Rinde wird tals von wildwachsenden,
tttls von kultivierten Bänmen, etwa nach
Art des chinesischen Zimts, gesammelt,
aber zum Unterschied von diesem in
pLattgedrOckten Stückchen, zu Bftndeln
geschnürt, gdiandelt Die Zimtrinde
ans Annam, welche nach Perrot von
Cinnamomum Loureiri Neea stammt, er-
zielt in China verhältnismäßig hoh^
Preise, höhere als z. B. der Ceylonzimt
auf europäischen Märkten.
Cortex Chinae. Nach der Ursache der
Rotfärbung der Chinarinde hat
Tschirdi geforscht und gefunden, daß
ein Enzym dieselbe hervorruft (näheres
ersiehe aus dem Referat d^ Pharm.
Centralh. 46 [1«05], 431). Methoden zur
Alkaloidbestimmung in China-
rinde finden wir Pharm. Centralh. 46
[1905], 367 und 779 angegeben.
Inbezng Farbreaktionen des
Chinins und Cinchonins teilt
Beichard^) auf grund seiner eingehen-
den Versuche mit, daß sich diese beiden
Chinaalkaloide durch ihr Verhalten zu
konzentrierter EisenchloridlOsung von
anderen Alkaloiden unterscheiden lassen.
Chinin und Cinchonin färben sich mit
Eisenchlorid rotbraun und bei darauf-
folgendem Betupfen mit Schwefelsäure
grfin. Um Chinin von Cinchonin zu
unterscheiden, schlägt Beichard eine
Losung von Ammonmolybdat in Schwefel-
säure vor; damit färbt sich Chinin erst
38) BuU. des Soiena phsim. 1005, 242,
») Pharm. Ztg. 1905, Nr. 30.
236
«hellblau, später dunkelblau, Cincbonin
dagegen sofort dunkelblau.
Ueber das Versagen der Thal-
leiochin-Beaktion zum Nachweis
Ton Chinin in Chinawein finden wir
schließlich noch interessante Angaben
in einem Referat der Pharm. Centralh.
46 [1905], 721.
Cortex Tobimbehe. Als Stamm-
pflanze der Yohimberinde ist von
Oilg^) endgfltig Coiynanthe Yohimbe
fes^estellt worden. Diese ist keine
Apocjrnacee, sondern gehört zur Familie
der Rubiaceae - Cinchonoideae. üeber
eine falsche Yohimberinde von
Corjrnanthe macroceras berichtete Her-
zog ; hierüber referiert Pharm. CentraUi.
46 [1906], 384 äusftthrlich. Dagegen
beschreibt THUes^ &ne neue dritte
Yohimberinde, und zwar aus dem
französischen Kongogebiet ätammend.
Die Rinde wird von den^ Eingeborenen
daselbst ebenfalls als Aphrodisiakum
gebraucht und von einem , dort mit
«Endun> bezeichneten Baum gewonnen.
Botanischen Feststellungen zufolge han-
delt es sich -wie bei Corynanthe um
eine Rubiacee, die man vorläufig mit
«Pausinystalia Trillesii» bezeichnet hat.
Eingehende Untersuchungen ergaben,
daß das darin enthaltene Alkaloid die-
selben chemischen und •medizinischen
Eigenschaften besitzt wie das Yohimbin,
auch sonst zahlreiche fibereinstimmende
oder doch sehr ähnliche Merkmale
zwischen der echten und der neuen
Rinde bestehen.
Croous. Die Kultur des Safrans
in Pennsylvanien unterzieht Lemberger^'^)
einer Besprechung.
Danach wurde noch bis vor wenigen
Jahren in Pennsylvanien Safran in
größerem Maßstabe und mit lohnendem
Gewinn angebaut. Man will sich aber
jetzt mit der mähevoUen Safranemte
nicht mehr gern befassen und baut da-
ffir mehr und mehr Obst an. Nach
Lemberger liefert eine Landfläche von
12 X 14 Fuß im Geviert, rationell mit
3«) Ber. d. D. Pharm. Ges. 1905, Nr. 1.
^) Bull. dM Soiens. pharm. 1905, 72.
^'^ Amer. Jonm. of Pharm., Jahrg. 1905.
Crocuszwiebeln bepflanzt, etwa 1500
bis 2000 Blüten, die eine Ausbeute an
Safrannarben im Werte von 9 bis 10
Dollar ergeben.
Auf die in letzter Zeit häufiger auf-
tretende Verfälschung von Safran
durch Imprägnieren mit verschiedenen
Salzlösungen ist in vorliegenderZeitschrift
schon mehrfach hingewiesen worden
(vergLDrogen-Jahresbericht 1904, Pharm.
Centralh. 46 [1906], 144). Auch im ver-
gangenen Jahre wurde verschiedentlich
wieder über känstlich beschwerten Saf-
ran berichtet. Ueber den einen Fall — es
handelt sich dabei um eine Verfälsch-
ung mit Borax und Salpeter — referiert
die Pharm. Centralh. 46 [1905J, 966.
Der andere Fall betrifft eine absicht-
liche Beschwerung des Safrans
m i t Z u c k e r. Da anorganische Salze,
wie Salpeter, Glaubersi^^ Pottasche,
Borax usw. den natflrlichen Aschen-
gehalt des Safrans beträchtlich erhöhen
und auf diese Weise, d. h. durch Be-
stimmung des Aschengehaltes leicht
nachgewiesen werden können, versuchen
es scheinbar die Fälscher neuerdings mit
wasserlöslichen organischen Substanzen
als Beschwerungsmittel, welche mit ver-
aschen bezw.keineodernur eine verhältnis-
mäßig geringe Erhöhung der natürlichen
Asche verursadien. Nestlet^ hat nach-
gewiesen, daß der beobachtete Zucker-
gehalt im Safran, den man ^bisher für
ein natürliches Ausscheidungsprodukt
hielt, auf einer Fälschung, jedenfalls mit
Milchzucker, beruht. Westler konnte
nämlich bei reinen, bis zu 8 Jahre alten
Safransorten niemals Zuckerausscheid-
ungen feststellen. Der Nachweis von
Zucker in der verfälschten Ware ge-
lang auf folgende Weise: Die Safran-
narben zeigten bei näherer Betrachtung
mit der Lupe einen grauen klein-
kristallinischen Ueberzug. Die Narben
wurden unter Verwendung eines Glas-
stabes mit 96proc. Alkohol kräftig durch-
gerührt, der Alkohol, welcher die Kri-
stalle suspendiert enthielt, abgegossen
und die Behandlung der Narben mit
•^) Ztsohr. f. Unten, d. Nähr.- u. GeDnßm.
Nr. 6 mid 9, 337.
237
Alkohol mehrmals wiederholt. In den
vereinigten alkoholischen Auszügen
setzten sich die Kristalle zu Boden^
worauf der Alkohol vorsichtig abgegossen
und der Bodensatz so lange durch
Dekantieren mit neuem Alkohol ausge-
waschen wurde, bis der Safranfaii>stoff
völlig entfernt war. Der nunmehr grau-
weise Bäckstand wurde durch Losen in
wenig Wasser von den noch beige-
mengten pianzlichen Bestandteilen ge-
trennt, die abfiltrierte wässerige Lösung
schließlich verdampft und der zurück-
bleibende Zucker vermittels der bekann-
ten Reaktionen (a-Naphthol und Schwefel-
säure, essigsaures Phenylhydrazin, Feh-
Hng'sche Lösung) als solcher ident^ert.
R^erate über die Prüfung des
Safrans einerseits, und über die Eon-
stanten normaler unverfälschter
Handelsware andererseits bringt
Pharm. Centralh. 46 [1906], 781 und
474.
Cubebae. Ueber falsche Eubeben-
frfichte, die kürzlich mehrfach am
Hamburger Markt zum Angebot kamen,
wurde bereits in Pharm. Centralh. 46
[1906|, 932 berichtet. Es handelte sich
hierbei um die üblichen Substitute, d. h.
die Früchte von Piper Lowong oder
P. guineense, welche trotz ihres mit den
echten Früchten ziemlich überein-
stimmenden Aeußeren mit Schwefelsäure
keine Rotfärbung geben.
Auch am Londoner Markt sind letzt-
hin falsche Eubeben beobachtet worden ;
diese wichen jedoch schon in ihrem
Aeußeren auffaUend von echten Früch-
ten ab. Nach 8ag^^) waren es
glatte Fruchte von bräunlicher Farbe,
wdcbe beim Zerreiben wenig oder kein
Oel erkennen ließen und teilweise reife,
runde Samen enthielten. Die Samen-
schale hatte zwar Eubebengeruch, die
Samen dagegen schmeckten und rochen
ausgesprochen nach Macis. Eonzen-
trierte Schwefelsäure wurde von den
Früchten nicht rot, sondern nur gelb
gefärbt. Auffallend war auch der reich-
hche Stärkegehalt, welcher sich durch
^ The Chemifit and Droggist 1905, Nr. 1347.
die Blaufärbung der mit Jod versetzten
Abkochung zu erkennen gab. Auf grund
weiterer anatomischer Merkmale glaubt
&ye die Früchte von Piper ribesoides
WaU, vor sich gehabt zu haben.
. Euphorbium. Das Euphorbium haben
Tsefdrch und Patd auf seine Bestand-
teile hin untersucht und dabei gleich-
zeitig eine zur Identifizierung dieses
Harzes charakteristische Farbreak-
tion aufgestellt. (Näheres s. Ref.
Pharm. Centralh. 46 [1906], 669.)
Fabae calabaxicaa. Falsche Eala-
barbohnen, welche auf dem Ham-
burger Markt angetroffen worden sind,
wurden in der «Schweiz. Wochenschr«
für Chemie und Pharmazie» beschrie-
ben.^ Danach waren die betreffenden
Samen dunkelrotbraun, bis 7 cm lang,
bis 5 cm breit, bis 1,1 cm dick, also
ziemlich flach, am Rande zugeschärft
und der Umriß oval bis rundlich drei-
eckig. An dem einen Ende des Samens
ist der Funiculus als ansehnliche Narbe
deutlich sichtbar, daneben die Mikropyle
als eine feine Vertiefung. Wenn man
will, kann man die äußere Form der
Samen kurzweg mit der einer Teicb-
muschel vergleichen. Es handelt sich
hierbei nach Schinx um die Samen von
Pentaklethra macrophylla, einer im trop-
ischen Afrika heimischen, baumartigen
Leguminose. Diese Samen gelangen in-
folge ihres Gehaltes an fettem Oel (bis
46 pCt) in letzter Zeit häufiger nach
Europa. (Diesen Mitteilungen möchte
ich aus eigener Erfahrung hinzufügen,
•daß ich mehrfach Gelegenheit, hatte,
diese sogenannten falschen Ealabar-
bohnen am hiesigen Markt zu beobach-
ten. Die äußere Form derselben weicht
aber derartig von der üblichen nieren-
fOrmigen der echten Ealabarbohne ab,
daß es einem einigermaßen geübten
Drogenkenner nicht schwer f^t, die
Fälschung sofort wahrzunehmen. Außer-
dem enthalten die Samen keine Spur
von Alkaloid. D. Ref.)
^) Schweiz. Woobeoschr. für Chem. und
Pharm. 1905, Nr. 32.
938
Fabae loaoo. Ein ausfiihrlicheB Re-
ferat in der Pharm. Centralh. 46 [1906],
785 behandelt die interessanten Andri-
sehen Mitteilungen aber die Einsamm-
lung und Zurichtung der Tonka-
bohnen im tropischen Amerika.
Tolia Buoeo. Auf fremdartige
Buccoblätter, deren Stammpflanse
damals aber noch nicht sichergestellt
war^ wurde bereits im Jahresbericht
1904 (Pharm« Centralh. 46 [1905], 145)
aufmerksam gemacht. Sage^^) hat nun-
mehr als ^unmpflanze dieser neuen
Dro^e «Diosma succulenta Var. Bergiana»
ermittelt
Die neue Sorte Bucco- oder Buccu-
blätter, «Earoo Buchu», besteht aus
3 bis 6 mm langen, 1,75 mm breiten
iQderartigen Blättchen, die zum Unter-
schied von den bisher bekannten Bucco-
blättem ganzrandigsind. IhreForm
ist oval, in eine scharfe, schwach zurfick-
gebogene Spitze auslaufend; das Blatt
ist mit Oeldrfisen durchsetzt. Mitteil-
ungen der Firma Schimmel dh Co.'^^) zu-
folge dürfte das aus der neuen Sorte
gewonnene ätherische Oel dem aus
Blättern von Barosma betulina Barth
destillierten gleichwertig sein. Das betr.
Oel war halbfest und von kräftigem,
pfefferminzähnlichem Geruch ; mit E^en-
chloridlOsung gab es schwache Rot-
färbung.
Folia Coca. Die Methode zur Wert-
bestimmung der Eokablätter
nach Oreshoff finden wir in der Pharm.
Centralh. 46 [1905], 875. Gleichzeitig
werden daselbst interessante Mitteilungen
aber den Alkaloidgehalt jungerund
alter Eokablätter gemacht, die mit'
früheren diesbezfiglichen Angaben (vergL
Pharm. Centralh. 46 [1904], 947) fiber-
einstimmen. Bloemmthal^^) zieht die
OrestioffBche Methode allen anderen, in
letzter Zeit voigeschlagenen (z. B. von
KeUer, Panchaud, L4ger) vor. Dagegen
hat de Jong^) bei der Bestimmung der
^1) Chemist and Dniggist 66 '^1904), 506 and
717.
*0 April-Bericht 1905, 8. 11.
^0 Pharm. Weekbl, 1905, 286.
44) Beo. trav. ohim. des Pays-Bas 1905, 34,
307; d. Chem.-Ztg. Rep. 1906, 396.
Alkaioide in Eokablättem mit der Keller-
sehen Methode vorzügliche Resultate er-
zielt tend zwar bei folgender Arbdts-
weise:' S5 g getrocknete und gepulverte
Blätter werden mit 10 ccm Ammoniak
und 300 ccm eiskaltem (auf 0^ ab-
gekohlt) Aether in gut verschlossener
Flasche V2 Stunde unter Öfterem Schüt-
teln stehen gelassen, dann werden 60
ccm Eiswasser hinzugefügt, das Ganze
nochmals umgeschüttelt und durch Watte
filtriert. 100 ccm der filtrierten, auf 0^
abgekühlten, ätherischen Lösung schüt-
telt man im Sch^detrichter erst mit 50,
alsdann mit 25 ccm 0,5proc. Salzsäure
aus, wobei auch die sich büdende Emul-
sion mit in die sauerwässerige Lösung
übernommen "werden muß. Der filtrierte
sauerwässerige Auszug wird durch ein-
maliges Ausschütteln mit Aetiier ge-
reinigt, dann schwach ammoniakalisch
gemadit und nunmehr nacheinander mit
50 und 36 ccm Aether ausgeschüttelt
Von den vereinigten ätherischen Lös-
ungen destilliert man den Aether ab und
trocknet den verbleibenden Bückstand
unter öfterem Einblasen von Luft im
Wasserbade bis zum konstanten Gewicht
Auf diese Weise werden alle in den
Eokablättem enthaltenen Alkaioide mit
Ausnahme des Benzoyleegonins erhalten.
(Es empfiehlt sich, nach dem Wägen den
Bückstand zur Eontrolle noch ütri-
metrisch zu bestimmen. — D. Ref.)
Folia Jaborandi. Beachtenswerte An-
gaben über die Jaborandiblätter des
englischen Handels, deren Alkaloidgehalt
und dergl., die aber ebenso gut die Ver-
hältnisse am deutschen Markt charakter-
isieren, machten Holmes und Umney;
des näheren referiert darüber Pharm.
Centralh. 46 [1905], 638 u. 670. Dem
in diesen VeröffenUichungen zum Aus-
druck gebrachten Wunsch, man möge
bei Aufnahme in Arzneibücher die
Blätter von Pilocarpus microphyllns in-
folge ihres hohen Pilokarpingehaltes
allen anderen Spezies vorziehen, ist die
neue Pharmakopoe der Vereinigten Staa-
ten von Nordamerika bereits nadige-
kommen (veigL Pharm. Centralh. 47
[1906], 46).
EineMethode zur Alkaloidbestimm-
289
VLTLg in Jaborandiblättern fiüden
ynr in Pharm. Centralb. 46 [1905], 891.
Folia Patohouli. Mit d«r Oeschichte
and Kultur der Patchonlipflanse
befichSftigt sich ein kflrzlidi in der D.*
Amer. Apoth.-Ztg.^^) erschienener Artikel
dee Gtoneralkonsols Skdmer in Marseille.
Danach ist die die in der Parffimerie ge-
schätzten Patchonliblfttter liefunde
Pflanze eine Labiate, Pogostemon Pat-
chonli, welche in Indien and China
heimisch ist, aber anch auf Ceylon,
Boorbon nnd in Paraguay erfolgreidi
kultiviert wird. In ihrem ftnßeren Ha-
bitus Shnelt die Patchoulipflanze unserem
einheimischen Salbei, nur mit dem Unter-
schied, daß ihre Bl&tter weniger fleischig
sind.
Die Kultur der Pflanze wird in China
und auf den Malaischen Insehi schon
seit Jahrhunderten betrieben ; sie erfor-
dert leichten Boden, ebenes Luid oder
schwach ansteigendes Hügelland. Die
Pflanzen werden w&hrend der Regen-
periode in Abstanden von ca. 18 Zoll
umgepflanzt und zum Schutz mit Blättern
bedeckt Nach einem halben Jahre findet
das erste Beschneiden statt, wobei man
gewissermaßen 3 Emtequalitftten unter-
scheidet : 1) Bl&tter, 2) Bl&tter mit jun-
gen Schößlingen und etwas HoIzteUen,
3) große Stengel.
Patchoulibl&tter von Calcutta und
Bombay sollen in der Begel 76 pCt
Stmgel enthalten und bei der Verarbeit-
ung auf Essenz durch Destillation mittels
Wasserdampf ein weniger wertvolles
Produkt ergeben als die Bl&tter der auf
dem Malaisußhen Archipel wachsenden
Pflanzen. Die Javapflanze wiederum ist
von ansehnlichem Aeußeren, aber ärmer
an Aroma.
Bekanntlich wird die Destillation der
ßlfttter auf Oel fast ausschließlich in
Europa betrieben. Interessant sind noch
der geschichtliche Hinweis, daß die ersten
Importe Patchouliblätter im Jahre 1860
nach London kamen, und die merkwür-
dige Veranlassung dazu. Um genannte
Zeit wurden nflmlich echt indische Shawls
4} Barch Pharm. Ztg. 1905. 1031.
ZU sehr hohen Preisen verkauft, und die
E&uf er ließen sich beim Kauf durdi den
Geruch der Shawls leiten; diese waren
ntoilich mit Patchouli parfflmiert.
Französische Fabrikanten machten sich
diese Eigenschaft zunutze und impor-
tierten nun Patchonliblfttter in großer
Menge, um mit deren Parf&m ihre eigene
Ware zu versehen und diese dann
als «echt indische» auf den Markt zu
bringen.
FnietuB Amomi siehe Pimeata.
FruotuB Capsioi. Als bestes Extrak-
tionsmittel fflr Fructus Capsici
erklärt Oerrard^^ 90proc. Alkohol.
Oerrard erhielt aus einem Teil Droge
mit 10 Teilen Lösungsmittel durch Per-
kolation 26,4 pCt Extrakt, wShrend
Aether, Benzin, Chloroform, Petrolfither
und Schwefelkohlenstoff durchschnittlich
nur etwa 17,6 pCt Ehetrakt ergaben.
Im Rflckstand ließen sich infolgedessen
noch eine Menge wirksame Bestandteile
nachweisen, £e den Präparaten bei
Anwendung letztgenannter Extraktions-
mittel verloren gehen.
Anhaltspunkte zur Beurteil-
ung eines reinen, einwandfreien Papri-
kas finden wir in Pharm. Centralh. 48
[1906], 473 angegeben.
Fructut Cardamomi. Sogen, west-
afrikanischen Eardamomen mit
der einheimischen Bezeichnung «Amo-
mum Eorarina di Pereira» erwfihnt die
Fa. Hr. Haensel^'^). Diese neue Amo-
mumart hat Aehnlichkeit mit den Früchten
von Amomum angustifolium Sonnerat,
nur mit dem Unterschied, daß ihre
F^ttchte weniger langgestreckt bimen-
artige, sondern eine mehr kurze dicke,
nach dem Blattstid zu sich verjüngende
Form besitzen. Der westafrikanische
Eardamomen lieferte bei der Destillation
1,72 pCt &therisches Od, welches nach
Haensel ein feineres Aroma als das aus
Kamerun-Eardamomen gewonnene er-
kennen läßt.
Schlegel^^ hat bei Prüfung einwand-
^) Doroh Ghemist and Dra»rist, London.
47) Oktober-Bericht der Fa. Bginrieh Eaeruel,
Fima.
*^) Bericht der Untersooh.-Anstalt Nürnberg,
Chem.-Ztg. 1905, 959.
24a
freier Proben von Kardamom auf ihren i
Aschengehalt Zahlen erhalten, welche
von den in den cVereinbarungen» an-
gegebenen Grenzzahlen (6 pCt i^r ganze
Fruchie und 10 pCt ftkr Samen) ! ab-
wichen.
Allem Anschein nach ist darauf be-
reits Bficksicht genommen worden ; die
neuerdings fUr die €yereinbarungen>
vorgeschlagenen Grenzzahlen sind 10
und 14 pCt (vergl. Ref. Pharm. Centralh.
46 [1905], 473).
(Fortsetzung folgt.)
Neue Arzneimittel,
Antichlorotin sind angeblich HaQmo-
globinpillen mit Schwefel und Magneflia.
Anwendung: gegen Bleiehsucht Darsteller:
L&wen-Apotheke in Görlitz.
Antigonokokkeaserom wird von Kanin-
chen gewonnen^ denen abgetötete Gono-
kokken-Eulturen m das Bauchfell geimpft
worden sind. Anwendung: bei Tripper-
rheumatismus.
Antidyseaterie-Serum, auch Dysentexie-
(Buhr)- Heilserum genannt, ist bereits iu
Pharm. Centralh. 47 [1906], 47 unter
Kruse-Serum erwähnt Es wird beider
durch den Badllus Skiga-Krtise erzeugten
endemisdien Dysenterie (Ruhr) als Hautein-
spritzung in die Bauohgegend angewendet
und besitzt keinen Zusatz eines Antiseptikum.
Gabe: 20 eom; zur Vorbeuge 5 ocm.
Argeatum jodatum aascens wird nach
Apotfa.-Ztg. 1906, Nr. 16 gegen gewisse
Krankheiten der Hamwege angewendet
Empfohlen wird folgende Formel: 2,2 g
Silbemitrat, 2,2 g Kaliumjodid, 50 ocm
destilliertes Wasser und Carrageenschleim bis
zu 100 ocm. Zur Bereitung des Letzteren
werden 3 g Oarrageen mit Wasser abge-
waschen, auf dem Wasserbade 15 Minuten
lang mit 100 ccm Wasser erhitzt, durchge-
seiht und die erkaltete Kolatur auf 100 ocm
gebradit
Belloform ist nach AUgem. med. Zentral-
Ztg. 1906, 158 ein Kondensationsprodukt
verschiedener, hochsiedender, kresolarmer
Kohlenwasserstoffe mit Formaldehyd m Seifen-
lösung. Es ist eine kirschrote Flüssigkeit
von nicht unangenehmem, aromatischem Ge-
ruch, in dem sich der des Formaldehyd nur
sehr gering bemerkbar macht Es löst sich
leicht m Wasser iind Alkohol. Die sehwachen,
wSsserigen Lösungen sind durchsichtig und
gelb opalisierend, die stärkeren undurch-
sichtig, besonders bei Verwendung von stark
kalkhaltigem Wasser. Es übt selbst in kon-
zentriertem Zustande auf die Haut keine
reizende oäer ätzende Wirkung aus, in
wässerigen Lösungen ' macht es die Haut
nur weich, nidit aber schlüpfrig und' glatt
Wochenliemg fortgesetzte tägliche Waschungen
der Hände mit 2- bis 3 proc. wässerigor
Lösung greifen dieselben in keiner Weise
an. In seiner Wirkung steht es dein Greolin
und Lysoform nicht nach, andi ist dieselbe
wenig giftig.
Chininum arrheaalicum ist Ghinin-Hono-
methylarsinat Es bildet nach Südd. Apoth.-
Ztg. 1906, 153 farblose, sehr bitter
schmeckende Kristalle, die bei 139 bis 14 1<^
schmelzen und sich in kahem Wasser sehr
schwer, leichter in heißem lösen. Tages-
gabe : 0,6 bis 0,8 g. Es gibt noch ein
saures Ghinin-Arrhenala^ das bei 151 bis
154^ schmilzt und etwas Idditer m Wasser
löslich ist
Suehininum salicylicum ist salicylsaurer
Chinmcarbonsäureätfaylester. Es ist mn ge-
schmackloses, in Wasser fast unlöelidies
Pnlver vom Schmelzpunkt 195^. Der
Euchmmgehalt beträgt 74,15 pCt Anwend-
ung: statt Chininsalicylat fod Kindern.
Fer du Dr. . Babuteau ist Eisenproto-
chlorür. Darsteller: F. Comar et Füs
et Oie, in Paris.
Fluoroformol, auch Fiuoryl genannt,
ist eine 2,8 proc Lösung von Flu(Hrofonn
(Triflnormethan). Anwendung: als Antisep-
tikum bei Fhthisis und Lungenentzündung.
Gabe: 15 com.
Oaultherine ist natOrHches Natrium-
Methylsalicylat Es ist ein blafirotes Pulver,
das sich schwer m Wasser, leidit in Alko-
hol löst Anwendung: als Antiseptikum und
Antifermentativum. Oabe: 0,3 bis 0,6 g.
Iroa-ToAol enthält EisenglycerophoqBhat.
Lichenoids sind Pastillen, die ans vom
Cetrarin befreitem Isländisch Moos bereitet
smd.
Yesipyxia (Fhaim. Centralh. 47 [1906],
130). Darsteller: Ohemisohe Werke 12ßt%^-
stieg^ G. m. b. H. in Hamburg, Eherne
Johannisstraße 4. H. Menixel.
241
■ ahrunosmittel-Ohemie.
Ueber den Nachweis und die
Bestimmung der Saücylsäure
in NahnmgB- und Genußmitteln hat Dr. Ed,
Späth m der SfiddentBeh. Apoth.-Ztg. 1 906,
Nr. 1 bis 3, ein kritischefi Sammelreferat
ver^tffentliebt und anf gmnd eigener Yer«
sndie folgende Sehlaßsfttze aufgestellt:
1. Zar Isolierung der Salicylsäaie aus Nahr-
ungs- und Genußmitteln, aus Harn muß eine
Isolierungkflüssigkeit gewählt werden, «die lern
Wasser und infolgedessen keine die läsenchlorid-
reaktion störende Stoffe (Säuren, (Gerbstoffe)
aufnimmt Die Eisenobloridreaktion ist für den
qualitativen. Nachweis als der sicbersten und
schönsten, sowie auch empfindlichsten Reaktion
der erste Platz einzuräumen.
2. Als Isolierungsflüssigkeit, die alle die ge-
wünschten Vorteile bietet, eignet sich eine Misch-
uog von 3 Teilen Petroläther (leiohtsiedender)
und von 2 Teilen Chloroform.
3. Das Isolieren der Salicylsäure kann in den
meisten Fällen durcb Ausftohütteln der betreffen-
den zn prüfenden Flüssigkeiten mit der Misch-
ung erfolgen; in allen Fällen, wo man eine
Emulsionbildung erwarten kann, bei Eontioll-
analysen, verfährt man in der angegebenen
Weise.
4. Als sichere quantitative Bestimmungs-
methode kann die von Fresenius und Orünhut
modifizierte i^r^er'sche Methode der Salicyl-
säurebestimmung empfohlen wenden.
Man sdittttelt am zweckmäßigsten 50 bis
100 g des zn prüfenden Materiales nach dem
Ansänem direkt oder nach zweckentsprechen-
der yorbereitnng mit ungefähr der doppelten
Menge der Petrolätfaer-Chloroformmisehnng
anSy trennt die Flfiarigkeiten^ wiederholt die
• Anasehttttelnng nnd vereinigt die durch das
gldche Filter filtrierten Petroläther-Chloro-
f onnlOsnngen, wobei man noch zuletzt das
FOter mit der AnasohüttelnngsOfissigkeit an»-
wSaeht; man bringt das Filtrat anf ein be-
atimmtes Votlnmen, oder wenn man größere
Mengen eifaalten haben sollte^ destilliert man
einen Tdl des Lösungsmittels im Wasser-
bade — nieht über 70^ erhitzen — ab,
verwendet etwa 20 ocm der Lösung zur
qualitativen Prüfung auf Sallcjlsänre und
bei Anwesenheit derselben den Rest für die
quantitative Bestimmung anf titrimetri-
sehem Wege. Man schüttelt mit alkalischem
Wasser die Salicylsäure aus und verfährt
folgendermaßen: Die erforderliche Menge
der Broms alzlösnng (siehe unten), deren
Wlrknngswert dadurch erreicht wird, daß
man eine bestimmte Menge mit Salzsäure
und Jodkalium versetzt und das ausge-
schiedene Jod mit Thiosulfatiösung titnert,
verdünnt man mit 300 ecm Wasser und
zersetzt sie mit 30 ocm verdünnter Salz-
säure (1,1 spez. Gew.)* In diese Mischung
läßt man unter Umrühren die etwa Iproc.
Salioylsäurelöenng emfließen, wobei sich so-
fort em weifier Niedersehlag bildet Unter
zeitweiligem Umrühren läßt man etwa 5
Minuten stehen, fügt dann 30 bis 40 com
lOproc JodkaUumlösung hinzu und titriert
das ausgeschiedene Jod mit yiQ-'SormBl'
Thiosulfatiösung (1 oem = 0,00199111 g
Sali<7lsänre). Hierbei ist zu beachten, daß
man die Stärkelösnng erst dann zusetzen
darf, wenn die Flüssigk^ bereits nahezu
entfärbt ist, da sonst Jodstärke durch Ad-
sorption auf der Oberfläche des flookigen
Tribromphenohiiederschlags verdichtet wird
nnd sich der Titrienmg entzieht
Das Verfahren beruht auf folgenden
Grundlagen. Bringt man Salicybäurelösung
nnd Bromwasser zusammen, so bildet sich
unter Emwukung überschüssigen Broms zu-
nächst Tribromphenolbrom m Form emes
gelbüdi weißen Niederschlages:
CßH^OHCOOH + 8Br
= GßHBrsOBr + 4HBr + COg.
Fügt man nun Jodkaliumlösung hmzu, so
setzt nicht nur das überschüssige Brom die
äquivalente Menge Jod in Freiheit, sondern
es wirkt auch das Tribromphenolbrom auf
Jodkalium ein:
CeHBrg . OBr + 2KJ
= CeHBrgOK + KBr + 2J.
Von den ursprünglich v^brauchten 8
Atomen Brom sind also 2 regeneriert worden, ^
bezw. wurde die ihnen entsprechende Menge
Jod nachträglich in Freiheit gesetzt Bei der
Berechnung der Analyse hat man also nur
6 wirksame Atome Brom einzusetzen«
Für das Gelmgen der Bestimmung ist
nach Freyer ein Bromüberschuß von 80
bis 100 pCt nötig. Statt Brom wasser ver-
wendet man zweckmäßig eine viel beständigere
BromBalzlÖ8ung(l,7 gEaliumbromatund
6 g Kaliumbromid im Liter), aus welcher dann
durch Salzsäurezusatz Brom frei gemacht wkd :
KBrOs + öKBr + 6HC1
= 6Br + 6KC1 + SHgO.
342
Mit stärkerer BromealBiöBa^g (2 g + 10 g
ia 1 h) and größeren SabBtanzmeDgen et-
zielten Fresenius und Orünhut ebenfaÜB
gate EeenUate. (Veigl. Phann* Gentnüh.
^ [1899], 444^
Die qualitative Prfifnng anf > Salieylr
sfture führt Späth in folgender Wem ans:
«Die Petrolftther-Ghlorofonnl06nng(3: /)wird
nach dem Ablaasen der an prüfenden Flflsaig-
keit dnrob ein klanee Fliterehen filtriert^ die
AnsBehftttelang wird wiederholt und £e
zweite PetroUtherOhlorcrformlOeiing mit der
ersten vereinigt Dureh das Filtrieren werden
Belbet die geringsten hängengebliebenen
FeuehtigkeitBmengen entfernt; dasFUtsrohen
wird noeh mit der fachen Hisohung nadi-
gewaschen und das Flltrat, ohne daß man
das Lösungsmittel vorläufig etwa verdampft
oder abdestillierty wie folgt auf Salicylsänre
g^rüft: Von den auf ein bestimmtes
Volumen — wenn noeh die quantitative
Bestimmung der etwa vorhandenen Salioyl-
säure vorgenommen werden soll — ge-
brachten Ausschüttelungsflfissigkeiten pipet-
tiert man 20 ccm in ein größeres Beagens-
glaSy £^bt 1 bis 2 Tropfen verdünnter
Eisenehloridlösnng oder einer verdünnten
Eisenalaunlösung (1 : 100) und 2 bis 3 ccm
Wasser hinzu und sdiüttelt nun das Reagens-
glas tüchtig um; wenn Salicylsänre selbst
nur in Spuren voriianden ist, dann setzt
sieh cBe wässerige Schicht mit der charakter-
istischen sdiönen violetten Färbung ab.»
P. S,
Ueber die Konservierung des
Kaffee mit Harzen
macht L. Oraf ^Chem.-Ztg. 1905, 1312)
folgende Mitteilungen. Die ersten Versuche
mH diesem Verfahren wurden in den neun-
ziger Jahren gemacht und zwar wurde haupt-
sächlich Schellack dazu verwendet Es ei^
hoben sich schon damals sehr viele Stimmen
in der Presse dagegen, während die Gla-
suren mit um so größerer Reklame ange-
priesen wurden. Man erhitzte den Schellack
auf bestimmte Temperaturen, um die Geruchs-
Btoffe zu entfernen, oder man parfümierte
ilm. Auch Miscliungen von Schellack mit
Gelatine, Gummi und Eiweiß wurden em-
pfohlen. Trotzdem kam man sehr bald zu
der üeberzeugung, daß der glasierte Kaffee
einen eigentümlichen Geschmack annimmt
Bd geringwertigem Kaffee ist dieser natfir-
lidi wem'ger bemerkbar, während er bei
feinen Qualitätssorten desto empfmdlicher
hervortritt Dagegen wurde bemerkt, daß
durch die Harzglasur gewisse Schönhetts-
fehler des Kaffee, ungleichmäßige Farbe
nach dem Brennen und dergl., verdeekt, so-
daß die Auslese geringer wird, und so das
Glasieren Vortdt bringt. In neuerer Zeit
wird (statt der «feinen Harze», die nach
den Vereinbarungen als zur Konservierung
zulässig anzusehen sind, audi gewöhnliches
Kolophonium verwendet, ein Mißbrauch,
der abgesehen von dem Bedenklichen des
ganzen Verfahren streng zu verfolgen ist
-Ä«.
Xeues BahmfettbestimmuBgs - YerflüireB.
Nach* monatdangen Veisnohen können wir nun
unser neues Verfahren zur Rahmf ettbestimmusg
ab vollständig ausgearbeitet betrachten. Das-
selbe zeichnet sich besonders durch bequeme
Handhabung, Kürze und Genauigkeit ans. Letz-
terei wirdf unter anderem durch die Verwendung
neu konstruierter besonders geeigneter Buty-
rometer erzielt Der FettgdSialt wird direkt
abgelesen, man bedarf nicdit der umständlioheo
und zeitraubenden Verwendung von Tabellen.
Wir werden jedoch nicht eher mit diesem Ver-
fahren an die Oe£fentliohkeit treten, sds bis uns
durch Gutachten von autoritativer Seite ersteres
als zuverlässig bestätigt worden ist Dies dürfte
voraussiohtiich in Kürze der Fall sein.
Mitteilung aus dem Laboratorium Dr. N. 0er*
ber'a Co. m. b. H. Leipzig, von Dr. Wetuüer.
Beri Hartweizen wird nach F, A. Norton
^Ghem.-Zt^. 1905, Rep. 266) in den Vereinigten
Staaten vielfach angebaut, wo sein an sich
sohon höherer Proteingehidt unter den dortigen
Klima- und Bodenverhältnissen noch zunimmt.
Die aus ihm hergestellten -Produkte zeigen in-
folge des Vorhandenseins eines gelben Farbstoffes
eine stärkere Färbung als*die^Produkte des ge-
wöhnlichen Weizens. Der fehlende Pflanzenleim
wird durch den besonders hohen Gluteogehalt
ersetzt. Gute Sorten des Hartweizens sind* zur
Herstellung von Brot, Makkaroni u. deigl. her-
voi ragend geeignet. — he.
Das Sehwarzwerden der ITf eine ist nach
der Deutsch. Wein-Ztg. 1906,^[179, schon im
Voraus festzustellen, wenn'man die Weinpröbe
1 bis 2 Tage in offenem Glase stehen läßt;
Wein mit der Neigung zum Schwarzwerden
ändert hierbei seine Farbe. Tritt bei gekauftem
Wein das Schwarzwerden ein, so ist nach einem
Urteile des Kölner Oberiandesgerichts (23./il. 05)
der Käufer nicht verpflichtet, den;; Wein zu
nehmen. P. S,
248
Therapeutisoh» Mitteilunoon.
Ueber Stsrptol bei Oebärmutter-
blutungen
berichtet V. Meyer in Neapel (AUg. med.
Centnü-Ztg., 1904, Nr. 49). Das Stryptol
(phthataauree Cotamln), welebes von Knoll
dk Co. in Lndwigshafen a. Rh. hergestellt
wird nnd von der ^ö^rscben Klinik ein-
geführt wurde, hat nach Meyer vor dem
Styptiein den Vorzug, daß es 2 blutstillende
Komponenten besitzt, da die Phthals&nre
selbst andi bhitstillend wirkt. (Styptiom ist
bekanntlidi salzaaures Cotamin.) Das Styp-
tol erfflllte alle Ansprüche, die man billiger-
wdse an dn uterines Hämostatikum stellen
kann, und dabei hat es gleiehzeitig eine
deutliche beruhigende Wirkung. Es wirkt
bereits in kleinerer Gabe als Stypticm und
ist billiger als dieses. Man gibt täglich 3
bis 5 Tabletten zu je 0,05 g.
Weißbart (Die Heilkunde, 1904, Nr. 10),
welcher seine Erfahrungen mit Styptiein be-
reits früher mitgeteilt hat, vergleicht nun-
mehr die Wirkung dieses Mittels mit dem
Styptol. Er kommt zu folgenden Schlüssen:
Auf Gebärmutterblutungen in den Wechsel-
jahren wirkt Styptol vortrefflich und ver-
sagt nie. In Fällen von sogenannten re-
flektorisdien Gebärmutterblutungen in folge
von Gesehwülsten in der Gebärmuttermus-
kulatur, femer bei Schwangerschaftsblutungen
und nach Auskratzungen des Gebärmutter-
Inneren waren die Erfolge ausgezeichnet
Wehen traten niemals auf. Die am meisten
interessierende Frage, ob Styptol besser
wiikt als Styptiem, entBcheidet Weißbari
kurz dahin, daß im allgemeinen beide Mittel
gleidi gut wirken, nur bei Blutungen ohne
örtlichen, anatomischen Befund, wo Styptidn
meistens versagte, scheint Styptol dem Styp-
tidn überlegen zu sein.
Berg (Centralbl. f. d. Krankh. d. Harn-
u. Sexualorgane, 1905, Nr. I) hat das
Styptol auch in der Urologie versucht.
Blutungen im Bereich der Hamorgane er-
schweren ja die Diagnose mit dem Blasen-
spiegel außerordentlich. Auch ist die durch
die Blutung hervorgerufene Schwächung des
Organismus nicht gleichgültig: es kann zu
einer förmlichen Verblutung des Patienten
kommen, wenigtens bei Blutern. Hier ver-
mag ein inneres unschädliches Blutstillungs-
mittel, das ohne zu reizen auf das Gefäß-
zentrum wirkt, den Blutkreislauf verlangsamt
und dadurch Gerinnung hervorruft, wertvolle
Dienste zu leisten. Audi die Reizerscheinungen
der Blase klingen nach Styptoldarreichung
erheblich früher ab.
In der Zahnheilkunde findet das Styptol
ebenfalls neuerdings Verwendung. Bohr-
bach (Zahnärztl. Reform 1905, Nr. 2)
wandte dasselbe bei einer schwer stillbaren
Blutung sowohl in Form von 30proc
Styptol-Watte wie auch als loses Pulver
an und war von der schnellen und sicheren
Wirkung des Präparates sehr befriedigt.
Ein kombiniertes harn-
treibendes Mittel,
das bloß die Nierenepithelien razt, ist immer-
hin beachtenswert, denn das einstmals so oft
und gern als Diuretikum angewendete Koffein
hatte den Nachteil, daß es neben seiner
Ortlich nierenepithelanregenden Wirkung auch
noch die recht störende Nebenwirkung hatte,
vom Zentralnervensystem blutgefäß verengernd
zu wirken; um diese unerwflnschte Neben-
wirkung auszuschalten, wurde bisher immer
(von Sehmiedeberg, Curschmarm) der
Koffelnlösung Kognak als ein die Gefäße
weit eriialtendes Mittel mit beigegeben.
Julius Zajacxkowski wendete nun dem
Diuretin wieder sein Interesse zu, welches
bekanntlich von Knoll <& Co, in Ludwigs-
hafen dargestellt wird und schon lange ein-
geftlhrt ist. Zajacxkowski aber kombinierte
in seiner Vorschrift das Diuretin mit reinem
Harnstoff und zwar: Diuretin und Urea pura
je 0,5 g pro dosi ; 4, 6 bis 8 Pulver inner-
halb 24 Stunden zu nehmen.
Er empfiehlt nach dem Vorbild von
Koritschoner, das Mittel erst 3 Stunden
nach dem Essen zu geben, damit nicht die
Salzsäure des Magensaftes die Salicylsäure
des Diuretin frei madit Mit obiger Kom-
bination erreichte Verfasser nach dreitägiger
Darreichung eine Steigerung der Hammenge
fast um das dreifache, bricht nicht bloß bei
Aorten- und Mitralklappenfehlern, sondern
auch bei der sonst so träge auf Diuretika
244
reagierenden LebensohnimpfuDg mit freiem
Erguß in die Bauchhöhle, und zwar wurde
in 5 Fftllen diese Transsudat-FlUsBigkeit ab-
gelassen und danach die Nierenültigkeit
durch obige Pulvermisehung in Anregung
erhalten, so daß durch den Harn weitere
FIflssigkeit reichlich ausgeschieden wurde.
Wien, med Presse, A. Rn.
Bromlecithin
kommt der heutigen Tages seit Danilewsky
immermehr anerkannten Lecithin-Anwendung
zur Hilfe, mdem es vom Magen leicht ver-
tragen wird.
Das Bromledthin wurde auf Anregung
von P. Ehrlieh in Frankfurt a. M. durch
P. Bergeil in Berlin dargestellt und wird
in fabrikmäßig angefertigten, mit Kakao
dragierten Pillen mit einem Gehalt von
0,1 g Bromlecithin (20proc.) von der
Aktien' Oesellschaft für Anilin^ Fabrika-
tion in Berlin in den Handel gebracht.
Serono sah mit einem eignen Ledthin-
präparate bei Einspritzung unter die Haut
den Blutbefund bei sekundärer Blutarmut
bald gebessert, und von diesen systematischen
Versuchen leitet sich die praktische Bedeut-
ung des Lecithin ab. In der obigen Kom-
bination gab das Lecithin zur Prüfung nur
bei der innerlidien Darreichung Veranlass-
ung, und es ergab sich nach den Ver-
suchen von Braunstein, Eölpin und Walter
Wolffy daß bei sekundären Anämien das
Bromlecithin vermöge semes LedtLingehaltes
innerlich genommen schnell und fördernd
auf die Blutbildung einwirkt, und daß es
somit ein einfaches und günstiges Anreg-
ungs- und Blutbildungsmittel in der Rekon-
valescenz ist
Ther, d, Qegenw, J90ö, 156.
Ä. Rn.
Die hautreizende Wirkung der
Meerzwiebel
konnte Erich Hoffmann in Berlin bei
2 Frauen feststellen, die mit Blättern oder
der Knolle der Meerzwiebel in Berührung
gekommen waren ; es zeigte sich eine dgen-
artige bläschenförmige Hautentzündung; die-
selbe war ausgezeichnet durch mehr oder
weniger heftiges Brennen und Jucken, durch
eine mal' ige SchweUung und geringe Röte
der von der Pflanze direkt getroffenen Baut
und durch das nach 12 bis 24 Stunden
beginnende Aufsdüeßen stecknadelknopf- bis
hanfkomgroSer praller Bläschen, die eine
feste glatte Decke und einen vöDIg klaren
Inhalt besaßen. Unter schonender Behand-
lung gingen Rötung und Schwellung der
Haut in wenigen Tagen zurück, die Bläs-
chen begannen vom dritten bis vierten Tage
an einzutrodcnen und nach einer geringen
Abschilferung war die Erkrankung in 10
bis 14 Tagen beseitigt Bisher wurden
mehrfach für die hautreizende Wirkung der
Meerzwiebel die zahlreich in ihr enthaltenen
Kalkoxalatnadeln (Raphiden) verantwortlich
gemacht. Nach den Versudien Lewih'B
sowie nach den Experimenten und Beob-
achtungen des Verf. haben jedoch diese Ra-
phiden an der Oiftwirkung sidierlich keinen
nennenswerten Anteil. Vielleicht Ist es ein
flüchtiger oder leicht zersetzUcher Stoff,
etwa ein ätherisches Oel. A Rn,
Dermatohg. Ztsehr. 19 b, Nr 6
Zur Behandlung von Lepra
werden nach Laffay und Ruelle (Ann. de
th^rap. dermatoL et syphiligraph. 1905,
Bd. V, Nr. 22) in Mossi (französ. Sudan)
fünf Pflanzen als Aufguß und Salbe an-
gewendet und zwar von einer Schlingpflanze
Djiba (Salacia senegalensis) die Zweige
und Wurzeln, ebenso von den krautartigen
Pflanzen Stylosanthes Ouineensis
sowie Oouru-Eidikher, einer Vemo-
macee, die Früdite und Wurzel einer kleinen
Staude Boso-Jua (Acanthaoea) nebst
einigen Stücken der Schmarotzerpflanze
Q u e 1 1 a b a (Bauhinia reticulata). Der Auf-
guß wird innerlich und äußerlidi verwendet,
die Salbe abends und morgens aufgetragen,
nadidem die erkrankten Stellen mit den ge-
trockneten und hart gewordenen Früchten
von Boso-Jua bis zum Austreten von Blut
gerieben worden sind. Bei Männern dauert
die Kur 33, bm FVauen 44 Tftge. — /»— .
Zur gleichzeitigen EtnsprltzuDg von Kam-
ipher und KoffeYn mischt A. Ciaret iChem.-
Ztg. 1905, Bep. 398) eioe wässerige Lösung von
EoffeiDDatriamsalicylat mit alkoholischerKampher-
lösaog durch Zusatz von Glycerin. Bisher mußten
beide Mittel getrennt eingespritzt werden, da die
Lösnogsmittel des einen sich nicht für das andere
ripnrtcn.
he.
245
BOohepsohau.
wichtigsten Faserstoffe der europä-
ischen Industrie, Anleitung zur Er-
kennung und ünterseheidung. Von
Franx Zetxsche, gepr. Nahrungsmittel-
diemikery Aasistenten an der Teehnisehen
PrflfungssteUe der Königl. Säehs. Zoll-
und Steuerdirektion. Zweite ver-
mehrte Auflage. Mit Textabbildungen^
einer ünterscheidungstabelle und 12
mikrophotographischen Tafeln. K(^tz8chen-
broda und Leipzig 1905, H. F. Adolf
Thahvitxer,
Naoh kaum 6 Mouateo seit Erscheinen der
ersten Auflage ist bereits die zweite gefolgt, gewifi
ein Zeichen von der Brauchbarkeit des vorliegen-
den Buches, welches auch außerhalb Deutech-
lands wohlwollende Aufnahme gefanden hat.
Indem auf die Besprechung der ersten Auflage
(Pharm. Gentralb. 46 [1905], 21) verwiesen
wird, soll hier nicht unerwähnt bleiben, daß ein
Abschnitt aber den Bau und die Behandlung
des Mikroekopes und über die Ausführung der
Untersuchung sowie eine recht brauchbare und
handliche tabellarische Üebersicht der Unter-
scheidungsmerkmale der Fasern neu eingefügt
wurden, und daß auch sonst noch einige kleinere
ZuflStse gemacht imd zwei Photogramme in
besserer Ausführung erneuert worden sind.
P, Süß,
Wirkungsweise der Vertreter der Puringruppe,
der Alkaloide und der Lokalanästhetika. Aller-
dings darf nicht verschwiegen werden, daß
mancher stylistische Fehler nicht beseitigt ist,
was hier und da recht störend wirkt. «7. KaU.
Die Verwendung von Chemikalien als
Heilmittel von Dozent Dr. Paul Cohn,
Stuttgart 1906, Verlag von Ferdinand
Enke. Preis: 2 M. 40 Pf.
Der Verfasser hat sich zum Ziele gesteckt,
bei den Lesern das Verständnis für die Zeit-
fragen in der Fabrikation von Chemikalien zu
HeUzwecken zu erwecken und da bei denjenigen,
welche zwar Interesse für dieses Gebiet, aber
nicht viel Zeit übrig haben, eine befriedigende
üebersicht hierüber zu bieten. Dementsprechend
gibt er bei der Besprechung der einzelnen
Stoffe einen ganz kurzen historischen Rückblick
auf ihre älteste Anwendung und sodann einen
üeberblick über die Erforschung der Zusammen-
setzung sowie über die gebräuchlichsten An-
weodunfflformen und Anwendungsweisen und
über die Wirkungsweise auf den mensch-
lichen Körper. Hier und da werden auch An-
gkben gemacht über die Darstellung einiger als
eilmittel benutzter Chemikalien, doch scheint
die Auswahl hier etwas willkürlich zu sein.
Auf Vollständigkeit kann natürlich die etwa
90 Seiten lange Abhandlung keinen Anspruch
machen und tut dies ja auch nicht. Im all-
femeinen ist sie aber anregend geschrieben und
ÜTlte auch dem Apotheker manches Interessante
bieten, so namentlich die Abschnitte über die
Pharmazeutischer Kalender 1906. Heraus-
gegeben von O, Arends, In zwei
Teilen. 35. Jahrgang. Verlag von Julius
Springer in Berlin.
Dieser beliebte Begleiter des Apothekers
im Laboratorium und am Roceptiertisch ist in
diesem Jahre durch einige Neuerungen noch
praktischer gestaltet worden. Die Zusammenstell-
ung der neuen Arzneimittel u. Spezialitäten des ver-
gangenen Jahres ist ganz neu bearbeitet. Femer
sind die Listen über Gegengifte, Aufbewahrung
der Arzneimittel usw. sehr erweitert worden.
Die Methoden zur Untersuchung der Nahrungs-
mittel sind ebenfalls dem neuesten Stande der
Wissenschaft entsprechend verbessert worden.
Die Gesetzsammlung ist von Herrn E, ürban
bearbeitet; neu aufgenommen ist hier eine wert-
volle Statistik über die Apothekenvermehrung
in Preußen seit Einführung der Personalkon-
zession; sehr dankbar würden die Apotheker in
den anderen Bundesstaaten sein, wenn diese
Statistik auch auf ihre Bezirke ausgedehnt
würde. Kin Adressen Verzeichnis der Apotheken
der Niederlande ist neu aufgenommen worden.
Als sehr beachtenswert ist der Aufsatz von
O, Ärends über die Homöopathie (enthaltend
eine Begründung der Lehre und Darstellung der
Technik) zu bezeichnen. «.
Preislisten sind eingegangen von:
Chemische Fabrik auf Aktien (vorm.
E, Schering) in Berlin über chemische Prä-
parate für Pharmacie, Photographie und Technik.
Beigefügt: Preisliste über Verpackungen.
Caesar db Loretx in Halle a. S. über vege-
tabilische Drogen. Beigefügt: eine Sonderpreis-
liste über Rhabarber und dessen Zubereitungen ;
neu: komprimierte Kugeln, ein billiger Ersatz
für die gedrechselten Rhabarberkugeln.
ö. Erdmann in Leipzig-Lindenau über
chemische Präparate, giftfreie Farben, Frucht-
äther.
jß. H. Pauleke in Leipzig über chemlsoh-
pharmazeutische und technische Präparate,
Drogen, Spezialitäten.
Dr. Hugo Bemmler in Berlin über pharma-
zeutische Präparate, lose und abgepackt. Neu:
Kamakosin, ein Band Wurmmittel (Kapseln)
mit Kamala, Knssin und Olivenöl; femer Thy-
motussan, Pastillen, enthaltend Extractum
Thymi siccnm und Natrium bromatum.
246
Karl BngelharcU in Frankfurt a. M. über
Gelatinekapseln, Pastillen, gepreßte Tabletten,
Aetzstifte, Pillen, Lakritzen and Santonin- Prä-
parate, Salben, Pflaster usw. Die Packungen
der genannten Präparate sind durch zahlreiche
Abbildungen in schwarzer und mehrfarbiger
Ausführung (dem Original entsprechend) ver-
anschaulicht.
Oskar Brück in Breslau über pharmazeut-
ische Gias waren, Bleohgefäße, fänrichtungs-
gegenstände, Papierwaren, Bedarfsartikel usw.
Briefwechsel.
Dr. C. A. in F. Nach dem "Wortlaute auf
Seite 368 des Baches «Die Fabrikation der
künstlichen Mineralwässer usw.» von Hirsch &
Siedler (Braunschweig 1897, Friedr, Vieweg db
Sohn) sind die Limonaden bezw. Brause-
limonaden ursprunglich aus natürlichen
Fruchtsäften hergestellt worden und nur die
verhältnismäßig geringe Haltbarkeit jener Er-
zeugnisse führte zar Herstellung von Kunst-
Limonaden. Die Berechtigung, derartige Limo-
naden mit der Bezeichnung wie «Himbeer-
limonade» usw. zu versehen, wird von den
Verfassern verneint, da unter diesen Namen
eine mit wirklichem Himbeer- (usw.) Sirup be-
reitete Limonade zu verstehen sei. Ein Zusatz
von Salicylsäure wird als unzulässig
bezeichnet. Diesem letzteren Ausspruche muß
ebenfalls und zum mindesten in bezug auf
Kunst-Limonaden beigepflichtet werden,
weil ein Salioylieren der Fabrikate, wenn tadel-
lose künstliche Limonadensirupe zar Verwendung
gelangen, erfahrungsgemäß nicht notwendig
ist. Schon aus hygienischen Gründen muß man
den in den meisten Fällen quantitativ nicht
kontrollierten Zusätzen von bedenklichen Kon-
servierungsmitteln zu Nahrnngs- und Genuß-
mitteln insbesondere dann entgegentreten, wenn
sich eine Konservierung bei sachgemäßer Her-
stellung der Ware entbehren läßt. P, S.
M.F. inPL Die Saccharin-Täfelohen
N. bestehen aus raffiniertem Saccharin und
Natrium bikarbonat und die Sacoharin-
Täfelchen M. aus raffiniertem Saccharin,
Milchzucker und soviel Natriumbikarbonat,
als zum schnellen Lösen erforderlich ist. K M.
C. Lamboy in Krompaeh (Unfam). Ueber
die Herstellung eines Staubtilgun^smittel
finden Sie Auskunft in unserer Zeitschr. 46
[1905], 750.
P. in Str. Nach einer verbeeserten Methode
von Thams wird zur Herstellung von Zigarren,
deren Rauch möglichst entgiftet werden soll,
ein Teil des Taba& an dem Ende der Zigarre,
welches man in den Mund nimmt, mit Ferrum
citricum ammoniatum in lamellia getränkt. —
Solche Zigarren liefert die Fabrik von Wendi-
Bremen. s.
Erneuerung der Bestellung.
Zur Erneuerung von Zeitnngsbestellungen bei der Post, welche Ende dieses Monats ablaufen,
bedarf ea derVorausbezahlnng des Betrages. Auf den ununterbrochenen und voll-
ständigen Bezug der Zeitung kann nur gerechnet werden, wenn die Anmeldung rech t-
zeitig geschieht.
Der Postaufflage der heutigen Mummer liegt ein
Po^t- Bestellzettel zur geffl. Benutzung bei.
Beschwerden iber miregelniässige Zustillnig
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^13.
Dresden, 29. März 1906.
Der neuen Folge XXVIL Jahrgang.
XLVIL
Jahrgang.
Inlialt: Ckemle und Pbaraiaeie; ^orphinreaktion. — Neue RexeptkontroUmarken. — Sexnol — Benierkens-
werta fncheinangen aaf dem Gebiete der Drogen im Jahre 1905. — Neue Arsiieimittel. — Klinische Fett-
hestimmung im Kot. — Anslegang pharmazentiicher Oesetse. — Phenol and Formaldehyd. — '8uezol. — Nahr-
■■Sniittcl-Cheiiiie. — Yenehledene MltteiluiKeii. -' Briefweehiel. — I. Vierteljahres- Regtste r.
Chemie und Pharmacie.
Ueber eine Morphin-Reaktion.
Von C. Beiehard.
Es kann keinem Zweifel unterliegen,
daß wir in der Formaldehyd-
reaktion des Morphin eine der
YorzfiglichstenReaktionen diesesAlkaloids
besitzen. Dies ist sogar durch eine
amtliche Verfügung anerkannt, welche
das preußische Ministerium am 20. Juni
1905 ei*lassen hat (vergl. Pharm. Centralh.
46 [1905], 869). Allerdings handelte
es sich in diesem Falle nicht um den Nach-
weis des Alkaloids, sondern umgekehrt
um die Auffindung des Holzgeistes durch
Ueberffihrung in Formaldehyd bezw.
dessen Nachweis durch Anwendung
des Morphin. Man stellte die Form-
aldehydreaktion des Morphüi gewöhn-
lich durch Hinzugabe von konzentrierter
Schwefelsäure an. Seiner Zeit habe ich
zu dem gleichen Zwecke das Form-
aldoxim vorgeschlagen (vergl. Pharm.
Ztg., Juni 1904, Pharm. Centralh. 46
[1905], 87).
Bereits vor IV2 Jahren gelangte ich
zu einer ausgezeichneten Abänderung
des Formaldehydverfahrens, leider ist
damals die betreffende Abhandlung ver-
loren gegangen. Nachdem ich die Re-
aktion von neuem studiert habe, teile
ich sie hier mit und glaube annehmen
zu dürfen, daß diese Abänderung speziell
in forensischer Bezitshung als ein Fort-
schritt zu betrachten ist. Das alte
Verfahren unter Anwendung von kon-
zentrierter Schwefelsäure hatte den
Mangel, daß die Reaktionsfarbe sich
nicht dauernd aufbewahren ließ; was
ja in forensischen Fällen vor Wert sein
muß; andererseits ist es auch keines-
wegs angenehm , mit konzentrierter
Schwefelsäure arbeiten zu müssen, be-
sonders weil die Säure so leicht Wasser
anzieht und meist auch nur konzentrierte
Säuren bei Alkaloidreaktionen in be-
tracht kommen.
Das von mir aufgefundene Verfahren
ist mir so praktisch erschienen, daß ich
H6
es bei einer Prüfung anf Morphin allen
anderen und namentlich auch der be-
kannten Ferrichlorid-Reaktion bei weitem
vorziehe. Das Verfahren hat zugleich
noch den Vorteil, daß es ebenfalls um-
gekehrt zur Anwendung kommen kann,
wenn es sich darum handelt, kleinste
Spuren von Zinn nachzuweisen. Es
handelt sich nämlich um die Anwend-
ung von Zinnchlorflr (SnCl2). An
und ffir sich liefert letzteres Salz keine
Reaktion mit Morphin, und das Gleiche
ist der Fall, wenn Formaldehyd in 36-
proc. Losung zur Anwendung gelangt.
Dieses geht aus den folgenden Mitteil-
ungen hervor. Wird reines Morphin
bezw. Morphinsulfat oder Morphinhydro-
chlorat mit einigen Tropfen Formaldehyd-
lösung behandelt, so ist weder bei ge-
wöhnlicher Temperatui* noch beim Ver-
dampfen der Flüssigkeit unter Erwärmen
eine Farbieaktion oder dergleichen wahr-
zunehmen. Fügt man der fast trockenen
Substanz, die aber noch deutlich nach
Formaldehyd riechen muß, 1 Tropfen
Zinnchlorfirlösung hinzu und verreibt
denselben mit dem Glasstabe, so kann
man ebenfalls noch nichts Wesentliches
beobachten. In dem Maße jedoch, in
welchem die Masse bei Wärmezuführung
trocken wird, erscheint ein allmählich
immer stärker auftretender prachtvoll
violetter Fleck, der selbst bei Anwend-
ung von ganz geringen Mengen des
Morphinsalzes einen fast an Schwarz
grenzenden Farbecharakter aufweist.
Ist die bei gelinderWärme vorzunehmende
Verdunstung beendet, so hinterbleibt
der beschriebene violette Fleck in voll-
ster Farbenintensität. Dieser Rückstand
läßt sich im Gegensatz zu flüssigen,
Schwefelsäure enthaltenden Lösungen
geradezu unbegrenzt aufbewahren und
es ist für die Zwecke der gerichtlichen
Analyse ohne Frage von der größten
Bedeutung, daß die auf dem beschrie-
benen Wege erhaltene Farbenrektion
einen so beständigen Charakter besitzt.
Ich war in der Lage, vor IV2 Jahren
ausgeführte Farbenreaktionen, welche
genau wie beschrieben hervorgerufen
waren, mit neuerdings erhaltenen Färb-
ungen zu vergleichen, und es war hier-
bei ein Unterschied zwischen neuer und
älterer Reaktion kaum nachzuweisen.
Diese Stabilität der violetten Färbung
führe ich auf das Fehlen wasseranziehen-
der Substanzen zurück; die geringe
Menge des Zinnchlorfirs reicht anf
keinen Fall hin, wie dieses ja die Utere
Färbung beweist, den zerstörenden
Einfluß von Wasser bezw. dessen An-
ziehung zu ermöglichen. Bei der großen
Schärfe der Ration reichen ja auch,
wie gesagt, schon die kleinsten Mengen
von Zinnchlorür hin, um das Znstande-
kommen der Reaktion zu gewährleisten.
Am vorteilhaftesten bedient man sich zur
Ausführung der Morphin-Zinnchlorfir-
Formaldehydreaktion der glas-
ierten Porzellanplatten, etwa halbkngel-
förmiger Schälchen oder im Not&Ue eines
glasierten Tiegeldeckels. Auf einem sol-
chen Untergründe lassen sich die violetten
Reaktionsfärbungen am schär&ten her-
vorrufen. Die Reaktion läßt sich auch
in der Weise abändern, daß man sich
mit einer Mischung von Zinnchlorürlösung
einer solchen des Formaldehyd be-
dient. Dann ist es aber sehr zu em-
pfehlen , diese Mischung für jeden Fall
gesondert vorzunehmen. Aber die oben
beschriebene Art und Weise der Aus-
fiUirung ziehe ich letzterem Verfahren
vor. Am glänzendsten und schär&ten
treten die violetten Reaktionsflecke nach
meiner Erfahrung dadurch auf, daß man
sehr langsam und vorsichtig erwärmt,
bis die Reaktionsmasse trocken wird
und sodann erst etwas stärker er-
hitzt.
Eine besondere Frage war die, ob
das Morphin in alkaliscSier Lösung (be-
kanntlich ist Morphin als reine Base in
Kalilauge löslich!) ebenfalls die oben
beschriebenen Reaktionserscheinungen zu
liefern vermag. Diese Frage muß ver-
neint werden. Derartige alkalische
Morphinlösungen müssen zuvor mit
Säuren, am zweckmäßigsten Salzsäure
neutralisiert werden.
Die genannte Store ist ans dem
Grunde gewählt worden, weil bei der
Reaktion Zinnchlorür zur Anwendung
kommt.
349
Zorn Schlosse will ich noch einige
MitteUangen Aber das Verhalten der
violetten Beaktionsflecke gegen ver-
schiedene chemische Einfluß machen.
Eonzentrierte Schwefelsäure bewirkt in
dem vioIetteD BeaktionsrQckstande so-
gleich und bei gewöhnlicher Temperatur
eine intensiTe Blantärbang. Letztere
wird aber nach kurzer Zeit bräunlich,
wohl infolge von Wasaeranziehung. Beim
Erhitzen der bräunlichen LOsnog tritt
alsbald wieder die orsprOngliche BUn-
nng auf. Salzsäure entfärbt bei ge-
wöhnlicher Temperatur, schneller beim
Erwärmea die violetten Flecke ; letztere
werden farblos bezw. schwach gelblich.
Beim atftikeren Erhitzen erhät man
kaum mehr eine dunklere Färbung des
Troekenrackstandea. Eonzentr. Schwefel-
säure ab«- ruft audt in letzterem so-
^eidi eine Blaufärbung hervor, welche
sich ganz entsprechend der oben be-
sdiriebenen verhält. Es läßt sich in Ver-
bindung mit den soeben erwähnten Tat-
sachen auch die Ursache feststellen,
weshalb Morphinsnlfat mit Zinnchlorfir
stärkere Beaktionsfärbnngen erzengt als
das Salzsäure Alkaloid. Formaldehyd und
Morphinsnlfat bringen fflr sich auch bei
starkem Erhitzen die Violettfärbuug
nicht hervor. Erst Zinnchlorürznsatz
vemrsadit eine solche. Eß mnß also
dennoch die Wirkung des Zinnchlorür
eine solche sein, daß sie Schwefelsäure
in Freiheit setzt, und diese daher in
letzter Linie die blauvioletta Farbe be-
wirkt. Das ändert aber nichts daran,
daß die Gegenwart von Zinnchlorfir ab-
solut nötig ist zur ErmOglichung dieser
komplizierten Reaktion.
In einem zweiten Aufsätze, welcher
den Nachweis des Zinns auf grund der
Uorphin-Fonnaldehydein Wirkung auf das
Chlorfir jenes Uetalles behandelt, werde
ich den Glegenstand eingehender unter-
suchen. Hier sei nur noch der Einfluß
von Alkalien und Ammoniak auf den
violetten Reaktionsrückstand erwähnt.
Ffigt nutn zu letzterem bei gewöhnlicher
Temperator l Tropfen Natronlauge, so
verändert sich die Farbe alsbald; es
bildet sich eine gelbliche Flüssigkeit,
die später ins ROtlichgelbe abergebt
Beim freiwilligen Verdunsten an der
Luft bleiben rOÜichgelbe Krusten zurflck.
Ammoniakflässigkeit beeinflußt den vio-
letten Flecken in kaum bemerkens-
wertem Grade; jedenfalls ist erst nach
längerer Erwirkung ein schwaches Ver-
blassen zu beobachten. Von Interesse
dfirfte es sein, daß konzentrierte Schwefel-
säure in dem rOÜicbgelben Bflckstande,
welchen Natronlauge beim Verdunsten
hinterließ, in der Kälte nicht die ge-
ringste Neigung zeigte, den bei anderer
Gelegenheit so intensiven blauen Farben-
ton hervorzurufen. Selbst beim Erhitzen
konnte nnr teilweise noch eine Färbung
erzeugt 'werden. Offenbar wird also
durch Alkalilauge die Formaldebyd-
Morphinverbindung zerst{trt.
Kene Rezeptkontroll-
BArken brioKt Dr. Ar^t-
lariua, Oreif-Apothske in
Itaitook i, U., in den Ver-
kehr. BiMeltwD beatslien
elonal aus einer Hetall-
klammer Terbaadeo mit
einem Rabmen, der eioe
Nnrnmer trflgt, nod (um
anderen tue einer Celln-
ioid marke mit der eut-
sprech enden Nommer,
der nStigen Erläotemog
tmd anF Wansoh mit der
Firma bedmckt. DerSati
voD 26 Klammern nebst
100 Harken, jede Kam-
mer viermal, kostet, wenn
die Rtloksaite mit der
Firma verBehen wird,
30 Mk., 10 Klammem
mit je 2 Marken ohne
Firma & Hk. AoQerdem
werden noob gleiche
Klammern mit feetaitsen-
dem Schild bedmokt mit: Wartet! Schiokeal
Beiahltl das St&ok zn 30 Pfg. geliefert
Bexnol wird naoh einem tnm Patent ange-
meldeten Verfahren ein ansnochongenannteDpflan-
sen hergestelltes Prodoki genannt. Angewendet
wird e§ lu Waaohnngea, ümscblligen, Eingieß-
angen and Einapritiung bei Oesohlecbtskiank-
heiten. Ans Sexaol werden bereitet ; eine Salbe
(Üngaentnm Sezaolij, Btrenpnlver (Polvia
— ; Saxaoli) und eine Seire. —tx—
250
Bemerkenswerte
Erscheinungen auf dem Gebiete
der Drogen im Jahre 1905.
Bflckbllok
von Dr. Q. Weigd^ Hamburg.
(Fortsetzung von Seite 240.)
Fraotas Piperis yide Piper.
Fraotus Vanillae. Ueber die Lage des
Vanillemarktes inbetreff Prodaktions-
gebiete, Gesamtproduktion und
dergL veröffentlichte Hennings einen
interessanten Artikel (s. ausfährliches
Ref. in Pharm. Centralh. 46 [1905], 497),
in welchem er sagt, daß das billige
synthetische Vanillin niemals die natär-
liche Fmcht ganz verdrängen wird.
Dieser Auslassung kann man voll und
ganz beipflichten und muß sich nur
wundem, wenn man selbst von Fach-
leuten noch behaupten hört, daß das
synthetische Vanillin das Aroma der
Vanillefrucht völlig zu ersetzen vermag.
Es :muß zugegeben werden, daß das
Eunstprodukt ein recht annehmbarer
und — wenn man die Billigkeit inbe-
tracht zieht — auch ein guter Ersatz
für die Frucht ist, doch von einer
Identität des Aromas kann keine Bede
sein. Kenner werden stets und zu allen
Zeiten als Gewürz die Vanille vorziehen
und den Unterschied selbst in den fer-
tigen Speisen mit Sicherheit wahr-
nehmen.
Im übrigen scheint Vanillin ein
beliebtes Verfälschungsobjekt
zu sein; mehrfach las ich in Berichten
staatlicher Untersuchungsanstalten über
Verfälschungen des VanUlins mit Zucker,
Acetanilid u. dergl. Auch Schimmel
db Co.*®) berichten über ein mit etwa
60 pCt Terpinhydrat verfälschtes Vanillin.
Hierbei ist also Vorsicht am Platze I
Das Bestreuen von Vanille mit künst-
lichem Vanillin oder Benzoesäure ist
nach den neuen, für die € Vereinbarungen»
gemachten Vorschlägen unstatthaft (Ph.
Centralh. 46 [1905], 474).
Chimmi arabionm. Auf die Sub-
stitution echten Senegal-
Gnmmis mit billigerem, elegiertem
^9) April-Bericht 1906, 122.
Gedda-Gunmii machen ö. & R. Fritx^)
aufmerksam; näheres darüber finden
wir in Pharm. Centralh. 46 [1905], 277.
Ebenda, auf Seite 966 befindet sich ein
interessantes Referat über den bak-
teriellen Ursprung des vegetabil-
ischen Gummi.
Mads. Einige Mitteilungen über die
Muskatkultur auf Java machte
Oillavry im € Tropenpflanzen*^). Die
Macis wird auf höher gelegenen Plan-
tagen daselbst dicker, die Nüsse größer,
allein die Ertragsfähigkeit der Bäume
geringer. Die Macis muß sehr vor-
sichtig von der Nuß entfernt und, am
die Staubteile zu entfernen sowie auch
die Schimmelbildung zu verhindern, in
einer schwachen Sidzlake abgewaschen
und so schnell wie möglich getrocknet
werden. Die Verpackung geschieht in
ungekalkten Kisten. Die an der Sonne
oder in künstlicher Wärme getrockneten
Muskatnüsse werden von der Schale
I befreit, hierauf in trockene, gelöschten
Kalk gerollt, sodann in innen gekalkte,
kubische Kisten (von etwa €0 kg Inhalt)
verpackt. Das Kalken schützt bekannt-
lich gegen die Zerstörungswut des
cboeboek», eines Bohrkäfers, völlig und
macht das sonst übliche Räuchern der
Nüsse überflüssig.
In der Macis haben Ludtvig und
Haupt^^ Zucker als natürlichen
Bestandteil nachgewiesen. Es ist
ein in kaltem Wasser löslicher, rechts-
drehender Zucker, welcher — auf Glykose
berechnet — in Banda-Macis zu 2,8 bis
4,28 pCt, in Menado-M. zu 2,19 pCt,
in Papua-M. zu 1,65 und in Bombay-M.
zu 2,34 pCt enthalten gefunden wurde.
Ueber verfälschte Macis be-
richtete Pritchard (vergl. Ref. Pharm.
Centralh. 46 [1905], 304). Im An-
schluß an dessen Veröffentlichung
lieferte Utx^^) weitere Beiträge zur
Untersuchung von Macis. Utx
hat die von Pritchard empfohlene Probe
^) Geschäfts-Berioht 1905, WieD.
51) Ohem.-Ztg. 1905, 291.
-'-^ Ztschr. f. Unters, d. Nähr.- u. Genaßm.
1905, Nr. 4.
») Chem.-Zig. 1906, 988.
251
mit Iproc. Natronlauge, mit welcher
gepulverte, durch Zusatz von wertloser
Bombay-Mads verfälschte Banda-Macis
eine deutliche Rotfärbung gibt (Banda-M.
gibt hierbei höchstens eine geringe Gelb-
färbung) nachgeprüft und bestätigt. Die
Lange darf jedoch nicht stärker als
Iprocentig sein, da mit stärkerer Lange
(z. B. 5proc.) auch bei der echten Macis
eine rOÜiche Färbung eintritt.
Nach Utx lassen sich femer die mit
Iproc. Natronlauge erhaltenen Auszttge
zur spektroskopischen Unter-
suchung verwenden. Während Banda-
Hads das Spektrum nicht verändert,
zeigt uch bei Qegenwart von Bombay-
Macis ein breiter Absorptionsstreifen,
etwa bei der Linie D beginnend.
An Stelle von Iproc. Natronlauge hat
Uix auch Neßler'B Reagens (mit Wasser
1 + 1 verdünnt) zur I^fung von Macis
mit Erfolg herangezogen. Statt der
orangeroten Färbung entsteht hiermit
eine schmutzig himbeerrote, die bei echter
Macis ausbleibt Am besten nimmt man
die Färbungen auf Filtrierpapierstreifen,
die man mit den Macisauszügen getränkt
und dann getrocknet hat, wüär, wie
dies schon früher Btisse (vergl. Pharm.
Centralh. 46 [1904], 696) empfohlen
hat.
Schließlich hat Uiz^) noch die Ro-
tationsfähigkeit des wässerigen Macis-
auszuges geprüft; die wässerigen Aus-
züge von 12 Macisproben drehten das
polarisierte Licht von + 1,0® bis + 2,4®
nach rechts. (Diese Rotation dtUfte mit
dem vorher erwähnten Gehalt der Macis
an rechtsdrehendem Zucker in Verbind-
ung stehen, als Unterscheidungsmerkmal
bei der Prüfung aber nicht zu brauchen
sein, da auch ^mbay- und Papna-Macis
einen ähnlichen Zuckergehalt wie Banda-
Macis aufweisen — d. Bef).
Myrrha. In der Asche der
Myrrha hat Alcodfi^) neben Calcium-
salzen auch Magnesinmsalze vorge-
funden und zwar von ersteren 73,6 pCt,
von letzteren 1 6,4 pCt. Älcock schlägt
•0 Apoth..Ztg. 1905, 971.
^) The Chemist and Draggist, London 1905.
vor, den bisher unbekannten Magnesium-
gehalt der Asche zur Identifizierung der
Myrrha heranzuziehen. (Zu diesem
Zweck eignen sich wohl andere schärfere
Merkmale besser — vergl. Pharm.
Centralh. 46 [1906], 167 — d. Bef.).
Die Bestandteile der offi-
zineilen Herabol - Myrrha,
das Produkt einer Commiphora-Art Nord-
ostafrikas, haben Tschirch und Berg-
mann^) isoliert. Die untersuchte Myrrhe
enthielt 28 bis 30 pCt in Alkohol los-
liche Bestandteile, darunter 6 bis 7 pCt
honiggelbes, ziemlich dickflüssiges, äther-
isches Oel vom spez. Gew. 1,046. Der
alkoholunlösliche Anteil besteht in der
Hauptsache aus Qummi und Enzym
(zusammen 61 pCt), der Rest sind Ver-
unreinigungen und Feuchtigkeit Von
den alkohollöslichen, näher charakter-
isierten Einzelharzkörpern sind a- und
/3-Herabo - Myrrholol (6 pGt), a- und ß-
Herabo - Myrrhol (6 pCt) und Herabo-
resen (6 pCt) zu nennen; diese Körper
besitzen sämtlich amorphen Charakter.
Olea aefherea. Die bekannte Va-
nillinsalzsäurereaktion hat
Bosenthaler^'^) vei^ucht, in den Dienst
der Prüfung äUierischer Oele zu stellen,
veranlaßt durch die Tatsache, daß
Vanillinsalzsäure mit verschiedenen Phe-
nolen und Ketonen, die doch auch Be-
standteile zahh^cher ätherischer Oele
sind, bestimmte Farbenerscheinungen
hervorruft. Bosentfialer hat die haupt-
sächlichsten ätherischen Oele durchge-
prüft und die dabei mit Vanillinsalzsäure
erhaltenen,charakteristischen Färbungen,
welche als Identitätsreaktionen verwen-
det werden können, in einer Tabelle
zusammengesteUt Literessant und für
die Prüfung ätherischer Oele von Nutzen
ist hierbei die Wahrnehmung, daß
einige wichtige und häufig verfälschte
Oele, wie Nelken-, Zimt- und Anlsöl,
mit Vanillinsalzsäure keine ins Auge
fallenden Farbenreaktionen geben, erst
dann, wenn sie verfälscht sind, z. B. mit
Terpentin-, Eopai'va-, Qurjunbalsamöl
^) Aroh. d. Pharm. 1905, 641.
fi7) Ztsohr. f. anal. Chem. 1905, Nr. 5.
253
USW. Im Übrigen maß aaf die Origfinal-
arbeit verwiesen werden«
Die ätherischen Oele verschie-
dener Artemisia-Arten hat Rabak
auf ihre Eigenschaften hin geprüft
(näheres ersiehe ans dem Ref., Pharm.
Centralh. 46 [1905], 875). Infolge hohen
Preises kam im vergangenen Jahre
Oleum Bergamottae vielfach ver-
fälscht in den Handel. Nach Schimmel
(& Co.^^) spielen als Verfälschungsmittel
des Bergamo tt Öles CitronenOl bezw.
Citronenölterpene eine Hauptrolle; der-
artige Znsätze erhöhen insbesondere die
optische Drehung (weit über + 24 o).
Die durch Gehalt an geringen Mengen
Kupfer bedingte 9 grttne Farbe des
Oleum Cajeputi fährt Primen-
Oeerligs^^) auf Grund verschiedentlicher
BeobachtUDgeu darauf zurück, daß das
Cajeputöl geringe Mengen Butter- und
Valeriansäure, frei und verestert, ent-
hält nnd diese das Kupfer in Lösung
halten.
J, D. Riedel^^) fludet den Siedepunkt
für Oleum Caryophyllorum im
Arzneibuch (251 bis 253^) zu niedrig
angegeben, das Oel siedet schon bei
753 mm Druck bei 263,2 bis 264, 1^.
Oleum Cinnamomi Cassiae, wel-
ches in letzter Zeit wieder in China
mit Kolophonium oder ähnlichen Harz-
körpem häufiger verfälscht wurde nnd
infolgedessen die Bleiacetatprobe des
D. A.-B. IV nicht hielt (vergl. Drog.-
Jahresber. 1904, Pharm. Centralh. 46
[1905] 168), hat sich inbetreflE Qualität
gebessert. Die überseeischen, europä-
ischen. Einkäufer sehen jetzt, mit den
nötigen Beagentien ausgerüstet, den
Chinesen in dieser Beziehung mehr auf
die Finger. Als neue Bezugsquelle für
Oleum Citri scheint Kalifornien auf-
treten zu wollen^) ; die Kennzahlen des
amerikanischen Oeles weichen aber etwas
von denen des Sizilianer Oeles ab. Ueber
ein im Handel aufgegriffenes, mit 30pCt
Alkohol verfälschtes Citronenöl finden
wir nähere Angaben in der Pharm.
»') April-Bericht 1905, 21.
^») J. D. Riedel'^ Berichte 1905, Beriin.
«0) Sehimmel db Co.^ Gkt-Berioht 1905, 24.
Centralh. 46 [1906], 336. Eine nene
Methode zur Aldehydbestimmung im
Citronenöl von Bert4^^) gründet sich auf
das verschiedene polarimetrische Ver-
halten des ursprünglichen und des vom
Aldehyd befreiten Oeles. Aus dem unter;
schied zwischen den Ablenkungen des
ursprünglichen Oeles nnd des Terpens
bei gleicher Temperatur läßt sich nach
BerU die Menge der im Oel ent-
haltenen Aldehyde nach der Formel:
C = ~z — ^ berechnen. Hierbei
A
bedeutet a die Drehung des ursprüng-
lichen, A die des vom Aldehyd beireiten
Oeles, C den Prozentgehalt an Aldehyd.
Auch Oleum Citronellae haben
Schimmel A Co,^ im Berichtsjahre einmal
stark mit Citronenölterpenen verfälscht
gefunden; das verfälschte Oel war in-
folgedessen nicht in 10 Teilen 80 proc.
Alkohol löslich und enthielt nur 29,6 pCt
Gesamtgeraniol, während normales Oel
nicht unter 65 pCt enthält Ueber
ein mit Ricinusöl verfälschtes Olenm
Eucalypti referiert die Pharm.
Centralh. 46 [1905], 217 und über das
Oel von Eucalyptus polybractea auf S.
786. CoUins^) ist der Ansicht, daß
dem Oel von Eucalyptus Globulus kein
größerer therapeutischer Wert zukommt,
als etwa den Oelen von E. dumosa nnd
E. oleosa; Collins meint, daß nicht V40
der Oele, die als Globulusöle verkauft
werden, auch wirklich von dieser Art
stammen. Damit finden die diesbez.
früheren Angaben WeigeV% (vergl. Pharm.
Centralh. 46 [1904], 556) Bestätigung.
üeber ungarisches Ol. Juniperi gab
iSi^ö'cA;ßr interessante Aufschlüsse (näheres
s. Ref. Pharm. Centralh. 46 [1905J 823),
Wie Schimmel <Sb Co.^^) berichten, hat
die Verfälschung des Oleum Laven-
dulae in letzter Zeit infolge Preis-
steigerung üppige Blüten getrieben. Als
Verfälschungsmittel wurden in derHaupt-
61) Ebenda ; auch Ch6m.-Ztg. 1905, Nr. 60.
«2) Chem. Gentralbl. 1905, 1, 95, — d. SchimmiA
db Co,, April-Bericht 1905.
63) Oktober-Bericht 190q, 17.
c^) Ghemist and Druggist 67 (1905), 103.
ß') April-Bericht 1905, 52.
253
Sache TerpentanOl, RosmarmOl , SpikOl
und sogen, spanisches LayendelOl (letzt-
eres ähnlich dem Spiköl, aber von an-
bekannter botanischer Abstammung) be-
obachtet. Terpentinöl vermindert hier-
bei spezifisches Gewicht und LiOslichkeit,
SpiköI erhöht das spezifische Gewicht
nnd druckt die Drehung herab, während
die Löslichkeit des verf tischten Lavendel-
Oles die gleiche bleibt. Spanisches La-
yendelOl und RosmarinOl rufen als Ver-
fälschungsmittel ähnliche Veränderungen
wie SpikOl hervor, nur beeinfiußt ersteres
die Drehung weniger stark, letzteres
macht das LayendelOl schlechter lOslich.
Alle die genannten Zusätze vermindern
aber — und das ist die Hauptsache —
den Estergehalt stark, der bei gutem
LavendelOlnicht unter SOpCt betragen soH.
Oleum Lemongras, das bekannte
Ausgangsmaterial ffir Gitral, lonon und
andere känsüiche RiechstofFe, wird jetzt
mehr und mehr von den westindischen
Inseln eingeführt. Dieses Oel lOst sich
zwar nicht in verdänntem Weingeist
wie das ostindische, besitzt aber gleich
hohen Citralgehalt, sodaß es da, wo es
sich lediglich um die Gewinnung des
Citrals aus dem Oele handelt, als dem
ostindischen Oele ebenbflrtig anzusehen
ist. Auch auf Ceylon und Java sollen
Neuanpflanzungen der das LemongrasOl
lidemden Pflanze unternommen werden.
Bislang war man gewohnt, von unver-
fälschtem Oleum Linaloe mexikani-
scher Provenienz eine Linksdrehung von
— 6® bis — 12 ö zu verlangen. Im
veif^angenen Jahre nun beobachtete ich
ein Oel, welches inbetreff spez. Gewicht,
LOslichkeit und kräftigen, angenehmen
Geruch völlig befriedigte, aber dennoch
eine starke Rechtsdrehung und zwar
+ 7^ 30' besaß. Diese bisher unbe-
kannte Tatsache ist auch von anderer
Seite^^ festgestellt worden ; es handelt
sidi hierbei um vOllig einwandfreies
Oel, das alle die ffir den Geruch wich-
tigen Bestandtdle, aber anstelle des
flblichen linksdrehenden Linalools rechts-
drehendes enthält, was jedoch für die
Praxis ohne Belang sein dtlrfte.
«0 Sekimmel db Co., Oktober-Bericht 1905, 44.
Oleum Menthae piperitae javan-
ischer Herkunft untersuchte vanderWve-
len^'^). Die Stammpflanze des Oeles soll
Mentha Javanica Bl. (Mentha lanceolata
Benth,), und das Oel von hellgrüner Farbe,
bitterem Geschmack, aber nicht etwa
von ausgesprochen pfefferminzartigem
Geruch sein. Es enthält viel Pulegon
und nur wenig oder gar kein MenÜiol
und Menthon. Dagegen besitzt französ-
isches PfefferminzOl, welches meist
im Lande selbst verbraucht wird und
daher im Welthandel wenig bekannt ist,
nach Schimmel db Co.^^) einen (Jesamt-
mentholgehalt von 46 bis 69 pCt, wenn
es sich auch sonst in seinen Eigen-
schaften vom englischen und amerika-
nischen PfefferminzOl wesentlich unter-
scheidet. Nach E. Sachsse & Co.^'^) ist es
fttr die Haltbarkeitvon Migräne-
stiften wichtig,daß rekristallisiertesMen-
tholzu deren Fabrikation verwendet wird,
da aus Rohmenthol hergestellte Stifte
nicht widerstandsfähig genug sind bezw.
in heißen Elimaten zerfließen.
Ueber die Rosenkultur in der Türkei,
sowie Ober bulgarisches und türkisches
Oleum Rosae finden wir interessante
Angaben auf S. 396 der Pharm. Gentralh.
Ebenda, auf S. 688, ist Aber Oleum
Sabinae referiert worden, wonach
durch das Trocknen der «Summitates
Sabinae» wahrscheinlich die optisch
aktiven Anteile des ätherischen Oeles
verharzen.
Von Oleum Santali, welches
noch immer — wie verschiedene Ver-
öffentlichungen auch im letzten Jahre
beweisen — unter häufigen Verfälsch-
ungen (mit RicinusOl, westindischem
SandelholzOl usw.), besonders in Gelatine-
kapseln, zu leiden hat, verlangen
Sddmmel dk CoJ^^ folgende Eigen-
schaften : farblos oder hellgelb, schwacher
Sandelgeruch, lOslich in 6 Vol. 70 proc.
Alkohol und mehr, spez. Gew. 0,976
bis 0,983, Drehung — 17 bis — 20 ^
*7) Pharm. Weekbl, durch Sekimmel db Co,,
April-Bericht 1905, 67.
«) April-Bericht 1905, 66.
<>») Leipzig, Bericht 1905.
'0) April-Bericht 1905, 72,
254
Säarezahl 0,6 bis 8,0, Esterzabi 5,0
bis 12,0; die E^terzahl nach dem Ace-
tylieren soll nicht nnter 197,4 betragen,
entprechend einem Santalolgehalt von
mindestens 91 pCt (auf C15H24O be-
rechnet). Für die Aufnahme von Santalol
in das Arzneibuch anstelle des Sandel-
holzöles, wie dies von andei'er Seite
vorgeschlagen wurde, ist genannte Firma
nicht, da u. a. der bedeutend höhere
Preis des ersteren dies an und ffir sich
schon teuere Arzneimittel in unnötiger
Weise nur noch mehr verteuern würde.
Oleum Cacao. Das spezifisch|e
Gewicht der Kakaobutter, nach
Hager 0,945 bis 0,946, nach Dieterich
0,976 bei 15^, \idX, Rdkusin^^) i!LdiZ\i der
im allgemeinen Teil dieses Rückblicks
beschriebenen Methode von neuem fest-
gestellt und dafttr 0,9702 bei 20 <> C
gefunden. Von der Richtigkeit dieses
Ergebnisses kann man sich einfach da-
durch fiberzeugen, daß man ein Stfick
Kakaobutter in Ricinusöl taucht. Die
Kakaobutter fällt zu Boden und ist
mithin schwerer als 0,9604 (bei 20 ^ (7),
welche Zahl sich für das spez. Gewicht
des Ricinusöles nach dem Pyknometer
von Regnault ergibt. Wie die Praxis
lehrt, kommen als Surrogate ffir die
teuere Kakaobutter in Schokoladen
hauptsächlich Kokosfettpräparate , in
Ueberzugsmassen das Sesamöl in betracht.
Zum Nachweis dieser Fälschungen leisten
nach Filsinger'^^) die HübVsche Jodzahl,
Verseifungszahl, das Refraktometer, so-
wie die Baudotun'sche Reaktion gute
Dienste. Malacame'^^) beschrieb z. B.
ein Surrogat ffir Kakaobutter, das den
ermittelten Konstanten zufolge nichts
weiter als entsäuerte und von einem
Teile der Glyceride befreite Kokos-
butter ist.
Ueber einen flfissigen Anteil der
Kakaobutter referiert diePharm. Centralh.
auf S. 900 des letzten Jahrganges.
Oleum Jecorit AtelU. Ueber Pro-
duktion und Handel des Dorsch-
trans finden wir ausffibrliche Angaben
»0 Chem.-Ztg. 1905, 139.
»=2) Chem.-Ztg. 1905, 243.
73) Ebenda.
in der Pharm. Centralh. 46 [1905], 394.
Die Firma 0. Neynaber <Sb Co., welche
in Geestemfinde sogenannten deutschen
Lebertran bereitet, gibt ffir dieses
Erzeugnis folgende Erklärung*^^) : Früher
mußte der offlzinelle Lebertran einzig
und allein vom Auslande bezogen werden,
weil die kleinen Segelboote, mit denen
die deutsche Seefischerei betrieben wurde,
sich nicht bis in die nördlichen Gebiete
wagen konnten, welche die ergiebigen
Fanggrfinde ffir den Dorsch bilden.
Erst als vor etwa zwei Jahrzehnten die
ersten Fischdampfer gebaut wurden,
welche unabhängig von Wind und
Wetter ihre Fangreisen bis an die Polar-
grenze ausdehnen konnten, fingen Handel
und Industrie in der Lebertranbranche
an, Aufschwung und Bedeutung zu er-
langen. Gegenwärtig fahren rund 136
Dampfer von der Weser und etwa 30
von der Elbe ständig auf den Hochsee-
fang, der vorwiegend in der Nordsee,
im Skagerack und im nordatlantischen
Meere bei Island, den Faröerinseln und
anderwärts betrieben wird. Hieraufge-
stützt wurde vor einigen Jahren in
Geestemfinde eine Lebertranfabrik er-
richtet, in der jetzt jährlich u. a. mehrere
Tausend Tonnen Dampftran zum pharma-
zeutischen Gebrauch hergestellt werden.
Aus den Rfickständen der zu Dampf-
tran verarbeiteten Dorschlebern und
den Lebern anderer Hochseefische werden
geringere Transorten gewonnen, die als
Veterinärtran und ffir industrielle Zwecke
Verwendung finden. MoreaunnABi^triz^^)
machen darauf aufmerksam, daß der
z. B. vom D. A.-B. IV verlangte
Dampftran kein Naturprodukt
mehr ist, da er bei längerem Stehen
bei 0^ keine oder nur geringe Mengen
feste Fette ausscheiden darf. Reiner,
natureller, selbst der durch Dampf ge-
wonnene Dorschtran trübt sich aber bei
00, sodaß die Tranfabriken gezwungen
sind, die festen Fette durch Ausfrieren-
lassen zu entfernen. Genannte Autoren
halten diese Manipulation für unnötig
und treten dafür ein, den naturellen
'*) Pharm. Ztg. 1905, 719.
7*) L'üuion pharm. 1905, Nr. 9.
255
Tran durch einfaches Filtrieren fflr den
pharmazeatischen Gebranch fertig zu
machen. (Diese Angaben sind bekannte
Tatsachen; nnr frt^ es sich, ob das
Arzneibuch oder die Tranfabrikanten
selbst die Veranlassung zu der betr.
Forderung sind. Die Fabrikanten haben
woU zuerst aus eigenem Antriebe durch
Ausfrierenlassen Lebertrane hergestellt,
die auch bei kälteren Temperataren
blank bleiben, und dadurch den Arznei-
bfichem Gelegenheit gegeben, solche
Produkte als offizineil vorzuschreiben.
D. Ref.). Immerhin darf man einen
Lebertran, der sich bei 0^ C trübt,
nicht ohne weiteres als «verffilscht» an-
sprechen.
Im Zusammenhang mit den VeröfFent-
lichungen von Moreau und Bütrix steht
der Vorschlag Barthe's^% welcher dahin-
geht, daß die Arzneibücher ausdrflck-
Uch bemerken sollen, ob ein natureller
oder ein (durch Aosfrierenlassen) mani-
pulierter Tran gefordert wird. Außer-
dem würde es sich empfehlen, das
ErmitteluDgsverfahren des Er-
starrungspunktes naher zu kenn-
zeichnen, da derselbe größeren Schwank-
ungen unterworfen ist, d. h. zwischen
0® und S,b^ C sofort oder erst nach
Minuten und Stunden eintreten kann,
je nachdem man langsam oder schnell,
stark oder weniger stark abkühlt.
Eine neue Farbenreaktion zur
Identifizierung des Dorschlebertrans, die-
selbe zur Aufnahme in die neue schweizer-
ische Pharmakopoe vorschlagend, gibt
Vogt'^'^) wie folgt an: Werden in einem
trockenen Beagensglas einer abgekühlten
Mischung von 20 Tropfen Chloroform,
40 Tropfen Essigsäureanhydrid und 3
Tropfen Schwefelsäure 3 Tropfen Dorsch-
lebertran zugesetzt und geschüttelt, so
zeigt sich eine intensiv blaue Färbung,
welche rasch verschwindet und ohne
ganz zu verblassen, innerhalb 20 bis 40
Sekunden in bleibendes Olivengrün über-
geht. Diese Reaktion erinnert an die
Liebermann^wiie Oholestolreaktion
'•) Ball. d68 Scieno. pharm. 1905, Ni. 10.
^^ Schwell. WohschT. f. Ghem. und Pharm.
1906, Nr. 49, 676.
w) Pharm. Jonm. 1905, Nr. 1836.
und soll zur Ergänzung der beiden be-
kannten, auch im D. A.-B. IV aufge-
führten Farbenreaktionen des Dorsch-
tranes dienen.
Oleum Olivarum. üeber die Oliven-
öl-Ernte und die Oliven-Kulturen
Italiens referiert die Pharm. Centralh.
auf S. 896. Ebenda wird auch auf die
vergrößerte Einfuhr von Baumwollsaatöl
nach Italien, insbesondere aus den Ver-
einigten Staaten von Nordamerika, auf-
merksam gemacht, die bezüglich der
reellen Verwendung solcher Mengen Be-
denken erregt und zur Vorsicht beim
Einkauf von Olivenöl mahnt. In der Tat
sind erst kürzlich wieder großeFälsch-
ungen in der Stadt Salon (zwischen
Marseille u.Avignon)auf gedeckt worden*^^).
Nuß-, Sesam- und Baumwollsaatöl sollen
daselbst in großen Mengen mit Olivenöl
gemischt und als feinstes Nizzaöl zum
Versand gebracht worden sein. Selbst
in Nizza sollen derartige Verfälsdiungen
betrieben, zum mindesten aber ein Ver-
schneiden des einheimischen Produktes
mit minderwertigen Oelen aus Italien,
Spanien, Algier und Tunis vorgenommen
werden.
Oleum Bidni. Nach Finnemare und
Deane^^) ist die abführende Wirk-
ung des Bicinusöles den Fettsäuren zu-
zuschreiben, doch dürften neben der
Ricinolsäure auch andere, noch nicht
näher erforschte Fettsäuren an der
Wirkung beteiligt sein. Lythgoe^) unter-
suchte das Botationsvermögen des
Bicinusöles und fand, daß es nach rechts
dreht. Die optische Drehung betrug im
2mm Bohr +23,4 bis+26,10 {Ventxke^
bei 20^ C, Nach Lythgoe läßt sieb das
Drehungsvermögen zur Prüfung des Bi-
cinusöles auf Verfälschungen recht gut
heranziehen.
Oleum Terebinthinae. Die Bezeich-
nung der Terpentinöle hat letzt-
hin mehrfach zu Eontraversen geführt.
Eüejzu hat Utx in einem Artikel auf
S. 681 der Pharm. Centralh. nochmals
das Wort ergriffen und vor allem den
T^) Vortrag auf der Brii Pharm. Conf., d.
Chem. and Drxigg. 1905.
») Pharm. Joum. 1906, Nr. 1885.
256
Wortlaut fär das Kapitel «Terpentinöl»
im Arzneibuch dahin präzisiert, daß nur
«das durch Destillation mit Wasserdampf
ap demTerpentin verschiedener amerikan-
ischer und französischer Pinusarten ge-
wonnene ätherische Oel» zum pharma-
zeutischen Gebrauch zu verwenden ist.
Damit soll bei dem steigenden Preis für
Terpentinöl einer Verfälschung oder
Substitution mit sogenanntem Kienöl oder
ähnlichen minderwertigen Produkten,
die jetzt unter den verschiedensten Be-
zeichnungen mehr und mehr zum An-
gebot gelangen, vorgebeugt werden.
Obgleich es zahlreiche Unterschieds -
merkmale für Terpentinöle und
Kien öle gibt, hSlt Valenta^^) das Ver-
halten dieser beiden Oelgruppen gegen
eine frisch bereitete Jodkaliumlösung
zwecks Identifizierung für erwähnens-
wert. Mischt man nämlich 6 ccm
lOproc. JodkaliumlOsung mit 10 ccm
Oel und 10 ccm Schwefelkohlenstoff und
schüttelt 1 Minute lang, so geben hier-
bei frische Terpentinöle eine gelbe
wässerige Jodkaliumschicht und eine
von ausgeschiedenem Jod himbeerrot
gefärbte Oelschicht, während die Oele
der Eienölgruppe bei dieser Behandlung
nur eine gelblich rote Oelschicht lief em.
Pinolin, Petroldestillate und Harzöl geben
mehr oder weniger blaßgelb gefärbte
Oelschichten. Femer hat Valenta die
Beobachtung gemacht, daß sich bei den
Oelen der Eienölgruppe beim Zusätze
des Schwefelkohlenstoffes die Oelschicht
trübt, während dies bei reinen Terpen-
tinölen nicht der Fall ist. — Ueber die
Oele von Abies amabilis und
LarixEuropaea finden wir Angaben
in Pharm. Centralh. 46 [1905], 689,
desgl. solche über griechisches Ter-
pentinöl auf S. 46 und über ein
neues Verfahren zurGewinnung
von Terpentinöl auf S. 299.
Opium. Nachdem vor einiger Zeit
über Eulturversuche der Mohn-
pflanze zwecks Opiumgewinn-
ung in Deutschland, Fhinkreich und
Nordamerika (vergl. Pharm. Centralh.
46 [19061, 1Ö7), die aber zu wenig
») Chem.-Zig. 1906, 808.
günstigen Resultaten geführt haben, be-
richtet worden ist, sucht Linde^^ an
der Hand der einschlägigen Literatur
nochmals nachzuweisen, daß eine ein-
trägliche Opiumgewinnung in Deutsch-
land doch möglich ist. Desgleichen ver-
suchte Braun^\ für die Opiumgewinn-
ung in Deutscb-Ostafrika Propaganda
zu machen, darauf hinweisend, daß schon
früher mit der Kultur der Mohnpflanze
in unseren Kolonien günstige Erfolge
erzielt worden sind. Die Untersuchung
eines damals dort gesammelten Opium
ergab 5,37 pCt Feuchtigkeit und 14,39
pCt Morphin in der trockenen Substanz.
Auch in Norwegen, in der Nähe von
Kristiania, hat man letzthin versuchs-
weise ein Gemisch von blauem und
weißem Mohn angebaut und das Opium
in üblicher Weise aus den unreifen
Kapseln gewonnen. Farup^) prüfte
dasselbe auf Alkaloidgehalt und fand:
13,48 pCt Morphin, 1,93 pCt Narkotin,
u,27 pCt Papaverin; das norwegische
Opium war also im Vergleich mit den
von Ouareschi aufgestellten Mittelwerten
als reich an Morphin, dagegen arm an
Narkotin und Papaverin zu bezeichnen.
(So lange die Türkei Opium in so aus-
giebigem Maße und so verhältnismäßig
billig liefert wie bisher, dürften si<£
Opiumkulturen anderenorts, zumal da,
wo billige Arbeitskräfte nicht zur Ver-
fügung stehen, kaum rentieren. D. Ref,)
Im deutschen Schutzgebiet auf Neu-
Guinea ist der Verkauf von Opium
und Opiumpräparaten an Eingeborene
verboten worden.^)
Ouigties^^) hat im letzten Jahre ver-
schiedene Opiumsorten untersucht und
darin fremde Bestandteile, u. a. solche
von Aprikosen herrührend, nachgewiesen.
Nach seiner Ansicht ist das sogenannte
«Bearbeiten» des Opium eine in
ganz Klein- Asien verbreitete Sitte bezw.
Unsitte; besonders über Smyrna bringt
8£) Apoth.-Ztg. 1905, Nr. 24.
"; Der Pnanzer, 1905, Nr. 11.
W) Tidskrift tor Kemi og FarmaoiM905, 11,
Nr. 8 und 9; d. Caiem.-Ztg., Rep. 1905, 267.
86) D. Ghem.-Zt^. 1905, 420.
^) Joam. de Pharm, et de Ghim. 1905, XXII,
Nr. 3.
257
man derartiges tOpmm mampnlö» in
den Handel. Die Flt)dazenten daselbst
bestimmen den Morphiumgehalt im
frischen Opium und reduzieren dann
denselben durch Beimeogungen von Apri-
kosenbrei und dergl. bis auf 6 pCt
herab, je nachdem, wohin das Opium
exportiert werden soll. Die Ware wird
nach diesem Verdunnungsprozeß in die
übliche Form kleiner, in Mohnblätter
gehüllter Brote gebracht, sodaß das
Aenßere nicht im geringsten irgend wel-
chen Verdacht erregt.
Was die Untersuchungsmetho-
den zur Bestimmung des Mor-
phins im Opium anlangt, so dauern
die Eontraverse auf diesem interessanten
Qebiete fort. Wiederholt ist neuerdings
darauf hingewiesen worden, daß an
mekonsaurem Calcium reiche Opium-
sorten in den Handel kommen, bei denen
sich genanntes und wahrscheinlich auch
noch andere Ealksalze beim Ausscheiden
der Morphinkristalle aus der Untersuch-
ungsflflssigkeit mit ausscheiden, falls die
letztere zu diesem Zweck längere Zeit
als nötig der Ruhe fiberlassen wird.
Diesbezfigliche ausführliche Referate
finden wir auf S. 436 und 822 der
Pharm. Centralh. Auch Mallinckrodt
und Dunlap^^) fanden bei der Unter-
suchung einer Opiumprobe einen gelb-
lichen, schuppenförmigen Bodensatz, den
sie als ein Doppelsalz der Mekonsäure
mit Calcium und Ammonium bestimmten ;
diesem kommt die Formel:
CaNH4C7H07 . 2H2O
zu. Jedenfalls ist bei der Analyse auf
die eben erwähnte Tatsache gebührend
zu achten, d. h. man soll die Morphin-
lOsung nicht länger als 6 Stunden stehen
lassen bezw. die durch Wägen (wie Ph.
0. UI vorschreibt) erhaltene Morphin-
menge zur Eontrolle nochmals titri-
metrisch (nach Ph. G. lY) bestimmen,
wodurch das als Morphin mitgewogene
Caldnmsalz in Wegfall kommt.
Die verschiedenen Morphinbestimm-
ungsmeüioden hat schließlich noch Bern-
") Joum. Amer. Chem. Soc. 1905, 27, 945 ;
d. Caiem.-Ztg., Bep. 1905, 267.
siröm^) einer Nachprfifung und Kritik
unterzogen und ist dabei im wesent-
lichen zu folgenden Schlfissen gekommen:
Die Dteterich'sdie, sogen, abgekürzte
Helfenberger Methode gibt mit einigen,
nachstehend aufgeführten Abänderungen
die besten Resultate. Die Abänderungen
faßt Bemström in folgenden 3 Sätzen
zusammen: 1) Die Mischung ist nadi
dem Schütteln 24 Stunden (?) lang
stehen zu lassen, 2) das Morphin ist ge-
wichts- und maßanalytisch zu bestimmen,
wobei die immer ein wenig höher aus-
fallenden gewichtsanalytischen Resultate
nur als Kontrolle dienen, 3) die Resultate
sind stets auf wasserfreies Opium um-
zurechnen. — Mit letzterem Vorschlag
beabsichtigt der genannte Verfasser, die
Angabe des Morphingehaltes in der
Handelsware gleichmäßig und kontrollier-
bar zu gestalten, da bekanntlich der
Gehalt der verschiedenen Opiumsorten
an Asche, Extrakt und Feuchtigkeit
großen Schwankungen unterworfen ist
Die von Merck auf gestellte Behauptung,
daß Narkotin bei Gegenwart von Mor-
phin in Lösungen mit Jodeosin nicht
reagiert, ist nach den von Bemström
ausgeffihiten Versuchen als unzutreffend
zu bezeichnen, da die Gegenwart von
Narkotin in der Titrationsflüssigkeit doch
das Resultat erhöht.
Die Bestimmung des Kodeins im
Opium nach Caspari ist auf S. 373 der
Pharm. Centralh. genau beschrieben
worden.
Erwähnt sei noch, daß man im ver-
gangenen Jahre das hundertjährige
Jubiläum der Entdeckung des wich-
tigsten aller Opiumalkaloide, des Mor-
phins, durch Sertürner begehen konnte.
(Schluß folgt.)
Neue Arzneimittel.
Aoidum amido-formioicum condensatum
nennt Dr. Rosenberg (Frauenarzt 1906,
Nr. 1) eme seh wach alkalisoh reagierende^
etwas bitter schmeekende, ölige Substanz,
die m Wasser, Alkohol und Aceton IMloh
ist, aber nieht in Aether, Chloroform, Benzol
^) Separattryok nr Srensk Farmao. Tidskrift
1905, Nr. 19 und 20.
258
nnd Xylol. Anwendung: bei FaDsoeht m
wiMriger Lteiing (1 Teil anf 3 Teile
Waaeer). Die zn verardnende Tropfenzahl
Mril bald steigen, bald fallen^ also niemals
Tag fflr Tag sowohl die Tagesmenge wie
aneh die Einzelgabe die gleiche sein. Im
Gegensatz znr Bromwirknng sollen die leieh-
teren Fllle sdmeDer zorfiekgehen^ als die
sehwereivn.
Algarine Hyrdabl. Znekergrannles ans
Meerespflanzen bereitet^ von denen ein Kaffee-
löffel voll 0,01 g einer Jodverbindnng- ent-
hllt. Anwendung: als Lebertran - Ersatz.
BezngsqneDe: Phannade Moride in Paris,
2 me de la Taidieria
ChiBinformiat bildet nach Sfldd. Apoth.-
Ztg. 1906, 153 weifie, seidenglSnzende^
bitter sehmeekende Nadeln. Es ist sehr be-
stftndig, neutral, in Wasser, Alkohol nnd
Chloroform sehr leicht KMidi, dagegen in
Aether fast nnUMich. Der Chiningehalt be-
trftgt 87,6 pCt Anwendung: zn Hantein-
einspritznngen.
Cornntinnm ooncentratnm cgchaefer»
ist nach Pharm. Ztg. 1906, Nr. 20 eme
nahezn reme Mutterkom-Alkaloidlösnng mit
spezifisoher Ergotsänre und wenig Eztraktiv-
stoff, frei von allen scharfen Stoffen des
Mntterkoms, der Weichharze, indifferenten
Körpern, Harzsftnren nnd Oärnngserregem.
Es zeigt gleichen Comutingehalt und daher
znverlissige gleichmäfiige Whrknng, die etwa
eme halbe Stunde nach der Darreichung
emtritt Oabe: 2 g, gleidi emem halben
Teelöffel voll, alle zehn Minuten bis zur
Wirkung wiederholt Danteller: F, Schaefer
m Andernach a. Rh.
CorosucciB, em neues Antiseptikum, be-
steht nach Dr. A. Babesh und F. Begnesco
(Bull, de Farm, si Chim. Rom.) aus gleichen
Teilen einer l,5proc Bernsteinsftarelösung
und einer Sublimatlösung 1 : 10 000.
Creolin-Liniment ist angeblich ein oxy-
geniertes Mineralöl mit 7^2 pCt Creolin.
Darsteller: WiUiam Pearson in Hamburg,
Cremen 8.
Euoalyptine Le Brun mit Jodoform-
guajakol stellt nach Mflnch. Med. Wochenschr.
1906, 535 ein smaragdgrünes, völlig klares
Gel dar und Ist ein öliges Extrakt aus den
Blättern von Eucalyptus globulus, dem eine
gewisse Menge Guajakol und Jodoform zu-
gesetzt ist. Anwendung: als Hauteinspritz-
ung in der Lambalg^gend oder m die
Qlutaei bei Inflnenza, Kenehhosten, Erysipel
und Kindbettfieber. Oabe: für Erwaeiisene
eine iVavax-Spiitze^ für Kinder von 12 bis
15 Jahren eine dreiviertel, von 5 bis 12
Jahren eine halbe und von 2 Monaten bis
zn 5 Jahren eine viertel Spritze. Die Gaben
können erhöht weiden, dodi braucht man
sie nicht zu flberschreiten außer beim Erysipel,
wo man jeden Tag 2 eem auf einmal geben
soUte.
Festoform ist nach Apoth.Ztg.1906, Nr.20
ein sogenannter Hartformaldehyd. Denelbe
kann durch Mischen von 3 Teilen 40proe.
Formaldehydlösung mit 1 Teil Natronseife^
bezw. von 100 Teilen Formalin mit 2 Teikm
Natrinmstearinat oder durch Eoüeiten von
Formaldehydgas in Scifenlösung gewonnen
werden. Festoform bildet eine weiße^ in
Wasser zu einer schwaidi opallsierendai, neu-
tralen Flttssigkeit sieh lösenden Mssno, die
zur Wundbehandlung und zu Desinfektiona-
zwecken Anwendung findet Die Ghemische
Fabrik Dr. Hirschberg in Berim, der das
Darsteliungsverfahren patentiert ist^ bringt
schwach parfflmierte Pastillen und Tabletten,
ein Festof orm-Rieehsalz, bei Ent-
zündungen der Nasenschleimhinte anzu-
wenden, und eine Festoform- Hant-
crdme in den Handel. Zur Raumdesin-
fektion dient der Festoform -Ranm-
Desinfektor, ein Apparat, der ans einer
kleinen, mit umlegbaren FCLfien venehenen,
mit Festoform gefflUten Blechbüdise besteht.
Der Dedcel der letzteren enthält ein Stftek
Hartspiritus, das zur Verdampfung aus-
reicht
Hemiol ist eine Flüssigkeit, die ans dem
Kraut von Hemiaria glabra und den Blftttem
von Arctostaphyloe üva ursi bereitet wird.
Anwendung: bei Nierenkrankheiten nnd
Blasenkatarrhen. Gabe: dreimal tigiich 20
bis 30 Tropfen in einem viertel Liter Wasser.
Darsteller: Dr. Banholxer und Hagere G.
m. b. H. in München R. 4.
Indisokes Kräuter - Extrakt wird^*ohne
Angabe semer Zusammensetzung gegen Stnhl-
verstopfung von Qeorg Homann in Han-
nover, Siebstraße^ angepriesen.
Jodalose Oalbnui ist eine ^ eingestellte
Jodpeptonlösung. Anwendung: ststt der
Jodsalze. Gabe: 5 bis 20 Trafen für
Kinder, 10 bis 60 Tropfen fflr Erwachsene*
359
Dtnteller: PhanuMe Oalbrun in Paris,
4 rue Beuuepaire.
JodbensiB iat nach ZentralbJ. f. Chir.
1906^ Nr. 8 eine Iprom. LOenng von Jod
in Bensin. Anwendung: zur Hand- und
Hantdesinfektion. Die Hant wird doreh
dasselbe in fthnlieher Weise wie darch Spi-
ritus gegerbt und dabei für Wasser nnd
Wnndabsondernngen nndnrchdringlieh ge-
macht. Naidi fflnf Minnten langem Waschen
nnd Abbfkisten der Hände mit Jodbezm wird
die Haut mit 2prom. Jodvaselin eingerieben.
Jodoforminm liquidum ist eine Jodo-
formölaeifenlOsnng, die nach dem BuU. chim.
bum. 1905, etwa wie folgt dargesteUt wird:
remes Aetzkali (35) wird in Wasser (25)
geltet, alsdann rasch unter Schütteln reine
Oebänre (50), 95proc Alkohol (30) und
doppelt snblimiertes Jod (30) zugefügt.
Letzteres jedoch in der Weise, daß zuerst
eine kleine Menge emgetragen wird, und
erst dann ein weiterer Zusatz erfolgt, wenn
Entfärbung eingetreten ist. Dies geschieht
solange, bis keine Entfärbung mehr statthat.
Letztere wird durch Aetzkali bewirkt, worauf
man erkalten läßt Von dem nach einigen
Tagen entstandenen Niederschlage gießt man
ab und bewahrt die Flüssigkeit im Dunkeln
m gut yerschlossenen Gefäßen auf. Sowohl
die beim Miscben eintretende Wärmeerhöh-
ung als auch em langsames und gleich-
mäßiges ümsehütteln der Flasche genügen
zur Vollendung des Prozesses. Erhalten
wird eine sirupüse, gelbliche Masse von star-
kem Jodoformgeruch, die sich m Wasser,
Alkohol, Aether, Chloroform usw. lOst und
mit Olyeerin, Oden, Fetten, Guajakol u. a.
mischt Weder an Chloroform noch an
Schwefelkohlenstoff gibt es Jod ab, auch
wenn es mehrere Tage hindurch der Luft
und dem Lieht ausgesetzt war. Daher muß
das Jodoform mit dem Kaliumolelnat innig
verbunden sein. Dieses Präparat eignet sieh
zu Waschungen und Gurgelwässem und
wird von der Haut rasch resorbiert. Sechs
Stunden nach seiner Einreibung ist Jod im
Harn nachweisbar.
JodomaSsin ist nach R^p. de Pharm.
1906, Nr. 2 eine Jodeiweißverbindung, die
aus dem Malsin gewonnen wird. Es bildet
eine geibweise, in Wasser lOsliche, wasser-
anxiehende, bitter schmeckende Masse, die
vom Ifagen gut vertragen wird. Anwend-
ung: bei tertiärer Syphilis und ELrankheiten,
bei denen Jodbehandlnng angezeigt ist Gabe:
0,1 bis 0,2 g täglich.
Isotaohiol iBtnachMünch.Med.Wochenschr.
1906, 520 ein neues Siibersalz, das auch
im trockenen Zustande haltbarer, als Tachiol
sem soll. Seine antisepttsche und bakterien-
tötende Eigenschaft ist die gleiche^ wie die
des Tachiol, bei Anwendung einer Lösung
von 1 : 500 000. Es hat den Vorzug, auch
in größeren Mengen vollständig unschädlich
zu sein. Nach besser, als Tadiiol, reinigt
Isotadiiol infiziertes Trinkwasser. Ein Zu^
satz von Isotachiol 1 : 500 000 hält ein
solches Wasser auch an der Luft steril und
beeinflußt nicht die Klarheit sowie den Ge-
schmack des Wassers.
Pankreol enthält 50 pCt mittels Pan-
kreassaft verdauten Lebertran.
Pilulae Orientalis (Xliompson) bestehen
angeblich aus 0,12 g Ambrosia orientalis
(?), etwa 0,09 g Strychninnitrat, 0,015 g
Saw - Paimetto-Extrakt, 0,0015 g Strychnoe
Ignatia und 0,002 g Zinkphosphid. An-
wendung: bei männlicher Schwäche. Dar-
steller: The Immune Tablet Co. in Wash-
ington D. C. Nicht zu verwechseln mit
den in Pharm. Centralh. 46 [19()5[, 614
erwähnten Pilulae orientales.
Renastyptin ist eine Lösung des blut-
stillenden Körpers der Nebenniere. Bezugs-
quelle: WüloneSf Francis, Butler <6
Thompson^ Limited in London.
Siyodin ist das Calciumsalz der Mono-
jodbehensäure, die aus der Erukasäure des
Rflböies durdi Addition von Jodwasserstoff
gewonnen wird. Nach Med. Klinik 1906,
157 ist es ein farbloses, in Wasser unlös-
liches Pulver, f rd von Geruch und Geschmack,
mit einem Jodgehalt von 26 pGt Im Licht
wird es oberflächlich gelb gefärbt Anwend-
ung: statt der Jodsalze und der Jodipinm-
spritzungen. Tagesgabe: 2 bis 3 g, kann
auch ohne Schaden bis zu 6 g gesteigert
werden.
Santal-Monal. Gelatine-Kapseln, die nach
Therap. Neuh. 1806, Nr. 2 mit je 0,03 g
Methylenblau und 0,24 g balsamischen
Oelen gefflUt sind. Anwendung: bei Er-
krankungen der Hamwege. Gabe: drei-
bis fünfmal täglich je zwei Kapseln eine
viertel Stunde vor dem Essen.
260
Seoretiii (Phann. Oentralfa.*47 [1906],
195). Bezugsquelle: Allen and HanburySy
Limited in London E, Betfanat Green.
Semm fliegen Ba8edow*8che' Krankheit
wird nach Beebe (Dentsoh. Med. Woohenscbr.
1906, 436) von Kaninchen gewonnen, denen
NnkJeoproteide und Globuline der Schild-
drüsen von Basedowkranken eingespritzt wor-
den sind.
Spiracin ist Metfayl-Carboxyl-Salioylsäure.
Es ist in Wasser unlöslich. Anwendung:
statt Salicylsäure und Natriumsalicylat
Gabe: 0,6 bis 1 g.
Teerdermasaa ist nach Dr. Michael
Steiner (Berl Klin. Wochenschr. 1906, 327)
eine dunkelbraune, weiche, fast dickflüssige
Masse von eigenartigem Geruch. In Alkohol
völlig löslich ist es nicht reizend und enthält
in Mischung etwa 5 pCt eingeengten Liquor
Garbonis detergens, sowie 10 pCt Buchen-
holzteer. Diese Teerprodukte in Verbindung
mit der freien Salicylsäure und deren Estern
in der Dermasanseife entfalten in hervor-
ragendem Maße juckstillende, schälende und
austrocknende Eigenschaften. Darsteller :
Chemische Werke Fritz Friedländer in
Berlin.
TinkÜA enthält die wirksamen Farb-
stoffe und anderen Bestandteile der Heidel-
beeren und Methylenblau. Anwendung:
äußerlich bei allen katarrhalischen Zuständen,
besonders der oberen Luftwege, außerdem
bei Soor, Leukoplakia usw. DarsteUer:
Voit <6 Co, in Mflnchen.
H. Mentxel.
Zur
klinischen Fettbestimmung
im Kot
hat Dr. Adolf F. Hecht in Münch. Med.
Wochenschr. 1906, 309 einen Beitrag ge-
liefert. Das mitgeteilte Verfahren ist fol-
gendes:
Etwa 10 ccm Kot werden mit einem
Holzspatel in eine Bflrette gedrückt Die,
zu untersuchende Menge ist auf eine Ge-
samtmenge zu beziehen, deren Volumen
gleichfalls zu bestimmen ist und die einer
bestimmten eingeführten Fettmenge in der
Milch nach Gerber bestimmt) entspricht
Die Kotprobe wird aus der Bflrette ittittels
eines eingeschliffenen Glas-
stempels in dnen weithals-
i^en Kolben von 300 ccm
Inhalt gepreßt Darauf fügt
man ein linsengroßes Stflck
Aetzkali und gerade soviel
Wasser hinzu, als zum Zer-
fließen desselben genügt
Nun erhitzt man auf dem
Wasserbade, wobei die Kot-
masse durchscheinend wird.
Nach zehn Minuten werden
etwa 100 ccm 96proo. Al-
kohol zugegeben und noch
20 Minuten gekocht, wobei
ein auf den Kolben ge-
setzter Trichter als Kühler
wirkt Darauf wird mit
konzentrierter Salzsäure an-
gesäuert, indem emige Tropfen einer alko-
holischen Iproc. Alkaliblaulösung zugesetzt
werden, und in me Porzellanschale filtriert,
dabei ist das Filter mit etwas Alkohol nach-
zuwaschen. Nach dem völligen VeiJAgen
des Alkohol auf dem Wasserbade wird der
Rückstand in möglichst wenig Aether auf-
genommen und durch ein kleines Filter in
den unteren Teil des obenstehenden Appa-
rates*) gegossen. Nach dem Veijagen des
Aethers wird der obere Teil aufgesetzt, mit
Spiralfedern befestigt und nun heißes Wasser
(über 70^ nachgegossen, wobei unter ünter-
schwenken die geschmolzenen Fettsäuren
in den graduierten Teil des Bohres ge-
bracht werden. 25 Teilstriche entsprechen
einem Gramm Fett, mithin 1 Teilstrich 0,04 g.
Manchmal haftet etwas Fett an den Wänden
des Apparates. Der Fehler beträgt jedoch nicht
mehr als ein Teilstrich, kann aber durch
V4 stündiges Einstellen des Apparates in
heißes Wasser behoben werden. In den
Fällen, in denen das Fett als Erdalkallseile
im Kote erschemt und die Störung der
Fettresorption leicht übersehen wurd, glaubt
Verfasser, daß seine Methode zur Orientier-
ung, wenn auch nicht für den genauen
Stoffwechselversuch, geeignet ist -^tx —
*) Zu beziehen von Paul Baaok in Wien
IX, 3.
261
Zur Auslegung
pharmaseutisohor Gesetze usw.
(Fortsetzmig Ton Seite 113.)
197. IchthyoL a) Die Firma Lüdy & de
in Burgdorf sebreibt uns: Die in der «Pharm.
Gentralh.» Nr. 6; S. 113 ersohienene HitteO-
nng, betreffend den Ausgang des Marken-
Prozesses vor dem Sehweizerisehen Bondes-
gerieht zwisdien der Firma Cordes, Her-
mannt dk Oie. in Hamburg nnd Lüdy dk
de, in Bnrgdorf bedarf dner Beriehtignng,
indem derselbe nnvoitetftndig wiedergegeben ist.
Das bereits vor der kantonalen höehsten
Instanz abgewiesene Begehren auf Streieh-
nng der Marke «lehthyopon» ist von der
iehtfayolgesellsehaft Hamburg nicht mehr
aufrecht erhalten worden, nnd ist die Marke
«lehthyopon» der Firma Lüdy <Sb Oie, in
Bargdorf als zu Recht bestehend anerkannt
worden.
Wenn auch die beiden Marken «Sulfo-
Ichtfayolleum» und « Ichthyolsulf osaures Am-
mon> in Zukunft nur noch ftbr das Ham-
burger Produkt verwendet werden dflrfen,
so ftndert das an der Tatsache nichts^ daß
«lehthyopon» von LUdy dk Oie. thera-
peutisch mit Ichthyol vollständig gleichwertig
ist und chemisch sowohl dem Ammonium
Sulfo-Ichthyolicum der Ph. Helv. IE. als
auch dem im «Jfar^^Ai'schen Jahresberichte
1900»,S.37 unter Ammon.Sulfo-ichthyolic =
Ichthyol beschriebenen Präparat entspricht
Der Vollständigkeit halber sei noch er-
wähnt^ dafi das Schweizerisdie Bundes^ericht
das Begehren der Ichthyol-Oesellsohaft zu
Hamburg, das urteil in schweizerischen
Zeitungen auf Kosten der Beklagten zu ver-
dffentlichen, abgewiesen hat
b)Anmerkungd6r Ichthyol-Oesell-
sehaft Cordes j Hermanni dk de. in
Hamburg:
Die Marke «lehthyopon» hat in dem
Prozesse mit Lüdy dk Oie. eine ganz
nebensächliche Rolle gespielt, denn
Lüdy dk de. hatten sich diese Marke
aUerd^gs eintragen lassen, aber diese Marke
in praziniem als verwandt, sondern ihr
Präparat «Ichthyoisulf osaures Ammon-
ium», «Ammonium sulfoichthyoli-
cum» und «Ammoniumichthyolsul-
fonat» bezeichnet Hätten Lüdy dk de,
ihr Präparat wirkHeh «lehthyopon» be-
zeichnet, so wäre es überhaupt nicht zum
Prozefi gekommen, denn es liegt uns fem,
jegliche Konkurrenz unterdrücken zu wollen.
Wir bekämpfen nur den unlauteren
Wettbewerb und dn solcher ist es, wenn
man abweichende Marken besitzt, solche
aber nicht verwendet oder sonstwie das
Renomm^ unseres Fabrikates für
andere Fabrikate usurpiert
I/üdy dk de. stellen es nun in der
obigen Notiz so hin, als ob ihr Fabrikat
identisch mit dem unsrigen ist, denn be-
kanntlich versteht man unter «Ichthyol»
und «Ammonium sulfo-ichthyolicum» das-
selbe nämlich unser spezielles Sohwef el-
präparat, weshalb es uns gestattet sei,
zu bemerken, daß die Experten m ihrem
Gutachten, das auch von Lüdy dk de. an-
erkannt worden ist, u. a. wörtlich fest-
stellten, daß die in den Pharmako-
poen und in Merck's Jahresbericht
gegebene Charakterisierung des
Ichthyols ganz ungenügend ist, so-
wie das Urteil selbst noch wörtlich er-
wähnte «Es Ist denn auch festge-
stellt, daß das Präparat der Be-
klagten {Lüdy dk Oie.), das zum
heutigen Prozeß geführt hat, in
seiner Zusammensetzung vom
Ichthyol der Klägerin nicht un-
wesentlich abweicht»
Yerfahren zur Darstellung eines Konden-
sationsproduktes aus Phenol und Formaldehyd«
D. B. P. 157553. Kl. 12 q. F. Henschke,
Müncbeberg (Mark). 40proc. Formaldehydlösang
läßt man unter ADwendnng von Alkali als Eon-
densatioDS- und LosuDgsmittel bei etwa 100^ C
unter Druck auf Phenol einwirken und erwärmt
nach Beendigung der Reaktion die Flüssigkeit
so lange, bis der Phenolgenieh versohwunden
ist und durch Säurezusatz ein wasserunlöslicher
Körper abgeschieden wird. In dem Produkte ist
der Forknaldehyd mit dem Phenol teils fest
verbunden, teils demselben nur labil angelagert
und wird durch die Enzym Wirkung der Oewebe-
säfte und des Eiters leicht abgespalten. Ohne
die unangenehmen Eigenschaften der Karbol-
säure zu haben, besitzt das Produkt anti-
bakterielle nndantiparasitäre Wirkung.
A. St.
Suezol ist ebenfalls ein Pflanzenpräparat un-
bekannter Zusammensetzung. Anwendung: bei
nicht gonorrhoischem, weiBemPluß mit Wasser
verdünnt zu Ausspülungen. Darsteller;. Adolf
Leehert^ Fabrik pharmazeutischer Spezialitäten
in Hamburg, Neueburg 18. H. M.
262
Nahrungsmittel-Cheiiiiei
Die Bestimmung des Fettgehaltes
in der Butter.
Zar Bestimmnng des Fettgehaltes in der
Butter empfiehlt Bwt das Verfahren von
Oottlieb-Röse. Verfasser gibt eine üeber-
sicht über die bisher üblichen; dem gleichen
Zwecke dienenden Verfahren, die er zumeist
zu umständlich findet. Daß bereits Röhrig
auf die Brauchbarkeit des Oottlieb-Röse-
sehen Verfahrens für die Fettbestimmung
in der Butter unter Benutzung des von ihm
verbesserten Apparates, hingewiesen hat
(Pharm. Gentralh. 46 [1905], 428), seheint
Burr entgangen zu sem. Daher bedient
er sich auch für seine Versuche noch des
unpraktischen Abheberns des Aethers, statt
aus dem Hahn der Stehbürette die Aether-
fettiüeung in das zur Wägung bestimmte
Schäichen abfließen zu lassen. Burr läßt
die Butter durch Zurückwägen aus einem
tarierten Wägegläschen auf einem Spatel
abwägen. Von diesem wird sie mit heißem
Wasser in den Röse^aehea Zylinder gespült.
(Bequemer dürfte freilich das Abwägen in
beiderseits offenen weiten GlasrOhrchen sein.)
Die Analysenwerte, welche Verfasser bei
Vergleichen der Oottlieb'Röse^Bdien Me-
thode durch Doppelbestimmungen erhielt,
waren sehr befriedigend. Vergleiche mit
einem Eztraktionsverfahren, etwa mit dem
von Lührig ausgearbeiteten, schoben nicht
angestellt worden zu sein.
ZUehr. f Unters, d. Nähr,- u, Oenußm. 1905,
10, 286. — <fe/.
Die Aldehydzahl der Milch.
Ein Formaldehydzusatz wirkt auf die Lab-
fähigkeit der Milch ungünstig ein, ja er
hebt sie vöUig auf, wenn er Y40 bis Y50
promille überschreitet. Indessen auch ein
geringerer Zusatz kann gerinnungshemmend
wirken, wenn er nur lange genug mit!
der Milch in Berührung bleibt. Kleine
Mengen des Formalin befördern die Gerinn-
ung, weil sie gleichzeitig auf die Säure-
bildung günstig einwirken. So vermag der
Zusatz von V50 promille Formaldehyd
den Säuregrad zu erhöhen. Der Säuregrad
nimmt mit steigenden Mengen des Konser-
vierungsmittels zu, bis, bei einem Gehalt
von 4 bis 5 pGt Formalin (1,2 bis 1,8 pGt
Formaldehyd), schließlich Sättigung eintritt.
Die Säurezunahme wurde von verschiedenen
Autoren auf eine Oxydation des Formaldehyds
zu Ameisensäure zurückgeführt, indessen er-
gaben R, Steinegger's Versuche schlagend,
daß diese Oxydation nicht stattfindet.
Jedenfalls bleiben aber bei genügendem
Formalinzusatz die Milchproben selbst bei
langer Aufbewahrung flüssig und es erhöht
sich der natürliche Säuregrad der Milch
durch den Zusatz. Diese Erhöhung verläuft
quantitativ und ist als ein rein chemischer,
nicht als fermentativer, Prozeß aufzufassen.
Steinegger bezeichnet als «Aldehyd-
zahl» die durch Formaldehyd erreiehbare
höchste Zunahme des nach dem Verfahren
von Soxhlet- Henkel bestimmten Säuregrades
der Milch. Für die Milch verschiedener
Kühe sind die Schwankungen m der Aldehyd-
zahl recht erhebliche, hingegen repräsentiert
sie bei den dnzelnen Kühen einen ziemlich
beständigen Wert Kolostrummileh besitzt
eine hohe Aldehydzahl. Sicher ist, daß die
Aldehydzahl zur Menge der Eiweißkörper
in der Milch in Beziehung steht
Die Bestimmung erfolgt in der Weise,
daß man von ein und denselben Miloh je
100 ocm in zwei Bechergläser abmißt und
in der einen Probe den Säuregrad bestimmt
Zur anderen Probe fügt man 5 pCt (= 1,8
pGt Formaldehyd) Formalin und ermittelt
gleichfalls den Säuregrad. Die Differenz
zwischen beiden Ermittelungen ist die Aldehyd-
zahl. Man kann auch erst in 100 ocm
den Säuregrad titrieren, dann Formalm zu-
geben und weiter titrieren. Die zweite Zahl
ist die Aldehydzahl. Der etwaige Säure-
gehalt des Formalin muß in Abzug gebracht
werden.
Weitere Versuche Steinegger's zeigen,
daß die Aldehydzahl zur Labfähigkeit der
Milch in direkter Beziehung steht und mit
dem Kaseingehalte wächst, woraus ersterer
Faktor zu erklären ist Aehnlieh veriiält es
sich mit dem Gesamtstiokstoffgehalt; kurz
die durch den Formaldehydzusatz zur Milch
hervorgerufene Säurezunahme (Aldehydsahl)
würd durch Einwirkung des Formalin
263
auf die Milcheiweißkörper hervor-
gerufen. Wie Formaldehyd verhalten aloh
auch Aeetaldehyd und Benzaldehyd den
Milcheiweißstoffen gegenflber, sowie gegen-
über den Aminosäuren Lencin und Tyro-
sin.
Man hat sich die Einwirkung des Aldehyds
so zu erkl&ren, daß die in den Eiweißstoffen
Yorhandenen Aminogruppen abgestumpft
werden und infolgedessen der Säurecharakter
dieser Eiweißkörper bezw. der Milch selbst
zunimmt. Praktisch läßt sich die Ermittel-
ung der Aldehydzahl zur Bestimmung einer
Wässerung wie des Oesamtstickstoffgehaltes
verwerten. Da der Eiweißgehalt unabhängig
von der richtigen Probenahme konstant
bleibt und von dem in gewässerter Milch
sich rasch wieder ändernden Säuregrade
völlig unabhängig ist, leistet die Aldehyd-
zahl bei vorkommender Wässerung die-
selben gnten Dienste wie die Gesamtstick-
stoffbestimmung.
Aldehydzahl
Säaregrade
Bezeichnung
frisch
24 Stdn.
alt
36 Stdn.
alt
frisch
24 Stdn.
alt
36 Stdn.
alt
Vollmilch
Mit 5 pCt Wasser .
» 10 » »
> 20 » »
7,3
7,0
6,7
6,1
7,4
7,0
6,7
6,1
7,4
7,0
6,6
6,1
6,7
6,4
6,8
8,4
8,2
7,7
7,3
11,2
11,1
10,6
10,2
Entrahmung und Aufbewahrungsdauer be-
einflussen die Aldehydzahl nicht, die m
Vergleich der verdächtigen Milch durch die
Stallprobe allerdings erst ihren vollen Wert
gewinnt.
IHe Tabelle möge das Heruntergehen der
Aldehydzahl in gewässerter Milch zeigen.
Ztsehr. f. UtUersueh, d. Nähr.- u. Genuß-
mittel 1905, X, 659. — cfe/.
Zur SohmutzbestiinmuQg in der
MUch.
Die älteren diesbezüglichen Methoden be-
ruhen darauf, daß man den Schmutz durch Ab-
setzenlassen in einer gemessenen Menge
Milch am Boden der Gefäße sammelt und
dann auf dem quantitativen Filter zur Wäg-
ung bringt; an seine Ermittelung knöpfen
sich die Namen Renk und Stutzer. Von
WeUer wird an ihnen Mangel an Genauig-
keit und Langwierigkeit getadelt. Er ver-
fährt nach einer mit Büchner und Ooebel
gemeinsam ausgearbeiteten Methode so, daß
eine genau abgemessene Menge (100 ccm)
Milcby mit der gleichen Menge heißen destill-
ierten Wassers verdünnt wird, die Flüssigkeit
Tor der Saugpumpe durch em gewogenes
FUter filtriert und der Milohschmutz nach dem
Auswaschen getrocknet und gewogen wurd.
Zur Filtration bedient man sich yorteilhaft
eines Trichters mit eingelegter durchlochter
Glasplatte (vergl. auch Pharm. Centralh. 46
[1905], Nr. 18). (Die Schmutzbestimmung
in der Müch hat überhaupt wenig Smn,
Milch soll tunlichst schmutzfrei sein und die
Beurteilung des Schmutzgehaltes läßt sich durch
halbstündiges Absetzenlassen der Milch in
einem Glasgefäß mit glattem Boden aus-
reichend ermöglichen. Schriftleitufig,)
Ztsehr, /. Unters, d. Nähr,- u, Qenußm,
1905, X, 591. -dd.
Znckereonleur darf dem Weine nicht in-
gesetzt werden. Ein WeinhäDdler hatte beim
Schönen von Weißwein Zuckercoulenr zugesetzt
und war deshalb vom Landgericht in Stattgart
zu 60 Mark Geldstrafe verarteilt worden. Das
Reichsgericht hat dieses Urteil bestätigt ; Zucker-
cooleur sei nicht Zocker, sondern ein Farbstoff.
Vergl. auch Pharm. Centralh. 46 [1905], 759.)
In einem anderen Sinne entschied dagegen die
Strafkammer des Landgerichts Würzburg (18.
Dezbr. 1905). Sic sprach den Weingntsbesitzer
Brennfleck in Würzbarg, welcher blaßgebliebene
Franken weine mit Zuokercouloar nachgefärbt
hatte, frei. Für das fränkische Weinbaagebiet
müsse die Zackercoaleur zur anerkannten Kelier-
behandlang gezählt werden. (Hierza schreibt
die Deutsche Wein-Ztg. 1905, Nr. 94, 1025,
daß demnach im allgemeinen vor der Verwend-
ung der Goalear insolange zu warnen sei, als
bis die maßgebenden Instanzen mit dieser Frage
sich beschäftigt und entschieden hätten.) P. S.
VeraiAiedena Mitteüungen.
Orösohe's Patenthülse
für Maximal •Thermometer.
Bekimntliofa habeo die Hftxim&l • Thenuo-
meter im QaeokailbergeAO einen festge-
B^imokenen Stift kob Ol», der in den
unteren Teil der Kapül&re hineinreiofat
Infolgedessen bleibt der die Warme an-|
D«i CbemiBebe Lsboratorlna Frefienlni ■■
Wleebaden wai wSbreod des Wintenem^steis
1905/06 TOD 47 StadieroDden beauaht und
Kwar wiren 35 ans dem deatsoheu Beiohe, 4
ans EnelaDd nod je 1 aua Fnobreioh, HoILind,
RoBUna, Sohweden, SpanieD, üagani, den Ter-
einigtaD Stuten Ton Nordamerika nad ans Chile.
Das D&obBte Sommei-SemeBter be^not
1 24. April d. J.
zeigende Queckeübeifaden in der Kapillare
stehen nnd zieht sieh andi dann nidit von
aelbet in das QneckülbergefäQ zurück, wenn
dae Thermom^er von der Wärmequelle ent-
fernt wird, um den Qaeoksilberfaden «nrtlok-
zntreiben, sehranbt man Orösche's Patent-
hfllae als VerlSngemng an die KopFscbraube
des ThermometerB fest an, erfaßt die Hflise
am Ende nnd fflhrt damit rnokwetse einige
SchlSge ans. Dnrcb die elastiBobe Feder
der Falentbflise werden die SohlAge in
Vibrationen nmgeeetzt nnd dadurdi der
Qneokulberfaden zorOckgetrieben.
Darsteller sind Qröseke dt Koch, Ilmenau
in lliOringeD. —i*.—
ÜB aelbstindige Draoksohrif t aas dem
Institut eiaohien: iChemiscbe und ^hysikalimli-
unter Mitwirkung von Dr. L. OränhtU:
Ans der Chronik der Aestatt ist harvor-
nbeben, daQ Prof. Dr. E. Sinfx am 1. Januar
19''6 das 26 jährige JabilBam seiner Tätigkeit
am Laboratoriom feiern konnte. Am gleichen
rage waren 2b Jahre verfloeaaa, seit die mit dem
Lsboratoriam verbau den e agrihnltni-ohemiaohe
Versaohsatation der LandnirtsahaHskammer fnr
den Hegieningebeiirk Wiesbaden ontsr Leitung
des Geh. Regierangarat tnl. Dr. ° e— -— --
errichtet worden war.
Briefweohsel.
Abonnent in Holland. Zar flaltbarmaohnog
des StBTkekleiatera eignet sioh im Yerhält-
nia von 2 pCt sehr gnt Salioylalnre. Bei
Verwendung von Pinseln, deren Boraten mit
Eiaendraht angebunden sind, tritt jedooh beim
Oebianoh eine oft nicht erwünschte Violettttrb-
nng auf. — Formsldehydlösang an 2 pCt
angeactct verhindert ebenfalla das Siihimmeln
des Kleisters in wirtumer Weise ; IrRend welohe
%biing tritt nicht auf ; dieses Hittel ist ja aacb
geruohloa, also f&r Ihre Zwecke wohl dnnhans
goeigoet. s.
Anfragen.
1. Woraos besteht das ans lÄttiob kommende
Vicior Boaea'Bcba Hittel gegen Epilepsie
(«ne fade, nicht aalaig sohmeokende fTldtaig-
keit) P
2. Wer liefert Sprangstäbchen ?
265
Inhalts-Veczeichnis
des I. Vierteljahres wem XLVII. Jahrgange (1906)
der ..Pharmaceutischen Oentralhalle".
* bedeutet mit Abbildung.
Abfahrdrageee 111.
Abrastol, Reaktionen 34.
Absiothin, Eigeneohaften 195.
Abwässer, Analysen 171.
— Schldliobkeit für Fisobe 172.
Abyssinin, Eigenschaften 69.
Acetysal, Zosammensetz. 46.
Acid. carbolicum Ph. U. S. 21.
— tartaricum Pb. ü. 8. 22.
Adeps Gossypii 217.
Akonin, Bildung 48.
Aloohol Ph. U. S. 22.
Alipinniirat, Anwendung 149.
Alkaloidej Bestimmung 36.
Alkaloid-Arrhenalate 7.
Alkamin^, Darstellung 30.
Alkoholfreie Getränke 169.
Analysen von 7 Arten 72.
Alkohol-Silbersalze 93.
Aloe, seltene Sorten 154.
Ameisensäure, Tithenxng 70.
Ammoniamsalze, Bestimm. 197.
Angostunurinde, IJntersaoh. 154.
— neues Alkaloid 234.
Anilinfarben, Giftigkeit 190.
Anodynon nach Bielitz 29.
Anthrasol, farbloser Teer 14.
Anticalculose, Bestandteile 149.
Anticelta-Tablets 8.
Antichlorotin, Bestandteile 240.
Antidiabetikum Stock 49.
Antidysenterie-Senim 47. 240.
Antifebrin, entgiftet 15.
Antigonokokken-Seram 240.
Antimon-Präparate Ph. ü. 8. 26.
AnHpositin von Wagner 29.
Antiquitäten, Korrosion 180.
Antirheamatin 111.
Antistreptokokkenserum 66.
Apicinum, Bestandteile 46.
Aqua Ammoniae Ph. Ü. S. 25.
Araroba, flandelsnotiz 184.
Argentum jodatum nasoens 240.
Arrowroot, Herkunft 185.
Arsen, Beslimmong 167.
Arum macalatum 177.
Arzneimisohungen, unverträg-
liche 42.
Arzneimittel, Sterilisierung 130.
— neue 6. 46. 87. 111. 112.
129. 149. 195. 240. 257.
Asaprol siehe Abrastol.
Salata, Untersuchung 155.
BaUon-Photographie 55.
Bals. Copaivae Ph. ü. S. 44.
Prüf, mit ChioraihyUrat
185.
Bals. Gopaiyae, Rückblick auf
1905 185.
— peravian. Ph. U. S. 44.
Prüf, mit Ohloralhydrat
185.
Erkenn, des künstlichen
186.
— tolutanum Ph. ü. S. 44.
Bandwurmmittel 56.
Barbitursäuren, Baostellung 10.
Belloform, Eigenschaften 240.
Benzin-Tetrachlorkohlenstoff 1 1 .
Benzosalin «Roche» 173.
Bemsteinöl, Eigenschaften 51.
Bier, Berliner Weißbier 169.
Bioforina, Bestandteile 6.
Bioson, Analysen 7. 170.
Blausäure, Nachweis 173.
— liefernde Pflanzen 134.
Blei, als Abortivum 54.
— in schlechten Glasuren 175.
Blennorsan, Eigenschaften 149.
Blennosalyl, Bestipi^toile 149.
Blut, Gerinnung 31%
Blutegel. Aufbewahrung 216.
Bohnenöl, chinesisches 52.
Bornylendiamin, Darstell. 173.
Borsäure, Nachweis 71.
amtl. Vorschrift 218.
— kolorimetr. Bestimmung 2:^0.
— Farbreaktionen 221.
— Titration 152.
Braun's Schnnpfpnlver 172.
Biauseiimonaden 39
— mit Saponinsubstanzen 223.
Bromindustrie in Amerika 8.
Bromlecithin 244.
Bromocarpine, Bestandt. 129.
Bromoform, Zersetzung 216.
Bromsänre, Verwendung 197.
Bücherschau 94. 118. 245.
Batter, eine anormale B. 174.
— Best, des Fettgehaltes 262.
Buttermilch, Beurteilung 141.
Callaquol, Anwendung 87.
Gascara Sagrada, Entbilterung
235.
Kennzahlen 235.
Cascoferrin, Bestandteile 46.
Castoreum, Untersuchung 187.
Cephalaria Syriaca 72.
Cerebos-Speisesalz 143.
Oetaceum, Prüf, auf Stearin-
säure 234.
Cbicle-Gummi 116.
Chinaalkaioide, Konstitution 192,
Chinin Ph. U. S. 23.
— Verbind, mit Pilokarpin 30.
Chinin, Lösliohkeit in Ammon-
iak 29.
-^ Verdeck, des Geschmacks 28.
— UnteiBcheid. von Cinchoain
235.
Chininum arrhenalioum 240.
Cülor, Darstellung 30.
Chloroform Ph. U. S. 23.
— Zersetzung 216.
Chlorofonmum gelatinosum 111.
Cholosan siehe Lithosan 87.
Chrysophansäure, Herkunft 167.
Giba, Bedeutung 87. 128.
Citronenöl, verdünntes 143.
Citronensaft, Kunstprodukte 144.
Citionensäure, Darstellung 48.
Codrenine, Bestandteile 46.
Confectiones der Ph ü. S. 83.
Copaivera Mopane 116.
Cortex Chinae fh. ü. S. 45.
— Cinnamomi, Handelsnotiz 235.
— Pruni Padi, Glykoside 116.
Corydalis, Alkaloide 155.
Crurin, Wirkung 74.
Cusparein, Vorkommen 234.
CyAndialkylaoetylhamstoff 194.
Cyanverbindungen, Gewinn. 64.
Dalloff The contre rob^it6 41.
Datura-Arten, Alkaloide 134.
DesiofektoD, Bestandteile 129.
Dextrin, mit Formaldehyd 30.
Diabetes, Behandlung 54.
— schwere Formen 157.
Diabeteserin-Tabletten 46.
Diaethyloxyacetylhamstoff 87.
Digalen, Wirkung 117.
Dipropyl-p-phenetidin 195.
Diuretin mit Harnstoff 243.
Drachontod, Warnung 66.
Dresdner üntersuchungsami,
Bericht 1905 139. 168.
Drogen, Rückblick auf 1905.
169. 182. 234. 250.
Duotenalextrakt 149. 195.
Ifiierkonserven 140.
Eisenmanganpeptonate 15.
Eiweiß, Synthese 88.
Empl. adhaesivum Ph. ü. S. 84.
Erdmanii*sches Salz 56.
Eßgeschirr, verdächtiges 72.
Euchininum salicylicam 240.
Eugatol, Haarfärbemittel 217.
Euresol, Anwendung 53.
Extraota fluida Ph. ü. S. 84.
Extraktion unter Anwendung
von Druck und Wärme 125.
149.
266
Fer da Dr. Babnteau 240.
Fleisch, EonservieraDg 92.
Fleischbesohaa 132.
Fliegen, Vertilgang 119.
Fiaorof ormol, BestaDdteile 240.
FlaotaP ein Antiseptikam 111.
Folia Cooa, Untersachnng 238.
— Baoco, neue Sorte 238.
Formagnol Bouty 129.
Formaldohyd, eine Monographie
57. 77. 97.
— Bestimm, des Methylalkohols
61.
^ als Desinfektionsmittel 79.
— als Konservierungsmittel 80.
— mit Phenol 261.
— Naohw. in Nahrnngsmitteln
81.
— Vergiftungen mit F. 81.
— Reaktionen 97.
— Bestimmungs - Methoden 98
bis 107.
Formamint-Tabletten 6.
Formophon-Tabietten 129.
Frauenpillen, Vorsicht 54.
Friool, Bestandteile 172.
Frigori;, Bestandteile 172.
FrostDeulen, Behandlung 53.
IVuotus Capsioi, Extraktion 239.
— Cardamomi, westafhkan. 239.
— Piperis. 250.
— VaniUae 250.
Fnrfurol, Nachweis 175.
Fusaiium roseum 38.
Gär- und Nährlösung 123.
Gär-Sacoharoskop 50*.
Oasterogen, Bestandteile 46.
Oaulthehne, Eiginschaften 240.
Oeheimmittel, Analysen 172.
Gerbstoffe u. Formaldehyd 27.
Getreide, trunkenes G. 38.
Getreidemilben 222.
Gifte, Wirkung aaf lebende
Substani. Abhandlung 121.
146. 162. 188.
— Handel mit G. 181.
Giftigkeit, Bestimmung 221.
Gingko biloba, flarzgäDge 13.
Glyceride. Synthese 69.
Glyoerin Ph. U. 8. 24.
Glycerita Ph. ü. 8. 85.
GlycerO'Bouty oompos. 129.
Glyoyrrhizin 119.
Glyko-Heroine 129.
Gonoiyl = Blennorsan 149.
Granula, nicht Granniao 138.
Grösche's Patenthülse 264.
Gumnu (arab.) 250.
— künstliches 29.
Guttapercha, Kultur 13.
«> Kohlenwasserstoffe ders. 42.
Haarfärbemittel, giftige 170.
Haarpetrol, BereituDs 56.
Haemosoter, ein Hg-Präpar. 87.
Harn, Nacfaw von Aceton 32.
— Naohw. von Milchzucker 35.
— Färbung der Niederschläge
12.
— Gehalt an Hydrochinon 32.
Hartweisen, Anbau 242.
Harzesaens siehe Pinolin.
Hausenblase, Gebrauch 198.
Hefe, Wirkung der Gifte auf
H. 122, 146, 16-^. 188.
Hefe-Kataplasmen 27.
Heftpflaster, Verwendung 157.
Helvella esculenta 15
Hemoglofer, Bestandteile 149.
Heuasthma, Erkennung 93.
Himbeersirup, was ist H.? 144.
Holzschliff, Nachweis 34.
Homolog, Etymolone 200.
Hähneraugenseife 215.
Hundestaupe, Serum 195.
Hydrocarpus Wightiaua 13.
Japanlaok, Untersuchung 154.
Ichthyol, Prozeß entschieden
113.
Jod, Bestimm, von Ol und Br
37.
Jedipin. Wirkung 178.
Jodipinum solidum 129.
— yeterinarium 129.
JodaD, Bestandteile 111.
Jodchloroform, Anwend. 89.
Jodoform, Schmelzpunkte 24.
— Zerdetzung 216.
— Naohw. in Leichenteilen 22 t.
— Einspritzungen von J. 135.
Jodoglycm, Anwendung 46.
Jodone, Bestandteile 149.
Jodosyl, Jodoformersatz 87.
Jodotannol, Bestaadteile 149.
Jodsäure, Anwendang 197.
Iron-ToDol, Bestandteile 240.
Isopral, ein Schlafmittel 93.
Isostrychnin, untersuch. 193.
Maffee, Glasieren mit Harzen
242.
Kaiser-Brand-Pulver 172.
Kakao, Nachw. von Schalen
170.
— Bestimmung von Fett und
Zucker 52.
Kakaobaum, Schädlinge 13.
— Anbau in deutschen Kolonien
186.
Kalabarbohnen, falsche 237.
Kalium bromatum Ph. U. S. 25.
— bromid, Wertbestimmung 33.
— jodatum Ph. ü. Ö. 25.
» perkarboDat, Eigensch 27.
— permanganat Ph. U. S. 25.
Kalomel Ph U. 8 24.
Kampher, künstlicher 186.
— Bomeo- xmd Ngai-K. 187.
— mit Koffein zu Einspritzungen
244.
Karbolsäure, Botftrbung 10.
Karbolysin, Eigenschaften 87.
Karite-Gutta, Verwendung 156.
Karlsbader Salz, Pulver 138.
Kasucolum, Zusammensetzung
46.
Kaubalsam «Sahir» 111.
Kautschuk, Kultur 13.
— Kohlenwasserstoffe dess. 42.
— Qneliungsfähigkeit 177.
Kautschukmisteln 133. 177.
Kautschukpflanzen, neue 176.
Kienöle. Erkennung 215.
Kirsohlorbeerblätter 116. 133.
Kipsol-Pillen 46.
Körber's Heilprfoarat 113.
Koffein Ph. U. 8. 23.
Kognak, Verfälschungen 168.
Kohienoxyd, Nachweis 12.
Kokosbutter, Verbrauch 152.
Koliertrichter «Protos» 9.
Kopal, Löslichkeit 234.
Kot, klin. Fettbestimm. 260.
Krebsbutter, echte und künstl.
140.
Kreseptol, Septosol undLitban-
trol, Desinfektionsmittel 111.
Krewel's Sanguinal - Lebertran-
Emulsion 6.
Kruse- Serum, Eigenschaften 47.
240.
liackmusDutrose-Agar 18.
Lactobaoillin, Eigen :chaften 112.
LanoceriD, Eigenschaften 31.
Lenicet, Bestandteile 51.
Lepra, Behandl. m Sudan 244.
Leucm, Darstellung 195.
Lichenoide, Bestandteile 240.
Limonaden, mit Salioyisäure
246.
Liniment, ammon. Ph. ü. S.
148.
— terebinthin., Bereitung 113.
Lithosan, Bestandteile 87.
Lohtanninbäder 87.
Lorchelo, Giftigkeit 15.
Lufterfrischungspastillen 95.
Lysolpillen nach Zinser 34.
Macis 250.
Maisin-Kapseln 61.
Maisstärke für Weizenst 148.
Maltocrystol, Eigensch. 189.
Manihot Glaziovii 156.
Maretin, entgiftetes Antifebrin
15.
Margarine, Beklame 141.
— unzuläss. Bezeichnung 158.
Marmeladen, Fälschungen 145.
M arters Späth Liniment 172.
Marzipan, Begriff 138.
Mate, Vergifran^en 166.
MeerzwietMl, Wirkung 244.
Mehl, Bestimmung d^ Olatens
37.
267
Mehl, Teig- n. Brotsäaren 29.
Mensol, Anwendung 149.
Merooran, Bestandteile 111.
Merkorojodid, Darstellang 31.
Metakaiin, eingezogen 195.
Metarsol Bonty 149.
Midy's Mischung 87.
Migrftnin, Abgabe betre£E. 119.
Migrol, Bestandteile 129.
MiironaL Bestandteile 87.
MUch, Aldebydzahi 262.
— Xontrole in Dresden 141.
— kranl[hafte Veriodernngen
226.
— Naohw. von Formaldehyd
97. 128*
— «Sal»Methode 91. 174.
— Fettbestimmung nach Oerber
242.
— Sohmutzbest. 263.
Mineralole, Jodzahi 67.
yiso and Shoya, untersuch 7.
Mixture Brouz, Analyse 226.
Morphin, Bestimmung im Opium
nach Ph. U. H. 64.
— Naohw. d.Formaidehyd usw.
247.
Morphinvalerianat 129.
Morrhua (Gadus M.), Ableitung
des Wortes 119. 165.
Motten, Lebensgeschichte 158.
Mücken, Mittel gegen M. 157.
Müglitzol, Bestandteile 28.
Myrrha 251.
Magel, Behandlung des kranken
117.
Naphthenseife, Anwendung 49.
Natrium bicarbon. Ph. U. 8.
26.
— bisulfit, Bestandteile 38.
Nenraemin, Darstellung 87.
Nickel, Reagens auf N. 66.
Nomenklatur, verschiedene 38.
Nukleogen, Bestandteile 130.
Nußöl, Nachweis im Leinöl 92.
Oblaten- VerschluBapparat 49^^.
Ofenschwärze, Yorschrift 95.
Olea aetherea 251.
Oleata der Ph. U. S. 85.
Oleoresinae der Ph. (J. 8. 86.
Oleosuban, zur Desinfektion 47.
Oleum Anisi Ph. ü. S. t)2.
— Caoao 254, (Ph. D. 8) 63.
— Carvi Ph. U. 8. 62.
— Citri, Bestimm, des Aldehyds
70.
— Hyosoyami, Bereitung 113.
167.
— Jecoris aselli 254.
— Juglandis nuoum 113.
— OüTarum 255.
— phosphoratum 28.
— Bicioi 255.
-- Terebiuth. 255.
OUvenöl Ph. ü. S. 03.
Ollat, Lebertranerpatz 195.
Omega, Bestandteile 195. 214.
Opiansäure, Untersuchung 48.
Opium (Ph. U. 8.) 64. 256.
— Prüf, mit Mekonsäure 187.
— Bestimmung des Morphins
64
Ovos, Pflanzenfleisohextrakt 143.
Oxone, Bestandteile und An-
wendung 12.
Oxydationen, spontane LI.
PalladiumohlorüT, Anwendung
129.
Panzersohlamm zu Bädern 6.
Paprikapulver, geschmackloses
140.
Paraffin, Transparenz 217.
Paraguaytee siehe Mate.
Paris quadrifoiia 177.
Patchouliblfttter 239.
Peptone, Synthese 89.
Perkolatioo, verbesserte 30.
Pferdekammfett, Oewmn. 10.
Pflasterunterlage 167.
Pharmaceut. Gesetze 113. 261.
Pharmakopoe, amerikanische 8.
Ausg. 1. 19. 43. 62. 82. 97.
Philanthropin, Bestandteile 149.
Phosphor, Bestimmung 34.
Phosphorbronzen, Analysen 12.
Phosphorpillen in der Receptur
215.
Photographisohe Mitteilungen 16.
55. 75. 136. 179. 200.
Pikrinsäure, Loslichkeit 89.
Pillen, Bereitung 215.
Pilze, gütige Boviste 145.
Pinolin, Eigenschaften 215.
Pittylen, Eigenschaften 129.
Plantol, Kokosfett 152.
Polypeptide, Gewinnung 88.
Ponticin, im Rhabarber 8.
Portwein, künstlicher 92.
Pottwaltran, Untersuch. 151.
Poudre de Pulveol 129.
Progreß-Packung 137*.
Proponal, Eigenschaften 6.
Protos, Kokertriohter 9.
Prulaurasin, Gewinnung 133.
Pulvis duodenalis 195.
Purgen, Vergiftung 157.
Pyrogallol, Glykolsäuren 130.
%uarzgefäße, Gebrauch 66.
Quecksilber, Bestimmung 36.
Radioben, Auftreten 56.
Radiophor, Anordnung 47.
Badiothor, Bereitung 196.
Radium, Ausstrahlung 135.
Ramin, Bestandteile 47.
Ratin, gegen Ratten 138.
Receptkontrollmarken 249.
Reis und Graupen, polierte 142.
176.
Rheumatikon 82.
Rheum Rhaponticum 133.
Ricinus-Heilserum 47.
Rotkohlauszug, Indikator 37.
Ruhr, Stuhlzäpfchen 54.
Rum, Verfälschungen 168.
ikuMsbarin. Nachweis 32.
Saccharin-Täfelchen N. und M.
246.
Safran, Verfälschungen 236.
Salicylsäure, Bestimmung 197.
— im Organismus 74.
— in Fruchtsäften 92.
— Naohw. und Bestimm. 241.
Salit- und Salocreol - Patronen
111.
Sal- Methode, Ausführung 91.
174.
Salogen, ein Badesalz 129.
Salpetrige Säure, Bestimm. 71.
Sambucns nigra 134.
Sanitor, Bestandteile 172.
Sapüidus Barak 114.
Saponin der weiBen Seifen-
wnrzel 156.
Saponine, Giftigkeit 90.
— in Brausehmonaden 223.
Sohiafmittel, äußerl. Anwend.
93.
Schmelzpunktbeetimmung 66.
Schnupfen, Behandl. mit H2O1
93.
— der Säuglinge, Behandlung
135.
Schweflige Säure, Bestimmung
198.
zur Desinfektion 11.
Secretin, Bereitung 195.
Seidenfibroin, untersuch. 89.
Seidenwurmfaden 137.
Seifen, Nachweis von Wasser-
glas 37.
Serum gegen Hundestaupe 195.
Sexnol 249.
Siegellack, Ersatz 172.
Siiiciumchloroform 41.
Sirup. Ealii sulfoguajaoolici 65.
Sohlenzement, Bestandteile 95.
Sorisin, Zusammensetzung 129.
Specialltäten 131. 150. 214.
Species Lini, Preis ders. 138.
Speckstein, Nachweis 142. 176.
Speiseöle, gefälschte 142.
Spermathanaton, Anwend. 111.
149.
Spir. si^natus D. A.-B. IV 7.
Staphylase Doyen 47.
Stärkekleister, haltbarer 264.
Steven 's Ointment 172.
Stickstoff, Assimilation 53.
Stickstoffbestimmung 35.
Stomachystabletten 129.
Streptokokkenserum Menaer 199.
Strychninoxyd, Untersuchung
193.
268
Styptogan, zur Blatstillmig 199*
Stypto^ Anwendung 243.
Sablimai, Oiftwirknng 167.
8uezol 261.
Snlfopyrio, Eigenschaften 149.
Saoil und Heureka 172.
Taohiol, zur Wassersterilis. 32.
Tarkoninmethyljodid 196.
Teer, farbloser 14.
Terpentane, Eigensohaften 180.
T^rpentanöl, Kennzeichen 215.
TerriaU Anwendung 149.
Tetrachlorkoffein, Darstell. 10.
Ijetralgin, Bestandteile 129.
Tnaliotruin aquilegifol. 134.
Theo-Feueriöschfaokeln 38. 222.
Thärpil, Bedeutung 7.
Tbymidol, Gewinnung 47.
Tinkturen, Wertbesimm. 130.
— Formaldehydzabl 78.
— Permanganatzanl 78. 107.
Tonole. Bestandteile 130.
Tropfglas naoh Iwanow 119.
Trygase, Anwendung 54.
Trypsogen, Zusammensetz. 149.
Typhusbaoilien, Nachweis 53.
Unguentum der Ph. ü. 8. 108.
— Hydiargyri Le Beuf 38.
üraseptine, Bestandteile 149.
Ürogosan, Anwendung 178.
Ürotropin, Prüfung 'J17.
ütrolene, Bestandteile 149.
Tanille, Bestimm, des Vanillins
153.
Yapo - Cresolene, Bestandteile
111. 149.
Vaselin, Schmelzpunkte 9.
Verbandstoffe, Preissteigerung
158.
Vesipyrin, Eigenschaften 130.
Viferral. Eigenschaften 213.
Wachs, Abhandlung über gelbes
W. 201. 227.
— Oehalt an Ceresin 201.
— specif. Gewicht 207.
— Sohmelzpunktbeetimm. 210.
— Säure- und Verseifungszahl
827. 234.
Waschpulver «Reform» 172.
Wasser, Härtebestimmung 61.
Wasser, Dresdn. Leitungsw.lTl .
— Bdnig. mit BaCO« 187.
— Sterihs. mit Tftohioi 32.
— Nachw. Ton Tjrphusbaoillen
53.
Wein, Gehalt an Lecithin 74.
— Bestimmung des Gerfastoffis
175.
— Schwarzweiden des W. 242.
— künstl. Portwein 92.
— Färben mit Zucker unxn-
lässig 263.
Weinessig, Herstellung 143.
Weinsäure^ Herstellung 48.
Xeroform, Wirkung 54.
Tohimberinde, Stammpflanie
236.
Bahnplombe, Zusammensetsung
173.
Zigarren, entgiftete 248.
Zigaretten, Eiebstoff för Z. 172.
— sogen. Zucker-Z. 173.
Zucker, Bestimmung 33.
— Nylander'sche Reaktion 35.
Zündsalz nach Gans 17. 180.
Erneuerung der Bestellung.
Zur Erneuerung von Zeitungsbestellungen bei der Post^ welche Ende dieses Monats ablaufen^
bedarf es der Voransbezahlnng des Betrages. Auf den onunterbrodienen und yoU-
ständigen Bezug der Zeitung kann nur gerechnet werden, wenn die Anmeldung recht-
zeitig geschieht
Der Postaufflage der vorigen Hummer lag ein
Post-Bestelizettei zur geffliiigen Benutzung bei.
Besdiwerdea über wegetmässiiie Zuitelhnji
der «Pharmaeeutlsehen Centralhalle» bitten wir stets an die Stelle richten zu wollen, bei
welcher die Zeitschrift beateilt worden ist, also Postanstalt oder Buchhandlung oder Gesdhäfta-
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MU.
Dresden, 5. April 1906.
Der neuen Folge XXVII. Jahrgang.
XLVIL
Jahrgang.
Inhalt : Gkoil« md PharBael«: Ist gegen den Yerkaaf Ton TerdAnnteoi ZItronenOl einsusohreitcn ? — Zur Unter-
■ochnng Ton gelbem Waebs. — Durcl'a Balsain. — BeinerkonBwerte Encheinungeo auf dem Qeblete der Drogen
im Jahre 1905. — Eier-Eretta. — NaturwiMensehafiliehe Apparate fQr mcdlElnische Zwecke. — Ucber Toraohrirts-
ml&igea Parattnom lolidua. — FlDstigc SUberaalbe. — Nene Arsneiroittel. — Uebcr ein Uromoter — Zur quan-
titativen Bcfltlmmnng Ton Aceton.— Naliruictmittel-Chemle. — BfieheraohML — y«nelii«dene Mltteilanfes.
— Biiefvreehtel.
Chemie und Pharmaeie.
Ist gegen den Verkauf
von verdünntem Zitronenöl
einzusohreiten ?
In Nr. 8, S. 143 ds. Jahrg. dieser
Zeitsdirift ist von A. Beythien die Frage
angeregt worden, ob mit Alkohol ver-
dfinntes Zitronenöl zu beanstanden sei.
Er vertritt die Auffassung, daß für
die Zwecke von Haushaltungen und
Bickereien derartige alkoholische Los-
ungen gewisse Vorteile darbieten, indem
sie sich (rfine die sonst unausbleiblichen
Wftgeverluste mit den zu wfirzenden
Materialien besser vermischen lassen.
Gegen diese Auffassung ist absolut
nichts einzuwenden, vorausgesetzt, daß
dem kaufenden Publikum die stattge-
habte Verdfinnung— denn um eine solche
handelt es sich doch im vorliegenden
Falle— bekannt gegeben wird. Denn, wenn
jemand Zitronenöl einkauft, so erwartet
er , daß er reines Zitronenöl erhält,
ebenso wie das Publikum reinen Safran
wünscht, wenn es Safran fordert. Wird
die vom chemischen Untersuchungäamte
der Stadt Dresdei) an;^or?cbeno Auf-
fassung als richtig angenommen, so
braucht in Zukunft der Verkäufer von
verdünnten, d. h. gefälschten Nahrnngs-
und Genußmitteln nur anzugeben, daß sein
Produkt in diesem Zustande für den
Konsumenten gewisse Vorteile besitze.
Es ist feiner noch ein Punkt zu be-
rücksichtigen. Läßt man nämlich wirk-
lich eine Verdünnung des Zitronenöles
zu: wo ist dann die erlaubte Grenze
der Verdünnung und wo beginnt die
Fälschung ? Es ist doch ein wesentlicher
Unterschied, ob das Publikum eine Misch-
ung von gleichen Teilen Oel und Alkohol
erhält oder eine solche von etwa 1 Teil
Oel mit 2 oder mehr Teilen Alkohol.
Ich halte es daher für zweckmäßiger,
wenn man gar keine Zugeständnisse
macht und den Verkauf von verdünntem
Zitronenöl einfach beanstandet — genaue
Deklaration natürlich ausgeschlossen. Das
Verdünnen kann man getrost dem Publi-
kum selbst überlassen oder ihm empfehlen,
das betreffende Gefäß mit reinem Spiritus
nachzuspülen. üt%, Würzburg.
270
Zur Untersuchung von gelbem
Wachs.
Von Dr. P. Bohriaeh und Rudolf Richter,
(Eortsetzung von Seite 233.)
Im Anschluß an die Untersuchung
der 73 Wachsproben stellten wir uns
die nicht ganz dankbare Aufgabe, ein-
mal experimentell zu untersuchen, welche
Art der Wärmezufuhr und welche Zeit-
dauer unter Berücksichtigung der Wärme-
zufuhr zum Gelingen einer völligen Ver-
seifung notwendig sind. Vorausgesetzt
wurde hierbei, daß das Verhältnis des
zu verseifenden Wachses zu der Menge
der alkoholischen Kalilauge ein richtiges
sei. Angeregt wurden wir dazu durch
die in letzter Zeit veröffentlichten Ar-
beiten von Kühl (Pharm. Ztg. 1904,
492) Wiebelitx (ebenda 613) und Oroh-
mann (Pharm. Ztg. 1905, 168), während
wir von den diesbezfiglichen Arbeiten
von Orünhut und Kohn (Ztschr. f. öff.
Chemie 1904, 22 und 404) erst Kennt-
nis erhielten, als unsere Versuchsreihe
bereits abgeschlossen war. Es ist immer-
hin bemerkenswert, daß ein so erfahrener
Wachsanalytiker wie Berg im allge-
meinen eine Verseifungsdauer von vier
Stunden für notwendig hält, während
die meisten anderen Autoren dagegen
mit 1 Stunde, das D. A.-B. IV sogar
mit V2 Stunde auskommen zu können
glauben. Wir konnten auch nirgends
in der Literatur uns darüber unter-
richten, weshalb die betreffenden Autoren
gerade nach 1 Stunde oder gerade bei
Verwendung eines Asbesttellers mit
fi'eier Flamme oder des Wasserbades
die Verseifung für beendet hielten, aus-
genommen in der Veröffentlichung von
Kühl (Pharm. Ztg. 1904, 492), die das
allein bei der iZd'%6r'schen Methode
nach einstündiger Verseifung auftretende
Schäumen für ein gutes, äußerliches
Zeichen anspricht, daß die Verseifung
beendigt ist. Wir konnten uns mehr-
fach davon überzeugen, daß man deshalb
die Verseifung nicht ohne weiteres für
beendet ansehen kann, wenn man bei
Parallelanalysen ein und desselben
Wachses bei Innehaltung der gleichen
Verseif ungsmodalitäten annähernd gleiche
Resultate erhält, da diese nämlich alle
zusammen den gleichen Fehler der un-
vollständigen Verseifung haben können.
Orohmann (1. c.) legt den Hauptwert
bei der Ausführung der Verseifung dar-
auf, daß die Flüssigkeit in fortwähren-
dem Sieden erhalten wird, um eine
möglichst innige Berührung des ge-
schmolzenen Wachses mit der Lauge
zu erzielen. Dabei stellt er als^gleich-
giltig hin, ob man auf freier Flamme,
auf dem Dampfbade oder im siedenden
Wasserbad arbeitet
Um uns nun einmal über diese Ver-
hältnisse Klarheit zu verschaffen, be-
stimmten wir zunächst in Doppelanalysen
die Verseifungszahl eines als rein fest-
gestellten Wachses nach der Methode
Berg (4 g Wachs, 35 ccm alkoholische V2-
norm. Kalilauge, Asbestteller und kleine
Flamme, Rückflußkühler), indem wir je
1 Stunde, je 3 Stunden, je 5 Stunden,
je 6 und je 8 Stunden Verseifungsdauer
wählten. Um aber auch zu erfahren,
ob ein Unterschied bestände, wenn man
die Verseifung einerseits auf dem Dampf-
bade und andererseits im siedenden
Wasser vornimmt, bestimmten wir die
Verseifungszahl ebendesselben Wachses,
indem wir den Kolben während der
Verseifungsdauer bei einer Versuchs-
reihe auf dem Kupferringe eines sieden-
den Wasserbades stehen ließen, bei einer
anderen aber den Kolben in siedendes
Wasser soweit hineinhängten, daß sich
die Verseifungsflüssigkeit beständig unter
dem Wasserspiegel befand. Das Wasser-
bad wurde mit einem durchbrochenen
Blechdeckel verschlossen gehalten. Ver-
wendet wurden jedesmal auch hierbei
4 g Wachs und 35 ccm V2 norm. Kali-
lauge. Verseift wurde bei beiden Reihen
je 1 Stunde, je 2 Stunden, je 3 Stun-
den, je 4 Stunden, je 6 Stunden und je
8 Stunden lang. Wir verwendeten zu-
erst ein 1,5 m langes Steigerohr; da
der Alkohol aber nach Verlad 1 Stunde
zum größten Teile verdunstet war,
wiederholten wir den Versuch mit dem
Kugelkühler , um Fehlermöglichkeiten
auszuschalten, die sich aus einer zu
konzentrierten Verseifungsflüssigkeit er-
geben könnten. Die Ergebnisse sind
in Tabelle Nr. 5 (s. n. S.) zusammengestellt.
271
Tabelle Nr. 5.
EmfluB der Wärmequelle in bezug anf Art imd Dauer.
(Verseifungszahlen (Vz.) von Gera flav. noetr. [Nr. 17 d. Tabelle IJ).
Verseifungs-
dauer
1
Methode Bei
Asbestteller, l
Nr.I
rg, arspruDgl.
(ückflußkühler
Nr. n
Methode Berg abgeändert
Kolben auf Kolben im
den Ga-ringen siedenden
stehend Wass. hängd.
' 1 StuDde
95,08
94,95
94,94
95,22
2 StuodeD
—
—
95,29
90,95
3
95,98
95,91
95,84
97,51
4
95,43
97,16
5
96,32
96,04
^__
—
6
97,35
97,09
95,63
97,16
8
97,43
97,42
95,43
97,23
Es ergibt sich aus den Zahlen der
Tabelle, daß bei Anwendung der Me-
thode Berg (4 g Wachs, 36 ccm V2 norm.
Kalilauge, Asbestteller und kleineFlamme,
Rflckflo^kühler) nach einer Stunde die
Zahl 95 erhalten wurde, nach 3 Stun-
den etwa 96, während nach Verlauf von
6 Stunden etwa 977« erreicht wurde,
welche Zahl auch bei Bstündiger Yer-
seifung erhalten blieb. Bei der zweiten
und dritten Versuchsreihe hingegen war,
wenn man den Kolben in das siedende
Wasserbad einhing, nach Verlauf von
3 Stunden die Verseifung bereits eine
vollständige (etwa 9772)- Stellt man den
Kolben aber nur auf den Kupferring
eines siedenden Wasserbades, wobei die
Massigkeit auch ins Sieden gerät, so
ist die Verseifung auch nach Verlauf
von 8 Stunden keine vollständige. Denn
anstatt der zu erwartenden Zahl 91^2
war auch nach 8 stündigem Erhitzen nur
95 V2 zu erhalten.
Bei der Bewertung solcher Zahlen
wird man sich natürlich die'Frage vor-
zulegen haben, ob man diese Zahlen,
die aus der Untersuchung einer Wachs-
probe resultierten, ohne weiteres ver-
allgemeinem darf. Demjenigen, der
diese Frage a priori verneinen wollte.
könnte man entgegenhalten, daß die
Möglichkeit solcher Verhältnisse doch
immerhin vorliegt, und daß man daher
bei der Ausarbeitung einer Methode der
Wachsverseifung jedenfalls solchen Mög-
lichkeiten Rechnung tragen muß. Unter
Berücksichtigung dieser Einschränkung
dürfte sich also aus obiger Tabelle er-
geben, daß beim Siedenlassen auf dem
Wasserbade eine vollständige Verseif-
ung selbst bei einer Verselfungsdauer
von 8 Stunden nicht erreicht wird.
Weiterhin ist zu folgern, daß das Kochen
auf dem Asbestteller oder Einhängen in
siedendes Wasser nicht gleichwertig zu
bezeichnen sind, da die Verseifung beim
Einhängen in siedendes Wasser in der
Hälfte der Zeit beendet ist. Eine Er-
klärung hierfür dürfte in der durch
siedendes Wasser bedingten Temperatur-
erhöhung zu suchen sein. Auf dem
Drahtnetze erreicht die gesamte Menge
der Flüssigkeit bei mäßigem Erhitzen,
wie es Berg vorschreibt, nicht ganz die
Siedetemperatur der alkoholischen Lös-
ung, sondern bleibt, wie man sich leicht
überzeugen kann, wenn man durch eine
zweite Bohrung des Korkstopfens ein
Thermometer einfügt, um etwa 2^ C
zurück.
272
Aus den vorstehenden Untersuchungen
haben wir die Ueberzeugung gewonnen,
der Berg und E, Merck bereits Ausdruck
verliehen haben (Chem.-Ztg. 1903, 753
und Jahr.-Ber. E. Merck 1900), daß die
Verseifungsdauer von 1 Stunde nicht
oder wenigstens nicht immer eine be-
friedigende Genauigkeit der Esterzahlen
gewährleistet, daß man daher unbedingt
mehrere Stunden verseifen muß.
Eine vollkommene Verseifung er-
reicht man unseres Erachtens nur
dann mit absoluter Sicherheit, wenn
man das Wachs entweder 3 bis 4
Stunden im siedenden Wasserbade
vei^eift, oder 6 bis 8 Stunden nach
Berg auf dem Asbestdrahtnetze, in
beiden Fällen unter Anwendung eines
Rflckflußkfihlers. Außer Acht darf
femer nicht gelassen werden, daß die
alkoholischeEalilauge erstens möglichst
wenig Wasser enthält, und zweitens
in genflgendem Ueberschusse vorhan-
den ist. Berücksichtigt man diese
Momente, so wird man bei Ausführung
der V. HübPsclien Probe stets gute
Resultate erhalten. —
Ueber die Eonstanten der v, Hübrsclieu
Zahlen bei reinem gelben Bienenwachs
gehen die Ansichten ziemlich weit aus
einander. Nach der Tabelle von Allen
und V. Hübl (Benedikt, Untersuchung
der Fette und Wachsarten) hat gelbes
Wachs eine Säurezahl von 30, eine
Esterzahl von 75, eine Verseifungszahl
von 95, und eine Verhältniszahl von
3,75. Dieselben Zahlen hat Hager's
Handbuch der pharmazeutischen Praxis
von lascher und Hariwich sowie die
neue Real - Encyklopädie der gesaraten
Pharmazie angenommen, während das
D. A.-B. IV eine Säurezahl von 18,6
bis 34,1, eine Esterzahl von 73 bis
75,8, eine Verseifungszahl von 91,5 bis
99,9 und eine Verhältniszahl von 3,49
angibt. Wenngleich der Spielraum, den
das Arzneibuch hiernach gestattet, ein
ziemlich großer ist, und auf den ersten
Blick nicht ganz gerechtfertigt erscheint,
müssen wir uns doch in mancher Be-
ziehung mit diesen Zahlen einverstanden
erklären. Reines deutsches gelbes Wachs
wird wohl nie eine Säurezahl über 33
aufweisen, jedoch haben reine italienische
Wachse z. B. oft Säurezahlen von 33
und noch mehr und da bei dem Rück-
gange der Wachsproduktion in Deutsch-
land häufig Wachs aus dem Auslande
eingeführt wird, muß auch damit ge-
rechnet werden. Das Maximum von
99,9 des Arzneibuches bezüglich der
Verseifungszahl ist zwar ziemlich hoch,
jedoch hat Berg bei reinen deutschen
Wachsen Verseifungszahlen bis 101,36
gefunden, bei ausländischen Wachssorten
bis 106. Dietxe gibt (Pharm. Centralh.
39 [1898], 38) nur Verseifungszahlen
bis 103,8 bei außereuropäischen Wachsen
an, während Niederstadt Verseifungs-
zahlen bis 107,6 fand. Nach O. Biictmer
(Chem.-Ztg. 1900, 31) darf ein gelbes
Wachs bei negativem Ausfalle der qua-
litativen Reaktionen nicht beanstandet
werden, wenn es die Orenzzahlen : 17,6
bis 31, 70 bis 78, 87,6 bis 99, 3,4 bis 4
ergibt. Wenngleich also den Zahlen
des D. A.-B. IV eine gewisse Berechtig-
ung nicht versagt werden kann, möchten
wir doch die Säurezahl und die Ver-
seifungszahl dahin abgeändert wissen,
daß für erstere die Orenzzahlen zwischen
18,5 und 33, für letztere zwischen 93
und 98 liegen. Sind die Zahlen niec^ger
oder höher, liegt der Verdacht einer
Verfälschung vor und es ist dann nötig,
das betreffende Wachs weiter zu unter-
suchen. Hinwiederum ist es nicht an-
gängig, wie ja auch schon Weinwurm,
Buchner und Berg sagen, ein Wachs
ohne weiteres zu beanstanden, wenn es
Zahlen nach v. Hübl aufweist, die etwas
nach oben oder unten abweichen. So
wird man bei einem Wachse, das eine
Säurezahl von 33 bis 34 zeigt, auf
Stearinsäure und Harze prüfen. Sind
diese abwesend, und die übrigen Zahlen,
auch die BuchnerzüA normal, kann man
das Wachs nicht als verfälscht bezeich-
nen. Ebenso wird man ein Wachs mit
einer Verseifungszahl von 100 nicht
verwerfen können, wenn die übrigen
Zahlen und die qualitativen Reaktionen
keinen Verdacht zulassen. So gewagt
es erscheint, bei geringen Verfälschungen
sich ganz auf die v. HUhrschen Zahlen
zu verlassen, ebenso sicher kann man
278
gröbere Yerfälschnngen damit nach-
weisen. Eine Ausnahme bilden die
sogen. I Wachskompositionen, welche oft
genau die für reines Wachs gefundenen
Säure-, Ester- und Verseif ungszahl zeigen.
In diesem Falle geben dann die quali-
tativen Reaktionen einen trefflichen An-
halt Wir kommen bei der Besprechung
der einzeken Verfälschungsmittel auf
die unterschiede der v, Hübl-
sehen Zahlen zwischen reinem Bienen-
wachs und seinen Surrogaten zurück
und möchten hier nur noch die Beein-
flussung der V. J5t^&rschen Zahlen durch
die gebräuchlichsten Verfälschungsmittel,
wie sie K. Dieterich zuerst zusammen-
gestellt hat, anführen:
Paraffin und Ceresin drücken Säure-,
Ester- und Verseifungszahl herab.
Stearinsäure und Kolophonium erhöhen
Säure- und Verseifungszahl und drücken
die Esterzahl herab.
Camaubawachs drückt die Säurezahl
herab, wodurch eine sehr hohe Verhält-
niszahl entsteht.
Japanisches Wachs erhöht Ester- und
Verseifungszahl.
Talg und Schweinefett erhöhen Ester-
und Verseifungszahl.
Kalte VerseiAmg nach Heniiques.
Henriques hat, wie bekannt, ein Ver-
fahren ausgearbeitet, um Fette und Oele
auf kaltem Wege zu verseifen und ist
dabei zu guten Resultaten gekommen.
Infolgedessen versuchte er auch, die
kalte Verseifung bei Wachs anzuwenden
und gegebenenfalls die v, Hübrscäe
Probe durch seine Methode zu ersetzen.
Für Wachs gibt Henriques folgende
Vorschrift:
3 g Wachs werden in 26 ccm Petro-
leumbenzin (Siedebeginn 100^ C) unter
E^rwärmen aufgelöst und mit alkohol-
ischer V2 norm. Kalilauge unter Zusatz
von Phenolphthalein als Indikator bis
zur bleibenden Rötung titriert. Man
erhält so die Säurezahl. Hierauf werden
25 ccm Vi alkoholische Kalilauge zuge-
setzt, event. bis zur vollständigen Lös-
ung einen Augenblick erwärmt , und
dann 24 Stunden lang kalt stehen ge-
lassen. Nach dieser Zeit titriert man
mit Säure zurück und erhalt somit die
Esterzahl. Durch Addition von Säure-
und Esterzahl erhält man die Verseifungs-
zahl. Das Verhältnis von Säure- zu
Esterzahl gibt die Verhältniszahl.
JT. Dieterich (Helfenberger Annalen
1897, S. 218 bis 235) hat nun die heiße
Methode von v. Hübl und die kalte
Methode von Henriques mit einander
verglichen, und dabei gefunden, daß die
kalte Methode in den meisten Fällen
etwas zu niedrige Werte liefert Am
besten stimmt, was nicht anders zu er-
warten ist, die Säurezahl überein. Da
Henriques nur reines Wachs nach seiner
Methode geprüft hat, dehnte K. Dieterich
seine Vergleichsuntersuchungen auch auf
gefälschte Wachse aus, und zwar stellte
er sich selbst Wachsmischungen mit
10 und 20 pCt der verschiedensten Ver-
fälschungsmittel, als Paraffin, Ceresin,
Stearinsäure, Camaubawachs usw., dai\
Auf grund dieser Untersuchungen stellte
er fest, daß ebenso wie bei reinem
Wachse auch bei Wachsgemischen die
kalte Verseifung etwas niedrigere Werte
gibt, und außerdem, daß sich gröbere
Verfälschungen mit Hilfe der Henriques-
sehen Methode ebenso gut nachweisen
lassen, wie mit der v. HübPschen Probe.
Eine Ausnahme bildet nach K Dieterich
das Ceresin, das bei der kalten Verseif ung
viel zu niedrige Zahlen gibt und auch
keine abnormen Verhältniszahlen liefert
In einem späteren Hefte der Annalen
(1904) äußert sich K Dieterich über
die kalte Verseif ung bei Wachs weniger
günstig, indem er sagt, daß die Methode
von Henriques nach seinen zahlreichen,
mehrere Jahre umfassenden Untersuch-
ungen für die Praxis bedeutungslos sei.
Auch wir haben, durch die Arbeiten
von K. Dieterich angeregt, vergleichende
Untersuchungen über die kalte Verseif-
ung von Henriques und die heiße Ver-
seifung nach V. Hübl angestellt und wir
können die Untersuchungsergebnisse von
K Dieterich nach unseren eigenen Er-
fahrungen im großen und ganzen be-
stätigen.
974
Tabelle Nr. 6.
Vergleiokende üatersnchnngeii über die kalte nnd keifle VerBeifimgBmethode
bei Rormalea nnd gefälackten Wacbaeii.
Nr.
Bäarezahl
Estarzahl
Yeraeifangszahl
Verhältniswahl
der
nach
nach
Dach
nach
Tabelle
I
Henri-
ques
v.Hiibl
ques
v.Eübl
qws
v.Bäbl
ques
v.Eübl
(
2
21,37
21,72
74,86
76,53
96,23
98.26
3,50
3,52
1
3
20,80
21,10
73,47
75,78
94,27
96,88
3.63
3,^9
5
20,61
20,69
75,32
77,36
95,93
98,05
3,65
3,74
1
15
21,46
20,82
73,94
76,78
95,40
96,60
3,45
3,64
1
16
19,38
20,^4
72,08
76,05
91,46
96,39
3,72
3,74
^ '
17
20,75
21,37
74,95
76,05
95,70
97,42
3,61
3,66
r
0)
22
20,99
20,89
74,-6
74,95
95,85
95,84
3,57
3,59
28
20.04
20,68
72,55
75,51
92,59
96, i 9
3,62
3,65
M
36
21,37
21,86
75,32
76.41
96.69
9 -.27
3,53
3,60
1
37
20,14
21,10
73,93
76,13
94,07
97,23
3,67
3,61
g f
4
10,06
9,38
34,24
35,30
44,30
44,68
3,41
3,76
1
8
10,.H3
9,93
37,48
41,44
47,bl
51,37
3,63
4,17
12
10,63
9,52
36,:^6
35,37
43,99
44,89
3,42
3,72
00
13
17,01
17,02
63,39
65,88
80,40
82,90
3,73
3,87
1 .
18
6,42
5,86
9,72
13,31
16,14
19,17
1,51
2,27
34
11,92
11,31
38,86
40,11
50,78
51,42
3,26
3,55
-S
38
25,34
24,85
70,69
71,69
96,03
96,o4
2,79
2,88
-g
45
0
0
2,78
3,61
2,78
3,61
0
0
5
47
5,27
3,61
26,65
30.61
31,92
34,jj2
5.06
8.48
's
50
3,54
2,85
11,47
15,48
15,01
18,33
3,23
5,43
1
63
9,86
10,39
36,27
40,60
46,13
60,99
3,68
3,91
Tabelle Nr. 7.
Vergleichende üntersnchimgen über die kalte nnd keifle Veraeifanga-
metkode bei Wacks-Paraffin-Oemiacken.
Säurezahl
kalte I heiße
Methode nach
Henri'
ques
v.Hiibl
Esterzahl
kalte I heiße
Methode nach
Henri-
ques
V. Hiibl
Yerseifnngszahl
kalte I heiße
Methode nach
Henri-
ques
v.Hiibl
Yerhältsniszahl
kalte I heiße
Methode nach
Henri-
£
ues
v.Hiibl
Reines gelbes Wachs
Dieses Wachs mit 5 pCt
Paraffin . . .
mit 10 pCt Paraffin
mit 20 pCt Paraffin
mit 30 pGt Paraffin
mit 40 pCt Paraffin
mit 50 pCt Paraffin
mit 75 pCt Paraffin
20,75
20,67
19,82
16,91
15,13
12,96
10,15
5,64
21,37
74,95
76,05
96,70
97,42
3,61
20,44
71,71
73,22
92,28
93,66
3,49
19,37
68,75
71,14
88,67
90,51
3,47
16,98
59,87
62,11
76,78
79,09
3,54
14,55
52,28
65,61
67,41
69,86
3,46
12,26
44,88
48,77
57,84
61,05
3,46
10,62
38,31
40,11
48,46
50,73
3,78
4,80
19,43
24,98
25,07
29,78
3,45
3,66
3,58
3,67
3,66
3,80
3,98
3,78
6,21
275
Wir haben bei 28 Wachsarten sowohl
die kalte Verseifang nach Henriques
als auch die heiße Verseifang nach
V, Hiibl ausgeffihrt und zwar waren
von diesen 28 Proben 10 reine gelbe
Wachse, 11 verfälschte Wachse und 7
Wachsgemische mit 6, 10, 20, 30, 40,
60 und 78 pCt Paraffin. Von den ver-
fälschten Wachsen enthielten 8 größere
Mengen an Ceresin — bis 96 pCt. Aus
den beiden Tabellen VI und Vn (siehe
Seite 274) sind die Untersuchungsdaten
zu ersehen. Die kalte Methode nach
Henriques gibt hiernach ebenso, wie bei
K, Dieterichj fast ausnahmslos zu niedrige
Werte; bei den reinen Wachsen sind
Ester- und Verseifungszahl im Durch-
schnitt um 2 Einheiten zu niedrig, bei
den mit Ceresin und Paraffin verfälschten
Wachsen, sowie bei den selbst her-
gestellten Wachsparaffingemischen im
Durchschnitt um 2,6 bis 3 Einheiten.
Bei den Paraffinwachsgemischen beträgt
die Differenz zwischen den beiden Me-
thoden bezüglich der Verseifungszahl:
1,4 bis 4,7, bei den reinen Wachsen
0,00 bis 3,7, bei den mit Ceresin und
Paraffin verfälschten Wachsen 0,3 bis
4,7. Wir können also ebensowenig wie
K. Dieterich die kalte Verseif ungsmethode
von Henriques als gleichwertig der heißen
Methode v. Hiibl betrachten. Bei ge-
naueren Untersuchungen und solchen,
bei denen nicht schon von vornherein ein
Verdacht auf bestimmte Fälschungsmittel
vorliegt, ist unbedingt die Probe nach
V. Hiü)l auszuführen. Hingegen würden
wir bei Wachssorten, die voraussicht-
lich mit größeren Mengen Paraffin oder
Ceresin verfälscht sind, empfehlen, die
kalte Methode von^enn^z^e^ anzuwenden,
und zwar aus dem Grunde, weil schon
ein Zusatz von 20 pCt Ceresin oder
Paraffin leicht durch das spez. Gewicht
erkannt werden, und dann durch die
kalte Verseif ungsmethode, die wohl
weniger umstän^ch und kostspielig ist
als die heiße, sicher nachgewiesen werden
kann. Für Apotheker, denen weder
Gas noch Wasserleitung zur Verfügung
steht, ist die kalte Methode nach Hen-
riques jedenfalls von Wert, da sie mit
Umgehung der v. HübVschen Probe bei
gröberen Verfälschungen mit Paraffin
oder Ceresin die Menge des Verfälsch-
ungsmittels genügend genau festzustellen
erlaubt; denn bei gröberen Verfälsch-
ungen spielt die Differenz zwischen den
Zahlen der kalten und heißen Verseifung
keine Rolle.
Ein Beispiel möge dies erläutern:
Das Wachs Nr. 63 in der Tabelle
6 hat nach der heißen Methode eine
Verseifungszahl von 60,99, nach der
kalten Methode 46,13. Hieraus würde
sich ein Ceresingehalt von 46,32 pCt
(heiß) und 61,44 pCt (kalt) berechnen
nach der Formel:
X = 100 -
Vz. X 100
96
Die Verseifungszahl ist hierbei selbst-
verständlich nur willkürlich als Mittel
angenommen worden, sie kann ebenso-
gut 92 wie 97 sein, also ist die Differenz
von etwa 6 pCt zwischen beiden Methoden
nicht von Belang. Die Verhältniszahl,
auf die wir überhaupt keinen großen Wert
legen, zieht man bei der kalten Ver-
seifung am besten gar nicht in betracht,
da sie verhältnismäßig die größten
Differenzen zwischen beiden Methoden
gibt.
Was die Ausführung der Methode
Henriques anbetrifft, so ist es, wie auch
K. Dieterich angibt, vollständig belang-
los, welchen Siedepunkt das zu ver-
wendende Benzin besitzt. Sowohl hoch-
siedendes (100^ (7), als auch niedrig
siedendes (D. A. - B. IV) kann benutzt
werden. Hingegen ist es von Wichtig-
keit, eine alkoholische Lauge zu ver-
wenden, die möglichst wenig Wasser
(nicht über 6 pCt) enthält. Ferner ist
wohl zu beachten^ daß nach Bestimmung
der Säurezahl und Zusatz der 26 ccm
Vi norm. Kalilauge der Kolbeninhalt eine
klare Lösung bildet. Hat sich etwas
Wachs ausgeschieden, muß die Mischung
auf dem Wasserbade bis zur völligen
Lösung erwärmt werden, was nur kurze
Zeit in Anspruch nimmt. Beim Stehen-
lassen der Benzin-Alkohol-Lösung in der
Kälte scheidet sich das Wachs zum
großen Teile voluminös aus. Es wird
276
Baeh der Torgeschriebenen Zeit des
Stehenlassens von 24 Stunden durch
Eintauchen des Kolbens in heißes Wasser
in Losung gebracht und sofort warm
titriert. Ist das Wachs stark mit Kohlen-
wasserstoffen versetzt worden, so scheidet
sich die Lösung nach Zugabe der Kali-
lauge in zwei Schichten, eine untere
spiritushaltige und eine obere benzin-
haltige. So konnten wir bei der Unter-
suchung des mit steigenden Mengen
Paraffin versetzten Wachses beobachten,
daß bei 5, 10 und 30 pCt die Flfissig-
keit während des Stehens homogen
bUeby während sie bei 30 pCt undeut-
lich, bei 40, 60 und 75 pCt deutlich in
zwei getrennte Schichten geteilt war.
Beim Rflcktitrieren mit wässeriger V2-
norm. Salzsäure trennt sich bei allen
Proben die Lösung in zwei Schichten,
weshalb man auch beim Zurttcktitrieren
beständig kräftig umschätteln muß.
Oetaxattäurezahl. Benedikt und Man-
gold haben die v. HübC^che Methode,
die nach ihrer Meinung in manchen
Fällen zu niedrige Yerseifungszahlen
lieferte, abgeändert und die sogen. Ge-
samtsäurezahl an Stelle der v. Hübl-
sehen Verseif ungszahl bestimmt. (Chem.-
Ztg. 1891, 15.) Sie ermittelten zunächst
die Säurezahl nach v, Hilbl durch Ti-
tration von 7 bis 10 g Wachs mittels
Vj wässeriger Kalilauge. Statt der Ver-
seifungszahl stellten sie die Gesamt-
säurezahl fest, d. h. diejenige Menge
Kalihydrat in Vio P^y welche jene Misch-
ung von Fettsäuren und Fettalkoholen
zur Neutralisation bedarf, die man er-
hält, wenn man das Wachs verseift,
und die Seife durch Kochen mit Salz-
säure zerlegt. Die Mischung heißt «auf-
geschlossenes Wachs». Zur Bestimm-
ung der Gesamtsäurezahl löst man 20 g
Kidihydrat in 15 ccm Wasser, erhitzt
zum Sieden und fügt 20 g der geschmol-
zenen Wachsprobe hinzu. Nun erhitzt
man noch 10 Minuten, verdfinnt mit
200 ccm Wasser, erwärmt und fügt 40 ccm
verdflnnte Salzsäure hinzu. Den ausge-
schiedenen Wachskuchen wäscht man
mit kochendem Wasser aus und filtriert.
0 bis 8 g dieses aufgeschlossenen Wachses
flbergiefit man mit Alkohol, erhiizt auf
dem Wasserbade und titriert mit Phenol-
phthalein als Indikator, ist s = Säure-
zahl, S = Gesamtsäurezahl, a = Ester-
zahl, so ist a + s = Verseifungszahl
nach V, Hübl, ferner
a (Esterzahl) =
56 100 (S - s)
66 100 — 18 S.
und S. (Gesamteäurezahl = ^^^^^q 1^1*3^
Obgleich die Benedikt - MangoUTsche
Methode von mancher Seite, so von
Fischer und Hartivich in Hager's Hand-
buch der Pharm. Praxis empfohlen wird,
möchten wir uns doch der Ansicht von
jBer^r (Chem.-Ztg. 1903, 752) anschließen,
der angibt, daß schon um deswillen die
V, nübCsche Methode der obigen Methode
vorzuziehen sei, weil sie in alkoholischer
Lösung verseife; die Verseif ung von
Fetten und fettartigen Körpern gehe in
wässeriger Lösung, und wenn diese auch
noch so konzentriert sei, viel schwerer
vor sich, als in alkoholischer Lösung.
Sowohl Berg wie auch Alois Kreffnel
Pharm. Centralh. 35 [1894], 598) haben
bei der Verseifung nach Benedikt- Man-
gold ungenfigende, zu niedrige Zahlen
erhalten.
Bnchnerzahl. Die sogen. Buchner-
Zahl, von Buchner angegeben und nach
ihm benannt, beruht darauf, daß bei
reinem Wachse, wenn es in der Siede-
hitze mit 80proc. Alkohol behandelt
wird, nach dem Erkalten der Flässig-
keit nur eine geringe Menge der Cerotin-
säure in Lösung bleibt, während von
den Säuren, die in den Wachskompo-
sitionen enthalten sind (Stearinsäure,
Harzsäure) weit größere Mengen gelöst
bleiben. Unter Btiehner-ZsM versteht
man also die Milligramme KOH, die zur
Sättigung der Säure in 1 g Wachs ver-
braucht werden, nachdem die Cerotin-
säure größtenteils entfernt ist.
Die Bestimmung der Buchfier-Z^hl
gibt oft in Zweifelfällen gut Aufschluß
über die Reinheit des Wachses und ist
besonders bei der Analyse der sogen.
Wachskompositionen kaum zu entbehren.
277
bis 3,9,
» 4,1,
» 0,87,
» 16,3,
ans
Nach Benedikt' JJher (Analyse d. Fette
u. Wachsarten) beträgt die Büchner-
Zahl bei gelbem Wachs 3,6
weißem » 3,7
Carnaubawachs 0,76
Japantalg 14,93
Preßtalg 1,1,
Eolophoninm 1 60,3,
Stearinsäure 66,8,
bei einer Wachskomposition
Stearinsäure, Preßtalg und Ceresin mit
normalen v. EübrBchen Zahlen: 21,4,
bei einer Mischung von 76 pCt reinem
Wachs und 25 pCt Wachskomposition I
= 8,42. Während also bei der Wachs-
komposition I mittels der v, Hübrschen
Probe vollständig normale Zahlen
erhalten werden, gibt die Bitchner-Zahl
sofort Aufklärung über die Verfälschung.
Wie Riesling angibt, kann aus der
Buchner-ZihX einer Mischung von W achs
mit Eunstwachs von normalen v.HübJr
sehen Zahlen der Procentgehalt an reinem
Wachs berechnet werden. Hat -z. B. eine
Mischung von Wachs und Wachskom-
position die obige Buchner-ZdMi 8,42
und ist X der Procentgehalt an reinem
Wachse und y die Säurezahl, die man
durch Abzug der dem Qehalte an Wachs
entsprechenden Säuremenge von der
Säurezahl {Buchner'Zdkbl) erhält, so ist
. 38
8,42 —
100
= y
100 y = 21,4 (100— X)
X = 73,9 pCt.
Uebrigens bewegt sich die Büchner-
Zahl des gelben Wachses nicht immer
wie Benedikt angibt, zwischen 3,6 und
3,9. f'er^hat bei reinen deutschen Wachsen
J?McÄ/2^-Zahlen von 2,02 bis 3,92 ge-
funden, im Mittel 2,6 bis 3,3 ; bei aus-
ländischen Wachsen vei'schieben sich
die Grenzzahlen nach oben und unten
noch mehr. Wir selbst haben reine
gelbe Wachse untersucht, die Buchner-
Zahlen bis 5,7 aufwiesen. Anscheinend
handelt es sich bei diesen Wachsproben
um italienisches Wachs, für welches
Berg als Grenzzahlen 4,69 bis 6,27 an-
gibt Auf keinen Fall möchten wir
gelbes Wachs als verfälscht bezeichnen,
wenn es eine Btichner-ZdloX über 2 und
unter 6 hat, vorausgesetzt, d&B di«
übrigen Zahlen normal ausgefallen sind,
und auch durch die qualitative Reaktion
keine Fälschung nachgewiesen worden ist
Die Ausfährung der Buchner-ZdiA ge-
schieht folgendermaßen (Chem.-Ztg. 1896,
19. 1422): 6 g Wachs werden in einem
Kolben mit 100 ccm 80proc. Alkohol
Übergössen und Kölbchen samt Inhalt
gewogen. Man erhält 6 Minuten in
schwachem Sieden, und läßt dann in
kaltem Wasser vollständig abkühlen.
Nun wird wieder gewogen, auf das ur-
sprüngliche Gewicht mit 80 proc. Alkohol
ergänzt, durch ein trockenes Filter
filtriert und 50 ccm des Filtrates mit
Vio norm. EOH titriert. Hierzu be-
merken wir: Der 80 proc. Alkohol wird
erhalten durch Mischen von 860 ccm
9 b proc. Alkohol und 190 ccm Wasser.
Das Abkühlen in kaltem Wasser genügt
nicht, um die Cerotinsäure möglichst
vollständig abzuscheiden. Nach R. Berg
(Chem.-Ztg. 1903, 763) bekommt man
dann immer zu hohe Resultate. Der
ebengenannte Autor schlägt deshalb vor,
die Probe 12 Stunden der Ruhe zu
überlassen und erst dann zu ^trieren.
Das Zurücktitrieren erfolgt am besten
mit Vio alkoholischer Kalilauge, nicht
mit wässeriger, da bei Anwendung der
letzteren leicht ungenaue Resultate er-
halten werden. Schließlich ist es not-
wendig, den Säuregrad des 80 proc. AI*
kohols zu bestimmen, da dieser häufig
etwas sauer ist 60 ccm des von uns
angewendeten 80 proc. Alkohols ver-
brauchten 0,16 ccm ^li^norm. Kalilauge,
eine Menge, die bei Bestimmung der
Buchner-ZdkiX nicht zu vernachlässigen
ist. Die für 60 ccm Flltrat (weniger
der zur Neutralisation von 60 ccm 80proc.
Alkohols benötigten ccm Vio norm. Kali-
lauge) verbrauchten ccm Viononn. Kali-
lauge geben, mit 2,24 multipliziert, die
Buchner-ZeiA.
JodzahL Auch die Jodzahl vermag
bei der Untersuchung von Wachs gewisse
Anhaltspunkte zu geben, allerdings spielt
sie hier bei weitem nicht die Rolle, wie
bei der Prüfung der Fette und Oele.
Benedikt gibt die Jodzahl des gelben
Wachses zu 9 bis 12 an, Berg für
278
deutsches Wachs za 7 bis 8, Ar italien-
isches zu 10 bis 13, ffir ausländisches
zu 7 bis 13. Nur auf grund einer nor-
malen Jodzahl ein Wachs als rein zu
bezeichnen, dOrfte nicht angän^g sein.
Auf diese Tatsache haben Autoritäten
in der Wachsuntersuchung, wie Buch-
ner, K. Dieterichj Böttger u. a. schon
frfiher hingewiesen. Bezüglich der Aus-
führung der Jodzahl haben sowohl K.
Düterich (Chem.-Ztg. 1898, 22, 729)
als auch Berg (Chem.-Ztg. 1903, 753)
Vorschläge gemacht. K Dieterich ver-
wendet die V. Hiibl' TFaZfer'sche Lösung
zur Bestimmung der Jodzahl und läßt
diese 2 bis 3 Stunden auf die Lösung
des Wachses in Chloroform einwirken.
Behufe Lösung des Wachses bringt man
0,6 bis 0,75 g Wachs mit 40 ccm
Chloroform zusammen und läßt über
Nacht stehen. Berg nimmt 0,75 g Sub-
stanz und läßt diese bei wenigstens
20^ C mit 40 ccm Chloroform bis zur
Lösung stehen; dann gibt er 25 ccm
Viouorm. Jodlösung zu und läßt diese
mindestens 12 Stunden auf die Wachs-
lösung einwirken. Nach dieser Zeit
wird mit Vio norm. Natriumthiosulfat
zurficktitriert. Läßt man die Lösung
nur 2 bis 3 Stunden stehen, so erhält
man nach Berg ganz falsche Zahlen.
Nach vergleichenden Versuchen von K.
Dieterich (Helfenberger Annalen 1903)
gaben die beiden obigen Jodzahl-
bestimmungsmethoden übereinstimmende
Besidtate, falls man genau die ange-
gebenen Vorschriften beobachtet, wenn
man nämlich bei Verwendung von Vio-
norm. Jodlösung 12 Stunden, bei Ver-
wendung von V. Hübl - TFaZfer'scher
Lösung 2 bis 3 Stunden stehen läßt.
Künstliche Färbung. Nicht
selten kommt der Analytiker in die Lage,
ein gelbes Wachs auf fremde Farbstoffe
untersuchen zu müssen. Insbesondere
wird den mit Paraffin verf älschtenWachsen
häufig ein Farbstoff zugesetzt, um die
blasse Farbe wieder in ein Wachsgelb
zu verwandeln. Wir selbst haben unter
den 73 untersuchten Wachsen 3 gefunden,
die künstlich gefärbt waren. Zur Färb-
ung von gelbem Wachse dienen haupt-
lich Teerfarbstoffe und Kurkuma.
P. Lemaire (Rep. d. Pharm. 1904,
Nr. 8) schlägt folgende Prüfungen zur
Ermittelung fremder Farbstoffe im Wachse
vor. Entweder löst man wenig Wachs
in Chloroform und fügt einige Tropfen
Salzsäure hinzu. Bei Gegenwart künst-
licher Farben (Teerfarbstoffe) wird das
Chloroform rosenrot. Oder man kocht
eine Probe Wachs mit 5 ccm Wasser
und 0,5 ccm Natronlauge, und säuert
dann mit Salzsäure an. Hierauf setzt
man Ammoniak zu und beobachtet, ob
die Flüssigkeit grünlich geworden ist.
Eine grünliche Färbung deutet auf
künstlichen Faibstoff hin. Schießlich
kann man auch ein Stück Wachs in
einer Porzellanschale mit Borsäurelösung
kochen. Man setzt das Erhitzen unter
Umrühren solange fort, bis das Wasser
verdampft ist Nimmt das Wachs bei
dieser Manipulation eine rötliche Farbe
an, ist es mit dem Farbstoff des Knr-
kuma-Rhizoms versetzt worden.
(Fortsetzung folgt.)
Duret'8 Balsam.
(Baume D
uret)
Picis liquidae
18
g
Olei cadini
15
g
Resordni
2
g
Mentholi
5
g
Guajacoli
5
g
Gamphorae
40
g
Snlfuris loti
15
g
Borads
36
g
Aeetoni
80
g
Olei Ricini
40
g
Lanolin!
100
g
Der zu verwendende Sehwefei wird nadi
Jonm. de m6d. et de ohirurg. prat. 1906^
Febr. in fernster Verteilung erhalten dnrdi
Abkühlen einer heifi gesättigten Lösung in
Terpentinöl. Man bringt ihn in Lösung,
indem er mit dem Teer, Eadeöl, Ridnusöi
und Lanolin in einem geschlossenen Ge-
fäße auf 130^ erhitzt wird. Anwend-
ung: gegen Flechten und andere Haut-
krankheiten. — <»—
37«
Bemerkenswerte
Ersoheinungen auf dem Gebiete
der Drogen im Jahre 1005.
Bflekbliek
▼OD Dr. (7. WeiigeL, Hambuig.
(SohluA von Seite 257.)
Pimenta. Interessante Mitteäangen
fiber den Piment des Kleinhandels, ins-
besondere dessen Färben mit eisen-
oxydhaltii^er Farbe machte Süß in der
Pharm. Centralh. 46 [1906J, 159. Auch
anf S 451 dess. Jg. ist einiges fiber das
Färben von Piment gesagt, welches
unstatthaft, zam mindesten aber dekla-
rationspflichtig ist. Schließlich finden
wir noch ai^ S. 474 die Eennzahlen
angegeben, welche man von normaler
Handelsware fordern kann and mnß.
Piper. Der Verkauf des weißen ge-
kalkten Penang-Pfeffers ist in
Deutschland, weil gegen das Nahmngs-
mittelgesetz verstoßend, unzulässig (näh.
ersiehe aus Ref. Pharm. Centralh. 46
[1905], 426) d. h. ohne Deklaration.
Die Prfifung des gemahlenen
schwarzen Pfeffers auf Schalenzusatz
behandelt eine Arbeit von Späths Aber
welche die Pharm. Centralh. 46 [1905],
784 ausffihrlich referiert. Ebenda, so-
wie auf S. 473 finden wir Angaben
über die Anforderungen, welche ein
Pfeffer in normalem Zustand bei seiner
Prfifung zu erffiUen hat.
Badiz Colombo. lieber eine Fälsch-
ung der Colombowurzel mit oberirdischen
holzigen Teilen der Jateorrhiza Columbo
berichteten Holmes und Perr^dis (näheres
in Pharm. Centralh. 46 [1905], 670).
Badix Ipecaouaiihae. Die Kultur
der Ipecacoanhawurzel in unseren afrika-
nischen Kolonien empfiehlt Braun^^).
Die in dieser Beziehung anderwärts ge-
machten Erfahrungen faßt derselbe da-
hin zusammen, daß die Brechwurzel-
kultur vor allen Dingen guten Humus-
boden bedingt, der eventuell durch Dung
oder Holzasche zu verbessern ist.
Feuchtigkeit schadet den Wurzeln; eine
weitere Bedingung ist daher die, daß
man Brech Wurzelpflanzungen vor starkem
») Der PfUmier, 1906, Nr. 4.
Regen und stagnierendem Wasser scbfitzt.
Dies läßt sich durch Anlegung schmaler
Beete unter dem Schutze von Kaffee-
bäumen oder einheimischen Albizzien
erzielen, jedoch sind andere Bäume mit
starker Regentraufe hierbei von schäd-
lichem Einfluß. Bei den Yersuchs-
pflanzungen ergaben Wurzelstficke von
3 bis 4 cm Länge, die man in Ab-
ständen von etwa 9 cm in den Boden
legt und mit einer 2 bis 3 cm hohen
Erdschicht bedeckt, die besten Resultate.
(Der anhaltende Bedarf und die guten
Preise ffir Brechwurzel laden immerhin
dazu ein, Pflanzungen unter den er-
wähnten Bedingungen in unseren Kolonien
zu versuchen — d. Bef.)
Nach Ph. Böder^) enthielt von einer
Probe Rio-Ipecacuanha die Rinde 2,59
pCt, das Holz 1,02 pCt Alkaloid, von
einer Probe Cartagena-Ipecacuanha die
fUnde 3,54 pCt, das Holz 1,32 pQ
Alkaloid. Röder hält infolgedessen das
Verlangen einiger Arzneibficher, zur
Herstellung des Brechwurzelpulvers nur
die Rinde zu verwenden, für zu streng
und flberflflssig, da das Holz der
Wurzel — wie aus obigen Resultaten
hervorgeht — immerhin 1 pCt Alkaloid
enthält und außerdem nur etwa 1 7 pCt
der gesamten Wurzel ausmacht. Die
durch das Mitpulvem des Holzes be-
dingte Verminderung des Gesamtalkaloid-
gehaltes ist also derartig gering, daß
sie in den Fehlergrenzen der Analyse
(wohl auch innerhalb der von den
Arzneibfichem zugelassenen Gehalts-
grenzen — d. Ref.) liegt.
Methoden zur Prfifung der
Ipecacuanhawurzel auf Alkaloid-
gehalt sind in Pharm. Centralh. 46
[1905], 367 und 834 veröffentlicht
worden.
Eadix Kawa. Nach J. D. RiedeP^)
enthält Kawa -Wurzel mindestens zwei
Glykoside, deren Zusammensetzung
aber noch nicht feststeht
Die antiseptische Wirkung des
Kawa-Harzes untersuchte Marpmann,
indem er vornehmlich dessen Verhalten
«0) Geschäftßber. der Fa./%. Röder, Wien 1905.
»I) J. D. Riedel, Berlin, Berichte 1905.
280
za Gonokokken und H9,mbakterien stu-
dierte (nüieres im Ref. der Pharm.
Centralli. 46 [1906]^ 264).
Badix liqniritiae. Ueber ein Sfiß-
liolz von den Bermuda-Inseln
berichtet die Pharm. Centralb. 46 [1905]^
426.
Verfälschtes Süßholzpulver,
welches gemahlene Oliyenkerne und
Maisstärke enthielt und aus Marseille
stammte, hat Evans^^ im Handel an-
getroffen.
Badix Bhei. Eine neue Methode zum
Nachweis kleiner Mengen Kur-
kuma wurzel in Rhabarberpulver gibt
Ärxberger^^) wie folgt an: Etwa 0,1 g
des zu prüfenden Pulvers bringt man
möglichst in einem Häufchen auf einen
Streifen FQtrierpapier und tropft 6 bis
8 Tropfen Aether darauf. Nach dem
Verdunsten des Aethers versetzt man die
gefärbte Stelle auf der Ruckseite des
Filtrieipapiers mit einem Tropfen einer
heißen LOsung von Borsäure in konzen-
trierter Salzsäure; ist Kurkuma vor-
handen, so tritt hierbei sofort Rot-
bezw. Rosafärbung ein, die auf Zusatz
von Ammoniak in Himmelblau umschlägt.
Nachdem man in letzter Zeit für Rha-
barber bereits Wertbestimmungsmethoden
(Feststellung des Gehaltes an Oxymethyl-
antrachinonen — vergl. Pharm. Centralh.
46 [1906], 126) aufgestellt hat, ist
neuerdings von Tschirch auch ein Un-
terscheidungsmerkmal ermittelt
worden, welches ermöglicht, die minder-
wertige Rhapontikwurzel (von Rheum
Rhaponticum) von echter Rhabarber-
wurzel (von Rh. palmatum u. a.), speziell
in Pulverform, leicht und sicher von
einander zu unterscheiden. Die neue
Prflfungsmethode gründet sich darauf,
daß nur der Rhapontikwurzel das Gly-
kosid Rhaponticin zu eigen ist, welches
bei geeigneter Behandlung in schönen,
farblosen Krystallen daraus erhalten
werden kann. (Näheres ersiehe aus
Ref. Pharm. Centoalh. 46 [1905], 638.)
Die Bestandteile der Wurzel
von Rheum Rhaponticum hat
M) Pham. Journ. 1905, Nr. 1811.
93) Phann. Post 1905, Nr. 12.
Tschirch^) in Gemeinschaft mit Christo-
foletti erforscht ; über die diesbezfiglichen
Resultate referiert .Pharm.' Centralh. 47
[1906], 133.
Rhizoma Hydrattis. Interessante Mit-
teilungen fiber Geschichte, Vorkommen,
Benennung, Wachstum und^Bau, Ein-
sammlung, Kultur u. a. m. der Hydrastis-
wurzel brachte die Pharm.. Centralh. 46
[1905], 313.
Daß Hydrastiswurzel zuriZeit^hänflg
recht verunreinigt in den Handel kommt,
wurde bereits im allgemeinen Teil des
Rückblicks besprochen. {Röder^^} fand
den Aschengehalt der Handels-
ware zwischen 4,74 und 26,12 pCt
schwankend, während derselbe bei ge-
reinigter Wurzel nur j 3,91 pCt betrug.
Eine gründliche Reinigung der Hydrasüs-
wurzel vor der Verarbeitung erscheint
daher unerläßlich. Den Hydrastingehalt
in der wasserfreien Droge fand Böder
mit 2,53 bis 3,46 pCt.
Ueber einige Verfälschungen von
Rhizoma Hydrastis berichteten Hartwich
und Hellström eingehend, zugleich einen
Schlüssel zur schnellen Erkennung der-
selben gebend (vergl. Referat i. Pharm.
Centralh. 46 [1905], 836). NachträgUch
erwäimtHarttvich^) noch eine weitereVer-
fälschung oder Verunreinigung, nämlich
das Rhizom von Athyrium £ix femina
Roth, Dasselbe ist aber durch seine
bogenförmig aufgerichteten Wedelbesen
leicht schon makroskopisch von der
echten Droge zu unterscheiden.
Angaben fiber die Bestimmung
des Hydrastingehaltes in der
Wurzel und im Extrakt finden wir in
Pharm. Centralh. 46 [1905], 834 .
Udsoma Zingiberis. Alles Wissens-
werte fiber Anbau, Gewinnung und
Bearbeitung des logwer faßt J^'m7/2^-
mann in einem lesenswerten Artikel zu-
sammen, fiber wdchen die Pharm.
Centralh. 46 [1905], 901 referiert.
Um nicht mit dem Nahrungsmittel-
gesetz in Konflikt zu kommen, stdlen
>0 Arch. d. Phaimacie 1905, 448.
^) Qesohäftsber. der £^.P^i2Sd0r, Wien 1905.
^) Schweiz. Woohensohr. f. Chem. luPhum.
1905, Nr. 32.
281
Drogenhäoser den Handel mit «ge-
kalktem» (Jamaika-) Ingwer ein
(Ref. Pharm. Centralh. 46 [1906], 426).
Die an einwandfreie Handelsware zn
stellenden Ansprache bringt die Pharm.
Centralh. 46 [1905], 473, während
über ein botanischesMerkmal zur
Unterscheidung von Rhizoma Zingi-
beris und Bhiz. Zedoariae, speziell in
Polrerform, in Pharm. Centralh.46 [1 905J,
619 referiert wird. Hierzu bedient man
sich nach Tsehirch der eigenartigen
Haarbildungen, welche der Epidermis
des Zedoariarhizoms eigen sind, dem
Ingwer aber fehlen.
Saadarae. Ueber Sandarak bezw. ein
ahnliches Harz liefernde Callitris-Arten
berichtete Maiden (Ref. Pharm. Centralh.
46 [1905], 837).
Seoale oonutum. Die wirksamen
Bestandteile des Mutterkorns, ins-
besondere das Secomin, besprach
Schaerges ausführlich in der Pharm.
Centralh. 46 [1906], 789. Dessen An-
gaben ist zu entnehmen, daß das Se-
comin, gleichbedeutend mit «Ergoün
Keller:^, das rationellste aller Mutter-
kompräparate zu sein scheint.
Ueber den Cor nutin gebalt des
Mutterkorns sowie die Bestimmung des-
selben finden wir Mitteiluugen in der
Pharm. Centralh. 46 [1906], 859.
Semen Colae. Auf das Vorkomm en
von unechten Kolanüssen, welche
keine Alkaloide enthalten, macht
Orunner^'^ in seinem Ai^atze «Einige
Bemerkungen über Kolanüsse in Togo»
aufmerksam. Diese falschen Kolanüsse
(Nanurua, Bissityro, Bistyrö) sind nach
Warburg äußerUch von echten Nüssen
nicht zu unterscheiden.
Semen Lycopodü. Recht beachtens-
werte Winke für die Beurteilung
nnd Prüfung des Lycopodium gab
die Fa. Caesar & Loretx^^). (Näheres
Bef. Pharm. Centralh. 46 [1905], 821.)
Ueber zwei im Handel beobachtete
Lycopodium-Surrogate, von denen
das eine aus feinst gepulvertem und
^ Der Tropoipflaiizer 1904, 8, 192; dnroh
Chem.-Ztg. 1905, 291.
^) Gesohäftsbericht, Septemb. 1905.
gelbgefärbtem Bernstein, das andere aus
dem Bastpulver einer nicht näher
charakterisierten Pflanze bestand, wurde
in der Pharm. Centralh. 46 [1906], 294
und 326 berichtet
Semen Strophanthi. Die Färbungen
verschiedener Strophanthus-
samen des Handels auf Zusatz von
konzentrierter Schwefelsäure hat Weigel
studiert und seine Befunde in der Pharm.
Centralh. 46 [1906], 924 niedergelegt.
Der in neuerer Zeit zum Arznei-
gebrauch empfohlene Samen von
Strophanthusgratus (vergL Pharm.
Centralh. 46 [1905], 607) kam im Be-
richtsjahre das erste Mal in größerer
Menge an den Hamburger Markt; die
aus einigen Kisten bestehende ^Partie
fand behufs Fabrikation krystallisierten
Strophanthins sofort und zu hohem
Preise Nehmer.
Verfasser hatte im vergangenen Jahre
Gelegenheit, zum Angebot gelangende
Substitute für die offizinellen Stro-
phantussamen am hiesigen Markt zu
beobachten bezw. zurückzuweisen. Das
eine Mal handelte es sich um die Samen
von Strophanthus lanuginosus, welche
eine gelbbraune Farbe besitzen und mit
einem förmlichen Haarpelz bekleidet
sind, der sich nur mit Mühe von der
Samenschale entfernen läßt. Soviel be-
kannt ist, wächst diese Strophanthusart
am oberen Niger, nach anderer Ansicht
am Zambesi. Das zweite Substitut war
überhaupt kein Stropliauthussamen/ son-
dern bestand aus dem Samen von Kickxia
Africana. Diese sind von ähnlicher Ge-
stalt wie Semen Strophanthi, aber von
mehr rotbrauner Färbung; die Ober-
fläche ist fein gerunzelt und völlig kahl.
Außerdem besitzen sie auf der flachen
Seite eine deutlich sichtbare Raphe,
wodurch sich Kickxia schon äußerlich
von Strophanthus unterscheidet. Bei
der weiteren Untersuchung fallen u. a.
die stark gefalteten Kotyledonen beson-
ders auf. —
Wenn auch bei dieser oder jener
Droge Verfälschungen bezw. Substitu-
tionen lange Zeit ausbleiben, eher oder
später treten solche — wie aus den
282
angefahrten Beispielen ersichtlich —
doch wieder auf.
TerebinthiAa. Im « Ghemist and
Druggist»^^) wurde mitgeteilt, daß man
neuerdings auch in Indien mit der
Terpentingewinnung und der Ver-
arbeitung des Terpentins auf Oel und
Kolophonium in größerem Maßstabe be-
ginnt, nachdem sich hei*ausgestellt hat,
daß diese Industrie entwicklungsfähig
ist. Den Terpentin liefert daselbst Pinus
longifolia Boxb., und erstreckt sich die
Gewinnung auf die ausgedehnten Kiefern-
wälder des Himalaya in den Nordwest-
proyinzen und im Punjab. Die dort
fabrizierten Produkte sollen im Lande
selbst bereits guten Absatz finden ; auch
die Regierung bringt der jungen In-
dustrie lebhaftes Interesse entgegen.
Babak^^) hat den indischen Ter-
pentin untersucht; derselbe ist weiß,
undurchsichtig und von sehr kleb-
riger, kömiger Beschaffenheit, die wahr-
scheinlich durch ausgeschiedene Harz-
säurekristalle hervorgerufen wird. Der
terpentinartige Geruch ist eigenartig
angenehm, etwas an limonen erinnernd.
Bei der Destillation mit Wasserdampf
erhielt Babak 18,6 pCt Oel, das Pinen-
und Limonengeruch erkennen ließ. Der
Terpentin selbst zeigte folgende Eigen-
schaften : spez. Gewicht 0,990, Rotation
— 7042*, Säurezahl 129, Esterzahl 11,
Yerseifungszahl 140.
Des ferneren hat Babak über die
Terpentine von Abies amabilis
und Larix Europaea gearbeitet;
die diesbezüglichen Resultate finden wir
in der Pharm. Centralh. 46 [1906], 689
verzeichnet.
Tubera Jalapae. Da in letzter Zeit
harzreiche, für Fabrikationszwecke ge-
eignete Wurzel recht spärlich an den
Markt kommt, erregte im Berichtsjahre
eine Partie mit etwas über 13 pCt Harz
größeres Interesse. Bei näherer Prüf-
ung zeigte sich jedoch, daß die Partie
mit etwa 20 bis 30 pCt sogen.
cholziger Jalape» vermischt war.
Holzige Jalape (Stipites Jalapae) von
Ipomoea Orizabensis, als Orizabawurzel
bekannt und im Handel neuerdings als
mexikanische Skammoniumwurzel ge-
führt, enthält bekanntlich ebenfalls pur-
gierendes Harz, welches jedoch zum
Unterschied von dem der Jalape zum
ß:rößten Teil in Aether löslich ist (vergl.
Pharm. Centralh. 44 [1 903], 793). Hier-
durch wurde auch bei der verfälschten
bezw. nicht marktfähigen Ware der
Nachweis erbracht. Die ausgesuchten
holzigen Stücke ergaben bei der Prüf-
ung des aus ihnen isolierten Harzes 87
pCt ätherlösliche Bestandteile.
Eier-Ersatz.
W) Chemist and Druggist 6& [1904], 582 und
831 ; doroh Schimmel db Co,, April-Berioht 1905.
KO) PhArm. Review, 28 [1905], 229; dorch
Schimmel S Co., Oktober-Bericht 1905.
Mitteilung von Dr. Preacher in Goch.
Bezflglich ihrer Verwendung als Färbe-
mittel sind sogenannte Trockeneiermehl-
Präparate häufig billiger durch Safran,
Kurkuma, Tropäolin, Eonditorfarbe usw.
zu ersetzen, wie Überhaupt Eipulver des
Handels öfters alles andere mehr als
Eigelb enthalten. So haben vor kurzem
Beythien und Waters^) Ovumin und
0 y 0 n als ein kttnstlich gefärbtes Gemisch
von l\iaisstärke als wesentlichem Bestand-
teil mit kleinen Zusätzen von doppelt-
kohlensaurem Natron und Eigelb be-
zeichnen, Amost^) hat in einem Präparat
caus Hühnereiern» Pacific (vgl. S. 288),
von welchem 100 g etwa 160 Eidotter er-
setzen sollten, nur 62,96 pCt Eidotter-
Trockensubstanz , entsprechend 8 Ei-
dottern in 100 g Präparat nachweisen
können, das neueste Ersatzmittel ffir
Eier aber ist Seife.
Dr. ?766er8)-Neuß hat das Vorhanden-
sein derselben in Zwiebackextrakt fest-
gestellt, den ein Kaufmann unter dem
Namen < Sanitäts -Eindernähr-
Zwiebackextrakt» in den Handel
gebracht hatte. Nach Ansicht des Eauf-
manns ist der Zusatz von Seife unbe-
dingt nötig , da er « eine Nachgärung
des Zwiebackteiges im Ofen und damit
1) Z. f. U. d. N. u. 0. 06 [XI]. V. 272.
2) Z. f. U. d. N. u. 0. 05 [X], XI. 686,
8) Qever Ereisblatt 1906, Nr. 62, IL
ein besseree AnsfflUen der Form be-
ding». Nach Ansicht des Sachver-
stfiDdigen') dagegen bezweckt der Zu-
satz voD Seife an Stelle Ton Eiern, das
Binden des Fettes mit dem Teig zu
übernehmen. SeifebewirkekeineGärnng.
Wie übrigens die Verhandlang vor dem
Neoßer Schöffengericht ergab, scheint
der Seifenzusatz zu Moppen (Spekulatius)
und Zwieback in Holland und West-
falen, sowie am Niederrhein allgemein-
gebränchlich zu sein, was jedoch nicht
hinderte, den Angeklagten wegen grober
Nahrungsmittelf &tschnng mit 60
Mark Geldstrafe zu belegen.
NaturwisBensobaftliohe
Apparate für medlsinlsohe
Zwecke
TOD C. O&'hardt, Marquarfe Lager obem-
ieeh«r Ut«iuUien io Bonn a. Rh.
Stalagmometer fflr mediziDiBehe Zwecke
von Traube dient znr Bestimmiiiig der
OberfilchenApanniiiig eine Flflaeigkeit ans der
Anzahl derTropfen, welche
sieh beim Abtropfen ünee
dnroh zwei Harken abge-
inzten kngelfOnnigen
Volnmens von einer kreis-
mnden Abtropffläche von
' bestimmten Dimensionen
loslOsen.
Je naeh dem Grade der
Zflhtgkdten werden die
Formen I, II nnd III (b. Abbildung)
Twwendet.
Die Tropfenzshl fOr Wasser bei einer
bestimmten Temperatnr ist anf dem Apparat
eingraviert {Pfliiger'a Arohiv 1904, 541
nnd 559.)
AngeBtropfflftaohohen. Die VorzQge des
Angentropffl&sohohens nach
Hummelsheim und 1. siohere
Sterilisation von Flfiadiohen nnd
Tropfei , '2. dichter VerschlnB ,
der dn keimfrdes Aufbewahren
der sterilisierten FItlasigkeit ge-
stattet, 3. leichte meehaniBche
Reinignng nnd 4. geringe Zer-
brechlichkeit Das Nähere zeigt
die Abbildung.
*} Biehe Gever Kreisblatt 1006, Hr. 62, IL
OftroagsrAhrohen znm Nadi-
weis der Glnmg in f^oes n«di
Schmidt- Straßbuarger.
Das GrnndgefAß a wird mK
dem mit Wasser gut verrührten
Eot gefüUt, das OefSO b mit
Wasser j beide GefilOe dflrfen
kane Luftblasen entiialten. Das
OefSß c hat ui der Spitze ein
Loch znm Entwwdien der Lnft
Ans der UObe des Wasser-
standes im Rohre e kann der
Grad Avt OXning benrteilt
werden. (D. Archiv f. Klinische
Hedizm, Bd. 69, 570. p.
Ueber vorschriftsmaBigea
Faraffinum solidum
SoBert sidi Dr. Ißleib in Pharm. Ztg.
1905, 942 dahin, daß das Arznribnch
nnter demselben an Ceresinnm solidnm ver-
steht. Während die Bandelsparaffine mit
einem Sobmelzpnnkt von 40 bis 65 "
Destiltationsprodnkte ans Teer bezw.
Petrolennurflckst&nden, nntw Umstanden anoh
ans Erdwachs und, wird Cereun dordi
Raffination des rohen Erdwachses mittels
ranohender Schwefeldnre nnd Knochenkohle
gewonnen. Diese letzteren Prodakte fallen
jedoch sehr verschieden ans, je nacb der
mehr oder weniger tiefen Lage des rohen
Erdwachsee im Erdinnem. Sogenannter
edler Ozokeri^ der scbwer scbmelzbar«
Gerean fSobmelzpnnkt 76 bis 77") liefert,
ist sehr selten geworden. Zur Zeit liefert
nnr die Umgegend von Boryekw in Oaliuen
entsprechendes Uaterial. Es wSre daher
wünadienewert, daß baldigst neue Fund-
stätten bezw. eine Synthese des Cereräi
entdeckt würden. (Vcufaaeer ist im Besitz
einer grQßeren Menge dem Arzneibuch ent-
sprechender Ware nnd g^bt dieselbe an In-
teressenten für das Doppelte der Drogisten-
preise gern ab.) H. IS.
Zu einer flüssigen Silbersalbe
gibt Schaeffer (Ther. d. Gegenw. 1906, 368)
folgende Vorschrift: 50 g flflsdgea PÜaffin,
20 g Vasogen, 15 g deetilliertee Wasser,
5 g wasserfreies Lanolin nnd 6 bis 15 g
Itrol. —l%—
8g4
Neue Araneimittel.
Estoral ist Bonftiire- Mentholester und
bildet ein weißes, gesehmackloses^ kristall-
inisches Pulver, das nur schwach nach
Menthol riecht In trockenem Znstande ist
es beständig, während es sich in Lösung
und m Berührung mit den Schldmhftuten
ziemlich rasch in seine Bestandteile spaltet
Das Mittel ist ganz ungiftig und besitzt nur
die einzige Unannehmlichkeit, daß es am
Naseneingang manchmal Brennen ver-
ursacht, besonders wenn dieser entzündet
ist Daher empfiehlt es sich, das Pulver
entweder mittels eines GlasrOhrchens in die
Nase einzuziehen oder mit der gleichen
Menge Milchzucker vermischt anzuwenden.
Professor Dr. Otto Seifert (Heilm.-Rev.
1906, Nr. 2) hat Estoral bei akuten und
chronischen Katarrhen der Nase mit gutem
Erfolg angewendet Darsteller: Zimnier
db Co. in Frankfurt a. M.
Ghiajacoloid ist eine Verbindung von
Eampher und Guajakol.
Elinolum ist nach Zeitschr. d. Allgem.
Oesterr. Apoth.-Ver. 1906, 160 ein neues
Antiseptikum , über welches näheres noch
nicht vorliegt.
Kokainfonniat erhält man nach Vigier
(Joum. de Cbim. et Pharm.) durch Zu-
sammenbringen von einem Molekül in wenig
Wasser verteiltem Kokain mit einem Molekül
kristalliffierter Ameisensäure, wobei sich das
Kokain langsam löst Beim Verdampfen
der Lösung färbt diese sich gelblich und
scheidet bdm Erkalten seidenartige Nadeln
aus, die zur Verhinderung einer Wiederauf-
löBung mit wenig Wasser rasch abzuwaschen
sind. Das Salz schmilzt bei 42^ unter Zer-
setzung, löst sich bei 20^ in 42 Teilen
Wasser, in wärmerem etwas leichter und
zersetzt sich in Wasser von 90^. In Alko-
hol ist es ähnlich löslich, in Aether und
Chloroform wenig sowie in Oel und Fett
nicht löslich.
Menfor ist nach G, und R, FHtx eine
Salbe, die Menthol, Kampher und Methyl-
salieylat enthält und gegen Rheumatismus
angewendet wird.
Mergal wird cholsaures Quecksilberoxyd
genannt Dasselbe zeigt nach J. D. Riedel'B
Berichten 1906 die Zusammensetzung
(G84Hg90|)sHg und stellt ein gelbliehweißes
Pulver dar, das in rmnem Wasser fast un-
iöslidi ist, sich aber leichter in Alkalisalze
enthaltendem Wasser löst. Besonders löst
es sich in Kochsalzlösung. Mergal-Koohsalz-
lösungen stellt man am zweckmäßigsten dar,
indem man 1 Teil Mergal mit 1 bis 2 Teilen
Kochsalz und ungefähr 10 com Wasser bis
zur Lösung schüttelt, worauf mit destilliertem
Wasser bis zur gewünschten Verdünnung
vermischt wird. Bei Bereitung sehr ver-
dünnter Lösungen verwendet man Iproe.
Kochsalzlösungen, weil sich das Mergal sonst
leicht wieder ausscheidet Die MergaUös-
ungen sind nie kristallisierbar, aber stets
durch geringe Mengen basischen Salzes
mehr oder minder getrübt Alkohol zersetzt
das Mergal, indem Gholsäure in Lösung
geht und eine granbraune QuecksUberver-
bindung ungelöst bleibt Durch starke
Säuren whrd das Salz zersetzt, wobei das
Queckffllber ab der Säure entsprechendes
Salz in Lösung geht und die Gholsäure
unlöslich abgeschieden wird. Beim Ueber-
gießen mit Natronlauge färbt sich das
Mergal unter Abscheidung von QuecksUber-
oxyd gelb, während die Gholsäure in Lös-
ung geht Zu semer Erkennung erhitzt
man das Mergal in einer Porzellanschale
auf dem Wasserbade kurze Zeit mit etwas
verdünnter Salzsäure. Das Quecksilber geht
als Chlorid in Lösung und die Cholsäure
bleibt ungelöst Von letzterer gießt oder
filtriert man ab und kann dann in der
Lösung das Quecksilber mit Leichtigkeit
nachweisen. Die Cholsäure gibt die Petten-
kofer'Bcte Gallensäurereaktion (Pharm.
Centralb. 37 [1896], 451). Darsteller: J.
D, Riedel, Akt-Qes. m Berlin.
Neothinum ist nach O, und JB. Fritz
ein Ledthalbumin enthaltendes Nährpräparat
Secacornin ist der jetzige Name für das
in Pharm. Centralb. 46 [1905], 789 be-
sprochene Secornin, das frühere Ergotin
Keller, K Mentxd.
Orofimaan*s Kraft- uid Hähr-Emulsion
erwies sich nach Dr. «7. Kochs (Apoth.-
Ztg. 1906, 230) als eine giyoerinhaltige
Lebertran-Emulsion mit einem geringen Ge-
halt von Galciumhypophosphit Darsteller:
Fritx Oroßmann, Q. m, b. H. in Magde-
burg, —fx —
SM
Ueber ein Urometer Zylinder nnd Spind«! die CardanCtAa
bwiohtat Dr. Otto Mayer in Pbaim. Ztg. Anfhlngevorrichtniig (s. Abbild.) m ver-
1905, 1044. Dwsdbe wird von Johannes weadon. ______ — <»-—
Ordner in HOnohen ans Normalgiss utge-
fertigt and ist bei 15° C zuvwümg geeicht Zur quantitativeiL BeBtimmung
Es trSgt die Orade von 1,000 bis 1,045 \ voH Aoeton
nnd ist im Schwimmkörper mit «nem Thermo- verfahrt J. M. Auld (Apoth.Ztg. 1906,
meter versehen, das eine Roduktionsakala j 192) folgendermaßen: Eine etwa 0,1 bis
für die zwischen ö nnd 25*» C liegenden [ o,2 g Aceton enthaltende, abgewogene Menge
]der xa DDtersDchenden FIDssigkat wird in
i «nem Rnndkolben von 500 cum Inhalt, der
mit Rflckflußktlhler nnd Tropftriohtor ver-
! sehen is^ mit etwas Wasser verdünnt nnd
; mit 30 bis 30 eem lOproc. Kalilange ver-
Imiseht. Dnroh den Tropftriohter ISDt man
bis znr schwachen GelbfBrbnng von öner
Brom - KaliambromidlOenng (200 g Brom,
250 g Kaliombromid auf 1 L Wasser) zn-
flteBeo. Non wird anf dem Wasserbade
bei etwa 70" efaie halbe Stande lang er-
wärmt, wob« man tropfenweise von der
BromlOsnng zaCließen l&Bt, so daß das Brom
m geringem UebersebaH vorhanden ist
j Letzter«- wird alsdann nadi Znsatz von
I etwaa Kalilage durcb ein oder zw« minuten-
,langee Kochen entfernt. Daranf destilliert
I man das gebildete Bromoform ab, wischt das
I EQhlrohr mit wenig Alkohol nach, misoht
das Destillat mit 50 ocm Alkohol nnd so
\ viel festem Kaliamhydroxyd, daß man eine
inngettlir lOproc. LOenng erhält. Die Hiscb-
nng wüxl bis zn völligen Zeisetzang des
j Bromoform am RflckflnßkObler eibitzt, wozn
etwa 45 Minaten nOtig sind. Nach dem
Abkühlen and Mwa erforderlidien Emdampfen
ueatralisieTt man genau mit verdünnter
SalpetersBnre, erginit die Menge mit Wasser
anf 500 ccm nnd bestinunt dann in ranem
beliebigen Teile in üblicher Wöse anter
Anwendung von Kaiinmohromat als Indikator
Tunparaturen enthält Da die Orade gegen mit 7ia-Normal-8ilbomitratlOsang die Brom-
1,4 mm von einander entfwnt sind ,kÖanen menge. 240 Teile Brom entsprechen 5ä
uo^ halbe Orade (0,0005) abgeleeen werden. , Teilen Aoeton. — Diee Verfahren ist be-
Das Urometer[hat eine L&nge von 16 om, eine 'sonders znr Bestimmung des Aoeton
Skala TOD 6,2 cm und^^e Breite von 1,6 cm. 'im Holzgeiat geeignet. Letzteren verdünnt
Dieses Urometer läfit uoh auch an Stelle man hierbei mit der zehnfachen Ranmmenge
des Laktodensimeters zur, Bestimmung des spez.
Gew. der Milch verwenden. (Schon mehrere
Jabre*im Oabranoh'für Milch. SekriftUg.)
Des ferneren empfiehlt Verfasaer, zur
Wagereohtstellnng des Zylinders sogenannte
Adjustiertischoben bazw. znr unter allen
Umständen vollkommenen Oeradstelinng
WasBw nnd verwendet von dieser Misehung
5 ccm zur Acetonbeetimmang. Bd Ver-
mddung eines grODeren BromüberBchasses
ist die Bildung von Koblenstofftetrabromid
nicht zu fürchten. Da Rohbrom häutig
Bromoform enthalten soll, mnS man ein
I mllgüdist rdnee Brom anwenden, a. M.
986
■ ahrungsiiiittel-Oheiiiie.
üeber das Bohmaterial des
Tokayerweines.
Der 80 vielfach naehgemaohte Tokayer-
wein wird bekanntlich aus den Trocken-
beeren der Tokayer Traube bereitet Die
Beetrebnngen der Produzenten von echtem
Tokayer^ dnrdi exakte wisaenBohaftliche
ünteräadiungen; ähnlich wie sie von Prof.
K. Windisch und anderen in nnBerem rhein-
ischen Weinbangebiet seit Jahren durch-
geführt werden, die Orenzzahlen für echte
Produkte festzulegen^ sind mit Freuden zu
begrüßen. L. Krdmsxky beginnt diese
Arbeiten mit einer Veröffentlichung über die
Zusammensetzung der Tokayer Trocken-
beeren (Ztschr. f. Unters, d. Nähr.- u.
Genußm. 1905, X, 671), von der beson-
ders die über die Gesamtverhältnisse des
Tokay-HegyaljaerWeinbaues gegebeneuDaten
interessieren.
Die Untersuchungen gewmnen an Be-
deutung, da in dem neuen Handelsvertrags-
entwurfe des Deutschen Reiches mit Ungarn
für den Tokayer Ausbruchwein und
den Szamorodner (herben Ober-Ungar-
wein) eine Sonderstellung vorgesehen ist.
Hmfort werden diese Werne nicht mehr
als Süd-Süßweme im Sinne des Weingesetzes
vom 24. Mai 1901, § 2 anzusehen sein,
sondern sie werden die Vorzüge unseres
Weingesetzes mitgenießen. Es wird also
bei der anerkannten Kellerbehandlung der
Zusatz einer größeren Menge Alkohol als
1 Raumteil auf 100 Raumteile Wein hin-
fort verboten sein. Ebenso strafbar wird
es sein, hinfort Getränke, die unter der Be-
zeichnung Tokayer, Medizinal-Tokayer, To-
kayer Ausbruch, Szamorodner oder unter
einer auf Oertlidikeiten des Tokayer Wein-
gebietes hinweisenden sonstigen Bezeichnung
in den Verkehr zu bringen, wenn sie unter
Verwendung von getrockneten Früchten
(auch in Auszügen oder Abkochungen) oder
von eingedickten Moststoffen gewerbsmäßig
hergestellt worden sind. Den Tokayerwein-
fabriken dürfte mit dem Inkrafttreten dieser
auch für die Apotheken höchst wichtigen
Bestimmungen der Boden abgegraben werden.
(Vergl. hierzu Pharm. Centralh. 46 [1905],
833, 941. ♦)
Der Tokay-Hegyaljaer Wein wächst in
der Hegyalja, dem Tokayer Untergebbge,
auf einer Sü'ecke von ungefähr 4600 Hektar.
Die Hegyalja im Süden des Zempl^ner
Eomitates liegt zwischen 48 <> 7' und 48 <>
25' nördl. Breite und 38 <> 50' und 39<'
22 ' östL Länge. Die Trachytgebirge dieses
Gebietes ziehen sich von Norden nach Süden,
von Eperjes bis Tokay. Die Wdnberge^
zumeist steil, erzeugen nur in den an den
Abhängen gelegenen W^gärten Trocken-
beeren, während oben auf dem Plateau nur
Gartentrauben wachsen. Je nach Lage und
dem Untergrund (der aus dem verwitterten
Trachyt entstandene Tonboden ist der beste)
wechselt die Güte der erzeugten Weine.
Von den Rebensorten ist die vortreff-
lichste und überwiegend angebaute die
Furmint-Rebe, neben dieser liefern gute
Qualitäten noch die Hdrslevelü-, die Mus-
kateller- und Weißling-Rebe.
Die Früchte aller dieser Reben reifen
früh, oft schon gegen Ende JulL Die
Hülsen der Beeren werden hierbei immer
dünner, der Inhalt ist sehr süß und von
feinem aromatischem Geschmack. Werden
die reifen Beeren von einem etwas längeren
Regen betroffen, so platzen die dünnen
Hülsen und der Inhalt tritt aus. Bald jedoch
wurd sdn Wasser von warmen Winden ver-
dunstet und die Beere schrumpft ein, ohne
daß der Schimmel sie angreifen könnte.
Auch wenn die Beeren nicht platzen, ver-
dunstet durch die dünne Hülse der Über-
reifen Früchte das Wasser und die Beeren
trocknen am Stocke.
Die Lese erfolgt erst Ende Oktober, oft
erst im November, wodurch die Bildung der
Trockenbeeren in den zumeist warmen und
trockenen Herbsten Ungarns sehr begünstigt
wird. Je mehr sich Trockenbeeren gebildet
haben, um so besser ist die Ernte, da nur
diese für die Bereitung des Ausbruchweines
in betracht kommen. Hat langer Regen,
was selten eintritt, die Extraktstoffe der ge-
platzten Beeren abgewaschen, so mnd die
nachher entstandenen Tro<&enbeeren nn-
**) Echte Tokayer Medisinai- und Ausbruch-
weine liefern u. A. Eoffmann^ Beffter <ib Oo. in
I/eipzig. Sehriftleitung.
987
braaehbar für die Gewinnung von Ans-
braohweinen.
Die mikroBkopische üntersneh-
nng; dnrch 0. Varga ansgeführt, ergab,
daß nieht aiJe Trockenbeeren Schimmel ent-
hielten und daß die an der Oberfläche sich
findenden Arten — Botrytis, seltener Peni-
cülinm — nor selten in das Fmchtfieisch
eingedrongen waren. Außer dem Schimmel
waren an den Beeren nur noch Hefezellen
nachweisbar.
Von den chemischen untersuch-
ungsergebnissen dürfte hier nur inter-
esneren, daß der Wassergehalt der Tokayer
Trockenbeeren doppelt so hoch wie der der
Rosinen ist und folglich der Extraktgehalt
nur halb so hoch. Auffällig ist der Be-
fundy daß die Trockenbeeren 2Y2 ^^X so
viel Olykose als Fruktose enthalten, es soll
noch näher untersucht werden, ob dies durch
abnorme Verhältnisse im Jahre 1904 ver-
anlaßt wurde oder ob es stets der Fall ist
Im Durchschnitt von 6 Bestimmungen ver-
schiedener Beerensorten wurden die Most-
beatandteile von 100 g Trockenbeeren er-
mittelt zu: Oesamtzucker (Invertzucker)
30,28 pGt, Olykose 19,47 pGt, Fruktose
7,42 pCl, zuckerfreier Extraktreet 12,94
pGt, freie (Gesamt-) Säure 1,658 pGt, Ge-
samt-Weinsäure 1,46 pOt, freie Weinsäure 0,
an alkalische Erden gebundene Weinsäure 0,
Weinstein 1,83 pGt, flüchtige Säuren (Essig-
säure) 0,04 püt, Aepfelsäure 0,784 pCt^
Gerbstoffe 0,02 pGt, zucker- und säure-
freier Extraktreet 11,29 pOt, in Aether-
Aikohol lösliche Stoffe 2,24 pCt, Stickstoff
0,13 pCt, Asche 1,12 pGt, Phosphorsäure
0,105 pCt
Vergleicht man mit diesen Werten die
von Poftch, Bomiräger u. A. für Ro-
sinen mitgeteilten, so ergeben sidi folgende
Unterschiede:
100 g Tokayer Trockenbeeren enthalten
bedeutend mehr Kerne, als die gleiche
Menge Rosinenarten, auch haben letztere
zumeist viel schwerere Kerne.
Die Rosinen sind fast doppelt so stark
emgetroeknet wie die Tokayer Trocken-
beeren und haben doppelt soviel Zucker.
In den Rosinen überwiegt die Fruktose zu-
meist um ein geringes die Olykose. Be-
rechnet man auf gleichstarke Eintrocknung,
so enthalten die meisten Rosinensorten mit
Ausnahme der Samos-Rosinen einen gerin-
geren zuckerfreien Extraktrest, ebenso weniger
freie Säure. Die geringe Menge freie Oe-
samtsäure rührt in den Rosinen zumeist von
Weinsäure her. Der geringen Menge an
freier Säure, sowie dem Mangel an Aepfel-
säure m den Rosinen ist es wahrscheinlich
zu verdanken, daß die aus ihnen bereiteten
Werne fade schmecken und ohne jedes feine
Bukett sind. —del.
Wässerung der Buttermilch ist
unzulässig.
Dem Outachten des Vorstandes des Ver-
bandes Deutsdier Molkerei-Beamtenverdne,
daß ein Wasserzusatz bis 20 pCt zu Butter-
milch als zulässig arzusehen sei, kann nicht
beigetreten werden, nachdem mur Molkereibe-
sitzer selbst erklärt haben, daß das Herabspülen
der bei der Butterung emporgeschleuderten
ButterteUchen anstatt durch Wasser mittels
Magermilch geschehen kann und andereiv
seits durch Benutzung der kombinierten
Butter-Fässer und -Kneter es ermöglicht
wird, die Buttermilch abzulassen (vergl. auch
Milch-Zeitung 1905, Seite 5), bevor die
Abspülung mit Wasser erfolgt Wenn die
technische Möglichkeit vorhanden ist, eine
Verschlechterung der als Volksnahrungsmittel
so wichtigen Buttermilch vermeiden zu
können, liegt kein Grund vor, der letzteren
gegenüber der Voll- und Magermilch b bezug
auf Wässerung eine Ausnahmestellung ein-
zuräumen. (Vergl. ferner Pharm. Gentralh.
47 [1906J, 141.) Dr. R Süß,
Margarine-C^esetz betreffend« Bisher wurde
angeDommen, auch gerichtsseitig, daß ein Zusatz
voD weniger als lO pCt Sesamöi mangels
Strafbestimmungen nicht bestraft werden könne.
Demgegenüber hat der III. Strafsenat des Reichs-
gencniB am 15. Januar 1906 (nach Nahrungsm.-
Raudsoh. 1006, 53) unter anderem entschieden^
daß die nach § 6 Abs. 2 (des sogen. Maigarine-
Gesetzes) notwendig in erlassenden ßestimm-
angen (wie sie vom Bundesrat inzwischen be-
schlossen worden sind) einen integrierenden Teil
des § 6 bilden and ihre wissentliche Ueber-
tretung daher unter § 14, die nicht vorsätz-
liche als «Zuwiderhandlung gegen die Vor-
schriften dieses Gesetzes» unter § 18 des be-
treffenden Gesetzes fällt. P. S,
Mft
Eikonserven
in Form von pol^erförmigem eingetroekneten
Eigelb mit mehr oder minder großen Mengen
eines Stärkemehl- and Koohsaiz - Znaatzes
sind unter lebhaften Anpreisungen heutzu-
tage häufig im Handel anzutreffen. Alois
Amost in^Czemowitz hat die Eikonserve
«Pacific» untersucht; ein Trookeneimehl-
präparat aus]^Hühnereiem, in], Budapest her-
gestellt
Die Analyse zeigte^ daß es sich auch m
diesem Falle um nichts weiter handelte, als
um mit Teerfarbstoff gelb gefärbte Stärke.
100 g des Präparates sollten nach der An-
preisung 160 Eidotter ersetzen. Das Eier-
mehl stellte ein grobes, nicht gldchmäßig
gemischtes Pulver dar, das"] sich fettig an-
fflhlte, dottergelb aussah und angenehm nach
Kuchen schmeckte. Es enthielt in Prozenten :
Wasser '5;63; Stickstoffsushstanz 25,6, Fett
(Petrolaetherextrakt) 36,87, Lecithinphosphor-
säure 1,173, Zucker 16,8^ Stärke etwa 8,0,
Asche 6,0(>, Teerfarbstoff (Tropaeolin)
vorhanden. Konservierungsmittel nicht
nachweisbar. Das Präparat besteht also aus
ungefähr 62,96 pCt Eidottertrockensubstanz,
4,61 pCt Kochsalz, 1 6,8 pCt Zucker, 8 pCt
Weizenmehl und 5,63 pGt Feuchtigkeit.
Auf 100 g Inhalt 1 kommen in Wirklichkeit
nur acht Eidotter, statt daß, wie angekün-
digt, Ersatz für 160 Eidotter geboten sei.
Nur durch die ^künstliche Färbung wird den
mit derartigem «Eierersatz» hergestellten
Backwaren der Schein einer besseren Be-
schaffenheit verliehen. Diese können daher
als «verfälscht» beanstandet werden.
(Hierzu 2 vergleiche man auch diese Nr.,
Seite 282.)
ZUehrrfA Unters, d. Nähr.- u. Qenußm 1905,
10, 686. — flW.
VereiidguAK' beamteterj Hahrungsmittel-
Chemiker Sachsens.
Die anjderjamtliohen' Nahrangsmittelkoatrolie
beteiligten Chemiker der König]. Uutersuohongs-
anstalten [in^ Dresden »und I^ipzig, sowie der
Städtischen Unteisuchangsämter in Chemnitz,
Dresden und Leipzig, welche im ji Dezember
TOI igen Jahres zur Förderung persönlicher und
wissensohaftUoher^Interessen" einen näheren Zu-
sammensobluß herbeigeführt hatten/- vereinigten
sich am Sonntag den jU.'^März in^ Dresden zu
ihrer ersten Hauptversammlung. ^ iNaoh herz-
licher Begrüßung der zahlreich erschienenen Mit-
glieder legte der Yorsitzende, Dr. Bcythien-
Dresden, den Entwarf einer Eingabe an dasKönigl.
Ministerium des rnnem vor, in welcher die Be-
strebungen der Tereinigung dargelegt und eifrige
Mitarbeit an den Aufgaben der Nahrungsmittal-
kontrolle zugesichert wurde. Der Entwurf fand
nach einer redaktionellen Aenderung, welcher
eine längere Aasspraohe vorausging, die Zu-
stimmung der Versammlung. Der 2. Punkt der
l^esordnung: «Das neue Schema für die Ab-
fassung der dem König!. Ministerium zu er-
stattenden Jahresberichte» führte zu einer regen
Aasspraohe, an welcher sich Dr. Fiekert und
Dr. Äwyff-Dresden, Or. Eärtel und Dr. BSkrig-
Leipzig sowie Dr. Ltt^rt^r-Chemnitz beteiligten.
Bei aller Anerkennung der Vorzüge einer £^eiöh-
mäßigen Berichterstattung wurde doch auf ge-
wisse Lücken der vorgeschriebenen Formulare
hingewiesen und daher beschlossen, das Schema
einer sorgfältigen Durchsicht zu unterziehen und
über die Abstellung gefundener Mängel auf der
nächsten Versammlung zu beraten. Punkt 3 der
Tagesordnung : c Unfallversicherung beamteter
Chemiker» wurde zur Beschaffung weiterer
Unterlagen bis zu einer späteren Znsanunenkunft
zurückgestellt. Alsdann Derichtete Dr. Beyikien
über eine Anfrage des Vereins Dresdner Mineral-
wasserfabrikanten, ob die Bezeichnung cKünst-
liohe Brausdimonade» für die ohne Fruchtsaft
hergestellten Oetränke als ausreichend sn er-
achten sei, und ob bei einer derartigen
Etikettierung von einer besonderen Angabe der
Einzel bestandteile (Essenz, Farbstoff usw.) ab-
gesehen werden könne. Nachdem der Yor-
sitzende die Bejahung der Anfrage empfohlen
hatte, wurde nach längerer Diskussion folgender
BesohluB gefaßt: cDie Au&ohrift „Künstliche
Brauselimonade^' macht die nähere Deklaration
der Einzeibestandteile entbehrlich; nur ein Zu-
satz von Konservierungsmitteln (Salioylsiore)
muß auf der Etikette besonders angegeben werden.
Voraussetzung für dieses Zugeständnis ist natür-
lich, daß das Wort „Künstlich" an deutUch sicht-
barer Stelle und in großen Buchstaben ange-
bracht wird.»
Es folgten weitere interessante Mitteilungen
von Dr. Eärtel über Marmelade sowie von
Dr. Lührig über seine neueren Untersuch-
ungen von selbstgepreßten Citronensäften, über
die Nachprüfung der neuen (7er60r*BoheD
Milchfettbestimmungsmethode cSal» und über
Abwasser- Analysen, besonders die Bestimmung
der organischen Substanzen durch das Kalium-
permanganat-Ver&hren.'*') Auch diese Ausführ-
ungen gaben zu einem regen Gedankenaustausch
der Teilnehmer Anlaß. Von einem näheren Ein-
gehen auf den wissenschaftlichen Inhalt der
Vorträge kann abgesehen werden, weU dieselben
demnächst in der Fachpresse zum Abdruck ge-
langen sollen. Nachdem noch als Ort der
nächsten, im Mai oder Juni stattfindenden Zu-
sammenkunft Chemnitz bestimmt worden war,
schloß der Vorsitzende mit Worten des Dankes
die anregend verlaufene Versammlung.
*) Wird in nächster Nummer (15) der Pharm.
Centralh. veröfifentlicht. SokriftMtung,
289
Bflohersohau.
ÜBtersaohimgen über Kakao mit besonderer
Berfloksichtigang der holländisohen Auf-
aehliefiangamethode and mit VorBohUgen
zur gesetzlidien Regelang in DeatBchland
und Oesterreieh. Von Professor Dr. F.
Hueppc, Vorstand des k. k. hygienisohen
Institutes nnd k. k. allgemeinen Unter-
saehnngsanstalt für Lebensmittel an der
dentsehen Universität in Prag. Berlin
1905. Verlag von August Hirschwald.
Der Verfasser hat sich die dankenswerte Auf-
gabe gestellt, mit seinen angestellten Erhebungen
and Untersuchungen Grundlagen zu schaffen,
mit deren Hilfe eine etwaige gesetzliche Regelung
des Verkehrs mit Kakao und Kakaopräparaten
in Deutschland und Oesterreieh angebahnt bezw.
durchgeführt werden könnte. Die lesenswerte
(Denk-) Schrift umfaßt kritisch besprochen alle
in Frage kommenden Punkte, sie enthält eine
Zusammenstellung der für den Verkehr mit
Kakao, Schokolade und Schokoladewaren gelten-
den Grundsätze und gibt in 3 Tabellen die
Untersuchongsergebnisse des Verfassers bekannt
Mit Recht wendet sich Hueppe gegen ein
zu starkesEntfetten desKakao und be-
merkt, daß dadurch statt einer Verbesserung
des Pjäparates trotz relativer Erhöhung des Ei-
weifigehaltes eine unverkennbare Verschlechter-
ung herbeigeführt wiid; der Fettgehalt des
Kakaopulvers soll nach Hueppe mindestens
20 pOt betragen. (Neumahn verlangt 30 pCt,)
Andererseits bemängelt er auch den über-
triebenen Fettzusatz bei Schokolade,
da hierdurch das natürliche Verhältnis der Be-
standteile zu stark verschoben würde und
schließlich nur noch schokoladeäbnliche
Fabrikate resultierten. Ungeformte Schokolade,
Schokoladenpulver — also sogen. Schoko-
ladenmehl, Puder-Schokolade — soll denselben
Bedingungen wie bei Schokolade entsprechen,
eine Forderung, der man eher zustimmen kann
als der Definition im Deutschen Nahrungsmittel-
bucb, nach welcher Schokoladenpulver eine Zu-
sammensetzung von Kakaomasse oder Kakao-
pulver (? !) mit höchstens 70 pCt Zucker usw.
darstelle; in dieser Definition Legt ein Wider-
spruch.
Der Hueppe'sthen Schrift ist die verdiente
Beaohtung sehr zu wünschen. P. Süß,
Die Alkaloidohemie in den Jahren 1900
bis 1904. Von Dr. Julius Schmidt,
Privatdozent an der Egl. Technischen
Hoehsehnle Stuttgart. Verlag von Fer-
dinand Enke, Stattgart. Preis : 5 Mk.
Im Jahre 1900 erschien von demselben Ver-
fasser eine Schrift «Ueber die foforscbung der
Konstitution und die Versuche zur Synthese
wichtiger Pflanzenalkaloide^ (vergl. Pharm.
CentraJh. 41 [1900], 541), in welcher der da-
malige Stand der AUaloidforsohung in klarer
und übersichtlicher AVeise geschildert war.
Hierzu bildet das vorliegende Buch gewisser-
maßen eine Fortsetzung, indem es die Ergeb-
nisse der Alkaloidohemie aus den Jahren 1900
bis 1904 zusammenstellt und namentlich an der
Hand von Strukturformeln darüber Ausschluß
gibt, wie weit sich die chemische Erforschung
der Alkaloide ihrem Ziele genähert hat. Bei
der großen Bedeutung, welche die Alkaloide für
die Medizin und folglich also auch für die
Pharmazie besitzen und bei dem verhältnismäßig
hohen Preis, den sowohl die Rohstoffe, Drogen
usw. und die Fabrikationsmethoden bedingen,
muß es ja als das Ziel der Alkaloidohemie be-
trachtet werden, für die einzelnen Pflanzenbasen
die Konstitution soweit aufzuhellen, daß es
auf grund dieser Kenntnisse möglich wird,
diese wichtigen Chemikalien aus einfachen,
leicht erhältlichen Stoffen synthetisch aufzu-
bauen. Bei manchen ist dies ia schon gelungen
und von den neueren Erfolgen auf diesem
Gebiet seien hervorgehoben die Synthese des
Nikotin durch Pietet, die Synthese des Atropin
durch Ladenburg^ die neue Synthese des Quanin
und damit aller zur Xanthingruppe gehörenden
Alkaloide wie Theophyllin, Theobromin und
Koffein durch W, Traube und andere mehr.
Bei der klaren und übersichtlichen Form, in
welcher der Verf. sein Thema zu behandeln
weiß , ist es ein wahres Vergnügen , sich
in die oftmals recht verwickelten Reaktionen
einführen zu lassen und es ist daher nur zu
wünschen, daß Schmidt nach einer gewissen
Zeit auch diesem Beriebt wiederum einen eben-
solchen folgen lassen wird, und daß wir auf diese
Weise auf dem für die pharmazeutische Chemie
so rasch bedeutsam gewordenen Gebiete der
Alkaloidchemie regelmäßige Zusammenfassungen
erhalten. J". Katx.
Les nouveautös chimiqaes poor 1906»
par Camille Poulenc, docteur hß scienees.
Nouveanx appareils de laboratoure, m^-
thodes nonvelles de recherches appli-
qu^ k la science et k Tindustrie^ aveo
203 figures intereal^ dans le texte.
Paris 1906. Librairie J.-B. Bailliere
et fils. 19; nie Hantefeuille. (314
Seiten Oktav.) Preis geheftet: 3,20 Mk.
Im ersten Kapitel finden wir Apparate zur
Bestimmung der Dichte, hoher Temperaturen
usw. Insbesondere sei u. a. ein Apparat zur
Bestimmung des spezifischen Gewichtes pulver-
förmiger Substanzen erwähnt
^Im zweiten Kapitel sind neue Brenner und
dergl. mehr beschrieben ; das dritte Kapitel ent-
hält elektrische Apparate.
Kapitel vier bringt analytische Appaiate, bei-
spielsweise zur Bestimmung von Koblenoxyd
und Kohlensäure und dergl. mehr.
Das fünfte und letzte Kapitel bringt Apparate
für bakteriologische Zwecke, insbesondere auch
neuartige Autoklaven. B. Th,
290
Verschiedene
üeber Abwässer-Beinigung.
Ab Mitglied der «CommuHion speciale
d'^tndee ponr r^pnration biologique des eanx-
vanneB et des eaax r^duaires industrielles»
beriehtet Dr. F, Schoofs in Lflttich in
emer längeren Abhandlung zunächst Aber
die biologische Reinigung der erstgenannten
Wässer.
Der Verfasser bespricht: 1. Die Ent-
stehung der biologischen Ver-
fahren und erwähnt das abwechselnd
arbeitende Oxydationssystem^ ferner das un-
unterbrochen arbeitende Oxydationsverfahren
und die Methode der Fauhräume. 2. Den
Mechanismus der biologischen
Reinigung. Derselbe besteht in Verän-
derungen ^ welche in einem Abflußwasser
vorgehen^ welches sich selbst flberlassen ist^
femer in Veränderungen^ welche ein Abfluß-
wasser in den Faulräumen erleidet, und end-
lich Veränderungen, welche ein Abfluß-
wasser in den Oxydationsschichten erleidet
3. Angaben, auf welche man sich
stützt, um den Rei nhei ts gr ad
eines Abflusses zu schätzen.
Aus den Mitteilungen des Verfassers geht
zum Schluß hervor, daß die große Zahl der
Versuche im Laboratorium und die von
vielen Städten in sehr großem Maßstabe
gemachten Proben der praktischen Anwend-
Mitteilunoeii.
ung gezeigt haben, daß die «eaux-vannes»
auf wirksame Weise durdi die biologischen
Verfahren gereinigt werden kOnnen. Die
Laboratoriumsversuche haben veranschaulicht,
daß nicht die mikrobienne Wirksamkeit allein
im Spiele ist, sondern daß man es mit ver-
schiedenen Faktoren zu tun hat, von denen
der gegenseitige Anteil noch nicht mit ge-
nügender Genauigkeit bestunmt ist Die
biologische Reinigung der Abflußwässer bleibt
demnach ein offenes Feld für neue Forsch-
ungen. BU,
Deutsche Pharmaceutische Oesellschaft.
Tagesordnung für die Donnerstag, den 5. April
1906, abends 8 Uhr, im Restaurant «Zorn fieidel-
beiger», Berlin KW., Dorotheenstraße, statt-
findende Sitzung.
1. Herr Dr. ^t^/-St Petersburg: Statistik der
in den Jahren 1890 — 1904 zur üntersuchuDg
gelangten zuckerhaltigen Hamen. Referent: F.
Ooldmann-Berlm,
2. Herr Dr. F, OMmatm 'BerUn: Die zur
quantitativen Bestinmiung des Harnzuckers be-
stimmten Gärungs-Saccharometer der Neuzeit
Eine kritische Besprechung.
3. Herr Dr. med. JbnnMcti- Bukarest, z. Zt.
Berlin: üeber die Fällbarkeit und quantitative
Bestimmung von Alkaloiden mit Hilfe von Ka«
lium wismutj odidlösung.
4. Herr Dr. med. Jormeseu: Ueber die Anti-
pyrinausscheidung aus dem menschlichen Or-
ganismus.
Brieffweehsel.
Heb. Nbg. in B. Wenn in der Wäsche
überhaupt noch Chlorkalk oder Calciom-
hypochlorit enthalten ist, so dürfte Befeuchten
mit Kaliumjodidstärkeiösung und verdünnter
Essigsäure den Nachweis wohl erbringen.
P, S.
B. Th. in T. Ein dem Emulgen (Pharm.
Gentnüh. 4& [1904], 66) ähnliches Präparat erhält
man nach Dr. Äufreehi durch Vermischen von
10 g Traganth, 5 g arabischem Oummi, 5 g
Glutin, 20 g Glyoenn, 10 g Alkohol und 80 g
Wasser. R M,
£«K*inM. Sterilisierte Alt-Tuber-
kulin- Injektionen können Sie von Bernhard
Hadra ^ Apotheke zum Weißen Schwan in
Berlin G 2, Spandauerstrasse 77 beziehen. Alt-
Tuberkulin (Koeh) wird durch Eindampfen
von Tuberkulose -Kulturen bei mäßiger Tem-
Iperatur gewonnen. Nachdem die Eulturf lüssig-
keiten auf Vh) ihres Volumens eingedampft sind,
werden die Bazillen durch Filtrieren entfernt.
Neu-Tuberkulin, auch Tuberkulin TB
genannt, ist eine wässerige, 20 pGt Glycrin ent-
haltende Aufschwemmung der unlöslichen Be-
standteile höchstfein zertrümmerter Bazillen-
leiber in äußerst feiner, emulsionsartiger Ver-
teilung. J7. M,
M« in Br. Harnfänger für Kinder sind
dem Geschlecht entsprechend geformte Glas-
röhren, die mittels Leukoplast in geeigneter
Weise am Körper befestigt werden. Auf ihr
röhrenartiges Ende wird ein Gammischlauch ge-
zogen und dieser in eine Hamflasche bezw.
Nachtgeschirr geleitet. Zu beziehen sind die-
selben in 2 Größen für Knaben und Mädchen
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Gegründet von Dr. Hermann Hager im Jahre 1859.
Erscheint jeden Donnerstag.
Bezugspreis vierteljährlich: durch Buchhandel oder Post 2,50 Mk., durch Geschäfts-
stelle im Inland 3,— Mk., Ausland 3,50 Mk. — Einzahle Nummern 30 Pf.
Anzeigen: die einmal gespaltene Elein-Zeile 30 Pf., bei größeren Anzeigen oder Nieder«
holungen Preisermäßigung.
Leiter der 1 Dr. Alfred Schneider, Dresden-A. 21; Sohandauer Str. 43.
Zeitschrift: J Dr. Paul Süß, Dresden-Blasewitz; Gustav Freytag-Str. 7.
Gesehäftflsteile: Dresden-A. 21; Schandauer Straße 43.
T
all 15.
Dresdeo, 12. April 1906.
Der neuen Folge XXVII. Jahrgang.
xLvn.
Jahrgang.
InhAlft: Chemie «nd Pharmael«: Zur Bostimmuug der Oxydierbarkeit, der ■uspendierten Stoffe und des Chlor-
gehaltes in ▲bwlaeem. — TaDnobromin. — Dionin and KodeYn. -^ Oxydation des Skopoün. — Zar Untersaohang
▼on gelbem Wachs. — Neue Arzneimittel. ~ Diphtherie-Heilserum. — PbarmakonottliGhe ]lltteUli]i||;en. —
11ierapeiitii€lie Mitteiliiiieen. — Bfichersohan. — Yenehiedene HitteiliuiK«]!.
Ohemie und Pharaiacie.
Zur
BeBtünmung der Oxydierbarkeit,
der suspendierten Stoffe und des
Chlorgehaltes in Abwässern.
Mitteilung aus dem chemischen untersuch ungs-
amte der Stadt Chemnitz
von
Dr. Ädalbert Segin.
Durch einen wirksam ausgeführten
biologischen Reinigungsprozeß werden
in Abwässern in erster Linie die ana-
lytischen Werte ffir Oxydierbarkeit,
Glfihyerlust, organischen Stickstoff, Albu-
minoidstickstoff und organischen Kohlen-
stoff vermindert, vielfach tritt auch eine
Oxydation des Stickstoffs zu salpetriger
und Salpeter-Säure ein ; andere Yerbind-
ungen dagegen, wie Chloride, werden nur
in ganz unbedeutendem Maße beeinflußt.
Bei vielen Abwässern, insbesondere
solchen städtischer Herkunft, erfolgt,
wie Dunbar und Thumyn^) durch zahl-
reiche Untersuchungen festgestellt haben.
die Herabsetzung der oben genannten
Werte in gleichem Maße; es genfigt
daher im allgemeinen, nur einen der-
selben zu bestimmen, ein Umstand, der
insbesondere bei vergleichenden Massen-
untersuchungen ins Gewicht fällt. Wegen
der leichten Ausführung und relativen
Zuverlässigkeit eignet sich ffir genannten
Zweck vorzfiglich die Ermittlung der
Oxydierbarkeit. Dieselbe vnrd bekannt-
lich in verschiedenen Ländern verschie-
den ausgeffihrt. In England, wo die
Abwässerfrage eine sebr bedeutende
Rolle spielt, geschieht sie meist mittels
des sogenannten Four-hours- oder des
three-minutes' test (vier Stunden oder
drei Minuten-Probe), welche in der Weise
ausgeffihrt wird, daß man eine abge-
messene Menge Abwässer mit verdfinnter
Schwefelsäure und einer bestimmten An-
zahl ccm Permanganatlösung von be-'
0 Dunbar und Thumvh^ Abwässerreinigungs-
frage, München 1905.
292
kanntem Gehalt vier Stunden bezw. drei
Minaten in einer verschlossenen Flasche
stehen läßt, hierauf Jodkalium zusetzt
und das in Freiheit gesetzte Jod mit
Natriumthiosulfat zurficktitriert ; so er-
fährt man die Menge des unzersetzt ge-
bliebenen Permanganates, woraus sich
der verbrauchte Sauerstoff berechnet.
Die sogenannte «Bebrfitungsprobe» (In-
cubatortest), die Bestimmung des ver-
brauchten Saueratoffs vor und nach
sechstägigem Stehenlassen des Abwassers
im Brutschrank, wird ebenfalls fast aus-
schließlich in England angewandt.
Li Deutschland hat die zur Bestimm-
ung der Oxydierbarkeit ausgearbeitete
Methode von Ktibel wohl die größte
Verbreitung gefunden. Bekanntlich er-
mittelt sie die Menge Kaliumperman-
ganat bezw. Sauerstoff, welche nach
einer Siededauer von zehn Minuten zur
Oxydation der im Wasser gelösten so-
genannten «organischen» Stoffe ver-
braucht wird. Sie wird gewöhnlich in
der Weise ausgeführt, daß man eine
bestimmte Menge des entsprechend ver-
dünnten Abwassers mit 5 ccm Schwefel-
säure 1 : 3 und einem solchen Ueber-
schuß an Permanganatlösung versetzt,
daß die rote Farbe auch bei dem nun
folgenden Kochen nicht verschwindet,
hierauf zehn Minuten sieden läßt (um
ein gleichmäßiges, ruhiges Sieden zu
ei*zielen, eignen sich am besten hirse-
komgroße, von oxydablen Stoffen be-
freite Bimsteinstückchen), die über-
schüssige Permanganatiösung mittels
Oxalsäure wegnimmt und wieder bis
zur bleibenden, eben sichtbaren Rosa-
färbung titriert.
In welcher Weise das genannte Oxy-
dationsmittel unter Innehaltung der vor-
geschriebenen Bedingungen auf die im
Wasser enthaltenen organischen Stoffe
einwirkt, hängt natürlich von der Art
und Menge derselben ab. Ist der Gehalt
an oxydablen Körpern sehr gering, so
ist anzunehmen, daß dieselben innerhalb
der zehn Minuten Siededauer vollständig
oxydiert werden; es müßte also auch
in diesem Falle bei gesteigertem Zusatz
von Permanganatiösung der Verbrauch
an Permanganat sich nicht wesentiich
ändern. Sind dagegen organische Körper
in großer Menge zugegen, so wird nur
ein gewisser Prozentsatz derselben oxy-
diert, und der Permanganatverbrauch
müßte durch wechselnden Znsatz von
Permanganatlösang zur Titration ein
anderer sein. Diese Vermutungen an
einigen Beispielen durch das Experiment
zu bestätigen, war der Zweck der mit-
geteilten Untersuchungen.
Verarbeitet wurden zunächst zwei
Proben Wasser (Versuch I und II) der
hiesigen städtischen Wasserleitung ; wie
aus den angegebenen Resultaten her-
vorgeht, ist die Aenderung des Per-
manganatverbrauches, selbst bei Titra-
tion mit der 2 V2 fachen Menge Perman-
ganatiösung, unbedeutend :
Versuch I. Leitungswasser.
Titriert 100 ccm mit ccm
PermanganaÜösung 10,0 12,0 14,0 16,0 18,0 20,0 22,5 25,0
Verbraucht mg KMn04 für 1 L 3,36 3,53 3,53 3,86 3,69 3,86 3,92 4,03
Versuch IL Leitungswasser.
Titriert ICO ccm mit ccm
Permanganatiösung 10,0 12,0 14,0 16,0 18,0 20,0 22,5 2ö,(>
Verbraucht mg KMnO^ für 1 L 4,03 4,20 4,26 4,20 4,26 4,32 4,37 4,37
Etwas anders verhielten sich einige
Proben Brunnenwasser (Versuch III, IV,
V), die bei Verwendung der doppelten
brauch an Permanganat um 2,2 — 1,4
— 1,4 mg, bei Titration mit der 3V2-
fachen Menge um 3,2 — 3,8 und 5,0 mg
Menge Permanganatiösung ihren Ver- i erhöhten :
Versuch III. Brunnenwasser.
Titriert 100 ccm mit ccm
Permanganatiösung 10,0 12,0 14,0 16,0 18,0 20,0 22,5 25,0 27,5 30,0 32,5 35,0
Verbraucht mg K M nO^
für 1 L 12,4 12,7 13,75 14,4 14,4 14,6 14,7 14,6 14,6 14,8 15,3 15,6
293
Versuch IV. Brunnenwasser.
Titriert 100 ccm mit cem
Permanganatlösung 10,0 12,0 14,0 16,0 18,0 20,0 22,5 2d,0 27,5 30,0 32,5 35,0
Verbraucht mg KMn04
für 1 L 10,3 11,1 11.2 11,5 tl,7 11,7 12,4 12,4 13,5 13,9 14,1 14,1
Versuch V. Brannenwass e^r.
Titriert 100 ccm mit ccm
Permanganatlösung 10,0 12,0 14,0 16,0 18,0 20,0 22,5 25,0 27,5 30,0 32,6 35,0
Verbraucht mg EMn04
für 1 L 8,9 9,2 9,4 9,8 10,2 10,3 10,:^ 11,9 12,8 13,7 13,7 13,9
Wie vorauszusehen war, vergrößerten
sich diese Differenzen ganz erheblich
bei Abwässern mit hohem Gebalt an
oxydablen Stoffen ; diese Proben wurden
teils im Verhältnis 1 : 2 (Versuch VI
und VID, teüs 1 : 4 (Versuch VIIl, IX,
X) verdünnt zur Titration verwendet.
Bei ersteren erhöhte sich durch Zusatz
der doppelten Anzahl ccm Permanganat-
lösung die Oxydierbarbeit um 32 und
20 mg, bei letzteren (Vlil, IX und X um 7 1 ,
29 und 53 mg:
Versuch VI. Konzentr. Kanal-Abwasser.
Titriert 50,0 : 1(K\0 verdünnt
mit ccm Permanganatlösung 10,0 11,0 12,0 13.0 14,0 15,0 16,0 1V,0 18,0 20,0
Verbraucht mg KMn04 tür 1 L 93,8 97,4 98,7 108.0 113,0 110,6 111,9 119,8 122,4 126,7
Versach VII. Konzentr. Eanal-Abwasser.
Titriert 50,0 : 100,0
verdünnt mit ccm
Permanganatlösg. 10,0 11,0 12,0 13,0 14,0 15,0 16,0 17,0 18,0 20,0 22,5 26,5
Verbraucht mg KMnO^
für l L 53,2 55,3 58,5 65,2 63,8 65,8 66,5 67,2 67,8 73,0 75,8 78,5
Versuch VIII. Konzentr. Kanal-Abwasser.
Titriert 25.0 : 100,0 verdünnt
mit ccm Permanganatlösung 20,0 22,5 25,0 27,5 30,0 32,5 36,0 40,0
Verbrauch in mg KSinO^ 203 2lt) 219 233 238 2,60 272 274
Versuch IX. Konzentr. Kanal-Abwasser.
Titriert 25,0 : 100 mit ccm
Permanganatlösung 15,0 17,5 20,0 22,5 25,0 27,5 30 40,0
Verbraucht mg KMnO^ für 1 L 124 129 138 144 147 151 153 162
Versuch X. Konzentr. Kanal-Abwasser.
Titriert 25,0 : 100,0 mit ccm
PermanganaÜösung 17,5 2y,0 22,5 25,0 30,0 36,0 40,0
Verbrauch in mg KMnO^ 201 214 224 233 241 254 268
des hiesigen Gaswerkes (Versuch XI
und XU):
Eine geringere Zunahme, nämlich um
18 und 20 mg ergaben unter den
gleichen Bedingungen zwei Abwässer
Versuch XL Verdünntes Abwasser eines Gaswerkes.
Titriert 25,0 : 100,0 mit ccm
Permanganatlösung 20,0 22,0 24,0 26,0 28,0 30,0 32,5 36,0 40,0
Verbrauch in mg KMnO^ 143 146 146 148 152 153 153 155 161
Versuch XU. Verdünntes Abwasser eines Gaswerkes.
Titriert 25,0 : 100,0 mit ccm
Permanganatlösung 15,0 17,5 20,0 22,5 25,0 27,5 30,0 35,0
Verbrauch in mg KMn04 178 185 190 193 194 195 198 203
Elinige stark verdünnte Eanalwässer von nur 3,3 und 1 mg, während eine
(XIU und XK), von denen je 100 ccm verdünnte Hamlösung um 86 mg zu-
titriert wurden, ergaben eine Erhöhung , nahm :
296
wird. Wie Versuch XX und XXI zeigen,
betrugen die Unterschiede 2 bis 6 mg
bei einer Differenz der Siededauer von
5 Minuten, welcher Fall ja hü einiger-
maßen genauen Arbeiten ausgeschlossen
ist, und nur etwa 1 mg bei einem Siede-
dauerunterschied von 1 bis 2 Minuten;
es kann also ein derartig geringes
Abweichen von der vorgeschriebenen
Siedezeit den Wert der Oxydierbarkeit
nur ganz unbedeutend beeinflussen.
Ebenso unwesentlich waren die Schwank-
ungen, wenn das Gemisch von Abwasser,
verdünnter Schwefelsäure und Perman-
ganatlösung vor dem Erhitzen einige
Zeit bei gewöhnlicher Temperatur stehen
gelassen wurde, wie dies ja in der
Praxis leicht vorkommen kann. Die
Versuche XXII und XXIII erstreckten
sich über eine Zeitdauer von 5, 10 und
15 Minuten:
Veisuch XXII. Konzentr. Kanal-Abwasser.
Titriert 25,0 : 100,0
Verbrauch an KMnO^
Das Erhitzen erfolgt nach Zasatz des Permangaoates
sofort nach 5 10 15 Minuten
250,5 252 253 L'56
Versuch XXEl. Konzentr, Kanal-Abwasser.
Titriert 25,0 : 100,0
Verbraach an KMn04
Das Erhitzen erfolgte nach Zasatz des Permanganates
sofort nach 5 10 ' 15 Minuten
191 192 194 194
Selbstredend wird es trotz der mini-
malen Differenzen das Bestreben des
gewissenhaften Analytikers sein, bei
jeder Bestimmung die vorgeschriebenen
Bedingungen g^nau einzuhalten.
Zur Ermittelung der suspendierten
Stoffe dienen bekanntlich zwei Ver-
fahren, ein direktes und ein indirektes.
Nach ersterem soll eine bestimmte Menge
Abwasser durch ein bei 100 bis 120^
getrocknetes und gewogenes Filter von
bekanntem Aschengehdt filtriert, das
Filter samt Rückstand bei der gleichen
Temperatur bis zum konstanten Gewicht
getrocknet und gewogen werden. Durch
Veraschen des Filters erhält man die
anorganischen (mineralischen) Stoffe, die
Differenz zwischen diesen und der Ge-
samtmenge ergibt die organischen (ver-
brennlichen) Stoffe. Nach der indirekten
Methode werden gleiche Mengen des
unflltrierten und filtrierten Wassers ein-
gedampft, der Rückstand 3 Stunden bei
100^ getrocknet und gewogen. Die
Differenz zwischen Rückstand des un-
filtrierten und filtrierten Wassers gibt
die suspendierten Stoffe an, auf die
gleiche Weise erhält man ans der Differenz
zwischen Glührückstand des unfiltrierten
und filtrierten Wassers die anorganischen
und organischen Körper.
Bei den Untersuchungen, wie sie seit
Errichtung der hiesigen Versuchsklär-
anlage in größerem umfang an unser
Institut herangetreten sind, benutzen
wir ausschließlich die direkte Methode.
Da das Abwasser nur langsam durch
die Filter geht, werden stets nur je
100 ccm der gut durchgeschüttelten
Probe in Arbeit genommen. Diese
Menge wird möglichst rasch abgemessen,
wobei während des Abfüllens der Inhalt
der Flasche, um eine Entmischung zu
verhüten, stets in schüttelnder Bewegung
gehalten wird. Man bedient sich hierbei
am besten der Hilfe eines Mitarbeiters.
Das zum Abfüllen verwendete 100 ccm
Kölbchen wird mehrmals mit destilliertem
Wasser nachgespült, die vereinigten
Flüssigkeiten kurze Zeit stehen gelassen
und das Filtrieren eventuell Amxh
schwaches Saugen beschleunigt. Bei
sehr schwer filtrierenden Wässern, die
starkes Saugen erfordern, kann man dem
eventuell zu befürchtenden Zerreißen des
Filtei*s durch Benutzung eines Platin-
konus vorbeugen. Nach dem Abtropfen
werden die Filter auf den Trichtern
kurze Zeit (etwa V4 Stunde) in den
Dampftrockenschrank gebracht, bis die
Hauptmenge des Wassers verdunstet ist,
noch in feuchtem Zustande gefaltet und
in den Wägegläschen bei 110 bis 1200 r
2V2 bis 3 Stunden getrocknet und ge-
297
wogen.
Nach dieser Zeit war bei allen
konliollierten Proben Gewichtskonstanz
eingetreten. Wie Versuch XXIV zeigt,
ergaben einige Parallelbestimmungen
gut übereinstimmende Resultate, während
bei vergleichenden Untersuchungen zwi-
schen direkter und indirekter Methode
letztere etwas höhere Werte lieferte,
obwohl auch hier die Rückstände bei
120^ getrocknet worden waren:
Versuch XXIV. Parallelbestimmungen der direkten Methode.
(Die Zahlen geben den Gehalt an suspendierten Stoffen in mg im L an; a und b Parallel-
versuche.)
a.
Geeamtat
168
r. !
Organ. Anorg.' Gesamtst.
81 87 1 79
II.
Organ.
25
Anorg.
54
Gesamtst.
55
ni.
Organ.
26
Anorg
29
3:^
53 51
27
24
•
Gesamtst.
161
V.
Organ.
öl
Anorg.
110
170
89
I Gesamtst.
78
81
85
IV.
Organ.
27
Anorg.
51
b.
69
13
56
170
60
110
Versuch XXV. Parallelbestimmungen zwischen direkter (a) und
indirekter (b) Methode.
(Zahlen betreffend wie bei XXIV).
a.
b.
'jesamtst.
115
I.
Organ.
36
Anorg.
79
Gesamtst.
250
II.
Organ.
84
Anorg.
166
Gesamtst.
344
m.
Organ.
131
Anorg.
213
165
a.|
Ö9
Gesamtst.
180
96 I 293
IV.
Organ.
97
131
162
Anorg.
83
Gesamtst.
204
360
V.
Organ.
70
142
218
Anorg.
134*
b. I 210
106
104
232
94
138
Einige früher hier ausgeführten
Parallelversuche hatten nach der in-
direkten Arbeitsweise einen etwas nie-
drigeren Gehalt an suspendierten Stoffen
ergeben als nach der direkten, nämlich :
Indirekt
Direkt
80 mg gegen 101 mg
85 mg » 88 mg
146 mg » 167 mg
Ohne Zweifel verdient, was ja auch
anderweitig erprobt ist, die direkte
Methode in der oben angegebenen Aus-
führung den Vorzug vor der indirekten,
die nicht nur eine bedeutende Mehrarbeit
erfordert, sondern auch unzuverlässiger
ist, da durch das stundenlange Ein-
dampfe sich möglicherweise organische
Körper umsetzen und verflüchtigen
können; femer geschieht die Wägung
des sehr hygroskopischen Rückstandes
in einer offenen Platinschale*), welcher j
Nachteil bei der direkten Methode wegfällt.
Trocknet man bei der Benutzung der
letzteren Arbeitsweise mit den ver-
wendeten Filtern gleichzeitig die neuen^
so kann man im Tage bequem 10 bis
15 Bestimmungen ausführen.
Einer der Werte, welcher durch die
Reinigung der Abwässer nur unbedeutend
beeinflußt wird, ist der Gehalt an Chlor ;
daher kann die Bestimmung desselben
als Kontrolle für die richtige Probeent-
nahme dienen. Sie geschieht wohl fast
durchweg nach Mohr mit Silbemitrat
und. Ealiumdichromat als Indikator.
Bekanntlich soll diese Titration nur in
neutraler Lösung geschehen; da nun
aber Abwässer in der Mehrzahl der
Fälle Ammoniak in irgend einer Form
*) Dieser Nachteil könnte behoben werden
durch Benutzung von gut schließenden Wäge-
gläschen, in welche die Platinschalen aufgenommen
werden.
296
euthalten, war es von luteresse festzu-
BtelleD, wie w€(it die Gegenwart eines
Ammoniaksalzes die genannte Reaktion
beeinflnssen kann. Zu diesem Zwecke
wurde die Lösung eines Chlorides, ent-
haltend 86 mg Chlor im Liter, mit ver-
schiedenen Mengen einer Auflösung von
1 g kohlensaurem Ammonium zu einem
Liter Wasser versetzt, und hierauf der
Chlorgehalt wieder ermittelt Versuch
XXVI enthält die gewonnenen Re-
sultate :
Zagesetzte^Menge
Ammoniumkar-
boDAt in mg im
L der Chlorid-
lösang
Titrierter Gehalt
an mg Chlor
Versuch XKVI. Lösung, enthaltend 86 mg Gl im Liter
20 40 60 80 100 120 140 160 ISO 200 250 300 400 500
86 86 86 86 86,4 86,4 86,6 86,6 86,4 86,6 88 89 89 9o
Es geht daraus hervor, daß selbst die
Gegenwart von so bedeutenden Mengen
koUensaurem Ammonium, wie sie Ab-
wässer selten führen, den Chlorgehalt
so wenig beeinflußt, daß sie für die
Praxis der Massenuntersuchungen, bei
denen es sich nur um Vergleichswerte
handelt, als belanglos gelten kann.
Tannobromin
ist nach Dr. Aufrecht (Pharm. Ztg. 1905,
880) ^ rötlich gelbes; amorphes Pulver
von schwachem eigentfimKchen Oemche und
Geschmack. Es ist in Wasser und Glyoerm
nnlOslich^löst sieh aber in 90proc.Wdingeist, ver-
dünnten Natriumkarbonat und Boraxiösmigen.
Es Mt sieh bis auf 120<^ erhitzen, ohne
sieh zu verändern. Bei höherer Temperatur
zersetzt es sieh unter starkem Aufblähen
und Entwickelung von Bromdämpfen. Beim
Verasdien erhält man dnen kaum nennens-
werten gelblichen Rflckstand.
Em T^l Tannobromin, mit 10 Teüen
Wasser eine Mmute lang geschüttelt, liefert
ein farbloses Filtrat, das weder rotes noch
blaues Laekmuspapier verändert 1 g Tanno-
bromin mit 10 ocm 25 proc. Salpetersäure
in weitem Rohre Übergossen, gibt unter
Schäumen eine rotgelbe Lösung, die, mit
Wasser verdünnt, klar bleibt und auf Zusatz
von Silbemitrat SUberbromid abscheidet
Gefunden wurden 30,313 pGt Brom. An-
gewendet wu^ es gegen Erkrankungen der
Kopfhaut.
Vergldehe auch Pharm. Centralh. 44
[1903), 849. Ä M.
Dionin und Kodein
unterscheidet man nach N, D, Bodionon
(Pharm. Ztg. 1905, 561) mittels des
TFa^ner'schen Reagens. Dieses besteht aus
12,7 g Jod und 18 g Kaliumjodid in einem
Liter Wasser gelöst Fügt man zu 2 oem
emer 1 proc salzsauren Kodelnlösung zehn
Tropfen Wagner'^ Reagens, so entsteht
sofort ein pulveriger dunkehrotbrauner Niedw-
schlag, der bei starkem Schütteln seine
Farbe nicht ändert und sich sofort
wieder zu Boden setzt Eine Iproc. Dionin-
iösung, ebenso behandelt, ergibt einen
Niederschlag von gleicher Art und Farbe.
Dieser aber wird bei starkem Schütteln
flockig, nimmt eine braunorange Färbung
an und steigt an die Oberfläche der Flüssig-
keit. Die Reaktionen kommen sowohl in
neutraler, wie auch in schwefel- oder salz-
saurer Lösung zustande. Wichtig ist jedoch
sehr starkes Schüttein, wozu sich Reagens-
gläser mit Giasstopfen am besten eignen.
H. M.
Bei der Oxydation des Skopolin
mit Ghromsäure und Schwefelsäure entsteht
nach den Untersuchungen von E, Schmidt
keine Tropinsäure, ein TeO der Base geht
dabei m Skopoligenin über, em anderer
Teil zersetzt sich vollständig unter Bildung
von Kohlendioxyd und Methylamin und
außerdem entsteht eine geringe Menge emer
sauerstoffreien Base, welche 6 Atome Kohlen-
stoff enthält Das Oolddoppelsalz und das
Platindoppelsalz dieser Base stimmen in
der Form und dem Schmelzpunkt mit den
betreffenden Verbmdungen des P}Tidin-
methylchlorides überem. J. K
Apoth,'Ztg, 1905, 669.
299
Zur Untersuchung von gelbem
Wachs.
Von Dr. P. Bohrüch und Rudolf Richter,
(Fortsetzung von Seite 278.^
Nachdem die allgemeinen Pröfnngs-
methoden, die bei der Wachsnntersnch-
ong in frage kommen, im Vorhergehenden
beschrieben, und teilweise auch einer
kritischeuBesprechungunterzogenworden
sind, soll der zweite Teil unserer Arbeit
die einzelnen Fälschung&nuttel behandeln
und die speziellen Vorschriften wieder-
geben, welche zu ihrer Erkennung dienen.
ZnrVerfälschung des Bienenwachses
werden hauptsächlich : Paraffin, Ceresin,
Japsmwachs,Carnaubawachs,Chinesisches
Wachs, Harze (Kolophonium), Stearin-
säure und Talg benutzt.
Paraffin und Ceresin bilden
wohl das häufigste Verfälschungs-
mittel des Bienenwachses. Beide Kör-
per sind in chemischer Beziehung
Kohlenwasserstoffe , welche entweder
aus Petroleum oder Braunkohlenteer
dnrch Destillation erhalten (Paraffine),
oder als Erdwachs in verschiedenen
Ländern in natürlichem Zustande vor-
kommen (^Ozokerit) und bergmännisch
gewonnen werden (Ceresine).
Das Paraffinum solidum des D. A.-B.
IV ist mittels Schwefelsäure und Tier-
kohle gereinigtem Erdwachs. Die Par-
affine und Ceresine unterscheiden sich
hauptsächlich durch ihren Schmelzpunkt.
Während die 3 gebräuchlichsten Handels-
paraffine den Schmelzpunkt 40^ bis 42^,
460 bis 480 and 500 bis 52« besitzen,
haben die Ceresine bedeutend höhere
Schmelzpunkte : 60^ bis 62^, 64° bis 66»
und 70<> bis 72^ (nach Berg, Chem.-Ztg.
1903, 753). Das spez. Gewicht der
Paraffine bewegt sich in weiten Grenzen ;
es schwankt von 0,820 bis 0,940. Das
spez. Gewicht der Ceresine beträgt 0,920
bis 0,940. Nach diesen Zahlen erniedrigt
Paraffin sowohl das spez. Gewicht als
auch den Schmelzpunkt bei Wachs-
gemischen, während Ceresin nur das
spez. Gewicht herunterdrückt.
Die Erkennung von Paraffin
und Ceresin im Wachs geschieht am
sichersten mit Hilfe der v. HübPseheu
Probe. Durch Paraffin und Ceresin
{werden Säurezahl, Esterzahl und Ver-
seifungszahl des Wachses erniedrigt.
Obgleich bereite von K, Dieterich, und
anderen Forschem in selbstbereiteten
Paraffin- und Ceresin- Wachsgemischen
die V. HübC&dien Zahlen sowie der
Schmelzpunkt und das spez. Gewicht
bestimmt worden sind, haben auch wir
uns Paraffinwachsgemische hergestellt
und von diesen die r. //wöfschen Zahlen,
sowie das spezifische Gewicht (nach 2
Methoden) und den Schmelzpunkt er-
mittelt. (Vergl. Tabelle H und HI.)
Wie früher schon von Dlu/M (Pharm.
Ztg. 1900, 180), Berg (Chem.-Ztg. 1903,
753) und Anderen erwähnt wird, kann
man Ceresin- und Paraffinzusätze nach
beendigter Verseifung leicht daran er-
kennen, daß die Verseifungsfiüssigkeit
in diesem Falle trübe aussieht, und je
nach den Mengen dieser Körper kleine
Kügelchen oder größere c Fettaugen»
auf der Oberfläche schwimmen. Solche
Zusätze treten namentlich dann in die
Erscheinung, wenn man die überschüssige
Kalilauge nach Beendigung der Verseif-
ung mit Salzsäure zurttcktitriert hat.
Wir machten bei den selbstangefertigten
Paraffin Wachsgemischen die Beobachtung,
daß Paraffinzusätze von nur 5 bis 10
pCt, die man durch die Zahlen der
V. Eübrschen Probe unter Umständen
nicht nachweisen kann und die vorder
Neutralisation mit Salzsäure nicht be-
merkbar waren, nach der Neutralisation
dagegen deutlich erkannt werdenkofinten.
Nach Berg gibt auch folgende Probe
einen guten Au&chluß über Verfälsch-
ungen mit Kohlenwasserstoffen: Nach
der Endtitration der v. -Ht^ifschenVer-
seif ung erhitzt man nochmals zum Kochen
und setzt dann vorsichtig und unter
kräftigem Umschütteln das gleiche Vo-
lumen siedenden Wassers hinzu. Bleibt
hierbei die Flüssigkeit klar, so sind
keine irgendwie erheblichen Mengen
Kohlenwasserstoffe vorhanden. Sind
diese zugegen, scheiden sie sich nach
dem Wasserzusatze vollständig aus, sodaß
man sie nach dem Erkalten abheben,
in siedendem Alkohol reinigen und zur
Schmelzpunktbestimmung und quantita-
300
tiven Kontrolle der v. HübCschen Zahl
benutzen kann.
Zwei quaUtative Prüfungen auf Ceresin
und Paraffin wollen wir nur kurz er-
wähnen, da sie nicht als zuverlässig
gelten und durch die v. HübCsche Probe
verdrängt worden sind. Die eine, welche
darauf beruht, daß Wachs mit Schwefel-
säure erwärmt, verkohlt, während die
die Kohlenwasserstoffe nicht angegriffen
werden, ist von Dtdlo (Ztschr. f.
analjrt. Chem. 2, 510), Lüs Bodart
(ebenda 6, 252) und Hager (ebenda 9,
419) angewendet und empfohlen worden.
Die andere Reaktion rührt von Hager
her (ebenda 19, 241) und besteht in
Kochen des Wachses mit Sodalösung
und Zusätze von Benzol. Buchner hat
mit gutem Erfolge die Weinwurm'' ^oh^
Methode zum Nachweise des Paraffins
verwendet. Nach Weiniourm werden
5 g Bienenwachs mit 25 ccm alko-
holischer V2iiormaler Kalilauge unter
gleichzeitigem Abdampfen des Wein-
^geistes vei^eift und nach dem vollstän-
digen Entifemeu desselben mit etwa
20 ccm Qlycerin versetzt. Man erwärmt
bis zur vollständigen Lösung im Wasser-
bade, erhitzt darin noch einige Minuten
weiter und fügt nun 100 ccm kochendes
Wasser hinzu. Reines Wachs gibt eine
klare Lösung, während die unverseif-
baren Paraffine usw. in Glycerin unlös-
lich sind und schon in Mengen von
5 pCt eine starke TVübuhg verursachen.
Nach Z. Dieterich und Berg gibt auch
die mehr oder weniger vollkommene
Löslichkeit des Wachses in Chloroform
(vergl. S. 213) einen gewissen Anhalt,
ob dasselbe mit Para^n oder Ceresin
verfälscht ist. Ebenso können größere
Mengen von Paraffin und Ceresin mittels
des Refraktometers erkannt werden
(vergl. S 212).
Eine der besten Methoden, um Kohlen-
wasserstoffe in Bienenwachs quantitativ
zu bestimmen, ist diejenige von A, und
P. Buisine (Monit. scient. 1890, 1134):
2 bis 10 g Wachs werden mit der
dreifachen Menge Kalikalk (Aetzkali und
Aetzkalk) auf 250^ C erhitzt. Der
gepulverte Rückstand wird mit Aether
extrahiert, der Auszug filtriert, ab-
destilliert und der Rückstand getrocknet
und gewogen. Da gelbes Wachs nur
12 bis 14,5 pCt Kohlenwasserstoffe auf-
weist, kann man 3 pCt Ceresin oder
Paraffin noch niit Sicherheit erkennen.
Ist: p = pCt Kohlenwasserstoff,
C = Paraffin- oder Ceresin-Zusatz,
13,5 = der mittlere Kohlenwasser-
stoffgehalt des Wachses, so ist:
^ 100 p — 1350
^ 86,5
Ahrens und Hett (Ztschr. f. öffentl.
Chem. 1899, 91) haben einen besonderen
Apparat konstruiert, mit HUfe dessen
sie die Kohlenwasserstoffe nach dem
Verfahren von Buisine bestimmen. E^
würde aber zu weit ffihren, an dieser
Stelle das Verfahren zu beschreiben.
Wir verweisen auf ein diesbezügliches
Referat in der Pharm. Centralh. 40
[1899], 445.
Die quantitative Bestimmung der
Kohlenwasserstoffe kann man auch mit
Hilfe der v. üwfc/'schen Verseifungszahl
leicht ermitteln (nach Benedikt- Ulxer,
Unters, d. Fette u. W.).
■ Ist: 95 = die mittlere V.-Z. des reinen
Wachses,
K = V.-Z. der verfälschten Probe,
P = Gehalt an Kohlenwasser-
stoffen, so ist
100 K
P == 1^^ - -95-
Für die annähernde Schätzung des
Paraffin- und Ceresin-Gehaltes in Wachs-
gemischen sind die Tabellen von Wagner,
K. Dieterichund die Seite 210 angegebene
Tabelle Nr. 3 gut zu, verwerten. Auch
die kalte Verseifung nach Henriques
gibt, wie schon erwähnt, Aufschluß über
die Mengen der zugesetzten Kohlen-
wasserstoffe.
Die Frage, ob ein mit^Kohlenwasser-
stoffen verfälschtes Wachs Paraffin oder
Ceresin enthält, ist nicht leicht zu be-
antworten. Im Grunde genommen i^t
es ja vollständig gleichgültig, welcher
von beiden Körpern vorhanden ist, da
sie in chemischer Beziehung . nahe
verwandt sind. Am besten vermag noch
der Schmelzpunkt und die Refraktion
Aufschluß zu geben. Man benutzt
301
hierzu gegebenen Falles die nach den
Befy'schen Angaben bei der v. kubi-
schen Verseifung abgeschiedenen Kohlen-
wasserstoffe. —
Von den Harzen dient größtenteils
Kolophoninm zur Fälschung des Wachses.
Man unterscheidet in der Phannacie
hauptsächlich zwischen gelbem und rotem
Kolophonium. Die Eennzahlen (Kon-
stanten) von gelbem Kolophonium sind
(nach Beckurts und Brüche): Spec. Gew.
1,067, Säurezahl: 185, Esterzahl: 0,
Verseifungszahl 185. Die Kennzahlen
von rotem Kolophonium: Spez. Gew.
1,071 bis 1,080, Säurezahl: 173 bis
186, Esterzahl: 0 bis 12, Verseifungs-
zahl: 179 bis 193. Nach K. Dieterich
erhöht ein Zusatz von Kolophonium zu
Wachs das spez. Gewicht, die Säure-
und die Verseif nngszahl und drückt die
Esterzahl herab. Kolophonium erhöht
auch den Schmelzpunkt, da es erst bei
90 bis 100<^ C schmilzt (manche Sorten
erst bei 120 bis 130^).
Die V. Hübe sche^robe und in Zweifels-
fällen die Buchner-Zahl geben guten
Aufschluß über die Anwesenheit von
Kolophonium im Wachs. Auch durch
die äußere Beschaffenheit und den Geruch
der Probe läßt sich ein Kolophonium-
zusatz zu Wachs leicht erkennen (vergl.
S. 207).
Von qualitativen Reaktionen seien
folgende erwähnt: Zunächst hat das D.
A.-B. IV zwei Prüfungen aufgenommen,
die Alkoholprobe und die Sodaprobe.
Beide zeigen außerdem die Gegenwart
von Stearinsäure an, letztere gleichzeitig
noch Pflanzenwachs und Talg.
Die Alkoholprobe lautet: «i g
gelbes Wachs soll mit 20 ccm Wein-
geist während einiger Minuten gekocht
und nach einer Stunde abfiltriert eine
Flüssigkeit geben, die weder blaues
Lackmuspapier röten, noch durch hinzuge-
fügtes Wasser stark getrübt werden soll.»
Um die Vorschriften des Arzneibuches
ausprobieren zu können, haben wir uns
Kolophonium- und Stearinsäure- Wachs-
gemiscbe hergestellt, und zwar solche
mit 1 pCt, 2 pCt, 3 pCt und 10 pCt
Kolophonium bezw. Stearinsäure. Diese
Gemische nun sind von uns nach dem
Arzneibuch auf Kolophonium und Stearin-
säure geprüft worden und dabei ist uns
Mehreres aufgefallen. Das alkoholische
Filtrat, das durch Kochen von Wachs
mit Weingeist hnd Abkühlenlassen er-
halten worden ist, wird durch Lack-
muspapier nicht sofort gerötet, auch
wenn 10 pCt Kolophonium oder Stearin-
säure vorhanden sind, hingegen sofort
nach Wasserzusatz oder wenn das Lack-
muspapier vorher mit Wasser ange-
feuchtet worden ist. Es dürfte infolge-
dessen zweckmäßig sein, die Prüfung
mit Lackmuspapier in dem mit Wasser
verdünnten Filtrate vorzunehmen. Im
übrigen gibt auch reines Wachs eine
schwache |iötung, von Spuren gelöster
Cerotinsäure herrührend, sodaß das P.
A.-B. IV ruhig die Fassung des D. A.-B.
ni hätte beibehalten können, das eine
schwache Rotfärbung zuließ. Das Ver-
dünnen des alkoholischen Filtrates zeigt,
wenn es vorsichtig ausgeführt wird,
deutlich die Anwesenheit von Kolophonium
und Stearinsäure an, ja es kann in
Zweifelsfällen darüber Aufschluß geben,
ob Kolophonium oder Stearinsäure vor-
handen ist. Wir führten die Probe so
aus, daß wir zu dem alkoholischen
Filtrate das gleiche Volumen Wasser
hinzugaben, eine Stunde stehen ließen
und dann, wie es der Kommentar von
Schneider und Süß empfiehlt, soviel
Wasser unter Umschütteln zusetzten,
daß das Gemisch das 4 fache Volumen
des alkoholischen Filtrates besaß. Hier-
bei zeigte sich nun, daß 1 pCt und 2 pCt
Kolophonium sich durch eintretende
Trübung kaum noch nachweisen lassen,
während 3 pCt Kolophonium eine starke
weiße Trübung zeigten und bei 10 pOt
die Flüssigkeit ein milchartiges Aussehen
annahm.
Stearinsäure verhielt sich ganz andei^.
Von dieser Säure ließ sich 1 pCt nicht
nachweisen; es entstand wie bei 1 pCt
und 2 pCt Kolophonium eine Opalescenz,
die auch bei reinem Wachse eintritt.
Hingegen bildeten sich bei 2 pCt Stearin-
säure eine starke weiße Trübung, und
nach kurzer Zeit schieden sich auf der
Oberfläche weiße Flocken ab, die nicht
übersehen werden konnten. Bei 10 pCt
302
Stearinsäure war die Flockenscliicht
fiber 1 ccm hoch (Reagensglas von 2 cm
Durchm.). Setzt man zn dem alkohol-
ischen Piltrate sofort die 4 fache Menge
Wasser, so findet das flockenartige
Ausscheiden der Stearinsäure entweder
gar nicht oder nur sehr langsam
statt.
Die zweite Prüfung des Arzneibuches
auf Kolophonium und Stearinsäure (auch
Talg und Pflanzenwachs) hat folgende
Fassung: cWird 1 g gelbes Wacbi mit
10 ccm Wasser und 3 g Natriumkarbonat
bis zum lebhaften Sieden erhitzt, so soll
sich nach dem Erkalten das Wachs aber
der Salzlösung wieder abscheiden. Diese
selbst darf nicht mehr als ^opalisierend
getrfibt erscheinen.» Wir bemerken
hierzu: Es ist wohl zu beachten, daß
das Wachs mit der Natriumkarbonat-
lOsung nur bis zum Sieden erhitzt werden
soll. Erhält man die Mischung längere
Zeit im Kochen, so bildet sich auch bei
reinem Wachse unter Umständen eine
Emulsion; sowie die Karbonatlösung
kocht und das Wachs geschmolzen ist,
schflttelt man gehörig um, hört auf mit
Erhitzen und läßt mehrere Stunden kalt
stehen. Bei reinem Wachse scheidet
sich das Wachs nach dem Erkalten fiber
der Salzlösung ab, und zwar nimmt die
Wachsabscheidung ein Volumen ein, das
ungefähr dem dritten Teile der Salz-
lösung entspricht. Diese selbst bleibt
klar. 1 pCt Kolophonium oder Stearin-
säure lassen sich mittels der Natrium-
karbonatprobe nicht nachweisen, da die
Salzlösung bei beiden klar bleibt. Bei
2 pCt Kolophonium tritt bereits eine
Emulsion ein. Wachse mit 3 pCt und
10 pCt Kolophonium ergeben dickflüssige
bezw. feste Emulsionen. Wachs mit
2 pCt und 3 pCt Stearinsäure gibt keine
eigentliche Emulsion. Die Salzlösung
erscheint nach dem Erkalten (was un-
gefähr V2 Stunde dauert) getrübt, wird
aber nach 6- bis 12stflndigem Stehen
vollständig klar, während das Volumen
der Wachsabscheidung sich vergrößert.
Es nimmt bei 2 bis 3 pCt Stearinsäure
ungefähr die Hälfte des Volumen der
Salzlösung ein. Wachs mit 10 pCt
Stearinsäure liefert eine vollständige
Emulsion, die auch nach <12 Stunden
noch bestehen bleibt.
Benedikt gibt in seinem Buche «Unter-
suchung der Fette und Wachse, 3. Aufl.»
folgende qualitative Prüfungen auf Ko-
lophonium an : Wird harzhaltiges Wachs
in geschmolzenem Zustande mit einigen
Tropfen Schwefelsäure versetzt, färbt
es sich rot und erscheint nach dem Er-
kalten violett, bei sehr kleinem Harz-
gehalte grünlich.
Storch^sche Reaktion : Wachs wird in
Essigsäureanhydrid aufgelöst, die Lösung
abgekühlt, und mit Schwefelsäure vom
spez. Gew. 1,53 vorsichtig versetzt.
Bei Anwesenheit von Kolophonium ent-
stehen rote bis blauviolette Färbungen.
K Dieterich (Chem. - Ztg. 1903, . 804)
bemerkt zu dieser Recätion, daß es
nötig ist, die Lösung des Wachses in
Essigsäureanhydrid bis zur fast völligen
Ausscheidung abzukühlen, sonst tritt
sofort Schwärzung ein; kühlt man gut,
tritt die Reaktion tadellos ein, ver-
schwindet aber sehr schnell; sowohl
reines, wie mit Kolophonium versetztes
Wachs zeigt dann eine braune bis schwarze
Farbe. Die von Schmidt modifizierte
Dowa^Ä'sche Harzreaktion (Ber. d. D.
Chem. Ges. 18, 835) wird folgender-
maßen ausgeführt: 5 g Wachs werden
mit der 5 fachen Menge Salpetersäure
(1,33 spez. Gew.) eine Minute gekocht.
Die abgekühlte flüssigkeit wird mit der
gleichen Menge Wasser verdünnt und
n)it Ammoniakflüssigkeit stark alkalisch
gemacht Bei reinem Wachse ist die
abgegossene Flüssigkeit gelb, bei Harz
rotbraun gefärbt. Wir empfehlen, bei
Ausführung dieser Reaktion sehr vor-
sichtig zu verfahren, da beim Kochen
des Wachses mit der Salpetersäure leicht
Siedeverzug eintritt, und die Mischung
dann stößt und spritzt.
Zur quantitativen Bestimmung
des Kolophonium in Wachs-
gemischen kann man die t\ Hübrsdie
Probe oder auch die Buchner-Zshl
heranziehen. Bei Abwesenheit von
Stearinsäure läßt sich die Menge des
Kolophonium leicht ermitteln, indem man
die möglichst zerkleinerte Probe mit
303
kaltem Alkohol extrahiert, die Lösung
yerdunstet and den Räckstand wägt. -<
Die SteaxintiUire, mit der das Bienen-
wachs häufig versetzt ist und die sich
gewöhnlich auch in den sogenannten
Wachskompositionen vorfindet, ist nach
Berg in kleinen Mengen (1 bis 3 pCt)
schwer im Wachse nachweisbar^ in
größeren dagegen außeroi::dentlich leicht,
da sie das spez. Gew., die Sänrezahl,
die Verseifnngszahl und die Buchner-
Zahl erhöht. Beine Stearinsäure hat
das spez. Gew. 1,00 (bei 11^ C), Säure-
zahl 195, Elsterzahl 0, Verseif ungszahl
195, Schmp. 69<^, die Buckner-Zsihl 66.
Technische Stearinsäure hat eine Säure-
nnd Verseifnngszahl von 200, eine
Esterzahl von 0 bis 10, Schmp. 60 bis
65^ und eine Buchner - Zsibl von 66
bis 68.
Von qualitativen Reaktionen
auf Stearinsäure sind zunächst die
beiden schon unter Kolophonium an-
gegebenen Prüfungen des Arzneibuches
zu erwähnen. Benedikt gibt folgende
Methode an: Kocht man nach Fehling
(Dingl Polyt. Joum. 147, 227) 1 g
Wachs mit 10 ccm SOproc. Alkohol in
einem weiten Reagensglase, läßt auf
20^ erkalten, filtriert in ein gleichweites
Glas, fflgt Wasser hinzu und schättelt,
so trübt sich die Flüssigkeit bei reinem
Wachse nur wenig, während sich bei
stearinsäurehaltigem Flocken ausschei-
den. A. Funaro beschreibt (Ztschr. f
Unters, d. Nähr.- u. Genußm. 1900,
282 bis 283) ein anderes, ebenfalls von
Fehling herrührendes Verfahren zur Er-
kennung der Stearinsäure. Das Wachs
wird eine Minute lang mit 92proc. Alkohol
gekocht und dann abgekühlt. Das Filtrat
darf mit wässeriger Chlorcalciumlösung
keine Trübung geben. O. Buchner prüft
folgendermaßen auf Stearinsäure: 3 g
Wachs werden mit 10 ccm SOproc.
Alkohol einige Minuten gekocht, dann
wird das Reagensglas unter beständigem
Schütteln in kaltes Wasser getaucht,
so daß ein dicker Brei entsteht. Nach
einer Stunde — Berg macht darauf auf-
merksam, daß es nötig ist, die LösuDg
vor dem Filtrieren wie bei der Büchner-
Zahl 12 Stunden stehen zu lassen —
wird filtriert und das Filtrat mit Wasser
versetzt. Ist nach 1 bis 2 Stunden
keine Ausscheidung von Stearinsäure
zu bemerken, kann man das Wachs als
frei davon bezeichnen.
Die i\ Hütrsche Probe gestattet die
Menge der Stearinsäure annähernd zu
bestimmen.
Ist : 20 = die mittlere Säurezahl des
Wachses,
195 = die Säurezahl der Stearin-
i^äure,
s = die Säurezahl der unter-
suchten Probe, so ist:
X = 100 (s — 20)
195.
Ebenso läßt sich die Stearinsäure mit
Hilfe der Buchner-Zahl fast quantitativ
ermitteln.
Liegt eine Verfälschung des Wachses
mit Stearinsäure und Harzen vor, so
kann man, wie F, Jean mitteilt, eine
quantitative Trennung beider Körper
auf folgende Weise herbeiführen: 1 g
Bienenwachs wird in einem Kölbchen
mit SOproc. Weingeist auf dem Wasser-
bade erwärmt, bis es geschmolzen ist,
umgeschüttelt und nach dem Abkühlen
durch ein getrocknetes und gewogenes
Filter filtriert. Den Filterrückstand, der
aus Wachs, Talg usw. besteht, wäscht
man mit kaltem Weingeist solange aus,
bis das Filtrat keine saure Reaktion
mehr zeigt, trocknet ihn im Exsiccator
und wägt ihn. Das Filtrat, das die
Stearinsäure und das Harz enthält, wird
auf dem Wasserbade eingedampft und
der Rückstand in Aether gelöst.
Zur Trennung der Stearinsäure von
den Harzen schüttelt man die Aether-
lösung nun mit einem kleinen Ueber-
schuß von Zinkoxyd; hierbei scheidet
sich das stearinsaure Zink unlöslich ab,
während das harzsaure Zink in Lösung
bleibt. Das erstere filtriert man ab,
wäscht mit Aether nach und schüttelt
das ätherische Filtrat im Scheidetrichter
mit Wasser und Salzsäure^ wobei das
harzsaure Zink zersetzt wird. Die frei-
gemachten Harzsäuren löst man in
Petroläther, wäscht mit Wasser und
trennt dann die Petrolätherschicht von
304
der wässerigeu Schicht. Der Petrol-
äther wird abdestilliert, und schließlich
der Rückstand nach dem Trocknen ge-
wogen. Zu dem gefundenen Gewichte
des Harzes muß man noch 1^6 pCt als
Korrektur hinzuaddieren.
(Schluß folgt.)
Neue Arzneimittel.
Acidum amido-formicicum condensatom
(Pharm. ( entralh. 47 [1906], 257) wird
von Dr. Wresxinski, Admiral-Apotheke in
Berlin, als wässerige Lösung (3 = 1) in den
Handel gebraoht.
Belloform (Pharm. Centralh. 47 [1906],
240). Darsteller : Teerprodukten - Fabrik
« Biebrioh » Stephan Mattar in Biebrich a. Rh.,
Rheingaustraße 58.
ColaUne Laxative ist angeblich ein An-
thrachinon enthaltendes Sohokoladenpr¶t.
Bezugsquelle: T. Morson <& Ron in London
W. 0.
Dekaquor Thymi nennt Sicco, 6. m. b. H.
in Berlin 0 34, ein gezuckertes, zehnfaches
Thymianextrakt, das mit dem Neunfachen
Zuckersirup (Sir. simplex) zu verdflnnen ist.
Man kann der Verdünnung auch Bromsalze
zusetzen.
Eisenzitronensaft, Dr. Skormin^s (Saccus
Citri ferratus saccharatus) ist ein
3 pCt Eisenoxydoitrat und Zucker enthalten-
der Zitronensaft. Anwendung: gegen Bleich-
sucht und Blutarmut. Darsteller: Dr. E.
Fleischer <Sb Co. in Roßlau (Anhalt).
Eucathymin enthält nach Pharm. Ztg-
1906, 278 in konzentrierter Form die wirk-
samen Bestandteile von Thymus vulgaris?
Thymus Serpyllum und Eucal3rptus globulns
Anwendung: gegen Keuchhusten. Darsteller-
Dr. Heinrich Halle in Berlin N. 24.
Fergan ist eine Eisenalbumin enthaltende
FlQssigkeit. Darsteller: Leerbeek dk Holm
in Kopenhagen.
Liquor Saaguinalis Krewel ist voll-
ständig glycerinfrei , enthält nur Spuren
Alkohol und besteht aus 95 Teilen flüssigem
Hämoglobin, 2,5 Teilen natürlichen Blut-
salzen, 2,5 Teilen peptonisiertem Mnskel-
eiweiß sowie Spuren von Mangan. Der-
selbe wird auch mit Malzextrakt als Liquor
Sanguinalis maltosus oder Maltin-
Sanguinal, mit Lecithin bezielum^s-
weise Vanadiumpentoxyd von der
Chemischen Fabrik Krewels Co., 6. m. b IL
in Köln a. Rh., Eifelstraße 33, in den Handel
gebracht
Natronzitronensaft, Dr. med. Skormin's
(Succus Citri natronatus) enthält
außer der doppelten Menge Kalium des ge-
wöhnlichen Zitronensaftes 5 pCt Natrium-
eitrat. Anwendung: gegen Gicht, Rheuma,
Galienleiden und Zuckerkrankheit Tages-
gabe: 20 bis 50 g mit der 6 bis 8 fachen
Menge Wasser verdünnt Darsteller Dr. E.
Fleischer & Co. in Roßlau (Anhalt).
Olvasin, flüssig und fest, sind nach dem
Petersb. Pharm. Joum. 1906, 191 Olivenöl-
Präparate.
Sajodiii (Pharm. Centralh. 47 [1906],
259) wird dargestellt von: Farbwerken
vorm. Meister, Lucius & Brüni?ig in
Höchst a. M. und Farbenfabriken vorm.
Friedrich Baifer & Co. in Elberfeld.
Sirupus EriodyctioBis, tomentosi wird
vron Apotheker Gustav Meyer zur Ge-
schmacksverbesserung von Chinin, Hydrastis
Canadensis- und Filix-Extrakt in Pharm. Ztg.
1905, 870 empfohlen. Man soll von dem-
selben nach dem Einnehmen der betreffen-
den Arzneien men Teelöffel voll kurze
Zeit im Munde halten. Vergl. hierzu Pharm.
Centralh. 44 [1903], 439 unter Eriodyction
glutinosnm.
Th^obromose ist ein Theobrominlithium,*
d. h. ein Theobromin, in dem ein Atom
Wasserstoff durch ein Atom Lithium ersetzt
ist Es bildet nach Bull. d. Sciences Phar-
macol. 1906, 143 seidenglänzende Nadeln,
die sich in Wasser sehr leicht lösen und
zwar 1 Teil in etwa ^j^ Teil Wasser. Beim
längeren Stehen der wässerigen Lösung
trübt sich dieselbe allmählich infolge der
Bildung von Lithiumkarbonat und gleich-
zeitiger Ausscheidung von Theobromin. Die
Wurkung von Th^obromose soll größer als
die des Theobromin sein. Weitere Mitteil-
ungen werden folgen. H, MerUxel.
Diphtherie-]
mit den Eontrollnummern 783 und^ 881 aas den
Höchster Farbwerken und 87, 123 und 124 aus
der Chem. Fabrik E. Merck in Darmstadt ist
wegen Absohwächung zur Einsuehung bestimmt.
A
305
Pharmakognostische Mitteilungen.
Die
Filze als Standortpflanzen
teilt Sttider ein in solche, welche 1) über-
all gedeihen soweit der Wald reicht, 2) eroe
Waldart bevorzugen, aber aach auf anderen
Boden vorkommen können, 3) absolut nur
in einer Waldart vorkommen.
Ais Typus der ersten Gruppe kann, der
Eiersohwamm gelten^ als Typus der
zweiten der Steinpilz und als Typus der
dritten Gruppe der Pfefferschwamm,
der ausschließlich im Buchenwald vorkommt.
Nach den Holzarten getrennt findet man:
I. Laubholz, a) im Buchenwald Mycena-
Arten, Russula-Arten und den Pfefferschwamm
(Lactarius piperatus) ; b) im Eichenwald eine
Pilzflora die derjenigen des Tannenwaldes
mehr ähnelt als der des Buchenwaldes;
c) im Eastanienwald eine nur sehr arme
Pilzflora. II. Nadelholz, a) der Tannen-
wald ist die eigentliche Heimat unserer Pilze.
Spezifische Bewohner sind der Reizker
(LactariuB delieiosus), Amanita-, Gomphidius-
und Boletus-Arten und Glavarien ; b) Lärchen-
wald besitzt ebenfalls eine reiche Pilzflora,
80 z. B. ümacium lusorum sowie Boletus
cavipes, elegans und viscidus; c) der Arven-
wald, inbezug auf die Pilzflora noch wenig
erforscht. Sivder fand darin als spezifischen
Pilz den Boletus Oenibrae Studer. .
Sehwetx. Wochenschr. f. Chem: u. Pharm.
1906, 146. J. K.
Ueber die Gewinnung des
Opium
gibt Linde in der Apoth.-Ztg. 1905 eine
ioteressante und zusammenfassende Abhand-
lung. Bekanntlich ist in der neueren Zeit
wieder die Frage aufgeworfen, ob es sich
nicht lohnt, auch in unsem Breiten Mohn
zur Opiumgewinnung anzubauen (vgl. Pharm.
Centralh. 45 [1904], 759; 46 [19051, 187).
Da nun in manchen Gegenden Deutschlands
schon jetzt Mohn in großem Maßstabe ge-
baut wird und der Ertrag aus den ge-
wonnenen Samen alle Kosten des Anbaues
usw. nicht nur reichlieh deckt, sondern noch
einen guten Gewmn abwirft, so müßte eme
mit der Samengewinnung gleichzeitig betrie-
bene Opiumgewinnnng also nur die Unkosten
für die Sammlung des Milchsaftes decken,
da die Samenausbeute trotz der Opium-
gewinnung die gleiche bleibt. Man kann
in Deutschland sehr morphinreiches Opium
gewinnen, wie Versuche in Württemberg in
den Jahren 1870/71 gezeigt haben. Es
wurden dort Produkte erzielt, die 13 bis-
15 pCt, ja sogar bis 20 pCt Morphin ent*
hielten. Ein Haupterfordernis für Gewmn-
ung ^nes gehaltreichen Opium ist .eine gute
Düngung. Ueber den Einfluß der ver-
schiedenen Mohn- Varietäten auf den Morphin-
gehalt des von ihnen gelieferten Opium
widersprechen sich die Literaturangaben.
Aehniich wie inbezug auf den Zuckergehalt
bei den Zuckerrüben dürfte es aber auch
beim Mohn gelingen, durch geeignete Züdit-
ung und Auswahl von Spielarten den Morphin-
gehalt des Milchsaftes zu steigern. Um die
Handarbeit beim Einsammeln möglichst zu
beschränken, müssen möglichst große Mohn-
kapseln gewonnen werden, was sich dadurch
erreichen läßt, daß man nur wenige Früchte
sich entwickeln läßt und die anderen vorher
entfernt. Von der größten Wichtigkeit aber
ist es, den Eotwicklungszustand festzustellen,
in welchem die unreifen Früchte die größte
Menge und das morphinreichste Opium
liefern. Die bisherigen Erfahrungen sprechen
dafür, daß beim Reifen der Mohnkapseln
nicht nur ihr Gebalt an Milchsaft, sondern
auch der Opiumgehait ihres Milchsaftes ab-
nimmt. Ebenso ist auf die Zeit der Ein-
sammlung (Tageszeit!) Obacht zu geben.
Sodann ist die Methode des Anritzens der
Mohnköpfe und die zweckmäßigste Form
der hierbei benutzten Instrumente von
Wichtigkeit und Linde gibt daher die Be-
schreibung einer ganzen Anzahl derartiger
Opium-Messer nebst ihren Abbildungen. Zu-
letzt macht der Verfasser noch darauf auf-
merksam, daß nach den Untersuchungen
von 0. Hesse das Morphin nur in den
Früchten und auch hier nur zu bestimmten
Zeiten auftritt, während die übrigen Pflanzen-
teile wohl andere Alkaloide aber kein
Morphin enthalten. j. K.
308
Verschiedene Mitteilungen.
Ueber eine einfache Methode
der Tageslichtmessung
berichtet Thome?' in Berlin. Die bisherigen
Methoden zur BeBtimmung der Brauchbarkeit
von Schulplätzen können in die subjektiven;
die Photometer und den Raumwinkeimesser
eingeteilt werden. Die subjektiven Methoden
nehmen die Erkennbarkeit kleiner Schrift
zeichen zum Maßstab und sind ziemlich
ungenau. Die Photometer sind kost-
spielig und schwer transportabel; sie geben
zwar die momentane Helligkeit scharf an,
lassen aber kein Urteil tlber den Platz zu.
Letzteres besorgt der Raum winkelmesser
recht gut; er ist aber zeitraubend und müh-
sam und berücksichtigt nicht die Reflexe
der Umgebung. Ihorner konstruierte ein
neues Instrument zur Vergleichung der
Platzhelligkeit mit der Helligkeit des reellen
Himmelsbildes, das auf einqm Papierblatt
durch eine Gonvexlinse von gegebener
Apertur entworfen wird. Das kleine Instrument
besteht aus einem Kästchen, das in der
oberen Seite eine Gonvexlinse, über dieser
einen drehbaren Spiegel trägt, in der unteren
eine feine Oeffnung besitzt Die Prüfung
geschieht einfach so, daß man beurteilt, ob
diese Oeffnung heller oder dunkler als das
sie umgebende Himmelsbild ist Im ersteren
Falle ist der Platz brauchbar, in letzterem
nicht . L.
Münch. Med. Wochenschr. 1905, 1115.
Eine neue Säuglingsflasche
beschreibt Dr. Aufrecht in Therap. Monatsh.
1905, 619. Dieselbe hat die Gestalt eines
Halbzylinders, so daß sie platt aufliegen
kann. Außer der Flaschenöffnung befindet
sich auf dem höchsten Punkte des Halb-
zylinders eine kleine Oeffnung, durch die
der abgesaugten Flüssigkeitsmenge ent-
sprechend Luft in die FlascLc (roten kann.
Der Hals der Flasche ist etwas nach unten
geneigt. Die Oeffnung des Saugers muß so
groß sein, daß die Flüssigkeit eben tropfenweise
herausdringt. Bei der Sterilisation der ge-
füllten Flasche sind beide Oeffnungen mit
Wattepfropfen zu verschließen, während der
Flaschenhalter mit entsprechenden Aus-
schnitten zu versehen ist Geht die Flüssig-
keit in der Flasche zur Neige, so ist darauf
zu achten, daß das Kind nicht gleichzeitig
Luft einsaugt. Bei Benutzung dieser Flasche
wird das häufige Auftreten von Lungen-
entzündung vermieden.
Bezugsquelle für diese neue Flasche ist
Instrumentenmacher Middendorf in Magde-
burg, Breiteweg 155. H, M.
Eine steriUsierbare Wattebüchse
beschreibt Dr. E. H. Oppenheimer in der
Deutsch. Med. Wochenschr. 1905, 1432.
Dieselbe ist eine zylindrische Nickelbüchse
von 23 cm Höhe und 7 cm Durchmesser.
Sie hat unten einen abnehmbaren mit Bajonett-
verschluß versehenen und oben einen an-
fachen Abschlußdeckel. Vom Boden aus
geht eine kräftige Spiralfeder nach oben,
die in einem Nickelteller endigt und so die
darin befindliche Watte nach oben drückt
Nach Abnahme des oberen Deckels liegt die
durch ein viereckiges Gitter zurückgehaltene
Watte zu Tage und kana bequem je nach
Bedarf entnommen werden. Da die Büchse
an den Tisch befestigt werden kann, so
bedarf man zur Entnahme nur einer Hand.
Diese Büchse wird von Windler in Berlin,
Friedrichstraße, in zwei Größen geliefert
^ — H. M.
Für die Bereitung
von Wasserstofl^as zum Fallen
von Luftballons
empfiehlt Marckwald das Oalcium-Metall,
welches die Eigenschaft besitzt^ Wasserstoff
in großen Mengen aufzusaugen und erst beim
Uebergießen mit Wasser wieder abzogeben,
wobei sich durch teilweise Zersetzung des
Wassers die Menge des Wasserstoffgases
sogar noch vermehrt Das Calcium-Metall
wird gegenwärtig auf elektrolytisohem Wege
in Bitterfeld hergestellt Es kostet 1 kg
etwa 6,50 Mk. und 10 kg reichen, um 10
Raummeter Wasserstoffgas zu binden, so
daß die Füllung eines Ballon von 10 Raum-
meter Inhalt, wie sie m der Funkentelegraph ie
verwendet werden, «ich auf etwa 65 bis
70 Mk. stellt. J. K,
Südd. Äpolh.'Ztg. 1906, 135.
Verleger: Dr. A. 2>uliueidei', Dreaden and Dr. F. Soll, Dxeaden-BlMewlU.
Verantwortlieher Leiter: Dr. P. Süßt in Dreaden-Blasewlta.
Im Buchhandel dureh Jalias Springer, Berlin K.» Moobijoaplati 8.
Druk von Fr. Tittel Vaehfolger (Kanath & Mahlo) in Dreaden.
J\\yp\n
HTeaea An&athetlCDin.
ToIIwerttgrr Eriftti ffir Ooealn, bei riddi ■DantlHalvnid«' Simfl arhcblieb wealnr Biftbt all
Coekla. Hott an Anjtn keine St«rniur~ ' ■-'-•■* '-"-■■ — "-• — "•- — '■■ — -
r. Leicht IMHeb, cnt
d mit NetwDiilan-— -
enarin
— 2— G— KM/o LDeoBfcn odar Salben.
h«nulai«18Miide§
Formsldeh j4derl rat.
Neues Mittel gegen Gicht,
prompt wirkend, nnscbüdlich,
aDKenehm im Oeflcbtnaok.
mesotan
; wirkBamsleT Salioylesier zar loksleo Be-
handlang tod rhenmatisohen AffektioneD ;
auch gegem PoBachweiB empfohlen.
Anw. ; inlt OilvanDI gemischt mnfnpüienln oder elfi
< 2ö*/, VuelJBMlb* diuaniban, untw Weehieln der
AppllkitittOHlelle.
Protargol
Elsen'Somatose f
GrsosotaNBayer |
Theobromln. pur , Theobromin.-natr. saücylic. —
Pbettocttia— Salfoaal— PIperatIo — Salot— SalltylaSara aad saHcy/taarex Natron
„■ai>ka Baysp"
belunDt dnreb grOBta Reinheit nnd herramiend sohGnei Aoiiehen.
Aeld. «allcyliP. Tnlnmlno».. bwondgra irerignet Iflr HMdwrkwI.
Arlstochli
TheoclB'Natr. acet.
DDOtal'Bayer
Apotheker, Chemiker,
nelche sich für die HaaptprSfuug als
Naliningsmittel- Cbemiker
vorbereiten wollen, finden honorarfreie Auf-
nahme in einer staati« Unters Mohungs«
anstalt« Austnnft erteilt die Geschäftsstelle
dieser Zeitschrift.
Tinten- 9'0
Fabrikationa
Zu den Torzfl^ohen Vorsehiifteo in
Hnifea Diat«rioh'fl XaBiuü sind mone
q>esell datflr priparierten AniUnisrben
rerwesdet Tordm; ich halte d&von stets
Lftgor and venende ftnf Bestelinng piompt
Franz Schaal, Dresden.
1 GeschänsMcher
1^ ^ # Kartonnagen
^£ sowie sämtliche
P DmcksacheD, auch
^ Massenanflaffen
^ wie Prea^Bkla, BpaaehDpen,
£U| ElMwiokalpapIspfl etc.
i?R liefert schnellstens und billigst ^
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^K Katalog franko eq DienBten.
s^* Beschwerden über unregelmässige Zustellung
der irtiannanrnitlnfitfiii Centralhalle» bitten wir stets an die Stelle richten m wollen, bei
welcher die Zeitschrift bestell« worden ist, also Poetanstalt oder Bacbhandlung oder Gesohäfts-
etelle. Sla ^er^^xaSTvIsac.
alle Drogen u. Chemikalien
ifUt dm med. - pliamuoeutliBliBn Q»-
chemteche Fabrik, Dapmatadt
alle Reagentfen
bruah In bMtan flnillUtwl und In
aikaloWo «iMl Qlrkoslda,
alle Präparate fOr
mlkraskoplsche
und bakterielog. Zwecke,
osd Etnkattungmilul, Vntennehtuig«-
uuIrtiKhB und techclKha )Sn«ks,
Sämtliche
Chemikalien fOr photo-
graphischa Zwecke,
Tabletten
und Patronen;
tanw die Speitilpilpumts:
BroMipln. Dlonlüi Jodipln, Styptloln, Vsponal,
Paramiphpm, Blykoaal, Parhydrol, TanBofopM,
Tpapaoooaia, ■•«hylatpop. bpam., Qalatlaa atarll.
p> inj>| Ja^ulpHol- uad JaqulpHolaapuiii , Paau-
moaocoanaapvm, ■llzbpaariaapuai, TlirpaaW-
«) Stpaplaoaaoanaepam.
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Paulus & Thewalt
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Cellnlold-DeekeL — FabrikatloB tob Bleehembnllaireii ' " — -
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Zeltsehrift: / Dr. Paul StiR. Dresden-Blasewitz; Gustav Freytag-Str. 7.
GesehSftfistelle: Dresden-A. 21; Schandauer Straße 43.
^16.
Dresden, 19. April 1906.
Der neuen Folge XXVIL Jahrgang.
XLVIL
Jahrgang.
Inhalt: Chemie «md Pharmaole: Ueber eine Phonanthren- Reaktion — Die mydriAÜBcli wirkenden Alkalolde der
Dstni* alba sea fastnosa. -^ Zur UnterBochung von gelbem Wachs. — Neuerungen an Laboratorinma-Apparaten.
— Zar Kenntnis des Gonosanhama. — Thjmidol. — Ueber Extractum Gtiinae fluidum. — Zahnelixir. — Zar fehler-
freien Titration in der WSrme. — Nachweis Ton balb'lenaturlertem Spiritus in pharmaxeatiachen Präparaten. —
KaUQmqaeoksilberjodid ala Reagens anf Phosphor-, Arsen- und Antimonwasserstoff. ^ Vanillinreaktion der Ketone.
— Trennung des Barjum von Strontium und Calcium. — Nachweis Ton Rhodium-Verbindungen. — Nachweis
Hkaler Verunreinigung Ton Trinkwasser. -> Bestimmung Yon Jodcyan im Jod. — Titrimetriscbe Bestimmung der
Mbnndenen Schwefelsaure. — Neue gerichilieh-chemiscfae Arsenbestimmung. — Bestimmung der Chlorate und
Bromate — Nahmngsmlttel-Chemle. -PtaarmakognostiBche Hittellangen. — TherapentischelliUeUiuiseii.
— PhetosraphlRehe Mittel Inni^ren . — yemehiedene Nitteilaaeen.
Chemie und Pharmacie.
Ueber
eine Phenanthren-Beaktion.
n. Mitteilang.
Von C. Reichard.
In dieser Zeitschrift (46 [1905], 813)
veröffentlichte ich eine kleine Unter-
suchung, welche die Einwirkung von
unterschwefligsaurem Natrium und Essig-
säure auf Phenanthrenchinon zum Gegen-
stand hatte. Heute bin ich in der Lage,
weitere Beobachtungen mitteilen zu
können. Meine letzte Untersuchung ge-
währt neue Einblicke in die Stabilität
bezw. Reaktionsfähigkeit jener Verbind-
ungen, welche Aldehyde, Ketone und
wahre Chinone mit dem Alkalibisulfiten
(Hydrosulfiten) eingehen.
Nachdem ich bei meiner ersten Unter-
suchung festgestellt hatte^ daß das orange-
gelbe Phenanthrenchinon unter dem Ein-
flüsse des unterschwefligsauren Natrium
und der Essigsäure eine rote bis rotbraune
Substanz liefert, mußte mich ganz be-
sonders die Frage interessieren, wie sich
wohl die bekannten kristallinischen
Doppelverbindungeu von z. B. Natrium-
bisulfit (NaHSOa) und Aldehyd, Keton
oder Chinon verhalten würden, wenn
dieselben in einer starken, bezw. kon-
zentrierten Losung ebendesselben Bi-
sulfites bei Abschluß der atmosphärischen
Lufi sich längere Zeit überlassen bleiben.
Ein Zusatz von Essigsäure erschien mir
in vorliegendem Falle unnötig, weil ja
bekanntlich das Natriumbisulfit schon
an sich Neigung zeigt, einen Teil der
schwefligen Säure zu verlieren. Gleich-
zeitig war gegenüber dem bei Behand-
lung mit Essigsäure freien Schwefel
ausscheidenden Natriumbisulfite, wie es
bei meiner ersten Untersuchung zur
Anwendung gelangte, von erheblichem
Interesse festzusteUen, inwieweit dieser
freie Schwefel an der früher beschrie-
benen Phenanthrenchinonänderung be-
teiligt war. Eine Aufklärung dieses
Punktes, sowie einiger anderer logischen
310
Konsequenzen ist mir denn auch so
ziemlich gelungen. Auf diese Frage
werde ich weiter unten näher eingehen
und zunächst den Verlauf meiner Unter-
suchung mitteilen.
Wird das schön gelb bis orangegelb
gefärbte (techn.) Phenanthrenchinon mit
einer konzentrierten Lösung von Natrium-
bisulfit im Ueberschusse unter Erwärmen
behandelt, so erhält man eine gelblich
gefärbte, aber ganz klare Flüssigkeit,
welche beim Erkalten zu einem farb-
losen Kristall erstarrt. Mit letzterer
Substanz nun, welche neben der Doppel-
verbindung von Chinon und Natrium-
bisulfit gleichzeitig noch Bisulfit euthält,
gehen im Verlaufe längerer Zeit die
interessantesten Veränderungen vor sich.
Das die ßeaktionsmasse enthaltende
kleine Probierröhrchen war fast bis unter
den luftdicht abschließenden Korken ge-
füllt und zeigte beim Oeffnen, auch nach
dem Erkalten, einen Druck infolge frei-
werdender, im Kristallbreiwasser gelöst
gewesener schwefliger Säure. Das
Probierrohr wurde nunmehr vollständig
der Ruhe überlassen. Einige Tage hin-
durch zeigte die eingeschlossene Kristall-
masse keine bemerkenswerte Veränder-
ung, dann aber begann der Kristallbrei
sich allmählich zu verflüssigen. Zwei
Drittel des Kristallbreies verflüchtigten
sich auf diese Weise im Verlaufe von
8 bis 10 Wochen, zugleich bildete sich
am oberen Rande des letzten Drittels
des Kristallbreies innerhalb verhältnis-
mäßig kurzer Zeit ein deutlicher Ring
von rötlicher bis rotbrauner Färbung;
dieser Ring hob sich infolge des dar-
unter befindlichen farblosen Kristall-
breies sehr scharf ab. Schüttelte man
stark um, so erschien nach eingetretener
Ruhe der rotbraune Ring jedesmal am
oberen Rande wieder. Daß diese Ring-
bildung oben ansetzte, scheint mir zu
beweisen, daß der Ring seine Entstehung
der schwefligen Säure verdankt, welche
in der darüber befindlichen Flüssigkeit
gelost war. Ich ließ nunmehr die
Reaktionsmasse unter Luftabschluß völlig
ruhig stehen. Der erwähnte Ring ver-
änderte seine Färbung sehr bald, indem
er in ein vollständiges Grau überging.
Diese Graufärbung blieb innerhalb 10
Wochen unverändert bestehen und zeigte
auch nach längerer Zeit keine weitere
Farbenänderung mehr. Eine solche war
nur in quantitativer Beziehung vorhanden,
insofern nämlich der grau gewordene
Ring an Volumen zunsübm und schließ-
lich das ganze letzte Drittel des Kristall-
breies sich als eine homogene grau
gefärbte Masse darstellte. Daß die
überstehende Flüssigkeit einen hervor-
ragenden Anteil an der Veränderung
des Phenanthrenchinonbisulfites hat, be-
weist auch ihre eigene Farbenäudenmg.
Sie erschien nämlich schön hellgrün
gefärbt.
Vergleicht man nebeneinander das als
Ausgangsmaterial dienende Phenanthren-
chinon, den bei der ersten Untersuchung
erhaltenen rotbraunen Körper und schließ-
lich die zuletzt entstandene graue Masse
inbezug auf ihre Farben, so ergibt
sich ein auffallender Gegensatz sowohl
zwischen den beiden Reaktionsprodukten
und dem Chinon als zwischen jeder
einzelnen der drei Verbindungen. Die
Verschiedenheit der rotbraunen und
grauen Reaktionsmasse beweist ferner,
daß das unterschwefligsaure Natrium
eine andere Einwirkung hervorruft als
das Natrinmbisulfit, und daß bei ersterem
der freie Schwefel eine Hauptrolle spielt.
Auf einen Unterschied in der Einwirk-
ung deutet bei dem unterschweflig-
sauren Natrium auch das Auftreten von
gasförmigem Schwefelwasserstoff, der bei
dem Bisulfit nicht beobachtet wurde.
Während man bei der als Ergebnis
der ersten Untersuchung erhaltenen rot-
braunen Masse kaum in Zweifel darüber
sein kann, daß ihre Bildung auf Re-
duktionsvorgänge zurückgeführt werden
muß, ist man bei der grauen Reaktions-
methode der zweiten Untersuchung auf
Vermutungen angewiesen, wennschon
auch hier infolge der Anwesenheit von
schwefliger Säure Reduktion wahrschein-
lich ist. Die Resultate beider Unter-
suchungen zeigen aber, daß das Phenan-
threnchinon ein außergewöhnlich reak-
tionsfähiger Körper ist. Eine sehr
wichtige Frage ist es weiterhin, ob
dieses Verhalten des Phenanthrenchinon-
äU
bififildt^ Dar dieaeiq Chinf^q eigeotüm*
lieh i$t, oder ob auch andere Aldebjrd-,
EdtoQ- und Cihiao&<-V^biDduiigeQ mit
AlMil^ißulfiten in Hbnlicber Weise zn
reagieren vermögen« Die Sache ist
Jed^nfaUs. wichtilg, genug, daß man ihr
ypa Seiten der Organik.er Aufmerksam^
kei|^ ßchepfct. Man l^ann sich^ wenigstens
wa» ' das Phenanthüenchinon anbelangt,
der jSinsicht nicht yersichließen, daß die
Dappelvert^nduug dieses Cbiiion mit dem
Natriumbisulftb nnter Umständen keine
9Q bestliodige, ist/ al^ man früher an*
geiuomman hs^U
: Weitere Untersnohnngea über das
Yerhalteii des Ph^antbrepchipon sowie
spe^sieU des Morphin als PbenanthreQ-
derivat habe, ich in Angriff genommen
nnd werde später darüber nähere Mit*
teiliiBgen. machen.
Alkaloide 4er Patura alba aeu
' fastnosa
dfldnach deii!üiit6««oMi«mga!i von K Schmidt
8l:opdamin und HyoBoyamixi und ewär enf-
hMtea die* Ssam der Varietät (Spielart)
Dainm ' fasttt^sa Hör. eoerul. plen. 0,216
pOt Sköpolemin und 0,084 pOt Hyosejamin
nnd die Sara^ ven Dat. fast flor. alb.
plen^^ 0,20 pCt* Skepoiamfil und 0yO2B pGt
Hyeseyainin. Shimoyama nnd Koshima
tat^n aas^ den Samen der Datnra alba da-
gegen Aur' 0,041 pCt Hyoflcyaftiin nnd etwa
0,0095 pOt Atropin Isolven^ können. Das
von Schmidt ' bentt^e Verfahren war fol-
gendes. Die grobgepralverten Samen wnrden
mll Afltohi^i extrahiert, die AnssQge bei
mföiger Wahne vom Alkohol befrat, mit
Wasser verdtniit nnd mit Petrol&ther ent-
fettet; IMe fehfreien Extrakte wurden mit
Natiinmbikärbonat alkalisierf nnd wiederholt
n^t'^Ohloroformather ansgesohattelt. ' Sowohl
^ PetroläAlminszttge wie ' anefa die Ohloro-
Mm&thenrassehQttetnngen wurden mit sal^-
ÄUf^balti^ett Wasser aaBgesdiQttelt nnd aus
den' sauren Ftnsrigkeiten die Gölddoppelsalze
der Alkaloide dargestellt und durch fhik-
tienla^ ^ Stistiitfsation ' getrennt. ' ( Vergl.
hte^M - att«li'' niarm^. OdntMh. 47 [1906],
184.V-.'- j; X.
J^th^^Zlffi : 1 905.' 66». •
Zur Untersuolmng von gelböm
Wachs.
Von Dr. P. Bokrüeh und Budolf Riekter.
(Schluß von Seite 304.)
Von den NentraKetten dienen eigent-
lich nur Talg nnd Japantalg, letzterer
auch Japan wachs genannt, zur Verfftlsch-
ung von Bienenwachs.
Talg läßt sich, wenn er in größeren
Mengen dem Wachse zugesetzt ist, schon
durch die v. Hübr sch^n Zahlen leicht
nachweisen. Er erhöht die Ester- und
Verseifungszahl. Die Säurezahl beträgt
10, die Esterzahl 175, die Verseifungs-
zahl 195, die Verhaltniszahl 18|5. Außer-
dem drückt Talg das spez. Gewicht
herab, ebenso den Schmelzpunkt. Auch
die Buchner -ZdM (Talg = 1,1) wird
durch Talg erniedrigt, während die Jod-
zahl stark erhöht wird (Talg hat Jod-
zahlen von 33. bis 46). Diese ist in-
folgedessen im Verdachtsfalle ein aus-
gezeichnetes Mittel, Talg im Wachse
nachzuweisen. Vi^achskerzen, die einen
Talgzusatz erfahren haben, verbreiten
Akroleingeruch, wenn man sie anzündet,
wieder auslöscht und den Docht dann
weiterglimmen läßt.
Die Sodaprobe des D. A.-B. IV zeigt
Talg deutlich an, indem die Salzlösung
unter der Wachsabscheidnng sich trübt
Allerdings ist auch hier zu bemerken,
daß nach 6- bis 12 stündigem Stehen
die Salzlösung selbst bei 10 bis 20 p(}t
Talgznsatz klar wird. Eäne Emulsion
tritt auch bei 20 pCt Talg nicht ein.
Berg empfiehlt (Chem.-Ztg. 1903, 764),
den Rückstand der v. HübCschen Probe
anzusäuern, dadurch die Wachssäuren
nsw. abzuscheiden, diese zn entfernen
und die saure Lange zu neutralisieren.
Die stark konzentrierte Flüssigkeit wird
mit Kaliumbisulfat eingedampft, bis
weiße >[ebel entstehen. Bei größeren
Mengen Fett treten schon vorherAkroleiu-
dämpf e auf ; jedenfalls wird das Glycerin
zersetzt, weun die Schwefelsäure zu
entweichen beginnt. Ein PorzeUantiegeU
deckel, der mit einer Lösung von Nitro*
prussiduatrium und etwas Piperidin
angefeuchtet ist, wird durch die Akrolein-
dämpfe blau gefärbt. Die Farbe wird
312
durch Ammoniak violett, durch Natron-
lauge rosaviolett, durch Mineralsänren
rostbraun, durch Eisessig blaugrün und
durch Wasserstoffperoxyd schmutzig-
braun gefärbt (L. Leimn, Ber. d. D.
Chem. Ges. 82, 1899, 3388).
Die quantitative Bestimmung
des Talges in Wachsproben beruht auf
der Ermittelung des Glyceringehaltes.
Im allgemeinen kann man annehmen,
daß die Neutralfette ungefähr 10 pCt
Glycerin enthalten, während Wachs gar
kein Glycerin enthält. Am bekanntesten
ist wohl die Oxydationsmethode von
Benedikt' Zsigmondy (Benedikt, Unters,
d. F. u. W. m. Aufl. , S. 182), die
sich auf die Eigenschaft des Glycerins
gründet, bei der Oxydation mit Per-
manganat in Oxalsäure und Kohlensäure
zu zerfallen. Man verseift 2 bis 3 g
Fett (in unserem Falle, wenn man z. B.
auf Grund der v. fiö^rschen Probe 20
pCt Talgzusatz vermutet, 10 bis 15 g
Wachs) mit Ealihydrat und reinem
Methylalkohol, dampft zu Sirupdicke ab,
löst in heißem Wasser und kocht nach
Zusatz von Salzsäure, bis die Fettsäuren
klar abgeschieden sind. Man läßt er-
kalten, hebt den Fettsäurekuchen ab,
filtriert in einen geräumigen Kolben^
neutralisiert mit Kalilauge und setzt
noch 10 g Kalihydrat hinzu. Dann
trägt man bei gewöhnlicher Temperatur
solange gepulvertes Permanganat ein,
bis die Farbe der Flfisslgkeit nicht mehr
grün, sondern blau oder schwarz ist,
erhitzt zum Kochen und tropft so viel
wässerige schweflige Säure hinzu, bis
die über dem braunen Niederschlag
stehende Flüssigkeit entfärbt ist. Dann
filtriert man durch ein sehr großes,
glattes Filter, wäscht mit siedendem
Wasser nach, erhitzt das Filtrat bis
nahe zum Sieden, säuert mit Essigsäure
an und fällt mit Chlorcaicinm. Der aus
oxalsaurem und schwefelsaurem Calcium
bestehende kieselsäurehaltige Nieder-
schlag wird schwach geglfiht und die
Menge des im Rückstande bleibenden
kohlensauren Calcium durch Lösen in
titrierter Salzsäure und Zurücktitiieren
mit Natronlauge und Methylorange (als
Indikator) bestimmt. 100 Teile Calcium-
karbonat oder 106 Teile Natriumkarbonat
entsprechen 92 Teilen Glycerin. Durch
Multiplikation des gefundenen Glycerin-
gehaltes mit 10 findet man den Procent-
gehalt an Neutralfett.
Berg hat bei Ausführung der Methode
von Benedikt und Zsigmondy beobachtet,
daß die Flüssigkeit vor dem Kochen zur
Austreibung der schwefligen Säure stark
sauer gemacht werden muß und zwar
mit Salzsäure. Ein etwas weniger ge-
naues, aber auch viel einfacheres Ver-
fahren zur Bestimmung des Glycerin in
Wachsen, die mit Talg oder Japantalg
verfälscht sind, gibt E. Spaeih (Sfidd.
Apoth.-Ztg. 1903, 373 bis 421) an.
Hiemach werden 10 bis 30 g Wachs
verseift, die Seife in Wasser gelOst,
und mittels Schwefelsäure zersetzt. Die
wässerige Flüssigkeit wird abfiltriert
und nach dem Versetzen mit über-
schüssigem Kalkwasser eingedampft.
Den Bückstand ninmit man mit starkem
Weingeiste auf, vermischt das Filtrat
mit dem anderthalbfachen Volumen
Aether und gießt nach dem Absetzen-
lassen die klare Flüssigkeit ab. Diese
wird durch Destillation von Alkohol
und Aether befreit, und das so erhaltene
Glycerin getrocknet und gewogen.
Japaatalg oder Japaawaohs ist kein
Wachs, sondern ein Fett, das aus den
Früchten von Sumach-Arten gewonnen
wird. Es ist leicht verseifbar, besteht
aus Pahnitin und freier Palmitinsäure
und enthält über 10 pCt Glycerin.
Japanwachs erhöht das spez. Gewicht
sowie die Ester- und Verseif ungszahl ;
ebenso wird die Buchner-ZM erhöht,
während der Schmelzpunkt herabgedrüdkt
wird. Das spez. Gewicht des Japan-
wachses beträgt 1,00, Schmelzpunkt 62
bis 640 c, die Sänrezahl 20, die Ester-
zahl 196, die Verseifnngszahl 216, die
Verhältniszahl 9,76. Die Buchner-TMA
schwankt nach^Ber^f zwischen 14,4 and
16,8, die Jodzahl zwischen 8,6 und
10,6.
Die qualitativen Reaktionen,
die bei Talg angegeben sind, haben auch
für Japanwachs Geltung. Ebenso be-
ruht die quantitative Bestimmung
desselben im Wachse auf Ermittelang
313
des Glyceringfehaltes. Ob Talg oder
Japan wachs vorliegt, läßt sich mit Hilfe
der Jodzahl leicht entscheiden. Nach
Berg (Chem.-Ztg. 1903, 754) gibt auch
der Geruch und die Refraktion wertvolle
Aufschlfisse bei der Untersuchung. Bei
T«dgzusatz wird die Refraktion stets
erhobt, während ein Zusatz von Japan-
wachs die Refraktion nicht beeinflußt.
Chinesisches Wachs (Insektenwachs)
wird nur selten zur Bienenwachisver-
fälschung benutzt. Es besteht aus fast
reinem Oerotinsäure-Cerylester und wird
von einer Schildlaus (Coccus ceriferus)
gewonnen. Chinesisches Wachs erhöht
den Schmelzpunkt und erniedrigt die
Ester- und die Yerseifungszahl. Das
spez. Gewicht beträgt 0,970, der Schmelz-
punkt 82« die Säurezahl 0, Yerseifungs-
zahl 63 bis 78. Das chinesische Wachs
ist sehr schwer verseif bar und in
Alkohol sowie Äether sehr wenig löslich.
Camaubawaohs wird wie das Japan-
wacbs von Pflanzen gewonnen, und zwar
aas den Blättern einer brasilianischen
Palme, der Wachspalme, Corypta ceri-
fera. Es besteht hauptsächlich aus
Pahnitinsäure-Myricylester und Myricyl-
Alkohol. Camaubawachs drückt die
Säarezahl herab, dadurch wird die Ver-
hältniszahl sehr erhöht; ebenso wird
der Schmelzpunkt und das spez. Gewicht
erhöht. Die Eonstanten (Kennzahlen)
fär Camaubawachs sind folgende : Schmp.
80 bis 82<>, spez. Gewicht 0,990 bis 1,00,
Säarezahl 4 bis 8, Esterzahl 76, Yer-
seifungszahl 80 bis 84, Yerhältniszahl
9,6 bis 15,5, Jodzahl 8 bis 13, Büchner-
ZiJil 0 bis 0,9. In Aether und siedendem
Alkohol ist das Camaubawachs voll-
ständig löslich, ebenso in heißem Ter-
pentinöl. Die Lösungen erstarren beim
Erkalten unter Abscheiden kristalUniscb.
lieber Löslichkeit in Chloroform siehe
anter «Löslichkeitsverhältnisse» (S. 213).
AUen gibt zur Erkennung von Car-
naubawachs ein Verfahren an, das jedoch
nach den Untersuchungen von Lewko-
witsch sowie von Berg yon zweifel-
haftem Werte ist. Nach Allen nei^tral-
isiert man die mit Alkohol fibergossene
and erwärmte Probe genau mit alko-
holischer Kalilauge (Phenolphthalein als
Indikator), läßt erkalten und sammelt
den unverseift gebliebenen Anteil. Man
verseift denselben nun mit alkoholischer
Kalilauge, fällt die Lösung mit Blei-
acetat» extrahiert den Niederschlag mit
Petroläther und zersetzt mit reiner
Salzsäure. Beines Bienenwachs liefert
Palmitinsäure, die bei 62^ schmilzt, Car-
naubawachs liefert dagegen Cerotinsäure,
die bei 79^ schmilzt.
Nach BergtShxi man den qualita-
tiven Nachweis eines Camauba-
wachszusatzes am leichtesten durch Er-
hitzen eines Stttckchens Wachs auf dem
Platinbleche bis zur Dampfentwicklung
aus. Der eigentümliche Geruch des
Carnaubawachses, den dasselbe beim
Erhitzen verbreitet, ist so charakter-
istisch, daß er nicht unbemerkt bleiben
kann. Auch die Refraktometerzahl kann
Aufschluß darüber geben, ob ein Wachs
mit Camaubawachs verfälscht ist. Nach
Werd&r (Chem.-Ztg. 1898, 38) hat letz-
teres die auf 40^ bezogene Refraktion
von 66, Bienenwachs dagegen eine solche
von 43 bis 46. Sicher last sich Car-
naubawachszusatz durch den Schmelz-
punkt nachweisen. Schon 5 bis 10 pCt
desselben erhöhen den Schmelzpunkt
des Wachses erheblich. —
Bevor wir unsere Arbeit schließen,
möchten wir noch folgen^enJJntersuch-
ungsgang für gelbes Wachs vorschlagen :
oc^s Vorprüfung genügen in den
meisten Fällen die Bestimmung des spez.
Gewichtes, sowie die beiden qualitativen
Proben des D. A.-B. IV (Sodaprobe und
Alkoholprobe). Ergeben diese Prüfungen
kein Verdachtsmoment, sind gröbere
Verfälschungen unwahrscheinlich. Er-
scheint dagegen auf grund der Vor-
prüfung das Wachs einer Verfälschung
verdächtig, ist unbedingt die v. fiitftZ'sche
Probe (Modifikation Berg bezw. drei-
stündiges Verseifen im siedenden Wasser-
bade) oder, wenn es nicht auf allzugroße
Genauigkeit ankommt, die kalte Ver-
seifungsmethode nach Henriques auszu-
führen. In Zweifelfällen gibt der Schmelz-
punkt und die Btichner-ZBihlf vielleicht
auch die Jodzahl, guten Aufschluß über
die Art des Verfälschungsmittels.»
3X4
Keuerungen an Laboratoriama*
Apparaten.
Olasktthler mit. KagelmnudsttLok. Da
Korke und Gninmipfropten durch heißd;
neutral; saner oder alkalisch reagierende
Dampfe bald zerstört werden^ hat Dr. Binden
durch die Firma Franx Eugershoff in
Leipzig Kohlapparate konstruieren lassen^
die nach den Abbildungen dn konisch
erweitertes Kugelmundstück tragen.
Mit diesem werden die Kühler auf die
zu verwendenden Kolben, Erlenmeye7'^B(^e
Kolben oder Bechergläser unter ganz
schwachem Druck aufgesetzt^ wodurch eine
für wSsserige und alkoholische Dämpfe toQ-
kommen genügende Dichtung erzielt wird.
Üeberdies ist das Kugelmundstüok ein Uni-
versalverschlußy indem die verschiedensten
Kolbengrößen zu einem Kugelmundstücke
passen; vorausgesetzt iß^ dabei; da0 die
Geräte ein annähernd kreisrundes Habende
besitzen. (Ohem.-Zig. 1905^ 809.)
BUckioB-undDestaiatteAskllUdr. Dieser
nach Angabe von K. ZMdiehe mit Kugei-
innenküUung versehene KüUer ersetet trotz
seiaer Kürze (der KttkliiMUitel
ist iKar etwa 20 em laag) fai-
folge aehier Kühfanordiiiug
(Wasser innen und Laft'aiaOflii)
den lÄebig^wAk«k EflMer. Er
kann ebensogut als Süektlafi-
kühler wie beitt Abdeslillieren
von flüchtigen Flttadgkeiten
dienen. Bin großer Vomg
dieses KfiUen besteht daiin^
daß er beim Kocktn tmtar
Bückfluft seihst auf dem
Wasserbade kein Wasser aa
seiner Oberfläche kondeDstert,
so daß der Stopfen völlig
trocken bleibt. Die Herstelhmg ist der
Firma Wagner (6 Munx in ÜfüMhei ibper-
tragen. (Cbem.-Ztg. 1905, Nr. 99.)
Einen neuen Filtrierkonns, der direkt
den Wandungen des Trichters aufliegt, gibt
L. Steinten an. Er ist aus Porzellan her-
gestellt und wird von der Blrma C Oer-
hardt in Bonn verfertigt (Ghem. Ztg.
1906, 40.) P,
Zur
Kenntnis des Oonosaiütanu
hat Koipsstabsapotheker J, Vargea in Med.
Klinik 1905^ Nr. 45 einen Aufhat« vor*
öftentiicht, ans dem naobstehendes hervor-
gehoben sei.
Während bei der erstnudigen Einfiefenmg
in das Laboratorium die Hamproben nairA
dem Oonosangennß ein trübes, scbleiBiigei^
mit vielfachen Tripperfäden versetztes^ dunkel-
gelbes bis bräunliches Aussehen zeigton, war
bei allen Proben vom Verlauf des dptten
bis sechsten Tages an ein f orUauf endes ,
immer mehr zunehmendes AufheUen j^ rer-
zeichnen. Das Sekret verriof^rte sidi^ die
Schleimflooken nabmev ab, derHani wurde
klarer. Im Durchschnitt zeigte der Harn
vom zehnten Tage ab em nonnaiei;^ klwres
Aussehen. Aus dem spenfisehea Gewicht
konnten Schlüsse auf die Zusammensetzung
nicht gezogen werden. Es achwiankto zwischen
315
1,015^ und 1,0230. Die Gefrierpnnkts-
erniddrigimg bewegte moh m dorohaug not-
mden Grenzen; da sämiHche Harne einen
Oefrierpnnkt von l^l bis ffi zeigten.
Auffallend war die Haltbarkeit der Ham-
proben. Während normaler Harn, besondera
bei hoher Sommertemperator sehon ui
kürzester 7!mt der .ammoniakaliaofaen Oämng
nnterfiegt^ blieb der QonoBanham meist 10
bis 14 Tage lang sauer.
DaB Wachslom von MikrobeD-kaloniw
aoa GonoMmbam anf Agaiplattan nach 4c*
laiß ßiäffgem Bebrfltin war von Anfang
4er Anata^kong an beraitB ein aoflallend
garinfBSy wi0 aofih bei längerem Bebrftteii
ein weiteras Wa<shatnm ansblieb. Bis zum
zebatten Tage waien Gonokokken reget-
m&ßig naehwdsbari vom zehnten Tage an
h« den meisteB; vom viemhnten Tage an
nnr bei vereinaelten Kranken.
. Der .Gänotanhani gab stets anegeprigte
UtdikaBfeaktkA.
Bd keinen Krankeai waren Spinren von
EEweffi naolKweMar. Desgleiehen waren
fntg^i» NierenepMielten nnd Hanizytinder
Ib deti ibit der Zeatrifage ansgescUeaderten
SediiAente awfztffinden. Vereinzelfe grMere
Piattettepithelien war«i eM dann vorhamden;
wenn ^ anlangt im Harn massenhaft auf-
tretenden Lenkoqrten an Zahl bedeutend;
fael bis zum Vetzohwlnden abgenommen
liattett. Auf alle FlMe sind Kierenrelaangen;
weMie balumiiMkeii Mitteln zogooehrioben
werdeil; ditfeh GonoeaagenoO völlig aosge-
aeUbssen. Reines SaudelOI mit hohem San-
talelgehalt ruft naeh neueren Forsehiragen
fiberiianm keine nnangenehmen Neben-
eMshelnnngen hervor und shid letztere nm*
etee l>slgie von VerfiUsehangen des BandeMi
mit Qwrjnnbalsam; Terpentinöl nsw.
Redttzierende Substanzen konnten mittels
FehUng'Bthet oder Nylander^Beher Lösung
in GcmoMidkahien niobt fastgestsUt werden.
Phenylhydrazin imd Qreitt bewiesen die Ab-
wesenheit von Hexosen und Pentoaen. Die
Polarisatimi im HalbsehattenaH>Ati^ war
meistens +0; bei einigen Hamen war eine
geringe linksdrehung im HMhstlaito bis zu
5 Mmnten zu verzeiehneu; die als nswesent-
lieh sieht m betraeht kommen kann. Die
Spekti» gnwöhnlieher und Gonosanhame
zeigten keine Venehiedenheiten.
Ans dehi Viiitergebenden er^t' sich;
daß naeh der ehemiseh-f hiyiiologisehen Unter-
anohung der Gonosanhame der GennS des
Gronoean Aendemngen in dar Zusammen-
setzung des Harns nicht hervorruft Schär
digende Einflösse anf den Organismus sind
völlig aosgeschlossen* Er enthält aber Stoff e,
die starke Desmfektionsmittel sind.
Es blieb daher zu untenueheu; welchem
Bestandteil des Gonosau beacw, welchem Ab*
banprodukte desselben diese Wukung au-
konuni Deshalb versnchte Verfasser nun
festausteUetty m weloher Form sich die beiden
Bestandteile des Gonosau^ das ätherische
Sandelholzöl nnd das Kawaharzi un Harne
wiederflnden.
Znm Unterschied vooi anderen Antorep;
webhe Sandelöl bereitB nach 2i«tflndig9r
Anwendung des Gonofan im Harn naob-
wiesei^ indem sie dnieh Mmoralsäuren unjd
Erwärmen opalisierende Niederschläge be-
bameo, welche sieh in Alkohol und Aetber
oder auch ber^ beim Kochen lösten^ gdang
ihm dies nicht immer. Harzsänran waren aller-
dings sMs vorbanden; dooh entstammte^
dieselben nicht dem SandeUUf sondern ^em
Kawaertrakt Auch der ätherische Geruch
des Sandelöles war meistens nicht zu er-
kennen» Während man bei Sandelötgennfi
aliein stets in der alkoholiacfaen oder äther-
ischen AusBchfittelnng des Hams unverasifte
Baste von Sandelöl durch Salpetersäure oder
mittels Eisessig und Salzsäure nachweisen
konnte; geUngt es im Gonosanham kanni;
Sandelöl oder seme Abbauprodukte nachzu-
weisen. Dagegen konnten durch Extraktion
mit Alkohol oder Aether Harzsäuren abgeschie-
den werden; die mit konzentrierter Schwefel-
säure die schöne Rotfärbung gebeU; wie sie
das Kawaharz direkt liefert. Diese Säuren
scheinen also ziemlich unverändert im Ham
wieder aufzutreten. Man muß annehmen;
daß diesen Harnsäuren £e starke Desinfek-
tionskfaft innewohn^ und daß auch auf Ihr;
im Verein mit der anästhesierenden Wirkung
der gute Erfolg der Gonosankuren beruht
ThymidoL Im Gegensatz zu anserer in
Pharm. Ontralb. 47 [i^], 47 wiedergegebenen
Mittcikng beriohtet Dr. J. XaU in Apoth.^Ztg.
1906, 56» daß dieses Prsparat naeh seiner Unter-
suchnng eine wässerige, mit etwas Qlycenn
versetzte Losung von 0,338 pCt salzsaurem
Kokain ist. — fx—
316
Ueber Eztractum Chinae
fluidum
veröffentlichte P. van der Wülen eine
Arbeit, ans der hervorgeht, daß das Ex-
tractnm Chinae Naning flnidnm
nach der Vorsdirift der Krelsvereine im
Königreich Sachsen wohl ein sehr gutes
Präparat sei, jedoch nicht mit dem von Dr.
de Vrij im Jahre 1891 eingeführten
flüssigen Ghüiaextrakt übereinstimmt. De Vrij
hat im Laufe der Zeit manches geändert
und ist seine letzte Vorschrift unter Ghina
liquid a de Vrij in das Supplement zu
der Niederländischen Pharmakopoe aufge-
nommen worden. Sie lautet: 100 g ge-
pulverte Stammrinde von China sucdrubra,
400 g Wasser und 10 g Oiyoerin sowie
die halbe Menge der erforderlichen Salz-
säure, d. i. 146 Teile Salzsäure für 310
Teile Alkaloide, werden gemischt und unter
bisweiligem Umrühren 24 Stunden mazeriert.
Dann wird alles in einen Perkolator gebracht
und nach erfolgtem Abtropfen der Rückstand
wieder mit 400 g Wasser, dem ein Fünftel
der berechneten Salzsäure zugesetzt ist, per-
koliert. Nachdem auch diese Rüssigkat
abgelaufen ist, wird die Perkolation mit
Wasser fortgesetzt, bis das abtröpfelnde
Perkolat durch einen Tropfen Natronlauge
nicht mehr getrübt wird. Hierauf wird das
Perkolat m der Luftleere eingedampft, bis
das Gesamtgewicht nach Zusatz des Restes
der Salzsäure und 10 g Spiritus 100 g
beträgt.
Die schwache Seite dieser Vorschrift ist
der letzte Zusatz der Salzsäure, die an dem
Ausziehen der Alkaloide nicht teilnimmt und
dem Präparat unnOtig einen schlechten Ge-
schmack gibt. Auch sei das Eindampfen
in der Luftleere nicht notwendig.
Die Darstellung eines guten Extraktes
ist folgende: Nachdem die zur Lösung der
Alkaloide erforderliche Menge Salzsäure, wie
in Pharm. Oentralh. 44 [1903], 777 bereits
mitgeteilt, ermittelt ist, werden 100 g China-
rindenpulver 4 Stunden mit 400 ccm Wasser,
10 g Glycerin und dreiviertel der berech-
neten Menge Salzsäure mazeriert und weiter
nach der Vorschrift für «Ghina liquida» ge-
arbeitet, wobei die zweite Menge Salzsäure
(ein Viertel der gesamten Menge an den
ersten 400 ccm Wasser) dem Wasser, mit
dem man perkoUert, zugesetzt wird. Die
Perkolation wird fortgesetzt^ bis keine Trüb-
ung mit lOproc. Natriumkarbonatlüsong,
welche besser als Natronlauge ist, erfolgt.
Das Perkolat wird, weil anders die Gerb-
stoffe oxydiert werden, ununterbrochen mit
Hilfe des ^a^er'schen Dunstsammlers hei
höchstens 70^ oder in der Luftleere auf
90 g verdampft. Die Alkaloidmenge wird
hierin bestunmt Und das Extrakt so mit
Spiritus, Wasser und Glycerin vermischt,
daß das Extrakt 5 pGt Alkaloid, 10 pOt
Glycerin und 10 pCt 90proc. Spiritus eht
hält. Ein gutes Extrakt soU dne klare braun-
rote Rüssigkeit mn, die in Wasser gelüst
nicht (wenn m der Luftleere eingedampft) oder
nur wenig trübe wurd, welche Trübung nach
Zusatz von wenig Salzsäure verschwindet
Die wässerige Lösung (1 = 10) soll gegen
Eongopapier nicht sauer reagieren. Der
Alkaloidgehalt soU 5 pGt betragen.
Letzteren bestimmt man wie folgt: 6 g
Extrakt werden in einem Arzneiglase ab-
gewogen, mit 60 g Ohloroform und als-
dann mit 10 ccm Natronlauge (1 = 10)
gemischt Die Mischung läßt man unter
häufigem kräftigen Umschfltteln 2 Stunden
lang stehen. Hierauf fügt man 3 g Tra-
gantpulver zu und schüttelt^ bis sich der
Tragant zusammengeballt und die dar-
über stehende Chloroformlösung sich voll-
ständig geklärt hat Man filtriert alsdann
50 g der Ghlorof ormlösung durch ein trockenes,
gut bedecktes Filter in ein gewogenes trockenes
Eölbchen, destilliert das Chloroform ab,
trocknet den Rückstand bei 100^ und wägt
nach dem Erkalten. Mit 20 vervielfacht
findet man den Alkaloidgehalt in 100 g
Extrakt. Durch Lösen m ^/iQ-liormtlSäaie
und Titrieren mit ^/iQ-'Sormtii-Alki^ mit
Haematoxylin als Indikator kann man, die
Alkaloide auch titrimetrisch bestimmen.
— — fet-^.
Zahnelixir nach Mathis.
Formaldehydlöeung(40proc) 2 g
Chinatinktur 60 g
Oiyoerin 60 g
Pfefferminzöi 2 g
Stemanisöl 1^5 g
Nelkenöl 1 g
Zimtöl 1 g
Alkohol 100 g P.
817
Zur fehlerfreien Titration in
der Wärme
bringt H, Qöckel in B«riin (Ghem.-Ztg.
1905, 1208) eine Modifikation der deKoninch
sdien Bürette in den Handel. Bei ihr
verl&nft das 20 bis 25 cm lange seitlich
geführte Abflußrohr nicht rechtwinklig,
sondern in möglichst steilem Winkel nach
aufwärts, damit die Bürette nicht unnOtig
hoch emgespannt za werden braucht. Dieses
Rohr ist durch einen Olasschliff mit der
eigentlichen mit Glaahahn versehenen Bürette
verbundcD, sodaß einerseits ein besonderer
Halter unnötig wird, andererseits auch
Flüssigkeiten, wie Kaliumpermanganat, ohne
Schaden in der Bürette benutzt werden
können. Da das ganze seitliche Rohr nur
1 bis 2 Millimeter lichte Weite besitzt, so
ist der durch die Erwärmung durch Dämpfe
hervorgebrachte Ausdehnnngsfehler ganz ge-
ring. Der Hahn ist nach links gestellt,
sodaß er mit der linken Hand bedient
werden kann, während die rechte zum Um-
rühren und anderen Handgriffen frei bleibt.
-he,
üeber den
Nachweis von halbdenaturiertem
Spiritus in pharmazeutisohen
Präparaten.
Nach einer Veröffentlichung von Prof.
Oadamer sind von sämtlichen Methoden
nur zwei brauchbar, nämlich eine chemische
nach L4gal und eine physikalische, welche
auf der Bestimmung des Siedepunktes beruht.
Der L^oTsAe Acetonnachweis kann bei
sehwach gefärbten Präparaten ohne weitere
Vorbereitungen in der ursprünglichen Flüssig-
keit vorgenommen werden, während bei
stärker gefärbten Präparaten das Destillat
der Prüfung zu unterwerfen ist Für die
Bestimmung des Siedepunktes empfiehlt
Qadamer die Schleiermacher'Bcb^ Methode,
doch hat er den hierzu nötigen Apparat (eine
U-förmige Röhre) durch Anfügung eines
Hahnes abgeändert, so daß er für viele
Bestimmungen benutzt werden kann. Der
Apparat ist im Original-Aufsatz abgebildet
und die Schleiennacher'Bcte Methode wird
genau beschriebeo. j. K,
Apo(h.'Ztg. 1905, 807.
als
Reagens auf Phosphor-, Arsen-
iind Antimonwasserstoff.
Leitet man in eine Ealiumquecksilberjodid-
lOsung Phosphorwasserstoff ein^ der mit
Wasserstoff oder mit Kohlensäure verdünnt
ist; so beobachtet man die Bildung eines
orangegelben schillernden Niederschlags^ der
kristallisiert ist Ist der Phosphorwasserstoff
nicht verdünnt; dann ist der Niedersdilag
mehr rot und amorph, hat aber dieselbe
Zusammensetzung. Er bildet sich nach der
Gleichung:
PHg 4- SHgJg = 3HJ + PHggJg.
Wasser und Alkalien zersetzen den Nieder-
schlag unter Bildung von Jodwasserstoffsäure
oder deren Salzen und einer schwarzen
Masse, die sich in Phosphorwasserstoff;
metallisches Quecksilber und Alkaliphosphit
zersetzt Halogenwasserstoffsäuren sind ohne
Wirkung auf den Niederschlag; Salpeter-
säure und Königswasser greifen ihn lebhaft
an.
Arsenwasserstoff gibt in derselben Weise
dnen hellbraunen Niederschlag; der sich aber
langsamer bildet und gegen Alkalien viel
beständiger ist
Antimonwasserstoff reagiert wieder lang-
samer unter Bildung von schwarzbraunen;
schillernden Kristallen. A,
R6p, de Pharm, 1004, 457.
Ueber die Vanillinreaktion der
Eetone
hat Kutscheroff erneut Untersuchungen an-
gestellt Da die Farbreaktion der Ketone
bei der von Solonina angegebenen Ver-
suchsanordnung sehr häufig undeutlich war
oder auch ganz ausblieb, so änderte Verf.
die Vorschrift für die Reagensiösung in fol-
genderwelse ab: «Eine LOsung von 0,3 g
Vanillin in 5 ocm rektifiziertem Spiritps
wird mit 1 com konzentrierter Schwefelsäure
(spez. Gew. 1,84) versetzt Es erfolgt je
nach der Reinheit des Spiritus entweder
gar keine oder nur eine schwach gelbliche
Färbung. Wenn jedoch der Sphitus etwa
1 pCt Keton enthält; so tritt sofort eine
intensive schöne Färbung auf; bei Aceton
karminrot; bei den übrigen Ketonen blau;
bisweilen mit einer Tönung in grün (Methyl-
Butylketon); die bald wieder verschwindet.
.71 S-
Auf Ztisaiz von WÄSser tefftctr^hdet '-bei
A^^tcm "diO' karmiorof^ E^rW Und g4MÜ
Zitronengelb tber. Die bkii0 Fiurbe' bei
den böheren Setoaen bleib! jedoeh besteben
und nimmt niur an Inteoflität ab^ wie es beim
VerdDnnen von gefärbten Utonngm mit in-
differenten LöBungsmitteln der Fall, ist.
Wenn man aber zu den durch Wasserzusatz
verdünnten Lösungen Kali- oder Natron-
lauge zusetzt, so nimmt die gelb gefärbte
Aoetonlösung eine mtensiv orangerote Färb-
ung an, während die LOsung^ der übrigen
Ketone entfärbt oder schwach gelb gefärbt
werden. Verf. hofft diese Methode zu einer
quantitativen (kolorimetrisch) ausgestalten zu
können. Hinderlich ist allerdmgs ein even-
tueller Gehalt des Spiritus an Aldehyd, da
ein Aldehydgebalt von 1 oder mehr pCt
eine starke Blaufärbung hervorruft. Der
Aldehyd ist daher durch Abdestillieren zu-
vor zu entfernen. (Vergl. Pharm. Centralh.
46 [1905], 960.) J. K.
Ztsckr. /. anal. Ohem. 1905, 62^.
Für die Trennimg des Baryum
von Strontium und Calcium
schlagen Skrabal und Neustadel folgende
Abänderung der bekannten Chromatfällungs-
methode vor:
Die neutrale oder schwach saure Lösung
der Salze wird mit Ammoniumacetat (das
durch Ammoniak ganz schwach alkalisch
gemacht war) im Ueberschuß verset^t^ . auf *
gekocht und unter Umschwenken tropfen-
weise mit Ammoniumdichromatlösung gefällt.
Man läßt absetzen und dekantiert nach dem
£rkalten mit einer verdünnten L5sung von
AmmoniumacetatlÖsung den Niederschlag
durch ein Filter solange, bis das ablaufende
Filträt gerade nicht mehr gelb gefärbt ist.
Der am fllter haftende Teil des Nieder-
sehlages wird in warmer verdünnter Sal-
petersäure gelöst und zu der Hauptmenge
des Niederschlages zurückfiltriert Man setzt
noch soviel Salpetersäure zu, bis alles gelöst
ist, fügt tropfenweise Ammoniakflüssigkeit
bis zum Auftreten eines bleibenden Nieder-
schlages hinzU; gibt Ammoniumacetat im
Ueberschuß zu, kocht unter Umschwenken
des Becherglases auf, läßt langsam erkalten,
filtriert nad^ dem Absetzen und wäscht den
Niederschlag mit AmmoniumacetatlÖsung aus.
Der Niederschlag wird getrocknet und ge-
glüHi ^ 'fie ' vereimgi^ ¥1tt^ie^ * wlb' ' ^
wohnlich auf StMldtaäi/uiIÖjClilcium weiter
untersiuhL ' J. JST.
Zieehr, f, amlu*. Ohm. 1905, 749.
i ff
Zum Nachweis von Hhodium-
Verbinduagen
macht E* P. ÄlvareXr (Gast, qbim, itaU
1905, 341) eine fihodum^lösiing (a. B.
BbCeßNf^) mit Natriambydrpxjd .alkaliii^.
Das erhaltene .Bhodiumhydroxyä setzt, er,
ohne zu erwärmen, den (lasen SiVi^ dieaich
in der Kälte aus einer Mjsfibnng von Kmt
liomchlorat . und starker Salzsäure entwi^kain.
Dabei nehmen selbst ß^r verdüjBate, fast
farblose Bbodiumlösungen zuerst eine gelb-
rote Färbung aq, ^ bald in. starkes Rot
überg€|hL Wirken die chlorige Gase weiter
ein, so färbt sich die Flüssigkeit . dpakel^
trübt sich darauf dnrcb AbsAbeidmg . eiaes
grüneu NiedeETSchlages, der sieb zuletzt unter
Bilduj]^ von Natrioniperrbodanat (Rb O^Nae)
zu einer blauen^ dem KupCeroxydammooiak
äbnlieben Flüss^keit 19ft< Die^e bI^e,Färl^
ung wird durch schweflige Säure zerstört«
indem sich gelbe Rhodiumsulfate bilden.
Eine gleiche ^wsf^nifig ;4^f blauen Farbe
unter lebhafter. Saneistoff-Eutwi^eUipg ven^
anlassen Natriumperoxyd und -persulfat.
Von Chloroform, Aether uhd Bfenl^ol" wird
die blaue RhodinrnfMung nicht aufgenommen,
während reinel» Anilki sidh rot firbt, wobei
die Flüteigkeit sieh itffoige teilweiser Re-
duktion des Perrhodanat entfällt. MitMa
dieser Reaktion ist es möglieb, däs Rhodium
von anderem Metallen seifler Omppe istt
unteritebefden. —it.—
Zum Iffaoliweifl
fäkaler Verunreinigimg von
Trinkwasser
empfiehlt Christian im Aroh. f. Hygiene^
Bd. 54, H. 4 das schon von Eijkniann
angegebene Verfahren. Dieses bestdit darin,
daß man das fragliche Wasser toM 1 pOt
Traubenzucker, 1 pCt Pepton und 0,05 pOt
Kochsalz versetzt und bei 46^ C bebrütet.
Bacterium Koli, der Warmblüter, wächst
dann noch und bildet Gase, alle andtt*en
aber nicht. Bei der Untersuchung von
Spree-, Pauke-, Rieselfeld- und Bexttner
Leitungswasser hat sich das Verfahren be-
währt. — te—
31Ö
t)te BWümmting Von 7od<^an
I l I 4 * * • • 1 ,1
Milbauer und ^So^ babeo, wie schon in
Plmnz^,GeatraUu.46 {IdOSJ, 7.09, korz be-
ridttei- VF^c^; eioci <ieu9- Methode ansge"
arbeitet: Das abgewogene , Jodcyan ent-
haltende Jod wird mit konzentrierter Sohwefel-
säure .'in einer R^ibsohale gründlich zer-
rieben, die Mischung mit konzentrierter
Schwefelsäure in einen KjeldahlKolhQn ge-
splüt, mit dem gleichen Volumen Wasser
verdfinnty schwach erwärmt, so daß das tron
Jodeyan befreite Jod flberdestüliert und in
eikte'giU^tett'Vodage' gasmm^^l werddn
kann. Die Erwänraiff niit verdünnter
8chwefe]^|Uire hat den Vorteü, daß 4bb Jod
mit den, ^iVasserdämpfen destUliert* Die
Erwärmung, im Jodes mit. konzentrierter
SchwefeUämre, muß yorsiditig j»tattf inden, da
sonat die, FlQisigkeit 3tark stößt Nachdem
daa Jod flbersubiimiert iat^^eirbitzt man stärker
un4. zum Schluß führt man die Verbrennung
in siedender konzentrierter Schwefelsäure
durdi. .Die weitere Behandlung der den
Sticksfoft als Ammoniumsulfat enthaltenden
Flüssigkeit geschieht in der bekannten Weise
n^ch Kjeldahh Das erhaltene Destillat
wurd mit Yio"Normal- Schwefelsäure titriert.
Die angeführten ß^leganalysen sind be-
friedigend. , Da das Jodcyan sehr stark giftig
ist, so enthält auch das Deutsche Arznei-
buch (Bine Vorschrift für die qualitative
Prüfung des Jodes auf Jodcyan.
pie Verf. haben ebenfalls eine neue
qualitative Iprüfung eingeführt, indem
sie, das Jod (wie oben angegeben) ^darch
Elrwärmen ' mit verdünnter Schwefelsäure
vertreiben^ den Rückstand mit konzentrierter
Schwefelsäure verbrennen^ mit Katronlauge
alkalisch mächen und in verdünnte Schwefel-
säure abdestillieren. Das DestQlat wird bis
auf ein geringes Volumen eingedampft und
nach Zusatz von Alkali bis zur schwach
alkalischen Reaktiolü mit Ne$skr'% ReagcDS
geprüft Alle von' den Verf. nach dieser
Mediode wiö auch nach def des Arznei-
buches geprüften Proben käuflichen Jodes
worden frä von' Jodcyan befunden, so daß
es den Ansebeiii hat, als ob diese früher
bäitfagere Verunreinigung jetzt nicht mehr
vorkommt
Zt8<^, f. onalyL öhem. 1905, 286. </. K.
k « I II I
Pur did
• • . .
titrimetrLsbhe BedÜmmtUi^ der
gebundenen Schwefelsäure
sahlägtjlf. iSp^tofolgendes jodometriaeh0
Verfahren vor; Die LOaong des Sulfates,
wekdie ebra 0^5 g H3SO4 gebunden ent*
halten darf, wird in einen 150 com f aasen*
diui Meßkoiben a«f dem Wawerbade er-
wäirmt, mit 50 eem QUorbaryomlOsong
(8;li56 g BaClt + 2 H^O zu 1000 eom
gfilüst; versetzt^ noeh eini^ Zeit erhitzt,
naeb dem JBrkalten jeut Haarke aulgefttUt
und . durch ein trookeoea fllter filtriert
100 eem des FUtr^es iwcdrden mit 50 eem
Gbromatl^ung (M806 g K^OtO^ i^ 1000
eem gelöst) versetet und filtriert. Vom
Fiteat werden wiedemm 100 com mit 10 eem
einer 10 proe. JodkaliumU^ung und 10 lecm
einer 15 proc Salzsäure versetzt und das
ausgeschiedene Jod mit Yio''^^^°^^'~^A^iu^*
tbioaulfatlösung bestimmt Für die Be-
rechnung der vorhandenen Schwefelsäure
ergibt sich dann die vereinfachte Formel:
SO4 =* (2,!B5a— 25) . 0,0032 Gramm,
worin a . die verbrauchte Menge dei^
Yi<r!^ormal-Natriumthiosul{atl9sung in oom
bfdeutet
HandeM es sieh am die Bestimmung des
Sulfatgehaltee dnee Wassere, so wird es zur
Abscheidung der balbgebnndenen Kohlen-
säure gekocht, nach dem Erkalten auf das
ursprüngliche Vohimen aufgefüllt 100 eam
dieses Wassers werden dann in einem
126 ocm-Kblben mit 10 ccm der Gl^r-
barynmtüsung versetzt, erwärmt, nach dem
Erkalten zur Bforke aufgefüllt und flMrieri.
Vom antrat weiden 100 cem mit 10 eem
d« (%romatl98ung vermiMdii^ auf 126 eem
anfg^füflt, filtriert und 100 eem dea Filtrates
wie oben angegeben mit JodkaümnUkiung,
Salzsäure und Yio^^on^-'^^i^^s^l^tlösong
behandelt Bei cUeser Bestimmung ist die
vereinfaebte Fonnd für die Berechnnng des
SO4 = (l,5625a— 2,5) . 0,0032 Gramm,
Wiorin a wiedemm die verbfauchten oem
Vio'Komial-Thiosul£atlOs«ng bedeutet
Archiv der Pharm. 1905, 667. ./. K
320
Eine neue gerichflich^chemisohe
ArsenbeBtimmimg.
Die M&ngel der gegenwitrtigen toxikolog-
ischen Methoden des ArsennachweiseB sind
in der Menge der bei größerem Material
(Leiehenteiien) allein znr Zerstörung der
organischen Substanz notwendigen Reagentien
begründet. Ob man nun näseierendes Ghlor
(Kalinmchlorat und Salzsäure) oder Salpeter-
säure und Schwefelsäure hierzu verwendet,
immer muß mit großen Mengen der frag-
lichen Stoffe gearbeitet werden, stets sind
die Arbeiten sehr zeitraubend und belästigend,
immer knüpfen sich noch wdtere Reinigungs-
methoden und die Einwirkung anderer Re-
agentien wie Schwefelwasserstoff, Ammoniak,
Salpeter-Sodaschmelze daran , so daß die
Gefahr durch nicht ganz reine Reagentien
Arsen einzuschleppen sich vergrößert
Dr. C. Maij der schon frflher darauf
hinwies, daß für den qualitativen Arsen-
nachweis die völlige Zerstörung gar nicht
notwendig ist, teilt nun (Ztschr. f. Unters,
d. Nahrungs- u. Genußm. 1905, 290) ein
Verfahren mit, das leicht und sicher das
Arsen quantitativ erhalten läßt, wenn man
die organische Substanz bis zur Bildung
einer harten Kohle glüht. Man bringt hier-
zu die zerkidnerten Massen zunächst in
Porzellanschalen auf das Wasserbad, um sie
von der anhaftenden Flüssigkeit (meist Wdn-
geist) zu befreien, dann versetzt man mit
etwa dem gleichen Gewicht rauchender
Salpetersäure, der 5 pGt Schwefelsäure zu-
gefügt sind und erwärmt weiter bis zur
Verflüssigung. Die verflüssigten Bfaasen
werden in einer gemeinsamen Schale er-
wärmt, erst auf dem Sandbade, dann über
freiem Feuer, bis alle Säure verjagt ist, und
eine harte glasige Kohle sich gebildet hat
Diese gibt man mit dem Fünf- bis Sechs-
fachen ihres Gewichtes an Salzsäure (spez.
Gew. 1,19) in einen Jenenser Rundkolben
und destilliert unter guter Kühlung etwa
ein Viertel bis ein Drittel ab. Das Arsen-
pentoxyd wird hierbei durch die Kohle und
Salzsäure völlig zu arseniger Säure reduziert
und als Arsentrichlorid verflüchtigt Das
Destillat versetzt man mit dnviertel Ranm-
teil rauchender Salpetersäure und bringt
nach und nach auf dem Wasserbade bis
fast zur Trockne und erhitzt den Rückstand
vorsichtig mit Schwefelsäure bis zum Auf-
treten starker Nebel. Der Sehaleninhalt
wird darauf mit Wasser verdünnt, nadige-
spült und m der von Mai und Hurt be-
schriebenen Weise das Arsen elektrolytisch
bestimmt (vergl. Pharm. Gentralh. 46 [1905],
260).
Die Gegenwart von Saccharose, Invert-
zucker, Oxalsäure, Essigsäure, Weinsäure
im Kathodenraum bildet niach neueren Unter-
suchungen für die Elektrolyse keine Stör-
ungen.
Die Bestimmung der Chlorate
und Bromate
führt Prof. Scholz durch Reduktion mit
Natriümnitrit in salpetenaurer Lösung auf
eine einfache Titration mit SUbemitrat nadi
VoUiard zurück. Für die Ausfüfanmg ehier
Kaliumchloratbestimmung ergibt sidi' dem-
nach folgende Vorschrift:
0,2 bis 0,3 g des Salzes werden in etwa
100 ccm Wasser gelöst und der Lösung
10 com Salpetersäure (spez. Gew. 1,2) und
10 ccm einer lOproc. Nätriumnitritlösnng
zugefügt. Nachdem die Flüssigkdt 15 Mi-
nuten bei Zimmertemperatur gestanden hat,
gibt man 30 ccm Yio'^^'™^'^^^^^^™^^'
lösung und 5 ccm gesättigter Eisenalann-
lösung zu und bestimmt den UeberadiniS
der Silberlösung mit ^/iQ-J^onmX-Bhoixii'
ammoniumlösung. (Der Berichterstatter
zieht folgenden Modus vor. Die Mischung
aus ChloraUösung, Salpetersäure und Na-
triumnitrit wird nach 15 Minuten mit so
viel chlorfreiem Calciumkarbonat versetzt,
daß alle Säure abgesättigt ist und die
Flüssigkeit durch das überschüssige Galdnm-
karbonat weißlich getrübt ist Darauf wer-
den 3 Tropfen Kaliumchromattöeung zu-
gefügt und mit Yio'^^''™^*^^''^™^^''^'^^
bis zur Rotfärbung titriert)
Ist das Kalinmchlorat düoridhaltig^ so
wird der Chloridgehalt in einer besonderen
Probe durch direkte Titration mit Yic^oi*'
mal-Silbemitratlösung ermittelt Ebenso wie
die Chlorate behandelt man die Bromate,
während Jodate durch Nitrit nicht reduziert
werden. J. K,
Archiv der Pharm, 1905, 353.
321
■ ahrungsmittel-Oheiiiie.
Die Feinheitebestimmung der
Mehle.
Von einem Osterreiehisehen FaehgenoABeU;
Dr. Neumann Wender m Czemowitz ist
eine nene Methode aufgefunden und näher
besehrieben worden ^ welche zur Unter-
Beheldung der Meblsorten dienen soll.
Während England und Amerika nur
3 Sorten Weizenmehl herzustellen pflegen^
hat die hoohentwicicelte HodimüUerei DeutBch-
iandfl und Oeeterreichs es bis auf 8; ja 12
versohiedene Mehlsorten aus der nämlichen
Getrddeart gebracht. Da die Preisunter-
schiede fflr Nr. 0 (die feinste Sorte) und
Nr. 8 (die gröbste Sorte) zwischen 12,6
Kronen und 5^7 Kronen ftlr den Sack
schwanken^ ersieht man, wie wichtig das
Erkenneo 4er emzelnen Mehlsorten ist
Das Pekarisieren Yersagt; wenn es das
um die Unterscheidung von nebeneinander-
liegenden. Sorten handelt, und die Beur-
teilung des Feinheitsgrades nur nadi der
Farbe wurde in Ungarn durch eine Ver-
sammlung von Fachleuten als unzulässig be-
zeichnet. Beispielsweise besitzt das feinste
Auszugmehl aus Theißweizen nicht eine
rein weifie, sondern eme mehr gelbliche Farbe.
Bei allzuf^er Zermahlung wird ein Mehl
zwar weißer, aber seine Qualität nimmt ab,
wenn die Zerreibung zu wdt getrieben wird,
und das Produkt verliert an Griffigkeit.
Die Verbesserung der Methode von Pekary
wie ne Holx vorschlug, der die Kleien-
bestandtttle durch Befeuchten mit emer
Phlorogludn-Salzsäure-Löeung sichtbar macht,
und somit grOberen Mehlen eine dunkel-
rote, feineren eme rosa Färbung ver-
leiht, weist die gleichen Mängel wie die
urBprflngtiohe Methode auf.
Das Auszählen der Kleiebestandteile unter
dem Mikroskop, welches Qirard eingeffihrt
hat, erwtist sich fflr die Praxis als zu um-
stäodfich, und die von so vielen Forschem
bearbeitete Aschenbestimmung erfordert
Uebung des Analytikers und gestattet nicht
immer benachbarte Mehlsortini sicher zu
unterscheiden. Trotz mancher Vorzflge hat
diese Methode audi den Nachteil, daß die
mit Mflhlstemen arbdtenden Mfihlen, wegen
der in das Hehl gelangenden Spuren Sandes
leicht benachtdligt werden. Jedenfalls hat
Vedrödi nachgewiesen, daß die Aschenbe-
stimmung der von Cerkex verteidigten Fett-
bestimmung fflr die Ermittelung des Fdn-
heitsgrades flberlegen ist Dennstädt und
Voigtländer bestinnnen die Nummern des
Mebles nach dem Stärkegehalt, da dieser
mit dem Feinbeitsgrade steigt
Die neue Wender^BAe Methode liefert
nach iem Verfasser auch nur relative Zahlen,
jedoch scheint sie wegen ihrer Emfachhett
und raschen Ausfflhrbarkeit, und weil die
Feststellung der Enzyme in emem Mehl
wohl auch Schlflsse auf seine Backfähigkeit
gestattet, zur Wertbestimmung in der Praxis
besonders geeignet Schon frflher hatte der
Verfasser die Beobachtung mitgeteilt, daß
im Getreidekom die Wasserstoffperoxyd
katalysierenden Enzyme derart verteilt sind,
daß die äußeren Schichten desselben und
ebenso der Keim bedeutend reicher an
Enzymen sind wie das Bndosperm. Hierauf
bendit das neue Verfahren. Aus Wasser-
stoffperoxyd vermögen die im Mehle ent-
haltenen Katalasen Wasser und Sauerstoff
abzuspalten. Der entweichende Sauerstoff
läßt sich messen und wägen. Die Größe
der Sauerstoffentwickelung nimmt in folgen-
der Reihe zu: Stärke, Kleber, Mehl,
ganze Körner, Malzkeimlinge, Getreidescfaro^
Kleie.
Zur Bestimmung verfährt man wie
folgt: Eine gewogene Mehlmenge (50 g)
verreibt man in einer Sduüe mit Wasser
(100 ccm) zu emem gleichmäßigen Brei
und spfllt diesen m emen Kolben, der mit
doppelt durchbohrtem Gummistöpsel ver-
schlossen ist. Durch die eine Bohrung ftlhrt
eine mit Glashahn versehene Meßpipette,
welche die Wasserstoffperoxydlösung enthält,
durch die andere fflhrt ein knieförmig ge-
bogenes Rohr, das unter der mit Wasser
gefflllten, in emer pneumatischen Wanne be-
findlichen Gasmeßröhre einmflndet. (Apparat
bei Franz Htigershoff, Leipzig.) Man
stellt das Wasser m der Meßröhre auf den
Nullpunkt ein und läßt zu dem Mehlbrei
im Kolben die Wasserstoffperoxydlösung
(25 ccm) zufließen. Sofort beginnt die Ent-
wickelung des Sauerstoffgases. 100 g Mehl,
360
Die Eresole uad Phenol
laasen sich naoh C. Arnold und O. Werner
(Apoth.-Ztg. 1905; 925) durch folgende
Reaktionen unterscheiden:
I. Mit Eisenchlorid gibt das o-Kresol
eine blane^ rasch in Grün übergehende,
Hienol; m-Eresoi und Trikresol eine violette,
p-Eresol eme blaue Färbung.
n. Wlaserige, schwach ammoniakalische,
zmn Sieden erhitzte Lösungen von Phenol
und o-Kresol werden durch Bromwasser
blau, die gleichen Losungen von m-Kresol
und Trikresol grünlioh-blau und p-Kresol
nicht gefärbt
III. Zusatz dner Spur Kaliumnitrit
zu der Lösung von 2 Tropfen des betreffen-
den, nötigenfalls geschmolzenen Körpers in
etwa 3 cem konzentrierte Schwefelsäure
färbt die Lösung von Phenol smaragdgrün,
bei längerem Stdien tiefblau, von o-, m-
und Trikresol gleichfalls smaragdgrün, da-
gegen von p-Kresol dunkelrot Wird nun
mit Wasser verdünnt und ttbersohüSBiges
Ammoniak zugesetzt, so werden die Lös-
ungen von Phenol, o-, m- und Trikresol
grüU; von p-Kresol dagegen gelb.
IV. Versetzt man 10 ccm der wässerigen
Lösung mit je 10 ccm Alkalilauge und
Alkohol sowie einem Tropfen Anflin,
schüttelt tüchtig; setzt 5 bis 6 Tropfen
Wasserstoffperoxyd und nach wiederholtem
Schütteln 10 bis 12 Tropfen Natriumhypo-
chloritlösung zu, so gibt Phenol eine vor-
übergehende, scbmutzig rot; rasch in OeH>
übergehende, o-, m- und Trikresol eine
momentan violette^ sofort in Grün um-
schlagende, p-Kresol eine vorübergehende
violettrote, rasch verschwindende Färbung.
V. Eine Messerspitze voll Phthalsäure
mit ungefähr derselben Menge Phenol bezw.
Kresol und 5 Tropfen konzentrierter Schwefel-
säure erwärmt gibt bei Phenol und Trikresol
eine dunkebrote, bei o- und m-Kresol eme
kirschrote, bri p-Kresol eine orange gefärbte
Masse, die nach Zusatz von Wasser bei dem
üebenättigen mit Natronlauge bei Phenol
fuchsmrot, bei o- und Trikresol violettrot,
bei m-Kresol blau-violett und bei p-Kresol
gelblich wird.
Demnach eignet sich zur Unterscheidung
des Phenol von den Kresolen Reaktion IV,
zur EriEcnnung des o-Kresol von den übrigen
Kresolen und Phenol Reaktion I, zur Unter-
schddung des m-Kresol von den übrigen
Kresolen und Phenol Reaktion V, zur Unter-
scheidung des p-Kresol von den übrigen
Kresolen und Phenol sind alle fünf, beson-
ders Reaktion m und V geeignet H. M.
Zum Nachweis von Indikan im
Harn
führt Dr. Otto Mayer (Pharm. Ztg. 1905,
742) die Obermayer^Biiii^ Probe folgende^
maßen aus: In einen ZyUnder gibt man
2 ccm Chloroform, 10 ccm Harn und 10
ccm einer Mischung von 30 Tropfen Liquor
Ferri sesquichlorati und 100 ccm rauchender
Salzs&ure (spez. Qew. 1,19) entsprechend
36 pOt Chlorwasserstoff; mischt durch und
laßt etwa 5 Minuten stehen. Nach dieser
Zeit pflegt die Reaktion beendet zu sein.
Man dreht nun unter Vermeidung heftigen
Schüttehis den ZyUnder öfters um, UBt das
Chloroform zu Boden snken. Dieses
schüttelt man nach Abgießen der fiber-
stehenden Säuremischung mit Wasser, wo-
durch eme Chloroformschicht von rein blauer
Farbe erhalten wird. Die Stärke der letztecen
hängt von der Menge des vorhandenen In-
dikan ab und dementsprechend ist auch
der Absorptionsstreifen zwischen C und D
mehr oder minder scharf. K M.
Zur Oehaltsbestimmimg des
NatriumacetateB
empfiehlt L. ÜUrich (Ohem.-Ztg. 1905,
1207) statt der Destillation mit Phosphor-
säurC; die außerordentlich langwierig ist, eine
neue Methode, die vollständig übereiiiatim-
mende Resultate ergibt: 5 g Natriumacetat
werden in einer Schale mit 50 ccm Normal-
schwefelsäure Übergossen und die Essigsäure
auf dem Wasserbade verjagt, was nach 2
bis 3 maliger Aufnahme des Rückstandes mit
Wasser erreicht ist. Dann wird nochmals
mit Wasser aufgenommen und das gebildete
Bisulfat (NaHSO^) mit Methylorange und
Normallauge titriert Durch qualitative Prüf-
ung muß die Abwesenheit anderer flüchtiger
Säuren (als ChloridC; Elarbonate usw.) fest-
gestellt werden, oder diese müssen getrennt
bestimmt und in Anrechnung gebracht
werden. — Ae.
323
PliariiiiikooiM>«ti9oli9 Mittwilwiaeii.
Ueber die pliysikalischen Bägen-
sehalfeeii der Kopale
gibt Bottkr (Ohem.-Ztg. 1906, Rep. 23)
eine vnsammenfiuBende Dantelltmg. Als
Atthaltspopkte zax KennzeMuiung benutzt
er die OberfUehenbeBehaffenheil^ Farbe;,
Dvrohekihtigkelty Qbms and Bradi, die DIehte,
HSrte^ Schmdzbarkeit und LOsliehkeit. Die
Diehte weicht nnr wenig von der des Wassers
ab. Darob Kntfemang der LnfteinschlOsse
erhftit mm mm. b(^here Diehte* Die EMrtB
ist ein wiehtiges Eennoeichen «nd Verfasser
stettt eine HSrteskala anf, die mit dem
Sanfflbar-Eopal als härtesten beginnt, der
jedoch dem Bernstein an Ehrte naebsiehty
a»diiiitdeinHymenaea-Kopal{Saminei-
beseidunmg für cHe vfidaoierikanisdien, be-
sonders brasiHamsdien Kopale) endet. Der
Sehmelzpnnkt der Kopale lieigt zwischen 90
und 340^ C Ais LOenngsmittd dienen.
bflnptrtdiMeh Alkohol (96proe. and abeoiat.);
Aether, Amylalkohol/ Methylalkoho]^ Aceton,
Chloroform, Benzol und rektifiziertes Terpen-
tinJU, Gbkrbydrine^ Terpineol, Tetraehlor-
kohienetoff nsw. Naek den Untersiiohnnge&
des yerfassers ist* der Weiß-Angola-Kopal
am IMidiSten, der Sansibar -Kopal am
sehwersten loslich. Zuweilen kann andb der
Gemeb als AnhaHH^onkt dienen* Strnktnr,
LiditbreehnngsTennÖgen imd Strieh bieten
nidits besonder^ Charakteristiscbes. —he,
Beiträge zur Kenutniä einiger
Muläwüsoher Fette und Oele*
Bei seiner TTniersnchong benntzte Schröder
ffir die Titration (Veiseifungszabl) statt
PiMQOpbtfaalelEn daa Abalibiao 6 B. Die
J^^diahlen worden nach der ven Panehaud
abgeänderten Methode, did flfichtrgeil Fett-
säuren nach der Reichert -WoUny'Miiea
Methode und die wasserunlöslichen Fett-
sSofen naeh der unprttnglichen Sehner --
sehen Methode bestimmt. Die IVennufli^
der Fettsäaren worde nach den V^fahren
von Farnsteiner nnd Beintx bewirkt, da
die von Feri^ angegebene Trennung mit
Hilfe der Lithiumsalze veisagte. Die unter-
nachten Fette and die dabei erhaltenen
Komtiuiten (K^nmäablen) sind in folgender
Tabelle wiedergegeben:
A
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324
Die qualitative Untenuchiing der Fette
ergab folgende Resultate: Die FettB&aren
des Oeles von Lepidadenia Wightiana be-
stehen aus Laurinsäure vom Schmp. 4.%3^
und Oels&nre. Im Fett von Strychnos Nnx
vomica wurde Strychnin und Bruein, dagegen
kdne Igasursäure gefunden, femer Butte^
säure, KaprinsAure; Oelsäure, Araehinsänre
und Palmitinsäure. Das Oel von Hevea
Brasiliensis enthielt eine höher ungesättigte
Säure als Oelsäure, femer Stearin- und
Palmitinsäure. Endlich im Oel von Polygala
Senega wurden Sallcylsäure, Baldriansäure,
Essigsaure, Oelsäure und Palmitinsäure naeh-
gewiesen. /. r,
Archiv der Pharm. 1905, 628.
Einige Substitutionen der
Cascarillrinde
haben Prof. Harttvich und Hellström biö-
obaobtet. Als wesentliehen Untersehied im
mikroskopischen Bau führen sie an, daß die
echte Rinde wohl verholzte, aber nicht ver-
dickte Zeilen führt, welche als Stdnzellen
zu deuten wären, daß dagegen die falschen
Cascarillrinden mehr oder weniger verdickte
Zeilen, also echte Steinzellen enthalten.
Außerdem führt der Gerach und Geschmack
meist auf die Spur bei Verfälschungen.
Die drei von den Verfassem beobachteten
falschen Cascarilhinden stammten wahrschein-
lieh alle von Crotonarten, doch waren die
Species nicht zu bestimmen. j, K.
Apoth.'Ztg. 1905, 353.
Terpentingewinnung
in Indien und Eigenschaften des
indischen Terpentins.
Wie im «Chemist and Draggist 6S [19041,
582 und 831» (d. Schimmel' 8 Benohtß, Apni
1905, 8. 78) mitgeteilt wird, hat man in Indien
mit der Terpentingewinnung in größerem
Maßstabe begonnen, und zwar handelt es sich
um die Yerarbeitang des Terpentins von Pinus
1 on g i f ol i a Roxb. auf Oel and Eolophon, welche
Konifere in den ausgedehnten Kiefernwäldern
des Himalaya in den NordwestprovinzeD und in
Ponjab vorzugsweise vertreten ist.
Die erste Terpentinöldestillation daselbst wurde
1888 in Dehra Dan erriohtet; sie lohnte sich
aber deshalb nicht, weil sie zu weit von den
Waldangen abgelegen war, was zar Folge hatte,
daß die Fortschaf&ng des Terpentins zur Ver-
arbeitangsstelle die Fabrikation zu sehr verteuerte.
Nunmebr hat man im Jahre 1895 in Naina
Tal und 1899 in Nurpur, Distrikt Kangra, Pro-
vinz Paiyab Destillationsanlagen errichtet, welche
den Balsamproduktionsgebieten giinstig liegen
und demzufolge auch gute Erfolge und besseren
Nutzen aufzuweisen haben.
Die in Indien gewonnenen Koniferenharz-
produkte finden zunächst im Lande selbst guten
Absatz ; man nimmt an, daß dadurch den ein-
geführten bald eine fühlbare Konkurrenz erwächst,
zumal auch die Regierung der neuen. Industrie
lebhaftes Interesse entgegenbringt und somit
deren Entwicklungsfähigkeit sichert.
Ueber die Eigenschaften 'des- kidisohen
Ter^^entins, sowie des daraus gewonnenen- Oelee
und Harzes berichten Schimmelt Cbrin ihrem
Oktoberbericht 1905, S: 67 wie folgt : «Während
die früher von Armstrong untersuchten Burma-
Terpentinöle von Pinus Khasya und P. Merkusii,
die dem amerikanischen und französischen Ter-
pentinöle gleichwertig sein sollteo. für den
Handel keine besondere Bedeutung erlangt haben,
scheint dem neuerdings von Pinus longifolia
Roxb, gewonnenen Terpentin, der eine Ausbeute
von 72 bis 77 pGt Harz 14 bis 18 pOt Oel
liefert, ein besseres Schicksal bevorzustehen.
Frank Rabak, welcher sich in jüngsfter Zeit
mit der Untersuchung vonKonif erenharzprodukten
beschäftigt, gibt an (Pharm. Heview 23 [1905],
229), daß der indische Terpentin weiß, undurch-
sichtig, und von sehr klebriger, kömiger Be-
schaffenheit ist, welch letztere wahrscheinlich
durch ausgeschiedene Harzsäurekristalle bedingt
wird. Der terpentinartige Geruch ist eigen-
artig angenehm, etwas an limonen erinnernd.
Bei der Destillation mittels Wasserdampf erhielt
Rabak 18,5 pCt ätherisches Oel,. das neben
charakteristischem Pinnengeruch auch den von
Limonen erkennen ließ. Der Terpöntiii hatte
folgende Eigenschaften: spez. Qewioht 0,990,
optische Drehung — 7o 42', Säurezahl 129,
Esterzahi 11 und Yerseifungszahl 140.
Die Eigenschaften des daraas destillierten
Oeles waren: spez. Gewicht 0,866, optische
DrehuQg -f 2^ 48'. Bei der fraktionierten
Destillation des Oeles wurden folgende Besul-
täte erhalten:
1. Fraktion 165'> bis 170^ = 56 pGt mit der Drehung — 2«
2. « 170» « 170» = 20 r « « « + 29 48*
3. « 1760 € 1750 = 9 c t . « _|_ öo 50'
4. « 180* u. höher = 15 « « « € +18» 12'.
Die Untersuchung des (vom Oel befreiten)
Harzes ergab nach Rabak: optische Drehung
der lOproc. Lösung im 100 mm-Rohr —1« 10',
Siurezahl 142, Esterzahl 13 und Yerseifungs-
zahl 155.» Wgl,
325
£ine eigentumlione Bilauiig von
Wnndkork in der Wurzel von
Althaea offlcinalis
beobaditete Harttmch, indem er nicht ge-
rade selten an einzelnen Stücken innerhalb
des Gambinm kleine dunkle Flecke ohne
regelmäßige Anordnung fand. Auf dem
Qüersohnitt unter dem Mikroskope zeigte
es sieh; daß diese Flecke durch Gefäße und
TraoheXden gebildet werden ; welche mit
einem Eorkmantel umgeben sind. Teil-
weise ist der Eorkmantel auch noch auf
einer Seite offen und oftmals sind die Gefäße
mit einer braunen Masse, Wundgummi;
erfftllt. Aehnliches beobachtete Harttaich
audi an Meerzwiebeln (Archiv der Pharm.
1889; 585). Daß es sich in beiden Fällen
um diie Bildung von Wundkork handelt; ist
zweifellos; da Verfasser das Auftreten der
vorher nicht vorhandenen Wundkorkmäntel
an verletzten bezw. durchschnittenen Meer-
zwiebeln verfolgen konnte. Diese Rork-
bildnng an einer Wunde hat einen doppelten
Zweck; einmal soll die durch die Wunde
zu hoch gestdgerte Transpiration (vergl.
Stichy Flora 1891; 8; verhfltet werden und
weiter soll die Ausbreitung von Zersetzungen
und Fäulnisvorgängen In die Wunde hinein
verhindert werden. Warum jedoch immer
nur einige und nicht alle Gefäßgruppen bei
Verletzungen der Wurzel von Althaea sich
mit Kork umgebeu; läßt sich nicht sagen.
Schtoeix. Wochensehr. f. Ch^m. u. Pharm.
1906, 137. J. K.
Für die Wertbestimmung
der Ealabarbohnen und des
Kalabarbohnenextraktes
schlägt Beckuris folgende Methode vor: 20 g
Semen Galabar. pulv. werden mit 120 g
Aether flbergosseu; dann mit 10 ccm einer
lOproc. Losung von Kaliumbikarbonatlösung
versetzt und unter häufigem Umsehütteln
3 Stunden hmgestellt. Darauf werden 90 g
der ätherischen Lösung (= 15 g Bohnen)
abfiltriert; der Aether zur Hälfte abdestilliert;
der Rfickstand mit 10 g Petroläther ver-
setzt (um die Emnlsionsbildung zu vermeiden)
und erst mit 10 ccm und dann noch drei-
mal mit je 5 ecm Y^o'^oi^^'S^^^^^i*^
ausgeschüttelt. Die vereinigten Salzsäuren
AusBchQttelungen werden mit 45 g Aether
übergössen; mit 10 ecm Kaliumbikarbonat-
lösung (lOproc.) versetzt und kräftig durch-
geschüttelt 30 g der ätherischen Lösung
(= 10 g Bohnen) werden mit 10 ecm
Vioo-^of°>^'S^^^f^; 20 ccm Wasser und
5 Tropfen Jodeoeinlösung verletzt und der
Ueberschuß der Säure mit Yioq- Normal-
Natronlauge zurücktitriert Im Extrakt
wird das Alkaloid in analoger Weise be-
stimmt; nachdem man 3 g des Extraktes in
10 g Alkohol 45proc.) gelöiit hat Das
Kalabarin wird; weil in Aether unlöslich; bei
dieser Methode nicht mitbestimmt Während
der einzelnen Phasen macht sich jedoch
häufig schon eine Rotfärbung bemerkbar;
wodurch eine teilweise Zersetzung des
Alkaloides angedeutet wird. ./. K,
Äpoth.-Ztg, 1905, 670.
Einen neuen kristallisierten
Körper aus der KolanuB
hat Ooris dargestellt und Kolatin ge-
nannt Dieser Stoff ist völlig versdiieden
vom KnebeFBiciieia Kolanin; schmilzt bei
150^ C unter Verharzung und ist zu etwa
0;3 bis 0;4 pCt in der frischen Kolanuß
vorhanden. Kolatin löst sich ziemlidi leicht
in Wasser; leichter noch in Alkohol; Aceton
und Essigäther; es ist dagegen in Aether
schwer löslich und in Chloroform selbst beim
Kochen unlöslich. Durch Schwefelsäure er-
folgt Zersetzung in Glykose und einen
phenolartigen Körper; der sich mit Eisen-
chlorid grün und mit Ammoniak gelblichrot
färbt J. K.
Schweix. Woehensehr. f, Ghem. u. Pharm.
: 1906, 58.
Der Zellkern der Cyanophyceen.
Die Cyanophyceen besitzen nach neueren
Forschungen Fischer'» keinen dgentlichen
KerU; während Bütschü und OUve einen
dem Kern homologen zentralen Körper an-
nehmen. Neuere Mitteilungen von Quülier'
mond befassen sich wieder mit der viel-
umstrittenen Frage der Kemorganisation
dieser niederen Algengruppe. Er kommt zu
dem Schlüsse; daß die Cyanophyceen keinen
wirklichen Kern besitzen; aber ein den Kern
ersetzendes chromatisches (färbbares) Reti-
culum; das dem entspricht; was die Zoologen
chromidiales System nennen. ^del.
GentraW. f, Bakteriol, 1905, IL Abt., XV, 755.
$2G
Therape«ti«ohe MittfiMinigM
Peptobrom * Blgon bei
Erbrechen.
Die von der Chemischen Fabrik A^-0.
K, Dieterich in Helfenberg dargestellte und
unter dem Namen Peptobrom-Eigon in den
Handel gebrachte Peptobromverbindung stellt
ein graugrünliches feines Pulver dar, das
nach Angaben von Dr. K. Dieterich etwa
1 1 pCt fest an Eiweiß gebundenes Brom ent-
hält; einen schwach leimartigen Geschmack
und Geruch besitzt und an der Luft zu
einer dunkelbraunen Masse zerfließt, sodaß
seine Anwendung in Pulverform nicht tun-
lich ist. Bei der kalten Lösung scheint der
etwas salzig - säuerliche Geschmack nur
wenig hervorzutreten , gleichzeitig wird
derselbe nach Natcberfs Beobachtungen
noch durch das Qlyeerin etwas verdeckt.
Andere GeeohsiackskorriifeBtieB zuzufügen,
ist daher nieht ndtig. Bei großer Empfind-
lichkeit läßt sieh jedoch der Geschmaek
leidit Terdecken durch einige Tropfen
PfefferminoÖl und sehr gut auch dnroh
Pomeranzansfrap (10 pG^. Nüubert in
Burkhardtowatde hat das Präparat b ver-
sehiedenartigen Fällen von ErbreoheD mit
guter Wirkung angewandt, welehe dem be^
rohigenden Erfolg anderer bekannter Mittel
gleick war; beronders fiel ihm dieser Erfolg
auf bei 3 Kranken mit Magenkarsinom, bei
denen das Erbrechen so stark Im Vorder-
gründe stand; daß fast alle tiienipentisehen
Hiilamittel zur Bekämpfung dieses qualvollen
Symptoms vergeblich herangezogen worden
waren. In allen Fällen wurde das Präparat
in einer Lösung von 5 g auf 140 g Wasser
mit 10 g Qlycerinznsatz, mehrmals täglich
dn Eßlöffel voU, gegeben, wie sich zeigte
mit symptomatisdi gutem Erfolge. A. Rn.
Thm-. d. Gegmto. 1905, Nr. 12.
Magnesiumperhydrol
Merok
ist ein 1 5 proc. Magnesiumperoxyd, das sich
bei der Behandlung der Gicht und anderer
Formen der harnsauren Diathese aus-
gezeichnet bewährt hat.
Jäger sah haselnußgroße Knoten sich er-
weichen und bald auch völlig verschwinden,
die Harnsäure im Harn stieg von 0,23 pro-
f: i;h:
# • • • ■
müle bis auf 1,1, promille, ; di^ Patienten
wurden und blieben bisher bescbwerde&ei.
Besonders bemerkenswert Ist ein Fall von
einem seit 20 Jahren bei ^ner Sljäl^rigeu
Patientin bestehenden Ulcus oniriS; das vom
Knie bis zu den ?ehen reichte und an einer
Stelle nur eine fingerbreite HautbrQcke zu-
ließ. Amyloid der Milz und der Leber,
Harn spärlich, schlammig, aadiaft stinkend,
Wundsekret selbst stark nach Harn riechend,
heftige Schmerzen im kranken Bein, im
Leib und im Kopf. Die Verordnung lautete :
Magnesiumperhydrol (Merclj 10 g und
Milchzucker zu 50 g; 3 mal täglich 1 ge-
strichener Kaffeelöffel in Milch zu einem Brei
verrührt zu nehmen. Nach 8 Tagen war
der Harn normal, es bestanden keine
Schmerzen mehr, Milz und Leber fflhlten
sich etwas weicher an, die Wunde sonderte
nicht mehr so stark ab, das Oedem des
kranken Beines war fast verschwunden, nur
die elephantenhautartige Yerdickung; der Haut
am Fuße bestand noch fort A. Rn.
AcrxtL Mitteilungen 1905, Nr, 36.
Atropin - Veirgiftung bei äu0er-
licher Anwendung.
Matthews in Loadoa berieMet von zwei
gdegsntlioben Belhdonna- bezw. AliN>pin^
Vei^ftungea.
Bin 53 jähriger Mann legte sieh eines
Abends wegen Rheumatismus ein recht
großes offizinelles (englisches) Belladonna-
Pflaster auf den RÜeken. Vorher %aUe er
sich mit irgead. einem Lnimeat eingetieliwi,
doch scheint dt^Haut nvf^i verletzt iforden
zu sein. Am nächsten Mprgeii war der
Kranke in einem Zustande unverkennbar^
Aufregung, Pupülen stark erweitert, Racbezy
Schleimhaut gerötet und. trocken.. Kaeb
wenigen Tagen vergingen alle Symptome..
Der zweite Fall betraf einen' 63 jährigen
Mann, welcher wegen Hautausßohlag. am
Gesäß eine Atropinsalbe .(O/ii g : 29 g)
aufgelegt hatte. Nach einten Senden
traten ähnliche ErsdieinuQgeo , wie bei dem
ersten Falle auf und daneben Harnyerhalt-
ung. Im Laufe eines Tages vergii^eai die
Vergiftungserscheinungen, , A. Rn.
Lameet 1905, iö. Mära.
327
Phcrtogpaphisohe Mitteilungen.
Photographien auf Elfenbein zu
übertragen.
Man bedient sich hierzn am besten des
im Handel befindlichen abziehbaren Celloidm-
papien. Nach dem Wftssem legt man die
Kopie in eine Sehale mit heißem Wasser.
Dadurch schwimmt die Schicht ab, bleibt
aber im Wasser^ bis sich dasselbe abgekühlt
hat. Die Elfenbeinplatte wird dann unter
die schwimmende Schicht geschoben und
diese so vorsichtig darauf aufgefangen, daß
sie sich glatt an die Fläche anlegt Sie
trocknet ohne weiteres Zutun fest an. Die
Elfenbeinplatte muß vor dem Auffangen der
Schicht mit einer 5 proc. Oelatinelösung
Dberstridien werden und getrocknet sein.
Bm.
BromsUber * Bilder als
Hygrometer.
Die Eigenschaft des Chlorkobalts, je nach
dem Feuchtigkeitsgehalt der Luft Farb-
Underung zwischen Rot und Blau zu zeigen,
wird bekanntlich bei der Herstellung von
Papierfiguren, Bildern usw. zu Zimmer-
Hygrometern benutzt Sehr gut lassen sich
ffir diesen Zweck auch Bromsilberbilder bo-
nutzen, welche man auf der Bildseite mit
folgender Gelatinemischung überzieht: In
40 ecm Wasser werden 3 g Gelatine ge-
ltet und 1 g Ghlorkobalt sowie 10 Tropfen
wasserfreies Glycerin zugefügt
Das Aufgießen der Mischung geschieht in
der Weise, daß man das auf Karton auf-
gezogene Bild mit Reißzwecken auf ein
Brettchen befestigt und nun die Gelatine-
lOenng wie Kollodium oder Negativlack auf-
gießt; man lasse jedoch nicht zu viel ab-
laufen. Danach legt man das Bild mit dem
Aufguß wagrecht, bis letzterer erstarrt ist
und Stent es zum Trocknen an einen mäßig
warmen Ort
Ate Bilder dgnen sich am besten Land-
schaften, Parkansiehten mit Gebäuden und
mit vielem wolkenlosen Himmel und Wasser.
Ist der Ton der Bilder bräunlich gehalten
(durch Entwicklung oder Tonung\ so er-
geben sidi durch die Mischung dieses röt-
lichen Grundtons mit der wedisehiden Farbe
des Aufgusses prächtige Farbentöne, die die
ganze Skala zwischen Sommergrttn, Himmel-
blau und herbstlicher Stimmung durch-
laufen.
Wunderhübsche Effekte werden erzielt,
wenn man einen großen Teil des Vorder-
grundes und etwa vorhandene Ziegeldächer
von Gebäuden entsprechend koloriert, bei
Himmel, Wasser und Femsicht dagegen
die Chlorkobaltschicht unberührt läßt ; durch
die wechselnde Färbung der letzteren, ent-
sprechend dem jeweiligen Feuchtigkeitsgehalte
der Luft, entstehen außerordentiich duftige
Stimmungsbilder.
Solche Bilder eignen sich sehr gut zu
Geschenken und erfüllen zugleich noch ihren »
Zweck als Zimmer-Hygrometer ganz be-
friedigend, wobei blaue Färbung trockne
und rote feuchte Luft anzeigt. Bm.
*Das Bild*^ MoncUsschr. f. photogr. u. kcUatyp.
Bildhunst, 1. Jahrg., Heft 10.).
ZüDdstreifen für Blitzpulver
sind sehr bequem, weil sie an jedem Ort
ohne besondere Vorrichtung zur Entzündung
des BUtzpulvers verwendet werden können.
Man stellt sie sich auf einfachste Weise da-
durch her, daß man Fließpapier 10 Minuten
lang in eine Lösung von 1 Teil Kalium-
chlorat, 10 Teilen Kalisalpeter in 70 Teilen
warmen destilUerten Wassers bringt, darauf
trocknet und in etwa 1 cm breite und
10 cm lange Streifen schneidet Bm.
Jod-Verstärker
soll nach «Apollo» ebensogut wie der gif^
ige Sublimat- Verstärker arbeiten. Er wird
folgendermaßen bereitet: Man setzt eme
Vorratslösung von 100 ccm Wasser, 2 g
Jodkalium und 1 g Jod an. Zum Gebrauch
mischt man 2 ccm von dieser Lösung mit
100 ccm Wasser und legt das Negativ
hinein, bis es vollständig gelb geworden ist
Daraul wird gewässert bis das ablaufende
Wasser nicht mehr gelb erseheint Alsdann
übergießt man das Negativ mit einer Iproc.
Lösung von Schlippe'wAkem Salz, der man
einige Tropfen Aetznatron beifügt. Das
Negativ erhält einen schönen braunen Ton
und wirkt nicht hart. Bm.
328
Verschiedene Mitteilungen.
Einen neuen Klebstoff
stellt man naoh dem Medico-tecbn. Jonrn.
dar, indem man eine Gerbstofflösnng, die
dnixsh Anskoehen gerbstoffhaltiger Pflanzen-
teile erhalten werden kann, mit Ealkwasser
80 lange versetzt, bis kein Niederschlag mehr
entsteht. Der Niedeisohlag wird dnrch
Dekantieren von der Flüssigkeit getrennt
und mittels Dnrohleitens eines Lnftstromes
bei gewOhnlldier W&rme getrocknet Dieses
gerbsaure Caldnm wird dann mit Kftsestoff
1:1 bis 1 : 10 gemischt nnd das Gemisch
gepulvert. Zum Gebranch wird dieses Pulver
mit Wasser zur erforderlichen Dicke ange-
rührt. H. M.
Conious-Flasohen.
Unter dieser Bezeidmung werden auf
Veranhissung von Apother Feldtmann von
den Glashüttenwerken von Poncet, Berlin,
sechseckige, konisch geformte, weithalsige
Glasstopfenflaschen in den Handel gebracht,
die insbesondere zur Aufnahme vonlnjektions-
flfissigkeiten gegen Gonorrhoe dienen sollen.
Ihr Ghisstopfen ist gleichfalls konisch aus-
gehöhlt, so daß aus ihm die Flüssigkeit in
die Spritze aufgesaugt werden kann; (den
Rest wird man am besten wegschütten!
Der Ref.) Der Hohlstopfen kann auch
dazu benützt werden, um in ihm Rachen-
nnd Augenpinsel jnit den betreffenden Lös-
ungen anzufeuchten. Die konische Form
der Flasche erleichtert ihre Reinigung un-
gemem. P.
Äpoth,'Ztg. 1906, 93.
Venusin-Toilettefluid.
2,2 Teile Essigftther, 1 Teil allerfeinster
Rum und 1,5 Teil Kognak läßt man 3 bis
4 Monate lang in einem Gefäß, das einige
Zentimeter hoch mit Kochsalz gefüllt ist,
stehen. Alsdann wird das Gemenge abge-
gossen, innig mit 300 Teilen feinst rekti-
fiziertem Alkohol gemischt und das Ganze
alsdann durch ein Asbestfilter filtriert
Pharm, Ztg, 1905, 541. -<*—
Zur Beseitigung des Holz- und
Modergeruches
in Kftsten und Holzgefäfien bestreicht man
nach Nat Drugg. 1906, 46 deren Ober-
fläche mit einer Mischung von:
100 g Essigäther,
6 g Formaldehydlösung,
4 g Phenol,
60 g Eukalyptusblättertinktnr
und stellt ue dann in freier Luft an die
Sonne. H. M.
Das Delphinfilter
besteht nach Prag. Med. Wochensehr. 1905,
Nr. 44 dann, daß das Leitungswasser durch
eme Reihe von vier Stemfilterzylindem ge-
leitet wird. Von Rotky ausgeftthrte bak-
teriologische Untersuchungen ergaben, daft
durch die Filtration das Wasser kristaüklar
und auch die Keimzahl des Wassera auf
ein Minimum herabgesetzt wird. H, M.
Die wichtigsten Handelssorten der Drogen
(unter spezieller Berttckgichtigang der Vorschriften des D. A.-B. IV)
einsohlieBlioh einiger
Oewürze, OenuBmittel und ätherischer Oele.
Von Dr. 6. Weigel in Hamburg.
Von dieser in den Nr. 46 bis 52 (1904) der Pharmaceutisohen Gentnühalle abgedmokta»
Arbeit sind Sonderabdrüoike angefertigt worden, die mit starkem Ümsdüag yersehen sind, um
für den häufigen Oebranch im Geschäft geeignet zu sein. Dieselben weiden gocen Yoifaer-
einsendnng des Betrages Yon 80 P^. Yon der Gesohäftsstelle der Fharmaoeatisohen Gentndhalle,
Dresden-A., 21, Sohandanerstraße 43, versendet
Yerleger: Dr. A. 8«hBelder, DroMlen und Dr. P. StA, Draadan-BlMowiti.
YexBBtwcrtlldMr Letter: Dr. P. Slfi» in DrwdUn-BlaMwfti.
Jm BuoUuHidal dnrcli Jnlini Springer, Bvlin N.. Maabifoaolflli 8.
Druk TOB Vr. Tittel Vnekf olger (Knnntb ft Mnklo) i&Dneden.
Pharmaceutische Centralhalle
<"' für Deutschland.
Herausgegeben yod Dr. A. Schneider und Dr. P. Sflss.
mtm ■
Zeitschrift für TiisseuBcliftftliclie und geBcbäftliche Interessen
der Pharmacie.
Gegründet von'Br. Hermaim Hager im Jahre 1859.
Erscheint jeden Donnerstag.
Bezugspreis vierteljährlicli: dnrch Buchhandel oder Post 2,50 Mk., durch Geschäfts-
stelle im Inland 3,— Mk., Ausland 3,50 Mk. — Einzelne Nunmiem 30 Pf.
Anzeigen: die einmal gespaltene Elein-Zeile 30. Pf., bei größeren Anzeigen oder Wieder-
holungen PreisermäHigung.
Leiter der \ Dr. Alfred Schneider, Dresden-A. 21; Schandauer Str. 43.
Zeitsehrilt: J Dr. Paul Süß, Dresden-Blasewitz; Oostav Freytag-Str. 7.
GesehMftsstelle: Dresden-A. 21 ; Schandauer Straße 43.
Min.
Dresden, 26. April 1906.
Der neuen Folge XXVII. Jahrgang.
xLvn*
Jahrgang.
Inhalt : Ck«mle «nd Pkarmaele: System der Sekrete. ^ Zwei neue Aconitum-Alkaloide. — Reisdiat. — Spalt-
ung des Thebaln durch Benxoylchlorid. — Neue Arzneimittel. — Bensaldehyd. — Trockenes Jod-Catgnt. -^ Phar-
maseii tische Spezialitäten. — Auslegung pharmaseuüscher Genetse. — Oleum dnereum. — Pasta emulslra. —
Alkalfslerte Buttennüch. — Einstellung Ton NOTmalsIuren ffir MaUanalyse. — Spermatozotanaehireis. NläiramM-
Bittel-Ckeiiii«. ^ Tk«nu»eiitiseke MitteUaBcen. — Tcekaiscke Mitteiiniicen. — PkotoKnpkiseh«
Mittollviigcn. — yenckledene Mittoüvnsen. — Brief^euitel.
Chemie und Pharmame.
System der Sekrete.
Von A. Tschirch.
Da nunmehr die überwiegende Mehr-
zahl wenigstens der wichtigsten Harze
einer vergleichenden Untersuchung unter-
worfen worden ist, läßt sich jetzt ein
Ueberblick gewinnen. Wir können ein-
mal Umschau und Rückschau halten.
Während ich in der ersten Auflage
meines Buches «Harze und Harzbehälter»
nur eine ungefähre und vorläufige Ueber-
sicht aber die Sekrete geben konnte,
kann ich jetzt ein System vorlegen, das
jedem der besonders in betracht fallen-
den Sekrete seinen Platz anweist. Das
System , das weit über 200 Sekrete
umfaßt, ist schon vor einigen Jahren
entworfen worden. Ich habe es dann
fortlaufend kontrolliert, ergänzt und
berichtigt Es stellt also ungefähr den
derzeitigen Stand unserer Kenntnisse dar.
Daß dieselben im Einzelneu noch sehr
lückenhaft sind — wer wollte es be-
streiten! Doch, glaube ich, ist das
so interessante Gebiet der Sekrete nun-
mehr erschlossen und ich rufe allen
Phytochemikern zu: Introite, nam et
hie dii sunt!
Das oberste Einteilungsprinzip ist ein
chemisches. Es ist von der hauptsäch-
lichen, den Charakter der Sekretes be-
dingenden Substanz abgeleitet. Als
weiteres Einteilungsprinzip ist dann die
botanische Zugehörigkeit benutzt worden.
Denn es unterliegt keinem Zweifel, daß
botanische Verwandtschaft sehr oft mit
chemischer Aehnlichkeit gepaart ist.
So wird das hier mitgeteUte System
unbeschadet seiner praktischen Brauch-
barkeit zu einem pflanzenphysiologischen.
Bezüglich der einzelnen Sekrete muß
ich auf die im Druck befindliche zweite
Auflage meines Buches c Harze und
Harzbehälter» verweisen.
330
A) ReBinotannol- oder Tannolharze^
Resinharze^ die Tannolresine der
BenzoSsäure- oder Zimtsäuregruppe
(seltener ReBinolreone) enthalten:
I. Benzharze^ Eehte Harze, die kein
Oummi enthalten.
1. Benzog:
a) SumatrabenzoS.
b) SiambenzoS.
o) PenangbenzoS.
d) PalembangbenzoS.
e) Brasilianiache Benzol.
2. Harz von Styrax offioinaÜB.
Anhang: Balssüno di Gnapilla.
3. Pernbalsam.
a) der dnreh Schwelen erhaltene
Balsam (Handelsbalsam).
b) der freiwillig aas der Rinde aus-
tretende Balsam.
c) Resina de oasoa (nnd da serradura)
de Oleo vermelho.
Anhang: Weißer Pernbalsam^).
4. Tolubalsam.
5. Acaroid.
a) Gelbes Acaroid.
b) Rotes Acaroid.
c) Andere Acaroidsorten.
6. Palmendrachenblut nnd andere
Drachenblutsorten.
7. Aiogharz.
a) ZimtBäurealoreeinotannolester.
a) BarbadosaloS.
ß) Gura^aoaloö.
b) Paracumarsäurealoresinotannol-
eeter.
a) GapaloS.
ß) Ugandaaloä.
y) Sansibaralog.
S) Natalaloe.
e) JaferabadaloS.
Anhang: Resinohresine an Stelle der Tannol-
resine enthaltend^):
8. Styrax.
a) Orientalischer Styrax.
b) Amerikanischer Stjrrax^Sweetgnm.
c) Harze von Attingia excelsa.
1) Gehört eigentlich zu den Besenharzen, hier
den anderen Myroxylon-Sekreten angehängt
^ Event auch den Tannolresinen als beson-
dere Gruppe gegenüberzustellen. Hier wegen
der vielfachen Beziehungen zu den Benzharzen
diesen angehängt.
a) Rasamalaharz.
/?) Burmese Styrax.
d) Harz von Liquidambar tricnspis.
e) Hondurasbalsam.
t) Fossiler Styrax.
n. Umbelliferenharze, Gummiharze,
die auch eine Gummase enthalten.
1. Ammoniacnm.
Anhang: Maroccanisches Ammoniacnm.
2. Galbannm.
3. Laretiaharz.
4. Sagapen.
5. Asa foetida.
a) Hingra-Asa.
b) Bombay- Asa.
c) Eandaharee Hmg.
d) Abushaharee Hing.
6. Umba-Opopanax.
7. Bolaxgummi.
Anhang: Araliaceenharze.
B) Resenharze^ enthalten Resene als
charakteristische Bestandteile.
I. Burseraceenharze.
a) Gummiharze.
1. Myrrha.
a) Heerabol-Myrrha.
b) Bisabol-Myrrha.
c) Arabische Myrrha.
d) Persische Myrrha.
e) Deutsch-Ostafrikanische Gommi-
phoraharze.
2. Bnrsa-Opopanax.
3. Bdellinm.
4. Olibanum.
5. Tacamahac (ex parte, d. h.
soweit den Charakter von Onnuni-
harzen tragend).
IS) Echte Harze^).
6. Elemi, die «echten» Elemis,
oder Elemis in engerem Snne,
enthalten alle Amyrin^).
a) Manüa-Elemi, hartes u. weiches.*
b) Afrikanischee ElemL*
c) Mauritius-Elemi.*
d) Andere Ganariumharze.*
e) Brasilianisches Protinmelemi (Ai-
messega).*
s) Als echte Harze werden hier die gummi-
freien bezeichnet, der Ausdruck steht also im
Gegensatz zu dem Gummiharzausdraok.
^) Die Sorten, in denen Amyrin bis jetzt
nachgewiesen wurde, sind mit einem * versehen.
331
f) Oarieari-Elemi.*
g) Ganuia-Elemi.*
h) Tacamahae-Elemi von den Phi-
lippinen.*
i) Westind. Taoamahao (bez. als
von Elaphrinm tomentosam).*
k) OstafrikaniBeheB Taeamahao.*
1) Bonrbon - Taoamahac (Marien-
bateam).*
m) Onyana-Taeamahac oder G.-
Elemi (bez. ate von Myroden-
dron amplexieanle).*
n) Gommartbarz von Gonadelonpe
(vielleieht von Bnnera gnmmi-
fera).*
o) R^onion-Tacainahae (bez. als
vonCalophyllam Taoamahaca).*
p) Columbischee Tacamahao.
q) Gayenne-Weihraaeh.
r; Gonimaharz (Hyawagnmmi).
s) Aconohinibateam.
t) Batoamo di dontan.
u) Oeom^Elemi.
v) Tabonncoharz.
w) Ynoatanelemi *
x) Mexikanisehes (Veracrnz) Elemi.
Anhang: Hnmiriabalsam.
7. Meeeabalsam.
8. Banme de cochon.
n. Anacardiaceenharze.
a) Echte Harze.
1. Mastix.
a) Ghioe-Mastix.
b) Bombay-Mastix.
e) Nordafrikan. Mastix.
ä) Amerikan. Mastix.
2. Ghios-Terpentin.
/O Gummiharze.
3. Goma-Arehipin.
III. Dipteroearpeenharze.
1. Dipto-Dammar.
2. Saniharz.
3. Doonaharz.
4. Gnrjnnbalsam.
a) Balsam des Handete.
b) Balsam von Dipteroearpns tnr-
binatns.
c) Balsam von D. tnbercnlatns.
G) ResinolsänreharzO; enthalten keine
Ester, sondern vorwiegend Harzsänren.
I. Coniferenbarze.
a) Recente Goniferenharze.
a) Physiologische Harze, Harze des
primftren Harzflnsses.
1. Sandarac
t Maroeoanischer Sandarac.
"t Australischer Sandarac.
••ff Harz von Gallitris si-
nensis.
2. Podocarpusharz.
3. Straßbarger Terpentin.
4. Ganadischer Terpentin.
5. Oregonbalsam.
6. Arancariaharze.
/i) Pathologische Harze, Harze des
sekundären Harzflusses.
A) Pinusharze.
1. Französischer Terpentin , Gali-
pot und Barras.
2. Portugiesischer Terpentin.
3. NordamerikanischerTerpentin
und Sarape.
4. Abietene.
5. OesterreichischerTerpentinund
Schanbarz.
6. Ungarischer Terpentin.
7. Karpathischer Terpentin.
8. Das Harz von Pinus haleppensis
(Griech. Resmatweinharz).
9. Das Harz von Pinus sOvestris.
10. Das Harz von Phius Strobus.
11. Aceite deAbeto und Ocote Ter-
pentin.
12. Das Harz von Pinus longifolia.
13. Assam- und Birma-Terpentin.
14. Japanischer Terpentin von Pinus
Thunbergi.
B) Harze anderer Goniferengattungen.
15. Fichtenharz.
f Jura-Terpentin.
ff Siebenbttrgisdies Res. Pini.
fff Schwarzwald-; Voigtlftndisdies
und Thttringisches Pech.
ffff Wald- Weihrauch.
fffff Wurzelpech.
16. Russisches weißes Pech.
17. Lftrchen-Terpentin.
18. Rimuharz.
y) Ueberwallungsharze.
Anhang: a) Produkte nachtrftglicher Ver-
arbeitung :
1. Golophonium american.; galli-
cum; austriacum etc.
2. Terebinthina cocta.
3. Wasserharz.
332
t
t
t
t
ß) Ptodnkte der trockenen Destil-
lation.
1. Harzessenz und Harzöl.
2. Teere.
b) Recent - fossile Goniferen-
harze.
Agatho-Oopale.
1. Eanrie-Oopal.
2. Manila-Gopal.
c) Fossile Goniferenharze.
1. Bernstein, meistBemsteinsäare-
eeter enthaltend.
f Suocinit (echter Bernstein).
ff Mürber Bernstein.
ftt Gedanit.
t Glessit
f\ Stantienit
tff Beckerit.
ffff Sicilianischer Bernstein
(Simetit).
IIIHIH Rnmftn.Bemstein(Rü-
mänit).
2. BernsteinfthnlicheHarze^),
keine Bemsteinsftnre enthaltend;
vielfach schon Umwandlongspro-
dukte:
Allingity GopaUn, Birmit, Japan-
ischer-, Sachalin-y Libanon-^
Appenin-y Spanischer, Oali-
zischer, Mfthrischer, Amerikan-
ischer Bernstein, Schranzit,
Köflachit; Neudorfit, Muckit^
Enosmit, Gedarit, Ixolit, Jan-
lingit, Geomyridt, Oeocerit,
Buccaramangit, Ambrit, Trin-
kerit, Tasmanit.
3. Andere fossile Goniferen-
harze. Vorwiegend nachträg-
liche ümwandlnngsprodukte:
Hartit, Tekoretin, Phylloretln,
Hartin, Koenleinit, Koenlit,
Fichtelit, Xyloretin, Scheereri^
Resinit, Walckowit, Siegborgit,
Pyrorhetin, Idriali^ Hofmannit,
Rothomit, Pianzit, Bombicci^
Boehlederit n. andere.
II. Agaricnsharz.
^) Diese Gruppen gehören nicht eigentlich
mehr zu den Resinolsäureharzen, sondern es
sind meist nachträgliche Ümwandlungsprodukte
derselben. Doch mögen sie hier angereiht
werden.
in. Gaesalpinioideenharze.
1. Die editen Gopale.
A) Ostafrikanische Gopale: Trachy-
lobo-Gopale (von Trachylobinm-
arten).
a) Sansibar-Gopal.
b) Mosambiqne-Gopal.
c) Madagasoar-Gopal.
d) Inhambane-Gopal.
e) DentBch-Gstafrikaniscber Gopal.
B) Weetafrikanische Gopale: Co-
paibo-Gopale (wohl von Go-
paiba und Guibonrtiaarten).
a) Sierra Leone-Gopal.
b) Aoora-GopaL
c) Benin-Gopal.
d) Ramenm-Gopal.
e) Gabnn-Gopal.
f) Loango-Gopal.
g) Gongo-GopaL
h) Angola-Gopal.
i) Bengnella-CopaL
G) Sttdamerikaniscfae Gopale: Hyme-
naeo-Gopale (von Hymenaeaarten).
2. Gopaivabalsam.
a) Maracaibobalsam.
b) Parabalsam.
c) Afrikanischer (lUniin-) Balsam.
3. Hardwickiabalsam.
4. Gativobalsam.
Anhang: Silphinmharz.
D) Resinolharze, enthalten vorwiegend
freie Resmole.
Onajacharz.
E) Aliphatoresine oder Fettharze,
enthalten vorwiegend Körper der ali-
phatisdien Reihe.
1. Stocklack.
2. Gnmmlilack von Madagascar.
3. Thapsiaharz.
F) Ghromoresine oder Farbharze^
Harze, deren Reinharz gefärbt Ist
1. Gnmmigntti.
G) Enzymoresine, Harze, deren Harz-
körper von einer Qnmmase (Laoease) be-
gleitet wird, die ihn oxydiert
Japanlack (Ki-nrnshi).
H) Glucoreslne, Harze^ welche Zncker-
eeter oder Zuckerftther enthalten.
1. Jalapenharz.
2. Orizabaharz.
3. Tnrpethharz.
333
4. Tampicohars.
5. Harz der brasilianischen Ja-
lape.
6. Seammoninmharz.
I) Lactoresine; Bfildis&fte; in Milch-
röhren enthalten,
a) Onttaperchagrnppe, meist Sa-
potaceenmtlchsftftey enthalten neben z. T.
kristallinischen «Harz»snbstanzen vor-
nehmlich einen Kohlenwasserstoff; die
Oetah-Gatta.
1. Guttapercha des Handels.
a) Snmatranische Guttapercha.
b) Guttapercha ans Deutsch -Neu-
Quinea.
2. Bassia-Guttapercha.
3. Getah adjak.
4. Madir-Guttapercha.
5. Bresk von Borneo.
6. Earitegutta.
7. Gutta von Guengen.
8. Balata.
9. Getah von Mimusops Hen-
riquesiL
10. Ghiele.
fi) KautschukgruppC; aus sehr V6^
schiedenen Familien stammend^ ent-
halten neben sehr wechsehiden, oft
geringen Mengen «Harz» vorwiegend
emen Kohlenwasserstoff, die Kautschuk-
Gutta.
1. Euphorbiaceen-Kautschuk.
a) PararKautschuk von Hevea-
arten.
b) Manicoba oder Geara-Kautschuk
von Manihot
e) Kautschuk von anderen Eu-
phorbiaceen.
2. Artocarpeen-Kautschuk.
a) Gastilloa-Kautschuk.
b) Ficus-KautBchuk.
3. Apocyneen-Kautschuk
a) Mangabeira-Kautschuk.
b) Landolphia-Kautschuk.
c) Kicksia-ELautschuk.
d) Tarbemaemontana-Kautschuk.
e) Wurzel-Kautschuk.
f) Mascarenhasia-Kautschuk.
g) Andere Apocyneen-Kautschuke.
3. Kompositen-Kautschuk.
a) Guayule-Kautschuk.
b) Europäischer Kautschuk.
4. Loranthaceen - Kautschuk
oder Mistel-Kautschuk.
y) Euphorbiumgruppe. Die Harze
dieser Gruppe enthalten Euphorbon.
1. Euphorbium.
2. Andere Euphorbiamilchsäfte.
S) Lactucariumgruppe
Lactucarium.
K) Pseudoresine. Sekrete, die fttr
Harze gehalten wurden, aber kerne sind.
1) Angelim pedra.
2) Eperuabalsam.
Zwei neue
Alkaloide
haben nach Pharm. Ztg. 1905; 843 Cctsh
und Dunstan abgeschieden und zwar:
Indakonitin und Bikhakonitin.
Das Indakonitin, aus Aconitum chas-
manthicum gewonnen, kristallisiert dem
Akonitin isomorph und ist diesem auch sonst
sehr Shnlich. Seine Salze kristallisieren gut.
Bei der Hydrolyse spaltet sich zuerst Essig-
säure ab und es bildet sich Benzoyl-Pbeud-
akonitin. Bei weiterer Hydrolyse bildet dieses
BenzoSsänre und eine dem Pbeudakonin
scheinbar ähnliche Base. Demnadi enthält
das Indakonitin die in Akonitin aus euro-
päischen Aconitum-Arten vorhandenen Aoetyl-
und Benzoylgruppen verbunden mit dem
basischen Kern des mdischen Plseudakonitin.
Bikhakonitin, aus den stark giftigen
Aconitum-Arten, die in Indien unter dem
Sammelnamen «Bikh» bekannt sind, vor-
nehmlich aus Aconitum spicatum Stapf ge-
wonnen, gibt ebenfalls gut kristallisierende
Salze. Bei der Hydrolyse spaltet es erst
ein Moiekfll Essigsäure ab und Veratryl-
Bikhakonin. Letzteres bildet bei weiterer
Hydrolyse ein Molektll Veratrumsänre und
Bikhakonm. Demnach ähnelt das Bikh-
akonitin in seinem chemischen Verhalten
dem Pbeudakonitin. Auch ist es ihm in
pharmakologisdier Hinsicht sehr ähnlich.
Es ist nur in geringem Maße weniger
giftig als Fbeudakonitin , das giftigste
Aconitum- Alkaloid ; Indakonitin ist dagegen
weniger giftig. • H. M.
334
Ueber Reisdiät
Der rnssisch-japaiiische Feldzng, rich-
tiger hänfige, in den illustrierten Zeitungen
mit entsprechenden Illustrationen ge-
schmflckte Artikel rfihmten die Reis-
nahrung der Japaner fast als den bei
ihrem sieghaften Vorgehen aUein Aus-
schlag gebenden Faktor. Es dürfte aJl-
Wasser
pCt
Eeis 14
Brod 36
Kartoffeln 47
Die Zahlen zeigen, daß der Reis eben-
so viel Eiweiß enthält wie Brod und fast
zweimal so viel wie Kartoffeln, daß
sein Gehalt an Kohlenhydraten den des
Brodes um das anderthalbfache, den der
Kartoffeln ums dreifache übertrifft und
daß er nährstoffreicher ist als Brod und
fast viermal so viel Nährstoff enthält
wie die Kartoffel. Mit anderen Worten :
600 g Reis enthalten fast ebensoviel
Kohlenhydrate wie 800 g Brod und
2000 g Kartoffehi.
Was die Calorien der gedachten
Nahrungsmitteln anbetrifft, so geben:
Calorien
100 g Reis (77X4) + (7X4) + (1X9) = 345
100 g Brod (55X4) + (7X4) + (1X9) = 257
100 g Kattoff . (22X4) + (25X4) = 98
Reis hält also ungefähr dem andert-
halbfachen Gewicht Brod, dem dreiein-
halbfachen der Kartoffeln die Wage.
Zieht man weiter in betracht, daß
unter den gedachten 3 Nahrungsmitteln
dem Reis die Palme der größten Ver-
daulichkeit, des größten Nutzeffects zu-
kommt (der betreffende Coöfficient ist
rund 98 pCt), so erklärt sich die Wert-
schätzung, dessen sich der Reis bei der
Massen-Ernährung, dem entsprechend bei
der Verproviantierung der europäischen
Armeen Deutschlands, Oesterreichs, Eng-
lands und Hollands (nicht Frankreichs)
erfreut.
Ein vollkommener Nahrungsersatz ist
Reis ebenso wenig, ja noch weniger als
das Brod. Wollte man den Eiweiß-
bedarf decken, so müßte man, um die
nötigen 100 g dem Körper zuzuffihren.
gemein interessieren, die Frage der
Reisdiät einer kurzen Betrachtung zu
unterziehen und zwar an Hand einer
Veröffentlichung von Alfred Martinei
in der Presse m6dicale.
Folgende Tabelle zeigt die in betracht
kommenden Verhältniszahlen bei den
vornehmlich gebrauchten pflanzlichen
Nahrungsmitteln :
Kohlenhydrate
£iwei£stoffe
Fette
Salze
Zellstoff
pCJt
pa
pCt
pCJt
pCt
77
55
22
7.0
2,5
1
1
1
1
1
0,6
0,5
den Magen mit 1400 g Reis oder rund
1080 Kohlenhydraten beladen, während
der Mensch mit' 650 g auskäme, am die
nötigen 400 g des letztgenannten Nahr-
ungsstoffes einzunehmen. Brod ent-
spricht dem Ideal eher. Mit 1400 g Brod
befriedigte man das Bedürfnis nach
100 g Eiweiß Eiweiß und 1770 g Kohlen-
hydraten.
Experimente mit reiner Reisnahrung
bewiesen die Unzulänglichkeit solcher
Ernährung (Rubner, Zeitschrift ffir Bio-
logie, Bd. Xn, 160). Die Versuchs-
personen verloren täglich 90 g EJiweiß.
In Frankreich kommt der Reis, dank
der dortigen Zollpolitik, als Volksnahr-
ungsmittel nicht in betracht. Bei Durch-
sc^ittskilopreisen von 64 Pf. fflr Reis,
von 28 Pf. für Brod und 12 Pf. für
Kartoffeln wärde auf grund obiger An-
gaben ein kg Reis durch 1,6 kg Brod
oder 3,6 kg Kartoffeln zu ersetzen sein
zum Preise von 64 bezw. 40 Pf.
Der Reis wird ftlr den Genuß in
Wasser, Fleischbrühe oder Milch
gekocht. Die KOmer schwellen an und
platzen; zu gleicher Zeit wird die an-
lösliche Stärke in ihm mehr oder weniger
in leichter verdauliche lösliche umge-
wandelt.
Nach dem französischen Kodex wird
einR e i s w ass e r durch Kochen von 30 bis
60 g Reis mit einem Liter Wasser be-
reitet. Es ist ein beliebtes Mittel gegen
Gastroenteritis im Kindesalter.
Reis in Bouillon (im Grunde das
bekannte «Huhn im Topfe» des Fran-
835
zosen) ist verbessert darch die Fett-
zngabe der Fleischbrühe. Das Gericht
wird leicht yerdaut, wenn ihm eine
pikantere Speise folgt oder wenn es,
im ganzen die Verdauung wenig an-
regend, ziemlich stark gesalzen oder
gewürzt wird.
Milchreis, etwa aus 300 g Milch
und vorher aus 100 g Wasser gar-
gekochten 60 g Reis und 3 g Zucker
bereitet, ist ein vortreffliches Gericht.
Es enthält etwa 13 Eiweißstoffe, 8 g
Fett, 67 Kohlenhydrate in empfehlens-
wertem Verhältnisse und entspricht 350
Calorien. Durch Fortlassen des Zuckers
und des Salzes und durch Beigabe von
etwas Zitronenschale, durch Würzen mit
Zimt kann der Geschmack, um die Speise
längerem Gebrauche anzupassen, in ge-
eigneter Art verändert werden.
Beigabe von Ei macht beide eben-
genannten Gerichte noch rationeller in
ihrer Zusammensetzung, beeinträchtigt
aber ihren Wert wieder dadurch, daß
sie es etwas fett und schwerer verdau-
lich macht.
Stärkere Würze dürfte letzteren Fehler
etwas heben und eine für Hyper-
stheniker sehr empfehlenswerte Speise
schaffen.
Ein Beiskucben aus 100 g Reis,
V2 liter Milch, 6 Eiern, 100 g Zucker,
entsprechend etwa 67 Eiweiß, 46 Fett,
197 Kohlenhydraten mit einem Effect
von 1 500 Calorien übertrifft die genannten
Gerichte.
Dasselbe tun gebackene Beis-
schnittchen. Man stellt sie dar,
indem man Milchreis nach dem Elrkalten
in Schnitten teilt, diese mit Eiern und
gestoßenem Zwieback «paniert» und in
Butter brät. Diese «Reis - Beignets»
schmecken vortrefflich, sind allerdings
etwas schwer verdaulich.
Der italienische Bis 0 1 to , in Fleisch-
brühe gargekochter Beis, dem ein Zusatz
von Parmesankäse, von Champignons
oder Trüffeln die nötigen Eiweißstoffe,
Butter oder Bindsfett das nötige Fett
geben, ist eine weitere bekannte Beisspeise.
Im fernen Asien stellt man eine eben-
wertige Speise durch Zusatz von Fetten
verschiedener Art, von Fischen, animalem
und dem bei uns kaum oder nur wenig
gekannten vegetabilem Käse aus Soja-
bohnen her, der auf grund seines großen
Eiweißgehaltes das Fleisch, auf grund
seines Wohlgeschmacks Fleischextrakt
und ähnliche Würzen ersetzt
Gerade der russisch-japanische Krieg
hat die Aufmerksamkeit Europas aiS
die Bespeisung der gelben Basse gelenkt,
man bewunderte die Schlagfertigkeit
der kleinen, aber zähen FVanzosen des
Ostens, und besonders unsereVegetarianer
klagten unter Hinweis auf sie, die nur
mit ihren Beisschächtelchen im Tornister
auszogen, Wunder der Tapferkeit ver-
richteten und die russischen Biesen,
diese Vertreter des europäischen Cami-
vorentums, zu Paaren trieben, daß unsere
gebräuchliche Bespeisung vernunftwidrig
sei, daß sie zuviel Fleisch vorsehe und
mehr nach den Forderungen des
Vegetarianertums geändert werden müsse.
Es ist äußerst interessant zu sehen,
wie eine nähere Untersuchung der ge-
dachten Verhältnisse auf grund von
Unterlagen, deren Wert nicht anzu-
zweifeln ist, zeigt, daß Japan lediglich
bestätigt, was deutsche Physiologen vom
Wert der rein - vegetarischen Nahrung
behaupteten.
Nach Angaben des französischen
Blattes «Le Temps» vom 16. Mai er-
hält der japanische Soldat kein Brod,
dafür 200 g Beis, 460 g frisches Fleisch
(in der vogelreichen Mandschurei viele
der dort heimischen Vögel) oder 320 g
gesalzenen oder 320 g getrockneten
Fisch an den marschfreien, 70 g mehr
an Marschtagen, femer 400 g frisches
oder 160 g getrocknetes Gemüse, 16 g
Tee, 10 g Sauce aus Würzkräutem für
den Beis, 200 g Arak. Auf besondere
Anordnung können weiter 20 g Zucker,
70 Cigaretten und 6 Eäer verabfolgt
werden. Dieses gewöhnliche Eostmaß
''*'''*'^' ^Ä ^«tt- SS; Alkohol.
200 Reis
12
2
152
—
450 Fleisch
95
24
2
400 Gemüse
10
88
10 (Soja-) Sauce
3
2
3
—
15 Tee
3
—
—
—
200 Arak
3
—
100
im Ganzen
120
28
245
100
336
entsprechend 2400 Calorien^ das außer-
)wOhnliche mit den gedachten 70 g
[eisch und etwa einem Eli täglich er-
höhte sich anf
134 36 265
entsprechend 2620 Calorien.
Die vorgehenden Betrachtungen er-
geben, daß der «bekanntlich» nur von
Reis lebende «vegetarische» Muster-
Japaner tatsächlich — vorausgesetzt,
daß der Temps, was kaum zu bezweifeln
ist, richtig berichtet — ebenso viel,
wenn nicht mehr tierische Kost zu sich
nimmt, wie der europäische und amerikan-
ische Soldat (der französische Seemann
erhält 300, der deutsche 500, der eng-
lische Soldat 483 g).
Das Verhältnis dei Eiweißstoffe zu
den Kohlenhydraten ist im japanischen
Eostmaß 1:2, in den französischen,
deutschen, englischen und amerikanischen
1 : 3 oder ein noch ungflnstigeres.
Der Reis spielt tatsächlich also im
japanischen Heere keine bevorzugte
Rolle. Der calorimetrische Wert seines
Eostmaßes ist geringer als beim europä-
ischen Heere und dem der Amerikaner.
Allerdings steht dieses Mindermaß mit
dem geringeren EOrperwuchse und ent-
sprechend kleinerem EOrpergewicht in
richtigem Verhältnis.
Die vorstehenden Betrachtungen wer-
den wohl dazu beitragen, dem Märchen
von den japanischen Vegetariern ein
Ende zu bereiten. Man weiß jedenfalls
bei dem Inselvolk ganz gut, daß der
Reis mit entsprechenden Zusätzen ein
vortreffliches NiQirungsmittel ist, dem
in schlechten Erntejahren das Wort
geredet zu werden verdient, aber allein
dient er vorerst wohl höchstens als
«eiserne Portion», die leicht im Tornister
mitgeffihrt werden kann, und der Eampf
um Sachalin mit seinen reichen Fisch-
grflnden ist vermutlich nur ein Eampf
um den für die Ernährung des Volkes
besonders unter den Wiäen nötigen
Eiweißzusatz zum Reis. Soheienx.
Spaltung des Thebain durch
Benzoylchlorid.
Das beim Abbau des Morphin ent-
stehende a-Methylmorphimethin zerfällt,
wie wir früher in dieser Zeitschrift
dargelegt haben, beim Erhitzen mit
Elssigsäureanhydrid in ein Phenanthren-
derivat und Acetyläthanoldimethylamin :
(CH8)2N . CH2 . CH2 , 0 . COCH3.
Freund^) erhielt aus dem Thebain in
analoger Weise Acethylthebaol,
das von Pschorr^) als 3,6-Dimethoxy-4-
acetoxyphenanthren erkannt wurde und
Acetyläthanolmethylamin:
H3CO
_/\
0
H2
HgCHN . CH2 . CHa . 0 . COCHg.
Um gegebenen Falls ein Zwischen-
produkt dieser Spaltung zu isolieren,
studierten neuerdings Pachorr und Haas^
die Einwirkung von Benzoylchlorid auf
Thebain bei (fi. Es zeigte sich, daß
unter diesen milden Bedingungen die
gleiche Spaltung des Thebain eintritt
und es resultieren die Benzoylderi-
vate des Thebaol und Aethanol-
methylamin. Die Reaktion kann
unter Zugrundelegung der vor kurzem^)
fflr das Thebain abbestellten Formel
durch folgendes Schema wiedergegeben
i werden :
^8'
HO
\
HsCO—
\/
-CH2
/\y'
HsCO—
H CH3
\y
N
+ CH2
CH2
ÖH
1) Bei. d. Deutsch. Ghem. Ges. 80 [1697], 1367.
s) Ber. d.Deatsoh. Ghem. Ges. 85 [1902], 4401.
\/
8) Ber. d. Deutsch. Ghem. Ges. 80 [1906], 16.
4) Vergl. diese Zeitsohiift 46 [1905], 907.
887
ESn ähnlicher leichter Zerfall in Base
nndPhenanthrenderivat wurde von Knorr
beim Erhitzen yon Thebunjodmethylat
mit Alkohol auf 160<> festgestellt In
beiden Fällen ist die leichte Spaltbar-
keit wohl darin begrfindet, daß ein
hydriertes in ein echt aromatisches
System fibergeht. Se,
Neue Arzneimittel.
Analgos ist em von Zahnarzt Schröder
znsammengestellteB örtliehee Betäubung»-
mittel, das in der Zahnheilkunde angewendet
und von Apotheker C, Stephan in Dresden-N.G
vertrieben wird. Die Zusammensetzung des-
selbtti ist noch unbekannt.
Blutbanner ist em Haemostatin (Tribrom-
phenolwismut) enthaltender Verbandstoff, der
als Kompresse oder Tupfer zur Blutstillung
angewendet wird. Darsteller: Baschy Richter
dk Zfwar m Dresden-A.
Citarin (anhydromethylendtronensaures
Natrium) bringen jetzt die Farbenfabriken
vorm. Friedr. Bayer dk Co. m Elberfeld
aueh in Form dnes Brausesalzes m den
Handel Es ist in em Gefäß mit Meß-
kapael verpaekt Weiteres über Cütarin
siehe Pharm. Centralh. 44 [1903]; 151, 911 ;
46 [1904], 5, 78.
Siadenniae ist nach Pharm. Joum. 1906
eine wasserlösllohe und leieht resorbierbare
Salbengrundlage unbekannter Zusammen-
setzung.
Eutonieis wud naeh Pharm. Ztg. 1906,
343, wie folgt, bereitet: Kondurangorinde
wird nach einem beeonderem Verfahren
mazeriert und die Eolatur zu einem dicken
Extrakt eingedampft Der mit Chinarinde,
Enzian Wurzel, Pomeranzensehale und Rha-
barber versetzte Kolaturrflekstand whrd durch
Perkolation ausgezogen. In dem erhaltenen
Fluidextrakt wird das vorher gewonnene
Kondurangoextrakt gelöst, das ganze aro-
matifliert und versüßt Außerdem enthält
das Präparat 0,6 pOt leidit verdauliches
Eisen, 0,1 pOt Mangan und Pepton. Gabe:
dramal tä^eh 20 bis 30 Tropfen. Dar-
steller: Chemisch - pharmazeutisches Labor-
atorium von Apotheker 22. Rudolpfison in
Berim W., Dennewitzstraße 30.
Lyptol enthält nach Pharm. Ztg. 1906,
278 Menthol, Eukalyptol, Thymol u. a. Es
ist mit Wasser m jedem Verhältnis mischbar.
Anwendung: zur Wundbehandlung und als
Desinfizienz. Darsteller: Dr. Orünwald,
Chemische Fabrik in Berim.
Masemheilserum gewann N, Qundobin
(Wralachebnaja Oaseta 1905, Nr. 37) von
Ziegen und Pferden, denen eine Reihe von
Kulturen des bei Maserkranken gefundenen
Bazillus m allmählich steigender Menge ein-
geimpft wurde. Der Agglutmationstiter des
Serum betrug 1 : 10000. Eingeimpft
wurden 10 bis 20 ccm. Es genasen 85
pa
Methaform ist Dimethyl-Carbmol-Ohlor-
oform und bildet weiße, naddförmige
Kristalle mit schwach kampherartigem Ge-
schmack und Oeruch. Es ist m Wasser
wenig, leicht m Alkohol, Chloroform und
Aether löslich. Anwendung: als Schlafmittel,
zur Schmerzberuhigung und als Antiseptikum.
Gabe: 0,2 bis 0,6 g.
Migrophen ist Leoithin-Chinin, das wenig
bitter schmeckt Anwendung: bei Kopf-
schmerz, Migräne, Schnupfen, Influenza,
Nervosität usw. Gabe: 0,3 bis 0,5 g.
Darsteller: Sicco, Q. m. b. H. in Berim.
Beodermin ist eme Salbe aus 85 Tdlen
Lanolin, 10 Teilen Petrolatum (Vaselin),
4 Teilen Difluordiphenyl und 1 Teil Fluor-
pseudocumol. Anwendung: bei Gesdiwttren,
Wunden usw.
HervitOB (Sirupus Ferro-Caleio-
Bromo-Natrio-glycerinophosphor-
icus) enthält organiacbes Eisen, Brom, Kalk-
salze und glycerinphoephorsaures Natrium.
Tagesgabe: ffir Erwachsene 3 Eßlöffel, fär
ELinder 3 Kaffeelöffel mit etwas Mineral-
wasser verdttnnt Darsteller: Apotheke zum
heiligen Stephan in Budapest Nicht zu
verwechsehi mit dem m Pharm. Centralh.
45 [1904], 1002 erwähnten Nerviton.
Proferrin ist em Eiaennukleoproteid. Es
stellt ein rötlich braunes Pulver dar, das in
Wasser und sauren Lösungen unlöelidi ist
sowie 10 pCt Eisen neben 1 pCt organ-
isch gebundenen Phosphor enthält Gabe:
0,3 g dreimal täglich.
Streptokokkeayaooine bereitete Q, Oa-
bricxewsky (Russki Wratsch 1905, Nr. 30)
338
ans Streptokokken^ welche ans dem Herz-
blate an Soharladi Vontorbener gezüohtet
und einer Tierpaasage niebt unterzogen
waren. Die in Bouillon mit Zusatz von
1 pGt Zucker und 3 pGt Pepton auage-
waehsene und duroh Erbitzen auf 60^ C
und Zusatz von 0^5 pCt Phenol abgetötete
Kultur wurde durch einfaches Stehenlassen
und Absdiöpfen der oberen Schicht bis zu
einer solchen Konzentration eingedickt, daß
in jedem Kubikzentimeter 0,02 bis 0,03 ccm
durch Zentrifugieren in 10 Minuten ge-
wonnener Bodensatz von Bakterienmasse
enthalten war. Er empfiehlt Erwachsenen
1 bis 2 ccm und Kindern die Hälfte oder
ein Drittel dieser Menge einzuspritzen; sowie
diese Menge bei der in wöchentlichen
Zwischenrftumen zu erfolgenden zweiten und
dritten Einspritzung um das lV2~ his 3-
fache zu vergrößern. Bei der ersten Ein-
spritzung kann m dringenden und ver-
dächtigen Fällen die vorbeugende Wirkung
der Vacdne durch gleichzeitige Anwendung
von 25 bis 30 ccm Scharlachserum ver-
stärkt werden.
Thephorin ist ein Doppelsalz des Theo-
brominnatrium mit Natriumformiat. Es
bildet ein weißes staubförmiges Pulver, löst
sich leicht in Wasser, besonders in warmen,
zu einer klaren, schwach alkalisch reagier-
enden Flflssigkeit, die sich bei längerem
Stehen aus bekannten Gründen trübt. Es
besitzt nach Dr. Th, A. Maa/J (Therap.
Monatsh. 1906, 187) eine relativ geringe
Giftigkeit. Die tödliche Menge beträgt 0,8
bis 0,9 g für das Kilogramm Meerschwein-
chen. Es setzt den Blutdruck herab und
erhöht die Pulsfrequenz. Seine therapeut-
ische Wu-kung liegt weit unter der tötenden,
doch wird vor einer Ueberdosierung ge-
warnt, da das Mittel seme Wirksamkeit
einbüßen kann. Die geeigneten Gaben
dürften die des Diuretin sein, also 1 g.
Ebenso wird es in den gleichen Fällen wie
dieses angewendet. Darsteller: F. Hoff-
mann, La Rocke <& Cie. in Grenzach
(Baden).
Zaza ist nach Pharm. Joum. 1906,
7. April, Acetylsalicylsäure.
B. Mefitxel.
Zur
Kenntnis des Benzaldehyd.
In emer längeren Abhandlung, betreffend
die bekannte Tatsache, daß sich sowohl der
Benzaldehyd, als auch das natürliche Bitter-
mandelöl unter dem Emflaß der atmosphär-
ischen Luft zum teil m Benzoösäure um-
wandelt, teilt Ed. Lücker in Apoth.-Ztg.
1905, 1044 die Beobachtung mit, daß der
Inhalt einer etwa 250 ccm Oleum Amygda-
larum aethereum sine Addo hydrocyanico
enthaltenden 500 ccm-Glasstöpsel-FJasche im
Medizinalkeller aufbewahrt, kleine Kristalle
abgeschieden hatte und daß nach mehreren
Monaten der ganze Inhalt kristallinisch er-
starrt war. Mit Leichtigkeit ließ sich fest-
stellen, daß sich aus dem. Benzaldehyd
Benzoösäure gebildet hatte. Prof essor iScAoer
äußert sich in bezug auf diese Beobachtung
dahin, daß dieselbe dadurdi zu erklären sein
dürfte, daß der Benzaldehyd mit ozonisiertem
Sauerstoff beladen gewesen ist Eme der-
artige Beobachtung hat schon Schönbein
bei einer Reihe anderer ätherischer Oele
gemacht und besdirieben. Demnach scheint
die Fähigkeit zur Autoxydation den Al-
dehyden unter gewissen Bedingungen ebenso
eigen zu sein, wie die ihnen aligemein zu-
kommende leichte Oxydierbarkeit und die
bei einigen besonders hervortretende Fähig-
keit der Polymerisation. —<«-
Ueber trooknes Jod-Catgut
macht Oberstabsarzt Herhold in Dentaeh.
Med. Wochenschr. umfangreiche Mitteilangen,
aus denen folgendes hervorzuheben ist:
Das nach Claudius in eine Lösung von
1 Kaliumjodid, 1 Jod und 100 destilliertem
Wasser eingelegte Catgut wud bei einem
längeren Verweilen als zwei Wochen brüchig
und nimmt an Zugfestigkeit ab. Word es
jedoch nach zwei Wochen aus der Lösung
herausgenommen und in geeigneter Weise
trocken, gegen Licht und Luft gesehfltst
aufbewahrt, so behält es seine guten Eigen-
schaften und bleibt steril.
Gemgnete Gefäße, deren Beschreibung
hier zu weit führen würde, stellt Bartheis
in Hamburg dar. H. M.
339
Pharmaseutische Spezialitäten.
(FortsetzTmg von Seite 214.)
Pastor Felke'B Plhuizentoilikiim stellte nach
Dr. F, Zemik (Apoth.-Ztg. 1905, 546) eine mit
Alkohol and dem Aaszug einer emodinhaltigen
Droge versetzte stark versüßte etwa 15proc.
wässerige Losung von Ferrum oxydatum sacoha-
ratam dar.
Peetal. Hastentod (Pharm. Gentralh. 45 [1904],
220) enthält nach Dr. Aufrecht (Pharm. Ztg.
1906, 76) als wirksame Bestandteile Denzoe-
säare und Terpinhydrat, außerdem ließen sich
noch nachweisen Rohrzuoker, geringe Mengen
eines Pflanzenpalvers und Sparen violeften
Farbstoffes.
Peuiy rojal piUs enthalten ein ätherisches
Gel von Hedeoma pulegioides. Anwendung:
zur Frachtabtreihung.
Terglefß Giehtbalsam besteht nach Ztschr.
d. Allgem. österr. Apoth.-Ver. 1905, 940 aus je
5 Teilen Gapsioumtinktur, Seif en- und Kampher-
spiiitos sowie Salmiakgeist, 100 Teilen aromat-
ischen Spiritus und 10 Teilen Hoffmann'B
Lebensbalsam.
Peroxydolf ein Creme gegen Wandsein, be-
steht nach Dr. H. Schmidt (Pharm. Ztg. 1905,
846} aas Lykopodium, Zinkoxyd, Lanolin, Pera-
balaun und Hamamelidin. Daisteller: Laborat-
orium für Peroxydole in Burg bei Magdeburg.
PetroBol ist eine Petrolkresolseifenlösung.
Anwendung: zur Beseitigung von Ungeziefer bei
leeren und Pflanzen, sowie zur Desinfektion in
7, his Iproc. Lösung. Darsteller: H, Noerd-
linger in Flörsheim a. M.
Plliüae Keußer. Kr. I enthalten je 0,1 g
Bismatsalioylat, 0,1 g gebrannte Magnesia, 0,15 g
Llndenkohle, 2 !h'opfen Pfefferminzöl und
arabisches Gummi. Kr. n außerdem 0,05 g
Bhabarberpulver and Kr. in 0,1 g des
letzteren.
PlBVS-Ptllen von dem Kaufmann C. «7. Lin-
dahl in S&&jö enthielten nach Mömer (Svensk
Fazm. Tidskr. 1905, 285) Eisenoxydulkarbonat,
entsprechend den Blaud'achen Pillen.
Pottasoealne enthielt nach Lührtg Ghem.-
Ztg.) Kokain in Alkohol- Aether gelöst.
J. M. Qyarfordt's Kadel- und Kräater-
Balttun von J. M. QvarfordPß Technischer
Fabrik in Fomby ist naoh Mdmer (Svensk Fann.
Tidskr. 1905, 285) eine Emulsion aus fetten und
flüchtigen Oelen mit Sahniakgeist
Battenwnrst bestand nach Wiener Stadt-
Physikat aus mit Meerzwiebel vermischtem Mehl,
versetzt mit Wacholderbeeröl.
Dr Bay's Kerrol (Pharm, (üentralh. 45 [19041,
863). Li neuerer Zeit werden folgende Bestuidr
teile vom Darsteller angeuroben: 50 Teile kali-
fornisches Haferextrakt, 20 Teile Fenchel, 20
Teile Anis, 20 Teile Pomeranzen, 20 Teile Bal-
drianextrakt, 30 Teile Glycerin, 30 Teile Zucker,
je 10 Teile Kalium-, Natrium- und Ammonium-
bromid.
Befenerol wird ein Nervennährpräparat des
ApoÜiekers Loewy genannt, das von der Märk-
ischen Kautschuk- Industrie Kleber df Co. in
Berlin 8W 68 ohne Angabe der Zusammen-
setzung zur Erhaltung der Manneskraft em-
pfohlen wird.
BeieheFs üniyersal-MaflronpiilYer besteht aus
4 g basischem Wismutoitrat, 1,5 g Natrium-
chlorid, 1 g Caldumkarbonat, 1,5 g Galoium-
phosphat, 3 g Magnesiumkarbonat, 45 g Pepsin
und 60 g Natriumbikarbonat. Darsteller: Otto
Beichel in Berlin SO 23, Eisenbahnstraße 4.
Betterspitswasser dürfte nach Dr. F. Zemik
(Apoth.-Z<g. 1906, 788) ein Gemisch aus einem
aromatischen Wasser nach Art der sogenannten
«weißen Arkebusade» mit einem vermutlich der
Milch entstammenden Eiweißstoffe sein.
Blehter's Hellsalbe besteht angeblich aus
2 g Airol , 5 g Walrat , 50 g amerikanischem
Vaselin, 27 g ^-Naphthol, 3 g Penibalsam und
2 g Zinkoxyd
Bingolln (Pharm. (3entralh. 45 [1904], 220)
besteht angeblich aus Lebertran, Glycerin, Zink-
oxyd und Ferubalsam. Darsteller : Ä, Stein jr.
in Berlin NW 7.
Saltarln, ein Blutreinigungspulver, besteht
aus 10 g Magnesiumsulfat, 52 g Natriumsuifat,
1,6 g Kaliumsulfat, 28 g Natriumbikarbonat,
13 g Natriumchlorid, 0,2 Lithiumkarbonat und
7 g Galciumphosphat. Darsteller : Otto Eeichel
in Berlin SO 23, Eisenbahnstr. 3.
Sanatol, ein Desinfektionsmittel, bestand naoh
dem Wien. Stadtphysikat aus einer Auflösung
von Naphthalin in konzentrierter Schwefelsäure.
Saprosol ist eine Kresolseifenlösung, die in
Vs bis Iproc. Losung als Desinfektions- und
Parasitenvertiigungsmittel angewendet wird.
Darsteller: Dr. Ja, Noerdtinger in Flörsheim
a. M.
Sehrader's Pflaster, Angost. Nach Dr. F,
Zemik (Apoth.-Ztg. 1905, 671) aus 30 pCt Fett-
masse, Galciumkarbonat, Zinkoyyd, außerdem
Blei, Aluminium, Eisen, Schwefelsäure, Phos-
phorsäure und Kohle bereitet. Letztere war in
Nr. I in verhältnismäßig reichlicher Menge, an-
scheinend in Form von Bu£, vorhanden. Be-
zugsquelle: Johannis- Apotheke in Stuttgart.
Behatzkense wird ein Salbenstift mit40proc.
grauer Salbe und Vi P^ Resorcin genannt.
Dieselbe wird zum Schutz gegen Geschlechts-
krankheiten angewendet. Zu diesem Zwecke
wird nach dem Beischlaf Harn gelassen, die
kegelförmige Spitze in die Harnröhre eingeführt
und abgebrochen und mit dem Schaft Eichel
und Tremulumtaschen eingefettet.
Sehwelzer Wurzel ist nach Pharm. Weekbl.
Ingwerwurzel und wird gegen Zahn- undjKopf-
schmerzen sowie andere Leiden von Brand
Schwolholm in Groningen empfohlen.
H. Mentxel.
340
Zur Auslegung
pharmazeutischor Oesetze usw«
(FortsetzuDg von Seite 261.)
198. lohthyopoiL Znr der Anmerknng
von Cordes, Hermanni & de, in Hamburg
(Seite 261) senden nns Lüdy & Co, in
Burgdorf folgende Beriohtignng (gekürzt) : « Es
ist richtig, daß wir den Namen « Ichthy o -
pon» nns «par prndence» haben schtltzen
lassen, doch hatten wu* vor dem Schweiz,
bondesgerichtl. Entscheid keinen Gmnd, diesen
Namen zu gebrauchen. Wir waren nach
analogen bundesgerichtl. Entscheiden be-
rechtigt anzunehmen, die m nnserer und
anderen Pharmakopoen niedergelegten Na-
men: Ammon. snlfoichthyolic usw. ffir unser
Produkt gebrauchen zu dürfen; heute be-
dienen wir uns für Benennung unseres
Produktes in erster Linie des uns ge-
schützten Namens «Ichthyopon».
Es ist nicht richtig, daß die Marke
«Ichthyopon» in unserem Prozesse contra
Cordes y Hermanni & Cie, eine ganz neben-
sächliche Rolle spielte. Cordes, Hermanni
& de, hatten auf Streichung unserer Marke
Ichthyopon geklagt, sind aber mit diesem
Teil ihrer Klage unterlegen. Nachträglich
möchten Cordes, Hermanni & Cie, den
Glauben erwecken , als sei ihnen hieran
nichts gelegen.
Wogegen wir uns des Entschiedensten
verwahren möchten, ist die Art und Weise,
wie die Firma Cordes, Hermanni & de,
sich über unser Produkt äußert. Was wir
sagen ist einfach das, daß unser Produkt
therapeutisch gleichwertig ist mit Ichthyol
und chemisch dem Ammon. snlfoichthyolic.
der Ph. Hele. III und anderen Pharma-
kopoen entspricht Dieses sind Tatsachen,
die wir mit vielen Zeugnissen von Mediziual-
personen und durch Gutachten von Chemikern
erhärten können.»
Zur Darstellung von Oleum
cinereum
gibt Le Pileur in Ann. de th^rap. dermatol.
et syphillgr. Bd. V folgende Vorschrift: 5 g
flüssiges Vaselin, 2 g graue Salbe und 39 g
Quecksilber werden innig gemischt und
darauf 14 g weißes sowie 40 g flüssiges
Vaselin zugesetzt. Man erhält so ein 40 pCt
metallisches Quecksilber enthaltendes Oel.
— 1% —
Pasta emulsiva
Marke R. und L.
wird ein indifferentes, nach besonderem
Verfahren hergestelltes Natur-Gummi-Präparat
genannt. Dasselbe dient zur Bereitung voll-
kommen homogener Oelemulsionen mittels
einfachen Schütteins. Die Ausführung ge-
schieht folgendermaßen: In einer weithalsigen
Flasche, die doppelt so groß wie die fertige
Emulsion ist, schüttelt man eine bestimmte
Menge Oel mit dem fünften Gewichtateil
Pasta emulsiva und der zu verwendenden
Wassermenge kräftig um, fügt die übrigen
Stoffe hinzu und schüttelt bis die Emnlsion
weiß wie Milch ist.
Vorschrift zu Lebertran-Emulsion.
Lebertran, hellster 150 g
WintergrOnöl 5 Tropfen
ätherisches Bitter-
mandelöl 5 »
Zimtöl 5 »
Pasta emulsiva 30 g
Glycerin 50 g
Lösung von unter-
phosphorigsaur.Galcium 4,3 g
Lösung von unter-
phosphorigsaur.Natrium 2,0 g
in destilliertem Wasser 140 g.
Die Pasta emulsiva ist kühl, gut ver
schlössen und vor licht geschützt aufzu
bewahren. Darsteller: Rump dt Lehner
in Hannover. — te—
Alkalisierte Buttermlloh
stellt man nach L. Moll (Arch. f. Kinder-
heUk. Bd. 42) dar, indem man 1 L Butter-
milch 52 g eines Pulvers zusetzt, das aus
20 g Rohrzucker, 20 g Milchzucker, 9 g
Knorr^B diastasiertem Reismehl und 3 g
Natrium carbonicum siccum besteht In
dieser alkalischen, gekochten Buttermilch
befindet uch ein Ueberschuß an Kasein und
die ungelösten Eiweißkörper sind in eniem
gequollenen Zustand vorhanden. Diese
Eigenschaften m Verbmdung mit der Neutral-
isation der Säuren bedingen nach dem
Verfasser, daß die alkalische Buttermilch mit
andauerndem Erfolg lange Zeit und aus-
schließlich gegeben werden kann, so daß
Gewichtsstillstand oder Magendarmstörungen,
wie sie bei der sauren Buttermilch oft ein-
treten, vermieden werden. ^tx—
341
Zur Frage der Einstellang von
NormalB&uren fiir MaBanalyBe.
AuB dieser längeren Arbeit von 0. Lunge
m in Kürze folgendes hervorgehoben. In-
dem der VerfasBer seine bereits frOher ans-
gesproehene Ansieht wiederholt^ daß das von
8, P. L, S&rensen als Ursnbstans fOr
Maßanalyse vorgeschlagene Natriumoxalat
den großen Vorzug hat^ sowdil fOr die
Oxydimetrie wie anöh für die Alkalimetrie
als ürmaß zn dienen, sieht sieh derselbe
veranlaßt im Hinblick anf eine Abhandlung
von Sörensen und A. C. Andersen (Ztsehr.
f. anal. Ghem. 44; 156) nochmals anf diesen
Gegenstand znrttokznkommen und gelangt
nach Untersnchongen von seiner Seite zu
der Endfolgemng; daß als Ursnbstanzen fttr
Acidimetrie das Natriumkarbonat und
das Natriumoxalat praktisch gleich
gnte Dienste leisten. Differenzpunkte
zwischen ihm und den beiden genannten
Qiemikam bestehen nur über die Art der
Erhitzung des NatriumoxalatS; femer darflber,
ob Phenolphthalein oder Methylorange als
Indikator vorzuziehen und endlich^ ob das
wasserfreie Natriumkarbonat rein von Aetz-
natrou; Wasser und Sulfat seL Nach seinen
Vemudien kommt Verfasser zn dem Schluß,
daß die Erhitzung mit Spiritus fast genau
dasselbe Resultat ergibt wie diejenige mit
Leuchtgas bei Einhftngen des Tiegels m eine
gelochte Asbestplatte. Die Erhitzung wird
am besten erst langsam (um Spritzen zu
vermeiden) und dann bis zum Schmelzen
vorgenommen.
Was den Indikator anlangt, so muß bei
der Uterstellung deijenige angewendet
werden, mit welchem spftter die Titrationen
ausgeführt werden sollen. Die vom Verf.
nach Sörensen'B Vorschrift ausgeführten
Nachprüfungen mit dem bei 270^ G ge-
trockneten Natriumkarbonat ergeben, daß
sich audi nicht der mindeste Hauch von
kondensierten Wasser zeigte, sowie^ daß
das nach des Verfassers Vorschrift behandelte
Natriumkarbonat keine deutlich nachweis-
bare Spur von Aetznatron enthält
Weiter führt Verfasser die Gründe an,
aus welchen die von SebeUen zum Nach-
weis des Aetznatrons angewendete Reaktion
mit SQbemitrat nichts beweist und hftlt seine
Behauptung w«ter aufrecht^ daß das nach
seiner Vorschrift bei etwa 270^ im Sandbad
getrocknete Natriumkarbonat frei von Sulfat,
Wasser und Aetznatron ist und mithin eme
Ursubstanz von möglichst großer Remheit
und Zuverlässigkeit darstellt, welche in dieser
Beziehung keiner anderen nachsteht, ganz
gewiß auch nicht dem Natriumoxalat
Bezüglich der Frage, welches der Unter-
schied der beim Titrieren mit Phenolphthalein
und Methylorange erhaltenen Resultate ist,
kommt Verfasser zu folgendem Schluß:
«Eine mit Phenolphthalein auf Natrium-
karbonat unter Einhaltung aller mögliehen
Eautelen bis sehwachrosa eingestellte Säure
zeigt gegenüber der Einstellung mit Methyl-
orange auf Mischfarbe {Kü8ter'% Normal-
färbung) einen um 0,1 pGt höheren Wirk-
ungswert Stellt man aber mit Phenol-
phthalein bis zum Verschwinden der Rosa-
farbe ein (was der Normalfärbung m bezug
auf die Menge der freien Wasserstoffionen
am nächsten kommen muß), so bleibt nur
dne verschwmdend kleine Diifferenz zwischen
beiden Indikatoren.» In bezug auf den
Vorschlag von North und BlcJcey, in be-
sonderer Weise gereinigtes und getrocknetes
Natriumbikarbonat als Ursubstanz zu ver-
wenden, fand Verfasser, daß dasselbe als
eine zuverlässige Ursubstanz nicht anzu-
sprechen ist (Vergl. auch Pharm. Gentralh.
4fi 11904], 498.) Btt,
2^ehr, f, angew, Ohem, 1905, 1520.
Die beste Methode hierfür ist nach Weder-
hake folgende: Der verdächtige Fleck wird
mit Wasser oder physiologischer Kodusalz-
lüsung abgelöst, die Flüssigkeit zentrifugiert
und vom Bodensatz bis auf 1 com getrennt
Zu dem Bodensatz fügt man 1 Tropfen
Jodtinktur und 1 com Croceln-Scharlaoh-
lösung (Groceln- Scharlach 7B von Kalle
dk Co, in Biebrich, gelöst in soviel TOproc.
Alkokol, daß eine übersättigte Lösung ent-
steht), schüttelt gut durch, zentrifugiert unter
Zusatz von Wasser nochmals und mikro-
skopiert Die Köpfe der Spermatozoon er-
weisen sich tief rot gefärbt —del,
Ztaehr. /. Unters, d. Nähr.' t#. Oenußm,
1905, X, 358.
342
Mahrungsmitlel-Chemiei
Dr. Oöhler's CamoBot
besteht nach E. Polenske (Arb. a. d. Kaiser!.
Ges.-Amt XXII, Nr. 3) etwa aus 49 pCt Natrium-
chlorid, 15,5 pCt Kaliumnitrat, 10 pCt Natrium-
acetat, 3 pGt Natriumbenzoat, 3 pCt basischem
Aluminiumacetat, 3,8 pCt Galciomsulfat, 4,5 pCt
Rohrzucker, 0,75 pGt Hezamethylentetramin,
8 pCt Feuchtigkeit, 2 pCt Sand und Spuren von
Alkalikarbonaten.
Hierzu schreibt Dr. Qöhler in Pharm. Ztg.
1905, 921, daß dieses Fleischerhaltungsmittel
keinen Sand enthalte. Dagegen enthalte dasselbe
einen Zusatz von verschiedenen wieder löslichen,
vorher stark abgedampften Silikatflüssigkeiten.
Dadurch sollen die Fleischstücke gewissermaßen
mit einer Silikathülle umgeben werden. Des-
gleichen ist das HexameÜiylentetramin durch
einen anderen, nicht mitgeteilten Körper ersetzt
worden.
Cai'nosot ist von Apotheker Orone db de, in
Kray (Rheinl.) zu beziehen. H, M.
Was ist Malsl
Diese Frage beantwortet Dr. H. TriUieh in
folgender Weise: «Malz ist ein auf künstliche
Weise durch Wasser und Luftzufuhrung ge-
keimtes Getreide, dessen Wachstumsprozeß so-
weit vorgeschritten ist, daß die in ihm gebildete
fermentortig wirkende Diastase die vorhandene
Stärke, und unter geeigneten Bedingungen noch
andere Stärke, in Maltodeztrine und Zucker zu
verwandeln vermag«. Der Begriff «Malz» setzt
ein Minimum des Wachstums voraus, nämlich
mindestens Wurzelkeime von Kornlänge und
Blattkeime von mindestens halber Komlänge.
Eine feste Be^ffsbestimmung ist auch deshalb
erwünscht, weil von den Kaffeesurrogaten viele
nichts weiter als gebrannte oder nur in Wasser
eingeweichte und getrocknete Gerste darstellen.
Als «Malzkaffee» können nur die aus wirklichem
diastasereichen Malz hergestellten Surrogate an-
gesprochen werden. — del,
ZUehr, f, öffentL Ch&m. 1905, 259.
üeber den Begriff ^yTafelhonig''
hat die Handelskammer zu Bochum ein Gut-
achten erstattet, aus dem folgendes hervor-
gehoben werden soll: In kaufmännischen
Kreisen nimmt man nicht ohne weiteres an,
daß Tafelhonig stets reiner Naturhonig ist.
Größere norddeutsche Firmen brachten in früheren
Jahren unter dem Namen Tafelhonjg ein Pio-
dukt in den Handel, das nach der auf der Ver-
packung angebrachten Deklaration aus Honig
und Raffinade bestand. In den letzten zwei
Jahren ist diese Bezeichnung jedoch durch die
richtige Angabe Kunsthonig ersetzt worden.
Das Publikum wird aber in einer Ware, die
ihm unter der Bezeichnung «Tafelhonig»
angepriesen wird, eine bessere oder beste
Qualität vermuten. £s wird glauben, daß es
reinen, unverfälschten Bienenhonig erhält Wenn
daher dem Publikum gegenüber in einem Inserat
unter der Bezeichnung Tafelhonig ein Kunst-
produkt angezeigt wird, so liegt unzweifelhaft
eine beabsichtigte Täuschung vor. Die
Bezeichnung Tafelhonig für Kandishonig ist
daher unzulässig. Sollte der Einwand erhoben
werden, daß aus der geringen Höhe des Preises
das Publikum ersehen müßte, daß ihm kein
reiner Naturhonig angepriesen werden sollte, so
ist zu bemerken, daß 4er größere Teil des Publikum
über die Angemessenheit des Preises von Honig
wohl kaum ein richtiges Urteil besitzen wird, soweit
CS aber doch der Fall ist, durch die sich
immer mehr ausdehnende Sitte, Lock-
artikel zu niedrigen Preisen abzu-
geben, verlernt hat, ausderHöhe des
Preises Bückschlüsse auf die Güte
derWarezuziehen. (Diesen Ausführongeo,
welche ganz der Wirklichkeit entsprechen, kann
nur mit Genugtuung zugestimmt worden,
üebrigens hat auch 8(£on das Beichsgerioht in
obigem Sinne entschieden. SehrifUeiUung.)
Ausstattung des Sohanmweines.
Das Reichsgericht hat folgenden Entscheid ge-
troffen: «Die Ausstattung eines Schaumweines,
der aus in der Champagne hergestellten cavee in
Deutschland fertiggestellt wurde, verstößt gegen
§ 1 des Wettbewerb^esetzes, wenn der Her-
steilungsort der cuvee — Reims — in auf-
fallenderer Schrift und an auffallenderem Orte
angebracht ist als der Ort der FertigstelluDg in
Deutschland, oder wenn der Herstellungsort der
cuvee — Reims — ohne einen Zuakz ver-
wendet wird, dei die Fertigstellung des Fabrikates
in Deutschland deutlich erkennbar macht.»
Deuisehe Wem-Ztg, 1906, 325.
P. Ä
Yerfahren zur Hentellaiig eines Uesel-
saarehaltlgen KaseYnpriliwrateB. DRP. 161 842
Kl. 12 p. Ä, Bernstein in Berlin. 100 Teile
Kasein werden mit 650 Teilen Wasser unter
Erwärmung verrührt und 35 Teile Ammoniak-
flüssigkeit (sp. Gew. 0,980) zugesetzt Nach
dem Erkalten versetzt man mit 35 bis 45 Teilen
einer käuflichen Lösung von kieselsaurem Natrium
und fügt allmählich Essigsäure oder Phosphor-
säure hinzu, bis die zunädist steife Masse wieder
dünnflüssig wird. Man erhält so eine Hasse
die in derselben Weise wie Eiereiweiß gerinnt,
nämlich bei der Gerinnung eine gleidunäßig
erstarrte Masse bildet, die das Serum mit ent-
hält während beim Gerinnen der Milch eine
Scheidung in Eiweiß und Serum eintritt.
A. SL
348
Therapeutisohe Mitteilungen.
Die Behandlung des Ekzem mit
Empyroform.
Empyroform wirkt vor allem jnckstUleDd ;
die Wirkung beginnt sofort nach Anwend-
ung des Mittels. Es ist nahezn geruchlos
und auch in stSrkerer Konzentration nicht
so unangenehm un Geruch wie andere Teer-
präparate. Selbst bei längerer und ausge-
ddinter Anwendung wird es gut vertragen.
F, Weiß wendete das Empyroform
(Chemische Fabrik auf Aktien vormals
E. Schering) bei akuten und chronischen
Formen nad^ folgender Vorschrift an: Em-
pyroform und Zinkoxyd je 2,5 bis 5 g,
gelbes Yaselin und Lanolin je 25 g, femer:
Unimentum ezsioo. Pick 50 g; Empyroform
2,5 bis 5 bis 10 g und Lanolin 1,5 g.
Als Finsehmg diente dne 1- bis 2proc.
Chloroform- oder 2- bis 5proc AcetonlOeung.
Die beiden Lösungen erzeugen ein leichtes
Brennen, das jedoch schon nach 2 bis 3
Minuten schwindet A. Rn,
Neue Therapie 1905, 392.
Nebenwirkungen von Urotropin.
A. V. Karwowski in Posen hatte Ge-
legenheit, einen schweren Fall von Albuminurie
nach ürotropindarreichung zu beachten; er
berichtet darflber und stellt die ähnlichen
Beobachtungen aus der Literatur zusammen.
Es «lieben sich danach etwa 16 Fälle
sdiwerer Reizung der Hamwege durch das
ürotropin, welche in 13 Fällen Hämaturie,
einmal mit Hämoglobinurie vergesellschaftet,
in 3 FäOen Albuminurie verursacht hat Im
Vergleich zu der so außerordentlich ver-
breiteten Anwendung des Mittels ist diese
Zahl von 16 FlUlen sehr gering, und es
drängt sich die Frage auf, warum gerade
in diesen FMen das Mittel toxisch gewirkt
hat^ während es in tausenden anderen so
günstige Wirkungen entfaltet? Auffallend
ist das Vorwiegen der akuten Infektions-
krankheiten. Je höher die Temperatur, um
so rascher und mehr Formaldehyd wird
aus dem Urotropm abgespalten. Hier
waren auch ziemlich viel fieberhafte Ejrank-
heiten dabei. «Es wäre demnach ganz
gut denkbar, daß während hohen Fiebers
größere Mengen Formaldehyd und früher
als normal, also bereits im Blute abgespalten
werden könnten.»
In dem von Karwowski geschilderten
Falle hat das Ürotropin zunächst ausge-
zeichnet hamsäurelösend gewirkt, und erst
nachher, als es weiter gereicht wurde, die
Albuminurie verursacht Es ist festgestellt,
daß das Formaldehyd mit der Harnsäure
die leicht lösliche Dif ormaldehydharn-
säure bildet, welche bereits im Verhältnis
1 : 300 sich löst, im Gegensatz zur reinen
Harnsäure, welche erst hn Verhältnis 1 : 38000
lösUch ist {K. Weber). Dies erklärt die
schnelle Auflösung des Harngrieses in diesem
Falle. Während die anfänglichen Mengen
des Formaldebyds zu Dlformaldehydham-
säure gebunden wurden und die Lösung
der Eonkremente befördertoD, kann man
sich vorstellen, daß bei weiterer Darreichung
des Mittels eine Ueberiadung des Blutes
mit freiem Formaldehyd eintrat, welche
die starke üterenreizung auslöste. Kar-
tpowski sieht diese Auslassungen zunächst
nur als Hypothese an und will bei ähn-
lichen Erfahrungen zur Kontrolle anregen.
Monatsh. f, prakt. Dermatol. 1906, 8.
Ä. Rn.
Behandlung
von Hämorrhoidalblutungen.
Boas empfiehlt Einspritzungen von Chlor-
calciumlösungen in den Biastdarm, die
ein ausgezeichnetes und nur selten ver-
sagendes Mittel zur Beseitigung besonders
chronischer und ersdiöpfender Hämorrhoidal-
blutungen sein sollen. Den Galdumsalzen
kommt jedenfalls eine spezifische Wirkung
auf die Blutgerinnung zu. Diese Wurkung
steht in naher Beziehung zur Bildung des
Fibrinfermentes.
Die Technik der Einspritzung ist einfach.
Man läßt von einer lOproc wässerigen Lös-
ung mittels einer kleinen gutgeölten Mastr
darmspritze 20 g früh nach der Entieerung
einspritzen und die Flflssigkeit zurflckhalten.
Bei sehr schweren Blutungen muß noch eine
zweite Einspritzung abends vor dem Schlafen-
gehen gemacht werden. Die Einspritz-
ungen sind völlig schmerzlos und machen
in der Regel auch sonst keine Reizerschein-
ungen. Diese Einspritzungen können zweck-
344
mäßig auch bei anderen Maitdannblntongen
(80 z. B. beim Mastdarmkrebs) und bei
starken Geb&rmntterblotungen Anwendung
finden. Da das unreine Präparat oft Brennen
und Schmerzen verursacht, muß stets das
chemisch reine Salz gefordert werden.
Bods empfiehlt die Einspritzungen noch
längere Zeit nach dem Aufhören der Blut-
ungen fortzusetzen und läßt sie in schweren
fMen etwa 4 Wochen täglich, später etwa
2 bis 3 Mal wöchentlich wiederholen.
Centralbl. f. innere Med. Ä, Rn,
Ueber Schmierseifenbehandlung
tuberkulöser Erkrankungen.
Wolff ließ ebenso erfolgreich wie Cxemy
3 Mal in der Woche den ganzen Körper mit
weißer Ealiseife einschmieren und dieselbe
nach Y2 Stunde durch ein laues Bad oder
eme Uebergießung entfernen. Die allgemein
hygienischen und die symptomatischen Maß-
nahmen wurden dabei natürlich nicht ver-
nachlässigt Bei dieser Behandlung sah er
Hebung des Appetits, Besserung des Allge-
meinbefindens und Zurückgehen der lokalen
Erscheinungen. Mattigkeit, Nachtsdiwttße
und Brustschmerzen ließen rasch, Husten
und Auswurf langsamer nach. Das Körper-
gewicht nahm zu. Mit Gxerny und Busch
sieht Wolff neben der Resorption von wirk-
samen Bestandteilen aus der Schmieraeife
den grund ihrer Wirkung hauptsächlich in
Anregung der Hauttätigkeit und in Ablenk-
ung auf die Haut Auch ist eine gfinstige
Wirkung durch die bei der Einreibung ge-
übte Massage anzunehmen, während für die
lokale Anwendung der Seife, namentlich bei
tuberkulösen Knochenldden, noch die Hyper-
ämie in betraoht kommt Nachteile der
Behandlung wurden nicht beobachtet
Hatismann, Senator, KoUmann, Hoffa
u. A. empfehlen die Schmiersdfe ebenbüls.
{Hofier führte schon vorher die S^en-
abrdbung mit festen Natronseifen [Kranken-
heiler Seifen] in die Behandlung der Syphilis
und der chronischen Tuberkulose ein.
Berickter statter.)
Wien, klin.'therap. Woehensehr. 1906,
Nr 23. A. Rn,
Technische Mitteilungeni
Mattbrennen
für Messinggegenstände«
Zur Erziehlung einer einwandfreien Matt-
brenne gießt man 4;5 L gelbe Salpetersäure
bei einer Temperatur von 38^ m einen in
kaltem Wasser stehenden Steintopf und
fügt metallisches Zink (etwa 187 g) in
kleinen Stücken allmählich hinzU; bis die
Säure kein Zink mehr auflöst Hierauf gießt
man unter Umrühren 4^5 L starke Schwefel-
säure hinzu. Durch das sehr fein ausge-
schiedene Zinksulfat wird die Lösung zu-
nächst milchig und schließlich zeigt das
Ganze die Konsistenz von dickem Rahm
oder Sahne.
Die Mattbrenne wird warm verwendet^
indem sie in einem Topfe mit heißem Wasser
steht; die gereinigten und polierten Gegen-
stände werden m das vorher gut umgerührte
Bad gebracht und solange darin belassen^
bis die gewünschte Farbe erzielt ist Nach
dem Abspülen des Gegenstandes tauche man
ihn in die übliche GlanzbrennC; um den
durch die Mattbrenne verursachten dunklen
Ueberzug zu entfernen.
Nimmt man im Verhältnisse mehr Schwefel-
säure wie Salpetersäure^ so entsteht ein
feineres Matt Ist der Gehalt der Mattbrenne
an Kupfersalzen zu groß geworden^ so muß
es w^geworfen werden« Frisch hergestellte
Bäder arbeiten erst nach einigem Stehen
gut; auch muß man manchmal etwas Wasser
oder auch Salpetersäure hinzusetzen.
Geeignet ist das Bad zur Mattierung von
Messing und Neusilber. p,
Bayr. Industrie- u. Oewerbebl. 1905, 671.
Nürnberg-Licht
wird erzeugt durch Erhitzung eines Glüh-
kürpers in der eigenartig zusammengesetzten
Gassauerstoffflamme und läßt sich wegen
des geringen Verbrauchs an Gas. und Sauer-
stoff sehr billig darstellen. Die Kosten für
100 HK Nümbergücht steUen sich auf 0,64
Pfennig stündlich, während Aueilieht 2,17
Pfennig kostet p.
Bayr. Induetrie- u. Qewerhebl 1905, 360.
345
Photogpaphisohe Mitteilungen.
Einfaches Liohtdruokverfahren.
Bekanntlioh gerbt Eiseiiohlorid die Gelatine
und macht sie unfähig, kaltee Wasser auf-
zunehmen. Dagegen besitzt Eiseuchlorür
diese Eigensohaft nieht. Hierauf begründet
Ernst Constat (Photo-Revue, 14. Ser., 8. 31)
ein einfaehes liehtdruokverfahren. Bdiandelt
man ein photographisches Negativ mit Eisen-
chlorid, so werden die nicht belichteten
Stellen, an denen noh demnach kein Siiber-
niederschlag befindet, unlöslich, an den be-
lichteten Stellen dagegen wird der Silber-
niederschlag vom Eisenchlorid zu Ghlorsilber
und Eisenchlorfir reduziert und letzteres läßt
diese Stellen der Gelatineschicht ungegerbt
Wird ein solches Negativ ins Wasser ge-
bradit, so kann die Gelatine nur an den
beliditeten Stellen ganz nach dem Grade
der Belichtung aufquellen und ist nicht mehr
imstande, an denselben aufgewalzte fette
Farbe festzuhalten. Dagegen nehmen die
gegerbten Steilen solche Farbe ohnes weiteres
an.
Auf diese Weise erhält man eine licht-
dmckplatte, die in einer Kopierpresse ge-
druckt werden kann. Sie wbrd dabei auf
eine dicke Gummiplatte gelegt, mit dem
Druckpapier und einer Schicht Löschpapier
bedeckt
Die Eisenchloridlösung ist Iprocentig zu
nehmen und darf nicht länger als eine
Viertelstunde auf das Negativ einwirken.
Dieses wird hierauf rasch abgespült und
getrocknet. Die Quellung der Gelatine er-
2de]t man dann durch ein Bad von Glycerin
und Wasser. Das Negativ darf jedoch nicht
mit einem auf die Gelatine bereits gerbend
wirkenden Entwickler (Rodinal, Pyrogallol
usw.) hervorgerufen sein, sondern am besten
mit Amidol oder dem Eisenentwickler.
Hydrochinoneiitwickler
wird von den meisten Amateuren verwendet
und selbst angesetzt. Es ist aber darauf
zn achten, den Entwickler nie frisch ange-
setzt zu verwenden, denn das Hydrochinon
löst sidi ziemlich schwer und wenn auch
nur Spuren festen Hydrochinons auf die
Platte kommen, bezw. sich darauf festsetzen,
gibt es unfehlbar schwarze Flecke. Btn
Mikroskopische Porträts
liefert die Firma Dr. Hesekiel in Berlin als
Neuheit auf 5 mm starken Vergrößerungs-
linsen nach einzusendenden Bildern derartig,
daß sie ohne weiteres in sogenannten Ber-
loques (Anhängsel), in Broschen, in Zigarren-
und Zigarettenspitzen, Grayons, Federhaltern
oder dergl. eingesetzt werden können. Auf
Wunsch kann auch die eigene Namensunter-
schrift unter den mikroskopischenPorträts ange-
bracht werden; sie muß gegebenenfalls in
schwarzer Tinte auf weißes Papier geschrieben
sem, das bei Einsendung eines YisitbUdes
5 cm lang, bd Einsendung eines Kabinett-
bildes 8 cm lang sein soll. Der Preis eines
solchen mikroskopischen Porträts beträgt
1 Hk. 75 Pf. ohne Fassung. Bm.
Neue Absohwäohungsmethode.
(Nach John BarÜett.)
Das fixierte und gewässerte Negativ wird
zuerst etwa 10 Minuten in eine lOproc.
Lösung von Zitronensäure gelegt, dann noch-
nials einige limuten in ein gewöhnliches
fixierbad gebracht und schließlich mit einem
jPbrmßr'schen Abschwächer behandelt^ der
jedoch 2 bis 3 mal mehr Fixiematron als
rotes Blutlaugensalz enthalten muß und so-
viel Zitronen- oder Essigsäure, daß er blaues
Lackmuspapier rötet. Dieser Abschwächer
wirkt in erster Lmie auf die zu stark ge-
deckten Stellen, also in gleicher Weise wie
Ammoniumpersulfat, ohne dessen mancherlei
Mängel zu besitzen. Bm.
Verstärken von Films.
Die Films können mit denselben Mittebi
verstärkt werden wie Platten. Besonders
empfehlenswert ist der Uran-Verstärker,
dessen Nachteile bei Films auch nicht so
leicht zur Geltung kommen wie bei Platten.
Bekanntlich erfordert der Uran- Verstärker
ein ganz besonders gründliches Fixieren und
Wässern, wenn nicht Fleckenbildung auf-
treten soll; bei der dünnen Schicht der
Films ist diese gründUche Reinigung viel
leichter als bei Platten. Bm,
346
Verschiedene Mitteilungeni
Ueber die Asche des Vesuvs
und ihre Zusammensetzung.
Nach der soeben vorgenommenen chem-
ischen Untersnchong durch Prof. 2Hnno
besteht die Asche des jetzigen Vesav-Ans-
bmchs ans Kieselerde, Tonerde, Kalkstein,
Magnesia, Eisen und Mangan. Die femer
darin gefundenen Spuren von Ammonium-
Chlorid können sich vielleicht erst nach dem
Niederfallen gebildet haben. Die Asche
enthält kerne freien Säuren, ist frei von
elementarem Schwefel sowie überhaupt von
schftdlidien Substanzen. Auf die Vegetation
wirkt die Asche eher befruditend als un-
günstig ein und fördert vor allem das
Wachstum der Weinrebe, des Grases und
der Gemüse. Nur die in unmittelbarer Nähe
des Ausbruchsherdes niederfallende Asche
versengte die von ihr bedeckten Pflanzen.
Je nach der Heftigkeit des Ausbrudies,
sowie nach der Richtung und Stärke des
^mdes kann die Asche 180 bis 200
Kilometer weit, unter umständen sogar auf
noch größere Entfernungen hinaus getrieben
werden. Die Vulkanausbrflche selbst werden
nadi Dr. N, 8. S/taler, Prof. der Geologie
an der Harvard-Universität, welcher während
eines Vesuvsausbruches im Jahre 1882 bis
zum Rande des Kraters hinaubtieg, durch
Wasserdämpfe hervorgebracht, mdem das
aus dem Meere, den Seen oder durch ESn-
sickem von der Erdoberfläche ^gedrungene
Wasser durch die Berührung mit den ge-
schmolzenen Massen unter der Erdkruste
zum Sieden gebracht wird. BU.
Dresdner Anxeiger 1906, Nr. 103, 6.
V. Jahresversammlung
der Freien Yerelnlgimg Dentseher
ITalmuigsmltteleliemlker
am 25. und 26. Mai 1906 in Nürnberg.
Angemeldete Vorträge:
W, ^esemiw- Wiesbaden : Untersuchung und
Benrteilunff von Fraditsäften.
A, jB^^Mfi-Dresden : üotersnohung und Be-
urteilung von Brauselimonaden.
E, Sekär ' Straßburg i. E. : Anwendung von
Saponinen bei brausenden Qetiänken.
j^. j^cAör-StraBbuig i. E.: Fimisierung ge-
rösteter Kaffeebohnen.
H, Oroße- Bohle- CM n: Prüfung und Be-
urteUung des Beinheitszustandes der Gewässer.
K JBeeXsirto-Braunsohweig : Untersuchung und
Beurteilung von Kakao und Kakaowaren.
H. Maithea-Jend^i Beitrage zur Kenntnis des
Kakao.
R, 0. iVJ^umann-Heidelbeig : Die Bewertung
des Kakao als Nahrungs - und Oenußmittei
nach Stoffwechselversuohen am Menschen.
M, TTut^tfi-Berlin : üeber den Solaningehalt
der Kartoffeln.
FT.jPVMenütf-'Wiesbadeni'Weinbeurfceilung und
Weingesetz.
P. Le^&ertri^-Duisbuig: Phosphorwasserstoif-
vergif tongen durch elektrolytisches FerrosiliciunL
Briefwechsel.
0«Str*inO« Soviel uns bekannt ist, wird die
Erfindung des Elektrotechnikers Mies (Frank-
furt a. M.), die Weinberge gegen die
Reblausinfektion elektrisch zu be-
handeln, regierungsseitig geprüft. Die ersten
Versuche in der Nähe von Würzbuig sind be-
endet, weitere sollen noch folgen. Ueber die
Ergebnisse werden wir später berichten.
P. S,
Apoth. Th. Mbg. in £. Mit Erfolg haben wir
lOproc. AmmoniaÖlüssigkeit gegen Ameisen an-
fewendet; dieselbe gießt man wiederholt in die
öcher und Fahrten. Im Freien dürfte auch
Schwefelkohlenstoff ein wirksames Mittel sein.
P. S,
Apoth. H. M. in D« Das Aluminium-
papier zum Einschlagen von Schokolade, Tee,
Kakao, Zuckerwaren, Margarine, Parfümerien
usw., wird von Wickel^ Metallpapierfabriken in
Fürth (Bayern), geliefert Für Seifen dürfte
das Aluminiumpapier weni^r gut geeignet sein,
weU es gegen freies Alkah empfindlich ist.
(Yergl. Phaim. Gentralh. 46 [1905], 764, 970.)
P. Ä
Anfkragen«
1. Wie schützt man «Harzer KIse« bei ihrer
Bereitung vor wiederholter allzustarkerSchimmel-
bildung, welche die Beifung stark verzögert,
ein wenig schmackhaftes Produkt ergibt und
eine bedeutende Mehrarbeit durch das not-
wendige häufige Abwaschen der Ktee veranlaftt?
2. Ist einer unserer Leser m der Lage über
Eermann Scktuter'a indisches Pflanzen-
heilserum Auskunft zu geben?
B. Woraus besteht die französische Spezialitat
Dunatosine «Yermearsoh»?
Verleger: Dr. A« 8efcB«ld«r, Dread» nnd Dr. P. SAB, DrMden-BlMewfti.
VezmBtwortUehflr Ldter: Dr. P. StA, In DraidHi-BlaMwIte.
Im BueUuundel diueh Jnllm Springer, Bcriln N., Monbijonplata 8.
t'TMk ▼OB Fr. TitUl Vnohfolfor (f nnatb Ik Mnlil«) In DtmAbb.
TBXsJi
? — ^/JL
Fabrik chemischei
flmpfeblen den Ueireii Apothekern znm Bezo
handlungen ihre unter bdatehenden Schi
bannten Fabrikate:
Chinin mii Salze Cocain
CoiTein
Eserin
Strjclmin
Theopbyllii
ToUnmin
Cerolin
Ferratose
Arsenfem
Fiimaroi
lactopbenii
Acetanllld
M
irecolin
Pi
Atropln
PI
euoralhydrat
P:
Gliryiaroliia
R
Conarln
Si
Ergotln
Si
Extrakt!
8i
fiallDSSiDIH
Ti
eiycsrli
GDülaeol
Hjdroeliliioii
^^
386
Der Oesamtjodgehalt
in Jodvasogen und ähnlichen
Präparaten
wird nach C, Arnold und ö. Werner
(Pharm. Zig. 1906; 84) auf folgende Weise
bestimmt :
In einem Tiegel aus Eisenbleeh*) werden
9 bis 10 g Natriumperoxyd mit etwa 0,5 g
des zu untersuchenden Präparates, das zur
gleiohmftßigen Verteilung am besten auf das
Natriumperoxyd getropft wird, mit einem
kleinen Pistill gemischt. Darauf wird der
Tiegel mit einem gut schließenden Eisen-
deckel verschlossen in, eine größere; bis zur
halben Höhe mit destilliertem Wasser ge-
füllten Porzellansdiale gestellt. Nun wird
die im Tiegel befindliche Mischung durch
Einführen eines glühenden Nagels durch das
im Deckel befindliche Loch zur Entzündung
gebradit Einige Minuten nach dem sehr
raschen und äußerlich ruhigen Reaktions-
verlauf nimmt man den Deokel ab und
spült ihn in dem in der Porzellanschale be-
findlichen Wasser ab. Die sich in der
Regel im Tiegel von selbst lösende Schmelze
wird direkt in die Porzellanschale geworfen,
der Tiegel mit warmem Wasser nachgespült
und dieses mit der übrigen Flüssigkeit ver-
eint. Nach dem Filtrieren der alkalischen
Flüssigkeit in ein Becherglas und dem Ver-
setzen mit verdünnter Schwefelsäure, in der
etwa 2 g Natriumsulfit gelöst smd, bis zur
schwadi sauren Reaktion wird ziemlich viel
Salpetersäure und Silbemitratlösung zu-
gegeben. Das Siiberjodid wurd nach dem
Absetzen durch Absaugen auf einem ge^
härteten Filter gesammelt und sein Ge-
wicht in bekannter Weise ermittelt H. M,
Fagacid,
über das schon in Pharm. Gentralh. 46
[1905], 685 berichtet worden ist, erweicht
nach Dr. Aufrecht (Pharm. Ztg. 1905, 942;
bei Körperwärme und schmilzt bei etwa
65^ C zu. einer tiefschwarzen Flüssigkeit.
Beim Erhitzen auf Piatinblech verbrennt es
ähnlidi den Harzen unter Entwickelung
schwerer brauner Dämpfe mit stark leuch-
tender, rußender Flamme und hinterläßt eine
*) Zu beziehen von Dr. Qoercki und Dr.
Sehtdixe in Hannover zum Preise von 75 Pf.
erhebliche Menge eines porösen, rotbraunen
Rückstandes, der größtenteils aus Eisenoxyd
besteht Bei sdner trocknen Destillation
zeigen sich zwischen 240 bis. 2b(fi C die
ersten Tropfen einer gelblichen, öligen
Flüssigkeit, die durch einen brennenden,
eigenartigen Geschmack und bituminösen
Geruch gekennzeichnet ist Der Siedepunkt
steigt dann rasch bis auf 400^ (7, ohne
daß noch nennenswerte Mengen flüchtigen
Oeles überdestüiieren.
Fagacid löst sich ziemlich leicht in abso-
lutem Alkohol, sowie in ätzenden und
kohlensauren Alkalien, weniger leicht in
Aether, Benzin, Chloroform und Terpentin-
öl, gar nicht in Wasser und verdünnten
Säuren.
Die Untersuchung ergab folgende procent-
ische Befunde: 74,44 Kohlenstoff, 8,71
Wasserstoff, 6,33 Sauer- und Sti<^toff,
sowie 10,51 Asdie.
In schwach alkalischer Lösung vermag
das Fagacid eine deutlich antiseptische Wirk-
ung zu entfalten, die vermutlich auf die
darin enthaltenen flüchtigen Bestandteile
zurückzuführen sem dürfte. Versuche er-
gaben, daß eine 2proc alkalische Fagaeid-
Lösung in ihrer entwickelungshemmenden
Kraft einer 5proc. Karbqlsäurelösung gleich-
kommt.
Fagacid purum unterscheidet sich nach
Dr. Aufrecht (Pharm. Ztg. 1906, 17) m
physikalischer Hinsicht und in bezug auf
seine Löslichkeit nur wenig von dem obigen.
Die Elementaranalyse ergab auf Trocken-
substanz berechnet:
Kohlenstoff 81,66 pQ
Wasserstoff 9,47 »
Sauerstoff U.Stickstoff (als Differenz) 7,80 »
Asche 1,07 »
Letztere bestand hauptsächlich aus Gal-
ciumkarbonat und Eisenoxyd neben geringen
Mengen von Sulfaten, Chloriden und Kiesel-
säure. — tc.—
Cldrase sind die gesammelten Fermente des
Apfelweins (auf spanisch cidra); es stellt ein
trocAeoes Produkt von dunkler Farbe dar, von
Apfelgeraoh und schwach saurem Gesohmacke,
das sich an der Luft schwätzt, aber sonst gut
hält, wenn die Temperatur von 55 o C nicht
überschritten wird. P.
Revista Famuuseuiiea Ckikna 1905, 406.
387
Therapeutisohe Mitteilungen.
Zur Antifhyreoidin-Behandlung
der Basedow'schen Krankheit.
Antithyreoidin iet Blntseram von Bohild-
drflaenlos gemachten Hammeln^ denen nnge-
fShr 6 Wochen vor dem ersten Aderlaß die
SchilddrfiBe entfernt worden ist Das anf
Veranlaasnng von Moebius durch die Firma
E. Merck in Darmstadt hergestellte «Thyreoid-
Serom» wird in gut verschlossenen Glas-
fllscfadien am 10 com abgegeben. Ueber
Bone Anwendung und Wirksamkeit bei
Basedoto*wiker Krankheit liegen^ außer von
Moebius selbst, noch von Schuttes, Rosen feld,
Josioneky IndemanSj Sainton nnd Pisante,
Boerma, Dürig, Sidney Kuh, Hempel,
Leimbach, Lomer, Bogers, Peters, Thien-
ger, Erdmann n. A. Mitteilungen vor, die
allerdings im einzelnen ziemlich weit aus-
einandergehen, im großen und ganzen aber
doch ttberwiegend gflnstig lauten.
Neuere Berichte stammen von Ä, Eulen-
bürg (BerL klin. Wochsehr. 1905, Nr. 44a),
Schüler (Deutsche Med.-Ztg. 1905, Nr. 83)
und L. Siein (Wien. med. Wochenschr.
1905, Nr. 48). Die beiden letzteren Autoren
wandten nur die Serum • Behandlung an,
Eulenburg will nebenher die physikalischen
und klimatischen Heilfaktoren nicht missen.
Hervorgehoben wird besonders die günstige
Wirkung auf das Herz, auf das Aussehen
des Kranken und die baldige Beseitigung
des Herzklopfens und der Atemnot Daher
sagt Stern: «Als Richtschnur diene immer
das Yeriialten des Herzens.»
Das Mittel wurde mnerlich zuerst in all-
mählich steigender, dann in fallender Oabe
gereicht; und zwar wurde mit dreimal täg-
lich je 10 Tropfen begonnen, am dritten
Tage auf je 15, am fünften auf je 20, am
siebenten auf je 25, am neunten auf je
30 Tropfen (also im ganzen 90 Tropfen
^ Tage) gesti^en, vom elften ab wurde
dann wieder m entsprechender Weise mit
der Gabe herunterg^angen. Nach 18 Tagen
waren so etwa 5 Flaschen (50 ccm) des
Mittels verbraucht. Es wurde dann eine
Pause von mindestens einwöchiger Dauer
gemacht und darauf der Gebrauch des Mittels
in kleineren Qaben (dreimal täglich 10
bis 20 Tropfen) noch kürzere oder längere
Zeit fortgesetzt In einzelnen FlUen wurde
auch die ganze Kur nach 8 bis lOtägiger
Pause in gleicher Art nodimals wiederholt.
Der Oesamtverbrauch des Mittels betrug
demnach 6 bis 10 Flaschen, die «Kurdauer»
32 bis 50 Tage.
Des etwas unangenehmen Geschmackes
wegen, der hauptsächlidi durch den kon-
servierenden Zusatz von 0,5 pGt Karbol-
säure erzeugt wird, soll das Mittel nie bei
nüchternem Magen, am besten in etwas
Pfefferminz- oder Himbeerwasser oder Milch
gereicht werden. Wein ist als Vehikel
nicht zu empfehlen. Die Wirkung tritt bei
mittelschweren Fällen nach ungefähr 8 Stunden
ein und hält 8 bis 10 Stunden an. Es
muß bemerkt werden, daß Gaben, die bei
einem und demselben Falle an weniger
stürmischen Tagen sich als wirksam erweisen,
zu schwach waren, wenn gerade eine Yer-
sohlimmerung des Prozesses eingetreten war.
Ä.Rn.
Ueber einen Fall von Kretinis-
mus
berichtet Heinrich Oöllner in Hermann-
stadt. Nachdem die Diagnose in diesem
Falle nicht zweifelhaft sein konnte, ver-
ordnete er der elfjährigen Kranken, die
schon früher versuchsweise mit roher Kalbs-
Schilddrüse gefüttert worden war, Jodo-
thyrintabletten zu je 0,3 g (hergestellt
von den Farbenfabriken Bayer <& Co, m
Elberfeld) und zwar vorerst täglich Vg Ta-
blette nach dem Mittagessen, ^eichzeitig
aktive und passive Zimmergymnastik, viel
Bewegung in frischer Luft und fleißiges
Baden in Salzwasser. Der Erfolg war nach
kurzer Zeit ein überraschender. Die Kur
begann am 13. Juli 1902, die ersten An-
zeichen der Besserung zeigten sich bereits
im September. Oöllner steigerte schon nach
wenigen Wochen die Gabe des Jodothyrin
auf 1 Tablette, nach 1^2 «^^^ii^^i^^ &^ ^ ^^'
bletten im Tage. Die Kranke ist in den
3 Jahren der Behandlung um 27,4 cm ge-
wachsen, nachdem das Körpergewicht anfangs
erheblich gesunken war, stieg es duin pro-
portional der Größenzunahme des Körpers
langsam an. Die geistige Entwickelung
388
zeigt überraschende Fortschritte; die Kranke '
bekam erst im zweiten Jahre der Behand-
lung den ersten Unterrieht; faßte leicht auf
und lernte mit großem Eifer. Sie liest jetzt
lacht und fließend; führt eine schöne Hand-
schrift und fertigt leichtere Handarbeiten
mit viel Geschick an ; nur das Rechnen
bereitet ihr große Schwierigkeiten. Die'
Schüchternheit ist vollständig geschwiinden;
im Verkehr mit Kindern ist die Kranke
munter und gesprächig. Das Kind hatte
sidi körperlich und geistig so verändert; daß
Angehörige; die einige Jahre abwesend
wareu; nach ihrer Rückkehr dasselbe nicht
wiederwkannten. a, Rn,
Wim. Min. Wochensehr, 1905, Nr. 52.
Styracol,
bekanntlich eine von Knoll dt Co. in
Ludwigshafen dargestellte Verbindung von
Zimtsäure und Guajakol; die nach Knap
und Suter als Guajakolzimtsäureäther (vergl.
Pharm. Gentralh. 37 [1896]; 272) das meiste
Guajakol frei im Organismus in Abspaltung
und zur Wirkung bringt (85;94 pOt); ohne
daß es giftig wirkt Diese große Menge
freien Guajakols wirkt antiseptisch und
bakterienhemmend im Darme. Das Styracol
zeichnet sich aber besonders durch seine
Geruch- und Geschmacklosigkeit auS; ferner
ist es in Wasser und in verdünnten Säuren
so gut wie unlöslich^ so daß es den Magen
unzersetzt passieren kann und im Darme
keine schädliche Aetzwirkung entwickelt
Es wird; m arzneilichen Gaben wenigstens,
innerhalb 24 Stunden vollkommen resorbiert
und in seiner gesamten Menge im ganzen
Darmkanal zur Entfaltung seiner Wurkung
gebracht Daher hielt H. Engels in Berlin
(Therap. d. Gegenw. 1904; Nr. 8) das
Styracol für angezeigt, wo bei andauernden
Durchfällen erst ein Desinfiziens angewendet
werden möchte, um die zersetzten und zurück-
gehaltenen Kotbestandteile unschädlich zu
machen; denn in solch einem FallC; sagt
EngelSf ist es nicht angebracht; sofort mit
Opiaten zu stopfen oder mit Tanninpräparaten
zu adstringieren. Und Engels erreichte;
oftmals ohne daß er die Kost einschränkte;
bei Kindern und Erwachsenen nach 1 bis
2 Tagen den gewünschten Erfolg, indem
der Stuhl an üblem Geruch verlor und eist
allmählich geformt wurde. Als zweckmäßig
ergaben sich bei Säuglmgen viermalige
Tagesgaben von 0,25 g, bei älteren Kin-
dern eine dreimalige von 0;5 g; bei Erwach-
senen drei- bis viermal von 1,0 g; wenn
die Wirkung nicht schnell genug emtrit^
kann 'man auch die Gaben steigern.
Naheliegend smd die Versuche mit Styraool
bei Lungentuberkulose; hier prüfte Ed-
mund Nacht in Buczacz in teilweise sehen
vorgeschrittenen meistens in beginnenden
Prozessen und fand hierbei die Hebung des
Allgemeinbefindens und des Appetits und
aUmähliche Verminderung des Auswurfs.
//. Rn
Freier Formaldehyd im Blute
war bisher immer vermutet; aber noch nicht
nachgewiesen worden. Daher unternahm es
Paul Rosenberg in Berlin; einem Hunde
so viel Formaldehydlösung zu verabreichen;*
daß der Nachweis im Blute möglich werde.
Eine solche verstärkte Formalingabe gelang
ihm Jeicht und ohne jedwede Schädigung
mit einer 2proc Milchzucker-Formalin-Ver-
bindung. Der Hund erhielt an emem Abend
und am nächsten Tage mit einer kleinen
Portion Hackefleisch je 20 g Formalin-
Milchzucker. Schon 12 Stunden nach der
ersten Gabe zeigte sich schon viel Form-
aldehyd im Harm ; Aber nun kam es darauf
aU; im Blute den Formaldehyd nadizu-
weisen. Rosenberg entnahm Blut inneibalb
der ersten 12 Stunden nach der letzten
(vierten) Formalingabe und untereuchte so-
wohl qualitativ wie quantitativ und zwar
mdem er 40 com Blut mit der ^eidien
Menge Wasser verdünnt eine Stunde lang
mit 20 com Normal-Natronlauge destillierte.
Das Blut enOuelt 0;0775 pCt freien
Formaldehyd; womit der Beweis für das
Vorhandenseni freien Formaldehyda im
Organismus nach inneriicher Darreiehong
erbracht war. Mithin ist zunächst die
Möglichkeit einer innerlichen Wirkung
in desinfektorischer Beziehung bei interner
Anwendung von Formaldehyd festgestellt
und erwiesen. A. Rn.
Therap, d. Oegenwart 1905, lüO.
389
Photographisohe Mitteilungen.
Farbige Porträtaufiiahinen.
Die «Neue Photographische Gesellschaft»
in Berlin hat bekanntlich seit einiger Zeit
ein «genes Atelier für farbige Porträt-
aufnahmen eingerichtet, welches nach dem
Prinzip der Dreifarben-Photographie nnd mit
Hilfe der Pigmentfolien genannter Oesell-
sehaft sehr gnte Leistangen erzielt nnd sich
bereits die Qunst weiterer Kreise, vor allem
die des deutschen Kaisers erworben hat Die
Zeit, in welcher die 3 Teilanfnahmen er-
folgen, ist eine verhältnismäßig karze, sie
beträgt bei gutem licht einschließlich zwei-
maliger ümschaltnng von Platten nnd Filter
nur gegen 25 Sekunden. Das Atelier läßt
sich auch zum Freiiicht- Atelier umwandeln;
indem em Teil der Verglasong auf Rollen
ausemandergeechoben wird. Die 3 Teil-
anfnahmen erfolgen auf Perutx'eehen Per-
ehromoplatten. Bm.
Naohtaufhahmen.
Fhotographisdie Nachtaufnahmen , mit
denen sich vielfach Bilder von kfinstlerischer
Wirkung erzielen lassen, sind durchaus nicht
so schwierig, als man in Amateurkreisen
zumeist annimmt cApollo» (Nr. 256) gibt
einige Winke dafür, aus denen wir das
Wesentlichste herausgreifen:
Erhöht wird die malerische Wirkung von
Straßenbildem durch eine feuchte oder
regnerische Witterung w^en der durch die
liditer geschaffenen mannigfaltigen Reflez-
wirkungen. Eboiso lassen sich mit Auf-
nahmen bei Mondschein originelle kfinstler-
«ehe Resultate erretehen. Details m den
Schatten und auch sonst sehr reizvolle
Effekte lassen sidi in der Dämmerung bezw.
bei Beginn der Straßenbeleuchtung erreichen.
iKe BeUchtungazetten richten nch ganz nach
der voriiandenen Beleuchtung; bei starker
^Metrischer Bdenehtung kommt man mit
etwa 20 Sekunden au% bei gemischter Be-
leaehtongy bei der aber die elektrisehe vor-
hflRBdit, mit 50 bis 70 Sekunden, bei Gas-
lidit sind je nach der lichtffllle 2 bis 4
Mmnten erforderiich. Am längsten hat man
bei Mondschein zu beliditen; je nach Be-
wölkung und Jahreszeit und der Beschaffen-
heit des Motivs, offene Landschaft oder
Schattenpartien, benötigt man 30 bis 80
Minuten, dagegen erfordern Schneepartien /
bei Mondschein nur 20 bis 25 Minuten.
Auf jeden Fall hat man ein sehr lichtstarkes
Objektiv, bei welchem man mit voller Oeff-
nung arbeiten kann, zu benutzen. Die
Platten müssen höchstempfindlich , ortho-
chromatisch und unbedingt lichthoffrei sein.
Der Straßenverkehr bei Nachtaufnahmen
stört in Fällen, wo man längere Belichtungs-
zeiten benötigt, gamicht; die beweglichen
Objekte geben keinen Eindruck auf die
Platte. Man entwickelt die lange beliditeten
Nachtaufnahmen am besten mit einem weich-
arbeitenden «Rapid-Entwickler», besonders
aber ist Standentwicklung zn empfehlen.
Bm,
Aoetylen mit Sauerstoff
verbrannt für Aiifh ahm ezweoke.
J, Reid zeigte in der c Royal Institution»
in London, daß mau die Leuchtkraft einer
Acetylenflamme um etwa das Dreizehnfache
erhöhen könne, wenn man einen Strom von
Sanerstoff hineinleite. Die Leuchtkraft er-
höhte sich von 150 auf 2000 Eerzenstärken.
Es ist ersichtlich, daß dieses Resultat ab-
hängig ist von der Menge des eingeblasenen
Sauerstoffs. Wenn diese eine gewisse Höhe
erreicht, so entsteht eine nicht leuchtende,
blaue Spitzflamme. Eine solche Acetylen-
flamme mit riditig reguliertem Sauerstoff-
zoflnß kann Bedeutung erlangen ebenso fflr
Aufiiahmen bei künstiichem Licht, wie be-
sondefs ftlr das Skioptikon.
Pkoioffr. Woehenbl Bm.
Aufnahmen von Maschinen.
Wenn man bei Maschinenaufnahmen die
durch Spiegelung glänzender Metallteile auf-
tretenden Lichthöfe auch durch Verwendung
lichtfaoffreier Platten oder Hinterkleidung
gewöhnlicher Platten euidämmen kann, er-
zielt man dodi zumeist nur minderwertige
Resultate; Licht und Schatten sind m den
mit Maschinen besetzten Räumen gewöhnlich .
sehr sohlecht verteilt Man grdft deshalb
am besten zum Magnesiumlicht, bei
welchem auch die dunkelsten Maschinenteile
Zeichnung erhalten. Die Reflexe vermeidet.^
man durch einen leicht wieder abwaschbaren
Anstrich der Maschienenteile mit hellgrauer
Leimfarbe oder von Schwerspat. Bm,
390
BBohersohau.
Oflservazioiii ed eeperienze sul ricupero e
Bol restanro dei oodioi dannegiati dair
inoendlo. Von Icilio Guareschi, Sonder-
druok aus den Arbdten der Accademia
reale delle soienze di Torino. 1904.
Die Arbeiten zur T^'iederherstelluDs der kost-
baren Codices, die, wie alle Welt sicm noch er-
innern wird, vor kurzem ein unheilvelles Feuer
in der Turiner Bibliothek ganz oder zum teil
Tomicbtete, stehen im Grunde in nur sehr losem
Zusammenbange mit der Pharmazie. Aber auoh
in unserer Zeit ist wenigstens in kleineren Yer-
hfitnissen der Apotheker der naturwissenschaft-
liche Berater des Publikums «in erster Instanz»
se sehr geblieben, daß es jedenfalls angezeigt
erscheint, ihn darauf aufmerksam zu machen,
daß er in dem gedachten Werk des bekannten
früheren Fachgenossen alles findet, was er zu
wissen nötig haben wird, wenn ihm etwa ähn-
liche Fragen gestellt werden wie Ouaresohi.
Gerade in jetziger Zeit, wo offiziell den Frauen
die Pforte zur Pharmazie geöffnet worden ist,
Wird es interessieren, daß auch dreier Frauen
gedacht wird, die auf grund ihrer Stellung im
Getriebe der Hochschale, der gedachten Frage-
nahe traten. Interessant auch ist, daß da8a.O.
jüngst erwähnte alte chemisch-technische Manu-
sknpt aus Karls des Großen Zeit eineYorschnft
gibt: qaomodo pergamina fieri debet. Die Wissen-
schaft ist dem Verfasser der Osservazioni für
seine Arbeit Dank schuldig auch in Hinsicht
auf ihre praktischen Erfolge. £ine sehr instruktlTe
Photogiaphie zeigt, welchen Erfolg Ouarescki's
Hantierung an einem durch Hitze und Wasser
völlig zusammengeschrumpften Pergament hatte.
— Sehelenx.
Gesehäfts- Berieht der ehemischen Fabrik
Helfenberg A.-G. vorm. Eugen Dieierieh
in Helfenberg (Sachsen) )905.
Zur Verteilung sind yorgesohiagen 4 pCt
ordentliche und 4 pCt Super-Dividende.
Preislisten sind eingegangen von:
J. W. Sehwaxe in Dresden über Drogen^
Chemikalien, Yegetabilien etc.
C. F, Äsehß db Go. in Hamburg über chemische
und pharmazeutische Präparate (Pastillen, PiUen,
Körnchen = Granulae, Pflaster usw.) lose und ver-
i kaufsfertig abgepackt.
Verschiedene Mitteilungen.
Vorbehandlung
nichtmetallisoher Gegenstände
zwecks Aufbringung von gal-
vanischen MetallüberBügen.
0. Buchnef* gibt hierzu im «Bajrr.
Industrie- nnd Gewerbebl.» (19G5; 573)
folgende Ratsehläge: Bei porösen Gegen-
stibiden muß man zunächst ihre Poroeität
aufheben, so daß sie vollkommen undurch-
dringlieh ffir Flüsugkeiten aller Art werden.
Dazu eignen sieh aber die oft in Büchern
angegebenen Lösungen von Schellack oder
Kolophonium in Weingeist, von Paraffin in
Benzin u. a. nicht. Man muß sie viehnehr
mit schmelzenden Körpern behandehi, die
beün Erkalten erstarren und die Poren
voUstftndig versehließen. Am besten eignen
sieh Paraffin, Ceresin oder llisehungen von
Geresm und Kolophonium; die Oegenstlnde
werden solange emgetauoht, bis keine Luft-
blasen mehr entweichen.
Zur Leitendmaehung empfiehlt sieh
erst eine üeberpmselung mit Qnttapereha-
hick nnd dann eine solche mit Galvano-
graphit oder besser eine Behandlung mit
feinverteiltem, chemisch reinem
Kupfer (sogenannter Kupferbronze). Glaa-
gefäße ätzt man am besten erst durch Auf-
tragen emes Breies aus Flußspatpulver und
Sohwetelsänre an.
Auoh dnreh Aufbringen von Glanzgold
oder Platlnohlorid mittels Lavendelöl und
Brennen in der Rotglut kann man eine
Leitung herstellen.
P.
Mit Wasser verdflnnbare, zur Yerlilgiiiig tler-
Iseher Pflaaieiiselilldliiife dienende 8eiiwefel-
kohlenstoffemnlslon. D. B. P. 161266. Kl 451
Chemißcho Fabrik in Biliwärder, voroi. Hell db-
iSItoAmer A.-G. in Hamburg. Aus Sohwefelkohlen-
stoff wird mittels Dextrin, Znoker, Meltase^
Schlempe und ähnlichen in Wasser löeliohen
organisohen Stoffen eiforderliohenfalls unter Zu-
satz von Wasser eine Emulsion dargestellt, die
sich selbst in stark durchnäfitem B^en gleioh-
mäßig verteilen und den SchwefelkohleDstoff nur
sehr langsam verdunsten läßt Außerdem ist
die Emulsion nur sehr wenig feuergefthrlioh.
Vertoftr : Dr. A. 8«luiel4«r, Drwden «nd Dr. P. SiB, ütretdiiii-BlaMirlte.
VamntworUielMr Leitw: Dr. A. Sehn«l4«r.
Im Baehhuidel durch Jolioi Springer, Berlin 1^., MonbltonpUte 8.
Dniok TOB Fr. Tltt«l Nnehfolger (Kanath ft Mahlo^ in Dtnäi.
Pharmaceutische Centralhalle
für Deutschland.
Herausgegeben von Dr^ A. Schneider und Dp. P. SOee.
♦■♦
ZeitBclurift ffir wissenscliftftliclie nnd gesetaäftliche Interessen
der Pharmaeie.
Gegründet von Dr. Hermajui Hager im Jahre 1859.
Erscheint jeden Donnerstag.
Bezugspreis vierteljährlich: durch Buchhandel oder Post 2,50 Mk., durch Geschäfts-
stelle ün Inland 3,— Itt., Ausland 3,60 Mk. — Einzelne Nummern 30 Pf.
Anzeigen: die einmal gespaltene Elein-Zeile 30 Pf., bei größeren Anzeigen oder Nieder«
holungen Preisermäßigung.
Leiter der \ Dr. Alfred Schneider, Dresden-A. 21; Schandauer Str. 43.
Zeitsehrlft: / Dr. Paul Süß, Dresden-Blasewitz; Gnstay Freytag-Str. 7.
Oesehaitatelle: Dresden-A. 21; Schandauer Straße 43.
Mm.
Dresden, 17. Mai 1906.
Der neuen Folge XXVII. Jahrgang.
.
XLvn.
Jahrgang.
Inlttlt : Cliemi« «nd Pharmaei«: Keae Reaktion des Zinn. — Halogenqueckailberoxydalsalte. » Nene Kieder-
llndiflehe PhannakopOe. — Nene Arzneimittel. ~ Feite Forma] dehydlOsungen. — Umwandlang der Deztroie in
Lftmloee. >- Ehrlich*8che Aldehydreaktion ~ ElfeDhaltigee Bier. — Yerblndangen der Brentkatechinmonoalkyl-
fittaer. — Biedel'B Bericht f&r 1906. — Untersuehnng Ton Seifen. — Ablagerung der SaUcylsiore. — Glycerinbestimm-
ungen. — Kleine Mengen Salzsäore im Magensaft. — Nakiruwiaittel-Cliemle. — Thtrapeutiselie MitteilaBcen.
— Pkotognphiflehe MttteUvngeii. — Yeneluedese Hittalluic». — Briefweehiel.
Chemie und Pharmacie.
Ueber eine neue Reaktion des
Zinn.
(Beitrage zur Kenntnis der Metallreaktionen.)
Von C, Beichard,
Eine der schwierigsten Fragen in der
analytischen Chemie bildete von jeher
die Trennung bezw. Unterscheidung
jener Elemente, welche infolge der
LOsIichkeit ihrer Snifide in Schwefel-
ammoninm eine analytische Sondergrnppe
darstellen. Idi habe hierbei nicht die
gesamte Gmppe der in Schwefelammon-
inm loslichen Sulfobasen im Auge and
sehe von den Platinmetallen, dem Golde
nsw. ab. Das Hauptinteresse gUt in
der Praxis vorwiegend der dreigliedrigen
Snlfogruppe des Arsen, Antmion und
Zinn. Die Schwierigkeiten bei der
Analyse dieser Elemente sind besonders
darauf zurflckzuffihren, daß es verhältnis-
mäßig wenige Reaktionen derselben
gibt, welche einen wirklich zweifellosen
Charakter als Unterscheidungsreaktionen
besitzen. Jeder Beitrag zu den Einzel-
reaktionen der drei Elemente darf daher
wohl auf Berücksichtigung Anspruch
machen, namentlich wenn er einem
praktisch so wichtigen Metalle gilt, wie
es das Zinn zweifellos ist. Dieses
Element gehört zu den wenigen Metallen,
welche in ihren Sauerstoffverbindungen
je nach den Umständen als Base oder
Säure zu reagieren vermögen. Wenn-
gleich man unter gflnstigen Bedingungen
diese Fähigkeit des Zinndioxyds, als
Säure zu fungieren, als Speziaireaktion
betrachten und zu Unterscheidungs-
zwecken benutzen kann, so ist dieses
Verhalten doch bei Gegenwart der
beiden anderen Elemente der erwähnten
Sulf ogruppe nur von zweifelhaftem Werte,
besonders wenn das Zinn in Gemein-
schaft mit Antimon Gegenstand der
Analyse wird. Während man das Arsen
immerhin durch Ammoniumkarbonat von
den Sulfiden des. Antimon und Zinn
trennen kann, ist man gewöhnlich ge-
S92
nötigt, die beiden letzteren Elemente
zusammen abzuscheiden als Metalloid,
bezw. Metall.
Die Tatsache, daß Alkalien das Zinn-
oxyd zu Stannaten lösen, was nur mit
wenigen Metalloxyden gelingt, brachte
mich auf den Gedanken, diese an sich
schon unterschiedliche Reaktion zu er-
weitem.
Bereits bei früheren Untersuchungen
habe ich die Idee der erweiterten Re-
aktionen mit Erfolg zur Ausfährung
gebracht, so z. B. bei der Pikrinsäure-
reaktion verschiedener Alkaloide (vergl.
darüber: Reaktionen des Chinins und
Oinchonins Pharm. Ztg. 1 905). Zugleich
berücksichtigte ich noch ein weiteres
Moment, welches meines Erachtens hin-
sichtlich seiner Bedeutung bei chem-
ischen Umsetzungen noch lange nicht
genügende Berücksichtigung gefunden
hat, und dessen Anwendung mich ganz
kürzlich erst zu einer Reihe glänzender
Alkaloidreaktionen geführt hat. (Neue
Eokam - Reaktionen Pharm. Centralh.
47 [1906], 347.) Es betrifft den Status
nascendi. Einzelheiten werden weiter
unten folgen.
Von der Ansicht ausgehend, daß spe-
ziell organische Verbindungen zu Re-
aktionsversuchen dieser Art geeignet
seien, prüfte ich eine Reihe von Körpern,
welche besondere Fähigkeiten besitzen,
gefärbte Reaktionsprodukte beim Be-
handeln mit andern reduzierenden oder
oxydierenden Substanzen zu liefeiD.
Mein Hauptinteresse galt zunächst der
Harnsäure, welche ja bekanntlich
ganz außergewöhnliche Neigung zeigt,
farbenreiche Körper zu erzengen. Ich
erinnere nur an AUoxan, seine Abkömm-
linge und Farbenreaktionen, an Violur-
säure usw.
Es gelang mir in der Tat, sogar bei
den ersten Versuchen, die Reaktions-
fähigkeit der Harnsäure mit Zinnsäure
nachzuweisen, und zwar führte ich den
Versuch genau entsprechend der oben
entwickelten Theorie aus. Die Harn-
säui;e wurde fein gepulvert und in
geringer Menge auf eine glasierte Por-
zellanplatte gebracht. Sodann fügte
ich mittels eines Kapillarröhrchens einen
Tropfen ziemlich konzentrierter Zinn-
chlorürlösung. zu der Säure, so daß das
auf der Porzellanplatte befindliche Pulver
gerade damit durchtränkt wurde und
äußerlich eine feuchte Pulvermasse dar-
stellte. Nachdem dieses gescheh^^ wurde
das angefeuchtete, farblos erscheinende
Gemisch sofort mit einer konzentrierten
Lösung von Aetznatron tropfenweise
versetzt und mit einem Glasstabe unter
sehr gelindem Erwärmen innig verrohrt
Der tropfenweise Zusatz der Lauge
wurde so lange wiederholt bis ziemlich
alles gelöst war. Der erste Tropfen
bewirkte die Ausscheidung einer w^en
käsigen Masse von Zinnoxydulhydrat,
Sn(0H)2 , welche sich bei weiterem
Zusätze der Lauge farblos löste. Wird
diese Flüssigkeit erhitzt, so erhält mw
einen weißgefärbten Trockenrfickstand,
von einer besonders auffälligen Ver-
änderung ist aber nichts wahrzunehmen,
auch wenn der Trockenrückstand stark
erhitzt wird. Allenfalls läßt sich die
Anwesenheit von Harnsäure daran er-
kennen, daß die weiße Masse schließlich
sich hellblau färbt, eine Reaktion, welche
jedoch lediglich auf Kosten der Harn-
säure bei Gegenwart von freiem Alkali
stattfindet, wie in dieser Richtung an-
gestellte Sonderversuche beweisen.
Wendet man anstatt des Zinnchlorür
aber das Chlorid dieses Metalles an und
verfährt im übrigen, wie bei dem Oxydul
beschrieben, so ist ein ganz anderes
Resultat die Folge. Durch VersetsBen
von Zinnchloridlösnng mit Natronlauge
entsteht zunächst das Hydrat Sn(0H)4,
wdches mit weiterem Natronhydrat ein
lösliches zinnsaures Natrium (^Na^SnOs)
bildet. Letztere Verbindung erzeugt bei
Gegenwart von Harnsäure und über-
schüssiger Alkalilauge bei verhältnis-
mäßig niederer Temperatur je nach
der Menge des Zinn einen grauen bis
intensiv schwarzen Reaktionsfleck. Je
stärker derTrockenrückstand vonNatriom-
urat und Natriumstannat erhitzt wird,
desto dunkler erscheint dieser Flecken.
Er behält auch nach dem Elrkalten s^ne
Farbintensität biei und läßt sidi bei
trockener Aufbewahrung längere Zeit
unverändert erhidteh.
398
Es ist 7on großem Interesse, daß nur
die Ziansäure, nicht aber auch das
Zinnoxydulhydrat die soeben beschriebene
Reaktion liefert und zwar sowohl fflr
die Identität der Ham-Zinnsfture-Reak-
tion an sich als auch fflr den Nachweis
des Zinn , wenn es darauf ankommt zu
entscheiden, ob dasselbe in Oxyd- oder
Oxydnlverbindung vorliegt. Qerade für
diese letztere Unterscheidung gibt es
bisher nur wenige AnhaltspunUe fflr
eine schnelle und zuverlässige Beant-
wortung dieser (Vage. Die Anwesen-
heit von Zinnoxydulsalzen läßt sich ja
wohl durch Erhitzen ersterer mit Ammon-
iak infolge der dadurch erzeugten
Schwärzung erkennen ; das schließt aber
das Vorhandensein von Oxydverbind-
ungen nicht aus und. hier dürfte die
von mir gefundene Reaktion als direktes
Nachweismittel praktische . Verwendung
finden, zumal da ihre Ausführung außer-
ordenüich einfach ist und nur ganz
kurze Zeit in Anspruch nimmt, lieber
die näheren Eigenschaften des schwarzen
Reaktionsprodnktes , die Schärfe der
Zinn-Hamsäure-Reaktion usw. werde ich
weiter unten eingehendere Mitteilungen
machen.
Zunächst ist die sehr wichtige Frage
zu erledigen : Wie verhalten sich andere
Elemente unter den gleichen Reaktions-
bedingungen? Von dem Ausfall dieser
Untersuchung hängt der praktische Wert
der Zinn-Hamsäure-Reaktion zu einem
großen Teile ab. Da die ganze vor-
Uegende Frage wesentlich eine analyt-
ische ist, so geschieht ihre Beurteilung
auch am zweckmäßigsten nach analyt-
ischen Qesichtspunkten. Danach sind
folgende Grundstoffe zu berücksichtigen :
Zunächst und ds Gruppe kommt die
Schwefelwasserstoffgmppe in betracht
und in dieser ganz speziell die Elemente,
deren Sulfide in Schwefelammonium los-
lich sind. Zu letzterer gehören wenn
man von den seltenen Platinmetallen
usw. absieht, nur drei, nämlich Arsen,
Antimon, Zinn. In zweiter Linie kommen
erst Quecksilber, Kupfer, Blei, Wismut,
Kadmium.
Wenden wir uns zunächst den drei
an erster Stelle genannten zu. Die
Tatsache, daß nur Zinnoxydsalze befähigt
erscheinen, mit Harnsäure in alkalischer
Losung zu reagieren, schaltet die nie-
deren Oxyde, also Arsentrioxyd, Antimon-
trioxyd, von vornherein aus, im Falle, daß
das Zinn, wie es gewöhnlich in der
Praxis erscheint, als Oxydulverbindung
(Zinnchlorür usw.) vorhanden ist, denn
unter diesen Umständen muß die be-
treffende Verbindung oxydiert werden,
wodurch natürlich etwa anwesendes
Arsentrioxyd und Antimonoxyd in gleicher
Weise höhere Oxydationsstufen bilden
müssen. Ich will einmal letzteren, mut-
maßlich praktisch häufigeren Fall an-
nehmen. Als Oxydationsmittel fand ich
Salpetersalzsäure als sehr zweckmäßig.
Man fügt der betreffenden LOsung einige
Tropfen Salzsäure und Salpetersäure
hinzu und erhitzt zum Sieden. Auf
diese Weise genügt dann 1 Tropfen der
Mischung zum Nachweise des Zinn;
das Arsen und Antimon erhält man in
der alkalischen LOsung als arsensaures
bez. antimonsaures Alkalisalz. Stellt
man mit letzteren Flüssigkeiten genau
in der oben beschriebenen Weise die
Versuche an, so erhält man sowohl bei
dem Arsen als dem Antimon ein nega-
tives Ergebnis. Wie bei dem Zinn-
oxydul beobachtet man auch hier manch-
mal bei starkem Erhitzen der Trocken-
rückstände das Auftreten einer hellblauen
Färbung, deren Ursache die gleiche ist,
wie die weiter oben mitgeteilte. Arsenige
Säure und Antimontrichlorid — als Ver-
treter der niedrigeren Oxydationsstufen
dieser Elemente — liefern dasselbe Re-
sultat. In der analytischen Praxis wird
man übrigens aus anderen Zweckmäßig-
keitsgründen das mittels Schwefelwasser-
stoff gefällte Schwefelarsen von den
beiden anderen Elementen mit Hilfe von
Ammoniumkarbonat trennen. Es em-
pfiehlt sich femer als sehr praktisch,
das erhaltene Gemenge von Antimon-
und Zinnsulfid durch Erhitzen einer
kleinen Menge der soeben gefällten
Schwefelbasen mit einigen Tropfen Sal-
peter-Salzsäure in Losung zu bringen.
Letztere ist dann direkt verwendbar
zum Zinn-Nachweis mittels der Harn-
säure-Reaktion.
a94
Vergleicht man das bisherige Ver-
fahren mit dem neuen, so wird man
wohl der Ansicht zustimmen mfissen,
daß letzteres einen wesentlichen Fort-
schritt für den Nachweis des Zinn
bedeutet. Statt das Sulfld erst in Metall
und sodann dieses wieder in Chlorfir
überführen zu müssen, verwendet die
neue Methode direkt die aus dem frisch
gefällten Sulfld mit Königswasser her-
gestellte Losung zur Reaktion.
Ich wende mich nunmehr der zweiten
Untergruppe zu. Infolge der Eigen-
tümlichkeit des Zinn, lösliche Stannate
zu bilden, gestaltet sich der Nachweis
des genannten Metalles bei Gegenwart
von Kupfer, Quecksilber, Wismut, Blei
und Kadmium weit einfacher, als wenn
kein alkalilösliches Oxydhydrat existierte.
Von sämtlichen soeben erwähnten Me-
tallen ist nur das Blei, allenfalls noch
unter gewissen Voraussetzungen das
Kupfer, befähigt, sich als Oxyd in Al-
kalien zu lösen* Diese Tatsache ver-
einfacht die Analyse des Zinn bei
Gegenwart der zweiten Gruppe derartig,
daß es gar nicht notwendig ist, erst
durch Schwefelwadserstofl sämtliche Me-
talle aus ihren Lösungen abzuscheiden
und dann wieder das Zinnsulfid mittels
Schwefelammonium abzuscheiden. Wie
aus den weiter unten mitgeteilten Ver-
suchen hervorgeht, kann man durch
Natronlauge sämtliche Metalle aus ihren
Salzlösungen als Oxydhydrate fällen.
Ueberschüssig zugesetzte Lauge löst
Blei- und Zinnoxydhydrat auf und man
ist somit in der Lage, das Filtrat nach
der neuen Methode direkt auf Zinn zu
prüfen. Von sämtlichen Metallen der
zweiten Schwefelwasserstoffuntergruppe
kam praktisch allein das Blei in betracht,
da nur dessen Oxydhydrat mit Alkalien
lösliche Plumbate bildet. Die genau wie
bei dem Zinn ausgeführte Untersuchung
des in Natronlauge gelösten Bleioxyd-
hydrates ergab ein negatives Resultat.
Ich habe aber dennoch die anderen
Metalle in dieser Hinsicht den gleichen
Versuchen ausgesetzt mit Ausnahme des
Kupfer. Letzteres Metall braucht aus
dem Grunde nicht in Rücksicht gezogen
zu werden, weil das durch Natronlauge
gefällte Kupferoxydhydrat beim Erhitzen
bekanntlich schon an sich ein schwarzes
Reaktionsprodukt — Kupferoxyd —
liefert und daher die Möglichkeit einer
Hamsäureeinwirkung gar nicht festzu-
stellen ist. Quecksilberchlorid mit Harn-
saure innig verrieben, erzengt beim
Elrhitzen mit Natronlauge neben gelbem
Oxyd ein rotbraun gefärbtes Produkt,
und zwar geschieht dieses noch in der
flüssigen, bezw. halbfesten Masse, und
ohne daß der Trockenrückstand höheren
Temperaturen ausgesetzt zu werden
braucht. Eingehendere Mitteilungen fiber
diese und andere Reaktionen der in Bede
stehenden Metalle mit alkalischen Ham-
säurelOsungen werde ich mir für eine
SonderuntersuchuDg vorbehalten. Kad-
mium liefert ein negatives Resultat;
das einzige Element, welches dem Zinn
analoge Reaktionen mit Harnsäure be-
obachten läßt, ist dajs Wismut. Wird
Ohlorwismutlösung mit fein gepulverter
Harnsäure verrieben und Natronlauge
im Ueberschuß hinzugefügt, so entsteht
dajs bekannte weiße Oxydhydrat. Die
Mischung reagiert nicht in der Kälte
und auch beim Erhitzen erst, wenn
der völlig trockne Rückstand höheren
Temperaturen ausgesetzt wird. Hierbei
färbt sich die bisher weiße Masse all-
mählich gi*au und schließlich schwarz, je
nach der Menge des vorhandenen Wis-
mut. Die Reiaktionsfärbung ist auch
nach dem Erkalten beständig. Sie gleicht
ganz der mit Zinnsäure erhaltenen ; eine
Verwechselung der beiden Metalle ist
indessen infolge der Unlöslichkeit des
Wismutoxydhydrats in Natroidauge gänz-
lich ausgeschlossen. Am meisten dürfte
praktisch die neue Zinnreaktion bei
Legierungen von Zinn und Blei Ver-
wertung flnden, da diese Metallegier-
ungen so überaus häuflg in der Technik
eine Rolle spielen, desgleichen beiBronzen,
Zinn - Kupferlegierungen usw.
Ich wende mich nun noch einmal der
Zinn-Hamsäure-Reaktion zu zur Ertedig-
ung einiger wichtigen Fragen. Analyt-
isches Interesse beansprucht in dieser
Hinsicht vor allem die Empfindlich-
keit und Schärfe einer Reaktion, und
395
in diesem Punkte kommt die von mir
ao^efundene Zinmeaktion den bereits
existierenden meines Erachtens wenig-
stens gleich, ja sie übertrifft jene. Dafür
mOgen die nachfolgenden Belege den
Nachweis erbringen. Es wurde genau
0,1 g chemisch reines Zinn abgewogen
und in 2 ccm 25proc. Salzsäure gelöst.
Der vollkommen klareu, farblosen Flüssig-
keit wurde nun mittels einer in Vioo
ccm eingeteilten Röhre Vioo ccm ent-
nommen. Die 0,0 L ccm entsprachen
0,0005 g Zinn. Der Tropfen wurde auf
einer glasierten Porzellanplatte mit einem
Tröpfchen Salpeter-Salzsäure gemischt.
(A n m. Es genügt übrigens Salpetersäure
allein, falls, wie in diesem Falle, die
Zinnlösung noch überschüssige Salzsäure
euüiält.) Die vereinigten Tropfen wurden
einige Augenblicke erhitzt, nicht indessen
bis zur Trockne, und sodann eine kleine
Messerspitze voll Harnsäure hinzugefügt.
Durch überschüssige Natronlauge wurde
die Lösung bewirkt und der Trocken-
rückstand einer stärkeren Hitze ausge-
setzt. Alsbald färbte sich der zuerst
weiße Trockenrest grau und sodann
schwärzlich, die Stärke der erhaltenen
Färbung ließ annehmen, daß noch
0,0001 g Zinn nachweisbar sein würde.
I^aktisch habe ich speziell für letzteren
FsJI kleine halbkugelige glasierte Por-
zellanschälchen von möglichst kleinem
Dorchmesser als am geeignetsten ge-
funden, weil dadurch die Reaktions-
flfissigkeit auf einen möglichst kleinen
Raum gebracht wird. Letzteres Ver-
fahren würde sich besonders beim Nach-
weise geringer Mengen von Zinn in
Mineralien eignen.
Eis bleibt noch übrig, einige Mitteil-
ungen über den Einfluß von anderen
chemischen Verbindungen, Säuren, Al-
kalien usw. auf das schwarze Zinn-
Hamsäurereaktionsprodukt zu machen,
sowie über dessen Beständigkeit. Was
letztere angeht, so läßt schon die Art
nnd Weise des Entstehens vermuten, daß
das Reaktionsprodukt haltbar sein werde.
In der Tat ist dieses auch der Fall;
selbst wenn man den schwarzen Fleck'
mit Wasser unter den Eautelen stehen
läßt, daß letzteres nicht verdunsten
kann, und selbst bei ungehindertem Zu-
tritt der Luft, bleibt die graue bezw.
schwarze Farbe bestehen. Die Reaktion
eignet sich daher besonders für solche
Fälle, in denen eine Aufbewahrung des
Reaktionsergebnisses von Interesse ist,
z. B. in gerichtlichen Fällen. — Was
den Einfluß der Säuren auf das Zinn-
Hamsäure-Reaktionsprodukt angeht, so
ist darüber folgendes zu bemerken:
Salpetersäure und Salzsäure greifen das
gefärbte Produkt zwar an, jedoch ge-
schieht dieses nur langsam und unvoll-
ständig, indem nach dem Eintrocknen
meist ein gelblicher oder bräunlicher
Rückstand erhalten wird. Eonzentrierte
Schwefelsäure hebt die Färbung auch
in der Kälte alsbald auf, aber auch in
diesem Falle ist gelbliche Färbung zu
beobachten. Jedenfalls ist die Einwirk-
ung der konzentrierten Schwefelsäure
gegenüber anderen Säuren durch ihre
Raschheit besonders ausgezeichnet. —
Sowohl ätzende als kohlensaure Alkalien
zeigen keine besonders hervortretenden
und beachtenswerten Reaktionserschein-
ungen.
Als Ergänzung der beschriebenen
Hamsäure-Zinn-Rieaktion werde ich später
eine solche mitteilen, welche sich speziell
auf Zinnoxydulsalze (Zinnchlorür) be-
zieht,
YerCahren zur Darstellangr tob festen,
wasserlöslichen Präparaten, welche Halogen«
qaecksllberoxydnlsalze tn kolloidaler Form
enthalten. D. R.-P. 165282. El. 12 p. Cbe-
miKche Fabrik von Heiyden A.-6., Radebeal.
Wasserlösliche Qaeoksüberoxydolsalze werden
in Gegenwart von Eiweißkörpern, eiweißähnlichen
Substanzen and deren Abbaaprodakten in Los-
ung mit Halogensalzen umgesetzt und aus der
entstandenen Lösung die kolloidalen Halogen-
quecksilberozydulsalze m geeigneter Weise ab-
geschieden. Dies kann durch Dialysieren und
Eindunsten geschehen, zweckmäßiger aber durch
AusHÜlen mittels ganz geringer Säuremenge,
Auswaschen, Wiederauflösen durch Zusatz ge-
ringer Alkalimenge und Eindampfen oder Aus-
ßlllen durch Alkohol, Alkoholäthermischuog oder
Aceton. Die kolloidalen Halogenquecksüberoxydul-
salze sind therapeutisch sehr wertvoll, da sie
völlig reizlos wirken und durch ihre Löslich keit
leicht assimiliert werden. Das nach vor-
liegendem Verfahren dargestellte Kalomelol
enthält ungefähr 80 pCt kolloidales Kalomel und
20 pCt EiweißstofFe. A. St,
39«
Die neue Niederländische
Pharmakopoe
(Pharmacopoea Nederlandioa.
Editio Qaarta.)
Besprochen von Dr. O, Weigel.
(Fortsetzung von Seite 376.*)
Addnin aceticum. Hiermit bezeichnet
Ph. Ned.^) die 30 proc. Säare (spez.
Qew. 1,041^), also das «Acidum aceti-
cum dilutum» des D. A.-B. IV. Die
bochprocentige Essigsäure ffibrt Pb. Ned.
dagegen unter der Bezeichnung
Acidum aceticnm coaceatratum, von
welcher ein Minimalgehalt von 97,2 pGt
absoluter Säure (spez. Gew. 1,066 bis
1,062) gefordert wird, während
Acidum aceticum dilutum Ph. Ned.
gleichbedeutend ist mit dem 6 proc.
«Acetum» des D. A.-B, IV.
Acidum benzoicum. Zulässig ist nur
die aus zimtsäurefreier (Siam-)Benzo€
sublimierte Säure; die Prüfungen auf
Zimtsäure und Chloride sind die gleichen
wie im D. A. - B. IV, doch gestattet
Ph. Ned. von letzteren nicht einmal
Spuren.
Acidum oarbolicum (Phenolum). Karbol-
säure soll bei <.0 bis 42^ C schmelzen
und bei 181 bis 182 <> (7 sieden. Mit
13 Teilen^) Wasser^), soll sie eine klai*e,
neutrale Lösung geben.
Acidum oarbolicum liquefactum (Phe-
nolum liquefactum) läßt Ph. Ned. durch
Mischen von 100 Teilen flüssiggemachter
kristallisierter Karbolsäure und 20 Teilen
Wasser herstellen (D. A.-B. IV 1 00 + 10);
spez. Gew. daher 1,063 bis 1,066.
Acidum citricum. Verlangt wird eine
von Kalk-, Schwefelsäure und Metall
(Blei)freie Säure. Zum Nachweis von
Schwermetall läßt Ph. Ned. frisch be-
reiteten Schwefelwasserstoff ( Acidum
hydrosulfuricum) verwenden ; solcher
*) Das Sapplement zar Ph. Nederl. III ist
1891 (nicht 1899) erschienen.
'0 Die Abkürzung Ph. Ned. ist in folgendem
gleichbedeutend mit Ph. Nederl. IV.
*) Alle spezifischen Gewichte beziehen sich
auf 15» a
^) Wenn nichts anderes erwähnt, sind stets
Gewichtäteile gemeint.
«> Hieibei ist natürlich Rtets destilliertes zu
verstehen.
darf in einer Lösung von 6 g Säure in
12 ccm Ammoniak (lOproc.) keine Ver-
änderung hervorrufen. In gleicher Los-
ung ist mit Gipswasser auf etwaige
Verwechselung der Zitronensäure mit
Oxalsäure zu prfifen. Die Probe der
Ph. Ned. auf Weinsäure ist abweichend
von der des D. A.-B. IV (Schwefel-
säureprobe): 1 g Säure soll mit I g
essigsaurem Kalium und 3 ccm Wasser
eine klare Flüssigkeit geben.
Acidum hydrochloricum enthält (gleich
D. A.-B. IV) 26 pCt Chlorwasserstoff;
dagegen besteht
Acidum hydrochloricum dilutumPh.Ned.
aus: 683,4 g 26proc. Salzsäure, welche
mit Wasser auf 1 Liter aufzufttUen sind.
Das spez. Gew. ist demnach 1,067 und
entspricht einem Gehalt von etwa 13,5
pCt Chlorwasserstoff (D. A.-B. IV nur
12,5 pCt.
Acidum nitricum enthält 60 pCt ab-
solute Säure (gegen 26 pCt im D.A.-B. IV),
spez. Gew. daher 1,316.
Acidum nitricum dilutum ist zu be-
reiten aus : 604,4 g 50proc. Säure, welche
mit Wasser zu 1 Liter ergänzt werden ;
das spez. Gew. beträgt 1,133 und ent-
spricht einem Gehalt von 22 pCt reiner
Säure.
Acidum phosphoricum Ph. Ned. ist
26procentig (gleich D. A.-B. IV).
Acidum sulfuricum soll 94 bis 96 pCt
absolute Säure enthalten (D. A.-B. IV
= 94 bis 98 pCt). Abweichender vom
D. A.-B. IV verhält sich
Acidum sulfuricum dilutum. Dieselbe
isit zu mischen aus: 204 bis 208 g
offlzineller Säure, welche mit Wasser zu
1 Liter aufzufallen sind. Spez. Gew.
1,124 = 32 pOt Gehalt an reiner Säure
(D. A.-B. IV nur 16,6 bis 16,3 pCt).
Bei allen genannten Mineralsäuren for-
dert Ph. Ned. eine Gehaltsbestimmnng^
der reinen Säure auf maßanalytischem
Wege unter Angabe diesbezflglicher
Vorschriften.
Acidum tartaricum. Weinsäure soll
(in Lösung) das polarisierte Licht rechts
drehen (Identitätsnachweis). Im fibrigen
verlangt Ph. Ned. von Weinsäure in
397
bezog auf Reinheit das gleiche wie unter
«Addam citricum» gesagt.
Aether. An dieses Präparat stellt
Ph. Ned. die gleichen Anforderungen
wieda8D.A.-B.IV,was in dem verlangten
spez. Gew. 0,720 genügend zom Aus-
druck gelangt. Ph. Ned. führt eben-
falls einen
Aether pro aarcoti (Aether ad Nar-
cosin), welcher außer den üblichen Rein-
heitsprüfangen noch folgende zu be-
stehen hat : 1) 5 ccm Aether mit 6 ccm
Wasser gemischt, sollen beim Schütteln
mit 3 Tropfen Neßler's Reagens inner-
halb einer Viertelstunde klar und farb-
los bleiben. 2) Der Rückstand, welcher
beim Verdunsten (ohne Anwendung von
Warme) eines Gemisches von 20 ccm
Aether und 5 Tropfen Wasser verbleibt,
darf blaues Lackmuspapier nicht ver-
ändern.
Alcohol abiolatus darf bis I pCt
Wasser enthalten ; spez. Gew. daher bis
0,799 gestattet.
Näheres über die stärker mit Wasser
verdünnten offizinellen Alkohole siehe
unter Spiritus und Spiritus dilutus.
Aloä. Zugelassen ist sowohl die
(Eap-)Aloe afrikanischer Herkunft, wie
auch die von Guragao. Die Salpeter-
säureprobe des D. A.-B. IV fällt dem-
gemäß fort. Die Prüfungen hat Ph. Ned.
auch auf Feuchtigkeits- und Aschegehalt
(vergl. Pharm. Centralh. 48 [1902], 436)
ausgedehnt; von ersterer sind 8 bis 12
pCt, von letzterer nicht mehr als 1,5
pCt gestattet.
Alaminium acetico-tartaricum (Aceto-
tartras aluminicus). Für essig- weinsaure
Tonerde (Alsol Athenstädt) gibt Ph. Ned.
folgende Vorschrift: Eine Lösung von
17 Teilen Weinsäure in 20 Teilen Wasser
wird mit 160 TeUen Liquor Aluminii
acetici (Solutio Acetatis aluminici) ge-
mischt, die Mischung in einer Porzellan-
schale bis zur Sirupdicke eingedampft,
dieser Rückstand auf Glasplatten ge-
strichen und bei einer 30^ C nicht über-
schreitenden Temperatur getrocknet.
AmmoBiacnm. Als Identitätsnachweis
(zum Unterschied von Qalbanum) dient
folgende Reaktion : Gepulvertes Ammon-
ia^fummi färbt sich auf Zusatz von
Ammoniakflüssigkeit gelb, welche Färb-
ung auf weiteren Zusatz von Natrium-
hypochloritlösung {Eau de Labarraque)
in ein schönes Rot umschlägt. Verlangt
werden 65 pGt in heißem Alkohol lösliche
Bestandteile (D. A.-B. IV nur 60 pCt),
gestattet höchstens 5 püt Asche.
Ammonium bromatnm ( Brometum
ammonicum). Die Vorschrift zur Prüf-
ung auf Ghloridgehalt ist die gleiche
wie im D. A.-B. IV; 0,3 g des Scdzes
soll nicht weniger als 30,6 und nicht
m ehrals30,9ccm Vio-Normsd-Silbemitrat-
lösung bei der Titration verbrauchen.
Demnach ist ein Gehalt von 1,3 pGt
Ammoniumchlorid gestattet.
Aqua oommunis. Außer destilliertem
Wasser, welches kurz mit cAqua» be-
zeichnet wird, ist auch Aqua communis
in die Ph. Ned. IV aufgenommen worden.
Von diesem wird vor allem verlangt,
daß es klar, geruch- und farblos ist,
welche Eigenschaften es auch beim Er-
wärmen behalten muß. 100 ccm dürfen
beim Verdampfen nicht mehr als 0,06 g
Trockenrückstand hinterlassen. Außer-
dem läßt Ph. Ned. in der bekannten
Weise noch auf unerlaubten Gehalt an
Ammoniak, Nitrit, Blei, Eisen und oxy-
dierbarer organischer Substanz prüfen.
Aquae deitillatae (Aquae aromaticae).
Die destillierten bezw. aromatischen
Wässer sind, soweit nichts anderes vor-
geschrieben ist, durch Destillation zu
bereiten. Zu diesem Zweck läßt Ph. Ned.
die vorgeschriebene Menge der Droge
mit der nötigen Menge Wasser zunäc^t
12 Stunden mazerieren (bei 15 bis 25^ C)
und darauf lUOO Teile abdestUlieren.
Die einzige Ausnahme hiervon macht
Aqua Rosae, welche durch Schütteln
von 1 Teil Rosenöl und 5000 Teilen
Wasser zu bereiten ist.
An Stelle von Aqua AmygdalarUm
amararum führt Ph. Ned. Aqua Lauro-
cerasi (F. I.), welche jedoch die gleiche
Stärke, also in 1000 Teilen l Teil Rau-
säure aufweist.
Femer verlangt Ph. Ned. ganz allge-
mein von destillierten Wässern, daß
398
sie anempfindlich gegen Schwefelwasser-
stoff sind.
Argentom foliatmn. Anßer den Prfif-
nngen des D. A.-B. IV auf Zinn, Kupfer,
Wismnt enthält Ph. Ned. noch eine
Prüfung auf weitere Metalle (Nickel,
Zink, Kobalt) und zwar wie folgt : Eine
Lösung von Blattsilber in Salpetersäure
wird mit dem doppelten Volumen Wasser
verdännt, das SUber mit Salzsäure aus-
gefällt und das mit Ammoniak alkalisch
gemachte Filtrat mit Schwefelammonium
versetzt; es darf hierdurch keine Ver-
änderung eintreten.
Ata foetida. Bei dieser Droge sind
10 pGt Asche gestattet, ein Gehalt, wie
ihn die meisten Arzneibficher zulassen
(auch D. A.-B. IV). Dagegen soll Asa
foetida nach Ph. Ned. 60 pCt in heißem
Alkohol lösliche Bestandteile besitzen
(D. A.-B. IV und Ph. U.-S. VHI ver-
langen nur 50 pGt), welche Forderung
nur die besten Handelssorten (Asa
foedita in lacrymis) erfüllen können.
Atropinnm lulibrieian (Sulfas Atropini).
Den Schmelzpunkt normiert Ph. Ned. mit
182 bis 183<) C. Außer den Maximal-
gaben für innerlichen Gebrauch, welche
die gleichen des D. A.-B. IV sind, ver-
merkt Ph. Ned. noch eine Höchstgabe
für subkutanen Gebrauch, welche nicht
mehr als 0,0005 für jede Gabe betragen
darf.
Baoilla. Als Grundmasse für Stäb-
chen ist, soweit nichts anderes vorge-
schrieben wird, Kakaobutter zu ver-
wenden. Biegsame Gelatinestäbchen
(Bacilla gelatinosa) sind zu bereiten aus :
2 Teilen Gelaüne, 4 Teilen Wasser und
5 Teilen Glycerin.
Balsamnm Copaivae. Eine bestimmte
Sorte wird nicht vorgeschrieben, was
auch aus dem spezifischen Gewicht 0,94
bis 0,99 hervorgeht; es sind demnach
dünn- und dickflüssige Balsame zum
Arzneigebrauch zugelassen. Kopaiva-
balsam soll in seinem doppelten Volumen
Petrolbenzin klar oder nur mit schwacher
Trübung löslich sein; diese Forderung
erfüllen die meisten Balsame des Han-
dels, nicht aber die, daß der Balsam
auch in seinem doppelten Volumen Wein-
geist von 90 Vol.-pCt löslich sein soll.
Diese Bedingung ist so gut wie uner-
füllbar, da Kopaivabalsam vielfach nicht
einmal in 2 Teilen 96proc. Alkohol
löslich ist. 90proc. Weingeist ist also
bei der Prüfung von Kopaivabalsam auf
Löslichkeit auszuschließen und dafür
96proc. oder absoluter Alkohol zu ver-
wenden. Die Säurezahl darf zwischen
28 und 84 variieren, die Esterzahl jedoch
14 nicht überschreiten.
Baliamum peruviaaum. Das vom Peru-
balsam verlangte spezifische Gewicht
1,140 bis 1,145 ist zu niedrig bemessen.
Balsame mit einem solchen spezifischen
Gewicht sind jetzt im Handel eine
Seltenheit; sie wiegen vielmehr 1,145
bis 1,155. Das niedrige spezifische
Gewicht der Ph. Ned. steht auch nicht
im Einklang mit dem geforderten Gehalt
an Cinnamem, welcher minimal 55 pCt
betragen darf. Naturelle Balsame mit
55 pGt Cinnamei'n besitzen aber stets ein
höheres spezifisches Gewicht als 1,145.
Baliamum tolutaaum. Kennzahlen für
Säure- und Verseif ungszahl gibt Ph. Ned.
bei Tolubalsam nicht an. Dies ist ebenso
richtig, denn die Bestimmung genannter
Zahlen bei dieser Harzdroge ist ziemlich
ungenau. In Uebereinstimmung mit der
Praxis verlangt jedoch Ph. Ned., daß
Tolubalsam an Schwefelkohlenstoff beim
Erwärmen nicht mehr als 25 pOt ab-
gibt; die diesbezügliche Bemerkung im
D. A.-B. rV, «in Schwefelkohlenstoff
unlöslich», ist bekanntlich nicht zu-
treffend.
Benzoä. Als offizinelle Droge be-
schreibt Ph. Ned. hauptsächlich die Su-
matra-Benzoö, gestattet nebenbei aber
auch die Siam-Benzoö zum Arznei-
gebrauch. Die Bedingungen in bezug auf
alkoholnnlösliche Bestandteile und Aschen-
gehalt sind dieselben wie im D. A.-B. IV.
Ph. Ned. bemerkt noch, daß zur Her-
stellung von Benzoesäure aus Harz nur
zimtsäurefreie Benzoö zu verwenden ist;
solche darf beim Erhitzen mit Kalinm-
permanganatlösung (1 = 10) keinen
Geruch nach Bittermandelöl erkennen
lassen.
Bromofor]iiinm(Bromoformum\ Bromo-
form soll 1 pCt Alcohol absolutos ent-
899
halten; spez. Gew. daher 2,839 bis
2,8dl. Betreffs Prttfangen der Ph. Ned.
auf Reinheit yergl. Pharm. Centralh. 44
[1903], 397.
Camphora soll zwischen 176 and 177^ C
schmelzen nnd seine spiritnOse Lösung
1 : 10 im 200 mm-Bohr das polarisierte
Licht auf + 6,6 bis + 1^ drehen. Da-
mit wird aasgedrfickt, daß Ph. Ned. den
natärlichen Japankampher wfinscht ;
synthetischer Kampher ist bekanntlich
optisch inaktiv.
Capsnlae gelatinoiae. Für Gelatine-
kapseln hat Ph. Ned. 2 Vorschriften
aufgenommen und zwar für harte und
weiche Kapseln, je nachdem dieselben
mit Balsamum Gopaivae oder Oleum
Ridni zu fflUensind. Die harte Kapsel-
masse (für Kopaivabalsam) ist zu be-
reiten aus : 30 Teilen Gelatine, 60 Teilen
Wasser und 10 Teilen Glyzerin, die
weiche (ffir Bidnusöl) aus: 23 Teilen
Gelatine, 32 Teilen Wasser und 46 Teilen
Glyzerin. Gelatine und Wasser werden
bis zur Lösung auf dem Wasserbade
erwärmt und hierauf das Glyzerin zu-
gesetzt. Kopaivabalsamkapseln sollen
je 0,6 g, Ridnusölkapseln je 3 g ent-
halten.
Gera. Außer gelbem und weißem
Bienenwacbs (Cera alba und flava) hat
Ph. Ned. noch ein Pflanzenwachs unter
der Bezeichnung «Gera foliorum»
aufgenommen. Eä handelt sich hierbei
um die wachsartige Ausscheidung der
Blätter von Gopemida cerifera, dem
sogen. Camaubawachs (vergl. Pharm.
Gentralh. 44 [1903], 831). Interesse
ffir die Praxis beanspruchen die Prüf-
ungen, die Ph. Ned. ffir diese Droge
gibt: Garnauba wachs soll zwischen 76
nnd ^ffi schmelzen, an Weingeist nicht
mehr als 6 pGt, an Schwefelkohlenstoff
nicht weniger als 96 pGt abgeben. Die
Sänrezahl soll höchstens 6 betragen, die
Verseifungszahl zwischen 86 und 110
schwanken. Die Prfifung auf Pari^n
ist folgende : 2 g Gamaubawachs werden
mit 10 ccm Schwefelsäure V4 Stunde
bis auf 1600 erhitzt und das halb-
erkaltete Gemisch mit Wasser yerdfinnt;
hierbei soll sich ein fester Bodensatz
nicht ausscheiden.
Cetaceum. Zur Prfifung des Walrats
auf Stearinsäure dient folgende Probe:
2 g Walrat werden mit 10 ccm Am-
moniak einige Minuten erwärmt und gut
durchgeschüttelt. Nach dem Erkalten
des Gemisches soll im Filtrat nach
Uebersättigen desselben mit Salzsäure
keine Ausscheidung erfolgen.
Chininnm et ejni salii. Neben den
wichtigsten Salzen: Ghininum bisulfuri-
cum (Bisulfas Ghinini), — hydrochloricum
(Hydrochloras Gh.), — sulfuricum (Sul-
fasGh.), — tannicum (TannasGh.) fährt
Ph Ned. auch die Base selbst. Zur
Identifizierung dient die Thalleiochin-
reaktion, welche mit EQlfe von Ghlor-
wasser auszuffihren ist. Zur Prfifung
auf Nebenalkaloide dient die Kemer^wf^^
Probe, deren Ausffihrung Ph. Ned. bei
Ghininum sulfuricum in derselben Weise
vorschreibt wie das D. A.-B. IV. Bei
dem salzsauren Salz ist die Methode
im Prinzip ebenfalls die gleiche, die
Vorschrift jedoch von der des D. A.-B. IV
etwas abweichend; Ph. Ned. läßt näm-
lich behufe Umsetzung des Hydrochlorids
in Sulfat Ealiumsulfat (D. A.-B IV
schreibt unverwittertes ' Natriumsulfat
vor) anwenden und das Gemisch auch
erst zur Trockene verdampfen und
pulvern. Die praktische Vorschrift sei
nachfolgend kurz erwähnt: 2 g salz-
saures Ghinin werden in 10 ccm warmem
Wasser gelöst und mit einer Lösung
von 0,56 g Ealiumsulfat in 4 ccm Wasser
versetzt, das Gemisch zur Trockene ver-
dampft und der gepulverte Trockenrfick-
stand mit 20 ccm Wasser in einer Tem-
peratur von 60 bis 66<> C 2 Stunden
lang unter öfterem Umschfitteln erwärmt.
Der weitere Fortgang der Prfifung deckt
sich nun mit der im D. A.-B. IV. Im
fibrigeu ist Ph. Ned. in der Zulassung
von Nebenalkaloiden in den offizinellen
Präparaten etwas milder als das D. A.-B.IV;
zur Lösung des auf Zusatz von Ammoniak
zunächst entstehenden Niederschlages
dfirfen 4,6 ccm (D. A.-B. IV nur 4 ccm
= 1 pGt Gehalt an Ginchonidin usw.)
verbraucht werden.
Chlorofonnium (Ghloroformum). Neben
dem gewöhnlichen I^parat des Handels,
400
welches 0,6 bis 1 pCt Alkohol absolutus
enthalten soll, fährt Ph. Ned. noch
Chloroformimn pro narcosi (Chloro-
formum ad Narcosin), unter welchem sie
das ans Ghloralhydrat gewonnene Pro-
dukt versfeht. Narkose-Chloroform, das
ebenfalls 1 pGt absoluten Alkohol ent-
hält, hat außer den äblichen Reinheits-
proben noch folgende zu bestehen:
1) Mit Chloroform häufig geschfittelte
Schwefelsäure darf sich auch innerhalb
34 Stunden nicht färben. 2) Es hat
dieselbe Probe mit Nessler's Reagens
zu halten wie unter Aether pro narcosi
mitgeteilt. 3) Destilliert man von 50 ccm
Chloroform soviel ab, daß etwa 2 ccm
zurflckbleiben, so soll dieser Rest farblos
sein und auf Filtrierpapier verdunstet,
keinen unangenehm hervortretenden
Geruch (besonders nicht nach Fuselöl) er-
kennen lassen.
Chryiarobinum. Ammoniakflfissigkeit
soll durch Chrysarobin nicht sogleich
gefärbt werden (Prüfung auf Chrysophan-
säure, welche Ammoniak rot färbt).
Die Rotfärbung darf erst beim Erwärmen
auftreten. Beachtenswert ist die Be-
merkung der Ph. Ned., daß Chrysarobin
zu verabfolgen ist, wenn Chrysophan-
säure zum äußerlichen Gebrauch
verordnet wird.
Cojareüiam. Den Schmelzpunkt gibt
Ph. Ned. mit 234 bis 236 <> (unterschied-
lich vom D. A.-B. IV = 230,5 <>) richtig an.
Cortez Chinae. Offizinell ist nur die
Stamm-, Zweig- und Wurzelrinde von
Cinchona succirubra, von der
Ph. Ned. nicht weniger als 6 pCt Ge-
samtalkaloid fordert (gegen 5 pCt im
D. A.-B. IV). Methoden zur Bestimmung
des Alkaloidgehaltes sind in das Arznei-
buch aufgenommen. Chinarindenpulver
soll nicht mehr als: 8 pCt Feuchtigkeit
und 4 pCt Asche enthalten.
Cortez Ciimamomi. Ph. Ned. wünscht
den Ceylonzimt, dessen Aschengehalt
sie mit 4 bis 8 pCt annimmt.
Croous (Stigmata Croci). Safran darf
12 pCt Feuchtigkeit enthalten, aber nur
6 pCt (D. A.-B. IV = 6,5 pCt) Asche
hinterlassen.
Decocta. Recht interessant sind die
allgemeinen Vorschriften, die Ph. Ned.
in dem Kapitel «Decocta» zusammen-
faßt: Abkochungen sind mit kaltem
Wasser anzusetzen und im bedeckten
Gefäß zum Kochen zu bringen. Die
Kochdauer richtet sich je nach der
Ali) der Droge ; so sollen nach Ph. Ned.
5 Minuten gekocht werden: Carrageen,
Semen Lini ; V4 Stunde : Radix Senegae,
Folia Uvae ursi, Fructus Hordei decorti-
cati; V2 Stunde: Cortex Chinae,
Condurango, — Frangulae, — Granati,
— Simarubae, Radix Colombo, Liehen
islandicus.
Die Abkochungen sind heiß zu kolieren
außer Decoctum Corticis Condurango,
welches vorher abkühlen muß.
Sobald nichts anderes vorgeschrieben
ist, werden aus 10 Teilen Droge 100
Teile Abkochung bereitet; Ausnahmen
hiervon machen: Carrageen (1,5 : 100»,
Semen Lini (3 : 100), Radix Senegae
!(4:100), Radix Chinae (6:100) und
Fructus Hordei decorticati (8 : 100).
Elaeoiaochara. Oelzucker ist stets
frisch zu mischen und zwar aus: 2 g
Zuckerpulver und 1 Tropfen ätheriscliem
Oel.
Emplaitra. In diesem Kapitel wird
allgemein nur gesagt, daß Pflaster, so-
weit nichts anderes angeordnet ist, im
Wasserbade zu bereiten und in gleich-
mäßige runde Stangenform zu bringen
sind. Angaben über gestrichene Pflaster
fehlen.
Sehr einfach lautet die Vorschrift zu
Emplastrum adhaesivum: lOTeile
gereinigter Kautschuk (Gummi elasticun)
werden mit 20 Teilen Adeps Lanae im
Sandbade zur gleichmäßigen Masse g^e-
rflhrt und dieses erkaltete Gemisch
schließlich mit 70 Teilen Bleipflaster
(Emplastrum Oxydi plumbid) auf dem
Wasserbade unter Umrühren zusanunen-
geschmolzen. — Zur Bereitung einig;er
Pflaster zieht Ph. Ned. anstelle des
Olivenöles Sesam Ol heran, was auch
bei den Linimenten und Salben mehr-
fach der Fall ist (vergl. später daselbst^.
Man ersieht hieraus (gleichwie ans der
neuen Ph. U. S.), daß das billigere
401
Sesamöl mehr nnd mehr als offizineller
Arzneikörper in Aufnahme kommt.
Eztracta. Ph. Ned. kennt dreierlei
Ektrakte: flüssige («liquida» anstelle
flnida D. A.-B. IV), dicke (spissa) und
trockene (sicca). Regel ist, daß wässerige
Extrakte Je nachdem entweder durch
Mazeration oder Infusion, spirituöse bez.
ätherische (Extr. Filicis) durch Perkolation
bereitet werden. Zur letzteren Gruppe
gehören auch alle Fluidextrakte, von
denen — gemäß dem Brüsseler Be-
schluß — 100 Teile gleich 100 Teile
Droge entsprechen. Die hauptsäch-
lichsten Flfissigkeiten zum Ausziehen
sind Wasser und Weingeist (dieser in
verschiedener Stärke) ; bei Extr. SecaUs
comuti wird Aqua Ghlorof ormii , bei
den Fluidextrakten mehrfach Glycerin,
bei Extr. Chinae Sdzsäure und bei
Extr. Hydrastis Weinsäure als Ex-
traktions-Hilfemittel herangezogen. Dicke
EIxtrakte sollen durch Trocknen bei
106 ^ (7 nicht mehr als 20 pGt, trockene
nicht mehr als 6 pCt Feuchtigkeit ver-
lieren. Schließlich sind die Extrakte
auch auf ihr Verhalten gegen Schwefel-
wasserstofF zu prüfen. Die Asche von
2 g Extrakt mit 3 ccm Salzsäure eine
Minute lang gekocht, muß ein Filtrat
geben, das durch Schwefelwasserstoff
nicht verändert wird, selbst nicht auf
Zusatz von 2 g Natriumacetat.
Folia Sennae. Offlzinell sind nur
Tinnevelly- Blätter, deren Aschegehalt
Ph. Ned. mit 6 bis 8 pCt festsetzt.
Galbaaum. Die Anforderungen der
Ph. Ned. an Oalbanum sind im Ver-
gleich zum D. A.-B. rv höher : höchstens
8pCt Asche (D. A.-B.IV= 10), mindestens
65 pCt in heißem Alkohol lösliche Be-
standteile (D. A.-B. IV nur 50). Die
spirituöse Lösung soll auf Zusatz von
Ammoniak bläulich fluoreszieren (Re-
aktion auf Umbelliferon, Bestand-
teil des Oalbanum).
Olycerinum darf 12,7 bis 14,5 pGt
Wasser enthalten; spez. Gew. daher
1,230 bis 1,235. Dies entspricht un-
gefähr dem Glycerin unseres Arznei-
buches, also dem 28grädigen (nach
BaunU) des Handels. Die Prüfungen
auf Reinheit sind fast die gleichen wie
im D. A.-B. IV; nur die Akrolei'nprobe
(mit Ammoniak und Silbernitrat) fehlt
in Ph. Ned., und der Arsennachweis
geschieht nicht mit Zinnchlorfir, sondern
vermittels der modifizierten 6^^x^V'schen
Probe.
Oossypium depuratnm. Den chemischen
Prüfungen auf Reinheit geht in Ph. Ned.
eine genaue mikroskopische Beschreib-
ung voraus. Den üblichen (auch im
D. A.-B. IV enthaltenen) Prüfungen fügt
Ph. Ned. eine weitere auf Fettgehalt
hinzu: 5 g gereinigte BaumwoUe, mit
Aether ausgezogen, sollen nach Ver-
dunsten desselben nicht mehr als 0,01 g
Rückstand (= 0,2 pCt) hinterlassen.
Femer soll Verband watte, über Schwefel-
säure getrocknet, nicht mehr als 5 pGt
ihres Gewichtes einbüßen. Außer der
reinen Watte sind noch zwei mit Arznei-
stoff getränkte in das Arzneibuch auf-
genommen :
Ooiiypium Jodofornui, welche 10 pCt
Jodoform enthalten soll, und
Ooiiypiom itypticum (cum Chinino
hydrochlorico). Blutstillende Watte
ist zu bereiten aus 98 Teilen gereinigter
Baumwolle, welche mit einer Lösung
von 4 Teilen salzsaurem Chinin in
396 Teilen Wasser gleichmäßig zu
tränken ist. 200 Teile (also die Hälfte)
der Tränkungsflflssigkeit werden hierauf
abgepreßt, so daß die bei 40 bis hO^ C
getrocknete Watte 2 pCt Chininhydro-
chlorid enthält, welches vermittels der
ThalleiochinreaJ^tion nachgewiesen wird.
Infhia. Aufgüsse werden nach Ph. Ned.
— gleich den Dekokten — ebenfalls
mit kaltem Wasser augesetzt und
unter öfterem Umrühren im Wasserbade
bis zu 90 0 C erwärmt. Die Herstellungs-
dauer bei dieser Temperatur soll, soweit
nichts anderes vorgeschrieben ist, Y4
Stunde währen, ausgenommen beiFolia
Sennae, welche V2 Stunde ziehen müssen.
Aufgüsse sind in der Regel, d. h. ohne
jede andere Vorschrift, 10 : 100 zu be-
reiten; Ausnahmen machen hiervon:
Radix Ipecacuanhae (0,5:100), Folia
Digitalis (0,5 : 100), Seeale cornutum
(3 : 100), Flores Amicae (4 : 100), Radix
Senegae (4 : 100), Folia Sennae (4 : 100).
402
Der Merkwürdigkeit halber sei noch
erwähnt, daß Ph. Ned. anter «Infusum
Hyoscyami oleosum» das Oleum Hyos-
cyami D. A.-B. IV versteht.
Kalium bromatum (Brometum kalicum)
soll befeuchtetes blaues Lackmuspapier
innerhal b einerMinute nicht rö ten(Neutral-
itätsn ach weis). Chloridgehalt gestattet
Ph. Ned. nicht mehr als D. A.-B. IV (1 pCt) ;
0,3 g Bromkali sollen bei der Titration
zwischen 25 und 25,4 ccm Vio*Normal-
Silbernitratlösung verbrauchen.
Kalium permanganioum (Permanganas
kalicus). Der Nachweis von Nitrat ge-
schieht hier mittels einer Lösung von
Diphenylamin in Schwefelsäure (0,005 g
in 5 ccm) ; Spuren von Sulfat und Chlorid
sind zulässig. Selbst bei Kaliumper-
manganat ist eine volumetrische Gehalts-
bestimmung vorgesehen: Eine Lösung
von 0,1 g Permanganat in 50 ccm
Wasser soll nach Zusatz von 10 ccm
Kalium jodidlösung (l = 10) und 10 ccm
Salzsäure nicht weniger als 30,9 ccm
Zehntel-Normalthiosulfatlösung bis zur
Entfärbung verbrauchen.
(Fortsetzung folgt.)
Neue Arzneimittel.
Alkariodyl von Apotheker Weudörski
ist naoh Q. und R. Fritx ein Präparat,
das wie Arsyoodile (Pharm. Gentralb. 40
[1899], 750) gebraucht wird.
Aluminium aoetico - glyoerinatum wird
naoh O. und R, Friix als Antiseptikum
angewendet
Anthrasolin ist ein farbloses, angenehm
anzuwendendes Teerpräparat, das von Krewel
<& Co.y Ghemisohe Fabrik in Köln, zu be-
ziehen ist.
Antigluoosine (Duodenal Muoous
Extrakt) ist eine dicke helibräunliche
Flüssigkeit von schwachem (3eruch. Sie ist
das saure Extrakt der Sofaleimhaut des
Zwölffingerdarmes und besitzt eine die Pan-
kreasdrüse anregende Wirkung. Anwend-
ung: gegen Zuckerkrankheit. Oabe: 30 com
dreimal täglich, später öfters. Vergleiche
Pharm. Centralh. 47 [1906J, 149 unter
Duodenalextrakt und 195 unter Seeretm.
Aatigonokokkenserum (Pharm. Gentralh.
47 [1906], 240) gewann John Ibrtey
(Joum. amer. med. assoc 1906, Jan.), indem
er zunächst eine Reinkultur von Oonokokken,
die er von einem frischen unbehandelten
Tripper beim Bfanne gewann, auf einem
Nährboden anlegte, der aus gleichen Teilen
Asoitesflflssigkeit und leicht saurer Rinder-
bouillon bestand. Die Zflchtung der Gono-
kokken erfolgte bei einer ständigen Wärme
von 36 bis 37^ C. Darauf spritzte er
Kaninchen in Zwischenräumen von 5 bis
6 Tagen je 10 ccm einer 6 bis 15 Tage
alten Reinkultur unter die Bauchhaut. Naoh
6 Tagen entnahm er den Tieren Blut
Das erhaltene Serum hat sich bei blenorrhoi-
schem Rheumatismus und chronisohem
Tripper bewährt
Benzomorphia ist ein englischer Name
f ür P e r 0 n i n (Benzoylmorphin-Hydroehlorid).
Calcium hippuricum ist ein weißes, kri-
stallinisches Pulver, von dem sich 1 Teil in
27 Tdlen Wasser lOst Anwendung: als
hamtrdbendes und geienkentzUndnngs widriges
Mittel. Gabe: 0,3 bis 1,2 g.
Capsules Ferroplasma enthalten naoh
O. und 12. Fritz ein. aus einer Ampfer-
gattung bereitetes Präparat Anwendung:
als Kräftigungsmittel.
Cedrarine = Phenzoline (Orexm).
Ethomorphine ist em englischer Name
ffir Dionin (Aethylmorphin-Hydrooblorid).
Euoareaalin ist eine Flfissigkeity die
1 pCt Beta-Eukalnlaktat in einer Supra-
renalinlösung (1 : 2000) enthält Anwend-
ung: zur Blutstillung und als örtliches Be-
täubungsmittel.
Eutannin (Pharm. Centralh. 46 [1905],
229, 359) ist, wie Professor H, Thoms in
Apoth-Ztg. 1906, 354 ausführlichst nach-
weist, die schon früher aus den Myrobalanen
gewonnene Chebulinsäure. lieber diese
siehe Pharm. Centralh. 34 [1893], 197.
GroBmaan's Kraft- und Hähr-EmulsioB
(Pharm. Centralh. 47 [1906], 284) enthält
auch noch Natriumhypophosphit
Gytje ist nach Norsk. Mag. f. Laegevid.
1906, Nr. 4 em Meeressediment^ das sioh
in mehreren norwegischen Fjorden findet
und hauptsächlich aus Mineralien, organischem
Detritus und Eieselalgen besteht Anwendung:
403
als ümMblagy Massagemittel und Schwefel-
gytjebad statt Sohlammbftdern.
Heilmittel gegea Eklampsie. Ein solches
gewinnt die Ghemisebe Fabrik auf Aktien vorm.
E. Schering in Berlin nach einem paten^
lerten Verfahren als Serum von Tieren,
die entweder direkt mit AofiBohwemmangen
von frischen oder getrockneten Plazenten
eklamptischer Individuen oder mit wässerigen,
bezw. alkalischen oder schwach sauren Ans-
zflgen gleicher Plazenten vorbehandelt worden
sind. DesgleiGhen enthält die Milch der-
artig vorbehandelter Tiere antitoxisch wir-
kende Stoffe. Dieselbe kann entweder
durekt oder nach geeigneter Verarbeitung
verwendet werden.
Hydrastinine Acid Tartrate (H y d r a s -
tlnin-bitartrat) Jst saures weinsaures
Hydraatinin und bildet feine weiße Nadeln,
die sieh schnell m Wasser lösen. Anwend-
ung: zur Bhitstillung. Gabe: 0,03 bis
0,06 g.
Icbtolithium ist lithium-Idithyosulfonat,
eine bräunliche dickliche Flflssigkeit mit
ähnlichen Eigenschaften wieNatrium-Iohthyol-
solfonat Gabe: 1 bis 2 g.
Ichtozincum ist Zink - Ichthyolsulf onat,
eine bräunliche, dickliche Flflssigkeit mit
ähnlichen Eigenschaften, wie andere Ichthyol-
verbindungen. Anwendung : hauptsächlich
äußerlieh.
Laeto ist der Handelsname für das in
Pharm. Gentralh. 44 [1903], 343 ausfflbr-
lich beschriebene Milchfleischextrakt.
VergL auch Pharm. Gentralh. 46 [1904],
462.
Menthol -Jodol ist ein 1 pGt Menthol
enthaltendes kristallinisches Jodol. Anwend-
ung: in der Nasen-, Hals- und Zahnheil-
konde.
Methacetanilid ist ein englischer Name
für Exalgin (Methyl- AcetaniUd).
Haphthamine ist ein englischer Name f fir
Urotropin (Hexamethylentetramin).
Hatrlum hippuricum riebe Sodium hippu-
rate.
Farogen (Paraff inum oxygenatum.
Vasoliment) ist eme Mischung aus 4
Teilen flflsrigem Paraffin, 4 Teilen Oelsäure
und 2 Teilen 3 proe. spirituOser Ammoniak-
flflsBi^eit
Parogea, Thick (Parogenumspissum.
Thick Vasoliment) ist eme Mischung
von 12 Teilen Hartparaffin, 48 Teilen
flflsrigem Paraffin, 30 Teilen Oelsäure und
10 Teilen 3proc weingeistiger Ammoniak-
flfisrigkeit.
Peruol-Crdme besteht aus 25 Teilen
Peruscabin (Pharm. Gentralh. 41 [1900J,
616; 43 [1901], 594) und 75 TeUen KaU-
srifencrSme. Dieselbe dringt außerordentlich
leicht in die Haut ein und entfaltet daher
eine kräftige Tiefenwirkung. Da hierbei die
Haut ganz trocken und fettfrei bleibt, so
ist ihre Anwendung eine sehr saubere und
bequeme. Darsteller: Aktien-Gesellschaft fflr
Anilin-Fabrikation in Berlin SO 36.
Pbenzoline Hydrochloride ist ein eng-
lischer Name fflr Orexinhydrochlorid.
Pbenzoline Taanate ist ein englischer
Name fflr Orexintannat
Risiocol ist ein dem Ririnus-Siccol ähn-
liches Präparat Darsteller: R, Demuth
in London E. C., 61 Mark Lane.
Robeferrol „BumpelV' ist ein haltbares,
aromatisches Eisen - Mangan - Pepton - Ellxir.
Darsteller: Apotheker Rosenberger in Misdroy
a. d. Ostsee.
Baletin ist ein englischer Name fflr
Acetylsalicylsäure.
Sodium Hippurate (Natriumhippurat) ist
ein weißes amorphes Pulver, das rieh leicht
in Wasser löst. Anwendung: wie Galcium-
hippurat Gabe: 0,3 bis 2 g.
Speton ist nach (?. und i2. Fritx der
neueName fflr Spermathanaton (Pharm.
Gentralh. 47 [1906], 149).
Trochoid Rejtharek sind nach O. und
R, Fritx Pastillen mit verschiedenen Zu-
sätzen. _ _ ^' -Wew<*e/.
Yerfahren zur Darstellung fester Form-
aldehydl9sungen. D. R.-P. 168323. Kl. 30. i.
Dr. Oroppler ^ Berlin. In wässeriger Porm-
aldehydlösong wird in der W^me soviel gewöhn-
liche oder ausgetrocknete neutrale oder saure
Natronseife aus beliebiger Fettsäure in solcher
Menge aufgelöst, bis in der Kälte Erstarrung
eintritt. Man gebraucht für 3 T. 35 bis 40proc.
Formaldehydlösung 1 T. Kokosnatronseife, um
eine feste formbare Masse zu erhalten, dagegen
genügeo sohon 2 T. stearinsanres Natrium für
100 T. Formaldehydlösung. Ä. St,
404
Umwandlung der Dextrose
in Lävulose und Nachweis der
Lävulose.
Wie H, Ost mitteilt^ Hndet man, wenn
St&rke mit Malz verznokert wird und die
entstandenen MaltoseBirnpe mit starkem Al-
kohol ansgezogen werden, in den Ideht
löslichen Fraktionen regeknäßig Dextrose
und Lävulose, welche letztere sich durch
ihr niedriges Drehungsvermögen und durch
die Bräunung und Säuerung beim Ein-
dampfen zu erkennen gibt Dieselben können
aber auch aus dem Malze stammen, denn
in diesem wurden beide Monosaccharide und
Saccharose wiederholt nachgewiesen. Nach
Brown und Morris besitzt der wachsende
Keimling das Vermögen, Maltose in Sacchar-
ose umzusetzen« Auch bei der yerzucke^
ung der Stärke mit Säuren können dieselben
niedrig pokirisierenden Monosaccharide ent-
stehen. Dierssen isolierte bei seiner Stärke-
hydrolyse durch Oxalsäure Produkte, welche
er ffir ^ Gemenge von Dextrose und
Lävulose ansprach. In der Tat liegt hier
auch Lävulose vor, welche sekundär durch
Einwurkung der Säure auf Dextrose und
nicht primär aus Stärke entsteht. Verf.
erhielt Lävulose reichlich aus Dextrose durch
längere Einwirkung starker kalter Schwefel-
säure.
Der genaue Nachweis der Lävulose
in unbekannjten Gemischen ist nicht ganz
einfach. Während Galaktose und Dextrose
auch aus unreinen Sirupen leicht kristall-
isieren und Mannose durch ihr schwer lös-
liches Phenylhydrazon erkannt und isoliert
werden kann, kristallisiert die Lävulose nie-
mals aus unreinen Sirupen, bildet keine
isolierbaren Hydrazone und teilt das Osazon
mit Dextrose und Mannose. Eine von
Seüwanoff vorgeschUigene Reaktion, Rot-
färbung mit Resordn und Salzsäure, kommt
allen Ketosen zu und kann selbst bei reiner
Dextrose Täuschungen herbeiführen. Der
Nachweis der Lävulose besonders neben
Dextrose nach Sieben ist etwas sicherer,
ist aber bei unbekannten Gemengen nur
mit Vorsicht zu verwenden.
Um einen sicheren Nachweis der Lävul-
ose zu fuhren, ist es erforderlich, dieselbe
alsOaiciumlävulosat naab Dubrunfaut
abzuscheiden :
«Mit 5 bis 10 g eines an Lävulose ange-
reicherten Sirups kommt man damit sicher zum
Ziele. Man kühlt die etwa lOproc. Zucker-
lösang in einer Eältemischnng bis zum teilweisen
Gefrieren ab und mischt aiä 10 Teile Gesamt-
zuoker etwa 6 Teile trockenes gesiebtes Ealk-
hydrat hinzu, unter kräftigem Durchschütteln.
Eine normale Invertzuckerlösaug erstarrt dann
in wenigen Augenblicken zu einer steifen Masse
feinster KristaUnädelohen des Mooocalciumlävn-
iosats; ein üeberschuA an Ealkhydrat ist nicht
nachteilig, es erscheint unter dem Mikroskop in
rundlichen Körnchen neben den schleimigen
Nadelmassen. Es empfiehlt sich nicht, die
Zuckerlösung stärker zu verdÜDuen, um vor der
Abecheidnng des Lävnlosats die Lösuog vom
überschüssigen Ealkhydrat abfiltrieren zu können ;
die Ausbeuten an L&vulosat werden dadurch
erheblich schlechter. Nach V4 Stunde wird ab-
gesaugt, was leicht von statten geht, mit Eis-
wasser gewaschen, und der Niederschlag unter
Zusatz von Eisstückohen durch Oxalsäure zer-
legt, bis nach wiederholfem Durchschütteln eine
schwach saure Reaktion stehen bleibt Die
IHitrate werden bei 50 bis 60 <^ abgedampft, wo-
bei keinerlei Zersetzung eintritt, wenn die
Reaktion, eventuell durch Zutröpfeln von Ealk-
wasser oder Oxalsäure, eben sauer gehalten
wird. 20 g eines käuflichen Invertzuckers von
Gebr. Langelütje (Meißen), mit [a\ii 15®
und 4 pGt Rohrzuckergehalt, lieferten auf diese
Weise 8 g Rohlävnloso von [a]D 73 0 also
40 pCt Ausbeute; diese Rohlävulose zum Kri-
stallisieren zu bringen, gelingt nicht immer;
am ehesten erhält man schöne harte Prismen,
wenn man den eingedickten Sirup in wenig ab-
solutem Methylalkohol löst, mit Aether bis zur
beginnenden Trübung; versetzt und geimpft stehen
läßt; der Sirup allem kristallisiert in der Regel
nicht; aus absolutem Aethylalkohol erhalt man
zunächst kugelige Warzen. Reine Lävulose be-
sitzt in lOproc. Lösung bei -\-2X^^ das spezif-
ische Drehungsvermögen von etwa [a]D 93^).
Ein anderer käuflicher Invertzucker (von
Hattersheim) mit [aJD -f 10,3» und 35 pCt
Rohrzuckeiigehalt, gab aus dem Caldumlävulosat
eine Rohlä^ose von nur [a]D 40 bis — 50^,
sie enthielt vermutlich etwas mitgefällte Sacchar-
ose; ein alter Naturhonig lieferte euie Roh-
lävulose von [a]D 600.»
Als empHndlichstes Reagens auf Lä-
vulose, besonders zu deren Nachweis neben
Dextrose im Blutserum und anderen tier-
ischen Säften, hat vor einiger Zeit Neuberg
Methylphenylhydrazin:0eH5(CH8)N^Hs
empfohlen, welches nur mit den Ketosen,
nicht aber mit den Aldoeen Osaione bUden
soll. Nach Versuchen des Verf. jedoch, und
*) In der neuesten Auflage der Organischen
Chemie von Riehter-ÄMehüix 1903, 659 findet
sich die schon vor 10 Jahren berichtigte Zahl
[ajD 71,4«.
405
wie auch sehon vorlier Vereache von Ofner \
zeigten, hat dieseB Reagens zum Naohweis
der LävuIoBe nnr beschrSnkten Wert. Somit
kann nur die Fällung des CalclumlävnloBats
bei 0^ und die starke Linksdrehung des
daraus abgeschiedenen Zuckers als ent-
scheidender Nachweis der Lävuiose gelten.
Der Fällung muß eine Anreicherung durch
Fraktionieren mit absolutem Alkohol und
Alkoholäther vorangehen. Die Reaktion
nach Sieben und die Ueberfflhrung in
Metiiylphenylosazon können noch als Be-
stätigung dienen. Während de Bruyn und
van Eckenstein nachgewiesen haben, daß
Dextrose in schwach alkalischen Lösungen
teilweise m Lävulose und Mannose umge-
lagert wird, und daß diese Umlagerung um-
kehrbar ist, liefern die Versudie des Verf.
den Beweis, daß Dextrose auch mit Säuren
teilweise m Lävulose fibergeht, dabei aber
Mannose nur in Spuren nachweisbar ist.
Ueber die Umkehrbarkeit dieses Vorgangs
müssen erst weitere Versuche entscheiden.
Diese Umlagerung spielt wahrscheinlich im
Pflanzenreiche eine Rolle, indem die Zu- und
Abnahme der Dextrose bez. Lävulose in den
FruehtBäften auch durch den Säuregehalt
derselben und nicht allem durch Enzyme
beeinflußt wird. Btt.
Ztsekr. f. angew. Ohem^ 1905, 1170.
Ueber die Ehrlich'sche Aldehyd-
reaktion im Harn und Stuhl
hat Bauer in der Gesellschaft fflr innere
Medizin und Einderheilkunde in Wien einen
Vortrag gehalten. Nach dem Berichte der
Deutsch. Med. Wochenschr. 1905; 1861
wird dieselbe folgendermaßen ausgeführt:
Zu einigen Kubikzentimetern Harn setzt man
einige Tropfen einer 2proc. Lösung von
Dimethylparamidobenzaldehyd in 20proc.
Salzsäure und ffigt nötigenfalls etwas kon-
zentrierte Salzsäure hinzu. In normalen
Hamen tritt eine leichte, in krankhaften
eine starke Rotfärbung auf, verbunden mit
einem Streifen zwischen den Frauenhofer-
sehen Union D und E. Die Reaktion wird^
wie Neubauer zuerst bewiesen hat, durch
das im Harn enthaltene Urobilinogen hervor-
gerufen. Wird Letzteres im Harn in Uro-
bilin flbergeführt, so verschwindet die Ehr-
Uch'Bebe Aldehydreaktion. Auch aus Bili-
rubin und Urobilin dargestelltes Urobilinogen
gibt deutliche Reaktion mit diesem Reagens.
Die Reaktion muß hn frischen Harne
angestellt werden , da Urobilinogen beim
Stehen an der Luft leicht in Urobilin über-
geht Im frischgelassenen Harne ist beinahe
ausschließlich Urobilinogen, kein oder nur
wenig Urobilin enthalten. Das Urobilinogen
des Harnes und der Galle scheint aus dem
Darm zu stammen. Man soll stets parallel
auf Urobilinogen untersuchen und die Ehr-
lich'Behe Aldehydreaktion anstellen; denn
letztere kann in seltenen Fällen bei Ab-
wesenheit von Urobilinogen durchMedikamente
oder unbekannte Körper verursacht werden,
andererseits kann sie bei Vorhandensein von
Urobilinogen ausbleiben, wie z. B. in manchen
Fällen von Glykosurie.
Die Ekrlich'Btiie Aldehydreaktion im
alkoholischen Stuhlextrakt, wie sie Baum-
stark zur quantitativen Indolbestimmung
verwendet, ist auch nicht auf Indol, sondern
auf Urobilinogen zu beziehen. Baumstark
hat nicht Indol, sondern ausschließlich Uro-
bilinogen bestimmt —tx.—
Verfahren, eisenhaltiges Bier herzusteilen.
D. R.-P. 164245. Kl. 30. h. Dr. Barsikmo-
Berlin. Chemisch reines metallisches Eisen in
Form Yon Kugeln, welche zuvor mitteis Alkohol
und Aether entfettet and keimfrei gemacht
wurden, wird in die Fässer gebracht, worauf
diese vom Lagerfaß gefällt werden und nach
8- bis lOtägigem Lagern bei etwa \f>^ C abge-
füllt werden können. Der Eisengebalt, der als
¥ejd^ berechnet, 0,025 bis 0,06 g im Liter be-
trägt, verleiht dem Bior volleren Oesohmaok,
größeres Sohaumbildangs- und Schaumhaltungs-
vermögen. Ob den vielleicht gebildeten Eisen-
eiweißverbindungen irgend welcher therapeutischer
Wert beizulegen ist, bleibt unerwähnt. A. St,
YerCahreu zur Darstellung von Yerbind«
ungen der Brenzkateehinmonoalkyläther, Ins-
besondere des Guidakol und G^uäthol mit £i-
welßstofTen. D. E.-P. 162656. KI. 12 p. Dr.
H. C. i^eÄr/ift-Schaffbausen. Wässerige Lösungen
koagulierbarer EiweißstofFe werden mit den
Brenzkatechinäthern vermischt. Das Reaktions-
produkt abgeschleudert, getrocknet, auf 115 bis
120<> erhitzt, dann mit indifferenten Lösungs-
mitteln ausgewaschen und wiederum getrocknet.
Man erhält so Gnajakolalbuminate, die in Alko-
hol und Wasser unlöslich sind, den Magen un-
zersetzt passieren und erst im Darm gespalten
und resorbiert werden. Ä. St,
406
J. D. Rieders Bericht 1906.
Üeber die Darstellung tod Cbin-
azoliD und dessen Derivaten doroh Konden-
sation Yon o-Nitrobenzaldehyd mit Amiden haben
Professor Dr. Gabriel und Dr. Massaciu eine
größere Arbeit geschriebeo, in der sie zunächst
die von K, Bühw angestellten Yersuohe, Eon-
densationsprodukte aus Aldehyden und Amiden
darzustellen, mitteilen. Darauf gehen die Ver-
fasser auf ihre eigenen Versuche über und be-
richten, wie sie Benzaldehyd mit Formamid,
O-Nitrobenzaldehyd mit Formamid bezw. Acet-
anaid oder Benzamid kondensierten und das
o-Nitrobenzylidendiformamid bezw. o-Benzyliden-
diacetamid reduzierten und das Chinazolinbroia-
methylat darstellten. Letzteres wurde durch
Behandeln der aus dem o-Nitrobenzylidendi-
formamid durch Reduktion erhaltenen Methylium-
base mit Bromwasserstoffsfiure gewonnen. Nach
den bisher erhaltenen Ergebnissen kann es fest-
stehen, daß die in dem erhaltenen Produkt
vorhandene Base Ghinazolin ist und nicht etwa
eines seiner Hydrierungsprodnkte.
üeber Sohmelzpunktsangabendes
Deutschen Arzneibuches IV ist bereits in Pharm.
Gentralh. 46 [1905], 816 benohtet worden.
Ueber aktives und inaktives Sco-
pol a m i n haben wir die von uns in Pharm.
Centralh. 46 [1905], 92^ gebrachten Mitteilungen
noch durch folgendes zu ergänzen:
Die Inaktivierung wurde aus reinstem aktiven
Scopolamin durch Hinzufügen von sehr geringen
Mengen Aetzkali in alkoholischer Lösung unter
Anwendung von Wärme erreicht, wobei große
Vorsicht erforderlich ist, da bei stärkerer Ein-
wirkung, z. B. durch zu langes Erhitzen leicht
eine tief ergehende Zersetzung eintreten kann.
Die Liaktivierung machte sich dadurch bemerk-
bar, daß das Scopolamin nach dem Einengen
der weingeistigen Lösung in kurzer Zeit kristall-
inisch erstarrte. Aus dem so gewonnenen in-
aktiven Scopolamin wurde das bromwasserstoff-
saure Salz dargestellt.
üeber die Ergebnisse ärztlicher Erforcchung
des aktiven und inaktiven bromwasserstoffoauren
Scopolamin wird später bricht et werden.
Zur Charakterisierung des sauren
Physostigminsulfates wird geschrie-
ben, daß sich dasselbe von dem Präparat des
Deutschen Arzneibuches IV durch seine abge-
schwächte physiologische Wirkuag und seine
unangenehmen physikalischenEigenschaften unter-
scheidet. Man kann es, wie folgt, darstellen
Man löst etwa 100 g weiße, pulverig-kristall-
inische Eserinbase in der nötigen Menge Aether
(spez. Gew. 0,720) und läßt zu dieser Lösung
tropfenweise unter heftigem Rühren eine Lös-
ung von etwa 20 g Schwefelsäure (spez. Oew.
1,81) in einem Gemisch von 50 com Aceton und
75 com Aether zufließen. Auf diese Weise er-
bat man ein lookeres, kristallinisches Pulver,
das sioh leicht absaugen läßt. Nachdem sorg-
fältig mit Aether naohgewasohen ist, zerkleinert
man den Kuchen schnell in einer Porzellanschale
im Trookensohrank und vertreibt aohließlioh den
Aether im heizbaren Vakuumexsikkator. Das
erhaltene Präparat stellt ein weißes, mikrokri-.
stallinisches Pulver dar, deasen wässerige Los-
ung blaues Lackmuspapier rötet. Es hat starke
elektrische Eigenschaften, die im Verein mit
seiner großen Wasseranzidiung das Handhaben
mit diesem Salze sehr erschweren.
üeber einige Xanthinderivate.
unter Bezugnahme auf die Veröffentlichungen
von P. Bergeü und P, F, Richter in der Ztschr.
f. experim. Pathol. u. Tderap. Iü05, betreffend
ihre Ergebnisse, die sie bei der vergleichenden
Prüfung einiger Xanthinverbindungen bezüglich
deren harntreibender Wirkung bei künstlich er-
zeugter Nierenentzündung erzielten, wird die
DarBteilungswei8evonAethyltheophyllin(7-Aeihyl-
1-3-dimethylxanthin), i-Propyl-, n-Butyl and
i-Amyltheobromin kurz beschrieben.
Zur Kenntnis der Quecksilber-
salze der Cholsäure und zur Bestimm-
ung des Quecksilbers im Mergal. Hierüber ist
bereits in Pharm. Centralh. 47 [1906], 284 unter
Mergal berichtet worden.
Zur Prüfung des Gonosan wird fol-
gendes neue3 Verfahren empfohlen. Man bringt
den Inhalt der Kapseln in ein mit Fuß und ein-
geschiiffenem Stöpsel versehenes, zylindrisches,
zuvor gewogenes Gefäß (Meßzylinder, und spült
die ausgedrückten Kapseln mit wenig Aether
nach. Im Wasserbade wird der Aether ver-
jagt, ein üebersohäumen des Inhaltes durch ein
Siedehölzohen vermieden, das zum Schluß mit
den letzten Aetherdämpfen abzuspülen ist Durch
kurzes Stehen im luftleeren Exsikkator werden
die letzten Aetherreste entfernt. Darauf wird
eine der Zahl d?r angewandten Kapseln ent-
sprechende Menge Petrolbenzin (D. A-B. FV)
hinzugegeben, mit aufgesetztem Stöpsel einige
Minuten kräftig durchgeschüttelt, worauf man
absetzen Ußt. Aus der grünlich gefi(rbten miioh-
igen Emulsion setzt sich im Laufe einiger Stun-
den das Harz am Gefäßboden feethaftend ab.
Nach dem Abgießen der überstehenden klaren
Lösung, zweimaligem Nachspülen mit ganz wenig
Petrolbenzin und einigem Stehen im luftleeren,
mit etwas festem Paraffin beschickten Ezsikkator
wird durch Wägen des Gefäßes die Menge des
ungelöst gebliebenen Harzes bestimmt. Im Mittel
wurden in jeder Kapsel 0,06 g Harz gefunden.
Wenn auch nach dieser Methode keine quanti-
tative Trennung von Harz und Oel, wie bei der
I )ampf destillation (Pharm. Centralh 46 [1904],
824) erzielt wird, so gestattet sie doch ein ver-
gleichendes Urteil über den Wert der verschie-
denen Nachahmungen des Gonosan zu gewinnon.
üeber Saocharum Lactis. Da die
meisten Handelssorten von Milchzucker den An-
forderungen des Deutschen Arzneibuches IV
genügen, trotzdem aber unbrauchbar sind wegen
nicht genügender Reinigung, indem sie ungehörige
Milchbestandteile, Sfture, Metalle, Schmutz und
Pilzfäden enthalten, daher für die EinderernAhr-
ung geradezu gefährlich erscheinen, werden
fokende Anforderungen gestellt:
WeiAliohe, kristalTinlsohe Massen in Trauben
oder Platten oder ein weißes, geruehloaee Pulver,
407
in etwa 5 Teilen kaltem und in 1 Teil siedendem
Wasser zu einer farblosen, klaren oder höchstens
opalisierend getrübten Flüssigkeit löslich.
Die heifi bereitete Lösung von Milcbzaoker in
der doppelten Menge Wasser soll geraohlos sein,
darf beim Bohütteln nioht schäumen, Laokmna-
papier nioht verftndero und daroh Schwefel-
wasaerstofiFwasser nicht gefärbt werden. Der
Aschengehalt darf 0,2 pCt nicht übersteigen.
Zur Wertbestimmung der käuf-
lichen Eres ole. Da die bakterientötende
Wirkung des Liquor Gresoli saponafcos oft zu
Klagen AnlaB gab, wie auoh die Rohkresole
des Handels oft einen verschiedenen Gesamt-
gebalt an Kresolen und Phenolen besitzen, so
wäre ee wünschenswert, wenn zur Bereitung des
Liquor Greeoli saponatuseine bestimmte Fzaktion,
etwa von 195 bis 20Ö^ verlangt würde, da gerade
in diese Fraktion die wertvollen Kresole über-
gehen. Hierdurch würde dem Liquor Cresoli
saponatos eine größere Deeinfektionskraft und
zugleich ein höherer Wert sowie größere Zu-
verlässigkeit gegeben werden. H, M,
Zur Untersuchung von Seifen
zieht H, Behrens (Pharm. Ztg. 1905, 880)
das Leitungaverml^geD von gleichatarken
SeifenlÖBungen ffir den elektriaoben Strom
heran, indem er sich auf folgende Theorie
atfitzt. Beim Gebranoh wird die Seife dnreh
daa Wasaer hydroiytiaeh in freie Fettsinre
nnd frdes Alkali gespalten. Die Sftnre
bleibt jedoch nieht frei, sondern verbindet
aich mit einem zweiten Molekül fettsanrem
Alkali zu saurem fettaaurem Alkali. Letz-
terea ist unlOalich nnd bildet den Schaum.
In I^iOanng ist nur das freie Alkali ge-
blieben. Infolgedessen mflßteo gleichstarke
Löeongen reiner Seifen den elektrischen
Strom immer gleiob gut leiten. Größere
Leitfähigkeit wQrde einen Uebersohnß an
Alkali bedeuten. Geringere Leitfähigkeit
würde die ehemiach wirkende schmntzlösende
Eigenschaft verringern, wie auch solehe
Seifen auf die Haut ohne erheblichen Ein-
floß sind. Natürlidi können nur Seifen,
die mit demselben Alkali hergeetelli und,
vergUohen werden. Vom Verfasser sind
nntersneht worden:
1. Billige Sdfe, deren weißer Ueber-
zng schon das freie Alkali
anzeigte 0,8
2. Sapo viridis, Schmierseife 0,78
3. Pfund'B MUehseife 0,75
4. Nioht transparente Glyoerinseife 0,68
Die Lösungen enthielten in 100 Teilen
Wasser 1 T^ Seife. Scheinbar hat die
Glyoerinseife am besten abgeschnitten, aber
sie enthält dnreh ihren Glyoeringehalt weniger
eigentliche Seife ab die anderen. Ebenso
steht es mit Sapo vhridis, deren Alkali an
und fttr sich auf die Haut heftiger wirkt,
als Natron.
Behauptet jemand, eine bessere Seife her-
zostellen, als andere, so muß die Leitfähig-
keit der Lösung seiner Seife geringer sein,
als die der anderen bez. die einer reinen
neutralen Seife.
(Nach der Theorie von H, Behrens
ist in der Seifenlöeung nur freiea Alkali
vorhanden, weil sich die Fettsäuren als
«saures fettsaures Alkali» unlöslich abge-
schieden haben. Dem widenprioht die Tat-
sache, daß man sich mit einer Alkalilösung
nicht in gleicher Weise wie mit einer Seifen-
löeung «waschen» kann, was Jedermann
bekannt ist. Schriftteitung,) H, M,
Die Ablagerung der
eingenommenen Salicylsäure
bei normalen und infizierten
Tieren
haben 8, Bondi und M, Jacoby (Ghem.-
Ztg. 1906, Rep. 27) festzustellen versucht
Zum Nachweise wurden die Organe mit
verdünnter Säure 10 Minuten gekocht und
dann mit Alkohol extrahiert. Die wSsserige
Lösung des Extraktionsrflckstandes wird znr
Entfemung von störenden Substanzen mit
Bleizuoker behandelt nnd dann die Eisen-
chloridreaktion ausgeführt. Auf diese Weise
konnte die Salicylsäure in sehr vielen Organen
nachgewiesen werden, allerdings zum Teil
nur in geringen Spuren. Am höchsten ist
regelmäßig der Gehalt des Blutes und zwar
des Serums. Reich sind auch die Gelenke,
und bei lufizierung mit Staphylokokken
konnte hier eine bedeutende Steigerung nach-
gewiesen werden. Nach der Verabreichung
von Aspirin und p-Amidosalicylsäure ließen
sich in Blut und Gelenken deutliche Mengen
von Salicylsäure nachweisen. Die Ausscheid-
ung scheint bei infizierten Tieren langsamer
zu erfolgen, als bei normalen. Rote Blut-
körperchen sind gegen Salicylsäure in indi-
viduell verschiedenem Grade empfindlich.
—hs.
408
Vergleichende Olycerin-
bestiminungen
wurden von Fr. Schuhe (Ghem.-Ztg. 1905,
976) an Fetten und Oelen, Seifen und
Glycerinpräparaten angestellt nach den Me-
thoden 1. von Benedikt' 2jsigmondyy der
Spaltung des Glyoerins in Oxalsäure und
Kohlensäure durch Permanganat und Kali
und Bestimmung der ersteren; 2. der Ver-
brennung des Glyoerins durch Dichromat
und Schwefelsäure und Bestimmung: a) des
Dichromatverbrauches nach Hehner und
Richardson-Jaffe, b) der entwickelten
Kohlensäure nach Oanther-Schulxe-^ 3. der
Ueberffihrung des Glyoerins durch Essig-
säureanhydrid in Triacetin, Verseifung des-
selben und Ermittelung der zur Verseifung
notwendigen Laugenmenge; 4. der lieber-
führung des Glyoerins in Isopropyljodid und
Ueberführung desselben in Jodsilber naoh
Zeisel und Fanto.
Die Ergebnisse der Bestimmungen lassen
sieh in Folgendem zusammenfassen. Die
Oxydation des Glyoerins zu Oxalsäure fmdet
weder nach den Angaben von Benedikt-
Zsigmondy noch nach denen von Herbig
bezw. Mangold mit der für ein analytisches
Verfahren netwendigen Genauigkeit statt.
Ebenso ist das Acetinverfahren unbrauchbar^
weil es einerseits ffir verdünnte Glycerin-
lösungen unbrauchbar ist und anderseits
kerne gleidibleibenden Werte ergibt Man
muß stets «ne Anzahl von Kontrollbestimm-
ungen machen und das Mittel derselben als
richtig ansehen. Verf. hält demnach diese
beiden Verfahren nur noch für historisch
interessant. Bei der Verbrennung des
Glyoerins durch Dichromat und Schwefel-
säurO; die eine vollständige ist, werden bei
der Feststellung des Dichromatverbrauches
zu hohe Resultate etwa 1 10 statt 100 pCt
erhalten, sodaß man die erhaltenen Werte
in diesem Verhältnisse erniedrigen oder den
Titer der Hehner'wiitü Lösung erhöhen
muß in der Weise, daß 74,86 g Kalium-
Dichromat nicht 10, sondern 11g Glycerin
entsprechen. Bei der Messung der ent-
wickelten Kohlensäure werden statt 100
nur etwa 95 pCt Glycerin gefunden, weil
es wahrscheinlidi nicht gelingt, die Kohlen-
säure vollständig auszutreiben. Man muß
hier also die erhaltenen Werte um etwa
2 oder 3 pCt erhöhen. Das Dichromatver-
fahren ist außerdem nur anwendbar, wenn
Phosphorsäure nicht vorhanden ist. Das
Jodidverfahren von Zeisel und Fanto ist
das sicherste Verfahren, ist aber für häufige
Glycerinbestimmungen der Kostspieligkeit
wegen nur als Kontrolle zu benutzen. In
diesen Fällen dürfte der volumetriachen
Methode der Vorzug zu geben sein. ^ke.
Die Bestimmung kleiner Mengen
Salzsäure im Magensaft
kann mit dem von A, Neumann angegebenen
Apparat ausgeführt werden. Derselbe besteht
aus emer U-förmig gebogenen Rühre, die
am kürzeren Schenkel ein konisch zukufendes
Gefäß trägt; unterhalb des Gefäßes ist ein
Glashahn mit enger Bohrung angebracht.
Der lange Schenkel ist in 150 Teile ge-
teilt, und zwar liegt der 0-Punkt oben, der
T^trich 150 über dem Niveau der im
Gefäß befindlichen Untersuchungsflflssigkeit
Die Füllung mit Normallauge geschieht m
der Weise, daß 2 bis 3 com bei geöffnetem
Hahn in das Gefäß gegeben werden, dieses
mit emer Gummikappe verschlossen und nun
durch Druck die Lauge bis über den 0-Punkt
getrieben whrd. Nach genauer Einstellung
wird das Gefäß gründlich ausgewaschen und
durch eine beigegebene Pipette 1 com Magen-
saft angefüllt Durch den Hahn läßt man
so lange Lauge zufließen, bis durch Kongo-
papier oder Phlorogiudn- Vanillin keine freie
Säure mehr nachzuweisen ist Nach Zusatz
von 1 Tropfen Phenolphthalein wird dann
weiter bis zur bleibenden Rotfärbung Lauge
durch den Hahn hinzugegeben.
Man berechnet folgendermaßen: War z. B.
ein Ausfließen der Lauge bis zum TeUstrieh
28 notwendig, um die Blaufärbung von
Kongopapier zu unterdrücken, war weiteiiun
ein Zufließen bis zum Teilstrich 54 not-
wendig, um eine Neutralisation zu erzielen,
so war im Magensaft die freie Salzsäure
= 28 (d. h. 100 ccm Magensaft brauchen
zur Sättigung der freien Säure 28 ccm Normai-
lauge) und Gesamtaeidität 54 vorhanden.
Der ^aumanu'sche Apparat kann außer-
dem auch zur Pepsin bestimmung und
zui' Prüfung auf Milchsäure verwendet
werden; der Apparat ist von P. Haack in
Wien, Gaseiligasse 4, zu beziehen. A, Rn.
CentrML f. innere Med, 1905, Nr. 23.
409
■ ■hrungsinittel-Oheiiiiea
Ueber die böhmischen
Säfte des Jahres 1905.
Um auch für österreiohisebe Himbeersäfte
grundlegende Normen feBtiostellen, haben
Krxixan nad Flahl eine größere Anzahl
von Säften ans böhmischen Himbeeren selbst
gepreßt und die analytischen Daten be-
stimmt Zunächst wnrde der Einfluß des
stark schwefelhaltigen Prager Leuchtgases
auf die Alkalität festgestellt Ein Saft er-
gab^ Aber der Spiritusflamme verascht, eine
Alkalität gleich 5;62 ccm Normalsäure. Der-
selbe Aber Leuchtgas auf dem Thondreieck
5,22 ccm Normalsäure. Die Anwendung
einer durchlochten Asbestplatte, in deren
Oeffnung die Platinschale eingestellt wird,
gestattet indessen fast ohne Fehler auch
mit der Leuchtgasflamme zu arbeiten. Die
Platinschalen mit der sehr hygroskopischen
Asche wurden in verschlossenen Wägegläsern
gewogen, welche ein Gewicht von 60 bis
70 g auf¥riesen. Die Sterilisation der Säfte
für längere Aufbewahrung wurde durch Er-
hitzen auf 80^ C im Wasserbade und
späteren Verschluß mit bei 100^ getrock-
neten Korken bewhrkt. Es genügte zumeist
dieses einfache Verfahren, da auf dem sauren
Nährboden, den derartige Fruchtsäfte dar-
stellen, nur Hefepilze und Schimmel sich
ansiedeln können. Ab und zu tritt Oärung
in derartig sterilisierten Säften ein, welche
dann sogar durch einen Zusatz von 0,04
pOt Saficylsäure nicht verhindert wird.
Die Gesamtsäure der Himbeerrohsäfte
wird von den Verfassern nach dem Vo^
gange von Kunx als Zitronensäure an-
gegeben, da ihre Untersuchungen bestätigten,
daß Aepfelsäure nur in sehr geringer Menge
im Himbeerrohsaft enthalten ist Hingegen
konnte Zitronensäure, aus welcher die bei
weitem größte Menge an organischen nicht-
flüchtigen Säuren besteht, sowohl direkt
kristallisiert als auch in Gestalt ihrer wetz-
steinf Ormigen , charakteristischen Galdum-
salzkristaUe mit Leichtigkeit isoliert werden.
Indem Interessenten auf das gute Zahlen-
material der Tabellen (Ztschr. f. Unters, d.
Nähr.- u. Genußm. 1906, XI, 205) ver-
wiesen werden, sei hier nur die Aschen-
analyse zweier Bohsäfte mitgeteilt, von denen
Nr. I von Gartenhimbeeren, Nr. H
von Waldhimbeeren stammt:
Kali E.0
Natron Na^O
Kalk CaO
Magnesia MgO
Eisenozyd Yjfi^
Tonerde ALO«
Manganozyd Mn304
Eieselsänre SiOg
Phosphorsänre P.05
Schwefelsäore SO«
Chlor Gl
Kohlensäure COg
'8
I
48,87 pCt
0,63 *
4,04 »*
6,14 »
2,24 »
0,70 »
0,00 .
0,20 .
8,29 »
3,63 »
2,90 »
22,72 ^
II
51,08 pCt
1,08 »
7.00 »
7,30 »
1,12 »
0,45 »
0,78 »
0,28 »
6,04 >
2,26 »
3,22 *
21,61 >
Znsammen :
— 0 für Ol
100,36 pCt
0,65 »
101,22 pCt
0,73 »
Verbleibt: 99,71 pCt 100,49 pCt
Erwähnenswert ist hierbei noch das spe-
zifische Vorkommen von Mangan in der
Asche von Waldhimbeeren im Gegensatz zu
Gartenhimbeeren, ein Umstand, der auch
vom Berichterstatter seit längerer Zeit mit
Interesse verfolgt wurde und . der sich be-
kanntlich schon äußerlich durch die grfin-
liehe fllrbung der befeuchteten Asche kund
gibt.
Im tlbrigen lassen die Ergebnisse der
Arbeit der Verfasser sich in folgende Sätze zu-
sammenfassen :
1. Die Forderung von Kunx, daß in
Zukunft die freie Gesamtsäure' im Himbeer-
saft bezw. -Sirup nicht mehr als Aepfel-
säure, sondern als Zitronensäure
berechnet wird, ist berechtigt
2. Die von Evers im Jahre 1904 auf-
gestellten Zahlen fttr Rohsaft mflssen auch
von den Verfassern als anormal bezeichnet
werden. Dies gUt sowohl für das Extrakt
wie fflr die Asche. Die ^t^ar^'schen Al-
kalitätszahlen von 5,36 bezw. die Alkalität
von 2,37 ccm Normal-Säure sind Ober-
haupt unmöglich.
3. Die Späth'wike Mindestforderung fttr nach
dem Deutschen Arzneibuch verkochte Him-
beersirupe mit einer Alkalität = 2,0 ccm
Normal-Säure wird ganz oder fast ganz er-
ffllK. Dagegen whrd die Forderung von
0,2, ja selbst von 0,18 pOt AsqIm im Sirup
weit unterschritten. Nach den Versuchen
der Verfasser liegt die unterste Grenze bei
0,15 pCt.
410
I
4. Eine Rückbereobnung des RoheafteB
aus dem Sump wird kaum zn empfehlen
sein. Einerseits kennt man die Konstante
des verwendeten Zuckers nicht, andererseits
ist es auch fraglich, ob man es in der
Praxis — wo also große Mengen ver-
arbeitet werden — ähnlich wie im Laborat-
orium in der Hand hat, den eintretenden
Yerdampfnngsverlnst durch Hmzufügen von
Wasser — wozu flbrigens destilliertes Wasser
genommen werden mfißte — so zu be-
seitigen, daß das ursprtlngliche Verhältnis
zwischen Rohsaft und Zucker wieder her-
gestellt wird. (Der minimale Aschegehalt
des Zuckers dflrfte kaum in betracht kom-
men und das Ergänzen des verdampften
Wassers ist im Großbetrieb keine Unmög-
lichkeit — rfe/.
Ueber die Bewertung des Kakao
als Nahrungs- und OenuBmittel
hat R. 0. Neumann in dem Naturhist.-Medi-
zinischen Verein zu Heidelberg einen Vortrag
gehalten. Aus dem in der Mflnch. Med.
Wochenschr. 1906, 481 enthaltenen Bericht
ist etwa folgendes hervorzuheben:
Die Losung der Frage, ob Kakao mit
einem höheren Fettgehalt einem soldien mit
niederem Fettgehalt vorzuziehen sei, war die
Veranlassung, daß Verfasser an sich physio-
logische Versuche anstellte. Diese ergaben,
daß bei alleiniger Kakaozufuhr die Ausnfltz*
barkeit des Kakao-Eiweißes das Mini-
mum von 45 pOt erreicht. Bei gemischter
Kost wird die Oesamtausnfltzbarkeit des
Nahrungseiweißes durdi Kakaoznfuhr herab-
gesetzt und zwar um so mehr, als die
Kakaomenge grOßer ist. Der Verlust wird
verursacht durch die bedeutende Kotbildung,
die der Kakao veranlaßt, wodurch anderer-
seits eine vermehrte Menge unverbrauchten
Stickstoffs ausgeführt wird. Der ausgeführte
Kotstickstoff steigt und fällt mit der Menge
des Trockenkotes. Des weiteren hängt die
Eiweißansnützung der gemischten Nahrung
von dem Fettgehalt des Kakao ab. Je
mehr Fett dem Kakao abgepreCt wird, desto
mehr sinkt die Eiweißansnützung. Dies
tritt am deutlichsten zu Tage, wenn nur
Kakao allein genossen wkd:
100 g Kakao mit 34,2 pCt Fett gaben
45 pCt, 100 g Kakao mit 15,2 pGt Fett
24,8 pCt Ausnutzung.
In der gemisditen Nahrung beträgt der
Ausnfltzungsunterschied zwischen mehr oder
minder fetthaltigem Kakao 3 bis 4 pCt
Die Ursache der erhöhten Stickstoffaussdieid-
ung ist die durdi stark entfetteten Kakao
veranlaßte Vermehrung von Kotbildung.
Ein erhöhter Sehalengehalt des Kakao
vermindert die Stickstoffausnützung am etwa
2 pGt. Auch ist es nicht gteiebgültig,
welche Nahrung mit dem Kakao genossen
wird, wobei die verschiedene Resorbierbar-
keit von Fleisch- und Milcheiweiß
eine größere Rolle spielt, als der Kakao-
einfluß. Kakaoeiweiß kann einen Teil des
Nahrungseiweißes ersetzen. 100 g Kakao
glichen ein Minus von 2,27 g SüAstoff
aus. Mit der Steigerung des Kotstiekstofb
geht stets bei Kakaoeinnahme eine Vermin-
derung des Hamstickstoffs einher. Für diese
merkwürdige Ersdiemung läßt sich eine un-
bedingt sidiere Erklärung nidit geben.
Vorläufig ist sie noch ein phjsiolognehes
Novum.
Die Ausnützung des Kakaofettes
unterliegt ähnlichen Schwankungen wie die
des Eiweißes. Im ausgepreßten Zn-
stande wird es genau so verwertet wie das
Fett der Normalnahrung und zwar zu fast
95 pCt. Im nicht ausgepreßten Zustande
also im Kakao selbst, ist die Aosnfitzang
geringer. Gibt man Kakao allein, so werden
87.1 pCt, bei gemischter Nahrung und Kakao
aber 89,6 pCt ausgenützt Bei größeren
Kakaogaben leidet die Fettausnützung ahn-
lieh der des Eiweiß. Je größer der Fett-
gehalt des Kakao, desto besser ist die Aus-
nutzung des Fettes der Gesamtnahrnng.
Der Theobromingehalt veranlaßt bei
Gaben von 20 bis 30 g eine angenehm
anregende Wirkung, bei großen dagegen
vorübergehende Störungen des AUgemeiii-
beflndens. Eine harntreibende Wirkung trat
kaum hervor.
In bezug auf die Korngröße des
Kakao wurden die fettarmsten ReUhardt"
sehen Kakao «Pfennig» mit 12,4 pGt und
«Monarch» mit 13,5 pCt Fett als am fein-
sten gepulvert gefunden. Trotzdeiu war
ihre Snspensionsfähigkeit im fertigen Getränk
die ungünstigste ; denn Kakao van Hauten
mit 30,8 pGt, 8toUw€rcK% Adlerkakao mit
34.2 pOt, Kakao von Hartwig dk Vogel
mit 27,6 pCt und von Suchard mit 33 pCt
411
erhielten rieh fast zehnfach länger in gleieh- 1
mäßiger SoBpenflion. Reichardf% «3 Männer-
Kakao» mit 24,3 pCt Fett war m der
Suspension der beiden anderen Marken der-
selben Firma gleich.
Auf gnmd obiger Ergebnisse wird bei
einer etwaigen gesetzlichen Regelang em
Mindestgehalt von 30 pCt Fett vor-
geschlagen. — to—
Zum raschen Nachweise des
Zinkes in Bier, Wein
nnd anderen Stoffen, wobei die direkte Ans-
fällnng mit Schwefelwasserstoff nicht zum
Ziele fahrt, sondern die Asche untersnoht
werden mnfi, empfiehlt J. Brand (Ohem.-
Ztg. 1906, B^. 25) die Ansfällung mit
Fenrocyankalinm, das mit dem Zmk schwer
Iteliche Verbmdnngen bildet. In rein wässer-
igen LOsnngen bilden diese eine stark
gelatinöse, nicht filtrierbare Masse, dagegen
in den genannten eiweißhaltigen Flfissig-
keiten grobe Flocken, die sich bald ab-
scheiden, so daß der größere Tdl der
Flflssigkeit abgegossen nnd der Rest filtriert
werden kann. Man setzt zn diesem Zwecke
der Flflssigkeit etwas Salzsäure und einige
Tropfen FerrocyankaÜnm zn. Trflbt sidi
die Flflssigkeit nicht, so ist Zink in nach-
weisbaren Mengen nicht vorhanden; selbst
in einer Verdflnnnng von 1 : 500 000 tritt
starke Clockenbildang ein. Der aof dem
Filter gesammelte ausgewaschene und noch
feachte Niederschlag wird stark geglQht, mit
Eangsäure erwärmt und das in Lösung ge-
gangene Zink durch Schwefelwasserstoff
nachgewiesen. - he.
Einen neuen Erreger
des Fadenziehens beim Brote
hat F. Fuhrmann (C9iem.-Ztg. 1906, Rep.
30) aufgefunden, der sidi von den bisher
bekannten durch sein Wadiitnm auf Agar
— bei 1 pCt sternförmige Kolonien mit
auf dem Nährboden liegenden Fortsätzen,
bei 2 pOt runde, scharf begrenzte, weißgelbe
nnd wadisartig matte, außen durchscheinende
in der Mitte etwas verdickte Kolonien —
durch geringe Neigung zur Hautbildung
auf flüssigen Nährböden, durch die nur eben
angedeutete Faltenbildung auf festen Nähr-
böden und dadurch unterscheidet, daß er
die Zersetzung der Brotkrume ohne jede
Verfärbung bewirkt Er bildet stets unbe-
wegliche und nach Oram färbbare Stäbchen
von etwa 3 /i Länge und 1,2 fi Breite,
wächst streng aörob, am besten bei 37^ G
auf neutraler Bouillon, während bei 0,5 pGt
Natriumkarbonatgehalt oder bei 0,33 pGt
Essigsäuregehalt ein Wachstum nicht mehr
stattfindet Im Brote wächst er mit weißen,
Tautröpfchen ähnlichen Kolonien, die in den
Krumenporen sich finden und stark faden-
ziehend sind. Die Krume zeigt nur eine
stärkere Durchfeuchtong und angenehmen,
fast obstartigen Geruch, ist aber selbst nicht
fadenziehend. Auf Hflhnereiweiß tritt Lös-
ung desselben, jedoch ohne Bildung stinken-
der Zersetzungsprodukte ein. Auf Kartoffeln
werden schon nach 3 bis 4 Tagen ovale
Endosporen gebildet, die an dflnne Seiden-
fäden angetrocknet 25 Minuten strömendem
Wasserdampfe von 100^ C widerstehen und
auch Baoktemperatur ohne Schaden ver-
tragen. Fflr Meersdiweinchen und weiße
Mäuse ist das Bacterium Panis nicht
pathogen. -^he,
Rotweinmost und Rotweinmaische fallen
nach einer Beichsgerichtseatsoheidang vom 23.
Dezember 1905 bezw. 11. Januar 1906, Kep.
417/v;5, nicht unter § 8, Abs. 2 des Weingesetzes
vom 24. Mai 1901. Die betreffenden Gesetzes-
vorschriften (Solfatgehalt) sind erst dann an-
wendbai, wenn der Most oder die Maische bei
üebergabe an den Käufer bereits Rotwein im
Sinne des § 8, Abs. 2 war. Most bezw. Maische
gelten insolange nicht als Wein im Sinoe des
Weingesetzes, wenn sie nicht wenigstens die
erste alkohoUsohe Gärung durchgemacht haben,
denn Wein ist doch nur das durch alkoholische
Gärung aus dem Safte der Weintraube her-
gestellte Getränk (entspr. § 1). Eine Einzieh-
ung des sulfatreicheren Mostes bezw. der Maische
ist nur dann berechtigt, falls die Gesund heits-
schädliohkeit der mit einem zn hohen Gehalte
in Schwefelsäure behafteten Flüssigkeit sich
nachweisen läßt (§ 15 in Verbindung mit §§ 12
bis 14 des Nabrungsmittelgesetzes). P. S,
Deutsehe Wein-Ztg, 1906, 373.
Kunstweine, auch überstreckte Weine, dürfen
nach einem Erkenntnis des Reichsgerichtes vom
27. November 1905, Rep. 131/06, zu Zwecken
der Branntweinbrennerei nicht ver-
kauft werden. Jeder außerhalb der Brannt-
weinbereitung hergestellte Eunstwein darf in
derselben keine Verwendung finden. Wenn
auch der Fiskus eingezogene Kunstweine
in Brennereien fiskalisch verwerte, so sei das
bedeutungslos, weil dies nur nach vorausgegan-
gener Denaturierung geschehe und sich dadurch
der Kunst wein derart verändere, daß er die
Merkmale von Wein dauernd verliere. P. S,
Deutsche Wem-Ztg. 1906, 373.
412
Therapeutisohe MMellungeni
Die Erfahrungen über Triferrin
laaten dorohweg günstig. Dem Prftparat
hat SaUcowsJd auf grund semer Tierversaobe
den Namen cTriferrin» gegeben. Aub diesen
ergab sieh n&mlieh, daß der Eisengehalt der
Leber des Eaninehens sieh verdreUaohte.
Ein großer Vorteil des Triferrin ist, daß
neben dem Eisen aueh organisch gebundener
Phosphor in demselben enthalten ist, welcher,
wie allgemein bekannt ist, die Assimilation
des Eiweißes wesentlioh fordern kann. Er-
wähnenswert ist der Umstand, daß Triferrin
in einer 0;2proe. SalzsftnrelOsnng, also auch
im Magensaft unlöslioh ist
Aladdr Haldsx im St. Stephans-Spital
in Budapest (Reiohs-Med.-Anz. 1905; Nr. 8)
wendete bei sekund&ren Anämien schweren
Grades das Triferrin mit sehr günstigem
Erfolge an; bd diesen Fällen war er sehr
überrascht; als er sah; daß neben der
wesentlichen Zunahme des Hämoglobin-
gehaltes des Blutes sich auch die Zahl der
roieia Blutkörperchen auffallend vermehrte
(so bei emem 16 jährigen ELnabeU; bei dem
der EUmoglobingdialt von 35 auf 80 pGt;
die Zahl der roten Blutkörperchen von
3000000 auf 3 900000 stieg); gleich-
mäßig besserte sich auch der Ernährungs-
zustand. Freilich vermochte das Präparat
auf diC; die sekundäre Anämie auslosende
Krankheit keinen Einfluß auszuüben. Doch
ist anzunehmen; daß wir durch die Ver-
besserung der Ernährung die Resistenzfähig-
keit des Organismus ertiöhen und so immer-
hin den Verlust des Grundleidens gewisser-
maßen hemmen.
Erich von Matxner in Birkfeld (Die
Heilkunde 1905; Nr. 4) hebt besonders
anerkennend hervor; daß das Triferrin im
hohen Grade resorptionsfähig ist. Die Re-
sorptionsfähigkeit desselben wird bewiesen:
a) durch mikrochemischen Eisennachweis
in den zur Resorption bestimmten Organen;
b) durch die Aufspeicherung von Eisen
in Milz und Leber;
c) durch Vermehrung organisch gebundenen
Eisens in Form von HameiseU;
d) durch Aufspeicherung überschüsmgen
Eisens im Eidotter.
Triferrin wirkt daher anregend auf die
zur Blutregeneration dienenden Organe. Es
wirkt infolge seines Eisengehaltes heilend
auf Bleichsucht und Blutarmut; es ist im-
stande, mfolge seines Eisen- und Phoqihor-
gehalteS; günstig auf neurasthenische Zu-
stände einzuwirken (Herabsetzung des vorfier
pathologisch erhöhten Blutdrucks).
Die JEno/rsche Fabrik in Ludwigshafen
bringt das Triferrin in zwei Formen in den
Verkehr; und zwar als Pulver oder ab
komprimierte Triferrin - Schokcrfadetabletten
(mit 0;3 g Triferringehalt). Nach unaem
Erfahrungen erweist sich die Tablettenform
als sehr handliche Dosierung. Der Kranke
erhält seinerseits eine genau gemessene Gabe,
andererseits sind die Tabletten sehr leicht
emnehmbar. Der Geschmack der mit Vanillin
zubereiteten Triferrin-Schokoladetabletten ist
übrigens so angenehm; daß dieselben sogar
von Kindern gerne genommen werden. Man
gibt am besten täglieh 3 Tabletten; je eine
nach jeder Mahlzeit A Bn.
St&rkemehl bei Durchfall und
Halsbesohwerden.
Im Liohterfelder Ejrankenhause wu:d das
«Stärketrinken» mit Erfolg bei allen Arten
von Durchfall angewandt; und Oeorg Hauffe
möchte besonders die Aufmerksamkeit auf
die oft überraschende Wurkung bei den
Durchfällen der Phthisiker lenken. Denn
gerade hierbei wünscht der Arzt ein Büttel;
welches den Vorteil hat; lange Zdt hmdnrch
benutzt werden zu können. StäAemehl
wird in heißem Wasser verrührt; bis ein
mäßig dickflüssiger; sämiger Kleister herge-
stellt ist Manchmal ist es angebradit, zur
Geschmacksänderung .der Stäikelüsung etwas
Zucker oder Salz zuzusetzen. Hauffe ver-
abfolgt die hdße Stärkeflüssigkeit nicht in
größeren MengeU; sondern läßt teelöffelweise
oder schluckweise in Pausen trinken. Das
«Stärkegurgehi» ist im Gebrauch bei allen
schmerzhaften und geschwungen Hund- und
RachenerkrankungeU; namentlich audi der
Kinder. A, Rn,
Therap, d, Gegenwart 1905, Nr. 12.
413
Photogpaphisohe Mitteilungen.
Umkehrbare photochemische
Prozesse.
M. E, Liesegang führt die folgenden
Yon ihm beobachteten Reaktionen anf^ bei
denen ane durch das Licht henrorgemfene
chemische Umwandlung im Dunkeln wieder
rQdkgängig gemacht wird. Em mit Wismut-
chlorid getr&nktes Papier brftunt sich im
Lieht; nn Dnnkehi verschwindet die Bräun-
ung. Auch ein mit Ealiumferrioxalat ge-
trSnktes Papier wird vom lidit gebräunt
und läßt sich dann mit Piatinsilbersalzen
usw. entwickehi^ verliert aber diese Fähig-
keit beun Liegen im Dunkein. Taucht man
ein mit Ealiumferrioxalat getränktes Papier
in Rhodanammoniuml^ung, so färbt sich
daaselbe stark rot Beim Belichten ver-
sdiwindet die rote Farbe, kehrt aber im
Dankehl wieder. Umgekdlirt färbt sich eine
Rhodanammonium- oder Rhodanaluminium-
LOsung im Lichte rot und verliert wieder
ihre Färbung im Dunkeln. Eine Lösung
von Molybdäntrioxyd in Schwefelsäure färbt
sidi beim Belichten blaugrfln und entfärbt
sidi hn Dunkehl. Em mit molybdänsaurem
Ammonium unter Zusatz einer organischen
Säure getränkter Papierstreifen wird beim
Beuchten grOn und im Dunkeln wieder
farblos. Bm
Prager TageblaU,
Handschriften und Drucksachen
zu photographieren«
Nach einer Anleitung, die E, Wiedemann
im «Gentralblatt für Bibliothek wesen» 1906,
22 gibt; verfährt man folgendermaßen:
Man verwendet fflr die Aufnahme statt
Platten Bromsilberpapicr N. P. G. Nr. 11.
Die Schriftzflge erscheinen dann weiß auf
schwarzem Grunde. Um aber em seiten-
riehtiges Bild zu eifaalten, muß em Spiegel
zwisdien Objektiv und aufzunehmenden
Gegenstand angebracht werden. Die auf-
zunehmende Handschrift wird wagerecht
auf einen Tisch gelegt und darfiber der
Spiegel mit einer Neigung von 45^ an-
geordnet Dieser leitet die von dem auf-
zunehmenden Gegenstande ausgehenden
Strahlen in das Objektiv der ihm gegenüber
entsprechend aufgestellten Camera. Bm.
Metolhydrochinonentwickler
Chlorbromsilberpapiere.
Die für Platten )pmreichend bekannte
Entwickler-Komposition ist auch für Chlo^
bromsilberpapiere recht empfehlenswert. Für
die bekanntesten Marken solcher Papiere
lauten die besten Entwicklervorschriften nach
dner in «Photogr. Mitteilungen» 1904;
Heft 2 gegebenen Zusammenstellung:
Velox Talft Bllti Blepos PtU
Wasser 1000 1000 7000 1060 lOOOccm
Metol 1,5 2 2 2 2g
Natrinmsulfat,
kristallis. 50 50 50 50 40 g
Hydroohinon 6 6 6 6,6 3 g
Natrium-
karbonat,
kristallis. 120 135 135 120 — g
Kalium-
karbonat — — — — 20 g
10 proc. Brom-
kalinm-
lösung 1,5 4 2 0,5 0,5 ccm
Diese Lüsungen geben bei normaler Be-
lichtung kältere T5ne. Je mehr die Ex-
position verlängert und die Lösung ver-
dünnter genommen wird^ desto wärmer
werden die Färbungen der Bilder. Bm,
Die größte direkte Porträtaufkialime dürfte
ein Ende vorigen Jahres in Amerika gefertigtes
Bild des Heilsarmee-Propheten I>(»<^'6 darstellen.
Es wurde mit einem eigens dazu gebauten
Apparat ani^enommen und direkt vom 2& x 130
om großen Negativ kopiert. An der Entwicklang
beteüigten sich 15 Personen. Bni,
Braune Finger durch Pyro-Soda-Ent Wickler.
Die unangenehme Färbung der Finger beim Ar-
beiten mit Pyro-Soda-Entwickler läßt sich schwer
entfernen. Salzsäure hilft nicht viel, allenfalls
erzielt man eine leidliche Besserung durch An-
wendung von Chlorkalk. Am besten vermeidet
man die Färbung durch größte Sauberkeit bei
der Entwicklung, griinduches Abspülen der
Finger in verdünnter Essigsäure, sobald sie mit
dem Entwickler in Berührung gekommen sind.
Bm.
Glänzende Bromsilberkopien retouchiert man
nach «Photogr. Industrie» auf folgende Weise:
Man schabe von einem Stück schwarzer Zeichen-
kreide auf eine Palette nach Bediurf recht fein
und vermische mit Eiweiß. Das letztere wird
hergestellt, indem man das Weiße eines Eies zu
Schnee schlägt, 12 Stunden stehen läßt und Vs
Teil Ammoniakflüssigkeit (lOproc.) zusetzt. Das
Gemisch hat genau die Farbe des Bildes und
läßt sich mit Leichtigkeit auftragen. Bnt.
414
Verschiedene Mitleilungeni
Schwarzwurzelblätter in der
Seidenzucht.
Naoh vielen Yersuehen, dnen geeigneten
Enatz ffir das Maulbeerblatt beim Zfiohten
der Seidenraupen zu finden^ wurde fesir
gestellt, daß die Blätter der Schwarzwurzel
zahlreiehe Stoffe enthalten, welche das Maul-
beerblatt so unschätzbar für die Seiden-
raupenzucht machen. Versuche, welche auf
Anregung der Regierung an der Erefelder
Websohule angestellt wurden, ergaben folgen-
des: Der Durchmesser eines von 5 Kokons
abgehaspelten Fadens ist einem entsprechen-
den Faden Maulbeerseide fast gleich. An
Dehnbarkeit übertrifft die Schwarzwurzel-
seide die Maulbeerseide. Erstere hält bei
1 m Fadenlänge und 185 mm Dehnbarkeit
eine Belastung von 41 g aus, letztere bei
gleicher Fadenlänge und 179 mm Dehn-
barkeit nur 36 g. Der Bastgehalt der
Schwarzwurzelseide ist um 3 pGt geringer
als der der Bfaulbeerseide, auch soll der
Glanz der Verauchsseide ein sehr beträcht-
licher sein. Btt,
Ztsehr, f, angew, Chem. 1906, 203.
Handel mit Creolin.
Nach einer Mitteilung der Firma William
Pearson io Hamburg wird der Handel mit
Creolin durch die Bestimmungen über den Handel
mit Giften (Eönigr. Preußen 22. Februar 1906)
nicht betroffen. (Ob die Ministerien der an-
deren Bundesstaaten in gleichem Sinne ent-
schieden haben, ist uns nicht bekannt. Schrift-
leitung.)
Die gewöhnliehen Mücken werden naoh Be-
obachtungen von DaasonviUe durch Petroleum-
geruch angezogen, fallen alsdann in das Petrol-
eum hinein und sterben dort. Diese Beobacht-
ungen wurden gemacht an Orteo, wo vorher
gar keine Mücken bemerkt waren. Qleichzeitig
aufgestellte Teller mit Sesamöl, RübÖl und Wasser
übten keine Anziehungskraft auf die Mücken ans.
Sektoeix. Woehenschr. f, Ghem. «. Phttrm.
1906, 715. J. K.
Crln d'Afrlgne oder Crln T^gftaJ besteht
aus getrockneten und geschlitzten Blattern der
in Nordafrika wachsenden Palme Chamaerops
humUis. Es findet als Ersatz von Boßhaar zum
Möbelpolstem Verwendung. P.
Ztaehr, f. Zoüwtaen u, Beiehaiteuem 1904, 214.
Brieffweohsel.
0« B. in Abo (Finland). Ein ausgezeichnetes
Elebmittel für Eautschuk ist eine dicke
Auflösung von Rohkautschuk (nicht vulkanisier-
tem) in Benzol oderTolaol. Zunächst wird die
zu kittende Stelle mittels Sandpapier, Bimstein
oder einem Stück Ssmdstein von der oberen,
durch den Gebrauch fettig gewordenen Schicht
befreit und dabei gleichzeitig zur Erhöhung der
Elebkraft des Kittes rauh gemacht. Nun streicht
man diese Stelle ebenso wie auch das Stück
der aufzuklebenden Eautschukplatte mit dem
EautschukMtt ein und läßt einige Zeit li^n,
damit der Kitt sich besser mit der Unterlage
verbindet; dann bestreicht man beide nochmals
mit etwas Kitt und legt aufeinander, um nicht
etwa mit den klebrig gewordenen Fingern, das
aufzukittende Stück wieder abzureißen, benutzt
man Speckstein pul ver (Talkum) sJs Streu-
mittel, s.
C. M« in K. Das Invigorating Lavender Salt
der Crown Parfnmery Co. in London ist uns
wohl aus Preislisten, aber nicht näher bekannt.
Im aligemeinen bestehen die Riechsalze
(Lavender Salt) aus erbsengroßen Stücken
Ammoniumkarbonat, die sich in einer weithals-
igen Glasstöpsel-Flasche befinden ; die Zwischen-
räume sind gefüllt mit Spiritus Dzondii, der
einen Zusatz von Lavendelöi und anderen äther-
ischen Oelen in geringerer Menge erhalten hat s.
OL in D« Für die Schreibweise Cupfer liegt
gar keine Berechtigung mehr vor! Schon seit
undenklich langen Zeiten vor Einführung der
jetzigen Rechtschreibung schrieb man Kupfer, s.
N« in P« Die Neptunkappe (zur Ter-
meidung der Seekrankheit) besteht aus einem
Füzbelag, der sich um Stirn und Sohltte
legen läßt und mittels einer Lederkappe sowie
einer Spanavorrichtung so befestig wird, daß
Zirkulation gerade noch möglich ist. Vor der
Benutzung wird der Filzbelag mit Wasser an-
gefeuchtet und darauf duroh elektrische Heis-
körper andauernd heiß erhalten. Bezugsquelle
ist Beiniger, Qebhert db Sehall in Erlangen.
Ä M.
Anfrage.
Ist eine nicht explosive Blitzlioht-
mischung bekannt, die man sich selbst her-
stellenkann? (Blitzlicht Bopyar, Qeka usw. sind
bekannt, aber zu teuer; Mischungen mit
Permanganat, Chlorat, Pikrat, Nitrat sind wegen
Explosionsgefahr nicht anwendbar!
Verifigar : Dr. A. Sckaelder, Dfwden and Dr. F. SAB, Dreaden-BtaMwiU.
VenatwortUolMr Leitv: Dr. A. Selueld^r. Dreidan.
Im Boohhaadel dnroh Julias Springer, Berlin N., ^^oDbijoupUU S.
Draek watt Fr. TitUl Naehfolgar (Kanatli ft Mthlo) In branden
Fharmaceutische Centralhalle
für Deutschland.
Heransg^feben yod Dr. A. Schneider und Dr. P. SQss.
♦ >•
Zeitscbrift für wisBen^chaftlielie und gescbäftliche Interessen
der Pharmacie.
Gegrfindet von Dr» Henuaaii Hager im Jahre 1859.
Erscheint jeden Donnerstag.
Bezugspreis vierteljährlich: durch Buchhandel oder Post 2,50 Mk., durch Gescbäfts-
steile im Inland 3, — Mk., Ausland 3,60 Mk. — Einzelne Nummern 30 Pf.
Anzeigen: die einmal gespaltene Klein-Zeile 30 Pf., bei größeren Anzeigen oder ¥('ieder-
holungen Preisermäßigung.
Leiter der 1 Dr. Alfred Schneider, Dresden-A. 21; Schandauer Str. 43.
Zeltschrift;: j Dr. Paul Süß, Dresden-Blasewitz; Gustav Freytag-Str. 7.
Gesehiftsstelle: Dresden-A. 21; Schandauer Straße 43.
M2h
Dresden, 24. Mai 1906.
Der neuen Folge XXVIL Jahrgang.
XLvn*
Jahrgang.
Inhalt: Chemie vnd Pbarmaeie: Beitrag sar Beatimmang Ton EakaoBchalen in Kakaoprftpanten. — Erdftlkali-
frele WaeseratoffperoxydlOBung. — Holzteer und Formaldetajd. — Opodeldok. — Neue Niederländische Pharma-
IcopSe. — Nene Arzneimittel. — Nachwei« Ton Aceton im Harn. — BestUnmong des Formaldebyd in Form-
aldehydpastiUen. — Vanillin oed die Reagantien auf Formaldehyd. — Chinazolinderivate. — PharmakocBOBtisehe
Mitteilvngeii. — BakteriolosiBehe MitteiliiBKeB. — Therapeotisehe MittaUimceii. ^ Photosraphlsehe
MitteÜBiigeii. — Veneiuedene MittelluiceB. — Biiefvreefitel.
Chemie und Pharmacie.
Beitrag zur Bestimmung
von EakaoBchaleii in Eakao-
präparaten.
Von Dr. H. Franke,
Eine genaue Methode, den Gehalt an
Schalenteilen in Kakao- und Schokolade-
präparaten quantitativ zu bestimmen,
gibt es zur Zeit noch nicht. Jeder, der
sich mit derartigen Untersuchungen zu
befassen hatte, kennt die Schwierig-
keiten, die sich der Verwertung der
Analysenresultate zum Zwecke der Be-
gutachtung entgegen zu stellen pflegen.
Nach Ebner*) kann man zur Entr
Scheidung tlber Vorhanden- bezw. Nicht-
vorhandensein Ton Schalen hauptsächlich
die Menge der Äschenbestandteile heran-
ziehen. Da aber in dieser Beziehung
Schwankungen zwischen 3 bis 8 pCt
vorkommen können, so ist der Anhalts-
punkt doch recht unbestimmt, denn
10 Teile Schalen erhöhen durchschnitt-
*) F, Msner^ Praxis des Chemikers. 7. ^ufl.
B. 482, 485, 486.
lieh den Aschegehalt des Kakao um nur
1,5 pCt. — Unsicher ist femer ein Rück-
schluß von dem in Salzsäure unlöslichen
Anteil der Mineralstoffe, da hier nur
recht geringe Mengen zur Wägung ge-
langen. — Auch der Rohfasergehalt ist
für den fraglichen Zweck nur mit großer
Vorsicht zu verwerten; 3 bis 4 pCt
davon kommen normaler Weise in jedem
Kakao vor und selbst 10 pCt Schalen
würden die Rohfasermenge um nur 1,&
pCt steigern.
Als wichtigstes Hilfsmittel ist im
vorliegenden Falle die mikroskopische
Prüfung anzusehen und bei einiger
Uebung wird man selten im Zweifel
darüber sein, ob es sich im einzelnen
Falle bei positivem Befund um böswillige
Verfälschung mit wertlosen Abfällen oder
um kleine, unvermeidliche Fabrikations-
fehler handeln kann.
Von mir angestellte Versuche, die
Kakaopräparate wirklich zu analysieren
— ich verstehe hier darunter: in die
einzelnen Bestandteile zu zerlegen und
416
schließlich die Schalen vom Uebrigen
zu trennen — fiberzeugten mich bald,
daß die Erreichung eines solchen Zieles
einstweilen wohl ausgeschlossen ist. Das
Löslichmachen der Stärke, die Entfern-
ung der Gerbsäuren und des Theobromins
sind an und für sich so umständliche
Arbeiten, daß an einen solchen Analysen-
gang gar nicht gedacht werden kann.
Vor längerer Zeit nun ist schon von
F, Filsinger ein Verfahren ausgearbeitet
worden, welches in den meisten Fällen
den Nachweis und bis zu einem aller-
dings nur gewissen Grade auch die
quantitative Bestimmung ermöglicht. Die
Ausführung gestaltet sich folgendermaßen:
10 g Kakao werden entfettet — falls
eine Fettbestimmung ausgeführt wurde,
verwendet man die mit Aether oder
Schwefelkohlenstoff ausgezogene Masse,
— aus der Extraktionshülse verlustlos
in eine glatte Reibschale gebracht, mit
Wasser zu einem dünnen Brei verstrichen
und in einen Glaszylinder gespült. Man
füllt mit Wasser auf etwa 100 ccm auf,
schüttelt kräftig um und überläßt das
Ganze 12 Stunden sich selbst. Danach
dekantiert man vorsichtig die trübe über
dem Bodensatz stehende Flüssigkeit, er-
gänzt das Wasser wieder und wieder-
holt jetzt diese Arbeit in kürzeren
Zwischenräumen. Nach deifi dritten oder
vierten Male läßt sich beobachten, wie
gewisse Teilchen sich verhältnismäßig
schnell senken, während andere dauernd
im Schweben erhalten bleiben. Erstere
sind die Schalen, letztere andere Eakao-
teilchen, vornehmlich Stärke, die sich
durch das Schlämmverfahren fast quan-
titativ entfernen lassen. Den im Zylinder
schließlich verbleibenden Rest spült man
mit Wasser in eine gewogene Porzellan-
schale, dampft ein und bringt die zehn-
fache Menge des Gefundenen als cProzente
Schalen» in Rechnung.
Die Ausführung ist außerordentlich
einfach und sie gestattet in der Tat im
Ganzen und Großen die Trennung der
Schalen von den übrigen Eakaobestand-
teilen. Die mikroskopische Prüfung des
Schlämmrückstandes und der abge-
schlämmten Masse bestätigt dies.
Allerdings: die Trennung ist quan-
titativ. Nicht dasselbe kann aber von
der Bestimmung gesagt werden
und zwar aus dem Grunde: Was
bei dem Schlämmverfahren schließlich
gewogen wird, stellt nur noch das
Zellgewebe der Schalen dar, die aber
als solche noch eine große Menge von
in reinem Wasser löslichen Stoffen, vor
allem Kohlenhydrate und Gerbsäuren^),
enthalten. Diese müssen sich bei einer
Schalenbestimmung durch die Schlämm-
analyse der Bestimmung entziehen.
Diese Tatsache veranlaßte eine Reihe
von Versuchen, durch welche die Sab-
stanzmengen festgestellt werden sollten,
welche die Schalen unter den angeführten
Bedingungen verlieren.
Für Ueberlassung von Untersuchungs-
objekten bin ich den bekannten Firmen
J. O. Hauswald (Magdeburg -N.), Otto
Rüger (Lockwitzgrund) und Jardafi db
7Y7?zät^5(Dresdeu-N.) zu Dank verpflichtet.
In den nachfolgenden kleinen Tabellen
bezeichne ich mit A) Mischung von ge-
rösteten Schalen verschiedener Herkunft,
B) geröstete Schalen von brasilianischem
Kakao, C) ungeröstete Schalen nicht
näher bezeichneter Herkunft.
Jede der Proben wurde zunächst nach
Möglichkeit fein zerrieben, sodann mit
Aether entfettet, im Trockenschrank
einige Zeit auf 60 ^ erhitzt, dann weiter
im Mörser zerstoßen und schließlich
durch ein feinmaschiges Sieb abgesiebt.
Auf andere Weise gelang die erforder-
liche Zerkleinerung nicht.
Genau gewogene Mengen (0,5 bis 1 g)
der so vorbereiteten, trockenen Schien
digerierte ich nun längere Zeit bei ge-
wöhnlicher Temperatur mit je 100 ccm
Wasser. Danach wurde durch getrodc*
nete, gewogene Filter abfiltriert, mehr-
mals ausgewaschen und bis zum gleich-
bleibenden (srewicht getrocknet. Die
Gewichtsverluste betn^;en:
*) Die mit Wasser ausziehbaren Stoffe be-
stehen za einem Drittel etwa ans Qerbs&aren
= 8 pOt (bezogen auf SchaloD).
417
f
A) 21,90 1,280
B) 21,69 1,976
C) 27,66 1,381.
Die Zählen lehren nun, daß, bei einem
AnswascliYerliist yon 21,90 pCt, nach
der Schlftmmanalyse z. B. nur 7,81 pCt
Schalen zn finden sind, wenn in Wfäir-
hdt 10 pCt vorliegen. Um diese Ver-
luste ansKOgleichen, müßte die gefundene
Zahl stets mit einem der berechneten
Faktoren (im angefahrten Beispiel mit
1,88) moltipliadert werden.
Und noch ein Weiteres!
Sehr fiele Eakaosorten des Handels
sind bekanntermaßen aufgeschlossen
durch Imprägnierung mit Alkalikarbon-
aten. Die kr&ftige Wirkung alkalisch
reagierender flfissigkeiten auf Gerbsäuren
ist nun ganz beträchtlich, und wenn bei
der Behandlung yon Schalensubstanz
mit destilliertem Wasser etwa 22 pCt
feste Stoffe ausgelaugt werden, so steigt
deren Menge bei Abänderung der Ver-
suchsbedingongen im angeführten Sinne
auf bis 29 pCt.
Zur AlkaMerung der Kakaos werden
nach den yerschiedenen Au&chließver-
fahren die yerscbiedensten Alkalimengen
benutzt, meist wohl etwa 3 pCt. Bei
Verwendung yon 10 g Kakao (enthaltend
0,3 g Ealiumkarbonat) resultiert also
im Verlauf der Schlämmanalyse eine
0,3proc.Pottaschel0sung, welche Schalen-
bestandteile lOsen muß. Die Aufgabe
war nun, diese Veiiiältnisse zahlenmäßig
festzolegen. — Die Experimente wurden
wie oben angestellt mit dem Unterschied,
daß die 100 ccm Wasser, mit denen
man die Schalen anrührt, durch 100 ccm
KaliumkarbonatlOsung yon 0,1 bis 0,3
pCt ersetzt wurden.
Folgende Werte ließen sich ermitteln :
Ealiom-
karbona^
loatmg
Muster
A
B
C
^1S
9 >
o
pCt
24,52
22,76
29,10
1,308
II
?
pCt
27,92
1,295,25,60
1,410,31,32
I
1,388
1,344
1,456
OQ
I
&^
pCt
28,72
29,04
31,68
Schalen anderer Varietäten werden
ein ähnliches Verhalten zeigen.
Im Vorstehenden glaube ich nach-
gewiesen zu haben, daß nach dem
ScUämmyerfahren stets zu niedrige
Werte gefunden werden müssen — zu
Qunsten des unreellen Handels. Man
kann indessen den Fehler etwas aus-
gleichen, wenn man den unyermeidlidien
Auswaschyerlust berficksichtigt und das
erhaltene Resultat mit einem der oben
berechneten Faktoren multipliziert.
Für nicht alkalisierten Kakao wäre
etwa die Zahl 1,97 zu wählen, während
für Kaliumkarbonat enthaltende Produkte
einer der höheren Werte anzunehmen
ist, eyentuell nach Maßgabe der bei der
Aschebestimmung erhaltenen Pottaschen-
menge.
Yerfiüireii zur nerstellmig einer säure«
nnd erdalkalifrelen Wasserstofllperoxydlltoniig«
D. R.-P. 165097. La Soci6t6 E. Oouikiere et
de. - Paris. Man bringt Erdalkaliperoxyd in
die verdünnte Lösung einer Sftore, welche mit
dem Erdaikali ein lösliches Salx bildet und
bewirkt darauf Abscheidung des Erdalkali in
unlöslicher Form durch Beifüguug von kristall-
isiertem Natriumsulfkt. Die Ausführung des
Verfahrens geschieht so, daß beispielsweise zu
200 ccm destilliertem Wasser 58 g Salzsäure
von 20 bis 22<> Bi gefügt wird, wobei die Tem-
peratur 230 beträgt Dann wird unter Umrühren
innerhalb ungefähr 3 Minuten eine Mischung
von 80 g kristallisiertem Natriumsulfat und 40 g
Barynmperoxyd zugesetzt. Das Natriumsulfat
löst sich unter Wärmebindung und erhält so die
Temperatur ziemlich konstant, so daß keine be-
sondere Kühlung erforderlich ist A, St,
1,397
1,409
1,464
Yerfahren zur Barstellnng eines Konden-
sationspredaktes aus üoltteer and Form-
aldehyd« D. B.-P. 161 939. El. 12 q. K Ä.
Lingner in Dresden. Das fast geruchlose, nicht
förbende, ungiftigo, alkalilösliche und reizlose
Produkt wird erhalten durch Einwirkung von
40proc. Formaldehyd nebst Salzsäure oder
schwefliger Säure als Eondensationsmittel auf
Holzteer. Es besitzt die volle arzneiliche Wirk-
ung des Holzteers ohne dessen unangenehme
Nebenwirkungen. Die Ausbeate beträgt 45 bis
I 60 pCt. Ä. St,
418
Opodeldok.
So gang und gäbe war er, der Freund
des Hauses, in meiner Jugend, daß uns
Schulknaben, um uns die fehlerhafte Art
unserer Antworten yor Augen zu halten,
vorgehalten wurde, «Opodeldok ist, wenn
man Ereuzschmerzen hat», und gleich
beliebt und geachtet düi^e er auch
jetzt noch im deutschen Yaterlande sein.
Kaum würde sonst, wie es augenblick-
lich der Fall ist, ein Pfarrer sein In-
teresse für ihn in der Art bekunden,
daß er der cTäglichen Rundschau» die
Frage nach der Eigenart und der Ab-
leitung des Worts vorlegte.
In einer ersten Antwort wurde auf-
getischt, was schon vor Jahrzehnten in
der Pharm. Ztg. erzählt wurde. Ver-
mutlich von einem Sprachwissenschafter
war, nach dem alten Rezept, nach Be-
fragung des griechischen Lexikons auf
Snog^ der Saft, geraten worden, dann,
wenn ich nicht irre, auf ded6g, ohn-
mächtig, elend, und schließlich auf
doxjii6gy schief — also etwa: Saft für
einen durch ein schiefes Kreuz Elenden.
Ich habe vor Kurzem ja auf ähnliche
Erklärungsversuche bei Morrhtuz (Pharm.
Centralh. 47 [1906], 165) hinge-
wiesen. Daß Opodeldok jedenfalls mit
onog, mit einem Pflanzensaft nicht das
mindeste zu tun hat, daß aus dem
Grunde die Ableitung auf schwachen
Ffißen steht, konnte der Sprachgelehrte
kaum wissen. Jetzt berichtigt ein Arzt
diese Auskunft auf Grund einer Lese-
frncht aus Hermann Peters «Aus pharma-
zeutischer Vorzeit» . Peters fand in der
letzten Ausgabe von des Cordus Dis-
pensatorium (vermutlich in der von 1666)
eiu Emplastrum Opodelloch. Weil
in ihm Opopanax, Bedellium und
Aristolochia enthalten ist, meint er,
daß daraus Opodelloch gebildet wor-
den ist, wie Paracelsus noch schreibt.
Die Erklärung ist ganz nett, aber
sie stimmt wieder nicht. Enthielte des
Paracelsus Opodeltoch-Pflaster die drei
genannten Bestandteile, dann ließe sie
sich einigermaßen halten, es enthält sie
aber nicht. Daß noch niemand daran
gedacht hat, das Wort aus dem Italien-
ischen herzuleiten I Oppo del .tocca gäbe
eben solch' schOnen Sinn, wie die griech-
ischen Unterlageworte!
Wie Paul Fahre 1901 im Janus in
einer erschöpfenden Dfirstellung mitgeteilt
hat (ich habe daraus das Nötige in
meiner «Geschichte der Pharmazie» mit-
geteilt und fiber unser modernes Saponi-
ment die wissenswerten Angaben ge-
macht), h»i.ParacelsiL8^ soweit bis jetzt
sich hat feststellen lassen, zuerst und
zwar an neun verschiedenen Stellen von
Opodeldoch gesprochen, von einem
Pflaster gegen fressende GeschwAre,
Krebs, B^isteln usw. An einigen Stellen
gibt er keine Vorschriften, an anderen
nennt er Resina Abietis, Golophoniomy
Terebinthina, Gera virginis, Ammoniacom,
Myrrha und Realgar, an noch einer an-
dern Quatuor semina incamativa, Gera,
Colophonium, Pix navalis, und an einer
dritten Colophonium, Pulvis Chelidoni-
orum und Arcanorum und Terebinthina
als Bestandteile. Aus ihren Namen ließe
sich am Ende auch das Wort Opodeldoch
zusammensuchen. Paracelsus hat aber
kaum an solches Beginnen gedacht
Während er bei Opopyron (Laudani)
vermutlich an einen Snog gegen tivqj
einen Saft gegen Feuer (Fieber) gedacht
{Hoch le Baiüif hat in einem Edelphus
— das Wort ist auch von Paraeehus
gemünzt und spielt seitdem eine Rolle
in der spagyrischen Wissenschaft —
medicus alle von dem großen Manne
gebrauchten Kunstausdrttcke gesammelt !)
hat, hat er den Oppodeldoch ver-
mutlich ebenso erfunden wie früher
Oeber und Abtdkasis ihren Usif ur und
Zinzif ur. Schon Blanchard in seinem
Lexicon medicum renovatum, Leyden
1736, nennt den Namen «chimicum
fictitium, nihil significans», und waa etwa
aus ihm heraus gedeutelt werden kann
und wird, steht sicher auf so schwachen
Ffißen, wie die von der Täglichen Rund-
schau letzthin wiederum an's Tageslicht
gezogenen längst überholten Deutungs-
versuche.
Mit dem Hausfreunde unserer zeit-
genössischen Familien hat der gedachte
Opodeldoch außerdem gar nichts zu
tun, wie ich schon kurz sagte. Ihm
gehts wie andern großen Entdeckungen
419
— wenn die onsers Seifenliniments ge-
macht ist, wie der Wohltäter der Mensch-
heit geheißen hat, der es entdeckte,
das ist, vorerst jedenfalls, noch nicht
aufgedeckt. Vielleicht hat eine Hans-
fran, die früher noch mehr als jetzt
die erste zu Rat gezogene Heilkundige
war, der man die Behandlung seines
schmerzenden Körpers anvertraute, das
«YortrefBiche Volksmittel», als welches
es zuerst in dem cMedical dictionary»
von R. James, London 1743 bis 46,
dann in seiner Debersetzung von Diderot,
Oidüus und Toussatnf, Paris 1748, er-
scheint, als erste dargestellt. Im selben
Jahre nahm eine vereinfachte Vorschrift
der Codex medicamentarius Parisiensis
auf, und um dieselbe Zeit wurde es
offenbar auch schon in England von
einem Dr. Sieer als Qeheimmittel ver-
trieben und erwarb sich, vermutlich ge-
rade durch den Nimbus des Geheim-
nisses, seinen großen Ruf; noch vor
wenigen Jahren war es als Steer^
Opodeldok in Hamburg und Schleswig-
Holstein besonders begehrt und ge-
handelt Daneben kam es 1761 als
Balsamum saponaceum in die EMin-
burgica, 1799 endlich in die Borussica
als linimentum saponato-camphoratum,
und unter demselben Namen und flflssig
als Spiritus saponato-camphoratus spielt
es im Deutschen Arzneibuch und unter
ähnlichen Bezeichnungen wohl in idlen
übrigen Arzneibfichem der Welt eine
ehrenvolle Rolle. cAltschadenpflaster»
dagegen, das Empl. Opodeldoch (die
SchreibweiBe wechselt sehr), wie .es
scheintPara celsischer Erfindung (ähn-
liche Pflaster gab es lange vor ihm)
hat tatsächlich seine Rolle ausgespi6lt.
Wohl gibt es noch ffir alte Schäden,
d. h. ffir langwierig eiternde Geschwfire
am Unterschenkel, fflr ccorrosivische»,
phagedänische Erebsgeschwttre, Lupus,
«Schaden, der da um sich frißt und
das Fleisch verzehret» Pflaster, Salben
und Wasser, aber von den alten Bestand-
teilen ist nichts mehr geblieben, und an
Stelle des heroischen Arsenpräparates
sind in Aqua phagedaenica Quecksilber,
io Empl. Cerussae und fuscum und
ezsiccans, femer in den entsprechenden
Salben noch sanfter wirkende Blei- oder
Zinkpräparate getreten. Mit ihnen allein
und im Handverkaufe freigegebenen
Mitteln können ja nur die vielen ^uscher
kurieren, deren Domäne die Behandlung
calter Schäden» geworden zu sein
scheint SehOenx,
Die neue Niederländisohe
Pharmakopoe
(Pharmaoopoea Vederlandioa.
Editio Quarta.)
Besprochen von Dr. Q, Weigei.
(Fortsetzung von Seite 402«)
Liaimentom ammoniatum (Linimentum
Ammoniae); frisch zu bereiten aus 80
Teilen SesamOl und 20 Teilen Ammoniak*
flässigkeit.
Moschus hat Ph. Ned. als offizinell
beibehalten ; es soll jedoch nur die Sorte
aus dem Tibet, im Handel als «Tonkin*
moschus» gefOhrty arzneilich yerwendet
werden. Außer einer eingehenden mikro-
skopischen Prüfung schreibt Ph. Ned.
Tor, daß Moschus, mit Chloroform ge-
schüttelt, auf dessen Oberfläche schwim-
men, und nichts oder nur wenig zu
Boden sinken soll (Prüfung auf mineral-
ische Beimengungen). Nach Verdunsten
des Chloroforms darf höchstens eine ge-
ringe Menge einer nach Moschus riech-
enden, fettartigen Substanz hinterbleiben
(Prüfung auf fremde Fette, Oele und
dergl.). Als Arzneimittel ist nur das
sorgfätig von den Membranteilchen be-
freite Sekret des Moschusbeutels zu ver-
wenden.
Myrrha. Der Gehalt der Myrrhe an
alkoholunlöslichen Bestandteilen soll
zwischen 40 und 70 pCt, die Asche nicht
mehr als 6 pCt (D. A.-B. IV = 6 pCt)
betragen.
Die Bestimmung der alkohollöslichen
Bestandteile in Gummiharzen, wie z. B.
hier in der Myrrhe (ebenso in Ammon-
iacum, Asa foetida, Galbanum usw.)>
läßt Ph. Ned. indirekt ausführen : lg der
betr. Harzdroge wird mit 30 bis 26 ccm
Alkohol gekocht, die Lösung abflltriert
und der Rückstand bei 100® C getrock-
net und gewogen.
420
Referent hält die hierbei vorgeschrie-
bene Drogenmenge (1 g) fttr zu gering, da
die genannten naturellen Gummiharze
meist PflanzenteUey Sandkörner und
dergl. enthalten, welche Beimengungen
sich auf 1 g nicht gleichmäßig genug
yerteilen la^n. Um ein annl^ernd
genaues Durchschnittsresultat zu er-
halten, sind mindestens 5 bis 10 g der
Droge bei dieser Prüfung anzuwenden.
Vatrium biearbonicum ( Bicarbonas
natricus). Außer den üblichen (auch
im D. A.-B. IV) enthaltenen Prüfungen
auf Identität und Reinheit läßt Ph. Ned.
noch auf eine Verwechselung mit dem
EsJisalz wie folgt prüfen : 0,5 g Natrium-
bikarbonat sollen auf Zusatz von 1 g
Weinsäure und 16 com Wasser eine
klarbleibende Lösung geben. Diese
Prüfung ~ in anderen Lösungsverhält-
nissen — wiederholt sich verschiedent-
lich auch bei anderen Natriumsalzen.
Von Monokarbonat darf nicht mehr als
1 pGt nachweisbar sein (Prüfung gleich
der im D. A.-B. IV). Auf Arsen- und
Schwefelverbindungen wird mittels der
modifizierten Outxeif sehen Probe ge-
fahndet: 1 g des Salzes, mit Zink und
verdünnter Schwefelsäure versetzt, darf
Quecksilberchloridpapier innerhalb einer
Viertelstunde weder gelb noch schwarz
färben.
Vatrium bromatum (Brometum natri-
cum) darf befeuchtetes rotes Lackmus-
papier innerhalb einer Minute nicht
bläuen. 1 g des Salzes soll auf Zusatz
von 1 g Weinsäure und 3 ccm Wasser
eine klarbleibende Lösung geben (Prüf-
ung auf Kaliumsalz).
Die Prüfungen auf Gehalt an Bromat
oder Jodid sind in Ph. Ned. wie folgt
vereinigt : Die Lösung des Salzes (1 = 20)
soll durch verdünnte Schwefelsäure
weder sogleich (Bromat durch Gelb-
färbung) noch auf weiteren Zusatz von
Stärkelösung und etwas Kaliumnitrit
(Jodid durch Blaufärbung) gefärbt
werden.
Die übrigen Prüfungen, auch die auf
Cliloridgehalt (1 pCt zulässig), sind die
gleichen wie im D. A.-B. IV.
Olea aetherea. Von Riechkörpem
pflanzlichen Ursprungs, aus ätherischen
Oelen isoliert, führt Ph. Ned. Anethol,
Engend, Menthol und Thymol.
A nethol wird als Hauptbestandteil
des Anis- und Fenchelöles beschrieben^
E u g e n 0 1 als solcher des Nelken- and
Zimtblätteröles. Außer den genannten
isolierten Riechkörpem sind (unterschied-
lich von D. A.-B. IV) auch noch die
betreffenden ätherischen Oele offizineil.
Die allgemeine Prüfung ätherischer
Oele auf unerlaubten Gehalt an Wein-
geist geschieht vermittels gesättigter
Kochsalzlösung, welche mit dem äther-
ischen Oel geschüttelt, ihr Volumen
nach der Trennung der Flüssigkeiten
nicht vergrößern darf, die allgemeine
Prüfung auf fettes Oel hingegen durch
Verdunsten des ätherischen Oeles anf
Schreibpapier; es darf kein Fettfleck
zurückbleiben.
Von den wichtigsten ätherischen Oelen
der Ph. Ned. ist sonst noch zu er-
wähnen: Oleum Anisi soll nicht unter
14® erstarren, Oleum Garyop*hylloram
nicht unter 1,050 spezifisches Gewicht
besitzen. Letztere Angabe entspricht
den tatsächlichen Verhältnissen besser
als die der früheren Ph. D. A.-B.IU, welche
1,060 vorschrieb; das spez. Gfew. des
Nelkenöles schwankt nämlich in der
Regel zwischen 1,060 und 1,060. ICit
Oleum Ginnamomi ist das ätherische
Oel des Ceylonzimts gemeint, was auch
durch das angegebene spez. Gtew. 1,025
bis 1,040, femer durch den geforderten
Aldehydgehdt von 66 bis 76 pCt (mit
Natriumbisulfitlauge bestimmt) zum Aus-
druck gelangt. Oleum Citri soll ein
spez. Gewicht von 0,860 bis 0,860 and
ein RotationsvermOgen von + 68 bis
+ 67^ (im 100 mm -Rohr) aufweisen,
Oleum Foeniculi ein solches ron
+ 12 bis + 24P. Bei Oleum Lavan-
dulae ist die quantitative Bestimmung
des Estergehaltes in der ftblidien Weise
durch Verseifen vorgesehen ; er soll nicht
unter 36 pCt (dies spricht für fran-
zösisches Oel) — gegen 30 pCt im
D. A.-B. IV — betragen. Auch bei
Oleum Menthae piperitae schreibt
421
Ph. Ned. die qaantitative Bestimmung
des wertvollen Bestandteiles, des Men-
thols, nach der Methode yon Potüer-
Kleber vor; der Gesamtmentholgehalt
soll mindestens 60 pCt betragen. Außer-
dem wird bei PfefferminzOl eine Löslich-
keit in 6 Teilen Spiritus dilutus ver-
langt. Das spez. Gewicht von Oleum
Rosae wird bei 30^ C bestimmt: es
soll 0,850 bis 0,860 betragen ; die flbrigen
Prfifungen auf Reinheit des Rosenöles
in Ph. Ned. besagen wenig. Genauer
sind dagegen wieder die Pilkfungen bei
Oleum Rosmarini, dessen spez. Gew.
zwischen 0,9 und 0,920 liegen soll, dessen
DrehnngsveimOgen aber nicht über + 16^
(im 200 mm -Rohr) hinausgehen darf.
Fflr Oleum Santali sind ebenfalls
zahlreiche wichtige Prfifungsvorschriften
aufgenommen, und dies infolge häufiger
Verfälschungen genannten Oeles mit
Recht. Sandelholzöl soll folgende Eenn-
zahlen besitzen: Spez. Gew. 0,976 bis
0,986, optische Di^ung (im 100 mm-
Rohr) — 17 bis - 20^, löslich in 6Vol-
Teilen verdünntem Weingeist, Siede-
temperatur nicht unter 290^, Santalol-
gehalt wenigstens 92,6 pCt Ffir die Be-
stimmung des Sanbdolgehaltes ist im
Arzneibuch eine Vorschrift angegeben.
Erwfthnt sei noch, daß Ph. Ned. bei
Oleum Terebinthinae sehr richtig
bemerkt: Das aus dem Terpentin ver-
schiedener Pinusarten durch Destillation
mittels Wasserdampf erhaltene äther-
ische Oel. Auf diese einfache Weise
werden minderwertige Oele (Eienöle)
vom Arzneigebrauch ausgeschlossen.
Die angefthrten Beispiele zeigen, daß
die Angaben in betreff Prüfung der
ätherischen Oele in der neuen Ph. Ned.
mit großer Sorgfalt durchgeführt worden
sind.
Olea pinguia. Ph. Ned. hat zwei fette
Oele angenommen, welche im D. A.-B. IV
fehlen, die aber im alltäglichen Leben
schon seit langem eine hervorragende
Rolle spielen und auch in der Pharma-
zie recht gut zu verwenden sind. Es
handelt sich hier um Oleum Cocos und
Oleum Sesami, welche biUige und dabei
branchbare Ersatzmittel z. B. für Oleum
Cacao (bei Snppositorien, welche reich-
lich wässerige, arzueiliche Lösungen auf-
zunehmen haben) und Oleum Olivarum
(bei Linimenten, Salben und Pflastern)
sind. Oleum Cocos soll das spez.
Gew. von 0,920 bis 0,930, eine Ver-
seifungszahl nicht unter 260 besitzen
und sich erst bei 26 bis 30<^ C ver-
flüssigen. Oleum Sesami wird u.a.
auf Erdnußöl (Oleum Arachidis) wie
folgt geprüft: 1 ccm Oel mit 10 ccm
alkohoUscher Kalilauge (1 g AetzkaU
in 1 g Wasser gelöst und mit 8 g
wasse^eiem Alkohol gemischt) zwecks
Verseif ung gekocht, soll eine klare Lös-
ung geben, welche 24 Stunden an einen
kühlen Ort gestellt, nur wenig Fett-
kristalle ausscheidet. — Von den übrigen
fetten Oelen der Ph. Ned. seien noch
folgende kurz besprochen:
Oleum Cacao soll bei 31 bis 34^ C
schmelzen, seine Jodzahl zwischen 33,8
und 36 liegen bei viertelstündiger
Einwirkungsdauer der Jodchloridlösung.
Die Zeitdauer der Jodzahlbestimmung
ist übrigens bei allen fetten Oelen der
Ph. Ned. so kurz bemessen ; sie schwankt
zwischen einer viertel und einer Stunde.
Oleum Jecoris Aselli soll aus den
Lebern von Gadus Morrhua und einigen
anderen Gadus - Arten bei gelinder, d. h.
80^ G nicht überschreitender Temperatur
gewonnen und von den festen Anteilen
durch Ausfrierenlassen befreit sein;
Ph. Ned. verlangt also den ckältebeständ-
igen Dampf trän» des Handels. DieVer-
seifungszahl soll nicht unter 180 be-
tragen, die Jodzahl doch dagegen zwischen
163 und 182 bei einstündiger Einwirk-
ungsdauer schwanken. Diese hohe Jodzahl
für Lebertran ist auffallend, zumal die
sonstigen Angaben der Ph. Ned. in bezug
auf Jodzahlen fetter Oele mit denen des
D. A.-B. IV ziemlich übereinstimmen,
letzteres jedoch für Lebertran eine Jod-
zahl von nur 140 bis 162 vorschreibt.
In d i e s e Grenze fielen auch in der Regel
die Resultate zahlreicher vom Referenten
im Laufe der Jahre vorgenommener Jod-
zahlbestimmungen.
Von Oleum Olivarum kennt Ph.Ned.
nur eine Sorte und zwar das kalt ge-
preßte Oel, Ol. Olivarum optimum des
Handels. Außer den üblichen auch im
422
D. A.-B. IV enthaltenen Prüfungsvor-
schriften führt Ph. Ned. noch eine solche
auf Gehalt an Erdnußöl an; diede be-
ruht auf dem gleichen Prinzip wie die
unter Ol. Sesami beschriebene: 2 ccm
Olivenöl mit 10 ccm alkoholischer Kali-
lauge (1 = 10) bis zur Verseifung, d. h.
klaren Lösung gekocht, soll innerhalb
24 Stunden, an einem kühlen Orte auf-
bewahrt, kristallinische Abscheidungen
nicht zeigen.
Opium. Das Kapitel «Opium» ist in
Ph. Ned. sehr genau und ausführlich
abgehandelt Opium «in massa» soll
nicht weniger als 60 pCt wässeriges
Extrakt ergeben, der Aschegehalt darf
8 pCt, die anhängende Feuchtigkeit 15
pCt nicht übersteigen (15 pCt ist für
das Handelsopium etwas knapp bemessen,
16 bis 18 pGt kommen häufig vor,
d. Bef). Stärke darf in größeren Mengen
im Opium nicht nachweisbar sein, ge-
stattet sind jedoch Spuren (meist Weizen-
stärke), welche unabsichtlich beim For-
men der Opiumbrote, wobei sich be-
kanntlich die Arbeitsleute die Finger
mit Stärkemehl bestreuen, hineingelangen.
Zwecks Pulverisierung (auch zur Ana-
lyse) ist Opium bei einer 60® C nicht
überschreitendenTemperatur zu trocknen ;
das Pulver darf dann nicht mehr als
5 pCt Feuchtigkeit enthalten ; auf solches
bezieht sich auch der vorgeschriebene
Morphingehalt von 10 pCt. Ergibt die
Morphinbestimmung des Opiums einen
niedrigeren oder höheren Gehalt als
10 pCt, so ist das Opium im ersteren
Falle durch Mischen mit höherprozentigem
auf 10 pCt zu bringen, in letzterem
Falle mit Beisstärkemehl auf 10 pCt zu
reduzieren. (Diese klaren, keine Zweifel
übriglassenden Angaben der Ph. Ned. in
betreff Opium sind nachahmenswert!
D. Ref.) Die Morphinbestimmungs-
methode weicht von der des D. A.-B. IV
ab; es ist die Stoeder*^Q\i% Methode
(Behandeln des Opium in wässeriger
Lösung mit AetzkaU usf., vergl. Pharm.
Centralh.42[]901], 618) gewählt worden.
Paraffinum solidum. Ph. Ned. wünscht
ein aus Petroleum gewonnenes Paraffin
mit dem Schmelzpunkt 56 bis 60^ (das
vom D. A.-B. IV verlangte Produkt mit
dem Schmelzpunkt 74 bis 80^ bezeichnet
man bekannüich besser mit Ceresin).
PastUli. Zwei Vorschriften der Ph. Ned.
für Pastillen sind erwähnenswert: ffir
Sublimat- und Saccharinpastillen.
Pastilli Hydrargyri biehlorati (Pastillae
Chloreti hydrargyrici) sind zu bereiten
aus 2 g Teerfarbstoff, welche zunächst
mit 98 g gesättigter EochsalzlOsaog,
dann mit 1 000 g Quecksilberchlorid nnd
400 g Kochsalz gemischt werden. Ans
dieser Masse (1500 g) soUen 1000 Stfick
Pastillen geformt werden.
Pastilli Saoeharim sind zu bereiten
aus: lg Saccharin, 1,6 g Natriumbikar-
bonat und 7,6 g Mannit; diese Masse
(10 g) gibt unter Zuhilfenahme von ab-
solutem Alkohol 100 Pastillen.
Plumbum aoetieum (Äcetas plumbicns).
Ph. Ned. führt nur ein Präparat nnd
zwar das «Plumbum aceticum» des
D. A.-B. IV. Die Prüfungen für dieses
Präparat sind schärfer gefaßt als im
D. A.-B. IV ; sie sind identisch mit denen
der neuen Ph. U. S., welche in Pharm.
Ceutralh. 47 [1906], 26 ausführlich be-
schrieben wurden
Pulveres. Drogen sollen zwecks Pulver-
isierung zunächst zerechnitten und in
diesem Zustand bei einer 60^ (7 nicht
überschreitenden Temperatur getrocknet
werden. Bei Drogen, welche fluchtige
Stoffe enthalten, dcui die Temperatur zum
Trocknen nur 40^ C erreichen. Nacdi
Fertigstellung ist das Pulver sorgfältig
zur mischen und nochmals bei genannter
Temperatur zu trocknen, ehe es in gut
verschließbare Gefäße gebracht wird. Die
Feinheit, welche Ph. Ned. je nachdem
von dem betreffenden Drogenpulver
wünscht, ist im Arzneibuch durch ein
besonderes Zeichen (Siebnummer) ausge-
drückt. Ph. Ned. kennt grobe und feine
Pulver und zwar von ersteren 3, von
letzteren 6 Abstufungen. Grobe Pulver
sind durch Siebe mit r u n d e n Maschen,
deren Durchmesser je nachdem 1,6, 3
oder 6 mm beträgt, zu schlagen (Sieb-
bezeichnung daher: Ai,5bez. Ag oder A5),
feine Pulver dagegen durch Siebe mit
quadratis chen Maschen, von denen je
nachdem 10, 20, 30, 40 oder 60 anf
1 cm Sieblänge gehen (Siebbezeichnnng
423
daher: Bio, Bgo, Bso, B40 und 850^ —
Von den 7 of&dnellen, gemischten Pol-
yern sei nur das Dover^sche Pulver
(Pulvis Opii compositus) erwähnt, wel-
ches Ph. Ned. nach der fräher auch bei
uns üblichen Vorschrift aus 10 Teilen
Opiumpulver, 10 Teilen Brechwurzel-
polver und 80 Teilen Kaliumsulfat
(nicht Milchzucker, wie im D. A.-B. lY
vorgeschrieben!) mischen läßt.
Eadiz Ipeeaonanhae. Offlzinell ist nur
die Wurzel von Psychotria Ipecacuanha,
also die Rio-Ipecacuanha des Handels.
Sie soll 2 pCt Alkaloid enthalten und
beim Verbrennen 1,8 bis 6 pCt Asche
hinterlassen. Wurzel, welche in ge-
pulvertem Zustand mehr als 2 pCt
Alkaloid enthält, soll durch Ver-
mischen mitBeisstärke auf den genannten
Gehalt gebracht werden. Ph. Ned. be-
merkt ausdrücklich, daß zum Arznei-
gebrauch nur die vom inneren Holzkem
befreite Wurzel in Anwendung kommen
soll, eine Forderung, die eigentlich recht
umständlich und zugleich überflüssig ist,
da gute Durchschnitthandelsware auch
mit dem Holzkem stets 2 pCt Alkaloid
enUiält (vergl. Pharm. Centralh. 47
[1906], 279).
Bhizoma Hydrastis. Der Aschegehalt
dieser Wurzel soll 6 pCt nicht über-
schreiten, eine Forderung, die ihre Be-
rechtigung hat, da in letzter Zeit viel
mit Schmutz (anhängendem Erdreich)
verunreinigte Ware in den Handel
kommt. Eine Alkaloidbestimmung bezw.
einen bestimmten Alkaloidgehalt sieht
Ph. Ned. nicht vor, obgleich auch dies
wünschenswert ist (Mindestgehalt von
2 bis 2,5 pCt muß von der Arznei wäre
gefordert werden).
Sacchamm Laotis. Die Prüfungsvor-
schriften für Milchzucker sind in Ph. Ned.
recht genaue und ausführlicher als im
D. A.-B. IV. Milchzucker soll u. a. mit
dem gleichen Teil Wasser eine Lösung
geben, welche klar, farblos und neutrtd
ist, beim Stehen nichts ausscheidet und
auch auf Zusatz des gleichen Volumens
Weingeist klar bleibt. Durch Schwefel-
wasserstoff darf die Losung (1 = 10)
nicht verändert werden, der Gewichts-
verlust bei 1050 C7 soll 1 pCt nicht
überschreiten.
Salia thermaxnm faotitia. Die von
der Ph. Ned. aufgenommenen Vorschriften
für künstliche Brunnensalze mögen nach-
folgend Platz finden mit Ausnäme der
für Karlsbader Salz, welche mit der Vor-
schrift des D. A.-B. IV übereinstimmt.
Sal Emsanum factitium ist zu
mischen aus:
Natrium sulf uricum siccum 7 Teile
Kalium snlfuricum 13 »
Natrium chloratum 326 >
Natrium bicarbonicum 655 »
1000 Teile.
Sal Hunyadi Janos factitium.
950 Teile Magnesium snl-
furicum werden erwärmt, bis 500 Teile
übrig bleiben; dieser Rück-
stand ist zu pulvern und zu
mischen mit:
Natrium chloratum 50 »
Natrium snlfuricum siccum 450 >
1000 Teile.
Sal Vichy factitium.
40 Teile Natrium phosphor-
icum werden erwärmt, bis 16 Teile
übrigbleiben; dieser Rück-
stand ist zu pulvern und zu
mischen mit:
Kalium snlfuricum 50 »
Natrium chloratum 80 »
Natrium bicarbonicum 854 ^
1000 Teile.
Sal Wildungense factitium ist
zu mischen aus:
Natrium snlfuricum siccum 5 Teile
Kalium snlfuricum 10 »
Calcium carbonicum 240 »
Magnesium carbonicum 240 »
Natrium bicarbonicum 225 »
Natrium chloratum 280 »
1000 Teile.
Semen Strophanthi, Offlzinell ist
Semen Strophanthi Kombe. Bezüglich
der Schwefelsäurereaktion bei Kombe-
samen scheint man in Holland dieselben
Erfahrungen gemacht zu haben wie in
Deutschland (vergl. Pharm. Centrtdh. 46
[1905], 922), indem Ph, Ned. vorschreibt:
Die Kerne vieler (also nicht aller) Samen
werden durch Schwefelsäure grün ge-
färbt| insbesondere das Endosperm, we-
niger die Samenlappen.
424
Semea Stryehm. Brechnüsse sollen in
gepulvertem Zustande, nach dem Ent-
fetten mittels Petroläther, 2,6 pCt
AJkaloide enthalten. Aach hier soU,
sobald der Alkaloidgehalt ein höherer
ist, eine Reduktion mit Reisstärke vor-
genommen werden. (Schluß folgt.)
Neue Arzneimittel.
Brasant-Kapseln sind mit oBtindischem
SandeiOl ioftleer geffliite und gehärtete
Gelatinekapseln, die eidh erst im Darm
lösen. Darsteller : Breslaner GapsulesFabrik
vorm. W. Orötxner in Breslau.
Cocoids (Pharm. Gentralb. 47 [1906],
353; sind, wie uns die darstellende Firma
mitteilt, kleine SehokoladenpastUlen, die
Dihydrozyphthalophenon enthalten. Anwend-
ung: als Abfflhrmittel, besonders fOr Kinder.
Degrasin ist dn Entfettungsmittel aus
Schilddrüsen in höchster EonzentratioQ und
Reinhttt. Darsteller: Dr. Freund und Dr.
Redlich in Berlin N., Sdiwederstr. 35 a.
Gaudanin (Pharm. Gentralh. 47 [1906],
377) ist eme von Ä, Döderlein in Deutsch.
Med. Woohenschr. 1906, Nr. 15 empfohlene
keimfreie Lösung von Paragummi m Benzin
und Aether. Dieselbe wird, nachdem die
betreffende Hautstelle des Kranken mit
Jodtinktur bepmselt worden ist, mittels eines
besonderen Apparates aufgetragen. Durch
Verdunsten des Lösungsmittels bildet sich
eine unsichtbare dünne Oummihaut, die zur
Beseitigung ihrer Klebrigkeit mit sterilisiertem
Talkum bestreut wird. Auf diese Weise
erzielt man Keimfreiheit der Operations-
wunden.
Olidin-lTährpulver Br. Klopfer besteht
aus 10 Tdlen Olidin (Weizen -Lecithm- Ei-
weiß), 3 Teilen Kakaopulver Biquet und
2 Teilen Zucker, lieber G lidin siehe
Pharm. Centralh. 46 [1904], 765.
Hämoplase stellen Aug, und Loids
Lumüre (Bull. Pharm. Sud Est 1906), wie
folgt dar: 1 Liter Esel- oder Hammelblut
wird mit 2 Liter isotonischer Flflssigkeit ge-
mischt und diese Mischung sehr kräftig zen-
trifugiert. Die nach dem Abgießen der
flberstehenden Flüssigkeit gesammelte Blut-
körperchenmasse wurd mehrmals mit isoton-
ischer Flflssigkeit gewaschen und dann die
Masse mit destilliertem Wasser auf 1 Liter
gebracht. Nun erfolgt ein mehrmals wieder-
holtes, sehr rasches Gefrieren, dem jedesmal
em Erwärmen auf 35^ folgt Darauf wird
von neuem mittels eines besonderen Appa-
rates, der eme geringste Tangentialgeediwiii-
digkeit von 160 bis 175 m in der Sekunde
gestattet, zentrifugiert, wonach die abge-
gossene Flflssigkeit durch Zusatz von Na-
triumchiorid isotonisch gemacht und nach
dem Filtrieren durdi Watte in sterilisierten
Flaschen aufbewahrt wird. Alle diese Hand-
habungen erfolgen unter strengster Asepsis.
HSmoplase ist eine rötliche, lange haltbare
Flüssigkeit, die am besten in zugeschmol-
zenen Glasröhren zu 10 com aufbewahrt
wkd. Anwendung: bei Tuberkulose als
intramuskul&re Einspritzung. Gabe: 10 cem.
Verfasser sind zurzeit damit beschäftigt,
noch andere Plasmaprftparate, wie Hepato-
plase, Nephroplase, SpleDoplase,
Myoplase usw. darzustellen und darauf
deren antitozische Plasmatherapie zu er-
forschen.
MatreUKapseln enthalten konzentriertes
Maticoextrakt und Sandelöl. Sie sind ge-
härtet, so daß sie erst im Darm gelM
werden. Darsteller: Breslauer Capsoles-
Fabrlk vorm. W. QrÖtxner in Breslau.
Vervofonn- Pillen, Dr. F. Wolfaon's.
100 Stflek werden aus 2 g Ghlninlaktat,
2 g Eisenlaktaf^ 10 g Milchzucker, 0,3 g
Vanillin und 3 g Glycerin bereitet An-
wradung: bei Fieber von Schwindsflchtigen.
Stomachyl - Pillen, Dr. F. Wolfaon's.
100 Stflek werden aus 20 g Rhabarber,
5 g Milchzucker, 5 g Natriumbikarbonat,
5 g medizmischer Sdfe und 5 Tropfen
Pfefferminzöl bereitet.
Darsteller beider Präparate: Ohemisehee
Laboratorium Kosmos, Dr. Franx Wcdfson
in Leipzig.
Tuberkulin Denys*, bereits in Pharm.
Gentralh. 44 [1903], 911 erwähnt, ist eise
durch eme Porzellankerze filtrierte, glyoerin-
haltige Eulturbouillon, in der meoschliebe
TuberkelbaziUen gezfichtet worden waren.
In den Handel kommt sie unverdflnnt als
Tm, verdflnnt Vio als TII, Vioo ^ '^^^
Viooo ab TO, Vioooo *ta TOVic Viooooo
als TOVioo, Vi 000000 als TOi'iooo ^^
Viooooooo »ta T 0 Vioooo- Anwendung: ^
Koch'B Tuberkulm. Daratdler: Institut de
Bact6riologie & de S4roth6rapie m Loavain,
Löwen (Belgien). H, ManUä.
425
Zum Nachweis von Aceton
im Harn
verffthrt man, wie Dr. Friedr. BltUh in
DeatBdi. Med. WoehenBohr. 1906, 143 mit-
teilt, folgendermaßen:
Hat die qualitative Prtlfang*) die Anwesen-
heit Yon Aoeton und die Oerhm'd'Btbe Re-
aktion**) die Abwesenheit von Aoetesugsänre
ergeben, so werden 20 oem Harn mit 2 com
ZbkehloridlOBnng (Zinkchlorid nnd destilliertes
Wasser zn gleichen Teilen) versetEt, gut
dnrdigeschfittelt nnd klar filtriert, bis das
Filtrat genau 15 ccm beträgt. Hierzu fflgt
man 1,5 ccm Bleiessig hinzu, schflttelt,
filtriert 7,5 ocm ab und vermischt mit der
Reichen Raummenge Natronlauge. Obwohl
sieh der entstehende Niederschlag beim
Sehflttehi in der Natronlauge lOst, so ist
doch nochmals zu filtrieren, da meist kleine,
die folgende Farbenvergleichung störende
flöckchen ungdM zurflckbleiben. Das letzte
wasserhelle Filtrat betrage 10 ccm. Dieses
wird in ein Reagensglas gegossen, das 1,5 ccm
Natriumnitroprusnd-Lösung (1 : 9) enthält.
Beim ESngi^en beobachtet man den Se-
kundenzeiger der Uhr und wählt den Augen-
blick, wo der Zeiger gerade auf 60 steht.
Die Flfissigkeit färbt sich sofort rot, doch
geht die Farbe allmählich in orange, gelb-
grfln und kanariengelb fiber. Als Testfarbe
dient verdünnte Eisenchloridlösung (2 Teile
ofBzinelier Liquor Ferri sesquichlorati auf
1 Teil destilliertes Wasser), die sich eben-
falls in einem Reagensglase befindet. In
dem Augenblick, in dem der behandelte
Harn eben die Testfarbe gelbgrün er-
reicht, liest man die Zeit ab und erhält so
die Bruttoziffer. In ihr ist noch ein in
Rechnung zu ziehender Posten enthalten,
der sich auf den im Harn zurflckbleibenden
Rest von Kreatinin bezieht Um den ent-
spreehenden Wert zu finden, dampft man
20 ccm Harn in emer Porzellanschale auf
dem Drahtnetz stark em. Den abgekflhlten
Harn fOllt man bis zu 20 ccm auf und
*) RotfilrbuDg auf Znsatz von einigen Tropfen
NitroprussidlöBang und Natronlauge, Himbeer-
farbe bei weiterem Zusatz von Essigsäare. Dieses
Himbeerrot tritt nach dem Verfasser nicht ein,
wenn man zuwartet, bis der Harn sich hellgelb
geförbt hat. (Pharm. Gentralh. 88 [1897]. 568.)
**) Nach dem Verfasser zeigt diese Reaktion
noch 0,01 p. M. Aoetessigsänre an.
wiedertiolt die Untersuchung mit dem jetzt
acetonfreien Harn. Hierbei werden fast
immer 20 Sekunden herauskommen, die von
der Bruttozeit abzuziehen sind. Der Unter-
schied ist die dem Aceton entsprechende
Nettozeit, welche den Acetongehalt des
Harns im Liter bezeichnet. Eine Nettozeit
von einer Sekunde entspricht nämlich einem
Gentigramm Aceton im Liter. Bei mehr als
2 g Aceton im liter hört diese Ueberein-
Stimmung auf, doch dürften kaum mehr als
2 g im Liter vorkommen. Unter allen
Umständen könnte man durch Verdünnen
des Harns mit der gleichen Menge Wasser
und Verdoppelung der Nettozeit sich helfen.
Eine solche Verlegenheit kann freilich nicht
leicht eintreten, da bei hohem Acetongehalt
fast stets Acetessigsäure nachzuweisen ist,
weiche den Gang der Untersuchung ohne-
hin, wie folgt, abändert:
Statt 20 ccm Harn nimmt man 10 ccm,
um sie zu kochen. Die entweichenden
Oase leitet man ui eme 10 ccm destilliertes
Wasser enthaltende Vorlage, die in einem
Gefäß mit kaltem Wasser steht Nach fünf
Minuten währendem Kochen ist die Acet-
essigsäure sicher m Aoeton und Kohlensäure
umgewandelt Entfernt man jetzt die
Flamme, so wird nach wenigen Sekunden
das vorgelegte Wasser m den Kolben ge-
sogen. Durch Verschließen des Ableitungs-
rohres verhindert man das Entweichen von
Aceton aus dem noch heißen Kolben. Diesen
kühlt man durch Einstellen in kaltes Wasser
ab und stellt darauf die Entfärbungszeit fest,
die wegen der erfolgten Verdünnung zn ver-
doppehi ist Auf diese Weise erfährt man
die Menge des freien und des aus der Acet-
essigsäure stammenden Aceton.
Will man nun den Wert für die Acet-
essigsäure allein bestimmen, nachdem man
das Gesamtaceton durch ^e Entfärbungs-
zeiten ermittelt hat, dann setzt man zu
20 ccm des unveränderten Harns etwas
mehr als die berechnete Menge yiQ-T^ormslr
Jodlösung (1 ccm = 0,967 mg Aceton)
und konzentrierte Natronlauge hinzu. Das
Aceton wird zu Jodoform umgewandelt,
während die Acetessigsäure unverändert
bleibt Wird alsdann fünf Minuten gekocht
und die entweichenden Gase wie oben auf-
gefangen, so kann das ans der Acetessig-
säure gebildete Aceton titrimetrisch bestimmt
426
werden, wobei der ermittelte Aeetonwert mit
1,759 zu venrielfachen ist, am den Gehalt
an Aoeteasigaäiire im liter zu erhalten.
Für 0,034 p. M. Aceton ergeben sioh dem-
nach 0,059 p. M. AoetessigBäure.
Em zur bequemen nnd ncheren Hand-
habung dieser Methode bestimmter Apparat
einflchließlich genau justierter Meßgefäße usw.
wird von Paul Altmann in Berlin NW.,
Luisen- und Sobumannstraßen-Ecke, ver-
trieben. K M.
Bestimmung des Formaldehyd
in Formaldeliydpastillon.
Ein neues Verfahren zur Bestimmung des
sog. festen Formaldehyd (Trioxymethylen)
teilt Ernst Ttüst in St. Gallen mit Die
bisherige Bestimmung nach der Wasserstoff-
peroxydmethode weist sowohl in der von
Blank und Mnkenbeiner angegebenen, wie
auch in der von Wolff abgeänderten Form
verschiedene üebelstände auf, vor allem ist
auch der Farbenumschlag bei Anwenduog
von Lackmus oder Meihylorange nicht be-
sonders scharf. Bei dem neuen Verfahren
werden größere Substanzmengen, Yi-Normal-
lösungen nnd Phenolphthalein angewendet
Die Ausführung der Methode ist folgende:
In ein etwa 250 com fassendes Erlenm^er'
Xölbchen mit aufgesetztem Trichter werden aus
einem WftgegUscnen etwa 1,9 bis 2,0 g des
fein polverisierten Trioxymethylen gebracht.
Hierauf werden aus einer Bürette (von mindestens
75 com Inhalt) etwa 70 com Noimallaoge zu-
gegeben, wobei ^eiohzeitig das an dem achter
haltende Triozmethylen in den Kolben gespült
wird. Nach kurzem ümschütteln löst sich der
Eolbeninhalt. Jetzt werden im Verlaufe einer
Stunde etwa 9 bis 10 g reines 30 proc. säure-
freies Wasserstoffperoxyd («Perhydiol Merek*)
zugefügt, erst in kleinen Portiooen und längeren
Zwischenräumen, damit keine zu starke Er-
wärmung und heftiges Schäumen auftritt, später
in etwas größerer Menge und schneller. Nach
zweistündigem Stehen petzt man das Erlefimeyer-
Kölbohen (immer mit aufgesetztem Trichter) auf
ein Drahtnetz und erwämt erst vorsichtig und
schließlich bis zum Sieden, damit alles über-
schüssige Wasserstoffperozyd zersetzt wird, da
dasselbe bei der nachfolgenden Titration das
Phenolphthaleüh zerstören würde. Jetzt nimmt
man den mit Wasser gut abgespülten Trichter
wsg, gibt 1 bis 2 Tropfen alkoholischer Phenol-
phthaleinlösung zu, versetzt mit Normal-Schwefel-
säure in geringem üeberschuß und titriert mit
Normallauge zurück. (Die Lauge wird aus der
am Anfang benutzten Bürette zubegeben, die
man dann nur am Anfi^ng nnd SduuS des Ver-
suches abzulesen hat; damit vermeidet man
einen doppelten Ablesungsfehler.) 1 com Normal-
lauge entspricht 0,03 g CHtO.
Auf einen etwaigen Alkali- oder Säure-
gehalt der Pastillen wurd zunächst qnalitati?
durch LOsen einer Pastille in siedendem
Wasser und Phenolphthalelnzusats geprüft
Tritt keine Rötung ein, so setzt man dnen
Tropfen Vio-Normal-Alkali zu und stellt
durch die eintretende Rötung gleichzeitig
die Abwesenheit yon Säure fest Findet
man Alkali oder Säure, so mfiasen diese
titrimetrisch bestimmt und bei Bereehnung des
Formaidehydgehaltes berücksichtigt werden.
Außer dem Gehalt an Formaldehyd können
sich die verschiedenen Sorten Formaldehyd-
pastillen auch durch die Menge der kehligen
Substanzen unterscheiden, welche aich beim
Verdampfen bilden. Zur Feststellung dieser
zfindet man eine Pastille in einer Platin-
schale bei gelinder Wärme an und läBt sie
yon selbst weiter abbrennen. Btt.
Ztsekr, /. angew, Gkem. 1906, 138.
Das Verhalten des Vanillin
gegen die Beagenüen auf Form-
aldehyd
untersuchte La WaU, da in einem Vanille-
Eis sowohl durch die Hehner'BAe Methode
als auch mittels der Phenol- und Resorein-
Schwefelsäure -Probe die Oegenwart yon
Formaldehyd angezeigt wurde^ während die
Prüfung mit Phenylhydraan (Pharm. Gentralh.
47 [1906], 81) auf Formaldehyd negativ
ausfiel. Aus den Untersuchungen ergab
sich, daß bei Gegenwart von Vanillin die
drei oben genannten Prüfungen auf Form-
aldehyd nicht anwendbar sind, da Vanillin
als Aldehyd dieselben Reaktionen wie Form-
aldehyd gibt, während die Plroben mit
Plilorogluom, Phenylhydrazin und Resorein-
Natronlauge auch in diesem Falle anwendbar
sind. J. K
Amer, Joum, of Pharm, 1905, 392.
Verfahren zur Barstellang tob CUnaielis-
derlTaten. D. R.-P. 161 401. Dr. Ä Gabrül
nnd J, Oolman in Berlin. Durch üeberfähnmg
des Cbinazolins in Alkylchinaiolioinmsalze anf
dem für die Darstellung qnatemärer Salse üb-
lichen Wege gelangt man zu GhinazolinderiTatSD,
die den Blutdrack sturk herabsetzen nnd Er-
weiterung der Blutge&£e bewirken. Nach dem
Verfahren werden dargestellt die Produkte ans
Chinazolin und Jodmethyl bezw. Jodätbyl and
die betreffenden Brom- und Jodderivate. A. Si.
427
PlumiMikognostisohe Mitteilungen.
Drogenreiche,
Shnlidi den bekannten Pflanzenreichen^ hat
Tsckirch anfgestellt Ihre Produkte zeigen
eine gewiaae Oleiehartigkeit und die natflr-
liehen Handelawege bedingen ein Abfließen
der Produkte naeh gewissen Handelszentren
und Ansfuhrhftfen. Die Aufstellung von
Pflanzenreichen ebenso wie von Drogen-
riehen auf geographischer Grundlage be-
sitzt nur eine gewisse, bedmgte Berechtigung,
da die Kultur und Gewinnung der einzelnen
Drogen nicht an geographisdie Grenzen,
sondern an klimatische und dergleichen Be-
dingungen geknflpft ist und da in oft weit
von einander entfernten Gebieten entweder
vendiiedene Glieder derselben Gattung oder
Familie oder gar Pflanzen, die im System
weit ausemander stehen, zu denselben
Zwecken benutzt werden, weil sie dieselben
wertvollen Inhaltsstoffe besitzen, wie z. B.
die koffeln- und theobrominhaltigen Drogen.
Tschirch nennt derlei Drogen in Anlehnung
an Barttmch «Paralleldrogen». Jedes
Drogenreich hat sodann nach Tsckirch
ein oder mehrere «Gharakterdrogen», die
allerdings etwas sehr willkürlich ausgewfthlt
erschdnen. Von Tschirck werden folgende
Drogenreiche mit den darunter aufgeführten
Gharakterdrogen und Hauptausfuhrplätzen
unterschieden: 1. Mitteleuropäisches
Drogenreich; Digitalis und Mentha; Ham-
burg und Amsterdam. 2. Nordisches
Drogenreich; Pech, Holzteer, Lycopodium;
Archangelsk. 3. Mediterranes Drogen-
reich; Opium, Dattel, Citrus; Smyma, Kon-
stantinopel, Alexandrien, Messina, Triest und
Marseille. 4. Nordafrikanisc h es Drogen-
reich ; Gummi arabicum und Senna ; Alexan-
drien, Bathurst und Mogador. 5. Z e n t r a 1 -
afrikanisches Drogenreich (das «Drogen-
reich der Zukunft» nach Tschirch)] Stro-
phaathus, Kautschuk, Kola usw.; Sansibar,
Sierra Leone. 6. Südafrikanisches
Drogenreich; AloS; Kapstadt 7. Nord-
ostafrikanisch-arabisch-persisches
Drogenreich ; Gummiharze (Asa foetida usw.);
verschiedene Ausfuhrhäfen und Landwege.
8. Süd asiatisches Drogenreich; Ing-
wer; Singapore,Kolombo, Kalkutta, Bombay.
9. Chinesisch -japanisches Drogen-
rdch; Rhabarber, Tee, Kampher; Hankau,
Shanghai, Yokohama. 10. Nordamerikan-
isch es Drogenreich; Hydrastis, Hamamelis
usw.; New-York. 11. Mittelamerikan-
isches Drogenreieh ; Vanille, Kampecheholz ;
zahlreiche Häfen wie Tampico, Veracruz
usw. 12. Südamerikanisches Drogen-
reich ; KopaXvabalsam, Mate und Chinarinde;
Para, Pemambuco, Bahia, Rio de Jandro,
Buenos-Aires usw. 13. Das australisch-
neuseeländische Drogenreich; Euca-
lyptus. J. K.
Ztsckr, d. ÄUg, oesterr, Äpoth.- Ver, 1906, 39.
Chilch Zaiou, die Wurzel von
Ferula Hermonis
hat Ouigties gelegentlich einer Exkursion
auf den Libanon sowie auch in Beyruth in
Apotheken als Aphrodisiacum angetroffen.
Dadurch, daß es ihm gelang, auch ein
irisches Exemplar der Wurzel, an dem auch
einige Blätter und unentwickelte Blütenstände
sich befanden, zu bekommen, war die Möglich-
keit der botanischen Identifizierung gegeben.
Die Droge besteht aus einer schwammigen,
einfach zylindrischen oder auch verzweigten
Wurzel, welche oben einen Blattbasenschopf
trägt Sie ist Aber und Aber mit Fasern
und rötlich -braunen bandartigen Streifen
abgestorbener Rinde bedeckt. Die Rinde
beträgt ein Drittel der Dicke der Wurzel
und ist vom Holz durch eine braune Zone
getrennt. In dieser braunen Zone wird,
wie man auf Qaersdinitten sehen kann, das
in der Wurzel enthaltene Galbanum ähnlich
riechende Gummiharz abgeschieden. Das
Harz ist weich, schwach bräunlich gefärbt,
grünlich fluoreszierend, riecht scharf und ist
19 Aether und Alkohol löslich. Es gibt
Reaktionen, die von denen des Galbanum-
harzes völlig verschieden sind. Auch eine
kleine Menge eines ätherischen Oeles ist in
der Wurzel vorhanden, das u. a. nach Ter-
pentin nicht unangendim riechen soll.
Sekweix» Wochensehr, f, Ckem. u. Pharm,
1905, 708. . J. K.
Saponioe, ihr Yorkommen in den verschie-
denen Pfianzenfamilien, bat M. Schneidtr in der
Ztschr. d. Allgem. Osten. Äpoth.-Yor. 1906,
Nr. 37 karz besprochen. YolistäDdigkeit bietet
nur das entsprechende Kobert'%c\iQ Werk. P, S.
438
Bakteriologische Mitteilungen.
Ueber Spirochätenbefunde bei
Syphilis.
Die Erforsohung der Syphillsätiologie war
bis jetzt eine anunterbroehene Kette von
Miß^olgen und EnttäuBcbungen. Die Ver-
öffentiichongen von Schaudinn nnd Hoff-
mann sowie zahlreiche Nachprüfungen dieser
Resultate aus anderen Instituten machen es
durchaus wahrscheinlich^ daß man es mit
einer Entdeckung von größter Tragweite zu
tun hat
Veranlaßt durch das Kaiserliche Gesund-
heitsamt unternahmen diese Forscher an dem
Krankenmateriale der Lassar'sdiexk Klinik m
Berlin ihre Untersuchungen. Zunächst wurde
sowohl die Oberfl&che wie der Oewebsaft
aus der Tiefe von syphilitischen Primär-
affekten und breiten Condylomen, später
auch der Saft von Leistendrüsen untersucht.
Fast konstant fand sich in diesen Produkten
eine gut charakterisierte Spirochätenform*);
welche wegen ihrer schwachen Färbbarkeit
als Spirochaetepallida bezeichnet wird,
zum Unterschiede von einer viel besser färb-
baren, bei verschiedenen, mdst nicht spezi-
fischen Genitalerkrankungen (spitzen Con-
dylomen, Balanitis und einfachen Ulcera)
vorkommenden, mit Spirochaete refringens
belegten Gattung. Die hä Syphilis nach-
gewiesenen Formen sind 4 bis 14 /i (im
mittel 7/j) lang, teils unmeßbar dflnn, tdls
V4 /i dick. Die Zahl der mdst recht
ziüilreichen Windungen schwankt zwischen
6 bis 14; letztere sind eng gewunden und
steil, korkzieherartig, im Gegensatz zu den
mehr flachen, weitläufigen, wellenförmigen,
weniger zahlreichen der Sp. refringens. Im
lebensfrischen Zustande untersucht zeigten
sie Rotation um die Längsachse, Vor- und
Rückwärtsgleiten, sowie Beugebewegungen.
Auch ohne Lokomotion sieht man zuweilen
undulierende Bewegungen über das ganze
Gebilde laufen ; schließlich gesellen sich auch
*) Die Spirochäten rechnet der Zoologe Sekau-
dinn auf grund früherer Studien an ähnlichen
ParasiteD beim Steinkauz zu den Protozoen,
Gruppe Flagellaten, und nicht mehr zu den
Bakterien. Sie stellen eine indifferente Form
im Oenerationswechsel dar. Er unterscheidet
sie daher scharf von den Spirillen, deren starre,
gedrehte Oestalt an den Enden Geissein besitzt.
peitBchende Bewegungen dazu, ohne daß je
eme Geissei nachzuweisen war.
Die Spirochäten färben sich ziemlich blaß
und es bedarf einer ordentlichen Uebung
im mikroskopischen Schauen, um ihrer gewahr
zu werden. Am besten benutzt man die
modifizierte Oiem^o-LOsung, die auch ge-
brauchsfertig von Dr. Orübler <6 Co. in
Leipzig hergestellt wurd. Ihre Zusammen-
setzung ist folgende:
Eoffln 3,0 g
Azur II 0,8 g
Glycerin {Merek^ ehem. rein) 250,0 g
Methylalkohol {Kahlbaum I.) 250,0 g.
Die Ausführung der Färbung ist folgende:
1. Härtung des lufttrocknen, sehr dünnen
Ausstrichs in Alkohol absolutus (15 bis 20
Min.). Abtupfen mit Fließpapier.
2. Verdünnung der Farblüsnng mit destiU-
iertem Wasser in weitem ReagmisglaB unter
Umschüttehi (1 Tropfen LOsung auf 1 com
Wasser), wobei man am besten die Farb-
lüsung aus einer Tropfflasche hinzufUeßen läßt
3. Ueberziehen der Präparate mit dieser
verdünnten LOeung. Färbedauer 10 bis 15
Minuten.
4. Abwaschen im scharfen Wasserstrahl.
5. Abtupfen. Trocknen und Einbetten in
Ganadabalsam.
Die Untersuchung geschieht am vorteil-
haftesten mit Vi 2 Oelunmersion und mittel-
starkem Okular, da die Lichtschwftche der
mit den stärkeren Okularen erhaltenen Bilder
bei den mühsamen Untersuchungen die Augen
allzusehr anstrengt
So gelang bisher den verschiedensten
Autoren sehr oft — nicht Immer — der
Befund aus Primäraffekten, Seknndärpapeln,
typisch erkrankten Leistendrüsen, verein-
zelt auch im Miksblut und einmal in
der Leber nnd Milz eines an eongenitaler
(ererbter) Syphilis verstorbenen Kindes.
Auch erbrachte Metachnikoff den wichtigen
Nachweis der nämlichen Spirochäte in den
bei Affen experimentell erzengten syphilit-
ischen Erankheitsprodukten.
In tertiären Produkten der Syphilis worden
bisher kerne Spirochäten gefunden; ob sie
aber wurklich darin nicht vorkommen, Ist
damit noch nicht erwiesen. Weiter fand
429
man die Sp. pallida niebt: im Soheiden-
Bekret, bei Gonorriiöe^ bei weichem Sehanker,
bei leakftmisehen uid tuberkulösen DrOaen^
im Milzaaft NiohtQrphilitiBoher, im Eiter von
Sehnppenflechte; Erfttze, in carotnomatteem,
sai^omaUtoem^ lupQiBem Gewebe.
Strikte bewiesen ist es ja noch keines-
wegs^ daß die Spurochaete pallida die Er-
regerin der S3rphilis ist und es wäre ver-
frflhty ein abschließendes Urteil abzugeben.
Aber die so große Zahl positiver Befnnde
veranlaßte bereitB viele Gelehrte für die große
Wahrseheinlickeit ihrer ätiologischen Bedeut-
ung einzutreten. L.
Deutsehe Med. Woehensehr. 1905.
Berliner Klin. Woehensehr, 1905.
Mäneh, Med. Woehensehr. 1905.
Zur Absonderung
des Typhusbazillus aus ver-
däohtigom Wasser
empfielt H. S. Wilsofi im Joum. of Hy-
giene 1905; Oktober^ stetB zwei Methoden
anzuwenden. Außer der von Hoffmann
und Ficker angegebenen benutzt er seine
eigene. Letztere besteht darin^ daß das
Wasser mit Alaun versetzt und dann zentri-
fugiert wird. Aus dem Niederschlag, der
etwa 87 pCt der im Wasser vorkommenden
Bazillen enthält, läßt sich der Typhus-
bazilius gut auf Drigalski-Conradi^BAea
Platten (siehe Pharm. Oentralh. 47 [1906],
18) züchten. — fo.—
TKerapeutische Mitteilungeni
Schutzmittel
gegen Gtosohleohtskrankheiten.
Otto Große m München beschreibt und
kritisiert die bisher in den Handel ge-
kommenen Sdiutzmittd gegen geschlecht-
liche Ansteckung; er kommt dabei zu dem
Schlüsse; daß bis jetzt weder in wissen-
schaftlicher noch m technischer Beziehung
etwas voll Befriedigendes erreicht worden
ist, daß wir Schutzmittel brauchen, die halt-
barer, leichter herzustellen, leichter zu hand-
haben und billiger sind. Alle diese Forde^
ungen soll ein neues, von Große selbst kon-
sbroiertes Schutzmittel erfflllen. Es besteht
ans 2 etwa 3 cm langen, kaum bleistift-
dicken Zmntnben, von denen die eine das
Frophylkatikum gegen Syphilis und Schanker,
ein nnzersetzbares Fettgemisch enthält. Das
Vorbeugungsmittel gegen Tripper, das den
Inhalt der anderen Tube bildet, ist eine
1 promill. Losung von Hydrargyrum oxy-
cyanatnm in Wasser, Gelatine und Glycerin.
Die Tube, in der die LOsung sich befindet,
ist eme Spritztnbe von eigenartiger, neuer
Konstruktion. Die beiden Tuben sind der
Länge nach aneinander gelegt und durch
einen mehrfach herumgewickelten Papier-
streifen zu emem Ganzen verbunden. Der
Apparat, cSchfltze Dich» genannt, Ist nur
zn einmaligem Gebrauche bestimmt und
kostet zur Zeit 30 Pfg.; er wird von der
Adlerapotheke m Manchen hergestellt
A. Rn.
Mäneh. Med. Woehensehr. 1905, Nr. 21.
Die lokalanästhesierende
Wirkung
der Losungen von Strophantin, Digitalln,
Adonin und Helleborin auf die Hornhaut
und Bindehaut des Auges von Kaninchen,
die Haut und Nerven des Frosches und
auf den Verlust der Empfindlichkeit der
Haut bei Warmblfltem hat A. Koreski
erprobt. Wie die Pharm. Ztg. 1905, 921
nach dem Rnski WratBch berichtet, kam
derselbe zu dem Schluß, daß sie alle wirk-
sam smd. Die ünempfindlichkeit tritt später
als bei Kokain ein, ist aber andauernder.
Adonin und Helleborin wirken genügend
und greifen die Gewebe weniger an als
Strophantin und Dlgitalin. Außerdem ist
Adonin weniger giftig als die übrigen Körper
und hat daher den Vorzug. E. M.
Gentiana gegen Malaria
wird von Tauret (Ghem.-Ztg. 1906, Rep. 10)
neuerdings wiederum empfohlen, nachdem sich
herausgestellt hat, daß die Glykoside, be-
sonders Gentioptkrin, auf Infusorien schädlich
wurken, während sie für höhere Tiere un-
schädlich smd. Es wurden sowohl mit
kristallinischem Gentiopikrin als auch mit
Gentianaextrakt Versuche angestellt, wobei
es gelang, fast in allen Fällen, die Anfälle
zu kupieren ; in der Hälfte der Fälle wurde
völlige Heilung erreicht. -^he.
4B0
Als Wäschesohutz bei Trippei^
empfiehlt Dr. Caesar Philipp in Mflnoh.
Med. Wochenschr. 1906, 604 einen vier*
eckigen Schurz ans Frottierzeng; der an
einem Leibgurt mit drei Knöpfen befestigt
umgehängt wird, so daß er sich zwischen
Hemd und Körper legt. Ist er schmntzig
geworden, wird er abgeknöpft und durotv
einen andern Schurz ersetzt, während er
selbst durch Waschen gereinigt wird, um
wieder zur Verwendung zu kommen. Gurt;
und Schurz zusammen werden der große
Servator genannt. Wird ein Suspensorium
getragen, so genügt ein kleinerer, billiger
Schurz ohne Gurt. Derselbe kann ver-
mittels der beiden Schlaufen an jedes Sus-
pensorium gehängt werden. Seine untere
Hälfte ist zu einer Tasche umgelegt, in die
bei reichlicher Eiterung etwas Gaze oder
Watte getan und dann das Glied hinein-
gesteckt wird. Dieser kleine Servator
ist leicht abnehmbar und auszuwechseln.
Hersteller der Servatoren sind Gebrflder
Bandekow in Berlm SW. 61, Belle Alliance-
Platz. —t%-
Ein Ersatz far Jodoformglycerin
ist das Formioin (Formaldehyd-Acetamid ;
vergl. Pharm. Centralh. 46 [1905], 775),
eine schwach gelblich gefärbte, sirupöise
Flflssigkeit. Auf 37 <> (7 erwärmt, beginnt
die wässerige Lösung Formaldehyd abzu-
spalten; mit steigender Temperatur nimmt
die Abspaltung zu. Das Formidn besitzt
daher, auf Bluttemperatur erwärmt, starke
desinficierende Wirkung. In Gaben vor
3 g fttr den Tag in Wasser gelöst, kanoi
es wochenlang ohne Gesundheitsschädigung
genommen werden. Metallinstmmente werden
durch die wässerige Lösung nicht ang€e
griffen.
Kurt Bartholdy in Wiesbaden benutzto
das Formidn in 5 proc. Lösung an Stel^^
der Jodoformglycerin-Emulsion zu Einspritze
ungen in Gelenke, Weichteile, Eiterhöhlen,
außerdem mit gutem Erfolge bei Gelenls-
entzOndungen im Gefolge von Tabes, Gelenk-
rheumatismus, kongenitaler Lues und Traumi^.
Bei chronischer Blasenentzttndung bewirkten
tägliche Blasenspülungen mit 2 proa Lösungen
— 5 proc wurden wegen intensiven Brennens
in der Blase nicht vertragen — sehneile
Klärung des trfiben Harns innerhalb 8 bis
10 Tagen; der stinkende Geruch des Harns
war fast stets nach der ersten Spfllung ge-
schwunden. Ebenso schwand der Gemeh
schnell bei stinkender Rippenfell-Entzfindimg
und bei stinkenden Beingesohwilren. Brauch-
bar war die 1 proa Lösung auch in Fonn
von feuchten Umsehlägen zur vorbereitenden
Dauerdesinfektion zwecks Erzielung asepti-
scher Operationsgebiete, z. B. bei Baneh-
schnitt, Bruchoperationen, Gelenkresektionen.
12 Stunden lange Einwirkung der 1 proe.
Lösung gerbt keineswegs die Haut, wie es
Formalinumschläge tnn, dieselbe bleibt viel-
mehr zart und glatt A, Rn.
DetOsehe Med. Woehmsehr. 1905, Nr 40.
Ueber das Vorkommen
scharfer Motallsplitter in unseren
Nahrungsmitteln
berichtet die Münch. Med. Wochenschr. 1906,
611 nach Mitteilungen von Dr. Alexander
Schmidt. Dieser hat 40 Gemfisekonserven-
büchsen mit den bekannten Dosenöffnern
geöffnet und auf das Vorkommen von
Metallsplittem untersucht. In sämtlichen
Dosen wurden Splitter gefunden und zwar
im Durchschnitt 36 (1 bis 110) auf dne
Pfunddose, von ganz klemen^ dem unbe-
waffneten Ange nur als schwarze Pünkt-
chen erscheinenden bis zu solchen von 4 mm
Länge. Durch die sehr verbreitete Oeffnnngp»-
weise mittelst der Dosenöffner werden haar-
scharfe und sdir spitzige Splitter erzeug:!,
die in den Büchseninhait gelangen. Da
infolgedessen eine ständige Aufnahme solcher
Splitter mit der Nahrung nicht ausgeschloflsea
ist; so Ist anzunehmen^ daß dieselben die
Ursache mancher Blinddarmentzflndung
sind; wie man die von emailliertem Kooli-
geschirr stammenden Emailsplitter be-
reits dafflr verantwortlich gemacht hat Ziu
Vermadung von Splitterbildnng sollten alle
Eonservendosen mit einem Bleohstreite n
geschlossen sdn, defr sich In bekannter Weise
abwickeln läßt, um eine Oeffhnng der
Dose zu ermöglichen. — fo —
431
Photogpaphisohe Mitteilungen.
Photographischo Blitsdioht-
Misobungen.
Auf die Anfrage in Nr. 20 ging uns
yon unserem Herrn Mitarbeiter für das
photographische Fach folgende Ant-
wort zu:
Trotz vielfacher Warnungen yor den
Gefahren der Blitzpulver aus Chlorat-
mischuBgen ereignen sich doch immer
wieder schwere Unglttcksfälle. So wurde
vor kurzem in der Dresdner Handlung
photographischer Artikel von Leinert
ein Verkäufer durch beim Verkauf plötz-
lich explodierendes Blitzpulver derart
schwer an den H&nden und im Gesicht
verbrannt, daß sich seine Unterbringung
im Krankenhaus erforderlich machte.
Qnbedingt explosions sichere Blitz-
licht-Mischungen gibt es Oberhaupt nicht.
Alle Magnesium und Sauerstoff abgebende
Körper enthaltenden Mischungen er-
zeugen, im geschlossenen Räume ent-
zündet, Explosion. Sie sind auch nicht
vollkommen schlagsicher. Eine Aus-
nahme machen die Nitrat-Mischungen,
welche weniger explosiv als die be-
kannten Chlorat- und Perchlorat-Misch-
ungen sind. Will man nahezu gefahrlos
arbeiten, tut man am besten, Oberhaupt
keine Blitzpulver-Mischung anzuwenden,
sondern nur reines Magnesiumpulver
in einer der bekannten Pustlicht-Lampen.
Als ziemlich schlagsichere Blitz-
pnlver-Mischung könnte allenfalls
eine solche aus 2 Teilen Magnesium-
Pulver und 3 Teilen feinstgepnlvertem
Kalisalpeter bezeichnet werden, deren
Effekt man durch Zusatz von Schwefel-
antimon erhöhen kann. Die bekannten
patentierten Blitzpulver-Mischungen sind
aber vorzuziehen, besonders das Agfa -
Blitzpulver, welches neuerdings im
Preise so ermäßigt ist, daß es auch
nicht viel teurer als ein selbsthergestelltes
Gemisch kommt. Bm.
HarzwaehsUteimf nun Einreiben von Ent-
wieklunfs-Papleren für ien Pigment-Prozeß.
Folgendes Rezept wird in den «Photogr. Mit-
teilungen» empfohlen: Gelbes Wachs 1 g, Kolo-
phonium 3 g, Terpentinöl 75 com. Bm.
Gtogenüberatellang der versohie-
denen Sensitometergrade«
' Die Plattenfabrikanten haben sich noeh
nieht dahin geeinigt, für die Empfindlichkeit
ihrer Fabrikate emheitliehe Bezeiehnuigen zu
wählen, es smd viebnehr die versehiedensten
Sen8itomete^SyBteme in Anwendung. Nach-
stehend geben wir eben Vergleich der ver-
schiedenen Sensitometergrade:
Seheiner Warnerke Watbins Wynne ^^^^
c
8
3.6
10
3. 2
B
9
4.5
18
4. 0
A
10
5.6
20
5. 0
1
11
7.3
23
6. 5
2
12
9.0
25
8
3
13
11.26
28
10
4
14
14.6
32
13
5
15
18.0
35
16
6
16
22.5
40
20
7
17
29 5
46
26
8
18
36.0
50
32
9
19
45.0
56
40
10
20
585
64
52
11
21
67.5
68
60
12
22
100.0
80
80
13
23
112.5
88
100
14
24
146.25
100
130
.15
25
180.0
113
160
16
26
225.0
124
200
17
27
292.5
144
260
18
28
360.0
160
320
Qiei
'durch dürfte die richtige Be
Dichtung
ler
unschwer
zu treffen
nein.
Bm,
H. Schnaufi f.
Im Alter yon 49 Jahren starb an den Folgen
eines Schlaganfalls auf seinem Landsitz bei
Dresden Hermann Sehnauß, Als Sohn des um
die Photographie hochverdienten Dr. Julius
Sdhnauß wurde er schon frühzeitig der Licht-
biMkunst zugeführt und hat auf diesem Gebiete
Jahrzelnte hindurch Ausgezeichnetes geleistet.
Ymi seinen zahlreichen Büchern machen wir
foli^nde namhaft: «Photographischer Zeitver-
treib», «Diapositive», «Der Projektionsapparat»,
«Katechismus der Photographie», «Gut Licht».
Auch war er an der Heraußgibe des «Photo-
graphischen Almanachs» beteiligt Viele Jahre
hindurch leitete er den in Dresden erscheinenden
«A|ollo». Bm,
Vepsohiedeno Mitleilungen.
„ConioaB-"Flasohen
fOr &uD«rliohs and innerliche Arzn«mittd Fluchen und betonden geeignet für Bob-
^d von Friedrich FeMtmann, Nene ' kabuie nnd GonorrhSeinjektionen, fflr Flflng-
Apotheke, Altena - Ottenaen konstmierte köten mm Pinseln bd Hab-, Augen-, Ohm-
FlaeehM mit konisoher Form nnd konisah nnd Nasenerkranknngen, für lüle Arzneimittel,
ausgebohrtem StOpeei mit genaner HaBein-|die vom Kranken lüch Vonehrift verdtknnt
Aufschrift auf den Stöpseln
Aufschrift auf den StSpseln
t^ung. Da die Flaschen im Gegensatie zu
den Bonatfiblichen Oläaem keine Flaadien-
bruat zdgen, lassen sie sieh leicht reinigen.
Der StOpsel zeigt eine Bille znm üsberblnden;
Obrigena ist dazu auob ein VeisoblnB zu
haben, so daQ man die Flaeohe ohne weitere
Sicherung bequem in die Tasohe aleoken
kann. Die in allen GrOBen herstellbaren
werden mflaaen, wie Verband- und Gurgel-
wSsser, LOeungen zu Spülungen. Die bei
starkwirkenden Lesungen niidit ungafibriklw
VecsohnübwMse «1 EBlOffd anf 1 Liter usw.»
kann dann wegfallen nnd durch die Sobrcib-
weiae < 1 5 ccm anf i Liter Waaaer* enatit
werden.
Wertvoll iat beaondera der Dmstaod, dafi
433
der Stöpsel stets bei der Arzneiflasohe sieh
befindet; so daß man beim Eintanchen von
PSnseln, Spritzen nnr mit einem Teile der
ArzneifllLsHngkeit in Berflhrnng kommt, also
die Hauptmenge nieht vemnreinigen kann.
Uebrigens sollen sieh die Glitoer nicht
teurer stellen als Glasstöpseltlaschen, Patent-
tropfgUtoer n. ft. p.
Eine Vorrichtung
zum Vorsohlufl von Titrations-
flüssigkeiten.
Der Apparat besteht ans 5 in der Oröße
abnehmenden nnd in einander gestellten
flachen Olasschalen, welche die Absorptions-
flüasigkeiten aufnehmen sollen, und aus 5
im Dnrehmesser gegen die entsprechenden
Unterschalen etwas kleinere, aber höheren
am Rande mit einer Aussparung versehenen
QlaMchalen, welche mit dem Boden nach
oben, derart eingestellt werden, daß die
kleinste überdeckende Schale in die kleinste
Unterschale eingestellt wird und so fort
Werden die [Jnterschalen mit den entsprechen-
den Absorptionsflüssigkeiten gefüllt, so muß
die Luft, welche aus der kleinsten, innersten
Deckschale über dem Flüssigkeitsniveau ent-
nommen wird, erst alle anderen Sperrflüssig-
k^ten im Zickzackwege durchlaufen. Das
Ableiten der so gereinigten Luft erfolgt
dnrch ein mehnnals in Schlangenwindungen
gebogenes Glasrohr, das in der kleinsten
Deekschale über die Flflssigkeitsoberflftche
reicht und sich mit Hilfe der Windungen
durch die Aussparungen der Deckschalen
^d über den Rand der Unterschalen hin-
dnidischUngelt. Zu beziehen ist der Apparat
von Rudo^ Siebert in Wien. j. z.
Ztschr. d, Äligem, österr.Äpoth.- Ver. 1906, 29.
Faraphenylendiamin als Haar-
färbemittel
ist für lebendes Haar sdildlich, jedoch für totes
Haar zu empfehlen, da es nach Blau alle
anderen Farbstoffe fibertrifft und dessen
Lösung an und für sich vollständig nnschftd-
lich ist. Er gründet dies Urteil auf Beob-
achtungen, die er während einer längeren
Praxis in einer Färberei gemacht hat Hier
soll nur der verstäubte Farbstoff den Arbeitern
sdiädlich sein und Hustenreiz, Yerschleimung,
Kopfschmerzen, Herzklopfen und dergl. er-
zeugen, während die FarbstofflOsung, mit
der die Arbeiter allerdings erst nach
erfolgter Oxydation in Berührung
kommen, keine Haut- oder sonstige Krank-
heiten hervorruft Mit Wasserdämpfen ist
das Faraphenylendiamin nicht flfichtig. Die
Schädlichkeit ihrer Losungen beruht
darauf, daß durch Oxydation direkt die
Bandrowski^Bdbe Base gebildet wird, deren
Kristalle in das Hautgewebe eindringen und
dort rein mechanisch als Fremdkörper wirken.
Man kann die Bildung dieser Base beob-
achten sowohl, wenn man eine Paraphenylen-
diaminlösung mit Wasserstoffperoxyd ver-
setzt und hinstellt als auch, wenn man ein
mit Faraphenylendiamin hergestelltes Haar-
färbemittel einige Zeit offen stehen läßt
In beiden Fällen verfärbt sich die Flüssig-
keit bald und wird trübe und man kann
dann reichliche Kristallablagerungen wahr-
nehmen. Als Reaktion auf Paraphenylen-
diamm gibt Blau an, daß dieser Farbstoff
auf Holz gestrichen eine ziegehrote Färbung
zeigt, die wochenlang erhalten bleibt. Auf
Zusatz von Essigsäure tritt sie rasdier und
greller auf und Blau bezeichnet sie als Li g-
nin-Reaktion. (Vergl. Pharm. Gentralh.
46 [1905], 47.) J. K
Ztaehr. d. Äüg, österr. Äpotk.- Vereins 190Ö, ?•
Briefwechsel.
JL T. Die Pilae marinae (Seeballen) wurdeo I
früher als von Seetieren aasgespieene Speisereste
apgeseben. Neuerdings hält man sie für durch
die Bewegung der Wellen verfilzte PflaDzenteile
lOeroUe). 8
Apotheker Kiesnüsky in Riga. Brief kam
als cnioht bestellbar» zurück.
8
H« M. Die Pul vermiscbdose hat Wolf*
siffer insofern verbessert, als er die Papp- bezw.
Holzschachtel durch eine solche aus Alaminium
und die sonst üblichen Kugeln durch polierte
Stahlkugein ersetzte. Diese TFcZ/st/fer'sche
Palvermischdose können Sie von jeder Handlung
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Gegrflndet von Sr, Hermaan Hag6r im Jahre 1859.
Ersohemt jeden Donnerstag.
Bezugspreis yierteljährlioh: durch Bachhandel oder Post 2,50 Mk., dnrch Oescbäfts-
stelle im Inland 3, — Mk., Ansland 3^ Mk. — ^zelne Nmnmem 30 Pf.
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CfesehXftsstelle: Dresden- A. 21; Schandauer Straße 43.
IS 32.
Dresden, 31. Mai 1906.
Der neuen Folge XXVII. Jahrgang.
XLvn.
Jahrgang.
Iiüialt : Ca«Ble «Bd Fh«raiaele: Ein Ersats de« ofasiiMU«n Selfaxupiritiu. — Baaktionen des Pikrotozin. —
DsTftellniig T<m BalicflBanremoxiogljkolsflter. — Neae NiederlindiMha PhaimakopOe. — Nene Arraelmitlel. —
Besttanmimg de« SaaUlolgehaltes im SandelholaOl nach Fb. Nederl. IV. — Hentellimg leicht resorbierbinr,
medlkBiiieiitOeer Salbenseiien. — Bantellimg Ton Oleam Hyoseyuni. — Laortfo'iche Prfifimg des Stemanls. — Dar-
steUmig einer ludtbsren EisenalbnminaUOsang. — Jodbestimmong in Jodthymol und Aristol. — D^ooetion de Msgendie. —
Kaehwais der Hanojlfnder. — QasntitatlTe Bestimmung des Tiophen. — Neue Methode sum Nadiireis Ton Aceton
im Harn. — Naknuigiaitt«l-Oh«iiiie. — Th«r|p«iitMoae MlttellDBcen. — Fhotographlsehe Mlttell«iig«]i.
— y«n€Ued«ne lUtteUuseii. — BridWeehsel.
Chemie und Pharm aoie.
Ein Ersatz des ofBzinellen
Von Dr. JET. Haupt^ Baatzen.
In der modernen Chirurgie ist es be-
sonders der SeifenspirituSy der an Stelle
der froheren Eresol- und Phenolpräparate,
deren gelegentliche Qift- und Aetz-
wirkung oü» unangenehm empfunden
wurde, immer häufiger Anwendung zur
Sterilisation usw. findet. Die Erkenntnis
seiner baktericiden Eigenschaften im
Verein mit seiner mild alkalischen Wirk-
ung auf die Haut, ohne ätzend zu sein,
haben ihn, seitdem man von der anti-
septischen zur aseptischen Wundbehand-
lung flbergegangen ist, einen hervor-
ragenden Platz im Arzneischatz ge-
sidiert. Besonders ffir die Desinfektion
der Hände ist das im Seifenspiritus
gebotene Mischungsverhältnis zwischen
Weingeist und Wasser ein gunstiges.
Der .^ohol, welcher in niedrigen Eon-
zentrationennichtgenägend desinfiderend
wirkt und andererseits in sehr hohen
Konzentrationen die Sporen der Bak-
terien nicht abtöten »kann, weil die
durch Wasserentziehung geschrumpfte
Sporenhaut sein Eindringen in das Innere
der Sporen hindert, kann in dieser
Mischung mit Wasser, wie u. a. aus
den bekannten Arbeiten von Koch^) und
vieler Nachfolger^) hervorgeht, hier seine
keimtötende Wirkung voll entfalten.
Hierzu kommt beim Waschen mit Wasser
und Seifenspiritus die auflockernde Kraft
der im Wasser dissoziierten Seifenlösung,
wodurch die Haut geschmeidig wird, so
dass ein weites ITeld der Verwendung
schon ans theoretischen Erwägungen
dem Seifenspiritus offen steht. Betrachtet
man die VorschriH; des D. A.-B. IV zum
1) R, Koeh^ Mitteilung aus dem Eaiserl. Ge-
sandheitsamt 1887 usw.
*) PauL and Er^ig, Zeitschrift f. Hygiene u.
Infektionskrankheitea 1897, Bd. XXV, 8. 84 ff.
Kurxiüelly^ Jahrbücher für wissenschaftliche
Botanik, Bd. 38, 8. 337 u. 338.
136
Spiritos saponatufl, sowie zu den Ter-
schiedenen galenischen Präparaten, die
Seifenlösungen in dieser oder jener Form
darstellen, so findet ntan, daß sie un-
verändert aus der 3. Ausgabe in die
4. übergegangen sind. Danach ist Spiritus
saponatus eine Auflösung von einer neu-
tralen Oliyenölkaliseife in einer Mischung
von 30 Teilen Weingeist mit 17 Teilen
Wasser; (eine sehr geringe Menge un-
verseiften Olivenöls ist bei genauer Be-
folgung der Vorschrift im Seifenspiritus
entiialten.) Die Pharm, germ. Ed. 11
führte eine Auflösung von Ealiseife, die
oft einen Ueberschuss von feinem Alkali
enthielt, weshalb man dazu überging,
die Olivenseife entsprechend der Ver-
seifungszahl dieses Oeles von ungefähr
190^) aus berechneten Mengen Oel
und Ealihydrat herzustellen. Die Pharm.
germ.Ed.1 ließ ihn ausMarseiller Seife, also
aus einer Olivenöl natron seife, durch
Auflösung in verdünntem Weingeist dar-
stellen. Auch das Dispensatorium Borusso-
Brandenburgicum 1781 kannte schon
einen Seifenspiritus^). Was nun die
Prüfung des jetzt officinellen Seifen-
spiritus anbetrifft, so schreibt das Arznei-
buch bereits bei der Darstellung vor,
die Vei*seif ung sachgemäß durchzuführen,
d. h. so lange auf dem Dampfbade
unter langsamem Umrühren oder aber
am Rückflusskühler zu verseifen, bis
eine gezogene Probe der Seife sich mit
Wasser und Weingeist ohne Trübung
mischen läßt. Steht ein guter Dampf-
apparat zur Verfügung, so bietet die
Darstellung der Olivenölschmierseife
keinerlei Schwierigkeiten, man kann na-
türlich ebenso auf dem Wege der lang-
samen Einwirkung des Aetzkali auf
das Oel zum Ziel gelangen, indem man
unter wiederholtem Schütteln die Misch-
ung von Oel, Ealihydrat und wenig
Weingeist mehrere Tage an einem
warmen Ort stehen läßt. Als Wert-
messer für den richtigen Gehalt an
wirksamer Oelkaliseife dient lediglich
S) Benedikt 'ülxer, Analyse der Fette and
Waohsarten 1903.
^) Hctger, Eommeotar zum Deutsohen Arznei-
buoh m, Bd. n, S. 603.
das spezifische Gewicht, das sich« wischen
0,926 bis 0,935 bewegen^ soll.
So wenig bs angebracht erscheint,
durch langwierige Methoden dem Apo-
I theker die Prüfung seiner Waren zu
i erschweren, so sehr scheint doch, —
immer vorausgesetzt, daß der Apotheker,
wie das ja auch vorkommen wird, seinen
Seifenspiritus nicht selbst darstellt, —
hier ^e schärfere Prüfung am Platze.
Einem unreellen Händler dürfte es näm-
lich keine Schwierigkeiten bieten, einen
Seifenspiritus von geringerem Gehalte an
Alkaliseife aber doch vom richtigen spezi-
fischen Gewicht herzustellen, er braucht«
ja nur das Verhältnis von Wasser and
Weingeist entsprechend abzuändern, und
er kami eine entsprechende Menge Olivenöl
sparen. Krankenhäuser kleinerer Städte
oder sonstige größere Anstalten, haben
bisweilen für ihre Arzneimittel Bezugs-
quellen, die eine scharfe Eontrolle der
eingehenden Waren erwünscht erscheinen
lassen. Deshalb dürfte es sich em-
pfehlen, den Gehalt an freien Fettsäuren
auch im Seifenspiritus bestimmen zu
lassen, wie ja die Hehner'Bche Zahl in
der Pharm. Germ. IV für die Prüfung
von Sapo kalinus venalis vorgeschrieben
ist.
Aber nicht nur von dem Seifenspiritus
des Arzneibuches, der immerhin von
einem teuren Ausgangsmaterial, dem
Olivenöl, ausgeht, soll hier die Bede
sein. — In manchen ärztlichen Kreisen
erfreute sich fr^er auch der Spiritus
saponatus kalinus Hebrae einer gewissen
Beliebtheit. — Dieser stellt eine par-
fümierte Auflösung von Leinölkaliseife
dar, der indessen gewisse Nachteile an-
zuhaften scheinen. So ausgezeichnet die
Verwendung von Sapo kalinus, der reinen
Leinölseife, zur Instrumentensterilisation
und für viele dermatologische Zwecke
sein mag, so scheint sie sich zur Her-
stellung eines billigen Seifenspiritus, für
welchen, wie namhafte Chirurgen ver-
sichern, ein wirkliches Bedürfiois vor-
liegt, doch nicht recht einzubürgern.
Wahrscheinlich trägt der diesem Prä-
parate uihaftende «Schmierseifengeruch»
die Schuld daran. Vielleicht kann dem
Bedüifnis abgeholfen werden, wenn ein-
437
m&I der Versuch gemacht wird, z. B.
ans Oleum Arachidis, aus Erdnußöl,
einen Seifenspiritus herzustellen. Der
MSngel, die diesem Präparat aus Erd-
nußöl anhaften, bin ich mir wohl be-
wußt, aber vielleicht überwiegen für
manche Zwecke doch die Vorteile. —
Als solche möchte ich in erster Linie
nationalökonomische ins Feld führen.
Benätzt man, der Vorschrift des Arznei-
buches folgend, Olivenöl zur Darstellung
des Seifenspiritus, so kann man nur ein
Gel, das etwa den Anforderungen ent-
spricht, die das Arzneibuch an Oleum
Olivamm stellt, verwenden. Bei An-
wendung eines so wenig sorgfältig ge-
wonnenen Oeles, wie es das Oleum
Olivamm commune ist, wäre auch bei
ans solchem Oel dargestellter Seife der
sogenannte «Fruchtgeruch» ein scharfer,
aiJdringUcher Geruch, bemerkbar. Der
Preis des vorgenannten guten Oeles
beträgt ungefähr 140 bis 160 Mark ffir
100 kg, während eih erstklassiges Erd-
nnßOl 80 bis 86 Mark kostet. Es wird
also ein billigeres Rohmaterial verwandt,
das dennoch den höchsten Anforderungen
an seine Reinheit entspricht. Bei dem
großen Verbrauch an Seifenspiritus
durfte sich ffir Krankenhäuser und ähn-
liche Anstalten eine Ersparnis auf diese
Weise erzielen lassen.
Aber auch von einem höheren und
weit wichtigeren Gesichtspunkte aus
sollte man ffir die Verwendung des
Arachisöles eintreten: Indem OÜvenöl
verwendet wird zu einem Zweck, wo
der angenehme speciflsche Geschmack
dieses Oeles nicht in Frage kommt,
wird gevrissermaßen unnätz das dafür
angeleimte Qeld an das Ausland gezahlt,
wUn-end bei Verwendung von Arachisöl
das Geld unseren Kolonien, die dessen
so dringend bedürfen, zu gute kommt.
Bekanntiidi ist neben den Vereinigten
Staaten, die etwa V? ^^ Weltkonsums
an Erdnüssen produzieren, hauptsächlich
Westafrika ein solches Produktionsland.
Ja, die Nässe vom Senegal enthalten
10 pCt Fett mehr, als die amerikanischer
Herkunft, nämlich 60 pCt^). Unsere
&) Chemical Trade Journal 1901, S. 365.
Kamerun- und Togo-Nfisse dürften an
Gate den Senegataifissen kaum nach-
stehen. Während die letzten warmen
Pressungen ein nur noch zur Seifen-
fabrikation dienendes Oel liefern, erhält
man aus den ersten Pressungen das
bekannte feine Tafelöl von nußartigem
angenehmem Geschmack, wie es von
verschiedenen Eolonialfirmen — leider
nur noch zu teuer — als «deutsches
Tafelöl» in den Handel gebracht wird.
Der Konsum von ErdniU3öl ist schon
jetzt auch bei uns weit größer, als man
annehmen sollte, es kommt vielfach als
Ersatz für Olivenöl, leider oft unter
Namen, die zu einer Irreführung des
Publikums geeignet sind, wie: «Nizzia-
Oel» usw. in den Handel. Erwähnt sei
nebenbei, daß die Erdnußpreßrückstände
vermöge ihres hohen Protein- und Stärke-
gehalts, — Arachissamen enthalten Fett
und Stärke gleichzeitig als Beservestoff,
— noch ein gutes Kraftfuttermittel
geben, während wohl Olivenpreßkuchen,
vermöge ihrer vielen Steinzellen keinerlei
Verwendung als Futter finden dürften.
— Die Ausfuhr von Erdnüssen aus Togo
allein betrug 1902 44339 kg im Wert
von 3641 Mark, gegenüber 20480 kg
im Wert von 1690 Mark in 1901 ; sie
ist also in raschem Steigen begriffen^).
Auch in Kamerun und Deutsch-Ostafrika
macht der Anbau von Erdnüssen Fort-
schritte und es wäre gut, schon jetzt
auch für die besseren Oele, die zu hoch-
wertig für die gewöhnliche Seifenfabrik-
ation sind, angesichts höherer zu er-
wartender Produktion, sicheren Absatz
zu erlangen. — Um ein urteil über
den Desii^ektionswert des mit Arachisöl
bereiteten Seifenspiritus zu gewinnen,
müssen, neben der Prüfung im Labo-
ratorium auf seine bakteridden ESgen-
schsdften, auch die praktischen Erfahr-
ungen der Chirurgen mit dem neuen
Präparat gehört werden. Die Darstell-
ungen könnte ungefähr so erfolgen:
6 Teile Arachisöl werden mit 6,6 Teilen
16 proc. Kalilauge unter Zusatz von 7,6
Teilen Weingeist verseift usw. wie bei
Spiritus saponatus D. A.-B. IV. Da die
6) Dcatsche Koloaial-Zeituog 1903, S. 290.
438
Verseif angszahl des Erdnußöles zwischen
190 und 197 schwankt, wird es gut
sein, um einen für alle Fälle alkalifreien
Seifenspiritus zu erhalten, eine geringe
Menge Oel mehr anzuwenden. Dem
Arachisölseifenspiritus haftet indessen
eine unangenehme Eigenschaft an: Das
arachinsaure Kali ist in Alkohol nur
schwer löslich, es findet daher beim
Erkalten des Präparats eine Ausscheid-
ung von kleinen, weißen, flockigen
Eristallaggregaten — arachinsaurem Kali
— statt, die sich indessen leicht auf der
Haut durch die Körperwärme lösen.
Das Präparat wäre daher vor dem Ge-
brauch ähnlich dem Linimentum sapo-
nato — ammoniatum umzuschüttein oder
der Bodensatz muß abfiltriert werden,
wodurch allerdings ein Verlust an Seifen-
substanz (etwa V25 der Seife) veranlaßt
würde. In Wasser oder verdünntem
Alkohol ist die Arachinseife klar löslich.
— Die Prüfung des Arachisölseifen-
spiritus würde sich zu erstrecken haben
auf die Bestimmung des spezifischen
Gewichts, die Ermittelung der Hekner-
sehen Zahl oder des Gehalts an Arachin-
saure nach Bertou und Beliier. Letztere
Bestimmung bietet die Unbequemlichkeit,
daß mehrere eingestellte Lösungen vor-
rätig gehalten werden müssen, anderseits
aber die Gewähr, daß ein reines Erd-
nußöl, nicht ein vielleicht mit Mohnöl
verschnittenes zur Verseifung verwendet
wurde.
Heller die Reaktionen des Pikrotoxin ver-
öffentlicht 0. Reichard (Chem.-Ztg. 1906, 109;
einen längeren Artikel, dem wir folgendes ent-
nehmen. Setzt man einer Mischung Ton Pikro-
toxin mit jodsaarem Kali am einen Tropfen
Salzsäure zu, so färbt sich die Masse schon in
der Kälte intensiv gelb and es entsteht [ein
starker Jodgerach. Bei dem freiwilligen Ver-
dunsten hinterbleibt ein prächtig hellgelb ffe-
färbter Rückstand, der sich unverändert aufbe-
wahren läßt und bei forensischen üntersuch-
nngen gut als Beweismaterial dienen kann. Die
Reaktion kann zur Unterscheidung von Morphin
verwendet werden. Verteilt man einen Tropfen I
Ferrichloridlösung auf einer Porzellanplatte und
setzt einige Eriställchen Pikrotoxin zu, so erhält
der Tropfen beim freiwilligen Veidunsten dunkel-
grün gefärbte Ränder. Beim Zusatz eines
Tropfens konzentrierter Schwefelsäure lösen sich
die grünen Krusten unter Eat Färbung und beim
gelinden Erwärmen bilden sich schwärzliche
Streifen io der Lösung, die nacii dem Rande sn
grünlich erscheinen. Wird eine kleine Messer-
spitze von Kupferchlorür mit einigen Eriställchen
Pikrotoxin verrieben und ein Tropfen Salzsäure
zugesetzt so erhält man eine bellgrüne Losung,
die beim Eintrocknen sich teilweise entfärbt.
Setzt man dazu nun einen Tropfen konzentrierto
Schwefelsäure, so bildet sich statt der grünen
Krusto eine rötlich-schwarze Masse und in der
zartgrün gefärbten Mitte entsteht eine gelblicb-
rote Färbung, bis durch Einwirkung der Schwefel-
säure eine hellblaue Lösung ontsteht. Dunstet
man eine Löduug von Ammoniummolybdat mit
Pikrotoxin ein, so erLfilt man eine sebneeweii^e
Masse, die auf Zusatz eines Tropfi'us Schwi fi'l-
säure intensiv blau wird. Auf Zusatz vcn Äiu-
moniumpersulfat schlagt die blaue Färb* in
intensives Gelb um. Rührt man einige Stäub-
chen a-Nitro&o-/?-Naphthol mit 1 bis 2 Tropfen
konzentrierter Schwefelsäure an und verteilt die
gelb- braune Lösang auf 2 bis 3 qcm und setzt
nun einige KristäUchen Pikrotoxin zu, so firben
sich diese tief schwarz-braun, während um sie
herum ein heller, fast farbloser Ring entsteht
Auf Zusatz von 1 bis 2 Tropfen konzentrierter
Salpetersäure verschwindet sofort die dunkle
Faroe und macht einem intensiven Oelb Platz.
Beim Erhitzen wird die Farbe wieder intensir
schwarz-braun. LäLt man einen Tropfen Kobalt-
nitratlösung mit Pikiotoxin eindunsten und setzt
dann einen Tropfen Natronlauge zu, so entsteht
zunächst die bekannte dunkelblaue Fällung. All-
mählich aber bildet sich durch Einwirkung des
Pikrotoxin eine silberblaugraue Mischfarbe, die
sehr charakteristisch ist Mischt man Pikrotoxin
mit Quecksilberoxydulnitrat und konzentrierter
Schwefelsäure, so bildet sich eine dankelgelbe
Farbe, die allmählich wieder verblaßt Mit
Quecksilberchlorid tritt keine Reaktion ein.
Mischt man auf einer Porzellanplatte einen
Tropfen Eisenchloridlösung mit 1 Tropfen Kalium-
rhodanidlösung, setzt einige XiistäUchen Pikro-
toxin hinzu und verteilt auf einen Fleck von
3 bis 4 cm Durohmesser, so sieht man die Kri-
stäUchen intensiv schwarz auf rotem Grande,
umgeben von einem helle len violetten Hof. Auf
Zusatz von Natronlauge entfärbt sioh die Losung
und die Kristalle werden gelb, auf Zusatz von
Schwefelsäure wird die Lösung ebenfalls &rb-
los, die Kristalle bleiben aber schwarz und lösen
sich nur langsam unter Entfärbung. Bei der
Mischung von Pikrotoxin mit vanadinsaurem
Natron färbt sich die Masse auf Wasserzusatz
an den EÜmdem gelb, bei Zusatz von konzen-
trierter Schwefelsäure wird die ganze Masse
ledergelb, welche Färbung aUmählioh dunkler wird
und in eine dunkelgrüne übergeht Diese Re-
aktion ist äußerst scharf. —he.
Yerfahren zorDarsteliiiiif TonSaUeybftiire-
monogrlykolester. D. R. P. 164128. Kl. 12q.
Man erhält das Präparat duroh Veresterung von
Salioylsäuro und Glykol mittels starker Säuren
als ölige Flüssigkeit, die bei 15 mm Druck bei
1730 C siedet und in Wasser verhältnismäßig
leicht löslicli ist. Es findet Verwendung bei
rheumatischen Erkrankungen. A. St.
439
Die neue Niederländische
Pharmakopoe
(Pharmacopoea Hederlaadioa.
Editio Qaarta.)
BeepiOGhen von Dr. O, Weigel.
(Schlau YOa Seite 424.)
SirapL Fftr IXrape schreibt Ph. Ned.
allgemein nur vor, daß sie nach dem
Abkflhlen in trockene Flaschen zn
füllen nnd an einem kfihlen Ort aufzu-
bewahren sind.
Unter Sirnpus Diacodii versteht
Ph. Ned. ein Oemisch ans gleichen
Teilen Siropos Althaeae nnd Sirupns
Papaveris. Sirnpus Ipecacnanhae
nnd Sirnpns Opii sind ans der be-
treffenden Tinktur und Sirnpus simplex
zu mischen; ersterer im VerhUtnis
10 + 90, letzterer B + 95.
Die Vorschriften der Ph. Ned. zur
Bereitung der übrigen , bekannteren
Arzneisäfte ähneln ganz denen des
D. A.-B. 17.—
Außer dem bereits erwähnten absoluten
Alkohol fUirt Ph. Ned. drei mit Wasser
yerdflnnte Alkohole als offlzinell und
zwar unter den Bezeichnungen:
Spiritus, mit einem Gtehalt von 90VöI.-
pCt Alkohol (= spez. Gew. 0,8338);
Spiritus dUutui, mit einem solchen
von 70 Vol.-pCt (= spez. Gew. 0,8897)
und
Spiritus fortior, welcher 96 Vol.-pCt
Alkohol enthält (= spez. Gew. 0,8159).
Die bekannten, mit Hilfe von Wein-
geist herzustellenden Arzneipräparate
(Spiritus praeparati wie z. B.
Spiritus GocUeariae, Lavandulae u. a*)
läßt Ph. Ned. gleich dem D. A.-& lY
nsich Yoraufgehender, 24stündiger Ma-
zeration der Drogen mit dem Weingeist
durch Destillation herstellen.
Spiritus aethereuB (Aether cum Spiritu)
ist aus gleichen Teilen Aether und
Weingeist zu mischen (D. A.-B.I V = 1+3).
Die Vorschrift für
Spiritus Citri lautet: 400 Teile frische
Zitronensdiale werden 84 Stunden lang
mit einem Gemisch aus 650 Teilw
Weingeist und 1100 Teilen Wasser mazer-
iert, darauf 1000 Teile abdestilliert
Spiritus saponatui wird durch Verseifen
von Sesamöl bereitet und mit Layendelöl
parfftmiert.
Stjnraz. Storax darf sich nach Ph. Ned.
— wie es auch wirklich der Fall ist —
zum Teil in Petrolbenzin lösen (D. A.-B.IV
schreibt irrtfimlich yor : in Petrolbenzin
nicht löslich); der vom Lösungsmittel
befreite Eslraktionsrückstand soll jedoch
zähflüssig sein (Prüfung auf Kolo-
phonium, welches durch Petrolbenzin
mit gelöst wird, den Rückstand aber
mehr oder weniger ganz verdickt
d. Ref,).
Succus Citri artificialis. Die Vorschrift
für künstlichen Zitronensaft, welcher
stets frisch bereitet werden soll, sei hier
wiedergegeben :
10 Teile Zitronensäure sind in
80 Teilen Wasser zu lösen und mit
10 Teilen Zitronenspiritus (vergleiche
Vorschrift hierzu unter «Spirit. Citri»)
zu mischen.
Auch die Vorschrift^ welche Ph. Ned.
zur Darstellung des
Taanalbinnm (Tannalbuminum) gibt,
sei erwähnt: In eine filtrierte Lösung
trockenen Hühnereiweißes (10 + 90
Wasser) wird eine klare Tanninlösung
(6 + 94 Wasser) eingetragen und zwar
von letzterer soviel als zum völligen
Ausfällen des Eiweißes nötig ist In
der Regel braucht man hierzu gerade
das angegebene Quantum Tanninlösung.
Das Gemisch wird erwärmt (bis auf
höchstens 50^ 0), bis sich der Nieder-
schlag zusammenballt, dieser dann ge-
sammelt und mit 100 Teilen Wasser
ausgewaschen. Nachdem das Wasch-
wasser größtenteils abgetropft ist, preßt
man den Rückstand sorgfältig aus,
zerbröckelt und trocknet ihn bei einer
400 c nicht überschreitenden Temperatur.
Dann wird er gepulvert (B40) und als
Pulver nochmals 6 Stunden lang bei
110 bis 1150 C nachgetrocknet.
Tartarus depuratus (Tartras kalicus
acidus). Die Prüfung auf Metalle er-
folgt hier mit Schwefelammonium nach
folgender Vorschrift: Eine Lösung von
1 g Weinstein in 2 ccm Ammoniak-
flüssigkeit und 8 ccm Wasser darf durch
440
vom Alkohol befreit, sollen einen Rflck-
Schwefelammonium nicht verändert
werden. Die fibrigen Prnfungen anf Rein-
heit sind die gleichen wie im D.A.-B. IV.
Terebinthina larioina. Ph. Ned. fährt
nur den Terpentin von Larix enropaea
nnd läßt ausschließlich diesen zu galen-
ischen Präparaten verwenden. Er soll
unter Erwärmen in 5 Teilen Spiritus
gänzlich löslich sein. Diese Eigenschaft
besitzt Terebinthina communis auch ; es
wäre daher richtiger gewesen, eine Lös-
ung in 3 Teilen SOproc. Alkohol zu
verlangen, welche Bedingung wohl
Terebinthina veneta, nicht aber Tere-
binthina communis erffiUt (vergl. Pharm.
Centralh. 44 [1903], 828). Venetianischer
Terpentin soll femer etwa 15 pCt äther-
isches Oel enthalten und neben einer
Säurezahl von 65 bis 80 eine Esterzabi
von 45 bis 60 aufweisen.
Tincturae. llnkturen, soweit es sich
um solche aus Drogen handelt, werden
nachPh.Ned. teilweise durch Perkolation,
teilweise durch Mazeration hergestellt.
Durch Perkolation sind insbesondere die
Tinkturen der starkwirkenden Drogen
(also solche, die Alkaloide enthalten) zu
bereiten und zwar alle — gemäß dem
Brüsseler Beschluß — im Verhältnis
1:10. Hierher gehören Tinctura : Aconiti,
Belladonnae, Cantharidum, Colchici, Di-
gitalis,Hyoscyami,Ipecacuanhae,Lobeliae,
Opii,SecaIis cornuti,Strophanthi,Strychni ;
sie führen in der Ueberschrift das Sig-
num F. I. (Formula intemationalis).
Tinctura Seealis cornuti und Tinc-
tura Strychni sind aus der mit Petrol-
äther entfetteten Droge herzustellen.
Die übrigen Tinkturen werden im
Verhältnis 1 : 5 durch 5tägige Mazeration
bereitet. Allgemein gilt noch, daß die
Tinktur nach dem Abpressen zwei Tage
am kühlen Ort stehen soll, bevor sie
filtriert wird. Die zur Herstellung von
Tinkturen nötigen Drogen werden zumeist
in gepulvertem Zustande verwendet;
der Feinheitsgrad des Pulvers ist jedes-
mal vermerkt.
Wie eingangs schon erwähnt wurde,
zieht Ph. Ned. zur Prüfung der Tink-
turen außer dem spezifischen Gewicht
auch den Trockenrückstand heran. Dieser
ist nach folgender allgemeiner Vorschrift
zu bestimmen: 3 bis 6 g der Tiiüctor
werden auf dem Wasserbade zur Trockne
verdampft und der Rückstand bei 100<^ C
eine Stunde lang getrocknet. Zur Prüf-
ung des zur Bereitung der Tinkturen
(faUs man diese fertig bezogen hat) ver-
wendeten Alkohols auf Reinheit gibt
Ph. Ned. folgende besondere Vorschnft:
10 ccm der zu prüfenden Tinktur
werden mit 10 ccm Wasser verd&nnt
und von dem Qemisch 10 ccm ab-
destilliert. 5 ccm des Destillats sollen
auf Zusatz von 10 Tropfen Quecksilber-
chloridlösung (1=20) und 10 ccm Baryt-
wasser (1=25) einen gelben Niederschlag
geben, welcher beim Schütteln der Flüssig-
keit nicht verschwindet. (Prüfung anf
denaturierten Weingeist bezw. Aceton als
Bestandteil des ersteren.) Wird der Nieder-
schlag durch Filtrieren entfernt, so soll
ferner das Filtrat auf Zusatz von
Schwefelammonium nicht verändert wer-
den, selbst nicht beim Erwärmen. ~ Be-
merkenswert ist die Vorschrift für
Tinctura Ferri composita,
welche Ph. Ned. unter der Bezeichnung
«Solutio Saccharatis Ferrici aromatica»
kennt :
7 Teile Ferr. oxydat. sacch. solub.
werden in
66,5 » Aqua destillata gelöst nnd
der Lösung zugesetzt
16 » Sirupus Simplex
10 » Spiritus dilutns
1 » Tinctura Aurantii corticis
0,6 > Tinctura Cinnamomi
100 Teile.
Tinctura Moschi wird bereitet
aus : 2 Teilen Moschus und je 60 Tcdlen
Spiritus dilutus und Aqua.
Tubera Jalapae (Radix Jalapae). Der
Mindestgehalt an Hans ist auf 8 pCt
festgesetzt, zu dessen Bestimmung fol-
gende Vorschrift dient: 9 g der fein-
gepulverten (B40) Jalapenwnrzel wer-
den mit 20 ccm 96proc. Alkohol Vj^
Stunde am Rückflußkühler gekodbt (die
Eochdauer ist sehr reichlich bemessen
— d. Bef,)j die Flüssigkeit nadi dem
Erkalten, wenn nötig, mit Alkohol er-
gftnzt und filtriert. 1 6 ccm des Blltrats
(= ],5 g Wurzel) anf dem Wasserbad
441
stand geben, welcher mit heißem Wasser
gewaschen und darauf bei 106^ G ge-
trocknet, nicht weniger als 0,12 g
(= 8 pa) beträgt.
ünguenta. Die Vorschriften, welche
Ph. Ned. für Salben gibt, sind ffir den
Gebrauch in Holland (also in unserem
Elima) berechnet In den Kolonien, wo
die Temperatur eine bedeutend höhere
ist, können bei Salben an Stelle der
vorgeschriebenen Menge Schweinefett
oder Vaseline 20 bis 30 pCt davon
durch gelbes Wachs oder Paraffin er-
setzt werden.
Als Salbengrundlagen dienen in der
Hauptsache Adeps Lanae, Adeps suillus,
Adepssuillusbenzoatus, Gera flava, Oleum
Sesami, VaseUna alba und flava und vor
allem ein Unguentum simplex, wo-
runter Ph. Ned. ein Qemisch aus 30
Teilen Gera flava und 70 Teilen Oleum
Sesami versteht. Anstelle des imD.A.-B.IV
vorgeschriebenen Oleum Olivamm wird
bei den Salben der Ph. Ned. durchweg
Oleum Sesami verwendet.
FBr' Jodsalbe sind zwei Vorschriften
vorgesehen: unguentum Ealii jodati
(Ungt. Jodeti kalici), zu bereiten aus
einer Losung von 10 Teilen Kaliumjodid
in 10 Teilen Wasser und 80 Teilen
des erwähnten Unguentum simplex, und
Unguentum Jodii, welche durch
Mischen einer Losung von 3 Teilen
Kaliumjodid und 2 Teilen Jod in 5 Teilen
Wasser mit 90 Teilen Unguentum sim-
plex erhalten wird.
Unguentum Paraffini, wie das
D. A.-B. IV es führt, kennt Ph. Ned.
nicht ; diese ffihrt nur die aus Petroleum
gewonnenen Präparate:
Vaselina alba und flava. Erstere
soll bei 40 bis 41 <> (7, letztere bei 38
bis 40^ C schmelzen. Die weiteren
Prüfungen auf Reinheit der beiden Va-
selinesorten sind folgende : 1) 5 g Vase-
line werden mit 1 g Wasser und 4 g
Schwefelsäure im Wasserbad erw&rmt,
bis die Vaseline flüssig geworden ist;
hierauf vnrd das Qemisch 5 Minuten
kräftig geschüttelt und nochmals er-
wärmt, bis sich die Vaseline abgeschieden
hat. Die Schwefelsäure darf im Verlauf
diamr Pro-zedur bei Vaselina alba über-
haupt nicht gefärbt, und Vaselina flava
nur gebräunt, nicht aber geschwärzt
werden (Prüfung auf ungenügende Rei-
nigung). 2) Vaseline soll, mit dem
doppelten Gewicht Weingeist gekocht,
diesem keine saure Reaktion erteilen.
3) Werden 6 g Vaseline mit 6 ccm
Natronlauge im Wasserbad erwärmt
und gemischt, die Lauge nach dem Er-
kalten abgegossen, so soll diese auf
Zusatz von Salzsäure im Ueberschuß
keine Abscheidung geben (Prüfung auf
verseifbare Fette).
Visa medidnalia führt Ph. Ned. nicht
weniger als 11. Von Naturweinen ist
nurVinum Malacense offizineil, der
für die mit Wein zu bereitenden Galenica
als Grundlage dient. Dieselben werden
in der Regel durch 6 tägige Mazeration
der gepulverten Droge mit Malaga-
wein unter mehrfacher Zuhilfenahme von
verdünntem Weingeist (bei Alkaloid-
drogen, z. B. Colchicum, Ipecacuanha)
hergestellt.
Vinum Cascarae sagradae (Vi-
num Rhamni Pnrshianae) wird einfach
durch Mazeration von 10 Teilen gepul-
verter (Bio) Cascararinde mit 100 Teilen
Malagawein bereitet (ähnlich dem Con-
durangowein des D. A.-B. IV). Dem
gleichen Ansatz -Verhältnis (1 : 10) ent-
sprechen Vinum: Colchici, Condurango,
Ipecacuanhae und Rhei.
Vinum stibiatum F. I. enthält —
gemäß der Brüsseler Abmachung —
2 Teile Brechweinstein in 500 Teilen
Malagawein.
Zincum oxydatum (Oxydum zincicum).
Ph.Ned. schreibt nur das reine Prä-
parat zum Arzueigebrauch vor, also
das «Zincum oxydatum» des D. A.-B. IV.
Die Prüfungen auf Reinheit sind im
gi^oßen und ganzen die gleichen wie im
D. A.-B. IV; nur der Arsennachweis
erfolgt hier unterschiedlich mittels des
modifizierten Outxeif^a^tVL Verfahrens :
Das beim Behandeln von 1 g Zinkoxyd
mit Zink und Schwefelsäure entweichende
Gas dairf Quecksilberchloridpapier inner-
halb V4 Stunde nicht gelb färben.
Der Anhang zur Ph. Ned. IV besteht
aus Anweisungen für Hilfeleistung bei
442
Vergiftungen, den Verzeichnissen der
Beagentien und yolumetrischen Lösungen,
6 weiteren Tabellen und dem Inhalts-
verzeichnis.
Die Aufnahme von Verhaltungs-
maßregeln bei Vergiftungen in
das Arzneibuch ist anzuerkennen. Häufig
genug ist die Apotheke der erste Zu-
fluchtsort, wo in solchen Fällen Bat und
Hilfe gesucht wird. Der Apotheker
aber weiß seinerseits sofort, wo er das
richtige Gegenmittel angegeben findet:
im Arzneibuch, das in jeder Apotheke
vorhanden ist ! Ph. Ned. gibt in diesem
Kapitel zunächst aligemeine Verhaltungs-
vorschriften und zwar je nachdem ob
das Gift 1) durch Einnehmen, 2) durch
Wunden oder 3) durch Einatmen in den
EOrper gelangt ist. Dann folgen die
Brechmittel ( Vomitoria) unter gleich-
zeitiger Angabe, bei welcher Art von
Vergiftung das betreffende am besten
anzuwenden ist. Als Brechmittel sind
aufgeführt :
1) Solutio Cupri sulfurici (1 : 100),
2) Badix Ipecacuanhae pulverata (1 g
in 10 g Wein),
3) Solutio Apomorphini hydrochlorici
(,0,01 : 1); letztere zwecks Mnspritzung
unter die Haut.
Schließlich finden wir alle Gegen-
gifte (Antidota) verzeichnet, in der
Weise, daß das (bekannte oder mutmaß-
liche) Vergiftungsmittel in alphabetischer
Beihenf olge fettgedruckt vorangestellt
und das entsprechende Gegenmittel gleich
dahinter genannt ist. Hierauf näher
an dieser Stelle einzugehen, würde zu
weit führen; im übrigen sind einige
ausführlichere Mitteilungen darüber auch
schon bei Besprechung des Supplements
zur Ph. Ned. HI (vergl. Pharm. Centralh.
44 [1903], 474) gemacht worden. Im
Beagentienverzeichnis finden
wir u. a. auch Vorschriften : zur Prüfung
der Natriumbisulfltlauge (30 = 100) auf
den Gehalt an Bisulflt (maßanalytisch
mit Hilfe von ^ Jodlösung); femer zur
Bereitung von Lackmustinktur, Lackmus-
und Eurkumapapier , Neßler's Beagens,
Stärkelösung u. s. f.
Das Verzeichnis der Normal-
lösungen enthält außer den zur Maß-
analyse nötigen % % Vio und Vioo
Normallösungen auch Vorschriften zur
Herstellung der Fehling^schen Lösung
und der ^f}Vschen Jodchloridlös-
ung (Solutio Chloreti Jodii), welch
letztere Ph. Ned. zur JodzahlbestimsMing
h^anzieht. Man erhält sie durch Lösen
von 9 g Jodtrichlorid in einem Gemisch
von 700 ccm konzentrierter Essigsäure
und 300 ccm Tetrachlorkohlenstoff, sowie
darauffolgendem Schütteln dieser Lösung
mit 10 g gepulvertem Jod bis zum vor-
SG]iriebenenJodgehalt(vgl.darüber Pharm.
Centralh. 44 [1903]^ 473).
Die übrigen 6 in das Arzneibach auf-
genommenen Tabellen sind folgende:
1) Spezifische Gewichte (bei 15® (7) und ent-
sprechender Gehalt (in 1(X)0 ccm) Yon Am-
moniakflüssigkeit, Kall- und Natronlange, Salz-
säure, Salpetersäure nnd Schwefelsäure.
2) Schwankungen der spezifischen Gewichte
offizineller Flüssigkeiten bei Temperaturweohsel
zwischen 12 und 35 <^ C.
3) Tropfentabelle der wichtigsten flüssigeD
Arzneikörper unter Berucksichtigang dto dies-
bezüglichen internationalen Abmachung (Tropfen-
zähler mit 3 mm Abtropffläohe).
4) Alkoholtabelle, enüialtend spezifisches Ge-
wicht und entsprechenden Gehalt an Volum-
prozenten.
5) SaturatioDSstabeUe, betreffend die gegen-
seitigen Sättigungswerte von Ammoniak (10 ^X
Kaliumkarbonat, Natriunjbikarbonat einerseits und
verdünnter Essigsäure, Zitronensäure, künstlichem
Zitronensaft, Sialicylsäure, Weinsäure anderer-
seits.
6) Atomgewichtstabelle, bei welcher Sauerstoff
=s 16 grundlegend ist.
Den Schluß macht ein äußerst praktisch ein-
gerichtetes Inhaltsyerzeichnis, ebeo-
falls in TabellcDform, welches yerdient,
mit einigen Worten charakterisiert zu werden.
Im Inhaltsyerzeichnis sind nicht nur die offi-
ziellen Bezeichnungen, . sondern auch alle im
Pharmakopöetext erwähnten Synonyme der
Arzneimittel alphabetisch aufgeführt ; daß es sich
bei der Bezeichnung um ein Synonym handelt,
wird hierbei durch den Eursiy druck der. ent-
sprechenden Seitenzahl verständlich gemacht
Die Arzneistoffe, welche in der Apotlieke nicht
unVdiugt yorrätig sein müssen, sind auch hier
durch ein yorstehendes + gekennseichnet Außer-
dem finden wir hinter den Aizneimlttelii je luudi-
dem noch Angaben über Aufbewahrung (yor
Licht oder Feuchtigkeit geschützt), Hochingabea
und Loslichkeit (in Wasser und Weingeist).
443
Neue ArsneiinitteL
AotiAa-Puder besteht nach Pharm. Ztg.
1906; 439 anB Talkam nnd Bonftare. An-
wendimg : ata Wnndpnlver nnd Eoemetiknm.
Darsteller: EOhier Pnlverfabrik Actina, Dr.
Hermann Cohen m EOhi a. Rh.
Blauil tat ein» Eohleneänreverbindong
des SantaloL Anwendung: bei Tripper.
Danteller: Chemtadbe Fabrik von Hey den
in Badebenl-Dresden.
Bqosol-Hydrargyrom» -Kalium, -Ha-
trinm nnd Zink empfiehlt das Gbemisehe
LAboratorinm Friedriohetadt Hoeckert &
Michalowsky in Berlin SW 48; Friedrieb-
Straße 250 als Ersatz fOr die entspreefaenden
Sozojodolsalze.
Enhämose ist eine Flftasigkdt^ die reines
in Haemoearbon fibergefflhrtes Blnteiweiß;
organiseh gebundene Mineralstoffe; Phosphor-
sftnie; vomehmlieh Ledthm-Phosphorsftnre;
ttad Eisen neben Gesehmaeksverbesserem
entfallt Sie ist gut verkorkt nnd kflhi
aufbewahrt unbegrenzt haltbar. Mit ver-
sflfiter Mileh; EakaO; Honig oder ähnlichem
vermiseht ist der Oeschmaek ein angenehmer.
Sloglingen gibt man sie tropfenweise; an-
deren Emdem je naeh Alter Y2 ^^ ^ '^^^
lOffel; Erwachsenen 1 Eßlöffel dreimal täg-
lidi vof den Mahlzeiten. Darsteller: KoJirs
dt Co. Nachfolger m Hamburg.
«
EnsnUk^^Mfe g^bt beim Gebrauch wirk-
samen Schwefelwasserstoff ab. Anwendung:
bei schuppenden HautleideU; Akne und
Pigmentanomalien. Darstdler: Chemische
WerkC; Q. m. b. H. (vorm. Dr. C, Zerbe)
Freiburg L B.
FlUBsiges Eis (Liquid loe) ist angeblich
ein sofort bei Fieber und Eopfschmerzen aller
Art wirkendes Mittel unbekannter Zusammen-
Betzung; das von W. Wade dt Son, Bank
Ghambres in Plymouth zu beziehen ist
Holadin. Eapsehi enthaltend ein Pankreas-
extrakt mit großer tryptischer Wurkung; be-
sonders der amylolytischer und lypolytischer
EnzymO; das die in der Pankreasdrflse reich-
lieh vorhandenen EOrper Lecithin und Na-
kMn enthält Darsteller: Fairchüd Bros,
dt Foster in New -York. Bezugsquelle:
Burraughs, WeUeome dt Co. in London.
Magnesium perozydatum purum «Vieri»
wird sowdil reiu; als auch m Mischung mit
NihrsalZ; MalZ; MalzeiseU; lithium; MUch-
suckW; Eiweiß und PepsinpräparateU; Eakao,
Schokolade und brausenden Bestandteilen
gegen verschiedene Erankheiten von dem
Institut f flr Sauerstoffheilverfahren in Dresden
3 empfohlen.
Mammosan besteht angeblich in der
Hauptsache aus euier Sauerstoff enthaltenden
Salbengrundlage. Anwendung: bei Euter-
entzflndung und wunden Zitzen. Darsteller:
Felix Wecker jun, in Rostock.
Omorol ist ein neues Silberprotelnat mit
10 pGt Silbco^ehalt Anwendung: als Streu-
pulver auf entzflndete Sehleimhäute der
NasC; des Halses usw.; zur Ortiiehen Behand-
lung der Diphtherie; bei Tripper als wSsser-
ige AufiMshwemmung. Darsteller: Chemische
Fabrik von Hey den in Radebeul -Dresden.
Pepule Panoro-Hepatio. Jede Tablette
enthält 0;18 g Zymin und 0;06 g Ochsen-
galle. Darsteller : Fairchild Bros, dt Foster
m New- York.
Sophol ist Formonuklelnsilber und ent-
hält 20 pOt Silber; das mit den gewöhn-
lichen FäUungsmitteln nicht nachgewiesen
werden kanu; wihrend der Formaldchyd so
locker gebunden ist, daß er schon beim Er-
wärmen der wässerigen Lösung abgespalten
wird; weshalb die Lösungen kalt be-
reitet werden mflssen. Es ist ein gelblich-
weißes; in Wasser sehr leicht lösliches Pulver;
dessen Lösung; je nach der Stärke gelb bis
braun gefärbt ist; bei durchfallendem Licht
erscheint sie klar; bei auffallendem opalisiert
sie ein wenig; wenn sie konzentrierter ist.
Wegen semer Lichtempfindlichkeit ist es im
Dunkeb aufzubewahren und dementsprechend
abzugeben. Die pharmakologische Unter-
suchung hat nach Otto v. Herff (Münch.
Med. Wochenschr. 1906, 958) ergeben;
daß die Reizwirkung des Sophol eine er-
heblich geringere ist; als die aller anderen
Silberpräparate. Angewendet wurde es zu-
erst in 10; später 5proc. Lösung als Vor-
beugemittel gegen Augenblennorrhöe Neu-
geborener. Darsteller: Farbenfabriken vorm.
Friedr. Bayer dt Co. in Elberfeld.
Sterilette Adrenalin ist eine sterilisierte
Adrenalinlosung; die zur Behandlung des
Heufiebers angewendet wird. Danteller:
Squire dt Soiis in London W; 413 Oxford
Street
444
Sapranefrannm hydroohlorionm solatnm
iBt ohemisoh identiBoh mit Adrenalin in steriler
LöBung 1 : 1000. Darsteller: Chemisches
T^aboratorinm Friedriehstadt Eoeckert S
Michalüwski in Berlm SW 48; Friedrich-
straße 250.
Tao ist nach Deutsch. Med. Ztg. 1906?
Nr. 37 eine sogenannte feste Emulsion
(Pharm. Gentralh. 46 [1905]; 8 unter
Emulgat); die 2,38 pOt Lecithin, 90,48 pa
Protein, 5 pGt Perubalsam, 1,97 pGt Bi-
kaliumphosphat und 0,175 pOt Natrium-
Chlorid enthält. Da sich dieses Pulver
schlecht nehmen l&ßt, witä es in Gestalt
▼on Tao-Waffeln gegeben, von denen
jede etwa 0,5 g Perubalsam, 0,25 g Lecithin
und 9,25 g Roborat neben 5 g sogenannter
Nugatmasse (aus Mandeln und Schokolade
bereitet) und 2 g Waffelmasse enthält. An-
wendung: als Nährmittel für Lungenkranke^
Trypsalin ist cdn trypsinhaltiges Pulver,
das bei Nasen- und Halsleiden äußeriich
angewendet wird. Darsteller: Fairchild
Bros, dt Foster in New- York.
Vasimentum Jodi 6 imd lOproc. ist ein
die Haut nicht färbendes Präparat unbe-
kannter Zusammensetzung. Darsteller: Wm,
Poppelreuter m Manchester, 54 Portland
Street
Visoinpflaster besteht nadi Sfldd. Apoth.-
Ztg. 1906, 325 aus 60 g reinem Viscin
und 40 g wasserfreiem Vaselin.
H, Men^xel.
Bestimmung des Santalol-
gehaltes im Sandelholzöl nach
Ph. Nederl. IV.
Die Methode des neuen niederländischen
Arzneibuches zur Bestimmung des Santalol-
gehaltes un Sandelholzöl, von welchem Ph. Ned.
emen solchen von mindestens 92,5 pGt for-
dert, ist — mit geringfügigen Abänderungen
— die von Schimmel c& Co. modifizierte
Parr^*8che Methode (vergl. Oildemeister
dt Hoffmann, Die ätherischen Ode, 1899,
446):
Etwa 15 ccm Sandelholzöl werden mit
dem gleichen Volumen Essigsäure anhydrid
unter Zusatz von 2 g entwässertem (ge-
schmolzenem) Natriumacetat 1 V2 Stunde lang
gekocht (im gelinden Sieden erhalten). Das
Gel bezw. Reaktionsprodukt wird hierauf
nacheinander zweimal mit Wasser, einmal
mit Natriumkarbonatlösung (1 = 20) und
dann noch einmal mit Wasser gewasehen,
schließlich mittels wasserfreiem Natriumsulfat
(Natrium snlfuricum siccum) entwässert 5 g
des trockenen, auf diese Weise erhaltenen
acetylierten Gelee werden nun mit 50 cem
alkoholischer Normalkalilauge 1 Stande lang
gekocht, das Gemisch eikalten gelassen und
die zur Verseif ung nicht benötigte Kalihioge
mit Normalsalzsäure zurflcktitriert. Hierzu
sollen nicht mehr als 32,3 com V|-Normai-
sahssäure verbraucht, d. h. mmdestena abo
17,7 ccm Vi alkoholische Normalkalilauge
von 5 g acetyliertem Sandelhobsöl gebunden
werden.
Dies entspricht einem Gehalt an Santalol
von rund 92,5 pGt, nadi folgender, von
Schimmel dt Co. aufgestellter Formel be-
rechnet:
_ a X 22,2
~ s — (a X 0,042)
Es bedeuten:
P = Santalolgehalt im ursprüngliehen Oei,
a = Anzahl der zur Verseifung des aeetyl-
ierten Gelee verbrauchten Kubikzeati-
meter alkoholischer Normal-Ealilauge
(also 17,7 g),
8 = Menge des zur Verseifnng verwen-
deten acetylierten Geles in Grammen
(also 5 g).
Nebenbei sei erwähnt, daß m dem Oilde-
meister dt Hoffmann^sAi&i Werk bei der
zur Berechnung aufgestellten Formel ein
Druckfehler untergelaufen ist: an stelle dee
Faktors 0,042 ist daselbst irrtfimlieh 0,43
gesetzt worden. Seitens der Firma Schimmel
dt Co. ist Qbrigens dieser Druckfehler im
vorjährigen Gktoberbericht (1905, 64)
bereits richtiggestellt worden. Dr. Waigel,
Terfohren zur Herstellnng leicht resorbier-
barer, medikamentöser SallienselfeB. D. B.-P.
157 385, Kl. 30 h. Dr. RBeiß. Chariottenlraig.
Das Verfahren bildet eine Ergänzung des schon
in dieser Zeitschrift besprochenen D. B.-P.
154548 Ad Stelle yod Salicylsäore sind dabei
Sublimat, Benzoesäure, Zimtsänre, Ghinassnre
und deren Verbindungen zu verwenden. Diese
Verbindungen würden ebenso wie Salicylsäure
bei Anwesenheit von Wasser die Seife zer-
setzen ucd dabei ihre Wirksamkeit total eis-
büßen, wogegen sie aber intakt bleiben bei dem
durch vorliege ndes Verfahren bedingten völlig
AuBscbluß von Wasser. Ä. St.
445
Zur Darstellung von Oleum
Hyoscyami
gibt Walter Kuntx m Apoth.-Ztg. 1905;
857 folgendcB Verfahren an:
1 Teil grob gepulvertes BOsenkrant wird
mit S Teilen Weingeist, dem 2 pGt Salmiak-
geist zugesetzt suid; 24 Standen lang bei
15 bis 20^ in einer gut bedeekten Sehale
unter hinfigem Umrühren ausgezogen. Naeh
dieser Zeit wägt man 6 Teile Olivenöl darauf^
digeriert nnter häufigem Umrflhren auf dem
Dampfbade 10 bis 12 Stunden lang, wobei
Spiritus und Ammoniak sich vollkommen ver-
flflehtigen, und preßt dann aus. Den Preß-
iflekstand behandelt man noch einmal in
der angegebenen Wdse mit 4 Teilen Olivenöl,
vereinigt die beiden öligen Auszfige und
filtriert. Das erhaltene IVodukt enthJUt
aimtliehe im Kraut vorhanden gewesenen
Alkaloide.
Die Bestimmang des Alkaloidgehaltes wh^
tolgendennaßen ausgeführt: 100 g Bilsen-
krautöl werden mit 50 g Aether versetzt,
dann nach einander mit 30 g, 20 g und
10 g salzsaurem Wasser ausgesdiflttelt Die
veremigten Aussdifittelungen werden filtriert,
mit Ammoniak schwach alkaliseh gemacht
und nun die freigewordenen Alkaloide mit
30, 20 und 10 g Aether ausgezogen. Die
vereinigten Auszüge werden nach dem Ab-
destillieren des Aethers entweder gewogen
oder zur titrimetrischen Bestimmung in etwas
absolutem Alkohol gelöst und mit Vioo'^on^^'
SsizsSure titriert. — to—
Zur Lauren'flchen Prüfung des
Stemanis
sehreibt C, O. Santessan m der Svensk Farm.
TUskr. 1905, 341, daß, wenn die wem-
geistige Löeong bei der Verdflnnung mit
Wasser nur eme schwache Trübung ergibt,
diese durch Zusatz von wenig Calcium-
eUoridlösung deutlich hervorgerufen wird,
wihrend dieselbe Reaktion bei den Sikimi-
frtlditen negativ auaODt Demnach wäre
diese Art der Auaftthrung ein schärferes
ünteneheiduttgsmittel beider Drogen. Ver-
gleiche hierzu Pharm. Gentralh. 40 [1899],
72. -.(»_.
Für die Darstellung
einer haltbaren Eisenalbuminat-
lösung
gibt Beuthner folgende Vorschrift: 220 g
frisches Eiweiß werden m 2000 g Wasser
gelöst Die Lösung wird auf einmal zu
einer Mischung von l'^O g Eisenoxychlorid-
lösung und 2000 g Wasser gegossen und
hierauf die Flfissigkeit durch vorsichtigen
Zusatz von hundertfadi verdflnnter Natron-
lauge genau neutralkdert Den entstandenen
Niedersohlag wäscht man durch mehrfaches
Dekantieren mit Wasser so weit aus, daß
das Waschwasser, mit Salpetersäure ange-
säuert, durch Silbemitrat nur noch schwadi
opalisierend getröbt wird. Den Niederschlag
läßt man sodann auf einem leinenen Tuche
abtreiben und löst ihn in 3 Teilen Natron-
lauge. Dieser Lösung setzt man eine Misch-
ung von 2 g Tinctura aromatica, 100 g
Zimtwasser, 150 g Weingeist und so viel
Wasser zu, daß das Gesamtgewicht 1000 g
beträgt J, K.
Sekwew. Wochensehr, f, Chem, u. Pharm,
1905, 809.
Jod in Jodthsnnol und Aristol
bestimmt H, Cormineboetif (Annal. Ghim.
anal. appl. 1905, 453), indem er eine
Mischung von 0,5 g Jodthymol oder Aristol
und 8 g reinem wassräfreiem Natrium-
karbonat bis zur völligen Zerstörung der
organischen Substanz im Tiegel schmilzt,
die Schmelze nach dem Erkalten in warmem
Wasser löst, filtriert und mit der halben
Raummenge Ammoniakflössigkeit mischt,
worauf das Jod als Silberjodid gefällt und
gewogen wird. Etwa vorhandenes Chlor
wird durch Uebersättigen der vom Silber-
jodid abfiltrierten Flüssigkeit mit Salpeter-
säure als Silberohlorid gefällt und kann als
solches gewogen werden. —tx—
D6eoetion de Magendie besteht nach Apoth.-
Ztg. 1906, 233 aus 100 g Tisana Oraminis, 60 g
Pfefferminzsimp und 2 g Kaliumjodid.
Tisana Oraminis bereitet man durch halb-
stündiges Kochen von 2 g Quecken wurzel mit
100 ff Wasser und darauffolgeodes Durchseihen.
Den PfeffermiDzsirap erhält man durch Auflösen
von 180 Teilen Zucker in 100 Teilen Ffeffer-
minzwasser. —t%^
446
Zum Nachweis der Ham-
cylinder
verffthrt Amann folgendermaßen: Einige
Tropfen dee mittels Oentrif age oder im
Sedimentiergefäß abgeschiedenen Ha^mied6^
sehlages werden auf einem Objektträger mit
etwas ohmesisoher Tnsohe oder etwas Ber-
linerblaa (weiche Aquarellfarbe) gleichmäßig
aber vorsichtig gemischt Man legt darauf
ein Deckglas auf, mit der Vorsicht, die
zarten Hamcylinderchen nicht zu zerquet-
sehen, und ohne daß von der Flflssigkert
etwas unter dem Deckgläschen hervortritt
Bd der Prüfung unter dem Biikroskope bei
etwa 200fach6r Vergrößerung treten als-
dann die ungefärbten Bestandteile des Ham-
sedimentes auf dem gefärbten Untergrund
sehr deutlich hervor. J. z.
Sokiceix, Wochensehr, f. Ghem, u. Pharm,
1906, 73.
Zur quanütativeii Bestimmung
des Thiophen
sind von Denigds 2 Methoden angegeben
worden, bei denen das thiophenhaitige Benzol,
entweder im Druckfläschchen oder in aceton-
freiem Methylalkohol gelöst mit Quecksilber-
sulfatlösung erhitzt, einen Niedersdilag er-
zeugt, der entweder gewogen oder durch
Titration des Filtrates mit Gyankalium und
Silbemitrat bestimmt wird. Auch von Dim-
roth ist eine ähnliche Methode mit Queck-
silberacetat angegeben worden. Alle 3 Ver-
fahren haben sich aber bei näherer P^ung
als ungenau erwiesen, weil stets Quecksilb^
mit niedergerissen wird. Deshalb hat Dr.
C. Schwalbe (Ghem.-Ztg. 1905, 895) eme
kolorimetrische Methode mit Isatinschwefel-
säure ausgearbdtet, bei der Intervalle ypn
0,02 pOt innerhalb der Grenzen yon 0,5
und 0,05 pOt gut erkannt werden können.
Man muß sich dazu Vergleichslösungen aus
thiophenfreiem Benzol und reinem Thiophen
in den Konzentrationen von 0,5, 0,25, 0,1*,
0,075, 0,05, 0,025 und 0,01 pGt herstellen
und außerdem eme Lösung von 0,5 g
Isatin in 1000 g konzentrierter Schwefel-
säure.
Zur Bestimmung werden in zwä 100
ccm fassenden Stöpselflaschen je 25 ccm
Isatinschwef Ölsäure, 25 ccm reme Schwefel-
säure und in dem einen 1 ccm der Ver-
gleiehsiösusg, bi dem anderen 1 eem des
zu untersuchenden Benzols 5 Minuten kräftig
geschfittelty absetzen gelassen und die eat-
stehende Färbung auf weißco* Unterlage
verglichen. Sie ist oliv- bis bläulidi-grfln,
und je germger der Thiophengehalt ist,
desto langsamer tritt die Färbung ein und
desto grfinstichiger ist sie* Ehe Beobaeht-
ungszeit von 15 Minuten genflgt Bei
Handelsbenzolen geht man von der 0y5proe.
Vergleichslöeung abwärts, bei Reinbenzolen
von 0,25 oder 0,1 pGt Unter 0,05 pCt
tritt in dem gesehloesenen Gefäße Oberhaupt
keine Grflnfärbung mehr ein, sondern nur
eme schwache, graue Verfärbung der gelben
Isatinlösung. Wh^ dagegen die Prüfung
bei diesen Konzentrafiönen in Ponellan-
schälchen ausgeführt, so erhält man anstands-
los Orün- und Blaufärbung. Diese eigen-
tümliche Erschemung könnte zu der Ansicht
f flhren, daß zu der Reaktion Sauerstoff not-
wendig sei, doch erhält man bei stSdreren
Konzentrationen die Reaktion anch unter
vollständigem Ausschluß von Sanentoff.
Neue Methode sum Nachweis
von Aceton im Harn«
Der Nachweis stützt sich auf die Eigen-
schaft des Acetons, durch Oxydierong in
Essigsäure Qberzugdien. Enthält der Ham
nur geringe Mengen von Aceton, so ist es
nötig, einige ccm desselben nach dem An-
säuern mit einigen Tropfen verdünnter
Schwefelsäure, abzudestillieren und die Re-
aktion mit dem Destillat vorzunehmen. Bei
Anwesenheit größerer Meivgen gelingt der
Nachweis auch dkekt im Ham: etwaScem
Ham versetzt man mit 2 bis 3 Tropfen
einer 5proc - Ferrosulfatiösung, etwa 5
Tropfen verdünnter Schwefelsäure und einigen
ccm Wasserstoffperoxyd und erhitzt gelinde^
Dann fügt man 15 bis 20 TVopfen kon-
zentrierter Schwefelsäure m und erfaitst
wieder. Die aus dem Aceton durch Oxyd-
ation entstandene Essigsänre bildet mit den
Alkohol, bei Gegenwart von Schwefelaänie,
in der Hitze Aethylaoetat, dessen Voriianden-
sein durch den bekannten Geruch erkannt
wird. . L.
Münehn. Med. Wookensehr, 1905, 667.
447
■«hrunosiiiitlal-Ohaiiil«.
Die Säuren des Himbeersaftes.
Nachdem bereits Kunx sowie Krxixan
und Plakl in ihren Arbeiten betont hatten^
daß bei wätem die Hauptmenge der S&are
des Himbeersaftee ans Zitronensäure
besteht, veröffentlicht nun auch R. Kayser
(Ztsehr. f. Offenti. Ghem. 1906, 155) dnen
kurzen Literaturüberbiick über die filteren
Arbeiten, die sich mit den Fruchtsänren des
Himbeeraaftes befassen, sowie daß er in
zwei von ihm analysierten vorjährigen Him-
becrsirupen 0,65 und 0,75 g Zitronensäure in
100 ocm fand, während Wemsteinsäure nur zu
0,18 und 0,22 g zugegen war. ^dü.
Die Zusammensetzimg unreifer
Erbsen und Eonserven - Erbsen
nntersnohten Frerichs und Rodenberg vor-
nehmlich zu dem Zwecke um festzustdlen,
ob em bei der flbllchen Eonservierungs-
metbode in Blechbüchsen etwa erfolgter Zu-
satz von Zucker sich nachweisen läßt, da
ja bekanntlich junge Erbsen im Preise höher
stehen als ausgereifte und da durch einen
Zuckerzusatz eine der ^^klichkeit nicht ent-
sprechende bessere Beschaffenheit vorge-
tlnscht werden kann. Wie schon Schwarz
und Riechen (vergl. Pharm. Oentralh. 46
[1904], 675) erwähnen, sind Erbsen in den
emzehien Htüsen selbst an Größe und Rdfe-
nistand ganz verschieden, so daß in den
EonserFefabriken die Qualitäten durch Ab-
sieben nach der Korngröße gesäubert werden.
Verf. untersuchten nun an 11 Proben frischer
Erbsen, sowie an 7 Proben konservierter
Erbsen den Gehalt an: Wasser, Trocken-
substanz, Zucker, Stärke, Sticksstofbubstanz,
Rohfaser, Rohfett und Asche. In der Brtkhe
der konservierteA Erbsen wurde außer diesen
BertimmuDgen noch der Ghlomatriumgehalt
festgestellt Die Methoden werden genau
besehrieben und sind im Original nadi-
zuksen.
Aus den üntersuchungsresultaten ergibt
sich, daß der Gehalt an Asche, Kohfaser,
Rohfett und StiAstoffsnbstanzen nicht er-
heblich Schwankt, daß dagegen der Zucker-
gehalt nicht nur nach dem Reifezustand,
sondern auch bei gleicher Korngröße ( = Reife-
zuf tand) zwischen den einzeben Proben sehr
verschieden ist, und zwar bei jungen
Echsen von 16,05 bis 28,37 pGt, bei
mittleren von 10,33 bis 17,60 pGt und
bei sehr großen, reiferen von 4,97
bis 13,61 pGt Beim Vergleich des Zucker-
gehalts der Konserveerbsen und der
de umgebenden Brflhe zeigte sich, daß die
Konserveerbsen erheblich mehr Zucker ein-
schließen, als die Brflhe enthält, daß dem-
nach ein Ausgleich im Zuckergehalt durch
die Membran hindurch auch nadi dem Kon-
servierungsprozeß nicht eintritt. Wflrde daher
bei der Bestimmung des Zuckergehalts in
den konservierten Erbsen nach leichtem
Auspressen und in der Brflhe sich ergeben,
daß in letzterer em höherer Zuckergehalt
sich befindet als in den Erbsen, so wäre
der Nachweis eines Zuckerzusatzes sicher
erbracht
Beim Versuch, die in den jungen Erbsen
enthaltene Zuckerart zu bestimmen, gelang
es den beiden Verf. durch verschiedene Re-
aktionen usw. nachzuweisen, daß es sich
hier um Rohrzucker handelt j. K
Archiv der Pharm. 1905, 675.
Erbswurst als Fleischware.
Ein Kaufmann in Potsdam hatte eine
Sendung Erbswurst erhalten und die städtische
Steuer fflr diese vermeintliche Fleischware
nicht enti'ichtet, weil das Fabrikat aus 95 pGt
Erbsenmehl und 5 pGt Fett usw. bestand.
Der städtische Obersteuerinspektor betrachtete
jedoch die Erbswurst als eine gleiche Zu-
bereitung wie Blut- oder Leberwurst und ver-
langte die Besteuerung der ersteren. (Dieser
Ansicht wird der Xahrungsmittelchemiker
nicht beitreten können. Eme Ware von jener
Zusammensetzung gleicht einer Suppen-
Konserve, z. B. den Suppen -Tafeln,
welche bis auf weiteres nach § 1 der All-
gemeinen Bestimmungen der Untersuchung
usw. des in das Zollinland emgehenden
Fleisches nicht als «Fleisch» gelten. Die
Form der Konserve ändert jedenfalls nichts
am Tatbestände. Beriehterstatter,) P. S,
448
Therapeutisch« Mitteilungeiii
Ueber Neuronal,
obgleich es noch nieht lang in die ftrztliohe
Praxis eingeführt ist, liegen schon mehrfache
Berichte vor. Kurt Schulze (Therap. d.
Gegenw. 1905; Nr. 1) prüfte es in der
I. inneren Abteilung des Stadtkrankenhanses
Dresden-Friedriohstadt; und es zeigt sich;
dafi das Neuronal — bisher mehr bei Geistes-
krankheiten benutzt — auch bei inneren
Krankheiten als schlafbringendes Mittel in
Frage kommt ; und das ist immer mit Freude
zu begrüßen, weil mit Schlafmitteln oftmals
gewechselt werden muß. Auf Kopfschmerzen
und sonstige Schmerzen hat Neuronal keinen
Einfluß; bei Epilepsie scheint es die Zahl
der Anfälle herabzusetzen; die Wirkung
des Mittels an mehreren Abenden hinter-
einandergegeben häuft sich nicht; sondern
läßt eher nad). Während Siroux u. A.
hohe Gaben anwendeten; gab Schuhe g^
wohnlich nur 0;5 g; und er warnt nament-
lich bä schwächlichen Personen vor höheren
Gaben. Der etwas bittere und kratzige
Geschmack wird durdi Nachtrinken von
etwas Wasser usw. leicht behoben. Das
Neuronal (von KaUe db Co, in Biebricfa
a. Rh.) wurde als Pulver m Oblaten oder
als Tablette etwa 1 bis IV2 Stunde vor
der Schlafenszeit verabreicht. Es setzte ein
angenehmes Müdigkeitsgefühl ein, und bis-
weilen trat der Schlaf sogar sofort eiu; so-
fern keine Schmerzen und dergl. vorlagen.
Nur einige Male versagte das Neuronal ganz.
Als Nebenerscheinungen waren nur wenige
Male c eingenommener Kopf» und Erbrechen
und einmal ein großfleckiger; schnell vorüber-
gehender Ausschlag verzeichnet. A, Rn,
Strophanthin.
Die physiologisch - pharmakologische Prüf-
ung desJg-Strophanthin (E, Merck in Darm-
stadt) an Tieren und künstlich durchströmten
isolierten Herzen sowohl im Pharmakol.
Institute zu Rostock unter Prof. Kohert wie
auch durch andere Mediziner ergab; daß es
intensiv und außerordentlich schnell auf den
Herzmuskel einwirkt, Verstärkung und Re-
gulierung der Tätigkeit desselben hervor-
ruft; beim Warmblüter Pulsverlangsamung
und BlutdmokerhOhimg; kurz schon in un-
glaublich kleinen Gaben alle Wurknngen
hervorbringt; welche man als^ypische Dig^tafin-
wirkungen bezeichnet Dementsprechend
ergaben die von Schedel in Bad Nauheim
auf Veranlassung von Kobert an herzkranken
Menschen angestellten Beobachtungen, dafi
das g-StrophanthiU; in einer Iproc. wässer-
igen Losung in Tropfenfprm verabreiefat,
angezeigt ist bei allen auf Klappenerkrank-
ung; Entartung des Muskels beruhenden und
nach überstandenen anderen Krankhetten
aufgetretenen Schwächezuständen des Herzens.
Am günstigsten be^flußt werden Besehleon-
igung der Herztätigkeit und die Atemnot,
in zweiter Linie wirkt es blutdmekeiiiöhend
und damit die Hamabsonderung vermehrend
urd die Schwellungen beseitigend. Vor der
Digitalis hat es die schnellere Wirkung vor-
auS; die weniger unangenehmen Neben-
erscheinungen selbst bei woehenlanger Dar-
reichung und den späteren und leichter
erkennbaren Eintritt der kumulativen Wirkung,
auch kann es im Notfälle subcutan ver-
wendet werden. Es ist daher wflnsdienswert;
sagt Schedel, daß sich nun die Aerzte nicht
mehr der in ihren Wirkungen beträchtiiefa
schwankenden Strophanthustüiktnr bedienen;
sondern nur noch Strophanthin und zwar
das g-Strophanthin verordnen. A Rn.
Ztsehr, f. Erankenpfl. 1905, Nr. 7.
Die Aufbewahrung des Perhjdrol verlmgt
eine gewisse Vorsicht, wie dies schon die Ver-
packung der herstellenden Fabrik £, Merck io
Darmstadt genugsam andeutet. Aber immeiiun
beachtenswert ist das Vorkommnis, das AÜdorfer
in Wiesbaden nach Verordnen des Wasserstoff-
perozyds (Merck) erlebte. Eine derartiKe Los-
ung (dproo.) hatte 14 Tage lang nacm ihrer
teilweiseu Benutzung in einer mit Patentgummi-
stopfen verkorkten Bierflasche gestanden. Eines
Morgens kam es ohne jeden sonstigen sichthchen
äußeren Einfluß zu einer sehr gewaltsamea
Explosion der Flasche. Wahrscbeinlioh hatts
in diesem Falle die Berührung der Wasseistoff-
peroxydlösung mit dem am Verschluß ange-
brachten Gummiring zur Zersetzung der Flüssig-
keit mit Gasbildung geführt, die dann infolge
des hermetischen Verschlusses die Explosion
verursachte. A. Rn.
Therap, Mtshefte 1905, 27 .
449
Melioform,
ein neues Desinflziens«
Das Meüoform enthält ab wirksames
Prinsip Formaldehydy dessen unangenehmer,
steehender Oemoh duroh Eorrigentien ver-
deckt ist Nnn sind allerdings bereits andere
Desinfektionsmittel mit Formaidehyd als wirk-
samem Agens herausgekommen, so das Lyso-
form, Septoform usw. Lauper in Inter-
laken rflhmt aber als Vorteil, dafi Melioform
viel billiger is^ daß es den Formaldehyd-
gernch nicht so stark hervortreten läfit,
und daß sdne Losungen nicht trObe und
undurchsichtig smd. Die Wunden vertragen
Melioform im allgemeinen sehr gut. Auf
frischen Wunden verwendet, brennt es Öfters
leicht ; ältere, granulierende Wunden reinigen
sich raseh nach dessen Gebrauch und werden
zu gesunder, kräftiger Granulation angeregt.
Instrumente dürfen bis 3 Stunden in der
DesinfektionsflOssigkdt gelassen werden, ohne
angegriffen zu werden; wenn länger darin
gelassen, werden sie leicht graugrflnlieh be-
legt und die Schneiden unscharf. Fflr prak-
tische Zwecke genügt die übliche Konzen-
tration von 0,5 pCt. Die Desmfektion ge-
staltet sich also mit Melioform wegen dieser
geringen Konzentration 2 bis 3 mal so billig
wie mit Lysotorm und 2Y2 mal so billig
wie mit Lysol. Mit Rfieksicht auf diesen
Vorteil wflrde sich Melioform ganz speziell
eignen zur Dennfektion von Lokalitäten
(Zimmern, Operationssälen usw.) in Fällen,
wo ein anderer Desinfektionsmodus nicht
möglich ist a. Rn.
CorretpondenM, f, Sehwewer Aerxie 1906, 15.
Ein im Darmkanal wirkendes
Adstringens
ist das Gallogen (Ellagsäure), weil dessen
Gerbsäure erst im alkalisehen Darmsafte sich
abspaltet, und zwar erfolgt diese Abspaltung
nur aUmählich, so daß die Wirkung der
Gallussäure auch dem Dickdarm zustatten
kommen kann. Da das Gallogen vom sauer
reagierenden Magensafte nicht angegriffen
wird, so braucht man es auch nicht in
(säurefesten) Keratinkapsehi zu verordnen,
es kann ehifach in KodisalzKSsung oder ohne
jede Zutat in Obhten gegeben werden; selbst
Ejnder nehmen es in jener Lösung nicht
ungern, weil es nicht unangenehm schmeckt.
Das Gallogen der Chemischen Fabrik
Dr. Ad. Heinetnann in Worms vermag
somit die Tanninwirkung gerade dort, wo
es so darauf ankommt, zur Geltung zu
bringen, wie dies namentlich Pranx Haas
in Prag (Die Heilkunde), bei syphilitischen,
tuberkulösen einerseits und bei dem chron-
ischen Darmkatarrh und akutem Brechdurdi-
fall der Kinder andererseits betont.
FQr die Magendarmerkrankungen während
der Sommermonate empfiehlt Fraxer (The
Regulär Medical Visitor, St. Louis) das
Gallogen in Salzwasser innerlich oder im
Ginlauf oder beides kombiniert anzuwenden,
denn mit diesem Büttel kann man bei Säug-
lingen auch bald wieder auf die Milchdiät
zurückkommen. Fraxer gibt bei Erwach-
senen 1 g 3 bis 5 Mal täglich, womöglich
auch nachts, Haas begnügt sich mit 0,3
bis 0,5 g auf jedes Mal ; bei Kindern würde
nur ein Fünftel bis ein Drittel von diesen
Gabeü zu verabreichen sein, und hier ist es
besser, die kleinen Gaben häufiger zu wieder-
holen. (Vergl. auch Pharm. Centralh. 46
[1905], 296, 338, 425.) A. Rn,
Santyl
ist der Salicylsäureester des Santalol und
wird von der Chemischen Fabrik Knolld; Co.,
Ludwigshafen a. Rh. in den Handel gebracht.
Das Santalol ist bekanntlich ein Bestandteil
des als inneres Trippermittel häufig ange-
wandten Sandelholzöles. Um den wirksamen
Bestandteil zur Geltung zu bringen, maß
das Santyl (Pharm. Centralh. 46 [1905],
927) sehr reichlich genommen werden; aber
trotz dieser größeren Gaben — es waren
dreimal täglich 25 bis 30 Tropfen bezw.
2 mal täglich 40 bis 50 Tropfen notwendig
— sah i2. Kaufmafin in Frankfurt a. M.
eine zufriedenstellende Verträglichkeit, so
daß er an den großen Tropfenmengen
keinen Anstoß nahm. Der Harndrang ließ
nach Santyl immer nach und der Harn
klärte sid). Auch beim Uebergreifen des
Prozesses von der vorderen Harnröhre auf
die hmtere bewährte sich das Santyl. Es
whrd nach dem Essen in Milch genommen.
Kaufmann kommt nach seinen Versuchen
zu dem Ergebnis, daß Santyl dem Santalol
und den sonstigen Sandelpräparaten keines-
wegs nachsteht. a. Rn.
Monaiah, f. prakt. DemuUol. 1905, 55ö.
450
Photoopaphilteh* IMtlaihingan.
Das Tonen von Aristo- und
und Celloidlnpapier.
Ein Verfahren, um vornehmlich auf
Aristo- oder GeUoidinpapier TOne her-
vorzurufen, welche den Tönen der Brom-
sUberpapiere sehr ähneln, ist in den
Kreisen der Beru&photographen allgemein
bekannt. Aber nur wenige Liebhaber-
photographen besitzen Kenntnis davon,
sodaß eine Beschreibung dieses Ver-
fahrens als lohnend erscheint.
Hauptbedingung zur Erzielung guter
Resultate ist hierbei die. Verwendung
von ganz frischem Papier. Alte Papiere
geben unreine TOne und bekommen
leicht graue Flecken.
Die etwas überkopierten Bilder auf
Aristopapier werden zunächst, ohne mit
den Fingern berflhrt zu werden -^ man
arbeite während des ganzen Verfahrens
mit Hompincetten — , etwa 10 Minuten
lang in fließendem Wasser gewässert
und kommen dann, was aber nicht un-
bedingt erforderlich ist, in ein Bad von
Kochsalz (16 g Kochsalz auf 1 Liter
Wasser), bleiben hier etwa 2 Minuten
liegen und werden dann noch 6 Minuten
lang gewässert.
Nun schreitet man zur Tonung und
zwar arbeitet man mit geti*ennten Bädern.
Qute Vorschriften hierfür findet man in
VogeFs Taschenbuch der praktischen
Photographie. Besonders zu empfehlen
ist folgendes dort angeführtes Tonbad:
Lösung I. 800 ccm dest. Wasser,
15 g Rhodanammoniumi
15 g Alaun,
1 g Ammoniumkarboiiat.
Lösung n. 1 g Chlorgold,
600 ccm dest. Wasser.
Beide Lösungen sind haltbar. Zum
Gebrauch mische man 100 ccm Lös-
ung I mit 60 ccm Lösung 11.
Das Tonen geschieht nun nicht, wie
fast in allen photographischen Hand-
büchern angeführt ist, bei 15 bis 180 C,
sondern bei 0^. Zu diesem Zwecke
mischt man die beiden Lösungen in
einem Kolben etwa V4 Stunde vor Be-
ginn der Tonung und kühlt die Misch-
ung in Eis. Dann gibt man das ge-
kühlte Bad in eine Schale, legt einige
kleine, ganz saubere Eisstückchen mit
hinein und setzt diese Schale in eine
zweite etwas geräumigere, welche mit
Eisstückchen etwa zur Hälfte gefüllt isL
Nun werden die Bilder unter steter
Bewegung des Bades getont; man tone,
bis ein satt-violetter Ton . erscheint and
dann noch etwas länger, weil dieser im
Fixirbad stets.; etwas zurückgeht;
Nach 6. Minuten langem Wässern
werden die BUder in einer lOproc
Natriumthiosulf atlOsung uoter steter Be-
wegung fixiert un4 dann. 1 Stunde lang
in fließendem Wasser gewässert.
Inzwischen hat man eine mattierte
Glasscheibe oder eipe rauhe EmaUie-
blechscheibe, wie cde im Handel zn
haben sind, erst mit Wasser, dann mit
Alkohol und schließlich mit Aether gut
gereinigt. Auf diese Scheibe preßt man
nun die nassen Bilder mit einem Rollen-
quetscher auf und läßt wagerecht
trocknen. Das Trocknen sollte mindestens
24 Stunden daueiii, da man dann erst
sicher ist, daß sich die Bilder, ohne zn
zerreißen, glatt von der Platte abziehen
lassen.
Erwähnt sei noch, daß Bilder anf
GeUoidinpapier etwa 6 mal länger als
solche auf Aristopapier tonen. Bei der
Tonung . vermeide man auch durch krif-
tiges Bewegen der Schale, daß Eis-
stückchen aä der Schichtseite der Bilder
liegen bleiben, weil dann auf diesen
Stellen unfehlbar Flecke entstehen.
Das Aufkleben der Positive sollte
immer mit frischem, selbstbereitetem
gewöhnlichem Kleister aus Weizenstärke
geschehen.
DipL-Ing. W. J^WtfM,
Assistent am Uyg. Inst der Kf^ Tecfan.
HochschoJe sa Dresdeiu
DiApositiTplAtten fllr TerrrVBenmgei xu
benntzeD empfiehlt mdi nioht Das YeTgröflar*
ncgs-Dii^positiv wird immier am baatoe flüt tia»
r^^cht klar and weioh aibeitendeo gewöhnlioheB
Trookenplatte hergestellt, die yorsiohtig mit eioem
Entwickler, dessen BSgensohaften man gründüoh
kennt and dea man nach Bedarf abinstimmeD
vermag, entwickelt wird. Bkl
4(1
Versohiadan« Hitteilunaan.
Fülltrichter
veraohiedmer Art werden von der Firma
Oanxhorn & Kling in Schwäbisch -HatI
gefertie:L Figur 1 ist ein Universal-
fOlltriehter, der in verscliiedener Form
geliefert wird nod Kam Abfüllen von flOasigea
Salben, dtmea,
Pomaden usw.
diflDt Ke ab-
Bolnt feslMihliefi-
«nde VerBefalaB-
Toniehtimg wird
doreh Dmok an
einem Hebel ge-
öffnet; dorohein
Loslaaeen des
Hebels wird der
Analauf sofort
unterbrochen,
ohne daß idn
dnziger Tropfen
nadiUnft
Die Fla-
sehendlll-
m a B « b i D e
< Ideal' (Fi-
gnr 2) ist fOr
klcinere Betriebe
bestimmt. Der
innen und anßen
emaiUierts Be-
hUter UBt Bidi fSg. 8.
452
hoch und Diedrig sohrauben; die emzelnen
Flaschen werden mittels emes tellerförmigen
Druckstiftes gegen den Gummikonns an die
Auslaufsröhre gedrtlckt^ wodurch der nötige
luftdichte Abschluß hergestellt ist. Der Aus-
lauf erfolgt durch Ziehen an der Zugschnur.
Sobald sich die Flasche bis zur der einge-
stellten Höhe gefüUt hat, hört der Flflssig-
keitszulauf automatisch auf; ein Ueberfttllen
ist deshalb unmöglich.
Die Flaschenf üllmaschine «Tri-
umph» (Fig. 3) ist fOr Massenabfüllungen
bestimmt. Fflr jede Flaschensorte sind be-
sondere EinschiebekSsten oder Etnschieb-
rahmen erforderlich. Die Füllung geschieht
gleichzeitig und gleichmäßig durch einen
Hebeldruck. p.
Anemone nemorosa als Ueber-
träger von Baumkrankheiten.
Der Generationswechsel der bei den ziem-
lich verbr^teten Uredineen Aecidium
leucospermum und Aecidium punc-
tatum; die auf den beiden Anemonen
A. nemorosa und A. ranunculoides (als
Zwischenwirte) vorkommen; war bisher
unbekannt. Tranxschel hat nunmehr die
Zugehörigkeit des ersterwähnten Rostpilzee zu
Ocbrospora Sorbi Oud. festgestellt. Aeddium
leucospermum befällt die ganz jungen^ kaum
V2 m hohen Bäumchen der Eberesche und
Eisbeere und erzeugt hier die üredo- und
TeleutosporeU; während das häufige Aecidium
punctatum seine gleichen Fruchtformen aufj
Amygdaleen wie Pflaumen-, Mandel- und
Pfirsichbäumen erzeugt, wo es lange als
Puccima Pruni spinosae Fers, bekannt war,
ohne daß man von dem Zusammenhang mit
der Aeddiumform Kenntnis hatte« -^dd,
Südd, Apoih,'Ztg. 1906, 145.
Cacaol
wird ein aus leiditlOsUchem Kakao, be-
reitetes Kinderkraftmehl • Präparat genannt
Die chemische Untersuchung ergab nach
Dr. FUsinger Dr. Jesertch
pGt
4,76
4,08
pCt
4,29
4,21
Feuchtigkeit
Mineralstoffe
Phosphorsäure
(P2O5) 0,65 0,56
Fettgehalt 14,43 13,79
Protein (Eiweiß) 12,93 11,44
Kohlenhydrate 63,15 65,71.
Es wird Magenleidenden, Darmkranken
und körperlich Schwachen empfohlen. Kinder
trinken es gern und bekommen es nie über-
drüssig.
Darsteller: Wilh, Pramann in Radebmil-
Dresden. h. M.
Tropfglas = Guttulas.
In der Pharm. Ztg. wird eine Anfrage
nach der richtigen lateinischen Bezdefa-
nung für Tropfglas dahin beantwortet, daß
dieselbe «Guttulus» lautet, da guttus einen
Krug oder eine Kanne mit sehr engem
Halse, aus dem Flüssigkdten tropfenweise
herausflossen, bedeutete. P,
Briefwechsel.
Abonnent. Sie befinden sich in einem In-
tam, wenn Sie annehmen, daß dasTaberknlin
Denys' mit dem Koch'sohen Tuberkulin identisch
ist; denn das von Denys hergestellte Präparat
ist ein einfaches Filtrat, gewonnen aus der
Bouillonkultur von Tuberkelbazillen, die mittels
Filtration durch eine Porzellankerze von den
Bazillen befreit wird, ohne erhitzt oder mit
chemischen Mitteln behandelt zu werden, wäh-
rend bei der Herstellung des Kooh'BoheD. Tuber-
kulin eine Erhitzung auf 70* stattfindet
P. Z« in L. 1,34 g Silbercyanid geben mit
3,5 com Wasser und 10 com Vi~^onn<d-Salz-
säure nach vollständiger Zersetzung (neben un-
löslichem Silberohlorid) eine Flüssigkeit, welche
in 13,5 com 0,27 g = 2 pCt C^anwasaeratoff-
säure enthält s.
Bescbwerdn ibiir inregeliiissiiis ZisteHiiii
der tPharmaeentlsehen Centralhalle» bitten wir stets an die Stelle richten zu wollen, bei
welcher die Zeitschrift beetollt worden ist, also Postanstalt oder Buchhandlung oder Oesehäfts*
stelle. 3Dia 3SCaxci'a.sfir®^ttS-
Verleger : Dr. A. Sehneideri Draaden nnd Dr. P. SÜDi DresdeiipBlaMwiti.
Veraaiwortlieher Leitar: Dr. A. 8olul«Uler, Dieaden
Im Bachhandel durch Julias Springer, Berlin N.. Monblloopltta 8.
Druck Toa Fr. Tittel K a ah folger (Knnaih * Mahlo; in Di ~
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AbrefiBt: 6 Fl. 5,60 M.
2ö > 17,50 M.
50 > 3^,50 H.
100 . 60,— M.
Iww: 4 kg 9,-
12^ kg 27,-
26 kg J5,-
50 kg 85,-
100 kg 160,-
-M.
-M.
-m!
-M.
Ueosaiires
Haenatop.
Abjefiißt: 6 Fl. 5,eOM.
25 > 17,50 M.
50 . 3a,50M.
100 . 60,— M.
loae: 4 kg »,-
12,6 kg 2V
25 kg 45,-
-Bf.
-M.
-M.
Dmal-Kroiiea- «TÄ^in ***• "'" K 'rJ"""'*
D«t«ll 2,- lt. 50 . «l- M. ?^ kl 60;-M.
DaMamc MotüMolI ^^ * ■^^'^ "■ =0 kg 95,- M.
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YMlmt«! Si« bitte Pr«iiU»ta.
Adler-Apotheke, MQnchen,
SendÜDgeistr. IB.
Pharmaceutische Centralhalle
für Deutschland.
Herausgegeben tod Ois A. 8ohn«id«p und Dp. P. SQss.
»■•
ZeitBebiift fOr wiBsenechaftliche und geschäftliche Interessen
der Pharmacie.
Oegrfindet von Dr. Hennaui Hager im Jahre 1859.
Erscheint jeden Donnerstag.
Bezugspreis vierteljährlich: dnroh Buchhandel oder Post 2,50 Mk., durch Geecbäfts-
stelle im Inland 3,— Mk., Ausland 3,50 Mk. — Einzelne Nummern 30 Pf.
Anzeigen: die einmal gespaltene Klein-Zeile 30 Pf., bei größeren Anzeigen oder TVieder-
holungen Preisermäßigung.
Leiter der \ Dr. Alfred Schneider, Dresden-A. 21; Sohandauer Str. 43.
Zeitaeluift: / Dr. Paul Süß, Dresden-Blasewitz; Gustav Fzeytag-Str. 7.
Oeeeliaftsstelle: Dresden-A. 21; Schandauer Straße 43.
^28.
Dresden, 7. Juni 1906.
Der neuen Folge XXVII. Jahrgang.
XLvn*
Jahrgang.
Inhalt: Gkeiiii« «ad Paamaeie: Ueber den Pottuohe-Gebtlt der »ofgetohloHaneii Kakaopolyer des HandflU. —
Keae Untersaebaagen Dber Hjdiai^rom oxycyiiuitam and Hydrargyram praacipitatnm albam. — Nene Arsnel*
mittel. — Stomachjl-PiUen. — Nene ArsneimfUel yom Mai. ~~ Aoalegung von Geaetsen. — PbenTform. ~ Untere
auchangeorgebniaee einiger SpeaialiUtten. — Neaarongen an Laboratoriams- Apparaten — Addol. — ^lixtara
Fcrri compoaita. — Bote Queckailbersalbe. — Die DeetUlatlon des Itberischen WintergrOn- und des Birkenrinden-
Oelea. — Nachweis von Nitroslycerin in Tabletten. — Feaersioherer Holxaoatrieh. — NakruMcsmitM-Cheml«.
— Bakteriologitehe HltteUiinceB. — Tberapevtiielie MitteilwiceD. — Photosraphlselie HttteiluceB.
- yenehi^dene MittellaHi:«!. — Brt«fWe«hMl.
Chemie und Pharaiacie.
Ueber den Pottasche-Gehalt
der aufgeschlossenen
Kakaopulver des Handels.
Von Ä. Beyihien,
Mitteilung aus dem chemischeo Untersuohuogs-
amte der Stadt Dresden.
Die Behandlang des Kakaos mitkohlen-
sanren Alkalien, das sog. Aufschließen,
durch welches dem fertigen Produkte
zwar nicht, wie die Fabrikanten früher
meinteu. eine größere Löslichkeit, wohl
aber dieEigenschaft einer gleichmäßigeren
Verteilung und besseren Suspension im
Wasser verliehen wird, ist ein weit ver-
breiteter Gebrauch, dessen Zulässigkeit
nicht wohl bestritten werden kann, über
dessen Zweckmäßigkeit die Ansichten
jedoch geteilt sind. So sollen die Aerzte
nach König^) im allgemeinen die Auf-
schließung verwerfen, weil einerseits die
Alkalien als solche nachteilig auf die
1) Chemie der menschliohen Nahrungs- und
GenuBmittel. II. Bd., S. 1117.
Verdauung und Blutbildung wirken, an-
dererseits durch dieselben eine teilweise
Verseifung des Fettes stattfindet, in-
folge deren (durch die Seife) besonders
bei Kindern leicht Durchfälle auftreten
können.
Ganz im Gegensatz zu dieser Auf-
fassung erblickt Hueppe^) in der Be-
handlung nach dem holländischen Ver-
fahren mit 2 bis 3 pCt Kaliumkarbonat
eine wesentliche Verbesserung des Ka-
kaos, weil sie nicht nur in chemischer
Hinsicht, sondein auch bezüglich der
äußeren Eigenschaften (Geruch, Ge-
schmack, Farbe, Suspensionsfähigkeit)
den günstigsten Einfluß ausübt. Auch
wendet er sich gegen die Annahme einer
bloßen €Alkalisierung>, da das Kalium-
karbonat in dem fertigen Präparate
nicht mehr als solches vorhanden sei,
sondern, wie die amphotere Reaktion
*) Untersuchungen über Kakao. Berlin 1905.
Verlag von Ä. Hirsehwald.
454
des aufgeschlossenen Eakaopulvers be-
weise, eine chemische Verbindung in
Form saurer Phosphate und organisch
saurer Salze eingehe.
Nun sei dem wie es wolle, so viel
steht jedenfalls fest, daß ein allzu hoher
Alkalizusatz nicht wünschenswert ist.
Bezeichnet doch selbst Zipperer^\ in
seinem maßgebenden Werke ein Zuviel
als schädlich für das feine Aroma und
redet daher nur einer diskreten Bei-
mischung das Wort. Man wird daher
aus diesen Gründen und außerdem im
Hinblick auf eine etwaige Gewichts-
vermehrung eine Begrenzung des Pott-
aschezusatzes als wünschenswert be-
zeichnen und gegen zu hohe Mengen
einschreiten müssen.
Für die Nahrungsmittelchemiker war
zu diesem Zwecke bislang die Bestimm-
ung in den «Vereinbarungen zur einheit-
lichen Untersuchung von Nahrungs-
mitteln, Genußmitteln sowie Gebrauchs-
gegenständen füi das Deutsche Reich»
maßgebend, in welchen es heißt:
«3. Kakaopulver enthält wech-
selnde, d. h. willkürliche Mengen Fett
und wird daher, je nachdem mehr
oder weniger Fett entzogen wurde,
der Aschengehalt größer oder kleiner
sein. Deshalb ist der gefundene
Aschengehalt auf Eakaomasse (mit
etwa 60 pCt Fett) oder auf fett-
freie Eakaomasse umzurechnen, und
wird daher der Aschengehalt nach
dieser Umrechnung
a) bei nicht mit Alkalien aufgeschlos-
senem Eakaopulver derselbe sein
müssen, wie bei Eakaomasse,
b)jbei mit kohlensauren Alkalien aufge-
schlossenem Eakao ein größerer sein,
doch darf die Zunahme 2 pCt des
entölten Pulvers nicht übersteigen.»
Diese Angaben sind nicht ganz ein-
deutig, da in dem allgemeinen Teile die
Umrechnung auf Kakaomasse mit 50 pCt
Fett und fett freie Eakaomasse em-
pfohlen wird, während unter b von
«entöltem» Pulver die Rede ist Ob-
wohl nach meiner Ansteht «entölt»,
centfettet» und «fettfrei» Synonyma
sind, und demnach der Satz der «Ver-
einbarungen» bedeuten würde : Der Zu-
satz von kohlensauren Alkalien soll nicht
mehr als 2 pCt der fettfreien Eakao-
masse betragen, so ist er doch im all-
gemeinen von den Vertretern der Praxis
und neuerdings auch der Nahrungs-
mittelchemie^) so ausgelegt worden, als
ob er sich auf den sogen, entölten
Eakao des Handels, d. h. auf das teil-
weise, bis auf etwa 25 pCt entfettete
Pulver beziehe.
Unter dieser Voraussetzung sind in
den letzten Jahren von den Chemikern
benachbarter Bezirke verschiedentlich
Eakaopvoben wegen eines zu hohen
Gehaltes an Pottasche beanstandet wor-
den, und das städtische Untersuchungs-
amt hat sich, soweit die beanstandeten
Lieferungen Dresdner Fabriken ent-
stammten, in mehreren Fällen mit der
Nachprüfung der erstatteten Gutachten
befassen müssen. Abgesehen von einem
Falle, in welchem der Alkalizusatz irr-
tümlich aus der Alkalität der Gesamt-
asche statt ihres wasserlöslichen Anteils
berechnet worden war, konnte der Be-
anstandung eines 2 pGt überschreitenden
Zusatzes von kohlensaurem Ealium durch-
aus zugestimmt werden, und es lag um
so weniger ein Bedenken vor, den Gut-
achten der Fachgenossen und den Leit-
sätzen der «Vereinbarungen» beizutreten,
als selbst Welmans, der Chemiker der
Firma Stollwerck in Eöln eine Begrenz-
ung auf 2 pCt als zweckmäßig aner-
kannt hat.
Im Gegensatz dazu wies vor längerer
Zeit in einer vor dem hiesigen Eönigl.
Schöffengericht anberaumten Gerichts-
verhandlung Filsinger ^) darauf hin, daß
nach § 1, Abs. A der Ausführungsbe-
stimmungen zu dem Gesetz, betreibend
die Vergütung des Eakaozolles bei der
Ausfuhr von Eakaowaren vom 22. April
-; Die Schokoladen - Fabrikation. Berlin W.
1901. Verlag von M, Krayer,
«) Lührig, Ztschr. f. Unters, d. Nahr.-
Genaßm. 1905, IX, 267.
&) ZtBohr. f. öffenü. Chem. 1905, 8.
ood
]8d3 und dem ergänzenden Beschlösse
des Bundesrats vom 3. November 1S98
Kakaopulyer bis zu 3 fCt zugesetzte
Alkalien enthalten dürFe, and daß die
Fabrikanten diese Normierung bislang
als bindend angesehen hätten. Bei
diesem Widerstreit der Anschaanogen,
und weil auch Zipperer (loco cit.) einen
Zusatz bis höchstens 3 pCt Ealiumkar-
bonat t^ zulässig bezeichnet, gelangte
das Gericht zu einer VemeinuDg des
objektiven Tatbestandes der Verfälsch-
ung, und die Grenze von 3 pCt Pott-
asche ist daher seitdem von dem Unter-
suchongsamte der Beurteilung zu gründe
gelegt worden.
Auffällig erschien mir an dem Fil-
ÄiM^er'schen Gutachten nur die Behanpt-
ang, daß die meisten im Handel befind-
lichen Kakaopulrer ebensoviel oder mehr
Pottasche enthalten sollten, als das be-
anstandete Muster, dessen Gehalt an
kohlensaurem Kalium aas der wasser-
iCsUchen Alkalität zu 4,05 pCt berechnet
worden war. Da ich dieselbe aber aus
eigener Rrfahrong weder bestätigen
noch bestreiten konnte, so hielt ich es
für wünschenswert, über diese nicht
nnwichtige Frage einige Unterlagen zd
beschaffen, und habe daher die Ent-
nahme einer größeren Anzahl von Kakao-
proben im hiesigen Stadtgebiete ange-
regt. Znr Einlieferang gelangten 96,
in den verschiedensten Geschäften an-
gekaufte Kakaopnlver, welche 24 Fa-
briken entstammten, nnd zwar 19 ans
Dresden, ä aus Leipzig, S ans Amster-
dam und je 1 aus Halle, Altona, Em-
merich, Magdeburg, Hamburg, Vierssen,
Tangermönde nnd Berlin. Die Unter-
suchung erstreckte sich auf die Bestimm-
nng des Gehaltes an Mineralstoffen and
wasserlöslicher Alkalität. Außerdem
warde der Wassergetmlt ermittelt, um
ein Urteil Über die Frage zu gewinnen,
ob durch höhere Alkalizusätze die Hy-
groskopicität des Kakaos gesteigert wird.
Dei- Fettgehalt bewegte sich zwischen
U und 30 pCt.
Die erlangten analytischen Befunde
sind in nachbtebender Tabelle ange-
fahrt-.
I
4,66
13,6
0,94
20,20
II
5,60
16,6
1,11
19,77
11
5,66
18,0
1,25
22,02
II
5,87
194
1,34
22,10
III
671
20,0
1,38
20,60
II
5>9
204
1,41
23,50
IV
r,^
20,6
1,43
23,92
V
624
20,8
144
23,10
VI
694
2116
1,50
25,15
II
5F6
23,2
1,60
28,04
II
6,93
23,3
1,61
27,10
6,10
25,0
1,73
28,36
VII
6,-22
26,6
1,84
29,60
VIII
6.00
27,6
1,91
31,83
IX
6,20
^7,6
1,91
30,81
X
6,29
27,8
1,92
30,69
VI
6,24
28,0
1,94
31,05
X
6,92
28,0
1,91
27,97
II
6,38
28,6
1,98
31,02
vu
6,57
28,8
1,99
30,34
vn
5,l!0
28,8
1,99
38,30
XI
6,25
29,2
2,02
32,30
I
t),64
29,fi
2,04
31,20
XII
6,44
29,6
2,04
31,82
III
6,19
29,6
2,04
33,09
III
6,63
31,0
2,15
32,36
II
6,66
31,1
2,lo
34,90
XII
6!l2
31,1
2,15
35,10
XII
6,63
32,0
2,21
33,4
XIII
m
32;4
2,24
27,2
I
6,72
32,4
2,24
33,2
XIII
6,21
32,4
2,24
35,9
V
6,97
33,0
2,28
32,7
5,60
33,5
2,31
41.3
XIV
6,48
33,6
2,32
35,9
XV
665
34,4
2,38
34,8
X
7;75
34,6
2,39
30,0
XVI
7,42
34,8
2,41
32,5
XVII
6,86
81,8
2,41
35,1
XV
&,3i
34,8
2,41
38,1
IX
6fii
86>
2,43
36,7
X
6,«5
35,2
2,43
35,5
XV
6.50
35,6
2,46
37,8
I
6,94
36,6
2,46
41.4
X
6,81
36,9
2,48
36,3
XIV
6,57
36,4
2,52
38,3
XV
7:54
36,8
2,55
33,7
XVI
6,84
37,2
2,47
37,0
XII
6,26
37,4
2,58
41,1
I
7,00
37,6
2,60
37,0
XII
6,86
37,6
2,60
37,9
I
7,24
38,8
2,68
37,0
XVIli
5,87
38,8
2,68
44,9
X
6,C6
39,6
2,74
45,3
XV
6,7Ö
39:8
2.75
40,6
XIX
7;C9
42,4
2,90
41,3
X
6,07
42,4
2,90
43,5
XVII
'^^
42,8
2,11»
40,7
466
wSiSr
^-^
lÖBliche
AMbe:
Sr.
Fabri-
ÄBCbO
Alialität
ti-
K.CO,
Wu-
kaot
^1(0:
Normal -
K,CO,
pCt
Säure
pCt
pa
69
XV
6,56
43.2
2,99
45,5
5,34
60
X
7,71
43,2
2,99
38,8
6,31
81
XIII
8,14
43,5
3,00
36,8
6,65
62
XII
6,88
44,0
3,04
44,2
5,08
63 ; xm
7:2a
44,4
3,07
42,1
5,4S
641 II
7,00
3,07
43,9
6,02
65
XX
7,28
3,10
42,6
4,66
XV
8,02
3,10
38,5
5,6ö
67
XVII
7,62
3,12
40,9
J,83
I
6.46
3,15
48,8
6,41
68
X
7,33
3,16
43,1
4,06
70
XV
6,61
3,18
48.2 6,29
71
XIV
6,67
46;4
3,20
48,0 17,12
72
XV
7,74
46,4
3,30
46,4 6,27
73
XV
6,68
46,6
48,5
4,78
74
XXI
8,06
46:8
3!24
40,2
7,53
75
XV
6,71
46,8
3,24
48,3
578
76
V
8:46
47;6
3,28
38,8
6:88
77
IX
7,75
47,6
3,28
42,5
6,48
78
XV
e,98
47,0
3,28
47,1
6;84
79
XIII
7,75
47,6
3,28
42,4
6,46
80
XV
7,91
48,4
3,34
42,2
7,76
81
XXII
6,49
48,4
3,34
41,5
6,02
82
XVII
7,78
48,4
3,34
43,0
4,14
8:i
XXIII
7,74
48,4
3,34
•133
6,54
81
XXIV
H,65
49,7
3,43
40,1
5,92
86
XV
6,33
49,7
3,43
54,2
1,90
86
xvn
7,12
50.1
3,46
48.6
4,36
87
XXfll
9,04
60,4
3,48
38,6
6,02
bS
xm
7,88
60,6
3,49
44,2
6,46
89
7,95
50,6
3,50
44,0
4,90
90
X II
7,86
61,6
3,56
45,3
530
91
XV
686
51,6
3,86
62,0
7,06
92
X
7;B6
52,8
3,64
48;2
5,67
93
XV
7,22
6(1,0
3,86
53,5
ölos
94
XXIII
9.33
56,4
3,90
418
6,89
06
XV
7,06
68,0
.,00
66,7
5,96
HmimDm
4.66
13,6
0,94
19,77
4,06
Hax
imum
9.33
58,0
4^0
56,70
9,34
Beim Ueberblicken dieser Resaltate
fällt zunächst auf, daß der aus der
wasserlöslichen Alkalität berechnete Ge-
halt an Kaliumkarbonat zwischen 0,94
und 4,00 pCt beträgt, und die Höbe
VOD 4,05 pCt in keinem Falle erreicht.
Die Asebenmenge bewegt sich zwischen
4,66 und 9,33 pCt, während der Wasser- 1
gebalt 4,06 bis 9,33 pCt beträgt. |
Der Berechnung des zugesetzten Ea-
linmkarbonat stehen erhebliche Schwie-|
rigkeiten eotgegeo, da die natürliche 1
Alkalität der Kakaoasche außerordent-
lichen Schwanknngen unterli^. Der
bisherigen Annahme, daß für den Pott-
aschegehalt der Eakaoasche im Mittel
1 pCt in Abzug zn bringen sei, wider-
sprachen bereite einige Befunde von
Welmam, welcher in Pnderkakao mit
33Vs pCt Fett bis zu 1,2 pCt Kaliam-
karbonat fand, entsprechend 1,44 pCt
nach der Umrechnung auf 20 pCt Fett.
Dürfte diese Tatsache die vorsichtigeren
Fachgenossen schon zu einer Erhohang
der Grenzzahl auf 1,3 pCt veranlagt
haben, so sind durch die neueren Unter-
suchangen von Lükrtg^) vollends ao ab-
norme Werte bekannt geworden, daß
eine sichere Bestimmung des zugesetzten
Alkali nach der bisherigen MeÜiode als
geradezu unmöglich bezeichnet werden
muQ. Lührig fand, auf halb entfetteten
Kakao berechnet, Alkalit&ten von 1,36,
1,61, 1,88, ja 2,11 pCt KaCOsi «^
Zahlen, wdche den bisher üblichen Ab-
zog am mehr als das Doppelte über-
treffen, and wenn auch die betreffenden
Eakaosorten nach Angabe ihrer Liefer-
anten in anvermischtän Zustande nicht
zur Verarbeitung kommen sollen, so
mu8 der gewissenhafte Analytiker doch
immer mit der Möglichkeit rechnen, daß
der von ihm untersuchte Puderkakao
aas Bohnen mit einer abonn hoben
Aschen-Alkalität hergestellt worden ist.
Er wird daher stete den von Lührig
gefundenen Höchstwert ia Abzog
bringen.
Betrachtet man die vorstehende Ta-
belle unter BerilcksicbUgung dieser Tat-
sachen, so findet man, daß bei Annahme
eines natürlichen Pottaschegehaltes von
1 pCt mindestens 34 von den unter-
suchten 95 Proben, d. s. 36 pCt, einen
2 pCt übersteigenden Znsatz von Ealium-
karbonat erhaJten haben, während bei
Abzug von 3 pCt auch unter Zugrunde-
legung der Vereinbarungen keine einzige
als übermäßig alkalisiert zu beanstanden
sein würde. Der von der Zollanweisong
nachgelassene Zusatz von 3 pCt Ealiam-
*, ZtsolLT. f. noteis. d. Nihr.-
1905, IX, 257.
457
karbonat wird selbst unter der ersten
Voranssetzang von keiner Probe über-
schritten.
Hinsichtlich der Fenchtigkeit lehrt die
Zosammenstellnng, daß z wischen Alkalität
and Wassergehalt keine direkten Bezieh-
ungen bestehen. Qerade die höchsten
Wassermengen, bis zu 9,34 pCt, finden
sich bei sehr geringen Alkalitäten (2,3 1
pCt E2C03\ während umgekehrt mit
hohen Alkalitäten oft geringe Feuchtig-
keit einhergeht. Es durfte sonach die
von Hueppe (loco cit.) geäußerte Ansicht
an Wahrscheinlichkeit gewinnen, daß
die fibermäßig feine Zerkleinerung des
Kakaos, in Verbindung mit starker Ent-
fettung, zu einer Erhöhung der hygro-
skopischen Eigenschaften der Präparate
den Anlaß gibt.
Die Folgen der vorstehenden Aus-
führungen ffir den Nachweis eines Al-
kalizusatzes sind jedenfalls, daß Puder-
kakaos mit einer 5 pCt Ealiumkarbonat
entsprechenden wasserlöslichen Alkalität
der Asche nicht beanstandet werden
können, d. h. weil höhere Gehalte sich
schon aus geschmacklichen Rücksichten
verbieten and höchstens aus Versehen
vorkonunen werden, daß die Untersuch-
ung auf Pottaschezusatz nach dem bis-
herigen Verfahren völlig aussichtslos
erscheint.
Es fragt sich aber, ob nicht die Mög-
lichkeit besteht, auf einem anderen
Wege zum Ziele zu gelangen, und da
möchte ich darauf hinweisen, daß die
eingehende Analyse der Eakaoasche
vidleicht gewisse Anhdtspunkte dar-
bieten wfirde. Zwar unterliegt auch
die prozentische Zusammensetzung der
Asche den durch Art, Klima und Stand-
ort usw. bedingten Schwankungen,
aber es läßt sich doch nach den bis-
herigen Erfahrungen über Fruchtsäfte
und andere pflanzUche Produkte anneh-
men, daß diese Abweichungen nicht so
regellos sein werden, wie bei der 6e-
samt-Alkalität oder gar der Alkalität
der wasserlöslichen Asche. Aus den
von mir mitgeteilten Analysen^) geht
hervor, daß bei aller Verschiedenheit
der Fruchtsäfte in bezug auf die abso-
lute Menge und Alkalität der Mineral-
stoffe, doch im Verhältnis der einzelnen
Mineralstoffe zu einander eine gewisse
Konstanz vorherrscht. Im Gegensatz
dazu lehrt eine einfache Ueberlegung,
daß die Alkalität des wasserlöslichen
Anteils der Asche von den verschieden-
sten Faktoren beeinflußt wird und keines-
wegs einen direkten Ausdruck ffir den
Gehalt an Kaliumkarbonat darbietet.
Nach den zur Zeit vorliegenden, aller-
dings sehr vereinzelten, Analysen von
Kakaoaschen, fiberwiegt die Phosphor-
säure so sehr, daß die gesamte Menge
der alkalischen Erden zu ihrer Bindung
nicht ausreicht, und daß daher ein er-
heblicher Teil sich mit den Alkalien
vereinigen muß. ' Das in der Asche
vorhandene Trikaliumphosphat geht aber
unter Zerfall in Dikaliumphosphat und
Aetzkali:
K3PO4 + HgO = K2HPO4 + KOH
in die wässerige Lösung fiber. Es re-
agiert also alkalisch gegen Phenolphtha-
lein und gebraucht zu seiner Ueber-
ffihrung in die neutrale Verbindung
K2HPO4 eine gewisse Menge Säure,
die, neben dem wirklich vorhandenen
Kaliumkarbonat, als Alkalität in die
Erscheinung tritt und einen zu hohen
Gehalt an kohlensaurem Alkali vor-
täuscht.
Zur Erläuterung meines Gedanken-
ganges gestatte ich mir, folgende Ana-
lyse einer Kakao-Asche anzufahren:
Kaliamozyd (KgO)
36,730
pCt
Natriamoxyd (Na20)
0,527
»
Calciamoj^d (CaO)
4,215
>
Magnesiamoxyd (MgO)
16,120
»
Phospborsäore (P2O5)
28,300
»
Schwefelsäure (SOg)
2,694
»
Chlor (Cl)
0,302
»
Eohlensiure
10,690
:»
Um die Menge der an Erdalkalien
gebundenen Phosphorsäure zu berechnen,
verfährt man in folgender Weise:
'^) Ztschr. f. Unters, d. Nähr.- u. Genußm.
190d, X, 339.
458
Nach der Gleiohang : 3CaO + FJÖ^ ==: CagCPO«), entspreohen
168 g CaO =s 142 g PA; also 4,215 pCt CaO = 3,563 pCt PjO^.
Nach der GleichuDg: 3MgO + PjOs = ^g9(P0^2 entsprechen
121,08 g MgO = 142 g P2O5; also 16,120 pCt MgO = 18,908 pa PA-
Summe der an Erdali allen gebundenen •P2O5 = 22,471 pCt.
Nach Abzug dieser Zahl von der Gesamt-Phosphorsänre eiiiält man die Menge der
an Alkali gebundenen, d. h. wasserlöslichen Phosphorsäuie zu
28,390 ~ 22,471 = &,9I9 pCt PA-
Diese überschüssige Phosphorsäure bindet nach der Gleichung :
PjOß + 3K,0 = 2K8PO4
d. h. 142 g PA enisprechen 282,9 g EsO 1 1,794 pCt K^O,
die gleichzeitig vorhandenen 2,694 pOt SOq nach der Gleichung:
SO» + KgO = KfSO^, d. h. 80,06 g SO» entspreohen 94,3 g K,0 3,173 pCt KjO
die 0,302 pCt Gl nach der Gleichung 2HC1 + KgO = 2KC1 + HjO;
oder 70,90 g Ol entsprechen 94,3 g K.O 0,402 pCt K»0.
Summe der an Säuren gebundenen Alkalien = 15,369 pOt EgO.
Da der Gesamtalkaligehalt der Asche 36,73 pCt EaO + 0,527 pCt Na^O (entsprechend
0,800 pCt E2O) dem Aequivalent von 37,530 pCt E^O gleichkommt, so ergibt diese Zahl ver-
mindert um die Menge des an Säuren gebundenen Eali, also
37,530 — 15,369 = 22,161 pCt ILO
den Gehalt des an Eohlensäure gebundenen Ealiumoxydes, entsprechend 32,50 pCt E2CO0.
Demgegenüber £ällt die Berechnung des Ealiumkarbonates aus der wasserlösSicken Alkal-
ität zu hoch aus, weil diese auch noch die Alkalität des Trikaliumphosphates umfaßt.
Nadi der Gleichung:
2 E3PO4 + 2H,0 = 2E4HPO4 + E,0 + HgO,
repiäsentiert 1 Molekül P8O5 die Alkalität von 1 Molekül Kfi, H)i g f^O^ entsptechien also
94,3 g EjO, d. h. die in wässeiiger Losung befindlichen 5,919 pCt P9O5
= 5,006 pCt EfcO oder 7,342 pCt EgCOg.
Die wasserlösliche Alkalität ergibt also einen Gehalt von 39,842 pCt, statt der wirklich
vorhandenen 32,50 pCt E^CO^. Aus dem Eohlensäu regehalt der Asche (10,59 pCt) berechnen
sich 33,26 pa Ej^COs.
Da alle bisherigen Aschenanalysen
von Kakao einen Kohlensänregehalt,
d. h. einen Ueberschuß der Basen über
die sauren Bestandteile ergeben haben,
so erscheint es berechtigt, die analytisch
gefundene Kohlensäuremenge auf Pott-
asche umzurechnen.
Für noch zweckmäßiger würde ich
es halten, den Kaliumgehalt der Be-
urteilung zu gründe zu legen, da dieser
offenbar die größere Konstanz aufweist
und bereits durch geringe Pottasche-
Zusätze stark beeinflußt wird.
Unter der Annahme, daß eine Asche
35 pCt K2O enthält, und daß der
Aschengehalt 5 pCt beträgt, ergibt sich
der Gehalt des Kakaos an Kaliumoxyd
zu 1,75 pCt KgO. Ein Zusatz von nur
1 pCt Pottasche erhöht den Kaligehalt
um 0,7 püt, d. h. auf 2,45 pCt; den
prozentischen Kaligehalt der Asche aber
ao' 2,45x100 ,^^ ,^
- — ~ = 4o,a pCt.
Zusätzen von 2 bezw. 3 pCt Pottasche
entsprechen KaligehaHe der Asche von
45 und 48,1 pCt.
Das sind verhältnismäßig beträcht-
liche Unterschiede, die unter Zuhilfe-
nahme der übrigen Aschenbestandteile
vielleicht ein Urteil ermöglichen könnten.
Ob diese Annahme wirklich begründet
ist, wird sich erst nach dem Ausfall
einer größeren Anzahl von Aschen-
analysen, mit denen ich zur Zeit be-
schäftigt bin, entscheiden lassen.
Dresdeo, im Itai 1906.
Yerfahren zur Darstellung eines ungUligeB
Saponlu a«s Rinde, Bltttteni, Zweigen und
Warzeln Yon Balnesia Saroilentl «nd 6wi-
Jaeam offieinale. D. R.-P. J5ttt(54, El. I2c.
E. Mereky Darmstadt. Das uogifti^o Saponm
von Bulnesia Sarmienti and Gaajacum officioate
ist ein Methylderivat der Saponiosäare : Ch^m^io
und zeigt ieineriei Lösungsf&higkeit &t rote
Blutkörperchen mehr. £i wird erhalten, indeai
man aus dem wässerigen Aoszuee der erwähnten
Pflanzenteile zunächst mit Bleiacetat das saure
Saponin aui^ällt, das Filtrat mit baBischem Blei-
acetat Tersetat und den so erhaktenan Nieder-
schlag mit Schwefelwasserstoff zeriegt 4. Si.
459
Neue UntersuchuDgen über
Hydrargymm ozycyanatum und
Hydrargsrrum praecipitatum
album.
Den Arbeitea von Richard und K, Holder -
mann, die ergeben hatten^ daQ Qaeoksilber-
oxjeyanid die der Formel HgCy2HgO ent-
Bprediende Zusammensetzung besitzt^ sdiUeßt
sieh mit demselben Resultate eine Unter-
suchung Ton Plenkers*) an, der «oh die
Aufgabe gestellt hatte , die Konstitation
einiger komplizierter Qaeeksilber -Verbind-
ungen zu ermitteln. Fflr das Oxyoyanid
kommt er zur Formel:
m der das zweiwertige komplexe Kation
mit 0 verbunden ist Zu dieser Auffassung
gelangt Plenkers teilweise dureh die Eigen-
schaften der OxycyanidsalzO; von denen er
mehrere herstellen konnte z. B. das Nitrat
[Hg<::g;;Hg](N0s)2
durch Auflösen von Oxyoyanid mit ver-
dflnnter Salpetersäure in gelinder Wärme.
In diesen Salsen sind Gyanionen nioht nach-
weisbar. AlkaJilauge fällt aus ihnen Oxy-
Cyanid. Auch ein Hydrat des Oxyeyanids
vermochte Plenkers zu gewinnen^ so schon
durch UmkriBtallisieren des gewöhnlichen
Oxyeyanids oder wenn eine konzentrierte
Losung von 1 Mol. HgCl^ und 2 Mol. HgOy2
mit Natronlange bis zur stark alkalischen
Heaktion versetzt wurde. Auflösen des
wasseihaltigen Oxyeyanids in Säuren ergab
die Salze des gewöhnlichen Oxyeyanids.
Zur Annahme komplexer Quecksilber-
Kationen gelangte Plenkers auch durch das
Studium anderer Que^rilber -Verbindungen
u. a. auch der Quecksilber-Ammoniak- Ver-
bindungen z. B. des unschmelzbaren und
des sdimelzbaren FHlzipitatB. Ersteres ist
als Hydrargymm praecipitatum album heute
*) Ä. PUnkerg zur Kenntnis der komplexen
Quecksilber -Verbindungen. Dissert. StraBburg
noeh offizinelly letzteres, das durch Fällen
einer stark salmiakhaltigen Lösung von
Sublimat mit Ammoniak dargestellt werden
kann, war frfiher gleichfalls arzneilioh ge-
braucht. Eine andere hierher gehörige
Verbindung, die der Verfasser noch in den
Bereieh seiner Untersuchung zieht, die sog.
M72o;i'sche Base Hg2NH302 hat kein spe-
ziell pharmazeutisches Interesse. Da die
Formel des unschmelzbaren Präzipitats keine
Analogie zu den Formeln der Ammoniak-
verbindungen des Kupfers, des dem Queck-
silber am nächsten stehenden Schwermetalles
bietet, so ^M\» Plenkers nochmals seine Zu-
sammensetzung; besondersachtete erdarauf, ob
in seinem Molekfll nicht noch Wasser vorhanden
wäre. Die Untersuchung ergab indes, dafi
die jetzt geltende Formel Hg01NH2 fflr das
tnx&ene Produkt richtig ist, daß aber audi
entsprediende wasseriialtige Komplexe exist-
ieren. I^e bilden sich nach Plenkers von
der Zusammensetzung
HgQjjNHs (d. h. HgCINHg + H2O)
oder wahrscheinHoher
Hg^^g^^^.HgO (d. h. 2HgClNB2 + HgO),
wenn Wasser auf schmelzbares Prä-
zipitat oder Diaminqueeksilberohlorid
Hg/^rr \ ^wirkt. Diese wasserhaltigen
Verbindungen gehen unter dem Einfluß von
Ammoniak oder event. beim Trocknen unter
Wasseraustritt in das unschmelzbare
Präzipitat oder Amidoquecksilberchlorid
Hg^^ Aber. Dieser Körper wieder gibt
mit Wasser basische Produkte, Verbindungen
Ol
von Hg^^ mit aus ihm durch Verseifung
entstandenem HgO.
An bemerkenswerten Tatsachen fand der
Verfasser noch, daß sowohl das schmelzbare
Präzipitat als die anderen aus ihm entstehen-
den Produkte sich bei Gegenwart von Ammon-
iumsalzen in konzentrierter Ammoniakflflssig-
keit auflösen, so daß die Quecksilbersalze,
wenn auch mit einigen Einschränkungen^
sich gegen Ammoniak nicht anders verhalten,
wie die Salze der verwandten Schwermetalle.
Zur besseren Erläuterung des behandelten
Qebietes seien noch einige Reaktionsgleich'
ungen wiedergegeben;
460
SdimelzbaTes Prizipital + Wasser ^ Unsdimdzbares Priapitat + Salmiak
w ni -L ovw — ► Fti ^'i 1 «IM*ni'nqneoksUberehlorid»
HgOlg i- JJNMg ^ ["«(NHa^ «Schmelzbaree Prfaipitat»
^[^«^(NHs)«] + ^'^ ^ HS^F" ^ + ^«0 + 2NH4CI
Bas. Diamioquecksilberchlorid
i
ow«.^* /4- TT Ci\ unflchmelzbareB
Neue ArzneimitteL
Aoidum propylo-barbitnrionm empfiehlt
Arnold Vostvinkel in Berlin W. 57 als
Ersatz fOr Proponal.
Aetkylmeihylxanthin empfiehlt Birk in
Münch. Med. Woehensobr. 1906; 1047 an
Stelle von Dioretin als Herzdiuretikam in
Gaben von 0^5 g.
Alformis ist eine konzentrierte Lösung
von basisch ameisensaurer Tonerde (etwa
16 pGt); die geruchlos und von vorzflgUcher
Haltbarkeit ist. Ihre Wirkung ist zwei- bis
dreimal größer als die der essigsauren Ton-
erdelösung. Zu Umschlägen wird Alformin
mit 8 bis 10 Teilen Wasser verdünnt. Zum
Gurgeln und als Mundwasser genügen 5 bis
10 Tropfen auf ein Glas Wasser. Dar-
steller: Chemische Fabrik Max Elb, G. m.
b. H. in Dresden.
ColaUn ist nach The Pharm. Joum. 1906,
26. Mai, 652 Cholsänre (CholaUc Acid) und
whrd durch Hydrolyse von Glykochol- oder
Taurocholsäure mittels Säuren oder Alkalien
gewonnen. Anwendung: als gallentreibendes
Mittel in Gaben von 0,03 g in Form von
überzuckerten Tabletten.
ColaUn Laxative (Pharm. Centralh. 47
[1906], 304) smd Schokoladentabletten, die
außer Anthrachinon, aus der Cascararinde
erhalten, noch 0,015 g Golalin enthalten.
Darsteller der Colalln-Präparate : T, Mör-
sern dh Son in London WO.
Ferroglutin stellt Wolffenstein nach
Berl. Elin. Wochenschr. 1906, 704 dar,
indem er entweder zu reinem Eiweiß gewisse
Mengen von chinasauren Verbindungen und
darauf Eisensalze (z. B. Eisenchlorid) zu-
fügt oder zu remem Eiweiß eine Eisensalz-
iösung und dann chinasaure Verbindungen
hinzusetzt. Während im ersteren Falle
überhaupt keine Ausscheidung statthat, wird
im letzteren die ausgeschiedene Eisen-Eiweiß-
verbindung durch Zusatz der chinasauren
Verbindungen wieder sofort klar gelöst und
flüssig. Anwendung: als Eisenpräparat
Oadose, bereits in Pharm. Centralh. 46
[1905], 855 erwähnt, ist das von freien
Fettsäuren, Seifen und Aschenbestandtalen
befreite Fett der Dorsdileber und besitzt
eine ähnliche Zusammensetzung wie das
Wollfett. Es ist eine gelbe, salbenartigs
Masse, die bei 33,5^ anfängt, flflasig zu
werden und bei 36^ völlig schmUzt, in
Aether, Chloroform und Schwefelkohlenstoff,
aber nur wenig in Alkohol löslich ist Ihm
sind folgende Kennzahlen eigen: v, Hübl
sehe Jodzahl: 89,67, Verseifungszahl: 167,0,
Säurezahl: 0. In den Handel kommt es
als Gadose anhydriea, Gadose
aquosa mit 25 pCt Wasser und Gadose
glycerinata mit 25 pCt Glycerin. Die
wasserfreie Gadose soll 250 pCt Wasser
aufnehmen können und sich besondera zor
Bereitung der grauen Quecksilbersalbe eignen.
Darsteller: J. E, Stroschein m Berlin SO 36.
Kapitol (Pharm. Centralh. 46 [1905],
911) besteht angeblich aus 10 Teilen
wasserfreiem WoUfett, 4 T^en Menthol,
0,5 Teilen Salicylsäure und 0,02 Teilen Jod.
Nach Dr. J. Kochs (Apoth.-Ztg. 1906, 410)
dürfte es aus 63 pCt wasserfreiem Wollfett,
14,5 pCt Wasser und 22,5 pOt Menthol
bestehen.
Lenicet Außer dem in Pharm. Centralh.
46 [1905], 738 erwähnten 20- und 50proe.
Streupulver bringt Dr. Rudolf Reiß, Gbem.
Fabrik in Berlin N 4, Chausseestraase 48
ein lOproc. Lenicet-Streupulver,
das auch Lenicet-Baby-Puder genannt
und an Stelle von Lykopödium angewendet
wird, sowie ein lOproc. Lenicet-Vase-
lin, mittels weißem amerikanisdiem Vaselin
hergestellt, und eine Lenieet-Lanolin-
Crdme in den Handel.
461
Maltaydiie ist ein diastaBehAltiges Nfthr-
präparat ffir Kranke, Schwache and Ge-
nesende. Bezugsquelle : Schweizerisches Me-
dizinal- nnd Sanitätsgeschäft Hausmann^
A.-G. in St. Oailen.
Hiyea ist der Handelsname für Beiers-
cbrfs Basis-Seife.
Ovogal wird nach einem besonderen
patentierten Verfahren als eine Verbindung
von Qallensänren mit Eiweiß dargestellt.
Nach Dt, E, Wömer (Pharm. Ztg. 1906,
460) ist Ovogal em grünlich -gelbes, in
Wasser, Terdünnten Säuren, Aether, Chloro-
form, Benzol, Fetten usw. unlösliches Pulver.
Elbenso lösen es Alkohol und Aceton nicht,
dodi entziehen sie ihm bei längerer Ein-
wirkung geringe Mengen Gallensäuren. Al-
kalien lOsen Ovogal unter Spaltung in Ei-
weiß und Galiensäuren (Glyko- und Tauro-
eholsäure). Daher wäre es falsch, Ovogal
in feuchtem Zustande mit Alkalien z. B. zu
Pillen zu verarbeiten, da sich dabei wieder
die mit den unangenehmen Nebenwirkungen
behafteten gallensduren Salze bilden würden.
Zum Nachweis des Eiweißes wird
eine kleine Messerspitze voll Ovogal unter
Erwärmen in lOproc. Natronlauge gelöst
und zu der völlig erkalteten Lösung
vorsichtig tropfenweise verdünnte Kupfer-
snlfatlösung zugegeben, bis die blauviolette
Biaretfärbung eintritt Wie die reinen
Gallensäuren bezw. ihre Salze, so gibt
aadi Ovogal, wenn es mit einer Spur Rohr-
zucker, einer kalten Mischung aus einem
Raomteil konzentrierter Schwefelsäure und
zwei Raumteiien Wasser gemischt und vor-
siohtig erwärmt wird, die schöne Purpur-
färbung der Pettenkofer'%chen Reaktion.
Die Färbung, welche Eiweißstoffe für sich
allein ebenso behandelt geben, ist mehr
gelb- bis braunrot und viel schwächer, so
daß wohl kaum ein Irrtum entstehen kann.
In zweifelhaften Fällen trennt man das Ei-
weiß von den Gallensäuren, indem man das
Ovogal einige Zeit mit salzsäurehaltigem
Alkohol erwärmt, wobei die Galiensäuren in
Lösung gehen, während das Eiweiß ungelöst
bleibt. Der nach dem Filtrieren durch Ver-
dunsten erhaltene, eiweißfreie Rückstand wh*d
zur Pettenkofer'wliien Probe verwendet.
Anwendung: bei Katarrhen des Dünn-
darms, Fettstühlen, atonischer Stuhlverstopf-
ung und besonders bei Erkrankungen der
Leber und Gallenwege. Man gibt es messer-
spitzen- bis teelöffelweise in Wasser, Kaffee,
Tee> sauren Fruchtsäften usw. Es ist dabei
darauf zu achten, daß die Kranken das
Pulver rasch hinunterspülen, da es sonst
schon teilweise durch den alkalischen Mund-
speichel gelöst wird und durdi den bittep
süßen Geschmack der Gallensäuren lästig
fällt. Zur Geschmacksverbesserung wird der
Zusatz eines Oelzuckers empfohlen, z. B.
Elaeosaccharum Menthae piperitae 10,0
Ovogal 40,0
Sehr empfindlichen Krauken gibt man es in
Oblaten oder Kapseb.
Peru - Lenicet - Steupulver besteht aus
10 pCt Perubalsam, 40 pCt Lenicet und
50 pGt Talkum.
Peru - Lenicet • Kompressen bestehen
aus nicht haftenden paraffinierten Gaze-
streifen, auf denen nach eigenem Ver-
fahren Peru-Lenicet- Streupulver fixiert ist.
Anwendung beider Präparate: bei Unter-
schenkelgeschwüren. Darsteller: Dr. Rudolf
Reiß, Chemische Fabrik in Berlin N. 4.
Plejadin besteht angeblich aus Salzen
des Antipyrin und Phenetidin. Anwendung:
statt Migränin. Darsteller: Dr. Arnold
Voswinkel in Berlin W. 57.
Rhensinal besteht angeblich aus 6,4 pCt
Chlor-Jodfettsäure in alkoholischer Lösung,
0,5 pCt Senf öl und 14 pCt Salicylsäure.
Anwendung: äußerlich bei Gicht un^ Rheu-
matismus. Darsteller: Chemische Fabrik
Dt, Hirschberg G. m. b. H. in Berlm W.
Silber-Lenicet-Kompresse hat eine Zu-
sammensetzung, die der der Pern-Lenicet-
Kompresse ähnelt. Da sie wenig haltbar ist,
wird sie nur auf Bestellung angefertigt.
Sonatin ist eine Lösung von Benzoyl-
benzoat in Ricinusöl. Anwendung: statt
Peruol. Darsteller: Dr. Arnold Vosvdnkel
in Berlin W 57.
ütrogen soll wie Pyrenol (Benzoylthymyl-
natriumbenzoylooxybenzoat) zusammenge-
setztsein. Anwendung: bei Asthma, Rheuma
und Lungenleiden. Darsteller: Dr. Arnold
Vosivinkel in Berlin W. 57. H. Mentxel.
Stomachvl-PlUen, Br. Wolfson's, Wie uns
die darstellende Firma mitteilt, war auf einer
Reihe von Prospekten die Anzahl der Pillen,
die aus der Masse (Pharm. Centralh. 47 [1906],
424) hergestellt werden sollten, irrtümlich
zu 100 angegeben, während 200 Pillen daraus
bereitet werden. Ä Af.
462
Neue Arzneimittel,
Khpfef'a Glidin-Nährpulvor Seite
Kreuznacher radio-aktive Präparate
424
377
über die im Mai 1906
„ Radiolsoifc
377
berichtet wurde:
Laote
Linimentum Radioli
403
377
Actiua-Puder Soite
443
Liquid Joe
443
Alkai-ftodyl
402
Liquide de Locke
353
AlumiD. aceticoglycerin.
402
„ „ ninger
353
Antbrasolin
402
Liquor Hypophosph. comp.
353
Antioollämin Kieffner's
353
„ Jodi carbolisatus
353
Antiglycosin
402
Magentabletten
378
Antigonokokkeii-Serum
402
Magnes. peroxydat. pur. Vieri
443
Benzomorphin
402
Magolan
353
IHenal
443
Mammosan
443
Boalton's Solution
353
Matrel-Kapseln
424
Brasant-Kapseln
424
Melioform
449
Calcium bippuricum
402
Meningokokken-Sornm
354
Capsules Ferroplasma
402
Mentbol-Jodol
403
Carbolis. Solut. of Jod in o
353
„ -Kokain Pastill.
377
Cedrarine
402
Mentholsalioylat
354
Cbinoform
37/
Methacetanilid
403
Chrysarobin-Dermasan
353
Myoplase
424
Cocoids 353,
, 424
Naphthamin
403
C^llin
354
Natrium bippuricum
403
Decoction de Magendie
445
Nephroplase
434
Denys' Tuberkulin 424,
, 452
Nervoform-Pillen
424
Dijozol-Hydrargyrum
443
Neuronal
448
., -Kalium
443
Novämin
353
„ -Natrium
443
Omorol
443
„ -Zink
443
Paraffinum oxygenaium
403
£tbomorphin
402
Parogen
403
Eucarenalin
402
„ thick
403
Euen
353
Parogenum spissum
Pepule Panero-Bepatic.
403
Eubämose
443
443
Eumydriu
367
Perbydrol
448
Eusemiu
350
Peruol-Creme
403
Eusulfin-Seife
443
Phenyform 377
, 463
Eutannin
402
Pheozoline Hydrochlorido
403
Fagacid
386
,, Tannate
403
FlüsAges Eis
443
Purgettae
378
Fonnicin
430
Radiol-Gelatine-Verband
377
Frankens Gallensteiumittel
379
Rbeumaaol
367
Freocbe Uixture
353
Risicool
403
Gallensteinmitte], FrafMs
379
Robeferrol «Rumpelt»
403
Gallogen
449
Saletin
403
Gaudanin 377
, 424
Sanas
378
Gelatina Eadioli
377
Santyl
449
Glidin-Nährpulver, Klopfer ii
424
Silvana-Esseuzen
356
Globuli Radioli
377
Sodium Hippurate
403
Gonosan
406
Sopbol
443
Oroßmann'a Kraft- und Nähr-
Speton
403
Emuision
402
Splenoplase
424
Gytje
402
Sterilette Adrenalin
443
Hämoplase
424
Sterilis. Krenzn Salztbl.
378
Heilmittel gegen Eklampsie
403
., Radiol-Verband
377
Hepatoplase
424
Stomachyl-Pillen 424,
, 461
Holadin
443
Styracol
388
Homatropin-Tabletten
353
Suppositoria Radioli
377
Horlick's Malz-Milcb
377
Supranefran. bydrochl. sol.
444
Hydrastinin Bitartrat
403
Tablettae Radioli
377
Hydrastinine Acid Tartrate
403
,, Rhei composit.
378
Ichtholithium
403
Täo
444
Icbtbozincum
403
Terpinoltabletten
378
Jodothyrintabletten
387
Thick Vasoliment
403
Jodvasogen
386
Thyreoidserum
387
Irisol
353
Torosan
354
463
Triferrin
Trochoid Rejtharel[
Trypealin
Taberknlin D^nys*
Ungaentam Radioli
Vasitnentam Jodi
Yasolimeot
VisciDpflaeter
Vis Vit
Seite 412
403
444
424, 452
377
444
403
444
378
H, Afenixel,
Zur AuBlegong
pbarmaseutisdhor Ctosetse asw.
(Fortsetzung von Seite 261.)
198. Der Verkäufer ist ancli fiür die
Ottte der you seinem Vorgifcnger über-
nommenen Waren voll nnd gaas yertfnt-
wortUch. DaraDfhin wnrde ein Eaafmaiiii,
der Zitronensaft, bestehend ansKapiüäp
sirop; Wasser, Zitronensäure und Teerfarb-
stoff, verkauft hatte, wegen Vergehens gegen
dtB Nahrangamittelgesets verurteilt. Er
ffihrte 2n seiner Entsdiüldigimg an, daß er
beim Ankauf des Qesebäftes die Warenvor-
.räte seines Vorgängers mit flbemommen
habe und nicht in der Lage gewesen sei,
den ZHronenisaft zu prüfen. Das Gericht
dagegen war der Ansidit, der Angeklagte
sei verpQichtet und sehr wohl in der Lage
gewesen, eine Prüfung der Warenvorräte,
also aneh des Zitronensaftes, vor dem An-
kaufvorzunehmen. (Apoth.-Ztg. 1906, Nr. 22.)
199.' Dienstmädchen, die in dem Apo-
thekenbetriebe mit beschäftigt werden,
sind als gewerbliche Arbeiter zu be-
trachten und als Solche krankeaver-
sicherungnpflichtig. Ein Apothekenbesitzer
in Bochum hatte ein Dienstmädchen zur
Ausführung der gröberen Arbeiten für seinen
geeamten Haushalt angenommen. Dasselbe
hatte auch die Reinigung der Apotheke zu
besorgen, was täglich etwa eine halbe Stunde
in Anspruch nahm. Die dortige Ortskranken-
kasse verlangte für das Dienstmädchen Zahl-
ung von Krankenkassen - Beiträgen und er-
reidite Anerkennung ihrer Ansprüche von
der vorgesetzten Behörde. (Pharm. Ztg.
1905, Nr. 102.)
200. BoffiDnannstropfen dürfen auch
anBerhalb der Apotheken m Heiliweoken
ohne weiteres feilgehalten und verkauft
werden. Ein Landrat — leider ist aus
dem Bericht nicht zu ersehen wo —, hatte
durch Polizeiverordnung verfügt, dafi Misch-
ungen, die Schwefelätiter enthalten, zu Ge-
nußzwecken nur auf ärztliches Attest ver-
abreicht werden dürften. Auf grund dieser
Verordnung wurde ein Drogenhändler wegen
Verkaufs von Hoffmannstropfen verurteilt,
auf seine Bevision hin aber dann frei-
gesprochen, da die landrätliche Polizei-
verordnung als mit der Kaiserl. Verordnung
vom 22. Oktober 1901 im Widerspruch
stehend, ungiitig ist (Pharm. Ztg. 1905,
Nr. 78.)
1^01. Vergiftung durch Sublimatpast-
illen. Eine Arbeiterfrau hatte eine Anzahl
in Papier gewickelte Subiimatpastillen, die
zu Desinfektionszwecken verwendet werden
soUten, auf eine Fensterbank hinter den
Blumentopf, also an einen von Kindern
leicht erreichbaren Ort, gdegt, und
war dann ans dem Zimmer gegangen. Von
diesen Sublimatpastillen hatte ein dreijähriges
Kind eine halbe versdiluckt und war trotz
alsbald angewandter Gegenmittel und ärzt-
lidier Behandlung daran gestorben. Der
Staatsanwalt hatte gegen die Mutter die
müdeste Strafe von 3 Tagen Gefängnis be-
antragt Die Mutter wurde jedoch frei-
gesprochen, da das Gericht em Verschulden
nicht finden konnte, weil den Kindern das
Betreten der Stube verboten war. (Pharm.
Ztg. 1905, Nr. 94.)
202. Wein gehört nicht zu den Arz-
neien und Heiimitteln im Sinne des Kran-
kenversicherungs - Gesetzes. So ist im
Gegensatz zu früheren gerichtlichen Ent-
scheidungen vom Landgericht Braunsberg
am 25. Januar 1904 entschieden werden.
§ 6 Nr. 1 des Krankenversicherungs-Gesetzes
legt der Kränkenkasse die Pflicht auf, freie
ärztliche Behandlung, Arzneien, sowie Brillen,
Bruchbänder und ähnliche Heilmittel zu ge-
währen. Hierzu soll Wein und ähnliche
Stärkungsmittel nicht gehören. Kosten für
Wein etc. hat die Krankenkasse nur zu
tragen, wenn sie sich statutenmäßig dazu
bereit erklärt. (^Pharm. Ztg. 1905, Nr. 103.)
' A, St
Phenyform. In dem Bericht über Phenyform
(Phann. Gentralh. 47 [1906], 377) ist am Schlusse
gesagt « Auf be Währung: vorsichtig!»; die Che-
mische Industrie Pallas in Berlin -Schöneberg
teilt uns mit, daß die im physiologischen Institute
der Universität Beriin (Prof. Sehtdxr) von Dr.
med. Adolf SehufUm in Berlin vorgenommenen
Versuche ergeben haben, da'^ Phenyform voll-
kommen ungiftig ist. «,
Therap, Mtshefte 1906, 249.
464
TTüterfluobiugsergebiiisse eisiger
Spezialitäten.
Antiseabin dürlte Daoh Dr. J. Kochs (Apoth.-
Ztg. 1906, 377) in der Hauptsache eine halb-
flüssige, alkoholische Glyoerin-Kaliseife mit Storax,
Benzoehars nnd j^-Naphthol sein. Vergl. hierzu
Pharm. Centralh. 89 [1898], 768.
Brandol iai nach Dr. J, Koehs (Apoth.-Ztg.
1906, 321) eine Iproo. Losung von Päcriosflure
in gewöhnlichem Wasser mit etwa 0,4 pCt un-
gelöster PiJcrinsäure. Anwendung: gegen Brand-
wunden. Darsteller: Oarl Eöffbaur in Dort-
mund.
Burkbart's KrttaterpUIen bestehen nach Dr.
J. Kochs (Apoth -Ztg. 1906, 192y in der Haupt-
sache aus Aloe, Capsicum, Mehl, Zucker und
geringen Mengen von Mandragorawurzel, sowie
einem indiffereDten Pflanzenpulver (Enzian wurzel).
Vergl hierzu Pharm. Centralh. 44 [1903], 529.
Oista ist nach Dr. J. Kochs (Apoth.-Ztg. 1906,
297) ein angenehm rjeohender und schmeckender
Liquor, der in der Hauptsache aus Südwein,
Zacker, Wasser und etwas Tinctura Fern po-
mata event. unter Zusatz von Spirituosen oder
Spirituosen Pflanzenauszügen bestehen dürfte.
Nach Dr. Aufrecht (Pharm. Ztg. 1906, Nr. 30)
ist er im wesentlichen ein hämoglobinhaltiges,
mit Bohrzucker und aromatischer Tinktur ver-
setztes Präparat. Darsteller: Apotheker C. Lahr
in Würzburg.
Dattel-Sirupe. Sowohl Ali Baba's Dattel-
Sirup von Äug, Engber db Co. in Hamburg
als auch Dattel-Sirup (Sirupus Dactyli) aus
der Berliner Fabrik pbarmaoeutischer Präparate
,in Berlin SW 12 wurde von Dr. J. Kochs
(Apoth.Ztg. 1906, 254) als ein unter Zuhilfe-
tiahme von B|ohrzucker und Dattelabkochungen
■ bereiteter Sirup befunden, der frei von Aloe,
Bhabarber, Senna, Rhamnus und Purgen war.
' Faseol-Salbe dürfte nach Dr. J. Kochs (Apoth.-
etg. 1906, 367) 33 pCt Wollfett, etwa 6 pa
Dermatol, etwa 2pCt eines i flanzenpulvers und
im übrigen eine kömige, hauptsächlich aus
Calciumkarbonat bestehende MineralsubstaDz ent-
halten. Der Gehalt an benzoUösliohem Bitumen
ist sehr gering. Vergl. hierzu Pharm. Centalh.
45 [1904], 96.
Oraalana - Zebrkur von Otto Retchel in
Berlin SO dürfte nach Dr. J. Kochs (Apoth.-Ztg.
1906, 178) in der Hauotsache das Pulver von
Fucus vesiculosus enthalten.
Dr. John P. Haig's Goltre Cure besteht
nach Dr. J. Kochs (Apoth.-Ztg. 1906, 178) 1. aus
2 Pulvern zu 2 g, welche schwach rotgefärbtes
Natrixunbikarbonat waren, 2. einer rotgefärbten
Salbe, die in der Hauptsache aus mit Natron-
hydrat verseiften Fettsäuren und reichlichen
Mengen halbfester, gelber Kohlenwasserstoffe
zusammengesetzt war, 3. mit Kakao und Zucker
überzogenen Pastillen, die aus etwas Stärke,
Katriumbikarbonat, Kümmelöl und Aloe bereitet
waren, 4. rotgefärbten kleinen Pastillen, die aus
Stärke, Pfefferminzöl und Hydrastiswurzel-Eztrakt
zusammengesetzt waren.
Dr. P. Harold Haye's Astbma -Meiliiiieii.
Nach Dr. J, Kochs (Apoth.-Ztg. 1906, 367) :
1. Nr. 781. Eine grauweiße dickliche Koiol-
sion, die nach Terpentinöl und Pfefferminzöl
roch und schmeckte. Durch Ausziehen mittels
Aether wurden etwa 6,5 pCt dieser Oele er-
mittelt Die Emulsion war mit Zucker YetBÜßi
2. T. I. Q Klare gelbe Flüssigkeit, in der
neben 0,1 pOt Salzsäure Kaliumjodid (entsprechend
13,7 pOt Jod) und Zucker ermittelt wurde.
3. 769 A-C. Schwach rötlicher Sirup, in
dem 6,7 pCH; Jod als Kalium-, Natrium- und
Ammoniumjodid nachgewiesen wurden.
4. T. n. Q. Küare, braune Flüssigkeit von
schwach alkalischer Reaktion und dem Oescbmack
einer EisenpeptonatlÖsung. Der Eisengehalt
wurde zu 1,08 pCt und der Gebalt an EiweiB-
stoffen zu 2,95 pCt ermittelt
5. Nr. 808 Kapseln mit 0,1 g ChiniDsalfat
6. Nr. 763. Pillen, die als wirksamen Ktoff
Jalapenharz enthalten dürften.
Dr. med« Lavser's Hnstentropfen dürften
nach Dr. J. Kochs (Apoth.-Z^. 1906, 81j in der
Hauptsache aus einer wässerigen Lösung von
Süßhoizsaft, einer Abkochung von Senegawursel,
etwas Anis- Ammoniak und weoig Ammoniam-
chlorid bestehen. Vergl. hierzu Pluum. Centralh.
45 [1904], 116.
Dr. med. Lanser^s MagenpiilTer bat naofa
Dr. J. Kochs (Apoth.-Ztg. 1906, 80) etwa fol-
gende procentische Zusammensetzung: 23,62 Na-
triumbikarbonat, 18,08 trooknes NatriumsoUat,
22,26 Magnesiumkarbonat, 22,38 geMltes Oal-
ciumkarbcoat, 3,34 Holzkohlenpulver, 3,09 Ing-
werwurzelpulver, 0,81 arabisches Gummi, 0,42
basisches Wismutnitrat, 0,48 Natriumcblond,
4,16 Wasser (wahrscheinlich Kristall waaser), 0,87
Eisenoxyd und wenig Tonerde (Verunreinigung ?.i.
Bibergeil dürfte, wenn überhaupt, nur in genngen
Mengen Yorhanden sein. Vergl. hierzu Pharm.
Centralh. 44 [1903], 476.
Lltbosan scheint nach Dr. /. Kochs (Apoth.-
Ztg. 1906, 377) hauptsächlich aus wässeriger
RhabarbertiDktur, Glycerin, PfefFerminzvrasaer,
sowie den wässerigen bezw. alkoholischen Aus-
zügen von CheXidonium und Baldrian, möglicher-
weise auch anderen nicht narkotischen Stoffen
zu bestehen. Vergl. hierzu Pharm. Centralh.
47 [1906], 87.
Myrtill-Laxler-Saft ist afischeinend nach Dr.
J, Kochs (Apoth.-Ztg. 1906, 264) unter Verwend-
ung Yon Heidelbeeren und Bohrzuoker ohne Teer-
farbstoffe und Stärkezucker' hergestellt worden,
Salicylsäure könnte außerdem nachgewiesen
werden, nicht dagegen Aloe, Rhabarber, Senna,
Rhamnus und Purgen.
Pesotta-PilleB dürften nach Dr. AufreeM
(Pharm. Ztg. 1905, 881) etwa 45 pCt Kaliseifa
und etwa 3 pCt Lecithin enthalten, während der
Rest aus einem indifferenten Pflanaenpulyer be-
steht. Der üeberzug ist Kakao. Vergl. hierzu
Pharm. Centralh. 46 [1906], 776.
Perox 0 eop, ein Bandwunnmittel, besteht
i naob Dr. J. JEMu (ApoUu-Ztg. 1906, 81) aus
Plutal (Pharm. Ceotralh. M [19Ü5], 911)
hatte nach Dr. Aufreeht (Pharm. Ztg. 1900. 73
folgende pTocentisfilie ZasammenaetiiiDg: 4,35
Wuser, 43,48 Zitronensinre, 37,51 Natriam-
bikarbonat, 14,2 Natriamanlfat und 0,46 Natrium-
Chlorid. Ein Shnliahea PrCparat erhält mao
dnrcb MisoheD toq etwa 45 pCt ZitronenBäare,
40 pCt Natrinrnbikarbonat, 14,0 pCt Natrium-
Boirat und 0.5 pCt Natriumohlarid. Nach Dr,
J. Koehs (Apotb.-Ztg. 1906, 161) besteht es ana
43,55 pCt Natrinmbikarbonat, 1S,53 pCt Na-
trinrnsoirat, 0,48 pCt Natriamohlorid, 23 pCt
Ealiambitartiat, 14,01 pCt. Wein- und Zitrooea-
siare, 14,01 pCt Eisenosyd Dod Magoesia, sowie
3,3 pCt Wasser.
Stjptoput besteht Dach Dr. J. Koehs lApoth.-
Ztg. 19;i6, 297i ani 60 pCt Vaseline, 30 pCt
Ealinmpennaiiganat nad 10 pCt Eieselgnhr.
Tergl. hieran Pharm. Cenlraih. 46 [1905), 886
ootei Ealinmpermangtnat-Faste.
H. M.
Neuerongen an Laboratorianu-
Apparaten.
Sterilifliflrliare Tropfflaioha mit Inft-
diehtem VeraohlnB oluie Killen. Da bei
den bisher gebr&aobliohen Tropfflaaebeo so-
wohl der Glaaetbpfen als aaeb der Hals der
Flisdie mit Rillen versehen sind, lassen
sieb nicht steriüsieren bezw. üe Mühen nicht
BteriL Zur Beseitigung dieses Uebelstandee
ist ein unter D. R. 0. H. Nr. 2006 7
goBohfltzter Veraohlnfi konstmiert
worden. Der eigentliohs Tropfver-
sobluB ist ohne jede Rille gnt ein-
geechliffen nnd her&nBnebmbar.
Durch eine anfgeschliffene Kappe
kann die Flasche auch nach dem
Sterilisieren laftdioht abgeaofaloesen
werden ond bleibt so steril.
Flaschen Bind in den GrOSen fOr
10, 20 nnd 30 com Inhalt von
F. R. O: Goetxe, Leipzig, Harte!'
Straße 4 zn beziehen.
Eise einfache Hethode znr sterilen
StnUentnahme gibt L. Jehle an. An 6
bis 6 com fassenden, nadi nnten zn koniseh
rerlanfenden and blind endenden GlasrBhren
weiden am antuen Ende 3 bis 6 kleine Oeff-
nungen angebracht. Der obere verjangte
Teil wird durch eben Wattepfropf geschlossen.
B«m Gebranche -werden ^ ROhrohvi iteril-
isiert, mit steriler phyriologisdier Eoohaalz-
lÖBung gefüllt, 6 bis 6 cm in das Rektum
eingefafart und der Inhalt hie auf einen
kleinen Rest emgeblasen. Sobald das Blasen
authSrt, steigt die Flfisugkdt freiwillig ans
dem Dannlumen in das Olasrohr, wobei andi
feste Beetandteile, wie Sohleim, Eiter usw.,
mitgerissen werden. (Pharm. Ztg. 1906, 145).
Stfttivplatte fttr Laboratorinmsiwecke.
Znr Erhöh-
ung des Fest-
stehens von
Stativplalten
bringt Franx,
Hugershoff in
Leipzig
schlitlenartige
Vertiefungen
unter der Hatte
an, die ihr einer-
seits einen
festeren Stand
geben nnd andererseits gestatten, sie mittels
öner Scbraubklemme an den lisch anzu-
sdirauben, so daß selbst bei ganz emseitiger
Belastung ein Umfallen ansgeachlossen bt.
(Hiarm. Ztg. 1906, 1033.)
Ein nenes Tiegeldreieok (GIQhring) nach
A. Kette zeigen die nachatehenden Abbild-
ungen. Die Prismen und Zwischenstücken
bestehen ans feuerfestem Material. Der Tiegel
mht auf den 3 nach
innen zeigenden Pris-
menkantm. Sämtliche
Kanten der Prismen
a^ 1*^ yfii-^Vii "°^ gegenseitig aus-
^*— !-—«(. tauBchbar. Der QlOh-
ring wird mit den Anfsatzringen von der
Firma Dr. Bender nnd Dr, Hobein in
Hauchen geliefert. P.
46G
üeber Aoidol*)
berichtet Dr. Robert Flatow in Deutsch.
Med. Wochensohr. 1905; Nr. 44, daß die
daraas dargestellten Pastillen nur schwach
komprimiert sind und sich daher sehr leicht
in^Wasser lösen. Etwa ein Drittel Weinglas
genflgt für eine vollständig. Da das Acidol
in konzentrierter Form ätzend wirkt, ist es
nnr in wässeriger Lösung zu Terabreioben.
Die Wirkung des Büttels war vollständig
dieselbe wie die der Salzsäure, bei vielen
Fällen von mangdnder Säurebiidung eine
sehr bedeutende, heilende und durch nichts
anderes zu ersetzende. Ganz besonders em-
pfehlenswert ist Aoidol bei nervöser Sub-
oder Anaddität, wo es nicht selten weit
¥rirk8amer als Salzsäure selbst war.
Die Gabenmenge wurde geprüft und es
stellte sich dabei heraus, daß von dem Acidol
die doppelte Menge als wie von Salzsäure zu
verabfolgen ist, obwohl Acidol mit einem
Gehalt von 23,78 pCt HCl der offizlnellen
25proo. Salzsäure fast gleich kommt.
Die weitere chemische durch Dr. Altschul
erfolgte Untersuchung gab dann die Erklär-
ung: Die hydrolytische Spaltung des Acidol
wurde nach verächiedenen Methoden, be-
sonders durch Bestimmung der Verseifungs-
gesdiwindigkeit von Methylacetat durch Acidol-
lösungen näher geprüft und dabei gefunden,
daü Acidol in wässeriger Lösung nicht voll-
ständig, sondern nur teilweise in freie Salz-
säure und BetaYn gespalten ist, und daß mit
steigender Verdünnung der wässerigen Lös-
ung die Hydrolyse zunimmt In 1 proc.
Lösung sind erst etwa 40 pOt Acidol auf-
gespalten. Ein nennenswerter Nachteil für
die therapeutische Verwendung des Acidol
ist durch dieses Verhalten nicht bedingt, da
man eben ohne jedes Bedenken die zu ver-
abreichende Menge größer wählen kann, als
dem Prooentgehalt an Salzsäure entspricht.
Und dann darf man erwarten, daß bei zu-
nehmender Verdünnung im Magen und all-
mählicher Bindung der freiwerdenden Säure
an das Nahrungseiweiß usw. beim Ver-
dauungsvorgang sich das Acidol wieder
spaltet, so daß seine Wirkung eme dauernde
und nachhaltigere ist, als die der entsprechen-
den bald aufgebrauchten Salzsäuremenge.
Einen genauen kimischen Nachweis hierfür
♦) Ph. C. 416 [1906], 371,
beim Kranken zu erbringen, ist der »Natur
der Sache nach recht schwierig.
Auf die weiteren theoretischen Erörter-
ungen können wir leider nicht emgehen und
müssen auf das Original verweisen.
Zum Schluß erwähnt Verfasser noch, daß
außer dem Acidol bezw. Acldoltabletten die
Aktien - Gesellschaft für Anilinfabrikation in
Berlin SO Pepsin-Aoidolmischungen
herstellt, die ak Ersatz der Mcfat xeraetz-
liehen Pepsin -Salzsäuredrag6es Verwendung
finden. — (»—
Zur Darstellung von Kixtura
Ferri composita Fh. Brit
gibt W, A, Knight in Ghem. and Drugg.
1906, 26 folgende Vorschrift:
Ferrum sulfuricum 1,62 g
Kalium carbonioum 1,944 g
Oleum Myristici 0,3 com
Tinctura Myrrhae 18,5 >
Sirupus aimplez 4,72 »
Mucilago Gummi arabid 3,552 >
Aqua Rosarum ad 284,417 »
Das Kaliumkarbonat wird in 57 eem
Rosenwasser gelöst, der Qummischlttm za*
gefügt und die Flüssigkeit In dtt* Flasebe
derart umgeschwenkt, daß die Wandungen
völlig befeuchtet werden. Darauf fügt man
die mit dem Oel vermischte Myrrhenünktnr
allmählich unter mäßigem Umsdiütteln zu.
Nach weiterem Zusatz von 200 cem Rosen-
wasser gibt man das in dem Rest Rosen-
wasser gelöste Ferrosulfat vermischt mit dem
Zuekersimp zu. Zur Vermeidung der Oxy-
dation des Ferrosulfats während des Löseos
hüllt man dasselbe in Mull oder Gambric
und hängt es einige Zentimeter unterhalb
der Obertläehe in das Wasser. ^tx—
Eine haltbare rote Quecksilber-
salbe
erhält man nach Otto Baubenkeimer (Amer.
and Pharm. Reoord 1905, Okt.), wenn man
10 g höchst fein gepulvertes rotes Qoeck-
silberoxyd mit 5 g Ridnusöl innig venuaeht
und darauf aUmählieh 85 g Vaaelin (Pstrol-
atum) zugibt Die Zubeieitang soll in eineiD
Olasmörser unter Verweodiuig eines Olas-
pistills und Hom- oder Hartgiunmi-Spateb
stattfinden.
467
Die Destillation des ätherisohen
Wintergrün- und des Birken -
rinden-Oeles
soll nach den Angaben von Oildemeister
nnd Hoffmann in den UnprnngBländeni
auf unrationelle Weise gewonnen werden.
Ziegelmann nntemabm es daher, die gttn-
Btigsten BedSngnngen fflr die OImng dieser
Oele zn erforschen. Zu dem Zwecke worden
10 g der betreffenden Pflanzenteile im grob-
gemahlenen Znstande ohne nnd mit vor-
heriger Mazeration destiUierty je 1000 ocm
Destillat gesammelt nnd hierin kolorimetrisch
der Salicylsäuremethylester durch Vergleich
mit einer einpromilligen LOsung des reinen
Esters und Eisenchlorid bestimmt. Die Er-
gebnisse waren folgende:
ohne Maseiation
Birkenrinde ergab:
0,19 und 0,21 pGt
nach 128tündiger Mazeration l 0 62 c 061
bei gewöhnlicher Temperatur j ' * '
nach I2stündiger Mazeration \ n^n Aiio
bei 400 0 j 0,40 c 0,42
I
Salicylsäuremethylester.
ohne Mazeraüoa
nach 12stündi^er Mazeration
bei gewöhnlicher Temperatur
nach d48tuiidiger Mazeratiou
bei gewöhnlicher Temperatur
nach 12totüiidiger Mazeration
bei 40 bis 50» C
Gaultheriablitter eigaben :
0,72 und 0,68 pCt
}
1
1,57
1,58
1,29
1,48
L45
1,31
> Salicylsäuremethylester.
Die nach der hiernach besten Methode
dtrgestellten Oele besaßen folgende Eigen-
schaften:
Birkenrindenöl zeigte das spez. Oew.
1,1502 bis 1,171 nnd enthielt 90,2 bis
97,83 pGt SaKcylsäuremethylester. Es war
in 4 Teilen 70 proc Alkohol nnd 1 Teil
80proc Alkohol löelicb, sowie in allen Ver-
hältnissen mit 90 proc. Alkohol mischbar.
— OaultheriaOl besaß das spez. Oew.
1,175 bis 1,185, es enthielt 96,2 bis 97,1
pCt Salicylsäuremethylester, verlangte 7 Teile
70proc Alkohol nnd 2 Teile SOproc Alkohol
zur Lösung und war mit 90 proc. Alkohol
in allen Verhältnissen mischbar. j, k.
Pharm, Review 1905, 83.
Den Nachweis von Nitroglyoerin
in Tabletten
fahrt man nach Svensk Farm. Tidskr. 1906,
56, indem man 100 Tabletten pulvert und
längere Zeit mit Aether im Saxklet-AppsLmt
auszieht. Nach dem Verdunsten des Aethers
erhUt man einen noch Kakaofett entlialten-
den Rllekatand, den man mit Alkohol aua-
ziebt und darauf filtriert. Nach Verdunstung
des Alkohols verbleibt die etwa vorhandene
Nitroglyeeriamenge. Nachdem man einen
Teil diasea RQckstandes mit alkoholischer
Kahlauge verseift hat, wird mit Ferrosulfat
und konzentrierter Sdiwefelsäure die Salpeter-
säure nachgewiesen. Den anderen Teil des
Rflckfltandes verselzl man mit je einem
Tropfea Anilin und SAwefelsIure, wodurch
bei Gegenwart von Nitroglycerin RotfXrbung
eintritt. Diese geht auf Zusatz von Wasser
in Grfln ttber. Beide Reaktionen sind so i
sdiarf, daß sie noch 0,001 bis 0,0001 g
Nitroglycerin in 1 ccm Alkohol deutlich
anzeigen. Demnach genQgt zum quali-
tativen Nachweis eine Tablette.
Zur quantitativen Bestimmung wird
der nach dem Verdunsten des Aethers ver-
bleibende Rückstand, aus dem Auszug von
100 gepulverten Tabletten erhalten, mit
alkoholischer Kalilauge verseift und diese
Mischung mit naszierendem Wasserstoff be-
handelt. Dadurch wird das bei der Ver-
seifung ans dem Nitroglycerin gebildete
Kalinmnitrat zn Ammonium reduziert. Dieses
Ammonium wird quantitativ bestimmt und
daraus das Nitroglycerin berechnet, ^tx —
Feuersicherer Holzanstrich besteht aus Mag-
nesiasilikat (Speckstein) und Gblormagnesium-
löflung, die vor dem Gebrauche gemischt werden.
Ztschr. f. Zoüwesen u JReichsateuern 1904, 60.
P.
468
■ ahrungsmittel-Gheniie.
Konservierung der Milch durch
Wasserstoffperoxyd.
Bei der großen Wichtigkeit; welche die
Kuhmilch als tägliches Nahmngsmittel hat,
ist man beständig bemüht die in der Milch
vorhandenen Krankheit und Fäulnis erregen-
den Keime zu vernichten, ohne dabei die
Milch selbst zu schädigen oder ihre Nähr-
kraft zu beeinträchtigen. Eine Abtötung ist
nun auf physikalischem Wege durch An-
wendung der Hitze oder Kälte oder auf
chemischem Wege möglich. Die Zahl der
vorgeschlagenen Mittel ist eine große; so
wurden Soda, Borsäur^ Borax, Salicylsäure,
Natriumsulfit; Kaliumchromat, Hezamethyien-
tetramin, Formalin und Wasserstoffperoxyd
versucht. Die mit letzterem Mittel ange-
stellten interessanten Versuche Baumann'H
aus dem Hygienischen Institute zu Halle
ergeben folgendes: Die Keimzahl in der
Milch wird bei stärkerem Zusatz von Wasser-
stoffperoxyd wieder geringer, und die spon-
tane Gerinnung, die bei nicht vorbehandelter
Milch nach einem Tage dntrat, wurde um
mehrere Tage verzögert Die bei Zimmer-
temperatur aufbewahrte, mit Wasserstoffper-
oxyd versetzte Milch enthielt stets erheblich
mehr Keime als die bei 50^ gehaltene; es wird
also durch Temperatursteigerung die bak-
terizide Kraft des Wasserstoffperoxyds ver-
stärkt, sei es, daß bei dieser Temperatur
die Reaktion kräftiger verläuft und die
Wirkung des freigewordenen Sauerstoffs
stärker wird, oder daß die erhöhte Tem-
peratur die Widerstandsfähigkeit der Bak-
terien herabsetzt. Jedenfalls wurde aber
durch einen Zusatz von 0,35 pCt Wasser-
stoffperoxyd noch keine völlige Sterilisation
herbeigeführt. Bei Zusatz von über 0,35
pCt Wasserstoffperoxyd werden aber sämt-
liche Typhus-, Cholera- und Ruhrkeime ab-
getötet; also das Zeichen einer starken
bakteriziden Wirkung. Beim Studium der
Wirkungsweise der Blilehenzyme auf die
Spaltung des Wasserstoffperoxyd ergab sich,
daß die Enzyme der Milch für sich allein
geringe Mengen Wasserstoffperoxyd in den-
selben Maße zu reduzieren vermögen wie
bakterienhaltige Miloh. Femer ist es sicher,
daß beimitWasserstoffperoxyd vorbehandelter
Mildi die Labgerinnnng später als sonst
eintritt. Auch bei künstlichen VerdamiDgB-
versuohen schien es, als ob bei mit Wasser-
stoffperoxyd versetzter Milch die Wirkung
der Pepsinsalzsänrelösnng sehneller und
stärker vor sieh gehe, als bei der rohen
Milch. Diese Verdauungs- und Gerinnungs-
versucbe sprechen also durchaus nicht g^gen
den Zusatz von Wasserstoffperoxyd zur
Milch behufs SterUisierung bezw. Konser-
vierung.
Eine Schädigung der Gesundheit durch
Wasserstoffperoxyd ist nicht zu befürehten,
da es ja bei geringem Zusatz in der Milch
vollkommen zerlegt wird. Aueh der Ge-
schmack leidet in kdner Wdse.
Abgesehen von der Küideremähmng dürfte
sich die mit Wasserstoffperoxyd venetzte
Milch gut im Felde zur Versorgung von
Heer und Marine, sowie zum Gebrauche
in den Tropen eignen.
In der Praxis wird man gut tun^ das
Wasserstoffperoxyd der Miloh sofort nach
dem Melken zuzusetzen, ehe eine Vermehr-
ung der Keime stattfinden kann, um eine
Verdünnung der Büich dabei zu verhüten,
empfiehlt sich die 30proc. Lösung. L.
Münehn. Med. Wochemehr, 1905, 1083.
Verfahren zsr DarstelluBg der im den
meisten pflanzlichen Nahnutgssteffea ent-
haltenen organIseiieB PhospiierTerMBdiuir
in Form der freien Säuie. DBP. 160470
Kl. 12o. Dr. Swigel Postemak in Paris. Das
nach DRP. 147 969 erhaltene Salzgemisch
wird nadi Zusatz der zur Umsetzung in die
freie Säure erforderlichen Menge einer starken
Mineralsäure, deren Salze in Aetheralkohol nicht
löslich sind, mit einer Mischung von Alkohol
und Aether behandelt, der nach Verdunsten des
Lösungsmittels hinterbleibande Rückstand bekufe
Verseifunj^ von entstandenen Estern mit ätzen-
dem Alkali gekocht und durch Fällen mittels
eines Metallsalzes und nachfolgende Behandlung
mit Schwefelwasserstoff eine wässerige Losung
der reinen, freien phosphoroiganischen Slurs
erhalten, die im Vakuum eingedampft wird. Die
Säure, die zu Nahrungszwecken in physiologischen
und pathologischen Fällen verwendet werden
solK bildet eine gelblich ge&rbte Substanz ron
Honifr'onsistenz, die der Formel: CtEeOgPi ent-
spricLt und beim Erhitzen mit Mineralsfiuren
bei 130 bis 190 <^ 0 quantitativ in Phosphorsäure
und Inosit zerfällt. A, St.
469
Die Gerbsäure in Wein
beBtimmt Dr. Ramon Casamader (Revista
de Farm. 1906, No. 2 und 3) mdem er
einmal 1 oom Wein mit 5 ecm Indigolösong
venetzt nnd geoao nach Neubauer-Löwen-
tkal mit Kaliumpermanganat titriert. Zam
anderen werden 5 ocm Wein mit 10 ecm
destilliertem Wasser und 5 ecm zehnproc
EiseDdüoridlOsung versetzt, umgesehütteit
und Bofort 5 ecm Ammoniak hinzugefügt.
Naeh abermaligem Umaehfittela wird durch
ein trodmes Filter filtriert. 5 ecm des
völlig klaren und farblosen Filtrates, ent-
spreehend 1 ecm Wein, werden wie oben
nach Zofflgung von 5 ecm Indigolösung
mit Kaliumpermanganat titriert Die Be-
rechnung ist dieselbe wie bei dem Neubauer-
LöwenthaPwiiGn Verfahren. H. M.
Die Bestimmung des Bohrzuckers
in kondensierter Hilch
•
Boll nach einer Verordnung des Finanz-
ministerium für Ungarn in folgender Weise
5 g der Prob j werdon in etwa ^00 com Wasser
gelöst und mit 10 eom FMing' :iOher Kupfer-
suifitlösaDg sowie mit soviel Natronlauge ver-
setzt, daß die Flüssigkeit eben nbcb sauer reagiert.
Hierauf füllt man m's zu 250 ecm auf und be-
stimmt in 25 com des Filtrates den Milchzuoker
durch 4 Minuten langes Kochen mit 50 com
Fehling' scher Lösong mit 75 com Wasser. Das
ausgeschicdeDe Eupferoxydul wird in einem
Asbest röhr eben abfiltiert und dann reduziert, das
gewogene Kupfer jedoch nicht auf Milchzucker,
sondern auf Rohrzucker berechnei
Weitere 25 com des Filtrates sind in einem
Eölbchen mit 50 ecm Wasser und 5 ecm Salz-
säure (1,19) zu versetzen, das Kölbchen wird
hierauf in ein auf etwa 70® C erwärmtes Wasser-
bad gebracht, innerhalb 2 bis 3 Minuten auf
60 bis 70® erhitzt und 5 Minuten lang auf
dieser Temperatur erhalten. Nach erfolgter In-
vertierung wird rasch abgekühlt, neutralisiert und
auf 100 ecm aufgeftilli
In 25 com bestimmt man den Gesamtzucker
wieder in der oben angegebenen Weise (Koch-
zeit 4 Minuten) und berechnet ihn ebenfalls
auf Rohrzuck er.
Die bei der ersten Bestimmung in Prozenten
erhaltene Zackermenge wird von den Prozenten
des Gesamtzuckers der zweiten Bestimmung ab-
gezogen und die Differenz als Rohrzuckergehalt
der kondensierten Milch angegeben.»
(Im übrigen sei auf die Vereinbarung zur
einheitlichen Untersuchung der Nahrungs- und
Gfenußmittel ftir das Deutsche Reich ver-
wiesen. Schriftleüung.)
I Ztsehr. d. AUgem, österr.Apoth,' Ver. 1906, 146.
Bakteriologische üitteilunoen.
Basillenwolken in Wasser.
Das Verhalten einer in fließendes Wasser
gebrachten «BazUlenwolke», — ein Vorgang^
der äeh bei jedem Einleiten von Fäkalien
ffihrenden Abwässern in die Fltlsse in praxi
abipielt — , hat Busch an Kulturen von
Prodigiosus, die in Mengen von 5 bis 6
^ dem Kanalwaaser beigemischt wurden,
Btndiert Die Versuche bewiesen, daß im
Waseer des Leinekanals wie in jedem Flaß-
wttser eine ganz enorme Verteilung der-
artiger Baziilenschwänne stattfindet Femer
zeigen sie, wie schwer der Nachweis einer
bestimmten Spezies von Bakterien selbst bei
^ aasgeprägten Formen wie Prodigiosus
geüngt In einem ohnehin an Bakterien
>o rdehen Wasser gelangt aber nur ein
zn geringer Bruchteil desselben zur Unter-
Budmng, um das Auffmden einer bestimmten,
nur sdiwächer vertretenen Art sicher zu
machen. _^/
GentralbL f. Baktenol. IL Abt, 1906, Bd. XVI,
119.
Für den
Nachweis von Typhusbazillen
in Trinkwasser durch chemische
Fällungsmethoden
hat sich nach 0. Müller (Chim.-Ztg. 1905,
Rep. 271) die Methode von Ficker mit
Ferrisuifat in natrinmkarbonathaltiger
alkalischer Lösung gut bewährt, und zwar
auch dann, wenn der Niederschlag nicht mit
Salzsäure gelöst, sondern unverändert auf
die Nährböden ausgestrichen wird. Statt
der Anwendung einer Centrifuge kann auoh
der Niederschlag abfiltriert werden. Eine
Verbesserung des Verfahrene ist die Ver-
wendung von Eisenoxychlorid (5 eem Liquor
Ferri oxychlorati auf 3 Liter Wasser), wäh>
rend die von Feistmantel empfohlene
Alaunlösung ebe weniger vollständige Fäll-
ung ergibt
iVergl. auch Pharm. Gentralh. 46 [1905]
220.) —he.
470
Th«pa|i«iiüsche Mitteilung«!!.
XTeber die Pilzvergiftiuig.
Für uns kommt heutzutage dasSeoale cor-
nutum eigentlich nur noch therapeutisch in
betracht Dagegen fährte es früher zu Massen-
erkrankungen; die sog. Kribbelkrankheit des
Mittelalters war nichts weiter als die Vergiftung
durch die Ueberwinterungsform, das Sklerotium;
eines Pilzes Claviceps purpure a, welcher
auf Qetreideähren seinen Sitz hat, mit diesen bei
schlechter Behandlung in das Mehl geriet und
so zu dem massenhaften Auftreten der Vergift-
ung Gelegenheit bot. Jetzt treten nur selten
einnxal, entweder bei lu hoher Dosierung oder
wenn Laien mit dem Miltel Aborte herbeizu-
führen suchen, diese Vergiftuogsformen, der
Ergotismus gangraenosus und der Ergotismus
oonvulsivus, auf. Eine Reihe chemischer Sub-
stanzen wurde auch aus diesen Pilzen isoliert,
so das Sphacelotoxin, Ghrysotoxin und Spasmotin,
welchen Stoffen wobl die Oangräneersoheinungen
bei der Secalevergiftnng zuzuschreiben sind, so-
wie des Cornutin, welches der Erreger der
convulsiTen Wirkung sein soll.
Ein anderer PiJz, der zwar bisher nicht zu
Vergiftungen führte, aber therapeutisch eine ge-
wisse Bolle spielt, ist der Po ly per ns of fi-
el nalis. Aus ihm wurden 2 Substanzen Ycr-
schiedener Wirkung isoliert, 1. Harzsäuren,
welche abführende Wirkung hatten, und 2. die
Agaricinsäure, die der Trfiger der bekannten
Schweißsekretion hemmenden Wirkung des Aga-
ricins ist Im Gebrauch ist jotzt das Lithium
oder Natrium sgaricinum, welohes bei Phtise
als Mittel zur Unterdrückung des Schweißes ge-
geben wird.
Bei Piizvereiftungen haben wir es im alige-
meinen mit drei Formen zu tun. Die erste
ist die ex abuau. Da die Pilze ein sehr eiwoiß-
und fettreiches Nahrungsmittel sind, so führen
sie, im üebermaß genossen, leicht zu Verdau-
ungsstörungen, die, je nach der Disposition des
Patienten, einen mehr oder minder schweren
Verlauf nehmen können.
Die zweite Form ist die, wo ein an sich un-
giftJgerPilz dadurch, daß er nicht im frischen
Zustande genossen wird, giftige 8ttt)8tanzen ent-
stehen läür, die Ptomaüne, was bei dem Eiweiß-
reichtum sehr erklärlich ist.
Die dritte Form erst ist die eigentliche Pilz-
vergiftung, hervorgerufen durch den Genuß der
im Pilze mit enthaltenen giftigen Sub-
stanz. Der bei uns häufigste Vertreter ist der
Amanita phaUoides oder A g a r i o u s
phalloides bulbosus, der KnolieL blätter-
schwamm, welcher den Champignons und Mus-
serons auUerordontlich ähnelt Obwohl Kobert
in ihm das sehr giftige P h a 1 1 i n entdeckte,
ferner Boulier das Bulbosin und Ore das
Phailoidin, so ist die Chemie der Gifte
doch r.och unbekannt. So z. B. wird Phallin
bei 750 völlig sei stört; aber die Vergiftung
durch das Pilzgericht wird stets nach dem
Kochen beobachtet, also nach Erhitzune über
100 0. *
Die Pathologie der Vergiftung dagegen kennen !
I
wir genau. 6 bis 20 Stunden nach dem Geniuse
zeigt sich Uebelkeit, Erbrechen, SpeichelfloS,
Koliken, Durchfiille, Delirien, Krämpfe; diePu-
pilienweite wechselt rasch, die Leber vergrößert
sich meiftt und wird hart. Die Prognose ist
schlecht, etwa 75 pCt Mortalität; ein üeber-
stehen der ersten 3 bis 4 l^e rerbeesert sie
etwas. Eine eigentliche Therapie gibt es
nicht; einigen Nutzen hat vieUeioht Tannin,
welches als AJkaloidfällungsmittel einen Teü des
Giftes bindet und in unlöslicher Form dem
Körper entsieht. Die früher empfohlene Dar-
reichung von Essig ist verkehrt döstPüz-
gift). Der Sektionsbefnnd hat eine verblüffsodo
Aehnlichkeit mit dem bei Phosphor Vergiftung.
Verschieden sind die Meinungen über die
Giftigkeit der Bussnla- und Oantharel-
1 u 8 arten. 6o wird %. B. in Estland die Bu-
sala emetica, allerdings nach Abkoohung und
Weggießen der Brühe, genossen. Auch wir
schätzen die Helvella esculenta, die
Lorchel, fälschlich Morchel genannt,
welche im rohen Zustand die von Böhm and
KiÜ% entdeckte, sehr giftige Helvellasänre
enthält. Diese Säure scheint aber in heifiem
Wasser leicht löslich zu sein, so daß das schon
aus Sauberkeit srücksiohten zur Eatfemong des
Sandes nötige Aufkochen und Abgießen des
Wassers genügt, um den wohlschmeckenden
Pilz von seinen Giften zu befreien und in ein
einwandfreies Gericht zu verwandeln.
Am besten orientiert sind wir nook über
Agaricus musoarias, den FUegen-
sohwamm. Man entdeckte in ihm das Ama-
n 1 1 i n und 1860 gelang es Sekmiedeberg, dia
Mttscarin zu isolieren, was dem Atropm an-
tagonistisch wirkt. Doch enthält der Pilz
zweifellos noch andere Toxine; denn Hämuon
wies nach, daß der Musoaringehalt so gering
ist, daß der Mensch zur Erreichung der tötficheo
Gabe 3 bis 4 kg dieses Pilzes essen müßte, ein
Quantum, was wohl nie in betraoht kommt.
Auch nach Aufhebung der Mnscarlnaymptome
durch Atropin blieben Krampf er scheinungen und
ähnliche zentrale Symptome zurück.
Der forensische Nachweis der Pils Vergiftung
ist oft recht schwer zu erbringen. Bai letalem
Ausgang vermag der Autopsiebefiiad, welcher
eine gioi^e Aehnlichkeit mit dem bei Phosphor-
vergiftung aufweist, durch Ausschluß dieser Ver-
giftung und wenn man sieber ist, daß keine
Alkohol- oder Chloroform Vergiftung vorliegt, zor
richtigen Diagnose zu lühren.
Was kann nun die Vorbeugung leisten? Zu
Brginn der Pilzzeit müLten aligeiaeine ^'arn-
ungen verbreitet werden ; ferner müßte der An-
schaunngsunterncht der Schalbnder in der
Pilzkunde erweitert werden. Schließlich vermag
auch die Polizei durch sorgfältige, unerwaitete
Kontrolle der Pilzbestände der Händler auf-
klärend zu wirken. Die Voiksnüttel zur Er-
kennung der Giftpilze, ala da sind: Sohwänoag
eines subemen Löffels beim Kochen, Mitkookan
von Zwiebeln, sind völlig unsicher. L,
Berliner Klin. Woekeneehr, 1105, 816.
471
Photographische Mitteilungen.
Gerbung der' Gelatine
in Entwickler-Lösungen.
Die Qebr. Lumiere und A, Seyeweix
haben durch Venucbe festgestellt, daß bei
den Entwicklern, ausgenommen Pyrogallol,
keine normale Gerbung der Gelatine eintritt,
wenn hier eine langsame Absorbiening des
Sauerstoffs der Luft bei Gegenwart von
Natriomsnlfit statt hat. Liegen aber Ver-
hältnisse vor, welehe eine Oxydation be-
günstigen, so erfolgt Gerbung. Paramido-
phenol gibt unter keiner Bedingung eine
vollständige Gerbung. Salzsaures Diamido-
phenol mit Alkalikarbonat gerbt bei Gegen-
wart von Sulfit die Gelatine schneller als
ohne letzteres.
Bei Pyrogallol kann man annehmen, daß
dch dieses unter Einwirkung des Brom aus
dem Bromsilber oxydiert, und daß das
Oxydationsprodukt die Gelatine unlöslich
macht. Bei den anderen Entwicklern ist
die Ursache der Nichtgerbung unter gewöhn-
lieben Verhältnissen wahrscheinlich darin zu
suchen, daß die während der Entwicklung
entstehenden Oxydationsprodukte durch
Natrinmsulfit leicht reduziert werden.
Bm
Ueber die photographische
Kunst
vor 60 Jahren gibt eine Bekanntmachung
des € Dagnerrotypisten » Lobethal aus
Breslau vom Jahre 1846 interessante Auf-
sehlfisse. Er hatte dem Leipz. Tagebl. zu-
folge sein «Daguerrotypie-Kunstatelier» in
Prag vorübergehend aufgeschlagen. Es war
^e höchst primitive Glasbude auf dem
flachen, etwas abgeschrägten Dache im
Gasthof «Zum blauen Engel». Dem Publi-
kum empfahl er seinen «neuerbauten, netten,
nobeln und heizbaren Giassalon täglich bei
jeder Witterung und vor derselben geschlitzt».
Der französische Maler Louis Jacques
Daguerre hatte bekanntlich Silberplatten
durch Jodsilberdämpfelichtempfindlieh gemacht
nnd gewann in der Camera obscura Positiv-
bilder, nachdem das belichtete Täfelchen
Qnecksilberdämpfen ausgesetzt war. Lobe-
thal «fertigte dergl. Porträts scharf und
klar, sehwarz und koloriert aus». Weiter
machte der Lichtbildkünstler auf die seit
1838 errungenen bedeutenden Fortschritte
aufmerksam: «Die Sitzungen währen je
nach der Tageshelle eine viertel bis eine
Minute (!), bei trüben oder Regenwetter nur
einige Sekunden länger; die Porträts stehen
jedoch den bei schönem Wetter gearbeiteten
keineswegs nach. Die Preise sind 2 bis
8 Gulden für einzelne PoKräts und Gruppen,
je nach Größe der Platten. Da nun Daguerro-
typ -Porträts neuerer Zeit weder ver-
schwinden, noch matter werden, auch wie
bekannt hinsichtiich der Aehnlichkeit nichts
zu wünschen Übrig lassen, indem dieselben
das festgehaltene Spiegelbild darstellen und
in anbetracht, daß seinerseits die Preise für
jedermann zugänglich festgehalten sind, so
hofft der Unternehmer, sich der Anerkennung
eines zahlreichen hochgeehrten Publikums
und eines lebhaften Zuspruchs erfreuen zu
dürfen.» Bm.
Negative zu schützen.
Um wertvolle Platten vor schädigender Er-
wirkung von Wasser zu schützen, empfiehlt
Coustet in «Photo Revue», dieselben mit
Kaliwasserglas, dem ein wenig Glycerin zu-
gesetzt ist, zu überziehen. Auch kann man
die Platten 10 Minuten in eine lOproe.
Aiuminiumsulfatiösung bringen, dann mit
einem reinen, nicht fasernden Tuche vor-
sichtig abwischen und schließlich in ^e
lOproc Bleiacetatlösung legen. Hierdurch
bildet sich basisch-essigsaure Thonerde, welche
das Wasser abstößt Bm,
Fingerflecke an Biidern. Wenn man beim
Aufziehen seiner Photographien auf Karton eilig
verfährt und nicht behutsam genug lungeht,
kann es leicht vorkommen, daß die Finger am
Bild festkleben. In diesem Falle darf man die-
selben nicht losreißen, man muß die Jjosung
vielmehr durch Eintauchen in laues Wasser von
selbst Zustandekommen lassen. Beim schroffen
Losreißen des Fingers beschädigt man die em-
pfindliche Schicht und es zeigen sioh|Flecken,
die nicht zu beseitigen sind. Bm.
472
Varsohiedene Mitteihingen.
Fielüer's Bezeptur-Pastillen-
former.
Um 8ohokoladeiipastil]eii von gldeher
GrOße za erhalten, wie sie nach dem aonst
flUidien Verfahren, die mittels der Pillen-
masoUne abgeteilten nnd
kngelig geformten Massen
dnreh Aufklopfen auf er-
wärmten Bleehformen m
flaehe Scheiben zu ye^
wandeln, nicht gewonnen
werden können, hat der
Apotheker am Reisingeri-
annm in München, J.
Piehler, ffir den pharma-
zeutischen Kleinbetrieb
einen Apparat konstruiert^
(D. R. G. M. Nr. 260 203)
wie ihn die beistehende Ab-
bildung geöffnet zeigt. Er
besteht aus 2 vernickelten
Teilen, die mittels Gleit-
rinne in einander geschoben
werden können und gelocht
sind. Beim Gebrauche füllt man die erwärmte
Masse mit Hilfe emes Messers oder eines bieg-
samen Spatels in die leicht eingeölten Oeffnun-
gen, schlägt den Apparat einige Male flach auf
nnd stellt ihn zum Erkalten beiseite. Hier-
auf nimmt man den Apparat auseinander
und drückt die Pastillen durch. Pastillen
aus Zuckermassen läßt man im Trocken-
oo
aR.-a-M.
schranke trocknen. Nach den Angaben
Piehler'B nimmt man zu Schokoladepastükn
gleiche Teile feines Zuckerpulver und Kakao-
masse, zu Kakaoölpastillen 3 Teile Zueker-
pulver und 1 Tefl Kakaoöl und au Zuck6^
Pastillen Zuckerpulver, das man mit weißem
Zuckendrup zu einer Pastillenmaase anstößt
Der Ptm des Apparates beträgt für eia
Stück 5,00 Mark und hat die A.-0. fflr
pharmazeutische Bedarfsartikel vorm. (7.
Wenderoth, Kassel, den AllemveriLauf.
P,
Um Fußabdrücke von der Foßplatte haltbar
and scharf für medizinische Zwecke zu erhalten,
bestreichen Fischer nnd Bethmatm Schreibpapier
mittels eines Wattebausches mit 4proc. wSsser-
iger Tanninlösang. Nach dem Trockneu witd
der FuB aufgesetzt, der vorher mit folgender
Mischung bestrichen ist : Liquor Fern sesqoichlor.
10 g, Spirit. rectificat. 40 g, Aqoa 100 g.
Durch Südd. Apoth.'Ztg. 1906.
Deutsche
Oesellsohaft
Tagesordnung für die Donnerstag , 7. Joni
1906, abends 8 Uhr, im Restaurant «Zum Heidel-
berger», Berlin NW., Dorotheenstraße statt-
findende Sitzung.
1. Fortsetzung der Diskussion zum Vortrag
des Herrn Dr. ^u//f- Berlin: Einblick in die
Neuausgaben ausländischer Arzneibücher.
2. Herr Apotkeker Fr. Beüwig-OeiAmi üeber
die Medizin am Anfimg des 17. Jahrhunderts.
3. Herr Dr. Strunk aus Victoria (Kamenin):
üeber den Milchsaft der Kicksia elastioa.
4. Herr Dr. M. Pwrkowski'-^&r^ : Ein ein-
faches Verfahren zur Blutdifferenziemng.
Briefwechsel.
J. L. in St. G. Zum Nachweis von Salol
neben Salicylsäure in Mundwässern em-
pfehlen wir Ihnen, nach dem Verdünnen mit
Wasser zunächst durch Zusatz von Natrium-
bikarbonat in ganz geringem üeberschnß
die freie Salicylsäure abzustumpfen. Nan können
Sie das Salol mittels Aether ausschütteln;
das beim Verdunsten der äÜLerischen Salol-
lösung zurückbleibende Salol wird voraussichtlich
mit Farbstoffen, ätherischen Oelen usw. ver-
unreinigt sein, es muB deshalb durch Aus-
waschen mit Wasser, Auflösen in Alkohol und
Behandeln mit Tierkohle usw. gereinigt werden.
*— Das durch mehrmaliges Ausschütteln mit
Aether vom Salol völlig befreite Mundwasser
wird mit verdünnter Schwefelsäure angesäuert
und wiederum mit Aether ausgeschüttelt, der
nun die durch den Schwefelsäurezusatz frei-
gemachte Salicylsäure aufnehmen wird.
Auch die nach dem Verdunsten des Aethers
zurückbleibende Salioylsäure wird durch andere
gegenwärtige Stoffe (Fettsäure bei Qehalt des
Mundwassers an Seife) verunreinigt sein and
ist durch Auflösen in Wasser und Fütriereo
davon zu trennen. Der Nachweis der auf diese
Weise getrennten beiden Stoffe (Salol, bez.
Salioylsäure) erfolgt nun in bekannter Weise:
Salicylsäure gibt in wässeriger Lösung mit wenig
Eisenchlorid Violettfärbung. Salol ist in Wasser
fast unlöslich, die weingeistige Losung gibt
dagegen mit wenig Eisenchlorid Violett-Farbung.
Wird Salol mit Natronlauge erwärmt und dann
Salzsäure zugesetzt, so scheidet sich Salicylsäure
ab und gleichzeitig tritt Phenolgeruoh auf. «.
jfedegar: Dr. A« 8elu«id«r, Dretdea and |>r. P. Stft Dneden-BlMewits.
YflnuktwortllelMr Leiter: Dr. A. Sehneider in Dresden.
Tm Bnchhandel durch Jnlfni Springer, Berlin N., MonbIJoaplati 8.
Drack Ton Fr. Tittel Naelif. (Knnath A Mahlo), Dresden.
Pharmaceutische Centralhalle
für Deutschland.
Herausgegeben von Dis A. Sohneidep and Dr. P. SOss.
»■*■
ZeitBclirift fftr wissenschaftliche nnd geschäftliche Interessen
der Pharmacie.
Gegründet von Br/Hermaiui Hager im Jahre 1859.
Erscheint jeden Donnerstag.
'Bezugspreis viertel jährlich: durch Bachhandel oder Post 2,50 Mk., durch Gescbäfts-
stelle im Inland 3, — Mk., Ausland 3,50 Mir. — Einzelne Nummern 30 Pf.
Anzeigen: die einmal gespaltene Elein-Zeile 30 Pf., bei größeren Anzeigen oder Wieder-
holungen Preisermäßigung.
Leiter der \ Dr. Alfred Schneider, Dresden- A. 21; Schandauer Str. 43.
Zeitsehrlft: J Dr. Paul Süß. Dresden-Blasewitz; Gustav Freytag-Str. 7.
CtesehXftflstelle: Dresden- A. 21; Schandauer Straße 43.
MU.
Dresden, 14. Juui 1906.
Der neuen Folge XXVII. Jahrgang.
XLvn.
Jahrgang.
Inhalt : Chemie und Phrnrniaele: Beitrftge snr Kenntnis der Alkaloidreaktionen. — Zersetzbarkeit der Perhydrol-
ICsungen. — Neue ArEneJmittel. — EocheaU-Infosionsbomben. — Herstellung Ton Verband Stoffen. — Darstellung
Ton Aoeth7lwa8serstoffk>eroxyd. — Jahresberichte des analytischen Laboratorium Ton Philipp R5der in Wien-
Kloatemeuburg. — Verwendung yon 8treapulyem sur Bekämpfung des Hederichs. — Gewinnung Ton Salpetersäure
aus der Luit. — Herstellung yon Blsenpulyer. — Fajodin. — Unguentum Hydrargjrl praecipitati albi pultiformis.
— Wermutwein. — Quecksflberozycranid. — Einwirkung yon Kochsalz auf Kslomä. — - Farbenreaktionen mit p-Di-
methylsmldobenzaldehyd. — Darstellung von Bleinitrat. — Vanillin-Salzs&ure-Beaktion. — Eigentümliche yiolett-
rötllche Verfärbung eines Harn. — NahrBBCsmittel-Oheniie. — TherapentLiehe HitteUnnseii. — Photo-
graphlsehe HitteilimgeD. — Brlefweehiel.
Chemie und Pharmacie.
zur
Kenntnis der Alkaloidreaktionen.
(Berherin.)
Von C Beiehard.
Zur Fortsetzung meiner Untersuch-
nngen aber die Reaktionen der Alkaloide
zog ich erstmalig eine Pflanzenbase
heran, welche entgegengesetzt der wohl
weitans größeren Zahl dieser Körper
statt des farblosen Aenßeren intensive
Färbung zeigt. Dieses Alkaloid, Ber-
berin, ist in mehr als einer Beziehung
als eine auffällige Erscheinung anzu-
sehen. Neben dem physikalischen Merk-
mal der Färbung gehört es zu den wohl
nicht häufigen Basen, welche ein Kar-
bonat bilden L(92oHi7N04)2C03]. Eine
weitere Eigentümlichkeit besitzt das
Berberin auch in physiologischer Hin-
sicht, indem es die merkwürdige Eigen-
schaft einer SpezialWirkung auf die Milz
zeigt und bei Milzanschwellung auf ma-
lariöser Grundlage daher meist in Ver-
bindung mit dem anderen Speziflkum
für Malaria, dem Chinin, Anwendung
findet. Das Berberin findet sich zwar
in mehreren Pflanzen, wird jedoch wohl
meist aus Berberis vulgaris gewonnen.
Die Untersuchungen wurden mit dem
salzsauren Salze:
C20H17NO4 . HCl -I- 2H2O,
welches wie die übrigen Salze gelbe
Färbung besitzt, ausgeführt. Zieht man
neben dem Hauptmerkmal, der Färbung,
noch die beiden folgenden Reaktionen
in betracht, so kann über die Identität
eines etwa vorliegenden Alkaloides mit
Berberin meines Erachtens fast kein
Zweifel mehr sein. Aus dem erwähnten
Grunde beschreibe ich diese von mir
erhaltenen Reaktionen an erster Stelle.
Zu der einen Reaktion dient das Zinn-
chlorür als Nachweismittel, zu der
anderen dasWismuttrichlorid. Man
bringt eine kleine Messerspitze voll Ber-
berinchlorhydrat auf eine glasierte Por-
zellanplatte und fügt der einen Probe
474
1 Tropfen konzentrierte Zinnchlorttr-
lösang^), der anderen einen Tropfen
Wismutchloridlösung hinzu; beide Proben
lösen sich mit stark gelber Farbe auf.
Soweit herrscht üebereinstimmung zwi-
schen beiden Reaktionen, wird aber
hierauf die Lösung erwärmt, so bleibt
bei der zinnchlornrhaltigen die gelbe
Färbung unverändert, selbst wenn man
das E!rhitzen bis zur Trockne und noch
stärker fortsetzt, während die wismut-
haltige Lösung alsbald braunrotschwärz-
lich erscheint und einen Rückstand von
gleicher Farbe gibt. Sowohl letztere
als "die gelbe Farbe ist haltbar. Durch
1 Tropfen Salpetersäure wird die braun-
rote Trockensubstanz zwar etwas gelöst,
aber nicht weiter verändert. Dieses
verschiedene Verhalten des Berberin
gegen die angewandten Reagentien ist
meiner bisherigen Erfahrung nach bei
keinem anderen Alkaloide zu beobachten.
Gewöhnlich zeigen beide Metalle ganz
ähnliches Verhalten und es muß daher
den beschriebenen Reaktionen ein um
so höherer Wert beigemessen werden.
Bei der so wichtigen Rolle, welche
die konzentrierte Schwefelsäure
in der Alkaloidanalyse spielt, hielt ich
es für angebracht - besonders auch
im Hinblick auf die Zuziehung der
Schwefelsäure zu anderen Reaktionen —
das Verhalten des Berberin auch zu
dieser Säure zu untersuchen. Wird
Berberinchlorhydrat peinige Kriställchen
genügen!) mit 1 Tropfen konzentrierter
Schwefelsäure bei gewöhnlicher Tem-
peratur behandelt, so erhält man eine
tiefgelbe Lösung, die sich ohne Wärme-
zuführung nicht weiter ändert. Unter
dem Einflüsse der Hitze dagegen schlägt
die gelbe Farbe allmählich in eine
grüngelbe und schließlich stark dunkel-
grüne um. Hierbei scheint ein Teil des
Alkaloides zu verkohlen, und man ver-
fährt daher zweckmäßig, um sich über
die Farbentönung ein zutreffendes Bild
machen zu können, in der Weise, daß
man einen Filtrierpapierstreifen ein-
taucht und die Lösung aufsaugen läßt.
Dieses Verfahren habe ich neuerdings
wiederholt in Anwendung gezogen und
vortreföich befunden, selbst bei Flüssig-
keiten, die konzentrierte Schwefelsäure
enthalten. Man braucht nur die Vor-
sicht anzuwenden, die erste Färbung
des Angesaugten zu beobachten, ehe
noch eine Verkohluug erfolgt. Letzteres
ist überhaupt meist nur bei Flüssig-
keiten der Fall, welch ekonzentr. Schwefel-
säure oder etwa Chromsäure enthalten.
Dieses erwähnte Dunkelgrün steht in
einem sehr bemerkbaren Gegensatze zu
der ursprünglichen gelben Alkaloidfarbe.
Nach der Schwefelsäure wendete ich
meine Aufmerksamkeit der Einwirkung
von Salpetersäure auf Berberinchlor-
hydrat zu. Auch diese Säure liefert
eine interessante, diagnostisch wertvolle
Berberinreaktion. Man führt sie fol-
gendermaßen aus: Eine kleine Messer-
spitze voll Alkaloidsalz wird mit 1
Tropfen Salpetersäure befeuchtet ; es
entsteht eine gelbe Flüssigkeit Er-
wärmt man letztere sehr gelinde, so
nimmt sie sogleich eine intensiv rot-
braune Farbe an. Läßt man die Lösung
durch Filtrierpapiei^streifen einsaugen,
so tritt der Farbcharakter sehr schön
hervor; er weist keine Spur mehr von
dem ursprünglichen Gelb auf. Diese
Reaktion ist zweifellos eine der besten
des Berberin.
Als naheliegend untersuchte ich sodann
die Einwirkungsfälligkeit der Chlor-
wasserstoffsäur e^j. Hierbei wurde
folgendes festgestellt: Wird, wie oben
beschrieben, das Alkaloidsalz mit L
Tropfen 25proc. Salzsäure zusammen-
gebracht, so tritt wohl eine intensiv
gelb gefärbte Lösung des Berberinchlor-
hydrats ein, aber sonst keine Reaktion,
weder bei gewöhnlicher Temperatur,
noch bei Anwendung von Wärme. Fügt
man 1 Kriställchen Ealiumchlorat zu
der salzsauren Lösimg, so erfolgt augen-
') Beide Chloridlösimgen enthielten über-
schüssige Säure zur Vermeidung von basischen
Fällungen.
-") Literaturangaben zufolge ist bereits eine
interessante, für Berberin spezieU wichtige Re*
aktion bei der Einwirkung von Jodwasserstoff-
säure bezw. Jodalkalien auf Berberinsalzlösongen
aufgefunden worden. Dieses Alkaloid bildet
nämlioh ein unlösliches gelbes Jodid.
475
blicklich die Bildung jener stark rot-
braan gefärbten Flüssigkeit, welche beim
Erhitzen mit Salpetersäure beobachtet
wurde. Die rotbraune Färbung ist auch
nach dem Eintrocknen beständig und
läßt sich unbegrenzt aufbewahren. Wei-
tere Untersuchungen aber die Salpeter-
säurereaktion usw. behalte ich mir vor.
Gemäß früher gemachten Beobacht-
ungen sind die Alkalien in der Alkal-
oidanalyse ebenfalls wertvolle Re-
aktionsmittel. Daher untersuchte ich
den Einfluß einer 40proo. Ealihydrat-
lösung auf das Berberinchlorhydrat.
Man erhält eine intensiv gelbe Flüssig-
keit, in der sich desgleichen gefärbte
Ausscheidungen zeigen. Erhitzt man,
so nehmen letztere einen charakterist-
ischen schmutziggelben bis schwärzlichen
Farbenton an. Die nämlichen Versuche
mit Ammoniakflflssigkeit ergaben ein
ziemlich negatives Resultat ; desgleichen
reagierten weder Ammoniumsalze noch
solche von Ammoniaksubstituten (Methyl-
amin usw.).
Nach diesen Ergebnissen wendete ich
daher meine Aufmerksamkeit wieder den
Metallen zu und versuchte es zunächst
mit Eupf eroxydsalz. Eupfersulfat
brachte ich mit Berberinchlorhydrad zu-
sammen und setzte dem Gemenge Wasser,
und als dieses keinen Erfolg hatte, Salz-
säure zu. Der gelbe wässerige Rück-
stand nahm hierbei allerdings eine
schöne hellgrüne Färbung an, aber diese
Reaktion ist nicht, wie bei einigen China-
alkaloiden, beständig. Die Farbe ver-
schwindet beim Trocknen und ist des-
halb lediglich auf Eosten des Eupfer-
salzes zu setzen. Wenngleich diese
Reaktion negativ ausfiel, so muß sie
doch erwähnt werden, weil so viele
natürliche Basen mit den Eupfersalzen
reagieren.
Als weiteren Vertreter der Eupfer-
gruppe wandte ich das Quecksilber
und zwar zunächst in Form seines
Chlorides (HgCl2) an, aber auch in diesem
Falle war weder mittels Wassers, Salz-
säure, noch Schwefelsäure eine Ein-
wirkung auf das Alkaloidsalz zu er-
reichen. Ganz anders dagegen wirkte
die Verwendung von Quecksilber-
oxydulnitrat in Gegenwart von
konzentr. Schwefelsäure. Die Masse
färbte sich alsbald tiefschwarz, welche
Farbe innerhalb 24 Stunden beim Stehen
an der Luft in eine gelbrote überging.
Diese Quecksilberoxydulreaktion des
Berberin ist sehr charakteristisch, na-
mentlich der Uebergang in Gelbrot,
und sie darf daher wohl als Identi-
tätsreaktion Berücksichtigung finden.
Weiter untersuchte ich die Einwirk-
ung von 36proc. Formaldehydlösung
auf das salzsanre Berberin. Dieser
Körper reagiert aber nur als Lösungs-
mittel. Weder bei Anwendung von
Wärme, noch bei gewöhnlicher Tem-
peratur ist die geringste Veränderung
zu beobachten. Und diese negative
Reaktion ist um so merkwürdiger, als
eine andere Verbindung von ebenfalls
reduktiven Eigenschaften ganz vorzüg-
lich mit dem Alkaloidsalze reagiert. Es
handelt sich um die Anwendung des
Ealiumsulfocyanates (ECNS). Eine
konzentrierte Lösung dieses Eörpers wird
tropfenweise zu dem Rückstande einer
wässerigen Berberinchlorhydratlösung ge-
fügt. Bei gewöhnlicher Temperatur er-
folgt allerdings auch in diesem Falle
keine besondere Veränderung, erwärmt
man dagegen ziemlich stark, so geht
die ursprüngliche gelbe Färbung in eine
grüne bis blaugrüne über. Letztere
zeigt sich namentlich am Rande und
bei starker Erhitzung. Auch fiel es
mir auf, daß solche Färbungen, welche
nur zart grün waren, beim Stehen an
der Luft an Intensität beständig zu-
nahmen und schließlich ein sattes Dunkel-
grün darstellten. Es ist ratsam, um
den Unterschied zwischen der Farbe des
Berberinchlorhydrates an sich und der
Reaktionsfärbung kennen zu lernen,
beide einander gegenüber zu halten.
Je länger man die grüne Färbung an
der Luft sich selbst überläßt, desto
dunkler erscheint sie.
Im allgemeinen scheint das Berberin
weit lebhafter auf oxydierende Eörper
zu reagieren, als auf reduzierende, wie
die Beobachtungen der sofortigen Re-
aktionen mit Chlor und Salpetersäure
vermuten lassen. Aus diesem Grunde
476
prüfte ich auch die EinwirkuDgsfäbig-
keit des Ammoniumpersulfates.
Die Komponenten wurden innig mit
einander verrieben und das Gemenge
zunächst mit Wasser tropfenweise be-
handelt. Dieses Lösungsmittel genügt
indessen nicht. Der vermutete positive
Erfolg trat erst bei Anwendung von
konzentr. Schwefelsäure ein und zwar
augenblicklich. Merkwürdigerweise er-
scheint die starke Dunkelfärbung gerade-
zu schwarz. Das verhältnismäßig wenige
Dunkelgrün ist offenbar auf die Bei-
mischung von gelber Alkaloidsalzlösung
zurückzuführen. Eine Schwärzung bei
einem Alkaloide ist unter diesen Um-
ständen wohl nicht häufig bei der Am-
moniumpersulfatoxydation zu beobachten,
und ich erachte speziell aus diesem
Grunde diese Persulfat-Berberin-
Reaktion als eine sehr charakteristische
Identitätsreaktion dieses Alkaloides.
Eine nicht weniger augenfällige Reaktion
des Berberin erhielt ich durch Behand-
lung des Chlorhydrates mit Chrom -
Säuremischung (tropfenweise E2Cr207
+ konz. H2SO4). Man verfährt wün-
schenswerter Weise so, daß man eine
Doppelreaktion kombiniert. Wird näm-
lich 1 Tropfen der Berberinchlorhydrat-
lOsung mit 1 Tropfen starker Kalium-
dichromatlösung vereinigt, so erhält man
eine, wie es scheint, amorphe gelbröt-
liche Ausscheidung, welche vermutlich
aus Berberinchromat besteht. (Speziell
für diesen Fall ist es sehr zu empfehlen,
die Reaktion auf einer Glasplatte vor-
zunehmen. Die Gründe hierfür liegen
auf der Hand.) Fügt man sodann, wenn
die Mischung an der Luft fast trocken
geworden ist, 1 Tropfen Schwefelsäure
hinzu, so entsteht eine wie bei der Per-
sulfatreaküon beobachtete schwärzlich-
grüne bis schwarze Ausscheidung; die-
selbe ist einige Zeit beständig. Für
beide Fälle kann ich nur empfehlen,
sich der reinen Filtriei-papierstreifen zur
genauen Beobachtung des Farbentones
zu bedienen. Auf einem solchen Streifen
bleibt die Färbung weit länger und un-
verändert bestehen.
Eine weitere interessante Berberin-
reaktion stellte ich mit Natrium-
jodat an. Nachdem in wiederholt be-
schriebener Weise ein entsprechendes
Gemenge vorbereitet ist, fügt man
1 Tropfen Salzsäure hinzu. Es ent-
steht fast sogleich, allmählich stärker
werdend, eine graue Färbung der ganzen
Reaktionsfläche. Die Färbung ist der-
jenigen des Graphites sehr ähnlich.
Bringt man zu dem stark nach Jod
riechenden Trockenrfickstande (an der
Luft getrocknet) 1 Tropfen 40 proc.
Kalilauge, so geht die graue Farbe schon
bei gewöhnlicher Temperatur alsbald in
eine intensiv gelbe über. Zum Teil
wird letztere wohl von nichtzersetztem
Alkaloidsalz herrühren ; es scheinen aber
auch noch andere Ursachen zu bestehen,
weil trotz überschüssigem Alkali eine
Zeitlang das Gelb beständig ist nnd erst
allmählich unbestimmte Töne annimmt
Einen Versuch mit Ammonium-
metavanadat führte ich folgender-
maßen aus: Eänen Tropfen Berberin-
chorhydratlOsung verdunstete ich bei ge-
linder Wärme, brachte in die Mitte des
Trockenrückstandes eine kleine Menge
Vanadat und fügte 1 Tropfen Wasser,
und als dies keinen Erfolg hatte, 1 Tropfen
Salzsäure hinzu. Es schied sich sofort
eine braune Materie aus. Infolge der
ganz eigentümlichen FarbenverhUtnisse
des Berberin läßt sich nun nicht immer
entscheiden, inwieweit hier Reaktions-
bezw. Alkaloidfärbung vorliegt. Fügt
man nämlich zu dem Ammoniummeta-
vanadat ebenfalls Salzsäure (ohne Ber-
berin), so erhält man auch eine braune
Ausscheidung, die sich in der Salzsinre
gänzlich zu einer gelben Flüssigkeit löst.
Es fragt sich nun: Ist die eine braune
Ausscheidung identisch mit der anderen,
oder enthält die des Berberin neben
der gleichen braunen Materie noch eine
andere verschiedene von derselben Färb-
ung? Letzteres scheint nämlich aus
folgendem Grunde sehr wahrscheinlich
zu sein : Bei Verwendung des Ammonium-
metavanadates allein ist es auffallend,
mit welcher Schnelligkeit sich die aus-
geschiedene braune Masse wieder löst;
dies geschieht ohne Zuführung von
Wärme. Bei dem Berberin dagegen
bleibt ein Teil der braunen Sutetanz
477
selbst nach Stunden noch ungelöst und
nimmt dazu noch eine scbwärdich-graue
TöDQDg w. Einstweilen lasse ich die
Erörterung des wahren Sachverhaltes
dahingestdit. Jedenfalls bedarf diese
Reaktion noch sorgfältiger Nachprüfung.
(Eine Bestätigung meiner persönlichen
Ansicht, daß hier eine Speziaireaktion
des Berberin vorliegt, dürfte sich viel-
leicht auch aus dem Umstände ergeben,
daß die bräunliche Masse nach Stunden
nicht blos total schwarz erscheint, sondern
daß auch die ursprünglich gelbe Flüssig-
keit, in welcher sie verteilt ist, in dem
gleichen Zeiträume dunkelgrün wird.)
in der Erwägung, daß sich Naphthol-
derivate häufig als gute Nachweismittel
für Alkaloide ergeben haben, unter-
suchte ich das Verhalten einiger der-
selben gegen Berberin. Zunächst prüfte
ich das a-Naphthol, und in der Tat
erhielt ich beim ersten Versuche bereits
eine sehr augenfällige Reaktion. Als die
zweckmäßigste und schärf steAusffihrungs-
art dieser Berberinreaktion ermittelte ich
folgende : Einige Eriställchen des a- Naph-
thol werden auf eine glasierte Porzellan-
platte gebracht und 1 Tropfen 40proc.Eali-
lauge hinzugefügt ; es entsteht eine färb*
lose, manchmal etwas grau gefärbte
Lösung. Bringt man die geringste Spur
Berberinchlorhydrat in die Mitte dieses
Tropfens, so färbt sich dasselbe so-
fort tiefrotbraun ; die Flüssigkeit erleidet
keine Veränderung. Allmählich färbt
sich auch die Umgebung, wohl infolge
der Lösung des Alkaloidialzes gelb und
sodann rotbraun. Die Reaktion ist
äußerst scharf, so daß jedes Stäubchen
von Berberin deutlich in seiner geo-
metrischen Form erscheint. Als sekun-
däre Reaktion erscheint der Umstand
von Interesse, daß sich die gelbe Lösung
(in der Peripherie des rotbraunen Körpers)
in dem Falle, daß sie vorher eingetrock-
net ist, bevor sich der Körper in
die Umgebung verbreiten kann, nach
etwa V2 Stunde dunkelgrün färbt. Das
a-Naphthol scheint mit dem Alkaloid-
salze eine Art rotbraunes Harz zu bil-
den. Nimmt man jedoch die gleichen
Versuche mit der Abänderung vor, daß
man statt Kalilauge nur Wasser an-
wendet, so erhält man beim Erhitzen zwar
hier und da, besonders an den R&idern,
rötlich gefärbte Streifen ; die Reaktion ist
aber gegenüber jener mit Kalilauge äußerst
minimal und kann praktisch kaum in
betracht kommen. Zur Charakterisier-
ung der a-Naphtholreaktion des Berberin
diene femer die Mitteilung, daß Salz-
säure, wenn sie an Stelle von Kcdilauge
angewendet wird, auch beim starken
Erhitzen keine Rotbraunfärbung liefert.
Konzentr. Schwefelsäure verursacht schon
bei gewöhnlicher Temperatur eine dunkel-
grüne Färbung, welche auch rotbraune
Farbentöne aufweist; aber auch dieses
Reaktionsmittel kann das Alkali nicht
ersetzen.
Als zweiten Naplitholabkömmling ver-
suchte ich das a-Nitroso-/}-Naphthol.
Wird etwas Berberinchlorhydrat mit
einer ganz kleinen Menge dieses Körpers
verrieben und mit KalUauge angerührt,
so entsteht eine intensiv dunkelgrüne
Färbung, die auch in der Hitze bestehen
bleibt und vielfach auch schwärzliche
Pünktchen zeigt. Es läßt sich infolge
der Gelbfärbung des Alkaloides nicht
entscheiden, ob hier eine selbständige
Färbungsreaktion vorliegt, man wird
daher gut tun, ihren Wert erst in Ver-
bindung mit der a-Naphtholreaktion ab-
zumessen. Konzentr. Schwefelsäure er-
zeugt schon bei gewöhnlicher Temperatur
eine intensiv schwarzgrttne Lösung der
Reaktionsmasse. Das Schwarz herrscht
unbedingt vor, und ich erachte diese
Farbenerscheinung als eine brauchbare
Berberinreaktion.
Schon theoretisch lag es nahe, den
Farbcharakter des Berberin mit stark
gefärbten Metallsalzlösungen in Verbind-
ung zu bringen. Wenn auch ohne
weiteres eine Fällungsreaktion sich
nicht erwarten ließ, so durfte doch bei
dieser Gelegenheit das Auftreten inter-
essanter Farbenerscheinungen gemut-
maßt werden. Besonders hatte ich es
auf das Kobaltnitrat abgesehen, ein
Salz, welches mir schon häufig vorzüg-
liche Alkaloidreaktionen geliefert hat.
Tatsächlich erzielte ich bei diesen Ver-
suchen prachtvolle Farbenreaktionen von
478
ganz eigentümlicher Art und ich ver-
fuhr folgendermaßen : Der intensiv gelbe
Trockenrückstand von Berberinchlor-
hydratlösnng wurde mit einem Tropfen
stark konzentr. Eobaltnitratlösung be-
handelt. Bei gewöhnlicher Temperatur
scheint eine besondere Einwirkung nicht
zu erfolgen, beim Erhitzen aber bezw.
bis zur Trockne, erhielt ich je nach
der Konzentration der Metallsalzlösung
eine intensiv gelbbraune, eine violett-
braungelbe oder sehr häufig eine violett-
rote Färbung, die lebhaft an die Biuret-
Eiweißfärbung erinnerte und die in
sämtlichen Fällen beim Erkalten in eine
gelbe bezw. dunkelgelbe umschlug. Dieser
Farbenwechsel ist außerordentlich inter-
essant und charakteristisch für die
Kobalt- Berberin -Reaktion. Sie
besitzt außerdem noch die Eigentümlich-
keit bei wiederholtem Erhitzen bezw.
Erkaltenlassen von neuem zu erscheinen
oder zu verschwinden. Die Masse selbst
hat eine harzartige Beschafieuheit an-
genommen. Sie bleibt klebrig, und ganz
besonders auffällig ist der Umstand, daß
von der ursprünglichen Kobaltfarbe nicht
eine Spur mehr wahrzunehmen. Noch
nach mehreren Tagen ist der erwähnte
Farbenumschlag hervorzurufen.
Nickelsulfat verhält sich ganz
anders. Wird dieses Salz mit Berberin-
chlorhydrat innig verrieben und mit
Ammoniakflüssigkeit angefeuchtet, so
erhält man eine eigenartige Mischfarbe
von Gelb und Grün, die verschieden
ist sowohl an der Färbung des Nickel-
als des Alkaloidsalzes und noch als
Farbreaktion bei dem Berberinnachweis
Anwendung finden kann. Wird diese
Lösung bei höherer Temperatur stark
eingetrocknet, so hinterbleibt ein inten-
siv gelber Trockenrückstand. Für Unter-
scbeidungszwecke zwischen Kobalt und
Nickel ließe sich das Berberin möglicher-
weise unter den geeigneten Bedingungen
gebrauchen. Hier soll nicht weiter dar-
auf eingegangen werden.
Schließlich will ich noch eine Reak-
tion mittels Pikrinsäure mitteilen.
Wird ein Gemenge von Berberinchlor-
hydrat und Pikrinsäure mit 1 Tropfen
konzentr. Schwefelsäure befeuchtet, so
färbt sich die Mischung augenblicklich
dunkelgrün. Bei gelindem EIrw&rmeD
geht diese Färbung in ein tiefes Schwarz-
grün über. Die Farbenverändemng
beim Zusätze der Schwefelsäure ist sehr
charakteristisch und für Berberin mit
entscheidend. _
Zersetzbarkeit der Perbydrol-
lösungen.
In Nr. 22 der Piarm. Centralh. 1906
findet sich eine Mitteilung über die Auf-
bewahrung des Perhydrols, auf iie
weiter eingegangen zu werden verdient
Dieselbe Erscheinung, die AUdarfer-
Wiesbaden schildert, wurde auch in
einer Hamburger Apotheke beim Auf-
bewahren einer 3proc. PerhydrollOsnng
beobachtet. Eine fast gefüllte braane,
gutverkorkte Flasche explodierte schon
am nächsten Tage. Der Eoulroll-
vei^uch hatte dasselbe Resultat. Die
im dunkeln aufbewahrte Flasche warde
nach einigen Stunden entkorkt.
Als Ui^ache der leichten Zersetzung
den Verschluß (Gummiring) anzunehmen,
erscheint wenig wahrscheinlich, da die
Pei'hydroUösung, bei aufrecht stehendem
Gefäß, nicht mit diesem in Berührung
kommt.
Bekanntlich zersetzen sich starke
Lösungen von Wasserstoffperoxyd ver-
hältnismäßig schnell unter Bildung von
Sauerstoff, verdünnte angesäuerte halten
sich länger, daher enthalten alle Sproc.
Lösungen des Handels nicht unbeträcht-
liche Mengen Chlorwasserstoff.
«Nach Spring erhöhen Körper, die
die Oberflächenspannung der Flüssigkeit
vermindern (z. B. Aether, Alkohol), die
Haltbarkeit der Lösung, wohingegeo
Körper, die die Oberflächenspannung
vermehren (z. B. Kalihydrat), den Zer-
fall des Wasserstoffperoxyds beschleu-
nigen.» (v. Richter,)
Nach diesem dürfte die schnelle Zer-
setzung der 3 proc. Perhydrollösung auf
die Alkalinität des Glases zurfickzu-
führen sein, zumal es sich um billiges
Material handelte.
Es wii*d sich daher empfehlen, die
verordnete Lösung in einer innen mit
479
Paiaffin fiberzogenen Flasche
abzugeben y gleich den Merck^Bchm Per-
hydrolflaschen, oder zu.yeranlassen, daß
die verordnete Flfissigkeit einen Zusatz
von geringen Mengen Salzsäure
and Alkohol enthält. J, Lorentm.
Neue Arzneimittel.
Antiepileptieniii Bosenberg ist naeh
Pharm. Post 1906, 349 AmidoameiseoBftare.
Bismutnm bitalioylicum wird naoh O.
A R. Fritz als Adstringens bei Darm-
entzündongen angewendet.
Bromtine (in franz^^siseher Sehreibnng)
ist bromwaflserstofbaures Kodein und stellt
sehGne seidenartige Nadeln dar. Es löst
ach sehr leicht in Wasser und Alkohol,
nicht m Aether und enthält 34,47 pCt
Brom. Anwendung: als SchUf- und Be-
rahigQDgsmittel.
Chinin-Ureochlorhydrat ist ein Doppel-
salz der Ghlorhydrate des Chinin und Harn-
stoffes. Anwendung: hauptsächlich bei
Sampffieber als Hautemspritzung zu 0,6
his 1 g m 1 com sterilem destillierten Wasser
gelM oder innerlidi zu 0,6 g.
Gtroquiiiium Simonnet (in französischer
Sehrdbang) enthält die Oitrate des Eisen,
Ohininund Koffein. Anwendung: bei Grippe.
Darsteller: Apotheker O, Sirnonnet in
Paris, 222 Faubourg St.-Martm.
Copahidia-lIaieroA. Eapsefai oder ge-
preßteTkbletten, enthaltend 1 gfestenKopalva-
haham. Darsteller: Pharmade Maxeron in
Paris, 72 Faubourg Poissonni^e.
BupidA ist eme Verbindung der wirk-
samen Bestandteile des Nadelholzteeres mit
Fonnaldehjd, nadi einem besonderen Ver-
fahren gewonnen, und stellt in reinem Zu-
stande ein hellgraues, feines Pulver von
schwachem Gerüche dar. Eduard Traut-
wein (Inaugur. Dissert Leipzig 1905) hat
es als 5 bis 20proc. Salbe, lOproc. Tmktur
und Aceton, 2,5 bis lOproc. Emulsion,
lOproc fltlssige Seife sowie als 5 bis 20proo.
Paraplast bei entsprechenden Hautkrankheiten
mit Erfolg angewendet
Eömarsine Freyssinge (in französischer
Schreibung). Zudiergranules mit je 0,01 g
Eisenmethyiarsinai Darsteller : ApoÜieker
Freyssinge in Paris, 83 me de BenneSt
Hypodermine Freyssinge. Glasröhrchen
gefüllt mit einer Lösung, von der jeder
Kubikzentimeter 0,02 gNatriummethylarsinat
und 0,05 g Natrinmglycerophosphat enthält.
Darsteller: Apotheker Freyssinge in Paris.
Juglandine Ferrouil ist eine Flüssigkeit,
die angeblich aus Jugluis regia, Qaassia,
China und Citrus Aurantium bereitet wird
und Jod, Glycerinphosphorsäure sowie Eisen
enthält Anwendung: bei Blutarmut und
dergl. Darsteller: Pharmaeie du Chatelet
in Paris, 35 nie Rivoli.
Oliveol Die Oelsäure des Olivenöles
kommt als zwei Isomere (A und B) vor,
die sich hauptsächlich durch den Erstarr-
ungspunkt unterscheiden. Das IsomereB
erstarrt bei 13^, hat ein spez. Gewicht von
0,807 bei 15 <> C, ist in Wasser unlöslich,
sehr leicht aber in Alkohol und Aether, ver-
seift sich bei 15^ C sehr leicht mit Alkali
und reagiert auf Tumesol sauer. Sein
Molekulargewicht ist 282,5 und seine Formel
^is^ssO . OH. Es riecht nach sehr frischem
Olivenöl. Anwendung: bei Leberkolik und
Gallensteinen in Gelatinekapseln zu 1,5 g
zweimal täglich.
Orga*s Eisenschokolade und Kalksaft
zeigen Ebert & Meincke in Bremen I ohne
Angabe der Zusammensetzung an.
Polyphorine Freyssinge. Zuckergranules,
von denen jeder Kaffeelöffel voll 0,25 g
Glycerophosphat des Calcium, Eisen und
Magnesium enthält. Darsteller: Apotheker
Freyssinge in Paris.
Quinarsine Freyssinge (in französischer
Schreibung). Zuckergranules mit 0,01 g
Chininmethylarsinat Darsteller: Apotheker
Freyssinge in Paris.
Quinifebrine Monnier. Kapseln, ent-
haltend 0,15 g eines neuen Chininsalzes
und 0,05 g Acetanilid. Tagesgabe: 2 bis
6 Kapseln. Darsteller: Pharmaeie F. Mon-
nier in Paris, 31 rue d'Amsterdam.
Quinol^ine ist ein französischer Name
für Chinolin.
Semi-oarbazides = Cryogenin (Pharm.
Centralh. 44 [1903], 18, 617; 46 [1904],
56; 46 [1905J, 861).
S^aoforme ist eine französische Bezeich-
nung für Sanoform (Dijodsalicylsäure-
methylester).
480
Serum de Latta wird ans 3 bis 5 g
Natrinmchlorid; 1^7 g NatriumkarboDat nnd
3^4 kg Wasser bereitet.
SodiarBine Freyssinge. Zaokergranules
mit 0,01 g Natrinmmetbylarsinat. Danteller:
Apotheker Freyssinge in Paris.
Solntioa de Herard bt ein künstfiohes
Semm, das ans 0;5 g Natrinmehlorid, 0,25 g
Ealinmohlorid, 1,25 g Natriumphosphaty
4,5 g Natriumkarbonat and 1 kg destill-
iertem Wasser hergestellt word.
Strychnarsine Freyssinge. Zaekergrana-
ies mit 0,001 g Strychninmethylarsinat.
Darsteller: Freyssinge in Paris.
Sndol besteht ans 65 pCt WoUfett; 1&
pGt Glyeerin, 15 pCt Paraffinsalbe, 3 pGt
Formaldehyd und 2 pCt Oaoltheria^l. An-
wendung: gegen Fußschweiß. Darsteller:
Eduard Schneider, Chemische Fabrik in
Wiesbaden, Gutenb^gplatz 2.
TaMettes aadrosthöniques enthalten je
0,005 g Yohimbm-J^iegel. Darsteller:
Helios, Soci^t6 anonyme fran9aise de pro-
duits cbimiques et photographiques in Paris,
32 rue de Bondy.
Taanisolum ist nach (?. und R, FHtx
ein Verdiohtungskörper von Tannin und
Formaldehyd. Anwendung: gegen Darm-
katarrh und als Antiseptikum, auch in der
Tierheilkunde.
Therapogea-Stjrron- Seife wird in Ver-
bmdung mit Therapogen (Pharm. Centralh.
46 [1904], 670) zur Behandlung der Krätze
mit vollem Erfolge angewendet. Darsteller:
Apotheker Max Doenhardt in Köln a. Rh.
Tuberkulose-Antitoxin von Piogey und
Velasquez in Paris soll nach Deutsch. Med.
Wochenschr. 1906, 904 fflr Tier und Mensch
völlig unschädlich sein. Die Hauteinspritz-
ung verursacht weder Schmerz noch örtliche
Entzflndnngserscheinungen, Allgememreaktion
oder Temperatursteigerung. Es soll ein un-
fehlbares Vorbeugemittel gegen menschliche
Tuberkulose sein.
XTlcerol ist nach den Annal. d. Schweiz.
Balneol. Oes. 1905 ein Pflaster, das einen
hohen Prozentsatz vermittels eines kompli-
zierten Verfahrens gereinigten Pernbalsam
enthalt Anwendung: bei Unterschenkel-
geschwür und granulierenden Wunden im
Verein mit Ulcerolpasta, die auf die
Umgebung der Wunde eingerieben wird.
Die Pasta wird auch bei nässenden Aus-
schlägen, Verbreunungen ersten und zweiten
Grades, Wundsein nnd Hämorrhoiden ffir
sich angewendet.
yal^rianose. Kapseln, gefüllt mit Pepto-
Valerianat. Darsteller: Pharmade^. C^gon
in Paris, 7 rue Goq-H6ron. K Mentxd,
Koohsalz-Infasionsboniben«
deren Inhalt sterilisierte physiologisehe Koch-
salzlösung ist und ^2 ^®^^* ^ ^ beträgt,
sehen, wie beistehende Abbildung wieder-
gibt, aus. Der Inhalt kann, wenn nötig,
nur teilweis gebraucht werden, worauf das
vorher an der angefeQten SteUe abgebrochene
Glasröhrchen wieder zuzuschmelzen ist.
Darsteller: (7. Haubner^B Engelapotbeke
in Wien, — <»—
Terfkhren zur Herstellnng tob Yerliani-
stoffen. D. R. P. 160583, Kl. 30i. Dr. M.
Cokii in Berlin. Verbandgaze oder d^. wird
mit einer AnfsohwemmaDg getränkt, welch«
unter Einwirkung von Alkali auf Bolus in Gegen-
wart von Harz und eventaell von antiseptischen
Mitteln erhalten ist, und darauf getrocknet. Die
bei der Aupfübrong des Verfahrens gebildete
Harzseife bewirkt ein festes Haften reichlicher
Mengen von Bolus auf dem Gewebe, ohne da
die Aufsaugfähigkeit beider darunter leidet.
A. St.
Verfahren^ zur Darstejlnng von Aeetyl-
wasserstofl^roxyd In wässeriger LSswag.
D. R. P. 156998, El. 12 o. Parke, Davis ^ Co..
Detroit. Die Lösung des Acetylwasserstoftper-
oxyds, die schon im Verhältnis 1 : 10000 eJ
kräftiges Antiseptikum vorstellt, wird erhaltec*
indem man Benzoylaoetylperozyd mit Wasser
behandelt. Dabei scheidet sich Dibenzoylperoxyd
als Niederschlag aus, von dem die Acetyl Wasser-
stoff peroxydlösung durch einfaches Abgiefec
getrennt wird. Die Lösung ist lange Zeit balt-
bar, unschädlich und ungiftig. A. St,
481
Aus dem Jahretberiolite 1906 des ana-
lytischen Laboratorinm von Philipp Böder
in Wien-Klosterneaborg.
Zimäcbst bemerkt der Bericht aber die Pharma«
copoea Austriaca Till folgoDdes: Soweit es
überhaupt möfrlich ist, über das Arzneibach sa
sprechen, mit Rücksicht aaf die karse Zeit, die
bisher lam Stadiam desselben su Oebote stand,
so glauben wir, daß an demselben in erster
Linie eine gewisse Inkonsequenz aaszusetzen ist
Man bemerkt z. B., dafi in einigen Fftllen der
▼orgeschriebene titrimetrische Indikator aus-
drücklich bezeichnet wird, in anderen Fällen ist
dies wieder nicht geschehen, ohne daß dies-
bezüglich im allgemeinen Teil Aufklärungen zu
finden sind. Bei Fetten und fetten Oelen
fällt es auf, daß nur die Verseifungszahl ange-
führt ist, anstatt daß dieselbe in die beiden
Komponenten, Säure- und Esterzahl zerlegt
worden wäre. Die Säurezahl ist nur in 2 Fällen
zu finden und zwar bei Wachs und Eakaofett,
wobei aber wieder bei ersterem die Säurezahl
auf 1 g, bei letzterem auf 10 g Bubstanz be-
zogen wird. Was die Alkaloidoestimmung
der Drogen und galenischen Präparate anbe-
langt, so vermißt man auch hier die nötige
Einheitlichkeit* Insbesondere fällt es auf, daß
bei Badix und Extractum Hydrastis eine dies-
bezügliche Ajigabe fehlt, während bei anderen
Drogen und den daraus zu bereitenden Prä-
paraten das £U)hmatorial sowie das fertige Prä-
parat einer quantitatiTcn Alkaloidbestimmnng
xazaführen ist. Weiterhin findet man bei ein-
xelnen galenischen Präparaten den Alkaloid-
g ehalt Yorgesohrleben, während bei den be-
treffenden Bohdrogen kein bestimmter Alkaloid-
gehalt verlangt wird. Logischerweise sollte auch
die Alkaloidbestimmung bei dem Ausgangsmaterial
Torgeschrieben sein, da sich nur aus einer toU-
wertigen Droge ein tadelloses Präparat herstellen
lä£t. Als Beispiel sollen hier nur Extractum
Belladonnae, Tinctura Belladonnaeund Extractum
HyoBoyami angeführt werden. Von diesen Prä-
paraten wird ausdrücklich ein Minimum an
Alkaioiden verlangt, während man sich bei dem
Rohmaterial neben der Identifizierung mit der
Feststellung des Aschengehaltes und des Ge-
haltes an ExtraktiTStofPen begnügte. Bei Be-
sprechung der einzelnen Artikel wird von uns
öfter darauf hingewiesen, daß der yon der
Pharm. Austr. VlII verlangte Aschengehalt mit
der Praxis unvereinbar ist, und in dieser Be-
xiehnng wird der Text der Pharmakopoe zweifellos
späterhin eine Korrektur erfahren müssen.
Aeidnm tannieum« Wenn wir den Ideengang
Olüekanumn's richtig auffassen, so glauben wir
annehmen zu dürfen, daß Thotna' Einwände die
Formaldehydzahl des Tannin nicht ganz erschüttern
können: OliMsmann wollte nicht jedes Tannin,
welches die Miuimalformaldebydzahl 95 gibt,
auf Grund dieser einzigen Konstante als
genügend rein bezeichnen, sondern nur behaupten,
daß jedes Tannin, dessen Formaldehydzahl unter
05 steht, nicht empfehlenswert ist. In Er-
wägung des Umstandes, daß die Formaldehyd-
zahlbestimmunff zu den umständlioheren Methoden
gehört und us solche beim systematischen
üntersachungsgange wohl aus praktischen Grün-
den erst nach den einfachen physikalischen
und chemisch-qualitativen Prüfungen zu rate
gezogen wird, wird ein halbwegs erheblicher
Gehalt an Gallussäure schon hS. der LösUch-
keitsprobe aufEallen, denn Gallussäure ist ja be-
kanntlich in kaltem Wasser schwer löslich, das
Tannin sehr leioht löslich.
Liquor Alumlnii aeetteL Die Bestimmung
des Aluminium wird nach dem Taoninverfahren
in folgender Weise ausgeführt: 5 com Liquor
werden mit Wasser auf etwa 120 com ver-
dünnt, mit 2 com einer 3 proc. Tanninlösung
versetzt, zum Kochen erhitzt, hierauf mit
Ammoniakfinssigkeit in geringem Deberschaß
gefällt und bis zum Yersoh winden des Ammoniak-
geruches gekocht. £s wird filtriert, gewaschen,
getrockret, geglüht und gewogen. Der Glüh-
rückstand, mit 20 multipliziert, gibt den Pro-
zentgehalt an Al,0,.
Nach diesem Verfahren wurden 4 Proben des
Liqaor auf den A1,0a-Gebalt untersucht. Die
Analyse konnte auch tatsächlich viel rascher
beendigt werden als nach der bis jetzt üblichen
Methole, weil sich der Niederschlag auch wirk-
lich viel leichttfr filtrieren und waschen ließ.
Die Resultate der Tanninmethode stimmen mit
der ohne Gerbsäure ausgeführten gut überein.
Cortex Chinae. Der Alkaloidgehalt wird wie
folgt bestimmt : 6 g der -fein gepulverten Rinde
werden in einem 200 ccm-Kölbohen mit 90 g
Aetber, 30 g Chloroform und Zusatz von 5 com
Natronlauge (15 proc.) und 10 com Wasser
3 Stunden geschüttelt, absitzen gelassen und
dann 100 g abfiltriert. Das Filtrat wird nun
nacheinander mit 25, 10, 10, 10 ccm 0,5 proc.
Salzsäure ausgeschüttelt, die vereinigten Salz-
säuren Auszüge mit Ammoniakflüssigkeit über-
sättigt und darauf mit 20, 10, 10, 10 ccm
Chloroform ausgeschüttelt. Die Chloroformaus-
züge werden in einem genau tarierten Kölbchen
abgedampft, bei 100 ^ C 6 Stunden getrocknet
und dann gewogen. Der Rückstand mit 20
multipliziert ergibt den procentischen Gehalt an
Alkaioiden. Als Minimum für den Alkaloid-
gehalt wären 4 pCt wasserfreier Substanz zu
setzen.
Der Gehalt an wasserlöslichen Extraktivstoffen
soll nicht weniger als 13 pCt betragen.
Extraetuii Belladoimae. Hier ist folgende
Bemerkung beachten b wert : Die Aschenmenge
des Wurzeleztraktes ist zwei bis dreimal so
groß als die des Blätterextraktes. Wir haben
also vielleicht hier ein Mittel, welches uns ge-
stattet, eine Verfälschung oder Verwechslung
des Extractum Belladonnae foliorum mit Ex-
tractum Belladonnae radicis nachzuweisen, was
bis jetzt fast unmöglich war. £ine solche selbst-
verständlich nicht einwandfreie Verm.engung der
erwähnten zwei Extrakte hätte nämÜch den
Zweck, den von den Arzneibüchern viel zu
hoch gegriffenen Alkaloidgehalt vorzutäuschen,
der bei Belladonnakrautextrakt nie, bei dem
482
BelladonoawDrzelextrakt aber leicht zu erreichen
ist. (Die AlkaloidbestimmuDg siehe bei Extract.
Hyosoyami.)
Extraetam Cocae flnidnin. Alkaloid-
bestimmung: 15 g Fluidextrakt werden in
einer Flasche yon 25Q ocm mit 120 g Petrol-
äther Übergossen und nach Zusatz von 10 com
AmmoniakÜüssigkeit (lO proc.) 2 Stunden ge-
schüttelt. Man läßt absitzen, gießt 100 g der
Petrolätherlösung vorsiohtig ab und schüttelt
dann diese nacheinander mit 30, 20, 10,
10 ccm 0,5 pioo. Salzsäure aus. Diese salz-
sauren Auszüge übersättigt man dann mit Am*
moiiiak, fägt 100 g Aether zu und läßt die
Mischung unter häufigem ümschütteln 1 bis
2 Stunden lang stehen. Yon der klaren Aether-
lösung gießt man hierauf, wenn nötig durch ein
trockenes Falten filter, 80 g in ein trockenes,
gewogenes Kölbuben, dampft den Aether vor-
sichtig ab, trocknet 3 Stunden bei 100^ und
wägt. Das gefundene Gewicht mit 10 multi-
pliziert ergibt den Alkaloidgehalt in 100 g
Extrakt.
Extraetam Hyoseyaml. A 1 k a 1 0 i d b e 8 1 i mm -
ung: 12 g des Extraktes wägt man auf einem
glatten Papier bis auf Centigramme genau ab,
gibt das Extrakt samt Papier in eine 200 g-
Slasche, übergießt mit 10 com Ammoniakflüssig-
keit (10 proc.) und 5 ccm Wasser und läßt Vt
Stunde stehen; man fügt dann 120 g einer
Aelher-Alkohol-Chloroform-Mifichung hinzu und
schüttelt das Ganze ' 1 Stunde lang. Man läßt
gut absitzen, gießt 1(X) g der Mischung (= 10 g
Extrakt) vorsichtig ab und schüttelt dann nach-
einander mit 30, 10, 10, 5 ocm 3 proc. Salzsäure
aus. Die gesammelten salzsauren Auszüge wer-
den in einem anderen Schütteltrichter zuerst zwei-
mal mit je 10 ocm Chloroform ausgewaschen und
das Chloroform entfernt. Nun wird die zurück-
gebliebene alkaloidhaltige wässerige Lösung, nach
dem XJebersättigen der Salzsäure mit Ammoniak,
fünfmal mit je 10 ccm Chloroform ausgeschüttelt.
Diese Chloroformauszüge dampft man in einem
tarierten Kolben auf dem Wasserbade vorsichtig
ein, tiooknet 3 Stunden und wägt. Das Gewicht
des zurückgebliebenen Restes mit 10 multipli-
ziert ergibt den Prozentgehalt an Alkaloid.
Extraetum Malatis Ferri. Der Eisengehalt
wird bestimmt, indem man 1 g Extrakt ver-
ascht,, den Giührückstand mit Salzsäure und
etwas Kaliumchlorat behandelt und dann auf
dem Wasserbade solange erwärmt, bis der Chlor-
ger uoh vollkommen verschwunden ist. Die Lös-
ung wird auf ein kleines Volumen eingedampft,
mit Natronlauge bis zur schwach sauren Reaktion
neutralisiert, mit 5 g Jodkalium versetzt und
nach 25 Minuten das ausgeschiedene Jod nach
Mohr mit Vio-^o^°^^-^^^<)8Q^f&^lösung titriert.
Die verbrauchten ccm Thiosulfatlösung mit 56
bezw. 79 multipliziert ergibt die Prozente Fe
bezw. Fe208.
Extraetum Beealls comati spissum. An-
haltspunkte zur Beurteilung: Die
Alkaloidbeatimmung führt hier nicht zum ge-
wünsohten Ziele. Dnroh Versuche wurde fest-
gestellt, daß dieselbe ungenaue und unverliß-
liche und dadurch auch irreführende Beenltate
liefert. Es bleibt daher bei der Beurteilung des
Extraetum Seealis vorläufig nichts anderes übrig,
als auf den Geruch, die klare Loslichkeit und
den Aschengehalt (nicht über 9,5 pCt) zu achten.
Na h der Pharm. Austr. VIII wird das Ex-
traetum Seealis in der Weise dargestellt,
daß das Mutterkorn mit Chioroformwasser aus-
gezogen, die Auszüge zu dnem dünnen Extrakt
eingedampft werden, und dann mit gleicher
Menge Alkohol gefällt wird. Man läßt uoter
öfterem ümschütteln 3 Tage stehen, filtriert and
dampft das Filtrat bis zur dioken Konsistenz ein.
Als Identitätsreaktion wird folgende
angegeben: Eine Lösung von 0,2 g Extrakt in
5 ccm ViTasser wird nach Zusatz von Ammoniak-
flüssigkeit mit Aether ausgeschüttelt, .die äther-
ische Lösung wird eingedampft und der Ab-
dampfrückstand in konz. Essigsäure aufgoDom-
men. Wird nun konz. Schwefelsäure, enthaltend
1 : 1000 Eisenphlorid, mit der essigsauren I^ong
übersohiohtet, so entsteht an der Berühruogs-
stelle eine blauviolette Zone.
Extraetam Strxelmi spissiim. Anhalts-
punkte zur Beurteilung: Wasser-
gehalt höchstens 20 pCt. Aschengehalt
nicht mehr als 3 pCt in wasserfreier Substanz.
Die Alkaloidbestimmung wird ähnlich wie
bei Extraotum Hyosoyami ausgeführt Daß der
zur Herstellung des Extraktes als Extraktions-
mittel verwendete Alkohol genau die von der
Pharmakopoe vorgeschriebene Stärke beutzen
muß, geht auch aus einer Publikation von Em,
Bowrqudot hervor. Verfasser zeigt neuerdings
durch Versuche die schon früher beobachtete
Tatsache, daß das Extrakt desto alkaloidreicher,
die Ausbeute hingegen geringer wird, je stärker
der verwendete Alkohol ist; dagegen erzielt man
mit schwachem Alkohol größere Extraktaas-
beuten mit niedrigem Alkaloidgehalt
(Fortsetzung folgt.)
Ueber die Yerwendang tob Btreapalveni
zur Bekftmpftm; des Hederiehs im Yerg^lelek
zu der Bespritzimg mit SalzlVsmig stellte P.
HiUmann Versuche an mit einem von Ouiokard,
Chemische Fabrik Burg bei Magdeburg, unter
dem Namen cUnkrauttod» in den Handel
gebrachten sehr feinen, aus reinem wasserfreien
Eisenvitriol bestehenden Streupulver und einer
20 proc. Eifienvitriollösung. Verf. fand, daß das
Ouiehard'sohQ Streupulver zwar besser als die
anderen derartigen Präparate ist, daß man je-
doch im allgemeinen der Billigkeit wegen die
Bespritzung mit 15 bis 20proo. Eisenvitriol-
löBung vorziehen wird. Btt
Ztsehr. f, angew, Ohwn, 1906, 145.
483
Gewinnung von Salpetersäure
aus der Luft.
Eine Znaammenstellang der bisher vor-
gesehlagenen Methoden, Salpetersftare ans
der Lnft mittels Elektrizität zu erzeugen,
veröffentlichen H. R. Laveth und C. L.
Rand. Die folgende in dieser Arbeit ent-
haltene Tabelle gibt die dabei erzielten
Aasbenten m g fOr 1 Kilowattstunde:
1897 Rayleigh 49,1 g HNO«
1900 Mae Dougal und Eotoles 33,8 g <
1902 De Kowalski 55,0 g <
1903 Muthmann und Hofer 70,0 g <
1897 Crookes 74,0 g c
1902 Bradley and Lovejoy 83,0 g «
1904 Birkeland und Eyde 110,0 g c
Nach den Berechnungen von Muthmann
und Hofer ergeben sich 157,5 g Salpeter-
aäore für 1 Kilowattstunde als theoretische
Mazimalausbeute. Aus vorstehenden Resul-
taten Ußt sich ein deutlicher Fortschritt e^
kennen und folgern, daß schließlich ein
kommerzieller Erfolg erzielt werden wird.
Zur Erreidiiing dieses Zieles sbd die an
den Methoden vorzunehmenden Verbesser-
nngen nach Ansicht der Verff. hauptsächlich
auf folgende Punkte zu richten: a) die
Konstruktion eines Gefäßes, um die beste
beiß-kaite Wirkung zu erzielen, b) langes
Ausziehen des Funkens, c) niedrigen Strom
nnd schnellen Wechsel desselben, d) erhöhten
Druck, e) schnelle Durcfaleitung der Gase
und Zuffihmng derselben in richtigen Ver-
hältnissen, i) Temperatur unterhalb 1200^.
Alfl zweckmäßiger dflrften sich nach den
Verff. wahiBcheinlidh mdlrekte Methoden fllr
die Fixierung des Stickstoffs mittels eines
Zwischenproduktes (z. B. Nitrids oder Cyanids)
lieransstellen. (Vergl. audi Pharm. Centralh.
47 [1906], 358.) Bit,
Ztechr. f. angew. Chem, 1905, 1906.
Herstellung von
Ueber
teUt Ed. Lücker in Apoth.-Ztg. 1906, 271
etwa folgendes mit: Das Mahlgut besteht
ans steiermärkischem bezw. schwedischem
Schmiedeeisen und gelangt in Platten von
der Form der Wellpappe, von etwa 2 m
Länge, 1 m Breite und wenigen Zentimetern
Stärke zur Verarbeitung. Das Mahlen ge-
flcbieht durch Schleifen, indem von zwei
fibereinandejgeiegten Platten die obere auto-
matisch hin nnd her bewegt wild, so daß
eine nnunterbrodiene Reibung mit der unteren
erzielt wird. Die ohne Unterbrechung
erfolgende Schleifung erfordert eben
Zeitraum von mehreren Monaten. D^
erhaltene Produkt wird m Sichtmasohinen
gesiebt. Die gröberen Anteile wandern in
Stah)m5rser, in denen sie mittels Stahlkeulen
ähnlich den Erzen in Pochwerken zerkleinert
werden.
Das m Berga a. d. Elster hergesteUte
Eisenpulver hat einen Eisengehalt von 98,56
pCt, hält sämtliche Proben des Arzneibuches
aus. Nur verrät das Verhalten gegen Blei-
essig die Gegenwart von gebundenemSch wefel.
Da dieser stets m Eisenpnlvem vorhanden
ist, verlangt das Deutsche Arzneibuch, daß
die Bräunung des Bleiacetats nicht sofort
emtritt. Es wäre zu wflnschen, daß wieder
wie im Deutschen Arzneibuch TU eine be-
stimmte Zeit angegeben wird, vor der die
Bräunung nicht eintreten darf. R M.
Sajodin,
über das schon in Pharm. Centralh. 47 [1906],
259 berichtet worden ist, entwickelt beim
Erhitzen auf dem Platinblech reichlich Jod-
dämpfe und gleichzdtig tritt der charakter-
istische Geruch der freien Fettsäure (Eruka-
säure oder Behensäure? Schrifti) auf. Der
Rückstand besteht aus Gaiciumkarbonat. Durch
konzentrierte Schwefelsäure wurd Sajodin
zersetzt, wobei das fretwerdende Jod die
Schwefelsäure rotbraun färbt Zugesetztes
Chloroform wird violett Die wässerige Aua-
schflttelung darf mit Salpetersäure und Chk>ro-
form versetzt in diesem keine Violettfärbung
hervorrufen. E. M,
Unguentom Hydrargyri prae-
cipitati albi pultiformis
wurd nach Dr. H. Morstatt (Apoth.-Ztg.
1906, 194) unter Verwendung von frisch
gefiUltem, vorsichtig abgepreßtem Präzipitat
und Wollfett bereitet Es wird folgende
Verreibung empfohlen: Präzipitat 40 pCt,
Wasser 20 pCt, WollfeU 20 pCt, Vaselm
20 pGt. Mit 3 Teilen Paraffinsalbe ver-
mischt liefert obiges Präparat eine der
offizhiellen entsprechend starke Salbe, die
noch je 5 pCt Wollfett und Wasser enthält
484
Ueber Wermutwein.
Bei der Analyse emes als Deutscher
Mediziüai-Wermiitweiii bezeichneten
Getr&nkes erhielt das Dresdner Untersnchnngs-
'Amt folgende Befunde: Spez. Oew. 1,0347;
Alkohol 12,430 g; Mineralstoffe 0,091 g;
Phosphorsäure 0,006 g; Gesamtsäure (Wein-
säure) 0,383 g; Gljcerin 0,542 g; Alkohol:
Glycerin 100:4,4; Teerfarben vorhanden.
Die angestellten Er()rterungen ergaben, daß
dieses Kunstprodukt nach folgender Vor-
schrift bereitet war: 775 L Aepfelwein, 250 L
Samos-Ausbrudh, 678 L Zuokerwasser, 10 L
Farbstoffl^toung, 85 L Kräuterextrakt und
227 L Weingeist.
Nach Jf . Petrotviisch (Pharm. Ztg. 1 905,
793; wird Smynischer Wermutwein bereitet,
indem frische Trauben nach Zusatz von
Wermutkraut und einigen anderen Stoffen
(n. a. Senfmehl) mit ^tem Rotwein Über-
gossen werden. In Ungarn und Italien
waren ganz ähnliche Verfahren in Gebrauch.
Demnach hat man unter Wermutwein ein
Produkt zu verstehen, das im wesentlichen
einen mit aromatischen Extrakten, unter
Umständen mit Zucker und Alkohol ver-
mischten Naturwem darstellt. J7. M.
Ueber das
QuecksilberoxjrcFanid
macht K, Holdermann weiter folgende
Angaben : Es gelingt nicht, Quecksilbercyanld
durch Erhitzen mit der berechneten Menge
von Quecksilberoxyd vollständig in Oxycyanid
ttberzufflhren. Es existiert nur ein Queck-
silberoxycyanid und dies hat die Zusammen-
setzung: HgO.Hg(CN)2. Der Oxydgehalt
eines Oxycyanids kann durch Titration mit
Vio'^oi^^'Salzsäure unter Zusatz von Chlor-
nafoium und Methylorange genau bestimmt
werden.
Die Darstellung des Oxycyanids geschieht
mit der höchsten Ausbeute durch Erhitzen
einer innigen Mischung aus berechneten
Mengen beider Bestandteile auf dem Wasser-
bade, Auskochen der Reaktionsmasse und
Kristallisation. Reines Oxycyanid gibt in
wässeriger LOsung mit Jodkalium keine
Gelbfärbung, sondern eine fast farblose
kristallmiscbe Abscheidnng, die im Ueber-
schuD des Reagens farblos IMich ist
Die im Handel befmdlichen Oxycyanide
bestehen ausnahmslos aus nur wenig bas-
ischem Quecksilbercyanid. Das Oxycyanid
ist nach den ausgeführten Leitfähigkeiti-
messungen kaum merklich dissociiert und es
ist daher die ihm nachgerühmte stark anti-
septische Wirkung zweifelhaft und bedarf
einer Nadiprüfung.
Als Nachtrag zu seinen Arbeiten macht
Holdermann weiterhin auf eine Arbeit von
Köhler (Ztschr. f. Augenheilkunde Bd. XIV}
aufmerksam, der nachwies, dafi Quecksilber-
oxycyanid stets weat sdiwächer wirkte^ ab
gleich starke Karbol- oder SublimatiOsangen,
ja daß selbst bd 3 bis 5 proc Ldsongn
die bakterientOtende Wirkung wenig be-
friedigend ist. Da Köhler mit den Piever-
ling'wiken Pastillen gearbeitet hat, weldie
zur Erhöhung der LOslichkeit Natrinmcblorid
als Zusatz enthalten, so schrdbt Holder'
mann die von Köhler immeiiiin noch be-
obachtete Desinfektionskraft dem Umstand
zu, daß durch Natriumchlorid aus Qaeck-
silberoxycyanid Sublimat gebildet wird unter
gleichzeitiger Bildung von Aetznatron. Dieie
Zersetzung kann leicht bewiesen werden^
wenn man zu emer Lösung des Quecksilber-
oxycyanids einige Tropfen Phenolphthaldn
und dann Natriumchlorid zusetzt^ wodnnh
sofort eine starke Rotfärbnng eintritt
Archiv der Pharm. 190Ö', 600, 673. /. K.
Ueber die Einwirkung
von EochsalB auf Kalomel
haben R. Vive und Th. Budde (Ohem.-Ztg.
1905, Rep. 394) Yersudie angestellt nnd
gefunden, daß 0,5 und Iproe. Losungen weder
bei gewOhnlidier noch bei KOrpertempentor
auf Kalomel einwirken, selbst nicht naeh
5 Stunden und bei Gegenwart von orgto-
ischen Substanzen. Bei stärkeren Ltaang«
nimmt die Zersetzung mit der Menge des
Kochsalzes zu, und zwar wiricen sehwaeba
Losungen in der Wärme so staik, wie
stärkere in der Kälte. KalomeltabMteo, die
aus vollständig trodcenen Pnlvem bergeitellt
und trocken aufbewahrt werden, sind niibe-
grenzt haltbar und bleiben unverändert
485
Die Farbenreaktionen mit
p-Dimethylamidobenzaldehyd
und anderen aromatisoben
Aldehyden.
Die Reaktion mit p-Dimethylamidobenz-
aldehyd f2proc L5flang desselben in Normal-
Salzsänre); welche im nonnalen Harn
eine leidite Rotf&rbung^ in pathologischem
ein starkes Rot hervorbringt^ beruht nach
0. Neubauer auf der Gegenwart von
ürobilinogen. In stärkeren Säuren ge-
VM gibt jener Aldehyd auch mit Ei weiß-
st offen Farbenreaktionen. Nach Ver-
suchen von Erwin Rhode können außer dem
genannten Aldehyd auch andere Aldehyde
der aromatischen Reihe als Reagens auf
Eiweiß dienen. Es eignen sich hiemach
a) p - Dimethylamidobenzaldehyd (rot bis
dunkelvioletter Farbton)^ b) VaniUm (Farb-
ton rot, durch Verdünnung mit Wasser
violett) y c) Nitrobenzaldehyd (stark grüne
Färbung). Mit sehr verdünnten Eiweiß-
lösungen ist noch Zugabe einer Spur eines
dieser Aldehyde und zwar von a) 5 bis 10
Tropfen einer 5proc Lösung in lOproc.
SehwefelBäure, von b) dieselbe Menge in
alkoholjseher Lösung^ o) in Substanz durch
untersdiiohten von konzentrierter Schwefel-
säure die Zonenreaktion anzustellen. In
kouzentrierteren Lösungen können Mischungen
stattfinden. Verfasser erklärte sich diese
Reaktionen im Hinblick auf seine Versuche
so, daß sich die Indolgruppe des Eiweiß-
moleküls mit der Aldebydgruppe des
betreffenden aromatischen Aldehyds verbindet.
Außerdem beobachtete Verfasser, daß durch
eine Spur reiner Skatolamidoeesigsäure m
Salpetersäure eine intensiv gelbe Farbe her-
vorgerufen wurde, welche mit Natronlauge
in Orange überging. Infolgedessen stimmt
Verfasser der SaUcowski'sfben Vermutung
bei, daß die anthoproteinreaktion sicher
teilweise auf der Indolgruppe beruht. (Vergl.
Pharm. Gentralh. 46 [1905], 960.) mt.
^sekr. f. angew. Chem. 1905, 1981.
Terfiüiren zur Barstellang von Bleinitrat.
D B..P. 164609. FF. MiUa-Undon. Durch
Emtragen. von Bleidfttte in heiße, wfisseiige
Kieselflußsäare . erhdt man eine LösuDg von
Bleisilicofluorid. Durch Mischen dieser Lösung
mit einer Loeung eines Alkidinitrates erhält man
Biemitnt, dessen Lösung leicht von dem ausge-
sduedenan Alkalisilicofiuorid getreont werden
kann. ^, st.
Die Vanillin- Salzsäure -Beaktion
hat Winckel zum Nachweis von Fer-
menten herangezogen. In einer {rfiheren
Arbeit (Archiv der Pharm. 1904, 462) hatte
Verfasser in Gemeinschaft mit Harttoich
nachgewiesen, daß ebensowenig wie die
Vanillin-Salzsäure-Reaktion allein dem Phloro-
glucin zukommt, sondern auch einer ganzen
Reihe anderer Körper, daß ebensowenig die
Fhlorogludn- Salzsäure -Reaktion als eine
lignin- bezw. Vanillin-Reaktion betrachtet
werden kann, da sie auch mit den meisten
anderen Aldehyden eintritt, so daß die
Wechselwirkung zwisdien Phenolen und
Aldehyden auf einander eine sehr mannig-
faltige ist (vergl. auch Rosentkaler Pharm.
Gentralh. 46 [1905], 960). Es gelang nun
dem Verfasser nachzuweisen, daß fettreiche
Samen mit Vanillin-Salzsäure eine starke
rotviolette Färbung geben, und daß diese
Reaktion bedmgt ist durch fermentartige
Stoffe und zwar wahrscheinlich fettspaltende
Fermente. Die Reaktion tritt ein mit dem
Emulsin der Mandeln, dem Myrosin des
Senfsamen, der Diastase, dem Trypain,
Ptyalin, Pepsb, Pankreatin, Papa][n und dem
Lab. Auch eine ganze Anzahl ferment-
haltiger Körper gibt die Reaktion, so z. B.
Speichel, Blut, Hefe, Milch, Kasein usw.
Letzteres ist insofern von praktischer Be-
deutung, als frische Butter die Reaktion
gibt (wegen des Kaseingehaltes), reines
Butter fett dagegen nicht. Während nun
die anderen untersuchten fetthaltigen Samen
die Reaktion gaben und zwar gleichmäßig
über den ganzen Querschnitt, ftrben sich
bei den Kaffeesamen nur die Oeltröpfchen
deutlich violett. Aehnlich wie die Kaffee-
samen verhalten sich auch die übrigen
reservecellulosehaltigen Samen, wie Kalabar-
bohnen, Dattelkerne usw. J. K.
Apoih.-Ztg. 1905, 209.
Eine efgentllmllehe vlolettrVtUehe Ver-
färbung eines Harnes wurde mit Zusatz von
Natronlauge yon M, Oriibler beobachtet. Der
Harn reagierte stark alkalisch, roch nach Am-
moniak und zeigte rötliche Farbe. Die Kranke
hatte weder Senna, Rhenm oder Santonin, da-
gegen täglich 0,5 bis 0,75 g Phenolphthalem als
Abführmittel genommen, das also teilweise unzer-
setzt in den Harn übergegangen war. J. K,
Pharm, Post 1906, 24.
486
Huhrungsmittel-Chemie.
Beiträge zur Untersuchung undl^^^i^Q °i>^ Brombeeren bereitet waren
Beiürteilung von Fruchtsäften.
W, Ludimg hat eine größere AnzaU
selbBthergestellter Fruchtsäfte, die aas Hirn-
eingehend analysiert.
Die Früchte wurden nach Vorsohrift des
D. A.-B. IV zerdrüclct und Bachgeml3 ver-
heeren verschiedener Herkunft, aus Erd- goren. Das Untersuchungsergebnis der Roh-
beeren, Johannisbeeren, Kirschen, Heidel- sftfte ist in folgender Tabelle niedergelegt:
1 kg
RohRäfte
Nachprosse
Bezeiobnung
Beeren
lieferte
1
1
1
■*»
1
s
-M
S
.
(4
s
a
1
1
^1
SP
1
so
s
•3
1
1
5
•
Himbeeren aus:
OQ
%
g
g
C»
pCt
pCt
Gew.*
pCt
pa
i
m
pCt'
pCt
I. Oschatz
505
253 1 1,01 63
3,85
0,52
3,33
0,526
5,86
1,0025
1,03
0,19 , 1.62
II. Stötteritz (Leipzig)
463
274
1,0182
4,36
0,85
1,17
0.501
6,10
l,0062j 1,54
0,36 ' 1,Ö7
III. Naiim bürg (Saale)
455
248
1,0148
3,65
0,66
1,60
0,463
5,94
1,0031
1,27
0,18
1,72
IV. Bötha bei Leipzig
(Obstbaumkultur.)
t
453
218
1,0222
4,77
0,98
0,96
0,529
5,00
1,0063
1,67
0,22 2,06
V. Erdbeeren (Schkeu-
1
ditz)
650
95 11,0172
4,34
1,49
2,10
0,499
5,09
1,0028
0,92
0,J5 : 2,42
VL A , gfweiß .
VII. 3.S Öc schwarz
610
323
1,0135
3,67
0,31
2,43
0,498
4,96
1,0032
1,16
0,21 t 1,92
430
540
1,0189
5,22
0,69
3,00
0,578
5,89
1,0066
2,14
0,32 2,00
vm.^^^lrot . .
500
225
1,0126
3,98
0,28
3.29
0,528
6,24
1,00391 1,27
0,24
2,10
IX. Herzkirschen
525 313
l,032o
8,91
2,-8
3,29
0,589
4,10
l,004l' 1,51
0,17
1,50
X. Sauerkirschen
550
232
1,0157
4,37
0,70
1,88
0, 25
5,12
1,0083| 1,24
0,19
1,85
XI. Heidelbeeren
515
313
1,01 3C
4,10
0,82
3,69,0.873
3,57
1,0067
1,77
0,18
1,57
XII. Brombeeren
470
225
1,0178
3,15
0,54
3,93
0,439
5,90
1,0032
1,57
0,28
3,06
Die gleichzeitig analysierte Nachpresse wurde
durch Anrühren der E^eßkuchen mit der
glichen Gewichtsmenge Wasser, dreitägigem
Stehen, Abpressen und Filtrieren gewonnen.
Der mittlere Extraktgehalt der vor-
liegenden Himbeerrohsftfte beträgt demnach
4,19 pGt ein Wert, der dem von Späth
ermittelten (4,27 pOt) nahe kommt. Be-
rechnete man aus dem spez. Gewicht den
Extraktgehalt nach der Tabelle von Windisch,
wie dies bei der Weinanalyse geschieht, so
zeigte sich eine gute Uebereinstimmung
zwischen den direkt ermittelten und den
berechneten Werten für Extrakt. Die
Differenzen bewegten sich zwischen + 0,41
pGt und — 0,06 pGt, im Mittel ergab
die indirekte Bestimmung ein Plus von
0,148 pCt
Die Wägung der Asche wurde vom
stark geltend und es entstehen erhehiiehe
Fehler. Der Verfasser hat festgestellt^ daß
bei den Fruchtumpen es weder der unbe-
rücksichtigt gebliebenen Zuekerasche, wie
Hefelmann meint, zuzuschreiben ist, daß
die berechnete Rohsaftaaebe immer hfiber
als die wirklich vorhandene Rohsaftasche
auszufallen pflegt, noch daß dieser Fehler
durch den Einfluß des Leuchtgases bei der
Veraschnng hervorgerufen wird, sondern daß
den Fdiler lediglich die stark waaseraniiebeD-
den Eigenschaften der Fruobtsaftasdie be-
dingen. Ludvng mißt daher den VerliäUais-
zahlen von Asche zur Alkalität weniger
Bedeutung bei. Verfasser hat bei seinen
Verasofaungen das Auslangen der Kohle mit
Wasser vermieden, . er begnügte sieh viel-
mehr damit, die bei kleiner Flamme erzielte
Kohle mit Wasser zu befeuehten, das über
Verfasser nach Möglichkeit beschleunigt, die ' schüssige Wasser zu veijagen ond abermak
bekannte starke Hygroskopizität der Frucht- 1 schwaeb zu glühen. Nach diesem Verfahren
saftasohen madit sonst ihren Einfluß zu ergab sieh eine reme, an der Sehale ab
487
fester Belag anhaftencle Asebe. Die er-
mittelte durehsdmittliche Alkalität betrog für
die Himbeersäfte 5,50 com Normal-S&ure
(naeh J^>äth 6,64 eem).
Der Verfasser maeht alsdann den Vor-
sehlag; dem Verhftltnis von Extraktgehalt
zur Alkalität bei der Begntaehtong mehr
Aufmerksamkeit zu schenken. Bei Himbeer-
rohsaft ist diese Zahl im Durchschnitt 1 : 0,63;
bei Nachpresse 1 : 1,92; also dreimal größer,
als sie dm Robsäften selbst zukommt
Die bei Himbeenrohsäften auf der Flasche
späterhin noch zu beobachtende Nachgärung;
in deren Oefolge sich ein schleimiger Boden-
satz zu bilden pflegt; ändert nach den
Untersuchungen des Verfassers die analyt-
isehen Konstanten (Kennzahlen) derartiger
Rohsäfte nur sehr wenig.
Bei der von Ltidwig im Anschluß an
die Rohsäfie unternommenen Untersuchung
der selbst bereiteten FVuchtsirupe erwies sich
die direkte Extraktbestimmung durch sechs-
fitflndiges Trocknen des mit Wasser ver-
dfinnten Saftes mit Seesand bei 105<> C
als zu ungenau. Erst nach 24 Stunden
war alles Wasser verjagt Es wurde daher
in den Fruchtsirupen indirekt das Ex-
trakt bestimmt aus dem Zuckergehalt vor
and nach der Inverenon und durch Addition
des aus der Alkalität mit Hilfe der
eben erwähnten Verbältniszahl be-
rechneten zuekerfreieA Extraktes zu dem
gefundenen Gesamtzucker. Das auf diesem
Wege ermittelte Oesamtextrakt stimmte gut
mit dem aus den bekannten Faktoren, Roh-
saft und Oesamtzucker; berechneten ttberein.
Die Alkalität der Zuckerasche kann bei den
Berechnungen; wie die Zahlen des Verfassers
dartuu; unberQcksichtigt bleiben. Man wird
also mit Vortdl so verfahren; daß man aus
der bd den Sirupen gefundenen Alkalität
mit Hilfe der Verhältniszahl das zuckerfreie
Extrakt berechnet und die erhaltene Zahl
zur Umrechnung auf Rohsaft benutzt. Der
so berechnete Wert fQr den Robsaft ent-
spridit besser den wirklichen Verhältnissen
aus der aus Alkalität und Asche umgerech-
nete Wert DM weiteren Tabellen des
Verf. zeigen u. a.; wie durch die «Nach-
presse» die AschC; das Extrakt und die
Alkalität eme eihebliche Verminderung er-
fahren.
Zum Schluß zeigt der Verfasser an 13
Himbeersirupen des HanddS; bei welchen
die Berechnung des zuckerfreien Extraktes
mit HUfe der Verhältniszahl 1 : 0;63 (= Al-
kalität: zuckerfreiem Extrakt) erfolgte; daß
sie sämtlich aus reineu; nicht mit Nachpresse
versetzten Himbeersäften hergestellt waren.
Bestimmung der Alkalität und Berechnung
des zuckerfreien Extraktes sind nach Ludvng
die entscheidenden Werte ffir die Beurt^l-
ung der Himbeersurupe und der übrigen
Fruchtsäfte. .^del.
Ztsehr, f. UfUersuek, d. Nähr.- u. Qemuß-
tmtiel 1906, XI, 212.
Färben des Weines mit Zaekerconlenr ist
verboten. Der Revision des Staatsanwaltes
gegen das freisprechende Urteil der Strafkammer
des Würzburger Landgerichtes (vergl. Pharm.
Geotralh. 47 [1906], 263j wurde seitens des
Obersten Landesgerichtes Möncben (für Bayern
gemäß Keservatreoht identisch mit dem Heiohs-
gericht) stattgegeben und die Strafsadie zur
nochmaligen Yerhandlang an das Landgericht
Würzburg zarüokverwiesen. Das daraufhin ge-
fällte Uiteil lautete auf 20 Mark Geldstrafe,
weil Zuckercouleur nicht in den
Begriff der anerkannten Keller-
behandlung falle. Ein Zusatz zum Wein
gehöre nur dann zur Eellerbehandlung im Sinuu
des § 2 Ziff. 1 des Weingesetzes, wenn er zum
Zwecke der Haltbarmachung des Weines erfolge.
Deutsehe Wein-Zig. 1906, 468. P. S.
C^wässertes Sauf rJaraut. Das schö.'fengericht-
liche Urteil, durch welch es ein Sauerkrautfabrikant
mit einer einmonatiichen Gefängnisstrafe belogt
wurde (vergl. Pharm. Gentralh. 47 [1906], 360,
ist seitens der IL Strafkammer des Breslauor
Landgerichtes aufgehoben und der Fabrikant
freigesprochen worden, nachdem sich drei Sach-
verständige dahin geäußert hatten, daß sich eine
Grenze nicht ziehen lasse, um die zulässige oder
nicht zulässige Menge Wasser im Sauerkraut zu
bestimmen. P. S.
General -Änx. f, Delikatessen" u. Kolonial-
Warengeschäfte 1906.
y erfahren aar Herstellung alkoholf^ler
oder alkohoiarmer Getränke aus sterilen yer-
gorenen oder nicht Tcrgorenen Fruchtsäften
und dgL D. R. P. 162^6, El. 6 b C. Brün-
neibe-Beinbek. Der sofort nach dem Keltern
sterilisierte Fruchtsaft wird im Gärgefaß mit
Saccharomyces m em b r an ae f a ciens
oder Mycoderma cerevisae unter Vermeid-
ung der Einführung anderer Keime versetzt und
die OeffnuDg des Gefäiies mit einem Luftfilter
verschlossen, worauf nach wenig Tagen die
Spaltung des Zuckers beginnt. Die Gärung kann
in jedem gewünschten Stadium durch Erhitzen
der Gärflüssigkeit u terbrochon werden. A* St,
488
Zum Begriff « WeiaesBig»
liefert eine Verhandlung vor der ersten Straf- .
kammer des Duisburger Landgerichtes einen
beachtenswerten Beitrag. Es wurde ausgeführt,
daß es in Deutschland eine Weinessigfabrikation,
welche als alleiniges Rohprodukt Wein ver-
wendet, überhaupt nicht gibt, und aus tech-
nischen Gründen gar nicht geben kann. Dem-
entsprechend wäre das kaufende Publikum über-
haupt nicht berechtigt, xmter der Bezeichnung
c Weinessig» ein Fabrikat zu erwarten, das
lediglich aus Wein hergestellt sei, selbst wenn
es aus der Wortzusammensetzung diesen irrigen
SchiuB gezogen haben sollte. Als erwiesen
wurde aber auch erachtet. daS das denkende
Publikum solche Erwartungen gar nicht hegt.
Wenn es sich über das Fabrikat cWeinessig»
Gedanken macht und an riobtiger Stelle Erkun-
digungen einzieht, so muß es die obigen Fest-
stellungen erfahren. Außerdem kann das den-
kende Publikum sich der Einsicht nicht ver-
schließen, daß für den geringen Preis, für welchen
der Weinessig im Handel zu haben ist, kein
Produkt geliefert werden lann, dessen einziger
Herstellungsstoff Wein ist Danach ergibt sieb,
daß als «Weinessig* mit Recht jedes Essigfabrikat
zu bezeichnen ist, bei welchem Wein als Roh-
stoff in solcher Menge Verwendung gefunden
hat, daß der verwendete Wein den Geschmack
und das Aroma des hergestellton Essigs charak-
teristisch beeinflußt. Als Minimalgrenze dieser
charakteristischen Wirkung ist nach den Verein-
barungen deutscher Essigfabrikanten eine Ver-
wendung von 20 pCt Wein in der Essigmaische
anzusehen. P. S,
Oeneral'Änxeiger f, DelikcUeasen ttstc., 1906,
226.
Bntter-Ersatz-FirozeB.
Eine Leipziger Großhandlung in Butter, Mar-
garine, Schmalz usw. bezog, wie gerichtsseitig
festgestellt wurde, von einer Hamburger Firma
in Vierzentnerfässern Margarine, die sie zu einem
besonderen Fett verarbeitete und als «Sanin»
in den Handel brachte. Die Großhandlung em-
pfahl dieses Präparat im «Zentralblatt für Bäcker
und Eonditoren» ids ein die Butter ersetzendes
Rinderfett und versandte dasselbe in kleinen
Gebinden von je 25 Kilogramm an die Material-
isten, Bäcker und Eolonialwarenhändler, ohne
jedoch beim Versand die nach dem Margarine-
gesetz vorgeschriebenen Bestimmungen zu be-
achten. Insonderheit wurden die Fässer nicht
gekennzeichnet und auch der Aufdruck «Mar-
garine» war auf den Gebinden nirgends zu er-
blicken. Die Beböiden erachteten auf grund
mehrerer Gutachten von selten chemischer Sach-
verständigen, die dasSanin als ein rein animal-
isches Fett aus Rindstalg von butter-schmalz-
artiger Zubereitung, dessen Fettgehiüt nicht
ausschließlich der Milch entstiunmt, bezeich-
neten, das Sanin als ein margarineähn-
liches Erzeugnis und erklärten, daß die
Gebinde die Bezeichnung «Margarine» tragen
und rote Bandstreifen aufweisen müliten. Das
Oberlandesgericbt Dresden schloß sich in allen
Punkten den tatbäcklichen Feststellungen des
Leipziger Landgerichts an und verwarf die gegen
das verurteilende Erkenntnis des letzteren Ge-
richtes eingelegte Revision, die davon ausging,
daß der Begriff der «Zubereitung» verkannt
worden sei. Gegen diesen Vorwurf verwahrte
sich der höchste sächsische Gerichtshof und
führte aus, daß dasjenige Produkt, welches die
Leipziger Großhandlung in Gebinden verkauft
habe, eine Verletzung der Bestimmungen des
sogen. Margarine - Gesetzes lüber den Verkehr
mit Butter, Käse, Schmalz und deren Ersatzmitteln)
vom 15. Juni 1897 nach sich ziehe. Der Groß-
handlung wurden sämtliche Kosten des erfolg-
losen Rechtsmittels auferlegt; sie war vom
Leipziger Schöffengericht wegen Verletzung der
§§ 1, 2, 5 und 18 des obenerwähnten Gesetzes
zu 50 Mark Geldstrafe verurteilt worden.
P. S.
YerdaiiUelilEeit des WelxennehlMu Nach
einwandfreien Versuchen von C, B, Woodt in
den Untersuchungsstellen des Amerikanischen
Ackerbauministerium zeigte sich, wie schon
früher, daß das aus feinem Weizenmehl her-
gestellte Brot verdaulicher ist als das aas
gröberem Mehl bereitete, indessen ist der Unter-
schied im Nährwert nur ein geringer Bei Per-
sonen mit sitzender Lebensweise ist Ernährung
mit gröberem Mehle vorteilhafter, weil durch
dieses eine stärkere Abeonderung der Verdau-
ungssäfte erfolgt. Woods^ welcher das Weizen-
mehl aller Feinheitsgrade für eines der billig-
sten, verdaulichsten und nahrhaftesten Nahrungs-
mittel hält, erblickt in der Verwendung der
verschiedenen Sorten eine willkommene Ab-
wechslung in der Ernährung. —du.
Ztsehr, /. Unters, d. AoAr.- u. Qenußm,
1906, XI, 225.
Verfahren zur Oewinniug tob Fletoehiafl
aas rohem Flelseh. D. R. P. 165466, Kl. 53 L
Sicco, Med. Chem. Institut F. G, Sauer^ G. m.
b. H., Berlin. Das zerkleinerte Fleisch wird
mit Aether, Ester, Chloroform oder einem Alko-
hol versetzt und dadurch eine wesentlich höhere
Ausbeute an Preßsaft erzielt. Der Preßsaft ist
schon unmittelbar nach dem Auspressen fast
blank und hält sich längere Zeit, so daß er nicht
sofort weiter verarbeitet werden muß. Ä. Si.
SaomMd ist ein von Oehme und Baür in
Leipzig hergestellter Auszug aus dem Safte der
Himbeeren, der durch Ausscheidung der
trübenden Stoffe und Eindampfen ein Mittel
bietet, den Brauselimonaden einen haltbaren
Zusatz von Himbeeren zu geben, ohne beim
Aufbewahren die Gefahr einer Trübung herbei-
znfnbron.
Südd. Apoth.'Ztg. 1Ö06, 170.
489
Thepjipeutisohe MÜteihingeiii
Die Hefebehandlung
spieltG schon in den Werken, welohe man
Hippokrates und Dioskarides zaschrieb;
eine große Rotte, aber erst Mitte vorigen
Jahtbnnderls kam die Hefe und ^war nun-
mehr die Bierhefe in Anwendung, schließlich
Behrieb man nicht mehr der Lebensffthigkeit
der HefezeUen dne Bedeutung zu, sondern
man mußte nach der Buchner^Bchea Ent-
deckung annehmen, daß die alkoholische
Gärung auf einem Hefe-Enzym, der Zjmase,
bemhe. Es wurden verschiedene Prftparate
im Sinne einer sterilen Dauerhefe hergestellt,
nm dieselbe für die Praxis, m welcher die
Hefe flufleriich wie innerlich angewendet
wird, verwendbar zu machen. Aeußerlich
bei Katarrhen der weiblichen Genitalien und
inneriich bei Furunkulose (Schwftrsucht),
Akne (Finnenausschlag), Zuckerkrankheit
Verstopfung und Haut- und fiebwhaften
Krankheiten. Namentlich die Stuhlverstopf-
nng war der G^enstand erfolgreicher Be-
handlung in den E. Roas^sekea Versudien
gewesen. Da aber trotz der Zerst()mng der
Gärungsffthigkeit durch Erhitzen die ab-
fOhrende Wirkung der Hefe erhalten blieb,
80 bemühten sieh Boos und Hinsberg, diese
abffihrende Substanz zu isolieren und es
gelang ihnen schließlich eine Fettsubstanz
aas der Hefe darzustellen, die den Namen
Gero 1 in erhielt, und diese sahen die bmden
FoFBcher als das wirksame Heilprinzip in
der Hefe an. Diese Fettsubstanz wurde zu
Plilen verarbeitet und zwar so, daß jede
Pille 0,1 g enthielt
/, Meiseis und L. Brauner in Wien
verwendeten wie Boos und Hinsberg das
von C. F, Boekringer <& Söhne in Mann-
heim-Waldhof hergestellte Präparat. Es sind
dies Pillen von normaler Größe, die je
0,1 g Cerolin enthalten und einen nicht
unangenehmen, an Hefe erinnernden Geruch
besitzen. Meiseis und Brauner fanden in
Bestätigung der von Boos und Hinsberg
erhaltenen Resultate folgendes:
1) Das Gerolin kürzt bei Furunkulose die
Dauer und die Schmerzhaftigkeit des Pro-
zesses ab und ist bei Anwendung desselben
das Auftreten von Rezidiven viel seltener.
2) Das CeroLn ist ein mUdes Abführmittel,
das weder Magenbeschwerden noch Kolik
verursadit und sdbst in großeii Gaben nur
breiige, niemals wässerige Stühle erzeugt. 3)Für
den Tag genügen 3 bis 9 Pillen (Y2 bis
1 Stunde yor den Mahlzeiten verabreicht),
um eine milde abfQhrende Wirkung zu er-
zielen.
Die Firma Boekringer <& Söhne bringt
jetzt lOproc Cerolinmilchzucker als
Pulver und in Tablettenform in den Handel.
Pharmakol. u. therap. Rundschau^ 1905,
Nr. 5. A. Rn.
Das Jothion
der Farbenfabriken Friedr. Bayer <& Co.
m Elberfeld ermöglicht eine Wirkung des
Jodes durch die Haut beim Auftragen auf
dieselbe mittels Pinsel oder Einreibung im
Sinne einer Schmierkur.
B« der Anwendung des Jothion (vergl.
Pharm. Gentraih. 46 [1905], 392) hat
Lipschütz (Archiv f. Dermatol. u. Syphilis
74. Bd, Heft 2 und 3) Salben vermieden,
vielmehr ausschließlich Pinsehingen benützt,
da ihm viel daran gelegen war, bei seinen
Fällen die Absorption und die Wirkung des
rein aufgetragenen Jothion verfolgen * zu
können. Gepinselt wurde stets ohne An-
wendung besonderer Gewalt mit einem ge-
wöhnlichen Borstenpinsel. Das Jothion
trocknete in etwa 15 bis 20 Minuten ein,
worauf die gepinselten Stellen mit Reismehl
eingepudert wurden. An der Wäsche ließ
sich niemals eine Verfärbung nachweisen.
Verreibt man das Jothion auf der Haut,
z. B. auf der Brust, so erscheint sehr bald,
meist nach 40 bis 60 Minuten, im Harn
und Speichel die erste Jodreaktion, welche
anfangs schwach, nach emer Stunde meist
sehr deutlich ist; je nach der eingeriebenen
Menge ist dann Jod meist 3 bis 4 Tage
lang nachweisbar, wobei die Reaktion in
der letzten Zeit natürlich an Intensität ab-
nimmt.
O, Wesenberg (Therap. Monatshefte 1905,
Nr. 4) fand, daß das Jothion hei emzelnen
Personen mit besonders empfindlicher Haut
nach der Einreibung im unverdünnten Zu-
stande mitunter leichtes vorübergehendes
Brennen hervorruft, dasselbe kann aber
durch Verdünnen mit Gel, Vaselin oder La-
490
nolin — ohnd daß dadurch die gateReso^
bierbarkeit wiBsentlich beeinflußt wird —
vlMg aufgehoben werden. Selbst bei län-
gerer regeknä^iger Anwendung des Jothion
in gr()ßeren Mengen sind jedoch Störungen
des Magen- und Darmkanales nicht oder
nur in versobwindend geringem Maße von
ihm beobachtet worden.
Carlo Ravasini und ügo Hirsch (Archiv
f. Dennatol. u. Syphilis 74. Bd., Nr. 2 u. 3)
wendeten das Jothion wie Jodtinktur usw.
auch örtlich bei Drflsenschwellungen, Leisten-
drflsenentzfindnngen (Bubo) und namentlich
Nebenhodenentzündungen (Tripper) an und
sahen eine wesentliche Verkflrznng und
schnellere Absdiwellung.
lApsehiltx charakterisiert die Stellung den
anderen Jodpr¶ten gegenüber folgender-
maßen: Die innere Darreichung ist zweifel-
los die bequemste; sie wird durdi Jothion
nicht verdrlngt werden. Die Anwendung
des Jothion auf die Haut, sei es in Form
von Pinselungen oder in Form von Ein-
reibungskuren mit Jothionsalben, wurd aber
einen bequemen Weg zur Einverleibung
von Jod in all' jenen Fällen bieten, in wel-
chen Jodpräparate, innerlich dargereicht,
nicht vertragen werden und femer in soi-
chen, iu welchen innere Darreichung wegen
bestehender Schluckbeschwerden oder wegen
Bewußtlosigkeit (bei syphilitischer Hhmhaut-
entzfindung usw.) auf Schwierigkeiten stößt.
Des weiteren wird sich dieses Jodpräparat
Überali dort mit Vorteil anwenden lassen,
wo örtliche Jodwirkung an der Anwendnngs-
stelle erzielt werden soll, da das Jothion
vor allen anderen Jodpräparaten den Vorzug
hat, sehr rasch und in geringen Mengen
absorbiert zu werden. Ist aber eine auf
viele Monate verlängerte, langsame Jod-
wirkung erwünscht, so wird man vom Jothion
Abstand nehmen und etwa das in der
letzten Zeit viel gerühmte Jedipin anwenden
müssen. A. Rn,
Quecksilber
innerlich bei Kindern.
lieber die gute Wirkung des grauen
Pulvers (Hydrargyrum cum Greta) bei
der hereditären Syphilis berichtet Variot
Nach Besprechung sämtlicher Metboden zur
Einverleibung von Quecksilber in den Or-
ganismua (Schmierkur, Spritzkur, Merkuriol-
sack, innere Darreichung) und besonderer
Berücksichtigung der Schwierigkeit und 6e
fahren bei kleinen Kindern schildert Ver-
fasser seme Erfahrungen mit dem adion
lange bekannten, aber jetzt nur noch wenig be-
nutzten grauen Pulver, welches nach seiner
Ansicht den Vorzug in der EinderpraxiB
verdient Das Pulver enthält 33 pGt Queck-
silber und. 67 pGt Kreide. Die Resultate,
welche Variot' mit diesem, mit pulverifflertem
Milchzucker vermischten, Pulver erzielte^ waren
sehr zufriedenstellend, die syphilitischen Symp-
tome sdiwanden schnell, das Gewidit und
der Allgemeinzustand des Kindes hob sidi,
Störungen von Magen und Darm wurden
bei der innem Darreichung nie beobachte
Die Engländer geben 0,03 bis 0,06 g tig-
lieh, Verfasser gab nur 0,015 g graues
Pulver mit 0,035 g Milchzucker vermischt,
täglich 14 Tage lang, dann wurde 8 Tage
ausgesetzt. A. Rn.
La Syphüis 1905, Nr. 10.
Ueber ein neu^s Vorbeugungs-
mittel gegen Syphilis
berichtet die Pharm. Post 1906, 326, daß
bei Affen, denen Spirillen vorher eingeimpft
und dann Calomelolsalbe eingvieben
worden war, die Krankhdt nicht zum Aus-
bruch kam. Daraufhin wurde ein junger
Mann, der sich freiwillig angeboten hatte, ge-
impft, dne Stunde später wurden die wunden
Stellen mit Calomelolsalbe eingerieben. Auch
in diesem Falle kam die Krankheit nicht zom
Ausbruch. Die Professoren i2^>t^ und ife^c&nt'
koff haben die Zeit, in der diese Behand-
lung wirksam ist, auf 18 Stunden, als
äußerste Grenze^ festgelegt ^u—
Die Lepra und Ihre Innere Behandliag.
Die Lepra ist keine erbliche Erkiunkung. Kinder
lepröser Eltern sind nicht leprös, dag^Q ist
die Lepra ansteckend; meist ist die Uebertng-
ung leicht nachzuweisen. Durch peinliche hy-
gienische Maßnahmen läßt sich eine üebertnig-
ung von der stillenden Mutter auf den Säagüng
verhüten. Nach der Zeit der mütterliches £r-
nähning des Kindes, also etwa vom sechsten
Monate ab, ist das Kind von der Mntter xa
trennen. Noä stellte fest, daß die Lepra sich
in den französischen Kolonien lebhaft aasbreitet.
Den besten Erfolg sah er von der Anwendung
des Chaulmoograöles (3 g) in Verbindung mit
Gynooardiasäure (1,2 g) und Strychninsalfst
(O.Ol g), aus welchen mittels Magnesiumkaibooit
(1 g) und Ghimmiflchleim 24 PiUen zu foimeD
sind. Es wird mit 3 Pillen begonnen, bis 24
Pillen gesteigert und 1 Monat lang gereicht
Th^e de Paria. A. B^
491
Photographisohe Mitteilungen.
Blauviolette Töne auf Celloidin-
und Aristo-Fapier.
Man erhält solche am leichtesten bei
Anwendung eines alkalischen Tonbades.
Empfehlenswert ist das baltbare Kreide-
tonbad nach Prof. Miethe's Vorschrift:
Feinste Schlämmkreide wird mit Wasser zu
einem Brei angerührt ; man bringt denselben
auf ein Filter, wäscht mehrmals mit heißem
destillierten Wasser aus, trocknet das so
gewonnene reine Pulver an einem staub-
freien Orte und hebt es in einer Schachtel
auf. Beim Gebrauche gibt man 50 g des
Pulvers in eine 2 L-Flasche, fibergielU es
mit destilliertem Wasser, schüttelt tüchtig
um, setzt 10 ccm einer Iproc. Lösung von
Cblorgold zu und schüttelt wieder kräftig
om. Das Bad ist dann sofort gebrauchs-
fertig und wird derart verwendet, daß man
die klare Flüssigkeit vom Bodensatz abgießt
und so lange benutzt, bis sie langsam zu
tonen anfängt. Die getonten Bilder werden
natürlich besonders fixiert. Bm
Cyanotypien auf Glas oder
Porzellan.
Bei der Anfertigung verfährt man f olgender-
maljen: 8 g Gelatine werden in 150 ccm
kaltem Wasser eingeweicht und dann durch
Erwärmen zur Lösung gebracht. Sodann
setzt man 10 g rotes Blutlaugensalz und
14 g Eisenoxydammoniumcitrat zu. Die so
gewonnene Lösung wird auf die ebenfalls
auf 40^ C angewärmten Porzellan- oder
Glasplatten aufgetragen in der Art, wie man
Trockenplatten gießt und hierauf nach Er-
starren möglichst schnell bei künstlichem
Zuge getrocknet. Das Trocknen bietet
einige Schwierigkeiten, weil sich nur dann
eine gleichmäl ig empfindliche Schiebt bildet,
wenn das Trocknen schnell und gleichmäßig
vor sich geht, sonst entstehen schlierenartige
Bildungen von ungleichmäßiger Empfindlich-
keit. Die Eopierzeit beträgt auf Porzellan-
platten ebensoviel wie mit Eisenblaupapier,
auf Qlasplatteu zwei bis dreimal so lange.
Man kopiert möglichst bei scharfer Sonne
und solange, bis das zuerst positiv erschein-
ende Bild negativ zu werden beginnt. Es
wird hierauf mögUohst sofort zum Entwickeln
der Bilder mit reinem eiskalten Wasser ge-
schritten. Nachdem alles Eisensalz heraus-
gewaschen ist, legt man die Platte 5 Minuten
lang in eine Iproc Lösung von Salzsäure
und wässert 5 Minuten aus. Die Bilder
werden dann getrocknet Mit diesem in.
«Photog. Chronik» angegebenen Verfahren
erzielt man sehr schöne Halbtöne und zarte,
modulationsreiche Bilder, die als Transparent
oder in der Aufsicht betrachtet werden
können. Bm.
Kaliumpermanganat als
Verstarker.
Folgende Vorschrift wird von Baker in
«The Phot Joum.» empfohlen: 100 ccm
destill. Wasser, 2 g Kaliumpermanganat,
1 ccm konzentr. Salzsäure. Das Negativ
bleibt in dieser Lösung einige Minuten, bis
es eine blaßrote Färbung angenommen hat.
Nach raschem Wässern wird es in einen
organischen Entwickler gelegt, worin es sich
wieder braun bis schwarz färbt. Bm.
Ammoniumpersulfat-
Abschwäoher.
Mit den früher gegebenen Arbeitsvor-
schriften waren die Resultate unsicher. Die
«Photog. Mitteilungen» empfehlen folgende
Zusammensetzung: Ammoniumpersulfat 10 g,
destill. Wasser 500 g, konzentr. Schwefel-
säure 50 Tropfen.
Es ist ratsam, die Lösungen immer friseh
anzusetzen, denn bereits benutzte Lösungen
arbeiten unzuverlässig. Bm.
Teilweises Abschwächen mit
Ammoniumpersulfat,
Dies geschieht mit Hilfe ^es feinen
Haarpinsels unter genauer Innehaltung der
Konturen und sofortiger Spülung nadi jedem
Pinselstrich. Ist die Abschwächung versehent-
lich zuweit getrieben, so bringt man das
Negativ in denselben Entwickler^ mit dem
dasselbe hervorgerufen wurde. Es tritt dann
eine Verstärkung analog der Abschwächung
em.
Bm.
492
Briefwechsel.
Dr. G. W. in H. Die Pharm. Centralh. 47
[1906], 440 aDgegebene Probe der Niederländ-
ischen Pharmakopoe zur Prüfung des von Tink-
t u r e n abdestillierten Weingeistes mittels Qaeck-
silberchlorid und Barytwasser bezweckt den
Nachweisvon Aceton, welches als Bestand-
* teil des rohen Holzgeistes in einem cdenaturierten»
Branntwein enthsdten sein würde. Dire Ver-
suche, welche Sie uns mitteilen, bestätigen es
auch: «Reiner Weingeist gibt auf Zusatz der
vorgeschriebenen Menge Quecksilberchlorid und
Ba^wasser einen orangegelbon Niederschlag
(von Queoksilberoxyd), welcher beim Schütteln
unverändert bestehen bleibt. Setzt man diesem
Gemisch aber eine kleine Menge Aceton zu und
schüttelt längere Zeit kräftig, so tritt allmählich
völlige Entfärbung ein. Dies geschieht auch
auf Zusatz von Holzgeist, nur langsamer. Nimmt
man dagegen von vornherein denaturierten
Branntwein, so tritt nur vorübergehende Gelb-
färbung auf». Liegt also eine Tinktur vor, die
mit denaturiertem Weingeist hergestellt ist, so
wird das Destillat von derselben die geringe
Menge Quecksilberoxyd lösen und das Filtrat
wird infolge des in der Lösung befindlichen
Acetonqueoksllbers mit Schwefelammon Schwärz-
ung geben. — Diese auf der Bildung von Aceton-
quecksilber beruhende Reaktion ist übriges schon
seit Jiüiren unter dem Namen Beynold'sohe
Reaktion zum Nachweis von Aceton im Harn
bekannt und in Gebrauch. (Vergl. Pharm.
Centralh. 26 [1885], 407, auch 87 [1896], 452.)
Ä, Schneider.
Z. in B. Von lackierten Blechbüchsen
lä£t sich der Lack Überzug leicht durch
mehrstündiges Einlegen in Salmiakgeist und Ab-
reiben mit einem Lappen (nötigenfalls unter
Verwendung von Seesand) entfernen.
B. T. in T. Stoffe, welche Eumarin ab^
spalten, sind im Pflanzenreiche sehr verbreitet;
so findet sich Eumarin nicht nur in den Tonka-
bohnen, der Rinde des Weichselkirschbaumes,
im Waldmeister, verschiedenen Grasarten und
zahlreichen, namentlich ausländischen Pflanzen;
auch noch einige andere einheimische Drogen,
z. B. Herba Hemiariae und Fiores Chamomillae
scheinen (dem Geruch nach zu schließen) Eu-
marin abzuspalten. s.
G. H. in K. Die Schwarzwurzelblätter
zur Seidenraupenzucht (Pharm. Centralh. 17
[1906], 414) stammen nicht von Symphytnm,
sondern von Scorzonera bispanica. s,
Apoth. B« S«h. in T. Das neue Düngemitte)
« Ealkstickstof f » besteht aus rohem Cal-
ciumcyanamid. i Vergl. hierzu Pharm. Centralh.
44 [1903], 414.) Jn Verbindung mit noch
anderen chemischen Stoffen ist Ealksticksfcoff
auch ein Bestandteil des «Ferrodur», eines
Härtemittels für Eisen und Stahl; wahrschein-
lich wirkt Calciumcyanamid besser als das sonst
gebräuchliche gelbe Biutlaugensalz. P. S.
Apoth. A« S. in D. Unter Monte jus ver-
steht man eine besondere Art Druckapparate
(Druckkessel, Luftkompressoren), die jetzt auto-
matisch arbeiten und nach dem Expansions-
system gebaut werden. Bezugsquelle ist z. B.
Paul Schütxe db Co. m Oggersheim (Pfalz).
P. S.
Br. H.inFr. Zur Herstellung vonEarbolöi
eignet sich das sog. Acidum carbolicum abse-
in tum (in losen Eristcdlen) sehr gut. Man kann
dasselbe trocken abwägen, ohne es geschmolzen
zu haben. Das Oel stellt man dann mit der
Earbolsäure warm, bis vollständige Auflösong
erfolgt ist. s.
Von dem
aSTaclitragr 1005
zum
Verzeichnis der neuen Arzneimittel
nach ihren im Handel üblichen Namen, sowie nach ihrer wissenschaftlichen Bezeichnung
von Hugo Mentsel
^ PharmMentlBclie CentraUudle 190&9 Kn 32 bis &0 —
Bind 8ondlGI*Jlbdll4ckO hergestellt worden; dieselben sind mit einem steifen Um-
schlag versehen worden, so daß sie die für den täglichen Gebrauch erforderliche Widerstands-
föhigkeit haben.
Dieselben sind, soirelt der kleine Vorrat reicht, gegen vorherige Einsendung von
1 ML 50 Pf. mittels Postanweisung (10 Pf.) durch die «eMU&ftMteUe (SelUMidMier
StriMfle 48) zu beziehen.
Von dem Haupt- Verzeichnis
— Pharmaeeatlflehe Centrallialle 1902, Nr. 21 bis 89 —
sind noch einige Stück mit steifem Umschlag vorhanden und gegen Einsendung von S Mk. HO Pf.
zu beziehen.
T«rtogtf : Dr. A« SehBelder. Druden und Dr . F. 8ilh, l>nMMlen-BI«MwiU.
VenuiiworÜlehar Lsitar: Dr. P. Sttfl. Dretden-BlaMwiU.
Im BMkhABtel dwoh Jvllvi Bpvi&Ker, Bttlin N., MoBbilMpUta 8.
TM Fr. TltUl Va«]it«lg«r (Xv&atli * Makl^lB DrwdM.
Pharmaceutische Centralhalle
für Deutschland«
Herausgegeben yon Dr. A. Sohneider und Dr. P. Sflss.
»>•
ZeitBchrift fttr wisseiipcliaftliche und geschäftliche bteressen
der Pharmacie.
Gegründet von Dr. Hermaiui Hager im Jahre 1859.
Erscheint jeden Donnerstag.
Bezugspreis viertel jährlich: durch Buchhandel oder Post 2,50 Mk., durch^ Geschäfts-
stelle im Inland 3, — Mk., Ausland 3,50 Mk. — Einzelne Nummern 30 Fi.'
Anzeigen: die einmal gespaltene Elein-Zeile 30 Ff., bei größeren Anzeigen oder Wieder-
holungen Freisermäßigung.
Leiter der 1 Dr. Alfred Schneider, Dresden- A. 21; Schandauer Str. 43.
Zeitsehrilt: J Dr. Faul Süß, Dresden-Blasewitz; Gustav Freytag-Str. 7.
C^ehMftsstelle: Dresden-A. 21; Schandauer Straße 43.
M2b.
Dresden, 21. Juni 1906.
Der neuen Folge XXVII. Jahrgang.
XLvn.
Jahrgang.
Inhalt : Chemie «Bd Phftmaeie: Beitrag aar MilebTereorgnng der Stadt Dortmund. — Omorol. — Orogal. —
Borsäare-AlaminiumacetatlOsung. — Albarit und Indigorit. — Phenantbren-Beaktion. — ScbirefelKoeker. — Tblotin-
aminlösaogen. — Die EracblieUung d«>r Konstitution des Berberin. — Zur Auslegung pbanaasentiBcher Geseize usw.
— Darstellung Ton Kondensationspri dukten aus Formaldebyd und Fonnamid oder Aoetamid. — Danteilung Ton
Dipropylacet-p-phenetid n. — Neuerungen an Laboratoriumsapparaten. — Falscbes Oleum .Sabinae. — Herstellung
eina ünlOslichen basischen Alurainiu>nacetaies. — Mikroskopischer Arsen-Nachweis. — Neue mikrochemische
Reaktion des Sperma. — Rascher und bequemer Nachweis der Darmflora. — Nahnmasnlltel-Oheinie. —
Therapenttoehe HitteUanicen. — Venohledene Mitteilniiffeii. — Briefvreohsel.
Chemie und Pharmacie.
Beitrag zur lülchversorgang
der Stadt Dortmund.
Von R. Bohlmann^
Apotheker im 6tädtischen Lnisenhospitai.
Da vielfach Ober die schlechte Be-
schaffenheit der Milch im hiesigen städt-
ischen Krankenhaose «Lnisenhospitai»
geklagt wurde, so hatte ich im Auftrage
der Verwaltung von Zeit zu Zeit die
Milch zu untersuchen. Diese Unter-
suchungen gaben ein so wechselyoUes,
im ganzen so betrübendes Resultat, daß
für mich der Reiz nahe lag, die Milch-
versorgung der Stadt Dortmund
einer Prüfung und Beurteilung zu unter-
ziehen.
Die Milch ist eines unserer wertvoll-
sten Nahrungsmittel sowohl für die ersten
Lebensmonaie des Kindes, als auch bei
der Ernährung Erwachsener, namentlich
Kranker und Rekonvaleszenten. Der
MilchkoBsum erreicht daher in allen
großen Krankenhäusern eine beträcht-
liche Höhe; im hiesigen Lnisenhospitai
beträgt er täglich fast 400 Liter.
Daß bei einem so wichtigen Nahr-
ungsmittel, welches durch vielfache äußere
Einflüsse, wie auch durch absichtliche,
mit Leichtigkeit zu bewerkstelligende
Manipulationen in seiner normalen Zu-
sammensetzung und Güte beeinträchtigt
werden kann, eine regelmäßige Kon-
trolle und Untersuchung ganz besonders
geboten ist, liegt auf der Hand. Auch
in volkswirtschaftlicher Hinsicht erfordert
die Milchversorgung der Städte das
größte Interesse der städtischen Be-
hörden.
Die Stadt Dortmund wird mit Milch
zum wesentlichen Teil versorgt von der
hiesigen Genossenschafts-Molkerei, deren
Milch aus der engeren und weiteren
Umgebung der Stadt geliefert wird.
Ein Teil dieser Milch wird auf Flaschen
gefüllt, eine halbe Stunde bei 68<> (7
pasteurisiert und als «Vorzugsmittel» in
den Handel gebracht. Außerdem liefert
494
ein Stall «W> Milch in Flaschen, die
schon seit mehreren Jahren speziell als
«E[indermilch» in Dortmund beliebt ist.
Den größten Anteil an der Ifilchver-
sorgong hat wohl die Händlermilch, aus
den verschiedensten Orten der Umgeb-
ung stammend.
Zur Untersuchung gelangten:
A) Molkerei mil oh, morgens 10 ühr zum
LoisenhoBpital geliefert (etwa 160 Liter).
B) Mo Ikere im 11 oh, nachmittags 5 Uhr zam
Loisenhospital geliefert (etwa 200 Liter).
C) Molkereimilch verschiedener
Quellen und zwar:
1. morgens 8 Uhr zum Luisenhospital gelie-
fert (etwa 40 Liter),
2. von Milchwagen enhiommen,
3. aus einer Yerkau&telle der Molkerei,
4. aus einem der in der Stadt errichteten
Milchhäuflohen stammend.
D) Molkereimilch in Flasohen,imLaufe
dieser Untersuchungen als pasteurisierte «Vor-
zugsmilch» neu eingeführt.
£) Milch Yon Stall «W» in Flaschen.
F) Milch Yon Händlern.
6; Milch aus der Molkerei Solde, nur
zum Yeiigleich dienend.
(Die gesperrt gedruckten Bezeichnungen der
einzelnen Reihen A bis 0 sind auch in den
folgenden Tabellen angeiührt.)
Die wichtigsten Fragen, die wir in
bezug auf die Untersuchung und Be-
urteilung der Milch zu beantworten
haben, sind nach Lehmann folgende:
1. Besitzt die yorliegende Milch
den Gehalt an Nährstoffen, wie
wir ihn erwarten müssen, und
wenn nicht, warum nicht?
a) Weil das Vieh in einem für die,
Milchproduktion ungeeignetem Zu- ;
Stande ist?
b) Weil betrügerische Manipulationen
mit derselben vorgenommen wurden ?
2. Ist die Milch frisch, mit allen
Eigenschaften eines Genußmittels ver-
sehen, d. h. wohlschmeckend, von nor-
malem Aussehen u. s. f. oder unappetit-
lich, unreinlich, in Zersetzung begriffen
bezw. schon zersetzt?
Zur Beurteilung der Milch im Hin-
blick auf ihren Nährwert (Frage 1)
wurde von 133 Proben das spezifische
Gewicht und deren Fettgehalt bestimmt
und daraus der Gehalt an Trockensub-
stanz, fettfreier Trockensubstanz und
der Fettgehalt der Trockensubstanz be-
rechnet.
Die Bestimmung des spezifischen Ge-
wichtes geschah mittels der Westphal-
sehen Wage bei 15^ C, die des Fettes
nach dem (?er6er'schen acidbutyro-
metrischen Verfahren.
Die Untersuchung hatte das in Ta-
belle I*) zusammengestellte E^rgebnis.
Die einzelnen Proben wurden in den
oben aufgeführten Reihen A bis O zu-
sammengestellt und der Zeitfolge der
Untersuchung nach numeriert. Am
Schluß der Tabelle sind die Durch-
schnittswerte der einzelnen Reihen ver-
zeichnet.
Durch zahlreiche Untersuchungen
stehen für normale Milch bestimmte
Grenzwerte fest; die für die ein-
zelnen Reihen gefundenen Durch-
schnittswerte sind in der Tabelle 11
(siehe Seite 497) zusammengestellt.
Aus der Tabelle IL ist ersichtlich,
daß keine der Reihen der unter-
suchten Milchproben im Durchschnitts-
werte den ftir normale Mflch feststehen-
den Werten auch nur annähernd gleich-
kommt. Nach Tabelle I erreichten von
den 133 untersuchten Proben nur drei
die Mittelwerte normaler Milch, während
drei Proben hinter dem Minimalwerte
für Fett sogar zurückblieben. Der
Fettgehalt ist aber speziell für den
Nährwert der Milch neben den Ei-
weißstoffen maßgebend. Im vorliegenden
Falle (vergl. Tab. II) beträgt derselbe
von sämtlichen 133 Milchproben aber
nur im Durchschnitt 2,91 pCt, bleibt
also hinter dem hier festgestellten Nor-
mal-Fettgehalt um fast 0,6 pCt zurfick.
Der Näli^wert der Milch ist daher um
17 pCt geringer als derjenige normaler
Milch, folglich ist Frage 1: «Besitzt
die Milch den Gehalt an Nährstoffen,
wie wir ihn erwarten müssen,» mit
nein zu beantworten.
Dieses mangelhafte Ergebnis könnte
nun zur Ursache einen für die Milch-
produktion ungeeigneten Zu-
*) Zur besseren Uebersicht wurden nicht alle
133 Untenuchungen hier aufgeführt, sondern
nur etwa die Hälfte.
499
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stand des Viehes haben. Dies zu
untersnchen war aber, außer bei Stall
fW», nicht möglich, da es sich in allen
FSllen um Mischmilch handelt und die
einzelnen Viehbestände kaum ermittelt
werden können. Nach eingezogenen
Erkundigungen und persönlicher Be-
sichtigung ist aber der Gesundheitszu-
stand der Kühe bei cW» ein guter und
die Faiterung (Trockenffltterung) eine
rationelle.
Als weitere Ursache f Qr den geringen
N&hrwert der untersuchten Milch kämen
eyent Verfälschungen, welche mit
derselben vorgenommen sind, in frage.
Eine große Anzahl der untersuchten
Milchproben erscheinen wegen ihres ge-
ringen Gehaltes an Fett und an Trocken-
substanz und wegen ihres hohen spezi-
fischen Gewichtes mindestens ver-
dächtig in dieser Beziehung.
Auffallend ist auch ein Vergleich der
Reihen A (Molkerei 10 Uhr) und B
(Molkerei 6 Uhr), indem die letztere
durchweg viel günstigere Werte auf-
weist. Dies verschiedene Verhalten der
beiden Reihen Molkereimilch ließe sich,
wenn man eine Verfälschung der ersteren
ausschließt, dadurch erkl&*en, daß die
Proben der Reihe B nur von Abend-
milch, welche ja immer fettreicher ist,
die der Reihe A nur von Morgenmilch
herrOhrten, oder daß die Mildi der ein-
zelnen Reihen aus zwei ganz verschie-
denen Viehbeständen stammte. Da von
allen Milchproben die der Reihe B
(Molkerei 5 Uhr) in jeder Beziehung
den Werten normaler Milch am nächsten
kommen (Tabelle U) und auch den ge-
ringsten Schwankungen unterliegen (Ta-
belle I), so mögen die Durchschnitts-
werte dieser Reihe B fär die folgenden
Betrachtungen als normal gelten und
zur Vergleidiung der verdächtigen Proben
dienen.
Als Verfälschungen der Milch
kommen gewöhnlich in betracht: 1.
Wasserznsatz, 2. Entrahmung, 3. Wasser-
zusatz und Ekitrahmung nebeneinander.
Hiervon sind wohl die unter 1 und 3
genannten ausgeschlossen und zwar des-
halb, weil das spezifische Gewicht der
Milchproben überiül ziemlich hoch.
meistens äbemormal ist, und die fett-
freie Trockensubstanz ebenfalls fast nor-
mal ist. Dagegen ist aber, wenn man
nicht annehmen will, daß die meisten
in frage kommenden Viehbestände sich
in einem für die Milchproduktion un-
geeignetem Zustande- befinden, eine
Entrahmung vieler Proben sehr wahr-
scheinlich.
Entrahmung (oder auch Vermischen
von Vollmilch mit abgerahmter Milch)
gibt sich bekanntlich dadurch zu er-
kennen, daß das spezifische Gewicht der
Milch steigt, während der Fettgehalt
der Trockensubstanz, der Gehalt der
Mich an Trockensubstanz und nament-
lich an Fett fällt, wogegen die fettfreie
Trockensubstanz unverändert bleibt.
Die Betrachtung der beiden Tabellen
I und II zeigt, daß, die Reihe B als
normal angenommen, für die meisten
übrigen Proben bezw. Reihen
die für entrahmte Milch eigen-
tümlichen, oben näher bezeich-
neten Merkmale zutreffen.
Um aber den strikten Beweis für eine
event. stattgehabte Entrahmung zu lie-
fern und den Grad einer solchen fest-
zustellen, wäre die Untersuchung der
betreffenden Stallproben unbedingt
erforderlich gewesen. Die Entnahme
von Stallproben wurde indessen aus
äußeren Gründen unterlassen und wäre
auch bei der Molkerei- und Händler-
milch mit ihrer unbekannten Abstamm-
ung unmöglich gewesen. Auch ist der
Zweck dieser Arbeit nicht der, die
eventuelle Verfälschung einzelner Milch-
proben festzustellen, sondern nur der,
einen Ueberblick über die zur Zeit be-
stehende Milchversorgung der Stadt
Dortmund zu geben.
Wie in den meisten Städten so ist
auch in Dortmund ein Mindestfett-
gehalt von 2,7 pCt für Milch vorge-
schrieben. Dieser Forderung entsprechen
von den 133 untersuchten Proben 24
(= 17 pCt) nicht, und zwar von 29
Proben der Reihe A (Molkerei 10 Uhr)
5 nicht = 17 pCt, von 19 Proben der
Reihe D (Molkerei Flaschen) 4 nicht
= 21 pCt, von 36 Proben der Reihe E
(Stall 4:W>) 13 nicht = 36 pCt, von
500
16 Proben der Reihe F (Händler) 2
nicht = 12,6 pCt.
£^ liegt die Forderung eines polizei-
lich festgesetzten Mindestfettgehaltes gar
nicht im hygienischen Interesse.
Abgesehen davon, daß 17 pCt aller
Proben demselben nicht entsprechen,
haben wir vorher gesehen, daß die
Milch im Durchschnitt um etwa 17pCt
an Nährwert, den man erwarten mfißte,
zurttcksteht. Dieses ist aber dadurch
erklärlich, daß durch teilweise Entrahm-
ung oder durch Zusatz von Magermilch
der Gehalt an Fett so reguliert werden
kann, daß den polizeilichen Anforder-
ungen gerade noch genügt — mitunter
aber auch kaum noch genügt — wird.
(Vergl. Tabelle I.) Die etwa stattgehabte
Verfälschung kann aber fast nie mit
Sicherheit nachgewiesen werden, weil,
wie schon erwähnt, die Entnahme einer
Stallprobe in den meisten Fällen un-
möglich ist. Nur durch die regelmäßige
Entnahme und Untersuchung recht zahl-
reicher Stallproben wäre es möglich,
für die hiesige Gegend eine Norm der
einzelnen Milchwerte aufzustellen. Be-
vor dieses nicht geschehen ist, kann eine
Verfälschung der verdächtig erscheinen-
den Proben, wenn nicht ganz deutliche
Merkmale hierfür vorliegen, nicht be-
wiesen werden.
Eä soll hier auch nur festgestellt
werden, daß die Milch den Ansprüchen,
die bezüglich ihres Nährwertes gestellt
werden können und müssen, nicht ge-
nügt. Außer der Reihe B und verein-
zelten Proben der anderen Reihen sind
die m e i 8 1 e n Milchproben als minder-
wertig und vom Standpunkte der Er-
nährungsphysiologie als ein wenig geeig-
netes Nahrungsmittel, namentlich für
Kranke und Kinder zu bezeichnen.
Wir kommen nun zur zweiten Frage :
«Ist die Milch frisch und appetitlich»,
d. h. rein gewonnen und rein aufbewahrt?
(Milch muß auch ungekocht mit Appetit
und ohne Widerwillen getrunken wer-
den können.)
Zur Beantwortung dieser Frage wurde
der Säuregehalt, der Keimgehalt und
bei einzelnen Proben auch der Schmutz«
gehalt der Milch bestimmt. Von diesen
drei Bestimmungen ist die des Säure-
gehaltes bei weitem die wichtigste. Es
soll daher zunächst das Verfahren der
Säuretitrierung kurz erläutert und die
Vorzüge der Säurebestimmung zur hy-
gienischen Beurteilung der Milch be-
gründet werden.
In einer Arbeit von Wolff in Stral-
sund (Hygien. Rundschau 1903, Nr. 24)
«Milchprüfungen mittels der Säuretitrier-
ung nach Plauh, in welcher die Plaut-
sehe Methode genau beschrieben ist,
hat dieselbe in praxi für die hygienische
Prüfung der Milch Anwendung gefunden.
In meinen weiteren Ausführungen habe
ich mich zum größten Teil sowohl sach-
lich, wie auch wörtlich nach dieser
Arbeit gerichtet. Plaut hat die Saxhlet-
sehe Forderung, daß jede zum Konsum
bestimmte Milch im Inkubations-
stadium Verwendung finden soll, d.h.
in jenem Zeitraum, in dem zwar eine
Vermehrung der Säurekeime stattfindet,
die Milch aber auf ihren Anfangssäure-
titer verharrt, dahin erweitert, daß für
die Kinderernährung eine Verwendung
der Milch möglichst im Beginne des In-
kubationsstadium angestrebt werden soll.
Das Inkubationsstadium wird durch Er-
höhung der Temperatur verkürzt, es
beträgt bei 10 ^ C 48 bis 72 Stunden,
bei 16^ 20 bis 24 Stunden, bei 20^
12 bis £0 Stunden und bei 37 <> nur
6 Stunden.
Hierbei ist aber zu bemerken, daß
sich reinlich gemolkene Milch viermal
so lange im Likubationsstadium hält,
als stsdlüblich gewonnene, die Inkn-
bationsperiode daher sogar hauptsächlich
von der Reinlichkeit bei der Gewinnung
und Behandlung der Milch abhängig ist
Wenn man durch Aufbewahrung der
Milch bei 37 <> die Inkubation zusammen-
drängt, so kann man aus der Sänrezn-
nahme durch zweimaliges Titrieren mit
absoluter Sicherheit entnehmen, ob sich die
Milch zur Zeit der Einlieferung nodi in
der Inkubationsperiode befand oder nicht,
durch mehrmaliges Titrieren aber auch,
ob sie reinlich oder unreinlich gewonnen
oder aufbewahrt wurde. Durch zahl-
reiche Einzeluntersuchungen von Milch
bekannter Herkunft konnten von Plaut
501
unter anderem folgende Daten festgelegt
werden :
1. Frische, reinlich gemolkene Milch hält sich
mindestens 5 Standen lang im Brütofen.
2. Frische, anreinlich gemolkene Milch zeigt
nach 5 Standen schon eine beginnende Za-
nahme an Säure.
3. Mittelreinlich gewonnene Milch, die sich
noch in den ersten Zweidritteln der Inka-
bationsperiode befindet, zeigt nach SVg
Standen ein Steigen der Säarekarve.
4. Milch, welche sich im letzten Drittel der
Inkabationsperiode befindet, zeigt nach 3
Standen starke Säarezanahme. £ine solche
Milch daif als Eindermilch keine Yerwend-
ung finden.
«An der Hand des Säuretitrierver-
fahrens I&ßt sich demnach nicht nur das
Alter einer Milch, soweit es uns vom
medizinischen Standpunkt aus inter-
essiert, bestimmen, sondern auch ihr
hygienischer Wert im allgemeinen ziem-
lich vollständig beurteilen» (Wolff).
Die von mir vorgenommenen Milch-
präfongen erstreckten sich über die Mo-
nate September und Oktober, in welchen
die Temperatur den Milchhandel weder
gflnstig noch ungünstig beeinflußte und
wohl als normal (d. h. Durchschnitts-
Jahrestemperatur) bezeichnet werden
kann.
Die Entnahme der zur Säuretitrierung
bestimmten Milchproben geschah in der
Weise, daß die einzelnen Proben sofort in
je zwei sterile ungleich große Kolben
gefüllt wurden, bezw. in sterile Reagens-
gläschen zwecks Bestimmung der Keim-
zahlen.
Nachdem sofort nach Belieferung
der Milch der Säuregehalt bestimmt war,
wurde der größere Kolben in den Brut-
schrank bei 37 0, der kleinere in den
Brutschrank bei 21 ^ gebracht.
Die Säuretitrierung erfolgte nach
Soxhlet mit V^'Normal-Natronlauge in
50 com Milch, während die Säuregrade
für 100 ccm angegeben wurden. In
Tabelle III sind die Säuregrade sofort
nach Einlief erung, während der Bebrüt'
ung bei 37 ^ nach 3, 6 und 8 Stunden,
und durch Bebrfltung bei 21^ nach
9 Stunden für die einzelnen Proben
(wiederum nach Reihen geordnet) an-
gegeben. (Siehe Tabelle lU.)
Da sämtliche Milchproben als frische
Milch entnommen waren, so hätte in
keiner der Proben, wenn sie von mittel-
reinlich gewonnenen und aufbewahrten
Milchsorten stammten, nach 3 Stunden
bis 37^ eine Säurezunahme festgestellt
werden dürfen, denn nach Plaut beginnt
erst nach 3V2 Stunden in solcher Milch
ein Steigen der Säurekurve. Läßt man
Unterschiede bis etwa 0^3 Säuregrade
als möglicherweise innerhalb der Fehler-
grenzen der Titration liegend außer
betracht, so trifft bei dem angenommenen
Beurteilungsmodus die Bezeichnung
«mittelreinlich gewonnen oder aufbe-
wahrt»
bei der Reihe A uoter 22 Malen 9 mal n i c h t mehr zu
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Am ungünstigsten ist also das Er-
gebnis bei der Molkereimilch «10 Uhr»
und der Händlermilch.
Alle diese Proben, welche nach drei-
stündiger Bebrütung eine Steigerung
des Säuregrades erfahren haben, sind
also entweder unreinlich gewonnen, bezw.
unreinlich aufbewahrt und dadurch schon
in das letzte Drittel des Inkubations-
stadium gekommen (nach der eingangs
angeführten Plauf sehen Regel 4) oder
sie haben ein wesentlich höheres Alter
als oben angenommen und waren un-
genügend gekühlt. Hygienisch sind sie
unter allen Umständen nicht mehr ds
einwandsfrei zu bezeichnen, zum min-
desten als «Kindermilch» nicht zu ver-
wenden.
SämÜicheProben der Molkerei-Flaschen-
Milch, wie die von Stall «W» (mit Aus-
nahme einer einzigen von 23 Proben)
waren in dieser Hinsicht nicht zu be-
anstanden.
Bezeichnen wir, im Gegensat zu der
obigen Annahme, die Milchsorten zwar
nicht mehr als ganz frische
Milch, nehmen aber an, daß durch
Kühlung gleich nach der Gewinnung die
Vermehrung irgend welcher Keime hintan-
gehalten wurde, so muß nach Regel 1
sich frische, reinlich gemolkene Milch
mindestens 5 Stunden unverändert bei
502
370 halten,
sprachen :
Dieser
Forderons:
ent-
Yon der Reihe A miter 22 Proben 13 nicht
» » > C > 7 » fast alle nicht
» » » E » 23 » nur 2 »
» » » p » 16 » »9 »
»» »G>11 » »3 >
Es folgt hieraus unter der obigen
Annahme, daß alle diese Proben, welche
bei der fünfstündigen BebrUtung eine
Säurezunahme aufweisen, von Milch
stammen, die unreinlich gewonnen, bezw.
behandelt wurde. Am ungünstigsten ist
das Resultat wiederum bei der Molkerei-
milch «10 Uh:» (da mehr als die Hälfte
aller Proben, 2 sogar eine ganz be-
deutende Säureznnahme zeigen), bei der
Molkereimilch «verschiedene» und der
«Händlermich».
Bei achtstündiger Bebrütung blieben
nur die Proben der Molkerei-Flaschen-
Milch und die größte Anzahl von Stall
«W» ohne nennenswerte Säurezunahme ;
alle anderen Proben zeigten eine starke,
viele eine ganz bedeutende Zunahme;
einige, namentlich von Molkerei «10
Uhr» und «Händler» waren sogar ge-
ronnen, ein Befund, der wohl zu denken
gibt, wenn man sich der Soxhkf sehen
Angabe erinnert, daß Milch mittlerer
Haltbarkeit (d. h. mittlerer Verunreinig-
ung) bei 35^ erst in 19 Stunden gerinnt.
Wie erwähnt, wurde ein Teil der
Proben bei 21® (entsprechßnd der Zim-
mertemperatur) aufbewahrt, und in diesen
nach 9 Stunden der Säuregrad festge-
stellt. Von jeder zum Konsum be-
stimmten Milch muß man billigerweise
eine solche Haltbarkeit verlangen können,
daß sie eine etwa neunstündige Auf-
bewahrung bei etwa 20 ®, ohne wesent-
lich zu säuern, zum allerwenigsten aber
ohne beim Kochen zu gerinnen, aushUt
(Wolff). Da eine Milch von 10 und
mehr Säuregraden beim Kochen gerinnt,
so hatten, wie aus Tabelle IH ersicht-
lich ist, 6 Proben diesen Orad erreicht
bezw. fiberschritten und zwar 3 der
«Händlemilch».
Da von 98 Proben aber nur 6 (deren
hohes Alter oder große Unreinlichkeit
schon oben erwiesen war) diese Grenze
erreichten, so muß man wohl mit Recht
von jeder zum Konsum bestimmten Milch
verlangen, daß sie sich 10 Stunden bei
Aufbewahrung im Zimmer bei 20 bis
22 ^ hält, ohne beim Kochen zu gerinnen
(Wolff).
Was nun die Bestimmung des
Keimgehaltes der Milch anbelangt,
welche Herr Dr. Steinhatis, Assistent
im hiesigen städtischen Bakteriologischen
Laboratorium, in liebenswürdigster Weise
vorgenommen hat, wofür ich ihm auch
an dieser Stelle meinen besten Dank
ausspreche, so ist dieselbe insofern inter-
essant, weil dadurch die von vielen
Autoren vertretene Annahme, daß sie ein
wenig geeignetes Verfahren sei, um da-
nach den sanitären Wert der Milch zu
beurteilen, bestätigt wird, allerdings
nur bei Vorkommen mittlerer Keim-
zahlen. Aus Tabelle HI, in welcher
auch die Keimzahlen an letzter Stelle
in den einzelnen Reihen verzeichnet
sind, ist ersichtlich, daß dieselben nur
mit Vorsicht für ein Urteil über die
Haltbarkeit der Milch zu verwenden
sind. So sicher man aus einer nie-
drigen Keimzahl auf eine saubere
Gewinnung und eine lange Haltbar-
keit einer Milch schließen kann (vergl.
z. B. die Proben aus Stall «W», aalter
Nr. 1, Molkerei «10 Öhr» Nr. 14,
«Händler» Nr. 72 und 76, Solde Nr. 41
und 44), so wenig bieten etwas höhere
Keimzahlen im allgemeinen einen Anhalt
für eine Schätzung der voraussichtlichen
Haltbarkeit der Milch. So ist, um nur
einige Beispiele zu geben, die Milch
«AI» mit 986000 Keimen viel besser
beschaffen als « A 6 » mit 760 000
Keimen, und «A 13» mit 426000
Keimen weniger haltbar als «A 10»
mit 1 600 000 Keimen ; auch die Hftndler-
milch Nr. 74 ist bedeutend schlechter
als die unter 76 mit der doppelten An-
zahl von Keimen. Hohe Keimzahlen
lassen anscheinend ohne wei-
teres die Annahme einer gerin-
gen Haltbarkeit zu.
Die Bestimmung des Schmatzes
geschah nur bei einzelnen Proben und
zwar nur vergleichsweise, da die An-
sichten über den Wert derselben, wie
auch über die Vorzüge der eiiiseluen
503
dafttr yoiffeschlagenen Methoden, sehr
geteilt siiid. in den meisten Fällen ist
nicht die Menge des Schmatzes, sondern
die Art desselben fttr die hygienische
Benrteilnng der Milch maßgebend, z. B.
wurde in der Probe «A3» mit fast
10000000 Keimen nar halb so viel
Schmatz gefanden, als in der Probe
«B 26» mit nar 616000 Keimen.
Fassen wir nan das in Tabelle III
aufgestellte Untersuchungsergebnis zu-
sammen, um die Frage: «Ist die Milch
frisch and appetitlich, d. b. rein ge-
wonnen und aufbewahrt?» zu beant-
worten, so berechtigen die ermittelten
Daten zu der Annahme, daß die Proben
mit Ausnahme der «Molkerei - Flaschen
Milch» und der von Stall «W» in fiber-
wiegendem Maße von Milch stammen,
deren Gewinnung man höchstens noch
das Prädikat einer «stallüblichen» ein-
räumen kann, während ein großer
Prozentsatz geradezu als unreinlich ge-
wonnen oder behandelt, oder als alt
und ungenügend gekühlt bezeichnet
werden muß. Bei den meisten Proben
mögen wohl beide Fehler zusammen-
treffen und für den ungünstigen Ausfall
der Untersuchung verantwortlich sein.
Für die hygienische Beurteilung der
Milch ist es im gründe genommen be-
langlos, ob die die Zersetzung bedingende
Anzahl von Keimen durch unreinliche Qe-
winnung und Behandlung sofort in die
Milch hineingelangt ist, oder ob jene
Zeit und Gelegenheit fanden, sich erst
in ihr zu entwickeln.
Nochmals hervorzuheben ist, daß die
Untersuchungen in fttr die Milch nor-
malen Witterungsverhältnissen vorgenom-
men wurden. Wie viel ungünstiger
mag das Resultat im Hochsommer sein?
AoSiallend ist femer das Verhalten der
Proben der Molkereimilch «10 Uhr» (A),
von denen mehr als die Hälfte den An-
forderungen nicht entsprachen,
trotzdem es sich um tiefgekühlte
Milch handelte. Es scheint daher,
obwohl die Vorteile einer rationellen
Kühlung nicht von der Hand zu weisen
sind, daß auf eine reinliche Gewinn-
ung und Aufbewahrung doch der
größte Wert gelegt werden muß.
wofür die Milch von Stall <W» als Be-
weis dienen möge.
Unterwerfen wir nun zum Schluß die
einzehien Milchproben, bezw. die einzel-
nen Beihen einer Gesamt - E[ritik, so
kommen wir zu folgender Beurteil-
ung:
A) Die «Molkereimilch 10 Uhr» (Reihe
A) überschreitet den polizeilich vorge-
schriebenen Mindestfettgehalt nur
um ein ganz geringes im Durchschnitt,
hat ein sehr hohes spezifisches Gewicht,
kurz gesagt, sie sieht einer zum Teil
abger^mten Milch ähnlich. Außerdem
ist sie als unreinlich bezw. alt zu be-
zeichnen. Nach Angabe der Molkerei
ist sie frische Morgenmilch.
B) Die «Molkereimilch 5 Uhr» (Reihe
B) ist betre& des Nährwertes als beste
zu bezeichnen; in bezug auf ihre Halt-
barkeit usw. konnte dieselbe wegen der
späten Stunde ihrer Entnahme (infolge
dessen sich die Untersuchung bis nachts
I bezw. 2 Uhr erstreckt haben würde)
zu selten beobachtet werden. Nach An-
gabe der Molkerei ist diese Milch, wenn
auch nur für kurze Zeit, auf etwa 70^
erhitzt und wird als pasteurisierte Abend-
milch bezeichnet.
C) In der Reihe C ist namentlich die
«Molkerei-Markt-Mileh» mit vertreten
und ist sowohl in bezag auf Nährwert
wie auf Haltbarkeit als minderwertig
zu bezeichnen, ebenso wie die «Molkerei-
milch 10 Uhr».
D) Die «Molkerei-Flaschen-Milch» läßt
an Nährwert viel zu wünschen übrig,
der Fettgehalt usw. der einzelnen Pro-
ben unterliegt hier großen Schwankungen.
Durch besondere Filtration durch Watte-
filter und V2 stündige Pasteurisierung
ist sie in bezug auf Schmutzgehalt (fast
gleich 0), Haltbarkeit, Keimfreiheit bei
weitem die beste und wäre als Kinder-
müch, wenn der Fettgehalt ein normaler
und gleichmäßiger sein würde, sehr zu
empfehlen. Die Milch wird in äußerst
sauberen Flaschen V2 Stunde lang bei
68 bis 70 ö pasteurisiert.
E) Die «MUch aus Stall W in
Flaschen » ist infolge ihres ungleich-
mäßigen und meistens zu geringen Fett-
504
gehaltes in bezug auf Nährwert als die
schlechteste zu bezeichneni obwohl sie
in hygienischer Hinsicht die beste ist.
Ohne pasteurisiert zu sein, zeichnet sie
sich dnrch große Haltbarkeit, geringen
Keim- und Schmutzgehalt vor allen an-
deren Proben ganz besonders ans; ein
Beweis, daß durch Stallhygiene, sau-
beres Melken und reinliche und ratio-
nelle Aufbewahrung eine reine und halt-
bare Milch leicht erzielt werden kann.
F) Die «Händlermilch» ist naturgemäß
sehr verschieden beschaffen und zeigt
im Durchschnitt sowohl in bezug auf
Nährwert wie Haltbarkeit ein wenig
günstiges Resultat.
G) Die «Milch der Molkerei Solde»,
die nur vergleichsweise zur Untersuch-
ung gelangte, ist betreffs des Nährwertes
nicht viel besser als die Milch der Dort-
munder «Molkerei 10 Uhr», in bezug
auf Haltbarkeit, Eeimgehalt derselben
aber bedeutend vorzuziehen.
Omorol.
Omorol (Pharm. Centralh. 47 [1906], 443
schon km'z erwähnt), ein feines geiblicheB
Pulver, ist eine neue Silbereiweißverbindung,
welche 10 pGt Silber in fester organischer
(sogenannter maskierter) Bindung enthält.
Omorol ist unlöslich in Wasser, Alkohol,
Benzol, Chloroform und dergl., löslich
aber in physiologischer Kochsalzlösung, in
alkalischen Flflssigkdten^ in Blutserum, Blut,
Sekreten der Schleimhäute. Die Lösungen
in physiologischer Kochsalz lösung ennd je
nadi der Konzentration gelb gefärbt und
zdgen eme geringe Fluoreecenztrübung im
auffallenden lichte. Die Lösungen und das
Präparat selbst sind lichtempfindlich.
Identitätsreaktionen. Das Silber
des Omorol läßt sich nur nach Zerstörung
des Moleküls nachweisen. Verascht man die
Substanz und nimmt man den Rflokstand
mit Salpetersäure auf, so gibt die erhaltene
Lösung die bekannten Reaktionen des Silbers.
Die Lösung des Omorols in physiologischer
Kochsalzlösung wird weder durch Salze noch
Säuren, uodi Basen^ noch Eiweißlösungen,
Gewebsflflssigkeiten , Schleimhautsekrete ,
Serum, Blut usw. gefällt. Die Lösungen
werden durch Schwefelwasserstoff oder
Sohwefelammonium nur dunkler gefärbt; eme
Abscheidung des Silbers als Schwefelsilber
tritt nicht ein. Omorol verbrennt mit dem
allen Eiweißkörpern charakteristischen Gemdi
und gibt die bekannten Reaktionen auf
Eiweißkörper.
Omorol gibt direkt die Biuretreaktion.
Beim Kochen mit Salpetersäure wird die
Verbmdung zerstört — Die Lösung des
Präparates m physiologischer Kochsalzlösung
gibt mit Ferrocyankalium und Essigsäure einen
hellgrünen Niederschlag; Metaphosphorsäare
gibt keine Reaktion.
Anwendung. Omorol ist anwendbar
zur Behandlung infizierter Schleimhäate und
infizierter Wunden, von Geschwüren, ent-
weder als Pulver aufgepmselt oder aufge-
blasen (Nasen-Raohendiphtherie, Angina, ver-
unremigte Wunden) oder in Form einer
Salbe aufgetragen (infizierte Gesdiwüre^,
oder als wässerige Aufschwemmung ebge-
spritzt (Gonorrhöe).
Pharmakologisches. Das Omorol
ist zwar m Wasser nnlöslidi, löst sidi aber
im Sekret der Sohldmhäute, Wanden, Ge-
schwüre, wie überhaupt in allen eiweiß-
haltigen, alkalischen Flüssigkeiten. Darauf
beruht es^ daß die energische bakterizide
Wirkung, die Omorol mit allen Siiberver-
bindungen teilt, sich auch auf die tieferen
Gewebsschichten erstreckt. Die Wukuog
des Omorols ist zum Unterschiede von den
als wässerige Lösung angewandten Silber-
präparaten eine sehr lang andauernde; denn
sie dauert so lange, bis das gesamte als
Pulver oder Aufschwemmung eingespritzte
Omorol durch die Gewebesäfte in Lösung
gebracht ist und sich in die Gewebe bin-
emgeeaugt hat
Rezeptformeln.
1 bis 10 proc Aufschwemmung (^zar
Emspritzung bei Gonorrhöe):
Omorol 1|0
Aqua deetillata 5,0
In Reibschale anzureiben,
hinzuzusetzen: Aqua deetillata zu 10,0 bis
100,0 Gesamtgewicht.
In schwarzem Glas abzugeben.
Vor Gebrauch umzusditttteln.
10 bis 20procentige Salbe.
Omorol 2,0 bis 4,0
Vaselin. alb.
Lanolin, aa 10,0.
505
Ovogal,
ein neues zaveriBsaigeB Gholagogimiy be-
Behreibt E, Wömer. Dieeee Heilmittel wird
von der A.-O. J. D. Riedel in Berlin nach
einem zum Patent angemeldeten Verfahren
hergestellt und ist Ober die Eigenschaften,
den Nachweis und die Anwendung des
Ovogai bereits in Pharm. Geutralh. 47 [1906],
461 berichtet worden.
Die UnlOslichkeit des Ovogal in ver-
dünnten Säuren und leichte LOslichkeit in
Alkalien sind für seine therapeutisehe Ver-
wendung Yon größter Wichtigkeit, da es m-
folge davon den Magen unverändert dnrdi-
ISaft und daher auch deasen Tätigkeit nicht
stört, aber leicht im Darm zur Lösung ge-
langt. Es wird daher auch bei längerem
Gebrauch sehr gut vertragen.
Die gallentreibende Wirkung wurde an
2 Gallenfistelhunden und auch an einem
menschlichen QallenfistelfaU einwandfrei er-
wiesen. Interessant ist es, daß sich dabei
nicht allein nur eine Vermehrung der Menge
der Galle, sondern häufig auch eine Kon-
zentrationsstdgernng der Galle feststellen ließ,
was ftlr die Tätigkeit des Dflnndarms von
größter Bedeutung ist.
Es werden bis jetzt mit dem Präparate
recht gute klinische Erfolge erzielt
Med. miwik 1906, Nr. 21. A. Rn,
Albiuit und
sind nach Med. Klinik 1906, 580 zwei
neue Harnprflferin Form von Tabletten,
die zu je 10 bezw. 40 Stflck in braunen
Röhrdien verpackt sind. Zum Nachweis
von Eiweiß wurd eine Alburittablette
in dem zu untersuchenden Harn aufgelöst.
Das Entstehen eines weißen Niederschlages
zeigt Eiweiß an.
Zum Zucke mach weis löst man eine
bis zwei Indigorittabletten in etwa
5 ccm Wasser unter gelindem Erwärmen
auf und fflgt von dem zu untenudienden
Harn 5 Tropfen hinzu und erwärmt 3 bis
4 Minuten. Tritt eine Blaufärbung auf, so
ist Hamzucker zugegen. Darsteller: La-
boratorium E, Funck m Radebeul-Dresden
und bakteriologisch-hygienisches Institut Koli-
habe m Dresden-A. 9. Ä M.
Borsäure- Aluminiumacetat-
löBung.
Nach den Versuchen Vömer's m Leipzig
wird die Haltbarkeit des Liqu. Alumin. acet
durch Zusatz von Acid. boric gewährleistet,
außerdem aber auch die therapeutaiche Wirk-
ung der essigsauren Tonerde gesteigert.
Außer als Verbandwasser mit 3proc. Bor-
säuregehalt, gelang es Vörner auch, die oft in
der Praxis verwendeten Oelverbände mit
Ol. Olivamm; die so leicht zersetzlich und
dann von unangenehmstem Geruch sind, zu
modifizieren und zwar durch das neuerdings
b den Handel gebrachte Vasenol, liquid.
Das bekannte Kalkwasserliniment wendet er
folgendermaßen an: Addum boricum 3,0,
Liquor Aluminii acetici 10,0, Aqua Calcis
40,0, Vasenolum liquidum 50,0. L.
Münehn. Med. Woehenßehr. 1905, 652.
Zur Fhenanthren-Beaktion
sind zwei Korrekturen nachzutragen. Auf
Seite 310, Spalte 1, Zeile 22 von unten
muß es «verflüssigt» und in Spalte 2,
Zeile 10 von unten «Reaktionsmasse»
heißen. C. R.
Verfahren zur Entwicklung Ton Scbwefel-
wasserstoff unter Abscheidung Ton fein tcf-
teiltem Schwefel. D. R. P. 164322, Kl. 30 h.
Durch Zusammenschmelzen einer innigen Misch-
ung von 100 T. Zuckerpulyer und 5 bis 10 T.
Schwefel erhält man einen Schwefelzuoker,
der sich beim Auflösen in Wasser zersetzt imter
Entwicklung von Schwefelwasserstoff und Ab-
scheidung von fein verteiltem Schwefel. Dieser
Sohwefelzuoker eignet sich besonders zur Be-
reitung von S oh wef e Ib äd e r n , da die Schwefel-
wasserstoffentwioklimg recht langsam vor sich
geht und der Körper infolgedessen während der
ganzen Badezeit mit Schwefelwasserstoff in statu
nascendi in Berührung ist. Ä, St.
Verfiabren zur Darstellung konzentrierter
LSsungen von Thiosinamln. D. R.-F. 163 804,
Kl. 30 h. E. Merck in Darmstadt. Durch Zu-
satz von Natrium salicylicum gelingt es leicht,
das Tbiosinamin in größerer Menge in Wasser
zu lösen, während es ohne diesen Zusatz nur in
heißem Wasser löslich ist. Die Verwendung von
alkoholischen Lösungen des Thiosinamin zu Ein-
spritzungen ist ausgeschlossen, die Lösung in
Glyzerin aber ist nicht haltbar. A. St.
506
der Konstitation des Berberin
hat Prof. Dr. Oadamer zum Gegenstand
weiterer Forsehmig gemacht Derselbe hat
bereits früher gezeigt^ daß das Berberin
keine tertiSre; sondern eine quartäre Base
ist und daß es in 2 Formen auftreten kann
1. als stark alkalisch reagierendes Berberinium-
hydroxyd und 2. als Fäeudoammoniumbase;
fOr welehe letztere sowohl eine Aldehyd-
formel wie audi eine Garbinolformel in
betraeht kommen kann.
Die Formel ffir Berberininmhydroxyd
ist nach Oadamer:
HsCOcfV^tV
CH CHOHCH,
v^^i y^^*
fflr die Pseudoammoniumbase ist
die Aldehydformel (Berberinal):
0 CHj
C 0
OH3 Ho/Nc/
H3COO
HO
0 CH O
Ich
c
CH2
jNH
CH CH CH,
II
0
Verfasser suchte nun seine Aldehydformel
zu stutzen, mdem er versuchte; das Berberm
zu oxymieren und mit p-Dimethylamidoanilin
zu kondensieren; was ihm auch gelang; da-
gegen war es bislang nicht mdglich, das
Berberin am Stickstoff zu benzoylieren. Das
Oxim ist wenig bestftndig; selbst beim all-
mfthliohen Zusatz der zur Ghlorhydratbildung
erforderlichen Menge Salzsäure wird es be-
reits unter Bildung von Berberinchlorid
zerlegt. Das Berberin vermag also als
Aldehyd zu reagieren; doch sind seine Derivate
von geringer Beständigkeit.
Das Berberiniumhydroxyd ist in freiem
Zustande nicht best&idig; sondern nur in
Lösung bekannt. Versucht man durch Ein-
dunsten eines mit der berechneten Menge
Barytwasser versetzte LOsung des sauren
Berberinsulfates über Schwefelsäure und
Natronhydrat das Berberiniumhydroxyd dar-
zustellen, so versehwindet nach einigen
Tagen die alkalisehe Reaktion und die
PBeudoammoniumbase bleibt zurttck. Durdi
die Garbinolformel:
0 CH2
C 0
3 H0/\c/
CH
HgCOC
HC
CH
C CH c| I
C
CH CH CHs
I
OH
Erwärmen der FiBeudoammoniambasey die
Oadamer auch als Berberinal bezeieh-
net; mit flberschflssiger starker Natronlange
wird Oxyberberin und Dihydroberberin ge-
bildet, ersteres von der Formel: G20H17NO5;
letzteres: C2oHi9N04.
Von den bisher bekannten Berberin-
derivaten leiten sich die Salze, wie auch
die Polysulfide:
C20H18NO4.S6 und O20H18NO4.S5
(nach Oaxe) vom Berberiniumhydroxyd ab,
während das Alkohdaf^ die Aceton- und
Chloroformverbindung, die Jodalkylate, das
Cyanid und zuletzt audi das von PerUn
beschriebene saure Sulfit Derivate der
Fäeudoammoniumbase sind. Die Bildung
des sauren Sulfites ist so zu denken, daß
eine aldehydsehweflige Säure entsteht, welbbe
ein inneres Salz bildet J. JT.
Archiv der Pharm. 1905, 31.
507
Zur Auslegung
pharmaseutiBohor Gesetze usw.
(Fortsetzong yon Seite 463.)
203. Oeheimmittel-IiiBerate. Die Ver-
Jagsfinna K. dh M.y Dresden; wurde vom
OberlandeBgerioht vemrteilt, weil de in ihrem
«Dentsehen Hans- and Volkakalender» ein
Inserat über Richard Brandts Seh weiser-
pillen aufgenommen hatte^ in dem das
Pabliknm lediglich vor Nachahmungen
der editen Schweixerpillen gewarnt wurde.
Das Gericht sah in dieser Warnung eine
versteckte Ankflndignng der auf der Oeheim-
mittelliste stehenden Schweixerpillen. (Dresd.
Anzeig. 1906, Nr. 250.)
204. Warenieiclien-ftoseB. Die Firma
Aug. huhn db Co,j Barmen, bringt ihre
Wasohextrakte m einer schon seit 1897
gesetzlidi geschlitzten Packung in den
Handel. Diese besteht in einem umlaufenden,
weit sichtbaren breiten Rotstreifen, der genau
senkrecht zur Lftngskante des Kutons steht.
Eine Konkurrenzfirma brachte nun auf ihrer
Packung zwei schräglaufende rote Streifen
an und wurde daftlr von Aug, Luhn dt Co,
wegen Verietzung ihres Warenzeichens ver-
kUgt Nachdem in den Vorinstanzen die
Anklage abgewiesen war, wurde schließlich
vom Reichsgericht das freisprechende Urteil
aufgehoben unter der Begrflndung, daß die
Verwechselungs-MOglichkeit nicht nadi der
Anschauung der nebeneinander gelegten ver-
schiedenen Packungen zu beurteilen sei,
viehnehr m zu prüfen, wie weit eine Ver-
wechselung im Gedächtnis des solche Waren
kaufenden Publikums möglich sei, und an
dieses Gedftditnis müsse der Maßstab der
Intelligenz des kaufenden Durchschnitts-
Pabfikums gelegt werden. Eme solche Ver-
wechselung sei aber bei diesem nicht
ausgesdüoBsen.
205. Kleinliandel mit Spiritus. Em
Drogenh&ndler wurde verurteilt, weil er zu
wiederiiolten Malen Sphritus in verschiedener
Menge verkauft hatte, ohne die besondere
Genehmigung zum Kleuaühandel mit Spi-
ritus zu besitzen. Der Angeklagte machte
geltend, er habe annehmen müssen, der
Spuitus sei bei ihm nur zu Heilzwecken
gekauft worden, — auch die Apotheken
seien verpfliditet, Spiritus als Arzneimittel
feilzuhalten. Das Geridit war jedoch der
Ansicht, der Angeklagte sei verpfliditet, sich
nach der Verwendung des Spiritus zu er-
kundigen und falls es ihm bekannt geworden
wäre, daß er zu Genußzwecken dienen
solle, den Verkauf zu verweigern. (Apoth.-
Ztg. 1906, Nr. 22.)
206. Künstliches Kronthaler Wasser.
Ein Mmeralwasser-Fabrikant hatte ein eigenes
Produkt als «Künstliches Kronthaler Wasser»
verkauft und war daraufhin wegen unlau-
teren Wettbewerbs angeklagt Eine Unter-
suchung des Wassers konnte nicht ausgeführt
werden, da von demselben nichts mehr vor-
handen war. Dagegen kam der Sachver-
ständige Professor Dr. H. Fresenius nach
den Schilderungen, die der Angeklagte von
der Herstellungsweise gab, zu der Ansicht,
daß das Wasser wohl als künstlidies Kron-
thaler Wasser bezeichnet werden koimte.
Der Angeklagte wurde daraufhin freige-
sprodien. (Pharm. Ztg. 1905, Nr. 94.)
207. Graue Salbe zum Vertilgen von
Läusen ist dem fireien Verkehr über-
lassen. Das Behaftetsein mit Läusen »t
an sich keine Krankheit, und ein Mittel
zur Beseitigung der Läuse ist ein Ifittd zur
Beseitigung von Ungeziefer, aber kein Mittel
zur Beseitigung oder Linderung einer Krank-
heit, — also kein Heilmittel. (Pharm.
Ztg. 1905, Nr. 85.) A, St.
Yerfidiren zur Darstellnng von Konden-
sationsprodukten aus Formaldehyd und Form-
amid oder Acetamid. D. R. P. 1 64 6 10, £1. 1 2 o.
Kaue db Oo,^ A.-G. in Biebrich. Auf Formamid
oder seine Polymeren läßt man Foimaldelhyd,
vorteilhaft in form von Triozymethylen oder
Paraformaldehyd ohne Verwendung eines Kon-
densationsmittels in der Wärme einwirken. Aus
Aoetamid und Fonnaldehyd wird so das Form-
aldehydacetamid, F o r m i c i n , erhalten. Es bildet
eine sinipartige, farblose Flüssigkeit vom spez.
Qew. 1,24 bis 1,26, die sieh leioht in Wasser,
Alkohol, Chloroform und Qlycerin löst. Es hat
bakterientötende imd desinfisierende Eigenschaften
and soll als Ersatz des Jodoformglyoerin Ver-
wenduDg finden. A. St.
Terfahren zur Darstellung TonBlpropylacet-
p-phcnetidin. D. R. P. 163034. A.'G. für
Anüin^ Fabrikation in Berlin. Das Präparat
wild durch Erhitzen von Dipropylessigsäure mit
p-Phenetidin erhalten und zeigt gleichzeitig die
heberwidrige Wirkung der PhenetidinderiYate
und hypnotische Wirkung. In dem Präparate
ist zum ersten Mal eine Vereinigung beider
Wirkungen erzielt worden. A. Si.
506
Neuerungen an LaboratoriumB-
apparaten.
SoliOler's Kaliapparat, Da im Scköler-
Boben Apparate die VerbrernrnngsgaBe niofat
bei ibrem Dorohgange dnroh die Flüssigkeit
ftbaorbiert werden mOeeeo, aondem die Ab-
eorption eist Aber der Flfierngkeit im Räume
a (uebfi beiateheade Abbildang 1) durcb
AbbUd. 1.
Sehanmbildimg beaw. OberfDLohenvergrOfier-
nng der letzteren tttielt wird, kann man
die VerbreDDODgBgaBe viel raachw und anob
mit weniger Anfmerksamkwt wie sonst dnrcb-
Idten und erzielt so eine Verkflrznng der
PerbrennnngBdaner anf ein Viertel der sonst
flbboben Zeit Die Sehsnmbildnog wird
dsroh Zusatz von S«fe znr Kalilange im
Abbild. 2.
GefSße I erreioht. Gefäß II entbält Aetz-
kali in hartem Wasser gelöst, nm eme
8chanmbildiing m diesem durch Qbertretende
S«te möglichst zu Terhindera, damit rieh
daa angeMhliffene Chlorcaloiumrobr oiobt
verstopft.
Lösung I erbilt man dnndi EMütsen
von 5 g gewChnlicher gelber Eenueite mit
150 ccm destilliertem Wasser und Hinzu-
fügen von 50 g Aetzkali in kleinen Por-
tionen nach sobwachem AbkOblen. Da ncfa
«n Teil der Seife wieder ausscheidet, eriützt
man vorsichtig unter öfterem SobDt-
teln bis fast zum Kochen und filtriert das
Unlösliche durch äa Faltenfilter ab. In
welcher Weise der Kaliapparat mit den
Losungen 1 und 2 gefOllt wird, zeigen die
Abbildungen 2 und 3.
Lösung ri erhält man dnrcii Auflösen
von 100 g Aetzkali in 100 ocm hartem
oder mit 0,02 bis 0,04 g Chlorcaldum ver-
setztem Wasser.
Das Füllen des GefäQee I gesdiiebt in
der durch die Abbildungen 2 und .9 an-
Abbild. 3.
gedeuteten Wüse bis znr H&lfte, dafi des Ge-
flOes II etwa 10 bis 15 mm hoch. Das
Cblorcalciumrohr wird mit staubfrden Cblor-
caldnmkömchen von höchatena 1 mm Durcfa-
messer aogefOUt. Nadi der Verbrennung
darf man nicht unterlassen, den Sauerstoff
in den Abeorptionsapparatea dnrch^Lnft ra
verdrlngen, da man sonst 0,1 bis 0,3 pCt
Kohlenstoff zu viel fmdet Das eine fflr die
Aufnahme des Wassers bestimmte U-Rohr
darf das Chloroaleinm nur in kleinen Köineni
(von 2 bis 3 mm OrSDe) enthalten nnd
sane Eondeneationskugel muß vom liegco.
Der nnter ü. R. Gebrauchsmusterediutz
Nr. 251 538 stehende Apparat ist vom Olaa-
biaser Abys Schmidt in Breslau, Scfanb-
brücke 44, fOr 3 Haik zn benehen.
Doppelbttrette nach Jtoanow bestebt
ans zwd geteilten OlaariAren, die dur«h
«neu gemnnsamen Hahn vweinigt aind.
Der Hahn bat zweä Bohrungen und zwei
den beiden Röhren entspreohende Ausfluß-
spitiea. Je nachdem man den Haha dreht
wird ba]d die ebe, bald die andere Uithre
mit ihrem Ansflußetatzen verbanden. Nach
dem Erfinder enpart man beim Arbeiten
mit der DoppdbOrelte an Zeit und Arbeit;
da£ me billiger ist als zwei gewChnliehe
Büretten mOohte Referent bezweifela, da im
Falle einee Bruches beide Teils verloren
sind. (Ghem. Zentralbl. 1905, Nr. 19.)
XxploBioBiliohereT Drahtnetsanfiats
von Rudolf L. Steinten. An eine kupferne,
Aber den iJunsen'Bchen Brenner sehiebbare
Halle werden mehrere seitlich anfatei-
gends StntEen hart aogelOtet. Sie tragen
einen 12 cm vom Brennerrohre ent-
fernten, nngtAbr 12,5 an im DnrcbmeaBer
breiten kupfernen Ring. Um den Umfang
des tricbtöfOrmigoi Geetells wird «n fein-
nuachigee Knpferdrahtnetz gel Stet. Der
Apparat wird von der Firma ßVanx Hugers-
hoff,Uipäg, gefertigt. (Cbem.-Ztg. 1 904, 753.)
Antolyiator nach
Dr. Ubber. Der im
Prinzipe bekannte und
aus der nebenstehen-
den Abbildung klar er-
kennbare Apparat bemht
auf der Ansnntzang der
Untersebiede der Dich-
ten von Losungen, welche
verschied. Konzentration
besitzen. Elr dient zum
beqnemen und selbst'
titigen LOeen von Salzen,
Harzen, Qummi, Jod
Der Apparat ist dnrob
D.R.G.M. Nr. 230 971
geecAtttzt uod wird in
4 Grfißen durdi die
Firma Emil Diltmar
) £ Vierth, Hamburg, in
den Handel gebracht.
IdealspUdel (ein neuartigeeArSomeler) hat
M. Heinxe angegeben. Nach seinen Erfahr-
ungeo muß sie aus gutem Ohue von geringerZn-
sammenziehnngsfibigkeit und DurchlSasigkeit
gefertigt sein, mnen dannen Schaft und
eme möglichst lange Gestalt haben.
Der Uebeigang des Schaftes in den
SpindelkOrper soll «ich mehr einer
Bpitze als öner Halbkngel nShem; das
Gl«che gilt für die sonst fibliohen Kugeln
am unteren Ende. Oben und unten muß
die Spindel «nen Glasknopf beützen, damit
sie leicht joatiert werden kann, sobald die
Spindel die Erscheinung des Schwerer Werdens
zeigt. (Durch Eliarm. Ztg. 1905, 48fi.)
Saogtriohter mit geipauitem Filter.
Der von W. Lenx angegebene Trichter
besteht ans Heesiug. Der untere Trichter
trSgt oben eme reditwinklig ausgedrehte,
ringförmige Vertiefung, in die eine ebene
runde Siebplatte gut paßt Anf letztere
wird das in der GrOSe der gansea Rundung
gesobniltene Füter gelegt. Anf dieses kommt
ein dOnner Heaeingring zn liegen, der die
kreisförmige Fuge zwiscdien Siebplatle und
der umgebenden ringfOrmigm Fliehe deckt
Alsdann wird der eigentliche Trichter auf
den unteren Tal mittele Gewindes aufge-
schraubt und so das Filter ieetgespannt und
abgedichtet. Verfertigt wird der Saugtriditer
durch die Unna Warm-
brunn, Quilitx <& Co.,
Berlin. (Beridit der Phar-
mazeutischen GeeellBcbaft
1905, 361.)
Praktische Seagens-
{^halter bringt die Fuma
Franz Hugershoff in
Leipzig in den Handel.
(Sidie die Abbildung.)
Sdunelsröhrchaiihalter. Da die zum
Halten von SohmelzrObrehen benutzten
Gummiringe Imtdtt durch die Hitze und die
Badflfiatigkeit (meist Sebwefeldnre) zerstört
werden, hat W. Lern sie dureh «ne
federnde Hetallspirale ersetzt, die zur Er-
zietnng der erforderiieben eeukrediten Fflhr-
ung Ober em dOnnee Blech von etwa 30 mm
UUige und 10 mm HOhe gekannt tat.
Letzteres beützt 3 flache Rillen (fOr 3 f*roben)
senkrecht zur lAnge und ist zu einem
offenen federnden Ebge gebogen. Die Vor-
richtung wird aus Platin-Iridium von den
(Innen Warmbrunn, Quilitx it Co., Berlin,
und W. C. Heraeus, Hanau, hergestellt.
(Ber. d. Pharm. Oesellsehaft 1905, 358.)
PrAzisiosB-Deximalwage. Die Wage zu
20 kg Tragkraft ist in Deutschland prfi-
zieionseiohffthig. Die Wagen sind der Firma
Emil Dittmar <& Vierth, Hamburg ge-
setzlich geschtltzL P.
510
Ein mikroskopischer Arsen-
Nachweis
soll durch die mikroehemisch - histologische
Untersuohungsmethode von J, Justus b
Budapest in exakter Weise ermögiioht wer-
den und zwar in folgender Weise: Die Or-
gane der vergifteten Tiere werden 1 bis 2
Tage lang in 4proo. FormalinlOsung (For-
malin = 40proc FormaldehydlOsung) ge-
legt, dann mehrmals in frischem Wasser
ausgewaschen und in dünne Scheiben ge-
schnitten. Die Seheiben kommen in ein
Glas mit neutralem Schwefelwasserstoff-
wasser, das Glas wird fest verschlossen 3
bis 4 Tage lang in einem Wärmeschrank
bei 70 bis 80 <> (7 gehalten, das Schwefei-
wasserstoffwasser kann nötigenfalls jeden
Tag erneuert werden. Dann wird ausge-
waschen, in Alkohol von steigender Konzen-
tration gehärtet, in Gelloidin emgebettet und
geschnitten. Die Schnitte werden 10 bis
20 Minuten lang in 5- bis lOproo. Salz-
säure eingelegt, um das Schwefeleisen auf-
zulösen, das sich in dem Sohwefelwasser-
Stoffwasser aus dem in den Organen ent-
haltenen Eisen gebildet hat; zum Schluß
wird mehrmals in frischem Wasser ausge-
waschen, gefärbt, in Karbolxylol aufgehellt
und in Balsam eingesdilossen. Justus ver-
wandelt also das Arsen in den Organen von
Tieren, die mit Arsenpräparaten vergiftet
worden sind, in Arsentrisulfid (AS2S3), das
eine charakteristische, leidit wahrnehmbare,
noch in sehr dünnen Schichten erkennbare
gelbe Farbe hat und daher die Verteilung
des Arsens in den Geweben sehr deutlich
macht; es ist m kaltem Wasser, Alkohol,
Aether und Salzsäure unlöslich, in Ammonium-
karbonat, Kalilauge und Ammoniakflüssig-
keit dagegen löslich. a. Rn.
Dermatolog. Ztschr, 19. '6^ Nr 5.
Eine neue mikrochemische
Reaktion des Sperma
beschreibt Dr. Attüio Cevidalli in Viertel-
jahrsschr. f. ger. Med. 1905, Bd. 31, S. 27
etwa wie folgt:
Auf einen Objektträger bringt man einen
Tropfen Sperma oder einer wässerigen Sperma-
lOsung und fügt etwa halb soviel von einer
wässerigen, gesättigten HkrinsäurelOsung
hinzu. Die sofort erfolgende Trübung hat
in einigen Bünuten ihren Höhepunkt er-
reidit. Man bemerkt unter dem Blikroekop
lebhaft gelbe Kristalle, die länger als breit,
nadeiförmig, mit rhombischem ümnase sind.
Ihre Länge schwankt zwischen 5 und 20 fju
Bisweilen haben diese Kristalle das Aus-
sehen ovaler Körperchen, sind mehr oder
weniger länglich öder scheibenförmig, mit-
unter gekreuzt, seltener in Stemdien an-
geordnet. Die Unterscheidung dieser Kristalle
von denen der Pikrinsäure beratet dem
Anfänger manchmal Schwierigkeiten. Zur
Vermeidung der Bildung von Pikrindliire-
kristallen löse man soviel Pikrinsäure in der
Wärme in Glycerin auf, daß sich nach dem
Erkalten einige Ejistalle bilden. Nach dem
Abgießen der Lösung füge man ihr soviel
absoluten Alkohol zu, als nötig ist, um die
Pikrinsäure in Lösung zu halten. Zur voll-
kommenen Mischung des Alkohol mit dem
Glycerin muß man sorgsam und wiederiiolt
schütteln. Die Reaktion tritt nur mit menseh-
lichem Sperma ein. Fügt man nach er-
folgter Reaktion mit Pikrinsäure Jodkalium-
jodidlösung hinzu, so entstehen sofort die
Kristalle nach Florence, (Siehe Pharm.
Centralh. 38 [1897], 740; 39 [1898J, 191;
41 [1900], 257, 407; 42 [1901], 524.)
Angetrocknetes Sperma ist in mögUehst
wenig Flüssigkeit zu lösen. Der Körper,
welcher die Pikrinsäurereaktion ergibt, ist
wahrscheinlich Protamin. — u —
Äpoth.'Ztg. 1905, Nr. 104, 1046.
Zum raschen und bequemen
Nachweis der Darmflora
besonders in Dysenteriefällen empfiehlt Jekle
(Deutsch. Med. Wodiensehr. 1906, 287)
einen Nährboden, der eine lüschnng Ton
1 Teil Rinderserum und 3 Teilen physio-
logischer Kochsalzlösung ist und sterifisiert
wird, nachdem 1 pGt Mannit und bis zur
Blaufärbung Lackmus zugesetzt sind. Zur
Untersuchung wird die Flüssigk^ in der
Menge von etwa 1 ccm in klebe Röhr-
chen abgefüllt und diese emzdn mit den
Kolonien der Agarstrichplatte geimpft. Nach
einigen Stunden haben die Bacterium oofi-
Stämme Säure und Gas, die Flexner-
Stämme nur Gas gebildet, während bei
Shiga- Kruse 'StBanmeia Säure- und Oas-
bildung fehlen. Der Nährboden bleibt in
diesem Falle blau und flüssig.
511
■ ahrungsmittel-Oheinie.
Zur Fruchtsaftstatistik 1905.
Eine FraditsaftBtatistik über die Himbeer-
sftfte dee J&hree 1905 veröffentlichte auch
Befelmann in Gemeinschaft mit Maux und
F. Müller (Ztschr. f. öffentl. Ghem. 1906,
141.)
Die umfangreiche Arbeit ist zum großen
Teil polemischen Inhaltes. Der erste Teil
ist eine Entgegnung auf iS^ae/A's Mitteilungen
in der Sfidd. Apoth.>Ztg. 1905; 825, w&hrend
sich ein weiterer Teil gegen die in der
Pharm. Centralh. 47 [1906J; 486 referierte
Arbeit W. Ludwig'^ wendet. Da wir uns
ein nAheres Emgehen auf diese Streitigkeiten
versagen mflssen, sd nur bemerkt; daß
Befelmann auf grund von Spaeth's eigenen
Zahlen den Nachweis zu führen sucht; daß
die Spaeth'BtAke Aschengrenzzahl von 0;2
fOr Himbeersirup unbegründet ist; weil sie
eine verftnderiiche Unbekannte; den Aschen-
gehalt des ZuekerS; einsehließe. Die von
Juckencick empfohlene Art der Rückberech-
nnng des Rohsaftes aus dem Himbeersirup
verwirft der Verfasser ebenfalls; einmal; weil
sieh der Fdüer des SpaetK^Aiea Aschen-
wertes multipliziert; dann aber auch; weil
sie nur bei der Ware des Arzneibuches; wo
das ursprüngliche Rohsaft-Znckerverhältnis
genau bekannt ist; brauchbare Ergebnisse
liefere. Hefelmann bleibt auf semem Stand-
punkt von der Beanflnssung der Sirupasche
dnroh den Zucker stehen und meint; daß er
weder durch die Arbeiten des Jahres 1905
von Kober, Morschöck, Krxixan und
Plahly noch durdi die Ausführungen' von
Lührigy Beythien und Baier irgend wie
wideri^ sei.
Die neue Ludtaig'wiiie Verhältniszahl läßt
Hefelmann höchstens für die Ermittelung
des zuckertreien Extraktes von Rohsäften
gelten; während er darauf hinweist; daß bei
Sirupen; die doch allein für die Praxis in
frage kommen; der beredinete Wert ftlr
zudcerfreies Extrakt ledig^ch vom Alkalitftts^
wert der Asche abhänge. Dieser letztere
aber setze sidi zusammen aus der Alkalität
dea unter Umständen durch das Einkochen
konzentrierten Rohsaftes und der Aschen-
alkalität des Zuckers. Er meint; daß der
von Ludwig verwandte Zucker mit 0,012
pGt Asche ttne besonders geringe Alkalität
besessen haben mflssC; um zu so gut mit
der aus dem Rohsaft berechneten Alkalität
übereinstimmenden Werten zu gelangen.
Von allgemeinerem Interesse sind die An-
gaben; welche der Verfasser über das neue
Verfahren der Firma C. T. Hünlich
in WiltheU; weldie ihre Himbeerrohsäfte
ohne vorherige Vergärung zu
Sirup verkocht; madit. Es ergibt sidi
hierbei eine geringere Saftausbeute und ein
langsam filtrierender Saft; der beim Verkochen
weit stärker schäumt, als der aus vergorenem
Rohsaft bereitete Sump. Die Verkochung
erfolgt daher bei obiger Firma in besonderen
Vakuumapparaten. Das Auspressen des
Beerenguträ erfolgte durdi eine kontinuier-
lich wirkende Presse von J, Lieberich Söhne
in Neustadt a. H. Diese zermahlt mittels
zweier gegeneinander laufender Schnecken
die Beeren förmlidi und arbeitet ohne Preß-
tücher. Die Trester wurden unter hydraul-
ischen Pressen bei 120 Atm. nodunsüs aus-
gepreßt; wobei noch 5;7 pCt Saft gewonnen
wurden. Die nach diesem Verfahren her-
gestellten frisch gepreßten und unvergorenen
Säfte müssen nach dem Verf. eine niedrigere
Alkalität und Aschezahl zeigeU; als die
auf den Trestem völlig vergorenen; worüber
auch schon Beythien Versuche angestellt
hat
Die Art der Saftgewinnung und der beun
Auspressen angewandte Druck üben nach
Kühn einen wesentlichen Einfluß auf die
Menge der Extraktiv- und Aschenbestand-
teile aus. An dem Auspressen bei erhöhtem
Druck scheint es auch zu liegen; daß die
Zahlen für die Nachprease so unerheblich
von den Aschen- und Extraktzahlen der
Säfte abweichen.
Verfasser kommt indessen auf grund
seiner Erfahrungen zu dem Schlüsse; daß
die Art der Pressung k^en wesentlichen
Einfluß auf die Asche und ihre AlkaUtät
ausübe.
Aus dem umfangreichen und interessanten
Zahlenmaterial sei nur die Gesamtüberucht
der Kennzahlen von 1905er Himbeer-
rohsäfteU; wie sie sich aus dem Durch-
schnitt nahezu aller veröffentlichten Zahlen
512
renchiedener Beobachter ergeben , ange-
führt: Von ungefähr 150 untersuchten
Proben lauten diese Kennzahlen: Extrakt
4,26 pGt (Schwankungen von 2,70 bis
5;25 pGt), Asche 0,450 pCt (Schwankungen
von 0,312 bis 0,602 pGt), Alkalität 5,65
pGt (Schwankungen von 3,92 bis 7,64 pGt),
Alkohol 2,77 Gew.-pGt (Schwankungen von
0,96 bis 4,26 pGt).
Hefelmann folgert ans den Zahlen, daß
durch die außergewöhnliche Trockenheit des
Jahres 1904 durchweg die Beeren und Säfte
in der Richtung höherer Kennwerte beein-
flußt wurden, während die Zahlen von 1905
ungefähr ein normales Bild geben. Im
ersteren Jahre ist nach der Deutschen
Destiilateurztg. die Saftausbeute um 20 pGt
hinter der normalen zurflekgeblieben.
Die im Großbetrieb nach Vorschrift des
Arzneibuches hergestellten Sirupe des Jahres
1905 wurden nur in höchst beschränktem
Maße von den Verff. untersucht Die Ge-
winnung der Rohsäfte erfolgt in der be-
schriebenen Weise im Großbetriebe durch
doppelte Pressung und nachfolgende Filtration
durch große Glastrichter und Filtrierpapier
unter Zusatz einer geringen Menge Kiesel-
guhr. lieber den Wasserverlust, den bei
diesen Vorgängen die Preßsäfte erleiden,
gibt es noch keine Untersuchungen. Die
Oertlichkeit des Wachstums übt nach den
Untersuchungen der Verfasser einen be-
merkenswerten Einfluß auf die Kennzahlen
aus, z. B. gaben die Beeren aus Werder
bei Berlin im Durchschnitt niedrigere Werte,
als die aus der Sächsischen Oberlausitz.
Die Verff. stellen noch die Forderung auf,
den an im Großbetrieb gewonnenen Säften
gefundenen Zahlen mehr Beachtung für die
Beurteilung der Säfte einzuräumen, als bb-
her. __dß/.
Ausnutzung der Leguminosen -
mehle.
Mit der Verdaulichkeit der Leguminosen-
mehle an der Hand von künstlichen Ver-
dauungsversuohen und von gleichzeitig neben-
her laufenden Ausnutzungsversuchen be-
schäftigt sich eine Arbeit von M, Wintgen.
Die in sehr verschiedener Weise von den
Konservefabriken vorgerösteten Mehle (wobei
der Gewichtsverlust etwa 8 pCt beträgt;
zeigten in Hinsicht auf die LOsIichkeit ihrer
EiweißkOrper ungefähr das gleiche Verhalten ;
die Art der Herstellung hatte hierauf wenig
Einfluß. Hingegen taten die Verdauungs-
versuche an 4 erwachsenen Personen dar,
daß die Ausnutzungsgröße sehr wesentlidi
vom Kleiegehalt abhängig ist. Erbsenmehl
wird beträchtlidi besser als Bohnen und
Linsenmehl ausgenützt Zumeist kommen
an sich schon die Erbsenmehle vtel kleie-
ärmer in den Handel. Je mehr Kleie die
Leguminosenmehle enthalten, um so schlediter
ist ihre Ausnutzbarkeit Es wird sich aber
leicht ein weitergehender Kleieauszug als
bisher bei ihnen bewerkstelligen lassen. Bei
Kommisbrot, das aus Roggenmehl, dem 15pCt
Kleie entzogen sind, hergestellt ist, ist die
Ausnutzung schlechter, als bei Leguminosen-
mehlen, da der Verlust an Eiweißkörpem
43,35, an Trockensubstanz 13,20 pCt be-
trägt Für die Armeeverpflegung sind du
Fragen von großer Bedeutung.
Ztsckr. /. Unters, d. Nähr.- u. Oenußm.
1905, XI, 226. -«W.
ie schweflige Säure im
Wein
bestimmt nach Pharm. Ztg. 1906, 438
K, Kuptsche folgendermaßen:
In einen 250 com fassenden Erlenmeyer-
Kolben werden 15 ccm 5proe. Aetznatron-
lauge und 50 ccm Wein gegossen und
10 Minuten der Ruhe überlassen. Nach Zusatz
von 15 ccm konzentrierter Salzsäure, und
20 ccm starkem Bromwasser wird die
Mischung nochmals 10 Mmuten stehen ge-
lassen, alsdann bis zum Verschwinden der
Bromdämpfe erhitzt und die gebildete Schwefel-
säure in üblicher Weise gefällt und gewogen.
In einer zweiten Portion von 50 oom wird
in stark salzsaurer Lösung die im Wein
vorhandene Schwefelsäure mit Baryumchlorid
gefällt Aus der Differenz beider Bestimm-
ungen wird die schweflige Säure berechnet
Etwa im Wein vorhandener freier Schwefel
ist besonders in bekannter Weise zu be-
stimmen und alsdann mit in Rechnung zn
ziehen. H. M.
513
Therapeutische Mitteilungeiii
Oonokokkenimpfiingen
und Sorumversuche an kleinen
Laboratoriumstieren.
MoskaJew machte in dieser Richtung
intereasante Ermittelungen ; er fand, daß die
weißen MAuee sich besonders zu Impf- und
KontroUversuchen mit Gonokokkengiften
eignen.
Die besten Nährböden ffir Gonokokken
8md nach semen Venndien diejenigen von
Wassermann, Weriheim und Kiefer, von
denen der letztere hindchtlieh der Her-
stellung der bequemste ist.
Die Gonokokken haben auf Kaninchen
bei Einführung derselben unter die Haut
wie in die Bauchhöhle eine krankheits-
erregende Wirkung. Ebenso erweisen sich
die Gonokokken krankheitserregend ftlr
weiße Mause, und zwar mit tödlichem Aus-
gange bei Einführung derselben in die
Bauchhöhle. Die Wirkung der Gonokokken
an! die verschiedenen tierischen Gewebe
kommt durch das aus den Gonokokken-
leibern freiwerdende Toxin zustande. Dieses
wirkt chemotaktisch auf die weißen Blut-
körperchen, ruft in den einen Geweben eme
sterile Eiterung hervor, in den anderen
(Bauchfell) seröse Ausscheidungen durch
Wirkung auf die Gefäße und auf die
Zellen. Das Serum von immunisierten
Kaninehen besitzt bis zu einem gewissen
Grade vorbeugende und hdlende Eigen-
schaften für weiße Mäuse. A, Rn.
Russki WraUeh 1905, No. 9.
Bioferrin,
ein Haemoglobmpräparat, enthält das Haemo-
globin in einer Form, die' im Organismus
eine Vermehrung des Farbstoffes der Blut-
körperchen zu erzeugen imstande ist, ohne
dabei eine Schädigung hervorzurufen.
Das Bioferrin wurde hergestellt von
Cloetta in Zürich, geprüft von Siegert in
Halle und der chemischen Fabrik Kalls & Co.
m Biebrich a. Rh. zur Fabrikation über-
geben. Es stellt ein Organpräparat dar,
welches einen sehr hohen Prozentsatz von
unverändertem Haemoglobin enthält, einen
angenehmen Geschmack und Gerudi besitzt
und aus 76 pCt reinster Haemoglobm-
aw^lösung, 20 pCt. Glyoerin und 4 pCt
aromatischer Tmktur besteht.
Mit diesem Präparate wurden nun an
der ni. medizinisdien Abtdlung des k. k.
allgemeinen Krankenhauses in Wien und
von A, Klautsch (Centralblatt für Kmder-
heUkunde, 1905, Nr. 8) in der Kinder-
heilanstalt St Elisabeth-Kinderheim zu Halle
Versuche gemacht. Klautsch ließ den
Säuglingen zweimal täglich einen Teelöffel
direkt der warmen trtnkf ertigen Milch zusetzen,
älteren Kindern dagegen dasselbe unverdünnt
zwei- bis dreimal täglich einen Teelöffel kurz
vor den Mahlzeiten verabreichen.
Bioferrin erwies sich tatsächlich als ein
gutes bekömmlidies und leicht verdauliches
Blut-Eisenpräparat, welches den Appetit, die
Eßlust der mit ihm behandelten Kinder ent-
schieden in günstiger Weise beeinflußte; ihre
Verdauungs- und Emährungsverhältnisse ge-
stalteten sich fortschreitend besser. Die Ent-
leerungen wiesen nach Verabreichung des
Bioferrin häufig eine eigentümliche braun-
rote Farbe auf, die bei längerem Liegen
oberflächlich in grauschwarz sich veränderte.
H. Gerber (Med. Blätter, 1905, Nr. 28
und 29} konnte sogar bei schwerer Ent-
kräftung und bä schwerer Blutarmut als
Folge von Erschöpfungskrankheiten eine
vorübergehende Steigerung des Wohlbefindens
erreichen; er hält daher das Bioferrin für
em Erfolg versprechendes, blutbildendes
Organpräparat A. Rn,
Oonosan in der Anwendung vom
Mastdarme aus.
R, Müller löste das Gonosan in Lebertran
(10 Kapsehi auf 100 g Lebertran). Hier-
von brachte er mit einer klemen Spritze
und langem elastischen Katheter zuerst
täglich 10 g, dann 20 g hoch in den Mast-
darm hinauf bei einem vierjährigen Mädchen,
das an einer gonorrhoischen Sdieiden-
entzündung litt Innerhalb knapp dreier
Wochen wurde der Inhalt von 26 Kapseln
verabreicht Die Klystiere wurden aus-
gezeichnet vertragen, lange zurückbehalten
(4 bis 12 Stunden) und fast vollständig
resorbiert. Die Heilung machte sich schon
am zweiten Tage bemerkbar und war eine
vollständige und dauernde. a. Rn.
Correspondenxblatt für Schweizer Aerxte
1905, 777.
514
Versehiedene Mitteilungeii.
Theodor Poleok f.
Aus den Reihen der cAlten» ist wiederam
Einer von uns geschieden I Der Geheime Re-
gierungsrat Prof. Dr. Theodor Poleck in Breslau
erlag am 1. Juni d. J. im 85. Lebensjahre sauft
einem körperlichen Leiden, das ihn zwar zuletzt
in seinen Bewegungen hinderte, das aber seinen
klaren Geist wenig beeinflußte.
Poleeky als Apothekerssohn am 10. November
1821 zu Neiße geboren, erlernte im Yaterhause,
nachdem er das Gymnasium mit dem Reife-
zeugnis verlassen hatte, die Pharmacie, studierte
in Gießen, dann in Berlin, wo er auch die
pharmazeutische Staatsprüfung ablegte, und er-
langte 1849 in Halle den philosophischen Doktor-
grad. Seine Lehrer in der Chemie waren Justiis
Itiebig, WiU^ Fresenius und A, W. Sofmann,
Geistesgrößen, unter welchen der junge eifrige
Poleek eine gründliche Ausbildung erfuhr. Poleck
übernahm dann die väterliche Apotheke in Neiße,
entfaltete dort eine rege gemeinnützige und
wissenschaftliche Tätigkeit, die wohl auch die
Ursache war, daß er 1867 als Dufloa' Nach-
folger unter Ernennung zum ordentl. Professor
und Direktor des pharmazeatiachen InstittiteB an
die Universität Breslau berufen wurde. Hier
brachte er die pharmazeutische Abteilung bald
zu hohem Ansehen. Es wurde nidit nur in
pharmazeutischer Chemie, sondern aadh in
Chemie gearbeitet, die rein wissenschaftliche,
sodann medizinische, forensische, hygienische
und mineralogische Gebiete umfaCte. AU die
interessanten und fleißigen Arbeiten aofsahlon
zu wollen, würde zuweit führen, aber das Eine
muß hervorgehoben werden, daß wir Ptdeck die
Aufnahme der bequemen Maßanalyse in unser
Arzneibuch zu danken haben.
Poleck war ein ausgezeichneter Lehrer und
Mensch, und es war ihm ein überaus glücUiches
Eheleben beschieden. Seine vielseitigen Ver-
dienste wurden belohnt durch zahlreiche Ehr-
ungen und Auszeichnungen, u. a. durch Ueber-
tragung des Rektorates der Universität Breslau.
Im deutschen Apothekerstande, insbesondere aber
bei seinen ehemaligen Schülern wird der ver-
storbene treue Lehrer und Kollege in dankbarer
Erinnerung unvergeßlich bleiben! Sein Vorbild
leuchte voran! P. Süß.
Briefwechsel.
G. H. in Dr. Der Schlagschatten (Eem-
schatten) ist immer schwarz, aber der Halb-
schatten kann je nach der Art der in Frage
kommenden Lichtquelle eine deutliche bunte
Färbung zeigen. Dieser Umstand tritt bei pho-
tometrischen Messungen oft störend auf, weil es
sehr schwer ist, die Stärke zweier Schatten,
wenn sie verschieden gefärbt sind, zu ver-
gleichen. — Neuerdings hat man oft im All-
tagsleben Gelegenheit, bunten Schatten (nämlich
H^bsohatten) zu beobachten.
So ist der Halbschatten bei der Straßenbeleucht-
ung durch elektrische Bogenlampen deut-
Uoh grün, was namentlich dann sehr befremdet,
wenn es sich um den Halbschatten von Blättern
der Alleebäome handelt, weil der Laie den grün
gefäibten Halbschatten mit der grünen Färbung
des Laubes in Verbindung bringt. — In Restau-
rationslokalen trifft man häufig gleichzeitig Be-
leuchtung durch elektrische Glühlampen und
durch Auer'ßohes Gasglühlicht an. Stellt man
nun auf einer weißen Unterlage ^Tischtuch)
einen Stab, z. B. einen Bleistift, senkrecht so
auf, daß jede der genannten Beleuohtungsarten
einen Halbschatten von dem Stab liefert, so ist
der von der elektriachen Glühlampe
beschienene Halbschatten deutlich rot, der vom
Äuer^ßohen Gasglühlicht beschienene Halb-
schatten dagegen deutlich blau gefärbt Der
Grund dafür ist der Umstand, daß die elektrische
Glühlampe (glühende Kohle) sehr viel rote, da-
gegen .itier'sches Gasglühlicht (glühende Edel-
erden) sehr viel blaue lichtstrahlen enthält.
Ä. Schneider.
Apoth. 8w* in Dr. Wir werden darüber, ob
sich das chemisch reine Zymin zur Vergär-
ung von Honig zwecks Bestimmung der Po-
larisation im zuckerfreien Zustande eignet,
Versuche anstellen. Wahrscheinlich wird erst
eine Invertierung des Rohrzuckers im Honig
mittels Invertin stattfinden müssen. Auch ist
der wässerige Zymin-Auszug auf etwaige Polar-
isation zu prüfen; übrigens führt derselbe eine
schwache Reduktion der Fehli$tg^aolien Losung
herbei, wie ein Versuch ergab. P. Süfi.
Anfhige. Wer liefert Maschinen zum
Stopfen von Damen-(Monat8-)Binden ?
Erneuerung der Bestellung.
Zur Emeuerung Ton ZeitongsbestellangeQ bei der Poet, welche Ende dieses Monats ablaofsD,
bedarf es der Vorausbezahlung des Betrages. Anf den nnnnterbroehenen und voll*
ständigen Bezug der Zeitung kann nur gerechnet werden, wenn die AnmeLdnng reehtr
zeitig geschieht
Der Poetaufflage der heutigen Hummer liegt ein
Poet-Beeteiizettei zur geffi- Benutzung isei-
v*rk»Krr t Dr. A. 8rhnrider, Dimdea ond I>i P. 8n\ I>re>>(l^n-Bla«ewlu.
V«-rmai«ortiteb«r L»ittr: Dr. P. Sftfl, DreMlttD-UlaMwlU.
Vm BiM»bhui4«»l Amn^ Jmllmi Sytlmc «r, fi«UB a., MmT"
(y Afann/if^ini''- \*<nff/fin/
Fabrik chemischet Produkte
«npfehlen den Herren Apothekern zum Bezug durch die GroB-Drogen-
handlungen ihre unter beisteheaden Scfautzm&rken rühmlichst be-
kannten Fabrikate:
CUnin uii Salze Cocain Codein
Coffein Eserin Pilocarpin
Strjclmin Tlieopliyllin Teratrin
YoUmliin Ceroiin Ferratin
Ferratose
irsenferratose Jodferratose
FUmaron
lactophenin Lactoserre
AcetanUll
ArBCOlln
Horphlgm
Papaln
Atropln
Phenatetln
CUoralhyilrat
Clirytaroliln
Pyrogallnisanri
Resorcio
Gimarlg
Santoila
Ergotln
Extrakts
GallisslBro
Glyesrln
Sthwefeiather
Scopolamln
Terpltthyilrat
Giajaeol
Hydrochlnon
^_
.^..^^^
ICHTHYOL
Der Erfolg des von ans taergeetellten Hpedelleii SohwefelptAparats bat
Tiele sogeoBoate Ersatzmittel hervoTgemfen , welche nleht identisch mit
anBerem Prlpant sind und welche obendrein unter siab verBohiedeD sind,
wo)fir wir in jedem einielnen Falle den Beweis aotreteD könneii. Da diwe
angebliobea Ersatiprlparata aDsoheineud anter Hißbranch noserer Marken-
rechte auch manchmal fiitsohlioherweise mit
Ichthyol
oder
Ammonium sulfo-ichthyolicum
gekeEDEeiohnet werden, trottdem unter dieser Eennzeichnacg nur unser
spezielles Ersengnis, welches einsig und alleia allen klinischen Versnoben
zngronde gelegen hat, Torstanden wird, so bitten wir am gätige MitteUang
zwecks gerichtliaher YerfolgaDg, wenn irgendwo tatsichU(£ solche Unter'
BcbiebongeD stattfinden.
lohthy ol-Oesellsoliaft
Cordes, Hermanni & Co.
HAHBUB6.
IHvDl^xllllailJ Speciditat: Medicinaikorke,
sowie Flasohenkapseln, Verkork- und VarkapselmaschineB
elo. empfiehlt zn billigsteD PrÖBen
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EINBANDDECKEN
tb jtäm Jahrgang passend, gegen Suuendang Ton 60 Pf. (Auland 1 lO.) nt benehN dsnh du
GeeohUtsstelle:
I>re8den-A» Schandaner Strasse 43.
Pbarmaceutische Centralhalle
für Deutschland.
Herausgegeben von Dp. A. Schneider und Dp. P. SQss.
♦§♦■
Zeitschrift für TFissenschaftliche nnd geschäftliche Interessen
der Pharmacie.
Oegrfindet von Dr. Hermaiui Hager im Jahre 1859.
Erscheint jeden Donnerstag.
Bezugspreis vierteljährlich: durch Buchhandel oder Post 2,50 Mk., durch' Gesohäfts-
stelle im Inland 3,— Mi., Ausland 3,60 Mk. — Einzelne Nummern 30 Pf.
Anzeigen: die einmal gespaltene Klein-Zeile 30 Pf., bei größeren Anzeigen oder Wieder-
holungen Preisermäßigung.
Leiter der \ Dr. Alfred Schneider, Dresden-A. 21; Bohandauer Str. 43.
Zeitsehrlll: J Dr. Paul Süß, Dresden-Blasewitz; Gustav Freytag-Str. 7.
GesehSftsstelle: Dresden-A. 21; Schandauer Straße 43.
M2ß.
Dresden, 28. Juni 1906.
Der neuen Folge XXVII. Jahrgang.
XLvn.
Jahrgang.
Inhalt : Cbeiale «Bd Pbamaei«: Die Ahnreine, ein heimischer EnaU der Bordeauxweine, am Krankenbette.
Ueber die wirksamste Hilfe bei CysnkaliamTergiftaDgen. -~ Neae Armeimittel. — Zur Kenntnis der Arachis.
Zur Auslegung pbarmazentischer Qeaeise nsw. — Aus dem Jahresberichte 1906 des analytischen Laboratoriam Ton
Philipp BOder in Wien-Klostemenborg. — Darstellnng Ton kÜDStliohem Kampher. — Die Lallas-Qaelle. Die
BeitimmasK ▼on EssigBAare im Bleiweiß. — Beakliooen und Bestlmmungamethoden Ton Arsenwasserstoff.
Dimethylamidoasobenzol. — VenekJedene MlttoUnnceii. — BrlefvreeliMl. — II. Vierteljahresregister.
Chemie und PhapinacMe.
Die Ahrweine, ein heimischer
Ersatz der Bordeauxweine, am
Krankenbette.
Die deuschen schwereren Rot-
weine beschränken sich auf das kleine
gewnndene linksrheinische Seitental der
Ahr, dessen Weingebiet mit allen
Schlängelungen nur ungefähr die Länge
von 25 Bälometer erreicht. In den ver-
öffentlichten Weinstatistiken ist dies Tal
kaum bedacht. Ich habe darum, soweit
als möglich, Analysen veranlaßt und
vorhandene gesammelt. Es wird dadurch
von mir die erste größere Statistik
Aber roteAhrweine vorgelegt. Ana-
lysen von Kellereien, welche italienische
oder spanische Weine zum Verschnitt
beziehen, sind ausgelassen. Dagegen
konnte der Verschnitt verschiedener
Jahrgänge nicht ausgeschaltet werden.
Es ist darum überdl das Jahr der
Untersuchung und nicht das unsichere
Jahr der Crescenz verzeichnet. Die
Weine stammen aus zwanzig verschie-
denen Kellereien und die Analysen aus
acht verschiedenen Laboratorien. Wer
je eine Weinstatistik überblickt hat,
muß daraufhin sofort den Eindruck
gewinnen, daß die Ahrweine einen völlig
einheitlichen und abgeschlossenen
Charakter haben. Es würde dies
noch weit mehr zum Ausdruck kommen,
wenn die verwendeten Analysen nicht
gerade der Zeit großer Umwälzungen
in der Weinproduktion an der Ahr an-
gehören würden. Das erste halbe
Dutzend Analysen gehört der Zeit an,
als es in Deutschland noch erlaubt war,
durch Zuckerwasseraufguß auf die aus-
gepreßten Trester einen Nachwein zu
fabrizieren und denselben zum Verschnitt
zu verwenden. Die späteren Analysen
umfassen aber eine Zeit, in welcher all-
mählich die einzelnen Erzeuger Ver-
besserungen in der Gärung und Kelter-
ung einführten, die ich noch besprechen
muß.
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518
Schwer leidet die Ahr unter einem
unreellen Wettbewerb, welchen ihr der
Verschnitt von geringwertigen Weiß-
weinen mit südländischen Rotweinen
bereitet, da diese Weine unter dem Namen
der Ahrweine verkauft werden. Diese
Verschnitte fallen vollständig aus dem
Charakter heraus, welcher sich aus vor-
stehender Statistik gibt. Da Verschnitt
nur dann eine EtSsette fflhren darf,
wenn er auch ihrem Charakter ent-
spricht, so müßte bei energischem Vor-
gehen dieser unreelle Wettbewerb unter-
drückt werden können. Es besteht je-
doch wenig Bestreben in den beteiligten
Kreisen, die günstigen Gesetzesbestimm-
ungen anzurufen und man petitioniert
lieber um Zuschuß aus der lülgemeinen
Steuerzahlung zur Hebung des Rotwein-
baues. Allerdings ist in dieser Bezieh-
ung in letzter Zeit auch vieles ge-
schehen , was zu wesentlichen Fortschritten
führte.
Früher wurde nicht das Produkt an
Wein erzielt, welches die hochwertige Ahr-
traube liefern sollte. Jenes Produkt
entsprach bei seinem hohen Extrakt-
gehalte nicht dem Gaumen des ver-
wöhnten Rotweintrinkere. Durch Herrn
Josten in Mayschoß wurde es möglich,
die Belege für frühere Fehler zu finden.
Der Jungwein besaß mehr als ein
Zehntel seines Alkoholgehaltes an Gly-
cerin ; beim Ausreifen fiel dieses Verhält-
nis aber unter ein Vierzehntel in der
Mehrzahl der Fälle. Außerdem nahm
beim Ausreifen die flüchtige Säure zu
rasch und zu stark zu, und es wurde zu
viel nichtflüchtige Säure abgeworfen.
Auch die Farbe ging allzurasch verloren
oder verlor doch wenigstens den ursprüng-
lichen Ton. Es konnte sich nur um
das Zerstörungswerk von glycerin-
fressenden Fäuluisbakterien handeln,
welche bei der Gärung, Kelterung und
Lagerung in den Wein gelangten. Herr
Esser in Neuenahr hat wohl die ent-
sprechenden Forderungen zuerst prakt-
isch erfaßt und strengstens durchgeführt.
Kurz ausgedrückt mußte von den Räu-
men, in welchen der Wein gärte und
lagerte, aller Staub und Schimmel streng-
stens femgehalten und die Berührung
der Luft mit den aufsteigenden Trestern
vermieden werden. Wenn wir im Jahre
1903 eineraeits die Zahlen an flüchtiger
Säure und anderseits das Glycerinalkohol-
verhältnis betrachten, so fallen die ver-
schiedenen Abstufungen der BesseruDg
mit dem Höhepunkt in Neuenahr stark
in die Augen. In der Zwischenzeit sind
diese Besserungen ziemlich allgemein
durchgeführt. Wir sehen dies zwei
Jahre später an den Weinen der Wein-
bauschule. Ich will die Verbesserang
der letzten Jahre kurz mit «staub-
freiem Wein» bezeichnen.
Der neue staubfreie Wein der Ahr
hat seinen hohen Extraktgehalt and
seine vielen anderen wertvollen Eigen-
schaften durchaus behalten, aber neue
gute Eigenschaften für die Zunge des
Trinkera dazu gewonnen. Die Vermehr-
ung des natürlichen Glyceringehaltes
läßt der Zunge den vollen Gehalt der
Ahr-Rot weine erkennen, was früher nicht
der Fall war; die Verminderung der
flüchtigen Säure bat dem Ahr-Rotwein
den unangenehm kratzenden Geschmack
völlig genommen. An Kraft hat aber
durch die Mehrung des Glycerins and
die Minderung der flüchtigen Säure der
Ahrwein nichts eingebüßt, da er jetzt
von der nichtflüchtigen Säure weniger ab-
wii'ft, was den Gesamtgeschmack in jeder
Weise angenehmer macht. Es ist Sache
des deutschen Rotweintrinkers, den Fort-
schritt der Ahr-Rotweine auch anza-
erkennen. Der staubfreie Ahr-Rotwein
ist den mittleren Bordeauxweinen, welche
bisher in Deutschland bevorzugt werden,
jetzt an Gehalt und Geschmack min-
destens ebenbürtig. Durch die strenge
Nahrungsmittelkontrolle ist im deutschen
Ahr-Rotwein mehr Garantie für Reinheit
als beim ausländischen Weine geboten.
Beim Weißwein haben wir uns
in Deutschland längst gewöhnt,
den deutschen Wein zu bevor-
zugen; mögen wir dies nan
endlich auch beim Ahr-Rotwein
tun, wie er es in neuerer Zeit
voll und ganz verdient. Der Rot-
wein ist aber von jeher als Kranken-
wein bevorzugt; daher ist es auch der
deutsche Apotheker, der dem deutschen
519
Rotwein zur verdienten Verbreitung ver-
helfen kann und soU. Dem deutechen
Apotheker bei seiner chemischen Schul-
ung mußte darum auch die mitgeteilte
Weinstatistik fiber die Ahr-Rotweine vor-
gelegt werden, da er daraus sieht, daß alle
in Deutschland gehandelten Bordeaux-
weine an Extrakt dem Durchschnitt
der deutschen Ahr-Rotweine weit nach-
stehen, also auch entsprechend an Wert
nachstehen müssen. Oefde.
Bad Nenenahr, Rheinpreußen.
Ueber die wirksamste Hilfe bei
Cyankaliumvergiftungen.
Von Ernst E. Sundunk-IL^^s^^'OTB.
.Unter diesem Titel ist in Pharm.
Centralh. 46 [1906], 59 über die Ergeb-
nisse berichtet worden, die eine Kom-
mission der Chemical, Metallurgi-
cal and Mining Society of
South Africa (Chem.-Ztg. 1904) über
diesen Gegenstand veröffentlicht hat.
DieseEommission findet im Wasserstoff-
p e r 0 xy d ein sehr ungeeignetes Mittel,
das beste Mittel aber in einer alkal-
ischen Lösung von Ferrosulfat.
Da ich selbst nach eingehendem Ver-
suche zu ganz demselben Ergebnis ge-
langt bin, das ich seit einer Reihe von
Jahren auch praktisch verwertet habe,
indem ich es in «Nordisk Lömme-
bog for Laeger»"*") (in Kopenhagen
seit 24 Jahren jährlich erscheinend,
redigiert von H. P. B, Bar f od; sehr
verbreitet in den nordischen Ländern,
auch in England und den Vereinigten
Staaten von Nordamerika), in einer ta-
bellarischen Uebersicht über Gifte und
Antidote empfohlen habe, will ich hier
die Ursache angeben, warum ich Wasser-
stoffperozyd als Gegenmittel bei Cyan-
wasserstoff-Vergiftung völlig verworfen
habe.
Die Empfehlung dieses Stoffes als
Gegenmittel bei Vergiftungen mit Cyan-
präparaten gründet sich auf den Um-
stand, daß WasserstofFperoxyd und Cyan-
wasserstofbäure zusammengebracht Ox-
amid geben:
CO --NHg
2CNH + H2O2 = I
CO-NH2.
Wird aber eine 2proc. Lösung des
Wasserstoffperoxyds unter die Haut ein-
gespritzt, so zerfällt es bei der Berühr-
ung mit dem lebenden Gewebe fast
sofort in Sauerstoff und Wasser. Die
Sauerstoffentwicklung ist so stark, daß
ein Froschschenkel, in Wasserstoffper-
oxyd gebracht, nicht zum Sinken ge-
langt,sondem an der Oberflächeschwimmt.
Dasselbe geschieht, wenn Wasserstoff-
peroxyd mit Schleimhäuten in Berührung
kommt, auch in Berührung mit En-
zymen. Eine eingespritzte 2proc. Lösung
von Wasserstoffperoxyd wird also zum
größten Teil schon beim Einspritzen
zerstört, noch ehe eine Aufsaugung zu
Stande kommen kann, die Lösung kann
also nur in geringem Grade auf die
Cyanwassersto&äure im Blute und in den
Geweben einwirken.
Schüttelt man aber ein Gemisch von
Magnesia u st a mit Ferro- oder Ferri-
salz gemischt, am besten mit beiden,
wobei aber ein Ueberschuß von Mag-
nesiumoxyd zugegen sein muß, mit
Cyanwasserstoffsäure oder Cyankalium,
so bildet sich gleich Ferro- und Ferri-
cyanwasserstoff, bezw. später Berliner-
blau, auch bei gewöhnlicher Temperatur.
Ich habe darum in der oben ange-
gebenen tabellarischen Zusammenstell-
ung gesagt (unter Cyanoätesyra == Cyan-
wasserstoff) wie folgt (in Uebersetz-
ung):
«Wasseratoffperoxyd, das empfohlen
wurde, ist hier von gar keinem Nutzen»
und als Antidot habe ich empfohlen:
«Hydras ferrico-magnesicus (Antidotum
Arsenici) mit etwas Ferrosalz versetzt.»
Oleam morpbinatain soll als Ersatz für Oleum
Hyoscyami dienen und vor diesem den Vorzog
einer genauen Dosierung haben. Ein klares
Produkt erhält man durch Lösen von 1 g Mor-
phium purum praeoip. in 10 g Acidum oleinicum
(mäßig erwärmen) und Auffüllen mit Oleum
Amygdalarum zu lüOO g. A.
BuU. Mens. Synd. Pharm, de VEsi 1906, 93.
*; (Jebersetzt: Taschenbuch ftirAerzte. '•
530
Neue ArzneimitteL
Antityphusseram. Nach dem Zentr&lbl.
f. Bakferiol. Bd. XU^ H. 2, hat Macfadyen
Ziegen intravenäe mit toxischen Zeihreeten
der Typhosbazillen behandelt and dadarch
dn Endotoxin gewonnen^ wie ee ihm aach'
gelang, eine wesentliche Steigerung des anti-
toxischen Wertes des Semm zn erhalten.
Das Semm zeigte sieh auch gegen das
Entotoxin wirksam, wenn beide gleichzeitig,
aber getrennt eingespritzt wurden. Das
Semm wirkte, 1:1000000 verdünnt, auf
Typhnsbazillen agglutinierend ; es besafi auch
bakteriolytische Eigenschaften. In Verdünn-
ung 1:10000 schützte es gegen 10 töd-
liche Gaben der Typhusbazillen. Präzipitin-
Wirkung auf frische und toxische Typhuszell-
sftfte war nicht nachweisbar. Gegen 3 töd-
liche Gaben Oholeraendotoxm schützte dieses
Ziegenserum nicht
Argentum carbonicum erhielt nach einem
neuen Verfahren Oawalowski (Pharm. Post
1906, 364) als ein in Wasser unlösliches
Hydrokarbonat sowie als em in Wasser
lösliches, eine längere Zeit haltbare Lösung
lieferndes kohlensaures Salz. Weitere Mit-
teilungen sollen folgen.
Beraaeok's Tuberkulin, über das in
I%arm. Gentralh. 46 [1905], 928 bereits
berichtet wurde, kommt in 13 Lösungen in
den Handel mit den Bezeichnungen
A A A A A ^ BbisH.
32 16 8 4 2
Jede folgende Lösung dieser Reihe ist doppelt
so stark wie die vorhergehende.
Bismutum bitannicum wird nach 0.
db R, Fritx als Adstringens bei Darm-
entzündungen angewendet.
Cadosol ist ein 20 pCt Kadeöl enthalten-
des Vasogen. Darsteller: Soci6t6 f^d6rale
des pharmaciens de France in Paris, 1 1 rue
Payenne.
Cerolin- Kugeln und -Zäpfchen aus
Kakaoöl oder Gelatine mit 5 pCt Oerolin
(Pharm. Centralh. 46 [1904|, 54) werden
gegen weißen Fluß empfohlen. Darsteller:
Heinrich Noffke & Co. in Berlin SW 47.
Conepkrin - Dr. Thilo ist eine Kokain
und Paranephrin-JfercA; enthaltende Lösung.
DarsteUer: Dr. Tkih A Co, in Mainz.
Buroform, ein Salbenstift, enthält nach
Riarm. Ztg. 1906, 503, 33 Vs pCt Form-
aldehydiösung. Anwendung: gegen Hand-
und Fußschweiß, sowie Wundwerden der
Füße. Darsteller : Schwan - Apotheke H.
Ascher in Mannheim.
Fer-Protylin ist der jetzige Handelsname
für Eisenprotylin. Es ist ein gelblidiweißeB,
geruch- und geschmackloses Pulver, das sieb
in alkalischen Flüssigkeiten löst. Es enthilt
als organische Verbindung 2,6 pGt Phosphor
und 2,3 pCt Eisen. Darsteller: Hoffmann,
La Boche iSb de, in Basel und Grenzaeh.
Vergl. auch Pharm. Centralh. 44 [1903],
436 unter Protylin ferratum.
Oadose, über die in Pharm. Gentralh.
47 [1906], 460 berichtet wurde, kommt
jetzt mit einem Zusatz von Wollfett in den
Handel. Außer den daselbst erwähnten
Präparaten wird noch eine G ad ose gel'a-
tinata, 10 pCt sterilisierte Gelatine ent-
haltend, dargestellt
Grandira ist ein Syphilisschutzmittel an-
bekannter Zusammensetzung, das von «/. M.
Andreae in Frankfurt a. M. und Xorü,
Zahn (& de. in Nürnberg zu beziehen
ist
Herbacol ist Uerbaimy'% Kalkeisensinip
(Pharm. Centralh. 44 [1903J, 493) mit
7 pGt sulfoguajakolsaurem Kalium. Dar-
steller: Apotheke von Dr. Hellniann'% Erben
in Wien. _ _ ^' Ment%eL
Zur Eeontnis der Aracbis.
Die beim Verfflttem von Erdnußkucben
zuweilen beobachteten Vergiftungserschein-
ungen dürften wohl auf auf einen alkaloid-
ähnlichen Körper, A r a c h i n , znrQckzuf Ohren
sein, welchen W, Mooser aus dem alkal-
ischen Extrakt des Erdnnßmebles isolierte,
und der anscheinlich ein ständiger Begleiter
der Erdnußkuchen ist Dieser Körper stellt
einen gdbrflnen in Wasser und Alkohol
ziemlich leicht, in Aether und Petrolätber
dagegen unlöslichen Sirup dar und besitzt
vermutlich die Formel: G5H]40N2. Ein-
spritzungen unter die Haut mit dem Chlor
hydrat des Alkaloids zeigten bei Fröschen
und Kaninchen eine vorflbergehende Ver-
minderung der Nervensensibilität und eioe
allgemeine Erschlaffung. BiL
Zischr. f, angew. Chem. 1906, 148.
521
Zur Auslegung
pharmaseutischor Gesetze usw.
(Fortsetzung von Seite 507.^
208. Vergehen gegen das SüBstoff-
gesetz. Zwei Apotheker hatten seinerzeit
größere Mengen Saceharintabletten verkauft,
waren deswegen angeklagt, vom Landgericht
aber freigesprochen worden, weil das Gericht
mit den Angeklagten annahm, dafi Süßstoff-
täfelehen auch ohne ärztliche Anweisung in
unbeschränkter Zahl abgegeben werden dürf-
ten. Dagegen hat das Reichsgericht ent-
schieden, daß jedesmal nur je ein
Röhrchen an eine einzelne Person abge-
geben werden darf. Die Angeklagten be-
haupteten daraufhin, sie hätten sich in einem
tatBächlicben, also entschuldbaren Irrtum be-
funden, das Reichsgericht erklärte aber, der
Irrtum sei ein solcher über das Strafgesetz
gewesen, der nicht vor Strafe schütze. (Ph.
Ztg. 1906, Nr. 5.)
209. Anktlndignng von Heilmitteln
von Seiten der Apotheker ist nicht als
Kurpfuscherei anzusehen. Zwei Apotheker
in Hannover waren wegen Kurpfuscherei
angeklagt, weil ihre Apotheken in den Zei-
tungen als Verkaufsstollen für Rinosalbe
angeführt waren. Der Sachverständige (ein
Gerichtsarzt) erklärte, die Salbe habe nicht
die ihr zugeechriebene Heilkraft, und die
Ankündigung derselben als Heilmittel gegen
Wunden, Flechten, Hautausschlag, Schuppen,
kranke Finger usw. sei als Kurpfuscherei
anzusehen, und auch die Apotheker seien
strafbar, wenn sie derartige Ankündigungen
mit ihrem Namen deckten. Die Angeklagten
erklärten dagegen, daß in solchen Heil-
mittel - Reklamen die Apotheker oft als De-
podtäre bezeichnet würden, um sie dadurch
zu einem Bezug der betr. Mittel zu ver-
anlassen. Das Schöffengericht Hannover
fand darin kdne strafreohtlich zu ahndende
Beteiligung einer Kurpfuscherei und sprach
die Angeklagten deshalb frei. (Pharm. Ztg.
1906, Nr. 4.)
210. Verkauf von Heilmitteln als
Vorbeugnngsmittel ist strafbar. So hat
das Hanseatische Oberlandesgericht in Ham-
burg im Gegensatz zu anderen Ge-
richten entschieden. Es handelte sich um
den Verkauf von Brusttee, Brustpnlver, Rha*
barberwem usw., die m Drogist nur als
Vorbeugungsmittel verkauft haben wollte,
während geriohtlioh festgestellt wurde, daß
die fraglichen Mittel nicht ausschließlich als
Vorbeugungsmittel, sondern ebenso als Heii-
mittei verwendet werden.
So lange die Kaiserl. Verordn. vom 22.
Okt 1901 nicht eine Fassung erhält, in der
entweder der Begriff «Heilmittel» genauer
definiert wird, oder die den Begriff
«Heilmittel» überhaupt nicht ent-
hält, sondern das Feilhalten oder
Verkaufen der imVerzeichnis A auf-
geführt en Mittel außer halb der Apo-
theken schlechthin verbietet, so-
lange wird der Drogist auch alle Hettmittel
als Vorbeugungsmittel verkaufen und nicht
von jedem Gericht dafür verurteilt werden.
(Pharm. Ztg. 1906, Nr. 1.)
211. AnkUndigung von Sägers Ilectar.
Dr. Engel war wegen öffentlicher Anpreis-
ung von Ullriche Kräuterwem und von
Engeln Nectar verurteilt worden, hatte das
Urteil jedoch durch Revision beim Kammer-
gericht angefochten. Das Kammergeriefat
hielt das Urteil in bezug auf Kräuterwttn
aufrecht, weil für Kräuterwein ausdrücklich
Ankündigungsverbot besteht, erkannte aber
wegen Ankündigung des Nectar auf Frei-
sprechung, weil es nicht in die
Liste der Mittel aufgenommen ist,
die nicht öffentlich angekündigt
werden dürfen. Daran ändert der Um-
stand nichts, daß Neetar und Kräuterwein
tatsächlich dieselbe Zusammen-
setzung haben, denn gerade auf den
Namen komme es besonders an. (Pharm.
Ztg. 1906, Nr. 5.)
212. Hienfong-Essenz gehört zu den
Arzneimitteln und ist deshalb vom Hau-
sierhandel ausgeschlossen. Ein Heilkun-
diger wurde wegen unbefugten Hausierens
mit Heilmitteln (Hienfong-Essenz) zu 96 M.
Geldstrafe verurteilt Die Berufung des
Angeklagten, sowie seine Revision beim
Kammergericht wurden verworfen und ent-
schieden, daß Hienfong-Essenz nicht, wie
der Angeklagte behauptete, ein chinesisches
Parfüm, sondern ein Hdlmittel sei. (Pharm.
Ztg. 1906, Nr. 4.) A. 8t.
522
Aus dem Jahreibenohte 1906 des ana-
lytischen Laboratorium von Philipp Köder
in Wien - Klosterneabnrg.
(Sohlaß von Seite 482.)
Fkrina AmygdalanuD. Anhaltspunkte
zur Beurteilung: Aschengehalt soll
nioht über 5 pCt betragen.
Bestimmung der Blausfture in
Farina Amygdalarum amararum:
10 g Bitteimandelmehl werden in einem 600
com-Eochkolben mit 250 ocm Wasser von 40 o
Übergossen und sogleich mit einem Kühler yer-
bunden, aus dem das Rohr bis auf den Boden
der mit 20 com Wasser beschickten Vorlage-
flasche reicht. £s wird unter öfterem Um-
schwenken des Kolbens 3 Stunden stehen ge-
lassen, dann wärmt man langsam an und destill-
iert 150 com über; hierauf wird das DestilUt,
in welchem 0,2 g Kaliumjodid aufzulösen sind, mit
einigen ocm Ammociakflüssigkeit rasch yersetzt
und rasch unter bestäncUgem Umrühren mit
Vio-Normal-Silbemitratlösung bis zur beständig
bleibenden gelblichen Färbung titriert. Multi-
pliziert man die Anzahl der verbraaohten com
7io-Normd-Silbernitratlösung mit 0,54, so er-
ßuirt man die Menge Blausäure, die aus 1 kg
Bittermandelkuohen gewonnen werden kann.
Folla Belladonnae. Alkaloidbestimm-
ung: 15 g der fein gepulverten Droge werden
in gleicher Weise wie bei Extractum Bella-
donnae behandelt.
Folia Coea. Alkaloidbestimmung:
15 ^ feingepulverter Blätter werden in gleicher
Weise wie bei Extractum Ck)cae fluidum be-
handelt.
Fmetns Cnbebae. Anhaltspunkte zur
Beurteilung: Aschengehalt höchstens 7,5
pCt.
Bestimmung des Alkohol-Aether-
eztraktes: 10 g fein gepulverte Kubeben
werden mit 50 g Alkohol und 50 g Aether
unter Öfterem Umschütteln 24 Stunden mazeriert.
Yen dem Filtrat dampft man 50 g auf dem
Wasserbade vorsichtig ein, trocknet 2 Stunden
bei 100® 0 und wäfft Der gewogene Trocken-
rückstand mit 20 miutipliziert ergibt den Prozent-
gehalt an Alkohol- Aetherextrakt.
Kalium hydrotartarleonL Außer Pharma-
kopöepräparaten wurde auch Roh weinstein
auf den Weinsteingehalt untersucht. Der Wein-
stein wurde in diesem Falle nach der Qoldberg'
sehen Salzsäure -Methode bestimmt. Die Be-
stimmung wird in folgender Weise ausgeführt:
6 g Rohweinstein werden mit 9 com ver-
dünnter Salzsäure (20proc.) bei gewöhnlicher
Temperatur ^gleichmäßig angerührt und unter
Umrühren eme Stunde stehen gelassen. Nach
dieser Zeit verdtumt man mit dem gleichen Vo-
lumen Wasser und läßt wiederom unter Um-
rühren eine Stunde stehen. Die Masse wird in
einem Meßkolben auf 100 com gebracht, gut
umaeeohüttelt und durch ein trockenes Filter
filtriert. 50 ocm werden abgemessen und in
einem bedeckten Beoherglase vorsichtig mit 18
ocm Pottaschelösung (10 com = 2 g K,CX),)
gekocht, und zwar vom Koohen an 10 Minuten,
bis sich das Galciumkarbonat pulverig abgeschie-
den hat. Sodann wird filtriert, mit siäendem
Wasser gut ausgewaschen (bis zum Verschwinden
der alkalischen Reaktion), die Filtrate auf 15 ocm
eingedampft und heiß mit 3 com Eisessig ver-
setzt. Nach 5 Minuten langem Rühren gibt
man 100 com Alkohol zu und rührt wieder 5
Minuten lang, bis der entstandene Weinstein-
niederschlag feinkörnig kristallinisch geworden
ist. Dann wird filtriert und zwar in der Weise,
daß der Niederschlag zuletzt aufis Filter gebracht
wird, der Niederschlag wird mit Alkohol bis zum
vollständigen Verschwinden der sanersD
Reaktion gewaschen. Schließlich wird der Nie-
derschlag samt Filter in ein Becheiglas gebracht,
der in der Schale haftende Weinstein mit sie-
dendem Wasser hinzugespült, so daß man etwa
100 bis 150 com Flüssigkeit hat, welche mitNormal-
Kiüilauge und Phenolphthalein titriert werden.
1 com Normal-Lauge = 0,1876 (log. 27323) g
Weinstein. Die gefundene Menge Weinstein
mit 33,33 multipliziert ergibt den Prozentgehalt
Magnesium oxydatnm. Da bis jetzt von
allen untersuchten Handelspräparaten keines voll-
kommen kohlensäurefrei war und ein solches
schwerlich auch anzutreffen sein wird, wurden
Präparate, die nur minimale Mengen Kohlensänre
enthielten, nioht beanstandet. Es wäre vielleicht
empfehlenswert, fdr das Magnesiumoxyd einen
zulässigen Mazimalgehalt an Kohlensäure zu
normieren.
Oleum CaGao« Anhaltspunkte snr.
Beurteilung: Schmelzpunkt 30 bis M^ C.
Probe nach Björklund: Man löst etwa
5 g des Kakaofettes in dem doppelten Gewicht
Aether in einem Probierrohr, verschließt mit
einem Korke und versucht durch Schütteln io
Lösung zu bringen. Ist die Lösung trübe, so
ist Wachs zugegen. Ist die Flüssigkeit klar,
80 stellt man das Probierrohr in Wasser vonO'*
and beobachtet, nach welcher Zeit sioh die Los-
ung zu trüben oder Flocken sich abzusoheideD an-
fangen und bei welcher Temperatur die ans dem
Wasser herausgenommene Probe wieder klar
wird. Wird die Lösung bei Oo nach 10 bis 15
Minuten trüb und klärt sie sich wieder bei 19
bis 200, so ist die Kakaobutter rein.
Yerseifungszahl 190 bis 198, Jod-
zahl 34 bis 38.
AlsErsatz für Kakaobutter bei der
Schokoladenfabrikation sind im Handel anok
mehrere Kakaobutter-Surrogate anzutreffen. Es
sollen hier nur einige angeführt werden: Na-
0 0 i n e heiBt ein englisches Produkt und ist ein
Gemisch von Kokos- und Palmkemöl, ein schwe-
disches Fabrikat, das einfach als Kakao-
bntter-Surrogat bezeichnet wird, besteht
aus Kokosfett und Japanwachs. Beide Präparate
sind noch nicht genügend geschmacklos und
haben einen kratzenden Geschmack, so dafi sie
in der Sdiokoladenfiabrikation kaum als Kakao-
butter-Surrogate zu brauchen sind. Kakao-
1 i n e ist frimzösisohen Ursprungs, ist vollkom-
men geruoh- und geschmacklos und soll sich
523
selbst Mr die beste Schokolade verwenden lassen.
Eakaoline ist nichts anderes als ein nach einem
besonderen Verfahren von den flüssigen Glyce-
riden befreites Kokosfett, welches vollkommen
neutralisiert und desodoriert ist. (Ein Srsats
der Kakaobutter in der Schokolade durch fremdes
Fett ist eine «Verfälschung» im Sinne von § 10
des Nahrungsmittelgesetzes. Sehriftieüung,)
OleuD Hyoseyami foliomm eoetum. An-
haltspunkte zur Beurteilung: 500 g
des Oeles werden mit 200 g Aether und 100 g
Alkohol vermischt und dann nacheinander mit
50, 30, 20, 20, 20 com Spree. Salzsäure ausge-
schüttelt. Die salzsauren Auszüge, die wegen
Emnlsionsbildung von der Oelschicht schwer
abzuscheiden sind, werden darauf, um das Chloro-
phyll und das noch anhaftende Oel zu entfernen,
3 bis 4 mal durch Ausschütteln mit je 15 com
Chloroform gut ausgewaschen. Nun wird die
salzsanre Flüssigkeit mit Ammooiakflüssigkeit
oder Natronlauge alkalisch gemacht und das frei
gewordene Alkaloid mit 10, 10, 10, 10, 10 com
Chloroform ausgeschüttelt. Diese letzten Chloro-
form-Auszüge werden in einer tarierten Schale
eingedampft, 2 Stunden bei 100^ getrocknet und
dann gewogen. Der gewogene Best durch 5
dividiert ergibt den Prozen^ehalt an Alkaloid;
er betrug beispielsweise 0,0(^8 bis 0,0245 pCt.
(Diese Methode eignet sich natürlich nur für den
Großbetrieb. Sehriftieüung.)
Badix Aconiti. Anhaltspunkte zur
Beurteilung: Aschengehalt nicht mehr als
5 pCH. Alkaloidbestimmung wie bei Folia Bella-
donnae.
Semen Stryehnl« Anhaltspunkte zur
Beurteilung: Asche nicht über 3,6 pCt.
In 70proo. Alkohol lösliches Extrakt 12 pCi
Alkaloidbestimmung: 15 g fein ge-
pulverter Samen werden in einer 250 g-Flasche
mit 100 g Aether und 50 g Chloroform über-
gössen und nach Zusatz von 10 com Wasser und 10
com Ammoniakflüssigkeit 6 Stunden geschüttelt.
Man läßt absitzen, gießt 100 g der Aether-
Chloroform- Mischung vorsichtig ab, gibt in einen
Scheidetrichter und schüttelt dann nacheinander
mit 30, 10, 10, 10, 10 com 3proc. Salzsäure
aus. Die vereinigten salzsauren Auszüge werden
zuerst zweimal mit je 10 com Chloroform aus-
gewaschen, dann erst mit Ammoniakflüssigkeit
im Üebers«)husse versetzt und mit 20, 10, 10,
10, 10 com einer Mischung, bestehend aus
3 Teilen Chloroform und 1 Teil Aether ausge-
schüttelt. Die Aether-Chloroform- Auszüge dampft
man in einem tarierten Kolben auf dem Wasser-
bade ein, trocknet 3 Stunden bei KX)^ und wägt.
Durch Multiplikation des gewogenen Bestes mit
10 erährt man den Prozentgehalt an Alkaloid.
Simpiis Ferri jodatL Anhaltspunkte
zur Beurteilung: Spezifisches Ge-
wicht ungefähr 1,35. In drei Teilen Wasser
soll Jodeisensirup klar löslich sein. Die wässer-
ige Lösung darf aut Zusatz von Stärkelösung
keine blaue Färbung annehmen.
Bestimmung des Jodeisengehaltes:
Man wägt 3 bis 5 g (genaues Gewicht feststellen !)
in ein Beoherglas von 3(X) g Inhalt, verdünnt
mit etwa 150 g Wasser und läßt aus einer Bü-
rette 30 com Vio'^ofiiiAl'^übernitratlösung zu-
fließen; man säuert mit etwas salpetrigsäure-
freier Salpetersäure an, gibt etwas Eisenalaun-
löflung dazu und titriert das überschüssige Silber
mit Vio'^o'i^'^^o^lAnammoniumlösung zurück.
Die verbrauchten com Bhodanlösung von 30 abge-
zogen ergeben die vom Jodeisen gebundenen
com Silberlösung. Multipliziert man nun die
Anzahl der verbrauchten com Silberlösung mit
0,0145, so erhält man das in der angewandten
Menge Sirup enthaltene Jodeisen (FejJ, welches
gegen 5 pCt betragen soll.
Tinetiini Benso^Ss. Während das D. A.-B. lY
Siambenzoe vorschreibt, soll nach deninOester-
reich-üngam giltigen Pharmakopoen, nämlich
der Ph. A. VII., Ph. Hung. n und Cr. Sl. II
nur Sumatrabenzoe verwendet werden, um
nachzuweisen, ob zur Herstellung der Benzoe-
tinktur Sumatrabenzoe verwendet wurde, dampft
man einige com der Tinktur bei etwa 60 bis 70^
ein und erwärmt hierauf den Abdampf rückstand
mit Kaiiumpermanganatlösung ; ist Sumatrabenzoe
verwendet worden, so tritt ein Geruch nach
Bittermaodelöl auf, Siambenzoe, die frei von
Zimtsäure ist, gibt diese Beaktion bekanntlich
nicht.
Tinetim Colehid seniiiis. Nach der Ph. A.VIII
wird diese Tinktur aus ganzen, also nicht ge-
pulverten Samen durch Perkolation hergesetzt.
Das spezifische (j^wicht ist ungefUir 0,901.
Der Alkaloidgehalt wird mit 0,04 pCt festgestellt
Tinetim Digitalis. Die Identifizierung der
Digitalistinktur geschieht in folgender Weise:
10 g Tinktur werden mit dem gleichen Volumen
Wasser vermischt, auf dem Wasserbade bis zur
Hälfte abgedampft, mit basischem Bleiacetat
gefällt, filtriert und das Filtrat mit Chloroform
ausgeschüttelt. Die Chloroformlösung soll nach
dem Abdampfen einen Bückstand unterlassen,
der in konzentr. Schwefelsäure gelöst auf Zusatz
von etwas Bromwasser violett gefärbt wird.
Tinetim Ckntianae. 2 com Tinktur, nach
und nach mit dem gleichen Volumen konzentr.
Schwefelsäure vermischt, nehmen eine dunkel-
rotbraune Farbe an ; werden nun 25 com Wasser
zugesetzt, so entsteht ein reichlicher flockiger
Niederschlag.
Tinetnra Ipeeaenanhae. Alkaloidbe-
stimmung: 75 g Tinktur dampft man auf
dem Wasserbade bis auf einige com ein, spült
den Best mit 5 com Ammoniakflüssigkeit und mög-
lichst wenig Wasser in ein 100 g-Fläschchen, not
60 g Aether hinzu und schüttelt 1 Stunde. Man
läßt absitzen, gießt 50 g der ätherischen Flüssig-
keit ab und schüttelt diese mit 20, 10, 10, 10 com
0,5proc. Salzsäure aus. Die salzsauren Auszüge
werden mit Ammoniak alkalisch gemacht, mit
50 g Aether versetzt und Vs Stunde unter
öfterem ümschütteln stehen gelassen. Nach
dem Absitzen werden durch ein trockenes Filter
40 g der Aetherlösung in ein genau tariertes
KÖlbchen abgegossen, der Aether auf dem Wasser-
bade abgedampft, der Bückstand 2 Stunden bei
524
100 ^ getrocknet nnd dann jfewogeD. Der zurück-
gebliebene Best mit 2 multipliziert ergibt den
Prozentgebalt an Alkaloid, der 2 pCt betragen
soll. (Auch Dur im Großbetriebe brauchbar.
SekrifUeüung,)
nnetiira Stnrekiil. Alkaloidbestimm-
ung: 60 g Tinktur dampft man auf dem
Wasserbade bis auf einige com ein, spült den Rest
mit 5 com AmmoniakÜiissigkeit und möglichst
weuig Wasser in ein 100 g-Flfischchen, gibt 40 g
Aether uud 20 g Chloroform hinzu und schüttelt
1 Stunde. Man Ifißt absitzen, gießt öO g der
Aether-Ghloroform-Mischung ab und schüttelt
diese mit 20, 10, 10, 10, 10 com 3proc. Salz-
s&ure aus. Die yereinigten Salzsäuren Auszüge
werden zuerst zweimal mit je 10 ocm Chloro-
form ausgewasohen und dann erst nach Zusatz von
überschüssigen Ammoniakflüssigkeit mit 20, 10,
10, 10 com einer Mischung, bestehend aus 3 Teilen
Chloroform und 1 Teil Aether, ausgeschüttelt.
Die Chloroform-Aether-Auszüge dampft man in
euem genau tarierten Eölbohen auf dem Wasser-
bade ein, trocknet 3 Stunden bei 100^ und wägt.
Darob Multiplikation des gewonnenen Bestes mit
2 erfühlt man den Prozentgehalt an Alkaloid.
J. K,
Darstellung von künstlichem
Kampher.
I. Pinenchiorhydrat wird mit Bleiacetat in
essigsaurer Lösung erhitzt, wobei je nach der
Arbeitsweise Kamphen- oder Bomyl- oder Iso-
bomylaoetat erhalten wird. Zur Darstellung des
Kamphens werden 1,275 g Pinenchlorbydrat mit
5 g Eisessig und 3,2 g trooknem Bleiacetat 24
bis 30 Stunden zum Sieden erhitzt. Dann wird
vom Niederschlage abgegossen, der Eisessig ab-
destüliert und mit Kalk neutralisiert. Bei der
Destillation im Dampfstrom erhält man Kamphen,
als Nebenprodukt in geringen Mengen Bornyl-
und Isobomylacetat Die Beaktion kann auch
im AutokUven bei 130 bis 135 ^ 0 vorgenommen
werden, doch tritt bei weiterer Steigerung der
Temperatur die Ausbeute an Kamphen zurück
und bei 180 ^ 0 werden in der Hauptsache nur
die anderen beiden Acetate erhalten. Das
Kamphen kann ^rekt zu Kampher oxydiert
werden. Die Acetate werden verseift und die
nach verschiedenen Vorfahren oxydierten Bor-
neole liefern gleichfalls Kampher. Beim Aus-
gange von 1-Pinen erhält man linksdrehenden,
vom d-Pinen rechtsdrehenden Kampher. (Franz.
Patent von Ä. Bihal^ P, Magnier und Ch,
Tiuier^ Chem.-Z^. 1906, 792). Nach einem
Patente von A. Dubox und 0. Piequet kann
das Pinenchlorbydrat auch mittels eines For-
miates oder Biformiates in Kampherformylester
übergeführt, durch Wasser verseift und das
entstehende Bomeol durch Oxydation unter
Wasseraustritt in Kampher verwandelt werden.
IL In eine Auflösung von 15,4 kg Isoborneol
in 40 kg Chloroform werden unter äußerer
Kühlung 7^1 kg Chlor eingeleitet, welches mit
einem mdifferenten Oase verdünnt ist, wobei
sich Salzsäuredämpfe entwickeln. Nach be-
endeter Oxydation wird die Lösung mit Wasser
gewaschen, das Chloroform abdestilliert und der
Kampher als farblose, kristallinische Masse ge-
wonnen und durch Umkristallisieren aus Petrol-
äther gereinigt. (Vergl. auch Pharm. Centralh.
46 [1905], 835). 0. F. Bokringcr äf ^>hne,
Mannheim-Waldhof. — he,
III. 10 kg Isoborneol werden fein gepulvert
oder in 10 kg Benzol gelöst und mit einer
Lösung von 10 kg Kiüiumpermanganat in 1000
Liter Wasser bei gewöhnlicher Temperatur gut
gemischt, bis die Permanganatfarbe verschwiio-
den ist. Durch Dampf destillation und Umkristall-
isieren aus Petroleumäther wird der Kampher
rein erhalten. Der durch dieses Verfahren er-
haltene Kampher ist sehr rein, da sich hierbei
im Oegensatz zur Oxydation durch Chromsäare
oder Sidpetersäure keine Nebenprodukte bilden.
(D. R. P. 157690, Kl. 12o. Chemische Fabn'.
auf Aktien vorm. E, Schering^ Berlin.
IV. Wenn man die Oxydation von Borneol
oder Isoborneol durch Ozon bewirkt, erhält man
in nahezu quantitativer Ausbeute fast völlig
reinen Kampher ohne Verunreinigung mit fie-
duktionsprodukten. Ferner läßt sich Kampher
aus Isoborneol erhalten, wenn man ein Gemisch
von Isobomeoldämpfen mit Saueistoff oder Luft
erwärmt, sei es mit oder ohne Benutzung ?on
Kontaktsubstanzen.
Leider bieten auch diese beiden Verfahren
noch keine Aussicht, billigen synthetischen
Kampher zu erlangen. (D R. P. 101306 und
101 523, Kl. 12 0. Chemische Fabrik auf Abien
vorm. K Schering^ Berlin.) - Ä. St
Die Lullua - Quelle
der Hersfelder Brunnengesellschaft A.-G. in
Hersfeld enthält nach einer Untersuchung im
Dr. R. Fresenius' Bchen Laboratorium in ll<üO
Gewichtsteilen Wasser:
Natriumsulfat
» nitrat
» Chlorid
» bromid
» Jodid
Kaliumchlorid
Lithiumchlorid
Calciumsulfat
» bikarbonat
2,281 959 g
0,005 103 g
0,556 720 g
0,000175 g
0,000004 g
0,032027 g
0,001 489 g
0,545 067 g
0,533 127 g
» Phosphat (CaUP04) 0,000025 g
> arsenat (CaHAsO«) 0,0l0ü52 g
Strontiumsulfat 0,013631 g
Magnesiumbikarbonat 0,198290 g
Eisenoxydul » 0,158 774 g
Manganoxydul » 0,000^57 g
Zinkoxyd » 0,011 149 g
Borsäure 0,002 348 g
Kieselsäure 0,01 1 285 g
Kohlensäure, freie 0,010083 g
Baryumkarbonat in unwägbarer Menge.
Angezeigt ist diese Quelle gegen KranV heften
des Magens, Darmes, der Muz, Leber, Nieren
und Hamwerkzeuge, sowie bei Hämorrhoiden,
Gicht, Zuckerkrankheit, Fettleibigkeit und Gallen-
steinen. Ä M.
525
Die Bestimmung
von fissigsäm'e im BleiweiB.
Das unter Anwendung von Essigsäure
hergestellte Bleiweiß hält einen Teil der
Essigsäure so fest gebunden, daß er sich
nicht durdi Auswaschen entfernen läßt. In
solchen Fällen versagen die übliclien Methoden
zur Bestimmung der Essigsäure in Bleiweiß,
bezw. ergeben dieselben zu niedrige Werte.
Omtare W, Thompson empfiehlt daher
folgendes Verfahren: 18 g trocknes Blei-
weiß bringt man mit 10 com sirupöser
Pfiosphorsäure, 18 g ZinUstaub und 50 ccm
Wasser in einen V2-I^iterkolben und destilliert
auf einen kleinen Rest ab. Nachdem man
hierauf so lange Dampf in den Kolben ge-
blasen hat, bis das Kondenswasser den
letzteren etwa halb füllt, destilliert man
wieder bis auf einen kleinen Rest ab.
Dieses Verfahren wiederholt man zweimal
und destilliert alsdann das Gesamtdestillat
nach Zusatz von 1 ccm Phospho)-säure in
eben beschriebener Weise so lange, bis
10 ccm Destillat höchstens einen Tropfen
l'i 0 - Normal - Alkalilauge zur Neutralisation
verbrauchen. Das Destillat wird zweck-
mäßig in Anteilen von je 200 ccm titriert.
Sind in dem Bleiweiß erhebliche Mengen
Chloride enthalten, so muß man bei der
zweiten Destillation unter Zusatz von Silber-
phosphat destillieren.
Ztschr. f. angebe. Chem. 190G, 343. Bit.
Ueber Reaktionen
und Bestimmungsmethoden von
Arsenwasserstoff.
Aus den sehr eingehenden und zahlreichen
Untersuchungen, welche Hans Beckleben
und Georg Lockemann über Arsen Wasser-
stoff und dessen Verhalten gegen Silber-
nitratiösung, gegen Halogene und Halogen-
säuren sowie gegen Chromsäure und Ueber-
mangansäure ausführten, geht zum Schluß
hervor, daß zur quantitativen Bestimmung
von Arsenwasserstoff in einem Gasgemisch
die Wägung des abgeschiedenen Silbers nicht
immer zuverlässige Resultate gibt, und daß
die Ermittiung der in Lösung gegangenen
arsenigen Säure mit Schwierigkeiten ver-
knüpft ist
Brauchbarere Resultate in wesentlich
kürzerer Zeit erhält man durdi Messen
der Volumenabnahme beim Schütteln mit
den Lösungen von Silbemitrat, Jod-Jodkaliura,
Jodsäure und Hypochlorit Besonders dürfte
sich das letztere und zwar in der Form,
wie es im Handel unter dem Namen «Eau
de Javelle» zu erhalten ist, bei seiner Billig-
keit und wegen der äußerst schnellen Ein-
wirkung in erster Linie als Absorptionsmittel
empfehlen. B^r die qualitative Prüfung
eines Gases auf Arsenwasserstoff halten die
Verff. eine ziemlich konzentrierte ammoniakal-
ische Silbernitratiösung am geeignetsten:
Dieselbe wird bei den geringsten Spuren
von Areenwasseretoff sogleich dunkel geti'übt
Zu berücksichtigen ist allerdings dabei, daß
z. B. Antimon-, Schwefel- und Phosphorwasser-
stoff ebenfalls Schwärzungen bezw. dunkle
Fällungen erzeugen. Tritt jedoch diese Re-
aktion nicht ein, so ist auch sicher kein
Arsenwasserstoff zugegen.
Die Verff. setzen die Untersuchungen nach
verschiedenen Richtungen hin fort und haben
auch seit längerer Zeit Beobachtungen über
die Wirkung von Radinmstrahlen auf Arsen-
wasserstoff angestellt, deren Ergebnisse die-
selben später mitzuteilen gedenken.
Ztschr. f. angeip. Chem. iOOG, 275. Bit.
Dimethylamidoazobenzol
als Indikator
verwendet Eimer (Joum. of Amer. Assoc,
1906, Nr. 15) für freie Salzsäure
im Mageninhalt. Da als Fehlerquelle im
wesentlichen Milchsäure in betraclit kommt,
die auf das Reagens noch in einer
Verdünnung von 1 : 1 500 reagiert, so er-
mittelt Verfasser den ungefäliren Prozent-
gelialt an Milchsäure in dem zu unter-
suchenden Mageninhalt in verschieden starken
Verdünnungen mittels der Kelling -Vvoh^j
die Milchsäure noch bis 1 : 22000 nach-
weist, und titriert die Salzsäure dann ent-
weder in Verdünnungen des Mageninhaltes
mit weniger als 1 : 1500 Milchsäure oder
zieht den nach Kellmg ermittelten Prozent-
gebalt an Milchsäure von dem durch
Titration erhaltenen Gehalt an freier Salz-
säure ab. — ^i^—
526
Verschiedene Mitleiluiigen.
Die Rostbildung
in den Wasserleitiingsröbren.
Im Anschlaß an seine früheren Arbeiten
über Eiteabakteriea (vergl. Pharm. Centralh.
46 [1904], 446 u, 797) veröffentlicht B.
Schorle?' im Gentralbl. ffir Bakteriol. 1905,
XV, 564 ffg. mii^roskopiBche Untersuchungen
des dicken Rostbelages der Dresdner Wasser-
leitangsrOhren, wie er mit Hilfe des No-
wotny'adien Reinignngsapparates ans diesen
entfernt worden war. In den 10 cm weiten
Eisenröhren hatte sich innerhalb 30 Jahren
ein 3 cm dicker Rostbehig von brannroter
Farbe — trocken rostrot und gelb ab-
färbend — gebildet, so daß das Lumen des
Rohres nur noch 4 cm betrug. Der Belag
ließ sich mit Hilfe des vorgenannten vorteil-
haften Apparates leicht entfernen und es
zeigte sich die eigenartige Erscheinung, daß
die Röhren selbst vom Rost nicht angegriffen
waren, ja daß selbst die Asphaltschicht
noch intakt war. Schorler hat nun nach-
gewiesen, daß die gesamten Eisenoxydhydrat-
inkrustationen durch die Eisenbakterie Gal-
lionella ferruginea veranlaßt worden
sind, deren Fadenbruchstflcke deutlich in dem
inneren abwischbaren Belag der Rostbrocken,
besonders so lange dieser noch feucht war,
erkennbar waren.
In den festen Bruchstücken des Rostes,
welcher die inneren Teile des Belages der-
artiger Röhren bildet, konnte indessen mit
Hilfe des Mikroskops nichts von den zopfig
zusammengedrehten Fäden und Kettenglie-
dern der Qallioneila wahrgenommen werden,
vielmehr bestand das Pulver aus scharf-
kantigen anorganischen schwarzen Teilchen.
Diese bildeten sechsseitige Kristalltäfelchen,
über dereren Entstehung Schorter'z Erklär-
ungen über das Zustandekommen der Rost-
bildung in den Leitungsröhren Auskunft
geben. Das Eisen der Rostmassen entstammt
nach ihm lediglich dem Leitungswasser.
Durch den Lebensprozeß der Eisenbakterie
Gallionella wird das gelöste doppeltkohlen-
saure Eisenoxydul aufgenommen und in die
Oxydform übergeführt, wobei sich das aus-
geschiedene Eisenoxydhydrat in der Scheide
der Fäden ablagert Ist man ein Gegner
dieser zuerst von Winogradsky ausgespro-
chenen Ansicht und hält die Speieherung
des Eisens in den Gallertscheiden der Bak-
terien nur für einen mechanischen Vorgang,
so bleibt die Oxydation des Eisens unver-
ständlich und man muß trotzdem die Gallio-
nella für die Rostablagerung verantwortlieh
machen.
Bei einer gewissen Dicke des Rostmantels
um die Gallionellafäden gehen in diesem
nun molekulare Umlagerungen vor sieb.
Von außen her beginnt er in hexagonaleo
Tüpfelchen zu kristallisieren, oder es bilden
sich durch Verwachsung benachbarter Fäden
formlose Aggregate. Hierdurch erklärt es
sich, warum in den festen Teilen der Rast-
brocken keine Bakterienfäden mehr nach-
weisbar sind. Diese molekulare Umlager-
ung zeigt auch den Weg, wie der Rasen-
eisenstein durch Ablagerung der Scheiden
von Ghlamydothrix ochracea entstanden sein
mag, obwohl sich keine Fäden der Bakterien
mehr in den Raseneisenerzen nachweisen
lassen. Es gelang übrigens Schorler im
Eisenocker von Mockritz bei Dresden fädige
Bildungen, die möglicherweise von Bakterien
herrühren, nachzuweisen.
So verschiedenes Aussehen die Rostbeläge
der Wasserleitungsröhren, je nach den ver-
schiedenen Plätzen ihrer Herkunft, aufwiesen,
immer gelang es Schorler, die GaUionelia
in diesen bald rotbraunen, bald sdiwarzen
Rostkmsten oder losem Pulver nadiio-
weisen.
Gegenmittel gibt es nicht; es empfiehlt
sich nur die zeitweilige Reinigung der Röhren
mit Hilfe des Nowotny'sfhßa Apparates.
-df/.
Neumann's Nähr-Bandage
beetdit aus zwei Brustträgem mit sangftb-
igen Einlage -Kissen, welche die sich frei-
willig absondernde Milch in sich aufnehmen.
Infolgedessen wird ein Durchnässen der
Wäsche und Kleidung sowie die dadurch
verursachten Flecken verhindert, wie and
das Säuern und der damit verbundene üble
Geruch verhütet Zum Nähren wird ein
Bruststräger losgeknöpft. Darsteller: Beriiner
Bandagen-Fabrik Hermann Netimann in
Berlin SO, RungestraHe 9. B. M
527
Ein eigentümlicher Unfall
mit tödlichem Ausgange in einer
Walkfettfabrik
ereignete sich in Forst i. L. Es wird in
diesen Fabriken das Fett ans dem Walk-
Wasser der Tuohfabriken durch Schwefel-
säure ausgeschieden. Ein Arbeiter bestieg
ein soeben abgelassenes Bassin von 1,5 m
Tiefe und fiel sofort darin um. Ein ihm
zu Hilfe kommender Kamerad blieb eben-
falls betäubt im Bassin liegen. Ein dritter
Arbeiter, der vor Beeteigen des Bassin durch
den Gesdiftftsführer angeseilt worden war,
wurde auch sofort betäubt und blieb, trotz-
dem er sofort emporgezogen wurde, noch
einige Zeit bewußüos. Endlich gelang es^
die Verunglückten aus dem Bassin zu holen.
Noch tagelang lagen beide bewußtlos
im Krankenhause, bis der eine am 6. Tage
nach dem Unfall starb. Es ist bemerkens-
wert, daß der erste Arbeiter, welcher länger
im Bassin geblieben war, mit dem Leben
davon kam, während der andere, welcher
ihn retten wollte, der aber älter war als der
Gerettete, sein Werk mit dem Leben be-
zahlen mußte. Der erste Arbeiter ist noch
heute zeitweilig geistig gestört und bezieht
deshalb volle Unfalhrente. Als Todesursache
wurde nach der Sektion des Verstorbenen
Lungenentzündung angegeben. Da das zur
Verarbeitung kommende Walkwasser aus
den verschiedenen Tuchfabriken zusammen-
geholt wurd und deshalb von sehr verschie-
dener Zusammensetzung ist, so lassen sich
sichere Untersuchungen kaum anstellen.
Vermutlich hat sich beim Scheiden des Fettes
durch Schwefelsäure aus der beim Walken
im Ueberschuß zugesetzten Soda Kohlen-
säure entwickelt; jedoch die erhebliche und
anhaltende Störung des Nervensystems des
Ueberlebenden läßt darauf schließen, daß
außer Kohlensäure noch andere giftige Gase
aufgetreten sein müssen. Nun ist in den
aus den Walkhiugen bei Schwefelsäurezusatz
entweichenden Oasen auch manchmal Am-
moniak wahrzunehmen und dieses kann
allerdings schwere Aetzungen der Atmungs-
organe hervorrufen. Es bliebe daher nur
die Erklärung flbrig, daß freies Ammoniak
in dem Walkwasser schon enthalten gewesen
wäre, welches von der sich stfirmisch ent-
wickelnden Kohlensäure mit fortgerissen
wurde, weil die Menge der angewendeten
Schwefelsäure zu seiner Bindung nicht aus-
reichte. (Dies erscheint äußerst fraglich,
wenn nicht ganz unwahrscheinlich. Sollte
nicht an eine Arsenvergiftung durch
Arsen Wasserstoff bei Verwendung unreiner
Schwefelsäure zu denken sein? Bericht*
erstatter.) In dieser Fabrik war schon
früher ein ähnlicher Unfall vorgekommen
und den Arbeitern daher die größte Vorsicht
bdm Besteigen der Bassins befohlen. W. Fr,
Ztschr, f. Oew.-Hyg. 1906, 1.
Ausziehbarer Bunsen'scher Brenner
nach Zimmermann, Die der Länge nach
in einander verschiebbar und drehbar ange-
brachten Köhren sind mit Schlitzen oder
Lochreihen versehen, die in verschiedener
Höhe mehr oder weniger zur Deckung ge-
bracht werden können. P.
Preislisten sind eingegangen von:
Dr. Degen und Kuth in Düren (Rhld.) über
Liquores Ferri dccemplices und triplices, «Duka»-
Haematogen und -Emulsion, Pedesan (Hühner-
augen pflMter).
Roeckert und Miehaiotoshy in Berlin SW
über chemische Präparate, Tabletten, Vasoli-
mente usw.
Liebig <b Co, in Dresden- A. über Toilette-
seifen, medizinische Seifen, Parfümerian.
Dietx db Richter in Leipzig über Drogen,
CbemikalieD, Farben, Reagentieo, Spezialitäten.
E, Jungekttuen in Frankfurt a. 0. über
Blumen- und Gemüsepflanzen, gfirtnerische Werk-
zeuge.
J, D, Riedel in Berlin über Chemikalien,
Drogen, Reagentien, Präparate von Pctrke^ Davis
db Oo., Tabletten, subcutane Injektionen, Gelatine-
Kapseln usw.
Q, db R, Irüx in Wien über Drogen, ohe-
misohe und pharmazeutische Präparate, Ver-
bandstoffe, Mineralwässer, Spezialitäten, Gelatine-
kapseln, Apparate usw.
Caescvr db Loretx in Halle a. S. über vegeta-
bilische Drogen im ganzen und bearbeiteten Zu-
stande, Kneippt Bohe Speziali täten, Extrakte zur
Likör-Bereitung.
Muster sind eingegangen von :
E, Äpian Bennetcitx in Annaberg i. Erzgeb.
Ghemisoh reines Filtrierpapier Nr. 314 in Bogen-
fonnat 47X47 und 78X78 cm sowie rund
geschnitten in allen gewünschten Größen. Ein
Filter von 10 om Durchmesser ergibt 0,002 g
Asche. Das Papier ist sehr balttwr.
528
Bpiefwechsel.
B. Th. in Str. Die roten Punkte oder
Flecken, welche Sie bald nach der Herstell-
ung an der Lebertran-Emulsion beob-
achteten und welche sich zunächst vergrößerten,
dann verblaßten und nach einigen Stunden ohne
Hinterlassung irgend welcher Spuren verschwan-
den, rührten wahrscheinlich von Kolonien eines
Pilzes her, der ähnlich wie Bacillus prodigiosus
(um einen der bekannten zu nennen) einen
roten Farbstoff erzeugt. 8
Apoth. P. in Dr. Für die I/ösung (Verzucker-
ung) der Stärke in Wurstwaren nach dem
Verfahren von Märeker und Morgen (Verein-
barangen zur einheitlichen Untersuchung von
Nahrungs- und Genußm. usw. Heft I, Seite 15
und 41 ) empfehlen wir Ihnen, anstatt der 5 com
Malzauszug eine Lösung von 0,1 bis 0,2 g
D i a s t a 8 e (Merck) in 5 com Wasser zu ver-
wenden. P. S.
A. P. in St. Über Weinkellerkontrolle
gibt eb keine gedruckte Anweisung. Die Durch-
führung der Eontrolle ergibt sich aus dem Wein-
gesetz vom 24. Mai 1901 und den Ausführungs-
bestimmungen hierzu vom 2. Juli 1901. Als
Kommentar zum Weingesetz empfehlen
wir Ihnen : «Wein-Oesetz vom technischen Stand-
punkte, insbesondere zum Gebrauche für Praktiker
erläutert von Dr. K, Windtseh»^ Berlin 1902,
Verlagsbuchhandlung Paul Parey. Derselbe Verf.
hat auch eine «Chemische Untersuchung und Beur-
teilung des Weines» (Borlin 1896, Verlag von
Julius Springet) geschrieben. Die Bekannt-
machung des Reichskanzlers vom 25. Juni 1896,
betr. Vorschriften für die chemische Untersuchung
des Weines, ist nebst derjenigen vom 2. Juli 1901
noch in Kraft. Weiterhin empfehlen wir Ihnen
das Studium der Wein- und Moststatistiken
des Kaiserlichen Gesundheitsamtes.
Für die Wasser analyse ist als kleineres
Werk «Die Untersuchung des Wassers» von Dr.
W, Ohlmüller (Verlag von Jul. Springer^ Berlin),
ebenso der Abschnitt «Wasser» im IL Heft der
«Vereinbarungen zur einheitlichen Untersuchung
und Beurteilung von Nahrungs- und Genuß-
mitteln usw.», und als größeres Werk «Die
chemische und mikroskopisch - bakteriologische
Untersuchung des Wassers» von Dr. Tiemann
und Dr. Gärtner (Verlag von Vieweg db Sohn^
Braunschweig) anzuraten. P. Süß,
A. L. in H. Kapokwolle, über welche
schon Ph. C. 28 [1887], 33, berichtet wurde,
sind die Samenhaare von Eriodendrou anfraotuo-
sum, welcher Strauch in Indien und auf der
Insel Java heimisch ist. Die Früchte sind
18 bis 25 cm lang, 5 bis 6 cm an der dicksten Stelle
breit, beiderseits zugespitzt und enthalten eine
grosse Anzahl Samen, fest in die Samenbaare
eingepackt. (Vgl. auch Pharm. Centralh. 46 [1905],
54.)
Die Kapok wolle findet vielfache Verwendung
als Polstermaterial. Als Material für Verband-
stoffe, z. B. als Ersatz für Watte, wofür sie auf
den ersten Blick geeignet scheint, ist sie nicht
zu empfehlen Die Samenhaare sind sehr spröde
und zerbrechen leicht; sie lassen sich z. B. mit
dem Finger in dem Handteller der anderen Hand
zu Pulver zerreiben, während Baumwolle
sich bei dieser Behandlung verfilzt. Der Uoter-
zeichnete hat schon vor vielen Jahren eingehende
Versuche angestellt, Kapokwolle als Watte-Ersats
einzufuhren; sie scheiterten aber an der er-
wähnten Eigenschaft der Kapok wolle. Infolge
der Sprödigkeit und leichten Zerbrechlichkeit der
Kapokwolle ist überhaupt jedes Hantieren mit
derselben «ehr unangenehm. Der Staub reizt
stark zum Nießen und erzeugt fortwährendes
Jucken an Gesicht, Händen usw.
J.. Seftneider.
Dr. M. in Br. Vielleicht liefert E. Merek in
Darm Stadt oder eine andere deutsche Fabrik das
von Home für die optische Zuckerbes timmaog
(Trockenfäilung) empfohlene trockene präci-
pitierte Bleiacetat. Als Darsteller wurden
von Home die Fabrikanten Becker db Adamson
in EastOQ (Nordamerika) angegeben. P, S.
Apoth. Th. M. in £• Das übersandte lotbraane
grobkristallinische Pulver «K y 1 - K o l» (K o h I e n •
Sparer) besteht aus Kochsalz, Eisenoxyd (engl.
Rot) und Holzfaser, also einer Art denaturierten
Kochsalzes Nach der Gebrauchsanweisung soll
man auf 2250 kg beliebiger Kohle 1 kg cKyUKo]>
in 12 bis 15 L Wasser aufgelöst verwenden und
dadurch etwa 25 pGt. an Kohlen sparen. Von
einer völligen Auflösung des Pulvers ist natür-
lich keine Rede, es lost sich eben nur das Koch-
salz, und ob die geringen Mengen Sauerstoff aos
dem wenigen Eisenoxyd bezw. aus etwa dissoci-
iertem Wasser wirklich die Verbrennung und
den Heizeffekt der Kohle in dem angeführtem
Maße steigern, erscheint zweifelhaft, wenn nicht
etwa das Eisenoxyd als Kontaktsubstanz in Frage
kommt. P. Süß.
Erneuerung der Bestellung.
Zur Erneuerung von Zeitungsbestellungen bei der Post; welche Ende dieses Monats abiaafeo;
bedarf es der Vorausbezahlung des Betrages. Auf den ununterbrochenen und voll-
ständigen Bezug der Zeitung kann nur gerechnet werden, wenn die Anmeldung recht-
zeitig geschieht
Der Postauflage der heutigen Nummer liegt ein
Po«t-Be«tell»ettel zur gefl. Benutzung bei.
I Dr. A. äehneider, DnadMi uad Dr. P. Sllß, Dresden-BlMewits.
VmuklwonUoter \Mmx Dr. F. Stil, Dretden-BlaMwite.
iMhMni^ tank J«ll«i Sprimcvr, Birlla N., M«iiMlM^sli t.
^M »r. tltUl Xa«kf«lg«t Ö^vaatli * MakU)la Piii«w.
529
Inhal ts-Verzeich n is
dos II. Vierteljahres vom XLVII. Jahrgange (1906)
der „Pharmaceutischen Oentralhalle".
* bedeutet mit Abbildung.
Abwässer, fieinigung 290.
— Bestimm, der Oxydierbar-
keit 291.
der suspendierten Stoffe
296.
des Chlorgehalts 297.
Aceton, Bestimm, nach Auld
285.
Acetyl Wasserstoff peroxyd 480.
Acidol, UntersuchoDgen 466,
Acid. amido-formicicum 304.
— citricum Ph. Nederl. 396.
— propylo-barbitnricum 460.
Actina-Puder, Bestandt. 443.
Adrenalin, Identitätsreakt. 356.
Aecidium, Generationswechsel
452.
Aether p. narkoei Pb. Nederl.
397.
Aetbylmethylxanthin 460.
Ahr- Kotweine 51.5.
Akazienblütenöl 356.
Äkonitalkaloide, 2 neue 333.
Akonitin, Reagens auf A. 376.
Albnriltabletten,Harnprüfer506.
Alformin, Wirkung 460.
Alkaloide. Bestimm, nach Ph.
U. St 383.
Alkarsodyl, Anwendung 4C2.
Alamin. acetico glycerin. 412.
— acetico-tartai*. Ph. Nederl.
397.
Alaminiumpapier 346.
Ameisen, Vertreibung 346.
Ameisensaure Salze 306.
Ammoniacam, Reaktion 397.
Amydol Ibis, Bestandteile 357.
Anästhesieiende I/Jsungen 429.
Analgor, Anwendung 337.
Anemone nemorosa 452
Antbrasolin, ein Teerprä])arät
402.
Aniicollämin 353.
Aniipilepticum Rosenberg 479.
Antiglacosine 402.
Antigonokokkenserum 402.
Antimottein H79.
Antiscabin 464.
Autithyreoidin 387.
Antityphosserum 520.
Aquae dest. arom. Pb. Nederl.
397.
Arachin 520.
Argent. carbonic. 520.
Argent. foliat. Ph. Nederl. 398.
Aristol und Jodthymol 445.
Arsen, Nachweis nach Mai 320.
— mikroskopischer Nachweis
ölO.
Arsen Wasserstoff, Bestimm. 525.
Arzneimittel, neue 2S4. 304.
337. 353. 377. 402. 424. 443.
460. 479. 520.
Asthma-Medioinen 464.
Atropin, Vergiftungen 326.
Atomgewichte, neue 381.
Augentropfgläschen 283.*
Autolysator nach Ubber 509.*
Sacilla der Ph. Nederl. 398.
Bals. Copaivae Ph. Nederl. 398.
— peruvian. Ph. Nederl. 398.
— tolutan., Löslichkeit in S2C
398.
Bandwurm, Abtreibung 306.
Barvum, Trennung von Ca u.
Sr 318.
Basedow'sche Krankheit 387.
Bclloform, Bezugsquelle 304.
Benzaldehyd, Umwandlung 338.
Benzin, £1 kennung 3^2.
Benzomorphin == Peronin 402.
Beraneck's Tuberkulin 520.
Berberin, Reaktionen 473.
— Konstitution 505.
Bier, eisenhaltiges 405.
Bikbakonitin 333.
Bioferrin, Eigenschaften 513.
Birkenrindenöl 467.
Bismut. bisalicylicum 479.
— bitannic. 520.
Blei, Bestinmi. als Jodat 363.
Bleiacetat, präcipitiertes 528.
Bleikolik, Behandln g 366.
Bleinitrat, Darstellung 485.
Bleiweii^ Essigsäurebestimmung
525.
Blenal, Anwendung 443.
Blinddarmentzündung 430.
Blut, Formaldehyd i. B. 388.
Blutbanner, Verbandstoff 337.
Blutstillende Watte 401.
Brandol, Bestandteile 464.
B rasant- Kapseln 4J4.
Brenztraubensäure 361.
Bromeine 479.
Brot, faden ziehendes 411.
Bruunensalze, künstliche 423.
Bunsen-Brenner, ausziehbarer
527.
Büchei-schau 289. 307. 390.
Bürette nach Gockel 317.
Burkhards Kräuterpillen 464.
Butter, angebl. Ersatz 488.
Buttermilch, alkalisierte 340.
— Wässerung ist unzulässig
287.
Cacaol, Analysen 452.
Cadosol 520.
Calcium hippurlcam 402.
Capsules Ferroplasma 402.
Carnaubawachs, Prüfung 399.
Camosot z. Fleischkonservier.
342.
Catgut, Sterilisierung 306.
Cedraline = Phenzoline 402.
Cera foliorum Ph. Nederl. 399.
Cerolin, Heilprinzip der Hefe
489.
Cerolin -Kageln und -Zäpfchen
520.
Cetaceum, Prüfung 399.
Chemiker, Versammlung 288.
346.
Chilch Zalou 427.
China liquida de Vrij 316
Chinazolin, Darstellung 406.
— Derivate dess. 426.
Chinin, Geschmackskorrigens
367.
Chininhydrochlorid, Prüf. 399.
Chinin-Ureochlorhydrat 479.
Chinoform = Chinoformiat 377.
Chlorate, Bpstimmung 420.
Chlorkalk, Nachweis 29(>.
Chloroform p. narkosi 400.
Cholsäure, Salze ders. 284. 406.
Chrysarobin-Deimasau 353.
Chrysarobin Ph. Nederl. 400.
Cldrase, Eigenschaften 386.
Cista, Bestandteile 464.
Citarin, als Brausesalz 337.
Citronensaft, künstlicher 439.
Citroquinium Simonnet 479.
Cocoids, Bestandteile 353. 424.
Colaline Laxative 304.
Colalin-Präparate 460.
Conephrin Dr. Thilo 520.
Conicus- Flaschen 328. 432.*
Copahidin Mazeron 479
Cort. Cascarillae, falsche 324.
— Chinae Ph. Nederl. 400.
Prüf, auf Alkaloide 481.
— Frangulae, verfälschte 365.
Creolin Pearson ist im Verkauf
nicht beschränkt 414.
Crin d'Afrique, Herkunft 414.
Crocetin, Eigenschaften 357.
Cyanophyceen 325.
Cyankali um Vergiftung, Gegen-
mittel 519
Cyan wasserstoffsäure 452.
Cyllin, Bestandteile 354.
Darfflba\terien, Nachweis 510.
Dattel-Sirupe 464.
Datura alba, Alkaloide 311.
530
Decocta Ph. Nederl 400.
DecoctioQ de Magendie 445.
Deoaquor Thymi 304.
Delphinfilter 328.
Degrasin, Entfettnngsmittel 424.
Dextrose, ümwandlang 404.
Diadermioe 387.
Dlmethylamidoazobenzol als In-
dikator 525.
Dienstmädchen in Apotheken
463.
Dijozol-Salze 443.
p-Dimethylamidobenzaldehyd,
Farbenreaktionen 485.
Dipropylacet-p-phenetidin 507.
Dionin, Kennzeichen 298.
Diphtherie-Heilserum , eingezo-
gene Nummern 304.
Doppelbürette nach Iwanow 508.
Drahtnetzaufsatz 509.
Drogen, Rückblick auf 1905
279.
Drogenreiche nachTschirch 427.
Duodenal Mucous Extract 402.
Duret's Balsam 278.
Duroform 520.
fihrlich's Aldehydreaktion 405.
Eier, Ersatz durch Seife 282.
Eikonserven, Untersuch. 282.
288.
Eis, flüssiges (Liquid Ice) 443.
Eisenzitronensaft 304.
Eisenpulver, Herstellung 483.
Eklampsie, Serum 403.
Empl. adhaesiv. Ph. Nederl. 400.
Empyroform, Anwendung 343.
Emuigen, Bestandteile 290.
Erbsen, konservierte 447.
Erbswurst ist keine Fleischware
447.
Estoral, Eigenschaften 281.
Ethomorphine = Dionin 402.
Euoarenalin 402.
Eucathymin 304.
Euen oder Sanitkapseln 353.
Euhämose 443.
Eumydrin 367.
Eupicin 479.
Eusemin 356.
Eusulfin-Seife 443.
Eutannin 402.
Eutonicin 337.
Extraeta Ph. Nederl. 401.
Extr. Belladonnae, Unterscheid,
zwischen Wurzel- u. Blätter-
extrakt 481.
— Chinae fluid., Bereitung 316.
— Cocae fluid., Alkaloidbest.
482.
— Ferripom., Eisengehalt 482.
— Hyoscyami, Alkaloidbest.
482.
— Becalis com, Reaktionen 482.
— Stryohni, Beurteilung 482.
Fagacid, Eigenschaften 3S6.
Fascol-Salbe, Bestandteile 464.
Fergan, Bestandteile 304.
Fermente, neuer Nachweis 485.
Fer-Protvlin 520.
Ferrodur, Härtemittel 492.
Ferroglutin, Bereitung 460.
Filtrierkonus 314.*
Flaschenfüllmaschinen 451.*
452*
Fleisch, 9 Eonserv.-Salze 822.
Fleischsaft, Gewinnung 48 S.
Foenum graecum-Saibe 356.
Formicin, Anwendung 430.
— Darstellung 507.
Formaldehydiösungen, feste 403.
Formaldehydpastillen 426.
Freyssinge^s Präparate 479. 480.
Fruchtsäfte, Untersuchung 486.
— Statistik von 1905 511.
Fülltrichter 451.*
Fuselöl, Ursprung dess. 382.
Fußabdrüoke, haltbare 472,
Fußschweiß, Behandlung 480.
Cfadose, Kennzahlen 460. 520.
— gelatinata 520.
Gärungsröhrchen 283.*
Galbanum, Reaktionen 401.
Gallen, Verbrauch 365.
Gallensteinmittel 379.
Gallionella, Kosterzeugung 527.
Gallogen, Wirkung 449.
Galvanoplastik 390.
Gasoline, Unterscheidung 382.
Gaudanin 377. 424.
Gaultiieriaöi, Gewinnung 467.
Geheimmittel-Inserate 507.
Gekalicht, Bezugsquelle 369.
Gelatinekapseln, Bereitung 399.
Getx^ke, alkoholfreie 487.
Giemsa-Lösung, Bestandt. 428.
Glaskühler mit Mundstück 314.*
Glidin-Nährpulver 424.
Glycerin, Bestimmung 408.
Gonokokken, Impfungen 513.
Gonosan, Prüfung 4016.
— Anwend. Yom Mastdarm aus
513.
Gonosanham, Untersuch. 314.
Grandira 520.
Graziana-Zehrkur 464.
Großmann's Emulsion 284.402.
Guajakolalbuininate 405.
Guajakoloid 284.
Gytje, Yorkommen 402.
Hämoplase, Darstellung 424.
Hämorrhoidalblutungen 343.
Haig's Goitre Cure 464.
Halbschatten, farbiger 514.
Harn, ein milchweii^er 379.
— nach Gebrauch von Gonosan
314.
— nach Phenolphthalein 485.
Harn, Nachweis von Aceton 425.
446.
— Ehrlich's Aldehydreaktion
405.
— Prüfung auf Eiweiß 606.
— Nachweis der Harosylinder
446.
— Nachw. von Indikan 360.
— Prüfung auf Zucker 506.
— Bestimm, der Harnsäure 381.
Hamfanger für Kinder 290.
Harnsäure-Zinn-Reaktion 392.
— Bestimm, mit Jodsäure 384.
Hederich, Vertilgung 482.
Hefe, als Heilmittel 489.
Heilmittel, Ankündigung 521.
— .als Yorbeugungsmittel 521.
Herbaool 520.
Herlick's Malz-Milch 377.
Hevea Brasiliensis 323.
Hienfong-Essenz, ein Arznei-
mittel 521.
Himbeersaft, Anai3r8en 409.
— Säuren des H. 447.
— neue Untersuchungen 486.
511.
Himbeersirup,au8 unvergorenem
Saft 511.
Höllensteinflecken, Entfero.357.
Hoffmannstropfen, frei verkauf-
lieh 463.
Holadin-Eapseln 443.
Holzanstrich, feuersicherer 467.
Holzteer und Formaidehyd 417.
Homatropin-Tabletten 353.
Hydraigyrum com Creta 490.
— präcipitatum albnm 459.
— siehe auch Queckailber.
Hydrastininbitartrat 4Qß.
Ichthyopon, geschützter Name
340.
Ichtolithium und Idhtozincum
403.
Idealspindel (Aräometer) 609.
Indiüconitin, Eigenschaften 333.
Indigorit, Hamprüfer 506.
Infusa Ph. Nederl. 401.
Jody Bestimm, von Jodoyan 319.
Jod-Oatgut, trocknes 338.
Jodoformium liquidum 306.
Jodthymol und Aristo! 445.
Jodvasogen, Jodgehalt 386.
Jothion, Anwend. und 'Wirknog
489.
Itisol, ein Eresolpräparat 353.
Isländisch Moos, Anweod. 369.
Isoleucin, Vorkommen 382.
Juglandine Ferrouil 479.
Käse, Reifungsmittel 322.
Etürao, Nährwert 410.
— Mindestgehalt an Fett 411.
Kakaopulver, au^eschloeseneB
453.
Eakaoschaien, Bestimm. 415.
5ai
KalabarboiiDeD, Wertbestimm.
325.
Ealiamquecksilberjodid 317.
Kalksiickstoff, Düngemittel 492.
£<iIoinel, Einwirk, von Koohsalz
484.
Kalomelol, Darstellung 395.
Kampher, künstlicher 399. 524.
— Ureache des "Wirbelns auf
Wasser 379.
Kapitel, Bestandteile 460.
Kapokwolle, Eigenschaften 528.
Karbolöl, Bereitung 492.
Kasei'npräparat 342.
Kautschuk, Klebemittel für E.
414.
Ketone, Yanillinreaktion 317.
Klebstoff, ein neuer 328.
Klinol, ein Antiseptikum 284.
Kochsalz-Infusionsbomben 480.*
Kodein, Untersch. von Dionin
298.
KokaiD; neue Reaktionen 847.
383.
Kokainformiat 284.
Kolanüsse, unechte 281.
Kolatin, Vorkommen 325.
Kopal, Eigenschaften 323.
Kot, sterile Entnahme 465
Kresole, Wertbestimmung 407.
-- Untersch eid. von Phenol 360.
Kretinismus, Behandlung 387.
Kreuznacher radio-aktive Prä-
parate 377.
-Salz-Tabletten 378.
Kristalle, scheinbar lebende 381.
Kronthater Wasser, künstliches
^ 507.
Kumarin, Vorkommen 492.
KuDstweine, Verkauf einge-
schränkt 411.
Kyl-Kol 528.
Laborator.- Apparate, neue 314.*
465.* 508.»
Lackfarben, Entfernung 492.
Lacto-Milchfleischextrakt 403.
Lävulose, sicherer Nachw. 404.
Laoser's Hustentropfen 464.
Lebertran-Emulsion, rote Punkte
528.
Leguminosen-Mehle 512.
Lenicet-Präparate 460. 461.
I^pidadenia Whightiana 333.
Lepra, ärztl. Behandlung 490.
Licht, Messung des L. 308.
Liquide de Locke 353.
Liq. Alumin. acet, Prüf. 481.
— ;- Borsäure-Zusatz 506.
— Ferri albumin., Darstellung
445.
— Hypophosphitum comp. 353.
— Jodi carbolatus 363.
— sanguinalis Krewel 304.
Lithosan, Bestandteile 464.
Lulus-Quelle 624.
Lyptoi, Eigenschaften 337.
Magensaft, Bestimm, der Salz-
säure 408.
Magnesiumperhydrol Merck 326.
— perozydatum Vieri 443.
Magolan, Bestandteile 353.
Malaria, Anwend. von Enzian
429.
Maitavene, Nährpräparat 461.
Malz, was ist M.? 342.
Mammosan, Salbengrundlage
443.
Margarine, ohne SesamÖl 287.
Masemheilserum 337.
Matrel-Kapseln 424.
Mehle, Feinheitsbestimm. 421.
— Sauerstoff zahlen 421.
— der Leguminosen 512.
Melioform, Desinficiens 449.
Menfor, Bestandteile 284.
Meningokokkenserum 354.
Menthol-Jodol, Anwendung 403.
Menthol -Kokain -Pastillen 377.
Mentholsalicylat 354.
Mergal, Eigenschaften 284. 406.
Messing, Mattbrennen 344.
Methacetanilid = Exalgin 403.
Methoform, Eigenschaften 337.
Migrophen, Anwendung 337.
Milch, Eonservier, mit HgO^
468
— kondensierte M. 469.
— Eontrolle in Dortmund 493
bis 504.
Milchzucker, Anforderungen 406.
Mixt Fern compos. Ph. Brit.
466.
— sulfurica acida. Untersuch.
385.
Modergeruch, Beseitigung 328.
Montejus, Bedeutung 492.
Morphin und Gummi arab. 380.
Moschus, Prüf, nach Ph. Nederl.
419.
Mücken, Vertilgung 414.
Myrrha, Prüf, nach Ph. Nederl.
419.
Myrtill-Laxiersaft 464.
Nfaphtha, Unterscheidang 382.
Naphthamine = Urotropin 403.
Natriumacetat, Prüf. 360.
— bicarbooat, Prüf. 420.
— citrat, Zusatz zur Milch 322.
— hippuricum, Anwend. 403.
Natronzitronen saft 304.
Naturforscher, Versamml. 369.
Nähr-Bandage, Neumann's 526.
Nectar Engel's, Ankündigung
521.
Neodermin, Bestandteile 337.
Neothin, ein Nährpräparat 284.
Neptunkappe, Gebrauch 414.
Nerviton, Bestandteile 337.
Nervoform-Pilien 424.
Neumann's Nähr-Bandage 526.
Neuronal, Wirkung 448.
Nitroglycerin, Bestimm. 467.
Nivea = Beiersdorf's Seife 461.
Normalsäuren, Einstellung 341.
Novämin-Tabletten 353.
Nürnberg-Licht, Erzeugung 344.
Ohne Luft,Injektions8pritze 369.
Olea aetherea der Ph. Nederl.
420.
Ol. cinereum, Bereitung 340.
— Citri, verdünntes 269.
— Cocos Ph. Nederl. 421.
— Hyoscyami, Bereitung 445.
— morphinatum 519.
— Santftü Ph. Nederl. 444.
— Sesami, Prüfung 421.
Olivenöl, Prüfung 421.
Oliveol, Eigenschaften 479.
Olvasin, Bestandteile 304.
Omorol, Anwendung 443. 504.
Opium, Gewinnung 305.
— norwegisches 362.
— Anford. der Ph. Nederl. 422.
Opodeldok, Etymologie 418.
Organs Präparate 479.
Osmium, Nachweis 363.
Orogal, Eigenschaften 461. 506.
Pacific, Analyse 288.
Paraffinum solidum 283.
Paraphenylendiamin 433.
Parogen, Bestandteile 403.
Pasta emulsiva 340.
Pastillenformer 472.*
Pentosen, Bestimmung 362.
Pepsin-Acidolmisohungen 466.
Peptobrom-Eigon 326.
Pepiüe Pancro-Hepatio 443.
Perbydrol ist Merck'sohes H^O,.
— Explosionsgefahr 448. 478.
— in Lösungen, Zersetz. 478.
Perox 0 cop, gegen Bandwurm
464.
Peru-Lenicet-Streupulver 461.
Peruol- Creme 403.
Pesotte-Pillen 464.
Pfeffer, Alkalitätszahlen 364.
Pfeilgift-Glykoside 376.
Pflanzenfarben, Untersuch. 361 .
Pharmazeut. Gesetze, Ausleg-
ung 340. 4ü3. 607. 621.
Pharmacop. Austriaca VIII 48 J.
— Nederlandica edit. IV.
Allgemeines 371.
Drogen, Chemikalien, Galen-
isohe Präparate 396. 419.
439.
Anhang, Tabellen usw. 441.
Phenanthren, Reaktion 309. 506.
Phenol, Unterscheidung 360.
582
Phenoform, Bereitung 377.
— ist ungiftig 463.
Phenylquecksiiber, Anwendung
366.
Phenzoline Hydrochloride 403.
Phosphororganiscbe Säure 468.
Pbosphorwolframsäure 388.
Photograpb. Mitteilungen 327.
345. 368. 389.413.431.450.
471. 491.
Physostigminsulfat, saures 406.
Pikrotoxin, Reaktionen 438.
Pilae marinae, Entstehung 433.
Pilze, Standorte ders. 305.
- Vergiftungen mit P. 470.
Plantal, Bestandteile 465.
Plejadin, Wirkung 461.
Poleck, Th., Nachruf 514.
Polygala Senega 323.
Präzisions-Dezimalwage 509-
Preisaufgaben 369.
Proferrin, Eigenschaften 337.
Pulver, Feinheitsgrade 422.
Purgettae nach Aschoff 378.
%uebracho, Gerbstoff 357.
Quecksilber, medizin. Verwend.
366.
— Anwend. bei Kindern 490.
— siehe auch Hydrargynim.
Qnecksilberoyanid 361.
Quec'vsilberoxycyanid 459. 484.
Qainifebrine Monnier 479.
Quinoleine = Chinolin 479.
Badiol-Präparate 377.
Radix Altbaeae 325.
— Ipeoacuanhae 279.
— Liquiritiae pulver. 280.
— Rhei pulver. 280.
Rasol, Bestandteile 380.
Reagensglashai ter 509. '^
Reblaus, Vertilgung 316.
Reis, Nährwert 334.
— Gebrauch im Kriege 334.
Rheuma.sol, Anwendung 366.
Rheusinal, Anwendung 461.
Rhizoma Hydrastis 280.
Rhodium, Reaktionen 318.
Riecbsalze, Bereitung 414.
Riedel, J. D., Berichte 406.
Risiccol, Bestandteile 403.
Robeferrol Rumpelt 403.
Röder's Laboratorium 4^1. 522.
523. 524.
Rostbildung in Wasserleitnngs-
röhren 526.
Rotkohl-Indikator 362.
Rotweinmost 411.
Rüokflußkühler 314.*
Saccbarinpastillen 422.
Säuglingsflasche 308.
Sajodin, Bezugsquelle 304.
— Eigenschaften 483.
Salbenseifen 444.
Saletin = Acetylsalicylsäure 403.
Salicylsäure, Ablagerung 407.
Salicylsäuremonoglykolester
438.
Salol, Nachweis 472.
Salpetersäure, Gewinnung aus
der Luft 483.
Sanas, Bereitung 378.
Sanin. Butter-Ersatz 488.
Santyl, Wirkung 449.
Saponin, ein ungiftiges 4.58.
Saponine, Vorkommen 427.
Saugtrichter nach Lenz 509.
Sauerkraut, gewässertes 364.
487.
Schaumwein, Bezeichn. 342.
Schmelzröhrchenhalter 509.
Schmierseife, Anwendung 344.
Scholer's Kaliapparat 508.*
Schütze Dich, Schutzmittel 429.
Schwarz Wurzelblätter in der
Seidenzucht 414. 492
Schwefelkohlenstoffemulsion
390.
Schwefolsäare, Bestimm. 419.
Secacornin = Secomin 284.
Seifen, Untersuchung 407.
— Bastimm, von Wollfett 382.
Sekrete. System der S 329.
Semen Strophantin 281.
— Strychni, Fettgehalt 323.
Semicarbazides = Cryogenin
479.
Senoforme = Sanoform 479.
Serum gegen Eklampsie 403.
- gegen Genickstarre 354.
— de Latta 480.
Servator, Wäscheschutz 430.
Silber-Ijenicet-Kompresse 46 1 .
Silvana-Essenzen 366.
Siloxmetall, Logierang 383.
Sirup. Eryodictonis tom. 304.
Skopolamin, aktives 4(6.
Skopolin, Oxydation 298.
Skormin's Gitronensaft 304.
Silbersalbe, flüssige 283.
Solution de Herard 480.
Sonatin, Anwendung 461.
Sophol. Zusammensetz 448.
Spezialitäten 339. 355.
— Untersuchungsergebnisse
464.
Sperma, mikrochem. Reaktion
510.
Spermatozoon, Nachweis 341.
Speton = Spermathanaton 403.
Spiritus, denaturierter 314.
— Kleinhandel mit S. 507.
— saponatuSy Bereitung 435.
Spirochäten, Vorkommen 428.
Stärkemehl bei Durchfall 412.
Stärkemehle, 6 tropische 365.
— Bestimmung in Wurst 528.
Stalagmometer 283.*
Stativplatte 465.*
Sterilette Adrenalin 443.
Sternanis, Prüfung 445.
Stickstoff, Gewinn, aas der Luft
358.
Stomachyl-Pillen 424. 461.
Streptokokkenvaccine 337.
Strophanthin, Wirkung 448.
Strychnin, als Abführmittel 367.
— Einwirkung von Brom 376
Stryptogan, Bestandteile 465.
Styrakoi, Anwendung 388.
Styrax, Prüfung 439.
Sublimatpastillen, Bereit 422.
— Vergiftung mit S. 463.
Sucrubid, Himbeersaft 488.
Sudol, Bestandteile 480.
Süßstoff, Abgabe 521.
Supranefranum hydrochlor 444.
Syphilis, Spirochäten b.S. 428
— Vorbeugungsmittel 490.
— Anwend. von Hydrargyr. c.
Greta 490.
Tabettae Rhei compos. 378.
Tablettes androstheniques 480.
Tafelhonig, was ist T. ? 34-'.
Tamarinden weine 357.
Tannalbin, Bereitung 439
Tannin, Wertbestimmung 385.
— Prüfung auf Gallussäure 4^ 1 .
Tannisol, Anwendung 480.
Tannobromin, Eigenacb. 298.
Tao -Waffeln, Bestandteile 444.
Terebinthina larioina 440.
Terpentin, indischer 282. 324.
Terpentinöle des Handels 3su.
Terpinol-Tabletten 378.
Thebain, Spaltung 336.
Theobromose 304.
Thephorin 3i8.
Therapogen-Styron-Seife 4 SO.
Thick Vasoliment 403.
Tbyophen, Bestimmung 440-
Thymidol, Bestandteile 315.
Tiegeldreicok nach Kette 4t>5.'
Tincturae Ph. Nederl. 440.
Tinkturen, Nacbw. von Aceton
492.
Titrierflüssigkeiten 433.
Torosan 354.
Triferrin, giftige Wirkung 4l2.
Trochoid Rejtharek 403.
Tropfflasche, neue 465.*
Tropfglas (Guttulus) 452.
Trypsalin 444.
Tubera Jaiapae 282.
Tuberkulin, Alt- u. Ncu-T. 29tl
— nach Denys 424. 45i.
Tuberkulose-Antitoxin 480.
Typhusbazillen, Nachweis im
Wasser 469.
— Absonderung aus dem W.
4j!9.
633
Cloeiol, Beetudtetle 480.
- Unfall dnroh Gase 527.
ÜDgoeDta Fh. Nederl. 441.
Ungt ETdrarg. oxydati 466.
pradpiL albi poltiL 483.
cberei gegen Uose iU
kein HeilmitM 507.
UDkiaatlod g^^ Hederich 482.
Dtomeier niioh Mayer 385.*
UT0lropiD,NebenwiTkimgeD343.
Qtrogen, ADwendang 4^1.
Valerjanase, Bestandteile 480.
Talöfln, Bestandt. q. Anw. 367.
TiDÜliD, Reaktionen 426
ViDilliDieaktion aof Eelone 317.
YtniUiii-SBlzBiaTe-ReaklioD 4»S.
Tintoia. BestBDdteile 386.
Tasimentoin Jodi 444.
Tenoun-ToiletteflQid 3;>8.
TerbBudatoffe, Daratell. 480.
Verbacdwatte, PröfuDg 401.
TesaT-ABobe, Aoalyse 346.
TigciDplUster 444
Tisrit, ein NäbipAparat 378.
Wicbs, Untersoch. 270 n. flg.
Jodiabl 277. 1
iiitisiliohe Färbimg 278.
Piätaog auf FarafCin und |
Cereein 1^99.
• auf KolophoD und
SteariJS. 301.
> aof Talg u. Japaü- I
wachs 31 L I
• anfCanuntbawaoba
313.
Wagner'a Beagena 298.
Waren, Garantie für Oäte 463.
Warenzeichen, Prawli 507.
"Wasser, Skala Veranrein. 318,
— Bazillenwolken 469.
— Nachw. von Typhnsbazilleu
469.
— AbsondeniDg den. 429.
Wasseranalyse, Literatur &28.
Waaaerleihmgsröhren, Rostbild-
ung 527.
Wasaersloffgas, Bereit. 308.
Waaeerstoffperoiyd in Lösan-
gen 417. 448. 478
Wattebüohse, sterilisierbare 308.
Web, Beatimm. der Gerbsäare
WeiD.Statistik derAlu-Botweine
515.
— VerbaUcD dwKrankenkaaaen
463.
— Bereit, des Tokajer-W. 286.
WeineaiiiC, ww ist W. ? 488.
WfinkellerkontroUe 628.
Weizeninebl,Verdaulichkeit488.
Wermutwein, Bereitung 484.
Wintergrunöl s. Oanltheriaöl.
Wirbelnde (aof Wasser) Sab-
stanzen 378.
Wurmkrankheit, Bekämpfnng
Xantbin, Derivate dess. 406.
Xaxa =! Acetjlsaüoyls&ore 388,
B&hnetixir tod Matthis 316.
Zeichentinten flecken 357.
Zimt, Alkalitfttsublea 364.
Zink, Nachw in Bier und Wein
411.
Zinn, neoe Reaktionen 391.
ZitroDenaaft, künatl 439.
Zocke rprobe mit Flioaphor-
woIframsfiQre 383.
Zymb, Terwendimg in der
Honigaoalyse 514.
!] 11
Die Jahrgänge
1867, 1874, 1875, 1876, 1877, 1879, 1883, 1884, 1887, 1888,
1889, 1890 bis 1906 dar
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3.75 M. 16,— M. 37,- M.
3.76 H. 16,— U. 37,- H.
1,80 H. 8,— IL 18,— M
1 kg 4 k£ 12<, ig
. 2, -it. 8,— H. 82 M.
. 2,- M. 8,— M. 22 M.
. 2,— M. 8,- M. 22 M.
. 2,— M. 8. - M. 23 M.
. 1,40 M. 5,60 M. 28 M.
0,65 M.
0.65 M.
(1,65 U.
1 100 kg (»neb sortiertl franko ganz Dentsohland.
Wir betonen ausdiucklicb, dau uuMre Pr¶U die
ohemischen Verbiadiingen des Eisens mit Albumon, Pep-
ton eto. Bind und nicht einfacbe Hisohnnuen von Eisen-
Zuoker-LÖBUDgen mit Albumen, Pepton usw.
Auch sind unure Präparate ebne Znsati von Zncker-
Conleor etc. hergestelit und nicbt auf freiem Feaer be-
reitet, so daft bei donselbon eine anvorechriftsnuältige
Duukeir^bang darch An b reo nen lassen bezw. Karame!-
bildang anHEeacblosspii ist.
SICCO, G.m.b.H.
Beriln W. 35.
Lützow-Str. 106.
SICCO-Berlin. Amtl±,12995.
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für Deutschland;
^erai^egeben yoq. pk ||« l^clvii.9idc^r und Dr. Pm Sfiss.
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Zeitechrift ifir wisseaschaftliehe oni gefichS^Üiche Interesses
det Phariaacie. >
Gegründet von Dr. Hermann Bager im Jahre 1859.
Erscheint jeden Donnerstag.
Besag sp reis vierteljährlich: dnrch Buchhandel oder Post 2,50 Mk., durch Goscbäfts-
stelle im Inland 3,-- MJi., Ausland 3,50 Tdi. — Einzelne Nummern 3 > Vi.
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Leiter der 1 Dr. Alfred Schneider, Dresden- A. 21; Schandauer Str. 43.
Zeitschrift: J Dr. Paul Sü(j, Dresden-Blasewitz; Gustay Preytag-Str. 7.
ClesehaftssteUe : Dresden- A. 21; Schandauer Straße 43.
M^.
DresdeD, 5. Juli 1906.
Der neuen Folge XXVII. Jahrgang.
xLva
Jahrgang.
InhAlt : Gbemie «nd Ptaarmaoie: Chemie neuerer inedltiniBch wichtiger TanninTerhlfidazigeD. — Die Ahrwein»
betreffend. — Protylin. — Nene Arzneimittel. — Höchstgaben Ton Arzneimitteln. — Neue Verordnangtweisen
«Iter Arzreimittel. — Milcbsftare. — Auslegung ph«naazeutiscber Gesetze usw. — Wasservtoffperozyd Merck. —
Jodoformium liquidum. -^ Vinum jodotaDnicum c. Calcio phoBphorieo. -^ NahniB|(fmittel-Cbemi«. — Pllftrilia-
kog;no8tiflehe MitteiiiuigeB. — Bakteriologisetae MiUeilongen. — Hygieniiche Hitteünngeii. — Tbera-
pentlsche llittelIiio£eii. — Bfleherscban. — PbotogTapbiflche MitteilmiiKeB. — Venebiedene lUttellwiccii'
— Briefweobfel.
Chemie und Pharaiacie.
Cbemie neuerer medizinisch
wichtiger Tanninverbindungen.
Ton Dr. H. Franke.
Die Störenden Nebenwirkungen der
reinen Qerbsänre bei ihrer medizinischen
Verwendung haben die organische Chemie
yeranlaßt, eine Reihe von Abkömmlingen
des wichtigen Stoffes synthetisch herzu-
stellen.
Als wesentlichste Eigenschaften dieser
Erzeugnisse forderte man, daß das
Arzneimittel vom Magensaft nicht an-
gegriffen wird, daß vielmehr erst im Darm
unter dem Einfluß der alkalischen Darm-
flfissigkeit das Tannin in Freiheit gesetzt
wird und somit erst hier zur eigent-
Uehen Wirkung gelangen kann.
Eine diesen Anforderungen genfigende
Verbindung ist das von den Farben-
fabriken vorm. Bayer db Co. in Elber-
feld in den Handd gebrachte cTan-
nigen», der Essigsäureester der Gerb-
säure.
Die Darstellung dieses Stoffes erfolgt
nach der allgemeinen Methode von Carl
Liebermann. Das Tannin wird mit der
etwa zehnfachen Menge Essigsäure-
anhydrid unter Zugabe von etwas wasser-
freiem Natriumacetat einige Zeit am
Rückflußkfihler gekocht, das Reaktions-
produkt mit viel Wasser verdünnt, wo-
durch der Essigsäureester des Tannins
als bröckelige Masse unlöslich ausge-
schieden, das überschussige Säure-
anhydrid aber in Essigsäure verwandelt
wird. Die weitere Reinigung erfolgt
nun zweckmäßig so, daß zunächst durch
ein Filter abgegossen wird. Den Nieder-
schlag läßt man an der Luft trocknen,
verreibt ihn dann im Mörser unter Zu-
gabe von etwas Wasser zu einem feinen
Brei, der sich nunmehr gut absaugen
und mit heißem Wasser auswaschen
läßt. Auf diese Weise läßt sich das
anhaftende Säureanhydrid fast völlig
entfernen. Zur Reinigung ist es er-
forderlich, die Substanz in kochendem
536
Weingeist zn lösen and nach dem Fil-
trieren ohne Wasserzngabe sich daraus
wieder ausscheiden zu lassen.
Die so gereinigte Verbindung, die
sowohl durch Verbrennung als durch
quantitative Bestimmung der eingetre-
tenen Acetylgruppen als Pentaacetyl-
tannin, Ci4H509(CH8CO)5, charakterisiert
werden kann, stellt ein graugelbes, erd-
farbiges Pulver dar, welches nicht kri-
stallisiert zu erhalten ist. Es schließt
sich in letzterer Beziehung genau an
den Ausgangsstoff, das Tannin, an, bei
welchem — wahrscheinlich infolge seines
hohen Molekulargewichtes — dasEristall-
isationsyermögen stark vermindert ist.
Es sei hier erw&hnt, daß in ganz ana-
loger Weise auch die Acetylverbind-
ungen der übrigen Gerbsäuren darstell-
bar sind, was aber mehr oder weniger
gewisse Schwierigkeiten macht, je nach
der Menge der außerdem noch in dem
Pflanzenauszug enthaltenen Stoff. So
erhält man aus den Extrakten von
Gallen, Sumach und Quebracho mit
Leichtigkeit verhältnismäßig reine Er-
zeugnisse, während andererseits die
Acetylverbindungen von Eichenholz-,
Eichenrinden - , Fichtengerbstoff sehr
häufig in heißem Alkohol gelöst und
durch langsames Abkühlen daraus wieder
ausgefällt werden müssen. Die manch-
mal nötige Filtration der alkoholischen
Lösung stößt bei letzteren Verbindungen
häufig auf Schwierigkeiten.
Von den wesentlichen chemischen
Eigenschaften dieser Gruppe von Ver-
bindungen ist besonders hervorzuheben,
daß durch Einwirkung von ätzenden,
wie neutralen und sauren koh-
lensauren Alkalien, von Erdalkalien
sowie von Ammoniak in der Kälte und
von wässeriger Magnesiaanschüttelung
in der Hitze leicht völlige Verseifung
eintritt; es entsteht dabei einerseits
Alkaliacetat, andererseits zunächst Gerb-
säure — vielleicht auch Gallussäure —
bezw. deren Salze, welche sich aber an
der Luft sehr bald unter Braunfärbung
oxydieren.
Zur restlosen Verseifung mit
Säure ist es notwendig, das Tannigen
in starker Schwefelsäure (2 Teile S&ore
mit 1 Teil Wasser verdünnt) zu lösen
oder aber unter Druck mit verdünnten
wässerigen Mineralsäuren längere Zeit
auf 100^ zu erwärmen, was am besten
im Reischaiier' %cheii Druckflischchen ge-
schieht. In Anbetracht dieses
großen Energieaufwandes kann
man leicht verstehen, daß eine Zersetz-
ung des Pentaacetyltannins durch den
schwach sauren Magensaft nicht zu be-
fürchten ist. Zur vollen Wirkung hin-
gegen muß es im Darm gelangen, in-
folge seiner Unbeständigkeit alkalischen
Flüssigkeiten gegenüber.
Die pharmakologische Prüfung hat
diese vorauszusehenden Eigenschaften
in jeder Beziehung bestätigt.
Auf einem ganz ähnlichen Prinzip be-
ruht die Wirkung des von der chemischen
Fabrik KnoU dk Co, in Ludwigshafen,
erzeugten Tannalbins mit etwa 50 pCt
Gerbsäuregehalt <Tannalbin>i8tdie
Verbindung von Gallusgerbsäure mit
Eiweiß. Eiweißlösungen geben mit
Tannin eine Fällung, welche geradezu
zu den charakteristischen Eiweißreak-
tionen gehört. Man kann znrAusfflhr-
ung Hühnereiweiß, Gelatine, Leim, Kasein
- letzteres durch Behandlung mit wenig
Soda löslich gemacht — benützen. —
Hierher gehört auch die Tatsache, daß
die tierische Haut selbst mit Tannin
eine Verbindung eingeht, wobei Leder
gebildet wird. — Es gelingt sogar, der
Tanninlösung durch längeres Schütteln
mit überschüssigem, trockenem Kasein
die Gallusgerbsäure völlig zu entziehen,
wobei sich allerdings wohl mehr phy-
sikalische als chemische Prozesse —
ähnlich wie bei der Absorption von
Gerbstoff mit Tierkohle — abspielen.
Ebenso bekannt wie diese Reaktion
ist nun weiter das Verhalten der Ei-
weißverbindungen zu verdünnten Säuren.
Kasein z. B. löst sich in geringem Ueber-
schuß von Säuren leicht auf, woranf man
ja sorgfältig zu achten hat bei der Ab-
scheidung dieses Eiweißkörpers ans der
Milch. Werden diese Verbindungen aber
längere Zeit erhitzt^ so verlieren sie
häufig diese Löslichkeit; sie werden
537
Yöllig unlöslich fär yerdfinnte Säuren,
worauf beispielsweise die quantitative
Bestimmung des Eiweißgehaltes eines
Harns ber^t.
Diese Unlöslichkeit der längere Zeit
erhitzten Eiweißkörper in verdfinnten
Säuren zeigt sich auch dem Magensaft
gegenüber. Und sie kommt nicht nur
dem Eiweiß selbst, sondern auch dessen
Tanninverbindung zu. So kann man
z. B. den frischgefällten Niederschlag,
den irgend eine Gerbsäure mit Kasein
gebildet hat, durch Verreiben mit Essig-
säure leicht lösen, woraus man schließen
kann, daß das Produkt der Magenver-
dauung zugänglich sein wird. Durch
längeres Trocknen an dei* Luft bei 30 ^
verliert es nun diese Fähigkeit in be-
merkenswerter Weise und 5 bis 6 Stun-
den langes Erhitzen auf 110^ bis 120 ^
genügt völlig, um das Produkt wider-
standsfähig gegen die Einwirkung des
Magensaftes zu machen. Gegen eine
1 proc. Sodalösung hingegen ist die Ei-
weißverbindung des Tannins unbeständig ;
sie ähnelt in der Hinsicht sehr dem vor-
her ausführlich besprochenen Verhalten
desPentaacetyltannins den Alkalien gegen-
über. Es wird deshalb hier wie dort
die Gerbsäure ihre Wirkung nicht im
Magen, sondern erst im Darm ausüben
können.
Eine Folge der chemischen Veränder-
ung beider Präparate ist auch das Fehlen
jeden zusammenziehenden Geschmacks,
was gerade für das Tannin von nicht
zu unterschätzender Bedeutung ist.
*
Von der Firma E. Merck in Darm-
stadt wird seit 1896 eine eigentümliche
Methylenverbindung hergestellt, welche
den Namen «Tannoform» erhalten
hat.
Es ist dies das Ergebnis einer Ver-
kuppelung von Gerbsäure mit Form-
aldehyd. Nach den Berichten der Fabrik
ist es mit Hilfe der Formaldehyd reaktion
gelungen, die Gerbstoffe mit Leichtig-
keit ihren Verbindungen zu entziehen
und somit die außerordentlichen Schwie-
rigkeiten zu überwinden, die sich der
Beindarstellung dieser Körper entgegen-
zustellen pflegen. — Die Herstellung
erfolgt in der Weise, daß man zu der
heißen wässerigen Formaldehydlösung,
welche gleichzeitig Tannin enthält, starke
Salzsäure gibt, solange noch eine Fäll-
ung entsteht. Das Erzeugnis kann gut
abgesaugt und ausgewaschen werden.
Das Tannoform, ein leichtes, schwach
rötlich gefärbtes Palver wird chemisch
als Methylendigallusgerbsäure aufgefaßt
und seine Entstehung läßt sich durch
die Gleichung:
ECHO + 2C14H10O9 =
+ H2O
C14H9O9
zum Ausdruck bringen. Die Ek^ebnisse
der Elementaranalyse bestätigen diese
Formel.
Zu seiner Verwendung als Streupulver
wird es in reinem Zustand oder mit
Stärke vermengt benützt
Bemerkenswert ist, daß es nach dem
gleichen Verfahren gelungen ist, die
Tannoforme der Eichenrinden-, Que-
bracho-, Ratanhia- und Myrobalanen-
gerbsäure zu gewinnen.
Ein in chemischer Beziehung dem
Tannoform nahestehendes Präparat ist
das «Bismal» (gleichfalls von E. Merck
in Darmstadt), bei welchem die physio-
logische Wirkung der Gallussäure mit
der des Wismuts vereinigt wurde.
Der Grundstoff ist hier die Methylen-
digallussäure, eine Verbindung, welche
sich, analog dem Tannoform, aus Gallus-
säure und Formaldehyd bei Gegenwart
von Salzsäure bildet;
HCOH + 2C6H2(OH)3COOH -
.C6H(OH)3COOH
CH2< + H2O.
\C6H(OH)3COOH
Letztere Säure wirkt nun bei ge-
linder Wärme auf frischbereitetes Wis-
muthydrozyd unter Bildung eines sauren
Salzes, welchem nach den Analysen-
ergebnissen die Formel:
538
4C15H12O10 + 3Bi(OH)3 =
CH(0H)3C00H
\CH(0H)3C00>
>BiOH
yCH(0H)8C00/
\CH(0H)8C00v
>BiOH + 3H2O
CH(0H)8C00/
CH2(
\CH(0H)3C00>
>BiOH
/CH(0H)3C00/
ch/
\CH(0H^3C00H
zuerteilt werden mußte. Sie entsteht
also durch Einwirkung von 3 Mol. Wis-
muthydroxyd auf 4 Mol. Methylen-
digallussäure.
Das Bismal ist eine lockere Masse,
die von Alkalien leicht aufgenommen
und durch Säuren daraus wieder abge-
schieden werden kann, was sich bei
Betrachtung der Formel leicht erklären
läßt. Diese LOslichkeitsverhältuisse, deren
Bedeutung nach dem früher Ausgefährten
(Tannigen, Tannalbin) ohne weiteres ver-
ständlich ist, erklären, daß das Bismal
als zusammenziehendes Mittel für inner-
liche Verwendung mit Vorteil benutzt
werden kann.
Im Anschluß an das Tannoform sei
hier zunächst noch auf ein in neuester
Zeit von -4. Vosimnkel hergestelltes Form-
aldehyd - Enppelungsprodukt mit Tannin
und Harnstoff hingewiesen. (D. R. P.
160273).
Bei der Reaktion wirken drei Stoffe
in wässeriger LOsung aufeinander:
Tannin, Harnstoff und Formaldehyd;
das Ergebnis ist eine neue chemische
Verbindung, welche als Methylentannin-
karbamid erkannt wurde. Die Verbind-
ung entsteht in dem Sinne der Gleich-
ung:
C4H10O9 + NH2CONH2 + CH2O =
yNHCONHg
CHj^ + HoO.
C14H9O9
Die Reaktion vollzieht sich in saurer
Losung; es genügt indessen schon die
Anwesenheit der freien Gerbsäure, um
den Vorgang in einigen Tagen zu Ende
zu führen. Wesentlich beschleunigt wird
der Vorgang bei Gegenwart von Salz-
säure und durch gleichseitiges Erwärmen.
Es ist aber besonders zu betonen, daß
dabei ein einheitliches stickstoff-
haltiges Produkt erhalten wird, nicht
etwa eine Mischung, welche teilweise
Tannoform enthält, was ja nach den
Versuchsbedingungen leicht erwartet
werden könnte.
Die Verkuppelung kann auch mit an-
deren Gerbsäuren, wie Ratanhia-, Fichten-
rinden-, Eastanienholzgerbsänre ausge-
führt werden, ebenso wie der Harnstoff
durch Sulfohamstoff oder durch Urethane
oder Säureamide ersetzt werden kann.
Eis entstehen immer ähnliche Prodokte,
gelbe oder rötliche Pulver, welche in
Ammoniak, ätzenden wie kohlensauren
Alkalien löslich sind und aus diesen
Lösungen durch Säuren wieder aus-
gefällt werden können.
Methylentanninkarbamid geht unzer-
setzt durch den Magen, wird aber im
Darm zerlegt. Nach Meinung des Patent-
inhabers ist die günstige Wirkung bei
akuten Darmkatarrhen z. T. vielleicht
durch den freiwerdenden Formaldehyd
zu erklären.
* * *
Das cTannopin» von Bayer in
Elberfeld schließt sich hinsichtlich seines
Verhaltens zu sauren und alkalischen
Flüssigkeiten den früher besprodienen
Heilmitteln an. Es ist das Verkuppel-
ungsprodukt von Hexamethylentetramin
mit Tannin von der Formel:
(CH2)6N4 . (Ci4Hio09)3
und ist ausgezeichnet durch den hohen
Tanningehalt von 87 pCt
Die Ahrw eine betreifeiid« Infolge eines Miß-
geschickes kurz vor dem Ausdrucken der «Wein-
statistik der deutschen Ahr-Rot-
weine» sind auf Seite 517 beim Neusati in
der Spalte «Flüchtige Säure», 1. bis 4. Z<nle
von unten, Setzfehler untergelaufen. Es mufi
heißen : 0,046 -^ 0,062 -- ^083 — OyOM.
Sehriftleüung.
539
Zur Anwendung des Protylin.
Bereits im Jahre 1 903 ^) sprach Schaerges
die Vermatung aus, daß Eiweißkörper
mit angelagerten (prosthetischen) Atom-
grappen sich an der Bildung der Organe
beteiligen und daß somit ffir die Sjn-
these von phosphorhaltigen Arznei- und
diätetischen Mitteln durch Anlagerung
phosphorhaltiger Atomkomplexe an Pro-
tein sich ein fruchtbares Feld eröffne.
Das war damals die Veranlassung zur
Herstellung des Protylin, welches die
Firma F. Hoffmann-La Roche & Co. in
Qrenzach (Baden) und Basel (Schweiz)
in Betrieb genommen hat. An gleicher
Stelle wurden damals Angaben über die
Zusammensetzung dieses Phosphoreiweiß
gemacht und darauf bald auch eine
ganz genaue Bestimmungsmethode des
Phosphors von P. Schwarz veröffent-
licht.
Es wurden nun inzwischen von Des-
grex mit Protylin pharmakologische und
Stoffwechselversuche gemacht, welche
dargetan haben , daß Protylin ein
schnelleres Wachstum und eine inten-
sivere Mineralisation des Skelets veran-
lasse. Degrex stellte aber auch fest,
daß das Protylin in der Tat die natär-
lichen Nnkleine und Lecithine ersetze
und daß es den Stoffwechsel fördere.
Baxxicalupo kam auf grund experiment-
eller Untersuchungen an Hunden zu den
Schlußfolgerungen, daß Protylin eine
günstige Wirkung auf die Blutbildung
entfalte, daß es eine Besserung des Er-
nährungszustandes veranlasse und den
Stoffwechsel befördere.
Gunstige klinische Beobachtungen
liegen bislang von Th, <Sb A, Kocher
(Bern), Onexila, Dom, Bartsch, 0er -
hartx^), Bürger, Kornfeld, Siegmann,
Nekatvitsch, Schweixer, Meüi, Leone
Maestro, Pouchet, Oouin u. A. vor, welche
in der in- und ausländischen medizin-
ischen Idtteratur zerstreut sich finden.
Es ist aber nicht angezeigt, hierüber
1) Pharm. Centnüh. 44 [1903], 2; 45 [1904],
374.
^ Beitrag zur Pbosphorbehandlung gewisser
Xrampfformen der Kinder, Therap. der Gegen-
wart 1904, Heft 5.
in einem pharmazeutischen Fachblatte
näher zu referieren.
Neuerdings hat aber Alt (Direktor der
Heil- und I^egeanstalt üchtspringe) an-
läßlich der ]tfünchner Jahresversamm-
lung des Deutschen Vereins fflr Psy-
chiatrie (20. April 1906) berichtet.») —
Diesem Artikel ist folgendes auch für
Pharmazeuten Wichtiges zu entnehmen.
Alt ging von der theoretischen Itföglich-
keit aus, daß durch entsprechend an-
gepaßte E^fthrung ein Erftfteverfsdl
sich verbäten und ein ]tfehransatz an
wertvoller Körpersubstanz sich erzielen
lasse. Zu diesem Behufe ließ er in
seinem Stoffwechsellaboratorium fort-
laufende Untersuchungen machen und
gelangte zu der Ueberzeugung, daß die
Myxidioten aus der eingeführten Nahr-
ung nur sehr wenig Phosphor aufzu-
nehmen vermögen. Unter Thyreoidin-
behandlung wurde bei ihnen nicht nur
die Phosphorausfuhr im Harn gesteigert,
es wuchs namentlich auch die Auf-
nahmefähigkeit für Phosphor im Darm.
Daher erschien es Alt für nötig, mit
der Schildrüsendarreichung eine Mehr-
zufuhr von Phosphor zu kombinieren
und zwar in Form des Protylin. Er
hatte dabei recht günstige Erfolge zu
verzeichnen; äußert er sich doch über
einen Fall wörtlich: «Dieser Erfolg war
wohl dem Umstände zuzuschreiben, daß ^
neben den Schilddrüsentabletten täglicl^^
20 bis 30 g Protylin verabreicht wordr*
waren.» Es handelt sich um ein voll-
ständig stumpfsinniges Itf ädchen, welches
sich unter Alf^ Behandlung in ein leb-
haftes, artiges und niedliches Kind ver-
wandelte.
Alt stellte des ferneren bei Basedoict
Kranken im Vergleich zu gesunden
]^ens.chen eine ergiebige Pbosphorauf-
nahme vom Darm aus fest, nebenher-
gehend aber eine gesteigerte Phosphor-
ausfuhr im Harn, so daß eine Knochen-
verschlechterung (bezw. Osteomalacie)
in einigen Fällen unvermeidlich gewesen
wäre, wenn nicht durch entsprechende
8) Originalartikel der Mönch. Med. Woühenschr.
1906, !Nr. 24 «Ernährungstherapie der BasedoW'-
sehen Krankheit*.
540
Mehrzufuhr in Form des phosphorreichen
Protylin genügender Ersatz geschaffen
und der Körper nicht in das Phosphor-
gleichgewicht gebracht worden wäre.
a 8eh,
Neue Arzneimittel.
niing's Blntsalz enthält angeblich m
1000 T^en 650,0 2proo. Euensaccharat,
20;0 Pepsin; 50,0 Ealinmphosphat; 20,0
Natriamphosphat; 30,0 Bittererde; 1 g Mangan-
hyperphosphat; 50;0 Caldumphospholaktat;
178;9 Zucker und 0;1 Vanillin. Darsteller:
Fabrik pharmazeutischer Präparate von Carl
Illingf Apotheker in Dresden-Trachaa.
Iiqektion Hirsch ist nach 0. & R.
Fritz eme wflsserige QuecksilbersalzIOsung, die
zu schmerzlosen Haateinspritzungen ver-
wendet wird.
Lait d* Appenzell wird em neues Abführ-
mittel unbekannter Zusammensetzung ge-
nannt; das von Lapr6e-Chaucherie Robineau
(& Oie. in Agen zu beziehen ist.
HorphacetiA ist ein englischer Name für
Heroin (Diacetyimorphin).
Opsomin wu-d nach Pharm. Ztg. 1906;
546 ein in London entdecktes; angeblich
neues Heilmittel der Tuberkulose genannt.
Es soll festgestellt worden sein, daß ErankC;
bri denen eine intcDsive Behandlung mit
den üblichen Tuberkalosemitteln keinerlei
Besserung bewirkt; eine solch geringe Wider-
standsfähigkeit gegen den Tuberkelbazillns
besitzen; daß sie nach jeder Heilung sofort
wieder von neuem erkranken; daß ein diese
Substanz enthaltendes Serum die den ge-
ringen Widerstand bewirkenden Stoffe bindet
und so eine Heilung ermöglicht
Orga's Eisenschokolade (Pharm. Centralh.
47 [1906]; 679) enthält nach Apoth.-Ztg.
1906; 455 ein Präparat aus BrennnesselU;
die ebenso eisenhaltig wie Spinat sind.
Orga's Kalkeisensaft (Pharm. Centralh.
47 [1906J; 479) ist nach Apoth.-Ztg. 1906;
455; ein zuckerhaltiger Saft aus Feigen und
ahnlichen kalkreichen Früchten; der bei
RachitiS; schwer zahnenden Kindern usw.
gegeben wird.
Ehinooulin-Pulver; »Spray und -Creme
sind Paranephrin-Anästhesin- Präparate; die
zur Behandlung von Nase und Auge bei
Heuschnupfen verwendet werden. Darsieller :
Dr. Bitserfs Pharmazeutiseh-chemisdieB In-
stitut m Frankfurt a. M.
SaUcyl-Acetol := Salacetol (Eonden-
sationsprodukt aus Aceton und Salieyl8äare\
Salimenthol ist ein von Scheuble und
Bibus hergestellter Menthol-SalicjlsänreeBter.
Nach Dr. Karl Reicher (Therap. M onatsh.
1906; 294) steUt er eine heUgelbe; fast
geschmacklose Flüssigkeit von angenehmem;
schwachem Geruch dar. Er besteht aus
annähernd gleichen Teilen Salicylsänre und
Menthol und wird innerlich in Kapsehi
zu 0;25 g wie auch äußerlich in Fonn
einer 25proc Salbe angewendet Für letztere;
die Samol genannt wuti; dienen ab Salben-
grundlage Lanolin; Oel; Wachs, Wasser und
eine Spar medizinischer Seite. Anwendung:
zur Sdimerzberuhigung und als Antiseptikum.
Tagesgabe: 3 bis 6 Eapseb. Bezugsquelle:
Dr. Bertrand Bibus in Wien I, Scfaotten-
ring 14.
St^nol; bereits in Pharm. Centralh. 45
[1904]; 631 erwähnt; ist eine granulierte
Palvermischung; von der em Kaffeelöffel
voll je 0;1 g Koffein und Theobromin ent-
hält. Anwendung: bei Magenschwäehe und
verschiedenen Herzleiden. Bezugsquelle:
Viktoria-Apotheke in Berlin SW, Friedrieb-
straße.
Tannacetiii = Tannigen (Diaeelyl-
tannin).
XJreol - Chanteaud. Granulierte Palver-
mischung; von welcher em Kaffeelöffel voll
0;4 g Hexamethylentetramiu; 0,3 g Natiiam-
benzoat enthält Anwendung: ab harn-
treibendes Mittel; Hamdesinfiziens nnd bei
Steinbildung. Bezugsquelle : Viktoria-Apo-
theke in Berlin SW, Friedrichstraße.
XJrisol = ürotropin (Hexamethylen-
tetramiu).
Veal Marrow ist rotes Enoehenmatk.
Vestosol stellt eme weißgelblicbe Salbe
dar; die keinen stechenden Gemeh besittt
Der wirksame Körper derselben ist Form-
aldehyd; welcher bis zu 2 pOt bei Oeges-
wart von Zinkozyd und Borsäure an em
neutrales Fettgemisch g;ebunden ist, dem
Fetron beigefflgt ist Außerdem enthält mt
Duftstoffe. Anwendung: bd Fnßsdiweiß.
KMentxel,
641
Üeber Höchstgaben
von Arzneimitteln, welche in
dem Deutschen Arzneibuch nicht
enthalten sind.
Das kflrzlieh erschienene «Ergftnznngs-
bneh znm Arzneibnoh fflr das Dentsohe
Reidi» enthUt anf den Seiten 396 bis 402
ein vom Geheimrat Prof. Dr. L. Leivin in
Berlin bearbeitetes cHöchstgaben- Verzeichnis»
nebet einigen voransgesdiickten «allgemeinen
Bemerkungen». Das Verzeichnis nnd die
allgemeinen Bemerkungen smd auch in der
Deutsch. Med. Wodienschr. 1906^ Nr. 22
veröffentlicht
Die allgemeinen Bemerkungen, welche von
großer Wichtigkeit sind, stammen sie doch
aiu der Feder emes auf diesem Oebiete
anerkannten maßgebenden Forschers, sollen
deshalb naebatehend zur Kenntnis unserer
Leserer gebracht werden. Auf emen Ab-
dmok des HOohstgaben- Verzeichnisses müssen
wir des ümfanges wegen leider verzichten
nnd verweisen anf das hn ErgSnzungsbuch
enthaltene Verzeichnis, indem wir jedoch
anf die am Ende dieses Aufsatzes befind-
liehe Bemerkung betr. Gonünum hydro-
bromienm aufmerksam machen.
AllgemeiDe Bemerkungen.
1. Die Orundlace für die Feststellangen der
folgenden Mazimsldosen for einen erwach-
senenMenschen lieferten toxikologische und
kliniaohe Erfidmingen.
2. Die maximalen Dosen gelten für die An-
wendnng der Medikamente von allen Eörper-
stellen ans, an denen ihr Eintritt in die Sftfte-
nuuse sioh vollziehen kann, insbesondere:
a) for die Einführung in den Magen; b) für
die Binspntzung in den Mastdarm; o) für die
üinBpntzung in die Gebärmutter; d) fiir die Ein-
Bpritzang in die Brust- und Bauchhöhle; e) für
die EinspritsuDg in das Unterhaatgewebe oder
die Moakeln; f) für die Einspritiung in die Blut-
gef&fte; g) fgr die Einspritzung in den Bücken-
markskanal
3. Die maximale Tagesgabe ist im allgemeinen
ans wiaBensobaftliohen und praktischen Gründen
nicht h5her gesetzt als die dreifache maximale
£inselgabe.
£ine Beihe von Stoffen (Schlafmittel, Bernhig-
tmgsmittel, Abführmittel, Herzmittel) haben als
maximale Tagesgabe nur die zwei-, resp. zwei-
nndeinhalbfadie Einzelgabe erhalten, nod nur
^enige Btofie (Eiebermlttel und flüchtige Medi-
kamente) sind mit einer dreiundeinhalbfacheD
biB Tierfaohen Einseigabe als maximaler Tages-
8>be festgesetzt Gantharidin und Pelletierinnm
tannicom erhielten nur eine maximale Biozel-
gabe, weil ihr arzneilioher Zweck die Featsetz-
uog einer besonderen maximalen Tagesgabe
überflüssig erscheinen läßt. Vernünftigerweise
sollten auch die reinen Schlafmittel nur mit einer
maximalen Einzelgabe versehen werden.
4. Zwischen je zwei maximalen Einselgaben
sollen, soweit nicht Vergiftungen antidotiuisoh
zu bekämpfen siad, miadeetens zwei Stunden
Zeit liegeo. Hierduroh wird der Begriff der
Tagesgabe umgrenzt. Je nach dem Verhältnis
der Einzelgabe zur Tagesgabe kann mithin die
letztere sohneilstens nach 2 bis 8 Stunden ver-
braucht werden.
5. Der Gebrauch der maximalen Tagesgabe
eines Medikamentes an zwei aufeinanderfolgenden
Tagen ist mögliohst zu vormeiden.
6. Will man in einfiu)hster Weise berechnen,
wieviel den Kindern bis zu 12 Jahren von der
dem Erwachsenen zukommenden Gabe maximal
oder nicht maximal begrenzter Stoffe zu ver-
ordnen ist, so dividiert man die Anzahl der
Jahre duroh die Anzahl der Jahre -)- 12. Dem-
nach wird einem Kinde von 4 Jahren zu reiohen
sein:
4+12 16 4
und einem Kinde von 12 Jahren:
12
12 + 12
12
24
2
Von 12 bis 18 Jahren ist Va bis '/4f ^^d von
18 bis 21 Jahren 3/4 bis zu der vollen Gabe
eines Erwachsenen zu verabfolgen.
Zu den HQehstgaben des Koniin^
wovon schon oben die Rede war^ ist folgen-
des zu bemerken.
Im ErgSnzungsbuch ist angegeben:
Größte Größte
Einzelgabe Tagesgabe
Coniinum 0,002 g 0,006 g
Gonünum hydro-
bromicum 0,02 g 0,06 g
m dem Verzeichnis in der Deutschen
Medicinischen Wochenschrift 1906;
Nr. 22, ist dagegen angegeben:
Größte Größte
Einzelgabe Tagesgabe
Coniinum 0,002 g 0,006 g
Gonünum hydro-
bromicum 0,03 g 0,15 g.
Der unterschied der Höchstgaben
beim bromwasserstofbauren Konün ist ein
sehr beträchtlicher; uns erschemt die
Angabe im Ergftnzungsbuche 0,02 g bez.
0,06 g^richtiger zu sein. Das stöchiometrische
Verhältnis zwischen Konün und SMuem brom-
wasserstoffsanren Sahs ist 127,21 zu 208,18
abgerundet 1 zu 1,6, also lange noch nicht
542
1 zü 10 wie den Höchstgaben im Ergänz-
nngsbüch 0^002 und 0,006 bez. 0,02 und
0,06 entsprechen würde. Es mag aber
zutreffen, daß die freie Base wesentlich
rascher, also giftiger, wirkt als deren Salze..
Entsprechen die Angaben im Ergänzungs-
buch dem Verhältnis 1 zu 10, so ist das-
selbe bei den Angaben in der Deutsdien
Medioinischen Wochenschrift bei Koniin (der
freien Base) 1 zu 15, beim bromwasserstoff-
sauren Salz sogar 1 zu 25.
Aber noch em anderer Umstand spricht
für die größere l^chtigkeit der Angaben
des im Ergänzungsbuch enthaltenen Ver-
zeichnisses, nämlich Punkt 3 der allgemeinen
Bemerkungen, wonach die größte Tages-
gabe im allgemeinen das dreifache der
größten Einzelgabe ist (nur für einige Stoffe
wie Fiebermittel und flüchtige Arzneimittel
steigt das Verhältnis bis zum vierfachen).
Beim bromwasserstoffsauren Roniin ist aber
(in der Deutsch. Med. Wochenschr.) die
größte Tagesgabe rO,15) das fünffache der
größten Einzdgabe (0,03). Deshalb erscheint
uns die Angabe im Ergänzungsbuch 0,02
bez. 0,06 (das dreifache) richtiger zu
sein. A, Schneider.
Ueber neue Verordnungsweisen
alter Arzneimittel
macht Ed. Jung in Apoth.-Ztg. 1905, 702
etwa folgende Mitteilungen:
Menthol, das vielfach bei HaLs- und
Nasenleiden angewendet wird, hat man bisher,
um es in flüssiger Form verwenden zu
können, in Wasser verteilt, z. B. unter Be-
nutzung von Quillajatinktur (siehe Pharm.
Oentralh. 45 [1904], 180), neu dagegen
dürfte seine Verwertung sein, wenn man
das Menthol in fettem Oel löst und diese
Lösung emulgiert. Zum beliebigen Ver-
dünnen einer solchen Mentholmilch em-
pfiehlt sich die Herstellung einer haltbaren
konzentrierten Emulsion mit Glycerinzusatz.
Derselben können noch Formaün und Ge-
schmacksverbesserer zugefügt werden. Em-
pfohlen wird folgende Vorschrift: 0,3 g
Menthol werden in 6 g Mandelöl gelöst und
diese Lösung mittels 6 g arabischem Gummi
und 6 g Pfefferminzwasser emulgiert. Darauf
werden 30 g Glycerin, 12 g Pfefferminz-
wasser, 2 Tropfen Stemanisöl und 15 Tropfen
Formalin zugefügt. Zum Gebraueli werden
1 bis 2 Teelöffel mit dnem Glas Waser
verdünnt Gurgelungen mit Menthol-
milch hinterließen bei Bronchialkatarrfa dn
äußerst wohltuendes Gefühl der Erfrischung
und Erleichterung.
Salmiak, Ammoniumchlorid, dürfte ndi
in Nebelform, als seiner feinsten Verteilung,
sehr gut eignen. Zur Herstellung dersdben
sollen in mer geräumigen Flasdie 3,4 -^
25 proc. Salmiakgeist mit 6 g 30 proc.
Salzsäure durch Schütteln gemischt werden.
Die Nebel werden mittels eines Glasröhre»
eingesogen. Bei dieser Anwendung det^
bewährten Hustenmittels ftllt jede Magen
belästigung fort
Jod scheint in der homöopathischen Ver-
dünnung, die die gesättigte wässerige I.<ö6ung
(nach Hager 1:4500) darstellt, noch eine
entschieden antiseptische und entzündungs-
widrige Wirkung zu haben. Es wurde
nämlich die Beobachtung gemacht, daß damit
behandelte entzündete Hautausschläge auf-
fallend schnell abheilten. —tx~
Für die HersteUang von KUch-
säure,
welche bisher aus Rohzucker oder Stlrke-
zucker geschah, haben Miskin und Leicin
ein neues Verfahren angegeben und paten-
tieren lassen, bd dem man unmittelbar von
stärkehaltigen Rohstoffen, wie Kleie und
Gerste, ausgeht ; letztere wird ab Mals ver-
wendet. Bdde Rohstoffe werden in fein-
zermahlenem Zustande sehichtweise über-
einander gehäuft, um bessere Versnekening
der Stärke herbdzuführen, dann gewinnt
man durch Filtration einen Saf^ welcher in
Gärvorrichtungen der Sterilisation, Abkflhlong,
Impfung und Durchlüftung unterworfen wird.
Die Impfung erfolgt mit reinen Roltnren
des MilchsäurebaziUus, z. B. mit Baciilas
acidifioans longissimus. Die auf soldte Weise
erhaltenen Milchsäurelösungen werden nach
je 12 Stunden mit Kalkmildi venetzt, so
daß der Säuregrad der Fennentienmg stetig
im Verhältnis von 2 Teilen Alkali auf 20
TeUe Material erhalten bleibt. Nach be-
endeter Gärung wutl die Lösung völlig nen-
traUsiert und das Oaloiumsalz der Mileh-
säure hierauf mit Schwefelsäure zerlegt
Südd. Apoth.'Zig. 1006, 122. /. £.
543
Zur Auslegung
Gesetze usw.
(Fortsetzung von Seite 521.)
213. Knöteriohtee als Heilmittel.
Weidemann'B rassischer Ejiöterichtee, auch
Homeriana genannt, darf als Heilmittel nicht
außerhalb der Apotheken verkauft; auch
nldit öffentlich angepriesen werden (wogegen
Knöteridi schlechthin dieser Beschränkung
it. Bekanntm. v. 8. 3. 1905 nicht unter-
liegt). Weidemann und sein Geschäfts-
führer wurden wegen unlauteren Wettbe-
werbes verarteilty weil sie den Knöterichtee
ab Heilmittel gegen Schwindsucht angepriesen
hatten, obwohl ihm ein Heilwert nicht inne-
wohnt und der Wert des fQr 1 Mark ver-
kauften Paketes nur 5 bis 6 Pfennig be-
trägt. (Pharm. Ztg. 1906, Nr. 5.)
«
214. Arznei- und Heilmittel sind
ebenso wie Gifte ausgeschlossen vom
Hausierliandel. Ein Ehepaar war wegen
Arznahandel im umherziehen angeklagt
worden^ weil von ihnen mit einem Tee^ der
gegen Husten, Ausschlag, Gelbsucht usw.'
helfen soUte, hausiert wurde. Der Tee war |
ein Gemisch von Sennesblättern, Koriander,
Slißholz usw. Die Ehefrau besaß nicht
einmal einen Wandergewerbesdiein, während
der Ehemann einen Gewerbeschein für er-
laubte Gegenstände hatte. Das Ehepaar
wurde verarteilt, einmal, weil der Tee als
ein Gemenge im Sinne der Kaiserl. Verord.
vom 22. Okt 1901 überhaupt nidit frei-
händig verkauft werden darf, andererseits
weil es Gegenstände im Umherziehen feil-
geboten hatte, welche vom Hausierhandel
ausgeschlossen sind und die im Gewerbe-
eehein nicht bezeichnet waren. (Pharm. Ztg.
1906, Nr. 1.)
215. Geruolisbelästigung durch chem-
ische Fabriken. Das Oberlandesgericht
Hamburg hat entschieden, daß den Landes-
r^erungen nicht das Recht zusteht, Vor-
schriften zu erlassen, welche dem Inhaber
einer konzessionierten Anlage besondere
Hafinahmen im Interesse des benachbarten
Publikum auferlegen. Bewohner von Ham-
burger Vilienvorstädten hatten von der
Hamburger Baupolizei gegen eine Fabrik
ätherischer. Oele gerichtete Verfügungen er-
langt, wonaeh die Fabrik bestimmte Vor-
kehrungen gegen Verbreitung von belästigen-
den Gerüchen zu treffen habe. Die Fabrik
machte dagegen geltend, daß ihr bei Gründ-
ung der Fabrik die vorgeschriebene Kon-
zession bedingungslos erteilt worden sei.
(Pharm. Ztg. 1906, Nr. 2.)
216. Ankündigung von IJllrich's
Kräuterwein. In emem Inserat war vor
Nachahmungen des UUrich'B/dkea Kräuter-
weins gewarnt worden. Darin sah das Ge-
riet eine maskierte Ankündigung des Kräuter-
weins und verurteilte den Inserenten« (Pharm.
Ztg. 1906, Nr. 5.)
217. Verurteilung eines Heilkundigen.
Eine Frau hatte sidi durdi Einreibung mit
einem gegen alle möglichen Krankheiten
angepriesenen Mittel cOrffinum» eine
schwere Nierenentzündung zugezogen und
war schließlich daran gestorben. Der Ver-
fertiger des Orffinum wurde wegen fahr-
lässiger Körperverletzung zu 500 Mark
Geldstrafe bezw. 100 Tagen Haft verurteilt,
wobei das Gericht als strafmildernd annahm,
daß der Angeklagte von dem Wert semer
Methode überzeugt gewesen sei. (Pharm.
Ztg. 1906, Nr. 3.) A. St.
Ueber Wasserstof^eroxyd
Merck
teilt Zahnarzt WiUmer im Arch. f. Zahn-
heilk. 1906, Nr. 5 mit, daß dasselbe blaues
Lackmuspapier rötet, jedodi mehr in dem
durch Kohlensäure hervorgerufenen Farben-
ton. Diese Rötung wird aber keineswegs
durch eine das Wasserstoffperozy verun-
remigende Säure veranlaßt. Man kann dies
leicht zeigen. Wenn man das Wasserstoff-
peroxyd durch Eintragen emer Spur Platin-
schwamm in der Wärme zerstört^ so zerfällt
es in Sauerstoff und Wasser und die zurück-
bleibende Flüssigkeit ist ohne jede Wirkung
auf Lackmus, wodurch die völlige Säure-
freiheit des Präparates erwiesen ist. Zum
Beweise, daß auch andere Unreinigkdten
fehlen, erhitzt man das Präparat in einer
Platinschale. Infolgedessen entwickelt es
Sauerstoff, ohne eine Spur von Geruch zu
zeigen, und verdampft vollständig, ohne den
geringsten Rückstand zu hinterlassen.
644
Ueber Jodoformium liquidum
schreibt K. Helfritx in der Apoth.-Ztg. 1906;
323; daß er die in der Pharm. Gentralh. 47
[1906]; 259 mitgeteilte Vorsohrift folgender-
maßen abgeändert hat:
In einem tarierten Literkolben löse man
35 g reines Aetzkali in 25 g destilliertem
Wasser vollständig auf; schichte darfiber erst
50 g reme OelsäarC; dann 30 g 94proo.
Alkohol; dem 10 Ranmteile Aether zugesetzt
waren. 30 g Jod werden sodann fein ver-
rieben und hiervon etwa 3 bis 4 g in die
übereinander geschichteten Flüssigkeiten ge-
schüttet; worauf das erste gelinde Um-
schwenken der ganzen Masse erfolgen darf.
Nach eingetretener Entfärbung wird eine
weitere kleine Jodmenge hineingeschüttet;
umgeschwenkt und so fort; bis 30 g Jod
verbraucht sbd. Der Gesamtinhalt des
Kolbens wird nun sofort; ohne erst ein
Abkühlen und Absetzen dnes Niederschlages
abzuwarten; mit kaltem destillierten Wasser
auf das Gesamtgewicht von 500 g gebracht
und durdi kräftiges Umschütteln gut durch-
mischt Man erhält so eine klare durch-
sichtige Seife ohne jeden Niederschlag oder
sonstige Abscheidung von dickflüssig sirup-
artiger Beschaffenheit und hellgelber bis
dunkelbrauner Farbe, je nach dem Konzen-
trationsgrade bezw. der Reinheit und Verseif-
ungsfähigkeit der angewandten Oelsäure. Die
Lösung der Seife in Alkohol ist nicht klar;
sondern milchig trübe. Salpetersäure macht
aus Jodoformium liquidum Jod frei und Siiber-
nitrat scheidet daraus Silberjodid ab.
Daß alles angewandte Jod in Jodoform
umgewandelt ist; kann man kaum annehmen.
Da aber nach Blanchi das Jodoform in der
Seife resorbierbar ist; mithin auch das in
anderer Form darm enthaltene Jod; so kann
man den Gesamt -Jodgehalt auf Jodoform
umrechnen; um so wenigstens vorläufig eine
Wertbestimmung geben zu können. Hierzu
verfährt man folgendermaßen: Etwa 5 g
der gut durchgemischten Seife werden in
einem Kolben mit etwa 100 com eines Ge-
misches gleicher Raumteile Wasser; Alkohol
und Aether gelöst; mit Salpetersäure ange-
säuert; wobei die Lösung klar bleibt; und
mit Silbemitrat im Ueberschuß versetzt;
kurze Zeit im Wasserbade unter Rück-
fluß erwärmt; bis das gefällte Silberjodid
sich zusammenballt Dieses wird abfiltriert;
erst mit Aetheralkohol; dann mit kaltem
und zuletzt mit heißem Wasser ausgewaschen;
Filter mit Rückstand getrocknet; verascht
und im Porzellantiegel bis zum Schmelzen
erhitzt. Die gefundene Menge Silberjodid
wird auf Jodoform umgerechnet Danadi
enthält Jodoformium liquidum 5;6 pCt
Jodoform.
In gleicher Weise wird die Bestimmung
in den Jodoformium liquidum- Verbandstoffen
vorgenommen.
Die Firma Max Arnold m Chemnitz
bringt eine Gaze mit 20 pCt Jodoform,
liquid.; 1;2 pGt Jodoform enthaltend; und
eine Watte mit 10 pGt Jodoform, liquid.,
enthaltend 0;6 pCt Jodoform; m den Handel.
Als Einreibung wird eine Mischung
gleicher Teile wasserfreies Lanolin und Jodo-
formium liquidum empfohlen. Beide Tdle
werden bei gelinder Wärme auf dem Wasser-
bade geschmolzen; gut durchgerührt und
ohne weiteres Umrühren erkalten gelassen.
Es entsteht eine weiche gleichmäßige Salben-
massc; die durch Verrdben schlecht zu er-
zielen ist Wassei*zusatz stört diesen Vorgang.
Jodoformium liquidum; die damit her-
gestellten Verbandstoffe und die Salbe be-
sitzen nicht den unangenehmen Jodoform-
geruch. Die Verbandstoffe sind fast
geruchloS; Jodoformium liquidum und sdne
Lanolinsalbe riechen etwa wie reife Gurken.
.H. AI.
Vinum jodotannicum cum Calcio
phosphorico.
Der Kommission zur Bearbeitung des
neuen französischen Godez macht Orimbert
folgenden Vorschlag zur Darstellung eines
Vinum jodotannique pho6phat6:
Jod 2;0
Add. tannic. 2;0
Alkohol; 95proc 20;0
Monocaloiumphosphat20;0
Sunp. simpl. 100,0
Vin. Malacense 860;0.
Jod und Tannin werden in Alkohol; das
Galciumphosphat im Wein gelöst Die Lös-
ungen werden mit Sirup gemischt und nadi
dreitägigem Stehen filtriert
20 g des Präparats enthalten 0;04 g Jod.
Mit der doppelten Raummenge Wasser
verdünnt darf dieser Wein Stärkelösung
nicht bläuen. Ä.
Joum, de Pharm, ei de CÄtw. 1906, XXm, U,
545
■ahrungsmlttel-Oheiiile.
Soxhlet's Nährzucker,
Ober den schon in Pharm. Gentralh. 43
[1902], 94 berichtet worden ist; wird am
zweekmftßigsten In heißem Wasser (oder
Tee, ReiBwasBer,. RoUgerstenwasser n. dergl.)
geltet; mit der Milch gemischt mid das
Ganze in üblidier Weise sterilisiert Nach
Dr. Soochlet smd die Mischongsvertiältnisse
bei nachstehender Gesamtmenge f&r 24 Stun-
den, verteilt anf 6 bis 8 Flaschen folgende:
Im
* 2. nnd 3.
y 0,3 L
> 0,6 L
6
» 4. » 6.
> 0,4 L
* 0,6 L
8
» 6. » 7,
» 0,6 L
» 0,5 L
9
8.
» 0,8 L
* 0,3 L
7
9.
» 0,9 L
» 0,2 L
4V,
1. Monat 0,2 L Milch 0,4 L Wasser A% Kaffeelöffel Nährzucker (45 g)
. (60 g)
(90 g)
(70 g)
(45 g).
Außer diesem NShrsuidcer stellt die NIhr-
mittelfabrik Mündien, G. m. b. H. in Pasing
Dr. SoxMefs Näbrzncker-Eakao nnd
Nährznoker ohne Znsätze her. Beide
Ptftparate sind ffir ältere Kinder nnd Er-
wachsene bestimmt Letzterer wird zur Er-
höhung des Nährwertes von Speisen (Suppen,
Breien, Kompotts und dergL) denselben zu-
gesetzt, ohne in diesen durch besonderen
Geschmack hervorzutreten. H. M.
Ab Kaffeelöffel wird em vollgehäufter
gleidi 10 g Gewicht verstanden. Z?nschen
je 2 Darreidiungen erfolge eine Sstflndige
Pause.
Zu bemerken isl^ daß dieser Nährzucker
weder Milchzucker ist noch Milch-
zucker enthält Derselbe enthält Dextrin
und Maltose in fast gleidien Mengen, etwas
Kochsalz und besitzt einen geringen Säure-
grad.
Zur Olykogenbestimmung im
Pferde- und Foetenfleisch.
Die drei bekannten Verfahren zur Gly-
kogenbestimmung von Brücke-Külx, von
Pflüger 'Nerking und von Pflüger aliein
Bind unter sieh, worauf schon Pflüger selbst
hingewiesen hat, durchaus nicht gleichwertig.
M, Martin hat nun erneut festgestellt, daß
das entere um 25 pGt, das zweite um 22
pCt weniger Glykogenausbeute gibt, als das
Pflüger'^e*). Bei einer Revision des
Fleischbeschaugeeetzes dürfte dem letzteren
daher der Vorzug zu geben sdn. Hat man
das Glykogen durch Inversion in Zucker
übergefflhrt, so wendet man — will man
genauer verfahren — das Reduktions-
verfahren an, während die polarhnetrische
Methode schneller zum Ziele führt. Von
besonderem Werte ist die Angabe des Ver-
fassers, daß sich allein im Pferdefleisch und
foetalen Fleisch das Glykogen lange Zeit
unverändert hält, weil dem Pferdeblut eine
weit geringere diastatische fermentative
Wirkung eigen ist, wie dem der Wieder-
käuer. Im Rind-, Kalb- und Sdiweinefleisch
verschwindet innerhalb weniger Tage des
*) Pfliiifef'B Arohiv 1902, 96, 1«3, 96, 94 ;
1903, 10^ 169. 1-^1
Lagems das Glykogen fast völlig, während
es im Pferdefleisch (auch in der unge-
räudierten Wurst von ^esem) erhalten bleibt
Man tut daher gut, die zu untersuchenden
verdächtigen Fleischwaren erst ablagern zu
lassen, wodurch man vor Täuschungen durch
den Glykogengehalt von anderem Fleisch
bewahrt bleibt Jeder Glykogenfund in
gelagertem, nicht konserviertem Fleisch läßt
den Verdacht, daß Pferde- oder Foetenfleisch
zugesetzt wurde^ zu; der Naehweki gelingt
sicher bd Zusatz von über 10 pOt Pferde-
fleisch. In gepöckeltem und geräuchertem
Pferdefleisdi verschwmdet das Glykogen;
der Verf. kritisiert daher die diesbezüglichen
Vorschriften der Ausführungsbestimmungen
zum Fleisohbeschaugesetz. —del,
Zttehr. f. Unters, d. Nähr.- u. Oenußm.
1906, XI, 249.
VertUgnng des Heu- und Sauerwunns
sowie dessen Brut Nach einem patentierten
Verfahren von St^tutian Berger in Oestrioh
wird bei nassem oder wenigstens fenchtemWetter
auf die Blatter und Blüten eine MischuDg von
1 T. Chlorkalk, 1 T. Kupfersnlfat, 1 T. Schwefel-
und 4 T. Kalkpulver aufgestäubt Durch dieses
Pulver soll weder derWeinstook leiden, nooh
die Trauben oder der Wein Schwefelgesonmaok
annehmen.
ZUehr. f. augete. Ohmn. 1906, 719. P. &
546
Gewinnung einwandfreier Milch.
Bislang ging man stets von der Erkennt-
nis anS; daß die pathogenen Bakterien bei
einer Temperatur von 62^ C zum größten
Teile absterben und daß alle Keime durch
Erhitzen auf 120^ getötet werden können;
infolgedessen legte man wenig Wert darauf;
bei der Gewinnung die Bakterien von Haus
aus fem zu halten und glaubte den höch-
sten Anforderungen der Hygiene genügt zu
haben; wenn man die Milch pasteurisiert;
kocht oder ganz sterilisiert. Und dabei ist
das dodi eine von Alters her bekannte Er-
fahrung; daß die rohe Milch viel leichter
verdaut werden kann, wie die gekochte.
In jüngster Zeit hat nun der Geheime
Hofrat Professor Hempel auf Rittergut
Ohom die Pk'oduktion von dnwandfreier
Milch in die Hand genommen unter Ver-
wertung der IdeeU; welche in der Chirurgie
zum Zweck der sogenannten aseptischen
Behandlung durchgeführt sind. Das Vieh
ist in emem hellen; gutgelüfteten Stall unter-
gebracht; wenn die Witterung es erlaubt;
so kommt es regelmäßig ins Freie auf eine
Wiese. Im Stall erhUt es nur das beste
Futter mit Ausschluß von Schlempe; Rüben-
schnitzehi usw. Ausschließliche Trocken-
fütterung findet nicht statt; da eine gewisse
Menge gutes Grünfutter für die Gesundheit
der Tiere zweifellos nötig ist Zur Kurmilch-
gewinnung sind nur Kühe eingestellt; die
beim Impfen mit Tuberkulin nicht reagiert
haben. Die Kühe unterliegen einer regel-
mäßigen Beaufsichtigung eines Tierarztes.
Der besondere Melkraum hat zementierten
Fußboden; die Wände sind mit Fließen be-
kleidet; z. T. mit Oelfarbe gestrichen; eine
vorhandene Wasserleitung gestattet die
leichte Reinigung aller Teile desselben. In
6 durch Verschlage abgeteilten Ständen
können gleichzeitig 6 Tiere gemolken werden.
Dieser Raum steht in kemerlei direkter Ver-
bindung mit dem StaU; so daß nur Luft
dh*ekt aus der Atmosphäre emdringt. Un-
mittelbar an den Melkraum ist dn Eishaus
angebaut; welches in direkter Verbindung
mit dem Milchkühlraum steht Da besonders
viel Keime von der unremen Kleidung der
melkenden Schweizer und von dem Fell der
Tiere in die Milch gelangen; so werden
Kuh und Schweizer mit reinem Leinenzeug
bekleidet Bei der Kuh bleibt nur das
Euter frei; der Schwanz wurd an das Bein
gebunden. Die Schweizer müssen vor dem
Melken die Euter wasdien (hoffentlich auch
die eigenen Hände. D. Ref.). Dann wird
die Milch mittels eines sterilisierten Trichten
durekt in emen bedeckten, sterilisierten Bleeh-
eimer gemolken. Die ersten Striche van
MUch werden nicht verwendet Der Ver-
such; sofort m die zum Versand der MDch
benutzten Glasflaschen zu melken, mußte
aufgegeben werden, da ja sonst ungleidie
Verteilung des Fettgebaltes entsteht; weil
bekanntlich die Milch im Euter selbst ab-
sahnt, so daß dne Kuh am Anfange des
Melkens magere Mildi gibt als am Ende.
Ein sinnreich konstruiertes; ehafaehes ge-
schlitztes Verteilungsröhrchen in den Mileb-
kannen — Emzelheiten darüber müssen in
der Originalarbeit gelesen werden ^ genflgt,
um eine vollkommene gleichwertige Milcb
abzufüllen. Die Versändflaschen werden
sorgfältig gewaschen und gespült und dann
im strömenden Dampfe V2 Stunde erhitsi
Der Kopf der gefüllten Flaschen wird mit
einem Pergamentpapier überbundeO; plom-
biert und mit einem Stempel versehen; der
den Tag der Fertigstellung trägt Dtnn
kommen die Flaschen in großen HclxkisteD
in Eis und Wasser; wo sie inneriialb 15
Minuten auf etwa b^ C abgekühlt werden.
Der Transport erfolgt in beeonden herge-
stellten Isoliergefiißen. Die bakteriologMie
Untersuchung der so gewonnenen Milch hat
gelehrt; daß dieselbe äußerst arm an Keimoi
ist; die Forderung peinliehster Beinliobkeit
gibt also viel größere Garantien; als &
Erhitzung der Milch. Als Beweis ffir die
große Haltbarkeit der 0 hörn er Milch
dient die TatsadiC; daß sie bei Reisen Aber
den Ozean in New-Tork noch tadeUos be-
funden wurde. (Die Methode ist sehr nicb
ahmenswert; Idder wvd nichts über den
Milchpreis bd der doch mit großen Unkosten
verknüpften Konservienmgsart mitgetedt
D. Ref.) l^'
Münehn. Med. Woehensehr. 1906, 301.
Gioddu ist eine fermentierte Miloh in der Art
des Kefir oder Kumis, die sich die Hirten m
sardinischen Berge bereiten. Sie nehmen fobe
oder gekochte, entrahmte oder VoUmilohJtf
Kühe, Schafe oder Ziegen. Das Fripsiat wird
bei YerdauungsstöruDgen und Dyspepsie •*""
pfohlen, scheint aber vor all den vielen ähnüdi«
keinen besonderen Yorzng sn haben. ^•
Jaum. de Pharm, ei de CSUm. 1906, XIIU, 34.
547
Phi
le Mitteilungen.
Bocconia cordata,
eme ans Japan stammende, jetzt in Nord-
amerika sehr häufige Pflanze, wird 4 bis
6 Fuß hoeh und ist dort nnter dem Namen
Gelandine-Stranoh bekannt Sie ent-
hält nach den Untersndinngen von Murill
und Schlotterbeck die 5 Alkaloide: Pro-
topin, /^-Homoehelidonin, Gbelerythrin, San-
goinarin und ein bei 100^ C schmelzendes
Alkaloid.
Die Pflanze wnrde durch Schlotterbeck
und Blome dner erneuten Prüfung unter-
zogen. Dieselben erhielten aus 25 kg ge-
pulverter Bocconia- Wurzel Aber das Sulfat
87 g reines Protopin und 85 g reines, gut
kristallisierteB ^ - Homocheiidonin. Die an-
deren 3 Alkaloide waren nur in verhältnis-
mäßig geringer Menge vorhanden. Durch
Schmelzen und Umkristallisieren aus heifiem
Alkohol gelang es, daß bei 158^ schmeks-
ende /?-Homochelidonin teilweise in das bei
167 hiß 168^ schmelzende ^^-Homochelidonin
fiberzuffihren, das durch Umkristallisieren
auB Essigäther wieder in /7-Homochelidonin
vom Schmelzpunkt 158^ fibergefflhrt werden
konnte. Durdi Erhitzen mit Salzsäure im
verschlossenen Rohr auf 85 bis 90<> ver-
änderte sich die gelblidie Farbe der Misdi-
mig in dunkelgrfln und eine große Menge
eines Gases wurde abgespalten, das als
Chlormethyl identifiziert wurde. Dagegen
konnte die Untersuchung des zurfickbleiben-
den basischen Rfickstandes nicht abgeschlossen
werden, da es sich um ein Gemisch ver-
schiedener Substanzen erwies. Bei der Eui-
wirkung von alkoholischer JodUteung auf
/i-Homochelidonin bei 100^ wurde Was8e^
Stoff nicht abgespalten, wie dies bei ähn-
liehen Alkaloiden Hydroberberin, Coiybulbin
von E, Schmidt beobachtet wurde. Durch
Einwirkung von Phosphorpentachlorid auf
^-Homochelidonin in Ghloroformlösnng im
zngeschmolzenen Rohr bei 90 bis 100^
wurde nur das Hydrochlorid der Base ge-
bildet, jedoch kdn Chloratom durdi Sub-
stitution in das Alkaloid eingeführt. Auch
die Versuche, durch Acetylchlorid und Essig-
sänreanhydrid die Gegenwart einer OH-
Gruppe nachzuweisen, führten zu keinem
positiven Resultat Durch Schmelzen mit
Ealihydrat wurde ans dem //-Homochelidonin
Protokatediusäure abgespalten.
Bei der Prüfung der im wässerigen Ex-
trakt der Pflanze vorkommenden Säuren
wurden große Mengen Galdumphosphat und
eme schön kristallisierende, aber nidit näher
charakterisierte Substanz aufgefunden.
Pkarm. Review 1906, Vol. 23, 310. J. K.
Die Samen
von Schleiohera trijuga
liefern nach D. Hooper das Makassar-
Oel. Der Baum findet sieh in einem großen
Teil von Indien, mit Ausnahme von Bengalen
und Assam und wird in Galcutta cPaka»
genannt, ist auch unter dem Namen Lack-
baum, Eosumba oder Geylon-Eiche bekannt.
Makassaröl war lange Zeit als Geheimmittel
zur Pflege der Haare in Gebrauch, ja sogar
so allgemein verbreitet, daß man mit dem
Namen cAntimakassar» die Deckchen be-
zeichnete, weiche auf den Sopha's und
Lehnstflhlen zum Schutz gegen Haarölflecke
angebradit waren. Der Name «Makassar»
rührt wahrscheinlich daher, daß die ftUiefem-
den Samen aus dem Malaiischen Archipel
kamen, woselbst auf Gelebes ein Volksstamm
cMangkasar» wohnte. Jetzt wird cMa-
kassaröl» künstlich nach den verschiedensten
Vorschriften zubereitet. In Amerika geht
unter diesem Namen ein mit Ylang-Ylang
parfümiertes KokosnußU. Die Eingeborenen
benutzen Makassaröl zu den verschiedensten
Zwecken, z. B. wird es in Bombay, Burma
usw. zum Brennen und Kochen, als Haaröi
gebraucht, in Nilgiris zum Salben des
Körpers. Auch gilt es als Purgiermittel und
als Schutzmittel gegen Cholera, äußerlidi
als Einreibung gegen Rheumatismus und
Kopfsohmerzen. Bei den eingeborenen Völker-
stämmen steht das Makassaröl auch in hohem
Ansehen als Heilmittel gegen die verschie-
densten Hautkrankheiten. Die gepulverten
Samen werden angewandt gegen Geschwüre
und tierische Parasiten. Ungeachtet ihres
eigentümlichen Geschmacks werden die reifen
Früchte und Samen von einigen wilden
Stämmen gegessen, dies namentlidi zu Zeiten
von Hungersnot. Die Kerne enthalten etwa
60 pCt und die ganzen Samen über 40 pGt Gel.
Pkarm, Joum. 1905, 361. J. K.
548
Bakteriologische Mitteilungen.
SchwefelwasserstofiTbildung
durch die Bierhefe.
Will und Wunderschek maohten die
Beobaohtang; daß nicht nur durch Wein-
hefen eine Bildung von SdiwefelwasserBtoff
hervorgerufen werden kann , sondern daß
durch die normale Kulturhefe des Bieres
gegen Ende der Hauptgftrung regelmäßig
dne schwache Schwefelwasserstoffbildung
aus den Eiweißkörpem der Würze oder aus
Sulfaten stattfindet Unter günstigen Be-
dingungen, z. B. bei Gegenwart von Schwefel
in der Würze, vermehrt sich die Menge
des entwickelten Sdiwefelwasserstoffes. Maß-
gebend ist für diese neben der Hefeart und
der Heferasse nach den Untersuchungen der
Vertf. die Zusammensetzung der Würze.
Eine Vermehrung der stickstoffhaltigen, von
der Hefe assimilierbaren Körper, z. B. Pepton-
zusatz, wirkt vermindernd auf die Entbind-
ung des Gases, während mineralische Nähr-
lösung mit Zucker fördernd auf sie wirkt
Gärungsintensität und Schwefelwasserstoff-
büdung gehen nicht parallel. (Der Nach-
weis des Schwefelwasserstoffs könnte durch
feuchtes Bleiacetatpapier erbracht werden.
Sehrtftl.) —del.
Omtraibl. f. Bakteriol. IL, Bd. XVI, 303.
Pseudomoiuus Cerevisiae.
Eine neue Bakterienart, die an dem einen
Ende begeißelt ist, fand J^. Fuhrmann bei
der Untersuchung von Flaschenbieren. Auf
neutraler Nährgelatine bei 22^ C bildet dieses
Bacterium runde, mäßig dicke, gelblidiweiße
und scharf begrenzte Kolonien. In neutraler
Nährbouillon wächst Pseudomonas Cerevisiae
unter Bildung einer dünnen derben Kahm-
haut von grauweißer Farbe und eines weiß-
gelben Bodensatzes. Bei 22^ und darunter
wächst die Art als kurzes, lebhaft beweg-
liches Stäbchen, ohne Neigung zur Ketten-
bildung. Bei höheren Temperaturen wädist
sie als Langstäbchen und bildet lange Ketten-
verbände. Die bemerkenswerte Pleomorphie,
welche diese Bakterienart zeigi^ hält Verf.
für eine Stütze der Ansicht, daß die Bak-
terien im Laufe ihrer Entwicklung ver-
schiedene Formen annehmen können. Cahn
hat dem entgegen schon früher die Einheit-
lichkeit der Form je nadi der Art betont
Verf. neigte audi dazu, den Involutions-
formen (Absterbeerscheinungen, die mit Fonn-
änderungen verbunden sind) eine ganz an-
dere im Leben der Bakterien widitige Be-
deutung beizumessen.
ömtralb, f. Bakteriol ü, Bd, XVI 309.
Hygienische Mitteilungen.
Hygiene im Frieseurgeschäft
In München gibt es ein Friseurgeschäft,
das bezüglidi seiner hygienischen Einricht-
ungen als mustergiltig bezeichnet werden
muß. Die Bürsten sind so gearbeitet, daß
die Borsten in einen Metallteil aus Alummium
angesetzt sind, der aus der Holzfassung
herausgenommen werden kann. Dieselben
laasen sidi in strömendem Wasserdampf ohne
Schädigung sterilisieren. Auch die Kämme
sind aus Aluminium und lassen sidi kochen
oder in Dampf sterilisieren. Alle schneiden-
den Instrumente werden in Rotterinlösung
gelegt oder lassen sich ebensogut mit Seifen-
spiritus abreiben (ungenügend 1 D. RefX
Das Einseifen erfolgt mit sterilisierbaren
Pinseln, die ohne Pech gefaßt smd. Eß
wird eine pulverförmige Seife benutzt^ die
in verschlossenen Gläsern steht und von der
ftlr jeden Kunden das nötige Quantum ent-
nommen wird. Abgewasdien wird nur mit
ausgekochten Leiwandläppchen, gepudert mit
Wattebäuschen^ die mit einer Holzzange ge-
faßt werden. Servietten und Handtücher
werden immer einmal benutzt. Die fUsier-
mäntel kommen nie mit der Haut in Be-
rührung, da ein aus Serviettenpapier be-
stehender Kragen, der umgelegt wird, dies
verhindert Viel höher, als in anderen
Geschäften, sollen die Preise auch nicht
sein.
L.
Hygien. Rundsehau 1905, Nr. 15.
549
Serviettenhüllen aus Celluloid
stellt die Finna Ad, Krauth in Hambarg
her; es sind pennalfthnliohe Behälter mit
Boden und fiberfallenden Deekel oder anoh
einfaehe eylindrische offene Röhren. Sie
umhflüen die Serviette vollständig und
schützen sie vor der Berflhrnng
mit anderen Servietten. Denn man
vergegenwärtige sich nur, was in großen
Betrieben nach beendigter Tafel mit den
Servietten geschieht! Die Seivietten ver-
schiedener Personen werden aneinander-
gepreßt^ in Schubladen nebeneinander auf-
bewahrt^ vom Dienstpersonal überall ange-
faßt usw. So steckt aber jeder Tischgast
seine Serviette selbst m den GeUuloidoylinder.
Bfit warmen Wasser, Seife und Bürste lassen
sich die Hülsen leicht reinigen, sehen elegant
aus und kosten per Stück nur 1,15 Mark.
Ihr Gebraadi darf auf die Lungensanatorien
nicht beschränkt bleiben; es ist viehnehr
eine Notwendigkeit, daß in allen Sanatorien,
Privatmittagstischen, Pensionaten usw., über-
all da, wo in größeren Betrieben die Ser-
vietten nicht jeden Tag gewechselt werden
können, derartige Hüllen aus Celluloid in
allgemeine Benutzung genommen werden,
aus hygienischen und ästhetischen Gründen.
L.
Deutsche Med. Woehmaehr. 1906, 844.
Therapeutische Mitteilungen.
Das Wesen der Beriberi und
indischen Spruw
klärt eine Arbeit von Maurer in Deli auf,
über die ein Vortrag von Oskar Heuggeber
berichtet Die Beriberi ruft entweder
in den Nervenbahnen (neuritische Beriberi)
oder in der Herzmuskuiatur (kardiale Beri-
beri) lähmende Entzündung hervor, meist
Bind beide Formen gemischt Jedenfalls sind
BD viele Eigentümlichkeiten im ganzen Krank-
heitsbQde, daß man an eine Aehnlichkeit
mit jenem Stadium der Zuckerkrankheit
gedacht hat, das als eine Säurevergiftung
des Organismus aufgefaßt wird.
Ab zwischen den in ihren Symptomen so
verschiedenartigen neuritischen und den
kardialen Beriberiformen stehend hat Maurer
nun die indische Spruw angesprochen.
Das erste Stadium dieser Krankheit ist ge-
kennzeichnet durch mehr subjektive Erschein-
nngen: Kopfachmerzen , große Müdigkeit,
Unlust zu geistiger Arbeit, Gefühl von Hitze
ohne Temperaturerhöhung. Im zweiten
Stadium finden whr neben ausgesprochenen
Störungen der Verdauung und des Stuhl-
ganges dne Verhärtung der Leber und
meistens Abnahme des Körpergewichtes.
Das dritte Stadium, das der Kachexie
(Siechtum, Verfall) zeigt ein eigenartiges
Bild ; die Oberfläche der Zunge ist rot, glatt,
glänzend, wie gefirnißt Daneben bestehen
auch skorbutähnliche Veränderungen des
Zahnfleisches. Die Leber ist verkleuiert.
Der Säuregehalt des Magensaftes ist gering
oder fehlend. Der Stuhl ist immer breiig,
grau oder lehmfarben, mit Gasblasen durch-
setzt, und riecht stark sauer. Das Bild der
indischen Spruw ist ein ungemein wechseln-
des, und die Krankheit kann sidi jahrelang
hinziehen. Eigentümlich sind die plötzlichen
Steigerungen des Krankheitsprozesses, weldie
man als Krisen bezeichnen kann, und welche
stets im Anschluß an Diätfehler auftreten.
Die Sektion der Spruwkranken zeigt oft
einen hochgradigen Schwund der Organe
und Schrumpfung der Leber und Nieren.
Nun hat Maurer nachgewiesen, daß der
Stuhl von an Beriberi und indischer Spruw
Erkrankten einen Schimmelpilz, Penicillium
gl au cum, in reichlichem Maße enthält,
der Oxalsäure in ertieblicher Menge pro-
duziert. Ein regehnäßiger Zusatz dieses
Pilzes zur gewöhnlichen Reisnahrung der
Hühner bewirkt bei ihnen ehie baldige Er-
krankung an Polyneuritis gallinarum (Nerven-
entzündung der Hühner). Man hat also
im Penicillium glaucum den Hauptfaktor in
der Pathogenese der Beriberi und indischen
Spruw zu erblicken, wenn bestimmte Vor-
bedingungen erfüllt sind, vor allem, wenn
der Mensch Tag um Tag den Pilz in sich
aufnimmt und eine schwerverdauliche, ein-
förmige, alkaliarme Nahrung genießt, wie sie
die ständige Reisnahrung der Eingeborenen
tatsächlich darstellt A, Rn.
CorrespondenxbL f. Sehweix, Äerxte 1905, 328.
550
Zur Verbreitung der Lepra
(Aussatz).
Noeh immer ist die Aethiologie der Lepra
eine nngenfigend aufgeklärte. Zwar be-
wirkte die Entdeekung der Leprabazillen
daroh A, Hansen 1871 den endgiltigen
Stnrz der Erbliohkeitstheorie und die Wieder-
geburt der uralten Lehre von der Ansteck-
ungsflUiigkeit des Aussatzes; doch über die
Art und Weise des Zustandekommens der
Uebertragung des Ansteekungsstoffes herrscht
immer noch viel Dunkel. Außerhalb des
menschlichen Körpers und seiner Se- und
Exkrete wurden bisher noch keine Lepra-
bazillen gefunden ; man suchte sie vergebens
in den Wohnungen LeprOser sowie in ihren
Gebrauchsgegenständen. Auch bei gewissen
Tieren^ wie bei Schweinen oder Fischen^
gelang niemals der Nachweis der Lepra-
erreger. Unzweifelhaft erfolgt in der großen
Mehrzahl der Fllle die Uebertragang des
Krankheitsgiftes durekt von Person zu Person.
Sehr häufig ergeben wohl geringfügige Ver-
letzungen der Hautdecke, wie kleine Sdinitt-
wunden, Risse usw. Gelegenheit zum Ein-
dringen der KeimC; möglicherweise kann auch
die Inversion durch die Talg- und Schweiß-
drüsen, sowie die Haarbälge der unverletzten
Epidermis erfolgen. Auch durch Vermittel-
ung der Atmungs- und Verdauungswerkzeuge
vermag wahrscheinlich das KrankheitBgift
dem Organismus einverleibt zu werden.
Eine weitere wichtige Eingangspforte bilden
die Schleimhäute; iDsbesondere die der Nase.
Ja, nach einigen Autoren soll der Aussatz
primär eine Nasenkrankheit sein, in noch
viel engerem Sinne, als die Syphih's zaerst
eine Krankheit der Geschlechtsteile ist. Auch
die Ausübung des Geschlechtsaktes bietet
Gelegenheit zur Ansteckung mit Lepra.
Vielleicht spielt auch die Sohutzpockenimpf ung
eine Rolle. Sicher ist es auch kein Zufall,
daß das Verschwinden der Lepra aus Europa
mit der Einführung besserer hygienischer
Verhältnisse und der Zunahme persönlicher
Reinlidikeit zusammenfällt. Neuerdings will
man auch den Krätzemilben (Skaroptes)
einen Einfluß als Lepraüberträger einräumen.
Wahrscheinlich hat auch die Abnahme der
Krätze in Norwegen eine nicht zu unter-
schätzende Wirkung auf das Versiegen der
Lepra daselbst. Denn sicherlich bildet jeder
mit Krätze behaftete Lepröser eine viel
größere Ansteckungsgefahr für seine gesunde
Umgebung, wie andere nicht skabiöseLddens-
gefährten; denn die durch Kratzen verur-
sachten sekundären Erscheinungen der Krätze,
als Schürfungen der Haut und der Haarbaig-
follikel bilden eine offene Eingangspforte.
Es empfiehlt sich daher, geschärfte prophyl-
aktische Maßnahmen in derartigen Fällen
anzuwenden und möglichst rasch die Heilang
der Krätze zu bewurken. L,
Müneh. Med, Woeheruehr, 1905, 1981.
Typhus infolge des Genusses
von Schaltieren.
In Southend ist es T. C. Nash gelnngeo,
durch seine systematischen Warnungen die
Tjphusfälie auf den vierten Teil herab-
zusetzen. Die Einwohner, die keine Sdial-
tiere (Austern, Muscheln usw.) essen, erkranken
so gut wie nie an Typhus; denn der Genuß
soldier Austern, die von mit menscshlidien
Abfallstoffen infizierten Bänken stammen, ist
sehr gefährlich, da der Bacillus Typhi sich
in der Auster lebhaft vermehren kann. Man
esse deshalb keine Austern, deren Herkunft
von unverseuditen Bänken nidit über jeden
Zweifel erhaben ist Muscheln sind jeden-
falls 5 Minuten in Dampf zu koehen.
Brit, Med, Journal 1905. L,
Ueber die Verschleppung
typhöser Erkrankungen durch
Ameisen und die Pathogenität
des Löfüer'schen Mäusetyphus-
bazillus für den Menschen
sind neuerdings Versuche angestellt worden.
Es hat sich mit Sicherhdt herausgestellt, dafi
typhöse Erkrankungen durch Ameiflea ver-
schleppt werden könnim und daß der Mlnse-
tjphus beim Menschen ehie akute, zwar
rasch vorübergehende, jedodi mit uemlicfa
schweren fieberhaften Symptomen verlanfende
Krankheit erregt. L.
Miinehn, Med, Woehmsekr. 1905, 2262.
YergUtnng durch englischen WIntenpliat
Nach Genuß von 2 Jahre altem Winterspinat
(Ramex Patientia) erkraakisD zahlieiohe Per-
sonen an Dorohfall, Erbrechen sowie Eiweifi
im Harn. L.
Münekn. Med, Woohensehr, 1905, 2195
551
Photegraphisohe Mitteilungen.
Photographie der
Sonnenfinsternis.
Dem lYot Ouglielmo Mengarini an
der Universität Rom ist es gelungen, von
der letzten totalen Sonnenfinsternis am
30. Angost 1905 farbige Photographien
nach dem Dreifarbensystem zu erhalten.
Die Photographien worden in dem spanischen
StSdtohen Torreblanea aufgenommen. Men-
garini führte sie in diesen Tagen in einem
Vortrage über die Sonnenfinsternis dem
Mailänder Publikum vor und erregte so
außergewöhnliches Aufsehen, daß er semen
Vortrag bereits zweimal vor Tausenden von
ZnhOrera wiederholen mußte. Mengarini
zeigt auf dem liehtschirme ein völlig ge-
treues Bild der Sonnenfinsternis. Hinter
der schwarzen Mondscheibe sieht man die
Ptotuberanzen der Sonnenatmosphftre in ihren
feinsten farbigen Abtönungen. Bm.
Ziele und AujQgaben
der Amateiir-Photographie.
Polizeirat Dr. Oruber hielt kürzlich im
Cameraklub zn Klagenfurt einen interessanten
Vortrag fiber dieses Thema. Wir entnehmen
einem Bericht der cWiener Mitteilungen»
folgende recht beachtenswerte Stelle:
Der Amateur solle nicht nur Aufnahmen
machen, sondern dieselben auch selbst ent-
wideln und weiter ausarbeiten, das Positiv-
verfahren nicht geringschätzig vernachlässigen,
sich mit der Anfertigung von Diapositiven,
Stereoskopbildem, Vergrößerungen befas-
sen usw. Der Fehler der meisten Amateure
sei der, daß sie mit dem schwierigsten, der
Porträtphotographie beginnen; dies sei ver-
fehlt, denn ungleidi dankbarer sei für den
Anfänger die Aufnahme von Gruppen-, Fest-
nnd Sportbildem, die dann audi meist als
Erinnerungsbilder Freude bereiten. Die
eigentliche Domäne des Anfängers solle die
Landschaftsphotographie sein. Landschafts-
bilder können, wenn sie vervielfältigt werden,
auch ab Reklame ffir die Heimat zweck-
dienlidi sein. Durch fleißiges Studium der
Natur und guter Vorbilder finde sich dann
allmählich auch der Weg zur künstlerischen
Photographie^ die allerdmgs das idealste Ziel
der Amateure darstellt, ohne jedoch aus-
schließliche Berechtigung zu haben. Ein
neues Feld eröffne sich dem Amateur auf
dem Gebiet der wissenschaftlichen Photo-
graphie, besonders Pflanzen- nnd Tierauf-
nahmen im Freien. Bm,
Der Fotoldruck
ist ein kombiniertes photomechanisdies Druck-
verfahren, welches m Fällen, wo man schnell
eine größere Anzahl Abzüge benötigt, gut
brauchbar ist Die «Wiener Mitteilungen»
geben davon folgende Beschreibung:
Von dem zu reproduzierenden Original
wird eine Blaupause — auf dem sogenannten
blausauren Eisenpapier — hergestellt, jedoch
in der Weise, daß eine seitenrichtige Kopie
entsteht Diese Kopie legt man nun, ohne
sie entwickelt zu haben, sowie sie aus dem
Kopierrahmen kommt, mit der Schrift auf
eme hektographenmassenähnliche Gelatine-
komposition, reibt sie mit der Hand oder
einer Walze kurz an und zieht sie sofort
wieder ab. Dann bleibt auf der Gelatme-
masse ein Bild der Zeichnung in graubläulich
schimmernden Linien zurück und zwar sind
dies die Linien, welche auf der Blaupause
hell erscheinen, die also im Original schwarz
waren. Dieses Bild wird mit gewöhnlicher
Fimisfarbe eingewalzt, em Blatt Papier auf-
gelegt, angerieben, abgezogen, die Gelatine-
masse wieder eingewalzt, Papier aufgelegt,
angerieben, abgezogen usw., soviel Kopien
eben nötig sind. Bm.
Flecken auf Objektivlinsen
treten leicht auf, wenn ein Objektiv längere
Zeit unbenutzt gelegen hat, namentiich in
nicht ganz trocknen Behältern oder in der
Dunkelkammer in der Nähe des immer
feuchten Operationstisches. Diese Flecken
können bei der Aufnahme sehr störende Reflexe
erzeugen. In den meisten Fällen handelt es sich
um leichte Schimmelbildung, die man am
besten mit emem in Alkohol getauchten Leder-
lappen abreibt Verschwinden die Flecken auch
bei wiederholter Anwendung dieses Mittels
nicht, so muß man in gleicher Weise verdtlnnte
Ammoniaklösung anwenden, die aber sofort
wieder mit remem Wasser abzuwaschen ist
Bm.
552
BOehersohau.
Die PrüfdngsmethodeB der Pharmaoopoea
Austriaca Ed. VIII. Von Dr. Oustav
MoßleTy Magister der Pbarmade^ Leiter
der pharm. Schule und des chem.-pharm.
Laboratoriums des allgememen österreich-
ischen Apotheker-Vereines. Wien 1906.
Carl Fromme, Preis: geb. 12 Kronen.
Noch Yor dem offiziellen Inkrafttreten (1. Jnli
1906) der neuen österreiohischeD, in lateinischer
Sprache abgefaßten Pharmakopoe (Ed. VIip,
welche demnächst auch in vorliegender Zeit-
schrift einer gebührenden Besprechung unter-
sogen werden wird, sind Moßler's Erläuterungen
der in der 8. Ausgabe vorgesehenen Priifungs-
Yorschriften erschienen. Das neue österreich-
ische Arsneibuch hat sich, wie alle letzthin
erschienenen Arzneibücher, die in jüngster Zeit
auf dem Gebiete der Beinheitsprüfung und Wert-
bestimmung von Chemikalien und Drogen er-
zielten Fortschritte in weitgehendem Maße zunutze
gemacht und die PrüfungSYorsohriften im Ver-
gleich zu seinem Vorgänger, welcher 1889, also
Yor 17 Jahren erschien, sowohl bedeutend er-
weitert wie der Zahl nach vergrößert. Die neu
aufgenonunenen Methoden erfordern selbstver-
ständlich zunächst volles Verständnis, dann aber
auch ein Einarbeiten und gewisse üebung, nicht
nur seitens der angehenden Jünger der Pharmazie,
sondern auch von Seiten der älteren Fach-
genossen, denen ebenfalls gar vieles in der
Pharm. Austriac. VIII unbekannt oder doch un-
geläufig sein wird.
Einige neue Arzneibücher anderer Länder
sind in dieser Beziehung dem Prüfenden einiger-
maßen entgegengekommen, d. h. soweit dies
eben in einem Arzneibuch möglich ist. Referent
meint damit das amerikanische und das holländ-
ische Arzneibuch, welche bei den einzelndn
Prüfungen auf Beinheit des Präparates das Ver-
unreinigungs- oder Verfftlschungsobjekt , auf
welches das betr. in Anwendung kommende Re-
agens fahndet, in Klammer beigefügt enthalten.
Hierdurch wird dem Arzneibuch sozusagen der
Anstrioh eines Bätseibuches genommen und in
vieler Hinsicht ein Kommentur überflüssig ge-
macht.
Nicht so die Pharm. Austriaca VIH, welche
wohl zahlreiche neue Prtlfungen aufgenommen
hat, über deren Zweck sich aber — wie auch
das D. A.-B. IV — ausschweigt.
Diesem Mangel hilft nun Moßler's jüngst-
erschienene Arbeit in dankenswerter Weise ab.
Was für das Deutsche Arzneibuch die in jedem
Apothekenlaboratorium bekannte und bewährte
BieehMaohe «Anleitung zur Erkennung und
Prüfung aller im D. A.-B. IV aufgenommenen
Arzneimittel» bedeutet, ist Moßier^a vorliegende
praktische Bearbeitung für die Pharmaoopoea
Austriaca. Damit ist eigentlioh das vorliegende
Werkoben schon im sroßen und ganzen charak-
terisiert — und empmhlen!
Kritische Tendenzen befolgt der Yerfiafiaer
nicht; mit Recht, denn dies würde sich schwer-
lich mit dem Zweck seines Buches vereinigen
lassen. Wie das z. Zi giltige Arzneibuch eben
ist, so muß es während seiner Giltigkeit genom-
men werden. Was der Verfasser aber zur Er-
läuterung der Identitäts- und Beinheitsprüfiuigen
sowie Wertbestimmungsmethoden sagt, ist kurz
und bündig, dabei sachgemäß und leichtfaAlich
zusammengestellt. Vielfach sind die Vorgänge
bei der Analyse sogar in recht interessanter
Form geschildert, z. B. bei der Morphinbestiinm-
ung im «Opium» oder bei der Beschreibung der
Elaidinprobe unter «Oleum Amygdalarum».
Was den Inhalt des Buches betrifft, so hat
der Verfasser im vorangestellten allgemeinen
Teil zunächst die zur Analyse nötigen Geräte
und Utensilien, femer die Beageatien und Toln-
metrischen Lösungen näher bMchrieben. Dann
folgen in einzelnen Kapiteln eingehende E^diu-
terungen und praktische Winke für die Be-
btimmuDgen des spezifischen Gewichtes, Siede-
punktes, Schmelzpunktee, Aschen- und Extrakt-
gehaltes (in Drogen), der Trockensubatana (in
Tinkturen), femer zusammenfassende, erklärende
Anleitungen zur Untersuchung von Extrakten,
ätherischen und fetten Oelen (verseifangB- und
Jodzahlen), Sirupen und Tinkturen. Hierdnrdi
werden lästige Wiederholungen bei den etnxelnea
Präparaten vermieden. Im Anschluß folgt noch
eine Anleitung zur Maßanalyse, soweit sie für
die Prüfung der offizineilen Arzneimittel in
betracht kommt.
Im speziellen Teil sind alle Arxnei-
mittel und Verbandstoffe der Pharm. Austriaca
VHI mit bezug auf ihren Identitätsnachweis,
ihre Beinheitsprüfung und GehaltsbeetimmuDg
abgehandelt und zwar in der WeiEe, daB die
vom Arzneibuch vorgeschriebene Methode ent
kurz erwähnt wird und die dazu gehörigen Er-
läuterungen direkt dahinter folgen. Hierbei sind
die chemischen Vorgänge bei den einxelnen
Reaktionen unter gleichseitiger Angabe der For-
meln genau erklärt, vielfach praktische Winke
für die rechte Ausführung der Analyse bei-
gefügt usw. Die bei Ausführung der Profungea
sich ergebenden stöchiometrischen Bereehnoagen
sind ebenfaUs gebührend berücksichtigt und
durch Beispiele erläutert, wie z. B. die Sr-
mittelung des zulässigen Chloridgehaltes in Bn»n-
salzen und dergl. mehr.
Der Verfasser ist bescheiden genug, in seinem
Vorwort zu bitten, etwaige Mängel des Boches
infolge der kurzen Zeit, die ihm für eine recht-
zeitige Fertigstellung desselben bliebe entschul-
digen zu wollen. Referent hält es z. B. for
angebracht, zur Bestimmung des Aschengehattss
in Kamaia nur 1 bis 2 g an stelle der Ton
Verfasser vorgeschriebenen 3 bis 4 g anwenden
zu lassen, da besonders Kamaia sich sehr schnell
und äußerst voluminös bei der Verbrennung
aufbläht und daher leicht über den Tiegel lluft.
Bei der Prüfung von Res in a Jalapae auf
553
in Chloroform lösliche Bestandteile wäre als
Yerfiilsohiingsmittel aoAer dem erwähnten Han
^oa Ipomoea orizabensis nooh das von CoutoI-
Talns Sotmmoniam sn nennen.
Jedenfalls wird das vorliegende Werkohen den
-österreiohischen Kollegen, iür die es natargemäß
in erster Linie bestimmt ist, als wertvoller Be-
rater bei der Präfang aller offizinellan Arznei-
etoffe willkommen sein. Aber aaoh Interessenten
in unserem Vaterlande, welche z. B. mit Oester-
reioh in einschlägigen Handelsbeziehungen stehen,
kann die Ho^far'sohe Anleitung als Ergänzung
zur österreiohischen Pharmakopoe bestens em-
pfohlen werdeo. Dr. Wgl.
Saamert's Lehrbuch der gerichtlichen
Chemie. U. Band. Der Nachweis von
Sduriftfätaehungen, Blnt^ Sperma usw.
nnter besonderer Berücksiohtigang der
Riotographle mit einem Anhange über
Brandstiftungen. Ffir Chemiker, Pharma-
sEeuten, Mediziner, Juristen, Poiizeiorgane
usw. von ftof. Dr. M. Dennstedt und
Bt. F. Voigiländer. Braun8ohweigl906.
Verlag von Vieweg dt Sohn. Preis:
9 Mark.
In diesem II. Bande des vortrefflichen Werkes
über gerichtliche Chemie suchen die Verfasser
und zwar erfolgreich fast ausschließlich mit
Hilfe der photographischen Camera und des
Mikroskopes die Methoden zu erschöpfeD, darch
die es möglich ist, Schriftfälschungen, Rasaren,
Schriften mit verschiedenen Tinten, Stempel-
ßüschungen usw. klar und einwandfrei aufzu-
decken. Wir finden hier eine große Menge
eigener Arbeiten der Verfasser passend mit
schon bekannten Methoden verknüpft, um Licht
in das Dunkel dieses schwierigen Kapitels der
gerichtlichen Chemie zu briogen. Besondere
Kapitel sind der Daktyloskopie, dem Nachweis
von Sperma und Blut gewidmet. Besonders in
letzterem verdient die Z isammensteliung guter
Methoden zur Unterscheidung der ßliitarten vom
Menschen und von Tieren besondere Anerkenn-
ung. (Eigene Versuche des Berichterstatters nach
den angegebenen Verfahren führten rasch und
mäkelos zu ausgezeichneten Resultaten in letz-
terer Beziehung.) Ein besonderer Anhang be-
handelt die Ermittelung von Brandstiftungen.
Was das Buch besonders mit wertvoll macht, ist
die große Fülle von interessanten und lehr-
reichen Abbildungen und die äußerst klare Be-
schreibung der einzuschlagenden Wege, um mit
Hilfe der photographischen Camera und des
Mikroskopes Fälschungen in Schrift und Druck
usw. aufzudecken, was bisher besonders in der
Hand des weniger Geübten nur äußerst schwierig
war, wenn nicht gar andere üntersuchungs-
methoden oft versagten. Das Buch füllt eine
bislang recht fühlbare Lücke in der forensischen
Litteratur aus und sein Erscheinen ist daher
mit Freude zu begrüßen. W. F.
Gegen die Knrpftiseherei und den Heil-
mittelsehwindel. Amtlidie Sammlnng
der tffentlidien Warnungen des Orts-
gesundheitsratea der Hanpt- und Beal-
denatadt Karlamhe. Herausgegeben
vom Stadtrat der Haupt- und Besidens-
Btadt Karlsruhe. Earkruhe 1905. Ver-
lag der O. Braun'Bfb&a Hofbudi-
druokereL P^eis: 1 Mk. 20 Pf.
Der Inhalt dieser Sammlung ist durch vor-
stehende Wiedergabe des Titels ausreichend ge-
kennzeichnet; ein großer Teil der Warnungen
des Ortegesundheitsrates zu Karlsruhe ist s. Z.
in gekürzter Form in der Pharm. Centralh.
wiedergegeben worden. Wenn die vorliegende
Sammlnng in der Apotheke vorhanden ist, so
wird die Aufklärung des Publikum, welches
nach diesem oder jenem Schwindelmittel anfragt,
leichter möglich sein, als wenn man dem Publi-
kum nichts Gedrucktes vorlegen kann. Aus
diesem Grunde und zur eigenen ünterrichtung
ist diese Sammlung den Apothekern zum Ankauf
zu empfehlen. s.
Apotekskarta öfver Sverige utarbetad af
Ivar Häßler. Bjuckholm 1905. Ge-
neralstabens Litografiska Anstalt Stook-
holm 1905. Preis: 5 Kronen.
In dieser etwa 80X55 cm großen Landkarte
von Schweden im Maßstab 1:1000000 sind
durch verschiedene Zeichen die Orte hervor-
gehoben, in denen sich eine Apotheke befindet
und zwar: selbständige Apotheken, Filialapo-
theken. Orte mit Arzneimittel- Vorrat, Orte mit
provinzialärztlicher Station und dergl. Die Karte
gibt einen leicht verständlichen Ueberblick über
die Verteilung der anders als bei uns einge-
richteten Arzneimittel -Versorgung über das
schwach bevölkerte Land Schweden. «.
VadeniecunL für Zeitungsleser. Eine Er-
klärung der in Zeitungen vorkommenden
Fremdwörter und Ausdrücke im Ver-
kehrsleben. Von H. Nordheim. Verlag
von Oebrüder Jänecke in Hannover.
Preis: 1 Mark.
Zur Prüfung auf Brauchbarkeit sind eine
Anzahl der in Frage kommenden Ausdrücke
aufgeschlagen und fast alle als kurz, aber ge-
nügend und zutreffend erklärt gefunden worden,
so daß das Buchelchen zum Gebrauche em-
pfohlen werden kanU| ».
Anleitung und Tabellen zur Ausführung der
Formaldehyd -Desinfektion vermittels der
Rapid- Desmfektoren von Eduard Schneider in
Wiesbaden, Guten bergplatz 2.
564
Versohiedene Mitteilungen.
.w
Uebeir
' bleihaltige Abziehbilder
ist / in / letzter Zeit m ehrfach geschrieben
worden. Die «Deutsche Nahrungsmittel-
hindschän» behauptet, daß ein Blefgehalt
von Abziehbildern gesetzlich erlaubt und
erfahrungsgemäß ungefährlich sei. Dem
gegenüber ist darauf hinzuweisen, daß ge-
rade die Abziehbilder von den Kindern mit
der Zunge befeuchtet oder mit dem nassen
finger eingerieben werden, der dann wieder
in den Mund gesteckt wird. Von den
übrigen Erzengnissen des Steindrucks aber,
die nach § 5 des Gesetzes vom 5. Juli 1887
unter Verwendung von bleihaltigen Farben
hergestellt werden dürfen, unterscheiden sich
die Abziehbilder dadurch, daß die Farbe
nicht direkt auf das Papier, sondern auf
eine wasserlösliche Zwischenschicht aufge-
tragen wird. Schließlich wird dann noch
der Bogen meistens mit einer weißen Deck-
farbe eingerieben, die häufig auch bleihaltig
befunden wurde, was sicher ungesetzlich ist
Die Angabe, daß Abziehbilder ohne Bleifarbe
nicht herzustellen seien, wird dadurch wider-
legt, daß nach den Untersuchungen von
Lührig und Feuth auch bleifreie Abzieh-
bilder im Handel verkommen. (Cbem^-Ztg:.
1906, Rep. 31.)
lieber dasselbe Thema schreibt aneii
R. Weber (ZtscAr. f. öffentl. Chem. 1 906^ 108).
Er stellt fest, daß bleihaltige Abziehbilder nur
dann beanstandet werden können, wenn
1. festgestellt wird, daß die Abziehbilder
vom Fabrikanten als Spielware in den
Handel gebracht wurden, weil Abziehbilder
in ausgedelmtem Maiie auch gewerblich ver-
wendet werden, und 2. wenn die bleihaltigen
Farben in löslicher Form in den Bildern
vorbanden sind. Es genügt aber nidit^
wenn das Blei nur in der Asche nachge-
wiesen wird. Daß aber die Bilder als Spiel-
ware in den Handel kommen, erkennt man
eben an jenem weißen Ueberzuge, der das
Bild wenigstens teilweise verdeckt und so
dem Kinde beim Abziehen eine Ueberraach-
ung bereitet, während er für die gewerbliehe
Verwendung; bei der die Wirkung vorher
bekannt sein muß, ein Hindernis bilden würde.
Dieser Ueberzug, der fast immer ans in
verdünnter Essigsäure leicht iöaiiehem Blei-
weiß besteht, ist um so gefährlicher, weQ
er bdm Abziehen zerstört wbrd und dabei
die Lösung von Teilen desselben im Speichel
höchst wahrscheinlidi ist — A«.
Briefwechsel.
A. Str. in F. Gera flava extraotione
parata wird durch Ausziehen von Wacbs-
Tüökständen mit Benzin gewonnen. Das Produkt
ist für gewisse Zwecke gut verwendbar (es ist
i'a echtes Bienen wachs) ; nur smd infolge seiner
lerstellungsart einige Kennzahlen von den nor-
malen etwas abweichend. «.
H.Z.inM. Oleum Gossypii, Baum-
wol](8amen)öl, ist das aus den Samen der Baum-
wollstauden gepreßte Oel in seiner ürsprüng-
Hchkeit; bei niederer Temperatur scheiden sich
gewisse Anteile aus; diese werden abgepreßt
und als Adeps Gossypii, Baumwollsaat-
Stearin, in den Handel gebracht. Verwendung
findet dasselbe unter anderem als Ersatz für
Schweinefett. «.
H. Seh. in P. Die Bezeichnung in den Preis-
listen: Natrum cau8ticuml20/l24®bezw.
I27yl290 bedeutet den Gehalt in der Weise,
daß 100 T. des rohen Aetsnatrons = 120 Ins
124 T. bez. 12? bis 129 T. kristallisierter Soda
entsprechen. «.
W. Fr. in Beh. Unter Saponit wird ein
sogen. Seifenstein verstanden, welcher aus wasser-
haltigem Aluminium -Magneeiumsilikat besieht.
Dieses fein gepulverte Mineral soll unter Schmier-
mittel und Seifen gemischt werden. Für Wasch-
seifen würde es natürlich nur als Füllmittel in
Frage kommen. P. 8.
Anfragen.
1. Warum haftet Fliegensohm ntz
so sehr fest; warum ist dermlbe unlfialioh in
Wasser? 2.Wie beseitigt man Fliegen-
schmutz von Meeainggegenst&nden?
Dr.
SehaeMer. Diwd« ud Dr P, Satt, I>rw4«a-Bl«wvtta.
Vcnatwwtikbv LMMri Dr. P. SAB, Dretden-BlaMwits.
Vft«liff*lc«r(K«Bftl^ * lffftlil«V^lB DtwAm.
^tm. Vr. Tlll«l
Pharmaceutische Centralhälle
für Deutschland.
Herausgegeben von Dp. A. Sohn«id«r und Dp. P. SQss.
■■♦t^
Zeitschrift ffii wissenscbfiftliclie und geschäftliche Interessen
der Pharmaeie.
Gegründet von Dr. Hennaan Hager im Jahre 1859.
Erscheint jeden Donnerstag.
Bezugspreis yierteljährlich: dnrch Bachhandel oder Post 2,50 Mk., dnrcihJQescbttfts-
stelle im Inland 3,— Mk., Ausland 3,50 Mk. — j^nzelne Nnmmem 30 Pf.
Anzeigen: die einmal gespaltene Klein-Zeile 30 PI, bei größeren Anzeigen oder "Wieder-
holnngen Preisermäßigung.
Leiter der 1 Dr. Alfred Schneider, Dresden- A. 21; Schandauer Str. 43.
Zeitsehrlft: J Dr. Panl Süß. Dresden-Blasewitz; Gostav Freytag-Str. 7.
Geeehlftsstelle: Dresden-A. 21; Schandauer Straße 43.
M2S.
Dresden, 12. Juli 1906.
Der neuen Folge XXVII. Jahrgang.
XLvn.
Jahrgang.
Inhalt : Ch«Ble and Pbarmfteie: BeitrSfen cur Kenntnis der Olykosid-Beaktionen. — Becord der dentgchen
Rotweine an der Ahr. — KarbolOl. — Verhuidlansen des VI. Internationalen Kongresses ffir angewandte Chemie.
— Neue Arsneimittel. — Auslegung phartaaseotischer Gesede usw. — Phenolkampber. — Eingezogenes Diph-
therie-Heilserum. — Vorschriften fQr einige Emulsionen nach Ph. U. S. VIII. — Falsches Oleum Sabinae. — Her-
Mellung e{n<»s unlöslichen basischen Aluminiumacetates. — Erkllmng einiger neuer medisinischer Fachausdrucke.
— Nahmagfmlttel-Chfmle. — Bflehertchan. — Verschiedene MltteiliiBiceii. — Briefweebsel.
Chemie und Pharm acie«
Beiträge zur Kenntnis der
Olykosid-Beaktionen.
(Arbntin.)
Von (7. Reiehard.
Nachdem ich die Reaktionen einer
ganzen Reihe von Alkaloiden untersucht
habe (vergl. hierzu Pharm. Centralh. und
Pharm. Ztg. 1905), wende ich meine
Aufmerksamkeit auch einmal einem Ver-
treter jener Eörperklasse zu, welche mit
dem Begriffe «Glykoside» belegt wird,
und zwar ebenfalls in der Absicht, Re-
aktionen zu deren Identifizierung aus-
findig zu machen. Meine diesmalige
Untersuchung gilt dem Glykoside der
Blätter von Arctostaphylos üva Ursi,
der Bärentraubenblätter. Empirisch ist
dieser Körper nach der Formel : C12H16O7
zusammengesetzt und stellt weiße Kri-
stalle dar, welche in Wasser und Alkohol
löslich sind und anstatt der Bärentrauben-
blätter als Diuretikum, besonders bei
Morbus Brightii Anwendung finden.
Zufolge der bekannten Reduktions-
fähigkeit von Fehling'Bcher Lösung durch
Glykoside erschien es mir zunächst von
Interesse, die Glieder der Kupfergruppe
in bezng auf etwaige Reaktionsbefähig-
ung mit Arbutin zu untersuchen. Es
wurde dabei folgendes festgestellt. Bringt
man zu fein zerriebenem Arbutin einen
kleinen klaren Kristall von Kupfer-
sulfat, so nimmt die Masse bei Zusatz
eines Tropfen Wassers zwar eine hell-
bläuliche Färbung an, eine auffälligere
Reaktion aber ist dabei nicht zu be-
merken. Fügt man zu der freiwillig au
der Luft eingetrockneten Mischung einen
Tropfen 25proc. Salzsäure, so färbt sich
die ganze Fläche sofort urangrün. Beim
Trocknen verschwindet indessen diese
Färbung gänzlich. Sie läßt sich zwar
durch erneuten Salzsäurezusatz wieder
hervorrufen, muß aber doch lediglich
auf das Kupfersulfat, zurückgeMhrt
werden. Im übrigen ist dieses negative
Verhalten des Arbutin zur Unterscheid-
556
ung von anderen Verbindangen, nament-
lich Alkaloiden, geeignet, indem z. B.
nach meinen diesbezüglichen Erfahrungen
Chinidin und Cinchonidin zwar die näm-
liche grüne Färbung annehmen, aber
in diesem Falle ist letztere beständig.
Auf die Anwendung von Eupferoxydiü-
salzen verzichtete ich aus den oben an-
geführten Gründen.
Als weiteres Reaktionsmittel wählte
ich das Quecksilberchlorid (HgCl2)y
welches mit Arbutin innig verrieben und
die Mischung mit Wasser angefeuchtet
wurde. Als der wiederholte Wasserzusatz
wirkungslos geblieben war, versuchte ich
es mit Salzsäure ; aber auch hier wurde
eine sichtliche Veränderung nicht beob-
achtet. Zu dem Trockenrückstand fügte
ich nun 1 Tropfen konzentr.Sch wef elsäure ;
dieser Zusatz verursachte eine allerdings
nur schwach gelbliche Färbung, welche
auf Wasserzusatz wieder verschwand und
überhaupt nur wenig Charakteristisches
an sich hatte. Eine stärkere Reaktions-
befähigung zeigte das Arbutin in Ver-
bindung mit Quecksilberoxydulnitrat
(HgNOs). Wasser rief keine Reaktion
hervor, hingegen veranlaßte konzentr.
Schwefelsäure, tropfenweise hinzugefügt,
sogleich eine bräunlichschwarze Färbung
der Reaktionsmasse. Innerhalb 24 Stun-
den erschien dieselbe völlig schwarz.
Wahrscheinlich ist diese Färbung eine
Folge der Reduktion des Quecli^ilber-
salzes, worauf auch die Beobachtung
hindeutet, daß Arbutin, wenn es längere
Zeit hindurch mit einer konzentrierten
wässerigen Qnecksilberoxydulnitratlös-
ung bei gewöhnlicher Temperatur be-
handelt wird, namentlich am Rande des
Gemisches eine schwärzliche Färbung
annimmt. Auch die erwähnte schwache
Gelbfärbung durch Quecksilberchlorid
dürfte Reduktionserscheinung sein.
Eine weitere Reaktion lieferte das
Zinnchlorür (SnCl2) mit Arbutin.
Bringt man zu einer kleinen Menge des
letzteren auf derPorzellanplatte 1 Tropfen
starke Zinnchlorürlösung (überschüssige
Salzsäure enthaltend), so erfolgt bei
gewöhnlicher Temperatur keine er-
sichtliche Reaktion, aber beim Erhitzen
wird die Flüssigkeit gelbg^ün; erhitzt
man stärker, so tritt fast Schwarzfärb-
ung ein. Letztere Farbe muß meines
Erachtens indessen schon als Zeichen
von weitgehender Zersetzung bezw. Ver-
kohlung angesehen werden. (VergL
darüber weiter unten: Die Schwefel-
säure-Einwirkung.)
Bedient man sich anstelle der Zinn-
lösung einer solchen von Wismut-
trichlorid (BiCls), so erhält man eine
sehr charakteristische Arbutin-Beaktion.
Fast augenblicklich nach dem Znsatze
des Reagens färbt sich die Masse in-
tensiv gelb und zwar geschieht dieses
schon bei gewöhnlicher Temperatur.
Beim Erwärmen bis zur Trockne nimmt
die Stärke der gelben Färbung etwas
ab und der Trockenrückstand erscheint
mehr (heller) gelb, etwa wachsgelb. In
Wasser löst sich der gelbe Trockenrest
mit gleicher Farbe. Die beiden Re-
aktionen der vorgenannten Metallchloride
lassen sich zu einer vorzüglichen Iden-
titätsreaktion für Arbutin vereinigen,
und ich möchte besonders auf diese Ver-
wertung der Beobachtungen aufmerksam
machen.
Ehe ich in der Mitteilung der Arbutin-
Reaktionen fortfahre, will ich zunächst
noch der Einwirkung Erwähnung tun,
welche die konzentr. Schwefelsäure
auE das Arbutin ausübt. Dieses er-
scheint schon aus dem Grunde geboten,
weil für andere Reaktionen die Mitwirk-
ung jener Säure notwendig ist Eon-
zentrierte Schwefelsäure bei gewöhn-
licher Temperatur dem Arbutin zugefügt,
bringt kaum eine nennenswerte Ver-
änderung hervor, höchstens wird die
Säure schwach gelblich gefärbt Beim
Erhitzen dagegen nimmt dieselbe eine
dunkelgrünsdiwarze Tönung an. Das
Glykosid erleidet dabei offenbar eine
Zersetzung; beim Zusätze von Wasser
nämlich erscheint die schmutzig dunkel-
grüne Lösung mit verkohlter Masse
durchsetzt. Etwas ähnliches zeigt sich
bei dem Zinnchlorürrflckstand unter der
Behandlung mit Wasser (vergL oben).
Im Anschlüsse an das Verhalten der
Schwefelsäure ist eine Reaktion des
Arbutin erwähnenswert^ welche es mit
Vanillin (Methylprotokatechualdehyd)
557
and Schwefelsäure liefert. Vanillin wird
durch konzentr. Schwefelsäure mit in-
tensiv gelber Farbe gelöst. Fügt man
zu dieser Lösung Arbutin, so färbt sich
dasselbe alsbald braunrot. Nur ganz
allmUilich teilt sich diese Färbung der
Umgebung mit ; jedenfalls ist die Farbe,
welche das Arbutin unter diesen um-
ständen angenommen hat, nicht beständig.
Nach verhätnismäßig kurzer Zeit geht
sie in eine Mischfarbe über und zeigt
yiolett^raue Töne. Will man die be-
schriebene Reaktion als Identitäts-Re-
aktion benutzen, so dürfte auf die an-
fänglich auftretende Braunrotfärbung
der Hauptwert zu legen sein.
Eine weitere Reaktion des Arbutin
beobachtete ich, als ich einen zweiten Alde-
hyd in Anwendung brachte. Die be-
treffende Reaktion ist anscheinli^h noch
erweiterungsfähig und zwar speziell für
Verbindungen, die mit dem Arbutin in
keiner Beziehung stehen. Bringt man
36proc. wässerige Formaldehyd-
lösung mit Arbutin in Berührung, so
tritt keine Reaktion ein, weder bei ge-
wöhnlicher Temperatur, noch beim Er-
wärmen. In letzterem Falle erhält man
eine Art sirupöser Flüssigkeit. Fügt
man dieser einen Tropfen Ammoniak-
lösung hinzu, so erfolgt bei gewöhnlicher
Temperatur ebensowenig eine Reaktion,
aber beim Erhitzen tritt eine starke
Gelbfärbung auf, welche beständig ist.
Nach 24 Stunden ruhigen Stehens an
der Luft ist keine erhebliche Aender-
nng des Reaktionsbildes zu beobachten.
Eine Abänderung besteht darin, wenn
man statt des Ammoniaks einen Tropfen
konzentr. Methylaminchlorhydratlösung
anwendet. Es tritt die nämliche Färb-
ung nur einvas stärker auf. Läßt man
das Reaktionsprodukt einige Zeit stehen
und erhitzt dann stärker, so kann man
in den meisten Fällen das Auftreten
eines Blütengeruches wahrnehmen, wel-
cher ganz ähnlich jenem ist, den das
Atropin liefert.
Weiterhin stellte ich mir auch die
Frage, wie Alkalien und Ammoniak
ohne Zuziehung von Formaldehyd auf
das Arbutin wirken könnten. Hierbei
wurden bemerkenswerte Unterschiede
festgestellt. Wird Arbutin mit 1 Tropfen
40proc. Aetzkalilösung versetzt, so er-
folgt, aber erst beim Erwärmen, eine
ähnliche wie vorhin beschriebene Re-
aktion, nämlich eine starke Gelbfärbung.
Ammoniak dagegen blieb in diesem
Falle, auch wenn sein Zusatz erneuert
wurde, fast gänzlich wirkungslos. Es
müssen, darüber kann kein Zweifel be-
stehen, diese soeben erwähnten Re-
aktionen des Aldehyds und der Alkalien
als besonders wertvolle Identitätsreaktio-
nen des Arbutin angesehen werden.
Mit molybdänsaurem Ammon-
i u m reagiert Arbutin ebenfalls. Bringt
man eine Messerspitze der feinzerriebe-
nen Komponenten auf eine Porzellan-
platte, so erhält man durch Zusatz von
Wasser und Alkalien keine Einwirkung,
diese erfolgt erst, wenn Salzsäure, bezw.
Schwefelsäure hinzugetropft wird. In
ersterem Falle beginnt die Reaktion
erst allmählich, in letzterem tritt so-
gleich starke Blaufärbung der Masse
ein. Bei der Salzsäure änderte ich die
Ausführung in der Weise ab, daß ich
auf einen mit Ammoniumhepta-
m 0 1 y b d a t getränkten und getrockneten
Filtrierpapierstreifen das Arbutin brachte
und sodann die Säure zusetzte. Man
sieht dann öfters zuerst eine gelbliche
Färbung auftreten, die später in Blau
umschlägt.
Bei Vergleichen ist der Umstand, daß
wässerige und alkalische Lösungen des
Ammoniummolybdats auf Arbutin nicht
einwirken, zu verwerten ; meine Alkaloid-
untersuchungen haben vielfach ergeben,
daßReduktionsbläuungen schon in wässer-
iger bezw. alkalischer Molybdatmischung
auftreten.
Zink- und Essigsäure sowie Salzsäure
und Schwefelsäure führen bei Zusatz
von Arbutin keine besonders auffällige
Reaktion herbei. Dagegen wurde von
mir auf folgendem Wege eine beacht-
liche Reaktion erhalten. Versetzt man
eine kleine Menge von Arbutin mit
einem Tropfen starker Kali ums ulfo-
cyanatlösung (EONS) und erhitzt
die Mischung bis zur Trockne, so erhält
man lediglich einen weißen Trocken-
rückstand. Fügt man zu letzterem
558
1 Tropfen konzentr. Schwefelsäure, so
beginnt sich die Sänre alsbald gelb zn
färben, was schon bei gewöhnlicher
Temperatur eintritt; bei gelindem
Erwärmen wird die Färbung stärker
und zugleich entwickelt sich ein ganz
eigenartiger Blütengeruch, der beim Er-
kalten wieder nachläßt. Durch wieder-
holte Wärmezufuhr kann dieser Geruch
wieder hervorgerufen werden. Aus-
drücklich will ich aber bemerken, daß
diese Färbung nur bei gelinder Wärme
gelb bleibt ; ist letztere zu stark, so er-
scheinen bald schwärzliche Massen. Der
Blütengeruch ist verschieden von jenem,
welcher bei Formaldehyd und Methyl-
aminchlorhydrat erhalten wird (vergl.
oben). Beide Gerüche sind aber ohne
Zweifel charakteristisch für die Gegen-
wart von Arbutin.
Von Interesse wie auch wichtig zur
Identifizierung des Arbutin ist die fol-
gende Reaktion mit a-Nitroso-/8-
Naphthol. Wasser- und Ammoniak-
zusatz färben dieselbe bei Anwendung
von Wärme nur hellgrün, setzt man
aber dem grünen Trockenrückstande
1 Tropfen konzentr. Schwefelsäure hinzu,
so entsteht sogleich eine zuerst violett,
dann grauschwärzlichgrün erscheinende
unbestimmte Mischfarbe. Das Haupt-
augenmerk bei dieser Reaktion ist auf
den üebergang der schönen hellgrünen
Anfangsfarbe in die beschriebene, dunkle
Färbung zu richten. Innerhalb 12 Stun-
den verliert die Färbung infolge Wasser-
anziehung von ihrer Stärke.
Zwei weitere sehr bemerkenswerte
Arbutin-Reaktionen sind die folgenden.
Die Reaktionsfähigkeit des Nitroso-Naph-
thols veranlaßte mich, auch das a-
Naphtholzu versuchen. Eine Kleinig-
keit Arbutin verrieb ich innig mit
a-Naphthol und setzte 1 Tropfen Salz-
säure hinzu. Bei gewöhnlicher Tempe-
ratur erfolgte keine ersichtliche Aender-
ung, erhitzt man aber langsam und
vorsichtig, so erhält man eine prachtvoll
blaue intensive Färbung. Dieselbe ist
einige Stunden haltbar, verliert sich in-
dessen innerhalb 12 Stunden größten-
teils. Diese Reaktion muß als eine
vorzüglicheldentitätsreaktioii für Arbutin
angesehen werden, zumal dieses a-Naph-
thol sich ganz verschieden bei Alkaloiden
verhält.
Die zweite Reaktion stützt sich auf
die Anwendung von Eobaltnitrat,
und ich möchte besonders darauf auf-
merksam machen, daß man sich bei
Anwendung dieser Reaktion genan an
meine Vorschrift hält. Bringt man
1 Tropfen konzentrierte, also stark röt-
lich gefärbte Eobaltnitratlösung auf die
Porzellanplatte und fügt etwas Arbutin
hinzu, so zeigt die Metalllösung keine
Veränderung der Farbe im Gegensatze
zum Verhalten vieler Alkaloide, welche
unter diesen Umständen eine blaue oder
grüne Färbung ergeben. Erhitzt man
die feuchte rötliche Mischung gelinde,
so nimmt dieselbe eine stark schwarz-
braune Farbe an. Letztere ist auch
nach Verlauf von 24 Stunden völlig
unverändert. Diese Reaktion des Arbutin
ist aus dem Grunde schon als Identitäts-
reaktion zu gebrauchen, weil ich mich
kaum eines Falles erinnere, daß die
rote Eobaltnitratlösung einen schwarz-
braunen Farbton angenommen hätte,
wenn sie mit einer anderen Verbindung,
ohne Zuziehung von sonstigen Reaktions-
mitteln, erwärmt wird. Aus den voran-
gegangenen Reaktionen des Arbutin er-
gibt sich die merkwürdige Erscheinung,
daß das Glykosid bei gewöhnliciier
Temperatur vielfach gar nicht, bei
Wärmezufuhr dagegen äußerst lebhaft
reagiert. Auch dieses Moment dürfte
bei der Beurteilung des Arbutin in betracht
kommen.
Nickelsalze zeigen keine besondere
Befähigung zur Reaktion mit Arbutin.
Immerhin verhält sich Nickelsulfat
verschieden, je nachdem das Glykosid
fehlt oder nicht. Die Differenzen sind
jedoch nicht derartig, daß sich daraus
eine charakteristische Arbutin-Reaktion
ergibt.
Eine außerordentlich schöne Arbutin-
Reaktion gelang mir, als ich den Ein-
fluß der Salpetersäure auf das Gly-
kosid prüfte. Auf eine glasierte Por-
zellanplatte wird eine Spur von Arbutin
gebracht und 1 Tropfen etwa 80 bis
30 proc. reine Salpetersäure hinzugefügt.
559
Nach einigen Sekunden färbte sich der
Tropfen prachtvoll hochgelb. Die Stelle,
an der sich das Arbutin befanden hatte,
nahm eine dnnkelrote Färbung an, was
aber nur der Fall, wenn man nach dem
Zusätze des Salpetersäuretropfens nicht
umrührt. Die erwähnte dunkelrote Stelle
geht alsbald, auch ohne Umrühren, in
die Qesamtfarbe (gelb) über. Die Re-
aktionsfärbung ist viele Stunden unver-
ändert haltbar. Erwärmt man gelinde
bis zum Verdunsten sämtlicher Flüssig-
keit, 80 resultiert ein Rückstand von
der nämlichen hochgelben Färbung.
Dieser Rückstand ist beständig und läßt
sich unbegrenzt aufbewahren. Das letz-
tere Ergebnis ist für den Identitätsnach-
weis von Arbutin sehr wertvoll, und
auch umgekehrt als Erkennungsmittel
für die Anwesenheit von Salpetersäure
kann das Arbutin herangezogen werden.
Ueber letztere Möglichkeit beabsichtige
ich eine Sonderuntersuchung anzustellen
and behalte mir alle diesbezüglichen
Arbeiten vor. Ohne Zweifel muß die
letztbeschriebene Reaktion als die Folge
von Oxydationsvorgängen aufgefaßt
werden. Diese Erwägung sowohl, als
die Absicht, das Verhalten der Salz-
säure bezw. des Chlors kennen zu lernen,
veranlaßte mich zu einem Versuche mit
Chlorwasserstoffsäure. Der Ver-
such wurde in derselben Weise ausge-
führt, wie bei der Salpetersäure be-
schrieben. Es erfolgte keine sichtliche
Einwirkung, jedenfaUs keine Färbungs-
erscheinungen. Setzte man der Mischung
aber einige Eriställchen von Ealium-
chlorat (ECIO3) hinzu, so trat sofort
eine hochgelbe Farbe auf, welche viele
Aehnlichkeit mit derjenigen der Salpeter-
säurereaktion zeigte. Diese Färbung
wurde bereits wahrgenommen, ehe sich
noch eine Entwicklung von Chlor bezw.
dessen gelblicheFarbe bemerklich machen
konnte; sie ist daher auch nicht direkt
auf diese zurückzuführen, sondern hängt,
wie oben bereits bemerkt, vermutlich
mit Oxydationsvorgängen zusammen. Die
Reaktion der beidenSäuren(HN03undHCl)
mit Arbutin dürfte auch mit Vorteil
zum Nachweise von freiem Chlor bezw.
von Salpetersäure in Salzsäure verwendet
werden können. Eine weitere Reaktion er-
hielt ich beim innigen Verreiben von Arbu-
tin mit Ammonium vanadat undnach-
herigem Zusatz von 1 Tropfen kalter Salz-
säure. Augenblicklich färbte sich die
letztere anfänglich gelblich bis gelblich-
grün, gleichzeitig schieden sich schwärz-
lich dunkelgrüne Massen aus. Nach
Verlauf von 24 Stunden war die Re-
aktionsmischung zu einem schwärzlichen
Rückstande an der Luft eingetrocknet.
Die Farbentönung dieses Schwarz er-
innerte an jene des Graphites. Diese
Aehnlichkeit trat besonders lebhaft her-
vor an den zarteren Färbungen der
Ränder bezw. der weiteren Umgebung
des Reaktionsfieckes.
Die Einwirkung von Ealiumferro-
cyanid auf das Arbutin führte eben-
falls zu einer neuen Reaktion. Die
Ausführung geschah wie folgt: Gepul-
vertes gelbes Blutlaugensalz wurde mit
Arbutin verrieben und die Mischung auf
einer glasierten Porzellanplatte mit
Wasser angefeuchtet. Hierbei war keine
besondere Erscheinung wahrzunehmen;
es wurde nur ein gelbgefärbter Trocken-
rückstand erhalten. Als ich aber diesen
Rückstand mit 1 Tropfen 25proc. Sabs-
säure bei gewöhnlicher Temperatur be-
handelte, färbte sich derselbe augen-
blicklich schön blau. Es ist im allgemeinen
als Hellblau zu bezeichnen, und es er-
innert die Färbung an jene des Flieders,
vielfach aber noch mehr an die bekannte
Biuret-Eiweißreaktion. Auf alle Fälle
kommt der Blutlaugensalzreaktion des
Arbutin eine besondere Bedeutung als
Identitätsreaktion zu und zugleich ist
sie eine der wenigen dieses Glykosides,
welche bereits bei gewöhnlicher Tem-
peratur vor sich gehen. Die Salzsäure
scheint dabei nur die Reaktion einzu-
leiten, indem sie Ferrocyanwasserstoff-
säure frei macht. Andere Säuren re-
agieren nämlich in durchaus entsprechen-
der Weise. Diese Auffassung erscheint
schon aus dem Grunde die richtigere zu
sein, weil sich Salzsäure allein, wie oben
erwähnt wurde, gegenüber dem Arbutin
negativ verhält. Bezüglich der Blut-
laugensalzreaktion des Arbutin verdient
noch erwähnt zu werden, daß die Färb-
560
ung nach einiger Zeit yerschwindet, und
daß eine weißliche kisige Masse znrack-
bleibt
Noch eine letzte Arbnünreaktion sei
angefBhrt. Diaselbe ist ebenfalls als
Identitätsreaktion gnt zn verwerten und
besitzt auch noch eine andere Eigen-
tflmUchkeit, die gewöhnlich bei Anwend-
ung des betreffenden Reagens nicht
beobachtet wird. Es handelt sich nm
das NatriumjodatlNaJOs). Wird das-
selbe feingepiÜTert mit etwas Arbnün
verrieben und 1 Tropfen Wasser hinzu-
gefügt, so entwickelt sich nach einiger
Zeit und ohne, daß es nötig ist^ Säuren
hinzuzuziehen, eine tiefbraune bis hell-
braune Färbung, welche haltbar ist, da
die LOsungsruckstände genau denselben
Farbenton tragen. Das Bemerkens-
werteste hierbei ist, daß schon Wasser
die Reaktion hervorbringt. Der braune
Rückstand löst sich allmählich mit erst
branner, dann stark gelber Farbe beim
Zusätze von Salzsäure. In letzterem
FaUe tritt auch der Jodgeruch deutlich
zutage. Nach alledem erscheint Arbuün
als ein sehr reaktionsfähiges Glykosid.
Becord der deutschen Botweine
an der Ahr.
'Seit meine Statistik der Ahr-Rotweine
in Nr. 26 der Pharm. Centralh. als
Manuskript abgeliefert war, ist eine
Reihe weiterer Analysen von diesen
Rotweinen ausgeführt oder mir zum Teil
erst zugänglich geworden. Die Fort-
schritte durch peinliche Reinlichkeit in
Gär-, Kelter- und Eelleraum treten da-
durch in fortwährend gesteigertem Maße
hervor. Je nach der Qualität der Ti'au-
ben wird .das Produkt aber aach noch
verschieden, so daß das Beste an Ahr-
Rotwein zu erwarten ist, wenn die besten
ausgelesenen Trauben die beste Behand-
lung erfahren. Je nach Lage und Be-
handlung des Weines ergaben sich die
Schwankungen, welche aus der mitge-
teilten Weinstatistik ersichtlich waren.
Die schwersten Weine werden dabei
als die besten und teuersten Weine ge-
schätzt und die leichtesten Weine sind
im allgemeinen die billigsten. Von den
idealen schwersten Weinen zu den idealen
leichtesten Weinen verschieben sich
sämtliche Zahlen der Analysenbestand-
tdle bei bester Behandlung gesetzmäßig.
Wenn wir die Zahl für zuckerfräes
Extrakt als Maß für die Schwere des
Weines ansehen wollen, so wird sich
im allgemeinen auch der Preis des
Weines nach der Menge des zucker-
freien Extraktes richten mussoi. Dabei
wird dieser Wertsatz durch jeden ein-
zelnen Fehler der inneren Harmonie der
Analysenzahlen entsprechend herabge-
druckt. So findet sich in der mitgetdlten
Statistik mancher Wein mit hohem
Extrakt» der durch verschiedene Fehler
vor allem im Glycerin-Alkohol-Ver bältois
minderwertig ist.
Unter den letzt analysierten Weinen
der Ahr befindet sich einer, der nach
seiner chemischen Zusammensetzung als
das Ideal eines Ahr-Rotweines bezeichnet
werden kann. Es ist die Marke «Blome»
des Neuenahrer Winzervereins, der unter
der Leitung von Herrn Esser schon her-
vorgehoben wurde. Es sei die Analj^
dieses Weines noch nachträglich mit-
geteilt :
Spezifisches Gewicht 0,9955
Alkohol pCt (Gewicht) 9,99
Glycerin 0,833
Extrakt 3,187
Mineralstoffe 0,253
Gesamtsäure 0,637
Flüchtige Säure 0,116
Nichtfifichtige Säure 0,492
Polarisation — 0,05«
ünvergorener Zucker 0,084.
Wir können diesen Wein als Master-
wein der Ahr-Rotweine in der Weise
benützen, daß wir bei der Wertberech-
nung jedes faßreifen Weines beachten,
ob er sich in einer verhältnismäßigen
Weise nach den Durschnittszahlen der
größeren Statistik entfernt oder in einer
unverhältnismäßigen Verschiebung be-
findet. Je nachdem wird sich der wirkliebe
Wert des betreffenden Botweines nm den
Minderbetrag an Ektrakt oder noch naehr
vermindern. Obiger Wein ist im Ver-
kauf an den Trinker mit 2 Mk. 50 K
bis 3 Mk. zu bewerten, die geringsten
Ahrweine mit 1 Mk. die Flasche. Na-
ttlrlich darf außer der chemischen Ana-
561
lyse aach die Zungenprobe nicht ver-
nachlässigt werden.
Ich hoffe, daß durch diese Hervor-
hebnng der besten Analyse eines deutschen
Rotweines der deutsche Apotheker in
den Stand gesetzt wird, dem deutschen
Ahr-Kotwein am deutschen Krankenbette
zur verdienten Anerkennung zu ver-
helfen, aber auch bei Angeboten von
Ahr-Rotweinen sich ein richtiges Urteil
aber deren Marktwert in Mark und
Pfennig zu bilden. Außerdem scheint
hier aber auch zui* Kennzeichnung der
Sachlage, welche durch diesen neuen
Becord an Ahr-Rotweinen geschaffen
wurde, die Frage berechtigt, ob irgend
jemand zu behaupten wagen kann, daß
auch nur 6 pCt der in Deutschland ge-
handelten Bordeauxweine obigem bestem
Ahr-Rotwein nahekommen oder ihn gar
übertreffen. Bei dieser Sachlage ist es
sicherlich nicht angebracht, geringeren
französischen Rotwein zu bevorzugen
and dem billigen, aber wertvolleren
deutschen Ahr-Rotwein die Anerkennung
am Krankenbette zu versagen. Und
doch ist es so, da manche Keller der
Ahr heute mit unverkäuflichen hoch-
wertigen Weinen fiberfällt liegen müssen.
Bad Neuenahr, RheinpreuSen. OefeU,
Karbolöl.
Der Unwert des KarbolOls als Arznei-
mittel ist oft betont worden; trotzdem
ist eine schwache ölige Phenollösung
als Volksmittel eingebürgert und woU
in den meisten Apotheken vorrätig.
Das Ergänzungsbuch führt ein 2proc.
Karbolöl und läßt die Karbolsäure im
Oel lösen.
Durch Aenderung der Bereitungsweise
wird ein Erwärmen und Abwägen
kleiner Mengen kristallisierter Karbol-
säure unnötig.
Man verdünnt einen Teil der fertigen
Packung, etwa Va *^g kristallisierter
Karbolsäure anstatt mit dem vorgeschrie-
benen Wasser, mit dem entsprechenden
Gewichtsteil Spiritus und erhält so eine
spiritushaltige flüssige Karbolsäure, die
sich in jedem Verhältnis mit Oel mischt.
J, Lorenx^n.
Aus den
Verhandlungen des VI. Inter-
nationalen Kongresses für an-
gewandte Chemie,
der vom 26. April bis 3. Mai in Born getagt
hat, ersoheinen folgende Vorträge erwähnens-
wert. In der zweiten allgemeinen Sitzung
sprach H, Moisan über:
Die Destillation der Metalle.
Mittels des vom Vortragenden konstruierten
elektrischen Ofens konnten die bisher nicht
reduzierbaren Oxyde durch Kohlenstoff re-
duziert und eine große Anzahl neuer Ver-
bindungen dargestellt werden. Femer gelang
es, die Metalle zu destillieren. Bei einem
Strom von 300 Amp. und 110 Volt destill-
ierten binnen 8 Minuten 230 g Kupfer
über. Gold ging etwas schwerer über; das
aufgefangene Metall war sehr fein verteilt
und von purpurner Färbung. Noch schwier-
iger destillierten die Platinmetalle Osmium;
Ruthenium, Rhodium, Palladium, Iridium.
Am schwersten war die Destillation der
Metalle der Eisengruppe zu erreichen; dodii
gingen auch sie bei der Temperatur. des
Ofens in gasförmigen Zustand über. Von
800 g Eisen destillierten innerhalb 20 Mi-
nuten bei einem Strom von 1000 Amp.
und 110 Volt 400 g über. 200 g Uranium
verschwanden bei der gleichen Behandlung
vollkommen. Die wenigst flüditigen Metalle
dieser Reihe smd WoUram und Molybdän.
Da durch frühere Versuche bereits die Mög-
lichkeit der Verflüchtigung von Kohlenstoff,
Titan, Silicium und Bor festgestellt war, so
können also alle Elemente bei der Tem-
peratur dieses Ofens, die zu etwa 3500^ G
berechnet worden ist, in den gasförmigen
Zustand übergeführt werden. Aus allen
diesen Beobachtungen kann dann der Schluß
gezogen werden, daß die Temperatur der
Sonne 3500^ C nicht überschreiten kann.
Da vielmehr ein Teil derselben nicht gas-
förmig sein kann, muß die Temperatur ihres
flüssigen Kernes einige Hundert Grade
niedriger liegen, weil alle auf der Erde vor-
kommenden Elemente auch als Bestandteile
der Sonne nachgewiesen sind.
In der Sektion für Gärungsgewerbe sprach
Hahn über:
562
Die Gämng des Traubenmostes
in warmen Klimaten nnd die Wein-
bereitnng in Südafrika.
Znn&chBt gab der Vortragende einige
historisdie Daten über den Weinbau in Süd-
afrika. Der Weinbau wurde am Kap im
Jahre 1653 durdi den ersten Gouverneur
eingeführt unter Anwendung von Reben aus
Frankreich und vom Bhein. Der erste Wein
wurde 1659 gekeltert. 1681 wurde der
erste Branntwein aus Wein hergestellt
1710 erfolgte der erste Export von Kap-
wein nach Europa und Java. Die Zahl
der Weinstöcke im Jahre 1687 betrug
500000 Stück, 1900 78 574124 Stück.
Das mit Wein bepflanzte Areal beträgt
gegenwärtig 11329 ha. Bis 1880 wurden
am Kap ausschließlich Südweine mit dnem
Alkoholgehalte von 18 bis 20 pGt herge-
stellt , indem man dem halbvergorenen
Moste Weinspiritus zufügte. Seitdem werden
in den Eüstendistrikten audi leichte Weiß-
und Rotweine erzeugt, indem man durdi
geeignete Kühlvorrichtungen die erste stürm-
ische Gärung, die nur etwa 8 Tage daueit,
verlangsamt und den Wein in kühlen Kellern
ausreifen läßt Dabei ist es nur durch
größte Reinlichkeit möglich, bei den hohen
Temperaturen die drohende Essiggärung zu
verhindern. Es werden auf diese Weise
Weine gewonnen, die in ihrer Zusammen-
setzung den Rheinweinen sehr ähnlich sind,
denen aber das Büket der Rheinweine fehlt
Hier folgen einige Analysenwerte aus 100
ccm Wein:
Weino von
Klein-Konstantia :
Stoin I
SteiD II
Hermitago
Weine von
Stellenbosch
Stein I
Stein II
Stein UI
Hermitage
Gesamt-
säure.
0,547 g
0,536 g
0,605 g
0,576 g
0,585 g
0,585 g
0,762 g
Alkohol
(Vol,-pCt)
13,25
12,88
11,41
12,69
11,77
13,06
10,96
Asche.
0,164 g
0,170 g
0,200 g
0,151 g
0,199 g
0,171 g
0,250 g
unter der Voraussetzung, daß man Mittel
und Wege findet, um die erste Gärung noch
mehr zu verlangsamen und auch die Aus-
reifnng bei noch niedrigeren Temperaturen
vor sich gehen zu lassen, kann die Wein-
bereitung noch wesentlich verbessert werden.
In den Binnendistrikten ist der Zuekergahalt
des Mostes sehr hoch, 22 bis 27 pCt, so
daß dort nur Südweine und Rosinen erzeogt
werden können.
Ph, Malvexin spricht über:
Die Rolle nnd den EinfluB der Diaatase
auf die Krankheiten der Weine.
Es ist ihm gelungen, im Jahre 1 904 swei
Diastasen zu entdecken und zwar die
Pastor ase, das Ferment der Milchsäure-
gärung und Mannitase, die Diaatase des
Mannosefermentes. Die Gegenwart einer
dritten Diastase glaubt er bd der Vergärong
der Glykose durch Microooccns obiongoa an-
nehmen zu können und bezeichnet sie ^
Glykogenase. Es ist möglich, daß für jede
einzelne Gärungsform besondere Diastasen
gefunden werden. Verf. erwähnt dann noch
die kataleptische Wirkung der Knpfersalse
und die Arbeiten von Woods und Loeic,
die die Anwesenheit oxydierter Diastasen in
anormaler Menge in der Rebe annehmen,
die infolge äußerer mechanischer Einflüsse,
des Mangels an Nahrung usw. verkümmern.
Schließlidb bespricht er den Emfluß der
Gochylis auf die Rebe, die durch Störung
der physiologischen Funktionen der Pflanze
zur Bildung von Oxydasen Veranlassong
gibt.
Es spricht femer E, Barbet über:
Die Gewinnung von Olycerin ans den
Tröstern der Spiritusbrennereien.
Nach der Destillation werden die Trester
abgedampft. Dann läßt man das KaUom-
karbonat und das etwa vorhandene Ealhim-
tartrat auskristallisieren und konzentriert so
weit als möglich. Der Rückstand wird
mit ungebranntem Kalk in Pulverform ver
mischt, wodurch man ein granuliertes Ge-
menge erhält Dieses wird mit denaturiertem
Spiritus möglichst ausgelaugt. Der glyeerin-
haltige Alkohol wird abdestilliert und fast
vollständig wiedergewonnen, das Glyeerio
sammelt sich am Boden des Apparates. Eb
wurd gereinigt und konzentriert Das Olr-
ungsglyoerin ist etwas süßer als das durch
Verseifung aus den Fetten gewonneneu
(Fortsetzung folgt.)
563
Neue Arzneimittel.
Anürheumol ist nsdi O. <& R. Fritz
in Wien dne 20proc Lösang von Salioyl-
sSnre-OlyoerineBter in Glyoerin nnd Alkohol.
Bromyl ist eine englische Bezeichnung
fflr B r 0 m a 1 i n (Hexamethylentetramin-
Aethylbromid).
Chryioform ist Hexamethylendijodid nnd
-dibromid; ein feines^ gelbes Palver, das in den
meisten LOenngsmitteln unlöslich ist An-
wendung: als Antiseptikum in der Her-
heilkunde.
Corisol enthält den wirksamen Körper
der Nebenniere.
Dunbar'B Herbstkatarrk - Serum wird
ähnlich dem Pollantin unter Verwendung
der Pollenkömer von AmbroeiaceeU; Soiida-
gineen und Gramineen gewonnen.
Eisen-Hährzuoker besteht aus Professor
Dr. SoxhlefB Nährzucker ohne Salz und
0;7 pCt Ferrum glyoerinophosphoricum ;
Ksen-N&hrznckerkakao aus Dr. Soxhlefs
Nährzu^erkakao mit 10 pCt Ferrum oxy-
datom saeeharatum solubile D. A.-B. IV.
Darsteller : Nährmittelfabrik Mflnchen, G. m.
b. H. in Pasing.
Formophen-Tabletten (Pharm. Gentralh.
47 [1906J; 129) werden dargestellt durch
Einleiten von Formaldehyddämpfen in eine
Thymol-Phenollösung, Eindampfen des er-
haltenen Produktes und Zusammenpressen
zu Tabletten nach Zusatz von 10 bis 20
pOt Naphthalin.
Haemasepsin ist eine sterilisierte Lösung
von Formaldehyd in Normal-Salzlösung.
Hefaaol ist nach (?. ä; R, Fritz ein
neues Hefepräparat
Kohsam ist nach Münch. Med. Wochenschr.
1906, 1183 das Oel der bitteren Mandeln;
es wird in China gegen Blennorrhagie ange-
wendet In neuerer Zeit (bereits seit 1901)
wird es mit gutem Erfolg zur Behandlung
der Dysenterie in den französischen Kolonien
angewendet. Barovü verordnete es in
Form von Drag^s oder komprimierten Ta-
bletten, enthaltend ein Wasseralkohoiextrakt
des Mittete.
Koladiastatia. Pastillen zu je 1 g, be-
stehend aus einem Kolanußauszug und
Diastasin, enthaltend je 0,01 g Koffein.
Anwendung: bei eintretender Erschlaffung
der Kräfte. Darsteller: Häuser <& Sobotka
in Stadlau.
Kuiin ist am Abführmittel unbekannter
Zusammensetzung in Tablettenform. Dar-
steller: Chemisch -pharmazeutisches Labora-
torium Aman in Aman (Böhmen).
Melal ist angeblich ein konzentriertes
Produkt aus frischen Aepfeln, das durch
seinen natflrlichen Gehalt an Apfel- und
Phosphorsäure sowie Nährsalzen die Ver-
dauung in mildester und harmlosester Weise
anregt Darsteller: Fabrik chemisch-pharma-
zeutischer Spezialitäten, O. m. b. H. in
Dresden 18.
Nephretin ist eine Mazeration frischer
Schweinsnieren. Anwendung: bei Nieren-
entzündung. Darsteller: Reed A Carriek
in London, Jersey City, 42 bis 46 Germania
Avenue.
Paaseoretin ist gleich Secretin und Dno-
denin, Präparaten aus Zwölffingerdarm.
Phenohizine ist eine englische Bezeich-
nung für Orexin.
Pyrilin ist eine flttssigkeit, die Pyridin-
Aethylphosphinat enthält Anwendung: bei
Krankheiten der Atmungswege. Darsteller:
Lorifner <& Company , Ltd. in London.
Reitthofer's Hautschutz sind 5proc.
Formaldehyd-Seifenbiätter. Darsteller: Bu-
e;co^^5^*^' in Wien VII/2, Mariahilf »Straße 115.
SaUtaimal ist ein Kondensationsprodukt
von Salicyl- und Gallussäure. Anwendung:
ate Wundheilmittel.
Sudoformal ist eine weiche Formalinseife,
die mit 10 pCt Formalin gegen Fußschweiß,
Seborrhoö und Haarausfall, mit 40 pCt
Formalin zur Desinfektion von Körperteilen,
Instrumenten und Gefäßen verwendet wird.
Darsteller : Apotheker O, Lepehne in Königs-
berg in Pr., Oberlaak 21.
Tannisol (Pharm. Centralh. 47 [1906],
480) wird von H. Wolfrum <& de, in
Augsburg dargestellt
TTfT ist der Name eines neuen Abführ-
mittels, das von Chemiker Edicard Müller,
Chemisch - physiologisches Laboratorium in
Charlottenbnrg 4, Sdilüterstraße 27 a in
Flaschen zu 3 Mark und 1 Mark ohne
Angabe der Bestandteile angepriesen wird.
564
Virisaaol bt angeblich ans dem Extrakt
des Moira - PaamaholzeS; Ovoleoithin u. a,
dargestellt Anwendung : bei Mannessohwäohe.
Darsteller: H. Unger in Berlin NW 7,
Friedriehstraße 91/2.
WeiB-Neurolin ist der jetzige Name für
Neurol (Pharm. Centralh. 46 [1904], 611).
Ziakonal ist nach d. Petersb. Med.
Woohenschr. Nr. 20 ein dem Zinkperhydrol
ähnlich zusammengesetztes Präparat
H. Mentxel.
Zur Auslegung
pharmazeutisohor Gesetze usw.
(Fortsetzung von Seite 543.)
218. Schadenersatzklage wegen Ab-
gabe von grauer Salbe als Ungeziefer-
mittel für Tiere. Em Ltandwurt hatte in
einer Apotheke graue Salbe als kräftiges
Mittel zur Beseitigung des Ungeziefers beim
Rindvieh verlangt und daraufhin etwa 60 g
graue Salbe mit 5 pCt Quecksilber erhalten.
Der expedierende Apotheker hatte auf die
Gefährlichkeit der Salbe hingewiesen und
geraten, dieselbe nur dünn aufzutragen und
ein Belecken der angeriebenen Stellen zu
verhindern. Trotzdem war das Vieh ein-
gegangen, worauf der Besitzer Schaden-
ersatzklage gegen den Apotheker erhob.
Das Gericht konnte aber eme Verpflichtung
zum Sehadenersatz nicht anerkennen, da der
Kläger ausdrücklidi aufmerksam gemacht
sei, die Sache vorsichtig anzuwenden, und
sprach den Apotheker kostenlos frei. (Pharm.
Ztg. 1906, Nr. 7.)
219. Zum BegrifT des Grofihaadels.
Bei der Revision einer Drogenhandlung war
unter anderem auch «Pain Expeller» vor-
gefunden worden. Der Drogist wurde deshalb
wegen Vergehen gegen die Eaiserl. Verordnung
vom 22. Oktob. 1901 angeklagt, vom
SchMfengericht, sowohl wie vom Landgericht
aber freigesprochen, weil er angab, der Ex-
peller sei nicht zum Verkauf an das Publi-
kum, sondern nur für Zwischenhändler be-
stimmt, und diese erhielten den Expeller in
Mengen von 6 bis 12 Stück. Ein solches
Geschäft sei als Großhandel anzusehen und
faUe nicht unter die Bestimmungen der Kaiserl.
Verordnung. Dagegen entschied auf die
von der Staatsanwaltschaft eingelegte Re-
vision das Kammergericht, es könne von
Großhandel nicht die Rede sein, wenn ein
Drogist gelegentlieh einmal 6 bis 1 2 Flaadien
Expeller verkauft ; es komme für den Begriff
Großhandel auf den ganzen Geschäftsbetrieb
an und darauf, ob die Waren auch zu
Preisen verkauft werden, wie sie im Groß-
handel üblich sind. (Pharm. Ztg. 1906,
Nr. 18.)
220. Eisensomatose ist dem freien
Verkehr überlassen. Infolge eines Gut-
achtens des Chemikers Dr. Baier entschied
das Sdiöffengericht II Berlin, daß Eisen-
somatose ein chemisches Präparat und nieht
eine Zubereitung im Sinne der KaiserL Ver-
ordnung vom 21. Oktob. 1901 seL In
gleicher Weise hat sich schon am 25. Sept
1900 das Medizinalkollegium der Provinz
Hannover ausgesprochen. (Pharm. Ztg. 1906,
Nr. 21.
221. Fahrlässige Tötung durch Fam-
krautextrakt. Der Bandwnrmvertilger
Friedrich Hom in Mündien wurde zu
2 Monaten Gefängnis verurteilt, weil ein
74]ähriger lungenleidender Mann nadi dem
Gebrauch seines Mittels (10 g unverdünntes
Extraotum Filids und 20 g Oleum Ricinl,
1 Preis 7 Mark) erkrankte und starb. Das
Geridit fand die Schuld des Angeklagten
darin, daß er es unterlassen hat, in der
Gebrauchsanweisung anzugeben, daß das
Mittel von Kindern und Kranken nidit ge-
nommen werden darf. (Pharm. Ztg. 1906,
Nr. 22.)
Daß Extractum FOicis nidit emmal in
den Apotheken ohne ordnungsmäßig ausge-
stelltes Rezept dnes Arztes abgegeben werden
darf, scheint das Gericht gamicht für er-
wähnenswert gehalten zu haben!
222. Lysolverbandwasser, Sapokarbol,
Pain-Expeller (!), SchweinefteBpulver dem
freien Verkehr überlassen. Ein Bäcker
hatte in einem WaßmiUh'Bdi&i Drogen-
schrank die genannten Artikel, femer Kolik-
essenz, Borsalbe und WaßmuWwiie Vleb-
waschessenz feilgehalten und war dafür vom
Schöffengericht verurteilt worden. Auf die
emgelegte Berufung hin entschied die Straf-
kammer, daß der Angeklagte nur wegen
Verkauf von Kolikessenz, Borsalbe und Vieh-
waschessenz zu verurteilen sd, dagegen seien
die in der Ueberschrift genannten Mittel dem
freien Verkehr überlassen. (Apoth.-Ztg. 1906,
Nr. 29.) A.St
565
Phenolkampher.
(Chlnmsky'sohe Lösnng.)
PhenoJkampher, ursprünglich ans gleichen
Teilen Phenol und Kampher^ später ans
1 Teil Rienol^ 2 Teilen Kampher nnd etwas
Alkohol bestehend, hat Chlumshy zur Be-
handlung infizierter Wunden aller Art,
Famnkefai, beginnenden Phlegmonen usw.
herangezogen; indem die erkrankten Stellen
mehrfach damit betupft oder bei größerer
Ausdehnung damit feucht verbunden wurden.
Der Verband wird in der Weise angelegt^
daß auf die befallene Stelle eine Schicht
mit der Flüssigkeit getränkter Watte, da-
rüber jSi//ro^A - Battist oder Waehspapier
gelegt und das Ganze mit einer Binde be-
festigt wird. In gespaltene Abscesse wurd
die Lösung eingegossen, mfizierte Wunden
werden daniit gespült. Auffallend dabei ist,
daß die Anwendung dieses Mittels keine
Schmerzen hervorruft, wofür man noch
keine endgiltige Erklärung gefunden hat.
Da die Misehung dem Tageslicht ausgesetzt
eine rosa Farbe annimmt und sich leicht
verflüchtigt^ so ist sie in dunklen Fla-
schen gut verkorkt aufzubewahren.
In neuester Zeit verordnet Chlumsky
folgende Mischung: Acidum carbolicum
purissimum 30 g, Gamphora trita 60 g,
Alkohol 10 g.
Diese wird unter dem Namen Chlwnsky-
sehe Lösung von den Aerzten ver-
sdirieben.
üeber die physikalischen und chemischen
Eigenschaften des Phenolkampher berichtet
Dr. Ignax Lemberger in Therap. d. Gegenw.
1906, 215 etwa folgendes:
Eine aus gleichen Teilen kristallisiertem
Phenol und Kampher bereitete Mischung
bildet eme ölige, stark lichtbrechende Flüssig-
kdt vom spez. Gew. 1,017. Diese mischt
sieh nicht mit Wasser, leicht aber mit Wem-
geist, Aether, Chloroform, Petroleumäther,
ätherischen und fetten Gelen. Wird Phenol-
kampher mit Wasser geschüttelt und dieses
von dem Ungelösten getrennt, so läßt sich
in ihm sowohl Phenol wie auch Eampher
ehemisch leicht nadiweisen. Demnach ist
Fhenolkampher, wenn auch schwer, in Wasser
löslich.
Bei der fraktionierten Destillation begann
die Flüssigkeit bei 182<> (7 zu sieden, die
1
Temperatur stieg allmählich, indem ein
flüssiges Destillat überging, bis schließlich
bei + 204^ die übergehenden Dämpfe im
Kühler kristallmisch erstarrten. Es wurden
erhalten zwischen 182^ C bis 200^ C 54
pCt, zwischen 200 <> bis 204 <> C 36 pCt
und der im Kolben verbliebene kristallinische
Rückstand betrug 10 pCt. Die erste Fraktion
hatte ein spez. Gew. von 1,029, die zweite
ein solches von 1,003.
Zur Ermittelung des Erstarrungspunktes,
mußte flüssiger Sauerstoff herangezogen
werden. In diesem wurde der Phenolkampher
immer dickflüssiger, ließ sich in Fäden
ziehen und erstarrte schließlich bei — 75^ C
zu einer glasartigen, durchsichtigen harten
und spröden Masse. Nach dem Ueberbringen
des Gefriergefäßes in em leeres Isoliergefäß
wurden folgende Schmelzvorgänge beob-
achtet: Bei — 73^ (7 wurde die Masse zäh,
dann immer flüssiger und durchsichtig; bei
— 50^ trübe und milchig und während des
allmählichen Steigens der Wärme entstand
ein weißer kristalliniseher Niederschlag, der
semen Höhepunkt bei — 25^ C erreichte.
Bei weiterem Steigen der Wärme wurde
die Masse wieder flüssig, der entstandene
Niederschlag löste sich wieder auf und bei
— 20^ C war der Phenolkampher in seinen
ursprünglichen Zustand zurückgekehrt. Der
beim Schmelzen sich bildende Niederschlag
erwies sich als Kampher.
Die erste Fraktion, ebenfalls der Kälte
im flüssigen Sauerstoff ausgesetzt, erstarrte
bei — 71^ C zu einer glasartigen, harten,
durchsichtigen Masse, die wie oben behandelt
bei — 60^ bis 65^ immerflüssiger wurde, ohne
sich zu trüben uiid einen Niederschlag zu
bilden. Die zweite Fraktion erstarrte im
flüssigen Sauerstoff bei — 23^ (7 zu emer
weißen , kristallinischen , undurchsichtigen
Masse.
Aus diesen Versuchen geht hervor, daß
der Phenoikampher eme Mischung und
keine Verbindung ist. ^tx-^
Eingezogenes
Diphtherie -
Heilserum mit der EoDtrollnummer 9(^ aus
den Farbwerken zu Höchst und 125 aus der
Ghemisohen Fabrik E, Merek in Darmstadt ist
wegen Abschwächung zur Einziehung bestimmt.
A
566
Vorsohriften
einige Bmnlsioneii naoh
Ph. U. S. vnL
Bei Besprechung des neuen amerikaniBchen
Arzneibuehes wurde bereits die Vorschrift
fflr Emulsio Olei Jecoris Aselli (Emulsum
Olei Morrhuae, vergl. Pharm. Gentnüh. 47
[1906J, 84) mitgeteilt. Nachträglich er-
scheinen nodi die Vorschriften fttr Emulsio
Olei Jecoris cum Hypophosphitibus, Emulsio
Ghloroformii und Emulsio Olei Terebinthinae
erwähnenswert Dieselben lauten:
Emulsio Olei Jecoris Aselli cum Hypo-
phosphitibus.
Oleum Jecoris Aselli vap. par. 500 ccm
Gummi arabic pul7. subt 125 g
Calcium hypophosphorosum 10 g
Kalium > 5 g
Natrium » 5 g
Sirupus Simplex 100 ccm
Oleum Gaultheriae 4 ccm
Aqua destillata quant sat. ad 1000 ccm.
Lebertran und Gummipulver werden im
trockenen Mörser fein verrieben; der Misdi-
ung 250 ccm Wasser auf emmal zugesetzt
und bis zur erfolgten Emulsion weiter ge-
rührt. Hierauf setzt man das Gaultheriaöl
zu. Andererseits werden die unterphosphorig-
sauren Salze in 100 ccm Wasser gelöst^
nach erfolgter Lösung der Sirup hinzugefügt;
und dieses Gemisch mit der Emulsion ver-
emigt Schließlich bringt man das Ganze
mit Wasser auf 1000 ccm. Gabe: 8 ccm
(= 1 Dessertlöffel).
Emulsio Ghloroformii.
Ghloroformium 40 ccm
Oleum Amygdalarum express. 60 ccm
Tragacantha pulv. subt 10 g
Aqua destillata quant sat. ad 1000 ccm.
In einer genügend großen, trockenen
Flasche werden zunächst Tragantpulver und
Chloroform durch Schütteln innig mit ein-
ander vermischt; hierauf 250 ccm Wasser
hinzugegeben und das Gemisch weiterhin
kräftig geschüttelt Erst dann fügt man
nach und nach das Mandelöl unter jedes-
maligem kräftigen Umschütteln zU; bis
schließlich die Emulsion beendet ist Die-
selbe wurd mit Wasser, welches man eben-
falls in kleinen Mengen nach und nach unter
Schütteh zugibt, auf 1000 oem gebnMht
Gabe: 8 com (= 1 DeBsertlöfrel).
Emulsio Olei Terebinihüiae.
Oleum Terebinthinae rectifieat 15 ccm
Oleum Amygdalarum express. 5 cem
Sirupus Simplex 25 cem
Gummi arabic pulv. subt 1^ S
Aqua destillata quant sat ad 100 cem.
Gummipulver, Terpentinöl und Mandelöl
werden in einer trockenen Flasehe dur^
Schütteln innig mit dnander vermisebt
Dem gleichmäßigen Gemisdi gibt man 30
ccm Wasser zu und setzt das Sdifltteln bis
zur erfolgten Emulsion fort Hieranf fügt
man nach und nach unter Sehflttein
zuerst die vorgeschriebene Menge Sirap^
dann noch so viel Wasser zu, daß die
Gesamtmenge der Emulsion 100 com be-
trägt Gabe: 4 ccm (= 1 Teelöffel).
Dr. Wgl.
Falsches Oleum Sablnae haben Umnejf und
Bermett untersucht Sie fanden, daß es nicht
von Juniperos Sabina, sondern von Juniperas
phoenioea stammt Während echtes Sa-
binaöl 45 bis 50 pGt Sabinol und 35 bis 40 pCt
£8ter enthält, finden sich im Gel vonJuiiperns
phoenioea nur 17 pCt Sabinol und 9 pCt Ester,
wogegen die Hauptmenge des Oeles aus Pinen
besteht Da die physiologische Wirksamkeit des
Oeles vermutlich durch den Sabinolgehalt be-
dingt ist, so darf das echte Oel naturlich nicht
durch das von den Autoren untersuchte ersetzt
werden. J. K.
öhem, and Drugg. 1905, 934, durch ZUckr,
d. ÄUg, ösUrr, Äpoih,-Verem8,
Terfahren snr Herstellung eines uüls*
liehen basischen Aluminiomaeetates durch Er-
hitzen von AlnrainiumaeetaUÖBungea« D. R. F.
160348, El. 12 0. Dr. Rudolf Beiß in Ghar-
lottenbarg. Alominiumacetatlösongen von min-
destens 5 pCt Acetatgehalt weiden entweder
unter Druck oder mit reichlicher Menge Essig-
säare erhitzt und liefern so in guter Ausbeute
ein dichtes, gut filtrierbares basisches Aoetat
von gleichmäßiger Zusammensetzung, wie es
durch bloßes Kochen von Acetatlösuhgen ohne
Drack und ohne Essig^urezusatz nicht zu er-
halten ist Das so gewonnene basische Ala-
miniumacetat wird unter dem Namen L e n ic e t
in den Handel gebracht und dient als mild ad-
stringierendes, völlig ungiftiges Exsiooans.
667
Erklärung einiger neuer
medizinischer Fachausdrucke.
Auszog ans den in der Deutsch. Med. Wochensohr.
1906, Nr. 9, 12 nnd 13 erfolgten VeröffentUch-
nngen*) des Generaloberarztes Dr. SehilL
Baktexiotrope Sera sind Sera, welche
weder bakteriolytiaeh nodi antitoxisdi wirken,
dagegen eine Umwandlnng oder Umstiminimg
der Bakterien herbeiführen; bo daß sie von
den Phagooyten aufgenommen werden.
Behzing'a Taberknloieheilmittel (Pharm.
Gentnüh. 46 [1905]; 825 ist nach Spengler
ein Waadipr¶t welches nngefXhr die
Mitte hftlt zwischen Koch'miier Emulsion
und Koch'Behem TR. Es ist der Bflck-
stand naeh wiederholter Hüllenwaschung.
Behring's BovovaooiD, Immunisationsstoff
für RInderpstans menschlichen Tuberkelbazillen
bereitet und müßte nach Spengler Tuber-
kulo- oder Homovaecin häßen.
Cytotrope Sera sind solche, in denen
speäfisdie Substanzen sich flndeu; welche
derart yerSndemd auf Zellen einwirken;
daß sie von Fhagoeyten aufgenommen werden
können (vgl. auch hämotrope Sera weiter unten).
Diaklysmos. Eine von Oenersich em-
pfohlene Ausspülung des Verdauungskanals
Tom Mastdarm aus mit großen Mengen
(5 bis 15 L) k()rperwarmer Flüssigkeit z. B.
1 bis 2 promill. TanninlOsung bei Cholera.
Ekiri ist nach Sukehito Ito eine in
Japan auftretende; sehr akutC; ruhrartigO;
epidemische Kinderkrankheit hervorgerufen
doreh einen coliähnlichen; nach Qram ent-
fSrbbareU; lebhaft beweglichen Bacillus im
DanU; welcher Gelatine nicht verflüssigt,
Qas bildet; verzögerte Indolbildung gibt, Milch
nicht koaguliert und durch das Serum von
Ekirikonvaleszenten agglutiniert wird.
Erythropräzipitine benannte A. Klein
die im Serum enthaltenen Substanzen; welche
die Niederschlflge in den Erythroqrten-Ex-
trakten erzengen.
Hämotrope Sera sind solche; in denen
sieh spezifische Substanzen finden; welche
auf Blutkörperchen derart verändernd
wirkeu; daß sie von Phagocyten aufgenommen
werden können (vergl. auch cytotrope Sera).
Helcosoma tropioum; naeh Wright der
Erreger der endonischen Beulenkrankheit
*) Dieselben sollen demnächst als Sonder-
abdrack im Verlag der Deutsch. Med. Wochen-
chrift erschemen.
in Armenien («DelkiSore»). "Dtm Leishman-
sehen Eörporehen (s. d.) sehr ähnlich; viel-
leidit mit ihm identisch.
Herbstkatarrh bezeichnet Dunbar nach
Vorgang von Beard die späte Form des
HeufieberS; welche in den Vereinigten Staaten
von Nordamerika im August auftritt
Hundskraakkeit ist ein m der Herze-
gowina endemischer; nur im Sommer auf-
tretender Magenkatarrh; nach Karlinski ein
atypischer TyphuS; nach Oabel und Taussig
eine Infektionskrankheit eigener Art Nadb
der Inkubationszeit von 5 bis 7 Tagen tritt
plötzlich hohes Fieber mit intensiver Be-
teiligung des Nervensystems auf; welches
nach 2 bis 3 Tagen kritisch abfällt; sehr
lange Rekonvaleszenz. Die Krankheit wird
wahrscheinlich durch eine Kriebelmücke über-
tragen.
Leishman'sche Körperchen. Rundliche
Körperchen in Ausstrichen der Milzpulpa
mit einem großen ringförmigen Chromatin-
körper neben emem weit kleineren Ghromatin-
körper. Die nur 2 bis 3 /i im Durch-
messer haltenden Körperchen deutet Leishman
als Reste abgestorbener Trypasonomen.
Donovan fand dieselben Gebilde im Blute
von zwei angeblich an chronischer Malaria
gestorbenen Indianern und eines an un-
regelmäßigem fleber leidenden Knaben.
Er hält die Körperehen für Parasiten.
Laveran und Mesnilf welche dieselbe Auf-
fassung hatten; nennen den Parasiten
Piroplasma Donovani. Roß weist die
Parasiten einem neuen Sporozoöngeschledit
zu und gibt der Art die Bezeichnung
Leishmania DonovanL
Leukonitin ist von van de Velde ent-
decktes Stoffwechselprodukt der Bakterien
(Staphylokokken); welches schädigend bezw.
abtötend auf die zum Schutz des infizierten
Körpers berufenen Leukocyten einwürkt
LeukotoxiAe benennt Christian Körper
im Blutserum; welche die weißen Blut-
körperchen in ganz analoger WeisC; wie die
Hämolysine die roteu; schädigen.
Lysine benennt Kruse von Bakterien bei
der Infektion im Körper gebildete; die
Schutzkräfte des Körpers aufhebende Stoffe.
Malakoplakia vesioae urinariae. ttit
diesem Namen bezeichnet v. Hansemann
flach prominente; gelbliche, pilzförmige Ge-
bilde der Blasenschleimhaut und der er-
568
weiterten Hamlditer ohne küniBdie Er-
Bchdnongen; Aber deren eigentliche Natnr
keine Klarheit besteht.
Negri'sclie Körperchen. Von Negri
im Gehirn wntkranker Tiere und Menschen,
namentlich im Ammonshom, regelmäßig ge-
fundene rundliche, intracellulär gelegene
Eörperchen von 1 bis 27 /i Durchmesser
von wabenartiger Struktur, von einer Membran
uD:geben. Wird als Erreger der Hundswut
angesprochen.
Opsonisches Sernm. Normales, mensch-
liebes Serum, welches auf Mikroorganismen
(leiart einwirkt, daß sie der Phagocytose
erliegen.
Piroplasma Donoyaai siehe Leish man-
sche EOrperchen.
Proteinochrom Eine von Erdmann
und Wintemitx nach dem Yorsdilag von
Stadelmann gewählter Name für die Ver-
bindung eines vorläufig noch unbekannten
Eiweißzerfallproduktes mit Chlor oder Brom.
Andere Bezeidinungen für den Körper sind
Biomkörper oder Tryptophan, letzteres,
avlU es besonders reichlich bei der Trypsin-
veidauung der Eiweißstoffe entsteht. Statt
Proteinchromogen gebrauchen Erd-
mann und Wintemitx der Kürze halber
gleichfalls die Bezeichnung «Proteinochrom».
Eestbacillns, von Behring's. Der von
bestimmten toxischen Substanzen (T G J
lind T V s. d.) befreite TuberkelbacUlns,
weicher die Gestalt und färbenden Eigen-
schaften des ursprtinglichen Tuberkelbacillns
noch besitzt.
Schistosomiasis. Erkrankung infolge
Infektion mit Schistosomum haematobium
durch Brunnenwasser, nach Toyamu in
einer gewissen Zeit zum Tode führend.
Sera, antiinfektiöse. Mit diesem Namen
bezeichnet Kolle Sera, welche weder rein
antitoxische, wie das Cholera- oder Typhus-
serum, noch bakterizide im Sinne des Cholera-
oder Typhusserum sind. Zu den «anti-
infektiösen» gehören das Pest-, Milzbrand-
und Rinderpestserum.
Surra = Tsetsekrankheit.
Syncytiolyse. Die Fähigkeit des Serum
von Tieren) welchen zerkleinertes Plazentar-
gewebe mit den darin vorhandenen syn-
cytialen Elementen in die Bauchhöhle ge-
bracht worden war, Planzentarzotten gleicher
Art aufzulösen und zu agglutinieren.
Syncytolysin. Das infolge Einbringens
von syncytialen Elementen in den Bauch-
raum gebildete Antitoxin, siehe vorrtahend.
T. C. Eine vom Yuns der Tuberkulose
herstammende Substanz, welche, die lebenden
Zellen des Organismus imprägnierend, als
Heilprinzip wirkt Nicht zu verwediseln
mit T C, dem j^fe^^^schen Tuberkuloeidin.
T G J. Eine toxische, globulinöae, in
einer neutralen Salzlösung löslidie Substanz
aus dem Körper des TnberkelbacUlus.
T. 0. Die Flüssigkeit, welche naeh dem
Zentrifugieren getrockneter, dann fein zer-
riebener und mit Wasser extrahierter Tuber-
kelbazillenkulturen über dem Bodenersatz
steht.
T 0 A oder A T 0 benennt Spengler
das alte Koch'wiie Tuberkulin zum Unter-
schiede vom Zentrifugen - T 0.
T R. Die Lösung, welche naeh dem
Zentrifugieren des getrockneten^ wiederum
zerriebenen und dann mit Wasser extrahierten
Bodensatzes entsteht.
T V. Eine toxische, in Wasser lödicfae
Substanz aus dem Tuberkelbazillenkörper.
T X. Das in die Körperzellen aufge-
nommene und ihr integrierender Bestandteii
gewordene T C, wodurch eine zelluläre
Immunität (im Gegensatz zur antitoxisehen,
humoralen Immunität) herbeigeführt wird.
Tryptopliaa siehe Protelnoehrom.
Vaooin. Dieses Wort wurd ^elfach nicht
nur für lebende, sondern auch ftlr abgetötete
Kulturen angewendet Es sollte aber, wie
Kolle und Otto hervorheben, nach dem Vor-
gang von Jenner und Pasteur lebendes
Infektionsstoffen vorbehalten bleiben, nach-
dem dieser Sprachgebrauch bei Schutzpodcen-,
Milzbrand- und Hühnercholeravaocin wiaseu-
schaftliches Bürgerrecht erworben hat
Vierte Krankheit von Dukes will
Cheinisse Psendosoarlatina epidemica
benannt wissen, wml sie mit dem ScharUch
wohl den gleichen Ausschlag gemein habe,
im übrigen aber nach Ansteckung, Inkubation
und Verlauf eine selbständige Infektions-
krankheit sei.
Zomotherapie. Eine von PhiUp em-
pfohlene Behandlung der Tuberkulose mit
rohem Fleisch, da dieses die tötende Wirkung
des Tnberkulosetoxin auf die Mnskehi, ins-
besondere den Herzmuskel, aufheben soll.
569
■ ahrungsmitlel-Gheiiiie.
üeber den Starkegehalt des
Diabetikerbrotes
läßt sieh Ouignes in einer längeren Ab-
handlnng aas. Er hat in verschiedenen
Sorten Eleberbrot dnrch Malaxieren in einem
Leinensäekdien nnd direkte Wägnng den
Stärkegehalt bestimmt nnd nnr in einem Pro-
dnkt Spnren, in acht anderen Sorten aber
25 bis 50 pOt Stärke gefunden. Verf. be-
trachtet diese Tatsache als eine Nahmngs-
mittelfälschnng besonders schwerer Art nnd
fordert ffir derartige Waren eine Festlegung
des zulässigen Stärkegehalts. A,
Joum. de Pkann. et de Ckim. 1905, XXU, 338'
Zur Beurteilung der Beinheit
des Butterfettes.
Die Molekulargewichtsbestimmungder nicht-
flfiohtigen Fettsäuren nach Juckenack und
Pastemacky der nach neueren Arbeiten
wegen der so erheblidien Beeinflussung der
Ziuammenaetzung des Butterfettes durch die
Fütterungsart und die Futterstoffe nicht
mehr eme ausschlaggebende Bedeutung bei
der Beurteilung einer Butter beigemessen
werden darf; hält Lührig für belanglos
besonders fttr den Nadiweis des Schweine-
fettes; und polemisiert m unnötig scharfer
Art gegen die erstgenannten Verfasser.
Ebensowenig soll man sidi fernerhin auf
den von den letzteren dingeftthrten Begriff
der «Differenz» stützen. Mit Famsteiner
warnt Lührig — und hierin muß man ihm
zustimmen — vor der Aufstellung von
Grenzzahlen. Lührig weist bezüglich der
von Palenske fttr den Eokosfettzusatz an-
gegebenen Zahlen nach; daß sie sich in zu
engen Grenzen halten; der Einfluß von
Futter; Jahreszeit und Laktation auf die
Znsammensetzung des Milchfettes erscheint
häufig in der neueren literatnr nicht ge-
nügend gewürdigt Erneute Fütterungsver-
suche mit mäßig hohen Gaben von Kokos-
preßkuchen bewiesen dem Verf.; daß hier-
durch die Palenske'Bdhe Zahl z. B. auf
2;75 da stieg; wo sie normal 1;5 bis 1;6
und höchst zulässig nach Palenske 2;1 be-
tragen sollte. Immerhin wurde sie nicht in
ao erheblichem Maße wie die Reichert- Meißl-
Zahl und die Verseifungszahl durch
diese Fütterung beeinflußt Nur die Bömcr-
sehe Phjrtosterinaoetatprobe hält der kritisclien
Prüfung stand und sie behält ihren vollen
Wert für den Nachweis von Fremdfetlen.
Hingegen ist vor schematischer Anwendimg
von Grenzzahlen bei der Beurteilung zu
warnen.
Ztachr. f, üntera, d. Nähr.- u. Oenußm.
1906, XI, 11. -del
Gegenüber den in obigen Zeilen erwähnten
Angriffen Lührig'^ auf dieMolekulargewichta-
bestimmung im Butterfett nehmen Juckenack
und Pastemack Stellung und weisen sie
in sachlicher Form ab. Die Verfasser machen
geltend; daß gerade sie selbst von jeher
vor der Aufstellung einseitiger Grenzzahlen
gewarnt habeU; und daß sie stets für eine
möglichst eingehende Untersuchung der ein-
gelieferten Proben und für die Beurteilung
lediglich nach dem Gesamtbild der
Analyse eingetreten sind. Der Bömer'wäieu
PhytosterinaoetatmethodC; die bei allen tier-
ischen Fetten den sichersten Nachweis von
Pflanzenfetten gestattet; sprachen sie den
Wert niemals ab; sondern haben sie stets
neben den anderen Methoden zur Ent-
scheidung in praktischen Fällen herangezogen.
In derartigen Fällen; in welchen das Ge-
samtbild der Analyse auf Kokosfett schließen
ließ; bestätigte in dem einen das Geständnis
diesen Befund; im anderen gab der in der
Molkerei entnommene Rahm denselben Be-
fund wie die verdächtige Butter. Derselbe
war hier auf Fütterung mit Kokoepreßkuchen
zurückzuführen. —dei,
Ztachr, f, Untersuck. rf. Nähr.- u. Qennß-
mittel 1906, XI, 156.
Weinfälsehong. Die ü. Strafkammer des
Landgerichts Frankenthal verurteilte am 12. Jani
einen Weinhändler und einen Prokuristen zu 5
Monaten bezw. 2 Monaten Gefängnis und 3000 M.
bezw. 1600 M. Geldstrafe neben Einziehung des
beschlagnahmten Weines. Der Weinhändler roll
in den letzten 6 Jahren 17000 kg Glycerin, etwa
500 kg Zitronensäure, 6000 kg Weinsteinsäuro,
etwa 850 kg Pottasche usw. zur Weinfalschunj
(«chemikalischer Auffrischung») bezogen und
verwendet haben. Die Chemikalien wurden unter
verschiedenen Deckadressen geliefert Die Fälscher
«verbesserten* den Wein mit gleichviel Zucker-
wasser und «frischten» das Gärprodukt mit
Chemikalien auf. P. S,
570
BOohersohaui
Spezialitäten und Oekeimmittel. Ihre
Herkunft nnd Züsammensetznng. Eine
Sammlung von Analysen und Gutachten
znsammengeBtellt von Eduard Hahn
und Dr. J. Holfert, Sechste; vermehrte
und verbesserte Auflage. Bearbeitet von
O. Arends. Berlin 1906. Verlag von
Julius Springer, Preis: gebunden
6 Mark.
Zwölf Jabro sind dahingegaDgen seit dem Er-
scheinen der letzten Auflage dieses Buches, ein
Zeitraum, der in dem heutigem Hasten und
Streben so häufig zu einem Nichts zerschmelzen
würde, wenn wir nicht auf unseren Lebenswege
und in unserem Berufe so viele Spuren fänden,
die die mensobliohe Tätigkeit, Erfindungsgabe,
der Drang nach Erwerb und die liebe Gewinn-
sucht hinter sich gelassen haben. Nicht immer
in Erz und Stein sind sie gegraben, nein auf
vergänglicherem Stoffe, auf Papier sind sie
niedergelegt, als ein treuer Spiegel, der uns nicht
nur die Geschehnisse der Weltgeschichte, die
Fortsolmtte der Kultur usw. zeigt, sondern auch
uns Bilder vor Augen fährt, die, wenn wir sie
nicht wie z. B. im vorliegenden Buche so deut-
lich und sprechend zu sehen bekämen, gar nicht
als so zahlreich ansehen und an ihnen achüos
vorüberschreiten würden, als hätten wir sie nie
erblickt. Es gibt eben Dinge im menschlichen
Leben, von denen das einzelne ein scheinbares
Nichts ist, während schon ein großer Bruchteil
ihrer vorhandenen Gesamtmenge ein gewaltig
redendes Etwas ist Yen diesem Standpunkt aus
betrachtet, zeugt die vorliegende Sammlung mit
4645 Spezialitäten bezw. Geheimmitteln davon,
wie groß die Gesamtzahl derselben sein muß,
wenn innerhalb zwölf Jahren nur soviel ihrer
Zusammensetzung nach bekannt wurden. Um
jedoch richtig verstanden zu werden und dem
Verfasser keinen Vorwurf zu machen, muß her-
vorgehoben werden, daß der Verfasser von den
zum medizinischen Gebrauch bestimmten Spe-
zialitäten nur einen gewissen Teil in diese Samm-
lung aufgenommen hat. Es sind nur solche
Präparate ausgewählt worden, von denen anzu-
nehmen ist, daß sie allgemeine Anerkennung in
medizinischen Kreisen kaum finden werden.
Demnach wurde ein Unterschied gemacht zwi-
schen solchen Präparaten, die eine anerkannte
Bereicherung des Arzneischatzes bedeuten und
gewissermaßen in die Reihe der neuen Arznei-
mittel gehören (weshalb sie auch in seinem
Buche über «Neue ArzoeimitteU behandelt worden
sind) und solchen, deren Daseinsberechtigung
und Daseinsdauer zu bezweifeln ist. Nur die
letzteren haben im vorliegenden Buche Aufnahme
gefunden. Dieser Umstand könnte den Anschein
erwecken, als hätte der Verfasser dadurch ein
Urteil über das fragliche Präparat gesprochen,
was aber nioht der Fall ist. Auch hat eine
Anzahl aualäDdisoher Spezialitäten in diesem
Buche keine Aufnahme gefunden, obwohl ihre
Zusammensetzung bekuinc geworden ist, weil
nach Ansicht des Verfassers dieselben fär uns
keine praktische Bedeutung haben, üeber
letzteren Punkt zu streiten, m eine heikle Sache
und auch hier nicht der Ort dazu. Wenn man
nun das Ergebnis aller dieser Einzelheiten sieht,
80 ist es ganz klar, daß man nicht jede Spe-
zialität in diesem Buche finden wird. Es ist
überhaupt ein Ding der Unmöglichkeit, eine
solche Sammlung zustande zu bringen. Um so
anerkennenswerter ist es, daß die vorliegende
Sammlung zu einer so stattlichen herangewachsen
ist. Zieht man die Arbeit in betracht, die ein-
mal zum Zusammentragen der einzelnen Glieder
der langen Kette und zum anderen zur Her-
stellung des vorzüglichen Inhaltsverzeiohnifises
verwendet worden ist, so liefert dieselbe ein
glänzendes Zeugnis von dem Fleiß und der Aus-
dauer des Verfassers. Es kann daher unser
innigster Wunsch nur darin gipfeln, daß diese
Sammlung die weiteste Verbreitung sowohl in
Fachkreisen, wie auch bei Aerzten, Nahrongs-
mittelohemikorn und ähnlichen finden möge.
Denn nicht allein pharmazeutisohe, sondern anch
kosmetische und technische Spezialitäten haben
Aufnahme gefunden. H. Mentxel.
Ratgeber für Anfänger imPhotographieren
und für Fortgeschrittene. Von Ludung
David, kaiserl. und köngl. Major der
Artillerie, Ehrenmitglied der Photograph-
ischen Gesellschaft in Halle a. 8. usw.
Mit 90 Textbildem und 20 Bildertafeki.
Dreiuuddreißigste bis fflnfunddreißigste
verbesserte Auflage. 97. bis 105. Tausend.
Halle a. 8. Dru^ und Verlag von
Wilhelm Knapp, 1906. Jubillnms-
aufläge. 100. Tausend. Fwßi
Mk. 1,50.
Kaum anderthalb Jahre sind verflossen und
schon wieder war eine Neuauflage dieser mit
Recht so beliebten Anleitung zum Photograph-
ieren erforderlich. Das Buch ist schon menr-
fach (zuletzt Pharm. Centraih. 46 [1905], 582)
in dieser Zeitschrift lobend erw&hnt worden;
die Jnbilänmsauflage ist neu durohgeeehen und
enthält außer kleinen Aenderungen im Texte
ein neues Kapitel, nämlich über die D reif arben-
Photographie (Kapitel 43: Die Photographie in
natürlichen Farben). Im Kapitel 27: «Einige
andere Entwickler» hat der Verfasser in der
neuen Auflage unter anderem den Edinol-
Entwickler als Rapidentwickler beschrieben (die
letzte Auflage behandelte den Meto 1 -£hitwickier
an dieser Stelle). Die Bildertafeln sinlgröfiteo-
teils durch neue ersetzt, auch finden wir noter
denselben ein Selbstporträt des Vei fassers.
571
Volktümliche Hamen der Arzaeiaiittely
Drogen nnd Chemikalien. Eine Samm-
lung der im Volksmonde gebräuchlichen
Benennungen und Handdabezeichnungen.
Zusammengestellt von Dr. J. Eolfert
Vierte^ yerbesserte und vermehrte Auf-
lage. Bjearbeitet von O. Arends, Berlin
1906. Verlag von Julius Springer,
Ptös: geb. Mk. 4, — .
Gelegentlich der früheren Besprechungen der
vorangegangenen Auflagen dieser Sammlung ist
in Toller Würdigung derselben darauf hinge-
wiesen worden, von welchem unschätzbaren
Werte dieses Buch für Apotheker und nahe-
stehende Kreise ist, so daß unsem früheren
Ansführungen kaum etwas hinzuzufügen ist.
Daß vorliegende Neuauflage nicht etwa nur
eiu Neudruck der dritten Ausgabe ist, beweist
einzig und allein schon die Erweiterung des
Titels, der sich früher nur auf Arzneimittel be-
schrankte, während nunmehr auch die ent-
sprechenden Namen und Bezeichnungen tech-
nischer Drogen und Chemikalien hinzugekommen
sind, abgesehen davon, daß auch die Zahl volks-
tümlicher Bezeichnungen von Arzneimitteln sich
vergroi^ert hat. Darch Eioführung der neuen
Kechtsohreibong wurde eine neue Reihenfolge
notwendig. Dergleichen ist der Schriftsatz ver-
bessert worden, so daß die Stichwörter deutlich
in die Augen springen uod ein leichteres Auf-
finden ermöglichen. In folge seiner Erweiter-
ung wird das in unseren Fachkreisen schon
längst anerkannte Buch nicht allein in diesen
wilUEommen sein, sondern sich auch neue
Fieunde erwerben und in weiteren Kreisen Ein-
gang finden. —t% —
Leitfaden fOr Desinfektoren in Frage und
Antwort Von Dr. Fritx Kirstein,
Dritte^ verbesserte Auflage. Berlin 1906.
Verlag von Julius Springer, 55 Seiten
und 15 Blätter in der Umschlagtasohe.
IVeis: in Jjeinwand gebunden 1^40 Mark.
Bereits nach Verlauf eines Jahres machte sich
von dem wiederholt (Pharm. Centralh. 12 [1901],
776; 46 [1905], 582) besprochenen Büchlein eine
neue Auflage eriforderlioh, in der dieDesinfektions-
anweisung in den Aasführuogsbestimmungen
vom 5. Oktober 1905, zu dem Gesetz, betreffend
die Bekämpfung übertragbarer Krankheiten, vom
28. August desselben Jahres Berüoksichtigang
fand. Diese Vorschrift gilt zwar nur für Preu-
ßen, doch erscheint deren Beachtuag unumgäng-
lich. Denn es ist bekanntlich der 15. Absatz
des 4. Artikels der Beichsverfassang vom 16. April
1871 bisher noch nicht zur sinngemäßen Durch-
führang gelangt Einige anderweite Aeoder-
ungen erfolgten laut des im Dezember 1905
geschriebenen Vorworts mit Bücksicht auf eine
Reihe im 50. Bande der Zeitschrift für Hygiene
veröffentlichter Arbeiten aus dem Flügge^sohen
Institute über die : «Praxis der Desinfektion.9 y.
Formnlaire des m^dicaments nonveanz
ponr 1906. Par H, Bocquillon-
Limousin, doctenr en pharmacie, phar-
maoien de l'^ classe^ laur^at etc. Avec
une introduction par Henry Huchard,
membre de FAcademie de m^dedne^
m^deoin de l'hdpital Necker. Paris
1906. librairie J, B, Baillidre et fils
19, rne Hautefeuille, pr^ du Boulevard
Saint- Germain. 324 Seiten^ geb. Preis:
Mk. 2,40.
Die neuen Arzneimittel von Boequillon'Limau-
8tn erscheinen alijährlich in neuer Auflage; das
letzte Bändchen wurde Pharm. Centralh. 46
[1905], 560 besprochen. In der vorliegenden
Auflage wurden neu aufgenommen:
Ameisensäure, Almatenia, Alypin, Arhovin,
Benzoylperoxyd, Bromein, Calomelol, Garbo vis,
Geyssacit, Chinobromio, Chinoform, Chinolein, Ek-
togan, Formiate, Gentiopikrin, Haemoplase, Her-
mitin,Hippiol,HopogaD,Ibogain Jodsaures Natrium,
Jothion, Iridin, Isoform, Lentin, fifaretin, Methyl-
rodin, Morus alba, Musculosin, Naftalao, Natrium-
glykocholat, Neurodin, Oliveol, Perborate, Peri-
plocin, Petrosulfol, Pargen, Salit, Santheose,
Skopolamin, Senoform, Tannoo, Theocin, Vasenol,
Zimphen.
Auf Seite 311 bis 324 befindet sich das In-
haltsverzeichnis; bemerkenswert ist dabei die
Angabe der üblichen, bezw. der Höchstgabe bei
den Namen der Arzneimittel und der Seiten-
zahl. Im Anhang ist ein sieben Seiten langes
Synonymverzeichnis und ein alphabetisches Ver-
zeichnis pharmazeutischer Präparate und Spe-
zialitäten nebst Bezugsquellenangabe (18 Seiten).
R, Th,
m
Handbuch der Drogisten-Praxis. Ein Lehr-
und Nachsehlagebuch für Drogisten, Färb
Warenhändler usw. Im EntwnrJf vom
Drogisten- Verband preisgekrönte Arbeit
von 0, A, Buchheister. Mit dnem
Abriß der allgemeinen Chemie von Dr.
Bob, Bdhrmann, Achte Anflage. Mit
234 in den Text gedruckten Abbild-
ungen. Berlin 1906. Verlag von Jz^/zW
Springer. Preis: geh. Mk. 10, — .
Da die früheren Auflagen dieses Baches eine
entsprechende Würdigung gefunden haben, so
können wir uns bei der diesjährigen Auflage
dahin besctiränken, daß die vorhergehende einer
gründlichen Durchsicht unterzogen worden ist.
Die Neuauflage hat infolgedessen die Verbesser-
ungen erfahren, die sich als notwendig heraus-
gestellt haben. Außerdem wurden handels-
statistische Zahlen ergänzt, die Darstellungs-
methoden einzelner Präparate auch auf elektro-
lyti^hem Wege uad eia Abschnitt über
Handelsgeographie eingefügt. — tx —
572
Natnrkonstanten in alphabetiscker An-
ordnimg. Hilfsbach für ohemische nnd
physikalische RechnaDgen mit Unter
stfitzang deslnternationalen Atomgewichts-
anssehusses herausgegeben von Prof.
Dr. H, Erdmann und Privatdozent
Dr. P. Köthner. Berlin 1905. Verlag
von Julius Springer, 192 Säten gr.
go. Preis: gebunden 6 Mark.
Der befremdliche Buchtitel ist die üebersetz-
uog der englischen «Ck)n8tants of nature», die
seit geraumer Zeit im «Journal of the American
Chemical society» veröffentlicht werden. Auch
für die Gestalt des Werks diente ein englisch
geschriebenes Yorbild nSmlich Ditttnar's : «Che-
mical arithmetic» hinsichtlich des Bandindex,
der das Nachschlagen ungemein erleichtert.
Ebenso wird letzteres durch die Wahl ver-
schiedenfarbiger Druckpapiere zur Hervorhebung
der Logarithmen und Antüogarithmen aus der
alphabetischen Eeihe der Elemente nnd physikal-
ischen Daten gefördert. Die gebotenen Zahlen -
werte sind im Verhältnis zum Umfange des
Buches überraschend reichhaltig. Vollständig
wurden Analysenkoostanten (als Logarithmus
und auf Hundertstel abgerundete Zahl) der als
Wägungsformen in betracht kommenden Ver-
bindungen aufgenommen. Bei jedem Elemente
finden sich die jeweilig praktisch wichtigen
Eonstanten, z. B. Dichte, Schmelz- und Siede-
punkt, Verbrennungs wärme usw. ausgewählt,
besonders eingehend aber die spektralanalytischen
Werte berücksichtigt. Von diesen sind nioht
nur die Emmissions- (meist Funken-, oft auch
Bogen- oder Flammen-, bisweilen Plückerrohr-)
sondern auch die Absorptions- (Alkanna- oder
Hämotoxylin-) Sprektren. Die Emmissionslmien
dürften in dieser Keichhaltigkeit um so mehr
ilühe erfordert haben, als bei der Zusammen-
stellung der photographische Atlas von Bogen-
hoch db Konen noch nicht erschienen war. Die
Spektra der AlkaUen, Erdalkalien, Haup^ase
und seltenen Luftgase beobachteten die Ver-
fasser selbst.
Außer von den Elementen werden von einigen
einfachen Verbindungen, wie Ammoni^ und
Wasser, in der alphabetischen Reihe, von anderen
wie den wichtigsten Säuren, Salzen usw., bei
den betreffenden Elementen zahlreiche Kon-
stanteu; so z. B. der «Qehalt wässeriger Schwefel-
säure in Molen» geboten. ~ Die für 1905 ver-
einbarten, internationalen Atomgewichte konnten
mit Hilfe des betreffenden Ausschusses bereits
im Herbste 1904 berücksichtigt werden. Unter
den rein physikalischen Konstanten wurde mit
Beirat von K Dam eine sachgemäße Auswahl
getroffen. — Ein alphabetisches Sachregister, das
in nachahmenswerter Weise Abkürzongs-Ehrklär-
ungen und Verweise auf Synonyma einschließt,
erleichtert den Gebrauch.
Die Ausstattung des auffallend billigen Werkes
gereicht dem Verlage zur Ehre. /.
Arzneiznbereitangen und pharnuuseutisehe
Spezialitäten mit emem VerzächniaBe
der in Oeeterreiob verbotenen
Zubereitungen; kosmetischen und sonatigen
Mittel Zusammengeetellt M. U. Dr. L.
Melicfiar, Sektionarat im k. k. Ministeriam
des Innern. Leipzig und Wien 1905.
Verlag von Franz Deuticke. Preis:
geh. Mk. 2j — .
Während man sich in Deutschland den Kopf
zerbricht, wie dem Ueberhandnehmen von Spe-
zialitäten in wirksamer Weise entgegenzutreten
sei, hat man in Oesterreich seit einigen Jahren
einen Weg betreten, der im allgemeinen zum
erstrebten Ziele führt, jedenfalls schneller und
sicherer, als mit unseren Geheimmittellisten. In
dem vorliegenden Büchlein gibt der Verfasser
zunächst Erläuterungen über die nachstehenden
Gesetze und teilt dann die Vorschriften von den
bis Ende März 1905 gestatteten 127 Spezialitäten
und Arzneizubereitungen sowie deren Hersteller
mit, indem er sie in Balsame, Elixire usw. ein-
teilt Bei denjenigen Präparaten, die nur auf
ärztliche Verordnung hin gegeben werden dürfen,
befindet sich eine schwarze Scheibe. Diesen
Vorschriften folgt ein alphabetisches Verzeichnis
der in Oesterreich verbotenen Präparate, sowie
ein Verzeichnis der gestatteten, nach Landern
und Städten geordnet einschließlich der Her-
steller.
Wenn diese Zusammenstellung in erster Dnie
für Oesterreich-Ungarn geschrieben ist, so dürfte
es sich dennoch empfehlen, daß diejenigen
Herren, welche eine Apotheke an der öster-
reichischen Grenze besitzen oder Oesterreicher
zu ihren Kunden zählen, sowie alle die, welche
nach Oesterreich ihre Präparate ausführen wollen,
sich dieses Büchlein anschaffen. Erstere beiden,
um die Zusammensetzung der fraglichen Mittel
kennen zu lernen, Letztere, um sich mit den
entsprechenden Gesetzen vertraut zu machen.
— te—
Preislisten sind eingegangen von:
Hemriek Haensel in Pirna (Sachsen) und
in Aussig (Böhmen) über ätherische OelefEssenwo,
terpenfreie ätherische Gele, Fruchtäther, Farb-
stoffe usw. Neu: Asteril (Rum Essenz), Punsch-
Extrakte für alkoholfreien Punsch, Pimetta-
Extrakt für alkoholfreies Getränk.
Dr. Chr, Brunnengräber in Bostook L M.
über pharmazeutische und chemische Präparate.
Molkereipräparato, Morsellen, Fleischsaft usw.
0. Erdmann in Leipzig-Lindenau über chem-
ische Präparate.
Master sind eingegangen von :
Fr. Melabach in Sobernheim. Packungen
für selbst bereitete pharmazeutische Spezial-
itäten (nach Vorschriften des Deutschen
Apotheker -Vereins). Die Etiketten sind
sehr geschmackvoll; die Faltschachteln
sind aus sehr haltbarem Karton gefertigt; die
Verschlußart ist einfach und sicher.
573
Versohiadena Mittailungen.
EBbare Erden
hat BcMaud imteiiBuoht und fand folgende
ZüBammensetznng, die zeigt, daß die Erden
keinerlei Nährwert haben:
1. Erde von Gaben (grau-weiß):
Wasser 0,55
Kieselsäure 95,00
Aluminium und Eisen 4,20
Magnesia 0,28
Sulfate Spuren.
2. Zubereitete Erde aus Neu-
Ealedonien (ockergelb).
Wasser 0,80
Kieselsäure 97,90
Magnesia 0,43
Kalk ^—
Aluminium —
Eisen, Kupfer —
Die Sulfate enthalten 0,67 HgSO^.
Die Nea - Kaledonier essen die Erde als
Naschwerk, nicht um ihren Hunger damit
zu stillen, sie und Lithophagen nicht aus
Not sondern aus Liebhaberei. (Hierzu ver-
gleiche auch Pharm. Gentralh. 45 [1904],462.)
A.
Joum, de Pharm, et de Chim, 1906, XXIII, 181.
Floridawalkererde.
Die in Florida vorkommende Walkererde
liegt unter Humus und plastischem Ton und
wird zum Bleichen der Oeleund
Fette enapfohlen. Sie stellt frisch aus-
gegraben eine feuchte grfinliche Masse dar,
welche während des Trocknens ungefähr
50 pCt an Gewicht verliert und dann
weiß und bröckUch ist In den Handel
kommt sie nach dem Mahlen und Sortieren
als weißes, grünliches oder gelbliches Pulver.
An Bestandteilen enthält dieselbe Kiesel-
säure, Aluminium, Magnesium, Eisenoxyd,
Calcium, Alkalien und 15 bis 18 pGt
Wasser. Von letzterem, sowie auch von
dem chemisch gebundenen Wasser wird sie
vor dem Gebrauch in besonderen Apparaten
bei 300 bis 500^ befreit. Eine Erhitzung
bis ungefähr 120<^ genügt auch für manche
Zwecke, jedoch ist das Produkt dann weniger
wirksam. Der Vorgang der Entfärbung
hängt außer von der Methode des Arbeitens
wesentlich von der Menge der angewandten
Erde und von der Temperatur ab und es
ist notwendig, für jedes einzelne Oel die
diesbezüglichen günstigsten Verhältnisse durch
Vorversuche festzustellen. Von den Arbeits-
methoden ist die des Filtrierens durch gröbere
Erde und die des Mischens und nachfolgen-
den Pressens am meisten gebräuchlich. Die
bei beiden Methoden in der Erde zurück-
bleibenden Oele kann man auf verschie-
denem Wege wiedergewinnen, auch die als-
dann zurückbleibende Erde wird wieder
gebraudisfähig durch Erhitzen auf 400 bis
5000. Bit.
Ztsekr, f, angew, Chem. 1906, 544.
Eine neue Form für Oift-
flasohen
wird von O. J. 0, Reilly unter dem
Namen «The Awin poison bettle»
beschrieben. Sie ist dadurch gekennzeichnet,
daß scheinbar 2 runde Medizingläser an
ihrer einen Längsseite miteinander ver-
schmolzen sind, während sie sich oben zu
einem gemeinsamen Hals verjüngen. Der
Querschnitt der neuen Giftflasobe stellt also
sich in emem Punkte berührende Kreise
dar. Ob diese neue Flaschenform einen
Fortschritt bedeutet, dürfte wohl bezweifelt
werden, da jede besondere Form wie z. B.
die in Deutschland ebgeführten Sechskant-
gläser mit einseitiger Längsriffelung geeignet
ist, den vorsichtigen Benutzer auf den gift-
igen Inhalt aufmerksam zu machen, während
andererseits die eigentümliche Form der
neuen Flasche eine gründliche Reinigung
gerade nicht erleichtert. Für die Verhütung
von Verwechselungen kommt es aber in
erster Linie auf die Aufmerksamkeit und
Vorsicht des Publikum an, und es ist nicht
empfehlenswert, unter Hintansetzung aller
übrigen Gesichtspunkte für die Nützlichkeit
der Medizinflaschen die allerabenteuerlichsten
Formen zu «erfinden», worauf in Eng-
land augenblicklich eine gewisse Art von
Sport abzuzielen scheint.
Pharm. Joum. 1905, 53. t7. K.
574
Ausstellung von Paul Hartmann-
Heideuheim. •
Der «Ck)rre8pondanoe internationale» entnehmen
wir einige Mitteilungen über die internationale
Ausstellung zu Mailand (1906).
In der yom Egl. PreuB. Eriegsministerium
(yedizinal- Abteilung) veranstalteten Zusammen-
stellung ist die Ausstellung der Firma Pcud
Eartmann, Verbandstoff-Fabrik in Heidenheim
und Berlin NW. erwähnenswert.
Hier ist der Fabrikationsgang der wichtigsten
Verbandmaterialien von der Baumwollpflanze bis
hinauf zur fertigen Verbandwatte und Jodoform-
gaze veransohaulioht und im Kleinen ein Ein-
blick in die Herstellungsweise eines Materials
geboten, das im Kriegsfall für unsere Truppen
von so enormer Wichtigkeit ist. För die deutsche
Schutztruppe in Südwestafnka konnte die Firma
eine Lieferung von 196000 m Mull, 3000 kg
Watte und 110000 Binden innerhalb 14 Tagen
bewerkstelligen. Interessant sind auch die neuen
Modelle von Unfall- Verbandkästen und Militär-
Verbandpäckchen, zu welchen von der Firma
Yor Kurzem die Materidien für 200000 Stuck
geliefert wurden.
Unterlage für Pflastermassen für meilsin-
Isehe Zweeke. D. R. P. 162672. KL aoh.
Bruno Nolde in Königsberg. Die neue Pflaster-
unterlage besteht aus einem Gewebe, welches
mit einer Mischung von kochendem Leinöl und
Bleioxyd getränkt und der Luftoxydation aus-
gesetzt worden ist und zeigt nicht den Nachteil
der Pflastemnterlagen aus Guttapercha, daß sich
die Guttaperchaschicht vom MuU loslöst Eine
arzneiliche Wirkung soll die neue Pflastenmter-
lage nicht ausüben, sondern nur eine wasser-
dichte üniversalunterlage für Pflastermassen
bilden. A, St.
Briefwechsel.
Apoth. Br. in B. Wir danken Ihnen für die
gefällige Mitteilung und bitten, uns über das
weitere Verhalten des fraglichen Brunnenwassers
später in Kenntnis setzen zu wollen.
Dr. F. E. in L. Die Heingewinnung
des p-Phenylendiamin nach H, Kreis
aus den Haarfärbemitteln: Nutin,
Fenor, Eau de Raffah und Kronen-NuBextrakt-
Haarfaibe (alkalische Lösungen des ersteren) ge-
schieht in der Weise, daB man diese kosmet-
ischen Mittel mit Schwefelammonium vei-setzt,
das p-Phenylendiamin mit Aether ausschüttelt
und sablimiert (farblose Kristalle, deren Schmelz-
punkt meist etwas unter 140 ^ C liegt). Cha-
rakteristische Reaktionen finden Sie
in Pharm. Centralh. 46 [1905], 47 angegeben.
P. Ä
Chemiker €. B. in Tr. Das Thermit,
weiches nach dem Ooldachmidt^QitLen Verfahren
(Aluminothermie) zum Schweißen von
Eisen- und Stahlteilen benutzt wird, besteht aus
nahezu aequivalenten Teilen, reinem Eisenoxyd
und zerkleinertem Aluminium ; die Reaktion Ter-
läuft nach der Gleichung:
FegOs + AI, = AljOg + Fejj,
wobei die Masse sich auf etwa 30(X)<> C7 erhitzt
Das Entzündungsgemisch, womit das
Thermit zum Reagieren gebracht wird, setzt
sich zusammen aus Baryumperoxyd und Aluni-
niumpulver; dasselbe läBt sich durch ein bren-
nendes Sturmzündhölzchen in Brand setzen.
Der beim Schweißprozeß übrigbleibende Korund
wird als «Corubin» bezeichnet und als
Schleifmittel in den Handel gebracht (Vergl.
Ztsohr. f. aogew. Chero. 1900, 692; 1902, 699.
Pharm. Centralb. 41 [1900], 385, 790; 42
[1901J, 625.) P. Ä
Besehworden nber ynKgelmissige ZuttdiNg
der cPharmaeeatfsehen Centralludle» bitten wir stets an die Stelle richten zu wollen, bei
welcher die Zeitschrift bestellt worden ist, also Postanstalt oder Buchhandlung oder Geschäfts-
Rtelle. 3Die XZeza.na.ssT® loex.
Verleger: Dr. A. Schneider, Dreaden und Dr. P. Sflfl, Dresden-BlaiewlU.
Verantwortlicher Leiter: Dr. A. Sehlielder, Dreeden
Im Bachbandfl durch Jallns Springeri Berlin N., MonblJounlaU 8.
Druck Ton Fr. Tit tel Nachfolger (Knnatb fr Mahlo) in Preades.
Pbarmaceutische Centralhalle
für Deutschland.
flerausgegeben von Ois A. Sohnoidop und Dr. P. SOss.
»■♦
Zeitschrift fflr wissenBchaftliclie und gescbäftliche iDteressen
der Pharmacie.
GegrOndet von Dr. Hermaim Hager im Jahre 1859.
EiBcheint jeden Donnerstag.
Bezugspreis yierteljährlich: durch Bachhandel oder Post 2,50 Mk., durch' Geschäfts-
stelle im Inland 3,— Mk., Ausland 3,60 Mk. — Einzelne Nummern 30 Pf.
An z e i g e n : die einmal gespaltene Elein-Zeile 30 Pf., bei größeren Anzeigen oder ^ ieder-
holungen Preisermäßigung
Leiter der \ Dr. Alfred Schneider, Dresden-A. 21; Schandauer Str. 43.
Zeltsehrift: J Dr. Paul Süß, Dresden-Blasewitz; Oustay Freytag-Str. 7.
Gesehlftsstelle: Dresden-A. 21; Schandauer Straße 43.
M29.
Dresden, 19. Juli 1906.
Der neuen Folge XXVII. Jahrgang.
XLVIL
Jahrgang.
iDhali : Clienle aid Phamaele: Neue spanUohe Pharmakopoe. ~~ SalicylB&ureglyoerlnformaleeter. — Anf-
■ehlieUnog Ton Krlntern. — NeUler'a Beafens. — Verhandlongen des VI Internationalen Kongresses fUr ange*
windle Chemie. - Neue Arsneimittel. — ManganbesÜmmong im Trinkwasser.-— Schwefelsiurebestimmg. im Trinkwasser.
— üntersachnng Tersehiedener Seifen. •— Bestimmung des Alkoholgehalls wlsseriger Losungen darch den Gefrier-
punkt. — Neuer Formaldehydnachweis. — BlutfarbstofT im Kot. — Yanillini Kumarin und Aoetanilid — Eiwelli
im Blut. — Arsen in Leichenteilen. — Nahmngiiiiittel-Chemie. — Therapentisebe MitteilnDjcen. — Photo-
grapblflehe Mlttoiluigen. — Bfl«hersQhaik — Venehledene Mlneüanswa* ^ BrlefweobML
Chemie und Pharmacie.
Die
neue spanische Pharmakopoe
(Farmacopea Ofioial Espanola, S^ptima
Ediciön 1905 >).
Besprochen von Dr. O. Wetgel.
Gelegentlich der Besprechung des
letzthin nenerschienenen amerikanischen
Arzneibuches in vorliegender Zeitschrift*^)
erwähnte ich bereits, daß auch eine
Nenausgabe der spanischen Pharmakopoe
erfolgt ist. Gleichzeitig wurde gesagt,
daß es sich bei dem jetzt so häufigen
Erscheinen der Arzneibttcher kaum noch
der großen Mühe lohnt, eine Universal-
Pharmakopöe zusammenzustellen, und es
daher nötig ist, die hauptsächlichsten
Arzneibttcher in der Fachpresse einer
gebflhrenden Besprechung zu unter-
ziehen^).
*) M. Romero's Verlag, Madrid.
-) Pharm. Centndh. 47 11906], 1.
•<) Demzufolge wird in Xürze auch die neu-
erschienene österreichische Pharmakopoe (Ed.
VIU) an dieser Stelle besprochen werden.
Die neue Farm. Esp. VIP), welche
seit Ende des vorigen Jahres in Kraft
ist, bat die 1884 erschienene 6. Aus-
gabe abgelöst. Sie hat in der in- wie
ausländischen Fachpresse eine recht ver-
schiedene, d. h. nicht durchaus gunstige
Beurteilung gefunden. Immerhin kann
man zweifellos das Urteil fällen, daß
die mit der Herausgabe der Farm. Esp. VII
betraute Kommission außerordentb'ch be-
müht gewesen ist, zu sichten, zu ver-
bessern und zu erweitem, überhaupt
dem Arzneibuch ein modernes Gewand
zu verleihen. «Auf einen Hieb fällt
kein Baum» — dies Sprichwort ist hier
am Platze, und man darf die Hoffnung
hinzufügen, daß die noch vorhandenen
Mängel in der nächsten 8. Ausgabe ab-
gestellt werden.
Gehen wir nun auf den Inhalt des
neuen spanischen, in der Landessprache
') Farm. Esp. VII = Abkürzung für Farma-
copea Espanola, Septima Edicion.
576
verfaßten Arzneibaches näher ein. Es
enthält weit über 1000 (etwa 1080)
Arzneimittel, darunter eine große An-
zahl vegetabilischer Drogen und galen-
ischer Präparate, für d^e in Spanien
eine besondere Vorliebe vorhanden zu
sein scheint. Die Fortschritte der 7.
Ausgabe im Vergleich zur vorhergehen-
den lassen sich kurz durch folgende
Hauptpunkte charakterisieren: Es sind
obsolete, sozusagen noch aus dem Mittel-
alter stammende Arzneistoffe z. B. tier-
ischer Herkunft, wie Skorpione und
Frösche, gestrichen worden. Dafttr hat
man bewährte, neue chemische Arznei-
körper in weitaus größerer Anzahl, als
im D. A.-B. rv vorgesehen, aufgenommen.
Von diesen seien genannt: Antipyrin,
Aristol, Benzonaphthol, Betol, Dermatol,
Diuretin, Euchinin, Euphorin, Ekalgin,
Ouajakol, Ichthyol, Jodol, Phenacetin,
Saccharin, Salol, Sulfonal, Terpinol,
Trional, Urethan, Xeroform, desgleichen
auch Cantharidin, Digitalin, Ergotin,
Ergotinin, Spartein u. a. m. Femer
sind zeitgemäße Vorschriften für zahl-
reiche medizinische Watten und hydro-
phile Verbandstoffe, Heilwässer und
Arzneibäder, gangbare Spezialitäten (wie
Asthmazigaretten, Lebertranemulsionen),
Gelatinekapseln, Kataplasmen, medizin-
ische Seifen usf. aufgenommen. Hieraus
geht der moderne Charakter der Farm.
Esp. VII besonders hervor. Auch die
Serumtherapie kommt durch Aufnahme
des Behring' scheu Diphtherie-Heilserum
sowie der känsüichen JSayem'schen. Sera
(vergl. Pharm. Centralh., Neue Arznei-
mittel, Nachtrag 1906, S. 64) zu ihrem
Recht.
Ein weiterer, anerkennenswerter Fort-
schritt ist der Anschluß an die haupt-
sächlichsten Brüsseler internationalen
Abmachungen (Ph. C. 44 [1903], 242,
47 [1906], 4) wonach Farm. Esp. VII
die Tinkturen starkwirkender Drogen
im Verhältnis 1:10, Aqua Laurocerasi
1 : 1 000, Acidum hydrocyanicum 2 proc,
Liquor Fowleri 1 proc. Pulvis Dpveri
mit je 10 pCt Opium- und Brechwurzel-
pulver usw. bereiten läßt. Auch die
Annahme [des t metrischen (Dezimal-)
Systems und der 1904 von der Atom-
gewicht-Kommission festgelegten Atom-
gewichte (Sauerstoff = 16), die Auf-
nahme praktischer Hil&tabellen in das
Arzneibuch beweisen die fortschrittliche
Tendenz des Farm. Esp. VU.
Nicht 80 auf der Höhe ist diePharmakopöe
mit ihren Vorschriften zur Prüfung der
ArzneistofEe. Die diesbezfiglichen An-
gaben sind vielfach nicht scharf genug
gefaßt, oft sogar recht ungenau. Hier
wird man bei der folgenden Ausgabe
besonders kritisch, d. h. verbessernd
und ergänzend einsetzen mflssen. Um
nach dieser Richtung hin einiges her-
auszugreifen sei gesagt, daß z. B. die
Schmelzpunktangaben bei verschiedenen
chemischen Präparaten teils zu hoch,
teils zu niedrig gegriffen sind, also mit
den Angaben der exakten Forschung
nicht übereinstimmen. Ffir Cocainum
hydrochloricum wird ein Schmelzpunkt
von 2010 (7 (richtig ist 182 bis 183 <> C),
bei Chloralhydrat 47 ^ (gegen 57 bis 58 %
bei Thymol 40 ^ (gegen 50 bis 61 O) ge-
fordert. Maßanalytische Bestimmungen,
z. B. bei Säuren und Salzen, fehlen
ganz, ebenso sucht man beispielsweise
bei Formaldehyd vergebens nach einer
Angabe über die gewünschte Stärke.
Für einige starkwirkende Drogen und
deren Präparate normiert Farm. Esp. VII
zwar einen Minimalgehalt an wirksamen
Substanzen, gibt aber für die Ermittel-
ung derselben keine näheren Vorschriften.
So sollen Radix Ipecacuanhae 2 pCt,
Extractum Strychni 16 pCt, Tinctura
Strychni 0,25 pCt Alkaloide, Opium 10
pCt (hierfür ist allerdings eine, aber
veraltete Methode angegeben), Extractum
Opii 20 pGl und Vinum Opii compositum
1 pCt Morphin enthalten.
Von Chinarinden sind 3 Sorten offi-
zinell : Calisaya-, Loxa- und Sucdmbra-
Rinde. Der hierfür geforderte Minimal-
gehalt an Gesamtalkaloid (für erstere
3,5 pCt, für letztere beiden 3 bis 3 pCt)
ist zu niedrig bemessen, dagegen der
für Jalapenwurzel vorgeschriebene Harz-
gehalt von 15 bis 18 pGt viel zu hoch,
da die jetzige Handelsware durchschnitt-
lich nur 8 bis 10 pCt Harz enthält
Wenig sorgfältig und zum teil recht
mangelhaft sind besonders die Angaben
577
über die Eigenschaften und Prüfungen
der ätherischen Oele. Zwar zieht
Farm. E^p. VII sogar das optische
Drehangsvermögen zor Feststellung der
Reinheit heran, macht darüber aber
meist nor so allgemeine Angaben, daß
noch immer reichlich Baum zum Ver-
fälschen bleibt. Farm. Esp. Vli schreibt
vor, daß z. B. ZitronenOl rechts, PfcdSer-
minzOl, NelkenOl usw. Imks drehen. Das
ist ganz richtig, aber wenn die Bestimm-
img des Rotationsvermögens für die Be-
urteilung ätherischer Oele wirklich Wert
haben soll, müssen auch die Rotations-
grenzen genau festgelegt sein. Aber
sogar direkt falsche Angaben macht
Farm. Esp. VE. CajepuWl soll optisch
inaktiv, Rosmarinöl linksdrehend sein,
während doch die Praxis lehrt, daß
ersteres schwach linksdrehend (bis etwa
— 2 <^) und letzteres gerade umgekehrt,
also rechtsdrehend ist. Solche verfehlte
Angaben hätten unbedingt vermieden
weiden mfissen, zumal darüber reich-
liehe, von Autoritäten zusammengestellte
und jedermann zugängliche Literatur
vorhanden ist. Von der Bestimmung
der wertvollen Bestandteile in ätherischen
Oelen (z. B. Linalylacetat in Lavendel-
öl, Menthol in Pfefferminzöl, Santalol
in Sandelholzöl usw.) zwecks Feststell-
ung der Qualität und Reinheit hat
Farm. Esp. VII ganz abgesehen, was
viel eher zu verstehen wäre, wenn die
im Arzneibuch gemachten, einfachen
Vorschriften über optische Drehung,
spezifisches Gewicht, Löslichkeit und
dergl genauer stimmten. Das Kapitel
«ätherische Oele» bedarf jedenfalls bei
der nächsten Neuausgabe einer sorg-
fältigen Revision.
Beim Studium der Farm. Esp. VII
macht man noch folgende allgemeine
Wahrnehmungen, die erwähnenswert
sind: Die offizineUen üeberschriften, d. h.
die Bezeichnungen der Arzneimittel sind,
ebenso wie der Text, spanisch; es sind
diesen aber in der Re^el sowohl spa-
nische wie lateinische Synonyme
beigefugt, bei den chemischen Präparaten
außerdem vielfach noch die Formel und
das Molekulargewicht. Neben den An-
gaben über die Prüfung und Aufbewahr-
ung der ArzneistofEe finden wir auch
solche über die Wirkung, Anwendung
und Gabe des betrefFenden Arznei-
stoffes. Letztere bezieht sich jedoch
nicht auf Einzel- und Tagesgabe, wie
in unserem Arzneibuch vermerkt, son-
dern nur auf eine für Erwachsene be-
messene Durchschnittgabe, wie dies auch
in der Ph. U. S. Vm der FaU ist
In Drogen wie galenischen Präparaten
bietet die neue Farm. Esp. dem Arzt
eine große Auswahl dar, was schon
aus der erwähnten Gesamtsumme von
beinahe 1100 Arzneimitteln hervorgeht.
Das spanische Arznei wesen umfaßt u. a.
Drogen, die bei uns wohl dem Namen
nach bekannt sind, therapeutisch aber
kaum Verwendung finden. So führt
Farm. Esp. VU z. B. als offlzinell: die
Blätter von Lepidium sativum, Nastur-
tium officinale, Origanum dictamnus,
Papaver somniferum var. album, die
Blätter und Wurzeln von Cichorium
Intybus, die Blätter und Früchte von
Myrtus communis, die Früchte von
Cupressus sempervirens, das blühende
Kraut von Erythraea chilensis, das
Rhizom von C^clamen europaeum u. a.
mehr. Aber auch zahlreiche in unserer
Volksmedizin eine Rolle spielende, vege-
tabilische Drogen hat Farm. Esp. auf-
genommen; hiervon seien genannt: Adonis
vemalis und Convallaria majalis, Farfara
und Taraxacum, Turiones Pini und Po-
puli usw. Bezeichnend für die medi-
zinischen Bedürfnisse des Spaniers ist es,
daßdas neue Arzneibuch noch Schnecken,
präparierte Schwämme, rote Korallen
und geraspeltes Hirschhorn führt.
Groß ist femer, wie eingangs schon
angedeutet, die Anzahl der galenischen
Arzneimittel. Farm. Esp. VU enthält
Vorschriften für nicht weniger als
29 Arzneiwässer, 13 Mixturen, 54 Pulver-
mischungen, 28 Pomaden (Ersatz für
unsere Salben), 11 Pillen, 48 Tinkturen,
15 Arzneiweine usw. Es ist natürlich
weder möglich noch nötig, an dieser
Stelle auf alle diese Präparate der
spanischen Pharmakopoe bezw. deren
Eigentümlichkeiten näher einzugehen.
Diese betreffen eben das Land, für
678
welches das Arzneibuch verfaßt ist, in
erster Linie selbst, außerdem kommt
Deutschland in medizinischer Hinsicht
mit Spanien bei weitem nicht in dem
Maße in Berührung, wie etwa mit den
Vereinigten Staaten von Nordamerika
oder den Niederlanden, deren neu-
erschienenen Arzneibächem in vorliegen-
der Zeitschrift eine ausführlichere Be-
sprechung gewidmet worden ist (Pharm.
Centralh. 47 [1906], Nr. 1 u. flg. sowie
Nr. 19 u. ng.). Immerhin enthält
aber auch die Farm. Esp. VII eine
ganze Reihe von Vorschriften für Arznei-
stoffe bezw. medizinische Hilfsmittel, die
allgemeineres Interesse beanspruchen und
daher in folgendem kurz erwähnt sein
mögen. Ans einigen Vorschriften für
galenische Präparate geht hervor, daß
der Spanier Arzneimittel mit möglichst
viel Bestandteilen liebt; so finden
wir ein Oleum Stramonii compositum
und ein Electuarium Theiiaca mit je
19 Inhaltsstoffen, einen Spiritus Terebin-
thinae compositus mit 16, ein zusammen-
gesetztes Quecksilberpflaster mit 12,
ein rotes Bleipflaster mit 10 Bestand-
teilen usw. Derartige «Composita» sind
allerdings nicht recht zeitgemäß, da die
Therapie schon lange nicht mehr dem
Grundsatz «Viel hilft viel!» huldigt.
Femer scheint der Spanier Arzneimittel
mit Vorliebe in Sirupform zu nehmen;
so fährt Farm. Esp. Vli u. a. Sirupe
mit : 0,5 pCt Bromoform, 3,33 pCt Chloral-
hydrat, 0,166 pCt Kodein, 0,2 pCt
Extractum Belladonnae, 0,2 pCt Ex-
tractum Digitalis, 0,166 pCt Extractum
Opii, 1 pCt Extractum fructus Papaveris,
0,02 pCt Ferrum arsenicicum, 5 pCt
Kalium bromatum, 0,04 pCt Kalium
hydrargyrojodatum, 0,05 pCt Morphinum
hydrochloricum, 0,01 pCt Strychninum
sulfuricum, 10 pCt Tinctura Ipecacuan-
hae. Charakteristisch für den Süden
ist es, daß Farm. Esp. Limonaden
führt; wir finden Vorschriften für Zi-
tronen- und brausende Zitronenlimonade,
für Limonaden mit Gehalt an Salzsäure
(0,3 pCt), Salpeter- oder Schwefelsäure
(je 0,15 pCt). Auch ein nahrhaftes
Erfrischungsgetränk für Kranke kennt
Farm. Esp. VH, ein Eiweißwasser,
welches aus dem Eiweiß von 4 Eiern
und 1 Liter Wasser bereitet, mit Zucker
versüßt und mit Zitrone und Orangen-
blüte aromatisiert wird.
Medizinische Wässer sind über-
haupt zahlreich in der neuen spanischen
Pharmakopoe vertreten ; aber nicht etwa
nur die bekannten (destillierten), andi
im D. A.-B. IV aufgeführten, sondern da-
neben verschiedene künstliche Mineral-
wässer für Trinkkuren. Wir finden
Vorschriften für kohlensaures, schwach
alkalisches. Eisen-, Schwefel-, Sanerstoff-
nnd Stickstoffwasser. Letztere beiden
werden durch Sättigen des Wassers mit
Sauerstoff- bezw. Stickstoffgas hergestellt
Sauerstoff spielt noch insofern eine
Rolle in der Farm. Eisp., als sie An-
leitung dafür gibt, wie derselbe zu
Inhalationszwecken — auch im Kleinen
— am rationellsten zu bereiten ist,
nämlich durch Erhitzen von chlorsanrem
Kalium und Manganperoxyd oder durch
Einwirkung von Wasser auf Natrium-
peroxyd. Nicht vergessen ist die
durchaus nicht unwichtige Anleitung
zur Bereitung sterilisierten Wassers,
welches die Farm. Esp. durch 15 Minuten
langes Erhitzen des destillierten Wassers
im Autoklaven bei 116 bis 120^ (7 her-
stellen läßt. Sterilisiertes Wasser wird
z. B. für alle wässerigen Einspritz-
ungen unter die Haut voi^eschrieben.
Vorschriftenfür solche führt Farm-Esp. VII
nämlich 7 und zwar mit: ApomorpUnum
hydrochloricum (1 pCt), Chininnm hydro-
bromicum (10 pCt), Chininum hydro-
chloricum (1 pCt), Cocainum hydro-
chloricum (1 pCt), Coffeinum (20 pCt
+ 20 pCt Natrium benzoicum), Elrgotin
(10 pCt + 20 pCt Glycerin) und Er-
gotinin (0,1 pCt + ^f^ P^ Acidom
lacticum). Ehe wir das Wasser als
Heilfaktor in verschiedenster Form ver-
lassen, sei noch erwähnt, daß Farm.
Esp. Vn auch Vorschriften für künst-
liche Mineral- und Arzneibäder
gibt ; es sind solche für Schwefel-, alka-
lische und Seebäder, sowie für aroma-
tische Bäder vorgesehen. In dieser Be-
ziehung steht also die spanische Pharma-
kopoe den Arzneibüchern anderer Länder
voran. Generalvorschriften für Augen-
tropfen gibt Farm. Esp. Vn insofenii
als sie vorschreibt, daß Augentropfen
579
{Atropin. salfaric. == 0,0001 g\ in
CooftLD. hydrocbloric. = 0,0005 g i e i n e m
PhyBOStigmiD.Biüfaric. = 0,0001 g j Tropfen
enthalten sollen.
Eigenartig ist die Vorschrift fttr
Arzneistäbchen (Bongies); die Grund-
masse hierfflr besteht aus arabischem
Gammiy Milchzacker^ Honig und Glycerin.
Zu dieser mischt man das betreffende
Medikament nnd formt daraus 1,5 cm
lange Stäbchen, die schließlich mit einem
Hausenblasenüberzug versehen werden.
Fflr Gelatinekapseln gibt Farm.
Esp. VI! 3 Vorschriften ; die Zusammen-
setzung der Gelatinemasse richtet sich
nach der Beschaffenheit des Arznei-
mittels, mit welchem die Kapseln zu
füllen sind. Die Masse besteht demnach
aus:
for:
1) 1 TeU Oelatioe
2 Teile Wasser
Aether, Teer
u. dergl.
2) 3 Teile Gelatine
6 Teile Wasser
1 Teil Glycerin
ätherische Gele
and ätherische
Extrakte
3) 1 Teil Gelatine
2 Teile Wasser
2 Teile Glycerin
Lebertran und
Ricinusöl
Für Eataplasmen finden sich in
Farm. Esp. VII ebenfalls Vorschriften
vor und zwar für ein alkalisches Eata-
plasma und für solche mit Herba Conii,
Semen Lini oder Semen Sinapis als
wirksamem Bestandteil.
Von den Oelen der Farm. Esp. ist
zu erwähnen^ daß dieselbe auch Eieröl
und Phosphor5l führt; letzteres in zwei
Stärken: 1 : 100 und 1 : 1000.
Unter den zahlreichen (28) medizin-
ischen Pomaden der Farm. Esp. haben
wir unsere Salben zu verstehen, obgleich
das spanische Arzneibuch auch Salben
kennt und für solche 7 besondere Vor-
schriften aufführt. Die medizinischen
Pomaden enthalten u. a. als wirksame
Bestandteile: Borsäure (10 pCt), Ichthyol
(20 pCt), Jodoform (10 pCt), Karbolsäure
(5 pCt), Kolomel (10 pCt), Kampher
(7 pCt), Teer (15 pCt), Zinkoxyd (10 pCt)
usw.
Selbst Angaben über medizinische
Seifen fehlen nicht; Farm. Esp. erwähnt
Mandel-, Oliven- und KokosOlseife, ferner
solche mit Gehalt an Karbolsäure (5 pCt),
Sublimat (1 pCt) und Teer (10 pCt).
Bei T i n k.t u r e n macht Farm. Esp. VII
einen Unterschied zwischen wässerigen
und Spirituosen Tinkturen. Bei ersteren
fällt die geringe Menge der anzuwenden-
den Droge und infolgedessen die kurze
Mazerationsdauer auf; so sind wässerige
Quassia- und Enziantinktur je einpro-
zentig und durch 8 stündige Mazeration
zu bereiten, wässerige Rhabarber tinktur
ist 3 prozentig und innerhalb 12 Stunden
herzustellen.
Die weingeistigen Tinkturen läßt
Farm. E^p. teils durch Perkolaücn, teils
durch Mazeration oder auch durch ein-
faches Lösen bereiten. Sie sind fast
alle 10 prozentig, also nicht nur die
der starkwirkenden Drogen (gemäß dem
Brüsseler Beschluß), sondern auch die
übrigen, wie z. B. Tinctura Arnicae,
— Canellae, — Chinae, — Colae, —
Colombo, - Eucalypti, — Qentianae,
— Hamamelidis u. a. mehr. Tinctura
Castorei ist 4 prozentig, und Tinctura
Opii wird, abweichend vom D. A.-B. IV,
durch Auflösen von 5 g Opiumextrakt
in 100 g 70proc. Weingeist hergestellt.
Groß ist die Anzahl der Arznei-
weine in der Farm. Esp. VII, die sie
mit Hilfe von 3 Naturweinen bereiten
läßt. Die offizineilen Naturweine sind:
Weißwein, Malaga und Sherry ; ersterer
mit 12 bis 14 pCt Alkoholgehalt, letztere
beiden mit 16 bis 18 bez. 18 bis 20 pCt.
Die damit bereiteten Arzneiweine sind
— kurz erwähnt — folgende: Vinum
Aurantii corticis (5 pCt), — Chinae
(6 pCt), — Chinae ferratum (6 pCt +
2 pCt Ferrum citric. rec. parat.), —
Coca (3 pCt), — Colae (5 pCt), — Co-
lombo (3 pCt), — Condurango (3 pCt;,
— Ferri citrici-ammoniati (0,5 pCt), —
Pepsini (5 pCt), — Pepton! (4 pCt),
— stibiatum (0,4 pCt). Außerdem ist
ein Vinum Opii compositum vorgesehen,
mit einem Gehalt von 1 pCt Morphin,
und ein Vinum jodotannicum, für
welchen die gegebene Vorschrift folgen-
dermaßen lautet: Man löst 2 Teile ge-
pulvertes Jod in 20 Teilen 96proc.
Weingeist einerseits und 2 Teile Tannin
in 12 Teilen Wasser andererseits, mischt
582
Aus den
Verhandlungen des VI. Inter-
nationalen Kongresses für an-
gewandte Chemie.
(Fortsetzung von Seite 562.)
In der Sektion für Hygiene, medizinlBche
nnd pharmazeatische Chemie gibt E, Bour-
quelot für die
Ermittelung des Inosits in Oeweben,
Sekreten und Exkreten
ein neues Verfahren an.
Die gewöhnlich angewendete Methode, in
nacheinander folgenden Ausfällungen mit neu-
tralem und basischem Bleiaoetat bestehend,
liefert selten gute Ergebnisse, der Inosit geht da-
bei verloren. Verf. fällt zunächst bei An-
wesenheit von Essigsäure mit neutralem
Bleiacetat, eine zweite Ausfällung erfolgt
dann in neutraler Flüssigkeit, schließlich wird
Bleiessig und ammoniakalischer Bleiessig an-
gewendet. Manchmal ist es vorteilhaft; da-
bei zu erwärmen. Der isolierte Inosit wird
mit saurem Quecksilbemitrat und Strontium-
acetat identifiziert. Inosit ist im Pflanzen-
und Tierreiche sehr verbreitet. Wahrschein-
lich kommt ihm eine bedeutende Rolle beim
Stoffwechsel zu.
Aus der Sektion für Analytische Chemie sei
folgendes berichtet.
Eine neue Beaktion auf Sauerstoff
empfiehlt Prof. Christomanos ihrer Em-
pfindlichkeit wegen. Man läßt Phosphor-
tribromid auf gelöstes oder kristallisiertes
Kupfemitrat einwirken. Man erhält eine
rosa- bis purpurfarbige Flüssigkeit unter
Entweichen von Stickozyden. Die Reaktion
erfolgt unter Selbsterwärmuag. Wenn die
Flüssigkeit sich wieder abgekühlt hat, wird
sie mit Aether überschichtet und stark ge-
schüttelt. Die schwerere Schicht wu^ bei
Gegenwart von Sauerstoff rotviolett, die
Aetherschicbt dagegen grün. Nach einigen
Minuten verschwinden die Farben, können
aber bei Gegenwart kleiner Mengen Sauer-
stoff wieder auftreten.
Ueber das Vorkommen des Nickels und
•eine neue EobaltreaktioB
spricht K, Kraut. Mit Hilfe des von
Tschugaeff empfohlenen Dimethylglyoxims
konnte Verf. unter Anwendun;^ von 1 g
Asche das Nickel im Torf, in Braun- nnd
Steinkohle verschiedenster Herkunft, aber
auch im Tuff des Vesuv nachweisen. Das
bei diesen Versuchen erhaltene nickelfreie
überschüssiges Glyozim enthaltende Filtnt
zeigte in einigen Fällen eine rotgelbe Färb-
ung, die von einem Kobaltgehalte herrfilirte.
Verdünnte Eobaltlösungen werden bei Gegen-
wart von Dimethylglyoxim auch in ammon-
iakalischer Lösung nicht durch Schwefel-
wasserstoff gefällt, nehmen aber langsam
eine tief weinrote^ beim Stehen dunkel^ so-
weilen blau werdende Farbe an.
Die gewiohtsanalytisohe Bestimmung des
Ozons und die 'Ozonzahl der Oele
behandelt P. Fenaroli. Ungesättigte Fett-
säuren und Oele absorbieren ebenso vide
Molekeln Ozon, als sie Doppelbindungen
besitzen. Diese Absorption ist in einem
Liebig'w^ea Apparate bei etwa 180 Gas-
blasen in 1 Minute und bei 10 bis 40^ C
eine vollständige, wenn das Od mit einem
ozonisierten Luft- oder Sauerstoffstrom be-
handelt wird. Die Gewiditszunahme gibt
die Ozonzahl, die vollständig der Jodzahl
entspridit. Da das entstehende Produkt
gewöhnlich fest ist, so ist es ratsam, daa
Oel vorher m Petroläther zu lösen. Der
Vortragende gibt folgende Werte als Bei-
spid an:
Ozonzahl
Jodzahl berechnet gefnndeo
Olivenöl 83,8 16,9 16
Maisöl 114,1 2J,6 21,6
Leinöl 176,8 33,5 84,0
RicinuBÖl 86,4 16.3 16^.
Farbreaktionen organischer Körper mit
B atriumperoxydbydrat
hat P. Alvarex studiert In emer kleinen
Porzellanschale werden 0,05 bis 0,1 g der
organischen Verbindung mit 0,2 bis 0,3 g
des Reagens nnd 5 com Alkohol behandelt,
nach 5 Minuten wird mit 15 ocm Wasser
verdünnt Es geben: Eurhodin stuke
Rosafärbung, die mit Essigsäure gdb wird,
Chrysazolin: weinrot^ waaserbeständig,
mit Essigsäure stark gdb. Dioxyanthra-
chinon: blauviolett, wasserbeständig, mit
Säure stark gdb. Alizarinrot ans Krapp:
mehr nach Violett, mit Sänre ormngegdb.
Trioxyanthrachinon: stark violettrot,
mit Wasser kirschrot Ghrysophanaänre:
kirschrot, mit Wasser noch lebhafter. Rosol-
583
säure: staric purpurrot; waaserbestAndig.
Anthragallol: dunkelblaue Farbe fast
sehwarz« Purpurinalizarin: schöne
wasserbeständige Rosafftrbung. D i o x y -
chinon: Kastanienbraun, mit Wasser rot.
Elalnsfture: braun, fast sehwarz, mit
Wasser gelb.
Weiterhin sprach Lohmann
ITeber die Kohlensäure des Handels.
Die natflrliohe Kohlensäure enthält oft
große Mengen von Luft und eignet sich
deshalb nicht zur Herstellung kohlensäure-
haltiger Getränke. Bei der Herstellung der
künstlichen Kohlensäure ist auf die Besdtigung
von Kohlenoxyd besonders zu aditen. Die
quantitative Bestimmung der Luft der Kohlen-
säure erfolgt gasometrisch, indem man eine
bestimmte Menge der letzteren in ^er luft-
freien Bürette durch ELalilauge absorbieren
läßt Die Kohlensäurebombe soll bei der
Probenahme wagerecht liegen. Kohlenoxyd,
Schwefelwasserstoff, spezifisch schwere Rauch-
gase und Wasser sollen in Handelskohlen-
Bäure nicht enthalten sein, Luft nur in
Mengen von höchstens 0,5 pCt
(Chem.-Ztg. 1906, 432, 436, 438; 439,
450.)
(Schluß folgt.)
Neue
A. S. ist eine abgekürzte Bezeichnung
für Antistreptokokken-Serum.
Haemobinde ist der Handeisname einer
Monatsbinde für Damen. Bezugsquelle:
KorwiW^ Mohrenapotheke in Wien I, Tuch-
lauben 27.
Holländische Säuglingsnahrung ist nach
Jahrb. f. Kinderheilk. Bd. XIII ein Butter-
milch-Qemisch von 1 L aus frischem, saurem
Rahm gewonnener Buttermilch, 60 g Zucker
und 15 g Weizenmehl. Diese Nahrung
kommt in Flaschen zu Y^ L in flüssiger
Form trinkfertig und ab feines Pulver m
den Handel.
Jecoferrol nennt Apotheker Dr. Jid.
Franxos m Tamopol emen Jodeisenleber-
tran.
Liquor sedaas wird angeblich aus Vibur-
num prunifolium, Hydrastis canadensis und
Pisd^ Erythrina bereitet Anwendung:
als schmerzstillendes Mittel besonders bei
Leiden der Gebärmutter und des Eierstockes.
Darsteller: Parke, Davis <& Co, in Detroit.
Maraplaste sind Pflastermulle, die aus
Paragummi hergestellt sind. Sie haben keine
der Haut ähnliche Farbe, stehen aber den
PflastermuUen an Tiefenwirkung nicht nach
und übertreffen durch ihre Haltbarkeit so-
wie Klebekraft die amerikanischen Präparate,
besonders wenn sie frisch sind.
P T 0 ist eine Abkürzung für Perlsucht-
tuberkulin (Pharm. Centralh. 45 [1904],
669), das nach Spengler im Verein mit
T 0 A zur Behandlung der Tuberkulose
verwendet wird. unter P T 0 versteht
man auch noch Perlsuchtemulaion.
Fyocyanase ist das proteolytische Ferment
des Bacillus pyocyaneus. Nadi Wien. klin.
Wochenschr. 1906, Nr. 25 hat dasselbe als
Einträufelung in die Nase zur Vorbeuge bei
Influenza- und Genickstarre-Epidemien mit
befriedigendem Erfolge Anwendung ge-
funden. Nach einer einmaligen Einspritz-
ung war der Nasenschleim, frei von Micro-
coccus catarrhalis und Meningokokken.
Lumbaieinspritzungen bei ausgebrochener
Meningitis versägten.
Salimenthol*) und Samol*), welch letzteres
aus 15 Teilen Salimenthol und 85 Teilen
Salbengmndlage besteht, wird von dem
Chemisch - pharmaoeutischen Laboratorium
Arnau (Inhaber R. Eichmann) in Amau,
Böhmen dargestellt
Sapene sind den Vasogenen und Vaso-
limenten ähnliche Präparate, sollen aber kein
flüssiges Paraffin bezw. keine Ammoniaköl-
seife enthalten. In den Handel werden
demnächst kommen: 6-, 10- und 20proc
Jodsapen, 10- und 20proc Salicyl-
sapen, 5- und lOproc. Ichthyolsapen
und Formalinsapen sowie Kreosot-
Kampher-Sapen, letzteres mit je 5 oder
10 pCt Kreosot und Kampher. Darsteller:
Krewel <& de,, G. m. b. H. in Köln
a. Rh.
Trypanrot Vergleiche den ausführlichen
Bericht in nächster Nummer.
Valda-Pastillen, ein Mittel unbekannter
Zusammensetzung gegen Husten und Heiser-
keit wird von Apotheker F, Stahl in Metz
angezeigt. H. Mentxel,
*) Pharm. Centralh. 47 [1906], 540.
584
Manganbestimmung im Trink-
wasser.
Dem Verfabren liegt die Sauerstoff-
bestimmung im Trinkwasser nach L. W.
Winkler zu gmnde, welche zur Zeit am meisten
angewandt wird. Sie beruht bekanntlich
darauf, daß das zu untersuchende Wasser
mit Manganchlorürlösung und Jodkalium-
haltiger Natronlauge gemischt und mit Salz-
säure angesäuert wird, wobei sich eine dem
gelösten Sauerstoff aeqnivalente Jodmenge
ausscheidet, die man mittels Thiosulfatlösung
bestimmt. Die Umsetzungen hierbei erfolgen
nach der Gleichung:
2Mn(OH)2 + 0 + H2O = 2Mn(OH)3.
2Mn(OH)3 + 6H01 + 2KJ
= 2MnOl2 + 2K01 + 6H2O + 2J.
6r. Baumert und C. Holde fleiß haben
nun schon früher mit Erfolg versucht, durch
ümkehrung der obigen Vorgänge zu einer
brauchbaren Methode für die Mangan-
bestimmung im Trinkwasser zu gelangen.
(Ztschr. f. Unters, d. Nahrungs- u. Genußm.
1904, VIII, 177.) Dieselbe hat sich der
von Knorre^Bchen Methode darin als über-
legen erwiesen, daß sie gestattet, auch in
geringen Wassermengen z. B. schon in 250
ccm den Mangangehalt ohne sehr langes
Eindampfen zu ermitteln.
Die Titerstellung der Thiosulfatlösung
gegen eine Mangansalzlösung von genau
bekanntem Gehalt hat der Bestimmung
voranzugehen und geschieht folgendermaßen :
Man verdünnt die Lösung, deren Mangan-
gehalt man genau kennt, auf emen Gehalt
von etwa 10 mg Mn im Liter und mißt
100 ccm derselben in eine weiße Glasstöpsel-
flasche von 200 bis 250 ccm Inhalt ab.
Man fügt 5 ccm lOproc. reine Natronlauge
hinzu und läßt die Flüssigkeit unter öfterem
kräftigen Schütteln und Lüften des Stopfens
etwa 5 Minuten lang stehen. Man fügt
nun 5 ccm lOproc. Jodkaliumlösung und
unter Umschwenken tropfenweise soviel reine
konzentrierte Salzsäure hinzu, daß der dunkel-
braune flockige Niederschlag sich zu emer
klaren gelben Flüssigkeit auflöst. Nach
Zusatz von 2 ccm frisch bereiteter Stärke-
löeung titriert man mit einer etwa Viooo'
Normal - Natriumthiosulfatlösung (0,25 bis
0,30 g im Liter), indem man den Flaschen-
inhalt nach jedem Zusätze kräftig durch-
schüttelt, auf eben verschwindende Blau-
färbung. Auf weißer ünteriage ist die
Endreaktion scharf genug erkennbar^ nötigen-
falls kann sie durch Rücktitration versebärft
werden.
In einem Falle wurden z. B. für 100 ccm
Manganlösung, die 1,17 mg Mangan ent-
hielten, 22 ccm Thiosulfatlösung verbraucht,
mithin ist 1 ccm Thiosulfatlösung
1 17
-^ = 0,05319 mg Mangan.
Bei der Manganbestimmung im
Wasser selbst verfährt man nun ganz
ähnlich wie bei der Titerstellung. Man ver-
sucht aber vorher sich ein Bild von der in
dem fraglichen Wasser ungefähr enthaltenen
Manganmenge zu machen, um zu sehen,
wieviel Wasser man zur quantitativen Mangan-
bestimmung brauchen wird. Man versetzt
10 ccm Wasser mit einigen Tropfen lOproc
Ammoniumpersulfatlösung und verdünnter
Salpetersäure und f ügt. SUbemitraÜösung im
geringen Ueberschusse hinzu und sohfittelt
um. Tritt alsbald eine mehr oder weniger
deutliche Rotfärbung ein, so enthält das
Wasser ungefähr 0,5 mg Mangan oder mdir
im Liter. Bleibt diese Reaktion aus, so ist
weniger Mangan im Wasser; man mischt
nun 10 ccm Wasser mit einigen Tropfen
Kali- oder Natronlauge und fügt etwas Jod-
kaliumlösung, Salzsäure und Stärkelösung
hinzu. Sofortige Blaufärbung würde noch
0,1 mg Mangangehalt und weniger an-
zeigen.
Je nach dem AusfaU dieser Vorproben
werden entweder 250 bis 500 oem oder bei
sehr geringem Mangangehalt 500 bis 1000
ccm des zu untersuchenden Wassers unter
Zusatz von 1 ccm konzentr. Salzsäure auf
dem Wasserbade bis zu weniger als 100
ccm eingeengt Nunmehr setzt man, behufr
Abschddung des stets vorhandenen Eisens,
etwas auf geschlämmtes 2&nkoxyd oderBaryum-
karbonat hinzu und filtriert in die Flasche,
welche man zur Mangantitration gebraudien
will. Man spült die Schale nach und wäscht
das Filter aus, bis das Filtrat 100 eem
beträgt. Daiauf setzt man 5 ccm Natron-
lauge zu und verfährt wie bei der Titer-
stellung angegeben. Die verbrauchten ccm
Thiosulfatlösung multipliziert mit ihrem Titer
geben den Mangangehait in der ursprüng-
lich zum Eindampfen verwendeten W
585
menge an. Denselbe ist aaf ein Liter nm-
znreohnen.
um Fehlerquellen bei der Titerstellang;
z. B. ans dem Enpfergehalt des deetillierten
Waflsers^ auszuschließen, wird nebenher ein
blinder Versuch ausgeführt. Trotzdem
dieses Verfahren mit so stark verdQnnten
Losungen arbeitet^ gelangten die Verfassei*
doch zu sehr brauchbaren Ergebnissen bei
ihren Kontrollversuchen. (Bei der Nach-
prüfung des vorstehenden glatten Verfahrens
wurden recht befriedigende Ergebnisse er-
zielt ßchriftleitung.) —dei.
jedoch unschädlich gemadit werden, mdem
man dem Wasser vor der Benzidinf&llung
1 bis 2 ccm einer Iproc Lösung von salz-
saurem Hydroxylamin zufügt
^chr, f, angew, Chem. 1906, 334. BtL
Bestünmung der Schwefelsäure
im Trinkwasser.
F, Basckig in Ludwigshafen a« Rh. fand,
daß die Schwerlöalichkeit des Benzidinsulfats
in Benzidinlösungen so groß ist; daß sogar
bei schwefelsäurearmen TrinkwSssem; welche
nneingedampft mit Ghlorbaryum kernen
NiedeiBchlag; sondern erst nach einiger Zeit
eine Trübung ergaben, mit schwacher Benz-
idinlSsung schon nach wenigen Augenblicken
eine Trübung und eme recht erhebliche
Abscheidung von Benzidinsulfat erfolgte.
Weitere Untersuchungen des Verf. zeigten,
daß sich ein geringer Teil der Sdiwefelsäure
der Besümmung durch Benzidin entzieht,
dieser Teil wurde durch Versuche auf 1,5 mg
Schwefelsäure im Liter Wasser festgestellt
Der vom Verf. mitgeteilte einfache und
Bchnell ausführbare Gang zur Bestimm-
ung der Schwefelsäure ün Trinkwasser ist
nun folgender: Man fügt zu der für die
Untersuchung bestimmten Wassermenge,
welche je nach dem Schwefelsäuregehalt von
5 Litern bis auf Vs Liter abgestuft wird,
den zwanzigsten Teil ihres Volumen an
konzentrierter Benzidinlüsung, rührt um und
läßt 15 Minuten stehen. Den Niederschlag
saugt man ab, wäscht mit sehr wenig Wasser
nach und titriert ihn mit Vio-Normal-Natron-
lauge. Das Ergebnis rechnet man in mg
Schwefelsäure im Liter Wasser um (1 ccm
Vio - Normal - Natronlauge entspricht 4 mg
Schwefelsäure), und fügt fflr den Benzidin-
veriust 1,5 mg hinzu. Entsteht kein Nieder-
schlag so enthält das Wasser im Liter nur
1,5 mg Schwefelsäure oder weniger.
Ein im Wasser etwa vorhandener Eisen-
gehalt würde stOrend wirken. Derselbe kann
Ueber die Untersuchung ver-
schiedener Seifen
berichtet Dr. J. Kochs In ausführlicher
Weise in Apoth.-Ztg. 1906, 17. Auf grund
der erhaltenen Befunde kommt Verfasser zu
folgenden Schlüssen:
Sunlight-Seife ist eme fast neutrale
Harzseife mit etwa 12 pOt Harz, frei von
fremdartigen Zusätzen.
Ray-Seife. Sie enthielt aus der Dar-
stellung geringe Mengen Formaldehyd, außer-
dem wurden gefunden 72,08 pCt Fettsäuren,
10,86 pCt auf Natriumhydroxyd berechnetes,
gebundenes Alkali, 9,23 pCt Wasser, 2,56
pGt Glycerin, 4,96 pCt Eiweiß, 0,234 pOt
Phosphorsäure.
Wird nach den Untersuchungen Jucke-
ncuik'B dem Eidotter ein Oehalt von 1,279
pGt Phosphorpentoxyd zugrunde gelegt, so
berechnet sich in der Annahme, wie es wohl
gewöhnlich geschieht, daß die gefundene
Phosphorsäure ausschUeßlich dem Ei-Ledthin
entstammt, für die untersuchte Seife aus
dem P205-Gehalt ein Zusatz von 18,29 pCt
Eigelb mit einem Gehalt von 2,94 pCt
Eiweiß. Es bleiben demnach noch 2,02 pOt
Stickstoffeubstanz übrig, die als Eiweiß vor-
handen sein müssen. Nach König enthält
frisdies Hühnereiweiß un Mittel 12,77 pCt
Eiweißsubstanz, demnach entsprechen 2,02
pa Stickstoffsubstanz 15,8 pGt Hühner-
eiweiß. Da dieses Verhältnis von Eidotter
zu Eiweiß dem Hühnerei nicht entspricht,
ist anzunehmen, daß bei der Herstellung
der Ray-Seife noch ein besonderer Zusatz
von Eigelb geschehen ist. Jedenfalls scheint
der Gehalt an Albumin in der Ray-Seife zu
schwanken.
Lanolin-Seifen. I.Jünger <& Oeb-
hard'B Lanolin - Haushalt - Seife.
2. Lanolin- Seife mit dem Pfeii-
rin g. Beide Proben sind überfettete Seifen
frei von fremdartigen Zusätzen. Für Probe I
beredinet sich nach Kleinschmidt der
Lanolinzusatz auf 8 pCt, für Probe H auf
10,8 pOt -te.—
586
Zur Bestimmung
des Alkoholgehalts wässeriger
Lösungen durch den Gefrier-
punkt
hat Rufus Gaunt die Angaben von Raoult
und Arrhenius einer Nachprüfung unter-
zogen. Er empfiehlt auf grund dieser
Untersuchung die Gefrierpunktsmethode, aus-
geführt im Beckmann'Mkea Apparate, ftlr
alle wSsserigen Lösungen, die weniger als
7 pGt Alkohol enthalten. Selbstverständlich
mflssen Salze usw. vorher durch Destillation
beseitigt sein. Die von ihm ausgearbeitete
Tabelle mag hier folgen (mit abgerundeten
Zahlen).
Alkohol-
Gewiohtsteile
in 100 Ge-
wichtsteilen
Lösung
1
2
3
4
5
6
7
8
10
12
Gefundene
Erniedrigung
des Gefrier-
punlftes
gegenäbor der
des Wassers
(berechnete
Mittelwerte)
0,424 0 c
0,849 0 »
1,269« »
1,6910 »
2,1280 »
2,562 0 »
3,005 0 »
3,515« »
4,5280 »
5,5950 >
Daraus
brach nete
Emiedrigang
für je 1 pCt
Alkohol
(berechnete
Mittelwerte)
0,4240 C
0,424 0
0,423 0
0,4230
0,426 0
0,4260
0,4300
0,439 0
0,452 0
0,466 0
Ztsekr, f, analyt Chemie, 1905, 106. J. K
Ein neuer Formaldehyd-
naohweis
wird von Tkevenon (Bull. Sc pharmacol.
1905, VIII, 97) beschrieben: Eine Ltoing
von Metol oder schwefelsaurem Methyl-
paramidophenol gibt beim Erwärmen
mit Formaldehyd eine granatrote Färbung,
die in alkalischer Ltenng in rotbraun um-
schlägt. Auf diese Weise läßt sich noch
Formaldehyd 1:10000 nachweisen, nur
muß man Sorge tragen, daß die Tempera-
tur der Reaktionsflflssigkeit 70 bis 75 ^
nicht übersteigt.
Bei Milchuntersuchnngen fällt man zuerst
das Kasein durch einige Tropfen Essigsäure
und prüft das Filtrat; nach Verlauf eineir
halben Stunde muß die Färbung eingetreten
sein.
Ein kolorimetrischer Nachweis von
Formaldehyd von großer Empfindlichkeit be-
ruht nach Fr. Bonnet (Jonm. Pharm.
Ghim. 1905, XXI, 559) auf der Einwirkung
von Formaldehyddarapf auf schwefelsaares
Morphin. Man bringt die zu untersachende
Flüssigkeit in eine flache Porzellaiisefaale,
läßt darauf ein Uhrglas sdiwimmen, das
etwa 1 com einer frisch berdteten LOsung
von 0,35 g Morphmsulfat in 100 eem
konzentr. Schwefelsäure von 1^84 q>es.
Gewicht enthält und deckt das Ganze mit
einer Glasplatte zu. Je nadi der Menge
des vorhandenen Formaldehyds färbt sich
innerhalb 8 Mmuten bis 2 Standen die
Morphinlösung rosa bis dunkelblau. Dureh
diese Methode kann Formaldehyd bis sn
einer Verdünnung von 4 : 1 000 000 nach-
gewiesen werden. Die Methode eignet sich
vorzüglich zur Milch- und Butterantersaoh*
ung und wird durch gleichzeitige Anwesen-
heit von Wasserstoffperoxyd, Salieylsäare,
Alkohol, Chloroform, Aceton, ja Ameisen-
säure, Acetaldehyd oder Akroleln nidit im
geringsten gestört. Durch Vergleichen der
Farbintencdtät, hervorgerufen durch eine
Formaldehydlösung von bekanntem GehaH,
läßt sidi auch eine annähernde quantitative
Formaldehydbestimmung auf diese Weise
ausführen. A,
Ueber den Nachweis von Blut-
farbstoff im Kot
hat 0. Schumm in dem ärztlidien Verein
zu Hamburg einen Vortrag gehalten, ans
dem folgendes hervorzuheben ist:
Die Ädler'Bdke Benzidmprobe nach Weber
abgeändert besteht darin, daß das dordi
Ausschütteln mit Wasser gereinigte Essig-
Säureätherextrakt mit 2 com konzentrierter
Benzidinlösung und einigen Tropfen Essig-
säure vermischt und dann 2 cem einer
3proc Wasserstoffperoxydlöenng vorsiditig
nnterschichtet werden. Gegenwart von Blat
veranlaßt eine Intensive Grünfärbung. Diese
Methode eignet sich, wie Vortragender und
C. WestptuU festgestellt haben, vorzflgiieh
für wissensdiaftliche Zweoke, ist aber für
die allgemein klinische Verwendung zu em-
pfmdllch. Für den letzteren Fall eignet
sich nach dem Berieht der Mfinch. Med.
Wochenschr. 1906, 334 folgendes Ver-
fahren: Etwa 4 g Kot werden mit etwa
15 cem Alkohol und 15 cem Aetber ver-
687
rieben, filtriert, einmal mit Alkohol-Aether,
darnach emige Male mit Aether naehge-
wasehen und der Rflckstand im Filter zwei-
mal mit je 4 eom Eiaessig ausgezogen. Die
Hälfte des Flltrata wird ammoniakalisch ge-
macht, einige Tropfen Hydrazinhydrat oder
Schwefeiammonium angesetzt und spektro-
Bkopisoh nntersnoht. Schon bei 4 bis 8 pCt
Blntgehalt fällt das Hämochromogenspektrnm
positiv ans. Die andere Hälfte wird mit
Aether verdtlnnt, durch Anssehüttehi mit
Wasser gereinigt und dann mit der Gnajak-
Terpentinprobe geprüft. Auf spektroekop-
ischem Wege gelingt der Nachweis kleinerer
Mengen Blut oft auch gut, wenn man das
obenbesprochene Essigextrakt mit Ammoniak
übersättigt, filtriert und mit dem hämatin-
haltigen FOterrüekstand die Hämatoporphyrin-
probe ausführt. — to—
die quantitative
Bestimmung von Vanillin, Eu-
marin und Aoetanilid
neben einander geben Winton und Bailey
folgende Vorschrift, da in letzter Zeit häu-
figer ein aeetanilidhaltiges Vanille- Extrakt
im Handel angetroffen worden ist:
25 g Vanille -Extrakt werden mit ver-
dünntem Alkohol auf 50 com aufgefüllt und
auf dem Waflserbade bei einer 70^ C nicht
fibersteigenden Temperatur auf 25 com ein-
gedampft und diese Operation noch einmal
wiederholt Darauf wird Bleiacetat zugesetzt,
80 lange dadurch eine Trübung verursacht
wird, vom Niedersehlage abflitriert und aus-
gewaschen, jedoch so, daß nicht mehr als
50 ccm Filtrat ertialten werden. Das Filtrat
wird mit 20 und 3 X 15 ccm Aether aus-
gesdiüttelt und die ätherischen Ausschüttel-
nngen werden wiederum mit 10 und 5x5
com 2proe. Ammoniakflüssigkeit ausge-
Bohüttelt. Die ammoniakalische Lösung wird
zur Bestimmung des Vanillin dann beiseite
gestellt, die Aetherlüsung dagegen wird bei
gewöhnlidier Temperatur verdunstet und der
Rückstand gewogen, darauf 3 mal mit je
15 com leichtsiedendem Petroläther * (Siede-
punkt 30 bis 40^ dekantiert und der
Petroläther bei gewöhnlicher Temperatur
verdunstet. Dieser Rückstand wird gewogen
und besteht aus Eumarin. Nach Abzug
von dem Aetherrückstand findet man die
vorhandene Menge Acetanilld. Die am-
moniakalische Lösung (siehe oben) wird mit
Salzsäure schwach angesäuert und mit Aether
ausgeschüttelt, der Aether verdunstet und
der Rückstand gewogen.. War kein Acet-
anilld vorhanden, so besteht der Rückstand
aus reinem Vanillin, andernfalls muß er
zur Abtrennung von Acetanilid nochmals in
15 ccm lOproc Ammoniakflüssigkeit gelöst
und mit Aether von neuem ausgeschüttelt
werden. J, K
Pharm. Journal 1905, 476.
Zur Bestimmung des Eiweifles
im Blute
benutzten Deyke und Ibrahim ein Ver-
fahren, das auf der Bestimmung des Ei-
weißes im Harn nach Denigds beruht und
nach Münch. Med. Wochenschr. 1906, 984,
wie folgt ausgeführt wird: Das mit Na-
triumhydroxyd völlig homogen gemachte
und verdünnte Blut wird mit Kaliumqueck-
silbeijodidlösung und Eisessig versetzt, von
dem braunen Niederschlag das Quecksilber-
albuminat abfiltriert, das filtrat mit Am-
moniak und Ealiumcyanidlösung versetzt
und dann mit Silberlösnng titriert, bis ein
bleibender Niederschlag von Silberjodid auf-
tritt. Letzteres bildet sidi erst, wenn alles
Kaliumcyanid durch Quecksilber und Silber
gebunden ist. Je mehr Quecksilber mit dem
Eiweiß ausgefällt wird, um so mehr Silber
ist zur Bindung des Kaliumcyanid nötig und
daraus läßt sich dann die E^weißmenge be-
I rechnen. Wird Blut zuerst mit oxalsaurem
Kalium zur Verhinderung der Gerinnung
' versetzt und dann zentrifugiert, so kann
nun getrennt das Eiweiß des Plasma und
' der Blutkörperdien bestimmt werden. Auch
das Hämoglobin läßt sich damit bestimmen,
wenn man entweder Blut direkt oder die
nach Oxalatzusatz abzentrifugierten Ery-
throzyten mit verdünnter Essigsäure behan-
delt, wodurch das Hämoglobin dem Stroma
der roten Blutkörperchen entzogen wird.
— te—
Die größte Arsenmenge, welche Prof. Dr.
jß. Kohert in der Magenwand einer Menschen-
leiche fand, entsprach 251 mg Arsenigsäurean-
hydrid. Wie R. Schoepp in Apotb.-Ztg. 1906,
168 mitteilt, fand er in dem 266 g wiegenden
Mageninhalt einer Menschenleiche eine Menge
Arsen, die 1,404 g Arsenigsäureanhydrid ent-
sprach, und die Magenwand im Gewicht von 420 ^
ergab 1,25£@ g Arsenigsäareanhydrid. — ^a^
588
■ ahrungsmittal-Oheinie.
Das Vorkommen
von Aepfel- und Zitronensäure
in Früchten und Fruchtsäften.
R. Kunx und F, Adam weisen erneut
darauf hin^ daß die Litteraturangaben über
die in den Früchten vorkommenden organ-
ischen Säuren unzuverlässig sind. Nachdem
bereits früher (vergl. Pharm. Gentralh. 47
[1906]y 447) nachgewiesen wurde, daß im
Himbeersaft fast ausschließlich Zitronensäure
vorkommt, untersuchten Verff. jetzt Erd-
beeren , Holunderbeeren , Johannisbeeren,
Preißelbeeren und Pfirsiche; die weder Wein-
säure noch nachweisbare Mengen Aepfel-
säure enthielten. Bei der Analyse der Säfte
und Marmeladen muß man demnach die
Gesamtsäure als Zitronen- und nicht als
Aepfelsäure angeben. Früchte gleicher
Gattung verhalten sich oft in ihrem Gehalt
an den verschiedenen Fruchtsäuren ab-
weichend. Weinsäure konnte in keiner der
untersuchten Fruchtarten gefunden werden.
Aepfel- und Zitronensäure nebeneinander
enthielten : Heidelbeei en , Stachelbeeren
und Aprikosen, hingegen enthielten keine
Zitronensäure, sondern nur Aepfelsäure:
Kirschen und Pflaumen.
Ueber die zur Trennung der Säuren an-
gewandte Methodik beliebe man den Orginal-
aufsatz nachzulesen. —del,
Ztsehr, d, Ällgem, österr.Apoth,- Ver. 1906, 243.
Zur Unterscheidung
von Oärungsessig und Essig-
essenzen.
In Rußland besteht ein Verbot der Her-
stellung von Essig aus Essigessenz (vergl.
Pharm. Gentralh. 45 [1904]^ 943), was zur
Folge hat, daß ein lebhaftes Bedflrfnis nach
Unterscheidungsmethoden für Gärungsessig
und aus Essenz bereitetem Essig besteht.
Da die Essigessenzen immer reiner herge-
stellt werden, wu^ der Nachweis, der sich
auf die in diesen von der Darstellung her
enthaltenen empjrreumatischen Stoffe stützt,
immer unsicherer. E. Schmidt hat daher
im Serkowski'Bchen Laboratorium in Lodz
versucht, Stoffe, die nur im Gärungs-
essig vorhanden smd,fürdieCharakter]8iening
nutzbar zu machen. Als solche waren erst
von Rotfienbach, dann von Krasxewsky
gewisse alkaloidäbnliche Körper, die ledig-
lich als Stoffwechselprodukte bei der Gärung
von den Bakterien ausgeschieden werden,
entdeckt worden. Der Nachweis wird wie
folgt geführt: Der Essig wird mit Natron-
lauge alkalisch gemacht und mit Amylalkohol
ausgeschüttelt Dieser wird verdunstet, der
Rückstand mit Wasser verdünnt und Jod-
jodkaliumlösung zugesetzt. Wenn sich nach
der Abkühlung das Gemisch ändert, so liegt
Gärungsessig vor; im Falle kerne Trübung
eintritt, ist der Essig aus Essenz hergestellt
Tritt weder Niederschlag noch Trübung mit
Jodjodkaiium ein, so destilliert der Verf.
100 ccm des zu untersuchenden EaAgg ab,
der Destillationsrückstand gibt die Reaktion
empfindlicher als die vorher beschriebene
Krasxewsky'Bche Methode. Versetzt man
ihn mit Jodjodkaliumlösung, so eriliält man
nicht nur Trübung, sondern deutliehen
Niederschlag, wenn Gärungsessig vorliegt
Die Stärke der Reaktion zeigt bei ICisdh
ungen das Verhältnis des Zusatzes von
Gärungsessig annähernd an. -~del,
ZUchr, f, UfUerstich. d, Nahr,^ u. Oemiß-
mütel 1906, XI, 386.
Als Verfälschung des Safrans
fand BeddaU Smith in 2 Mastern Bei-
mengungen von Seignettesalz. Die VerfiUsch-
ung war leicht nachzuweisen. Der Safran
enthielt 32,2 pOt Asche und 74,5 pGt in
Wasser lösliches Extrakt Das wässerige
Extrakt gab die Reaktionen von Weinsäure^
Kalium und Natrium und in der Asche
waren die Karbonate dieser beiden Metalle
vorhanden. Etwas Kaliumnitrat war im
wässerigen Extrakt ebenfalls nachweisbar.
Der Safran war offenbar in der Lösung der
obigen Salze eingequollen und nachträglich
geschickt durch Waschen von überschfiBsig
anhaftenden Kristallen der fUschungsmittd
befreit J, K.
Pharm, Jaum. 190d, 867.
589
Therapeutisohe HHteiluiigeiii
Weiteres über die Oenickstarre.
Seit dem Binzage der epidemischeu
Genickstarre in Schlesien im Winter
1904/05 hat sich das Interesse für diese
noch immer in Oberschlesien und Nord-
amerika beunruhigende Infektionskrank-
heit erhalten, so daß es wohl angezeigt
ist, namentlich angesichts der thera-
peutischen Bestrebungen neuester Art,
die Erörterungen fortzusetzen, mit denen
wir in Nr. 21 auf Seite 401 des vorigen
Jahrganges dieser Zeitscheift begannen.
Der von Weichselbaum entdeckte «Di-
plococcus intracellnlaris meningitidis»
oder neuerdings cMicrococcus meningi-
tidis cerebrospinalis» findet sich im
Nasenschleim der an Genickstarre er-
krankten Individuen, ebenso im Belag
der Rachenmandeln und vor allem auch
in der Flüssigkeit der Himhöhlen und
des Rückenmarkes, auch im Harn oder
im Auswurf und im Eiter der Mittel-
ohrentzündung ist der cMeningo-
c 0 c c u s » bei Kranken gefunden worden.
Aber auch bei einfachem Katarrh der
Nase, der Bindehaut oder der Luftröhre
ebenso wie in der Nasenschleimhaut
gesunder Menschen, die allerdings in
Berührung mit Kranken waren, ließ
sich der Meningococcus gelegenüich
finden. Mit Ausnahme von Ziegen und
Affen scheinen die Tiere wenig empfäng-
lich für die Infektion zu sein.
Die Uebertragbarkeit des Meningo-
coccus von Kultur zu Kultur erlischt
bald, da derselbe sich nur kurze Zeit
lebensfähig erhält, nur der Austrocknung
gegenüber rühmen ihm Jäger und Oer-
mann eine größere Widerstandsfähig-
keit nach.
In den menschlichen Körper gelangt
der Meningococcus, wie man ziemlich
allgemein annimmt, durch die Luftwege
nnd zwar nach Jochmann möglicher-
weise durch den oberen Teil der Nase
am Nervus oMactorius (Riechnerven)
entlang nach dem Gehirn und Rücken-
mark. Hierfür spricht die vielfach ge-
machte Beobachtung, daß die Kranken
im Anfangstadium ihrer Erkrankung
häufig an Schnupfen leiden, und daß
nicht selten eine Störung des Geruch-
sinnes vorkam. Zur Erkrankung gehört
jedenfalls auch eine gewisse Disposition,
die nach den Erfahrungen bei der letzt-
jährigen Epidemie in Oberschlesien be-
sonders bei Kindern vorhanden ist.
Ueber Vorläufer, Verlauf und Folgen
der Krankheit waren wir schon am
letzten Male unterrichtet. Heute inter-
essieren uns nur noch die Prophylaxe
und die therapeutischen Ver-
suche, die iu letzter Zeit besonders
lebhafte Anbahnung gefunden haben.
Bezüglich der prophylaktischen Maß-
nahmen gelten auch hier in erster Linie
die bei allen Infektionskrankheiten zu
beobachtenden Verhaltungsmaßregeln.
Licht, Luft und peinliche Reinlichkeit
sind erfolgreiche Bekämpfungsmittel auch
der epidemischen Genickstarre. Natur-
gemäß ist dem Nasensekret die größte
Aufmerksamkeit zu schenken, und der
Nasenschleim ist auch im eingetrock-
neten Zustande als jederzeit infektiös
anzusehen. Daher ist die Sammlung,
Aufbewahrung und vorherige Desinfek-
tion der Wäsche und vor allem der
Taschentücher recht peinlich durchzu-
führen. Seitdem uns Röpke auf die
peinlichste Behandlung der Wäsche der
Tuberkulösen aufmerksam gemacht und
uns auf das ebenso zuverlässige wie
wohlfeile Roh-Lysoform hingewiesen hat,
werden wir uns desselben zur vorberei-
tenden Desinfektion der Wäsche auch
hierbei nicht entraten können.
Welchen Nutzen eine peinlich durch-
geführte Prophylaxe haben kann, zeigten
die Vorkommnisse in der Kaserne Aarau.
Dort konnte dank der energischen Durch-
führung der geeigneten hygienischen
Maßnahmen eine Weiterverbreitung der
Krankheit binnen kurzem verhindert
werden.
Zur symptomatischen Behandlung ist
von Vokryxek und später von Menschig
die innerliche Darreichung von Pilokar-
pin (Med. Klinik 1905, Nr. 40) em-
pfohlen worden und zwar anscheinend
mit gutem Erfolge.
590
In der ersten Entwickelung begriffen
sind die Versuche mit der Serumbehand-
long. Im Mai 1906 wurde das Institut
für Infektionskrankheiten beauftragt,
Versuche zwecks Gewinnung eines
Meningokokken-Immnnserum anzustellen.
Es gelang in der Tat, Pferden große
Massen, sei es der Meningokokken selbst
oder deren Extraktivstoffe, einzuver-
leiben und damit ein Serum zu erhalten,
welches nur mit 0,4 pCt Karbolsäure
versetzt zu werden brauchte, um es zur
Verwendung fertig zu machen. Kolk
und Wassermann, die im Institute ffir
Infektionskrankheiten diese Versuche
durchführten, empfehlen mit diesem
Serum (Deutsche med. Wochenschr. 1906,
Nr. 16) eine einmalige Einspritzung mög-
lichst frühzeitig zu machen. Es käme
aber auch die Schutzimpfung in pro-
phylaktischer Hinsicht in betracht.
Einen Schritt weiter kam O. Joch-
mann (Deutsche med. Wochenschr 1906,
Nr. 20), der unabhängig von KoUe und
Wa^ssennann ein polyvalentes Meningo-
kokken-Serum herzustellen vermochte
und dasselbe auch schon in der Praxis
prüfen lassen konnte. Im Batiborer
Erankenhause wurde durch Krämer an
17 Fällen das Serum erprobt und zwar
größtenteils bei solchen Kindern, bei
denen der Beginn der Erkrankung nicht
länger als höchstens 7 Tage zurücklag.
Die Behandlung geschah in der ersten
Zeit in der Weise, daß man am ersten
Tage 20 bis 30 ccm unter die Haut
einspritzte und am dritten und vierten
Tage die Einspritzung wiederholte. Bei
11 Fällen wurden nach einer anfäng-
lichen subkutanen Einspritzung in den
nächsten Tagen Serumeinspritzungen in
den Rückenmarkskanal versucht; auch
diese intraspinalen Einspritzungen wur-
den, wenn nötig, d. h. bei erneutem
Fieberanstieg ein- bis zweimal wieder-
holt. Mit Sicherheit kann man sagen,
daß weder die Einspritzung des Meningo-
kokken-Serum unter die Haut, noch die
in den Rückenmarkskanal in obigen
Mengen irgendwelche Schädigung her-
vorgerufen hat.
Ein endgiltiges Urteil über die Aus-
sichten der Serumtherapie bei der Ge-
nickstarre ist natürlich aus diesen Ver-
suchen noch nicht zu fällen.
Dr. med. Ä. Jiahn.
Zum Bedecken von Haut-
verletzungen und granulierenden
Wunden
wird im cLanoet> anstelle von
Glas empfohlen. Bdtlioh wird der Ver-
band mit Watte abgedichtet, die gleiehzeitig
etwaige AosflüSBe au&angt Die Vortefle
des GlasverbaDdes sollen in folgendem be-
stehen: 1. vollständig ebener Verband der
Wunde und Verhinderong von Wueher-
nngOD; 2. BchmerzloBer Verband, 3. Ver-
meidung von Blutungen; 4. Abkürzung des
WundheilungsprozesseB auf die halbe Zeit,
5. aseptischer Wundversehluß, 6. große
Billigkat des Wundverbandes. Außerdem
kann die Wunde naofagesehen werdeD, ohne
daß der Verband entfernt wird. Das gleiebe
Resultat dürfte audi mit transparenten CeDu-
loidblättem zu erreichen sein. J. K
Pharmae. Jaum. 1905, 720.
Ovotoxin.
Man beobachtet bisweUen bei besonden
empfindlichen Personen , daß nach dem
Genuß von Eiern, ähnlidie Störungen wie
nach Wurstg^ aber nur beschrinkt anf
den Verdauungsapparat auftreten. lAnossier
stellt diese Erkrankung auf gleiebe Stufe
mit der Nesselsuoht nadi dem Genuß von
Krebsen und Erdbeeren und macht dafflr
em in den frischen Eiern enthaltenes Ovo-
toxin verantwortlidi. ±
Joum, de Pharm, et de Chim. 1906, XXin,89.
Oegen das Erbrechen der
wird von englisdien Aersten Natrium dtri-
cum in Lösung 1 : 60 empfohlen, vor jeder
Mahlzeit einen Teelöffel voU; das Müdh
gerinDsel wird weniger kompakt und leichter
verdaulidL Nadi den Versudien von Varioi
ist Natriumeitrat ein gutes Lösongsmittei
für die in der Milch enthaltenen Kalkaalse.
BuU. Se, pharmaeol 1905. VII, 45. A.
591
Die Tuberkulose bei der Bienen-
motte
(Gäleria melonella).
Bekannflioh leben die Ranpen der Bienen-
motte von den Waehawaben der Bienen nnd^
wie die experimenteUen Vennefae von Sieber
nnd MeUümkoff (Aroh. f. d. gea. Pbys. Bd.
C. n) beweiBen, iat die Existenz der Ranpe
direkt an Waebanahmng gebunden. Znr
Resoiption im tieriaehen Organiamna mnß
aber daa Wachs in eine lösliche Form flber-
geführt werden nnd die Verf. nehmen daher
an, daß ein bisher nodi unbekanntes Fe^
meat m dem Darmkanal der Bienenmotten-
raupe die Anfiösnng des Wachses besorgt
Da andererseitB der Tnberkeibacillns von
einer wachs&hnliohen HQlle, worin ja be-
kanntlidi sttne enorme Widerstandsfähigkeit
bemht, umgeben is^ kam Metalnikoff auf
den Gedanken^ daß die in dem Darme der
Bienenmotte enthaltene Substanz auch eine
Lösung der Tnberkehnembran bewurken
mflsse ohne gleichzeitige Schädigung des
Körpers. Der Verf. berichtet Aber emgehende
Ffltterungsversuche mit Tuberkelbazillen ver-
Bchiedener Abstammung und kommt zu dem
interessanten Ergebnis^ daß die Raupe der
Bienenmotte gegen die Tuberkulose der
Menschen, Rmder und Vögel vollkommen
immun ist Bei der Immunisierung kommt
eine starke Phagooytose zustande, durch die
Bdion nach wenigen Stunden ein völliger
Zerfall der Bazillen stattfindet Im Gegen-
sätze zu diesem Befunde besteht keine
Immunität gegen Fischtnberkulose, obgleidi
auch nach Einverleibung dieses Erregers
zahh^ehe Fhagocyten auftreten, die aber
eine Zerstörung des TuberkelbacUlus nicht
herbeiführen können, weshalb die Raupen
bald zu gründe gehen. Scktx,
OerUraib. f, Bakteriol, I, Bd. 5J, 1 u. 3.
Ueber die Immunität gegen die
Infektion mit Tuberkulose
liefert Metalnikoff einen Beitrag, gestützt
auf die Ergebnisse semer Arbeit über die
Tuberkulose bei der Bienenmotte, worin er
zunächst das Verhalten der Raupe der Bienen-
motte gegenüber der Fischtuberkulose zu
erkUren venucht Nach Ansicht des Verf.
ist dieWiderstandsunf ahigkeit gegen über dieser
Art Tuberkulose wahrscheinlidi auf die Er-
zeugung eines stark giftig wirkenden Toxins
zurückzuführen, durch das die Leukocyten
in ihrer Aufgabe beeinflußt und bald abge-
tötet werden. Tote Fisehtuberkulosebazillen
werden dagegen rasch von den Leukocyten
aufgenommen und zerstört, ein Beweis da-
für, daß der Organismus der Raupe doch
im Stande ist, eine Auflösung der Wachs-
hülle des TuberkelbacUlus zu bewvken, was
nodi durch nähere Untersudiungen mit einer
Emulsion aus Tuberkulosewachs (allein ohne
Bazillenkörper) bestätigt wurde. «Wenn
sich dies so verhält», sagt Verf., cdann
drängt sich naturgemäß die Frage auf, ob
wir nidit das Blut und die Extrakte, weldie
aus Raupen gewonnen werden, für die
Immunisierung anderer gegen Tuberkulose
verwenden könnten». An einer Reihe von
Versuchstieren (Meerschwemchen; hat Verf.
dann mit einem ans Bienenmottenraupen
gewonnenen Extrakt günstige Erfolge er-
zielt, hält aber die auf diesem Wege ver-
liehene passive, nur kurze Zeit anhaltende
Immunität nicht für erwünscht, sondern es
müsse dahin gestrebt werden, eine aktive
Immunisierung*) mit möglichst lange dauern-
der Immunität durchzuführen. Die Erreich-
ung dieses Zieles ist nadi den grundlegen-
den Arbeiten von Bordet, Metschnikoff,
Ehrlich, Morgenroth u. a«, denen es ge-
lang, in dem tierischen Organismus spezifische
Fermente durch Einführung fremder Zellen
und Substanzen zu erzeugen, nicht ausge-
schlossen. Auf grund dieser Tatsache immun-
isierte Verf. dann in entsprechender Weise
mehrere Meerschweindien mit Tuberkuiose-
wachs und zwar teils Tiere, die schon mit
Tuberkelbazillen infiziert waren, teils soldie.
*) Ob dies die richtige Ansicht ist, möge dahia-
gestellt bleiben; jedenfalls aber nimmt Metal-
nikoff hiermit den grade entgegengesetzten
Standpunkt als viele andere herrorragende
Bakteriologen ein; denn bisher sind besondere
Erfolge nur mit der passiven ImmunlBierung
(Serumtherapie), wodurch dem Körper fertige
Schutzstoffe eingespritzt werden, erzielt worden,
und so weit man aus dem von Behring' waY^eii
Vortrag über ein neues Tuberkulose-Heilmittel
auf dem internationalen Tuberkulose-KongreB in
Paris im v. J. entnehmen kann, sind cQe Be-
strebungen dieses genialen Forschers auch bei
dieser die meisten Opfer fordernden Krankheit
auf die Entdeckung eines passiven Immun-
isierangsmittels gelichtet. Dqt Berichterstatter.
592
die nach der Immunisierang infiziert wnrdeiu
Die Versnebstiere leben im Gegensatze zn
den EontroMeren bente nodi; bei den ge-
storbenen konnte mikro- and markroskopisob
Tnberknlose als Todeeorsadie nieht festge-
stellt werden. Zu einem entscheidenden
Urteil ist nach des Verf. eigener Ansicht
die Versnchsreihe noch zu kurz; weitere
Forschungen werden noch fortgesetzt.
CerUralbl. f. BakterioL /., Bd. 51, 3. Sehtx.
Als bestes Diuretikum
bezeichnet Th. Homburger (Therap.Monatsb.
1905, Nr. 9) das von Böhringer <Sh Söhne
in Mannheim - Waldhof hergestellte Theo-
phyllin (vergi. auch Pharm. Centralh. 43
[1902], 604; 44 [1903], 83, 706, 916;
45 [1904], 157); denn selbst größere Gaben
des Mittels vermögen keine entzündliche
Reizung hervorzubringen, nur wird man bei
bereits tiefgreifenden Veränderungen des
Magendarmschlauches oder bei hochgradiger,
durch nichts zu beseitigender bezw. zn
bessernder ungenflgender Leistung des Herzens
zweifellos nach den bisherigen Erfahrungen
seinen Gebrauch unterlassen. In den ge-
ringeren Graden wird man, wie Homburger
wäter berichtet, zuerst möglichst jene Stör-
ungen zu beseitigen suchen und vor allem
durch Digitalis die Herztätigkeit und den
Blutdruck regeln; dann dürfte das Theophyllm
sein günstiges Anwendungsbereich finden.
Die Wirkung des Theophyllin stimmt mit
der des Koffein und Theobromin dem Wesen
nach vollkommen überein und zwar hängt
nach 0. Schmiedeberg (Deutsch. Archiv f.
klin. Med., Bd. 87) die diuretische Wirkung
des Theophyllin zum teil von der Steigerung
der Funktionstätigkeit der Nierenepitbelien
und zum teil wohl auch von einer Anregung
der Lymphabsonderung ab. Die gleich-
zeitige Anwendung des Theophyllin und der
Digitalis ist in gewissen Fällen ganz zweck-
mäßig.
W^nn es nicht drmgend erforderlich ist,
rasch eine möglichst starke Diurese zu er-
raelen, so empfiehlt es sich, mit kleinen
Gaben zu beginnen und diese im Verlauf
von einigen Tagen allmählich zu steigern.
Man bleibt dann bei den Gaben, welche,
ohne Nebenwirkungen zu verursachen, eine
ausreichende Diurese hervorrufen. Bei einer
derartigen Anwendungsweise werden audi
der Magen und Darm gegen die sdiä^gende
Wirkung wesentlidi abgestumpft Min-
kowski verabreichte Gaben von 4 mal 0,4 g
täglich, die ohne jede Störung vertragen
wurden. In einem Falle verbraudite, wie
Loewenmeyer (Therap. d. Gegenw. 1905,
Nr. 4) berichtet, ein Kind mit gutem Er-
folge ohne Nebenwirkungen 20 Röhrdien
Tabletten (je 0,1 g, Theophyllin enthaltend),
von denen jedes Röhrchen 20 Stflek 6n^
hielt, also im Ganzen 40 g Theophyllin.
Zweckmäßig ist eine wässerige Lösung
von Theophylllnnatrium. Dieses Präparat
hat gegenüber dem frden Theophyllin den
Vorteil, daß die Lösung bequem herzustdien
ist. Beide Präparate werden im Magen
durch die Säure des Magensaftes in die salz-
saure Verbindung übergeführt Wenn man
eine Lösung von 2,25 g Theophylllnnatrium
in 300 g Wasser anwendet, so enthält dn
Eßlöffd 0,1 g Theophyllin; hiervon gibt
man anfangs 2 mal 1 Eßlöffd täglidi und
steigt allmählidi. In mandien FlUlen wird
man mit 2 mal 2 Eßlöffd auskommen.
Höhere Gaben als 3 mal 3 Eßlöffd, abo
0,9 g Theophyllin täglich, werden kaum
erforderlich sein. A. Rn,
Ein neues Mittel zur Behandlung
der Cholera asiatioa
soll nach Prof. Stumpf, Würzburg, fdnes
Tonpulver, Bolus alba pnlv. sein. Man gibt
bd Erwadisenen 70 bis 100 g, bd Kindern
30 g, bd Säuglingen 10 bis 15 g ond
zwar in den absolut leeren Magen. Haupt-
bedingung für die Wirkung ist ängstlichste
Vermddung jeglidier Nahrungsaufnahme und
jeglichen Alkoholgenusses in den ersten 18
bis 24 Stunden nadi Beginn des Einnehmens.
Das Mittel wird m der ganzen Menge, also
bis zu 100 g in V2 L frischen Brunnen-
wassers umgerührt und in kleinen Portionen
unter häufigem Umrühren getrunken. Der
Brechreiz soll sofort nachlassen; wdter tritt
Aufstoßen auf, Fieber fällt ab, Sehweißaus-
bruoh tritt ein und dn ganz beträcbtIiobeB
Schlafbedürfnis. Bd Breohdurehfall soll das
Mittel vorzüglidi sdn. L.
Berliner Klin. Wochenschr. 1905, 1199.
593
Photographisohe Mitteilungen.
Das Fixieren von
Bleistift- oder Ereideretouche
auf Bromsilb erdrucken.
Die Befestigung der nur lose aufliegen-
den Graphit- oder Kohieteilchen bei der
Retouche mit Stift oder Kreide bietet dem
Anfänger manche Schwierigkeiten ; ein üeber-
lackieren durch Aufgießen irgend eines
Lackes, welches wohl anfänglich immer ver-
sucht wird^ ist aus dem Grunde nicht an-
zuempfehlen^ weil sich die Retouche hierbei
verschiebt . und das Bild dadurch verdorben
wird. Dagegen gelingt das Lackieren sehr
gut unter Zuhilfenahme eines Zerstäubers,
da so der Lack, meist eine verdünnte
alicoholische SchellacklOsung, als fein ver-
teilter Staub auf daa Bild gelangt und
sofort auftrocknet; zugleich wird hierdurch
die Brillanz des Druckes etwas gesteigert.
Daß jedoch auch Wasser, besser aber
Magermilch, mittels des Zerstäubers autge-
tragen, ein vorzfigliches Mittel zur Fixierung
der Retouche abgibt, ist weniger bekannt;
besonders letztere ist aber auch bei matten
Bildern mit großem Vorteil anwendbar.
Die nachfolgende Methode, wetphe nur
einige Sorgfalt in der Ausführung erheischt,
Lack und Zerstäuber überflüssig macht, läßt
erkennen, daß man auch mit den alier-
einfachsten Mitteln die Fixierung erzielen
kann. Dieses Mittel besteht in einem vor-
sichtig gegen die Oberfläche des Abdruckes
oder der Vergrößerung geleiteten Dampf-
strahi. Durch die Wirkung des Dampfes
wird die Gelaüneschicht etwas erweicht und
das Graphit- oder Rreidepulver verbindet
sich infolgedessen innig mit derselben. Diese
Operation muß indeß, wie schon bemerkt,
sehr sorgfältig überwacht werden, damit das
Bild durch zu starke Einwhrkung des Dampfes
auf die Schicht nicht geschädigt wird.
Am besten erzeugt man für diesen Zweck
den Dampf in einem Teekessel, den man
nicht höher als bis zum ersten Ansatz der
Schnauze mit Wasser füllt und dieses während
der Prozedur im Kochen erhält Ein
über die Schnauze des Kessels gezogener
Gummisdilauch, an dessen Ende man ein
Holz- oder Metallmundstück mit engerer
Oeffnung einsetzt, um den Dampfstrahl zu
konzentrieren, wird nun auf die betreffen-
den Teile des in passender Entfernung
aufgestellten Bildes gerichtet. Anstatt em
Mundstück anzubringen, kann man sich auch
dadurch helfen, daß man das Ende des
Gummischiaudis emseitig zuklemmt
Das Bild 1906, 1. Bm,
Silberflecke auf Negativen
entfernt man auf einfachste Weise durch An-
wendung eines Bades aus: 3 T. Rhodan-
ammonium, 3 T. Salpetersäure und 100 T.
Wasser. Sobald die Flecken verschwunden
sind, werden die Platten mindestens 10
Minuten lang in eine starke Ghromalaun-
lösung gelegt und schließlich gründlich aus-
gewässert. Bm,
Abschwäclier mit Cerisulfat.
Spörl gibt in seiner empfehlenswerten,
praktischen Rezeptsammlung folgende Vor-
schrift: Wasser 100 ccm, Cerisulfat 5 g,
Schwefelsäure 4 ccm. Man schwächt bis
zur gewünschten Kraft, spült ab und trock-
net Bm,
Entwickler für höher empfind-
liche Diapositiv-Platten.
Folgende Entwicklervorschriften empfehlen
die «Photographischen Mitteilungen» 1906,
Heft 8 für höher empfindliche Chlorbrom-
silber-Platten:
A. I II m IV
Hydrochinon 8 — — — g
Ortol — 5 — — g
Brenzkatechin — — — 10 g
Glycin — — 6 — g
Natriumsulfit
kristall. 50 — 24 40 g
Kaliummeta-
bisuifit — 5 — — g
Bromkalium 1 0,6 — -^6
Zitronensäure 3 — — — g
Wasser destill. 500 1000 500 500 g
B.
Kaliumkarbonat 50 — 80 50 g
Natriumkarbonat — 60 — — g
Wasser destill. 500 1000 500 500 g
Für den Gebrauch werden stets gleiche Teile
der Lösungen A und B gemischt. Bm
5^4
BOohersohau.
Abhaadlnngen und Vorträge zur Oe-
sohiolite der Hatnrwissenschaften von
Prof. Dr. Edmund 0. von Lippmann.
Leipzig 1906, Verlag von Veit <Sb Co,
XII und 590 Sdten. — Prds: 9 Mark.
Der durch seine bahnbrechenden Arbeiten
über den Zucker bekannte Verfasser gibt im
vorliegenden Werke eine tiammluog von 32 seit
etwa 1890 zur Geschichte der Naturwissea-
schi^en erschienenen Veröffentlichungen. Sie
betreffen Gegenstände des klassischen AJteitams,
der Patristik, des Mittelalters usw. Den Glanz-
punkt bilden die siebente und achte Abteilung
(Seite 261 bis 334), die den Zucker betreffen.
Doch auch manches Andere, wie «Naturwissen-
schaftUdies aus Shakespeare^^ (Seite 426 bis
487), wird für weite Kreise von Wert sein. Das
historische urteil erscheint wohl überlegt und
auf die Ausdrucksweise ist sichtlich Sorgfalt
verwandt, so daß man selten einen Fehlschlag, wie
die Bezeichnung des ComeLitM Celsue (8. 326)
als römischen Arzt, begegnet. Ein 12 Druck-
seiten starkes Register der geographischen und
Eigennamen, einschließlich der angef uhrteaSchrift-
steller und der Titel anonymer Werke, sowie
ein ebenso fleißig gearbeitetes Sachregister er-
höhen die Brauchbarkeit der Yeröffentliohung.
Deren wissenschaftlicher Wert wird leider da-
durch beeinträchtigt, daß der Verfasser bei der
Herausgabe nach dem Vorworte (S. IX) «der
Versuchung widerstand, sämtliche Aufsätze um-
zuarbeiten und inhaltlich zu erweitern». Die
cSachkenner», die diesen Bat erteilten, hatten
die zeitgenössische Buchmacherei im Auge, für
die ein solches Verfahren allerdings zweck-
mäßig ist.
Zur Erläuterung des Bemeikten seien nur
zwei Beispiele angezogen. 1. In einem nach
Inhalt und Form vorzüglichen Vortrage über
*I/i(mardo daVineiaüs Gelehrter und Techniker»
(Seite 346 bis 373) aus dem Jahre 1899 wird
auf das Ungenügende der Ausgaben der Pariser
und Mailänder Codices hingewiesen. Hier war
eine Bezugnahme auf die vollständige, peinlich
getreue Nachbildung der Handschriften zu
Windsor, die neuerdings als «Feuillets inedits
de Lionard> bei Rauveyre zu Paris erscheinen,
unerläßlich, da diese Veröffentlichung ein selbst-
ständiges Studium der Tätigkeit dieses großen
Genius in bisher ungeahnter Weise erleichtert
2. Der Beitrag über das biegsame Glas der
Alten (Seite 74 bis 76) mag 1897 als unter-
haltendes Feuilleton in einer Fachzeitung, wel-
cher die Geschichte und Archäologie fern liegt,
am Platze gewesen sein. Ein Neudruck aber,
zumal ohne Veränderung; beeinträchtigt den
Eindruck des Sammelwerkes. Daß in byzantin-
ischen Festreden und in mittelalterlichen Er-
bauungsschriften, wohin die gesta Romanorum
(historiae moralisatae) zählen, Sonderbarkeiten
unglaublicher Art unterlaufen, ist bekannt Daß
die Erfindung eines biegsamen Glases von
Petronius, den der Verfasser als Hanptquelle
ansieht, nicht ernst genommen wurde, war 1897
bereits nachgewiesen (so beispielsweise im c Aus-
land» von 1897, Nr. 50, S. 981). Die Satirae
doaPetronius gehören allerdings zu der schwie-
rigen lateinischen Prosa, die selbst namhafte
Philologen, wie man gelegentlich aus Anfuhmqgen
ersieht, nicht immer in der Ursprache lasen.
Doch ist es nicht mehr zutreffend, diesen als
Verfasser des wenig gelesenen und schwer
verständlichen «Gastmahl des Trimalchio» zu
bezeichnen. Denn W, Heinse's üebersetxang
mit AL Oberbreyer^a Erläuterung wurde als Nr.
2616 sogar in Philipp Beeiam's Universal-
bibliothek angenommen, und die L. Friediaender^
sehe Ausgabe der Cena Trimalehiomis erleichtert
das Verständnis des Textes ungemein.
Glücklicherweise befolgte der Verfasser den
erwähnten üblen Bat gerade bei den wertvollsten
Stücken nicht. So versah er die «Geschichte
des diabetischen Zuckers», obwohl sie erst
1905 veröffentlicht war, mit einem 1906 er-
schienenen Nachtrage, ferner einen Vortrag mit
Quellenangaben usw. y.
Praescriptiones. Bezept-Tasehenbiidi für
die Praxis von Dr. Emil Kantorotaicx.
Berlin 1906. Verlag von August
Hirschwald,'^.W^ Unter den lindea 68.
XII und 190 Seiten sehmal 8^. --
Preia: in Pappband 2 Mk.
In alphabetischer Reihenfolge der Kraniheits-
namen sind für jüngere Aerzte zahlreiche, meist
zweckmäßig gewählte Rezepte gesanunelt. Um
dem Büchlein gegenüber « der mißtrauisch be-
obachtenden Umgebung des Kranken» nicht das
Aussehen eines Rdzeptbuches, sondern dasjenige
eines Rezepttaschenblockes zu verleihen, wurde
laut «Vorwort» die eigentümliche äußere Ge-
staltung (hohes schmales Oktav unter Freilaasang
der meisten geraden Druckseiten) gewählt. Das
Inhaltsverzeichnis, führt in alphabetischer Folge
als «Stichwörter» die Namen der Krankheiten
auf. Leider geschieht dies unvollständig, und
die zufolge der Anordnung im Register nötigere
Aufzählung der Heilmittel fehlt ganz. — Als
Einleitung dient eine «Tabelle der Miodmaldoeen».
Das Vorwort beklagt (S. VI) daß die frühere
Kunst der Arzneiverordnung «in neuerer Zeit
zu einem Handwerk herabgesunken» und eine
«bloße Etikidttenregistratur» geworden ist Das
Büchlein soll deshalb «die auf Grand chemischer
Kenntnisse und klinischer bidikationen kunst-
gerecht zusammengestellte Arzneiverordnong
wieder mehr zu Ehren bringen». Professor
Senator hofft in seinem Vorworte (8. III) von
der «mit Fleiß und Gründlichkeit» abgefaßten
Arbeit Erfolg. Die zahlreichen Rezepte worden
vom Apotheker Koto einer Dnrohsioht unter-
zogen. — y.
595
BeriehungeA der pkarmakodynamisohen
Therapie zu anderen WiBBenschaften
im 19. Jahrhundert. Von Oscar
Liebreidh, Berlin 1905. Veriag von
August Hirschwald, NW., Unter den
Linden 68. — 39 Seiten 8<>. Preis:
1 Mark.
Der YoiliegeDde, in der Sektion für Therapie
und Pharmakologie auf dem internationalen Eon-
gresse zu St. Lonis am 24 September 1904 ge-
haltene Vortrag gewährt einen üeherbliok über
die Entwickelnng der beiden genannten Wissen-
schaften während des letzt vergangenen Jahr-
hundeits. Beachtlich erscheinen gegenüber man-
chen zeitgenössischen Anpreisungen der neueren
Heilmittd u. a. folgende AeuBerangen des Ber-
liner Altmeisters der Pharmakologie: (S. 26)
«es ist bis jetzt unmöglich, aus der Konstitution
eines chemischen Körpers heraus die Wirkung
zu prophezeien, falls nicht ein Spaltungsprodukt
von bekannter Wirkung sich darbietet, wie beim
Chloralhydrat, oder falls nioht ein wirksamer
bekannter Kern der Substanz zu Grunde liegt.»
— «Vielfach hat man auch angenonmieD, daß
gewisse Atomgmppcn im Molekül Träger einer
besonderen Wirkung sind, und daß demnach die
Körper einer ohemischen Reihe eine ähnliche
Wirkung zeigen müülten. Dies ist aber durch-
aus nicht der Fall, denn wie verschiedenartig
verhält sich biologisch schon die Ameisensäure
xmd Essigsäure!» — (S. 27) «Im tülgemeinen
müssen wir bekennen, daß man einen Zusammen-
hang der Konstitution mit der Wirkung auch
deshalb noch nicht sicher beurteilen kann, weil
das, was wir Wirkung nennen, als Resultante der
Beeinflussung verschiedener Funktionen auf-
gefaßt werden muß.»
Zum Schlüsse berührt der Verfasser den Ein-
flafi der pathologischen Anatomie seit
Hunter und Biehat^ sowie der Celluiarpathologie
Vtrchcio*s auf die Therapie des 19. Jahrhunderts,
die mit dem Auftauchen der Immunitätslehre
and Serumbehandlung endet. y.
Bai Radinm nnd die radioaktiven Stoffe.
Gemeinverständliche Darstellung nach
dem gegenwärtigen Stande der Forsch-
ung mit Einflecbtnng von experimen-
telien Versuchen nsw. Von Karl Frhr.
von Papvus. Mit 36 Abbildungen.
Berlm 1905. Verlag von Gustav
Schmidt. VHI und 90 Seiten S^. —
Preis: 2 Mark.
In fünf Abschnitten werden besprochen: die
«Entdeckung der Radioaktivität», die «Radio-
aktivität des Urans» und Thors, das «Radium»
mid endlich die «Erklärung der Erscheinungen
der Radioaktivität». Der dritte Abschnitt
«Radium» nimmt Vs des Buches (S. 13 bis 85)
em und zerfällt in die fünf Abteilungen: Vor-
kommen, Qewiimung, Eigenschaften des Radium,
Strahlung der radioaktiven Substanzen, Wirkungen
der BeequerelaiTd^A&n^ Erscheinungen der mit-
geteilten Radioaktivität. Zweckmäßig ausgewählte
Abbildungen fördern das Verständnis des sorg-
fältig gearbeiteten Textes. Wer auf mühi4ose
Weise einen üeberbllck der zahlreichen EiDzel-
ergebnisse der neueren Strahlkörperforschung
bis zum Frühjahre 1905 gewinnen will, dem
kann man an erster Stelle den vorliegenden
Leitfaden empfehlen. Dessen Verwertbarkf it für
weitere Kreise wäre durch eine bessere Aus-
stattung (mit alphabetischem Register und Ab-
bildungsverzeichnis, sowie mit kurzer Anführung
oder üebersicht des vom Verfasser gewissen-
haft benutzten Schrifttums) ohne Beeinträchtigung
der Gemeinverständlichkeit erhöht werden.
— y.
W. Rotli's Jahresbericlit über die Leist-
ungen nnd Fortschritte auf dem
Gebiete des Militär - Sanitätswesens.
XXX. Jahrgang. XXIV und 198 Seiten
gr. 8<>. — Berlin 1905, Ernst Sieg-
fried Mittler <& Sohn. — Preis:
5 Mark.
Die Zahl der Referate stieg im vorliegen-
den, mit mehr als 1 Jahr Verspätung erschie-
nenen Bericht für 1904 auf 621, die der An-
führungen auf 825, von denen 166 in der
«Deutschen militärärztlichen Zeitschrift» ver-
öffentlictit, 209 dort besprochen wurden. Dem
japanisch-russischen Erlege sind 20 Seiten ge-
widmet. — Der Mangel an Raum ließe sich
durch eine angemessenere Auswahl der Anführ-
ungen und Besprechungen vermindern, von denen
manche zu der Heeresheilkunde in keiner oder
nur in entfernter Beziehung stehen. Auch sonst
wäre hie und da eine strengere Durchsicht der
bei der großen Anzahl der Bearbeiter (über 20)
erklärlicher Weise ungleichartigen Beiträge rät-
lich gewesen. Die früher (Pharm. Centralh. 41
[1903], 159; 46 [1904], a73; 46 [1905], 243)
beregten Mängel des Berichts erfuhren bislang
keine Abhilfe. y.
Preislisten sind eingegangen von:
Dr. Theodor Sehuchard in Görlitz über che-
mische Präparate, Sammlungen von Mineralien,
Metallen, Kristallen, Teerfarbstoffen usw. Neu
aufgenommen sind : Reagentien für spezielleZ wecke
(nach Autoren benannt).
Dr. Outxeit S Braun in Königsberg i. Pr.
über Verbandstoffe, Damenbinden, Pflaster,
Schwämme, Fliegenpapier, chinesischen Tee usw.
J. E. ÄusbiUtel in Dortmund über Gummi-
waren, chirurgische Gegenstände usw.
Karl Sxerdakelyi in Bega-St -György (Ungarn)
über Kamillen, Oapsicum- Präparate, Drogen,
Blutegel.
596
Vepsohiedene Mitteilungen.
Eine botanische Seltenheit
Nordböhmens.
Hierüber wird den «Dresdner Nachrichten
(1906, Nr. 172)» ans Böhmisch-Leipa folgendes
geschrieben: Das botanische Eldorado Nord-
böhmens bildet der von Böhmisch-Leipa bis
gegen Tharomühl sich hinziehende sogenannte
«wüste Teich», auch Habsteiner Torfmoor genannt.
Dieses stoppenartige, von Kiebitzen and Möven
belebte Gelände birgt in den fleisch- oder insekten-
fressenden Pflanzen (InsectiToren) — es kommen
daselbst fünf Arten vor — reizvolle Geheimnisse.
Im Juni gelangt außerdem eine außergewöhnliche
botaDische Seltenheit, die sibirische Oold-
kolbe (Lignlaria sibirica) mit ihren wander-
prächtigen Blüten zur Entfaltung, eine Sumpf-
pflanze, welche sonst nur noch in den Theiß-
Sümpfen Ungarns heimisch ist. Im übrigen
Böhmen, wie in allen Naohbariändern, ist sie
nirgends zu flnden.
Der leuchtende Farbenschmalz, den die gold-
gelben Blüten der Qoldkolbe besitzen, übte
schon Yor vielen Jahrzehnten auf Blumen- und
Naturfreunde große Anziehungskraft aus. So
reiste u. a. König Friedrieh August IL von
Sachsen im Jahre 1836 oder 1837 eigens nach
Neuschloß bei Leipa, von wo aus er unter
Führung des Forstadjunkten Franx> Lereh die
Habsteiner Fluren besuchte, um sich dort an
dem Blütenflor der Ligularia zu ergötzen. Die
Qoldkolbe, welche zurzeit auf dem «wüsten
Teiche» wohl in mehr als tausend Exemplaren
vorkommt, ist ein Fremdling aus den Sümpfen
Sibiriens, dessen Verpflanzung aus seiner
nordischen Heimat jedenfalls der Samenver-
schleppung durch Zugvögel zuzuschreiben ist.
Bei dem der Pflanze vollkommen zusagenden
wasserreichen Boden trägt die Vermehrungskraft
der Qoldkolbe über die alljährlicben Beutezüge
der Botaniker und Blumenliebhaber den Sieg
davon, so daß eine Ausrottung vorerst nicht zu
befürchten ist. — Vielleicht geben voratehende
Mitteilungen auch diesem oder jenem Leser der
Pharm. Centralh. Veranlassung, gelegentlich einer
Sommerreise genannte Qegend aufzusuchen, um
das Harbarium mit dieser botanischen Selten-
heit zu bereichem. Wgl,
Eosfingerlinge
werden aus sogenanntem Zephirleder her-
gestellt. Dieses ist ein so leichtes Materied,
daß das Qefübl in keiner Beziehung beeinträchtigt
wird. Dabei sind die daraus gefertigten Finger-
linge so haltbar, daß sie, wie Paul Richter in
der Berl. mediz. Qesellsch. (Berl. Klin, Wochen-
schrift 1906, 916) hervorhob, 24 Stunden auf
dem Finger behalten werden konnten, ohne
unbrauchbar zu werden. Allerdings waren sie
in dieser Zeit infolge von ungefähr 60 Wasch-
ungen unansehnlich geworden, was aber bei
dem geringen Preis von 75 Pfg. für ein Dutzend
nicht viel zu sagen hat Dieselben werden von
dem Vortragenden als Üeberzug über einen
Leukoplast- Verband zum Schutz gegen In^tion
bei Operationen u. dergl. empfohlen.
Aus dem Zephirleder stellt die Zephirleder-
Fabrik in Schöneberg auch ganze Operations-
handschuhe, sowie Pessaria occlusiva und Aehn-
liches dar. — fct —
Verband-Enokaftokohen,
für Hochtouristen bestimmt, enthalten 18
Mittel. Die Wahl, Anordnung und Verpack-
ung derselben ist derartig getroffen, daß die
öfter benötigten Qegenstände, wie Brausepulver,
ätherische Baldriantinktur, Karbolsalmiakgeist,
eine Touristensalbe usw. in eigenen Seiten- und
Innen täsohchen leicht greif bar und heraussn-
nehmen sind, ohne daß Watte, Binden, Esmarek^s
Verbandtuch und die zur Wundbehandlung
nötigen Desinfektionsmittel berührt, in Unordnung
gebracht oder beschmutzt werden können. Sämt-
liche Verbandstoffe beflnden sich in vollkommen
staub- und wasserdichter Packung in BiUrotk--
Batist, der seinerseits genügend groß ist, um zu
Hals- und Brustwickel, feuchten Verbfinden uaw.
benutzt werden zu können. ISinige der Mittel
können eine vielseitige Anwendung finden, 00
z. B. die Cbinosoltabletten zur Bereitung von
Wund-, Augen-, Zahn- und Qurgelwässem. Eine
eingehende Beschreibung aller einzelnen Bestand-
teile des Täschchens würde hier zu weit führen.
Dieses Verbandtäschchen wird in grüner und
brauner Jägerleinwand von Dr. 0. Sökiiier^
chemisch - pharmazeutisches Laboratorium in
München Vni angefertigt. Die QrÖßenverhXlt-
nisse sind 8 : 10 : 14 cm, das Qewioht beträgt
nur 350 g und der Preis Mk. 5.—. — te~
Die Bereitung des MIlebpulverB. Nach
0. Jensen wendet man jetzt zwei VerfUiren an,
um dem Milchpulver, welches durch die Proiedor
des Eintrooknens zumeist in Wasser schwer
löslich wird — das Kasein verliert hierbei aetne
QueUbarkeit — eine bessere LöeUohkeit zu
sichern. Nach HtUnuiker setzt man der zn
verarbeitenden Milch 1 bis 3 pro A'ille Natriun-
bikarbonat zu. Die Milch wird dann in dünnem
Strahle auf zwei sich drehende, von innen mit
gespannten Dämpfen geheizte Porzellansjlinder
geleitet, wo sie in ganz kurzer Zeit xu einer
papierdünnen Masse eintrocknet, die, auf Siebe
gebracht, alsbald zu Pulver zerfällt (vergl. Pharm.
Centralh. 46 [1905], 616). Nach Ekmberg aetxt
man der Milch 2 pCt. Rohrzucker zu und
trocknet im Vakuum bei 40 bis 60 » C, worauf
im heißen Luftstrom naohgetrooknet whrd.
Ztsehr. f. Unters, d. Nähr,- u. Genußm.
1906, XI, 609. -iW.
597
Briefwechsel.
Herren H» in S. Ihre Zosohrift an Herrn E.
in B., die wir s. Z. (noch vor dem Bekanntwerden
Tom Ableben des Professor Kakthaum in Basel)
erhielten, dnioken wir hiermit znr Wiü^rnng
einer nnabhäogigen Berichterstattang nach-
träglich ab:
«Besüglich der Daplik (Pharm. Gentralh. 46
[1905], 695) bewundere ich das Geschick des
Herrn Professor EaMbaum, eine wissenschaft-
liche Streitfrage nach Erschöpfung sachlicher
Beweise auf das persönliche Gebiet za geleiten
und erwarte, dafi er es bedauerlich finde, wenn
ich ihm hier nicht recht zu folgen vermag.
Sachlich sei nur bemerkt:
Zu b) und c). Die Leser bawundere ich,
welche einer punktierten Stelle stets ansehen,
ob nur einzelne Worte oder ganze Sätze fehlen
und, ob die Punkte in der Urschrift bereits
stehen, und endlich, ob die Auslassung wogen
Undeutlich. keit, bezw. Lücke, in der Handschrift
oder etwa aus anderen Gründen erfolgte.
Zu d). Beim Durchlesen des Briefwechsels
beneidete ich den Herausgeber um desHen schöne
freie Zeit, die er zu unverkürzter Veröffentlich-
ung der Briefe verfügbar gehabt hat, von denen
Vio belanglose und von den übrigen ebenfalls
^Uq bekannte Dinge betreffen. Den von Herrn
KMbaum angeführten Druckfehler hatte ich in
meiner Richtigstellung (Pharm. Gentralh. 46
[1905], 676) als solchen gar nicht erwähnt. Ich
hatte ihn ebensowenig erkannt, als aufgesucht.
Bas Aufsuchen von solchen Fehlem hielt man
Übrigeos bisher bei der Berichterstattung über
Bücher nicht gerade für tadelnswert. — Die
weggelassenen Namen waren nur als Beispiele
bezeichnet und deren Auffindung war lediglich
das Ergebnis einiger Stichproben. Namen, wie
Borax, SchiUer usw. erwartet man allerdings
der Yollständigkeit wegen in einem Begister be-
rücksichtigt, welches beispielsweise: QU Blas
(S. 271), R. A, Lesage (272), W. Shakespeare
(274) enthält.» y
Apoth. J. J» H. in ^sGravenhage. Die Zu-
sammensetzung von Dr. Wcigner^s Antipositin
finden Sie in Pharm. Gentralh. 47 [1906], Nr. 2,
Seite 29 angegeben.
Ueber die Prüfung von Vanillin enthält
das Ergänzungsbuch snm Arzneibuch für das
Deutsche Beicm, herausgegeben vom Deutschen
Apotheker -Verein (1906/ folgenden Wortlaut:
«Vanilleartig riechende und schmeckende, feine
Kristallnadeln, die bei 81 bis 82 o C schmelzen.
Eisenchloridlösung färbt die wässerige und wein-
geistige Lösung des Vanillin blau. Ein Teil
Vanillin soll mit 20 Teilen Wasser beim Er-
hitzen bis zum Kochen eine völlig klare Lösung
geben und sich schon in dem halben Gewichts-
teil Weingeist klar lösen. In Schwefelsäure soll
sich Vanillin bei gelindem Erwärmen klar und
ohne Bückstand mit hellgelber Farbe auflösen.
Nach dem Verbrennen darf Vanillin keinen
wägbaren Rückstand hinterlassen j» AuAerdem
wollen Sie in der heutigen Nummer auf Seite 587
vergleichen: Quantitative Bestimmung von
Vanillin usw. P. S.
A. N. in B. Besten Dank für Ihre gefällige
Nachricht, die wir hier zum Abdruck bringen:
«Ich gestatte mir, auf einen im Briefwechsel
der Nr. 27 vom 5. 7. 1906 untergelaufenen Druck-
fehler hinzuweisen:
Bei Erklärung der Grädigkeit des technischen
Natrum causticum mnfi es heißen, 100 T. des
rohen Aetznatrons = 120 bis 124 T. bez. 127
bis 129 T. chemisch reiner ealelnierter
Soda, nicht kristallisierter Soda.
Der höchsten überhaupt möglichen Grädigkeit
von 137,5 kommt wohl am nächsten die eng-
lische Todtenkopfmarke mit 131 Grad.
Ä. FF»e^2fi^Braunschweig.»
Dr. W. in H. Das Manuskript zu Ihrer Arbeit
über die Ph. Hisp. Ed. VII erhalten Sie bei
nächster Gelegenheit mit zurück.
BescIweniM iAer unriigiiliniissiiie ZosteHang
der «PlianiiMeiitlsehen CentraUialle» bitten wir stets an die Stelle richten zu wollen, bei
welcher die Zeitschrift bestellt worden ist, also Postanstalt oder Buchhandlung oder Geschäfts-
stelle. ZDle SZexa.'u.sg'e'bex.
Yerlefv : Dr. A. Scknaider, Dretden und Dr. P. SIlfi, Dresden-BlMewits.
VcnuLtworttiehar Leitw: Dr. A. 8«liB6lder. Dretdan.
Im'Baekliuidel dnreh JallvB Springer, B«rlin «., MonbilouDlAta 8.
Dnuäk TomFr. Titiel Maehlolger (Kanath Sl JMahlo) in
ICHTHYOL
Dei Erfolg des von uns hergestaliten speüallen Schwefelpripunts hit
Yiele sogeaannte Eraatznuttel hervorgeroieD , welche sieht IdentiMÄ bU
Diiserem Fräpant sind und welche obendrein unter sieh TerBohieden Bind,
woFär wir in jedem. einielDsn Falle den Beweis antreten können. "
Ichthyol
oder
Ammonium sulfo-ichthyolicum
gekecDiaiohnet werden, trotEdom unter dieser Eennieiobnaiig nur unser
spesiellos Eraengnis, welohes eindg und allein allen UiniadieD Versnoben
logrande gelegen hat, verstanden wird, so bitten wir nm gütige Mitteilaog
siracke geriohtlioher Verfolgang, wenn irgendwo tatsiohlioD Bulohe ünter-
sohiabongen stattfinden.
lohthyol-OesellBtduift
Cordes, Hermaimi ft Co.
HAMBURG.
0<300C3C3C3C10C:iC]f:
C30C3C3 0c:iOC30ClC30C
FOr konkorrenEloses von Iw
Fabrik hergestelltee
iSpelchel-
ersatzmlttel,
das von publizistisch gewandtem Ante «d-
gehend geprflft nad erprobt i^ *ii^
ZQ pharmazeDtiaober Weiter vb^-
arbeitnng und Vertrieb ön leiitaiig*-
tähigea, gnt angefahrtes Hans geandit.
Briefe an die OeschVtssteUe ^esea BUttn
anter Adresse «Speichelerttti' ertMtei.
r
Flaiohen ' Kapseln
ZliufoUeii'Staiiliil
Kork - Prassen
Kork'DiilTarkaisel
Masohinen ffli alle Alten OUwr
Kataloge giatis und äaako.
J. i. Galette & Co., ^
Pbarmaceutische Centralhalle
für Deutschland.
Herausgegeben tob Dpb A. Schneider und Dr. P. Sflee.
ZeitBchrift fflr wissenseliaftliclie nnd gesehäftliclie Interessen
der Fharmacie.
Gegrflndet von Dr. Hermann Hager im Jahre 1859.
Erscheint jeden D 0 n n e r 8 1 a g.
Bezugspreis Tierteljährlich: durch Bachhandel oder Post 2,60 Mk., durch Qescbäfts*
stelle im Inland 3,— Mk., Ausland 3,60 Mk. — Einzelne Nummern 30 i'f.
Anzeigen: die einmal gespaltene Elein-Zeile 30 Pf., bei größeren Anzeigen oder Wieder-
holungen Preisermäßigung.
Leiter der 1 Dr. Alfred Schneider, Dresden- A. 21; Sohandauer Str. 43.
Zeltsehrlft: j Dr. Paul Süß, Dresden-Blasewitz; GustaT Freytag-Str. 7.
GeBehiftsstelle: Dresden- A. 21; Sohandauer Straße 43.
^30.
DresdeD, 26. Juli 1906.
Der neuen Folge XXVII. Jahrgang.
XLVIL
Jahrgang.
InhAlt: Chemie md Pharmaele: Direkte Beetimmang toa OerbsSaren. — Chcmio neaerer medisinisch wichtiger
TanninTerbiodangen. — Verhuidlangea des VI Internatiootlen Kongresses fQr angeirandte Chemie — Perman-
gnutpasten. — Auslegung pharmaseutischer Gesetse usir. — Neue Arsaeimitcel. — FIQclitigkeit der Milchainre mit
WaBflerdimpfen — QuanlitatiTe BesUmrouog der FettsAaren in Fetten and Feilen* — QualitnÜTe Prüfung auf
Waaterglas in iSeifen. — Nachweis f^ringer Siengen Mangan neben Eisen im Grundwasser. — Nachweis von Mor-
phin im Harn. *« Naohweia von Blutflecken. — Bettendorf 's Reagens. — Chlor-, brom- und jodsanre Salze. —
Nahrangimittel-Ghemle. — PharmakogBosUsohe Mittailanceii. — Bakteriologische Mitteilancen. —
Therapeatiaaka MlttaUaBKen. — Teehalsehe HittcUangeii. ~ Baoherschaii. ^ Venohiedeve MitteUkngeB.
Chemie und Pharmactie.
Ueber die direkte Bestimmung
von Oerbsäuren.
Von Dr. Ä Franke.
Das Ziel der im Nachfolgenden be-
schriebenen Untersachungen war die
Prfifung einer bekannten Gerbstoffreak-
tion ai3 deren Verwendbarkeit zur di-
rekten gewichtsanalytiscben Qerbstoff-
bestimmnng. Bei den schwankenden
Resultaten, die trotz strengen Einhaltens
der flbUchen Vorschriften bei dem in-
direkten Verfahren mittels Hautpulver
immer wieder vorkommen, ist das Be-
streben, die Bestimmung auf anderem
Wege zu yerduchen, berechtigt. Bei
dem Stande unserer Gterbsloffforschung
kann es sich natflrlich zunächst nur um
«Versuche» handeln.
So hat vor einiger Zeit Kramsxky^)
die Ausf Ulung des Gerbstofib aus Weinen
1) Ltidiißig Eramsxky^ Bestimmung des Gerb-
stoffgehalts der Weine. Z. anal. Chem. 44,
756-766. Dea. 1906.
mit ammoniakalischer Zinklös-
ung versucht, welche sämtlichen Gerb-
stoff als Zinktannat abscheiden soll.
Der Niederschlag wird im Oooch'sciiexL
Tiegel gesammelt, trocken gewogen und
dann nach Zugabe von etwas konzen-
trierter Salpetersäure behufs Oxydation
geglüht. Die Differenz ergibt das Ge-
wicht des reinen Gerbstoffe. — Die
übrigen normalen Bestandteile desWeines
sollen durch die Zinklösung nicht mit-
gerissen werden.
Dagegen ist von Trotman und Hack^
foj'd^) vor kurzem eine größere Arbeit
veröffentlicht worden, in der sie betonen,
daß zwar «Eupf ersulfat mit Tannin
einen Niederschlag gibt, der aber in
Schwefelsäure löslich ist, und daß der
mit Bleiacetat erhaltene in Essig'
säure löslich ist. Es war schwierig, die
-) Trotman nnd Haekford^ Strychnine Tannate
and its use in the Analysis of Tanning Materials,
Goliegium, wissenschaftl. technische Beilage des
«Ledermarkt». Frankfurt 1906. Nr. 196.
600
freigewordene Säure zu neutralisiereu,
da das Alkali die Tanninlösung zersetzt,
indem unter Braunfärbung sehr schnell
Oxydation eintritt.»
Vollständige Fällungen erhielten Trot-
man und Hackford mit Strychnin.
Der reinen Verbindung von Strychnin
mit Tannin — Strychnintannat — , die
sie durch Vermischen von Lösungen
beider Körper bezw. von deren Salzen
abscheiden konnten, gaben sie auf grund
der Elementaranalyse der getrockneten
Produkte die Formel
C21H22N2O2 . C14H1QO9.
Daß die Fällung quantitativ war, be-
stätigten sie durch 12 Versuche, bei
denen sie je 1 Mol. der StofiEe in Lösung
aufeinander reagieren ließen.
Ein derartiges Analysenverfahren läßt
sich vorerst — wie bei allen direkten
Bestimmungsmethoden — natürlich immer
nur auf eine ganz bestimmte, be-
kannte Gerbsäure anwenden, da jede,
entsprechend einem anderen Molekular-
gewicht, eine andere Menge Strychnin
notwendigerweise addieren muß.
Die Festlegung direkter Bestimmungs-
methoden wird stets auf mehr oder
weniger große Schwierigkeiten stoßen
müssen, welche von dem mehr oder
weniger großen Reinheitsgrade abhängig
sind, in welchem die zu bestimmenden
Gerbsäuren isoliert worden sind. Abso-
lute Sicherheit haben wir sogar in kei-
nem Falle, da nach neueren Arbeiten^j
die Molekurgewichte der Gerbsäuren
durchweg sämtlich viel höher Uegen^
als in der Literatur angegeben war;
vielleicht handelt es sich um vielfache
der bisher angenommenen Formeln.
Als Zeichen der Reinheit der Produkte
haben wir nur die Resultate der Eie-
mentaranaiyse. Aendem sich die dabei
erhaltenen Zahlen nach den verschie-
denen Reinigungsoperationen nicht mehr,
so kann man wohl sagen, daß der ge-
wünschte Körper rein vorliegt. Die-
selben werden dann zumeist von gutem
») Th. EomeTy 10. Jahresbericht der deut-
schen Gerberschale Freiberg. 'WissenschaftL
Teü, B. 2'6.
Hautpulver völlig absorbiert, stellen also
mindestens eine nahezu creine gerbende
Substanz> dar. Ob wir deshalb aber
nun wirklich ein einheitlich chemisches
Individuum vor uns haben, läßt sich
nicht entscheiden. Nach der Richtung
hin können nur die Spaltungsversache
aufklären, wie dies neuerdings Nieren-
stein^) an der Quebrachogerbsäure ge-
zeigt hat
Nur die Substanzen, die als creme
gerbende Substanz» erkannt sind, können
zum Studium der Additionsreaktionen
herangezogen werden, wie denn anch
Trotman und Haekford in der eingangs
erwähnten Abhandlung creines» Tannin
(nähere Angaben über die Reinheit
fehlen) für ihre Versuche benfitzt haben.
Ist diese Vorbedingung erffiUt, so er-
hebt sich die Hauptforderung, daß das
Reagens, durch welches die Abscheidnng
der Gerbsäure bewirkt werden soll,
nicht auf die im Qerbmaterialaoszag
vorhandenen NichtgerbstofiEe einwirkt
Damit ist die Schwierigkeit der Auf-
gabe vollständig gekennzeichnet Wir
brauchen uns nur der Gallussäure zu
erinnern, welche teilweise (!j vom
Hautpulver absorbiert wird, sich in ihren
chemischen Eigenschaften dem Tannin
sehr nähert und noch dazu, wenn die
Fällungsreaktion in saurer Lösung vor-
genommen wird, durch hydrolytische
Spaltung aus einer ganzen Reihe von
Gerbstoffen wie Eichenrinden-, Eichen-
holz-, Eastanienholz-, Valonen-, sowie
aus Gallen-, Hyrobalanen-, Sumach- und
Dividivigerbstoffen hervorgeht
Zur
Fällung der Quebrachogerb-
säure
habe ich bei meinen Versuchen den
Formaldehyd benfitzt
Formaldehyd reagiert auf Gerbsäuren
unter Bildung von Methylenderivaten,
wie dies wohl zuerst von Marck^) an-
gegeben wurde. Das Eondensations*
«) Nierwutein, GoUegium 1905. Nr. 146.
^) E. Merek, Berioht über das Jahr 1895-
DaimsUdt 1896, S. 14 ff.
601
Produkt erhält man leicht durch Ein-
wirknng von Formaldehyd auf eine
wftsserige QerbstofflOsang bei Gegen-
wart yon Salzsäure. Die Verbindung
scheidet sieh in flockigen, amorphen,
rötlich gefärbten Massen ab, die sich
nach kurzer Zeit zu Boden setzen und
gut abflltrierbar sind. Merck hat diesen
Verbindungen ganz allgemein den Sam-
melnamen tTannoforme» gegeben und
bezeichnet die einzelnen Körper ent-
sprechend der Gerbsäure, von der sie
sich ableiten, als z. B. «Tannoform>-
Meihylendigallusgerbsäure, Quebracho-
Tannoform usw. Er beschreibt noch
das Eichenrindentannoform, Ratanhia-
und Myrobalanentannoform.
In einer neuerdings in der Fachzeit-
schrift cDer Gerber> erschienenen Ab-
handlung von SUasny^) sind die Eigen-
schaften der Methylenderiyate der ver-
schiedensten Gerbstoffe zusammengestellt.
Die Angaben sind von anderer Seite
nachgeprüft und haben sich in jeder
VtTeise bestätigt. Ob sie indessen zur
Identifizierung Verwendung finden kön-
nen, ist nicht sicher.
Nicht unerwähnt bleiben soll eine Idee
Qlilcksrnann^^'^)^ die Formaldehydreak-
tion zu einer quantitativen Bestimmung
des Tannins zu verwerten. Die dies-
bezügliche Arbeit hat eine scharfe, ab-
lehnende Kritik von Tkoms^ erfahren.
Die Versuchsanordnung OlücksmanrC%
war die denkbar ungunstigste: er er-
wärmt zunächst die zu untersuchende
Tanninlösung mit Salzsäure, fugt zur
kochenden Flüssigkeit Formaldehyd und
bringt das danach ausgeschiedene ab-
filtrierte und getrocknete Produkt zur
Wägung. Nach der dabei erhaltenen
Menge will er das Tannin bewerten. —
Einmal reagiert nun die im Tannin
möglicherweise vorhandene Gallussäure
mit Formaldehyd, andererseits vermehrt
er sogar noch deren Menge durch das
«) Eachzeitschrift «Der Gerber», Wien 1905.
Prof. Dr. E. Stiamy. 8. 186 ff.
7) QUicksmarm, Pharm. Post. XXXVII. Jahr-
gang. 8. 428 (1904). Ph. C. 45 [1904], 656.
^) Thams^ Zur Gerbstoffforschnng. Ber. der
deutschen pharmazeutisohen Gesellschaft 1905.
Band 15, Heft 8. 8. 3B0 ff.
anfängliche Kochen mit Salzsäure, wo-
durch ganz sicher ein einheitliches Fäll-
ungsprodukt gar nicht zu erhalten ist
Fflr die direkte Bestimmung mit Form-
aldehyd können vielleicht nur die von
Procter in dessen Leitfaden^) in der
Tabelle Seite 52, I angegebenen Gerb-
stoffe zunächst in betracht kommen,
d. h. diejenigen, welche durch Kochen
mit verdOnnten Säuren (Salzsäure,
Schwefelsäure) Phlobaphene ergeben.
Alle anderen, welche durch Erhitzen in
saurer Lösung tiefgehende Zersetzungen
erfahren und dabei Gallus- bezw. Ellagen-
säure ergeben könnten, scheinen von
vornherein ausgeschlossen.
Das Ausgangsmaterial ffir meine Ver-
suche, die Quebrachogerbsäure, an wel-
cher ich den Reaktionsverlauf verfolgt
habe, wurde nach den Angaben von
Körner ^^) hergestellt.
Das frischgeraspelte Quebrachoholz
übergießt man mit schwach angewärm-
tem Wasser (von etwa 30^, so daß es
eben davon bedeckt ist, preßt nach V2
Stunde ab, filtriert die trübe Flüssig-
keit und setzt den zehnten Teil des
Brühengewichts Kochsalz hinzu. Das
sehr schwer lösliche Phlobaphen, jener
rote Farbstoff, der durch Oxydation aus
der im reinen Zustande fast weißen
Gerbsäure hervorgeht, scheidet sich da-
bei neben der Hauptmenge der Nicht-
gerbstoffe und etwas Gerbstoff aus. Die
filtrierte Lösung schüttelt man im Scheide-
trichter mit Essigäther 11) zwecks Lös-
ung der Gerbsäure kräftig aus. Die
Lösung wird mit Aether fraktioniert ge-
fällt. Es geschieht dies am besten in
großen Filtrierstutzen, in die man zu-
nächst die Essigätherlösung bringt, zu
welcher man sodann unter Rühren und
Schlagen eine reichliche Menge Aether
fügt. Nach 24 ständigem Stehen im
Dunklen hat sich am Boden und an
den Gefäßwandungen ein roter siinpöser
Niederschlag abgeschieden, bestehend aus
») Procter 'Päßler, Leitfaden für gerberei-
chemische üntersachungen. Beilin 1901.
10) Th, Kömer, Ueber den Gerbstoff des
Quebrachoholzes. Ledermarkt 1897, Nr. 37.
1») Tk, Kömer und Alb, Petermann^ Deutsche
Gerberzeitung 1904.
602
Gerbstoff, aber immer noch veranreiDigt
^ordi Phlobaphen und Nichtgerbstoff.
Reinere Produkle erhält man erst, wenn
man zu der yon diesem Körper abge-
gossenen Flüssigkeit yon neuem wieder
unter Umrühren Aether gibt. Die nun-
mehr erhaltene Fraktion, an Menge
allerdings recht gering, gibt ein wesent-
lich anderes Produkt. Durch anhalten-
des Beiben im Mörser verdunsten bald
Aether und Essigäther und es hinter-
bleibt ein fast weißer Körper. Daß mit
dem Fr^tionieren tatsächlich eine er-
hebliche Reinigung erzielt wird, geht
aus den Verbrennungen der einzelnen
Fällungen hervor ^^^^ Der KohlenstofE-
gehalt derselben steigt von 61,36 pCt
in der ersten Fraktion auf 63,86 pCt
in der vierten, was auf eine Entfernung
der NichtgerbstofiEe — Zuckerarten, die
den KohlenstofFgehalt herabsetzen wur-
den — schließen läßt. — Aus den Ana-
lysenresultaten der so gewonnenen Säure
läßt sich die empirische Formel
CioHieOT berechnen.
0,2 g dieser Substanz wurden nun in
etwa 100 ccm Wasser gelöst, mit 60 ccm
Formaldehyd (handelsübliche Ware von
40 pCt) vermischt und auf dem Draht-
netz zum gelinden Sieden erhitzt. Nach
Zugabe von 25 ccm Salzsäure (25 pCt)
trat bald eine starke Trübung ein. Bei
weiterem etwa 10 Minuten langem Er-
wärmen ballte sich die abgeschiedene
Masse zum Niederschlag zusammen. Das
nach einiger Zeit (Vg ständigem Stehen
bei gewöhnlicher Temperatur) abgesaugte
Reaüktionsprodukt, welches mit Wasser,
Alkohol und Aether ausgewaschen und
danach bei 1100 getrocknet wurde, kann
als Methylendiquebrachogerbsäure auf-
gefaßt werden.
Verbrennung. 0,1630 g Substanz
gaben 0,3810 g CO2 und 0,0650 g
H2O.
Berechnet für CH2<^i^5^^n :
C = 64,64 pCt H = 4,42pCt
Gefunden : C = 64,42 » H = 4,60 >
1") Th, Kömer und ÄU). Petermann, Deutsche
Qerberzeitung 1904.
Demnach ist es nicht unwahrschein-
lich, daß die Reaktion im Sinne der
Gleichung :
HCHO + p^«&^
— ftlJ ^ Q19H15O7 -1_ CT A
verläuft.
Zu derselben Methylenyerbindang
gelangt man, wenn man auf einen filtrier-
ten Quebrachoholzanszug, wie man ihn
bei der Gerbmaterialanalyse*} erhält,
unter denselben Bedingungen Form-
aldehyd und Salzsäure einwirken läßt.
Verbrennung. 0,1148 g Snbstaiu
gaben 0,2704 g COg und 0,0612 g
H2O.
Berechnet für CHa<J^^#^2^ :
C = 64,64 pCt H=»4,42pCt
Gefunden: 0 = 64,38 » H=4,97 >
Mercky welcher eine andere Formel
für die Quebrachogerbsäore annimmt
und dem Eondensationsprodokt die
Formel
CH2<^«M^>0
gibt, führt in seiner Arbeit 4 Verbremi-
ungen an, aus denen das Mittel
64,60 pCt Kohlenstoff
4,92 » Wasserstoff
beträgt.
Die übereinstimmenden Resultate
64,42 pCt C 4,60 pCt H
64,38 > C 4,97 > H
64,50 > C 4,92 » H
zeigen, daß man aus den Qaebracho-
extrakten nicht andere Produkte erbilt
als aus der reinen Säure.
Es ist deshalb nicht erforderlich, die
von Merck gegebene Vorschrift: «mög-
lichst gereinigte Pflanzenauszflge» m
verwenden, aS die Quebrachogerbsäore
auszudehnen.
Was nun das Verhalten der Gallns-
und EUagsäure betrifft, die nach i. 0.
Perkin und Ounell^^) zwar nur in nn-
*) Vergleiche die Beispiele am ScbloA.
**) Perhin und QuneU^ Jocun. ehem. to^
1903, 69.
603
beträclitUchen Mengen im Qaebracho
vorkonunen sollen, ist zu bemerken, daß
nach Bayer, Coro n. a.^^) allerdings
Gallnssäare auf Formaldehyd bei Gegen-
wart von Salzsäure reagiert unter Bild-
ung yerschiedener sowoU kristallisieren-
der als amorpher Körper — Methylen-
digallussäure. Es gelang mir indessen
nicht, in dem aus Quebrachoholzauszug
bereiteten Methylenderivate mit dem
Mikroskop kristallisierte Substanz zu
entdecken. — Die Tatsache, daß direkt
reine Fällungen zu erzielen sind, er-
möglicht eine Verwertung der Reaktion
zur quantitativen Bestimmung der Que-
brachogerbsäure.
Zur genauen Bestimmung der Aus-
beuten, die bei der Reaktion erhalten
werden, wurde für jeden Versuch etwa
0,2 g reine Säure bei 110^ getrocknet
und nach genauer Wägung in 100 ccm
heißem Wasser gdöst. Die weit^e
Anordnung war die oben angegebene.
Nach Zusatz von 60 ccm Formaldehyd-
lösung, wobei stets eine Aufliellung der
rotgefärbten Flflssigkeit zu beobachten
ist, wird aufgekocht, dann mit 25 ccm
SsJzsäure versetzt und weitere 10 Minuten
auf dem DrtAtnetz gelinde erhitzt. Die
Flflssigkeit trfibt sich nach Zugabe der
Säure zunächst stark und zeigt bald
darauf eine rötliche flockige Abscheid-
ung, in der Form dem mit Alkalien
gefällten Eisen- oder Aluminiumhydroxyd
nicht unähnlich. Nachdem das Ganze
bei Zimmertemperatur 46 Minuten ge-
standen, wird durch ein getrocknetes
und gewogenes Filter abgegossen, der
Niederschlag mit heißem Wasser bis
zum Verschwinden der sauren Reaktion
gewaschen und bei 110^^ bis zum gleich-
bleibenden Gewicht getrocknet, was in
etwa 2 Stunden zu erreichen ist.*) Das
Filtrat erscheint zuweilen schwach röt-
1^) Beilatein^ Handbuch der oigan. Chemie
(vergl. aoter «Oallossäure»).
*) Dieses sohneile Trocknen bei höherer Tem-
peratur bedeutet offenbar einen Vorteil; Gerb-
stoffextrakte können nicht ohne Zersetzung auf
110® erhitzt werden, infolge EarameMerung der
Niditgerbstoffe. ~ Die beim Trocknen ein-
tretende Oxydation ist ohne Anwendung des
Yakuumtrockenschraoks hier so unvermeidlich,
wie dort
lieh, es tritt aber selbst nach längerem
Stehen höchstens geringe Opalescenz
ein.
Nach der oben angenommenen Gleich-
ung entstehen 724 Teile Methylen-
diquebrachogerbsäure (1 Mol.) aus 712
Teilen Quebrachogerbsäure. Der Um-
rechnungsfaktor auf Gerbsäure ist dem-
nach 0,9834.
Die Versuche haben folgende Resul-
tate ergeben:
Ange- Gefundene Ge- Theoret.
wen- g Gerbsäure fundene gefordert
Ver- dete berechnet g Me- g Me-
such g aus der thylen- thylen-
Gerb- Methylen- ver- verbind-
säure Verbindung bindung ung
a 0,1768 0,1778 0,1808 0,1798
b 0,1768 0,1744 0,1774 0,1798
0 0,2070 0,2067 0,2102 0,2105
d 0,1820 0,1796 0,1826 0,1851
Bei Versuch d) sollte festgestellt wer-
den, in welcher Weise das Resultat
durch die längere Einwirkung der Salz-
säure beeinflußt wird. Zu dem Zweck
wurde die in Wasser gelöste Qnebracho-
gerbsäure zunächst mit 26 ccm Salz-
säure 5 Minuten erhitzt und erst dann
mit Formaldehyd gefällt. Die noch
heiße sofort filtrierte Fällung er-
gab nach dem Trocknen 0,1722 g Me-
thylenverbindung. Nach einigem Stehen
trttbte sich das Filtrat nicht unerheb-
lich, das Gewicht des noch Ausgeschie-
denen betrug 0,0104 g. Aus der Qe«
samtmenge 0,1722 +0,0104= 0,1826g
berechnet sich die Qerbsäuremenge zu
0,1796 g. — Demnach scheint die durch
Kochen mit Salzsäure bewiikte Oxyd*
ation der Quebrachogerbsäure zu ihrem
Phlobaphen das Resultat nicht wesent*
lieh zu beeinflussen, vielleicht infolge
einer reduzierenden Einwirkung des
Formalins (Verschwinden der roten Farbe
und wesentliche Aufhellung), vielleicht
auch durch den Umstand, daß dasEon-
densationsprodukt des Formaldehyds mit
dem Phlobaphen sich seinem Aequivalent-^
gewicht nach nur wenig von dem mit
der reinen Gerbsäure unterscheidet
Unzulässig hingegen wäre ein zu
langes Erhitzen der Mischung. Bei
zwei Versuchen wurde das Erwärmen
(auf dem Wasserbad) auf iVg bis 3
604
Standen ausgedehnt. Die dabei erhal-
tenen Zahlen Men viel zu hoch aus.
Wie oben erwähnt, treten beim Aus-
waschen der Niederschläge zuweilen
gegen Schluß mit dem Verschwinden
der Säure sehr geringe Trübungen auf.
Ich habe deshalb später einfach in
der Weise die Niederschläge gereinigt,
daß sie je dreimal abwechselnd mit
kochendem reinem Wasser bezw. einem
mit einer Spur Salzsäure angesäuertem
Wasser bedeckt wurden. Zum Schluß
genfigt ein dreimaliges Aufgießen von
reinem kochendem Wasser, um den Rest
der Säure zu verdrängen. Trübungen
werden dabei vermieden.
Ich teile noch einige Analysen mit,
die ich vergleichsweise mit Hautpulver
und mit der Methylenreaktion ausge-
führt habe.
Bei den Yergleichsanalysen wurde die
Filtration durch Hautpulver zweimal
vorgenommen, einerseits um in bekannter
Weise aus dem Abdampfrückstand die
Nichtgerbstoffe zu finden, andererseits
um das Verhalten derselben gegen Form-
aldehyd und Salzsäure zu beobachten.
Es konnte aber eine Einwirkung unter,
Bildung unslöslicher Produkte in keinem
Falle festgestellt werden.
I. Quebrachoholz.
20 g extrahiert mit 1000 ccm Wasser.
•— 50 ccm gaben bei der Fällung mit
Formaldehyd a) 0,2358 g, b) 0,2358 g
Methylenverbindung, entsprech. 0,2319 g
Gerbsäure oder 23,19 pCt.
Nach der Hautpuivermethode wurden
24,50 pCt Qesamtextrakt, 1,70 pCt
Nichtgerbstoffe, entsprechend 22,80 pCt
Gerbstoff gefunden.
n. Quebrachoholz.
20 g extrahiert mit 1000 ccm Wasser.
— 50 ccm gaben bei der Fällung mit
Formaldehyd 0,2390 g Methylenverbind-
ung, entsprechend 0,2350 g Gerbsäure
oder .23,50 pGt.
Nach der Hautpulvermethode wurden
26,46 pCt Gesamtextrakt, 1,30 pCt
Nichtgerbstoff, entsprechend 24,16 pCt
Gerbstoff gefunden.
lU. Que brache extrakt.
13,1430 g in 1000 ccm Wasser ge-
löst, die Lüsung durch die ParA:^-*sche
Filterkerze filtriert. 50 ccm gaben bei
der Fällung mit Formaldehyd a) 0,1850 g,
b) 0,1852 g Methylenverbindung, ent-
sprechend a) 0,1819 g, b) 0,1821 g oder
27,70 pCt Gerbsäure.
Nach der Hantpulvermethode wurden
39,58 pCt Gesamtextrakt, 13,09 pCt
Nichtgerbstoffe, entsprechend 26,49 pCt
Gerbstoff gefunden.
IV. Quebrachoextrakt.
5,4316 g in 1000 ccm Wasser gelöst,
die Lösung durch die Parfer'sche Filter-
kerze filtriert. 50 ccm gaben bei der
Fällung mit Formaldehyd a) 0,2222 g,
b) 0,2208 g Methylenverbindung, ent-
sprechend a) 40,23 pCt, b) 39,97 pCt,
im Mittel 40,10 pCt Gerbsäure.
Nach der Hautpulvermethode wurde
40,10 pCt Gerbstoff gefunden.
Chemie neuerer mediziDiscli
wichtiger Tanninverbindungen.
Die unter obiger Ueberschrift von
Dr. H. Franke in dieser Zeitschrift 1906,
Nr. 27 über das Tannigen gemachten
Anffihrungen stehen in einem wesent-
lichen Punkte mit in der Idteratur
vorhandenen Angaben im Widersprach.
Während Franko dem Tannigen die
Zusammensetzung eines Pentacetyl-
tannins zuschreibt, gibt Hans Meyer
(Deutsch. Med. Ztg. 1894, Nr. 31) an,
daß es ein Diacetyltannin sei ; nach An-
dern wiederum ist es ein Gemenge von
Mono- und Diacetyltannin. Gegen die
Identifizierung des Tannigens mit Pent-
acetyltannin spricht weiter folgender
Satz aus FränkeVs Arzneimittelsynthese
(1. Aufl., S. 449): «Würde man höhere
Acetylderivate (des Tannins 12.), als mit
zwei Acetyl - Gruppen darstellen, etwa
die Penta-Acetyl- Verbindung, so würde
man zu ganz unwirksamen Körpern ge-
langen, da diese Säurederivate in ver-
dünnten Alkalien, also auch im Darm-
saft unlöslich sind und daher im Organis-
mus nicht unter Regenerierung des
wirksamen Bestandteiles gespalten wer-
den.» L. Rosenihaler,
605
Aus den
Verhandlungen des VI. Inter-
nationalen Kongresses für an-
gewandte Chemie.
(Schluß Yon Seite 583.)
In yersehiedenen Sektionen worden n. a.
noch folgende Vortrftge gehalten:
Die quantitative Trennnng von Wismut
und Quecksilber
kann nach Ä, P, Castanares durch Ans-
tällnng des Wismuts aus salpetersanrer Lös-
ung mittels Ammoniumkarbonates erreicht
werden. Das Quecksilbersalz bleibt unver-
ändert Die Lösung der beiden Metalle
wird zum Sieden erhitzt, mit Salpetersäure
stark angesäuert und so lange unter fort-
währendem Umrühren mit Ammoniumkabonat
venetzty bis Ammoniakgeruch wahrnehmbar
wird. Man erhält dann die Lösung noch
kurze Zeit im Sieden und läßt dann den
gebildeten Niederschlag sich am Boden
sammeln. Hierauf wird die Flflssigkeit durch
dnen doo^^A-Tiegel filtriert und der Nieder-
fldilag mit schwach ammoniakalischem Wasser
gewaschen, getrocknet und b« Dunkehrot-
gint geglfiht; so daß das Wismutoxyd in
wägbarer Form zurflckbieibt. Das Queck-
silber wird dann im Filtrate in bekannter
Weise bestimmt.
Ber Bacillus Comesii Bossi
enthält nach den Angaben O, Bossis Fer-
mente, die in der Pflanzensubstanz eine
Zersetzung der Hemizellulosen und Pektin-
stoffe bewirken. Es entsteht eine sogenannte
Pektingärung; die bei der Gewinnung des
Flachses nutzbar gemacht werden kann.
Die löslicben Proteiasubstaiizen der
bestehen nach den Untersuchungen von
Lhidet und Amann neben Albumin auch
ans Kasein^ das in der Form von Calcium-
phosphokaselnat in der Molke vorhanden
ist. Die Verff. bestimmten das Drehungs-
vermögen dieser Substanz zu |a]D = — 116^,
so daß daraus und ans dem Drehungs-
vermögen des Albumin (od = — 30^ das
Verliältnis von Albumin und Kasein in ver-
schiedenen Milcharten bestimmt werden kann.
Die Hypothese von Eanunarsten , daß
Kasein beim Gerinnen sich spalte^ ist nicht
richtig. In kfinstiichen Kase'fnlösungen ist
nur ein Teil kolloidal und nur dieser könne
gerinnen. Der lösliche Teil enthält eine
Proteinsubstanz ; deren Drehungsvermögen
dem des ursprünglichen Oaldumphospho-
kaaelnats gleich ist. Die Gerinnung der
Milch Ist ein rein physikalisches Phänomen,
dessen Wiikung beim Koagulieren jeder
kolloidal suspendierten Substanz festzustellen
ist Lösliche Verbindungen können nicht
koagulieren.
Von Prof. D, Vitali wurde vorgetragen :
üeber die physiologische Ermittelung
des Menschenblntes und seine Unter-
scheidung vom tierischen Blute.
' Nach einer üebersicht fiber die vor-
handenen Methoden von Cotton, Moser,
Zdenike, H. Mark und H. Ehrenroih geht
Verfasser auf die Methode von Uhlenhut
näher ein, durch die die bisher als unlösbar
zu bezeichnende Aufgabe nach seinen Ver-
suchen im wesentlichen gelöst sei. Eine
Schwierigkeit liege darin, zur rechten Zeit
ein wirksames Antiserum zur Verfügung zu
haben. Man erreicht das dadurch, daß man
5 ccm eines frischen Antiserums mit einer
Spur Chloroform versetzt und auf einem
Uhrglase bei etwa 28^ C mit Filtrierpapier
bedeckt freiwiUig verdunsten läßt. Der auf
diese Weise erhaltene fein gepulverte Rück-
stand wird zum Gebrauche wieder in der
gleichen Menge Wasser gelöst und ergibt
so ein Serum, das bei der Verwendung nach
den Uhlenkufmiiea Vorschriften in einer
Lösung von Menschenblut eine starke Trüb-
ung und später einen flockigen Bodensatz
erzeugt, während es mit Lösungen von
tierischem Blute keine Trübung zeigt. Ver-
suche über die Beschaffenheit des Blutes
für die Reaktion haben ergeben, daß die
Trübung nicht nur bei frischem, sondern
auch bei altem, mehrjährigen getrockneten,
ja auch bei bereits fauligem, getrockneten
Blute zu erhalten ist. Die Trocknung ist
dabei wichtig, denn wenn das Blut lange
in feuchtem Zustande, z. B. jahrelang in
einer Flasche, aufbewahrt wird, so gelingt
der Nachweis nicht mehr. Das getrocknete
Blut wird mit physiologischer Kochsalzlösung
extrahiert. Durcii Einwirkung hoher Wärme-
grade auf das bei 30 bis 40^ C getrock-
nete Blut wird die Reaktion nicht ver-
hindert.
606
Zar Prüfung der Milch auf ihre Güte
führt Prof. Comunducci den sogenannten
Oxydationsindex eb. 10 com Milch werden
mit Waaeer auf 1 L verdttnnt, 10 ccm
dieser Lösung mit 20 ccm verdünnter
Schwefelsäure (1 : 5) versetzt, bei 60 bis
70^ C auf dem Wasserbade erwfirmt und
tropfenweise mit Yio-Normal-Kaliumperman-
ganatlOsung versetzt; bis eine 5 Minuten
beständige RosafArbung eintritt. Die Anzahl
der verbrauchten ccm Permanganatlösung;
die für 1 ccm Milch erforderlich sind, nennt
Verf. Oxydationsindex. Bei zahlreichen
Versuchen an Milchproben fand er für Kuh-
milch 50 bis 52, ZiegenmUch 44 bis 45,
Schafsmilch 43 bis 48, Eselsmilch 55 bis
58, Frauenmilch 53 bis 60. Versuche an
mit verschiedenen Mengen Wasser versetzter
Milch ergaben die Oxydationsindlces :
hinzugefügtes Wasser
10 20 30 40 50 60 70 80 90 100 pCt
Oxydationsindex
44 39 35 31 25 20 15 10 5 0.
Eine Methode zur Ermittelung der zum
Färben von Teigwaren verwendeten
gelben Farbstoffe
empfahlen Ä, PiutU und O, Bentivoglio
in folgender Weise auszuführen : 50 g Teig-
waren werden 40 Minuten lang in einer
Mischung von 500 com Wasser, 60 bis 70
com Alkohol und 2 ccm Ammoniakflüssig-
keit gekocht unter Ergänzung des ver-
dampfenden Wassers. Die erhaltene gelbe
Flüssigkeit wb^ durch Baumwolle abfiltriert,
mit 2 bis 3 ccm Salzsäure angesäuert und
mit weißen entfetteten WoUfasem (3 g)
wieder gekocht, wodurch der Farbstoff aus
der Flüssigkeit niedergeschlagen wird. Zur
Reinigung wird er nochmals in ammoniakal-
ischem Wasser gelOst und auf neuen WoU-
fasem niedergeschlagen und diese Behand-
lung noch ein drittes Mal wiederholt Die
ammoniakalische LOsung wird schließlich
durch Eindampfen konzentriert und weiter
untersucht. 1 ccm wurd mit 1 Tropfen
Bettendorfs Reagens gelinde erwärmt und
mit emigen Tropfen Eaühydrat oder besser
Natrium* oder Ealhimäthylat versetzt Ein
Rotwerden der Flüssigkeit zeigt die Gegen-
wart emes NitrokOrpers an. Einen
anderen Teil prüft man mit einer verdünnten
Säure; eine Blaufärbung ist für Metanil-
gelb charakteristisch. Tritt keine dieser
Färbungen ein, so sind- Nitrofarbstoffe und
Metanilgelb nicht vorhanden. Bei positivem
Ausfalle wurd die ganze gelbe Flüssigkeit
mit Essigsäure angesäuert, und stark mit
Tetrachlorkohlenstoff ausgesdiüttelt Der
Tetrachlorkohlenstoff wird abgegoflsen und
die gelösten Farbstoffe mit ammoniakalisdiem
Wasser entzogen. Diese LOsung wird in
2 Teile getdlt, der eine mit Salzsäure an-
gesäuert und mit 1 bis 2 Tropfen Betteti-
dorf^ Reagens und mit übersdiüssigem
Ammoniak versetzt
Das Erscheinen emer Rosafärbung zeigt
die Gegenwart von Martiusgelb an. Zu
dem zweiten TeUe der Lösung wird em
kleiner Ueberschuß verdünnter Salzsäure und
eine kleine Menge Zinkpulver hmzugeffigt
Beim Vorhandensein von Viktoriagelb
entsteht bald eine veildienrote Färbung. Die
von Tetrachlorkohlenstoff befreite, Esdgsänre
enthaltende Lösung kann noch Metanilgelby
EHkrinsäure und Naphtholgelb S enthalten.
Ein Teil derselben wird auf dem Wasser-
bade eingedampft, der Rückstand mit Wasser
aufgenommen und abfiltriert In 1 oem
dieser Lösung wurd Metanilgelb durch
einen Tropfen Salzsäure nachgewiesen dureh
Auftreten einer violetten Färbung. Die
Pikrinsäure wird durch Zusatz dniger
Tropfen Schwefelammonium- und Ammoniak-
flüssigkeit in orangerote Pikraminsäure über-
geführt Den letzten Teil der Lösung prüft
man auf Naphtholgelb, indem man zu-
nächst mit Ammoniakflüssigkeit und Zhtk-
pulver behandelt, dann das Filtrat mit Salz-
säure versetz^ wobei eine orange Färbung
auftritt Auf Zusatz von Zink im Ueber-
schuß tritt Entfärbung ein. Die entfärbte
Lösung wird mit Kalilauge gelb, mit Eisen-
chlorid orange.
Chem.'Ztg. 1906, 465, 466, 467, 503,
504. -jke.
Permanganatpasten
zur Lupusbehandlung bereitet man sich nadi
folgenden Vorschriften:
I. Liquor Natrii silicici 100,0
Eaiittm permanganicum 5,0.
IL Alumina gelatinosa 20,0
Kalium permanganicum 0,5 bisl,0.
Nouv. rem^des 1905, 404. A,
607
Zur Auslegons
pharmasoutisohor Oesetze usw.
(Fortsetzung yon Seite 564.)
223. Mittel zur Erzielung einer schönen
Bftite sind Heilmittel, haben das Bezirks-
amt zu Mannheim nnd das dortig Schöffen-
gericht entschieden anf gnmd der Aussage
des Sachverständigen. Dieser führte aua^
wenn das Mittel zur Bekämpfung der Atrophie
der Bflste bestimmt sei^ wäre es ein Heil-
mittel. (Apoth.-Ztg. 1906^ Nr. 28.)
224. Die Schreibweise Syrupus neben
Sirupus auf den Apothekenstandgefäßen ist
nach einer Verfügung des preußischen Mi-
nisters der Medizinalangelegenheiten bis auf
weiteres zugelassen. (Pharm. Ztg. 1906,
Nr. 28.
225. Warenzeichen Lieber's nnd Lie-
ber'sehe bezw. Lieberische Kräuter. Das
Eaiserl. Patentamt hat am 2. April 1906
entschieden^ daß ein unterschied anzu-
nehmen ist zwischen der Bezeichnung Lieber's
Kräuter und lieber'sche Kräuter^ und daher
beide Benennungen als Warenzeichen ein-
getragen werden können. (Pharm. Ztg.
1906, Nr. 72.)
226. ünbeftigte Ausübung der Heil-
kunde. Das Eammergericht hat am 21. Mai
1906 entBchieden, von einer Ausübung der
Heilkunde könne nur dann die Rede sem,
wenn ein Apotheker mit emem bestimmten
Kranken in Verbindung trete, um ihn von
einem Leiden zu befreien. In der Anpreis-
ung einer Salbe könne noch nicht die Aus-
übung der Heilkunde gefunden werden. Es
bandelte sich in diesem Falle um Rino-
salbe, die mit Einstimmung und unter An-
führung der beiden Apotheken als Verkaufs-
stelle in Tageszeitungen angekündigt war.
(Pharm. Ztg. 1906, Nr. 42.)
227. Sirupus Rhamni cathartici ist
nicht dem fireien Verkehr überlassen,
entBchied das Schöffengericht zu Qerresheim.
Ein wegen Verkaufs von Ereuzdomsaft an-
geklagter Drogist behauptete, dieser Saft
gehöre zu den frei verkäuflichen Frucht-
säften. Eine geringe medizinische Wurkung
genüge nicht, den Saft vom freien Verkehr
auszuschließen, sonst dürften auch HeideT-
beersäf te nicht verkauft werden. Dem gegen-
über machte das Gericht geltend, daß die
Eaiserl. Verordnung ausdrücklich von 0 b s t •
Sirupen spreche, nicht von Frucht-
sirupen; Ereuzdornbeeren seien
nicht zum Obst zu redinen, wohl aber
Heidelbeeren. (Apoth.-Ztg. 1906, Nr. 10.)
228. Sehwarzer'scher Alpenkrftuter-
tee ist dem £reien Verkehr entzogen
laut Entscheidung des Obersten Landgerichtes
zu München. Wenn die Teepakete auch
den Aufdruck bringen, der Tee sei kern
Arzneimittel, aber gut für das Blut und
lasse es nicht unrein werden; er sei ein
diätetisches Qenußmittel — so gehe daraus
nicht hervor, daß er nur den Leuten em-
pfohlen werden sollte, die völlig gesund
sind; es müsse vielmehr daraus gefolgert
werden, daß der Tee auch denen empfohlen
werden sollte, die bereits unreines Blut haben,
und daß er die anormale Besdiaffenheit der
blutbereitenden Organe beseitigeD, lindem
und heilen soll. Damit sei der Tee aber
als Heilmittel gekennzeichnet. (Apoth.-
Ztg. 1905, Nr. 95.)
229. Kleinhandel mit Spiritus. Eine
Drogenhändlerin in Eattowitz war wegen
Eleinhandels mit Sphitus angeklagt und ver-
urteilt worden. Das Eammergericht hob je-
doch am 22. Januar 1906 das Vorurteil
auf und wies die Sache zur anderwaten Be-
handlung an das Landgericht zurück, denn
die Angeklagte habe ihrem Personal streng
eingeschärft, Spuritus nicht zum Trinken,
sondern nur als Heilmittel zu verkaufen,
auch die Verkaufsgefäße stets mit der Etikette
cAeußerlich» zu versehen — es sei aber nicht
erwiesen, daß die Angeklagte Eenntnis davon
gehabt habe, daß ihr Personal deren Vor-
sduiften zuwiderhandelte; auch fehle die Fest-
stellung, daß die Angeklagte gewerbe-
mäßig gehandelt habe, um dauernd Oewinn
aus dem Verkauf von Spiritus zu Truik-
zwecken zu erzielen. (Pharm.Ztg.i906,Nr.8.)
2 30. Borsalbe ist als Eosmetikum dem
freien Verkehr überlassen, hat eine Straf-
kammer in Hannover entschieden. Strafbar
ist der Verkauf außerhalb der Apotheken
nur, wenn die Borsalbe ausschließlich als
Heilmittel feUgeboten wird. Das Feil-
bieten an und für sidi ist nicht straf-
bar, da Borsalbe auch als kosmetisches
Mittel Anwendung findet (Pharm. Ztg. 1 906,
Nr. 16.) A, St.
608
Neue Arzneimittel.
Atrosogen besteht aus 5 g basischem Wis-
mntnitrat; 12 g Caldamkarbonat, 10 g
Natrinmchlorid , 3 g Natriumsnlfat, 65 g
Natriumbikarbonat; 3 g Pepsin und 2 g
Rhabarber. Anwendung: als Magenpulver.
Darsteller: W. F. Weiß in München.
Citrorheumin. 24 Tabletten enthalten
10 g Citarin, 0,01 g Colchicin, 1 g Ghinin-
sulfat und 5 g Zitronensfture. Anwendung:
gegen Gicht und Gelenkrheumatismus. Dar-
Steuer: W. F, Weiß in München.
Injektion Hirsch (nicht Harsch, Pharm.
Gentralh. 47 [1906J; 540) ist nach Med.
Elin. 1906, Nr. 9 eine Akoln-Quecksilber-
lösung und wird von von Heyden in Rade<
beui-Dresden nach einem besonderen Ver-
fahren dargestellt, so daß das Akoln in
Lösung bleibt. Sie enthält 1 pCt Queck-
silberoxycyanid und 0,5 pOt Akoln.
Litharsinpräparate , deren Bestandteile
unbekannt sind, finden bei Zuckerkrankheit
Anwendung. Darsteller: Apotheker Emil
Jos, Ferr6 in Paris, 142 Boulevard St. Ger-
main.
Tulase soll nach dem «Matin» ein neues
Heilmittel der Tuberkulose sein, das von
Prof. Behring entdeckt worden ist Die
Herstellung desselben wird geheimgehalten,
doch weiß man angeblidi, daß die darin
enthaltenen Tuberkelbazillen abgestorben
und.
Valda- Pastillen (Pharm. Gentralh. 47
[1906], 583) enthalten Menthol und ein
Eukalyptusprftparat. E. Mmtxel,
Ueber die Flttehtigkeit der Milchsäure mit
Wasserdämpfen macht F, Utx (Cham. -Ztg.
1905, 363) einige Mitteilungen, aus denen her-
vorgeht, daß zweifellos Milchsäure mit Wasser-
dämpfen übergeht, daß aber doch die Flüchtig-
keit nicht 80 groß ist, daß eine quantitative Be-
stimmung damit erzielt werden kann. Die
Anwesenheit von Milchsäure im Destillate wurde
sowohl durch die Reaktionen von Uffelmann
(1 Tropfen Eisenchloridlösung imd 94 g Karbol-
säure in 50 ccm Wasser gelöst; das violett ge-
färbte Heagens wird durch Milchsäure gelb) und
Berg (100 com Wasser, 2 Tropfen Eisenchlorid-
lösung und 2 Tropfen konzentrierte Salzsäure;
mit der ätherischen Ausschüttelung des ange-
säuerten Destillates tritt bei Gegenwart von
Milchsäure starke Gelbfärbung ein), als auch
durch die Darstellung von Zinklaktat durch
Kochen des ätherischen Auszuges einer größeren
Menge des Destillates mit Zinkkarbonat nach-
gewiesen. — Ä«.
Zur quantitativen
Bestimmung der Fettsäuren in
Fetten und Seifen
ist hauptsäcfalieh das Hehner'wAe Verfahren
iu 'Oebraueh, das aber insofern Naefateile
mit sieh bringt, als nur die in Wasser un-
löslichen FettB&nren bestimmt werden. Bei
dem Trocknen der ausgeschiedenen Fett-
sfturen treten Verluste der flflditigen Fett-
säuren «n, die tdlweise durch Saneratotf-
aufnähme ausgeglichen werden. Zur Ver-
meidung dieser üngenauigkttten empfiehlt
K Braun (Seifenfabrikant 1906, 127) eine
genau gewogene Menge des Fettee mit
alkoholischer Ealüauge zu verseifen, woxn
am besten Methylalkohol verwendet wird,
den Alkohol möglichst zu verjagen und den
Rückstand mit 50 ccm Wasser aufzunehmen.
Die Seifenlösung wird dann mit Salzsäure
neutralisiert und dann mit Chlorcaloinmlöeong
gefällt, wobei ein zu großer üebersehoß
vermieden werden muß. Dann erwärmt
man auf dem Wasserbade auf höchstens 50^ C,
worauf rasch Klärung der FlOssigkeit ein-
tritt. Nach dem völligen Erkalten wird
filtriert und solange mit kaltem Wasser ge-
waschen, bis das Filtrat nach dem Ansänem
mit Salpetersäure durch SObemitrat nicht
mehr getrfibt wird. Dann wud dasFiltermitdem
NiederscUag getrocknet und im gewogenen
Tiegel verascht. Der Rückstand wird mit
Salpetersäure durdifeuchtet und bis zur Oe-
wichtskonstanz geglflht. Aus dem CaMum-
oxyd wird dann die Fettsäure berechnet
Die Methode ist ftlr die üntersuchong von
Butter nicht anwendbar, da Caldnmbntyrat
in kaltem Wasser leicht löslich ist ~Aa.
Zur qualitativen Prüfung auf
Wasserglas in Seifen
empfiehlt A, Hussein (Seifenfabrikant 1906,
406) folgendes Verfahren: Man zerschneideC
die Seife, löst in Alkohol, wäscht den un-
löslichen Rückstand auf dem Filter mit
warmem Alkohol nach und trocknet. Dann
wird der unlösliche ROckstand mit starker
Natronlauge erhitzt, filtriert und das Filtrat
mit Salzsäure sauer und dann mit Ammoniak-
fiüssigkeit wieder alkalisch gemacht, wobei
die Kieselsäure in der bekannten Form aus-
fällt. -A^.
609
Nachweis
geringer Mengen Mangan neben
Eisen im Grundwasser.
Schon Proskauer hat 1894 naehgewieseD;
daß in gleicher Weise wie Eisenverbindnngen
anch Mangan Rohrverstopfungen hervor-
gleichzeitiger Eontrolle anderer Verfahren
(Schmelze). Gewichtsanalytisch ist die Me-
thode nidit zu verwerten, da der Nieder-
schlag sich sehr schlecht filtrieren Iftßt und
anch Mangan nicht quantitativ gef&lit wird.
Jedoch wird der Praktiker nach Ansidit des
Verf. an der Stärke der TrQbung wie auch
rufen kann. Da die bisher bekannten Me- bei der Eisenreaktion leicht bemessen können,
thodendesMangan-Nachweisee zu zeitraubend ob das untersuchte Wasser etwa zu bean-
und umstAndUdi sind, so fordert die Plaxis standen ist
ein Verfahren, das einerseits möglichst schnell
und sicher die Anwesenheit von Mangan im
Wasser erkennen l&ßt, andererseits auch
möglichst einfach ist, damit selbst ein Nichi-
chemiker (?) die Analyse auszuführen im-
stande ist. Für diesen Zweck empfiehlt
Sehtx.
OesundheitS'Ingen. 1905, Nr. 12.
Der Nachweis von Morphin
im Harn.
gelingt nicht immer leicht, wenn nur kleine
Fr'Oroner die' vo7 lT ^^wT^rang^gebräe ! ^®°6®^ dieses Alkaloids vorhanden sind, da
Methode mit Ferrooyankaüum, daß in Lös- ! Morphm im Organismus zu Dehydromorphin
ungen von Mangansalzen einen weißen : ^^^^^^Z! "^'^ "f^ *^ ^^^^ Reaktionen
Niederschlag von Manganferrocyanid hervor- , ™^. Eigenschaften hat. Dehydromor-
ruft Um die Bildung von Berlinerblau bei P^^»» »* »««h Deleanou unlöslich in Wasser,
Anwesenheit von Eisen zu verhindern, muß Alkohol, Aether, Chloroform, Schwefelkohlen-
man vor der Fällung mit Ferrocyankalium *^"' verdünnter Schwefelsfture und in kohlen-
Weinsäure und überschüssige Ammoniak- '^^^ AlkaUen, es löst sich aber m Kali-
flüssigkeit hinzufügen. i **"&? ™^ **' ^^^^ "* alkoholischem Am-
Die üntereuchung wird zweckmäßig wie °'''Di''ydromorphin gibt folgende Farbreak-
folgt ausgeführt: 100 ccm Wasser ^ör^en'g ; r © e
in einem Pro^Wschen Schaurohr mit j ^ ^^ ^^^^ Schwefelsäure oKvgrün,
Salzsäure angesäuert, um etwaige Eisen- und ; g ^.^ ^^^^ Salpetersäure orang^ot, gelb
Manganausscheidungen m Lösung zu bnngen. «ß-d^^^ o •? o
Bleibt trotzdem eine TrObung - bedingt 3 J^ Eisenchlorid sehwaeh bUu,
durch fernen Sand oder Tonpaitkeldien - ^ ^.^ ^„„^ Schwefelsäure und Zucker
bestehen, so filtriert man und setzt zur |^,^„ . j„„i,^i«,,n„ „««^1.1««^«^
1,1-..^ i^ o u *-:..*. TUT.:- 1 Wau, m dunkelgrün umschlagend,
klaren Lösung 2 ccm konzentrierte Wein-
säorelösung und soviel Ammoniakflüssigkeit
zu, daß nach dem Umschütteln ein deut-
licher Geruch nach Ammoniak erkennbar
5. mit konz. Schwefelsäure und Form-
aldehyd ziegebrot
Zum Nachweis von Morphin, bezw. De-
• 1 TA *i._x ex «.x._x I hydromorphin dampft man den Harn im
»L Dann fügt man 2 ccm einer gesätügfem ^.^bad bis zur Sirupdicke em, macht
Ferrocyankahnmldsung hmzu, worauf jo „it alkoholischer Weinsäu^lösung stark sauer
nach der Menge des vorhandenen Mangans ; ^^ ^^^^^ unter Rückfluß 2 bis 3 Stunden
^. J'ul^^'J'lfT^ *?" eine Trübung ; ^^ ^^o. Das Filtrat wird entgeistigt, der
enteteht Nach dem Zusatz von Ferrocyan- , ^^^^,^3 ^.^ ^^^ aufgenommen und
faüram »t darauf zu achten, daß eme grün- , ^^ ^^^^ ^^ Chloroform ausgeschüttelt,
hchgelbe Lösung Sich ergjbt; ein blaugrflner : ^^^ ^ ^^^.^^ ^,, ^^^^ ^^ cyoro-
Farbenton würde entweder auf emen zu ^^^ auggeschflttolt Die im Scheidetrichter
^l? a rTr^-""*^ 'J^ *. '° I verbleibende Flüssigkeit wird salzsauer ge-
scbleeht« Schütteln hinweisen Da das ge- ^.^^ ^^ ^„ ^j^rt mit Ohoroform, das
bddete Beriinerbtau nicht mehr durch nach- ^.j Ammoniak ges&ttigt ist, mehrmals aus-
tri^che Hinzufügung von Ammoniak zu eschüttelt Mit dem Verdampfungsrück-
entfemen ist, steUt man zweAmäßig den ^^^ ^^ j^tj^^ 3t^Ut „^ ^^ „^en
Versuch von neuem an. Verf. hat auf diese betriebenen Farbreaktionen an. A.
Weise 0,05 mg Mangan m 100 ccm Wasser i „ • -. i;' • • -^nrui oo
. . .. «• u -L -i u • X ' Revista Farmactet 1906, 38.
stets mit Sicherheit nachgewiesen unter _^
610
Einen neuen Nachweis von
Blutflecken
teilt A. Lecha-Marxo in Rev. de Med. y
Cir. Präct 1906, 21. Mfirz, etwa wie folgt
mit: Ein Teilchen des BIutfleekenB'^) bringt
man anf einen Objektträger^ fflgt ein wenig
einer Lösung von 2,5 g Jod, 0,5 g Kalium-
jodid in 25 g 96proo. Alkohol, dann Py-
ridin und etwas Schwefelammoninm hinzu,
legt das Deckglas, ohne zu drücken, auf.
Es bilden sich sofort Kristalle von Jodhftmatin.
Diese sind orangefarben bis tiefrot, doppel-
brechend, bilden Nadeln oder rhombische
bezw. rechteckige Tafeb, ähnlieh den Teich-
mann'when Ejistallen. Durch Umgeben
des Deckglases mit Kanadabalsam kann man
sie gut erhalten. Selbst wenn das Blut
sehr hohen Temperaturen ausgesetzt war,
gelingt die Probe. Behandeln mit starker
Seife, Eisensalzen, Ammoniak, Ameisensäure
und anderen organischen Säuren, 5proc
Karbolsäure, Eiter und Farbstoffen hindert
die Probe nicht, dagegen ist die Behandlung
mit Chlorkalk, Mmeralsäuren, Essigsäure,
SttbÜmat und Höllenstein hinderlich.
—ix —
Bettendorf 8 Reagens
haben Ä. Ferraro und A. Carrobio (Bull,
chim. farm. 1905, 805) in der Weise ab-
geändert, daß sie zu dem zu untersuchen-
den Stoffe in dem Reagensglase 2 bis 4 cg
Zinn und 10 bis 12 Tropfen konzentrierte
Salzsäure zufügten und erwärmten. Sind
etwa 0,0005 g Arsentriozyd zugegen, so
färbt sich die ganze Flüssigkeit intensiv
braunrot, vermutlich infolge einer BUdung
von festem Arsenwasserstoff. Sind etwas
größere Mengen vorhanden, so bilden sich
braunrötliche Ringe, die bei weiterem Er-
wärmen in die oberen Teile des Reagens-
glases sttblimieren. Weiteres Erwärmen be-
wirkt vollständige Entfärbung der Flüssig-
keit, Entwickelung gasförmigen Arsenwasser-
stoffes und Abscheidung von pulverigem
schwarzem elementarem Arsen. Die rot-
bräunliche Färbung wurde bei Arsenit nnd
Araeniat noch sehr deutlich wahigenommeD,
wenn noch 0,000005 g Arsentrioxyd zu-
gegen war. Bei so kleinen Mengen tritt
infolge der stetigen Ehiwirinmg des nas-
zierenden Wasserstoffes die Entfärbung andi
ohne Erwärmen em. Der Nachweis von
Arsen gelingt noch mit Vioooooo Arsen.
Hierbei entsteht eine sehr schwache röttiehe
Ftbrbung, die man besser beobaditel, wenn
man das Reagensglas .gegen weißes Papier
hält Die Färbung tritt allmählich ein und
erreicht ihren Höhepunkt nach 2 bis 3
Minuten.
Antimonverbindungen werden so-
fort zu metallischem Antimon reduziert
Dieses sammelt sidi am Boden des Reagens-
glases als schwarzes Pulver an, während
die darüber stehende Flüssigkeit farbk«
bleibt Demnach ist es leicht mOg^idi auf
diese Weise Arsen und Antimon neben-
einander zu erkennen; denn die röt-
liche Färbung rührt vom Arsen her.
*) Befindet sich das Blut auf einem Gewebe,
so läßt man ein Stüokohen in 20proo. Natrinm-
karbonatlösung mazerieren, dickt die Lösung
bei geringer Hitse ein, bringt ein Teilchen des
Eingedickten auf den Objektträger und läßt es
dort zoi Trockne eindampfen.
Zur quantitativea Prüfung
der chlor-, brom- und jodsauren
Salze
empfiehlt Fritx Weber in Pharm. Ztg.
1906, 364 die betreffenden Salze mitteto
Hydroxylaminsulfat zn reduzieren.
Nachstehend Anweisung, wie man zu ver-
fahren hat:
Zur Ghiorbestimmung IM man 1 g
Ealiumchlorat in 200 g Wasser, fflgt 20 g
Hydroxylaminsulfat hmzu, sftuert mit Sal-
petersäure an, erwftrmt und fällt mit Silber-
nitrat.
Zur Brombestimmung lOst man lg
Eaiiumbromat in 200 g Wasser, flbersittigt
mit Ammoniak, fflgt 20 g Hydroxylamin-
sulfat zu, säuert mit Salpetersäure an, er-
wärmt und fällt mit Silbemitrat.
Zur Jodbestimmung IM man 1 g
Kaliumjodat in 100 g Wasser, flbenitiigt
mit Ammoniak, fflgt 10 g Hydroxylamin-
sulfat hinzu und säuert mit Salpetersiare
an. Sollte sidi hierbei etwas Jod aus-
scheiden, so ist Schwefeldioxyd und dann
wieder etwas Salpetersäure hinzuzugeben.
Schließlich fällt man mit Silbemitrat
611
■ahpungsniittel-Cheiiiie-
Der Nachweis einer Färbung
von Eierteigwaren.
Von KorpsstabBapothekei ütx in TVürzburg.
Die cYereinbarangen» sehreiben bekannt-
lich zum Nachweis von Tropfte 1 in in
Eierteigwaren die CSoretTsche Methode vor.
Das genannte Verfahren wird in fast allen
nahrnngsmittelchemischen Werken als brauch-
bar empfohlen^ während es nach dem urteile
mancher Autoren nicht nur zum Nachweise
von TropftoliU; sondern Oberhaupt alier
kftnstlichen Farbstoffe unbrauchbar ist. So
wül Brebeck (Zeitschr. f. öff. Ghem. 1902,
397) beobachtet haben^ daß der Weizen
einen Farbstoff enthält, der die für Tropäolin
maßgebenden Reaktionen nach Cor eil gibt
Popp (Zeitschr. f. öff. Ghem. 1902, 424)
dagegen hält das genannte Verfahren bei
richtiger AnsftLhrung und bei Nichtnnter-
lassong der Ausfftrbungsprobe sehr wohl zur
Erkennung der Tropftolinfarbstoffe ffir ge-
eignet
SchmitX'Dumont (Zeitschr. f. Off. Chem.
1902, 424) empfiehlt zum Nachweise der
gelben Azofarbstoffe das Befeuchten der
Teigwaren mit verdfinnter Salzsäure. Bei
künstlieher Färbung ändert sich die Farbe
sofort oder innerhalb 15 Minuten, während
die bei Weizengries und Hafermehl wieder-
holt beobachtete Färbung erst nach etwa 12
Stunden dntrat; Eifarbstoff beeinträchtigt
die Reaktion nicht
Nach Juckenack (Zeitschr. f. Unters, der
Nahr.< u. Oenußm. 1900, 1) gelingt der
Nachweis der kflnstlichen Färbung leicht
durch Extraktion der in einer Kaffeemflhle
feingemahlenen Eierteigwaren zunächst mit
Aether; ist der Auszug gelb gefärbt, so
rührt diese Farbe fast immer von Lnteln
her; auf Zusatz von wässeriger salpetriger
Säure (TFIs^j'sche Reaktion) wird die äther-
ische Lösung bd Gegenwart von Eifarbstoff
entfärbt, während sie bei Anwesenheit von
künstlichen Farbstoffen gefärbt bleibt Fast
aUe zur Färbung in betracht kommenden
gelben Farben sind in Aether unlöslich, lös-
lieh dagegen in Alkohol.
Dannenberg (Zeitschr. f. Unters, d. Nahr.-
u. Qenußm. 1904, 536) macht nun darauf
aufmerksam, daß der größte Teil des Farb-
stoffes von Gries, der zur Herstellung von
Eiemudeln Verwendung findet, nicht aus
LuteXn, sondern aus verschiedenen anderen,
teils gelben, teils roten Körpern, die in
Aether unlöslich sind, sich aber In Alkohol
lösen, besteht Auch er hält die Comrsche
Reaktion für unbrauchbar. Dannenberg
schlägt folgende Methode zum Nachweise
der Färbung vor:
30 g der gemahlenen Teigwaren werden
in einem Erlenmeyer^sdien Eölbchen mit
50 com 25proG. Alkohol Übergossen und
einigemale kräftig geschüttelt. Man läßt
dann bei gewöhnlicher Temperatur 6 Stunden
absitzen. Ist nun die Alkoholschicht deut-
lich gelb, so liegt unter Umständen ein al-
kohollöslicher Farbzusatz vor; ist die Schidit
ungefärbt oder schmutziggrair, so ist ein
solcher Zusatz ausgeschlossen. Um einen
eventuellen Zusatz eines ätherlöslichen und
alkoholunlöschen Farbstoffes nachzuweisen^
werden die Teigwaren mit starkem Alkohol
auf dem Wasserbade wiederholt ausgezogen,
und zuletzt mit Aether behandelt. Wurden
die Tdgwaren durch Alkohol nicht ganz
entfärbt, wohl aber durch Aether, so lag
mit Sicherheit ein ätherlöslicher Farbstoff vor.
A. L, Wintan, E, M, Bailey, A, W,
Ogden und K, O. Barber (Jahresber. d.
landw. Vers.-St. Connecticut, 2. Teil, 1904,
138 ; d. Zeitschr. f. Unters, d. Nahrungsm.
1906, 36) geben für den Nachweis der
Farbstoffe in den Eierteigwaren folgende
Uebersicht an:
1. Alkohol (95proc.) wird beim Aus-
schütteln gelb gefärbt
A. In die konzentrierte alkoholische Lös-
ung emgetauchtes und dann getrock-
netes Filtrierpapier wird beim Befeuchten
mit verdünnter Borsäure-Salzsäurelösung
und darauf folgendem Trocknen kirsch-
rot, diese Farbe schlägt auf Zusatz
von Ammoniak in Blauschwarz um:
Ourcuma.
B. Die kirschrote Farbe mit Borsäure-
Salzsäure oder die blauschwarze mit
Ammoniak treten nicht ein.
a) Die nach dem Verdampfen des Alko-
hols zurückbleibende gelbe Farbe ist
in Wasser löslich; die Lösung wird
612
zam Teil durch Salzdlnre entflrbt:
Nitrofarbstoffe.
b) Die nach dem Verdampfen des Alko-
bob zDrfiekbleLbende gelbe Farbe ist
in Wasser nnlOslioh: Eifarbstoff.
2. Alkohol wird beim Ausschfittehi nicht
gelb gefärbt, dagegen wird dne Mischung
von 10 Teilen Alkohol (95 proc.) und 1 Tdl
konzentrierter Salzsfture orange gefärbt.
Ein mit dieser Lösung getränktes Filtrier-
papier wird beim Trocknen bei Zimmer-
temperatur rosarot: Azofarbstoffe (Tro-
päolin).
Riechelmann und Leuscher (Zeitschr. f.
öff. Ghem. 1902, 204) empfehlen folgendes
Verfahren: Etwa 50 g Substanz werden mit
etwa 75 ccm Aceton und 10 ccm Wasser
^4 bis 1 Stunde am Hückflußkflhier erhitzt,
dann wird die Flfissigkeit in einen anderen
Kolben gegpssen und das Aceton vollständig
abdestilliert. Der mit 30 ccm Wasser ver-
setzte Kolbeninhalt wird erkalten gelassen
und die wässerige Lösung durch Filtration
vom Fett getrennt. Der Farbstoff wird
darauf in der Wärme auf einen unpräpa-
rierten Wollfaden niedergeschlagen. Die
natüriichen Eifarbstoffe bleiben im Fett ge-
löst zurflck.
Das wären die hauptsächlichsten bis jetzt
angegebenen Verfahren zum Nachweise einer
kflnstliehen Färbung in Eierteigwaren. Ich
hatte in der letzten Zeit eine größere Reihe
von Nudeln zu untersuchen, die — obwohl
nach den Bedingungen solche aus Mehl und
Eiern zu Uefem waren — mit einer em-
zigen Ausnahme keine Spur von Eiern ent-
hielten. Daffir waren sie — mit Ausnahme
der erwähnten einen Probe — sämtlich ge-
färbt, und zwar einzelne Sorten so intensiv,
daß man schon aus dem Aussehen auf eine
kflnstliche Färbung schließen konnte. Von
einer Deklaration der künstlichen Färbung
war natflrlich nicht die Rede. Infolgedessen
und weil die Fabrikate auch nicht den Be-
dingungen entsprachen, wurden sie bean-
standet.
Was den Nachweis der künstlichen Färb-
ung anbelangt, so bin ich der Ansicht, daß
man in erster Linie den betreffenden Farb-
stoff darstellen muß ; auf welche Weise dies
geschieht, ist einerlei: sei es mit 95-, 90-
oder 70 proc. Alkohol oder auch Aceton.
Den gewonnenen Farbstoff hat man tun-
\ lidMt vom Fett zu tienneo. Von amufhlsg-
gebender Bedentang ist nur die Ausfärbe-
probe; die übrigen Verfahren könaeo
; lediglicb als Vorproben Verwendung finden.
I Eine besondoe Bedeutung kommt nameot-
jlidi den Flrbungen mit konzentrierter SiLe-
oder Schw^elsänre nieht zd, da es ja eine
Menge Stoffe gibt, wdehe mit den ge-
nannten Sänren Rot- bezw. Violettflrbinigen
geben.
Das Auafärbeverfahren hat anßer denn
Vorzug der Sidieriieit auch noch den Vor-
teil, daß man bei einer etwaigen Strafrer-
folgnng den gefärbten Faden ata Be-
weismittel zu den Akten geben kann.
Die Beantwortung der Fragen ob die
künstliche Färbung notwendig sei;
hat mit emem entsdiiedenen cNein» zu erfdgen.
Da die ktlnstliche Färbung sidiier auseehließ-
lich zu dem Zwecke erfolgt, das PobfikuB
über die wahre Beschaffenhot der Ware sa
täuschen, d. h. ihm einen Gehalt an Eiern
durch die Farbe vorzutäuschen, so ist sie
zu beanstanden. Nur dureh fortgesetzte
Beanstandung und, wenn nötig, durch Be-
strafung werden diese Zusätze ebenso wieder
verschwinden, wie der Zusatz von sehweflig-
sauren Salzen zum Ha<^eisch usw.
Yerfahren zur SteriUsierung und Kosser-
vierang von bakteriell yeninreinifteR oder
leicht zersetzllchen Fiflssigkelten. D. R. P.
161184, Kl. 53 8. Farbwerke vorm. MtUter.
Lucius dj Brüning - Höchst. Das Verfahren
soll in der Hauptsache zur Herstelioiig
einer Dauer Diilch angewendet werdeo, die
Geruch und Geschmack reiner frischer Milch
besitzen und in ihrer Koagulationsf emperator und
Gerinnbarkeit keinerlei Yeränderong erlitten
haben soll. Das Verfahren besteht daiin, dl-
man Formaldehyddämpfe mit der Oberfliche der
Flüssigkeit in Berührung bringt und zugleich
durch Schütteln oder ähnliche Mittel einen
häufigen "Wechsel der Oberfläche bewirkt Bei-
spielsweise wird Milch in einem Tbennostaten
bei 35 bis 38 o mittels eines Schüttelapparates
15 Stunden lang geschüttelt, während eine ver-
hältnismäßig kleine Menge Formaldebyd in einem
im Hals des Schüttelgefäßes befestigten Watte-
bausch die Formaldehyddämpfe liefert Bas
Schütteln kann auch bei gewöhnlicher Tempe-
ratur erfolgen, dann muß aber das Schüttel-
gefäli zur Beförderung der Formaldehydeinwirk-
ung evakuiert werden. Ob — wie die Patent-
inhaberin angibt — dabei keine Veränderungen
der physikalischen Eigenschaften der Milch ein-
treten, erscheint einigermaßen zweifelhaft
613
Ueber Ferhydrasemiloh
hat Muck, wie in Münch. Med. Wochenschr.
1906, 1236 mitgeteilt wird, im Aerztl. Ver-
ein zu Marburg etwa Folgendes mitgeteilt:
Eine für den Großstadtbetrieb verwend-
bare, die Mutterbrust ersetzende, in ihren
genuinen Eigenschaften unveränderte, von
schädlichen Keimen und Beimengungen freie
Eohmilch als Säuglingsnahrung gibt es bis
jetzt nicht Durch das im hygienischen
Institut zu Marburg ausgearbeitete Verfahren
ist diese Frage vielleicht gelöst. Es handelt
ffldi um die Anwendung von Wasserstoff-
peroxyd unter Bedingungen, unter denen
die ^Glch von lebenden Keimen befreit wird.
Dafl Wasserstoffperoxyd gibt aber der Milch
einen unangenehmen kratzenden Beigeschmack.
Es muß deshalb aus der Milch entfernt
werden und dies geschieht durch Zusatz von
2 bis 4 Tropfen (für 1 L Milch) eines
Fermentes, das aus entbluteter Rinderleber
gewonnen und «Haemase» genannt wird.
Das Ferment enthält geringe Mengen Eiweiß.
Die so erhaltene cPerhydrasemilch», unter-
scheidet sich nicht wesentlich von einer
Kohmilch. Man kann sie aber längere Zeit
ohne Schaden aufbewahren. Es sind Proben
über 7 Wochen lang im Brutschrank auf-
gestellt worden, die dauernd steril blieben.
Durch Versuche wurde bewiesen, daß das
Perhydraseverfahren Tuberkelbazillen abtötet.
Der Eiweißgehalt und das Labgerinnungs-
vermögen bleiben unverändert. Das Wasser-
stoffperoxyd ist nach ^j^^i^Ti^^^ Ein-
misdiung der Peroxydase weder chemisch
noch durch künstliche Einsaat von empfind-
lichen Keimen nachzuweisen. Die Oxydasen-
reaktion ist in dem Sinne verändert, daß
mit Paraphenylendiamm die Reaktion nicht
wie bei Rohmilch sofort, sondern erst nach
vier bis sieben Stunden eintritt. Ihr Ge-
schmack unterscheidet sich in nichts von
dem der Rohmilch. Die Aufbewahrung
muß im Dunkeln erfolgen, da sie, wenn
sie tagelang im Licht steht, einen bitteren
Geschmack bekommt, auch ohne daß ein
Keim in ihr wäre. Diese Erscheinung wurde
zuerst als Fermentwirkung gedeutet. Aber
nidit nur die Perhydrasemilch und saubere,
fast kehnfreie Rohmilch, sondern auch im
strömenden Wasserdampf von 100 <) gründ-
lich sterilisierte Milch bekommt einen intensiv
bitteren öesohmack unter dem Einfluß des
Sonnenlichtes, während im Dunkeln aufge-
stellte, entsprechende Proben nach mehreren
Tagen im Geschmack unverändert waren.
Es handelt sich wahrscheinlidi um eine
Lichtwirkung. Vorläufig steUt sich einer
allgemeinen Einführung der Perhydrasemilch
noch das Gesetz entgegen, das jeden Zusatz
zur Milch verbietet
Das Perhydraseverfahren ist auch sehr
geeignet zur Reinigung von Trinkwasser.
K M,
Die Darsteilungr der Trüffelkonserven in
Frankreich geschieht gewöhnlich anfangs De-
zember (es gibt auch sogen. «Maitrüffeln», die
im Augast geemtet werden). Zaerst werden
die Trüffeln durch Abbürsten und Waschen von
der anhaftenden Erde befreit, wobei 15 bis
.20 pCt ZQ Verlust gehen, dann werden sie in
Blechdosen bis zu 10 kg Inhalt gepackt und
bei HO bis 115<> C je nach der Dosengröße
1 V« bis 2 Stunden sterilisiert. Hierbei treten
weitere 10 bis 15 pCt Verlust ein. Nach finde
der Gampagne werden die Dosen wieder geöffnet
und die Trüffeln nach ihrer Größe sortiert und
— je nach Größe — als «Extra», «Suroboix»,
«Premier choix» und «Deuziemo choix» bezeich-
net. Nachdem die mit Trüffeln gefüllten
Büchsen mit der Flüssigkeit, welche die Pilze
beim ersten Sterilisieren abgegeben haben, voll-
gefüllt worden sind, werden dieselben ver-
schlossen und nochmals sterilisiert.
Dieser Methode wird von manchen Fachleuten
die Bereitungsweise vorgezogen, bei welcher
nach dem Reinigen die Trüffeln leicht geschält
und dann in frisch ausgesohmolzenem Sp&ck,
der durch Petersilie, Knoblauch und Lorbeer-
blätter gewürzt ist, stark gekocht werden. Sind
die Trüffeln etwa ein Viertel gar, so werden
sie aus der Fettmischong entfernt, erkalten
gelassen, dann möglichst in Büchsen geschichtet
und die Lücken mit Schweineschmalz oder
Madeira oder herbem Weißwein ausgefüllt-
Hierauf werden die Büchsen geschlossen und
sterilisiert. Auf diese Weise konservierte Trüffeln
sollen zarter sein, sowie Geschmack und Aroma
besser behalten, als die nach ersterem Verfahren
hergestellten. Die rückständigen Schalen werden
auf gleiche Weise konserviert und finden vor-
nehmlich in der Wurstfabrikation (!) Verwendung.
Gefrorene Trüffeln können zu Eonservezwecken
nicht verwendet werden. A, R,
Konserven'Ztg,
614
Pharmakognoslisehe Mitteilungen.
Ueber die Lokalisation
von Glykosiden in Pflanzen
berichten Chemineau und Perrot, Es
gelang ihnen nachzuweisen, daß wenn man
die frischen Pflanzenteiie von Rubia tinctorum
mit 5proc. KochsaJzlösnng plaamolysiert; die
Glykoside in den einzelnen Zellen isoliert
bleiben und durch Zusatz von sehr verdflnnter
Kalilauge sichtbar gemacht werden können.
Die Glykoside werden nicht in den äußeren
mit der Luft in Berührung stehenden Teilen
der Wurzel gebildet, außer unter dem Ein-
fluß von Dunkelkeit und Feuchtigkeit. In
der Walnuß (Juglans regia) lassen sieh die
juglonhaltigen Zellen nach der Plasmolyse
mit 5proc Kochsalzlösung durch Ammoniak-
dämpfe kenntlich machen. In Ericaceen
endlich treten die arbutinhaltigen Zellen durch
Eintauchen der mikroskopischen Schnitte für
3 Minuten in eine mit dem gleichen Volumen
Wasser verdünnte Salpetersäure deutlich
hervor. j. z.
Pharm, Joum. 1905, 195.
Jaborandi-BIätter
und zwar 5 Muster untersuchte Mann so-
wohl botanisch wie auch chemisch. Muster
Nr. 1 stammte von Pilocarpus raoemosus
und enthielt 0^26 pGt Alkaloid, Nr. 2, 3
und 4 stammten von Pilocarpus pennati-
folius und enthielten^ 0,1 3, 0^21 und 0,16
pCt Alkaloid, Nr. 5 bestand aus einer Misch-
ung der Blätter von Pilocarpus pennatifolius,
P. Jaborandi und P. trachylophus oder einer
stark behaarten Varietät von P. Jaborandi.
Dies Muster enthielt 0,43 pCt Alkaloid; es
bestand aus 70 pGt Blättern und 30 pGt
holzigen Stielen. Diese ausgelesenen Blätter
enthielten 0,44 pCt und die ausgelesenen
Stiele 0,41 pCt Aikaloid. Das Alkaloid
wurde nach der Methode der U. St. Pharma-
kopoe durch Titration bestimmt und als
Pilokarpin berechnet Um den Reingehalt
an Pilokarpin zu ermitteln, wurde eine
größere Menge (0,458 g) des RohAlkaloides
dargestellt und nach dem Umwandeln in das
Nitrat und Reinigen aus heißem Alkohol
der Polarisation unterworfen. Ans der beob-
achteten Drehung berechnet sich für die
Blätter ein Reingehalt an FilokariHn von
0,30 pCt. Der Verf. tritt zuletzt nicht für
eine Normierung des Gesamt- Alkaloidgehaltfis
ein, sondern für Angabe des Gehaltes an
Pilokarpin. J. jr.
Pharm, Joum, 1905, 788.
Cassia Orandis
aus West-Indien besaß einen unangenehmen
Geruch und wurde daher von Mann einer
Untersuchung unterzogen. Bei der Destillation
mit Wasserdampf wurde eine kleine Menge
(0,02 pCt; einer schön knstallirierten weißen
flüchtigen Substanz erhalten, weiche einen
zugleich balsamischen und zwiebelartigen
Geruch besaß. Versuche, die Substanz zn
identifizieren, blieben wegen der geringen
zur Verfügung stehenden Menge erfolglos.
Die Pulpa, welche in einer Menge von
26 pCt vorhanden war, glich voUstlndig
derjenigen der offizinellen Cassia. Sie ent-
hielt eine große Menge eines reduzierenden
Zuckers und hinterließ beim Verasehen 4,70
pCt Asche, die vor allem aus Magnenum-
und Ealiumsulfat und etwas Phosphat be-
stand. J. JL
Pharm, Joum, 1905, 788.
. Der Alkaloldgehalt der Belladonnawinel
sollte nach Farr und Wright auf 0,4 pCt für
die Droge festgelegt werden. Gegen dieeen
Vorschlag tritt Henderson auf, indem er geltend
macht, daß von 80 von ihm untersuchten Brogon-
mustern, deren Resultate sämtlich mitgeteilt
werdeD, nur 7 Muster einen Alkaloidgebalt vwi
0,4 pCt und darüber aufwiesen. /. K,
Pharm, Joum, 1905, 191.
Amerikanische Akonitknolieii enthalten bis*
weilen nach den Untersuchungen von Chevaiier
0,9 pCt Akonitin, während der gewöhnliche
Gehalt 0,2 bis 0,5 pa betriigt. In nnbetncht
dieser erhöhten Giftigkeit wird man beim Ein-
kauf von AkonitknoUen vorsichtig sein müssen.
£ine derartige reiche AkonitinentwicklnDg vird
durch einen hohen Standort der Pflanze begünstig
Rep, de Pharm, 1906, 521. i-
i
615
Bakteriologische Mitteilungen.
Neue Kapsel- und Sporen-
färbungsmethoden.
I. Zu dem von L. Btierger (Centralbl.
f. Baktariol. I, Bd. 39^ 2) angegebenen
neaen Kapselfärbungsverfahren sind
folgende Lösungen erforderlich:
1. Blatseram von Mposchen oder Ried zu
gleichen Teilen mit normaler Natriamchlorid-
lösnng verdünai
2. Als Fixierungsmittel: 1/M^'sche Flüssig-
keit (Kaliamdichromat 2,5 g, Natriumsulfat 1 g,
deetill. Wasser ICO g) mit Sublimat gesättigt
(etwa 5 bis 7 pCt).
3. 80- bis 95 proc. Alkohol.
4. 7 proc Jodtinktur.
5 Frische Anilinwasser - OentianaviolettlÖsnng
(Anilin 10 g, destill. Wasser 100 g werden gnt
durchgeschüttelt, filtrieit und dann 5 com einer
gesättigten alkoholischen Gentianaviolettlösung
zugesetzt).
6. 2 proc. Natriumchloridlösung.
Die Präparate werden in folgender Weise
angefertigt: Auf dem gut gereinigten Deck-
glase mischt man etwas Kultur mit dem
yerdQnnten Serum (Nr. 1) und setzt, bevor
noch das Deckglas vollkommen trocken ist,
die Fixierungsflüssigkeit (Nr. 2) zu, mit
der man etwa 3 Sekunden über der Flamme
erwärmt. Nach dem Abspülen in fließendem
Wasser zieht man einmal durch Alkohol
(Nr. 3) durch und läßt dann die Jodtinktur
(Nr. 4) etwa 1 Minute einwirken. Das Jod
spült man mit Alkohol ab^ läßt an der Luft
trocknen und färbt mit Gentianaviolettlösung
(Nr. 5) etwa 3 Sekunden, dann wird aus-
gewasdien und in Salzlösung (Nr. 6) ein-
gesdilossen.
IL Ueber eine neue Fizlerungs-
methode für die Darstellung von Bak-
terienkapseln nach den Angaben von
Prof. Weidenreich berichtet H, Kayser
(Centralbl. f. Bakteriol. I, Bd. 41, 1). Es
sind dazu zwei Lösungen nötig:
1. ö ccm Iproc. Lösung von Osmiumsäure
Merck (Osmiumtetroxyd) -{-10 Tropfen Eisessig.
2. Ein kleiner Kristall Ealinmpermanganat in
60 ccm destilliertem Wasser.
Bei diesem Verfahren ist es wesentlich,
daß auf einem vorbehandelten Deckgläschen
oder Objektträger das frische Präparat m
nodi feuchtem Zustande vermittelst der
Dämpfe von Lösung I sofort nach dem
Aufstreichen ßxiert whrd. Die Fixierung
gestaltet sich im emzelnen in folgender
Weise: Auf dem Boden emer PetrVf^ea
Schale steht ein niederes Glasgefäß mit
Lösung I, bedeckt mit einem Drahtnetz, auf
dem die zu belegerden Deckgläscfaen usw.
2 bis 3 Minuten vor dem Aufbringen des
Materials — mit der zu belegenden Seite
nach der Lösung gekehrt — ruhen« Der
Deckel schließt die PetrV^e Doppelschale
ab. Nach dieser Zeit fertigt man den Aus-
strich auf dem Deckglase an, bringt ihn
noch feucht wieder über die Dämpfe der
Lösung II und spült nach emer Minute mit
Wasser ab. Daran schließt sich die eigent-
liche Kapselfärbung, wie sie von verschie-
denen Autoren {Johne, Klett usw.) bekannt
sind. Die Kapseln treten als schwach ge-
färbte ansehnliche Hüllen hervor im Gegen-
satz zu den stärker gefärbten Bakterien-
ieibem.
III. Trotz der vielen Verfahren, die in
der bakteriologischen Literatur zur Färb-
ung von Sporen angegeben sind, hat
sich bisher als zuverlässig in der Praxis nur
die Methode von Mölla' mit voraufgehender
5proc Chromsäurebeizung ergeben. Neuer-
dings veröffentiicht 0. Orsxdg ((3entralbl.
f. Bakteriologie I, Bd. 41, 3) ein Verfahren,
mit dem Verf. vorzüglidie Erfolge erzielt
haben will. Es zeichnet sich gegenüber an-
deren Methoden durch Kürze und Einfach-
heit aus, so daß auch der weniger Geübte
tadellose Präparate erhält.
Als Beize kommt eine Mischung von ^j^-
proc. Natriumsalicylatiösung 4 g und 5 proc.
Essigsäure 1 g in Anwendung. Mit dieser
Mischung fertigt man das Ausstrichpräparat
an, laut trocknen, fixiert wie gewöhnlich
durch 2- bis 3 maliges Durchziehen durch
die Flamme eines Bunsen-Brenners und er-
wärmt bis zum Aufsteigen der Dämpfe mit
Ziehrsdier Karbolfuchsinlösung etwa 2 Mi-
nuten lang. Darauf entfärbt man mit Iproc.
Schwefelsäure, spült die Säure gründlich mit
Wasser ab und wählt als Kontrastfärbung
1 proc. Methylenblaulösung, die man etwa
2 Minuten einwurken läßt. Nach dem Ab-
spülen und Trocknen wurd in Balsam ein-
gebettet. Auf dieseWeise erscheinen die Sporen
schön rot, die Bakterien blau gefärbt. Schtx,
616
Therapeutische Mitteilungeni
Monochlorphenol Merck.
Von den Terachiedenen Chlorverbindangen
der Karbolsäure findet yornehmlich das
Paramonochlorphenol nnd zwar dessen kristall-
inische Modifikation medizinische Anwendung.
Dieses Präparat; das häufig audi kurzweg
als Monochlorphenol oder Chlorphenol be-
zeichnet wird; stellt farblose, in Alkohol und
Aether leicht, in Wasser schwer lösliche
Kristalle dar. Das Monochlorphenol bean-
sprucht seit langem das Interesse ärztlicher
und zahnärztlicher Ejreise.
Walkhoff empfahl das Ghlorphenol in
erster Linie bei den Erkrankungen der
Pulpa und zwar zur Sterilisierung von Pulpen-
stümpfen vor dem Ueberkappen und zur
Behandlung von Zähnen mit eitriger Pulpa
oder gangränöser Zersetzung. Fisteln und
wurzelkranke Zähne können nadi Köhler
(Wien. Zahnärztl. Monaisschr.) durch ge-
eignete Anwendungen des Präparates in
wenigen Sitzungen geheilt werden. Zur
definitiven Wurzelfüllung bei Pulpagangrän
benutzt Römer (a. a. 0.) Ghlorphenol in
Verbindung mit Thymol und Eugenolzink-
paste nach vorheriger gründlicher Reinigung
der Wurzelkanäle. Die Verwertbarkeit des
ParamonochlorphcDols als Wurzelfüllungs-
material wurde u. a. durch die Berichte von
Dom und Wolpe (a. a. 0.) bestätigt.
Vorzügliche Resultate verzeichnete Dom
mit einer Aetzpaste folgender Zusammen-
setzung: Cobalt metallic crud. und Tropa-
cocain. bydrochloric. gleiche Teile, Para-
monochlorphenol. liquid, und Zinc oxydat.
soviel, als zu einer weichen Paste nötig ist
Dieselbe hat den Vorzug, daß man die
Pulpa nicht freizulegen braucht, sondern
auch eine Schicht von kariösem Dentin
darüber belassen kann, durch welche die
Paste infolge des starken Durchdringungs-
vermögens des Chlorphenols ihre Wirkung
behält. Die Schmerzen sind bis auf seltene
Fälle fast augenblicklich verschwunden. Die
Paste kann ohne Schädigung mehrere Tage
liegen bleiben.
Ueber die anästhesierende Einwirkung des
Präparates auf das Dentin hat Römer aus-
führlich berichtet. Er fand sie sowohl bei
einfachen Höhlen, wie auch bei tiefgehender
Zahnfäuhiis bestätigt, wo die Patienten
schon beim Kauen oder beim Wechsel von
Kalt und Warm Schmerzen empfanden. Das
Paramonochlorphenol eignet sich nach Zisha
(a. a. 0.) zur Anästhesierung des über-
empfindlichen Zahnbeins besser ab die
Karbolsäure, und Preiswerk (Zahntedmiadie
Reform 1905, Nr. 18) gibt ihm in dieser
Hinsicht den Vorzug vor Morphin, Kokain
und der Kataphorese.
Zum Auswaschen des Zahnes wird am
besten das chemisch reine 3<)proc. Waaser-
stoffperoxyd (Perhydrol Merck) benutsi, das
infolge seiner starken Schaumeniwiekinng
eine energische medianische Reinigung der
Taschen bewerksteUigt. A. Rn.
Ueber Bomyval
berichten 2 neue ausführliche Arbdten aas
dem Gebiete der Nerven- und Geisteskrank-
heiten einerseits und der Herzkrankhdten
andrerseits. Pfister (Deutsche Aerzte-Ztg.
1906, Nr. 1) versudite Bomyval in fast
1000 Einzelgaben an der Psychiatrischen
Klinik zu Freiburg i. B., und er rät überall da,
wo eineValerianabehandlung angezeigt ist oder
auch nur in Frage kommen kann, in erster Linie
das Bomyval zu benutzen. Martin Mendel-
söhn Ca. a. 0., Nr. 4) hebt gerade die
Wichtigkeit der Berahigung für Herzkranke
hervor. Er findet dazu das Bomyval sehr
geeignet, um die Beklemmungen, die sub-
jektiven Besehwerden bald venchwmden sn
lassen; denn smd erst die oft so beon-
rahigenden und gerade den Herzkranken
schwer beeinträchtigenden Belästigungen weg,
dann kann auch der Kranke selbst erst
wieder aufatmen und der Erholung sieh
widmen, aber so lange der Herzkranke
immer noch durch auffällige Empfindungen
belästigt wird, kann er nicht in seinem Be-
finden gehoben werden. Eine soldie Wirk-
ung übt aber bei den oft so viel beUstigten
Herzkranken das Bomyval aus, wobei es
den Ma^endarmkanal vollkommen vevBchont
\lkU, Bomyval nach dem Essen zu 2 bis
3 bis 4 Kapseln täglich genommen ist ein
unentbehrlicher Behelf bei den nervOaen- und
617
den HerzkrankheiteD^ ao daß Borny val sowohl
bei den letzteren, als auch bei Nervösen als
eine Art ständiger Begleiter gelten kann.
A, An.
Tinctura Strophantlii
war wegen ihrer Verschiedenheit ein bisher
nnznyerlSflfliges therapeutisches Mittel; denn
68 war fast nicht möglich bis jetzt die der
otfizinellen Droge (Strophanthus Kombe) bei-
gemengten anderen Samen mit Sicherheit
zu nntersdieiden. Es gelang aber Prof.
Gilg in Berlin^ fOr die Samen von Stro-
phanthus gratus Merkmale festzustellen,
weiche deren pharmakognostische Unter-
scheidung von allen anderen Strophanthus-
samen mit Leichtigkeit und absoluter Sicher-
heit gestattete. Das aus Strophanthus gratus
von Prof. TAom^ hergestellte g-Strophan-
tbin (vergl. Pharm. Gentralh. 46 [1904],
608) wirkt sehr rasch und in sehr kleinen
Gaben typisch auf den Herzmuskel. Es ist,
in Iproc. wässeriger Lösung in Tropfenform
gegeben, bei allen auf Elappenerkrankungen
und Entartung des Muskels beruhenden und
nach flberstandenen schweren Erkrankungen
aufgetretenen Schwächezuständen des Herzens
angezeigt Am günstigsten werden die Be-
sehlennigung der Herztätigkeit und die Atem-
not beeinflußt, ferner wirkt das Mittel Blut-
druck erhöhend und die Harnausscheidung ver-
mehrend. Vor Digitalis hat es schnellere
Wirkung, geringere Nebenerscheinungen und
späteren Eintritt der kumulativen Wirkung
voraus. L.
A/üncÄw. Med, Wochensekr, 1905, 2446
Oünstige Wirkung des Xylol
bei Blattern
ist neuerdings, besonders aus dem Auslande,
veröffentlicht worden. Man gibt gewöhn-
lich inneriich 100 bis 120 Tropfen Xylol
bei Erwachsenen, 15 bis 40 Tropfen bei
Kindern innerhalb von 24 Stunden. Die
Sterblichkeit bei Blattern, im Durchschnitt
24 pGt betragend, wurde hierdurch auf
12>5 pCt herabgedrückt; die Zwischenfälle
waren ganz gering. Das Xylol verhütet
naeiat die nach Blattern so häufigen ent-
Btellenden Narben und es war ein bemerkens-
wertes Mittel zur Beseitigung des Geruches.
L.
mnch. Med, Woek&nschr. 1905, 2543.
Behandlung der Tuberkulose.
Als wertvoUe Unterstützung der Allgemein-
behandlung der Tuberkulose gibt Berliner
in Breslau folgende Lösung zur subkutanen
Injektion an:
Oleum Eucalypti albissim. 10,0
Oleum Florian. 20,0
Mentholam cryst 10,0
Gründlich durchschütteln.
In der Regel werden 5 ccm einmal wöchent-
lich in die Gesäßgegend eingespritzt. Der
Erfolg ist ein beruhigender; mit Stillung
des Hustens geht eme leichtere LösLichkeit
des Sekretes und bessere Nachtruhe einher;
die NachtBchweiße verlieren sich, Puls und
Temperatur werden günstig beemfiußt.
(üeber Floridnöl vergl. Pharm. Centralh.
46 fl905J, 665, 730.) L.
Münekn. Med, Woehensehr, 1905, 1895.
Ueber die Verwendung
von Trypanrot bei Magenkrebs
und Lirmphadenie.
Trypanrot (ein braunrotes, wasserlösliches
Pulver) ist ein Farbstoff aus der Klasse der
Benzopurpurine (diazotiertes Tolldin und
Naphthionsäure) und wird von mehreren
Seiten in Form von Cachets wie auch als
subkutane Injektion empfohlen. E. Schaull
und A. Vulliefi haben Versuche angestellt
mit Einspritzungen von 0,5 g Trypanrot
in 40 ccm Serum von 35^ m den Ober-
schenkel. Die Zeichen der Resorption sind
Rot- bis Braunfärbung der Haut, Rosafärb-
ung des Harns und des Speichels. Der
Kot wird bei der subkutanen Einverleibung
nicht gefärbt, wohl aber bei inneriicher Dar-
reichung.
Bei der Behandlung des Magenkrebses
haben die Verff. einen günstigen Erfolg er-
zielt, der aber nur vorübergehend ist.
Kurze Zeit, nachdem die Trypanrotbehand-
iung authörte, stellten sich die Krankheits-
erscheinungen wieder ein. Es wird ferner
ein Fall von Lymphadenie beschrieben, in
dem Trypanrotinjektionen eine vollständige
Heilung dieser sehr ernsten Krankheit, welche
nach kurzer Zeit einen tötlichen Verlauf
nimmt, erzielt haben.
Dieses Verfahren wollen die Verff. in
Gemeinschaft mit Dr. Siere auch auf Heil-
wirkung gegen Tuberkulose prüfen.
Les noiiv, remkles 11)06, 220. A.
618
Bei Augenverletzungen
ist die Möglichkeit einer Schädigung sehr
vielfältig; und die Frage nach der Art der
Gefahren interessiert aach nns im Gebiete
der Pharmazie und Chemie. Wir folgen
darum den neuesten Ausfflhrungen, welche
Pick, ein Königsberger Augenarzt, m den
Therap. Monatsheften 1905, Seite 236 flgd.
macht.
BezQglich der Infektionsgefahr hebt Pick
hervor, daß metallische Fremdkörper, Glas-
splitter gewöhnlich nicht infektiös sind,
während Holzsplitter, Getreidegrannen und
ähnliche organische R*odukte sehr häufig
Infektion verursachen. Es kommt hierbei
femer in betracht die Art der Wunde; glatte,
scharfrandige, schnell verklebende Wunden
sind weniger der Infektion zugänglich als
große, unregebnäßige, klaffende Wunden.
Weiter kann eine Verunreinigung ursprüng-
lich aseptischer Wunden antreten durch
Versuche von Laien, Fremdkörper zu ent-
fernen, die Entzündung zu bekämpfen und
dergleichen. Das beliebte Auslecken mit der
Zunge , Einlegen von Krebesteinen , Auf-
legen von Kuhmist usw. hat schon manche
schwere Homhauteiterung verursacht.
Uns gehen hier besonders an die Ver-
brennungen und Verätzungen des Auges.
Am häufigsten werden hervorgerufen:
1. Verbrennungen durch Explosionen
von Petroleum usw., glühendes Eisen, glüh-
ende Asche, Brennscheere, elektrischen Strom,
elektrisches Licht (Kurzschluß). Die Ver-
brennung durch sehr starkes elektrisches
Licht bildet sieh, wenn bei Untersuchung
irgend einer Leitung oder dergl. Kurzschluß
zwischen 2 Teilen der Leitung entsteht und
infolgedessen ein sehr heller elektrischer
Funke dicht vor den Augen des Beobachters
überspringt Das Auge ist stark geblendet,
lichtscheu, tränt und schmerzt Charakter-
istisch ist, daß die Sdimerzen sich abends
und nachts bis zur Unerträglichk^t steigern.
2. Verätzungen des Auges mfolge
chemischer Einwirkungen.
A) K a 1 k V e r 1 e t z u n g. Sie ist
die häufigste Verletzung, oft von schwerer
Schädigung der Augen gefolgt Der ge-
brannte Kalk, ob gelöscht oder ungelöscht,
bewirkt oberflächliche, auch tiefe Aetzungen
der Binde- und Hornhaut, führt zu unheil-
baren Trübungen der Hornhaut, da er den
Schleimstoff der Hornhaut entzieht, und führt
zu Narbenbildungen der Bindehaut Die
schnellste Hilfe, gleidiviel welcher Art, ist
hier die beste. Ist der lidkrampf so staik,
daß es sdiwierig scheint, die Bindehaut und
Hornhaut gut untersuchen zu können, dann
nehme man einen dünnen Holz- oder Qlu-
stab, umwickle ihn gut mit Watte, tauche
ihn in ein Fett (VaseUn odw dergi.) oder
Wasser und durchfahre zwisdien den Lidern
von einem Winkel zum andern den Binde-
hautsack; man bekommt so eine Menge
Kalk heraus.
B) Verätzung durch andere Che-
mikalien. Fast alle diemisch differenten
Flüssigkeit wh*ken je nach Konzentntion,
Menge und Dauer der Einwn-kung mehr
oder weniger schädigend auf die Augen,
ebenso alle Säuren, Alkalien, alkoholisehe
Flüssigkeiten. Meist handelt es sieh um starke
Verbrennungen der Lider, oberfläehliehe
Anätzungen der Hom- und Bmdehaut Starke
Lidschwellung erschwert oft die Untenncfa-
ung. Wenn möglich, soll sofort em sehwacheB
Antidot in großer Menge (gegen Alkalien
verdünnter Essig, gegen Säuren sohwaehe
Sodalösung) durch den Bindehautsaek ge-
gossen werden, eventuell nur Wasser, wenn
nichts weiter zur Hand ist
C) Verletzung durch Gase. Wie
unangenehm reizend Rauch und Dampf anf die
Bindehaut des Auges wurken, ist Jedem ans
eigener Erfahrung genügend bekannt Außer
ihnen wirken noch stark reizend Chlor,
Formalm-, Senf- usw. Dämpfe; sie vemr-
Sachen mitunter lang dauernde Hornhaut-
entzündungen. Eigentümlich können aucii
Pflanzenteile (Haare) aufs Auge wirken;
die Primel (Primula Sinensis) z. B. hat sehen
eitrige Regenbogenhautentzündnng hecrot-
gerufen. Die geeigneten Maßnahmen and:
Schonung, Schutzbrille^ laue bis kühle Um-
schläge (kein Argentum, Piumbum, Zineom
oder sonstige Adstringentia).
D) Verletzung durch Infektions-
erreger. Gelegentlich ist es vorgekommsD,
daß Trippereiter, Diphtheriegift oderTraebom-
Sekret in die Augen spritzt Sofortiges Avt
spülen des Bindehautsackes mit großen
Mengen remen Wassers ist die erste und
widitigste Maßnahme. Ä.R^'
Therap. Monatshefte 1906, 236.
619
Technische Mitteilungen.
üeber die Oewinnung
von künstlichem Oraphit
sprach Professor FVitx Foerster in einem
Vortrage im Dresdner Bezirksverein Deutscher
Ingenienre, dem wir folgende Angaben ent-
nehmen.
Während der amorphe Kohlenstoff
die Eigenschaft, die Elektrizität gut zu leiten,
als natürliche Kohle nicht in beträchtlichem
Maße besitzt, bekommt er sie beim starken
Glühen, wodurch der Oehalt der KohleanWasser-
Stoff, Sauerstoff undStickstoff ausgetrieben wird.
Um solche elektrisch leitende Kohle in be-
liebiger Form zu erhUten, rührt man recht
reinen Kohlenstoff, Ruß, gepulverfe Retorten-
kohle, Anthrazit mit Teer an, preßt die Mischung
in die gewünschte Form und erhitzt sie, in
Kohlepuiver gepackt, 24 bis 48 Stunden auf
1200 bis 14000. Die erhaltenen Erzeug-
nisse dienen als Bogenkunpenkohlen, als
Elektroden für elektrodiemische Industrien,
als Dynamobürsten, Mikrophonkohlen usw.
Der Graphit wird neuerdings im größten
Maßstabe und billig künstlich aus amor-
phem Kohlenstoff bezw. aus Kohle herge-
stellt Die Lösung dieser Aufgabe ist ins-
besondere dem Amerikaner Acheson ge-
lungen, indem er sich die Beobachtung zu
Nutzen machte, daß Kohle in Gegenwart
von Kieselsäure, Eisenoxyd oder Tonerde,
also Kohle mit hinreichendem Aschegehalte,
in der hohen Temperatur des elektrischen
Ofens durchgehends in Graphit verwandelt
wird, während die Asdienbestandteile in weit-
gehendem Biaße verflüditigt werden.
Die Fabrikation geschieht durch die Inter-
national Acheson Graphite Company
in Niagara-Falls in der W^se, daß
entweder schon geformte Kunstkohle oder
Anthrazit in dnem 9 m langen, rechteckigen
Kanal aus Backsteinen, der innen mit einer
hoch-feuerfesten Verkleidung von Korund
versehen ist, mit Hülfe von zwei an den
Enden befindlichen Kohlenplatten von Wechsel-
sfarom mit 210 Volt Spannung durchströmt
wird. Nach der Anwärmung der Beschickung,
die mit 1400 bis 1500 Amperen geschieht,
wird der Strom auf 3600 Ampere verstärkt
und dadurch die zur Graphitiemng nötige
Temperatur erreicht Sie wird während 24
Stunden aufrecht erhalten, wobei infolge der
Steigerung der Leitfähigkeit der Beschickung
die Stromstärke auf etwa 9000 Ampere
steigt, die Spannung aber auf 80 Volt sinkt.
Durch die angewandten etwa 1000 Pferde-
stärken wird die Kohle vollständig in Graphit
verwandelt, während ihr 5 bis 10 pCt be-
tragender Aschegehalt auf etwa 0,5 pCt
sinkt
Die geformten Elektroden aus Graphit
haben vor den aus amorphem Kohlenstoff
bestehenden Kunstkohlen den Vorteil, daß
sie chemisch sehr viel widerstandsfähiger
und mechanisch sehr leicht zu bearbeiten
dnd. Der ungeformte künstliche Graphit
kann Idcht in das zur Bleistiftfabrikation
benötigte erdige Pulver verwandelt werden.
Auch die Herstellung von schuppenförmigem
Graphit, wie er zur Herstellung von Schmier-
mitteln und von Hegeln gebraucht wird,
scheint zu gelingen.
Infolge der Herstellung des künstlichen
Graphits ist die Förderung des natürlichen
Graphits in Nordamerika stetig zurück-
gegangen. P.
Bayr. Industrie^ u. Qewerhebl 1906, 189.
ie Höchsttemperatur in
Flammen
sind nach Versuchen von Fery folgende:
Bt^n^en'scher Brenner bei genügender
Luftzufuhr 18710 C
Bunsen'wAißx Brenner bei ungenügen-
der Luftzufuhr 17120 C
Acetylenf lamme 26480 C
Denayroux^w^QX Brenner mit Alkohol
und Luft gespeist 1862 o 0
Denayroux'^QhßT Brenner mit Alkohol
und Petroläther zu gleichen Teilen
gespeist 2053 <) 0
Alkoholflamme 1705o C
Wasserstoffflamme in freier Luft 19(X)o (7
Sauerstoff -Leuchtgas-Oebläseflamme 2200 o C
Enallgasf lamme 2420 o C
Elektrischer Lichtbogen (geschätzt) 3760 o C
Temperatur der Sonne (geschätzt) 7800" (7
P.
620
BOoh«rsoh«Hi
Omelin-Kraut*! Handbuch der anorganisoh.
Chemie. 7. Atifl. Heransgegeben von
C, Friedheim in Bern. Heidelberg;
C, Winter, Jede Lieferung: 1,80 Mk.
Im Jahre 1817 erschien die eiste, vor etwa
30 Jahren die sechste Auflage dieses Handbachs,
das bis heute seinen hervorragenden Platz in
der chemischen Literatur [behauptet hat. In
der vorliegenden siebenten Auflage hat der Her-
ausgeber die Form des Handbuchs in vortre^-
licher Weise zu wahren gewußt und gibt in
gedrängter Kürze ein vofiständiges Bud der
Entwicklung und der Resultate der anorganisch-
chemischen Forschung.
Schon lange hatte man sich in beteiligten
Kreisen ein Werk gewünscht, das dem Hand-
buch der organischen Chemie von ßeilstein an
die Seite gestellt werden kann, und soweit es
die bis jetzt erschienenen Lieferungen erkennen
laspen, wird die neue Auflage des von Omelin
begründeten Handbuchs diesem Wunsche völlig
gerecht Einen empfindlichen Verlust erlitt die
Redaktion durch den Tod von Ä, Hilger, der
nur die Herausgabe der ersten Lieferung er-
lebte. Indeß smd die Vorbereitungen durch
jahrelange Arbeit soweit gediehen, daß der Ab-
schluß des ganzen Werkes, das in etwa £0 lie-
ferungen erscheinen soll, in drei bis vier Jahren
erfolgen kann.
Es sind fünf Bände vorgesehen mit im ganzen
10 Abteilungen, von denen die beiden ersten die
nichtmetailisohen Elemente behandeln, die übrigen
die Metiüle und ihre Verbindungen.
Wie umfangreich und ausführlich die einzel-
nen Kapitel bearbeitet sind, möge das Beispiel
des Kaliums zeigen, das allein 187 Seiten in
Anspruch nimmt. Ä.
Rezeptformeln und therapcntisclieWiBke
für Krankenkassenärzte. Von kaiserl.
Rat M. ü. Dr. Siegmund Fried,
Magister der Pharmazie. Zweite, ver-
mehrte und verbesserte Auflage. Wien
und Leipzig 1906. Wilhelm Brau-
müller, k. n. k. Hof- und Universitäte-
Buchhändler. VHI und 304 Seiten
16^. — Preis: m Leinwandband 2 kr.
40 h. = 2 Mark.
Die erste Auflage des mit Berücksichtigung
der Verfügung des k. k. Ministeriums des Lmem
vom 17. März 1891 bearbeiteten Büchleins er-
schien im Jahre 1892. Nach einer cAnleitung»
über Bezeptur folgt (Seite 12 bis 298) in alpha-
betischer Reihe der Erkrankung eine kurzge-
faßte Darstellung der Therapie unter jeweiliger
Anfügung der für die Kassenverhältnisse geeig-
neten Rezepte, deren Preise in Hellern ange-
geben werden. Der Anhang enthält 1. ein
alphabetisches cVerzdohnis deijenigeo Stoffe,
welche die Krankenkassen direkt vom Erzeuger
beziehen» sollen, als: AugentropfglSser, BUkaik'
battist, Brum'sdhe Watte und deigl., sowie ET.
«Einige gebräuchliche Synonyma» von Heil-
Stoffen Das Verzeichnis des «Inhalts» am
Schlüsse zählt die Krankheiten alphabetisdi auf.
Da diese ohnehin, wie erwähnt, im Texte sich
in solcher Anordnung folgen, so wäre eine der-
artige Aufführung der Heilmittel zweckmäftiger
gewesen. — unter den mit ersichtiicher Sorg-
falt gesammelten Arzneivorsohriften finden auch
die neuesten Heilweisen, soweit diese für EasBen-
praxis in Frage kommen, Erwähnung. Nur
wenige, wie etwa die Salzsäure bei Gioht, dürften
übersehen sein. — Mit einer Bearbeitung des
Buches für Deutschland würde der Verlag
voraussichtiich Erfolg haben.
Arbeiten aus den hygienisoh-oheniiaeheA
VntersuohuAgsstellexi« Zneammeoge-
stellt in der Medizinal - AbteUimg dea
K. Prenfiisohen Eriegsminieterinma. L TeiL
Berlin 1905. Verlag von' August
Hirschwald, NW., unter den Linden
68. — 98 Seiten gr. 8^. — lYeis:
2,40 Mark.
Der vorliegende I. Teil des neuen amtlichen
Sammelwerkes bildet das 29. Heft der «V^er-
öffentlichungen aus dem Gebiete des Militär-
Sanitätswesens» und berichtet über sieben von
Militärapothekem ausgeführte Untersuchungen,
nämlich über Senfpapier und Sentemen von
Holx, Sublimatgehalt der KalomeltaUetten von
Vive db Budde^ Jodzahlbestimmungen von ZMfer,
entfettete Watte und Kautschuk von Budde^
Ausnutzbarkeit von Leguminosenmehlen und Be-
deutung von Fleisch- ULd Hefe-Extrakten für
die Ernährung von Wintaen. — Auf finzel-
heiten der Versnob s-Ergebnisse, die zum Teil
von allgemeiner Wiohti^eit sind, soll gelegent-
lich in dieser Zeitschrift eingegangen werden.
7-
Der Warenaeiohensohuti bei Brteng-
nissen der ohemiaohen Industrie. An
Hand des WarenBeidiengesetzeB erlintert
von Dr. R. Worms, Patentanwalt in
Berlin. Verlag für dtiemieebe Industrie^
H. Ziolkowsky , Augsburg. Preis:
1 Mark.
Allen denjenigen, welche in die Lage konmeD
für ein Erzeugois einen Warenzeiohenaohuts sa
beantragen, ist ein Batgeber sehr willkommeo.
Es ist deshalb die vorliegende Erläntemiig, ans
der Feder eines mit dem Gegenstände vertrauton
Verfassers, den Interessenten su empfehlen. «.
621
Sehale der Pharmaiie. HenraBgegeben von
Dr. J. Holfert f, Prof. Dr. H. Thoms,
Dr. E. Mylius, Dr. K, F. Jordan,
Rrof . Dr. E. Oilg.
Ohemischer Teil. Bearbeitet Von
Dr. Hermann Thoms, Professor nnd
Leiter des Pharmazeutisehen Instituts
der üniversitftt Berlin. Mit 81 in den
Text gedruekten Abbildungen. Vierte,
verbesserte Auflage. Berlin 1906. Ver-
lag von Julius Springer. Preis: ge-
bunden 8 Mk.
Die vierte Auflage des zweiten Bandes der
«Schule der Pharmazie» enthält 510 Seiten Text
und 81 Abbildungen, gegenüber 473 Seiten Text
und 83 Abbildungen in der dritten Auflage. Das
Register ist um 2,5 (16 : 18,5) Seiten vermindert.
Besonderer Wert wurde auch in dieser neuen
Auflage auf die Beschreibung der technischen
Methoden zur Herstellung chemischer Präparate
gelegt, entsprechend dem QmndAstze, daß die
Chemie nicht als rein theoretisch zu erlernende
Wissenschaft zu betrachten ist, sondern ein
fleißiges Arbeiten im Laboratorium erfordert
Hervorgehoben seien hier die Beschreibung der
Methoden zur Gewinnung von Schwefel und
Kupfer, die Darstellung von Schwefelsäure nach
dem Kontaktverfahren, die Vorrichtung zum
Waschen der Paraffine und schließlich der
Dämpfer für Kartoffeln und der Maische-Rekti-
fizierapparat Neu aufgenommen wurde ferner
das Kapitel über Eiweißstoffe (S. 508) sowie im
anorganischen Teile eine Reihe neuer Metall-
verbindungen. Neue Arzneimittel wurden auch
in dieser vierten Auflage möglichst berück-
sichtigt
Der Teil des Textes, der für den Apotheker
weniger wichtig, für das allgemeine Verständnis
und den Zusammenhang aber erforderlich schien,
ist in Kleinschrift gesetzt und erleichtert da-
durch das Repetieren. Man vergleiche auch die
Beeprechung der dritten Auflage dieses beliebten
Buches Phann. Centralh. 44 [1903], 158. R. Th,
Praktischer Teil Bearbeitet von
Dr. E. MyUus. Mit 122 in den Text
gedraokten Abbildungen. Dritte ver-
besserte Aullage. Berlin 1903. Verlag von
Julius Springer. Prds: gebunden 4 Mk.
Bald nach dem Erscheinen der zweiten Auf-
lage des ersten Bandes der allgemein bekannten
und beliebten Schule der Pharmade ist derselbe
in eingehender Weise gewürdigt worden, so daß
den Ausführungen in Pharm. Centralh. 86 [1897],
876 nur weniges hinzuzufügen ist Während
im allgemeinen keine wesentliche Vermehrung
des Textes stattgehabt hat, so hat die veränderte
Gesetzgebung Aenderungeo erfordert, wie auch
von der Kritik ausgesprochene Winke Berück-
siohtigung gefunden haben. Möge es der Neu-
auflage beschieden sein, recht vielen Fachneu-
lingen in ihrer Ausbildung zu nützen. K M.
Anleitnng mr qualitativen Analyse, be-
arbeitet von Dr. E. Schmidt, Qeh.
Reg.-Raty ord. Professor an der Univer-
sität Marburg. 6. Auflage. Halle a. S.
1906. Verlag von Tausch dt Oroße.
94 Seiten. Preis: 2,80 Mk.
Das, wie schon seine 6. Auflage beweist, be-
liebte buch hat in seinem neuesten Gewände
der lonentheorie Rechnung! getragen, indem
eine kurze Einleitung darüber vorausgeschickt
und auch diesbezügliche Bemerkungen bei den
wichtigeren Reaktionen angebracht worden sind.
Um jedoch das Verständnis des Buches insbe-
sondere für den Anfänger nicht zu sehr zu
erschweren, sind bei den die Reaktionen be-
schreibenden Gleichungen die bisherigen Formeln
beibehalten worden, insbesondere da die
lonisierungsvorgänge mauchmal sehr verwickelt
sind. Das Buch wird auch in der veränderten
Form neue Freunde gewinnen. P,
Allgemeine und physiologisohe Chemie
der Fette für Chemiker, Mediziner und
Industrielle von F. Ulxer und J. Klimont,
9 Textabbildungen. Berlin 1906. Ver-
lag von Julius Springer, 317 Seiten.
Preis: (ungebunden) 8 Mk.
Die beiden Verfasser, deren einer (Ulxer) als
Herausgeber der letzten Auflagen von Benedikt^
Analyse der Fette und Wachsiurten, bekannt ist,
haben es unter Mitwirkung von Spezialfachleuten
unternommen, eine allgemeine Chemie der Fette
zu schreiben, während sonst nur deren Analyse
oder Technologie in den Spezial werken behan-
delt worden ist. Man kann das Werk fiiglich
als 1. Band der oben erwähnten Analyse der
Fette und Wachsaiten von Benedikt auffassen.
Das Buch enthält nach einer Einleitung und
einer Physiologie und physiologischen Chemie
der Fette, in der die verschiedenen Sorten Fett-
säuren, ihre Salze, die aliphatischen und aro-
matischen Alkohole, die Fettelemente (Glyzeride)
und Wachselemente besprochen werden. Femer
werden Beschaffenheit, Gewinnung und physik-
alische Eigenschaften der Fette und Wachse,
der Ranziditäts- und hydrolytische Spaltungs-
prozeß der Fette erörtert und am Schlüsse
bringt eine 15 Seiten lange Tabelle die Zu*
sammensetzung, die physikalischen und chem-
ischen Eennzahlen (Eonstanten) der einzelnen
Fette und Wachsarten zusammengestellt.
Ein Namen- und Sachregister vervollständigen
das Werk, das allen Chemikern, die sich mit
der Fettchemie beschäftigen, warm empfohlen
werden kann. P.
Preislisten sind eingegangen von:
J. D. Riedel in Berlin N 39, dber Kompri-
mierte Tabletten, Subkutane Injektionen, Rea-
gentien, volumetrische Lösungen, homöopathische
Arzneimittel.
.622
Versehieden« Mitteil ungeiii
Eine giftige Briefmarke.
Wie die Londoner medizinisehe Wochen-
Bchrift cLanoet» mitteilt, wird von der
englischen Post eine giftige Briefmarke ver-
kauft. Es handelt sieh nm die I^eipenny-
(Threepenee)- Marke, welehe dtiroh ihre
besonders gl&nzende gelbe Färbung auffällt.
Letztere gab einem Chemiker des Laneet-
Laboratoriums Veranlassung, die Briefmarke
daraufhin zu nntersuehen, wobd er fand,
daß die Farbe von dem stark giftigen
chromsanren Blei herrührt. Die Menge
dieses giftigen Bleisalzes auf einer Brief-
marke erwies sieh als durchaus nicht gering-
fügig; sie beträgt etwa V40 ^^ Gewichts
der Marke, so daß 100 Stück der Dreipenny-
Marken etwa 0,1 g Bleichromat ergeben.
Vergiftungen mit Chromgelb, wie man
dieses Bleisalz auch nennt, sind kerne Selten-
heit ; die Londoner medizmische Wochenschrift
erwähnt, daß in einem bekannten Falle 15
mg genügt haben, zwei Kinder zu vergiften,
die an emer mit Chromgelb bereiteten Farbe
gelutscht hatten. Die englische Postverwalt-
ung wird gut tun, nach diesen Enthüllungen
besagte Marke aus dem Offentlidiien Verkehr
zu ziehen bezw. durch eine unschädliche zu
ersetzen. Wgl.
ie Wolftamlampe.
Das häufige Vorkommen des Wolframs,
seine Schwerschmelzbarkeit und Schwer-
flüchtigkeit ermöglichen es, eine elektrische
Glühlampe von großer Sparsamkeit und
langer Lebensdauer zu schaffen. Die ersten
darauf bezüglichen Versuche sind von Dr. Ä.
Just und Ingenieur Fr. Handmann ge-
dacht worden. Reines kohlenstofffreies
Wolfram ist nach ihrer Ansicht praktisch
unschmelzbar; es verdampft bei den höchsten
erreichbaren Temperaturen, ohne daß es
vorhtf zur Schmelzung gekommen wäre.
Es lassen sich äußerst dünne Glühfllden aus
reinem Wolfram erzeugen, wodurch der Bau
von Lampen von 110 VoU Spannung bei
geringer Eerzenstärke (32 Kerzen) ermög-
licht wird. Die Lebensdauer der Wolfram-
lampe und ihre Sparsamkdt ist sehr groß;
beispielsweise beträgt die Lebensdano* einer
Lampe von 110 Volt Spannung und 40
Hefner - Kerzen bei einer Beansprudiung
von 1 W. für die Kerze, durohschnittJidi
1500 Stunden. Während der gesamten
Lebensdauer findet keine Lichtabnahme
statt; audii ist die Wolframlampe gegen
Ueberspannung gänzlich unempfindfidb. Als
geeignetstes Material zum Emhängen der
drei Wolframfäden hat sich rdnes Ahimininm-
oxyd erwiesen. Bezüglich der äußeren Form
und Größe weicht die Wolframlampe von
der Kohlenfadenlampe beinahe gamichi ab.
Die Ausgestaltung der Wolframlampe
wurde von der Vereinigten ElektrizitJÜs-
Aktiengesellschaft m üjpest durchgeführt.
Die deutschen Patente sind Eigentum der
Wolfram-Aktiengesellschaft In Augsburg die
das Fabrikationsmonopol der Firma Oearg
Liidecke dk Co. in Lechhausen übertragen
hat P.
Bayr. Indmirie- u. QmoetbMaU 1906, 200.
Die Herstellung glykogenamer Hefe rar
VerweDdong beim Zuok ein ach weise im
Harn gelingt nach E. Buehner ond L. Mit-
seherlieh (Cbem.-Ztg. 1904, Rep. 357; am besten
dadurch, daß man die abgepreßte und gesiebte
Hefe in dünner Schicht an der Luft ausbreitet.
Dabei ist im Eisschrank (bei -f- 2c C) nach
ungefähr einem Tage, bei Zimmertemperatur
nadi etwa 8 Stunden, im Thermostaten bei 35
bis 40® C schon nach 3 bis 4 Stunden kein
Glykogen mehr nachzuweisen. Eine Scbidigaog
der Gärkraft tritt dabei meist nicht ein, in
einigen Fällen wurde sogar eine Zunahme fest-
gestellt. Das Verschwinden des Glykogen ist
i'edenfalls auf das Auftreten eines diastaseahn-
ichen Fermentes zurückzuführen; die dmch
Hydrolyse entstehende Hexose wird sofort assi-
miliert oder vergoren oder veratmet. Da die
bezogene nnter^rige Hefe sehr wechselDdeD
Glykogengehalt besitzt, so kann er bei der
i Zuokerbestimmung störend wirken.
Yerlegw : Dr. A» Sobnelder, DtMden und Dr. P. Sftfi» Dretden-BlMewits.
ToantirortllelMr Leltv: Dr. A. Behmelder, Dmd«n.
Im Boehbaadel doroh JnllaB Springer, Beilln N., \Ionlüj<roplatt 8.
Dniek Ton Fr. Titiel Ntebfolger (Kantth k Mtblo) In Druden.
Pbarmaceutische Centralhalle
für Deutschland.
Heraosgegeben von Dr. A. Schneider und Dr. P. SQes.
►►♦
Zeitechrift für wissenBchaftliche nnd geschäftliche Interessen
der Pharmacie.
Oegrfindet von Dr. Hennaan Hager im Jahre 1859.
EiBoheint jeden Donnerstag.
Beingspreis vierteljährlich: durch Buchhandel oder Post 2,50 Mk., durch Geschäfts-
stelle im Inland 3,— Mk., Ausland 3,60 Mk. — Einzehie Nummern 30 i*f.
Anzeigen: die einmal gespaltene Elein-Zeile 30 Pf., bei größeren Anzeigen oder Wieder-
holungen PreisermäBigung.
Leiter der I Dr. Alfred Schneider, Dreaden-A. 21; Sohandauer Str. 43.
Zeltsehrlft: / Dr. Paul Süß. Dresden-Blasewitz; Oustay Freytag-Str. 7.
GesehXfIastelle: Dreaden-A. 21; Sohandauer Straße 43.
^81.
Dresden, 2. August 1906.
Der neuen Folge XXVII. Jahrgang.
XLVa
Inhalt : Cheni« vad PharaiAeto: Beiirftge sor Kmmtnis der AHuloid-Beaktfonen. — Alburit und Indigorit. —
G«lbe Aogensalbe. — HOcIiitgabeii ron Henkln. — LyMrgin« — Morphinbestimmuiig. - Eiwnchlorid und Kalium-
jodid. — Darttellitng Ton Jod-Catgut. - Untencheidimg des Formaldehyd Ton AceUldehyd. — SaochaxtMe in
Badiz Smuuioniae. - Kristalliaipries Geotiogenln. ~ Lycopodiomenati. — Erzeugung des krachenden Griffea auf
mercerJaierter Baumwolle mit Hilfe von AmeU^nsabre. — Arftometer. — Tannoferrlne. — Unterschefdung Ton
Chinin und Chinidin. — ThcrapmitiMhe HltUilMgeB. — Pkotoanpli^elie MltteUnsea. - Bfieaartokan.
— ycneUtdene MittolluistB. " Bri«fweebs€l.
Chemi« und Pharm ame«
Beiträge zur Kenntnis der
Alkaloid-Beaktionen.
(ThebaSn).
Von C, Eeiekard,
Nachdem die neuesten Forschungen
auf dem Gebiete der chemischen Eon-
stitation der Alkaloi'de das interessante
Ergebnis geliefert haben, daß von den
Basen des Opinm, das Morphin, Ködern
und Thebain in einem sehr nahen Ver-
wandschaftsgrade zu einander stehen —
es sind diese Alkaloide nämlich nnr in-
sofern verschieden, als das Morphin an
der gemeinsamen Phenanthrenbasis nicht
methyliert, das Eode!n einfach methyliert
nnd das Thebain doppelt methyliert ist
-^ mußte gerade für das Studium der
Einzelreaktionen der genannten Alkaloide
ein besonderes Interesse vorliegen. Es
Kann ja keinem Zweifel unterliegen, daß
die nahe Verwandschaft in dem Aufbau
emen entsprechenden Ausdruck in der
Aehnlichkeit der einzelnen Reaktionen
finden muß. Ffir mich war diese Aus-
sicht um so interessanter, als ich bereits
vor etwa IV2 Jahron (vergl. Chem.-Ztg.
1904, Nr. 93 Morphin-Reaktionen) eine
ausfahrlichere Abhandlung Ober die
Reaktionen des Morphins veröffentlicht
habe. Ein besonderes Interesse muß
den beiden methylierten Alkaloiden
Kodein und Thebain gewidmet werden
aus dem Grunde, weil die Reaktionen
der letztgenannten Basen unter sich
ähnliche Beziehungen haben mögen, wie
die bereits von mir behandelten Reak-
tionen der ebenfalls verschieden methyl-
ierten Stoffe Koffein und Theobromiu
(vergl. darüber Pharm. Centralh. 46
[1906], 846) als Abkömmlinge des
Xanthins. — Da mir das Thebain in
reinster Form vorlag, so habe ich dieses
höher methylierte Alkaloid des Opium
zunächst zur Untersuchung seiner Reak-
tionen herangezogen und beginne mit
dem Berichte der üntersuchungsergeb-
nisse.
624
Wenn über das Verbalten der Schwefel- !
säare gegenüber Thebain auch bereits
Literatorangaben vorliegen, so beweist
doch der von mir bei der Anwendung
von konzentrierter Schwefelsäure er-
haltene Befand, daß diese Angaben
zweifelhaft, zum mindesten aber nicht
genau sind. So existiert eine Literatur-
angabe, welche besagt, daß konzen-
trierte Schwefelsäure mit Thebain eine
blutrote Färbung liefere, welche später
in Gelb übergehe. Diese Beobachtung
ist nur zum Teile richtig und scheint
von nicht einwurfsfreiem Präparate her-
zurühren. Bringt man zu einigen
Kriställchen von reinem Thebain einen
Tropfen konzentrierter Schwefelsäure,
ohne zu erwärmen, so tritt augenblick-
lich eine Dankelfärbung ein. Dieselbe
besteht, wie die wiederholten Versuche
ergeben haben, nicht aus einer einheit-
lichen Farbe. Man kann die Färbung
als anfänglich braungelblich bezeichnen.
Sie enthält auch rote Farbentöne. Die
Mitte ist mehr einheitlich aus Braun
gebildet, der Band des Tropfens deut-
lich gelb. Die Gesamtanfangsfarbe läßt
sich, wenn ich einen Vergleich wagen
will, mit jener gut in Uebereinslimmung
bringen, welche ich gelegentlich der
Reaktionen des Morphins beschrieben
habe, und die mit Kobaltnitrat und
letzterer Opiumbase eintritt (vQrgl. dar-
über Morphin - Re|tktionen Chem.-Ztg.
1904, Nr. 92).
Die beschriebene Anfangsfärbung des
Thebtäns mit konzentrierter Schwefel-
säure ist nicht beständig und geht nach
einigen Stunden, unter Umständen auch
eher, in ein durchaus reines Gelb über.
Ich bin der Ansicht, daß dieser Farben-
wechsel die charakteristische Erschein-
ung der Schwefelsäure - Reaktion des
Thebain darstellt. Beim Stehen an der
Luft verblaßt das Gelb innerhalb 12
Stunden, ist aber immerhin noch als
Gelb zu erkennen. Wahrscheinlich muß
die Farbenänderung von Braun nach
Gelb als Folge von Wasseranziehung
seitens der Säure angesehen werden,
da beim Erwärmen der verblaßten Re-
aktionslösung wieder eine dunklere Färb-
ung auftritt, die im allgemeinen an das
anfängliche Gelbbraun erinnert. Was
den Ursprung der in zweiter Linie auf-
tretenden gelben Farbe betrifft, so läßt
sich derselbe mutmaßlich auf den Phe-
nanthrenkem des Alkaloids znrfick-
führen, wenigstens deuten alle bisher
von mir beobachteten Erscheinangen auf
eine derartige Möglichkeit hin.
Im Hinblick auf das Verhalten des
Morphins zu Salpetersäure mußte
es auch bei dem im Bau dem ersteren
Alkaloide so nahe verwandten Thebain
interessieren, dessen Reaktion mit der
genannten Säure kennen zu lernen. Und
in der Tat verdient diese Reaktion
unsere vollste Beachtung, wenn es sich
um den Nachweis des Thebain handelt,
infolge der sehr charakteristischen Art
und Weise ihres Zustandekommens. Sie
übertrifft in dieser Beziehung noch die
Schwefelsäure - Reaktion und wird am
vorteilhaftesten wie folgt ausgeführt.
Einige farblose Kriställchen von reinem
Thebsüin werden auf eine glasierte
Porzellanplatte, oder noch zweclmi&ßiger
für diesen besonderen Fall in eine Halb-
kugelschale mit Innenglasnr gebracht
und sodann 1 Trppfen etwa 26 bis 30-
proc. farbloser Salpetersäure hinznge-
fügt. Ich betone, daß die Säure völlig
farblos sein muß, denn auch eine ge-
ringe Spur von Gelbfärbung beeinträch-
tigt die Originalität dieser Reaktion
stark. Bei dem Zusätze der Siore er-
hält man zunächst gar kein in die
Augen fallendes Reaktionsbild; aber
nach Verlauf von 10 bis 16 Minuten in
der Kälte beobachtet man, wie der färb*
lose Tropfen bei Zutritt der Luft sich
ganz idlmählich gelblich färbt. Die
Stärke der Gelbfärbung nimmt bestSn-
dig zu, und nach etwa 1 Stunde ist
die Flüssigkeit dunkelgelb geworden.
Die Kriställchen haben sich aber nur
zum Teil aufgelöst; man sieht ganz
deutlich, daß ihre Bänder eine rOl£che
oder gelbröüichbraune Farbe besitxen,
wie denn auch das Reaktionsgelb über-
haupt braungelbe bezw. ledergelbe
Streifen durchziehen und das Gnmdgelb
abtönen. Die Gesamtfärbung ist be-
ständig, sowohl auf der Porzellanplatte
als für den Fall, daß man die Färbnngs-
695
flossigkeit durch Filüierpapierstreifen
aufisaugen läßt. Auffallend erscheint die
langsame Verdunstung der LOsung selbst;
nach mehreren Stunden war Öfters noch
halbflussige Materie festzustellen; des-
gleichen fällt auch die verhältnismäßig
geringe LOslichkeit des Thebain in kalter
überschüssiger Salpetersäure auf. Jeden-
falls stellt diese Beobachtung sich in
dieser Hinsicht in einen gewissen Gegen-
satz zu dem Verhalten der Salzsäure
unter gleichen Verhältnissen. Letzt-
genannte Säure prüfte ich nämlich eben-
falls in bezug auf etwaige Reaktions-
fähigkeit mit Thebain. Auch dieser
Versuch lieferte ein gutes Ergebnis,
und es scheint fast, als ob das ge-
wonnene Resultat einer Verallgemeiner-
ung fätug sei, was wenigstens die Ein-
wirkung der Säuren auf das in Rede
stehende Opiumalkaloid angeht.
Bringt man einen oder einige Kristalle
von ganz farblosem Aeußeren zu einem
Tropfen farbloser 26proc. Salzsäure, so
beginnt, und zwar wie es scheint,
schneller als bei der Salpetersäure die
nämliche Gelbfärbung; indessen wird
letztere nicht so intensiv als vorige,
desgleichen konnte ich keine braunen
Mischtöne beobachten, wohl aber eine
deutlich wahrnehmbare Grfinfärbung,
die die gedbe Grundfarbe und letztere
von jener der Salpetersäure unterschied.
Im übrigen ist auch die Salzsäurefärb-
nng des Thebain haltbar, sowohl im
feuchten Zustande, als nach dem frei-
willigen Trocknen an der Luft. Ich
betone nochmals an dieser Stelle, daß
nur durchaus farblose Thebainkristalle
verwendet wurden. Dem Thebain scheint
überhaupt die Fähigkeit innezuwohnen,
das licht mit Diamantglanz zu brechen.
Jedenfalls ist dieser Diamantglanz bei
einer größeren Menge von EnstäUchen
durchaus unverkennbar und in beson-
deren Fällen vielleicht als Idenditäts-
reaktion von Wert. Ich habe diese Er-
scheinung schon bei geringen Gewichts-
mengen z. B. 0,06 bis 0|1 g beobachten
können. Da es innerhalb des Rahmens die-
ser Untersuchung nicht angängig ist, die
Säure-Reaktionen des Thebam eingehen-
der zu behandeln, so werde ich diesem
Gegenstande in einer Sonderuntersuch-
ung näher treten.
Ich wende mich nun den Reaktionen
des Thebain mit Metallsalzen zu und
beginne hier, wie gewöhnlich mit den
reaktionsfähigsten, den Metallen der
Eupfergruppe und zwar zunächst mit
dem Kupfer selbst. Dieses Element
brachte ich in der Form des schwefel-
sauren SakEes zur Anwendung. Nach-
dem eine Mischung von Thebain,
Eupfersulfat und Wasser, wohl in-
folge der Anwesenheit des Alkaloides in
freiem (ungebundenem!) Zustande keine
Einwirkung gezeigt hatte, fügte ich zu
der an der Luft eingetrockneten Masse
1 Tropfen 26proc. Salzsäure. Es ent-
stand sogleich eine starke grüne Färb-
ung des Reaktionsgemisches, welche
äußerlich genau der Färbung gleicht,
welche das Eupfersalz schon selbstän-
dig durch Berührung mit Salzsäure
hervorruft. Bei der unter Anwesen-
heit des Thebain erhaltenen muß die
Ursache der Grünfärbung aber unbedingt
diesem Alkaloide zugeschrieben werden
und zwar aus folgendem Grunde: Die
Thebainmischung bleibt auch nach dem
Eintrocknen vöUig unverändert grün,
während die des Eupfersulfats mit dem
freiwilligen Trocknen verschwindet und
erst wieder durch erneuten Zusatz von
Salzsäure hervorgerufen werden kann.
Diese Thebain-Reaktion ist wegen ihrer
leichten Ausführbarkeit als Identitäts-
reaktion neben den Säurereaktionen
dieses Alkaloides zu empfehlen, zumal
sie auch einen hinreichenden Grad von
Empfindlichkeit besitzt. Allein für sich
ist sie jedoch nicht für Thebü'n ent-
scheidend, da z. B. auch einige China-
rindenalkaloide diese Erscheinung zeigen,
sowie unter den Opiumalkaloiden nach
meinen vorläufigen Feststellungen auch
Narkotin. Dagegen werde ich in der
Eupfergruppe die Reaktion eines ihrer
Vertreter mit Thebain weiter unten
mitteilen, welche auch von dem Gesichts«*
punkte als Identitätsreaktion von wesent*
Ucher Bedeutung ist. Zunächst will ich
aber eine Ret^tion des Thebain er-
wähnen, welche letzteres in Verbindung
mit einem Oxydsalze des Quecksilbers
626
liefert, dem Quecksilberchlorid
(HgGl2). Wird eine Mischung von Sub-
limat und feinzerriebenem Thebain mit
etwas Wasser befeuchtet, so erhält man,
wohl aus demselben Grunde wie oben
erwähnt, keine irgend bemerkenswerte
ßeaktionserscheinung. Das Bild ändert
sich aber sogleich, wenn man zu Sler
lufttrockenen Masse 1 Tropfen Salz-
säure hinzufügt. In diesem Falle färbt
sich dieselbe dunkler und zwar zunächst
gelblich, dann grauschwärzlich. Ver-
mutlich rfihrt die anfängliche Gelbfärb-
ung von der Berührung der Säure und
des Alkaloides her, während die spätere
als Reduktionswirknng des löslichen
Thebainchlorhydrates angefaßt werden
dürfte. Ueberläßt man das graue Be-
aktionsprodukt dem freiwilligen Trock-
nen an der Atmosphäre, so hinterbleibt
ein Bückstand von der gleichen Färb-
ung ; letztere ist jedenfalls mehrere Tage
beständig. Ein Zusatz von konzen-
trierter Schwefelsäure bewirkt, daß die
Masse augenblicklich tiefbraunschwarz
wird. Letztere Farbe ähnelt sehr der
von mir bei der Schwefelsäure-BeaJrtion
des Akonitin beschriebenen zweiten
Farbentönung(yergl.Akonitin-Beaktionen
Pharm. Centralh. 46 fl905], 479).
Ich wende mich nun zu der oben
erwähnten Identitäts - Reaktion des
Thebain. Wie gesagt ist dieselbe wich-
tig für die Unterscheidung der Opium-
alkaloide selbst. Nach einer vorläufigen
Untersuchung läßt sich das Thebain auf
diesem Wege von Narkotin, Narcein
und Papaverin unterscheiden, bezw. in
einem Gemenge der Basen nachweisen.*)
Das Verfahren ist folgendes : Man verreibt
im AchatmOrser innig einige EristäU-
chen von Thebain und Quecksilber-
oxydulnitrat (HgNOa) und fügt dem
Gemenge einige Tropfen Wasser zu,
nachdem man ersteres in eine glasierte
Schale von Porzellan gebracht hat. Nach
Verlauf von Y2 bis 1 Stunde, während
welcher Zeit für gelegentliche Erneuer-
ung des Lösungsmittels Sorge zu tragen
ist, hat die Beaktionsmasse eine schwärz-
*) Anmerkung. Von 10 natürlich vorkommen-
den Alkaloiden, Glykosiden usw. zeigte allein
das Thebain' die betreffende Reale on
liehe Färbung angenommen. Man be-
achte wohl, daß diese Erscheinung
bereits auf Zusatz von Wasser eintritt
Gerade auf diese Beobachtung mikshte
ich bei dieser Gelegenheit erneut hin-
weisen, damit man auf den Wert einer
Anwendung von Wasser bei einzuleiten-
den Beaktionen aufmerksam wird. Würde
man hier von vornherein z. B. Säuren
hinzuziehen, so wäre eine Unterscheid-
ung der in der Anmerkung erwähnten
Verbindungen z. B. von dem alldn auf
Wasserzusatz reagierenden Thebain ent-
weder unmöglich, oder doch sehr in
Frage gestellt und nur bei einigen der
erwähnten Alkaloide usw. m{)glich. Zu-
gleich entspricht die Anwendung von
Wasser der von mir aufgestellten Ford^ -
ung, daß man immer zuerst, und
soweit es irgend angeht, bei einzuleiten-
den Beaktionen nur das betreffende
Alkaloid, wie es an sich ist, und das
entsprechende Beagens ohne andere Bei-
mischung auf einander wirken zu lassen
hat. Ich habe es oft genug beobachtet,
wie eine Verdünnung z. B. die Beiüction
umzuändern oder aufzuheben yennag
usw.
Bei gerichtlichen Untersuchungen
muß es aber ohne Frage von Wert sein,
daß man mit dem Alkaloide selbst und
seinem Beagens und nur mit diesen zu
tun bat. Dieses wird z. B. ganz offen-
bar, wenn man bei der Quecksilber-
oxydulnitrat-Beaktion des Thebain die
konzentrierte Schwefelsäure hinzuzieht.
Unter diesen Umständen tritt eine tief-
braunschwarze Färbung auf, wdche
sich erst nach 24 Stunden von der Ein-
wirkung der Säure auf Thebain, wie
sie oben beschrieben wurde, unter-
scheiden läßt, denn letztere wird in
diesem Falle gelb geworden sein, wäh-
rend bei Gegenwart des Quecksilber-
salzes die schwarzbraune Bednktions-
färbung dieselbe geblieben ist, und allen-
falls die Bänder des Beaktionstropfens
gräulich erscheinen.
Nach Erledigung der Eupfergrappe
wendete ich meine Aufmerksamkeit den
analytisch zusammengehörigenElementen
Zinn, Antimon und Arsen zu. Bei An-
stellung dieser Versuche mußte zum
«27
Teile mit dem Umstände gerechnet
werden, daß überschüssige Säure, z. B.
in den Lösungen von Zinnchlorttr und
Antimonchlorid, bereits in der oben be-
schriebenen Art und Weise mit dem
Alkaloide reagieren werde. Aus diesem
und anderen Gründen wandte ich neben
den sanren Lösungen auch solche mit
alkalischem Charakter an.
Zunächst also brachte ich das Zinn
in Form des Chlorürs mit Thebain in
Wechselwirkung und zwar mit folgen-,
dem Ergebnis. Werden einige EristäU-
chen in die saure Lösung des Zinn-
chlorür eingefügt, so erhält man
alsbald eine Reaktionsfärbung, welche
fast in allen Stücken jener von der
Salpetersäure hervorgerufenen entspricht.
Das Alkaloid löst sich fast kaum, da-
gegen umgeben sich die einzelnen Eri-
stäUchen mit der beschriebenen roten
oder rotbraunen Zone. Das bei der
Salpetersäure beobachtete Rotbraun
innerhalb der übrigen Flüssigkeit fällt
hier nicht auf. Ganz entsprechend dem
Zinnchlorür, vielleicht noch etwas stärker
hervortretend, verläuft die Einwirkung
des Antimontrichlorid auf Thebain.
Beide Reaktionslösungen bieten nach
24 Stunden fast das gleiche Situations-
bild, wie ich es bei der Salpetersäure
erwähnte. Ich machte nach diesem
Befunde nun auch die oben erwähnten
Versuche mit alkalischen Zinn- und
Antimonlösungen. Das Resultat war
folgendes, und es beweist zugleich, wie
trotz äußerlicher vollkommener Färb-
ungsübereinstimmung dennoch die Ur-
sachen verschieden sein können. So-
wohl der Trockenrückstand von Zinn-
chlorür als von Antimonchlorid blieben
anfangs bei dem Zusätze von 1 Tropfen
40 proc. Ealilauge gelblich, wie sie vor-
her waren. Nach Verlauf von etwa
1 Stunde ruhigen Stehens in der Eälte
zeigten sich aber ganz erhebliche
DifEerenzen zwischen den beiden alkal-
ischen Flüssigkeiten. Während die anti-
monhaltige zwar noch gelblich gefärbt,
aber blasser erschien, färbten sich inner-
halb der gelbgrünlichen alkalischen
Zinnlösung die Thebainkristalle fast
schwarz bis schwarzgrün. Wie gesagt
ist der Unterschied ein so auffälliger,
daß ich nicht anstehe, dieses verschie-
dene Verhalten für eine vorzügliche
Methode zu erklären für den Identitäts-
nachweis des Thebains. Bei dem Zinn
scheint ein ähnlicher Vorgang sich ab-
zuspielen, wie ich ihn vor kurzem bei
dem Studium der Eokaln - Reaktionen
beobachtet habe (vergl Pharm. Centralh.
47 [1906], 347).
Fügt man zu dem an der Luft ein-
getrockneten schwärzlichen Reduktions-
produkt des Zinnchlorürs in alkalischer
Lösung etwas Wasser, so zersetzt sich
dem Anscheine nach das erstere wenig-
stens zum Teil, indem die Farbe in eine
schmutzig grünschwärzliche übergeht
und die alkäische Reaktionsmasse eine
teigige voluminöse BeschafiFenheit an-
nimmt. Außerdem treten die vorher
schwärzlich gewordenen Thebsüinkristalle
teilweise wieder als farblose Eörper aus
der Gh»9amtmasse deutlich hervor.
Eän ganz besonderes Interesse knüpfte
sich für mich persönlich an die Anwend-
ung des Arsens, da dieser GrundstofiF
mir so vorzügliche Reaktionen bei dem
nahe verwandten Morphin geliefert hatte
und zwar sowohl in der Form des
Arsentrioxydes als der Arsensäure. Im
Achatmörser wurde ein inniges Gemenge
von reinem kristallisiertem Thebiün und
Ortho arsensauremNatrium(Na3As04)
vorbereitet und diese Mischung in einer
glasierten Eugelschale mit etwas Wasser
angefeuchtet. Hierbei erhielt ich zwar
noch keine Reaktion, doch halte ich
eine gewisse Einwirkung schon durch
Wasser nicht für ausgeschlossen, da
selbst ein wiederholter Zusatz von 25-
proc. Salzsäure zu dem an der Luft
trocken gewordenen Gemenge keine
Gelbfärbung, wie sie oben erwähnt
wurde, hervorbrachte. Dieses ist um so
bemerkenswerter, weil eine andere Säure,
die konzentrierte Schwefelsäure, äugen«
blicklich und auch dort, wohin keine
Thebtinkristalle gebracht waren, über-
haupt im Gesamtbereiche der festen ein-
getrockneten Masse, eine dunkelgelbe
Grundfarbe hervorrief, welche dort, wo
sich Eristalle des Alkaloides befanden,
die bekannte rotbraune Abänderung auf-
628
wies. Aach hier konnte ich feststellen^
daß das anfangs auftretende Rotbraun
bedeutend intensiver erschien, als das-
jenige, welches längere Zeit an der Luft
stand und demnach idle Eligentämlich-
keiten besaß, wie die durch konzentr.
Schwefelsäure an sich erzeugte Reaktions-
färbung. Bei stärkerem Erhitzen bildete
sich eine äußerlich dem alkalischen
Zinnchlorür - Reaklionsprodukt ähnliche
Masse; dieselbe scheint ihre schwärz-
liche Färbung aber mehr der verkohlen-
den Wirkung der Säure als einem Re-
duktionsvorgange zu verdanken. Das
Arsen verhält sich also ziemlich negativ
gegen Thebam und gewährt auf diese
Weise eine vorzügliche Handhabe zur
Unterscheidung des Alkaloides von Mor-
phin, welches sich in gleichem Fdle
prachtvoll purpurrot färbt.
Anschließend an diese Versuche prüfte
ich sodann das Verhalten einer konzen-
trierten, fiber&chüssige Säure enthalten-
den 0 h 1 o r w i s m u t lösung (BiCls). Wird
zu l Tropfen der letzteren 1 Eriställ-
chen Thebain gebracht, so entsteht als-
bald eine hellgelbe, an Stärke zuneh-
mende Färbung. Auf Zusatz von Kali-
lange bildet sich, namentlich an den
Lagerstellen des Thebain, die bekannte
rotbraune Färbung unter Ausscheidung
von halbflttssiger Masse (Wismutoxyd-
hydrat, welches rotbraune Farbe ange-
nommen hat !). Sowohl die anfängliche
Gelbfärbung als das spätere Rotbraun
sind nach dem freiwilligen Eintrocknen
mit Originalfarbe haltbar.
Im weiteren teile ich noch die folgen-
den Reaktionen des Thebain mit. Wird
eine konzentrierte Lösung von Kobalt-
nitrat, so wie man sie erhält, wenn
man letztere Verbindung an der Luft
zerfließen läßt, tropfenweise auf eine
glasierte Porzellanplatte gebracht und
sodann in die Mitte des Tropfens einige
Kristalle von reinem Thebain, so ver-
ändert sich in der Kälte nichts. Er-
wärmt man aber langsam und vorsichtig,
so nimmt die Flüssigkeit, indem sie
bald fest wird, eine eigenartige Färbung
an. Dieselbe grenzt fast an Schwarz
und läßt sich etwa als tiefes Braun bis
Braungelb ansprechen. Der Trocken-
rflckstand zeigt, im Gegensätze zu Ko-
baltnitrat, fast keine Neigung, an der
Luft wieder Wasser anzuziehen, bezw.
keine Aenderung der Reaktionsfarbe.
Bei Zusatz eines Tropfens Wasser löst
sich der Trockenrest, wenigstens teil-
weise, mit dunkelgrQngelber, bezw.
braungelber Farbe. Die Reaktionsttrb-
ung hat viel Aehnlichkeit mit jener,
welche das Morphin mit Kobaltnitrat
und konzentrierter Schwefelsäure liefert.
Die Reaktion bringt also ebenfalls die
konstitutionelle Verwandtschaft der er-
wähnten Opinmbasen analytisch zun
Ausdruck. Nebenbei sei hier bemerkt,
daß das Gleiche auch von dem Kodäfn
gilt.
Die Versuche mit Molybdänsäure
und Thebain hatten folgendes Resultat.
Weder festes noch fein zerriebenes
Thebain bezw. Ammoniumheptamolybdat
verursacht eine sichtbare Reaktion, wenn
das Qemenge mit Wasser angefeuchtet
wird. Setzt man dem Trockenrfickstand
aber Salzsäure zu, so zeigt sich neben
anfänglicher Gelbfärbung (vergl. Reaktion
der Salzsäure mit Thebain!) usw. erst
nach einiger Zeit eine Reduktionsfärb-
ung der Masse, welche indessen nicht
gerade sehr intensiv ist Interessante
Einzelheiten dieser Thebain - Reaktion
werde ich bei Besprechung der ent-
sprechenden des Kodein mitteilen und
zwar aus Gründen, welche die Unter-
scheidung beider Basen angeht
Bei der Anwendung eines Gemenges
von reinem Thebain, vanadinsaurem
Ammoniak und Wasser blieb zunächst
alles unverändert.
Nach dem freiwilligen Eintrocknen
aber färbten sich die Ränder dentlich
und stark gelb, während die Mitte
schneeweiß blieb. Genauere Mitteilungen
werde ich bei dem Kodein machen,
dessen Reaktion mit dem metavanadin-
sauren Ammoniak vollkommen der des
Thebain entspricht
Wurde statt des Vanadat jodsaures
Natrium verwendet, so erhielt man einen
weißen Trockenrfickstand ohne jegliche
Reaktionsfärbung ; auch Essigsäure, nadi
12 Stunden zu dem Reste gefflgt,
629
änderte nichts an dieser Sachlage. In-
teressanter Weise gleicht auc^ hinsicht-
lich dieses E^rgebnisses das Kodein ia
allen StQcken dem Thebai'n.
Wie schon öfters betont, hat diese
negative, wenigstens teilweise negative
Beaktion anter Umständen großen Wert,
wenn man sich der positiven so vieler
Alkaloide in demselben Falle erinnert.
«Teilweise negativ» nannte ich eben die
Jodsänreeinwirkong auf Thebm, denn
1 Tropfen 26proc. Salzsäure erzeugte
in dem essigsauren Trockenrfickstand
sofort eine allgemeine und intensive
Gelbfärbung nnter Verbreitung eines
starken Jodgemches. Zum Teil ist
diese Färbung sicher durch die Ghlor-
wasserstofEsäure hervorgerufen (vergl.
deren Beaktion weiter oben) ; den zweiten
Ursprung der Gelbfärbung beweist der
auftretende Jodgeruch. Bei dem frei-
willigen Trocknen an der Luft sieht
man auch die charakteristischen rot-
braunen Bandfärbnngen der Thebain-
kristalle deutlich hervortreten.
Erwähnen will ich hier nur kurz die
Beaktion des Thebain mit a-Naphthol;
da dieselbe ein ausgezeichnetes Unter-
scheiduDgsmittel zwischen Thebain und
Eodein darstellt, und die entsprechende
Eodtiin-Beaktion weit größere Farben-
originalität besitzt, so verschiebe ich
ihre Mitteilung bis zum Berichte aber
die Beaktionen des Eodein.
Umgekehrt ftthre ich eine zweite
Unterscheidungs - Beaktion des Thebain
und Eodein hier an, weil in diesem
Falle Thebain die Hauptrolle spielt.
Das Verfahren ist folgendes: Je eine
Messerspitze voll Diphenylamin wird
auf der Porzellanplatte mit einigen Eri-
stäUchen von reinem Thebain, bezw.
Eodein vermengt. Beiderseits bringt
man 1 Tropfen kalter konzentrierter
Schwefelsäure hinzu. Die Thebain-
mischung wird augenblicklich tiefrot-
braun, fast schwarz; zugleich tritt am
Bande intensiv gelblichgr&ne Färbung
hervor. Das Bot fiberwiegt in dem
Botbraun. Beim Stehen an der Luft
nimmt letztere Farbe allmählich ab,
während die grüne zunimmt. Dieses
Qrftn unterscheidet diese Beaktion mit
Diphenylamin von der Schwefelsäure-
einwirkung allein (siehe oben!). Nach
etwa 1 Stunde ist die Lösung homogen
dunkel, teilweise hellgrün gefärbt. Das
Eodein dagegen bleibt fast gänzlich
farblos, dunkelt höchstens mit unbe-
stimmter Färbung sehr schwach (An-
merkung: Beim Erwärmen derBeaktions-
lOsung nach 1 2 stflndigem Stehen an der
Luft färbt sich dieselbe prachtvoll und
intensiv violett bezw. blau. Näheres
werde ich bei Besprechung der Schwefel-
säure-Beaktion des Eodein mitteilen.)
und seine Lösung steht in dem denkbar
schärfsten Gegensatze zu der des Thebain.
Nur ganz allgemein als vorläufige und
unverbindliche Mitteilung füge ich noch
folgende Beobachtung dem Gesamt-Be-
aktionsbilde des Thebain zu. Man bringt
eine sehr geringe Menge von a-Ni-
troso-y?-Naphthol zu dem auf einer
Porzellanplatte beflndUchen reinen The-
bain und setzt 1 Tropfen 26proc. Salz-
säure unter Umrühren hinzu. Es ent-
steht zunächst die bekannte heUgrune
Lösung. Nach stundenlangem Stehen
an der Luft und auch, nachdem die
Masse längst eingetrocknet ist, nimmt
die Beaktionsfläche eine violette Färb-
ung an, die nach 12 Stunden einem
unbestimmten Farbengemisch gewichen
ist. Das gleiche Verhalten ist auch an
dem nahe verwandten Eodein zu beob-
achten.
Die in dieser Abhandlung aufgeführten
Beaktionen sind wohl hinreichend, um
mit Sicherheit die Anwesenheit bezw.
die Identität des Thebains festzustellen,
wie sie auch wohl genügen werden zur
Unterscheidung dieses Alkaloides von
Eodein und Morphin.
Alburit und Indigorit
Auf Seite 505 waren die Firmen E. Funk
und Kolibabe als DarsteUer dieser beiden
neuen Hamreagentien genannt. Diese An-
gabe ist dahin zu berichtigen, daß aileia
das Laboratorium von E, Funk in Rade-
beul-0berl5ßnitz diese Hamreagentien Alburit
und Indigorit herstellt, daß dagegen dw
Vertrieb dem bakteriologisch - hygienischen
Institut von Kolibabe in Dresden -A. 9
übertragen ist «.
630
Ueber gelbe Augeasalbe.
Von 0. Sckweißinger in DresdeD.
Unter den im Verlage von Carl Mar-
hold in Halle erscheinenden «zwang-
losen Abhandlangen auf dem Gebiete
der Augenheilkunde» ist vor kurzem
(1906, Band VI, Heft 6) von Dr. Gelpke
in Karlsruhe eine Abhandlung: «Ueber
den Heilwert der gelben Augensalbe»
erschienen. In dieser Arbeit beschäftigt
sich der Herr Verfasser eingehend mit
der von mir nach den Angaben von
Schanx (CentralbL ffir prakt. Augen-
heilkunde 1898) hergestellten gelben
Salbe. Wenn auch der Beschaffenheit
und Wirksamkeit der in meinem La-
boratorium hergestellten Augensalben
nur uneingeschränktes Lob gezollt wird,
so nötigt mich doch eine Bemerkung
über die Priorität der Vorschrift aiS
Seite 5 der Abhandlung zur Richtig-
stellung.
Dort ist gesagt: «Erst Schweißinger
brachte 1897 eine Salbe in den Handel,
die eine vollkommen gleichmäßige Ver-
teilung des Quecksilberoxydes in feinsten
Partikelchen — das Hydrargyrum oxy-
datum via humida paratum pultiforme —
enthielt. Worin die Herstellung dieses
Quecksilber-Präparates bestand, verriet
Schweißinger nicht. Die erste Publi-
kation dieser Vorschrift verdanken wir
dem Apotheker Vulpius,»
Dies ist unrichtig. Bereits in
meiner ersten Arbeit (Pharm. Centralh.
38 [1897], 845.) Ueber die rationelle
Herstellung tadelloser Salben mit Hy-
drai^gyrum oxydatum via humida paratum
pultiforme habe ich die Bereitungsweise
in einer sehr eingehenden Weise be-
schrieben und in einer weiteren Arbeit
(Pharm. Centralh. 39 [1898], 473) alle
von anderen Seiten gemachten Vor-
schläge beleuchtet. Sogar die Bezags-
quellen für schwarze Kruken sind in
diesen Arbeiten angegeben.
Die genannten Mitteilungen sind in
alle Fachblätter im ganzen Umfange
oder als Referat übergegangen, vor allem
besprochen in der &Aaw^'schen Arbeit
«Unsere gelbe Salbe» im Centralblatt
für praktische Augenheilkunde 1 898 und
in dem Sitzungsbericht der Gesellschaft
für Natur- und Heilkunde 1898, in
welcher Dr. Schanx Mitteilungen über
seine Arbeiten machte und wo von mir
die Herstellung dieser Salbe ebenfalls
beschrieben wurde. Die von Oelpke
erwähnte Veröffentlichung von Vulpitis
erfolgte mehrere Jahre später, soweit
mir bekannt in der Sfidd. Apoth.-Ztg.
1901, Nr. 7; in der Einleitung sind die
Arbeiten von Schanx und mir (ohne
Quellenangabe) kurz erwähnt
Die in der Oelpkc'schen Arbeit auf
Seite 8, Absatz 3 befindliche Aenßenmg,
daß das Originalpräparat Schv)eißinger\
nach Mitteilung des Vorsitzenden des
Vereins Karlsruher Apotheker, nicht
immer von gleicher Güte sei, darf ich
wohl mit Ruhe zurückweisen. FQr die
Herstellung der gelben Augensalbe be-
stehen in meinem Laboratorium seit
Jahren die sorgfältigsten EinrichtUDgeD,
alle Bedingungen für die Herstellong
einer tadellosen Salbe werden bei mir
auf das Peinlichste eingehalten, und es
verläßt mein Laboratorium keine Salbe,
welche nicht auf den Grad der Fein-
heit und Gleichmäßigkeit vorher geprflft
worden ist. Und die UntersuchnDgen
von Dr. Oelpke zeigen auch, daß die
von mir bezogene Salbe in ihrer Wirk-
ung immer ganz gleichartig war. M&ngel
an der Zusammensetzung der Salbe
fanden sich dagegen in recht erheb-
lichem Maße an den Salben, weiche
Oelpke aus den 12 Apotheken in Karls-
ruhe als Unguentum Schtveißinger be-
zog.
Oelpke sagt auf Seite 12 von diesen
Proben : «War schon die Verabreichnng
dieser Salbe bald in weißen, bald in
grauen oder schwarzen Gefäßen, der
Preis und das makroskopische Aussehen
ein eminent verschiedenes, so galt dies
ganz besonders vom mikroskopischen
Verhalten. Nur zwei Salben
konnten sich mit der direkt be-
zogenen Originalsalbe von
Schweißinger bezüglich der
feinsten Verteilung messen.
In bezug auf die übrigen Mitteilongen
Oelpke's verweise ich auf die Original-
arbeit.
681
Höohstgaben von Heroin.
Die Apotb.-Ztg. 1906, 502 teUt mit; daß
ein FaehgenoBse auf eine Abweichnng der
HOehstgaben des Heroinnm hydrochloricam
(Diaoetyimorphinam hydrochiorionm) im Er-
gänznngebndi zam D. A.-B. IV und in der
Erg&nznngstaxe aufmerksam gemaebt habe.
Das Ergftnznngsbach gibt an 0,02 g pro
dosi und 0^04 g pro die, die ErgftnzongB-
taxe dagegen nor 0,005 g pro doei und 0,02 g
pro die.
Profeaeor Dr. Leivin, der Bearbeiter des
H<)eh8tgabenverzeiehni88eB des ErgftnznngB-
baches hat sich etwa in folgender Weise
dazn geäußert Naoh den vorhandenen
Berichten über die BekOmmüchkeit des
Mittels und über senie Giftwirkung ergaben
sich Gaben von 0,02 g bez. 0,04 g als
diejenigen, die ffir den größten Teil der
Menschen als ungiftige anzusprechen sind.
Sie besagen, daß das Diacetylmorphin nach
der Einzelgabe 33 pGt und nach der Tages-
gabe mehr als 100 pGt giftiger als Morphin
ist; sie schließen aber nicht aus, daß danach
oder naeh sehr viel weniger gelegentlidii bei
dem einen oder anderen Menschen irgend
welche Nebenwirkungen z. B. Schweiße oder
Ausschlage oder sogar einmal Kollaps ein-
tritt Wollte man Höchstgaben nach der-
artigen Vorkommnissen bemessen, die ihren
Onmd in individueller, besonderer Empfind-
lichkeit gewisser Personen haben, dann
würden auch die entsprechenden Feststell-
ungen für unsere bestgekannten heroischen
Arzneimittel ein ganz anderes Aussehen be-
kommen; denn 99 bis 100 pCt aller auch
unangenehmster Nebenwirkungen maxmial
dosierter Stoffe ereignen sich innerhalb der
zuÜBsigen Gabengrenzen. Es war berech-
tigt, die Grenzgabe — d. h. nicht die durch-
schnittlich zu reidiiende Gabe — auf 0,02 g
festzusetzen.
Die Apoth.-Ztg. fügt dem hinzu: Der
praktisdie Apotheker wird gut tun, den
Arzt, der zum Versehreiben hoher Heroin-
gaben neigt, auf die abweichenden Angaben
in der Literatur, nicht nur der beiden oben
genannten Büdner, aufpierksam zu machen,
er wird aber auch vorkommendenf alls sich
auf die Autorität des Herrn Professor Letvin
berufen kOnnen. «.
Lysargin
ist ein mit Hilfe gewisser Eiweißspaltprodukte,
der Protalbin- und Lysalbinsäure, darge-
stelltes kolloidales Silber, das schon ganz
kurz in Pharm. Centralh. 44 [1;.03], 491
besprochen worden ist Es bildet nach
Apoth.-Ztg. 1906, 525 prachtvoll stahlbkiu-
gl&nzende Lamellen, die sich leicht und sehr
reichlich in Wasser mit leuchtend gelbbrauner
Farbe lösen. Es besitzt jedoch keine Farb-
stoffnatur. Die wSsserigen Losungen, welche
bis zu etwa 25 pGt noch gut flüssig und
filtrierbar sind, darüber hinaus mehr sirupös
werden, besitzen einen leimartigen aber durch-
aus keinen metallischen Geschmack. Sie
halten sich gut am zerstreuten Tageslicht
und an der Luft, während die Sonnenstrahlen
sie zersetzen. In Alkohol ist das Lysargin
nur spurweise löslich, man kann aber wässer-
ige Lösungen mit ziemlich viel Alkohol
versetzen, bevor das Lysargin sich langsam
abscheidet Alkalien fftllen Lysarginlösungen
nicht, während S&uren einen braunen, in
Alkalien leichtlöslichen Niederschlag veran-
lassen. Gegen Elektrolyten ist Lysargin
recht beständig, welche es erst bei verhältnis-
mäßig hoher Konzentration ausfällen. War
die Einwirkung nur kurz, so löst sich das
Lysargin nach Entfernung des Elektrolyten
wieder leicht in reinem Wasser auf. Blanke
Metalle, auch Eisen, werden durch Lysargin-
lösungen nicht angegriffen. Erst nach Tagen
und Wochen scheidet sich etwas Silber ab.
Wenn man auch bei Bereitung der Lysargin-
lösungen etwas vorsichtig verfahren muß,
um Zersetzung bei örtlicher Ueberhitzung
zu vermeiden, so vertragen die fertigen, sehr
haltbaren Lösungen selbst hohe Eochwärme,
so daß man sie auch auf diese Weise
sterilisieren kann.
Dem Körper gegenüber erweist sich Lys-
argin erhebUch ungiftiger als andere Silber-
verbindungen, besonders bewirkt es keine
Argyrie, selbst nicht nach emem Geeamt-
verbrauch von 30 bis 40 g. In Salben
wird es von der Haut rasch aufgenommen,
im Körper vorübergehend abgelagert und
mit dem Kote ausgeschieden. Intravenös
eingespritzt verteilt es sich viel rascher und
wirkt dementsprechend schneUer und acherer
als unter die Haut gespritzt Die völlige
Ausstoßung aus dem Körper dauert etwa
4 Wochen. Wegen der Grfahr von Abszeß
632
bildnng amd Hantdimpritsiingen wenig em-
pfehlenswert Die Anwendung des Lysargin
ist ebenso wie die der anderen Silben
verbindongen [eine sehr vielseitige, deren
Aufführung hier zu weit führen würde,
— te—
üeber die Morphinbestimmung
im Opium
hat O. Bemsiröm in Svensk Farm. Tidskr.
1905, Nr. 19 und 20 eine größere Arbeit
verOffentlieht, aus der Folgendes zu berichten
ist. Nach emer kritischen Beleuchtung der
früheren Methoden geht Verfasser auf die
Dieterich'Bdke Methode ein. Von dem ver-
besserten Helfenberger Verfahren hat Ver-
fasser die Ueberzeugung; daß das ununter-
brochene Schüttehi ein schnelles Ausscheiden
des Morphin befördert, bezweifelt aber, daß
dies quantitativ innerhalb zehn Mmuten
sollte stattfinden können. Daher l&ßt die
Pharm, norveg. die Mischung einige Stunden
stehen, bevor filtriert wird. Wie jedoch
E. Sjöberg nachgewiesen hat, kristallisiert
Morphin noch nach 24 Stunden aus. Will
man zu übereinstimmenden Ergebnissen
kommen, so ist eine bestimmte Frist festzu-
setzen. Wird die Zeit zuweit ausgedehnt,
so besteht die Gefahr, daß sich auch Gal-
dummekonat ausscheidet und beim Wägen
einen höheren Morphingehalt vortäuscht
Durch gleichzeitige Gewichts- und Maßana-
lyse läßt sieh jedoch der Gehalt feststellen.
Die Verwendung von Essigäther ist vorteil-
haft, nicht dagegen das mit demselben ge-
sättigte Wasser, das sich bald zersetzt Des
ferneren weist Verfasser auf die Schwierig-
keit hin, bei narkotinreidiien Opiumsorten
gerade 36 g Filtrat zu erhalten, ebenso auf
die Wichtigkeit, das Filtrat so schnell als
möglich zu gewinnen. Bei langsamem Fil-
trieren läuft man Gefahr, daß Narkotin von
neuem ausfällt Desgleichen ist jedes Pressen
des Filters zu vermeiden.
In Hinsicht auf die Anwendung von In-
dikatoren kommt Verfasser im Gegensatz zu
Merck zu dem Ergebnis, daß Morphin sich
nur in reinen narkotinfreien Lösungen mit
Jodeosin bestimmen läßt, aber nicht in
narkotinhaltigen ; denn in diesen fallen die
Resultate zu hoch aus, da das Narkotin
sich an der Beaktion teilweise beteiligt
Der Eztraktgehalt des Opium kann firekt
oder indirekt bestimmt werden. Direkt
durch Verdunsten einer gewogenen Menge
der wässerigen Lösung auf dem Waaserbade
und Trocknen bei 100^ C bis zum bestän-
digen Gewicht; indirekt durch einstündige
Mazeration einer gewogenen Opiummenge
mit Wasser, Sammeln des Ungelösten auf
einem gewogenen FUter und Auswaschen
mit Wasser, bis dieses farblos abläuft, da-
rauf Trocknen und Wägen. Verfasser hat
bei der düekten Bestimmung zu niedrige
Werte eriialten.
Da der Wassergehalt des Opiums für das
Endergebnis von größerer Bedeutung ak
der Extraktgehalt ist^ so schlägt Verfasser
vor, die gefundene Morphinmenge auf wasser-
freies Opium umzurechnen.
Zum Schluß schlägt Bemström vw, daß
die Opiumdarstellung einer Kontrolle m
unterwerfen sei, damit die Bchwierigkeitea
der Opiumuntersuchung fortfallen könnten.
Eisenchlorid und Ealiunijodid
Eisenchlorid verträgt sich bekanntlich
nicht mit leicht oxydierbaren Stoffen, i. B.
Alkalijodiden. Zur Vermeidung der Jodaus-
scheidung vermischt man nach Dunstan
(Pharm. Ztg. 1906, 323) das Eisencfalorid
mit Alkalidtrat und fügt spätw das Jodid
hinzu. Es entsteht eine gelblieh-grfine LOs>
ung, die kern freies Jod enthält und mit
Ealiumferrocyanid nur eine schwadie Eisen-
reaktion gibt Demnach hat sich ein EImb-
salz gebildet, das sidb mit Jodiden nidit
mehr umsetzt K Jf.
Zur Darstellung von
Jod-Catgut
empfiehlt Carl Bälmann in Mannheim,
Schwetzingerstrafie 91 konzentriertes
Gatgut-Jod, dessen Zusammeosetsong
nicht mitgeteilt wird. Mitteb desselben
lassen sich Jodlösungen hentellen, in die
unvorbereitetes Catgut eingelegt wird,
und schon nach weiiigen Tagen erhält man
ein gebraudisfähiges, d. h. unbedingt sterileB,
zugfestee, geschmeidiges und unbegrenzt
haltbares Jod-Catgut H. M.
688
2Sur üntersolieidung
des Formaldehyds von
Acetaldeliyd
empfiehlt Alexander Leys folgendes Ver-
fahren. Er fand, daß Aoetaldehyd in wiaser-
iger LOsnng nioht auf Qaeclnilberoxyd ein-
wirkt, wohl aber bei Gegenwart von
Koehsalz oder neutralem Natrinrnfulfit und
nachherigem Znsatz eines Alkalis; es bildet
flieh sofort bei den geringsten Spuren Al-
dehyd ein in Wasser und Alkohol unlOs-
lieher Niedersehlag.
Man Utot 1 g Merkurioxyd in 100 g
5proe. NatriumsulfitKysung als Reagens; die
AldehydlOsnng muß sehr verdlknnt sein, zum
alkaliseh maehen nimmt man lOproe. Pott-
asehelOsung. Da Formaldehyd, Furfurol,
Aldosen und gewisse aromatische Aldehyde
die Reaktion nidit geben, so muß diese an
das Vorhand'ettsem der Gruppe -GH2GOH
gebunden sein und kann somit zum Naob-
weis von Aoetaldehyd in Formaldehyd gute
Dienste leisten. a,
Jowm, de Pkarm, et de Chim. 1905, XXII,
108.
Saccharose in Radix
Scammoniäe.
In den WasohwSssem und Mutterlaugen
des Soammonins, dargesteUt aus 1 kg trockener
Wurzel sind nach Paul Regnier etwa
33,6 g Saccharose enthalten. In der frischen
Wurzel sind weit größere Mengen vorhanden
und zwar im Verhältnis zur getro<teeten
berechnet (100 g frische Wurzel = 27 g
trockene) 2,7 pCt Qlykose und 6,8 pCt
Saccharose. Außerdem enth< die frische
Wurzel noch andere Polysaccharide, die
durch Schwefelsäure 1 : 1000 nicht invertiert
werden. (Aehnlidiie Verhältnisse liegen bei
Tnbera Jalapae vor. Red,) A.
Joum. de Pharm, et de Chim, 1905, XXII,
435, 492.
(Wenn man die wässerigen Mutterlaugen,
die bei der Darstellung von Jalapenharz
abfallen, eindampft, so erhält man ein Ex-
trakt, welches m Aussehen, Geruch und
Geschmack dem Extractum Graminis in
hohem Maße ähnlieh ist A. Schneider,)
Kristallisiertes Oentiogenin
läßt sich nach H4ris8ey durch Spaltung des
Gentiopikrins gewinnen. Versucht man die
Spaltung mittels Mmeralsäuren durchzu-
fflhren, so kommt man zu Produkten, die
sich zum Gentiopikrin so verhalten, wie
Salketm (Dehydrationsprodukt des Saligenins)
zum Salidn. Benutzt man aber zur Spalt-
ung Emulsine (Mandelemulsin oder Asper-
gillusemulsin) und läßt man die Reaktion
bei 35^ bis 40^ vor sich gehen, so kann
man in kurzer Zeit reines kristallisiertes
Gentiogenin erhalten.
Die Ekizymspaltung ist ein wertvolles
Hilfsmittel zur Darstellung gewisser Stoffe,
die auf rein chemischem Wege nicht erhalten
werden können. A,
Joum. de Pharm, et de (^im. 1905, XXII,
249.
Lycopodiumersatz,
Seit einiger Zeit wird in Frankreich em
Ersatzmittel ffir Lycopodium angeboten, das
nur etwa die Hälfte des echten Produkts
kostet Auf den ersten Bliek ist es kaum
von Lycopodium zu unterscheiden, brennt,
in eine Flamme gestreut, ebenso wie dieses
ab, hinteriäßt aber als Asche Aber 2 pOt
Eisenoxyd, das Ersatzpräparat ist außerdem
teilweise lOslich in Alkohol, Aether und
Chloroform.
Dieses Präparat soll gewonnen werden,
indem man Österreichisches Fichtenharz
bei emer dem Schmelzpunkt möglichst nahe
gelegenen Temperatur trocknet und dann mit
gasförmigem Ammoniak behandelt. A.
Joum, de Pharm, et de Chim, 1906, XXIU,
242.
Erzeugung des krachenden Griffes au'
merceriäerter Baumwolle mit Hilfe von
Ameisensäure« Ftir die bezeiohoeten Zwecke
ist der Weinsteiasäore und Essigsäure die
Ameisensäure vorzuziehen. Der krachende Griff,
weicher durch Einwirkung der letzteren erzeugt
wurde, bleibt auch nach zweimaligem Waschen
und nach schwachem Dämpfen bestehen, auch
nach secbswOchentlichem Liegen erhält sich der-
selbe unverftndert. Zum Gebrauch bei mercer-
isierter Baumwolle gibt man nach dem Färben
ein Seifenbad, welchem man auf das Liter 8 com
Ameisensäure zusetzt. Kommt die Ware steif
aus dem giiffgebenden Bade^ so wird demselben
2 pOt seines Qewiobtee Leim zugesetzt. Bit,
ZUehr. f, angew, Chem, 1906, 303,
634
Einiges über Aräometer
betitelt sich eine Arbdt von E. Ackermann
und 0. V. Spindler, in welcher die Haupt-
punkte bei der Prüfung von Senkspindehi
besprochen werden und zwar die Form der
Spindel, die Weite des Zylinders, die Tem-
peratnr und die Oberflächenspannung der
Flflssigkeit. Die Verfasser weisen darauf
hin, daß feine Aräometer nur in den
Flüssigkeiten justiert und nach-
geprüft werden dürfen, fürwelohe
sie bestimmt sind. Selbst amtlich ge-
eichte Aräometer verdienen nicht m allen
Fällen völliges Vertrauen, da die Justierung
in Mischungen von Säuren, Qlycerin und
Alkohol mit Wassei* vorgenommen werden.
Aräometer und Zylinder müssen völlig
sauber sem und sidi mit der Flüssigkeit
gleichmäßig benetzen; der obere Meniskus
muß gleichmäßig und ununterbrochen sein.
Wenn nötig, sind alle Glasteile mit etwas
Lauge, Sdfe oder Alkohol abzureiben, die
Zylinder mit Ghromat-Schwefelsäure zu rei-
nigen.
Aus dem vorher Erwähnten geht hervor,
daß alle feinen Aräometer, audii soldiie mit
Eächschein, nachgeprüft werden müssen, und
daß man in der Mehrzahl der Fälle ge-
zwungen sem wird, Korrekturtabellen aus-
zuarbeiten. Außerdem würde es je nach
Umständen nötig sem, wenn man dasselbe
Aräometer für einander im spez. Gewicht
nahestehende Flüssigkeiten anwenden will,
für jede der betreffenden Flüssigkeiten eme
besondere Eorrekturtabelle auszuarbeiten.
Spindler ist daher auf den Gedanken
gekommen, cstatt der gewöhnlichen Skala
eme solche mit Millhneterteilung anzubringen.
Man weist dabei den Fabrikanten einfadii
an, ein Aräometer herzusteUen, welches die
spez. Gew. im Bereich von ungefähr z. B.
0,9800 bis 0,9950 angibt, bei einer Länge
der Skala von ungefähr 15 cm. Bei Em-
pfang des Instrumentes stellt man dann
mittels Pyknometer den Wert von 8 Punkten
der Skala fest, wie man es bei jedem an-
deren Aräometer auch tun müßte, d. h. einen
Punkt unten, einen in der Mitte und einen
oben. Nehmen wir an, es sei z. B. der
Punkt 10 mm = 0,9800, Punkt 80 mm
= 0,9890, Punkt 140 mm = 0,9967
gefunden. Dann braucht man bloß die
zwischenliegenden Werte zu interpofieren
und event nach oben und unten zu er-
weitern; die auf diese Weise eifaaltene Ta-
belle liefert dann jeden Wert mit großer
Genauigkttt ohne Korrektur». ^
Sehwei». Woehensehr, f. Gk«m, u. Pkam^
1906, 457.
Ueber Tannoferrine.
Marcel Monier hat Ocbsenbint im Va-
kuum unterhalb 40^ getrocknet, das so er-
haltene Pulver in Wasser gelöst und mit
Tannin behandelt. Er bekam keinen sehwmr-
zen Eisenniederschlag, sondern einr tHrmnnes
Produkt Nach dem Filtrieren, Waadien
und Trocknen wurde dieser Niederschlag
verascht, wobei der für etweißhahige Stoffe
charakteristische Gerudi nach verbranntem
Hom auftrat; in der Asche konnten be-
trächthdie Mengen Eisen nachgewiesen wer-
den. Jener Niederschlag, ätSf das Eisen-
eiweiß des Blutes an Tannin gebunden Mit-
hält, führt den Namen Tannohaemo-
ferrin.
In derselben Weise wurde aus der MHz
von Odisen das Tannosplenoferrin
hergestellt
Audii aus mensdilichem Harn, der an und
für sich kerne Eisenreaktion gibt, läßt sich
durch direktes flUlen ein analoges PH^iarat
Tannouroferrin gewinnen. A,
BSp, de Pharm. 1905, 502.
Zur Unterscheidung von C9ünin
und Chinidin
fällt L. Tsalapatani die wässerigen LOs>
ungen der Chlorhydrate mit einer 20]>roc
Lösung von Trichloressigsäure. Es entsteht
zuerst em amorpher Niederschlag, der bald
kristallinisdi wird. Man filtriert den Nieder-
schlag ab, trocknet ihn und erhitzt ihn in
einem trockenen Probierglas auf 95 bis 110^
in einem Paraffinbad. Dabei zersetzt sich
ein Teil des Niederschlags in Ghloroform,
welches sich verflüchtigt, und der Rückstand
färbt sich, wenn Chinin vorbanden war,
heUrot Diese rote Masse lüet sich leicht
in kaltem Chloroform auf. War nur Chinidin
vorhanden, dann bleibt bei derselben Be-
handlung der Rückstand weiß. x
Bul, Farm, se. Ohim, dm, Eomama 1905,
216.
635
Therapeutisohe Mitteilungen.
Filmaron
bleibt nach A. Jaquet nach wie vor der
wirkBamste Bestandteil des Famwnrzel-
extraktee. Die anderen Beetandteile, nftm-
iieh das Albaspidin und die Flavaspidsänre,
Beheinen andi bis zn emem gewissen Orade
wirksam zu seb, aber ihre Wirksamkeit
reicht lange nicht an diejenige des Filmaron
heran.
Jaquet (Correspondenzbl. f. Schweizer
Aerzte 1905, 360), hat bisher 38 Band-
wnrmkranke mit Filmaron, hergestellt von
G. F. Böhringer dk Söhne m Mannheim-
Waldhof; behandelt. Das Präparat wurde
in Gaben von 0,7 bis 1,0 g in 1 g Chloro-
form nnd 10 bis 20 g Ridnnsöl gegeben.
Der Ghloroformzosatz hatte den Zweck, die
Auflösung des Filmaron ohne Erwärmung
zu erleichtem, welche letztere zersetzend auf
das Filmaron hätte einwirken können. Von
den 38 Euren hatten 28 einen vollen Er-
folg, indem der Wurm mit dem Kopfe ab-
getrieben wurde. In sämtlichen Fällen
handelte es sich um Taenia saginata. In
6 Fällen wurde der Wurm abgetrieben, der
Kopf jedoch vermißt Einen Mißerfolg be-
obachtete Jaquet nur viermal. Drei dieser
fUle betrafen Kinder und zwar wurde in
2 FUlen die Gabe so niedrig bemessen, daß
der Grund des Mißerfolges wahrschemlich
darin gesucht werden muß. Abgesehen von
unbedeutender Uebelkeit oder Leibschmerzen
in emer Anzahl von Fällen konnten mit
Filmaron nicht die geringsten unangenehmen
ErBcheinnngen beobachtet werden. Kranke,
welche vorher Filixextrakt genommen hatten,
erklärten einstimmig, daß Filmaron wegen
Bemes weniger unangenehmen Geschmackes
dem Extrakte bei weitem vorzuziehen sei.
Wie Jaquet durch private Mitteilungen
erfahren hatte, ist neuerdings das Filmaron
auch bei Anchylostomnmkranken versucht
worden und zwar mit günstigem Ergeb-
nisse.
Das Vergiftungsbild bei Tieren infolge
hoher Gaben von Filmaron bietet eme große
Aehnlichkeit mit der Filixsäure- bezw. Aspi-
^■Vergiftung. Gaben von 3 bis 5 mg
vemnachen beim Frosch zunächst Stillstand
der Atmung; darauf treten schwache kurz-
dauernde Krämpfe der Extremitäten ein,
welche unmittelbar von einer allgemeinen
schlaffen Lähmung gefolgt sind. Nach
wenigen Minuten steht das Herz in Diastole
still. Die Vergiftung dauert bis zum Herz-
stillstand 30 bis 40 Minuten. 0,6 bis 0,7 g
Filmaron, in Gel gelöst, einem Kaninehen
initteis Schlundsonde dargereicht, verursachen
nach einigen Stunden allgemeine Schwäche
mit aufsteigender Lähmung, verbunden mit
einer heftigen Gastroenteritis hämorrhagiea
(blutigen Magendarmentztlndung).
Mit der \OTulaquet gegebenen Statistik de<&t
sich auch die von Brieger in Gosel (Therap.
d. Gegenw. 1905, 479) aufgestellte mit
23 Fällen, von denen 16 sicher positive
Wirkung ergaben. In 21 Fällen wurde das
Mittel in einer Aether-Ricmusöl-Mischung, in
2 Fällen in der jetzt von der Firma Karl
Engelhard in Frankfurt a. M. in den
Handel gebrachten Kapselform gegeben.
A, Rn.
Zinkperhydrol, ein neues Wund-
mitteL
Das Zinkperhydrol ist ein Pulver, welches von
E, Merck in Darmstadt durch Verbindung
des Zinks mit Perhydrol Merck dargestellt
wird. In dem Zinkperhydrol ist das Per-
hydrol — bekanntlich remstes 100 volum-
proo.Wasserstoffperoxyd — gl^chsam in fester
Form enthalten, und so ist ein Präparat
geschaffen, in dem die günstige zusammen-
ziehende Wirkung, welche das Zmk allge-
mein ausübt, mit der desmfizierenden des
Perhydrols zusammen zur Geltung kommt.
Das Zinkperhydrol übt nach Eduard
Wolffenstein bei ausgedehnten eiternden
Wunden, bei Beingeschwüren, bei Brand-
geschwüren eine günstige Wirkung aus;
selbst ausgedehnte Verbrennungen heilten in
kürzester Zeit und ohne nennenswerte
Schmerzen. Die Verbände mit Zinkperhydrol
wurden hierbei täglich erneuert
Das Zinkperhydrol bewährte sich in fol-
genden Zusammensetzungen: Zinkperhydrol
und Weizenstärke je 12,5 g, amerik. Vaselin
25 g zur Paste verarbeitet. Femer als
Salbe: Zinkperhydrol 5 g und Lanolin 45 g.
Therap, Monatshefte 1905, Nr. 11. Ä. Rn,
636
Imxnunisierungsversuohe gegen
Stryohnin
werden neuerdings angestellt Die meisten
Alkaloide werden z. B. unverändert^ auch
bei subkutaner Darreichung wieder ausge-
schieden ; ein geringer Teil nur gelangt zur
Zersetzung; die Hauptmenge der im Organ-
ismus verbleibenden Gifte wird vomKöiper
zurückgehalten und allmählich abgebaut
oder in unwirksame Form flbergefflhrt. Bei
subkutaner Strychningabe wird stets Süych-
nin im Harn gefunden und bei Tieren^ die
längere Zeit mit Strychnin gefüttert werden,
kann man es im Muskelfleisch, in Leber
und Niere nachweisen. Verreibt man Or-
gane vom Meerschwemchen mit Wasser oder
oder Bouillon steril und läßt sie mit Strych-
nin nitr. etwa 15 Minuten stehen, so ver-
liert die StrychninlOsung an Toxicität Bei
länger dauernder Emwirkung zeigen alle
Organe (Leber, Milz, Niere, Hirn, Blut)
deutliche entgiftende Würkung. Blutserum
dagegen war unwirksam. Tiere, die bei
Verabreichung von V2 nag bereits zu Grunde
gingen, konnten von Stryehninlösung, die
einige Zeit mit Muskelfleisch gemischt ge-
wesen war, 6 mg vertragen. In den Ex-
krementen von Hühnern, die mit steigenden
Gaben Strychnin gefüttert waren, fand sich
nur etwa 10 pCt Strychnin wieder. Die
Hauptmenge mußte also verbrannt oder in
eine unschädliche Modifikation übergeführt
sein; denn auch nach Tötung der Hühner
zeigte das Fleisch, welches Hunden zum
Fressen gegeben wurde, keine toxische
Eigenschaft. Zweifellos besteht, wie dies
von Meerschweinchen und Vögeln schon
längst festgestellt wurde, eine nattlrliche,
eine Rassenimmunität So zeigten z. B.
Kaninchen, die Menschengehim mit der
letalen Strychningabe subkutan erhielten,
keine Reaktion. Außer der Rassenimmunität
spielt jedoch auch die persönliche Immunität,
wie es scheint, eine große Rolle. Zweifel-
los erwiesen ist jetzt die kumulative Wirk-
ung des Strychnin. Merkwürdig sind schließ-
lich die Experimente von H, ifßw-Berlin, der
bei allen Tieren, die längere Zeit mit Stiych-
nin behandelt wurden, Diarrhöen fand, wäh-
rend man das Gegenteil erwarten sollte, da
doch Strydinin als Stomachlkum und Anti-
diarrhoikum wirkt L.
Berliner Klin. Woehmuehr. 1905, 1226.
Autotoxikosen durch Aceton
sind seit R. v. Jaksch nur selten Gegen-
stand der Erörterung gewesen, daher be-
richtet Rudolf Pettera jetzt über zwei
typische derartige Fälle.
In dem einen Falle (22 jährige Fhui)
setzte mit plötzlieker hochgradiger Atemnot,
und im andern Falle (46jähriger Mann)
setste Delurium und Bewußtlosigkeit ein,
und dann kam erst Acetonnrie; aber der
Harn war frei von Zucker und Eiweiß, nur
im ersten Falle trat nach der Aeetonoiie
Indikan im Harn auf. Von Wesenheit ist
bei beiden Fällen, daß Stnhlbesehwerden
vorausgingen, und es ist die Ansieht, daß
die Aeetonurie die Folge der Stöningen im
Darmtraktus auch in diesen beiden FUlen
sei, sieher einwandfrd.
«Die klinisohen Ersoheinongen nnd &
Aeetonurie müssen eine gemeinsame Unaehe
haben,» sagt Pettera, diese ist die Ueber-
Mung des Eöipen durch Aceton; da nim
eine exogene Toxikose ausgeseUoasen ist,
so muß die Bildungsstätte des Aceton im
Körper selbst gelegen sein. Endogene Toxi-
kose durch Aceton ist demnach feststeiiead.
Nor ist auch hior die Fhige nach der Ur-
sache dar Aoetonbildung bexw. der Aeetonurie
in beiden Fällen nicht leicht, und Verf. be-
sdeht sie auf die vorausgegangenen Darm-
störungen.
Früher herrschte allgemein die Ansieht,
das Aeetonurie und Glykosurie in einem
unzertrennlichen Zusammenhange stehen, daß
sie eine gemeinsame Ursache haben müßten.
R. V, Jaksch wies, gestützt auf seme Be-
obachtungen des Vorkommens der Auto-
toxikose durch Aceton sowohl, als auch auf
das Experiment, die UnwahrseheinKehkeit
der Bildung des Aceton aus Kohlehydraten
nach. Es blieben nur noch die Muttevsob-
stanzen, das Eiweiß und die Fette, übrig.
Hagenberg und Waldvogel stellten die Be-
hauptung auf, das Aceton sei eine lYodukt
des Fettstoffweehsels, welches in patholog-
ischer Weise besonders durch die Störungen
im Darmtraktus gebildet würde^ nnd be-
kräftigen ihre Behauptung duroh eine Beihe
von Versuchen. A. Bn.
Prag. med. Wochensekr, 1005, 99.
637
Phirtographisohe Mitteilungen.
Die Lage der deutschen Camera-
Fabrikaüon.
Ein interesBanteB Bild Aber die jetzige
Lage der deotaehen Camera- Fabrikation
wurde der Vereinigang fflr staatswiaen-
Behaftliehe Fortbildung bei ihrem kflrzlichen
Beenehe der cA.-O. fflr Camera-Fabrikation
Heinrich Ememann*, Dresden; in einem
Vortrage des Direktors Ernemann geboten.
Die AQsfflhmngen haben fflr alle photo-
graphisefaeii Kreise Interesse und wir greifen
deshalb das Wesentiiehste ans ihnen heraus.
Die Entwicklung der photographisehen Groß-
industrie liegt kaum 10 Jahre zurflek und
Dresden kann heute als Hodiburg der
europäischen Camera- Fabrikation angesehen
werden. Nicht weniger als 6 Millionen
Mark Kapital sind hier in der Gamera-
Brandie angelegt^ in der gesamten Dresdner
photographisehen Industrie , einschließlich
Fabrikation von Platten ^ Papieren und
Nebenartikehi, sogar 15 Millionen. Gewal-
tig ist der Aubchwung, den gerade die
Camera-Fabrikation in wenigen Jahren ge-
nommen hat Jedoch ist die photographisehe
Branche anch nidit von schlimmen Begleit-
erscheinungen eines sdmelien industrieiien
Aufschwungs verschont geblieben. Mit dem
raschen Wachsen der Werke waren nicht
auch gleichzeitig die geeigneten leitenden
HSnner zur Steile und der Mangel an
Organisation und Erfahrungen^ wie auch
die unumschrlnkte Macht nur einseitig er-
erfahrener Fabrikleiter haben hier und da
störend und nachteilig auf die gesamte
Brandts gewirkt, sehließlidi aber auch ihre
Opfer dafflr gefordert Viel Schwierigkeiten
bmitet der Camera-Fabrikation noch die
vnunterbrochene Ffille neuer Modelle. Trotz-
dem heute sdkon Cameras von vorzQglicfaer
Ausstattung und LdstungsfAhigkeit geliefert
werden, oft wahre kleine Kunstwerke der
Mechanik, die man unauffällig in der Seiten-
tasehe unterbringen kann und die somit das
Ideal bequemer Amateure darstellen {Eme-
mann-EEAQ XII), sind weitere Fortschritte
^ erwarten und eine Beständigkeit der
Modelle, wie etwa bei den Nähmaschinen,
dflrfte in absehbarer Zeit nicht eintreten.
Hieran kranken auch etwas die Ertrags-
fähigkeit der Camera - Fabrikation und es
wQrde noch mehr der Fall sein, wenn nicht
im Export zu guten Preisen ein Ausgleich
zustande käme. Dieses Verhältnis zum Welt-
markt bedingt auch den berechtigten Stand-
punkt der photographischen Industrie, die
Zollgrenzen möglichst leicht passieren zu
können , wenn anders nicht anstelle der
Waren Menschen exportiert, d. h. die Be-
triebe ins Ausland verlegt werden sollen.
Größere Gefahr fflr die deutoche photo-
graphische Industrie bietet die amerikanisdie
Konkurrenz, besonders dadurch, daß dort
die Industrie nicht aus dem Handwerk her-
vorgegangen ist, sondern fast ausnahmslos
von Anfang an mit großem Kapital zum
Großbetriebe organisiert wird. Nach Ente-
mann's Ansicht läßt sich dieser Gefahr aber
wirksam dadurch begegnen, daß wur die
Vorzflge beider Länder zu vereinigen sudien.
Die Amerikaner haben zum großen Teil
ihre theoretischen, technischen Kenntnisse an
deutschen Bildungsanstalten, teils sogar auf
Staatskosten, erworben und schlagen uns
jetzt mit unseren eigenen Waffen. Wir
mflssen das Gleiche tun und recht viele
unserer jungen mdustriellen, sei es auf eigene,
auf Korporations- oder Staatskosten, nach
Amerika schicken, um die Ursachen der
praktischen Ueberlegenheit an Ort und Stelle
zu studieren.
(Hoffentiich kommt man in Deutschland
endlich zu der Einsicht, dem Besuch deut-
scher Bildungsanstalten von Ausländem Ein-
halt zu tun. Deutsche Gutmütigkeit und
Offenherzigkeit haben dem eigenen Lande
schon viele Nachteile gebracht Man be-
denke einmal die Folgen der Ueberflutung
der Leipziger Handelshochschule durch Aus-
länder; hierdurch wird der Wettbewerb
fremder Nationen uns gegenflber nur er-
leichtert SekrifÜeüung.) Bm.
Zum ReiDigen von Schalen
wird nach dem cPrager Tagebl.» empfohlen
sich eine Lösung herzustellen, indem man
30 ccm Schwefelsäure langsam in 500 com
Wasser gießt und dann 30 g Kaliumdichromat
zusetzt Bm,
638
B 0 • h er • o h a
Handbuch der Seifenfabrikation. Unter
Mitwirkung von F, Eichbaum, E.
Noack, Dr. C. Stiepel, O. Weber nnd
atideren Fachmännern herausgegeben von
Dr. C, Deite. Erster Band: Haus-
sdfen and Textilseifen. Dritte Auflage.
Mit 108 in den Text gedruckten Ab-
bildungen. Berlin 1906. Verlag von
Julius Springer, Präs: geb. 11,20 Mk.
Aus der yom YerfaBser YoraDgestellten Ge«
schichte der Seifenfabrikation erfahren wir, daß
der Zeitpunkt der Erfindung der Seife unbekannt
ist. Dieser 12 Seiten langen Einführung fol^t
die Besprechung der Rohstoffe und zwar der
Tier- und Pflanzenfette sowie der Harzsäuren
und Harze, der Alkalien und Hilfsrohstoffe.
Ihnen folgen die Maschinen und Gerätsohaften.
Darauf wird die Darstellung der verschiedenen
Seifen, der Seifenpuiyer und verwandten Wasch-
mittel besprochen, während den Schluß die
Untersuchung der Seifen bildet. Letztere er-
streckt sich auf die Bestimmungen des Wasser-
gehaltes, des Fettsäuregehaltes, des Harzes, der
Alkalien, den Nachweis von FüUungsmitteln^
Bestimmung von Glyoenn, von Zucker, Karbol-
säure und Ammoniak, den Nachweis von Alko-
hol und ätherischen Gelen, sowie der Berechnung
der Ausbeute aus der Analyse. Ein angefugtes
Sachregister erleichtert das Aufsuchen des Ge-
wünschten wesentlich.
Wenn für den Apotheker hauptsächlich nur
die Darstellung der medizinischen Seifen von
größerer Bedeutung ist, so kann er doch bei
eingehender BeschStigung mit der Seifengewinn-
ung eines Buches über dieselbe nicht entbehren,
umsomehr nicht, als sich die Darstellung inedji-
zinischer Seifen auf die der besseren Seifen
aufbaut Zu diesem Zweck kann das vorliegende
Buch auf das angelegentlichste empfohlen wer-
den, zumal der zweite Band Toilette- und medi-
zinische Seifen behandelt. — tx—
Die Chemie, von Dr. Mccc Vogtherr ^ Berlin.
421 Abbildungen im Texte. 5 Tafeln
in feinstem Farbendruck. Neudamm.
Verlag von J, Netimann. Preis: in
Leinwand geb. 7^50 Mk.
Vorliegendes Buch ist der fünfte Band der
III. Abteilung vom «Hausschatz des Wissens>.
Wie aus der Bezeichnung dei Sammlung, zu
der dieses Buch gehört, hervorgeht, ist der
Zweck derselben, einem weiteren Kreise gewisse
Kenntnisse über die behandelten Stoffe zu teil
werden zu lassen, während es für den Chemiker
nicht Alles, was er braucht, bringen kann. Für
den gewollton Zweck ist das Buch vielleicht zu
weit gehend, denn es ist kaum anzunehmen,
dafi sich ein Nichtfaohmann in diesen Stoff so-
weit vertiefen wird^ wie es hier der Fall ist.
Dagegen ist es allen denen, die mit che niachen
Körpern zu tun haben, ohne direkt Chemiker
zu sein, und die sich über die Körper, die sie
verarbeiten, genauer unterrichten oder Näheres
über die Gewinnung derselben wie auch über die
chemischen Vorgänge erfahren wollen, zu em-
pfehlen. — tx—
ErgäazuBgsbnoh zum Arsaeibnch ftr das
Deutsche Beioh. (Arzneimittel^ welehe
in dem Arzneibuch ftlr das DeatBche
Reich nicht enthalten sind.) Dritte Aus-
gabe. Bearbeitet und heraoagegebea
von dem Deutschen Apothekerverein.
Berlin 1906. Selbstverlag des Deatseben
Apothekervereins.
Da in der Regel in das Deutsche Arzneibach
nur die gangbfusten Arzneimittel Aufoahma
finden, so wurde es stets ds ein Bedürfinis em-
pfunden, ein Buch zu besitzen, das im gleichen
Sinne abgefaßt ist und gewissermaßen einen
offiziellen Charakter besitzt. Ein solches Buch
haben wir seit dem Jahre 1891 in dem vor-
liegenden, von dem jetzt die dritte Auflage
erschienen ist In Rücksicht auf die stets
wechselnden Verhältnisse in dem Gebrauch von
Arzneimitteln sowie deren Bereitung und dergl.
mehr macht sich von Zeit zu Zeit eine Neu-
ausgabe notwendig, die diesen Umständen Rech-
nung trägt. So hat auch diese Ausgabe nach
eingehender Durchsicht eine Vermehrong der
Artikel, besonders durch Aufnahme von Vor-
schriften für gebräaohliche neue Präparate er-
fahren. Desgleichen ist der pharmakognostische
Teil des Buches durch Herrn Profesacr Dr.
Hartwich gründlich umgearbeitet worden. Ferner-
hin ist das Verzeichnis der Höohstgaben seitens
des Herrn Professor Dr. L. Lewin einer ein-
gehenden Durchsicht und Ergänzung unterworfen
worden. Alles in Allem genommen köimen wir
die Anschaffung dieses Buches, das sich bereits
einer weiten Verbreitung erfreut, nur empfehlen.
J9. Jff •
Kapitalanlage. Anleitung zu zweekmftßigsr
und vortdUiafter Vermögenavorwaltong
für alle Stände von Sigmufid Schott
Freiburg i. B. Verlag von Paui Waetxei
Preb: 1 Hk.
Diese Schrift behandelt die Kapitalanlage
in Häusern, Grundstücken, Sparkassen, Staats-
papieren, Hypotheken, Lebensversicherungen,
Aktien usw. Die Ratschläge, welche der
Verfasser gibt, um Verluste zu vermeiden, wer-
den manchem willkommen sein. s.
639
Vorflohriftea sar Selbstbereitimg phar*
maseatischer Spezialitäten, beraiiBge-
geben von den PbarmazentiBdien Kreis-
vereinen im Königreich Saebsen. Naoh-
dmck verboten. Im Selbetveriag des
Spezialitäten-UntemehmenB der Pharma-
aentisdien Kreisvereine im Königreich
Sachsen.
Diese Sammlang von Yorsohriften omfaAt eine
Reihe besonders gangbarer Speiialitäten, deren
Selbstbereitong den Darstellern einen höheren
Gewinn abwiiit, als wie er daroh den Verkanf
aholicher unter oft hoohUingenden Namen aof
den Markt gebrachter zu ersielen ist. Der
dieser Sammlang beigefügte Anhang enthält eine
Uebersioht and Preise der sor Yerpaoknng der
Spezialitäten notwendigen Artikel, Satzungen,
Geschäftsordnung and ein Mitglieder-Verzeichnis.
—ix-
Aaleitnag snr qualitativen Analyse an-
organischer und organischer Stoffe,
sowie zur toxikologisch und medi-
ziidsoh • chemischen Analyse nebst
einer kurzen Einffthrung in präparat-
ive Arbeiten und in die Oewichts-
nnd MaBanalyse namentlich zum Ge-
brauche fflr Mediziner und Pharmazeuten
bearbeitet von Dr. Carl Arnold, Pro-
fessor der Chemie in Hannover. Fflnfte
verbesserte und ergänzte Auflage; mit
17 Tabellen und 59 Abbildungen. 278
Seiten. Preis: 7 Mk. 1905. Hannover
und Berlin W. Verlag von Meyer
{Ofistav Prior).
Das in 5. Auflage voi liegende Bach hat bei
der jedesmaligen Neuauflage Neneinfägangen
erfahren, um das Werk zu vergrößern und aaf
der Hohe der Zeit za halten. Es behandelt in
der Einleitang insbesondere aaoh die lonen-
Üieorie und &b Massenwirknngsgeaetz und be-
schreibt in ausfahrlicher Weise die chemischen
Apparate and Arbeitsweisen, wie z. B. die Be«
gtimmun^ der Dichte, des Schmelzpunktes, das
Kristallisieren a. a In der 2. Abteilang wird
die Herstellung und Prüfung der Reagentien,
sowie eine Einführung in pilparative Arbeiten
gebracht, dem sich in der 3. Abteilnng die
qualitative Analyse anorganischer Stoffe, getrennt
nach Kationen- und Anionenbildnern und ein
systematischer Gang der qualitativen Analyse
anschließt. Letzterer wird in einer Reihe von
übersichtlichen Tabellen dargestellt. Die 4. Ab-
teilung ist eine Emführung in die Quantitative
Analyse, getrennt in Gewichts- and Maßanalyse.
Die 5. Abteilung bringt die qualitative Analyse
organischer Verbindungen, wobei auch die quan-
titative Analvae wichtiger organischer Yerbind-
ungen berücksichtigt ist. Die 6. und 7. Abteil-
ang bringt die toxikologisch-chemische, besw.
medizinisch-chemische Analyse und ein gutes
Register.
Die 1. bis 4. und die 5. bis 7. Abteilung sind
in Sonderabdrucken zu 5 bezw. 3 Mk. erhUtlich.
Das Werk des in der Theorie "wie Praxis gut
bewanderten Verfassers kann allen Fachgenossen
nicht warm genug empfohlen werden. p.
Handverkanfs-Taxe fttr Apotheker. Fest-
gestellt von M. FroeKch. Neunte, er-
weiterte Auflage. Berlin 1906. Weid-
mann^aehe Buchhandlung.
Die Neubearbeitung dieser Taxe führt (sahi-
reich laut gewordenen Wünschen Rechnung
tragend) neben der Bezeichnung der einseinen
Arsneimittel die in den Apothäen Berlins im
Handverkauf sur Zeit üblichen Preise auf. Durch
reichlich bemessenen Raum zur Eintragung von
Aenderungen bleibt jedoch die Verwendbarkeit
der Taxe für eine Reihe von Jahren gesichert.
Es sollen in Zukunft alljährlich Preisänderungen
auf besonderen Blättern erscheinen, die den Be-
sitzern der HandverkaufiB-Taxe auf Verlangen
unentgeltlich geliefert werden. Durch diese Mn-
richtung dürfte sich die vorliegende Handver-
kaufstaxe weiter viele Freunde erwerben. Der
Druck ist scharf and deutlich, das Papier schön
weiß, glatt und kräftig, der Einband stark und
dauerhaft. ».
Vorschriften znr Selbstbereitung pbar-
mazeutisoher Speiialitäten. Heraus-
gegeben von dem Deutschen Apotheker-
Verein. IL Auflage 1906. Nachdruck
verboten. Selbstverlag des Deutschen
Apotheker- Vereins. Druck von Fr,
Meisbach in Sobemheim. Preis : brosch.
1 Mk.
Die zweite Auflage dieser Sammlung enthält
Vorschriften zu Spezialitäten, die in der Badischen,
Bayrischen, Elsaß - Lothringischen , Hessischen,
Hamburger und Sächsischen Kreisvereins- Vor-
schriftensammlung sowie dem Ergänzungsbuch
des Deutschen Apotheker -Vereins veröffentlicht
sind, so daß diejenigen, welche die verschie-
denen Sammlungen nicht anschaffen wollen, eine
gedrängte Auswahl zur Hand haben können.
—ix—
Die deutsobe SttBstofljgesetzgebung nament-
lich das Süßstoff gesetz vom 7. Juni 1902.
Von Dr. Heinrich Olep (Tübinger In-
augural-Dissertation). Tübingen. Verlag
der H. Laupp'aAea Buchhandlung.
Der Verfasser bringt zanäohst die Geschichte
der deutschen Süßstoffgesetzgebung und darauf
den heutigen Rechtszustand in Deutschland be-
züghch der Süßstoffe, gemäß dem QeSeto und
schließlich das audändische Becht — Allen den-
jenigen, welche sich über die eigenartige Süß-
stoffgesetzgebung unterrichten wollen, ist das
vorliegende Buch zu empfehlen. s.
640
Der Handel mit Giftes, ArzneimittelB
nad Drogen auBerhalb der Apotheken
nach den für das Reich nnd das Groß-
herzogtam Hessen geltenden Bestimm-
nngen. Amtliche Handansgabe mit kurzen
Erläuterungen und einem Sachregister.
(Bearbeitet im Auftrag des Großherzog-
liehen Ministeriums des Innem, Abteiluug
fOr öffentliche Gesundheitspflege, von
Obermedizinalrat Professor Dr. Heyt).
Darmstadt 1906. Buchhandlung des
Großh6rzog1.StaatBverlags(£^. Junghaus-
sehe Hofbuohhandlung). Preis : 1^60 Mk.
Das Werkohen enthält anBer sämtlichen Yor-
sohriften über den Qifthandel und den Arznei-
mittelverkehr anBerhalb der Apotheken das
Büßstof^esetc, das Weingesetz, das Oesetz, betr.
den Verkehr mit Nahrangsmitteln, Genußmitteln
und Qebraaohsgegenständen , das Gesetz betr.
die Verwendung gesundheitsschädlicher Farben
bei der Herstellung von Nahrungsmittelo, Genaß-
mitteln und GebrauohsgegenstSnden und anderes.
8,
Der Gewerbtreibende und Handwerker
als Kaufmann. Von Paul Quabeck,
Handelslehrer. Mit einem Gelätwort von
Dr. Ä, Schellen, Syndikus der Handwerks-
kammer Mfinster i. W. 2. völlig um-
gearbeitete u. vermehrte Auflage. Berlin.
Verlag von Eduard Eißelt.
Das Buch bringt zunächst eine Darstellung
der Buchfahrung, dann eine Wechsellehre, For-
mulare für verschiedene oft vorkommende Bchrift-
stücke, Muster für Geschäftsbriefe, En^j^aben
an Behörden, Berechnung des steuerpflichtigen
Einkommens, EÜgeweeen, Erklärung kaufmänn-
ischer Ausdrücke. s.
Die Eetusohe von Photographien nebst
ausführlicher Anleitung zum Kolorieren
mit Aquarell- und Oelfarben von
Joh. Oraßhoff. Bearbeitet von Fritx
Loescher. Zehnte ergänzte und ver-
besserte Auflage. Mit fünf Tafeln und
mehreren Textfiguren. Berlin 1906.
Verlag von Oustav Schmidt (vorm.
Bobert Oppenheim). Preis: geheftet
2,50 Mk., geb. 3,— BIk.
Das vorliegende Heft ist das zweite Bändohen
einer Bammlung kurzer photographischer
SpezialWerke, die der obensenannte Verlag
als €photographisohe Bibliothek» unter
fortlaufender Kammer bringt; bisher sind 22
solcher Abhandlungen erschienen. Nach kurzer
Einführung; in Wesen und Bedeutung der
Retusdie bringt der Verfasser im ersten Haupt-
abschnitt die Mittel zur Erleichterung bezw.
möglichsten Verhütung derselben. Es folgen
dann die Negativ- und Positiv-Retusche, die
Grenzen der Porträt-Betusohe, das Kolorieren
und schließlich das Lackieren der Photographien
und lüs SchluB gesundheitliche Vorsichtönafi-
regeln.
Trotz der großen Abneigung, die der Deb-
haberphotograph im allgemeinen gegen das Be-
tnschieren hat, ist dasselbe bisweilen doch nur
zu berechtigt. Es handelt sich hier nicht immer
nur um die Idealii>ierung von Bildern, das heißt
darum die Büder künstlerisch schöner zu ge-
stalten, sondern auch darum, die trotz der
großen Errungenschatten der Neuzeit noch immer
großen Mängel unserer Trookenplatten eiDigar-
maßen auszugleichen (z. B. die ungleich wertige
Wiedergabe von Farben). Gerade bei der bild-
lichen Wiedergabe von wissensohafdiohen Pri-
paraten ist es von unschätzbarem Wert, wenn
man durch kleine Kunstgriffe in der lÄge ist,
das Bild den tatsächlichen Verhältnissen nfiber
zu bringen. IL Th.
Gedenkblatt 1880 bis 1905. Van de vei^
eenigung tegen de Ewakzalverij. üit-
gegeven ter gelegenheid van het vijf-
en-twintig jarig bestaan. De Dordr.
Drukkerij-en uitgevers-Mij. 1906.
Das vorliegende Buch enthält eine Anzahl
Abhandlungen über Gegenstände, die den Be-
strebungen des Vereins nahe liegen ; wir nennen
unter anderen «Over Ewakzal^er^» von Prof.
Dr. Heetor Treub^ «Menscheovet als eenees-
middeU von Prof. Dr. K Wefers BettifA, «De
Kwakzalverij in de oorheelkunde» von Prof.
Dr. H. Bueger^ «ürine-onderzoek en Kwakzal-
verij» van Mbj, C, EugenhoU usw.
Geschmückt ist das Buch durch eine Nach-
bilduoe des bekannten Gemäldes von Jan Sterne
«De Keisn^der».
In einem Anhang sind die Geheimmittd mit
Angabe der hauptsächlichen Bestandteiie sa-
sammengestellt, welche in der Zeit von 1880 bis
1905 untersucht worden sind. «.
Preislisten sind eingegangen von:
Brückner, Lampe ^ Co, in Berlin über Drora,
Chemikalien, pharmaseutisohe Präparate, äther-
ische Oele und Essenzen usw.
(7. E, Burk in Stuttgart über ohemisohe und
pharmazeutische Präparate und SpesiaÜtfttsn,
Pastillen, photographische Bedarfisartikei, Griech-
ische Weine.
Diet% db Riehter in Leipzig über Drogen,
Chemikalien, Farben, Spezialitäten usw.
J, M, Krannieh in Mellenbaoh i. Tb. über
Holzhülsen, Tablettongläaer mit Steokkapsel, Ver-
sandkisten, Fächersoluänke, Reagensglaigeetelle
usw.
A, Peeehken in Bremen über chemiaohe and
pharmazeutische Präparate, teohnisohe Artikel
usw.
Karl Fr, TöUner in Bremen über pharma-
zeutische und teohnisohe Spezialitäten usw.
641
Verschiedene Mitteilungen.
Zur
Reinigung von Deokgläsohen
soll man nach Dr. 0. Bö/jler (Apotfa.-Ztg.
1906, 488) das Gedernöl sofort nach be-
endigter Untersuchung von denselben ab-
wisehen und sie in einem Oefftß mit schwacher
Snblimatlösung sammeln. Ist eine genügende
Zahl vorhanden, so erhitzt man sie in einem
Sch&lchen mit wenigen Tropfen Schwefel-
säure enthaltendem Wasser. Sobald das
Wasser zum Kochen gekommen ist, fOgt man
tropfenweise Kaliumpermanganat - Lösung
hinzu und erhitzt noch einige Minuten
weiter. Nadi dem Erkalten lassen ach die
angetrockneten organischen Stoffe leicht
durch Wasser abspfiien oder durch Abreiben
mit einem feinen Tuche entfernen. Sehr
vorteilhaft kann man auch heiße austitrierte
KaliumpermanganatrLösungen nach Zusatz
einiger Tropfen Kaliumpermanganat-Lösung
verwerten. — <»— .
Der Verband selbständiger
öffentlicher Chemiker Deutsch-
lands, e. V.
hält am 23., 24. und 25. September 1906 seine
elfte ordentliche Hauptversammlung
in Dessau ab.
Auf der Tagesordnung sind für den
24. and 25. September folgende wissenschaft-
liche Vorträge verzeichnet:
Die Errichtung einer chemischen Reichsanstalt
Dr. Treumann^ Hannover.
Die Reformbedürftigkeit des Weingesetzes
Dr. Kayter^ Nürnberg.
üeber die Radioaktivität der Heihiuellen
Dr. Aschoff y Kreuznach.
Zur Analyse von Schlempekohle Prof. Dr.
Heyery Dessau.
Ueber die Erfahrungen, welche seither bei
der Handhabung der Vorschriften für die öff ent-
heb angestellten und beeidigten Handelschemiker
gemacht worden sind Dr. Treumann, Hannover.
Moderne Beleuchtungstechnik Dr. Thieie^
Dresden.
Demonstration eines Apparates für Mikro-
photographie Dr. Wilhelm Lwix, Berlin.
üeber Geheimhaltung von Untersuchungs-
methoden Dr. Vaubel, Darmstadt.
Moderne Milchhygiene Dr. Leuxe^ Dessau.
Untersuchungen über die bei der Herstellung
von Zündhölzern verwendetenPiiosphor-Schwef ei-
Verbindungen Dr. Becker^ Frankfurt a. M.
Das Vorkommen von Mangan in Brunnen-
wässern und die Bestimmung deetselben Dr. TFoy,
Breslau.
Unterliegen Präparate aus Kokosfett dem
Margarinegesetze, auch wenn dieselben nicht
mit anderen Fetten vermischt sind und der Ur-
sprung deutlich gekennzeichnet ist V Dr. P. Beh-
rendt Hamburg.
. Druckfehler-]
In dem Inhaltsverzeichnis für das
II. Vierteljahr 1906 muß es Seite 532 statt
«Triferrin, giftige Wirkung» heißen:
cTriferrin, irlli»tige Wirkung 412».
Briefwechsel.
Dr. Fr. 'S, in TnrfB. "Wir nennen Ihnen
als «Traiie de technique pharmacentique» fol-
gende Bücher und zwar als neuestes vor-
zügliches: Schule der Pharmazie, Band I
Praktischer Teil von E, Mylitu (Verlag Julius
iS^rtn^er-Berlin), ferner kleineren Um-
fang es: Der Rezeptar von J. Mindes (Verlag
Fra/m Deuticke-'W ien) und Winke für die phar-
mazeutische Rezeptur von Ä. Roderfeld (Verlag
Ernst Oüniher-lMpHg) ; weiter ältere ,obea-
falls vortreffliche grundlegende Werke :
Lehrbuch der pharmazeutischen Technik von
Friedr, Mohr (Verlag Frtedr. Vieweg db Sohn-
Braunschweig) und Technik der pharmazeut-
ischen Rezeptur von Herrn. Hager (Verlag M,
<Si/>rf n^6r-Berlin) ; für besondere Zweige:
Die ipedizinischen Verbandmaterialien von P,
Zelis (Verlag JuU iS^rtfi^er- Berlin) und das
KompfSmieren von Arzneitabletten von F, ütx
(Verlag Jtd. Springer^Beilin). s.
Verleger: Dr. A. Schneider, Dresden und Dr. I*. SftB, Dresden-BIaseiritB.
Verantwortlicher Leiter: Dr, A« Schneidert Dresden.
Im Buchhandel durch Julius Springer, Berlin N., Monbijonplats 8.
Druck Ton Fr. Tit tel Nachfolger ^Kanath & Mahloy in Dresden«
Jllypiti 1
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Neues Mittel gegen Gicht,
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Tir ■BkcfigterBcaBtoiBf
wM fewwat.
Cy$olfabiik $(hiilke ^mavn ^nt^»-
Pharmaceutische Centralhalle
für Deutschland.
Herausgegeben yon Dis A. Sohneidep und Dp. P. SQss.
>■»
Zeitschrift ffir wissenschaftliche und geschäftliche Interessen
der Pharmacie.
Gegrfindet von Dr. HermaBB Hager im Jahre 1859.
Eischemt jeden Donnerstag.
Beangspreis yierteljährlich: durch Bachhandel oder Poet 2,50 Mk., durch Geecbftfia-
stelle im Inland 3,— Mk., Ausland 3,60 Mk. — Einzebe Nmnmein 30 Pf.
Anzeigen: die einmal gespaltene Elein-Zeile 30 Pf., bei größeren Anzeigen oder 'Wieder-
holnngen Preisermäßigong.
Leiter der \ Dr. Alfred Schneider, Dresden- A. 21; Schandaaer Str. 43.
Zeitsehrift: J Dr. Panl Süß, Dresden-Blasewitz; Oastav Freyäg-Str. 7.
Cieeehlftsstelle: Dresden- A. 21; Scbandaner Straße 43.
M'd2.
Dresden, 9. August 1906.
Der neuen Folge XXVII. Jahrgang.
xLvn*
Jahrgang.
Inhalt : ChcBile «nd Fkaraaeie: Ueber die Prüfung der Terpentinöl«. — Ueberffihrung der Nebennierensabetaas
— Bereitang tUnet Emalilon aas HUberjodid. — Darstellang Ton Jodelaen-Lebertnn. — Gepreßte Arsneltabletten. —
Okertin. — Eingesogenes Diphtberie-Heilienini. — SchwefelblunieD und sublimierter Schwefel. — • SrnJlcylsSare ane
Orthokretol und neue Darstellung Ton Aarin. — Nachweis von KrotonOl in BieinusOI. — Yohimbin ans Faasinjstalla
Trllleall. — Miscfaongen Ton Madlago Tngacantbae mitMudUgo Qummi arabici. — Emulsin in Lathraea Bqaamaria.
— Horden. — Reaktion Ton Schlagdenhaofen. — Platin bei Kjeldahlbeatimmungen. — Untersuchung von Drogen
nnd Präparaten. — Doppelsals ans Eisenchlorid und salssaurem Kotsmin. -^ Auslegung phannaseuttoeher Oesetae.
— SaCholssuccus, Extrakt und ReingljrcTrrhisinate. — Tnrpetheln. — Weribestimmung homöopathischer Potenzen.
Analyse der Seifen. — Morphin in Pflanaensussttgen. — Zwei neue Kokainreaktonen. — FettsAurebestimmang in
TextÜaeifen. — Bestimmung Ton Aoetanilld und Koffein. — Neuer ludikator. — Phenole ia Verbiodung mitSAaren
und Gemischen mit Seifen. — Feststellung der Konstitution der Rhodeose. — Nahnuignüttol-Ghamie. — Plioto-
snphiaehe Mmellugen. - BaekerseXia«. — yartehledene MittelluiK^B. — Briafweehfel.
Chemie und Pheraieoie.
•1
I
Ueber die Prüfung der
Terpentinöle
sind in letzter Zeit eine größere Anzahl
yon Arbeiten erschienen. Im Anschluß
an seinen Vortrag auf der Hanptyer-
sammliing des Verbandes selbständiger
Öffentlicher Chemiker im September yor-
igen Jahres (yergl. Pharm. Centralh. 47
1 906], 380) gibt Dr. W. Vaubel (Ztschr.
. öS. Chem. 1906, 107) einen Nach-
trag, in dem er eine Verbesserung des
Veiiahrens insofern einfflhrt, als er das
Terpentinöl in Chloroform (oder einem
ähnlichen, mit Wasser nicht mischbaren
nnd gegen Bromeinwirknng möglichst
unempfindlichen Lösungsmittel) löst; es
hat dies gegenüber dem frfiher yerwen-
deten Eisessig den Vorteil daß sich das
bromierte Terpentinöl bei der zunehmen-
den Verdünnung durch die Bromierungs-
lösnng nicht abscheidet und noch un-
bromiertes Terpentinöl einschließt. E^
werden dadurch etwas höhere Bromier-
ungswerte erhalten. Auch ist die Be-
stimmung in V2 bis 1 Stunde beendet,
während sie früher mehrere Tage in
Anspruch nahm. Wenn die Bromre^tion
(Färbung des Chloroforms oder Jod-
kaliumstärkepapiers) V2 Stunde bestehen
bleibt, kium die Bestimmung als beendet
angesehen werden. Er gibt dann ferner
die Bromzahlen nicht mehr durch die
Menge des substituierten Broms an,
sondern durch die des addierten Broms,
weil zunächst ja ein Additionsprodukt
entsteht, das allerdings allmählich durch
Abspaltung yon Bromwasserstoff in ein
Substitutionsprodukt übergeht. Verf.
hält die Bromzahlbestimmung ffir sehr
wesentlich bei der Terpentinölprfifung
und hofft;, daß sie immer weitere Ver-
breitung finden werde.
Mit der gleichen Frage beschäftigt
sich Utx (Chem.Reyue 1906, 161) unter
Nachprüfung der Vauberschen Resultaie.
Er kommt aber zu der Ansicht, daß in
anbetracht der Schwankungen, die bei
644
reinen Terpentinölen in dem Bromauf-
nahmevermögen vorkommen, die Be-
stimmung der Bromzahl keine absolut
zuverlässigen Werte für die Beurteilung
von Terpentinöl ergibt, daß sie vielleicht
manchmal bei der Untersuchung von
Ersatzmitteln mit Vorteil zum Nachweise
eines Pinengehaltes angewendet werden
könnte. In der Praxis wurde sie sich
kaum einfuhren.
Endlich hat neuerdings Dr. R. Böhme
(Chem.-Ztg. 1906, 633) eine sehr aus-
führliche Arbeit über die Bestimmung
von Petroleum^ Petroldestillaten und
Benzol in Terpentinöl, Eienöl und deren
Ersatzmitteln veröffentlicht. Er hat zu-
nächst die Herxfeld^sche Methode genau
nachgeprüft. Nach ihm leidet die Me-
thode hauptsächlich an der Langwierig-
keit der Ausführung. Femer hat er
gefunden, daß man nicht in allen Fällen
auf gleiche Weise verfahren darf, weil
bei den Oelen, die nur geringere Mengen
PetrolkohlenwasserstofFe enthalten, durch
die größere Säuremenge, die zur Poly-
merisation des Terpentinöls nötig ist,
auch jene angegriffen werden und die
Resultate zu niedrig ausfallen. Zur
Ausführung der Bestimmung wendet
er ein Säuregemisch aus 1 Vol. rauchender
und 3 Vol. konzentr. Schwefelsäure (1,84)
sowie konzentr. Schwefelsäure (1,84) an.
Die Bestimmung geschieht in
einem Eölbchen von etwa 40 ccm
Fassungsraum, dessen Hals von 10 ccm
Inhalt in V5 ccm geteilt ist. Zunächst
wird eine Bestimmung in der folgenden
Weise ausgeführt: In 20 ccm im Eölb-
chen befindlichen Säuregemisches läßt
man unter Umschwenken und unter
Kühlung 10 ccm des Untersuchungs-
objektes einfließen. Nach gründlichem
Durchmischen stellt man auf etwa
1 Stunde beiseite und füllt dann mit
konzentr. Schwefelsäure auf, bis der ab-
geschiedene Teil sich im Halse befindet.
Nach 2 bis 3 Stunden wird abgelesen.
Bei Gegenwart von 30 und mehr pCt
Petrolkohlenwasserstoffen genügen im
ganzen 4 bis 5 Stunden zur völligen
Trennung derselben von dem Polymeri-
sationsgemische, während bei geringerem
Gehalte 6 und mehr Stunden nötig sind.
Die Abscheidung wird zur Bestimmung
der Refraktion benutzt. Aus 10 ccm
reinen Terpentinöls scheiden sich etwa
0,9 ccm wieder ab, so daß man bei
einem Gehalte von 10 pCt Benzin eine
Abscheidung von 1,81 ccm, bei 30 pCt
Benzin 3,63 ccm erhalten würde. Diese
Zahlen werden aber nur annähernd er-
reicht und die Differenz wird um so
größer, je größer der Gehalt an Benzin
wird, weil auch das Benzin angegriffen
wird. Bei Abscheidungen von 0,8 bis
4,5 ccm ist das Ergebnis als endgiltig
anzusehen, nur ist bei solchen unter
1,8 ccm noch die Refraktion zn be-
stimmen, um das Vorhandensein von
Petrolkohlenwasserstoffen sicherzosteUen.
Beim Vorhandensein von Petroleam-
kohlenwasserstoffen und Benzol in be-
stimmtem Verhältnisse kann jedoch ein
normaler Brechungsindex beobachtet
werden, so daß dann diese Methode aach
versagt. Hat man aber 4,5 oder mehr
ccm Abscheidung erhalten, so ist ein
zweiter Versuch auszuführen und zwar
mit 20 ccm oder bei einer Abscheidnng
von mehr als 5,5 ccm mit 10 ccm
konzentr. Schwefelsäure. Die dann er-
zielte Abscheidung entspricht, mit 10
multipliziert, annähernd dem Volom-
prozentgehalt an Petrolkohlenwa&ser-
stoffen. Ist Harzöl vorhanden, so müssen
stets 20 ccm Säure angewendet werden.
Eampherölhaltige Ersatzmittel werden
wie terpentinölhaltige behandelt. Die
quantitative Bestimmung des Benzols
bietet Schwierigkeiten. Bei der Behand-
lung mit konzentr. Schwefelsäure wird
reines Benzol schon bei 30 bis 35^ 0
sehr angegriffen, unreine technische
Benzole schon bei niedrigerer Tempe-
ratur. Schwefelsäure von geringerer
Konzentration polymerisiert aber das
Terpentinöl nicht mehr sicher.
Die Brommethode hält Böhme dann für
gutverwendbar, wenn es darauf ankommt,
Gemische aus reinem Terpentinöl (ohne
Kienöl- oder Harzölzusatz), reinem Benzol
und Petroldestillaten zu prüfen. Für die
Ausführung bevorzugt er die Methode
von Schreiber und Zetxsche {vgl. Ph. C. 40
[1899], 548), die gut übereinstimmende
Resultate bei wenig Material- and Zeit-
645
aufwand gibt, wShrend die VaubeVsche
mehr Zeit und Beobachtang erfordert.
Ist allerdings Eienöl, HarzCl oder ein
technisches Benzolvorhandenydiesämtlich
eine mehr oder weniger gi oße Bromzahl
haben, so wird die quantitative Bestimm-
ung der Zusammensetzung vermittels
der Brommethode ungenau. Schließlich
macht Verf. noch darauf aufmerksam,
daß ein geringer Bromverbrauch eines
Terpentinölersatzes noch kein sicherer
Beweis daftir ist, daß wirklich Terpen-
tinöl oder Eienöl oder Harzöl vorhanden
ist, weil auch technisches Benzol einen
solchen bewirken kann.
Zu Vorstehendem möchte ich noch
Einiges über die Bedeutung der
Brommethode und ihre Ausführ-
ung hinzufügen. Daß diese Methode nicht
auf alle Fragen eine gleich gute Ant-
wort geben und nur ein Glied in der
ReUie von Bestimmungen zur Prüfung
der Reinheit des Terpentinöls bilden
kann, ist wohl selbstverständlich. Ur-
sprünglich ist sie lediglich zu dem
Zwecke angegeben worden, mit mög-
lichster Schnelligkeit darüber sich Klar-
heit zu verschaffen, ob das zu prüfende
Oel ein reines Terpentinöl oder ein
Gemisch von solchem mit anderen
Stoffen sei. Ueber die Beschaffenheit
dieser anderen Stoffe sollten dann die
sonst noch vorhandenen Methoden Auf-
schluß geben. Und diese Frage beant-
wortet meiner Ansicht nach die Brom-
methode in hinreichend genauer Weise,
da die Schwankungen in demBromauf-
nahmevermögen des Terpentinöls, wie
dies auch Böhme in seiner Arbeit be-
stätigt, nicht so groß sind. Wenn auch
Schwankungen von 2,04 bis 2,40 beob-
achtet worden sind, so liegen doch die
meisten Bromzahlen bei 2,20 g auf 1 ccm
Terpentinöl.
Die Fälle, wo durch Verwendung eines
Terpentinöls mit besonders hoher Brom-
zahl größere Zusätze fremder Flüssig-
keiten ohne Herabdrückung der Brom-
zahl de» Gemisches unter die untere
Grenze für reine Oele möglich sind,
werden nicht allzu häufig sein. Es
kommt noch hinzu, daß die Brommethode
zunächst fflr die Zwecke der zollamt-
lichen Untersuchung empfohlen worden
ist, wo es sich hauptsächlich um die
Erkennung von Petrolkohlenwasserstoffen
handelt, die als sogenanntes Patent-
terpentinöl die Zollfreiheit des reinen
Terpentinöls in Anspruch nehmen. Etwas
anderes kann und soll die Methode nicht
leisten ; auch ist sie ausdrücklich nicht
als alleinige Methode hingestellt worden,
sondern die weitere Eontrolle durch
andere Methoden bei vorliegendem Ver-
dachte empfohlen worden. FBr die
vorgedachten Zwecke erschien sie aber
auch um deswillen besonders empfehlens-
wert, weil ihre Ausfährung ohne An-
wendung besonderer Apparate, außer
Schüttelzylinder und Pipette, möglich
war. Es galt, den Zollstellen, also Nicht-
fachleuten, an stelle der in dem damals
giltigen amtlichen Warenverzeichnisse für
die Zollabfertigung vorgeschriebenenPrüf-
ungsmethoden mit Salzsäure oder Anilin,
deren Unzulänglichkeit erwiesen war,
eine schnell auszuführende, einfache
Methode an die Hand zu geben. Dazu
war aber die Form, wie Evers (Ph. C.
39 [1898], 207) zuerst das Verfahren
angegeben hatte, wegen der Verwend-
ung von Bromwasser, nicht brauchbar.
Es wurde deshalb dieses durch die
Lösung von Kaliumbromid und -bromat
ersetzt und die Reaktion in einem ge-
schlossenen Schüttelzylinder ausgeführt.
Es wurde femer das Mischungsverhält-
nis der aufeinander wirkenden Stoffe
so gewählt, daß aus dem Verschwinden
der Bromfärbung in der Lösung ge-
schlossen werden konnte, das geprüfte
Terpentinöl habe eine über 2 liegende
Bromzahl. Daß natürlich an stelle
dieses abgekürzten Verfahrens bei ge-
nauer Prüfung durch Sachverständige
eine genaue Titration in der in der
Originalarbeit angegebenen Weise treten
sollte, ist klar. Dadurch, daß von vorn-
herein freies Brom imUeberschuß
vorhanden ist, ist die Bromaufnahme
eine sehr energische und man braucht
nicht lange auf Beendigung der Reaktion
zu warten. Für die oben gedachten
Zwecke würde das Fawfee'/'sche Ver-
fahren, das eine Dauer von Tagen und
Stunden beansprucht, vollständig un-
646
zweckmäßig sein. Es kommt aach fär
die EntscheiduDg über die Reinheit eines
Terpentinöls nicht auf die absolut voll-
ständige Bromierung des Oels an. Aus
einer Vergleichung der ziemlich über-
einstimmenden Resultate meiner und der
Vauberschen Methode kann ersehen
werden, daß die Erhöhung der Brom-
zahl durch Ausdehnung der Reaktion
auf viele Stunden nur ganz geringfügig
sein kann. Das Wesentliche meines
Verfahrens liegt in dem Vorhandensein
eines Bromüberschusses und in der Ver-
wendung eines geschlossenen Schüttel-
zylinders, wodurch ein Bromverlust und
vor allen Dingen die höchst unange-
nehme Belästigung durch Bromdämpfe
vollkommen vermieden wird. Wenn
daher nach Vorschlag des Herrn Geh.
Rats Finkener meine Methode in der
Hinsicht abgeändert worden ist, daß
eine Titration in offenem Becherglase
unter ständigem Rühren vorgenommen
werden soll, bei der die Bromlösung
allmählich zur Terpentinöllösung zuge-
setzt wird, also kein Bromüberschuß
vorhanden ist, weshalb auch die Er-
reichung des Endpunktes längere Zeit
in Anspruch nimmt, so kann ich darin
nur eine Verkennung des Zweckes der
gewählten Anordnung und einen Rück-
schritt erblicken.
Eine wesentliche Verbesserung kann
ich nur in dem VatibeVschen Vorschlage,
der Reaktionslösung Chloroform zuzu-
setzen, erblicken; denn dadurch wird
einerseits die Erkennung des Endpunktes
erleichtert, weil das Brom das Chloro-
form färbt, andererseits auch der Ein-
schluß von unbromiertem Terpentinöle
durch die Abscheidung des bromierten
Oeles vermieden. Franz Zetxsehe.
Yerfahren zor UeberfUhranir der Keben-
nierensubstanz !n eine haltbare, reizlose
Lösnngr. DRP 160397. Farbwerke vonn.
Meister, Lucius dt Brüning io Höchst. 1,83 g
der aus dem Saft der NebenDieren isolierbaren
wirksamen Nebennierensubs*anz (CgHjsNOg,
Schmelzpunkt 208 o C) und 3,82 g Borax, also
molekulare Mengen, werden mit 200 g Wasser
oder physiologischer Kochsalzlösung Übergossen
und ergeben nach etwa einer Viertelstunde eine
klare, reizlose, haltbare LöiUog von schwach
al :a'iHchor Keaktion. A. St.
Für die Bereitung einer Emolsion
von Silberjodid
gibt Wilbert folgende Voisohrift: SUber-
Ditrat 2,2 g^ Jodkalinm 2,2 g, destOfierteB
Wasser 50 g, Garrageensobleim 50 g. Wird
ein schweres^ grob präzipitiertes Silbeijodid
verlangt, dann mischt man die in je 5 g
ffir sieb gelösten Salze mit einander und
setzt das flbrige destillierte Wasser den
Garrageensobleim zn. Soll dagegen ein fein-
flockiger Niederschlag von Silbeijodid dis-
pensiert werden, so löst man die Salze je
ffir sich in 50 g Wasser, misdit die LOs-
nngen, läßt im Dunkeln absetzen, dekantiert
50 g der klaren überstehenden Flfissigkeit
und setzt den Schleim zu. ^Ffir die Be-
reitung einer ganz feinflockigen Jodnlber-
Emulsion dfirfte es sich empfehlen, das
Silbernitrat, wie auch das Jodkalium ffir sidi
in je 50 g verdfinnten Carrageensdüeim zu
lösen und die Lösungen zu mischen. Kolloide
haben bekanntlich die Fähigkeit, Nieder-
schläge, welche in ihnen entstehen, fein-
flockiger zu gestalten. Berichterstatter.)
Ein Auswaschen des flbersohfiasigen Jod-
kalium und des gebildeten Kaliumnitrates ist
für diese Zwecke nicht erforderlich.
Die Jodsilber-Emulsionen sollen zn Ein-
spritzungen in die Harnröhre benutzt werden
und dort als nicht reizende dednfizierende
Mittel wirken, da fem verteUtes Jodsilber
durch reduzittie Agentien leicht in reine
Bestandteile gespalten wird, die jedes ffir
sich stark desinfizierende EigenschiAen ent-
faltete. J. K.
Amer. Joum. of Pharm. 1906, 64.
Zur Darstellung von Jodeisen-
Lebertran
wird in der Pharm. Ztg. 1906, 76 berichtet,
daß man nach Vorschrift des Deutsch. Apotb.-
Ver. einen tadellosen, fast unbegrenzt halt
baren Jodeisen-Lebertran eriiäl^ sofern man
dazu frischen Dampf trän verwendet. Da
der Tran bd allmählidier Entnahme ans dem
Fasse immer mehr an Säuregehalt annimmt,
so wird empfohlen, den Inhalt der ganzen
Tonne gleich nach Empfang in große
5-Literflaschen bis dicht unter deiH Korken
zu ffiUen und fest zu verschließen. Man hat
dann nur daffir zu sorgen, daß möglidist
keine Flasche im Anbruch stehen bleibt, ff. M.
647
Ueber gepreßte Arzneitabletten.
Anknfipfend an die früher in Gemein-
schaft mit White gemachten Mitteilungen
(8. Pharm. Gentralh. 44 [1903], 832) be-
richtet H. Rodwell in Brit. and Gol. Drngg.
1905; 512 Ober seine Erfahrungen bei der
Verwendung von Kakaoöl für Tabletten.
Die zu pressenden Stoffe müssen möglichst
kömig beschaffen sein und eine gewisse
Schlüpfrigkeit besitzen. Zur Erreichung dieser
Eigenschaften bedarf man eines Zusatzes
von Kakaoöl. Damit letzteres die Stoffe
gleiehmftOig durchdringe, welche beim Be-
feuchten mit Wasser nicht teigartig werden,
bereitet man eine wässerige Kakaoöl-Emulsion
aus 25 Teilen Kakaoöl, 3 Teilen Seife, 0,5
Teilen Trageant, 0,25 Teilen Benzoesäure
und Waaser bis zu 100 Teilen, für solche
Körper, die mit Wasser eine Art Pillen-
masse bilden, verwendet man eine ätherische
oder ätherweingeistige Kakaoöllösung, indem
man 1 Teil Kakaoöl m Aether zu 6 Teilen
löst. In geeigneten Fällen setzt man die
nötige Menge 90proc. Weingeist hinzu.
Die betreffenden Stoffe sind mit der
Emulsion oder Lösung derart zu durchfeuchten,
daß mit Leichtigkeit durch ein Drahtsieb
mit 8 Maschen auf 1 qcm geschlagen wer-
den kann. Nach dem ohne Anwendung
kflnstlieher Wärme erfolgten Trocknen ist
die Masse zum Pressen fertig. Erfolgt das
Trocknen in der Wärme, so dürfen 45^
oicht übersehritten werden.
Zusatz von Weingeist hat sich bei der
Bereitung von Cascara- und Opiumtabletten
als vorteilhaft erwiesen; Verfasser teilt fol-
gende Vorschrift mit:
I. Tablettae Cascarae Sagradae.
Extractum Cascarae Sagradae 16 Teile
Amylum Solani 8 »
Oleum Gacao in Aethere
solutum 3 »
Spiritus (90proc,) 0,75 »
U. Tablettae Opii.
Opium pulveratum 16 Teile
Saccharum album 7 »
Oleum Gacao in Aethere solutum 3 »
Spiritus (90proc) 1 »
Zur Herstellung von Tabletten eignet
üeh von den Stärkearten Kartoffel-
stärke am besten.
Kaliumchlorat und die Bromide
des Kalium, Ammonium und andere
schon granulierte Salze können ohne weiteres
komprimiert werden. Anderen Salzen mischt
man 2 bis 10 pOt Rohrzucker oder vorher
getrocknete Kartoffelstärke zu, durchfeuchtet
sie mit einer geeigneten Flüssigkeit, schlägt
sie durch obiges Sieb und trocknet an der
I Luft oder bei 45 ^ nicht übersteigender
I Wärme.
Tabletten aus Phenaoetin oder Anti-
pyrin erhalten einen Znsatz von 5 bis 8
pGt fester Gljkose, solche aus Ghinin
einen Zusatz von Gummi arabicum.
Zur Erhöhung des Aussehens hatte man
einen Zusatz von Talkum empfohlen, doch
sollte dieser nicht mehr als 2 pGt der Masse
betragen. Auch wird zu diesem Zwecke
flüssiges Paraffin angewendet Um schön
aussehende Pastillen zu erhalten, hat man
jedoch nichts anderes zu tun, als die Stempel
und übrigen Maschinenteile peinlich sauber
zu halten. Beim Nichtgebrauch sind die-
selben mit Paraffin zu bestreichen. Zur
Verhütung von Bersten oder Kleben beim
Pressen ist der Druck zu vermehren oder
zu vermindern. Auch lassen sich einige
Körper schwerer in konvexer als in flacher
Form komprimieren. —tx-
Okertin soll ein ockcrhaltiges Wasser sein,
das aas einem Bergwerk gewonnen wird and
gegen Flechten, Angen- und gynäkologische
Leiden angewendet wird. Nach Dr. J. Kochs
(Apoth.-Ztg. 1306, 191) reagiert dasselbe gegen
I'ackmos und Methylorange stark saner. Die
Acidität wurde in 100000 Teilen aaf 48 Teile
SO3 berechnet. In i 00 000 Teilen wurden ge-
funden: Ammoniak in sehr geringen Sparen,
salpetrige und Salpeter-Saure nicht, organische
Stoffe auf Kaliumpermanganat b^rechaet 0,45
Teile, deutsche Härtegrade 26,7, Bodensatz or-
ganisch 0,43, anorganisch 0,71 Teile, Abdampf-
rückstand bei llu« 165,76 Teile. Giöliverlust
31,12 Teile, Mineralsabstaoz 134,64 Teile. Da-
rin Eieselbäure, EupferoxyJ, Eisenoxyd, Tonerde,
Man^anoxyduloxyd, Caiciamoxyd, Magnesium-
oxyd, Alkalien, Schwefeisäare, Chlor, —tx —
Eingezogrenes Diphtherie - Heilsemm. Das
Diphtherie-Heilserum mit der Nummer 11<> aus
dem Serum -Laboratorium von Ruete-Enoch in
Hamburg ist wegen bakterieller Verunreinigung
xur Einziehung bestimmt. s.
648
Schwefelblumen
und sublimierter Schwefel.
Diese zwei BezeichDUDgen werden ohne
Unterschied neben einander gebraucht^ und
die Beschreibungen des mikroskopischen
Bildes weichen sehr von einander ab.
Dornergue macht deshalb folgende Vor-
schläge: Schwefelblnmen soll das Han-
delsprodnkt heißen^ das unmittelbar nach
der Darstellung mindestens 33 pCt Schwefel
enthält^ der in Schwefelkohlenstoff unlMich
isty während für alle anderen Produkte der
Kondensationskammern; mit Ausnahme des
geschmolzenen Schwefels, der Name «subli-
mierter Schwefel» angewendet werden
soll.
Der Handelswert des sublimierten Schwefel
ist um so höher, je reicher er an unlös-
lichem Schwefel; also an Schwefelblumen ist.
auszuführen, wurde ein der Boeotaänre ihn-
lieber Farbstoff erhalten. Verf. vermutet,
daß sich zunächst aus einem Tdle des
Orthokresols durch Oxydation Salicybäare'
aldehyd bildete; dieser Aldehyd hatte sid)
dann mit 2 Molekülen Orthokreaol unter
Wasseraustritt zu einem Trioxytriphenyl-
methan vereinigt und endlich war diese
Lenkoverbindung durdi die oxydierende
Wirkung des Chromats in den mit dem
Aurin isomeren Farbstoff übergeführt.
Eine gute Ausbeute an Aurin wurde
erhalten, indem man ein Gemenge von 108 g
Paiakresol mit 188 g Phenol in 400 g
32proc. Natronlange löste und mit einer
Lösung von 300 g kristallisiertem Natrinm*
dichromat in 250 g 32proo. Natroniange
im Dmckkessel dnige Stunden auf 180^
erhitzte. Das gebildete Amin wurde tos
T ^ ^ DU 4^ nw lOA^ w vioQ ^öT Reaktionsmasse unter Benutzung seiner
Jüum. de Pharm, ei de Chtm, 1904, XX, 493. t « i« i-i_ »x • xt a • i.« i#»i. ^
Ä.
Darstellung von Salicylsäure
aus Orthokresol und neue Dar-
stellung von Aurin.
Um die Ausbeute an Oxybenzoösäuren,
welche bekanntlich in geringer Menge beim
Erhitzen der Eresole mit flberschüssigem
Aetzkali entstehen^ zu erhöhen, setzte Chr,
Rudolph der Alkalischmelze der Kresole
Oxydationsmittel und zwar zunächst Kaiium-
chlorat zu und erhielt sehr günstige Re-
sultate. Die berechnete Menge des fdn-
gepulverten Chlorats wurde in kleinen Mengen
und unter gutem Umrfihren in die auf etwa
220^ 0 erhitzte Lösung von Orthokresol
in hochkonzentrierter Kalilauge eingetragen.
Als guter SauerstoffOberträger erwies sich
hierbei das Kupfer. Außer mit Chlorst
wurden auch befriedigende Resultate erhalten
durch Erhitzen eines Gemeuges von 1 Teil
Orthokresol mit 4 bis 5 Teilen Aetzkali
und 2,4 bis 2,5 Teile Natriumchromat
(Na2Cr04); als Oxydationsmittel, unter Zu-
satz von etwas Wasser. Erhitzt wird hier-
bei auf 210 bis 240^ so lange, bis das
Chromat reduziert ist, alsdann fällt man aus
der in Wasser gelösten und filtrierten
Schmelze die gebildete Salicylsäure mit Salz-
säure aus. Bei Versuchen, die Oxydation
des Orthokresols zu Salicylsäure mit neutralem
Chromat in konzentrierter natronalkalischer
LÖBiing nntor Druck hei 170 bis 190 0
Löslichkeit in Natriumbisulfit gewonnen.
Ztsehr. f, angew. Chem. 1906, 384. Btt.
Nachweis von Krotonöl in
RicinusöL
Ridnnsöl ist nicht vollkommen unlöslidi
in Petroläther, aber das aus der Petrolitber-
Lösung zurflckgewonnene Oel hat eineVer-
seifungszahl, die um 5 Emheiten Ueiiier
ist, als die des nrsprünglidien Ods. Nid
Maxxuckelli wird die Verseifnngszahl diestf
extrahierten Oels durch die Anwesenheit
von Krotonöl erhöht^ während im gleiebeo
Fall die Refraktometerzahl erniedrigt wird.
mp. de Pharm, 1905, 361. i
Ychimbin aus Pausinystalia
TriUesiL
Dupony iSb Beule haben aus der Rinde
der aus dem französischen Kougostiate
stammenden Pausmystalia Trillesii ^trn
ein Alkaloid dargestellt, das mit dem aofl
der Pausinystalia Yohimba gewonnenen ^o-
himbm in jeder Beziehung fibereinstimmt
BuU, Sc. pharmaeoL 1905, X, 201. i-
Mlschnnsen vom Mncllago Tragacaitha^
mit Mucllago Onnmi anblel (sea Acscuei
zeigen nach Edmund White eine weit geringere
Viskosität als die beiden einzelnen nicht gein^'
ten Schleime, ohne dafi der Grand für dies«
merkwürdige Verhalten bislang hätte aafgedecn
werden können. •'• ^
I Pharm. Journal 1005, 133.
649
Ueber ein Emulsin in Lathraca
Squamaria.
Bourqueht hat mehrfach darauf aufmerk-
sam gemacht, daß in ehlorophyllfreien Pflan-
zen ein Glykosid spaltendes Emulsin vor-
kommt; nicht nur in Pilzen, auch in höher
stehenden Schmarotzern, so z. B. in Mono-
tropa Hypopitis. Auch m Lathraea Squamaria
ist dn soldies Emulsin von Bondruy auf-
gefunden worden, das befähigt ist, bei ge-
linder W&rme die Blausäurespaltung des
Amygdalin zu bewirken. a.
Buü. Sc. pharmaeol 1905, VII, 15.
Hordein.
Ans den trockenen Malzkeimen der Gerste
hat Leger durch Extraktion mit Aether em
nenea Alkaloid, das Hordein, dargestellt
Es stellt orthorhombisehe Prismen dar, die
stark doppelbrechend sind, bei 118^ schmel-
zen und bei höherer Temperatur ohne merk-
liche Zersetzung sublimieren. HordeYn ist
kaum löslich im Wasser und kristallisiert
am besten aus heißem Tetrachlorkohlenstoff;
seine alkoholische Lösung ist ohne Wirkung
auf das polarisierte Licht. Hordein ist eine
starke tertiäre Base, bläut Lackmus, rötet
selbst PhenolphthaleYn und vermag schon in
der Kälte Ammoniak aus seinen Salzen aus-
zutreiben. Durch heiße konzentr. Pottasche-
löeung wild es ebensowenig wie durch
sdmielzendes Kali angegriffen, es vermag
aber Permanganat in der Kälte und am-
moniakalisdie Silberlösung und Jodsäure in
der Hitze zu reduzieren, letztere unter Ab-
seheidung von Jod. Die Zusammensetzung
entspricht der Bruttoformel C10H15ON, Hor-
dein ist also isomer mit Ephedrin. Die
Salze mit Schwefelsäure, Salzsäure, Brom-
und Jodwasserstoffsäure sind wohl charakter-
isierte Verbindungen, ebenso das Jodmethylat
Fflr den Phenolcharakter des neuen Alkaioids
spricht die Tatsache, daß es sich durch
Kochen mit Essigsäureanhydrid in eine Acetyl-
verbindung ttberffihren läßt, die ihrerseits
wieder ein gut kristallinerendes Jodmethylat
bildet; auch ist Hordein löslich in Alkali-
laugen und die wässerige Lösung des Hor-
delnsulfats wird durch Eisenchlorid blau ge-
färbt
Nach den Untersuchungen von Camas
ist Hordein eine wenig giftige Substanz, die
in großen Gaben auf das Respirations-
zentrum wirkt. A.
Joum. de Pharm et de Chim, 1906, XXIII,
177, 218.
Die Reaktion von Schlagden-
haufen
d. i. der Nachweis von Magnesium mittels
Natrinmhypojodit ist nach Orimbert zur
quantitativen Bestimmung des Magnesium
nicht zu gebrauchen, da der Niederschlag
ein sehr unbeständiger Körper ist, der durch
mehrfaches Waschen mit Wasser verändert
wird. Auch das Reagens selbst ist unsicher,
wenn es nicht ganz frisch bereitet wird.
Da aber andererseits die Reaktion nicht
mit Lithium und den Erdalkalien eintritt
und sie den qualitativen Nachweis von Mag-
nesium noch in Verdflnnungen 1 : 2000 ge-
stattet, so empfiehlt Orimbert folgende
Modifikation der Reaktion von Schlagden-
haufen: Zu 10 ccm der zu untersuchenden
Flüssigkeit gibt man 5 ccm einer lOproc.
Jodkaliumlösung und 3 Tropfen einer kon-
zentrierten NatriumhypocbloridiösuDg. Bei
Anwesenheit von Magnesiumsalzen erhält
man einen flockigen rotbraunen Nieder-
schlag. A.
Joum. de Pharm, ei de Chim, 1906, XXUI, 237.
Platin
bei Ejeldahlbestimmungen
anzuwenden, um ein regelmäßiges Sieden
der Schwefelsäure herbeizuführen, ist nach
DeUpine eine Quelle großer Fehler.
Je länger man kocht, und je höher die
Temperatur steigt, um so größer werden
die Verluste von Stickstoff, welcher
als elementarer Stickstoff entweicht; neben-
bei tritt schweflige Säure auf. Verf. glaubt,
daß zuerst schwefelsaures Platin entsteht —
schweflige Säure als Nebenprodukt — und
daß sich dieses mit dem schwefelsauren
Ammonium nach folgender Formel umsetzt :
3 Pt(S04)2 + 2(NH4)2S04
= 2N2 + 3Pt + 8H2SO4.
A.
Joum. de Pharm, et de Chim, 1906, XXIII, 71.
650
Bei der Untersuchung
von Drogen und Präparaten,
welche dem Ghemischen Laboratorium des
EODigl. MedizinalKoliegium in Württemberg
von den Apotheken- Revisoren im Jahre 1905
eingesandt waren, sind folgende bemerkens-
werte Resultate erbalten worden:
-Bei Adeps suillns handelte es sich
in 2 Fällen um einen zu hohen Gehalt an
freien Fettsäuren.
Von den 8 Pernba Isam-Proben mußten
2 als minderwertig beanstandet werden, wäh-
rend eine als an der Grenze befindlich noch zu-
gelassen wurde. Die allgemeine Verseifungs-
oder Esterzahl traf bei allen Proben zu,
während der CinnameYngehalt und dem ent-
sprechend auch dessen Esterzahl wechselten.
Die nur einmal zur Untersuchung ge-
langten Kanthariden, welche bloß die
Hälfte des normalen Eantharidingehalts
zeigten, waren höchst wahrscheinlich beim
Trocknen zu stark erhitzt worden, zeigten
wenigstens durchaus nicht mehr den nattlr-
lichen Geruch.
Gort ex Chinae mußte in 8 .Fällen
dreimal beanstandet werden. Wiederholt
wurde zur Untersuchung grobes, faseriges
Pulver eingesandt, statt feines, durch Sieb VI
gestoßenes. Es ist unerläßlich, die Rinde
ganz einzukaufen und zu stoßen, ohne
etwas davon abzusieben. Der Sitz der
Alkaloide ist bekanntlich das Parenchym,
während die Sklerenchymfasem fast gehalt-
los sind; ersteres geht zuerst durcL das
Sieb und wird, wenn abgesiebt, ein sehr
minderwertiges grobes Pulver hinterlassen.
Extractum Belladonnae ergab in
allen 3 Fällen, welche zur Untersuchung
gelangten, einen höheren Alkaloidgehalt als
vorgeschrieben ist.
Extractum Chinae aquosum und
spirituosnm erwiesen sich in je einem
Fall wenigstens ganz annähernd richtig.
Schwere Bedenken veranlaßte dagegen das
zwölf mal eingesandte Extractum Hy-
drastis fluidum..
Die in 6 Fällen bei Extractum Opii
gefundenen Werte waren zweimal ganz un-
genügend und einmal wurde der höchste
zulässige Gehalt an Morphin sogar noch um
4,28 pCt überschritten; in diesem Fall
mußte Einsteilen mit Milchzucker angeordnet
werden.
Extractum Hyoscyami, welches ein-
mal und
Extractum Strycbni, welches zweimal
zur Einsendung gelangte, ergaben jedesmal
einen etwas höheren als den geforderten
Alkaloidgehalt
Oleum Amygdalarum ergab viermal
die richtige Jodzahl, während Oleum Je-
coris Aselli nur in einem Falle Jod- and
Verseifungszahi richtig, im anderen uniiehtig
zeigte.
Opium pulveratum, zehnmal zur Ein-
sendung gelangt, mußte viermal beanstandet
werden, da es in den genannten 4 Fällen
nur 7,33 bis 8,2 pCt Morphin ergab. Daß
der Stärkemehlgehalt nicht immer den Minder-
gehalt an Morphin bedingt, bewies eine
Probe, welche trotz bedeutenden Stärkemehl-
gehalts doch über 11 pGt Morphin liefert&
Bei Radix Ipecacuanhae war der
Emetingehalt in allen 4 Fällen höher ab
der verlangte; es wäre nur zu begrüßen,
wenn das D. A.-B. IV künftig auch bei an-
deren Drogen, wie China, Hydrastis^ Can-
tharides mehr einen mittleren, statt des
höchsten Normalgehaits festsetzen würd&
Spiritus Cochieariae erwies sich nur
bei einer Probe als ganz unzulässig, eine
andere enthielt sogar etwas mehr Butyl-
senföl, als verlangt ist.
Ganz besondere Bedenken müssen da-
gegen die Untersuchungsresultate der Opi am-
tinkturen erregen. Der verlangte Mindest-
gehalt an Morphin wurde nur einmal wenig
überschritten, einmal genau und viermal
wenigstens annähernd erreicht, während er^g^
siebenmal ungenügend ausfiel. Auffallender-
weise trat auch bei selbsthergestelltenTinktaren . '
diese Erscheinung zutage und der Grand J
muß in einer etwas veränderten Zusammen-, v
Setzung des Opium gesucht werden, aof
welche möglicherweise der Untersuchongi- .j
gang des D. A.-B. IV nicht zugeedmitten ist ^
Südd, Apoth,'Ztg. 1906, 90. / K.
■^i
Yerfahren zur Barstellunf eines Doppel
Salzes aus Eisenehlorld and salisaareM l
Kotornln. DRP 161400. Dr. Ä. VottpiM \
IQ Berlin. Mau lä£t 1 Mol. Eisenchlorid aof
2 Mol. ealzsaares Eotaroin bei gewötiDlioher Tem-
peratar in Gegenwart eines D>saDgsmittel8 eu-
wirken und erhält das Doppelsalz in Form feiner
orangegelber Biättcben vom Sohmelapankt 104
bis 105 ^, Das Salz dient als bluUtillendes Mittel,
indem dasKotarnin auf die GefäSnerven wirkt and
das £isenchlorid das Blut koaguliert. Ä, Sl.
651
Zur Auslegung
pharm azeutischor GeEOtze usw.
(Fortsetzung von Seite 607. >
231. YorbeagoBgsiDittel gegen Genick-
starre. Das Hamburger ScböffeDgericht ent-
Bchiedy daß öffentliche Anpreisung von D e n s o s
als Vorbengnngsmittel gegen Genickstarre
nicLt als Heilmittel zulässig ist. (Pharm.
Ztg. 1905, Nr. 100.)
232. Verkehr mit Bom. Das Land-
gericht Wflrzbnrg hat die Frage: Ist ein
Spirituosenhftndler strafbar, der ein aus 20
pCt echtem Rum und 80 pCt Spiritus und
Wasser bestehendes Getränk als Rum bezw.
Romverschnitt verkauft? verneint Unter
anderem ftthrt das Gericht aus: Bei der
Feststellung einer Fälschung ist stets von
der normalen Besehaffenheit der Ware aus-
zugehen. Die normale Beschaffenheit ist
aber immer nach den berechtigten Erwart-
ungen des Publikums zu beurteilen. Zu
einem Preis von 2 Mk. 50 Pf. ist aber
ein Liter echter Rum nicht zu haben.
Daher ist der Rum unter den vorlie-
genden Umständen als normal zu er-
adkten und eine Fälschung liegt nicht
vor. (Pharm. Ztg. 1905, Nr. 95.)
[Dieses Urteil wird von vielen Sach-
verständigen angezweifelt werden; es liegt
entBdiieden ein c Rumverschnitt» vor, der als
solcher deklariert werden muß auf
grund van § 10^ des N.-M.-G. P, Süß.)
233. Fahrlässige Körperverletzung
durch Morphin. Ein Apotheker aus Weiden-
bach wurde vom Landgericht Ansbach zu
200 Mk. Strafe verurteilt, weil er an einen
Morphinisten viele Jahre lang wöchentlich
zweimal 4 bis 5 Fläschchen mit 100 g
Morphin- und Chloralhydrat-Lösung ohne
ärztliches Rezept verabreicht hatte.
(Pharm. Ztg. 1905, Nr. 95.)
234. Signaturen in polnischer Sprache.
Ein Apotheker in Posen wurde verurteilt,
weil er polnische Aufschriften auf Signaturen
anbrachte und sich dadurch nach § 367
(5) des Strafgesetzbuches strafbar machte.
§ 31 der Betriebsordnung besthnmt, daß
die Signatur in deutscher Sprache
deutlich und leserlich enthalten muß: a; die
Bezeichnung der verabfolgenden Apotheke,
b) den Tag der Herstellung der Arznei, c)
die Gebrauchsanweisung. Gebrauchsan-
weisungen in fremder Sprache und
daneben zulässig. Danach ist die Be-I
Zeichnung der verabfolgenden Apotheke in
polnischer Sprache, wie in vorliegendem
Falle^ unzulässig und als Nichtbeachtung
bestehender Verordnungen strafbar. (Pharm.
Ztg. 1905, Nr. 91 und 1906, Nr. 16.)
235. Führung des Apothekertitels
durch Drogisten. Ein wttrttemberger Drogist
hatte Geschäftsanzeigen erlassen: c Drogerie
X, Inhaber N. N., geprüfter Apotheker, em-
pfiehlt usw.», worin die Worte « Drogerie X»
groß und fett gedruckt waren, die Worte
«Inhaber N. N., geprüfter Apotheker» aber
in dreimal kleinerer Schrift darunter standen.
Von dem Apothekenbesitzer des Ortes X
wurde der Drogist bei dem Oberamt ange-
zeigt wegen verschiedener Uebertretungen
und wegen unbefugter Führung des Apo-
thekertitels. Das Oberamt hat jedoch in
der betr. Geschäftsanzeige weder die Mög-
lichkeit noch die Absicht einer Täuschung
des Publikums erblicken können und sich
außer stände erklärt, dem Drogisten solche
Ausschreiben zu untersagen. Dagegen hat
die Kreisregiernng die Beschwerde des Apo-
thekeubesitzers gegen die obeiamtliche Ent-
scheidung für begründet erachtet und dem
Drogisten «die Führung des Titels Apotheker
in der von ihm geschehenen Weise in Ver-
bindung mit seinem Drogengescbäft in öffent-
lichen Blättern» untersagt. Das Ministerium
aber, als höchste Instanz^ hat der gegen
diese Verfügung der Kreisregiernng erhobenen
Beschwerde des Drogisten stattgegeben und
die Verfügung aufgehoben.
Denn, wenn auch eine zum selbständigen
Betriebe einer Apotheke approbierte Person
berechtigt ist, sich als Apotheker zu bezeich-
nen, ist es doch fraglich, ob ein Apotheker,
der keine Apothekenberechtigung besitzt,
beim Betriebe einer Drogerie sich die Be-
zeichnung Apotheker beilegen darf. Er
darf es nicht, wenn er durch sein Geschäfts-
gebahren beim Publikum den Irrtum er-
zeugen würde, daß sein Geschäftsbetrieb
einer Apotheke gleichzuachten sei. Liegt
aber eine solche Täuschung nicht vor,
so ist einem als Apotheker approbierten
Drogisten bei seinem Geschäftsbetrieb der
Hinweis auf die Approbation un-
verwehrt. Ob ein solcher Hinweis zu-
lässig ist, muß von Fall zu Fall geprüft
werden. Im vorliegenden Falle sieht das
Ministerium keine Irrturoserregnng, denn die
Worte «Drogerie X» erscheinen in der An-
652
zeige durch den dreimal größeren Druck
als die Hauptsache und der ZuBatz «ge-
prüfter* zu Apotheker schließt die Annahme
auB; daß «Apothekenbesitzer» gemeint sein
könnte. (Apoth.-Ztg. 1905, Nr. 92.)
236. Abgabe von Hämatogen in DrogOA-
handlungen. Die Strafkammer zu Dessau
hat entschieden, daß Hämatogen mit dem
Aufdruck: «Wird nur als Vorbeugungsmittel
resp. Kräftigungsmittel abgegeben — kein
Heilmittel» verkauft werden kann, ohne
daß darin eine Umgehung des Ge-
setzes gefunden werden kann. (Pharm.
Ztg. 1905, Nr. 100.)
237. Zur Auslegung des Begriffes
«GroBhandel». Die Firma Wagner d; Co,
in Nürnberg vertreibt das zahnärztliche An-
ästhetikum Naiicin, das aus Thymol,
Formaldehyd, Nitroglycerin, Karbolsäure,
Kokain, Natriumchlorid und Alkohol besteht^
in 10 g-Fläschchen an Zahntechniker und
wurde deshalb wegen Uebertretung des § 2
der Verordnung vom 22. Oktober 1901
angeklagt, aber vom Schöffengericht zu
Nürnberg freigesprochen. Während
der Sachverständige betonte, daß Kokatn
enthaltende Mittel nur auf schriftliche An-
weisung eines Arztes oder Zahnarztes in
Apotheken abgegeben werden dürfen, er-
klärte das Gericht, daß die Zahntech-
niker nicht als Konsumenten, sondern als
Wiederverkäufer anzusehen seien,
weil sie das Mittel zum handwerksmäßigen
Gebrauch benutzten. Es liege in der Ab-
gabe auch nur eines einzigen Fläsoh-
chens «Großhandel» vor. A. St.
SüBholzsuccus, Extrakt und
Reinglycyrrhizinate
betitelt sich ein Aufsatz von Qawalowski.
In demselben betont der «Mitbegründer der
Succusindustrie Mährens», daß gerade Oester-
reich-üngam ungemein geeignete Distrikte
zum Anbau des Süßholzes besitzt und daß
trotzdem die deutsche Succus- und Glycy-
rrhizinindustrie der österreichischen weit über-
legen ist. Neben vorzüglichen Succus-
fabrikaten erzeugt man in Deutschland auch
bereits ein Glycyrrhizinat des Ammonium,
welches in manchen Preislisten österreichischer
Chemikalien- und Präparatenfirmen zwar auf
dem Papier prangt, aber — wenn man es
im Iniande beziehen will — meist «momen-
tan» nicht «auf Lager» ist, so daß man zu
Merck in Darmstadt oder sonst einer reiofas-
deutschen Firma Zuflucht nehmen muß.
Das MercKf^^ Glycyrrhizinum ammoniaeale
plane solubile, dunkelbraune Blättehen, in
Wasser und Alkohol klar löslich, sehr sflß
schmeckend, enthält zwar reichlich das neu-
trale Ammoniumsalz (C44H^NOig) der Gly-
cyrrhizinsäure, ist aber stark braun gefärbt
und weist nach Oawalowski's Untersndiang
nicht 100 pCt Reinheitsgehalt auf.
Verf. gibt an, daß in der Süßholzwnrzel
neben dem Hauptanteil an Pflanzenleim and
Eiweißstoffen, nahezu gleiche Anteile Holz-
faser und Stärke und außerdem nebst dem
Glycyrrhizin noch Harz, Pigment, Wadis
und Fett nebst Mineralstoffen entfaalteo
sind.
Im weiteren Verlauf seiner Versuche fand
Verf., daß nicht nur das Pigment, sondern
auch das Harz und der Pflanzenletm auf
die dunkle Färbung der Suceuspriparate
Emfluß hat und daß überdies Harz, Ldm
und unter Umständen auch das bei der
Fabrikation veränderte Stärkemelil nach-
teilig auf die Remheit und Feinheit des
Geschmackes der Suocnsprodukte wirkt und
nur bei möglichst vollständiger Ausscheidung
aller dieser störenden NebenbestandteUe und
außerdem Beobachtung gewisser Vorsiehts-
maßregehi die Möglichkeit geboten ist, Gly-
cyrrhizinpräparate zu erzielen, welche in der
Farbe lichtem Honig gleichen. Oatctüotcsti
gelangte noch zu weiteren Resultaten, m-
dem ihm gelungen ist, Alkaliglyeyirfaizinate
von semmelgelber Farbe und sehr säßoD
Geschmack in kristallinisdier Form zu er-
zielen. J, K,
Pharm, Post 1906, 130.
Das TorpetheTn, ein Olykosid aus Ipomoea
Tarpetbum, welches in reichlicher Menge in der
Droge Badix Turpetbi enthalten ist, spaltet nch
nach den üntersuchuDgeo von E. Votoeek und
J, Kästner (Ghem.-Ztg. 1906, Eep. 20} bei der
Hydrolyse in eine Fettsaure und ein Zaoker-
gemisch, aus welchem neben einer großen Menge
Rhamnose eme kleine Men^e Traubenzucker iso-
liert werden konnte. Das Torpetbein gebOrt also
zur Grappe der Convolvulinglykoside,
die bei der Hydrolyse alle in eine Fettäare, eine
Methylpentose und eine Hezose serAülen.
653
Zur Wertbestimmang homöo-
pathischer Potenzen
zieht stod. pharm. H. Serger naeh Phann.
Ztg. 1906, 85 die KristaUiBationaffthigkeit
der m der LOeung enthaltenen Körper heran.
Sind diese überhaupt fähig zu kriBtallirieren,
80 erh< man de dnreh Verdampfen des
LösnngamittalB als einen ans Eristaiien be-
stehenden Rflokstandy bezw. erleichtert man
ihnen die Kristallisation durch Wahl des
Lösungsmittels. Das ist so zu verstehen,
daß man das ursprüngliche Lösungsmittel
abdampft und den Rückstand m emer ge-
eigneten Flüssigkeit lOst Der mikroskop-
isdie Befund an Farbe, Form, GrOße und
Anordnung der Kristalle sowie die Eigen-
schaften des Rückstandes, als Löslicfakeit in
verschiedenen LOsungsmitteln,y erhalten gegen
feuchte Luft, Verdampfbarkeit usw. können
zur näheren Erkennung des Stoffes dienen. Das
Verfahren wird folgendermaßen ausgeführt:
Auf einem peinlich gesäuberten, am besten
in der Mitte konkav geschliffenen Objekt-
träger verdampft man durch Einbringen in
einen anf 60^ erwärmten Trockenschrank
einen oder mehrere Tropfen der Potenz und
beobachtet das Verdunstungsfeld unter dem
Mikroskop. Die anzuwendende Vergrößer-
ung ist für die meisten Fälle 200 fach, doch
kann dieselbe manchmal bis 500 fach sein.
Da die Kristallbilder je nach angewandter
Potenz verschieden aussehen, die GrOße der
EinzelkriBtalle aber bei gleichen Versuchs-
bedingungen beständig bldbt, so kann man
durch Vergleichspräparate auf die Menge des
vorhandenen Stoffes und damit auf die Zahl
der vorliegenden Potenz schließen. Will
man also die erhaltene Verdünnung Platinum
muriaticam D. V auf ihre Güte prüfen, so
nimmt man von einer bekannten oder selbst
hergestellten Vergleichspotenz desselben Kör-
pers 3 Tropfen und auf ein anderes Gläs-
chen 3 Tropfen der fraglichen Potenz, ver-
dampft wie oben gesagt und vergleicht
Beide Präparate dürfen keine wesentlichen
Unterschiede zeigen.
Verfasser teilt die homöopathischen Ver-
dünnungen bezw. Verreibungen ui folgende
Gruppen ein:
L Verdünnungen, deren Salzge-
halt aus dem Potenzalkohol leicht
und gut kristallisiert So zeigt Ferrum
chloratum D. X bei Verdunstung von 10
Tropfen hmtereinander auf derselben Stelle
des Objektträgers deutlich gelbe Einzel-
kristaüe, die nach ^igen Minuten an der
Luft zerfließen. D. VI zeigt nicht kleine
Einzelkristalle, sondern am Rande der Ver-
dunstungszone gitterfOrmige KristallgebUde.
Schon ausgebildete gelbe, nicht zerfließliche
Kristalle erhält man aus 10 Tropfen Kalium
bichromicum D. X, während von D. VIT.
2 und von D. VI 1 Tropfen genügen, um
ein Kristallbild zu erzeugen.
II. Verdünnungen, deren Salz-
gehalt unvollkommen aus spiri-
tuOser, gut aus wässeriger LOsung
kristallisiert. Ammonium carbonicum
D. IV wie bei Gruppe I behandelt, liefert
nur höchst unvollkommene, selbst bei starker
Vergrößerung schwer zu erkennende Kristall-
gebilde. In solchen lUlen befreit man 5 g
der Potenz von Alkohol und nimmt den
Rückstand in 5 g Wasser auf. Diese Lös-
ung gibt dann gut ausgebildete Kristalle.
III. Verdünnungen, welche flüch-
tige Säuren enthalten. Nach Ent-
fernung des Alkohols nimmt man in Wasser
auf und versetzt mit einigen Tropfen Am-
moniakflttssigkeit Das nunmehr in LOsung
befindliche Ammoniumsaiz zeigt charakter-
istische Kristalle.
IV. Verreibungen, deren wirk-
samer Bestandteil in Wasser un-
löslich ist Von der Verreibung Caloaria
carbonica D. IV bringt man 1 g auf ein
doppeltes Filter und wäscht mit Wasser bis
zur Entfernung des Milchzuckers. Darauf
wird der Trichter auf ein Reagensglas ge-
setzt und mit 5 ccm verdünnter Salzsäure
(1 : 10) gefällt Die ablaufende Säure ist
mehrmals auf das Filter zu gießen. Das
gebildete Caldumchlorid ist dann leicht zu
erkennen.
V. Verreibungen, deren wirk-
samer Bestandteil in starkem Alko-
hol lOslich ist. Auf ein doppeltes Filter
bringt man z. B. 1 g Benzol acidum
D. III und übergießt mit 96proc Alkohol
unter wiederholtem Zurückgießen des Fil-
trates. Die erhaltene alkoholische LOsung
liefert beim Verdunsten BenzoOsäurekristalle.
6.U
Zur Analyse der Seifen.
In einer längeren Arbeit bespricbt W.
FahiHon zunächst die AusfübruDg der
WasBerbestimm ong in Seifen. Nach
seinen Erfahmngen lassen sich zwar die
vollkommen neutralen Salze der Fettsäuren
bei etwa 105 ^ ohne jede Veränderung und
in scharfer Weise zum gleichbleibenden Ge-
wicht bringen, nicht aber die stark sauren
oder stark alkalischen. Das Verfahren von
Stmandj welcher die zu trocknende Seife
mit einem auf 105 ^ erwärmten fetten Oele
übergießt und bei 105^ auf dem Drahtnetz
erwärmt, bis keine Dampfblasen mehr ent-
weichen, gibt gute Resultate. Verf. hält es
jedoch für zweckmäßiger, das fette Oei
durch OleXn (käufliche Oelsäure, Neben-
produkt der Kerzenfabrikation) zu ersetzen,
welches ein viel besseres Lösungsmittel für
die Seife ist, der es zweifellos einen Teil
des Alkali entzieht. Der Verf. empfiehlt
daher für die Wasserbestimmung fol-
gendes Verfahren : In einem offenen Platin-
tiegel wägt man 2 bis 4 g Seife (etwa
^ g Gesamtfett entsprechend) ab, übergießt
dieselbe mit mindestens der dreifachen Menge
Olein und wägt wieder. Alsdann erwärmt
man den Tiegel mit einer kleinen Bunsen-
Flamme vorsichtig, bis das Wasser voll-
ständig entwichen ist und die wasserfreie
Seife sich im Olein klar gelöst hat. Diesen
Augenblick richtig zu fassen, erfordert aller-
dinigs einige Aufmerksamkeit. Tritt ein
unangenehmer brenzlicher Geruch auf, so
hat man zu lange bezw. zu hoch erhitzt
und die Resultate fallen dann etwas zu
hoch aus. Hat man zu kurze Zeit erhitzt,
so fallen die Resultate zu niedrig aus. Das
Oletn ist alsdann nicht klar. Diese Trüb-
ung kann allerdings auch durch anorganische
Füllmittel und nicht durch Wasser bedingt
sein, jedoch ist dies leicht zu unterscheiden.
Bei richtigem Arbeiten und bei richtiger
Probenahme^ d. h. bei Entnahme der Proben
von verschiedenen Stellen des Innern, Zer-
kleinem und Mischen derselben, liegen die
Fehlergrenzen bei dieser höchstens V4 Stunde
Zeit erfordernden Wasserbestimmuug nach
Angabe des Verf. innerhalb 0,5 pCt.
Der Verf. führte nun von einigen Seifen
vollständige Analysen aus, deren Ergebnisse
er mitteilt Es wurden bestimmt : Gesamt-
fett, Gesamtalkali, freies Alkali,
gebundenes Alkali, das mittlere
Molekulargewicht der Fettsäuren
unterBerücksichtigungvonUn verseif barem
oder ^un verseiftem) Nentralfett, der
Schmelzpunkt und die Jodzahl der
Fettsäuren. Die zu diesen Bestimmuiigen
angewandten Methoden werden vom Verf.
ausführlich beschrieben und verweisen wir
daher Interessenten der Kürze halber auf
die Originalarbeit BU,
Ztschr, f, angew. Chem. 1906, 385.
Ein direkter Nachweis von
Morphin in Pfianzenauszügen
gelingt nach Dan Radulescu durch die
Farbreaktion, die Morphin mit salpetriger
Säure gibt Sie läßt sich in jedem schwadi
gefärbten Dekokt oder Infus ohne weiteres
anstellen, ist sehr empfindlich bis zu 1 : 300 000
und charakteristisch für Morphinbasen. Die
Reaktion kann angewandt werden in Fällen,
in denen sich das Morphin nicht absofaeiden
läCt, und sie beruht wahrscheinb'eh auf der
Bildung von Nitrosoozanthranol.
Gibt man zu einer morphinbaltigen FlOssig-
keit ~ die Anwesenheit von Extraktivstoffen
in Dekoklen usw. stört keineswegs — eine
Spur Natrinmnitrit und ein wenig Säure, so
erhält man beim Alkalisohmachen eine hell
oder dunkelrote Färbung, die beim erneuten
Ansäuern verschwindet und dureh Basen
wieder hervorgerufen wurd. Die rote Farbe
geht beim Schütteln mit Aether, Chloroform,
Benzol oder Schwefelkohlenstoff nicht in
diese Lösungsmittel über. Längeres Kochen
in saurer oder alkalischer Lösung verftndert|
die Substanz nicht, aber alkoholisches Alkal
zerstört die Färbung.
Verf. hat, nm die Brauchbarkeit seiiicr
Methode zu studieren, 150 andere Snbstan-
zen in derselben Weise geprüft and nie die
gleiche Rotfärbung gefunden, au(!er bei einem
Lactucarium von zweifelhafter Reinheit
Einige linumarten (L. glandulosum und L.
gallioum) schienen bisweilen eme Andeutung
der Reaktion zu geben, was einigermaßen
bemerkenswert scheint, da auch bei der
Untersuchung von Goca (ebenfalls eber
linacee) in konzentrierten Infusen eine ähn-
liche Reaktion auftrat Ä,
Revista Farmaciei 1906, 41.
655
Zwei neue
teilt C. Reichard in Pharm. Ztg. 1906;
591 mit. Die eiBtere besteht dariD, daß man
a-Naphthol durch Aufträufeln von 40proc.Ka]i-
lange bei gewöhnlicher Temperator löst
und sofort nach erfolgter LOeang in deren Mitte
einige EristftUchen von salzsaurem Kokain
bringt In wenigen Augenblicken entsteht, ört-
lich begrenzt, eine anfangs bläuliche Färbung,
die allmählidi tief dunkelblau wird. Sobald
letztere Färbung eingetreten ist, saugt man
dies Reaktionsgemisch mittels eingetauchter
Filtrierpapierstreifen an. Diese gefärbten
Papierstreifen lassen sich nach dem frei-
willigen Trocknen an der Luft längere Zeit
gänzlich unverändert aufbewahren, so daß
sie vor Gericht als Beweisstücke dienen
können. Man kann auch das Filtrierpapier
mit der Naphtbol-Kalllösung tränken
nnd dann durch Zusatz des Alkaloides diese
Flrbung hervorrufen, welche alsdann beim
Stehen an der Jiuft noch dunkler wird.
Behandlung dieser Blaufärbung mit 25proc.
Salzsäure oder Ammoniak veranla£te keine
Veränderung, weder m der Kälte noch in
der Hitze. Desgleichen liefert eine Lösung von
a-Naphthol in 25proc Salzsäure mit Kokaln-
chlorbydrat keine Farbenerscheinung, während
durch Zusatz eines Ueberschusses von Alkali
das obenbeschriebene Dunkelblau auftritt.
üeber die alkalische Naphthol-Lösung ist
zu bemerken, daß die anfangs farblose Lös-
ung schon beim Stehen an der Luft sich
graubläulich färbt und beim Erhitzen auf
einer Porzellanplatte in eine dunkel schwarz-
grflnliche harzartige Masse übergeht Ob-
wohl zwischen dieser und der Kokaltnfärbung
eine Verwechselung nicht gut möglich ist,
80 solle man doch stets der frisch kalt-
bereiteten Naphthol-Lösung das Kokainsalz
sofort zusetzen.
Die zweite Reaktion besteht darin, daß
man zunächst Filtrierpapier mit einer alko-
holischen Lösung des Rotholzfarb-
stoffes (Auszug des Rotholzes mit 90 bis
96proc Alkohol) tränkt und durch frei-
villiges Verdunsten, auf Glasplatten trocknet.
Auf du etwa 4 qcm großes quadratförmiges
Stück dieses lederbraungelben, haltbaren Pa-
pieres, das auf eine Glasplatte mittels Wasser
anliegend btfestigt wird, bringt man einige
Kriställchen von remem Kokalnhydrochlorid.
Dort, wo diese liegen, bildet sich eme starke
Rotfärbung, welche dem Karminrot gleicht,
das auf demselben Papier durch Ammoniak
und Alkalien bezw. Karbonate hervorge-
bracht wird. Ueber diese letztere Reaktion,
welche Kokain nicht allein hei vorruft, will
Verfasser später Weiteres mitteilen. (Vergl.
weiter über Kokain- Reaktionen Ph. C. 46
[1904], 645 u. 47 [1906], 347 u. 383.) H. M.
Zur FetteäurebeBtimmung in
Textilseifen
sind hauptsächlich 2 Methoden in Aufnahme,
die Hehner'Bche und die Wachskuohen-
methode. Die erstere liefert gute Resul-
tate, wenn man die Seife in einem tarierten
Bechergläschen zersetzt, in dem man dann
auch die abgeschiedene Fettsäure zur Wäg-
ung bringt Der Wachskuchenmethode wirft
man Ungenauigkeiten vor, weil bei gefüllten
Seifen ein Teil der Fflllungsmittel mit in den
Wachskuchen übergehen kann, und weil die
Möglichkeit vorhanden ist, daß der Wachs-
kuchen auch Wasser einschließt Der erste
Einwand ist nach O. Krüger (Chem.-Ztg.
1906, 123) an sich berechtigt; da aber
Textilseifen ungefüllt sind, so ist er belang-
los. Die Aufnahme von Wasser ist aber
zu vermeiden, wenn man die Erwärmung
der Wachs- Fettsäuremischung auf dem Wasser-
bade solange fortsetzt, bis alle Luftblasen
verschwunden sind. Um ganz sicher zu
arbeiten, empfiehlt Verfasser folgendes Ver-
fahren: In einem Porzellantiegel von 150
ccm Inhalt werden 10 g der Seifenprobe
abgewogen, in Wasser gelöst und mit 20
ccm verdünnter Schwefelsäure (1 : 10) zer-
setzt Dann wird erwärmt, bis die Fett-
sänreschicht klar geworden ist Der Verlust
an Fettsäure dabei ist nur gering und höch-
stens bei Kokosseifen beträchtlicher, die aber
wieder als Textilseifen weniger in betracht
kommen. Dann werden 5 bis 10 g Wachs
zugesetzt und zum Schmelzen gebracht,
nach dem Erkalten der Kuchen abgehoben
und das saure Wasser abgegossen und so-
lange durch neues ersetzt, bis es nach dem
Umschmelzen noch neutral reagiert. Nach
dem letzten Abgießen wird der Tiegel mit
dem Kuchen eine Stunde bei 70^ C und
eine zweite bei 100^ getrocknet, zuletzt
unter Zusatz von etwas Alkohol. Nach dem
Erkalten des Tiegels wird gewogen. Die
Methode ist einfach und bequem und gibt
für die Betriebskontrolle genügende Resultate.
— A«,
65C
Für die BeBtimmuDg von Acet-
anilid und Eofifein
maoht Picchier folgende Angaben: Wenn
Acetanilidiösangen in Aether oder Chloro-
form bei gewöhnlicher Temperatur verdunstet
und über Schwefelsäure getrocknet werden^
so tritt kein Verlust ein. Beim Abdestillieren
bei 50 bis 60^ nnd Trocknen durch 12 bis
24 Stunden bis zum gleichbleibenden Ge-
wicht ist der Verlust nur sehr gering. Bei
95^ dagegen ist der Verlust an Acetanilid
sehr merkbar, selbst bei Anwendung eines
enghalsigen Gefäßes. Die Rückstände beim
Abdestillieren von AcetanilidlOsungen in
Aether oder Chloroform bestehen nicht aus
reinem Acetanilid, so daß durch Fehler-
ausgleichung ziemlich richtige Resultate er-
halten werden, wenn nach dem Abdestillieren
des Losungsmittels der Rückstand zwei
Stunden bei einer Temperatur unter 95^
getrocknet wird.
Wird eine wässerige oder Chloroform-
lösung von Koffe'fn bei Zimmertemperatur
der Luft ausgesetzt, bis das Lösungsmittel
verdunstet ist, und der Rückstand über
Schwefelsäure aufbewahrt, so wird das Ge-
wicht schließlich beständig und stimmt nahe-
zu mit dem Gewicht des bei 95^ getrock-
neten Eoffelfn überein. Wird das Chloroform
bei etwa 55^ abgedunstet, so zeigt der bei
derselben Temperatur getrocknete Rückstand
in 5 bis 10 Stunden gleichbleibendes Gewicht
und stimmt mit dem bei 95^ getrockneten
Koffein überein. Der Verlust beträgt nicht
mehr als 0,0001 g in 24 Stunden. Da-
gegen tritt ein Verlust von 3 bis 5 Milli-
gramm Koffein ein, wenn derartige Lös-
ungen in flacher Schale verdunstet und der
Rückstand bei 95^ getrocknet wird.
um Acetanilid und Koffein neben-
einander quantitativ zu bestimmen,
gibt Puckner folgende Vorschrift an: Die
das Acetanilid und Koffein enthaltende
wässerige Flüssigkeit wird fünfmal mit je
20 ccm Chloroform ausgeschüttelt, das Chloro-
formextrakt unter den jedem Analytiker
geläufigen Vorsichtsmaßregeln filtriert, ab-
destilliert und der Rückstand zwei Stunden
lang bei 95^ getrocknet und gewogen. Er
stellt die Summe des vorhandenen Acetanilides
plus Koffein dar. Dieser Rückstand wurd
in 50 ccm heißem Wasser gelöst, die Lös-
ung erkalten gelassen, durch Kristaltisieran-
lassen (nötigenfalls durch Impfen mit einem
Splitter Acetanilid) von der größten Menge
Acetanilid befreit und das Filtrat mit 1 eem
Salzsäure und 25 com Ys-NormaUodlösang
versetzt, eine halbe Stunde geaehüttelt, der
Niederschlag von Koff^nperjodid abfiltriert
und mit V5~^oi™&l'«^o^l^^QS (^'^ ™^ ^^
säure angesäuert ist) ausgewaschen. Der
Niederschlag wird mit etwa 2 g Natriom-
Sulfit zersetzt und das freigemachte Koffein
in bekannter Weise mit Chloroform ausge-
schüttelt, isoliert, getrocknet und gewogen.
Durch Subtraktion von dem Geaamtgewiehi
fmdet man die vorhanden gewesene Menge
Acetanilid. J. K.
Pharm. Review 1905, 302, 305 n. 345.
Einen neuen Indikator
erhält man nach James Royle Woods
(Joum. Sc Chem. Industry 1905, 1284)
dadurch, daß man zunädist 1 Molekül
diazotiertes p-NitroaniUn mit 1 Molekül
2 , 5 , 7 - Amidonaphtholdisnlfonsfture zn*
sammenbringt. Dadurch entsteht ein Körper
von der Formel:
N=N<_1_>N02
HOuS
HO3S
Durch 15 minutenlanges Kochen von
23 g dieser Verbindung mit 5,5 g Benz-
aldehyd, 100 g Salzsäure (18 BS) und 900 g
Wasser entsteht eine farblose Lösung, die
beim Abkühlen einen Körper folgender Zu-
sammensetzung ausscheidet:
/ N— N - OeH^NOx
V ^^ \N— CH.
HOqS-
CßH.
H038
Dieser Körper ist empfindlicher ab
Phenolphthaleün nnd Methylorange. Bei
Gegenwart von Säuren ist er farblos^ at
Alkali vorhanden, so färbt er sieh intensiv
orange. Er eignet «eh zur maßanalytisoheD
Bestimmung der Essigsänra nnd kt gegen
Kohlensäure empfindlich« — te.^
657
Zur Kenntnis der Phenole
in Verbindung mit Säuren und
Gemischen mit Seifen
vom chemiBoheii nnd bakteriologischen Stand-
punkt ans liefert H, Schneider einen Bei-
trag, weleher in der Ztschr. f. Hygiene n.
Infektionskrankh. Bd. 33 (1906), Heft 1,
veröffentlicht ist Einleitend gibt er für den
weniger in der organischen Chemie Bewan-
derten eine kleine üebersicht über die Kon-
stitution der Phenole und Kresole sowie
deren desinfizierende Wirkung. Letztere
beruht bekanntlich einerseits anf der An-
wesenheit der OH-Gmppe, andererseits auf
der Gruppierung und Anzahl der vorhandenen
KohleDStoffatome. Als schwache Säuren
bilden die Phenole mit Alkalien Salze, wo-
durch die Desinfektionskraft wesentlich herab-
gesetzt wird. Dagegen mit Säuren z. B.
Schwefelsäure behandelt, entsteht unter
Wasserabspaltung ein Schwefelsäureester mit
dem Atomkomplex O-SO3H, der eine be-
deutende Steigerung des Desinfektionswertes
bedingt Je nachdem die Sulfogruppe SO3H
in Ortho-, Meta- oder Parastdlung zur OH-
Gruppe steht, ergibt sich auch eine ver-
schiedene Desinfektionskraft. Verf. stellte
sich die drei möglichen Sulfosäuren
selbst aus Dlazoverbindungen her und wählte
als Testobjekte bei seinen Versuchen Staphylo-
coccns pyogenes aureus nnd Milzbrand-
sporen. Er fand dabei, daß je weiter die
Sulfogruppe von der OH- Gruppe entfernt
ist, eine stufenweise Schwächung in der
Üesinfektionswirknng eintritt. Analog der
stärkeren Wirkung der Kresole gegenüber
den Phenolen verhält sich auch die p-Kresol-
o-Snlfosäure, die die Phenoi-oSulfosäure an
Desinfektionskraft übertrifft. Den höchsten
Desinfektionswert besitzen die Eresolsäure-
gemische, d. h. wässerige KresoUösnngen
mit einem Zusatz von freier Mineralsäurs,
entweder Salz- oder Schwefelsäure.
Im zweiten Teile seiner Arbeit behandelt
Verf. die Kresole in Gemischen mit Seifen.
Sehen Uebelmesser und Fehrs haben sich
mit demselben Thema beschäftigt, stimmen
aber in ihren Ansichten bezw. der ungleich-
mäßigen Wirkung der Handelskresolselfen
nicht flberein. Während ersterer den wecli-
selnden Gehalt an Rohkresolen für die ver-
sdiiedene Wirkung verantwortlich macht.
glaubt Letzterer den Grund in dem wediseln
den Gehalt an den drei isomeren Kresolen
gefunden zu haben, eine Ansicht, die Verf.
gemäß seinen Untersuchungen nicht be-
stätigen kann; jedoch stimmt er derjenigen
von Uebelmesser bei, da im Handel tat-
sächlich Kresolseifenmischungen vorkommen,
deren Kresolgehalt zwischen 25 und 50 pCt
schwankt. Einen großen Einfluß auf die
wechselnde Wirkung übt außerdem die zur
Herstellung der Eresolseifen verwendete
Kaliseife aus, durch deren wechselnden Ge-
h*alt an freiem Alkali Kresolalkali gebildet
und so dei* Desmfektionswert entsprechend
wie bei den Phenolen vermindert wird. Zum
Schlüsse bestätigt Verf. noch die bereits von
anderen Forschem berichtete Tatsache, daß
ebenfalls die Art der Fettsäuren, aus denen
die Seifen bereitet werden, von großer Be-
deutung ist für die Wirksamkeit einer Kresol-
seifenmischung, da Kresolleinölseife z. B.
stärker desinfiziert als Kresolrflbölseife.
Schix.
Zur Feststellung der Konstitution
der Rhodeose
reduzierten E. Votocek und J. Bulir
(Chem.-Ztg. 1906, Rep. 3) die aus dem
Glykoside Gonvolvulin isolierte Rhodeose
mit Natriumamalgam zu Rhodeit. Dieses
schmolz bei 1 53,5^ C und zeigte in wässer-
iger Lösung die spezifische Drehung [a] d
= — 1,45, in 10 proc. Boraxlösung [a\ d
= — 4,6. Da durch das Sorbosebaoterium das
Rhodeit nicht in die entsprechende Ketose
übergeführt wird, nehmen dieVerf f. für dasselbe
und die Rhodeose folgende Formeln an:
CHoOH und o/
I |\h
H-C-OH H-C-OH
HO— C— H
(CH0H)2
HO-C— H
I
(CH0H)2
I I
CHg CH3
K ti(. deit . Rhod eose.
Die Ketose des Rbodeites entsteht aber
durch Oxydation mit Brom oder Salpetersäure
und zwar stets, niemals die Aldose. Ferner
gelang es, durch Reduktion eines molekularen
Gemisches der Rhodeose und der Ketose
(Fucose) die Entstehung des inaktiven Rho-
deits herbeizuführen. —A«.
658
■ ahrungsinittel-Cheiiiie.
Ueber Liebig's Fleischextrakt
Aub 1800 g Liebig'B FleiBcbextrakt ge-
wann Prof. Fr. Kutscher 3,2 g Goldver-
bindangen, die bei der Trennung der Stick-
Stoffbasen in derselben Fraktion auftraten
und die sonst das Neosin ergibt Das Neosin
aber fehlte, woraus Verfasser schließt, daß
das Extrakt nicht immer ganz gleichmäßig
zusammengesetzt ist.
Die erste Fraktion dieser Basen bestand
aus Neurin und zwar wurden 1,2 g hier-
von gewonnen; die sehr schwer lösliche
Goldverbindung derselben schmilzt bei 248^ C,
Außer durch den Schmelzpunkt wurde das
Neurm durch den Tierversuch an Katzen,
für die es, subkutan angewandt, ein heftiges
Gift ist, identifiziert. Sehr schwer trennbar
war von dem Neuringoldchlorid die zweite
Base, die als Gholingoldchlorid erkannt
wurde; Schmelzpunkt 243^ (reines Gholin-
goldchlorid 2440 bis 2450 C). Neurin
und Gholin sind als neu aufgefundene
Bestandteile des Fleischeztraktes zu ver-
zeichnen.
Der Verfasser führt des weiteren das
Verhalten des Oblitinchlorids, des NovaYn-
chlorids und des Ignatin gegenüber den ver-
schiedenen Alkaloidreagentien auf. —del.
Ztsehr. f. Unters, d. Nähr,- u. Oenufim,
1906, XI, 582.
Die Sauerstofl^ahl der Mehle.
Ansdiließend an die Versuche von Neitr
mann Wender (vergl. Pharm. Gentralh. 47
[1906], 321) hat TT. Bremer es unter-
nommen, eine größere Anzahl Weizenmehle,
die aus bekannten Sorten Rohweizen in der
BienerfBchen Mühle zu Dresden -Plauen
hergestellt waren, mit Hilfe ihres Abspalt-
ungsvermögens für Sauerstoff aus Wasser-
stoffperoxyd zu klassifizieren. Die Versuch»-
ergebnisse waren durchaus unbefriedigend
und der Verfasser hält daher die Aufstellung
einer Sauerstoff zahl für die Qualitäta-
bestimmung der Weizenmehle — nament-
lich in bezug auf die Backfähigkeit — für
untunlich. Da mehrere Enzyme in an-
scheinend wechselnden Mengen im Mehl
und auch in der Kleie vorhanden sind und
da die Einwirkung dieser Enzyme stets zu
Anfang weit energischer erfolgt ak gegen
Ende der Reaktion hin, so mißt Brauer,
obwohl er für Kleie günstigere Ergebnisse
hatte, der Sauerstoffzahl wenig Bedeutung
bei. Bei Kleie tritt in deren Wurkungs-
weise auf Wasserstoffperozyd eine gro^e
Aehnlichkeit mit der der Dlastase auf Stärke
hervor. — del.
Ztschr. f. Unters, d. Nähr." u. Oenu/^m.
1906, X[, 569.
üeber Eikonseiren und Elsurrogate be-
richten ßeytkien und Waiers. Proben von ge-
Irockaetem Eigelb, die nach füoQähriger Aufbe-
wahrung abermals analysiert wurden, hatten
ihre Zusammensetzung nicht nennenswert ge-
ändert, ein Beweis für die Haltbarkeit dieser
Art Eikonserven. Im Gegensatz zu den er-
wähnten reellen Trookenprfiparaten steht das
0 V u m i n , das wir bereits in Pharm. Gentnlh.
46 [1905], 682 besprochen haben. VogeUy'u
Oven ist ein ebenso zweifelhafter «wirklicher
Ersatz für fiische Eier» und genau solohe In-
duscriepräparate mit künstlicher Oolbfarbung, um
den Anschein hohen Eigehaltcs zu erwecken,
sind Dr. L...'s«EipuIver und Laktoei-
p u 1 Y e r , wie d>e Analysen der genannten Ver-
fasser beweisen. Das letztere Präparat scheint
einem Kas^ngohalt seine hohen Zahlen für Stick-
stoff bei der Analyse zu vordanken. — dei.
Ztsehr. f, Unters, d. Nähr.- u. Oenußm.
1906, XI, 273.
Ist Pferdewurst leieht von anderer Wurst
zu untersrheiden ? In einer Verhandlung wegoo
Nahrungsmittel- Verfälschung bekundete der eine
Sachverständige, Eroistierarzt JT/., daß sioh
Pferdewurst sehr schwer von anderer Wurst
unterscheiden lasse. Der andere Sachverständige,
Polizeiohemiker Dr. </., sagte Folgendes : Chemisch
sei Pferdefleisch sehr leicht von Rinfleisoh zu
unterscheiden, das betreffende Verfahren sdiiage
aber fehl, wenn es sich um Untersuchung von
Wurbt\¥aren handle. Dabei versage au<£ das
biologische Verfahren. Eine gewisse Unter-
scheidung böte der Umstand, daA, wenn
man die Pferdewurst längs durchbricht, auf der
Brnchfläche viele trockene MusAelfasem
m die Erscheinung treten ; auch die Farbe bilde
em gewisses Erkennungszeichen. Biorzu geböro
allerdings eine größere Erfahrung, die nur durch
längere Beschäftigung mit dem Gegenstand zu
erlangen sei. A. St.
Pharm. Ztg. 1905, Nr. 94.
659
Oeht Borsäure aus dem Futter
in das Fleisch der Schlachttiere
über?
Mit dieser Frage beschäftigten sich K,
Famsteiner und P, Buttenberg. In
Amerika sollen die jungen Schweine in
manchen Gegenden mit Magermilch ernährt
werden^ der zum Zwecke der Haltbarmach-
ung Borsäure zugesetzt wird, und physiolog-
ische Gründe lassen einen Uebergang der-
selben in das Fleisch als nicht ausgeschlossen
erscheinen. Die FQtternngsversuche der
Verfasser zeigten^ daß die Schweine, welchen
täglich 0;25 bis 0,75 g Borsäure mit dem
Futter gereicht wurden, völlig gesund blie-
ben und innerhalb eines Vierteljahres von
etwa 6 auf 37 kg zugenommen hatten.
Die verschiedensten Organe der geschlach-
teten Tiere wurden genau auf Borsäure
untersucht Das Fleisch dieser Schlachttiere
wies nirgends erkennbare Mengen von Bor-
säure auf, selbst unter abnormen Verhält-
nissen geht diese also nicht in dasselbe
über.
Die Verfasser kOnnen sich der von
Beyihien vertretenen Ansicht, daß doch
möglicherweise bei intensivster Ftitterung
mit borsänrehaltiger Nahrung bestimmbare
Mengen (0,01 pCt) Borsäure in die Organe
der Tiere übergehen nicht anschlieren. In
aus dem Auslande eingeführtem Fleisch hat
es sich bisher, wenn überhaupt Borsäure
nachgewieeen werden konnte, stets um ab-
siclitliche Zusätze gehandelt oder es stammte
die Borsäure aus dem mit Borsäurelösungen
durchtränkten Holze der Fässer und Kisten.
ZtscJtr. /. Unters, d. Nähr.- u. Oenu/^m.
1906, XI, 8. —del.
Die Zusammensetzung
der Tomate und des Tomaten-
saftes.
Bislang lagen nur Untersuchungen* von
ausländischen Tomatensäften und Tomaten-
konserven, zumeist von italienischen oder
amerikanischen Chemikern vor. Die Unter-
Buchong von 81 Proben Tomaten-Mark und
cGhili-Säuren», wie die allgemein beliebten,
aus den ganzen Früchten bereiteten Kon-
serven in Amerika genannt werden, durch
Winton und Ogden hat gezeigt, daß sehr
viele dieser Präparate durch Stärkekleister
verfälscht sind, minderwertige Tomatenabfälle,
künstliche Farbstoffe und Konservierungs-
mittel wie Salicylsäure und Borsäure usw.'-')
Die Zusammensetzung des Tomatensaftes,
auch aus deutschen Früchten, hat W, Stüber
neuerdings untersacht Verfasser stellte aus
3 kg frischen Früchten 1300 ccm Saft dar,
der sich durch Zusatz von 0,05 pGt Salicyl-
säure nicht konservieren ließ. Hingegen
wurde durch 0,1 pCt Formaldehyd dieses
Ziel erreicht Als Beispiel sei das Ergebnis
einer der Analysen in Prooenten aufgefilhrt:
Ganze heimische Tomaten vom Oktober
1905: Wasser 94,5, Trockensubstanz 5,48,
Stickstoff 0,116 (= 0,725 Stickstoff Sub-
stanz), Mineralstoffe 0,5, Alkalität der Asche
4,62 ccm Normal-Säure, Alkalitätszahl 9,24,
wasserunlösliche Bestandteile 2,17, petrol-
ätherlösliche Bestandteile 0,06, Zucker vor
der Inversion 2,53, nach der Inversion 2,51,
freie Säure berechnet als Zitronensäure 0,41,
Phosphorsäure 0,044. In der Asche ist der
starke Gehalt an Kali — über die Hälfte
der Gesamtasche ist K2O — auffällig. Der
Tomatensaft hatte folgende Zusammensetz-
ung: Spez. Gew. 1,0190, Extrakt (direkt)
4,00 pCt, Zitronensäure 0,60 pCt, Zucker
2,34 pCt, Asche 0,5 pGt, Alkalität derselben
5,2 ccm Normal-Säure, Stickstoff 0,098 pCt,
Phosphorsäure 0,031 pCt Nach diesen Er-
gebnissen konnte der Verfasser an Tomaten-
pur6e des Handels nachweisen, ob sie ver-
fälscht war oder nicht. ^del.
Ztsehr, f. Untersuch, d. Nähr.- u. Oenuß-
mittel 1906, XF, 230, 578.
Zltronensaftf&lsehung. lieber einen gcscbiokt
gefälschten Zitronensaft berichten B. Matthea
und Fritx Müller. Demselben waren zur Vor-
täuschung der Pektiustoffe KapiUärsirup zuge-
setzt, wodurch mit Alkohol Fällung eintrat und
zudem , um den Phosphorsäuregehalt vorzu-
täuschon, phosphor saures Salz in entsprechender
Menge. Durch die Polarisation wurde die Fälsch-
ung aufgedeckt ( + 4,öO im 100 mm-Rohr).
Ztschr. f Unters, d. Nähr.- u. Oenußm.
1906, Xr, 20. — rfc/.
*j Der Berichte retatter hat selbst ein der-
artiges Präparat untersucht, Heinxe's «Tomato-
Schutney» aus St. Louis, das sich als reines,
gutes gewürztes Fruchtpuree reell hergestellt
81 wies.
660
Photographische Mitteilungen«
Die Photographie in der Schule.
Praktisehe Uebangen in der Photographie
worden an der 13. Realsehale in Berlin
verBuehsweiBe im letzten Winter veranstaltet
Von einem Physiklehrer wurden fflr Sehüler
der beiden obersten Klassen nnentgeltliehe
Sonderkurse abgehalten, in denen das Ent-
wickeln der Negative, das Kopieren anf
Bromsilberpapieren, die Herstellung von Ver-
größerungen usw. ausgeführt wurden. Die
Uebungen haben sich bewährt und werden
in diesem Sommer fortgesetzt Es wird
beabsichtigt, vorgeschrittene Teilnehmer auch
im künstlerischen Kopierverfahren zu unter-
weisen. Ein guter photographischer Apparat
ist aus den Eintrittsgeldern eines in der
Schule veranstalteten Vortragsabends gekauft
worden. Bm.
Schnelles Trocknen mehrerer
Negative.
Den bekannten Prozeß, dn Negativ in
Alkohol zu trocknen, kann man mit be-
sonderem Vorteil anwenden, wenn man
mehrere Negative schnell hintereinander
trocknen möchte. Man stellt dann 3 Schalen
mit Alkohol auf, läßt das Negativ in der
ersten Schale 5 Minuten liegen, bringt es
dann auf die gleiche Zeit in die zweite und
ebenso in die dritte Schale. Die anderen
Negative rücken entsprechend nach. Sobald
das Negativ aus der dritten Schale kommt,
wh-d es an der Luft fast vollkommen trocken
sein. Man erhält auf diese Weise den
Alkohol auch länger brauchbar, nur wird er
durch die Wasseraufnahme geschwächt.
Deshalb bringt man nach der Operation
den Inhalt der 3 Schalen in eine Flasche,
fügt ein wasserentziehendes Mittel wie Chlor-
calcium zu und schüttelt gut um. Bm.
Fixierbad mit Borsäure-Zusatz. Der ital-
ienische photographische Forscher Prof. R.
Namtas empfahl liürzlich den Zusatz von Bor-
säure zum Fixierbad. Reeb berichtet aber in
«Phot. News» Nr. 633, daß er damit weniger
günstige Resultate als mit dem gewöhnlichen
sauren Fixierbad erzielt habe. Der Bericht-
erstatter kann dies aus eigener Erfahrung be-
stätigen und empfiehlt deshalb, bei den alten
Vewährteu Vorschriften zu b!oib n. Bm
i Aufhahmen von Röntgen-
strahlen
hat TFßb^nach der cPhot Ind.» folgende
wichtige Beobachtungen gemacht. Röntgen-
Strahlen erzeugen in vielen Substanzen, auf
die sie auftreffen, sekundäre Strahlen, die
ebenfalls anf die Platte einwurken. liegt
nun die Platte auf emer solchen Substanz,
z. B. einer hölzernen Tischplatte, so ergibt
sich leicht eine aUgemeine Verschleierung.
Diese Gelegenheit zur Verschleierung durch
sekundäre Strahlen, die aus der Unterlage
stammen, wurden bisher nicht beachtet und
die Strahlen können oft die Ursadie von
Fehlem gewesen sein. Zur Sidierung gegen
derartige Zufälle soll man die photograph-
ische Platte ünmer auf eine von den Rönigefi-
Strahlen nicht durchdringbare Platte, z. B.
eine Bleiplatte, legen. Bm
MiBbrauch der Photographie.
Eine bekannte englische Schauspielerin
sah sich, wie die « Photogr. Rundschau »
berichtet, vor kurzem genötigt, gegen die
Herausgeber emer Bildpostkarte geriebtlich
einzusdireiten. Man hatte dem photo-
graphierten Bilde emer Dame im Nacht-
gewande zugegebenermafien duroh Eom-
binationsdruck ihren Kopf angefflgt und
dieses gefälschte Bild in den Verkehr gebracht.
Der Vertrieb wurde natürlich sofort unter-
sagt und die Fälscher haben überdies eine
Verurteilung wegen Beleidigung zu erwarten.
Da sich flberaus leicht mit Photographien
auf diese Weise Mißbrauch treiben llfit, hofft
man, daß dieser gemeingefähriiche Unfag
durch eine hohe Strafe exemplarisdi gesahnt
wurd. Bm,
Blpsen auf Platten entstehen häufig durch
zu langes Wfissem. Die Gelatineechicht kann
bei einem derart übertriebenen W&sserangii-
prozeß nicht mehr fest am Olase haften und es zieht
sich Wasser oder Luft zwischen Schicht und ö\z^.
Wenn manjdie Blasen^mit einer feinen Nadelo
aufsticht, trocknen sie gewöhnlich gut zusammen.
Besser ist es jedoch, man vermeidet sie über-
haupt duroh kürzeres^ Wässern ; halbstondiges
Wässern genügt in den meisten FSilen voU-
ständig. Bm.
661
BOohersohau.
letriebsvorsohrifteA ftr Drogen- und Oift-
haadlnngeA in PrenBen. Zum Oe-
brmoebe fflr Gewerbetreibende und Be-
hörden bearbeitet von F. Urbariy Re-
dakteur an der PharmazeutisGhen Zeitung.
Berlin 1906. Verlag von Julius Sprin-
ger. Preis: 2 Mk.
Die einschlägigen Gesetze und Polizeiverord-
nimgen sind in folgenden Grnppea übersichtlich
zusammengestellt: Genehmigung und unter-
sagunf;, Ankündigung, Ausübung, Üeberwachung
des Gewerbebetriebes, Strafbestimmungen. Als
Anhang zu dem handlichen Büchelchen ist ein
«Verzeichnis der dem Apothekenhandverkauf
entzogenen Stoffe» beigefügt; es ist dieses das
Verzeichnis aus der Verordnung über die Ab-
gabe stark wirkender Mittel unter Einschaltung
der in der Z^chenzeit durch Erlasse hinzuge-
fügten, wie Heroin. Migraenin, Filirwurzel und
-extrakt, sowie Thyreoidin. Das Büchelchen
^ird den Beteiligten, darunter auch den Apo-
thekern, sehr erwünscht sein.
8.
Die gesetzlieken Besünunnugen über die
Ankündigung von Geheinunitteln, Arz-
neimitteln und Heilmitteln im Deut-
schen Reiche einschließlich der Vorschriften
über den Verkehr mit Geheim-
mitteln. Zum Gebrauche für Behörden,
Apotheker, Fabrikanten und die Presse
bearbeitet von E. Urban, Redakteur
an der Pharmaz. Zeitung. Berlin 1904.
Verlag von JwZ, Springer, Preis : 2,60 Mk.
Der Inhalt des vorliegenden Schriftchens
gliedert sich in die Abschnitte : Geltendes Rocht
und Erläutemng der Rechtslage. Die einzelnen
Erlasse, Zusätze, Bestimmungen usw. sind dann
nach Staaten geoidnet.
Die Schrift bietet allen Denen, die sich mit
dem Gegenstande von großen Gesichtspunkten
aus zu befassen haben, eine sicherlich sehr will-
kommene, handliche Uebersicht; alle Diejenigen
aber, die in einem umgrenzten Wirkungskreise
in der Schrift Rat und Auskunft suchen, werden
infolge der Anordnung des Stoffes und mit Hilfe
des ausführlichen Registers schnell das Ge-
wünschte auffinden können. — r.
Tear-book of pharmacy with the trans-
actions of the british pharmaceutical
Conference at the 42. annual-meeting
held in Brighton, July 1905. London
1905. J. (& Ä, Churchill 7, Great
Mariborough Street
Dem Buch ist ein Bildnis des Vorsitzenden
der Pharmazeutischen Versammlung in Brighton:
W. Ct. H. Naylor in London beigegeben, s.
Lehrbuch der physiologischen Chemie in
30 Vorleanngen. Von Emil Abder-
halden, Privatdosent fflr Physiologie an
der Universitftt Berlin. Berlin-Wien 1906.
Veriag von ürban db Schwarxenberg,
Preis: ungeb. 18 Mk.
In 30 Vorlesungen wird das Gebiet der phy-
siologischen Chemie in klarster Weise nach dem
heutigen Stande völlig erschöpft. Namentlich
interessiert uns das Kapitel über Eiweiß, wel-
ches die grundlegenden Arbeiten von Bmil
Fiaeher und vielen anderen Forschem eingehend
behandelt und schon hierdurch eine empfind-
same Lücke in den Werken über Ph3rsiologie
und physiologische Chemie ausfüllt. Fast in
keinem der bis jetzt erschienenen ähnlichen
Werken finden wir eine so klare und streng
wissenschaftliche Behandlung dieses, des schwie-
rigsten, Kapitels der Chemie. In dem etwa 700
Seiten starken Werk führen uns etwa 230 Seiteo,
also fast der dritte Teil desselben, in das Wesen,
den Bau und die Abbauprodukte der Eiweiß-
körper ein. In den Kapiteln über die Wechsel-
beziehungen zwischen Fett, Kohlenhydraten und
Eiweiß zeigt uns Verfasser, wie eine Umwand-
lung einer Gruppe von Nahrungsstoffen in eine
andere im tierischen Organismus stattfinden
muß, und erörtert die Beziehungen, die zwischen
den oben genannten Gruppen von Nahrungs-
stoffen bestehen. Diese, zum Teil zwar schon
bekannten, Darlegungen gibt uns Abderhalden
in mustergiltiger Weise und in geradezu glän-
zender Art wieder. Kaum ein anderes Werk
kann sich ihm in diesen Ausführungen zur Seite
stellen.
Eine große Anzahl von Tabellen und wertvollen
Literaturangaben machen uns das Buch unent-
behrlich und wir hoffen, daß es die Verbreitung
finden möge, die es im vollsten Maße verdient.
W. K
Preislisten sind eingegangen von:
H. Pesehken in Bremen über chemische Pro-
dukte, pharmazeutische Präparate, Spezialitäten.
Dietx db Richter in Leipzig über Drogen,
Chemikalien, pharmazeutische Präparate usw.
Sandberg db Schneidewind in Hamburg über
Diogen, Chemikalien, pharmazeutische Präparate,
Farben, Gelatine kapseln, sterilisierte Lösungen,
Korke.
Q. Pohl in Schönbaum (Bez. Danzig) über
Gelatinekapseln, Perlen, keratinierte Kapseln,
Tabletten, subkutane Losungen, Mentholstifto
usw. Durch eine eigenartige Einrichtung am
Rande ist das Aufsuchen sehr erleichtert.
Ck. Keller db Co. in Heidelberg über Drogen,
Chemikalien, pharmazeutische Präparate usw.
662
Verschiedene Mitleiluiigeii.
Auswnrflinge des Vesuv.
Seitens emer Hamburger Wohlfahrts-Anstalt
werden seit einiger Zeit die verschiedenen Arten
Yon Answnrfs-Massen, die im Monat April dieses
Jahres die Anwohner des Yesny in Angst nnd
Schrecken versetzten, in den Handel gebracht.
Die Arbeiter-Kolonie in Hambarg,
B i 1 1 h ö r n e r , K a n a 1 s t r. 50, hat ^ine kleine
Menge der typischsten Auswürflinge des Vesuv
erhalten und bietet dieselben in ihren drei
Hauptformen zum Kaufe an. In einem sauber
gearbeiteten Kästchen aus Gedemholz mit 3 Ab-
teilungen sind enthalten : 1. Asche, 2. La-
pilli, 3. Lava nebst kurzes Beschreibung
von Herrn Prof. Dr. Oottsehe, Mineraloge am
Naturhistorischen Museum in Hamburg. Der
Preis eines solchen Kästchens mit Inhalt beträgt
2 Mark. Die Anschaffung ist Schulen und
Sammlungen sehr zu empfehlen.
Die Honigerzeugiuig Europas.
Es wird an dieser Stelle allgemein interess-
ieren, über die europäische Gesamtproduktion
von Honig, dieses auch pharmazeutisch so wich-
tigen Produktes, näheres zu erfahren.
Auf grund sorgfältiger Ermittelungen schätzt
man die Honigerzeugung Europas gegenwärtig
auf rund 80000 T (1 Tonne = 1000 Kilogramm),
deren Wert ungefähr 44 Mill. Mark erreicht.
Nach einer im Handelsmuseum wiedergegebenen
Statistik ist Deutschland der größte Honigprodu-
zent unter den Ländern Europas mit 1910000
Bienenstöcken, die im ganzen 20000 T Honig
liefern. An zweiter Stelle steht Spanien mit
1 690 000 Stöcken und 19000 T Honig, an dritter
Oesterreich-Ungam mit 1550000 Stöcken und
18000 T Honig. Die übrigen Länder bleiben
erheblich zurück. Frankreich liefert 10000 T^
Holland 2500, Belgien 2000, Griechenland 1400^
Rußland und Dänemark je 900 T.
Bemerkenswert ist an dieser Statistik auch
die Wirkung der klimatischen Verhältnisse. Am
stärksten treten sie im Vergleich zwischen RoB-
land und Griechenland hervor, indem Griechen-
land mit nur 30 000 Bienenstöcken 1400 T Honig
hervorbringt, während Rußland mit 110000
Stöcken nur 900 T liefert. Dabei wird freilich
außer der Gunst oder Ungunst des Klima auch
die Sorgfalt der Bewirtschaftung seitens der
Bienenzüchter wesentlich mitsprechen. Wgl,
£
Bekanaitmaohimg.
Die zuständigen Ausschüsse des Reichs-GesEand-
heitsrates wenlen sich in Verbindung mit dem
Kaiserlichen Gesundheitsamte demnächst mit dea
Vorarbeiten zu einer neuen Ans-
ähe des «Arzneibuches für das
eutsohe Reich» zu befassen haben.
Hierzu ist erforderlich, zunächst das einschlägige
Material zu sammeln. Um es mögliohst vdl-
st&ndig zu erhalten, richte ich an die far die
Angelegenheit sich interessierenden HenenAerzte,
Tierärzte und Apotheker ergebenst das Ersuchen,
ihre Wünsche, die sich auf die Neu- Ausgabe
des Arzneibuches beziehen, bekanntzugeben, ins-
besondere sich über die auf Grund ihrer £r-
fährangen empfehlenswerte Aufnahme neuer
oder Streichung offizineller Arzneimittel la
äußern. Die 'Einsendung bezüglicher Vorschläge
nebst Begründung an den Unterzeichneten würde
mit Dank erkannt werden.
Bt4mm,
Präsident des Kaiseriichen Gesundheitsamtes,
Vorsitzender des Reichs-Gesundheitsratee.
Brieffwecheel«
Btt. in B. In voriger Nummer (S. 685) war
eine kurze Mitteilung aus der Ztschr. f. angew.
Chem. enthalten, welche besagt, daß man mit Hilfe
Yon Ameisensäure (an stelle der Weinsäure
und Essigsäure) den Baumwollwaren einen
sog. ckrachenden Griff» geben kann,
der als ein Zeichen der Güte gelten soll, was, wie
man aus vorstehendem ersieht, aber gar nichts
zu bedeuten hat und künstlich erzeugt wird.
Von der Verbandwatte ist es schon lange be-
kannt, daß man ihr das knirschende
Geräusch beim Zusammendrücken, das auch
von manchen als Zeichen der Güte ausgegeben
und angesehen wird, künstlich verleiht, indem
man die Watte aas einem Seifenbad (also mit
noch anhängender Seifenlösung) in ein Säurebad
(sehr verdünnte Schwefelsäure) bringt. Dabei
werden die Reste der Seife zersetzt, die frei-
gewordenen Fettsäuren haften an der Faser und
werden auch durch das nachfolgende Waschen
nicht beseitigt. Es sind also die aus der Seife
daroh Säure abgeschiedenen Fettsäuren
(oder bei Verwendung von Harzseife, such Han-
säuren), die das «knirschende Geräusch» oder den
«krachenden Griffe der Watte oder Banmwdl-
Gespinste bewirken. Ob das nun Schwefelsfiaie
oder Ameisensäure ist, mit welcher die Seife
zersetzt wird, dürfte gleichgiitig sein! (Nach
jener eingangs erwähnten Angabe gibt m%n die
Baumwollware in ein Seifenbad, welchem man
auf das Liter 8 ccm Ameisensäure zusetzt!!)
SehmMer.
(Man vergleiche auch hierzu «Handkommentar
zum Arzneibuch für das Deutsche Reich» (IV)
von Sehneider und Süß, Seite 482. SekHft-
leüung.)
Yerlegar : Dr. A. Seknelder, Dmdtn und Dr. P. StO, DrMd«n-Bluew]U.
▼enmtwortllQlMr Ldtar: Dr. P. StB, In DrMdMJ-lllMWlti.
Im Boehbaadel doreb Juli ob Springer, Beriln N.. Monblloanlats 8.
Dniok TOB Fr. Tittel Naehfolger (Knnath ft Mahlo) In Dntden.
Pharmaceutische Centralhalle
für Deutschland«
Heraosgegeben von Dr, A. 8ohH«id*i* nnd Di*. P. SOs«.
»f
ZeitBchrift ffir wissensclisfüiehe nnd geseb&ftliche Interessen
der
Gegründet von Dr. HermuB Hager im Jahre 1859.
Eraoheint jeden Donnerstag.
Bezng'Bpreis Tierteljährlioh: dnroh Buchhandel oder Post 2,60 Mk., duroh Oescbafts*
stelle im Inland 3,^ Mk., Ausland 3^ Mk. ^ Einsebe Nummern 30 Pf.
Anzeigen: die einmal gespaltene Slein-Zeile 30 PI, bei größeren Anzeigen oder Wieder*
holungen PteisenDäßigung:
Leiter der ) Dr. Alfred Schneider, Dresden-A. 21; Schandaner Str. 43.
Zeltsehrift: / Dr. Paul Süß. Dresden-Blasewitz; Gustar Treyäg-Str. 7.
Cksehlflsstelle: Dresden-A. 21; Schandaner Straße 43.
Mm.
XLVa
Jahrgang.
IulMlt: 01i«m1« ud Pfeamaeie: Fnmigatoor pectorml d'Espie. — MjtoUn* — Die neue OsterrdehlMli« Phanna-
kopOe. — Alozantbin. — Zur SivelßTerdaaimg. — Ceber Blauiflureglxkoaide. -^ SkopoUinin and Skopolia. — Steri«
Ualenn in der Apoüieke. — Nenerangen an Leboratorlams-Apperaten. — Heliam, daa einsige Gee, du nicht sa
reifl&asigen ist. — Neue Pillenmaschine. — Auslegung ptaarmazeutiseher Gesets«. — Verbindungen der Amide ein-
bsiifldier 8Iaren mit Formaldehyd. -- NfthnugiBlttel-Ohemle. — PkarMakogBoatlMlie MitteUwumB. —
Th«r*pevtia«a« MittoiliugtB. — Baehertoliaa. — YenehledeBe Mitteilwig«!!. — BriefvrMhid.
Chemie und Pharmame«
Fumigateur pectoral d'Espic.
ifitteiloog aus dem Laboratorium für angewandte
Chemie au der Kgl. Uniyersltät München.
Von (7. Mai und Ä. Schaeffer,
Wir hatten unlängst Gelegenheit im
behördlichen Auftrage die mikroskop-
ische nnd chemische Untersuchung einer
Probe von Espic- Asthma-Zigaretten
aasznffihren, deren Ergebnis wir kurz
mitteilen in der Annahme, daß es für
den einen oder anderen Fachgenossen
vielleicht von Interesse ist, die Zu-
sammensetzung dieses Geheimmittels
kennen zu lernen.
Die uns übergegebene Probe befand
sich in einer blauen Pappschachtel, be-
zeichnet mit«Fumigateur pectoral d'Espic.
Massat, Pharmacien, Doctexir Rouffilange,
Successeur, 20 rue Saint-Lazare, Paris
usw.»
Die Schachtel enthielt 15 braune, an
beiden Enden zugespitzte Zigaretten von
etwa 8]^cm Länge und 1 g Gewicht;
auf jeder Papierhülle war der Firmen-
stempel cj. Espic» angebracht.
Der Inhalt der Papierhüllen, die durch-
schnittlich 0,09 g wogen, bestand aus
einem Gemisch mittelfein geschnittener
Stengel- und Blattteile neben verein-
zelten Samen und Staubblättern im
Durchschnittsgewicht von 0,89 g.
Bei der mikroskopischen Untersuch«
ung wurden festgestellt: Stechapfel-
blätter, kenntlich an den sehr zahl-
reichen Kristalldrusen von Calciumoxalat;
Bilsenkraut, charakterisiert durch
die zahlreichen Einzelkristalle von Cal-
ciumozalat; Tollkirschenblätter,
mit zahlreichen Eristallsandzellen neben
wenigen Einzelkristallen; Bilsenkraut-
samen, mit der fein areolierten (netz-
grubigen) Samenschale und kampylo-
tropem Embryo. Die ganz vereinzelt
vorhandenen Antheren, an denen teil-
weise noch die Filamente anhingen,
stammten höchstwahrscheinlich ebenfalls
von Bilsenkraut.
664
Die Anwesenheit von Tabak, dessen
eyentaeller Nachweis im Hinblick auf
die zollamtliche Behandlung der Asthma-
zigaretten von Bedeutung war, war
mikroskopisch nicht festzustellen; ins-
besondere waren in etwa 50 Präparaten
die für Tabak charakteristischen mehr-
zelligen, keulen- oder köpfchenförmigen
Haare mit großer Basalzelle nicht zu
erkennen. Ebensowenig waren weitere
Pflanzenteile, wie z. B. Früchte von
Wasserfenchel, auffindbar, die angeblich
einen Bestandteil der Zigaretten bilden
sollten.
Bei der chemischen Untersuchung,
die, soweit der Nachweis von Alkaloiden
in betracht kam, nach dem Gang von
Sias - Otto ausgeführt wurde, gelang
lediglich der Nachweis beträchtlicher
Mengen A tropin. Da die Zigaretten
angeblich einen Zusatz von Opium-
extrakt enthalten sollten, wurde beson-
dere Rücksicht auf den Nachweis der
Opiumalkaloide, insbesondere des Mor-
phin genommen; die diesbezüglichen
Versuche waren indessen ergebnislos.
Ebensowenig gelang der Nachweis von
Nikotin.
Die PapierhüUen wurden für sich
untersucht, wobei Alkaloide sowie Schwer-
metalle, Nitrate usw. nicht nachzuweisen
waren.
Der wirksame Bestandteil der vor-
liegenden Asthmazigaretten, die nur
schwer entzündbar und noch schwerer
im Glimmen zu erhalten waren, ist
demnach im wesentlichen als ein Ge-
misch von Stechapfel-, Tollkirschen- und
Bilsenkrautblättem und -Stengeln zu
bezeichnen.
Münohen, 28. Jnli 1906.
Mytolln ist ein Eiweißkörper ans Muskeln.
Man erhät ihn naoh W, Heubner (Aroh. f. ex-
perim. Pathol. u. Phannakol. Bd. 53) in folgen-
der Weise ; Naoh dem Entfernen des Blndärb-
stoffes nnd der löslichen albominartigen Sub-
stanz mittels Wassers wird durch Aussehen
mit lOproo. EocbsalzlÖsung ein globinartifer
Körper gewonnen, der durch Dialyse das Mytolin
als einen nicht mehr salslöslichen Körper liefert,
der sich in verdünnten Alkalien löst. K M.
Die neue österreichische
Pharmakopoe
(PharmacopoeaAuatriaea. Editio OctaTa^).
Besprochen von Dr. ö. Weigel,
Nach mehrjähriger Vorbereitung (seit
1900) ist nunmehr auch ein neues Arznei-
buch fiir das verbündete Nachbarland
Oesterreich erschienen und seit dem
1. Juli daselbst in Kraft getreten. Die
Pharmacopoea Austriaca Ed. VIII, welche
die 1889 herausgegebene 7. Ausgabe
ersetzt, reiht sich in seiner Neugestalt-
ung den kurzlich neuerschienenen und
im Laufe des Jahres in vorliegender
Zeitschrift bereits besprochenen Arznei-
bttchem würdig an. Wenn auch Ph.
Austr. Vni2) im Vergleich zur 4. Aus-
gabe des D. A.-B. und der übrigen
letzthin erschienenenArzneibüchem nichts
hervorragend Neues bietet, ja sogar zu-
meist in die Fußtapfen des D. A.-B. IV
getreten ist, so verdient sie doch be-
sprochen — und ihre Veränderungen
bezw. Verbesserungen in großen Zügen
charakterisiert zu werden.
Ph. Austr. Vin hat in der Fachpresse,
vor allem in der Oesterreichs, Aner-
kennung gefunden. Aber trotz der
vielen zeitgemäßen Neuerungen bleibt
auch in diesem Arzneibuch noch man-
ches zu wünschen übrig; was darüber
in den österreichischen Landen selbst
von maßgebender Seite verlautet ist,
soll im nachfolgenden speziell berück-
sichtigt werden.
Um zunächst auf das Aeufiere des
neuen österreichischen Arzueibaches and
seine Einteilung zu sprechen zu komm^
sei gesagt, daß es in Format nnd Um-
fang etwa dem unserigm gleicht Es
ist wie sein Vorgänger in lateinischer
Sprache verfaßt mit Rücksicht auf die
in Oesterreich herrschenden nationalen
Verhältnisse ; den Ttehechen z. B. würde
kein deutsch verfaßtes Arzneibach ge-
nehm sein und umgekehrt Um daher
unnötige Uebersetznngen zu vermeiden,
1) Viennae, Caes. Beg. Aiüae et Imperi Itpo-
graphia 1906.
^ Ph. Austr. Vin = Abküizusg ffirFbanuh
oopoea Austriaca, Editio Octaya.
665
erscheint hier das Latein die Arznei-
sprache von jeher als Retter in der Not.
Dem Arzneibuch ist zur schnellen Orient-
ierung eine kurze allgemeine Inhalts-
fibersicht (Index) vorgedruckt, dann folgt
die fibliche Vorrede (Praefatio), in wel-
cher die Prinzipien, auf denen sich die
Neubearbeitung aufbaut» dargelegt sind.
U.a. werden hier die in die Ph. Austr.Vm
nicht wieder aufgenommenen offizindien
ArzneikOrper der Ph. Austr. VII, sowie
auch die neuen offlzineUen Arznei-
mittel aufgezählt. Nach dem Vorwort
bilden einige in Paragraphen gegliederte
Generalregeln (Regulae et notae gene-
rales) ein Kapitel Ar sich und ein wei-
teres solches allgemein zu beachtende,
einfahrende Spezialvorschriften (Notae
et indicationes speciales). Auf Einzel-
heiten dieser beiden Kapitel komme ich
sp&ter noch des näheren zu sprechen.
Es folgt nun die Beschreibung der ein-
zelnen Arzneimittel in 627 Artikeln,
welchen sich eine Vorschriftensammlung
(Elenchus) von 64 gangbaren galenischen
Präparaten anschließt. Dieser cElenchus»
als Anhang zur Pharmakopoe verfolgt
den anzuerkennenden Zweck, dem Apo-
theker bewährte Vorschriften ffir ärzt-
licherseits häufig verordnete oder auch
im Handverkauf vielverlangte Heilmittel
an Hand zu geben und dadurch zu er-
möglichen, daß die betreffenden Präpa-
rate im ganzen Lande in gleichmäßiger
Beschaffenheit zu haben sind. Im An-
schluß an den Elenchus vereinigt ein
Kapitel unter der Ueberschrift «Materiae
ad usum antisepticum» die vom Arznei-
bach gewünschte Zusammensetzung und
Prüfung der wichtigsten Verbandstoffe
(Hydrophile Oaze, Karbol -Watte und
-Gaze (2proc.), Dermatol- Watte und -Qaze
(20proc.), Jodoform -Watte und -Qaze
(10, 20 und SOproc), Salicyl- Watte und
-Oaze (Sproc). Den Schluß der Ph.
Austr. Vin machen unter der Bezeich-
nung «Apparatus Reagentium» Verzeich-
nisse der Beagentien und volumetrischen
Lösungen sowie der zur Analyse nötigen
Geräte und Utensilien, femer 6 Tabellen,
ein Synonymenverzeichnis und das Ge-
neralregister (Index generalis). Schon
diese Irarze Uebersicht aber den Inhalt
und die praktische Anordnung des Stoffes
läßt die fortschrittliche Tendenz der
Ph. Austr. VIII in günstigem Lichte
erscheinen.
Aus dem allgemeinen Teil des Arznei-
buches bezw. dem Vorwort und den
Generalvorschriften sind folgende im
Vergleich zur Ph. Austr. VII neue Einzel-
heiten zu erwähnen: Ausgabe VH ent-
hielt 669 Artikel und die Nachträge
(Additamenta) zu dieser 62, insgesamt
also 621. Von diesen sind 62 Artikel
gestrichen und dafür 68 in Ausgabe
VIII neu aufgenommen worden, sodaß
dieselbe 627 Artikel bezw. Arzneimittel
aufweist, außer den 64 Zubereitungen
des Elenchus und den 9 Verbandstoffen.
Obgleich sich unter den Neuaufnahmen
eine ganze Anzahl bewährte neuere
Heilmittel (Dermatol, Guajakolkarbonat,
ProtargoT, Tannalbin u. a.} befinden, sind
doch — und mit Recht — Klagen da-
rüber laut geworden, daß man verschie-
dene wirksame Präparate jüngeren Da-
tums aufzunehmen unterlassen hat (z. B.
Aspirin, Urotropin, Veronal u. a.). Als
Entsdiuldigung hierfür kann nur geltend
gemacht werden, daß die Neubearbeit-
ung bereits ein halbes Dezennium vor-
her ihren Anfang genommen hat, die
Beratungen über Neuaufnahmen daher
schon vor IJahren zu einem gewissen
Abschluß gelangt sind.
Auch bei Ph. Austr. VUI ist ent-
schieden als wichtigster Fortschritt der
enge Anschluß an die Brüsseler inter*^
nationalen Abmachungen zu bezeichnen.
Im Vorwort werden ^e die bekannten,
bereits früher mehrfach erwähnten Me-
dikamente aufgezählt, welche nach der
«Formula intemationalis» zu bereiten
sind.
Mit dem Brüsseler Beschluß, stark"
wirkende Heilmittel nicht in Form von
Arzneiwein zu bereiten, nimmt es
Ph. Austr. VIII (im Gegensatz zu an-
deren Arzneibüchern) sogar sehr genau $
von starkwirkenden weinigen Medika-
menten ist nur Vinum stibiatum (2 : 600)
offlzinell, während Vinum Colchici ge«
strichen wurde«
Zwecks Wertbestimmung der Drogen
sind eine ganze Anzahl Alkaloid- und
666
dergl. Bestimmongen neu aafgenommen ;
so fordert jetzt Pb. Austr. VlII von
Cortex Ghinae (succimbra) 6 pCt, Folia
Theae 2 pCt, Gnarana 4 pCt, Opium
12 pCt, Radix Ipecacuanhae 2 pCt, Semen
Colae 1,6 pCt, Semen Strychni 2,6 pCt
Alkaloide, von Herba Sabinae 4 pCt
ätherisches Oeli von Radix Jalapae
10 pCtHarz. Auch ffir narkotische Ex-
trakte and Tinkturen ist unter Berttck-
sichtigung der diesbezflglichen Brüsseler
Vereinbarungen ein bestimmter Alkaloid^
gehalt vorgeschrieben ; bei den Alkaloid-
bestimmungsmethoden ist die gewichts-
analytische Bestimmung der maßanalyt-
ischen (im D. A.-B. IV) vorgezogen
worden. E^ sei hierbei aber nicht ver-
gessen zu erwähnen, daß man in betreff
der Vorschriften des Alkaloidgehaltes
bei Drogen der Ph. Austr. VIII Inkon-
sequenz vorwirft (vergl. Ref. in Pharm.
Centralh. 47 [1906], 481). So wird
z. B. für einzelne galenische Zubereit-
ungen ein Alkaloidgehalt vorgeschrieben,
ffir die als Ausgangsmateriid dienenden
Rohdrogen aber nicht. Von diesen einen
bestimmten Gehalt zu fordern, ist aber
nötig, wenn daraus vollwertige Präpa-
rate resultieren sollen! Bei Hydrastis
vermißt man ebenfalls ungern nähere
Angaben über den zu fordernden Al-
kaloidgehalt.
Zur Wertbestimmung der Fette, fetten
Oele, Wachse und einiger HarzkOrper
sind Verseifungs- bezw. Jodzahl aufge-
nommen worden. Wenig praktisch er-
scheint es, daß Ph. Austr. Vin nur die
Qesamtverseifungszahl bestimmen läßt,
während doch häufig gerade die ge-
trennte Ermittelung der Säure- und
Verseifungs- bezw. Esterzahl erst den
rechten Anhaltspunkt für die Reinheit
der Droge gibt. Zur Prüfung vegeta-
bilischer Drogen, besonders auch in
Pulverform, wird jetzt das Mikroskop in
weitgehendem Maße herangezogen; femer
sind bei Drogen vielfach Angaben über
den Extrakt- und Aschengehalt vorge-
sehen. Allerdings soll in einigen FUlen
der von Ph. Austr. VIII verlangte
Aschengehalt, wie von maßgebender
Österreichischer Seite berichtet wird, mit
der Praxis unvereinbar sein, d. h. die
Forderung des Arzneibuches bewegt sich
in zu engen Grenzen«
Zur Prüfung der chemischen Präpa-
rate, von denen — wo nicht unbedingt
nötig oder ohne Schwierigkeit erreich-
bar — kein übertriebener Reinheitsgrad
verlangt wird, zieht Ph. Austr. neuer-
dings den Schmelz- und Siedepunkt
heran ; für die Bestimmung derselben sind
Erläuterungen im allgemeinen Teil ent-
halten.
Die in der 7. Ausgabe sehr allgemein
gehaltenen Angaben über LOslichkeits-
verhältnisse sind nunmehr durch Zahlen
genau präzisiert. Von den zu unter-
suchenden Lösungen sollen, soweit nichts
anderes vermerkt ist, stets 10 ccm Ver-
wendungfinden und zur Prüfung Reagens-
gläser mit 30 mm Durchmesser dienen.
Neu ist auch die Aufnahme der Betten-
dorf sehen Arsenprobe, welche an stelle
der bisherigen itfar^A'schen Probe tritt,
femer die Erweiterung der Maßanalyse
durch cUe Jodometrie behufs Wertbe-
stimmung verschiedener Eisenverbind-
ungen.
Allen chemischen Berechnungen liegen
die Atomgewichte der Deutschen Chemi-
schen Gesellschaft, also 0 = 16, zu
gründe, während in der 7. Ausgabe be-
kanntlich 0 ^ 15,96 als Norm galt
Ganz allgemein wird noch in den Haupt-
regeln hervorgehoben, daß im Arznd-
buch unter cTeile» stets Gewichts-
teile zu verstehen sind, kurzweg «Lösung»
wässerige Lösung bedeutet und mit
«^aqua» stets aqua destillata gemeint ist
welches bei allen vorzunehmend«!
Operationen (zum Lösen, Extrahieren
usf.) ausschließlich zur Verwendung
kommen soll. Für Tropfengewichte ist
der auf der Brüsseler Konferenz fest-
gelegte Tropfenzähler (mit 3 mm Ab-
tropffläche) angenommen worden.
Ueber Temperaturen bei chemisch-
pharmazeutischen Arbeiten läßt sich die
Ph. Austr. Vin wie fo^ft ans: Die
spezifischen Gewichte bexiehen sicfa in
der Begd auf Ib^ G\ als Durchschnitts-
temperatur gilt sonst 16 bis SO^ Cy
während Mazerationen bei einer Tem-
peratur nicht über SO^ Digestionen bei
einer solchen nicht über 60 ^ C vor-
S67
zanehmen sind. Im Anschlaß hieran
seien auch die Angaben Aber Sterili-
sation erwähnt, welchePh. Austr. VUI
aufgenommen hat:
cDie Sterilisation von Arzneimitteln
und der Materialien znm antiseptischen
Gebrauch erfolgt, wenn nichts anderes
yorgeschiieben ist, mit Hilfe kochenden
Wassers und seiner Dämpfe oder yer-
mittels trockener Hitze, in einem be-
stimmten Apparat (Thermostat) — wel-
cher in den Apotheken vorhanden sein
muß — gem&ß den Regeln der Bakterio-
logie unter jeweilig genauer Berttck-
sichtignng der Beschaffenheit der zu
steriMerenden Substanz.
Der Sterilisationsprozeß erstrebt die
Vemichtnng der Mikroorganismen, be-
sonders derjenigen gefährlicher Natur.
Die auf genannte Weise behandelten
Medikamente nennt man «sterilisiert»
oder «steril».
Alle zur intravenösen oder subkutanen
Einspritzung bestimmten Flfissigkeiten
dürfen nur sterilisiert abgegeben werden.
Heilmittel zur Behandlung äußerlicher
Wunden oder der Schleimhäute sind
ebenfiJls sterilisiert abzugeben, sowie
es vom Arzt gefordert wird.
Die Sterilisation von Heilmitteln durch
Zusatz keimtötender Stoffe darf nicht
erfolgen, wenn dies der Arzt nicht
speziell vorschreibt
Arzneimittel, welche von Haus aus
oder infolge ihrer Bereitung keimtötende
Wirkung besitzen, brauchen nicht steril-
isiert zu werden. Lösungen, welche durch
Hitze Zersetzung erleiden, können durch
Filtration vermittels geeigneter, d. h.
Mikroorganismen zurfickhcdtender Filter
sterilisiert werden^
Die sterilisierten Objekte gelten so
lange als steril, als sie vom Zeitpunkt
der vollzogenen Sterilisation an in ein
und demselben, sorgfältig verschlossenen
Gefäß aufbewahrt wurden.»
Die Aufnahme vorstehender, zweck-
mäßiger Bestimmungen ist besonders
hervorzuheben, da die meisten Arznei-
bflcher dar&ber keine oder nur därftige
Vorschriften geben.
Die Durchführung des Dezimalsystems
bei den Vorschriften ffir galemsche Zu-
bereitungen, so daß das Endprodukt
100 bezw. 1000 Teilen beträgt, ist
ebenfalls ds ein Fortschritt zu bezeich-
nen. Für die Zerkleinerung von Drogen
und dergl sind 6 Abstufungen vorge-
sehen, 3 für die Schnittform (Siebe mit
je 8, 3 oder 3 mm Maschenweite) und
3 für die Pulverform (Siebe mit je 10,
26 oder 48 bis 60 Maschen auf 1 cm
Siebfläche). Der bei Bereitung galen-
ischer Präparate gewünschte Zerkleiner-
ungsgrad der Drogen ist jedesmal durch
Angabe der Siebnummer zum Ausdruck
gebracht.
Von tabellarischen Uebersichten führt
Ph. Austr. VIII Verzeichnisse: 1) der
Gifte und 2)Separanden(analogD. A.-B.IV),
3) der Höchstgaben (Einzel* und Tages-
gabe), 4) derjenigen Medikamente, welche
nur auf . ärztliche Verordnung hin ab-
zugeben, dem freien Verkehr also ent-
zogen sind, 5) der Atomgewichte (0=16),
und 6) der Molekulargewichte aller im
Arzneibuch enthaltenen chemischen
Arzneikörper, unter gleichzeitiger An-
gabe der entsprechenden empirischen
Formel, schließlich 7) der gebräuch-
lichsten Synonyme. Die im vorher-
gehenden Arzneibuch enthaltenen Ta-
bellen über die spezifischen Gewichte
offizineller Präparate (bei verschiedenen
Temperaturen), den Procentgehalt des
Alkohols, der Essig-, Salz-, Salpeter-,
Phosphor- und Schwefelsäure, des Ammon-
iaks, der Kali- und Natronlauge, sowie
die Löslichkeitstabelle sind weggelassen
worden — eigentlich sehr zu Unrecht,
denn gerade diese Hil&tabellen werden
häufig genug beim Arbeiten in Labora-
torium und Apotheke gebraucht! Sie
sind deshalb auch von den neuerschie>-
neuen Pharmakopoen anderer Länder
aufgenommen worden.
Der Erwähnung wert bleiben noch
die folgenden, wichtigen Paragraphen
der allgemeinen Einführungs-Bestimm-
ungen (Regulae et notae generales) :
§ 1. Die in das Arzneibuch au^fi^
nommenen Arzneimittel müssen ohne
Ausni^ime in allen Apotheken vorrätig
sein.
§ S. Alle Präparate, für deren Her-
stellung im Arzneibuch eine Vorschrift
6G8
vorgesehen ist, sind ausschließlich nach
dieser Vorschrift zu bereiten and zn
yerabfolgen. Präparate, welche nar in
den früheren Ausgaben der Pharmakopoe
enthalten sind, in der Apotheke aber
noch geführt werden, sind nach der-
jenigen Vorschrift zu bereiten, die in
der letzten, das betreffende Präparat
behandelnden Ausgabe gegeben ist. Die
Dispensation dieser Mittel erfolgt nach
Maßgabe der diesbezüglichen Pharma-
kopoe.
§ 3. Arzneimittel, welche weder in
der neuen (Vni.) Ausgabe noch in
früheren enthalten sind, aber dennoch
häufig verordnet und deshalb in der
Apotheke vorrätig gehalten werden,
dürfen weder verunreinigt noch ver-
fälscht, müssen vielmehr ebenfalls von
bester Beschaffenheit sein. Dieselben
sind mit gleicher Sorgfalt aufzubewahren
und zu verabfolgen wie die offlzineUen
ArzneikOrper, denen sie je nachdem in
ihren Eigenschaften im allgemeinen
gleichen.
Solche Arzneimittel, sowie auch neu
in den Verkehr kommende
ArzneikOrper dürfen, soweit eine
anderweitige ministerielle Verordnung
nicht erscMenen ist, nur auf grund
ärztlicher oder tierärztlicher
Verschreibung verabfolgt wer-
den. Verschiedene Arzneiformen (Spe-
zialitäten), wie z. B. Tabletten, Kapseln
und Pastillen sind auch in ihrer Original-
verpackung dem freien Verkehr ent-
zogen, sofern sie Arzneikörper enthalten,
deren Verabfolgung von einer ärztlichen
Verordnung abhängt. Ausnahmen hier-
von unterliegen der ministeriellen Ge-
nehmigung.
§ 4. Die dem freien Verkehr ent-
zogenen, offlzinellen Medikamente sind
in einer dem Arzneibuch beigegebenen
Tabelle (IV) zusammengestellt, auch im
PharmakopOetext selbst durch starken
Eursivdruck der betr. Ueberschrift
gekennzeichnet. Außerdem ist es
verboten, organotherapeutische
Präparate, desgleichen Heil-
sera ohne ärztliches Rezept
abzugeben.
§ 6. üeberschreitet die vom Aitte
verordnete Menge eines Arzneimittds,
für welches im Arzneibuch HOchstgaben
vorgesehen sind, die letzteren, so maß
dies vom Arzte durch ein Ausrufongs-
zeichen (!) besonders markiert sem.
§ 6. Von Medikamenten, welche man
in der Apotheke in verschiedener Rein-
heit vorrätig zu halten pflegt, ist stets
das reinste Präparat zu verab-
folgen, falls in dieser Beziehung die
ärztUche Verordnung nichts b^agt.
Ebenso ist von Medikamenten, welche
in verschiedener Stärke und Konzentration
im Arzneigebranch fibUch sind, ohne
eine darauf bezugnehmende Angabe des
Arztes stets das verdünnte bezw.
schwächere Präparat zu dis-
pensieren. (Fortsetzung folgt)
Das Aloxanthio, eia von Tilden darch Cbiom-
säaregemisoh aus Aloin erhaltenes Ozydations-
produkt, besteht nach OesterU aus eioem
Gemisch von Aloe-Emodin und Rhein. Zar
Identifizierung wurde das Produkt mit Essig-
Säureanhydrid und Natriumacetat acetyliert und
das Acetat durch Bensol in einen löslichen nnd
einen unlöslichen Teil geschieden. Der nnlös-
liehe Körper wurde durch mehrmaliges üm-
kristaliisieren aus Pyridin in Kristallen Toin
Schmelzpunkt 314 o (7 erhalten und daher als
Rhein angesprochen, während der lösliche Anteil
bei ähnlicher Behandlung ein Acetat vom 8chmeli-
punkt 177 bis 178 ^ und nach dem Yeraeifen
einen Körper vom Schmelzpunkt 224 bis 225^
lieferte, der mit Aloe-Emodin identisch war.
Sehtceix. Woekensekr. f. Ckem, u. Pharm,
1905, 682. l L
Zur Efweißrerdaano^. Die Wirkungsweise
von Salzsäure und Pepsin bei der künstüoben
Verdauung des Fibrin hat J91 Leo zum Gegen-
stand einer Untersuchung gemacht (Ztschi. f.
physiol. Chem. 1905, 46, 286). Nach seinen
Versuchen tritt das Fibiin in zweifacher Weise
mit Salzsäure zusammen: Das erste Prodokt
erhält man, wenn man Fibrin in eine Salaiare-
lösung bringt, gleichviel ob Pepsin darin ent-
halten ist oder nicht. Die zweite Reaktion tritt
nur ein, wenn nochmals Salzsäure im Ueber-
schuß zugegeben wird und setzt, wenn sie va
Peptonisierung fuhren soll, die vorkerige Ver-
einigung des Fibrin mit dem Pepsin vorans.
Verfasser meint entgegen der herrschenden
Ansicht von der Ait der Pepsinsalzsäurewirkung
auf das Fibrin, nach weldier die Salssftore als
eine Art Katalysator swischen Pepsin und
Fibrin betrachtet wird, daß vielmehr die
eigentlich peptonisierende Bindung der Salzsäore
an das Fibrin indirekt durch das am fibrin
haftende Pepsin vermittelt wird. ^-dd.
669
Ueber Blausäureglykoside
ist sidion mehrfaoh berichtet worden. Naeb-
dem einmal die Anfmerksamkeit darauf ge-
lenkt war, wurden derartige Substanzen in
yersehiedenen Pflanzen aufgefunden.
Neuerdings beriebtet Ouignard (Bull.
Sc. pbarmacol. 1905 , X, 187) Aber das
Vorhandensein einer Verbmdung, welche
Blausäure liefert, in den Blftttem der roten
Johannisbeere. Er gewann aus 100
Teilen frischer BlAtter im Juni 0,0035 Teile
Blausäure, im Juli 0,0026 Teile, im August
0,0015 Teile. Auch Ribes aureum liefert
Blausäure, nicht aber die Blätter von lUbes
nigrum, Uva crispa, sangnineum u. a. m.
L, van Itallie (Journ. Pharm. Ghim.
1905, XXII, 337) hat Blausäure aus
Thalietrum aquilegifolium gewonnen.
100 g frische Blätter lieferten 50 bis 60 mg
Blausäure die Stengel dagegen nur Spuren
und die Wurzel gamidits. Die Blausäure
ist nicht frei in den frischen Blättern, son-
dern in glykosidischer Form gebunden. Bei
der Spaltung konnte kein Benzaldehyd wohl
aber Aceton nachgewiesen werden. Das
Glykosid des Thalietrum aguilegifolram hat
somit große Aehnlichkeit mit dem Phaseo-«
Innatin aus Phaseolus lunatus. Bemerkens-
wert ist, daß andere Thalictrum-Arten wie
Th. flavum, minus, glauoum kein blausäure-
haltiges Destillat lieferten.
Ans den Blättern von .Sambucus
nigra L, haben Bourquelot und Dan-
jou (Journ. Pharm, et de Ghim. 1905, XXII,
154, 210, 385) em Glykosid dargeeteUt,
das durch Hydrolyse oder durch Emulsin
hl Zucker, Benzaldehyd und Blausäure zer-
fällt. Sie konnten keine üeberemstimmung
mit den bekannten Blausänreglykosiden fest-
stellen und sdilagen deshalb den Namen
Sambunigrin vor. Zur Darstellung des
kristallisierten Glykosids gehen Verff., ab-
weidiend von der fiblichen Methode, am
besten von lufttrockenen Blättern aus, die
mit kochendem Alkohol ausgezogen oder
mit kaltem Alkohol perkoliert werden. Die
Auszfige werden im Vakuum eingedickt und
nach mehrmaliger Reinigung erhält man
durch Kristallisation aus Esugester lange
weiße Naddn, die bei 151 bis 152^ schmelzen.
Aus 1 kg Blätter des schwarzen Holunders
konnten 1,1 g reines Glykosid erhalten
werden. Die Blätter des Pyramidenholunders
liefern noch beträchtlichere Mengen desselben
Blausäureglykoeids, während Sambucus rar
eemosa und Ebulus kerne Blausäure liefern.
Em Glykosid, welches Prulaurasin
genannt wurde, hat H^rissey (Journ. Pharm,
et de Chim. 1906, XXIII, 5) aus den frischen
Blättern von Prunus Laurooerasus
durch Anwendung von vollkommen neutralen
Losungsmitteln dargestellt. Es smd färb- und
geruchlose Eristallnadeln, die bei 120^ bis
122^ schmelzen. Durch Emulsin wu^ das
Glykosid bei 15^ bis 20^ inneriialb kurzer
Zeit gespalten in d-Glykose, Blausäure und
Benzaldehyd. Die Spaltungsprodukte, die
Elementaranalyse und die MolekulargrOße
deuten auf die Brnttoformel Oi4Hx70eN
hin, und Prulaurasin schdnt demnadi isomer
zu sem mit Amygdonitrilglykosid von.FV$cAer
und mit Sambunigrin von Bourquelot und
Danjou, In diesem neuen Glykosid ist
neben dem Laurooerasin, wie H^rissey das
bisher als amorphes Amygdalin bekannte
Glykosid nennt, der ür^)rung der Blausäure
in der Aqua Laurocerasi zu suchen.
A.
Das Skopolamin und das
Skopolin
sind zur Aufklärung ihrer Konstitution dau-
ernd Gegenstand der Untersuchung von
E, Schmidt. Skopolamm spaltet sidi be-
kanntlich durch Barytwasser ^att in Skopolm
und Atropasäure. Das Skopolin ist eme
tertiäre Base, entiiält eine Hydroxylgruppe
und sem Stiokstoffatom ist in Gestalt der
Gruppe: >N— CH3 vorhanden. Um nach-
zuweisen, ob im Skopolin eine Ketongruppe
= CO entiialten sei, unterwarf Schmidt
das Skopolin der Einwirkung von Hydroxyi-
amin, Rienylhydrazin, Semicarbazid, Amido-
guanidin, Zink in saurer oder alkalischer
Lösung, Zinkstaub und Jodwasserstofbäure,
Cyanwasserstoff und zuletzt Benzaldehyd,
ohne jedoch zu einem positiven Ergebnis
zu kommen. Durdi vorsichtige Oxydatlcm
entsteht aus Skopolm das Skopoligenin,
welches bei der trocknen Destillation mit
Zinkstaub außer brennbaren Kohlenwasser-
stoffen und teerartigen Produkten Pyridin
liefert. Durch Einwirkung von Brom in
ChloroformKtoung wird aus Skopolin nur
Skopolinhydrobromid gebildet, durch Brom-
dampf aber entsteht aus trodmem Skopolin
670
ein Perbromid neben Skopolinhydrobromid
und Skopoligeninhydrobromid. Darob
Einwirlning von JodwaaaerBtotfsäare ent-
stehen je naoh den yennehflbedingnngen
venohiedene Produkte, unter anderen aueh
Hydroekopolidin : GgHißN. Mit Bromwaseer-
Btoffsänre auf 130 <> C erhitzt bildet noh
bromwaaserstofbaures Hydroskopolinbromid.
DurehWaflserstoffperoxyd wuxl das Skopolin in
ein wenig beständiges Oxyd überführt. Bei
der Oxydation mit Ghromsäure und Schwefel-
säure wird eine sauerstofffreie, 6 Atome
Kohlenstoff enthaltende Base gebildet, und
es ist.sdemlioh sieher, daß das entstandene
Produkt mit Pyridinmethylsulfat identisch ist
Archiv der F^amn, 1905, 559. J, K,
'
Neuerungen an Laboratoriuins-
Apparaten.
Flache MeBgeräte. Da sieh bei nrnden
Röhren kaum^der Meniskus ohne Zuhilfe-
nahme einer Visierblende genau ablesen
läßt^ stellt die Glasinstrumenten-
f abrik Fritx Fischer (ß Rötver
in Stützerbach i. Th. soldie mit
flachen und eiförmigem Quer-
schnitte her. Em weiterer Vor-
teil z. B. bei den Bü-
retten ist die flach-
gedrückte Skala. Die
Preise für Pipetten
und Büretten sind kaum
Ueber das Sterilisieren in der
Apotheke
hat B. Fischer in der Apoth.-Ztg. 1906^
179 einen größeren Aubatz veröff entlieht
In demselben empfiehlt er zur Sterilisation
von Mengen bis zu 200 g eine Infundie^
büehse^ deren unterer Teil sowie ein dazu
gehöriger zylinderförmiger Aufsatz durch-
löchert ist Mittels dieses Apparates ist es
möglich, durch einfaches EinsteUen desselben
in dn Wasserbad die in denselben gestellte
Flüssigkeit im Dampfstrom zu sterilisieren.
Genannte Infnndierbüchsen sind von allen
Fabriken pharmazeutisoher Geräte zu be-
Desgleichen rät Verfasser die Selbsther-
stellung steriler Emzelgaben, die eingespritzt
werden sollen und meist durch den Groß-
handel bezogen werdeui an. Zu diesem
Zwecke soU man entsprechende leere, weiße
oder braune Röhrehen von H. Kobe dk Co.
in Berlin, Hannoversche Straße, zu 1 bis
2 ccm Inhalt beziehen oder sich selbst aus
entsprechenden Glasröhren herstellen. Die
Selbstherstellung der Röhren ist an oben-
genannter Stelle ausführlicher besprochen.
In bezug auf das Füllen derselben hebt
Verfasser hervor, daß man eine stärkere
Lösung bereitet als verlangt wird, z. B.
statt einer 5proo. eine lOproc Von letz-
terer füllt man zunächst V2 00m in jede
Röhre und dann je Vs ccm Wasser nach.
Durch das Wasser wird dann die Kapillare
gewiasermaßen nachgespült, so daß der In-
halt audi der richtige ist — to~
fl
) I
höher wie die für solche von der ttUidifls
Ausftlhrung.
Widerstaadsfthige Korkstopfes ^
Extraktionsgefäße erhält man nadiF.iStonei«
wenn man sie mit Stanniol oder dfinner
Bleifolie mit Hilfe von Gummi aiabiflom,
Gelatine, Wasserglas u. a. Stoffen ttbeniebt
Nach dem Trocknen schnddet man oH
einem scharfen Bohrer die gewünsobta Bohr-
ung ein. (Pharm. Ztg. 1906, 425.)
Sohntzringe für geeichte Kolben bringt
man an, indem man die Haböffonng mit
einem Kautschukringe versieht, der io>
einem dicken aasschlaucfae gesebnitten wor-
den iat. Feraet legt man nm den Eolben-
bandi krenzweiBe zw« Eantsehnkbänder von
10 mm Breite nnd befestigt ne mit einem
nmgelegten EiBendrabt. (Pbum. Ztg. 1905,
199.)
Tentellbuer DreifoB. Ein in der H&be
ventellbaror DröfnQ, dessen
Banwöse stu der nebenstehen-
den AbbildQDg eniahtlich ist
I und dessen Vorteüe keiner
WMteren Erwfthnang bedflrfen,
wird von der flrma Warm-
Vbrunn, QuiUtx ^ Co., Beriin
NW. nadi den Angaben von Fortmann
hergeetellL Im nnausgezogenen Znstande
ist er 180 mm, im ansgenogenen fast doppelt
so bodi.
Sin DoppelkOhler mit geteiJter Zu-
fühnmg des EQhlwassen mrd nach den
Angaben von
C. QlaUel
von der Jlr-
ma Warm-
brunn, Qui-
Utx dt Co.,
Berlin NW^
angefertigt
Der wenig
zerbredilidie
Apparat
kühlt sehr
fcrUtig, weU,
wie aus der
nebenstehen -
*~^ den AbbUd-
nng ersicht-
liehifltjdasbei
e eintretende
KOhlwasaer
snrHUftedas
Kflhlrohrnm-
spfllt, ZOT anderen Hüfte aber eine grolle
Stre<Äe durch das Innenrohr geleitet wird.
(Huum. Ztg. 1906, 425.)
Reagiergeatell mit Rftekwand. Das
neoe Reagiergestell, wddies von Dr. Faul
Schlippe nnd Th. hutx m Baden-Baden
konatmiert worden ist, trSgt vorn nntes
eine matte Olassdieibe fflr Bleistiftnotizen.
Im hinteren Töle des Oestelles befindet
ach ehe verschiebbare Rttekwud (welche
anf der einen S«>te hell, anf der anderen
Seite dunkel bemalt ist). Diese Vorriahtong
soll dazu dienen, die Farbe der Reaktionen
deatlioher hervortreten zu lassen. Die Firma
Warmbmnn, QmUtx db Co., Berim NW.,
hat Anfertigong und Vertrieb des Reagier
glaegestelles flbemommen. (Ohem.-Ztg. 1905,
1088. p.
Helium, das einzige Qas, das
nicht SU verflüssigen ist.
Daa massenhaft m der Glothfllle der
Sonne, sehr spKrii^ jedo«ii nur anf der
Erde vorkommende Helinm hat allen Ver-
fitlBÜgungsversuofaen bisher wiederatanden.
Selbst bä Anwendung einer Temperatur
von — ^259° (7 und einem Dmoke von 180
AtmospbSren blieb es gasförmig. Die Ver
flDsBignng des Helium enofannt Überhaupt
nnwahiw^einlieh, weil nadi tbeoretisohai
Erwftgangen aon Siedepunkt bei — 271" C,
also nur um 2*^ vom sogenannten absoluten
Nullpunkt liegt, ttber den hinaus eine WMtere
Wärmeentziehung unm&glieh ist und bei
dem jedes Leben und jede Bewegung auf-
hört p.
Bayr. InduMtrie- u. Öeatrbeblait 1 »06,' 181.
Eine neue Pillenmaschine
ist dem Apothekw J. Stüidkes patentiert
worden. Ihre Bauart ist aas naohstebendw
Beschreibung gewiß verständlidi. In önem
mit Ausguß versehenen Holzrahmen liegt
eine Metallsdieibe mit konzentrisoh angeord-
neten Mlen, Aber der ddi eine gladie
Soheübe mit Hilfe eines Griffes drebu UBt
Der Pillenstrang wird durdi Niederdrehen
der oberen Seh«be zu den Pillen zer-
schnitten, die angeblich tadellos mnd die
Hasohine Toriasseu. P.
Pharm. Ztg. 1905, 199.
672
Zur Auslegung
pharmaseutiBohor Gesetze usw.
(Fortsetzong von Seite 652.)
238. üeberlassen von Arzneimittelii
an Andere. Nadi einer EntEudieidimg des
OberlandesgeriehteB zu Hamburg kann ein
Verein homöopathiBche Arznei-
mittel an seine Mitglieder abgeben. Der
Begriff cUeberlassen» besagt^ daß der be-
treffende Gegenstand aus dem Besitz des
Einen in den eines Anderen übergeht. Das
ist aber niebt der FalJ^ wenn ein Vereb^
also die Qesamtheit der Mitglieder^ Gegen-
stände einkauft und dann an Mitglieder,
also an Teile der GeseUsehaft, abl&ßt, ohne
einen Gewinn daraus zu ziehen. (Apoth.-
Ztg. 1906, Nr. 2.)
239. GeruchsbelftstiguBg durch eine
chemiscbe Fabrik. Die Fabrik cAmmonia»
in Hildesheim fabriziert Gyankalium und
Ammoniumsulfat aus Zuokerschlempe und
ließ die Abgase dureh den Sohomstein in
die Luft ausströmen. Infolge zahlreicher
Beschwerden wegen GeruchsbeUstigung
wurde ein Nachtrag zur Konzessionsurkunde
erlassen, in welchem vorgeschrieben wurde,
daß die Gase vor der Emleitung in den
Schornstein mittels einer geeigneten Vor-
richtung durch starkes Erhitzen geruchlos
zu machen seien. Obgleich diese Vorschrift
mit denkbarster Sorgfalt befolgt wurde,
traten doch wieder GeruchsbeMstigungen
auf, und es wurde gegen die Fabrik ge-
klagt. In der Verhandlung ftlhrte die Ver-
teidigung aus, daß der flble Geruch nicht
von den ausströmenden Gasen herrühre,
sondern der Eigengerudh der Fabrik sei,
außerdem sei die Technik nicht unstande,
geeignete Vorrichtungen zur Gemchlosmach-
ung der Gase herzustellen. Die Fabrik
wurde aber verurteilt und in der Urteils-
begründung wurde ausgeführt, daß die Nach-
tragsbestimmung zur Konzessionsurkunde mit
Recht erlassen sei — ob es technische Ein-
richtungen gftbe, durch welche die Forder-
ungen dieses Nachtrages zu erfüllen seien
oder nichts sei für das Gericht nicht maß-
gebend. (Pharm. Ztg. 1905, Nr. 88.)
240. Abgabe von Karbolwasser in
Brogeakaadluagen. Das Amtsgericht Nord-
halben in Bayern verurteUte den Inhaber
eines Drogensehrankes, weil er Spree. Kar-
bolwasser als Heilmittel trots wiederbolten
Verbotes der Polizeibehörde öffentlich ange-
priesen, fdlgehalten und verkauft hat Der
Sachverständige betonte, daß Karbolwasaer
nur als Desinfektionsmittel dem freien Ver-
kauf überiassen sei, nicht aber als Heil-
mittel. Eine Anwendung als Desinfek-
tionsmittel sei aber bei den kleinen
jedesmal abgegebenen Mengen ans-
geschlossen. (Pharm. Ztg. 1906, Nr. 11.)
241. Arzneimittel sind keine Hahr-
ungsmittel. Nach einer ReiehsgeriditBent-
scheidung sind mangelhaft hergestellte phar-
mazeutische Fabrikate nicht nach dem Nahr-
ungsmittelgesetz zu beurteilen. Allerdings
sei es unklar, ob Arzneien und Nahrongs-
mittel identiscb seien — aber VoranaseCzung
für dn Nahrungsmittel sei die gewohn-
heitsmäßige Anwendung; diese trifft
für Arzneimittel nicht zu, da sie nur ver-
üb e r g e h en d dem Körper zugeführt werdeo.
Auch die Art und Weise des FeillMetens
und Verkaufens bildet einen weeentHchen
Punkt beun Vergehen gegen das Nahnings-
mittelgesetz. (Apoth.-Ztg. 1906, Nr. 7.)
242. Ankündigung von OeheimmittehL
Das Schöffengericht zu Hamburg verurteilte
einen Buchhändler wegen Anpreisung nm
Johannistee in einer Broschüre, in der
dieser Tee als üniveraahnittel gegen Lnngen-
krankheiten empfohlen wurde. Die Ver-
urteilung erfolgte, weil weder die mikroskop-
ische Untersuchung des Tees irgendwelebe
Bestandteile ergab, die dne heilkitftige
Wurkung haben, und weil der Preis in
gar keinem Verhältnis zum Wert
des Mittels steht Es lag lediglich eine
Täuschung des Publikum vor, dem fOr
vieles Geld eine ganz minderwertige Sadie
angeboten wurde. (Apoth.-Ztg. 1906, Nr. 7.)
Ä. SL
yerfohren zur Darstellung von TerMad»
nngen der Amide elnbasiseher Säuren mü
Formaldehyd. D. B. P. 157 355, El. 12 o. Dr.
Ä. Einhorn, München. Man läßt Formaldebyd
auf die Amide einbasischer Säuren (s. B. üenz-
amid, Toiuylamid, Salioylamid, Oxybeniaaud,
Isovaleraiamid, Guiuakolacetamid) io Oegeowart
basisch reagierender Kondensationsmitter (i. B.
Soda, Allsaluauge, Triäthylamin) einwirken. Die
erhaltenen Verbindungen spalten durch Hydro-
lyse Formaldehyd ab und können deswegen lo
medizinischen Zwecken dienen. Ä. St.
673
Ilahrungsiiiittel-Oheiiiie.
Ueber giftige Bohnen.
Die großhenogl. heasisehe Hinistemlab-
tettnng für Of fenffiche GesandheitBpflege teilt
hierfiber in der Darmstädter Zeitang vom
1. AaguBt 1906 etwa folgendes mit: <Be-
kanntUeh spalten venehiedene Pflansen miter
gewissen Umständen Blaus&nre ab.
In neuerer Zeit hat man nnn noeh in
emer Reihe von Pflanzen znm teil reeht er-
hebliehe Mengen von Blausäure nachweisen
können, so in der in Java vorkommenden
Pflanze Panginm ednle, m Sorghum vulgare,
in Lotos Arabiens, in Gynoeardia odorata
und besonden aber in emer Bohnenart
Phaseolus lunatus. Diese Pflanze,
welche als Mond-, Lima-, Duffin- oder Kratok-
Bohne in den Handel kommt, steht unserer
Gartenbohne (Vietsbohne) sehr nahe und
wird m den Tropen jetzt allgemein als Oe-
mttsepflanze gebaut. Vor einiger Zeit
(1903) haben Dunstan und Henry auf
das Vorkommen von Blausäure in der frag-
lichen Bohnenart hingewiesen und beson-
ders herorgehoben, dafi infolge Oenusscß der
braun bis violett gefärbten Bohnen
vielfach Gittwirkungen beobachtet worden
and, während die weißen kultivierten
Bohnen sidi niemals als giftig erwiesen
haben. Den genannten Forschem gelang
ei^ aus den Bohnen von Phaseolus lunatus
den wirksamen, Blausäure abspaltenden Körper
zu isolieren, dem sie den Namen «Phaseo-
lanatin» gaben (siehe S. 669). Dieses
Phaseolunatin wird, ähnlich wie Amygdalin,
bei Gegenwart von Wasser unter gleichzeitiger
Emwirkung eines in den Bohnen enthaltenen
Ferments in Blausäure, Aceton und
Traubenzucker gespalten.
In neuester Zeit sind nun durch den
Genuß dieser nach europäischen Staaten ein-
gefährten blausäurehaltigen Bohnen mehr-
fach Vergiftnngsfälle eingetreten. In dem
«Bulletin ol tte Imperial Institute» (Vol.
ni, 1906, S. 373) wird mitgeteilt, daß
^tersdneden werden muß, zwischen den
hoehgittigen Bohnen von Phaseolus lu-
natofl^diein Java und Mauritius wachsen,
and denen, die in Indien und anderen
Undem durch mehr oder minder sorgfältige
Koltivierang erhalten und als Viehfutter
unter der Bezeichnung Rangoon-, Pai-
gya- oder Burma-Bohnen eingeführt
werden. Die indischen Bohnen kommen
in einer weißen und in einer gefärbten Sorte
vor, von denen die ersteren keine Blausäure
enthalten, die letzteren dagegen Spuren dieses
Giftes, so daß sie als nicht ganz unver-
dächtig angesehen werden können. In der
genannte Abhandlung wurde bereits darauf
hingewiesen, daß \m einem regeren Handels-
verkehr es sehr wahrscheinlich ist, daß Ver-
wechslungenzwischen giftigenund
ungiftigen Bohnen vorkommen werden.
Diese Annahme hat sich als zutreffend er-
wiesen; sowohl in England als auch in
Holland sind Vergiftungsfälle bei Menschen
und Tieren durch aus Java und Indien eln-
geftlrte Bohnen vorgekommen. In England
wurden in emem Fall zahfareiche Schafe, in
dnem anderen Fall 20 Kühe durch aus
Java stammende Bohnen vergiftet, während
in Holland 4 Personen mfolge des Genusses
von aus Indien emgefflhrten Bohnen des
Phaseolus lunatus starben. Zweifellos müssen
auch die im Sommer 1905 im Begierungs-
bezirk Hildesheim vorgekommenen Fälle von
Vergiftung mehrerer Ackerpferde
auf den Genuß solcher Bohnen zurückge-
führt werden.
Im Kaiserlichen Gesundheitsamt wurde
vor kurzem eine Probe von angeblich aus
Java stammenden bkusäurehaltigen Bohnen
untersucht und deren Giftigkeit unzweifel-
haft festgestellt; wobei bemerkenswerterweise
auch die weißen Bohnen stark
blausäurehaltig befunden wurden. Im
Hygienisdien Institut der Tierärztlichen Hoch-
sdiule zu Hannover von Dammann und
Behrens ausgeführte Untersuchungen er-
gaben ebenfalls eine hochgradige Giftigkeit
derartiger Bohnen. Beim Einkauf und
bei der Verwendung ausländischer
Bohnen ist demnach besondere
Vorsicht zu beobachten! Bei deren
Verarbtttung ist sorgfältig auf den dabei
etwa auftretenden Blausäuregeruch zu achten.
Da die Bohnen als Viehfutter Verwendung
finden und den Tieren in zerkleinerter, ge-
schrotener Form gereicht werden, empfiehlt
es sieh für den Landwirt, eine Probe des
674
Schrotes mit Wasser anzarahren und einige
Zeit stehen za lassen; entwickelt sich als-
dann eigentfimlicher Blausäuregemch^ so ist
von der Verwendung Abstand zu nehmen.
Die Wurkung dieser giftigen Bohnen an
unseren Haufltieren verläuft meistens in
folgender Weise: Zunächst tritt starke Atem-
beschleunigung auf, das Tier bekommt emen
unsicheren^ schwankenden Gang^ die Pupillen
erweitern sich, die Augen treten hervor.
Bald bricht es zusammen, Kopf und Hals
werden krampfhaft zurflckgezogeu; die Glied-
maßen führen krankhafte Bewegungen aus,
die später in Zuckungen übergehen,
worauf der Tod eintritt. Das Gift wurkt
stark und rasch, 1,0 bis 1,5 kg dieser
Bohnen reichen schon hin, unsere großen
Haustiere, Rind und Pferd, zu töten.»
is voQ Kokosfett in
Der
Butter.
H. P. Wysman und J. J. Reijst
haben im Pharmazeutisdien Institut der
Universität Leiden ein Verfahren zum Nach-
weis des Kokosfettes in der Butter ausge-
arbeitet, welches sich auf die SchweriOaiioh-
kttt des Silbersalzes der mit den Wasser-
dämpfen bei der Destillation flüchtigen
Fettsäuren, also der Kapryl- und der Eapron-
säure, gründet. Die Arbdt stützt sich haupt-
sächlich auf die Ausführungen von 0. Jensen
und A, Kirschner, trägt aber mehr den
praktischen Verhältnissen Redmung und wiU
eine handliche Methode für die Markt-
kontrolle sein. Die von den Verfassern
aufgestellte Siiberzahl entspricht unge-
fähr der Kaprylsäurezahle/en«en's,doch
umfaßt die Silberzahl der Verfasser die ganze
Gruppe der mit Sflber fällbaren flüchtigen
Säuren. Bei vorbereitenden Untersuchungen
über die Mengenverhältnisse der verschie-
denen flüchtigen Fettsäuren un Reichert-
ifet/?^Destlllat, soweit sie durch Silber fäll-
bar sind, wurde festgestellt, daß gesättigte
EaprylsäurelOsungen zu 97 pOt und ge-
sättigte EaprousäurelOsungen zu mindestens
86 pCt durch Silbemitrat gefällt werden.
Die Verfasser wandten darauf folgendes
Verfahren an : In üblicher Weise wurde die
Reichert' Meißl'TiüA bestimmt und zum
titrierten Filtrat 40 cem Vio'^onnAl'SHber-
nitratiteung hinzugefügt, darauf wurde
filtriert und der Niederschlag bis auf etwa
200 ccm FQtratmenge nachgewaschen. Zum
Filtrat wurden 50 ccm 7io'^<>'°^'^^'*
natriumlüsung und 2 Tropfen Kaifaim-
chromatiüsung als Indikator gegeben und
der Ghlomatriumüberschufi mit Vio-Normal-
Silbernitrat zurücktitriert Der Unterschied
zwischen den im ganzen verwendeten ccm
ViO'^<^i™^~Sil^^™^&^^iu^fi» und den ccm
Ohlomatriumlösung + '/iq desselben, ist die
«Erste Silberzahl».
Nunmehr wird eine zweite Beickert- Meißlr
Zahl bestimmt in der Weisen daß, naohdem
je etwa 100 ccm überdestiiliert snid, aub
neue zweimal je 100 cem Wasser duroh
einen Hahntrichter in den DestilUerkolbeo
gegeben werden und die Detillation so lange
fortgesetzt wurd, bis im ganzen 300 cem
Destillat gewonnen sind. Das Destillat wird
umgcschüttelt und filtriert 250 oem dei-
selben wie bei der Reichert- Mei/jl-ZtiA
titriert Zur neutralisierten FlflssigkeU gibt
man 40 ccm Y^o'^oi^^'^Uberiüsung, filtriert
den Niederschlag ab und wäscht aos^ Vm
das Filtrat etwa 350 cem beträgt und ver-
fährt wie oben angegeben. Die ertialtene
Zahl — erii()ht um Vs — ^ ^ »Zweite
Silberzahl».
Wenn die zweite Silberzahl
höher als die erste ist, so darf die
Anwesenheit von Kokosfett ange-
nommen werden.
Es beruht dies darauf, daß bei reinem
Butterfett alle in ihm enthaltene Kapiylsäon
(diese ist der wesentlichste Bestandteil der
mit Silber fällbaren wasserlöslichen FettBänraa)
in 110 ccm Destillat lOelich ist, das also In
300 ccm Destillat keine Erti5hung denelben
stattfinden kann. Die im Kokosfett enthal-
tenen erheblichen Kaprylsänremengen and
hingegen in der vermehrten DeetillatmeDge
auch reichlicher lOslich. Es eriiöht aieh also
sofort die zwdte Silberzahl. In praxi soU
schon ein Zusatz von 5 pOt Kokosfett
sicher nachweisbar sein. Selbst in anermalsD
Butterproben, die durch niedrige Befriktkm
oder durch niedrige Reichert-Meißl-Ztii
(19!) den Verdacht des Vencbnittes mit
Kokosfett wahrscheinlich machten, ergab die
Ausführung der Bestimmung der ernten and
zweiten Silberzahl, daß er unbegründet war.
Es werden dann eineH^eUntenuehnngMrgeb-
nisse von Butterproben wiedeigegeben, denen
5 und 10 pOt Kokosfett zugemiseht wurden.
675
Die Verfasser bitten am Scfaluaee ihrer
Arbeit die Faebgenoesen um Bekanntgabe
der mit besehriebener Methode gemachten
Ei&hningen. -^^del,
ZUehr. f. Unten, <L Nähr,' «. Qenußm,
1906, XI, 267.
Kartoffel- und Bebensohadig-
ungen duroh Phytophthora bezw.
Peronospora.
Der dieqShrige aemlieh nasse Sommer ist
der Entwicklung der parasitischen Pilse
ans der Famüie der Peronosporeen bis
jetit besonders günstig gewesen. Diese zu
den Phykomyoeten, den mit emxelligem
Mycd nnd sexueller Fortpflannmg ansge-
rtisteten Fadenpilzen gehörige Familie findet
wie ihre ganze ünteridaase (Oomyeeten) ihre
besten Verbreitnngsbedingangen bei nassem
Wetter. Die Sporangien werden durch den
Wind auf andere Pflanzen geweht^ sie ent-
laasen aber die Sehwärmsporen nur un
Wassertropfen^ von wo sie in die Spalt-
öffnungen der Blätter emdringen, und so
ist die größte Infektionsgefahr gerade bei
fenefatem Wetter gegeben. Prof. Steglich
in Dresden macht denn auch in den Tages-
zeitnngen auf die drohende Kartoffel-
kränkelt durch Phytophthora infestans
aufmerksam nnd bittet zur Eontrolle um Ein-
sendung von Material.
Schlimme Klagen über die schwere In-
fektionsform, mit der in diesem Jahre am
Bhein, an der unteren Nahe^ im Trierer
Bezirk und in Franken die Peronospora auf
den Reben auftritt^ bringt die Deutsche
Weinzeitung 1906; 592. Gegen das be-
sonders heftige Auftreten erschemen die Vor-
beugnngsmittel : Bestäuben der Reben mit
Sehwefd und Bespritzen mit Iproc alkal-
isehen KupferlQsungen wenig wirksam.
Selbst bei sehr frflhzeitigem Bespritzen^ das
eine schwere Schädigung der Oesamtvegeta-
tion der Weinstöcke im Gefolge hatte, konnte
die Krankheit nidit unterdrückt werden. Es
wird daher aus Winzerkreisen die Frage
aufgeworfen, ob denn wiAlich die Kupfer-
behandlung ihren Zweck erfülle? Alle
wissenschaftlich geschulten Fachleute sollten
immer von neuem nach Bekämpfungsmitteln
gegen diese parasitischen PihBC suchen. Em
Faohmann macht folgende Gesichtspunkte
für Versuche geltend: 1. Zerstörung der im
Boden ruhenden Peronoeporasporen, um so
die Infektion un Frühjahr von vomherein
auszusdüießen. 2. Forschungen über die
Zeit, wann am vorteilhaftesten «gekupfert»
werden soll 3. Gibt es kein besseres Be-
kämpfungsmittel als Kupfersalze? —M.
Eirsohwein.
Zur Bereitung von Kirachwein^ kommen
ausscUiefifich Sauerkirschen in betracht,
da Süßkirschen ein fades Getränk liefern.
Die feurige Farbe des Produktes wird nur
bei Anwendung bestimmter Sorten «Ost-
heimer Weichsel», gewöhnlicher Saueridrsche
und «Natte» erreicht, nicht aber bei den
übrigen Sauerkirschen (Amorellen und Weich-
sein). Die Kirschen werden auf einer Mühle
zwischen Steinen zermahlen, so daß auch
die Kerne zerquetscht werden, und 12 bis
24 Stunden m Holzbottieben eingemaischt
Länger als 24 Stunden darf man nicht an-
gären lassen, weil sonst der Wem emen
direkten unangenehmen Bittermandelge-
schmack anniount Jede Berührung des
Preßgutes mit Eisen verwandelt die Farbe
des sonst rubmroten Wernes in ein unan-
genehmes Schwarzbraun. Dem abgepreßten
Saft wu^ die Reiche Menge Wasser und
1,5 bis 4 kg Zucker auf 100 Liter des
verdünnten Saftes zugesetzt und dann bei
16 bis 18^ C am besten unter Zusatz von
Reinhefe vergoren. Nach 8 Wochen wird
der Jungwem von der Hefe auf sdiwach
eingebrannte Fässer abgestochen, nach wei-
teren 8 bis 10 Wodien ist er flaschenreif
und kann nach 12 Monate in Verkehr ge-
bracht werden. Vorzüge sind bei geringem
Alkoholgehalt Wohlgeschmack und Haltbar-
keit — (W.
Konsemen-Ztg. 1906, 354.
Terfiibren zur Herstellung eines MUeh*
palvers aus Tollniileh. D. B. P. 164 795.
Kl. 53 e. K BueJMy Chr, .Safwen-Frederiksbeig
und 0. TTtTTimar-EopenhageD. Die in bekannter
Weise unter beständigem Umrühren im Vakuum
bis zu einem Wassergehalt von 80 bis 25 pGt
eingedampfte Milch wird bei einer unterhalb
des Schmelzpunktes des Batterfettes liegenden
Temperatur bis auf einen Wassergehalt von 20
bis 16 pGt an der Luft getrocknet, hierauf ge-
pulvert und schließlich bei der angegebenen
Temperatur weiter bis auf einen Wassergehalt
von 14 pCt und darunter ausgetrocknet Das
Pulver gibt beim Auflösen in Wasser ein Pro-
dukt, das alle Eigenschaften der ursprünglichen
Yolluiildi zeigt A, St,
676
Pharmakognostische Mitteilungen.
AlmeidinarEautsohuk.
Das unter dem Namen Almeidina oder
Euphorbia seit ungefähr 23 Jahren in
den Handel kommende Produkt wird seit
kürzerer Zeit in verstftrktem Maße teehniseh
verwendet Es stammt von der in Angola
heunisehen Euphorbia rhipsaloides Welws.
Das durch Erhitzen von niedrig siedenden
Kohlenwasserstoffen befreite Produkt soll
keine ungfinstige; d. h. verhärtende Wirk-
ung auf Gummimisdiungen ausüben, wohl
aber das rohe Produkt. Nadi 8, Axelrod
sieht Almeidina äuBerlich einer großen ge-
sdiälten Kartoffel ähnlieh, führt daher in
England den Namen cPotatoes» und whd
aueh in Aegypten, Arabien und auf den
Kanarischen Inseln gewonnen. Verf. nennt
als Stammpflanze Euphorbia resinifera Berg
und fand nach seinen Untersudiungen, daß
das Produkt 18 bis 25 pOt Kautsdiuk,
70 bfe 80 pOt Harze, 10 bis 12 pGt Asche
und 2 bis 3 pGt Wasser enthält, und daß
es identisch ist mit dem, welches unter dem
Namen «Euphorbium» offizinell ist (Vergl.
auch Pharm. Gentralh. 46 [1905J, 497.)
ZUehr. f. angew. Qmn. 1906, 541. BH,
Ueber einen Terpentin aus
das Weichharz von Pinus longifolia,
berichtet Rabak. Dieses Weichharz wird
für Destillationszwecke (Terpentinöl) seit dem
Jahre 1888 gesammelt^ während es von den
ESngeborenen schon seit langer Zeit für
medizmische Zwecke benutzt wurde. Es
heißt im Sanskrit: Sarala-Drava.
Dieses Weichharz ist weiß und undurch-
sichtig, sehr zähe und klebrig und von
kömiger Beschaffenheit Der Geruch ist
angenehm terpenartig, an Umonen erinnernd.
Bei der Destillation mit Wasserdampf wurden
18,5 pGt ätherisches Oel erhalten. Das Od
besitzt den charakteristischen Geruch nach
Pinen, neben dem aber audi limonen er-
kenntiar ist Die Konstanten des Weich-
harzes waren folgende: Spez. Gew. 0,990,
optisches DrchungBverm5gen [a]j) = — 7® 42',
Säurezahl 129, Esterzahl 11, Verseifungs-
zahl 140 ; diejenigen des ätherischen Oeles :
Spez. Gew. 0,866, optisches Drehuacpsver-
mögen [a]D= +2<> 48', und die des Harz-
rüokstandes: optisches DrehungsvennOgen
(100 mm-Rohr, 10 proc LOsnng) [a]D =
—10 10', Säurezahl 142, Esterzahl 13,
Verseifungszahl 155.
In dem ätherischen Oel wurden große
Mengen von links-Pinen und kkinere
Mengen von Redits-Limonen nachgewiesen.
Durch LOsen des Harzrückstandes in Eis-
esng und Kristallislerenlaascn wurden Kristalle
einer Harzsäure vom Schmelzpunkt 1S8 Ui
140<> eriialten. J. K
Pharm. Review 1905, 229.
Als Substitution der Quillaia-
rinde,
weldie von Umney beobachtet wurde^ wird
von Holmes eine Rinde besdirieben, welche
wahrscheinlidi von Quillala Poeppigii
oder Quillaia smegraadermos ab-
stammt Dieselbe ist dünner und leicbter
zerbredilidi und besitzt nidit wie die echts
Quillaiarinde die auf der Oberfläehe zer-
streuten braunen Flecke, sondern ist mit
emer dünnen bräunliehen Haut übenogen,
auf der ein Netzwerk wößer Linien zn
sehen ist Die Innenfläche ist glatt und
weifi. Die Rmde enthält weniger Saponia
als die echte Quillaiarinde. J. JL
Pharm. Joum. 1906, 315.
Saponin, ein Bestandteil der
QinsengwurseL
F. Asakina und B. Taguefd steOtea
aus dem käuflichen Ginseng (vielleicht ein-
heunische Sorte) mittels der Baryt-MeCfaode
eine Art von Saponm dar; im Veigleieh
mit dem neuerdings vom Fuxttani näher
studierten «Panaquilon», einem Bestand-
teil von einheünischen und koreamsöbsn
Ginsengsorten, zogen sie den Schhifi, daß
ittre Substanz ach ganz analog wie Sapomn
verhält, was bei Fuxitani'B Fanaquflon
nicht der Fall sem soll.
Joum, of ihe pharm, society of Japan
1900, 619.
677
Therapeutisohe Mitteilungeii.
Parisiana-Damenbinde.
Wie BO vieles Andere^ was den Ansprudi
auf Handliofakeit für den praktisehen Ge-
braneh machen kann, verdanken wir den
praktisehen Amerikanern seit Iftngerer Zeit
die Ideen der komprimierten Arzneimittel.
FOr längere oder kürzere Rdsen^ bei denen
alle Bedürfnisse für den tä^dien Gebraneh
und die Bequemlichkeit mitgeführt werden
sollen, dabei aber nur den geringsten zur
Verfügung stehenden Platz emnehmen dürfen,
wurde dieser Gedanke bald audi auf andere
Erzeugnisse des Handels und der Industrie
ausgedehnt So hat die bekannte Fabrik
mediziniseher Verbandstoffe von
Max Arnold in Chemnitz, welche schon
lange komprimierte Verbandstoffe unter der
Bezeichnung «Karawanen- Packung»
in den Handel brachte, neuerdings eben
QebraudhamuBter-Schntz auf eine komprimierte
Damenbinde genommen, welche nicht nur
hier in Deutschland, sondern auch in Eng-
land berechtigtes Anbehen erregt Die Binde
kommt unter dem eingetragenen Namen
«Parisiana-Damenbinde» zum Ver-
kauf und erfreut sich großer Beliebtheit bei
der kaufenden Damenwelt, da das Päckchen
in jeder Tasche zu verbergen ist, es nimmt
nicht mehr Raum ein, wie etwa eine Viertel-
tafel Schokolade. Eine feste Papierverpack-
nng, gehalten durch einen schmalen Streifen,
schützt die Binde vor jeder Berührung, ge-
öffnet nimmt sie mit einigen helfenden
Griffen sofort die ursprünglidie Form an,
da der Inhalt nur aus elastischer, gut sau-
gender weifier Watte, der echten von Bruns*
sehen CharpiebaumwoUe besteht Ein wesent-
licher Vorteil der Parisiana-Damenbinde ist
femer der, daß der Ueberzug aus einem
ganz eigenartigen netzartigen Gewebe be-
steht, welches an den Enden in Schlaufen
oder Oesen ausgeht ; auf diese Weise kommt
ein Abreißen der Schlaufe^ wie bei den
angenähten so häufig zu beobachten ist,
nicht vor. Neben dieser komprimierten Form
der einzelnen Binde wird die Parisianabinde
aneh dutzend- und halbdutzendweise in den
Apotheken usw. abgegeben.
Blutalbuminpräparate,
die in Wasser unKMich und nicht hygro-
skopisch smd, dabd einen hohen Gehalt an
leicht resorbierbarem Eisen haben, werden
aus defibriniertem tierischen Blat hergestellt,
indem dasselbe mit Galdumverbindungen
wie Galdumkarbonat, Caleiumoxyd, Galdum-
hydroxyd, Dicalciumphosphat und durch
Auslaugen der hieraus entstandenen Produkte
vor oder nach dem Trocknen mit Wasser
zur Entfernung von in Wasser löslichen
Körpern behandelt wird Die PHlparate
sind geschmack- und geruchlos und ba<^en
im Mund nicht zusammen. Sie werden
hergestellt von Fr. Max Dietrich in Frie-
drichsberg. L.
Deutsehe Med. Waehensehr. 1905, 2062.
Valyl gegen Olurensausen.
Bei Ohrensausen, bei veralteten Prozessen
wie bei akuten Mittelohrentzündungen, ist
nach Knopf das Valyl (vorm. Meister,
LudiLS dh Brüning in Höchst) zu ver-
suchen. Das Valyl scheint rasch oder
andernfalls gamicht auf Ohrensausen zu
wirken. Hat das Mittel nach Iftngstens 8
Tagen nidit gewirkt, so dürfte seine weitere
Anwendung zwecklos sem. In emigen
Fällen gelang es aber Knopf, das ISstige
Symptom des Ohrensausens mit Valyl (3,
allenfalls bis 9 Kapseln zu je 0,125 g
tftglidi) zu beseitigen. A. Rn.
Therap. Monatskefle 1906, 82.
Gftndicher HaarausCall nach Anwendung
von Kanthariden. Bei einem jungen Manne
mit einer markstückgroßen kahlen Stelle am
Hinterkopfe, welche eher ftlr HaarpiLcerkrankung
als für herdförmige Alopecia zu halten war,
pinselte P. F. Barton in London das erkrankte
Gebiet zweimal (in einem Zwischenraum von
4 Tagen) mit Liquor vesioatorios (Pharm. Bri-
tanic.) ein. Etwa 8 Tage nach der zweiten
Pinselung trat intensive Schwellung des Kopfes,
des Gesichts und des Halses bis auf die Brust
herunter ein. Bald darauf trat ein allgemeines
Exanthem hervor und Blut im Harn auf.
Im weiteren Verlauf fielen am ganzen Körper
sämtliche Haare aus und alsdann die Nfigel.
Letztere sind ^4 Jahr nach der ersten Konsul-
tation wieder beryorgetreten. Von Haarbildung
fehlt trotz sonstigen vollkommenen Wohlbefindens
jede Spur. Ä. Bn.
Lancet 1905, 25. Okt.
678
BOohersohau-
Eiaftthnrng in die Chemie der Kohlen-
stoffverbindnAgen (Organisohe Ohemie).
Ein Lehrbuch für Anfftnger von Dr. E,
Fromm. TQbmgen 1906. Laupp'sAe
Bnehhandlong. Pros: 4,50 Ifk.
Soll eine «Einfahmo^ in die organische
Chemie wirklich ihren Zweck erfälleo, so ist
Tor allen Dingen anf Anschanliohkeit nnd Stetig-
keit IQ der Eatwicklnng des Stoffes zn sehen;
nicht minder erleichtern dem Anftnger klare
Formelbiider das Stadium der Eohlenstoff^er-
Mndun^n. Aber nicht nur darin liegt der
Wert eines solchen Werkes, es soll auch Bänsel-
tatsachen, die den Anfänger nur zu leicht ver-
wirren können, vermeiden, damit es nicht ein
Hand- oder Nachschla^buch wird. £s faum
daher eine Binführung u die organische Chemie
keinesfalls den Anspruch auf Yollständigkeit und
Erschöpfung des Stoffes machen, aber eine aus-
führliche Behandlung der Theorien der Eohlen-
stoffverbittdungen ist in erster Linie Erfordernis.
Das vorliegende Werk erfüllt alle diese For-
derungen in weitgehendstem Maße, nur möchte
dem Verfasser empfohlen werden, bei der nftch'
sten Auflage die Formelbiider der aliphatischen
Yerbindungen und auch derjenigen aus der
Hamsäuregruppe etwas klarer zu gestalten. Das
läßt sich leicht erreichen, wenn die Bindungen
nicht durch Punkte, sondern durch Striche, wie
es wohl allgemein üblich ist, bezeichnet worden.
Im übrigen ist das Werk ein Buch für Anfänger
in der organischen Chemie, wie es nur wenige
ähnliche gibt Klar und anschaulich in der
Schreibweise vermeidet Verfasser durch sach-
gemäße Sichtung des Stoffes eine nur zu leicht
verwirrende Ausführlichkeit W, Fr,
Chemie der aUoyoUsehen Verbindungen
von Ossian Aschan. Brannsohweig
1905. Verlag von Friedrich Vieweg
(t Sohn. Preis: geheftet 40 Mk., in
Leinwand geb. 42 Mk.
Bei dem intensiven Ausbau der organischen
Chemie ist es nicht zu verwundem, daß uns
von Tag zu lag immer mehr Einzelgebiete in
dieser Spesialwissenschaft erstehen, die dann
natürlich nach einer gewissen Zeit eine mono-
graphische Bearbeitung verlangen. Während man
früher mit der EinteUung der organischen Chemie
in aliphatische und aromatiBche Verbindungen sich
begnügto, sind in neuerer Zeit immer mehr Ver-
bindungen bekannt geworden, welche bei ring-
förmiger Bindung der Kohlenstoffatome einen
aliphatischen Omodeharakter aufweisen und
welche man daher auf den Vorschlag Bamberger'B
unter dem Namen der alicyclischen Ver-
bindungen zusammenfaßt. Zn ihnen gehören in
erster Linie dio Cycloparaffine oder Naphthene,
welche in großer Menge in der Natur, nament-
lich im kaukasischen Erdöl voricommoD. Ali-
C7clis<^e VerÜndnngen, welche ein besonderes
Interesse des pharmazeutischen Chemikers bean-
spruchen, sind dann aber vor allem viele Be-
standtdle der ätherischen Gele wie z. B. das
Menthol, der Eampher, die Terpene und von
sonstigen arzneilioh gebrauchten Stoffen das Sao-
tonin und Kantharidin. Alle diese Stoffe haben
im speziellen Teil des jlfeAon'schen Buohes
(Seite 387 bis 1133) eine eingehende BeuiMitong
fifunden. Wie ausführlich und gründlich das
uch abgefaßt ist, das mag schon dnmus er-
hellen, daß nach Angabe des Verf. nicht weniger
als 5000 Zitate von Einzelarbeiten angefühlt
sind. Dem spezieilen Teil geht ein allgemeiner
Teil vorauf, der außer der Ustorisohen Sntwiok-
lang der Chemie der alicyclischen Verbindung
ihre allgemeinen chemischen Eigenschaften, Bild-
ungsweisen, Aufspaltbarkeit usw. behanddt lo
diesem idlgemeinen Teil ist auch ein Abtohnitt
enthalten, der über den Einfluß der Bhogfaildong
auf die physikalischen Eigenschaften der ali-
cyclischen Verbindungen handelt und der mntatis
mutandis geradezu als Vorbild für den phynkal-
isch-chemisohen Teil in Lehrbüchern der oigan-
isohen Chemie gelten darf. Alles in allem wird
dieses unter Aufwand einer immensen Arbeit
und Mühe abgefaßte Weric wohl auf keine Frage
im Oebiete der alicyclischen Verbindungen die
Antwort schuldig bleiben. Hervorzuheben ist
auch noch das Elegante und Fesselnde in der
Schreibweise des Vei&BserB, wodurch die Lektüre
zu einer angenehmen und das Studium wesent-
lich erieichtert wird. J. Katx^
Prüfling der chemischen Beagentien auf
Reinheit von E. Merck. Dannstadt
1905. Preis: geb. 2,50 Mk.
Bisher war ein gleiches Werk in 3 Auflagen
aus der Feder von C, Krauöh erschienen, non-
mehr gibt es die Firma selbst heraus. Li dem-
selben wird uns gezeigt, welche Anlördenm^
an chemisch reine ueagentien zn steUan smd
und in welcher Beschaffenheit diese von der
herausgebenden Firma zu erhalten sind. Haben
schon die früheren Ausgaben eine große Zahl
von Verehrern und Freunden gefunden, so
wird dies bei der jetzigen noch mehr der Fdl
sein. Ein besserer Druck, alphabetisdie Anonl-
nung der lateinischen Namen der besohriebeneB
Reagentien und ein besseres Format werden
allgemein willkommen sein. Daß der Lihalt
audi Verbesserungen erfiiüiren, die sieh im Laafe
der Jahre als notwendig erwiesen haben, ist
selbstverständlich und bedarf nur der Erwihn-
ung. um diesem Buche Eingang in die wat-
testen Kreise zu versdiaffee, ist dw Ptbis ein
äußerst jnäßiger, für den es von der vortälb^
bekannten Yerlagsfinna Müu ßprmmr ii
Berlin zu beziehen ist S» M,
«79
Praeparata pharmacentioa (Oomposita),
qnonim dispeiiflatio-jiiflsa minist remm
intern, die 17 dee. 1894 (h i. a. nam.
239, art. 1) absqne medid praesoriptione
pharmaeopolis lidta est Omnibus offi-
einalibns pharmaeopoeis enropaeis et
tribos editionibufl^ qnae novissimam phar-
maeopoeam anstriaeam praeoednnt, ad-
bibitis eomposait Phar. Mag. et Prov.
St Bektorik, Phannaoeutische Zn-
bereitangeni deren Abgabe den Apo-
thekern — lant dem 1. Absatz der
Hinisterial- Verordnung vom 17. Dezember
1894 (R. G. Bl. Nr. 239) im Hand-
verkäufe freigelassen wurde. Zusammen-
gestellt naeh allen giltigen europftisehen
niarmakoptai und drei der Osterreicb-
isehen Phannakop(to vorangegangenen
Ausgaben. Viennae. Snmptibus Jo-
sepki Safär. Preis: geh. 3,40 Mk.,
deg. geb. 4,20 Bfk.
Das vorliegeDde Heft enthält 1196 galenisphe
Präparate mit Ausnahme der Extrakte, wässer-
iger Gemenge und Losungen von GbemikalieD,
soweit sie in europäischen Arzneibüchern Anf-
nabme gefunden haben. Da es nicht Jedem
möglich ist, sich die verschiedenen Pharma-
kopoen anzuschaffen beziehentlich die darin
eothaltenen Yorschriften wegen Mangel an
Spnchkenntnissen richtig auszufuhren, und es
andererseits auch nicht Jedem möglich ist, sich
die Üniversal-Pharmakopöe von Dr. Br. Hirsch
ZQ. kaufen, so ist die HerauiKabe dieser
Zosammenstellung zu bc^grüßen. Sie wiid fast
jeden Apotheker aus der Verlegenheit helfen,
wenn von ihm Arzneizubereitungen verlangt
werden, die in seinem Arzneibucbe oder son-
stigen Yorschriftsbüchern nicht enthalten sind.
Wir können nur raten, sich dieses Buch anzu-
schaffen, da es in übersichtlicher Anordnung
alle obengenannten Präparate enthält. H, M.
Anleitung rar qualitativen Analyse fttr
Zollbeamte. Von Dr. jß. Pe^.9; Assistent
an der Teehnisehen Fküfungsstelle der
K{^. Säehs. Zoll- und Steuerdirektion.
Dresden; Selbstverlag.
An eine Einleitung zu dem Gegenstand und
einem Abschnitt «Arbeitsregeln» reihen sich fol-
gende Abschnitte: Verhalten der wichtigsten
Basen und Säuren einschliefllich Vorprüfung,
Lösung und AufsohUeßung, Ermittelung der Bteeu
auf nassem Wege und Prüfung auf Säuren.
Durch verschiedene Tabellen ist das hier mit-
geteilte In übersiohtlioher Weise zur Darstellung
gebracht Der Schluß des Buches bildet ein
Abschnitt «Anwendungen», in dem einige, nament-
lich für Zollbeamte wichtige Arbeitsgebiete zur
Abhandlung kommen, z. B. Prüfung auf Ver-
silberung, Vergoldung, Vernickelung, Versinnung,
Verbleiung, Verzinkun^, Nachweis von Unter-
scheidung^ von Aluminium-, Zinn-, ffilber- und
Nickelfohe, Erkennung von Karbiden, Unter-
scheidung wasserunlösucher Metallsulftde (Oold-
schwefel, Rauschgelb, Musivgold), Unterscheid-
ung von Smalte und Kobaltblau, Erkennung von
Porzellan- und Bmaillefarben, SehmelsgJas und
Glasurmassen. Eme Zusammensetzung der wich-
tigsten Legierungen bildet den Sohlufi.
Das Buoh ist als Anleitung für die Zollab-
fertigungsbeamten entstanden, denen für die
häufig vorkommenden Fälle ein Mittel an die
Hand gegeben werden sollte, die Riohtigkeit der
abgegebenen Zollinhaltserklämn^n nachprüfen
zu können. Da viele Apotheker oft in die Lage
kommen, solche Fragen, auch von Seiten der
Zollbehörden zu beantworten, so können wir
denselben das vorliegende Buoh fär diese Zwecke
ebenfalls bestens empfehlen. t.
Pkotographisehes Hilfsbuck fttr ernste
Arbeit von Hans Schmidt Ehren-
mitglied des Photographisehen Klub
München usw. 1. Teil: Die Auf-
nahme. Mit 81 Figuren und eiaer
farbigen Tafel. Berlin 1905. Verlag
von Gustav Schmidt (vorm. Robert
Oppenheim), Preis: gebunden 4,50 Mk.
Dieses dem Hofrat Prof. Dr. J. M. Eder gO'
widmete Buch besteht aus zwei Bänden. Der
erste Teil schildert die Aufnahme, der zweite
Teil soll die Herstellung des positiven Bildes
behandeln. Der Verfasser hat nicht nur die
Absicht in das Wesen der Photographie einzu-
führen, sondern er will gewissermaßen ein Er-
gänzungsbuch zu den vielen zum Teil sehr
brauchbaren cTaschenbüchem» u. ä. schaffen.
Das Hilfsbuch umfaßt nur solche Aufgaben,
welche für die Praxis von Belang sind, und
führt hauptsächlich in die Feinheiten und
Kniffe der Photographie ein, behandelt dabei
aber selbst diese schwierigeren Üinge in elemen-
tarer und leicht faßlicher Form.
Die Aufnahme bringt folgende Haupt-
abschnitte: Das Aufnahmeformat; die verschie-
denen Eameraarten ; die Objektive ; Brennweite,
Vereinigungs- oder Bildweite, Bildgröße, Ver-
gröCerung, Verkleinerung ; dieMomentverschlüsse ;
das Aufstellen des Apparates, Einstellen auf
Bildgröße; perspektivische Verjüngungen; Ein-
stelleo auf Bildausdehnung; Neigen der Matt-
scheibe; Einstellen auf Schärfe; Abhänjdgkeit
der Schärfeneinstellung von der Art des Bildes;
scheinbare fehlerhafte, perspektivische Abbild-
ungen; Wahl des Standpunktes; Beleuchtung
des Objektes; die notwendigen Eigenschaften
eines Negatives; technische Behandlung eines
Negatives; Ausgiebigkeit der Verstärker; So-
larisation; Uchthofersoheinungen; Aufnahme-
material ; Farbenempfindlichkeit ;. Strahlenfüter ;
Licht- und BelichtatigsrerhältDisse ; Moment-
anfDahmeD ; IcmeD auf nahmen ; Fhotographieren
bei J^ÜDBtlJohem Lioht; ßeprodiüitionen ; Anf-
nahinen kleiner Objekte; Porträtanroabineii ;
Aufnahmen groSer Objekte nnd sohließlich 3
Seiten Register.
Aus obigen Inhaltsangaben (etwa 200 Seiten
Text] geht rai Oenöge herroi, mit neloher
Oründlichlieit der Verfasser alles das bebandelt
hat, was eoi <Aabiahme> gahüit. Es iut klar,
daß bei ernsten Erwägungen vor und w&hread
der Aufnahme sieh viele Mißerfolge Terhäten
lassen I B. Th.
lontn und ElaktroneiL Eine knrze Dsr-
Btelltuig der EntwiiUimg und BegrAnd-
nDg neuer ÄiUQhainingen, üubeeondeie
der lonentheorie. Von ProfeaBor Dr.
W. Große. Leiprig 1905. Quandt
4b Händel. Prrä: 2,26 Hk.
Dieses Werkohe» leigt nus Eonfiohat einen
rhiohtliohen TJebeiblioli über die Entwioklnng
lonentheorie, führt ons dann in die einiel-
06a Kapitel der physikalischen Chemie ein und
behandelt in knapper, aber Eiemlioh erschöpf-
ender Form, soweit es eben mdgtioh ist, die
Theorie der Lösungen, des osmotisohen Drnokas,
Siedepuokts- und Gefrierpunkts der LosongeQ,
geht BodannanF die Entwioklnngetektroohsmitohtt
und energetisoher AusohaniuigeD ein, uforecbt
das Veeen der Ldtfihigkait nnd Bmuhu, d«t
Theorie der Akkumulatoren nnd widmet ii]iiliei>
lieh der Elektronentheorie ein kleines EaptaL
Dieses hätte etwas ausf uhrlioher behanddt weid«
können, jedoch das AllaraotweDdigHte über Ei-
thodenstrahlen, Aoodeo strahlen, Kanalstnlilen,
.Km^enstiahlen erfahren wir anoh hier.
Das Werkohen eignet sioh beeondM« für Stu-
dierende an TeohaiBchen Hochschulen, deon wm
früher über den fraglichen StoS am vnMhie-
denen einulnen Lehrbüchern, beispielsweiM su
Oslicaüa Physikalischer Chemie, Dsnnte-'i
Physikalischer Chemie nnd Leblan^i Bektn*
ohemie, mühsam lusammengesnoht weiden nvH»
das finden wir in knapper and ansohauUcbtr
Form hier vereinigt vor. Terhseer hat m th-
standen, in sehr ansohanlicher Weise oft Bm-
lich Bohwer verstSudliche Theorien der phytiki]-
isohen Chemie uns möheloe sum Teistiiidius n
bringen, deswegen und auch in Eüokgioht isf
den niedrigen Preis wünschen wir dem ¥«rt-
ohen eine weitgebende Veibreitiuig, die m nr-
dient. W. Fr.
Fretelisten sind eingegangen von:
J. D. Riedel in Berlin über Drogen, chem-
ische und pharmazeutische Präparate, Oiiginil-
pilparate von Parke, Daeii S Oo. m IMioit,
photographische Präparate usw.
Petroleumlampe ohne
Zylinder.
Versohiadena Mittailunoan.
In nebengtehender Abbildong tflhren vir eine Ijunpe
vor, welche sieh daroh üne sehr viebtige VerbeMcnmg
■nsseidinet Es fehlt nlmliidi der ZrUnder und u
stelle deeselben tritt eine GUescfaale mit einem Annt^
velflher in die Gallerie da- Limpe hineiop^^ wlfaraid
snf der OlasBohale «n kegelfSrmiger BeOeklor at
emailliertem Eäsen sitzt. Wie man denttieh eckniM
kann, ist in dem Reflektor eine Rinne angebradi^ weli^
in die Oberkante der Glaseohale genau hinanpafiL Wie
die Äbbildong eigibt, maoht diese origineDe Anordnmig
andi ftnUerlioli keinen irgendwie nnwigenahmeiL Bmdimk
«ot das Ange. Han etdlt lAmpen dieses HodeU« n
30, 60, 70, 90 nnd 140 Kerxenetlrkfln her nnd öd
die letzteren zur Beleachtnng von Fahrikaileo nnd Ihii-
lieben großen Ktnmen bestimmt
llluatr. Zeit. f. BUthimbutne.
681
rieffweohsel.
P« F., ehem. Laborat. in £. Die DarsteUnngs-
methoden von «gewachsener Tonerde»
zur GerbstoffbeBtimznung nach Prof.
Wülieenus (Phann. Centralh. 45 [1904], 1026)
lauten wörtlich lolgendermal^eD : «In einem ge-
räumigen BechergJas werden etwa 100 g Alumin-
ium g r i e ß , der auf etwa 1 mm Korngröße
abgesiebt ist, in 5proc. wässerige Natronlauge
unter Schütteln oder Rühren eingetragen und
nach wenigen Minuten unter Schwenken die
schmutzige Lauge abgegossen, sobald dieWasser-
stoffentwicldung lebhaft zu werden beginnt.
Nach mehrmaligem Durchspülen der Metallmasse
unter dem kr^tigen Strahl der Wasserleitung
wird diese Anätzung des Metalles mäliiger wieder-
holt, indem man dem Waschwasser nochmals
etwas Natronlauge zufügt und wieder bei leb-
haftester Wasserstoffentwicklang abspült. Dem
letzten Waschwasser setzt man nun ohne Rück-
sicht auf noch anhaftendes Aetznatron geringe
Mengen konzentr. Sublimatlösung zu, schwenkt
die Masse mit dem entstehenden grauen Schlamm
kurz durch und spült dann wieder mehimals
kräftig. Dabei wird das sehr aktive Metallpaar
AI. Hg erzeugt, das selbsttätig Wasser lebhaft
zerlegt. Man könnte nun die Masse mit wenig
Wasser Bi(^ selbst überlasseo, bis sie groBen-
teiis unter starker Yolumenzunahme in das weiße
Hydratpuiyer zerfallen ist. Infolge der großen
'Reaktionswärme dampft schließlich aus dem
offenen oder nur locker bedeckten Grefäße das
überschüssige Wasser weg. Es scheint mir aber
ein noch lockereres Material zu entstehen, wenn
man zunächst noch das sehr festbaftende Wasser
zum teil mit Waschalkohol wegspült und dann
Aether mit einer geeigneten Menge Wasser
(etwa gleiche Teile Wasser und Aluminium)
nebst etwas Alkohol wieder zusetzt. Der Aether
gerät nach und nach ins Sieden und dampft mit
dem Alkohol und dem überschüssigen Wasser
fort, wobei das poröse, trocken erscheinende,
feinstpulverige Hydroxyd aus dem Metallgrieß
emporwächst. Allzuviel Wasser hemmt die Re-
aktion. In diesem Material ist zunächst ein
großer Teil des Aluminiummetalles oxydiert.
Dieser Teil wird zunächst durch ein sehr feines
Sieb (bis Vt min Lochweite) abgesiebt. Der
kalkig aussehende Rückstand kann ohne weiteres
dnrch geringfügiges Nachspülen mit dünner
Natronlauge, dium mit geringem Zusatz von
Sablimatlöfiung (oft auch ohne diese) reaktiviert
werden und liefert dann in gleicher Weise eine
zweite große Portion des leichten Pulvers, das
man in mehreren Stufen auf diese Weise leicht
kilo^rammweise gewinnen kann, während man
wenig für viele Analysen braucht
Eine andere Herstellungsweise erspart das
AnAtsen mit Natronlauge ganz, bedarf aber einer
etwas größeren Menge Aether, mit welchem in
einem gerfinmigen Kolben direkt der Aluminium-
giieß S>erBchiohtet wird. Diesem Aether setzt |
man dann mehrmals ein wenig konzentrierte
ätherische Quecksilberchloridlösung zu. Eine
bei Zimmertemperatur gesättigte Lösung enthält
etwa 8,5 bis 9 g Quecksilberchlorid. Diese
Lösung reagiert sofort mit metallischem Alumin-
ium und bildet aktives AI. Hg. Fügt man nun
allmählich Wasser zu, jedoch weit weniger, als
theoretisch nötig, eventuell noch so viel Alkohol,
daß sich das Wasser möglichst mit dem Alkohol
mischt, 80 geht die Hydratbildung ebenso stürm-
isch mit Verdampfung des Aethers von statten.
Hierbei kann man den Aether durch Kühler
und Vorlage zurückgewinnen , um ihn zum
Schlämmen nochmals zu benutzen. Das abge-
siebte Produkt ist zunächst nicht vollkommen
rein. Es enthält außer den oben genannten
bedeutungslosen kleinen Verunreinigungen eine
kleine Menge feinster Aluminiummetallkörnchen,
die sich jedoch durch mehrmaliges Abschwemmen
des leichteren Hydroxydes mit Aether gut ent-
fernen lassen.»
Verfasser berichtet weiter über die mit eigen-
artigen Erscheinungen verlaufende Entwässerung
des Hydroxydes zum Oxyd, das wegen größerer
Reinheit und Konstanz der Zusammensetzung
vorzuziehen ist. Man heizt in einer möglichst
flachen Porzellanschale das Hydratpulver (in
flacher Schicht) so vorsichtig an, daß keine
wesentliche Verstaubung eintritt, und glüht
schließlich einzelne Proben im Porzellantiegel
zur Analyse aus.
Apoth. B. in Dr. Zunächst ist das zeitweilige
Vorkommen von Kupfer in destillier-
tem Wasser längst bekannt, worüber in
unserer Zeitschrift wiederholt berichtet wurde.
Femer ist der Nachweis von Kupfer
im Wasser mittels Baumwolle (Ver-
setzen von 500 ccm Wasser mit 1 bis 2 Tropfen
Ammooiakflüssigkeit und dreimalige Filtration
durch Baumwolle = Blaufärbung der letzteren bei
Vorhandensein von Kupfer im Wasser) gewisser-
maßen eine Nachbildung des Frert^Aa'Bchen
Verfahrens zum Nachweis von Blei im Wasser
unter Verwendung eines Baumwollfilters; es
findet eine Fixierung der gefärbten Metall-
verbindungen auf der Baumwollfaser statt. Daß
in neutralem oder saurem Wasser die Baum-
wollreaktion auf Kupfer ausbleibt, bedarf keiner
weiteren Erklärung.
Will man Spuren von Kupfer im Wasser
nach dem Ansäuren mittels Schwefelwasserstoff-
wasser nachweisen, so empfiehlt es sich, das
Gemisch in einem verschlossenen Erlenmeyer'
Kolben 24 Stunden beiseite zu stellen; alsdann
wird man gegebenenfalls eine Abscheidung von
Kupfersulfid erhalten. Erhitzen vermag Spuren
von kolloidalem Kupfersulfid nicht immer in die
feste Form überzuführen. P, Süß.
Anflrafe. Wie wird Gelloidinzwirn her-
gestellt ?
Yerkf» : Dr. A. StitmMM, Diwden und Dr. P. Stfl, Dnadm-BhmwliM,
YenuktvorUkhor Leiter: Dr. P. BfA, In Draid«n-Blaiewlti.
Im BiMhh«ndel dimh Julias Springer, Bttlin N., MonbiJoapUti 8.
Dmek tob Fr. TIttel Naehfolger (Kanath * Mahlo) in DrMdeB,
ogen-
it be-
itost
T8
P barmaceutische Centralhalle
für Deutschland.
Heransgegeb^ yod Dp. A. Sohneider und Dp. P. SDss.
• ■•
Zeitschrift fdr wissensehaftliche nnd gesehäftliehe Interessen
der Pharmacie.
Oegrflndet von Dr. Harmaan Hager im Jahre '1859.
Eisoheint jeden Donnerafcag.
Bezugspreis yierteljährlich: dorch Buchhandel oder Post 2,50 Mk., durch GesobäftB-
steUe im Inland 3, — Mk., Ausland 3,60 Mk. — Einzelne Nummern 30 Pf.
Anzeigen: die einmal gespaltene Elein-Zeile 30 Pf., bei größeren Anzeigen oder TV ieder«
nolongen Preisermäßigung.
Leiter der 1 Dr. Alfred Schneider, Dresden-A. 21; Schandauer Str. 43.
Zeitsehrift: j Dr. Paul Süß, Dresden^Blasewitz; Gustay Freytag-Str. 7.
Oeeehlftsstelle: Dresden-A. 21; Schandauer Straße 43.
^34.
Dresden, 23. August 1906.
Der neuen Folge XXVII. Jahrgang.
XLvn.
Jahrgang.
Inhalt: Chemie «nd JPkarmaeie: Filtrieren in Hieroglyphen Altftgyptens. — Die nene Osteireichiaehe Pharma-
kopoe. — Kenntnis der innerlichen Trlppermittel. — Neae Arxneimittel. — Neae Arsneimittel im Juli 1906. —
Natriam arwnieleum. — Aaal^ung pharmaaeutiacher Oeaetz«. — Neuerungen an Laboratorinmaapparaten. — Bni-
viekeTung Ton Schwefelwaaaeratoir. ~ Die Bereitung der Infuea ooncentrata. — Neuer kfinatUcher Eautscfatik. —
NahrmBnimittel-Ohemie. — PharmakoKBOstlsehe Mitteiliuffeii. — Therapentlselie MlttellviiceB.^Phota-
gnphiflehe MltteUvBgen. — BfleherseJiaa. — YeneUedeiie Hlttelliuictii. — BriefireebMl.
Ohemie ynd Phapmaoie.
Das FUtrieren in Hieroglyphen
Altägyptens.
Im ^Papyrus Ebers'' ist ein häufiges
hieratisches Schriftzeiehen gegen das
Rezeptende <^. Dasselbe stellt das
Filtrieren U bildlich dar und mußte
in Hieroglyphen mit ^ wiedergegeben
werden. Lautliche Jj Hieroglyphen
dafür, welche bisher die lautliche Lesung
ermöglicht hätten, waren nicht erweis-
lich. Jetzt finden sich gl&cklicherweise
im „Papyrus Hearst" Parallelstellen zum
„Papyrus Ebers", in welchen obiges
Zeichen durch die lautliche Hieroglyphen-
schreibung ^ flj^ vertreten wird. Auch
das Bild des o ® ^ filtrierenden Apothe-
\ stellt einen stehenden nach rechts tiber-
gebeugten Mann dar, welcher mit beiden
Händen ein gespanntes Filtriertuch hält,
aus dem nach einem untenstehenden
Gefäße die filtrierte Blfissigkeit abläuft.
Bad Neuenahr, Rheinpreuflen. OefeU.
kers sehen wir dort von der Seite
gezeichnet /ff. Wir ersehen daraus,
daß der nx Ausdruck fUr Filtrieren
in der altägyptischen Sprache 'ote;|r
oder ähnlich gelautet haben muß und,
daß dies Filtrieren freihändig vom stehen-
den Manne durch ein Tuch bewerk-
stelligt wurde. Denn das letzte Bild
Die neue öBterreichisclie
Pharmakopoe
(Fhaxmacopoea Austriaca. Editio Octava).
Besprochen von Dr. ö. Weigd,
(Fortsetzung von Seite 668.)
Was nun die Beschreibung der ein*
zelnen Arzneimittel betrifft, so ist diese
kurz und bfindig, ohne sJlzu viel Bei-
werk gehalten. Der offiziellen Ueber-
schrif t sind (mit sehr wenig Ausnahmen)
weder Synonyme noch Formeln oder dgl.
Erklärungen beigeffigt. Am Schlüsse
der Kapitel finden wir — wo nötig —
nur Angaben tlber die zweckentsprechende
Aufbewahrung des Arzneimittels (vor
Licht, Luft oder Feuer geschützt); die
684
Höchstg^aben fehlen hier. Man ist, was
dies alles anbetrifft, also auf die dies-
bezfiglichen, bereits erwähnten Tabellen
am Schlosse des Arzneibuches ange-
wiesen.
Die Nomenklatur ist im großen und
ganzen die gleiche wie im D. A.-B. IV ;
einige Ausnahmen sind: Acetphenitidin
Ph. Austr. VmfttrPhenacetin D.A.-B.IV,
Acidum aceticum concentratum für
Acidum aceticum (bei den starken Säuren
ist immer c concentratum» beigeffigt),
Alga Carragen ffir Carrageen, Araroba
depurata ffir Chrysarobin, Balsamum
Styrax liquidus für Styrax, Balsamum
Terebinthinae ffir Terebinthina, Flores
Caryophylli ffir Caryophylli, Fructus
Sennae ffir Folliculi Sennae, Fungus
Seealis ffir Seeale comutum, Gelatina
animalis alba ffir Gelatina alba, Gummi
Acaciae für Gummi arabicum, Gummi-
resina Ammoniacum ffir Ammoniacum
(auch bei allen fibrigen Gummiharzen
ist das Wort «Gummiresina» vorgesetzt),
Natrium boracicum für Borax, Pericar-
pium Aurantii ffir Cortex Aurantii Fruc-
tus, Radix Hydrastidis ffir Rhizoma Hy-
drastis Radix Jalapae und — Salep ffir
Tubera, Roob Juniperi und — Sambuci ffir
Succus. DieBezeichnung der neueren ehem.
Arzneimittel ist in Ph. Austr. YIU will-
kfirlich gewählt, insofern als einige unter
ihrem wissenschaftlichen Namen (Acet-
phenitidin, Bismutum subgallicum, Guaja-
colum carbonicum, .Morphinum diacetyl-
icum, Phenylum salicylicum),andere unter
ihrer wortgeschfitzten Bezeichnung (Anti-
pyrin, Sulfonal, Tannalbin, Trional usw.)
aufgenommen sind. Sehr richtig ffihrt
Ph. Austr. dagegen die aus einigen
ätherischen Oelen isolierten und an
deren Stelle jetzt offizineilen Substanzen
unter den ihnen zukommenden Bezeich-
nungen wie Anethol, Carvon, Eugenol,
Zirataldehyd (ffir letzteres hat man die
bisher unbekannte lateinische Bezeich-
nung «Cinnamalum» konstruiert), wäh-
rend das D. A.-B. IV diese wohlcharak-
terisierten Körper unzutreffend weiter
als Oleum Anisi, — Caryophyllorum usf.
aufgenommen hat.
Eine Eigenart der Ph. Austr. VIII
muß noch besonders heryorgehoben
werden: alle üeberschriften derjenigen
Arzneimittel (Separanden), welche dem
freien Verkehr entzogen, sind in fett-
gedruckter Kursivschrift gehalten, um
sofort ins Auge zu fallen; die fibri^n
präsentieren sich in einfacher Steilschiift
Diese auf so einfache Weise zum Aus-
druck gebrachte Trennung im Pharma-
kopöetext selbst muB als recht praktisch
anerkannt werden.
Vorstehendes wäre das, was von dem
neuen österreichischen Arzneibuch im
allgemeinen zu erwähnen ist A.iis-
ffihrlicher auf die einzelnen Arznei-
körper, deren Charakterisierung, PrOfuiig
und dergl. einzugehen, ist kaum n5tig,
da sich in dieser Beziehung das meiste
mit dem Inhalt des D. A.-B. IV deckt
Nur einiges Wichtige, vorzugsweise be-
stimmte Gruppen von Arzneimitteln be-
treffend, sei nachfolgend zur Besprech-
ung herausgegriffen. Dagegen empfiehlt
es sich, aus dem Arzneibuch selbst
wie der angeffigten Vorschrifteneanun-
lung ffir galenische ArzneimischongpNi
(dem Elenchus) eine Anzahl solcher Vor-
schriften an dieser Stelle zu veröffent-
lichen, da diese sicher auch ffir die
deutsche Apotheken - Praxis Interesse
haben.
Aoida. Von den Säuren der Ph. Austr.
VIiI weichen im Vergleich zum D. A.-B. IV
von diesem nur ab: Acidum nitricam
(concentratum), welche das spez. Qew.
1,3 und demnach einen Gehalt von 47,45
pa reiner Säure (D. A.-B. IV = 26 pCt)
besitzen soll, Acidum phosphoricum
mit dem spez. Gew. 1,12 und dem Odialt
von 20 pCt Orthophosphorsäure (D.A.-B.
IV = 26 pOt), scUießUeh noch Acidum
sulfuricum dilutum, welche Ph.
Austr. Vin aus 100 Teilen Säure und
476 Teilen Wasser mischen läBt und
demnach bei einem spez. Gtew. von 1,19
= 16,66 pCt reine Säure enthält
(D. A.-B. IV = 16,6 bis 16,3 fCt).
Rohe Salpeter- und SchwefelsäQie ffihrt
(unterschiedlich vom D. A.-B.) Ph. Anstr.
Vm nicht. Im fibrigen gleichen die
Säuren der letzteren und die an die*
selben gestellten Anforderungen im
wesentlichen denen des D. A.-B« IV.
685
Die stärkeren Sänren sind in der Ueber-
schrift dnreh den Zusatz «concentratom»
(zam Unterschied yon cdilntnm») näher
gekennzeichnet
Aquaa deitillataa. Die aromatischen
Wässer sind nach' Ph. Aostr. Vin —
soweit nichts anderes speziell vorge-
schrieben ist — dorch Destillation, in
der Hegel ohne vorherige Mazeration
zu bereiten.
Destillierte Wässer sollen gegen
Schwefelwasserstoff indifferent sein nnd
beim Verdampfen einen Bfickstand nicht
hinterlassen.
Baliama. Von den wichtigeren offl-
zinellen Balsamen sind einige Einzel-
heiten erwähnenswert
Balsamnm Copaivae. Das spez.
Gew. desselben ist sehr richtig anf 0,94
bis 0,99 belassen; die Prüfungen in
betreff Reinheit des Eopaivabalsams sind
dagegen bedeutend erweitert und ver-
schärft worden. U. a. ist die bekannte
Gurjunbalsamprobe aufgenommen, wo-
nach eine Losung von 6 Tropfen Balsam
in 15 ccm Eisessig mit 5 lYopfen kon-
zentrierter Salpetersäure versetzt, inner-
halb einer Stunde keine Rosafärb-
ung zeigen darf. Die Prüfung auf
Fichtenharze bezw. Eolophon ist fol-
gende: In einem Reagensglase werden
3 g Balsam mit 1 ccm Ammoniakflttssig-
keit durch Schwenken gemischt, wobei
eine klare Lösung entstehen soll, die
auch auf weiteren Zusatz eines zweiten
und dritten Kubikzentimeters Ammoniak
klar bleibt (Trübung zeigt Fichtenharz
bezw. Kolophonium an). Vorstehende
Probe ist sehr scharf; ein Gelatin-
ieren tritt hierbei selbst bei zweifellos
echten Balsamen hin und wieder häufig
ein, wie Referent zu beobachten Gelegen-
heit hat
Für Balsamum Peruvianum ist
ein spez. Gew. 1,14 bis 1,16 vorgesehen,
was den augenblicklichen Tatsachen ent-
spricht. Gefordert werden mindestens
56 pCt Cünnamein, außerdem — als neu
— eine klare Lösung in 5 Teilen 60-
proc. Chloralhydratiösung (Piüfung ins-
besondere auf Rizinusöl). Bei der De-
stillation mittels Wasserdampf darf Peru-
balsam kein ätherisches Oel abgeben.
Balsamum Tolutanum. Dessen
Löslichkeit in den verschiedenen Lös-
ungsmitteln wird von Ph. Austr. Vm
richtig angegeben, so z. B. wenig lös-
lich in Petroläther und Schwefelkohlen-
stoff. 1 Teil Tolubalsam einigeMinuten mit
10 Teilen Kalkwasser gekocht, soll ein
gelbliches Filtrat ergeben, welches durch
Ansäuern mit Salzsäure entfärbt wird
und aus dem sich beim Abkühlen farb-
lose Kristalle ausscheiden. (Diese Prüf-
ung ist in erster Linie wohl als Iden-
titätsnachweis aufzufassen, kann aber
unter Umständen auch als Prüfung auf
fremde (Koniferen-) Harzsäuren benützt
werden, die sich als amorphe Flocken
abscheiden würden. D. Ref.)
Deooota. Bei den allgemeinen Angaben
über die Anfertigung von Dekokten sagt
Ph. Austr. vm u. a., daß die Koch-
dauer in der Regel Vs Stunde zu währen
hat, bei Drogen von besonders
d e r b e m G e f ü g e (substantiae structurae
compactae) jedoch eine ganze Stunde.
Dekokte sind warm abzupressen und —
wenn nötig — zu filtrieren.
Emplastra. Die zur Bereitung von
Pflastern nötigen Drogen sind stets in
Form von «pulvis subtilissimus» und in
bestgetrocknetem Znstand zu verwenden.
Pflaster dürfen nicht schimmelig sein!
Sonst bringt der allgemein gehaltene
Artikel der Ph. Austr. VlII über Em-
plastra nichts wesentlich Neues. Zur
Bereitung der einzelnen Pflaster schreibt
das Arzneibuch an stelle von Oleum
Olivarum jetzt durchgehend das billigere
und ebenso vorteilhafte Oleum Sesami
vor.
Extraeta. Ph. Austr. VlIL unterscheidet
zwischen Extraeta und Elxtracta fluida
und kennt von ersteren 3 Abstufungen :
dünne (tenuia) von der Konsistenz des
Honigs, dicke (spissa) mit 10 bis 20 pCt
Feuchtigkeit und trockene (sicca) mit
etwa 5 pCt Feuchtigkeit.
Die narkotischen Extrakte in
trockenem Zustande (zur Herstell-
ung von Pulvern) sind mit arabischem
Gummi im Verhältnis 1+1 herzustellen,
nach folgender Vorschrift : l Teil Gummi
wird mit 1 Tdl Wasser in einer Por-
686
zellanschale (von bekanntem Gewicht)
auf dem Wasserbade g^elOst, die Lösung
mit 1 Teil des betr. Extraktes vermischt
und das Ganze unter Umrfihren zur
Trockene verdampft, eventuell die fehlen-
de Menge noch durch Gummipulver auf
insgesamt 2 Teile ergänzt
Lösungen narkotischer Ex-
trakte sind im Verhältnis 2 = 1 zu
bereiten aus: 10 Teilen Extrakt, 6 Teilen
Wasser, 3 Teilen Glycerin und 1 Teil
Weingeist.
Die Extrakte der Ph. Austr. Vni
werden teilweise durch Perkolation,
teilweise durch Mazeration hergestellt;
die Fluidextrakte ausschließlich durch
Perkolation und zwar in der jetzt fib-
licheu Weise, daß 100 Teile angewendete
Droge 100 Teilen Extrakt entsprechen.
Extrakte sollen klar löslich bezw. (Fluid-
extrakte) klar sein, den charakteristischen
Geruch und Geschmack der betr. Roh-
droge und den vorgeschriebenen Trocken-
rfickstand besitzen. Die Bestimmung
des letzteren erfolgt durch Eindampfen
von 2 g Fluidextrakt (in einem Wäge-
gläschen von 30 mm Höhe und 40 mm
Durchmesser) im Wasserbade und nach-
folgendem zweistündigen Trocknen des
Bückstandes ebenda. Außerdem läßt
Ph. Austr. VIII alle Extrakte auf etwaigen
Gehalt an Schwermetallen prüfen. Zu
diesem Zweck werden von den gewöhn-
lichen Extrakten 2 g verascht, die Asche
in 5 ccm verdünnter Salzsäure gelöst
und das Filtrat mit SchwefelwasserstofF-
wasser versetzt ; es darf hierdurch keine
Veränderung des Filtrats eintreten. Von
den Fluidextrakten wird der Trocken-
rückstand auf vorstehende Weise geprüft.
(Bei der Prüfung der Extrakte auf
Schwermetalle — insbesondere Kupfer,
Blei und Zinn — ist es nötig, darauf
hinzuweisen, daß die Veraschung durch-
aus vollständig erfolgen muß, um
später infolge ungenügender Veraschung
der organischen Substanz auftretende
Färbungen und dadurch entstehende Irr-
tümer zu vermeiden; vergL Pharm.
Centralh. 42 [1901], 324 und 325. D.
Bef.)
Als Mehstrua zur Bereitung von Ex-
trakten benützt Ph. Austr. Vin Wasser,
Aether, Weingeist (in verschiedener
Stärke), Glycerin, auch Salzsäure (bei
Extractum Chinae fluidum).
Infliia. Ph. Austr. bemerkt u. a. aus-
drücklich, daßinfusa stets frisch zu
bereiten sind ! —
In einem Kapitel, mit «Olea» über-
schrieben, faßt Ph. Austr. VIU unter
a) allgemeine Prüfungsvorschriften ffir
ätherische Oele, unter b) solche ffir fetie
Oele zusammen.
Olea aetherea. Für diese gelten fol-
gende allgemeine Vorschriften: 1) Ein
Tropfen Oel auf Schreibpapier gebracht,
darf nach dem Verdunsten keinen, in
Weingeist unlöslichen (Fett-)Fleck
hinterlassen (fettes Oel) ; auch beim Ver-
dunsten in einer Schale auf dem Wasser-
bade darf ein nennenswerter Rückstand
nicht hinterbleiben (fremde Harzkörper
und dergl.). 2) Beim Schütteln von 2 ccm
Oel mit einem erbsengroßen Stückchen
geschmolzenen Chlorcalcium darf
nach einiger Zeit letzteres weder zer-
fließen noch auf der Oberfläche schmierig
werden (Prüfung auf Wassergehalt).
3) Das spez. Gewicht ist bei 15 ^ C zu
bestimmen, bei Anethol jedoch bei 25®
und bei Oleum Bosae bei 20^ C
Was die Angaben über die Eigen-
schaften der einzelnen ätherischen Oele
betrifft, so kann man der Ph. Austr.
Vm insofern ein Kompliment machen,
als sie die zahlreichen falschen Angaben
ihrer Vorgängerin nunmehr richtiggestellt
enthält. Bedauert wird nur (von Oster-
reichischer Seite), daß das optische Dreh-
ungsyermögen bei der Pi^ng &the^
ischer Oele unberücksichtigt geblieben
ist. Bergamottöl ist als offlzinell aus-
geschieden, Cajeputöl neu aufgenommen
worden.
Olea pinguia. Im Kapitel unter dieser
Ueberschrift finden wir die bekannten
Anweisungen zur Ausführung der Ver-
seifungs- und Jodzahl. Im übrigen ist
yon den fetten Oelen zu erwähnen, daß
Oleum Sesami als offlzinell aufgenommen
worden ist und auch bei den galenischen
Oelpräparaten zum äußeren Gebrauch
(Oleum camphoratum, Oleum Hyoscyami
coctum) als zweckmäßiges Ersatzmittel
für Oleum Oliyarum dient
687
Die Jodzahl bei Oleum Jecoris
Aselli vap. par. nimmt Ph. Austr.
mit 120 bis 145 an; richtiger wären
die Grenzen 130 bis 150 gewesen, eben-
so hätte die scharfe Forderung der
Elai'dinprobe bei Lebertran (10 ccm Tran
mit einem Gemisch aus 5 ccm rauchen-
der Salpetersäure und 5 ccm Wasser
geschüttelt, dürfen sich innerhalb zweier
Tage weder ganz noch teilweise ver-
dicken) besser unterbleiben sollen.
Simpi (Syrupi). Von den Sirupen
verlangt das neue österreichische Arznei-
buch, daß sie in kleinen, möglichst ste-
rilisierten Flaschen — gut verschlossen
— an einem kfihlen und trockenen Ort
aufzubewahren sind; sie sollen alle ein
spez. Gewicht von 1,26 bis 1,33 auf-
weisen. Neu sind die allgemeinen Prüf-
ungen der Säfte auf unerlaubten Gehalt
an Saccharin und Salicylsäure. Zu
diesem Zweck läßt Ph. Austr. 20 g des
betr. Sirups mit der gleichen Menge
Wasser mischen und mit Phosphorsäure
ansäuern. Das Gemisch wird dann
zweimal mit je 20 ccm Aether ausge-
schüttelt, der Aether verdunstet und
der hierbei hinterbleibende Rückstand
mit 20 ccm heißen Wasser aufgenom-
men. Diese Lösung darf weder intensiv
süß schmecken (Saccharin), noch auf
Zusatz eines Tropfens Eisenchloridlösung
violett gefärbt werden (Salicylsäure als
Konservierungsmittel).
Bei den Herstellungsvorschriften für
Sirupe tritt mehrfach das Bestreben zu
tage, die Defektur zu vereinfachen. So
sind zu bereiten: Sirup. Aurantii
florum durch Lösen von 15 Teilen
Saccharum pulveratum in 10 Teilen
Aqua Aurantii florum (bei gewöhnlicher
Temperatur), Sirup. Ipecacuanhae
durch Mischen von 10 g Tinctura Ipe-
cacuanhae mit 90 Teilen Sirup. Simplex,
Sirup. Menthae durch Lösen von 15
Teilen Saccharum pulv. in 10 Teilen
Aqua Menthae piperitae usw.
Spiritai. Was den Weingeist als
solchen zunächst anlangt, so führt Ph.
Austr. außer Alcohol absolutus die glei-
chen mit Wasser verdünnten Alkohole
wie das D. A.-B. und zwar den 90 bis
91 vol.-proc. als Spiritus Vini (concen-
tratus), den 68 bis 69 voL-proc. als
Spiritus Vini dilutus.
Die bekannten weingeistigen Arznei-
präparate (Spiritus praeparatii
läßt Ph. Austr. VIU nach voraufgehender
12 stündiger Mazeration der Drogen mit
dem Weingeist durch Destillation
herstellen, so z. B. Spiritus Anisi, —
aromaticus, — Carvi, — Juniperi, —
Lavandulae, — Rosmarini. Selbst Spi-
ritus Formicarum wird noch durch
Mazeration und Destillation frisch ge-
sammelter Ameisen mit Weingeist
bereitet. Spiritus Menthae ist zu
mischen aus 5 Teilen Oleum Menthae
piperitae und 95 Teilen Spiritus Vini
(D. A.-B. IV = 10 + 90).
Tinoturae. Die Tinkturen sollen ge-
wöhnlich durch 8 tägige Mazeration bei
einer Temperatur von ungefähr 20^ C
bereitet werden, doch gestattet Ph. Austr.
VIll ebenso gern die Bereitung durch
Perkolation (analog den Fluidextrakten).
Die Tinkturen der starkwirkenden Drogen
sind im Verhältnis 1 : 10, die übrigen
in der Hauptsache 1 : 5 anzusetzen.
Außer dem spez. Gew. fordert Ph. Austr.
VIII auch noch einen bestimmten Trocken-
rückstand. 10 g Tinktur werden zu
diesem Zweck in einem Wägegläschen
mit flachem Boden (im Durchmesser
40 mm weit) auf dem Wasserbade zur
Trockene verdampft und der Bückstand
genau 1 Stunde bei 100^ C getrocknet.
Nach dem Abkühlen im Exsikkator (ohne
aufgesetzten Stöpselj wird dann das be-
deck t e Glas gewogen. Die gefundene
Menge, mit 10 multipliziert, gibt den
Prozent^ehalt an Trockensubstanz.
Die zeitgemäße Prüfung des zur Be-
reitung der Tinkturen (falls in fertigem
Zustand bezogen) verwendeten Wein-
geistes auf unerlaubte Denaturierungs-
mittel, wie sie das neue niederländische
Arzneibuch so trefflich vorsieht (vergl.
Pharm. Centralh. 47 [1906], 440), ist in
der Ph. Austr. VIII unberücksichtigt
geblieben.
ünguenta. Unter «Unguentum Sim-
plex» versteht Ph. Austr. ein Gemisch
aus 20 Teilen Gera alba und 80 Teilen
Adeps suillus; dieses dient u. a. als
688
Grundlage für Unguentam Ealii jodati.
Auch bei den Salben wird meist Sesamöl
anstelle des Olivenöls verwendet. Wenn
Unguentum Hebrae verordnet
wird, so ist die gewöhnliche Diachylon-
salbe, mit 2 pCt Lavendelöl gemischt,
zu verabfolgen.
7ina. Offizinell sind 3 Naturweine,
nämlich Weißwein (mit 8 bis 10 pCt
Alkoholgehalt), Rotwein (mit 8 bis 12
pCt Alkohol) und goldbrauner Malaga-
wein (Vinum Malagense aureum oder
«Lacryma Christi» mit 15 bis 20 pCt
Alkohol). Letzterer dient der Ph. Anstr.
vm in der Hauptsache zur Bereitung
der üblichen Arzneiweine wie Vinum
Chinae, — Condurango, -— Cascarae
(Bhamni Purshiani) usw.
(SoUofi folgt.)
Zur Kenntnis der innerlichen
TrippermitteL
Von Apotheker Dr. Lttdwig Singhof.
Das Erscheinen einer immer größer
werdenden Flut von Spezialitäten auf
dem pharmazeutischen Markte (zum
teil eine Folge des geltenden Waren-
zeichengesetzes) zwingt den Apotheker,
um die Uebersicht nicht zu verlieren,
sich mit diesen Dingen näher zu be-
schäftigen. Da die ganze Spezialitäten-
bewegung nicht mehr aus der Welt zu
schaffen sein dürfte und der Apotheker
gerade bei den Spezialitäten mehr als
bei den offizineilen Arzneimitteln in die
Lage kommt, etwa einem befreundeten
Arzt oder direkt dem Publikum an
Hand der Literatur Auskunft ttber die
Zusammensetzung und den angeblichen
Wert der Präparate zu erteilen — ich
erinnere an die Eisenpräparate, Nähr-
präparate usw., — so dürfte es wohl
am Platze sein, über einige gerade in
letzter Zeit mehr in den Vordergrund
getretene Gruppen von Spezialpräparaten
und zwar unter besonderer Berück-
sichtigung der medizinischen Literatur
zu belichten. Ich möchte mit der Gruppe
der innerlichen Trippermittel den An-
fang machen.
Die als innerliche Antigonorrhoika
im Gebrauch befindlichen Stoffe gehören
zur Gruppe der Balsamika. Fragen wir
uns zunächst, welche Wirkungen diese
Stoffe auf die Krankheit ausüben, so
ist zu sagen, daß sie in erster Linie
die oft sehr beträchtlichen persönlichen
Beschwerden, die Schmerzen, das heftige
Brennen beim Harnlassen und den Harn-
drang vermindern. Der eitrige Ausfloß
aus der Harnröhre wird durch die Bal-
samika beschränkt und schließlich meist
ganz aufgehoben und der trübe Harn
geklärt. Direkt gonokokkentötend, wie
die Silberpräparate, wirken die Balsamika
nach Ansicht der meisten Autoren jeden-
falls nicht, wohl aber verschlechtern sie,
wie man sagt, den Nährboden für die
Gonokokken. Eine wichtige Eigenschaft
der Balsamika ist die, daß sie das Auf-
treten von Komplikationen, besonders
der geffirchteten Nebenhodenentzündung,
in hohem Grade einzuschränken ver-
mögen. Nach einer in dem Lehrbuch
der Blennorrhoe von Prof. Finger in
Wien angeführten Statistik wirken die
Balsamika in dieser Beziehung sogar
an sich noch besser als die Einspritz-
ungen von Silberpräparaten in die Harn-
röhre. Am besten scheint freilich die
gleichzeitige innerliche Darreichung eines
Balsamikum und die örtliche Anwend-
ung durch Einspritzungen zu sein, eine
Behandlungsweise, die jetzt allgemein
von den Medizinern als die empfehlens-
werteste bezeichnet wird.
Kommen wir nun zu den Balsam-
präparaten selbst zurück, so sind neben
dem Oleum Santali Ostindici, das jetzt
wenigstens in Deutschland bei weitem
am meisten angewandt wird, haupt-
sächlich folgende im Gebrauch : Balsamum
Copaivae (Maracaibo-, Para- und Gurjan-
balsam), Extractum Cubebarum, Elxtrac-
tum Kawa, Oleum Cedri Libani, Oleum
Juniperi; Oleum Terebinthinae, Bucco,
Matico und Pichi.
Von allen diesen Mitteln ist außer
dem Sandelöl wohl sicher der Eopalva-
balsam der wirksamste und er wäre
wohl auch kaum vom Sandelöl verdrängt
worden, wenn nicht bei seiner Anwend-
ung so häufig unangenehme Neben-
wirkungen, Nierenschmerzen und Haut-
ausschläge sich bemerkbar machten.
G89
Diese Nebenwirkungeu spielen fiberhaupt
bei der Balsamanwendung eine große
Rolle. Sie sind nicbt etwa seltene Aus-
nahmen, yielmehr kann man sagen, daß
sich bei der Mehrzahl aller Personen,
die Balsamika einnehmen, Nebenwirk-
ungen einstellen, welche von einfachem
Ai&toßen und Magenschmerzen bis zu
Erbrechen bezw. Nierenreizung und
heftigen Bfickenschmerzen sich steigern
können.
Unter diesen Umständen ist es nnn
von großer Wichtigkeit zn wissen, welche
von den yei^chiedenen Balsampräparaten
am meisten, und welche am wenigsten
solche Nebenwirkungen hervorrufen.
In diese Frage haben besonders die
aasffihrlichen Untersuchungen \on Vieth
Licht geworfen (Medizinische Klinik
li»05, S. 1276). Vteth stellte fest, daß
die in den Balsamen enthaltenen ver-
schiedenen Bestandteile (Terpene, Terpen-
alkohole, Harzsäuren und Resene) zwar
hinsichtlich ihrer therapeutischen Wirk-
ung sich sehr ähnlich sind, aber auch
sehr verschieden in bezug auf die Neben-
wirkungen, die sie auf den Organismus
ausüben.
Aus der folgenden Tabelle lassen sich
die Bestandteile der wichtigsten Bal-
samika ersehen:
Ol. Tercbinthinae . . .
Ol. Santali Ostind. . .
Ol. Santali Westin-1. . .
Ol. Cedri
Ol. Juniperi
Balsam. Gopaivae Maracaibo
Balsam. Gopaivae Para .
Balsam. Gar)un . . .
£xtr. Gabebarum . . .
OS
1 9
rpen
rpen
obol
arz-
W'g
100
6
94
35
65
80
20
10
10
55
40
65
30
70
5
65
10
6
5
2b
25
Von diesen 4 Gruppen wirken die
Terpene am stärksten reizend auf Ma-
gen und Nieren, weniger die Terpen-
alkohole, noch weniger die Harzsäuren
und Resene. Die Harzsäuren allein
wirken abfahrend, die Resene sind die
einzige Qruppe, welche von den Neben-
wirkungen frei ist. Die Fähigkeit, Haut-
ausschläge hervoi zurufen, die ebenfalls
allen balsamischen Mitteln mehr oder
I weniger zukommt, scheint sich nicht
nach den obigen Gruppen zu richten,
denn bei Eopai'vabalsam fanden Vieth
und Ehrmann, daß sowohl das Eopaiva-
öl als das Eopai'vaharz Ausschläge ver-
ursachen, während nur das Oel Nieren-
schmerzen hervorruft und nur das Harz
abführend wirkt. Viel seltener als nach
Kopaivabalsam werden Hautausschläge
nach Sandelöl gesehen.
Die Untersuchung der Bal-
samika auf ihre Bestandteile geschieht
zweckmäßig so, daß man sie zuei-st mit
Wasserdampf behandelt. Hierbei destil-
lieren Terpene und Terpenalkohole übei-,
während Harze und Resene im Rück-
stand bleiben. Die ei'Sten beiden Gruppen
trennt man durch fraktionierte Destil-
lation, wobei die Terpene zuerst über-
gehen, weil die Teipenalkohole einen
um etwa 40^ höheren Siedepunkt haben.
Die Menge der Terpenalkohole läßt sich
leicht durch Acetylierung bestimmen.
Die Gruppe der Harze wird von den
Resenen durch Behandeln mit verdünn-
ter Natriumkarbonatlösnng getrennt. Die
in dieser Weise ausgeführte pharma-
zeutisch - chemische Untersuchung der
Balsamika auf ihre Bestandteile ist des-
halb von Wichtigkeit, weil man sich
dadurch leicht auf grund obiger An-
gaben ein Bild über die Wirkungsweise
und die Nebenwirkungen der betreffen-
den Balsamika machen kann. Am ehe-
sten werden diejenigen Magen- und
Nierenschmerzen verursachen, welche den
höchsten Gehalt an Terpenen haben.
Unter den o Kopai'vabalsamarten wird
der dickflüssige Maracai'bobalsam vor-
zuzieheu sein, weil er den geringsten
Terpengehalt hat. Am wenigsten Ter-
pene überhaupt enthält von allen bal-
samischenMitteln das ostindischeSandelöl,
nämlich 6 bis 10 pCt, während das
westindische Oel bereits 30 bis 35 pCt
enthält. Da femer, wie erwähnt, das
Sandelöl auch nur selten Hautausschläge
hervorruft, so ist es sicher von den
gegen Gonorrhöe in Gebrauch befiud-
licheu balsamischen Mitteln das em-
pfehlenswerteste. Trotzdem ist auch
690
das Sandelöl kein Idealmittel, denn
häufig genug verdirbt es den Appetit
der Kranken und ruft Nierenscbmerzen
hervor. Obgleich einige medizinische
Autoren glauben, daß echtes ostindisches
Sandelöl frei von Nebenwirkungen sei,
und daß die bei Eingabe von Sandelöl-
kapseln Öfter beobachteten Nebenwirk-
ungen von Verfälschungen des echten
Oels, z. B. mit Eopai'vaöl oder anderen
(stark terpenhaltigen) Oelen, herrtthren,
liaben neuere Untersuchungen bewiesen,
daß auch zweifellos echtes ostindisches
Sandelöl, ]a selbst der daraus isolierte
reine Terpenalkohol «Santalol», sowohl
Magen- als Nierenschmerzen, wenn auch
in geringerem Grade hervorrufen
können.
Von diesem Gesichtspunkte aus sind
nun die verschiedenen Sandelöl-Spezial-
itäten zu betrachten, welche in den
letzten Jahren auf den Markt gekommen
sind. Hierhin gehören unter andern
Gonorol oder Areol, Santal-Midy und
Santal-Monal, Salosantal, Zambakapseln
und Gonosan. Das Gonorol oder,
wie es in Frankreich heißt, Areol be-
steht aus fast reinem Santalol, dem
Terpenalkohol des Sandelöls, aus dem
das stärker reizende Santalen entfernt
ist. Santal-Midy ist gewöhnliches
Sandelöl und wird, ebenso wie Santal-
Monal, hauptsächlich in Frankreich ge-
braucht. Mit dem Santal-Monal
kommen wir zu jenen Spezialitäten,
welche neben dem Sandelöl eine meist
geringprocentige Beimischung eines an-
deren innerlichen Antigonorrhoikum ent-
halten. So enthält Santal-Monal neben
dem Sandelöl etwas Methylenblau.
Salosantal und die Zambakapseln
enthalten als Beimischung Salol und
Gonosan oder Kawasantal enthält
neben 80 pCt gewöhnlichem Sandelöl
20 pCt Eawaharz. Der besondere Wert
dieser Beimischungen wird natürlich
von den Darstellern der betreffenden
Spezialitäten äußerst hoch angeschlagen.
Man wird aber wohl der Wahrheit
ziemlich nahe sein, wenn man annimmt,
daß die Wirkung aller dieser Sandel-
Spezialitäten der des reinen Sandelöls
aunäheind gleichkommt, natürlich sind
auch die Nebenwirkungen annähernd
die gleichen. Da alle die angefahrten
Präparate unverändertes Sandelöl oder
Santalol enthalten, so haben sie natfir-
lieh auch den scharfen Geschmack des
Sandelöls. Die Präparate werden daher
am besten in Kapseln verabreicht, wo-
durch zwar der Geschmack verdeckt,
aber eine Reizwirkung auf den Ver-
dauungskanal und die Nieren nicht ver-
mieden werden kann. Um den Magen
möglichst zu schonen, sind die Kapseln
am besten nach dem Essen zn neh-
men.
Die bisher betrachteten Sandelöl-
Spezialitäten bestehen, wie wir sehen,
alle aus mehr oder weniger reinem
Sandelöl. Die Zahl dieser Präparate
ist mit den angeführten nicht erschöpft,
doch weichen sie meist nicht wesentlich
von einander ab. Die Lebensdauer
solcher und ähnlicher Präparate ist
nicht ihrem besonderen Werte, sondern
der aufgewandten Reklame proporl ional,
das Neue daiin liegt weniger in der
Wirkung, als vielmehr im Namen. Es
wäre besser, wenn die tErfinder» die
Herstellung derartiger Mischungen dem
zur Anfertigung von Rezepten berufenen
Apotheker auf Anforderung des Arztes
hin überließen.
Neben der Mischung ist nun kürzlich
ein anderer Weg [zur Darstellung von
Balsampräparaten beschritten worden,
nämlich der der chemischen Bindung.
Seit 2 Jahrzehnten^^ist es bekannt, daß
Phenole und ähnliche ätzend und rei-
zend wirkende Stoffe durch Veresterung,
z. B. mit Salicylsäure (Salole) für inner-
liche Darreichung .geeignet gemacht
werden, indem sie dadurch* ihre Reiz-
wirkung und Giftwirkung verlieren, ohne
ihre therapeutischen Eigenschaften ein-
zubüßen. Es ist * eigentlich auffallend,
daß man erst jetzt dieses Prinzip auf
das Sandelöl^ angewandt hat, t indem
man Santalol mit Salicylsäure verband.
Das Santalolum^'salicylicum ist
unter dem Namen t S a n t y 1 » vor
kurzem in die Trippertherapie einge-
führt worden, t- Bezüglich der äußeren
Eigenschaften, Geruch und Geschmack,
691
läßt es sich nicht leugnen, daß dieses
Präparat gegenüber den bisherigen
Sandelöl-Spezialitäten einen bemerkens-
werten Fortsehritt bedeutet. Beim Ein-
nehmen dieses Mittels ist der Unter-
schied mit den anderen Präparaten
direkt auffallend. Dieser Salicylester
des Santalols reizt, in Tropfen genommen,
weder die Mundschleimhaut noch den
Magen, auch wurden nach den darüber
vorliegenden klinischen Berichten bisher
keine Nierenschmerzen beobachtet, eine
Eigenschaft, die mit der Salolnatur dieser
Substanz fibereinstimmt. Es mag auch
auf die Aehnlichkeit dieses Esters mit
den Besenen, den natürlichen in den
Balsamen enthaltenen Estern, hinge-
wiesen werden, welche, wie wir oben
sahen, frei von Beizwirkung sind. Nach
den bisherigen günstigen medizinischen
Erfahrungen muß man wohl annehmen,
daß das Santyl in Zukunft größere An-
wendung finden wird, als die bisherigen
Sandelpräparate.
Fassen wir unsere Betrachtungen kurz
zusammen, so kommen wir zur Erkennt-
nis, daß von den balsamischen Mitteln,
die gegen QonorrhOe gebraucht werden,
das Oleum Santali Ostindici das Em-
pfehlenswerteste ist. Fassen wir femer
die verschiedenen aus dem Sandelöl
hergestellten Präparate und Spezialitäten
selbst ins Auge, so können wir unter
Berücksichtigung der verschiedenenPubli-
kationen — von denen oft genug die
einen für, die anderen dagegen
sprechen — nur zu dem Schlüsse kom-
men, daß zwischen den einzelnen Prä-
paraten ein wesentlicher Unterschied
nicht besteht. Sie besitzen alle mehr
oder weniger sowohl die guten, wie die
schlechten Eigenschaften des reinen
Sandelöls selbst. Eine besondere Stell-
ang kommt jedoch der Salicylsäurever-
bindung des Santalols^ dem Santyl,
zu. Zufolge seiner chemischen Natur
als neutraler Ester scheint es in der
Tat frei von den Nebenwirkungen des
ursprünglichen Sandelöls zu sein. Es
dürfte daher am ehesten eine allgemei-
nere Beachtung verdienen.
Neue Arzneimittel.
Acidol - Fepiin - Faitillen 9r. I (stark
sauer) enthalten Je 0,4 g Acidol (Beta'fn-
chlorhydrat) und 0,1 g Pepsin, Kr. II
(schwach sauer) je 0,05 g Acidol, 0,2 g
Pepsin und 0,25 g Milchzucker. Darsteller:
Aktien' Oesellsckaß für Anilin fabrikation
in Berlin SO.
Aluminiumkaseünat stellt nach Wien,
klin. Rundsch. 1906, 573 ein gelbliehweißes,
gesehmackloses, in Wasser unlösliches Pulver
mit 5 pCt Aluminiumgehalt dar. Anwend-
ung: Innerlich als Adstringens bei Darm-
katarrh, ohne Dyspepsie hervorzurufen.
Gabe: 0,25 bis 0,3 g mehrmals täglich.
Bismuth Formio Jodida besteht nach
Amer. Drugg. 1906, 49, 8 aus einer Ver-
bindung von Formaldehyd und Gelatine,
Thymoljodid und WismutBubjodid und bildet
ein gelbliches Pulver, das zur Behandlung
von Wunden, Geschwüren und dergl. an-
gewendet wird.
Duotonal - Tablets enthalten je 0,15 g
Calcium- und Natriumglycerophosphat. Dar-
steller: Schering dk Olatx in New- York,
58 Maiden Lane.
Fröhlke'i Boüauftinktur wird von H.
Fröhlke in Berlin - Boxhagen, Grflnberger-
straße 16 ohne Angabe der Beetandtdle
empfohlen.
Oeaickstarre-Serum, dessen Sehutzwert
mittels des Amboceptoren-Nachweises im Glase
bestimmt wird, stellt das Schweizerische
Serum- und Impfinstitut in Bern dar.
Gebrauchsanweisung und Angabe der Im-
munitatB-Einheiten liegen jedem Fläschohen
bei.
Orandira (Pharm. Gentralh. 47 [1906J,
520) ist eine etwa 30 pGt Kaiomel ent-
haltende Salbe. Anwendung: zur Vorbeuge
gegen Syphilis.
Hydrargolent ist ein Ersatz der grauen
Quecksübersalze in elastischen Gelatine-Kap-
sehi zu 3, 4 und 5 g mit 33 Vs und 50
pCt Quecksilbergehalt
Laryline nennt P. Beiersdorf dk Co, m
Hamburg ein Keuchhustenpflaster.
Linosan-Kapseln. Jede Kapsel enthalt
je 0,1 g ostindisohes Sandelöl, Wacholder-
692
beeröl und Leinöl. Tagesgabe : bei Tripper 6,
bei Blasenkatarrh 2 bis 5 Stück. Dar-
steller: Dr. Hannach <& Bloch in Berlin S,
Alexandrinenstraße 36. *
Maraplaste (Pharm. Centralh. 47 [1906],
5S3) sind Parap laste; das erstere Wort
ist in der Berl. klin. Wochenschr. 1906;
916 infolge eines Setzfehlers entstanden.
Pnrglets sind Tabletten, die 0,1 g Di-
hydroxyphthalophenon enthalten. Anwend-
ung: als Abführmittel. Gabe: für Kinder 1,
für Erwachsene 3 und für Bettlägerige 6
Stück gelöst in Wasser oder Suppe. Dar-
steller: Sicco j G. m. b. H. in Berlin 0,
Petersburgerstraße 38.
ftnartonoI-TaV ets bestehen je aus 0,1 35 g
Calciumglycerophosphaty 0,135 g Natrium-
glycerophosphat, 0,03 g Chininglycerophos-
phat und 0,0003 g Strychninglycerophos-
phat. Darsteller: Schering <Sb Olatx in
New- York, 58 Maiden Lane.
Sapofener nennt J, D, Riedel in Berlin
einen ungiftigen und nicht ätzenden Creolin-
Ersatz.
Sextonol-Tablets enthalten je 0,12 g
Calcium-, 0,12 g Natrium-, 0,03 g Eisen-,
0,015 g Mangan-, 0,015 g Chinin- und
0,0003 g Strychnin-Glycerophosphat. Dar-
steller: Schering <& Olaiz in New- York.
Squibb's Wnndpulver besteht aus trock-
nem Alaun, Kampher und Karbolsäure, von
denen ersterer überwiegt.
Triotonol - Tablets enthalten je 0,15 g
Caldum-, 0,15 g Natrium- und 0,001 g
Strychnin-Glycerophosphat. Darsteller: Sche-
ring (& Olatx in New- York.
Valda- Fastillen (Pharm. Centralh. 47
[1906], 583) enthalten nach Pharm. Ztg.
1906, Nr. 59, je 0,0005 g Eukalyptusöl,
0,002 g Menthol, 0,5 g Zucker, 0,5 g
Gummi und Chlorophyll. K MentxeL
Neue
Arzneimittel,
über welche
im Juli 1906 berichtet
wurde:
Adeps Qossypii
L
Seite 554
Aotithcumol
563
A S
583
Atrosogen
608
Bismal
f)37
Bromyl
563
CA/ttWÄÄry'schc T/)siinjj
f>65
Chrysoforni
563
Citrorhouniin Seite 608
Corisol
563
Dunbar's Herbstbatarrh-Serum
563
Eisen-Nährzucker
563
> » -Kakao
563
» -Somatose
564
FormoplioD -Tabletten
563
Haemasepsin
563
Haemobiiicie
583
Hefanol
563
Hirsch'sche Injektion
MO, eos
Holland. Säughngs-Nahruog
583
Jccoferrol
583
lUing's Blatsalz
540
Injektion Hirsch
608
Jodoform, liquid am
544
Kohsam
563
Koladiaslasin
563
Ktirin
56:H
Lait d' Appenzell
540
Liquor sodans
r.83
Litbarsinprä parate
Ü08
Maraplasto
583
Melal
563
Morpbaoetin
540
Nepbretin
563
Opsonin
Ö4Ü
Orga*8 EisenEchokolado
;-40
» Kalkeisensabt
540
Panseoretin
563
Permanganatpasten
606
Phenchizine
563
Protylin
539
P T 0
583
^yocyanase
58*
PyriJin
&U3
Reükoffer's Hautscbutz
563
Rbinoculin Pj-äparate
540
Salicyl-Acetol
540
Sali ment hol
540, 583
Salitannol
r.b3
Samol
540, 583
Sapene
583
Soxhlet'^ Näbrzucker
545
Stenoi
540
Sudoformal
563
Tannacetin
540
Tannalbin
536
Tannigen
5J5
Tannisol
563
Tannoform
537
Tannopin
538
Theophyllin
592
Trypanrot
617
Tulase
608
Uff
563
Ureol Ghauteaud
5-40
Urisol
540
Valda-Pastiilen
5^3, 6(6
Veal Marrow
L40
Vestosol
540
Virisanol
564
Wasserstoffperoxyd
543
Weiß-Neurolin
564
Zinkonal
564
K MetUxä.
693
Ueber Natrium arsenicicum
veröffenüioht Dr. C. Wulff in Apoth.-Ztg.
1905; 1025 eine größere Abhandlang, in
der er zunächst darauf hinweist, daß er
bereits früher den Liquor Natrii ar-
gen ici ei des Ergänzuugsbuchee unter Be-
rücksichtigung entsprechender Präparate an-
derer Staaten besprochen habe und als
geeignete Herstellung desselben eine Auf-
lösung von 1 Teil Natriumarseniat
(Na2HA804 + THgO)
in 59 Teilen Wasser empfahl. Unter dem
Hinweis auf den Beschluß des im Jahre
1902 in Brüssel stattgehabten Kongresses
zur Vereinheitlichung der Vorschriften für
starkwirkende Arzneimittel, daß eine emheit-
licbe Vorschrift auch für dieses Salz in Aus-
sieht zu nehmen sei und die Arbeiten des-
selben Kongresses in absehbarer Zeit ein
endgültiges Ergebnis zeitigen werden, be-
spricht Verfasser eine große Reihe der ver-
schiedenen Darstellungsverfahren, wie auch
die verschiedenen Salze der Arsensäure.
Auf grund der vom Verfasser näher aus-
geführten Betrachtungen empfiehlt er obiges
Xatriumarseniat in das Ergänzungsbuch
aufzunehmen. Von den vielen besprochenen
Darstellungsarten wird vom Verfasser em-
pfohlen, ein Pulvergemisch von 100 Teilen
arseniger Säure, 85 Teilen Natriumnitrat
und 55 Teilen völlig entwässertem Na-
triumkarbonat (nicht Natrium carbonicum
siccnm) in einen hessischen Tiegel zu bringen,
der so groß ist, daß er mit der Mischung
nur zur Hälfte gefüllt ist. Bei allmählich
gesteigerter Wärmezufuhr erhitzt man den
bedeckten Tiegel und sowie die Gasentwickel-
ung nachgelassen hat, schließlich bis zur
Rotghit. Den ruhig fließenden Tiegelinhalt
gießt man dann auf eine Steinplatte und
löst demnächst die bald festgewordene Masse
in noch warmem Zustande in 350 Teilen
siedendem Wasser. Nach dem Filtrieren
wird bei gewöhnlicher Wärme zur Kristall-
isation beiseite gesetzt. Die abgeschiedenen
Kristalle werden mit klemen Mengen kalten
Wassers gewaschen und ohne Wärmeanwend-
nng getrocknet Die Mutterlauge kann zur
weiteren Kristallisation eingedampft werden.
Zu beachten ist^ daß die Flüssigkeit dauernd
alkalisch reagiert. - Ein anderes empfehlens-
werteis Verfahren, auf das Verfasser seiner-
zeit bei Besprechung des Liquor Natrii ar-
senicict hingewiesen hat und das sich mehr für
das pharmazeutische Laboratorium als den
Großbetrieb eignet, ist folgendes:
30 g gepulverte arsenige Säure werden
in einem V2 Liter-Kolben mit 35 g Sal-
petersäure vom spez. Gew. 1,4 übergössen
und der Kolben bei gewöhnlicher Wärme
ins Freie gesetzt Nachdem die bald em-
setzende und durch häufiges Schütteln zu
befördernde Einwirkung der Salpetersäure
nachgelassen hat, erhitzt man den Kolben
ganz allmählich an einem luftigen Ort Die
schlieliüch erhaltene klare, noch schwach
gelb gefärbte Flüssigkeit kocht man zur
Entfärbung einmal auf, bringt den Kolben-
inhalt unter Nachspülen mit wenig Wasser
in eine flache Porzellanschale, dampft auf
dem Wasserbade ein, bis ein harter troekner
Kuchen zurückbleibt. Nadi Umwandlung
desselben in ein Pulver kommt er in die
Schale zurück und man erhitzt ihn auf dem
Wasserbade unter Umrühren zur vollstän-
digen Entfernung der letzten Reste von Sal-
petersäure. Das erhaltene Arsensäure-Pulver
löst man in etwa 40 g Wasser auf und
fügt unter Erwärmen soviel Natriumkarbonat
(etwa 80 g) zu, daß die Flüssigkeit schwach
alkalisch reagiert Die so bereitete, nötigen-
falls zu filtrierendti Lösung setzt man zur
Kristallisation beiseite.
Zur Lösung der Frage, bei welcher Tem-
peratur das Dinatriumarseniat mit 7 Mole-
külen Kristallwasser auskristallisiert, hat
Verfasser durch Versuche festgestellt daß
noch bei einer Temperatur von 8 bis 10^
sich dieses Salz ausscheidet, während bei
einer Temperatur von 6 bis 8^ ein 12
Moleküle Wasser einschließendes Arseniat
erhalten wu*d.
Des weiteren bekundet Verfasser, daß
dieses Salz unter gewöhnlichen Luftverhält-
nissen zu den beständigen gehört. Bei
15<) (7 löst es sich in 1,64 Teilen Wasser
und in etwa 9000 Teilen 90 volum-proo.
Spiritus.
Zur Bestimmung des Arsens wird das im
Eigänzungsbuche für die Natriumarseniat-
lösung angegebene Verfahren als bestes und
einfachstes empfohlen. —tx—
694
Zur Auslegung
pharmazeutischor Gesetze usw.
(Fortsetzung von Seite 672. >
243. Vorbeugende Wirkung ist identiscli
mit Heilwirkung. Ein Drogist wurde wegen
Verkaufs von Dermasogen, einer Salbe^
die ihrer Zusammensetzung nach mit der
Los^ar'sohen Pasta identisch ist, verurteilt;
obgleich er dieselbe als Schönheitsmittel und
als Kosmetikum bezeichnete und verkaufte.
Das Gericht sah das Dermasogen aber als
Salbe im Sinne der Verordnung vom 22.
Oktober 1901 an, die in erster Linie als
Heilmittel und nur nebenbei als kosmetisches
Mittel verwendet wird. Das Gerieht sah
auch die dem Dermasogen zugeschriebene
vorbeugende Wirkung als Heil-
wirkung aU; denn der Begriff des Heil-
mittels setzt nicht den Ausbruch einer Krank-
heit voraus, sondern umfaßt im Gegensatz
za kosmetischen und Desinfektionsmitteln
auch die Mittel, die störende Einwu*kangen
auf den Körper, welche regelmäßige Krank-
heitserscheinungen zur Folge haben, durch
entgegengesetzte Einwirkung auf den Körper
unschädlich zu machen geeignet sind. (Apoth.-
Ztg. 1906, Nr. Ö.)
244. Oifthandel ohne Genehmigung.
Ein Drogist war zu einer Geldstrafe ver-
urteilt worden, weil während seiner Ab-
wesenheit sein Vertreter (der weder Apo-
theker noch gelernter Drogist war) Gold-
Chlorid verkauft hatte. Das Gericht hatte
die Verurteilung ausgesprochen, trotzdem der
Angeklagte behauptet^ es liege kein Gift-
handel vor, denn das Goldchlorid sei zum
Selbstkostenpreis abgegeben, außerdem habe
er seinem Vertreter untersagt, Gifte zu ve^
kaufen, femer habe sein Vertreter nicht ge-
wußt, daß Goldchlorid zu den Giften gehöre.
Das Gericht führte aus, es sei gleichgiltig,
ob das Goldchlorid mit Gewinn verkauft sei
oder nicht, es reiche für die Erwerbsabsicht
aus, daß es zu dem Zwecke abgegeben sei,
um die Kundschaft zu erhalten und somit
mittelbar einen Gewinn zu erzielen — ferner
habe der Angeklagte fahrlässig gehandelt,
sein Geschäft einem unqualifizierten Vertreter
anzuvertrauen, dessen Unwissenheit den An-
geklagten nicht entschuldige. Dieses Urteil
hob das Kammergericht jedoch auf unter
Rüokverweisung an die Vorinstanz, denn
der Angeklagte sei nach § 367 (3) des
Strafgesetzbuches zu verurteilen. (Pharm.
Ztg. 1906, Nr. 29.)
245. Anpreisung von Kitteln gegen
Fettleibigkeit. In emer BerUner Zeitung
wurde die Tonnolazehrkur öffentlidi
angekündigt und der Auftraggeber vom
Landgericht und dann vom KammergericLt
verurteilt, obgleich er sich damit entsehol-
digte, daß seine Kur nur gegen die an-
ästhetische, nicht gegen die krankhafte Fett-
sucht angewendet werden sollte. Das Ge-
richt sah dagegen in dem Tonnola ein
trockenes Arzneigemenge im Sinne
der Verordnung vom 22. Oktober 1901,
das nur m Apotheken verkauft und in der
Fresse nicht angekündigt werden darf. (Pharm.
Ztg. 1906, Nr. 29.)
246. Torrfttighalten von Breohwein-
stein und Chloroform in Drogenhand-
lungen. Bei der Revision einer Drogen-
handlung waren die beiden Stoffe gefunden,
der Drogist deswegen angeklagt, aber vom
Landgericht zu Hamburg freigesprochen wor-
den, weil der Brechweinstein, der ebenso wie das
Chloroform in einer vom Verkaofaraum ge-
trennten Kammer aufbewahrt wurde, vom
Angeklagten nur zur Herstellung von Rattengift
und Fliegenpapier benutzt wird, während
das Chloroform nur zur Herstellung von
Kautschuklösung und zur Entfernung von
Oelflecken Verwendung findet. (Pharm. Ztg.
1906, Nr. 29.)
247. Beiohers Brusttropfen sind alt
Destillat freigegeben. So entschied das
Landgericht H zu Berlin mfolge Gutacbteni
des Dr. Juckenack, der bekundete, es sei
möglich, daß diese Tropfen durch Destillation
hergestellt würden, und infolge der Zeugen-
aussage des mit der Herstellung der be-
treffenden Tropfen als Abteilungsvoisteher
in der ReicheVBfäieü Fabrik betrauten Zeogw*
(Pharm. Ztg. 1906, Nr. 29.)
248. Verkauf von Borsalbe in Drog«B-
handlungen. Ebenso wie das Landgericht
Hannover hat auch das Landgericht Göttinges
einen wegen Feilhaltens von Borsalbe ange-
klagten Drogisten freigesprochen, ob-
wohl die Verordnung vom 22. Oktober 1901
Borsalbe nur zum Gebraudi für Tiere bi-
gegeben ist. (Pharm. Ztg. 1906, Nr. 36:
Neuerungen an Laboratoriums*
apparaten.
Eis Oluhahs, aoa Xobh« oad aiifge-
■ohliffener Eappo bestehend, wird von der
F&brik ohemischer Apparate Ströhiein <& Oie.
ta Dttweldorf bergeetellt. Wie am der
DDteiuitebeDden Abbildnog wnchtlieb is^ er
aelt man durch Drehen des Hahnea einen
beliebig starken AosfloDstrom. Der Hahn
ist leicht zn ranigen nnd billiger im Preise
tb Bolehe von der sonet tibliehen Ban&rt.
{Pharm. Ztg. 1906, 353.)
Heber die Brauchbarkeit von Niokel-
geftLBea im Laboratorinm gibt dne Arbeit
von L'Edte Äiuknnft. Xaoh ihr wird
Keinniokel von konzentrierten nnd verdünnten
HineralBSnren angegriffen; jedoeh aind Bie
gnt branehbar fOr Alkaliaehmelzen. Beim
Erhitzen zur Rotglut nehmen sie ans der
Flamme Kohlenstoff auf nnd Andern ihr
Gewicht. Galvaniaeh vergoldete Tiegel waren
Behi widesxtandaflhig gegen B&nren ; jedooh
dflrfen sie auch nicht anl zu hohe Temperatnren
erhitzt werden. Ratinierte Nickeltiegel
waren wenig haltbar. (Pharm. Ztg. 1906
425.)
Terbiadnagi- nsd Bttretteahaha von
E. Kob. Statt zwder Anaatzrohre hat der
nefae Verbindungs-
bahn snr ein sol-
ehea, das dafür der
Ungs nach durch
eine Scheidewand in
swei Teile getwlt i
ist. Der Hahn hat 1
nur eine Bobnmg, l
die so hergestellt ist,
:M daß einmal die obere
|n~' und nach ^er hal-
ben Drehung die
untere HilFte des
)| VeibindungHTohrs
geöffnet beaw. gesdiloesen wird. Die zueile
Abbildung zeigt den Hahn ab BOrettenhahn
fdr Äl>- nnd Zulauf. Zu beziehen sind die
HIhne dnrch die Firma Christ. Kob db Co.
in StDtzerbach i. 1%. i^Chem.-Ztg. 1904,
729.)
Das Piltrierea mit QooohtiegelB hat
durch H. Völlers «ne bedeutende Ver-
besserung erfahren, indem er diesen Porzellan-
oder Platintiegeln einen
zylindrisch nach innen ein-
gedrückten Boden, der
seitlich dnrehlSchert ist,
gab (b. nebenstehende Ab-
bildnng). Dadurch wird
insbeeondwe verhindert,
daß Tolohen des ver-
wendeten Asbeetee beim
Aufstellen dee Tiegels ans
den LOohem des Bodens beraosfallen.
Der dnrch D. R. Q. H. geschlitzte Tiegel
wird von der Firma C. Oerhardt, chemische
Utensilien, Bonn a. Rh. bergeetellt (Chem.-
Ztg. 1905, 1088.)
Terbesserte Waasarbftder mit gleieh-
mSBigem
Wasser-
stande wer-
den von den
'Vereinigten
Fabriken fOr
Ldborator-
inmsbedarfi,
Berlin N. in
696
den Handel gebraeht Sie Bind sehr spar-
sam im Gasverbranche und vermeiden die
^^^.^^^ :—^^-^_ unnütze Er-
^ hitzuug des
* oberen Teils
des Wasser-
bades durch
die Flammen-
gase mit Hilfe
eines an dem Wassersacke angebrachten,
vorstehenden Randes. (Pharm. Ztg. 1905,
199.)
Spritzröhren. Die von E, Kob ange
gebene neue Spritzröhre besteht in einem
einfachen mit Scheidewand versehenen Glas-
röhre^ das eine kleme Oeffnung besitzt, durch
die der Luft Zutritt ge-
währt wird. An das
senkrechte Rohr schließt
sich an einem Ende em
schräg stehendes an.
Beim Zusammensetzen
emer Spritzfiasche
braucht man einen nur
einmal durchbohrten
Stopfen, wodurch sich
Flaschen mit nur engen
Hälsen verwenden lassen.
Die Herstellung der
Spritzröhren geschieht
von der Firma Christ, Kob A Co, in
Stützerbach i.Th. (Chem.-Ztg. 1904, 687.)
P,
Entwickelung
von Schwefelwasserstoff
unter Abscheidung von fein verteiltem Schwefel
erreidit man dadurch, daß man durch Zu-
sammenschmelzen von Zucker und Schwefel
hergestellte Massen der Einwirkung von
wasserhaltigen Stoffen aussetzt Anstelle des
reinen Sehwefelzuckers kann man em
durch Auflösen von Schwefelzucker m Soda-
lösung und Verdampfen der Masse zur Trockne
erhaltenes Produkt verwenden. Der Schwefel-
ziicker kann zu Schwefelbädern, in Kom-
pressen, m Salben und Pflastern benutzt
worden. Wird damit ein Schwefelbad be-
reitet, so geht die Abscheidung von Schwefel
und Schwefelwasserstoff ganz allmählich und
während der ganzen Dauer des Bades vor
sich. 2/.
Deutsche Med, Wochenschr. 1905, 20G2.
Die Bereitung
der Infusa conceatrata
wird für gewisse Drogen von Fnrr und
Wri>ght empfohlen. Dieselben verhehlen
nicht, daß bei manchen Drogen die Dar-
stellung von konzentrierten Auazflgen nicht
zweckmäßig ist, da die Verschiedenarügkeit
der in ein und derselben Droge voifaandeneD
wirksamen Substanzen eine gegenseitige Ans*
fällung in konzentrierten Aufgüssen bedingen.
So z. B. ist in den Bucco-Blättem ätherisches
Oel und Pflanzenschleim enthalten; nimmt
man nun ein gutes Lösungsmittel für dis
ätherische Od, wie z. B. Alkohol, dann
schaltet man den Pflanzenschleim aus und
umgekehrt Immerhin gibt es verschiedene
Drogen, welche sich ffir die Bereitung von
Sirupen, Dekokten usw. sehr wohl in die
Form von konzentrierten Aufgüssen bringen
lassen. Sie empfehlen die Bereitong der
Infusa concentrata bei Ohamomilla, Auran-
tium, Columbo, Cascarilla, Chiretta, Cnapana^
Digitalis, Gentiana, Rheum, Senna, Senegi,
Serpentaria, Berberis und Valeriana, während
sie bei anderen Drogen wie z. B. Bncco,
Ratanhia usw. weniger günstige oder un-
brauchbare Resultate erhielten. Sie belegen
ihre Ausführungen durch quantitative, in
einer Tabelle zusammengestellte Bestimm-
ungen der Extraktgehalte der auf verschie-
dene Weise erhaltenen Zubereitungen. FQr
die Infusa concentrata empfehlen sie je nach
der Natur der Droge eine Mazeration oder
Reperkolation und zwar zum teil mit Ghlonh
formwasser, zum teil mit verdünntem Alkohol.
(Wur können den konzentrierten Aufgüaen
nicht in allen Fällen das Wort reden, ins-
besondere nicht bei Di^talis und Drogen,
welche ätherisches Oel enthalten. Ifit der
Extraktbestimmung allein beweisen die
Verff. nur wenig. Sehriftleüung.)
Pharm. Joum, 1906, 163. J, K.
Für einen neuen kttnstllehen Kautiehtk
hat Äf, Bouet ein fraoz. Patent genommeD.
Nach W, Eseh (Ohem.-Ztg. 1906, Rep. 78) ist
diese Komposition ganz brauchbar, verdient sber
Dicht den Namen «Kautschuk». Es werden
Guttaperchaabfälle durch eine Reihe von Za-
Sätzen, darunter auch je nach der Härte, von
kohlensaurer oder gebrannter Magnesia, zur Her-
stellung, von Wachstuch- oder linkrustaähniichen
Produkten geeignet gemacht, die eine sehr ime
Ledemarbenprägung annehmen können.
— he.
697
Nahrung« mittel -Chemie.
Die Zersetzung des Tafelsenfes
durch Bakterien
maeht O. Marpmann zum Gegenstand
einer längeren Arbeit. Während der Ver-
fasser frQher naehgewieeen hat, daß das
reichlich vorhandene Senföl nnd die größere
Menge freier Essigsäure den frischen Senf
vor Zersetzungen schützen, sind letztere als-
bald festzustellen, wenn durch längere Auf-
bewahrung, besonders in mangelhaft ver-
sehlossenen Gefäßen, diese beiden antiseptisch
wirkenden Stoffe sich verflQchtigen. In den
Gastwirtschaften, wo der Senf in offenen
Gefäfien umhersteht, wird er sehr bald durch
die Bakterien, die er aus der Luft dort
reichlich aufnimmt, zersetzt Kossoiüicx
bat auch im frischen Senf lebende Bakterien
festgestellt, die sich indessen auf den ge-
wöhnlichen Nährböden nicht ztichten lassen,
sondern nur auf sauren oder neutralen
Böden langsam wachsen.
Zu Beginn der Fabrikation werden die
Senfsamen mit schwachem Essig und Ge-
würzen gemischt vermählen und nun der
freiwilligen Gärung Überlassen. Durch die
Enzyme, besonders des Myrosin, wird das
Sinigrin (myronsaures Kalium) in seine Be-
standteile Senföl, Dextrose und saures Ka-
liumsulfat zerlegt. Erst nach der unter Er-
wärmung sich vollziehenden Vergärung des
Breies wird die Senfmaische feingemahlen
und verkaufsfertig gemacht. Ob das er-
baltene Produkt keimfrei ist, richtet uch
ganz nach der Stärke des angewandten
Essigs. In Frankreich wu*d ein schwacher,
2 bis 4proc, in Mitteldeutschland aber ein
5 bis 6proe. Essigsprit verwendet. Im
französischen Senf treten daher leicht Gär-
ung störende Organismen auf. Als ein sol-
cher wurde von Kossouncx der Bacillus
sinapivorax X, ein bewegliches Stäb-
chen von 2 bis 4 /i Länge und 0,3 bis
0,8 /i Brdte isoliert. Diese Bazillen er-
zeugen im Senf einen knoblauchartigen Ge-
meh. In Senfnährlösung tritt kräftige Gas-
bildung und der sehr unangenehme Knob-
lauchgeruoh, in Bouillonagar stark ammoniak-
alischer Geruch auf. Gegen Emtroeknen
ist der Bazillus sehr widerstandsfähig.
Eine zweite Art den Senf bewohnender
Bakterien bildet längere und breitere beweg-
liche Stäbchen, sie wird ^s Bacillus
sinapivagus bezeichnet. Diese ver-
färben den Senf, verschlechtern seinen Ge-
ruch und Geschmack und beschleunigen
seine Entmischung. In Bouillonagar erzeugen
ue starken Trimethylamingeruch. Im Senf
leben sie durchaus aörob.
Die besten Gegenmittel gegen diese
Organismen sind im Senf selbst gegeben,
im Senföl und m der Essigsäure. Wenn
man öproc. Essigsäure verwendet, bleibt
der Senf steril, aber ein so saurer Senf ist
nicht nach jedermanns Geschmack, zumal
auch ein so starker Essigzusatz die Senföl-
bildnng aus dem Sinigrin verlangsamt. Man
wird also am besten mit stark verdfinntem Essig
die zerquetschten Senfsamen einmaischen,
kräftig durdhrflhren, um die Senfölbildung
zu fördern, und nach 6 bis 12 Stunden
stärkeren Essig zusetzen. Um chemische
Veränderungen hintanznhaiten, ist ein guter
Verschluß der Korken der Verkaufsgläser
durch Paraffin oder Lack angebracht
Die Ansichten, die der Verfasser am
Schlüsse seiner Arbeit Ober die Zulässigkeit
des Verschnittes des Senfes innerhalb der
Gastwirtschaften äuDert, dfirften nicht bei allen
Nahrungsmittelchemikern Zustimmung finden;
wohl aber der Satz, daß die Aufbewahrung
der Gewfirze (Salz, Pfeffer, Senf) in den klei-
neren Gastwirtschaften meist unhygieniseh und
unappetitlich zu sem pflegt. —del.
Ztaehr. f. angew. Mikroskop. 1906, 27.
Ueber einige' meclianiBolie Ver-
fälschungen der Kaffee sahne.
In Berlin kommen In letzter Zeit vielfach
Kaffeesahnen in den Handel, die sich durch
ein größeres Adhäsionsvermögen und die
Fähigkeit auszeiehnen, sdiwarzem Kaffee
eine intensivere Weißfärbung zu erteilen,
als gewöhnliche Sahne von gleichem, ja von
nur 1 pCt höherem Fettgehalt es tut Der-
artige Sahnen wurden tibereinstimmend als
fettreicher und somit als wertvoller beurteili
Während die chemische Untersuchung im
Stiche ließ, gab die mikroskopische bei
698
235faeher Vergrößenmg Aufschluß. Die
aufgerahmten FettkQgelohen der Sahne waren
nachträglich einem mechanischen Zerkleiner-
ungsverfahren unterworfen worden. Be-
kanntlich hat Gaülin zur Verhinderung des
Aufrahmens von VollmUch ein Homogeni-
sierungsverfahren aufgefunden, welches durch
eme maschinelle Bearbeitung den Zweck er-
reichen Iftßt. (Vergl. auch Pharm. Oentralh.
44 [1903], 285, 746.)
F, Beiß macht nun zuerst darauf auf-
merksam, welcher Mißbrauch durch die Be-
arbeitung der Kaffeesahne mit der Homo-
genisierungsmaschine getrieben wird. Nach
den Anpreisungen der Fabrik, welche die
Maschinen herstellt, entspricht die 6 bis 7 pCt
enthaltende homogenisi^e Sahne im Aus-
sehen einer nicht homogenisierten von 10
bis 11 pGt Fettgehalt Reiß fordert zum
mindesten Deklaration fflr die homogenisierte
Sahne und erblickt im undeklarierten Ver-
kauf die Vortäuschung einer besseren Be-
schaffenheit (höheren Fettgehalt), mithin eine
Verfälschung. (Sehr richtig! Schriftleitung)
Ztsckr. /. Unters, d. Nähr.- i*. Oenußm.
1906, XI, 391. —del.
Eoffeinfreier Kaffee.
Zeitungsnachrichten zufolge hat sich kürz-
lich in Bremen eine Kaffeehandelsgesellschaft
mit 1 500 000 Mk. Kapital gebildet, welche,
um den Herzkranken entgegenzukommen
(ähnlich wie bei den nikotinfreien Zigarren),
einen" von Koffein befreiten Kaffee in den
Handel bringen will. Demzufolge dtirften
später große Mengen Koffein an den Markt
kommen, die aus dem Kaffee extrahiert
worden smd, vorausgesetzt, daß sich das
koffeYnarme Produkt einffihrt, was vorläufig
allerdings noch wenig:er ^cher ist, als dies
bei den nikotinfreien Zigarren der Fall war,
die jetzt allerdings schon eine ganze Anzahl
Anhänger gefunden haben.
Der Erfinder des Verfahrens, den Koffetn-
gehalt aus Kaffeebohnen und anderen Pro-
dukten bis zu einem minimalen Rückstande
zu extrahieren, ist der Kaufmann Ludtvig
Roselius in Bremen; doch scheint dieser
nicht der Emzige zu sein, der sich mit dem
genannten Problem befaßt, denn in der
Chemiker- Zeitung (1906, 771) ist unter
«Patentanmeldungen» zu lesen, daß audi
Ch. Deilefsen in Bremen ein Verfahren
zur «Verminderung des Kaffeingehaites von
rohen unzerkleinerten Kaffeebohnen» zum
Patent angemeldet hat Wgl.
Laotoserve,
ein EmdemährmitteL
Als «Laktoserve» wird von der Firma
Boehringer dh Söhne m Waldhof-Mannheim
eine ButtermUch in Pulverform in den Handel
gebracht, die als Heilmittel bei Darm-
erkrankungen von Säuglingen und EJndem
dienen soll. Die Lactoserve wird aus 1 Tdl
Volhnilch und 2 Teilen Magermilch her-
gestellt und mit Rdnkulturen von Milch-
säurebazillen gesäuert. Dann wird bei M ^ T
im Vakuum zur Trockne gedampft; der ge-
mahlene Trockenrückstand wird mit Zocker,
Mehl und Pflanzeneiweiß vermischt Die
Analyse hat nach Angabe der Hersteller fol-
gende procentischen Werte ergeben : Wasser
12, Stickstoffsubstanz 22, Fett 10, Kohlen-
hydrate 46, freie Milchsäure 3, Asche 5,
darunter 0,7 Phosphorsäure.
Als Vorzüge geben die Darsteller an:
Gleichmäßige Beschaffenheit, ünsdiädliofakeit,
höheren Nährwert als bei Buttermilch, Be-
quemlichkeit bei Herstellung der Kinder-
nahrung (Anrühren mit warmem abgekochten
Wasser) und endlich soll die EinfOhruog
der lebenden Milchsäurebazillen in den
Körper den pathogenen Keimen entgegen
wirken. --^deL
Grünen von Spinatkonserren. Da sich bei
der Sterilisation das Chlorophyll zerseUt, werden
die Spinatkonserven ebcDSO wie aodere G«mää6
«gegrünt». Zu diesem Zwecke werden dem
Blanchierwasser auf 100 Liter 35 g Kupfer-
sulfat und 100 g ZitroneDBäore zugesetzt und
darin der Spinat blanchiert Um aUe über-
schüssige Kupferlösung su entfernen, muß der
Spinat ausgewässert werden ; man prüft daher
das Spülwasser mit FerrocyankaiiumiöBuog und
erneuert es, bis es keine Reaktion mehr gibt
Der Spinat wird nach dem Spülen abgepreflt,
noohmiJs mit wenig Wasser aufgekocht, in Boseo
gefällt und bei 117^ 30 Minuten sterilisiert.
Viele Fabriken sterihsieren 50 Minuten bei 128* C
Spinat läßt sich nur schwer, ohne an Anseheo
einzubüßen, konservleien. — iM.
Konaenmi-Ztg. 19C6, 354.
(Nach § 1 des Beiohsgesetzes yom5. Jali Itö^-
betreffend gesundheitssohädliche Farben, ist dai
cGrünen» mit Kupfersalzen unzulässig. Es sind
bereits viele Bestrafungen auf grund diese»
Paragraphen vorgekommen. P. tüß.)
699
Pharmakognostische Mitteilungen.
Aetherisclie Oele aus SizUien
bildeten den Gegenstand einer Untenuchnng
von Umney und Bennet, Das untersnehte
Pfefferminzöl war im Jnli li'05 destill-
iert and besaß das spez. Oew. 0|906, die
optische Rotation von — 21^, ein Oehalt
an Gesamt-Menthol von 41^6 pCt, freiem
Menthol von 36,9 pGt, Ester 6,0 pOt and
war in 3 Volamen 70 proo. Alkohol IMich.
Das nntersaehte OriganumOl ergab ein
spez. Gew. von 0,920, keine optisehe Ro-
tation, emen Phenolgehalt von 44 pCt and
war in 2 Volamen 80proc Alkohol, nicht
aber in 70proc löslich. Da das Phenol
fast anssehließlich aas Carvacrol bestand, so
handelte es sich wahrscheinlich um das Gel
von Origannm creticam. Da Grigannmöl
hftafig mit dem Od von Thjmas vulgaris
verfälscht oder dürekt sabstitaiert wird, geben
die Verff. folgende üebersicht Aber die von
ihnen gefundenen Eonstanten (Kennzahlen)
bei:
spez. Gewicht opt. Drehang t^J^j^ym^^
Frisches Origanumöl von Origanum hirtum . 0,940 bis 0,980 schwach links 60 bis 8ö pGt
Smyrnaer Origanamöl vonOriganamSmyrnaeam 0,915 »0,946 —3^ bis — 12* 25 » 60 >
Französisches Tbymianöl TOD Thymus volgaris 0,905 » 0,920 -> 20 » 35 >
Spanisches Origanumöl, Stammpflanze zweifelh. 0,930 > 0,950 — 60 » 70 »
Das Geraniumöl war grünlich gefftrbt
und ließ einen sehr feinen Geruch erkennen.
Da die Pflanzen auf sehr sonnigem Boden
gewachsen waren, so war die Oelausbente
sehr germg (0,07 pCt), dagegen die Qualität
umso besser. Das spez. Gew. betrug 0,894,
Estergehalt berechnet als Geranylacetat 35,6
pCt, Gesamt -Geraniol 71,9 pCt. Das Gel
von Mentha Pulegium besaß ein spez.
Gew. von 0,927, eine optische Rotation von
+ 35^ und einen Gehalt von 75 pGt Pu-
legon. Das sizilianisehe Petitgrainöl
besaß ein spez. Gew. von 0,873, eine op-
tische Drehang von + 26^, einen Ester-
gehalt von 9,4 pGt und 29 pGt Gitral.
Das Gel von Nepeta zeigte eui spez.
Gew. von 0,927, eine optisehe Rotation von
+ 12^, es war in 2 Volumen 70 proo.
Alkohol löslich und enthielt 22,2 pGt Ge-
samt-Menthol und 3,3 pCt Menthylacetat,
außerdem geringe Spuren von Menthon oder
Pulegon. J. K.
Pharm. Jaurn. 1905, 861.
Ueber Eukalyptus Staigeriana
und dessen ätherisclies Oel
berichten Baker und Smith. Diese Euka-
lyptus-Art ist in ihrer geographischen Ver-
breitung recht beschränkt, da sie bislang
nur m Queensland gefunden wurde. Es ist
ein kleiner Baum mit dunkler, unregelmäßig
rissiger Rinde und weißlich-grünen Blättern.
Die Blätter sind lanzettlieh, 3 bis 5 Zoll
I »
lang, lederartig und enthalten zahlreiche
GeldrOsen. Die Aderung der Blätter ist
fein und verläuft schräg, gespreizt, die
Randader verläuft in einiger Entfernung vom
Rande. Die Bltlten stehen achselständig zu
5 bis 9 in emer Dolde. Die Früchte sind
kreiseiförmig, ihr Rand ist dünn und zu-
sammengezogen, die Klappen nicht hervor-
gestreokt
Das ätherische Oel von Eukalyptus
Staigeriana enthält weder Pinen noch Phel-
landren, dagegen viel IJnks-Limonen. Es
ähnelt in seinen physikalischen Eigenschaften
dem ZitronenOl. Sein Gitralgehalt kommt
jedoch bei weitem nicht demjenigen des
Oeles von Backhousia dtriodora und Lepto-
spermum liversidgei gleich. Der in dem
Oel vorkommende Ester war Geranyüicetat.
Es wurden bei der Destillation aus den
Blättern 2,48 pGt ätherisches Oel erhalten.
Die optische Aktivität im 100 mm-Rohr be-
trug für {a)D = — 43,1 ^, das spez. Gew.
0,8708 und der Brechungsexponent 1,4871.
Es fängt bei 175^ an zu sieden und geht
zum größten Teil bis 193 <^ über.
Die procentische Zusammensetz-
ung des ätherischen Oeles ist annähernd
folgende: Limonen 60,0, Geraniol 12,72,
Geranylacetat 8,32, Gitral 16,0 und unbe-
stimmter Rückstand 2,96.
Das rohe Oel war von hellzitronengelber
Farbe, leicht beweglich und vou sehr an-
700
geDehmem erfrischenden Geruch ohne die
geringste Aehnlichkeit mit demjenigen des
gewöhnlichen EnkalyptnsOIes. J. K,
Pharm. Jaum. 1906, 671.
Eine Verfälschung der Rinde
von Prunus serotina
wurde von Umney bei der Bereitung der
Tinktur dadurch bemerkt, daß die Tmktur
viel dunkler war und viel stärker adstrin-
gierend schmeckte als gewöhnlieh. Die Ver-
fälschung stammt nach Holmes von einer
nicht näher bestimmten Spezies aus der
Gattung Prunus aus Nordamerika und wird
von ihm wie folgt beschrieben: Die innere
Oberfläche ist glatter und mit weniger deut-
lichen Vertiefungen versehen; letztere^ die
Markstrahlen darstellend, sind kürzer und
schmäler als bei der echten Rinde. Die
äuCere Ob^äche weist sehr ausgeprägte
eingedrückte Vertiefungen auf. Die Rinde
ist auf dem Bruch gröber und weniger
kurzfaserig; ihr Geschmack ist adstringieren-
der und weniger aromatisch. Wegen der
Schwierigkeit^ die zahlrdchen amerikanischen
Prunusrinden genau zu charakterisieren^ em-
pfiehlt es sich; nicht nur die eingekaufte
RindC; sondern auch die daraus dargestellte
Tinktur einer genauen vergleichenden Prüf-
ung zu unterwerfen. j. K,
Pharm, Joum. 1906, 315.
springende Spitze besitzen und weniger
kantig sind als bei der Hauptform Jnniperoa
thurifera. Das Fruchtfleisch ist gelblich;
saftig und von angenehmem Gesdimack.
Der Geruch der ganzen Pflanze ist angenehm
harzig. J K.
Pharm, Joum. 1905, 830.
Juniperus thurifera var. gallica
wird von Holmes näher beschrieben; da
dieser Strauch oder Baum häufig mit Juni-
perus Sabina verwechselt wird und das in
Südfrankreidi aus dem ersteren gewonnene
Od oftmals als Verfälschung des Oleum
Sabinae im Handel angetroffen wird (siehe
Pharm. Gentralh. 47 [1906]; 566). Der
Baum wird 2 bis 3 Meter hoch. Die
Blätter sind kleiU; dekussiereni (kreuzständig)
und ihrer halben Länge nach an die Zweige
angewachsen; länglich- lanzettlich und am
Grunde mit dner eliptischen Drtise versehen.
Die Blutenkätzchen sind iänglich-oval; ge-
stidt. Die FrQchte sind hängend; stehen
einzehi; und aus 4 bis 6 verwachsenen
Blättern mit stumpfer Spitze gebildet; zuerst
meergrttn; später bläulich und in der Reife
glänzend blauschwarz. Sie enthalten 1 bis
3 schwach gestrdfte NüBchen; die dne vor-
Die wirksamen Bestandteile der
Wurzel von Polygonum bistorta
bestehen nach L. F. Iljin (Ghem.-Ztg.
1906; Rep. 73; in einer Rdhe von Gerb-
stoffen besonderen Charakters, vom gewöhn-
lichen Tannin wohl unterschieden. In dem
alkoholischen Auszüge der Wurzd sind 2 Gerb-
stoffe; die durch ihre verschiedene LOsliehkdt
in Aether-Alkohol getrennt werden kOnnoi;
enthalten. Sie dnd amorph; Itelich in Wasser
und Alkohol; werden vom Hautpulver anter
verschiedener Färbung schnell aofgenommea
und unterschdden sich durch einige Reak-
tionen; ihr kryoskopisches Verhalten und ihr
Verhalten in polarisiertem Lichte. Ihre Zu-
{ sammensetzung ist : C3gH340|g und C20H20O9 ;
bdm Schmdzen mit Aetzkali geben bdde
Gallussäure und Phlorogludn und bd troekner
Destillation Pyrokatechin. Bdm Erhitzen
mit verdünnter Schwefelsäure geben bdde
Gerbstoffe amorphC; in Wasser unlMidie
Produkte und etwas Gallussäure. Mit Phenyl-
hydrazin gehen bdde Verbindungen ein. Der
eine dieser Gerbstoffe steht dem aus der
Wurzel von Potentilla Tormentilla sehr nahe^
bedtzt auch einige Eigenschaften der Gerb-
stoffe aus den Rinden verschiedener EicbeO;
während der andere dem Gerbstoffe der
Ratanhawurzd sehr ähnlich ist
Als Anforderung an Mjrrrha,
welche für pharmazeutisdie Zwecke dieoen
soll; verlangt Alcock den Gehalt einer noch
nälier festzustdienden Menge Extrakt, dis
aus 1 g Myrrha mit 10 com Alkohol and
Trocknen bei 100 0 C erhalten werden loU.
Er hat nämlich dne Myrrha im Handd ge>
fundeu; die nur 20 pGt Harz und 80 pCt
Gummi enthidt und dabd dne Unktor
lieferte; welche dnen nur sehr geringes
Trockenrflckstand hinterliefi. / K.
Pharm. Joum. 1906, 400.
701
Therapeutisehe Mitteilungen.
Ueber Proponal, ein Homologes
des Veronal.
Dem Veronal, der Diäthyibarbitursäare,
stellen Emil Fischer nnd J. v. Mering
Doeh die Dipropylverbindong der Barbitor-
Bäore zur Seite. Das Proponal erreicht in
seiner Gmppe das Maximum sohlafmachender
Wirkung^ nachdem es nunmehr den Firmen
E, Merck in Darmstadt und Farbenfabriken
vormals Friedr, Bayer dh Co. in Elberfeld
gelangen ist, die Dipropylverbindung der
BarbituiBfture absolut rein darzustellen. Pro-
ponal ist gerade so wie Veronal eine farb-
lose kristallinische Substanz, die sich in
Wasser schwer löst, nur in Alkalien leicht
löslich ist. Auf der letzteren Eigenschaft
beruht nach . v. Mering auch die relativ
schnelle Resorption seitens des Darmes.
Mehrmals konnte v, Mering auch beob-
achten, daß Schmerzen erheblich gelindert
wurden^ und bei manchen Kranken gentigte
schon eine kleine Gabe von Proponal zur
Schlaferzeugung; während Veronal in der
doppelten Gabe versagt hatte. Das Proponal
wird am besten in Pulverform eingenommen
und mit Wasser, Tee oder einem alkohol-
ischen Getränk hinuntergeschluckt. Es ist
nicht geraten; über Gaben von 0^5 g hin-
auszugehen, da erfahrungsgemäß Gaben von
0,15 bis 0^5 g zur Bekämpfung von ein-
facher Schlaflosigkeit vollauf gentigen.
Med. Klinik 1905, Nr. 52. A. Rn.
während bei subkutaner Beibringung Ver-
giftungserscheinungen auftraten. So erlag
der erwähnte Hund der Einspritzung von
nur 40 mg arseniger Säure innerhalb weniger
Stunden. Verfasser nimmt deshalb an, daß
die scheinbare Immunität nur auf vermin-
derter Resorption beruht und konnte dies
durch Arsenbestimmnngen in HarU; Fäces
und Lieber bestätigen. Bei den an Arsenik
gewöhnten Tieren wurde bei steigendco
Arsenmengen in der Nahnpig eine Abnahme
des Arsens un Harne nachgewiesen.
Ueber die Ursache der Oewöhn-
ung an Arsenik
bat M. Cloeita (Chem.-Ztg. 1906, Rep. 73)
Versudie angestellt. Durch Darreichung
allmählich steigender Mengen von arseniger
Säure in wässeriger Lösung kann man
Kaninchen und Hunde in gewissem Grade
gegen das Gift festigen, doch ist der Immun-
itätsgrad höher bei emer Verffitterung von
Arsenik in Pulverform. So konnte einem
Hunde von 8 kg Gewicht die Menge von
2,5 g arseniger Säure auf einmal bei einer
Stdgerung gegen die vorhergehende Gabe
von 1,0 g beigebracht werden. Es zeigte
sieh Dun, daß die Immunität nur bestand
bei der EinfOhrung des Arsens per os,
Die Behandlung der weibliclien
Gonorrhöe mit Natrium lygo-
sinatuxKL
Das Natrium lygosinatnm soll speziell bei
der weiblichen Gonorrhöe von großer thera-
peutischer Wirkung sein. Es wird bekanntlich
durch Kondensierung des Salicylalddiyds mit
Aceton fabrikmäßig von Zimmer <t Co.
in Frankfurt a. M. erzeogt (Pharm« GeBtralli.
44 [1903], 779); die Kondensiemng wir.l
mit starker Natronlauge vorgenomme». Die
wässerige Lösung whrkt stark antiseptiaoli und.
gärungswidrig und yemiebtet daher auch
Gonokokken, übt dabd aber keinen schär
digenden Einfluß auf die Sdileinüiaut aus.
Parädi und Ferrua erklären, daß durch
die Behandlung mit Natrium lygosinatnm
eine große Anzahl chronischer Tripper beim
Weibe teils bedeutend gebessert, teils voll-
kommen geheilt wurden. Heufeld nahm
erst Scheidenspfilungen vor, sodann spritzte
er m das Gebärmutterinnere oder in den
Hals derselben 1 ocm einer 5proc Lösung
des Natrium lygosinatum ein, die Lösung
wurde daselbst belassen, dann wurde rasch
durch das Speenlnm ein ziemlidi fester und
großer Wattetampon emgeffihrt. Die Be-
handlung wurde teils täglich, teils auch jeden
zweiten und dritten Tag vorgenommen. Die
Anzahl der so behandelten Fälle betrug 3G.,
Zur Heilung benötigte Heufeld durchschniit-
lieh 15 bis 20 Sitzungen. Gleichzeitig mit
der Behandlung wurden genaue Eontroll-
Untersuchungen auf Gonokokken vorge-
nommen, die ergaben, daß mit der Ver-
änderung des. stark eitrigen Sekretes in mehr
702
glasig zähes und weniger eitriges Sekret
anoh die Gonokokken immer spärlicher wor-
den, bis sie nach etwa 10 bis 15 Ein-
spritzungen völlig versehwnnden waren.
Oesterreich, AerxU-Ztg, 1906. Nr. 2. A, Bn,
Die Einwirkung von Biillantgrün
auf Nagana-Trypanosomen
ist naeh den Beobachtungen von H, Wendel-
Stadt nnd T. Fellmer (Chem.-Ztg. 1906,
Rep. 73) besser als die des früher als wirk-
samstes erkannten Malachitgrüns. Sowohl
bd Ratten wie bei Affen bringt dieser Farb-
stoff die Trypanosomen ans dem damit
überschwemmten Blute mit Sicherheit znm
Verschwinden y verlängert das Leben der
Tiere nnd führt m Verbindung mit Arsenik
unter umständen sogar zur Heilnng. Das
Blut der kranken und mit Brillantgrün
(Tetraäthyldi • p - aminotriphenylcarbmol) be-
handelten Tiere ist zu einer gewissen Zeit
nicht infektiös. Bei dem Untergange der
Trypanosomen nach der BriUantgrünbehand-
lung finden sich ganz bestimmte Formen
mit Gystenbildnng. Dieser Cyste schreiben
Verff. eine besondere Bedeutung für die
Neuentwickelung der Trypanosomen zu, die
wahrscheinlich in der Milz vor sich geht.
-Ä«.
Ueber eine neue Klasse von
jodhaltigen Mitteln.
Emil Fischer und J. v. Mering haben
eine andere Klasse von jodhaltigen Präpa-
raten gefunden, die zwar die leichte Resor-
bierbarkeit des Jedipin besitzen, aber kein
Chlor enthalten nnd außerdem fest und ganz
geschmacklos sind. Es sind die In Wasser
unlöslichen Salze der hochmolekularen Mono-
jodfettsäuren mit Galdum, Strontium oder
Magnesium. In reinem Zustand ist von
ihnen am leichtesten zu beraten das Cal-
ciumsalz der Monojodbehensäurey die aus der
Erukasäure durch Anlagerung von Jodwasser-
stoff entsteht. Es ist ein farbloses, völlig
geruch- nnd geschmackloses Pulver. Das-
selbe, kurz Sa jodin genannt, wud von den
Farbenfabriken vormals F. Bayer dh Co.
in Elberfeld und den Farbwerken vormals
Meister, lAicius dt Brüning in Höchst
a. M. iu den llandol gebracht.
Theodor Mayer m der Lassar^dA/tgi
Klinik (Dermatol. Ztschr. 1906, Nr. 3) gab
das Sajodin meist viermal täglich und zwar
1 g als Pulver. Statt der JodkafinmlOaung
oder der immerhin umständlichen grofigabigen
Jodipin-Einspritzung werden die indifferent
schmeckenden Pulver gern genommen. Und
dies ist um so wertvoller und wichtiger, wie
Mayer angibt, als die therapeutische Wirk-
ung den flblidien Mitteln mindesteDS gleich,
eventuell durch Steigerung der Gabe nodi
höher zu erachten ist
Aus dem Erfolg der Behandlang von 40
FäUeu - 39 FäUe von Syphilis und 1 Fall
von Arteriosklerose — gibt K. Röscher
(Med. Klmik 1906, Nr. 7) aus der Lesser-
sehen Klinik zu Berlin Aber Sajodin fol-
gendes vorläufige urteil: Sajodin wird —
auch in FlUlen bestehender Jodidiosynkrasie
— gut vertragen und von den Kranken
gern genommen. Im ailgemonen wirkt es
schnell und steht trotz des geringeren Jod-
gehaltes, in derselben Oabe wie Jodkalinm
gegeben, diesem ungefähr gleich. A. Rn.
Die Behandlung des Tetanus
mit Bromokoll.
Die bei Tetanus immer mehr nnd mehr
verlassene Brom-Behandlung scheint neuer-
dings durch die Hugo Jfeter'sehen Versuche
in der experimentell-biologischen Abteihmg
des Kgl. Pathologischen Instituts in Berlin
wieder zur Oeltung gebracht zu sein, wenig-
stens insofern, als es sich um die Anwend-
ung von Bromokoll handelt. Denn nicht
etwa bloß der Strychnin- Tetanus^ sondern
auch der durch Tetanustoxin eneogte Te-
tanns, wenigstens bei Tieren (Meerschweincheo
und Ratten), konnte durch Bromokoll auf-
gehoben bezw. abgesdiwächt werden, so daß
selbst die mit dem tödlichen Tetanustoxin
geimpften Versuchstiere am Leben bliebeo,
nachdem gleichzeitig <nne LOsung von Bromo-
koll eingespritzt worden war. Meier benutzte
das von der A.-O, für Anilinfabrikatiott.
Berlin SO 36, hergestellte Bromokoll in den
gleich handelsfertigen EmschmelzrMirehen mit
50 ccm der sterilisierten BromokolUSeoBg-
Die Resultate der mitgeteilten Experimeste
ermutigen zweifellos, der Bromdierapie beus
Tetanus erneute Aufmerksamkeit zu sehenkca*
Med. Klinik 1905, Nr. 51. AR»
703
Phoiographisohe Mittollungeii.
Alaun-Tonfixierb&der
werden noeh immer f Qr Gelloidiii' and Aristo-
papiere empfohlen^ namentlich für die letztere
Sorte; nm die Sebicht^ die im Sommer leicht
weich wvräy zu hftrten. Nun sind solche
TonfixierbSder^ die sehr oft auch noch Za-
Bfttze von Zitronensftore enthalten^ durchaus
nicht zweekdienlichy denn Alaun und Zitronen-
säure zersetzen das Fiziematron und geben
80 zu Schwefeltonung Anlaß. Wenngleich
die Wechselwirkung von Alaun, Zitronen-
säure und Fiziematron, die man an der
Abscheidung eines weißen Schwefelnieder-
Bcfalags erkennen kann, nur so lange fort-
schreitet, bis ein chemisches Gleichgewicht
eintritt, so whrd man bedenken müssen, daß
dieser Gleichgewiehtszustand für jede Tem-
peratur der Losung verschieden ist, daß
also die Schwefelabscbeidung mit einem
Temperaturwechsel sofort wieder eintreten
kann. Es liegt daher im Interesse der
Photographen, so unsichere Lösungen, die
haltbare Bilder gamicht liefern können, nicht
zu verwenden. Bm,
Photo-Sport.
Neue Negativ- Kaltlacke.
E. Valenta hat gefunden, daß der
Tetrachlorkohlenstoff ein sehr gutes Lösungs-
mittel für Harze ist und daß die Lösungen
sieh gut zu Ealtlacken eignen. Der Tetra-
chlorkohlenstoff ist eine farblose Flüssigkeit
vom spez. Gewicht 1,6 ; er siedet bei 77^ C
und mischt sich mit Alkohol und Aether.
Für emen Eaitlack löst man 5 bis 10 g
Dammarharz in 100 ccm Tetrachlorkohlen-
stoff und filtriert. Dieser Lack gibt eine
völlig klare und harte Schicht und eignet
sich sowohl für Geiatineplatten als auch, in
entsprechender Konzentration angewendet,
fflr Kollodiumplatten. Auch mit Mastix-
harz erhält man einen guten Lack: 5 g
Hastizharz werden in der Wärme in 80 ccm
Tetrachlorkohlenstoff gelöst; nach dem Er-
kalten wird filtriert. Beide Lacke geben
Schichten, welche nach vollkommener Härt-
ung gut Bleistiftretouche annehmen. Für
die Herstellung eines Schellackfimis ist
Tetrachlorkohlenstoff nicht geeignet. Bm,
Ein neues Booktasohen-Stativ.
unter der Bezeichnung «Piccolo» bringt
die Fabrik photographischer Apparate Otto
Spitzer in Beriin ein patentiertes Rock-
taschen-Stativ in den Verkehr, das tatsäch-
lich einfach und praktisch ist. Eigentlich
stellt [es nur eine Verbesserung des vor
einigen Jahren aufgetauchten Vidil-Stativs
dar, dessen Mängel auf recht glückliche
Weise beseitigt sind. Das Piccolo-Stativ
wird im wesentlichen das Dreibein-Stativ
dort ersetzen, wo sich eine andere Befestig-
ungs-Gelegenheit bietet, besonders an Bäumen,
Latemenpfählen, Gartenzäunen und sonstigen
Gegenstiüiden. «Piccolo» kann in jeder
beliebigen Höhe angebracht werden und
sitzt mit wenigen Griffen, ohne Beschädig-
ungen zu hinterlassen, so fest^ daß die
Camera sichern Halt hat Es kostet im
flachen Etui, welches sich bequem in der
Tasche unterbringen läßt, 5 Mark. Bm,
Das saubere Flanlegen
der fertigen, trockenen Post-
karten
bereitet vielen Amateuren einige Schwierig-
keiten. Das auf der Rückseite, auf glatter
Unterlage zu bewirkende Ausstreichen mit
einem Falzbein oder kleinem Lineal hilft
schon viel. Besser noch ist, wie «Apollo»
schreibt, das schwache Anfeuchten der Rück-
seiten oder das wechselweise Aufeinander-
schichten der paarweise Schicht an Schicht
liegenden Karten mit ähnlich großen, sau-
beren, mäßig angefeuchteten Blättern. Schließ-
lich wird das Ganze in ein glattes Buch
gelegt und auf längere Zeit einem möglichst
starken Drucke ausgesetzt Geringes Be-
schneiden der Kartenränder, zumal bei VoU-
bildem, erhöht das gute Aussehen derselben
ungemdn. Bm,
OelbfXrben von Mattlaek. Für besonders
glasige Negative wendet man zur Deckung gelb
gefärbten Mattlack an, den man sich durch
vorsichtiges Zusetzen einer alkoholischen Aa-
rantialösung in allen Tönen leicht selbst her-
stellen kann. Bm,
704
BQohersohaa.
Bie Sohnle der Chemie. Erste Ein-
führung in die Chemie fflr
Jedermann von W. Osiwald, o. Pro-
feesor der Chemie an der Universität
Leipzig. IL Teil: Die Chemie der
widitigsten Elemente und Verbindungen.
Mit 32 in den Text eingedmökten Ab-
bildungen. Verlag von Friedrich Vie-
weg dk Sohn, Brannsehweig. Preis:
geheftet 7,20 Mk., in Leinwand gebunden
8 Mk.
Es ist ein eigenartiges Buoh, von d^ m uns
Osttoald hier den zweiten, die wichtigsten an-
organischen Stoffe und Verbindungen behandeln-
den Teil darbietet, geradeso eigenartig, wie der
Verfasser selbst, der die Metamorphose vom
exakten natorwissenschaftliohen Forscher zum
Philosophen und Künstler und zuletzt zum
Privatgeiehrten durchgemacht hat und der doch
bei aUe seinen Deduktionen stets nach der
Ibcaktheit der Mathematik strebt. In erster
Linie wendet sich das Buch an die weitesten
Kreise des Publikum und will denen behilflich
sein, welche sich als Laien einen allgemeinen
üeberblick über das Gebiet der Chemie ver-
schid^en wollen. Für diese, wie dann auch für
Anfänger in der Wissenschaft und so auch für
die Eleven unseres Faches dürfte es durch die
ansprechende, in Frage und Antwort gekleidete
lebhafte Darstellungsweise als Einfühnmg ganz
besonders geeignet sein. Aber auch der Fort-
geschrittenere wird oftmals, wenn er das Buch
in einer müßigen Stunde zum Zeitvertreib in
die Hand nimmt, auf Fragen stoCen, die ihm in
dieser Beleuchtung und von dem manchmal
eigenartigen Standpunkt aus noch nicht geläufig
waren, da wir ja naturgemäß beim Studium
einer Erfahrungswissenschaft, wie es die Chemie
ist, die Tatsachen gewohnt sind eben so hinzu-
nehmen, ohne viel danach zu fragen, warum es
gerade so und nicht anders ist. Und gerade
durch diese Anregung zum selbständigen Nach-
denken in chemischen Fragen dürfte der Wert
dieses Buches bedingt sein, dessen Lektüre
hiermit namentlich den Jüngeren unserer Kol-
legen empfohlen sein möge. J, K.
Photographie und Optik. Prachtkatalog
von O. Rüdenberg jun, in Hannover
und Wien. 1906.
Während sich bei Anschaffung von photo-
graphischen Apparaten oftmals die Tendenz
geltend machte, allzubillige und demnach wenig
leistungsfähige Apparate zu kaufen, J^gt das
Publikum in neuerer Zeit an, sich den teureren,
leiatxmgsfähigeren Apparaten zuzuwenden. Dieser
Umschwung ist wohl nicht zum kleinsten Teil
darauf zurückzuführen, daß einige Firmen der
photographiselien Industrie dazu übeigegangon
sind, gute Cameras auch gegen TeÜzahlungea
zu liefern und so auch dem Minderbemittelten
Gelegenheit geben, sich von vornherein etwas
vorzügliches anzuschaffen. Von einer dieser
Firmen liegt uns heute ein Katalog vor, der
umsomehr einer besonderen Erwähnung weit
erscheint, als er sich durch Anlage und Aus-
stattung über den Bahmen der gewöhnhchea
«Preisl^te» weit hinaushebt und ein schönes
bucbgewerbliches Erzeugnis darstellt Auf etwa
150 Seiten ist jedes Fabrikat in so übersicht-
llcberWeise aufgeführt, dafi es auch Demjenigen,
welchem die Materie noch nicht geläufig ist,
nicht schwer fällt, sich zu orientieren und d«
seinen Wünschen entsprechende auszuwählen.
Es ist dabei bemerkenswert, daß jedes verzeich-
nete Stück durch Autotypie nach Photogrqthie
illustriert ist; auch die ausführliohen Abhand-
lungen über die photographisohen Fachaosdiücke
sowie die Wahl eines zweckentspreohoDden
Apparates verdienen besonders hervoigebobeo
zu werden. Schließlich werden die sehr mäSigeo
Preise auch der besten Erzeugnisse obiger Finna
das ihrige dazu beitragen, die Photographie
in immer weiteren Kreisen einzuführen. P. ß.
Hiifsbueh fbr dai ApothekeBlaboratozium.
Von Dr. Johannes Preacher uniVikkr
Rabs. Mit 78 Abbildongen Im Tsxt
und 1 Tabelle. Würzbnrg. A. Shiber'B
Verlag (C. Siabüxsch). Preis: ange-
bunden 3,60 Mk., gebunden 4,20 Mk.
Die Verfasser beabsichtigten, wie sie im Vor-
wort sagen, eine Zusammenstellung aoagewihlier
Apparate und Präparate zu geben und die bei
Herstellung letzterer sich abspielenden cheo-
ischen Prozesse soweit zu berückaiohtigeii, ale
dies mit der kurzen Zeit in Einklang zu brii^
ist, welche für solche Arbeiten während der
Ausbildungszeit des angehenden Apothekers m
Verfügung steht Sie leiten ihr Buch ein mit
einer Beschreibung über Kristallisation, iVlen,
Destillation, Glühen und Schmelzen, Källcfflifloh-
ungen, pnj[tjsche Winke für <üe Zusammen-
setzung von Apparaten usw. Dann folgt die
chemische Analyse und ein Abriß über die
Ionen-Theorie. Von den im spesieUen Seile
abgehandelten Präparaten, deren BaisteUnn^
eingehend besprochen wird, sind folgende nnter
anderen zu nennen : ChlorwasseistofZsänre, Zina-
chlorüriösung , Ghlorwasser, Manganosnlfit ,
Eupfersulfat, SehUppe'a Salz, Zinnober, Fem-
suliat, Ho^'sches Salz, Eisenalaon, NatxiaD-
Ammoniumphosphat, Wismutnitrat, aktirieitee
Aluminium, una von oiganisohen: AniUn, Aoet-
aniiid, Aether, Benzoesänre-Aethylester, Diaio-
benzolsulfosäureFonnaldehyd,UrotrDpin,ABiei8e&'
säure, Gallussäure, Dennatol^ Terpenhydrat o.a
Die Beschreibung der nötigen Arbeiten bei
Herstellung dieser Präparate ist kurz und klar,
705
yielfaoli doroh Abbildnog erläutert (wenn anch
einige Abbildungen nicht nach Wonioh ausge-
fallen sein durften); yerschiedentlioh sind prak-
tische Winke erteilt.
Obwohl schon yerschiedene Bücher existieren,
welche sich mit der Darstellung organischer wie
anch anorganischer Verbindungen beschäftigen,
80 ist dodi das yorli^gende unseren jungen
Fachgenoesen aus dem Grunde zu empfehlen,
weil es sich ganz besonders mit solchen Stoffen
befiiSt, welche in den Apotheken selber gebraucht
werden können. «.
Gnmdrifl der Chemie. FOr Studierende
bearbeitet von Dr. Wilhelm Neimann,
Berlin 1905. Verlag von August
Eirschwald.
Das vorliegende Buch ist nicht als Lehrbuch
der Chemie für Studierende aufzufassen, sondern
vielmehr als ein gutes Refietitorinm. In
dieser Hinsicht ist es anderen Repetitorien, wie
z. B. dem Jmo/if sehen ebenbürtig an die Seite
zu steüen, wenn nicht gar überlegen, denn in-
haltlich umfaCt ee mehr wie dieses; in einem
Anhang bringt es noch einige Kapitel aus der
physikalischen Chemie, wenn auch nur sehr
kurz und keineswegs ausreichend als Repetitorium
für physikalische Chemie, immerhin aber ge-
nägend zum Verständnis der Gesetze und phy-
sikalisch-chemischen Tueorien der organischen
und anorganischen Chemie. Vielleicht leidet an
manchen Stellen die Deutlichkeit unter der oft
allzu kurzen Schreibweise, man möchte fast
sagen: Telegrammstil, aber tiotzdem erfüllt das
Buch wegen der Mannigfaltigkeit seines Inhalts
und der im allgemeinen hinreichend erschöpfen-
den Behandlang aller Teile der anorganischen
und organischen Chemie seinen Zweck als
Repetitorium vollkommen. »
Der Druck des Werkes ist so gehalten, daß
jede Seite nur etwa Vi ^^^^^ Breite bedruckt
ist, was ein Hinzufügen von Ergänzungen, Er-
läuterungen und anderen Bemerkungen ausge-
zeichnet ermöglicbt, ein Vorteil, den das Buch
ror anderen dieser Art voraus hat.
Wir können das Buch jedem Studierenden,
der größere Abschnitte der wissenschaftlichen
Chemie in Kürze überblicken und dem Gedächt-
nis vergegenwärtigen mufi, sehr empfehlen und
glauben, daß es schon aus diesem Grunde und
aach wegen seiner Wohlfeilheit gern gekauft
werden wird. W, Fr.
Aaleitnag nr vereixifaohteii Elementar-
aaalyae von Profeaaor Dr. M. Denn-
stedt. Hamburg. Otto Meißner'^
Verlag. Preis: 1,20 Mk.
Die neue Art der organischen Elemertar-
analyse von Denfuiedt, in neueeter Zeit wesent-
lich verbessert und vervollkommnet von Professor
R. V. WaUher und Dr. Bamberg (vergl. Pharm.
Centralh. 45 [1004], 509), ist wohl geeignet, die ;
alte Art der Verbrennung vollständig zu ver-
drängen. Die Vorzuge der neuen Methode, die
in dem vorliegenden Werkchen genau beschrie-
ben ist, sind bei gleicher Genauigkeit: Gas-
verbrauch nur Ve ^^ ^U i>Bgen früher^ eine
Verbrennungsrohre hält wegen der bedeutend
niederen Temperatur etwa 100 Verbrennungen
aus, eine solche zu Stiokstof fbestimmungen nach
Dutnaa noch etwa 30. Noch großer ist die Er-
sparnis an Arbeit, denn es lassen sich in einem
Verbrennungsgestoll 2 Verbrennungen gleich-
zeitig vornehmen. Ein besonderps Kapitel des
Werkchens ist der technischen Analyse nach
dem Verfahren der verbesserten Elementar-
analyse im Sauerstoffstrom gewidmet. Beispiele
hierzu sind: Verbrennung von Steinkohle und
Koks zur Bestimmung von Kohlenstoff, Wasser-
stoff, Schwefel und Asche und Berechnung des
Brennwerts, ebenso Analyse des Kautschuks,
Schwefelbestimmung in Eidöl, Schmierölen usw.
und endlich sogar Bestimmung des Schwefels
in rein anorganischen Verbindungen, z. B. im
Pyrif.
Neuerdings hat sich in allen oiganischen La-
boratorien die Dennstedt'wihQ Elementaranalyse
dermaPen eingebürgert, daß es sich wohl von
selbst erübrigt, weiter auf deren Vorzüge vor
der alten Methode einzugehen. W, Fr.
Anleitimg snr ohemiaohen ünteranchung
des Wassers anf seine Brauchbarkeit
fOr den mensehliehen Qennß, zu gewerb-
lichen Zwecken osw. von Dr. 0. Linde
und Dr. W. Peters. Göttingen 1906.
Verlag von Vandenhoeck dt Ruprecht.
Preis: 2 Mk.
Dieses im Jahre 1893 erstmalig von 0. Linde
herausgegebene Buch erscheint jetzt unter Mit-
arbeit von W. Peters. Wenn sich nun auch
durchgreifende Veränderungen nicht notwendig
machten, so zeigt das Werkchen doch s. B.
durch Aufnahme der TTor^'schen Methode
der Härtebeschreibung und einige andere Er-
weiterungen, daß die Verfasser bemüht waren,
ihr Buch auif der Höhe zu halten. In anbetracht
des Umstandes jedoch, daß die Veifasser ihr
Buch in erster Linie für den Gebranch der
Apotheker geschrieben haben, würde es dem
Referenten sympathischer gewesen sein, wenn
sie bei der Wartha'B€ten Härtebestimmungs-
methode den Ersatz der zwei Indikatoren,
Alizarin und Methylorange, durch das nach dem
Deutschen Arzneibuch für jedes Apotheken-
laboratorium vorgeschriebene Jodeosin versucht
hätten. Meine hierauf abzielenden Versuche
waren von gutem Erfolge begleitet und da hier
nur ein Indikator in Anwendung kommt, so
ist sogar eine größere Genauigkeit in der Be-
stimmung der temporären und oleibenden Härte
zu erwarten.
Angenehm berührt wird man durch die äußerst
klare und übersichtliche Aufführuig der Be-
Btimmungsmethoden, von denen nur wirklich
706
erprobte Aufnahme gefanden haben. Weiin für
eine spätere Auflage noch einem Wunsch Baum
g^eben werden dürfte, so wäre es der, daß in
dem Abschnitt «Benrteilnng» (Seite 64 bis 60)
noch mehr als bisher anstelie der Öfter ge-
brauchten Ausdrücke: «wie möglichst weich»,
«sehr hart» und deigl. zahlenmäßige Festsetx-
ungen treten möchten. Für den Apotheker,
der ja so oft in erster Linie als SachTerstandiger
bei Beurteilung von Brunnen usw. herangexogen
wird, ist diese sehr wohlfeile Anleitung zweifel-
los sehr brauchbar und empfehlenswert
J. Kaix,
Verschiedene Hitteilungeiii
Monnot - Metalle
sind Verbiindmetalie, die nach dem Verfahren
von Monnot hergestellt werden. Ein Stahl-
block oder Stahlstab wird mit Kupfer, Alu-
minium oder Silber durch autogene Schweiß-
nng Aberzogen und dann zn Blech, Draht
u. a. weiter verarbeitet Trotz der veradiie-
denen AusdehnungskoSfficienten und Schmelz-
punkte der Metalle sind die Verbnndmetalle
sehr widerstandsfähig. Erhitzung bis zum
Schmelzpunkte des Kupfers und sofortige
Abkühlung in Eiswaaser hatten keinen schäd-
lichen Einfluß. Der üeberzug ist nach dem
Auswalzen bis zu Viooo ^^^ Dicke dieht^
hart und absolut fest mit der Unterlage
verschweißt Die Zugfestigkeit von Monnot-
Knpferdraht für Telephonleitungen schwankt
zwischen 90000 bis 110000 Pfd. auf den
QuadratzoU^ während die Elastizitätsgrenze
derjenigen des Stahles gleichkommt
Pharmazeatlsche Ausbildung in Japan«
Das Unterrichtsministerium hat beschlosseo, den
in den einzelnen Fräfektnren befindlichen Medi-
zinischen Hochschulen (die Schüler haben Reife-
zeugnis der Mittelschule, studieren drei Jahre
und dürfen dann Aerzte sein) je eine Apo-
thekerschnle anzufügen, auAerdem ein«
Pharmazeutische Hochschule la
errichten.
^Deutsche Japan -PosU in Yola^ianta 1906,
Nr. 15, 8 6.
Offlzieiler Stondenplan für die StudiereDden
der Pharinazie an der Universitit in R o -
stock ist eingegangen. Er ist lür den Eintritt
im Winter- oder Sommersemester eingerichtet
und enthält aufier den gewöhnlicheii Facheni
auch mikroskopische Drogenuntersuchung, chem-
ische Untersuchung der Arzneimittel, Uebnngea
im Sterilisieren, physikalisches Praktikum und
Geschichte der Medi2dn und Pharmazie.
Yerfahren zor Herstellung flni^t blei-
bender, antiseptlseh wirkender Tlleher. D. B. P.
1Ö7133, Kl. 30 i. K. Geirifiger. Wien. Zum
Feuchterhalten der Tücher werden wässerige
Pflanzenschleimlösungen rerwendet Zur An-
wendung kommt Semen lini oder Semen Psylli)
mit einem antiseptischen Zusatz, z. B. Karbol-
säure, Salicylsäure oder Thymol, und ndtigaofalla
einer geringen Menge Glycerin oder Zocker.
Beispielsweise werden 100 g Semen lini mit 3 L
Wasser gekocht und mit einer Mischung to3 60 g
Thymol und 150 g Glyoerin in 400 g Wauer
vermengt. Ji 8L
Brieffweohsela
Diplom-Ingen. W. Fr. in W. Das Lumino-
skop ist ein Vorläufer des bekannten Üitra-
mikroskopes von Siedentopf <ib Sxigmondy (vorgl.
Pharm. Oentralh. 44 [1903], 730, 45 [id04j,
322, 46 [1905], 541). P. 8.
Dr. M. in M. Apparate und Ma-
schinen zur Herstellung alkohol-
freier Getränke aus frischem Obst und
Trockenobst sowie für die Konserven-Indiistne
liefert Carl Postraneeky in Dresden-Löbtau.
P. S.
Apoth. F. A. in C. Die Dr. Bmaki^s^
magnetische Legierung besteht m
Kupfer, Maugan und Aluminiiun ; sie ist Ton
Erfinder 1908 beschrieben worden. P. S.
^'^* Beschwerden Ober uaregelinissige TasUkm
der «Pharmaeentlsehen Centralhalle» bitten wir stets an die Stelle richten zu wollen, bei
welcher die Zeitschrift hemimUt worden ist, also Postanstalt oder Buchhandlung oder Geeolüift»*
stelle. Sie ECeza»%a.flig'a'bex.
VeilQgw : Dr. A. Schneider, Drtiden ond Dr. P. BtB, DrMd«n-BlaMvits.
V(>raBtwortUoher Leiter: Dr. P. SftO, in DratdflB-BlMewIts.
Im BaohhAndel durch Jallas Springer, Berlin TU., >fonbi)oaplate 8.
Dmck Ton Fr. Tittel N «ob folger (Kanal]i ft M«hlo) in Uretden«
Pharmaceutische Cantralhalle
für Deutschland
Herausgegeben von Dr. A. Schneider und Dr. P. SOss.
Zeitschrift fflr wlBBenBchaftlielie und geschäftliche Interessen
der Pbarmacie.
Gegrfindet von Dr. Hermaan Hager im Jahre 1859.
EiBchemt jeden Donnerstag.
Besng&preis yiertelj&hrlich: durch Bachhandel oder Post 2,50 Mk., durch Gescfaäfts-
stelle im Inland 3, — Mk., Ansland 3^ Mk. — Einzelne Nummern 30 Pf.
Ansei gen: die einmal gespaltene Elein-Zeile 30 Pf., bei größeren Anzeigen oder Wieder-
holungen Preisermäßigung.
Leiter der I Dr. Alfred Schneider, Dresden-A. 21; Schandauer Str. 43.
Zeitsehrlfl: / Dr. Paul Süß. Dresden-Blasewitz; Gustay Freytag-Str. 7.
C^esehaftastelle: Dresden-A. 21; Schandauer Straße 43.
J135.
Dresden, 30. August 1906.
Der neuen Folge XXVII. Jahrgang.
XLVIL
Jahrgang.
Inhalt: ChttBile und Pkarfliaclc: Uebcr Garbo animaliB. — Vixol. — Dantellnng Ton p-JodoaniaoI und p-Jodo-
phenetol. — Bie neue Osteireichische Pharmakopoe. — SpexUUtAten. — Auslegung pharmazenUacher Qesetse. —
Chromo-Saoeliarometer ,yIUpid*'. — Oel-Zerstäuber. — NahnuKimittel-Ciemle. — PhannakognoBtUehe Mit.
teUiiDgen. — Pkotograpliliohe MiUeiliinaeB. — Bflcherstaan. — Veriohiedene MltteUaBcea. — Brief.
weclifel.
Chemie und Pharmaoie*
Ueber Garbo animalis.
Von M. Takakashi in Tokio.
Bei uns in Japan gibt es auch ver-
schiedene EohlenarteD , die früher offizineil
waren und jetzt noch als Bestandteile
der Geheimmittel Anwendung finden,
und zwar eine am meisten gebrauchte
war und ist die von Hanbi, einer
japanischen Giftschlange.
Diese der europäischen Fleischkohle
ähnlich aussehende Substanz wird je-
doch von jetzigen Medizinern fast gar-
nicht mehr beachtet, obgleich dieselbe
ehedem mit Erfolg innerlich angewendet
wurde gegen Dysenterie, Cholerine,
Epilepsie, Entzttndungen (Gehirn-, Brust-
drüsen-, Lungen-, Bückenmarkentzünd-
ungen usw.), femer gegen Gangraen,
Brustkrebs, Gicht, Neuralgien, Furun-
keln, Botlauf u. a. m.
Sehen wir nun die europäische Literatur
über arzneiliche EoUenarten nach, so fin-
den wir auch eine Menge derselben ver-
schiedenenUrsprunges. NachBaAnaT^a/in-
schen Aerzten sollte die Fleischkohle, der
Repräsentant der Tierkohlenreihe, eben-
falls ausgezeichnete Wirkungen besitzen,
so gegen Rhachitis, Nervenkrankheiten,
Rheumatismus, Carcinomen wie die der
Schleimhaut, Gebärmutter usw., femer
gegen Dysenterie, Cholera, Drüsen-
anschwellungen böser Art, Pneumonie,
Asthma, Scabies, Bandwürmer, Gonor-
rhöe, Blasenkatarrh usw. Aber nach den
Versuchen berühmter Gelehrten neuerer
Zeit sollte die Fleischkohle überhaupt
wertlos sein, nur wegen ihrer feinen
Verteilung sollte sie auf die mensch-
lichen Organe eine mechanische Wirk-
ung auszuüben imstande sein. Auch
die Ansichten der Chemiker sind meistens
negativ, d. h. die Kohle enthalte nichts
anderes als Kohlenstoff und unorganische
Stoffe. Andere sagen indes, daß sie
stickstoffhaltig sei durch Absorbieren
708
von Stickstoff aus der Luft, und sie
habe die Formel : CeN. Wieder andere
sind der Meinung, daß sie und beson-
ders die Blutkohle Cyangruppen enthalte
und darum giftig sei usw.
Wer hat nun Recht, die Hahnemann-
schen Aerzte oder die späteren Gelehr-
ten? Anscheinlich haben sowohl die
!Ekfiteren als auch die Letzteren nicht
den Grund gekannt, wie man aktive
Eohle erhalten kann oder warum man
inaktive erhält und daher denke ich,
geriet das unschuldige Mittel in das
jetzige Vergessensein.
Wie bekannt wird die moderne Fleisch-
kohle in der Weise erhalten, indem man
möglichst vom Fette befreites Fleisch
mit zerkleinerten Ealbsknochen gemischt
in einem bedeckten eisernen Gefäße
röstet, so lange noch brennbare Dämpfe
daraus hervortreten und den erkalteten
Rückstand in Pulver verwandelt Wählte
man zu den Versuchen diese gewöhn-
liche gepulverte Fleischkohle,
so durfte es nicht Wunder nehmen,
wenn Tausende von Experimenten nega-
tiv ausfielen, denn dieselbe ist fast oder
vollständig tot gebrannt worden und
dementsprechend enthält sie, wie die
Chemiker sagen, nichts anderes als tote
Dinge. Dagegen wird man ein aktives
Produkt erhalten, falls man zunächst
getrocknetes Fleisch mit oder ohne Zu-
satz von zerkleinerten Enochen und
ohne Beachtung der sich entwickelnden
Dämpfe nur so mäßig röstet, daß das
Pulver der erhaltenen Eohle höchstens
wie das des Braunsteins aussieht. Diese
Fleischkohle enthält noch wirksame or-
ganische Substanzen und ist wahrschein-
lich auch dasselbe Produkt, welches von
den fiaA7^«77^ann'schen Aer2rt;en gebraucht
wurde. Ein solches Präparat ist natür-
lich keine vollkommene Eohle im chem-
ischen Sinne, aber diese unvollkommene
Eohle ist doch eine vollkommene Eohle
im Sinne als Heilmittel.
Hahnemann war ein gescheiter, er-
fahrener Großarzt seiner Zeit, Gründer
der Organotherapie. Warum sollte ein
Mann wie er war, die Welt betrügen?
Man wird ihm gewiß Dank zollen, so-
bald man nur seine Praxis näher stu-
diert.
Im folgenden will ich die Untersudi-
ungsergebnisse unserer Hanbikohle,
Oarbo animalis var. Trigono-
cephalis, die von mir untersucht
worden ist, mitteilen:
Vorprobe. Ek*hitzt man eine Messer-
spitze voll der genannten Eohle für sich
über einer kleinen Gasflsünme, so ent-
wickeln sie zunächst stediende, darauf
chloroformartig . riechende Dämpfe, wel-
che beim Annähern eines mit Salzsäure
befeuchteten Fichtenholzspans unter
Bildung weißen Nebels jenen rot färben
und welche in einem mit verdünnter
Säure gefüllten Apparat aufgefangen
weitere Reaktionen des Pyrrols liefern.
Auch beim Eochen der Eohle mit Mineral-
säuren treten Zersetzungserscheinongen
ihrer Bestandteile ein, je konzentrierter
die Säuren, desto stärker sind die Zer-
setzungen. Anders verläuft aber die
Sache mit organischen Säuren; so
können Bestandteile der Hanbikohle
mittels verdünnter Essigsäure unzersetzt
isoliert werden. Noch bequemer und
vollständiger als mit Essigsäure ge-
schieht dies durch Alkohol. Man muß
jedoch, um die Eohle völlig zu er-
schöpfen, wiederholt mit erneutem Alkohol
auskochen. Der erhaltene Auszug ist
klar und dunkelbraun gofärbt, von eigen-
tümlich aromatischem, unangenehmem
Gerüche und von tiefblauer Fluor-
escenz. Eingedampft hinterläßt er einen
glänzenden flmisähnUchen Rückstand
(in dünner Schicht bräunlich und durch-
sichtig), welcher etwa 3 bis 6 pCt von
der Eohle beträgt. Dieser verliert beim
Liegen merklich an Geitich, indem ein
Teil der flüchtigen Stoffe sich yeriiert,
und er wird mit der Zeit dermaßen
verändert, daß er an dem des Castoreum
erinnert. Unter dem Mikroskop be-
trachtet besteht der Rückstand vor-
nehmlich aus amorphen Massen und
daneben erblickt man einige Würfel
unorganischer Natur (ECl). Das wei-
tere Verhalten dieses alkoholischen Ex-
traktes, das ich kurzweg cMiraen-
1 0 i d i n > nenne, ist folgendes :
709
1. Mit einem Stückchen metallischen Natrium
verpufft und nach der Methode von Lasaigne
der Stickstoffprobe unterworfen liefert es ein
positives fiesultat (!).
2. Mit Wasser erwärmt löst es sich nur sehr
wenig auf. Die wässerige Lösung ist klar und
gelblich ge&rbt, blau fluorescierend, von neu-
traler Reaktion und von kaum merklichem bitter-
lichen Gepcomack.
3. In Aether, Benzol, Chloroform usw. ist es
auch nur in kleinen Mengen löslich. Verhäit-
pismäßig leicht löst es sich in Essigsäure und
in Alkalien, ohne jedoch mit ihnen Salze zu
bilden.
4. Die durch Behandeln des Extraktes mit
angesäuertem Wasser erhaltene Lösung gibt mit
Alkaloidreagentien Fällungen, aber alle bis auf
diejenigen mit Pikrinsäure und Platinchlohd
sind amorph.
Auch nach der Behandlung der alkoholischen
Extraktlösung mit Bleiessig und Entbleien des
Fiitrates usw. liefert es dieselben Alkaloid-
reaktionen.
5. Seine kalt gesättigte essigsaure Lösung mit
f^tem Ealiumbikarbonat versetzt ergibt einen
Niederschlag, welcher beim Schütteln mit Chloro-
form fast völlig in dasselbe übergeht. Der
durch Eindampfen der gesammelten Chloroform-
schicht hinterbleibende Rückstand ist gelblich
bis bräunlich, durchsichtig, etwas kristallinisch,
von schwach alkalischer Reaktion, besitzt aber
keine Neigung mit Kupferlösungen Kristall-
verbindungen einzugehen.
6. Mit Salzen wie Ealiumbitartrat unter Zu-
satz von Wasser behandelt bildete es auch keine
Doppelsalze. Der erschöpfte Rückstand besitzt
indes, obgleich schwach, doch aber deutlich den
Gerach nach Perubalsam.
7. Die alkoholische Lösung des Extraktes mit
konzentrierter Schwefelsäure, der Natriumnitrit
zugesetzt ist, unterschichtet gibt eine schön
blauviolett gefärbte Grenzzone.
8. Der in Aether lösliche Teil nach Verjagen
des Aetheis mit salzsänrehaitigem Wasser auf-
genommen, mit einem Ueberschusse ammoniakal-
ischer Silbomitratlösung versetzt und dann so
viel Ammoniakflüseigkeit zugetröpfelt, bis der
gebildete SUberniederschlag eben sich löst und
im Dunkeln bei Seite gestellt, ergibt nach Ver-
lauf von 2 bis 3 Tagen (oder länger) schön
perlmutterglänzende Schüppchen.
9. Beim Schmelzen mit Aetzkali erhält man
unter anderem Buttersäure und Benzoesäure,
welche beide auch nach dem Verseifen des
^rünglichen Extraktes mittels alkoholischer
Kalilauge nachweisbar waren.
10. Giftige Substanzen wie Cyanverbinduogen
waren nicht zu finden.
Wie es aus dem Gesagten ersichtlich
ist, ist der untersachte alkohollösliche
Bestandteil der Hanbikohle stickstoff-
halt i g und gibt Fällungen mit Alkaloid-
reagentien, und da er auch Butter- und
Benzoesäure enthält, so hat man es
hauptsächlich mit esterartigen Kör-
pern zu tun.
Vlxol, das bereits in Pharm. Centralh. 45
[1904], 707 erwähnt wurde, wird von The Vixol
Syndicate in London, Brixton Uill BW darge-
stellt. Dasselbe besitz-t nach Dr. Aufrwht
(Pharm. Ztg. 1905, 942) die Konsistenz der
Fluidextrakte, ist von dunkelrotbrmuner Farbe,
ziemlich klar, reagiert sauer, riecht aromatisch
süßweinartig und schmeckt süßlich bitter. Beim
Eindampfen eines Teiles der Flüssigkeit erhält
man ein rotbraunes Extrakt, dessen Geschmack
und Geruch an Sagrada-Extrakt erinnert. Der
kratzende Nachgeschmack kommt im Trocken-
rückstande mehr zur Geltung und dürfte ver*
mutlich von Lobeliakrautauszügen herrühren.
Bei der Untersuchung ergaben 100 com Vixol
16,87 Alkohol, 5 i, 88 Wasser, 1,24 Salpetersäure
(an Natron gebunden), 14,85 Zucker, 12,33
Pflanzenextraktiv; toffe und 2,83 Asche, die al-
kalisch redimierte und vorwiegend aus Sulfaten
und Alkalikarbonaten neben geringen Mengen
von Phosphorsäure, Chloriden, Calciumoxyd und
Eisenoxyd bestand. Atropin, Kokain, Morphin-,
Brom- und Jod salze waren nicht nachweisbar.
Die saure Flüssigkeit mit Aether ausgeschüttelt
hinterließ nach dem Verdunsten des letzteren
einen Rückstand, der sich in Ammoniakflussig-
keit mit kirschroter Farbe auflöste (Emodin?).
Aus der mit Natronlauge alkalisch gemachten
Flüssigkeit ging in den Aether ein amorpher
Körper von bitterem, tabakähnlichem Geschmacke
über. Er gab die aligemeinen Alkaioidreaktionen
und wurde durch Fröhde's Beagens violett ge-
fällt Mutmaßlich handelt es sich um Lobeiin,
das wegen Mangel an Material nicht sicher fest-
ge£^ellt werden konnte.
Demnach dürfte Vixol ein versüßtes Fluid-
extrakt darstellen, dessen wesentliche Bestand-
teile Salpeter, Lobeliakraut und Sagradarinde
sind. Andere Bestandteile waren mit Sicherheit
nicht nachweisbar. H. M.
Verfahren zur Darstelluii; von p- Jodoanisol
and p- JodophenetoL D. R. P. 161725, EL
12 q. Dr. A. Liebrecht in Frankfurt, p- Jodo-
anisol und p - Jodophenetol werden entweder
direkt oder nach Ueberführung in die Chlorjod-
bezw. Jodosoverbindungen mit Chlor, untercblor-
iger Säure oder ähnlichen oxydierenden Mitteln
behandelt oder die Jodosoverbindungen mit
Wasserdampf destilliert. p-Jodoanisol und p^
Jodophenetol haben stärkere antiseptische Wirk-
ung als Jodoanisol, ohne irgend welche Reiz-»
erscheinung zu zeigen. Sie bilden glänzende
weiße Blättchen, sind unlöslich in Alkohol und
Aether, schwer löslich in kaltem, leichter in
heißem Wasser und lassen sich aus Essigsäure
Umkristallisieren. Bei etwa 225 <) C zersetzen
sie sich unter Explosion. A. SL
710
je ] 5 Teüe.
i
Die neue österreichische
Pharmakopoe
(Pharmacopoea Austriaca. Editio Octava).
Besprochen von Dr. Ö. Weigel.
(Schluß von Seite 683.)
A) Vorschriften aus der Ph. Austr. VIII
fOr oflizinelle Präparate.
Antipyrmam Cofremo-citrictmi (Migraenin).
Antipyrinum 90 Teile
Coffeinum 9 >
Addam citricum 1 Teil
Aqua q. s.
Die Bestandteile werden in der nötigen
Menge Wasser gelöst, die Lösung filtriert
und zur völligen Trockene verdampft
Aqua carminativa.
Folia Menthae piperitae 1
Flores Chamomillae Roman.
Fruotns Foeniculi
» Goriandri
» Carvi
Gortex Aurantii Fruotus
Das Oemisck dieser zerschnittenen bezw.
grob zerstoßenen Drogen soll, mittels Dampf-
strom destilliert, 1000 Teile Aqua carmi-
nativa ergeben.
Ceratum Cetacei.
Getaceum \
Gera alba ije 100 Teile.
Oleum Sesami J
Bei gelinder Wftrme zu schmelzen und
in Tafeln auszugießen.
CoUemplastrum adkaesivum.
Oleum Resinae empyrenmatici
(Harzöl) 6 Teile
Resina elastica depurata
(Kautschuk) 10 »
Aether Petrolei 45 »
sind in gut verschlossener Flasche innerhalb
einiger Tage durch häufiges UmschQtteln zu
lösen. Dieser Lösung fOgt man folgende
durch gelindes Erwärmen erhaltene Mischung
zu:
Balsamum Gopaivae
Golophonium
Adeps Lanae
Gera flava
Sandaraca
Radix Iridis pulv. subt. 9 »
Aether 16 »
Man mischt das Ganze, bis eine gleich-
mäßige Masse daraus entstel.t. Auf Lint
I je 4 TeUe
}"
gestrichen, läßt man den Aether bei ge-
wöhnlicher Temperatur verfliegen.
Collemplastnun saUcylatum.
Addum sallcylicnm 4 TeUe
werden mit
Aether Petrolei 20 >
fein verrieben und mit
Massa Gollemplastri
adhaedvi 100 »
in einer Flasche durch kräftiges Sehfltteln
gemischt. Auf Lint gestrichen, läßt man
den Petroläther bd gewöhnlicher Temperatur
verfliegen.
CoUyrlum adstringens luteum.
Zincum sulfuricum 5 Tdle
Ammonium chloratum 2 »
werden in
Aqua 890 »
gelöst; diese Lösung wird mit dner soleheD
aus
Gamphora 2 Tdle
in Spiritus dilutus 100 »
gemischt. Dem Ganzen setzt man
Grocus 1 Tdl
zu, mazeriert unter häufigem ümscbfitteln
24 Stunden lang und filtriert.
Eleotuarium lenitivum.
Pulpa Prunomm (vergl.
diese später) 4 Teile
» Tamarindorum de-
purata 2 »
Succus Sambud 2 >
Folia Sennae pulv. 1 Tdl
Tartarus depuratus 1 »
Mel depurat. q. s. zur Latwerge.
Man mischt sorgfältig and erwirmt
1 Stunde lang im Dampfbade.
Emplastrum adhaesiTom.
Emplastrum Lithargyri 100 Tdle
Adeps Lanae 10 »
Gera flava 10 >
werden bd gelinder Wärme gesefamolzea.
Anderersdts schmilzt man
Terebmthina 10 Tdle
Golophonium 10 >
Dammamm 10 >
und vereinigt bdde Mischungen in flfisrigeiB
Zustande. Das Pflaster ist zu kolleren
halb erkaltet zu strdchen.
711
IiLfusam Seniiae cum Hanna.
Folia Sennae concisa 12 Teile
Aqua 100 »
werden 12 Stunden mazeriert und kollert.
Der Kolator fflgt man
Manna 15 Teile
Magnesinm carbonienm 1 Teil
zo; erwärmt bis zum Kocben und filtriert.
Liidmentum ammoniatom.
Liquor Ammonii oaustici 20 Teile
Oleum Sesami 80 »
Durch kräftiges Schütteln zu mischen.
Liquor Capiici compositus.
(Linimentnm Gapsiei compositum.)
Fructus Capsici pulv. gross. 100 Teile
» Piperis nigr. » » 100 »
Sapo kalinus 25 »
Gamphora 25 »
Spiritus 800 »
werden 8 Tage digeriert und der abge-
preßten Fiflssigkeit zugesetzt:
Eugenol (Ol. Garyophyll.) 5 Teile
Oleum Rosmarini 5 »
Cinnamalum (Zimtaldehyd bezw.
Ol. Gassiae 1 Teil
Liquor Ammonii caustici 200 Teile
Nach dem Mischen zu filtrieren.
Ozymel Scillae.
Extraotum Scillae 1 Teil
löse man in
Acidum acetieum 1 »
und fOge nach erfolgter LOsung zu:
Mel depuratum 98 Teile.
Pulpa PruBorum.
Fructus Prunorum siccati et concisi wer-
den mit Aqua q. s. unter Umrühren zer-
kocht, der Fruehtbrei durchs Sieb (Nr. IV)
gerieben und m einer Porzellanschale auf
dem Dampfbade zur Konsistenz eines dicken
Extraktes emgedampft.
3 Tdle dieser Pulpa inspissata sind mit
1 Teil Saccharum album pulv. zu vermisdien
und zur richtigen Pulpakonsistenz einzu-
dicken, d. h. soweit, daß 100 Teile Pulpa
Prunorum beim Trocknen bei 100 ^ C nicht
mehr als 40 Teile an Oewicht verlieren.
Sebum saücylatum.
Sebum ovile liö Teile
Benzo6 1 0 »
werden im Wasserbade 1 Stunde digeriert,
kollert und in der Kolatu/ gelöst:
Acidum salicylicum 2 Teile.
Berum Lactis.
(Molken.)
Lac vacdni recens 100 Teile
werden zum Rochen erhitzt und bei Beginn
des Siedens
Acetum 1 Teil
zugesetzt.
Nach erfolgter Gerinnung seiht man die
halberkaltete FiQssigkeit durch und schüttelt
sie (behufs Klärung) mit der nötigen Menge
zu Schaum geschlagenen Hühnerei weißes.
Nach nochmaliger Kolatur stumpft man die
Säure mit
Magnesia carbonica q. s. ab und filtriert
(in erkaltetem Zustand).
Bei Serum Lactis acidum ist die
Magnesia fortzulassen.
Species amaricaates (amarae).
Herba Absynthii \
» Gentaurii minor. > je 20 Teile.
Gortex Aurantii Fruct. '
Folia Trifolii fibrin.
Rhizoma Galami
Radix Gentianae
Gortex Ginnamomi 5 »
Die Bestandteile werden in zerschnittenem
Zustande gemischt.
Spiritus Saponis kalini
Oleum Lini 35 TeUe
Kalium caustic solutnm
(1 + 2 Aqua) 20 »
Spiritus dilutus 44 »
werden kräftig geschüttelt und mehrere
Stunden zum Absetzen beiseite gestellt. Nach
erfolgter Verseifung fügt man
Oleum Lavandulae 1 Teil
zu und filtriert.
Sirupus Sennae compositus.
(Sirup. Sennae cum Manna.)
Folia Sennae concisa 10 Teile
Fructus Anisi stellati
i concisi 1 Teil
' Aqua 100 Teile
werden 12 Stunden unter häufigem Schütteln
mazeriert, dann kollert. In der Kolatur
sind unter Aufkochen zu lösen:
Manna 2 Teile
Saccliaruui album 15 »
}'•
10
712
Suppositoria Glycerini.
Natrium oarbonicnm cryBt. 5 Teile
Stearinnm 9 »
werden auf dem Waaserbade in
Glycerinum 100 »
gelM^ d. h. bis zur erfolgten Veneifong
erwfinnt.
Ans dieser Masse sind Sappositorien im
Gewichte von je 2 oder 3 g zu formen.
Tela sericea adhaesiva. *
(Emplastmm Anglicum.)
IchthyocoUa minnt. ooneis. 50 Teile
werden auf dem Wasserbade in
Aqna 1000 »
gelöst^ die L(toung abgeseiht und mit
Olyoerinum 3 Teile
versetzt
Mit dieser dnrch gelmdee Erwfirmen flfissig
zu haltenden Mischung sind 5000 Dem
Seidentaffet (schwarz, weiß oder rosa) mittels
breiten Pmsels in bekannter Weise (naeh
jedem erneuten Bestreichen muß der vorher-
gehende Ueberzug eingetrocknet) sem, zu
bestreichen.
Die RQckseite des Taffets ist nachträglich
mit einer Mischung aus
Tinctura Benzol 10 Teile
Spiritus 20 »
Balsamum Peruvian. 2 »
zu bestreichen.
Tinctura Absinthii compositum.
Herba Absiothii 10 Teile
Cortex Aurantii Fruct 4 »
Rhizoma Galami 2 »
Radix Gentianae 2 »
Cortex Oinnamomi 1 »
Spiritus dilutus 100 »
Die zerkleinerten Drogen sind mit dem
Weingeist 8 Tage zu mazerieren.
ünguentum aromaticum.
Herba Absinthii concis. 100 Teile
werden mit
Spiritus dilutus 200 »
befeuchtet und mit
Adeps suillus 700 »
unter fortwährenden ümrfihren bis zum
Verschwinden des Befeuehtungsmittels er-
wärmt. Man kollert, preßt ab und lOst in
der flQssigen Masse
Gera flava 180 Teile.
Diesem halberkalteten Gemisch werden
zugemischt:
Oleum Ijauri (express.) 88 Teile
» Jjavandulae |
» Menthae piperit ( «^ g
» Rosmarin! j '
» Juniperi )
ünguentum Vaphtholi compositum.
/^-Naphthol 10 Tdle
Calcium carbonienm 5 »
Sapo kalinus 28 »
Adeps suillus 57 »
Die Salbe ist stets frisch zu bereiten.
Vinum Chinae ferratom.
Gelatina alba 1 Teü
wird in
Aqna fervida 20 Tefle
gelost und mit
Vinum Malagense
aureum 955 »
gemischt Nach 24stQndigem Stehen fflgt
man eine LOsung von
Ghininum ferro-citri& 5 Teile
in Aqna 20 »
hinzU; mischt; läßt das Gemisch unter Öfterem
Umschfltteln mmdeetens 14 Tage am kfibiea
Ort stehen und filtriert es sehließlidi.
Vinum Conduraago.
Extractum Condurango
fluidum 10 TeUe
Vmum Malagense
aureum 90 »
Das Gemisch ist unter öfterem UmscbQtteln
8 Tage stehen zu lassen und dann ra
filtrieren.
Vinum Cascarae sagradae.
Extractum Cascarae
sagrad. fln'd. 20 TeUe
Vinum MalagCLse
aureum 30 »
Snnpus Aurantii oortic, 10 »
Das Gemisch ist 8 Tage unter Öfterem
ümschfitteln stehen zu lassen und zu tQtrieRO.
B) Vorschriften au8 dem der Pb.Aiietr.VIII
beigegebenen «Elenchus».
Emplastmm ad olaTOi.
Acidum salieylicum 10 Teile
Emplastmm lithargyri
comp. 40 »
» saponatum 50 »
713
Globnli oamphorati.
Ammonium chioratam 2 Teile
Alamen 4 »
Gamphora trita 4 »
Plumbum oarbonioum 30 >
Calcium » 60 »
Aqna q. s. zur Bereitung der Globnli im
Gewichte von je 25 g.
Lanolimentum leniens.
Adeps Lanae
Vaselinum flavum
Aqua Aurantii flor.
» Roaae
Miztnra odorifera q. 8.
50 Teile
50 *
25 »
25 »
Mel rosatum.
Acidum tannieum
löst man in
Mel depuratnm
und fQgt hinzu :
Oleum Rosae
1 Teil
999 Teile
2 Tropfen.
PastiUi Tamarindorum
compositi.
Pulpa Tamarindomm
depnratum 5 Teile
Folia Sennae pulv. Bubt. 1,5 »
Saccharum alb. pulv. 2,5 »
Amylum Tritid 0,5 »
Bind zu miacheD, im Waaaerbade zu einer
gleichmäßigen Masse zu rühren und aus
dieser Pastillen im Gewichte von je 2,5 g
zn formen, welehe man mit Schokolade
überzieht.
Pilnlae odontalgioae.
Menthol 2 Teile
Radix Pyrethri pulv. subt. 2 »
Resina Guaiaci > » 2 »
Gera flava liquata 4 »
Eugenol (Ol. Garyoph.) 10 Tropfen
Oleum Gajeputi 10 >
Aus dieser Masse sind Pillen im Gewichte
von je 0,03 g zu formen, welche man mit
Nelkenpuiver bestreut
Pulvis adspersorius cum Bismuto
subgallico.
(Dermatol-Streupulver.)
Bismutum subgallie. 20 Teile
Taicum pulv. 80 »
FnlviB «adspersorius salioylatus.
Acidum salicylicum 2 Teile
Rhizoma Iridis pulv. subt. 10 »
Zinc. oxydatum 20 »
Amylum Tritid 28 >
Taleum pulv. 40 »
Pulvis digestivus.
Sal Garolinum factit. pulv. 1 Teil
Natrium bicarbonicum 3 Teile
Elaeosaccharum Menthae
piperit 1 Teil.
Pulvis Ouaranae oompositus.
Pasta Guaranae pulv. subt. 5 Teile
Natrium salicylicum 3 »
Ghininum bisulfuric 2 »
Dieses Pulver wird in Amylkapseln von
je 1 g Inhalt verabrmcht
Bpeeies carminativae.
Flores Ghamomillae vulgär. 10 Teile
Fructus Foeniculi 10 »
Radix Althaeae |
Rhizoma Graminis > je 20 »
Radix Liquiritiae )
Speoies puerperales.
Flores Verbasci 10 Teile
Semen Melonum 10 >
Rhizoma Graminis 20 »
Radix Liquiritiae 20 »
Species Althaeae 40 »
(Letztere bestehen aus: Fol. Althaeae 55,
Radix Althaeae 25, Radix liqukitiae 15,
Flores Malvae 5 Teile.)
Speeies stomachioae.
Cortex Ginnamomi l ;a i Teil
Folia Menthae piperit. i *
Herba Gentaurii minoris 2 Teile.
Sirupus Cocoionellae.
Goccionellae pulv. 10 Teile
Kalium carbonic. pur. 1 Teil
Aqua Rosae 150 TeUe
» Ginnamomi 150 »
werden 4 Stunden lang miteinander digeriert,
filtriert und im Filtrat unter Aufkochen
gelöst :
Saccharum album 160 Teile
Alumen 0,1 Teil.
714
»
Sirnpus Onaiaco-i coiffpositas.
Kaliam sulfogaaiacolum 10 Teile
Bind in
Aqua 40 »
zu lösen und der Lösung
Sirupus Aurantii cortic. 100 »
zuzusetzen.
Sirupus pectoralis.
Aqua Laurocerasi dilut.
(1 + 19 Aqua) 5 Teile
Mucilago Gummi arabic.)
Sirup. Coccionellae (s. dies.) je 20 ^
» Senegae |
» Aurantii flor. 35 >
Sirupus Thymi compositus.
Extractum Thymi fluid. 10 Teile
Mel depurat. 20
Sirupus Simplex 70
Tabulae Liquiritiae cum Ammonio
chlorato.
Gummi arabicum |
Saccharum jje 100 Teile
Succus Liquiritiae depur. |
werden in
Aqua q. s. gelöst, die Lösung bis zur
Konsistenz einer Paste eingedickt und dann
mit
Ammonium chloratum 20 Teile
vermischt.
Aus der trockenen Paste formt man in
üblicher Weise Tabletten; die mit Eiaeo-
saccharum Anisi stellati zu überziehen sind.
Tiactura Cajeputi oomposita.
Anethol ]
Oleum Cajeputi > j
Juniperi |
Mixtura sulfurica acida 2
Spiritus aethereus .S4 >
Tinetura Cinnamomi 40
Tinctura gingiyalis.
Fructus Anisi stellati pulv. gross.!
Caryophylli » ^ \,
Gortex Cinnamomi » ^ /je 25 Teile
Radix Ratanhiae ^ > /
Coccionellae » 10 »
Kesina Guaiaci » , 10 ^
je 8 Teile
y>
werden mit
Spiritus 1000 Teile
8 Tage digeriert, abgepreßt^ filtriert und
dem Filtrat zugesetzt:
Thymol 1 Teil
Chloroform 5 Teile
Anethol 2 >
Ol. Menthae pip. 10 ^
Tinotura odontalgica.
Menthol 5 Teile
Eugenol 5 >
Chloroform 20 >
Aether 20
Tinctura Guaiaci 50
Tinetora stomachica.
Cortex Aurantii Fruct 20 Teile
» Cinnamomi 4
Vinum Malagense aur. 100
werden 8 Tage digeriert, abgepreßt und
durchgeseiht. In der Kolatur sind zu 15660:
Extractum Centanrii minorisi
Gentianae | je 2 Teile
Trifolii fibrini
Kalium carbonicum pur.
1 TeiL
Nach 8 tägigem Stehen ist das Gemisefa
zu filtrieren.
ünguentum ad pemionea.
Adeps Lanae 60 Teile
Oleum camphoratum 10
Balsamum Perumnum 15
Tinotura Opii crocata i
Plumbum aoetic. basie. |
solut.*) < J® ^
Oleum Petrae album
(
*) Die Vorschrift hierfür in Ph. Au&tr. Vil
lautet :
30 Teile Plumbum acetictim
10 > Lithaiigyrum pulr.
100 » Aqua fervida
werden zusammen verrieben und solact:'- *^'
wärmt, bis die Mischung eine milch weü e B'^
ung annimmt. Nach Ersatz des venlaiDp^*'^
Wassers wird die Flüssigkeit abfiltriert 'M'
Liquor Plumbi subacetici. Sehriftieiiunif.)
715
Spezialitäten.
A. Fharmaseutische«
iDtleatarrh - Pastillen von K, Engelhard in
Frankfurt a. M. bestehen aus Ooldschwefel,
Senegaextrakt, Glycyrrhizin und Ipecacaanha-
sirup.
Aayier^s Petroleum -Emaldoii, bereits in
Pharm. Centralh. 44 [1903], 174 erwähnt, wird
Dach Stummer (Pharm. Ztg. 1906, 267) bereitet
aus : 11,4 g Caiciumhypophosphit, 11,4 g Natriam-
bypopbosphit, 120 g arabisches Oommi, 3,6 g
Tragant, 240 g fJüssiges Paraffin, 24 Tropfen
ZimtÖl und destilliertes Wasser bis zu 720 g.
Aatigoii sind nach Hygiea 1906, Nr. 2, 2proc.
Albarginstäbchen, die nach der Einführung in
die Harnröhre schmelzen und gegen Tripper
schützen sollen. Darsteller: Apotheker Kronau
in Nörköping (Schweden).
Artrolo nennen Dr. Serono S Oie, in Turin,
Yia Peloo 122, ein Mittel gegen Rheumatismus,
Gicht und Nervenschmerzen, dessen Zusammen-
setzung unbekannt ist
J. Bayerns Kftlbertropfen gegen Durchfall
der Tiere zeigt Apotheker O. Stahl in Metz ohne
Angabe der Zusammensetzung an.
Benzon's Malzextrakt enthät nach Münch.
Med. Wochenschr. 1906, 833, in Procenten 56,2
Maltose, 17,2 Dextrin, 0,875 Stickstoffkörper und
0,6 Milchsäure.
Bergholz' Tannenäther besteht nach Ztschr.
d. Allgem. österr, Apoth.-Ver. 1906, 317 aus :
5 g Oleum Pini silvestris, 2,5 g Oleum Terebin-
thinae rectifioatnm, 3 g Aether acetious und
125 g Spiritus Tini.
Bitterwein nach Prof. Bersch wird nach
Pharm. Post 1906, 110, wie folgt bereitet: 20 g
Eardobenediktenlraut, 20 g Tausendguldenkraut,
20 g Fieberklee, 10 g Saswifras, 10 g Helenen-
wurzel, 10 g Gewürznelken, 12 g Wacholder-
beeren, 10 g Orangenschalen, 10 g Zitronen-
schalen und 10 L Spiritus sind acht Tage zu
digerieren und darauf zu filtrieren.
BÖsrauff^s Hnatentee besteht nach Pharm.
Post 1906, 277 aus : 400 g Süßholzwurzel, 200b
Eibischwurzel, 50 g Mohnkapseln, 200 g Islän-
disch-Moos und 200 g Carrageen.
Bronehial- Tabletten von K Engelhard in
Frankfurt a. M. Jedes Stück enthält: 0,015 g
Ipecacuanhawurzel, 0,005 g Goldschwefel, 0^003 g
Benzoesäure, Kastanienei^rakt und äthensches
Oel.
Caehets Silyer enthalten eine Zubereitung
aus: Sizygium jambolanum. Anwendung: gegen
Zuckerkrankheit. Darsteiler: Phannacie Simonnet
in Paris, 222 Faubourg St. Martin.
Caseara Tonle laxatlTe Globales. Gelatine-
kapseln, enthaltend je 0,18 g des wirksamen
Körpers von Caseara sagrada. Darsteller: Parke,
Davis db Go. in Detroit.
Catarrh-Pasüllen mit Emaer Salz von K.
Kngelhard in Frankfurt a. M. Eine Pastille
besteht aus : 0,2 g Emser Salz, 0,02 g Menthol
und Zucker bis zu 1 g.
BietPs Magentee besteht nach Pharm. Post
I9ü6, 125 aus: 40 g Herba Gentaureae minoris,
20 g Herba Menthae piperitae und 20 g Cortex
Ginnamomi.
EUxir Urltone eomponnd. Eine Fluidunze
(etwa 30 ccm) dieses Elizirs bereiten Parke,
Davis db Co, in Detroit aus : 0,6 g Üritone
(Hezamethylentetramin), 4,2 g Saw Palmetto
Berrles, 1,8 g Sandelholz und 7,2 g. Com Silk.
Engler's Bromalln ist eine Lösung von 4 g
Ealiumbromid in 100 g Orangensaft.
Franenplllen, die in England zur Fruchtab-
treibung angewendet werden, enthalten : Diachy-
lon und Aloö bezw. Koloquinten oder ähnliche
Stoffe.
GastPs Blatreinl^nngstee besteht nach Kreyi-
8chy (Pharm. Ztg. 1906, 492) aus: 1 kg Folia
Sennae Alexanirinae, 400 g Foliculi Sennae
Alexandrinae, 500 g Jujubae, je 600 g Passulae
minores, Semen Mclonum, Kadix Liquiriüae und
Cortex Frangulae, 1 k^ Hordeum perlatum oder
je 1 Teil FoUa und Fohculi Sennae Alexandrinae,
Lignum Sassafras, Semen Peponicum, Coitex
Rhamni Frangulae und je Vt ^^i^ Radix Liqui-
ritiae und Fructus Anisi.
Geisha. Unter diesem Namen zeigt Ernst
Walter, Inhaber W, Dreßler in Halle a. 8. 6 A,
ein Menstruationspulyer an mit der wörtlichen
Bemerkung: cBestell. Japan, adl. Romey puly.
u. sterilis.»
Glyeonea sind mit Wachs überzogene Glycerin-
Stuhlzäpfchen, die einzeln in Meine Kartons
verpackt sind.
Hermann's Pferdegeist ist nach Ztschr. d.
Allgem. österr. Apoth.-Ver. 1906, 326 eine
Flüssigkeit aus: 1 Teil Kampher, 80 Teilen
Arnikatinktur und 20 Teilen Seifenspiritus.
Hnstenpaalillen yon K Engelhard in Frank-
furt a. M. Jede Pastille besteht aus: 0,0015 g
Kodein, 0,01 g Ipecacuanha- Aufguß und Zucker
bis zu 1 g.
Inflnenza- Pastillen von K. Engelhard in
Frankfurt a. M. bestehen aus: Phenacetin, Sa-
lipyrin, gezuckertem Kakao und Yanillin.
Kel^rofen - Tabletten dienen zur Kefir-Be-
reitung. Darsteller: Apotheker Arthur Rosen^
berger, Chemisch-pharmazeutisches Laboratorium
im Ostseebad Misdroy.
Kinff's Bltterslmp ist nach Ztschr. d. Allgem.
österr. Apoth.-Ver. 1906, 214 ein je 1 pCt En-
zian- und Kalmustinktur enthaltender Pomeran«
zenschalen -Sirup.
Kinlo's Fnß-Zngpflaster wird von The Qood
Health Ällianee in London E. C, 124 Holbom,
gegen Rheumatismus und ohne Angabe seiner
Bestandteile in deutschen Zeitungen mit großer
Reklame angepriesen. H. MentxeL
(Fortsetzung folgt.)
71G
Zur Auslegung
pharmazeutischor Gesetze usw.
(Fortsetzung von Seite 694.)
249. Aüküiidigniig von Oeheimmittela.
Vom Landgericht Oppeln war eine Ver-
nrteilong erfolgt wegen Ankündigung von
Hoffmann^B Tabletten und Eugie's
Nectar. In der Enfsoheidung war ange-
fflhrt, die Polizeiverordnung^ die das Ankün-
digen von Oeheimmitteln untersagt; solle
verhüten, daß das Pablikum in Krankheits-
fällen zu wertlosen Bütteln greife und ver-
säume, sieh rechtzeitig an einen Arzt zu
wenden; auch könnten nach Aussage des
Sachverständigen die Mittel direkt schädlich
wirken. Auf die Revision des Angeklagten
hin wurde aber die Vorentscheidung aufge-
hoben und die Sache an das Landgericht
zurflckverwiesen, denn die betreffende Polizei-
verordnung sei mit Rücksicht auf Personen
ergangen ; welche ohne Approbation die
Heilkunde ausüben; es sei zu untersuchen,
ob das hier der Fall sei. (Pharm. Ztg.
1906, Nr. 10.)
Stabsarzt a. D. Dr. U. war wegen An-
preisung des Barellä'wiien Pulver angeklagt,
vom Schöffengericht zu Lüchow verurteil^
vom Landgericht zu Lüneburg jedoch frei-
gesprochen worden. Die Sachlage ist fol-
gende. In Tageszeitungen erschien die An-
zeige: «Magenkranke schreiben an die seit
25 Jahren bestehende Spezialfirma BareHa-
Berlin ; Auskunft unentgeltlich». Anfragende
erhalten durch Vermittelung des Dr. U> eine
Druckschrift: «Ratschläge für Magenkranke», '
in welcher Barella's Pulver angepriesen
wird, das bekanntlich ein Gemisch aus Na- '
trium bicarbonicum, Natrium chloratum, '
Magnesium carbonicum und Calcium car- '
bonicum ist ; beigefügt ist eine Anweisung, <
das Pulver aus einer Apotheke zu beziehen.
Das Landgericht führte nun in seinem frei-
sprechenden Urteil aus: Von einer öffent-
lichen Anpreisung kann in diesem Falle
nicht die Hede sein, da in der Anzeige das
Pulver nicht genannt sei, selbst eine in-
direkte Ankündigung liegt nicht vor. Ferner
liegt kein Vergehen gegen den ErlaS vom
8. Juli 1903 betr. Verkehr mit Oeheim-
mitteln vor, denn dieser Erlaß bezieht sich nur
auf Apotheken. Weiter liegt kein Verstoß
gegen die Verordnung vom 22. Oktober
1901 und gegen § 367 (3) des StrafgeeeU-
buches vor, denn der Käufer wird an Apo-
theken gewiesen. Aueh die letzte Instanz,
das Kammergerieht, trat in der Hauptsache
der Vorentscheidung bei. (Pharm. Ztg. 1906,
Nr. 14.)
250. Fälschung Ton Xorphinrezepten.
Das Landgericht II zu Berlin hat auf gnud
ärztliehen Outaohtens entschieden, dafi Mor-
phinsüchtige zwar an sich znrechnungitthig
sind, aber nieht, wenn sie Handlungen vor-
nehmen, deren Endzweck es ist, sieh Mor-
phin zu versehaffen. Daraufhin wurde eise
der Urkundenfälschung angeklagte
Morphinistin freigesproehen, die neh
auf dem Rezeptblatt eines Arztes eine Mw-
phinverordnung selbst ausgestellt und mit
der Unterschrift des Arztes versehen hatte.
(.Pharm. Ztg. 1906^ Nr. 36.)
251. Umgehung der Verordnung aber
den Verkehr mit Anneimitteln. Vier
Hamburger Drogisten versuchten die Kaiserl.
Verordnung und die Hamburger Medianai-
verordnung zu umgehen, indem rie für Ham-
burger Pflaster^ Hamburger Tee, Blutraisig-
uligstee, Kinderpulver, Opodeldok usw. sob-
stituierten und unter der Bezeiehnnog
«Ersatzmittel für ...» verkanfteo.
Trotzdem in der Verhandlung die 3 Sach-
verständigen bekundeten, daß die Kaieeil.
Verordnung Sehutz des Publikums vor
minderwertigen Nachahmungen bezweeke^
daß die Anwendung der Surrogate ttilireiM
eme unangenehme Nebenwirkung zur Folge
habe, daß eine Anpreisung der Soirogate
dem Publikum gegenüber ab Irrefflhnug
über den eigentlichen Wert bedeute und daü
ein Ersatzmittel niemals dem eohten Mittel
gleichkomme — zog der Staatsanwalt die
Anklage zurüdi, worauf Freispreebnng
der Angeklagten erfolgte, denn die Ange-
klagten bestritten die Absicht einer Tlofleh-
ung und wiesen auf den billigen Ve^v^
preis hin, sowie auf die Beaeichnang als
Ersatzmittel. (Pharm. Ztg. 1905, Nr. 39.)
(Ein neuer Kniff ! Schriftleiiung.) i. S(.
Pepsorthin besteht aus P^paln, Mag-
nesiumperoxyd, Benzonaphthol und Natrium-
bikarbonat. P. Rodari empfiehlt dies Mittel
in Berlin, kl. Wochenschr. 1906, 950 b«
Mangel an Pepsin und Salzsäure. Dantalkr:
Sanieret Laboratorium in Oenf. K IL
Chromo-Sacoharometer „Bapid"
nach Bendix nnd Schuten heim.
Du Cfaromo-Saccharometer soll znrruchen,
aber nur annAhernden Beetimmiing dee
Znokera im Harn dienen, wobei der Fehler
Xm. einiger Uebnog aogebUcb niemals 0,5
pGt Obersehratet.
Das Priuup des Apparates ist die koloii-
metrische Verwendmig der bekannten Moore-
Bchen Probe.
Die Handbabnng dee nntenstehend ab-
gebildeten Apparat« geschieht folgender-
maßen:
1. Man prfift den Harn snnftchst aaf das
Vorhandensein von Tranben zueker.
2. Dann kocht man gleiche Tdlo dee
Euckerhaltjgen Harns mit 10- bis 15proe.
Kali- oder Natronlauge 1 bis 2 Uinnten
lang nnd laßt abkflhlen.
3. Hit der mehr oder weniger bninn ge-
flrbten Flüsrig^eit wird daa eingeteilte Qlas
bis znr Harke 5 =: 1 pCt aufgefflllL Ist
die Farbe gleich oder heller,- wie die dee
beigegebensn VergleiobsrShrohene, so beträgt
der Zuckergehalt 1 pCt oder weniger. Ist
sie aber dunkler, so wird sie mittels der
bdgegebenen I^pette mit Wasser bis znr
Farbengleiobhüt verdfinnt. Der FIOBBtgkdts-
stand an der Einteilung ^bt unmittelbar
den Znckergehalt in Procenten an. KOnst-
liche Farbstoffe wie PhenolphthaielnprSparate,
Pnrgatin, k&nnen die Bestimmung beein-
Der Preis des Apparates, dessen Name
gesetzlich geechfitzt und der zum Patente
angemeldet ist, betr> 9,50 Frank. F.
aaekäßtberiehte ton C. Fr. Hausmann,
St. Gallen, 1906, 31.
Oel- Zerstäuber
für Nase und Atmnngaorgane.
Hit Hilfe des untenstehend abgebildeten
Apparates gelingt es, Slige und balsamische
Mittel in denkbar feinster Zerst&nb-
II ng in die oberen Luftwege einzufOhren.
Der Preis des Apparates betrSgt 4,80 Fr.,
der eines Eisatzballons 1,S0 Frank. P. '
Oeachäfttbtrichie von C. Fr. Eautmann,
St. Gallen, 1906, 32.
Die Verwendui^ von Natrium*
hydrosulfit in der Oasanalyse
empfiehlt H. Franxen (Chem.-Ztg. 1906,
Rep. 210). Fflr die Absorption von Sauer-
stoff sind in Anwendung alkalische Pyro-
galloltOeang, Knpferoxydulammoniak, Phos-
phor und ChromcblorOr. Classen erwAhnt
in den ausgewählten Methoden auch Natrium-
bydroBulfit, aber ohne Literatnrangabe. Die
Absorption findet nach der GIdobnng;
NajSzOi + H2O + 0 = ZNaHSOs
statt, so daß ans 1 Hol. Natrinmbydrosuint
2 Hol. saures Natriumsulfit entstehen. Hier^
nach kann 1 g Katrin mbydrosulfit etwa
64 ocm Sauerstoff absorbieren. Vor
Pyrogalloll hat es folgende Vortmle : grOßere
Billigkeit nnd schnelle Absorption b« nie-
derer nnd hoher Temperatur. Vor Eupfe^
oxydulammoniak hat es den Vorzug, daß
man auch koblenoxydhaltige Gase damit
analysieren kann. Dem Fhosiriior gegen-
I Dber besitzt es grSßere Abaorptionsnhigkeit
bei niederer Temperatur nnd wird von Sub-
stanzen, die eine Oxydation des Phosphors
verhiDdem, nicht beeinflußt. —he.
718
II a h r u n g s m i 1 1 e i - C h e m i e.
Vemtrertung von Kohlstrunk.
Der Strunk oder Paiks von Weißkohl
wurde früher^ wie aus einem Aufsatz über
«die Herstellung von Dörrweißkobl» in der
Konseryen-Ztg. 1906, 384, zu ersehen ist,
als Abfall verworfen. Jetzt wird er in
gleicher Weise wie Kohl selbst verwertet
und zwar soll die Sanerkrautfabrikation da-
mit den Anfang gemacht haben. Bei Her-
stellung von Dörrweißkohl wird der Strunk
vom Bohrer weg in Körben oder sonstigen
Behältern aufgefangen, auf die Feinschnitt-
maschine (Sauerkohlschneidemaschine) ge-
bracht, zu feinen Blättchen geschnitten, roh
getrocknet und dem Dörrkohl beigemischt.
«Nur ein geObtee Auge wird das Vorhanden-
sein von gedörrtem Strunk im Weißkohl
feststellen können. Will man diese Misch-
ung jedoch aus irgend welchen Gründen
^ nicht vornehmen, so läßt sich der gedörrte
Strunk auch sehr gut zu billigeren Julienne-
mischungen, Bünthuhn usw. verwenden. In
jedem Falle macht sich diese Verwertungsart
reichlich bezahlt.» p. 8,
(Dies ist ein klassisches Beispiel, wie
Nahrungs- und Genußmittel verschlechtert
werden. KohlstrOnke verfüttert man für
gewöhnlich ins Vieh! Jedenfalls muß die
Verarbeitung von 'Kohlstrünken zu Dörr-
weiiikohl auf grund von § 10 des N.-M.-O.
deklariert werden. Schriftleitung.)
Die Zersetzungsvorgänge bei
Teigwaren.
Eine Eierteigware, die äußerlich durch das
Fehlen des elastischen Bruches und einen
gewissen Feuchtigkeitsgehalt auffiel und die
bei der Analyse ans den Zahlen für Aether-
extrakt und aus dem Gholesteringehalte auf
den Gehalt von einem Ei auf Y2 ^g ^^^
schließen ließ, zeigte nach einer Arbeit
Lepere's gleichwohl den niedrigen Lecithin-
phosphorsäuregehalt von nur 0,0280 pCt.
Eine andere Probe gleicher Herkunft zeigte
denselben Feuchtigkeitsgehalt (16 pCt) und
0,035 pGt Ledthinphosphorsäure. Während
nsLi^ ^Beythien und Wrampelmeyer der
Wert des Weizenmehles im allgemeinen
mit 0,0165 pCt Ledthinphosphorsäare io
Rechnung gestellt werden muß, wonach sich
für eine Teigware mit nur einem Ei immer
noch mindestens 0,042 pCt derselben er-
geben, zeigen also die obigen Werte einen
ganz auffällig niedrigen Gehalt, während
doch aus Aetherextrakt und GholeBterin sieh
der richtige Eigehalt erkennen ließ. Gerade
bei Teigwaren, die nicht ganz sachgemäß
hergestellt oder zu frisch verpackt aind, die
also einen abnorm hohen Feuchtigkeitgehalt
zeigen (z. B. von 14 pCt wie die von
Lührig s. Z. selbst dargestellten Nodeln),
tritt nach LepPre der Abbau der Ledthin-
phosphorsäure besonders rasch, sogar bis zum
völligen Verschwinden beim Altern ein. Ver-
fasser schließt sich daher Lührig an und
mißt der Ledthinphosphorsäure an und für
sich nicht mehr die Bedeutung für die Be-
urteilung des Ergehaltes wie früher bei. Nur
im Gesamtbild der Analyse läßt er diesen
Wert noch gelten.
Man wird dem Verfasser Recht geben
müssen, wenn er für Eierteigwaren stets
eine volle Analyse und nicht die Bestimm-
ung eines einzelnen Wertes allein fordert
Als Feuchtigkeitsgehalt gibt Verfasser 11 pGt
als ungefähr normal an. Dem Aether-
extrakt legt er im Anschluß an neuere
Arbeiten Jvekenack/B besondere Bedeutung
bei, will dch aber nicht dazu verstehen, den
ifa^/Ae^'schen Einwendungen gegen seine
früheren Arbeiten gemäß die Jodzahl des
Aetherextraktes mit heranzuziehen. Die
Jodzahlen des Petroläther- oder des Aedier-
extraktes hält er im Gegenteil für wenig
ausschlaggebend, da sie bedeutenden Sdiwank-
ungen unterliegen.
Von Interesse für die Frage nach dem
Verbleib der - gespaltenen Ledthinphosphor-
säure ist endlich ein Versuch des Verfaiscn^
durch wdchen er zdgt, daß Orthopho^ihor-
säure, welche man dem Mehl zusetzt, nicht
mehr im alkoholischen Extrakt deesdbennieh'
zuweisen ist, de scheint mit den Eiwdß-
körpem des Mehles m feste Bindung n
treten. ^dd.
Ztsehr. f. öffentl. Chem, 1906, 226.
719
Pharmakögiiostisohe Hitteilungeiii
Ueber Strophanthussamen und
Strophanthin.
BemerkoDswerte Versuche hat E, W.Mann
mit StrophanthuBBamen angeBteilt; deren
Resultate er auf der kürzlieh in Birmingham
Btaitgefundenen «British Pharmaoeutical Con-
ference» zur öffentlichen Kenntnis braehte.
Mann knüpft an die Untersuchungen
J, Barclay'B an, welcher 1896 eine Me-
thode zur Wertbestimmung der Strophanthus-
tmktur beschrieb; die auf der Ermittelung
des Gehaltes an Strophanthidin basierte, das
sich bei der Hydrolyse bildet.
Barclay vies jedoch daraufhin, daß die
Strophanthidin-Bestimmungsmethode nur dann
von Wert bezw. zuverlässig ist; wenn die
botanische Herkunft der Droge einwandfrei
feststeht (Barclay's Methode hat übrigens
von Seiten G. Fromme'^ eine Korrektur
erfahren — vergJ. Caesar <& Loretx, Ge-
sehäftsber. Septbr. 1905, LVin); auch nahm
Barclay trotzalledem an, daß die direkte
Bestimmung des wirksamen Prinzips, des
Strophanthins, bei Beurteilung des Wertes
von Strophanthussamen vorzuziehen ist. Mit
dieser Ansicht beschäftigen sich nun die
neuerdings von Mann unternommenen Ver-
suche. Derselbe zog zu diesem Zweck
folgende Sorten Strophanthussamen heran:
J . Samen von einer Handelsware, deren Her-
kunft unbekannt war, die aber durcbgehends
mit 80proc. Schwefelsäure Grünfärbung zeigte,
also als reiner Eombesamen aozu-
sprechen war.
2. Samen von Strophanthus Kombe,
Marke «Mandala brand », durcbgehends mit
Schwefelsäure Grünfärbung zeigend.
3. Samen von Strophanthus Nichol-
son 1 (von Holmes im «Phann. Jonm.» Septbr.
IV, 1897 beschrieben), welche mit Schwefelsäure
eine ausgesprochene Rotfärbung gaben.
4. Samen von Strophanthus gratus,
welche mit Schwefelsäure eine gelblichrote
Färbung zeigten.
Die Untersuchungsmethode
Mann's ist folgende: 100 g der Samen
gepulvert und mittels Petroläther vom fetten
Oei befreit Das Glfreie Pulver wurde in
lutttrockenem Zustand in den Extraktions-
apparat gebracht, 30 (? 3) Stunden lang
mit siedendem absoluten Alkohol extrahiert.
vom Auszug das Lösungsmittel verjagt und
der Rückstand nach dem Erkalten mit Wasser
aufgenommen. Diese wässerige Lösung ver-
setzte Mann mit Bleiessig im geringen
Ueberschuß, filtrierte, gab zum Filtrat Natrium-
sulfatlösung ebenfalls im Ueberschuß, filtrierte
wiederum und verdampfte dieses Filtrat
schließlich unter Zuhilfenahme von 10 g
fernem Sand bei gelmder Wärme zur Trockene.
Der hierbei bleibende Rückstand wurde ge-
pulvert und im Soxhlet-ki^^dstX mit kochen-
dem Amylalkohol ausgezogen, die amyl-
alkoholisdie Lösung vom Lösungsmittel be-
freit und der Abdampfungsrückstand bei
60^ C bis zom konstanten Gewicht ge-
trocknet.
Nach dieser Methode arbeitend, erhielt
Mann das Strophanthm in kristallinischer
Form, welches — in Amylalkohol um-
kristallisiert — lange farblose Nadeln bildete
und mit Schwefelsäure, je nach Art des
betr. Samens, charakteristische Reaktionen
gab. Die alkoholische Lösung aller isolier-
ten Strophanthine drehten das polarisierte
Licht schwach nach rechts; scharfe Schmelz-
punkte derselben konnten jedoch nicht er-
halten werden, da die Körper äußerst hygro-
skopisch sind. Die weiteren Untersuchungs-
ergebnisse stellt Mann in nachstehender
Tabelle zusammen:
Stropb. Stroph. Stropb. Stroph.
Kombe Kombe Nichol- gratus
«Mandala» soni
Strophanthin in
pCt 7,27 6,87 3,69 7,76
Färbung mit 80-
proc.Schwefel-
säure tiefgrün tiefgrün braun braun
Strophanthin in
pCt bei An-
wendung der
früher. Stroph-
anthindin- Me-
thode 9,36 8,92 7,36 3,88
Die Tabelle läßt überraschende Resultate
erkennen; die Unterschiede im Oehalt an
Strophanthin, insbesondere bei Strophanthus
Nieholsoni und Strophanthus gratus, je nach-
dem die dhrekte oder indirekte (Strophan-
thidin-) Methode angewandt wird, sind der-
artig groß, daß sie nur durch die wesent-
liche Versdiiedenheit der emzelnen Glykoside
720
inbetreff ihrer chemisohen Zosammensetzaog
eine Erklärung finden können. Auch im
Hinblick auf die Empfehlung von Thoms und
anderen Forschem (vergl. Pharm. Centralh.
46 [1904], 607)/ Strophanthus gratus kanftig
in Deutsdiland als offizinell anzuerkennen;
sind obige Tatsachen von Wichtigkeit. Das
eigentfimliehe Verhalten der Glykoside wird
auch durch die physiologischen Prüfungs-
ergebnlsse bestätigt. Dieselben unternahm
Prof. Leith von der Birminghamer Univer-
sität ^ welcher für 100 g Froschgewicht
folgende tödliche Gaben fand : von E-Stroph-
anthin (aus Rombesamen) =r 5 Einheiten^
von g-Strophanthin (aus Gratussamen) =
3;8 Einheiten.
Mehrere Forscher haben bereits die Wirk-
samkeit des g-Strophanthin festgestellt, und
obige Resultate stimmen damit flberein.
E-Strophanthin ist nicht weit von der tox-
ischen Wirkung des g-Strophanthin entfernt,
während das Glykosid aus Semen Nicholsoni
bedeutend schwächer oder sogar unwirksam
ist. Ueberblickt man die ganze Frage, [so
zeigen die Untersuchungsergebnisse Mann\
daß es nötig ist, erstens den Wert von
Strophanthus und dessen Präparate chemisch
f estzustdlen , daß zweitens die chemische
ProceDtgehalt des Oeles in den Samea
Spez. Gewicht des Oeles
Procen^ehalt der freien Säure im Gel, als
Oelsäure berechnet
Yerseifangszahl
Jodzahl (nach 18 stündigem Stehen)
Schmelzpunkt der Fett^uren
Die Ausbeute an Oel und der Schmelz-
punkt der Fettsäuren liegen höher als wie
sie ffir Strophanthus hispidus angegeben
werden. Dr. Wgl
The Chemist and Druggist 1906, Nummer
vom 28. July, S. 175.
Die Summitates Sabinae des
Handels,
welche von Juniperus Sabina abstammen
sollen, sind nach Freeman oftmals unter-
sucht bezw. direkt substituiert durch die
Sprosse von Juniperus Phoenicea und Juni-
nerus thurifera. Der Verf. gibt daher fol-
Analyse nur Zweck hat, wenn die räiheK-
liche botanische Herkunft des Samens fest-
steht, schließlich folgt noch drittens daraus,
daß die absolute Wirksamkeit der Droge
nur durch eine physiologische Prüfung sicher
erkannt werden kann, da man sogar vor
der Tatsache steht, daß das wirksame Prin-
zip in Strophanthus gratus sich anders ver-
hält als das der jetzigen offizinellen (Kombe-)
Sorte ; sie sind beide in ihrer physiologisdien
Wirkung auf den menschlichen Organismus
durchaus verschieden von einander. (Die
Untersuchungsergebniflse Jfann's und deaseo
Schlußfolgerungen sind im Hinblick auf die
jetzt so aktuelle Strophanthusfrage und im
Vergleich zu den kürzliohen diesbezfiglicben
Referaten in Pharm. Centralh. 47 [1906],
448 und 617 von besonderem Interesse.
Der Berichterstatter,)
Nebensächlich, aber immerhin interessant,
sind die Prüfungsergebnisse Mann'%j welche
derselbe bei der Untersuchung der aus den
verschiedenen Strophanthusspezies isolierten
fetten Oele erhielt üeber den Charakter
der verschiedenen Ode, die aus den Petrol-
ätherextrakten bei Verdunstung des Petrol-
äthers verbleiben, gibt nachstehende TabeDe
Aufschluß :
Gel von
atroph.
Kombe
Stroph.
Kombe
<Manda]a>
Stroph.
Nichol-
soni
Stroph
giatos
34,06
0,9249
34,76
0,9278
29,90
0,9219
35,01
0,9230
7,55
192,6
100,7
330 C
6,84
189,7
99,4
330 C
14,04
190,5
99,7
330 0
M7
191,3
93,3
290 a
gende, teilweise mikroskopische Unterscheid-
ungsmerkmale:
1. Blätter sind dekussierend, Steinzellen im
Mesophyll der Blätter nicht vorhanden: Jnni-
perus Sabina.
2. Blätter sind dekussierend, Steinzellen im
Mesophyll der Blätter vorhanden: Juni per ns
thurifera.
3. Blätter spiralig augeordnet: Juniperns
Phoenicea.
Außerdem ist für Junipems Phoenicea
noch charakteristisch, daß die HypodermiB
sich kontinuierKoh fiber die äußere Flädie
der Harzgänge fortsetzt. J, K
Pharm, Joum, 1905, 829.
721
Photogpaphische Hitteilungeiii
Ein Umschwung in der
Stereoskopie.
Ein überaus dankbares Gebiet der
Photog^raphie ist bisher recht vernach-
lässigt worden: die Stereoskopie. Die
meisten hierfür ins Treffen geführten
Gründe, als : Die Apparate sind zu kost-
spielig und zu wenig universell ver-
wendbar^ das Material zu den Bildern,
vor allem zu den Diapositiven, ist zu
teuer, die Herstellung der Bilder zu
umständlich und langwierig, nur wenn
man sich gründlich eingearbeitet hat
und die Regeln der Kunst genau be-
achtet, erzielt man leidliche Resultate
usw., hatten allerdings ihre Berechtigung.
Besonders die von dem allgemein üb-
lichen Format 9 x 12 abweichenden
Stereoskop-Formate 8V2 x 17 und 9 x 18
wirkten störend und hemmend auf die
Anwendung der Stereoskopie. Sie waren
namentlich im Auslande meist nur mit
Schwierigkeiten zu beschaffen oder nur
in wenig einwandsfreier Qualität zu er-
halten. Vor allem aber war die end-
giltige Fertigstellung der Stereo-Bilder
mit teuren Spezial - Rahmen oder das
Umtauschen der Teilbilder recht um-
ständlich und zeitraubend.
Trotz des geringen Anklangs, den die
Stereoskopie aus diesen Gründen in den
breiten Schichten der Amateure fand,
ist die Camera-Industrie doch fortgesetzt
bestrebt gewesen, Verbesserungen zu
schaffen und hat den wesentlichsten
Vorteil jetzt mit Einführung des 9x12-
Formats für Stereo-Aufnahmen erreicht.
Die Vorteile desselben sind ganz eminente,
in erster Linie ist die Plastik überaus
natürlich, ^auch tritt keine Uebermüdung
und schädliche Ueberanstrengung der
Augen noch Eingenommenheit des Kopfes,
wie sie bei den bisherigen Formaten
nach Betrachten einer größeren Anzahl
Büder immer vorkam, ein. Vor allen
Dingen aber ist das 9 x 12 Platten-
Format in der ganzen Welt jederzeit
frisch und in reichhaltigster Auswahl
erhältlich. Zur allgemeinen Einführung
der 9 X 12-Stereoskopie, wie überhaupt
zur Ausbreitung dieses dankbaren Ge-
biets der plastischen Photographie dürften
aber in erster Linie die von der Firma
Heinrich Ememann, Aktien-Gesellschaft
für Camera - Fabrikation in Dresden,
eigens hierzu konstruierten Stereo-
Umkehr- Apparate beitragen. Durch
dieselben werden mit einem Schlage die
Mühseligkeiten und Fehlresultate bei Her-
stellung der Stereo -Bilder nach bisher-
igen Methoden beseitigt, denn die Appa-
rate erzeugen automatisch auf optischem
Wege in einfachster Weise durchaus
richtige Stereo -Diapositive und Stereo-
Positiv-Bromsilberbilder. Die Apparate
sind in Eastenform hergestellt und wer-
den auf der einen Seite mit dem Negativ
beschickt, während auf der anderen
Seite in der Dunkelkammer die Diapo-
sitivplatte oder das Bromsilberpapier
eingelegt wird. Dann wird bei Tages-
oder künstlichem Licht genau in der-
selben Weise wie bei den einfachen,
bekanntenVergrößerungsapparaten durch
kurze Belichtung des Negativs ohne
weiteres ein optisch richtiges Stereo-
Positiv hergestellt.
Als Ergänzung zu diesen Apparaten
dienen die ebenfalls von der Firma
Ernemann gefertigten Stereo-Betracht-
ungsapparate im Formate 9 x 12. Daß
zur Urauf nähme eine 9 x 12 -Stereo-
Camera erforderlich ist, braucht nicht be-
sonders betont zu werden. Ganz vorzüg-
liche Konstruktion weist die Efmemann-
HEAG-Stereo-9xl2 auf, deren wesent-
licher Vorteil darin besteht, daß sie
mittels weniger Handgriffe sofort in eine
gewöhnliche Einzel -9 x 12-Camera um-
gewandelt werden kann.
Um die Annehmlichkeiten der neuen
Umkehr-Apparate auch den Amateuren
zuteil werden zu lassen, die noch eine
9 X 18 oder 8V2 X 17 Stereo - Camera
besitzen, werden die Apparate auch für
diese Formate gefertigt. Die Preise
sind recht mäßige (9 x 12 =26 Mk.,
9 X 18 bezw. 8V2 X 17 = 30 Mk.).
Nach gründlicher Prüfung dieser Neu-
heiten kann ich dieselben jedem Freund
722
der Stereoskopie und jedem Amateur-
Photographen, der an seinen Aufnahmen
wirklich Freude haben will, aufs wärmste
empfehlen und bin fiberzeugt, mit mei-
nem Hinweis ein gut Teil zur weiteren
Ausbreitung dieses überaus dankbaren
Spezialgebiets der Photographie bei-
getragen zu haben. Gustav Baum.
Bflohepsohau.
Cartes de distribution göographique des
principales mati^res premitoes d'ori-
gine vögötale. Dress^ sur les in-
dieations de M. Emile Parot, pro-
fesseur ä Töeole sap6rieur6 de pharmacie
de Paris par H. tVouin, desslDateur
g6ogri^he. Paris. Verlag von A.
Joanin dh Co, Preis: 5 Frank
= 4 Mark.
Es wird uns hier auf 4 Karten eia Bild ge-
geben sowohl von dem Vorkommen bezw. der
Kultur unserer hauptsächliohsten pflanzliohen
Drogen, wie auch von den Ausfuhrhäfen und
den Wegen, auf welchen sie zu uns gelangen.
Die einzelneu Karten umfassen 1. das Gebiet
des Mittelraeeres im weitesten 8inne, des Orients
und Südrußlands, 2. das Gebiet des tropischen
und gemäüieten Amerika, 3. das indisoh-chinesisch-
malaiische Gebiet und 4. dasrOebict des tropischen
und subtropischen Afrika.
Die Aufgabe, die sich Verfasser und Zeichner
gestellt haben, dürfte in der Hauptsache wohl
als gelungen zu bezeichnen sein, namentlich
wenn man die Schwierigkeit berücksichtigt, die
eine derartige «graphische geographische» Be-
handlung der Drogenkunde mit sich bringt. Nur
unser liebes deutsches Reich ist ziemlich stief-
mütterlich behandelt worden. Abgesehen davon,
daß Erfurt auf der Stelle zu finden ist, wo
Hannover liegt, findet man weder eine Angabe
der bedeutenden Sammelgebiete für Digitalis und
Valeriana im Harz und des noch bedeutsameren
Thüringer Anbaugebietes für Umbelliforen usw.
Dagegen sind die Schimmel BX^Yien Rosenkuituren
in Miltitz bei Leipzig berücksichtigt, was bei d( r
Vorliebe unserer westlichen Nachbarn für Wobl-
gerüche und schöne Blumen wohl nicht Wunder
nehmen darf. J. Katx.
Die Chemie der FyrroU und seiner Deri-
vate von Dr. Julius Schmidt Stutt-
gart. Verlag von Ferdinand Enke.
Preis: geh. 10 Mk.
Der Herr Verfasser, dem wir schon verschie-
dene zusammenfassende Arbeiten auf dem Ge-
biete der organischen Chemie verdanken, prä-
sentiert uns hier eine monographische Be-
arbeitung einer Gruppe von Stoffen, welche in
naher Beziehung zur Chemie der Alkaloide, also
dem ureigensten Gebiete des pharmazeutischen
Chemikers, steht, und es darf dieses Werk von
J. Schmidt daher wohl das regste Interesse boi
den wissenschaftlich arbeitenden Apothekern be-
anspruchen. Leiten sich doch vom Pyrrol außer
seioen beiden wichtigen direkten Abkömmlingen,
dem Hygrin und Nikotin, auch sämtliche Alka-
loide der Tropanroihe, wie Atropin, Hyoscyamio,
Apoatropin, Belladonnin, Kokai'a usw. ab, da ja das
Tropan als eine eigenartige Kombination eines
hydrieiten Pyrrolringes mit einem hydrierten
Pyridinring aufzufassen ist
Nachdem es nun andererseits in der neuesten
Zeit E, Fischer gelungen ist, als Spaltungspro-
dukte verschiedener Eiweifikörper Pyrrolabkömm-
iinge nachzuweisen und nachdem ZaUtki und
Marchlewski den nahen Zusammenhang des Hä-
moglobins und des Chlorophylls mit Hilfe des
zu beiden in enger Beziehung stehenden Hftmo-
pyrrols nachgewiesen haben, ist die Chemie des
Pyrrols auch für den physiologischen Chemiker
von besonderer Bedeutung geworden. Es ist
daher mit besonderer Freude zu begrtißen, daß
der Verfasser, dessen Arbeiten sich ja stets
durch große Klarheit und Uebersiohtlichkeit in
der Zusammenstellung auszeichnen, die Grien-
tieiung auf dem Gebiet der PyrrolabkÖmmlinge
durch diese Monographie so wesentlich erleich-
tert hat. J, Katx.
Die Biechstoffe von Dr. Qeorg Cohn in
Görlitz. (Zagleich als VI. Band, 2. Groppe,
II. Abteilung von BoUey - Engkf^
Handbuch der ehemiachen Technologie.)
Brannachweig. Verlag von FHedri^h
Vieweg & Sohn. Preis: geh. 6 Mk.
In ähnlicher Weise wie Q, SehuU% die or-
ganischen Farbstoffe geschildert hat, behandelt
Verfasser in seinem Werk die Rieohstoffe. In
genauer, streng systematischer Form ist es ihm
gelungen, uns ein klares Bild über die Gesobichte,
die Herkunft, die Erzeugung, Synthese and
Verwendung der Riechstoffe zu verschaffen.
Besonders interessieren muß ein K<ipiteJ, wel-
ches die Beziehungen zwischen Geruch und
chemischer Konstitution dieser Körper behandelt
Aehnlich wie wir bei Farbstoffen von chromo-
phoren Gruppen sprechen, zeigt Verfasser, daß
es sogenannte aromatophore oder osmophore
Gruppen gibt, welche den Geruch einer Ver-
bindung bedingen. Wertvoll sind die Teile des
Buches, welche uns eine tabellarisohe Ueber-
sicht dur Pflanzen geben, welche ätheriiche
Gele liefern, und eine solche der ätherischen
Gele, ihrer physikalischen Konstanten (Kenn*
zahlen) und ihrer chemischen Bestandteile.
723
Heichhaltige LiteraturangabeD maohon das Buch
zu einem aasgezeiehneten Nachschlagewerk;
allerdings kann es ein solches, wie das von Oikle-
meister and Hoffmann über die ätherischen Oele
nicht erreichen, aber da wohl gerade diese Ver-
fasser auch als Vorbild gedient haben, so kann
seine Anschaffang — auch der Preis ist ein
mäßiger — Demjenigen empfohlen werden, wel-
cher sioh för die RiechstofTe besonders inter-
essiert.
Becht dankenswert ist es, daB der Verfasser
eine uemlioh erschöpfende Zosammenstellang
and tabellarische Anführung aller der deutschen
Beiobspatenta bringt, welche sich auf die Riech-
stoffe und ätherischen Oele beziehen oder in
nahem Zusammenhange damit stehen.
i hysikalische Eigenschaften, chemisches und
physiologisches Verhalten der Riechstoffe werden
neben quantitativen Bestimmungsmethoden fach-
kundig behandelt und erhöhen damit nur den
Wert des Buches, so daß noch manche Auflage
desselben zu erwarten steht. W. Fr.
Laage'a Blitz - Kalkulator, v^ozentaof-
sehlaga-Tabellen.) Bischofswerda 1906.
Verlag von E. H. Petxold. Preis:
50 H.
Das Büchelchen enthält Prozentaufschlags-
Tabellen für Beträge von 1 Pfennig bis 100
Mark (auch für andere Währungen passend) nach
der Prozent-Berechnung im Hundert sowohl
wie auch aufs Hundert; Umrechnungs-
Tabellen ausländischer Währungen ; Zinstabelle ;
ZiDsdiyisoren- (Diskonto-) Tabelle; Wechsel-
stempel-Tarif ; Laufzeit der Briefsendungen nach
überseeischen Ländern.
Dieses für den Schreibtisch praktische Büchel-
chen wird sich bald einfuhren. a.
Leitfaden für die quantitative chemisclie
Analyse nnter Mitberücksichtignng
von Mafianalyse, Gaaanalyse und
E.ektrolyse. Von Dr. Carl Fnedhdm,
0. ö. Professor der anorganischen; ana-
lytischen und technischen Chemie an der
Universität Bern. G. gänzlich umge-
arbeitete Auflage von C. F. Bammels-
berg's Leitfaden für die quantitative
Analyse. Mit 40 Abbildungen und 2 Ta-
bellen. Berlin SW 1905. Carl Babel-
sehe Verlagsbuolihandlung. 648 Seiten.
Das nach der Umarbeitung in 2. Auflage er-
schienene Weik hat es sich zur Aufgabe gestellt,
nur Methoden zu bringen, die als wirklich
praktisch erprobt sind, und dieses Vorgehen
nach Ansicht des Referenten in vortrefflicher
Weise gelöst.
Nach der üblichen Einleitung und einer Be-
sprechung der Arbeitsweisen wird zunächst die
Maßanalyse, dann die für Anfänger sehr lehr*
reiche Gasanalyae, in Kürze die Elektro- Analyse
und schließlich die Gewichtsanalyse in Beispielen
besprochen. Darauf folgen spezielle Methoden
und Anwendungen, die Berechnungen und ein
Anhang, enthaltend die Prüfung des Gewichts-
satzes und der Meßgeräte. Tabellen und zwei
Register vervollständigen das Werk, das in allen
wichtigen einschlagenden Fragen Auskunft gibt
und das warm empfohlen werden kann. P.
Die Apotbekenfrage im Dentsohen Eeiche.
Kritische Studien über das Wesen der
Apothekenfrage und Vorschläge zum
Entwürfe einer Apothekenreform von
Htigo Raab, Apotheker in Weiden.
München 1904. Verlagsanstalt vorm.
O, J. Manx, München -Regenaburg.
Preis: 1 Mark.
Der Terfasser bespricht zunächst das Weeen
der Apothekenfrage und dann die Apotheken-
Reformen (Freigabe, Umänderung der bestehen-
den Rechte in unveräußerliche Personalkon-
zessionen, Eommunalapothokeu, Verstaatlichung,
Ablösung der Werte, Beschaffung der dazu nötigen
Mittel); der Verfasser sieht die Verstaat-
lichung als beute Lösung der Apothekenfrage
an, die er nun in folgenden Abschnitten ein-
gehend behandelt: Verwaltung (kaufmännische
Abteilung, Finanzabteiluug), Hauptlaboratorion
(Untersuchungs-Abteilung,Pröparateu-Abteilung),
Dispensieranstalten (1. und 2. Klasse), Vorlüld-
ung und Ausbildung der Staatsapotheker.
Die vorliegende Schrift ist zwar schon vor
einiger Zeit erschienen; da aber, wie jüngst be-
kannt wurde, die Regelung des Apothekenwesens
neuerdings seitens des Reiches in Angnff ge-
nommen worden ist, so daß die im Gange be-
findlichen Arbeiten der Einzelstaaten denmach
zur Zeit zurückgestellt werden müssen, ist der
Zeitpunkt geeignet, neben anderen ähnlichen
Schriften auch auf diese hinzuweisen. 8,
Luft, Wasser, Licht und Wärme. Neun
Vorträge aus dem Gebiete der Experi-
mental-Chemie von Prof. Dr. Reinkart
Blochmann. Zweite Auflage. Mit zahl-
reichen Abbildungen. Leipzig, Druck
und Verlag von B. (?. Teubner. Preis :
geb. 1;25 Mk.
Vorliegendes Werkchen ist der fünfte Band der
«Sammlung wissenschaftlich-gemeinverständlicher
Natur- und Oeisteswelt». An der Hand von
leicht verständlichen Abbildungen, die das ur-
sprüngliche Experiment, soweit möglich, ersetzen,
erläutert der Verfasser in knapper, schnell faß-
licher Form die Unterschiede zwischen physikal-
ischen und chemischen Vorgängen, bespricht
darauf in Kürze Luft, Wasser, Kohlensäure,
flüssige Luft, den Verbrennungsprozeß, die un-
724
vollständige Yerbrennaog, Arbeit — Wärme —
Licht, um mit der langsamen Verbrennung zu
schließen. Die ursprünglichen Vorträge sowie
die gedrucVte Herausgabe verfolgen den Zweck,
weitere Kreise mit den genannten Stoffen in
großen Umrissen bekannt zu machen, so daß
sie einen gewissen, für die heutige Zeit nicht
zu entbehrenden Einblick gewinnen. Die Er-
reichung des gewollten Zieles ist dem Verfasser
voll und ganz gelungen, so daß das vorliegende
Bändchen Jedermann empfohlen werden kann.
PreislisteD sind eingegangen von:
Caesar äf Loretx in Haue a. 8. (Interims-
Preisliste) über vegetabilische Drogen im gmzan
und bearbeiteten Zustande.
F, W, Sehtoarxe in Dresden- A. über Drogeo,
Chemikalien, Vegetabilien und Spezialitäten.
G, äf B. Fritx in Wien über Oxemikalien,
Drogen, galenische Mittel, phaimazeatiache
Spezialitäten, Nährmittel. InsbeBondere werden
Feste form- Präparate und Begenerol
(Tabletten aus phyBiologischem Salz und bzsn-
sendem Natriumeitrat) empfohlen.
Verschiedene Hitteilungeiii
Nahrungsmittelfälschung und
Fresse.
Unter dieser Ueberschrif t bringt der General-
anzeiger fOr Delikateesen- und Kolonial-
warengescbftfte 1906; 62, eine Betrachtung
über die Angriffe; denen Prof. Mattkes in
Jena von Seiten des Schriftleiters der «Nahr-
ungsmittelrandschaa» Dr. Kayser ausgesetzt
war; weil er in der Presse gegen betrüger-
ische Oebräuohe im Handel Stellung ge-
nommen und offen auf verschiedene Miß-
stände in der Nahrungsmittelindustrie hinge-
wiesen hatte. Gerade von dem Einfluß
der Presse; von ihrer belehrenden und auf-
klärenden Wirkung auf das kaufende Publikum
ist in erster Linie — so meint Matthes
und der « Generalanzeiger » pflichtet ihm
bei — eine Besserung der Schäden zu er-
warten. Das Publikum soll immer wieder
darauf hingewiesen werden; daß ihm in den
Nahrungsmittel - Untersuchungsanstalten ein
Schutz gegen die Fälsoher erwachsen Ist;
als besonders wünsehenswert bezeichnet es
der Verfasser; daß die Gerichte recht oft
von dem ihnen nach dem Gesetz vom 14.
Mai 1879 zustehenden Rechte; die Publikation
des Urteils gegen einen Fälscher anaza-
sprechen; Gebrauch maohen. Gerade da-
durch werde mehr erreicht werden als durch
die Bestrafung selbst. Eme Aufgabe der
amtliehen Stellen liegt aueh in der Be-
sprechung wichtiger Urteile durch die Pteaae
und in der Belehrung des Publiknm,
besonders so lange es noch Sachverständige
gibt; die sich nicht sdiämen, ftlr minder-
wertige Waren Reklamegntachten anaznatellen.
Eine Schädigung des Ansehens nnserer Fa-
brikation im Auslande ist sicher nicht durch
die im Heimatlande durchgeführte Bekämpf-
ung der Unreellität zu befOrohten. (Man
wird gewiß den obigen Ausführungen des
Verfassers seine volle Zustinunnng nicht ver-
sagen können. Berichterstatter.) -^deL
Brieffwecheel.
Radebeuler Capsules-Fabrik R. Funek, TVir
drucken den gekürzten Wortlaut Ihres Schreibens
vom 24. d. M. in bezug auf den Aufsatz über
innerliche Trippermittel (Pharm. Central h. 47
[1906], 688), nachfolgend ab:
«Aus den Unterlagen, welche mir vom Kaiser!.
Patentamt vorliegen, ist insbesondere aus Rück-
sicht auf das von mir soit etwa 6 Jahren in
den Handel gebrachte Präparat «San toi Funcke
(Wz. 49357( — Santol Nr. 90109 (ges. gesch.)
— Santolpräparat etwa 90 pCt mit 10 pCt
Salicylphenylester — die Schutzfähigkeit für die
Bezeichnung «Santyl» nicht anerkannt worden.
Sie wollen daher Seite 690 und 691 diese Be-
zeichnung durch «Santyl KnoU» richtig sielleo.
— Die täglich neu erscheinenden Sandelöi-
Spezialitäten sind m. £. weniger eine Foljpe des
geltenden Warenzeichengesetzes, als vielmehr
eine Folgeerscheinung der vielen im Handel be-
iindlichen minderwertigen Sandelölkapseln. Jeder
Apotheker sollte nur la Präparate beziehen and
den Santalolgehalt vorschreiben; ein Sandeldl
mit viel Santalen und wenig Santalol wirkt nicht
spezifisch wie ein vollwertiges rationell her»
gestelltes Sandelöl.» P. S.
Verleger : Dr. A. Schneider, Dresden und Dr. F. StlB, Dresden-BIasewiU.
VrrmntworÜioher Leiter: Dr. P. Sflfl, in Dresden -BlaMwlU.
Im Buchhandel durch Julius Springer, Berlin N., MonbiJonplaU 8.
Druck Ton Fr. Tlttel Nachfolger (Knnath & Mahlo) in Dmdea.
3
Fr. Meisbach in Sobernheim
( Rhein - Nahe - Bahn ).
Raptonagen- und Papierwaren -Fabrik,
LitliographiscIiB Unstalt, Buch- und Steindruckerei.
Oegrfindet 1832. — Telcgrainm- Adresse: Heisbach, Sobernheini.
e
ED
Alleinvertrieb der Packungen
zu selbstbereiteten
Pharmazeutischen Speziah*täten
nach den vom Deutschen Apotheker -Verein herausgegebenen
Vorschriften, erweiterte II. Auflage 1906.
Zu beziehen von Fr. Meisbach in Sobernheim. — Preis M.1, — .
Alleinvertrieb der Packungen
zu selbstbereiteten
Handverkaufs-Spezialitäten
nach den im Auftrage des Hessischen Apotheker -Vereins
von Julius Scriba herausgegebenen
Vorschriften 1905.
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Pharmaceutische Centralhalle
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Herausgegeben von Dp. A. Sohneidep und Dp. P. Sflss.
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Zeitschrift ffir wissensehafüielLe und gesohäftliche Interessen
der Fharmacie.
Gegründet von Dr. Eermaaii Hager im Jahre 1859.
Erscheint jeden Donnerstag.
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Letter der \ Dr. Alfred Schneider, Dresden- A. 21 ; Schandauer Str. 43.
Zeltsehrift: J Dr. Paul Süß, Dresden-Blasewitz; Qostav Freytig-Str. 7.
GesehXftsstelie: Dresden- A. 21; Schandauer Straße 43.
Mm.
Dresden, 6. September 1906.
Der neuen Folge XXVII. Jahrgang.
xLvn*
Jahrgang.
Inhalt: Chemie und Pharmaole: Ueber Seinen Lini pulrentam. • Beitrige lur Kenntnis der Alkaloldreaktionen.
— Neue Arzneimittel — Nene Ancneimittel Tom August 1906. — Spezialilftten. — Gslleniteinmittel „LtL Zyma'*.
— Heretellung Ton Trockenprftparaten. — Auslegung phsnnazeuUtcher Oeaetze. — UnTeitrftgliohheit von Tinotura
Cardamomi eomposlta. — Bereitung von Glyoeritum Ülml. — Herstellung der gelben ^ugensalbe. — Vorkommen
70n Emnlsin in Hefe. — Herstellung Yon ErmQdungstoxinen. — Terpentin Ol aus Fiehtenholz. — Pittrlen. — •
Wendeiaheimer Entfettungsiee. — Therapentlsehe HitteilanceB. — FhotocraphUche HltteUaiixeii. — Blieher-
•ttkaa. ~ VeneUedene MittellviiceB. — Brief weebiel.
w^
Chemie und Pharmacie-
Ueber Semen Lini pulveratum.
Von Dr. Tunmann.
In Nr. 59 der Pharm. Ztg. 1906 ver-
öffentlichte Dr. Schürhoif unter der
Ueberschrift «Zur EeDntnis des Lein-
samens» seine Untersuchnngsresoltate
über das Vorkommen von Stärke in
Leinmehlen. Nach seinen Befanden
kommt Stärke als integrierender Be-
standteil in dem Parenchym vor, welches
zwischen der Schleimepidermis and der
Sklereidenschicht liegt.
Wie die Entwicklungsgeschichte lehrt,
ist dieses Parenchym hervorgegangen
aus der inneren ZeUlage des zweischich-
tigen äußeren Integumentes und ist
meist zwei-, seltener dreischichtig, nur
an den Samenkanten und bei der Raphe
besteht es aus 4 bis 5 Schichten. Diese
Verhältnisse beschreiben eingehend und
bilden ab Tschirch und Oesterle in ihrem
«anatomischen Atlas». Vor der Reife
ist nan nicht nur dieses Gewebe mit
Stärke erfällt, sondern namentlich auch
die mittleren Schichten des inneren
Integumentes, welche später als so-
genannte «Nährschicht» der Samenschale
völlig obliterieren. Die Stärke wird
zweifelsohne zur Bildung des Schleimes
aufgebraucht.
Untersuchungen der verschiedensten
Handelssorten, die vor einigen Jahren
meinerseits ausgeffihrt wurden, ergaben
nun, daß sämtliche Samen in der be-
treffenden Parenchymschicht nur höchst
selten ein isoliertes Stärk^korn enthielten,
sonst nur Fett und Eiweißstoffe. Sie
müssen daher als stärkefrei angesehen
werden. Ausnahme hiervon machte nur
eine Varietät von Linum crepitans
Bönngh, (Klang- oder Spring - Lein.)
Dieser Samen war völlig reif, enthielt
aber trotzdem reichlich Stärke, welche
keine Eorrosionseigenschaften zeigte.
Hiernach wäre «reichliches Vorkommen»
von Stärke im reifen Samen als Aus-
nahme zu betrachten und abhängig
726
von der Enltorvarietät und Spielart des
Leines.
In den nntersnchten Leinmehlen (Lein-
knchen), die sich als Olarm erwiesen,
worden nnr hier nnd da einzelne Stärke-
kömer gefunden, welche aber sicher
aus den beigemengten Samen anderer
lenzen herrfihrten. Dieser Fall tritt
häufig ein. Bereits dem ganzen Samen
ist manchmal 3, sogar 6 pCt fremder
Samen beigemengt, um wieviel mehr
dem Pulver, zu welchem ausgesuchte
Ware wohl nicht genommen werden
dttrfte. Es zeigte sich femer, daß nur
äußerst ölreiche Pulver, welche also
nicht abgepreßt waren, mehr Stärke
enthielten. Allerdings kommen im Handel
unreife Samen, wie auch Schilrhoff an-
gibt, nicht vor. In neuerer Zeit soll
nun aber die Produktion der Placenta
für pharmazeutischen Bedarf zurflck-
gegangen sein, einzelne Drogenhäuser
tShreji Überhaupt keine Placenta mehr,
sondem nur Semen Lini pulveratnm.
Die Placenta resultieren aus völlig aus-
gereiften Samen, da sie bekanntlich
Rückstände der Oelbereitung sind und
zu dieser ist reifer Samen Bedingung.
Zieht mau aber anderseits in betracht,
daß bei der Gewinnung einer guten Ge-
spinstfaser der Same nicht völlig reif
werden darf, so liegt es auf der Hand,
daß zur Darstellung von Pulver nicht
ganz reifer Samen verwendet wer-
den kann, trotzdem man derartigen in
der ganzen Handelsware nicht antrifft.
Hierin wird der Grund liegen, daß
frühere Autoren, wie Fliickiger, Arthttr
Meyer u. A. das Pulver stSrkefrei fanden,
da das von ihnen untersuchte Pulver
aus dem Kuchen und nicht aus mehr
oder weniger unreifen Samen bestand.
In aus ausgelesenem reifem Samen
selbst hergestellten Pulver konnte Stärke
durch Jodchloral nicht nachgewiesen
werden. Einzelne Stärkekömer wird
man unmöglich als Verfälschung ansehen
können. Vielleicht würde sich eine
makroskopische Stärkeermittlung em-
pfehlen, z. B. daß das Filtrat der Ab-
kochung einer gewissen Menge Pulver
durch Jod nicht merklich gebläut werden
darf.
Im Anschluß hieran seien noch Ver-
unreinigungen erwähnt, welche in
Leinmehlen gefunden wurden, und die
sicherlich von gleicher Bedeutung sind.
In einer Handelsware wurde eine Un-
menge ganzer und zertrümmerter Scha-
len von Diatomeen angetJoSen,
welche sowohl beim Veraschen wie bei
Einwirkung von konzentrierter Schwefel-
säure und nachherigem Behandeln mit
Chromsäure die bekannten Eieselskelette
geben. Es lag wahrscheinUdi eine un-
absichtliche Veranreinigung mit Mi-
sorienerde vor.
Wichtiger ist das wiederholte Auf-
finden einer mehr oder minder großen
Menge Milben. Das Pulver hatte bei
einigen Proben trotzdem das Aussehen
einer guten Ware. Wie groß dasVw-
handensein dieser Tiere sein kann, er-
hellt sich daraus, daß aus einer, aller^ngs
schlecht aussehenden Ware in tinem
Zentigramm 76 ganz erhaltene Milben
ermittelt werden konnten. Schüttelt
man ein derartiges Pulver längere Zeit
im Reagensglase mit Wasser und Ufit
gut absetzen, so schwimmen die Tiere
oben auf, während die Pflanzenteile am
Boden bleiben. Sämtliche Milben waren
tot. Die größeren Tiere waren 660 /<
lang und am hinteren Teil 280 /x breit
Bei den meisten betrugen die GrOfien-
verhältnisse : Länge 230 bis 400 /«,
Breite 100 bis 200 /i. Sie besitzen
4 Paar Fttße, die 6gliedrig sind, d»
fttnfte relativ lange und sehr sarte Glied
war fast stets abgebrochen. Diese Tiere
gehören zu den Sarkoptiden, n
denen bekanntlich auch die Erreger der
Erätze gehören, zur Unterbmilie der
Ty roglyph inen, zur OattungGlyky-
phagus. Die Endglieder einnlner
weniger waren mit kurzem Haarbesitx
versehen (Glyc. spinipes C. L. KoA
= Glyc. prnnorum Hering). Die weit-
aus meisten hatten unbehaarte End-
glieder (Glyc domesticus Oeer). Sie
wurden nach Kramer und Cantsirmi*)
bestimmt An den GUedern und aa
*) Das Tierreioh, heraa^gegebeo tod der
Deutsch. zooW. GeBoUsoh. Berlin 1899, lief ''-
«Die Demodiciden nnd Sarkoptiden».
727
EOrper, yor allem am hinteren Bflcken-
teily sind kleine nnd lange Stachdn.
Diejenigen des Bfickens erreichen die
grOfite Länge nnd bilden das charakter-
istische Anzeichen ffir das Auftreten
der Milben im Pulver. Da es bisweilen
vorkam, daß eine große Anzahl, ja meist
die Mehrzahl zertrümmert waren, so
könnte man zu der Annahme neigen,
daß die Tiere bereits vor der Verarbeit-
ung am Lein hafteten, also mit ge-
pulvert wurden. Wenn es auch dahin-
gestellt bleiben mag, ob die Ifilben vor
oder nach der Verarbeitung in das
Pulver gelangen, so ist doch ihr Vor-
kommen ein genügender Grund, der
Aufbewahrung des Leinmehles eine
größere Sorgfalt angedeihen zu lassen,
es daher am besten in gut schließenden
Blechgefäßen aufzubewahren. Bemerkt
sei noch, daß diese Milbengattung in-
folge ihrer enormen Vermehrung in den
letzten Jahren als sogenannter clebender
Staub» ganze Wohnräume verseuchten
und sich sehr schwer vertilgen ließen.
Beitrage zur Kenntnis der
Alkaloidreaktionen.
(Kodein.)
Von a Eeiekard.
Bereits in der vorausgegangenen
Abhandlung über die Beaktionen des
Thebaln (Pharm. Centralh. 47 [1906],
623) habe ich Veranlassung genommen,
auf die nahe chemische Verwandtschaft
hinzuweisen, welche nach den jüngsten
Forschungen zwischen den 3 Opium-
basen Morphin, Thebaln, Kodein besteht.
Diese Eonstitutionsähnlichkeit hat sich,
wie ich vermutete, auch in der Aehn-
lichkeit einzelner Beaktionen des Mor-
phin und Thebain gezeigt. Ganz be-
sonders ließ siidi aber erwarten, daß
das Kodein mit dem Thebaln Überein-
stimmende analytische Befunde liefern
wurde, weil diese beiden Alkaloide sich
nur dadurch unterscheiden, daß das eine
monomethyliert ist, während das andere
eine zweifache Methylgruppe aufweist.
Dieses Verhältnis erinnert sehr an die
versdiiedene Methylierung des Xanthin,
wie sie sich in Form der natürlichen
Basen Koffelb und Theobromin äußert
Es ließ sich demgemäß voraussehen,
daß die Aufsuchung von Unterschdd-
ungsmerkmalen, ebenso wie dieses bei
den Xanthinderivaten der Fall war
(vergl. daräber Beaktionen des Koffern
und Theobromin, Pharm. Centralh. 46
[1906J, 846), auf Schwierigkeiten stoßen
würde. Es hat sich im allgemeinen
ergeben, daß trotz dieser nahen chem-
isdien Verwandtschaft eine verhältnis-
mäßig große Zahl von untersdüedlichen
Beaktionen aufgefunden wurde.
Um gleich mit einem solchen Merk-
male zu beginnen, möchte ich darauf
aufmerksam machen, daß die beiden
Alkaloide Thebain und Kodein schon
äußerlich unterscheidbar sind, wenn sie
in Gestalt der reinen Basen zur Unter-
suchung gelangen. Da fällt z. B. aidE,
daß reines Kodein große, farblose Kri-
stalle zeigt, während bei dem Thebain
speziell die Fähigkeit, das Licht zu
brechen, hervortritt. Ich habe in der
diesbezüglichen Abhandlung diese Eigen-
schaft geradezu als Diamantglanz be-
zeichnet. Es ist jedenfalls eine Fähig-
keit des genannten Alkaloides, welche
schon bei kleineren Mengen, ja sogar
bei einzelnen Kristallen, nicht übersehen
werden kann. Es ist schon aus anderen
QründeD, besonders aber zur Beobachtung
der äußerlichen Unterscheidungsmerk-
male, durchaus zu empfehlen, das Stu-
dium der Beaktionen mit den reinen
Basen vorzunehmen. Dieser Vorteil
macht sich dann auch bemerklich, wenn
man das Verhalten von Säuren unter-
sucht. Die konzentrierte Schwefel-
säure z. B. bietet ein vorzügliches
Mittel dar, das Kodein von seinem höher
methylierten Verwandten zu unter-
scheiden.
Bringt man zu einem farblosen Kristall
von reinem kristallisiertem Kodein 1
Tropfen konzentrierter Schwefelsäure, so
bleibt die Säure im Gegensatze zu Ihe-
bun längere Zeit gänzlich ungefärbt.
Nach 12 Stunden hat sich manchmal
wohl eine schwache graue Färbung von
unbestimmtem Charakter eingestellt, doch
scheint das mehr von einer Zersetzung
als von einer Beaktion herzurühren.
728
Jedenfalls erschien mir diese Verfärbung
nicht den Charakter einer solchen zu
besitzen*).
Angesichts der Reaktionsfähigkeit des
Thebai'n mit Salpetersäure mußte
auch deren Verhalten zu Kodein inter-
essieren. Zu 1 Tropfen farbloser etwa
SOproc. Säure brachte ich einige farb-
lose Eodei'nkriställchen. Nach ganz kurzer
Einwirkung färbten letztere die Flüssig-
keit wie bei dem anderen Älkaloide,
gelb, während die Kristalle selbst farb-
los blieben oder doch nur ganz schwache
Färbung annahmen. Die Salpetersäure-
reaktion vollzieht sich bereits in der
Kälte. Es besteht aber trotz der Gelb-
färbung zwischen den entsprechenden
Reaktionen des Thebai'n und Kodein
eine zweifellose Verschiedenheit, insofern
nämlich die Thebamkristalle sich mit
einer rotbraunen Zone umgeben. (Vergl.
Thebaln-Reaktionen Pharm. Centralh. 47
[1906], 623.)
Von noch größerem Werte als die Sal-
petersäure-Reaktion ist die Einwirkung
von 25proc. Salzsäure, speziell für
den Fall, daß man zwischen Kodein
und Thebain zu unterscheiden hat. Die
Einwirkung der ChlorwasserstofFsäure
Ist nämlich sozusagen nur eine negative,
wenigstens was die Bildung einer Färb-
ung anbetrifft. Während das Thebain
unter diesen Verhältnissen mit der Säure
eine gelbe Lösung erzeugt, bleibt die
Kodein enthaltende Flüssigkeit voll-
*) Anmerlcung. Erwärmt man diese waaser-
haltige schwefelsaure Lösung langsam und vor-
sichtig, CO erhält man eine prachtvolle violette,
bei stärkerem Erhitzen dunkelblaue flüssigkeit,
welche auch schwache gelbliche Töne aufweist.
Sie besitzt, wie die meisten derartigen Lösungen
mit koDzentr. Schwefelsäure die Eigenschaft, je
nach dem Temperaturgrade stärker oder schwächer
zu werden. — Die BlaiffSrbung läßt sich zwar
auch schon direkt beim Erhitzen des Kodein
mit konzontr. Schwefelsäure erbalten, doch ist
sie dann meiner ErfabruDg nach weit schwächer
und ohne die Intensität der obigen. Sie ent-
hält schwärzliche, wohl durch Verkoblung ent-
standene Tönungen; das ganze Reaktionsbild ist
mit einem Worte ein wenig charakteristisches.
Offenbar ist die Ursache die, daß sich in 12
Stunden durch Wasseranziehung mehr Kodein-
Boifat gelöst hat, als dies bei Anwendung konz.
Säure möglich ist
kommen farblos« Dieses verschiedene
Verhalten der Salzsftare dürfte daher
als ein vorzügliches Unterscbeidnngs-
mittel zwischen Kodein und Thebain
angesehen werden. Die salzsaore farb-
lose Flüssigkeit trocknet an der Luft
zu einer farblosen kristallinischen Masse
ein (Kodeinchlorhydrat).
Nach Mitteilung dieser Beaktionsver-
hl^ltnisse des Kodein möchte ich über
fernere Reaktionen des Alkaloids unter
Anwendung von Metallsalzen berichten.
Die Aehnlichkeit in der Konstitation
spiegelt sich, wenigstens teilweise, wieder
im Verhalten der Glieder der Kupfer-
gruppe. Da ist zunächst das Kupfer
selbst. Ich beschreibe die Reaktion
dieses Metalles (als schwefelsaures Salz),
wie sie mir bei den Versuchen am cha-
rakteristischsten erschien. Einen völlig
klaren, durchsichtig blau^ Kristall von
schwefelsaurem Kupfer (CUSO4 + öHgO,
brachte ich auf die glasierte Porzellan-
platte; dicht au denselben legte ich
einen gleich großen Kristall von farb-
losem Kodein. Alsdann ffigte ich einen
Tropfen Wasser hinzu und ließ die
Materie -eintrocknen. Eine sichtliche
Veränderung trat hierbei, wie auch bei
Thebain, nicht ein. Ein Tropfen 86proc
Salzsäure färbte sofort den Gesamtrfick-
stand hellgrfin. Als ich die salzsanre
Mischung nun der freiwilligen Ver-
dunstung an der Luft ttberließ, erhielt
ich einen Rückstand, weldier nicht
weniger als 3 verschiedene Farben
zeigte, und zwar waren diese Färbungen
infolge der getroffenen Anordnung des
Versuchs isoUert. Eis bildete sich nftm-
lieh eine hellgrfin gefärbte Randkmste ;
innerhalb dieser lag der blaue Knpfer-
Vitriolkristall und daneben der des Kodein,
welcher merkwürdigerweise schOn rost-
braune Färbung*} aufwies. Die letztere
ließ sich gut mit der des Eisenhydroxyds
vergleichen. Ich empfehle zur Beob-
achtung dieses wirklich interessanten
Reaktionsbildes, noch eine Lupe zu Hilfe
*) Anmerkung. Nach 12 Stunden bracLte
ein Zusatz von Wasser diese rostbraune Firimof
des Kodeinkristalls total zum Veischwindeo.
während das farblose unprüogliche AnsseleD
des Alkaloids wieder zum Vorsohem kim.
729
ZU nehmen, welche die Einzelfarben
besonders schön hervortreten läßt.
Eine ebenfalls charakteristische Re-
aktion lieferte die Anwendung von
Quecksilberchlorid (HgCy und
zwar empfehle ich, auch bei diesem
Versuche sich an die hier mitgeteilte
Art der Ausffihrung zu halten. Man
bringt reinste Erist&Uchen von Sublimat
in ringförmiger Anordnung auf die Por-
zellanplatte, füllt alsdann die Mitte mit
einem Kristall von farblosem Kodein
aus und befeuchtet die Gesamtmasse
mit Wasser. Innerhalb 24 Stunden tritt
trotz wiederholterEmeuerung desWassers
keine Färbung auf. Auch wenn der
Trockenrückstand mit einem Tropfen
Salzsäure angefeuchtet wird, läßt sich
erst nach Verlauf von längerer Zeit,
eyent. Stunden, die Beobachtung machen,
daß der Kristall des Kodein sich schwach,
doch deutlich erkennbar, gelblich gefärbt
hat. Durch das 'den gefärbten Kristall
umgebende, unverändert gebliebene Weiß
des Quecksilberchlorids hebt sich die
Reaktionsfarbe deutlicher ab. Wird
die noch feuchte salzsaure Mischung
gelinde erwärmt, so bildet sich dicht
um den Kodeinkristall eine schwärzlich-
graugelbe Zone und zugleich im Gesamt-
bereiche des Qnecksilbersalzes eine zarte
an Grau erinnernde Färbung aus, welche
an vielen Stellen ein höchst charakter-
istisches zartes Violett darstellt*).
Auch hierbei leistete die Lupe gute
Dienste. Der Kodeinkristall bewahrt
beim Erhitzen seine gelbliche Färbung.
Die Tatsache, daß sowohl bei der Queck-
silber- wie bei der Kupferreaktion der
verwendete Kodeinkristall fast nichts
'*'/ Anmerkung. Wie sehr es nötig ist, die
zuerst aufgetretenen Heaktioaen längere Zeit
rahig sich selbst zu überlassen, bezw. sich nicht
mit der Anfangsreaktion allein zu begnügen,
sondern nach 24 Stunden usw. nochmals das
betreffende Heaktionsbild za beobachten, beweist
die femer konstatierte Tatsache, daß nach 24-
stündigem Stehen die erwähnte grauschwärzliche
Masse in der Umgebung des gelblichen Eodein-
kristalls eine sehr charakteristische Form an-
genommen hat. Sie ließ sich nämlich geradezu
mit dem bekannten natürlichen BleisulHd (Blei-
glanz !) vergleichen ; auch war sie etwas feuchi
geworden.
von seiner Große einbfißt, läßt die be-
treffenden Reaktionen als solche von
zugleich großer Empfindlichkeit er-
scheinen.
Eine Uebereinstimmung der Kodeln-
und Thebainreaktionen beobachtete ich,
als ich ein zweites Quecksilbersalz, das
Quecksilberoxydulnitrat (HgNOs)
an den Untersuchungen teilnehmen ließ.
Auch bei dieser Gelegenheit wurden die
reinen Kristalle beider in betracht kom-
menden Verbindungen zun&chst mit
Wasser behandelt Dieses bewirkte be-
reits nach kurzer Frist an dem äußeren
Umfange der Kodeinkristalle schwärz-
lichgraue Ausscheidungen, welche ver-
mutlich von reduziertem Metall her-
rühren. Noch interessanter verliefen
die Reduktionsvorgänge, als ich zu der
noch Wasser enUialtenden Masse 1 Tropfen
konzentr. Schwefelsäure fügte. Fast
augenblicklich bildete sich eine rotbraune
Flüssigkeit, die namentlich bei Ver-
größerung sehr deutlich in ihrem Farben-
ton zu erkennen war. Ich führe die
Bildung dieser und der gleichzeitig
nebenher auftretenden gelben Flüssig-
keitsfärbung auf die Anwesenheit der
Salpetersäure (aus dem Qnecksilbersalze !)
zurück. Im übrigen ist diese rotbraune,
durch Schwefelsäure erzeugte Reaktions-
farbe nicht beständig, denn nach kurzer
Zeit macht sie einem Gelb Platz, wie
auch die vorher erwähnte grauschwarze
Reduktionsmasse völlig verschwindet
Das Gelb gleicht, was seinen Ursprung
wohl beweist, dem Gelb, welches Sal-
petersäure in Verbindung mit Kodein
hervorruft
Von Interesse erscheinen auch die
Reaktionen des Zinnchlorür und
Antimontrichlorid mit KodeXu, ganz
besonders, was die Unterscheidung zwi-
schen letzterem Alkaloide und dem
ThebaXn anbelangt. Farblose konzen-
trierte Lösungen des Zinnchlorür blei-
ben mit Ködern in Berührung farblos.
Das Gleiche gilt auch von der Antimon-
verbindung.
Von Wichtigkeit, namentlich gegen-
über dem Morphin, erscheint das Ver-
halten des Arsen als orthoarsen*
730
saures Natriam gegen Kodein.
Nachdem eine Mischung von Eodexn,
Arsenat und Wasser innerhalb 12 Stun-
den ohne sichtliche Reaktion geblieben
war, fügte ich zu dem Trockenrttck-
stande Salzsäure. Letztere begann in-
dessen erst dann auf das Gemenge zu
wirken, als das Erhitzen fortgesetzt ge-
steigert wurde. Die Känder der im
Übrigen weißen Trockenmaterie färbten
sich allmählich grauschwarz — also
ganz dieselbe Erscheinung wie bei dem
Thebaln. — Wurde zu der so erhaltenen
Beaktionsmasse etwas konzentrierte
Schwefelsäure gefügt, so nahm dieselbe
eine gelbliche bis gelblichgrüne Färbung
an ; desgleichen ging auch die schwarze
Bandmasse innerhalb einiger Stunden
in Lösung. Eodetn und Thebaln stellen
sich also, was die Einwirkung des Arsen
betrifft, analytisch zu Morphin in einen
scharfen Gegensatz, da Morphin durch
Arsen und konzentr. Schwefelsäure in-
tensiv purpurrot bezw. violett gefärbt
wird. Man dürfte daher von diesem
unterschiedlichen Verhalten mit Vorteil
bei der Unterscheidung der Alkaloide
Gebrauch machen.
Durch den Gegensatz der negativen
Beaktion des Ziunchlorür und Eodelu
einerseits und der positiven des Wismut-
trichlorid und Kodein andererseits ist
auch zwischen Thebaln und Kodein eine
Unterscheidung gegeben. Bringt man
einen Kodeinkristall zu einem Tropfen
von Wismuttrichlorid in saurer
Lösung, so färbt sich die Lösung so-
gleich hellgelb. Kalihydrat erzeugt in
letzterer eine rötlichbraune Ausscheid-
ung. Beide Färbungen sind beständig.
Wie bereits bei den Beaktionen des
Thebaln beiläuflg bemerkt wurde, findet
die chemische Verwandtschaft der 3
Optumalkaloide Morphin, Thebaln, Kodein
einen analytischen Ausdruck in der Aehn-
lichkeit ihrer Kobaltreaktionen. (Vergl.
Beaktionen des Thebaln Pharm. Centralh.
47 [1906], 623 und Beaktionen des
Morphin Nr. 92 Chem.-Ztg. 1904.) Ein
Tropfen einer konzentr. Kobaltnitrat-
lösung wird mit einem größeren Kristall
des Kodein vermischt. I:i der Kälte
tritt keine Beaktion ein, bei yorsich-
tigem E]rwärmen aber erhält man einen
Trockenrückstand von tiefdunkelbraaner
bis braungelber Farbe. Die letztere
gleicht fast gänzlich den entsprechenden,
durch Morphin und Thebaln hervor-
gerufenen. Wie bei dem Thebaln neigt
der Trockeni'ückstand fast kaum zu
Wasseranziehung, wie dieses ein ent-
sprechender, nur Kobaltnitrat enthalten-
der, zu tun pflegt. Durch Wasserzu-
satz löst sich der Kodeinrückstand mit
schmutziggrüner und braungelber Farbe
und von den charakteristisdien Kobalt-
nitratfärbung tritt auch nicht die ge-
ringste Spur zutage, falls die Menge
des angewandten Kodein eine hin-
reichend große gewesen ist
Daß unter Umständen die bloße,
mechanische Anordnung eines Versaches
die Möglichkeit in sich trägt, dadurch
2 Alkaloide mit gleichem oder fast glei-
chem Beaktionsbilde zu unterscheiden,
davon gibt der nachstehende Bericht
über die Molybdän-Beaktion des Kodein
ein anschauliches Beispiel. (Vergl. hier-
zu: Beaktionen des Thebaln Pharm.
Centralh. 47 [1906J, 623.) Ein inniges
Gemenge von Kodein und m o 1 y b d ft n -
saurem Ammoniak ist, mit Wasser
befeuchtet, zu einer Beaktion nicht be-
fähigt. Fügt man dem Bückstande des
lufttrockenen Pulvers 1 Tropfen 25-
proc. Salzsäure zu, so bildet sich nach
kurzer Zeit eine gelbliche Beaktions-
lösung, welche bereits als Molybdän-
einwirkung aus dem Grunde wahrschein-
lich angenommen werden muß, daß
reines Kodein allein keine Färbung, ge-
schweige eine gelbe mit Chlorwasser-
sto&äure hervorruft. Nach Verlauf von
verhältnismäßig langer Zeit (15 bis 30
Minuten) färbt sich die ganze Masse
schließlich und zwar allmählich blau.
Dieses Blau kann als mehr dnnkelblaa
angesehen werden. Nun änderte ich
das Verfahren folgendermaßen ab. Es
wurden nur Kriställchen, sowohl von
Kodein als Ammoniommolybdat in den
Tropfen Salzsäure gebracht, ohne sich
direkt zu berühren. Trotzdem erfolgten
ganz die nämlichen Beaktionserschein-
ungen, wie bei der feinzerriebenen
781
innigen Mischung und die Stärke der
Farbe war auch auf ihrem Höhe-
punkte beinahe die gleiche wie vorher.
Verfuhr man mit quantitativ ungefähr
entsprechenden Mengen bei dem Thebaln
ebeiäalls so, d. h. nur mit Anwendung
fester Kristalle, so war die Einwirkung
folgende: Es trat zunächst allgemeine
Gelbfärbung auf und die Thebainkristalle
umgaben sich mit der bekannten rot-
braunen Zone.
Durch letzteren Umstand wurde aber
die Einwirkung des Molybdats der-
art beschränkt, daß die salzsaure Flüssig-
keit sich nur ganz schwach blau färbte
and nur der Ammoniummolybdatkristall
dankelblaue Farbe annahm. Aus dem
schwachblauen Untergrunde hoben sich
deutlich die rötlichbraunen Thebaln-
kristalle hervor. Erst nach Stunden
and bei weiterem Zusatz von Säure
wurden schließlich auch die Kristalle
des Alkaloids mehr bläulich; immerhin
konnte man auch bei dieser allgemeineren
Blaufärbung noch hier und dort gelb-
liche und rotbraune Flecke wahrnehmen.
Im Gegensatz hierzu war die Gesamt-
reaktionsfläche des Kodein einheitlich
and stark dunkelblau. Der Unterschied,
den beide Alkaloide infolge dieser ab-
geänderten Arbeitsweise darbieten, ist
so groß, daß man sich desselben zum
Nachweis des Kodein bezieh. Tebaln mit
vOUigerSicherheit bedienen kann. Als von
erheblichem Werte hinsichtlich dieser
Unterscheidung sei hier noch angeführt,
daß ein Zusatz von Salzsäure zu den
blauen Rückständen des Thebain und
Kodein jene des Thebaln fast sogldch
größtenteils in Lösung bringt, und daß
diese letztere eine zwar schwache,
immerhin aber zweifellos erkennbare
Gelbfärbung annimmt Bei dem Kodeln-
rfickstand sind diese Elrscheinungen nicht
wahrzunehmen.*)
Und noch von einer anderen Seite
möchte ich die Abänderungen der Ver-
suchsanordnung beleuchten. Ich habe
*) Anmeikang: Nach 12 atündigem Stehen
ist der QeaamtrraktionsrüokBtand sowohl bei
Kodein als bei TbelMULo tief dunkelblau geworden.
Letzterer zeigt aber noch gelbliche BiUider.
diesen speziellen Fall erst kürzlich bei
der Verstärkung einer Kokainreaktion
zum ersten Male angewandt. (Vergl.
Nickel - Kokain Reaktion. Pharm. Ztg.
1906.) Diese Möglichkeit, eine Beaktions-
färbung zu verstärken beruht auf der
gleichzeitigenAu Wendung ähnlicher Farb-
verbindungen, wie sie die eigentliche
Reaktions&rbe besitzt. Der folgende
Bericht wird dieses klarmachen. Wird
einerseits ein Gemenge von gleichen
Teilen Nickelsulfat und reinem
Kodän, andererseits ein gleiches Gewicht
von Nickelsulfat und I^ebam fein zer-
rieben und zu beiden Mischungen je ein
Tropfen starker Salzsäure gefttgt, so
lösen sich die Reaktionsmaterien, trotz
gleicher Mengen von Nickelsalz bezw.
Alkaloid, mit gänzlich ungleicher Färb-
ungsintensität auf. Die Lösung des
Kodäfn ist schwach hellgrttn gefärbt, die
des Thebain aber stark dunkelgrün. Der
Effekt beruht natürlich auf der ungleichen
Wirkung der Chlorwasserstofbäure auf
die entsprechenden Basen; der unter-
schied wird aber durch die Anwesenheit
des Metallsalzes, sowohl, was Färbungs-
ton als Farbintensität anbelangt, be-
deutend abgeändert bezw. verstärkt.
Das geht ja schon daraus hervor, daß
Salzsäure für sich Thebain gelb und
rotbraun färbt. In Verbindung mit dem
Nickelsalze aber wird ein Dunkelgrün
daraus.
Ich will diese Versuchsordnung aber
in keiner Weise verallgemeinem. Wenn
irgend wo, so muß bei Alkaloid-Reak-
tionen von Fall zu Fall entschieden
werden, unter Beobachtung der kleinsten
Umstände und ganz besonders noch der
Ausdehnung des Resd^tionsfeldes und
der gegenseitigen Mengenverhältnisse.
Eine weitere Reduktionsreaktion liefert
das Kodein in Verbindung mit meta-
vanadinsaurem Ammoniak. Man führt
sie wie folgt aus: Auf eine glasierte
PorzeUanplatte bringt man 1 Tropfen
Wasser, in dieses eine kleine Messer-
spitze voll vanadinsaures Am-
moniak und sodann einen Kristall
von reinem Kodein. Anfangs zeigt sich
keine Einwirkung. Erst lange Zeit,
nachdem die Masse trocken geworden ist.
732
färben sich die BSnder der im ttbrig^en
weißen Bestmasse deutlich heligpelb. Eis
ist interessant hier festzustellen, wie
bereits eine trockene Masse zu reagieren
vermag. Die Beobachtung erinnert sehr
an das merkwürdige Verhalten einiger
Chinaalkaloide, wie ich sie früher be-
schrieben habe. (Vergl. Cinchonidin-
und Chinidin - Beaktionen Pharm. Ztg.
1906.) In letzterem Falle trat sogar
erst nach Tagen die auffälligste Ver-
änderung der chromsauren Alkaloide
ein. Das Beaktionsbild bei Kodein ist
äußerlich betrachtet so beschaffen, daß
die erwähnte gelbe Peripherie eine
weiße Trockenmasse einschließt, in wel-
cher völlig farblos der Kodeinkristall
lagert, gerade als ob er gamicht an
der Bea^tion beteiligt sei. Ich habe
übrigens diesen Fall schon sehr häufig
beobachtet, daß gerade an der Band-
zone die eigentliche Beaktion sich ab-
spielt bezw. die Farbenerscheinungen
auftraten. Der Grund ist jedenfalls in
den bekannten physikalischen Gesetzen
zu suchen. (Osmose usw.) Interessant
ist es jedenfalls, daß die doch zweifel-
los in erster Linie an der Entstehung
der Beaktionen beteiligten Alkaloide
nicht, wie man doch erwarten sollte, in
ihrer unmittelbaren Nähe bezw. selbst
gefärbt erscheinen.*)
Ein Versuch mittels jodsaurem
Natrium und Wasser bei Kodein
eine Beaktion hervorzurufen, blieb auch
nach 24 Stunden ergebnislos. Auch bei
dem Znsatze von 30 proc. Essigsäure
zeigte sich keine Veränderung. 25proc.
Salzsäure aber erzeugte sofort eine hell-
gelbe Färbung der Gesamtmasse; die-
selbe ist jedoch weniger intensiv als bei
*) NB. lüßt man die gelbgeränderte Trocken-
Reaktionsmasse nihig 24 Standen bezw. länger
stehen, so kann man die interessante Tatsache
beobachten, dafi die Yöllig trockene Masse mehr
and mehr nach der Mitte zu gelb wird und
schließlich den ganzen Reaktionsraum aasfüllt.
— Wiedenun ein Beispiel für die Aosführungs-
art der Alkaloidreaktionen und zu gunsten der
Forderong: keine zeitliche Grenze der Opera-
tionen (vergl. hierza die Grundsätze, welche ich
geleffentlich des Berichtes über die Reaktionen
des KoffeJn und Theobromin (Pharm. CJentralb.
^ 1190&], 846 aufgestellt habe.
dem Thebain. Das ist auch leicht er-
klärlich, weil Thebiufn sich eben schon
mit Salzsänre allein gelb osw. färbt,
Kodein dagegen farblos bleibt Man
kann bei Vergleichnngen beider Iteak-
tionen, welche mit gleich großen Reak-
tionsmaterien nutemommen wnrden,
geradezu feststellen, daß die 'Diebain-
Färbung wohl doppelt so intensiv auf-
tritt.*)
Zum Schlüsse dieser Abhandlung
möchte ich noch eine Eodeinreaktion
mitteilen, welche neben dem Vorzug,
daß sie sich zur ünterscheidang des
Alkaloids von Thebain eignet (nebenbei
bemerkt auch yon Kokain), eine große
Eknpfindlichkeit besitzt und durch Fi^en-
Schönheit ausgezeichnet ist. Sie wird
folgendermaßen ausgeführt: Auf eine
glasierte Porzellanplatte bringt man eine
Messerspitze voll reines a-Naphthol.
Ffigt man dazu 1 Kodeinkristall und
feuchtet mit Kalilauge an, so tiitt selbst
beim Erhitzen keine bemerkenswerte
Reaktion ein. (Unterschied von Kokain!)
Auch Salzsäure ändert bei Wärmezufuhr
nichts. Bringt man aber jetzt konzen-
trierte Schwefelsäure tropfenweise und
kalt zu der feuchten Masse, so entsteht
sogleich ein feines, zartes Blau, nament-
lich an der Randzone der Kr^talledes
Kodein. Erhitzt man die Masse, so
nimmt sie eine intensive dunkelblaue
Farbe an, welche von ausgezeichneter
Schönheit ist. Beim Erkalten verblaßt
die Färbung, läßt sich indessen, wie in
so vielen ähnlichen Fällen, durch Er-
wärmen wieder herstellen. Wasser-
anziehnng scheint hauptsächlich der
Grund für die Farbenabnahme xa sein.
Zn bemerken ist noch, daß die eigent-
liche Blaufärbung durch eine sdiwach
gelbliche eingeleitet wird; daneben
*) Anmerkung: So wenig die Jodfiftnre als
ünterscheidangamittel zwisohen beiden fiiwn
geeignet eracbien, so Yonüglioh eignet sie sieb
dazu, wenn man die Losnngen 12 Standen iteheo
lä£t Nach dieser Zeit ist jene des Kodttn nah»*
zn farblos geworden, während die des ThelxiB
nooh weiter intensiver sioh gestaltet hat S»
ist zum Teil zu einer tief dnnkelgrünen , tdi
ebenso intensiv rotbraunen Materie von gro^^r
Beständigkeit eingetrocknet.
733
machen sich stellenweise rOtliche Färb-
ungen bemerklich, die bald verschwin-
den. Bei längerem Stehen an der Lnft
erscheinen neben dem Blaßblan wieder
gebliche Farbentöne.
Werden dieselben Versuche mit The-
baXn vorgenommen (ohne Salzsäure!)
so erzeugt konzentr. Schwefelsäure in
der Kälte eine schmutzig gelbliche bis
gelblich-bräunliche Färbung, die sich
scharf abhebt von der des Kodein (vergl.
Thebaln - Reaktionen Pharm. Centralh.
47 [1906], 623). Dieser Unterschied
läßt sich vorzüglich zur Unterscheidung
der beiden Opiumbasen verwenden.
Faßt man die Ergebnisse dieser Unter-
suchung kurz zusammen, so dürfte mit
Hilfe der erwähnten Reaktionen nicht
blos die Uebereinstimmung eines AI-
kaloides mit Kodein mittels derselben
zu erbringen sein, sondern auch zugleich
eine Unterscheidung zwischen Kodein
und Morphin einerseits und von Kodein
und Thebaln andererseits getroffen wer-
den können. Besonders empfehlenswert
sind die Säurereaktionen, weil sie unge-
mein einfach und leicht ausÜRihrbar sind und
zugleich Unterscheidungsmerkmale in sich
tragen. Die verhältnismäßig große Zahl
von Unterscheidungsmerkmalen dürfte
als außergewöhnlich günstiges Versuchs-
ergebnis betrachtet werden können, an-
gesichts der ausnahmsweise nahen chem-
ischen Verwandtschaft der 3 Opium-
alkaloide: Morphin, Kodein, Thebaln.
Neue ArzneimitteL
Absorbine von Dr. Ludwig in PloiestI
ist nach Pharm. Post 1906^ 514 eine Queck-
Bübersalbe.
Analgos (Pharm. Oentralb. 47 [1906}^
337) besteht naeh Meded. v. d. Goöp.
Apothekersv. ans je 1 g Thymol, Menthol,
Phenol, Aspirin und Natrinmehlorid, 0,5 g
salzsaurem Kokain gelöst m 95 g ver-
dünntem Spiritus.
Antityphöses Serum gewann Fadyen
naeh Mfinoh. Med. Woehenschr. 1906, 1585
von Ziegen, denen er 4 Monate lang toxische
ZeUs&fte des Baeillus typhosus in kleinen
sorgfaltig abgemessenen Mengen intravenOs
dnspritzte. Y50 eom des Seriun neutral-
isierte tötliche Gaben des Typhusendotozin.
Das Serum war wirksam, wenn es zu glei-
cher Zeit wie das Toxin oder bei Beginn
der toxisehen Erscheinungen emgespritzt
wurde. Es besaß bakteriolytisdie und ag-
glutinierende Eigenschaften, neutralisierte
aber nicht das Choleraendotoxin.
Arsol enthält nach O, dt 22. Früx
arsensaures Calcium und Phosphor. An-
wendung: bei nervösen Leiden.
Autaapulver besteht nach Ztschr. f. angew.
Chemie 1906, 1412 aus einem Gemisch
von po]3rmerisiertem Formaldehyd und Metall-
peroxyden. Uebergießen dieses Pulvers mit
einer bestimmten Menge Wasser veranlaßt
eine nach wenigen Sekunden beginnende
Gasentwickelung. Diese wh^ stärker nnd
stärker, es tritt lebhafte Schaumbildung ein,
plötzlich steigt die Masse in dem Gefäß
empor und siedet unter Ausstoßung dichter
Dämpfe von Formaldehyd und Wasser.
Ganz besonders auffallend ist die explosions-
artige Heftigkeit, die bei Anwendung ge-
ringer Mengen Wasser statthat. Dieses
Verhalten kann zur Wohnangsdesinfektion
verwendet werden. Zur EDtfemung des
Formaldehyd dürfte m den meisten Fällen
die Benutzung einer Ammoniakbombe un-
nötig sein, da beim Einbringen von Salmiak
in den alkalischen Rückstand genfigend Am-
moniak frei wird, um den größten Teil des
Formaldehyd zu binden.
Dr. Bergmann's Eerbosaaum ist nach
Beri. Elin. Woehenschr. 1906, 1117 eine
Mischung von Herba Galeopsidis grandi-
florae, Herba Polygalae amarae, Herba Far-
farae. Liehen islandicus, Radix Liquiritiae,
Semen Phellandrii aquosi, Fructns Anisi und
FructnsFoeniculi. Darsteller: Kommandanten-
Apotheke in Berlin C, Seydeistraße 16.
Bu-Co ist eine Buttermilchkonserve, die
von den Deutschen Milchwerken in Zwingen-
berg hergestellt wird.
Caemsaatal - Kapseln empfiehlt Lothar
Cokn in liegnitz, Engel- Apotheke, ohne
Angabe des Inhaltes gegen Tripper.
Dentol, ein Zahnantiseptikum , enthäU
Menthol und Thymol.
Eusulfin - Seife (Pharm. Centralh. 47
[1906], 443. ist eine 5 pCt Schwefelalkali
enthaltende lOproo. Kleioiinseife, die mit
734
Paraffin überzogen ist Vor dem Oebraache
ist dieser Ueberzng zu entfernen. Bei seit-
nerem Gebranehe lege man die Seife einige
Minnten in Wasser, damit die obere Sehioht
ans der Tiefe ergänzt werde.
Flenri de Cologne ist nach Pharm. Nachr.
1906; 190 ein ftrztlich empfohlenes Mittel
nnbekannter Zusammensetzung gegen Kopf-
schuppen. Darsteller: Otto Hütter m Klila
a. Rh.
Formasolum ist nach O. <& R, Fritx
ein neues Antiseptikum und Desodorans,
das auch als Formasolum solidum,
Formasokresolum und Formasokre-
solseife in den Handel kommt
Fulgural wn^ angeblich hergestellt, aus
je 10 g Gortex Frangulae, Folia Sennae,
Badiz Ononidis, Lignum Sassafras, Lignnm
Guajaci, Herba Gentaurii und Folia Menthae
piperitae, 20 g Radix Sarsaparillae, 100 g
Magnesium sulfuricum, je 5 g EbLtractum
Trifolü, Extr. Primnlae veris, Extr. Juniperi
und Extr. liquiritiae, 50 g Saccharum, 100 g
Spiritus und Vinum bis zu 1000 g. An-
wendung: zur Blutreinigung, als Magen-
und mildes Abfühimittel. Darsteller: Dr. ^.
Steiner (& Schulze in Brannschweig.
Oallak ist ein Trockenmilchpräparat.
Hämorrhoisid. Das in Pharm. Gentralh.
46 [1905J, 85 unter Hämorrhoidin erwähnte
Extractum Pantjasonae wird aus der Eukur-
bitacee Gucumis Pantjasonae bereitet
Eaemostaa (Pharm. Gentralh. 46 [1905],
911). üeberzuckerte Tabletten, von denen
100 Stack aus je 3 g Extractum Hydrastis,
Extr. Gossypii und Extr. Hamamelidis, 1 g
Ghininum hydroohloricum und 9 g Radix
Hydrastis bereitet werden. Anwendung : bei
Blutungen innerlich. Gabe: dreimal täglich
3 Tabletten nach dem Essen. Hat die
Blutung fast oder ganz aufgehört, so geht
man auf dreimal täglich 2 Tabletten zurück.
Eemiapülen bestehen angeblidi aus 10 g
Extractum Hemiariae compositum, 5 g Oleum
Santali sowie 2,5 g Salol und wiegen je
0,5 g. Anwendung: bei Tripper usw.
Darsteller: Dr. Brauholxer & Hager , G.
m. b. H. m München, Hohenzollemstr. 76.
(Pharm. Gentralh. 46 [1904],
651, 838) ist nach Wien. Klin. Rundsch.
1906, 628 Triguajakolalbuminat, das in Form
eines Pulvers oder als Sirup in den Handel
kommt Das Pulver ist hellbraun, von
deutlichem (Geruch und Gesohmack nach
Gnajakol, unlöslich m Wasser und Säuren,
leicht lOslioh in verdünnten Alkalien. Der
Sirup stellt eine klare, gelbliche etwas
dickliche Flüssigkeit dar, deren Geruch aro-
matisch ist, während sie stißlich, gnajakol-
artig, nachträglich schwach brennend schmeckt
Das- spezifische Gewicht ist 1,1765, die Re-
aktion neutral oder sehr schwach sauer. Der
Sirup mischt sich mit Waaser, nieht dagegen
mit Alkohol oder weingeistigen Flüssig-
keiten. Er soll eine 5 proc. LOsung eines
kolloidalen Trignajakolalbuminates sein. Tat-
sächlich enthält er unter anderem EäweiO,
Zucker (40 pGt; und 1,25 pCt GuajakoL
Ichtharsol enthält nach Q, dh R. Friit
Arsen und Ichthyolammonium und wird gegen
verschiedene Hautieiden angewendet.
Kurin (Pharm. Gentralh. 47 [1906], 553).
Tabletten aus KureUa^B Pulver und Phend-
phthaleln.
Lipaaol ist em Lebertranersatz^ der von
M. U. Dr. Refthdrek m KOnigstadÜ (Böh-
men) hergestellt wird.
Lofotia-Kreoaotkarbonat ist ein 10 pCt
Kreosotkarbonat enthaltender hydroxylfreier
Lebertran. Darsteller: J. F. Stroscheifi,
Chemische Fabrik m Berlm SO 36, Wiener
Straße 47.
Medicofennent ist ein Hefepriparat
Nöosiode gewann ChevroHer (Nonv.
Rem^d. 1906, 313) durch längeres Erhitzen
einer wässerigen oder weingeistigen Katechin-
lösung mit allmählich zuzufügenden kleinen
Mengen Jod. Es schied sich dann beim
Erkalten als gelbes amorphes Pulver ab,
das in kaltem Wasser wenig, leichter in
heißem Wasser, leicht in Alkohol, Aether
und Aceton löslich ist Gegen Licht und
Luft ist es beständig. Dieses Jodkateefain
[(OiöHuOß . 3H20s)J] wird durch die im
lebenden Körper tätigen oxydierenden Stoffe,
wie auch durch Säuren und Wasseratoffper-
ozyd zersetzt Eingenommen oder unter
die Haut gespritzt scheidet es langsam Jod
ab, und dieses wird sofort resorbiert Bi
wird als nicht reizendes organischea- Jod-
präparat ansteUe der üblichen Jodide m
785
innerliehen und InBerlidhen Anwendung em-
pfohlen.
Hovorenal 0,26 pCt besteht ans 0,0125 g
Novooaln, 5 g physiologischer Eoehsalz-
lösnng nnd 0;00001625 g salzsanrem Adre-
nalin; 0,6 pCt enthielt die doppelte Menge
Novooaln nnd Adrenalin des vorigen. 1 pCt
besteht aus 0,01 g Novocalu, 1 g physiol.
Kochsalzlteung und 0,00009 g salzsauram
Adrenalm; 2 pCt aus 0^02 g NoYooaln
und den gleichen Mengen der beiden anderen
Bestandteile. 5 pCt enthält 0,1 g Novoca^n,
2 g destilliertes Wasser und 0,000216 g
salzsaures Adrenalin. Sämtliche Lösungen
werden zur Anaeethesierung angewendet und
von C, IV. Hausmann m St Qallen dar-
gestellt.
Ossin - Guajakolkarboaat nnd Ossin-
Xreosotkarbonat smd 10 pCt der ent-
sprechenden Karbonate enthaltende Ossin-
präparate. Ossin besteht aus Hahnereiem,
Lebertran und Zucker. Darsteller: «/. F,
Stroscheinf Chemische Fabrik in Berlin
SO 36.
Pulmonin Pserhofer ist ein zusammen-
gesetzter Thjmiansurup. Nicht zu verwech-
seln mit dem aus Ealbslungen bereiteten
Pulmonin.
Bataphia besteht aus Kola, Koka, Gua-
rana und Galciumglycerophosphat. Dar-
steller: Dr. N. A. Racovitxa in Jassi.
Eespirin empfiehlt M. Z7. Dr. Rythdrek
in KOnigstadti bei Entzündungen der Stimm-
Werkzeuge, des Rachens und der Lunge,
besonders bei Keuchhusten, ohne die Bestand-
teile anzugeben.
von Buok'sohes Tuberkulin ist nadi
Therap. Monatah. 1906, 407 ein wässeriges
Extrakt von Tuberkelbazillen und enthält
nicht wie das jSTocA'sche Tuberkulm zer-
trflmmerte Bakterien, sondern nur gewisse
in den Bakterien vorhandene Eiweißkörper.
Es wird unter die Haut gespritzt
Salaethylum ist nach O, db R. Fritz
Salicylsäureester und wird statt Salicylsäure
angewendet.
Solution Vicolau enthält nach Pharm.
Post 1906, 514 Caldum-Chlorhydrophosphat.
Darsteller: Dr. Nikolau m Bukarest
Stagophor nennt die Apotheke zur Austria
in Wien IX, Währingentrafie 18 efai Etui,
das em Qlastropfrohr mit 20 proc Prot-
-argollOsung und ein Olas mit 10 Sublimat-
pastUlen zu 1 g enthält Anwendung: zur
Vorbeugung von Geschlechtskrankheiten.
Tinnoleum ist nach Wien. Med.Wochenschr.
1906, 1478 ein dem Lebertran verwandtes,
geruch- und gesdimackloses Präparat und
wn^ wie dieser angewendet
Vin Vicor wird nach Pharm. Post 1906,
514 aus Kola, Koka, Quarana und Kakao
von F. VasiUu in Bukarest hergestellt
Visogen- Präparate werden nach O, <&
R. Fritx wie Vasogen • Präparate ange-
wendet
Weifiol ist nach O, & R. Fritx ein
Schnupfmittel unbekannter Zusammensetzung
gegen Katarrh. K Mmtxel.
Neue Arzneimittel,
über welche im Aus^ust 1906 berichtet
wurde:
Acidol-Pepsin-Pastillen
Seite 691
Alumlniamkaseinat
691
Bismath Forimic Jodide
691
BromoooU
702
DuotoDol-Tabletten
691
Filmaron
635
Fröklke'B BoÜauftiDktur
691
Genickstarre-Serum
691
Orandira
691
Heroin
631
Hydrargolent
691
Lactoserve
698
Laryline
691
Linosan-Eapseln
691
Lysargin
631
Manplaste
692
Natrium lygosinat
701
Proponal
701
Purglets
692
Qoartonol-Tabletten
692
Sajodin
702
Santyl
690
Sapofena
692
Sextonol-Tabletten
692
Squibb's Wundpulver
692
TriotoDol-Tabletteo
692
Yalda-PattiUen
692
Zinkperhydrol
635
H. Hentxel,
Yergl. hierzu Zasammensteilang
für Juli 1906,
S. 692.
786
Spezialitäten.
A. Pharmaieutisclie.
(Fortsetzung von Saite 715.)
Albertol Remedy ist der neue Name für
Älberi'8 Bemedy.
Br. Kleines Dentsehe Ossoline wird von
Dr. A, Klein in Berlin SW., Markgrafenstraße
Nr. 21 ohne Angabe der Bestandteile gegen
TJeberbeine der Pferde empfohlen.
Koniferen-Badeextrakt wird aus Fichte,
Sohwarz-, Latschen- und Weymuthskiefer sowie
Edeltanne von der Chemischen Fabrik Veckelde^
A.-G. in Vechelde (Braunschweig) dargestellt.
Eonlfereii-Rheiimatisiniissalbe enthält an-
geblich : 20 pCt äther. Nadelholzöle 0,76 pGt Kam-
pher, 1 pCt Glycerin, 0,03 pCt Pflanzenblut (?),
78,22 pCt Lanolin und Vaselin. Darsteller:
Chemische Fabrik Vechelde Ä.-Q. in Vechelde
(Braunschweig).
Br. med. Lavser's Sedopillen. 40 Pillen
besteben aogeblich aus: 1,5 g Kolanußextrakt,
2 g Chinidin, 1,5 g Lecithin, 3 g Artemisia-
wurzel und arabischem Gummi soviel als nötig.
Laxin, bereits in Pharm. Centralh. 46 [19051,
596 erwähnt, sind Apfelsäure und Pbenol-
phthalem enthaltende Konfitüren.
Magren-TbMetten von K. Engelhard in Frank-
furt a. M. besteben aus basischem Wismutnitrat,
Rhabarber, Natriumbikarbonat und Ingwer.
Meda Sultan, ein Rheumatismittel eines
Wunderdoktors bestand aus Rüböl und Benzin.
Menthol - Pastillen von K. Engelhard in
Frankfurt a. M. bestehen je aus 0,02 g Menthol,
0,02 g Borax und 0,5 g Zucker.
Migrüne - Pastillen von K. Engelhard in
Frankfurt a. M. bestehen je aus 0,25 Salipyrin,
0,05 g Koffein und gezuckertem Kakao bis zu
1,2 g.
IDxtara Brown soll nach Giorn. dl Farm,
et di Cbim. aus 4 g SüBholzextrakt, 4 g Ammon-
iumchlorid, 4 g Opium-Kamphertinktur, 2 g
Breohwein, 1 g süßem Salpeterweingeist, 40 g
Dextrinsirup und destilliertem Wasser bis zu
70 g bestehen.
Phosphorol nennt Ouat. Meyer^ Adler-Apo-
theke in Bismark i. Altm. eine baltbare nicht
eintrocknende Phosphorlatwerge.
Pllules Coolpier enthalten angeblich Lithium-
permanganat und Dinatriammethylarsinat. An-
wendung : sogen Zucker- und Magenkrankheiten.
Bezugsquelle: Pharmacie Moulin in Paris, 30
rue Louis le Grand.
Prager Hanssalbe wird nach Dr. Meliehar
(Pharm. Post 1906, 79) durch Kochen von 3 g
natürlichem Waldbarz mit 11,25 g Eibischsalbe
Ph. Qerm., darauffolgendem Kolleren und Zu-
fügen von 5 g Rindertalg und 6,25 g Japan-
wachs bereitet. Darsteller: Dr. Fragner' sehe
Apotheke in Prag.
PnamagloMn wird als Kräftigungsmittel bei
vorzeitiger Mannesschwäche von der StJohannes-
apotheke in Straßburg i. El», ohne Angabe der
Zusammensetzung angepriesen.
Pnrgativ - Tabletten von K. Engelhard in
Frankfurt a. M. enthalten Phenolphthalein.
Raehltis - Tabletten von K Engelhard in
Frankfurt a. M. bestehen aus Caldumphosphat
Calciumkarbonat und Eisenlaktat.
Raphanol nennt das Laboratorium für medi-
zinische Pflanzenpräparate Weißhach in Dresden 6
frischgepreßten sterilisierten Saft von Winter-
rettich (Raphanus sativns) und empfiehlt den-
selben bei Gallenstein-, Nieren- und Blasen-
leiden.
Regenerol. Tabletten aus phyaiologisdiem
Salz (?) und aufbrausenden Natnmncitrtä An-
wendung: bei Aderverkalkung, Fettherz, Gicht
usw. Darsteller : Barber und Roaner^ Apotheke
zum heiligen Geist in Wien.
Sanidlmpseln enthalten angeblich 10 Teile
Santalol, 3 Teile Salol, 3 Teile Kubeben und
l Teil Terpinol.
Santal salolß Lneroix, Kapseln, die je 0,28 g
Santalol und 0,15 g Salol enthalten.
SehmerzstUlender Balsam von K. Engelhard
in Frankfurt a. M. besteht aus Menthol, Methyl-
salicylat und Lanolin.
Siropns Baml (Sirupus Bromoformii compo-
situs), bereits in Pharm. Centralh. 46 [I905j,
650 erwähnt, besteht nach Angabe des Dar-
stellers aus 3 Tropfen Alcoolature d'aoonit,
0,01 g Kodein, 3 Tropfen Bromoform und Sirop
colore bis zu ^0 g ; nach Romaneee (Pharm. Post
1905, 565) aus Alkohol, Kodein, Glycerin, Brom-
oform, Alcoolatores Aconiti, Sirupus Prnni,
Sirupus Baisami Tolutani und Sirupus Dessoi;-
arzt.
Der Sirupus Dessessarzt entspricht
nach Hahn und Holfert 1906, 194 einer Misch-
ung von 10 Teilen Sirupus Ipecacuanhae, 20
Teilen Sirupus Rhoeados, 40 Teilen Sirapus
Sennae, 5 Teilen Sirut^us Aurantii fionun and
1 Teil Magnesia sulfurica
Slmpos glyeerophosphorleos eompoiitis
Slboni stellt man dar, indem man 27,4 g bei
110 bis 1 20 0 getrocknetes Galciumglycerophos-
phat mit Hilfe von 8,8 g Milchsäui-e in 250 g
Wasser löst und eine Lösung von 4,1 g Natriam-,
2,07 g Kalium-, 4,66 e Ferro- , 0,1 g Chinin-
und 0,042 Strichninsulfat in 101) com Wasser
gelöst zugibt. Nach 24 Stunden filtriert min.
löst 775 g Zucker darin auf und bringt das
Ganze mittels Wasser auf 1 L.
Simpns TrlfoUi eomporitns enm Caseara
wird so bereitet, daß eine Fluidunze (30 com) ent-
enthält : 1,92 g Flores Trifolii pratensis, 0,96 g
Lappa, 0,96 g Berberis aquifolium, 0,24 g Xaa-
thoxyllum, 0,96 g Stillingia, 0 96 g Radix Phyto-
laccae, 0,96 g Caseara Amarga, 0,48 g Kalium-
jodid und 2,4 g Caseara Sagrada.
Stimm-Tabletteii von K. Engelhard in Frank-
furt a M. bestehen aus 0,15 g Borax, 0,15 g
chlorsaurem Kalium und 0,00(35 g salzsanrem
Kokain.
Stroop's Pnlfer gegen Krebsleiden bestand
nach der Lebensmittel - Pi-üfongs - Station der
787
Karlsruher Techn. Hoohscbnle aas dem Polver
▼oo Bitterkleeblättem oder einer ähnlichen
Droge.
Tribut nennen Mey db Fuehs in Magdeborg-N.
Rattenknchen unbekannter Znsammensetznng.
Yasenol-Armee-Pader enthält 10 pCt und
Yasenol-Suiitäts-Pader 3 pCt einei Formalin-
kombination.
Yegetaiiii ist ein keimfreies, leichtlösliches
Gleitmittel für Katheter und Sonden, das von
Barber <Sf Rosner^ Apotheke zum heiligen Geist
in Wien I, Operngasse 16 dargestellt wird.
yin de Peptone CatUlon enthält in einem
Madeiraglas die Bestandteile von 30 g Fleisch
und 0,4 g Glycerophosphate.
Yirilinm-Tabletten werden gegen Maones-
schwäche ohne Angabe der Bestandteile von der
Löwen apotheke in Eegensburg C 15 empfohlen.
Wermouth di Torlno - Essenz wird nach
Berseh (Pharm. Post 19ü6, HO) bereitet aus
30 g Angelikawurzel, 15 g Baldrianwurzel, 200 g
Benediktenkraut, 30 g Chinarinde, 10 g Carda-
momen, 30 g Guajakholz, 60 g Orangenschalen,
100 g Pfefferminzkraut, 100 g Tausendgülden-
kraut, 120 g Wermut und 10 kg Weingeist. Sie
ist dunkelbraun zu färben. Durch Mischen der-
selben mit Wein und Versülien mit Zucker er-
hält man den Yino Wermouth di Torino.
(Schluß.)
H, Mentxel.
Ueber das Oallensteinmlttel «La Zyma»
berichtet Dr. Aufrecht in Pharm. Ztg. 1906, 76,
daß unter dem Mikroskop neben Kakao-Bruch-
stücken und Kakao-Stärke massenhaft Amylum-
kömer vom Typus der Kartoffelstärke gefunden
wurden, nicht dagegen charakteristische Teile
von Carduos marianus, Taraxacum, Nasturtium
und China. 100 Gewichtsteile OLtbielten 6,47
Wasser, 28,88 Stickstoffsubstanz, 4,95 Aetber-
extrakt (Fett), 0,36 Alkoholextrakt, 47,27 Stärke,
4,77 sonstige stickstofffreie Körper, 1,14 Roh-
faser und 5,16 Asche. Gallenbestandteile, be-
sonders cholei'nsaures Natrium konnten weder
polarimetrisch noch chemisch nachgewiesen
werden. Yergl. hierzu Pharm. Centralh. 46
[1905], 867. — ^*-
Terfahren zur Herstellung Ton Troeken-
prllparaten ans tierisehen and pflanzliehen
Säften Iflr Nahrnngs-, Erfrisehangs - nnd
Arzneimtttelzwecke. D. B. P. 154 732, Kl.
.o3k. Dr. O. F. Mey er ^ Braunschweig. Die
Säfte werden mit Salzen, die vom Kristallwasser
befreit sind, in dem Verhftltnis gemischt, daß der
Wassergehalt des betreffenden Saftes annähernd
der Wassermenge entspricht, welche das Salz in
Form Ton Kristallwaaser aufzunehmen vermag.
Die erhaltenen Trockenpräparate können in der
Kälte durch Lagern in luftverdünntem Baum
oder über wasserentziehenden Substanzen wieder
vom Kristallwasser befreit und dann mit neuen
Mengen organischer Flüssigkeit vermischt werden.
A, St.
Zur Auslegung
pharmazeuüBOhor Gesetze usw.
(Fortsetzung von Seite 717.)
252. Apotheker dttrfen weder innere
noch ftnfiere Eeilknnde betreiben. Naeh
§ 2 des König]. Sachs. Mandats vom 17.
Oktober 1820; das Apotheken wesen nsw.
betr.; dttrfen die ApoÜieker weder innere
nodh äußere Heilknnde betreiben, andi haben
sie sich aller AnsfonohaDgen in Besnig auf
die Krankheitsnmstände der Patienten nnd
dementspredhender Erteilnng heilknndlieher
Ratschlftge zn enthalten.
Urteil des Königl. Landgerichts zu Planen
vom 20. Juli 1904.
In die Apotheke des Angeklagten kam
ein Mann; welcher ein Mittel gegen Rhen-
matismns verlangte. Gleichzeitig sehob er
seinen Rock- nnd Hemdenärmei znrflok nnd
zeigte seinen mit Bläschen etc. bedeckten
Unterarm nnd gab zn erkennen, daß er
diese vermeintliche Erscheinung des Rhenma-
tismns beseitigt haben wollte. Der Ange-
klagte sah den hingebaltenen Ann flfichtig
aU; gab dem Manne eine Pernbalsamsalbe
mit der Anweisung abends einzureiben nnd
früh mit Seife abzuwaschen. Daneben gab
er den Rat, der Mann solle recht oft Aepfel
essen.
Das Königl. Landgericht zu Plauen i. V.
hat in dem Verbalten des Angeklagten im
Anschluß an das in der Hanptverhandlnng
erstattete Gutachten des als Sachverständigen
abgehörten Medizinahates und Bezirksarztes
Dr. F. einen Verstoß gegen den § 2 des
König]. Säefas. Mandats, das Apotheken-
wesen usw. betr.; vom 17. Oktober 1820,
erblickt. Dieser Paragraph bedroht die Apo-
theker mit Strafe; die . . . die innere oder
äußere Heilkunde betreiben. Er ftthrt dazu
auB; daß die Apotheker sich demnach aller
Ausforschungen in Bezug auf die Krank-
heitsnmstände der Patienten und der dem-
gemäßen Erteilung ärztlicher Ratschläge
schlechterdings zu enthalten haben, und ge-
stattet ihnen nur, soweit durch die §§ 6
nnd 7 des Mandats ihnen ein beschränkter
Handverkauf von Arzneimitteln auf au&-
drückliches Verlangen der Kunden freisteht,
die Empfänger über deren Gebrauch nnd
Wirkungen zu beiehren.
738
Eb ist den Apothekern hiernach gestattet^
den Kunden bestimmte, von ihnen namhaft
gemachte Arzneien, aber auch solche Mittel
zu verabreichen, die nicht bestimmt bezeichnet
werden, aber ftlr bestimmte emfachere körper-
liche Unregelmäßigkeiten verlangt werden,
zu deren Beseitigung nicht erst eine be-
sondere Feststellung und Untersuchung der
Krankheitsumstftnde und ihrer Ursachen, eine
cAusforschung» im Sinne des § 2, erforder-
lich ist, also nicht erst seitens des Apo-
thekers eine «Diagnose» gestellt zu werden
braucht Ein Apotheker wflrde also unbe-
denklich einem Kunden auf dessen Ver-
langen «em Mittel gegen Durchfall» oder
em Mittel gegen Zahnschmerzen oder
ein solches «gegen Insektenstiche» verab-
reichen dürfen, vorausgesetzt, daß dabei den
Erfordernissen der §§ 6 und 7 entsprochen
wird. Dagegen wflrde er gegen das Mandat
verstoßen, wenn er einem Kunden nach
selbständiger Untersuchung seines Zustandes
ein Mittel verabreicht, sei es, daß der Befund
den Angaben des Kunden oder das Mittel
seinem ausdrflcklichen Verlangen entspricht
oder nicht Es kann dabei darauf nicht
ankommen, ob die Untersuchung ein-
gehend ist oder nicht, oder ob sie sieh nur
aufflflchtigeAugenscheinseinnahmebesohrftnkt.
Ob andererseits eme solche fiflchtige Augen-
scheinseinnahme als Untersuchung anzusehen
ist, muß nach den Umständen des emzelnen
Falles beurteilt werden. Entscheidend dafflr
wird in der Hauptsaohe die Frage sein, ob
sie fflr die Wahl des Mittels notwendig war
oder nicht. Wenn beispielsweise ein Kunde
ein «Mittel gegen Insektenstiche» oder ein
solches «gegen eine Brandwunde» verlangt
und dabei seinen Arm hinhält, der ent-
sprechende offensichtliche Erscheinungen auf-
webt, so dient das Hinhalten des Armes nur
zur Illustrierung der in dem Begehren des
Kunden enthaltenen Angaben, und das An-
sehen der Wunde durch den Apotheker
wird in dem Falle nicht als Untersuchung
anzusehen sein ; es beeinflußt ihn nicht oder
nur unwesentlich in semer Entschließung
über die Wahl des Mittels, er kommt nicht
in die Lage, selbständig zu diagnostizieren.
Anders im vorliegenden Falle, in dem der
Zeuge ein Mittel gegen Rheumatismus ver-
langte und seinen mit Bläschen oder Buckeln
bedeckten Unterarm vorzeigte.
Das Oerioht eraohtete die Handlnngswäse
des Apothekers fflr eine «Untersoehung»,
auch wenn sie sehr flflohtig anagefflhrt
wurde; er machte sich dadurch einer «Aus-
forschung» in Bezug auf die Krankheits-
umstände des Zeugen schuldig und erteilte
ihm «demgemäß» ärztliche Ratschläge, indem
er ihm eine Perubalsamsalbe anriet und
flberdies auch noch (flber die an nnd für
sich erlaubte Belehrung flber Oebraueh und
Wirkung des verlangten Mittels hmaus) reich-
lichen Genuß von Aepfeln anriet^ alao eine
diätetische Vorschrift gab.
Nach alledem rechtfertigt sieh seine Be-
strafung wegen nach § 2 des angefahrten
Mandats verbotenen Betreibens äußerer Heil-
kunde. Der Angeklagte hat diesen Ver-
stoß gegen das Mandat im Wiederiiolungs-
falle begangen Im vorliegenden Falle
mußte daher gemäß der Vorschrift des § 2
des Mandats auf eine höhere Geldbuße er-
kannt werden, die man auf nur 35 Mk.
festgesetzt hat m Ansehung der Gering-
fflgigkeit des Vorfalls und der großen Ver-
suchung, die in dem Verhalten des Zeugen
an ihn herantrat und der er um so leichter
erlag, als eine Verweigerung der erbetenen
Hilfe voraussichtlich den Zeugen seinem
Bildungsgrade und seinem dem Angeklagten
bekannten mlßtrauisohen Veriialten gegen
die Aerzte entsprechend einem noch weniger
sachverständigen Drogisten hätte in die
Hände fallen lassen, der sich ungestraft des
den Apothekern verbotenen Verhaltens hätte
bedienen kOnnen.
Korresp.-Bl. der ärxtl Kreis- u. Bex.-Ver.
im Königr. Saehaen 1006, Nr, 16, S. 317.
Die Unverträglichkeit von
Tinotura Cardamomi compoaits
mit alkaloidhaltigen Flflssigkeiten, mit Bismnt-
karbonat und mit Bromnatrinm ist von
Alexander Mc Cutcheon beobachtet worden.
Während in den beiden ersten Fällen die
aus der Zimtrinde stammende^ in der 'linctma
Cardamomi composita enthaltene Oerbelure
als Unache fflr das Auftreten der Nieder-
schläge bezw. Trflbuugen erkannt wurde,
ist es bislang nioht gelungen, auoh fflr das
Bromnatrium den Grund der Unverträglich-
keit zu ermittehi.
Pharm. Jwm. 1906, 218. J. K.
789
Für die Bereitung von Olyoeritum
Ulmi
gibt Homwell folgende Vorschrift: 10 Teile
Cortex Ulmi (von Ulmus oampeBtris var.
glabra) werden mit 75 Teilen Wasser 5
Minuten lang gekocht; kollert, die Kolatur
wird mit Wasser auf 75 Teile ergänzt and
25 Teile Oljeerin zugesetzt Zur besseren
Haltbarkeit kann man noch auf 1000 Teile
des Glyceritum etwa 1 Teil BenzoMure
znsetzen. Das Glyceritnm Ulmi soll als
Vehikel für die Verabreichnng unlöslicher
Arzneimittel, zum Verdecken emes schlechten
Geschmacks und zuletzt auch äußerlich fflr
Wunden und Hautaffektionen Anwendung
finden. Die Ulmenrinde wurde nach Pli?iius
schon von den alten Römern arzneilich ge-
branchty auch im Mittelalter wird sie in den
Kräuterbüehem geführt, doch ist sie jetzt
in Deutsehland wohl ganz außer Gebrauch
gekommen. Sie enthält nach f lückiger
(Pharmakognosie des Pflanzenreichs^ Seite
512) außer Schleim auch noch Gerbsäure.
Pharm. Joum, 1906, 204. J. K.
Zur Herstellung der gelben
Augensalbe
gibt Dr. Fleischer in dem Wflrttb. med.
Korrespbl. 1905, No. 29, folgende Vor-
schrift: In eine verhältnismäßig sehr ge-
räumigC; mit Ausguß versehene und vorher
gewogene Porzellanreibschale bringt man
200 Teile offizinelle Natronlauge und 400
Teile Wasser und gießt in diese Mischung
eine im Beoherglase heiß bereitete und noch
warme Lösung von 63 Teilen Quecksilber-
chlorid in 1200 Teilen Wasser in dünnem
Strahle unter stetem Umrühren mit einem
Glasstabe. Nach dem Absetzen wird die
fiber dem Niederschlage stehende Fltkssigkeit
vorsichtig abgegossen und ersterer durch
öfter erneutes Aufgießen von möglichst
großen Wassermengen, UmrQhren und Ab-
sitzenlassen in der Schale selbst so lange
gewaschen, bis das Waschwasser rotes Lack-
muspapier nicht mehr bläut und durch
Silbemitrat nicht mehr verändert wird. Nun
wird durch recht gründliches und vorsichtiges
Abgießen und, wenn überhaupt noch not-
wendig, durch Abheben mit einer Pipette
das überstehende Wasser so weit entfernt,
daß der Inhalt der Schale nur noch 200
Teile beträgt Zu der so verbleibenden
Aufschwemmung von 50 Teilen gelbem
Quecksilberoxyd in 150 Teilen Wasser mengt
man 200 Teile Wollfett und 600 Teile
reines weißes amerikanisches Vaselin. Man
erhält so 1000 Teile einer tadellosen 5 proc.
Quecksilberoxydsalbe. (Vgl. hierzu auch Ph. C.
38 [1897], 845 und 39 [1898J, 473.)
Zur Abgabe der Salbe an die Kranken
wird als Behälter eme gelbbraune elastische,
mit einer Gelatinkappe verschlossene Gelatine-
tube empfohlen, aus der durch eine feine
Oeffnung die Salbe herausgedrückt und
direkt ins Auge gestrichen werden kann.
tx—
Das Vorkommen von Bmulsin
in Hefe
ist von Henry und Aidd beobachtet worden.
Wenn 2 g Amygdalin mit 6 g gewöhnlicher
Hefe und 100 ccm Wasser bei 40 <> (7 hin-
gestellt ^urden, so waren nach wenigen
Tagen etwa 33 pOt und nach 11 Tagen
sogar 67 pGt des Amygdalin gespalten,
während ein Eontrollversuch obre Hefe keine
Amygdalinspaltung zeigte. Ebenso wie Hefe
wirkte auch Buchner'wAier Hefepreßsaft
(Zymase). In gleicher Weise wie Amygdalin
werden auch Salicin, Arbutin und Phaseolunatin
durch Hefe gespalten. Durch fraktionierte
Koagulation von Hefepreßsaft konnte ge-
zeigt werden, daß die Wirksamkeit der Hefe
auf Amygdalin bis 58^ reicht, daß sie da-
gegen bei 70^ aufhört. Da das Verhalten
des Emulsin bei den betreffenden Tem-
peraturen dasselbe ist, und da dieselben
Körper, welche durch die Hefe gespalten
werden, auch durch Emulsin gespalten
werden, so folgern die Verff., daß das in
der Hefe enthaltene auf Amygdalin usw.
wirkende Ferment ebenfalls Emulsin ist
Pharm, Joum, 1906, 7. J. K,
Terfahren zur Herstellung von Ermttdongs-
toxlnen und deren Antitoxinen. D. B. P.
161 b2l, Kl. 20h. Dr. W. Weiehardl in Berlin.
Durch intensive Ermüdang von Tieren werden
in deren Organismus ErmädaDgstoxine ange*
häait, die man zurzeit der höchsten Ermüdung
durch Entnahme von Blut* oder Organplasma
oder von geeigneten Ezkreten oder Sekreten
isoliert. Das so erhaltene Toxin bezw. toxin-
haltige Plasma wird zum Zweck der Antitoxin-
gewinnung anderen Tieren eingespritzt and dann
diesen Tieren Blut oder geeignete Exkrete oder
Sekrete entzogen und in kondensierte Form über-
geffihrt. Ä, St.
740
Terpentinöl aus Fichtenhobs.
Anoh in Amerika verarbeitet man jetzt
Baumstämme nnd -stumpfe auf Terpentinöl,
wie nachstehende Ansftlhrongen (^Ohemioal
Engmeer; durch Chem. Rev. üb. d. Fettr
und Harzindustrie 1906, XIII, 88) von
Wiüiam H. Walker, Eimer W. Wiggins
und Edtvard C. Smith zeigen.
«Lightwood» nennt man im Sflden
der Vereinigten Staaten abgestorbene Exem-
plare der iangnadeligen Fichte, deren Stämme,
Sttlmpfe und Wurzein mit Harz gesättigt
sind. Im Jahre 1872 wurde zuerst von
James Stanley der Versuch gemacht, aus
diesem Abfallholz Terpentinöl und Harz zu
gewinnen. Der Versuch mißlang damals,
weil die Preise für diese Produkte zu niedrig
waren. Seit dieser Zeit sind viele Patente |
auf Gewinnung der in diesen Bäumen vor- !
handenen Produkte genommen worden, ohne
daß man jedoch genauere Angabe^ über die
angewandte Temperatur oder über die ge-
wonnenen Produkte erfahren hätte. Verff.
haben nun das Abfallholz im Laboratorium
mittels Dampf bearbeitet, und zwar bestand
der Apparat aus einem Dampfüberhitzer,
einer eisernen, mit Dampfmantel versehenen Re-
torte und einem Kondensator. Das in der
Retorte enthaltene Holz wurde mit Dampf
behandelt; die Destillationsprodukte wurden
aufgefangen. Das behandelte Holz bestand
aus einem Gemisch von Stümpfen und
Wurzeln und war teilweise durch Wald-
brände verkohlt. Bei den ersten 6 Ver-
suchen wurde der Dampf, ohne überhitzt
zu sein, 2 Stunden lang in die Retorte ge-
leitet, wobei in der Retorte ein bestimmter
Druck gehalten wurde. Während dieser
Zeit wurde fast das ganze Harz und etwa
^/s des Oeles erhalten. Dann wurde der
Dampf auf 375 bis 400 <> überhitzt und
wiederum 2 Stunden einwirken gelassen;
hierbei ging fast nur Gas über.
Bei Versudi 7 bis 10 wurde gleich auf
180^ erhitzter Dampf eingelassen und zwar
2 Stunden lang. Die gewonnenen Produkte
differierten nicht viel von den bei den ersten
6 Versuchen gewonneuen, nur schien die
Ausbeute größer zu sein.
Der Dampf wurde dann auf 400^ erhitzt
und 4 Stunden einwirken gelassen. Ver-
uehe 12 und 13 wurden ebenso gemacht,
leiles
Gelbes
Oel
Oel
Haiz
pCt
pCt
pCt
1,96
0,81
3,97
3,15
0,58
5,38
2,50
0,64
2,80
nur dafi mit Dampf von 200^ begonnen
wurde. Folgende Tabelle zeigt die Dnreh-
schnittsresultate:
Anfangs-
teinpera-
Versach tur ^ C
1 bis 6 155
7 . 10 174
12 » 13 200
Die bei den verschiedenen Destillationen
erhaltenen Oele sind identisch. Die aus
Kernholz gewonnenen Produkte sind minder-
wertiger als die aus den Stümpfen und
ziemlich wertlos zur Terpentingewinnnng.
Vom heilen Oel, Terpentinöl, destillierten
80 pCt unter 163^. Sein spez. Gew. war
0,865 bis 0,867, Farbe wassertiell oder mit
schwach gelblichem Stich, Geruch angenehm
ätherisch. Das Oel ist so gut wie säiirefrei
und enthält 7 pOt Ester, berechnet als
Bomylacetat Raffination zur Beseitigung
des Geruches und der Farbe mit verdünnter
Permanganatlösung ergab 92,8 pOt eines
wasserhellen Oeles ohne unangenehmen Ge-
ruch. Beim Verdunsten an der Luft ver-
bleiben 1,02 pCt resp. 0,71 pCt Rückstand.
Das gelbe Oel destillierte fast vollBtIndig
zwisohen 200 und 21 4^ über; die Fraktion
zwischen 209 und 21l0 ergab 60 pCt des
ganzen und war anscheinend eme homogene
Substanz. In Alkohol gelöst, mit trockenem
Salzsäuregas gesättigt und abgekühlt entarrte
das Oel zu einer weißen EristaUmaase (wahr-
scheinlich Terpineol), die bei 50^ schmols.
Das Harz wurde zur Entfernung d«r
Feuchtigkeit ^U Stunden lang bei Ibffi er-
hitzt Nach dem Erkalten stellte es eine
harte Masse mit klarem, glasigem Brach,
aber fast schwarzer Farbe dar. Die trockene
Destillation des Harzes ergab : Saure Flüssig-
keit 15,34 pGt, Harzessenz 4,49 pGt, Han-
oi 26,47 pGt, Bkiuöl 17,91 pGt, Grttnöl
16,62 pGt, Teer 4,62 pOt
Aus 1 Klafter (6000 engl. Pfund) «light-
wood» erhält man durch Dampf destülation :
Terpentinöl: 24,9 Gallonen = 3 pCt,
gelbes Oel : 4,4 > = 0,56 p(X
Harz : 318 engl. Pfd.= hß >
durch trookene Destillation des Harzes:
Harzessenz : 2,6 Gallonen = 0,3 pCt,
Harzöl: 10,9 . = 1,5 •
Blauöl: 7,25 * = 1,0 •
Grünöl : 5,6 » = 0,8 •
Pech : 12 engl Pfd. = 0,2 *
741
VerfasBer ziehen ans ihren Versuchen den
Sehlußy daß man ans «Lightwood» durch
DampfdeBtiUation ein Terpentinöl erhalten
kann, das dem augenblicklichen Handels-
artikel, mit Ausnahme des etwas anderen
Geruches, gleicht T.
nttylen,
aber welches bereits in Pharm. Oentralh. 47
[1906], 129 kurz berichtet worden ist, hat
Dr. Aufrecht untersudit und seine Befunde
und andere Mitteilungen in Pharm. Ztg.
1906, 342 veröffentlichi Dementsprechend
seien unsere früheren Angaben nachstehends
ergänzt
Das patentierte Darsteilungsverfahren ist
folgendes: Der Teer wird bei Gegenwart
von Kondensationsmitteln, z. B. Salzsäure,
mit Formaldehyd behandelt, das Reaktions-
produkt, eine zähe, harzartige Masse, von
den wässerigen Anteilen getrennt, von der
überschQsfiigen Säure durch Behandlung mit
Natriumkarbonatlösung befreit und schließ-
lich in Natronlauge gelöst Die alkalische
Lösung des Reaktionsproduktes wird dann
durch Zasatz von Säuren zersetzt, wobei
der Körper als gelbbrauner Schlamm aus-
gesdiieden wird, der sich alsbald zu Boden
setzt Trennt man diesen von der über-
stehenden Flüssigkeit und trocknet ihn bei
gelinder Wärme, so erhält man das Pittylen
als lockeres, feines, gelbbraunes Pulver, dessen
schwacher Geruch kaum noch an Teer er-
innert
Als Ansgangmaterial hat sich der nadi
der alten Methode in Meilern gewonnene
Nadeiholzteer bewährt, der oft über 90 pOt
liefert. Da das Ausgangsmaterial kein ein-
heitlicher Körper ist, so muß auch das daraus
bewonnene Präparat em Gemenge ver-
schiedener Formaldehydverbindungen sein.
Vorwiegend dürften es Methylenverbindungen
der im Nadelholzteer enthaltenen Harzsäuren
sein, neben denen aber auch Diphenyl-
methanderivate der aromatischen Kohlen-
wasserstoffe zugegen sind. In geringen
Mengen sind fernerhin vorhanden die Ver-
bindungen, welche die im Nadelholzteer nur
wenig enthaltenen Phenole und phenolartigen
Körper mit Formaldehyd eingehen und die
ebenfalls als Diphenylmethanderivate be-
trachtet werden können. Außerdem sind
noch die Verbindungen der aliphatischen
Säuren mit Formaldehyd in betracht zu
ziehen, die sich jedenfalls auch in Methylen-
verbindungen verwandelt haben. Desgleichen
haben auch die vorhanden gewesenen bas-
ischen Verbindungen sich durch Vereinigung
mit Formaldehyd in Anhydromethylen-
verbindungen verwandelt^ wie auch die
Ketone und Aldehyde.
Außer den schon bekannten Eigenschaften
(S. 129) wird der Schmelzpunkt, zwisdien
1170 und 11 90 C liegend, mitgeteilt
Die elementare Zusammensetzung des
Pittylen ist folgende:
Kohlenstoff 84,27 pCt
Wasserstoff 14,36 »
Schwefel 0,15 »
Sauerstoff 0,64 »
Asche 0,58 »
Letztere enthielt vorwiegend Eisen- und
Oaiciumoxyd, sowie geringe Mengen Kiesei-
und Schwefelsäure.
Wird das Pittylen mit Aether und dann
mit Alkohol bis zur Erschöpfung ausgezogen,
so erhält man
in Aether lösliche Stoffe 57,23 pOt
» Alkohol » » 12,38 »
unlöslichen Rückstand 30,39 »
Während die ätherischen Stoffe eine
schwarzbraune, klebrige Masse von saurer
Reaktion vorstellen, bildet der Alkoholaus-
zug eine harzähnliche, braunrote Masse, die
in weingeistiger Lösung auf Zusatz von
Eisenchlorid eine vorübergehend schmutzig-
violette, rasch in grünlichbraun übergehende
Reaktion erkennen läßt Der in Aether und
Alkohol unlösliche Rückstand bildet eme
spröde, leicht zerreibliche, pechartige Masse,
die sich nur in heißer Kalilauge alimählich löst
Als Säurezahl wurde 10,8 und als Ester-
zahl 8,6 ermittelt Die Bestimmung er-
folgte in bekannter Weise mit alkoholischer
Lauge, nachdem 10 g Pittylen in Aether
und Alkohol soweit als möglich gelöst worden
waren. Freier Formaldehyd konnte nicht
nachgewiesen werden. H. M,
Wendelsheimer Entfettungstee soll nach
Pharm. Ztg. 1906, 303 aus Fucas vesicolosas,
Cascara sagrada, Sal carolinense, Herba Taraxaci
und mit einer Früchteabkochung getränkter
Radix Yalerianae bestehen. Darsteller: Carl
Hunniua in München. — <^- -
742
Therapeutisohe Mitteilungen.
Der gegenwärtige Stand der
Hundswuüehre.
Die HandswQt (Lyssa) entsteht durch eine
spezifische Infektion ; em spontanes Znstande-
kommen der Krankheit^ wie es früher
angenommen wnrde^ ist ausgeschlossen. Das
Tier, welches die Wut verbreitet, ist in erster
Linie der Hund und seine Artverwandten.
Doch ist zu betonen, daß bisher von keinem ein-
zigen Säugetiere ein unempfängliches Verhalten
gegen Hundswut ermittelt wurde. Während
beim Hund die Symptome, welche die ra-
sende Form der Hundswut charakterisieren,
am häufigsten vertreten sind, überwiegt beim
Menschen und im Anschluß an künstliche
Infektionen bei allen empfänglichen Tieren
die Lähmungsform der Krankheit Die
Verbreitung des Erankheitsstoffes
von der Infektionsstelle bis zum Zentral-
nervensystem erfolgt in der Mehrzahl der
Fälle auf dem Nervenweg ; ein Fortschreiten
auf dem Blut- und Lymphweg ist auch
möglich, aber weniger häufig. Der Aus-
bruch der Krankheit erfolgt nach einer ver-
schieden langen Inkubationsdauer, die im
Minimum 16 bis 20 Tage beträgt, doch
sind in der Literatur auch Fälle von jahre-
langer Inkubationsdauer bekannt.
Abgesehen von den iVej^n'schen Befunden
bleibt uns zur einwandfreien Sicherung der
Diagnose nur die Tierimpfung. In jedem
Fall von Hundswutverdacht sollte das frag-
liche Tier, zum wenigsten aber der Kopf
des Tieres in l3rsol- oder sublimatgeträokte
Tücher eingeschlagen und in einer Kiste
verpackt sofort an das nächstgelegene
Pasteur-Institut eingesandt werden. Sind
Menschen gebissen worden, so desinfiziert
der Arzt ihre Wunden alsbald und gründ-
lich und veranlaßt die Patienten außerdem,
sofort die antirabische Kur im gleichen In-
stitut vornehmen zu lassen. Jeder Zeitver-
lust kann das Leben des Patienten kosten.
Die Behandlung dauert bei leichten und
mittelschweren Verletzungen 18 Tage, bei
schweren Wunden 21 Tage. Bei der Be-
urteilung, ob ein Biß leicht oder schwer ist,
sind die entscheidenden Faktoren der Sitz
in Beziehung zum Zentralnervensystem, die
Tiefe und der Umstand, ob der Biß be-
kleidete oder unbekleidete KOrpersteOen traf.
Kopfwunden sind deshalb die schwersten ,
ein Biß in die nackte Hand schwerer als
in den bekleideten Arm.
lieber die Prinzipien der Hundswut-
impfung läßt sich 0. Heller in Bern
folgendermaßen aus: üeberträgt man das
Wutgift eines tollen Hundes von derSt^ße
— deshalb virus des rues, Straßen-
virus genannt — von Kaninchen za Ka-
ninchen, so verkürzt sich die nrsprflngtiohe
IStägige Inkubationsdauer immer mehr bis
zu einem Minimum von 6 Tagen ; aladann
ändert es sich nicht mehr, es bleibt beständig
(fixe), daher die Bezeichnung: virus fixe.
Ein solches c virus fixe» ist das Material
für die Schutzimpfung. Doch bedarf es
noch der stufenweisen Absohwäohung. Diese
wkd auf verschiedene Art erreieht. Die
klassische Po^^^i^r'sche Methode beruht auf
der Anstrocknung des «virus fixe» (Kanin-
cfaenrückenmarkes in sterilen Gefäßen über
Aetzkali bei einer beständigen Temperatnr
von 200 C). Es erfolgt hierdurch allmäh-
lich ein Absterben der Erreger, so daß in
einem z. B. 10 Tage getrocknetem Mark
lebende Lys8a(Hundswut-)erreger überhaupt
nicht mehr vorhanden sind, in einem 7 Tage
alten Mark die Zahl der lebenden nadiweis-
bar vermindert ist, während ein nur 3 Tage
lang getrocknetes Mark nicht wesentlieh ver-
ändert erschemt Auf ihrer Anstroeknnngs-
stufe lassen sich diese verschiedenen Mark-
sorten ohne weitere Abschwädinng wochen-
lang konservieren durch Emlegen in Glyoerin.
Eine Behandlung beginnt nun mit dem
schwächsten Mark, von dem ein 0,5 cm
langes Stück gut verrieben, mit Kocfasali-
lösung versetzt und in der Baaebgegend
rechts oder links vom Nabel unter die Haut
eingespritzt wird, dann geht man zu den
stärkeren Sorten über.
Die ganze Reihe wurd hn Laufe der Be-
handlung 3 bis 4 mal wiederholt Die
Abschwächung des Markes wird naeh Hoegyes
ohne jede Austrocknung in gleidi vollkom-
mener Weise erreicht durch Herstellimg
verschiedener Emulsionsverdtlnnnngen von
frischem Kaninchenmark. Da die Erfolge
mit dieser Methode dem Fasteur'mben Ver
743
fahren dnrchauB ebenbflrtig sind^ so läßt
sieh fOr die Natur des Schatzimpfungs-
materiales um gewichtiger Schluß ziehen:
die wirksame SnbetanZ; welche die Immon-
it&t bedingt, ist die unveränderte Leibessub-
stanz der Lysaaerreger. Ob das Leben der-
selben dne besondere Bedeutung und Wich-
tigkeit hat^ ist heute noch nicht mit Sicherheit
festzustellen. Jedenfalls besteht kein Zweifel
darfiber, daß die Lyssa(Hundswut-)schutz-
impfung in erster linie eine aktive anti-
parasitäre Immunisierung darstellt, bei der
allerdings gleichzeitig gewisse toxische Stoffe
mit in Frage kommen.
Und damit kommen wir zum Erreger
der Hnndswut und zu den wichtigen
Befanden Negri*%, Der Erreger derHunds-
wnt ist bis heute noch nicht mit Sicherheit
gesehen worden. Doch kennen wir aus
den JVe^'schen Untersuchungen eine ganze
Reibe seiner zum Teil höchst charakterist-
ischen Eigenschaften. Diejenige, die am
meisten hervortritt, ist seine FILhigkeit, nach
verschieden langer, aber für die einzelne
Vinisart zunächst beständigen Inkubations^
dauer die Krankheit hervorzurufen, eine
Fähigkeit, die bisher durch Virulenzunter-
sehiede erklärt wird. Femer ist zu er-
wähnen, daß sich der Hundswuterreger nicht
im Hundekörper auf die Dauer halten kann,
sondern im Verlaufe mehrerer Hundepassagen
an ^nsteckungsfähigkeit abnimmt, bis er sie
ganz verliert, ein zwingender Beweis, daß
ihm etwas für seine Entstehungsentwickel-
nng Nötiges im Hundekörper fehlt. Aendem
sich die natürlichen Verhältnisse dauernd,
so geht der Hundswuterreger allmählich zu
gründe, wie wir das bei Hundepassagen
sehen, oder er paßt sich den neuen Ver-
hältnissen an. Diese Aenderung beobachten
wir bei fortwährenden Eaninchenpassagen.
Schließlich, nachdem alle übertragenen Er-
reger den abgekürzten Modus angenommen
haben, ist die Entwickelung des Erregers
nicht weiter zu beschleunigen, die Inku-
bationsdauer nicht weiter zu verkürzen : das
Virus ist «fixe».
Von 100 durch wütende Tiere gebissenen
Leuten sollen 30 bis 40, nach anderen 18
bis 20 an Wut erkranken und zu gründe
gehen, falls k^e Schutzimpfung vorgenom-
men wird. Bleiben wir bei der Annahme
der kleinsten Zahl 18 pGt. Was lebtet nun
die Schutzimpfung? Von etwa 50 000 Ge-
bissenen der verschiedenen Institute, die
nachgewiesenermaßen von tollwutkranken
Tieren verletzt waren, erkrankten und starben
nach vollzogener Schutzimpfung 1 pCt Es
waren also nach unserer Rechnung von 18
Personen durch die Schutzimpfung sicher
17 gerettet. «Die Erfolge der Schutzimpf-
ung könnten ohne Zweifel noch weiter ge-
steigert werden», sagt Heller zum Schluß,
«wenn alle Aerzte sich stets gegenwärtig
halten, daß für die Prophylaxe der Hnnds-
wut das unverzügliche Vorgehen die günstig-
sten Resultate, ergibt». A. Rn.
CorrespondenxbL f. Sekumxer Aerxte 1906,
150.
Die Anwendung von Calcium-
lactat gegen Kopfsolimerzen
wird von Roß in den Fällen empfohlen,
wo mit den Kopfsehmerzen eine mangel-
hafte Koagulierbarkeit des Blutes einhergeht
Es handelt sich bei diesen Fällen um lym-
phatische Personen, der Schmerz läßt in 1
bis 6 Stunden an Intensität nach und es
handelt sich dabei meist um einen klopfen-
den Schmerz in der Stirn- oder Schläfe-
gegend. In einer großen Zahl von fUUen
hat sich Oalciumlaotat bewährt Man gibt
es in Gaben von etwa 1 g (15 grains) mit
0,5 g Oapsicumtinktur und 30 g Ghloro-
formwasser dreimal täglich vor dem Essen
oder in Pulverform in derselben Menge als
wässerige L(3eung. Das Calciumlactat ist
dem Caldumchlorid, das sonst dieselbe Wirk-
ung besitzt, deswegen vorzuziehen, weil es
frei ist von dem widerlichen Geschmack des
letzteren. In einigen Fällen von Kopfschmerz,
der mit Atemnot verbunden war, wurde auch
diese gemildert. Ebenso wird wassersüchtige
Schwellung der Augen und der Gliedmaßen
wie auch Frostbeulen und Nesselsucht durch
Calciumlactat günstig beeinflußt J, K,
Pharm. Joum, 1906, 225.
Zur Behandlung der Frostbeulen werden
folgende 4 Vorschriften anempfohlen: I Tannin 2,
Bleiacetat 5, Perubalsam 3 und Yaselin 90 Teile.
n. Bleisalbe 10,0, Lanolin 6,0, Eampheröl 3,0,
Perubalsam 1,5 und Bergamottöl 0,5 Teile.
in. Ichthyol und Perubalsam je 10 und Lanolin
20 Teile.
IV. Eampheröl 6,0, Menthol 0,1, Tannin-Gly-
cerin (lOproc.) 10,0, und Lanolin 20,0 Teile.
Gorrespöndenxbl. f. Schweixer Aerxte 1906,
203. A. Rn,
744
Photogpaphisohe Mitteilungen.
Amidol-
Hydroohinon-Entwickler.
Eine ganz eigenartige Eotwiokler-Kom-
Position, Misohnng von Amidol mit Hydro-
chinon ohne Zusatz von Pottasche oder Soda,
wurde kQrziioh in c Photo Revue» angegeben
und ihr nachgerühmt; daß sie im Gegensatz
zum reinen Amidoi-Entwiokler langsam, da-
her leicht kontrollierbar verlaufe und daher
weiche Negative ergeben solle. Da das
Hydrochinon aber ohne Zusatz eines Alkali
als Entwickler gamioht wirkt und anderer-
seits nicht anzunehmen ist, daß das Amidol,
welches bekanntiich keines Alkali bedarf,
mit dem Hydrochinon dne die vorzüglichen
Eigenschaften beider Entwickler vereinigende
Verbmdung eingeht, muß dahingestellt blei-
ben, ob diese Vorschrift überhaupt praktisch
ausprobiert worden ist oder ob es sich um
eine jener vielen phantastischen Kompositionen
handelt, die nur auf dem Papiere stehen.
Bm,
Ueber eine neue Form der
Standentwicklung
besonders für unterlichtete Momentaufnahmen
berichtet F. Fischer. Er hatte eine stark
unterbelichtete Momentaufnahme zu ent-
wickeln und in der Dunkelkammer eine
frische EntwicklerlOsung nicht zur Hand.
Er versuchte 10 Minuten lang die Platte
in einer abgestandenen dünnen Lösung von
Amidol, die ihm nur zur Hand war, zu ent-
wickeln. Da sich keine Entwicklung zeigte,
spülte er die Platte wieder ab, legte sie in
eme alte Schachtel und stellte diese hoch-
kantig an einen dunklen trocknen Ort. Als
er die Platte nach etwa 24 Stunden weiter
entwickehi woUte, fand er sie mit allen
Details und Halbtönen gut ausentwickelt.
Verschiedene hierauf vorgenommene Versuche
zeigten nun, daß knapp belichtete Aufnahmen
ebenso wie richtig belichtete auf diese Weise
weich entwickelt werden können. Ist am
Schluß die Deckung zu gering, so kann
man noch emige Sekunden m starkem Ent-
wickler nachentwickeln. Die geringe, in der
Schicht verteilte Entwicklermenge wirkt an-
seheinend auf die Tiefen kräftiger als an
der Oberflftche, wozu noch die steigende
Konzentration des Entwicklers infolge des
Eintrocknens kommt Bm,
Braunfärbung von Bromsilber-
drucken.
Prof. H. Keßler berichtet in der Phot
Korr. Nr. 548, Seite 229, über eine neue,
sehr leicht durchführbare Tonungsmethode
von 0. Winthrope in SommerviUe, wdebe
ohne Fleckenbildung oder andere Fehl-
erscheinungen haltbare braunschwarze oder
braunrote Bildtöne gibt. Der Vorgang bei
der Tonung ist folgender: Die Bromsilber-
drucke werden zuerst in kaltes Wasser ge-
taucht und darauf in einer Lösung von rotem
Blutiaugensalz 20 g, Bromkaliam 40 g,
Wasser 1000 ccm so lange gebadet, bis
sie vollständig gebleicht erscheinen, wozu
1 bis 2 Minuten erforderlich sind. DaDtch
werden die Drucke in Wasser kurz abge-
spült und in eine Lösung von etwa Iproe.
Natriumsulfit (oder Schwefelnatrium) gebracht,
worauf sie in wenigen Sekunden die er-
wähnte Braunfärbnng annehmen. Doreb
Auswässern der Bilder bei mehrmaligem
Wasserwechsel wird der Prozeß beendet
Diese Tonuhgsmethode läßt sich auch mit
Vorteil für Diapositive^ welche auf Chlor-
bromplatten hergestellt worden sind, anwenden.
Zu bemerken ist noch, daß zu dunkel 'aus-
gefallene Drucke durch Behandeln mit dem
Farmer'B^tien Abschwächer (rotem Blat-
laugensalz und Fixiematron) abgeschwicht
werden können. Der Farbenton wh^ dabei
ein wärmerer. Bm
Die Verwendung des Natrium-
phosphates
anstelle des gewöhnlichen Phosphatei em-
pfiehlt Maes nach cPhot News» unter
Benutzung folgender Vorschrift: Dreibasisebei
Natriumphosphat 100 g, destill. Wasser 1000
com und Goldchlorid 1 g.
Die erhaltene Lösung ist einige Minuteo
nach dem Ansetzen zum Gebranehe fertig.
Dieses Tonbad soU die feineren Halbtöoe
und Details weniger angreifen als die üb-
lichen Tonbäder. Das Tonbad kann fOr
Albumin-, Aristo- und Celloidin-Papiere ver-
wendet werden. Bm
I
745
BOohepsohau.
Kryptogamen- Flora yoa DeutsoUaad, her-
aoBgegeben von Prof. Dr. Walther
MigtUa. MooBe, Algen^ Flechten and
Pilze; etwa 15000 Arten und eben so
viele Varietäten^ vollatändig in etwa 40
bis 45 liefemngen mit etwa 90 Bogen
Text und etwa 320 farbig nnd schwarz
lithographierten Tafeln. Gera, Renß j. L.,
1905 bis 1906. Verlag von Friedrich
Zexschtvitz. Subskriptionspreis der Lie-
ferung: 1 Mk.
Von diesem groß angelegten "Werk, das wir
schon yerschiedeDtlioh, das letzte Mal in dieser
Zeitschrift 46 [1905], 499 zn besprechen Ver-
anlassung Diütimen, liegen uns weiter die Liefer-
nngen 18 bis 26 vor.
In diesen Lieferungen ist der Beginn der Be-
schreibung der Algen enthalten und zwar ist
von densdben die Ordnung der Schizophyceen
oder Cyanophyceen abgeschlossen, von denDia-
tomaceen oder Kieselalgen ist die Abteilung der
Centricae und von der Abteilung der Pennatae
die Familien der Meridionaceen, Tabellariaceen,
Eunotiaoeen, Diatomaceen, Fragillariaceen, Aoh-
nanthaoeen, Naviculaceen und ein Teil der Cym-
bellaceen ebenfalls bereits vollendet. Im Ganzen
sind bislang 1262 Algenarten beschrieben und
eine sehr große Anzahl derselben auf zum Teil
farbigen, zum Teil schwarzen Tafeln abgebildet.
Betreffs der Einteilung des Stoffes würde
Referent es vorgezogen haben, die Diatomaceen
den Schizophyceen unterzuordnen und nicht
neben zuordnen.
Im allgemeinen ist nun auch dieses Mal die
Bearbeitung des gewaltigen Stoffes durchaus zu
loben. Dagegen sieht sich der Referent leider
an einigen Stellen zu Ausstellungen gezwungen.
Diese betreffen in erster Linie (üe Üebersichten
der Gattungen und Arten, bei denen verschie-
dentlich leicht zu vermeidende Flüchtigkeitsfehler
vorgekommen sind. So z. B. fehlen auf Seite
15 in der üebersicht die Gattungen Clathro-
cystis (Seite 38) und Rhabdoderma (Seite 43),
auf Seite 96 fehlt in der Üebersicht die Gattung
Oloeochlamys (Seite 105), auf Seite 118 fehlt
die Gattung Martigocladus (Seite 118) und in der
üebersicht der Arten auf Seite 216/17 fehlt die
Art J^'artogloia marginatula (Seite 220). Sodann
aber sind leider auch einige der Tafeln nicht in
derselben Weise zu loben, wie es die übrigen
Tafeln der MigtUa'aohen Flora verdienen. Wenn
der Herr Yerfasser die Tafeln Nr. 6 und 8 und
namentlich 9 und 10 kritisch betrachtet, so wird
er selbst zugeben müssen, daß diese überaus
zierlichen Vertreter der Diatomeen wohl eine
etwas liebevollere Behandlung verdient hätten,
loh fühle mich zu diesem Schluß umsomehr
berechtigt, als alle nachträglich gelieferten Tafeln
wie z. B. V HF, VII K, VIII B ondVniC weit mehr
dem geradezu künstlerischen Aufbau dieser so
vielfach von Liebhaber -Botanikern gesammelten
und bewunderten mikroskopischen Pflanzen nahe-
kommen.
Andererseits ist, wie schon früher, so auch
dieses Mal die Knappheit und Prägnanz der
Diagnosen und Tabellen anzuerkennen und ebenso
die Tatsache, daß der Herr Verfasser die neuesten
Erscheinungen in der Literatur der Algen bis
auf die letzte Zeit sogar in bezug auf die Va-
rietäten berücksichtigt hat, wie dies unter anderen
aus der Aufführung der in der Göttinger Disser-
tation von Max Schmidt aufgestellten Arten
bezw. Varietäten Penium spirostriolatum var.
amplificatum und Ciosterium tenuissimum (aller-
dings in einer erst später zu besprechenden
Lieferung) hervorgeht
Die Bitte um Angabe der Vergrößerung bei
den Algen (vergl. Pharm. Oentralh. 46 [1905],
499) ist leider nicht erfüllt, obgleich dieser
Faktor sehr wichtig ist und auch nicht gani
durch die im Text gemachten Angaben der
Größe in Mikromillimetern ausgeschaltet wird.
Aber trotz dieser Ausstellungen ist Beferent
einer der Ersten, der den hohen Wert dieser
Eryptogamenflora namentlich für das Einarbeiten
in dieses immerhin schwierige Gebiet rückhaltlos
anerkennt.
Da der Herbst mit dem erneuten Auftreten
der Diatomeen und der gerade jetzt vorzugs-
weisen Entwickeluug der Desmidiaceen, welche
in den jetzt folgenden Lieferungen abgehandelt
werden, vor der Tür steht, so sei allen Faoh-
genoBsen, welche außer für ihr Geschäft auch
noch der schönsten der Wissenschaften, der
Botanik, und insb^ondere einer ihrer inter-
essantesten Gebiete, der Algologio, Verständnis
entgegen bringen, die Anschaffung der Miguia-
schen Flora aufs Angelegentlichste empfohlen.
J. Katx,
Yakngakuzasshi (Journal of thephar-
macentical society of Japan.)
Published by Nippon Yakugakkwai;
Nr. 8. Shimo-Miyabicbyo, Ushigomeku.
TokyO; Japan.
Diese seit einigen Jahren bestehende Zeit-
schrift erscheint monatlich in etwa 9 Bogen
starken Heften in japanischer Sprache; der In-
halt der einzelnen Hefte ist auf der 1. üm-
schlagseite in englischer Sprache verzeichnet
Dem japanischen Text war bisher ein Blatt vor-
geheftet, auf dem kurze Heferate über die be-
treffenden Arbeiten in englischer Sprache abge-
druckt waren. Wir hatten uns vor einiger Zeit
erlaubt, an die Herausgeber der Zeitschrift zu
schreiben und sie zu bitten, die Referate etwas
ausfiihrlicher zu gestalten. Wie es scheint, ist
unsere Anregung beachtet worden; zugleich be-
obachten wir aber seit der vorletzten Nummer
noch, daß die dem japanischen Text vorange-
druoktoi Beferate nicht mehr in englisoher
746
Sprache, sondern d e n t s o h abgefaßt sind. Wir
begrüßen diese Anerkennnng des Deatsohtams
im fernen Osten mit Genngtqung!
Das vorliegende Heft Nr. 293 vom Juli 1906
enthält folgende Arbeiten : Üeber die üntersach-
ong der Butter von 8. Keimatsu; Formaldebyd-
eas als Insekten yertilgendes Mittel von 8, bhv-
kawa; Quantitative Bestimmungen von Trauben-
zuoker, Bohrzucker und Invertzuoker in «Mirin»
(einem zuckerreichen alkoholisoheo QetrSnk) von
K Watanabe ; Einfluß harten Wassers auf «Eoji»
(durch Schimmelpilze teilweise diastasierten Beis)
bei der Bereitung von «Sake» (einem die Stelle
unseres Bieres vertretenden gärenden alkohol-
haltigen Geträrke; vergl. Pharm. Centralh. 42
[19011, 328, 48 [1902], 380) von 8. Tanaka und
r. Narita. s,
Bepetitoriam ftr das Apotkeker-GehilfeA-
Ezameii (PharmazentiBehe Vorprüfung)
von Apotheker August Schmidt, Runpar
bei Wflrzburg. 2. yerbesaerte Auflage.
Mit einem ansffihrlichen Sachregister.
/S^oA^rsohe Verlags- Anstalt inWOrzburg^
KgL Hof- und UniversitUs- Verlag (Oscar
Stahel) 1905. F^reiB: geb. 4 Mk.
Ein Bepetitorixim und nioht ein Lehrbuch
haben wir vor uns. Wir können daher nioht
verlangen, daß die einzelnen Absohnitte in breiter
Ausführlichkeit abgefaßt sind, ümsomehr ist
es anzuerkennen, daß es dem Verfasser gelungen
ist, mit wenigen Worten das Wissenswerteste
und Bedeutendste derart zusammenzufassen, daß
das im Buohe Niedergelegte ein deutliches Bild
vor Augen führt. Nur der botanische und
pharmakognostische Teil ist dabei zu kurz ge-
kommen ; denn es wäre doch immerhin zu wün-
schen, daß die Pflanzen bezw. Drogen eine ganz
kurze oharakteristische Beschreibung erhiuten
hätten. Letzterer üebelstand ist ja allerdings
insofern nioht von aussohlaggeboLder Bedeutung,
als dieselben im Deutschen Arzneibuch vor^
banden sind, aber wie steht es mit den Ver-
wechselungen und Verfälschungen, die soll der
Lehrling doch auch kennen, bevor er in das Examen
geht.
üeber die basischen SigensohafteA des
SauerstofEi und Kohlenitoffs von Dr.
Julius Schmidt, Privatdozent an der
Kgl. W. Techn. Hodischule zu Stutt-
gart Berlin. Verlag von Oetn'. Born-
träger. Pteis: 3 Mk. 20 Pf.
Die Basicität des Sauerstofib und hauptsäch-
lich die mit ihr Hand in Hand gehende Vier-
wertigkeit desselben hat sich in neuester Zeit
als außerordentlich wichtig für die organische,
anorganische und physikahsohe Chemie erwiesen.
Ist doch hierdurch die Konstitution mancher
organischer Farbstoffe klargelegt worden, z. B.
der Oxazin- und ThiazinfarbstofFe, der Pyronine,
Bosamine, Bhodamine usw. Aber auch in der
anorganischen Chemie entbehrt eine Annahme
des vierwertigen Sauerstoffs nicht der Wiohiig-
keit, hat doch die Frage der Konstitution des
Wasserstoffperoxyds schon hmge das IntsraM
der Chemiker erregt Leicht erklärt sich nun
diese und die Eigenschaften dee Wasserstoffper-
oxyds hol Annahme von vierwortigem Sauerstoff.
Alle diese Fragen und noch viele andere mehr
flnden eingehende Behandlung in dem vwliegen-
den Werke. Es ist dies eine ZusammenfMsnng
aller in neuerer Zeit entstandenen Arbeiten über
die Vierwertigkeit des Sauerstofb und die bas-
isohen Eigenschaften des KohlenstofEs. Diese
Zusammenfassung ist so ausführlich und er-
schöpfend ausgefallen, daß durch sie ein aus-
geieichnetes Nachschlagebuch für alle einschläg-
igen Arbeiten über diese Fragen entstanden ist
Yen großem Wert sind die genauen und reich-
lichen Angaben der Originallitteratur der behan-
delten und einsclüägigen Arbeiten.
Das Buch behandelt zunächst einleiteod die
Geschichte der Lehre von der T^erwertigkeit
des Sauerstoffs, dann die Salze des Pyrons und
Dimethylpyronp, die eingehende Begründung der
Oxoniumtheorie von CMlie und TieUe duidi
Ä, von Baeyen und ViUigtr, die Azoxoaism-
und Azthionlumsalze, die Garboxonium- und
Carbothioniumsalze, physikalisch-chemisohe Sta-
dien über den mehrwertigen Sauerstoff und
schließlich in 5 kurzen Unterabteilnngen die
basischen Eigenschaften des Kohlenatofi.
Wir können Jedem, der sich für die vor-
liegenden Fragen interessiert, das iSbAmtdf sehe
Werk auf dM Angelegentlichste in Erinnenag
bringen. W, Fr.
Beiträge znr Kenntnis der Onsjakprft-
parate. Von der medizinischen Fakultät
der Landesnniversitit Koetook gekrOnto
Preisschrift von WaUher FVieboes.
Stuttgart, Verlag von Friedrich Enke.
Preis: geb. 4 Mk.
In dieser fleißigen Arbeit liefert uns der Verf.
ein QesamtbUd des Guajaoum of fidnale und der
von ihm gewonnenen Präparate, das sich glie-
dert in (fie Geschichte der Anwendung dee
Guajaks ge{;en die Syphilis, die Phannaksgnosie
und Chemie des Guajaks, eine genanere Be-
schreibung des in ihm enthaltenen Saponin und
dessen physiologisch-toxikologische Wiikun^.
Zuletzt werden noch die physiologischen Wurk-
ungen des Guajakholzöles und des Gnajakol so-
wie Ausblicke über die therapeutische und tech-
nische Verwendbarkeit der Quajakpräparate ge-
geben, wobei namentlich erwämt zu weraen
verdient, daß der Verf. das Guajaksaponin wegen
seiner absoluten Unschädlichkeit dazu empGethlt,
um alkoholfreies Bier und Limonaden eohtamend
zu machen. Das Werk ist mit 10 Abbildunges
geschmückt •?.
Preislisten sind eingegangen von :
Brüekner, Lampe db Co. ixt Bedtn 0 19 übar
Drogen, chemische und {^lannanntisohe Fki»
parate, ätherische Oele und SMenzeo, Farben usw.
747
Ifwpsohiedene Mittoilungen.
Die Flammeiibogenlanipe
Juno
der FirmA Johnson A PhtUppa (Ghem.-
Ztg. 1906| Rep. 214) hat zwei m gewohnter
Weise unter spitzem ^^nkel gegeneinander
geneigte Kohlen , die doroh ihr eigenes
Oewieht soweit herabsmken, bis die eine
gegen einen hakenartigen Ansatz M^t, so
daß sie sieh bcnühren. Beim Sehließen des
Stromes bewirkt die Ausdehnung eines Drahtes
ans einer Eisen- Niokellegiemng dne Dreh-
ung des mit der freien Kohle in Verbindung
stehenden Hebels^ so daß der liehtbogen
entsteht, der dur^ einen Blisermaguet nach
unten getrieben wird. Yier soloher Lampen
mit 8 bM 10 Amp. können hmtereinander
in einen Qleiehstrom von 240 Volt ge-
flehaltet werden. Eine Lampe gibt bd
einem Verbrauehe von 450 Watt em gelb-
liches Lieht von 2800 Kerzen.
"he.
18. Versaminluiig
Deutscher Naturforsoher und
Aerzte
in Stuttgart am 16. bis 22. September 1906.
Aus der soeben versandten Einladung inter-
essieren unsere Leser die nachverzeichneten
Vortrage, welohe in Stuttgart gehalten wer-
den sollen : ;
Pharmaite nnd Pbarmakogaesle.
(Sitzungsraum : Ghem.-teobni8oh. Laboratorium.)
Deuisen (Leipzig) : Zur Kenntnis der Fluß-
sfture.
Dieteneh (Helfenberg i. Sachsen): üeber
Clarettahars, einen neuen Eolophoniumersatz.
Qadammr (Breslau) : Aibüoide der Colombo-
Wurzel.
Joüe» (Wien) : lieber Laevulosurie und den
Nachweis von Laevulose im Harn.
SiUUr (Stuttgart) : Gallen- und Blutfarbstoffe.
LcHwf (Hannover): Ueber Henteliung und
ünteiBudhung von EiseDalbuminatlösungen mit
besonderer Berüoksiohtigung der neutralen liös-
ung «Leoin». ]
Mai (Munehen): Die Bestimmung kleinster
Morphinmengen auf kolorimetrisohem Wege.
(Auf grund von Versuchen mit Karl Eaih,)
Pfyl (München) : üeber einige im Safan vor-
kommende Stoffe und ein neues Verfahren zu
Beiner WertbestimmuDg. (Auf .grund von Ver-
suchen mit W. Seheüx.)
Bupp (Marburg) : üeber erweiterte Anwend-
ungsmöglichkeiten der jodometrisohen Titrior-
anuyse.
BMenthaler (Straßbu^) : a) Die absorbierende
Wirkung versolüedener Kohlensorten. b) üeber
die Beziehungen zwischen Pfianzenohemie und
Systematik.
Sehär (Straßburg) : üeber die Alkalinitat der
Pflanzenbasen und ihre Bedeutung bei chem-
ischen und toxikologischen Arbeiten.
Sehäffer (München) : Ein neues Reagens auf
Aldehyde und seine Anwendung in der pharma-
zeutischen Chemie.
Schmidt (Marbuig) : Mitteilungen aus dem
pharmaoeatisch-chemischen Institut Marburg.
SchoUx (Greifswald) : üeber Bebeerin.
Sed (Stuttgart): üeber Ozydationsprodukte
der Aloebestandteile.
Thomae (Gießen) : Die Einwirkung von Ammon-
iak auf Ketone.
Thonu (Steglitz-Berlin): a) üeber Elaterin.
b) üeber Rottlerin.
WBiwUand (Tübingen): üeber Verbindungen
des Ghroms, in denen dieses f ünfwerttg auftritt
Angewandte Chemie nnd Kahrongsmlttel-
nntennchong.
(Sitsuneuaum : Kleiner Hörsaal des Laboratoriums
für allgemeine Chemie, Sohellingstraße 26.)
Bauer (Stuttgart): üeber Katriumsuperozyd-
hydrat.
Bward (Stuttgart): Die Bakete im DiMiBte
der Photographie.
Joües (Wien) : üeber den gegenwärtigen Stand
unserer Kenntnis der Fette vom physiologisch-
chemischen Standpunkte aus.
Pfungst (Frankfurt): üeber die Verwendung
von überhitztem Wasserdampf in diemisohen
Laboratorien, mit Demonstration der zurüeber-
hitzung dienenden Apparate naoh Ihr. PftmgMfs
System.
SchiUer-Tieix (El. -Flott beck-Hamburg) : Der
Fett- und Schalengobalt im Kakao.
Agrikoltorehemle nnd laadwirtsehaftUekes
Versnehswesen.
(Sitzungsraum: Chemischer Hörsaal der Bau«
gewerkschule.)
Beger (Hohenheim) : Verschiedene Formen der
FettfüttoruDg — Emulsion und Nichtomnlsion.
Rö igen (Hohenheim) : Die Veränderungen der
Extraktbestandteile bei der Bestimmung des
Weinextraktes.
Schmidt (Hohenheim): üeber die Zusammen-
setzung und Beurteilung der Fruchtsäfte.
Zur Vorberbestellung von Wohnungen mu£
man sich an den «Wohnungs-AusschnS der
Naturforsoher -Versammlung in Stuttgart, Ge«
Schäftsstelle Rathaus» wenden.
748
Freiie und fiedinTiuieeii fitr Kleinhändlar l Beich (eiDSohl. LuzemboiiK) ist zu dem Zwecke
im Dentiohen Heich ftr den Bezug der ^ j" * ?^«'' <^^.^^Ä ^?' ™» "^fi: J^}""'
„ , ,. , „, ,, * ihane behandelt die Preise foroffenüioha Krinken-
flikabiohen Mineralbnuinei) von Ems, Insulten unf approbierte Aento. Weitere An-
Langeniohwalbaoh und SoUuigeiibad. : lagen betreffen deo Yerkaaf naoh auOerdentscbeo
Die FreiSB im OroQbezug nnd im Eleinver- lündeni, Vergütung fiir die Abgabe an Eranken-
kauf sind verschieden je nach der Entfernung • kassen und Aerzte, Zonen-Einteilung,
des betr. Ortes von der Quelle; das Deutsche!
Briefweohsel.
Dr. J, M. in L. Es ist allerdings ein sehr '
bedentdicber Irrtum, wenn zwei so bekannte
Weincheraiker aussagen, BalTaitari sei "Wein-
stein. Die Herren haben sich die Darslellnng
der reinen Pottasche, deren Kenntnis vom
Apothek erleb rling schon vorlangt wird, sioher
nicht vergegeuwärtigt. P. S.
ipotb. F. B. in Abo. Wir wurden Ihnen
raten, anstelle des Waaserglasanstriches, den
wir nicht empfehlen können, die Wände des
Laboratorium usw. zuerst dreimd hintereinander
an 3 TtH^n mitMontauinfluat zu über-
tünchen, dann einige Tage trocknen zu lusen
und darauf mit weiter Emaillefarbe nach-
zustreichen. Man erhält so einen gegen saure
Dämpfe nahezu vollständig widerstandsfähigen
Anstrich, da sich durch die Bebandlnng mit
Monlaninfluat eine für Wasser undurchlässige
und von Sänred&mpfen nicht angreifbare Schicht
von Fluorcalcium und gallertaitiger Kieselsäure
bildet. Wir haben in unserem Laboratorium
nucb die Wände und Decke so behandelt und
seit Jahren nicht mehr die geringste Beschädig-
ung durch Säuredämpfe gehabt Zu beachten
ist, daß MontaninQuat ätzend auf Glas
wirkt, weshalb die Fenstersoheiben vorher mit
Vaselin eiuEuscbmieren sind. Nttbere Auskunft
orteilt die Montana-Oesellsohaft in Strehla a. Elbe,
Königreich Sachsen. J. K.
Herren G. & R. Fritz in Wien. Wir danken
Ihnen für Ihre freundliche Naohrioht, daU die
neue Oesterreichische Fharmi-
k 0 p ö e nicht wie Seite 654 gesagt wurde an
I. Juli 1908 in Kraft getreten ist, sondern da:'>
der Zeitpunkt der Einfiihinug auf den 1. Ja-
nuar 1907 verschoben worden i«L ».
@] 11 11 w
I Preisermässigung I
EaDdkomoieiitar
zum Arzneibuch für das Deutsche Reich (lY.)
bearbeitet von
Dr. Al£red Schneider und Dr. Patd Sflsa
unter Mitwirkung von
r- OöUm, Dr. C- ^Ealtelgr und "^7". "'^o'bTs«.
Mit vielen Abbildungen im Text. — ^i^U Ä)j?en stark.
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ZeitBohiift für wisBensehaftliche nnd gesoh&füiehe Interessen
der Pharmaeie.
OegrOndet von Dr. Eomaui Hagor im Jahre 1859.
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stelle im Inland 3,— Mk., Ausland 3,50 Mk. — Einzelne Nnmmein 30 Pf.
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Leiter der I Dr. Alfred Schneider, Dreeden-A. 21; Schandauer Str. 43.
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MW7.
Dresden, 13. September 1906.
I Der neuen Folge XXVII. Jahrgang.
XLVIL
Jahrgang.
InbAlt: Ck«Mi« nnd Pkaraaoie: Benrtoilung moblluütlgnr Scbokotede. — Der wahre AnilinfariMneiildeeker ela
deatacher Apotheker. — > Chinolin im TierkOiper. — Neue Arzaeiiiiiltel. — SterfltMtton der Cnuingue. — Jod-
haltige HUmereler. ^ WertbeBtimmong des Glycerln. — Sehldlichkeit freier KieeeUAore für KeeedspeiiMW iMer.
NahntBffflmittel-OacBie. — Th«rftp«mtisek« MittoUrnDcan. — PkotocTAphisehe Mitteiluiffen« — Bielier-
SRhan. — Yenehledeiie HttteUnBccB. — llri«f«reehs«l.
Chemie und Pharmaeie.
Zur Beurteilung
mehlhaltiger Schokolade.
Yen A. Beythien.
Mitteilung aus dem chemischen üntersuchungs-
amte der Stadt Dresden.
Obwohl schon verschiedentlich darauf
hingewiesen worden ist, daß die Auf-
findung geringer Spuren fremder Stärke-
kömer in Eakaowaren noch nicht ohne
weiteres berechtigt, eine absichtliche
Verfälschung anzunehmen, sondern daß
bei der mannigfachen Verwendung von
Mehl in Schokolade-Fabriken mit der
Möglichkeit einer zufälligen Verunreinig-
ong gerechnet werden muß, kommt es
dodi immer wieder vor, daß aus dem an-
gefahrten Grunde Beanstandungen aus-
gesprochen werden. Höchstwahrschein-
lich liegt dies daran, daß schon mini-
male Mehlgehalte von V4 ^^ V2 P^^t
im mikroskopischen Gesichtsfelde auf-
fällig zu Tage treten und den minder
geübten Mikroakopiker zu der Diagnose
«reichliche Stärkemengen» fflhren, wäh*
rend in Wirklichkeit nur verschwindende
Spuren davon vorhanden sind. Zum
Schutze gegen derartige Irrtümer sollte
man daher stets versuchen, durch ver«
gleichende Untersuchung selbst herge-*
stellter Mischungen von Mehl und Eafa^o
ein ungefähres Urteil Aber die Menge
der vorhandenen fremden Stärke zu
gewinnen.
In besonders hohem Qrade unterliegen
seit einiger Zeit die sogen. Creme-
Schokoladen der Gefahr der Bean-
standung, und es erscheint daher an-
gezeigt, an einem konkreten Falle,
welcher eine lebhafte Polemik zweier
Fachgenossen zur Folge hatte, die Not-
wendigkeit größerer Zurfickhaltung bei
der Beurteilung mehlhaltiger Kakao-
Fabrikate von neuem vor Augen zu
ffihren.
Ein auswärtiger Chemiker hatte Proben
Creme-Schokolade als verfälscht bean-
standet, weil in der Couvertflre treich*
750
liehe Meng^eu» Stärke vorbanden waren
und an Scbokolade-Ueberzugsmasse die-
selben Anforderungen zu stellen seien,
wie an Scbokolade selbst. Der von der
zuständigen Bebörde mit einer Nacb-
prüfung dieser Befände betraute zweite
Sachverständige fand demgegenfiber, daß
zwar die Creme-Fttllung unter Verwend-
ung «reicblicber Mengen Mebl» herge-
stellt worden war, daß aber die Ueber-
zugsmasse nur «vereinzelte Stärkekömer»
enthielt. Er bezeichnete daher die Be-
anstandung als ungerechtfertigt, weil
Mehl ein normaler Bestandteil der Creme-
Masse sei, und weil überdies die Creme-
FflUungen bei der Fabrikation der be-
nannten Schokolade mit Stärkemehl
eingepudert würden. In seiner Antwort
betonte der zuerst befragte Gutachter,
daß er bereits mehrere Hundert dieser
Produkte untersucht habe, ohne in den
Creme-Massen auch nur einmal Mehl zu
finden, und daß ein Stärkezusatz nicht
als üblich gelten könne, da unter Creme-
Füllungen ganz allgemein künstlich ge-
färbte und aromatisierte feuchte Zucker-
massen verstanden würden. Er hielt
daher sein erstes Gutachten insofern
aufrecht, als der Zusatz von Stärkemehl
auch zur Creme eine Verschlechterung
der Ware darstelle und in technischen
Schwierigkeiten um so weniger seine
Begründung zu finden vermöchte, als
anderwärts diese Zuckermassen ohne
Stärkemehl hergestellt würden.
Da die beanstandete Schokolade einer
hiesigen Firma enstammte, hatte auch
das Uniersuchungsamt sich mit der An-
gelegenheit zu befassen. Bei dem Fehlen
von Vereinbarungen über den Begriff
der normalen Beschaffenheit von Creme-
Füllungen erschien es zunächst erforder-
lich, einen Deberblick über die Zusam-
mensetzung der im Handel und Verkehr
befindlichen Erzeugnisse zu gewinnen,
und ich habe daher beim Wohlfahrts-
polizeiamte die Entnahme einer Anzahl
Creme-Schokoladen, hauptsächlich bil-
ligerer Sorten, aus hiesigen Geschäften
in Anregung gebracht. Besonderer
Wert wurde darauf gelegt, die Produkte
möglichst zahlreicher, auch auswärtiger
Fabriken, zu erlangen, und es kamen
infolgedessen 28 Proben zur EünUefer-
ung, welche 1 1 Dresdner Fabriken, sowie
je einer Fabrik in Emmerich, Amsterdam,
Leipzig, Altena, Halle, Magdeburg,
Vierssen, Berlin und Hamburg ent-
stammten.
Für die mikroskopische Untersuchong
wurden Couverture und Creme-FflUang
so sorgfältig als möglich von einander
getrennt und von jeder sowohl aus den
inneren Partien als der Randzone Prä-
parate angefertigt. Das Ergebnis der
Untersuchung war in mehrfacher Hin-
sicht überraschend. Zunächst ergab
sich, daß nahezu sämtliche Proben
hiesiger wie auswärtiger Fabrikanten
vereinzelte fremde Stärkekömer von der
Form der Maisstärke enthielten. Diese
Stärkekömer fanden sich aber vor-
wiegend an der Berührungszone von
Creme und Schokolade, in weit geringerer
Menge hingegen im Inneren der Con-
vertüre, während die Creme - Füllung
gänzlich frei von Stärkemehl erschien.
Da die außerordentlich minimale Spar
fremder Stärkekömer einer absichtlichen
Beimischung geradezu widersprach, und
das überwiegende Auftreten der Mais-
stärke in der Randzone außerdem anf
eine Folgeerscheinung gewisser Fabrik-
ationsmethoden hinwies, habe ich mich
zur Klarstellung der in betracht kommen-
den Verhältnisse mit hiesigen Fabrikanten
in Verbindung gesetzt und dmch Be-
fragung derselben und bereitwilligst
gestattete Besichtigung ihrer Betriebe
folgende Feststellungen getroffen:
Die Fabrikation der sog. getankten
Schokoladen (Pralines, Creme -Schoko-
laden) erfolgt imPrinzipe in der Weise,
daß man feste Kerne von Zackermasse
(Fondants) in der Form von Brocken.
Kugeln, Platten und dergl. mit einer
durch Zusatz überschüssiger Kakaobutter
verflüssigten Schokoladenmasse fibendefat
und letztere erstarren läßt. Die hierzn
benutzte Füllung (Creme) besteht ans
einem ev. gefärbten Gemisch von Zucker
mit Stärkesirup oder auch aus reinem
Zucker und enthält normaler Weise kän
Mehl, um sie in feste Form von be-
stimmter Umgrenzung zu bringen, we^
den in Maismehl, das fest in Kästen
751
eingefällt ist and eine völlig glattge-
striehene Oberfläche besitzt, mit runden
oder viereckigen Metallstempeln Ver-
tiefungen eingepreßt. In letztere gießt
man die warme geschmolzene Zacker-
masse und läßt sie hier erstarren. Nach
dem Erkalten werden die anhaftenden
Mehlteile durch Bürsten oder in beson-
deren Maschinen durch Abblasen soweit
als möglich entfernt; es liegt aber auf
der Hand, daß das nicht quantitativ im
chemischen Sinne erfolgt, sondern daß
Sparen Stärke auf der Creme verblei-
ben und beim nachfolgenden Uebergießen
mit der Schokoladenmasse zum teil auch
in letztere hineingelangen. So erklärt
sich In ungezwungener Weise unser
Befund, daß die Starkekörner vorwiegend
an der Berfihrungszone von Creme und
Schokolade, weit seltener im Inneren
der Couvertüre und gar nicht in der
(>reme-Fttllung auftreten. Selbstredend
kann eine derartige unvermeidliche,
noch dazu ganz unwesentliche Verun-
reinigung nicht als Verfälschung im
Sinne des Nahrungsmittelgesetzes ge-
deutet werden. Da alle untersuchten
Proben, welche 20 verschiedenen, dar-
unter 9 auswärtigen Fabriken ent-
stammten, den analogen Befund in bezug
auf die geschilderte Verteilung des mi-
nimale Mehlgehaltes aufwiesen, so er-
scheint der Schluß gerechtfertigt, daß
die nach gewerbegerechter Methode her-
gestellten, also normalen Creme-Schoko-
laden keinen Zusatz von Mehl, weder
zu der Creme - Fällung noch zu der
('ouvertfire erhalten, daß aber infolge
des üblichen Verfahrens der Creme-Dar-
stellung geringe Spuren von Stärke in
ihnen vorkommen können.
Weniger günstige Verhätnisse scheinen
zur Zeit im Verkehr mit den sogen.
Schokoladenpastillen oder -Plätz-
chen zu herrschen, welche normaler
Weise nur aus Kakao, Zucker und Ge-
würz bestehen sollen. Zwar wird man
die Tatsache, daß die zu ihrer Bestreu-
ung benutzten bunten Zuckerkömehen
vielfach mehlhaltig sind, auf grund der
für Eakaowaren getroffenen Vereinbar-
ungen nicht wohl beanstanden können.
Unter aUen Umständen ist aber zu ver-
langen, daß die Schokoladenmasse selbst
frei von Mehl ist und nicht über 70 pCt
Zucker enthält. Im Hinblick darauf,
daß wir neuerdings in den Erzeugnissen
einiger Fabriken mehrere Procente Mehl
ohne jede Deklaration fanden, scheint
eine schärfere Ueberwachung dieser
Waren dringend geboten.
Der
wahre Anilinfarbenentdecker
ein deutscher Apotheker.
Von Hermann Sehelenx,
<rhi der Royal Institution in London
fand am Sonnabend, den 26. Juli d. J.
die Feier des fflnfzigjährigen Jubiläums
der Entdeckung der Kohlenteer-
farbstoffe durch William Henry
Perkin statt.» So schrieb das «Berliner
Tageblatt», eine Unzahl, jedenfalls die
allergrößte Mehrzahl der deutschen
Tageszeitungen kündeten in der Haupt-
sache dasselbe, und, soviel ich sehen
kann, nahmen alle in betracht kommen-
den wissenschaftlichen Blätter Deutsch-
lands und des Auslandes in derselben
Art von dem Ereignis Akt, das selbst
in unserer Zeit der Jubiläen, Denkmals-
enthfiUungen und Ehrungen mit Titeln
und Sternen das Interesse aller Welt
erregen mußte. Wer kennt nicht Anilin-
farbstofiCe, wem brachten sie sich nicht
wenigstens bei Bertthrung mit « Anilin >-
Tinten in unbequeme «unauslöschliche»
Erinnerung !
Ich hatte in meiner «Geschichte der
Pharmacie», die selbstverständlich, wenn
auch nur ganz kurz dieser erst verhält-
nismäßig spät in den Arzneischatz auf-
genommenen und wohl völlig daraus
verschwundenen, seit 1877 etwa als
lohnender Handyerkau£sartikel (jetzt
wohl kaum mehr?) eine hervorragende
Rolle spielenden Stoffe gedenken mußte,
Perkin nicht genannt. Ich hatte ledig-
lich bemerkt, daß A. W. von Hof7nann'H
Entdeckung der Darstellung des Ros-
anilins durch Einwirkenlassen von Chlor-
kohlenstofiC auf Anilin im Jahre 1858
den Anlaß zu einer, unerhörten Auf-
schwung nehmenden Industrie auf dem
Gebiete der Teerfarbstoffe gegeben hat.
762
Wer gönnte PerMn seine Bohrungen
nicht, tatsächlich aber könnten und
müßten sie sich aufbauen nur auf der
Tatsache, die die Chemiker-Zeitung in
die Worte kleidete: «Es steht in der
Qesdiichte der Zivilisation einzig da,
daß derjenige, dem ohne Zweifel und
Hader die Schöpfung einer Industrie
zugesprochen werden muß, die Milliarden
an Wert aus dem Abfall zieht und ge-
zogen hat und die sich als Grundlage
ffir eine zweite, die synthetische Arznei-
industrie erwies, nach ffinfzig Jahren
noch auf Erden weilt, um die Glflck-
wflnsche derer entgegenzunehmen, die
das weite Reich erobert haben, dessen
Grenzen er fiberschritt».
Ffir Perkm durften in der Tat das Be-
wußtsein materiellen eigenen Erfolges und
die Freude, eine Weltindustrie geschaffen
zu haben, Empfindungen, die tatsächlich
kaum je die Brust eines Mannes so schwel-
len ließen können, wie es gerade ihm
von einem gfitigen Geschick beschieden
wurde, eine reichliche Entlohnung ffir
das sein, was der Zufall ihn zu leisten
begnadigte, nicht zielbewußtes
Streben. Tatsächlich soll der Mann,
der vor ffinfzig Jahren die Kosten des
Patente auf die Darstellung eines vio-
letten Farbstoffs, seines Mauvanilins
(oder Mauveins) Perkin'% Violett)
einsetzte, auch selbst in aller Bescheiden-
heit nicht an die Ffinfzigjahrfeier einer
wissenschaftlichen Großtat gedachthaben.
Von seinen Landsleuten ging die Be-
wegung zu einer Feier aus — völlig
berechtigt, weil Perkiny wie schon ge-
sagt wurde, tatsächlich der Erst« war,
der eine Anilinfarbe ffir technische
Zwecke im Großen darstellen wollte
und femer ziemlich der Einzige bUeb"^),
der in England die von ihm begrfindete
Industrie betrieb und hochhielt, die dem
Inselreich — mancher wird vidleicht
*) Die «Illostnited London News» erkeDoen
in öuer Nr. 3601 Yom 26. Mai, S. 746 die Tat-
saoha, jedenfalls mit gemischten Oefüblen, an.
läe sa^n, daß die engUaohen Chemiker seiner
Zeit die unendliche Bäeutnog der Anilinfarben
nicht erkannt nnd sie den Dentsohen überlassen
hatten, die Hillionen yon Pfänden damit ver-
dianteD.
den Finger Gottes darin schauen —
von dem betriebsamen deutschen Volk,
das in bezug auf wissensdiaftliche and
technische Chemie «on ihe front» mar-
schiert, fast völlig entwunden wurde.
Es spricht fär die neidlose Anerkennung
jeglichen, selbst des Verdienstes bei An-
gehörigen des Volkes, Aber dessen vor-
urtdlslose Anerkennung unseres allge-
meinen Wertes wir uns kaum beklagen
diuf en, daß Deutschland nicht nur nicht
ermangelte, an den Ehrungen sich zu
beteiligen, die England in bekannter
und anerkennenswerter Art Perldn zu
teil werden ließ (er wurde schlieBlidi
von seinem König geadelt), es dflrfte
aber doch am Elnde'zu weit gegangen
sein und kann nicht nur als ein Zeichen
mangelnden Geschichtsbewußtseins be-
schönigt werden, (Chauvinisten, wie es
deren fiberall gibt, w^den am Ende
von der leidigen schwächliche Vorliebe
des Deutschen für das Ausland sprechen»
mancher deutsche Leser wird mit
etlichem Ingrimm daran zurückdenken,
wie er als Student hinter, ob ihres Aos-
ländertums bevorzugten Kommilitonen
zurücktreten mußte, er wird sich der
Klagen fiber ähnliche Erscheinungen
erinnern aus der Zeit JTocA'scher Bak-
terienkurse ffir deutsche Aerzte and
Verwaltungsbeamte, und er wird mit
einem gewissen Angstgefühl von einer
Darangabe berechtigten Selbstgefühls
reden, die wie «Lumpen-Bescheidenheit»
Spott herausfordert und verdient), wenn
der Mann, der schon vor langen Jahren
Ehrendoktor von Wfirzbnrg, dann
Ehrenmitglied der deutschen (Gemischen
Gesellschaft geworden, jetzt auch noch
von Heidelberg und Mflnchen mit dem
Doktorhut bedacht worden ist, und dail
ihm jetzt noch von einer ad hoc «it-
sendeten Abordnung von Koiyphtoi
deutscher chemischer Wissenschaft die
jETo/TTuiTin-Medaille überreidit wniiie, im
gründe die höchste Ehrung, die die
deutsche Chemie, die erste der Wdt,
verleihen kann.
Was leistete der Schfller des deutschen
Hofmann in bezug auf die Anilinfarben-
f abrikation ? Schon war die Synthese
einiger Stoffe gelungen; die tiglick
753
klarer werdende Erkenntnis der Kon-
stitation organischer EOrper forderte zu
neuenVersuchen auf und das immer größer
werdende Verlangen nach der Heber-
panacee Chinin yeranlaßte auch Perhin
zu Versuchen, sie aus Anilin darzu-
stellen. Der Name Anilin allein, die
Tatsache, daß man diesen Körper, der
der Industrie den Namen gab, deren
«Schöpfung ohne Neid und Hader», wie
mit der Chemiker -Zeitung anerkannt
werden muß, Perkin zuzuerkennen ist,
beweisen^ daß der verdiente Mann keines-
wegs der Entdecker der Anilinfarben
ist und sein kann. Man kann tatsäch-
lich nur zugeben, daß Perkin ledig-
lich aus Zufall beim Suchen nach
einer Methode zur synthetischen Dar-
stellung des Chinins*), also keinenfalls
zielbewußt, einen Farbstoff gefunden
hat, einen Farbstoff, aber dessen Ent-
deckung außerdem, darf ich den Angaben
in Fehling's Wörterbuch glauben (ich
habe augenblicklich keine anderen
Quellen zur Hand!) die Ansichten ge-
teilt sein dürften. Hier ist nämlich zu
lesen, daß Friixsche**) (weiter unten ist
noch die Rede von ihm) «einen Farbstoff
durch Einwirken von Chromsäure auf
Anilin darstellte, einen (damals!) noch
nicht genau charakterisierten Körper
mit den Eigenschaften eines wertvollen
violetten Farbstoffes, welcher besonders
in der Seidenfärberei vielfache Anwend-
ung verspricht. Die Erzeugung dieses
Farbstoffs ist neuerdings (1856) von
W. H, Perkin in England patentiert
worden» ***) !)
*) Er wollte durch Oxydation des Allyl-
tolnidins das ChiDin darstelleo und, als ihm das
nicht gelang, vereuchte er die Reaktion mit der
einfacher zosammengesetzten Basis Anilin.
(VergL DingUr^s Polytechnisches Journal, Bd.
163, 8. 372, dbrigens auch Max Vogel^ die
Entwickelung der Anilin-Industrie, Leipzig 1866.)
**) Es handelt sich vermutlich um eine
Arbeit Ton 1843 in den Annalen der Chemie
und Pharmaoie Bd. XXXIX, 8. 76 und Bullet,
sdent. de 8t. Petersbourg 1843, T. 1, 8. 30
und 103.
^ Im Jahre 1809 UeA sich Perkm beim
Patentieren der Darstellung von Anthrazenfarb-
stoffen von den Deutschen Oräbe, Liebermann
und Coro um einen Tag überflügeln.
Das Letztgesagte ist tatsächlich und
kanm bestreitbar das einzige Verdienst,
das die Geschichte der Chemie Perkin
zuerkennen kann und das nebenbei das
Patent aktenmäßig klar legt. Unter
der weitschichtigen Litteratur, die das
erwähnte Lexikon anfährt, findet außer-
dem Perkin nur einmal, außerdem mit
Church zusammen mit einer Arbeit im
Quarterly Journal of the Chem. Society
Vol. IX, p. 1 Erwähnung, im Archiv
der Pharmacie steht er nur mit einer
Arbeit über Naphthalidin vermerkt, in
Biwhner^B Repertorium (das recht genau
ttber die damaligen Erscheinungen be-
richtete), fehlt (beiläufig auch in dem
als allwissend gerühmten Meyer) er
ganz.
V7arum soll ein Mann, dessen Ver-
dienste in der Hauptsache auf dem Ge-
biete der Industrie liegen, nicht wissen-
schaftlicher Ehren gewflrdigt werden
(der frühere Apotheker Eommerzienrat
Holtx wies bei Verleihung des Dr. hon. c.
bescheidentlich auf die in erster Reihe
in betracht kommenden Arbeiter der
Sahering^ sehen Fabrik hin, für die er
die Ehrung hinnähme, Dr. Krause er-
hielt den Professor-Titel vermutlich in
erster Reihe zum Dank für die Förder-
ung der V^issenschaft durch seine jour-
nalistische Tätigkeit, der Künstler Klin-
ger erhielt eben den Doctor medicinae
h. c. von Greifswald , trotzdem er doch
nur recht oberflächlich mit der Heil-
kunde in Verbindung steht usw.), warum
soll Perkin nicht die So/iwanrj-Medaille
erhalten?! — aber wo bei der Perkin-
Feier nach Verdienst der Männer ge-
dacht wurde, die den späteren Weg der
neuen Industrie glanzvoll ausgestaltet
haben, in erster Reihe HofmanrCs selbst,
dann Heinrich Caro% der beiden Fischer
(Emil und Otto)^ Ad. Baeyer's usw.,
da hätte unbeschadet der Verdienste
der Ebengenannten und des Jubilars,
da hätte auf die Gefahr hin, allzngroßen
Selbstgefühls bezichtigt zu werden, ledig-
lich aus Gerechtigkeitsgefühl der Wahr-
heit die Ehre gegeben werden sollen,
da hätte der wahren Anilinentdecker
gedacht werden müssen, und in aller
erster Reihe des Mannes, der das Anilin
764
im Teer entdeckte^ ohne dessen ersten,
schwersten, bedeutungsvollsten Schritt
alle weiteren zur Teerfarbenindustrie
unmöglich gewesen wären.
Die Ehre wäre vier Forschern, dar-
unter drei Apothekern, zuzuerteilen ge-
wesen.
Schon im Jahre 1826 hatte ein 1806
geborener Apotheker Otto unverdorben,
der äußerst fleißig ttber die Produkte
der trockenen Destillation usw. gear-
beitet hat, über dessen Lebensschicksale
ich leider nichts mitteilen konnte, in
den Produkten der Indigo -Destillation
eine Flüssigkeit gefunden, die erKry-
st allin genannt hatte.
Femer entdeckte der 1808 in Neu-
stadt bei Stolp geborene, später in
Rußland zu hohen Ehren gelangte
Apotheker, der schon obengenannte Qirl
Julius von Fritxsche in Petersburg , ein
Schüler MitscherUck's, beim Behandeln
ebenfalls von Indigo mit Ealiumbydrat
eine ölähnliche Flüssigkeit, die er 1842
anknüpfend an das spanische Wort A n i 1
für Indigo, gebildet aus dem sanskrit-
ischen Nili, Anilin genannt hatte.
Vorher hatte schon der Apotheker
Friedr, Ferd, Runge bei seinen Arbeiten
über Steinkohlenteer ebenfalls einen
ölähnlicIiAn Körper entdeckt, den er
Eyanol genannt hatte.
Runge, als eines Pfarrers Sohn in
Billwärder bei Hamburg 1795 geboren,
wandte sich gleich Vielen, von Lust und
Liebe zu Naturwissenschaften getrieben,
der Pharmazie, dann der Medizin zu.
Später ging er zur technischen Chemie
über, und wurde, nachdem er kurze
Zeit in Oranienburg tätig gewesen war,
Professor der Technologie in Breslau.
Schon 1809 hatte derselbe Runge in
der «Isis» mitteilen können, daß er in
der Chinarinde einen StofiE gefunden,
der unzweifelhaft das wirksame Prinzip
der kostbaren Droge sei. In seinen
€ Neuesten phytochemischen Entdeck-
ungen zur Begründung einer wissen-
schaftlichen «Phytochemie», Berlin
1820, die, trotzdem die Zeitgenossen
mit cdem jungen Mann, der mit großen
Prahlereien zum ersten Male als Schrift-
steller auftrat», bös ins G nicht gingen,
ein Merkstein auf diesem Gtebiete worden,
wiederholt er seine Meldung von der
(übrigens neben Koffein) gemachten
Entdeckung und kann, eine Folge seines
Strebens, chemische Körper richtig,
scharf und genau zu bezeichnen, anf
grund seiner weiteren Forschungen von
gefundener China-Base und China-
Säure berichten, eine Entdeckung, deren
Vorarbeiten, wenn nicht vor denen Pelk-
tiersy so jedenfalls gleichzeitig mit ihnen
angestellt wurden.
Nicht aus dem teuren Indigo stellte
Runge sein Kyanol dar, sondern ans
dem damals so gut wie wertlosen Ab-
fallprodukt Steinkohlenteer, ans
dem er im selben Jahre 1814 auch das
Phenol, die Karbolsäure, darge-
stellt hatte, die allein schon ihres Ent-
deckers Namen würdig der geschicht-
lichen Aufzeichnung und der höchsten
wissenschaftlichen und staatlichen Ehren
machte.
Runge schon entdeckte bei seinen
Arbeiten, die er nach damaligen Be-
griffen jedenfalls «zielbewußt» betrieben
hatte, daß sein bei der Destillation des
Teers gewonnenes Oel unter gewissen
Umständen unendlich intensiv färbend
wurde. Wenn er den Körper auch in
größter Verdünnung mit unterchlorig-
sauren Salzen (Chlorkalk) zusammen-
brachte, so entstand eine allerdings
nicht beständige, tiefviolettblaue Farbe
— ein Anilin violett*), zweinndzwanzig
Jahre vor Perkin's Violett Diese Be-
obachtung ließ Runge sein Oel BlanOl
oder Kyanol [xvavog, der blaue Lasur-
stein] taufen.
Fritxsche fand 1843, daß Anilin
und Krystallin (und ehi dritter von
Zinin Benzidam genannter Körper)
identisch seien, und A, W. v. Hofmmn
(er hieß damals W. Hofmann) wies die
Identität des Anilins mit dem Kyanol,
damit die Identität aller vier Oele nach,
und der von Fritxsche gewählte Name
blieb dem Körper, der, allein nach des
genialen Runge Methode dargestellt, die
"') Ein Violett, in der Art dieses /^adi^'scbeo
Farbstoffs dargestellt, ließen sich I86J DefouWf
und LaiUh in Frankreich patentieren {Ihnglers
Polytechnisches Jonmal, Bd. 1Ö90, 451).
755
Industrie zu schaffen in der Lage war,
die Perkin mit seinem Patent begrün-
dete, eine Industrie, die tatsächlich für
das wirtschaftliche Leben von so schwer-
wiegender Bedeutung ist, daß, und hier
in erster Reihe die deutsche Industrie
und der deutsche Handel das nobile
officium hatten, dem smarten Engländer
Perkin Dank und Qaben darzubringen.
Um das zu beweisen, hier einige Zahlen^
wie sie mir gerade zur Hand sind,
Zahlen die die letzten Jahrzehnte noch
günstiger für Deutschland gestalteten:
Im Jahre 1871 nannte Rud. Wagner
die Produktion an AnilinOl, den
Körper, den Runge ans Licht des Tages
zog und der, wie ich zeigte, allein die
Anilinfarbenindustrie ermöglichte, er-
staunlich groß. Es wurden zusammen
gegen 3V2 Millionen Pfund konsumiert,
wovon etwa 2/3 auf Deutschland, Vs ä^
die andern Länder fiel. Die Produktion
hatte sich seit 1867 verdreifacht, noch
500 tons mußten (nach Post) im Jahre
1873 vom Ausland bezogen werden.
Der Preis des Anilinöls war von 9,6
bis 14,4 Mark für das kg im Jahre
1863 auf 3,2 Mark im Jahre 1877 ge-
fallen. Im Jahre 1874 betrug der Wert
der in Deutschland fabrizierten künst-
lichen Farbstoffe 24 V2 Millionen Mark,
in England 7,2 Millionen, also noch
nicht den dritten Teil, in der Schweiz
und in Frankreich je 6,6 Millionen 1
1879 sollen in England täglich etwa
2500 kg, in Frankreich 5 bis 6000
kg, in Deutschland 9000 kg Anilinöl
produziert worden sein, und Mitte der
achtziger Jahre sollen etwa für 100
Millionen Teerfarbstoffe, in Deutschland
allein zwei Drittel davon hergestellt
und davon kaum V4 selbst verbraucht,
der Rest ins Ausland ausgeführt worden
sein.
Woran liegt es, daß unser Vaterland
in seinen Streben auch auf diesem Ge-
biet das Ausland, überflügelte? Nun,
das Volk der Dichter und Denker lernte
am Ende vom Auslande und in Sonder-
heit von seinen Vettern jenseits des
Kanals, die durch das «Made in Ger-
many», kurzsichtig genug, deutschem
Handel den Weg verlegen wollten, als
es seine Ware unter der früher berühm-
ten Marke cEnglish» in die Welt
schickte, die Notwendigkeit der Ver-
quickung von Theorie und Praxis. Der
Gelehrte läßt Handel und Industrie teil-
nehmen, an den Arbeiten, die er in der
Stille seiner Studierstnbe und in seinem
Laboratorium ersann ; er hält es nicht für
unter seiner Würde, seine Wissenschaft
zum Gemeingut des Volkes zu machen.
Kunst und Wissenschaft gehen selbander,
Künstler und Gelehrte verschmähen es
nicht, die schwielige Hand des Banausos
zu ergreifen, beide vereint treten in
den Kampf mit dem Leben, in den
friedlichen Wettkampf zwischen den
Nationen — mit welchem Erfolg sahen
wir eben. Und auf dem eben noch
genannten Felde war auch Runge^ der
wahre Anilinentdecker, ein Pionier, ein
Bahnbrecher. Seine Bestrebungen das
Volk übef die chemischen Vorkomm-
nisse im täglichen Leben in chauswirt-
schaftlichen Briefen» aufzuklären, wie
das später kein geringerer als Liebig
in klassischer Art tat, wie der Arzt
Bock, Carl Ruß und Julius Sünde, letztere
beide ursprünglich ebenfalls Apotheker,
zu tun nicht verschmähten, ließen den un-
zweifelhaft genialen Mann in Zunftkreisen
offenbar verdächtig werden, urwüchsige
Sonderbarkeiten, die ihn schließlich
philosophieren ließen wie den Professor in
Spielhagen^s «Problematischen Naturen»,
führten ihn in seinen alten Tagen der
Einsamkeit, dem Vergessenwerden ent-
gegen, und das so gründlich, daß
jetzt, wo die Gerechtigkeit Deutsch-
land hätte autreiben müssen, sein zu
denken, so viel ich sehen kann. Nie-
mand auch nur ein armseliges Wort
für ihn übrig hatte. Hoffen wir, daß
die Unterlassungssünde Runge gegen-*
über, ein neuer Beleg für HegeVs trau-
riges Wort ist: cDie Geschichte lehrt,
daJB sie die Menschen nichts lehrt I »
keine Wiederholung erlebt!
Das Chlnolin wird Im TierkIJrper Dach
I Versuchen von Fühner oxydiert und zwar in
der Para-StelluDg zum Stickstoff. «/. K.
Äreh. f. exp: Path. u. Pharm. &5, 1906, 27.
756
Neue Arzneimittel.
A&thrasolin (Pharm. Gentralh.47 [1906],
402) besteht ans 20 pGt Anthrasol; 35 pa
Glycerinsalbe und 45 pCt fiberfettete Seife.
Asfhmakarbon. 5 g schwere Tabletten
aus dem feinen Pulver der Eomposite Pu-
naria AscohingaO; die auf zylindrisch ge-
stanzte, fem poröse Holzkohlen befestigt
sind. Nach Med. Wochenschr. 1906, 361
wird beim Beginn eines Asthmaanfalles die
Kohle auf emem beigegebenen Blechunter-
satz zum Glfihen gebracht. Dadurch ent-
zündet sich die Tablette. Die sich ent-
wickelnden Dämpfe werden vom Kranken
langsam ans der Entfernung eingeatmet.
Die Pflanze enthält ein Glykosid, Harz
und ätherisches Gel, ein Alkaloid konnte
nicht nachgewiesen werden.
«Corona» Lokal- Anaesthetikum ist an-
geblich eine Lösung von weniger als 1 pCt
Kokal'n in destilliertem Wasser, der Salpeter-
säure, Pikrinsäure, Kalinmoxydhydrat, Gaul-
theria, Baptisia, Thymian, MentAa arvensis,
Eukalyptus, Benzoesäure und Borsäure zu-
getzt sind. Anwendung: zum schmerzlosen
Zahnziehen. Bezugsquelle: (7. Ä, Lorenz
in Leipzig.
Dolorant - Tabletten. Jede Tablette be-
steht angeblich aus 0,0001 g Adrenalin,
0,01 g Kokain und 0,00199 g Natrium-
chlorid. Anwendung: in Lösung zum
schmerzlosen Zahnziehen. Darsteller: Chem-
ische Industrie, A.-G. in St. Margrethen
(Schweiz).
Hundestaupe-Serum Piorkoivski, bereits
in Pharm. Gentralh. 47 [1906], 195 kurz
erwähnt, wird nach Vierteljahrsschr. f. prakt.
Pharm. 1906, 145 aus einer Reihe von
Kulturen gewonnen, die, je nach ihrer Ab-
stammung an Hunden verimpft, bei den
Tieren teils katarrhalische Erscheinungen der
Augensohleimhaut, teils solche der Atmungs-
und Verdauungswerkzeuge, teils schwere
nervöse Störungen hervorrufen. Diese Kul-
turen sind neben ihrer außerordentlichen
Virulenz durch rasche Toxinbildung ausge-
zeichnet. Das Serum ist ein polyvalentes,
da mit einer größeren Zahl von Staupekul-
turen, die von Hunden aus den verschieden-
artigsten Krankheitsformen und -Stadien der
Staupe gezflchtet worden sind, Pferde immun-
isiert werden. Die Wirksamkeit wird durch
einen Meerschweinohen-Titer gemessen. Ffir
Immunisienmgszwecke werden 5 bis 10 oem,
zur Heilung 10, 15 bis 20 bezw. 50 eem
je nach Schwere des Falles und der Gr6ße
des Hundes verwendet
Itrosyl. Pillen, von denen jede nach
Vierteljahrsschr. ffir prakt. Pharm. 1906,
147 0,13 g Ferri-Natriumpyropboq)bat,
0,1 g Kaliumbromid, 0,5 g Ghminbromid
und die nötige Menge Pillenmasse entfallt.
(Sollte hier nicht em Irrtum vorliegen, in-
dem Gramm statt Grain gedruckt ist?) An-
wendung: gegen Bleichsucht, Blutarmut;
Schwächeznstände usw. Bezugsquelle: Apo-
ther 0. Braemer in Berlin SW.
Kephaldol ist nach Wien. Klin.Wochenschr.
1906, Nr. 33 ein neues Fiebermittel un-
bekannter Zusammensetzung, das auch zur
Beseitigung von Nervenschmerzen sowie flber-
mäßigem Schweiß empfohlen wird.
Kolibabe's Ozonur-Krftuter-BadekapieUi
sollen einen vollwertigen Ersatz fOr Kräater-
abkochungen und -Essenzen sowie für Kohlen-
säure-Bäder bilden. Ihr Inhalt ist unbe-
kannt Darsteller: Institut KoUbabe in
Dresden-A., Nene Gasse 20.
Lanogen wird nach einem gesehfitzten
Verfahren aus Wollfett gewonnen und ist
nach Vierteljahrsschr. f. prakt. Pharm. 1906,
115 eine Mischung von Vaselin oder Paraffin-
salbe mit dem c wasserbindenden» Bestand-
tdl des Wollfettes. Es bildet öne weiße^
geschmeidige und geruchlose Salbengrundlage;
die sich außerordentlich leicht in die Haut
einreiben läßt und zugleich ein ungemein
hohes Wasserbindungsvermögen besitzt, in
dem es über 300 pGt seines Eigengewichtas
an Wasser zu binden und in Bindung in
halten vermag. Lanogen ist in allen flb-
liohen Lösi^ngsmitteln außer Wasser Mieb.
Es ist absolut haltbar und eignet sieh wegen
seiner chemischen Indifferenz als Salben-
grundlage besonders ffir leicht reagierende
und zersetzliche Körper, wie x. B. Silber-
nitrat, Kaliumjodid u. a. Die Sänrezahl ist
0, die Jodzahl beträgt 0,5 bis 0,8.
Die hohe wasserbmdende Kraft verdankt
das Lanogen dem wenn auch geringen Ge-
halt an freiem Isocholestrm. Daher benutzt
man zu seiner Erkennung die Liebermann-
sehe Cholesterinreaktion, die auch das WoO-
fett gibt Hierzu löst man etwa 2 g Lanogen
757
in Ghloroform und nnteraohichtet mit kon-
zentrierter Schwefelsäure. An der Berühr-
nngBBtelle mnß eine fenrig-braunrote Zone
entstehen; die innerhalb 24 Standen immer
stärker hervortritt. Eine andere Erkennnngs-
reaktion ist die Liefschütx'saibe, Bei dieser
kooht man 0,5 bis 1 g Lanogen mit 6 bis
10 ocm Eisessig unter Umsohüttebi ans,
läßt erkalten und filtriert von der erstarrten
Fettmasse ab. Das Fiitrat gibt mit einigen
Tropfen Sehwefelsänre anfangs eme rotgelbe
Färbung; die bald intensiv grfln wurd. Der
Eintritt der letzteren Färbung läßt sich
durch nachträglichen Zusatz von 5 bis 6
Tropfen Eisessig beschleunigen. Im Spektrum
zeigt die grüne Lösung einen schmalen; tief-
dnnklen scharfen Streifen im Rot zwischen
d und 0; den Lanolin nicht gibt
Darsteller: Norddeutsche Wollkämmerei
und Kammgarnspinnerei in Delmenhorst.
Liquor Aluminii subformidoi ist die
lateinische Bezeichnung für Alformin
(Pharm. Centralh. 47 [1906]; 460;.
Peroxydol ist eine cr^meartige SalbC; die
angeblich aus Lykopodium; Zinkoxyd; La-
nolin; Perubalsam und Hamamelidin besteht
Anwendung: gegen Wundsein. Darsteller:
Laboratorium für Peroxydole in Burg bei
Magdeburg.
Pinol wurd nach Angabe des Darstellers
Gebrüder Krayer m Mannheim aus dem
Harz der Schwarzfichte (Pinus austriaca)
dargestellt. Es soll vollständig giftfrei, nicht
ätzend sein und kann ohne Gefahr für Gesund-
heit und Remlichkeit in jeder Art verwendet
werden. Es besitzt einen belebenden milden
Harzgeruch; der auf die Lunge und Atmungs-
organe eine wohltuende Wirkung übt; sowie
die Luft erfrischend reinigt. Es wu*d stets
nur mit kaltem Wasser verdünnt und kann
in konzentriertem wie verdünntem Zustande
unbeschränkt lange aufbewahrt werden.
Anwendung: zur Desinfektion von Hühner-
ställen gegen Geflügelseuchen sowie zur Ver-
tilgung von Ungeziefer.
Badinin ist nach Vierteljahrsschr. f. prakt.
Pharm. 1906; 156 em gegen Licht und
Luft unempfindliches; haltbares einproc.
Kokaln-Anaesthetikum ohne Adrenalin. Dar-
steller: Dr. O. Robisch, Chemisch -tech-
nisches Laboratorium in München.
H. Mentxel.
Die Sterilisation der Cruringaze,
wurde von Kalle dt Co. in Biebrich a. Rh.;
wie Dr. Hartmann m Therap. d. Gegenw.
1906; 382 berichtet; folgendermaßen be-
wu*kt: Die zu benutzende Gaze wurde vor
der Imprägnation mit Crurin im Wasser-
dampfe sterilisiert; bei 110 bis 120^ ge-
trocknet; und dann die Imprägnation und
abermaliges Trocknen in einem 60^ heißen
Räume ausgeführt. Nach dem Zusammen-
rollen und Einschlagen wurde die Gaze
noch 24 Stunden bei dieser Wärme gelassen
und dann in üblicher Weise unter bakterien-
dichtem Verschlusse abgekühlt Hände und
alles, was mit der Gaze in Berührung kam;
wurde vorher mit 2promill. Subümatlüsung
keimfrei gemacht
Im allgemeinen schdnt nach den bisher-
igen bakteriologischen Versuchen die Gefahr,
daß Bakterien und deren Sporen in Berühr-
ung mit Orurin (auch in fester Substanz)
lebensfähig bleiben; nur eine sehr geringe
zu seiu; da das Crurin schon durch die
Feuchtigkeit der Luft stets genügende Mengen
von Rhodanwasserstoffsänre und deren
Ohinolinsalz abspaltet; die keine weitere
Verbreitung der Lebewesen zuUissen.
Diese Oruringaze ist fast gemchloS; von
ockergelber FarbC; vielleicht dn wenig steifer,
als gleichprocentige JodoformgazC; doch läßt
sie sich leicht in Wunden bringen. Als
einzig unangenehme Nebenwirkung ist eine
geringe Schmerzempfindung zu erwähnen;
die im Augenblick der Euiverleibung der
Gaze in die Wunden eintritt, jedoch nur
wenige Sekunden enthält
(Ueber Crurin vergl. Pharm. Centralh.
43 [1902], 187; 322 und 46 [1905]; 341.)
— te—
Jodhaltige Hühnereier
erhielt Albrecht dadurch; daß er geringe
Mengen von Jodpräparaten geaunden Hflhnem
verabreichte. Das Jod geht sowohl in das
Eiweiß wie in das Dotter über. Auch dauert
die Jodansscheidung in den Eiern längere
Zeit an. Nach J. Schmidt (Berl. Tierärztl.
Wochenschr. 1906; Nr. 34) wäre es zu
erwägeu; ob man solche Jodeier arznei-
lich verwerten könne, um z. B. Kindern
Jod auf bequeme Weise zu geben, ^tx —
758
Zur Wertbestimmung des
Olyoerin
äußert sich 0. Schmatolla in Pharm. Ztg.
1906, 363 dahin, daß eine einfache Prüf-
ung mit Liackmufi vollkommene Neutralität
des Glycerin durchaus nicht verbflrgt. Des-
glichen kann die im Deutschen Arzneibuch
vorgeschriebene Prüfung auf Metalle nicht
mehr als genügend bezeichnet werden, da
in dem stark verdünnten Glycerin dieselben
nur noch sehr undeutlich nachweisbar sind.
Die Geruchsproben des Deutschen Arznei-
buches mit Lauge und Schwefelsäure sind
als solche von geringer Sicherheit Die ab-
s olute Geruchlosigkeit eines Glycerin, welche
ein fast untrügliches Zeichen seiner voll-
kommenen Reinheit ist, läßt sich nicht an
dner kleinen Menge feststellen, sondern nur,
wenn man in einen größeren, an einem
nicht zu kalten Orte in eiuem verschlossenen
Glasgefäße aufbewahrt gewesenen Vorrat
hineinriecht. Dagegen ist die Silberprobe
von unstreitigem Wert und scheint nur
außerordentlich selten zu versagen"^). Ver-
fasser empfiehlt jedoch die Probe nicht mit
nur 1 com Glycerin vorzunehmen, sondern
mit mindestens den doppelten Mengen, ein-
schließlich des Silberlosungzusatzes bei 75 ^ (7
auszuführen.
Die Theorie der RitserfMben Silberprobe
scheint nach den bisherigen Erfahrungen
eine derartige zu sein, daß bei. gleich-
zeitiger Anwesenheit von Metallen und
Alkalien in der ammoniakalischen Jiösung
eine weitere Oxydation der Zersetzungs-
produkte hervorgerufen wird, welche sich
bei einer unvorsichtigen Destillation in ge-
ringem Maße bilden. Solche Glycerin-
destillate geben bei der Silberprobe schon
beim Erwärmen mit Ammoniak häufig eine
deutliche gelbliche Färbung und zeigen bei
der oben erwähnten Geruchsprüfung einen
wenn auch sehr schwachen aldehydartigen
oder einen säuerlich-ranzigen Gerudi.
Nach dem . Verfasser geben im Verein
mit der SUberprobe folgende einfache
Reaktionen Aufsdiluß über ein vollkommen
chemisch reines Glycerin, wie es vielfach
für medizinische und kosmetische Zwecke
*) Es wurde nur ein einziger Fall festgestellt,
in dem aaoh ein raffiniertes, nicht destUliertes,
von Estern und Haaren absolut freies Glycerin
die Silberprobe hielt.
heute schon verwendet wird : Eine Mischimg
von 5 com Glycerin mit etwa 5 ccm Wasser
und etwa 5 Tropfen FhenolphthalelnlOsimg
muß durch einen Tropfen Kalkwasser eine
deutliche, sich während äniger Minuten hal-
tende Rotfärbung erfahren. In der gleiefaen
Mischung von Glycerin und Wasser, mit
1 Tropfen Iproc Eongorotiüsung venetzt,
muß ein Tropfen 7io'^^"°<^' Salzsäure
einen vollständigen Farbenumschlag bewirken.
Diese Neutralitätsbestimmungen schliefen die
Anwesenheit von Salzen oder sauren Kör-
pern vollständig aus. Etwa 10 ccm Glycerin,
die den Boden eines Bechergläschens in
etwa 0,5 bis 1 cm hoher Schicht bedecken,
mit wenigen Tropfen Schwefelwaaserstoff-
wasser versetzt, dürfen, von der Seite be-
trachtet, keinerlei Veränderung erleiden.
Statt Schwefelwasserstoff genügt der Zosatz
einiger Tropfen einer schwachen Tanninlös-
ung, die das besonders in betracht kommende
Eisen mit gleicher Sicherheit anzeigt
Eine einfache spezifische Reaktion zur
Unterscheidung der raffinierten und destil-
lierten Glycerine von einander gibt es nicht.
Die dafür aufgestellte Bleiacetatprobe ist
heute nicht mehr zuverlässig. . In einem
schwefelsäurearmen neutralen Glycerinraffinat
bleiben die Trübungen mit Bleiacetat ans,
obwohl man beobachten konnte, daß aie
nach Zusatz von Essigsäure metet wieder
schnell hervortreten, während bei destillierteiD
Glycerin etwaige mit Bleiessig entstandene
schwache Trübungen auf Zusatz von Eang-
säure wieder verschwinden. Am sieherBteu
bleibt die Bestimmung des AsdiengdialteB,
der bei der Destillation selten 0,1 pCt über-
steigt. B. M,
Schädlichkeit freier Kieselsäure flkr
Kesselspeisewässer.
W, 7%örtwr macht besonders darauf anfmerk-
sam, daß neben den Calcium- und Magnesiom-
salzen freie Kieselsäure sehr gefährlich im
Eesselspeisewasser wirkt, wenn dieses nicht
häufig abgelassen wird. Drei Wässer, welche
18,24 und 24,00 mg Kieselsäure im Liter entbielteo,
hatten eine nur einige mm dicke Schicht eioes
voluminösen specksteinähnllcben Kesselsteiosaiifi-
gesdiieden. Der hohe Gehalt derselben «n
Kieselsäure verhinderte in so hohem MaBe die
Wärmeleitung, daß eine £intreibaDg and Ein-
buchtung der Flammeniohre an den heißesten
Stellen des Kessels beobachtet werden konnte.
Zt8chr. f. Unters, d, Nakr.- u. Gemßm. 1906,
XI, 684. -<W.
759
■ ah r u ngs mittel- Oh emlei
Salzgurken und Salioylsäure.
Während die amtliehe Nahrangsmittel-
kontrolle allgemem beetrebt ist; die Eon-
aerviemng der FVflohte nsw. mit Salieyls&ure
za verhindern, finden üch in verschiedenen
vidgeleeenen ZeitBohriften, n. a. anoh anf
dem Umschlag der «Flotte», Reklame-
ankflndigongen von Dr. Oetker, welche den
Hansfranen und dem nnwiBsenden Klein-
händler die Verwendnng von Salicylsänre
angelegentlichst empfehlen. Die Salzgurken,
weldie von jeher ohne jedes Konserviemngs-
mittel allein durch die Milchsänregäning ge-
nügend haltbar waren, and die sich leicht
bei Verwendung guten Wassere und bei
kahler Aufbewahrung brauchbar erhalten
lassen, sind der neueste Oegepstand, der
sidi der Beobachtung des Herrn Dr. Oetker
erfreut Auf 5 kg Gurken soll ein Piek-
eben «Salicyl» für 10 Pfennig verwendet
werden.
Sollte es denn nicht möglich sein, gegen
derartige Ankündigungen, die zur offenbaren
Verschlediterung unserer Nahrungsmittel
fuhren , mediadnalpolizeilicfa einzuschreiten ?
Dr. Ä
(Es könnte von den Polizeibehörden in
Tageszeitungen vor dem Gebrauche des
Oe^jr^'schen Salicyl gewarnt werden.
Sekriftleüung.)
Der Nachweis von Zitronen-
säure im Wein.
Möslinger hatte vor längerer Zeit eine
Methode zur qualitativen Bestimmung der
Zitronensäure in kleinen Weinen angegeben,
welche aber, wie O, Krug mitteilt, zu
irrigen Resultaten führen kann, wenn der
betreffende Wein viel Aepfelsäure ent-
hält, da alsdann bei der Fällung mit Blei-
aoetat Zitronensäure vorgetäuscht wird, ob-
wohl der Wein diese Säure gar nicht ent-
hält
Leicht kann dann der Wein in den Ver-
dacht kommen, nach § 3 A bis 5 des
Weingesetzes als Kunstwein betrachtet zu
werden.
Krug behandelt daher 50 ccm Wein nach
den Angaben von Möslinger, iik. 50 ccm Wein
werden auf dem Wasserbade zum dünnen
Sirup eingedampft und der Rückstand unter
beständigem starken Rühren anfangs tropfen-
weise, später im dünnen Strahl mit 95proc
Alkohol versetzt, bis keine Trübung mehr
durch neuen Alkohol erfolgt, was bei Ver-
brauch von 70 bis 80 ccm Alkohol erreicht
ist. Aus der filtrierten Lösung wird durch
Eindampfen der Alkohol verjagt und der
Rückstand mit wenig Wasser aufgenommen
und im Stehcylmder mit Wasser auf 10 ccm
gebracht.
Hat nun die Untersuchung des Weines
statt eines Mindestsäurerestes von 0,28 g, z. B.
einen solchen von 0,56 g gegeben, so wäre
nach Möslinger der zuletzt erhaltene wässerige
Säureauszug von 10 ccm so zu verdünnen,
daß die Lösungen in demselben Verhältnisse
zu emander stehen wie der Mindestsäurerest
von 0,28 zu dem gefundenen Säurerest,
hier 0,56. Es wären also in diesem Falle
10 ccm auf 20 ccm aufzufüllen und mit
dieser Lösung die bekannten Reaktionen
anf Zitronensäure vorzunehmen. Entsteht
auch jetzt noch mit Bleiacetat eme mehr
oder weniger starke Fällung, so muß der
Beweis erbracht werden, daß diese wirklich
aus Bleicitrat besteht Der sicherste und
empfindlichste Nachweis derselben ist der
von Deniges angegebene. Derselbe beruht
auf dem Abscheiden des Quecksilberdoppel-
saizes der Acetondikarbonsäure, in welche
man vorher die Zitronensäure übergeführt
hat. Nur wenn nach Möslinger und
Deniges übereinstimmend Zitronensäure nach-
gewiesen wird, sieht Krug den Nachweis
als erbracht an. —dd.
Ztschr, f. Unters, d. Nähr,- u. Qenußm.
1906, XI, 155.
Ueber die Kapern.
Die Stammpflanze dieses beliebten Ge-
würzes ist bekanntlich der Kapernstrauch
«Capparis spinosa», dessen blaugrüne Blüten-
knospen m Essig konserviert das Gewürz
darstellen. Gapparis ist eine Wüsten- und
Steppenpfianze, die sehr geringe Ansprüche
an ihren Boden stellt In Fels- und Ge-
mäuerspalten nistet sie sich ein und schmückt
die Mauern Jerusalems und das weite Jordan-
760
tal mit seinen geschlängelten klimmenden
Stengeln^ ebenso wie sie ganzen Landstrichen
in Nordafrika einen eigentümlichen Zog
verleiht. Angebant wird der Kapernstrauch
in der Provence, in Griechenland, in Italien
und um Toulon und Marseille. Die eirunden
Blätter sitzen an dünnen Stielen und tragen
2 Domen am Blattgrnnde. Aus dem Grunde
der blaugrünen Blätter treiben die Blüten-
stiele, welche eine große gelbe bis blaßrote,
äußerlich mohnähnliche Blüte tragen. Die
Frucht ist eine 1,5 cm lange grüne Beere
mit nierenförmigen Samen. Die Knospen
werden morgens gepflückt und dann läßt
man sie 4 bis 5 Stunden im Schatten ab-
welken, ehe sie in den Essig geschüttet
werden. Die Haltbarkeit der Essigkapern
beschränkt sich auf ungefähr 3 Jahre.
An Fälschungen kommt besonders bei
sizilianischen Kapern das « Grünen » mit
Grünspan oder Kupferoxyd vor, wobei mit
der Menge dieser unerlaubten Zusätze wenig
gewissenhaft verfahren werden soll. Als
Surrogate werden verwendet die Knospen
des Besenginsters, femer von Ranunculus
Ficaria und am meisten von Caltha palustris.
Von der letzteren unterscheiden sich die
Blütenknopsen von Gapparis durch den Be-
sitz von 4 Kelchblättern, während Galtha
nur ein Perigon besitzt. Die Knospen und
unreifen Früchte der Kresse, Trapaeolum
majus, werden in Italien als «Gornichons
du caprier» gehandelt. In neuerer Zeit
sollen Mischungen mit den erwähnten Fälsch-
ungsmitteln häufiger geworden sein, wie der
«Generalanzeiger für Delikatessen- und
Kolonialwarengeschäfte» 1906, 51, berichtet.
— del.
Zum Nachweis von Sulfüröl in
Olivenöl
verfährt O. Ralphen (Seifenfabrikant 1906,
332) folgendermaßen: 50 ccm des Oeles
werden in einer Porzellansohale von unge-
fähr 15 cm Durchmesser auf einem Draht-
netze langsam auf 110^ (7 erhitzt, dann
werden unter Umrühren 12 ccm einer Löe-
ung von 100 g alkoholischer Natronlauge
in 75 oem Wasser zugesetzt und unter be-
ständigem Umrühren weiter erhitzt, bis das
Schäumen aufgehört hat. Die Erhitzung
muß innerhalb 7 bis 10 Minuten auf IGO^^
gestiegen sein. Dann nimmt man die Schale
von der Flamme weg und rührt, bis die
Temperatur auf 110^ gesunken ist und die
Seife eine krümelige Beschaffenheit ange-
nommen hat. Nun werden 200 ccm heißes
Wasser zugesetzt und bis zur Abkühhmg
gerührt. Man erhält so eine pastenartige
Masse, zu der 200 ccm einer gesättigten
wässerigen LOsung von Natriumsnifat ge-
gossen werden. Man rührt um und gibt
zu der milchigen, homogenen, kalten Masse
20 ccm Kupfersulfatlösung (100 g Enpfer-
Sulfat in 300 ccm Wasser). Den Brei bringt
man auf em großes Faltenfilter. Ist das
Filtrat gelb gefärbt, so gibt man noch einige
Zehntelkubikzentimeter der Eupferlösang bis
zur Grünfärbung zu und filtriert nochmak.
Zu der khiren Flüssigkeit werden 5 cem
einer SilberlOsung (1 Vol. 1 proo. Silber-
nitratlösung und 5 Vol. Eisessig) hinzugegeben,
worauf langsam bis zum Eochen erhitzt
wird. Nach dem Abkühlen übersättigt man
mit Ammoniak, filtriert und wäaoht mit
ammoniakalisdiem Wasser nach. BMbt auf
dem Filter eine kleine oder größere Menge
von Schwefelsilber zurück und sind fremde
Gele, besonders Kruziferenöle in dem Oliven-
öle nicht vorhanden, so kann man auf die
Gegenwart von mit Sehwefelkohlenatoff ex-
trahierten Gelen schließen. — A«.
Zur Herstellung von HeldelbeenreiB werden
die frisch geerateten Früchte, nachdem sie mit
Waeser abgespült sind, in irdenen (oder
emaillierten) Gefäßen zerquetscht und dann ge-
preßt. Zu je 1 L der erhaltenen Flüssigkeit setzt
man 1,2 L Wasser und 250 g Zacker sa. Auf
diese Weise erhält man den Most, der auf ein
Faß gefüllt wird, das am 3. Tage mit einem
Oärspand versehen wird. Ein Zusatz von etwas
Zimt und Hollanderblüte während der Oärong
erteilt dem Weine einen besonders guten Ge-
schmack. Die Gärung soll bei einer Temperatar
von 17 bis 25 <> (7 stattfinden. Nach Veriavf
von 4 bis 6 Wochen ist die Gärung beendet
Es wird nun der erste Abstich vorgenommen
und zu diesem Zweck der Gärspund entfernt,
ein Gammisohlauoh in die Oeffiiung geführt and,
nachdem ein gleich großes Faß darunter gestellt
ist, nach Art eines Eniebebers benutst Nach
dem Abstechen ist der Wein kühl sa lagern and
das Faß spnndvoll zu halten. Nach 3 Monaten
geschieht sodann das zweite Abstechen des nun-
mehr fertigen Weines in ein anderes Faß oder
auf Flaschen. P. &
KnseroenrZtg, 1906, 457.
761
SohädUche
Rhabarberkonserven.
Ein leichter Vergiftnngsfall; der nach dem
Oennß von Bhabarberkonserven eingetreten
sein soll, gibt der Eonserven-Ztg. (1906,
S. 355) VeranlaBsnng darauf hinznweiflen,
daß Bhabarberkonserven niemals in Blech-
dosen eingeschlossen werden dürfen, weil
die Säure des Rhabarbers das Metall —
selbst von vemierten (innen lackierten) Dosen
— angreift. Nur Glas- oder Porzellandosen
dürfen verwendet werden.
In kleineren Rbabarberstielen fand F,
Schaffer 0,48 pGt und m größeren 1,09
pGt Oxalsäure. N, Castoro hat außerdem
Aepfelsäure in den Rhabarberstielen nach-
gewiesen.
(Die in Rumex und Rheum vorkommende
Oxalsäure scheint nur in größerer Menge
schädlich zu wirken; die leichten Vergift-
ungen dürften doch wahrscheinlich auf ge-
Idetes Zinn zurflckzufflhren sein, wie mir
ein Fall mit Preißelbeeren lehrte. Bericht'
erstatter,) —del.
Die Jam-Bereitxing.
lieber die Herstellung der unter dem
Namen «Jam» zuerst aus England impor-
tierten, jetzt aber schon lange in Deutsch-
land gleichwertig fabrizierten Fruchtmuse
ist der Konserven-Ztg. 1906, 385, folgen-
des zu entnehmen. Es ist ratsam, Beeren-
obst vorher nicht zu waschen. Man befreit
es von den Stielen und läßt es mit dem
Zucker über lebhaftem Feuer nicht länger
als 3/4 Stunden kochen, sodaß es dickflüssig
wird. Wasser oder Gewürz werden nicht
hinzugefügt Obstmus soll nur aus Früchten
and Zucker bestehen. Gewöhnlich wird zu
einem Pfund Obst die gleiche Menge Zucker
hinzugegeben, jedoch ist dieser Mus sehr
süß. Eine gute Zusammenstellung bilden
Himbeeren und Johannisbeeren. Reife
Stachelbeeren und ausgesteinte Sauerkirschen
werden gleichfalls auf Jams verarbeitet.
Erdbeeren-, Aprikosen- und Pfirsiohmus smd
am geschätztesten. Die Jams werden heiß ,
in weite breite Porzellantöpfe gefüllt, die
vorher mit Wasser ausgekocht sind.
-deL
(FortsetiuDg vod Seite 737«)
B) Aus dem Bereiche der Hahrungs-
mittelohemie.
▲epfelkakao ist angeblich ein reines Nator-
produkt aus Kakao und AepfelD, das nach einem
besonderen Verfahren von der Fabrik chemisch-
pharmazeutischer Spezialitäten, G. m. b. H. in
Dresden 18 hergestellt wird.
Aspsrox besitzt einen kräftigen Spargeige*
sohmack und i:>t gut gewürzt; wird zur Be-
reitung eines neuen heiäen Getränkes von
Ämwur db Company, Ltd. in Hamburg, Gr.
Reicbenstraße 49/51 empfohlen.
Blutmelasse-Futter schien nach W, Alberda
van Ekenstein ein Gemisch von lUeie, Melasse
(40 ] Ct) und Blut zu sein.
Bonal, ein Erhaltungsmittel, besteht nach
Dr. Aufrecht aus Formaldehyd, Natriumsulfat,
Natriumohlorid , Natriumphosphat und Milch-
zucker.
Borophenylsäure soll ein Gemisch von Phenyl-
borat und Phenyltriborat sein und zur Fleisoh-
erhaltnng dienen.
Bomssla, ein Fleisoherbaltungsmittel, besteh^
besteht nach J. Beckmann (CEem. Ztg. 1905i
490) ans 80 pCt Natriumchlorid, 10 pCt Natrium-
benzoat und 10 pCt Weinstein.
Bovril Stamnoids sind Fleiscbpulver-Tabletten*
Bezugsquelle: /ensen db Co, in Christiania,
Torvgaden 5 A.
Citrovin oder Citrovln- Essig ^ ein Ersatz-
mittel für Zitronensäure und Essig, hatte nach
Ztschr. f. Unters, der Nähr.- u. Genußm. 1906,
Bd. 11, 105 folgende Zusammensetzung: spez.
Gew. 1,0291; 100 ocm entbleiten Gramm: 3,6
Extrakt, direkt, 0,045 Mineralstoffe, 9,87 Essig-
säure und 3,2 Zitronensäure. Wein- und Salioyl-
säure sowie Zucker waren nicht vorhanden.
Curry Powder besteht nach Südd. Apoth.-
Ztg. 1906, ^8 aus 60 g Kurkuma, 20 g weißen
Pfeffer, 10 g Amomum, 10 g entöltem Senf,
5 g Kümmel, 25 g Koriander und 2,5 g Kapsikum
in Pulverform.
Diaferin siebe Solaferin auf Seite 762.
Drysaltery bestand nach W, Alberda van
Ekenaiein aus Bonuc, Borsäure, Natriumsalicylat
und Zucker.
Fleisehsaft ^Bobiir^ (Pharm. Centralh. 45
[1904], 670) wird jetst von Robur, Diätetische
pharmazeutische Produkte Dr. med. L, Cam$Uter
in München 5, Corneliusstraße 9 dargestellt.
Fraehtiueker stellte nach W, Alberda van
Ekenstein einen Sirup, der aus ungefähr gleichen
Teilen Zucker und Invertzucker bestand. Der
Süßstoffgehalt betrug 70 pOt.
Kaffeeglasor war nach W. Alberda van
Ekenstein ein wässeriger, Gummi enthaltender
Pflanzenauszug mit 1^5 pOt Weingeist, der ver-
mutlich durch Oährung von in den dazu ver-
wendeten Pflanzen vorhandenem Zucker ont«
standen war.
762
Ktflner Pftkelwls enthilt naoh J^. Schaffer
(Ghem.- Ztg. 1905, 941) 62,89 pa Natriamohlorid,
aufierdem^aUailpeter, Bohrzuoker mid Natrinm-
benzoat.
KonBerresalz von Zugi db Meßdorf in Ham-
burg bestand nach Dr. Maithee ans Natrium-
benzoat, Natriumphosphat and Natriumohlorid
neben Spuren von Salpeter.
Kra'tpnlTer Von Chrüteüua besteht nach
Prof. Dr. Judeenaek hauptsäohlich aus Boggen-
mehL
Kuiatmileh-Extrakty ein angebotener Ersatz
für Kuhmiloh zu Backzwecken ist nach Racine
gtsohr. f. öffeintl. Chem. 1906, Nr. 9) eine
ischung Yon InTertauckersirup und Sesamöl
mit Hufe eines Eiweißstoffes hergestellt, um
daraus lüloh zu bereiten, werden 1 Teil Extrakt
und 9 Teile Wasser yerwendet.
Maeinato di Saasa war nach EreU feines
Oliyenkernmehl, das als Erhaltungsmittel für
Yiehfutter angepriesen wurde.
Malto-Leiriunlnose besteht naoh Dr. Mondi
aus 9,42 pGt Wasser, 20,17 pOt Albumin, 1,34
pa Fett, 3,01 pCt Salzen, 65,66 pa Kohlen-
hydraten, darunter 16,25 pCt löslichen.
Malzsuppen-Extrakt schien nach Älberda
van Ekensiein ein Maltosesirup zu sein.
Mandelnußbutter war nach Älberda van
Ekenstem ein Brei fem gemahlener, geschälter
Mandeln.
Marsner's Beform-Kähr-Sehokolade enthält
10.53 pCt leichtlösliche Stickstoffkörper und 0,4
pOt Phosphor! Darsteller: Erste böhmische
Aktiengesellschaft orientalischer Zuckerwaren-
und Schokoladen-Fabriken Ä, Marsner in Egl.
Weinbergen.
OenosterUisateor ist ein Erhaltungsmittel
aus Weinstein und Ealiamsolfit
Dr. A. Oetker's Salleyl ist nach Bi.J. Koche
(Apoth.-Ztg. 1906, 886) eine Verreibung von
ungefähr gleichen Teilen Salicylsäure und
Zucker.
Patentiertes borfreies Danerkonserresalz
enthielt nach E. Fölenske in 100 Teilen 41 Teile
Salpeter, 50 Teile Kochsalz und 7,5 Kalium-
chlorid.
Plzzala^s Halergi1«3 enthält nach Dr. Mondi
2,5 pCt Eiweiß, davon 1,89 peptonisiert und
3,39 pCt Fett.
Proteid, ein Wurstbindemittel, enthielt nach
Dr. J7. Matthes (Apoth.-Ztg. 1906, 278) 9 42pCt
Feuchtigkeit, 84,78 pGt Eiweiß und 0,85 pCt
Mineralstoffe. Die mikroskopische Untersuchung
ergab das Vorhandensein beträchtlicher Mengen
Cerealieostärke und Kleberzellen. Darsteller:
Schubert db Wolf in Groß - Zschachwitz bei
Dresden.
Ponsehextrakt war nach W, Älberda van
Ekenetein ein weingeistiger Auszug von Zitrone,
versetzt mit etwas Bumessenz und 10 pCt Zi-
tronensäure. Der Alkoholgehalt betrug 62 pCt
BIquet-Elweiß (GUdln) -Kakao enthält 35,01
pCt Eiweiß und 0,35 pCt Lecithin.
Blqoet-EiwelB (GUdln) -Sehokolade enthält
19,24 pa Eiweiß und 0,35 pCt Lecithin. Dv-
steller: Riquet db Ob., Aktiengesellsohaft in
Leipzig-GautzsdL
Botwein-Kultfr war nach KapeUer (Ztschr.
f. Unters, d. Nähr.- u. Genußm.) ein Gemiflch
eines Azofarbstoffes und Karamel.
Bnmatin wird von Qrünbaum db Oroß in
Wien zur Bumbereitung empfohlen.
Slualeo ist ein alkoholfreies ErfrischnngB-
getränk nach Büx.
Solaferin ist naoh Südd. Apoth.-Ztg. 1906,
406 ein in Bäckereien gebrauchtes, eiweiß-
haltiges, an Enzymen reiches Mehlpiftparat, das
ähnlich dem Diamalt empfohlen wiid. Soldterin
wird in Oesterreich Di af er in genannt.
Splerit« em Fleisoherhaltungsmittel, besteht
nach A. Beinisch (Ber. d. Untera.- Amtes Alton&
1904) aus Natriumohlorid und Natriumbenzoat
Tayo ist eine Suppen- und Saucenwune nach
Art des Maggi. Darsteller: Chemische Fabrik
Maa Elb^ G. m. b. H. in Dresden.
Tapioea Laet6 Marie-Louise wird ans reiner,
frischer Milch hei^gestellt and zur Zeit der Ent-
wöhnung kleinen Kindern gegeben. Bezngs-
quelle: Hausmann db Co,., Hecht- Apotheke in
Bt. Gallen.
Tirape*8 Kraftirriea besteht naoh Dr. MoM
aus Kakaomehl, Gries, Zucker, Arrowroot, Kandis
und Milchzucker. Anwendung: als Kindem&hi-
mittel.
Wnk, ein Hefeextrakt, bestand naoh dem
Dresdner Unters.-Amt aus 23,16 pCt Wasser,
76,84 pGt Trockensubstanz, 20,16 pOt Asche ood
11,04 pa Kochsalz.
Zealenter besteht nach Dr. Mondi aus BohneD-
mehl, Hafer- und Weizenmehl, Natriumdiloiid
und Calciumphosphat Anwendung : als Kinder-
nährmittel.
Zwlebaek-Esaenz« ein Eieiersatz fär Back-
zwecke, war nach dem Dresdner Untesa.-Amt
eine Lösung von 11 g Kochsalz und 5 g Tn>-
paeolin in 250 g Wasser.
Zwiebaek-Extraicte aus Holland enthielten
nach Baoine (Ztschr. f. öffentl. Ghem. 1906,
Nr. 9) zum teil reichlich Seife. Sie worden m
Erzielung eines recht lockeren, sohannigeD
Teiges, wie zu Bisquits und Zwieback-Gebickea
nötig, angepriesen. H, Mmixd.
Zur Kenntnis der ZiBaiwanaflaog ^
GSnseeis liefert Ä. Segin einen Beitiig. &
enthält das Dotter des Gänseeis etwas weoi^
Gesamtphosphorsäure als das des Hühnereis.
Der Prozentsatz an freiem Lecithin steht in der
Mitte zwischen den Werten für Enteneier und
Hühnereier, während etwas mehr gebundenes
Lecithin ^ im Entenei, aber immer noch weniger
als im Hühnerei in den Gänseelem enthalten
ist — **•
^chr, f. Unters, d. Nähr.- u. Oetmßm,
1906, XU, 16Ö.
763
TherapeuUsohe Mitteilungeii.
Die Anwendung des Skopol-
amin-Morphin-Dämmersohlafes
in der Geburtshilfe.
Qauß beDutscte in der Frauenklinik der
Universität Freibarg i. Br. (Med. Klinik 1906,
Nr. 6) zwei getrennt bereitete LOeongen:
eine mit sterilem destilliertem Wasser ab-
gesetzte 0,03 proe. Lösung des von E, Merck
oder von J. D. Riedel in den Handel ge-
brachten kristallmisehen Scopolaminum hy-
drobromicum und eine 1 proe. MorphinlOsung.
Beide werden in weißen GlSsern, aber ge-
aohützt gegen licht und Wasser aufbewahrt.
Das Schleohtwerden der im übrigen sehr
lange haltbaren Lösung läßt sieh an Trflb-
nng und Flockenbildung erkennen.
Nach der ersten Einspritzung, mit der
Qauß zunäo^t 0,00045 bis 0,0006 g
Scopolaminhydrobromid (das ist 1,5 bis
2 oem der Lösung) und 0,01 g Morphin-
hydrochlorid (das ist 1 ccm der Lösung) zu
geben pflegt, wartet er im allgemdnen bis
zu 2 bis 3 Stunden; zeigt dann die Prüf-
ung des Bewußtseins, daß die Merkfähigkeit
der Kranken für neue Eindrücke noch völlig
erhalten ist, so wird eine zweite Einspritz-
ung von 0^00015 bis 0,0003 g des Skopol-
aminsahECS (das ist 0,5 bis 1 ccm der Lösung)
allein (also ohne Morphin) gemacht und so
fort, bis deutliche Zeichen einer eintretenden
Merkstörung vorhanden sind. Damit ist das
gewünschte Stadium des Dämmerschlafes
erreicht, gleichgiltig, ob das augenblickliche
Bewußtsein getrübt erseheint oder nicht,
gleichgiltig, ob die Kranke Schmerzen äußert
oder sich ruhig verhält
Durch vorsichtiges aber systematisches
Prüfen der Merkfähigkeit wird nun weiter-
hin kontrolliert, ob die Skopolamin-Morphin-
wirkung noch anhält. Bei vorhandenen
Zeichen ihres Abklingens, die sich m der
allmählich wieder einsetzenden Merkfähigkeit
ausdrückt, wird eine neue Einspritzung von
Morphin und Skopolamin zugleidi notwendig.
Auch Roith (Münch. med. Wochenschr.
1905, Nr. 46) hebt nach semen Versuchen
an der Heidelberger Univermtäts-Frauenklinik
hervor, daß Hyoedn- Morphin (Hyoscin =
Skopolamin) oft dort glänzende Dienste leistet,
wo das Morphhi allein im Stiche läßt
Boith berichtet aber ausführlich noch
über die weitere Kombination mit Chloro-
form. Sogar bei Herz- und Nierenkranken
hat er wiederholt die Narkose mit Hyoscin-
Morphin-Einspritzungen eingeleitet und mit
Chloroform weiter und in schweren Fällen
eventuell mit Aether zu Ende geführt und
keine Nachteile gesehen. In den meisten
Fällen hat Boith den Harn vor der Nai--
kose und an den drei der Narkose folgen-
den Tagen genau untersucht Es fiel dabei
neben der meist reichlichen Menge (Koch-
salz-Infusionen) das stets hohe spezifische
Gewicht des Harns auf.
Ausnahmswdae beobachtet man, daß tiefe
Narkose langsam eintritt; man kommt dann
mit langsamem Tropfen und Geduld weiter
als mit großen Mengen. Zu große Mengen
Chloroform vermeide man, man gehe in
solchen fUllen besser zum Aether über, hier-
bei kommt es dann bisweilen überhaupt
nicht zur völligen Muskelerschlaffung; doch
dies sind seltene Ausnahmen. A, Rn.
Ueber Ssrphilisprophylaxe
stellte der bekannte Epidemiologe Elias
Metschnikoff zu Paris folgende noch in
vieler anderer Beziehung instruktive Ver-
suche an Affen an, die in der «Medizinischen
Klinik» unterm 15. April 1906 niedergelegt
sind. Es ist bekannt, daß Waschungen mit
wässerigen Sublimatlösungen keinerlei Ein-
fluß auf die Verhütung von syphilitischer
Ansteckung haben ; wahrscheinlidi bldbt das
Sublimat deshalb wurkungsloe, weil es nicht
in die kleinen Risse einzudringen vermag,
durch die das syphilitisdie Gift sich Em-
gang verschafft Metschnikoff versuchte
es daher mit Salben, die von der Haut und
Schleimhaut aufgenommen werden. Die ge-
wöhnliche graue Salbe war dazu etwas zu
reizend, befriedigend aber waren die Ergeb-
nisse mit milden Quecksilbersalzen. Es
wurde einfach nur 5 Minuten lang mit emer
milden Quecksilbersalbe auf der Brust und
dem Bauch eine Massageeinreibung gemacht.
Metschnikoff mptiß^hmpejMen, Paviane
und Makaken. Es zeigte sich nun das
ebenso merkwürdige wie praktisch höchst
wichtige Ergebnis, daß diejenigen Affen, die
764
bald nach der Impfang (1 bis I8Y2 Standen
nachher) ui obiger Weise eingerieben worden
waren, nicht an Syphilis erkrankten, während
die Eontrollaffen, denen dasselbe syphilitische
Gift emgeimpft wurde, bei denen aber die
Salbenbehandiong unterblieb, ausnahmslos
einen fflr die Syphilis-Ansteckung typischen
sog. Primäraffekt an der Impfstelle (Genital-
ien oder Gesiohtshaut) nach entsprechender
Inkubationszeit darboten. Die Salbenanwend-
ung verhindert also am Orte der Ueber-
tragung die Entstehung eines harten Schankers
und, wie sich Metschnikoff ebenfalls noch
durch das Affenexperiment fiberzeugen konnte,
auch die Entwickelung der syphilitischen All-
gemeinerscheinungen. Anderersdts war es
auch interessant zu beobachten, wie nur der
sog. harte Schanker, nicht aber der weiche
Schanker auf diese prophyUiktische Queck-
silber-Emreibung reagierte.
Fflr die Praxis ergibt sich aus diesen
Versuchen folgendes: Eine Maßnahme, die
uch so wirksam bei den anthropoiden und
anderen Affen erweist, wird wohl auch den
Menschen gegen die Syphilis schützen können.
Wo daher eine Annahme ffir Ansteckung
mit Syphilis besteht, ist es angezeigt, bald
darnach 4 bis 5 Minuten lang Kalomelsalbe
oder weiße PräeipitatBalbe einzureiben. Diese
Behandlung macht wenig Umstände, sie ist
natflrlieh im gegebenen Falle möglichst ohne
Verzug in die Wege zu leiten. A Rn.
Eampher
bei Lungenkranken
brachte Volland in Davos wieder zu Ehren
und zwar mit Hilfe des Kamp her Öles
den Herz- und Pulserscheinungen gegenüber,
die bei den Lungentuberkulosen lacht die
Versager darstellen. Schon B, Alexander,
Suchai'd, Faure-Müler, Robert und Nien-
haus empfehlen Kampheröleinspritznngen bd
yergeschrittener Lungentuberkulose zur Kräf-
tigung des geschwächten Herzens und zur
Lebensverlängerung. Volland benutzte das
lOproc. Kampheröi, verabreichte aber viel
energischere Gaben. Das mindeste, was er
gab, waren 2 Spritzen am Tag, entweder
auf einmal oder morgens und abends je
eine. Andere erhielten morgens und abends
jedesmal 2 Spritzen, also 0,4 g Kampher
in 24 Stunden. Das wird ohne Unter-
brechung Wochen- und monatelang fort-
gesetzt Nur auf diese Weise kann man
deutliche und anhaltende Erfolge m der
Herzkräftigung und weiterhin in der BesBer-
ung des Lungenleidens beobachten.
Therap. Monaish. 1906, 57. Ä. Bl
Ueber einen Vergiftungsfall mit
Eukalyptusöl
wird im Brit. Med. Journ. berichtet. Der-
selbe betraf ein Kind von 2^/4 Jahren, wel-
ches 2 Fluiddrachmen (= 7 ccm) des Oels
zu sich genommen hatte. Es wurde hierauf
bewußtlos unter Kollapserscheinnngen, die
Pupillen verengten sich auf Stecknadelkopf-
größe und es trat röchelndes Athmen auf.
Durch eine Oabe von 10 Grains ( =0,6 g)
Zinksulfat und einen Teelöffel voll Whisky
sowie starken Kaffee erweiterten sich die
Pupillen wieder und das BewuCtsein kehrte
zurück. Gleich nach der Einnahme des
Eukalyptusöles war Erbrechen und Durchfall
emgetreten. Die Vergiftung endete mit
völliger Wiederherstellung der Gesundheit
Pkarm, Journ, 1906, 60 1. J. K.
Oegen
Warzen und Hühneraugen
empfiehlt A. Evershed m Ghiehester tis
ein unfehlbares Mittel den Gebrauch dei
Seewassers. Er hat sich selbst bei
einem dreiwöchentlichen Aufenthalt an der
See kuriert, indem er t&glich zweimal ein
Bad von 10 bis 15 Minuten Dauer nahm.
Es genügt schließlich auch ein ebenso langet
Waten im Meerwasser. Als wirksamen Er-
satz empfiehlt er warme Fuß- bezw. Hand-
bftder, in denen eme entsprechende Meoge
Seesalz aufzulösen ist. Bei Warzen tnf
der Kopfhaut legt man über Nacht Kom-
pressen mit Seewasser oder mit Usaog
von Seesalz auf. J. B. Cooper inBon^l^
mouth betrachtet dagegen die innere Dtr-
reichung von Kalkw asser (ein Weiagitf
voll mit ein wenig Milch tiglidi einmal
nach der Hauptmahlzeit zu nehmen) ab
die beste Behandlungsweise bei Waraeo.
Die Zeit ihres Versdiwindens schwankt
zwischen 4 Tagen und 6 Wochen.
Brit, Med. Jaum. 1905, August. Ä. Rn
765
Photographisohe Hitteilungen.
Expositionszeit
bei Reproduktionen.
Bei Reproduktionen^ welche das Original
in nahezu natürlicher Größe oder gar ver-
größert wiedergeben, geschehen leicht Irr-
tfimer m bezug auf die Expoaitionszeit,
denn das Objektiv zeichnet bei einer der-
artigen Einstellung mit einer wesentlich ge-
ringeren Lichtstärke als bei der Einstellung
auf Unendlich; mit der man ja sonst zu
arbeiten gewohnt ist. Wieviel mal länger
man bei einer solchen Reproduktion expon-
ieren muß als sonst, kann man auf folgende
Weise berechnen. Nach erfolgter Einstellung
mißt man die Entfernung zwischen Matt-
scheibe und Blende, erhebt die gefundene
Zahl zum Quadrat und dividiert sie durch
das Quadrat der Brennweite. Hat das Ob-
jektiv z. B. eine Brennweite von 15 cm
und die gemessene Entfernung zwischen
Mattscheibe und Blende beträgt 25 cm, so
erhält man 625 : 225 = 279. Man wird
also etwa dreimal solange zu exponieren
haben, wie unter gleichen Lichtverhältnissen,
bei Einstellung auf Unendlich. Bm.
Pkotoc/rapky.
Aufbewahrung fertiger Gelatine-
Negative.
Daß man fertige Gelatine-Negative nicht
in feuchtwarmen Räumen zum Trocknen
aufstellen kann, ohne sich der Gefahr der
Zerstörung des Bildes auszusetzen, dürfte
wohl allgemein bekannt sein und doch wird
noch manchmal gegen diese Regel verstoßen.
Es gibt z. B. Holzleisten, in welche die
zu trocknenden Negative eingestellt werden,
wobei die Platten sehr dicht aneinander
stehen. Die feuchte Luft wurd nicht schnell
genug durch trockne ersetzt. Wählt man
dann noch einen Ort, wo die Luft aus
anderen Gründen bereits mit Wasserdämpfen
übersättigt war, so kann es vorkommen,
daß die Negative nur am Rande trocknen.
Der übrige Teil bleibt lange Zeit feucht
und es dauert dann nicht lange, so sieht
man kleine weiße Pünktchen auf der Schicht
auftreten, die ihre Entstehung den immer
in der Luft vorhandenen Bakterien ver-
danken. Mit der Lupe erkennt man leicht
die radiale Lage der einzehien kleinen Lebe-
wesen einander gegenüber. Die Gelatine
dient ihnen als vorzüglicher Nährboden und
auch die Jod- und Bromsalze sollen dem
Gedeihen dieser Plattenzerstörer wesentlichen
Vorschub leisten. Die Gelatine verflüssigt
sich während der Entwicklungszeit dieser
Lebewesen und erstarrt erst wieder, wenn
die ganze Kolonie angegangen ist. Die
Zeitschrift «Mutter Erde)> erwähnte vor
kurzem einen derartigen Fall und betonte
mit Recht, daß man vor allem die Negative
an zugigen Orten, statt in warmen Räumen,
trocknen sollte. Bm.
Helios 1906, Nr. 25.
Die Chlorbromsilberpapiere,
welche bekanntlich ein Glied zwischen den
Auskopier- und Bromsilber-Papieren bilden
und neuerdings allgemein unter der Bezeich-
nung cGaslicht- Papiere» segeln, bieten in
ihrer einfachen Behandlung recht schätzens-
werte Vorteile. Fast ausnahmslos haftet
aber allen Sorten der Mangel an, daß sie
im Entwickler sehr leicht Schleiern. Eme
rühmliche Ausnahme macht das «Satrap-
GaslichtrPapier» der Chemischen Fabrik auf
Aktien vormals E. Schering m Gharlotten-
burg. Es ist so präpariert, daß es auch
bei längerer Entwicklung absolut schleierfrei
arbeitet Diese wertvolle Eigenschaft ge-
stattet auch unterexponierte Bilder schleier-
frei zu entwickeln. Das Satrap-Gaslicht-
Papier wird auch mit verschiedenen Ober-
flächen hergestellt, so daß von jedem
Negativ* Charakter, sei es normal, hart oder
flau, vorzügliche Kopien zu erzielen sind.
Die Bilder sind unbegrenzt haltbar und
lichtbeständig, sie zeigen den beliebten
schwarzen, platinähnlichen Ton, auch lassen
sich durch geeignete einfache Prozesse ver-
schiedene vornehme Töne erzeugen. Das
Satrap-Gaslicht-Papier ist in allen gängigen
Formaten, auch in Postkartenform, zu
mäßigem Preise erhältlich. Bm,
I
Doppelte Belichtung einer Platte zu ver-
meiden. Em eboDBO eiDfaches als praktisches
Mittel bierfür besteht darin, daß man einen
Streifen Brief markenpapier überEassettenralLmen
und Schieber klebt. Dieser Yerschlaß zerreißt
beim Aufziehen der Kassette und zeigt somit
spater die bereits erfolgte Belichtung. Bm.
766
BOehersohau.
Neue Arzneimittel orgaidsoher Natnr.
Vom pharmazeutiBch - chemifldien Stand-
pankte ans bearbeitet von Dr. L, Rosen,-
ihaler, Privatdozent und I. Assistent am
pharmazeutischen Institut der Universität
Straßburg i. E. Berlin 1906. Verlag
von Julius Springer, Preis: geb.
6 Mk.
Seit der letzten Herausgabe des Baches über
neue Arzneimittel, das zum Verfasser den ver-
storbenen B. Fischer hatte, sind die neuen
Arzneimittel in keiner der bisher erschienenen
Sammlungen vom pharmazeutisch - chemischen
Standpunkte aus behandelt worden. Bei Be-
rücksichtigung dieser Tatsache wäre es ein un-
berechtigtes Verlangen, daß in dem vorliegen-
den Buche alle Neuerscheinungen der letzten
13 Jahre auf dem Arzneimarkte abzuhandeln
gewesen wären. Abgesehen davon, daß ein Teil
derselben schon längst der Vergessenheit ver-
fallen ist und höchstens nur noch einen ge-
schichtlichen Wert hat, ein anderer Teil aber
noch so jung ist, daß sie sich noch keiner all-
gemeinen Anerkennung erfreuen, konnte immer-
hin nnr eine Auswahl getroffen werden, die
sich auf die wichtigsten und am meisten be-
kannten Vertreter neuer Arzneimittel beschränkt.
Dieselben sind in 6 größere Gruppen geteilt
und zwar: Anästhetika and Schlafmittel, Anti-
septika, Fiebermittel, Abfahrmittel, Diuretika
und Qichtmittel, Körper mit nicht einheitlicher
Wirkung.
Die erste Gruppe zerfällt in Inbalations-
anftsthetika, Schlafmittel und lokale Anästhetika,
welch letztere in Kalteanästhetika und Eokai'n-
ersatzmittel geteilt sind. Die Antiseptika sind
in jodfreie (aliphatische und aromatische) und
jodhaltige getrennt. -Die Fiebermittel sind ihrer
chemischen Zusammensetzung nach als Antipyrin
und Verwandte, Anilinderivate und Chininderi-
vate angeordnet. In die sechste und letzte
Gruppe sind aufgenommen: Organische Ersatz-
präparate anorganischer Körper, Alkaloiddnivate
und Alkaloide, Filmaron, künstiiche Süßstoffe,
Nährpräparate, Balbengrundlagen, Organpiäparate,
Heilsera und Bakterien präparate. Bei der Be-
sprechung der Arzneimittel sind zunächst jeder
Gruppe kurze theoretische Erläuterungen voran-
gestellt, während bei jedem einzelnen unter
«Allgemeines» unter Anderem die Formel des
Körpers erklärt wird, die Darstellung beschrieben,
wobei diejenige von Körpern, deren Darstellung
im Apothekenlaboratorium lohnend und erlaubt
ist, noch mit Zahlen versehen ist, ferner die
Eigenschaften, Prüfung, Anwendung, Rezeptur
und Aufbewahrung bebandelt werden. Diesen
Auseinandersetzungen folgt ein Anhang, der ein
Kapitel zur Prüfung der Arzneimittel je eine
Tabelle der Schmelzpunkte, der Siedepunkte und
über die Aufbewahrung der Arzneimittel, eine
historische Tabelle sowie Reagentien, die nicht
im Deutschen Arzneibuch beschrieben sind, ent^
hält. Den Schluß bildet ein Register, in wel-
chem die Arzneimittel sowohl nach ihrem
Handelsnamen als auch nach ihrer chemisoheo
Zusammensetzung angeordnet sind.
Bei Betrachtung obiger Einzelheiten müßte
man glauben, daß vorliegendes Bnoh ein sehr
umfangreiches sei. Dem ist aber nicht so;
denn der Verfasser hat es verstanden, sich
einer Kürze zu bedienen, die trotzdem alles
Wissenswerte in leicht verständlicher Weise er-
läuteit. Durch das Erscbeinrn dieses Buchee
ist eine wesentliche Lücke im Bücherschatze
des Apothekers, wohlverstanden des Apotheken,
ausgefüllt; denn dasselbe ist nur für diesen ge-
schrieben und wird Chemikern und Aerzten das
nicht bieten, was sie etwa darin sucheo. So
anerkennenswert die vorliegende Arbeit ist, am
so weniger können wir uns damit befreunden,
daß Verfasser die neue Rechtschreibung soweit
ausgedehnt hat, daß wir z. B. Azeto-, Azetyl-
statt Aceto-, Acetyl- ; oder gar Kalzium caoody-
licum, in beiden letzten Worten eine Inkon-
sequenz, das lateinische Wort OUciom nach der
neuen und oacodylicum nach der alten latein-
ischen Schreibweise finden.
Für die gute Ausstattung des Buches spricht
allein schon der bekannte Verlag, in dem es
erschienen ist, und wir hoffen und wünschen
sehr, daß das fleißig bearbeitete und Keitffem&''e
Rosenthaler^ache Werk in Interessentenireisen
viel benutzt werden möge. H. MentuL
JBtepetitoriimi der Botanik fUr Medlsioer,
Pharmazeuten und LehramtB-Kandidate&
von Dr. Adolph Hansen, Professor der
Botanik an der Universität Gießen. Mit
8 Tafeln and 41 Textabbfldangen.
VII. Auflage. Gießen 1906. Veriag
von Alfred Töpelmann. Frais: geL
3 Mk. 20 Pf.; geb. 3 Mk. 80 Pf.
Für die große Beliebtheit, deren sich cder
Hansen» in den Kreisen der Studierendeo
und namentlich auch der Pharmazeuten erfreut
spricht wohl am deutlichsten der umstand«, daß
sich bereits die Ausgabe der siebenten Auf-
lage nötig machte. Bas Buch verfolgt den
Zweck, dem Studierenden im Anschluß an ge-
hörte Vorlesungen eine kurze Uebersicht von
dem, was er wiesen muß, zu bieten. Es will
also, wie auch der Verf. in der Vorrede selbst
sagt, kein eigentliches Lehrbuch sein und auch
nicht ein solches ersetzen, sondern es will, wie
auch der Titel «Bepetttorinm» sagt, ein Fährer
beim Repetieren sein und die meistens ailcf"
ordentlich Ubersehltzten KoUegleiüielle über-
flüssig machen. Hierzu ist es infolge seiner
großen üebersichtlichkeit und knappen nod
prägnanten Fassung ganz vorzüglich gpt^^
*67
and 68 ist daher nur zu wünschen, daB «der
Hansen» aach weiterhin neben irgend einem
Lehrbuch der Botanik möglichst in der Hand
eines jeden stud. rer. nat., za denen ja auch
der stnd. pharm, gehört, sein möge Sehr zn
bogräßen sind die hier und da zitierten Antor-
namen, wodurch dem Lernenden die scientia
amabilis yerdienter Forscher ins Gedächtnis ge-
rofen werden.
Im I. Teil sind anf 78 Seiten die verschie-
densten Fragen der Organographie (Morphologie),
Anatomie und Physiologie in wahrhaft konzen-
trierter und doch klarer Form abgehandelt, dem-
gegenüber erscheint der 11. Teil mit den Seiten
79 bis 182 etwas recht reichlich bemessen und
eine recht erhebliche Kürzung namentlich in
den Seiten 129 bis 182 dürfte die Handlichkeit
and Brauchbarkeit des Buches sehr erhöhen.
Recht willkommen wird manchem auch das
Verzeichnis der Arzneipflanzen sein. Die bei-
gegebenen Tafeln, so namentlich Tafel 3, Schema
einer Zelle, sind ganz vorzüglich. J. KcUx.
Die analjrtisohen Reaktionen der tech-
nisch wichtigen Elemente. Mit An-
hang und Anleitung zur Aufsncbnng
und Trennung der Elemente. Von Dt.
Alexander Jicst, Assistent a. d. k. k.
technischen Hoebsehule zu Wien. Mit
19 Abbildungen. Wien und Leipzig.
A. Hartleben^B Verlag. Preis: geh.
2 Mk., geb. 2 Mk. 80 Pf.
Ä. Hartleben^B chemisch- technische Bibliothek
bietet mit diesem Buche eine ich möchte fast
sagen populäre Darstellung der analytischen
Chemie. Der Verfasser hat sich bemüht, oine
Anleitung zu geben, um mit möglichst einfachen
Hilfsmitteln und unter Voraussetzung nur sehr
geringer (oder gar keiner?) chemischer Kennt-
nisse chemische Analysen auszuführen. Zu
diesem Zweck sieht er von der Anführung von
Formeln möglichst weitgehend und von Reaktion s-
gleichxmgen fast vollständig ab. DaB hierdurch
dem Laien die analytische Chemie mundgerechter
gemacht wird, kann nicht bezweifelt werden.
Befürchten möchte ich nur, daß dem Dilettanten-
tum, wie wir es leider jetzt schon recht weit-
gehend im Laboranten ^wesen der chemischen
Technik besitzen, noch weiter Vorschub geleistet
werden wird. Während ich für das Studium
z. B. eines stud. pharm, irgend einer Anleitung
zur chemischen Analyse mit recht viel Re-
aktionsgleichungen unbedingt den Vor-
zug vor dem Abschnitt Reaktionen der Elemente
des JiM^'sohen Buches geben würde, so muß
doch zugestanden werden, daß das Kapitel «der
systematische Analysengang» recht hübsch und
anschaulich geschrieben ist, und daß dieser
Teil des Buches einem jeden angehenden
Analytiker angelegentiichst zum Studium em-
pfohlen werden kann. J. Katx.
TergröBem und Kopieren anf Brom-
süberpapier von fVitx Löscher. Zweite
neubearbeitete Auflage. Mit einer Tafel
in Bromsilberdmck und 19 Abbildungen
im Text. Berlin 1905. Photographische
Bibliothek, Bd. XV. Verlag von Gustav
Schmidt (vorm. Robert Oppenheim).
Preis: geb. 3 Mk.
Der Verfasser zeigt die wichtigsten Apparat-
typen und gibt an, wie man sich gegebenenfidls
auch selbst einen Vergrößerungsapparat bauen
kann. Im übrigen folgt er in seiner Anleitung
zur Herstellung von Vergrößerungen dem Arbeits-
gange. Eine eingehende Besprechung hat er
den Tonungen gewidmet, die ja zur Zeit eine so
große Bolle spielen.
Wir finden also in dem Werke die drei
Hauptabschnitte: «Methoden und Apparate zur
Vergrößerung», «Praktische Durchführung der
Vergrößerung» xmd «Das Kopieren auf Brom-
silberpapier». Bei dem Bestreben mit möglichst
kleiner Kamera zu reisen und die Aufnahmen
zu machen, die spfiter in Ruhe zu Hause ver-
größert werden, nicht nur aus technisch zweck-
mäßigen Gründen, sondern auch weil die Ver-
größerung weicher und dem Auge gefälliger
ist, wird das Buch jedenfalls starken Abratz
finden. R. Th,
Die Parfümerie-Fabrikationr Vollständige
Anleitung zur Darstellung aller Taschen-
tuch-Parfüms, Riechsalze; Riechpulver;
Räucherwerky aller Mittel zur Pflege der
Haut; des Mundes und der Haare, der
Schminken; Haarfärbemittel und aller in
der Toilettekunst verwendeten Präparate,
nebst einer ausführlichen Beschreibung
der Riechstoffe; deren Wesen, Prüfung
und Gewinnung im großen. Auf Grund-
lage eigener Erfahrung veröffentiicht von
Dr. ehem. Oeorge William Askinson^
Parfflmeriefabrikant. Mit 35 Abbildungen.
Fünfte, sehr vermehrte und verbesserte
Auflage. Wien u. Leipng 1905. A, Hart-
leben's Verlag. Preis: geh. 4 Mk.
50 Pf.
Vorliegendes Buch ist der vierte Band von
Ä. Bartleben^s Chemisch-technischer Bibliothek.
Der Inhalt dieses Werkes ist aus dem langen
Titelblatt in seiner ganzen Vollständigkeit ersicht-
lich. Die Behandlung des Stoffes ist im allgemeinen
ausreichend und klar. Die Anschaffung dieses
Buches kann allen Denen empfohlen werden,
die sich mit der Herstellung von Riechstoffen
und damit verbundenen Präparaten befassen
wollen. — tx—
768
Verschiedene Mitteilungen.
Kräutermisohung gegen Husten.
In der «Berliner Klinisohen WoohenBohrif t»
verötfentlioht Dr. med. J. P. Bergmann
eine Vorschrift ffir eine KräatermisehuDg,
die er nach lange fortgesetzten eingehenden
Versachen als vortrefflich gegen alle mög-
lichen Katarrhe der Luftwege empfiehlt.
Die Miscbnng setzt sich zusammen aas:
Herba Oaleopsidls grandiflorae
y> Polygalae amarae
» Tassilagmil Farfarae
Liehen islandicus
Radix Liqniritiae
Fructos Phellandrii aquatid
» Anisi vulgaris
» Foeniculi.
Es ist hmreichend bekannt, daß trotz
aller neuen und neuesten Heilmittel zahl-
reiche Kräuter von Seiten des Volkes em
tiefwnrzehides Vertrauen genießen^ darunter
sehr viele, denen die Volksmedizm einen
heilsamen Einfluß auf katarrhalische Zu-
stände der Luftwege zuschreibt. Während
viele solcher Kräuter allerdmgs in Wirklich-
keit einen recht zweifelhaften Wert besitzen,
gibt es andererseits — so schreibt Dr. Berg-
mann — unter ihnen aber eine ganze
Anzahl; denen gewisse Heileffekte z. B. auf
Katarrhe des Kehlkopfes und der Luftröhre
nicht abgesprochen werden können. Berg-
mann hat auf grund vieljähriger Versuche
gefunden, daß alle diese von der Ueber-
lieferung als «Hustenmittel» gepriesenen
Pflanzen und Pflanzenteile, jedes einzelne
ffir sich gebraucht, von schwacher und un-
sicherer Wurkung sind, dagegen dnen ganz
unverkennbar Imdemden und heilenden Ein-
fluß erlangen, wenn sie in passender
Mischung gegeben werden. Es bestätigt
sich in dieser Erfahrung das zuerst von
französischen Forschem gefundene Prinzip,
daß ein in großer Gabe wirkungsloser
Arzneistoff eine besondere Wirksamkeit er-
halten kann, wenn er, zusammen mit
gleichartig wurkenden Medikamenten, in
klemen Gaben verabreicht whrd. In diesem
Sinne ist es zu verstehen, daß ein Tee aus
einer Reihe verschiedener, in ihren Wurkungen
uch ergänzender und verstärkender Bestand-
teile hellkräftiger zu wirken vermag, als
du einzelnes Kraut Die von Bergnuxfin
empfohlene, oben angegebene Teenüsehang
ist gegen die Hustenanfälle derPhthi-
s i k e r ebenso gut verwendbar wie bei rein
nervösem Reizhusten, er leistet ferner
in der bronchitischen Form der Influenza
ebenso treffliche Dienste wie gegen des
chronischen Luftröhrenkatarrh der
Emphysematiker. Genannter Autor
schreibt u. a. darüber noch: «Wiederholt
haben mir kehlkopfleidende Patienten be-
kundet, daß sich bd regelmäßigem Genaß
das lästige und zum Husten reizende Kitzel-
gefühl im Halse verliere. Diese gflnstigeo
Erfahrungen wurden mir von befreundeten
Kollegen, welche auf meine Veranlassung
mit diesem Tee Versuche innerhalb ihrer
eigenen Klientel ansteUten, vielfach bestätigt,
und ich erhielt vor kurzem neben voiier
Anerkennung seiner Wirksamkdt die Auf-
forderung, die Zusammensetzung des Tees
zu veröffentiichen und ihn allgemein zn-
gänglich zu machen.»
(Diese warme^ durch jahrelange Versudie
begründete Fürsprache seitens eines Arztes
läßt es vorteilhaft erschemen, die betreffende
Teemischung als wurksamen cHustentee» in
den Handverkauf der Apotheken anzo-
führen. D. Ref.) Dr. Wgl.
Eine botanisohe Seltenheit in
MasureiL
Ueber diese wird der cD. T. Ztg.» fol-
gendes berichtet: In dem Kgl. Forst Botbe-
bnde in der Nähe des Punktes, wo die
Grenzen der 3 Kreise Angerburg, 6oI-
dap und Oletzko anemandentoßen, ent-
steht in einer niedrigen HflgeUandschaft ein
vorwiegend durch Zuflüsse ans den benach-
barten Waldmooren und im Frühjahr dnreb
die Gewässer der Schneeschmelze gespeJater
Bach, der in seinem späteren Laufes zahl-
reiche Zuflüsse aufnehmend, zum Sdiwalg-
flnß anwächst und in ziemKcher Breite bei
der Oberförsterei Rothebnde ist den Großen
Schwalg-See einmündet Das an und flr
sich gewöhnlich kleme Badibett liegt sehen
im Oberlauf in einem großen ebenen, dnreb-
schnittlich 100 m breiten Talzuge, der wohl
769
einst durdi größere Waasermassen in die
umgebende Hflgellandsohaft sich eingerissen
hat. Dieses große Tal nun ist in seinem
ganzen Oberlauf mit einem Urwald mftchtiger
Famkräater erfüllt, die eine ganz außer-
gewöhnliche Größe und Stattliehkeit er-
reichen. Bs ist der sonst in Hasuren kaum
bekannte Straußfarn (Struthiopteris);
der außer den gewöhnliehen großen Blfttter-
wedehi hn Innern der Büsche noch präch-
tige braunC; große Fruchtwedel; m
Gestalt und Größe etwa an Gänsefedern
erinnernd; ffihrt Diese Fruchtwedei bilden
für Naturfreunde einen eigenartigen Schmuck
des Schreibtisehes. Für den Natnrliebhaber
liegt ein eigenartiger Reiz darin, im Sommer
im trockenen Bachbett zu wandern, be-
schattet von den riesigen Famwedeln dieser
Urwaldflora; die ein dichtes Dach über das
Flußbett gespannt haben.- Dieses einzig-
artige Vorkommen eines Straußfam-Urwaldes
in Masuren verdient umsomehr Beachtung,
als ähnliche Famkrautbestände im Thüringer
Wald; in der Umgebung von Oberhof; die
noch im Jahre 1890 das Entzücken aller
Besucher bildeten; inzwischen leider von den
Touristen gänzlich ausgerottet worden smd.
(Dieser interessante Bericht verdient auch
nodi aus folgendem Grunde weitere Kenntnis-
nahme. Bei den Famen werden bekannt-
lich im allgemeinen die Sporangien m großer
Anzahl auf der Unterseite der Blätter er-
zeugt; die Sporophylle sind daher in der
Regel nicht von den sterilen Liaubblättem
in der äußeren Form verschieden. Nur bei
einigen wenigen Gattungen findet eme aus-
geprägte Heterophyllie statt. Der emheim-
ische Vertreter hierfür ist nun gerade der
oben erwähnte Straußfarn ; Strathiopteris
germanica, dessen gedrungene; weniger reich
verzweigte; dunkelbraune Sporophylle zu
mehreren im Innern der großen Blattrosette
stehen. Der Ref,) Wgl.
Formaldehyd
als Insekten vertilgendes Mittel.
Im Joura. of the pharm, sodety of Japan
(Juli 1906) teilt 8. Ishikaica mit; daß sich
nach amtlichen Berichten des Hygienischen
LAboratorium zu Tokio Räucherungen mit
Formaldehyd gegen Pi^ierangeziefer am
besten bewahrt haben.
#.
Eine Störung der Breslauer
Wasserversorgung
war; wie Dr. R. Woy (Ztschr. f. dffentl.
Chem. 1906; 121) berichtet; durch das
plötzliche Auftreten großer Mengen Mangan-
sulfat eingetreten. Wie stark die Veränder-
ung des Wassers gewesen ist; möge aus 2
Analysen ersehen werdeU; von denen die
erste aus dem Mai 1905; die zweite vom
31. März d. J. herrührt:
31. März
Mai 1905
1906
Abdampfrüokstand
211,6 mg
642,0 mg
Glührüclutand
189,6 *
— »
Glühverlust
22,0 »
■ — ■»
Kieselsäure
12,4 V
Kalk (GaO)
56,0 »
149,7 ^
Magnesia (MgO)
9,7 *
7,9 .
Schwefelsäure
72,0 ^
315,6 .
Salpetersäure
5,4 *
— »
Chlor
11,7 V
15,3 ^
Eisen
Spuren
Spuren
Manganoxydul
Sparen
50,0 »
Gesamtbärte
6,96'^
16,10
Der Manganoxydulgehalt erreichte am
4. April sein Maximum mit 148 mg; nahm
dann aber wieder ab; weil filtriertes Oder-
Wasser; das früher aussehließlieh zur Wasser-
versorgung diente, mit dem Grundwasser
gemischt wurde, lieber die Ursache ist Be-
stimmtes noch nicht bekannt; Verfasser ver-
mutet; daß an der Entnahmestelle eine ab-
schließende Tonschicht durchbrochen worden
ist; und nun Grundwasser aus tiefer liegen-
den Schichten mit starkem Mangangehalte
in die Leitung gelangt ist. Bereits am
5. April früh lief das Leitungswasser trübe
urd in dem reichlichen Bodensatze konnte
eine bedeutende Entwicklung von Leptothrix
und Crenothrix festgestellt werden. Der
Geschmack des Wassers war faulig-moderig.
Trotz dieser ganz wesentlichen Veränder-
ung des Wassers erklärte es das dortige
Hygienische Institut auf gmnd des niedrig
gebliebenen Bakteriengehaltes für gesund-
heitlich völlig einwandfrei und glaubte es
nur mit mangelhafter Enteisenung zu tun zu
haben. Erst allmählich wurde die Untaug-
lichkeit zugegeben und eine Schädlichkeit
mit Rücksicht darauf vememt; daß jetzt
vielfach Manganpräparate für bleichsüchtige
Kinder verschrieben würden. Es wurde
dabei übersehen; daß es sich doch nicht um
770
Mangansttlfat handelt, wie hier. Verfaflser
maeht demgegenüber auf Angaben in Leivin'%
Lehrbnoh der Toxikologie aufmerksam, und
berichtet, daß in zahlreichen Oesohftfteu die
Fieehe zu Grunde gegangen sind. (Vergl.
auch Pharm. Gentralh. 47 [1906], 584 fiber
Manganbestimmung im Trinkwasser.)
Nicht dichtschlieBende Leder-
kolben
in Prat^a^'sehen u. a. Spritzen behandle
man nicht mit Glycerin, sondern nur
mit gereinigtem Talgfette. Glycerin entziebt
dem Leder die Feuchtigkeit und madt es
trocken und spröde.
Korreap,»Bl, ärxÜ, Kreis- Ver,
Briefwechsel.
Herr Dr. B. in T.-T. und Herr Dr. 0. M. in
E. Ihrem Wunsche entsprechend drucken wir
Ihren Brief mit HinweglassuDg der EiDleitangs-
und Schlußworte nachstehend ab:
Als frühere Assistenten des verstorbenen Herrn
Prof. Dr. Kahlbaum-BMel und lüs Mitheraus-
geber des in Ihrer geschAtsten Zeitschrift be-
sprochenen Briefwechsels Liäng-Mohr (Pharm.
Gentralh. 46 [1905], 602, 640, 676, 695, und 47
[1906], 597), möchten wir auf folgende üm-
stftnde betreffend die letzte Entgegnung (Pharm.
Centnah. 47 [1906] 597) des Herrn H. in 8., der
unter dem 2>eichen — /. den von uns kommen-
tierten Briefwechsel kritisierte, hinweisen.
KMhaum'^ Daplik, datiert vom 24. August
1905, wurde von Ihrer geschätsten Zeitschrift
am 29. des gleichen Monats veiöffentlicht (Pharm.
Gentralh. 46 [1905] 695], d. h. am Tage nach
Kahlhawm's plötzlichem Tod (28. Auffust 1905).
Fast elf Monate später, am 19. Juli 1906 brachten
Sie rine weitere Entgegnung des Herrn —y,
(Piiar.n. Gentralh. 47 [19061 597) mit der folgen-
den nn ihn gerichteten Vorbemerkung: «Ihre
Zuschrift an Herrn K, in B., die wir seinerzeit
(noch vor dem Bekanntwerden Tom Ableben
des Prof. Kahlbaum in Basel) erhielten, drucken
wir hiermit zur Wahrung einer unabhängigen
Berichterstattung nachträglich ab.»
Soi denn nun, daß Sie, sehr geehrter Herr
Redaktor, mit Rücksicht auf den Verstorbenen,
die sofortige Veröffentlichung der Entgegnung
des Herrn ^-y. unterließen, ihm aber doch nach
ziika Jahresfrist, eben czar Wahrung einer un-
abhängigen Berichterstattung» von sich aus das
letzte Wort erteilten, — sei daß Sie, nadi
Kahlbaum'B Ableben die AngelMenheit ginihcli
ruhen su lassen fär passender hielten and ent
später, etwa auf Bestehen des Herrn ^y.^ dessen
letzte Aeußerung cnachtriglich» au briogeo
Sich Teranlaßt Mhen, — in Mden fUlen bl«b(
die bedauerliche Tatsache bestehen, daß Harr
—y. sich nicht bewogen fahlte, dem Toten gm-
über seine anonyme Entgegnung, wir wollen
nicht einmal sagen zuruckiuaiehen, sondern ov
im Tone su ändern. Daß Herr — y, etwa ent
durch Ihre Vorbemerkung von KoMbaum^s Ab-
leben erfuhr, können wir wohl kaum annehmeo.
Zur Sache selbst nur soTiel: Wir möohten
Herrn —y, darauf aubnerksam maohen, daß der
eine Ton uns an anderer Stelle Gelegenheit hatte
zu bemerken, wie Kahibaum bei der Bearbeitug
des Briefwechsels so oft sagte: «Nicht der sehntp
Leser wird merken, was idles in diesen Briefen
steht 1»
Dr. Baragiola. Dr. Oüo Merekent.
Traben-Trarbach Esohweiler
a. d. Mosel. (Bheinland).
Cand. pharm. R. L. in SandeQori Wir
können Ihnen zum Selbststudium empfehlen:
Kurzes Lehrbuch der Nahrangs-
mittel-Chemie von Dr. H. B^er, Ver-
lagsbuchhandlung von J, AmbrasuiB Barth,
Leipzig 1903. Femer können Sie einen Ihren
Zwecken entsprechenden Kursus nehmen in
Hygienischen Institut der Tech-
nischen Hochschule zu Dresden
(Direktor: Herr Geh. Med.- Rat Prof. Dr.RenkK
Briefliche Mitteilung folgt noch. P. S,
€ni(ucnmg der Bestellungen.
HMf aie CmenerMMg atr BeitelliMg aer anrcft ate Pe$t Niogeici
Sticke gintamn vir mm$ trgebenit aiiftterkM« im macIki; aieielN Ht
nocft vor JINanf ae$ mon«t$ re^mitig im NwlrkCM, 4«ait kei»
UnterbrecfeMMg Im der ZMieMaMMg eiMtritt
teitmig der ..Pharmaceiimchew Centralbafle^
Dr. iu Sehael4tr, DrMa«i vnd Dr. P. MB,
~~ Dr. ▲. BataeMcr im
BueMiiiidiil dnch Jmllvi 8»rlBg«r, B«iiii K.. M«^
k fw Fr. Tltttl Vftthf elgtr (Smaatk ft MahU)
Zaiewskis Den{t|sc|tae Emnlislon
~ mit nebenBtoEendei' Sohntimarke iFiscbkopr> als NIhr- lai
KrtfÜffnnpinlttel fachgemiU herf^tellt mittels neuer raMeUa-
eller Elnrichtan;; sehUD raknüutlK welfl, wohls^neekni
und nicht traiMkeMend.
Untsr Ouantie füi Verwendnag feinsten Dampf-Lebertnns, ia
I neiUT, gesohmacbvoUer Paoktmg zum 2 Mark-Detail, welobe jede
* Verwechalnng mit Scotts BmnlBioD anssohlieSL
Tto Dtsd. H. 10,-—, pro Oros H. 115,— fmnko and inUiuiTe.
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Gegründet von Dr. Hermaui Hager im Jahre 1859.
Ersoheint jeden Donnerstag.
Bezugspreis vierteljährlich: durch Buchhandel oder Post 2,50 Mk., durch Geschäfts-
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Anzeigen: die einmal gespaltene Elein-Zeile 30 Pf., bei größeren Anzeigen oder Wieder-
holungen Preisermäßigung.
Leiter der I Dr. Alfred Schneider, Dresden-A. 21; Schandauer Btr. 43.
Zeitsehrill: / Dr. Paul Süß, Dresden-Blasewitz; QostaT Freytag-Str. 7.
Oesehäftsstelle: Dresden-A. 21; Schandauer Straße 43.
MBS.
Dresdeo, 20. September 1906.
Der neuen Folge XXVII. Jahrgang.
XLvn.
Jahrgang.
Inhalt: Chemie «nd Pharaaeie: Yideant Conanles. — DoppeJsalx am Theobromisbarjum und NatriumsalicTlat.
— Balsam der Hardwickia pinnata. ~ Schwefel oder Selen in koUoidaler, fester und haltbarer Form. — Nene
Arsneimiltel. — tfanren dea Fiehtenhanes. — Neuer BalmiakpaBÜllen-Schneider. — Ealkwaater anreraudert auf-
xnbewabren. — Hamo<qran. — Ausgedehnte Borkalklager Argentiniens. - Ameiaensanres Eupferoxfdul. — Moser-
sche Ktiatalle. — Aualegung pharmaseuUscher Oeselae. — Isländischer Lebertran. — Aufbewahrang von Acetopyrin.
— Beatlnmung des Halogen in organischen Verbindungen. — Storch-Morawski'sobe Harzreaktion. — Technik der
Sperma-Untersuchungen.— Neue Apparate fflr den Laboratoriumsgebrauch. — QnantltatlTe Beat! mmuns dea Chloral-
hydratea. — Nahnugamlttel-Cheinle. -Pbarmakocnostliohe lIltteUiiDgen. — TherapeatUiche MittelliiDKea.
— Fhotogra^hlaohe MitteilangeiL — Bflehenebaa. — Vertehiedene HltteUmiis«B. — Biiefvreehsal.
Chemie und Pharmaoie-
Videant consules, — !
Während sich die meisten Interessen
der Apotheker zur Zeit auf die Aos-
bildong ihres Nachwuchses konzentrieren
und bei ihnen das Verständnis fflr die
Forderungen der Gegenwart immer mehr
an Boden gewinnt, so daß die Einftthr-
nng des Betfezeugnisses als Befähigungs-
nachweis für den ApothekerberiS nur
noch eine Frage der Zeit ist, droht
unter den fortgesetzten eifrigen Bemfih-
nngen gewisser Kreise von Nahmngs-
mittelchemikem ein Stack des erst vor
einem Jahrzehnt mfihsam erkämpften
Neulandes wieder abzubröckeln von der
alten Scholle der Pharmazie.
ESne künstlich durch wenige Ftthrer
erregte Sturmflut in diesen Kreisen
mochte den Apothekern, die ihr Staats-
examen mit 'der Zensur I bestanden
haben, die aber nicht im Besitze des
Reifezeugnisses eines Gymnasium oder
einer gleichberechtigten Anstalt sind,
das Recht der Zulassung zu der Haupt-
prüfung für Nahrungsmittelchemiker
wieder rauben.
Bereits am 4. April d. J. ist Herr
Kollege Dr. Wintgen in einem sehr
lesenswerten Au&atz (Apoth.-Ztg. 19C6,
Nr. 27) mannhaft für die bedrohten
Interessen des Apothekerstandes einge-
treten. Den dort vorgebrachten Ge-
sichtspunkten lassen sich kaum noch
neue hinzufügen, man kann den An-
sichten Wintgen's nur allenthalben zu-
stimmen.
Die Bestrebungen der Chemiker, die
sich auf Hebung des eigenen Standes
richten, wird man ja nur billigen können,
und sie erscheinen auch recht dringend
notwendig; fraglich erscheint nur, —
da die Forderung der Ablegung der
Maturitätsprüfung für die Apotheker
doch in absehbarer Zeit greifbare Gestalt
annehmen wird — . ob es notwendig
ist, daß den verhältnismäßig wenigen
Apothekern, die noch ohne dieses Zeug-
nis unter den im § 16 der Prüfungs-
772
ordnang für Nahrungsmittelchemiker ein-
geräumten Verg&nstigongen die Haupt-
prilfnng ablegen wollen, dies unmöglich ge-
macht wird, und ob dann wirklich hieraus
dem Stande der Nahrungsmittelchemiker
ein so erheblicher Zuwachs an Standes-
ansehen entstehen wird.
Wundem muß man sich auch, daß
die Antragsteller sich nicht sagten, daß
sie durch ihr Vorgehen die GeMhle der-
jenigen engeren Fachgenossen, die selbst
aus dem Apothekerstande hervorgegan-
gen sind, beleidigten; — anscheinend
legten sie eben nicht viel Wert darauf.
Es soll nun hier nicht das oft be-
sprochene Thema erörtert werden, wie
gerade der frühere Apotheker manche
brauchbare Eigenschaft für den neuen
Beruf als Nahrungsmittelchemiker mit-
bringt, nur darauf soll hingewiesen
werden, daß ihm die in vielen Fällen
bessere, weil schon beim Studium der
Pharmazie begönne, Ausbildung am Mi-
kroskop häufig ein Uebergewicht Aber
den Kollegen mit rein chemischer Vor-
bildung gibt. Ein Blick auf die Nahr-
ungsmittelliteratur auf dem Grenzgebiet
der angewandten Botanik zeigt in den
meisten Fällen frühere Apotheker als
Verfasser der neueren Arbeiten. Gerade
dieser Zweig der Nahrungsmittelchemie
bedarf eher noch des Ausbaues, denn
Deutschland spielt hier nicht die führende
Rolle, wie der Vergleich mit der reicheren
österreichischen, französischen und ame-
rikanischen Literatur dieses Gebietes
lehrt. Durch eine Einschränkung in der
Zulassung derjenigen Elemente zur
Nahrungsmittelchemie, die das Mikroskop
der Regel nach am besten beherrschen,
wird also der Nabrungsmittelchemie als
Ganzes schwerlich ein Dienst erwiesen.
Der Fortschritt in der Erforschung
der vegetabilischen Nahrungs- und Ge-
nußmittel mit Hilfe des Mikroskops
würde dann noch langsamer vor sich
gehen, als er ohnehin bei uns ist, wäh-
rend doch zur Zeit z. B. durch den
immer größere Bedeutung erlangenden
Ausbau der biologischen Abwasserana-
lyse, die Anforderungen an die mikro-
skopische Technik des Nahrungsmittel-
chemikers auch sonst im Steigen be-
grüben sind.
Dabei scheint für die Nahrungsmittel-
chemiker alle Veranlassung, ihre Kräfte
zu sammeln zur Abwehr äußerer An-
feindungen und jeden Zwiespalt im
Innern des jungen Standes zu ver-
meiden, zu bestehen. Beansprachen
doch die Tierärzte — eine beinahe ab-
surde Forderung, die auf zu geringer
Kenntnis der Verhältnisse und auf nur
oberflächlichem Eindringen in das große
und weite Gebiet der Nahrungsmittel-
cbemie beruht*) — allen Ernstes ganz
offen die leitenden Stellungen an den
neu zu errichtenden staatlichen Unter-
suchungsämtern, während andererseits —
mit etwas mehr Berechtigung — die
landwirtschaftlich geschulten Chemiker
die Führung übernehmen möchten.
Die Bestrebungen der Nahrungsmittel-
chemiker sollten sich daher darauf
richten, gerade nach den Seiten hin die
Ausbildung ihres Nachwuchses zu ver-
tiefen, wo die beiden letztgenannten
Stände — mit einer besseren speziellen
Ausbildung für ein nur umschränktes
Einzelgebiet der Nahrungsmittelchemie
ausgerüstet — hinübergreifen in das
Gebiet der letzteren.
Wozu das Anschneiden dner Frage,
die, nachdem einmal auch vom Apotheker
endlich das Maturum allgemein gefor-
dert wird, sich von selbst erledigt? —
Daß bis dahin dem Apotheker die Ver-
günstigungen, die ihm § 16 der Prüf-
ungsvorschriften für NahrungsmiUel-
Chemiker bietet, erhalten bleiben, ist
Sache des Apothekerstandes, der nicht
mehr länger zögern soUte, das zeit-
gemäße cMaturum» einzuführen. Wesent-
lich hätten diejenigen Nahrungsmittel-
chemiker, die sähst aus dem Apotheker-
stande hervorgegangen sind, dazu
beitragen können, daß die Eingabe,
welche den nicht matnren Apothäeni
in Zukunft den Weg zur Nahrungs-
mittelchemie versperren soll und die
leicht zur Folge haben könnte, daä
auch mit den anderen Vorrechten de?
*j Sehr richtig! SehrifUeitung.
773
§16 aufgeräumt wird, gar nicht erst
erfolgt wäre.
Es sind dies bekanntlich die fiber-
wiegende Mehrzahl aller jetzigen Nahr-
ongsmittelchemiker, Sie sollten sich
mit einem Rest von dankbaren Gefühlen
der alten ehrwördigen pharmazeutischen
Wissenschaft, von der sie ausgegangen
sind, erinnern, auch wenn sie hier und da
die Schwächen derselben recht deutlich
erkennen und sich ihrem alten Berufe
mehr oder weniger entfremdet haben,
— um eine wohlbekannte Phrase zu
gebrauchen. Mit etwas mehr Selbst-
bewußtsein wäre das wohl durchffihrbar
gewesen! Wir brauchen uns unserer
Herkunft nicht zu schämen I Hat nicht
die Hiarmazie der Nahrungsmittelchemie
eine Reihe von Männern gegeben, die
zu ihren ersten Führern zählen, oder
bedeuten für unser Schrifttum die vielen
Namen der früheren Apotheker nichts?
Sind sie nicht ein lebendiger Beweis für
das, was die Pharmazie der Nahrungs- '
mittelchemie, der sie so viele ihrer
Besten gab, zu geben vermag?
Die auch von Wintgen angeschnittene
Frage, ob gerade die «selbständigen
öffentlichen» Chemiker ein besonderes
Recht haben, Vorschläge über die Ab-
änderung der Prüfungsordnung der Nahr-
ungsmittelcheioiker zu machen, soll hier
nicht weiter erörtert werden. Es ist
nur zu bekannt, daß nicht die Nahr-
ungsmittelchemie, senden^ das weite
Gebiet der technischen und kaufmänn-
ischen Chemie das Hauptreich vieler
Mitglieder dieser Körperschaft ist.
Ein Apotheker und Nahrungstnittelchemiker'
Yerfiüiren lur Hentellnng eines leloht lös-
lichen Boppelsalzes ans Theabrominbaryam
and l^atriamsalleylat. D. H. P. 164424.
Ä,^G. für Änütn- FabrikaHon in Berlin. Man
ULßt entweder Katrtnmsalioylat auf Theobroinin-
barsmm oder Natriamsalicylat auf Theobromin-
natrifun in Gegenwart eines löslichen Baryam-
salzes einwirken, in beiden Fällen im Verhältnis
Ton 2 Mol. Natrinmsalicylat aof 1 Mol. Theo-
bromin. Das so erhaltene Präparat seigt die
dioretisobe Wirkung des Theobromin neben der
blntdruckerböhenden Wirkung des Chlorbaryum
ohne Gefäßverengung su veranlassen. Ä. St.
Ueber den
Balsam der Hardwickia pinnata.
Von Dr. O, Weigel^ Hamburg.
Der Hardwickia-Balsam'*') ist in der
Drogenpraxis noch wenig bekannt, ob-
gleich darttber in der Literatur bereits
verschiedentlich Angaben zu finden sind.
Vor knapp zwei Jahren kamen nur klei-
nere Proben über London nach Deutsch-
land, u. a. auch nach hier, letzthin sind
nun aber größere Mengen (20 Kanister
mit je etwa 20 Kilo Inhalt) am hiesigen
Markt eingetroffeUi und es ist nicht
ausgeschlossen, daß künftig weitere
größere Posten dieses Balsams auf den
Markt gebracht werden, zumal das Pro-
dukt infolge seiner günstigen Eigen-
schaften in der Technik, z. B. als Er-
satzmittel für Kopaivabalsam in der
Porzellanmalerei, Lackfabrikation und
dergl. verwendbar erscheint. Es dürfte
daher angebracht sein, einiges Näheres
über den Hardwickiabalsam in einem
Artikel zusammenzufassen.
Ueber genannten Balsam finden sich
z. B. Angaben in der cFlora sylvatica
for southern India von Beddome, Bd.
XXIV, S. 255>. Danach ist die Stamm-
pflanze cHardwickia pinnata Roxburgh»,
eine Leguminose, für deren Heimat Ost-
indien (Travancore, Canara) gilt. Der
Baum steht botanisch den Copaifera-
Arten sehr nahe, ebenso vne der Hard-
wickiabalsam (schon äußerlich) Aehn-
lichkeit mit Kopaivabalsam erkennen
läßt. Femer heißt es in der ange-
zogenen Literaturstelle, daß der Balsam
nicht fluoresziert, je nach Alter 25 bis
40 pCt ätherisches Oel und außer diesem
einen wahrscheinlich aus zwei Bestand-
teilen zusammengesetzten Harzkörper
enthält, dessen einer Säurecharakter
besitzt. (Hieraus geht hervor, daß Hard-
wickiabalsam also auch in betreff seiner
Zusammensetzung dem Kopaivabalsam
gleicht.)
Broughton gibt dann noch eine charak-
teristische Reaktion zur Unterscheidung
des Hardwickiabalsams von Kopaiva-
und Gurjunbalsam an ; mischt man näm-
lich 1 Tropfen Balsam mit 19 Tropfen
*) Der Verfasser sandte uds eine Probe ein.
Sehriftleitung,
774
Schwefelkohlenstoff und fttgt zu dieser
Lösung je einen Tropfen konzentrierte
Schwefelsäure und Salpetersäure hinzu,
so entsteht unter Schütteln
bei Hardwickiahalsam keine Färbung,
bei Eopaivabalsam eine rotbraune
Färbung,
bei Qurjunbalsam eine purpurrote
Färbung.
In den Berichten von Schimmel & Co,-
Leipzig (April 1905, S. 86) finden wir
ebenfalls Notizen über Hardwickiahalsam.
Schimmel & Co, untersuchten den Bal-
sam sowie das daraus gewonnene äther-
ische Oel und schreiben darfiber:
«Balsam von Hardwickia bi-
nata Booä), (Oil of Ennaikulavo). Der
in Vorderindien vorkommende Baum ge-
hört zu den Leguminosen. Der Balsam
ist von rotbrauner, in ganz dünner
Schicht grüner Farbe und zeigt grüne
Fluoreszenz. Der Geruch ist eigenartig
und nicht gerade angenehm. Spezifisches
Gewicht ^ei 15 « C) l,0021; Säurezahl
96,15; Esterzahl 12,31; unlöslich in 10
Volumen 80proc. Alkohols, löslich in
0,4 Volumen und mehr 90proz. Alko-
hols. Bei der Wasserdampfdestillation
gingen etwa 44 pCt eines farblosen,
ziemlich leichtflüssigen Oeles über, wäh-
rend ein sprödes grünes Harz zurück-
blieb. Das Destillat hatte folgende
Eigenschaften: spez. Gewicht 0,9062;
optische Drehung — 7 ^ 42 ' ; Säurezahl
0,85; Esterzahl 2,88; löslich in etwa
6 Volumen u. m. 95proc. Alkohol.»
Auch Tschirch erwähnt den Hard-
wickiahalsam in seinem kürzlich ver-
öffentlichten «System der Sekrete»
(Pharm. Centralh. 47 [1906], 332), in
welchem er ihm in der Gruppe C «Re-
sinolsäureharze», Unterabteilung HI
«Caesalpinioideenharze» neben den Eo-
paivabalsamen einen Platz anweist.
Auf grund eigener Untersuchungen
und deren Ergebnisse in betreff Hard-
wickiahalsam mögen vorstehende An-
gaben durch folgende ergänzt werden:
Ueber die Schreibweise der Stamm-
pflanze herrschen scheinbar noch ab-
weichende Ansichten. Eine Londoner
Drogenfirma bezeichnete den Balsam als
«Oil of Hardwickia p ennata» ; Schimmel
<& Co, schreiben in ihrem Bericht
«Hardwickia b i n a t a » , und Beddome
benennt in seiner Flora die Stamm-
pflanze mit «Hardwickia pinnata».
Letztere Bezeichnung darf wohl als
maßgebend angenommen werden.
Die aus den verschiedenen Kanistern
gezogenen Proben des Balsams waren
mehr oder minder dünn- bezw. dick-
flüssig; hieraus erklärt sich auch der
verschieden gefundene Oelgehalt, wel-
chen Beddome mit 25 bis 40 pCt,
Schimmel dt Co. mit 44 pCt, Weigel
(vergl. später) mit 48,5 pCt angeben.
Auch die Farbe differierte (gleich dem
Eopaivabalsam) bei den einzelnen Proben ;
die einen waren (im durchfallenden Lichte
betrachtet) mehr röüichbraan bis brann-
rot, die anderen dagegen himbeerrot ge-
färbt. Demnach scheint die Hardwii^
pinnata einen charakteristischen roten
Farbstoff zu führen, der sich dem Bal-
sam je nach Alter mehr oder weniger
mitteilt. In dünner Schicht zeigt der
Balsam eine ausgesprochene (Oliv-) Gron-
färbung, ohne dabei auffällig zu fluores-
zieren. Der Geruch ist eigenartig, nicht
angenehm; er erinnert — wenn auch
nur in geringem Maße - an den früher
von mir beschriebenen Cativobalsam (in
Pharm. Centralh. 44 [19031, 147).
Zur weiteren Untersuchung stellte
ich mir aus den Einzelproben des Balsams
einen Durchschnitt her, welcher sieh
wie folgt verhielt Der Balsam ist in
allen den üblichen Harzlösungsmitteb,
wie Aether, Petroläther, Essigäther,
96 proc. Aethylalkohol I Amyli^ohol,
Aceton, Chloroform, Benzol, Schwefel-
kohlenstoff, Eisessig völlig löslich nnd
zwar in jedem Verhältnis. Nur mit
Methylalkohol gibt er keine klare bezw.
vollständige Lösung ; nach kurasem Stehen
scheidet sich etwa die Hälfte der znr
Lösung angewandten Balsammenge wie-
der aus der trüben Mischung aus. Dem-
nach ist Hardwickiahalsam nur teilweise
in Methylalkohol löslich, und zwar sind
es, wie Versuche lehrten, die EbirzkOrper,
die sich lösen, während sich das äther-
ische Oel davon ausschließt. Diese Tat-
sache deckt sich mit der Wahmehmong.
daß aus der methylalkoholischen Löson;
775
die Hälfte des Balsams bald wieder ab-
geschieden wnrde ; der zur UntersuchaDg
dienende Balsam enthielt nämlich, wie
schon gesagt, rund 50 pCt ätherisches
Oel. Das spezifische Gewicht des Bal-
sams betrag 0,977, die Sänrezahl (direkt
bestimmt) 73,28, die Gesamt- Verseif ungs-
zahl (nach einstündiger heißer Verseifnng)
92,94 ; hieraus resultiert eine sogenannte
cEsterzahl» von 9,66.
Die von Broughton angegebene Reak-
tion des in Schwefelkohlenstoff gelösten
Balsams mit Schwefel- und Salpeter-
säure bestätigten die meinerseits ange-
stellten Versuche; während Eopaiva-
48,5 pCt ätherisches Oel
51,5 > Harzkörper, davon {
100 pCt
Um die Einzelbestandteile und ihr
Mengenverhältnis im Balsam zu er-
mitteln, wurde die zur Untersuchung
von Kesinolsäureharzen übliche Methode
befolgt. Genau 100 g des Balsams
wurden in 200 g Aether gelöst und die
Lösung (imScheidetrichter) mit schwacher
(2 bis 5proc.) Sodalösung fraktioniert
bis zur Erschöpfung, d. h. so lange, bis
das Alkali nichts mehr aus der äther-
ischen Haralösung aufnimmt, ausge-
schüttelt. Zu beachten ist hierbei, daß
speziell bei den anfänglichen Aus-
schfittelungen der in die wässerige Aus-
schüttelungslauge mit übergehendeAether
ergänzt wird, um einer Emulgierung
und der. daraus folgenden langsamen
Trennung der ätherischen und wässerigen
Schicht zu begegnen. Nachdem eine
5 proc. Natriumkarbonatlösung nach dem
Schuttein mit der ätherischen Harz-
lösung auf Zusatz von Salzsäure klar
blieb, Harzsäure hierbei also nicht mehr
ausfiel, wurde die Harzlösung zur Sicher-
heit nochmals mit 5 proc. Natronlauge
behandelt, die nur noch geringe Mengen
verseifbares Harz aufnahm. Zur Ab-
scheidung der Harzsäuren aus den Harz-
seifenlösungen wurden letztere nach dem
Verdunsten des mitgelösten Aethers auf
dem Wasserbade und nachfolgendem Ab-
kühlen in mit Salzsäure (im Ueberschuß)
angesäuertes Wasser eingetragen, wobei
baisam hierbei eine rötlichbraune und
Gurjunbalsam eine intensiv violetlrote
Färbung geben, bleibt bei Hardwickia-
balsam eine besondere Farbenerscheinung
aus. Diese Probe kann also als charakter-
istisches Unterschiedsmerkmal heran-
gezogen werden. Die bekannte Gurjun-
reaktion (Rosafärbung einer Lösung in
Eisessig durch Salpetersäure) tritt bei
Hardwickiabalsam ebenso wenig ein ; in
dieser Beziehung verhält sich derselbe
wie Eopaivabalsam.
Die nähere Untersuchung auf die
Einzelbestandteile hin ergab, daß die
untersuchte Probe bestand aus:
48,3 verseif bar (Resinolsäure)
3,2 unverseifbar (Resen).
die Harzsäure aus den ersten Fraktionen
als schwach gelblich gefärbte, später aber
völlig farblose, voluminöse Flocken ausfiel.
Die nach dem Erschöpfen mit Alkali
zurückbleibende ätherische Lösung ent-
hielt nun noch das ätherische Oel und
den unverseifbaren Harzkörper. Zur
Trennung dieser beiden Bestandteile
wurde die ätherische Lösung zunächst
mehrmals mit reinem Wasser (zur völligen
Entfernung des Alkalis) gewaschen, der
Aether im Wasserbade abdestilliert und
der Rückstand behufs Gewinnung des
ätherischen Oeles der Destillation mit
Wasserdampf unterworfen. Dasselbe
destillierte in kurzer Zeit über, und im
Destillierkolben zurück blieb schließlich
eine verhältnismäßig geringe Menge
unverseifbaren Harzes. Um dessen ge-
naues Gewicht festzustellen, wurde das
Destillationswasser vorsichtig abge-
gossen, das an den Wandungen des
Kolbens sitzende Harz in Aether gelöst,
die Lösung filtriert und der Aether ab-
destilliert.
Die im Verlaufe der beschriebenen
Trennungsmethode sich ergebende Zu-
sammensetzung des Balsams habe ich vor-
hergehend bereits mitgeteilt. Die genaue
Ermittelung des Gehaltes an ätherischem
Oel wurde außerdem gesondert durch
Destillation des natürlichen Balsams mit
Wasserdampf durchgeführt.
776
Von den Eigenschaften der isolierten
Einzelbestandteile desHardwickiabalsams
ist noch zu sagen :
a) Die Harzsäare, nachdem sie bis
zum Verschwinden der Chlorreaktion
(von der znm Ausfällen benutzten Salz-
säure herrührend) mit Wasser gewaschen
und zwischen Fließpapier ohne Anwend-
ung von Wärme getrocknet worden ist,
stellt in gereinigtem Zustande ein weißes
amorphes, geruchloses Pulver dar, wel-
ches in allen vorhergehend — beim Bal-
sam selbst— angegebenen Lösungsmitteln
löslich ist.
Die Hardwickiasäure, wie ich
sie vorläufig nennen will, ähnelt in
ihrem Aeußeren wie auch in ihrem Ver-
halten während der Isolierung aus dem
Balsam ganz den rohen Eoniferenharz-
säuren. Eristallisationsversuche in ver-
schiedenen Lösungsmitteln wie Aethyl-
alkohol, Aceton und Eisessig sind inso-
fern von Erfolg gewesen, als aus der
alkoholischen Lösung nach mehrtägigem
Stehen im Eisschrank sich kleine Eristall-
gebilde abschieden. Ich behalte mir
vor, zu gelegener Zeit auf diese ckristall-
inische Hardwickiasäure», insbesondere
ihre elemen tareZusammensetzung zurück-
zukommen.
b) Der unverseifbare Bestand-
teil, dasHardwickiaresen, welches
im Balsam nur zu 3,2 pCt enthalten
war, stellt eine zähflüssige, klebrige
Masse von bräunlicher Farbe und
schwachem Balsamgeruch dar. Da es sich
hierbei, wie man mit Bestimmtheit anneh-
men darf, um einen unreinen Körper han-
delt, der sich infolge fortschreitender Oxy-
dation (durch den atmosphärischen Sauer-
stoff) aus dem ätherischen Oel bildet, so
wird sein Gehalt im Balsam desto größer
sein, je älter bezw. verharzter letzterer
ist. Bekanntlich hat Brüning*) durch
Versuche (mit Terpentinöl) festgestellt,
daß durch Oxydation ätherischer Oele
(der Terpen- bezw. Resinolsäureharze)
unverseifbare, d. h. resenartige Körper
entstehen.
c) Das ätherische Oel, welches
Verfasser in einer Menge von durch-
•) Dissertation Bern 1901.
schnittlich 48,5 pCt im Balsam vorfand,
war in frisch destilliertem Zustande von
angenehmen balsamischen Geruch (im
Gegensatz zum Balsam selbst) und vOlUg
farblos. Sein spez. Gewicht betrag
0,9045, das optische DrehungsvermOgen
(im 100 mm -Rohr) — S^ 24'. Diese
Daten stimmen also mit den von Schimmel
<& Co. (s. vorher) erhaltenen ziemUch
Uberein.
Das vor knapp zwei Jahren aus einer
Probe Hardwickiabalsam destillierte Gel,
welches das DrehungsvermOgen — 8^
zeigte und sich noch in meinem Besitz
befindet, hat sich unterdessen (bei Auf-
bewahrung in einer mit Eorkstopfen
verschlossenen Flasche) stark gelb ge-
färbt und verdickt, Eigenschaften, die
Hardwickiaöl folgerichtig mit Terpen-
tinöl gemeinsam hat.
Interessant dürfte es sein zu erfahren,
ob und wieweit Hardwickiabalsam als
innerliches Antigonorrhoikum auch me-
dizinischen Wert hat Die Untersuch-
ungsergebnisse der chemischen Analyse
haben gezeigt, daß inbetrefF Znsammen-
setzung zwischen Hardwickia- und
Eopaivabalsam große Uebereinstimmnng
vorhanden ist (vergl. hierzu Pharm.
Centralh. 47 [1906], 689); dieYermutnng;
liegt also nahe, daß HardwicÜabalsam
auch in seiner Wirkung dem Eopaiva-
balsam ähnelt
Yerfiihreii zur Herstelluiig Ton Pripantei,
die Schwefel oder Selen in kolloidaler, fester
Qud haltharer Form enthalten. Q. R. P.
164 664. Chemische Fabrik wm Beyden A.-G ,
Radebeul. Man scheidet Schwefel oder Selen
aus ihren Verbiodangen (z. B. Schwefelnatriam)
anf nassem Wege bei Gegenwart von Eiweiß-
körpem, eiweißähnlichen Substanzen oder der^n
SpaJtungs- uad Abbaaprodnkten (z. B. Albu-
min, 10 pGt des angewandten Schwefei-
natrium) nach bekannten Reaktionen (z. B. durch
Einleiten von schwefliger Säure) ab. Darauf
filtriert man den Niederschlag ab, wftsdit ihn
aus und löst ihn wieder in Wasser unter Zasatz
einer geringen Menge Alkali bis zur neutralen
oder eben alkalischen Reaktion, worauf man
diese Lösung, nötigenfalls nach vorheriger Dialyse,
eindunstet oder mittels Alkoholen oder eines
Gemisches von Alkohol und Aether oder Aoeton
fällt. Der kolloidale Schwefel bUdet ein woiB-
graues, amorphes, haltbares Pulver, das sich in
Wasser zu einer milohigwi, im durchfallenden
Licht bläulichen Flüssigkeit löst. Ä. St,
777
Neue Arzneimittel.
Adralgin. (Pharm. Gentralh. 46 [1904],
519) ist naoh Naohr. f. Zollst, eine steril-
isierte Lösung von ThymolkokaXo und
Adrenalin.
Aspirophen ist aoetylsalioylsaares Amido-
phenaeetin. Anwendung: gegen Rheumatis-
mus und zur Sohmerzlinderung. Gabe: 1 g
Erwachsenen 5 bis 8 mal; Kindern 0,5 g
3 bis 4 mal täglich. Darsteller: Chemische
Fabrik Falkenberg in Falkenberg-Grünau.
Caerusantal- Kapseln (Pharm. Centraih.
47 [1906]; 733) enthalten nach Pharm.
Ztg. 1906; 808 Pepsin, Methylenblau, Salol,
ostindisches Sandelöl und Pfefferminzöl.
Choleraheilserum wird nach The Lancet
Nr. 4330 gewonnen durch Auswaschen einer
18 Stunden alten Kultur, Zerreiben der
Bakterien bei der Temperatur von flflssiger
Luft und Behandefad mit Kalinmkarbonat.
Es ermöglicht eine aktive Immunisierung
und hat agglutinierende und bakteriolytische
Eigenschaften. Bei 55 bis 60^ wird es
schnell zerstört.
Citrocoll ist das neutrale zitronensaure
Amidoaoetparaphenetidin (Amidophenacetin);
eine einheitlidie kristallisierte Verbindung
vom Schmelzpunkte 193 ^ Es ist m Wasser
leicht löslich. Anwendung: als unschädliches
Mittel bei Fieber, Rheumatismus und Mi-
grftne. Tagesgabe: 4 bis 6 g, Kindern
2 bis 4 g. Darsteller: Chemische Fabrik
Falkenberg in Falkenberg-Grünau.
Digitoxinnm solubile titratum H. M.
ist ein Digalen-Ersatz. Darsteller: Chem-
isches Laboratorium Friedrichstadt; Hoeckert
d; Michalowsky in Berlin SW 48; Friedrich-
straße 250.
Ergotoxine Citrate ist gleich Cornutin-
citrat und Ergotoxine Hydroohloride
gleich Gornntinhydrochlorid.
Eumerola enth< nach O, & R, Fritx
Eamenol (Tang-kui-Extrakt), Viburnum und
Hydrastis canadensis-Extrakt; LupuliU; Eisen-
bromid; Apioi und medizinische Seife. An-
wendung: gegen Frauenleiden.
Formurol ist zitronensaures Hexamethy-
lentetramin-Natrium; ein weißes kristallinisches;
in Wasser leichtlöcdiches Pulver von ange-
nehmem Geschmack. Anwendung: bei Gicht;
Entzündungen der Nieren und HamwegC;
sowie gegen Phosphaturie und Harnsteine.
Gabe: 1 g zwei- bis fünfmal täglich. Dar-
steller: Chemische Fabrik Falkenberg in
Falkenberg-Grünau.
Gumm's Kindermehl enthält angeblich
32;92 pGt Eiweiß. DarsteUer: Ourrnn dh
Schtvaderlapp in Höhr in Nassau.
Hämatopan ist ein trockenes BIntpräparat
und hat eine feine kristallinische Lamellen-
form von rubinroter Farbe. Es löst sich in
Wasser zu einer weinroten Flüssigkeit von
der Farbe des frischen; arteriellen Blutes.
Durch einen Zusatz von etwa 40 pCt Malz-
extrakt wird die leichte Löslichkeit des
Hämoglobin erreicht; der Nährwert des Prä-
parates erhöht und ein angenehm riechendes
und wohlschmeckendes Blutpräparat erhalten.
Die chemische Untersuchung ergab folgende
Befunde: 52;19 pCt Stickstoffsubstanz (da-
von verdaulich 96;41 pCt; wasserlösliche
Stickstoffsubstanz 37;5 pCt und koagnlier-
bar 32;81 pCt); Zucker als Maltose 26;05
pCt; Dextrin 12;92 pGt; Wasser 6;53 pOt;
Asdie 2;15 pGt (darin Eisenoxyd 0;26 ent-
sprechend Hämoglobin 43;80 pCt); Lecithin-
Phosphorsäure 0;108 (= Lecithin 1,20);
Gesamt-Phosphorsäure 0;538 pOt Anwend-
ung: wie Hämatogen. Darsteller : Sudbrackes
Nährmittelwerke; Dr. A. Wolff m Bielefeld;
Sudbrackstraße.
Jodeatachin ist ein dem N6oeiode (Pharm.
Centraih. 47 [1906]; 735) ähnliches Prä-
parat.
Fipumiol nennt die Marien-Apotheke in
Dresden-A. Tiroler Latschenkieferöl.
Pisoiol nennen Hoeckert <& Michalowsky^
Chemisches Laboratorium Friedrichstadt in
Berlin SW 48; FriedrichstraOe 250 einen
Ichthyol-Ersatz.
Sic wird ein angeblich opotherapeutisches
Heilmittel tierischen Ursprunges genannt;
das von Dr. O. Zanoni erfunden worden
ist Anwendung: gegen Keuchhusten. Gabe:
für Kinder bis zu 2 Monaten 5 bis 8; bis
zu 13 Monaten 15 bis 20, bis zu 4 Jahren
25 bis 30; bis zu 5 Jahren 30 bis 40;
ffir Erwachsene 70 bis 150 Tropf eU; drei-
oder viermal innerhalb 24 Stunden. Am
ersten Tage gebe man die geringste Menge.
Mildem sich die Hustenanfälle nicht; so gebe
man am nächsten Tage die größte Menge.
Ist am dritten Tage die Besserung nicht
778
merkHohy bo muß man die Tropfenzahl ver-
mehren^ bis das Doppelte der H(k)b8tgabe
erreicht ist. Die Kar ist regelmäßig bis
zum Verschwinden der konvnlsivischen An-
fälle fortzusetzen and alsdann die Tropfen-
zahl allmählich za verringerD. Plötz-
liches Abbrechen der Verabreiohang darf
nicht stattfinden. Darsteller: Opotlierapea-
tisches Institnt für Infektionskrankheiten in
Genf.
Dr. A. WolfTs aromatischer Eisenwein
ist ein mildes, angenehm schmeckendes
Eisenpräparat; das kein Mangan enthält.
Man gibt von demselben dreimal täglich ein
DkOrgläschen bis Y2 Weinglas voll eine
halbe Stande vor den Mahlzeiten. Dar-
steller: Sadbracker Nährmittelwerke, Dr.
A, Wolff in Bielefeld, Sadbrackstraße.
H, Mentxel.
Ueber die Säuren des Fiohten-
harzes
haben P. Klason und J, Köhler (Chem.-
Ztg. 1906, Rep. 162) eingehende Unter-
snchungen angestellt. Sie anterscheiden
2 Sorten von Harz, Sommer- and Winter-
harz. Das Sommerharz ist eine nicht darch-
sdieinende, zähe, klebrige Masse, die aus
der Wunde des Baumes hervorquillt. Das
Harz ist graugelb und bisweilen durch Ein-
lagerung kleiner roter Körnchen rötlich.
Das Winterharz hat wesentlich andere Eigen-
schaften. Zur Untersuchung wurde der
petrolätherlösliche Anteil verwendet. Durch
Vakuumdestillation desselben wurden aus
dem Sommerharze, das anscheinend aus
denselben Sänren besteht, wie das Winter-
harz^ zwei isomere stabile Säuren erhalten,
von denen die eme bei 198 bis 199^ C
siedet und [a] d = — 60 ^ Drehung ergibt
Die andere rechtsdrehende ist noch nicht
rein dargestellt worden. Diese Säuren wer-
den als a- und ^-Kolophonsäuren bezeichnet,
während die entsprechenden, ursprQnglich
im Harze vorhandenen, nicht durch Hitze
veränderten Säuren Sapinsänren genannt
werden. Die bisher ans amerikanischem
Kolophonium dargestellten Abietinsäuren,
Silvinsäure, Pininsäure sind wahrschdnlich
Mischungen dieser Kolophon- und Sapin-
sänren. Die beiden Kolophonsäuren sind
isomorph und kristallisieren in willkQriicIien
Verhältnissen in emheitlichen Kristallen. Die
Sapinsänren sind sehr leicht oxydierbar und
geben ganze Reihen von Oxjdationspro-
dukten. Namentlich im Sommer sind die
Sapinsänren nicht zu erhalten und zwar
scheint das Licht oder ürgend eine anbe-
kannte Ursache dabei wirksam zu sein, nicht
die Temperatur. Verf. glauben nicht, daß
die Harzsäuren Oxydationsprodukte der Ter-
pene seien. Jedenfalls wurde das Gegen-
teil beim Winterharze beobachtet Das
Drehungsvermögen des Winterharzes ist
stärker als das des Sommerharzes. — A&
Neuer SalmiakpastUlen-
Schneider.
Das untenstehend abgebildete Gerät
scheint sehr empfehlenswert zu sein, da es
infolge der vorhandenen
7 Messer sehr rasch ar-
beitet. Die ausgewalzte
Masse wird auf ein Holz-
brett gelegt und nun fährt
man unter kräftigem Druck
in langem Zuge darflber
hin; dann wiederholt man
dasselbe in einer mit der
ersten Richtung sich schief
kreuzenden.
Der Apparat, welcher
vollständig auseinander zu
nehmen ist und sich gut
reinigen läßt, wird von der Firma Ousiar
Reusch in Halle a. S. hergestellt und in
den Handel gebracht. t.
Um Kalkwasser nnverändert anlknkewak-
ren, empfiehlt WiUson ein großes Vonatsgefiß
mit filtrierter Aqua Calais zu beschicken nod
an dasselbe mit Hilfe eines doppelt durchbohrten
Stopfens einen zweischenkligen Heber sowie ein
an einem doppelt gebogenen Glasrohr ange-
brachtes, mit Kalilauge gefälltes GefiLß anzo-
bringen. Das mit Kalilauge gefüllte Gefäß ist
ebenfalls mit doppelt durchbohrtem Stopfen und
einen offenen bis auf den Boden leicheodeB
Olasrohr versehen, so daß es nach Art der be-
kannten Sicherheitsventile fnnktioniert und alle
in das Kalkwassergeföß eintretende Luft ent
die Kali lange passieren muß, so daß die Kohlen-
säare frei wird. J K.
Pharm. Joum, 1906, 459.
779
Ueber das Hämocyaniii,
eineii Bestandteil des Blates vieler MofluBken
und Arthropoden (namentlich der Ernster)
berichtet Kobert. Das HAmocyanin vertritt
im Blnt der genannten Tiere das Hämoglobin
der höheren Tiere. Es enthält anstelle des
Eisens Enpfer, zeigt sonst aber ähnliche Eigen-
schaften z. B. die leichte Rednzierbarkeit
und Wiederoxydierbarkeit. Das Oxyhämo-
oyanin ist blau gefärbt. Es iäfit sich in
Kristallen gewinnen, von denen Kobert m
8 flgnren anf 1 Tafel Abbildungen gibt
Mit HUfe von Zmksnlfat Iäfit sich Hämo-
cyanin quantitativ abscheiden und ans dem
noch feuchten Niederschlage mit Hilfe von
Natriumkarbonatlosung und unter Bildung
von Zinkkarbonat in konzentrierter LOsung
wiedergewinnen. Hämocyanm wirkt wie
Hämoglobin katalytisch anf Wasserstoff-
perozyd. —17.
Aroh. f. d. ges. Pkysiol. 98, 1903, 411.
In «Porvenir» geht dieser Galciniemng noch
ein WaschprozeO voraus, um emen großen
Teil des Kochsalzes zu entfernen. Verbessert
könnte die Rentabilität vielleicht dadurch
werden, daß das Rohmaterial gleich an Ort
und Stelle verarbeitet würde. Das könnte
einerseits mit schwefliger Säure, anderseiis
mit Soda geschehen. Obgleich nun in der
Gegend auch Schwefel vorhanden ist, so ist
doch seine Gewinnung und die Beschaffung
der Schwefelöfen zu schwierig, um praktisch
zu lohnen. Besser schobt es mit dem Sodar
verfahren, da Soda ebenfalls am Orte ge-
funden wird und auch die Apparatur nur
emfach zu sein braucht —Ae.
Ueber die ausgedehnten Borkalk-
lager Argentiniens
berichtet Fr. Reichert (Chem.-Ztg 1906,
150). Sie befinden sich in der Pnna de
Atacama am Salar von Hombre Muerto,
am Salar von Ratones, in den Borateras
von Diablillos, am Salar von Pastos Grandes,
am Salar von Cauchari, am Salar von
Rincon, an der Salina grande in der Puna
von Jujug und noch anderen großen Salären
der Pirna, deren ungflnstige Lage für den
Transport und deren trostlose Beschaffen-
heit jedoch eine Ausbeutung kaum zulassen.
Die Art des Vorkommens ist verschieden.
EIntweder besteht die Ablagerung in An-
häufungen von Knollen, die aus ziemlich
reinem Mineral bestehen und dichtes Geffige
besitzen, oder es sind zusammenhängende
bankartige Schichten, die mehr oder weniger
von salzhaltiger Feuchtigkeit durchzogen
sind und so unrdnes Material liefern. Der
Abbau ist an vielen Stellen in Angriff ge-
nommen, ruht aber fast überall wieder, weil
die großen Transportschwierigkeiten hinder-
lich sind. Das Mmeral an sich enthält
durchschnittlich 35 pCt B2 O3 und wird
durch Gaicinieren in rotierenden Trommeln
auf etwa 50 bis 55 pCt konzentriert Als
Feuerungsmaterial dient der Polastrauch.
Ameisensaures KupferoxydoL
Dieses Salz wurde von Angel hergestellt
und untersucht Es ist sehr unbeständig
und zerfäUt schon durch Wasser, Alkohol,
Aether und Essigsäure. Es bildet farblose
Nadeln, welche bei der Aufbewahrung
schwadi rötlich werden und sehr leicht smd ;
sie bilden meist Doppelkristalle oder Aggre-
gate. An feuchter Luft werden sie leuchtend
orangerot und zersetzen sich, an trockner
Luft dagegen sind sie unveränderlich halt-
bar. Durch Wasser wird Eupferoxydul
abgeschieden, wässerige Ameisensäure ver-
wandelt es zum teil in metalUsdies Kupfer
und Cupriformiat, während Wasser mit einer
Spur Schwefelsäure versetzt einen schokolade-
braunen Niederschlag von Kupfer veranlaßt.
Pharm, Joum. 1906, 242. J. K.
Moser'schen
werden von Frieboes zur Unterscheidung
der Blutflecken vom Menschen und der ver-
schiedenen Tiere unter der Bedingung für
wertvoll erachtet, wenn die Blutflecken
frisch sind und wenn nicht zu geringe
Mengen zur Verfügung stehen. Der Verf.
gibt anf 5 Tafeh in 33 Figuren hübsche
mikrophotograpische Bilder von ifo^^'scfaen
Kristallen, die beim Blutnachweis in der
Praxis wesentliche Dienste leisten dürften.
Äreh. f. d. ges. Physiologie 97, 1903, 434.
780
Zur Auslegung
pharmaEeutisohor Gesetze usw.
(Fortsetzung von Seite 738.^
253. Verkauf von Thigmol-Cröme m
Drogenhaadlnngen. Das Schöffengericht
zu Hannover sprach einen Drogisten frei;
der wegen Verkaufs von «kosmetischem
Thigmol-OrSme» angeklagt war. Das Ge-
richt sieht m dem Thigmol-Or^me ein Mitte);
das auch als Heijljmittel auOerhalb der
Apotheken feilgehalten oder verkauft werden
darf. (Allerdings gehört Thigmol nicht zu
den Mitteln; die dem Apothekenhandverkauf
vorbehalten sind ; Thigmol-Gr^me stellt aber
eine Arzneizubereitung vor, die dem freien
Verkehr wohl als Eosmetikum; nicht aber
als Heilmittel flberlassen ist. D, 22.) (Pharm.
Ztg. 1905; Nr. 97.)
254. Verkauf von Erleiuneyer's Brom-
wasser ia Drogenhandlungen ist nach einer
Entscheidung des Schöffengerichtes zu Han-
nover gestattet; denn es enthält kein Anti-
mon; Arseu; Baryum; Chrom; Kupfer, freie
Salpeter-; Salz- oder Schwefelsäure — und
nur solche künstlichen Mineralwässer; welche
natürlichen Mineralwässern in ihrer Zusam-
mensetzung nicht entsprechen und zugleich
einen der vorgenannten Stoffe enthalten;
sind dem Verkauf in Apotheken vorbehalten.
(Pharm. Ztg. 1905; Nr. 97.)
255. Abgabe von Karbolsäure statt
Karbolöl ia einer Drogenhaadlung. Der
Inhaber und der Verkäufer einer Drogen-
handlung wurden vom Schöffengericht zu
15 Mark bezw. 50 Mark verurteilt; weil
der Verkäufer anstelle von Karbolöl kon-
zentrierte Karbolsäure in einem
runden, unsignierten Fläschchen abgegeben
und dadurch eine schwere Körperverletzung
veranlaßt hat. (Pharm. Ztg. 1905; Nr. 98.)
A, St.
256. Abgabe von Arzneien an Krasken-
kassenmitglieder direkt durch die Kran-
kankassenverwaltung ist verboten. Bei
einer Ortskrankenkasse bestand die Einricht-
ung; daß die Verwaltung rine Anzahl Arz-
neien auf Lager hatte, mit Nummern kenn-
zeichnete und nach der Nummer auf Be-
stimmung des behandelnden Kassenarztes
herausgab zur Verwendung durch die Pa-
tienten. Infolgedessen übergab der Kassen-
expedient an eine Patientin eine Flasche
Painexpeller und eine Flasche Eisentinktnr,
beides Arzneien, deren Vertrieb den
Apotheken vorbehalten ist. Das
Sdiöffengericht nahm aU; daß sidi der An-
geklagte dieser Bestimmungen bewußt ge-
wesen ist und verurteilte ihn zu 3 Mark
Strafe. Die Berufung der Ortskrankenkaflse
behauptet; es handle sich nicht um cUeber-
lassung von Arznden an Andere»; sondern
nur um c Weitergabe einer Arznei durch ein
Krankenkassenmitglied an ein anderes Kran-
kenkassenmitglied». Das Urteil des Ober-
landesgerichts gab jedoch den Vorinstanzen
Recht. Die Ortskrankenkasse habe infolge
ihres rechtlichen Charakters die fragHefaen
Arzneien alldn für sich erworben: keines-
I wegs hätten aber die einzelnen Mitglieder
der Kasse ein Miteigentumsrecht an ihnen.
Die Arzneien hätten sich auch im Oewahr-
sam der Ortskrankenkasse befunden. Sie
seien erst dann zum Eigentum und Gewahr-
sam an die Mitglieder überlassen worden,
wenn es der Arzt anordnete. (Dresdner
Anzeiger.) $.
Isländisoher Lebertran,
der von isländischen Kaufleuten; darunter
von der Firma J, P. T. Bryde dargestellt
wird; soll; wie in Apotii.-Ztg. 1906, 762
mitgeteilt; besser als der bisher in Norw^en
gewonnene sein. F. Stein stellte bei der
Untersuchung als Befund fest:
Spez. Gewicht bei 15<) C 0;923
Hübrwiie Jodzahl ld7;5
Verseif ungszahl 183;0
Freie Säure (berechnet als Oel-
säure) 0;d3 pOt
Bei Abkühlung bis auf 0^ fand keine
Ausscheidung statt. Die Probe wies alle
dem Lebertran eigentümliche Farbenreak-
tionen auf. —tasr-
Aufbewahrung von Aoetopyrin
muß in mit paraffmierten Stopfen geeohlosMnen
Gläsern und vor Licht geeohfltzt ecfolgeo,
da sonst leicht eine Zersetzung unter Rot-
färbung des Präparates eintritt Es bilden
sich hierbei Essigsäure; Salicybänre und
rotgefärbte Oxydationsprodukte des Fhenob.
Ouyot beobachtete hierbei sogar das Auf-
treten von Salieylsäurekristallen. J, K.
Pharm, Joum. 1906, 223.
781
Zur Bestimmung des Halogen
in organischen Verbindungen
empfehlen W, Vaubel und 0. Scheuer
(Ghem.- Ztg. 1906 , 167) stott der bisher
angewendeten Methoden, die alle verhältnis-
mäßig umständlich sind, die Zersetzung der
Körper mit konzentrierter SohwefelBänre
nach Art der Stiokstoffbestimmnng nach
KjeldahL Das Halogen entweieht als Ha-
logenwaaserstoff und wird in wässerige
SilbemitratlOsung eingeleitet Da Jod und
Brom in gewissen Fällen aneh als frties
Element tiberdestillieren und mit der Silber-
lOsung dann dn Gemisch von Jodsilber mit
jodsaurem Silber entsteht, wird die bei der
Zersetzung aus der Sehwefelsäure entstehende
schweflige Säure durdi Znsatz von halogen-
freiem Filtrierpapier oder metallischem Kupfer
vermehrt, um nur die Halogensilberverbind-
nng zu erhaltet^ Das dabei entstehende
Bchwefligsaure Silber wird durch Erhitzen
mit Salpetersäure in schwefelsaures Silber
umgewandelt und mit Wasser ausgewaschen.
Die ausgefflhrten Bestimmungen zeigten gute
Resultate. Die Methode ist vielseitiger An-
wendung fähig und gestattet die gleichzeitige
Bestimmung von Halogen und Stickstoff.
Die betreffende Verbindung darf nicht zu
leicht flüchtig und dabei gegen Schwefel-
säure widerstandsfähig sein, unter um-
ständen muß man sich durch Anwendung
eines Rflckflußkühlers zu helfen suchen.
Ueber die
Storch-Morawski'sche Harz-
reaktion.
Daß der positive Ausfall dieser Reaktion
nicht unter allen Umständen das wirkliche
Vorhandensein von Harz anzeigt, ist aus
folgendem Falle ersichtlich, den J, Großer
(Chem.Ztg. 1906, 330) berichtet. Eine
Seife war auf Harz zu prüfen und die ab-
geschiedenen Fettsäuren gaben eine stark
positive Reaktion nach Storch- MorawsH.
ISa wurde deshalb die quantitative Bestimm-
ung nach Ikmtchell durchgeführt und ein
Qehalt von etwa 10 pGt Harz festgestellt
Die Seifenlösung wurde zur Kontrolle zer-
setzt und die mutmaßlichen Harzsäuren zur
Wägung gebracht, wobei sieh eine gute
Uebereinstinmiung ergab. Die abgeschiedene
Substanz gab die Storch- MorawskPw^^
Reaktion prachtvoll, doch schien sie ihrer
Konsistenz nach nicht aus Harz zu be-
stehen und zeigte auch nicht den charakter-
istischen Harzgeruch. Ihr Verhalten zu
Petroläther führte darauf, daß nicht Harz-
säuren, sondern Oxyfettsäuren vorlagen, die
ja auch nicht verwertet werden kOnnen und
ebenfalls die Storch- Morawski'Bniie Reaktion
geben.
Zur Technik der Sperma-
untersuchungen.
Für die Untersuchung des Sperma ist es
von großer Wichtigkeit, die Konservierungs-
flüssigkeiten möglichst zu vermeiden; das
Sperma muß daher vollständig steril auf-
bewahrt werden. Die Aufbewahrung ge-
schieht ohne jedes Konservierungsmittel in
stets gut versdilossenen Gefäßen, der Inhalt
darf nur mit frisch ausgeglühten Platinttaen
entnommen werden; ein so aufbewahrtes
Sperma hält sich monatelang ohne jeden
Zusatz unverändert Nicht nur um die
Lebenstätigkeit der Spermatozoon zu be-
obachten, sondern audb, ob überhaupt, in
welcher Form und Zahl sie vorhanden sind,
ist die Untersuchung im frischen Präparat
sehr wichtig.
Zur Untersuchung im fixierten und ge-
färbten Präparat empfiehlt Wederhdke die
dnfache flxierung m 70proc Alkohol, die
für die meisten Zwecke ausreicht und vor-
zügliche Resultate gibt; nach dieser Fixier-
ung kurzes Abspülen m Wasser, Nachhärt-
ungen m Aether-Alkohol (1 Stunde}, für
manche Zwecke z. B. zur Entfernung des
Ledthin, sehr geeignet Als vorzügliche
Färbemethoden sind die von Pick und
Jadassohn angegebene Fuchsin-Methylenblau-
lösung (2 Minuten lang, dann Abspülen mit
Wasser, wobei die Köpfe der Spermatozoon
blau, das Protoplasma rot gefärbt ist), femer
Methylgrün-Eosin (Köpfe grün, Sdiwänze
und Protoplasma rot), Methylgrün mit Croceln-
Scharlach und bei allen Methoden Unter-
suchung in Glycerm oder FarranfsebeT
Flüssigkeit (auf dem Objektträger).
Zur Untersuchung von auf Sperma ver-
dächtigen Flecken in der gerichtlichen Medizin
ist die Jod-Crocelnscharlachfärbung wertvoll
(vergl. Pharm. Oentralh. 47 [1906], 341).
Als ausgezeichneten Spermafarbstoff rühmt
7^2
Wederhake schließlich noch das Safranin
(1 g Safranin, 100 g Alkohol (30proc.);
destill. Wasser 200 g) und zur Färbung des
Lecithin Sudan mit Methylgrttn. (Vergl.
auch Pharm. Centralh. 47 [1906]; 510.)
MoncUsber, f. Urolog. 1905, Nr. 9. Ä. Rn.
Neue Apparate für den Gebrauch
im Laboratorium
nach Prof. Dr. Kippenberger^ Bonn.
1. Apparat zur Bestimmung der Ver-
seifiuigBzahl. Als wesentlicher Vorteil ist
der Umstand zu betrachten, daß die Kölb- '
chen infolge der 2,b cm in das Wasserbad ;
hineinragenden Ringeinsätze gleichmäßig
erwärmt werden. |
2. DestillatioBsapparat zur Bestimmung
der flüohtigeB Fettsäuren, des Ammoniaks i
und des Alkohols zeichnet sich durch
Raumersparnis aus.
3. Fettprüfer, speziell für Margarine
und Butter dienen zum Nachweise des Sesam-
la
Ic
Öles in der Margarine; beim Gebrauche hat
sich von den 3 obenstehend abgebildeten
die Form Ic als die handlichste erwiesen.
4.WägefLäBoliohen für Flüssig-
keiten, die leicht einer teilweisen
Verdunstung unterliegen. Es
wird beim Gebrauche am besten
nur halbgefüllt (s. nebenst. Abb.).
5. Bürette für den Amylalkohol bei
der Fettbestimmung nach Oerber. Da
das Aufsaugen von Amylalkohol zur Fett-
bestimmung nach Oerber sehr lästig ist,
empfiehlt Kippenberger einen Apparat, der
im wesentlichen aus emem Scheidetrichter
mit einer angebogenen genau kalibrierten
Kapillare besteht. Für 1 ccm Amyhükohol
beträgt die lineare Ausdehnung 13 cm.
Bezugsquelle für die Apparate ist die
Firma C\ Oerhardt, Bonn. (Apoth.-Ztg.
1905, 567.) p
Zur quantitativen Bestimmung
des Chloralhydrates
bemerkte Wallis, daß die Vorschrift der
Britischen Pharmakopoe dann richtige Re-
sultate ergibt, wenn man genau wie folgt
verfährt: Etwa 1,5 g Ghloralhydrat werden
in 50 bis 100 ccm Wasser gelöst, in einen
Ueberschuß von Vs'^^^^^'^^^^^^^f® 6^
gössen, wobei für jedes Gramm Qüoral-
bydrat 15 ccm der letzteren zu ndimen
sind. Man schüttelt die Mischung dnrdi
Rotation 2 Minuten lang und titriert mit
Y2-Normal-Schwefelsäure unter Verwendung
von Phenolphthalein als Indikator. Die
Berechnung der Menge des OhloralhydrateB
geschieht dann unter Zugrundelegung der
Gleichung:
CCl3CH(0H)2 + NaOH
= CHClö + HClOSa + HjC.
Die jodometrisohe Bestimmung des Ghlonü-
hydrates nadi Rupp (Pharm. Centralh. 44
[1903], 928) ergeben nach Verf. immer
nur 97 pOt des vorhandenen Ghloralhydrates.
Er schlägt daher folgende Bestimmungs-
methode vor: Man löst 0,1 g Ghloralhydrat
in 10 ccm Alkohol in einer starkwandigen
Flasche, fügt 10 com Normal-Natronlange
hinzu, verschließt die Flasche mit einem
Gummistopfen, den man mit Bindfaden ver-
schnürt und erhitzt die Mischung 3 Stunden
lang im Wasserbade. Darauf wird die
Flüssigkeit unter Anwendung von Phenol-
phthalein als Indikator mit Yio-Normal-
Schwefelsäure neutralisiert und die neutrale
Flüssigkeit mit YiO'^^^^^'^^^^^™^^ ^^
einigen Tropfen Ealiumchromatlöeung titriert
Hierbei sollen bis zur Rotfärbung niebt
weniger als 18,1 und nicht mehr als 18,3 cem
Yio ~ Normal - SilbemitratlOsung verbranebt
werden. Die Reaktion bei dieser Bestimm-
ungsmethode verläuft nach folgender OWeb-
ung:
CCl80H(OH)2 + öNaOH
= 3Na01 + 2HC00Na + 3H2O.
Ein Mol Ghloralhydrat entspridit also 30
Liter Yio-Normal-SUbemitratlösung| ein Hilli-
mol Ghloralhydrat also 30 cem Vio-Normal-
Silbemitratlösung und 0,1 g Ghloralhydrat
erfordert 18,27 ecm der letzteren. / K.
Pharm. Joum. 1906, 163.
■ahrungsmiiteUCheniie.
Sterilisierung und Veredelung
von Weinen und Spirituosen
durch Ozon.
■Die wirtBohaftlicheu Nachteile, welche
durch die nolwendigs l&Dgere Lagemng von
Wränen und Spiritnoasn zn Veredelnngs-
zwaoken hervorgerafen werden,der bedenteada
Verinst &n FIDssigkeit, die Fnrobt, daß die
W«ne v&hrend der Lagern ngsperi od e kranb,
fehlerhaft und minderwertig werden usw.,
haben im Laufe der Jahre zn verschiedenen
Versnchen geführt, ün beschien nigtes Reifen
dieser Flflsaig-
keiten berbd-
znführen.
Ein glücklicher
Gedanke war es,
bei diesen Yer-
snidien die osy-
Bchaften des
Ozons zn be-
rfloksichtigen, je-
doch erwies sieh
das seit einer
Reihe von Jahren
durch Malvexin
in Verbind nng
mit VilUm in
Frankreidiange-
vendete Verfah-
ren, ^n fertiges
Ozongemiseh in
dieFIfiaeigkatzu
leiten, wegen der
geringen Sta-
bilitit dieses
Stoffes praktisch
wenig verwend-
bar.
Eine hervorragende Wirkung wnrde hin-
gegen nenerdings mit dem patentierten Dom-
BobenOzon verfahren erzielt, weil dnrch dasselbe
eine Sterilisiemng und Veredelnng der Flüssig-
keit gleichzeitig bewbrkt wird und diese
Wirkung unbedingt eintreten muß, da die
Erzeugung des Ozons in der zn behandeln-
den PlDssigkeit selbst erfolgt.
Im nachstehenden soll eine kurze
scbreihnng des T^om'schen Ozonrerfahrens
und der Vorteile desselben gegeben werden :
Man geht hei der Anwendung in der
Weise vor, daQ m das mit der flfissigkeit
gefüllte GeflD (bei grCßeren Mengen direkt
in das Spundloch de< Lagerfasses selbst)
vermittele eines Znleitungsrohres kontinnier-
lich an schwacher Sauerstoffstrom eingeführt
wird, welcher die zu behandelnde Flüssig-
keit durdiperlt, eine geringe Bewegung der-
selben verursacht und eine vollständige
Sättigung mit Sauerstoff herböfülul
Zn gleicher Zeit werden kurz hintereinander
folgende atatische Entladungen der ebenfalls
in die FtOssig-
kät eingeführ-
ten Elektroden
einer geeigneteo
selbstentwiekehi-
den Inflnenz-
Elektrisier-
masohme hervor-
gerufen. Der in
der Flüssigkeit
gelöste Sauer-
stoff (0) VM-
wandelt sidt
dann in Ozon
(O3), welches mit
größter Aktivität
einwirkt, wäh-
rend zu gleicher
Zeit dnrch die
statisehen Ent-
ladnugen günst-
ige molekulare
VeräuderuDgoi
innerhalb der
FlOssigkat sich
vollziehen.
Es handelt uch
hä dem vor-
liegeuden Verfahren im allgemeinen um eine
Sterilisiemng von FlüB«gkeiten, im besonderen
aber um äne Alterung bezw. Veredelung
von Wunen und Spirituosen, welche bisher
erst durch «ne oft viele Jahre andauernde
Lagerung eirdcht wurde.
Die Beseitigung der Lagerung ermSglicht
^ne wesentliche Beschränkung des Lagern
raumee und der Lagerfasser, üe verhindert
die dnrch die Lagerung entstehenden erheb-
784
liehen VerlnBte an Flflssigkeit, sie bewirkt
eine weeentllohe Herabmindernng des Anlage-
kapitals usw.
Diesen anßerordentiiohen Vorteilen nnd
Ersparnissen stehen nnr ganz geringfügige
Ausgaben gegenüber, denn das Dorr^'sche
Ozonverfahren ist nicht nur sehr einfach
in der Handhabung, sondern verursacht auch
kaum nennenswerte Anschaffungs- und Be-
triebskosten.
Die Anschaffungskosten einer « Wiems-
At/rs^- Influenzmaschine» von 25 cm Scheiben-
durchmesser betragen etwa Mk. 200, die-
jenigen eines zum Antrieb derselben erforder-
lichen Elektromotors, oder irgend einer
anderen Betriebskraft von Vi 6 Pferdestärke,
etwa Mk. 100. Die Betriebskosten für die
vierstündige Behandlung einer Flüssigkeit
von zehn Hektoliter steUen sich auf nur
Bik. 0,08 für Stromverbrauch des Motors,
Mk. 1,35 für Verbrauch an Sauerstoff (etwa
300 Liter), zusammen Mk. 1,43.
Besondere Arbeitskräfte zur Beaufsichtig-
ung der Maschine usw. sind nicht erforder-
lich, es genügt, wenn der Gang derselben
ab und zu von dem in jedem Betriebe so-
wieso vorhandenen Personal kontrolliert wird.
Der Leiter der kgl. ital. önotechnischen
Station zu Berlin, sowie andere Sachver-
ständige haben eme Reihe von Versuchen
in vorstehend beschriebener Art mitBordeaux-
und Südweinen , mit Kognak , Wermuth,
Whiskey usw. ausgeführt und haben sich
überanstimmend dahin ausgesprochen, daß
sie die Behandlung von Wemen und Spiri-
tuosen nach dem DoTTi'schen Ozonverfahren
für eme der natürlichen Lagerung en^
sprechende bezw. dieselbe ersetzende und
ganz besonders auch für Verschnitte em-
pfehlenswerte erachten. Der kommerzielle
Wert und die Haltbarkeit der behandelten
Weine ist wesentlich erhöht ; die Kosten der
Behandlung sind ganz versdiwindend ge-
ringe, das Verfahren selbst ist ein außer-
ordentlich einfaches und kann in jedem
Keller ausgeführt werden.»
Zum Schlüsse weisen wir noch darauf
hin, daß nähere Auskunft über dasselbe er-
teilt: die Handels- und IndtistriegeseU-
Schaft m. b. H. in Berlin SW. 13, Alexan-
drinenstraße 135/136.
Neue DeuUehe Wein-Ztg. 1906, Nr. 2.
Ueber die Verwendung
der alkalisierten Buttermilch als
Säuglingsnahrung und über die
Dauerpräparate der alkalisierten
Buttermilch
teilt L. Moll in Deutsch. Med. Wodien-
schrift 1906, 1290 weiteres mit, dem etwi
folgendes zu entnehmen ist:
Die saure Buttermilch (BMI;, wel-
che aus 1 L Buttermilch, 15 g Mehl und
60 bis 80 g Zucker bereitet wird, hat nach
klinischen Beobachtungen sowohl bei ge-
sunden Kindern als Beinahrung sur Brost
oder als ausschließliche Nahrung, wie tuA
bei chronisch darmkranken Kindern oft vor-
zfigliche Dienste geleistet, schließlieh jedodi
in recht vielen Fällen versagt Daher hat
Verfasser versucht, von den vermeintlicheD
Sdiftdlichkeiten der Buttermilch den starken
Säuregehalt durch Alkali zu beseitigen. Die
Bereitung der alkalisierten mageren
Buttermilch (BM II) ist bereits nieh
einer früheren Mitteilung des VerfasserB in
Pharm. Gentralh. 47 [1906J, 340 angegeben.
Die daselbst angeführte Pnlvermischung au
Milch- und Rohrzucker, Enarr^s diastasiertem
Reismehl sowie trocknem Natriumkarbonat
wird als fertiger Buttermilchzusats
(BMZ) von der Radlitzer Damptmolkerei
K, 0. Kirschner m Prag-Smichow in den
Handel gebracht Wenn bei genügenden
Tagesmengen dieser mageren Buttermilch
und guten anfänglidien Erfolgen OewiditB*
stillstand eintritt, wurd derselben Fett in
Form eines konzentrierten 2ientrifng6nrahm
zugesetzt und zwar in der Menge von 10
pCt nach dem Zusatz der erfordeifieben
Menge des Pulvers und darauf gekoebt
Steht ein Zentrifngenrahm nidit zur Ver-
fügung, so wird auch schon die gew5hnliebe
Haussahne mit Vorteil verwendet werden
können. Diese Buttermilch ist die alkali*
sierte fette Buttermilch (BM III).
Da Buttermilch in verläßlicher Form nieht
überall und täglich zu haben mt, so worden
Versuche angestellt, um auch die alkaUerte
Buttermilch, so wie dies ähnlich sehon ?on
der sauren Buttermilch durchgeführt wvrde,
in die Form von Dauerpräparaten n
bringen. Es gehing die alkalisierte Bntter-
milch bei bestimmter Temperatur zu konden-
sieren, ohne daß schädliche Veränderanges
785
an den Eiweißkörpern und den übrigen Bestand-
teilen festgestellt werden konnten. Der
Znokergehalt wurde ans Erhaltungsrück-
siehten etwas erhöbt, während das Mehl
deshalb fortgelassen wnrde, weil es bei der
Darstellang das Präparat nngflnstig verändert
nnd andererseits die Möglichkeit geboten ist,
erst bei der Bereitung der Nahrung das
Mehl naeh Neigung und Anzeige zu wählen.
Die Zubereitung der Nahrung erfolgt m der
Weise, daß der Inhalt einer Büchse in einer
heißen MeUabkoehung (em Eßlöffel oder
15 g Mehl auf ^4 ^ Wasser) verrührt und
aufgequirlt wird.
Die Buttermilchkonserve wird in
zwei Formen entsprechend der mageren
B M U und der fetten ButtermUch B M m
dargestellt. Die erstere enthält in trink-
fertiger Gestalt 0;5 pGt, die letztere 2,5 bis
2,8 pGt Fett
Die üntersudiung der kondensierten bezw.
trinkfertigen Nahrung ergab folgende pro-
centische Zusammensetzung:
Kondensierte trinkfertige
BM BM
Eiweißstofife
9,28
3,24
Bohrzucker
8,49
2,83
Milchzucker
18,19
6,06
Fett
1,64
0,54
Salze
3,02
1,00
WaHser
59,18
AciditätSbislOSU.
Klinische Versuche haben ergeben, daß diese
Buttermilchkonserve der frisch zubereiteten
Buttermilch entspricht
Ein weiteres Dauerpräparat ist die a 1 k a 1 -
isierte Buttermilch in Pulver-
form (BMP). Dieses Präparat stellt em
weißes Pulver dar, von dem 100 g ent-
halten: 20 Eiweiß, 19,28 Bohrzucker, 35,06
Milchzucker, 2,78 Fett, 6,78 Salze, 14,28
Weizenmehl, 3,57 Hafermehl und 3,22
Wasser. Die trinkfertige Nahrung wird
bereitet, indem man emen Eßlöffel (15 g)
Pulver mit acht Eßlöffel Wasser verrührt
nnd unter beständigem Quirlen langsam
aufkocht Die erhaltene milchartige Flüssig-
keit entspricht einer Reichen Menge BMII.
Die naeh Angabe des Verfassers herge-
stellten Dauerpräparate werden demnächst
hn Handel erscheinen. — to—
Ueber das Reifen des Parmesan-
kases
hat Camalba (Chem. - Ztg. 1906, 156)
Studien gemacht Bei dieser Käseart geht
nur ein Teil des Kasein durch die Fermen-
tation m Lösung. Das aus dem löslichen
Kasein entstandene AmmonuÜL bildet einen
bedeutenden Teil des gesamten löslichen
Stickstoffes. Auch die bei der Reifung auf-
tretenden flüchtigen Säuren bilden sich auf
Kosten des Kasein, während das Fett nur
wenig an der Reifung beteiligt ist Es
sind hauptsächlich Butter-, Kapron- und
Essigsäure und Spuren höherer Glieder dieser
Reihe. Auch in den Provoloüi, einer be*
sonderen, dem « Gado cavallo» ähnliehen
Käseart, bleibt die Menge des angegriffenen
Kasein innerhalb gewisser Grenzen, wobei
sich Ammoniak, Kapron- und Buttersäure
bildet Der Reifungsprozeß schreitet bei
diesen Käsen von mnen nach außen vor.
-he.
Fisoh-Fuddiiig.
In den nordischen Ländern und auch in
Deutschland wird Fisch außer in Saucen
auch in Form eines festen Pudding kon-
serviert Die Dosen mit dem Fisch-Pudding
zeigen bisweilen Bombagen (Auftreibungen).
Aus derartigen verdorbenen Dosen mit flsch-
Pudding konnten Bakterien von sehr großer
Widerstandskraft gegen Hitze isoliert wer-
den. Die Sterilisation derartiger Konserven
konnte mit Sicherheit erst durch 25 Minuten
langes Erhitzen auf 117^ Cerreidit werden.
Da hierbei die Qualität des Fisch-Pudding
leidet, empfiehlt sich für die Praxis 45 Mi-
nuten bei 110 bis 112^ zu arbeiten. Die
Konsistenz des Puddingmaterials, welches ein
sehr schlechter Wärmeleiter is^ dürfte mit
Schuld daran sem, daß sich die Sterilisation
so sdiwierig bewerkstelligen läßt —cfo/.
Komerven-Ztg. 1906, 354.
YerflUschnng von Erdnüssen mit Wasser.
Im «Seifenfabrikant» 1906, 32ö wird auf das
Beschweren der Erdnüsse mit Wasser aufmerk-
sam gemacht, dabei aber auch darauf hinge-
wiesen, daß der Fälscher dadurch keinen Vor-
teil erzielen könnte, weil die Preise für feuchte
Ware niedriger seien, als für gute, trockene
Nüsse. Außerdem sei auch der Gewichtsverlust,
der auf dem Transport durch Gärungsprozesse
eintrete, bei feuchter Ware viel größer als bei
trockener, und schließlich leide aach der gute
Geschmack, da das Fett in den feuchten Nüssen
ranzig werde. — he.
786
Pharmakognostisohe Mitfeilungeiii
Der Zapotebaum, Achrias sapota
iflt seit langen Jahren die Ursache des Wohl-
standes des mexikanischen Kantons Toxpam.
Das Holz ist dnnkel purpurrot^ von außer-
ordentlicher Festigkeit und Dichte; so daß
es in Wasser untersinkt^ sich aber jahrelang
so hält. Es nimmt wundervollen Polierglanz
an. Die Rinde des Zapotebaumes bildet ein
geschätztes Gerbmittel , und endlich wird
von diesem Baume das Ohiclegummi ge-
wonnen. Nach A. J. Lespinasse (Chem.-
Ztg. 1906; Rep. 101) nimmt der Bestand
an diesen wertvollen Bäumen sehr schnell
ab; weil die «Chideros» in ihrer Habgier
den Baum mdst so tief anschnddeU; daß
er zu Grunde geht. Die Chidegewinnnng
erstreckt sich bis tief nach Tucotan hineui;
aber das Gummi aus südlicheren Gegenden
ist weniger geschätzt Die Hauptmenge des
Ghidegummis geht nach den Vereinigten
Staaten zur Herstdinng des dort beliebten
Kaugummis. Die Zapotebäume wachsen am
besten auf hochgdegenem; hügeligen Ge-
lände; de können 25 Jahre lang hinter-
einander angezapft werdeu; bedürfen dann
aber einer 5 bis 6 jährigen Pause zur Er-
holung. Die mittlere Höhe der Bäume ist
30 Fuß; ihre volle Größe errdchen de in
40 bis 50 Jahren. Im September beginnt
man mit dem Anzapfen. Die Bäume werden
\/- förmig eingeschnitten und Palmblätter
darunter befestigt; damit der Saft in die
Auffanggefäße fließt. Der Saft wird durch
Kochen eingedickt und bildet KlumpeU; ans
denen das Wasser ausgequetscht wu:d und
aus denen Brote von 5 bis 30 Pfund her-
gestellt werden. Besdiwenmg mit Holz nnd
Steinen ist sehr beliebt -Aa.
Die Barbatimaorinde
stammt von einem im Innern des Staat«
Sao Paulo in Brasilien wachsenden Baume
und wird an Ort nnd Stelle mit gutem Er-
folg zum Gerben verwendet Nach den
Untersuchungen von Joh, Päßler (Cham.-
Ztg. 1906; Rep. 166) enthält die Kinde
27;0 pCt gerbende Substanz, 4,0 pOt kis-
liche NichtgerbstoffCi 54,5 pGt unlödiehe
Stoffe^ 14;5 pGt Wasser, 0,6 pGt traubea-
zuckerartige Stoffe und 0,5 pCt rohrzacker-
artige Stoffe. Das Holz des Baumes ent-
hält nur 3,8 pCt, die Blätter 6,7 pCt Gerb-
stoffe. Hochkonzentrierte BrOhen sehddea
schwerlödichen Gerbstoff aus, jedodi nidit
in so hohem Maße wie Qnebrachoholzaiu-
zUge. Die Barbatimaorinde verieiht dem
Leder eine lichte Farbe mit rötlichem Stidi,
die jedoch bd 2 monatiger Belichtung stirk
nachdunkdt und einen rotbraunen Ton an-
nimmt Sie verhält sich also auch in dieser
Beziehung wie Quebrachoholz. Nadi prak-
tischen Gerbversndien eignet aidi die Binde
zur Gerbung von Oberleder, am besten in
Verbindung mit anderen Gerbstoffen, z» B.
Eichen- oder Fichtenlohe; auch Vadideda'
(Grubengärung) läßt stdi in marktElhiger
Qualität mit gutem Erfolg unter Mit-
verwendung dieses Ifaterials erzengen. Eb
ist ein beachtenswertes Gerbmaterial, das
\ bd entsprechendem Preise vortdlbaft ak
Ersatz für Quebrachoholz verwendet werden
i kann. —U.
Therapeutische Mitteilungen.
Als Mittel
gegen die gefürchtete Wurm-
krankheit der Bergleute
wird von Phillips eine Mischung von 2,5 g
Eukalyptusöl; 3,5 g Chloroform und 40 g
Ridnusöl empfohlen. Der Kranke nimmt
die Hälfte des Büttels morgens ntlchtem und
die andere Hälfte nadi einer halben Stunde.
Nötigenfalls muß der Gebrauch des Büttels
nach je 2 Tagen mehrmals wiederiiolt wer-
den. Bei jugendlichen Kranken ist die Gabe
entsprechend zu verkleinem. Außer dam
Erreger der Wurmkrankhdt der Bergleute,
dem Ankylostomum duodenale oder Doduma
duodenalis werden aueh die Springwfinner
(Oxyurus vermicularis) und die BandwIbiDcr
(Taenia nnd Botryocephalus) doroh d«
Mittd erfolgreich abgetrieben. (Pharm. Jouni.
1906, 319.)
787
■
Bei dieser Gelegenbdt mag eine Angabe,
welche sioh in dem Aofsatz über Wurm-
krankbeit der Bergleute in der Pharm.
Gentralh. 46 [1904], Seite 215 findet, hier
kurz berichtigt werden. Die Larve des
Ankyiostomum duodenale wird bekanntlich
normalerweise mit verunreinigtem Trinkwasser
in Bergwerken, Tunnelbauten, aber auch in
sfldlichen Gegenden in Ziegeleien in den
Verdauungskanal des Menschen aufgenommen.
Im Magen wird ihre Ghitinhülle verdaut
und im Duodenum entwickeln sich alsdann
die geschlechtsreifen Tiere. Nun war von
Loos in Kau*o durch Selbstversuehe festge-
stellt, daß die Larven auch befähigt smd,
durdi die Süßere Haut einzudringen und
Loos hatte sich hierbei selbst eine äußerst
schwere Ankylostomiasis zugezogen. Er
konnte als Weg, den die Larve zurücklegt,
bis sie in das Duodenum gelangt, im folgen-
den feststellen. Die Larven bohren sich
durch die HaarbJUge und Schweißdrüsen ein,
gelangen m die venösen Blutkapillaren,
werden hier fortgeschwemmt und gelangen
durch die rechte Herzkammer in die Lungen-
arterie und die Lungen, werden von hier
aus durch die Atembewegungen und etwaige
Expektorationen in den Schlund befördert
und können nunmehr durch die Speiseröhre
in den Magen und von dort m das Duodenum
gelangen. Diese Angabe von LooSy welche
durch mehrfache mikroskopische Präparate
belegt sind, sollten durch Nachprüfungen
nicht bestätigt worden sein. Bie Bestätigung
ist jedoch inzwischen erfolgt, indem Schaff-
ner in Sumatra (Verhandlungen der Gesell-
schaft Deutscher Naturforscher und Aerzte,
Meran 1905, IL Teil, 2. Hälfte, Seite 51)
bei Versuchen an sich selbst ebenfalls das
Eindringen der Larven durch die äußere
Haut feststellen konnte. Dieses Eindringen
geschieht unter Jucken und Qnaddelbildung
innerhalb 30 bis 40 Minuten. Die Reiz-
erscbeinungen sind bereits nach 2 bis 3
Standen völlig verschwunden. Die Larve
macht kaum eine größere Verletzung der
Haut als ein Mfickenstachel, auch hält sie
sich nicht lange m der Nähe der Haut-
pupillen mit ihren Nervenendapparaten auf,
wie die Krätzmilbe, sondern dringt rasch in
die Tiefe.
Den genaueren Weg, den die Larve ein-
schJägt, konnte Schüff^ier an einem vorher
stark mit Larven infizierten und dann aus-
geschnittenen Stückchen Haut studieren.
Während sich nun bei Loos die Larven fast
ausschließlich der Haarbälge als Einbruchs-
pforte bedienen, bleiben diese in äenSchüffner-
sehen Präparaten völlig frei. Die Larven
Benutzen auch nicht die Drflsengänge, viel-
mehr durchbohren sie die Epidermis selbst,
was der Vortragende in Meran bei den
Verhandlungen an Mikrophotogrammen de-
monstrierte, auf denen sich Larvendurch-
schnitte in den verschiedensten Epithelzelllagen
befinden, während sidi unmittelbar daneben
liegende Haarbälge von Larven verschont
zeigten. Da weitere Infektionsversuche an
der äußeren Haut noch nicht vorliegen, so
muß man vorläufig beide Befunde, sowohl
von Loos als auch von Schaffner neben
einander als richtig bestehen lassen, und es
ist also noch zu untersuchen, unter welchen
Umständen die Larven die Haarbälge bezw.
die Epidermis selbst bevorzugen. Jedenfalls
erhellt aus diesen sehr anerkennenswerten
mit eigener Gefahr unternommenen Ver-
suchen, wie schwer bezw. unmöglich es unter
Umständen sein dürfte, an einem mit An-
kyiostomum infizierten Beschäftigungsort sich
frei von diesem gefährlichen Parasiten zu
halten. J. K.
Die Usninsäure
wird aus der in China als Volksmittel viel
gebrauchten Flechte Usnea longissima dar-
gestellt Nach Tomotaro Ishixaka ^Therap.
Monatsh. 1906, 357) wirkt die Säure in
einem späteren Stadium der Vergiftung auf
die Atmungszentron lähmend ein und scheint
anfangs bei Warmblütern diese Zentren zu
reizen, während diese Erscheinung bei Kalt-
blütern fehlt
Bei Fröschen ruft dieses Gift diastolischen
Stillstand des Herzens hervor, was auf einer
Lähmung des motorischen Apparates beruht
Bei Warmblütern findet dagegen kein pri-
märer Einfluß auf das Kreislaufsystem statt
Die Usminsäure hat eine örtliche Wurkung,
indem sie auf gewisse Organelemente wie
die Nerven und MuskeUi tötlich einwirkt
Auch als Fischgift ist sie von ungemein
heftiger Kraft K M,
788
Zur vorbeugenden Antisepsis
empfiehlt Cred6 in Dresden sein Kollargol.
Er verwendet es erstens als Streupulver.
Da die Benutzung reinen lösUohen Silbers
eine enorme Verschwendung darstellen würde,
wendet er dn Pulver an, das aus 3 Teilen-
EoUargol und 97 Teilen feinsten, durch-
gesiebten Milchzuckers besteht Es hält sich
also sehr gut trocken, stäubt leicht, sieht
weifigrau aus, färbt sich aber bei Bertlhrung
mit nässenden Flächen sofort braun. Es
ist absolut schmerz- und reizlos und sehr
billig. Femer benutzt Crede eine Iproc.
Lösung zum Eingießen in tiefe Wunden, in
Höhlen, in die Bauchhöhle, in die Blase usw.
in Mengen bis etwa 50 g. Drittens ver-
wendet er Kollargoltabletten, die be-
sonders energisch und dauernd desinfizieren,
da sie nur sehr allmählich schmelzen. Sie
dienen z. B. zum Auflegen auf eine Schuß-
wunde, zum Einlegen in die Nischen und
Spalten eines komplizierten Bruches. Mit
ihnen bereitet man udi femer rasch Lös-
ungen jeder Stärke zum Ausspfllen, Aus-
waschen, Gurgeln, zu Elystieren und intra-
venösen Injektionen. Femer kommt Kollargol
in den Handel in Form von Stäbchen
für Blase, üteras. Fistein usw., von kldnen
Stiften ffir zahnärztliche Zwecke, Tränen-
fisteln, Samariterkästen, Hausapotheke, als
Suppositorien usw. Kollargol färbt die Zähne
absolut nicht, wie es Silbersalze tun, so daß
68 jahrelang als Mundwasser zu benutzen
ist, seine Flecke waschen sich ohne weiteres
aus der Wäsche wieder aus. Das Auftreten
von Argyrosis ist ausgeschlossen. Das jetzt
un Handel befmdliche Kollargol wird allein
von der Fabrik von Heyden in Radebeul her-
gestellt, jj,
Münehn. Med, Woehensehr, 1906, 116a
Neuere AbführmitteL
Die chemischen Untersuchungen einer
großen Reihe pflanzlicher Abführmittel, wie.
von Rhabarber, Frangula u. a. haben ge-
zeigt, daß diesen allen ein Bestandteil ge-
meinsam ist, nämlich Derivate des Anthra-
c h i n 0 n s. Von diesen Gesichtspunkten aus-
gehend, wurde vor emigen Jahren das erste
synthetische Abftthrmittel, das Purgatin
dargestellt, das Antrapurpurindiacetat Der
Körper hielt auch völlig, was man von ihm
erwartete; es haftete jedoch der Substanz
der unangenehme Umstand an, daß sie in
Form emes rotbraunen Farbstoffes in den
Ham fiberging und dieser dann aDe mit
ihm in Berfilurung kommenden (Gewebe z. B.
Wäsche, färbte. Als ein Mittelding zwisdien
den von der Natur gebotenen und In ehem-
ischen Laboratorium entstandenen Abfflhr-
mittein ist das Emodin zu nennen, ein
Trioxymethylanthrachinon. Bereits m Qabea
von 0,1 g entfaltet das Mittel, welches
übrigens in einigen abführend wirkenden
Drogen vorgefunden wurde, eine sichere,
angenehme Wirkung. Sein hoher Preia
allein verbietet eine weitere Anwendung.
Hierher gehört femer das Exodin, ein
Diacetylendigallussäuretetramethylester. Du
Mittel wh-d gewöhnlich in Gaben von 0,5 g
bei Eindem und 1 g bei Erwaehsenen ge-
reicht und wirkt erst nach 8 bis 12 Stan-
den. Es hat bereits in einer großen Reihe
von Fällen das Kalomel und Rioinusöl ver-
drängt. Das neueste und wohl am meisten
verbreitete der synthetischen Abführmittel
ist das Pur gen oder Phenolphthalein, das
bekanntlich im Laboratorium ausgedehnte
Anwendung als Indikator findet. Die ab-
führende Wirkung des Purgens Ist darauf
zurückzuführen, dali dieses im alkalisdien
Dünndarm in sein Natriumsalz verwandelt
wird und als solches infolge seiner die
Peristaltik anregenden Wirkung und eigen-
artiger Diffuaionsverhältnisse die AuaBtoOong
der Faekalmasse bewirkt L
Berliner Klin. Wochemehr. 1906, 429.
Ueber die Gtewinnmig von
Dysenterletoxin
berichtet H, Lüdke in WOnbmrg in der
Berlin. Klin. Wochenschr. 1906, 3 und 54.
Es ist sehr wahrscheinlich, daß das toxiBehe
Element nicht ein absolut notwendiger Be-
standteil der Zusammensetzung des Bakterien-
protoplasmas Ist, sondem unter besonderen
Umständen einen Teil ihres Toxins in dsa
umgebende Medium abgeben können, ßne
beträchtliche Menge des Giftes, das vieUeicht
erst beim Durehtritt durch die Zellhfllle eme
besondere Aktivierang erfährt, bleibt jedoch
auf dem Protoplasma dauernd fixiert and
kann erst nach dem Absterben der Zelle ak
lösliches Endotoxin nadigewiesen werden.
789
Photographische Mitteilungen.
Verwendung von Objektiven
zur Projektton.
WertYoIle Objektive dürfen nie zur Pro-
jektion verwendet werden. Schon das län-
gere nngeBdifltzte liegen von Objektiven
am direkten Tageslicht, z. B. in Auslage-
kSsten, wurkt auf die Beschaffenheit des
Glases ungünstig; verursacht in manchen
Fällen sogar eine äußerlich wahrnehmbare
Veränderung des Objektivs, nämlich eine
gelblichrote Verfärbung der Gläser, welche
die Lichtstärke des Objektivs herabsetzt;
noch bedeutend ungünstiger wirkt der kon-
zentrierte Strahlenkegel des Projektions-
apparates, zumal wenn als Lichtquelle elek-
trisches Bogenllcht verwendet wurd; die auf
kleinem Querschnitt gesammelte photo-chem-
ische Energie ist imstande, die optischen
Eigenschaften der Linsengläser in ktlrzester
Zeit bedeutend zu verändern und dadurdi
die gesamte Korrektur des Objektivs zu
zerstören. Es findet dann eine ähnliche,
scheinbar unerklärliche Verschlechterung der
Definition und Klarheit des Bildes statt,
wie sie manchmal im Laufe der Zeit infolge
häufigen und unzweckmäßigen Putzens der
Linsenflächen auftritt, wobei jedesmal eine
Politur und damit Abschleifung der Linsen-
wölbnng bewirkt wird. Bm.
PhoL Industrie.
Auffrischen von Trockenplatten.
Bei Trockenplatten, die jahrelang beim
Amateur, vielleicht auch schon beim Händler
gelagert haben, macht uch zuerst ein mdur
oder weniger stark auftretender Schleier am
Rande rings um die Platte bemerkbar.
Später tritt dann eine allgemeine Schleier-
bildung ein, welche sich über die ganze
Platte erstreckt Der Fehler tritt besonders
bei gelatinearmen und hochempfindlichen
Platten auf, obwohl auch von der Art des
Emnlsionierungsprozesses viel abhängt Ist
nämlich der ReifungsprozeO einer Emulsion
bis zur Maximalgrenze der Empfindlichkeit
gesteigert und werden der Emnlsion keine,
oder ungenügend geeignete Medien zugesetzt
welche bei dem späteren Nachreiten Schleier-
bildung hintanhalten, so muß letztere früher
oder später eintreten. Befindet sich nun
der Amateur im Besitze solcher Platten, so
braucht er dieselben nicht, weil er glaubt,
sie seien verdorben, wegzuwerfen, sondern
er beherzige Folgendes: Setzt man dem
Entwickler reichlich Bromkalium zu, so er-
hält man überraschend klare Negative. Zu
berücksichtigen bleibt allerdings, daß ein zu
großer Zusatz von Bromkalium Härte und
Gelbschleier bewirken kann. Man verwende
daher bei allen Entwicklern nicht zu kon-
zentrierte Lösungen, nicht zu hohe Tempe-
ratur, nicht zu viel Alkali, aber stets reich-
lich Brotnkaliumzusatz. Die Belichtungszeit
kann etwas verlängert werden. Wer mit
Eisenoxalat - Entwickler arbeitet, verwende
denselben halb gebraucht und halb frisch.
Dieses Mittel ist praktisch erprobt und hat
sich vorzüglich bewährt Bm,
Otä Licht 1906.
Lackieren groBer Negative.
Um eine große Platte, deren Halten mit
den Fingern nur einer Hand Schwierigkeiten
bereitet, gleichmäßig lackieren zu können,
gibt A, Lockelt in cPhot. News» einen
guten Wink. In den Nacken dner weit-
halsigen Flasche legt man einen kleinen
Gummiball, sodaß er etwa zwei Drittel her-
ausragt Läßt man nun die Mitte des Ne-
gativs auf dem Bali ruhen und faßt die
linke untere Ecke mit Daumen und Zeige-
finger der linken Hand, so ist es ein Leichtes,
den Negativlack, den man mit der rechten
Hand aus der Flasche gießt, gleichmäßig
über die Platte fließen zu lassen. Bm,
Lichtquelle für Klnematographen« Die beste
Lichtquelle für kiDematographisohe Apparate ist
unbedingt das elektrische Bogenlioht. Wo sol-
ches Dicht yorhandcD ist oler der Anschluß
fehlt verwendet man Ealkliohtf notfalls auch
Acetylen. Alle anderen Lichtquellen, auch
solche, die für gewöhnliche Projektion verwendet
werden, sind für kinematographisohe Vorfahr-
ongen schwer geeignet. Bm,
PlaÜndmcke lassen sich brillanter und In
den Schatten klarer machen, indem man sie in
eine Lösung von 30 g Pyroxylin (Schießbaum-
wolle) in 100 g Amylacetat (nach Lösung, durch
zweifachen Musselin filtrieren!) taucht, worin
sie vorübergehend durchscheinend werden, dann
die Drucke herausnimmt und abtropfen läßt
Phot. Industrie, Bnu
790
BQohersoha
Nene Ars&eünitteL Behördliche Verord-
nungen, ErläBBe und Entscheidongen.
IL Vierteljahr 1906. Wien 1906. Ver-
lag des AUgem. Osterr. Apothekervereines.
Preis der Hefte fflr das Jahr : 3 K.
£s ist diese Broschüre das zweite der Viertel-
jahreshefte, welche der Allgemeine österreich-
ische Verein seit Beginn dieses Jahres heraus-
gibt Diese Hefte stellen Sooderabdracke ans
der Zeitschrift des genannten Vereines dar und
umfassen die sfimtlichen innerhalb eines Viertel-
jahres in derselben yeröffentlichten nenen Arznei-
mittel, Verordnungen, Erlässe und Entscheidun-
gen. Sie bilden daher ein handliches und prak-
tisches Nachschlagewerk. — txr-
Jahrhnoh der Chemie. Bericht über die
wichtigsten Fortschritte der reinen nnd
angewandten Chemie, unter Mitwirkung
von H. Beckuris-BrtLxmBcbYreigy C. A.
Btschoff'Bxg2L, Alfred CbcAw- Göttingen,
M. Delbrück ' Berlm, J. M. Eder-
Wien, Th. Fischer 'Berlin, P. Fried-
laender-Wien, C. Haeussermann-Stuit-
gart, A. Eerxfeld-BerXmf W. Küster-
Tübingen, J. Lewkoivitsch-London, A.
Jlf(?r^en-Hohenheim, F, Quincke-LQver-
knsen, A, Wemer-Ztinab herausgegeben
von Richard Meyer, XIV. Jahrgang
1904. Braunsohweig 1905. Druck
und Verlag von Friedrich Vieweg &
Sohn. XV, 590 und 13 Seiten Lex.»
Preis: 14 Mk.
Im Vergleich mit dem (Pharm. Centralh. 46
[1905], 749) besprochenen 13. Jahrgange bat
der vorUe^nde wenig Veränderungen aufzu-
weisen. An stelle des inzwischen verstorbenen
Guido Bodländer^ welcher erst im vorigen Jahre
den Bericnt über die physikalische Chemie über-
nommen hatte, trat Alfred Coehn. Möglichste
Vollständigkeit trotz des erheblichen, von Jahr
zu Jahr zunehmenden Um&nges der einschläg-
igen Gebiete, sorgsame Bearbeitung der einzelnen
Auszüge, deren übersichtliche Anordnung und
die Korrektheit des Druckes sichern dem vor-
liegenden Jahrgange dieselbe freundliche Auf-
nimme, deren sich die bisherigen Bände des
Jahrbuchs erfreuten. —f.
Qnalitative hotanisohe Analyse der Drogen-
pulver. Von Dr. P. Schürhoff. Berlin
1906. Verlag von Julius Springer.
Preis: geb. 2 Mk.
Seitdem es sich immer mehr in den Apotheken
einbürgert, die gepulverten Drogen nicht mehr
selbst herzustellen, sondern ans den Appretur-
anstalten fertig zu beziehen, ist dem Mikroskop
von Jahr zu Jahr eine inuner höhere Bedeutung
im Apothekenbetriebe zugefallen und aufier un-
serem Arzneibuch hat ja auch die neue Prüf-
ungsordnung dem Zuge der Zeit £technung ge-
tragen, indem sie von dem Kandidaten die
Befähigung verlangt, eine Droge auf mikroskop-
ischem Wege auf ihre Echtheit und ihren
Wert (I) zu untersuchen. Demgemäß sind io
den letzten Jahren verschiedene Anleitungen zu.
mikroskopischen Drogenuntersuchungen erschie-
nen, welche in erster Linie die Kenntnis des
mikroskopischen Baues der Drogen vennittehi
wollen. Seit dem Erscheinen des klassischen
Werkes von Ärthttr Meyer «Anleitung zur
Untersuchung der Drogeupulver>
dürfte aber wohl kaum eine so bedeutsame Neu-
heit zu verzeichnen sein, als wie Sckürhoff^
qualitative botanische Analyse der Drogenpulver.
Das Ziel, das sich Verf. gesetzt hat, ist knn
das, zu zeigen, wie man irgend ein iin bekanntes
Drogenpulver mit dem Mikroskop an der Hand
seiner möglichst dichotomen BeetinunnngstabeUen
identifizieren kann.
Und es muß anerkannt werden, daß Ver&sser
diese Aufgabe in schöner Weise gelöst hat. Io
Betracht gezogen sind vorläufig 183 Drogen,
bezw. Nalumngs- und GenußmitteL, die meist in
Pulverform benutzt werden. Bei häufiger Ter-
fälschten Drogen pulvern ist unter der betreffen-
den Charattehsiemng der echten Drogen auch
noch auf die am meisten beobachteten Ver-
fälschungen hingewiesen. Wenn nun auch die
Kenntnis des Mikroskops und die flhigkeit,
dasselbe anzuwenden, bei der Benutzung der
Sehürhoff*Bohen Tabellen als selbetverständlich
vorausgesetzt werden muß, so hat derVertoer
dennoch einen ganz kurzen Abrifi der mikro*
skopisohen Technik und eine kurze Beschreibong
der häufigsten Drogenelemente seinem Boohe
vorausgeschickt. Und so dürfen wir wohl
sagen, dafi die «botanische Analyse der Drogen-
piuver» von Schürhoff eine freudig zu be-
grüßende Erscheinung ist, die hoffestlich bald
eine bedeutend erweiterte neue Auflage auf-
weisen wird. J. Kaix
AbriB der allgemeinen oder physikal-
lachen Ckemie. Als Einffihmng m die
Anschauungen der modernen Chemie be-
arbeitet von Dr. Carl Arnold, Zweite
verbesserte nnd ergänzte Auflage. Ham-
burg nnd Leipzig 1906. Veriag von
Leopold Vo/L VIU nnd 228 Seiten
8^ Preis: geb. 3 Hk. 75 PL
Von dem (Pharm. Centialh. 44 [1903], 310)
besprochenen Leitfaden machte sich (»nnen 3
Jahren eine neue Auflage erforderlich, bei der
sowohl die Einteilung des Stoffes als der Inhalt
selbst umfassende Aenderungen erfahr». I^'
terer wurde so erweitert, daB er nur noch etwa
791
zur Hälfte in der 12. Auflage des «Repetitoritun
der Chemie» enthalten ist Die Atomhypo-
these rückte allenthalben in den Vordergrund,
während der in den physikalischen Lehrbüchern
enthaltene Stoff tnnlich weggelassen wurde.
Nach einer kurzen Einleitung über Definition
und Einteilung der Chemie behandelt der eine
Abschnitt (8. 4 bis 140) die «Stöchiometrie»,
der andere die «Verwandtschaftslehre». Diese
schließt mit den beiden Abschnitten: Photo-
chemie (Verwandlung chemischer in strahlende
Energie und umgekehrt) und Radiochemie
(Beziehungen zwischen chemischer und der vom
Radium und dergl. ausgestrahlter Energie). Das
Bestreben des Verfassers, den Inhalt auf der
Höbe der zeitgenössischen Wissenschaft zu er-
halten, und die bei aller Kürze ungewöhnlich
klare Darstellung sichern dem Abrisse der all-
gemeinen Chemie noch eine Reihe von Auf-
lagen. — y.
KnrsgefaBte Arzneimittellehre. Ein Re-
petitorinm ffir Studierende and Aerzte
von Dr. med. Jf . Fränkel, Wtlrzbarg
1906. (C. Kabitxsch.) VI und 254 ^
Seiten 8^. Vtmi 4 Mk.
Laut Vorwort soll diese kurze Arzneimittel-
lehre eine Lücke zwischen den «Arzneiverord-
nungen» und den größeren Werken auirfüllen
und «vor dem Examen den Gesamtüberblick
über die wichtigsten Kapitel» ermöglichen. —
Repetitorien, welche für ein bestimmtes Pröf-
uo^ebiet jeweilig berechnet sind, haben eine
örtliche Daseinsbercohtigung und zwar das vor-
liegende Hil&buch aoBchemend für Berlin. Für
Aerzte und Phannazeuten dürfte es den leb-
haften Wettbewerb gleichartiger Werke weder
bezüglich der Handlichkeit, noch des Inhalte,
des Preises usw. bestehen. — y.
Die sich anschließenden indirekten Methoden,
insbesondere der Dreifarbendruck oder die s u b -
straktiyeMethode derDreifarbenphotographie
finden eingehende Würdigung. Als Anhang zu
diesem Hauptabschnitte finden wir eine kurze
Abhandlung über die «Zweifarbenphotographie».
Eine andere indirekte Methode Ton einiger Be-
deutung ist die additive Methode derDrei-
farbenphotographie durch optisohe Synthese;
auch diese MeUiode wird eingehend beschrieben,
da ihre Ausführung etwas leichter ist.
Der Verfasser empfiehlt den Amateuren im
Schlußwort am meisten die Chromoskop-
photographie. R, Th,
Die Farben -Photographie. Eine gemein-
verstftndllche DarsteUnng der verschie-
denen Verfahren nebst Anleitung zu
ihrer Ansführung von Dr. E, König.
Zweite vermehrte nnd verbesserte Aiüf-
lage. Mit einer Farbentafd^ einer Ton-
druck- Tafel nnd 2 Figuren im Text
Berlin 1906. Verlag von Chcstav
Schmidt (vorm. Robert Oppenheim).
Frais: geb. 3 Mk.
Dieser 19. Band der photographischen Biblio-
thek ist hochinteressant Die praktische Aus-
führung ist allerdings erst den geübten Amateuren
zu empfehlen, und auch diese werden stets noch
mit allerlei Mißerfolgen zu rechnen haben. Da-
gegen Ifißt sich nicht leugnen, daß die Schönheit
einee gelungenen Bildes viele Mühen und Miß-
erfolge aufwiegt.
Nach kurzer Einleitung behandelt der Ver-
fasser in knapper Form die direkten Methoden
der Farbenphotographie, die ja eigentlich auch
nur für die Wissenschaft von Bedeutung sind.
Vom Sterbelager des Darwinismus. Ein
Bericht von Dr. phil. E. Dennert,
4. bis 6. Tausend. Stuttgart 1905.
Max Kielmann, 120 Seiten 8^ Preis:
2 Mk.
Der Verfasser stützt sich auf den Schöpf-
ungsbericht in der Genesis und geht von 4
Lehrsätzen aus, von denen die Anführung des
letzten (S. 12) zur Kennzeichnung hier genügen
dürfte: «Der Geist des Menschen ist ein Ding
für sich und allein als höhere Entwickelungb-
stufe des tierischen Instinktes schlechterdings
unerklärlich.» Von diesem Standpunkte aus
und in solchem Stile wird die Darwin-
istische Entwickelungslebre gebührendermaßen
vernichtet. Gewiß lassen sich gegen Dancin's
Anschauungen mancherlei Einwände machon
und noch mehr gegen die Schriften ein-
zelner seiner Anhänger und Nachfolger. Des
Verfassers Beweisführung aber ist derart, daü,
wie das «Vorwort zur 2. Auflage» mit Entrüst-
ung erwähnt, selbst der Rezensent eines «Staats-
anzeigers, nach dazu ein Theologe», daran
Anstoß nahm. Gänzlich vermißt man eigene
Forschungsergebnisse oder eigenartige Zusammen-
stellungen, neue Redewendungen, unterhaltende
Einfälle oder, was sonst ein Buch, auch wenn
es die Grundlage der Wissenschaft verneint»
lesenswert machen kann. Das Ganze muß aber
doch manchem Geschmacks zugesagt haben,
sonst hätte der Verlag nicht die Kosten für das
Papier zu einem 4. und 5. Tausend verwandt.
Bepetitorlnm dar Botanik von Professor
Dr. Adolph Hansen,
lo der Besprechung dieses Buches in voriger
Nummer ist auf Seite 767, Zeile 5 bis 9 durch
Ausfalleu einiger Wörter ein Satz entstellt
worden. Der betreffende Satz muß richtig
wie folgt lauten:
«Sehr zu begrüßen sind die hier und da zi-
tierten Autoroamen, wodurch dem Lernenden
die Namen der um die scientia amabilis ver-
dienten Forscher ins Gedächtnis gerufen wer-
den.:
Schriftleiiung,
792
Verschiedene MiUeilungeii.
Die Schubcrömes
Bind nach L, E. Andes (Chem.-Ztg. 1906;
Rep. 206) entweder Terpentinöl- oder
Wasseror§mes. Entere Bind vorzuziehen,
weil Bie nnr Wachs, Terpentinöl und Farb-
stoff enthalten^ wfthrend diese Seife und
Alkali enthalten, was dem Oberleder nicht
80 zutrftglieh ist Als Hauptbestandteil für
beide Arten kann das Kamaubawadhs gelten,
da es hohen Glanz und ziemliche H&rte
gibt. Bei Terpentinölcr3mes soll es min-
destens ein Drittel der wachsartigen Stoffe
betragen. Es wurd mit Ceresin, Paraffin,
Schellacky dann auch mit Montan-, Japan-
und Bienenwachs, sowie mit Walrat in den
verschiedensten Verhältnissen gemischt. Die
Wachse werden geschmolzen und nach
einigem Abkfihlen mit Terpentinöl und dem
Farbstoffe versetzt Eienöle und andere
Ersatzmittel werden wegen des starken Ge-
ruches und der schnellen Verflüchtigung
wenig verwendet. Bei der Bereitung der
Wassercr§mes können die Mineralwachsarten
nicht verwendet werden, weil ne nicht
emulgierbar sind. Zur Emulgierung wird
eine möglichst neutrale Fettseife und die
erforderliche Menge Alkali verwendet Der
Seifezusatz darf nicht zu hoch sein, weil
sonst die WasserlÖBliehkeit des Grames zu
gross wu^. Die Stoffe werden unter Um-
rfihren bis nahe zum Siedepunkt erhitzt,
sodaß eine gleichmSssige Milch entsteht, die
zu einer salbenartigen Masse erstarrt. Bei
50 bis 60 <^ G wird der wasserlösliche,
alkalibeständige Farbstoff zugesetzt.
Neue Schreibfedem aus Tantal.
Die Fhma Siemens db Halshe hat sich
ein deutsches Patent auf eine Schreibfeder
aus Tantal erteilen lassen. Ein zur Rotr
glut erhitztes StQck Tantal läßt sich näm-
lich unter dem Dampfhammer zu Blech
schlagen, das durch Glühen und Hämmern
eine Härte wie gchärterter Stahl annimmt,
dabei aber durchaus biegsam bleibt! Siemens
d; Halshe beabsichtigen nur, Werkzeuge
und andere Gegenstände aus Tantallegier-
ungen herzustellen, u. a. auch Schreibfedem
anstelle der bisherigen Stahlfedern, wodurch
der seit den zwanziger Jahren des vorigen
Jahrhunderts in lebhaftem Aufschwung be-
findlichen Stahlfederindustrie eine gefähifiehe
Eonkunenz erwachsen dflrfte. Die Tantal-
feder soll äußerst widerstandsfähig gegen
Chemikalien, viel härter und elastischer ak
die Stahlfeder, und eben wegen dieser Hirte
und Elastizität unverwüstlich son; sogar
die bekannte Goldfeder der FQllfederiialter
soll sie an Elastbdtät Obertreffen. Wenn
es gelingt, das Tantalmetall zu einem an-
nehmbaren Preise herzustellen (das ist wohl
vorläufig noch der Haken! D. Ref^ wird
das Ende der Stahl- und Goldfeder nahe
sein. WgL
Yolkshoehschole in Straßburg« Dieses In
stitut hat zur Yoranssetzang die Pensen der
3 Unterklassen einer Realschule oder den Ab-
schlag einer Mittelschule und baut auf dieser
Basis einerseits Klassen mit obligaten gemein-
sohaftlichen gymnasialen und r^en Fächern
(Religion, Deutsch, Französisch, Geschichte, Oeo-
graphie, Mathematik und Physik), andereraoiis
Klassen mit fakultativen Spezialfächenii (La-
teinisch, Griechisch, Englisch, Chemie, höhere
Mathematik und Physik) auf. Durch AussehiaB
des technischen Untemchts, Verkürzung der
Ferien, Yerlängerang der tfigliohen Unterrichts-
zeit, Beschränkung der einzelnen Unterrichts-
stunden auf 40 Minuten vermag sie die Yor-
bereitung auf Examina (Einjährigfreiwilligen-,
Primaner-, Fähnrich-, Marineloidetten- und Abi-
turienten-Prüfung) nach Maßgabe der Kraft uod
des Eifers jeden Schülers in weit kürserer Zeit
durchzufahren. Die Schule zählt daher nicht
nur jüngere Leute, sondern auch ältere
Herren, die nach längerem Yer weilen in Aos-
übung eines praktischen Berufes (OCBriere,
Lehrer, Assistenten, Studenten, Chemiker, Apo-
theker, Zahnärzte, Yeterinäre, Techniker,
Architekten, Oekonome, Kaufleute usw.) das
Bedürfnis haben, ihre ehemals erworbenen
Schulkenntnisse zu vervollständigen, um durch
nachträgliche Ablegung des Abiturientenexameos
die Zulassung zum akademischen Studium zn
erwerben. Auf Wunsch übersendet der Gründer
und Direktor der Yolkshochsohule, Professor
Bartkoldy^ den Prospekt
Bas Chemische Laboratorium Freaeiias n
Wiesbaden war während des Sommersemesteis
1906 von 30 Studierenden aus dem deutpcfaen
Reiche, 4 aus England, 2 stis Holland, 2 us
Rußland und je 1 aus Ungarn, den Yereinigten
Staaten von Nordamerika und aus BrasOieB
unsges. 41) besucht
Außer den Direktoren, Geh. Reg.-Hat Prof
Dr. H, Fresenius^ Prof. Dr. W. Dresenius uad
793
Prof. Dr.E.Hmt» sind am Labovatoriam 5 DozoDten
und AbteflangSYorsteher, ferner im Unterrichts-
laboratorinm 3 Assistenten and ia den Unter-
suchunglaboratorien (Versuchsstationen) 27 As-
sistenten tätig.
Das nächste Wintersemester beginnt am
15. Oktober d. J. Als selbständige Druck-
schriften des Instituts erschienen: «Chemische
und physikalisch-chemische Untersuchung der
Solquellen zu Bad Sooden -Werra » vom Geh.
Reg.-Rat Prof. Dr. H. Fresenius und «Chemische
und physikalisch-chemische Untersuchung der
Linden-Quelle zu Birresbom in der Eifel» von
Prof. Dr. Ernst Hintz unter Mitwirkung von
Dr. L. Qriinhut, beide in C. W. Kreidel's Ver-
lag in Wiesbaden.
Preislist«!! sind eingegangen von:
Caesar db LoreU in Halle a. 8. über vege-
tabilische Drohen im ^nien und bearbeiteten
Zustande. Beigefügt eme Sooderpreisliste über
Radix Rhei sinensis im ganzen und bearbeiteten
Zustande. Ueber den interessanten Bericht 'der
Firma Caesar db Loretx berichten wir in einem
besonderen Aufsatze demnächst.
Dietx db Richter in Leipzig über Drogen,
chemische und pharmazeutische Präparate, Spe-
zialitäten, Eonfekturen, Verbandstoffe, Gerät-
schaften, Farben.
Stoeekert db Miehalowsky in Berlin SW 48
über chemische Spezial - Präparate, lose und in
Tablettenform; beigegeben ist ein Synonymen-
Verzeichnis der geschützten Namen.
Briefwechsel.
Herrn IL in S. Ihrem Wunsche entsprechend
geben wir Ihnen in der betreffenden Angelegen-
heit das Schlußwort:
«Wenn der verstorbene Prof. Kahlbaum
oft hervorhob: ««Nicht der zehnte Leser wird
merken, was alles in diesen Briefen steht»»,
so spricht dies nicht iür die Notwendigkeit der
Veröffentlichung. Der Berichterstatter be-
kennt, der beregten grollen Mehrzahl der Leser
selbst anzugehören. Die persönlichen Vermut-
ungen der Herren Baragiola db Merckens über
die Tätigkeit des Redaktors sind für den Be-
richterstatter ebenso gleicbgiltig, wie deren An-
sichten über das Einstecken von unzutreffenden
Anzüglichkeiten und das Schweigen gegenüber
unrichtigen Behauptui^en anläßlich des erfolgten
Ablebens eines dem Berichterstatter persönlich
völlig fremden Autors. Die geschehene Ver-
zögerung der Entgegnung vom 19. Juli 1906
{Pharm. Centralh. 47 [1906], 597) war vom Be-
richterstatter weder absichtlich veranlaßt noch
durch Versäumnis verschuldet.»
Die Angelegenheit ist hiermit für uns
erledigt! Sehriftleitung,
Dr. W. in H. Das Phaim. Centralh. 47 [1906],
665 erwähnte Wort «El e n ch u s » ist von dem
griechischen Worte o iXtyxog abgeleitet, das u. a.
«Inhaltsangabe» bedeutet. Bekanntlich
vereinigt die Pharmacopoea Austriaca Ed. VJU
eine Yorschriftensammlung von 54
gangbaren galenischen Piäparaten unter dieser
Bezeichnung. R, Th,
Erneuerung der Bestellung.
Zur Erneuerung von Zeitungsbestellungen bei der Post; welche Ende dieses Monats ablaufen,
bedarf es der Vorausbezahlung des Betrages. Auf den ununterbrochenen und voll-
st&ndigen Bezug der Zatung kann nur gerechnet werden, wenn die Anmeldung recht-
zeitig geschieht
Der Postaufflage der heutigen Humnier liegt ein
Post-Bestellzettel zur gefl. Benutzung bei.
Besdiwerden Ober unngiilinässige ZiKteUuig
der «Pharmaeentteehen Centralhalle» bitten wir stets an die Stelle richten zu wollen, bei
welcher die Zeitsduift bestellt worden ist, also Postanstalt oder Buchhandlung oder Geschäfts-
stelle. Sie X^:exal^a.0e^e1oex.
Voiegar: Dr. A« Belmeld^r, Dresden und Dr. P. StB, Dreeden-BUtfewite.
Yenu&twwilielMar Leiter: Dr. A. Behneider in Dreedea.
Im BaeUumdel dvxeih Jalini Springer» Berlin N., MoiiUJoiiplAti 8.
DnMk von Fr. Tlttel ITaehtolger (faofttb fr Iff ahlo) in Dreeden.
Menthol-Dragees.
Dtm frao2tsltchen Präparat in Autsehen und Geschmack durtli-
aus gleich (garantiert frei ven PfefTertiiinzIl).
Atiagewogen und abgefsBt in eleganten EutonB (enf Wnnflflfa mit Flrmendmck).
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rruldUi *l>B>fani Sehaehtel k 60 StDeli 0,40 „
^^-^^^^^ Bei 250 Sehaohteln (anf einmal) i 0,3ö „
=^=^ Frobeschachteln aaberec/iaet und frei. '
SiCCOy Gl lila bi Hay
Berlin IT. 35, Iitttzow - Stragge lOS.
Phannaceutische Centralhalle
für Deutschland
Heraosgegeben von Dis A. Sohneidar and Dp. P. SOss.
»■*
ZeitBchiift fttr wissenseliaftlielie und gesehäfüiehe Interessen
der Pharmacie.
Gegründet von Dr. HermaBB Hager im Jahre 1859.
EiBohemt jeden Donnerstag.
BesagjBpreis yierteljährlioh: durch Buchhandel oder Post 2,60 Mk., durch Gesofaafts-
stelle im Inland 3,— Mk., Ausland 3,50 Mk. — Einzelne Nummern 30 Pf.
Anzeigen: die einmal gespaltene Klein-Zeile 30 Pf., bei größeren Anzeigen oder Wieder«
holungen Preisermäßigung.
Letter der \ Dr. AHred Schneider, Dresden-A. 21; Schandauer Str. 43.
ZeltsekrUt: j Dr. Paul Süß, Dresden-Blasewitz; Gustav Freytag-Str. 7.
Gesehiflntelle: Dresden-A. 21; Schandauer Straße 43.
JUSO.
Dresden, 27. September 1906.
Der neuen Folge XXVII. Jahrgang.
XLvn^
Jahrgang.
labalt: Oh«Ble ud Pharmael«: Beindarttollaiig Ton Gerbsioiren. — Besttmmimg des Mangan im Trink-
waaser. — 7B» Yenammlung Deatadier Matnrfoncher und Aente lu Stattgart. — Sebum orlle. — Syntheae dea
KonJin und Abar daa laokoniin. ^ Nene Anneimlttal. — PrOfnng Ton KnaolsaifenlOaung. — Nalnuiiprailttcl-
Oaemie. — Pbamakoffiioatlsehe MltteUnDseiL — y«rMhiedeBe Htttellniiseii. » III. ViartelJabieB-Bagiatar.
Chemie und Pharmaoie.
Ueber die Beindaratelluiig von
OerbstofTen.
Von Dr. H. Franke.
Neuerdings hat Thoms interessante
Beobachtungen Aber die Zosammensetz-
ong verschiedener Handelstannine ver-
öffentlicht. Er hat nicht weniger als
vierzig Präparate der renommiertesten
Firmen untersucht und dabei feststellen
können, daß sie durchweg im Wasser-
gehalt starke Schwankungen aufwiesen,
femer sämtlich nicht aschefrei waren
und zwar die verschiedensten Aschen-
gehalte (0,05 bis 2 pGt) aufwiesen.
Während die Löslichkeit in Wasser bei
denPharmakopöetanniueu ganz allgemein
eine gute war, zeigten sich wieder große
Unterschiede beim Behandeln der Rilpa-
rate mit Elssigester.
Die Beindarstellung der Qerbsäuren
ist nun von gleicher Bedeutung sowohl
fttr die Erzeugung im großen Maßstabe,
für den medüdnischen Bedarf als auch
für die wissenschaftliche Erforschung
der ganzen Eörperklasse tlberhaupt.
Uebereinstimmende Resultate gehören
aber bei den Untersuchungen über den
Gegenstand zu den Seltenheiten, was
sich z. t. durch die Verschiedenartig-
keit der Ausgangsmaterialien erklären
lassen mag; die Hauptschwierigkeit aber
liegt in dem Umstand, daß wir es mit
kolloidalen Substanzen zu tun haben,
mit Substanzen von hohem Molekular-
gewicht, denen die wichtigsten Eigen-
schaften zur Individualisierung organ*
ischer Körper, Eristallisierbarkeit und
Flflchtigkeit, völlig fehlen, und hierin
ist auch wohl die letzte Ursache dafttr
zu suchen, daß ihre chemische Natur
uns noch heute so rätselhaft erscheint.
Im Nachfolgenden sollen nun zunächst
die wichtigsten Verfahren angezählt
werden, wache zur Beindarstellung der
Gerbsäuren Verwendung gefunden haben.
Es wird danach verständlich werden,
wie es möglich sein konnte, daß Forscher,
[■
796
die auf gleichen Gebieten arbeiteten, zu
den verschiedensten abweichenden Re-
sultaten gelangten.
Folgende Methoden sind zur allge-
meinen Anwendung gekommen:
I. Fällen der gerbstoffhaltigen
Flüssigkeit mit neutralem oder basischem
Bleiacetat und Zersetzung des dabei
erhaltenen Niederschlages mitSchwef el-
wasserstoff.
II. Extraktion des Ausgangsmate-
riales mit alkoholhaltigem Aether.
m. Extraktion mit Alkohol.
rV. Extraktion mit Wasser.
V. Extraktion mit Aceton.
VI. Reindarstellung der Acetyl-
verbindungen und Verseifen der-
selben.
Das erste Verfahren, welches vielfache
Anwendung gefunden hat, ist YOuHlasi'
wetz ausführlich beschrieben worden.
Es sei hier als Beispiel die Bereitung
der Ghinovagerbsäure angegeben:
Der wässerige Auszug der Chinova-
rinde, welcher dunkelrotbraun und nicht
ganz klar ist, enthält gelöst: Ghinova-
gerbsäure ; teils gelöst, teils suspendiert
sind vorhanden: Chinarot, etwas China-
säure, Chinovasäure, Gummi und Salze.
Durch Zusatz von Bleiacetatlösung wird
fast die ganze vorhandene Menge China-
rot und ein kleiner Teil der Gerbsäure
abgeschieden. Das noch ziemlich dunkle
Filtrat wird in drei gleiche Teile geteilt,
ein Drittel wird mit basisch essigsaurem
Blei völlig gefällt und dann mit den
zwei anderen Dritteln vermischt. Es
werden die letzten Reste Chinarot, femer
Chinovasäure und etwas Gerbsäure ab-
geschieden. Die von diesem Nieder-
schlag abfiltrierte hellere Flüssigkeit
gibt auf neuen Zusatz von basisch essig-
saurem Blei eine Fällung von chinova-
gerbsaurem Bleioxyd. — Nachdem das
Bleisalz gut ausgewaschen ist, wird es
in Wasser fein verteilt und mit Schwefel-
wasserstoff zersetzt. Nach Filtration
vom Schwefelblei erwärmt man behufs
Entfernung des Schwefelwasserstoffs die
Flüssigkeit gelinde und fugt, um den
Rest davon zu entfernen, wieder etwas
Bleiacetat hinzu. Das Filtrat, in dem|
ein ganz geringer Ueberschufi von Blei
enthalten ist, trübt sich stark bei Zusatz
größerer Mengen Alkohol. Erwärmt
man die alkoholische Lösung, so scheidet
sich die reine Bleiverbindnng*) der
Ghinovagerbsäure als flockiger Nieder-
schlag ab. — Nach erneutem Ze^
setzen des reinen Bleisalzes unter
Wasser mit Schwefelwasserstoff, Ent-
fernen des Schwefelbleis und Verjagen
des Schwefelwasserstoff hinterbleibt nun
eine Lösung der reinen Gerbsäure. Sie
wird in der Weise zur Trockne gebracht,
daß sie in einer Betorte, durch die
fortdauernd Eohlendioxyd strömt, bis
zur Eztraktdicke eingedampft wird.
Nach völliger Trocknung erscheint die
Säure dann als durchsichtige, bemstem-
gelbe, leicht zu einem leichten Pulver
zerreibliche Masse, die von Wasser und
Alkohol vollkommen klar aufgenommen
wird, dagegen in Aether unlöslich ist
Nach der Methode II, welche von
Pelouxe herrührt, werden zur Tannin-
bereitung fein zerkleinerte Gallen mit
alkoholhaltigem Aether (etwa 74 pCt
Aether, 26 pCt Alkohol) gründlich aus-
gezogen. Die abgegossene Flüssigkeit
scheidet sich bald in zwei Sdiichten,
von denen die untere eine ziemlich reine
Lösung von Tannin in Alkohol, die
obere eine ätherische GallnssäurelOsnng
darstellt. Durch Abdestillieren des Lös-
ungsmittels (zum Schluß im Vaknnm)
und Trocknen des Rückstandes eihilt
man eine ziemlich reichliche Menge Gerb-
säure.
Die Gerbsäure des sicilianischen
Sumachs hat J, Löwe durch Extraktion
mit heißem Alkohol gewonnen (Ve^
fahren ni). Die grüngelbe durch FlaneD
kollerte Lösung wird eingedampft, das
Zurückbleibende durch eine größere
Menge Wasser von höchstens 60 <> wieder
venftüssigt und nach Abkühlung und
'^) Das etohenrindengerbsaare Blei hat J. lawe
in der Weise bereitet, dafi er sor aikoboUscheo
Lösung der bereits gereinigten Oerbeftoie eine
aU^obolisobe Lösung von Bleiacetat gab, salaoge
noch ein Niederschlag entstand. Die Miachong
wurde auf .dem Wasserbad erhitct iind danach
im geschlossenen Gefilß 48 Stunden der RoiM
überTassen. Der abfütrierte Niedenohlag wurde
mit heiAem Alkohol aosgewaaohen.
797
völliger Elärnng mit Esgigäther aus-
geschüttelt. Die gesamte Gerbsäure
läßt sich so leicht der wässerigen Lös-
ung entziehen. Der Essigäther muß
nun wieder durch Abdampfen entfernt
und der Rückstand von Neuem durch
Wasserzugabe verflüssigt werden. Die
Gerbsäure läßt sich jetzt aussalzen, wo-
durch eine Trennung des Tannins von
der Gallussäure bewirkt wird; nötigen-
taJüs wiederholt man diese Fällung. Zum
Schluß wird die schon ziemlich reine
Gerbsäure nochmals in Wasser gelöst,
mit Essigäther wieder ausgezogen und
der Auszug wieder eingedampft. — Ein
ähnliches Verfahren hat Löwe für die
Reindarstellung der Eächenrindengerb-
säure angewendet : Das zerkleinerte Aus-
gangsmaterial erschöpft er mit 90proc.
Weingeist; nach dem Verdampfen des-
selben wird der Rückstand mit Wasser
verdünnt, wobei die Ausscheidung des
schwerlöslichen Eichenrots erfolgt. Nach
einigen Tagen wird filtriert, die Trenn-
ung vom Eichenrot durch Aussalzen
vervollständigt, abermals filtriert und der
nunmehr erhaltenen rotbraunen Flüssig-
keit die Eichenrindengerbsäure durch
häufig wiederholtes Ausschütteln mit
E^ssigäther entzogen. Da die Löslich-
keit ziemlich unbedeutend ist, muß die
Ausschüttelung derselben Flüssigkeit
wenigstens zehnmal vorgenommen wer-
den. Nach dem Verdampfen des Essig-
äthers erhält man die reine Gerbsäure.
Durch heiße Ektraktion mit Alkohol
hat auch Kömer eine größere Reihe
von Gerbstoffen (aus Eichenrinde, Eichen-
holz, Fichten- und Mimosarinde, Kasta-
nien- und Quebrachoholz, Valonen und
Myrobalanen) gewonnen. Dabei erfuhr
aber das Löwe^sche Verfahren in der
Weise eine Abänderung, daß die alko-
holischen Lösungen mit Aether, in dem
die Gerbsäuren ganz allgemein unlöslich
sind, gefällt wurden. Es lassen sich so
auch fraktionierte Fällungen vornehmen,
indem zunächst die alkoholische Lösung
mit Aether bis zur beginnenden Trübung
versetzt wird« Das Ausgeschiedene setzt
sich nach einiger Zeit als Niederschlag
am Boden des Gefäßes ab, und die dar-
über stehende Flüssigkeit kann von
neuem mit Aether gefällt werden. —
Eines ähnlichen Verfahrens hat sich
Thoms bedient, um festzustellen, ob sich
Tannin in Fraktionen von verschiedenem
Drehungswinkel zerlegen läßt. Das
Tannin wurde in Amylalkohol gelöst,
die Lösung mit Aether versetzt und
durch Zugabe von Petroläther in vier
Fraktionen gefällt. Die Fraktionen
wurden wieder in Essigäther gelöst, mit
Aether verdünnt und durch Eingießen
in überschüssigen Petroläther fiocUg ab-
geschieden.*)
Das IV. Verfahren, die Gerbstoffe
dem Rohmaterial durch Auslaugen mit
Wasser zu entziehen, ähnelt in vieler
Beziehung dem soeben beschriebenen;
die wässerigen Auszüge können durch
Aussalzen oder Ausschütteln mit Essig-
äther weiterverarbeitet werden.
Tnrnble hat den Eichenrindengerbstoff
mit Aceton aus der Rinde ausgezogen,
wozu mehrere Tage erforderlich waren.
Das Aceton wird durch Eindampfen
entfernt, der Rückstand in Wasser ge-
löst, die wässerige Lösung mit Es^-
äther ausgeschüttelt und das nach dem
Verdampfen des Essigäthers Verbleibende
mit alkoholhaltigem Aether nach Ver-
fahren II etwa weiter behandelt.
Als letztes sei das Verfahren von
Böttinger erwähnt. Derselbe geht zwecks
Reindarstellung der Eichenholzgerbsäure
von der Acetylverbindung aus, die leicht
zu gewinnen ist, indem der eingetrock-
nete Eichenholzextrakt mit E^igsäure-
anhydrid gekocht und das entstandene
Acetylderivat in bekannter Weise ge-
reinigt wird. Diese Acetylverbindung
läßt sich durch zweistündiges Erhitzen
mit Wasser im geschlossenen Rohr auf
136^ leicht verseifen. Die erhaltene
Masse wird durch ganz schwaches Er-
wärmen von der abgespaltenen Essig-
säure befreit, der Rückstand, der durch
geringe Mengen unlöslicher Substanz
verunreinigt ist, mit Alkohol aufgenom-
men, filtriert und nach Verdunsten des
Alkohols im Exsikkator getrocknet.
*
*) Ueber den Wert dieses fraktionierten
Fällens s. w. u.
798
Die meisten Gerbsäureu sind außer-
ordentlich leicht oxydierbar. Viele neh-
men in kurzer Zeit rote oder braune
Färbung an, sodaß häufig während
der Herstellung sich manche chemische
Veränderung vollziehen mag. Von Wich-
tigkeit ist deshalb vor edlem für die
Reindarstellung eine schnell zum Ziele
führende Methode. — Vermieden werden
muß weiter einmal die Anwendung
höherer Temperaturen und die Verwend-
ung alkalisch reagierender Flflssigkeiten,
wodurch die Oxydation in jeder Weise
begfinstigt wfirde. Solche Nachteile
haften namentlich dem Verfahren von
HUmwetx an, nach dem ein häufiges
Erwärmen der Lösungen unvermeidlich
ist und die Abscheidung verschiedener
Nichtgerbstoffe mit alkalischer Blei-
acetatiösung vorgenommen wird.
Die Verwendung von Essigäther zum
Ausschfitteln ist recht zweckmäßig bei
Sumach, Gallen und Quebracho, gibt
aber bei den übrigen Gerbsäuren wenig
zufriedenstellende Resultate, namentlich
was die Ausbeuten anbelangt. Es sind
auch Versuche gemacht worden, heiße
Losungen mit Ei^gäther auszuschütteln,
aber auch in dieser Form ist das Ver-
fahren unpraktisch und vor allem lang-
wierig.
Für die Weiterverarbeitung der Essig-
äther- und Alkohollosungen hat sich die
Ausfällung mit Aether und Petroläther
als äußerst zweclmiäßig erwiesen. Es
läßt sich so jede Erwärmung vermeiden
und gleichzeitig eine fraktionierte Ab-
scheidung ermöglichen. So konnte
Thoms bei einem PharmakopOetannin
feststellen, daß die daraus erhaltenen
einzelnen Fraktionen verschiedenes op-
tisches Verhüten zeigten, woraus folgte,
daß das vorliegende PrSparat kein ein-
heitlicher EOrper war. Bei vielen an-
deren Gerbsäuren, deren Losungen sich
in kürzester Frist durch Oiydation stark
färben, ist eine Prüfung mit dem Polar-
isationsapparat unmöglich. In dem Falle
sind Unterschiede in den einzetaien
Fraktionen nur durch Elementaranalyse
festzustellen. Kämer hat gezeigt, daB
die nacheinander erhaltenen Nieder-
schläge in ihrer Zusammensetzung ver-
schieden sind, die letzten Fraktionen
aber häufig doch nur unerhebliche
Schwankungen aufwiesen.
So ergab:
Fraktion
n
Qaebraoho-
holzgerbfitoff
Eichenhok-
gerbstoff
Kastanien-
holzgerbstoff
Mimoeaiinden«
gerbstoff
Maogroye-
riDdengerbstoff
62,55 pCt C
4,79 » H
49,88
4,50
49,41
4,67
50,21
5,58
56,90
5,09
0
H
C
H
C
H
C
H
63,40 pCt 0
4,64 » H
61,60 pa C
> H
4,48
60,37
4,77
52,15
6,61
C
n
C
n
III
IV
63,68 pCt C
4,65 » H
62,34
4,64
50,98
4,62
57,94
5,40
C
H
C
n
C
n
63,63 pa C
4,91 . H
53,05
4,80
61,29
4,40
57,36
5,56
C
fl
C
H
0
H
63,74 pCt G
4,81 > H
66,17 pOt C
4,94 » H.
Wie aus der Zusammenstellung er-
sichtlich, sind wirklich auf diesem Wege
einigermaßen gleichmäßig zusammen-
gesetzte Produkte zu gewinnen, während
man bei einmaliger vollständiger
Fällung mit Aether unbedingt Ge-
mische erhalten muß. — Sehr in-
struktiv sind besonders die Differenzen
bei dem Mimosarindengerbrtofl^ doreh
die die Anwesenheit zweier verschie-
dener Gerbsäuren, wenn andi nicht
ganz sicher bewiesen, so doch min-
destens außerordentlich wahncheinlich
gemacht wird.
799
Zur Bestimmung des Mangan
im Trinkwasser.
Von Dr. Johannes Preseher,
In der Ztschr. f. Offentl. Ghem. 1906,
Heft Vn, berichtet Dr. Woy über eine
Störung der Wasserversorgung durch
Mangansnlfat (vgl. Pharm. Centralb. 47
[1906], 769), dessen Menge am 31. März
1906 zu 0,106 g im Liter bestimmt
wurde und in den folgenden 3 Tagen
auf 0,124 g, 0,231 g, 0,314 g gestiegen
war. Im lYinkwasser kommt Mangan
nur selten vor und dann in der Regel
in so geringer Menge, daß im Einzel-
fall zu einer Beanstandung keine Ver-
anlassung gegeben ist. Indes schreibt
man dem Mangan in bezug auf Wachs-
tumsbeförderung von Algen und Pilzen
eine ähnliche Bedeutung wie dem Eisen
zu, so daß Trinkwasser, welches Cre-
nothrix- und Leptothrix-Fäden enthält,
als gesundheitsschädlich bezeichnet
werden muß. Was den übermäßigen
Eisengehalt eines Trinkwassers betrifft,
so kann derselbe durch sogen. Ent-
eLsenungsverfahren (Lüftung und Fil-
tration durch Kiesfilter) auf eine nicht
mehr in betracht kommende Menge ent-
fernt werden, ein plötzlich auftretender
Mangangehalt erscheint dagegen be-
denklich und läßt auf ungewollte Zu-
flüsse schließen, deren Beimengung das
Auftreten widrigen Geschmacks zur
Folge hat.
Das Vorhandensein von Mangan ver-
rät sich außer durch geschmackliche
Auffälligkeiten und Braunwerden von
Wäschestücken bei Chlorkalkzusatz
auch durch Beeinträchtigung des Wohl-
befindens von Mensch und Tier und
wird bekanntlich u. a. chemisch er-
mittelt durch Ornnfärbung des mit
Natriumkarbonat und Ealiumnitrat auf
dem Platinblech geschmolzenen 61üh-
rückstandes (Bildung von Natrium-
manganat). Die weitere empfindliche
Reaktion auf Mangan — Ueberftthrung in
Permanganat durch Oxydation mittels
Bleiperoxyd oder Mennige und Salpeter-
säure — kann bei Wasser unter Um-
ständen ausbleiben, sie wird negativ
ausfallen bei Gegenwart von Chlor-
verbindungen (Kochsalz).
Im folgenden soll der Vorzug einer
titrimetrischen Ermittelung des Mangans
im Wasser vor der gewichtsanalytischen
Bestimmung beleuchtet werden. Die
gewichts analytische Ermittelung
wird bei Wasser meistens in der Art
ausgeführt, daß das vorhandene Mangan-
oxydulsalz unter Erwärmen der mit
Natriumkarbonat zuvor neutralisierten
Flüssigkeit auf 60 ^ durch Brom als
Manganperoxydhydrat (Mn O2 , H2 0)
gefällt wird. Zur Reduktion eines
kleinen, als Permanganat in Lösung
bleibenden Anteils ist etwas Weingeist
zuzufügen. Hierauf wird abfiltriert, mit
heißem Wasser gewaschen, der Nieder-
schlag in Salzsäure gelöst, wieder
neutralisiert und wie vorher abermals
durch Brom gefällt. Jetzt wird nach
dem Auswaschen getrocknet und erst
nach dem E^äschern des Filters in
Salzsäure gelöst. Hat man die Fällung
in einer Platinschale vorgenommen, so
ist der beim Waschen mit heißem
Wasser nicht entfernbare Beschlag
nach Lösung in Salzsäure der übrigen
Chlorürlösung zuzufügen. Aus den ver-
einigten Lösungen des Mangans wird
dasselbe durch Natriumkarbonat als
Manganoxydulkarbonat gefällt. Den
grauweißen Niederschlag läßt man ab-
setzen, filtriert und wäscht mit heißem
Wasser aus. Hierbei bräunt sich der
Niederschlag infolge Oxydation. Jetzt
glüht man Filter nebst Niederschlag
im Platintiegel, anfangs mäßig, dann
über dem Gebläse und führt so das
Karbonat in Manganoxyduloxyd über.
Die Berechnung auf Mangan geschieht
nach dem Ansatz:
MnsO^ : 3Mn, bezw. 3MnO
229 165 213
= gefundene Menge MnsO^ix.
Sehr zweckmäßig, einfach und genau
habe ich ein Verfahren kennen gelernt,
das Hampe ursprünglich zur Bestimm-
ung des Mangans im Eisen in die Praxis
eingeführt hat, welches aber ebenso
bequem zur Bestimmung des Mangans
im Trinkwasser benutzt werden kann.
Dasselbe beruht teilweise auf der Me-
thode von Fresenius und Will zur Be-
800
Stimmung des wirksamen Sauerstoffs im
Braunstein. Erhitzt man Manganperoxyd
mit Oxalsäure und Schwefelsäure, so
bilden sich bekanntlich Manganosulfat,
Eohlendioxyd und Wasser nach der
Gleichung :
MnOg + C2O4H2 + SO4H2
= S04Mn + 2CO2 + 2H2O.
Während hier die Kohlensäure auf-
gefangen, in bekannter Weise bestimmt
und daraus der wirksame Sauerstoff
berechnet wird, liegt der zu beschreib-
enden Manganbestimmung eine Titra-
tionsmethode zu gründe, die wie
folgt auszuführen ist: Den Abdampf-
rückstand aus einem LiterWasser löst man
in einem weithalsigen Erlenmeyer-Kolhen
in 50 ccm starker Salpetersäure, erhitzt
auf dem Drahtnetz im Abzug zur Lös-
ung und setzt weitere 60 ccm Salpeter-
säure (spez. Gew. 1,4) hinzu. Nach
Einsetzen eines kleinen Trichters in den
Eolbenhals, erhitzt man zum Kochen
und fügt zur Lösung 10 bis 16 g
Kaliumchlorat, am besten in 2 bis 3
Anteilen. Während der Zugabe von
Chlorat ist der Kolben von der Flamme
zu entfernen. Alsdann erhitzt man
wieder, wobei das Peroxyd sich ab-
zuscheiden beginnt, während der Kolben-
raum mit grünen Chlordämpfen sich
anfüllt. Sollte die Abscheidung von
Peroxyd länger auf sich warten lassen,
so hat es an Chlorat gefehlt, weshalb
ein weiterer Anteil hiervon zuzugeben
ist. Alsbald entweicht das Chlorgas,
wobei der Glastrichter etwas gehoben
wird. Der zuvor mit den grünen Dämpfen
ausgefüllte Kolbenraum erscheint jetzt
hell. Man setzt das Erhitzen noch V4 Stunde
fort, um sicher zu sein, daß alles Mangan
gefällt ist. Nach Verdünnung mit
gleichen Teilen heißem Wasser kühlt
man die Mischung ab, indem man den
Kolben in ein nasses Handtuch ein-
schlägt und unter die Wasserleitung
bringt. Bei der hierauf folgenden Fil-
tration des erkalteten Gemisches durch
ein doppeltes quantitatives Filter em-
pfiehlt es sich, beständig nachzugießen.
Der Niederschlag ist solange mit heißem
Wasser auszuwaschen, bis das Ab-
laufende keine saure Reaktion mehr
zeigt. Bei dem Abfiltrieren darf der
Niederschlag nicht stark geschüttelt
oder gar durch Reiben mit dem Olas-
stab verteilt werden, weil die Flüssig-
keit sonst trüb durchläuft Auch ist
es ratsam, das an den Wänden des
Erlenmeyer 'Kolhem festhaftende Man-
ganperoxyd nicht losznstoßen, senden
darin zu belassen. Nach sorgftitigem
Auswaschen nimmt man die weitere
Bestimmung in demselben Kolben vor,
in welchem der nicht entfembare Rflck-
stand zurückgeblieben ist Man bringt
deshalb Filter nebst Niederschlag in den
Kolben zurück und übergießt mit 10
ccm verdünnter Schwefeliäure (1 : 5)
und 20 ccm einer Oxalsäurelosung von
bestimmtem Gehalt (4,67 g im Liter).
Darauf schwenkt man den Kolben so-
lange iin Kreise, bis das Filter in kleinste
Fasern zerteilt erscheint und erwärmt
das Gemisch im Wasserbad, bis alles
Manganperoxyd gelöst ist Sollte hier-
zu die abgemessene Menge Oxalsäore-
lösung nicht ausreichend sein, so gibt
man wiederholt weitere 10 ccm hinzu,
bis der gewünschte Erfolg eingetret^
ist Hierbei wird ein TeU der Oxal-
säure zersetzt, ein anderer Teil derselben
bleibt unverändert. Ermittelt man nnn
die unzersetzt gebliebene Menge ange-
wandter Oxalsäure durch Titration mit
Kaliumpermanganatlösung, so ergibt sich
aus der Differenz die Menge der durch
Manganperoxyd zersetzten Oxalsäure and
aus dieser der Gehalt an Mangan.
Die Lösungen stellt man zweckmäBig
so ein, daß 10 ccm OxalsäurdOsnng
10 ccm Kallumpermanganatlösnng ent-
sprechen, wodurch man sich das Um-
rechnen erspart. Als sehr geeipet f&r
die Praxis kann ich empfdilen, den
Titer der Oxalsäurelösung so zu wähloi,
daß jeder ccm 3 mg Mangan entspricht;
eine derartige Lösung erfordert 4,67 g
reiner Oxalsäure im Liter. In gleicher
Weise sind für eine Kaliumpermanganat-
lösung, von welcher 10 ccm der gleichen
Menge Oxalsäurelösung entsprechen sol-
len, 2,31 g Kaliumpermanganat im
Liter ausgekochtem Waaser eif ord^
lieh.
801
Zar AnstelluDg des blinden Versuchs
erwärmt man 10 ccm Oxalsäurelösung,
10 ccm Schwefelsäure (1 : 5) und 100 g
Wasser auf etwa 80^ und fQgt zunächst
9 ccm, dann allmählich bis zu 10 ccm
Kaliumpermanganatlösung hinzu. Er-
gibt sich ein geringer Mehrverbrauch
an Permanganat, so ist dies entsprechend
zu berflcksichtigen.
Der oben beschriebenen schneeweißen
Schättellösung von Filterf asem, Mangan-
salzlOsung, Oxalsäure und Schwefelsäure
fägt man gleichfalls 100 ccm Wasser
hinzu, erhitzt auf 80^ und titriert mit
Permanganat bis zum Eintritt der Rosa-
färbung. Waren die zugesetzten 20
ccm Oxalsänrelösung ausreichend zur
Lösung des Peroxyds und sind iO ccm
Oxalsäurelösung gleichwertig mit 1 0 ccm
der Kaliumpermanganatlösung, so hat
man jetzt nur noch die verbrauchten
ccm der letzteren in Abzug zu bringen.
Angenommen, es seien zur Ermittelung
der unzersetzt gebliebenen Menge an-
gewandter Oxalsäure 8 ccm Kalium-
permanganatlösung erforderlich gewesen,
so waren 12 ccm Oxalsäurelösung (20
weniger 8) benötigt, um die Reaktion
nach der Gleichung:
MnOg + C2O4H2 + SO4H2
= S04Mn + 2CO2 + 2H2O
herbeizufahren. Da nach dem Gesagten
jeder ccm Oxalsäure 2 mg Mangan ent-
spricht, so sind gefunden worden 12x2
= 24 mg Mn, welche Menge um den
zehnten Teil zu erhöhen ist, weil durch
die organische Substanz des Filters und
den Verlauf der Reaktionsgleichung der
Verbrauch an Permanganat so groß ist,
als dieser prozentualen Erhöhung ent-
spricht. Demnach beträgt die Menge
Mangan im Liter Wasser 0^0244-0,0024
= 0,0264 g oder 264 mg.
Dieses abgeänderte, in der vorbe-
schriebenen Weise ausgeführte Rampe-
sehe Verfahren kann ich seiner Einfach-
heit und praktischen Genauigkeit wegen
nicht nur empfehlen, sondern möchte
ihm sogar der quantitativen Bestimm-
ung gegenüber insofern den Vorzug
geben, als die Gegenwart von Eisen
unberücksichtigt bleiben kann und or-
ganische Substanz, infolge der Vor-
behandlung mit konzentrierter Salpeter-
säure und Kaliumchlorat keinerlei Stör-
ung verursacht.
Zu den Versuchen diente Mangan-
peroxyd und Mangansulfat.
100 Teile MnOs enthalten 63,22 Teile Mn
0,1 » in 60 ccm Oxalsäurelösung und 10 ccm Schwefelsäure (1 : 5)
gelöst, erforderten
23,4 » Permanganatlösung zur Rficktitration.
26,6 X 2 = 63,2 + 6,32 = 68,62 pCt Mn gefunden
gegenüber 63,22 pCt Mn der theoret-
ischen Berechnung, was seinen Grund
darin hat, daß gegen 7 pCt Verun-
reinigungen (Quarz, Schwerspath, Eisen-
oxyd) zugegen waren, deren Vorhanden-
sein sich schon durch nicht vollständige
Lösung zu erkennen gab.
Zur Kontrolle wurde 0>1 g Mn02 zu-
vor in Sidzsäure gelöst und das gebadete
Manganchlorür als Peroxyd zur Fällung
gebracht. Zur Lösung wurden verwendet :
30,0 ccm Oxalsäurelösung
zurflcktitriert 3,6
26,4 X 2 = 62,8 + 5,28 =
68,08 pCt Mn.
Zu weiteren Versuchen diente vom
Kristallwasser befreites Mangansulfat
(MnSO^ . 1 aq). 100 Teile enthalten
32,65 Teile Mn. Das gefällte Mn02 ftos
0,1, 0,2 und 0,3 g wurde in 20 bezw.
30 bezw. 45 ccm Oxalsäurelösung gelöst
und zur Rücktitration 5,96 bezw. 1,92
bezw. 2,98 ccm Permanganatlösung ver-
braucht.
1) 20
— 5,96
2)
14,04x2 = 28,08
2,80
30
—1,92
= 30,88
pCt
Mn
28,08 X 2
= 66,16
5,61
61,77 :2 = 30,88pCtMn
802
3) 45
— 2,98
42,02 X 2 = 84,04
8,40
92,44:3 = 30,81 pCtMn
Das titrimetrische Verfahren von
Baumert und Holdefleißj referiert in
Pharm. Centralh. 47 [1906], 584, ist
mir erst nach Abschluß vorstehender
Versuche bekannt geworden.
78. Versammlung
Deutscher Naturforscher und
Aerzte zu Stuttgart
vom 16. bis 22. September 19C6.
Abteilung für Pharmazie und Pharma-
kognosie.
Durch Prof. Dr. E. Rupp in Marburg
gelangten folgende Mitteilungen aus
dem pharmazeutisch-chemischen
Institute der Universität Mar-
burg von Geh. Reg. -Rat Prof. Dr.
Ernst Schmidt zum Vortrag.
I. Corydalisalkaloide.
Im Verlauf der bisherigen Untersuch-
ungen der Alkaloide von Corydalis
Cava war es, weder bei der Verarbeit-
ung der Knollen, noch der Blätter^ ge-
lungen. Pro top in, das «Leitalkaloid»
der Papaveraceen und verwandter Pflan-
zen, aufzufinden. In letzter Zeit hat
jedoch Makoshi diese Base sowohl aus
chinesischen, als auch aus japanischen
Corydalisknollen und zwar in nicht un-
beträchtlicher Menge isoliert. Die' durch
gelbe Farbe und durch hornartige Be-
schaffenheit äußerlich charakterisierten
chinesischen Corydalisknollen zeigen bez.
der chemischen Natur und der Mengen-
verhältnisse der darin enthaltenen Al-
kaloide bemerkenswerte Verschieden-
heiten von den einheimischen Knollen
der Corydalis cava. Von den Haupt-
alkaloiden der letzteren Corydalisart,
dem Corydalin und Bulbocapnin, konnte
bisher nur sehr wenig isoliert werden.
Dagegen wurden neben Protopin und
anderen Alkaloiden reich !i che Mengen
von intensiv gelb gefärbten
Basen gewonnen, welche in demAeu-
ßeren und in dem Gesamtverhalten
große Aehnlichkeit mit dem Berberin
und seinen Derivaten zeigen. Diese
Basen stehen jedoch zu dem Berberin
in keiner Beziehung, vielmehr handelt
es sich dabei anscheinend um Dehydro-
derivate des Corydalin. Die
intensiv gelb gefärbten Hydrochloride,
welche den Charakter quatemärer Am-
moniumchloride tragen, konnten dareh
Reduktion mit Salzsäure und Zink glatt
in ein farbloses, bei 135 bis 136® C
schmelzendes Alkaloid verwandelt werden,
welches in der Zusammensetzung nnd
in den Eigenschaften, soweit sie bisher
untersucht wurden, mit dem optisch
inaktiven C orydalin fibereinsümmt
n. Ehamnoiide.
Durch frühere, von WaUaschko und
von Brauns ansgef Qhrte Untersuchungen
war einwandfi-ei festgestellt, daß das
Rutin der Gartenraute identisch ist
mit dem Sophorin der Blfitenkno^
von Sophora Japonica. Das Gleiche
ist nach den Arbeiten von Wunderlich
der Fall bei dem Violaquercitrin der
Bifiten von Viola tricolor und dem
Rhamnosid der Bifiten vonFagopyrnm
(Buchweizen?. Das bereits von Bnmns
untersuchte Cappernrutin der Uof-
liehen Cappern, welches in dem Ve^
halten, der Zusammensetzung und in
den Spaltungsprodukten durdiaus mit
dem Rutin fibereinstimmt, zeigte auch
nach wiederholter sorgfältiger Reinig-
ung noch die kleinen, bereits früher
beobachteten Differenzen in dem Er-
weichungspunkte. Dagegen zeigte das
Acetylderivat des Rntin und Cappern-
rutin in dem Verhalten und in dem
Schmelzpunkte vollständige Ueb^«in-
stimmung. S a p o n i n der Quillaiarinde,
welches bei der Hydrolyse, wie andere
Saponine, Pentosen liefert, steht in
den zuckerartigen Spaltungsprodukten,
ganz abgesehen von seinen sonstigen
Eigenschaften, in keinerlei Bexiehong
zu den Rutinen. Während letztere bei
der Hydrolyse Rhamnose and Dex*
trose liefern, gelang es aus den Spalt-
803
ungsprodükten des Qaillaiasaponm Ga-
laktose im kristallisierten Zustande
zu isolieren. Von den gleichzeitig vor-
handenen Pentosen konnte bisher keine
in Kristallen abgeschieden werden. Die
Galaktose wnrde durch Schmelzpunkt,
Osazon und durch Ueberffihrung in
Schleimsäure identifiziert.
in. Tropin, Scopolin.
Im Verein mit dem Scopolin, dessen
Untersuchung mich seit einer längeren
Beihe von Jahren beschäftigt, ist zur
Gewinnung gewisser Direktiven auch
das Tropin zum Gegenstände gelegent-
licher Präfung gemacht worden. Letz-
teres war speziell bei den Produkten
der Fidl, welche diese Basen unter dem
Einflüsse von Halogenwassersto&äuren
liefern.
Das Tropin läßt sich, wie bereits
Ladenburg zeigte, leicht durch Erhitzen
mit Jodwasserstoffsäure in das Hydro-
jodiddes Tropin jodürs: CgHuJNjHJ,
überfahren. In entsprechender Weise
reagiert die bei 0^ gesättigte Brom-
wasserstoffsäure bei 170 bis 180^. Das
Gleiche gilt für Chlorwasserstofbäure
bei noch höherer Temperatur. Dieselben
Verbindungen, welche sich von dem
Tropin durch Ersatz der OH-Gruppe
J, Br, bezw. Gl ableiten, resultieren
auch, wenn das Tropin mit den Tri-
balogenverbindungen des Phosphors in
Reaktion versetzt wird. Von diesen
Halogenderivateu ist das Bromtropin
als Hydrobromid: CgHi^BrN, HBr, von
van Skm und von Kircher in etwas
größerer Menge dargestellt worden:
farblose, bei 216^ schmelzende, in ab-
solutem Alkohol schwer lösliche Kristalle.
Dieses Bromid ist, wie ein direkter
Vergleich lehrte, identisch mit dem von
EirJiom und von Merck dargestellten
Additionsprodukt desTropidins mit Brom-
wasserstoff. In beiden Verbindungen,
von denen auch die Gold- und Platin-
doppelsalze zur Untersuchung gelangten,
ist die Stellung des Bromatoms im Tro-
pinkem somit die gleiche. Einhorn hat
s. Z. die Vermutung ausgesprochen, daß
sich in diesen Bromiden das Bromatom
nicht an der Stelle befindet, an welcher
im Tropin die OH-Gmppe steht Ob
dies von vornherein der Fall ist, oder
ob erst bei der Einwirkung von Agentien
auf dieses Bromid eine molekulare Um-
lagerung stattfindet, soll hier zunächst
nicht erörtert werden. Werden diese
Tropinbromide längere Zeit in wässeriger
Lösung mit einer berechneten Menge
von Silbernitrat im Wasserbade er-
hitzt, so tritt zwar eine Abspaltung von
HBr, jedoch keine Bildung von
T r 0 p i d i n ein . Die hierbei resultierende
Base ist, wie der Vergleich der bezäg-
lichen Platindoppelsa^e lehrte, nur
isomer mit dem Tropidin. Auch durch
Einwirkung von feuchtem Silber-
oxyd in berechneter Menge konnte aus
dem Tropinbromid kein Tropin re-
generiert werden, ebensowenig wie dies
von Ladenburg bei dem lYopinJodid
realisiert werden konnte. (Hierzu vgl.
auch Pharm. Centralh. Nr. 40.)
Von den Abkömmlingen des S c o p o -
1 i n habe ich in letzterer Zeit, zur wei-
teren Aufklärung der Konstitution dieser
Base, das Hydroscopolin: C8H16NO2,
einer weiteren Prüfung unterworfen.
Diese, zwei OH-Gruppen enUialtende
Base resultiert, wie früher beschrieben,
bei der Reduktion des Hydrobromscopo-
lins: C8Hi4BrN02. Von den, in Fort-
setzung meiner früheren Arbeiten er-
zielten Resultaten möchte ich nur er-
wähnen, daß diese Base bei vorsichtiger
Oxydation mit Chromsäure eine gut
kristallisierende, in Wasser und Alkohol
mäßig leicht lösliche, anscheinend zwei-
basische Säure liefert, welche bei 224^
unter lebhafter Gasentwickelung schmilzt.
Diese Säure wurde mit Hilfe ihres, in
glänzenden, tiefblauen Nadeln kristall-
isierenden Eiipfersalzes isoliert. Letz-
teres verlor im Wassertrockenschranke
im Mittel 20 pGt an Gewicht, einen
Trockenrückstand liefernd, der im Mittel
23,9 pCt Cu enthielt. Bei der Schwierig-
keit, diese Säure in etwas größerer
Menge zu erhalten, ist die Untersuchung
derselben noch nicht zum Abschluß
gediehen. Ich hoffe jedoch, daß durch
dieselbe die Konstitution des Scopo-
lin eine weitere Aufklärung erfahren
wird.
804
IT. WeiBer Präoipitat.
lieber die chemische Natur des offi-
zinelleiiy nicht schmelzbaren weißen Prä-
cipitats gehen die Meinungen ausein-
ander. Während Hofmanriy Marburg
u. A. diese Verbindung als Mercuri-
ammoniumchlorid: NH2HgCl, an-
sehen, betrachten Rammeisberg, Pesd
u. A. dieselbe als ein Doppelsalz von
Dimercuriammoniumchlorid mit
Chlorammonium: NHgaCl + NH4CI. Zur
Aufklärung dieser Differenz habe ich
unschmelzbaren weißen Präcipitat der
Einwirkung von Jodmethyl, bei Gegen-
wart von Methylalkohol, ausgesetzt.
Schon bei gewöhnlicher Temperatur
findet hierdurch allmählich eine voll-
ständige Umwandlunjg statt, und zwar
zunächst in ein schön kristallisiertes,
zitronengelb gefärbtes Produkt, welches
sich schließlich in fast farblose, nadei-
förmige Kristalle verwandelt. Letztere
Verbindung wird direkt erhalten, wenn
der weiße Präcipitat mit Jodmethyl und
Methylalkohol einige Stunden lang im
gescUossenen Rohre erhitzt wird. Dieses
Reaktionsprodukt resultierte hierbei in
kompakten, fast farblosen Nadeln, die
sich aus siedendem Alkohol, worin das-
selbe schwer löslich ist, Umkristallisieren
Hessen. Schmp. 241 bis 242 <>. Bei der
Analyse stellte sich diese, als Haupt-
produkt gebildete Verbindung als ein
Doppelsalz des Tetramethylam-
monium Jodids mit Quecksilberjodid
heraus: N(CH3)4J + HgJ2, eine Verbind-
ung, die früher bereits von Risse auf
anderem Wege erhalten wurde. Die in
diesem Doppelsalz vorliegende Base
wurde in Gestalt ihres Gold- und Platin-
doppelsalzes weiter als Tetramethyl-
ammonium hydroxyd gekennzeich-
net
Die bei der Einwirkung von Jod-
methyl auf weißen Präcipitat in der
Kälte intermediär auftretenden zitronen-
gelben Kristalle ergaben sich bei der
Analyse als ein zweites Doppelsalz des
Tetramethylammonium Jodids :
3N(CH8) J + 2HgJ2.
Die Mutterlangen des ersteren, in
der Wärme erhaltenen Doppelsalzes
N(CH8)4J + HgJ2 lieferten beim frei-
willigen Verdnnstenlassen zunächst noch
KristaJle derselben Art. Schließlich re-
sultierte jedoch ein leicht lösliches, bei
110 0 schmebsendes Doppelsalz in fast
farblosen Nadeln. Dasselbe erwies sich
nach der Analyse als ein Doppelsalz
des Dimethylaminhy drojodids:
NH(CH3)2,HJ + HgJ2. Aus diesen Be-
obachtungen dürfte hervorgehen, daß
das unschmelzbare weiße Präcipitat aus
einem Gemisch von viel Dimerinxri-
ammoniumchlorid-Chlorammonium :
NHgga + NH4CI,
mit wenig Merkuriammoniumchlorid :
NH2HgCl. besteht. Da obige Verbind-
ungen durch Jodmethyl bei gewöhnlicher
Temperatur glatt gebildet werden, so
ist eine moldculare Umlagernng wenig
wahrschemlich.
Acetylchlorid, welches bei ge-
wöhnlicher Temperatur lebhaft auf dem
weißen Präcipitat einwirkt, erzeugt im
wesentlich en Q u e c k s i 1 b e r c h 1 0 r i d -
Chlorammonium: HgCl2 + NH4CI.
Allerdings scheinen sich auch hierbei
kleine Mengen von Acetamid, bezw. von
dessen Quecksilberchloridverbindnng in
bilden ßi. Krauß).
Die mit dem schmelzbaren weißen
Präcipitat und verwandten Verbindungen
in gleicher Richtung angestellten Ver-
suche, sind noch nicht zum AbschlnB
gediehen.
Dozent Dr. Adolf JoUes (Wien) be-
richtete :
Ueber Laevnlosurie und über
den Nachweis von Laevnlote im fitna.
Vortragender war wiederholt in der
Lage, in Hamen von Diabetikeni
Differenzen zwischen der polarimetri-
sthen und titrimetrischen Methode beiw.
der Gärungsprobe festzustellen, die anf
Traubenzucker berechnet 0,2 bis 0,9
pCt betragen. In allen diesen Fillen
war /S-Oi^buttersäure nicht nachweisbar.
Gepaarte Qlykuronsäuren waren nur in
Spuren vorhanden. Nach der Vergir-
ung zeigten die Harne keine Drehung
und keine Reduktion. Albnmm wir
wohl in einigen FÜlen vorhanden, konnie
805
aber auf die DrehaDg keinen Einfloß
ansüben^ da die polarimetrischen Be-
stimmungen im enteiweißten Harne vor-
genommen Würden. Hingegen lieferten
die Harne mit Besorcin und Salzsäure
die charakteristische Rotfärbung. Nach
dem Vergären fiel die SeliwanofjTsche
Reaktion negativ ans. Nach diesem
Ergebnisse konnte auf die gleichzeitige
Anwesenheit von Dextrose und Laevulose
geschlossen werden. Außer in diabet-
ischen Hamen war Jolles in der
Lage, in zwei verschiedenen Ham-
proben, bei denen infolge der positiven
?Vow7wer'schen Probe Dextrose vermutet
wurde, nur geringe Mengen von Lae-
vulose (0,24 pCt bezw. 0,16 pCt) zu
konstatieren. Solche Fälle von soge-
nannten Fruchtzucker-Diabetes sind schon
mehrfach publiziert worden. Jedenfalls
genügt die alleinige Bestimmung der
polarimetrischen Methode zur Bestimm-
ung des Traubenzuckers imHam nicht.
E^ muß auch die Reduktion oder die
Gämng durchgeführt werden.
Vergleichende Untersuchungen haben
ergeben, daß die titrimetrische Methode
mit Fehling^sdi&r Lösung zur Bestimm-
ung der Laevulose im Ham ungeeignet
ist.
Von den gewichtsanalytischen Me-
thoden hat sich am besten bewährt die
Methode von Ost in folgender Aus-
fuhrung : je 100 ccm der Eupferkalinm-
karbonatlOsung werden mit 60 ccm
Zuckerlösung zum Sieden erhitzt, 10
Minuten gekocht und mit der Strahl-
pumpe durch ein Asbestfllter filtriert.
Der Niederschlag wird gut ausgewaschen,
getrocknet, zum Qlfihen erhitzt und im
WasserstofEstrome reduziert. Die Me-
thode gibt befriedigende Resultate in
Hamen, von welchen 60 ccm Fmktose-
Hara etwa bis zu 400 mg Kupfer re-
duzieren. Harne mit mehr als 0,2 pCt
Laevulose müssen entsprechend ver-
dfinnt werden. Ein Vorzug der Methode
besteht darin, daß die durch 1 Teil
Zucker gefällte Kupfermenge das IV2-
bis 3 fache von der durch Fehling'sche
Lösung abgeschiedenen beträgt. Bei
gleichzeitiger Bestimmung von Dextrose
und Laevulose wird die erhaltene Kupfer-
menge sxd Dextrose berechnet; da die
Differenzen zwischen den Faktoren für
Laevulose und Dextrose nach Ost etwa
6 pCt betragen, ist der Fehler für prak-
tische Zwecke bedeutungslos. Bei hohem
Laevulose*6ehalt kann man das Mittel
der Faktoren von Laevulose und Dex-
trose bezw. bei fiberwiegender Laevu-
lose den Faktor der reinen Laevulose
nehmen. Die Berechnung der Laevu-
lose (j) bezw. der Dextrose (x) erfolgt
nach folgenden Formeb:
ma — D
y ~ a-b '
wobei bedeuten:
D = Drehung des Gemisches,
m == die Zuckermenge auf Dextrose
berechnet,
a und b = das spez. Drehungsver-
mögen von Dextrose und
Laevulose.
X = m — y.
Wenn man mit einem Apparate von
Ventzke arbeitet, so entspricht
1 pCt Dextrose = + 3.06« F,
1 » Laevulose = — hßl^ V.
In Kreisgraden ausgedrückt, ent-
spricht
1® F = 0.3448 Kreisgrade, oder
1 pCt Dextrose = + 1.076»,
1 » Laevulose = — 0.493^
Bei Apparaten» welche direkt Pro-
cente Dextrose im Harne angeben, sind
die Ablesungen auf Bogengrade zu re-
duzieren durch Multiplikation mit 0.931.
Bezüglich der polarimetrischen Be-
stimmung im Harne weist Ä, Jolles
darauf Un, daß die Angaben von 22. <&
0. Adler, derzufolge Laevulose durch
Bleiessig gefällt werde insofern nicht
richtig sei, als durch entsprechenden
Zusatz einer neutralen Bleiacetlösung
Laevulose im Ham nicht gefällt wird,
wofür quantitative Belege erbracht
werden.
806
Abteiluns: für Geschichte der Medizin.
Geschichte des Naturselbstdrncks.
Von Hermann Schelenx in Kassel.
(Yom Vorsitzenden der Abteilung verlesen.)
In der Fährte des Wildes, im Abdrack
der schmutzigen Hand auf hellem Unter-
grunde ist der erste «Naturselbstdruck»
zu erblicken. Wem er zuerst in die
Augen fiel und wer ihn nachzumachen
suchte, der ist der Entdecker dieses
Druckverfahrens, das so allerdings erst
1853 von dem Direktor der Kaiserlichen
Staatsdruckerei in Wien Alois Auer ge-
nannt wurde. Vermutlich hatte erst die
Erfindung der Buchdruckerkunst die
Erfindung der Kunst zur Folge, Pflanzen-
teile direkt als Druckform einzufärben
und von ihnen Abzüge auf Papier her-
zustellen. Als erster, der von dem Ver-
fahren berichtet, muß auch jetzt noch,
wie es schon früher seitens Martim'
geschehen ist, Älexius Pedemontamis
angesehen werden. Ob er, was nicht
ausgeschlossen ist, sein Verfahren nicht
irgendwo auf seinen Reisen gesehen, ist
vorerst nicht zu ermitteln gewesen.
Schon im Anfang des XVII. Jahrhunderts
sammelte ein Apotheker Saladin in
Straßburg solche Pfianzenabdrücke ->
sein Werk fiel 1870 den Flammen zum
Opfer. Später fertigte Boccone auf seinen
Fahrten eine ähnliche Sammlung an, die
im Ashmole-Museum in Oxford vermut-
lich noch bewahrt wird. Es ist anzu-
nehmen, daß das Naturdruckverfahren
auch anderwärts erfunden und geübt
wurde. Monconys lernte es in Rom von
einem Dänen Walkensten\ Linyi^ be-
richtet darüber, gestützt auf eine englische
Quelle. Inzwischen hatte ein Erfurter
Mediziner Kniphof das ihm mitgeteilte
Verfahren geübt und unter Unterstütz-
ung eines Druckers Funcke zur An-
fertigung von Pflanzenabbildungswerken
benutzen wollen. Kaum ein halbes
Dutzend seiner Arbeiten sind auf unsere
Zeit gekommen. Auch des Apothekers
und späteren Erlanger Professors E, W.
Martius vortreffliche Anweisung und eine
spätere Monographie über die Kunst
vermochten sie wenig zu fördern. Da
machte ein Kopenhagener Kupferstecher
Peter Kyhl 1833 die Entdeckung, daß
getrocknete Pflanzen, auf eine dünne
Bleiplatte gepreßt, genügend tiefe, selbst
zarte Erhabenheiten erkennen lassende
Eindrücke gäben, die galvanisch oder
stereotypisch in Druckplatten zu ver-
wandeln, und die zur Wiedergabe
von flachen Körperformen, Blättern,
Spitzen und dergl. vortrefflich zu ver-
wenden wären. Die Metliode, die un-
abhängig von Kyhl auch in England
entdeckt und geübt wurde, entdeckte
der schon genannte Atier zwanzig Jahre
später in Wien. Sie lieferte tatäudilich
vortreffliche Abbildungen, sie fand aber
doch nicht den Beifall der Wissenschaft
und Technik. Inzwischen wurde die
neue Naturlichtdruckmethode , unsere
jetzige Photographie erfunden. Andi
sie wurde sicher von Vielen zu gleicher
Zeit benutzt, um gleich von Natnr-
objekten (Blättem,Spitzen, Manuskripten)
Bilder zu kopieren (auf der Nator-
forscherversammlung zu Kassel hatte
der dortige Photograph Stephani wander-
schöne Bilder ausgestellt) und später
wurde dieselbe Me^ode dazu verwandt,
Fingerabdrücke, also die Umatnrselbst-
druckerei, nach BertillofB Methode dar-
gestellt, photographisch zu festigen.
Als weiterer Lichtnaturselbstdruck ist,
wenn gleich die Art des druckenden
Lichts eine andere ist, die Röntgen-
Photographie zu nennen, die ja, mit
injizierten Körperteilen vorgenommen,
geradezu überraschende Kleinmalerei,
beispielsweise des Ademgeflechts in
Händen und Füßen erkennen laßt Daß
diese Art Lichtdruck als Woodbury-
Typie auch zu Buchdruckzwecken zn
benutzen ist, muß der Vollständigkeit
wegen erwähnt werden.
(FortsetzQDg folgt)
Sebum ovüe
wird in Pmegl. lekarski 1906, Nr. 31 all
Pillenmasse empfohlen, da es nn Magen
nnlöslich ist, sich dagegen im Darme roO-
ständig löst Ab Schmelzpunkt des Talg»
sollen 45^ (7 verlangt werden. —ix—
807
Ueber die Synthese des Koniin
und über das Isokoniin.
Das Koniin oder d-, a-, n-Propyl-
piperidin von der Formel
CH2
H«c/\CH
H2C
2
CH — CH2 . CH2 . CH3
NH
findet sich bekannüicb neben anderen
Alkaloiden im Fleckschierling (Oonium
maculatnm). Es ist von großem his-
torischen Interesse, weil sein Aufbau
durch Ladenburg die erste Synthese
eines natürlichen Alkaloids war.
Diese vor 1 8 Jahren von Ladenburg*)
durchgeftthrte Synthese des Koniin, auf
welche hier, da sie sich in den Lehr-
büchern der organischen Chemie ein-
gehend beschrieben findet, nicht ein-
gegangen zu werden braucht, ist erst
in allerjungster Zeit von Ladenburg
vollkommen zum Abschluß gebracht
worden.**)
Eis hat sich nämlich gezeigt, daß in
dem synthetischen Koniin ein Stereo-
isomeres des natürlichen d-Koniin, das
Isokoniin, vorliegt, welches durch Er-
hitzen auf etwa 300^ in d-Koniin über-
geführt werden kann.
Die Darstellung des synthetischen oder
Isokoniin geschah in etwas anderer
Weise als früher angegeben wurde.
Während früher Pikolin und Paraldehyd
auf 250 bis 260^ erhitzt und so direkt
in Allylpyridin (besser Isoallylpyridin),
NC5H4.CH:CH.CH3, verwandelt wur-
den, hat jetzt Ladenburg a-Pikolin mit
Aldehyd und Wasser nur auf 150^ er-
hitzt und so das von ihm früher dar-
gestellte Methylpikolylalkin (Kp.
116 bis 120^ unter 13 mm Druck)
NC5H4.CH2.CH(OH).CH3 gewonnen,
dem dann durch Erhitzen mit konzen-
trierter Salzsäure Wasser entzogen wurde.
*) Ladenburg, Ber. d. Dentsch. Chem. Oes.
22 [1889], 1404.
**) Ladenburg ^ Ber. d. Dentsch. Chem. Oes.
39 [1906], 2486.
So entsteht Allylpyridin, gemengt
mit Chlorpropylpyridin
NC5H4 . CH2 . CHCl . CH3,
welches Gemenge durch Reduktion mit
Natrium und Aethylalkohol inaktives
(racemisches) Koniin vom Kp.
166 bis 168 0 liefert. Die Base wurde
durch Weinsäure gespalten, üdan er-
hält das d-Isokoniinbitartrat in
gut ausgebildeten Kristallen vom Schmp.
660.
Das daraus gewonnene d-Isokoniin
hat das spezifische Drehungsvermögen
[a]D^*= 19,2® während reinstes d-Koniin
das Drehungsvermögen 15,6^ besitzt.
Das Isokoniin siedet bei 163,6<),
korrigiert bei 167 0 (d-Koniin bei 166
bis 167®). Das spez. Gewicht ist bei
170 = 0,8472, bei 20^ = 0,8445 (das
spez. Gewicht des d-Koniin ist 0,845
bei 20^. Das Bitartrat schmilzt
lufttrocken bei 54 bis 65^, das Chlor-
hydrat bei 221 bis 222^ das Platin-
doppelsalz nach dem Trocknen bei
1740, also fast genau wie bei d-Koniin.
Auch die kristallographische Untersuch-
ung des Platindoppelsalzes und des
Bitartrats ergab für diese Körper die-
selben Formen und Winkel wie für die
entsprechenden Salze des d-Koniin.
Der einzige Unterschied, der also
zwischen Isokoniin und Koniin bisher
festgestellt ist, besteht in dem höheren
Drehungsvermögen des ersteren (etwa
4^ Differenz).
Umwandlung von Isokoniin in
d-Koniin. Zur Vervollständigung der
Koniinsynthese war es nötig, das Iso-
koniin in d - Koniin zu verwandeln.
Es gelingt dies leicht durch Erhitzen
von Isokoniin mit festem Kali zum
Sieden oder durch Erhitzen desselben
für sich auf etwa 300^.
Dadurch ist also die vollständige
Synthese des d-Koniin ausgeführt
Gleichzeitig ist durch den Beweis der
Existenz des Isokoniin die Theorie
des dreiwertigen, asym-
metrischen Stickstoffs von
Ladenburg sicher gestellt Sc.
808
Neue Arzneimittel.
'Aethylfonniaty eine leicht bewegliche
Flüflsigkeit, von der 35 Tropfen ein Gramm
wiegen, mischt sich mit Wasser in jedem
Verhältnis nnd wird nach Jonm. d. praotic
1906; 25. Ang. als harntreibendes Mittel
angewendet. Tagesgabe: 1 bis 3 g. Ver-
gleiche hierzu Pharm. Gentralh. 45 [1904],
519 unter Ameisensäure- Aethylester.
Antistreptokokkenserum «Bern» wird
von Pferden gewonnen, welche mit einer
großen Anzahl (mehr als 80) Streptokokken-
stämmen verschiedenster Herkunft lange Zeit
vorbehandelt sind. Die Streptokokken-Kul-
turen werden direkt von Menschen ohne
Tierpassage aus den Erankheitsprodukten
der verschiedenen Formen von schweren
Streptokokken-Infektionen nur auf künst-
lichen Nährböden gezüchtet Ihre Zahl wurd
dauernd durch Hinzufügen neuer Kulturen
auf der gldchen Höhe gehalten, wenn von
Zeit zu Zeit Stämme, die länger als ein
Jahr fortgezüchtet sind, ausgeschaltet werden.
Die geringste Menge, die bei leichten
Fällen einzuspritzen ist, beträgt 10 cem, bei
schweren Fällen 20 cem und werden dem-
entsprechende Füllungen abgegeben. Außer-
dem wird das Serum in zwei Herstellungs-
arten versandt, nämlich mit und ohne Phenol-
zusatz. Letzteres Präparat ist auf besondere
Weise keimfrei hergestellt und wird in den
Fällen angew^det, in denen größere Mengen
eingespritzt werden müssen. Beide Sera
halten sich ein Jahr und müssen bis auf
einen gewissen Bodensatz klar sem. Dar-
steller: Schweizerisches Serum- und Impf-
institut in Bern.
Arteriöse ist ein alkoholfreier Eisen-
Mangan-Albuminat-Liquor, der 4 pCt Eisen
und 1 pCt Mangan enthält und sowohl mit
Brom als Brom* Arteriöse, als auch mit Jod
als Jod- Arteriöse von «Sicco», Friedrich
Oiistav Sauer, 0. m. b. H. in Berlm W
35, Lützowstraße 106 in den Handel ge-
bracht wu^.
Genickstarre - Serum (Pharm. Gentralh.
47 [1906], 691) wird von Pferden durch
Immunisierung mit Kulturen von Diplo-
coceus meningitidis intracellularis gewonnen.
Das Serum ist nur wurksam bei Erkrank-
ungen, die durch obigen Bacillus hervor-
gerufen werden. Die Anwendung soll mög-
lichst frühzeitig erfolgen. Es empfiehlt äeh
für die erste Einspritzung eine Menge von
10 cem zu wählen und im Laufe der
nächsten Tage eine zweite und dritte folgen
zu lassen. Das Serum ist unbedingt steril
und enthält 0,4 pCt Phenol.
Jeooleinum ist nach 0. db R, Fritx
ein aus gereinigtem Dorschleberfett und
Rmdertalg hergestellter Salbenkörper. Er
kommt als Jecoleinum anhydrienm,
aquosum (mit 10 pCt Wasser), gelati-
natum (mit 10 pGt steriliaerter Gelatine)
und glycerinatum (mit 10 pGt Glycerin)
in den Handel.
Krouämatogen*) ist das Wortzeidien für
Kronen-Hämatogen, welches auch mit
Jodeisen in den Verkehr kommt
Menthymin*), früher Menthnttin ge-
nannt, besteht aus Tolubalsamsirup sowie
Mentha- und Tbymiansirup.
Migrälets*) sind Migrophen-Tabletten.
MUch-Hämatogeu wnd bereitet aus 100 g
kondensierter Mileh, 3 g Aetznatronlange,
900 g weingeistigem Hämoglobnieztrakt
«Sicco» und 1 g Vanillin.
Pavykol ist ein Mittel in Form von Ta-
bletten, deren Zusammensetzung noeh nn-
bekannt ist und vom Pharmae.-ohem]8elien
Institute Dr. E. Orosch in Genirode
(Harz) gegen Zuckerkrankheit empfdilen
wird.
Ouinquor Spiritus saponati*) ist eine
konzentrierte Seifenlösung, von der 1 kg
mit 2,25 kg Spiritus und 1,75 kg destill-
iertem Wasser den offizineilen Säfenspiritos
gibt.
Ehabarber-Kugeln, komprimierte stdlen
einen Ersatz der aus der Wurzel gedrehten
Kugeln dar und werden von Caesar dt
Loretx in HaUe a. S. hergestellt
Sahli'selie Desmoidpillen = Desmoid-
beutelchen (Pharm. Gentralh. 46 [1905J,
826).
Skopomorphin ist eine sterilisierte Sko-
polamin-Morphin-Löeung nach Korff, die in
Glasröhrchen zu 1 ocm von J, D. Bieiely
*) Darsteller: Sicco, mediziD.-chem. Institot
Friedrick Oustav Sauer^ G. m. b. U. m
Berlin W 35, Lützowstraße 106.
809
A.-0. in BerliD; in den Handel gebrabht
wird. Anwendung: asor Betäabong.
Syrolat*) ist ein Sirolm-Enatz.
Theonasal. Unter diesem Namen bringen
O. <Sb R. Fritx in Wien Theobromin-
Natrinmsalicylat mit garantiertem Theo-
bromingebalt in den Verkehr.
Theyolip ist der jetzige Napie fflr Thio-
lan (Pharm. Gentralh. 46 [1905], 372,
409). Dasselbe wird auch mit Oel ver-
dflnnt von Conrad Edel in Halle a. S.,
Olearinsstraße 11, in den Handel gebracht
Thymophen*) ist eine Flfissigkdt unbe-
kannter Zusammensetzung, die zur Sehmerz-
linderung und aki Antiseptikum angewendet
wird. Der Darsteller teilt in seiner neuesten
Vorschriftensammlung die Zusammensetzung
Ton Hustentropfen, Sonnenbrand - Crdme,
Mflekenstich-GrSme, -Spiritus und -Stifte,
Asthma- Zigaretten, Eeuehhustensaft, Des-
infiziemngs-Zerstäuber sowie klarbleibendes
Mundwasser mit, bei welbhen allen Tby-
mophen Verwendung findet
Tusslets'*'). Drag6es aus Menthol, Thy-
mol, Vanillm und Zucker. H, Mmixel.
Zur Prüfung von Eresolseifen-
lösung
hat Eorpsstabsapotheker Utx das Refrakto-
meter herangezogen und in der Apoth.Ztg.
1906, 762 über die erhaltenen Ergebnisse
ausführlich Bericht erstattet Diesem ist fol-
gendes zu entnehmen:
Das Gresolum crudum des Arzneibuches
stellt bekanntlich kein stets gleichbleibendes
Produkt dar) sondern ein Gemisch des o-,
m- und p-Ereeol. Diese, von E. Merck
bezogenen Präparate besaßen bei 15^ (7
folgende Brechungsvermögen: Gresolum pu-
rissimum o- : 1,5492, m- : 1,5402 und
p- : 1,5415. Bei fast 10 Rohkresolen des
Handels schwankte die Refraktion zwischen
1,5414 und 1^5444. Ein besonders schönes
Rohkresol, das sich in 8proo. Natronlauge
vollständig klar löste und auch zu eingehen-
den Versuchen herangezogen wurde, besaß
eine Refraktion von 1,5435.
'*') Darsteller: Sicco, medizlD.-ohem. Institut,
Friedrich Gustav Sauer ^ 6. m. b. H. in
Berlin W 85, Lütsowstraße 106.
Sehmiersofe*) zeigte ein Brechungsver-
mögen von 1,4348, eine Lösung derselben
in der gleibhen Menge destiliierten Wassers
1,3868.
Verschiedene Proben von Eresolseifenlös-
ung, nach dem Deutschen Arzneibuch aus
gleiöhen Teilen Rohkresol und verschiedenen
Handelssorten von Schmierseife bereitet her-
gestellt, besaßen einen Brechungsindex von
1,4912 bis 1,4930.
Gemische, welche in allen möglichen an-
deren Verhältnissen bereitet waren, ergaben
bei der Bestimmung |der Refraktion (1. c),
daß sowohl ein höherer Gehalt der Eresol-
seifenlösung an Schmierseife, als auch an
Wasser den Brechungsindex herabzusetzen
vermag, während ein höherer Eresolgehalt
das Brechungsvermögen erhöht
Will man einen Anhaltspunkt inbezug des
Brechungsmdex des verwendeten Rohkresol,
so hat man nur nötig, die Kresole auf
irgend eine Weise abzuscheiden und mittels
des Refraktometers zu untersuchen. Wenn
es auch nicht möglich ist, den Gehalt einer
Eresolseifenlösung an Kresol durch die Re-
fraktion genau zu bestimmen, so gestattet
die Methode dobh, einen annähernden Schluß
auf die vorschriftsmäßige Beschaffenheit oder
auf eine falsche Zusammensetzung zu ziehen.
Verfasser empfiehlt sie daher als Vorprobe.
Beträgt die Refraktion einer Eresolseifen-
lösung 1,4910 oder darunter, so wird sie
als verdächtig zu bezeichnen und eine Be-
stimmung dtt Eresolgehaltes vorzunehmen
sein. Im entgegengetzten Falle kann man
von einer weiteren Untersuchung absehen.
Zu bemerken ist noch, daß sich zu dieser
Untersuchung ein Eintauchrefraktometer nicht
verwenden läßt, da einmal die Brechungs-
indioes nicht in den Bereich der Skala dieses
Instrumentes fallen und zum anderen die
Eresolseifenlösung auch zu stark gefärbt ist
Auf gleiche Weise untersucht ergab das
echte Lysol von Schülke dt Mayr eme
Refraktion 1,5068. ~<»—
*) Unter Schmierseife ist Sapo kalinus des
D. A.-B. rv zu verstehen. Die für Seife an-
gegebene Zahl 1,4348 bezieht sich auf eine Seife,
die dem Durchschnittswert einer größeren An-
zahl von Proben entspricht.
810
■ ahrungsniittel-Ohenii«!
üeber den Oehält
des Kaffeegetränkes an Koffein
und die Verfahren zu seiner
Ermittelung.
Von den Arbeiten ans dem Kaiserl.
Oesnndheitsamt Bd. XXIII; Heft 2, S. 315
bis 332 ist eme solche von P, Waentig
nnter dem obigen Titel veröffentlieht. Der
Verfasser beschäftigte sich, nachdem er knrz
die Fehler and Unznlftnglichkeiten der filteren
Methoden der Eoffeinbestimmnngen darge-
tan hatte, mit emer Nachprüfung der gegen-
wftrtig aliein in betracht kommenden 3 Ver-
fahren (anter ansschließlicher Verwendang
gerösteten Kaffees) von Eilger nnd Jucke-
nach, von C C. Keller nnd von J. Katx.
Das Verfahren von Hilger and Jucke-
nach gibt dnrchweg zu niedrige Werte,
deren Grand m Verlnsten zn sadien is^
für die wahrscheinlich das Arbeiten mit dem
volnminOsen, kolloidalen, schwer aaswasch-
baren Thonerdeniederschlage verantwortlich
za machen ist Das dabei erhaltene Roh-
koffein ist aemlich rein. Das Keller^sdlie
Verfahren lieferte ein dankelbraanes Koffein,
das sich anch darch Umkristallisieren nicht
reinigen ließ. Tierkohle hJUt selbst von
reinem Koffein beträchtliche Mengen (bis zn
32 pCt) zurück and ist daher angeeignet
zur Reinigung. Die nach Keller gefnndenen
Werte fallen alle infolge der Vernnreinigangen
viel zu hoch aus. In allen Fällen hat sich
dagegen das Verfahren von J. Katx be-
währt. Die umfangreichen Nachprüfungen
von Waentig lehnen sich zum größten
Teil eng an die Katx'adien Arbeiten an
nnd bringen eine volle Bestätignng der von
diesem veröffentlichten Resnltate.
In die Vereinbarungen für die emheitliche
Untersuchung der Nahrungs- und Genuß-
mittel sollte nunmehr auch dieses zwar etwas
amständlichere, aber allein sichere Ergeb-
nisse liefernde Verfahren alsbald Aufnahme
finden, während das Förster- Riechelmann-
sehe, gegen das schon so viele Emwendangen
vorgebracht wurden , endlich daraus ver-
schwinden sollte.
Das ältere £a^^'sche Verfahren, welches
von Waentig gleichfalls in den Kreis seiner
Nachprüfungen einbezogen wurde, findet
sich Pharm. Gentralh. 44 [1903], 55, re-
feriert. Um dasselbe auch für gerösteten
Kaffee, m weldiem das Koffein stets in
enger Bindung an die Farbstoffe aoftritt,
brauchbar zu machen, hat Katx in zwei
weiteren Arbeiten wesentliche VerbeBsenmgen
eingeführt (vergl. Pharm. Gentralh. 45 [1904],
363.)
Alle Nachprüfungen, die sich u. a. daran!
bezogen, ob reines frisdi geftlltes BM-
hydroxyd und der Zusatz von Paraffin,
welche beide Katx bei der Reinigung seines
Rohkoffein verwendet, zersetzend auf difl
Koffein wirken könnten, hatten dasselbe
negative Resultat ergeben, wie die von
Hilger und Juckefiack und von Kotz
ausgeführten Versuche. Ebenso kann min,
wie Katx dies vorschreibt, unbedenklich
änen entsprechenden Teil des ersten Filtnii
des Ghloroformauszuges für die weitere Be-
stimmung verwenden. Die zweimalige üeber-
führung des Koffein m eine andere flflarige
Hiase wirkt sehr günstig auf die Zurück-
haltung der färbenden Stoffe.
Waentig hat eine weitere Verbessemng
dadurch erzielt, daß er nach dem Vorgange
von Hilger und Juekenack TetradiloikoMah
Stoff statt des Chloroform bei der PerforatioB
anwandte. Der erstere Körper bedtzt allem
Anschein nach ein weit größeres LOsongi-
vermögen für Kotfein als den gefilrbten
Verbindungen gegenüber, woraus folgt, daß
aus der wässerigen Lösung, in welcher in
hydrolytischer Spaltung sowohl JSoffeln, wie
Farbsubstanzen enthalten sind, allmiWidi
alles Koffein in fast reiner Form extrahiert
wu^, und die ExtraktionsflttaBigkeit hdl
bleibt Indessen ist zu beachten, daß die
Löalichkeit des Koffein in TetraohloikoUen-
Stoff viel geringer ist, als im GUorofiNnD.
Die Erschöpfung im Perforator nach Katx
muß daher bei Anwendung des Tetraehlor-
kohlenstoffis auf 10 Stunden ausgedehnt
werden.
Waentig hat nun zur Entsdieidung der
Frage, welchen Koffeingehalt denn eine
Tasse Kaffee aufweist, dch da somit
als einzig brauchbar befundenen Kaix^A^
Verfahrens bedient und kommt auch hierbei
811
zu fast denselben Resultaten wie Katx.
Eine Tasse Kaffee von 150 g Rauminhalt,
hergestellt ans einem Aufguß von 15 g mög-
lichst fein gemahlenem Kaffee von mittlerem
Koffeingehalt mit 300 g Wasser enthält^
je nach der Bereitungsweise, 0,06 bis 0,1 g
Koffein. Unter Berfickaiehtigung der Schwank-
ungen im Koffeingehalt der natürlichen
Kaffeebohnen, der im gerösteten Kaffee bis
4 pGt betragen kann, und da doch die zur
Bereitung des Getränkes verwandte Menge
gemahlenen Kaffees sehr verschieden ge-
wählt wird, läßt sich die Behauptung auf-
steilen, daß die in einer Tasse Kaffee mitt-
lerer Größe dargebotene Koffeinmenge
schwerlieh 0,5 g, d. i. die größte Einzel-
gabe des Arzneibuches, überschreiten wird,
daß sie aber für gewöhnlich innerhalb 0,06
bis 0,1 g liegen wurd.
(Wenn auch nicht im geringsten bestritten
werden soll, daß die vorliegende Arbeit von
Waentig durch ihre exakte Nachprüfung
der neueren Koffeinbestimmungsverfahren
und durch einige Erweiterungen der Katz-
sehen Untersuchungen recht wichtig und
angebracht ist, so muß es doch befremden,
daß in einem Teil der Tagespresse dem
Verfasser solch außerordentliche und zum
teil unverdiente Lorbeeren gestreut werden,
die nur auf Unkenntnis der betreffenden
Referenten beruhen können. Denn wenn
im Chemnitzer Tageblatt behauptet wird,
Dr. Waentig sei der Erste, der überhaupt
exakte Koffeinbestimmungen im Röstkaffee
ausgeführt habe, so geht die Unhaltbarkeit
dieser Behauptung am besten aus Waentig's
eigener Arbeit hervor, der — weit entfernt
davon, die jEa^^'schen Verdienste schmälern
zu wollen — wiederholt darauf hinweist,
daß er zumeist nur die Ergebnisse des
Letzteren bestätigt und erweitert habe. Der
Berichterstatter?) -^del.
Es sei hier daran erinnert, daß sich
normalerweise im Paprikapulver sehr ge-
ringe Mengen kleiner Stärkekömohen finden,
die aus dem Samenträger und aus ein-
zelnen Parenchymzellen stammen. Jeder
geübtere Beobachter wird übrigens diese
spärlichen Stärkekömer leicht von absicht-
lich beigemengten unterscheiden können.
-dd.
Mehl im Paprikapulver.
Um geringe Mengen Stärke oder Mehl
im Paprika nachzuweisen, empfiehlt es sich
nach Hockaufy das Paprikapulver vorher
zu entfetten, da die reichlichen Oeltropfen
im mikroskopischen Präparat leicht die Stärke-
kömer verdecken. Der Paprika wird oft
noch besonders «gefettet», um dem Pulver
ein besseres Aussehen zu geben.
Eine Anwendung
der Ge£rierpunktsemiedrigung
in der Nahrungsmittelanalyse
empfiehlt E. Beckmann (Chem.-Ztg. 1906,
484). Die betreffenden UnterBuchungs-
objekte werden mit einem passenden Lös-
ungsmittel extrahiert und die Gefrierpunkts-
emiedrigung bestimmt^ aus der man dann
auf die Menge der in Lösung gegangenen
Stoffe schließen kann. Besonders bei der
Untersuchung der Gewürze hat die Me-
thode gute Resultate gegeben : 5 g Gewürz
werden mit 30 g Aethylenbromid extrahiert.
Dabei ergeben sich folgende Erniedrigungen :
Anis 0,8
Macis (Banda) 2,46
Nelken (trocken) 2,18
NeJken (feacht) 2,24
Pfeffer (weiß) 0,87
Senf (schwarz) 0,58.
Feuchte Gewürze zeigen eme etwas größere
Erniedrigung. Zur Bestimmung des Gehaltes
an ätherischen Oelen werden diese durch
Erwärmen verjagt und die Bestimmung
wiederholt Die Differenz der beobachteten
Depressionen entspricht dann der Menge der
flüchtigen Stoffe. Als wdteres Untersuch-
ungsobjekt eignen sich die aromatischen
Wässer. Dabei muß der Alkoholgehalt durch
Schüttehi der Aethylenbromidlösung mit
Wasser entfernt werden und von den er-
haltenen Erniedrigungen die Maximalemiedrig^
ung des Wassers in Aethylenbromid abge-
zogen werden. Das Milchfett läßt sich
gleichfalls mit Aethylenbroinid gut ausziehen
nach Zerstörung der Eiweißstoffe durch kon-
zentrierte Salzsäure oder Schwefelsäure. Unter
Annahme eines mittleren Molekulargewichtea
von 760,3 erhält man mit den nach an-
deren Methoden erhaltenen übereinstimmende
Werte. Diese Methode eignet sich zur Fett-
812
beBÜmmnng in Käse und Gebäck. Auch
mit Eakaopolver fielen die Versuehe günstig
ans.
-he.
KonsnmTereine nnd Kahrnngsmlttel«
kontroUe* Die Meinung, daß Eonsumyereine
nicht anter die Nahnmgsmittelkontiolle fallen,
ist irrtümlich. Kürzlich hat die Strafkammer
des Landgerichts Halle den Lagerhalter eines
solchen Vereins zu 50 Mark Geldstrafe Ter-
nrteilt, weil er sich geweigert hatte, einem
revidierenden Polizeibeamten behofis ohemisoher
üntcrsachnng eine Probe Fett and zwar gegen
Bezahlang za verabreichen. Das Oericht näm
an, der I^igerhalter sei aaf grond von §§ 2 u. 9
des N.-M.-G. zar Abgabe der Fettprobe ver-
pflichtet gewesen. P. 8.
Pharmakognostisohe Mitteilungen.
Ueber Saponarin.
Unter den Botanikern ist es bekannt, daß
die Epidermiszellen einiger Pflanzen mit Jod
blan gefärbt werden; beim Erwärmen ver-
schwindet diese Färbang. Die Reingewmn-
nng der Substanz, welche die Blaufärbnng
veranlaßt, ist bisher nicht versnoht worden.
O, Barger stellte nun bekanntliob ans
Saponaria offidnalis (vergl. Pharm. Gentralb.
44 [1903J; 549) ein gelbes kristallinisches
Glykosid (Saponarin): O21H24O12 dar, welches
beim Auflösen in Kalilauge, Ansäuern der
Lösung mit Essigsäure und Hinzufflgen von
Jod einen gallertartigen Körper bildete, der
beim Erwärmen sich gelb färbte und beim
Eingießen in Wasser eine tiefblaue Färbung
verursachte, über deren Entstehung nichts
näheres bekannt ist Beim Kochen mit
verdünnter Säure wird das Glykosid in den
Farbstoff Vitescin: G15H14O7, der mit
Jod nicht reagiert, und in Glykose ge-
spalten. Die Richtigkeit der Formel fflr
Vitescin, das die gleichen Spaltungsprodukte
wie Apigenin liefert, stützt Barger durch
Molekulargewichtsbestimmungen. 2V.
Pharm. Joum, 1906, 33.
weil sie sonst schwarz werden. Nach kurzer
Aufbewahrung läßt sich die Samensehtle
leicht mit den Fingern entfernen. Wenn
die Ernte die Nachfrage deckt, wird der
Ueberschuß in Blättern von Thaumatococeos
Danielli Benth. verpackt und in Körben
aus Palmblättem aufbewahrt. Die NOsae
werden hauptsächlich auf dem Seewege ex-
portiert, aber die doppelte Menge wird ins
Hinterland geschickt Zr.
BtäUtin Kew Qardens 1006, 89 nach Pham^
Joum. 1906, 106.
Ueber
Die cLaboshi» oder «Labogie» der Pro-
vinz Nup^ in Nord-Nigeria stammen nach
0. Stapf von Cola acuminata Schott et
EndL Diese Art hat nur zwei Kotyledonen.
Nach Stapf kommt der ersteren Art die
Bezeichnung «Cola acuminata» zu, so daß
Schumann sich im Irrtum befindet, wenn
er die Art mit zwei Kotyledonen als «Cola
Vera» benennt. Kolabäume beginnen im
6. oder 7. Jahre Früchte zu tragen und
zwar trägt ein Baum deren 40 bis 50,
die im Schatten aufbewahrt werden müssen.
Ueber die Zusammensetzung des
ätherischen Oeles von Fitto-
sporum undulatum,
einem in Südwest -Australien einheimischen
Baume, berichtete Tutin in der Ghemietl-
Society. Die zerquetschten Früchte haben
einen orangenähnlichen Geruch nnd fiefera
bei der Destillation 0,44 pOt eines äther
iseben Oeles, das sieh beim Aufbewahren
leicht verändert. Frisch destilliert zeigte es
die Kennzahlen : d = 0,8165, [ajo = +74« 4'.
Es enthielt eine Spur freier Säare, rttcUiebe
Mengen Ester, keine Aldehyde und Ketone
und ein wenig Phenol (Eugenol, dem Ge-
rüche nach). Bei der fraktionierten Destillatiott
wurden die verschiedensten Bestandteile er-
mittelt und zwar: bis 1650 C Pinen 4 pOt;
von 173 bis 180^ Limonen 75 pCt; von
200 bis 2250 wahnchdnlich ein Alkohol
C9HX4O, der bei der Oxydation ein knmarin-
ähnlich riechendes Keton gab ; von 263 bis
2740 em optisch inaktives dlcyklisches Sesqni-
terpen: G15H24 (spezifisches Oewiebt 0,910,
Brechungsindex 1,50), das kern Nitroeo-
chlorid gibt und mit Brom nnd GhlorwaflMr-
stoffiBäure kerne beständigen Verbindongen
liefert. Ir.
Pharm, Joum, 1906, 7öö.
813
Verschiedene MMeilungeiii
Ueber die Samenprodoktion
gewisser Pflanzen in Verbindung
mit ihrem Daseinskampf.
Reeht interessante Sehildeningen tlber
dieses Thema bringt der cGosmos». Ge-
wisse Pflanzen entwickeln eine ungeheore
Zahl von Samen, trotsdem sind solche
samenreiehe Pflanzen verhältnismäßig selten.
Die Erklftmng hierfflr ist darin zu Rnchen,
daß dieselben im zarten Alter leicht der
Vernichtung anheimfallen, weil sie infolge
nngfinstiger Äußerer Umstände einen schweren
Kampf ums Dasein fflhren. Um das Aas-
sterben einer solchen Pflanzenart zu ver-
hindern, hat die Natur dnen Ausgleieh ge-
schaffen: den Schwierigkeiten der Lebens-
arhaltung steht die SamenftUle gegenfiber.
Treffende Beispiele hierzu finden sich unter den
Orchideen. Die Lebensbedingungen dieser
Gewächse sind häufig deshalb so schwierig,
weil sie nicht imstande und, die notwendige
Nahrung sich selbst in genügender Menge
zo verschaffen. Sie sind auf fremde Hilfe
angewiesen, und da diese in vielen Fällen
ausbleibt^ gehen zahllose Pflanzenindividuen
and damit eine unberechenbare Menge von
Samen zu gründe. Dementsprechend ge-
hören diese Orchideen nicht zu den ver-
breiteten Pflanzenarten. Sollen ue am
Leben bleiben, so müssen, sie in dem Boden,
der sie trägt, einen Pilz finden und sich
dank seiner Hilfe Nährstoffe verschaffen,
deren sie mit ihren an Zahl beschränkten
Wurzelfasem nicht habhaft werden können.
Wie sehr eine solche Orchidee vom Schick-
sal begünstigt werden muß, um emen für
ihre Lebensbedingungen passenden Pilz zu
finden, mit anderen Worten wie sehr sie
vom Zufall abhängig ist, läßt sich denken;
nur infolge der außerordentlichen Fülle von
Samen ist sie imstande, den Kampf ums
Dasein aufzunehmen.
Darwin fand z. B. bei der Orchidee
Gephalanthera grandiflora 24 000, bd Orchia
mascula 190000 Samenkörner. Eine exo-
tische Orchideenart liefert in jeder Blüte
370 000 Samen, so daß ein einziges Pflanzen-
individuum bis zu 74 Millionen Samenkörner
hervorzubringen vermag.
Wenn man bedenkt, daß diese Orchidee
in jedem Jahre bltlht, welche UeberfüUe
dieser Pflanzen wiederum auf Erden ein-
treten wtlrde, wenn nicht die Bedingungen
für ihr Gedeihen selten erfüllt wären und
zwar so selten, daß noch ein weiterer Um-
stand, wenn sie erhalten bleiben sollen,
schützend hinzukommen muß. Die Wur-
zeln dieser Orchideen, die gewöhnlich aus
langen zylindrischen Fäden bestehen, sind
nämlich netzartig verschlungen und dringen
tief in die Erde ein. Dadurch ist der
Widerstand beträchtlich, den die
Pflanze störenden äußeren Einflüssen ent-
gegensetzt; überdies ist ihr Stengel an
seinem unteren Ende zart, so daß er leicht
bricht, wenn man die Pflanze ausreißen
will. Die Wurzel bleibt somit erhalten,
und das Pflanzenindividuum geht nicht völlig
zu gründe.
Außer den verschiedenen Orchideen sind
noch eine Reihe anderer bekannter Pflanzen
außerordentlich fruchtbar, so der Mohn,
der auf einem Stiel 32000 Samen hervor-
bringen kann, femer der Tabak, der sogar
bis zu 360000 Samen liefert u. a. m.
Wgl
Die Wirkung von SUicinm in
Pflanzen.
Nach Hall und Morison spielt Silicium
eme Rolle bei der Ernährung der Cerealien,
die, wie Gerste, beträchtliche Mengen Silidum
in ihrer Asche enthalten; seine Wirkung
zeigt sieh m vermehrter und zeitiger Samen-
bildung. Es verursacht eine vermehrte
Assimilation von Phosphorsäure, auf welche
die beobachteten Wirkungen zurüekzufflhren
sind, aber es ist kein Beweis voifaanden,
daß das Silicium in der Pflanze eine voll-
ständige Ausnutzung der bereits assimilierten
Phosphorsäure veranlaßt oder die Wander-
ung von Nährstoffen aus dem Stengel in
den Samen bewirkt. Sv.
Pharm. Joum, 1906, 106.
Preislisten sind eingegangen von:
Julius Bergmann in Bremen über Drogen,
Chemikalien, Spezialitäten, Weine, Spirituosen.
Farben, Reagentien. Bei den Spezialitäten sind
außer den Einkaufspreisen auch die Verkaufe-
preise angegeben; ein InhaltsverzeicHnis über
die Spezialitäten ist eine sehr wertvolle Beigabe.
814
Zur gesetzlichen Regelung des
Geheimmittelwesens.
In dem in Vorbereitung befmdlichen Ge-
setzentwürfe zur Regelung des Geheimmittel-
wesens sind nach der «D. Med. Wochensohr.»
besondere Geheimmittelkammern vor-
gesehen; in denen Aerzteschaft^ Pharmazie
und chemische Industrie gleichmäßig ver-
treten sein sollen. Die Kammern werden
in geordnetem öffentlichem Gerichtsverfahren;
bei dem insbesondere auch der Fabrikant
des zu prüfenden Medikamentes in aus-
giebigster Weise zu Worte kommen soll;
ihre Entschddungen treffen. s.
Um Blutegel rasch anzusetzen,
reinige man zunächst die betreffende EOrper-
stelle gut, spfile sie darnach mit klarem,
kühlem Wasser ab und bestäube sie dann
mit Zuckerpulver; bez. verreibe das Zuoker-
pulver leicht auf der Haut Darauf bringt
man den Blutegel in einen ausgehöhlten
halben Apfel und legt ihn so an. Der Blutegel
heftet sich nicht an dem säuerlichen Apfel
fest; sondern beißt sofort an der versüßten
HautsteUe ein.
8.
Fiehtenmiste). Die Mistel, die auf Edeltannen
und Kiefern häufig vorkommt, ist bisher noch nie-
mals auf derFichte angetroffen worden. Wenigstens
scheint keine zuverlässige Angabe darüber vor-
zuliegen. In diesem Frühjahr hat Prot Tubeuf
in München, wie er in der NaturwissenscL
Zeitschr. für Land- und Forstwirtschaft mitteilt,
zum ersten Mal eine Fichtenmistel beob-
achtet. £r fand sie in mehreren männlichen
Büschen auf einer etwa 25 m hohen Flehte,
die in einem kleinen Laubwaldgehölz zwisdien
Eppan und Kaltem in Tirol stand. Die in der
Nabe befindlichen Kiefern Waldungen waren von
Misteln dicht besetzt, während die zahlreichen
Laabholzgärten, die zwischen den Kiefern und
in der Umgebung der Fichte wuchsen, -keine
Misteln tragen. Dies legt die Annahme nahe,
daß die Mistel auf der Fichte von der Kiefem-
mistel herstammte. Ln übrigen sind nach Tubeuf
die Laubholzmistel, die Tumenmistel and die
Kiefemmistel als drei besondere Abarten aus-
einander zu halten; die Laubholzmistel scheint
nicht auf Nadelhölzer, die Tannenmistel nicht
auf Kiefern oder liaubhölzer, die Kiefemmistel
nicht auf Laubhöizer oder Edeltannen überzu-
gehen. Der Hauptgrand für das seltene Vor-
kommen von Mistein auf der Fichte ist, wie
Tubeuf glaubt, in der eigentümlichen Besohalfen-
heit der Zweigoberhaut dieses Baumes zu suchen,
die das Würzelchen des Schmarotzers am Ein-
dringen hindert Außerdem kommt inbetracht,
daß, wie schon Nobbe bemerkt hat, die stair
benadelten I^chtenzweige für die hauptsächlichen
Verbreiter der Mistelsamen, die Drosseln, zum
Sitzen und zum Abwetzen des mit Mistelbeeren
beschmierten Schnabels wenig einladend sind.
Korresp.'Bl, ärxtl Kreis- Ver. in Sachsen 1906. | Dresdn. Anzeiger 1906.
s.
Erneuerung der Bestellung.
Zur Erneuerung von ZeitungsbesteUungen bei der Post, welche Ende dieses Monats ablaufen,
bedarf es der Vorausbezahlung des Betrages. Auf den ununterbrochenen and voll-
ständigen Bezug der Zeitung kann nur gerechnet werden, wenn die Anmeldang recht-
zeitig geschieht
Der Postauflage der heutigen Nummer liegt ein
Post-Bestellzettel zur gefl. Benutzung bei.
des
Inhal ts -Ver zeich nis
. Vierteljalipes vom XLVii. Jaiirgange (1906)
der „Pharmaceutisohen Oentralhalle".
* bedeutet mit Abbildung.
Abführmittel, neuere 78S.
Absorbine 733.
Abziehbilder, bleihaltige 554.
Acetauilid, Bestimm. 656.
Aceton, Autotoxikosen 636.
Acetopyrin, Auf bewahr. 780.
Acidol-Pepsin-Pastillen 691.
Adralgin, Bestandteile 777.
Aethylformiat 808.
Alburit, Bezugsquelle 629.
Alkoholgehalt, Bestimm. 586.
Almeidina-Kantsohuk 676.
Aloxanthin 668.
Aluminiumkaseinat 691.
Ameisen und Typhus 5i>0.
Ameisens. Kupferoxydnl 779.
Analgor 733.
815
Anilinfarben, Entdecker 751.
Ankylostommn Duodenale 787.
Anthrasolin 756.
Antirhetunol 508.
Antiseptisohe Tüoher 706.
AnHatreptokokkenserom «Bern»
808.
Antityphöees Serum 733.
Apfel- und CStronensäure 588.
Apotheker dürfen nioht kurieien
737.
Apothekertitel, Führung 651.
Arfiometer, Justierung 634.
Arbutin, Reaktionen 555.
Aiistol Ph. Hiapan. 580.
Aisen, Yergiftongen 587.
Arsenik, Gewöhnung an 701.
Arsol, Bestandteile 733.
ArterioBe 808.
Arzneibuch für das D. R, neue
Ausgabe 662.
Arzneien, Abgabe durch Kran-
kenkassen 780.
Arzneimittel im Umherziehen
543.
Arzneimittel, neue 540. 563.
583. 608. 691. 733. 756. 777.
— sind keine Nahrangsmittel
672.
— sogen. Ersatzmittel 716.
— üeberlassen an Andere 672.
A S, Bedeutong 583.
Aspiropten 777.
Asthma-Cigaretten 663.
der Ph. Hispan. 580.
Asthmakarbon 756.
Atrosogen 606.
Augensalbe, gelbe 630. 739.
Augenverletzungen 618.
Aurin, Darstellung 618.
Austern, Ursache von Typhus
550.
Autanpulver 733.
Bacillus Gomesii Bossi 605.
Balsamika, Anwendung 688.
Bals. Copaivae, Prfifung 685.
— tolutanum, Prüfung 685.
Barbatimaorinde 786.
Barbierstuben, Hygiene 548.
Baumwollsamenöl 554.
Baumwollwaren mit «krachen-
dem» Oriff 633. 662.
Bergmannes Herbosanum 733.
— Eräutennischung 768.
Beriberi, Wesen d. B. 549.
Bettendorf*s Beagens 610.
Bienenmotte 591.
Bierhefe, Bild von Eß 548.
Bismal, Eigenschaften 537.
Bismuth Formic Jodide 691.
Blausäuieglykoside 669.
Blut, menschliches u. tierisches
605.
-- Bestimm, von Eiweiß 587.
Blutalbominpräparate 677.
Bhitegel, Ansetzen 814.
Blutflecke, Nachweis 610.
Blutsalz nach Illing 540.
Bocconia cordata 547.
Bohnen, giftige 673
Bolus alba, Anwendung 592.
Borkalk, Vorkommen 779.
Bomyyal, Anwendung 616.
Borsäure, im Organismus 659.
Borsalbe, freihänd. Verkauf 607.
~ Verkauf in Drogerien 694.
BoTovaccin nach Behring 567.
Brechweinstein, Verwend. 694.
Briefmarken, g^ge 622.
BrilJantgrün, Wirkung 702.
Brom, Bestimmung 610.
BromokoU, Anwendung 702.
Bromyl = Bromalin 563.
Brot für Diabetiker 569.
Bu-Go, Bedeutung 733.
Bücherschau 552. 570. 594.
620. 638. 661. 678. 704. 722.
745. 766. 790.
Bürette nach Kippenberger 782.
Butter, Nachw. von Kokosfett
674.
Butterfett, Beurteilung 569.
Buttermilch, alkidisieite 784.
— Dauerprftparate 785.
Caerusantal-Kapseln 733. 777.
Calciumlactat, Anwendung 743.
Carbo animalis Japan. 707.
Cassia Grandis 614.
Chemie, Kongreß 561. 582. 605.
Chemiker, Versammlung 641.
Chemische Fabriken 543.
Chemisches Laborat. in Stutt-
gart 650.
Chide-Oummi, Gewinnung 786.
Chinidin, Unterscheid. 6S4.
Chinin, Untersoheidung 634
Chinolin, Oxydation 755.
Chlor, BestimmuDg 610.
Chloralhydrat, Bestimmung 782.
Chlumsky'sche Lösung 565.
Cholera, Behandlung 592.
— Heilserum, Gewinnung 777.
Chromo-Saccharometer 717.*
Chrysoform, Eigenschaften 568.
Citrocoll, Anwendung 777.
Citronensaft, gefälschter 659.
Citronen- und Apfelsäure, Vor-
kommen in Früchten 588.
Citrorheumin 608.
Coiisol 563.
Corona 756.
Cortex Pruni sorotin. 700.
Corubin, künstl. Korund 574.
Corydalisalkaloide 802.
Cruringaze, Sterilisierung 757.
Hauermilch, Herstellung 612.
Deckgläschen, Beinigung 641.
Dehydromorphin 609.
Dentol, Bestandteile 73&
Dermasogen ist ein Heilmittel
694.
Destillationsapparate 782.
Desmoidbeutelohen 808.
Diaklysmos, Bedeutung 567.
Diastase, Ebofluß auf die Weiue
562.
Digitoxinum solubile 777.
Diphtherie-Heilsemm, eingezo-
gene Nummern 565. 647.
Dolorant-Tabletten 756.
Doppelkühler nach Glatzel 671.*
Dreifuß, yerstellbarer 671.*
Dunbafs Katarrh-Serum 563.
Duotonal-Tkblets 691.
Dysenterietoxin, Gewinn. 788.
Bier, jodhaltige 757.
Eierteigwaren, Färbung 611.
— Zersetzung 718.
Eisenchlorid u. Kaliumjodid 632.
Eisennährzucker 563.
Eisensomatose 564.
Eiweiß, Verdauunff 66a
Ekiri, Japan. Krazufaeit 567.
Elenchus, Bedeutung 793.
Emodin, Wirkung 788.
EmuMo Ph. U. 8. 566.
— Ol. Jecoris As. Ph. Hispan.
580.
Eosfingeriinge 596.
Erden, eßbare 673.
Erdnüsse, Mschung 785.
Ergotoxine Citrate 777.
Erlenmeyer's Bromwasser 780.
Ermüdungstozine 739.
Erythroprädpitine 567.
Essig aus Essigessenz 588.
Eukäyptus Stmgeriana 699.
Eukalyptusöl, Vergiftung 764.
Eumerola, Bestandt 777.
Eusulfin-Seife 733.
Exodin, Wirkung 788.
Extr. Filiois. Vergiftung 564.
Fette, Untersuchung 608.
Fettpiüfer 782.*
Fichtenharz, Säuren 778.
Fichtenmistel 814.
Filmaron, Wirkung 635.
Filtrieren, in Hieroglyphen 683.
Fisch-Pudding, Sterins. 785,
Fixierungsmethoden 615.
Flammen, Temperaturen 619.
FlammenbcNTOnlampe »Juno» 747.
Fleurs de Oologne 734.
Floridawalkerde 573.
FoliaJaborandi, Untersuch. 614.
Formaldehyd, Nachweis 586.
— kolorimetr. Nachweis 586.
— Unterscheid, von Acetal-
dehyd 633.
— gegen Ungeziefer 769.
— ^ Verbind mit Amiden 672.
:
816
Formasolnm 734.
Fonnoiphen-TabletteD 563.
Formnrol, Anwend. 777.
Freeenios' Laboratorium 792.
Fröhlke's Botlanftinktur 691.
Frostbeulen, Behandlung 743.
Folgaral, Bestandteile 734.
Famigateor peotoral 663.
Faßschweiß, Behandlnog 540.
Clallak, Trockenmiloh 734.
GalleDsteinmittel, «La Zyma»
737.
Oeheimmittel, Anpreisung 672.
— Ankündigung 716.
kammem 814.
Gelatinekapseln Ph. Hispan. 679.
Genickstarre-Serum 691. 808.
— Prophylaxe 589, 651.
Gentiogenin, kristallis. 633.
Gerbsäuren, Bestimmung 599.
Gerbstoffe, Beindarstellung 795.
GeruchsbelAstigung 672.
Gewürze, Unters, d. Gefrier-
punktBemiedrigung 811.
Giftflasohen, neue Form 573.
Giftiiandel 694.
Ginsengwurzel 676.
Glashimn, neuer 695.*
Glasverband, Anwend. 590.
Gloddu. Herstellung 546.
Glycerin, Wertbestimm. .758.
— Gewinn, aus Trestem 562.
Glyceritum Ulmi 739.
Glykogen, Bestimmung 545.
Glykoside, Bildung 614.
Goldkolbe, sibirische 596.
Gonorrhöe, innerliche Mittel
gegen G. 688.
Goocmtiegel, Filtrieren 695.*
Grandira, Bestandteile 691.
Graphit, künstlicher 619.
Großhandel, Begriff 564, 652.
Gumm's Kindermehl 777.
Haarausfall, Ursachen 677.
Hämase, Gewinnung 613.
Hämasepsin, Bestandteile 563.
HSmatogen, Abgabe 652.
Hämatopan, Eigensch. 777.
Hämobinde für Damen 583.
Hämooyanin, Vorkommen 779.
Hämorrhoisid, Darstell. 734.
Hämostan-Tabletten 734.
Halogene, Bestimmung 781.
Hardwickia-Balsam 773.
Harn, Nachw. v. Laevulose 804.
— Nachw. V. Morphin 609.
Hartmann's Ausstellung 574.
Haubikohle, japanische 708.
Hefanol. Hefepräparat 563.
Hefe, faykogenarme 622.
— Vorkommen von Emulsin 739.
Heidelbeerwein, Bereit 760.
HeiUnmde, Ausübung 607.
Heilmittel, Definition 607.
Helcosoma tropicnm 567.
Helium, Verflüssigung 671.
Herbstkatairh, Bedeut. 567.
Hemia-Fillen 734.
Heroin, Höchstgabe 630.
Heu- u. Sauerwurm 545.
Histosan, Eigenschaften 734.
Höchstgaben, Leitsätze 541.
— Berechn. für Kinder 541.
Homöopath Essenzen 653.
Honig, Produktion 662.
Hordein, Eigenschaften 649.
Hühneraugen, Vertreib. 76 i.
Hundestaupe-Serum 756.
Hundskrankheit, Verlauf 567.
Hundswut, Impfung 742.
Hydrargolent, Hg-8albe 691.
Jam, Bereitung 761.
Ichtarsol, Bestandteile 734.
Jecoferrol 583.
Indigorit 629.
Indikator, ein neuer 656.
Lifusa concentrata 696.
Lijektion Hirsch 540, 608.
Inosit, Ermittelung 582.
Jecoleinum 806.
Jod, wässerige Lösung 542.
-- Bestimmung 610.
p-Jodanisol, Bereit. 709.
Jodcatechin, Zusammensetz. 777.
Jod-Gatgut, Bereit. 632.
Jodeisen-Lebertran 646.
Jodoformium liquidum 544.
Jodsilber-Emulsion 646.
Isokoniin 807.
Itrosyl-Pülen 756.
Juniperus tiiurifera 700.
Kaffee, Koffeinbest. 810.
— koffoinfreier 698.
Kahlbaum, Streit um K. 597,
770, 793.
Kalkwasser, Aufbewahr. 778.
Kampher, Anwendung 764.
Kapern, Fälschungen 759.
Kapselfärbungsmethoden 615.
KarbolÖl, Bereitung 561.
— VerwechsL mit Karbolsäure
780.
Karbolwasser, Abgabe 67J.
Kartoffelschädlinge 675.
Kautschuck, künstlicher 696.
Keph^dol, Anwendung 756.
Kesselspeisewasser 758.
Kirschwein, Bereitung 675.
Knöteriehtee 543.
Kobalt, Reaktion auf K. 582.
Kodein, ReaktiQnen 727.
Koffein, Bestimmung 656.
Kohlensäure des Handels 583.
Kohlstrünke, Verwertung 718.
Kohsam, Anwendung 563.
Kokain, neue Reaktion 655.
Koladiastasin 563.
Kolanüsse 812.
Kolibabe's Badekiäiiter 756.
Kollaigol, Antisepsis 768.
Koniin, SyntheM 807.
Konsumvereine, kontrollierbar
812,
Korkstopfen mit Stuiniol 670.
Kot, Nachw. von Bht 5S6.
Kotamin, DoppelsaU 650l
Kräuter, Aufschliefiung 580.
Kresole u. Phenole 667.
Kresolseifenlösung, Pi^. 809.
Kreuzdomsaft 607.
Kronämatogen 808.
Krotonöl, Nachweis 648.
Kurin, Abfähimittel 563.
Kurin-Tabletten 734.
Iiaborator. Apparate, neue 670,*
695,* 782.*
Lait d' Appenzell 540.
Lactoeipulver 658.
Lactoserve 698.
Lafotin-Kreosotorbonat 734.
Lano^n 756.
Larylme 691.
Lathraea Squamaria 649.
Lebertran, isländischer 780.
Lederkolben, undichte 770.
Leinmehl, Stärkegehalt 725.
— Verunreiniguni^en 726
Leishman'sche Körperchen 567.
Lenioet, Darstellung 566.
Lepra, Aethiologie 550.
Leukonitin 567.
Leukotozine 567.
Lieber'sche Kräuter 607.
Liebig's Fleisohextrakt 65a
lightwood-OeL Eigensch. 740.
Linosan-Kapeeln 691.
lipanol, LebertiauMsatz 734.
Liq. Alum. subformidd 757.
— Natrii arsenidci 693.
— sedans 583.
Litharsinpräparate 608.
Luminoskop 706.
LycopcKlium, VerfälscL 633.
Lysargin 631.
Lysine, Bedeutung 567.
Häusetyphus 550.
Magnet-Legierung 706.
Maraplaste, Pflastennull 583.
- richtig: Puaplaste 698.
Medicoferment 734.
Mehle, Sauerstoffzahl 658.
Melal, Bastandteile 563.
Menthol, Anwendung 542.
Menthymin 8C^.
Mesq^räte, fläche 670.*
Met^ Destillation 661
Methylentanninkarbamid 538.
Migrälets 808.
817
Miloh^ Gewinn, in Ohom ö4B.
— Oxydationsindex 606.
— lösliohe Proteine 615.
— Bereit von Dauerm. 612.
— Bereit von Perhydrasem.
613.
Milchhämatogen 80S.
Milchpolver, Bereit 596, 675.
Milchsäore, Daist. 5^.
~ Flüchtigkeit dexs. 608.
Miraonloidm 708.
Monnot-lietalle 706.
Monochlorphenol Merck 616.
Montaninfiuat 748.
Morphacetin = Heroin 540.
Moiphin, Nachweis 654.
— Bestimm, im Opimn 632.
— Fahrlässigkeit 651.
~ gefälschte Rezepte 716.
Moser'sche ErisUlle 779.
Mucilago Gi. arabid 648.
Myrrha, Prüfung 700.
Mytolin, Daistellang 664.
li'ährzaoker nach Soxhiet 545.
Nahrongsmittelfiüschnng and
Presse 724.
Nahrnngsmittelchemiker u. Apo-
theker 771.
NaUcin 652.
Natrium arsenicioom 693.
— hydrosnlfit 717.
— lygosinatam 701.
— peroxydhydrat 582.
Natrnm oansticnm 554, 597.
Natorforscher-Versamml. 747.
802.
Natnrselbstdrack 806.
Nebennierensabstanz 646.
Negri^sche Eörperohen 568.
Neosiode, Eigensch. 734.
Nephretin, Bezugsquelle 563.
Neßler's Beagens 581.
Nickel, Vorkommen 582.
Nickelgefässe , Brauchbarkeit
695.
NoYorenal, Bestandteile 735.
Ockertin, Bestandteile 647.
Oele, äther. aus Sizilien 699.
Oel-Zerstäuber 717.*
Ol. Santali ostind. 691.
Olivenöl, Nachw. von Bulfuröl
760.
Opsomin, Anwendung 540.
Orffinum, Verurtl. 543.
Orga*s' Präparate 540.
Ossin-Guajakolkarbonat 735.
Oven, Eikonserve 658.
Ovotoxin, Wirkung 690.
Oxydationsindex der Milch 606.
Ozon, z. Veredelung von Wein
788.*
Pansecretin, Gewinn. 663.
Paprikapulver, Mehlgehalt 811.
Paraphenylendiamin , Nachw.
574.
Parisiaua-Damenbinde 677.
Parmesankäse, Eteifen 785.
Pastillen-Schneider 778*.
Pavykol 808.
Pepsorthin, Bestandt 716.
Perhydrasemilch 613.
Perhydrol Merck 543.
Permanganatpasten 606.
Peroxydol-Salbe 757.
Petroleumlampe, neue 680.*
Pferdewuist, Erkennung 658
Pflasterunterlagen 674.
Pharmaceut. Gesetze, Auslegung
543, 664, 607, 651, 672, 694,
716, 737, 780
Pharmacopoea Austriaca edit
vm
Allgemeines 661, 683, 748.
Officinelle Präparate 710.
i räpar. des Elenchus 712.
— Hispanioa edit. VII 575.
Phaseolus lanatus 673.
Phenchizine = Orexin 663.
Phenole u. Eresole 657.
Phenolkampher, Anwend. 565.
Photographie , literatur 679,
704. 791.
Photograph, Mitteilungen 551,
593, 637, 660, 703, 721, 744,
765, 789.
Phytopthora infestans 675.
Pillenmaschine, neue 671.
Pinol, Gewinnung 757.
Rpumiol 777.
Pisciol, Ichthyol-Ersatz 777.
Pittospoum undulatum 812.
Pittyien, Herstellung 741.
Praecipitat, weiBer 804.
Proponal, Eigenschaften 701.
Proteinochrom, Bedeut 568.
Protylin, Anwendung 539.
Prulaurasin 669.
Pseudomonas Oerevisiae 548.
PTO, Bedeutung 583.
Pulmonin Pserhofer 735.
Purgatin, NebenwirL 788.
Purgen, Wirkung 788.
Purglets, Bestandteile 692.
Pyrilin, Bestandteile 563.
Pyrocyanase, Anwend. 583.
Iluartonal-Tablets 692.
Quebrachogerbsäure 599.
Quecksilber, Trenn, von Bi 605.
Quillaiarinde, falsche 676.
Quinquor Spiritus saponati 808.
Radinin, Bestandteile 767.
Rad. Belladonnae 614.
— Polygoni bistortae 700.
— Scammoniae 633.
Rahm, homogenisierter 697.
Rapid, Konstruktion 717.*
Rati^hin, Bestandteile 735.
Ray-Seife, üntersuoh. 585.
Reagieigestell, neues 671.4,
Rebensdiädlinge 675.
Reichel's Brudttropfen 694.
Beithofer's Hautsohutz 563.
Respirin, Anwendung 735.'
Restbaoillus von Behring 568.
Rhabarberkügeln, kompr. 808*
Rhabarberkonserven 761.
Rhamnoside 802.
Rhinoculin-Präparate 540.
Rhodeose, Konstitution 657.
Ricinusöl, Untersuch. 648.
Rum, Verkehr mit B. 651.
Säuglinge, Erbrechen ders. 590.
Säuglingsnahrung 583.
Safran, VerfiUsohung 588.
Sahli'sche Desmoidpillen 808.
Sajodin, Eigenschaften 702.
Salacethylum, Anwend. 735.
Salicylacetol = Salaoetol 540.
Salicylsfture, DarstelL 648.
Salioylsäureglycerinformalester
580.
Salimenthol, Anwend. 540.
— u. Samol, Bezugsquelle 583.
Salitannol, Zusammensetz. 563.
Salmiak, Anwendung 5^.
Sal Tartan 748.
Salzgurken^ Konservier. 759.
Sambunigrin, Eigensdi. 669.
Samenproduktion v. Pflanzen
813.
Samol, Bestandteile 540, 583.
Santelöl-Spezialitäten 690, 724.
Santyl, Beurteilung 691, 724.
Sapene-Präparate 58d.
Sapofena, Greolinersatz 692.
Saponarin 812.
Saponine u. Kohlehydrate 581.
Saponit, Seifenstein 554.
Sauerstoff, Reaktion 582.
Schistosomiasis, Bedeut 568.
Schlagdenhauf en's Reaktion 649.
Sohleichera trijuga 547.
Schokolade, Mehlgehalt 749.
Schokoladeplätzchen 751.
Schreibfedern aus Tantal 792.
Schuhcreme, Bereitg. 792.
Schutzringe 670.
Schwärze's Alpenkrftutertee 607.
Schwefel, kolloidaler 776.
Schwefelblumen u. subliauerter
S., lichtige Bezeichnung 648.
Schwefelzucker 696«
Scopolin 803.
Soopomorphin 802,
Seb. ov. zu Pillen 808.
Seifen, Untersuchung 585.
— Analyse nach Fabrion 654.
— Prüf, auf Wasserglas 608.
— Bestimm, der Fettsäuren
608.
818
Sem. Btrophani^i, Prüf. 719.
r- Gebalt an fettem Oel
720.
Senf (Speisesenf), Zersetz. 697.
Sera: antiinfektiöse, bakterio-
trope, oytotiope, hämotrope
667, 568.
Semm gegen Oeniokstarre 691.
— Bonbafs Eatarrh-S. 563.
— gegen Cholera 777.
— gegen Hundestaupe 756.
— opsonisches, Bedeat 568.
Serviettenhüllen 549.
Seztond-Tablets 692.
Sic, gegen Eeaohhnstcn 777.
Simataren, polnische 661.
Siuciom, Wirkung in Pflanzen
813.
Sirapi. Prüfong 687.
Skopolamin n. Skopolin 669.
— Morphin-Dämmerschlaf 763.
Solution Nicolan 735.
Spezialitäten, pharmacentische
715, 736.
— ans dem Gebiete der Nahr-
ungsmittel 761.
Sperma, IJntersaohang 781.
Spinatkonserven 698.
Spiritos, Kleinhandel 607.
Sporenfärbungsmethoden 615.
Spritzröhren nach Kob 696.*
Spruw, Wesen des indischen S.
549.
Sqoiirs Wundpnlver 692.
Stagophor 736.
Stenol 540.
Stereoskopie, Umschwung 721.
Sterilisieren in der Apotheke
670.
StiokstoffbestimmuDg 649.
Storch-Morawski*s Reaktion 781.
Strausfam-Urwald 768.
Strophanthin, Bestimm. 719.
Strychnin, Immunität 636.
Sudoformal 563.
Süßholz, Anbau 652.
Siimmitates Sabinae 720.
Surra = Tsetsekrankheit 568.
Syncytiolyse, Bedeat. 568.
Syphilis, Prophylaxe 763.
Syrolat 809.
Syrupus, zulässige Schreibweise
607.
Tabletten mit Kakaoöl 647.
TannadBtin = Tannigen 540.
Tannalbin, Darstell. 536.
Tannigen, Darstellung 535.
— Zusammensetzung 604.
Tannisol, BezugsqueUe 563.
Tannoferrine, Darstell. 634.
Tannoform, Eigenschaften 537.
Tannopin, Formel 538.
Tantal-Schreibfedem 792.
TC, TGI, TO, TOA, TR, TV,
TX, Bedeutung 568.
Teigwaren, ge&rbte 606.
Terpentin, indischer 676.
Terpentinöl ans Fichtenholz 740.
Terpentinöle, Prüfung 643.
Brommethode 645.
Textilseifen, Untersuch. 655.
Thebain, Reaktionen 623.
Theobromin, Doppelsalze 773.
Theooasal 809.
Theophyllin, Wirkung 592.
Thermit, Bestandteile 574.
Theyolip 809.
Thigmoi-Creme, Verkauf 780.
Tropin 803.
Thymophen 809.
Tinct. Cardamomi comp. 788.
— Opii, üntersachungen 650.
— Strophanthi, Wirkung 617.
Tinkturen, Prüfong 440.
Tinnoleum 735.
Tomatenkonserven 669.
Tonerde, gewachsene 681.
Tonnolazebrkur 694.
Triferrin, Druckfehler 641.
Triotonol-Tablets 692.
Trippermittel s. Gonorrhöe.
Trockenpräparate 737.
Tropin 803.
Triiffelkonserven 613.
Trypanrot, Anwendung 617.
Tubera Aconiti americ. 614.
Tuberkulin nach v. Ruck 735.
Tuberkulose, Injektionen 617.
~ Immunität 591.
— bei der Bienenmotte 591.
— Heilung nach Behring 567.
Tulase nadi Behring 608.
Turpethein, Eigensch. 652.
Tusslets 809.
Typhus nach Genuß von Austern
650.
Cff, Abführmittel 563.
IJlrich's Kräuterwein 543.
üngt. Hydrargyri einer. 564.
oxyd f lavum 630, 739.
üreol Chanteaud 540.
ürisol = Urotropin 540.
Usninsäure, Wirkung 787.
Taocin, Bedeutung 568.
Vafinälkugeln Ph. Hispan. 580.
Valda-Pastillen, Anwend. 583.-
BestandteUe 606, 692.
Valyl, Anwendung 677.
Vanillin, Bestimmung 687.
— Prüfung 597.
Veal KaEEow, Beatsadi 540.
VerbandruckEtfckohen 606.
Verbandwatta 662,
Verbindungs^ u. Bonttanhahn
695.*
VerBeifungszabl, Best 782.*
Vestoso) 540.
Vesuv-Auswurfmaasen 662.
Videant Consules 771.
Vierte Krankheit 568.
Vin Vioor 735.
Vinum jodotannic. 544.
Ph. Hispan 679.
Viiisanoi 664.
Visogen-PiftpaiatB 735.
Vixoi, Beetandteile 709.
Volkshochschulen 792.
Hachs, Extraktionswaohs 654.
Wägefläschchen 782^
Warzen, Vertilgung 764.
Wasmuäi*s Drogensohrlnke 664.
Wasser, BwamwoUreaktioa 681.
— Naohw. von Mn neben Fe
609.
— sterilis. nach Ph. Hisp. 578.
— Bestimm, der BUSOa 585.
— Bestimm, von Mangao 584,
770. 799.
Wasserbäder, verbeas. 695.*
Wasserrersorgung in Breslaa
769.
Weine, südafrikaniaehe 562.
— Statistik der Ahr-W. 538.
— Analysen der Ahr-W. 560.
— Naohw. der Oitronenfliare
759.
— Veredelung durch Ozon 783.*
~ groÄe Fälsohang 5t>9.
WeiA Neurolin » Neuiol 664.
Weissol, Schnupfmittel 735.
Wendelsheimer Eotfettungstee
741.
Winterspinat, Vergiftung 550.
Wismut, Trennung von Hg 605.
Wolfs Eisenwein 778.
Wolframlampe 622.
Wurmkrankheit 766.
Xylol, Anwendung 617.
Tohimbin, Vorkomnen 648.
Sabotebaum, Nutzen 786.
Zinkonal, Zusanunennta. 664.
Zinkperhydroi Merck 636.
Zomotherapie, Bedeutung 568.
Yarlogw: Ar. A« Seluieider, I>Mt4M und Dr. P. NA Dmdan-BkMwtls.
VmmtworUlolMr Leit«r: Dr. A. S«hBeider, Dreidea.
"^ " ' 1 dnnh Jaliai Bpringti, BHtln M., M€aUl««BlsU a.
rr. Titt«] Vaehff. {ffanttk A Mtkl^rPwtaMi.
Pharmaceutische Ceintralhalle
für Deutschland.
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Zeiteehrift für wisBeiiBchaftllche nnd geschäftliche Interessen
der Pharmacie.
Oegrflndet von Dr. Eamaim Hager im Jihre 1869.
Erscheint jeden DonneTSttg.
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OfiseUUtsatelle; Dtüeiea-A.. 21 ; Sohandaner Straße 43.
MM.
Dresden, 4. Oktober 1906.
I Der neaen Folge XXVII. Jahrgang,
xLvn.
Inhalt: Ckaala and PkarHid«; DU«, dar TBhia Erflader de> SodtpcOHsMa. — Dia ZetUlMr der Chemie In
Wort and Bild. — TS. Vsrummluag Deatichgr Nttaifoncber nnd Aenls bu Btnttgirt. — Neos AnneimltCeL —
Ana den Helf'Ubcrger AnmUaa 1906. — Der Nvsliweli and die qnuitll>7e Beatlmnians tod üUrkednip unter B*-
rfieksletiUiDnf der ■[enenmUlohni Uelbode. — PiDfai» ton Oleom cmmphontnm. — NakraB(iBitt«I-OfeaBl«.
TknapmtiMhB MltUUuf». — Pkotompblielie MittcIlBiiKen. ~ BOcIierfehan. — TarMkUdene
Chemie und Pharmacie.
Diso, der wahre Srflader des Sodaprozesses.
Nor wenige Monate ist es her, da IFranzoseQJVüv^Z^öfanc, der, trotzdem die
wurde, Tielleicbt Darstellaag des
nicht immer ans wertvollen and
Gründen der vielbegehrten
Pietät, des Stoffs vortreff-
Mannes Ge- licli einschlug,
dächtnis mit dnrch die Un-
mehr Oder wen- gonst der Vor-
iger schönen hältnisse
Wijrten gefeiert, geschlagen, sich
TOD dem in aller nichtwiederanf-
Lehrbächera zn rafEen konnte
lesen war, daß und 1806 elend
er die Soda dar- im Armeuhause
zostellen gelehrt von St. Denis sich
hätte, von deren selbst den Tod
Fabrikation an gab. Daß dem
im Grunde erst unwahren Er-
unsere moderne Ander des Soda-
chemisehe Tech- Prozesses ein
DJk beginnt, solch klägliches
Dämlich des dm im Alter von 60 Jahren. Ende beschieden
820
war, das hätten sicher die Unbilden
der französischen Revolution nicht allein
zu wege gebracht, denn tatsächlich ent-
wickelten sich andere Fabriken ganz
voiirefflich. Den wahren Grand enthfiUten
Arbeiten, die St. Maurice Cabany in der
Bevue g6n6rale biographique 1843 und
schließlich Felix Boudet 1862 im Journal
de chimie et de pharmacie veröffent-
lichten — dogmengleich fest hatte
sich aber der Glaube an Leblanc und
seine Verdienste und sein Schicksal fest-
gesetzt, danach habe auch ich in meiner
€ Geschichte der Pharmazie » Leblanc
nach Maßgabe der mir vorliegenden
gleichlautenden Quellen geschildert, und
das Dogma wird am Ende beharren,
trotzdem neuerdings A, Pillas und Ä.
Balland aktenmäßig in einem Werkchen
«Le chimiste DixS»^ Paris 1906, beredt,
und von Verwandtenliebe {A. Pillas ist
ein Enkel von Dixä) und vom Drange
nach Gerechtigkeit und Wahrheit beseelt,
dafür eintreten, daß die Nachwelt end-
lich dem wahren Erfinder des Soda-
prozesses, dem früheren Apotheker
Michel Jean J4r6me Dix^, welcher in
umstehendem Bilde dargestellt ist, die
verdiente Ehre gibt.
Die Welt kannte lange ein natfirlich
vorkommendes Alkali, das Nitren der
Alten, das in der Nähe der cNatron-»
Seen oder auf der Stelle ausgetrockneter
Seen ausbifite oder in « Nitrazien », in
der Nähe der Seen angelegten «Salz-
gärten», dargestellt wurde. Vermutlich
schon zu Araberzeiten stellte man solch
Alkali auch schon durch Veraschen von
Seestrandpflanzen dar, und man ver-
wandte diese Asche in Sonderheit zu
der in Spanien und Sfidfrankreich blfihen-
den Glasfabrikation und versandte sie
im XVI. Jahrhundert in großen Mengen
ttber Holland nach Deutschland. Eine
Strandpflanze (Salsola) hieß italienisch
Soda, spanisch Soze, französisch
Sou(l)de, und ihren Namen (und den
anderer z. 6. Bariila, Rocquetta,
Sali cor) brauchte man bald auch ffir
daraus dargestellte Asche.
lieber die chemische Natur des eben
gedachten natürlich vorkommenden und
des künstlich dargestellten Produktes
machte man sich erst im XVH Jahr-
hundert Gedanken : Olauber stdlte ans
Seesalz Glaubersalz dar; verschiedene
Chemiker stellten durch Versuche fest,
daß das natürlich, cmineralisch» vor-
kommende und das aus den Seestrands-
Aschen dargestellte Produkt einer Art
war, und man nannte es zum Gegen-
satz von dem ebenfalls seit uralter Zeit
bekannten, ans VegetabOien (Holz) dar-
gestellten cvegetabilischen» Alkali «mi-
neralisches». Urban Hiäme, Duhamel
und andere hatten gezeigt, daß beide
große Aehnlichkeit mit einander be-
säßen, ohne aber an die Elarstellnng
ihrer Verschiedenheiten zu denken. Dem
großen deutschen Apotheker und Che-
miker (gleichzeitig dem Entdecker des
Zuckers in den Runkelrüben) Andreas
Siegismund Marggraf war es erst be-
schieden, die Grundstoffe in den beiden
Alkalien klar zu stellen. Das tat er anter
anderm dadurch, daß er aus ihnen das-
selbe Salz darstellte, das Olauber ans
dem Seesalz bereitet hatte, anderseits das
Ealiumsulfat, und daß er femer beispiels-
weise auch durch Reduktion des Obmber-
Salzes mit Kohle eine Leber, aus dieser
mit Essig das anschießbare Butter-
salz (im Gegensatz zu dem gewöhn-
lichen Blättersalz aas Wein-
stein, der Terra foliata Tartari,
wie jetzt wohl noch gelegentlich das Ea-
Uumacetat genannt wird) und aus diesem
durch Glühen wiederum das IGneral-
Alkali darstellte, von dem er ausgegangen
war und das er auch aus dem Secsalz sn
bereiten imstande war. MarggrafhMA also
tatsächlich einen cSodaprozeß» ^ schon
in den Jahren 1768 bis 1759 gefanden.
Immer größer war der Verbrauch von
Soda in Frankreich geworden, imnftr
größer die Nachfrage danach von auBen,
auf der andern Seite war Frankreidi mit
den Nachbarländern entzweit and konnte
nur schwer von Spanien, von dem es
einen Hauptanteil seines Bedarfs (fb
etwa 20 Millionen) bezog, den Bedarf
decken. SelbstverstänWdi gab^ aich
die Chemiker Mühe, den begehrten
Körper künstlich darzustellen, noch mehr
als die französische Akademie drei Jahre
hindurch, von 1783 ab einen Vtm für
821
die liOsniig der Frage der Sodadaratell-
UDg ausschrieb.
Nor von Leblanc weiß man, daß er
sich am die Preisanfgabe bemühte. Er
war Chirurg nach damaligen Ansprächen
also jedenfalls auf yerhütnismäßig nie-
driger Bildungsstufe, und er interessierte
sich vermutlich nur als Liebhaber für
Chemie. Als das Interesse durch den
lockenden Preis angefacht wurde, ex-
perimentierte er in der Art wie Duhamel
oder Marggraf: er yerwandelte Seesalz
in Glaubersal2, dann in Natriumsulfid,
und dieses hielt er offenbar, wegen des
Aufbrausens mit Säuren vielleicht, für
das ersehnte Karbonat. Als Angestellter
des Herzogs von Orleans, dessen reges
Interesse für Künste und Wissenschaft
er kennen gelernt, bat er diesen um
Beihilfe für seine Arbeiten ; dieser aber
machte sie abhängig von einem Gut-
achten des damaligen Professors der
Chemie Darcet
Zu diesem war von seinem Lands-
mann und Freunde, dem Apotheker
Dixä in Aire .dessen Sohn, der oben
genannte Michel Jean J&rome gesandt*
worden. Er war am 29. September
1764 (an zwanzig Jahre nach Leblanc)
geboren und hatte sich der Pharmazie
zugewandt. Er trat in Darcefs Labo-
ratorium erst als Assistent ein und
übernahm, ein Zeichen seiner Tüchtig-
keit, schon 1784 seine Leitung. Meister
Darcet mußte wahrheitsgemäß über
Leblanc^s «Soda» ungünstig berichten,
der Herzog gab aber auf dessen Bitten
die Mittel her, bei Darcet und auf dessen
Weisung unter Dix^, also jedenfalls nach
dessen Anleitung weiteren Arbeiten ob-
ziüiegen. Nach dem alten Rezept labo-
rierte Leblanc monatelang, bis Dix^
eines Tages Kreide zufügte und beim
Probieren der Masse, die nur bis zur
Trockne eingedampft worden war, tat-
sächlich Karbonat fand. Auf Darcefs
Rat wiederholte Dix^ den Prozeß im
Schmelztiegel. Als er den vortrefflichen
^tolgLebSmc meldete, behauptete dieser,
er gebühre allein seinem Rezept, und
er blieb gekränkt über des jugendlichen
Lehrers unleugbaren Yorsprung, den
nächsten IVig dem Laboratorium fem.
Als er zurückkehrte, traf er, dessen Be-
nehmen keinenfalls für sein Recht und
seine Wahrheitsliebe spricht, Dix^y ids
er eine größere Menge eben nach seinem
Veriahren hergestellte Sodaschmelze zer-
kleinerte.
DixS ging jetzt an die Feststellung*
der besten Mengenverhältnisse für seinen
Prozeß, und der geübte Arbeiter kon-
struierte einen «Reverberir>-Ofen, in
dem er dann größere Versuche mit
Glück wiederholte, während Leblanc
den Herzog um eine Beihilfe für Gründ-
ung einer Sodafabrik anging. Sie wurde
gewährt unter der Bedmgung, daß eine
Gesellschaft an die Spitze trete, für die
er einen seiner Angestellten, Sh^, und
Dixä bestimmte. Letzterer ließ sich
erst auf wiederholte Vorstellung seines
Lehrers zum Eintritt bewegen, er wollte
aber sofort wieder austreten, als er ge-
wahr wurde, daß hinter seinem Rücken
Leblanc cseinen» Sodaprozeß zum Pa-
tent angemeldet hatte.*) Auch Darcet
war über dieses, Leblanc nicht eben in
günstiges Licht setzende Verfahren aufis
äußerste aufgebracht, und erst als es
sich erwies, daß die Fabrik, über deren
Tor Leblanc auch nur seinen Namen
angebracht hatte, nicht ging, weil ihr
die richtige, sachverständige Leitung
fehlte, da ließ er sich auf erneute Bitte
zur Hilfe bewegen, und bald sah man
den glänzendsten Erfolg, bis schon nach
drei Jahren die Hinrichtung des Herzogs
und der Verlust des nötigen Betriebs-
kapitals die Fabrik stille legte.
Um dieselbe Zeit 1794 forderte der
Wohlfahrtsausschuß, mit einem Fabrik-
anten Camy an der Spitze, der so lange
Soda nach der tatsächlichen Leblanc-
sehen Vorschrift, d. h. Natriumschwefel-
leber dargestellt hatte, daß alle, die
Soda dargestellt hätten, im Interesse
des Vaterlandes ihre Vorschriften ein-
liefern sollten. Auch die Fabrik Leblanc
tat das ; ihre Vorschrift fand allein den
Beifall der Preisrichter und immer mehr
befestigte sich der Glaube an Leblanc,
dessen Namen als der des Patentinhabers,
*) Etliche Analogie bot kürzlich die Ehrung
des Engländers Perktn als Erfinder der Anilin-
farben ; vergl. Pharm. Centralh. 4tl [1906], 751.
822
des jetzt sogar von der Behörde hervor-
gehobenen Fabrikbesitzers zn lesen war,
als Erfinder des Sodaprozeßes. Daß ihm die
Ehre nicht znkommt, daß er auch nicht
imstande war, eine Fabrik zn leiten,
beweist, daß es ihm nicht glückte, die
alte Fabrik wieder in die Höhe zn
bringen oder eine nene zn gründen, daß
er sich im Gmnde darauf beschränkte,
bei der Behörde um den versprochenen,
aber nicht gewährten Schadenersatz an-
zugehen, und sein trauriges Ende.
8h4e ging in die Verwaltung zurück
und nützte seinem Vaterlande in hohen
Stellungen, und Dix^ stieg auf der
Leiter des beamteten Apothekers und
Wissenschafters so hoch als möglich : er
wurde schließlich Chef des hopitaux au
magasin g6n6ral^ des mödicaments, Pro-
fessor an der Ecole gratuite de phar-
macie, Afflneur an der Staatsmünze,
und zahlreiche Arbeiten künden seinen
Fleiß und seinen Erfolg.
Auch Dix^ versuchte später, sein
Recht auf einen Schadenersatz geltend
zu machen: er wurde höflich, hämisch,
schließlich grob von drei verschiedenen
Verwaltungen zurückgewiesen. In seinem
Interesse auch verwandte sich sein
Schwiegersohn zu Napoleon'^ III. Zeit.
Dieser forderte von der Academie ein
Gutachten über Dixe^s Verdienst. Dumas
berichtete zu seinen Ungunsten, und
trotzdem er im Schoß der Akademie
keinen einmütigen Beifall erhielt und
Chevreul warm für Dixä eintrat, blieb
dem Verdienten die Anerkennung der
Mit- und Nachwelt, die auf Dumas sich
verläßt, verschlossen. Bei einer Jubel-
feier in Paris, wo die Wände des Fest-
saals mit den Bildern der hervorragend-
sten Chemiker, darunter Lebla^ic, der
auch jetzt ein Denkmal hat, geziert
waren und ihre Taten in tönenden
Worten gefeiert wurden, saß Dix^ un-
beachtet und vermutlich bitteres Weh
im Herzen unter der Menge.
HofEentlich trägt die obige Darstell-
ung nach dem oben gedachten Buch
dazu bei, daß ihm, der im Patriarchen-
alter am 21. August 1852 dahinschied,
die Nachwelt doch noch Gerechtigkeit
widerfahren läßt. ä s.
Die Zeitalter der Chemie in
Wort und Bfld.
unter diesem Titel ist ein Werk von
Dr. Ä. Stange enohienen (siehe Seite 840),
aus welchem H, Schelenx, einer uosenr
ersten Historiker auf ehemisdiem und phar-
mazeutischem Gebiete^ folgende CState nebrt
kritischen Bemerkungen bringt:
«Wenn man sich die heutige Chemie ver-
gegenwftrtigty muß man sich nnwillkfiiyeh
sageu, daß dieses gewaltige Geistesprodukt
nicht aas den Forsobungen des neuen Zeit-
alters hervorgegangen sein kann. Wenn
auch im verflossenen Säkulum (es war das
tatBiohliGh das XVmte!) seit Lavoisier'n
Reform der Chemie nene Bahnen zugewiem
wurden, so ist nicht zu verkennen, daC
schon vor langer Vorzeit unendlieb viel auf
diesem Gebiete geschaffen sein muß.»
«Es war die Idee von der Auseiiuaidar-
entstehung bezw. die Gettendmadiung einer
Umwandlung ohne die Ansseheidung dar
Elemente, die die antike Hmteriaasensehaft
in die neue Zeit hineinschob. Die Aichimie
ist eme Folge der Anschauungen des Aris-
toteles. Daß sie den Aegyptem, den Alexan-
drinern viel verdankt, belegen einige Be-
richterstatter wie: Demokrit von Abdera
und Zosimos.» (Der Erste lebte im V. vor-
christlichen, der Zweite im V. nadidiriflt-
liehen Jahrhundertl) In «groBen anbiacheD
Alchimistensdiulen» wurde die Kunst gcMut,
und im XI. Jahrhundert wandte sie och
von Arabien ab nach den christlichen Lin-
dem, wo ihre «Glanzsteme Albertus Magnus^
Roger Baeo und BasiUus Vakntinus*
waren, den der Autor trotz Sudhoff % Mflbeo,
wieder ms Leben zurflckruft Die cdrei
Gelehrten (die Ersten lebten un XIIL, Basü
soU un XIV. Jahrh. gelebt haben) stoütai
den Klassizismus der reinen Akhimie
Chimia transmutatoria, d. h. Se Ver-
wandlung der Metalle m Gold und Silber.
Neben dieser Tendenz treten noch iwei
Nebendisziplinen auf: die Gh3rmia do-
dmatica (sie heißt wirklich docimaatica) —
die Scheide- oder Ptobierkunst — und die
CSiymia medica». «Auch im folgenden Zeit-
alter der Jatrochemie hatte die alte Idee
ihre große Wirkung beibehalten, ja sogar
Luther konnte sich diesen
liehen Bildungen nicht entwehlagen.»
823
cDer Begründer der neuen Aera, Stahl,
fflhrte die Verbrennung und Verkalkung
ein.»
Die «Uteeten EenntnisBe von der Materie»
sind niebt etwa «PhiloBopheme» (das Wort
braucht der Verfasser mit offenbarer Vor-
liebe) Ober die «Materie» im aligememen,
sondern der I. Teil «behandelt hauptsäch-
lieh die Metalle, Naturgeschichte von Ph-
nivsT^, Wie Aristoteles die Kenntnis der
Materie seinen Schülern yermittelte, bringt
An Holasohnitt von 1480 zur Anschauung 1
Nochmals hören wir, daß die «kolossale
Geistesarbeit» modemer Chemie sich auf
alte Arbeit stützt, auf «alte griechische E^
innerungen», deren «Quellen Gräberfunde
und einzehie Stellen alter Autoren» sind.
Wir hören, was Plinius von den Metallen
beriehtet (dazwischen auch in langem Oitat,
was Hans Rudthardt 1500 Jahre sp&ter
darüber sagt), daß nach der Bibel Tubal-
keties ein MetaDarbeiter war, nach Pli-
nius der Cyder (statt Lyder) ScytheSj und
Thoas und Eaklis in Pauchaja (statt Pan-
chaja) das erste Eisen dargestellt h&tten
usw.
Der Name nub (in welcher Sprache?)
deutet auf Nubien als Fundort fthr Gold,
wo nach AgarlharcMdes (auf das r macht
der keinen Anspruch!) so wie Diodonts und
Siculus (es handelt sieh um Diodorus, der
aus Sizilien stammend, den Bdnamen Sicur
lus erhielt!) Gold gesohÜUnmt wurde. Daß
Ophir nicht «in Indien und Midian», son-
dern vermutlich m Südafrika am Zambeu lag,
scheint der Autor Carl Peters nicht glauben
zu wollen. Daß Gold mit Arsenik- und
Scfawefehnetallen gemischt wurde, ist wohl
kaum nachzuweisen, auch wohl nicht mög-
lich. Daß Plinivs Caligula «Operment»
ausBchmelzen Iftß^ hört sich, wenn die An-
gabe auch sonst richtig ist, befremdlich an.
Auiipigment entspriche audi m neuer Ueber-
setzung mehr der Quelle. Die Beschreibung
des Bergbaues gibt in der Uebersetzung
kaum den Text des Polyhistors wieder. Das
Gefllle whrd kaum «über die höchsten
Stellen geführt», sondern das Wasser von
ihnen hergeleitet, und die Balken auf aus-
gehöhlte Steine gelegt, nicht umgekehrt.
Den Satz «Tiler und Zwischenräume wer-
den durch unterbaute Köh sc n verbunden».
deutet vielleieht ein Leser; ob nach der
wirklichen Textbedeutung «daß Tiler zwischen
Hügefai überbrückt werden sollen», glaube
ich kaum. Daß «Stechginster» (die Pflanze
httßt m. W. nur «Stachelgmster») die rich-
tige Debersetzung für Ulex ist, dürfte zu
bezweifehi sein. Wittstein hält die Pflanze
für eme Anthyllis-Art Daß man un
Altertum Silber von Gold nicht scheiden
konnte, folgert Stange aus der bekannten,
später von Palaemon poetisch wieder-
gegebenen Probe mittels des spenfischen
Gewichts nach Archimedes. Die Sache
dürfte doch wohl etwas anders liegen.
Bei «SHber» wird eine SteUe «im VIII.
Buche, Kap. 3 der Methaphysik, Bek. 1043 b
und Schwegler II. Bd., 143 aJs bemerkens-
wert» angeführt Sie zu finden, dürfte ein
schweres Unterfangen sein. Bilder der per-
sonifizierten Metalle jedenfalls aus Becher'%
Pamassus medieinalis von 1663 (eine Quell-
angabe fehlt, wie überaU so auch bei den
Illustrationsbeigaben) sollen vermutlieh zeigeu,
wie sich Alt-Rom die «Materie» dachte.
Bei Blei wird Pedmithium (statt richtig mit
y), nicht aber die jedenfalls ebenso wichtige
Molyddaina genannt Zinn kommt von
den Sorlingnes-, nicht Solingues-Insehi, Zink,
das den andern Metallen gleich hätte durch
Kursivschrift hervorgehoben werden sollen,
von den Mossynoekeo, nicht den Mosy-
noeken, wie sie richtig heißen. Galmei
stammt nach K, B, Hofmann (welcher
von den vielen ist das nur?) nicht vorerst von
Galaminaris, sondern gleich von Oadmia. Daß
die Bewohner des schwarzen Erdteils noch
an Gebläsen festhalten, wie sie in Altägypten
gebraucht wurden, hat darin «seinen Grund,
daß die Sehwarzen zu sehr am Alt-Herge-
brachten hängen». Antimon, «von den
ROmem Stimmi, Stibi, Alabastrum oder
anet Garbasis (Plinitts, die Quelle
sagt Larbasum, welchen Ursprungs anet
ist, weiß ich nicht) genannt ist em großer
Bestand dner Salbe» gewesen. Die Griechen
nannten den Schwefel '&hov äjivgov und
tferov nejwQCDfievov, Da die Worte zwei-
mal (wie Agartharchides) hmtereinander so
gedruckt sind, kann das richtige '&eTov
(zugleich: das Göttliche) kaum verdruckt
sein. «Vitriol — Eupferwasser — Schuster
schwärze — Erzblume — Vitriolum —
Colcothar, Ghalcanthum — Atramentum su-
824
torinm» ist eisenbaltigeB EupferwaBser, dessen
DarsteUnng Plinius entspreohend durch» — .
An dieser Stelle wollte ich mieh vergewisBein;
ob die hier bdgegebene Illnstration nicht
auch bei Peters «Ans Fharmazentisdier
Vorzeit», nene Folge, Beriin, Juh Springer ,
1889 voriianden nnd als seme Qaelle Agrir
cola^s Buch «Vom Bergwerk» genannt sei.
Da fand ich denn eine interessante Tat-
sache; die mich nachforschen ließ, ob ich
nicht von der anf S. 31 zitierten «Einfflhr-
ung in die Oesdiichte der Chemie» Stange's
(das ist die einzige Fußnote im ganzen ersten
Hefte der neuen Arbeit des Autors) schon
etwas gehört hfttte. Ich fand in den «Mit-
teilungen der Deutschen Gesellsdiaft für
Oesch. d. Medidn» 1902, S. 313 eme Be
sprechung des seligen Kahlbaumy die mir
die Eigenart des neuen Werkes genügend
erklärte, ohne mir allerdings auch nur eine
Spur von Fingerzeig dafür zu geben, wie
Herr Doktor Stange nach solcher Abfuhr
sich mit einem neuen Werk, noch dazu wie
das vorliegende, an die Oeffentlichkeit wagen
durfte.
Kahlbaum wies seiner Zeit auf Nach-
lässigkeiten hin, darunter daß fürTubalkain
T u b a 1 k a i es steht. Ob es nur Nachlässig-
keit ist, wenn Herr Doktor Stange heuer
ebenso schreibt, wenn er jetzt Agarth ar-
chides, wenn er Cyder, wenn er Oatl-
chaja und Carbasis schreibt, würde Kahl-
bauniy wird der Leser am Ende bezweifeln,
erst recht, wenn er hört, daß die Quelle der
Weisheit Slange's das eben zitierte Buch
von Herrn. Peters ist, daß es zum Teil
wörtlich und offenbar ohne jegliches Ver-
ständnis, deshalb falsch abgeschrieben ist und
die Fehler unkorrigiert geblieben sind.
Das bezeugt, Lachen erregend, das von
mir auf emen Bajuvarismus zurückgeführte,
mich rätselhaft anmutende Wort Köhsen;
hinter ihm birgt sich das Wort «Röhren»
in der nicht gerade vortrefflichen Ueber-
setzung, die Peters in seinem eben zitierten
Werke auf S. 72 bringt Dort findet der
Leser weiter auf S. .59 die Unterlage für
den Cyder auf S. 15^ auf S. 77 das Zitat
aus Justinians - Institutionen, auf 84 und
87 fast wörtlich Peters' Worte über das
Kupfer, auf 90, 39, 94 ebenso, was Stange
über Blei schrieb (Ptnmithinm , anf S. 96
das Original des Zinnartikels, auf 8. 99 das
ftbr Eisen, auf S. 117 die beiden 9vov^
die allerdings wohl zum c Veraehen» Onmd
geben können usw.
Soll ich noch auf Doctor Stange'^ An-
schauungen über Nitrium hinweheo, auf
die Behauptung, cdaO die Juden, Ae^^pter
und Perser die Kunst besaßen, aus Gespinst-
fasemFarbenzu erzeugen», daß er Alann,Soda,
Salpeter unter die im Altertum verwandten
« organischen » Heilmittel rechnet, daß die Altm
statt Vereuche anzustellen cinterpretierten»,
daß er ces nicht unterlaasen kann, unter
anigen berühmten Aerzten, deren Htilmittel
noch heute bekannt sind , (Oalenns)
Ghion Asklepios», 1300v. Chr., Hippo-
krates 500 v.Chr., Galenos 131 n.Ghr.>
aufzuzählen, daß «die eraten Spekulationen
über die Beschaffenheit der Dinge sieh bei
den Chinesen finden» in einem «Dokument
in Schwoking, jedenfalls älter als die Salomon-
ischen Schriften», und daß die «Lehre Iw
Europa gelangte», daß die «Anhängw der
aristotelischen Lehre mühevolle und leit-
raubende ünterauchungen über den Gnmd-
Stoff cquinta essentia» angestellt habeni,
daß «von Griechenland, welches diese schöne
Zierde aufbewahrte, der wissenschaftliehe
Sinn nach Italien überging» — es ist kaom
nötig. Das Gesagte charakterisiert
die Arbeit und den Arbeiter xnr
Genüge!
Kaukasisches
das 8 Jahre alt war, ergab nach Mlttaii-
ungen von O. Liebreich m Ther. MonalBh.
1906, 444 folgende Zahlen:
Spezifisches Gewicht bei 17, b^ 0,9632
Jodzahl 84,3
Verseif ungszahl 1 7 3,7
Säurezahl 3,6
Die abgeschiedenen Fettsäuren hatten:
Jodzahl 87,9
Erstarrungspunkt 2fib^
Mittieres Mol^ulargewicht 311
Es war von hellstrohgelber Farbe^ klar
mischbar mit absolutem Alkohol und
Eisessig in jedem Verhältnis. Die Han-
probe (Schütteln von 8 ecm Gel mit 3 eem
Sdiwefelkohlenstoff und 1 ccm SehweCebInre
ergab braunorange Färbung, während äe voo
bestem italienisehea Ridnusöl gelbrot war.
825
78. Versammlung
Deutscher Naturforscher und
Aerzte zu Stuttgart
Yom 16. bis 22. September 1906.
(Fortsetiimg von Seite 800.)
Abteilung für Pharmazie und Pharma-
Ico^fnosie.
Zu Tropin im Vortrag von E. Rupp (siehe
S. 803) ist folgende Diskussion naehzotragen :
J, Oadamer sprielit die Ansieht ans, daß
in den auf verschiedene Weise von E. Schmidt
dargeJstelltenBromtropanen doch dasBromatom
an der Stelle des OH im 4-Tropin stehe
und daß erst nnter dem Einfloß der Re-
agentien im Angenbliok der Reaktion eine
Umlagemng stattfände. Er stQtzt seine
Behauptung auf seine Beobachtungen am
Ekgonin und legt bei dieser Oelegenheit
ein aus Anhydroekgoninhydrobromidbrom-
hydrat dargestelltes Hydroekgonidingoldsalz
vor, das prächtig kristallisiert und rechts
dreht y während WiUstätter Inaktivität,
Redner früher Linksdrehung beobachtet hatte.
Die früheren Präparate müssen daher stets
noch eine Imksdrehende Verunrdnigung ent-
halten haben. J
Von Prof. Dr. H. Thoms in Steglitz-
Berlin wurde über folgende, auf seine Ver-
anlassung im Pharmazeutischen In-
stitut der Universität Berlin aus-
geführte Arbeiten vorgetragen.
Veber Elaterin.
Elaterin ist der wirksame Bestandteil des
Elaterium, des aus der Spritzgurke, EcbalHum
Elaterium Rieh,, Cucurbitaceen, bereiteten
Extraktes. Das Elaterin wird bei uns in
Deutschland wohl kaum noch medizinisch
verwendet, in England und Amerika aber
als drastisches Pnrgans häufiger gebraucht.
Hierfür spricht wenigstens der Umstand,
daß Elaterin von der englischen wie^anch
von der neuen amerikanischen Pharmakopoe
aufgenommen worden ist. Die in diesen
Arzneibüchern über Zusammensetzung und
Schmelzpunkt des Elaterin enthaltenen An-
gaben sind indes nicht zutreffend.
Ueber die Chemie des Elaterin haben
zahhreiche Forscher gearbeitet, so u. a. WalXy
Parisy Mories, Braconnotj Power, vor
allem aber Zwefiger, welcher für das Elaterin
die bis heute zumeist gebrauchte Formel:
C20H28O5 zuerst auhteUte, und in der Neu-
zeit A. Berg, Die amerikanische Pharma-
kopoe gibt dem Elaterin die Zwenger'utii^
Formel und den Schmp.2160 C {A20fi^ F.).
A. Berg berichtet nun neuerdings, daß die
Elementaranalyse und die Bestimmung des
Molekulargewichtes des Elaterin in Pl^enol-
lOsnng Werte lieferte, welche weit besser
auf die Formel C28H3g07 stimmten als auf
den Zwenger'BAea Formelaasdruck. Nach
Berg bildet das Elaterin ein Diacetylderivat
und wird durch alkoholische Kalilauge in
Essigsäure und amorphes, in Alkali lösliches
Elateridin zerlegt Unter der weiteren Ein-
wirkung von Kalilauge bildet sich Elaterin*'
säure.
Diese Berg'wk^ Veröffentlichung gibt mir
Veranlassung, über eine Untersuchnng kurv
zu berichten, welche Adolf Mann aus
Mamz unternommen, aber nicht. völlig ^m
Abschluß gebracht hat Die eribaltenen
Resultate weichen nicht unerheblich von dem-
jenigen Zwenger's und Berg'% ab. . Das
Elaterin wurde in der Weise dargesteOt, daß*
Elaterium im /S^xAfe^Apparat mit Chloro*
form extrahiert und mit Aethef aus der
Chloroformlösung gefällt wurde. Durch
häufiges Umkristallisieren aus Alkohol lie&
sich der Schmelzpunkt auf 232^ hinaof-
rücken. In 5,38 prpc Chloroformlösung
zeigt das Elaterin bei 25^ und 10 ccm
Rohrlänge eine Linksdrehung von — 3,27^,
woraus sich berechnet (oJd = — 41,89^.
Die Elementaranalyse lieferte folgende
Werte:
gefunden
im Durchschnitt:
C = 67,60 pCt
H = 7,71 »
berechnet für
C20H28O5 • C22H3()06 :
69,0 pCt 67,7 pCt
8,0 » 7,7 >
Die Molekulargewichtsbestimmung durch
Gefrierpunktsemiedrigung im Beckmann-
sehen Apparat ergab die Werte: 371, 392,
424, berechnet für C28H8o06 = 390; sie
lassen sich also für diesen Formelausdruck
verwerten. Durch Titration mit Yio'^9''
mal-Kalilange Elaterin wurde mit 7io'
Normal-Kalilauge gekocht und der nicht ge*
bundene Anteil von Kalilauge zurück,
titriert — ließ rieh feststellen, daß 1 Mol-
Elaterin 2 Mol. KOH zur Bmdung ge-
826
brancfat Elaterin reagiert in alkoholiBober
oder wlMerig-alkohoÜBeher lAning voll-
kommen nentraL Versetzt man jedoch
Mine LOsoogen mit Kalilauge^ so ver-
Bohwindet die anfangs alkalisdie Reaktion
BrwSnnen naeh einiger Zeit nnd er-
Yon nenem anf Ealizosatz. Das
Elaterin reag^ mit Ammoniak und mit
Aethylamin^ die Anmuoniamyerbindnng zeigt
Binrefareaktion. Naeh dem Verhalten gegen-
fiber des Aetzkali mnfi das Vorhandensein
von zwei Laktonringen in dem Elaterin an-
genommen werden. Die Bildung eines
Osazons ergab die Anwesenheit einer Ear-
bonylgmppe. Daß diese ak Aldehyd-
grnppe vorhanden ist, läßt sieh ans dem
Verhalten des Elaterin gegen ammoniakal-
isohe SilberiCsnngy gegen fnehsinsehwetlige
Sftnre^ die rot gefirbt ist, gegen Fehling-
sohe LOsongy Diazobenzolsotfosänre nnd
alkdiolisehe PyrrollOsung folgern.
Versuche^ dnreh den Abban des Molekftls
ehien Einbück in die Eonstitation desselben
zn gewinnen, lieferten die folgenden Ergeb-
nisse. Weder beim Erhitzen von Elaterin
ffir sieh noch bei Etnwffknng von Alkali in
versehiedeoen Eonzentrationen konnte em
gnt eharakterisierbares Abbanprodnkt er-
balten werden. Ebensowenig ergab die Ein-
wiikung von Natriummetall in alkoholiseher
ätherischer nnd GhloroformlOsnng brauchbare
Resultate. Auch gelang es nicht, durch
Einwirkung von Salzsäure oder Jodwasser-
stoffsäure ffir die Analyse geeignete Spalt-
ungsprodukte zu erzielen. Die Oxydations-
versuche mit E^liUmpermanganat, mit Queek-
syberoxyd, Fehling'wäiee Lösung verliefen
ergebnisloe^ hingegen lieferte die Oxydation
des Elaterin mit Wasserstoffperoxyd in al-
kalischer Lösung emen EOrper: G22H880g.
Wurde das Wasserstoffperoxyd-Oxydations-
produkt mit Ghromsäuregemisch behandelt,
so entstanden norpiale Buttersäure,
erwiesen durch das Verhalten des Oaldum-
salzes, und Essigsäure.
Bei der Zinkstaubdestillation lieferte das
Oxydationqirodukt ein Oel, aus welchem
sich nach Behandeln mit metallischem Na-
trium und nochmaliger Fraktion ein Eohlen-
wasserstoff herausdestillter^n ließ. Der Eohlen-
wasserstoff zeigte sich identisch mit a-Me-
thylnaphthalin, denn sein Schmelzpunkt
lag bei -. 92 bis 240, der Siedepunkt bei
normalem Druck bei 243 bis244<) (TTemtt
gibt 240 bk 242^ an). Das spesfisohe
Gewicht wurde bei 19^ zu 1,0005 gefunden.
In der Literatur finden sich 1,0287 bei
11,50 und 1,0072 bei 17,50. Das Mole-
kulargewicht, nach der Methode der Gefrier-
punktsemiedrigung in Eisessig im Beck-
mann'sAea Apparat bestimmt, liefote die
Werte 136, 140, 148 (berechnet ffir
OiiHio = 142). Zur Darstellung des Pi-
krates wurde die alkoholische LOsung mit
einer kalt gesättigten Pikrinsänreltamg Ter-
setzt Es schieden sich gelbe feine Nadefai
aus, die aus Alkohol umkristallisiert den
Sdbmelzpunkt 118^ zeigten.
Da bei solch einem energischen Eingriff,
wie es eine Zinkstaubdestillation ist, die
Bildung von Naphthalinderivaten gescbeheo
kann, ohne daß dem betreffenden Efiiper
cm NaphthaUnkem zugrunde liegt, so wmde
noch auf anderem Wege der Beweis ffir du
Vorhandensein eines solchen erbracht Dies
gelang durch Oxydation des mit Wasser-
Stoffperoxyd erhaltenen Dioxyelaterio
mittels verdfinnter Salpetersäure. Es eot-
widcelte sich Eohlensäure. Das FUtrat wurde
ammoniakalisch gemacht und mit ammoniak-
alischer BleiacetatlOsung gefällt Nach Zer-
legung des Blehiiederschlages mittels Schwefel-
Wasserstoffs liefi sich eine kristaHisiereDde
Säure isolieren, die nach wiederholtem Um-
kristallisieren hinsichtlich Verhaltens oml
Eaementaranalyse sich mit Phthalsäure
identisch erwies.
Aus den vorAehenden üntenochungs-
resultaten läßt sich folgern, daß dem Elateria
sehr wahrsdheuüich em Naphthalinkern
zugrunde liegt In welcher Weise um den-
selben die zwei Laktonringe und die Alde-
hydgruppe gehgert sind, bleibt weiteren
Forschungen vorbehalten.
Veber Sotflerin.
Rdttlerin ist ein nach A. O. Partin
neben Isorottlerin, Wachs^ kristallMer-
barem Farbstoff und verschiedenen Hartts
in der Eamala, den Drfisen nnd Haaren
der Fdlchte des llallotus PhilippmcBsiB MüU.,
Euphorbiaoeen, vorkommender stiekatofffiraMr
EOrper, dem in enter Linie die bandwum-
abtreibende Eigenschaft der Eamala sage*
schrieben whd. P^kin hat 1893 fibsr
827
Rottlerin und leorottlerin gearbeitet und er-
teilt den EOrpem die empirisehe Formel:
G33H30O9. Bottlerin und borottlerin lanen
sich nach Perkin dareb Behandeln mit
Schwefelkohlenstoff von einander trennen;
ersteres soll darin leicht lOdieh sem, letzteree
nicht. Bei der Einwirkung von Waaeer-
stoffperozyd auf Rottlerin beobachtete Per-
hin daa Anftreten von Oxalaänre^ Eflsig-
a&nre und BenzoMlnre. Anch durch Spalt-
ung des Rottlerin mit Kalilauge bei 175^
wurden EeeigBäure und BenzoSsäure erhalten.
Nach dem Behandeln des Rottlerin mit Sal-
petereinre bei venehiedeniBr Temperatur und
Konzentration konnte Perkin unter den
ZerBetzungsprodukten 0- und p-Nitrozimt-
säure nachweisen.
Aufier den genannten liegen neuere Ar-
beiten über das Rottlerin von wesentlicher
Bedeutung^ welche über die Konstitution
des KOrpers einen Aufschluß zu geben ver-
möehten, nicht vor. Aus diesem Grunde
hat Apotheker Herrmann aus KOpeniek
das Rottlerin untersucht und einige nicht
unwichtige Aufischlfisse über die dem Rott-
lerin zu Grunde liegenden Atomkomplexe er-
bracht Um dem Letzteren das Recht der
Weiterarbeit zu sichern, mOchte ich mir ge-
statten, in kurzem über die ErgebnisBe semer
Untersuchung zu berichten und die Richtung
anzugeben, nach welcher er sich mit der
Materie weiter abzufinden gedenkt
Wur haben aus einem von der Firma E.
Merck in Darmstadt bezogenen Kamalin,
in welchem nach Art der Darstellung so-
wohl Rottlerin wie Isorottlerin enthalten sem
mußten, beide KOrper zu gewinnen gesucht
Durch oft wiederholte Behandlung des Roh-
produktes mit Schwefelkohlenstoff gelang
es indes nur Rottlerin daraus zu extra-
hieren. Das sog. Isorottlerin Perkin'n ist
wahrscheinlich ak ein durch Harz verun-
reinigtes Rottlerin zu betrachten. Als beste
Reinigungamethode für den Körper ergab
sich Auflösen m Chloroform und Fällen mit
ligroin. Nach mehnnaKger Wiederholung
dieses Verfahrens erfailt man schließlich das
Rottlerin in Form hellgelber, wetzstdnförm-
iger Kristalle vom Sdmip. 199 bis 200<'.
Die Zusammensetzung des Körpers ent-
sprach den Angaben Perkin% nilmlich:
G33H80O9. Durdi Darstelhmg des Natrium-,
Baryum- und Silbersalzes wurde die Mole-
knlargröße ermittelt
Bei der Oxydation des Rottlerin mit
Wasserstoffperoxyd in alkalischer Lösung
bei einer Temperatur, die 75^ nicht über-
stieg, erhielten wir nach Ansäuern des Re-
aktionsproduktes mit verdünnter Schwefel-
säure, Ausäthem und Abdampfen der äther-
ischen Lösung einen kristallisierenden Rück-
stand, in welchem unter dem Mikroskop
verschiedene Kristallformen sich unterschei-
den ließen. Eine Trennung dieser gelang
mit Hilfe von auf 0^ abgekühltem Ligroin,
welches Prismen ungelöst Heß. Naoh mehr-
maligem Umkristallisieren aus Wasser e^
wiesen sich diese als identisch mit Zimt-
säure. Vom Ligroin waren, wie sich bei
der näheren Untersuchung herausstallte,
neben klemen Mengen Zämtsäure^ Benzoö-
säure und Essigsäure aufgenommen worden.
Perkin hat von den Oxydationqirodukten
des Rottlerin mit WaflBerstoffjperoxyd nur
Benzoösäure fassen können. Dadureh, dafi
er bei höherer Temperatur oxydierte, hat «r
die primär gebildete Zimtiäure wohl zu
Benzoösäure weiter oxydiert
Durch Spaltung des Rottlerin mit Kali-
lauge bei emer Temperatur von 150 bis
160^, Ansäuern mit verdünnter Schwefel-
säure^ Ausäthem und Abdampfen der äther-
ischen Lösung wurde ein allmählich kristall-
inisch werdender Rückstand gewonnen, aus
welchem sich auf geeignete Weise bei 208
bis 209^ schmelzende Kristalle isolieren
ließen, deren wässerige Lösung durch Ferri-
chlorid sich dunkelblau fibrbte. Die mit
Ammoniakflüssigkeit versetzte wässerige Lös-
ung der KristaUe reduziert Silbersalze schon in
der Kälte. Em mit Salzsäure getränkter Fichten-
span wird durch die Lösung rotviolett ge-
färbt Diese Reaktionen und das Ergebnis
der Elementaranalyse erbringen den Beweis,
daß der erhaltene Körper identisch mit
Methylphloroglucin oder 2, 4, 6-Tri-
oxytoluol ist, einem Körper, welchem
Böhm bei der Spaltung eines anderen Band-
wurmmittels, nämfich der FIlixsäure, eben-
falls begegnet ist Dieser Befund ließ es
uns angezeigt erscheinen, die Spaltung des
Rottlerin analog der von Böhm bei der
Filixsäure bewirkten mit Natronlauge und
Zinkstaub zu versuchen. 1 T. Rottlerin,
2 T. Zinkstaub und 5 T. 15proe. Natron-
828
lauge wurden 5 Minuten lang in einer Schale
gekocht^ die entstandene dickflflfisige Maase
mit Wasser verdünnt^ absetzen gelassen und
nach der Filtration mit verdünnter Schwefel-
säure versetzt. Hierbei schied sich ein
schwach gelb gef&rbter harzartiger Körper
aus. Aus dem Filtrat hiervon ließ sich
neben Essigsäure Dimethylphloroglucin
oder 2, 4, 6-Trioxy-l, 3-Dimethyl-
b e n z 0 1 (CH3)2C6H(OH)3 ausäthem, ein Kör-
per, weldien Böhm bei der Spaltung der
Füizsäure mit Natronlauge und Zinkstaub
ebenfalls beobachtet hat.
Den gelb gefärbten harzartigen Körper
gelang es auf keine Weise zum Kristall-
ineren zu bringen. Wurde er aber in al-
kalischer Lösung der Wasserstoffperoxyd-
oxydation unterworfen, so ließ sich aus dem
Reaktionsgemiseh eine ausgezeichnet kristall-
isierende. Säure isolieren^ die nach mehr-
maligem Umkristallisieren den Schmp. 178
bis 179^ zeigt. Mit der Untersuchung
bezw. Konstitutionsbestimmung der neuen
Säure ist Herrmann zur Zeit noch be-
schäftigt. Wir hoffen, daß mit der Fest-
stellung der Konstitution dieser Säure uns
die Möglichkeit eröffnet wird, auch in Er-
wägungen über die Konstitution des Rott-
lerin selbst einzutreten.
Als 'bemerkenswertes Ergebnis unserer
bisherigen Untersuchungen erscheint mir die
Feststellung, daß, wie bei den bekannten
Bandwurmmitteln Filixsäure und Kosin,
Phloroglucinderivate vorliegen, nun-
mehr auch das Rottlerm sich als ein solches
erwiesen hat. Gegenüber der Feststellung
dieser Tatsache ist man versucht, der Mein-
ung derer sich anzuschließen, welche glau-
ben, daß das Volk mit feinem Instinkt eine
Auswahl seiner Arzneimittel aus dem Pflanzen-
reich treffe. Häufig erst viel später kommt
dann die Wissenschaft, den Nachweis einer
chemischen Zusammengehörigkeit und einer
dadurch bedingten gleichen oder ähnlichen
physiologischen Wirkung der den verschie-
densten Klassen des Pflanzenreichs entnom-
menen und unter sich anscheinend ganz
verschiedenen Pflanzenstoffen zu führen.
Ein typisches Beispiel für eine solche Auf-
fassung finden wir in den ursprünglich als
Volksheilmittel gebrauchten bekanntesten
Bandwurmmitteln des Pflanzenreichs.
Im Anschluß hieran teilt Prof. Dr. Heffter
aus Bern im Auftrag vom Oeh. Med.-Rtt
Prof. R, Böhm mit, daß im Leipziger
Pharmakologischen Institut ebenfalls Spilt-
ungsversuche mit Rottlerin angestellt worden
sind, deren Publikation nahe bevorsteht
Außer den von Prof. Thoms erwähnten
Methyl- und Dimethylphloroglnein konnte
nochTrimethylphloroglncin undHy-
drozimtsäure aufgefunden werden.
Alkaloide der Colomboworzel.
Von Prof. Dr. /. Qadamer.
Das Berberin (C2oSi8^040H) nahm unter
den Alkaloiden bisher due isolierte und ge-
wissermaßen eine Ausnahmestelinng sowohl
in chemischer wie biologischer Beziehnng
ein. Es ist eine quartäre Base und gelb
gefärbt, während die andren Alkaloide
als sekundäre und tertiäre Basen sich er-
weisen, die farblos oder nur in ihren Salzen
gelb gefärbt erschemen. Biologisch kenn-
zeichnet sich Berberin durch das Vorkommen
in veischiedenen Pflanaenfamilien.
Aehnliche natureile Körper sind sonst nicht
beobachtet, wohl aber Basen, die in naher
Beziehung dazu stehen. Ganadin (aaeh
Tetrahydroberberin) geht durdi Oxydation
in Berberin über, Gorydalin und Gorybnbin,
Isocorybulbin gehen bei gleicher Behandlang
in gelbe, quartäre, dem Berberin sehr Ihn-
liche Basen über.
Durch die Arbeiten von OorcUn ist nach-
gewiesen, daß Berberin doch vielleicht nicht
so verbreitet ist, wie nach frtlheren Arbeiten
angenommen wurde, aber immerhin in
mehreren Familien. Nicht ist Berberin^
wie Qordin qualitativ nachwies, in der
Colombowurzel enthalten, wie auch v(Hn Vor-
tragenden vor 4 Jahren bestätigt wurde.
Damals stellte Letzterer bereits die sehr be-
merkenswerte Tatsache fest, daß die Co-
lombowurzel mindestens zwd dem Berberin
m jeder Beziehung ähnliehe Alkaloide ent-
halte, die bei der Reduktion in farbloee,
dem Ganadin (Gorydalin usw.) ähnliche ter-
tiäre Basen übergehen und an sich qnar-
tärer Natur sind. Damit war die isolierte
Stellung des Berberin beseitigt. Mit der
weiteren Bearbeitung der Oolombo-Alkaloide
haben sich denn auf Oadamer's Veranb»
ung 2 seiner Schüler beschäftigt Oünx^
829
dessen Ergebnisse vor knrzem im Arehiv
der Pharm, mitgeteüt wurden^ and K. Feistf
dessen bisherige Arbeiten weit genug ge-
diehen sind, um uns ein ansohanliches Bild
der vorliegenden Verhiltnisse zn ermOgliohen.
Die Golombownrzel enthält neben amorphen
Alkaloiden 2 Aikaloide in größerer Menge,
außerdem ein drittes nur in bescheidenem
Umfange. Ihre Darstellung besteht m Er-
schöpfung der Wurzel mit Alkohol; Auf-
nehmen des Extraktes mit Wasser und —
nach Besatigung schleimiger Substanzen
durch em eigenartiges Verfahren — Fillen
der Aikaloide mit Jodkalium. Man erhält
so ein Gemisch aller Alkaloidjodide, die
durch Behandeln mit Alkohol von einander,
wenn auch mflhsam, getrennt werden können.
Ziemlieb leicht in Lösimg gehen die
amorphen Basen und Alkaloid B, während
Alkaloid A — das von Oünxel bereits be-
schriebene Golumbamm — zurückbleibt.
Letzteres enthält aber noch — wenigstens
war dies einmal der Fall — noch geringe
Mengen des Alkaloides C, das beim Aus-
zidien mit hdßem Wasser als der am schwer-
sten lösliche Körper zurüokblieb. Das
Alkaloid C ist mit voller Sicherhdt noch
nicht in semer Elementarzusammensetzung
festgestellt, wahrschemlich aber kommt sei-
nem Jodid die Formel: G22H24NO5.J zu.
Für A - Columbamin hat Oünxel die Formel :
G21H22NO5 . J und fflr B hat K Feist die
Formel: G20H20NO5.J festgelegt. Wir
haben also eme homologe Reihe von Alka-
loiden vor uns:
C = C22H24NO5.OH Palmatin (?)
A = O21H22NO5.OH Columbamin,
B = O20H20NO5.OH Jateorrhizin.
Daß dem so ist, dflifte aus folgendem
bervorgdien: Das Columbamin enthält 4
Methoxyl- Gruppen und 1 OH -Gruppe, das
Jateorrhizm enthält 3 Methoxyl-Gruppen und
2 OH -Gruppen. Das Palmatin ist zwar
noch nicht daraufhin untersucht, da es in
zu kleiner Menge vorliegt, aber es enthält
wahrscheinlich 5 Methoxyl-Gruppen. Es ist
das nicht blos eine vage Vermutung, son-
dern experimentell wohl begründet. Der
Nachweis der freien OH-Gruppen im Columb-
amin und Jateorrhizin durch Acylierung
machte gewisse Schwierigkeiten. Wir ver-
suchten daher ihre Existenz durch Methyl-
ierung zu beweisen. In der Tat gelang es
leicht, das Columbamin durch Behandlung
mit 1 Mol. NaOH in methylalkoholiscber
Lösung mit 1 Mol. Jodmethyl, das Jateor-
rhizin analog durch 2 Mol. NaOH und
2 Mol. CHsJ in Körper von der Zusammen-
setzung: C22H24NO5.J überzuführen, die
nicht nur unter sich identisch waren, sondern
auch, so weit sich dies bei dem späriichen
Material feststeUen ließ, mit dem Palmatin
in allen Eigenschaften übereinstimmten. Da-
durch ist also die Formel des Palmatm in-
dkekt mit ziemlicher Sicherheit festgestelli
Die Tatsache, daß in der Colombowurzel
die 3 Aikaloide enthalten smd, die sich von
demselben Stamm ableiten und nur durch
den Grad der Verätherung (Methylierung)
sich von einander unterscheiden, ist von
großem physiologischen Interesse. Bekannt-
lich betrachtet Pictet die Aikaloide als Stoff-
wechselprodukte der Pflanzen. Zuerst sollen
Körper mit Phenolcharakter entstehen, die
giftig sind auch für die Pflanze und daher
von ihr entgiftet werden durch Verätherung
der Phenolgruppen. Hier hätten wir drei
Stufen dieses biologischen Vorganges vor
uns.
Verbindungsform der Aikaloide.
Wird der alkoholische Auszug der Wurzel
nur bis zu einem dünnen Extrakt emge-
dampft, so scheiden sich allmählich kristall-
inische Massen aus^ die in der Hauptmenge
aus dem ungefärbten Bitterstoff Columbin
bestehen, aber auch noch gelbe und orange-
rote Kristallaggregate enthalten. Zur Scheid-
ung der versdiiedenen Körper wurde mit
Wasser ausgezogen, wobei nur Columbin
ungelöst bleibt Die zur Trockne gebrachte
Lösung gibt aus Alkohol orangerote und
gelbe Kristalle, die mechanisch getrennt
und dann umkristallisiert werden können.
Der orangerote Körper (Schmp. 210 bis
212) erwies sich als das Chlorid des Jateor-
rhizin, wie durch üeberführung in das Jodid
und Nitrat und in die farblose Tetrahydro-
verbindung festgestellt werden konnte.
Der gelbe Körper bestand nach dem
Umkristallisieren aus Alkohol aus warzen-
förmigen Ejristallen, die bei 162 ^^ schmolzen.
Keine der möglichen anorganischen Säuren,
ebenswenig die bekannteren Pflanzensäuren
ließen sich darin nachweisen; nur mit Di-
830
pheaylamin-Sohwefete&ure war Salpetersäure
aufzufinden. Trotzdem lag in den gelben
Kristallen niebt das Nitrat einer der be-
kannten Basen vor, wie die Analysen lehrten.
Um der LOsnng der Frage näher zn kommen,
sollte das Salz in das Jodid verwandelt
werden. Zu dem Zweeke in Wasser ge-
lOety schieden sich beim Stehen farblose
Kristalle ans (etwa 30 pGt), die nach ihrem
Verhalten das Lakton einer einbasischen
Sänre waren; Schmp. 246 <>, also nicht
identisch mit Golnmbin. Das Filtrat davon
gab mit Jodkalinm das Jodid des Colamb-
amin, wie die Elementaranalyse und OCH3-
Bestimmung lehrten. Die Verbindongsf orm
der Base mit der organischen Säure konnte
mangels Materials noch nicht gesichert werden.
Die Beziehungen der Colombo-
basen zum Berberin. Wie bemerkt
stehen die drei neuen Alkaloide in nächster
Beziehung zum Berberin. Diese Verwandt-
schaft tritt hervor in der Farbe der Alkaloide,
ihren quartären Basencharakter, in der Form
und LOdichkeit der Salze, in der Fähigkeit
mit naszierendem Wasserstoff 4 Wasser-
stoffatome aufzunehmen und dabei m tertiäre,
ungefärbte Basen überzugehen:
C22H27NO5Tetrahydropalmatin(?)Schmp.l480
02iH25N05Tetrahydrocolumbamin » 1440
C2oH2sN05Tetrahydrojateorrhizin » 206^
Das Berberin ist femer ausgezeichnet
durch die Fähigkeit, mit gelbem Schwefel-
ammonium ön Polysulfid zu liefern. Aehn-
lich gibt das Golumbamin ein Pentasulfid:
(G2iH22N05)2S5. Besonders charakteristisch
für Berberin sind endlich die Verbindungen
mit Aceton und Ohloroform. Hier scheinen
Golumbamin und Jateorrhizin sich anders
zu verhalten. Jedoch ist die Ausnahme nur
scheinbar. Wie beim Debydrocorybnlbin
die freie Hienolhydroxylgruppe die Bildung
derartiger Verbindungen verhindert urd wie
nach ihrer Verätherung z. B. durch Benzol
säure die Aceton- und Ghloroformverbmdung
leicht eriialten werden kann, so auch bei
den Golombobasen, wie einige vorläufige
Versuche gelehrt haben.
Die Aehnliehkeit der Golomboalkaloide
tritt endlich auch m den Reaktionen hervor,
die vor kurzem von (7. Reichard für Ber-
berin mitgeteilt wurden (Pharm. Gentralh.
47 [1906], 473). Eme Untencheidung der
Golomboalkaloide von Berbecin mit HOfc
dieser Reaktionen ist absolut nicht dnroh-
führbar, so daß nur durch AcetonverbiDduDg
eine Differenzierung möglich ist
Bei dieser Sachlage ist man berechtigt,
in den Alkaloiden nahe Verwandte des Ber-
berin zu erblicken, so daB man nicht allza
kühn ist, wenn man bereits auf gmnd der
vorliegenden Tatsachen an die Frage der
Konstitutionsbestimmung herangeht, deren
Bestätigung durch das Experiment bereite
im Gange ist
Das Berberin hat die KonstitutioB:
CO
/
GH.
GH GH c| ^^ i
0
GH30G^\^^\/\/
!GH
I
II
C in
Uli
GH OH CH,
= G80H18NO4 . OH
oder Ci7HioN(OHj<gg^>«
Weiterhin gelten folgende Formeln ffir
Pahnatin :
G22H24ON5.OH oder Gi7H9N(OH)(OCe3»5,
Golumbamin :
G21H22NO5 .OH oder GiTH^NtOEX^JJ^»^*
Jateorrhizin :
O20HJ0NO5 . OH oder Gi7H<,N(0H)<[J™«^
Man sieht ohne weiteres, daß och alle
4 Körper abldten künnen von einer Muttersob-
stanz, der dieFormd : G|7H|4N(OH)snkoni]iieD
würde; beim Berberin wären 4 H- Atome
durch 2 OGHq und O2GH2, bei den Goknabo-
alkaloiden 5H-Atome durch 5 OGH3 ; 4OCH3
+ lOH; 30GH8 + 20H eneUt üeber
die Stellung der Hydroxyl* und Mediozyl-
Grappen ist noch nichts bekannt ; der Um-
stand aber, daß das entmethylierCe Tetn*
hydrocolumbamin gegen Edelmetallialae und
Eisenoxydsalze sich wie PyrogalM veriiitt,
läßt vermuten, daß entweder in Ken I oder
IV drei OH- bezw. OGHa-Oruppen in m
Stellung stehen, so daß dann in IV oder I
2 OH- bezw. OGHs- Gruppen voriiaidflD
831
seiii mflfiten. Die Oxydation der Basen
wird darfiber Aofiknnft geben mflsBen. Die
Aebnliehkeit mit Berberin wird femer noch
dadnreh naehznweiBen sein^ daß man die
Tetrahydrokdrper , die naeh obiger Formel
1 aBymmetriBefaeB 0-Atom enthalten mOasen,
in ihre optiaehen Antipoden zn spalten ver-
sneht
In der Diaknaaion bemerkt Prof. Dr. Ä.
EcUngeTy Freibnrg^ folgendes : Die Berberin-
fiHinel dokumentiert sieh ak ein beiderseitiger
Isochinolinkern. Die Anlagerung der
Hydroxyl-Grappe maeht dies am so wahr-
aeheinlioher als bei nicht mit anderen Gruppen
belasteten Isochinolinverbindungen, sobald am
N Halogen steht, dieses leicht mit feuchtem
AgOH m die Hydroxyl-Gmppe übergeführt
wird. Bei den entsprechenden Ghinolin-
yerbindungen dagegen smd analoge Hydroxyl-
verbindungen nicht erhiltlich. Das Vor-
handensein von GH3- oder Alkyl-Gruppen
im Kern ist indifferent
(FortBetzaog folgt)
Neue Arzneimittel.
Chininacetylsalicylaty basisches erhielt
L. Santi (BoUett Ohim. Farm. 1906, 557),
indem er 378 g Ohinm und 180 g Acetyl-
salicylsäure in Aether lOste und bride Los-
ungen mischta Es entstand sofort eine
Trübung; worauf sich allmählich eine ölige
Flüssigkeit abschied, aus der sich dann Kri-
stalle ausschieden. Durch Sammehi auf
dem Filter und Trocknen an der Luft wurde
em weißes^ an der Luft un^erSnderliches
Salz von bitterem Geschmack erhalten. Es
schmilzt bei 157^ ohne Bräunung. Es
lasen sich in 1000 Teilen Wasser 3 Teile
Ghininacetylsalicylaty in 100 Teilen Alkohol
2,5 Teile dieses Salzes und in 100 Teilen
C9iloroform 10 Teile, während es in Aether
fast unlMich ist
Versuche, durch äquivalente Mengen das
neutrale acetylsalicylsaure Chinin zu e^
halten, sdihigen fehl.
Als Pulver oder in Emulsion in Mengen
von 0;4 g gegeben, zeitigte das basische
Salz als Fiebermittel bei Bauch- undltippen-
fellentzündnngen gute Erfolge.
Forgenin ist ameisensaures Tetramethyl-
ammontum. Nach BoUett Ghim. Farm.
1906, 595 wurde es von L, Vanxetti dar-
gestellt durch Einwirkung von Tetramethyl-
ammoniumjodid m wenig verdünnter LOsung
auf frisch gefälltes Silberformiat Hierbei
bildete sich unlösliches Silbeijodid, während
Tetramethylammoniumformiat in LOsung
ging. Die geringen Mengen ffilberformiat,
welche in der LOsung verblieben sind, lassen
sich durch tropfenweisen Zusatz von Salz-
säure ausscheiden. Ueber Schwefelsäure
oder Kalk verdunstet man die filtrierte LOs-
ung und läßt kristatlirieren, was nur schwer
erfolgt, da das Salz sehr leicht Wasser an-
zieht Die aus trockenen Kristallen bereitete
LOsung ist neutral. Sie wird beim Erwär-
men leicht alkalisch. Trotzdem sind die
Losungen wie auch das Salz selbst beim
Erwärmen sehr beständig. In grOfieren
Gaben wirict es wie Kurare^ in kleinen be-
lebend und die Eßlust anregend.
Gallak (Pharm. Gentralh. 47 [1906],
734), ist eine nach dem Just-Hatmaker'
sehen Verfahren (Pharm. Gentralh. 46 [1905J,
616) gewonnene Trodcenmilch, die nadi
Med.-techn. Journal 1906, S. 225, 23,75 pGt
Fett, 24,71 pOt Stickstoff ak Kasein, 36,72
pOt MUcbzucker und 6,49 pOt Muieralstoffe
enthält Darsteller: Trockenmilchwerke 0.
Hamburger in Wien.
Kerol ist angeblich em nicht reizendes
und ungiftiges Desinfektionsmittel von un-
I bekannter Zusammensetzung, das auf Bak-
terien kräftiger ak reine Karbolsäure wirkt
Schottischer Stoppmaustoe nennt Karl
Fr, TöUner in Bremen die in Schottland
vorkommende^ rotblühende Abart von Tri-
folium arvense. Anwendung: gegen Durch-
fall, Dysenterie, Kolik und ähnliche Darm-
verstimmungen. (Auch in Deutschland wer-
den Fiores Trifolü arvensis als Mietzchen-
t e e — wegen des Aussehens — oder auch als
Stopslochtee — wohl wegen derWirkung —
vom Volke veriangt Schriftleitung.)
Tauruman ist eine Emulsion lebender
Tuberkdbaallen (Typus humanus), die nach
22. Koch und Schütz hergestellt ist Sie
kommt m GlasrOhrchen mit 10 ecm phys-
iologisdier Kochsalzlösung in den Handel,
m der je 0,0^ bis 0,04 g lebender Tu-
berkelbazillen enthalten sind. Anwendung:
als Impbtoff zur Verhütung der Tuberku-
lose der Rinder. Darsteller: Farbwerke
vorm. Meister, Lucius d; Brüning iu
HOchst a. M. H. Mentxeh
832
Aus den Helfenberger Annalen
1905.
(lo der Reihenfolge der Seitenzahlen wieder-
gegeben.)
Agar-Agar (25). Der Aschegehalt von 8
versohiedenen Doichschnittsproben schwankte
zwischen 2,68 und 3,44 pCt, im allgemeinen
soll er 4 pCt nicht übei steigen. Ein angebotenes
Eanfmuster, das schon dem Aenßeren nach
minderwertig erschien und dessen Löslichkeit
wegen ziemlich bedeutenden Bodensatzes zu
wünschen übrig lieB, eigab beim Verbrennen
4,50 pCt Asche und wurde beanstandet.
Albnmen OtI sleemn (27) konnte nur schwer
und für teures Geld in einer Form gekauft
werden, welche ein gut lösliches Ferrum
albuminatum gewährleistete.
ReaiDa Copal (33). üeber einen neuen fossilen
Eopal (JaTtt-Kopal) wurde bereits aus einem
Vortrage von Dr. K, Dietrich in Pharm. Oentralh.
iS [1905], 773 referiert.
Resina Laecm (47). (Schellack.) Durch Prof.
Dr. Sonne war von der Üntersuchungsanstalt
für Handel und Gewerbe in Darmstadt eine
kleine Probe eines Präparates zur Begutachtung
eingesandt, welches unter dem Namen »Diana-
Schellack« in der Hutfabrikation Verwendung
finden soll, üeber die vorgenommene Prüfung
berichten wir wie folgt:
Biana-Schelliiek*
Das vorliegende Präparat stellt eine kömige
Harzmasse dar, deren einzelne Körner scharf-
kantig, vollkommen durdisichtig und von gelb-
lich-weißer Farbe sind. Ausgeprägte Perlen-
oder Tränenform, wie sie Mastix oder Sandarak
eigentümlich sind, besitzen die Eömer nicht,
die Masse macht vielmehr den Eindruck eines
zusammengeschmolzenen Harzge-
misches, das nachher zerkleinert wurde.
Zwischen den Fingern läßt sich der fragliche
Diana-Schellack leicht zu feinem Pulver zer-
reiben, welches schwach balsamisch riecht.
Beim Kauen klebt derselbe an den Zähnen, aber
nicht so stark und dauernd wie etwa Mastix.
Im Dampfbade erwärmt, erweicht die Masse nur,
bei stärkerem Erhitzen schmilzt sie unter Ver-
breitung eines deutlichen Geruches nach Terpen-
tin, ähnlich wie schmelzendes Kolophonium,
In Essigsäuieanhydrid gelöst und mit Schwefel-
säure versetzt, tritt sofort eine violette Färbung
ein, welche sich längere Zeit hält und dann in
grün und grün schwarz übergeht.
In kaltem Alkohol von 96 pCt löst sich der
Diana-Schellack bis auf wenige Flocken auf,
beim Zusatz von alkoholischer KSilauge entstehen
Absoheidungen, die sich bei vorsichtigem Zusatz
von Säure und Erwärmen wieder losen. In
heißem Essigpäureanhydrid löst sich der Diana-
Schellack klar auf, die Lösung trübt sich beim
Erkalten, jedoch ohne etwas abzuscheiden.
In Aceton, Aether, Benzol und Chloroform,
femer in 60 - und 80 proc. Chloralhydratlösung
ist der Diana-Schellack nur teilweise, in Benzin
und Petroläther fast unlöslich. Wegen der ge-
ringen zur Verfügung stehenden Menge war es
leider nicht möglich, die Löslichkeitsverhäitnisse
quantitativ zu ermitteln, qualitativ wurden die-
selben im Verhältnis 0,1 : 10 angestellt Ton
Konstanten wurde nur die ^urezahl (direkt)
und die Verseifungszahl heiA bestimmt.
S.-Z. d. 131,10—131,47
V.-Z. h. 181.42-182,60
E.-Z. 60,32— 51,13
Die Zahlen stimmen am besten mit denen d«
Kopals (Z. Dieteriehy Analyse d. Harze)
überein, jedoch spricht die fast gänzliche Löb-
lich keit in Alkohol gegen die Anwesenheit von
hartem Kopal.
Wie wir durch persönliche Erkundigungen in
Erfahrung bringen konnten, wird bei der Hoi-
fabrikation tatsächlich reiner, blonder resp. ge-
bleichter, weißer Schellack zum Steifen der
Hüte gebraucht, man darf deshalb wohl annehmen,
daß das unter dem Namen Diana-Schellack vor-
liegende Harz ein minderwertiges Surrogat des-
selben darstellt.
Der geringen zur Verfügung stehenden
Materialmenge wegen, die eine Trennung in
einzelne Bestandteile nicht zuÜefi, war es leider
nicht möglich, festzustellen, aus welchem Harz-
gemisch dieser Schellaokersatz bestand.
Ueber künstliche Schellacke vergl. auch die
Helfenberger Annalen 1903, 8. 83 und 1901
S. 47 bis 48.
Benztmini Petrolei (53). Im vergangenen
Jahre wurden hier BS Faß Benxin untersucht
Das spezifische Gewicht bei \^^ C schwankte
zwischen 0,719 bis 0,725. Bis auf dieses und
den Siedepui)kt entsprach das Beniin den An-
forderungen desD. A.-B. IV. mit konzentrierter
Schwefelsäure wurde dasselbe nicht gelb wie
vielfach in früheren Jahren. Aufier diesem für
techiusche Zwecke (wie Fett-, Oelextraktionen)
gebrauchten Benzin wurden im BeriohtBzeitranin
noch 10 Faß Motor-Bensin (Auto-
mobil-Benzin) geprüft Das spezifiscbe
Gewicht dieser Benzinsorte schwankte zwischen
0,679 bis 0,681. Mit konzentrierter Schwefel-
säure wurde dieses Benzin ebenfalls nicht, dt-
gegen durch Bromdämpfe sofort gelb gefikbt
Caatsehae (94). Von Kautsohok kamen 1905
vier Proben Para-Fell und seohs Proben Pm-
Eautschukschnitzel zur Untersuchung. Sbnt-
liehe Sendungen entsprachen betreffs Löslichkeit
den Anforderungen des D. A.-B. IV und waren
völlig schwefelfrei.
Außerdem kamen drei Kaufmuster Para-Kwt-
schukschnitzel zur Priifung, wovon das eine in
7,5 Teilen Benzin fast völlig unlöslich war und
beanstandet wurJe. Das zweite waren Sduiitiel
von schön hellbrauner Farbe, von ansgeieich-
neter Löslichkeit und sonst den A. d. D. A.-B. fV
entsprechend. Das dritte Muster bestand ins
dünnen Para-Platten-AbflUlen, welche nach 18
Stunden in 7,6 Teilen Benzin noch oioht voUIg
gelöst waren. Die Prüfung auf Schwefel ergab
erst nach längerer Zeit ganz geringe Opaleszeni.
Diese Ware war demnach night empfehlenswert
(Fortsetzung folgt.)
833
Der Nachweis
und die quantitative Bestimm-
ung von Stärkesirup unter Be-
rüoksiohttgung der steueramt-
lichen Methode.
Sncht man den Naehweis von Stftrke-
Birup gemäß den steueramtlichen Beatimm-
nngen (Anlage E der Anafflhmngsbeatimm-
nngen znm Znekersteuergesetz^ laut Bundea-
ratabescbluß vom 18. Joni 1903) zn fflhren^
80 gelangt man so lange su branchbaren
Resultaten, als es sich um zuckerhaltige
Gegenatinde handelt, die keinen oder nur
einen geringen Säuregehalt aufweisen. Da
aber die Saecharose durch die vorhandene
Säure in wechselnden Mengen invertiert
wird; so wird bei säurehaltigen Produkten
wie Fruchtsäften, Marmeladen, Gelees ein
falsches Resultat erhalten, wenn man die
erwähnte Methode anwendet. Es ist eben
nicht richtig, aus dem Polarisationswert vor
der Inversion bd säurehaltigen Zuckerwaren
einen Schlufi auf den Gehalt zu ziehen;
ja es liegt sogar, wie B, MaUhes und Fritx
Müller nachgewiesen haben (Ztschr. f. Unters,
d. Nähr.- u. Genufim. 1906, XI, 73) die
Möglichkeit vor, daß die Steuerbdiörde bei
der Rfickvergütung auf ausgeführte Zucker-
waren einen gewissen Prozentsatz Stärke-
zncker irrtfimlich als Rohr- oder Rübenzucker
mit zurfiekvergütet. Die genannten Ver-
fasser greifen daher auf die ältere Arbeit
von Juckenack und Pastemack zurück
und es gelang ihnen mit gutem Erfolge
den Nachweis des Stärkesirupzusatzes auch
in allen den Fällen mit Sichertieit zu er-
bringen, wo die steueramtliche Methode
versagte.
Die Methode' von Juckenack und Paster-
nack gründet sich darauf, daß die Schwank-
ungen im Glykose- und Dextringehalt bei
allen käuflichen Stärkesirupen, soweit sie
des Preises halber überhaupt für die Ver-
fälschung in betracht kommen, nur verhältnis-
mäßig geringe sind und dementsprechend
auch die Schwankungen in der durch sie
veranlaß ten Reohtsdrehung. Des weiteren
besteht die Trockensubstanz (Extrakt) der
rdnenFmchtsimpe der überwiegenden Haupt-
menge nach nur aus Saccharose und Invert-
zucker, die aus den Fdichten stammenden
zuckerfreien Extraktivstoffe kommen dem
Zucker gegenüber kaum in betracht.
Bd einer Verfälschung mit Stärkesirup
vermehren sich die Extraktivstoffe um Dextrin
und Glykose, welch letztere durch ihre auch
nach der Inversion anhaltende Rechtsdrehung
sich auszeichnen. Am auffälligsten treten
diese Unterschiede in den Polarisationswerten
hervor, wenn sie nicht ajof eine be-
stimmte Verdünnung, sondern auf
die spezifische Drehung der in-
vertierten Trockensubstanz berech-
net werden, bezogen auf 100 g invertierter
Trockensubstanz in 100 ccm im 10 mm-
Rohr. Man bestimmt also das spezifische
Gewicht des alkoholfreien Saftes und liest
aus der Extrakttabelle von WincUsch den
entsprechenden Zuckergehalt ab, berechnet
die gefundene Polarisation — aus 10 ccm
oder 10 g Saft nach der Inversion auf
100 ccm aufgefüllt — auf die spezifische
Drehung des Gesamtextraktes und liest aus
der Tabelle von Juckenack und Poster-
nack (vergl. Ztschr. f. Unters, d. Nähr.- u.
Genußm. 1904, VHI, 17) oder aus der neuen
Tabelle von Matthes und Müller den der
Drehung entsprechenden Procentgehalt an
Stärkesirup in der Trockensubstanz ab.
Die Zuverlässigkeit dieser Methode stützen
Matthes und Müller durch einige neue
Ermittelungen. So wurde der durchsdinitt-
liche Wassergehalt von 78 Stärkesirupproben
zu 18 pCt gefunden.
Der Gehalt an Trockensubstanz in den
Stärkesimpen des Handels beträgt also etwa
82 pCt Die spezifische Drehung dieser
Proben schwankte zwischen + 95 ^ bis
+ 117^ woraus sich eine speidfische Dreh-
ung von + 129,3^ für wasserfreien Extrakt
berechnet. Selbst bei abweichender äußerer
Beschaffenheit der Stärkesirupe schwankten
die Werte für Wasser und Extrakt, für
spezifische Drehung des Su*ups, wie des
Extraktes (für letzteres direkt und inver-
tiert) nur innerhalb enger Grenzen.
Als korrigierten Durchschnittswert für die
spezifische Drehung des Extraktes von Stärke-
zucker gilt die Zahl + 126. Stärkesirup-
freie Fruchtsäfte des Handels zeigen für das
invertierte Extrakt die spezifische Drehung
— 180 bis — 21,5<^, die sich mit den U-
teraturangaben über Invertzucker {spez. Dreh-
8S4
nng —190 bifi --23^) ungefähr decki.
Ans Invertzucker besteht denn aueh die
Hauptmaase der Fruchtsfifte. Die Verfasser
setzen den Durchschnittswert des Extraktes
reiner Handesfruchtsirupe = — 20^. Diese
Zahlen zu gründe legend und unter Berflck-
siditigung der Tatsache^ daß eine Misch-
ung (M) von X Teilen eines Zuckers von
der spezifischen Drehung — I (Invertzucker)
und y Teilen eines Zuckers von der spezif-
ischen Drehung + St (Stlrkesirup) die
spezifisdie Drehung:
M==x.(-I) + y.(+St)
aufweist, läßt sich auch aus bekannten
Mischungen von Stärkesirup und Saccharose
die spezifische Drehung des invertierten Ex-
traktgemisches unter Einsetzung der x er-
wähnten Durchschnittswerte — I = — 20^
und + St = + 126^ berechnen. Femer
läßt sich dann auch aus einer gefundenen
spezifischen Drehung des invertierten Ex-
traktes einer Mischung das Mischungsver-
hältnis unter Einsetzung der obigen Werte
berechnen, indem man für y (= Proeent-
gehalt des Stärkesirupes) folgende Formel
ableitet *
, ^ 100'(M + 1) _ 100 (M + 20 _ 100 M+20
^ (I + St) — (20 + 126 "" "146.
Will man sofort den Oehalt der Misch-
ung an wasserhaltigem Stärkesirup berechnen,
so lautet die Formel:
y =
122 (M+20)
146
da 100 Teile Stärkesiruptrodcensubstanz 122
Teilen Sirup mit 18 pGt Wassergehalt ent-
sprechen.
Eine beigegebene Tabelle (siehe Original),
welche für wasserfreien wie für wasserhaltigen
Stärkesirup den Oehalt desselben in Misch-
ungen, die den spezischen Drehungen — 20^
bis + 126^ entsprechen, aufweist, wird obige
Berechnungen sehr erldchtem. Ihren Ge-
brauch zeige folgendes Bespiel: Es werde
die spezifische Drehung eines invertierten
Extraktes zu + 28 ermittelt Diese Zahl
wird in Spalte 1 gesucht und m Spalte 2
direkt der Prozentgehalt des Extraktes an
wasserfreiem Stäricesunp abgelesen, in Spalte
3 kann man den Gehalt an wasserhaltigem
Sirup ablesen. Um nun den Stärkesirup-
gehalt des ursprünglichen Fruchtnmps zu
erfahren, wird der für das Extrakt ermittelte
Wert im Stärkesirup unter Zugrunddegongdee
Extraktgehaltes des FVuehtsiraps umgoredmeL
Angenommen es betrage z. B. die qNoifisebe
Dräiuog M emes invertierten Fhiditiaft-
extraktes + 34^, so berechnet man y (den
Stärkesunpgehalt desselben) nach der Fc^rmel:
100(34 + 20J 5400^3
^ 146 146 ' ^
d. h. 100 Teile des hn Simp enthalteaeD
Extraktes enthalten 37 Teile wasserfreieii
Stärkesünp. Nehmen wir an, dafi der Extrakt-
gehalt des Sirups 60 pCt betrage^ so würde
der (ragliche Sirup
37-60 ^c^c ru
r=: 22,2 pOt
100 ' ^
wasserfreien Stälfcesirup oder rond 27 pGt
Stärkesünp mit 18 pOt Wasser entisalteo.
Näheres über diese auch für den Apotheker
bei der Untersuchung von FVuchtaäften
brauchbare Arbei^ beliebe man im Original
nachzulesen. (Gegen diese Arbeit sind in
letzter Zeit Bedenken erhoben worden, weil
die Zusammensetzung der Stärkesimpe eine
verschiedene sei und die Dextrine andi teil-
weise invertiert würden. Sehriftieiimg.)
Ztsehr. f, Unters, d, Nakr.- u, Qmmfim, 1906,
XI, 73.
Zur Frfifimg
von Oleum oamphoratum
empfiehlt John Evans ^ 5 g Oel ra einar
kleinen flachen Porzellanschale auf dam
Wasserbade bis zum gleibletbenden Gewidit
zu erhitzen und den Gewiebtsveriost ab
Eampher zu berechnen.
Eine andere Methode, um den Kampher
gehalt des Oeles schnell annähernd za be-
stimmen, beruht auf Berechnung ans den
spezifischen Gewichten des angewandten
Olivenöls und des fertigen Kampheiülei.
Jedes Pk'ocent Eampher erfaüht das spezifiMshe
Gewicht um ongeOhr 0,0005. Die oft anf-
gestellte Behauptung, dafi Eampherül bäo
Aufbewahren infolge der FHlchti|^eit dsB
Eamphera dem Verderben ausgesetst is^ Ult
Verfasser nicht für begründet, da entm
naidi verschiedenen Versuchen, bei Somnitf-
hitze in offener Flasche anfbewahi^ nacb
8 Monaten keinen wägbaren Verinst m
Eampher erlitten hatte. 2r.
Pharm. Joum. 1906, 49.
886
■ ahrungsmittel- Chemie.
Der Pentosangehalt der Kakao-
bohnen lind seine Verwertung
zum Schalennachweis im Kakao-
pulver.
Durch Heraniiehiing des grOfieren Ge-
haltes an Pentoeanen (vergl. Wittmann,
Pharm. Oentralh. 48 [1902], 858) hineriialb
der FVneht und Samenachalen im Vergleich
zu den Samen Betbet, haben LÜhrig nnd
Segin versneht, naeh dem Vorgange Ddcker'%
(Pharm. Oentralh. 46 [1905], 8S8) den
Naehweii der Eakaoeehalen im Kakaopnlver
zn erbringen. Die Verfasser konmuen —
das sei von Yomherein bemerkt — zn negativen
ErgebnisBen. Nach einer bereohtigten ab-
nUiigen Kritik der Filsinger^wikesi Schlemm-
methode^ wenden sie sieh gegen das Operieren
mit Mittelwerten, wie Lührig dies schon
ui den froheren Arbeiten getan hat (vergl.
Pharm. Oentralh. 46 [1905], 652), da die
Schwankungen im Rohfasergehalt bd den
einzelnen JELakaosorten viel zn große sind.
Die Untersuchungen erstreckten sich auf
12 veraehiedene Sorten enthlUster Eakao-
samen, 4 Plroben remer Eakaomasse nnd
auf 8 Schalenproben. Die Bestimmung der
Pentosane erfolgte nach ToUens und zwar
wurden 2 bis 2,5 g entfettete feingepulverte
Trockensubstanz angewandt nnd mit Phloro-
gluctn geflUlt Die Ergebnisse reditfertigen
nach Ansicht der Verf. nicht die Hoffnungen,
die Dekker auf seine Methode setzte und
sie greifen ihn an, weil er nicht genfigend
reichhaltiges Untersuchungsmaterial beige-
bracht habe.
In den 12 unterauchten EUmdelsmarken
von Kakaobohnen sowie in der Kakao-
masse erhielten die Verfasser im Mittel
3,84 pGt Pentosane m der fettfreien Trocken-
substanz; die Schwankungen lagen aber
zwischen 2,51 und 4,58 pGt. Auf u^
sprflngliche Substanz bezogen entspricht dies
dnem mittleren Gehalt von 1,52 pGt mit
Schwankungen von 1^13 bis 2,16 pCt Der
Gehalt der Kakaoschalen an Pentosanen
in der Trockensubstanz betrug im Mittel
9,26 pOt mit Schwankungen zwischen 7,59
und 11,23 pOt Diese Zahlen zeigen, daß
die Schwankungen nicht m so engen Grenzen
liegen, als es nach der i)^A;fcer'8chen Arbeit
erscheinen will. Lührig und Segin ziehen
aus diesen Schwankungen vielmehr den
Schluß, daß der Bestimmung der Pentosane
kaum ein höherer Wert als der Rohfaser-
bestimmung beizumessen sei, weil man nach
den vorliegenden Daten den Kakaobohnen
6,7 bis 15,9 pGt wasserfreie Schalen zu-
setzen kann, bis man den gefundenen HOdist-
wert von 2,16 pOt Pentosanen (m Maracaibo-
bohnen und auf die ursprüngliche Substanz
bezogen) erreicht. (Die Verfasser sehen die
Sache doch wohl etwas zu schwarz an,
denn erstens steht der Wert von 2,16 pGt,
der sich um fast 25 pGt gegen die mdsten
übrigen erhebt, ziemlich vereinzelt da und
dann sprechen gerade die in ihrer Tabelle
in niedergelegten Werte für die Brauch-
barkeit der Methode. Der Berichterstatter.)
Ztsekr. f. Unters, d. Nakr.- u. Oenußm.
1906, XII, 165. —del.
Die Bestimmung der Rohfaser
im Kakao«
Mit diesem Thema beschäftigen sich zwei
neuere Arbeiten, die eine von W. Ludtvig
(Ztschr. f Unters, d. Nähr.- u. Genußm.
1906, Xn, 158) und die andere von H.
Mcttthes und Fritx Müller (a. a. 0. Seite
159). Nach einem historischen Ueberblick,
der die bisher gebrftuchlicheu Methoden
würdigt, wird auf die Schwierigkeiten, welche
gerade beim JELakao der Rohfaserbestimmung
entgegenstehen, hmgewiesen.
Ludwig hat garantiert reine Eakaosorten
aus einer Schokoladenfabrik, gemahlene
Kakaosdialen, Eakaokeimlinge sowie in
JELakao, dem m steigendem Prozentsatz
Schalen beigemischt waren, untersucht Aus
seiner Tabelle II geht hervor, daß auch
nach seinem Verfahren Zusätze von 10 pOt
Schalen kaum mit Sicherheit nachweisbar
sem dürften, denn der Rohfasergehalt be-
trägt bei 10 pOt Schalenzusatz 4,86 pGt,
während er m Tabelle I bei dem reinen
Kakao Nr. 3 schon 4,42 pOt beträgt Im
fettfreien Kakao, auf den der Verfasser
die Rohfaserwerte wegen der Schwankungen
im Fettgehalte stets bezogen sehen mOohte^
fand er 4,98 bis 5,96 pOt Rohfaser,
während die fettfreien Kakao schalen
936
14;47 pCt enthielten. Für fetthaltigen
Kakao fand Ludtvig 4^13 pOt, für fett-
freien 5,60 pGt Rohfaser.
Das vom Verfasser angegebene Ver-
fahren ist folgendes: 2 g des entfetteten
Kakao werden mit 20 com 15 proo. Natron-
lange and 60 ecm Wasser in einem 300
com fassenden Erlenmeyer - Kolben bei
kleiner Flamme 15 Mmnten im Kochen
erhalten. Zu der mit Salzsäure neutral-
isierten Flüssigkeit werden noch 10 com
Salzsftnre vom spez. Gew. 1,125 hinzu-
gefügt und 2 Stunden im kochenden Wasser-
bad erhitzt, um die Inversion der Stärke
herbeizuführen. Der Inhalt des Kolbens
wird heiß durch ein glattes Filter von 15
oom Durchmesser gegeben und der auf dem
Filter verbldbende Rückstand mit heißem
Wasser gewaschen und schließlich mit Hilfe
der Spritzflasche in den Kolben zurück-
gespült. Zu dem 60 bis 70 ccm betragen-
den Kolbenmhalt fügt man 1 g wasser-
freies Natriumkarbonat hinzu und kocht eine
Viertelstunde lang. Die heiße Flüssigkeit
wird durch ein neues Filter gegossen und
so lange mit heißem Wasser ausgewaschen,
bis die abfließende Flüssigkeit nicht mehr
braun gefärbt ist. Der Filterrückstand wird
abermals in den Kolben zurückgespült und
zu 100 ccm der Flüssigkeit 5 ccm konzen-
trierte Salzsäure gegeben, abermals 15 Mi-
nuten gekocht und ausgewaschen. Dieselbe
Behandlung mit Natriumkarbonat und als-
dann mit Salzsäure wird nochmals wieder-
holt und die im letzten Säureanfguß ent-
haltene Rohfaser auf ein getrocknetes und
gewogenes Filter gebracht, mit Wasser,
Alkohol und Aether ausgewaschen, getrock-
net, gewogen und verascht Die Asche von
dem Trookenrückstand abgezogen ergibt die
Rohfaser.
Ludtvig hat im ganzen 59 Proben, ein-
schließlich 11 Kakaos des Handels und 15
Schokoladen und Konfitüren nach seinem
Verfahren auf ihren Schalengehalt geprüft.
Er stellte auch bei Haferkakao eine Ver-
minderung des Rohfasergehaltes infolge des
beigemischten Hafermehles fest und beobach-
tete in einer Sdiokolade die Ueberschreitung
der für Rohfaser im entfetteten und zucker-
freien Kakao zu fordernden Grenzzahl von
6 pGt Rohfasergehalt
Die Arbdt von Maithes und Müller
lehnt sidi an das König^Bdtte Verfahren der
Rohfaserbestimmung an und bringt «ne
Abänderung,, welche die Verfasser deshalb
einführten, weil ue selbst beim Kakao stetB
viel zu hohe Werte mit dem König'dAen
Glycerinschwefelsäureverfahren Im Vergleieh
zum Weender - Verfahren erhielten. Sie
gehen ebenfalls von der mit Aether extra-
hierten Substanz aus. Eine 5 g Kakao ent-
sprechende Menge extrahierter Substanz wird
mit 200 com GlyoerinschwefelBänie (20 g
konzentr. Schwefelsäure auf 1 L Glyeerin ?om
spez. Gew. 1,23) in einer Porzelkmsohale durch
Anrühren sehr fein verteilt Man ertiitzt die
Schale im Autoklav 1 Stunde fatng auf 3 Atmo-
sphären Druck (137 ^ C). Nachdem die
Temperatur auf etwa 80^ gefallen ist, mmmt
man die Schale heraus und verdünnt mit
etwa 300 ccm heißem Wasser. Anstatt
nun nach König die Rohfaser sofort noch
heiß auf das Asbestfilter zu saugen, lasBen
die Verfasser die Flüssigkeit bis zum andern
Tage absetzen. Es wird alsdann voisicfatig
durch das Asbestfilter dekantiert und die
noch 60 bis 80 ccm betragende FlflSBigkeit
mit dem gleichen Volumen Alkohol venetzt
und 5 Minuten im mit Uhrglas bedeckten
Beeherglas auf dem Asbestdrahtnets ge-
kocht Die tief brannschwarze Flüssigkeit
wird nun gleichfalls auf das Asbestlilter
gegeben, auf dessen Platte sieh etwa 1 g
gereinigter und geglühter Asbest befind«!
Die abgesaugte Rohfaser wird abweefaBelod
mit heißem Alkohol und mit Wasser ane-
gewasohen^ bis die Flüssigkeiten farblos ab-
laufen. Durch vorsichtiges Aufrühren der
obersten Asbestschicht mit einem diekeo
Glasstab erleichtern die Verff. letztere Pro-
zedur. Zur Verhinderung des Aubchwemmeiu
legen sie vor dem erneuten Aufgießen eine
zweite Porzellanplatte auf^ an der hud
späteren Herausheben ein dünner Seideo-
faden angebracht ist Schließlieb wird mit
heißem absolutem Alkohol und danach mit
Aether ausgewaschen. Auch wenn aidi
König am Rfickflußkühler statt im Avto-
klav gekocht wvd^ empfehlen die Verff. du
Auskochen mit Alkohol. In einer TabA
haben sie die Unterschiede der Ergebnis
zwischen dem if^^^'schen Verfahren ^
der von ihnen empfohlenen Abinderaag
niedergelegt Bdi Anwendung der enterea
erhielten sie dnrohschnittlich 2 bis 3 pCt
837
Rohfaser mehr, dahingegen ergab das ab-
geänderte Verfahren mit dem alten Henne-
berg'Bthea ( Weender * )yerfahren ziemlieh
tkbereinatimmende Werte (Differenz 0,5 bis
1,0 pOt).
Zn der yoratehenden Arbeit hat J. König
in Mfinster das Wort genommen. Er weist
darauf hin, daß in seinen Originalarbeiten
Ober das Glyoerinsehwefelsäureverfahren stets
die Notwendigkeit betont worden ist, den
Rflekstand mit erwärmtem 90 bis 96 proa
Alkohol nnd schließlieh mit Alkohol-Aether
bis zur Farblosi^eit des Filtrates auszu-
waschen. Die anß^gewOhnlich hohen Unter-
schiede zwischen den Ergebnissen semer
Methode und derjenigen der Verfasser hält
König fllr durchaus nicht aufgeklärt; es
mitasen irgend welche anderen Ursachen
hier vorliegen. —del
(Im Ansdhluß an obige Arbeiten möge
hier noch besonders hervorgehoben werden,
wie beklagenswert es ist, daß die vorzüg-
lichen von «/. König gegebenen Vorschriften
fQr die Rohfaserbestimmung so wenig in
den Kreisen der Nahrungsmittelchemiker
Verbreitung gefunden haben. Nicht einmal
die Verembarungen zur einheitlichen Unter-
suchung der Nahrungs- und Genußmittel
haben diese Verfahren aufgenommen. Sie
empfdilen, trotzdem doch deren Mängel
deutlich genug nachgewiesen wurden, noch
immer das alte Weender- Verfahren nnd das
Holdefleiß-Yerfabien. Gerade beim Kakao
muß Wert auf eine möglichst reine Rohfaser
gelegt werden, wie man ue sehr gut bei
Einhaltung der König'w'ikea Vorschriften er-
halten kann. Man sehe nur zu, auch das
Glycerin wirklich von der vorgeschriebenen
Dichte zu verwenden. Selbst beim Kochen
im &^^'schen Kolben am ROckflußkühler
wird man dann gute Resultate erhalten. Zur
Filtration ziehe ich ein gehärtetes Filter mit
Platinkonus oder das Bedecken der Sieb-
platte mit einem Stück feinster Müllergaze
dem Asbestfilter gleichfalls vor, weil man so
schneller arbeitet Die halbtrockene Roh-
faser läßt sich leicht quantitativ von ihrer
Unterlage ablOsen und vollends in der
Platinschale trocknen. Vergleichende Ver-
suche mit verschiedenen Pfeffersorten sowie
mit Ddrrgemüsen gaben mir stets gleich
brauchbare Werte. Haupt.)
üeber Zitronat.
Das Zitronat, auch Gedrat oder Succade
genannt (von Citrus medica Oedra) stammt,
wie alle süßen Varietäten der Gattung Citrus
aus Kulturformen, die in China oder Cochin-
china erzeugt worden sind, während die
bitteren Formen aus Indien stammen. Im
14. Jahrhundert kamen z. B. die Orangen
nach Europa, obwohl sie schon im 11. Jahr-
hundert von den Arabern nach Sizilien ver-
pflanzt wurden. Das Zitionat kommt nicht
von der süßen mdisdien Pompelmuse, son-
dern wird von Citrus medica Oedra gewonnen.
Die kurzen steifen Zweige dieses Baumes
tragen Domen, längliche gezähnte Blätter
und weiße, außen violette Bifiten. Die
Früchte besitzen eine warzige, sehr dünne
und weiche Schale und meist saures Mark.
Es gibt Spielarten mit bis 30 Pfund schweren
Früchten. Besonders um Genua herum
wird der Baum angebaut Die noch grünen
Früchte werden abgenommen, mitten durdi-
schnitten, das Fruchtmark entfernt und in
Sproc. Salzwasser weich gekocht Zum Ver-
sand gelangen sie in Fässern mit Salzlake.
Nach fünftägigem Auswässern beginnt dann
der Kandierprozeß. Es nimmt 6 Wochen
in Anspruch, ehe der Zucker die Frucht-
schalen durchzogen hat, und ein zweimonatiges
Lagern, ehe die Ware verkaufsfähig wird.
Schälen und Bleichen der Früchte ist nicht
als handelsüblich zu betrachten. -<iel.
Oeneralanx. f. DelikcUess, u, Kotonialwaren-
handig. 1906, 27.
Ueber die SeBamölreaktion.
P. Soltsien, der die Reaktion des Sesamöles
mit Zinnchlorür zuerst aufgefunden hat,
bringt nunmehr den Nachweis, daß die
Furfurol- und die Zinnchlorürreaktion des
Sesamöles nicht durch denselben Körper
bedingt werden, sondern daß sie unabhängig
von einander eintreten. Nach 36 maligem
AuBschüttehi mit Salzsäure (spez. Gtow. 1,19)
gab Sesamöl die Furfurolreaktion nur noch
ganz schwach, während die Zinnchlorür-
reaktion ungeschwächt eintrat und sogar
reiner in der Farbe war. Gibt ein Sesam-
Öl aus irgend einem Grunde die Furfurol-
reaktion nicht mehr, so wird es doch noch
möglich sein, durch die Zinnchlorürreaktion
das Gel in Margarinefetten nachzuwttsen.
Chem. Revue üb. d. Feit- u. Harxinduatrie
1906, Heft 6. —del
838
Therapeutische Mitteihingen.
Ueber die
voQ Pepsin nach kurzer Berühr-
ung mit gewissen organischen
Verbindungen
hat J. F. Tocher üntersuchimgea ange-
stellt; auf grand deren er zu dem Ergebnis
gelangt, daß die Annahme irrig ist, Pepsin
könne mit allen Substanzen gemiseht ver-
ordnet werden. So beeinflussen zum Bei-
spiel Lösungen von Natrinmbikarbonat,
Natrium-; Kalium- und Ammoninmhydroxyd
bereits bei gewöhnlieher Temperatur je naeb
ihrer Konzentration die Wirkung des Pepsin
hemmend oder aufhebend; verdflnnte Aetz-
alkalilösungen zerstören die Wirksamkeit
verdflnnter Pepsinlösungen sofort. Pepsin
sollte also niemals mit Alkalien verordnet
werden; auch Mixturen mit Salzen von
Wismut; Morphin usw. sollten kein Pepsin
enthalten; weil seine Wnrksamkeit durch
Morphin sehr verlangsamt und entsprechend
der m der Lösung vorhandenen Menge
Alkali zerstört würd. Da Wismutkarbonat
Pepsin aus wSsserigen Lösungen ausfällt;
sollte besser basisches Wismutnitrat; das
diese Eigenschaft nicht besitzt; mit Pepsin
verschrieben werden. 2V.
Pharm. Joum. 1906, 88.
Bei männlicher Impotenz
empfiehlt Rudolf Topp an der Nerven-
klinik zu Halle das Yohimbinum € Riedel»
als Aphrodislaeum; sofern durch Exzesse;
Masturbation; allgemeine Neurasthenie oder
Hysterie u. ä. ein Damiederiiegen geschlecht-
licher Erregbarkeit herbeigefflhrt worden ist
und im deprimierenden Sinne auffällig wird,
üeberhaupt bei Personen beiderlei Oesehlechts
und verschiedensten Alten kam das Yohimbin
in betracht; sobald es sich darum handelte;
das Selbstbewußtsein zu heben oder in
diskreter Weise eheliche Beaehungen zu
beleben. Denn manchmal mangelte dem
Manne die Erektionsf&higkeit oder er klagte
llber gänzliches Ausbleiben der Erektion
oder im allgemeinen Aber geschwächte PotenZ;
die Frau litt an mangelnder Empfindlichkeit;
manche klagten sogar Aber unüberwindlichen
Ekel oder wenigstens eine fremde Abneig-
ung«
Hier war das Yohimbin € Riedel» fai 10
Fällen sehr vorteilhaft wirksam; indem es
schon nach wenigen Tabletten und ohne
urgendwelche Nebenwirkungen oder Reiz-
erschemungen eine Anregung der •exnelien
Potenz bezw. Libido zur Oeltnng brachte.
Die kleinen runden und weichen TaUotten
zu je 0;005 g ließen sich mit einem Schhick
Wasser leicht nehmen.
Bekanntlich war schon bei den Einge-
borenen m Kamerun die Yohlmbea von
jeher ak Aphrodisiaenm in Gebranch.
ÄUg, med, (htUral-Ztg. 1906, 175. ± Rn.
Zur Behandlung der
Askaridiasis
hat H. Brüning das amerikaniadie Wann-
samenOl (Wormseedoil); welches von Gbeno-
podium anthelmmtienm Gray gew<Hinen wird,
herangezogen. Auf Rundwflnner sshemt
es eine q>ezifisehe Wiricnng aasnObcD;
während dies bei Taenia saginatn und Tri-
chocephalus dispar nicht der Fall war. Ei
kann tropfenweise oder m Form einer Emul-
sion verabreicht werden. In Med. Klin.
1906; 747 werden folgende Vorsefariflfln
empfohlen:
L Oleum Ohenopodii anthelm.
Gummi arabicum u 5,0
Aqua destillata
Sunpus Aurantii aa 45,0
m. f. Emulsio.
IL Oleum Ohenopodii anthelm. 10,0
Vitellum On unum
Oleum Amygdalaram
Oummi arabicum u 10,0
Aqua destillata ad 200,0
m. f. Emulsio.
Bei Einschränkung .der Nahrnngazcfohr
soll das Oel in Oaben von 0;25 bis 0;5 g
dreimal täglich; unter umständen mehrere
Tage nacheinander; in em- bis zweistfindigSB
Zwischenräumen verabreicht werden, fia
bis zwei Stunden nach dem Einnehmen der
letzten Tagesgabe gibt man ein AbfOhimiMel
(Riänusöl) und zwar deshalb; weil das Wurm-
samenöl auf die Askariden vwwiegend lüi-
mend; betäubend; aber nicht abtötend ein-
wirkt und eine unnOtig lange Berthrang d«
Oeles mit der Darmschleimhaat vemisdeD
werden muß. — te—
889
Photographisohe Mitteilungen.
Osobromdruok.
Th. Manly, der bekannte Erfinder dee
OzotyjHe - Verfahreiis (Pharm. Oentralh. 44
[1903J, 860); hat eine weeentUehe Ver-
beflsemng deflselben aiugearbeitet, die be-
rufen enoheint, allgemein Eingang in die
photographisehe Praxis zu finden. Das
Ozobrom-Verfahren Manltf% bietet den
außerordentlichen Vorteil^ Pigmentbilder ohne
Verwendung von Licht zu erzeugen bezw.
ein Bromsiiberbild m ein Pigmentbiid über-
zuführen. Der Verfasser macht erst jetzt,
nachdem er ein englisches Patent auf die
Sensibilisierungsflflsagkeit erhalten hat, fol-
gende nähere Angaben, die wir aus «Flioto-
graphy» 1906, 107 bezw. aus «Photogr.
Wochenblatt» 1906, Nr. 39 entnehmen.
Das Verfahren wird wie folgt
ansgeführt: Ein Blatt Pigmentpapier von
der Größe des fiberzufflhrenden BromsUber-
bildes wird bis zur völligen Sftttigqng ein-
gelegt m folgendes Bad: Wasser ausreichend
für 600 T., Kaliumdichromat 4 T., Kalium-
ferricyanid 4 T., Ealiumbromid 4 T., Eaü-
Alaun 2 T., Zitronensäure 0,6 T.
Das Blatt wird nun mit der Schicht nach
oben auf eine Glasscheibe gelegt und darauf
mit der Büdschioht nach unten das vorher
eingeweichte BromsilberbUd. Beide Blätter
werden zusammengequetseht und zwischen
Fließpapier Y2 Stunde liegen gelassen. Das
Silber des BromsilberbOdee reduziert das
Kalium f erricyanid und bildet SUberferrocyanid
und dieses setzt sich mit dem Ealiumbromid
in Bromsilber und Ealiumferrocyanid um.
Das Silber wird also in Bromsilber über-
geführt Das Ealhimferrocyanid reagiert mit
dem Dichromat unter BOdung von Eisen-
eyansalz und chromsaurem Ghromozyd, das
wieder auf die Gelatine gerbend und den
Farbstoff befestigend wirkt. Will man nun
das BromsilberbOd unter dem Pigmentbilde
belasBen, so legt man die zusammengequetschten
Blätter nur in warmes Wasser von 41 bis
44^ C und zieht nach genügendem Er-
weichen das Pigmentpapier von dem Bilde
ab, worauf man 'schaukelt bis alle lösliche
Farbgelatine entfernt ist und nur das Pig-
mentbild zurückbleibt. Das ursprüngliche
schwarze SflberbOd ist in ein mattbraunes^
unter dem Pigmentbild liegendes verwandelt
worden. Wenn in den tiefen Schatten sieh
noch schwarze Teile bemerkbar machen, so
legt man das Bild in den Abschwächer aus
rotem Blutlaugensalz und Fixiematron, wo-
durch die Aufhellung eintritt und zugleich
alles Bromsilber gelöst wird. Das Bild wird
eine halbe Stunde gewaschen und ist dann
fertig. Will man das Bromsilberbild wied^
gewinnen, so legt man die zusammen-
gequetschten Blätter eme Ifinute in kaltes
Wasser und zieht sie dann von einer Ecke
aus in einem glatten Zuge auseinander. Das
Pigmentpapier mit dem unsichtbaren Bilde
wird dann mit der Schicht nach unten in
eine Schale mit kaltem Wasser gelegt und
mit einem Blatt einfachen Uebertragungs-
papiers Schicht naidi oben unterzogen. Nach
Y2 Minute werden die Blätter zusammen
aus dem Wasser gezogen, zusammengequetseht
und V4 Stunde beiseite gelegt Das BQd
wird dann wie ein gewöhnliches Eohlebild
entwickelt und ist sdtenrichtig. Das Brom-
silberbOd, das nur noch eine ganz schwache
Farbe hat, wird Y2 Stunde gewaschen und
dann bei Tageslicht m einen gewöhnlichen
Entwickler gelegt, bis es seine volle Eraft
wieder erlangt hat und wvd dann gewaschen.
Es kann nun wieder zu einem neuen Ozo-
bromdmck verwendet und dies wiederholt
werden, so lange es das Papier aushält
Das Verfahren kann auch verwendet
werden zum Verstärken von Negativen und
Latembildem. Wenn man femer eine prä-
parierte lichtdruckplatte mit einem wie an-
gegeben behandelten Bromsilberbilde bedeckt,
so erhält man eme druckfertige Platte.
Auch auf den Gummidruck läßt sich das
Verfahren anwenden, dazu wird die oben
angegebene Sensibilisierungsflüssigkeit m er-
heblich konzentrierterer Form mit Gummi-
lösung und Farbstoff gemischt und auf den
BromsUberdrudc mit einem Pinsel m der-
selben Weise aufgetragen, wie es beim
Gummidruck üblich ist Nach dem Trocknen
wird entwickelt, wie man sonst den Gummi-
druck zu entwickehi pflegt Bm,
840
BOohersohau.
Die Zeitalter der Chemie in Wert und
Bild. Von Dr. Albert Stange, 1. Lie-
fening. Teil I: Die ältesten EenlitniBse
von der Materie, Teil 11: Die phUo-
Bophiflohen Aneehauimgen der Grieehen
nnd die Frage nach den Eaementen.
Leipzig. Verlag von Paul Sckimmel-
ivitx. Komplett in 10 Lieferungen je
1 Mk. 50 Pf.
Bas Buch ist dem Prinzen Ludwig Ferdmcmd
▼on Bayern gewidmet. «Mit den Kunstblättern
und sonstigBu Illoetrationen yerfolgt es einen
doppelten Zweck, die Hauptyertreter and die
Enrnngensohaften eines jeden Zeitalters znr An-
sohanong zn bringen, dann aaob dem Fachmann,
Historiker und Oroßindostriellen Interessantes
über die Fortschritte der einzelnen Verfahren,
Technik nnd Apparatenbau zu geben.»
Wie der Verfasser dieser, seiner hohen Aufgabe
gerecht lu werden trachtet, ob er ihr gewachsen
ist, ob der Herr, dem das Prädikat «Doctissimus»
seitens der hohen Schule gegeben wurde, in
bezug auf seine historischen Bestrebungen nicht
am Ende unbewußt sich selbst kritisierend, als
Motto dem Werke vorgesetzt hat: Indocti diS'
cant, das sollen aus einigen Citateo die Leser
selbst zu beurteilen yersuchen. H, Seh.
(Diese Citate sind wegen ihrer kritischen Be-
sprechung von allgemeinem Interesse und be-
finden sich auf Seite 822 abgedruckt Schrift"
hüung,)
Die Struktnrformeln der organisehen
Chemie, mit Berücksichtigung der offi-
einellen organisch -ehemischen Präparate
für Studierende der Pharmaoie und der
Medizin von Dr. Max Biechele. Verlag
von C. Ä, Kaemmerer dt Co. Halle a. S.
1906.
Der auf dem Gebiet der pharmazeutischen
Literatur vorteilhaft bekannte Veriasser bezweckt
mit diesem Buche, in dem für die organischen
Verbindungen völlig auseinander gezogene Struk-
turformeln gegeben werden, den Chemie studie-
renden Apotiiekern und Medizinern einen Ueber-
bliok über die Ableitung der Strukturformeln in
einander zu geben und damit das Studium der
organischen c£emie zu erleichtem. Daß dieser
Zweck durch sorgftltig schematisierte Struktur-
formeln sehr gefördert wird, wird Jeder zugeben
müssen und der Unterzeichnete insbesondere hat
es seinerzeit selbst außerordentlich empfunden,
wie viel leichter man in das anfangs scheinbar
unentwirrbare Geflecht der organischen Chemie
eindringt, wenn man anstelle der oftmals üb-
lichen Bruttoformeln die Strukturformeln setzt,
als ihm nftmlich in seiner Lehrzeit, in der er
nach dem ehrwürdigen Sehliekum arbeiten
sollte, durch Zufall das Bepetitorium von Pinner
in die Hände geriet, das der Chef zum einzebeD
Entblättern für wohltätige Zwecke an einen ein-
samen Ort gelegt hatte.
Mit dem dem Verf. eigenen didaktischen Weit-
blick werden nicht nur die einzelnen Foraieb
raöglic^t klar dargelegt, sondern durch Herus-
he^n mit fettem Druck sind bei UmsetzuDgeo,
Gleichungen usw. die vornebmlioh in betiaebt
kommen£»n Atome und Komplexe besooden
gekennzeichnet. Nicht einverstanden erklären
kann sich der Referent mit der Definition dei
Zuckerarten auf Seite 93, da hiemach die Iri-
osen. Pentosen usw. aus den Zuckerarten aos-
geschieden wären. Ebensowenig kann Befeient
die Einteilung des Stoffes in: 1. Verbindangen
mit offener Eohlenstoffkette, 2. Verbindung mit
geschlossener Kohlenstoffkette, 3. Aetherische
Oele, 4. Pyridinbasen, 5. Chinolinbasen tnlligen,
da dieselbe ebenso neu als unwissenschaftlich
ist. Trotz dieser eerugten Mängel wird jedoch
ein Studierender der organischen Chemie ein
ganz anderes Verständnis als vorher entgegen-
bringen, wenn er das Buch ^wissenhaft dorch-
arbeitet, was hiermit einem jeden Cand. pharm,
empfohlen sein möge. /. SaU.
Helfenberger Annalen 1906. Im Auftrage
der Ghemiflchen Fabrik Helfenberg A.-0.
vormals Eugen Dieterich horaiisgegeben
von Dr. Karl Dieterich. Berlin 1906.
Veriag von Julius Springer.
Der Inhalt der vorliegenden schätzenswerten
Annalen, die in diesem Jidire (1906) ihr zweites
Decennium vollenden werden, bietet wie bisher
ein reiches Material als Grundlage für die Be-
urteilung vieler pharmazeutischer und technischer
Artikel. Zweckmäßigerweise ist von der Wieder-
gabe größerer Untersuchungstabellen abgesehen
und sind dafür nur die Grenzwerte und die
Anzahl der ausgeführten Prüfungen verzeichnet
worden. Nur m wenigen Fällen konnte eine
Verbesserung, beinahe durchgängig aber eme
Verschlechterung der Drogen beobachtet werden.
Auch bei Anlage höchster Preise war nidit in
allen Fällen eine Prima-Ware erbäitiidi, i ^
Ceresin, probehaltiges Wachs (weil viel Kmut-
waben verwendet werden) und Hühneisiweifi.
Wir lassen auf. Seite 832 der heutigen Nummer
einen Abdrudc verschiedener Angaben aus den
Annalen folgen und bitten dort nachlesen n
wollen. P. S.
Preislisten sind eingegangen von:
Chemischer Fabrik Helfenberg
vorm. Euaen Dieterich in Helfenberg
(Sachsen) über pharmazeutische Präparate, Pa-
pierwaren, Spirituosen usw.
Sicco, med. -ehem. Institut (F)riedr.
Gustav Sauer) in Berlin W. 35 über phaima-
zeutische Präparate (Anhang: Vorsäuifteo-
Sammlung).
841
Versohiedene Mitloiluiigeii.
Veber die DeiinfektioB von EB- und
Trinkgerätea dnroh Sodalösnng
hat das Egl. Säohs. MiniBteriam des Inneni
kündioh nachstehende Verordnung erlassen:
«unter dem Titel «Verbreitung Ton Infektions-
erregern durch Oebrauohsgegenst&nde und ihre
Desinfektion» hat Professor Dr. E, v. Esmareh
XU Göttingen in Nr. 1 der «Hygienischen Bund-
schau» Jahrgang 1901 eine beachtenswerte Arbeit
über den beseichneien Gegenstand und die von
ihm gemachten Versudie veröfifentlicht. Damach
bleiben die Diphtheriebakterien bis zu 15 Tagen,
der Bacillus prodigiosus bis zu 3 Monaten, an
Eß- und Trinkgeschirren angetrocknet, lebens-
fiUiig, auch ist eine ausreichende Beseitigung
dieser Keime durch Abwaschen der Gläser usw.
und Trockenreiben mit sterilen Tüchern nicht
zu erreichen.
Dagegen gelang letzteres Tollkommen durch
B eh and lungmit einer zweiprocentigen
Sodalösung von 60® 0 innerhalb einer
Minute.
Demzufolge empfiehlt von Eamareh für Heil-
und Kuranstalten, Hotels usw. entsprechende
Reinigung und Desinfektion der für den Gebrauch
Kranker bestimmten Eß- und Trinkgesohirre.
Weiter kommt hierbei in betracht, daß das
Ton dem Genannten empfohlene Ver&hren einen
nicht unwesentlichen Vorzug insofern hat, als
bei Verwendung einer Sodalösung yon 50® 0
Glaswaren weit eher vor dem Zerspringen be-
wahrt bleiben als beim Auskochen, und weil
dadurch die Ablösung der Hefte von Messern
und Gabeln verhütet wird, endlich auch die
Geruchlosigkeit der Sodalösung gegenüber der
Verwendung anderer Desinfektionsmittel vorteil-
haft ins Gewicht fiUt.
Die Ergebnisse der von Professor von Esmareh
angestellten Versuche sind durch die »Zentral-
steile für öffentliche Gesundheitspflege« bestätigt,
demzufolge aber die bezüglichen Vorschläge des
ersteren vom Ländesmedizinalkdliegium als be-
rücksiohtigenswert bezeichnet worden.
Hält es nun auch das Ministerium des Innern
nicht für angezeigt, das von Esmareh für die
Desinfektion der Gebrauchßgegenstände voige-
schlagene Verfahren allgemein durch Verordirang
vorzuschreiben — zumal im Hinblick auf die
für die Desinfektion von Eß- und Trinkgeschirren
bei Pocken und Typhus bestehenden besonderen
Vorschriften laut Bundesratsbeschluß vom 28.
Januar 1904, Anlage 9, Desinfektionsanweisung
für Pocken n, Ziffer 8, Anlage 5, Desinfektions-
anweisung bei Typhus H, Ziffer 8 ; siehe Fltnxer^
Die Medizinal-Gesetze 1905, Bd. 1, Seite 370
bezw. Seite 418 (Auskochen mit Wasser oder
mit heißer KaUseifenlösung Vt Stunde lang
stehen zu lassen und dann gründlich zu spülen) —
so ist es doch erwünscht, daß das Eamareh^Behe
Verfahren in weitesten Kreisen, vor allem aber
den mit der Anordnung von gesundheitlichen
Maßnahmen betrauten Sachverständigen bekannt
werde.« «.
Deutsche Pharmaidutische Oeselltohaft.
Tagesordnung für die Donnerstag, 4. Oktober
1906, abends 8 ühr, im Restaurant «Zum Heidel-
berger», Berlin NW., Dorotheenstraße statt-
finaende Sitzung:
Herr Oberapotheker Dr. 0. TFti//f-Liohtenbeig-
Berlin : Kurze Besprechung der neu erschienenen
Belgischen Pharmakopoe m Ergänzung des im
Mai gehaltenen Vortrages: «Einblick in die
Neu- Ausgaben ausländischer Arzneibücher».
Herr Apotheker Dr. W. . Brufu - Eiberf eld :
Herstellung von Tinkturen und Extrakten nach
\dem Druckverfahren. (Demonstiationsvortrag.)
Brieffweohsol.
Poststempel Hannover 25. September 1906.
Ihre Postkarte war nicht beschrieben! Wir
bitten um gefL Mitteilung Ihrer Wünsche an
die Schriftleitung.
Apoth. H. Seh« in €• Wir danken Ihnen
bestens für die Mitteilung über das Wort «Elenchus»
und lassen deren Wortumt hier folgen : "EXeyxos
(Pharm. Gentralh. 47 [1906J, 793) übersetzte
Herr B, Ih. doch etwas sehr frei. Schon vor
Jahrhunderten war das Wort beliebt für «Aus- 1
lesen», «Sammlungen», Blütenlesen» (Fioiilegium)
und das dürfte doch (trotz Georges^ der das
Wort mit «Begister» übersetzt) die beste Ver«
deutschung sein. 'EUyxstv heißt : prüfen, unter*
suchen, ausfragen, daher eine Sammliuig von
Vorschriften als vortrefflich geprüft, erprobt
oder auf grund von ad hoc angestellten Fragen
und Untersuchungen viel begehrt und in den
Apotheken von Nöten.
Beschwenlei Biier inKgiiiiillssiiie Zutellug
der «PhnniaoentlBehen Centralhalle» bitten wir stets an die Stelle richten zu wollen, bei
welcher die Zeitschrift l^efltellt worden ist, also Ppstanstalt oder Buchhandlung oder Geschäfts-
stelle, d« ^•xaxLSg'elo^x.
Verleger : Dr. A. Solineider, Dreaden und Dr. P. Süfi, Dreaden-Blaiewils.
VtntntworUieher Letter: Dr. P. Soli, In Dreaden -BlaeewIU.
Im Bachhandet durch Jaliaa Springer, Berlin N.. Monbljoaplftta 8.
Dmok Ton Fr. Tittel Naehfolger (Kunath ft Mahlo) in Dreaden.
lothion
■«!■■• Jodppflparat Wr •pldsrmatlsah* AawsHduMgi
T*a anttbertrolTener SeMrblerbsrkdt. Enthält ca. 80 % Jod, onan. gebundi'D.
BrM» tOr JoilkallmcdlKiiioi]. «owlc tOr Jodtuktnr, Jodualie, J«dTMolüiiUM «r.
Aowtdd. i. ElDplnulD, bei«. Elnmbca au( d Baul, mii OIitibOI, SplrlUw.GIrMrlii, iwp. Lid« Lg
uib^di uDd Vu«lin d». fci&iicht.
Ueronal
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-l,lt ( IB baliiBB
kalten |«jli«t in nthmaB
(iBiiBtilaa, (Mt ohne GsMliiiuct)
dank iDtendtlt h.
3$opral
; »«•.: 0,S-1,0 ■ bei eiDi
«ntwedei I. Ltaung od. 1. Yari
(In OlM iVKUoMan n. kDbl
dB Wuknng ■ai|a>labnei ; tni toh latiMiftndia
isplrln
Mesotan
TanniBen
Daotal'BayBr
Thcobroniin. pur, Theol>roniin.-natr. uilcyNc.
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Pharmaceutische Centralhalle
für Deutschland.
Herausgegeben von Dr. A. Schneider nnd Dr. P. SOee.
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Zeitschrift fftr wissenschaftliche nnd geschäftliche Interessen
der Phannftcie.
Gegrflndet von Dr. Hermaui Hager im Jahre 1859.
Erscheint jeden Donnerstag.
Bezugspreis vierteljährlich: durch Buchhandel oder Post 2,50 Mk., durch Geschäfts-
stelle im Inland 3,— Mk., Ausland 3^50 Mk. — Einzelne Nummern 30 Pf.
Anzeigen: die einmal gespaltene Klein-Zeile 30 PI, bei größeren Anzeigen oder Wieder-
holungen Preisermäßigung.
Leiter der 1 Dr. Alfred Schneider, Dresden- A. 21; Sohandauer Str. 43.
Zeitsehrlft: J Dr. Paul Süß, Dresden<Blasewitz; Oustay Freytag-Str. 7.
OeeehlftssteUe: Dresden-A. 21; Sohandauer Straße 43.
^41.
DresdeD. 11. Oktober 1906.
Der neuen Folge XXYII. Jahrgang.
XLvn.
Jahrgang.
Inlialt: Chemie nnd PhurmAole: Folysonum dumetoium L., ein gut wirkendes AbfQhrmittel. — HomOopetbischo
Scluraiik-Apotliekeii. — Altes Kokalnhyd^bloiid. — 78. Venemmlung Deutieher Neturfoncber und Aente sii
Stat^gart — Lösungen Ton NoTOcaln in Oel. — Aus den Hell nberger Annslen 1905. — Zar Auslegung pharma-
«eutisebcr Gesetse unw. — BemerkuBgen fiber einige flttsslge Extrakte. — Ecbneüe Sterilisation Ton Skopolamin-
UVsungen in der Beseptor. — NmhrvBgsBitlel-Caciiiie. — VeTSohiedeue Mitteiluifeii.
Chemie und Pharmaoie.
Polygonum dumetoruin L.,
ein gut wirkendes Abfahrmittel.
Yon Dr. Iktfimann.
Von unseren offizinellen Drogen ist
TTohl kaum eine Gruppe "so gut in bo-
tanischer nnd chemischer Beadehung
untersucht worden, als die der Abführ-
mittel im engeren Sinne: Frangula,
Bheum, Senna und AI06. Die
Untersuchungen dieser Drogen können
dank den Ai^beiten TsehircVs und seiner
Schaler als abgeschlossen gelten. Nun
gehört aber von diesen Pflanzen nur
Frangula unserer Heimat an, und es
müßte jedenfalls sehr erfreulich sein,
andere gleich gut wirkende heimische
Pflanzen zu finden und diesen Geltung,
auch seitens der Schulmedizin, zu ver-
schaffen, welche sie ihrer Wirkung ge-
mäß voUauf verdienen. So sind z. B.
in den letzten Jahren verschiedene
Polygonumarten (Russischer und
Weidemanri'B Knöterich) ein belieb-
tes Spezialitäten- und Volksmittel ge-
wesen.
Die nachfolgenden Zeilen sollen sich
mit Polygonum dumetorum L. befassen,
von dem es sich herausstellte, daß es
ein sicher und milde wirkendes Abführ-
mittel ist. Eine große Anzahl Versuche,
von mehreren Kollegen angestellt, ergab,
daß das Kraut mindestens ebenso gute
Wirkung besitzt als Folia Sennae.
In vielen Fällen wirkt es, namentlich
bei chronisch verstopften Patienten,
besser als Brustpulver, Tamarinden,
Alo^pillen und dergleichen. Zur An-
wendung gelangte die ganze Pflanze
(Stengel und Blätter nebst eventuellen
Blüten- resp. Fruchtständen) und zwai*
als Abkochung 10:200. Hundert
Teile frisches Kraut geben 25 Teile
trockenes, 100 Teile Blätter 19 Teile
getrocknete.
Polygonum dumetorum, bei uns über-
all in feuchten Gebüschen, an Hecken
844
USW. verbreitet, ist eine typische Schling-
und Kletterpflanze, welche sich häufig
über niederes Gebüsch (Brombeeren)
mehrere Meter empor in Bäume (Akazien)
windet. Charakteristisch für die Pflanze
sind der hohle, unbehaarte Stengel mit
wechselst&ndigen Blättern, femer die
bekannte Ochrea, die kleinen, zu yiel-
gliedrigen Äehren vereinigten Blüten
mit coroUinischem Perigon und die drei-
kantigen, glänzend-schwarzen, glatten,
nußartigen Früchte. Da die Pflanze in
ihrem Bau manches Bemerkenswertes
bietet, so mögen hier wenigstens die
die Droge bildenden Teile eingehender
besprochen werden.
Die Hauptmenge der Droge bilden
Stengelglieder. Der Stengel wird nur
wenige Millimeter stark, ist mit ungefähr
8 feinen Bippen versehen, grün und
nur an einigen dem Licht stark ausge-
setzten Stellen rötlich. Der rote
Farbstoff geht durch Kali zu-
erst in blaugrün, dann in gelb über.
Auf dem rundlichen Querschnitt wech-
seln schwache Rippen mit geringen
Einbuchtungen ab. Die Zellen der ein-
reihigen Epidermis sind nach außen ge*
wölbt, in der Richtung des Organs ge-
streckt mit schiefen Querwänden und
mit Cuticularf alten versehen. Zerstreut
kommen Spaltöflhungen mit in der Regel
drei Nebenzellen vor, welche etwas
emporgehoben sind. Die Länge der
Schließzellen beträgt 35 /i. Trichome
sind nicht vorhanden, doch treten Sekret-
drüsen auf, welche ungefähr 15 ^ hoch
und 30 fjL breit, also relativ klein sind.
Dieselben sind nach dem Labiatentypus
gebaut, jedoch sind Basal- und Stielzelle
durch senkrechte Scheidewände in zwei
Zellen geteilt. Da Basal- und Stiel-
zellen sich nie über die benachbarten
Epidermiszellen erheben und das um-
gebende Gewebe der Drüsen sich schnell
streckt, so sind die Drüsen der Epi-
dermis eingesenkt. Sie haben 2, 4,
oder 8 Sezemierungszellen, stellen von
oben betrachtet zierliche Rosetten dar,
und sondern nur kurze Zeit minimale
Mengen einer schleimigen Substanz aus.
Die Drüsen verkümmern schnell, fallen
häufig ab, so daß man zahlreiche Narben
abgefallener Drüsen erblickt Die
schwachen Rippen werden durch Collen-
chymbeläge gebildet. An die Epidermis
schließt sich eine drei- bis vierreihige
Schicht dünnwandiger, chlorophyllhalt-
iger Zellen an, welche nach innen an
Größe zunehmen. Diese Zellen sind
gleichfalls gestreckt, besitzen aber ge-
rade und horizontale Querwände and
zeichnen sich durch ihren Reichtnm an
Ealkoxalat aus. Das Oxalat tritt in
großen und kleinen Einzelkristallen auf.
Hierauf folgt ein schon in ganz jungen
Stengeln geschlossener, die inneren
Teile schützender Sklerenchymring. Die
Sklerenchymfasem sind verholzt, nicht
stark verdickt, sehr lang and zogespitzt
Den 8 Rippen entsprechen 8 primäre
Leitbündel, die auch an älteren Stengeb
dadurch leicht erkennbar sind, daß ihr
Gefäßteil aus drei bis vier kleinen Ring-
oder Spiralgefäßen besteht. Zwischen
diesen entstehen alsdann — unier den
Einbuchtungen — sekundäre Bündel,
welche nur ein großes, 60 bis 80 p.
weites Netzgefäß führen. Die Siebteüe
sind nach außen bogenförmig abgegrenzt
Im Alter wird diese regelm&Bige An-
ordnung dadurch zerstört, daß sich
intraf ascicularesWachstnm geltend macht,
so daß schließlich ein mehr oder weniger
geschlossener Holz- und Siebteil ^t-
steht. Das großzellige Mark führt in
der Jugend Oxalatdrusen, geht aber
bald durch Zerreißen der Wände zu
Grunde.
Die herzförmigen Blätter werden
gewöhnlich 4 bis 5 cm lang und breit
Die größeren erreichen eine Länge von
8 cm und an der Basis eine Breite von
7 cm. Die Spitze ist lang ausgezogen.
Die Blätter sind lang gestielt Der
Blattstiel wird bis 6 cm lang. Erstellt
auf dem Querschnitt ein Fünfeck dar,
dessen obere Seite stark eingebuchtet ist.
Diese Einbuchtung ist makroskopisch
als feine Rinne sichtbar. Das Gewebe
des Stieleß besteht aus großzelligem
Parenchym, welches nach außen klem-
zelliger wird. Die Epidermis gleicht
völlig deijenigen des Stengels, unter ihr
sind zwei bis drei Zellreihen collen-
chymatisch verdickt und führen Chloio-
845
phyll. In diesem oxalatreichen Qewebe
yerlaofen sechs collaterale Gefäßbfindel,
und zwar eins mit nach oben gekehrtem
Siebteil in der Mitte, zwei in den oberen
Ecken, die übrigen drei sind etwas von
den unteren Ecken entfernt. Die Sieb-
teile der Bändel sind sämtlich nach
anßen gerichtet. Die Bündel der oberen
Ecken sind nur wenig entwickelt, haben
meist drei bis vier Gefäße, doch auch
die übrigen führen höchstens 6 bis 8
Gefäße, deren Weite nicht über 16 /i
beträgt. Diese 6 Bündel vereinigen
sich allmählich beim Eintritt in das
Blatt, ohne daß eine Drehung ihrer
einzelnen Teile stattfindet, so daß man
verschiedene interessante Bilder des
qaerdurchschnittenenHauptnerven erhält,
je nachdem das Präpai^at dem Grunde
oder mehr der Mitte des Blattes ent-
stammt.
Der Hauptnerv tritt beiderseits stark
hervor, nämlich unterseits durch groß-
zelliges Parenchym fast kreisförmig, und
Oberseite durch coUenchymatisches Ge-
webe annähernd dreieckig. Nun ver-
einigen sich zunächst die beiden oberen
Bündel mit dem Zentralbündel des
Stieles, so daß man am Blattgrunde den
Nerven von vier Bündeln durchzogen
findet. Oben das vereinte Bündel, den
Siebteil nach oben gerichtet, während
in der unteren Leiste die drei unteren
Bündel des Blattetieles verlaufen^ die
sich zwar etwas genähert haben, aber
immer noch völlig isoliert sind und ge-
mäß der morphologischen Blattunterseite
den Siebteil unten führen. Letztere
treten in ihrem weiteren Verlaufe näher
aneinander, vereinigen sich schließlich
und man findet dann den Nerv von
zwei durch Parenchym getrennte colla-
terale Bündel durchzogen, deren Gefäß-
teile nach innen gerichtet sind und sich
gegenüberstehen, während ihre Siebteile
nach außen liegen. Bei den Sekundär-
nerven, die wie auch die übrigen Ner-
ven beiderseite hervortreten, liegen die
Verhältnisse ähnlich.
Der Bau der Nerven zeigt deutlich,
daß dieselben hier nicht nur der Zu-
nnd Ableitung dienen, sondern im er-
höhten Maße als tragendes Gerüst aus-
gebildet sind. Hierdurch sind die Blätter
äußerst biegungsfest gebaut und beide
Blattflächen gleichmäßig gut auf Zug
und Druck gespannt, ein für derartige
Schlinggewächse nicht zu unterschätzen-
der Vorteil.
Die Spreite des bifacialen Blattes ist
sehr dünn (100 bis 175 // stark). Der
Bau der überwiegenden Mehrzahl der-
selben ist folgender. Die oberen Epi-
dermiszellen sind höher und größer als
die unteren, und gegen einander buchtig,
während die unteren stark wellig ge-
bogene Seitenwände besitzen. Ueber
den Nerven sind die Zellen gestreckt
und grad wandig. Vereinzelte Zellen der
Fläche, sowie viele des Blattrandes und
der Nervenepidermis wachsen zu papil-
lösen Trichomen aus, welche 80 bis
100 fi lang werden. Die Epidermis
besitzt beiderseite Cuticularfalten, ebenso
die Papillen. Cuticularfalten und Pa-
piUen sind für die Pflanze recht cha-
rakteristisch. Zerstreut finden sich Sekret-
drüsen auf beiden Blattfiächen. Spalt-
öffnungen, mit gewöhnlich drei, seltener
vier oder fünf Nebenzellen, sind fast
nur Unterseite. Sie zeigen bisweilen an
einem, öfters aber an beiden Enden,
einen kleinen Zapfen, wie ein solcher
z. B. bei den Spalten von Hyoscyamus
vorkommt. Auf der Spitze der Ober-
seite trifft man ungefähr 5 Wasser-
spaltßu an, sonst finden sich Oberseite
Spaltöffnungen nur selten. Das Meso-
phyll besteht aus einem einreihigen
Palisadengewebe, dessen einzelne Zellen
bei manchen Blättern nicht viel länger
als breit sind aus drei bis vier Reihen
Mesophyllzellen. Die Mesophyllzellen
sind in der Blattmitte rundlich, in der
untersten Reihe etwas palisadenartig
gestreckt und gestellt, führen Verhältnis^
mäßig viel Chlorophyllkörner und stehen
relativ dicht.
Oxalat ist reichlich vorhanden. Große
Drusen von 60 ^ Durchmesser treten
auf, welche häufig ein Drittel, ja auch
die Hälfte der Blattdicke einnehmen.
Sie liegen in chlorophyllfreien, sich
durch besondere Größe auszeichnenden
Zellen. Außerdem kommt Oxalat in
846
Einzelkristallen and in kleinen Drusen
vor allem bei älteren Blättern im Pali-
sadengewebe Yor. Die Zellen scheinen
also in einem gewissen Alter dieses
Abfallprodakt nicht mehr fortschaffen
zu können, zumal die hierfür bestimmten
großen Aufnahmezellen bereits vOllig
mit Oxalat erfüllt sind.
Es besitzen jedoch nicht alle Blätter
bifaciales Chlorophyllparenchym. Bei
einer Anzahl Blätter, die sich äußerlich
Yon den anderen wenig unterscheiden
— nur ihre Unterseite erscheint grüner
— sind die Palisaden entfernter und
unregelmäßig gestellt, kaum länger als
breit, so daß die oberste und unterste
Reihe des Mesophylls übereinstimmend
ausgebildet ist Es ist also ein zen-
trisches oder vielmehr ein homologes
Chlorophyllparenchym entstanden. Bei
diesen Blättern sind die Epidermiszellen
gleich hoch und außerdem sind auf der
Oberseite mehr Spaltöfhiungen aufzu-
finden. Diese Aenderung im Bau wird
zweifelsohne infolge der jeweiligen
Blattstellung durch das Licht bewirkt.
Nebenbei mOgen auch Feuchtigkeitsver-
hältnisse mitspielen, wenn man die Ver-
mehrung der Spaltöffnungen berücksich-
tigt. Die Zellen des jungen noch un-
belichteten Blattes besitzen hier im
hohen Grade die Fähigkeit ihre ur-
sprüngliche, typische Lage und Qestalt
bei weiterem Wachstum so zu modi-
fizieren, daß sie eine den gegebenen
Verhältnissen möglichst vorteilhafte Qe-
stalt annehmen.
Die Substanzen, welche die a b f ü h r -
ende Wirkung des Krautes bedingen,
befinden sich mit größter Wahrscheinlich-
keit im Blattstiel in der Epidermis, im
Stengel in dieser und in den supepider-
malen Schichten bis zum Sklerenchymring
und in den Blättern schließlich in der
beiderseitigen Epidermis, reichlicher in
der oberen, sowie in dem supepidermalen
Gewebe der Nerven, kommen hingegen
gamicht im Blattmesophyll vor. In
diesen Zellen ruft nämlich Kali eine
rotbraune bis rötliche Fällung hervor,
-- vereinzelt entstehen rotbraune Ballen
und Klumpen — , Eisenchlorid einen
reichlichen, schwarz-kömigen Nieder-
schlag, Jod eine geringe rotbraune Fäll-
ung. Vanillinsalzsäure bewirkt Rosa-
färbung des Zellinhaltes und der Wände.
Durch Kalkwasser entsteht ein rotbrauner
Niederschlag, welcher in seltenen Fällen
purpurrote Farbe annimmt. Ammoniak
bedingt eine bräunliche körmge Fällnng,
welche bei längerer Einwirkung des
Reagens schwarz wird. Hierbei maß
hervorgehoben werden, daß die Menge
der Stoffe nicht nur in den einzebien
Zellen, sondern auch vornehmlich bei
verschiedenen Pflanzen eine sehr schwan-
kende ist. Die Reaktionen treten näm-
lich nicht in allen Zellen mit gleicher
Stärke auf und entstehen in einer An-
zahl Präparate überhaupt nur gering.
Inwiefern dieses Verhalten mit dem
Standorte der Pflanze oder mit der Zeit
der Einsammlung zusammenhängt, konnte
nicht ermittelt werden. Doch wurde
die Beobachtung gemacht, daß je
schwächer die Vanillinsalzsäarereaktion
ausfiel, um so stärker traten die anderen
Reaktionen auf.
Im Anschluß hieran seien einige
chemische Vorarbeiten mitgeteilt, welche
zum Zwecke vorläufiger Orientiening
unternommen wurden. Der mehr oder
weniger gelbe wässerige Auszag ist von
schleimigem G^chmack, stark saurer
Reaktion und wird von Ammoniak gelb-
braun, von Vanillinsalzsäure blaßrötlicb,
von Eisenchlorid grünschwarz.
Wenn man das Kraut kalt mit Wasser
perkoliert und das Perkolat vorsichtig
abdampft, so erhält man ein an der
Luft trocken bleibendes Extrakt, welches
aus rotbraunen, splittrigen Massen be-
steht. Aether, Benzol und Toluol län-
gere Zeit mit dem Extrakt geschüttelt,
bleiben farblos und lassen, verdunstet,
in ihrem Rückstande keine kristallinischen
Körper, sondern nur Fett und dergl.
erkennen. Eisessig löst einen kleinen
Anteil des Extraktes mit tiefroter Farbe,
Kali den größten Teil desselben dunkel-
braun. Etwas Extrakt wurde mit Alko-
hol aufgenommen. Dieser alkoholische,
gelb gefärbte Auszug enthielt zwei
Körper, denn er zeigte bei der Eapilla^
analyse zwei scharf getrennte Zon^,
847
eine braune und eine gelbgrflne. Ab-
gedampft resultierte ein schmutzig
gelber Rückstand, aus welchem feine
lange Nadeln kristallisierten. Mit Eis-
essig unter Zusatz von etwas Tierkohle
gereinigt, gelingt eine Trennung nicht,
denn es finden sich bei mikroskopischer
Betrachtung dieses Rückstandes kleine
EristaUnadeln neben blumenkohlartigen
Massen vor.
Das mit Wasser bereits erschöpfte
Kraut wurde mit 2proc. wässeriger Am-
moniaklösung im Perkolator ausgezogen.
Der bräunliche Auszug gab eingedampft
ein dunkel rotbraunes, fast schwarzes
Eixtrakt, welches begierig Feuchtigkeit
aus der Luft anzog und nach kurzer
Zeit schmierig wurde. Das filtrierte
ammoniakalische Perkolat wurde mit
Salzsäure versetzt, wobei sich rotbraune
Flocken ausschieden. Der Niederschlag
wurde nach dem Auswaschen mit Alko-
hol aufgenommen, der Alkohol verjagt
und der Rückstand in Aether gelöst
Dieser Aetherauszug gab nun beim
Schfitteln mit Ammoniak die Bomträger-
sehe Reaktion (Emodin?).
Von dem SOproc. alkoholischen Per-
kolat sei nur erwähnt, daß die ersten
Auszfige grfin, die folgenden braunrot
gefärbt waren und daß die Eapillar-
analyse auf 4 Stoffe hinweist, denn es
entstehen 3 enge Zonen, dunkelgrün,
braungrün und gelbgrün und eine sehr
große braunrote Zone. Eingedampft
erhält man ein rotes, zähfiüssiges dickes
Extrakt.
Aus den Vorarbeiten ging hervor,
daß die Bestandteile des Krautes sich
beim Verarbeiten leicht zersetzen. Na-
mentlich Wärme und Ammoniak (selbst
in schwacher Lösung) liefern oft schwarze
Massen, welche sich dann schwer lösen
und nur zum Teil von Kali mit rot-
brauner Farbe aufgenommen werden.
Diese Massen wird man wohl als Ni-
grine ansehen müssen.
Soweit sich bis jetzt femer aus den
chemischen Vorversuchen und aus den
mikro-chemischen Reaktionen ein Urteil
bilden läßt, beruht die abführende Wirk-
ung von Polygonum dumetorum auf
ihren Gehalt an'Tanno- und Anthra-
gly kosi den. Freies Emodin ist nicht
in der Pflanze vorhanden, dürfte sich
aber voraussichtlich in den Auszügen
bei einem planmäßigen Abbau und Ver-
arbeiten einer größeren Menge Kraut
neben braunen und gelben Farbstoffen
unschwer finden lassen. Hoffentlich
läßt eine genaue chemische Analyse
nicht lange auf sich warten. Nebenbei
sei an die nahe botanische Verwandt-
schaft mit Radix Rh ei erinnert.
Die vorstehenden Zeilen haben in
erster Linie den Zweck, weitere Kreise
auf dieses heimische Kraut — Herba
Polygoni dumetorum -- aufmerksam
zu machen und es als Abführmittel zu
empfehlen. Die bisherigen Resultate
ergaben mit Sicherheit, daß das Kraut
den Folia Sennae und Cortex Frangulae
in jeder Weise gleichsteht, sogar in
manchen Fällen sie übertrifft. Außer-
dem haben aber Herba Polygoni du-
metorum den nicht zu unterschätzenden
Vorteil, in großer Menge — als Un-
kraut — in unserem Vaterlande vor-
zukommen.
Ueber die Anfetellnng Ton homtfopathiselieii
Sehrankapotheken in den Apotheken ist ein
Königl. Preuß. Ministerialerlaß (18. Juli 1906)
erschienen, der folgendes bestimmt: «Unter
einem besonderem Räume, wie ihn § 52 der
Apothekenbetriebsordnung vom 18. Februar 1902
für die Aufstellung eines Schrankes mit homöo-
pathisohen Mitteln fordert, ist ein solcher Raum
zu verstehen, der in der Betriebsordnung als
Bestandteil der Apotheke nicht aufgeführt ist,
z. B. das sogenannte Geschäftszimmer.
Es ist auch nicht zu beanstanden, wenn in
diesem Räume gleichzeitig andere als
homöopathische Arzneimittel, diätetische Präpa-
rate, Weine usw. in vollständig geschlossenen
festen Gefäßen und in geschlossenen Schränken
aufbewahrt werden. Selbst gegen die Aufstell-
ung von Roagentien im gleichen Räume sind
Einwendungen nicht zu erheben.»
Altes KokaVnhjdroehlorld kann im Laufe der
Jahre eine Zersetzung erlitten haben. So be-
richtet Pierre Breteau über ein Gocainum
hydrochloricum aus dem Jahre 1891, das wohl
nicht ganz wasserfrei war und sich in Benzoö-
säuremethylester, freie Benzoesäure und salz-
saures Ekgonin gespalten hatte. Ä,
Joum. de Pharm, et de Chim, XXIII, 1906,
474.
j
848
78. Versammlung
Deutscher Naturforscher und
Aerzte zu Stuttgart
vom 16. bis 22. September 19C6.
(Fortsetzung yod Seite 831.)
Abteilung für Pharmazie und Pharma-
kognosie.
Heber die Alkalinität der
Pflanzenbasen nnd deren Bedeutung bei
chemischen und toxikologischen Arbeiten.
Von Prof. JEd. Sekaer, Straßburg.
Der Vortragende knüpft an eine Reihe
von Arbeiten an, die teils von ihm selbst
(1896 und 1901 bis 1905), teils von ver-
sehiedenen Schttlem {Springer 1903, Feder
1904 und Simmer 1906) im Pharma-
zeutischen Institute der Universität
Straßburg ausgeführt und in mehreren
Zeitschriften, zum teil auch als Dissertationen
veröffentlicht worden sind. Dieselben be-
ziehen sich hauptsächlich: erstens auf die
Basizität der Alkaloide gegenüber Indikatoren,
zweitens auf die fällende Wirkung freier
Alkaloide bei Schwermetallsalzen, drittens
auf den «aktivierenden» Einfluß der freien
Pflanzenbasen bei verschiedenen Oxydations-
prozessen (Oxydationen durch metallische
Oxydationsmittel, spontane Oxydationen und
sog. innere Oxydationen), viertens auf das
Verhalten der Alkaloidsalze zu den mit Wasser
nicht mischbaren Lösungsmitteln (Chloroform,
Aether, Benzol usw.).
Unter Verweisung auf die in den er-
wähnten Veröffentlichungen enthaltenen Einzel-
heiten werden hinsichtiich der Bedeutung
der Alkalinität der Pflanzenbasen bei pharma-
zeutisch - chemischen Arbeiten besonders
folgende Punkte betont: 1. Die richtige
Auswahl der empfindlichsten und sichersten
Indikatoren bei den immer wichtiger werden-
den Alkaloid-Titrationen der Pharmakopoen
zur Wertbestimmung von Drogen und ga-
lenischen Präparaten, wobei zu erinnern ist,
daß sich z. B. bei neuen Alkaloiden das
Verhalten zu Indikatoren nicht ohne weiteres
aus den übrigen Anzeichen der Basizität
ableiten läßt, da eine eigentümliche Nicht-
übereinstimmung in den verschiedenen als
Alkalinität zu deutenden Eigenschaften ein
charakteristisches Merkmal der Alkaloide zu
sein sdieint; 2. die Einflüsse der Alkalinität
auf das Verhalten von Alkaloidsalzen zu
verschiedenen Lösungsmitteln, aus wetchem
sich eine Anzahl von Vorsiohtamaßregehi bei
der Ausschüttelnng oder Perforation alkaloid-
haltiger Lösungen sowohl für die Wert-
bestimmungen als für toxikologische Unter-
suchungen ergeben ; 3. die Anwendung von
Pflanzenbasen zu Neutralisationen in Fällen,
m denen aus irgend welchen Gründen die
Verwendung der gewöhnlichen Alkilien
weniger empfehlenswert ist; 4. die Ver-
wertung der aktivierenden Wirkungen der
Alkaloide auf Oxydationsvorgänge, insbeson-
dere a; zur Erkennung kleinster Alkaloid-
mengen in Lösungsrückständen, b) durch
Ersatz der ätzenden Alkalien z. B. bei der
Fehling'Bdxea Zuckerprobe oder bd den
Biuretreaktionen, c) durch Berücksichtigung
der eventuellen Wirkung von Alkaloiden
oder gewissen leicht dissoziierbaren Alkaloid-
salzen bei Verdunstung von Pflanzenaus-
zügen . mit leicht oxydabeln Substanzen,
d) durch Anwendung anstelle gewöhnlicher
Alkalien bei Förderung von Oxydationsvor-
gängen.
Ueber Bebeeris.
Von Prof. Dr. M. SchoÜx^ Greifewald.
Dem aus Radix Pareirae bravae ge-
wonnenen P el OS in, das nach älteren Unter-
suchungen mit dem aus der Rinde von
Nectandra Rodiaei stammenden Bebeerin
identisch ist, kommt die Formel:
CigH2iN03
zu, die sich auflösen läßt in
yOH
^le^uOr— 0 . CH3
\N . OH3
Das Alkaloid, das früher nur amorph be-
kannt war, läßt sich durch Behandlang mit
Methylalkohol in den kristallisierten Zustand
überführen, während andere LteangBmittel,
wie Chloroform, es in den amorphen Zn-
stand zurückverwandeln. Bd der Deatillation
mit Zinkstaub gibt das Bebeerin o-Kreiol,
bei der Oxydation werden versehiedene Pro-
dukte erhalten, die zum Teil dureh Addition
von Sauerstoff, zum Teil durch Austritt von
Wasserstoff aus dem Alkaloid entstanden
sind. Ein Oxybebeerin der Formel:
C18H21NO4
entsteht durch Einwirkung von Wasseratoff-
849
perozydy dnreh Behandeln mit sohwefliger
Säore kann daraus das Bebeerin regei^priert
werden. Durch einfache Addition von Methyl-
Jodid und Benzyljodid erweist sich das Be-
beerin als tertiäre Base. Das vor mehreren
Jahren von dem Vortragenden untersuchte,
aus Radix Pareirae gewonnene, sowie auch
das aus dem kftufliohen Rohbebeerin isolierte
Alkaloid war stark linksdrehend, und zwar
^^^^^S Md = — 298^. Ein neuerdings
aus Radix Pareirae gewonnenes Pdiparat
erwies sich hingegen als ebenso stark rechts-
drehend. Außerdem gelang es, aus dem
käuflichen Bebeerin, das ebenfalls aus Radix
Parehae dargestellt wird, ein inaktives Al-
kaloid zu isolieren, das sich als die racem-
isdie Form erwies. Die Pflanze produziert
somit beide aktive Formen, und zwar über-
wiegt bald die eme, bald die andere. Der
Schmelzpunkt der beiden optisch aktiven
Formen liegt bei 214^, der der racemischen
bei 300 <>, auch die LöslichkeitsverhUtnisse
sind ganz verschieden, und zwar ist die
raoemische Form in sämtlichen Lösungs-
mitteln die schwer IMiche.
Nach den Untersuchungen von Dr. Hilde-
brandt über das physiologische Verhalten
des Bebeerin verschwindet die Wirkung auf
das Herz bei üeberfflhrung der Base in eine
quatemäre Ammoninmverbindung, wie das
auch bei anderen Alkaloiden mehrfach be-
obachtet wurde. An Eanmchen und an
weißen Mäusen ausgeführte Untersuchungen
ergeben femer, daß die rechtsdrehende Mo-
difikation bä weitem stärker wirksam ist,
wie die linksdrehende. Besonders auffallend
ist aber, daß auch in der Wirkung der
amorphen und der kristallisierten Base ein
großer unterschied besteht. So waren 0,45 g
der kristallisierten Rechts-Base bei subkutaner
Einspritzung bei Kaninchen noch ohne Wirk^
ung, während die amorphe Substanz in der-
selben Gabe den Tod herbeiführte. Da das
amorphe Produkt aus reiner kristallisierter
Base dargestellt worden war, so bleibt nur
die Möglichkeit als Erklärung, daß die kri-
stallisierte Modifikation schwerer zur Re-
sorption gelangt
Auf eine Bemerkung von Prof. Oadamer
entgegnete der Vortragende, daß das raoem-
ische Bebeerin nicht durch Erhitzen des
optisch aktiven entstanden sein könne, da
bei dessen Isolierung kdne höhere Tempe-
ratur, wie die Siedetemperatur des Aethers
zur Anwendung kam.
Prof. Schaer macht auf die Möglichkeit
aufmerksam, daß den beiden optisch ver-
schiedenen Formen des Bebeerin zwei ver-
schiedene, wenn auch botanisch sehr nahe
verwandte Pflanzen entsprechen könnten, da
die Abstammungsfrage von Radix Pareirae
von jeher eine recht verwickelte war.
Der Vortragende erwiderte hierauf, daß
die verschiedene Heikunft der Pareirawurzeb
sehr wohl möglich sei, doch zeige das Vor-
kommen des racemischen Alkaloides, daß
beide aktiven Formen von derselben Pflanze
produziert werden können. Weiter bemerkte
er auf eine Anfrage von Prof. Thoms, das
physiologisch stärker wirkende Alkaloid sei
das rechtsdrehende. Ein allgemeiner Zu-
sammenhang zwischen der Drehungsrichtung
und der physiologischen Wirkung dürfte
wohl nicht bekannt sein.
Privatdozent Dr. Bosenthaler, Straßburg
i. E., hielt folgende Vorträge:
1. Heber die adsorbierende Wirkung
versoldedener Kohlensorten.
Von den zur Untersuchung herangezogenen
Kohlen: Tierkohle, Fleischkohle, Pflanzen-
blutkohle, Blutkohle, Londenkohle, Schwamm-
kohle adsorbiert Tierkohle am meisten, die
letzten beiden am wenigsten. Die adsor-
bierende Wurkung einer und derselben Kohle
gegenüber derselben Substanz hängt noch
ab von dem Lösungsmittel und der Konzen-
tration, nur wenig von der Temperatur. Als
Substanzen, an denen die etwa 450 Y&>
suche vorgenommen wurden, dienten solche,
die als Typen der pflanzenchemisch wich-
tigsten betrachtet werden konnten. Auf die
adsorbierende Wu*kung von Tier- und Fleisch-
kohle läßt sich eine einfache Koffein-
bestimmungsmethode aufbauen. Da Be-
ziehungen zwischen dem Molekulargewicht
der Körper und ihrer Adsorbierbarkeit vor-
handen smd, so läßt sieh sehr wahrschdn-
lich die Adsorbierbarkeit zu einer Molekular-
gewiohtsbestimmung verwenden.
2. Ueber die Eisenohloridreaktion der
Phenole.
Für die Tatsache, daß einzelne Phenole
wie Thymol, Eugenol, Karvakrol u. a. in
850
wässeriger LOeuDg keine Färbungen mit
Eiflendhlorid geben, hat es bisher an einer
allgemein giltigen Erklärung gefehlt Vor-
tragender sucht sie darin, daß diese Phenole
keine für das Eintreten der Eisenohlorid-
reaktion genügend konzentrierte wässerige
Lösung geben, und stützt diese Vermutung
durch die Tatsache, daß die Salze der
Phenolsulfosäuren, auch der von Thymol
usw. abstammenden, mit Eisenchlorid die
charakteristischen Phenolfärbungen eintreten
lassen.
3. Heber Fowler'sohe Lösung.
Diese Lösung gibt bei den Revisionen
dadurch ständig zu Beanstandungen Anlaß,
daß ihr Gehalt an arseniger Säure durch
üebergang in Arsensäure zurückgeht. Durch
Zusatz von arsenigsaurem Kalium kann sie
wieder revisionsfähig gemacht werden ; dann
aber ist der Gesamtarsengehalt höher als
ursprünglich beabsichtigt und zulässig.
Bosenthaler sehlägt deshalb vor, dnen
Maximalgehalt von Arsensäure für die Fötaler-
sehe Lösung zuzulassen. Das Deutsche
Arzneibuch müßte dann sowohl den Gehalt
an arseniger Säure als den an Arsensäure
bestimmen lassen, was auf folgende einfache
Wdse möglich ist: Man bestimmt zunächst
die arsenige Säure mit Jod nach der bisher
üblichen Methode, bei deren Ausführung die
arsenige Säure in Arsensäure übergeht. Macht
man dann mit Salz- oder Schwefelsäure
sehr stark sauer und setzt Jodkalium hinzu,
so wird eine der vorhandenen Gesamtmenge
von Arsensäure entsprechende Jodmenge frei,
die mit Thioeulfat bestimmt wird.
4. Ueber die Beziehungen zwisohen
Pflanzenchemie und Systematik.
Der Vortragende bemängelt, daß die
botanisohen Systematiker pflanzenchemischen
Resultaten so wenig Beachtung schenken,
und zeigt an Beispielen, wie letztere der
Systematik von Nutzen sein können. Sie
smd u. a. dazu geeignet, auf verwandtschaft-
liche Beziehungen zwischen verschiedenen
Familien hmzuweisen. Als Grundlage für
derartige Untersuchungen dient der Satz:
Pflanzenfamilien, welche dieselben oder ähn-
liche Substanzen von nicht allgemoner Ver-
breitung enthalten, sind mit einander ver-
wandt. Ueber den Grad der Verwandtschaft
hat die Botanik zu entscheiden. Der all-
gemeinen Anwendbarkeit dieses VerfthrenB
steht die Tatsadie entgegen, daß sehr nihe
verwandte Pflanzen nicht dieselben Stoffe
enthalten. Bosenthaler sucht diese Aus-
nahmen zu erklären, u. a. damit, daß er
den Pflanzen auch m chemischer Benehimg
ein Vaiiationsvermögen zusehreibi Zum
Schluß weist er noch auf zwei andere Pro-
bleme hin: 1. Gehen die chemischen, au-
tomisehen und morphologischen Eigensdiaften
der Pflanzen in der Weise paraUd, daß die
Pflanzenstoffe der höheren Pflanzen aneh
die höheren und komplizierteren sind ? 2. Gilt
Hackern biogenetisches Grundgesetz: cDie
Ontogenie ist eine Wiederholung derPhylogeaie
auch auf pflanzenchemischen Gebiete?
Stabsapotheker und Privatdozent Dr.
Eugen Seel, Stuttgart, behandelt folgende
Fragen:
OzydatioBsprodukte der Alo^«
bestaadiefle.
Zur Orientierung gibt Seel die Einteflung
bekannt, welche Prof. Tsehirch im Jahre
1904 m der «Pharm. Post» Nr. 17 bis 19
über die üloSbestandteile veröffentlicht bat
und versucht die engen Beziehungen, welche
zwischen den einzelnen in der Aiofi ent-
haltenen Substanzen bestehen, durch die
von ihm dargestellten Oxydationq>rodokte
zu beweisen ; denn es wurde gefunden, daß
sowohl das kristallinische Aloin als auch die
amorphen wasserlöslidien AloCbestandtefle,
die Tsehirch noch in «Chrysanunsture und
nicht Ghrysammsfture liefernde SubstaDseD>
einteilt, mit Alkalipersulfat dieselben Oxyd-
ationsprodukte und sogar bei Einhaltnog
gewisser Vorsichtsmaßregeln ein einheitiiehtt
Reaktionsprodukt in quantitativer Aasbeate
liefern. Auch die Hauptmenge der kun-
weg als «Harz» bezeichneten und in kaKeo
Wasser unlöslichen Aloöbestandteile gebea
in heißem Wasser gelöst mit Persulfat die
nämlichen Oxydationsprodukte. Demnaek
müssen nach SeeFs Ansicht sämtliche Alo^
bestandteile chemisdi m naher Beziehimg n
dnander stehen ; nur die geringe Menge d«
von Tsehirch und seinen Schfilem als BeiB-
harz isolierten und als Zimtsänre- oderlta-
kumarsäureester des Aloresinotannoto be-
zeichneten AnteOe der Aloö, die durehsefaiutt'
lieh jedoch nur etwa 10 pOt des Bohhanei
851
befragen sollen, scheinen verBchieden von den
Haoptbestandteilen zn sein.
Die quantitativ nnd unter schönem
Farben Wechsel vor sieh gehende Reaktion
zwischen Aloin nnd Alkalipersnlfat
wird vorgeführt nnd gezeigt, daß sich die-
selbe auch zur Wertbestimmung der
Aloöarten sehr gut eignet; die Art und
Weise der A.u8fühmng der Bestimmung wird
an der Hand einer üebersichtstabelle über
die erhaltenen Analysenresultate einiger AI06-
Sorten verschiedener Herkunft erläutert
So einfach die Oxydation der AloSbestand-
teile mit Persulfat und die damit ausgeführte
Wertbestimmung der Aloe ist, so schwierig
erwies sich die Ermittelung der Konstitution
der Reaktionsprodukte, da dieselben nicht
kristallinisch zu erhalten waren und keinen
scharfen Schmelzpunkt besitzen, sondern auf
umständliche Weise zur Analyse vorbereitet
werden mußten; wenig besser verhielten
rieh die Aoetyl- und Benzoylderivate und
Bromsubstitutionsprodukte dieser vorläufig
wegen ihrer pharmakologischen Wirkung
Pur aloin I und ü genannten Verbmd-
ungen; sie scheinen auf grund zahlreicher
Analysen und Holekulargewichtsbestimmungen
Naphthochinonderivate zn sein, zumal von
dieser Gruppe ähnliche Verbindungen in der
Literatur beschrieben smd. .
Andere Oxydationsmittel, deren Einwirk-
ung auf AloSbestandteile der Vortragende
studiert hat, reagieren in sehr versdiiedener
und komplizierter Weise und mit schlechten
Ausbeuten ; am besten verläuft die Reaktion
zwischen Aloin und Caro*scher Säure im
üeberschuß, wobei in der Hauptsache ein
reines Anthraohinonderivat und zwar Methyl-
tdtraoxyanihrachinon entsteht; auf grund
dieser Reaktion könnte das Aloin als ein Anthra-
chinonderivat angesehen werden, was Prof.
E. Schmidt noch im Jahre 1890 in einer
Arbeit Oroenewold'B zu bezweifeln Grund
hatte. Die Untersuchung der zahhreichen
Oxydationsprodukte, die bei Verwendung
veiBchiedener Mengen (7aro*scher Säure auf
Alo^bestandteile neben obigem Methyltetra-
oxyanthrachinon entstehen, ist noch nicht
abgeschlossen; bis jetzt sind darunter auch
Naphtiiochinonderivate, wie sie mit Persulfat
aliein entstehen, gefunden worden. Von
weiteren Anthrachinonderivaten, als Abbau-
produkte der Alome^ erwähnt Seel noch das
Emodm - Methyltrioxyanthraohhion, dessen
Untersuchung sich Prof. Oesterle vorbe-
halten hat und das der Vortragende mehrfach
als Nebenprodukt isolierte; wie Oesterle
neuerdings berichtet, hat er dieses Spaltungs-
und Oxydationsprodukt des Aloins noch
nicht in gewünschter Ausbeute erhalten
können. Seel hat mit Natriumperoxyd-
hydrat vor oder mindestens gldchzeitig mit
L^ger das Emodin als Oxydationsprodukt
des Aloins erhalten und zwar m besserer
Ausbeute als L4ger mit Natriumperoxyd.
Für die Ermittelung der Konstitution des
Aloins gewinnt das Emodin erst besonderes
Interesse, wenn seme Bildung aus AloS
keine Nebenreaktion mehr ist, sondern m
wenigstens annähernd quantitativer Ausbeute
gelingt und dadurch zur Entscheidung der
Frage, ob die AloSbestandteile Anthrachmone
sind oder nicht, beitragen könnte; die quan-
titative Darstellung des Emodin ist bis jetzt
aber noch mit keinem Oxydationsmittel trotz
zahlreicher und versdiiedener Versuche ge-
lungen; mehr abi 10 pGt Emodin konnte
nie aus Alom erhalten werden. Seel hat
sem Arbeitsgebiet zur Vermeidung von
Kollisionen mit anderen Forschem haupt-
sächlich auf die Untersuchung der Oxydations-
produkte der Aloöbestandteile mit Persulfat
und Caro^eAer Säure beschränkt und sich
dieselbe vorbehalten.
Außerdem hat der Vortragende, der sich
in den letzten Jahren viel mit veterinär-
medizinischen Studien beschäftigt hat, eine
eingehende pharmakologische Prüfung der
Abbauprodukte der Alo^ soweit dieselben
noch nicht geprüft smd, ausgeführt und ge-
funden, daß das Methyltrioxanthrachmon
(-Emodin), das Methyltetraoxyanthrachinon
nnd die obengenanntem Puraloine I und II,
die unangenehmen Nebenwirkungen, welche
nach Mürset, Neuberger, H, Meyer und
nach anderen Autoren AI06 nnd speziell
Aloin auf Darm und Nieren ausüben, nicht
mehr besitzen; demnach wäre ihre Ver-
wendung als Abführmittel der Muttersub-
stanz vorzuziehen, wenn bei den meisten
Oxydationsprodnkten nicht auch die Abführ-
wirkung abgenommen hätte ; nur das Emodin
soll «per OS» nnd auch «subkutan» dar-
gereicht noch ein gutes Abführmittel sein.
In der Diskussion bemerkt Prof. Sehaer,
daß die Mitteilungen des Vortragenden durch-
852
aus seine langgehegte Andoht über den
komplizierten Charakter der Aloinbestand-
teile bestätige und maoht auf die Wünsoh-
barkeit der gelegentliehen Prüfung auch der
amorphen AloSbestandteile mit bezng auf
die Rlunge'wibe Reaktion aufmerksam.
Seel teilt daraufhin noeh mit^ daß er
auch die amorphen AloSbeetandteile, die doch
gerade als Hauptbestandteile der AloS anoh
medizinisch verwendet werden^ von chem-
ischer Seite aber wohl wegen der sich dar-
bietenden Schwierigkeiten noch keine Be-
arbeitung gefunden haben^ in den Kim
seiner Untersuchungen gezogen und bis
jetzt einige Acylderivate derselben in kri-
stallinischer Form erhalten habe; dieselben
scheinen auch zum größten Teile Naphtho-
chinonderivate zu sem, von Anthradiinon-
abkömmlingen kennten nur geringe Mengen
isoliert werden.
Heber Clarettahan,
einen neuen Kolophoniom - Ersati.
Von Dr. Karl Dteierieh, Helfenberg.
Verfasser beriditet über ein neues Han
ans Chile, welches von einer chilenisAen
Umbellifere, Azorella eompaeta, (nach
Bestimmungen von Prof. Schumann f) ge-
wonnen und als Ersatz von Eolophoninm
angeboten wurde. Das Rohharz ist von
dunkler Farbe mit aromatischem, scharfem
und krazendem Geruch; dasselbe ist sehr
unrem, enthält bis 9 pCt pflanzEche Rück-
stände; 16 bis 19 pa Vertust bei lOO^ C
und 2 bis 3 pCt Asche. Wegen der vielen
Pllanzenreste wurde neben dem Rohharz
das mit Alkohol gereinigte und endlich anefa
das mit Alkohol aus der Pflanze gewonnene
Extraktharz untersucht:
Rohharz
Löslichkeit
in Aether, Petroläther,
SchwefelkohlenstofiF wenig
löslich , Flockenabsoheid-
ung in Alkohol leicht und
vollständig
Reinharz
schwerer löslich
wie Rohharz
Extrakthari
schwerer löslich
wie Rohharz
Aschegehalt
2 bis 3 pOt
Spuren
Spuren
Verlust bei 100« C
16 bis 19 pCt
—
—
Aetherisches Oel
3,63 pCt,Refr. 37 0,55 'bei
180 C, BrechungsiDdex 1,6
f 61 0(7 sinternd
^^^
—
Schmelzpunkt
bei 67 bis 68o klar ge-
\ schmolzen
—
Spez. Gewicht
Lösung 1 : 10 ~ 0,8336
—
—
S.-Z. direkt
—
71,06 bis 71,33
82,26 bis 8311
E.-Z.
—
58,22 » ()5,82
—
V.-Z. heiß
—
129,50 » 137,15
161,85 bis 170,77
V.-Z. kalt
—
120,58 » 121,27
—
Jodzahl nach BubWWdUer
80,81 bis 91,81
76,62 » 77,34
66,16 bis 66,75
Gummi
fehlt
fehlt
fehlt
Bitterstoff
vorhanden
vorhanden
vorbanden
Gerbstoff
»
»
«
ümbelliferon
fehlt
fehlt
fehlt
Storek'Moraivahi'B Reaktion
tritt ein
tritt ein
tritt ein
Stickstoff und Schwefel
fehlen
fehlen
fehlen
Das Extraktharz ist nicht identisch mit
dem Rohharz ; das Clarettaharz enth< keinen
Gummi; aber Ester und verseifbare Bestand-
teile im Gegensatz zum Eolophonium, mit
dem das Clarettaharz hmgegen in bezug
auf die Storch- MoratvskpBAe Reaktien,
Schmelzpunkt und spezifisches Gewicht Aber
einstimmt; auch hat es dieselbe gote Kleb-
kraft Die trockene Destillation ergab beim
Olarettaharz :
I. Fraktion : Oel 7,44 pCt, Refraktion 42'^ 46' bei 20^ C = 1,47193 Breohungsindez, 92« (78iedepkl
II » . 1,77 » > 390 38' » 200(7=1,49022 » 116 biß 120»
Siedepunkt
111- « » 7,43 > » unbestimmbar, su dunkel, 230^^ Siedepunkt
853
üebexgegangene Gesamtwaflsarmenge 1%^1S9 pCt
Deetülationarüokstand 60,76 »
DestiUatioDSTerliist 10,— >
Ab Eolophoninmersatz ftbr phannazentuehe
Zweeke kann das Glarettaharz, trotz seiner
gaten Elebkraf t und seiner zam teil terpentin-
kolophonfthnliohen ESgensohaften nicht in
Frage kommen, da es zn viel ünreinig-
keiten enthält; für teehnisehe Zwecke kann
das Clarettaharz anch nicht empfohlen werden,
da es bei der trockenen Destillation nicht
jene wertvollen HarzOle gibt, wie das Kolo-
phonium. Pharmakognostis<di treten wir das
erste Mal vor die Tatsache, daß eine
Umbellifere nicht ein Gummiharz, sondern
vielmehr ein den Eoniferenharzen ähnelndes
PhKlnkt ohne Onmmi liefert, trotzdem wir
bisher — es sei an Ammoniacum, Galbanum,
Asa f oetida, Opoponax, Thapsia Sagapen usw.
erinnert — von den Umbelliferen nur wich-
tige Gummiharze mit viel Gummi und
ätherischem Oel, zum teil schwefelhaltig,
kennen. Audi Azorella caespitosa
liefert nach Kosteletxky und Wiesner ein
Gummiharz, sowie Seseli gummiferum
und Laserpitium gummiferum.
Die weitere Untersuchung des Reinharzes
von Azorella compaota behält sieh Verfasser
bis zum Emtreffen neuer Harzmengen vor.
{
t
Ueber Chromyerbindungen, in denen das
Chrom fttnfwertig auftritt.
Von Prof. Dr. B, Weinland^ TübiogeD.
Löst man Ghromsäure in höchst konzen-
trierter, in der Kälte gesättigter Salzsäure
und fügt zu dieser Flflasigkeit, nachdem sie
kurze Zeit gestanden hat, wobei sich Ghromyl-
ohlorid ölartig abscheidet und wobei sich
wenig Ghlor entwickelt, gewisse Metallchloride,
wie ObCI, RbGl, KQ, NH4GI, oder Ghloride
organisdier Basen, wie Pyridin- und Ghlnolin-
ohlorhydrat, so erhält man kristallinische
Ausscheidungen von dunkehroter Farbe. Die
in Gememschaft mit W, Fridrich und
M, Fiederer ausgefflhrte Untersuchung dieser
Verbindungen ergab, daß sie nicht das ge-
samte Ghrom in sechswertiger Form ent-
hielten, sondern, daß darin ^/g des Ghroms
seehswertig und Y3 dreiwertig vorhanden
war. Sodann enthielten das Pyridin- und
Chinolinsalz auf 1 Atom Gr 4 Atome Gl,
1 Atom 0 und 1 Mol. Pyridin bezw. Qiinolin,
die anderen Salze auf 1 Atom Gr 5 Atome
Gl, 1 Atom 0 und 2 Atome Metall. Man
kann diese Verbindungen als Doppelsalze
vom drei- und sechswertigen Chrom ansehen,
etwa als:
2 Gr Oi,6Gl3 . 2 G5H5N . 2 HGü
GrGls . GöHbN . HCl ^
und
2 Gr Oi,5Gl8 . 4 GeOl
GrGls . 2 GsGl ^
mit dem nicht bekannten Oxychlorid : GrOx,5Gl3
des sechswertigen Ghroms.
Indessen entsprach das gefundene Ver-
hältnis zwischen sechs- und dreiwertigem
Chrom dem fünfwertigen Ghrom:
4 GrOs + GrgOg = 3 GrgOß
und unter der Annahme, daß den Ver-
bindungen fflnfwertiges Ghrom zu gründe
liegt, ergibt sieh folgende einfachere For-
mulierung:
V V
GrOGls . C5H5N . HCl und GrOGla . 2 GeO.
Das Oxychlorid GrOGl3 ist als solches
nicht bekannt.
Der Beweis für die FQnfwertigkeit des
Ghroms in diesen Verbindungen wurde erstens
durch die Bestimmung des Molekulargewichts
erbracht Dieses (beim Pyridinsalz in Eis-
essig auf kryoskopischem Wege bestimmt)
zeigte den für die Formel des fünfwertigen
Ghroms berechneten Wert Sodann gelang
es, isomorphe Mischungen des regulär kristall-
isierenden Salzes von Gaesium GrOGla . 2 GsGl,
mit dem entsprechenden,^ gleichfalls regulären
Gaesiumsalz vom unzweifelhaft fünfwertigen
Niobozychlorid, NbOGls, zu erhalten und
zwar sowohl solche mit überschüssigem
>Niob, als solche mit überschüssigem Ghrom:
V
(Gr,Nb) OGI3 . 2 GsGl. (Das Doppelsalz des
Niobozychlorides mit Gaesiumchlorid, sowie
andere derartige Verbindungen des Nioboxy-
chlorides hatte der Vortragende in Gemein-
schaft mit L. Storx dargestellt) Auch die
dunkelgranatrote Farbe der Salze spricht
für die neue Oxydationsstufe, da im allge-
mdnen eine neue Wertigkeit auch eine neue
Farbe zeigt (Eisen, Ghrom, Mangan, Molybdän).
Die Reduktion der Ghromsäure durdi Salz-
säure geht hiernach durch fünf wertiges Ghrom
hindurch. Die Fünfwertigkdt des Ghroms
ist nicht auffallend in anbetracht dessen, daß
854
die Nachbarn desselben im periodischen
System (Vanadin, die Halogene, Molybdän)
auch fttnfwertig aufzutreten vermögen. Statt
wie oben die Salze als Üoppelsalze des
V
Oxychlorids GrOGls zu formulieren^ kann
man sie auch als Salze chlorierter Säuren
des fflnf wertigen Chroms ansehen:
V y OH V yCl
0=Cr( OH Cl2=Cr<f Gl
^OH ^
Gl
OH.G5H5N
V /'
Cl2=Gr^Gl2G8.
OOs
Von Prof. Rupp wird in der Diskussion
angefragt, ob in bezug auf Verbindungen
vom Typus:
0rO«}0l3
Eonstitutionsdnbiicke sich nicht aus dem
unterschiedlichen Verhalten der Chlor-Atome
gegen Silbernitrat gewinnen lassen, worauf
Weinland erwidert, daß die Verbindungen
in Wasser sich sehr rasch dissoziieren, so
daß unter allen Umständen sämtliche Chlor-
atome als Anionen in LOsung gehen.
(Fortsetzung folgt.)
Ueber Lösungen von Novocain
in Oel
teilen die Farbwerke vormals Meister,
Ltudus db Brüning in Höchst a. M. etwa
folgendes mit:
Das Novocain, das salzsaure Salz des
Para - AminobenzoyMiäthylaminoäthanol , ist
in fetten Oelen so gut wie unlöslich. Da-
gegen ist die freie Novocalnbase, Novo-
cainum basicum, leicht in Mandel- oder
Olivenöl bis zu 10 pCt durch ganz schwaches
Erwärmen auf dem Wasserbade in Lösung
zu bringen. Das dabei zu verwendende
Oel soll möglichst wasserfrei sein. Hat sich
bei längerem Stehen etwas Novocalnbase
kristallinisch ausgeschieden, so genügt
schwaches Anwärmen, um die Base wieder
in Lösung zu bringen.
Die Lösungen der Novocalnbase in Oel
werden hauptsächlich in der Ohren-, Hais-
und Nasenheilkunde angewendet Die
Novocalnbase wird von obiger Firma ge-
liefert E, M,
Aus den Helfenberger Annalen
1905.
(In der Reihenfolge der Seitenzahlen wieder-
gegeben.)
(Fortsetzung von Saite 8.^2.)
Folia Sennae AlexandriBae (110). Alexin-
driner Senneeblätter unterzogen wir vori&Qfig
nur insofern der systematischen ünteisachang,
als wir die wässerigen Extrakte, und zwar so-
wohl auf kaltem lüs auf heißem Wege, im Ver-
hältnis 10 : 200 herstellen, aber dieselben einmal
mit der Hand auspreßten, das andere Ihl nur
freiwillig ablaufen ließen. Beide Auszüge wur-
den dann noch filtriert.
Die Resultate waren folgende:
I. kalt bereitet und ausgepreßt:
a) 27,69 bis 27,80 p(X ) bei 100« C
b) 27,60 » 27,73 » ^getrocknetes
c) 27,50 » 27,59 » J Extrakt
IL kalt bereitet und nicht ausgepreßt:
a) 25,23 bis 25,36 vGi\ bei 100^
b) 25,26 « 26,50 > } getrocknetes
0) 2:),36 « 25,60 » j Extrakt
III. heiß bereitet und au4gepreßt:
a) 27,60 bis 27,81 pCtJ bei 100»
b) 28,54 » 28,80 > } getrocknetes
0) 28,91 » 28,94 > ) Extrakt
IV. h e i B bereitet und nicht ausgepreßt:
a) 28,27 bis 29,10 pCt) bei \W
b) 28,22 > 28,26 » > getrocknetes
0) 27,90 » 27,94 > J Extrakt
Von der Verarbeitung ist zu bemerken, d&i»
die kalt bereiteten Extrakte leichter filtrierteo,
als die heifi bereiteten und daß anderexseits die
ohne Pressung gewonnenen Auszüge viel leichter
filtrierten, als die mit Pressung erhaltenen ; io
Rücksicht auf den Schleim- und Haizgebalt
waren diese Resultate zu erwarten.
Folia Stramonii (112). Systematiscbe Ex-
traktbestimmungen wie inHelfenb. Annal. 1904. S.
129 angegeben. Eine Sendung Stecbapfelblltt«r
die im übrigen den Anforderungen des D.A.-K.IV
entsprach, ergab bei der Extraktion folgende
Werte: Mit Wasser heifi extrahiert 30,32 pCt
kalt 2ö,9l pCt, mit 90proc. Weingeist extra-
hiert 10,61, mit 90proc. Weingeist und Ammon-
iakflüssigkeit extrahieri: 11,08 pa getr.fixtnk'.
Folia TrifoUi flbrlni (112). Bestimmung des
auf kaltem bezw. heifiem Wege im Verhältnis
10 : 200 bereiteten wässerigen Extraktes. Ein^
Sendung Bitterklee ergab folgende Extrsktwerte:
Mit Wasser heiß bereitet 27,17 pCt bei 100' C
getrocknetes Extrakt, kalt bereitet 25,57 pCt
Flores ChamomUlae (113). Die Extnktionei
von Kamillen müssen im Verhältnis von 10 g :^
ccm erfolgen. Mit 68proc. Weingeist extrahiert
zur Bereitung von Tinktur, ergab 16,94 p(^ ^
1000 getrocknetes Extrakt Mit einem Gemisch
von 2 Teilen 90proc. Weingedst und 3 Teilen
Wasser extrahiert, sur Bereitung von Iztnkt,
855
ergab 20,82 pCt getrocknetes Extrakt. Mit einem
Gemisch von 150 g 90proc. Weingeist and 2 g
Ammoniakflüssigkeit zur Bereitung von Eamilleu-
öl extrahiert, ergab 8,13 pCt getrocknetes Ex-
trakt
Fmetus Oapslei (114). Es wurden 5 ver-
schiedene Muster spanischer Pfeffer untersucht
und unter Anwendung Terschiedener Extraktions-
metboden folgende Werte gefunden:
Mit 90proc. Weingeist zur Fluidbereitung ex-
trahiert: 15,51, 12,42, 13,83, 9,71, 9,83 pCt bei
100<> C getrocknetes Extrakt.
Mit 68proo. Weingeist zur Tinkturenbereitung
extrahiert: 25,36, 22,89, 24,44, 18,26, 9,95 pCt
bei 100) (7 getrocknetes Extrakt.
Mit einem Gfemisch yon 2 Teilen Weingeist
und 3 Teilen Wasser zur Extraktbereitung extra-
hiert: 24,24, 25,41, 19,56 pCt bei 100» C ge-
trocknetes Extrakt
Die an fünfter Steile verzeichneten Werte
stanmien von einem Muster sogenannter kleiner
Schoten.
Herlwi MUlefolfl (115). Identitätsprüfung,
durch Prüfung des Geruches, der Farbe usw.
Bestimmung des Extraktes durch Ausziehen mit
einem Gemisch von 2 Teilen Weingeist und
3 Teilen Wasser im Verhältnis von 10 g : 200
com. Es kam nur eine Sendung Schafgarbe
zur Untersuchung, die 24,34 pCt bei 100^ 0
getrocknetes Extrakt lieferte.
Cortex Casearae ^mgnämd (115). ünter-
suchungsmethode wie in Helfenberger Annalen
1897, S. 356. Vier Muster Sagradarinde zur
Extraktdarstellung mit 68proc. Weingeist einer-
seits und einem Gemisch von 2 Teilen Wein-
geist und 3 Teilen Wasser andererseits ausge-
zogen. Zur Herstellung von Fluidextrakt wunle
ein Gemisch von 2 Teilen Wasser und 1 Teil
Weingeist verwendet. Die erhaltenen Werte
waren folgende:
Mit 68 proc. Weingeist extrahiert : 4 jährige
Droge 25,86, 3 jährige Droge 24,54, 25,97 und
30,26 pCt bei lOQO 0 getrocknetes Extrakt
Mit einem Gemisch yon 2 T. Weingeist und
3 T. Wasser extrahiert: 25,61, 25,34, 26,36,
29,59 pCt getrocknetes Extrakt
Mit einem Gemisch von 2 T. Wasser und 1 T.
Weingeist extrahiert: 26,53, 25,57, 27,13, 30,76
pCt getrocknetes Extrakt
Cortex Chlnae (117). üntersuchungsmethode
siehe Helfenberger ijmalen 1897, S. 357 und
D. A.-B. IV. Von Seiten des Kolonial- wirt-
schaftlichen Komitees (dem wirtschaftlichen
Ausschuß der Deutschen Kolonialgesellschaft)
wurden wir im Oktober vorigen Jahres ersucht,
zwei verschiedene Chinarinden zu begutachten;
wir teilen über die Untersuchung hier folgen-
des mit:
Die beiden Postpakete enthielten getrocknete
Chinarinden aus Kamerun und waren
mit Nr. I und n bezeichnet Aus dem beige-
legten Bericht des GouvemementB - Gärtners
(vom 4. August 1905 aus Buca stammend) ist
folgendes hervorzuheben:
Nr. 1 stammte von Bäumen aus der im Jahre
1902 angelegten Gouvernements-Cinchona-Pflanz-
ung in Bnoa (Kamerun). Es ist keine Stamm-,
sondern Astrinde bis in ihre jüngsten Spitzen,
die infolge allzu üppiger Seitenentwicklung von
den Bäumen entfernt werden muBten. Die
Bäume wurden aus jungen Pfiänzchen gezogen,
die aus dem Berliner botanischen Garten
stammten. Die Rinde wurde sofort nach dem
Schnitt geschält und hierauf unter Vermeidung
von Sonnenwärme in einem geschlossenen Räume
getrocknet. Die Bäume der Probe I werden
folgendermaßen geschildert: Dieselben sind im
dortigen Klima ungemein raschwüchsig, haben
sehr große, ovale Blätter, und haben sich inner-
halb dreier Jahre zu einem vollen, buschigen
Baum in Pyiamidenform entwickelt, der vom
Boden an dicht und üppig verzweigt ist Die
Bäume haben in dieser Zeit einen sehr großen
umfang bekommen und eine Höhe von über
2Vt m erreicht und stehen nach dem Berichte
des Gärtners im günstigsten Wachstum. Nach
den Beschreibungen soll diese Cinchona-Hybride
(wie die Bäume dort in Kamerun bezeichnet
werden) der wertvollen Cinchona Ledgeriana
sehr nahekommen.
Nr. 2 wurde ebenfalls aus jungen Pfiänzchen
herangezogen, welche das Kolonial-wirtschaft-
liche Komitee vor drei Jahren aus Berlin in
zwei TFarcTschen Kästen nach Buca geschickt
•hat, um damit im Kamerungebirge Anbauver-
suche anzustellen. Ueber die Stammpflanze der
Rindenprobe II sagt der Bericht etwa folgendes :
Dieselbe ist nicht so raschwüchsig als Nr. I,
wächst bei weitem gedrungener und die Zweige
stehen zum Stamm alle scharf im spitzen Win-
kel. Die Blätter von II sind sehr viel schmäler
als von Nr. I und länglich spitz zugerundet.
Die Bäume entwickeln eine ausgeprägt schlanke
p3rramideüform und sind im Umfang nicht so
kolossal und üppig, als die Bäame von Nr. I,
Dieselben haben in den drei Jahren eine Höhe von
2 m und darüber erreicht und soll diese Cinchona-
Hybride der Cinchona succirubra nahe kommen.
Beide Sorten I und II sind bei etwa 1000 m
Seehöhe gewachsen.
Die Untersuchungen auf Alkaloid sind, wie aus
der umstehenden Tabelle zu ersehen ist, nach 3 ver-
schiedenen Methoden durchgeführt worden, in
keinem Falle wird der vom Arzneibuch zu 5
und 6 pCt geforderte Alkaloidgehalt erreicht,
wenn schon die mit Nr. 2 bezeichnete Rinde
besser als die mit Nr. 1 bezeichnete ist. Es
gilt dies auch in bezug auf die 5 verschiedenen
Arten von Extraktausbeute.
Wir möchten noch hervorheben, daß sowohl
der Eeuchtigkeitsgrad als auch der Aschegehalt
bei beiden Rinden höher ist, als bei einer ge-
wöhnlichen Handelssorte der Cortex Chinae
succirubrae. Ob nicht trotzdem die Rinde für
Pharmakopöezwecke, speziell für ExtraktHerstell-
ung usw. verwertbar ist, lassen wir dahingestellt.
Cortex Conduranfo (121). Wir extridiierten
ein Kaufsmuster Kondurangorinde 1) zur Extrakt-
daratellung mit einem Gemisch aus 2 Teilen
Weingeist und 1 Teil Wasser: Extraktiösung
856
Chinarinde I.
Kolonial-
wirtRchafÜiohes
Komitee
Chinarinde 11.
Kolonial-
wirischafüiches
Komitee
Handelssorte
T. Cort. Qiin.
snccinibra
Hamb. Finna
Feuchtigkeit
Asohe
Alkaloid n. d. D. A.-B. IV.
* » » m.
» n. Caesar db Loretx^ Halle a. 8.,
G.-B. 1905, 8. 78 bis 81
Extrakt (bei lOQO C getrocknet)
1. Znr Herstellung Ton Aufguß oder
wfisserigem Erlrakt mit Wasser auf
kaltem Wege bereitet.
10 g Rinde wurden mit 100 g
destilliertem Wasser übergössen und
unter häufigem ümsohütteln 24 8td.
stehen gelassen. Nach Verlauf dieser
Zeit wurde filtriert und 20 com =
2,0 g eingedampft, getrocknet und
gewogen.
2. Zur Herstellung Yon Au^ß oder
wSsserigem Extrakt mit Wasser auf
heißem Wege bereitet.
10 g wurden mit 100 g Wasser
Übergossen und 1 Stunde im sieden-
den Wasserbad erhitzt, dann Weiter-
behandlung wie oben.
3. Zur Herstellung yon saurer China-
Abkochung.
10 g wurden mit 1,0 g verdünnter
Schwefelsäure und 100 g Wasser
V2 Stunde erhitzt usw.
4. Zur Herstellung yon Fluidextrakt
10 g Binde wurden mit 100 ccm
90proc. Weingeist übergössen und
sonst weiterbehandelt wie unter 1. «
5. Zur Herstellung yon Tinktur und
Extrakt.
Zar Extraktion wurde 68proo. Wein-
geist yerwendet, sonst wie unter 4.
6. Zur Herstellung yon Wein und wein-
geistigem Extrakt.
Zum Ausziehen der Droge wurden
100 com eines Gemisches von 1 Teil
68proc. Weingeist und 1 Teil destill-
iertem Wasser yerwendet.
yon gelber Farbe und gab 17,02 pCt Ausbeute
an trockenem Extrakt.
Zur Herstellung yon Fluidextrakt die
Rinde mit einem Qemisoh yon 1 T. Weingeist
und 3 T. Wasser ausgezogen: Auszug bräunÜoh-
pCt
14,31 bis 14,57
3,67
3,07 bis 3,14
3,llb.3,14bis3,19
3,23
10,25 bis 10,31
12,50 bis 12,60
15,34 bis 15,36
13,41 bis 12,54
18,85 bis 18,99
16,27 bis 16,30
pa
13,82 bis 13,98
3,29 bis 3,34
3,40 bis 3,42
3,49
3,45
12,07 bis 12,01)
15,32 bis 15,83
16,95 bis 16,99
12,18 bis 12,25
22,04 bis 22,32
19,65 bis 19,91
pOt
11,00
2,10
4,54
4,6d
13,45
15,14
17,32
16,99
24,60
20,27
\
gelb und gab 17,58 pCt bei 100^ 0 getrookootsB
Extrakt Zur Tinktur die Binde mit 6tat>e.
WeingÄrt extrahiert: Tinktur Ton gelber Ewte
und gab 16,49 pCt Trookenrfiokstand.
(Fortsetaang folgt)
857
Zur Auslegung
pharmazeutischor Gesetze usw.
(Fortsetzung von Seite 780.)
257. Znm Begriff des OroBhandels.
Bei der Revision einer Drogeshandlong waren
BergOly Jemsalemer Balsam, Pain-Ezpelier
nsw. gefunden und der Inhaber wegen Ver-
gehens gegen die Eaiseriiehe Verordnung
vom 22. Oktober 1901 angeklagt worden.
Der Angeklagte behauptete^ mit genannten
Mitteln nur Großhandel getrieben; sie also
nur in größeren Mengen an Wiederver-
kauf er abgegeben zu haben. Bei der
Revision war aueh festgestellt worden, daß
die Mittel bei dem Angeklagten in ganz
erhebliehen Mengen vorhanden und
in einem besonderen Raum unterge-
bracht waren. Es erfolgte in allen Instanzen
Freisprechung. (Pharm. Ztg. 1906,
Nr. 34.
258. Vertrieb eines Vieh-Mastpulvers.
Ein Kaufmann und ein Reisender waren
wegen Betruges angeklagt, begangen durch
Herstellung und Vertrieb eines Mast-
pulvers, welches das Oericht als wert-
los und unwirksam ansah, und verurteilt
worden. In der Berufungsinstanz wurden
sie jedoch freigesprochen auf grund
eines Gutachtens der tierftrztlichen Hoch-
schule zu Berlin, in welchem dargelegt
wurde, daß das Mastpulver durch seinen
Gehalt an Viehsalz anregend auf den
Appetit des Viehes w^ke und also nicht
durchaus wertlos seL (Pharm. Ztg. 1906,
Nr. 34.)
259. Wegen indirekter Ankündigung
voll Heilmitteln erfolgte in Mttnchen Ver-
urteilung eines Redakteurs, in dessen Blatt
cVorsicht beim Einkauf von Pagliano-
Sirop und der Sprauger'schen Heilmittel»
empfohlen, sowie dem Publikum die
Richter'Bekea Ankermittel in Erinnerung
gebracht wurden. (Pharm. Ztg. 1906,
Nr. 33.)
260. Abgabe von Xarbolwasser außer-
hall^ der Apotheken auch als Heilmittel
ist gestattet; so wurde auf grund der
klaren Bestimmungen der Verordnung vom
22. Oktober 1901 vom Landgericht Bam-
berg entschieden. (Pharm. Ztg. 1906,
Nr. 27.)
261. Verkehr mit Feuerwerkikörpem.
Schwärmer und ähnliche kleinere Feue^
Werkskörper dürfen nach emer Entscheidung
des OberUndesgerichtes Dresden nicht als
Spielwaren angesehen werden, die jeder
Kaufmann unbeanstandet verkaufen kann,
sondern sind als explodierende Feuerwerks-
körper zu betrachten, die nur unter be-
sonderen Vorsichtsmaßregeln, be-
sonders nicht an Kinder, verkauft
werden dürfen. (Pharm. Ztg. 1906, Nr. 27.)
262. Haftpflicht der Universitäts-
kliniken. Das Oberlandesgericht Köln hat
in Bestätigung eines Urteils des Bonner
Landgerichtes entschieden, daß die Univer-
sität haftbar ist für Versehen, die in einer
Universitätsklmik vorkommen. Die Univer-
sität ist im Unrecht, wenn sie behauptet,
daß die Kliniken kerne korporativen Ein-
richtungen der Universität, sondern nur ihr
angegliederte Staatskliniken seien. Nach der
Anschauung des Oberlandesgerichtes ist die
Universität weder im ganzen, noch in ein-
zehien Teflen als ein Zweig der Staatsver-
waltung, sondern als eine in sich ge-
schlossene, selbständige juristische Person
anzusehen, die auch verantwortlich ist für
den Schaden, der durch fahrlässiges Handeln
eines ihrer Angestellten entsteht.
Im vorliegenden Falle war einer Patientin
durch die mit ihrer Pflege betrauten Schwester
anstatt eines Schlafpulvers ein heftig wir-
kendes Gift gereicht worden, das eine Ver-
brennung von Schlund und Magen bewirkte.
(^Pharm. Ztg. 1906, Nr. 23.)
263. Sind Fleischsaft und Verband-
stoffe Arzneien oder Heilmittel im Sinne
des Krankenversioherungsgesetzes t Die
Statuten dner Krankenkasse enthalten die
Bestimmung, daß den Mitgliedern sowohl
Arzneien, wie auch Brillen, Bruchbänder
und ähnlidie Heilmittel zu gewähren
seien, den Angehörigen jedoch nur Arz-
neien. Daraufhin wurde einem Arzte, der
Puro sowie Watte und Binden fflr Ange-
hörige verordnet hatte, der Betrag dafür in
Abzug gebracht In dem anhängig ge-
machten Zivilprozeß entschied das Land-
gericht Bielefeld, daß Puro wie die Ver-
bandstoffe im vorliegenden Fall als Arzneien
anzusehen sind.
Denn Arzneien sind Mittel, die die
Bestimmung haben, unmittelbar auf das
858
Krankheitsbild zu wirken und so die Ef>
scheinungen der Krankheit zu beseitigen;
w&hrend nnter Heilmitteln die Mittel zu
verstehen sind, diebewirken^ Begleitersohein-
nngen der Krankheit aufzuheben; und er-
möglichen, daß die Arzneien ihre Wirkung
erreichen, die Gesundheit des Kranken her-
beizuführen. Der Arzt hat Furo als Blut«
büdner verordnet; also als Arznei. Aehnlich
verhält es ach mit den Verbandstoffen.
(Einen höchst beachtenswerten Satz ent-
hält die Begründung des Bonner Land-
gerichtes: «Zu den Heilmitteln get
hören deshalb vor allem dieStärk-
ungsmittel zur Hebung der Kräfte».
Eine Auffassung; die sich alle Gerichte zu
eigen machen soUteU; die in den zahlreicheii
Fällen zu entscheiden habeU; in denen Dro-
gisten alle möglichen Heilmittel unter
dem Deckmantel «Stärkungsmittel» verkauft
haben.) (Pharm. Ztg. 1906; Nr. 15.)
Ä, St.^
Bemerkungen über einige
flüssige Extrakte
der britischen Pharmakopoe hat Doli ver-
öffentlicht. Verfasser findet die Mannig-
faltigkeit der Vorschriften zur Herstellung
der flüssigen Extrakte bedauerlich und un-
nötig und erklärt nch auf grund seiner
Untersuchungen für eine mehr einheitlich^
Methode. Er schlägt zur Bereitung von
Belladonna-, China-; Hydrastis-, Ipecacuanha-
und Strychnoi^Extrakt 60proc. Alkohol und
einfache Perkolation oder Mazeration qnd
Pressen als geeignet vor. Aus den so ge-
wonnenen flüssigen Extrakten könnten die
entsprechenden Tinkturen bequem durch
Verdünnen mit 60proc Alkohol bereitet
werden. (Aehnliche Vorschläge sind schon
wiederholt gemacht worden. Schriftleitung,)
Wenn es auch nicht ausführbar ist; eine
einheitliche Alkaloidbestimmungsmethode an-
zunehmen; so können nach Dott die Vor-
schriften doch veremfacht und mehr gleich-
mäßig gestaltet werden. Alle Alkaloide
können den Extrakten durch eine Mischung
von Chloroform und Aether leicht entzogen
werden; sodaß es nicht notwendig ist; ve^
schiedene Lösungsmittel vorzuschreiben. Bei
Belladonna-; China- und Ipecacuanha-Extrakt
können die Alkaloide durch Titration mit
Säure bestimmt werden*); der Emwand
hiergegen; dalS die verschiedenen im gleiehen
Extrakt enthaltenen Alkaloide nicht gUehsB
Molekulargewicht habeU; ist mehr von theo-
retischem als praktischem Interesse. FBr
Strychnos-Extrakt empfiehlt Dott die Me-
thode von Farr und Wrigkt, die gut über-
einstimmende Resultate liefert und vor der
jetzt vorgeschriebenen Prfifungsmeäiode den
Vorzug der leichteren und schneQeran Aus-
führbarkeit besitzt 2f,
Pharm. Journal 1906, 99.
Zur schnellen Sterilisation von
SkopolaminlöBongen in der
Rezeptur
empfiehlt Dr. C. Stich in Pharm. Ztg.
1906; 831 folgendes Verfahren:
In emer kleinen Emailleschale mit destil-
liertem Wasser kocht man das Olasstopfen-
gef&O; eine Pergamentpapiertektur und eme
Tiegelzange oder Pinzette aus. Für die
Lösung erhitze man die verordnete Menge
destillierten V^assers im Reagensglas, bei
größeren Mengen im Erlenmeyer'BAea
KolbeU; und tr> in das kochende Wasier
die enteprediende Menge des Alkaloids ent-
weder in Form emer konzentrierten LOsong
oder als solches ein. Die noch heiße LOsong
wird sofort m das leere sterilisierte Geftfi
eingetragen; das nebst dem Olasstopfen tu
dem heißen Wasser mitteis der mitsteriü-
sierten Pinzette oder Zange gehoben wird.
Der Glasstopfen wird in das Oefiß einge-
klemmt und letzteres in kaltes Wasser beiw.
Eiswasser gestellt, wozu obige Sehale gWeh
benutzt werden kann, üeber den Glas-
stopfen wurd die Pergamenttektnr gelegt
Nach dem Erkalten drückt man den Stopfen
oberhalb der Tektnr fest em und verbindel
das Gefäß in flblicher Weise. Zur Siefaer-
heit ist es geboten; den Faden mit einem
Siegel oder einer Plombe zu varseheD.
KM,
*) Die Titration der Alkaloide kann n
geringe Werte eigeben, wenn Chloroform als
AusschüttelungsflüBsigkeit gedient hat Beim
Abdampfen solcher Alkaloidlösangen kann
infolge teilweiser Zersetiung des Qilorofonns
eine dementsprechende Neutialisierang des Alka-
leides eintreten. f^hriflUthmg.
859
■ ahrunosmittel-Ohemie.
Ueber den Oehalt
des Kaffeegetränkes an
und die Verfahren zu seiner
Ermittelung.
In Nummer 39 der Pharm. Gentralh.
1906; 810 lese ich anter obigem Titel ein
Referat Aber die Bestimmung dee Koffein
im Kaffee, welche P. Waentig im KaiserL
GesandheitBamt ausgeführt hat. Es wird
dabei des « C, C, Keller'Bcbea Verfahrens»
gedacht und bemerkt, daß dasselbe ein
dunkelbraun gefärbtes Koffein liefere, das
sich auch durch Umkristallisieren nicht
reinigen hisse, und hinzugefügt, daß die
nach Keller gefundenen Werte infolge der
Verunreinigungen alle viel zu hoch aus-
fallen.
Hierzu erlaube ich mir zu kon-
statiereu; daß ich nie über Be-
stimmuDg des Koffein im Kaffee
gearbeitet und niemals eine zu
diesem Zwecke dienende Methode
veröffentlicht habe.
Allerdings existiert eine Keller'Bciie Me-
thode zur Bestimmung des Koffein im Tee.
Sie wird in chemischen Fabriken, welche
sich mit Fabrikation des Koffein aus Tee-
staub befassen, seit vielen Jahren mit bestem
Erfolge angewendet
Es liegt auf der Hand; daß eine Methode,
welche sich für Tee sehr gut eignet, für
einen so total verschiedenen Stoff wie ge-
brannter Kaffee gänzlich unbrauchbar sein
kann Dies ist bei der Keller'seheD. Koffein-
bestimmungsmethode der Fall, weshalb sie
auch von mir niemals zur Bestimmung des
Koffein im Kaffee empfohlen worden ist.
Die kritischen Bemerkungen des Herrn
P. Waentig richten sich als gegen eine
Methode, welche gar nicht existiert und die
Folgerungeo, welche er sich zu ziehen ge-
stattet, fallen von selber dahin.
Das Urteil darüber, ob es korrekt ist,
eine nicht existierende Methode und den
Namen des Autors m der Weise heranzu-
ziehen, wie es von P. Waentig geschehen
ist, überlasse ich ruhig dem Leser.
Zürich, den 2. Oktober 1906.
Dr. C. G. Keller.
Der Nachweis von Blei im
Leitung8wa43ser.
Die Bestimmung kleinster Mengen Blei
im Leitungswasser stößt auf mancherlei
Schwierigkeiten. Die sehr umfassende und
genaue Nachprüfung der wichtigsten für
diesen Zweck angewandten Methoden durch
B, Kühn im Kaiserlichen Gesundheitsamt
und die Aufstellung einer möglichst fehler-
freien Methode wird daher von den Analytikern
sehr begrüßt werden.
Die Frage, welche kleinste Mengen Blei
hl einem Leitungswasser als bereits gesund-
heitsschädlich anzusehen smd, ist leider auch
noch nicht genügend geklärt Mengen von
kaum über 0,5 mg Blei un Liter haben
schon zu Bleivergiftungen geführt. Steiner
kommt im Verein mit verschiedenen eng-
lischen Forschem zu der Annahme, daß mit
0,7 mg im Liter die höchste zulässige
Menge erreicht sei. Vom Standpunkt der
Gesundheitspflege und bei dem tückischen
Charakter des Bleies sind aber Trinkwässer
schon bei ganz geringem Bleigehalt aus-
zuschließen; zumal da das Blei un mensch-
Üchen Organismus gespeichert wurd.
Bereits seit 1845 ist es bekannt, daß
man durch Filtrieren von bleihaltigem Wasser
durch Watte, Asbest oder Papier dem
ersteren einen erheblichen Teil des Bleies
entziehen kann. Indessen wu*d, wie Kühn
nachwies, nicht alles Blei von der Watte
zurückgehalten. Der Bestimmung als Sulfat
haftet der Mangel, daß sie zeitraubend ist
und daß im Waschwasser des Bleisulfatee
stets noch Spuren von Blei vermittels Schwefel-
Wasserstoffes nachweisbar sind. Femer sind
die Bleiverbindungen beim Glühen flüchtig,
insbesondere das metallische Blei; dieses
wird sich aber, durch Reduktionswirkung
des verkohlenden Filters, stets in geringer
Menge bilden. Die von Irving C. BvU
vorgeschlagene Wägung des Bleisulfatee im
Oooch'Tv^g^X nach Filtrieren auf Asbest
und Trocknen bei 120^ C ist eine Ver-
bessemng, doch fallen alle Wägefehler bei
dem gravimetrischen Verfahren sehr ins
Gewicht, da die zu bestimmenden Mengen
Blei stets sehr klein smd. Kühn prüfte
860
daher die vielen vorgeschlagenen voIame^
rifichen Verfahren nach, auf die hier aber
nicht näher eingegangen werden soll.
Nur bei destilliertem Wasser kann man
sich zur Absoheidung des Bleies nicht des
Schwefelwasserstoff^ sondern nach Frerichs
eines Wattefilterapparates bedienen^ der aus
5 mit einander verbundenen 10 cm langen^
4 cm weiten Filterglasrohren besteht Durch
diesen Apparat werden in der Stunde 8
Liter des zu untersuchenden Wassers hin-
durchgesaugt und mit Salpetersäure das Blei
heraus gelöst; das als Sulfat oder nach dem
Jodatverfahren bestimmt werden kann; in-
dessen ist die Extraktion mit Salpetersäure
unvorteilhaft
Von allen die besten Aussichten schien
das jodometrische Verfahren zu bieten. Wenn
für die Abwesenheit von Mmeralsäuren Sorge
getragen wud; ist nach Rupp die Fällung
des Bleijodats eine quantitative. Man fällt
in essigsaurer LOsung bei Gegenwart von
Natriumacetat und ermittelt den Jodsäure-
flberschuß durch Titration mit Thiosulfat
Das volumetrische Verfahren ist dem ge-
wichtsanalytischen; des erwähnten Mangels
wegen; überlegen; aber es waren noch immer
Verluste zu beobachten; die besonders aus
der Verbrennung des auf emem Filter ge-
sammelten Schwefelbleies herrühren. Die
Anwendung des Filters wurde daher um-
gangen und wie folgt verfahren: 5 Liter
des bl^altigen Wassers werden mit 100 g
festem Natriumnitrat bis zur LOsung des-
selben geschüttelt Den Natronsalpeter
wendet man aU; um die LOslichkeit des
Bleisulfids in Wasser zu vermindern. Man
fügt nun eine LOsung von 8 g kristallisiertem
Schwefelnatrium in 500 ccm Wasser; der
25 ccm reiner konzentrierter Essigsäure
(90proc) zugesetzt und; hinzu und schüttelt
gut durch; worauf man eine halbe Stunde
der Ruhe überläßt Alsdann fügt man etwa
2 g aufgeschlemmten Asbest zu dem kolloidal
verteilten Schwefelblei und schüttelt viermal
eine halbe bis eme Minute lang in Zwischen-
räumen von etwa 10 Minuten. Von der
Saugpumpe wird nun der Asbest auf emer
FiltrierpUitte; auf der sich bereits eine Asbest-
schicht befindet, filtriert
Das auf dem Filter befindliche BieisulTid
wird mittels Wasserstoffperoxyd zu Bleisulfat
oxydiert und dieses mit einer konzentrierten
Natriumacetaüösung vom FQter geltet Frisdi
gefälltes Schwefelblei whrd von einer Sproc
Wasserstoff peroxydlOsong ; der eine Spnr
starke Salpetersäure zugesetzt war, beim
Erwärmen sofort m Bleisulfat umgesetzt
Bei gewöhnlicher Temperator nimmt der
Vorgang einige Minuten in Anspruch. Min
läßt demnach 20 bis 30 com heiße Wasser-
stoffperoxydlOsung 10 Mbuten auf das
Asbestfilter wirken und saugt dann ab und
wäscht mit 40 bis 50 ccm heifiem destiD-
iertem Wasser nach. Das Filtrat wird auf
dem Wasserbade in einer PorzaHanachale
zur Trockne gebracht Das auf dem Asbest-
filter befindliche Bleisulfat wird nun mit
10 bis 30 ccm siedender NatriumacetafiOsaDg
(1+3) Übergossen und nach einigen Minuten
abgesaugt Man wäscht darauf so lange
mit heißem destilliertem Wasser aus, bis die
ablaufende Flüssigkeit mit SchwefelwaaBcr-
Stoff kdne Bleureaktion mehr gibt Der
gesamte Kolbeninhalt wurd in die vorerwihnte
Porzellanschale überführt; auf 10 bis 30 oem
konzentriert und bei etwa 60^ mit gesättigtem
Bromwasser gefällt Nachdem man eine
Viertelstunde auf dem Wasserbade auf 60^
erwärmt hat; saugt man das gefällte Blei-
peroxyd auf mnem Asbestfilter ab und
wäscht so lange mit heißem Wasser; bis das
Filtrat nicht mehr auf JoflkaliumstärkelOsang
reagiert Das Jodblei löst man auf dem
Asbestfilter mit 10 bis 20 ccm gesättigter
kalter NatriumaoetatlOsnng. Man wäscht mit
kaltem Wasser das Asbestfilter ans^ wenn nieht
alles Jodblei gelöst sein sollte; mit neuen Mengen
Natriumacetat Das Filtrat venetst man
mit YdO'^^'™^'^^^^™^^*^*^^™^ ^
Ueberschuß und mißt den üebersehoß mit
Vioo'^<>"^^~«^o^^^i^S* ^i® Natrinmtbio-
sulfatlOsung ist gegen eme Kaiinmdicbromat-
4 908
lOsung; die -^^ — im Liter enthält; eingeitellt
Da ein MolekülBleiperoxyd ein Atom SanefstoS
abgibt; welches zwei Atome Jod in fVeiheitaetst^
entspricht em Atom Blei zwei Atomen Jod.
206;9 Blei = 2 X 126,85 Jod. Ohne
das Wasser emzudampfen, läßt sieh nadi
dem beschriebenen Verfahren eine Ooiaoig-
keit des Blemacfaweises bis auf weniger ak
0;1 mg im Liter erzielen. — ^.
Arbeiten a. d, Kaiserl, Oeemudheüea/ml
1906, XXIU, 389.
861
Cfeber Paprikapulver und den
Nachweis geringer Mengen von
Jffehl oder Stärke in demselben.
Um auf einfache und doch sichere Weise
— ohne vorher zn entfetten — selbst
geringe Mengen Mehl oder St&rke im Paprika,
anoh wenn er stärker gefettet oder geschönt
ist, nachweisen zu können, hat sieh nach
-J, Hockauf (vergl. anoh Pharm. Gentralh.
47 [1906]; 811) folgende Methode außer-
ordentlich gnt bewährt : Die zu nntersuehende
Partie Paprikapulver wird entweder im Uhr-
«chälchen oder direkt auf dem Objektträger
mit alkoholischer Jodlösung (1 : 15) ver-
trieben. Hierauf fügt man Chloralhydrat-
lösnng (5 : 2) hiiizn und verreibt abermals.
Das mikroskopische Präparat des auf diese
Weise behandelten Paprikapulvers gibt nicht
sofort, aber nach einiger Zeit außerordent-
lich klare und reine Bilder von den Frag-
menten der Fruchthanty des Samens ^ des
verdickten Samenträgers, der Fruchtacheide-
wände^ des Fruchtstieles vom Paprika^ des
-etwa beigemengten Mehlee, der Stärke usw.
Die Stärkekömer fallen durch die blaue oder
4>laßblaue Farbe auf und heben sich sehr scharf
von den übrigen Gewebsfragmenten ab;
"xnan kann sogar annäherungsweise die Menge
<le8 beigemengten Mehlee oder der Stärke
angeben. Die nur in vereinzelten Zellen
•des Fruchtparenchyms vorhandene, dem
Paprika eigene Stärke tritt gleichfalls außer-
ordentlich scharf hervor. Dieselbe mit bei-
gemengten Stärkearten zu verwechseln^ dürfte
wohl nur bei Anfängern vorkommen.
Das Fetten des Paprika, welches ledig-
4ich dazu dient, den geringeren Sorten den
Anschein einer besseren Beschaffenheit zu
^eben, ist auf das schärfste zu verurteilen,
wird aber vielfach geübt, ebenso wie in
neuerer Zeit der Zusatz von Maismehl nach
Hockauf größere Dimensionen annimmt.
2ur Beurteilung der Handelssorten gibt
«eben dem mikroskopischen Bilde der
Aschen- und Sandgehalt wertvolle Anhalts-
punkte, während der äußere Anblick oft
völlig im Stiche läßt, da ein Zusatz von nur
1 pGi fetten Oeles genügt, um den Wert
^iner Ware scheinbar um 25 bis 50 pCt
2u erhöhen. Selbst warenkundige Eaufleute
^Verden hierdurch getäuscht.
Die gegenwärtig üblichen Handels-
sorten des Paprika sind: Edelsüß,
Spezialität, Rosen- und Königspaprika, Mer-
cantil I und Mercantil 11. cEdelsüß» ist die
feinste Sorte. Zur Herstellung derselben sollen
die größten, schönsten und rötesten Früchte ge-
nommen werden. Fruchtstiel, Fruchtkelch,
der dicke Samenträger, die Fruehtscheide-
wände entfernt man. Die übrigbleibende
Fruchthaut wird mit den Samen vermählen.
Diese feinste und teuerste Sorte hat einen
milden, nicht oder nur sehr schwach brenn-
enden Geschmack, dürfte weniger als Ge-
würz wie als Färbemittel dienen. Feine
Sorten heißen Spezialität und Rosen-
paprika. Das Pulver besteht in der
Regel aus vermahlener Fruchthaut^ Samen,
Samenträgem und Fruchtscheidewänden. Der
Geschmack ist scharf und brennend. Mittlere
Sorte ist Königspaprika. Im Pulver
findet man außer den kurz vorher erwähnten
Bestandteilen Fruchtstielfragmente. Der Ge-
schmack ist scharf und brennend. Schlechte
Sorten werden als Mercantil I und
Mercantil II bezeichnet. Nach der
mikroskopischen Untersuchung bestehen sie
hauptsächlich aus den vermahlenen Abfällen,
welche sich bei der Sortierung des Paprika
ergeben. Sie enthalten in großer Menge
die Fragmente von Samenträgem, Fracht-
scheidewänden, Frachtstielen und Fracht-
kelchen, in geringer die vom Samen und
der Fruchthaut Das Pulver schmeckt in-
folgedessen außerordentlich scharf, brennt
anhaltend auf der Zunge und reizt die
Schleimhäute.
Der Vollständigkeit halber sei noch er-
wähnt, daß Paprikapulver, welche nur aus
der vermahlenen Frachthaut — ohne Samen-
träger und Fruchtscheidewände — hergestellt
sind, keine handelsübliche Ware sein dürften,
wenigstens ist dem Verf. in seiner bisherigen
langjährigen Praxis kein solches vorgekommen.
Ztschnd, Allg.oesterr. Äpoth.'Ver. 190ö,Nr.23.
Ankara.
Unter dem Namen Ankara wird ein
Butterersatz verkauft, der aus Kokosfett
mit 10 pGt Milch besteht, etwas Eigelb und
Salz enthält und mit einem Stoff gefärbt
ist, der durch Salzsäure rot wird (TropäolinV).
Nouv. remedes 1906, 12, III.
Ä,
862
Verschiedene Mitteilungen.
Silberkautsohukseide
stellte Wederhake (Zentralb], f. Chirurg.
1906; Nr. 35) auf folgende Weise dar:
Die zu behandelnde Seide wird auf dicke
Kocker'sdie Drains oder Glasplatten ge-
wiokelty in Aether und später in absolntem
Alkohol je 12 Stunden zur Entfettung ge-
bracht; darauf in lOproc. Wasserstoffper-
ozydlOsung übertragen und darin 20 Mi-
nuten belassen; von hier aus in Silbersalz-
lOsung*); in der sie etwa 1 Stunde bleibt;
wodurch die Seide infolge gleichmäßiger
Imprägnierung mit Silber tiefschwarz wird.'
Nach dem Trocknen bei etwa 100^ im
Trockenschrank kommt die Seide auf zwei
Stunden in reines Chloroform; hieraus in
eine Chloroformkautschuklösung^; in der
sie 12 Stunden bleibt. Nach kurzem Ab-
spülen in Chloroform wvd sie getrocknet;
alsdann in 1 prom. SublimatlOsung gebracht;
in dieser 10 Hinuten gekocht und aufbe-
wahrt Auf gleiche Weise können ZwirU;
Hanf und dergl. behandelt werden. Die
SUberkautschukseide wird anstelle von Silber-
draht zu Nähten verwendet. —tx.—
1. Mennige bestand aus Speckstein-
pulver mit Teerfarben gefärbt;
2. Zinnober; von prachtvollem Aos-
seheu; bestand aus Mennige; der 2 pCt Eonn
zugesetzt waren;
3. Berliner Blau war eme Mischnng
aus Ultramarin und GypS; deren Farbe durch
em Anilinblau aufgefrischt war. A.
RSp. de Pharm. 1906, 31ü.
Verfälschte Farben.
Ouiges macht auf folgende Fälschungen
aufmerksam; die er im Handel angetroffen
hat:
*) In 30 ccm einer 1 proc. wässerigen Silber-
nitrat-LösoDg tropft man so lange offizineile
Kalilauge, bis der entstehende schwarzbraune
Niederschlag nicht mehr zunimmt (wozu etwa
10 Tropfen nötig sind). Darauf setzt man unter
standigem ümschütteln so lange Salmiakgeist
tropfenweise hinzu, bis der Niederschlag sich
aufgelöst hat.
**) 8 g schwarzer Kautschuk in 50 g Chioro-
fonn.
Reinignng der Dampfkessel. Der Kessel-
stein läßt sich nach einer Mitteilung in der
Ztschr. d. Bayerischen RevisioosveriBins (1906
Nr. 1) leicht entfernen, wenn man den zu
i-einigenden Dampficessel nicht entleert, ehe sein
Mauerwerk vollkommen abgekühlt ist; der Belag
würde sonst an die Wandung festbrennen. Wenn
ein Kessel jedoch innerhidb möglichst knner
Zeit gereinigt werden soll, so ist es bedenklich,
ihn gleich nach dem Ablassen des Dampfes oder
noch unter Dampfdruck zu entleeren und ihn
möglichst schnell abkühlen zu wolleo, weil ein
einseitig abkühlender Kessel leicht Schaden
leiden kann. Es soll vielmehr der Kessel nach
dem Abbrennen des Feuers möglichst hoch an-
gespeist, wieder bis zur Wasserstandönarke ent-
leert und dann innerhalb 12 Stunden langsam
abgekühlt werden-, so lange er mit Wasser ge-
füllt ist, leidet er dabei nicht. Nach dem Ent-
leeren gelingt das sofortige Entfernen des Belagvs
sehr leicht. Ebenso so^ältig wie der Kessel-
stein soll auch der Glanzrufi, ein schlechter
Wärmeleiter, an den äußeren Kesselwandnngen
entfernt werden. p. &
Besichtigung der Loeflnnd'sehen FalriL
Gelegentlich der Naturforscher- Versammlang io
Stuttgait fiand ein Besuch der Fabrik mediziniacb-
diätetischer Frftparate von Ed, Loefhmd S Co.
in Grnnbach statt, der die Teilnehmer aofs
höchste befriedigte. Auch Geh. Med.-fiat Ex-
zellenz van Rauehfufi aus PeteiBbnrg, welcher
das Loeflund^Bohe Malzextrakt und IfaSz-Suppen-
extrakt in Haßland einfahrte,, nahm an der Be-
sichtigung mit großem Interesse teil.
Zustriw
der «Pharmaoentisehen Centralhalle» bitten wir stets an die Stelle richten zu wollen, bei
welcher die Zeitschrift IbectelU worden ist, also Postanstalt oder Buchhandlung oder Gesobafts-
VwtaK«r: Dr. A. Sehmeiacr. DnwtaB md 0r. P, StA, Diwdn-BlaMWtti.
Yvntirortikter LMri Dr. P. 8ftB, Dretdu-BlaMwUi.
Im mmhhamM dank Jvliai Bprimg «r, BmlSm V., lf«iM|OTIPlirti t.
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Bnohemt jeden Donnerstag.
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stelle im Inland 3,— Mk., Ansland BfiO Mk. — Einsehie Nommexn 30 Pf.
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Leiter der 1 Dr. Alfred Schneider, Dresden-A. 21; Schandaaer Str. 43.
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Oesehiftsstelle: Dresden-A. 21; Schandaaer Straße 43.
Mi2.
Dresden, 18. Oktober 1906.
Der neuen Folge XXVII. Jahrgang.
XLvn.
Jahrgang.
Inhalt: Gkenle und Phtraaeiet Neaet Tom Drogenmarkt. — YerglelchsUbellcn der flQchUgcn StickstoffTer-
bindangen im aensehlicheii Kote. — Nene Anoeimittel. - Eingezogenet Diphtherie- Heilserum. — 78. Veraamm-
lung Deataeber Natuiforacher and Aente au Stattgart — Di« Verbindang von Kreide mit Tulkanisiertem Kaut-
schuk. — Aus den Helfi nberger Annalen 1906. — Ein Wismuttannat. — Nahrnnguniittel-Cfeenile. — Venehie-
dese mttefluiacii. — Briefweehael.
Chemie und Pharmaeie.
IL Neues vom Drogenmarkt.*)
Von Dr. O. Weigel^ Hamboig.
Die letzten, in das Völkerleben tief
einschneidenden Weltereignisse sind
natnrgemäß auch am Drogenhandel nicht
spurlos vorübergegangen. Das Erwachen
Japans und dessen schnell fortschreitende
Entwicklung nach dem Muster westlicher
Kultur, der rassisch - japanische Krieg,
die revolutionären Unruhen in Rußland,
die heftigen Erdbeben an den West-
küsten Nord- und Südamerikas, alle
diese Ereignisse machen sich im Handel
mit Drogen und verwandten Pro-
dukten in verschiedener Hinsicht mehr
oder minder bemerkbar. So fällt es auf,
daß die russischen Drogen im Laufe
der letzten Jahre eine stete Aufwärts-
bewegung verfolgen; russischer Anis,
*) Die erste Veröffentlichong unter dieser
Ueberschrift siehe Pharm. Centralh. 45 [1904],
551.
Lycopodiuni, Kanthariden und russisches
Mutterkorn haben jetzt den doppelten
und dreifachen Wert wie etwa vor
10 Jahren.
Hand in Hand mit der Preissteiger-
ung bei Drogen geht vielfach das Be-
streben, für diese billigere Ersatzmittel,
d. h. Surrogate zu schaffen, die meist
unter dem Namen der echten Droge
segeln und so sich zu regelrechten Ver-
fäbchungen derselben herausbilden. In
dieser Beziehung kennt die Findigkeit
des Menschen keine Grenzen; Beispiele
hieriür gibt Lycopodium. Neuere
Lycopodiumsubstitute sind letzt-
hin mehrfach in der Pharm. Centralh.
besprochen worden, bei welchen z. B.
das eine Mal feinst gepulverter und ge-
färbter Bernstein (Pharm. Centralh. 46
1905], 294), das andere Mal mit gas-
förmigem Ammoniak behandeltes öster-
reichisches Fichtenharz (Pharm. Centralh.
47 [1906], 633) in Frage kam. Ein
weiteres Substitut beschreiben Oehe d; Co.
864
m ihrem letzten Handelsbericht (1906^
36). Dasselbe war äußerlich, d. h. in
Farbe, beim Anfühlen und in der Be-
weglichkeit dem Bärlappsamen täuschend
ähnlich,' bei der Untersnehnng ent^
puppte es sich als ein aus Maisstärke
hergestelltes Präparat. Die Maisstärke
war zu diesem Zweck einem kurzen
Röstprozeß (wie z. B. Farina Hordei
praepar.) unterworfen und mit Methyl-
orange nachgefärbt worden. Der Farb-
stoff ließ sich durch Alkohol extrahieren
und auf diese Weise leicht nachweisen
(Lycopodium gibt weder an Wasser
noch an Alkohol färbende Bestandteile
ab), die Maisstärke andererseits durch
das Mikroskop. Durch den Röstprozeß
waren allerdings die Konturen bei vielen
StärkekOmern verquollen.
Da hier die Rede von russischen
Drogen ist, möchte ich ein angeblich
aus Sfidrußland stammendes abnormes
Mutterkorn erwähnen, welches kürz-
lich in größerer Menge (24 Sack) am
hiesigen Markt zum Verkauf stand.
Die Ware war von auffallend schwaraer
Farbe, die sich vielfach auch auf das
Innere des Sklerotium ausdehnte. Die
durchschnittliche Länge der Sklerotien
betrug nur 0,5 bis 1 cm, in vereinzelten
Fällen etwa bis 1,5 cm, während doch
die meisten Arzneibücher eine Länge
von 1 bis 3 bezw. 3 bis 4 cm vor-
schreiben. Die Ware wurde von ver-
schiedenen Fabrikanten, die Mutterkorn
verarbeiten, verschmäht mit dem Be-
merken, daß es sich hierbei wohl kaum
um ein normales, d. h. auf Roggen oder
Weizen gewachsenes Seeale handeln
könnte, sondern irgend eine andere
Graminee in Frage käme. Die geringe
Größe des Korns ließ allerdings ohne
weiteres darauf schließen, daß der Wirt
ein recht magerer Geselle gewesen sein
muß*).
Eine interessante, wenn auch recht
teuere Droge ist zur Zeit der Kampher.
An der Höhe des jetzigen Preisstandes
*) Möglioh ist es auch, daß es sich um altes,
abgesiebtes und mit schwefliger Säure
aufgefrischtes Mutterkorn russischer Provenienz
handelt. D. Verf.
mögen der noch rückwirkende Krieg
und wohl auch die Monopolisienmg
dieser Droge seitens der Japaner Schuld
haben. Die Japaner, nachdem sie mehr
als nötig von uns gelernt^ sind untepehm-
end genug gewesen, diesen Art^el zu
monopolisia'ea und sich dadurc^ eine
reiche Einnahmequelle zu sichern. Infolgfe
unregelmäßiger und knapper Lieferung
des Rohproduktes ' an die am Haupt-
konsum beteiligten Länder, auch durch
teilweise Selbstverarbeitug des Roh-
kamphers zu Raffinat tragen die Japaner
viel an der Unsicherheit bezw. schwan-
kenden Höhe des Eampherpreises bei.
Um sich vom japanischen Monopol
möglichst frei zu machen und diesem
eine preisregeln de Konkurrenz zu schaffen,
hat man in Nordamerika und neuerdings
auch in Italien angeregt, Eampherbäoffle
im großen zu kultivieren. Derartige
Eulturversuche in Amerika sind
nicht neu ; schon vor Jahren wurde z. B,
von solchen in Mexiko berichtet (vergl.
Pharm. Centralh. 45 [1904], 406). Das
Interesse für die Eampherkultur scheint
aber f rfiher durch den Umstand, daß der
Eampherbaum lange Zeit braucht, nm
einen Ertrag zu liefern, wieder ge-
schwunden zu sein. Jetzt bemfihtman
sich aber in Amerika, wie Anfang dieses
Jahres eingetroffene Nachrichten besagen,
ernstlich, sich von Japan zu emanzipieren
und selbst Rohkampher herzustellen. Das
Land- und Forstwirtschaftsministeriaai
hat hierzu seine Unterstützung bereits
zugesagt. Zunächst soll die Ertrag-
fäUgkeit bereits bestehender Anpflanz-
ungen in Florida festgestellt werden;
lassen diese Ergebnisse auf eine gnte
Ausbeute an Eampher schließen, sollen
sofort große Liandstrecken dieser In-
dustrie nutzbar gemacht werden. Florida
scheint besonders ffir die Eultiviernng
des Baumes günstig zu sein, einesteils
weil sich das Elima und der Boden
sehr dazu eignen, andererseits weil ge-
rade dort große Landstrecken zu Te^
hältnismftßig niedrigen Eosten zur Ver-
f figung sind. Auch in Ealifomien wurde
der Eampherbaum schon mit Erfolg
angepflanzt, aber die Verhftltnisse, die
Ertragsfähigkeit des Baumes ausgiebig
865
ZU gestalten, sind daselbst ungfinstiger
wie in Florida. In letzterem Staate
sollen die Bäume schon nach 6 JiAren
entwickelt sein, während sie auf For-
mosa hierzu sogar eine längere Zeit
gebrauchen. Auf Formosa wird ferner
bei der Eamphergewinnung der Baum
vollständig zerstört; dies will man in
Amerika umgehen und hat, wie es
heißt, bereits eine neue Art der Ge-
winnung praktisch erprobt, wobei der
Baum erhalten und weiter ertragsfähig
bleibt
Nach alledem ist es nicht zu verwun-
dern; wenn man in Amerika der Ent-
wickelung dieses Unternehmens von Be-
deutung lebhaftes Interesse entgegen-
bringt. Sollte sich die Anpflanzung des
Eampherbaumes dort in großem Maß-
stabe verwirklichen, so wird dies sicher
auch auf Europa nicht ohne Einfluß
bleiben.
Wie vorher angedeutet, macht man
neuerdings auch in Italien Propaganda
fOr Anpflanzungsversuche des Eampher-
baumes. Auf dem letzthin in Rom
stattgefundenen Kongreß für angewandte
Chemie teilte QiglioU mit, daß der
Eampherbaum in fast allen Gegenden
Italiens, ausgenommen in der N^e der
Alpen, gedeät. Eäne rationelle Kultur
des Eampherbaumes in Italien wäre da-
her durchaus wünschenswert, zumal der-
selbe wenig Anforderung an den Boden
stellt, gute Erträge Uefert, und das
Holz, welches nur etwa 0,1 pCt Kampher
enthält, sich sogar zur Möbelfabrikation
eignet (vergl. Ztschr. f. angew. Chemie
1906, Nr. 20).
Eine Konkurrenz anderer Art soll dem
Naturkampher durch die fabrikmäßige
Herstellung synthetischen Kamphers
erwachsen, welche mehrere chemische
Werke des In- und Auslandes mit Eifer
betreiben. Bis jetzt scheinen jedoch die
Zähigkeit und aufgewandten Mittel, mit
denen man dies Vorhaben verfolgt, in
keinem Verhältnis mit dem klingenden
EMolg zu stehen. Ueber die Herstell-
ung künstlichen Eamphers ist in vor-
liegender Zeitschrift schon mehrfach
berichtet worden ; auch die letzten dies-
bezüglichen Berichte (vergl. Pharm.
Centralh. 47 [19061, 186 und 684)
sagen, daß die bisherigen Verfahren
noch keine Aussicht bieten, billigen
synthetischen Eampher zu erlangen.
Erwähnenswert ist an dieser Stelle
noch eine Verfälschung des Eam-
phers in Würfelform. Emige kürzlich
mir zur Untersuchung übergebene kleine
Eampherwürfel bestanden etwa nur zur
Hälfte aus Eampher, die andere Hälfte
war allem Anschein nach Stearinsäure.
Aeußerlich ließen die Würfel auf den
ersten Blick nichts Anormales erkennen,
erst nach dem Zerkleinem derselben
machte sich die Substanz verdächtig, in-
dem sie sich zwischen den Fingern stark
fettig anfühlte. Beim Lösen in kaltem 90-
proc. Alkohol blieb etwa die Hälfte der
Würfel unlöslich, die sich erst beim Erwär-
men des Alkohols lOste, beim Abkühlen
der Lösung aber wieder kristallinisch ab-
schied. Schon diese Eigenschaften lassen
mit ziemlicher Bestimmtheit daraufschlie-
ßen, daß die Verfälschung nichts andres
als die billige Stearinsäure des Handels
ist. Weiter spricht für die Annahme,
daß es sich um eine 60 proc. Stearin-
mischung handelt, die analytische Tat-
sache, daß besagtes Produkt — in heißem
Alkohol gelöst — eine hohe Säurezahl
und zwar 103,8 ergab. Die Stearinsäure
des B[andels weist bekanntlich eine solche
von 200 bis 210 auf (2 x 103,8 = 207,6).
Mne derartige Verfälschung des
Kamphers in Tabletten- bezw. Würfel-
form, welcher in dieser Form gewöhn-
lich nur als Schutzmittel gegen Motten
und dergl. Ungeziefer dient, mag bei
den jetzigen hohen Eampherpreisen
recht lohnend sein, d. h. so lange der
Schwindel unentdeckt bleibt!
Der synthetische Eampher, für dessen
Herstellung Terpentinöl aJs Hauptaus-
gangsmaterial dient, bringt mich auf Ter-
pentin und Terpentinöl. Seitdem
Steigen der Preise für letzteres, welcher
Umstand gerade für die Eunpherfabrik-
ation recht unangenehm ins Gewicht
fällt, d. h. einen Hemmschuh für ein
btliges Produkt bildet, wendet sich allem
Anschein nach allerorts das Augenmerk
der Terpentingewinnung zu. Neuer-
dings spricht und hört man von
866
indischem, ostasiatischem und mexikan-
ischem Terpentin. Besonders die Qe-
winnung von Terpentin in Indien,
über welche bereits vor kurzem in
vorliegender Zeitschrift eingehende Mit-
teilungen gemacht worden sind (Pharm.
Gentralh. 47 [1906J, 324), nimmt einen
beachtenswerten Umfang an, vorzugs-
weise in den Nadelwäldern des Knmaoe-
Himalaya. Wie ein neuer Bericht des
kaiserlichen Generalkonsuls in Kalkutta
besagt, wurden im Laufe des Jahres
1904/05 im Forstbezirk Naini-Tal etwa
62000 Bäume (Pinus longifolia Box-
burgh) angezapft und dabei 4260 Maunds
(l Maund = 37,324 kg) rohes Harz
gewonnen, die etwa 6000 Gallonen
Terpentinöl und 3300 Maunds Kolophon-
ium ergaben. Die Produktionskosten
betrugen ungefähr 14000 Rupien (1 Rupie
in Ostindien = 2 Mark)^ der Erlös
belief sich auf knapp 30000 Rupien.
Sowohl für Terpentinöl als auch ftlr
Kolophon soll gute Nachfrage vorhanden
sein.
Man setzt auf die Entwickelung dieser
neuen Industrie große Hoffnungen.
Natürlich befindet sie sich erst noch im
Anfangsstadium und man wird zunächst
Erfahrungen darüber zu sammeln haben,
welchen Einfloß das Anbohren der
Bäume auf ihr Wachstum, die Qualität
des Holzes usw. ausübt bezw. mit wel-
cher Intensität die Gewinnung des
Harzes betrieben werden darf.
Einem anderen, die Terpentingewinn-
ung in Indien betreffenden Bericht (in
Chem.-Ztg. 1906, 888), der sich mit
dem vorhergehenden im großen und
ganzen deckt, sei zur Ergänzung des-
selben noch folgendes entnommen : Nach
den günstigen Ergebnissen der ersten
Versuche mit der Terpentingewinnung
bei Hhowali (Distrikt Naini-Tal) hatte
man daran gedacht, die weitere Aus-
beutung der Unternehmungslust Privater
zu überlassen, doch hat sich die Forst-
verwaltung überzeugt, daß die Ver-
arbeitung des gewonnenen Harzes billiger
sei, wenn sie selbst den Betrieb in
Händen behielte. Im ganzen wurden
während eines Betriebsjahres 6811
Maunds Rohharz gewonnen, nus welchem
sich rund 10 000 Gallonen (1 Gallon =
4V2 L) Terpentinöl und 4000 Maunds
Kolophonium verfertigen ließen. Das Oel
soll von guter Qualität sein und zum
teil den amerikanischen und englischen
Marken vorgezogen werden ; es wird in
Zinkkannen zu je 4 Gallonen geliefert,
von denen je 2 in einer Eiste zusammen
verpackt sind. Die Forstverwaltang
erwartet unter Zugrundelegung des
gegenwärtigen Betriebsumfanges einen
jährlichen Ertrag von 10 bis 11000
Gallonen Terpentinöl, jedoch erklärt sie,
in der Lage zu sein, je nach der Nach-
frage die Produktion erweitem zu können.
Im Hinblick auf die Einwirkung der
Harzausbeutung auf Wuchs und QualiUt
des Holzes haben sich bis jetzt noch
keine verheerenden Wirkungen gezeigt.
Nach dem Ausbeutungsverfahren sollen die
Bäume 6 Jahre hintereinander angezapft
und dann auf 1 0 Jahre hinaus geschont
werden.
Wie schon vorher angedeutet, sind
kürzlich auch Proben von ostasiatischem
und mexikanischem Terpentin hier auf-
getaucht; beide lagen mir zur Prüfung
vor. Der ostasiatische Terpen-
tin zeigte die übliche zähflüssige
kristallinische Konsistenz, bräunlichgelbe
Farbe und charakteristischen Pinen-
geruch. Seine Säurezahl betrug 145,46,
die Gesamtverseifungszahl 149,38; bei
der Destillation mit Wasserdampf ergab
er rund 14,5 pCt ätherisches Oel, dessen
optische Drehung (im 100 mm -Rohr)
-f 390 9' betrug*). Der mexikan-
ische Terpentin war kOmig-kristall-
inisch, von ziemlich heller, nur schwach
zitronengelber Farbe und von ange-
nehmem, an Limonen erinnerndem Ge-
ruch. Seine Säurezahl betrug 107,54«
die Gesamtverseifungszahl 115,18. Bei
*) Es ist nicht ausgeschlossen, dafi der too
mir untersuchte ostasiatische Terpentin identisch
ist mit den von Armstrong früher beschriebeoeo
Terpentinen zweier in Burma einheimischer
und dort pehr verbreiteter Pinusarten, nimlich
Pinus Ehasya und P. Merkussii, deren Gele
eine ganz Ähnliche Rechtsdrehung gaben und
zwar + 360 28' bezw. +31» 45* (veigi.
Oildemeister und Hoffmann^ Die fither. OeJe,
1899, 328).
867
der WasserdampfdestillatJon ergab er
etwa 14 pCt Oel, das + 330 40'
drehte und ein sehr angenehmes Aroma
besaß.
Auffällig bei den Oelen der letzt-
genannten Terpentine ist die für Terpen- \
tinOl hohe Rechtsdrehang; französisches!
dreht bekanntlich —20 bis — 400,|
österreiches bis +3^ 46', amerikan-
isches höchstens bis -f- 10<>. Nur das
griechische Terpentinöl von Pinns Ha-
lepensis Miller zeigt bierin mit dem ost-
asiatischen bezw. mexikanischen Oel
Uebereinstimmung; seine Drehung wurde
mit + 38 ^ 41 ' gefunden (vergl. Schimmel
& Co., Oktbr.-Ber. 19Ö5, 66).
Im Anschluß an Terpentinöl komme
ich noch auf einige andere Oele zu
sprechen. Bisher nahm man all-
gemein an, daß Bosmarinöl (aus-
genommen das englische, welches aber
keine Bedeutung für den Handel hat)
mit Linksdrehung verfälscht ist. Dies
mag auch weiterhin in der Begel der
Fall sein, doch kommen, wie die neueren
Untersuchungen Parry'» und Bennett'B
(TheChemist and Druggist 68 [1906],671)
gezeigt haben, Ausnahmen insofern vor,
als auch echtes Oel linksdrehend sein
kann und zwar je nach dem Material,
das zur Destillation gelangt bezw. je nach
dem (Qesamt-)Borneolgehalt des Oeles.
Bekanntlich enthält Rosmarinöl Pinen,
Eamphen, Cineol, Eampher und Bomeol
als Bestandteile. Das Oel aus italien-
ischen Blättern dreht gewöhnlich zwischen
+ 0^ 46' bis + 40 30', das aus fran-
zösischen Blättern zwischen + 1 ^ 30 '
bis + 11 ®, aber auch höher (bis + 15®;.
Nach Feststellungen vorher genannter
Autoren soll das aus gut ausgelesenen
Blättern destillierte spanische Oel den
größten Borneolgehalt aufweisen (bei
19,7 pCt = optische Drehung -f 50 30').
Französisches Oel aus Blättern mit
18,5 pCt Bomeol zeigte eine Drehung
von — 3 ®, französisches Oel aus Blättern
und Stengeln mit nur 10,9 pGt
Bomeol dagegen eine Drehung von so-
gar — 8® 30'. Derartiges Oel besitzt
allerdings bei weitem nicht das volle
Aroma eines aus reinen Blättern er-
haltenen Destillates. (Solche Oele mit
Linksdrehung kann man daher zwar
nicht direkt als «verfälscht», wohl aber
als «minderwertig» bezeichnen, D. Verf.)
(Schluß folgt.)
Vergleichstabellen
der flüchtigen StiokstoflCVerbind-
ungen im mensohliohen Kote.
Angaben über den Gehalt des mensch-
lichen Kotes an Stickstoff finden sich
mit Berechnung auf Trockensubstanz
vielfach in der Literatur zerstreut oder
können aus den mitgeteilten Zahlen be-
rechnet werden. Diese Häufigkeit er-
klärt sich aus der Verwendung des
Stickstofib als Eiweißmaß. Vielfach iBt
die erhaltene Stickstoffzahl direkt in
Eiweiß umgerechnet. Aber selbst so-
weit als der Stickstoff des Kotes als
Eiweiß in den Darm gelangt sein kann,
muß daran erinnert werden, daß durch
Fäulnis sich solches Eiweiß umsetzt.
Darum wird zwar für die Zwecke der
Nahmngsmittelchemie der Stickstoff-
gehalt des Käses bestimmt. Aber Lud-
ivig*) sagt: «Es geht beim Käse nicht
an, aus dem gefundenen Stickstoff den
Eiweißgehalt zu berechnen, weil die
verschiedenen Käsesort eu außer den
EiweißkOrpern beträchtliche Giengen
anderer stickstoffhaltiger Verbindungen
enthalten. » Für die MUch läßt Ludwig^)
diese Umrechnung noch zu, da er selbst
die Zahl 6,5 als Multiplikator angibt.
Die Veränderung, welche von der Milch
bis zum Käse stattgefunden hat, ist aber
in vielfach höherem Grade von der Auf-
nahme der Nahrung oder von dem Er-
guß der Exkrete in den Darm bis zur
Kotentleerung eingetreten, selbst wenn
wir von den weiteren Untersuchungs-
ergebnissen absehen, daß der Kotstick-
stoff vielfach gar nicht in eiweißartigen
Verbindungen in den Darm gelangt.
Nach den stillschweigenden Annahmen
der grundlegenden Forscher wurde der
*) Medizinische Chemie 1895, S. 357.
*) Ebenda, Seite 351.
868
gesamte Stickstoff des Kotes in der
Hauptmasse als Eiweißverbindangen an-
genommen. Die meisten Forscher neigten
dabei stillschweigend der Ansicht zu,
daß diese EiweU^yerbindungen außer-
dem als unausgenfltzte Reste der Nahr-
ungseiweiße angenommen werden dftrfen.
In den Bilanzau&tellungen der ver-
schiedensten Stoffwechseluntersnchnngen
macht sich dieser Standpunkt geltend.
Andere Forscher erkannten aber schon
den Charakter der Eotstoffe als Aus-
scheidnngsstoffe des EOrpers auch fttr
die sticl^ffhidtigen Stoffe an, hielten
aber an der Ansicht von der Eiweißnatur
der Stickstoffverbindungen des Kotes
fest. So mußte nach den Angaben von
Hoppe- Seyler der Kotstickstoff haupt-
sächlich in der Form von Mudnen oder
in der Form von deren Umsetzprodukten
angenommen werden^
Ein Fehler aus dieser Betrachtungs-
weise machte sich darin geltend, daß
in der Literatur die weitere stillschwei-
gende Annahme gemacht wurde, daß
der Kotstickstoff soweit einheitlich ist,
daß mit allen kleinen Abänderungen
der Stickstoffbestimmung stets aUer
Stickstoff bestimmt wird, und daß man
glaubte, die so erhaltenen Ergebnisse
unter einander vergleichen zu können.
In Wahrheit entgeht aber fast bei jeder
Bestimmung des Kotstickstoffs ein Teil
der Stickstoflbubstanzen der Bestimmung,
wobei die entgangenen Stoffe sowohl als
solche, wie auch in ihren Mengen stets
wechseln. Wenn von einem durch-
mischten Kote zwei verschiedene Proben
genau der gleichen Methode der Stick-
stoffbestimmung unterworfen werden,
ergeben sich sehr gut stimmende Re-
sultate. So ergab ein Kot in 2 Proben
8,11 und 8,20 pCt Stickstoff, ein anderer
9,06 und 8,97 pCt. Wenn aber die
Vorarbeiten zur Stickstoffbestimmung
nur in Kleinigkeiten geändert werden,
so weichen die Ergebnisse sehr weit
von einander ab. Es ist also nOtig,
ohne jede Voreingenommenheit über die
Art der wahrscheinlichen Stickstoff-
verbindungen zu suchen, den gesamten
Stickstoff des Kotes zu erhalten.
Um den gesamten Stickstoff zu er-
halten, muß der frische d. h. ungetroek-
nete Kot möglichst bald nach der Ent-
leerung der Bestimmung nach KjeUM
unterworfen werden. Ich will meine
entsprechende Tabelle mit dem 1 6. Angost
1906 abschließen.
Gesamtstiokstoff ans
frischem Kot auf Kot-
trockensubstaiu
berechnet
Eigene Analysen
pCt
3 bis 4
2
4
« 6
5
5
' 6
7
6
* 7
23
7
<^ 8
14
8
* 9
10
9
« 10
4
10
< 11
1
11
« 12
1
14
< 15
1
lÖ
« 17
1
60
Der Durchschnitt dieser Analysen er-
gibt 6,9 pCt gesamten Stickstoff des
Kotes auf Trockensubstanz berechnet.
Vom 29. Mai bis 17. September 1906
hatte ich aber teils die gleichen, teils
andere Proben trocknen und daraus den
Stickstoff bestimmen lassen.
Stickstoff ans getrock-
netem Kote
pa
der Trockensubstanz
Eigene
Analysen
1 bis 2
l
2 « 3
1
3 . 4
4
4 < 5
12
5 « 6
16
ö . 7
6
7 « 8
3
8 «^ 9
1
12 < 12
2
46
Der Durchschnitt hieraus eigibt bot
6,3 pCt Stickstoff im getrockneten Kote,
so daß aus diesen zweierlei Beib«
durch Differenz 1,6 pa Stickstoff »ek
berechnen wflrde in Stoffen, welche beim
Trocknen flüchtig sind.
Aus dem Jahre 1906 bis 17. Sep-
tember liegen mir aber auch eine Beb^
von Bestimmungen einschließlich dreier
von Kollegen Selter yor, in wekben
beide Bestimmungen nebeneinander aus-
geführt wurden.
869
Beim Trocknen
verflüchtigter ßtiokstoff
auf TrockensubBtanz
berechnet
pCt
Analysen
0 bis 0,5
1
0,5 * 1
6
l * 1,5
5
1,5 - 2
3
2 * 2,5
5
2,5 ^ 3
2
3 « 3,5
1
4 « 4,5
1
24
Hier wfirde der Durchschnitt 1,6 pCt
flfichtigen Stickstoff ergeben. Wiley
in Washington hat anf meine Veran-
lassung diese Beobachtung des flfichtigen
Stickstofh nachkontrolliert und wesent-
lich niedrigere Zahlen gefunden. Den-
noch stimmen die Funde Wiley^f^ mit
den meinigen insofern, als WUey nur
an gesunden Personen nachgeprfift hat,
ich aber meist Kranke untersuchte und
insofern bei Schwerkratiken nach meinen
Beobachtungen und denen yon Seiter
in Solingen die Menge der flfichtigen
Stickstoffverbindungen steigt. Ich habe
auch noch in anderer Richtung die
Stickstoffbestimmung abändern lassen
und dabei stets wechselnde Zahlen er-
halten. Ich halte diese Befunde ffir
wichtig und möchte das Verhältnis
des flfichtigen Stickstoffs zum
gesamten Stickstoff als Maß
der Stickstoffäulnis im Darm
ansehen, das in vielen Fällen im Ver-
hältnis zur Schwere der Erkrankung
wächst.
Bad Neuenahr, RheinprenSen. Oefeie.
Neue Arzneimittel.
Äntineurasthin oder Dr. Hartmann's
Neryennahnmg wird von der firma Dr.
Karl Harimanny Berlin W 35 ab beson-
ders viel Ledäiin enthaltendes Nervenmittel
empfohlen. Naeh Dr. Aufrecht (Pharm.
Ztg. 1905; 901) ergab die Analyse fol-
genden Befand:
Bei 100 <> flflohtige Stoffe (Wasser und
PfeffermmzOi) 5,6 pCt, Stiekstoffsubstanz
38,24 pGt, Aetherextrakt 8,66 pCt, IMiobe
Extraktivstoffe (Zucker) 26,40 pGt, Stärke
10,38 pGt, sonstige stiekstoffreie Stoffe 8,10
pGt, MmenJstoffe 2,62 pCt
Znr Bestimmung des Leoithingehaltes
wurde der Aetherauszug mit alkohollseher
Kalilange verseift, mit Salpeter zur Trodme
eingedampft, geglüht, der Rückstand in
heißem Wasser gelöst und mit Magnena-
lÖBong gefällt. Es ergab sich: Phosphor-
säure 0,427 pGt entspreehend 4,885 pGt
Lecithin. (Der Verfertiger gibt 8,8 pCt
an.) Die Sehaohtel mit 24 Tabletten kostet
3 Mark.
Alsol- Creme wird von Athenstaedt db
Riedeken in Hensellngen bei Bremen he^
gestellt und enthält als wirksamen Bestand-
tdl das unter dem Namen Alsol bekannte
Alnminram aeetioo-tartaricum. Das Präparat
ist eine kühlende^ antiseptisohe Wnndsaibe.
Benzoylalkylaminoaethaaole haben nach
Angabe der Ghemisehen Fabrik auf Aktien
(vorm. E, Schering) in Berlin anaesthesierende
Eigensohaften. Die Darstellung ist obiger
Fabrik unter D. R. P. 175080 gesehtttzt
Die freie Base ist ein diokflflasiges, bisher
nieht zur Kristallisation gebrachtes Oel. Das
saÜEsaure Sabs bildet, aus Alkoholaether um-
kristalllsiert, lange Nadeln vom Sohmp. 125^,
in Wasser sehr leicht iOslioh. Die neue Verbmd-
ung ist nieht giftig. (Pharm. Ztg. 1906, 889.)
Jodofaa wird vom Ghemisehen Institut
Dr. EorowitXy Berlin N 24 in den Handel
gebracht
Hervenheilzigarren (zum D. R P. an-
gemeldet) werden naeh Pharm. Ztg. 1906,
901 von der Zigarrenfabrik S. Letvin dk
Co., Berlin NO 55 hergestellt; dieselben
empfehlen sie als Mittel gegen Schlaflosigkeit,
Kopfsdimerz nnd andere nervöse Leiden.
Nach Angabe von Dr. med. EbeUng sollen
die Zigarren als whrksamen Stoff Brom ent-
halten. Nach Untersuchungen von Dr.
Aufrecht unterscheiden sich die Zigarren in
bezng auf Aroma, Farbe nnd Geschmack in
keiner Weise von gewöhnlichen Zigarren
mittierer Gttte; Brom, sowie Opium, Morphin
oder ähnliche Narkotika ließen sich nicht
nachweisen. R, Th.
Singeiogenes Diphtherie • Heilsemm. Zur
Einziehung w^en Abschwächong ist bestimmt
das Diphtherie - Heilserum mit den EontroU-
nnmmem 818 und 931 der Farbwerke in Höchst
und den KoDtroUnummem 187* 188, 163 und
I IWl der Choinischen Fabrik E. Merek in Dann-
stadt. A
870
78. Versammlung
Deutscher Naturforscher und
Aerzte zu Stuttgart
vom 16. bis 22. September 19C6.
(Fortsetxting yoq E)eite 854.)
Abteilung für Pharmazie und Pharma-
kognosie.
Erweiternngen zur Jodometrie.
Von Prof. Dr. E. Rupp^ Marburg.
Die oxydierende Wirkung des Jods ist
eine um so intensivere, je vollständiger die
dabei auftretenden H- Ionen abgefangen
werden, üeblioh hierfür ist Mononatrinm-
karbonat; weniger wirksam sind Aoetate
und Tartrate. Es wurde nun gefolgert, daß
die oxydative Wirkung des Jods am stärk-
sten sein muß in ätzalkafischer Lösung, wo-
selbst der Neutralisator direkt Hydroxylionen
in Losung sendet. Die Annahme bestätigte
sich durchaus. Während z. B. Gyanwasseiv
Stoff durch Jod in saurer LOsung nicht be-
rührt, durch Jod in BikarbonatlOeung zu
Jodoyan substituiert wird, erfolgt in ätz-
alkalisoher Lösung Oxydation zu Gyansäure.
Aehnlicfa verhält sich der Rhodankomplex,
der im ersteren Falle JGy + SO4", im zweiten
Falle GyO' + SO4'' liefert. Eine hierauf
basierende einfache Trennung von
Cy' + CyS' + Ol',
die technisch mtereesiert, habe ich schon
früher beschrieben.
In ähnlicher Weise lassen sich nun Be^
Stimmungen und Trennungen von Sulfiden,
Sulfiten, Thiosulfaten und Tetrathionaten
bewerkstelligen, denn
jS + 2J jn neutraler Lösung = 8 -f HgO;
" = ISO»;
= V28A;
unveränderl. ;
= HjO + S03;
= I8O3;
= 2808;
= 4808.
Es lassen sich also durch Ausführung
beider Titradonen zwei, unter Umständen
durch Weiteroxydation des Neutral-Titrations-
gemisehes in alkalischer Lösung selbst drei
Titrationswerte gewinnen, aus denen der
Einzelgehalt von zwei ev. drei obiger Kom-
ponenten in Gemischen berechenbar ist
Beispiel : Die technisch interessierende Be-
stimmung von Sulfit + Tbiosulfat: a) in
80, + 2J
8,0, + IJ
S.O5 + J
H,8 + 8J
SO, + 2J
8,0, + 8J
8A + 14J
alJcalischer
ätzalkalischer Lösung ISO9'' + ISjOs"
= lOJ. Eine geeignete LOsnngsmenge wird
alkalisch gemacht, ein üebendmß von Vio'
Normal-Jodlösung zugesetzt und zwei Stunden
kalt oder Y4 Stunde insWasserbad gestellt
Sodann wiid mit Salzsäure angesänert nnd
der Jodüberschuß mit Thiosulfat zurfiek-
gemessen. b) in neutraler bezw. schwach
saurer Lösung. ISOa" + IS2O8" = 3J.
fiian läßt em entsprechendes LösnngsvolDm
in einen Ueberschuß von ^/iQ-l^ormMoiir
lösung fließen und titriert alsbald mit Thio-
sulfat zurttdc.
Bestimmung wasserlöslicher per-
oxydischer Verbindungen.
Solche sind jodometriseh bestimmbar doreh
Messung der aus gesäuerter Jodidlösung ab-
geschiedenen Jodmenge. Es bedarf hiena
emer Reaktionsdauer von Y2 ^^ ^ Stmiden
je nach dem Objekte. Momentan veriänft
folgende Umsetzung:
M2O2 + NaJO = M2O + NaJ
+ Og.UMsOg = 2J).
Das Untersuchungsobjekt wnrd m Wasser
gelöst, mit Lauge alkaUsch gemacht und
ein Ueberschuß von yiQ'Normal-JMlSeüüg
zugesetzt. Nach 5 Minuten wird mit ver-
dünnter Schwefelsäure angesänert und der
Jodüberschuß zurücktitriert Das Verfahreo
ist probiert bei Hydroperoxyd, Perbontas
und Perkarbonaten.
Bestimmung von Ferrosalzes.
Die jodoxydimetrische Bestimmung von
Ferroionen in acetat- oder tartrathaltiger
Lösung bedarf einer etwa Sstfindigen Be-
aktionsdauer. In ätzalkalischer Lösung ver-
läuft die Oxydation augenblieklieh. Aas-
führung : Die schwach saure Ferrosalriösnng
wird mit einem Jodüberschuß versetzt, unter
Umschwenken ätzalkalisdi gemacht, dann
mit Essigsäure oder praktischer Oxalalnn
gut angesäuert und nach 5 Minuten znillck-
titriert IFe- = IJ.
Bestimmung von Jodiden bei
Gegenwart von Gl' und Bi^.
Die Destillationsmethode mit FenisalMD
und Auffangen des entbundenen Jods in
Jodkaliumlösung liefert exakte Resultate nv
bei Ferrisulfat bezw. Eisenalaunlösong, wib-
rend mit Eisenchlorid, das immer noch in
871
einigen Lehrbüehem anfgefOhrt wird, infolge
Bildung schwer asersetzlieher Oxyohloridjodide
schwankende Unterwerte resnltieren. Die
Umstftndliohkeit des Destillierens lißt sich
nun ganz nmgehen bei Anwendung von
Permanganat und Zerstörung eines Ueber-
sehusses hiervon durch rechlichen Ozalsfture-
zusatz. Ausfühnuig: Etwa 0,3 g Substanz
werden zu etwa 50 ocm im Wasser gelM,
mit 25 ccm verdflnnter Schwefelsäure und 3 g
Oxalsäure in Substanz angesäuert, worauf
man 10 ccm Iproc. Kaliumpermanganatlös-
ung zufließen läßt. Nach 2^^ bis 3 Stunden
langen Stehens wh*d nach Zusatz von 1 g Jod-
kalium mit Thiosulfat titriert Weder Gl'-
noch Br'-Ionen werden bei 'dieser Art der
Kaltbehandlung in Mitleidenschaft gezogen.
Kombiniert mit einer argentometnschen
Sammenbestimmung sind hiermit Trennungen
von J' und Gl', von J' und Br', von J' und
(Cr + BrO durchführbar. 0,0127 g J
= 1 ccm Yio~^o'™^''^^^^*^^<3i^S-
Bestimmung von Arsen'** und Zinn**
sowie von Antimon*** und Zinn**.
Die Oleichgewichtsreaktion:
AsgOs + 4J ;l A82O5 + 4HJ
verläuft quantitativ von links nach rechts
bei scharfer Zurückdrängung der H-Ionen-
Konzentration durch Acetate, Tartrate oder
Monokarbonate. Daher ist zu folgern^ daß
sie quantitativ von rechts nach links ver- 1
laufen wird bei sehr starker Erhöhung der,
H-Ionen-Konzentration. Der Versuch zeigt,
daß diese bei Säuerung mit etwa 10 pCt
Salzsäure erreicht wird. Verbindungen des
trivalenten Arsens und ebenso des Antimons
in etwa 10 pGt Salzsäure enthaltender Lös-
ung sind daher unempfindlich gegen Jod.
Stannosalze werden durch Jod oxydiert so-
wohl in saurer wie alkalisierter Lösung;
As*** und Sb'** nur in letzterer. Die beiden
Titrationen sind daher rechnerisch kom-
binierbar. Ausführung: a) Sn** in saurer
Lösung ISn" = 2J. Die mit etwa 10 pCt
Salzsäure gesäuerte Lösung von As + Sn
wird in einen mit etwa 5 pCt Salzsäure
gesäuerten Jodüberschuß gegossen und als-
bald mit Thiosulfat zurücktitriert b) As
+ Sn in Bikarbonatlösung 1 As + 1 Sn
= 4J. Ein entsprechendes Lösungsvolum
wird mit etwa 3 g Seignettesalz und einem
Ueberscbuß von Bikarbonat versetzt, so daß
eine klare Lösung entsteht Diese wird mit
einem Ueberschusse von Yio'^^i™^'«^^^^
ung zusammengebracht, dann säuert man
mit Essigsäure an und titriert mit Thiosulfat
zurück. Die H-Ionenkonzentration der Essig-
säure ist hinlänglich, um ev. aus Karbonat
gebildete Spuren von Hypojodit zu zerlegen,
hingegen unzureichend um eine Reduktion
von AS2O5 einzuleiten.
Die Trennung von Sb*** + Sn** wird in
ganz analoger Weise vorgenommen.
Jodometrische Bestimmung
elementar abgeschiedener Metalle.
Quecksilber-, Wismut- und Silbersalzlös-
ungen sind mittels alkalischer Formollösung
zu den entsprechenden Metallen reduzierbar.
Diese lassen sich durch Behandeln mit über-
schüssiger Yi 0 - Normal-Jodlösung jodieren
und dementsprechend titrimetrisch bestimmen.
Ueber die entsprechenden Versuche mit Bi
und Ag wird an anderer Stelle berichtet
werden. Die Bestimmung von Qnecksilber-
chloridlösungen konnte gegenüber einer
früheren Mitteilung wie folgt vereinfacht
werden: Man versetzt die Hg-Lösung mit
Jodkalium und Lauge. Zur alkalischen
Kalium-Quecksüberjodidlösung (K2HgJ4) gibt
man sodann einige Kubikzentimeter Formol,
worauf in der Kälte momentan Reduktion
eintritt. Es wird mit Essigsäure gesäuert,
mit einem Jodüberschuß 5 Minuten ge-
schüttelt, dann mit Thiosulfat titriert, 0,01 g
Hg = 1 ccm i/iQ-Normal-Jodlösung.
Dem Umstände Rechnung tragend, daß
es wünschenswert erschemen muß, der prakt-
ischen Pharmazie einfache Prüfungsmethoden
an die Hand zu geben für Präparate, die
früher Qegenstand der Selbstbereitung waren,
jetzt aber mehr und mehr vom Qroßpro-
duzenten bezogen werden, gab Veranlassung,
obige Quecksilbertitration nebst der früher
veröffentlichten Rhodanmethode für Mer-
kurinitratlöeungen einer Gehaltsbestunmung
offizineller Quecksilberzubereitungen nutzbar
zu machen.
Anwendung: Bestimmung von Queck-
silber in Ungt. Hydrarg. einer, und Emplastr.
Hydrarg., von Quecksilberoxyd in Ungt
Hydrarg. rubr. und von weißem Präcipitat
in Ungt. Hydrargyri album.
Die Herauslösung des Quecksilbers er-
reicht man durch Behandein von 3 bis 5 g
Material mit etwa 20 ccm Salpetersäure
872
(1^4 spez. Gew.) in enteren 3 FUleo^ mit
20 cem Salzsänre (25proc.) in letzterem
Falle. Man eiliitzt 10 Mmnten lang in
einem mit ührglas bedeckten Oef&ße im
Wasserbade, misoht sodann etwa 25 com
Waaaer zn und l&ßt in Rnhe erkalten. Die
LOsnngen werden sodann dnrdi einen kleinen
Triditer in einen 100 eem-Kolben abgegossen
und die Fettscheibe des öfteren mit kleinen
Wassermengen naohgespfllt, so daß etwa
80 eem Flüssigkeit resultieren. Die Nitrat-
lOsongen werden znr Oxydation von Mer-
curisalz und von Salpetrigsäore mit Ealinm-
permanganatlösong (1 : 100) angerötet und der
üebersohnß hieran durch etwas Weinsäure
(event. m der Wärme) wieder weggenommen.
Die wasserklare Lösung whrd nun auf 100
ccm ergänzt und event filtriert 25 oder
50 cem der Salpetersäuren Lösungen werden
alsdann mit 2 ccm Eisenalaun (1 = 10)
versetzt und mit Y][o~^<>i™^'^<^*^l^^^S
auf braimrötlidien Ton titriert
1 ccm Yj[o*^<>i™*^^o^''^^b''"^6
= 0,01 g Hg = 0,0108 g HgO.
Der salzsaure Auszug von Ungt. Hydrag.
alb. whrd ohne Permanganatbehandlung
direkt auf 100 ccm aufgefüllt und filtriert.
25 ccm Filtrat bringt man in eine Gias-
stöpsdflasche, setzt 2 g Jodkalium und her-
nadi 20 ccm offizineile Natronlauge zu.
Nun wird mit 3 ccm Formoi + etwa
10 ccm Wasser reduziert, nadi 5 Minuten
mit Essigsäure gut angesäuert und sodann
mit 25 ccm Y][Q-Normal-Jodlösung 5 Minuten
geschüttelt Nachdem nun alles Quecksilber
verschwunden, wird mit Yio'^^^™^''^'^
Sulfat zurücktitriert
1 ccm yiQ'l^orm^Jodtii«fmg
= 0,01 g Hg = 0,01257 g Hg(NH2)01.
üeber den Blut- und den OaUen-
farbstofr.
Yen Prof. Dr. WtUiam Küster, Stuttgart
Der Vortragende schildert zunächst einige
Befunde, aus denen man auf einen genet-
ischen Zusammenhang des Gallenfarbstoffes
mit dem eisenhaltigen Bestandteile des Blut-
farbstoffes, dem Hämätin, schloß. Ihm
war dann bereits 1897 der erste exakte
Beweis für die ehemische Verwandtschaft
beider Farbstoffe gelungen und zwar da-
durch, daß die zuerst aus dem Hämatin ge-
wonnenen Hämatinsäuren: GgH904N
und OgHgOs auch aus dem kristankrten
Bilirubin dargestellt werden konnten.
Die Menge derselben belief sieh nadi emem
älteren Verfahren auf etwa 50 pGt vom
Hämatm und 25 pGt vom Bilnrubin, nach
einem neueren auf etwa 70 pGt resp. 36
pGt, woraus der Schluß gezogen wiid, daß
die Gruppe, welche die Hämatinsäure liefert,
im Molekül des Hämatin zwei- oder viermal,
im Bilirubin nur em- oder zweimal vorhanden
sei. Außer den Hämatinsäuren und im-
definierbaren Produkten entstehen bei der
Oxydation dejs Hämatm: Eohkndiozjd,
Ameisensäure, Essigsäure, BemsteindLure und
dne in Aether sehr sdiwer löelidie Sftore,
welche sich erst über 240^ ohne zn sdmielzeii
zersetzt, in wäsersiger Lösung aber sehr
leicht zerfällt, wobei Bemsteinsäure und Hl-
matinsänre entstehen. Dieselbe Säure wurde
auch bei der Oxydation des BiUrubin er-
halten.
Dann wird auf die ünterachiede in den
chemisdien Eigensdiaften der beiden Farb-
stoffe hingewiesen und namentlich die Un-
beständigkdt des Bitunbin m alkalisefaer
Lösung erörtert. Ob dn Biliverdin, das
bisher als erstes Oxydationsprodukt des
Bilirubm angesehen wurde, existiert, ist nadi
den Untersuchungen des Vortragenden reeht
zweifelhaft Unter dem Einfluß des Alkali
spaltet sidi die BiUrubmmolekel sehr raseh;
Stickstoff wh*d als Ammoniak herausgeUM,
während die MethyUmidgruppe des BOirobin
beständiger ist, dann konnte eine Webtier-
setzliohe Säure durch Aetiier m Spuren ex-
trahiert werden, so daß die Ausbeuten aa
grünem Gallenfarbstoff nie quantitative nd.
Endlich ergaben die Analysen des letzteren
keine genügenden Anhaltspunkte, welche die
Formel: G82H3eOsN4, die für das BiliverfiD
aufgestellt wurde, stützen könnten.
Reduzierende Mittel wurken auf Hämatin
nur in saurer Lösung, während Bilinbin
durch Natriumamalgam m alkalischer LOsong
in Hydrobilimbin verwandelt wird. Jod-
wasserstoff und Jodphosphonium fähren
Hämin m eisessigsauer Lösung in Hlno-
pynroll über, aus BiUmbin wurden unter gmx
gleichen Bedingungen nur Spuren dieaei
Körpers erhalten. Das Hämopyrroll
Nencki's ist ein Qemisch, denn ein Tri
878
deBsdben Iftßt sich der fttherisohen Utaung
dnreh S&nre entziehen^ ein anderer dnreh
Alkali. Demgem&ß untersehttdet der Vor-
tragende ein banaeheB nnd ein sanreB Hämo-
pyrroL Beide wurden fOr rieh dnroh Ghrom-
sftnre oxydiert, wobei aber ein nnd dasselbe
Imid nnd zwar Methyl&thylmaleinsänreimid
entstand, also derselbe Körper, weleher sich
durch Abspaltung vom Kohlendioxyd aus der
Hämatinsäure bildet Dieser sehr interessante
Befnnd entsprioht nioht den Erwartungen
nnd macht neue Untersuchungen über die
Natur der Hämopyrrole nötig.
üeber neutrale und wohlschmeckende
EiseAalbuminatlösungen» ihre Herstellung
und Prttftug mit besonderer Berücksichtig-
ung des Lecin.
Von Dr. E. Laves^ Hannover.
Ans den Vorträgen, lugleidi in der Abteiig.
f. innere Medizin gehalten, smd als neue Be-
obachtungen zu beriehten, daß nadi Ver-
suchen im Reagensglase und an Menschen
ESsenalbuminat nioht, wie angegeben und
wie andere Eisenoxydverbindungen, nn Magen
sogleieh in Eisenchlorid übergeführt whrd.
Zunlohst whrd durch die Säure und die
Salze des Mageninhaltes volummöses Eisen-
albuminat mit 15 bis 25pCt Eisen sdi wammig
ausgeschieden und sehr langsam in einer
bis mehreren Stunden zersetzt Das Eisen
kommt somit langsam zur Resorption und kann
nidit wie bei anderen Eisenoxydverbindungen
ätzend auf die Magenschleimhaut wirken.
Hieraus erklärt sich die Beobachtung, daß
ESsenalbuminat sicherer wirkt und leichter
vertragen wnrd als andere Eisenmittel. In-
folge der feinen Verteilung fördert wahr-
sdieinlich das ESsenhydroxyd im Magen
elektrolytische Dissoziationen und steigert
hierdurch die Salzsäurebildung.
Der Arzt muß den betreffenden Patienten
genügende ESsengaben (im Tage soll mm-
deetens 0,1 g gegeben werden) darreichen,
damit es seine Reizwirkung im Organismus
ausüben kann; 0,1 g Fe smd entiialten in
etwa 150 g Haematogen, 50 g Tmetura
Fern composita (Eisenwem), in 30 g Liquor
Fern albuminati und in 17 g Lecin.
Letzteres ist die einzige Eisenalbuminat-
löeung, welche klar, neutral und unverändert
haltbar ist, die einzige wohlschmeckende,
d. h. frei von dem seifigen und laugen-
haften Geschmack der andern. Man gibt
deshalb Ledn am besten vor dem Essen
und erzielt augenblieklidi eme Steigerung
des Appetits.
Das Problem, neutrale Usungen von
ESsenalbuminat herzustellen, ist gdOst worden
durdi Verwendung von Eisenoxydsaccharat
als Lösungsmittel anstelle der bisher üblichen
Natronlaugen oder alkalischen Salze.
Diese beiden Substanzen, das ESsenalbuminat
und -saccharat verbmden sich derart eng mit
ebander, daß dne Trennung nur durch
Denaturierung des ESweißes möglich ist
Der Vortragende weist darauf hm, daß
im Handel viele minderwertige Eisen-
albuminate sieh befinden, zu deren Her-
stellung anstelle des Hühnereiweißes Blut-
serum verwendet worden ist Letzteres, ein
übles Abfallprodukt, ist nicht nur unappeti^
lieh, sondern enthält oft KrankheitKtoffe,
welehe m das Präparat übergehen müssen,
da ein Sterilisieren ausgeschlossen ist
Die Apotheker sollten deshalb soldie
Präparate nur aus Quellen beziehen, welehe
Garantie für beste Qualität geben; durch
Untersuchung kann man es nidit feststellen.
Wohl aber kann der Apotheker den Zusatz
fremdartiger Stoffe ermitteln, wofür der
Vortragende emen kurzen Analysengang an-
gibt, weldier später zum Abdruck kommt
Prüfung auf Chloride in Gegenwart von
komplexen Cyaniden.
Von Dr. W. Böttger^ Leipzig.
Das in Rede stehende Verfahren gründet
sidi auf die Tatsache, daß schwer lösliche,
komplexe und wenig dissoziierte Cyanide
leioht durdi Erhitzen mit emer Aufschlämmnng
von Qnecksilberoxyd zersetzt werden können.
Das treibende Moment für die Umsetzung,
die z. B. für das Eupferferrocyanid etwa
nach dem Schema:
Ou2Fe(GN)6 + 3 Hg 0 + 3 HgO
= 3 Hg(0N,^2 + 2 Ou(OH)2 + Fe(0H)2
stattfindet, ist die Bildung von wenig dis-
soziiertem Quecksilbercyanid. Aus dem
Grunde erschien es zweckmäßig, zur Er-
zielung einer vollständigen und raschen Zer-
setzung des Cyanids statt des HgO ein
leicht lösliches und stark dissoziiertee Merkuri-
salz anzuwenden. Es ist dann allerdings
874
nötig, das im üebersohafi vorhandene
Merknrion aqb der erhaltenen LOenng zu
entfernen, weil dasselbe; besonders wenn es
in größerer Menge vorhanden ist, Ghlorion
bindet, d. h, gegen Silbemitrat zn einem
gewissen Qrade inaktiv macht, nnd damit
die Empfindlichkeit der Prüfung auf Chlorid
vermindert. Merknrinitrat erwies sich zwar
zur Zersetzung des Cyanids sehr geeignet,
aber es ließ sich nioht mit völliger Sicher-
heit erreichen, daß die Bildung von Rhodan
unterblieb. Diese Störung konnte aber be-
hoben werden^ wenn die Gegenwart von
Nitration in der Lösung vermieden und
Qneeksilberoxyd + verdünnter Schwefelsäure
statt des Nitrats angewendet wurde. Das
schließlich angenommene Verfahren ist das
folgende: Das Cyanid wird mit der drei-
fachen Menge Quecksilberoxyd gemischt, 0,5 g
des Gemisches werden mit 10 com ver-
dünnter Schwefelsäure und 20 com Wasser
(einige Minuten) bis zur völligen Zersetzung
erhitzt; aus der Lösung wird Hg (und
andere durch Schwefelwasserstoff fällbare
Kationen) als Sulfid mittels Schwefelwasser-
stoff gefäUt; das Filtrat wird (etwa 20
Minuten lang) unter Durchleiten von Eohien-
dioxyd zum Sieden erhitzt, bis Schwefel-
und Cyanwasserstoff ausgetrieben sind. Die
erkaltete Lösung wird schließlich mit Silber-
nitrat auf Chlorid geprüft. Enthält die
Lösung Ferrosalz, so ist dieses vor Zugabe
des Silbemitrats mit Kaliumpermanganat zu
oxydieren. Nach diesem Verfahren läßt
sidi noch 1 mg Kaliumchlorid auf 0,5 g
Cyanid-Quecksilberoxydgemisch unzweideutig
erkennen; unter gewissen Kautelen sogar
Yio davon. Das Verfahren kann auch auf
andere Typen von komplexen Cyaniden
angewendet werden; Es versteht sich von
selbst, daß man die umständlidie Prozedur
aber nur dann vornehmen wh*d; wenn man
nicht auf bequemere Weise zum Ziele
kommen kann.
üeber ein neues Verfahren zur Wert-
bestinunung des Safirans.
Von Dr. Balthar Pfyl, Hünchen.
(Auf Gruod von Versuchen mit Dr. W. Scheüx
vorgetragen von Prof. Dr. IR^ein/ofu;^ ans Tübingen.)
Um Anhaltspunkte zur Auffindung eines
neuen diesbezüglichen Verfahrens zu be-
kommen, haben die Verfasser zunächst die
im Safran vorkommenden Stoffe einer ein
gehenden Analyse untersogen. Dabei hat
sich herausgesteJlt, daB eine relativ große
Menge von Stoffen in das Chloroformextiakt
hineingeht, welche Fehling'Bicbe Lösung
reduzieren. Nach der Einwirkung von
Säuren, d. h. nach der Inversion ist ihr
Reduktionsvermögen noch größer. Von
diesen Stoffen konnte der eine knatallisierend
erhalten werden. Dieser gibt bei der
Spaltung ein nach Safran riechendes Od
und Lävulose und scheint wohl ähnlich,
aber nidit identisch zu sein mit dem von
Za^ser beschriebenen Pikroerocin. Die
Tatsache nun, daß die im Handel und Ver-
kehr vorkommenden Zucker sich in Chloro-
form nicht lösen und daß — wie besondere
Versuche feststellen, weder die Griffel noch
die Üblichen Verfälschungsmittel des Safrans
einen Stoff enäialten, der sidi in Chloro-
form löst und nach der Inversion Fehling-
sehe Lösung reduziert, hat Verfasser ver-
anlaßt, diese Stoffe, beziehungsweise die
ihnen entsprechenden Kupfermengen, welche
nach AlMhn gefunden werden, ab Maßstab
für die Qttte und die Verfälsdiung des
Safrans heranzuziehen. Sie haben eine
größere Anzahl Proben reiner und gefllsebter
Safrane des Handels und kflnstliche G^emisebe
reiner Safrane mit Griffeln von Safran und
mit Blttten der Blngelblume sowie des
Saflors analysiert und gefunden, daß die
Kupfermengen, welehe r^e Safrmne iiefeni
sich innerhalb enger Grenzen bewegen and
bei Verfälschungen sehr stark herantergehen.
So beträgt die Kupfermenge;, welche die
reduzierenden Stoffe aus 5 g Safran er-
geben, etwa 200 mg bei den fernsten Sorten
spanischer Herkunft Die Zahlen von
billigeren spanisdien und französiseheD
Safranen liegen schon etwas tiefer bis
150 mg. Im Mittel kann man fttr die
besten Sorten 170 mg angeben. Safnne,
die mehr oder weniger Griffel enthaltoD,
geben bedeutend niedrigere Zahlen. Eine
Marke des Handels um 6 Mark ergibt z. B.
78 mg, ein Safran in Bleehdöschen 47 mg,
eine kflnstliche Mischung von 50 pCt Safran
und 50 pOt Griffeln 60 mg usw.
Die Operation zur Bestimmung dieier
Kupferzahlen ist kurz folgende: Man trocknet
scharf, extrahiert 5 g zunächst mit P^trol-
äther^ dann mit Chloroform, verdunstet das
875
Chloroform, nimmt mit Aceton auf, gießt
in Wasser, invertiert mit verdünnter Salz-
säure und bestimmt nach Allihn in be-
kannter Weise das Kupfer.
•
Zur Frage des einheitliches HämatinB
nad einige Erfahrungen über die Eisen-
abspaltnng ans Blutfarbstoff.
Von Dr. Riehard von Zeynck, Prag.
Yersnche Ober die Verdaunng von rotem
Blutfarbstoff ergaben, daß dadurch besonders
in bezug auf die Abspaltbarkeit von Eisen
ein empfindlicheres Hämatin entsteht, als
das nach Nencki oder durch Umkristallisieren
erhaltene Hämatin. Die hartnäckigere Eisen-
bindnng in den letzteren Präparaten ist wohl
auf eine Umlagemng im Molekfil zu be-
ziehen. So ergeben auch Tierversuche die
rasche Resorbierbarkeit des Hämoglobineisens
bei subkutaner Einspritzung, bezw. die Ver-
wandlung von Hämoglobin in BiUrubin,
während Nencki'B Hämatin und Hämin in
den gleichen Zeiten unverändert bleiben.
Eine merkwürdige Reaktion ist die Wirkung
der wässerigen schwefligen Säure im Tages-
lichte auf Hämatin, wie auf Hämoglobin.
Eß wird in beiden Fällen eine Substanz ge-
bildet, die das Hämatoporphyrinspectrum
gibt, unter vollständiger Lidsung des Eisens ;
bei Hämoglobin bleibt dieser Farbkomplex
an Eiweiß gebunden. Da bei dem Abbau
des Hämoglobin im Organismus regelmäßig
Hämatoporphyrin wie Hämatin gebildet wird,
scheint diese Reaktion beachtenswert, zumal
weil als unangenehme Nebenwirkung ver-
schiedener Schlafmittel, welche die Sulfo-
gruppe enthalten, eine reichliche Hämato-
porphyrinbildung beobachtet wird.
(Schluß folgt.)
Die Verbindung von Kreide mit vnlkan-
Islertem Kantsehuk soll nach Diimar eine kol-
loidale sein. E, Herbst bat aber an einer Anzahl
von Eaatschokmustern mit verschiedenem Kreide-
gehalte gezeigt, daß selbst stark verdünnte Säuren
aus vulkanisiertem Kautschuk Kreide zu lösen
vermögen, bei kompakten Stücken natürlich
weniger als bei fein geraspeltem Material. Die
Ansicht Dümar^s tnfift demnach nicht zu.
Chem.'Zig. 1906, Rep. 273. —he.
Aus den Helfenberger Annalen
1905.
(In der Reihenfolge der Seitenzahlen wieder-
gegeben.)
(Fortsetzung von Seite 856.)
Semen SInapfs (123). Es wurden auf den
Gehalt an ätherischem Oel mittels Titration
untersucht : Indische Senfsaat, Bombay - Senf
^großkörnig), Sarepta-Senf, russischer Senf (groß-
körnig), holländ. Senf (sehr kleinkörnig), türk-
ischer Senf (sehr kleinkörnig), amerikan. Senf
(kleinkörnig) und je eine Durchschnittsprobe
unseres entölten Senfpulvers und fanden wir im
feinen Pulver 1,421 pCt, im groben 0,662 pCt
ätherisches Oel, während letzteres in den übrigen
Senfproben zwischen 0,57 und 0,88 pCt schwankte;
türkischer Senf enthielt 1,02 pGt.
In Büoksioht auf die Farbe des aus den Senf-
samen hergestellten Pulvers sahen wir vom
Einkauf sd^r kleinkörniger Senfsaat möglichst
ab — trotzdem dieselbe meist reich ist an
ätherischem Senföl — weil unseren Abnehmern
an einem sehr hellen Pulver in vielen Fällen
gelegen ist. Die Menge der dunklen Außen-
schalen ist naturgemäß beim kleinkörnigen Senf
gröBer und die Folge ein dunkleres Pulver.
Radix Senegrae (127). Mehrere Sendungen
von Senegawurzel, die im übrigen den Anforder-
ungen des D. A.-B. IV entsprachen, wurden
ebenfalls systematisch extrahiert ; wir geben die
erhaltenen Resultate hier an:
Mit Wasser kalt extrahiert, zur Bereitung
von I n f u s u m. Die Auszüge waren in dünner
Schicht von hellgelbbrauner, in dicker Schicht
von röÜioher Farbe: 16,22, 15,52, 26,73, 16,82,
26,53, 21,82 pCt bei 100^ (7 getrocknetes Extrakt.
Mit Wasser heiß extrahiert, zur Herstellung
von Inf US um: 17,61, 18,32, 27,91, 17,89,
14,37, 11,55 pOt getrocknetes Extrakt.
Mit einem Gemisch von 2 T. Weingeist und
1 T. Wasser extrahiert zur Bereitung von Fluid-
e X t r a k t 2i,6d, 20,43, 33,09, 19,78 pCt ge-
trocknetes Extrakt.
Mit einem Oemisch von 2 T. Weingeist und
3 T. Wasser zur Bereitung von Extrakt:
19,95, 20,87, 31,42, 21,28 pCt getrocknetes
Extrakt.
Mit einem Gemisch von 1 T. Weingeist und
9 T. Wasser zur Herstellung von Sirup extra-
hiert: 17 29, 17.96, 29,87, 17,42 pCt getrock-
netes Extrakt.
Mit einem Gemisch von 2 T. verdünntem
Spiritus (68proo.) und 9 T. Wasser zur Dar-
stellung von Sirup extrahiert: 18,20, 15,96,
27,73 pGt getrocknetes Extrakt
Bhizoma Zinglberls (131). Eine Sendung
Ingwer, die im übrigen den Anforderungen des
D. A.-B. lY entsprach, wurde 1. mit einem
Gemisch von 1 T. Weingeist und 8 T. Wasser
extrahiert: 7,86 pCt bei 100® C getrocknetes
Extrakt; 2. mit (^proc. Weingeist extrahiert:
4,88 pCt getrocknetes Extrakt; 3. mit 90proc.
Weingeist extrahiert: 2,79 pCt getrocknetes
Extrakt.
876
Saeehamm Laetis (141). Das D. A.-B. IV
gibt an, daß Milchzucker in 7 T. kaltem Wasser
löslich ist. Wir schenkten dieser Angabe be-
sondere Aufmerksamkeit und fanden bei sämt-
lichen im Berichtsjahre untersuchten Proben,
dafi die Lösung in diesem YerhlUtnis bei 15'' 0
erst nach längerem, 12 bis 24 ständigem
Stehen eintritt, daß sich der Milchzucker in
diesem Verhältnis aber sofort löst, wenn man
ganz gelinde erwärmt.
Charta sinaplsata (151). Bei den in den
Untersuchungstabellen als beanstandet gekenn-
zeichneten Proben Senfpapier handelt es sich
meistens um zurückgekommene Waren,
die durch längeres und unsachgemäßes Lagern
unbrauchbar geworden waren. Oefters bekamen
wir im verflossenen Jahre Reklamationen wegen
Senfpapier, welches unwirksam sein sollte, trotz-
dem £e Analyse das Gegenteil eigab. Wir
können uns diese Angelegenheit nur so erklären,
daß die Konsumenten das Senfblatt nicht ge-
nügend mit lauwarmem Wasser be-
feuchten. Wenigstens haben wir uns selbst
durch den praktischen Versuch überzeugt, daß
ein der quantitativen Analyse nach sogar sehr
gutes und hocbprocentiges Senfpapier, wenn
es nicht genügend durchfeuchtet wurde,
an dem warmen menschlichen Körper sehr bald
trocken wurde und abfiel, noch ehe es die ver-
langte Wirkung ausgeübt hatte.
Im Berichtsjahre hatten wir Gelegenheit, in
den Besitz von echtem französischen Senfpapier,
Papier Rigollot, zu kommen und dasselbe
zu analysieren : 94,4 Q cm ergaben 1,95 bis
2,1 5 g feines Senfmehl mit 0,029750 bisO.034206 g
oder 1,525 bis 1,591 pGt ätherischem Senföl.
Hamburger Heftpflaster (155). Eine Polizei-
behörde war der Ansicht, daß unter dem im
Handel freigegebenen Heftpflaster lediglich das
offizinelle nach Vorschrift des Arzneibuchs her-
gestellte zu verstehen sei und daß Drogisten,
die aus anderen Stoffen bereitetes Heftpflaster
feilhalten, sich strafbar machen. Die Anklage
sollte in dem konkreten Falle erhoben werden,
wenn z. B. Gamphora oder Pix als Bestandteil
des Pflasters nachgewiesen würde. Der Zusatz
»Hamburger« zum Namen Heftpflaster wurde
von der oetreff enden Behörde als unwesentlich,
die Rechtslage nicht verändernd betrachtet.
Entsprechend dem Wunsche eines Geschäfte-
freundes untersuchten wir das Pflaster tmd teilen
über die Untersuchung folgendes mit:
Die unter dem Namen »Hambuiger Heftpflaster«
zur Untersuchung eingesandte Pflasterprobe wog
4,3 g, war von schmieriger Beschaffenheit und
grauschwarzer Farbe.
Blei. Der Nachweis dieses Meialls wurde
sowohl durch Zerstörung des Pflasters mittels
Ghlor, als auch im Glübrückstand deutlich ge-
führt
Kampher. Die beim Kochen des Pflasters
mit Wasser entweichenden Dämpfe rochen sehr
deutlich nach Kampher. Denselben noch auf
andere Weise nachzuweisen, war wegen der zur
Verfügung stehenden äußerst geringen Pflaster-
menge nioht möglich.
Salioylsäure. Dieselbe konnte nicht nach-
gewiesen werden.
Wachs. Dasselbe konnte ebenf^ls nicht
nachgewiesen werden.
Holzteer. Der Geruch des Pflasters er-
innerte schwach an den desHolzteers ; die wänerige
Auskochung des Pflasters reagierte aohwich
sauer. Das Pflaster mit 90proo. Alki^ol an^^
zogen, gab einen gelbgefobten Auszug, der beim
Abdampfen deutlich nach Teer zooh. Der Ab-
dampfrückstand war rotbraun, von sdhmieiiger
Besohaffenheit und wurde mit Wasser aufge-
kocht. Mit der wässerigen Auskoohung, die
schwach sauer reagierte und blaßgelbe lürbong
besaß, wurden folgende in der literatur für
Aqua Picis angegebene Reaktionen angestellt und
positiv erhalten: Verdünnte EisenchloridlösaDg
förbte die Flüssigkeit grünlich, beim gelindeo
Erwärmen braun. Natronlauge färbte sie zuent
schwachgelb, beim Erw&tmen braungelb. Meriniri-
chlorid bewirkte kalt keine Veiänderong, beim
Erwärmen GelbfilrbuDg.
Harz. Mit dem bei der Prüfung auf Teer
verbliebenen alkoholischen Rückstud wurde
duroh Lösen desselben in Essigsftnreanhydrid
und Versetzen mit einem Tropfen konzentr.
Schwef elsäuro die Storeh'MorawtkCBdiO BeaktioD
angestellt. Die Reaktion trat mit voller Schärfe
ein. Da Teer für sich allein aaoh diese ge-
nannte Reaktion auf Harz gibt, kann daiaos
nicht mit voller Sicherheit auf das VorhandoD-
sein von harzigen Beimengungen geschlosseD
werden.
Das fragliche Pflaster dürfte als ein schlecht
bereitetes Emplastrum fuscum mit Teer-
zusatz anzusprechen sein.
(Schluß folgt)
Elii Wlsmiittaiiiiat, das dem Wismatditaimat
nahe kommt, erhält man nach einem Pataite
der Ghem.Fabrik ron JSi^daft A.-0.,RadebeQl, veafl
man Wismutnitrat mit dem Dreifachen dar
äquimolekularen Menge gerbaaarem Natrium bei
gewöhnlicher Temperatur zusammenrührt. Za
einer Lösung von 854 g Tannin und 340 g
Natriumkarbonat in 4 L Wasser wird uater
gatem Rühren eine Lösung von 322 g Wismut-
nitrat und 52 g Salpetersäure von 43,3 pCt io
350 g Wasser zugesetzt Dann wird noch 5 \6b
6 Stunden bei gewöhnlicher Taiaperatiir weiter-
gerührt und dum abgesaugt Don Rüdataad
rührt man zur Entfernung des nbenohüsBl^
Tannin tmd des gebildeton Salpeten 2 bis 3 jUI
mit Wasser an, saugt ab, wäscnt gut mit Wmht
nach und trocknet bei etwa 40* C Si ist eis
leichtes hellgelbes Pulver von sehr sohwaok
säuerlichem Geschmack, und hat eine besBer»
therapeutische Wirkung, als das bisherigt \Vl8Biit-
tennat , weil es einen höheren Tumingehalt hat
und die Hälfte desselben leicht abgibt
Chem.'Zig. 1906, Rep. 272. —ke.
877
llahruiiasmitt«l-Oh«ini«i
Ueber den Gehalt
des Kaffeegetränkes an Koffein
und die Verfahren zu seiner
Ermittelung.
Dansh die ErkUnmg des Herrn Dr. (7. C,
Keller (Pharm. Centralh. 47 [1906], 859)
wurde ieh auf eine UngenanigkeiC in dem
Referate fiber die P. Waentig^Bcbe Arbeit
aofmerksam. HerrDr P.Waentig ftthrtnäm-
lieh eingangs seiner in Rede ßtehenden
Arbeit andi an, daß die Keller'sehe
Methode nur für den Naohweis im
Tee von ihrem Verfasser bestimmt
war, daß sie aber beachtenswert sei dnroh
die Einfachheit ihrer Aasfflhmng, weshalb
sie — wie dies 1899 sdion J. Oadamer
(Arehiv der Pharm. 1899, 56) getan hat —
fflr gerosteten Kaffee nachgeprOft wnide.
Hierbei nnn gab die Methode zu
hohe Resultate. Daß es sieh im vor-
liegenden Falle nur um eme versnobte
Anwendung bei geröstetem Kaffee
handelt, geht ja ans der von mir voran-
geechiokten Bemerkung hervor. Wenn eine
Arbeit von 18 Folioseiten so kurz wie
möglich referiert werden soll, kann unmög-
lich auf alle Einzelheiten eingegangen wer-
den. Es sei hier nur nochmals festgestellt,
daß Herr Dr. P, Waeniig zweimal dar-
auf hingewiesen hat, daß die Ze/Zer'sche
Methode nur für die Koffeinbestimmung im
Tee ausgearbeitet und daher ihr Versagen
bdm Röstkaffee begreiflich sei. Wenn Herr
Dr. C. C. Keller das Origmal nachgelesen
hätte^ würde er gefunden haben, daß sein
Vorgehen gegen Herrn Dr. P. Waentig unbe-
gründet war und daß hier lediglich der
Beriehterstatter hätte getroffen werden
können, der nicht ausdrücklich betont hatte,
daß die Keller'wiie Methode nur für die
Koffeinbestimmung im Tee ausgearbeitet
gewesen sei. Der Beriehterstatter.
—del.
Die Untersuchung
pasteurisierter Milch.
Neben der bekannten Reaktion mit Ouajak-
tinktnr, welche zu unterscheiden gestattet,
ob eine Milch unter oder bis zu 30 Minuten
auf 70^ (7 oder darüber erhitzt worden ist,
ist von P. Buttenberg auch die Sehar-
dinger'sdke Reaktion mit Methylenblau-
Formalinlösung für die Prüfung der pasteur-
isierten Bfilch herangezogen worden. Man
bereitet die Lösung hierzu durch Vermischen
von 5 ccm gesättigter alkoholischer Methylen-
blaulösuDg mit 5 ccm käuflicher 40 proc.
Formaidehydlösung und 190 ccm Wasser.
Fügt man 1 ccm dieser Lösung zu 20 ccm
Milch und erwärmt auf 45 bis 50^, so
zeigt sich bei roher oder schwach erhitzter
Milch Entfärbung, während hoch erhitzte
und gekochte Milch noch nach Y2 Stunde
blau erscheint Hierbei ist Schütteln der
Milch mit der Farbstofflösung wegen der
damit verbundenen Sanerstoffaufnahme zu
vermeiden. Bei einer Erhitzungsdauer von
15 Minuten auf 70^ trat in 30 Minuten
Entfärbung mit der Methylenblauformalin-
lösung ein, dagegen blieb eine 5 Mmuten
länger erhitzte Probe blau. Die Höhe des
Erhitzungsgrades ist nach dem Verfasser
ungefähr proportional der Schnelligkeit, mit
der die Entfärbung einzutreten pflegt
Auch die auf dem Reduktionsvermögen
der Bakterien gegen Methylenblau allein
beruhende Reaktion nach Nei/ier und
Wechsberg wandte Buttenberg an und fand
sie brauchbar. Die zu untersuchenden Milch-
proben wurden bei 37^ (7 bebrütet und
aus der Schnelligkeit der Entfärbung unge-
fähr auf den Bakteiiengehalt geschlossen.
Die Wichtigkeit derartiger Untersuchungen
von pasteurisierter Milch wird ausnahmslos
von den Hygienikem anerkannt Gerade durdi
die Pasteurisierung wiegen sidi weite Kreise
von Konsumenten in den Glauben ein,
eine keimfreie, dem Verderben überhaupt
nicht mehr ausgesetzte Milch zu besitzen,
wie der Berichterstatter das so oft in der
Praxis beobachtet hat Naturgemäß wird
nun mit der Aufbewahrung derartiger Milch
sorgloser verfahren, als mit roher, selbst ab-
gekochter Mildi. In Wahrheit wird natür-
lich nur eine keimarme Milch durdi das
Pasteurisieren erhalten und in den Handel
gebracht Die Zersetzungserscheinungen in
dieser werden nur verlangsamt, nicht aber
hintangehalten. Im Gegenteil, wo sie auf.
878
anftreteO; zeigen sie einen weit gefährlicheren
Charakter als in der Rohmileh, indem z. B.
eine kdmarme; anf 95 und darüber erhitzte
liGloh direkt der Fäulnis zngängUoh ist, ohne
erst die Zwischenstufe der Milchsänregämng
durchgemacht zu haben. Von diesem Stand-
punkt verdienen daher die Ausführungen
des Verfassers y welche sich mit dem Gär-
ungsbilde, das pasteurisierte Milch bei der
Bebrütung in sterilen 100 g-Flaschen im
Thermostaten bei 37^ bietet, befassen, be-
sondere Beachtung.
Buttenberg unterscheidet 4 Formen der
Gärung, die eintreten bei 37 ^ je nach dem
vorherigen Erhitzungsgrade der pasteuriuerten
Milch. Aus ihrem Eintritt im Verein mit
den erstgenannten Reaktionen, läßt sich ein
Schluß auf die Frische und die sachgemäße
Aufbewahrung sowie den Erhitzungsgrad der
pasteurisierten Milch des Handels ziehen.
Es tritt Milchsäuregärung em unter
gleichmäßiger Gerinnung der ganzen Masse
bei roher und niedrig erhitzter Milch, und
es tritt Buttersäuegärung ein bei auf
75 bis 90^ erhitzter Milch; dieselbe ist durch,
starke Gasentwicklung und klares Serum
charakterisiert (Geruch nach Buttersäure).
Eine Uebergangsform ergibt sich, wenn die
Milch 15 bis 30 Minuten auf 70 <> gehalten
wird. Etwa 10 Minuten auf 95^ gehalten,
ohne daß Keimfreiheit eintritt, führt zu
Peptongärnng, meist nach etwas längerer
Zdt und diarakterisiert durch alkalische
Reaktion bitteren Geschmack, langsame Ge-
rinnung und Geruch nach Schwefelwasser-
stoff. Aeußerlich ist diese Milch der Milch-
Säuregärung ähnlich. —del.
Ztschr. f. Unters, d. Nähr,- u. Genußm. 1906,
XI, 377.
Gegen die Verfälsohung des
Olivenöles.
Die Erzeuger von Olivenöl haben seit
Jahren allen Grund, ernste Klagen zu führen
über den enormen Schaden, den sie durch
die Verfälschungen erleiden. Die landwirt-
schaftlichen Verbände haben ihrerseits alles
aufgeboten, diesem Unfug zu steuern. Alle
möglichen Verwände maßten herhalten, um
den Schwindel mit Olivenöl gewissermaßen
legitim zu gestalten. So zum Beispiel ist
ein Hauptvorwand das Entfernen des sauren
Früditegeschmackes bei Oelen, die in nörd-
licheren Gegenden verwendet worden. Dies
begründet aber noch lange vldA die fort-
dauernde Vermengung mit BaumwoU- und
SesamOl. Derartige Gemenge als OlivenOl
zu verkaufen, ist und bleibt Betrug, üehri-
gens erzeugen Nizza und Aix derartig feine
Oele, daß ein Entfernen des Fmchtgescfamaekes
überflüssig ist.
Mit großer Genugtuung muß festgestellt
werden, daß ein einfacher Dorfbürgenneister
in Algerien durch scharfe Anwendung der
Gesetze vom 27. März 1881 und 5. April
1884 zur Bekämpfung von Lebensmittel-
fälschungen folgende Maßnahmen ergriffcD
hat und die folgende Verordnung wenigstens
für den von ihm verwalteten Ort eiliefi:
1. Es ist untersagt, unter dem Namen
Olivenöl ein Oel zum Verkauf zu stellen
oder zu verkaufen, welches nicht aussehließ-
lieh aus Oliven bereitet ist. 2. Jedes Ge-
fäß, welches Spdseöl enthält, muß in deut-
lich sichtbaren Buchstaben die genaue
Beschaffenheit der Ware bezeichnen. 3. Im
Falle von Vermengungen muß die Art der
Vermengung und die Quantität der Bestand-
teile auf allen Gefäßen in deutlicher Schrift
angebracht werden. 4. Uebertretnngen diewr
Vorschrift sowie alle Betrügereien beim Ver-
kauf von Olivenöl werden als Betrug nn-
nachsichtlioh geahndet werden.
(Es wäre sehr am Platze und auch wün-
schenswert, wenn die gleichen Vorschriften
auch bei uns erlassen und bekannt gegeben
würden 1 Beriehierstaiter.) T.
Wien. Seifefisüder-Ztg. ; d. Oel- u, FeU-Ztg.
1906, 167.
üeber die Gewinnung der Lambertaiß li
Jalta berichtet Sehalabanotc (Ghem.-ZTg. 1906^
Rep. 157) folgendes : Die Ernte der Nüsse (von
Goiylas tubolosa), einheimisch «Fondnk» genaiant
beginnt um den 20. Jali hemm. Die geemteten
Nüsbe werden in trockenen Schuppen in Haofen
von 1 bis 1,4 m Höhe aufgeschichtet, wobei sie
sich erwärmen und die saftige grüne Schal«
dann aufgeht. Dieser Erhitzangsprozeß dmert
10 bis 14 Tage und darf die Temperatur Tcm
44 bis 50 0 & nicht übei schreiten ; andeinMls
wird der Haufen umgeschaufelt. Nach Be-
endigung der Oärang wird der Haufen ausge-
breitet unl allmählich abgekühlt. Die too deo
Schalen befreiten Nüsse werden 2 bis 4 Tl^^
an der Sonne getrocknet und dann nach der
Güte sortiert, die nach Farbe und Schwere der
Nüsse bestimmt wird. — **•
879
BOcherschau.
Vom Sterbelager des Darwinismus. Nene
Folge. Ein Berieht von Dr. phil. E.
Dennert, 1. bis 3. Tausend. Stuttgart
1906. Max Kielmann, 134 Seiten
80. Preis: 2 Mk.
Zu der (Pharm. Gentralh. 47 [1906], 791) be-
sprochenen Streitschriflt gesellt sich nach drei
'Jahren eine neue Folge, sei es, weil ein so ge-
sohmaokyoller Baobtitel durch die erste Ver-
öffentlichung allein noch nicht genügend auB-
fenntzt erschien, sei es, weil sich der Todes-
ampf des Darwinismus etwas länger, als yor-
ansznsehen war, hinzieht Es steht immerhin
zu befärchten, daß letzterer schließlich noch
nicht ganz ausgestorben ist, wenn die scripturae
obscororom virorom, die ihn todschlagen wollten,
längst schon vergessen eein werden.
Die neue Folge schließt sich eng an die Vor-
gängerin an. Während bei letzterer ein Sozial-
demokrat — Persönlichkeiten spielen bei der
frommen «Wissenschaft» stets eine Hauptrolle —
als Oegner Dorwin^a begrüßt werden konnte,
wird nunmehr der Luxemburger Jesuitenpater
En'öh Wasmann von dem Verdachte der
Ketzerei gereinigt Eigentümlich mutet das
Heranziehen der Reink&BohBn Dominanten an.
Man sollte meinen, daß dio neovitalistisohen
Bildungskräfte mit der heidnischen Gedanken-
welt, welche Bäume mit Hamadryaden, Männer
mit Genien, Weiber mit Junones usw. beseelte,
verträglicher seien, als mit der christlichen
Naturanschauung. — Näher auf den unerquick-
lichen lohalt einzugehen, muß den zoologischen
und botanischen Fachschriften überlassen bleiben.
Die in der Polemik angegriffenen Forscher
werden sich wohl ebenso, wie es gegenüber der
ersten Folge geschah, webren, soweit sie nicht,
was klerikalen Autoren gegenüber meist ratsamer
ist, zu schweigen vondefaen. —y.
Die Apotheken-Oesetigebung. Ein Leit-
faden zur Vorbereitung auf die pbarma-
zeutisehen Prüfungen. Von C, Lenken,
Apotheker. Berlin 1905. Selbstverlag
des Deutschen Apotheker- Vereins.
Das in erster Linie für die preußischen Phar-
mazeuten geschriebene Büchelchen, denen es
sowohl für die Gehilfenprüfung, wie für die
Staatsprtifung als Leitfaden dienen soll, enthält
eine Anzahl weißer Blätter, auf denen die Phar-
mazeuten anderer Bundesstaaten die wenigen (?)
Sonderbestimmungen handschriftlich eintragen
sollen.
Der Verfasser hat bei einigen Gesetzen durch
besondere Zusammenstellung große Klarheit
und üebersichtlichkeit für Denjenigen, der sich
zur Prüfung vorbereitet, wie auch för den prak-
tischen Gebrauch geschaffen, so daß das Buch ei-
chen bestens zu empfehlen ist. 8.
Lehrbuch der IntozikatioAen von Dr.
Rudolf Robert, Zweite durchweg
neubearbeitete Auflage. IL Band. Mit
142 Abbildungen im Text Stuttgart
1906. Verlag von Ferdinand Enke.
XXIV und 1298 Seiten. Lex. 8^. Preis:
27 Mk.
Dem (Pharm. Gentralh. 48 [1902], 615) be-
sprochenen 1. Bande der zweiten Auflage folgt
jetzt der vorliegende Sohlußband. Dieser ent-
hält ausschließlich den in der ersten Auflage nur
653 Seiten starken und durch nur 56 Text-
bildem erläuterten speziellen Teil. — Die
großen Erwartungen, welche das Werk vor vier
Jahren bei Beginn des Erscheinens der neuen
Auflage erweckte, sind reichlich erfüllt worden.
Es handelt sich nicht nur um eine durch Zahlen
ausdrückbare Bereicherung des Stoffes, sondern
der Vergleich eines beliebigen Abschnittes zeigt,
daß eine Durcharbeitung; unter Streichung man-
cher inz?rischen als irrig erkannten Angabe
stattfand, so daß kaum eine Seite des dicken
Buches unverändert blieb. Sorgsam findet sich
früher übersehenes, wie z. B. der Giftsporn
des Schnabeltieres und Woorara(Urari, das früher
nur als Curare bezeichnet war). Bei Anführ-
ungen wurden nicht sowohl die Einzelheiten
gehäuft und noch weniger wurde durch Er-
wähnen von Berichten, Auszügen, Uebersetz-
ungen und dergl. eine Citatenfülle vorge-
täuscht, als vielmehr tunlichst solche Quellen
angegeben, aus denen weitere Literaturnach-
weise zu entnehmen sind. Dieser Grundsatz
findet sich auch in der neuen Bearbeitung be-
folgt. Ebenso blieb die Sorgfalt bei Auswahl
und Ausführung der vermehrten Abbildungen
gleich, und der Verlag war mit Erfolg bestrebt,
daß die Ausstattung nicht hinter dem Inhalte
zurücksteht.
Selbstredend wird man bei dem Umfange dee
Gebietes hin und wieder eine Angabe oder eine
Anführung vergeblich suchen, wie etwa die
Urtica urentissima Blume^ oder den Brunnen-
rausch. Ebenso kann man die Unterbringung
der Gifte in drei Abteilungen, nämlich L Gifte,
die schwere anatomische Veränderungen be-
wiiken, ü. Blutgifle und lU. Gifte, die keine
schweren Veränderungen herbeiführen, aus
logischen oder anderen Gründen bekämpfen.
Es ist aber auch hier gegenüber der ersten Auf-
lage eine wesentliche Verbesserung zu bemerken,
al^esefaen davon, daß in unserer Zeit das sich
immer wiederholende Auftauchen neuer, oft un-
erhörter Tatsachen die beste Stoffeinleitune stört
und deshalb das Interesse an der Einteüungs-
frage überhaupt herabdiückt
Jedenfalls bewahrt das bei seinem ersten Er-
scheinen mit ungeteiltem Beifall begrüßte Werk
auch in der neuen Bearbeitung seine hervor-
ragende Stelle unter den Giftlehren weit über
die deutsche Reichs- und auch Sprach-Grenze
hinaus. — y-
880
Varsohisdene llitt«iluiia«ii.
Zur Staubplage.
Auf dem jüngst in Augsburg abgehaltenen
»Kongieß für YolksgeBandheit« wurde dem ebenso
geförohteten wie gefährlichen Krankheitserreger
»Staub« eneigieoh zu Leibe geruckt.
»üeber die Bekämpfung des Staubes
im Hause und auf der StraBe« sprachen
Prof. Dr. £GNm-£rlangen und Btadtbaumeister
^ter-Dresden, welche folgende Leitsitae auf-
stellten: 1. Der im Freien und bei der Tätigkeit
der Menschen (abgesehen von der gewerblichen)
entstehende Staub kann durch Massenhaftigkeit
lästig werden und für empfindliche Personen
nachteilige Wirkungen auf die Atmungsorgane
und das Allgemeinbefinden haben. 2. Durch
Beimengung von Abfidl- und Auswurfstoffen be-
kommt der Staub eine ekelerregende Besohaffen-
heit 3. Unmittelbar gefährlich ist der von
kranken Menschen oder Tieren besudelte, also
infizierte Staub. Darum muA Vorsorge getroffen
sein, dafi die Auswurfstoffe von Kranken und
Krankheitsyerdäohtigen in regelrechter Weise
abgefan^n und unschädlich gemacht werden.
4. Die Verhütung der Infizierung des Staubes
und die Behandlung etwa infizierten Staubes
liegt in einer geeigneten Wohnungspfiege und
Wohnungsfursorge, in der Sauberhaltung Ton
Verkehrs- und Aufenthaltsräumen, sowie yon
Straßen und Wegen. 5. In jeder Hinsicht ist
eine noch eindringlichere und bessere Belehrung
der Beyölkerung anzustreben. Sie ist nur mög-
lich, wenn sie bereits in der Schule einsetä«
6. Die möglichst vollkommene Unterdrückung
des Staubes auf den Straßen und im Hause ist
nicht nur aus hygienischen und yerkehistech-
nisohen Gründen^ sondern auch aus Qründen der
Wirtschaftlichkeit, Reinlichkeit und Annehmlich-
keit anzustreben und mit allen Mittein zu för-
dern. 7. Die Frage der Staubunterdrückung ist
bis zu einem gewissen Grade nur eine Geldfiue.
Dire Lösung wird erst schwierig dnrdi die
Forderung, Aufwand und ErföU in einem u-
gemessenen gegenseitigen Verhältnis zu htltan.
Redner yerbreiteten sich ferner über zweok-
mäßige Maßregeln zur Straßen - Refestigong,
Reinigung und Besprengung; man müsse toi
allem auf feste Steinstraßen sehen, die eioe,
leichte und yöllige Beseitigang der Exkremeot»
gestatten, denn dies sei eine Hauptsache.
Zur erfolgreichen Bekämpfung des Staubes im
Hause wurden folgende Gedchispunkte geltend
gemacht: 1. Die Unterdtückung des Strtßeo-
staube<) yermindert auch den Steub im Hsose.
2. Alle Reiuigungsarbeiten sind, soweit angtngig
auf nassem Wege zu bewirken. 3. Die OeloDg
der Fußböden yerhindert die Staubbildoog in
befriedigender Weise; sie soll aber nur ils
Unterstätsung, nicht als Ersatz der gewöhohcheD
Beinigungsarbeit betrachtet werden. 4. Alle
Veriabren, die eine Beseitigung des Staubes tu
den Wohn*äumen ermöglichen, ohne daß erent
in die Luft gewirbelt wird und sich naohtiiglicli
wiedersetzt, sind zu empfehlen (z. B. siod n
unterlassen das unzweckmäßige »Staubwisckee
mit dem Federwedel«, das Möbelklopfen ioi
Zimmer! usf. — d. Bef,). Zorn SohlusM wude
heryorgehoben, daß bei alledem yiel Kiemarbeit
geleistet werden müsse, und die Staubfrage io
letzter Linie eine Geldfrage sei.
In der darauffolgenden Diakuasion wurde die
Teerung yon Straßenzügen beaprodien, n. a. auch
ein behördliches Ebsohreitan g^gan die
Staubgefabr befürwortet Insbeeondeie müßtao
gegen das »Sohleppentragen« überall Verbole er-
iassen werden, zumal damit bereits gute MAffi
erzielt worden sind, ohne daß große Sohwieiif-
keiten zwischen Behörde und Ablikom zu Tigi
traten. Dr. WgL
Bri«ffw«oh««k
Nahrungsm.-Ghemiker Dr. M* in Dr. Angeb- 1
lieh hält das Weinparlament ^ein Wort
nach englischem Muster!) yom 8. bis 10. No-
yember 1906 seine Beratungen ab. Li diese
«Vereinigung» sollen auf Anregen der Reichs-
regiemng Vertreter der Weinproduktion und
des Wemhandels gewählt werden; aber auch
chemische Sachyerständige kommen in Frage.
Diese «Vereinigung» soll etwa aus 50 Mitgliedern
bestehen, die Über gewisse Mängel und Unge-
nauigkeiten im Weingesetze yom 24. Mai 19J1
sid^ beraten und nötigenfalls Abänderui^yor-
schläge machen sollen. Den Vorsitz des Wein-
parlamentes führt der Präsident des EaiseriicbeD
Gesundheitsamtes, Herr Geheimrat Bumm nad
als Referent des Reichsamtes des Innern ist
Herr Freiherr von 8Unn ernannt worden.
ES,
Auftragen.
1. Woraus besteht Renmer'B^ oder Rmgeri^
Lösung; zu Einspritzungen unter die Haut bei
Verbrennungen?
2. Woraus besteht Pelsitin yon Dr. med.
Franke in Berlin?
\^f\t»ii in. A. »cliBritfer, Dtm&am «nü I>f P. Sao« DreMtaa-BlMewiU^
y«niiiwortlua« IjAmi Dr. F. Sia, Di^den-DlM^^ito^
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Herausgegeben von Dp. A. Sohneidei* nnd Di*. P. Sflss.
• ■•
Zeitschrift ffir wissenBchaftliche nnd gesebäftliche Interessen
der Pharmaeie.
Gfegrfindet von Dr. Hermann Hager im Jahre 1859.
Eisoheint jeden Donnerstag.
Bezugspreis yierteljährlich: dxuoh Bachhandel oder Post 2,50 Mk., dnrch Geschäfts-
stelle im Inland a,— Mk., Ansland 3^ Mk. — Einzehie Nnmmem 30 Pf.
Anzeigen: die einmal gespaltene Elein-Zeile 30 Pf., hei größeren Anzeigen oder Wieder-
holungen Preisermäßigong.
Leiter der I Dr. Alfred Schneider, Dreeden-A. 21; Sohandaaer Str. 43.
Zeltselirlft: / Dr. Paul Süß, Dreeden-Blasewitz; Gostay Froytag-Str. 7.
GesehAftssteUe: Dresden-A. 21; Schandaner Straße 43.
.^43.
DresdeD, 25. Oktober 1906.
Der neuen Folge XXVII. Jahrgang.
xLvn.
Jahrgang.
Inluklt;: Ch«Bie uid Phamaeie: Die £eole miperiaare de Pharmade in FariB and ihre Bibliothek. — Unguentum
Dreuw. -— Zar GerbstolTanAlyBe. — Alaol-Greme. — Dantellong Ton Theobromlnatriara-Natiiamfonniat. — Nenea
▼om Drogenmarkt — Ejunpher aua laobomaol. — üeber die vergUtang der bei chemischen Unteraaehongen rer-
wendeten Beagentien. — 78. Versammlung Deataehar Natorterscber nnd Aerite an 8tat^art — Neue .iranei-
mittel. — Nakmogsmittei-Cliemie. — Thenventlaclie Mitteilanfcea. - Photographlaehe Mitteünnsaa. —
Verschiedene Mitteilluisen. — Briefweebsei.
Chemie und Pharmacie.
l^oole superieure
de Pharmacie in Paris und ihre
BibUothek.
Von Bermafun Sehelenx, Cassel.
E^nes der hervorragendsten Mitglieder
der alten Pariser Apotheker-Gilde war
Nicolaus Hotiel Im Jahre 1567 (nach
den offenbar zuverlässigeren Angaben
des Centenaire, nicht, wie ich auf gmnd
anderer in meiner Geschichte sagte,
1548) wurde er zum Jurö et garde de
r^tat d'apothicaire erwählt; damit fiel
ihm das Amt eines Visitators und Exa-
minators zu. Von seiner wissenschaftlichen
Tätigkeit geben die Werke cPharma-
ceatites libri duo» von 1571, der «Traitä
de la Thäriaque et Mithridat» und der
«Traitö de la Feste» von 1571, von seinen
Bestrebungen auf dem des Glaubens,
die tAverüssement et dödaration de
Institution de la maison de la Charitö
chrestienne» von 1580, von denen auf
dem der Geschichte «Memoires et re-
cherches de la dövotion, pi6t6 et charitö
des illustres roynes de France» von
1586 u. a. Kunde. Im Besitz eines
bedeutenden Vermögens^ wandte Houel
sich, kinderlos nnd hochbetagt» 1576 an
König Heinrich IIL mit der Bitte um
die Erlaubnis, ein Asyl zu errichten,
um «nourrir et instituer des enfants
orphelins k la pi6tä, aux bonnes lettres
et en Tart de rapothicairerie», und um
Bedürftigen ohne Entgelt Arzneien zu
verabreichen. Es wurde ihm ein Platz
auf dem cmaison des Enfants-Rouges»
angewiesen, dann aber verweigert, und
nach mancherlei weiterem Hin und Her
konnte der Wohltäter schließlich seinen
Plan auf einem Grundstück des alten
Höpital de Lourcine, das, nahezu verfallen,
zwischen der Bue de Lourcine und der de
r Arbal6te lag, verwirklichen. Hier grün-
dete E(mel schließlich 1580 sein «Maison
deCharit^» und gleichzeitig ffir praktische
und ünterrichtszwecke nach italien-
ischem Muster einen Jardin des simples,
882
den ersten botanischen Garten in Frank-
reich.*)
Nachdem schließlich der Elerns, die
Universität nnd andere, die neidisch anf
diesen Besitz hinsahen, die Gedanken,
ihn Houel streitig zu machen, aufgegeben,
nachdem die Anlage zeitweise Zwecken
dienen mußte, die eigentlich nicht vor-
gesehen waren, wurde 1624 der Maitre-
apothicaire Jacques Origoire bestimmt,
drei Jahre in der Stiftung zu wohnen
und an der Verwaltung teilzunehmen.
Damit fängt im Grunde die Periode
einer den Zwecken der Pharmacie
dienenden Anstalt an. Im selben Jahre
wurde denn auch ein Teil des Besitz-
tums an der Rue de Lourcine zu den
Zwecken eines Krankenhauses der Ma-
lädrerie de Sainte-Valfere abgetreten, und
der Teil an der Rue des Vieux-Foss^s
und der Rue de TArbalfete ging in den
Alleinbesitz der Apotheker über, die
ihn 1626 durch Ankauf weiterer Garten-
grundstücke vergrößerten. Dort auch
erbauten sie ein etwas von der Straße
abgelegenes Haus. In ihm wurden die
Examina vorgenommen, in ihm aber
auch die sich an sie und an wich-
tige Zusammenkünfte reihenden Fest-
lichkeiten abgehalten, die zugleich dazu
dienten, um durch dabei erzielte Ueber-
schüsse die angewachsenen Kosten des
Kaufs und der Erhaltung zu decken.
*) Za gleiohor Zeit haben in Paris für ihre
oigenec Zwecke der Maistre-chimrgien Nicol,
Ras8e und der s^avant et soingneoz apothlcaire
Pierre Quthe (Cutie) einen Jardin medioinal, in
dem sie z. B. Petnm [nach dem brasilianischen
Worte für Nicotiana] = Herbe de la Royne
[gleich reine, nämlich Catharina von Mediois,
daher auch Herbe de la Medicee oder Ca-
thorinairejandliechoaoanna gebaut warde.
Ais Sim pliste, d. h. Botaniker, wird 1580 auch
ein anderer Gartenbesitzer Epioier - droguiste
Roy er genannt. Vergl. auch meine Geschichte
der Pharmacie. — In Padaa wurde schon 1546
ein botanischer Garten für Unterrichtszweoke
auf Buonafede's Betreiben angelegt, 1540 pflegte
Dr. Roih^ der Verwalter der ersten nach-
weislich auf städtische Kosten betriebenen Apo-
theke in Hamborg einen cKräatergarten» auf
dem Resendamme, und Cassel erhielt 1568
durch seinen Landgrafen Wilhelm VL den ersten
großzügigen wirklichen botanischen Garten in
Beutschland.
Die ursprüngliche Freundsdiaft zwi-
schen den üjpiciers und Apothicaires,
Kindern einer Mutter, hatte längst einen
Riß bekommen, und je weiter sich die
beiderseitigen Interessen schieden, desto
weiter klaffte er. Die Epiciers hatten
keine Lust, beizutragen zu den Kosten
der jetzt den ApoUiekem allein ge-
hörigen Stiftung EoueTSf außerdem hatte
die immer mehr zur Tatsache werdende
wissenschaftliche Pharmacie den Dttng,
sich von den neueren Arzneihftndlern
schließlich auch von den ihnen eng Ter-
bundenen, aber doch wissenschsAlich
immer mehr sich entfremdenden Medi-
zinern loszutrennen.
Schon lange hatten die jungen Apo*
theker tatsächlich in dem cSeminaire des
simples», wie HousTs Stiftung genannt
wurde, nachdem sie unter gänzlicher
Ausscheidung der Epiciers in den Besita
der Apotheker übergegangen war, Ton
den älteren Apothekern Unterricht em-
pfangen. So wurde sogar ein chemisches
Laboratorinm im Jahre 1700 eingerichtet,
wie J. Planchon mitteilte, das erste in
Paris , und Apotheker wie Clauie Biet^
Charles Habert, Fr. de Lariviere, Louis
Henry Rouvidre u. A. trugen dort Chemie
für ihre Standesgenossen und Öffentlich
vor. Nachdem nun gar 1768 die Absieht
ausgesprochen worden war, öffentliche
Vorträge über Botanik und Materia
medica abzuhalten, da sprach die medi-
zinische Fakultät ctres colär^e de cetta
entreprise-» ein Veto, trotzdem schon
Apotheker wie Rouelle, L^mery, die
Brüder Oeoffroy \l A. tatsächlich io
ihren Vorträgen anerkanntermaßen eine
Menge hervorragender Forscher anf
naturwissenschaftlichem Gebiete gebildet
hatten, trotzdem die Pharmacie es ge-
wesen war, die wie J. B. Dumas es
ausspricht, «den naturwissenschaftlichen
Unterricht in die Wege geleitet und
ausgebildet und Untersuchungsmethoden
und wissenschaftliche Apparate erdacht
hatte», und trotzdem sie Männer wie
ScheeUy VauqtieUn, Davy, Pelletier, Bo-
biquet u. A. zu den ihren zählte und
Lavoisier die ersten Lehren auf dem
von ihm so herrlich aufgebauten Ge-
biete geben durfte.
883
Die Apotheker wichen zorfick, aber
im Jahre 1777 erHefi Luding XVL die
wichtige Verfflgnng, die die Apotheker
völlig frei hinstellte, losgelöst von den
Kpiciers einer- und den Aerzten anderer-
seits, und die ihnen das £echt gab,
sich unter der Bezeichnung cCoII^ge de
Phannacie» ein eigenes ünterrichts-
institut mit eigenen Magistern zu gründen.
Unter den schmeichelhaftesten Aus-
drucken für den ganzen Stand wurden
in feierlicher Sitzung am 13. Juni die
Gesichtspunkte für (Se neue Einrichtung
festgelegt und die Prövöts, die Vor-
steher und ihre Adjunkten, die Deput^s
(darunter Bouelle und Bayen) die Prövots
honoraires et perpötuels (die vier könig-
lichen Apotheker), die Demonstrateurs
ponr le cours de chimie (darunter als
die bekanntesten Brongiari, Deyeux)
und schließlich die pour le cours de
l'histoire naturelle des m^dicaments
(darunter Demachy und Parmentier) er-
nannt.
Die Revolution, die alle Gilden, Kor-
porationen und dergl. aufhob und Jedem
gestattete,Kanste,Wissenschaften,Handel
usw. zu betreiben, wenn er nur im Be-
sitze eines cPatentes» war, mußte auch
auf die Phannacie aufs ungünstigste
einwirken. Am 4. August 1789 wurde
das, eine Eonsequenz des Grundsatzes
«Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit»,
dekretiert und alles, was von den Opes
gehört hatte, die so reichlich Oakn
austeilen soll, oder alle die, welche
unter der Maske des Apothekers oder
Arztes bösen Instinkten, dem Hasse
durch Gift, der Liebe durch Liebes-
tränke und dergl. fröhnen wollten,
wandten sich der Phannacie zu, mit
solch bösem Erfolg für das Gemein-
wohl, daß schon 1790 der gelehrte Arzt
Vicqu (TAxyr sich für verpflichtet hielt,
darüber warnend zu berichten und Besser-
ungsvorschläge zu machen.
Vom Wohlfahrtsausschuß unter Vor-
sitz des bekannten Guüloiin wurde
daraufhin 1791 eine Ordnung einge-
führt, die der abgeschafften nicht un-
Art von Standesvertretung eingeführt,
die einen Befähigungsnachweis für Die-
jenigen ausstellen mußte, die Apotheken
halten wollten.
Besonders Fourcroy's Fürsprache war
es zu danken, daß das College de Phar-
macie, wenn auch unter Vermeidung
des Hervortretens, fortwirkte. Um aber
unliebsamen Ueberraschungen zu ent-
gehen, stellten sich die Apotheker unter
das Gesetz vom 1. Vendemiaire IV
(23. September 1798), das den Bürgern
die Anlage von Erziehungsanstalten ge-
stattete, und sie konstituierten sich zu
einer Soci6t6 libre des pharmaciens de
Paris mit dem Zweck, nach dem Muster
des College auf der Rue de TArbalete
öffentliche und unentgeltliche Vorles-
ungen in den pharmazeutischen Hilfs-
wissenschaften halten zu lassen.
Außer den schon genannten Hilfs-
kräften wurden zu Professoren folgende
bekanntere Gelehrte ernannt : Bouillon-
Lagrange, Vauquelin, Dixi (der offen-
bar wirkliche Ei*finder des ^Lehlanc*-
Prozesses (vergl. Pharm. Centralh. 47
[1906J, 821), Guiarty die an der jetzt
cEcole gratuite de Pharmacie» genannten
Bildungsanstalt von 1797 ab unter-
richteten.
1800 wurden die Statuten des alten
College eingeführt, und 1801 sollten
nach ihnen 23 ähnliche Anstalten in
ganz Frankreich eingerichtet werden.
1803 folgte ein neues Fundamental-Ge-
setz, das drei Schulen für höhere An-
spräche in Paris, Straßburg und Mont-
pellier und weitere in den Städten mit
den Medizinschulen versah, und das mit
seinen Vorschulen, je nach den später
zu leitenden Apotheken, vorgebildeten
Apothekern wohl nicht ohne Einfluß auf
die deutschen Verhältnisse blieb.
Am 25., Vendemiaire XH, 1804 er-
hielt die Ecole de Pharmacie ihr neues
Eonstitutionsdecret auf grund des Ge-
setzes vom 21.Germinal XI, 1803 durch
den Konsul Bonaparie.
Bis zum Jahre 1876 blieben die Ge-
bäude der Schule ziemlich unverändert,
ähnlich war ; der Handel mit geheimen 1 dann wurden sie auf Anregung des
Mitteln wurde ganz verboten und eine !zeitigenDirektors(7/^^m und desEammer-
885
mitglieds Paul Bert mit etwa 4 Hillionen
Franken wesentlich erweitert (für etwa
600 Schüler), gründlich umgebaut zu
dem stattlichen Gebäude, wie es jetzt
zur Ehre des Standes in der Nähe des
Luxembonrg an der Avenue de TOb-
servatoire (übrigens zum großen Teil
über den zu Eatacomben benutzten ver-
lassenen gewaltigen Steinbrüchen) da-
steht. Auf die vortreffliche Innen-
einrichtung einzugehen, würde zu weit
führen. Nur auf die Salle des actes,
die Aula, mit den Bildern einer statt-
lichen Anzahl von hervorragenden Apo-
thekern, die an der Spitze der Ecole
gestanden oder in ihr gewiikt haben, sei
hier hingewiesen. Ernst schauen die
Herren, deren Werke und Wirken ver-
mutlich ihre Bilder überdauern wird,
auf die Nachkommen herunter, die sich
bei festlichen Gelegenheiten, öffentlichen
Akten, Prüfungen u. dergl. hier zu-
sammenfinden, und die in aufs beste
eingerichteten Hör- und Arbeitssälen
von ihren Lehrern angeleitet werden
in den Wissenschaften, für deren Aufbau
Steine herbeischleppten. Pannentier,
dessen Standbild die Anlagen vor der
Ecole ziert, und Pelletier und Caventou,
die in Bronzeguß in der Nähe auf das
Gewühl herabblicken, das Tag und Nacht
die Straße erfüllt, und die vorüber-
hastende Menge an Großtaten von Apo-
thekern erinnern.
Auch die Bibliothek ist aus sehr be-
scheidenen Anfängen entstanden, und
doch arbeitete sie sich, wie Paul Dorveaux
in einer kleinen Arb^eit cHistorique de
la bibUothfeque de TEcole de Pharmacie
de Paris» ausgeführt, zu einem Bestände
von augenblicklich über 36000 Bänden
empor. 1670 stifteten vier der maitres
jur^s (neun allerdings recht wertvolle
Werke, die Opera Mesuae, ein Antido-
torium Mesuae censura, das Luminare
majus, das Lumen apothecariorum. De
medicamentorum simplicum delectu usw.
von Jacobus Sylvius, Opus pandectarum
von Mathaeus Silvatieus, Annotationes
in Dioscaridis de materia medica
libros V von Valerius Cordus, De sim-
plicium medicamentorum facultatibus
des Oalen, und schließlich die Werke
•
von Avieenna. Schwankend waren die
Zuschüsse zum Ankauf von Büchern.
1876 erhielt die Bibliothek nur 332
Frank, erst 1880 wurde sie, so lange
nebenbei von dem Sekretariat verwertet,
selbständig. Damit stiegen die Zuwend-
ungen bis auf 10 000 Frank jährlich.
Ebenso wurde erst 1884 mit der An-
stellung von Paul Dorveaux die tech-
nische Leitung eine selbständige, und
unter ihm erhob sie sich zu ihrer jetzigen
Bedeutung und zu einer viel benutzten
Stätte der Wissenschaften für die Stu-
dierenden, für die besonders in den
Wintermonaten häufig die 130 Plätze
nicht ausreichen. Nicht allein eine er«
schöpfende Zahl der wissenschaitlichen
Zeitschriften aller Welt (unter denen die
Pharm. Centralh. nicht fehlt) stehen ihnen
zur Verfügung, sondern auch die wissen-
schaftlichen Werke aller Zeiten und
Länder, die Merksteine in der Geschichte
der Pharmazie und ihrer Hil&wissen-
schaften bilden. Von besonders wert-
vollen Schätzen der ihm unterstellten
Sammlung führt Dorveat4x eine Hand-
schrift auf 116 Pergamentblättem aus
dem Ende des XIU. oder dem Anfange
des XIV. Jahrhunderts auf, mit einer
englisch, lateinisch und französisch ge<
schriebenen Eezeptsammlung, ein kost-
bares Geschenk eines Apothekers Stanis-
laus Martin aus Paris. Von kostbaren
Drucken nennt er ein Arbolayre, das
vor 1490 von Metlinger in Besannen
gedruckt sein dürfte, ein Graut Her-
bier en fran^ois, den Hortus
sanitatis aus dem lateinischen ins
französische übersetzt, den Tresor des
Povres, das Enchiridion des
myropoles von dem kuriosen Apotheker
Michel Dusseau usw.
Die Bibliothek ist nach der Instruc-
tion relative au service des bibliotii^ques
universitaires von 1878 geordnet und
hat drei in drei verschiedenen nach den
Angaben von J. Favier angelegten ver-
wahrten Behältern Kataloge auf Zetteln,
alphabetisch nach den Verfassern, nach
Materien und methodisch geordnet,
letzterer unter Zugrundelegung des Ma-
nuel du libraire de Brunet.
Es dürfte den Leser interessieren, den
derzeitigen Leiter der Pariser Ecole
de Pharmacie im nntenstehendeD
Bilde kennen za lernen and nftheres
ans seinem Leben zu erfabren.
Jean Louis Uon Omgnard ist am
13. April 1853 in Montrsoos-Yandrey
(Jnra) geboren. Er war pharma-
zeutischer Interne an den Pariser Hos-
pitälern 1876 bis 1883, Hilfsarbeiter an
der Klinik der Fakultät der Medizin
1878, Leiter des chemiscben Laborators
ebenda 1879 bis 83. 1883 wurde er
Docteur ös sclences naturelles, er be-
stand das ApothekerezameD und wurde
Assistent am Laboratorium fttr Pflanzen-
von Metz), wo er noeb Verwandte be-
sitzt und gelegentlich seine Ferien za-
bringt, ist von Hans aas Mediziner.
Seine Tätigkeit auf dem Qebiete der
Geschichte der Pharmazie ist eine große.
Die Leser dieser Zeitschrift haben in den
meist ziemlich ausführlichen Besprech-
ungen Eeäntnis genommen"'fTm dem
c Myrouel des Apothicaires > , einem
Spiegel für die Apotheker, von dem
Lehrgedicht des Apothekers von Tburs,
Lesplägjiey, von den DeclaratioBS des
abuz ...» von Benancio, von dem
<Factum> ponr Nicol. Ruisseau* usw.
und -neuerdings gab er die Erwidemng
anatomie und Physiologie am Museum.
1883 bis 87 war er Professor der Bo-
tanik in Lyon, 1884 bis 87 zugleich
Direktor des botanischen Gartens eben-
da, 1887,wnrde er Professor der Botanik
an der Ecole de Pharmacie in Paris,
1895 wurde er Mitglied des Instituts, 1900
schließlich Direktor der !^ole de Phar-
macie. Eine Menge von Anszeichnnngen,
Ehrenmitgliedschaften u. dergl. säumen
den Weg des als Gelehrter wie in seiner
Eigenschaft als Anstaltsleiter gleich-
bedeutenden Mannes,
Auch von dem schon genannten
Bibliothekar sei Bild und kurzer
Lebenslanf gegeben. Paul Dorveaux,
geboren den 31. Juli 1861 in Conrcelles
(dem jetzt deutschen Kurze] in der Nähe
heraus, die, «auf groben E3otz ein grober
Eeil>, der Apotheker JWreßnu'^r dem
Verleumder seines Standes, dem schon
genannten Benantno entgegenscblenderL
Seine Belesenheit und sein Fleiß stellt
der als Historiker allerseits anerkannte
Gelehrte mit größter Liebensw&rdigkeit
in den Dienst ^chtnor der franzi^öschen,
sondern auch der deatflchen Forscher.
Ungaentum Dreuw
besteht nach den HoDatshefton für prakt. Der-
matolog. 1906, 340 aus:
Aoidnm Balioylicnm 10 T.
Oleom Baoci
ChrTBBTobiiiDm u 20 T.
Sapo riridia
VuelioDin flaTom u 2ö T. £.71
887
Zur OerbBtofBEtnalyse.
Von Dr. H, Franke,
Die Bestimmung des Gesamtextrakts
von Gerbstoffen erfordert vor allem eine
absolut blanke LOsung des Materials.
Nur die wenigsten Losungen könnten
ohne weiteres zur Analyse verwendet
werden; die meisten zeigen eine mehr
oder weniger starke Trilhung. Ver-
anlaßt wird dieselbe dadurch, daß ein
Teil der Gerbstoffe, der durch Oxydation
oder Anhydridbildung in schwerlösliche
Form flbergegangen ist, als feine Sus-
pension in der Flüssigkeit verteilt ist.
Eän Absetzen erfolgt meist nur lang-
sam und häufig auch gar nicht. Der-
artige Ausscheidungen lassen sich nun
zwar mittels Filtration durch Papier
oder Tonkerzen in vielen Fällen leicht
von der eigentlichen LOsung trennen.
Es kommt aber immerhin eine große
Zahl von Gerbstoffen vor, bei denen
diese Arbeit auf Schwierigkeiten stoßt.
Trotz häufigen, manchmal stundenlangen
Filtrierens erscheint die LOsung im
durchfallenden Licht zwar klar, im auf-
fallenden betrachtet, gewahrt man aber
noch oft deutiiche Trtbungen, die nur
darauf zurackfflhrbar sind, daß der
Zweck der Filtation noch nicht vOllig
erreicht ist.
Es gibt nun ein einfaches Mittel,
um dem Uebelstand sehr bald abzu-
helfen. Dies beruht auf der bekannten
Tatsache, daß kleine Mengen eines in-
differenten Salzes (Chlomatrium, Sal-
peter, Glaubersalz usw.), welche der-
artigen Losungen zugeffigt werden, in
ganz kurzer ^it die suspendierte Sub-
stanz ztt Boden fallen lassen.
Diese Eägenschaf t solcher Suspensionen
scheint sich ffir die praktische Gerbstoff-
analyse — speziell fflr die Bestimmung
des Gesamtextrakts — mit Vorteil ver-
wenden zu lassen.
Die Versuchsanordnung ist fol-
gende: Ein bestimmter Teil der vor-
schriftsmäßig bereiteten LOsung — Auf-
lösung eines Extrakts, bezw. die.dureh
Extraktion der gerbstoffhaltigen Sub-
stanz erhaltene Losung — wird mit
einer Kochsalzlösung gemischt, die
22,0000 g reines Natriumchlorid im Liter
gelost enthält. Man verwendet dem
Volumen nach den zehnten Teil Salz-
lösung, bezogen auf das angewendete
Volumen GerbstofflOsung, also auf 600
ccm GerbstofflOsung 60 ccm Kochsalz-
lösung, auf 300 ccm demnach 30 ccm
usw. — 60 ccm der (durch Zugabe der
Salzlosung verdflnnten) Flüssigkeit ent-
halten jetzt stets 0,1000 g Natrium-
chlorid, die Losung selbst ist um ein
Zehntel ihres ursprdnglichen Volumens
verdünnt. Werden nunmehr zur Gesamt-
extraktbestimmung 50 ccm der LOsung
eingedampft, so ergibt sich das wahre
Gtesamtextrakt nach der Formel
-0.. + ^
wobei e das Gesamtgewicht des durch
Verdampfen von 50 ccm der salzhalt-
igen Flfissigkeit erhaltenen Trocken-
rttckstandes bedeutet.
Eine derartig behandelte Gerbstoff-
lOsung zeigt in vielen Fällen äußerlich
keine Veränderung, es kommt aber auch
vor, daß ein rasches Absetzen des un-
löslichen eintritt. Man läßt V4 Stunde
unter zeitweiligem Umschwenken stehen
und filtriert die trflbe Flfissigkeit nun-
mehr durch die ParJber'sche Fllterkerze.
Die Filtration geht zunächst etwas lang-
samer von statten, als es im allgemeinen
der Fall ist. Das lebhafte rasche Durch-
strömen der Kerze, bei dem jene feinen
Teilchen immer und immer wieder mit-
gerissen werden, ist vermieden. Es
kann dies darauf zurfickgefflhrt werden,
daß sich die Kerze sofort mit einem
dicken Schlamm belegt, welcher durch
Zusammenballen der unlöslichen Sub-.
stanz entstanden ist. — Trotzdem aber
kann man in wenigen Minuten 250 bis
500 ccm Filtrat erhalten. Dasselbe
ist in den meisten Fällen sofort
absolut blank, gleichviel ob im
durch- oder auffallenden Lichte betrachtet.
Nur selten wird ein Zurückgießen er-
forderlich sein.
Von der blanken Flfissigkeit werden
60 ccm auf dem Wasserbad verdampft,
der Rfickstand in bekannter Weise im
ifö^^njjrer'schen Trockenschrank bis zum
888
gleichbleibenden Gewicht gelassen und
das wahre Gesamtextrakt nach der oben
gegebenen Formel berechnet.
Analysen.
I. IO9848 g Qaebrachoextrakt wurden
in heißem Wasser gelöst und nach er-
folgter Abkfihlnng auf 1000 ccm ge-
bracht. Die Flüssigkeit war stark
getrübt. 600 ccm der Lösung wurden
mit 50 ccm Kochsalzlösung von 2,2 pCt
versetzt und nach einer Viertelstunde
durch die ParÄrer'sche Tonkerze filtriert.
50 ccm des klaren Filtrats hinterließen
nach dem Verdampfen und Trocknen
0,2972 g, entsprechend 0,2169 g Ge-
samtextrakt oder 40,1 pCt. — Ein zweiter
Teil der Lösung, der erst durch häufig
wiederholtes Filtrieren klar wurde, er-
gab 40,7 pCt Gesamtextrakt.
IL 10,2734 g Quebrachoextrakt er-
fuhren die gleiche Behandlung. Dabei,
wurde gefunden:
a) nach Zusatz von Salzlösung filtriert
0,2934 g Trockenrückstand,
b) ohne Zusatz filtriert (bis das Filtrat
völlig klar war)
0,2138 g Trockenrflckstand,
entsprechend a) 41,40 pCt, b) 41,60 pCt
Gosamtextrakt
Die Bestimmung der NichtgerbstofCe
erfolgt in bekannter Weise mit einem
Teil der ursprünglichen Lösung mittels
Hautpulver.
Gegen das Verfahren könnte einge-
wendet werden, daß das Kochsalz aus
der Flüssigkeit gelösten Gerbstoff nieder-
schlägt. Dagegen ist zu bemerken, daß
sowohl Tannin- wie Quebracholösungen,
die in demselben Verhältnis wie bei der
Analyse mit Salzlösung gemischt werden,
nicht die geringste Ti'übung zeigen.
Erst nach mehreren Stunden
konnte bei Quebracho eine geringe Aus-
scheidung beobachtet werden, während
die Tanninlösung sich im Aussehen nach
tagelangem Stehen nicht verändert.
Jedenfalls sind Gerbstoffverluste wäh-
rend des kurzen Stehens nicht zu be-
fürchten.
Die Klärung läßt sich auch mit ge-
ringeren Salzmengen bewirken. Es
wurden je 300 ccm derselben Qaebracho-
extraktlösung (6 g im Liter)
I. mit 30 ccm NatriamchloriillösasgTOD 2,2 pCt
II. » 20 com > < 2^ >
-j- 10 ccm Wasser
lU. » 10 omm Natriamchloridlösung yod 2^ pCt
-}- üO ccm Wasser
behandelt ; 50 ccm dieser Lösungen ent-
halten 0,1, 0,066, 0,033 g Salz.
Gefanden:
I. 0,3190 g, 0,3180 g TrockenrockstaDd
n. 0,2826 g, 0,2830 g
IlL 0,2506 g, 0,2510 g
entsprechend
I. 79,4 pCt, 79,3 pCt Qesamtextrftkt
II. 79,2 pOt, 79,3 pa »
ni. 79,1 pCt, 79,3 pCt
Bei Versuch III war nach dem Salz-
zusatz längeres Stehen der Lösung er-
forderlich; die Filtration mußte einige
Male wiederholt werden.
Alsol-Creme
wird von der Firma Athenstädt db Bedecker
in Hemelingen bei Bremen dargestellt und
in den Handel gebracht. (In voriger Nummer
Seite 869 war die Firma durdi zwei Seti-
fehler entstellt Sehriftleitung.)
Znr Barstellimg Ton TheobronüDiiatrlai-
Katrinmformiat wird zanächst Tbeolvomio-
natriam erzeugt durch Löaen des Theobromio in
einem geringen Ueberschosse von Natronlauge
and Versetzen der filtrierten Lösung mit dem
6- bis 8 fachen Volamon Aliohol. Das al^
schiedene Theobrominnatrium wird abgeaaogt,
mit Alkohol nachgewasohen und getrocknet
Wasserfreies Natriumformiat wird erhalten durch
Neubralisieren starker Natronlauge mit Amfliaai'
sfiure bis zur schwach sauren Reaktion, Ein-
dampfen der filtrierten Lösung und Troekon
des Rückstandes bis 120'' C. Dann werden
70,1 T. Theobrominnatrium in 200 T. Wasser
gelöst und eine Lösung von 23,5 T. wasserfreiem
Natriumforminat in 50 T. Wasser zogegebeo
und das Qemisch nach dem Filtrieren auf dem
Dampfbade zur Trockne eingedampft Du er-
haltene Doppelsalz entspricht der Formel:
NaCyH^NA + NaOOCH + H,0.
Es ist ein weiBes, salzig bitter schmeekendea
Pulver, das sich leicht mit alkalischer Beaktiofi
in Wasser löst und nicht giftig ist Es soU ab
Diuretikum angewendet weäen. (D. B. F.
172 932 für F. Hoffmann-La Roche S a.l
Chem.'Ztg, 1906, Rep. 272. -*''
889
n. Neues vom Drogenmarkt.
Von Dr. (?. Weigd^ Hambarg.
(Schloß von Seite 867.)
Ueber die Pfefferminz kaltar in
den Vereinigten Staaten von
Nord-Amerika zwecks Gewinn-
ung des ätherischen Oeles macht
die durch ihre Beiträge zur Kenntnis
amerikanischer Drogen bekannte For-
scherin Ä. H^A^eHnteressante zusammen-
fassende Mitteilungen (Dimg and Medidnal
Plant Inyestigations, Washington, Go-
vernment Printing Office). Man baut
daselbst folgende drei Arten der Pfeffer-
minze: Die sogen, c America mint»
(Mentha piperita L.)j die «black mint»
(Mentha piperita Var. vulgaris Sole) und
die cwhite mint» (Mentha piperita Var.
officinalis Sole). Die erstere wird im
Staate New -York auch kurzweg mit
«State mint» bezeichnet. Sie stammt
ans England^ ist jetzt aber in den Ost-
staaten völlig naturalisiert. In den
Vereinigten Staaten und zwar in Wayne
County wurde im Jahre 1816 zum ersten
Male PfefCerminzöl in größerer Menge
destilliert. Von da breitete sich all-
mählich die Pfefferminzkultur auf die
ganze östliche Hälfte der Vereinigten
Staaten aus, so daß im Jahre 1897
nicht weniger als 162492 engl. Pfund
exportiert werden konnten. In den
darauffolgenden Jahren hat sich der
Export jedoch verringert; er soll
z. B. 1904 nur etwa 43 000 engl. Pfund
betragen haben.
Zum Anbau der Pfefferminzpflanze
eignet sich am besten Moorboden, der
natürlich erst durch genügende Ent-
wässerung bebauungsfähig gemacht
werden muß. Solcher liefert dann 6 bis
7 Jahi*e hindurch befriedigende Resul-
tate, während trockener Boden schon
nach zwei Ernten gewechselt werden
muß. Allgemein nimmt man sonst an,
daß jeder Boden, der gute Getreide-
ernten liefert, [sich auch zur Pfefferminz-
kultur eignet. Der Beseitigung von
Unkraut ist ganz besondere Sorgfalt zu
widmen, da solches unter Umständen
die Qualität des Oeles stark beeinflußt.
Als Unkraut kommen in den Pfeffermiuz-
plantagen Nordamerikas in der Haupt-
sache folgende in betracht: Leptilon
Canadense, Erechites hieracifolia, Am-
brosia trifida^ Hedeoma pulegioides,
Eastonia Pennsylvania, Poa pratensis.
Die Ernte des Krautes beginnt meist
Ende August. Der erste Schnitt, welcher
bis Mitte September dauert und die
noch in voller Blflte stehenden Pflanzen
trifft, gibt die beste Oelausbeute sowohl
quantitativ wie qualitativ. Das Kraut
wird nach dem Schnitt sofort an der
Luft getrocknet und daran anschließend
gleich der Destillation unterworfen. Die
Ausbeute an Oel wechselt zwischen 12
und 60 engl. Pfund ffir 1 amerikanischen
Acker, das macht durchschnittlich
1 Pfund aus 330 Pfund getrocknetem
E[raute. Einige Pflanzer destillieren
auch das frische Kraut, doch soll eine
größere Oelausbeute, die man damit
bezweckt, nicht erzielt werden. Die in
Anwendung kommenden DestUlations-
apparate sind mit allen* Einrichtungen
der modernen Technik versehen.
Diesem aus der Feder Jl. HenkeVs stam-
menden Bericht lasse ich ergänzungs-
halber nachstehend einen solchen von
privater Seite folgen; derselbe trat vor
wenigen Monaten hier ein, um die Markt-
lage in amerikanischem Pf eff erminzöl kurz
zu charakterisieren. U. a. wurde geschrie-
ben, daß im letztem Betriebsjahre (1905)
im Westen alles in allem, soweit sich
feststellen ließ, rund 210000 Ibs. (engl.
Pfund) Oel gewonnen worden sind, wo-
von 76 pCt aus neuen Anpflanzungen
auf einer Gesamt-Bodenfläche von e^a
4000 acres (mit einem Durchschnitts-
Erträgnis von 40 Ibs. für je 1 acre =
160000 Ibs.) stammen, während die
etwa gleichgroße Bodenfläche mit jähr-
igen (1904) Pflanzungen durchschnitt-
lich nur 12 Ibs. ffir je 1 acre ergab.
Die Plantagenbesitzer ziehen von jeder
Anpflanzung zwei Ernten, von denen
im ersten Jahre etwa 40 Ibs. und im
zweiten etwa 12 bis 16 Ibs. ffir je
1 acre erzielt werden. Die vorjährigen
Pflanzungen werden, wie man nach Lage
der Dinge erwarten darf, in diesem
Jahre 30000 bis 36000 Ibs. Oel er-
geben. Die Ausläufer, die die sogenann-
890
ten Saatwurzeln fflr das folgende Jahr
Uefern, liegen den Winter Aber nnge-
schfltzt auf den Feldern, da es zu zeit-
raubend wäre, die Wurzeln wieder aus-
zugraben, falls man sie zum Schutze
gegen Unwetter unterpflügen würde.
Da nmi die Saatwurzeln auf etwa 1000
acres ßodenfläche dem denkbar un-
gfinstigsten Wetter ausgesetzt waren,
muß man wohl annehmen, daß die dies-
jfthrige Ernte unmöglich eine dem letzt-
jährigen Erträgnis gleiche Ausbeute
liefern kann. Man schätzt, daß die
diesjährigen Neupflanzungen 26 pOt
kleiner cds vergangenes Jahr sind, daß
also nur 3000 acres bepflanzt sind; da die
Saatwurzeln außerdem gelitten haben,
kann das Erträgnis an Oel kaum 30 bis
26 Ibs. fflr je 1 acre flbersteigen und dies
auch nur dann, wenn weiterlun günstiges
Wetter vorherrscht. Man taxiert das
diesjährige Ergebnis im Westen auf
höchstens 100000 bis 110000 Ibs.,
wShrend die Staaten Wayne County und
New-Tork kaum mehr als 10000 Ibs.
aufbringen dürften.^)
Beim Vergleich der beiden Berichte
ergibt sieb, daß sie in manchem über-
einstimmen. Wenn derartige von pri-
vater Seite herrührende Handelsberichte
(wie letzterer) auch nicht immer in
allen Einzelheiten zutreffen, so charakter-
isieren sie doch im großen und ganzen
die diesbezügl. Verhältnisse in inter-
essanter Weise.
Erwähnenswert ist der diesjährige
niedrige Preis für Lebertran, der
sich auf durchschnittlich 66 bis 70
Mark für 1 Tonne sowohl Dampf-
wie natürlichen Medizinaltran stellt
Mit diesen Lebertranpreisen ist wieder
der niedrige Stand früherer Jahre (1898
bis 1902) erreicht und somit der Beweis
erbracht (vergl. Pharm. Centralh. 44
[1903], 389), daß Kalamitäten, wie sie
bei Lebertran in den Jahren 1903 bis
1906 bestanden, auch wieder vorüber-
*) Der YOTstehende Berioht keonzeiohnet die
Lage Ende Juli. Unterdessen sind neae Berichte
ans Amerika eingetroffen, die besagen, daß die
Oelansbente sich nun doch günstiger stellt; man
erwartet demnach im Vergleiob znm vorjährigen
Ergebnis nicht 7^ sondern etwa eine Vg ^nite.
gehen. Auffällig ist, daß die Differenz
der Preise, die zwisdien Dampftran und
natürlichen Dorschtran bislang bestand,
sich nunmehr ausgeglichen hat; der
Grund hierfür ist wohl darin ssu suchen,
daß jetzt bei der großen Nachfrage
für Dampftran so viel Lebern als mög-
lich zu diesem Produkt verarbeitet
werden, während natürlicher Tran nur
noch in verhältnismäßig geringer Menge
hergestellt wird.
Die neue Liebermann-Vogf sehe Re-
aktion zur Identifizierung des
Dorschtrans wurde bereits in vor-
liegenderZeitschrift verOffentlicht(Pharm.
Centralh. 47 [1906], 366). Die Vor-
schrift — kurz wiederholt — lautet:
cWerden in einem trockenen Beagens-
glase einer abgekühlten Mischung aus
20 Tropfen Chloroform, 40 Tropfoi
Essigsäureanhydrid und 3 Tropfen
Schwefelsäure 3 Tropfen Dorschleber-
tran zugesetzt und geschüttelt, so zeigt
sich eine intensiv blaue Färbung, welche
rasch verschwindet und ohne ganz zn
verblassen, innerhalb 30 bis 40 Sekun-
den in bleibendes Olivengrün übei^seht»
Ich habe mit einigen im Handel vor-
kommenden Tranen diesbezügliche Ver-
suche ausgeführt und folgende Färb-
ungen beobachtet:
Dampfdorschtran:
intenaiy asurblao, sobneU in heilblaa über-
gehend, dann olivgrün.
Natürlioher Dorschtran:
yerhftlt sich wie erstgenannter.
Norweffischer Hay-Tran:
tief dnnkelblaa, langsam in hellblau übergeheo4^
dann grasgrün«
Brauner Japaniran:
yiolettrot, sohnell in rötlioh übergehend, dana
kaffeebraon.
Weißer Neufundland Bobben trao:
rosarot, schnell in yiolettrot übergehend, daoo
hellbraun.
Ich werde, sobald mir weitere lYan-
sorten zur Verfügung stehen, die Ver-
suche fortsetzen und auch Mischungen
mit echtem Tran daraufhin prüfen.
Eine andere neue Farbreaktion
des Dorschlebertrans gibt S.Vre-
ven ( Annal. de Pharm. 1906, 97 ; durch
Chem.-Ztg.) wie folgt an : 5 ccm Leber-
tran werden in 6 ccm Aether gelöst
891
and die LOsang mit 26 com Alkohol
(95proc.) geschüttelt. Nach dem Ab-
setzen der Hischnng gießt man die
aber dem Niederschlag stehende Flüssig-
keit in ein Porzellansch&Ichen and tropft
raachende Salpetersäare za. Hierbei
entsteht eine schön himmelblaae Färb-
ang, die allerdings bald verschwindet.
Ein Bild von der fortgeschrittenen
fabrikmäßigen Gewinnung des
Lebertrans gibt der Bericht über
ein englisches Patent (dnrch Chem.-Ztg.
1906, 276). Danach wird das Oel ans
den Dorschlebern and dergl. in einem
Vakuom mit Dampfmantel extrahiert;
es l&nft dann dnrch ein Vakuumfilter
in den Tankwagen, der mit einem Innen-
rohr zwecks schnellerer Abkühlung des
Oeles aasgestattet ist. Der mit Oel
gefüllte Tankwagen wird in den Kühl-
raam gebracht and daselbst auf etwa
4:^ C abgekühlt, wobei sich die festen
Anteile aasscheiden. Von diesen wird
das flüssige Oel darch die Filterpresse
in einen Behälter gepumpt, von dort
geht es durch ein Regulierbassin in die
Füterkammem und dann schließlich in
die Filtersäcke, aus denen es blank-
filtriert in das Sammelgefäß tropft. Die
Rückstände werden nach dem Abpressen
zur Herstellung von Viehfutter usw.
verwendet.
Vor wenigen Monaten kamen hier
FloresCinae zum Angebot, die gut in
Farbe waren und auf den ersten Blick auch
nichts Verdächtiges bemerken ließen.
Erst bei näherem Betrachten der Probe
zeigte sich, daß dieselbe mit einer nicht
unbedeutenden Menge fremder Samen
vermengt war. Nicht weniger als 3
Sorten fremder Samen konnten nachge-
wiesen werden und zwar Samen der
Timothe (Phlenm pratense), der Wucher-
blume (Pyrethrum) und des Weißklees
(Trifolium repens). Die Samen der
erstgenannten Pflanze waren zumeist
enthalten, etwa zu 10 bis 12 pCt, wie
sich durch Sieben feststellen ließ. Der
Timothe-Samen bildet kleine weiße Nüß-
chen von eirunder, nach vom zugespitzter
Gestalt, welche spezifisch schwerer sind
als Zittwersamen, beim Ausschütten der
Probe daher auf den Boden zu liegen
kamen und sich somit dem Auge zu-
nächst entzogen. Es dürfte sich in
diesem Fall weniger um eine absicht-
liche Verfälschung von Flores Ginae,
als mehr um unsorgfältiges Einsammeln
derselben handeln, da genannte Pflanzen
im ürsprungslande der Artemisia mari-
tima ebenfalls heimisch sind.
Von Marseille wurde letzthin als Er-
satz für die im Handel zeitweise feh-
lende Paraguay - Jaborandi (von Pilo-
carpus pennatifolius Lemcdre) eine Probe
sogen. Jaborandiblätter einge-
schickt, welche sich bei der Untersuch-
ung als Falsifikat herausstellten. Ih-
betreff Gestalt, Farbe und der leder-
artigen Beschaffenheit ähnelten die
falschen Blätter auf dem ersten Blick
der echten Paraguay - Jaborandi. Bei
näherer Prüfung zeigte sich aber, daß
dem Substitut die charakteristischen
Merkmale der Jaborandiblätter gerade
fehlten, nämlich die stark hervortretend^
Eünkerbung an der Spitze des Blattes,
sowie die zahlreichen rötbraunen
Sekretbehälter, welche beim Halten der
Jaborandiblätter gegen das Licht die-
selben förmlich durchlöchert erscheinen
lassen. Eine Prüfung auf Alkaloidgehalt
verlief ebenfalls negativ. Völlig ab-
weichend war schließlich auch das beim
Zerreiben des Blattes in der Handfiäche
auftretende Aroma; dasselbe erinnerte
lebhaft an Nelken und Zimt zugleich,
wie etwa Oleum Cinnamomi foliorum.
Wie ich zufällig erfahren habe, sind die
beschriebenen Blätter als Ersatz für
Jaborandi gelegentlich auch an anderer
Stelle von Marseille aus angeboten
worden und zwar unter der französ-
ischen Bezeichnung cFeuilles de Bois
dlnde». Bekanntlich versteht man in
Frankreich unter cBois dlnde» unser
Lignnm Campechianum von Haema-
toxylon Campechianum L., ein Baum,
welcher in Mittel-Amerika, aber auch
in West- Indien heimisch ist.
Seit einiger Zeit lagert hier eine
größere Partie falsche Coto-Rinde.
Eine gewisse äußere Aehnlichkeit mit
echter Coto- bezw. Paracoto-Rinde ist
der falschen nicht abzusprechen. Sie
bildet dicke rotbraune Platten ohne
892
Kork, besitzt aber weder einen bervor-
txetenden Oernch noch Geschmack. Die
Untersnchnng auf Gehalt an Cotoin ver-
lief ebenfalls negativ. Es handelt sich
hierbei jedenfalls nm eineGerb(Mangrove)-
rinde ohne irgend welchen medizinischen
Wert, wie eine solche z. B. auch in
Hager' ^ Pharm. Praxis 1900, I, 964 be-
schrieben wird.
Von Jalape ist zu erwähnen, daß
kürzlich hier eingetroffene 9 Sack eine
stark von Insekten zerfressene Ware
darstellten, so daß dieselbe wenig Ver-
lockendes fttr einen Ankauf bot. Die
Untersuchung ergab aber fast 12 pCt
Harzgehalt ; eine Ausbringung des Harzes
lohnte sich infolgedessen immerhin. Die
Insekten haben sich nur an der Stftrke
der Knollen gütlich getan, das Harz
aber unberührt gelassen, so daß natur-
gemäß mit dem Schwinden des Stärke-
gehaltes der des Harzes gestiegen ist.
Schließlich mOchte ich noch zwei
HarzkOrper kurz streifen. In Hamburg
ist zurzeit wieder ein kleines Quantum
von weißem Perubalsam am Markt.
Derselbe hat ja in letzter Zeit in wissen-
schaftlichen Kreisen hinsichtlich seiner
Bestandteile mehrfach Bearbeitung ge-
funden (vergl. Pharm Centralh. 43 [1902],
273 und 416; 44 [1903], 781). Der
Balsam zeichnet sich bekanntlich durch
seinen ausgesprochen styraxähnlichen
Geruch aus; die von mir bestimmte
Säurezahl des Balsams betrug 30,60,
die Verseif ungszahl 179,71. Besonderem
Interesse in Handelskreisen begegnet
dieser Balsam nicht, so daß der Inhaber
der etwa 30 kg betragenden Partie
nicht weiß, was er damit anfangen
bezw. welchen Preis er dafür fordern
soll.
Mit der Untersuchung verschie-
dener Handelsarten des Stock-
lacks auf Reinheit habe ich mich
kürzlich mehrfach beschäftigt. Es han-
delt sich hierbei in der Begel um den
Gehalt an Koniferenharz bezw. Kolophon.
Zur Ermittelung desselben zog ich die
Dnlöslichkeit der Stocklackharze in
Petroläther heran, in welchem nur etwa
bis 3 pCt von echtem Harz löslich sein
sollen. Aus hellem indischen sogen.
«Blut- oder Knopf lack» (vergl. Handels-
sorten der Drogen, Pharm. Centralh. 45
[1904], 970) erhielt ich 14,6 pa in
Petroläther lösliche Bestandteile, wäh-
rend dunkler Tonkin-BIutlack nur 1,6
pOt, dunkler geblockter Tonkin-ScheUack
ebenfalls 1,6 pCt und orangefarbiger
Blätter-Schellack 1,8 pCt an Petroläther
abgaben. Demzufolge war die zuerst
genannte Sorte mit mindestens 12 pCt
fremdem Harz verfälscht ; der vom lA^
ungsmittel befreite Harzauszug roch anch
besonders beim Erwärmen charakter-
istisch nach Fichtenharz. Es ist daher
bei diesen in der Technik vielgebrauchten
Produkten Vorsicht am Platze. — Die
Untersuchung führte ich in der Weise
aus, daß der Blut- bezw. Schellack in
gepulvertem Zustande, mit gewaschenem
Flußsand reichlich vermengt, im Soxhkt-
Apparat einige Stunden mit Petroläther
extrahiert wurde*).
Kampher ans Isobomeol Iftfit sich mit Hilfe
von Hypoohloriten leicht hdnteUen ohne dali
chlorisohe Nebenprodukte erhalten werden. Nach
eirem Patente der OeselUehaß für OumMie
Industrie xu Basel (Chem.-Ztg. 1906, Rep. 272)
werden 100 T. Isoborneol in 500 T. Wasser mit
einer Lösnng Yon 200 T. Chlorkalk in 500 T.
Wasser gut emnlgiert und 5 ötd. auf 70 bis
soft ö erwärmt. Das Beaktionsprodukt wird rait
Wasserdampf behandelt und der so erbaltene
Eampher durch Sublimation gereinigt. Statt der
Erwärmung kann auch ein Zusata von Brauostaa
oder Yon Nickel- oder Kobaltsalzen stattfioder,
oder' das Isobomeol wird in Bensol gelöst mit
1500 L Kochsalzlösung von 10 bis 12« BS digeiiert
und unter Zugabe von 3 T. Ealiumdichromat
bei gewöhnlicher Temperatur und ohne Dia-
phragma einem elektrischen Strome von 3 bis
4 Amp. ausgesetzt. Nach 60 bis 70 Stunden
ist die Oxydation beendet. — Ae.
üeber die Tergfituig der bei ehemisekeB
üntersnehuiigeii Terwendetea Beageatlai ist
in Preußen ein Erlaß ergangen, der sich folgu-
dermalen ausspricht: »Bei ohemischen Untsr-
suchungen ist dem Chemiker der Ankaofs-
preis für eine gute Qualität der von ihm be-
nutzten Reagentien zu v e r g ü t e n. Die Prfifoog
der letzteren auf Reinheit gehört mit zu dem
Begriff der chemischen •Untersuchung, for die
die Gebühr festgesetzt ist«.
*) Von den im Vorhergehenden beschriebeneD
Drogen bezw. deren Yerwechselangen ond Ver-
fälschungen sandte uns der Verfasser Proben
oiu. Sehriftleilung.
893
78. Versammlung
Deutscher Naturforseher und
Aerzte zu Stuttgart
vom 16. bis 22. September 19G6.
(Schlaß von Seite 875.)
Abteilung für Pharmazie und Pharma-
Icognosie.
Vorkommen md Bedeutimg der Rhodan-
▼erbindnngen im menschlichen und tier-
ischen Organismus sowie die Verwendung
derselben in der Therapie.
Von Prof. Dr. Edinger^ Freiburg i. Br.
Die Ausführungen Prof. Rupp^s fPharm.
Gentralh. 47 [1906], 870) kann Vortragen-
der nur mit Freuden begrüßen, da sie eine
genaue Bestimmung von kleinen Rhodan-
mengen ermöglichen. Schon bevor Behring
mit seinen Forschungsergebnissen vor die
Oeffentlichkdt trat, kam Ziegler zu dem
Schluß, daß der menschliche Organismus an
sich über Schutzkrüfte* verfügen müsse,
welche geeignet erscheinen, die Entstehung
einer Infektionskrankheit zu verhüten oder
eine bereits emgetretene Infektion zu lokal-
isieren und der Heilung entgegenzuführen.
1894 hat der Vortragende in diesem Sinne
auf das Rhodankalium oder richtiger gesagt,
auf die im Organismus vorkommenden Ver-
hindungen sein Augenmerk gerichtet, Unter-
suchungen, die zur Veröffentlichung unter
dem Titel «Ueber die Bedeutung der Rhodan-
verbindungen für den tierischen und mensch-
lichen Organismus» (Deutsch. Med. Wochschr.
1903, 29) führten. Gleichzeitig ließen die
Arbeiten von Krönig und Paul (Ztschr. f.
Hygiene u. Infektionskrankh. 1897 u. Ztschr.
f. physik. Ghem.) auch vom physikalisch-
chemischen Standpunkt diese Untersuchungen
geeignet erschemen. Das Resultat dieser
umfangrdchen Arbeiten, soweit es das Ver-
halten der Säuren gegen Bakterien betrifft,
läßt sich folgendermaßen zusammenfassen:
Die Säuren desinfizieren im allgemeinen im
Verhältnis ihres Dissoziationsgrades. Es geht
aus Versuchen mit Deutlichkeit hervor, daß
dieRhodanwasserstoffeäure einen noch höheren
Grad von Dissoziationsfähigkeit besitzt, als
die Salzsäure und es ist nach den neuesten
Untersuchungen kein Zweifel mehr, daß die
Rhodanprodaktion im Körper in erster Linie
der Arbeit der Speicheldrüsen nicht zu ver-
danken sei, sondern, daß im Gegenteil die
Menge Rhodan dort meist außerordentiidi
genug ist, man muß annehmen, daß das
Rhodan im Haushalt des gesamten Organis-
mus vorkommt und in demselben eine ge-
wisse physiologische Rolle spiele, welche
Meinung auch Nenki vertritt.
Entgegen einer einzigen Mitteilung Marti-
nottisy Prof. der Bakteriologie in Bologna,
besitzt Rhodanalkali nur einen geringen
oder gar keinen Grad von Fähigkeit Bak-
terien im Wachstum zu hemmen, dagegen
ist es, an organischen Stickstoff gebunden,
bakterizid, Chmolinbenzylchlorid besitzt kaum
antiseptische Eigenschaften, Ghinolinbenzyl-
chiorid dagegen ist ein ausgesprochenes
Antiseptikum. Die außerordentii<^e Wirk-
samkeit selbst forderte vor allem genaue
quantitative Bestimmungen des Rhodans,
wobei sich die Rupp'w^B Methode sehr
brauchbar erwies. Das Prmzip der Me-
thode besteht darin, daß mit Bikarbonat ver-
setzte Rhodanlösungen große Mengen von
Jodlösungen entfärben. Dabei entsprechen
20 ccm Yio'^^"°^l'«^o<11^8^^S ^y^ ^^ Vio'
Normal-RhodanlÖsung. Wenn man auf
molekulare Mengen umrechnet^ so entsprechen
8 Atome Jod = 1 Mol. Rhodanid. Die Funk-
tionen des Rhodans bestehen außer der
angegebenen desinfektorischen Wirkung darin,
daß es die Acidität des Harns herabsetzt.
Seme beruhigende Wirkung, die auch Pauli
beobachtete, verdankt es vielleicht seiner
Umsetzung im Organismus mit organischen
Säurechloriden zu Säureamiden. Bei letzterer
spielt bekanntiich die Gruppe GONH2 eine
große Rolle bezüglich der hypnotischen Wirk-
ung; wie beispielsweise im Hedonal und
Veronal. Im Anschluß an die widerstreitende
Meinung über Jodismus bei Eingabe von
Jodalkali sei die Beziehung zwischen
Jod und Rhodan erwähnenswert. Einig sei
man nur in einem Punkt, nämlich Vor-
bedingung für Jodismus sei freies Jod im
Organismus, was durch das Vorkommen von
Körpern wie Jodoth3nin begreiflich sei. Die
Untersuchungen Rupp's zeigen, daß wo
überhaupt Rhodan auf freies Jod treffe,
primär nichts anderes entstehen könne, als
Jodcyan, welches in Blausäure und Jod
zerfalle. Auch die Möglichkeit, daß das
Jodcyan sich mit Ammoniak oder Amino-
köipem vereinige, bestehe, wodurch die
894
Sehldlidikeit dieseB giftigen Eörpera anf-
gehoben wird.
Das neue «Aatani-Deiinfektions-
▼erfahren.
Von Dr. A, Eiehengrün^ Elberfeld.
Das Verfahren, über welches Vortragen-
der bereits vor kurzem auf der Haupt-
versammlung des Verems Deutscher Chemiker
Mitteilung vom chemischen Standtpunkte
aus gemacht hat, beruht auf der von ihm
aufgefundenen Eigenschaft der Alkali- und
Erdalkali-Peroxyde sowie der sogenannten
Persalze, bei Gegenwart von Wasser festen
Foimaldehyd zu entpolymerisieren, wobei
sie selbst katalytisch zerlegt werden, so daß
freier Sauerstoff und gasförmiger Form-
aldehyd auftreten. Verwendet man für die
Reaktion eine größere Menge Wasser, so
verläuft dieselbe langsam und man erhält
wässerige FormaldehydlOsungen, welche in-
folge der intermediären Bildung von Waaser-
stoffperoxyd große Desinfektionskraft be-
sitzen. Wendet man jedoch wenig Wasser
an, und zwar so viel als zu einer völligen
Anfeuchtung des Autanpulvers genügt,
so tritt die Reaktion schon nach wenigen
Augenblicken sehr kräftig ein, und es ent-
wickeln sich dichte Dämpfe von Formaldehydl-
gas und Wasser. Diese letztere Reaktion
wurd speziell zur Raumdesinfektion benutzt
und es bildet gerade die selbsttätige Entwick-
lung großer Wasserdampfmengen einen
wesentlichen Vorzug des Verfahrens, da nach
den für die moderne Desinfektion grund-
legenden Untersuchungen von Flügge eine
völlige Sättigung der Luft mit Wa8i»n*dampf
eine unerläßliche Bedingung zum Gelingen
einer Formaldehyd-Desinfektion ist
Während nach dem bisherigen Verfahren
die Verdampfung von Formalin und Wasser
mittels besonderer, zum teil feuergefährlicher
und nur von geschultem Personal zu be-
dienenderDesinf^tionsapparate vorgenommen
werden muß, wobei eine sorgfältige Ab-
dichtung aller Oeffnungen und nachträglidies
Emleiten von Ammoniakdämpfen nötig ist,
verläuft eine Autan- Desinfektion überaus
einfach und kann mit Leichtigkeit von Jeder-
mann und jederorts ausgeführt werden.
Man stellt zu diesem Zwecke lediglich ein
beliebiges Gefäß (Eimer) In den betreffen-
den Raum, gibt den Inhalt einer Autan-
packung hinein, füllt die leere Padnug
mit Wasser und gießt diese auf das Antan-
pulver, worauf nach wenigen Minuten eine
heftige Entwicklung von wasseiiialtigen
Formaldehyddämpfen eintritt, welche mit
groOer Kraft in die Höhe getrieben werden
und sich im ganzen Räume vertdlen. Hier-
\m konnte Vortragender durch analytiBche
Bestimmungen nachweisen, daß etwa V2
Stunde nach beendigter Autan-Entwioklung
noch die 6 fache Menge Formaldehyd in der
Zimmerluft vorhanden war, wie naeh dem
gewöhnlichen Desinfektionsverfahroo, ao daß
die Autanmethode diesem nidit nur in bezog
auf Einfachheit, sondern auch Intenatt&t der
Wirkung überlegen erseheint Die Ent-
wicklung von Ammoniakdämpfen nach be-
endeter Desinfektion ist ebenfaüa unnötig,
da dieselbendurdi Einrühren von Salmiakpolver
in den Reaktionsrückstand durch chemlsdie
Umsetzung selbsttätig erzeugt werden können.
Der Umstand, daß das Autanveifahren
ohne jeden Apparat ausgeführt werden kann,
macht dasselbe einerseitB wertvoll für die*
jenigen Orte wie kleinere Städte, Landhänaer,
Sommerfrischen, Landhotels, See- und Flnß-
adiiffe und vor allem in Dörfern, wo keine
Desinfektionsapparate vorhanden afaid und
doch eine Desinfektion oft dringend nötig
wäre, wie die fortschreitende EntwieUung
der Tuberkulose auf dem Lande aeigt
Andererseits ögnet sidi das Verfahren
besonders zur Desinfizierung kleiner Auf-
bewahrungsräume: Wand-, Kleider-, Bücher-
schränke, Behälter aller Art und deren Inhalt
und femer zur Desinfektion von Gefährten,
in welchen infektiös Erkrankte transpoiiisrt
worden smd, wie Eisenbahn-Abteile, Kranken-
wagen, Droschken usw.
Gerade diese kleineren, für die Ueber-
tragung ansteckender Krankheiten ao sehr
in betracht kommenden Räume nnd deren
Inhalt konnten mit den bisherigen Apparaten
nicht oder nur sehr schwierig nnd unm-
reiehend desinfiziert werden, während ne
nach dem Autanverfahren durch einfaehei
Hineinstellen eines kleinen Gefäßes mit an-
gefeuchtetem Autan leicht nnd sicher des-
infiziert werden können, so daß rieh jetzt
auch einzelne Gegenstände wie Briefe^ Zeit-
schriften, Spielsachen usw. in einer Ueinen
895
Kiste durah einige Gramm Autan leicht dee-
infizieren lassen.
Außer der Desinfizierung bezw. in
manchen Fällen mit derselben zugleich kommt
die Autan-Desodorierung in Frage,
welche teils in derselben Weise wie die
erstere, jedoch unter Anwendung bedeutend
geringerer Autanmengen ausgeführt wird,
was speziell bdm Auftreten starker Fftulnis-
oder Modergerüche m Kellern, Aufbewahr-
ungsräumen, Leichenzimmem und Fabrik-
lokalen in betracht kommen dürfte oder
aber durch einfaches Ausstreuen von Autan-
pulver oder Aufhängen von Autantafeln.
In diesem Falle tritt durch den Zutritt der
Luftfeuchtigkeit eine schwache, aber kon-
tinuierliche und durch Aufspritzen emiger
Wassertropfen beliebig verstärkbaro Formal-
dehydentwicklung ein, welche zur Deso-
dorierung von Räumen^ in welchen schlechte
Gerüche aufgetreten sind oder vermieden
werden sollen (wie Eissohränken , Speise-
kammern, Metzgerläden, Krankenzimmern,
ärztlichen Sprechzimmern usw.) sich vor-
trefflich eignet.
Andererseits dient diese letztere Methoda
auch zur kontinuierlichen Des-
infektion wie beispielsweise derjenigen
tuberkulösen Sputums auf den Fußböden
von Schulen, öffentlichen Gebäuden, Eisen-
bahn- und vor allem Straßenbahnwagen^
wo durdi Ausstreuen geringer Mengen Antan-
pulver auf den Boden an allen Stellen, an
denen Feuchtigkeit vorhanden ist oder hin-
gelangt, spontan Formaldehyd entwickelt
wird. Dies geschieht beispielsweise auch
durch die Atemfeuehtigkeit beim Einhängen
von Autantabletten in den SchaUtrichter der
Telephone, wie überhaupt das Autan als
automatischer, sich selbst regulierender Formal-
dehydentwick^er noch mancher Anwendnngs-
weise fähig sein dürfte, wie z. B. als In-
seoticid usw.
Das Hauptgebiet des Autans wird aber
zweifellos auf dem Gebiete der Wohnungs-
desinfektion liegen, die es infolge der großen
Emfachheit seiner Anwendungsweise bedeu-
tend erleichtert, gehört doch zu emer Des-
infektion nidits mehr wie eine Autanpack-
ung, ein Eimer und eine Kanne Wasser.
In den übrigen Abteilungen
wurden u. a. noch folgende uns interessier-
ende Vorträge gehalten.
üeber Natriumperozydhydrat
Von Eorpsstabsapotheker Dr. Baiuer, Stuttgart.
Im Jahre 1899 hat der Vortragende auf
einfache Weise aus Natriumperoxydrat und
Borsäura dasNatriumperborat: B03Na+4H20
unter Abspaltung von Natronhydrat her-
gestellt; diese interessante Verbindung war
kurz vorher von Tanatar ufid gldehzeitig
von Melicoff und Pissarjewsky aus Borax
und Wasserstoffperoxyd durah umständliehe
Reaktion erhalten worden. Das Natrium-
perborat hat bereits vielfadie technisdie
Verwendung gefunden.
Da nun die der Reaktion mit Borsäura
vorhergehende Hydratisierung des Natrium-
peroxyds nach dem bekannten Verfahren,
z. B. nach de Forcrandy durch Behandeln
von Natriumperoxyd mit Wasser von 0^,
wobei eme Temperatursteigerung eintritt
und infolgedessen mehr oder weniger Zer-
setzung des gewünschten Produktes, vieles
zu wünschen übrig ließ, so war es hierzu
notwendig, einen andern Weg zur Darstell-
ung von Natriumperoxydhydrat einzu-
schlagen.
Nach der Patentschrift vom 18. 1. 1900
Nr. 120 316 von George Jauhert ist das
alte Verfahren derart abgeändert worden,
daß, wenn man Na202 bei gewöhnlicher oder
nicht zu hoher Temperatur der Einwirkung
von Wasserdampf aussetzt, Natrinmperoxyd-
hydrate gebildet werden und zwar ohne
Verlust an Sauerstoff, oder auf alle Fälle
mit geringeren Verlusten, als wenn man das
Natriumperoxyd nach dem bisherigen Ver-
fahren mit Eiswasser behandelt. Die nach
diesem Verfahren dargestellten Hydrate ent-
halten nach Angabe Javberf^ 8 bis 9 Mol.
Wasser und können erhalten werden, ohne
das Natriumperoxyd zu zersetzen. Da der
ersterwähnte Versuch ein für die Technik
brauchbares Verfahren für die Darstellung
von Natriumperborat bezw. den aktiven
Sauerstoff ohne Verlust an Natrinmsalze der
Borsäura zu binden, kein befriedigendes Er-
gebnis lieferte, so war es für solche Zwecke
notwendig, das Natriumperoxydhydrat in
größerar Menge rein darzustellen. Bei dem
nach der alten Methode durch Zusatz von
896
Alkohol gewonnenen Natiinmperoxydhydrat
Würde nun die Beobachtung gemacht; daß
es sich unter Wftrmeabsorption löste^ daß
also der Fall der gewöhnlichen Kältemiach-
nng vorlag.
Es wurde nun schon 1900 gefunden, daß;
wenn man Natriumperoxyd anstatt mit Wasser
von 0^ mit Eis oder Schnee lasch mischt^
nach kflrzester Zeit andere Verhältnisse ein-
treteu; als wenn man nach de Forcrand
verfährt; wobei eine Temperatnrsteigerung
auf 40 <> emfritt. Trägt man nämlich 100
Teile Na202 ziemlich rasch in die ungefähr
6 fache Menge gestoßenes Eis oder Schnee
unter beständigem Umrühren ein^ so schmilzt
das Gemenge wie bei der BUdung einer
gewöhnlichen Kältemisohung von Chlor-
natrium und Eis und kühlt sich von selbst
auf eine Temperatur von 8 bis 9^ ab.
Dadurch; daß mehr Eis angewendet wurd;
als zur Lösung eines Moleküles Natrium-
peroxyd (ungefähr 3 Teile Eis) erforderlich
ist und das Natriumperoxydhydrat sich hier-
bei in Kristallen abscheidet; so sind die Be-
dingungen zu einer Kältemischung gegeben;
da zu gleicher Zeit kristallisierte Substanz;
Eis und gesättigte Lösung zugegen ist.
Eine Gasentwicklung findet hierbei nicht
statt und man kann auch größere Mengen
verarbeiten.
Das gewonnene Produkt entspricht der
chemischen Zusammensetzung Na202 + 8H2O
und löst sich verhältnismäßig leicht in Wasser
unter beträchtlicher Temperaturemiedrigung.
Das Hydrat ist relativ beständig und nicht
hygroskopisch; zersetzt sich aber durch den
Einfluß von Kohlensäure; weshalb beim
Trocknen kohlensäurehaltige Luft möglichst
abzuhalten ist
Mischt man die reinen trockenen Kristalle
mit EiS; so fällt die Temperatur auf 8 bis 9^;
dem kryohydratischen Punkte des Natrium-
peroxydhydrats.
Es ist nun ein leichteS; die Eigenschaft
des NatriumperoxydhydratS; eine Kältemisch-
ung zu bildeU; dazu zu benfitzeu; während
der Bildungsreaktion von neuen Mengen
Natriumperoxydhydrat schädlich wirkende
Temperaturerhöhungen zu vermeiden. Da
Natriumperoxydhydrat sich in der Kälte in
sehr viel geringerem Grade löst als in der
WärmC; so kristallisiert eine größere Menge
Hydrat direkt aus und kann Idcht gewonneo
werden.
Der Hauptvorteil in technischer Hbaoht
liegt nun dariu; daß; wenn einmal die KIHe-
misdiung erzeugt ist, mit viel weniger ^
ungefähr mit der 3 bis 4 fachen Menge,
neue Mengen Natriumperoxyd hydratiäart
werden können, ohne daß man Gefahr Unft,
durch Temperaturerhöhung Schädigung ra
bemerken. Da die Löslichkeit von Natriom-
peroxydhydrat in der Kälte geringer ist und
auf diese Weise das Gemenge immer kos-
zentrierter wird; so können viel größere
Mengen Natriumperoxydhydrat in viel kfl^
zerer Zeit als mit Eiswasser gewonnen
werden.
Nachdem Tanatar im Jahre 1898 i«
Soda und Waaserstoffperoxyd flberi^ohleB-
saures Natrium Na2G04 hergestellt hat, 10
soll hier noch kurz angefügt werden; dtfi
es dem Vortragenden; wie in seiner Patent-
sdmft erwähnt; gelungen ist; dieselbe Ver-
bindung durch Einwirkung von fester Kohlen-
säure auf trockenes Natrinmperoxydhydnt
zu erhalten. Die Reaktionafähigkeit des
trockenen Natriumperox^dhydratB ist hierbei
eme sehr große.
Beue Kapitel der Befraktometrie.
Von Eorpsstabsapotheker ütx, Würzbnrg.
In neuerer Zeit ist man immer mehr be-
strebt; die physikalischen Untersncbusgs-
methoden auch in der Qiemie zu verwenden;
zum Polarisationsapparat und Spektraiapptnt
gesellt sich jetzt das Refraktometer. Diese
wurden in der Mitte des vorigen Jahihon-
derts zunächst zur Bestimmung der Refrak-
tion von festen Körpern (Kristallen) ver-
wendet und fanden erst m den 70 er Jahreo
auch Anwendung, zur üntersudiung von
Flüssigkeiten; als Abbe *mit seinen bilm-
brechenden Neukonstruktionen^ an die Oeffent
lichkeit trat; die Herstellung dieser Instro-
mente hat die weltbdcannte Firma Zeil* in
Jena ausgeführt
Eine große Rolle bei allen refrakto-
metrischen Bestimmungen spielt die Tem-
peratur; weshalb es unbedingt notwendig
ist; allen diesbezüglichen Angaben aneh die
Angabe der Temperatur beizufügen; bd
welcher die Bestimmung erfolgte.
Vortragender erinnert an die Anwendong
des amtlich vorgeschriebenen Bntterretnkto-
897
meters, an das Äbbe^stke und an das Ein-
tanohrefraktometeT; welch letzteres sich ata
nnentbehrlich bei der Untersuchung von
Bier, Wein, Milch usw. erwiesen hat. Wagner
hat femer Tabellen aufgestellt zur Oehalts-
bestimmung von Alkohol^ Säuren und Salzen
in Losungen^ zur Zuckerbestimmung usw.
Vortragender bespricht die Anwendung
des Refraktometers bei der PrQfung von
Wasserstoff peroxyd: je 1 Gewichtsproceut
Wasserstoffperoxyd entspricht dner Steiger-
ung der Refraktion um 1,8 Skalenteile des
Eintauehrefraktometers.
Für verdünnte Formaldehydlösungen (bis
zu einem Gehalte von 27 pCt) hat Wagner
berdts dne Tabelle aufgestellt; konzen-
triertere Lösungen lassen sich mittete Ein-
tauehrefraktometers nicht untersuchen^ d. h.
nur nach entsprechender Verdünnung. Ein
Zusatz von Wasser, ebenso ein solcher von
Methylalkohol zum fertigen Produkte, er-
niedrigt die Refraktion.
Die von Raikow angegebene Herstellung
von absolutem Formaldehyd in flüssiger
Form durch Behandeln mit wasserfreiem
Chlorealdum, Pottasche usw. ist dem Vor-
tragenden nicht gdungen.
Auch Karbolsäure läßt sich nicht mittete
des Eintauehrefraktometers untersuchen, wohl
aber wässerige Lösungen dersdben. Je 1 pCt
Karbolsäure erhöht die Refraktometeranzeige
des destillierten Wassers (15,0 bd 17,50 &)
um genau 5,0 Skalenteile des Eintaueh-
refraktometers. Utx hofft das gegenüber
der Titration viel einfachere Verfahren auch
zur quantitativen Bestimmung der Karbol-
säure in Flüsdgkdten, wie Harn usw. nach
Ansäuern, Abdestillieren und Bestimmung
der Refraktion des Destillates verwenden zu
können.
Lösungen von Kampher in hochproeentigem
Alkohol lassen dch ebenfalte nicht mittete
des Eintauehrefraktometers direkt unter-
suchen, wohl aber nach entsprechender Ver-
dünnung oder bd Verwendung von ver-
dünntem Alkohol. Lösungen von Kampher
in Oden gestatten dne Bestimmung des
Kamphers durch Ermittelung der Refraktion
nicht, da der Brechungdndex des Kamphers
demjenigen der meisten Ode gldch tet.
Die genauen Tabellen und weitere Angaben
werden demnächst veröffentlicht werden.
Utx hat auch die Hoffnung ausgesprochen,
daß dch das Refraktometer zur Bestimmung
der Alkaloide in Lösungen verwenden lassen
wird; Untersuchungen hierüber, sowie über
weitere medizinisdi und technisdi wichtige
Stoffe smd im Gange.
Zum Schlüsse demonstriert der Vortragende
noch das Eintauchrefraktometer, sowie die
neue, von Löwe angegebene Temperiervor-
richtung.
An den Vortrag schloß sich dne lebhafte
Dtekusdon an, in wdcher der Vortragende
noch Mittdlungen über die Verwendung des
Eintauehrefraktometers bd der ambulanten
Milchkontrolle und bd der Kdlerkontrolle
des Weines machte.
üeber Arzneitabletten.
Von Stabsapotheker und Privatdozent
Dr. K Seel, Stuttgart.
Nach einem kurzen geschichtlichen Ueber-
blick über die Einführung der Arzndtabletten
in der Medizin schildert der Vortragende die
großen Vorzüge der Tablettenform für die
Arzndversorgung der Truppen in Friedens-
und Kriegszeiten ; ate Beweise führt er neben
dgenen Erfahrungen die diesbezüglichen
Mitteilungen von Militärärzten und Militär-
apothekern an, besonders derjenigen Herren,
weiche in den Fddzügen in Ostaden und
Südwestafrika die Verwendung der Tabletten
kennen gdernt haben. Auch die Nachteile
der Tabletten werden nicht verschwiegen,
zugldch aber Fingerzeige gegeben, wie
solche zu vermdden sind. Schließlich ver-
wetet Seel auf die großen Vorteile, welche
Kresoltabletten an Stelle der flüssigen
und ätzenden Karbolsäure für die Sanitätch
behältnisse und die Truppen sdbst mit sich
bringen würden und führt das Ergebnte
seiner Untersuchungen über derartige Ersatz-
mittd der Karbolsäure an. Er schlägt vor,
daß mit den Metakalin- und Segerin-
T a b 1 e 1 1 e n , die er chemisch, bakteriologtech
und teilweise auch klinisch geprüft hat,
noch wdtere Versuche gerade im Hinblick
auf ihre Brauchbarkeit für die Sanitäts-
formationen gemacht werden sollen, um für
die etwaige Einführung von Tabletten an-
stelle der Karbolsäure der Militärverwaltung
genügend Material zur Verfügung stdlen zu
können.
898
Ueber die Einwirkang
schwefligsanrer Salze auf organische
Verbiadungen.
Von Prof. Dr. H, Bucherer, Dresden.
Die Darlegungen dee Vortragenden be-
sohftftigen sich vorwiegend mit den Schweflig-
säure-EBtem der allgemeinen Formel:
R . 0 . S02Me,
in der R ein organiflebes Radikal und Me
ein Metali oder NH4 und dergL bedeutet
Von beeoudorer Wichtigkeit fdnd die
BchwefligRäure- Ester der aromatischen
Reihe, die aus aromatisohen Alkoholen (Phen-
olen, Naphtholen) und Aminen bereiti
durch die Einwirkung wässeriger Bimlfit-
lOsungen erhalten werden können. Das
Bchema:
R . OH + Bisulfit Schwefligsäure-Ester + Ammoniak R . NH2
' ► ^R . 0 . SOgMe) •; ►
+ Alkali
+ Bisulfit
V6&i die weiteren Eigenschaften dieser Ester | siedenden Wassers aus dem großen Topfe
erkennen: emerseits ihre Ueberfflhrbarkeit
in Amine (R.NH2) unter der Einwirkung
von Ammoniak und anderseits ihre (leichte)
Verseifbarkdt durch Alkalien. Es handelt
sidi also um eme umkehrbare Re-
aktion ^ die eme wdtgehende technische
Anwendung, insbesondere in der Naphthalin-
reihe, gefunden hat. Der Vortragende er-
örtert die Einschränkungen, die die<
Sulfitreaktionen in gewissen FftUen erleiden,
denen auf der anderen Seite aber sehr
wichtige Erweiterungen des obigen Re-
aktionsschemas gegenfiberstehen. Er streift'
femer das unterschiedliche Verhalten der
a-Naphthole und a-Naphthylamine hn Gegen-
satz zu den /S -Verbindungen und die über-
raschenden Eigenschaften der ^-oxy-NaphthoS-
säure (Schmp. 216 <^) und ihrer Derivate.
Der Vortragende schließt, indem er auf den
Nutzen hinweist, den er sich 1. aus der
Anwendung der Sulfitreaktionen, 2. fflr die
Erforschung der Eiweißkörper und der
stickstoffhaltigen Verbindungen der Melasse
verspricht. Vielleicht auch lägen den ver-
wickelten Synthesen des Pflanzenreichs ana-
loge, aber an Kohlensäure gebundene Re-
aktionen zu gründe, wie sie hier fflr die
nad) Art eines Katalysators wu'kende schwef-
lige Säure geschildert wurden.
die Luft über der Milch austreibt und zom
^dinellen Erhitzen der Milch beiträgt Wenn
das Wasser zu kochen beginnt, muß noeh
3 bis 5 Minuten weiter eriiitzt werden.
Schnell abgekflhlt hat die so erhitzte Mikh
keine Kochhaut und schmeckt besser als
gekochte. Wohlschmeckende und sehr balt-
bare Kochmilch eraelt man durch Einwirken
von Kohlensänre während des Erhitzens
<ind beim schnellen Abkflhien, tin für An-
stalten geeignetes Verfahren zum Vorbereiten
der Milchnahrung. Vg,
Apparat zum Erhitzen der Milch im
Haushalt.
Von Dr. E, Laves, Hanooyer.
Redner fährt zwei in einander passende
Kochtöpfe vor. Der kleinere schwimmt —
' üeber giftige Konsenren.
Von Professor Dr. Sehottelius^ Freibarg i. B.
Vor Eingehen auf das wichtige und dnreh
verschiedene traurige Vorkommnisee in letzter
Zeit akut gewordene Thema gab der Vor-
tragende zunächst einen kurzen üeberUiek
über die Bakteriologie der Fleiscfavergiftnngea
und der Vergiftungen durch bakteriell ut-
setzte Nahrungsmittel und ging dann m der
Hauptsache auf die Ursachen fflr das Hin-
eingelangen von Bakterien in gesehkwene
Konservenbüchsen über, zugleich auch Mittel
und Wege zeigend, durch weldie Scfaidig-
ungen der Gesundheit mfolge OennneB
giftiger Konserven umgangen werden können.
Schottelius bemerkte, daß von der Be-
trachtung solche Konserven auszusehliefieo
sind, bei denen die Haltbariceit durch WasMT
entziehung (Trocknen) oder durch reiehliflheB
Zusatz wasserbmdender Mittel (Zucker, Sali)
oder endlich durch wasserarme Fette (Oele)
bewirkt wird, weil bei diesen dn Bakteries-
wadibtum un4 4ß^ ^^ giftige Zersetsong
mit Milch etwa ^/g gefüllt — im Wasser
des großen Topfes, der kleinere ist mit durch Bakterien ausgeschlossen ist Ak
dnem gewölbten, in der Mitte durchlochten dem Verderben zugänglich und daher ver
Deckel versehen, so daß der Dampf des , dächtig erweisen sich folglich — ^^ ""^
nur die mit
899
hohem Wassergehalt konservierten animal-
ischen nnd pflanzlichen Konserven, speziell
also die BQchsen-Eonserven.
An der Hand verschiedener amerikanischer
(Chicago), französischer nnd deutscher Eon-
serven bemerkte Schottelius, daß die deutsche
Fabrikationsmethode infolge ihrer rationellen
Anordnung des Verschlusses der Büchsen
und der reinlichen Behandlung der Roh-
materialien die größte Sicherheit vor dem
Hineingelangen von Bakterien und vor der
giftigen Zersetzung des Inhaltes bietet.
Trotzdem ist aber die — wenn auch sel-
tene — Möglichkeit dner bakteriellen Zer-
setzung auch bei sorgfältigster Herstellung
nicht ausgeschlossen. Durch feinste, bei der
Revision kaum bemerkbare Fehlstellen in
der Lotung, durch äußere mechanische
Gewalt (Druck, Stoß) und durch Rosten in-
folge der Einwurkung von Säuren von außen
her wie durch den sauren Inhalt der Bflchsen
von innen her kann der hermetische Ver-
schluß beschädigt werden und Bakterien
auf diese Weise Eingang in das Innere ver-
schafft werden. Je nach der Art der mit
der Luft eindringenden Bakterien kommt es
dann zu einfacher stinkender Fäulnis der
Eonserven oder zu den gefährlicheren, durch
direkte Sinneswahmehmung nicht erkenn-
baren giftigen Zersetzungen.
Als Mittel und Wege zur gesundheitliehen
Beurteilung der Eonserven werden folgende
beherzigenswerte Grundsätze aufgestellt:
1. Die giftige Zersetzung der Büchsen-
konserven wird durch Bakterien hervor-
gerufen. 2. Die durch Sinneswahrnehmung
als verdorben erkennbaren Eonserven sind
unbedingt von der Benutzung auszuschließen
und nicht etwa durch Aufkochen oder durch
Zusatz starker Gewürze genießbar zu machen.
3. Frische Nahrungsmittel sind besser als
konservierte, und der Gebrauch der Eon-
serven ist daher auf das notwendigste Maß
einzuschränken. 4. Die Benützung deut-
scher Eonserven bietet auf grund der rein-
lichen und technisch rationellen Herstellung
derselben am meisten Gewähr gegenüber
gesundheitliehen Schädigungen. 5. Eine
Eontrolle über das Alter der Eon-
serven durch Anbringung einer äußerlich
nicht sichtbaren Marke ist im Interesse des
Publikum wünschenswert Wgl.
'.
Uranmineralien in Dentsoh-Ostafrika.
Von Professor Dr. Marökwald,
Redner macht die Mitteilung, daß in den
Glimmerlagerstätten am Westabhange des
Lukwenauleben im ürugurugebirge sich
kristallisierte Pechblende von außerordent-
licher Reinheit vorfindet Der Gehalt an
Uranoxyduloxyd beträgt etwa 88 pCt
Demgemäß übertrifft die Radioaktivität des
Erzes die der Joachimsthaler Pechblende um
etwa 20 pOt. Wgl.
Neue ArzneimitteL
Ancooit ist Antipyrinum Coffeine -oitricum
von G. <& R. FritXf Wien I, Bräuner-
straße 5.
Ansal ist Antipyrinum salieylic von O,
(fb R. Fntx, Wien.
Bigall ist Bismutum subgallieum von O.
dt R, Friiz, Wien.
Cacaol ist ein neues Nährpräparat, das
die Firma Wilh, Pramann, Gacaolfabrik
in Radebeul- Dresden 12 herstellt Die
Fabrik betont , daß sie speziell den vielfach
aus Abfallprodukten hergestellten Bafer-
kakaomischungen wirksam entgegen-
treten will Der Verkaufspreis bei Ent-
nahme von 2,5 kg beträgt 1 Mark für
0,5 kg.
En6sol ist salicyl-arsensaures Quecksilber,
du neues lösliches Arsen-Quecksilbersalz zum
Einspritzen, in Ampullen zu je 2 ccm, titriert
zu 0,03]gauf 1 ccm erhältlich. Schachteln zu 10
Ampullen kosten in Frankreich 3,20 Mk.
Hersteller: Laboratorium Clin dk Co^ Paris^
Rue des Fo8s6s-St Jacques.
Laryline ist ein Eeuchhustenpfhister der
Firma P. Betersdorf dk Co,, Hamburg.
Manunaline ist ein der Firma P. Beiers-
dorf <fb Co.y Hamburg, geschütztes Brust-
Pflaster.
Vivea ist eine Basisseife nach Dr. Unna,
Hersteller ist die Firma G. Beiersdorfdk Co.,
Hamburg.
Phytinum liquidum ist das letzte Stadium
in der Phytinbereitung vor der Umwand-
lung in Pulverform. Das flüssige Präparat
kommt in sterilen OriginalgläsMi'ite Eassen-
packung zu 1,20 Mk. die Flasohe von
der Gesellschaft für Chemische Industrie in
Basel (Schweiz) in den HandeL B. Th.
900
II a h p u n 0 s m i 1 1 e I - C h e m i 01
Zur Kenntnis des Zitronensaftes.
Nach den Famsteiner'säiea Untersuch-
nngsmethoden hat Lührig eine Anzahl selbst
dargestellter Zitronensäfte ontersnoht. Bei
der Herstellung wurden die Zitronen in üb-
lioher Weise mit der Handpresse ausgepreßt,
auf einer Porzellanfilterplatte abfiltriert, in
lose verkorkten Flaschen bei 20^ G einige
Tage der Gärung flberlassen und mit soviel
98proc Alkohol versetzt, daß eine lOvolum-
proc. alkoholische Flüssigkeit entstand. Bei
der direkten Ermittelung des Extraktgehaltes
wurde die nicht mehr als 1,5 g betragende
Extraktmenge 2V2 Stunde im Weintroeken-
schrank getrocknet Die tiefschwarze Färb-
ung des Extraktes zeigte, daß eine tief-
greifende Zersetzung hierbei stattfindet. Der
stets nach Famsteiner ausgeführten indirek-
ten Extraktbestimmung wurde das spezifische
Gewicht der entgeisteten und zum ursprüng-
lichen Volumen aufgefüllten Flüssigkeit zu
gründe gelegt Die Extraktwerte wurden
der Tabelle des erstgenannten Autors ent-
nommen.
Lührig fand bei letzterer Methode um
0,09 g zu niedrige Werte {Famsteiner
selbst gleichfalls um 0,08 g). Es tritt da-
her Lührig für die direkte Ermittelung des
spezifischen Gewichtes im entgeisteten Saft
ein. Die Bestimmung der freien Zitronen-
säure wurde durch Titration mit ^/^-Normtil'
Lauge mit Phenolphthalein vorgenommen.
Der Zucker wurde als Invertzucker bestimmt;
im übrigen wandte der Verfasser die üb-
lichen Verfahren an.
Im Durchschnitt von 10 selbst berge-
stellten Säften ermittelte Lührig folgende
Werte, bezogen auf unverdünnte Säfte:
Extrakt direkt 10,181 g, nach Famsteiner:
Additionsmethode 10,242 g, aus a) 10,506 g,
aus b) 10,430 g. Zitronensäure (wasser-
frei): 7,586 g, Mineralstoffe: 0,3643 g,
deren Alkalität (= com Normal-Säure): 4,99,
Stickstoff: 0,059 g, Invertzucker: 1,572 g,
Glycerin: 0,220 g, Phosphorsäure: 0,0232 g,
Extraktrest nach Famsteiner: a) 1,08 g,
b) 0,55 g. Diese Werte weichen ziemlich
erheblich von den bislang in der Literatur
mitgeteUten ab, so besonders bei den Extrakt-
resten. Verfasser hält daher auch hier die
Aufstellung von Grenzwerten als verfrüht
und ermuntert zur Schaffung weiterer uui-
lytischer Unterlagen, um die natflrfiehen
Schwankrmgen, denen die FniehtBifte je
nach der Witterung von der Ernte, dem
Klima des Ursprungslandes der Früchte usw.
ausgesetzt sind, näher kennen zu lernen.
Ztsehr. f. Unters, d. Nähr,- u. Oenußm.
1906, XI, 441. -hW.
Zur Beschaffenlieit des ErdnuB-
kuchenmeliles.
Die Preßrückstände der Erdnüsse, ein
beliebtes Eraf tf uttermittel, zeigen häufig eine
Neigung zum Schimmehi, weshalb nicbt
selten Beanstandungen erfolgen. Schmidt
weist in der Ztsehr. f. öffentl. Ghem. 1906,
242, darauf hin, daß die in der netzförmig
vertieften Fruchthaut zahlreidi enthaltenen
Schimmelpilzsporen wie auch die in den
grubigen Vertiefungen fest anhaftenden
Sand- und Erdeteilchen ganz nnvermeidlieh
in die als Futtermittel dienenden AbHUIe
übergehen müssen.
Nach dem Verf. sind nicht die fast stets
vorhandenen Schimmelpilzsporen , sondern
lediglich die Verunreinigung oder Verfälsch-
ung mit Ricinuspreßkuchen die Ursache, dsfi
das Vieh öfter das Erdnußkudienmehl nicht
frißt. Sehr viele Varietäten von Bioinos
communis sind stark giftig, so daß dnreh
den Genuß der Samenabfälle sogar der Tod
der Versuchstiere herbeigeführt werden kann.
Andererseits haben sich aber audi in den
weitaus meisten Fällen geringe Beimen-
gungen von RicinusabfäUen als unsdiidlieb
erwiesen. Femer machen sieh nach dem
Genüsse der verschiedensten Samenprefirück*
stände der Oeifrüchte bisweilen unter dem
Einflüsse der Witterungsveriiältnisse Ver-
giftungserscheinungen bemerkbar, die noch
völlig unaufgeklärt sind.
Erdnufihülsen, welche unter dem
Namen «Erdnußkleie» in fein gemahlenem
Zustande gehandelt werden, enthalten Anteüa
der rötlidibraunen Samenhaut und sie werden
mit einem Fett + Proteingehalt von 10 bis
20 pCt gehandelt. Der Verf. madit noch
besonders auf die Notwendigkeit riditiger
Probenentnahme bei der leidit sieh entmiMb'
enden Erdnußkleie — wie bei den Biertreben
und Schlempe — aufmerksam. --d^.
901
Therapeutische Mitteilungen!
Ueber die Verwendung der
Pyooyanase bei der Behandlung
der epidemisohen S&uglings-
grippe und der Meningitis
cerebrospinalis.
Die moderne HeilBerumtherapie hat die
Infektionsbekftmpfang in nene Bahnen ge-
lenkt Man trachtet gegenwftrtig niebt so
sehr damaofay die Erankheitskeime zu ver-
nichten, als vielmehr das Individuum durch
Verstärkung seiner natürlichen Schutzmittel
vor der Infektion bezw. deren Folgen zu
Bchfltzen. Man hat damit den Weg der
direkten Bekämpfung und Vernichtung der
Krankheitserreger verlassen. Erinnert sei
hier an die Durehfflhrung der antiseptisohen
Wundbehandlung, an die gelungene Prophy-
laxis der Cholera, an die Abnahme des
Typhus, der Tuberkulose usw.
Die Wiederaufnahme der Bestrebungen
der inneren Desinfektion wurde erst mög-
lich^ als Stoffe bekannt wurden, welche eine
hohe bakterientötende Fähigkeit besaßen ohne
die den bisherigen antiseptischen Mitteln an-
haftenden Schädigungen der Gewebe. Es
sind dies die auf dem Wege der Autolyse
aus Bakterien gewonnenen bakterientötenden
Substanzen, auf deren Vorkommen und Be-
deutung zuerst Emmerich und Low die
Aufmerksamkeit gelenkt haben. Sie be-
zeichnen dieselben als proteolytische Enzyme,
Nukleasen, denen die Fähigkeit zukommt^
das Protoplasma derjenigen Bakterienart auf-
zulösen, durch wel<die sie erzeugt wurden.
Eb gibt aber auch Nukleasen, weiche, wie
das proteolytische Enzym des Bacillus
pyocyaneus, das iSrotoplasma verschie-
dener Bakterien aufzulösen vermögen. Em-
merich hat die bakterientötende Wirkung
der Pyocyanase auf eine große Zahl
von pathogenen Bakterien und zugleich die
relative Ungiftigkeit dieser Substanz in zahl-
reichen Versuchen festgestellt
Bezflglich der Herstellung der Pyo-
cyanase sei auf die ausf flhrlidien Arbeiten
der oben genannten Autoren in Band 31
und 36 der Zeitschrift ffir Hygiene ver-
wiesen. In letzter Zeit hat das bekannte
Lingner'wike Laboratorium in Dresden die
Herstellung des Mittels im großen flber-
nommen.
Mit vielem Erfolg bedient man sidi bei
der Darreichung des Spray-Apparats von
Escherich (Wiener klin. Wochenschr. 1893,
Nr. 7 bis 10) mit einer zweckmäßigen,
seitens des Lingner'adiexi Laboratorium an-
gegebenen Abänderung.
Die Erprobung der Linffner'^ea Pyo-
cyanase bot sich bei Gelegenheit einer
Grippe-Epidemie auf der Säuglingsabteil-
ung des Einderspitals der Universitätsklinik in
Wien im Oktober 1905. Nach der ersten
Erkrankung traten wiederholt Rückfälle auf,
bis am 13. Januar 1906 bei sämtlichen
SäugUngen die Eintränfelung von je 5 Tropfen
Pyocyanase in jedes Nasenloch vorgenommen
wurde, worauf weitere Erkrankungen aus-
blieben und die Kokken in dem Nasenloch
nicht mehr nachweisbar waren.
Die bei der Grippe- Epidemie gemachten
Erfahrungen ermutigten auch zur Anwend-
ung des Mittels bei Meningitis cere-
brospinalis. Maßgebend hierfür war der
Umstand, daß der Meningococcus dem Mikro-
coceus catarrhalis biologisch sehr nahe steht,
daß die Infektion der Meningokokken ähn-
lich wie diejenigen der Grippe wahrschein-
lich in den ersten Respirationswegen erfolgt
und dort ähnliche Krankheitserscheinungen
verursacht Ueber die Meningitisinfektion
gaben die Untersuchungen von von lAngels-
heim in der schlesischen Epid^inie einen
nicht unbedeutenden Aufschluß.
Die besondere Wirksamkeit des Mittels
gegenüber dem Menmgoeoccus legt auch
den weiteren Gedanken nahe, bei der schon
ausgebrochenen Meningitis durdi Einspritzung
der Pyocyanase in den Rflckenmarkkanal
die eingedrungenen Keime zu töten und so
diese gefährliche Krankheit zu hdlen.
Die Durchführung der intradnralen Ein-
spritzung der Pyocyanase bietet keinerlei
technische Schwierigkeiten und wurde auch
in relativ großen Mengen von 3 bis 5 ccm
als Einzelgabe gut vertragen. Es konnte nach
der Einspritzung eine deutliche Verminder-
ung der Bakterien stets, oft auch ein völliges
Verschwinden derselben in der Punktions-
flüssigkeit nachgewiesen werden. Die Des-
902
infektionsversuohe, welche am Raehen und
Nasenrachenraum vorgenommen worden;
waren insofern erfolgreich; als nach einer
dnmaligen gründlichen Ausgießnng derselben
mit 5 bis 10 Tropfen anverdünnter Pyo-
cyanase die vorhandenen Meningokokken
in den nach 24 Stunden vorgenommenen
Impfungen nicht mehr nachweisbar waren.
Jedenfalls müssen noch weitere Behand-
langen mit Pyocyanase bei Meningitis vor-
genommen werden^ am ein definitives Urteil
über die Bekämpfung dieser gefährlichen
Krankheit mit diesem Heilmittel abgeben zu
können. W. Fr,
Wiener Klin, Woehenschr, XIX, Nr. 25.
Unglücklichen Zufällen
bei Quecksilber- Einspritzungen
sucht Härtung in Breslau durch Opium-
gaben zu begegnen. Kobert macht in
seinen «Intoxikationen» darauf aufmerksam,
daß Opiumesser die enorme Menge von 1,8 g
Sublimat im Tage ohne Schädigung ver-
tragen, zweifellos, weil sich im Darm eine
unlöslicheVerbindung aus Opium und Sublimat
bUdet. Seither behandelt Härtung jeden
Tag durch Quecksilber bedingten Darm-
katairh mit hohen Opiumgaben und erzielt
damit stets rasches Verschwinden der Darm-
erscheinungen; er gibt jetzt sogar dem
Ejranken gleich bei Beginn einer Queck-
silberkur Opiumtropfen mit der Weisung,
sofort beun Auftreten von Darmstörungen
davon zu nehmen. A, Rn,
DemuUol. Ztschr. 1906, Nr. 1.
Die Unverträglichkeit von Jod-
salzen
mitPeroxyden,Quecksilberverbindungen,Alkal-
oiden und tanninhaltigen Arzneimitteln ist
bekannt. Von Pouchefs Angaben soll hier
nur eine Erwähnung finden. Da die Jod-
salze nicht nur durch den Harn, den Schweiß
und den Speichel, sondern auch durch die
Trftnenfiüssigkeit wieder ausgeschieden wer-
den, ist eine besondere Vorsicht nötig, daß
nicht zur gleichen Zeit Jodsalz innerlich
und Ealomel als Augenstreupulver ange-
wendet wird. A.
Joum. Pharm. cTAnvers 1906, 368.
Ueber schmerzlose subkutane
Quecksilber- Einspritzungen.
Das von der Chemischen Fabrik von Hey-
den in Radebeul hergestellte Präparat, wehhes
1,0 pGt Hydrargjrum oxycyanatum und
1,5 pCt Akoin in wSsseriger Lösung enthält,
erzeugt bd subkutaner Einspritzung keine
oder mindestens keine nennenswerte Schmerz-
empfindung, und die Einspritzstelle bleibt
auch w&hrend der folgenden Tage vOllig
schmerz- und reizlos.
Was die An wendungs weise betrifft,
so hat Hirsch^ Halberstadt, in Pausen von
2 bis 4 Tagen bei Erwachsenen je 1 bis
1,5 ccm, bei Kindern entsprechend weniger,
abwechselnd zu beiden Seiten der Wirbel-
säule subkutan eingespritzt Die Haut wird
vorher sorgfältig gereinigt und desinfiziert,
nach der Einspritzung wird die Oeffnung
mit Xeroform oder XeroformkoUodium oder
ähnlichen Mitteln verklebt Die Spitze der
Kanüle muß scharf, diese selbst und die
Spritze — Hirsch benutzt ausschließlieh die
Lüer^Bcbe Spritze — mehrmals mit 5proc.
Karbolsänrelösimg und dann mit destiliiertem
Wasser ausgespritzt sein. Von KarboLBänre-
oder Sublimatlosung darf nichts in der Spritze
oder Kanüle bleiben, da sonst Akointrübung
eintritt Endlich ist, besonders bei fetten
Personen, darauf zu achten, daß man tief
genug in das lockere UnteriiautzeUgewebe
einspritzt, nicht in die straffen Schiebten
der Haut, wo jede Einspritzung einen beftigea
Druck auf die fest eingebetteten Nerren
ausüben muß; die Spritze muß sich leicht
entleeren lassen, sonst ist tiefer einznstecher»
Hat man nicht tief genug eingespritzt, so
entsteht in der Haut sofort ein blutleerer
Bezirk, welcher am folgenden Tage einen
Blutaustritt der Haut zeigt und etwas Schmerz
verursacht. Ein schmerzhaftes Infiltrat ist
immer die Folge mangelhafter Asepsis.
Daß lösliche Quecksilbersalze sehr schnell
wieder ausgeschieden werden, davon hat
sich Hirsch durch mehrfache Untenoeh-
ungen des Harns überzeugt; dieser enthielt
8 Tage nach der letzten Einspritzung keine
Spur mehr von Quecksilber. A i2»
Med. Klinik 1906, Nr. 9.
903
Photographisohe Mitteilungen.
Selbstallfertigung von Gelb- und
Rot-Scheiben.
Man bereite sich eine Lösung aus 10 g
Oelatine, 3 g Zucker, 150 ccm Wasser und
50 ccm Kaliumdicbromatlösung (1 : 10), über-
ziehe damit reme Glasplatten und tauche
dieselben nach völligem Trocknen in eine
10 proc. Lösung von Bleinitrat. Nachdem
die Umsetzung in chromsaures Blei beendet
ist, wässere man die Schicht gut aus und
mederhole, wenn die erhaltene gelbe Farbe
noch nicht genügend lichtsicher erscheint,
«dieselbe Prozedur.
Eine rote Färbung erzielt man auf
folgende Weise: Man löst 5 g Qnecksilber-
<dilorid in 65 ccm heißem Wasser, läQt die
Lösung auf ungefähr 20^ C abkühlen und
legt das mit Gelatinelösung 1 : 15 über-
zogene Glas etwa 10 Minuten hinem. Naeh
•dem Trocknen badet man die Platte in einer
JodkallumlöBung 13:150, wodurch sich das
^Quecksilberchlorid in scharlachrotes Queck-
ailberjodid verwandelt. Die Platte wird dann
^t gewaschen. Eine Veränderung der
Farb^schichten ist völlig ausgeschlossen,
wenn man dieselben durch einen festen
I^cküberzug schützt.
Gut lAcht 190Ö. Bm,
anspruchsloseste Tonungs-
methode
für Bromsilberbilder, die dabei immer sicher
haltbare Bilder gibt, ist nach allen bisherigen
Erfahrungen die Alaun-flxiematron-Tonung.
Manche lassen sich dadurch von ihrer Ver-
wendung abschrecken, daß die Vorschriften
meist die Verwendung warmer Lösungen
vorschreiben; dies ist jedoch nicht gerecht-
fertigt, denn man erhält in kalten Lösungen
ebenso gute Töne, nur geht die Tonung
bedeutend langsamer vor sich; wenn man
emen etwas überentwickelten Druck (auch
überkopierte von häßlicher grüner Farbe
taugen dazu) in die kalte Lösung eingelegt
hat und, nachdem er gleichmäßig durchwacht
ist, darin ruhig liegen läßt, so findet man
Um in 5 bis 10 Stunden schön sepiabraun
getont wieder. Fleckenbildung kommt nie vor.
Das Tonbad ist nahezu umsonst herzu-
stellen: In 200 ccm Wasser löst man 10 g
Fixiernatron und 2 g Alaun, worauf sich
die Lösung allmählich milchig trübt; genaue
Dosierung ist nicht nötig. Die Bilder gehen
im Tonbade etwas zurück, trocknen dann
aber wieder etwas kräftiger und mit kälterem
Tone auf. Bm,
Phot. Industrie, 1906, Nr. 33.
Entwickler für Aufnahmen
mit monotoner Beleuchtung, die
leicht flaue Negative ergibt
Der Entwickler setzt sich folgender-
maßen, zusammen :
Lösung I: Pyrogallol 6 g, Metol 5 g,
KaliummetabisulGt 14 g, Bromkalium 2 g,
destill. Wasser 1000 ccm.
Lösung II: Natriumkarbonat 200 g; destill.
Wasser 1000 ccm.
Dieser Entwickler wird je nach der Ex-
position und dem Objekt dadurch abge-
stimmt, daß man bei Ueberexposition von
der zwdten Lösung weniger und bei Unter-
exposition von der zwdten Lösung etwas
reichlicher verwendet. Bei normaler Be-
lichtung werden gleiche Teile gemischt. •
Apollo Nr. 270. Bm.
Bilder mit der Schicht auf Glas zu kleben.
Man löst heiß : 1 g Gelatine in 100 com Wasser
UDd 10 ccm Alkohol. Damit übergießt man gut
gereinigte Glasplatten nnd stellt sie auf den
Plattenbook zum Trocknen. Bild und Glasplatte
bringt man hieranf anter Wasser zusammen,
hebt beide heraus, quetscht zusammen und
trocknet
Photo-Sport 1906, Sept. . Bm.
Orünsehleler entfernt man durch Einlegen
der Platte in ein Bad, bestehend aus 1 gEisen-
ohlorid, 1 g Bromkalium und 25 bis 30 g Wasser.
Die Platte wird darin solange belassen, bis sie
weiß geworden und nach gehörigem Wässern
von neuem mit Eisenozalat entwickelt.
Ratg. f. Ämat. Phot. 1906. Bm.
Gelbe Eisenlleeken von Bromsilberdrucken
beseitigt man durch Eintauchen (1 bis 2 Standen)
in eine Mischung von 1 Vol. Essigsäure und 2
Vol. gesättigter Kialiurnoxalatlösung oder in eine
1,5 bis 2 proo. Oxalsäurelösung. Bm,
Raig. /. Amat. Phot. 1906.
904
Verschiedene MHteilungen.
Alzen,
eine neue Metalllegierunff.
Der Name «Alzen» ist einer neuen Le-
gierung gegeben worden^ die aus 2 Teilen
Aluminium und 1 Teil Zink gebildet wird.
Alzen soll an Stärke dem Gußasen eben-
bürtig^ diesem aber an Elastizität erheblich
überlegen sein, femer soll es eine feine
Politur annehmen und natürlich nicht rosten.
Seine Farbe ist weiß; es schmilzt bei nie-
driger Rotglut und nimmt dann einen hohen
Grad von Dünnflüsägkeit an, so daß es die
fernsten Hohlräume einer Form auszufüllen
vermag. Das Alzen ist aber immer etwas
brüchig und daher ungeeignet für Zwecke,
wo eine Fähigkeit wie etwa die des Messings
erforderlich ist. Das spezifische Gewicht
der neuen Legierung wird mit 3,3, seine
Zugfestigkeit mit annähernd 150 kg für
den qcm angegeben. Zu diesen englischen
Blättern entstammenden Mitteilungen gibt
die Ghem.-Ztg. 1906, 971 folgenden Kom-
mentar: cAn vorstehenden Angaben ist das
Neue f alsdi, das Richtige nicht neu. Alumin-
iumzinklegierungen sind als Gußmetalle ver- 1
wendbar und bekannt, aber schwerer und
nicht annähernd so iXhe wie behauptet»
Wgl.
Eine Verfälschung
von sohwarzem Pfeffer in
Eömem
bestand nach Ferruccio Truffi (BoUett
ehim. farm. 1906, 521) in einer betrioht-
lichen Erhöhung des Gtowiebtee des Pfetfen,
mdem echte Pfefferkümer mit einer HfiUe
umgeben waren, die das Aussehen der Körner
nicht verändert hatte. Diese Hülle bestand
nach den Untersuchungen des VerfaBserB
aus Roggenstärke, in der außerdem Holir
Stoff, Schwefelsäure, Kieselsäure, Ejük, Mag-
nesium, Aluminium, Calcium und Mangan
nachweisbar waren. Demnach lag ein minder-
wertiger (wahrscheinlich leichter Singapore-)
Pfeffer vor, der mit einer HflUe aus Mehl,
Kreide und Umbrabraun so umgeben war,
daß das Gewicht um 32 pGt erhöht wurde«
Dieser Pfeffer wird in Süditalien, besonden
in Bari, zubereitet —ix—
Briefweohsel.
Apoth. S. in Dr. und mehrere andere Kol-
legen* Auf mehrere an uns gerichtete Anfragen
über den in Pharm. Gentralh. 47 [1906], 688,
erschienenen Aufsatz «Zur Kenntnis der inneren
Trippermittel > teilt uns auf ßückfrage der Autor,
ApotiiekerDr. L. Singhof^ mit, daß Sonderabdrücke
dieser Arbeit von ihm aus an eine Beihe seiner
näheren Kollegen versandt worden seien; wir
selbst stehen der Aassendung dieser Abdrücke
fern. Herrn Dr. 8in;hof*8 Adresse ist: Heidel-
berg, Brückenstraße.
M« S. in Moskau* 1. Pharmakognost-
isch - geographische Karte von H,
Sehelenx^ Yenag von O. FreyUtg und Bemdt
in Wien. — 2. Mikroskopische Prä-
parate für den botanischen und pharma-
kognostischen Unterricht liefert Apotheker 0,
Säphiom , Dresden - N., Bautzner Straße. —
3. Größere Werke für Chemie und
Pharmazie sind bei Julius Springer^ Yer-
lagshandlung in Berlin, Monbijouplatz 3 zu
haben. Lauen Sie sich Verzeichnis senden.
Dr. P* B» in L« Wir haben von jehw den
Standpunkt vertreten, daß ein gezuckerter
Wein (entspiechend § 2, Nr. 4 des Weis-
gesetzes) nicht mit besonderem Beinamen balegt
werden darf. Denn § 4 des Weingesetzes rer-
bietet ein täuschendes Gebahren in der ein-
deutigsten Weise, und auch daa Reichagericbt
hat in gleichem Sinne entschieden. Wenn das
Düsseldorfer Landgericht einen Weinhindler lo
30 Mark Oeldstrafe verurteilte, weil er annen
gezuckerten Wein als «garantiert run» aopries,
so hat es nur korrekt gehandelt Es ist sehr
wohl anzunehmen, dafi das kaufende PabÜkma
unter «garantiert rein» einen «Natnrwein» ler-
steht, fuso einen Wein ohne jedweden Znaatk
P, &
Anfrage.
1. Wie wird Sepiablitzpapier für
Lichtdruck hergestellt?
2. um die Yorschiift zur Konservier-
ungsflüssigkeit von Pfeifferimg wird
gebeten.
3. Kennt vielleicht einer unserer Leser ein
Yerfahren zur Selbstherstellnog
von präparierten GeheiBseicheo-
blfittern (sum SohneUaaiohtten)?
Vertogw : Dr. A« Seluuiiflr. Pwiaan and Dr. P. MB, DreidMi-:
VexBBtwortlkhflr Ultar: Dr. P. StA, in Dntd«i««i
Im BiuiihAndal dorob Julia« BprlBg er, Beriln N.. lAvU
Draek tob Fr. Titlei Nafebfoffer (KonAtb %l Mftkl«)
Phannaceutische Centralhalle
für Deutschland.
Herausgegeben toq Ois A. Sohneidei* und Dp. P. Sflss.
mtm
Zeitsehrift fflr wiBsenschaftliche und geschäftliche Interessen
der Phannacie*
Gegrflndet von Dr. HermuiB Hager im Jahre 1859»
Ersoheint jeden Donnerstag.
Bezugspreis vierteljährlich: durch Buchhandel oder Post 2,50 ük., durch Oescbttfts-
stelle im Inland 3,— Mk., Ausland 3^ Mk. — Einselne Nummern 30 Pf.
Anseigen: die einmal gespaltene Klein-Zeile 30 Pf., bei größeren Anzeigen oder ^ieder-
holxmgen Preisermäßigung.
Leiter der I Dr. Alfred Schneider, Dresden-A. 21; Schandauer Str. 43.
Zeltselirift: J Dr. Paul Suß, Dreeden-Blasewitz; Gustav Freytag-Str. 7.
Gesehlftestelle: Dresden-A. 21; Schandauer Strafie 43.
MU.
Dresden, 1. November 1906.
Der neuen Folge XXVII. Jahrgang.
XLvn.
Jahrgang.
Inluüt: Cli«mi« und Phumacie: Pharmaseatisch-medislniiche Gedanken sum Weinparlament. — Ueber den
Nachweis dei Einfließena von schlensenwasser in Brannenwasaer. — Ueber die Konstitation der Nforphinalkaloide.
- Quantitative Bestimmung der hftmolytischen Wirkung einwertiger Alkohole. — Ueber den gegenwftrtigen Stand
unserer Kenntnis der Fette vom pbysiologisch-cbemischen Standpunkte. — Nene Artneimittel. - Die lodometrisehe
Bestimmung der Hamsauie. — Prüfung Ton Eukalyptusöl. — EongreU für angewandte Botanik in Hamburg vom
II bis 15. September 1906. — Ueber den Alkaloidgehalt der Mutter- und Tochterknollen Ton Aconitum Napellus.
- Ein neues kokainfreiea Injektlons-Anisthetikum.— Ana den Helfenberger Annalen 1906. — Apparat cur schnellen
und kontinuierlichen Entwicklung von Wasserdampf. — Bingesogenea Diphtherie-Heilserum. — Therftpenttoehe
MitttlliuiKeii. — PhotogiraphlBche MltteilnBseB. — Büelieneliaii. — Verteliledeiie MltteUnnc^ii.
Chemie und Pharmaeie.
Pharmazeutisch - medizinische
Gedanken zum Weinparlament
Daß ich als Arzt mich mit ent-
sprechenden Fragen der Weinchemie be-
faßt habe, wissen die Leser der tPharm.
Centralh.», da ich mehrfach Beiträge
zur Chemie des Weines mit den Gesichts-
punkten des Arztes in dieser Zeitschrift
veröffentlicht habe. Auch die Nahrnngs-
mittelchemiker haben stets Gelegenheit,
in der tPharm. Gentralh.» ihre Stellung
zur chemischen Beurteilung der Weine
geltend zu machen. Aber nach der
Anfrage im Briefwechsel Seite 880 hat
es den Anschein, als ob fär das deutsche
Weinparlament weder Chemiker noch
Aerzte genflgend vorgearbeitet hätten,
um ihren Standpunkt zur Geltung brin-
gen zu können. Nur verschiedene
Gruppen von Winzern und Weinhändlem
suchen sich vernehmlich zu machen und,
was da gehört wird, ist im allgemeinen
nur sehr oberflächlich mit Wissenschaft
oder mit Sorge fflr das Gemeinwohl
verbrämt. Sehr deutlich kann man das
Interesse von zwei Gruppen erkennen
einerseits der Großproduzenten und Groß-
händler, welche durch Gesetz möglichst
gfinstige Bedingungen für die besseren
Weinsorten zu erreichen wünschen, und
die Kleinproduzenten und Kleinhändler,
welche wiederum besondere Interessen
haben. Es besteht große Gefahr, daß
irgend ein Teil oder vielleicht eine oder
die andere Uebergangsgruppe von
Existenzen erwürgt wird, um den über-
lebenden Existenzen um so bessere Be-
dingungen zu schaffen. Eine der Haupt-
fragen bildet dabei das Zuckern des
Weines. Theoretisch muß dieses
Zuckern für Arzt und Chemiker neben-
sächlich erscheinen, da es vor der Ver-
gärung oder vor einer Neu Vergärung
geschieht. Denn im großen wird aller
Zucker in Gärprodukte umgesetzt, so
daß es gleichgiltig sein muß, ob diese
Gärprodukte aus einer natürlichen Misch-
906
ung von Dextrose und Laevulose oder,
ob sie aas Saccharose entstanden sind.
Daß hierflber sehr verkehrte Ansichten
bis in relativ chemisch geschalte Kreise
verbreitet sind, sehe ich fast täglich
darch Ansichten von Zackerkranken
aber künstlich gezuckerte Weine. Natür-
lich gehören immer zur Harmonie des
Weines gewisse Verhältnisse zwischen
anvergorenem Extrakte and vergorenem
Zucker. Soweit dies Verhältnis nach
beiden Seiten von Natur sehr hohe
Zahlen aufweist, haben wir es mit einem
hochedlen Getränke zu tun. Künstlicher
Zuckerzusatz kann aber nur die eine
Seite dieses Verhältnisses erhöhen. So-
mit wird künstlicher Zuckerzusatz nie-
mals aus einer geringen Weinsorte eine
wertvolle Weinsorte machen können.
Veränderungen des unvergärbaren Ex-
traktes sind aber nach bestehenden
Gesetzen für Deutschland mit Recht
ein für alle Male verboten. Wer das
Geld dazu hat und den Wein nach Be-
lieben auswählen kann, wird wohl stets
nach Weinen greifen, deren Zucker und
Ebrtrakt der Traube entstammt. Aber
die Zahl jener Leute ist die überwie-
gende, welchen ein Naturwein nach be-
Uebiger Wahl zu teuer ist. Hier gibt
es eine Menge Lagen und Jahrgänge
in Deutschland, die erst durch künst-
lichen Zuckerzusatz vor der Vergärung
einen entsprechenden Geschmack er-
halten. Deutschland erlaubt nur diesen
Zuckerzusatz; andere Länder erlauben
noch viel mehr künstliche Zutaten, ohne
daß die deutschen Grenzen gegen diese
Kunstprodukte des Auslandes gesperrt
sind oder gesperrt werden können.
Wenn schon in Deutschand das Zuckern
erlaubt bleiben soll, so ist die Forder-
ung, die Zuckerung zeitlich zu
beschränken, für Arzt und Chemiker
unbegreiflich. Gerade der kleine Pro-
duzent soll angeblich geschützt werden.
Gerade ihm stehen nicht verschiedene
Jahrgänge und Lagen zu beliebigem
Verschnitt zur Verfügung. Gerade er
hat keine großen Keller und keinen
Ueberfluß an Gärgefäßen. Wenn zeit-
lich die Zuckerung beschränkt wird,
dann kann der Großproduzent im großen
Keller bei unbeschränkter Faßzahl in
dieser kurzen Zeit soviel zuckern, als
er nur will. Dieser Großproduzent wird
uns zuletzt auch die edlen Lagen nicht
mehr zuckerfrei halten. Dagegen kann
dann der Kleinproduzent in b(^hränkten
Bäumen nur einen kleinen Teil seiner
geringeren Weine zuckern. Für den
Rest ist es ihm in Zukunft durch die
beabsichtigte zeitliche Begrenzung un-
möglich. Es bleibt ihm nur der Aus-
weg, sofort auch die geringeren Weine
um jeden erreichbaren Preis an den
Großproduzenten loszuschlagen, so lange
die Jahreszeit noch eine Zuckerung er-
laubt. Es ist dies für die kleinen Be-
sitzer billiger Weinlagen eine ernste
Gefahr. Nach dem, was ich über deutsche
Weine schon geschrieben habe, glaube
ich auf diese Beobachtungen in ver-
schiedenen Weingebieten — ich komme
in persönliche Fühlung mit Produzenten
aller deutschen Weingebiete — hinweisen
zu sollen.
Aber der Ort des Hinweises in der
tPharm. Centralh.» erscheint vielleicht
unangebracht. Was soll dies alles fBr
Apotheker und Arzt? Eis bedeutet dies
für Arzt und Apotheker sogar sehr viel.
Die Abstinenzbewegung mag angeblich
noch so große Fortschritte gemacht
haben, so bleibt bei der Mehrzahl der
Kranken doch immer noch als eines der
ersten Genußmittel, das dem Kranken
wieder Gefallen an Speise und Trank
vermittelt, der Wein. Ein Glas Wein
verordnet der Arzt und liefert der Apo-
theker gerade bei jenen Kranken, deren
Kräfte nicht mit Austern, Kaviar oder
Schildkrötensuppen gehoben werden
können. Hier müssen die kleineres
Weine Verwendung finden und können
es vielfach nur in einem Zustand, der
durch Gärung mit Zuckerzusatz emeit
wurde. Werden diese Weine dem Kran-
ken unzugänglich gemacht, so nehmen
wiederum die gekünstelten Weine des
Auslandes am Krankenbette überhand.
Alles andere außer Znckerzusatz ist in
Deutschland als gesundheitsschid-
lich verboten. Damach würde der
Kranke in der Mehrzahl der Fälle ein
heimisches Getränk verlieren und em
907
gesandheitsschädliches Anslandsprodnkt
eintaaschen. Wenn es Arzt nnd Apo-
theker vielleicht auch nichts angehen
mag, daß eine Anzahl deutscher Pro-
duzenten durch die vorgeschlagenen
Weingesetze zu Grunde gerichtet werden,
so geht es Arzt und Apotheker sehr
wohl an, wenn dem Kranken ein ein-
wandfreies Diaetetjcum unzugänglich
gemacht wird. Ich halte es darum für
nötig, daß auch Apothekerkreise die
neuen Vorschläge zur Abänderung der
Weingesetze im Auge behalten und sich
in geeigneter Weise dazu äußern, daß
nicht der deutsche Kranke wiederum
an französische und belgische Rotwein-
fabriken ausgeliefert wird.
Bad Nenenahr, Rheinpreußen. Oefele.
Ueber den Nachweis des Ein-
füeBens von Schleusenwasser in
Brunnenwasser.
Der unterirdische Zusammenhang
zweier Wasserläufe wurde in früherer
Zeit durch das Einbringen von Koch-
salz erbracht Da aber die natürlichen
Wässer selbst alle mehr oder weniger
Chloride enthalten und da nur 0,01 g
im Liter destillierten Wassers noch mit
Sicherheit wahrgenommen werden kann,
genügte diese Methode höheren An-
sprüchen nicht mehr und man ging zur
Anwendung von Farbstoffen über, von
denen noch Verdünnungen von ein
Millionstel erkennbar waren, soweit es
sich um reines Wasser handelte.
Es finden sich in der Litteratur Mit-
teilungen über die erfolgreiche Anwend-
ung von Anilinblau, Fuchsin, Auramin,
Eongorot und vornehmlich von Eosin
und Fluorescein. Der letztere Körper
soll noch einen Nachwels in einer Ver-
dünnung 1 : 2 000 OCO 000 gestatten. So-
weit es sich um Fluß- und Quellwasser
oder um nur mäßig veininreinigte Wasser-
läufe handelt, mögen die FarbstofFver-
fahren zum Ziele führen, sofern man
nur nicht verabsäumt, den Farbstoff in
völlig gelöster Form in den Wasserlauf
einzubringen und nicht etwa dem Wasser
selbst die Auflösung überläßt, das dann
leicht nur zu geringe Mengen auf ein-
mid auflöst.
Anders gestalten sich die Dinge, wenn
der Einfluß, den ein Schmutzwasserlauf
auf seine Umgebung ausübt, untersucht
werden soll. Nimmt man z. B. einen
praktischen Fall: Eine Schleuse führt
in einiger Entfernung von einem Brunnen
vorüber, dessen Besitzer über eine plötz-
liche Verschlechterung seines Wassers
zu Üagen hat. Er macht nun die Stadt,
welche die Schleuse verlegt hat, ver-
antwortlich nnd behauptet, daß sein
Brunnen Zuflüsse von der undicht ge-
wordenen Schleuse erhalte. Im Innern
des Brunnenschachtes ist nirgends ein
seitlicher Einlauf von Schmutzwasser
nachweisbar, der Grund wasserstrom
selbst erweist sich aber als arg verun-
reinigt. Es soll nun die Frage ent-
schieden werden, ob von der 10 m ent-
fernt gelegenen Abortgrube oder von
der 2 m entfernten Schleuse die schäd-
lichen Einflüsse auf den Brunnen stam-
men. Führt die Schleuse nun stark
fäulnisfähige suspendierte Stoffe, z. B.
Ausflüsse der Wasserklosetts oder
Schlachthofabgänge, so werden die vor-
genannten Farbstofflösungen, selbst wenn
sie in sehr reichlicher Menge (30 g und
mehr festen Farbstoff) in die vorher
aufgestaute Schleuse eingebracht werden,
zum größten Teil ausgefällt. Die wenig
gefärbte übrig bleibende Lösung wird
bei der Filtration durch eine mehrere
Meter dicke Bodenschicht endlich noch
den Rest ihres Farbstoffes abgeben.
In diesem Falle bewährt sich in der
Praxis allein das von H. Nördlinger
(Pharm. Centralh. 86 [1894], 109) zu-
erst empfohlene Saprol nnd ähnliche
Stoffe. Bereits in dem Aufsatze tMess-
ung der Qeschwindigktit eines Qrund-
wasserstromes» ist in Pharm. Centralh.
46 [1904J, 316, nochmals auf die Ver-
wendbarkeit dieses Stoffes für reinere
Wässer hingewiesen worden. Hier soll
nur wieder betont werden, wie wichtige
praktische Dienste bei dem Nachweis
der Verunreinigung durch Schleusen-
wässer das Saprol leisten kann. Man
versäume nur nicht, wenn irgend mög-
lich die betreffende Schleusenabteilung
908
von den Eanalarbeitem durch Aufstauen
unter Druck setzen zu lassen, nachdem
man, je nach der Wassermenge, 101
bis 1000 g Saprol durch den Einsteige-
schacht hat zugeben und mit dem
Schmutzwasser vermischen lassen. Gleich-
zeitig wird der zu untersuchende Brunnen
andauernd leer gepumpt Nach längerer
oder k&rzerer Zeit macht sich, wenn
überhaupt eine Kommunikation besteht,
der Geruch des Saprols, das noch in
einer Verdünnung 1:1 000 000 gerochen
wird, bemerkbar. Haupt.
Ueber die Eonstitution der
Morphinalkaloide.
Vor einiger Zeit wurde von L. Knorr^)
und Schneider das Oxykodein in ana-
loger Weise abgebaut wie das Kodein.
Es resultierte zunächst Oxymethyl-
morphimethin, das bei der Spaltung mit |
Essigsäureanhydrid einerseits Aethanol-
dimethylamin HO . CH2 . CH2 . N {(^^\,
andererseits das Diacetylderivat des
Oxymethylmorphols lieferte.
Dieses Methyldiacetyltriorn^henan-
thren aus Oxykodän stdit zu demMe-
thylacetylmorphol aus Kodän noch in
der gleichen Beziehung wie Oxykodein
zu Kodein. E^ geht daraus hervor, daß
das bei der Oxydation mit Chromsäare
in das Kodein eintretende Hydroxyl
beim Abbau des Oxykodeins erhalten
bleibt. Wie nun L. Knorr^ und Hörlein
zeigen konnten, haftet dieses Hydroxyl
an einem der cBrückenkohlenstoffatome»
des Phenanthrens, also in Stellung 9
oder 10 des Phenanthrenkemes. Sie
erhielten nämlich bei der Oxydation des
aus Oxykodein bereiteten Methyldiacetyl-
trioxyphenanthrens mit Chromsäure das
bekannte Methyl - acetyl - morpholchinon
entsprechend dem Schema:
OH,
8
''^\
.0-i >
OHsOO . 0
OH
8
.o-/\
C'O, CHsOO.O—
'IjO.OO.CHs
/
5
16 8
Methyldiacetyltriozyphenanthien
aus Oxykodem.
Aus dieser Tatsache ergeben sich
wichtige Schlußfolgerungen: Da jenes
an einem der tBrflckenkohlenstoffatome»
befindliche Hydroxyl sowohl im Oxy-
kodein als auch im Oxymethylmorphi-
methin als Alkoholhydroxyl fungiert, so
folgt mit Sicherheit, daß die «Brücke»
des Phenanthrenkemes nicht nur im
Kodein sondern auch im Methylmorphi-
methin dihydrieit ist. Hiermit steht
aber die neuerdings von Freund^ auf-
gestellte Formel für Thebain uud Kodein (I)
sowohl als auch die von Pschorr^) in
Vorschlag gebrachte «Pyridinformel» für
Morphin (Ö) nicht im Einklang.
^) Xr. Enorr nnd Schneider Ber. d. Dentsoh.
Chem. Ges. 8» [1906], 1414.
Methylaoethylmorphol-
ohinon.
I.
CHftO
_/\
2] l: Knorr und H. Rdrlem Ber. d. Deutsch.
Chem. Ges. 89 [1906], 3252.
3) Freund Ber. d. Deutsoh. Chem. Ges. SS
[190Ö], 3234; 89 [1906], 84.
*) Psehorr, Ebenda 85 [1902], 4382.
909
II.
HO
0/
h!
<^\/^N.
GH
8
in.
Hg OH2
GH,
.o-./\
— 0H2.0H2.N<
GH
GH
8
8
H>: Hl
H2
Wie ersichtlich ist nämlich bei IVeund^B
Formel I die «Brflcke» des PhenaDthren-
kernes im Morphin and Kodein nicht
dihydriert sondern ungesättigt. In der
von Pschorr vorgeschlagenen Pyridin-
formel haftet das Stickstoffatom des
Seitenringes an der «Brficke», so daß
diese zwar im Kodein aber nicht mehr
im Methylmorphimethin (IIl) hydriert
erscheint. Es mttßten demnach nach
der Formulierung von Freund sowohl
Ozykodein als auch Oxymethylmorphi-
methin, nach derjenigen von Pschorr
das Oxymethylmorphimethin Phenol-
charakter zeigen. Das trifft jedoch
nicht zu.
Knarr und Hörlein schließen deshalb,
daß in den Morphinalkaloiden nicht, wie
Pschorr annimmt, das Stickstoffatom
sondern vielmehr die Kohlenstoffkette
des Seitenringes der hydrierten Brficke
des Phenanthrenkemes angefügt ist.
Se.
Bei der quantitatiTen Bestimmiinir der
hämolytischen Wirknnir einwerüirer Alkohole
fanden Fühner und N^auer^ daß dieselbe anf
aeqnimoleknlare Mengen bereohnet von Methyl-
alkohol bis zum n-Ok^Ialkohol mit jedem Eohlen-
etoffatom mehr auf das dreifache des Vorher-
gehenden steigt. J» K,
Zeniralbl. ;. Physiologie, Bd. XX, Nr. 4.
Ueber den gegenwärtigen Stand
unserer Kenntnis der Fette vom
physiologisoh-ohemischen Stand-
punkte.
Von Dosent Dr. Adolf Joües (Wien).
(Vortrag, gehalten in der 78. Versammlang
Deutsoher Natorforsoher und Aerzte zu Stattgart
in der Abteilung für angewandte Chemie.)
In den letzten Jahren hat die Chemie,
speziell die physiologische Chemie der
Fette durch die Ergebnisse der syn-
thetischen und analytischen, sowie aach
der physikalischen Chemie, femer dnrch
den Ausban exakter physiologischer
Beobachtnngsuiethöden wesentliche Fort-
schritte gemacht und Dr. Jolles hielt es
ffir zweckmäßig, die Resultate in einem
Vortrage übersichtlich und kritisch zu-
sammenzufassen. Zunächst besprach
Vortragender die wichtigsten Tatsachen
aus der Chemie des Glycerins, der Fett-
säuren und der Glyceride, sowie die fflr
die Physiologie in betracht kommenden
chemischen und physikalischen Eigen-
schaften dieser Körpergruppen. Bei
Erörterung der Bildung von Olyceriden
und der Verseifung der Glyceride zu
Fettsäuren und Qlycerin wurde beson-
ders die Fettspaltung und Fettsynthese
durch Fermente berücksichtigt, die ja
ffir die Vorgänge bei der Fettresorption
und Fettbildung im Organismus maß-
gebend sind. Bezfiglich des Vorkommens
der Fette im pflanzlichen und tierischen
Organismus wurden besonders die in
den letzten Jahren aufgefundenen ge-
mischten Qlyceride eingehender behan-
delt , da erst durch die Erkenntnis,
daß die tierischen und pflanzlichen Fette
nicht Gemenge der einfachen Glyceride
sind, sondern aus gemischten Glyceriden
bestehen, von denen eine große Anzahl
bereits isoliert wurde und jedenfalls
noch mehr in den Bretten enthalten sind,
die Unterschiede im physikalischen Ver-
halten anscheinend ganz ähnlich zu-
sammengesetzter Fette ihre Erklärung
gefunden haben. Soweit es bisher mög-
lich ist, wurde auch versucht, die
Wirkungsweise der verschiedenen Fer-
mente bei der Resorption der Fette im
Organismus zu differenzieren und mit
910
Hinblick auf die neueren üntersuchongen
fiber Fermente die Erklärungen der
Fettresorption durch Lösung und durch
Emulgierung miteinander zu vergleichen.
Obwohl die genauen analytischen Me-
thoden der Fettchemie erst seit kurzer
Zeit bekannt sind, haben sie doch sehr
wichtige Beziehungen zwischen Nahr-
ungsfett und Eörperfett ergeben, indem
oft das Nahrungsfett unverändert im
Organismus abgelagert wird. Auch der
Vorgang der Emulsionierung ist infolge
der vielfachen Arbeiten aber Emulsionen
und Suspensionen genauer bekannt. Man
ist daher imstande, den Resorptions-
vorgang in seinen verschiedenen Phasen
zu betrachten und die Beeinflussung
durch Entzug gewisser Fermente oder
durch Hinzufägung von anderen Sub-
stanzen zu beobachten. Auch zwischen
Resorption und physikalischen
Eigenschaften der Fette, be-
sonders dem Schmelzpunkt, sind Re-
lationen bekannt.
Auf grund dieser Ergebnisse sucht
Dr. Jolles in anschaulicher Weise die
Verhältnisse der Fettbildung und
Fettablagerung im Organismus zu
erklären. Für die praktischen Zwecke
ist besonders wichtig, die Ausnutzung
der Fette im Organismus, es wird daher
die Wirksamkeit der Fette im
Stoffwechsel genauer besprochen, so-
wie die Angaben, die allerdings bis
jetzt noch kein klares Bild liefern, Aber
die Beziehungen der Fette zu den
Kohlenhydraten und Eiweißkörpern kri-
tisch beleuchtet, wobei besonders die
gegenseitige Vertretbarkeit der genann-
ten Nährstoffe hervorgehoben wurde.
Auch die Veränderungen, welche bei
pathologischen Fällen im Vorkommen
und Verhalten der Fette eintreten, so-
weit sie von allgemeinem Interesse
waren, wurden angeführt.
Zum Schlüsse weist Vortragender
darauf hin, daß es für den weiteren
Ausbau der chemischen Physiologie der
Fette vor allem notwendig erscheint, die
Fermentreaktionen genauer zu unter-
suchen, um auf analytischer und phy-
sikalisch-chemischer Grundlage weitere
Einblicke in die Reaktionen im Organis-
mus zu gewinnen.
Neue ArzneimittoL
Acidol - Pepsin liefert die Aktien-GeBell-
sehaft für Anilin-Fabrikation Berliu SO 36.
Ueber Aeidol wurde boreitB Phann. Centralh.
45 [1905], 371 beriditet Dio Fabiik
macht ansdrfidklich darauf anfmerksam, dafi
ihr die Herstellong von lUparatea ans
Pepsin und Betaincblorhydrat (Addol) dordi
Patente geschfitzt ist Nm auf irztliehe
Verordnung (Rezept) dürfen Addohniaehimgen
in den Apotheken zur Abgabe an das Po-
blikum hergestellt worden. Fflr den Hand-
verkauf bringt die Firma Pastillen in iwd
Stärken in den Handel; Starke I (ataric
sauer) besteht aus Addol 0,4^ Peiisin 0,1;
Starke II (sohwaoh sauer) besteht ans Aeäd
0,05, Pepsin 0,2, Saodiamm iactis 0,25 g in
jeder Pastille. Ein Karton enthält 50
Pastiiien.
Albertol-Remedy = Albert's Bemedy.
Pharm. Centralh. 46 [1905J, 447.
Apotheker Ziefhens Pulver ge^^n
Waaaerauoht ist die neue Bezeiehnnng fflr
Dr. Wendland'B Hydropen aus der FOntL
privil. Apotheke von Moritz Weidcert in
Großbreitenbach in Th.
Ferocalettea ist ein kondensierter Speise-
Znsatz von angenehmem Gesehmaek, der
Eisen und phosphorsauren Kalk in aoleher
Zusammensetzung enthält^ daß dadurch an-
geblieh kerne Verstopfung hervorgemfen
wird. Darsteller: Squire db Sons, 413,
Oxford-Str., London.
Haemotrophinum araeniatom von C.
Fr, Hamnmnn, St Gallen, Schweiz^ M
ein 0,005 p(3t Arsen enthaltendes Hämo-
globinpräparat
Herbatkatarrhaemm wird naeh Pharm.
Ztg. 1906, 865 von Prof. Dunbar, Hamborg
analog dem PoUantin unter Verwendung der
Pollenkörner von Ambrosiaoeen, Solidagineett
und Qramineeen hergestellt.
Hiatoaan - Müchchokolade - Tabletten
oder kurz Hiatoaan-Tabletten beateben
aus 10 pOt Gnajakolalbuminat und 90pCt
frischer MUchaehokolade. Jede Tablette ent-
hält 0,25 g HIatosan. Eme Originalaohaehtel
911
mit 40 Tabletten kostet 8^20 Blk. An-
fragen ans Dentschland sind nach Singen in
Baden an die weiter nnten genannte Fabrik
zn senden.
Histosaasirnp (Pharm. Gentralb. 46 [1 904],
651) ist nach Angabe der Fabrik chemischer
nnd diiitetisehcr Produkte Sehaffhausen eine
kolloidale Lösung des pulverförmigen
Guajakolalbuminates, D. R. P. 162 656.
Der Preis betrilgt 3,20 Mk. fflr dne Flasche.
Injektion Blrsch ist nach Pharm. Ztg.
1906, 865 eine Akoin-QnecksilberlÖBung mit
1 pGt Qnecksilberoxycyanid und 0,5 pOt
Akoin. Vorsichtig und vor Lieht gesehfltzt
aufzubewahren. Darsteller: Chemische Fabrik
von Heyderif Radebeul-Dresden.
Jodofaa (Pharm. Gentralb. 47 [1906J,
869) ist nach Dr. Aufrecht (Pharm. Ztg.
1906, 879) als ein Eondensationsprodukt
aus Forroaldehyd nnd Jodresorcin zu be-
trachten; der tlierapeutische Wert beruht
vermutlich auf der leichten Abspaltbarkeit
der wurksamen Komponenten, des Jod und
des Forroaldehyd, wozu noch die Wirkung
des Resordn tritt Die herstellende Firma:
Chemiselies Institut Dr. HorowitXy Berlin,
bezeichnet das Präparat als ein durch Ein-
wirkung von Jod auf Formaldehyd bei
Gegenwart von Dioxybenzol gewonnenes
Antiseptikum, welches als Monojodo-
dioxybonzolaldehydCeH8J(OH)2HGOH
anzusdien ist IHeser Jodoformersatz ist
ein ziegelrotes, amorphes^ geruch- und ge-
sebmackloees Pulver, vollkommen unlöslich
in Wasser, Glyeerin, Alkohol, Aether, Chloro-
form und verdflnnten Säuren. Beim Er-
hitzen iiQ Reagensglas entwickeln sich Jod-
dämpfe, Jodwasserstoff und andere Zersetz-
ongsprodukte. Der Veraschungsrfickstand
auf dem Platinblech beträgt 0,21 pGt Der
Jodgehalt beträgt etwa 36,14 pCt
Irosyl, vergl. Itrosyl Pharm. Gentralb.
47 [1906], 756 wurd gegen Blutarmut usw.
empfohlen. Die PiUon bestehen aus Ferrid-
Natrium pyrophosphoiicum, Kalium bromatum
und Ghininnm bromatum.
Kephaldol (Pharm. Gentralb. 47 [1906],
756) ist nach Dr. Franx Stohr, Wien-
Baden ein Reaktionsprodukt, entstanden
durch Einwirkung von flberschflssiger Gitronen-
säure und Salicylsäure auf Phenetidine.
Die nach Beendigung der Reaktion noeh
vorhandene freie Säure wu*d zum teil an
Ghinm gebunden, zum teil dureh Natrium-
karbonat neutralisiert Das Präparat ist ein
gelblichweißes, in Wasser schwer, in Alkohol
verhältnismäßig leicht lOsliches Pulver von
schwach bitterem Geschmack. HOchstgabe
2 g im Emzelfall, 5 g im Tag.
Laziakonfekt besteht nach Pharm. Ztg.
1906, 865 aus Apfeimark mit Phenol-
phthalein als wirksamem Bestandteil
Vepenthe (nichtNephente, Pharm. GentraHi.
43 [1902], 518) ist em gesehfltzter Name
fflr Opium-Präparate der Ffa*ma Ferris dk Co.,
Ltd., Bristol. Dieselbe empfiehlt «Glycerole
of Nepenthe» zur subkutanen Injektion und
«Nepenthe suppositories» mit Angabe des
Morphmgehaltes in vier Stärken.
Odol mild mit Rosengeschmaek
stellt die Mundwasser-Fabrik «Odol» K, Ä.
Lingner, Dresden, her für Personen, denen
der herzhafte Geschmaek des Original Odol
(Pharm. Gentralb. 44 [1903] 625) nicht
zusagt.
Pepsorthin vom Laboratorium Sauter m
Genf enthält nach Pharm. Ztg. 1906, 865
Papain, Magnesiumperoxyd, Benzonaphthol
und Natrium bicarbonicnm. Das Präparat
wird als Magenmittel empfohlen.
Perhydrolmundwasser ist ein nach Vor-
schrift von Prof. Dr. Kömer, Halle a. S.,
hergestelltes Mundwasser. Dasselbe enthält
haltbares 3 proc. Hydrogeninm peroxydatnm
purissimum Merck mit Zusatz von Oleum
Menthae piperitae und kommt in Original-
flaschen mit Aluminium -Meßgefäß von der
chemischen Fabrik Krewel <& Co., G. m.
b. H., Köln a. Rh., in den Handel, lieber
Perhydrol wurde bereits Pharm. Gentralb.
46 [1905], 538 berichtet
Begenerol, Tabulettae salis physiologid
effervescentes^ bestehen nach Pharm. Ztg.
1906, 865 aus «physiologischem Salz» und
Natrium citricum elfervescens. Fabrikant
ist die Apotheke zum heiligen Geist, Wien I.
Salenal = Unguentum Salenae mit 33^8
pGt Salenum purum. Die Gesellschaft für
Ghemische Industrie in Basel (Schweiz) em-
pfiehlt die Salbe als leicht resorbierbares,
völlig reizloses Antirheumaticnm. Eine Original-
tube mit 30 g Salenal kostet 1,10 Mk.
912
Sapene (Pharm. Contralh. 47 [1906J;
583) bestehen naeh Pharm. Ztg. 1906, 879
aUem Anschein nach ans Mischungen von
Amylalkohol, Kaliseife, Oelsänre, den Arznei-
stoffen und aromatischen Stoffen (Menthol).
Die Vorzüge dieses von Krewel dt Co.,
KOln a. Rh. hergestellten Vehikels bestehen
nach Welmans hauptsächlich darin, daß die
ihnen einzuverleibenden Stoffe nicht ab-
geschieden werden; auch soll eine reizende
Wirkung auf die menschliche Haut ausge-
schlossen sein. R.Th,
Sidiodal (naszierendes Jod). Unter
dieser Bezeichnung ist mit ziemlich viel
Aufheben ein Pdlparat in den italienischen
Arzneihandel gebracht worden, das, wie das
Etikett besagt, von dem Mediziner Angelo
Corroxxi und dem Chemiker Prof. Namias
auf grund sorgfältiger Studien dargestellt
und am Krankenbett erprobt sein soll. Ein
Kubikzentimeter enthält 0,005 g Eisen und
0,02 g Jod und Quajakol. Carcano in
Mailand hat, trotzdem die beigegebene Formel
deutlich genug zeigt, daß das Präparat nicht
das ist und leisten kann, was die Vorschrift
besagt, sich mit ihm näher beschäftigt und
es nadi Verdienst gewürdigt R 8.
BoüetL ehim, farmae, 19!;6, 451.
Sic, Dr. ZanonL Außer den Pharm.
Centralh. 47 [1906], 777 gebrachten Mit-
teilungen Aber dieses Keuchhustenmittel sei
noch erwähnt, daß sich der eigentümliche
Name aus folgendem Satz erklärt: Le Sic est
un S6mm humoral contenant tous les prin-
cipes actifs de la glande Surrenale Interne
et Corticale (S. I. C). Bezugsquelle ist:
Agence 06n6rale du «Sic», Rue de Lyon,
18. Oen^ve; der Preis beträgt 2,60 Mk.
für die FJasche.
8t3rx nennt die chemisch-technische Fabrik
von Apotheker Gottfried Schmalfuß in
Cöln a. Rh. emen geschroteten Mäusegift-
Weizen, sowie einen Rattenkuchen. Die
Präparate sind angeblich ohne Giftscfaein
frei verkäuflich.
Syrocol nennt die Firma Sicco, G. m. b.
H., Berlin W 35 einen Sirolm-Ersatz.
Taurumaa nennen die Farbwerke Meister,
Lucius (& Brüning, Höchst a. M. emen
Impfstoff zur Verhütung der Rindertuber-
kulose.
Theonaoat ist Theobrominum Natrio-
aoeticum.
Umbiline ist eme Nabelbinde^ die der
Firma P. Beiersdorf dk Co., Hamburg,
geschützt wurde.
Unguentum saposalicylatnm stellt nadi
Pharm. Ztg. 1906, 865 die Firma Bengen
dk Co., Hannover, dar. Es ist eine Salben-
seife mit je 12 pOt Salieylsäure und Salieyl-
ester und wird in der Tierheilkunde ver-
wendet B. Th.
Die jodometrisohe Bestimmung
der Harnsäure
läßt sich nach Bonchäse leicht ausführen,
wenn man in Boraxltenng oder Kalinm-
bikarbonatlteung arbeitei Das Jod wirkt
als Oxydationsmittel, und man titriert in
der gewöhnlichen Weise mit Stärke ab In-
dikator; der Wirkungswert eines Kubikienti-
meters der Zehntel-NormaljodUSsnng f&r Harn-
säure ist == 0,0084 g.
Zur Bestimmung der Harnsäure ino Harn
fällt man sie zuerst als Ammoniomurat, in-
dem man zu 100 ecm Harn 15 cem Am-
moniakflüssigkeit und 15 g Ghlorammoninm
zugibt und eine halbe Stunde steheo läßt;
dadurch wird die Harnsäure bis auf rond
0,001 g gefäUt Der Niederschlag wird mit
GhlorammoniumlOsung gewaschen, in 300 ecm
Wasser suspendiert und mit Hilfe von ein
wenig verdünnter Essigsäure in LOsung ge-
bracht Dazu gibt man 20 ecm konsoi-
triertes BoraxlOsung und titriert Beim Yer-
brauch von n ecm ^/iQ-SoriBal-JoäKkaing be-
rechnet sich die Menge Harnsäure im Liter nadi
der Formel (n . 0,084) + 0,01. Ä.
Rip, de Pharm. 1906, 200.
Zur Prüftug von Eokalvplusn. Die bri-
tische Pharmakopoe stellt folgende Anlordenin-
gen: Spez. Gewicht 0,910 bis 0,960, optische
DrehuDg im lOO mm-Bohr -{- 10^ reichliche
Mengen von Gineol, Abwesenheit von viel Fhei-
landren. « Der Gehalt des Oeles an dem medi-
zinisch wirksamen Bestandteil, dem Cineol,
wird bestimmt durch Beobachtung des Ver-
haltens beim Verrühren mit dem balben YolnDeii
Phosphorsäure (sp. Gew. 1,75). PhellandreB.
das in stark cineolhaltigen Oelen meistens fehlt,
wird folgendermaßen nachgewiesen; Zu 1 feil
Oel fügt man 2 Teile Eisessig und 2 Teile einer
gesättigten NatriumnitriÜösung und rührt lang-
sam um; bei Gegenwart von Pnellandren scheidet
sich unlösliches Pheilandrennitrit aus. 2V.
Pharm. Joum. 1906, 51.
913
EongreB
für angewandte Botanik in
Hamburg am IL bis 15. Sep-
tember 1906.
Bereits am 9. September fand eine Sitz-
ung des «Internationalen AnasehnflseB der
Konferenz für Samenprüfnngen» im Ham-
burger Botaniflohen Mnaeam statt An den
Verhandinngen der nftehsten Tage nahmen
teil die «Vereinigung der systematischen Bo-
taniker und Pflanzengeographen»; die «Ver-
treter der angewandten Botanik» und der
vorgenannte Internationale Ausschuß.
In der eigentlichen Eröffnungssitzung wies
der Geh. Hofrat Prof. Dr. Drude^ Dresden^
auf die Ziele und Aufgaben der angewandten
Botanik in längerer Rede hm, die ebenso
wie die Ausführungen von Prof. Warburg,
Berlin, über Tropische Landwulsohaft sehr
beifSIlig aufgenommen wurden. Zu der Ver-
sammlung waren Vertreter der meisten Hoch-
schulen, vieler Landwirtschaftlicher Institute
und ähnlicher Anstalten^ sowie der Biolog-
ischen Anstalten in Dahlem bei Berlin, in
reicher Zahl erschienen. Von den vielen
gehaltenen Vorträgen sollen hier einige nur
angedeutet, andere spezieller referiert werden.
Es behandelte Hosseus^ Berohtesgaden,
die Gewinnung des Teakholzes in Siam
und seme Bedeutung auf dem Weltmarkte;
Eorpsstabsapotheker a. D. L. Bemegau,
Haiensee, «Studien über die Kolanuß
und ihre Arten»; Prof. VanhOj Brunn,
empfahl in einem Vortrage «Die Qualitäts-
prüfung der Braugerste» die An-
wendung des Diaphanoskops (vergL Pharm.
Gentralh. 45 [1904] , 689) anstelle der
jetzt üblidien Apparate; Murdfield, Ham-
burg, brachte hochinteressante Forschungs-
ergebnisse über das Lignin und Gutin
der pflanzlichen Futtermittel, besonders in
chemischer Beziehung. Auf sein Spezial-
gebiet, die biologische Betriebskontrolle im
Oärnngsgewerbe, geleitete Prof. P. Lindner
die Zuhörer durdi seinen Vortrag «Neuere
biologische Methoden im Dienste
des Gärungsgewerbes», der durch
viele Demonstrationsobjekte erläutert wurde.
Der Besuch der Hamburger Fmoht-
schuppen und noch mehr derjenigen der
Warenspeicher im Freihafen, bei welchem
einige Hamburger Qroßkaufleute selbst m
aufmerksamster Weise die Führung über-
nahmen, bot Dem, der mit der Warenkunde
vertraut war, eine ganz überraschende Fülle
von Anregung und Belehrung.
Die nächste Versammlung wird 1907 in
Dresden stattfinden. Dr. Bpt.
Von allgemem mteressierenden Vorträgen
wurden folgende gehalten:
Bakterienbraad der Obstbäume.
Ueber dieses wichtige Thema sprach
unter Demonstration von Präparaten Geh. Bat
Dr. Aderholt'BetÜBrDBblem, Der Bakterien-
brand der Obstbäume stanmit aus dem Inne-
ren Bußlands und wurde erst im vorigen
Jahre in Deutschland entdeckt Man fand
ihn zuerst im Regierungsbezurk Bromberg;
jetzt ist er bereits in Ost- und Westpreußen,
in Schleswig -Holstein usw. nachgewiesen
worden. Der Vortragende, weldier den Ba-
zilluB vorführte, erwähnte, daß ihm bis jetzt
34 Orte bekannt seien, wo der Bazillus ge-
funden worden ist. Wir stehen also einer
nicht mehr einzudämmenden Epidemie gegen-
über. Der Brand befällt die Bäume, junge
und auch ältere, und tötet z. B. mnerhalb
einer Baumschule bis zu 90 pCt Darin
liegt das Gefährliche des Brandes, daß er
tötet, und nidit, wie andere Baumerkrank-
ungen, nur das Wachstum aufhält Beson-
ders gefährlich wird er jungen Bäumen, aber
auch ältere haben ihn zu fürchten.
Es sind Remkulturen des Bazillus her-
gestellt und damit gesunde Bäume geimpft
worden; die Studien über deren Verhalten
werden fortgesetzt Geeignete Maßregeb
gegen die Krankheit sind bisher nicht be-
kannt Die dnzige Rettung einer bedrohten
Obstplantage besteht darin, erkrankte Bäume
sofort nach Erkennen des Brandes rücksidits-
los zu entfernen.
ITeber nioht parasitäre Pflaazenkrank-
heiten der Heide
verbreitete sieh Dr. P, Oräbner - Betüü.
Mit der Aufforstung der Heide sind in vielen
Gegenden schlechte Erfahrungen gemacht
worden. Die Bäume, meistens Kiefern und
Fichten, entfalten sich recht schlecht oder
sterben völlig ab. Nicht etwa Parasiten sind
die Ursache, sondern die sogenannten Hemm-
ungssdüditen, die den Wurzehi das Ein-
dringen in tielere Bodenschichten erschweren
914
oder unmöglich maoheD, wie z. B. der »Ort-
Btein«, jene bekannte Humne- nnd Sand-
verdiehtnngy die sich fast flberall in Heide-
gegenden in gewisser Bodentiefe vorfindet.
Eine andere Hemmnngssehioht, die sich der
Durchlüftung des Bodens entgegenstellt^ ist
die Bildung einer dichten Moosschioht, in die
sich noch herabfallende Nadeln drftngen^ bis
ein filziger Bodenbezug entsteht^ der die
Luft von den WurzeLi geradezu abschließt.
Die lufthungerigen Atmungsorgane der Wur-
zeln entwickeln sich infolgedessen ganz ab-
norm nnd werden nun leicht von Pilzen be-
fallen (Wurzelschwamm). Entfernt man die
Moossohicht zur rechten Zeit, so gesunden
die B&ume.
Dort, wo sich der Ortstein den Wurzeln
entgegenstellt, werden diese gezwungen, seit-
lich auszuweichen. Kiefern, deren Wurzeln
mfolge der Hemmungsschichten seitliche lUcht-
ungen verfolgen, und in Trockenzeiten be-
sonders gefährdet, da sie m den ausgedorrten
Bodenschichten keine Feuchtigkeit vorfinden
nnd auf diese Weise zu Grunde gehen.
Der Vortragende erw&hnt Beispiele, wonach
Kiefern, die vor 50 Jahren gepflanzt, fiünia-
turb&ume darstellten, deren dickster etwa
Daumenstärke besaß.
Bei rationeller Aufforstung der Heide wird
zwar der Ortstein entfernt, aber der herab-
fallende Regen beginnt sofort wieder mit der
Neubildung.
Die Bedeutung des Kalium bei dar
ErBährung der Pflanze
beleuchtete Dr. Thiele - Staßf urt m seinem
Vortrage. Immer mehr bricht sich die Er-
kenntnis Bahn, daß das Kali fflr die Ernähr-
ung der Pflanzen sowohl bei uns wie in den
Tropen unentbehrlich ist Zahlreiche Offenir
liehe Beispiele sprechen für die Kalidüngung.
Die Pflanze, die mit Kali gedüngt wurde,
zdgt einen ganz anderen, d. h. kräftigeren
Habitus als die ohne Kaliemährung. Bei
Kalidüngung werden nicht nur die Ernten
reicher, auch die Qualität wird besser. Letz-
tere Tatsache ist z. B. im Braugewerbe fest-
gesteüt worden, indem der Brauwert der mit
Kali gedüngten Gerste ein wdt höherer ist
Ebenso erhält Flachs bei Kalidüngung längere
und festere Fasern, Obstbäume tragen größere,
süßere Früchte usf. Ein weiterer Vorteil der
Kalidüngung besteht darin, daß die betreffen-
den Pflanzen gegen Frost unempfmdiidier
sind.
Vortragender erwähnt schließlich, daß der
Forschung in der Klärung der Fragen be
treffs Wirkung des Kali inneriialb der Pflanse
bezw. seine Tätigkeit in physiologiBcher Hm-
sicht noch ein weites unbebautes Feld bldbt
üeber Sterilität bei Erdbeeren
sprach der Direktor des Hamburger Bo-
taiuBchen Gartens, Pirof. Dr. Zacharias,
welcher sich schon seit Jahren mit dem Sta
dium der Erdbeerpflanzen befaßt Der Grand
hierfür ist folgender. Es handelt sieh ins-
besondere um die weltbekannte Erdbeersorte
»Vierländer Erdbeere« (»Vierlanden« ist das
an der Elbe gelegene, äußerst fruchtbare
Hinterland Hamburgs^ welches jahraus jähr-
em die große Hafenstadt mit gewaltiges
Mengen frischer Früchte und junger GemüBe
versorgt — d. Ref.). Seit langer Zeit sehen
klagten nämlich die Vierländer Erdbeerzflehter
über die oft beobachtete Tragfaulheit der
Pflanze, die sie auf Plattdentsch knn
»olle Dütsche« oder »lütje Dfltsehe« (alte
oder kleine Deutsche) bezeichnen. Diese
»olle Dütsche« sollte mfolge ihrer lang an-
dauernden Kultur unfruchtbar geworden sein.
Zwar blüht sie recht reiehlioh, aber der
Früchteansatz ist äußerst gering. Aufgabe
des Botanischen Gartens war es nun, die
mögliche Unfruchtbarkeit zu untersaebeD.
Im Sommer 1901 erwarb der Garten
eme Anzahl Pflanzen aus den Kulturen
eines Züchters (A), die in besonderem Maße
degeneriert sein sollten. In den näcbsten
Jahren blühten die Pfleglinge nnd zeigten
ein gutes Gedeihen, allein die Ausbeute an
Früchten war gering, auch waren die Beeren
nicht normal entwickelt, und die daraus ge*
wonnenen Samen keimten nicht
Im Sommer 1902 wurden wiederum Eri-
beerpflanzen aus Vierlanden in den Botan-
ischen Garten verpflanzt. Diese atammten
aus einer Kultur, die bisher nach Aussage
des Besitzers (B) befriedigende Ernten e^
geben hatte. Auch die neuen Pflanaen
wurden im Garten m der üblichen Weise
in Gruppen zu dreien ausgepflanzt Dabd
wurden, wie es der Gewohnheit der hiesigen
Gärtner entspricht, tunlichst zwei stärkere
und eine schwächere Pflanze zu einer Gmppe
vereinigt. Diese Pflanzen ergaben im fcifv*
915
den Jahre eine yerhXltniBm&ßig gate Emte^
nur wenige Pflanzen waren nnfraehtbar.
Die ErklSrang für diese Vorgänge ist sehr
interessant. Die VieriXnder Erdbeere ent-
faltet sieh in getrennten Geschleehtem, sie
erzengt also mftnniiehe nnd weibliche Pflanzen ;
letztere zeigen ein auffallend kräftigeres
Wachstum als erstere. Man kann demnach
von Männchen und Weibchen reden. Jedes
für sich ist steril^ d. h. unfruchtbar; nur in
recht vereinzelten Fällen sind beide Ge-
sohlechter in einer Blüte derart ausgebildet,
daß die Pflanze Fruchtansatz zeigt Pflanzt
man aber Männchen und Weibchen neben-
einander oder vereinigt; wie vorher gesagt,
zwei stärkere und eine schwächere Pflanze
zn einer Gruppe, so befruchtet letztere
(Männchen) die beiden ersten (Weibchen) m
genügender Weisje.
In dieser Beziehung haben viele Züchter
gefehlt. Den Vierländern ist es von jeher
bekannt; daß nichttragende Pflanzen (Männ-
chen) m den Erdbeerbeten vorkommen. Sie
nennen sie in ihrer Art »dowe Kopp« oder
»wilde PUntenc (auf hochdeutsch: taube
Köpfe oder wilde Pflanzen) nnd sagen: »De
möt datwischen stahnc (die müssen da-
zwischen stehen). Sie wissen sehr wohl,
daß deren Anwesenheit für den Fruchtansatz
der übrigen von Bedeutung ist, sie sorgen
aber auch gleichzeitig dafür, daß die »dowen
Kopp« m der vorwiegenden Minderzahl sind,
Indem sie jährlich eine Anzahl ausmerzen.
So verfuhr sehr richtig der Züchter B, der
stets einige »wilde Planten« in seinen Beeten
hegte und dadurch fruchtbringende Kulturen
besaß. Züchter A dagegen duldete keine
Männchen, er pflegte vielmehr alle wilden
Pflanzen auszureißen in der Meinung, es
seien ehemals fruchttragende und nun in
wilde ausgeartete Pflanzen. Auf diese Weise
züchtete er — wenn auch unbewußt —
nur Weibchen heran und somit eine »künst-
liche Sterilität«
Diese hochinteressanten Studien an Erd-
beeren nn Hamburger Botanischen Garten
haben den Beweis erbracht, daß eme Sterili-
tät, mutmaßlich durch lang andauernde Kul-
tur hervorgerufen, unbegründet ist Die
Vierländer Erdbeere wird stets ertragreich
sein, wenn in der Kultur die nötige Ge-
BchlechtBverteilung stattfindet
Dr. Wgl, Hbg.
Ueber den
Alkaloidgehalt der Mutter- und
Tochterknollen von Aconitum
NapelluB
hat Wentrup Untersuchungen angestellt
und kommt dabei zu dem Ergebnis, daß
die Mutterknollen m der Regel nur um ein
Geringes weniger Alkaloid enthalten, als die
TochterknoUen. Allerdings waren die unter-
suchten Knollen überhaupt arm an Alkaloid,
da Keller 0,87 bis 1,23 pGt Alkaloid in
den Aconitknollen nachweisen konnte, wäh-
rend die vom Verfasser benutzten Knollen
nach semen Untersuchungen nur 0,35 bis
0,53 pGt Alkaloid enthielten. Verf. gibt
daher zu, daß die Entscheidung der fVage,
ob nicht bei alkaloidreicheren Knollen wesent-
lichere Unterschiede im Alkaloidgehalt der
Mutter- und Tochterknollen beobachtet wer-
den können, weiteren besonders mit frischem
Material vorzunehmenden Untersuchungen
vorbehalten bleibt Inwieweit der gefun-
dene sehr geringe Alkaloidgehalt auf
Kosten der angewandten Methode, an der
das Trocknen der Droge bei 100^ C nnd
die Zugabe der etwa 20 ccm Wasser zn
beanstanden sind, zu setzen ist, möchte
Berichterstatter ebenfalls noch dahingestellt
sein lassen. J, K,
Joum, d. Pharm, v, Els.-Lotkr, 1906, 180.
Ein neues kokainfreies Injek-
tions-Anästhetikum
empfiehlt Zahnarzt Louis Wolff m Allgem.
Med. Zentral-Ztg. 1906, Nr. 13. Seine
Herstellung erfolgt in der Weise, daß eine
2proc. /3-EukaIn und eine Iproc. StovaXn-
Kochsalzlösung im Verhältnis 3 : 1 gemischt,
in Glasröhrchen gefüllt und gekocht werden.
Wenn die Mischung der Kochhitze, noch
nahe ist, fügt man 2 Tropfen einer 1 proc.
Adrenalinlösung hinzu und schmilzt die
Röhrchen zu. Da Adrenalin Kochhitze nicht
verträgt, so muß eine etwas niedrigere Tem-
peratur gewählt werden. Wie Verfasser
mitteilt, hat sich die so hergestellte Lösung
etwa drei Monate unverändert gehalten.
Die Firma J. D, Riedel in Berlin stellt
Lösung dar und versendet sie zu Versuchs-
zwecken kostenlos. —ix-^
916
Aus den Helfenberger Annalen
1905.
(In der Reihenfolge der Seitenzahlen wieder-
gegeben.)
(Schluß von Seite 876.)
üeber AlkaloidbestimmiugeH naeh der
Pharmaeopoea Austriaca Till (103). Die Ein-
fahraog des neaon Arzneibuches für Oester-
reioh, der Pbarmacopoea Austriaca ed. VIII,
yeranlaßte uns, der Bereituug und Prüfung von
Eztraotum Belladonnae und Extraotum Hyos-
cyami näher zu treten. Während das Deutsche
Arzneibuch diese Extrakte aus frischen Kräu-
tern bereiten und den Alkaloidgehalt titriraetrisch
ermitteln läßt, schreibt die Ph. Aust. YIH die
Bereitung aus getrockneten Kräutern vor und
bringt für die Bestimmung der Alkaloide eine
gravimetrische Methode in Anwendung, deren
Fassung folgende ist:
«7,5 g des zu prüfenden Extraktes werden in
10 com Wasser in einer Bei beschale gelöst,
diese Lösung in einen Maßkolben für 150 ocm
quantitativ gebracht und die Eeibesohale mit
5 com Wasser nachgespült. Hierauf fügt man
unter beständigem Schütteln in kleinen Portionen
95proc. Weingeist bis zur Marke hinzu, läBt
den Niederschlag absetzen und filtriert alsdann.
Von dem Filtrate vermengt man 100 com
= 6 g Extrakt mit 25 com Wasaer und ver-
jagt unter beständigem Rühren den Weingeist
auf dem Wasserbade. Den Rückstand bringt
man in einen Scheidetrichter, fugt 5 com Soda-
lösung (1 : 4) hinzu und schüttelt nacheinander
mit 20, 10 und 5 com Chloroform aus. Die
vereinigten Chloroformauszüge schüttelt man
nacheinander mit 20, 10 und 5 ccm mit einigen
Tropfen Salzsäure angesäuertem Wasser aus.
Die vereinigten wässerigen Auszüge schüttelt
man, nachdem sie mit Sodalösung (1 : 4) alkal-
isch gemacht wurden, dreimal mit je 10 ccm
Chloroform aus. Die Chloroformlösung fängt
man m einem gewogenen Wägeglnschen auf und
läßt das Chloroform bei gewöhnlicher Tempera-
tur abdunsten. Der fast weiße Rückstand wird
bei 100^ C getrocknet und gewogen.»
Die so erhaltenen Rückstände sollen wiegen:
0,1 g entsprechend 2 pCt bei Extractum Bella-
donnae, 0,015 g entsprechend 0,3 pCt bei Ex-
tractum Hycscyaoii !)•
Nach dieser Methode haben wir eine Anzahl
Belladonna- und Hyoscyamus-Kxtrakte verschie-
dener Herkunft untersucht, jedoch in den sel-
tensten Fällen den vorgeschrie-
benen Alkaloidgehalt gefunden, wäh-
rend dieselben Extrakte, nach Vorschi ift des
D. ^.-B. IV untersucht, den vorgeschriebenen
Gehalt von 2 pCt bezw. 0,3 pCt aufwiesen.
Hierbei muß bemerkt worden, daß die Methode
der Pb. Aust VIII das Alkaloid in ziemlich
reiner Form abscheidet, somit rationeller arbeitet,
während der Methode des D. A.-B. IV gewisse
1) Man vergL auch Pharm. Centralh. 47 [19061,
481. SehriftleÜung,
Fehler anhaften, insofern als andere Basen anfier
den Alkaioiden mitbestimmt weiden. Dieeer
Umstand beweg uns, noch eine dritte Me-
thode heranzuziehen, die Thonu bereits an-
wandte^ und über deren Anwendung für un8ere
Zwecke wir eingehend in den vorjährigen An-
nalen berichtet haben. Nach diesem Verbhren
werden die Alkaloide mit Kaliumwiamutjodid-
lösung nach Kratä^) gefäUi Der Alkaloidoieder-
schlag wird durch Alkali zersetzt, darauf oiit
Aether ausgeschüttelt und die im Aether ge-
lösten Alkaloide direkt mit Vioo'^^™'^*^^''
säure titriert. Die nach dieser Methode ge-
wonnenen Resultate kommen den , nach der
Ph. Aust. Vin ermittelten bis auf geringe At>-
weichungen sehr nahe:
Extractum :
AJfcaloid
in pOt nach der
1»
3 a>
beatimmt
Belladonnae D. A.-B. IV
Belladonnae rad.
> »
Belladonnae Ph. Aust. VIEL '—
Hyoscyami D. A.-B. IV
Hyoscyami Ph. Außt.VIII
»
»
»
1,68
_
1,46
1,06
1,87
1,50
2,36
1,69
—
1,91
—
1,85
1,53
1,10
2,10
1^
1,U
0,30
0,91
0,24
0,93
0,21
—
0,28
—
0,21
—
0,34
0,39
0,17
—
0,44
1121
1,01
1,64
1,91
1,89
1,12
1,31
0,34
0,31
(',28
0,30
0,30
0,19
Zur Bestlmmnng der Alkaloide !■ Ex-
tractnm Belladonnae nnd Hyoflejraml sieem
(lt)6). Bezugnehmend auf unsere Arbeit in den
vorjähngen Annalen, S. 183 bis 185, die Bestimm-
ung der Alkaloide im Extractum BelladooDae
und Hyoscyami spissum durch AnaflUeo mit
Kaliumwismutjodidlösung betrefifeod, haben wir
im Berichtsjahre versucht, diese Methode ancli
bei Extractum Belladonnae und Hyoecyanii
s 1 c c u m in Anwendung zu bringen. Bekinnt-
lieh laut sich das Verfahren des D. A.-B. K
in diesem Falle nicht anwenden und auch 6m
von uns früher geübte Aether-Kalkverfahroi
muß hierbei unberüoksiohtigt bleiben. Um ^
£aliumwismutjodid-Metbode m Terwendeo, Ter-
fuhren wir folgendermaßen:
<4 g des getrookneten Extraktes werden mit
50 ccm 90proc. Weingeist übergössen und anter
^ Arbeiten a. d. Pharm. Inst d. Um>trntit
Berlin, Bd. I, 8. 131.
») Arohiv der Pharm. 1897, 8. 162.
917
wiederholtem, klüftigem ümschütteln 3 StnndeD
stehen gelissen. Alsdann wird filtriert und yon
dem Filtrate 25 com = 2 g Extrakt auf dem
Wasserbade bis zum Verdunsten des Weingeistes
erhitzt. Der Rückstand wird mit 50 com Wasser
aofgenommen, mit 10 ocm 10 proo. Sohwefelsäore
und 5 com Ealiumwismatjodidlösang yersetzt^).
Der entstehende Niederschlag wird auf einem
trockenen illter gesammelt und zweimal mit
5 com 10 proo. Schwefelsäure nachgewaschen;
Filter und Niederschlag werden alsdann in einen
Sohüttelzylinder gegeben nnd darin mit einer
Mischung von 20 ocm 15 proo. Natronlauge and
10 g grob gepulvertem, kristallisiertem Natrium-
karbonat zersetzt <^;. Hierauf werden 50 com
Aether hinzugegeben und das Ganze unter
wiederholtem Schütteln 3 Stunden stehen ge-
lassen. Alsdann werden in eine Schüttelflasche
etwa 100 com Wasser, 20 ocm Aether und
5 Tropfen Jodoosinlösung gegeben. Nachdem
die hierbei auftretende Rosaf&rbung, bedingt
durch dieAlkalität des Glases, durch Hinzufügen
einiger Tropfen^i i'joo~^<^™^<^~^'^^^i^® beseitigt
wurde, werden 26 com der ätherischen Alkaloid-
losung = 1 g Eztraotum siccum hinzugefügt,
welche sofort wieder Rotf&rbnng heryormfen.
Man titriert nun mit Vioo'^^'''™^'^^^^^^^ ^^
zum Yersohwinden derselben. Die Anzahl der
verbrauchten Kubikzentimeter Vioo'Normai-Säure
mit 0,289 multipliziert, gibt den Procentgehalt
an Alkaloid an.»
Die Werte, welche nach dieser Methode ge-
funden wurden, sind folgende:
EztractumBelladonnae siccum:
0,375, 0,404, 0,433, 0,491 pCt Atropin;
Grenzwerte 0,3 bis 0,5 pCt.
Extractum Hyoscyami siccum:
0,116, 0,173, 0,200, 0,187 pCt Hyoscyamin;
Grenzwerte 0,12 bis 0,20 pCt.
Vergleicht man diese Werte mit den vom
D. A.-B. lY für die dicken Extrakte vorgeschrie-
benen und nach der Methode des D. A.-B. lY
in diesen ermittelten, so erscheinen dieselben
allerdings viel zu niedrig.
Zieht man aber in betracbt, daß die Kalium-
wismutjodid - Methode, welche nur das reine
Alkaloid (Atropin, Hyoscyamin) bestimmt und
nicht, wie das D. A.-B. lY, alle anderen alkal-
isch reagierenden uud in die Äusschüttelungs-
flüssigkeit übergehenden Körper mitbestimmt,
stets niedrigere Werte liefert^), so kann man
diese Methode in der von uns oben angegebenen
Fassung sehr wohl zur Untersuchung der trocke-
nen narkotischen Extrakte verwenden. An der
^) Berichte d. Deutschen Pharm. Ges. 1906,
m, 87.
&) Ebenda 1905, HI, 90.
«) £}, Merek^ Jahresberichte 1901.
'^) Siehe Seite 9i6: üeber Alkaloidbestimm-
ungen nach der Pharm. Austr. YHI und H. A.
1904, S. 183 bis 185.
DarstelluDgsweise der Extrakte scheint es zu
liegen, daß die unterschiede im Alkaloidgehalt
nach der Methode des D. A.-B lY einerseits
und der Kaliumwismutjodid-Methode anderer-
seits nicht stets die gleichen sind. Dieselben
sind stets höher, sobald es sich um ein mit
Weingeist bereitetes Extrakt, niedriger dagegen,
wenn es sich um ein mit Wasser bereitetes
Extrakt handelt.
Gerade der noch nicht völlig aufklärten Ur-
sache dieser großen Differenzen werden wir im
kommenden Jahre unsere besondere Aufmerk-
samkeit zuwenden.
ünterauohnBgen teclmiacher Artikel (202).
Enos fruit Salt. Yon diesem Fruchtsalz
kam eine Probe zur Untersuchung. Es löste
sich unter Kohlensäureentwicklung im Wasser
vollständig auf. Nach den Ergebnissen der
qualitativen und quantitativen Untersuchung be-
steht das Fmchtsalzpulver aus etwa 50,0 pCt
doppeltkohlensaurem Natrium, 15,0 pCt saurem
weinsaurem Natrium und 35,0 pCt freier Wein-
säure.
Longlife-Essenz« Im Berichtsjahre kam eine
kleine Probe einer Longlife-Essenz genannten
Flüssigkeit zur Untersuchung, welche von der
Inkrnaiionalen Eygienisehen Oeseüsehaft m.
b. H., Dresden, Wien, Berlin in den Handel
gebracht wird und zur Luftverbesserung in Ab-
ortanlagen dienen soll, dadurch daß sie aus be-
sonders konstruierten Tropfapparaten ausfließend,
verdunstet. Da uns nur 8 com der spez.
leichten, stark ätherisch riechenden Flüssigkeit,
welcITe sich mit Aether klar mischte und alkal-
isch reagierte, zur Yerfügung standen, so konnte
von einer eigentlichen Untersuchung keine Bede
sein ; wir erhielten durch Mischen von : 2 com
Eukalyptusöl, 3 com Lavendelöl, 2 com Essig-
äther, 0,5 com Ammoniakf lüssigkeit, 20 com Spiritus
und 6 ccm Wasser eine sehr ähnlich riechende
Flüssigkeit, welche für obengenannten Zweck
jedenfalls ebenso brauchbar war (vergl. Pharm.
Gentralh. 88 [1897], 852 und 39 [1898], 84).
Balieum. Unter diesem Namen kam ein
Muster eines Klebemittels zur Untersuchung,
welches eine bräunlichgelbe Masse, von der Kon-
sistenz eines dicken Extraktes darstellte, die in
Wasser löslich, dagegen unlöslich in Spiritus
und Aether war. Der Trockenverlust bei 100® 0
betrug 32,83 pCt, die Asche 0,61 pCt. Die
Masse reagierte, vom Gehalt an Schwefelsäure
herrührend, sauer. Mit Jodlösung trat Bläuung
ein, Fehling'aohe Lösung wurde reduziert, Gerb-
säure wurde dagegen nicht gefällt. Die An-
wesenheit von Borsäure oder Salicylsäure konnte
nicht festgestellt werden. Die Klebkraft war
sowohl auf Papier als auch auf Glas eine gute.
Der Klebstoff Salicum dürfte denmach aus
weiter nichts bestehen, als aus Stärkemehl,
welches mittels Schwefelsäure in
Dextrin übergeführt worden ist
»18
Apparat zur BChneUen i '^ Appirat kann entwedar direkt od«
und kontmuierUchen Entwick J "!* ^^" '*^." °"''*f^i*'^'' JT ■/'^
lung von WaSBerdampf. | werden. Im letzteren F«Ue eetzt man Om
Der dnrcfa die Abbildung 1 erl&nterte . anf ünen Dreifaß von goeigneten Dinen-
Apparat von K. Beck ist in folgender Waise I ^onen.
konatrniert. Das Waaaer der L^tnng, dem Um «nen DampCstrom zn enevgen, bail
mit Hille einer KörHng'aebm Zeretlubunge- man den Apparat knrza Zeit an. Hierui
dtlse S rane groBe Oberfläche erteilt wird, Offnet man den Hahn der Leitung loniditi
gelangt in dem geheizten kleben Kessel H wenig nnd ertiftlt einen kräftigen Dampf-
bezw. an dessen Heizflachen znr Verdampf- 1 ström, den man dnroh Regniiernng der Ois-
nnd Wassermfnhr aa«li Obeilütien
kann. W«in die DampfentwiakloDg
einmal lebhaft im Gange is^ kun
man den Wasserhahn aadi «eitff
IVfftien. Erst ba starker Vwmdinmg
des WasserznflnasGs erhilt loan la-
ateüe des Dampfatroms heifi« Wmet,
entsprechend der Eigenart des AppuiU,
von relativ,
hoher Tem-
peratur
(etwa 80^.
Der Appar
rat, dessen
Anfien-
ansioht
durah Ab-
bildung 2
gegeben ist,
ist aus
hergestellt
und mittels
nnes aof-
geediraub-
ten Ringes
abgediefa-
Abbild. 1. tet Er ent- Abbild. 3.
hllt keine Lötstellen nnd ist gegen Ueb«-
bitznng durohans nnempfindtidi. Gctwl
wird derselbe unter Benutzung lynea Ring-
brenners, der eine anareidifflid breite Flammt
liefert HerBtellar ist äie Firma lYaiu
Rugershoff in Leipag. P.
nng. Das OberHehasaige und kondensierte
Wasser fUeßt beatftndig durch T ab. Der
Dampf entweicht durch den Tabus D. Um
zn vermeiden, daS der Dampf l>ei T ent-
strömt, ist es erforderlich, einen hydro-
statischen Dmck vorzuschalten. Dies wird
zweckmäßig dadurch erreicht, daß man das
verlängerte Abflußrohr ^ bis an den Boden
emes mit Ueberlauf venwhenon GefaUas bezw. Eingezogenes
eines gewOhnlitdien Standzylmders fflhrt. Bei Diphtherie-HellBerain.
Apparaten, weliAe nicht znm Traneport ein- D^ mit den Eontrollaommem 149, 1
gerichtet werden sollen, empfiehlt ai dd, ^^ '^^ vereeiene Diphthwie - Hrilfi«™ «
. TWT i. n • r, ^ 1. ■ 11 der CteroiBoheB Fabnk E. Merek ui DMmst*»
einen WasserversohluB m Gestalt emes ü- igt infolge AbBühwäobong znr BniiehBiig be-
Rirfirca von genflgender Unge ansabringen. i stimmt '
919
Therapeutisohe Hitteilungen.
Die
oder Myiasis genannt, wird vernrsaeht dnroh
Fliegenlarven und zwar sind es gewöhnlieh
die Oestresarten, Calliphora, Laciiia hominivara
oder andere Dipteren. Die Fliegen legen
ihre Eier in den mensohliohen oder tierischen
Eöiper^ die Eier bilden sich zu Larven um,
die dann bei dem Wirte bleiben, bis sie sieh
zu Nymphen entwickeln. Die Larven ver-
lassen den Körper des Wirtes kurz vor dem
Nymphenstadium. Die Fliegen suchen mit
Vorliebe eine durch Hautausschläge oder
Geschwüre präparierte Haut, femer den
eiternden äußern Gehörgang oder Nasen-
höhlen usw. auf. Es ist, wie es schobt, prak-
tisch sehr wichtig, zu wissen, mit wdcher
Fliegenart man es zu tun hat, weil einige
Arten sich weniger festsetzen oder weniger
G2lnge unter die Schleimhaut bohren als
andere und also mehr oder weniger leicht
mit der Pinzette zu erreichen smd. Die
Erscheinungen bei den Kranken hängen
vor allem von der Lokalisation der Larven
ab. Sie entfernen sich trotz ihrer lebhaften
Beweglichkeit meist nicht weit von der Höhle,
die sie sich unter die Haut oder Schleim-
haut gegraben haben. Die Inkubationszeit
der Eier ist eine sehr kurze, es wurden
Fälle beobachtet, wo die Entwicklung vom
Ei bis zur Larve innerhalb von 24 Stunden
durchgemacht war. Die Erscheinungen bei
der Fliegenkrankheit wechseln und hängen
ab von der Lokalisation, von den Organen,
in welchen die Larven wandern und von
der Empfindlichkdt der Patienten. Manch-
mal bestehen Kopfschmerzen, Jucken, Fieber
bis 39^. Befinden sich die Larven in der
Nase, im Gehörgang oder unter den Augen-
liedem, wie man es in Sfldspanien und in
Marokko beobachtet hat, so können die Er-
scheinungen äußerst heftige sein. Manchmal
ist die Prognose äußerst ungflnstig. Die
Erkennung der Krankheit ist meist leicht,
besonders wenn sich Würmer unter der
Haut befinden. Die Larven müssen, ob-
gleich sie hauptsächlich m der Tiefe leben,
von Zeit zu Zeit an die Oberfläche zurück-
kehren, um Luft zu schöpfen; gewöhnlich
sieht man dann 8 oder mehr Köpfchen, die
sich sehr schnell bewegen und ebenso schnell
vrieder verschwinden, bisweilen kriechen sie
über den Geschwürboden hin und her. Die
Myiasis des Ohres ist sehr gefährlich, weil
das Trommelfell leicht durchbohrt wird und
die Larven in das Mittelohr und Labyrinth
eindrmgen. Aber auch die Nasenmyiasis ist
gefährlich, da die Larven in das Gehirn
emwandem können. Die Behandlung ist
oft schwierig. Es schemt sehr wertvoll
zu sein, wenn man die Larven mit der
Pinzette extrahieren kann. Volksmittel ist
inCordoba ein Aufguß von Ooymum Basilicum.
Neuerdings wird Kalomel sehr warm em-
pfohlen. L.
Deutsche Med, Woehensehr. 1906, 763.
Ueber die hemmenden
und anästhesierenden Eigen-
schaften der Magnesiumsalze
berichtet Meltxer in New- York. Sehr kleine
Gaben der Magnesiumsalze, durekt ins Blut
gespritzt, hemmen die Atmung und Ifthmen
den ganzen Körper. Lokale Applikation
auf den Nervenstamm hebt die Erregbarkeit
und Leitungsfähigkeit der betroffenen Nerven-
stelle auf. Subkutane Einspritzungen ver-
ursachen eine tiefe Narkose mit vollkommener
Muskelerschlaffung, und bei Einspritzung in
den Rttckenmarkskanal bewirkt das Salz fast
unmittelbar eine LShmung und AnSsthesie
der unteren Gliedmaßen. Große Gaben des
Salzes können auch tödlich wirken; bei
kleinen Gaben verschwinden die brennenden
und lähmenden Erscheinungen wieder voll-
ständig. Auch hat man bei Affen einen
schweren ktLnstlich erregten Tetanus (d. i.
Wundstarrkrampf) durch RQckenmarkskanal-
einspritzung von Bittersalz fflr viele Stunden
völlig beseitigt. Alle diese an Tierversuchen
ausprobierten Eigenschaften ftLhrten dazu,
auch beim Menschen das Magnesium sulfur-
icum für die Rückenmarksanästhesie zu
verwenden. Diese intraspinalen Einspritz-
ungen bewirken eine tiefe iangdauernde
Anästhesie, die von der Lendengegend aus
die kortikalen Nervenzellen beeinflußt, da-
gegen die vitalen Gentren im Kopfmark
nicht wesentlich zu ergreifen scheint.
920
Die möglichen Gefahren einer An&rthesie;
mindestens die akuten Gefahren, beruhen in
ihrer schädlichen Wirkung auf die vitalen
Funktionen des Herzens, Blutdruckes und
der Respiration. Da aber Herz und Blut-
druck bei den bislang versuchten Oaben
gar nicht in betracht kommen, so wäre die
einzige Gefahr die Atmung; doch hier kann
man sich mit künstlicher Atmung fast stets
helfen. (Jedenfalls smd die Versuche sehr
interessant und außerordentlich ermutigend.
D. Berichterstatter,) L.
Berliner Klin, Wochensekr. 1906, 73.
Bin alkoholfreier Eisenlikör
ist bei der Notwendigkeit, gerade schon im
frühen Kindesalter mit der Eisendarreichung
einzusetzen, eine höchst ' zeitgemäße und
therapeutisch wichtige Erscheinung. Die
Liquores Ferri mangano-peptonati des Handels
enthalten an Alkohol in 100 ccm im Durch-
schniss 14 V2 pCt, die Liquores Fern mangano-
saccharati in 100 ccm Alkohol etwa IOV2 P^t
Alkohol. Andere ähnliche Eisenpräparate
schwanken im Mittel von 10 bis 15 pCt
Alkoholgehalt. Es kommen also bei dreimal
täglicher Darreichung eines EsslOffels voll
von dem Mittel nicht unbeträchtliche Mengen
Alkohol in den Magen und den Organismus.
Ä, Klautsch (Repertor. der prakt. Med.
1906, Nr. 5) stellte fest, daß schon am
Ende des ersten Lebensjahres der Eisen-
mangel beim Kinde sich bemerkbar mache.
Eine andere nicht weniger häufige Form
kommt dann bei Kindern im Alter von 5
bis 7 Jahren zur Beobachtung, und zwar
bei solchen, die, wie man zu sagen pflegt,
«zu schnell gewachsen sind», die sog.
Wachstumsanämie. In den späteren Lebens-
jahren, ungefähr gegen das 12. Lebensjahr,
kommt häufig eine Form von Anämie unter
Schulkindern bei Knaben sowohl wie bei
Mädchen zustande unter dem Einfluß un-
günstiger hygienischer Verhältnisse, anhaltend
sitzender Lebensweise und Ueberanstrengung
und Ueberbürdung des Körpers und Geistes.
Elautsch verordnete daher den alkoholfreien
haltbaren Liquor Ferri mangano-
peptonati, der nach dem Dr. K,
Dietrich' Bfiien Verfahren in Heifenberg her-
gestellt wird und sich außerdem noch durch
seine Haltbarkeit, seinen vorzüglichen Ge-
schmack und namentUch auch durch seine
Billigkeit auszdchnet In der von Klautsch
geloteten Kinderheilanstalt «St EUsabeth-
Kinderheim» wurde das Blutan (vergL
Pharm. Centralh. 46 [1905], 335 j an die
Kinder dreimal täglich 1 Teelöffel entweder
in Milch oder rem gegeben und zwar
meist vor den Mahlzeiten.
Auch Albert Kaiser in Dresden (Therap.
Monatsh. 1906, Nr. 3) gab Blutan mit
Vorliebe den Kindern aber namentlich fand
das Blutan bei ihm m der Frauenpran
Anwendung und von Wesenheit war dabei,
daß infolge der Billigkeit des Blutan eine
zweckmäßige Verwendung desselben in der
Kassenpraxis häufig Platz greifen konnte.
Das Mittel wurde gern genommen und gat
vertragen, selbst bei Magenbeschwerden, bei
Verdauungsschwäche usw., der Stuhlgang
wurde bei den anämischen Frauen und bleieh-
süchtigen Mädchen geregelt; wo Schmeneo
und Unregelmäßigkeit in der Periode be-
stand, ließ sich diese günstig and regulierend
beeinflussen.
Femer hält auch Jf. Zoref in Wien
(Med. Blätter 1906, Nr. 17) das Hintan,
da es ein alkoholfreies Eisenmanganmittel
ist, für <eme wertvolle Bereicherung uuereB
Arzneisohatzes».
Recht interessante Versuche förderte die
Prüfung des Blutan in den Dr. Weicker-
sehen Heilanstalten in Oörbersdorf n tage.
Ein Assistent daselbst^ Carl Blümel (veigL
Med. Klinik 1906, Nr. 32), stellte aeb
gleichzeitig die wissenschaftlidie Frage, ob
man aus dem Blutbefunde (Haemoglobin-
untersuchung) einen Rückschluß auf die
Prognose der chronischen Lungentuberknloee
erheben dürfe. Es ließ nch hier dorebau
keine Gesetzmäßigkeit finden, zumal lelbet
bei sehr vorgeschrittenen Lungentuberknloflät
bisweilen noch ein günstiger Blutbefund eieb
zeigte. Aber eine praktisch wichtige Forder-
ung stellt Blümel gerade im Anschloß an
die Prüfung des Blutan: Es empfiehlt seh
bei Tuberkulösen im Interesse des Allgemeitt-
befindens von Zeit zu Zeit ein alkolfreie^
leichtverdauliches Eisenpräparat zu geben,
und hier hat sich Blutan als ein redit braoeb-
bares Mittel bewährt Mit der Verbeaserang
des Haemogiobingehaltes schwanden aneh ^
subjektiven Beschwerden der Kranken, wie
Kopfschmerzen, Herzklopfen, Schwindel nn^
Mattigkeitsgefühl. Auch als appetitanregendes
Mittel hat sich das Blutan bewährt Ä, ^
931
Ueber
Fibrolysin-Behandliuig.
Teschemacher in Neuenahr kann auf
grund seiner Erfahrung bei der Dupuytren-
sehen Fingerkontraktnr der Diabetiker eine
Thiosinammeinspritzangsknr mit dem von
Dr. Mendel angegebenen und von der
Firma E, Merck in Darmstadt hergestellten
Fibroiysin anfs wftrmste empfehlen, jedenfalls
sollte eine solehe in jedemFaile versucht werden,
bevor zur Operation gesehritten wird. Das
fibroiysin zeiehnet sich vor dem Thiosin-
amin durch Schmerzlosigkeit und rasch ein-
tretenden Erfolg aus.
Bereits nach 12 Einspritzungen war eine
sichtliche und fühlbare Besserung in der
Beweglichkeit der Finger sowohl als in der
Konsistenz des narbenartigen Strauges in
der Hohlhand eingetreten, bei Beendigung
dar Kur, nach 19 Einspritzungen, konnten
die beiden Finger fast wie im normalen
Zustand aktiv gesbreckt werden, der Wulst
in der Hohlhand fühlte sich vöUig erweicht
an, so daß der Kranke hOchst befriedigt
war.
Der bequemen Handhabung wegen wird
das Präparat von Merck als gebrauchs-
fertige sterilisierte Lösung in zugeschmolzenen
braunen GlasampuUen m den Verkehr ge-
bracht Jede Ampulle enthält 2,3 ecm
Fibroiysin, entsprechend 0,2 g Thiosinamin.
Alle 2 Tage wird je eine Ampulle unter
die Haut oder in die Muskel eingespritzt.
Am KOrper erfolgt eine Spaltung der Ver-
bindung in ihre beiden Komponenten, näm-
lich Thiosmamm und Natrium salicylicum.
Der Einfluß des Fibroiysin war auch bei
Frauenleiden em unverkennbarer, schon nach
2 oder 3 Einspritzungen konnte von Th,
Vogelsänger m Basel (Korrespondenzbl. f.
Schweizer Aerzte 1906, Nr. 2) festgestellt
werden, daß die vorher ganz straffen, un-
nachgiebigen Bänder weicher wurden und
sieh mehr oder weniger dehnen ließen, und
im Mittel nach 6 Einspritzungen war die
Auflockerung so weit vorgeschritten, daß die
gesunde von der kranken Seite kaum mehr
zu unterscheiden war. Das Nachgiebig-
machen verengter Stellen gelang auch nach
H. Mohr in Bielefeld in emem Falle, wo
das Thiosinamin zur Erweichung einer zu
Wiederverengung stark neigenden Verengung
des Ductus parotideus nach Verletzung des
Ganges der Speicheldrüse benutzt wurde.
Therap. Monatsh. 1906, Nr. 1. A. Bn.
Das Verhalten
der Harnsäure und des Harn-
stoffs bei der Gicht
hat Falkenstein in Gr. lichterfelde jahre-
lang studiert. Obwohl die Meinungen über
die Entstehung der Gicht auch noch aus-
emandergehen, so ist man sich doch darin
einig, daß Harnsäure dabei eine große Rolle
spielt und ein abnormes Verhalten zeigt,
welches durch besondere Stoffwechselvorgänge
im Körper erklärt wird. Dem Ueberschuß
an Harnsäure bei der Gicht können nur
zwei Ursachen zu gründe liegen. Entweder
der Gichtkranke bildet aus der gleichen
Nahrung mehr Harnsäure als der Gesunde,
was aber undenkbar erscheint, oder er bildet
nur ebensoviel, baut rie aber nicht ebenso
ab wie der Gesunde und behält sie im
Körper zurück. Würde er sie durch die
Nieren rein oder als Natriumsalz ausscheiden
oder aber im Körper in Oxalsäure und
Harnstoff umwandeln können, so wäre ihm
geholfen. Aus Falkenstein^s Untersuchungen
folgert, daß das Sch'ädliche bei der
Gicht unzweifelhaft das bei ihr entstehende
saure Natriumurat ist, welches nicht
harnfähig ist. Beim Kaninchen entsteht es
bei künstlicher Einverleibung von Harnsäure
sofort, weil ihm als Pflanzenfresser die Salz-
säure im Magen ganz oder fast ganz fehlt.
Bei Hunden entstehen die Urate nicht, weil
sie als fast reine Fleischfresser große Mengen
von Salzsäure im Magen selbst abscheiden.
Der gewöhnliche gesunde Mensch kann sich
auch leicht verteidigen, indem auch er ge-
nügend Salzsäure im Magen sammelt^ um
sich vor Uratbildungen zu schützen, dagegen
der Gichtkranke nicht, weil nach Falken-
stein die Gicht verursacht wird durch eine
ungenügende Tätigkeit der die Salzsäure
abscheidenden Magendrüsen. Deshalb tritt
Falkenstein für die Darreichung großer
Salzsäuregaben bei Gichtkranken ein;
denn hierdurch werden nach ihm die un-
löslichen Urate in lösliche Harn-
säure übergeführt und dadurch
die Gicht beseitigt. L.
Berliner Klin. Woehensehr, 1906, 228.
922
Phologpaphische Mitteilungen.
Utopapier,
ein direkt in Faxben kopierendes
Auskopierpapier.
Das Utopapier der Firma J, H, Schmidt
iSb Co, in Zürich stellt ein neues, auf der
Grundlage des Ansbleicbverfabrens
bemhendee Aaskopierpapier dar. Es dient
dazU; von einem farbigen Original, z. B.
durchseheinenden Papierbildem, gemalten
Diapositiven und namentlich Farbraster-
bildern farbenidenüsche Kopien herzustellen.
Das Ausbleiohverfahren, welches besonders
von Dr. Neuhaus und von WorelL aus-
gearbeitet wurde, beruht bekanntlich auf
der Eigenschaft gewisser Anilinfarbstofte, in
dem Lichte, das zu ihrer eigenen Farbe
komplementär ist, auszubleichen. In der
P^razis des Ausbleichverfahrens treten aber
mancherlei Schwierigkeiten auf, sodaß bis-
her alle Versuche einer geschäftlichen Aus-
nützung des Verfahrens scheiterten. Be-
sonders die verschiedene Empfindlichkeit der
Farbstoffe trat hindernd in den Weg und
eine Steigerung ihrer Empfindlichkeit durch
gedgnete Zusätze führte eher zu ungünstigen
als leidlichen Resultaten, ebenso stOrte die
Reaktion der verschiedenen Farbstoffe auf-
einander. Geeignet für das Ausbleichver-
fahren sind demnach nur solche Farbstoffe,
die ziemlich gleiche Empfindlichkeit haben
und nicht aufeinander einwirken. Die Er-
fmder des Utopapiers haben daraufhin gegen
1200 Farbstoffe untersucht, aber nur drei
dabei gefunden, die ihren Anforderungen
entsprechen. Nach vielen Versuchen ist
ihnen endlich eine neue Farbstoffklasse ge-
lungen. Weitere Schwierigkeiten bot das
Aufgießen der Farbemulsion auf Papier,
denn die Papierfaser durfte nicht angefärbt
werden. Versuche, die Emulsionierung in
Gelatine, in Kollodium, in Eiweiß, in Cellulose-
acetat vorzunehmen, blieben immer erfolg-
los. Weitere Versuche, die Papierfaser voll-
ständig abzuschließen, gelangen zwar, jedoch
war dieses Verfahren praktisch aus tech-
nischen Gründen nicht durchführbar. End-
lieh gelang es den Erfindern, einen Aus-
weg zu finden, indem sie feststellten, daß
alle Farbstoffe je nach ihrer Beschaffenheit
die Neigung haben, in gewissen Schichten
in eine Ruhelage zu gelangen, aus der sie
nicht mehr herauswandem. Es gelang nnn-
mehr, die Farbstoff-Emulsionen auf Pipier
zu bringen und das Resultat der aaßer-
ordentlich umfangreichen und mühevolleD
Arbeiten ist das U t o - P a p i e r. Für direkte
Camera-Aufnahmen nach dem Ausbleleh-
verfahren ist das neue Papier aber aodi
nach Ansicht der Erfinder noch nicht voll-
kommen; unter den allergünstigstea Be-
dingtmgen gelang ihnen eine farbige Auf-
nahme mit einer Expositionszeit von 6 Stunden.
Die Erfinder glauben jedoch das utopapier
in Kürze so zu verbessern, daß die Ex-
positionszeit für direkte farbige Camera-Auf-
nahmen auf einige Minuten herabgesetzt
wird. Zur Behandlung des utopapiers sei
noch bemerkt, daß die blauen und gelben
Farbstoffe an und für sich schon lieht-
empfindlich sind, während das Rot noch
sensibilisiert werden muß, was dorob ein
4 bis 5 Minuten angewandtes Bad ans einer
3 proc. WasserstoffperoxydlöBung gesdiieht.
Zur Beseitigung der Sensibilisatoren mflnen
die fertigen farbigen Bilder mehrere Standen
in Benzol ausgewaschen werden ; der Wasdi-
prozeß läßt sich aber durch Anwendung des
eigens zu diesem Zweck von der Firma
Smith hergestellten Üto-Fixierbades ganx
wesentlich abkürzen. Die farbigen Bilder
werden vorteilbafterweise noch lai^ert
Die «Phot. Ind.» bemerkt zu ihrer Be-
schreibung des Verfahrens, der wir im
Wesentlichen gefolgt sind : tjnsere mit dem
Utopapier vorgenommenen Versuehe eigibeD
recht ermutigende Resultate. Ein zonlehst
mit unsensibilisiertem Utopapier Forge
nommener Versuch ergab in 1^2 Standen
ein unregelmäßiges Ausbleichen in den roten
und gelben Tönen. Nach erfolgter Sena-
bilisierung einiger Blätter in der empfdiienep
3 proc WasserstoffperoxydlOsung erhielt«
WUT in etwa 1Y2 Stunden bei direktem
Sonnenlicht eine gut ausgebleichte, farbeo*
identische Kopie. Die auf der Gebranei»-
anweisung angegebene Zdt von Vj^ Stand«
zeigte sich bei Verwendung des 3 proc.
Wasserstoffperoxyds als zu kurz bemessen.
Die gelblichweil'en Flächen waren wibresd
dieser Zeit nur bis zum Grün auagebleiehL
Verwendet wurde allerdings in allen Fiüeo
ein gut durchscheinender, dünner japaniseber
i Farbenholzschj^itt Bm,
933
BOohepsohaui
Die okemisoke Energie der lebenden
Zellen. Von Dr. Oskar LoeWy Prof.
der ehemisehen Pflanzenphysiologie an
der Universität Tokio. Zweite Aaflage.
Verlag von Fr, Oruby Stuttgart Preis:
geh. 3 Mk.; geb. 4 Mk.
Eine Sohrift, die kühn an eines der Welträtsel,
an die Frage nach dem innersten Wesen des
Absterbeprozesses rührt. Der Verfasser, ein
Freund und Gesinnungsgenosse des den Lesern
der «Pharm. Centralh.» wohl bekannten Prof.
Bokomy beschäftigt sich mit den Parallelen in
der belebten und m der unbelebten organischen
iNatur. Die Kolloidchemie der Eiweiß körper,
die Katalyse und die Autooxydation werden in
Vergleich gestellt mit der Arbeit in der Zelle
und immer wieder wird betont, wie gering wir
erst, trotz der neuerlichen groBen Fortschritte
auf den erwähnten Gebieten, in das weite Reich
der chemischen Umsetzungen in d^r Zelle selbst
eingedrungen sind. Wird es uns je gelingen,
dem Protoplasma und seinen verschiedenen
Modifilutionen das Geheimnis dieser weitgehen-
den Verschiebungen innerhalb des Eiweißkörpers,
innerhalb der komplexen Moleküle der lebenden
Zelle abzulauschen ? Obne starke Säuren, ohne
ätzende Alkalien vermag die lebenstätige Zelle
die größten Umsetzungen zu bewirken ; das eben
gilt ims ja als das Anzeichen des Lebens.
Die beiden ersten Kapitel sind der Einführ-
ung in das Wesen der lebenden Zelle , des
lebenden Protoplasma, für den Femstehenden ge-
widmet. Li den nächsten Kapiteln, die sich mit dem
EiweiBaufbau der Organismen beschäftigen, wird
unter anderem betont, daB jeder Organismus,
wie verschiedenartig immer auch seine Nähr-
stoffe beschaffen seien, doch stets nach gleichen
Verhältnissen seinen Körper aufbaut, und daß
fleiohe Bausteine immer wiederkehren. Nach
,oew kann der erste Baustein, der unabhängig
von der Verschiedenartigkeit der Kohlenstoff-
quelle gebildet wird, nur immer der F o r m -
a 1 d e h y d oder die isomere Gruppe H-C-OH
sein.
Gegen die neueren Eiweißbypothesen pole-
misiert der Verfasser und yerficht seine An-
schauungen von Atomyerschiebungen bei der
Hydrolyse der Eiweißkörper. Die Natur dieser
verschiebbaren (labilen) Atomkomplexe im leben-
den Organismus wird sehr eingehend erörtert.
Durch toxikologische Versuche gelang es, einen
Einblick hier zu bekommen. (Es sei nur er-
innert an die große Empfindlichkeit des leben-
den Protoplasma z. B. gegen Schwermetalleiweiß-
kolloide.) Die labilen Atomgmppen im lebenden
Protoplasma vermögen Autoozydationen herbei-
zuführen und die produzierte Wärme in chem-
ische Energie umzusetzen, wie der Verf. an
zahlreichen interessanten Beispielen dartut. Die
letzten Kapitel gelten dem sehr labilen Beserve-
protan, welches Loew im Verein mit Bokomy
schon früher aufgefunden hat. Dieser eigen-
artige HcHBerveproteinstoff gibt sehr viele Reak-
tionen, die der lebenden Materie speziell eigen-
tümlich sind und dürfte zu ihr in nächsten
Beziehungen stehen, unter genau den gleichen
Verhältnissen wird dieser Eiweißkörper koaguliert,
wo das lebende Protoplasma abstirbt.
Wenn es auch den in diesem Werkchen
niedergelegten Anschauunjcen nicht an Gegnern
fehlt, so wird es dooh nicht nur von Chemikern
und Physiologen, sondern auch von allen Natui-
forschem, die ein Interesse an den weiter aus-
blickenden Fragen nach dem «woher» in der
Zelle haben, gern gelesen werden. H. Eaupt.
Beiträge znr Toxikologie und gerichtlichen
Medizin von Dr. Masao Takayama,
Blit 4 Tafeln. Stuttgart 1905. Verlag
von Ferdinand Enke. VII und 188
Seiten Lex. 8^. Plreis: 7 Mk.
Wie Ä. Robert in dem Vorworte hervorhebt,
haben die* Untersuchungen des Verfassers, der
gerichtlich-medizinischer Assistent-Professor in
Fukuoka ist, über Kathämoglobine nicht
nur Wert für die Toxikologie, sondern auch für
die normale und pathologische Anatomie und
die physiologische Chemie. Zwei der einschläg-
igen Versuchsreihen betreffen die Wirkung der
neuen Jodprftparate, nftndioh Isoform und
J 0 1 h i 0 n , auf das Blut, wodui oh sich der Inter-
essentenkreis um Chirurgen, Frauenärzte, Sy-
philidologen, Pharmazeuten und chemische Fa-
briken erweitert. Versuche über die Ursache
des Errötens mitFormalin konservierter Leichen-
teile beim Eintragen in Weingeist (Seite 137
bis 147) bilden den üebergang zum 6. Teil,
welcher die Spektroskopie des Blutfarb-
stoffes durch neue Befunde bereichert. Den
Schluß bildet: Einiges über JTorenee'sche Kri-
staUe Pharm. Centralh. 43 [1902], 236.*, die
bei Behandeln von tierischer Samenflüssigkeit,
Scheiden- und Qebärmutter-Schleim, faulenden
Stoffen verschiedener Art, PooU'schem Spermin
usw. mit Jod und mancherlei Jodverbindungen
entstehen und als Reaktion auf menschlichen
Samen dienen können. — Ein Nachtrag handelt
von Jodatwirkung und Kathämoglobin. Die Aus-
stattung ist bezuglich des Papiers und Druckes,
des Autorenregisters und der Tafeln vortrefflioh.
Von letzteren stellen die beiden ersten die Wirk-
ung der p-Jodoanisolvergiftung auf Organe des
Hundes an Mikrophotographien von Dnnnsohnitten
in farbigem Steindrucke (von Werner db Winter
zu Frankfurt am Main) dar, während die dritte
Tafel 15 Absorptionsspektren von Blutfarbstoffen
und die vierte Mikrophotographien YonFhrenee-
sohen Kristallen aus Menschensperma in schwar-
zem Steindrucke bieten.
Wie sich aus Vorstehendem ergibt, hätte im
Buchtitel zur Kennzeichnung des Inhalts der
Blutfarbstoff in Beziehung zum Jod
hervorgehoben werden sollen. — y.
924
11 ersoliiedene üill^ilungeii.
Eine neue
Ehe Fttser, wioloher in nächster Zeit
wohl größere» Interesse entgegengebracht
werden dürfte^ wird von der Zapnpe-
pflanze gewonnen, welche im Staate Tax-
pam in Mexiko vorkommt nnd der im Staate
Ynkatan heimischen Heneqnenpflanze sehr
ähnlich Ist; der Hauptonterschied liegt in
der Beschaffenheit des Blattes. Die Fasern
besitzen weiße Farbe, sind sehr ehistisch
und widerstandsfähig und werden ans den
Blättern gewonnen. Während andere der-
artige Textilpflanzen gewöhnlich erst nach
5 bis 7 Jahren ertragsfähig werden, liefert
die Zapupepflanze schon 3 Jahre nach dem
Einpflanzen der jnngen Stecklinge die erste
Ernte. Die von einer Pflanze gewonnene
Fasermenge belauft sich jährlich im Durch-
schnitt auf 1 bis IV2 kg. Die Ernte findet
mehrere Male im Jahre durch Abschneiden
von Blättern statt und zwar soll es zur
Erhaltung der Pflanze besonders wichtig
sein, daß die Blätter nahe dem Stengel ab-
geschnitten werden. Die Indianer stellen
schon seit Jahrhunderten aus dieser Faser
Seile, Tauwerk, Zflgel, Netze u. dergl. her.
Die daraus hergestellten Taue zeigen weder
Augen, noch werden sie durch die Feuchtig-
keit stockig. Die Fasern werden aus den
Blättern teils durch alte einfache, teils durch
moderne automatisch betriebene Maschinen,
welche in der Stunde 100 000 Blätter ver-
arbeiten können, gewonnen. Um die PQanze
der Textilindustrie nutzbar zu machen, be-
absichtigt eine in Tuxpam gegründete Gesell-
schaft die Kultur der Zapupepflanze in
großem Maßstäbe. Btt.
Ztaehr. f, angewn Ohem. 1906, 688.
DuranametaU
ist eine Kunstschmiedebronze, die von den
Dürener Metallwerken zu Dflren (Rheinland)
hergestellt wird und aus Kupfer, Zmk und
Eisen besteht.*) Seine Farbe ist em schönes
Rötliohgelb, das man an der im Feuer
oxydierten fertigen Legierung eifaält, wenn
man sie durch eine Salpetersäurebeize zieht
und abspült Von dieser Naturfarbe bis
zum schwarzen Ton lassen sich alle Farben-
töne durch geeignetes Beizen bezw« Abbr«men
erhalten. Die Beizen bestehen aus Salpeter-
säure, die entweder Silber oder Kupfer oder
beide zusaftimen gelöst enthält Einen
grünen, patinaähnlichen Ton erhält num,
wenn man den Gegenstand Ammoniakdämpfen
aussetzt Natürlich müssen die Waren frei
von Fett sein ; gegebenenfalls muß man sie
vorher in scharfe Sodalauge bringen, um
den Farbenton festzuhalten empfiehlt es sieh
die Gegenstände zu lackieren (z. B. mit
Zaponlack). p.
Bayr, Industrie- u. OewerbM, 19C6, 353.
Deutsche Pharmazeutische Gesellschaft
Die nächste Sitzung der Gesellscbafl ist
von Donnerstag, den 1. November ant Donners-
tag, den 8. November 1906 vorlegt worden.
*) Anm. Die echten (alten) Bronzen bestehen
aus einer Legierung von Kupfer und Zinn, die
modernen meist aus Kupfer, Zink und Zinn.
D. Bef.
Handkommentar
zum Arzneibuch für das Deutsche Reich (IT)
Dr. Panl Sflss
bearbeitet von
Dr. Alfred Schneider und
unter Mitwirkung von
F. aöll^x, 3Dr. C H^lToigr und T^T. T^ToTöTo«.
Mit vielen Abbildungen im Text, — 71^1 ^ Bogen stark.
In gutem Lederbande früher 26 Mk. 60 Pf.» jetxt nur 20
Yertetv: Dr. A« Seknelder, Preedm and Dr. P. StA Dretden-BlaMwlts.
VwantwortUober Leitsr: Dr. A. Mmeider, Dnidea.
Im Boehhand«! durah Jaliai Springer, BarUn N.. MoiiUlonpItto 8.
Drack Ton Fr. Tltt«l Naehf. (Knnath A Mahlo), Draiaen.
Phannaceutische Centralhalle
für Deutschland.
Herausgegeben von Dr. A. Schneider und Dis P. Sflss.
'^-V^'
ZeitBchiift fflr wiBsensehaftliclie und gesehäftliclie InteresBeii
der Pharmacie*
Gegründet yon Dr. Hermaan Hager im Jahre 1859.
Eisohemt jeden Donnerstag.
Besugspreis yierteljährlich: dnrob Bachhandel oder Post 2,50 Mk., dnreh (^esobflfts«
stelle im Inland 3, — Mk., Anstand 3^ Mk. — Einzelne Nommein 30 Pf.
Anzeigen: die einmal gespaltene Elein-Zeüe 30 Pf., bei größeren Anzeigen oder 'Wieder*
holnngen Preisennäßigong.
Letter der \ Dr. Alfred Schneider, Dresden- A. 21; Sohandaner Str. 43.
Zettsehrlft: J Dr. Paul Snß, Dresden-Blasewitz; Gostay Freytag-Str. 7.
C^esehiftsstelle: Dresden- A. 21; Schandaner Straße 43.
^45.
Dresdeo, 8. November 1906.
Der neuen Folge XXVII. Jahrgang.
iLvn^
Jahrgang.
InlHüt: ChCBÜe mnd Pharmaeie: Zar Kenntnis ron Cocainum pnram cristallisatani. — Bmnlgong arsenhaltiger
Salssäore. — Neue Arzneimittel. — Nene Reaktion Ar Saccharose neben Milohzacker. — Aoslegong pbannaseut-
isciier Gesetse usw. — Migränin HOchst. — Keae Theobrominreaktion. — Nene Araneimittel Tom Oktober 1906. —
EiweiCgehalt des Harnes. — Nachweis kleiner Mengen Phosphor. — Neue Tropfflasche. — Redaktion Ton Zimt-
•iore an Stjrol. — NaiQrliches Moschusaroma. — Milchsäure- and Esstggärung. — Ringer'sche LOsnng. — Nah^
■■gamfttel-Caemle. — PharmakogBOttltehe HltteUnDcen. — Paotonaphlsche HltteU«BC«B« — Bfteaer-
■ehan. — YeraehledeBe MltteUancaB. — BnefifMbsel.
Chemie und Pharaieoie.
Zur EenntniB von Cocainum
purum cristallisatum.
Von C. Reichard,
Vor einiger Zeit gelangte ich zufällig
in den Besitz yon einigen Gramm einer
Substanz, die organischer Natnr und
mir unbekannt war. Es wurde in
ihr ein Alkaloid vermutet. Bei der
näheren Untersuchung kam ich durch
eine rein mechanische Operation und
ohne chemische Hilfsmittel sofort zu
der Ansicht, daß hier nicht nur eine
Base, sondern ganz direkt das Alkaloid
Cocainum purum cristallisatum vorliegen
mfisse. Die daraufhin angestellten Ver-
suche ergaben auch mit voller Sicherheit
— insbesondere die physiologischen
Eigenschaften — daß es sich in der Tat
mn das vermutete Alkaloid handelte.
üeber die näheren Umstände und
die analytischen Eigentfimlichkeiten des
Präparates will ich hier einige Mitteil-
ungen machen. Das Alkaloid, so wie ich
es erhielt, zeichnete sich vor vielen
anderen Pflanzenbasen schon dadurch
auffallend aus, daß es teils weniger
deutlich kristallisierte voluminöse Massen
darstellte von etwa 0,6 cm Breite und
oft 2 bis 3 cm Länge, teils prächtige,
tafelartige Ei*istalle, die ganz durch-
sichtig erschienen und in ihrer äußeren
Form sehr an das kristallisierte wasser-
haltige arsensaure Natrium erinnerten,
wiees bei der Neutralisation von wässer-
iger Arsensäure mittels Soda erhalten
wird.*; Von besonderem Werte waren
die beiden folgenden Beobachtungen.
Es ist bekannt, daß das Ghlorbydrat
des Kokain sehr leicht auch in kaltem
Wasser lOslich ist. Um so auffallender
war es daher, daß die großen Kristalle
der reinen Base sich durchaus nicht leicht
bei Zusatz von 25 proc. Salzsäure lösten,
*) Bei dem Ausfällen einer Lösung von salz-
saurem Kokain mittels Kalilauge usw. erhält
man zwar schön ausgebildete, aber ganz kleine
Kriställchen der reinen Base, welche unter die-
sen Verhältnissen mehr wie Nadeln aussehen.
926
d. h. wenn die Kristalle als solche mit
der Säure neben Wasser in Berührung
kamen. Auch Erwärmen iörderte die
Lösung nicht besonders. Wurden die
Kristalle dagegen vorher zu feinem
Pulver zerrieben, so ging die Lösung
ganz leicht und bereits bei gewöhnlicher
Temperatur von statten. Diese Tat-
sache steht mit einer zweiten Beobacht-
ung offenbar in Zusammenhang und
letztere war es auch, welche mich Ober
die Natur des vorliegenden Präparates
sofort aufklärte. Hervorheben «^ill ich,
daß die Kristalle des reinen kristall-
isierten Kokam weder im verschlossenen
Glase, noch an der Luft irgend einen
Geruch entwickelten. Daher erschien
es auffällig, daß die meisten der Kristalle
beim Zerreiben einen starken aro-
matischen Geruch wahrnehmen
ließen, welchor mir von früheren Ver-
suchen her bekannt war, und der sich
als Benzogsäuremethylester erwies.
Es ist der nämliche Geruch, der wohl
jedem Apotheker von der Darstellung
der wässerigen Kokainlösungen her be-
kannt sein dürfte, nur trat das Aroma
hier an den trockenen Kristallen mit
weit größerer Intensität auf.
Jedes, auch das reinste salzsaure Salz
des Kokain erleidet bei der Berührung
mit AVasser, z. B. auch wenn es an
feuchten Orten aufbewahrt wird, eine
Zersetzung, die sich eben durch Ver-
breitung jenes charakteristischen Ge-
ruches von Benzoesäuremethylester kund-
gibt, ganz entsprechend der bekannten
Zersetzung vonSäureäthem durchWasser.
Bei dem Kokain scheint diese Zersetz-
ung nur eine unvollkommene zu sein,
denn es zeigt sich kaum eine Spur von
abgeschiedener Benzoesäure. Anderer-
seits aber war ich wiederholt in der
Lage, folgende Beobachtungen zu
machen: Läßt man 0,5 bis Iproc. Lös-
ungen von salzsaurem Kokain längere
Zeit, etwa einige Wochen, ruhig stehen
und gießt sodann die Flüssigkeit ab, so
gewahrt man meistens einen mehr oder
weniger starken weißlichen Beschlag
an den Wänden des Glasgefäßes. Man
hält denselben oft für Schimmel; es
scheint mir aber, daß dieses nicht oder
nicht immer der Fall ist ; ich betrachte,
besonders wegen seiner Löslichkeit in
entsprechenden organischen Flüssig-
keiten, Laugen usw. diesen Beschlag als
ausgeschiedene Benzoesäure und
glaube, daß diese Annahme sich auch
gut mit einer anderen Beobachtung in
Einklang bringen läßt. Die anfangs
nach Benzoäsäuremethylester riechende
Lösung des Kokainchlorhydrat verliert
nämlich bei längerein Stehen, wie ich
häufig feststellte, jenes charakteristische
Aroma. Es würde sich dieses leicht
erUären durch Bildung von Methyl-
alkohol, Abscheidung von Benzoesäure
und Entstehung von salzsaurem Ekgonin.
Nun fand ich bei den oben erwähnten
Kristallen der reinen Base, daß nicht
alle Kristalle beim Zerreiben den Ester-
geruch entwickelten. Zugleich stend
das Fehlen oder Vorhandensein des e^
wähnten Geruches mit einer zweiten
Eigenschaft der Kristalle in offenbarem
Zusammenhange. Die gemchlosen Kri-
stalle nämlich erwiesen sich beim Pul-
vern als harte Körper, während die
anderen einen weicheren Charakter be-
saßen. Manchmal aber war sogar bei
den harten Kokainkristallen im Innen
eine weiche Stelle zu bemerken, die
dann auch bei diesem Kristalle den er-
wähnten Geruch im Gefolge hatte.
Hinsichtlich der Entstehung jenes
Aroma können nur zwei Möglichkeiteo
in betracht kommen. Die eine Möglich-
keit wäre die, daß bei der Darstellong
des reinen Kokain von dem Lösnngs-
mittel etwas eingeschlossen worden ist,
obwohl Kristalle als reine Körper ange-
sehen werden. Die zweite wäre, daB
das reine Kokain freiwillig in mehr oder
weniger große Zersetzung eingetretn
ist. Die Frage, welche von dies»
Möglichkeiten zutrifft, läßt sich wohl
nur schwer entscheiden. Analytisdi
jedenfalls ist sie weniger von BeUo;
als die Tatsache der Zersetzung selbst
Weiter oben habe ich auf die verhält-
nismäßig schwere LOslichkeit der reinai
Kristalle in Salzsäure aufmerksam ge-
macht mit der Vermutung eines Za-
sammenhanges zwischen diesem^ üb*
Stande und der durch den aromatisdiei
927
Oerach angezeigten Zei-setzung des
Eokainmolekflls. Wenn man von der
erwähnten zweiten Möglichkeit einer
freiwilligen Zersetzung ausgeht, die im
Innern des Kristalls vor sich geht und
denselben feucht macht, so ist doch kein
stichhaltiger Grund zu der Annahme
vorhanden, warum das Gleiche nicht
auch an der äußeren Eristallfläche ein-
treten könne. Der Unterschied könnte
dann nur der sein, daß der im letzten
Stadium gebildete Methylalkohol sich
verfifichtigte und einen äußerst fein-
yerteilten üeberzug von freier Benzoe-
säure auf dem Kristalle bezw. dessen
Schichten zurfickließe ; diesem Umstände
könnte dann die relative Schwerlöslich-
keit zugeschrieben werden. Freilich
bliebe auch hier noch die Möglichkeit
offen, daß das erwähnte Verhalten gegen
Salzsäure die Folge einer speziellen
Eigenschaft der reinen Koksänkristalle
sei. Vielleicht dürften spätere Unter-
suchungen den wahren Tatbestand auf-
decken.
Wie ich oben sagte, liegt der Schwer-
punkt dieser gegenwärtigen Untersuch-
ung darin, daß es auf rein mechanischem
Wege gelang, eine unbekannte Substanz
als Pflanzenbase bezw. reines kristall-
isiertes Kokain zu identifizieren und auf
diese praktische Seite des Unterauch-
ungsergebnisses möchte ich besonders
hinweisen. Man wird sich in ähnlichen
Fällen, wie die schnelle Diagnose be-
weist, viel Arbeit sparen können und
trotzdem einen hohen Grad von analyt-
ischer Sicherheit der Diagnose gewinnen.
Aus praktischen Gründen empfehle ich
für Analytiker, welchen der charakter-
istische Geruch des Benzo^säuremethyl-
äUier weniger in Erinnerung ist, folgen-
den gleichzeitigen Versuch anzustellen.
Man bringt in ein kleines Probierröhr-
chen etwas gepulverte Benzoesäure, fügt
dann entsprechend viel reinen Methyl-
alkohol hinzu und stärkste Salzsäure,
bezw. unterschichtet die Mischung mit
konzentrierter Schwefelsäure. Man wird
dann bald den charakteristischen Aether-
geruch wahrnehmen. Das Nämliche
läßt sich auch zweckmäßig mittels
Eokamchlorhydrat erreichen, indem man
etwas hiervon mit konzentrierterSchwefd-
säure mäßig erwärmt. Der Nachweis
des Benzoösäuremethylester scheint mir
überhaupt ein Merkmal zu sein, welches
bei der Identifizierung des Kokain bezw.
seiner Salze besondere Berücksichtigung
verdient, wozu beispielsweise der oben
beschriebene Fall einen Beitrag liefert.
Wenn der obige Fall, also das Auf-
suchen des Alkaloides als reine Base,
auch wohl weniger häufig in der analyt-
ischen Praxis vorkommen dürfte, so
wird davon doch die BenzoSsäureester-
Reaktion des Kokain kaum berührt,
denn ob freie Base oder Alkaloidsalz
vorliegt, immer wird das charakterist-
ische Esteraroma mit Leichtigkeit wahr-
genommen werden können durch ent-
sprechend ausgeführte Versuche (vergl.
über diesen Punkt auch die Aufsätze
über Kokain-Reaktionen(Pharm. Centralh.
46 [1904J, 669, 646). Diese Ester-
Reaktionen wird sogar in gewissen Fällen
noch eine besondere und zwar die Haupt-
rolle spielen, wenn es sich z. B. um
die Unterscheidung des Kokain von
Tropakokun, von Abkömmlingen der
Tnmllsäuren und anderer an stelle der
Benzoesäure substituierter organischer
Säuren im KokainmolektU handelt Be-
sonders im Handel und Verkehr dürfte
diese Reaktion dann ganz besonderer
Beachtung gewürdigt werden, da sie
geradezu als Maßstab des Handelswertes
eines Kokainpräparates in Anspruch
genommen werden kann bei der Prüfung,
ob ein wirkliches benzoSsäuremethyliertes
Ekgonin, d. b. das wertvolle Kokü'n,
vorliegt oder aber weniger gesuchte und
demgemäß minderwertige Truxillsäure-
derivate.
yerfahren znr Relnlgwiir toh arsenhaltiger
Salzsäure. D. R. P. 164355. Kl. 12 i. Farb-
werke vorm. Meister^ Lucius db Brüning^ Höchst.
Die TOD den Pfannen oder Oefen kommenden
Salzsäoregase werden durch eine in einem Ton-
gefäß befindliche konzentrierte Losnng Ton salz*
saarem YaQadinmozydal geleitet, wobei neben
Arsen anch weitere Verunreinigungen, wie Chlor,
Eisenohlorid usw. gebunden werden. Nachdem
alles Y|0| verbraucht ist, kann das Arsen ab-
filtriert und das YiOs auf bekanntem Wege zu
YjOs regeneriert werden. A, St.
928
Neue Arzneimittel.
Antibleiseife nennt in der D. Med.-Ztg.
1906, Nr. 82 (D. Pharm. Ztg. 1906, 932)
Sarason eine flOssige KaliBeife, die mit
Schwefelwasserstoff gesättigt ist Die Blei-
arbeiter sollen an der Schwarztärbong er-
kennen, ob sie noch durch Bleisnbstanzen
vemnreinigt sind oder nicht. Diese Seife
ist von der Berliner Apparateban-Gesellsch&ft
m. b. H., Berlin SW zn bezichen.
Atozyl oder Meta - Arsensänre - Anilid
C6HeN02A8 ist nach Sadd. Apoth..Ztg 1906,
689 Yon dem belgischen Arzt Dr. van
Campenhout als Mittel gegen die Schlaf-
krankheit der Tropenlftnder erkannt worden.
Die Wirkung soll in der allmäligen Abtöt-
ung der die Krankheit verursachenden
Schmarotzer, Trypanosoma, beruhen; die
Anwendung erfolgt in keimfreien Ein-
spritzungen unter die Haut Es wird bei
dieser Gelegenheit daran erinnert, daß in
einem Fall von Atoxylbehandlung eine Her-
absetzung des Sehvermögens veranlaßt wurde.
Vergl. hierzu Pharm. Gentralh. 43 [1902],
171, 234; 44 [1903], 94, 749; 46 [1904],
337.
Borovertin ist nach Dr. Mankieioicz-
Berlin (Pbarm.Post 1906, 688) Hexamethylen-
tetramintriborat. Das weißlich - gelbe, in
Wasser lösliche Pulver von bitterem Ge>
schmack, macht alkalischen Harn sauer und
ermöglicht dadurch die Zerlegung des Uro-
tropin in Formaldehyd und Wasser. Boro-
vertin klärt den Harn, vermehrt seine Ab-
sonderung beträchtlich und löst Harnsäure.
Die Gabe beträgt täglich 1 bis 4 g; das
Mittel wird in Form von Pastillen (2 bis 8
Stück täglich) verabreicht, dem 5 pGt Bor-
säure zugesetzt werden müssen.
Eztracta aquosa cMarke Steinhorst»
sind im Vakuum eingedampfte Heißwasser-
perkolate, sie enthalten nach Angabe des
Herstellers, H. Steinkorst, Apotheker in Prenz-
lau, die wasserlöslichen Bestandteile der
Drogen. Sie eignen sich daher zur bequemen
Herstellung verschiedener Präparate; 1 Teil
Extrakt, trocken oder flüssig = 1 Teil Droge.
Bis jetzt sind zu haben: Extractum Ghinae,
Rhei, Gondurango, Senegae, Ipecacuanhae.
Der Fabrikant macht darauf aufmerksam,
daß besonders in den Sommermonaten solche
Extrakte gute Dienste leisten.
Lytxol besteht nach Kochs (Apotfa.-Ztg.
1906, Nr. 78) hauptsächiich ans einer alko-
holischen Lösung von Ealiaeife, die etwa
20 pCt /3-Naphthol enthält Das Präparat
wird als giftfreier Ersatz für Lysol em-
pfohlen.
Tinctura Oleae europaeaa wird nieh
Pharm. Joum. 1906, Nr. 1893 von Sawyer
als allgemeines Tonikum sowie als Fieber-
mittel und Antiperiodikum anstelle von China-
tinktur empfohlen. Entweder nimmt man
das Fluidextrakt aus frischen Blättern und
verabreicht etwa 5 Tropfen als Einzelgabe^
oder man stellt sich eine Tinktur aus des
trockenen Blättern des Oiivenbaumes mit
60 proc Weingeist her und verabreicht dann
15 bis 30 Tropfen.
Triacetylmorphin and andere aoetylierte
Morphine stellt KtioU (k Co, in Ludwigs-
hafen a. Rh. dar (D. R. P. Nr. 175068;.
Die Präparate sollen zu therapeutischflo
Zwecken Verwendung finden.
Beim Behandeln von Morphin und alkyl-
ierten Morphinen mit Sulfoessigsänre oder
einem Gemisch von Essigsäureanhydrid and
Schwefelsäure, welches SulfoessigBäure so
binden vermag, bilden sich in der Wärme
Körper, welche sich von den von Camst
dargestellten Verbmdungen durch die Scfameli-
punkte und andere Eigenschaften onter-
scheiden. Es wurde ferner gefunden, dafi
diese Reaktion sich auch auf Acyl- and
Acylalkylmorphinderivate anwenden läßt, ond
alle diese Körper neue, noch unbekannte
Verbindungen darstellen.
Das nach der fflr die Darstellang Ton
Alkaloiden üblichen Methoden isolierte Tri-
aoetylmorphin sdimilzt bei 206 bis 208^,
ist im Wasser und kaltem Alkohol schwer,
in Säuren leicht löslich. Mit Salzdnie
bildet es ein m Nadeln kristallisiereodefi
Salz, das keinen Schmelzpunkt hat ;dardi
Pharm. Ztg. 1906, 923). R. Tk.
Ais neue Reaktion fttr Saccharose w^^
Milchzucker empfiehlt H. Leffmann sChemA'f:
1906, 638) eine ümkehruDg der Baudomn'sch»
KeaktioD. Man mischt 1 com Seeamöi und 1 ccs
koDz. Salzfifiare und fügt etwa 0,5 g des xb
prüfenden Zackergemisches hinzu. Nach kurzem
intrnsivem Schütteln wird die Flüssigkeit 30
Minuten lang stehen gelassen. Es kaoo vd
diese Welse noch weniger als 1 pCt Robniuicr
erkannt werden. — *'•
929
Zur Auslegung
pharmaseutisohor Oesetze usw.
(Fortsetzung von Seite 858.)
264. Anweadaiig toa SeUafmitteln
für Säuglinge itt strafbar. Das Schöffenge-
richt zu Mflnchen hat eine Einderwärterin,
die einem Wickelkinde MohnkOpfchen-
tee gegeben, damit es fleißig schlafen sollte,
ZQ 100 Mk. Geldstrafe verurteilt. Der Amts-
anwalt hatte 6 Monate Gefängnis beantragt.
Die Sachverständigen bezeichneten das Ein-
geben von Schlafmitteln bei Kindern als
gesundheitsschädlich nnd gefähriich. (Fahr-
lässige EOrperverletzang.)
265. Hahnrngsmittelchemiker unter-
stehen den Handels- und Oewerbekammem
und haben zu ihnen Beiträge zu leisten.
Das Sächsische Oberverwaltnngsgericht hat
hierQber, wie der «Dresd. Anzeiger» mit-
teilt, mit folgender Begründung entschieden :
Die Tätigkeit der Nahrungsmittelchemiker
gehört ihrem Wesen nach zweifellos zu den
wissenschaftlichen Berufsarten,
denn ihre Ausübung verlangt nicht nur
wissenschaftliche Vorbildung, sondern auch ein
wissenschaftliches Arbeiten. Die Notwendig-
keit enterer ergibt sich besonders für die
amtlich bestellten Nahmngsmittelchemiker
aus der auf Grund des Bundesratsbeschlosses
vom 22. Februar 1894 erlassenen Prüfungs-
ordnung, die von ihnen mehrjährige wissen-
schaftliche und praktische Vorstudien for-
dert Wie das Oberverwaltungsgericht schon
mehrfach entschieden hat, gehören nun zwar
die wiasenschaftlichen Berufsarten, auch wenn
sie zum Zwecke des Erwerbes ausgeübt
werden, an sich nicht zu den Gewerbebe-
trieben im Sinne von § 1 der Gewerbe-
ordnung. Dieser Grundsatz kann jedoch
nur insoweit gelten, als die Gewerbeordnung
selbst keine hiervon abweichenden Vor-
schriften enthält Das ist aber bei den
Nahrungsmittelchemikem der Fall ; denn ihre
Tätigkeit fäUt unter § 36, Absatz 1, der
ausdrücklich bestimmt, daß das Gewerbe
derjenigen Personen, welche «die Beschaffen-
heit . . . von Waren irgendeiner Art festr
stellen», zwar frei betrieben werden kann,
daß aber die Staats- und Gememde-Behörden
berechtigt sind, Personen, die dieses Gewerbe
betreiben wollen, auf die Beobachtung der
bestehenden Vorschriften zu beeidigen und
öffentlich anzustellen. " Muß hiemach davon
ausgegangen werden, daß der Kläger als
Gewerbetreibender im Sinne der Gewerbe-
ordnung zu gelten hat, so folgt von seihst,
daß er in Gemäßheit des Handel»- und
Gewerbekammer - Gesetzes zur Gewerbe-
kammer (oder, wenn er ein Einkommen von
über 3100 Mk, jährlich hat und seine Firma
handelsgerichtlich eingetragen ist, zur Handel»-
kammer) wahlberechtigt und demgemäß auch
beitragpflichtig ist, da unter den «Gewerbe-
treibenden » im Sinne dieser Vorschrift,
wie in den oben erwähnten Urteilen gleich-
falls ausgesprochen worden ist, alle Personen
zu verstehen sind, die eine unter die Be-
stimmungen der Gewerbeordnung fallende,
anf Erwerb gerichtete Tätigkeit ausüben.
(Em Chemnitzer Chemiker, der ein Labo-
ratorium zur Untersuchung von Nahrnngs-
mitteb usw. gegen Entgelt unterhält und
gleichzeitig mit der amtlichen Nahrongs-
mittelkontrolle betraut ist, hatte nämlich
gegen seme Heranziehung zur Zahlung von
Beiträgen an die Gewerbekammer Be-
schwerde erhoben. Schriftleitung.)
266. Weinhäadler sind verpflichtet
zur Auskunfterteilung über den Preis der
Weine gegenüber kontrollierenden Beamten.
Wie die Deutsche Wein-Ztg. 1906, 843,
mitteilt, verweigerte ein Weinhändler in
Moers bei der Revision seines Weinlagers
die Auskunft, als der amtlich bestellte
Chemiker nach dem Preise der Weine frug.
Der Erstere wurde deshalb auf Grund der
§§ 15, 10 und 11 des Weingesetzes unter
Anklage gestellt Das verurteilende Er-
kenntnis des Schöffengerichts (Moers) wie
des Landgerichts (Cleve) wurde vom Kölner
Oberiandesgericht bestätigt (6. Oktober 1906)
unter folgender Begründung: «Wenn auch
in § 11 des Weingesetzes nicht ansdrück-
lich der Preis unter denjenigen Erforder-
nissen aufgezählt ist, über die auf Verlangen
Auskunft zu geben ist, so geht dies doch
aus der Verpflichtung hervor, die geschäft-
lichen Aufzeichnungen und Bücher vorzu-
legen. Muß der Geschäftsinhaber den Be-
amten aus diesen ersehen lassen und ihnen
nachweisen, was die Ware kostet, so ergibt
sich hieraas von selbst, daß er ihnen die
Preisangabe nicht verweigern darf, zumal er
sonst nach § 11 zur Auskunftserteilung in
weitem Maße verpflichtet ist.» P. S.
930
Ueber Migränin Höchst und
einige seiner Ersatzpräparate
berichtet Dr. F, Zemik in Apoth.-Ztg.
1906, Nr. 64 und 65 in eingehendster
Weise. Nach geschichtliehen Mitteilungen
über die Zusammensetzung des Higrftnin
und einiger Vorschriften zur Darstellung von
Ersatzpräparaten wendet sich Verfasser dem
J. J. Hofman'wiiGa Untersuchungsbefunde
zu, nadi weldiem das Migränin Höchst
89,4 pCt Antipyrin, 8,2 pCt Koffein, 0,56
pCt Zitronensäure und 1,84 pCt Feuchtig-
keit enthält Da in dem von den Höchster
Farbwerken herausgegebenen Hefte*), in
welchem Prfifungsverfahren für ihre pharma-
zeutischen Präparate zusammer gestellt sind,
der Antipyringehalt auf 90,9 pCt, dagegen
der Procentgehalt an Koffein und Zitronen-
säure nicht angegeben ist und die Untei>
suchung von Hofman nidit ganz einwand-
frei ist, so wurde eine Untersuchung des
Höchster Migränin und im Anschluß daran
eine Anzahl von Konkurrenzpräparaten mer
Prüfung unterzogen.
Nach Wiedergabe der im obengenannten
Hefte enthaltenen Charakteristik des Prä-
parates erwähnt der Verfasser, daß sich der
Nachweis der Zitronensäure besser und ein-
wandfreier mittels der bekannten Kalkwasser-
reaktion führen l&ßt Wenn 0,4 g Migränm
mit 5 ccm Kalkwasser zum Sieden erhitzt
werden, tritt ein weißer, beim Erkalten
wieder verschwindender Niederschlag von
Galdumcitrat auf. Bei dieser Reaktion sind
indes die angegebenen Mengenverhältnisse
genau innezuhalten. 0,2 g Migränin geben
z. B. mit 5 ccm Kalkwasser noch kerne Trüb-
ung.
Bei der qualitativen Prüfung des Migränin
und seiner Ersatzpräparate wurden als Be-
standteile stets nur Antipyrin, Koffein und
Zitronensäure gefunden mit Ausnahme von
zwei Fällen, bei denen sich ein Zusatz von
gebrannter Magnesia bezw. geringe Mengen
von Stärke feststellen ließen. Der qualita-
tive Nachweis der Zitronensäure war m
zwei Fällen mittels Kalkwasser nicht mög-
lich. Er mußte in der Weise geführt werden,
daß die getmge vorhandene Menge Säure
als Baryumcitrat gefällt und dieses dann
■^j Pharm. Centralh. 46 [1905], 983.
mittels Schwefelsäure zerlegt wurde, woianf
die Zitronensäure durch die bekannte Re-
aktion von Denig^ (Pharm. Centralh. 42
[1901], 93) festgestellt werden konnte, hn
ursprünglichen Migränin läßt sich übrigeoi
die Zitronensäure mit der sonst so braueb-
baren und scharfen Denijf^'schen BetktioB
nicht nadiweisen.
Die quantitative Bestimmung des Anti-
pyrin im Migränm lassen die Höchster Farb-
werke in nadistehender Form vornehmeD:
1,1 g Migränin werden in 100 com
Wasser gelöst 20 ccm dieser Lösung ver-
setzt man mit 20 ccm einer alkohotisehen
Quecksilberchloridlösung (2,5 g Quecksilber-
chlorid auf 100 ccm 95 proc Alkohol) und
läßt aus einer Bürette eme alkoholische Lös-
ung,welche in 100 ccm 95procJLlkohol 1,351 g
chemisch reines Jod enthält, zufließen, bis
eben eine bleibende Gelbfärbung auftritt
Die Jodlösung wird zuvor gegen 20 eon
emer Iproc Lösung von reinem Antipyrin
in gleicher Weise eingestellt 20 ccm der
Migräninlösung sollen so viel Jodlfisnng
verbrauchen, als 0,2 g reinem Antipyrin
entsprechen.
Hierbei entspricht 1 g Antipyiin 1,351 g Joi
Nach Wiedergabe des von Hofman an-
geschlagenen Verfahren wird dasselbe einer
Kritik unterzogen.
Darauf teilt Verfasser daa folgende toi
ilim angewandte Verfahren zur quantititi?ei
Bestimmung der Bestandteile des Migränin mit:
Wasser: Trocknen bei 100^^ unter Ter
nachlässigung der sich dabei verflüehtndei
geringen Eoffeinmengen.
Zitronensäure: Durch Titration der
wässerigen Lösung mit ^l^-'SoTnMX-^^iSSMS^
wurden stets übereinstunmende Resultate er-
halten. Lag die Säure zum teil in gebnn-
dener Form (an Magnesium) vor oder ntf
in sehr geringen Mengen, so wurde anfir
dem noch eine Bestimmung als Baiyinn'
citrat bezw. -sulfat vorgenommen.
Antipyrin: Nach dem obigen von der
Höchster Fabrik angegebenen Bougcadf^^
Verfahren. Obwohl in einzelnen FlUen niebt
unerhebliche Differenzen bei den einxalneD
Bestimmungen beobachtet wurden, wani
die Resultate im ganzen befriedigend. Vk
spätej- mitgeteilten Zahlen smd jeweils du
Mittel aus mindestens vier annährend ftlier-
einstimmenden Titrationen.
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i t ■&II I I f 1-3 I i 1| äl 'S 1
932
Zweckmäßig ist es, die JodlÖBung nicht
gegen eine Iproc. Antipyrinlösnng einzu-
stellen, sondern gegen eine schwächere (etwa
1 : 250), da jeder Bruchteil emes Yio ^^
bereits Jmmerhin bemerkliche Differenzen in
der Berechnung nach sich zieht. Der Farben-
umschlag bei der Titration ist auch nicht
gerade scharf. Jeder Y^q <^™ Jodlösung
entspricht aber bei 0,2 g Substanz berdts
etwa 0,2 pCt Antip3nrin.
Koffein: Folgende Methode wurde als
die zweckmäßigste befunden:
Etwa 2 g Migränm wurden in einem
100 ccm- Maßkolben m etwa 40 ccm kalt
konzentrierter wässeriger Ealiumnitratlösung
durch gelindes Erwärmen gelöst, sodann mit
40 ccm eines gleichfalls mit Kaliumnitrat
kalt gesättigten Liquor Hydrargyri nitrid
oxydati versetzt, kurze Zeit auf dem Wass'er-
bade erwärmt und nach dem Erkalten bis
zur Marke mit konzentrierter Salpeterlösung
aufgefüllt. Nach etwa 12 ständigem Stehen
wurde durch ein doppeltes FOter filtriert und
vom Illtrat wurden 50 ccm in einem
Schtttteltrichter 8 bis 9 mal mit je 10 ccm
Chloroform extrahiert Die Chloroformaus^
zfige wurden durch ein kleines, mit Chloro-
form benetztes Filter in ein gewogenes
Eölbchen filtriert und das Filter zum Schluß
mit etwa 10 com Chloroform nachgewaschen.
Nach dem Abdestillieren des Chloroform
wurde der Kolben ^4 Stunde zur völligen
y erjagung des Chloroform auf etwa 90^
erwärmt und nach dem Erkalten gewogen. —
Es waren so nur sehr germge Mengen
Koffein in Lösung geblieben. Andererseits
waren aber von dem Chloroform gleichzeitig
kleine Mengen der Antipyrin-Merkurinitrat-
Doppelverbindung aufgenommen worden.
Deshalb wurde der Kolbeninhalt m warmem,
mit etwas Salpetersäure angesäuertem Wasser
gelöst und das Quecksilber mittels Schwefel-
wasserstoff gefällt und als Quecksilbersulfid
gewogen« 2 Teilen des letzteren entsprechen
4,42 Teilen der Antipyrin-Quecksilberdoppel-
verbindung. Diese umgerechnete Menge
wurde von dem vorher gewogenen «Roh-
Koffeln» abgezogenen, durchschnittlich etwa
1 cg. Die so für Koffein erhaltenen Werte
durften Anspruch auf wenigstens annähernde
Genauigkeit besitzen.
Die bei der Untersuchung des Migränin
und einer Anzahl seiner Konkurrenzpräparate
erhaltenen Befunde sind in der umstehenden
Tabelle zusammengestellt. R H.
Äpoth.-Ztg. 1906, Nr. 65, S. 687.
Eine neue Theobrominreaktion
beschreibt O. Q6rard: Man bringt in ein
Reagierglas 0,05 g Theobromm, 3 eem
Wasser, 6 ccm Natronlauge und läfit einige
Zeit bis zur Klärung des Oemisehes stehen.
Alsdann ffigt man hinzu 1 ccm Ammoniak-
flüssigkeit und 1 ccm emer Silbemitiatlös-
ung 1 = 10. Beim ümschtitteln erbUlt
man eine mit Luftbläscfaen durdisetzte firb-
lose Masse. Erwärmt man nun imWasBer-
bad auf 60^, dann verfiHssigt sidi der In-
halt des Keagensglases und erstarrt beim
Erkalten zu einer glashellen Gallerte. Er-
hitzt man zu hoch oder arbeitet man bei
zu hellem Licht, dann erhät man ein eetul-
lerndes oder gefärbtes Produkt
Koffein gibt diese merkwürdige Reaktion
nicht; aber für Theobromin ist sie bo em-
pfindlich, daß 0,01 g davon genfigt nm
10 ccm Flüssigkeit zu verfestigen. L
BuU. Sc, pharmaeoL Xni, 1906, 214.
Neue Arzneimittel,
über welcke im Oktober 1906 beriehtet
wurde:
Alsol-Greme Seite 869, 8S8
Ancocit 899
Ansal 899
Antinearasthin 869
BenzoylalkylamiDoaethanole 869
Bigall 899
Ohininaoetylsalioylat 831
Forgenin 831
Gallak 831
Hiraeh^a Injektion 902
Jodofan 809
£erol 831
Looin 873
MetakaUn-Tabletten 897
Nervenheilzigarren 869
Novocaio 864
Phytinom liquidum 899
Polygon, dumetorum 843
Pyocyanase 901
Schottischer Stoppmaustee 831
fiegehn-Tabletten 897
Tauroman 831
Yohimbin €Biedel» 838
,H.MentLd
Vergl. außerdem vorige Nummer S. 910 bs
912 und heutige Nummer Seite 928.
Eine Hetbode, j entspricht i,o7oo) j^w Vio ^^'o ^r^ Voo
den fiiweiflgebalt eines Harnes ^"^ȧ- B'Wen sich von einander getrennte
mit hinreichender Genauigkeit f^^V^!?''''''' "^ /?''-''k'""'1?L^".,T
_. . . ., keit vomchtig um. Setzt aioh nach 1 Stande Im
m einer Stunde au bestimmen, I Albuminimeter Itein Eiwdü ab, ist nnr eine
beschreibt Büchner in Hflnchen. Die Be- ' mehr odw minder starke Opaleszenz oder
stimninng grilndet nah anf die Beobaohtong, j eine feinflocliige, kanm sichtbare Aaesofaeid-
nng zu bemwken,
dann enthält der
Harn antei 0,1 o/oo.
Dieses Albnmini-
meter eignet deb
besonders fQr Harne,
welche 0,1 bis 3,0
promille Eiweiß ent-
halten. L.
Münekn. Med.
WöcAwMcJSr. 1906,
' 1167.
daß, wenn man filtrierten, eiwdßhaltigen
Harn znm Kochen erhitzt, sodann dnige
Tropfen SalpetersSore nnd die nötige Menge
geeättigter KochsalzlOsang zusetzt, uch das
Zum Nachweise sehr kleiner
Hengen weiflen Phosphors,
der in nächster Zeit bei dem Vertwte der Ver-
geronnene Eiweiß in einer Stande so dicht ! wendnng von weißem Phosphor fflr Zünd-
nnd gleiehmBßig absetzt, daß uoh daranf! waren von Bedentang sein wird, haben
eine quantitative Bestimmung gründen l&Qt j ^- Schenk und E. Scharff (Bar. d. Deutsch.
Der hierzu nötige obenatehend abgebildete Chem. Oea. 1906, 1522) einen Apparat
Apparat wird von den «Verebigten Fabriken, konstruiert, der darauf beruht, daß bemta
fDr Laboratorinmsbedarf, Berlin N., Ohaussee- ^ißerst kleine Mengen wdGen Fboephora
Straße 3, unter der Bezeichnung «Albnmini- \ die Luft ionisieren, wahrend Phosphor-
meter nach Oeorg Büchner» m den Handel sesqnisulfflr, selbst wenn es leuAtet, kwne
gebracht Leitfahigkat erzeagt. Der Apparat beeteht
Man bringt in das Reagenarohr genau "««nemEntwicklungsgefälie, einem Reagens-
8 ccm klaren filtrierten Harn und erhitzt S^?„ ■""* «ithchem Ansätze und einge-
denselhen vorsichtig znm Kochen; sodann Bchhffenem Glasstopfen, durch den das Luft-
setzt man 2 bis 3 Tropfen Salpetersäure ^«JOhrungsrohr geht Dieses Entteioklnngs-
zu (bei alkalischen Hamen soviel, daß dent- f^'^l "** T^ ?"' ^ .' °"* ^^'^ '^^'
lieh saure Reaktion eintritt) und 2 oom ge- '^™ Kondensabonsgefäßo verbunden, das
sättigte Kochsalzlösung. Hierauf sorgfälfgee 7"' """'che Stutzen hat und do»aen Deckel
ümschntteln und Eingießen des Inhalts derj^" Elektroskop trägt Dm Elektroskop-
KochrBhre In den Albuminimeter, der in ' 6^*^ l^[ «""^ "'tlichen Stutzen, m den
den Kork eingestellt wird. Man notiert nun «"" Stllokchen Natnnm zum Auatrookiien
die Zeit und befördert das Absetzen des f *"■?'*' ^^^J^^ ^'^''- , ^>". Durchleiten
Eiweißes durch Öfteres gelindes Autatoaen!?« ^^ geschieht entweder mit einem Ge-
des AlbaminimeteiB. Genan nach einer | ^l*« •>^" «"""^ Aspirator. -he.
Stunde licet man mit dw Lupe die HOhe
der abgesetzten E^weißschicht ab. 1 oom ^
931
Eäne neue Tropfflasche
bringt die Finoa Wilhelm Brtms in Qaedlinbarg in doo
Handel. Das Bild 1 stellt die Flasdie in Rnhe, du Bild 2 beim
Gebraneb dar. IMe Tropfflaacbe bat den Zweck, ebaen oder
nne bestimmte Zahl Tropfen an einen beetimmten Ort (Änge,
Ohr naw.) zn bringen. Ans der Abbildang l&Bt mA die Bud-
babnng geoan erkennen ^ zn bemerken ist, daO an leichter
Druck mit dem langer anf die Hembran genflgt, und daB nicbt
mit dem Finger aufgeschlagen werden darf, da sonst die FlaMbe
Die
Oommi-
k^pa
an der
•ftopf-
qiitn
wird VW
dem Oe-
biandte
abge-
Eine Reduktion von Zimts&nre
zu Styrol
kann anf ehemisobem Wege nni auf ver-
h&ItoismSOig schwierige Weise ansgefflbrt
werden. Ganz leicht nnd glatt verlXoff da-
gegen nach OUviero dieser Vorgang, wenn
man biologische Vorgänge zn Hilfe nimmt
und eine wässerige LSsnng von zimtsanrem
Natron mit den von Aspergillus niger oder
PeniälUmn glancam aoegeschiedenen Eozymen
zusammenbringt Sofort tritt die Reduktion
ein, was man leicht an dem char&kter-
istiBoben «Lea(litgaagertieh> des Styrol er-
kennt
Diese Reaktion gibt aneh one Erklärung
fOr das Auftreten desselben Geruchs bei
pharm azeatischeu Präparaten, weldie Zimt-
siure enthalten, msbesondere beim Simpns
Baisami tolatani. A.
Juum. de Pharm, et de O^m. 1906, XXIV, t}2.
Das natürlidtie MosohuBaroma
ist von H. Walbaum (Chem.-Ztg. 1906,
Bep. 194) auf folgende Weise dargestellt
worden : 500 g Moschus wurden mehrere
Tage lang mit Wasserdämpfen deetUliert
und ans dem Destillate dnrdi Ansaehüttelo
mit Aether 7 g rohes MoeohnsOl erhallen.
Es enthielt noch freie Fettsäuren und Fette
und wnrde mit alkohoUseberEalilange erwärmt,
mit Wasser gewas<^en und im Vakona
fraktioniert. Die Hälfte ging b« 9 mm-
Druck zwischen 200 and 210° C als gdb-
braunes dickes Gel aber, das sllrker nadi
Mosohoa roeh als vorher. Diese Ftraktiofi
wurde nodimtüs mit alkoholischer KalUanga
gekocht and ging nnler 7 mm- Druck zvisdia
160 bis 1640 (j fOitt. Die Fraktion ph
mit Semioaibazid täa gut kristaUisierenda
Semicarbazon, und böm Erwärmen dcaselbco
mit verdflnnter Sohwefebänre entstand «u
starker Moe^nsgemch. Der HoedinsriMb-
Stoff ist also ein Eeton, das M u s k o n. Der
Biedepunkt liegt bä 2 mm-Dmck bei Ui
bis 143°, bei 752 mm bei 327 bis 330^-
Bei Destillation unter Atmoephärendruek tritt
teilwMse Zersetzung ein. Das Hnskon U
ein dickes, farbloses, in Wasser wenig, ■
Alkohol in jedem Verbältnisse lOalicfaes Od
von starkem' angenehmem UosehragandL
Es ermflde^ wie lonon, die Rieehnerroi
rasch. — i«.
935
Ueber die Hüohs&ure- und die
Essiggftrung.
Seitdem Pasteur besondere Organismen
eIb Erreger der MilehsänregSrang naohge-
wieeen hat; rind Mileheftnrebazillen sehr ver-
breitet in der Natar anf gefanden worden;
sie Bpiden eine große Rolle im Molkerei-
betriebe, finden Verwendung znr Bereitung
mannigfacher Nahrnngs- und Futtermittel
und dienen auch zur HersteUnng großer
Mengen von Milehsänre für Färbereizweeke.
Vom theoretischen Standpunkte ans verdient
die Milchsänregirang Interesse, da der chem-
ische Vorgang sehr an die Spaltung des
Zuckers bei der alkoholischen Gärung er-
innert, um so mehr, als E. Buchner*) und
Meisenkeimer nadigewiesen haben, daß
Milchsäure als Zwischenprodukt bei dem Zer-
falle des Zuckers in Alkohol und Kohlen-
säure zu betrachten ist
Das Auftreten von Milchsäure im Tier-
kOrper ist vielfach beobachtet worden, und
schon lange neigte man der Ansicht zu,
daß es sich dabei um eine Enzymwirkung
unter Spaltung von Zucker handelt Be-
weise hierffir konnten bisher nicht erbracht
werden.
Nachdem nun bei den bekannten Unter-
suchungen von Buchner und seinen Mit-
arbeitern Aber die alkoholische Gärung zwei
neue Methoden zum Nachweis von En-
zymen in Mikroorganismen ausgearbeitet
waren — emerseits die Herstellung von
Preßsaft, andererseits die Berdtung emes
sterilen, aber gärwirksamen Dauerpräparates
durch Töten der Lebewesen mittels Aceton
— haben E. Buchner**) und Meisenheimer
sich von neuem Versudien zur Auffindung
eines Enzymes der Milchsäuregärung zu-
gewandt Dieselben waren von Erfolg ge-
krönt
Die genannten Forscher konnten einwands-
frei nachweisen, daß auch die Milchsäure-
bakterien, speziell Bacillus Delbrückiy die
Spaltung des Zuckers zu Milchsäure mit Hilfe
eines von der Lebenstätigkeit der Mikro-
organismen abtrennbaren Enzymes bewerk-
stelligen, für welches sie die Bezeichnung
*) Ber. d. Deutsch. Ghem. Oes. 87, 417
[1904]; 88 [1905], 260.
**) Btiehner und Meisenheimer^ Liebig' ^ Ad-
naien der Chemie [1906], 894, 125.
lOlchsäurebakteriencymase vorschlagen.
Dieser Name soll die vermutlich nahen Be-
ziehungen jenes Stoffes zu dem Zymase
genannten Enz3rm der Hefezellen andeuten,
das in der ersten Phase der alkoholischen
Gärung Zucker in MUdisäure zerlegt, welch
letztere dann in der zweiten Phase durch
die Wirkung der Lactacidase in Kohlen-
dioxyd und Alkohol gespalten wnrd.
Buchner und Meisenheimer konnten
außer mit Dauerpräparaten von Milchsäure-
bakterien auch mit Plreßsaft aus den gleichen
Organismen sowohl aus Rohrzucker als auch
aus Malzzucker, die zunächst durch hydro-
lytische Enzyme in die entsprechenden
Hezosen übergeführt werden, inaktive Milch-
säure erhalten.
Ftlr die Essiggärung haben dann E,
Büchner"^ und J?. Oaunt mit Sicherheit
bewiesen, daß die Essigbakterien ihre oxyd-
ierende Wirkung der Gegenwart emes En-
zymes, einer Oxydase, verdanken. Sie soll
als Alkoholozydase bezeichnet werden,
mdem man als Namengebend das Substrat
verwendet, auf welches die Wirkung haup^
sächlich erfolgt. Buchner und Oaunt er-
hielten durch Eintragen von Bieressigbak-
terien m Aceton ein wirksames Dauer-
präparat, welches bei Luftzuleitung Alkohol
unter Bildung von Essigsäure oxydiert. Der
Nachweis einer Oxydase in dem Preßsaft
der Essigbakterien ist nicht möglich gewesen.
8e.
Binger'sohe Lösung.
Die Ringer'Btiie Lösung, nach deren Zu-
sammensetzungJi^m Nr. 42 gefragt war, hat
nachstehende Zusammensetzung, wie Herr
Kollege von Treucnfels in Dresden von der
Apotheke des Jacobshospital in Leipzig er-
ffliiren hat: L n.
Natrium chloratum 7,5 9,0
Calcium chloratum 0,125 0,24
Kalium chloratum 0,075 0,42
Natrium bicarbonicum 0,125 0,3
Aqua destillata 1000,0 1000,0
Sterilisieren !
Die Ringer^nAe Lösung findet Anwend-
ung zu Emspritzungen unter die Haut bei
schwerenVerbrennungen. Gebrauch-
lieber ist die Vorschrift U. s.
*) Liebig'B Aoniaen d. Chemie 349 [1906], 140.
936
■ ahpungsiiiitlel-Cheiiiiei
Ueber den Alkoholgehalt des
Brotes.
Bei der Teiggärang des Brotes bilden
sich bekanntlich nicht nnbedentende Mengen
Alkohol Der größte Teil desselben ent-
weicht natnrgem&ß bei dem BackprozeS.
Die Frage, ob und wieviel Alkohol nach
dem Backen im Brote znrfickbleibt, ist noch
wenig aufgeklärt Die bisher bekannten
Angaben darüber beziehen sich anf ünter-
suehnngen von Th. Balas. Derselbe destill-
ierte Brot unter Paraffinzusatz und berech-
nete aus dem spezifischen Gewicht des
rektifizierten Destillats den Alkoholgehalt.
Er fand auf diese Weise im frischen Brote
in 6 Brotsorten einen Alkoholgehalt von
0,2 bis 0,4 pCt. Neuerdings stellte nun
Otto Pohl genauere Untersuchungen über
den Alkohol im Brote an. Er benützte zur
Destillation einen 8 Liter fassenden Papin-
sehen Dampftopf, welcher durch eine Kugel-
röhre mit einem Liebig^sdtien Kühler ver-
bunden wurde. In den Topf wurden zu-
nächst 990 g in kleine Würfel geschnittenes
Brot mit 2 Litern Wasser gebracht und
ungefähr Y2 l^ter in eine mit dem Kühler
fest verbundene Saugflasche überdestilliert
Das Destillat roch stark nach frischem
Brote, reagierte sauer und verbrauchte zur
Neutralisation 1,15 ccm Normal-KalUauge.
Im ganzen wurden nun 4419 g Brot in
4 Destillationen behandelt Die ans den
4 Destillationen vereinigten, zusammen etwa
2 Liter betragenden Destillate wurden mit
Kochsalz gesättigt und davon aus einem
mit HempeCsctiem Aufsatze versehenen Glas-
kolben zunächst ungefähr 1 Liter über-
destilliert. Dieses Destillat wurde wieder
mit Kochsalz gesättigt und davon die Hälfte
überdestilliert usw., bis schließlich etwa
120 ccm aufgefangen wurden. Diese Menge
wurde dann mit Ghlorcalcium gesättigt und
destilliert Von den zuerst übergehenden
50 ccm, welche in einem Pyknometer auf-
gefangen wurden, wurde das spez. Gewicht
bei 15^ bestimmt Dasselbe ergab sich zu
0,9885 und würden demselben 6,66 g
Alkohol in 100 ccm des Destillates ent-
sprechen. Es waren demnach aus 4419 g
Brot 3,33 g Alkohol gewonnen wordeUi
woraus sieh auf 100 g Brot 0,0753 g
Alkohol berechnen.
Um zu beweisen, daß der im Destillate
befindliche Körper wirklich Alkohol war,
wurde das letzte Destillat in einem sofamalen
Schüttelzylinder unter zeitweiligem Kühlen
mit chemisch reiner Pottasche gesättigt Die
sich an der Oberfläche abscheidende leichte,
gelb gefärbte Flüssigkeit, welche gleidifalb
Brotgeruch besaß, wurde nach ihrer völllgeD
Abscheidung mittels einer Kapillarpipette ab-
gehoben, in ein klemes Fraktionierkölbcfaen
mit langem Ansatzrohr gebradit ond destill-
iert, wobei das Thermometer rasch 78^ C
zeigte und innerhalb eines Grades em Uarei,
farbloses Destillat überging, welches nach
Alkohol roch, entzündet mit blaoer Flamme
brannte, aucdi sonst alle Eigensehaften dei
reinen Alkohols zeigte und dessen Menge
3 g betrug. Um nun noeh jedweden
Zwrif el auszuschließen, daß das so gewonnene
Destillat wirklieh Aethylalkohol war, wurde
derselbe nodb in Jodäthyl verwände!^ wobei
6,8 g Jodäthyl gewogen wurden. In der
eben beschriebenen Weise worden zwei
Brotsorten untersucht Das Brot wurde in
noch warmem Zustande entnommen nnd,
nachdem es sich während einiger Stunden
abgekühlt hatte, zur Destillation verwendet
Die Untersuchungen ergaben:
a) Weizenbrot mit Sauerteig bereitet:
0,0744 g Alkohol in 100 g Brot,
0,0830 g Alkohol bei der EoDtroUunterracbiiDg.
b) Weizenbrot mit PreBhefe bereitet:
0,0508 g Alkohol in 100 g Brot,
0,0547 g Alkohol bei der KontroUnnteisacbuDg.
ZUekr, f, angew. Ckem. 1906, 668. BU.
Untersuchungen über Sauer-
krautgärung.
Aus den Untersuchungen von C. Wehmer
geht folgendes hervor: Das aus dem Wei^
kohl hergestellte saure Kraut im wesentlicbeB
das Produkt emes zweierlei leistenden mitao-
biologischen Prozesses: Zerstörung leiebt
zersetzllcher Brühenbestandteile und Eneog-
ung von Milchsäure, wdehe sowohl regu-
lierend auf den Vorgang, als auch konser-
vierend auf das Erzeugnis wirkt. Die
Sauerkrautgärung ^>ielt sich|
937
der den BUttern anhaftenden Organismen,
lediglidb im anstretenden Safte des Weiß-
kohle ab und wird durch solche Umstände
eingeleitet; welche den Anstritt des Saftes
znr Folge haben^ ganz besonders dnreh die
Einwirkung gewisser Salze, vor allem dnreh
Kochsalz. Gegen unreine Gärung schützt
nur die völlige Bedeckung des Krautes durch
die Brfihe. Der Zellsaft des Kohles geht mit
ziemlicher Sicherheit in miichsaure Gärung
über. Das Kochsalz bewirkt keine längere
Haltbarkeit des Krautes, hat auch keinen
nachweislichen Einfluß auf den Verlauf der
Milohsäuregärung wie auf die milchsäure-
zersetzende Wirkung der Kahmvegetation.
Die Gärung selbst ist eme Wirkung be^
stimmter Bakterien und Hefen, von welchen
die erstwen die Säuerung, die letzteren die
gleichzeitige Gasentbindung (^Alkoholgärung)
bewirken. In allen beobachteten Fällen war
die hauptsächlichste Säuerungsbakterie ein
nnbeweghches, nicht gasbildendes Bakterium,
anscheinlich das Bacterium Gflntheri Lehm.
et Neum. oder wenigstens eme demselben
sehr nahestehende Form. Die Hefen smd
verschiedener Art und untergärig. Einst-
weilen werden sie als Saccharomyoes Brassicae
I bis lU, bezeichnet Die gebildete Milch-
aäure wird von der Kahmhaut (Oidium oder
Hefen) wieder zerstört Auch ein Zusatz
von neuer Milchsäure (1 pGt) wird ebenso
zersetzt Btt
ZUehr. f. angew. Ohem. 1906, 494.
Nudeln, Eierkognak und Eiercreme her-
gestellt
Dr. Puppe, Professor der gerichtlichen
Medizin in Königsberg, fand in solchem
Speiseeigelb Borsäure im Verhältnis von
1,21 bis 1,42 pCt Zweifellos ist ein
solcher Zusatz unzulässig, ja direkt giftig.
Um dies nachzuweisen, fütterte Puppe drei
Hunde in der Weise, daß er ihrer Nahrung
1,5 pCt fein pulverisierter Borsäure zusetzte.
Alle Hunde gingen daran zugrunde, sie
wiesen Magendarmstörungen auf und ma-
gerten sehr stark ab. Ein Hund verlor
nach 90 Tagen die Hälfte seines Körper-
gewichts. Bei der Sektion fanden sich Ge-
schwüre im Magendarmkanal. (Diese Befunde
stimmen mit den Versuchsergebniasen von
Rubner u. A. überem; kürzlich warnte
auch die Leipziger Handelskammer vor der
Verwendung von borsäurehaltigem Eigelb
zu Eierkognak, und auch der Verband
deutscher Teigwarenfabrikanten hat semen
Mitgliedern wiederholt angeraten, borsäure-
haltiges Eigelb (aus den Albuminpapier-
fabriken) zu Eierteigwaren nicht zu ver-
wenden; trotzdem trifft man noch genug
Eiemudeln mit einem Gehalte ansehnlicher
Borsäuremengen im Handel und Verkehr
an. P. Süß.) W. Fr,
Dresdn. Neueste Naekr,, 28. Okt. 1906.
Borsäurehaltiges Speiseeigelb
ist giftig.
Die Mdnung über die Borsäure als
Konservierungsmittel geht heute da-
hin, daß dieselbe nicht so harmlos ist, als
daß sie zur Konservierung der täglichen
Nahrungs- und Genußmittel verwendet und
als zulässig erklärt werden könne. Ver-
giftungen nach Verwendung übermäßiger
Mengen borsäurehaltiger Konservierungs-
mittel sind Öfters beobachtet worden und
Verdauungsstörungen und Abmagerungen
nach Genuß von Fleisch und Milch, die mit
Borsäure konserviert waren, öfters aufge-
treten. Seit geraumer Zeit wird nun Bor-
säure auch als Konservierungsmittel dem
Speiseeigeib zugesetzt und damit Backwaren,
Nachwels der Färbung von Mehl, um im
Mehl, das anscheioend zur VerdeckuDg der
gelben Farbe mit Anilin blau gefärbt war,
diesen Farbstoff nachzuweisen, gab Kupp in
einen flachen Tellor auf eine Schicht Wasser
ein Stück Filtrierpapier und bestreate dieses
mit dem fraglichen Mehle. Die einzelnen Farb-
stoffpartikel treten als blaue Punkte auf dem
Papier hervor. Mayrkofer bemerkt hierzu, daß
Mehlsäcke oft in Wagen verfrachtet werden,
die vorher mit Farbstoffen beladen waren und
daß durch das Bütteln beim Bahntransport leicht
Farbstoffteilchen durch den Sack sich nach
innen drängten, hingegen kommt nach v. Raumer
bei Reis und Graupen des öfteren die Färbung
mit ultramarin vor, um der Ware ein weißeres
Aussehen zu geben. — del,
Ztsehr, f. Unters, d. Nähr.- u. Genußm. 1906,
XII, 141.
I
938
Weinland-Earten.
Ate praktteohe Neuheit für Laboratorien,
die sich oft mit Weinnntersachangen und
der EellerkontroUe zu besohäftigen haben,
sind Karten fiber folgende Weinbangebiete
ersdiienen: 1) Bheinweinland, Rheinhesaen,
Nahegebiet mit Ateenz nnd Oiantal, Mosel-
and Saargebiet und das Gebiet des MMoc
Verlag von J, Diemer, Deutsche Wein-
seitimg, Mainz. 2) Rheinpfalz; Verlag von
Mdninger, Weinblatt, Neustadt a. H. Diese
äußerst genaue und übersichtliche Karte ist
unter Benutzung des Grundbuchs angelegt
und von der Vereinigung pfälzischer Wein-
produzenten, Weinhändler und Weinkom-
miasionftre in Neustadt a. H. herausgegeben.
Vorstehende Mitteilungen werden vielen
Interessenten, welche die Karten in der
städtischen diemischen Untersuchungsanstalt
Nürnberg gesehen haben^ sicherlich will-
kommen sein. P. S.
üeber die
Zasammensetzong und Beurteil-
ung der Portugieserweine
im Sinne der Bekanntmachung des Rdchs-
kanzlers vom 30. Juli 1901 hat die Kaiser-
liche Versuchsstation in Kolmar i. Eis. eme
Denkschrift abgefaßt, aus welcher folgendes
angeführt sei:
Um zu zeigen, daß die Voraussetzung,
von welcher die Bekanntmachung hmsicht-
lich der Portugieserweine ausging, unrichtig
ist, stellte P, Kulisch die Analysen von
20 Portugieser weinen und von 32 Gemischen
mit Portugieser zusammen. Wie aus dem
Verglddb der jetzt geltenden Grenzzahlen
für Rotweine und der beobachteten Mindest-
gehalte hervorgeht, weisen die Rotweine im
Naturzustand Extrakt- und Mineraktoffwsrte
auf, welche im allgemeinen erheblich fiber
den in dem Bundesratsbeschlusse vom 2. Juli
1901 festgestellten Grenzzahlen liegen:
nach nach
Abzug Abzog der
der nicht Mi-
In 100 com Ex- Oesamt- flächtigen neral-
Rotwein trakt säure Siure stofie
Grenzzahl 1,70 g 1,20 g 1,30 g 0,16 g
Beobachteter
Mindestgehalt 2,091g 1,46 g 1,62 g 0,23 g
Audi sämtliche ausdrücklich als «Weiß-
weme aus Portugieser» bezeidbneten Proben
'entsprechen noch den Grenzzahlen für ge-
zuckerte Weine. Alle aus emer Mischung
von Portugiesertrauben und Weißwelntraubeo
gewonnenen und als Weißwein dargesteUten
Weine, genügen den für Weißwem aufge-
stellten Grenzzahlen und haben sogar teil-
weise recht hohe Extraktgehalte. Bei den ab
cRotwdne» hergestellten Gemisohen tritt im
allgemeinen auch durchaus nicht ein extrtkt-
emledrigender Einfluß der Portugiesertraube
hervor. Als Schlußfolgerung ans dem ge-
samten Zahlenmaterial ergabt sidi, daß auf
grund der amtlichen Weinstatistik sich eine
Sonderstellung der Portugieser-
weine in bezug auf die jetzt geltenden
Grenzzahlen für Rotweme nicht recht-
fertigen läßt. BU,
(Vorstehende Denkschrift hat zur Folge
gehabt, daß der Bundesrat in seiner Voll-
sitzung am 26. Oktober 1906 die Aus-
nahmestellung der Portugieser-
weine hinsichtlich der Grenzsahlen
wieder außer Kraft gesetzt hat P,^ß.)
ZUchr, /. angtw. öhem. 1906, 494.
Pharmakognostische Mitteilungen.
üeber die EolanuB
veröffentlicht Eartvdch in Zürich einige inter-
essante neue Beobachtungen. Die großen Kola-
nüsse, von Cola vera Schumann stammend,
mit nur 2 Keimblättern kommen bekannt^
lieh in 2 Formen vor und zwar als rote
und weiße Kolanüsse, welche beide in der-
selben EYucht vereinigt sein kOnnen. Man
nahm nun bislang an, daß die rote Ftfbe
sich erst später beim Reifen bOde, daß die
roten Nüsse also älter seien, als die weißes.
Harttuich fand nun aber bei einer Senduig
frischer Kolanüsse aus BisBao (PortagiesHeb-
Guinea) zwei miteinander verwachsene Keiis-
linge, die also gldeh alt sein mußten imd
von denen der eine rot, der andere
939
war. Obige Amdoht ist ateo nicht zn-
treffencL
Weiter untersaohte Hartwich die sowohl
an getrockneten wie anch an frisch er-
haltenen, d. h. konservierten Kolanüssen
beobachteten Streifen braunen Gewebes, die
Yon dem übrigen normalen Gewebe der Nüsse
dorch eine Korkschioht abgegrenzt sind. Er
konnte feststellen, daß diese Streifen bei
Kolanuß mit 4 KeimbUttem bei der Kdmung
weit auseinander spreitzten. J, K,
ZUchr. d, Aüg. oesterr, Apoik.-Ver. 1906,
119 u 131.
Ueber das Owala-OeL
Die «Owala», Samen von Pentadethra
macrophylla Bentheim, einer Himosaeee,
stammen von der Westküste Afrikas und
ganz frisch gepflückten und sofort in Alkohol ' haben die Form einer TeicbmuscheL Aus
eingelegten Kolanüssen nidit vorhanden
sind. Die Kolanuß bildet also offenbar
diese Streifen als Schutzmittel gegen das
Vertrocknen und es ist Iddbt verständlich,
* daß diese Streifen gerade an der Fuge
zwischen den beiden Kotyledonen anf treten,
da die sonst massigen Kotyledonen hier
am schmälsten und also dem Vertrocknen
am ehesten ausgesetzt sind. Da die ganze
Außenseite der Kotyledonen mehr oder
weniger der Gefahr des Vertrocknens aus-'
gesetzt ist, so schützt sich hiergegen die
Kolanuß, indem sie auf der ganzen Ober-
fläche der Außenseite der Epidermiszellen
eine Cuticula bildet, die dann an besonders
gefährdeten Stellen noch durch Korkein-
lagerung, eben die oben erwähnten Streifen,
verstärkt wird. Zuletzt berichtet Hartvnch
über die Untersuchung der seltener im
Handel vorkommenden Kolanüsse mit 4
Keimblättern (die Hauptmasse der Handels-
ware besteht bekanntlich aus den Samen
von Cola vera, welche nur 2 Keimblätter
besitzt). Während bei Cola vera die
Rumula sich nahe am Rande der Keim-
blätter beflndet, ist sie bei den Samen mit
4 Keimblättern (von einer anderen Spezies
stammend) ziemlich weit nach innen ge-
rückt Auch enthalten diese letzteren mehr
oder weniger zahbeiche Schleimzellen, die
von einem sich mit Jod gelb färbenden,
beim Verquollen schön geschichteten Schleim
erfüllt smd. Unterschiede in den Stärke-
körnem usw. ließen sich bei den beiden
untersuchten vierkeimblättrigen Sorten nicht
feststellen, während die Anzahl der Schleim-
zellen sehr verschieden war. Während die
Samen der Cola vera mit 2 Keimblättern
in der Regel beim Keimen geschlossen
blmben, d. h. die Keimblätter bleiben an-
dnander gefaltet, beobachtete HartuHch
einmal eine Kolanuß mit 2 Keimblättern,
deren Kotyledonen sich wie diejenigen der
ihnen wurden durchschnittlieh 41,6 pCt Fett
extrahiert; das extrahierte Fleisch enthielt
48,25 pCt Protein. Das extrahierte Oel
war nach Wedemeyer (Ghem. Revue ü. d.
Fett- u. Harzind. 1906, XIU, 210) von
schwach gelblicher Farbe, bd Zimmertem-
peratur flüssig mit geringen Ausscheidungen,
klar lOslieh in den bekannteren Lösungs-
mitteln. Der Geschmack war angenehm,
hinterher kratzend, dei Geruch angenehm
aromatisch. Durch Raffination ließ sidi eui
feines Oel daraus herstellen, welches gut als
Speiseöl Verwendung finden kann. Es
wurden folgende analytische Werte gefunden:
Spez. Gewicht des Rohöles (25 <> C) 0,9119
Hekner'soYiQ Zahl 95,6
Reichert-MeißCsohe Zahl 0,6
VerseifuDgszabl 186,0
Jodzahl 99,3
Maumene'B Probe 100,0 o 0
Refraktion im Zst/^'schen Butter-
refraktometer bei 400 59,2
DD = 1,4654
Acetylzahl 37,1
Säurezahl 9,0
Unverseifbares 0,54 pCt
Eennzahlen (Eonstanten) der Fetts&uren
des Owala-Oeles:
Erstarroogsponkt
Schmelzpunkt (Eapillarröhrchen)
Sättigungszahl
52,1 0
53,90
185,7.
Das Oel eignet sich auüer zu Speise-
zwecken auch als Maschinenöl und zur Seifen-
fabrikation. T.
Caju
ist nach Th, Heyden die bimengroße Stein-
frucht, nach Parisius der fleischige, an-
genehm säuerlich schmeckende Fruchtstiel
von Anacardium occidentale. Es wird dar-
aus ein Wein «Vinho de caju» und Limo-
naden bereitet. Die Wirkung soll blut-
reinigend sein. H. M,
940
Photogpaphische Mitteilungeiii
Die Aufhahme von
ist mit keinen wesentliehen Schwierigkeiten
verknüpft; kann aber nur dann von Vorteil
sein^ wenn man Weitwinkelobjektive an-
wendet. Die Exposition kann je nach der
Belenchtang von Sekunden bis zu Standen
dauern. Falls die Beleuchtung eine zu
schlechte ist, wende man das Blitzlicht an.
Bei TagesUcht-Aufnahmen von Innenr&umen
wird man allerdings durch LicbthofbUdung
und Solarisation zu leiden haben^ d. h. falls
sidi m dem betreffenden Räume Fenster
befinden, die direktes Licht in das Objektiv
fallen lassen. Es empfiehlt sieh in diesem
Falle ; die in Betracht kommenden Fenster
durch dunklen Stoff zu verh&ngen und diese
durch Entfernung der Vortifinge kurz nach-
zuexponieren. NatürUch ist es erforderlich,
daß das Zimmer noch genügend lidit durch
seitlich gelegene Fenster erhält Um allzu-
große Beleuchtungskontraste zu vermeiden,
empfiehlt sich die Aufnahme bei trübem
Wetter vorzunehmen. Fflr die Entwicklung
solcher Aufnahmen darf nur ein schwacher
Entwickler ohne Bromkaliumzusatz verwendet
werden.
Gut Licht. Bm.
Purpurfarbene Diapositive
lassen sich durch Entwicklung herstellen,
wenn man nach einer Belichtung, wie man
sie für Hydrochinon-Entwicklung zu geben
pflegt, etwa eine halbe Minute folgendes
Bad einwirken läßt : Wasser destill. 230 ccm,
Glycin 1 g, Pottasche 3,5 g, Bromkalium
0,5 g und sodann, bevor noch das Bild er-
schienen ist, etwa die Hälfte der folgenden
Lösung hinzufügt: Wasser destill. 340 ccm,
Natriumsulfit 63 g, Schwefelsäure 5 Tropfen,
Pyrogallol 5,8 g.
Das Bild erscheint sofort mit großer Kraft
und Klarheit; die beiden Lösungen zu
mischen, empfiehlt sich nicht, da in diesem
Falle das Resultat nicht annähernd so gut
ist, als bei getrennten Lösungen. Das ent-
wickelte, fixierte und gewaschene Diapositiv
hat einen Purpurton, der ungefähr einem
durch Goldtonung hergestellten entspricht.
Photogr, WoehenbL Bm.
Farbige Projektton von Ballon-
Photographien.
In der € Photographischen Ausstellung zu
Berlin» erfreuen sich die Projektions-Vor-
fflhrungen an den Nachmittagen emer außer-
ordentlichen Beliebtheit Besonderes Inter-
esse erregen die eigenartigen lichtbüder,
die Hauptmann Härtel aus Leipzig zur
Verftigung gestellt hat Es sind eine Anzahl
ausgezeichneter Aufnahmen vom Ballon ans
vorgenommen aus 300, 1000, 2000 und
3000 Meter Höhe. Die Bilder sind kfinst-
lerisch koloriert und haben eine ganz eigen-
artige Wirkung. Infolge ihrer vorzfi^dien
Ausfflhrung wurden die Bilder im vorigen
Jahre in Paris als beste deutsche Ballon-
Aufnahmen anerkannt und mit zwei silberaen
Medaillen ausgezeichnet DaB es außer-
ordentlich schwierig ist, vom Ballon ans zu
photographieren ist in Fachkreisen allgemein
bekannt, es treten so große Schwierigkeiten
wie bei keinen anderen Aufnahmen auf.
Härtel bedient sich einer besonders fflr seine
Zwecke konstruierten, mit dnem auOer-
ordentlich lichtstarken Objektiv ausgestatteten
Camera der Firma Heimich Ememann A.'G.
m Dresden. Bm.
Die Haltbarkeit der Papier-
bUder.
F. Orestin macht darauf aufmerksam,
wie unvorteilhaft es fflr die HaltbariLeit der
Papierbilder ist, wenn eine gröCere Anzahl
derselben in einer Schale fixiert wird.
Die von anderen Bildern bedeckten Tdle
des Bildes fixieren so langsam, daß sie,
wenn die Bilder nach der flblichen Zeit
(nach etwa 10 Minuten) aus dem Fixier-
bade herausgenommen werden, noch sehr viel
unauf gelöstes lösliches Silber enthalten. Solcbe
Bilder vergilben dann natflrlich sehr bald
nach ihrer Fertigstellung. (Man sollte dem-
nach, wenn man mehrere Bilder gleidi-
zeitig fixiert, wenigstens dafflr sorgen, daß
sie beständig m Bewegung erhalten werden.
Berichterstatter,)
Pkot. Industrie, Bm,
941
BOchepschau.
LaitUsieA der Chemie von Wilhelm Ost-
tmld. Sieben gemeinverBtfndliche Vor-
trige ans der Oeechiebte der Chemie.
Akademische VerlagsgeBeUschaft Leipzig
1906. y n. 308. Brosch.: 6 Mk. 60 Pf.
geb.: 7 Mk. 50 H.
Der Ref. hat lange den Wunsch gehegt,
Ositoald möchte seine Verdienste nm die
chemische Literatur mit einer «Geschichte der
Chemie» krönen. Dieser Wnosch ist bis zu
einem gewissen Grade durch dieses Buch erfüllt
worden, id welchem der Verf. eine neue Be-
arbeitung der Vorträge bietet, die er vor einem
Jahre an dem Massachusetts-Institute of Tech-
nology in Boston und etwas später an der
Columbia-Universität in New- York gehalten hat«
Die Themata der einzelnen Vorträge sind: 1. Die
Elemente; 2. Verbindungsgewichte und Atome;
3. die Oasgeeetzi und die Molekularhypotbese ;
4. Isomerie und Konstitution; 5. Elektrochemie;
6 Affinität und 7. Chemische Dynamik
Bei dieser Art der geschichtlichen Darstellung
tritt die Gesamtleistung des einzelnen Forschers
nicht so deutlich hervor, als wenn die Darstellung
nach Zeitperioden geordnet ist. Dafär ist aber
die «allmähliche Ausgestaltung und. Reinigung
der allgemeinen Begriffe viel mehr» zur Geltung
gebracht als «die Erforschung einzelner Tat-
sachen und ihre praktischen Anwendungen >,
so daß der Verf. «nicht nur einen Beitrag zur
Geschichte der Chemie, sondern zur allgemeinen
Wissenschaf tsgschichte» liefert, und da der
Verf. außerdem den Anteil der einzelnen Forscher
an den verschiedenen großen Fortschritten klar
kennzeichnet und vielfach die gewohnheitsmäßig
übernommenen Ansichten berichtigt, so ist der
Mangel, der mit dieser Art der geschichtlichen
Darstellung verbunden ist, bei weitem durch die
erwähnten Vorteile ausgeglichen.
Wer die große Vorliebe OsttoalcTB für die
Geschichte der Naturwissenschaften und seine
früheren Leistungen dieser Art in Gestalt von
Vorträgen und der großen «Geschichte und
Lehre der Elektrochemie» kennt, wird das Buch
mit großen Erwartungen in die Hand nehmen.
Und es wird Wenige geben, deren Erwartungen
nicht noch übertroffen würden, wenn auch der
Einzelne dies oder das bemängeln wird. In
dieser Beziehung wird es vielleicht Manchen
befremden, daß eine gewisse sachlich nidht be-
rechtigte üngleichförmigkeit hinsichtlich der
genaueren Fassung der einzelnen Grundgesetze
obwaltet. So dürfte es Denen, die nicht schon
näher mit den neuen Fortschritten vertraut sind,
nicht leicht werden, die einfache Formel für
das Gesetz der Massen Wirkung aus den ali ge-
meinen Erörterungen herauszuschälen. Indessen
ist der Nachteil, der daraus erwächst, nicht
sehr groß ; denn Derjenige, der über das Massen-
wirkungsgesetz mehr wissen will, als er in dem
Werke findet, braucht eben nur ein Buch zur
Hand zu nehmen, das darüber Auskunft gibt.
Als besonderer Vorzug des Werkes soll hier
femer erwähnt werden, daß der Verf. gegen-
über den Hypothesen einen weniger ablehnen-
den Standpunkt einnimmt, als vor Jahren und
dennoch eindringlich vor unsachgemäßer An-
wendung von Hypothesen durch die Illustration
solcher Fälle warnt in denen durch diesen
Fehler die Entdeckung wichtiger Erkenntnisse
sehr verzögert worden ist.
Zur Illustration der geistreichen, mit allge-
meinen Betrachtungen gewürzten Darstellungs-
weise sei hier schließlich ein Abschnitt aus der
G.Vorlesung über Affinität angeführt, in welchem
sich der Verf. über die Aufnahme der Theorie
der Lösungen und über die Anerkennung grund-
legender Fortschritte im allgemeinen folgender-
maßen ausspricht: «Solche Ergebnisse waren
denn auch geeignet, den ungläubigsten zu über-
zeugen und die Anzahl der Chemiker, die sich
entschlossen, in diesen Forschungen nicht bloße
«theoretische» Gedankenspiele, sondern wirk-
liche, und dazu recht erhebliche erfahrungs-
mäßige Beiträge zur Wissenschaft zu sehen,
vermehrte sich schnell. Allerdings waren es
zunächst ganz ausschließlich junge Männer, die
sich seit 1887, dem gemeinsamen Geburtsjahre
der Theorien von van fBoff und Ärrßieniua,
der neuen Bewegung anschlössen. Wenn es
ihnen auch nicht so schlimm ging, wie seiner-
zeit Harvey, dem Entdecker des Blutkreislaufes . . .,
so waren es doch einige Jahre hindurch ziem-
lich heftige Kämpfe, welche geführt werden
mul^ten, um lür die neuen Arbeiten überhaupt
nur ernsthafte Beachtung zu gewinnen. Aber
unsere schnellere Zeit zeigt hierin neben ihren
Fehlern auch neue Vorzüge: es ist nicht mehr
nötig, da3 ein grußer Entdecker verkannt stirbt,
damit hernach die Bedeutung seiner Forschungen
ans Licht kommt. Zwar ist auch heute noch
für wesentliche Fortschritte, namenüich wenn
es sich nicht um die Entdeckung neuer und
auffallender Tatsachen, sondern um grundsätz-
liche Aufklärung alter und scheinbar wohl-
bekannter handelt, eine gewisse Latenz- und
Earrenzzeit üblich, und ich habe beinahe zu
jedem derartigen Geschenk an die Menschheit
in meiner Geschichtserzählung bemerken müssen,
daß es zunächst bei den unmittelbar Beteiligten
ganz unbeachtet bUeb, aber diese Zeit ist doch
im allgemeinen sehr viel kürzer geworden als
früher und wir sind meist in der glücklichen
Lage, unseren geistigen Führern, wenn wir
ihres hohen Amtes endlich inne geworden sind,
noch bei Lebzeiten unseren Dank für die er-
wiesene Förderung aussprechen zu können.»
Es kann keinem Zweifel unterliegen, daß
diese belebende Art der Darstellung auch bei
solchen Jüngern der Pharmazie den Sinn für
eine tiefere Beschäftigung mit den Wissen-
schaften stärken wird, die unter dem Drucke
der beruflichen Pflichten der Beschäftigung mit
gelehrten Sachen abhold sind. fi»
942
Verschiedene Mitteilungeii.
Vücinum purum.
Yiscin in gereinigter Form herzustellen, ist
Dr. W. LoebeÜ in Kiein-Zschachwitz a. E. darch
D. B. P. Nr. 175383 geschützt. Zur Reinigung
des Rohviscins wird es mit kohlensaurem Kalk
geknetet, wodurch die vorhandenen Säuren an
Kalk gebunden werden, wobei gleichzeitig Kohlen-
säure entweicht, welche die Masse auflockert.
Bas so behandelte Produkt wird hierauf der
Einwirkung wasserentziehender Stoffe ausgesetzt
(gebr. Qipspulver). Schließlich wird das Boh-
yiscin im Extraktionsapparate mit einem Lösungs-
mittel, etwa Benzin, behandelt. Letzteres wird
dann abdestilliert, worauf eine dicke, klare Masse,
reines Yiscin, zurückbleibt, welches sich
mit Oel mischen läßt und sich sehr gut zur
Herstellung von Pflastern nnd Salbengrundlagen
eignet. Vergl. hierzu Pharm. Centralh. 45
[1904], 633, 47 [1906], 444. Das Bohviscin aus
Bezarten kommt beispielsweise seit einigen
Jahren aus Japan unter dem Namen «japanischer
Yogelleim» in den Handel. R, Th,
Meloä majalis,
Meloö proscarabaeus L., der Maiwurm, der
früher viel benutzt wurde und sogar heute noch
auf alten deutsch geschriebenen Yiehrezepten
öfter vorkommt, wurde kürzlich von Kerekhoff
in dem Bheumatismuspuiver eines Kur-
pfuschers neben gestossenen Lorbeerfrüchten in
Bruchstücken vorgefunden. JR. Th,
Efittenapotheke des Dentsehaai und
Oeaterreiehischen AlpeAvereias.
Für dieselbe werden in der Zeitschr. d. Dtaoh.-
Oesterr. Alpen- Yer. vorgeschlagen, außer ein-
fachen Stoffen, wie Sumiakgeist, Hofmannt-
tropfen u.a. noch folgende Mittel, deren Zusammen-
setzung nicht aus der Aufschrift ersichtlich ist:
Gegen Yerstopfung 1 bis 2 PilleD s
Pilnlae lazanies officinales.
Gegen Durchfall l bis 3 Ftatillen
= Pastilli Bimuti subsalicylioi 0,5 g pro dosi.
Gegen Magenverstimmung 1 bis 2
Pillen = Pilulae Mentholi cum Natrio boracioo.
Streupulver gegen Wnndlaufen
==s Talcum venetum, Zincum oxydatum ana
partes aequales. Ä n,
Bentaohe Pharmaientisohe Oeaellaehaft.
Tagesordnung für die am Donnerstag, den
S.November 1906, abends 8 Uhr, im Restaurant
«Zum Heidelberger 9 , Berlin NW^ Dorotheen-
straße stattfindende Sitzung:
1 . Herr Dr. J. .Sfirxo^-Berlin-Steglitz : lieber die
Zweckmäßigkeit von Perkolation (äer Maieration
zur Herstellung von Tinkturen.
2. Austausch über die Erfahrungen, die bei
der Herstellung von Tinkturen in der Apotheken-
praxis gemacht worden sind.
Briefwechsel.
Provisor J. P. in Bofiland. 1. Eiae deutsche
oder französische Ausgabe der Nordamerikanischen
Pharmakopoe gibt es nicht ! 2. Die zweite Frage
können wir Ihnen nur brieflich beantworten ;
wir bitten deshalb um gefällige genaue Mit-
teilung Ihrer Adresse am besten in der Art,
daß wir die gesandte Adresse gleich auf den
Brief aufkleben können.
Anfragr^iL
1. Kann eine Lösung von Quecksilber-
chlorid 1: 5000 als keimfrei betrachtet werden,
und welches ist die Grenze, bei welcher eine
durch Kochen sterilisierte schwache Lösung von
Qaecksilberchlorid bei der Aufbewahrung ohne
besondere Yorsichtsmaßregeln keimfrei Ueibt?
2. Ist die Zusammensetzung des Fa^rrf'ttfk
Petrolan oder Petranol bekannt?
3. Ist Epirenan als gleichwertig mit
Adrenalin anzusehen?
Bescbwenleii tter imtgeliiissiiie ZntdlHi
der «Pharmaeentlseheii Centralhalle» bitten wir stets an die Stelle richten zu wollen, bei
welcher die Zeitschrift bestellt worden ist, also Postanstalt oder Buchhandlung oder Gesohifls«
stelle. Sitt ^^mxm,^3Lms^Blomx.
Verleger: Dr. A« Selimelder, Drseden und Ur* F. 8ia Dmdan-Blaaewlti.
VenntwortUoher Leiter: Dr. A« Sehmeider, Dieeden.
Im Baenhaadel doieh Jallaa Spiiager, Berila H., Me»bijeii#lata 8.
Dr«ok Ten Fr. TUtel Vaehf. (K«nath d Mahle), Dmdm.
Fabrik chemischei Produkte
empfehlen den Herren Apothekern zum Bezug durch die GroS-Drogen-
handlungen ihre unter beistehenden Schntzmaricen rühmlichst be-
kannten Fabrikate:
Ghinin onii Salze Gocain
Coffein
Strychmn
Tohimlim
Ferratose
Filmaron
Eserin
Theophyllm
Cerolin
Codein
Pilocarpin
Veratrin
Ferratin
Arsenferratose Jodferratose
lactophenin
Laetoserre
Aeetanlliil
Areeolin
Atropin
Norphinm
Papain
Plienaeetln
euoralhydrat
Ghrysarobin
Pyrogallussänre
Resorein
t ^H
GamarlB
Santonin
1 ^H
Ergotln
Extrakte
Gallossanre
Glyeerin
Sehwefeiätlier
Seopolamin
Terpinhydrat
1 ^1
t ^H
Gn^aeol
Hydroehtnon
^^^IH^^HI^HI^^^^HI^H^^^^^^^^^^^^^^^^^^^^^^^^^^^^^^^^^MB^^^ta* V
' .:^^
ICHTHYOL
Der Erfolg des 7on nna hergestellten apeüelleii ScbwerelpHtpanta" b>t
viele BOgeDBimte Ersfttimittel horTorgernfen , welche nleht Identiseh «It
nnserem PrilpArat Bind und welche obendrein nnter nch versohiedeo Bind,
woför wir in jedem eiDEelnen Falle den Beweis antreteii könaen. Da diese
MtgeblioheD Braatipilparate anscheinend aoter Uilibraiioh Diiseier Haikeo-
Kcote ftnoh manohmal faiBchlioherweiae mit
Ichthyol
oder
Ammonium sulfo-ichthyolicum
gekeüiuwiohnet werden, trotedem unter dieser Kennieiolmiuig nor nnser
spetäelles Eraeogiiis, welches einzig und allein allen idiniachen Versnohen
zngrande gelegen hat, Terataudea wird, so bittrat wir um gütige Hitteilong
iweoka gericMlioher Terfolgnog, wenn irgendwo tatalohlioa aulcbe Uater-
Bohiebnngen stattfinden.
Ichthyol-Gesellschaft
Cordes, Hermaimi & Co.
HAHBURe.
Lebende Frojektioii
Bohönate Unterhaltung tär die langen Winterabende.
Ernemann Kino
Erster Kein
deutscher KINO
Kine- ist
matoffraph. echt, der
Prämiiert ""**
mit ^ ^""^
I. Staats- „EnHMIl
preis. *'^'
Neuer kombinierter ProjektioDs- Apparat EIno-Bob Hod, X (Oebr.-H.-Sohuti).
Fxala 2u£1e. ISO.—.
Zur üoterhaltong u. Belehrong f. Vereine, Schalen eto, Projektionaartikel in xll. Pieialag.
Heinrich Ernemann A.-G.. Dresden.
Pharmaceutische Centralhalle
für Deutschland.
Herausgegeben yon Dp. A. Schneidep and Dp. P. Süss.
♦•^
Zeitsehiift ffli wissenschaftliche und geschäftliche Interessen
der Pharmacie*
Gegründet von Dr. HermaBii Hager im Jahre 1859.
Eracheint jeden Donners i:ag.
Bezugspreis viertel jährlich: durch Buchhandel oder Post 2,50 Mk,, durch Geschttfts-
Btelle ün Inland 3,— Mk., Ausland 3,60 Mk. — Einzelne Nummern 30 Pf.
Anzeigen: die einmal gespaltene Elein-Z^e 30 Pf., hei gröBeren Anzeigen oder 'Wieder*
holungen Preisermäßigung.
Leiter der 1 Dr. Alfred Schneider, Dresden-A. 21; Sohandauer Str. 43.
Zeitsehrlft: J Dr. Paul Süß, Dresden-Blasewitz; Gustay Freytag-Str. 7.
Oeeehlftsstelle: Dresden-A. 21; Schandauer Straße 43.
^46.
Dresden, 15. November 1906.
I Der neuen Folge XXVII. Jahrgang.
xLvn«
Jahrgang.
Inhalt : Chemie und Pharinaei«: Untterkom-AbnormlUlten. — LOsltcbkeit des Baryamsiilfat«! in Wasseratoff-
peroxyd. — Folia Ürae Uni und der mikrochemische Nachweis des Arbatin. — Behwerstnthlen. — Nene Arznei-
mittel. — Ueber Talase. — Prttfnng der Folia Uvae Ural in bexug Echtheit auf chemischem Wege. ~ Neuemngen
an Laboratoriumsapparaten. ^ LOsUcbkeit Ton Blei. ~ PharmAkornoatitche Mitt^Uangen. — Fhotographliolie
MltteÜmBaeiL* — BaehenehAu. — Yers«hl«d«Be MitteiliuiKeiL — Bil«firMhsel.
Chemie und Pharmacie.
Hutterkorn-AbnormitAten.
Der Artikel «Neues vom Drogen-
markt» von Herrn Dr. Weigel in Nr. 42
d. 1. J. der «Pharm. Centralh.» gibt
mir Anlaß, hierzu einige Bemerkungen
zu machen und anschließend daran auf
einige Kuriositäten der Droge «Mutter-
korn» einzugehen.
Was zunächst die «24 Säcke abnormen
Mutterkorns» anlangt, welche in
obigem Artikel erwähnt werden, so sind
diese mit Recht (wenn auch yon den
anbietenden Häusern als «besonders
ergotinreich» bemustert), von den
Ergotindarstellem zurfickgewiesen wor-
den. Daran ist gewiß nicht die Klein-
heit der Sklerotien oder etwaige Un-
gewißheit, ob der Wirt nicht eine wilde
Graminee ist, Schuld. Derartige Größen
finden sich in ganz ansehnlichen Mengen
unter allen Handelssorten und können
durch Absieben größerer Posten reich-
lich erhalten werden. Dieses «abnorme»
Mutterkorn von etwa 10 mm Länge und
2 mm Dicke, ist einfach verdorben oder
naß geworden, dann kfinstlich bei zu
hoher Temperatur getrocknet worden.
Daher rfihrt die schwarze Farbe, an
der der hohe Oelgehalt des Mutterkornes
bei der Hitze noch mehr beitrug. Das
Trocknen, sagen wir lieber «Rösten»,
ist auch an den untermischten Getreide-
körnem leicht äußerlich erkennbar.
In derselben Zeit kam auch altes,
schwarzes, großkömiges Seeale comutum
auf den Markt, welches mit Wurmmehl
und Gespinsten von Maden eines Klein-
schmetterlinges in Klumpen zusammen-
gebacken, zur Extrakt-Fabrikation an-
geboten wurde! Vielleicht ist dieses
mit dem kleinkörnigen, schwarzen ver-
wandt?
Nun einige Abnormitäten, welche ge-
wiß manchen Pharmakologen inter-
essieren. Da sind «Albinos», in Form
und Größe gleich wie normales Mutter-
korn, nur daß der violette Farbstoff
in der äußeren Schicht gänzlich fehlt
und einem Blaßgelb Platz machte. Diese l nnr ab und zu nnter normalem Hntter-
weifieD Skleroüen sind nicht zu ver- körn. Zeigen sich einmal in einem
wechseln mit solchen, die etwa mit | Sack (etwa 80 kgjnhalt) solche Albinos,
Schimmelpilzen Aberzogen sind. Der 1 dann kann man beim DnrchsDcheD
Brach ist hornartig weiß und zeigt das immerhin so etwa SO Stück davon
Aussehen eines gesunden Claviceps- 1 sammeln. Sklerotien, welche ganz leicht
Sclerotium. Man findet diese (Albinos* irosa oder violett angelaufen sind, bilden
94«
üebergangsfärbnngen zum normaleD. Der
Wirkungswert ist bei dem geringen Vor-
kommen ffir die Extrakt-Bereitung be-
langlos, doch zweifelsohne einem ge-
sunden Mutterkorn gleich, lieber ein
Vorkommen dieser Mutterkorn-Varietät
ist in der pharmazeutischen Literatur
bisher nichts zu finden.
Ein auffallend kurzes, dickes Clayiceps-
Sclerotium von sehr gleichmäßiger, fast
oval-runder Form, ist das Weizen-
Mutterkorn. Es zeigt bei etwa
1,5 cm Länge eine Dicke von 0,5 cm.
Angebote von diesem kommen ab und
zu direkt aus Bußland. Daher stammt
auch das von Abb. B.
Von dem Vorkommen merkwürdiger,
monströser Formen, ungewöhn-
licher Länge und Dicke bei dem Roggen-
Mutterkorn gibt Abb. A eine vorzäg-
liche Anschauung. Das längste Sclerotium
(siehe Abb. rechts neben dem Maßstab)
besitzt eine Länge von 5 cm, das Dickste
mit 1 cm Breite, ist stark gekrümmt,
mit tiefen Querrissen (Abb. Unks oben
das erste).
Ein Mutterkorn (siehe Abb. C) ist
von der wildwachsenden Gra-
minee MoUnia coerulea Mnch., einem
verbreiteten Waldgrase von etwa
1,5 m Halmhöhe, gesammelt. Trotz
der stattlichen Größe des Wirtes sind
diese Sklerotien höchstens 8 mm lang
und etwa in der Mitte 2 mm breit,
Basis and Eopf sind zugespitzt. Diese
Molinia fand ich oft in ausgedehnten
Waldungen, überall ungemein stark be-
fallen von Cilavicepfr-Sklerotien, und zwar
der Art Claviceps microcephala Wallr.
Bei der ganz geringen Größe würde es
dennoch viel Zeit und Arbeit erfordern,
nur am einige Kilogramm zu sammeln
und von Spelzen rein zu bekommen.
Ä, JbAn -TübingeD.
Die LtfNUehkelt des BarynmBiilfateB In
Wasserstoffperoxjd ist nach Oawalowski recht
erheblich. Ans einer ans Barynmperoxyd nnd
Salzsfture (mnß heißen Schwefelsäare. Berieht'
erat.) bereiteten, sfiareübersohnilfreien Wasser-
stoffperoxydlöeung scheiden sich beim Aufkochen
erhebliche Mengen Baryumsolfat aas, und zwar
um so YoUstänSger, je anhaltender das Kochen
erfolgt. 2v.
Ztsckr, d, AUgmn. öaterr.Äpoth.' Ter, 1906, 258.
Ueber Folia Uvae Ursi und den
mikrochemisohen Nachweis des
Von Dr. Turnnann,
In den letzten Jahren Ednd in der
einschläg;igen Literatur zahlreiche Ar-
beiten von G, Reichard erschienen, die
sich in erster Linie mit Alkaloiden,
jedoch auch mit anderen Stoffen, nnd
deren Nachweis auf Grund neu aufge-
fundener Farbenreaktionen beschäftigen.
Neuerdings berichtete genannter Forscher
ttber zwei neue Farbenreaktionen der
Salpetersäure*), welche er auf das Ver-
halten derselben zu Berberin und Arbutin
gründet. Beines Arbutin nimmt näm-
lich durch Salpetersäure (und deren
Salze) gelbe Farbe an und soll auf
diese Weise noch 0,0001 g Salpeter-
säure nachweisbar sein. Da bei einer
Nachprüfung dieser Reaktionen dieselben
mit großer Schärfe und Farbenintensität
auftraten, so lag der Gedanke nahe,
die Anwendung der Salpetersäure
zum mikrochemischen Nachweis des
Arbutin auszuproben. Und in der Tat
eignet sie sich zu diesem Zwecke
sehr gut.
Der Arbutingehalt der Bärentrauben-
blätter ist dermaßen hoch, daß bereits
Salpetersäure fflr sich allein die Reaktion
hervom^. Um klarere Bilder zu erhalten,
ist es jedoch ratsam, — auf alle Fälle
bei Objekten mit geringem Arbutin-
gehalt — das Präparat einige Augen-
blicke in yerdfinnte Schwefelsäure (1 : 6
oder 1:3) zu legen und dann erst konz.
Salpetersäure zuzusetzen. Der Chloro-
phyllfarbstoff ist nur von minimalem
Einfluß auf den Verlauf und die Inten-
sität dieser Farbenreaktion. Bekannt-
lich ist Arbutin wenig in Alkohol und
gamicht in Aether löslich. Man kann
mithin Chlorophyll, Fette und dergl. in
den Präparaten durch längeres Behan-
deln mit Aetherweingeist entfernen und
dann erst die Reaktion anstellen. Sie
tritt auch in diesem Falle mit glei-
cher Schärfe auf. Die arbutinhaltigen
Zellen nehmen anfangs für kurze Zeit
eine dunkelorange bis dunkelbraune
'O Chemiker-Zeitang 1906, 65.
I .
946
Färbung an and werden bald leuchtend
gelb bis Chromgelb. Gelindes Erwärmen
beschleunigt die Reaktion insofern, als
dann die dunkle Färbung schneller
yorttbergeht und die Endreaktion eher
eintritt. Die Färbung der Präparate
ist schon mit bloßem Auge zu erkennen
und zu verfolgen. Bleibt das Präparat
in Salpetersäure liegen, so verblaßt die
Farbe nach einigen Stunden, überträgt
man es aber bald in Glycerin, so hält
sie sich längere Zeit und verträgt auch
ein Einschließen in Glyceringelatine.
Es läßt sich nun feststellen, daß das
Arbutin in den Epidermiszellen, im Holze
der Bünde], in einzelnen verdickten
Parenchymzellen des Hauptnerven, so-
wie in den Bastfasern fehlt, sonst aber
in dem gesamten Blattmesophyll ziem-
lich gleichmäßig verteilt vorkommt.
Auch ist es nur im Zellinhalte enthalten,
diffundiert auch nach dem Absterben
der Zellen nicht in die Membran, so
daß wir es in der Droge als zusammen-
geballte, gelbgefärbte Klumpen in den
Zellen vorfinden, während die Mem-
branen farblos bleiben.
Eä zeigt sich fernerhin, daß die Zellen,
welche den glykosidischen Gerbstoff*)
führen, die sich also mit Vanillinsalz-
säure rot färben, dieselben sind, die
auch die Arbutinreaktion geben« Hat
man nämlich mit Vanillinsalzsäure ge-
färbt, gut ausgewaschen und setzt dann
konz. Salpetersäure zu, so geht die rote
Farbe bald in ein intensives Chromgelb
über. In Zellen, welche vorher nicht
rot waren, entsteht auch nun keine
Reaktion. Umgekehrt, eine Umwandlung
der gelben Arbutinfärbung durch Vanillin-
salzsäure, gelingt nicht. Hierdurch ist
wohl der Beweis erbracht, daß in der
Pflanze das Arbutin nicht in freiem
Zustande vorkommt, sondern an Gerb-
stoff gebunden ist (glykosidischer Gerb-
stoff).
Der braune Inhalt der Markstrahlen
reagiert weder auf Salpetersäure noch
auf Vanillinsalzsäure deutlich.
♦) Itmmann: Folia Uvae Ursi und ihre Ver-
wechslungen. Pharm. Ztfr. 1906, Nr. 68 und
Pham. Centralh. 47 [1906], 964.
Die Untersuchungen wurden schließ-
lich auf die Rückstände der vorschrifts-
mäßig bereiteten Abkochungen ausge-
dehnt, welche mit der Droge, wie sie
gegenwärtig im Handel geschnitten ge-
führt wird, hergestellt waren. Dieselben
erwiesen sich als arbutinbaltig und gaben
die Vanillinsalzsäurereaktiony &lls die
betreffenden Präparate nicht dem Bande
des Blattstflckchens entstammten. Dem-
entsprechend konnte aus den Rfick-
ständen der Abkochungen gewichts-
analytisch ein Gehalt von 1,6 pCt Arbuün
ermittelt werden.
Es wurden nun Abkochungen auf ver-
schiedene Weise hergestellt ond in diesen
der Arbutingehalt bestimmt. Wenn anch
das gewonnene Arbutin nicht chemisch
rein war — es war häufig gelbUch —
so können doch immerhin die gefundenen
Zahlen einen gewissen Wert beanspruchen.
I. Vorschriftsmäßig hergesteUte Ab-
kochung aus grob zerschnittenen Blättern.
Arbutin 1,6 pCt.
U. Die grob zerschnittenen Blätter
wurden vor dem Kochen mit Weingeist
angefeuchtet zwei Stunden mazeriert
Arbutin 2,1 pCt
nL Sehr fein zerschnittene Blätter
wurden 24 Stunden mit Wasser unter
Öfterem UmriUu^n mazeriert und dann
erst abgekocht. Arbutin 2,7 pCt
Es müßte daher, um die Droge in
der Praxis möglichst zu erschöpfen, der
Text des neuen Arzneibuches bei Folia
Uvae Ursi folgenden Zusatz erhalten:
«Zu Abkochungen sind — auch wenn
es der Arzt nicht ausdrficUich Tor-
schreibt — fein zerschnittene Blätter
vor dem Abkochen 12 Stunden mit
Wasser unter wiederholtem UmrBhren
zu mazerieren.» (Wenn angSngig?
Schriftleitung.)
Betreib der Anatomie des Blattes sei
noch folgendes erwähnt Man findet
stets angegeben, daß das Gefäßbfindel
des Hauptnerven nur von dickwandigem
Parenchym eingefaßt ist, während den
Holzteil der primären Seitennerven Bast-
fasern begleiten. Dieses ist nur bedingt
richtig. Denn auch das Bündel des
Hauptnerven wird nahe der Blattspitxe
von Bastfasern begleitet^ welche nicht
947
nnr dem Holzteil, sondern in größerer
Anzahl dem Siebteil anliegen. Die
Ansbildong mechanischer Elemente an
dieser Stelle hängt jedenfalls mit dem
Umstände zosammen, daß manche Blätter
an der Spitze nach unten zorückgebogen
sind.
Die kurzen Blattstielchen besitzen
bekanntlich unter der Epidermis ein
mehrreihiges Gewebe, welches aus dick-
wandigen Parenchymzellen besteht Diese
Zellen nun stehen durch geschlossene,
schwach behOfte Tfipfel, in denen sich
ein getrockneter plasmatisch^ Inhalt
befindet^ unter einander in Veibindung.
Sohwerstrahlen (emission
peaante).
Die von Blandht entdeckten Nancy-
Strahlen (N-Strahlen) sollen von heftig
glflhenden Körpern, z. B. der Sonne,
aber auch von Glähstrümpfen, den Do-
lomitstäbchen der NemsfBchm Lampe
usw., ausgehen, desgleichen von Stoffen,
die sich in Spannung befinden, wie
Bologneser Gläsern, verflässigten Gasen,
Zusammengezogenen Muskeln, tätigen
Nerven, denkender Himmasse und dergl.
— Die Erkennung dieser Strahlen er-
folgt dadurch, daßj sie das geringe
Leuchten phosphoreszierender Farben,
blauer Flämmchen oder elektrischer
Ffinkchen verstärken. Von dem lang-
welligen Schwarzlichte Gustave Je
Ban'B (Pharm. Centralh. 37 [1896], 364;
38 [1897], 416, 667) unterscheiden sich
die N-Strahlen durch ihre sehr kleine
Wellenlänge, infolge deren sie Holz,
Salzlösungen (reines Wasser jedoch nicht),
dänne Gls^wandungen usw. durchdringen
und von Prismen oder Linsen aus Alu-
minium gebrochen werden. In Metallen
und in manchen Gesteinen lassen sich
die Strahlen au&peichem. — Bei den
von Kristallen ausgestrahlten kann man
N und Ni unterscheiden, die senkrecht
zu einander gerichtet sind. Die von
Nerven ausgehende Strahlenart läßt sich
durch KupferdriAt leiten.]
Ebenfalls unterscheidbar sind nach
Blondlotjiießchw er str Ahlen (Omis-
sion p es ante). Diese gehen senk-
recht vom Metall, nämlich Silber, Kupfer,
Zink und Blei, oder von feuchter Pappe
(carton mouill6) aus und verhalten sich
ähnlich wie ein Wasserstrahl, indem sie
u. a. von der Schwerkraft beeinflußt
werden. Der Luftwiderstand bewirkt,
daß die Schwerstnihlen in schräger
Richtung ballistische Kurven mit verti-
kalen iiymptoten (Geschoßbahnen) be^
schreiben, auch sich durch LnitstrOme,
selbst durch Wedeln mit einem Fächer,
ablenken lassen. Die magnetische
Einwirkung läßt drei Abarten unter-
scheiden, nämlich ungeladene Schwer-
strahlen, solche mit positiver und solche
mit negativer Ellektrizitätsladung.
Die Entdeckungen Blondhfa^ die sich
im Einzelnen aus zahlreichen Berichten
der: «Comptes rendus hebdomadaires
des s6ances de Tacad^mie des sciences»
zu Paris'*') des letztvergangenen Jahr-
fünftes verfolgen lassen (vergl. Pharm.
Centralh. 44 [1903], 888), wurden von
Gharpentier^ mac4 de LSpinayy Edouard
Meyer u. A. bestätigt und erfreuten
sich in Frankreich derartigen Beifalls,
daß die erwähnte acadömie dem Ge-
nannten einen Preis von 60000 Francs
bewilligte. In anderen Ländern hielt
man die ausschließlich subjektiv wahr-
genommenen Erscheinungen an den er-
wähnten schwachen Lichtquellen fast
ausnahmslos, insbesondere aber seitens
namhflüKer Physiker, ffir Einbildungen
ohne gegenständlichen Anlaß. — ins-
besondere widerlegte Budolf F. Poxdeha
das Dasein der Schwerstrahlen. Er
fand, daß sich mit im Dunkeln aus-
geruhten Augen das kräftigere Auf-
leuchten eines luminesderenden Stoffes
dort wahrnehmen läßt, wo die Beob-
achter wissen, daß eine Emission pesante
einwirkt. Kennen jedoch die Beob-
*) Die Berichte finden aioh zusammengestellt
in «i?. BUmdloty Rayons «<N>» Becaol des
oommonioations.» Paris 1904, bei Oandkiert
Villars, Dem Bnche wird ein Phosphoresoenz-
sohirm znr eigenen Prilfong der Angaben des
Verfassers beigegeben. — Bequem läßt doh das
Ergebnis aas der kritiklosen, aber yollstiadigen
Zosammenatellnng von Hians Mayer {^Blondlofs
N-Strahlen, nach dem gegenwärtigen Stande der
Forsohong.» M.-Ostran 1^4, bei R. Papauaehek.
39 S. gr. 8^ Preis 1 Mark) entnehmen.
948
achter diesen Ort nicht, so glanben sie
zwar auch, ein helleres Aoflenchten
hie and da wahrzunehmen, vermögen
aber nicht die richtige Stelle mit irgend-
wie sicherem Erfolge zu finden.
Man sollte meinen, daß hiermit wenig-
stens die Schwerstrahlen für die Forsch-
ung erledigt erschienen wären, umso-
mehr, als gerade sie von allen Blandtot-
strahlen am meisten den bisherigen
physikalischen Erfahrungen und An-
schauungen zu widersprechen schienen.
Trotzdem versuchte man mehrseitig in
der Schweiz und in Deutschland das
Dasein einer Emission pesante durch die
Photographie zu erweisen, ohne vor-
her festgeteilt zu haben, ob Blondbt-
strahlen überhaupt die lichtempfindliche
Platte beeinflussen. Letztere ist nun
in bezug auf Wiedergabe von Umrissen
dem menschlichen Auge wesentlich über-
legen, wie ohne weiteres aus den Er-
folgen der Photogrammometrie, den
Momentaufnahmen bewegter Körper usw.
hervorgeht. Die Ergebnisse sind hier
so sicher, daß Irrtümer leicht erkannt
und Schwindel, wie beispielsweise das
JfuTTifer'sche Gespensterphotogramm, die
italienische Photographie des Schweiß-
tuches Christi und dergl., unschwer
entlarvt wird. Weniger sicher ist aber
die photographische Leistung gegenüber
Lichtquellen. Hierbei kommt die
Schwierigkeit der Anfertigung eines
Negativs oder einer brauchbaren Druck-
platte hinzu. Deshalb mißlang bisher
beispielweise die Wiedergabe feiner
Spektral-Bänder und selbst -Linien durch
ein Druckverfahren. Noch weniger ge-
nügten die Ergebnisse bei Strahlen
fraglichen Daseins, wo bisweilen selbst
das Positiv versagte. — Die Mystik
fand deshalb hier ein ergiebiges Feld
der Betätigung. Als Beispiel sei nur
der Nachweis von Odstrahlung durch
Ludwig Tormin (Magische Strahlen,
Düsseldorf, bei Schmitt & Olbertx, 1896)
erwähnt. Diese Abhandlung (Pharm.
Centralh. 37 [1896], 331) enthält auto-
typische Abdrücke von Photographien
eines Ausschnittes aus einer blechernen
Kassette, die durch das nur Sensitiven
sichtbare Od, welches du Fingern
eines stark magnetischen Menschen ent-
strömte, erzeugt worden sind. Diese
von der Hand des Magneüseurs aus-
gehenden Odstrahlen waren nach emem
(a. a. 0. S. 16 und 17) abgedruckten
Gutachten A, Slaby's: c weder Licbt-
noch Wärmestrahlen».
Eingehend beschäftigte sich mit dem
Nachweise der Emission pesante Martin
Oebhardt, indem er untersuchte, ob die
Metallstrahlung in der Richtung senk-
recht nach unten stärker als nach oben
oder wagerecht auf frische Lamhe-
Platten (Marke: «S^ma>) wirkt Die
Frage war bereits einige Jahre vorher
von Oeorg W. A. Kahlbaum dt Max
Steffens (physikalische Zeitschrift 6
[190j], 63) bejaht worden. Diese hatten
gefunden, daß sich bei Zink und Uran
die Erscheinungen der Schwerstrahlong
selbst mit einer Zentrifuge (bei andert-
halbtägiger Einwirkung von 2700 Um-
drehungen in der Minute) nachweisen
ließen. Diese Ergebnisse waren von
Fachkennern angezweifelt worden. —
Oebhardt glaubt jedoch ähnliche Wahr-
nehmungen gemacht zu haben (Sitzungs-
berichte und Abhandlungen der nator-
wisseuschaftlichen Gesellschaft Isis.
Dresden 1906; Januar bis Juni, Seite
3 bis 21;, wie er durch zwei von
Römmler <& Jcmas zu Dresden angefer-
tigte Lichtdrucktafeln zu erweisen sacht
Sieben Doppelbilder stellen je eine Platte
dar, die von oben, und eine solche, die
gleichzeitig von unten der Einwirkang
eines 1^4 bis 12 mm entfernten Zink-,
Blei-, Eisen-, Aluminium- oder Magnesiom-
Bleches ausgesetzt war. Der Verfasser
glaubt daraus schließen zu kOnnen,
daß die Metallstrahlung: «eine Begleit-
erscheinung besitzt, die in ihrer photp-
chemischen Wirkung den Anschein
einer der Schwere unterworfenen Strahl-
ung oder Emission hat.»
Selbst wenn man berücksichtigt, daB
sich auf der Zrwmtßrc-Platte die Wirk-
samkeit der von oben kommenden Strahl-
ung von der nach oben gerichteten
deutlicher abhebt, als auf dem Licht-
drucke, so erscheint doch bei der ge-
ringen Anzahl der gelungenen Veisncbe
kein einwandfreier Beweis geftthrt Die
949
Empfindlichkeit der erwähnten Platte
bietet bei der nötigen Dauer der Ex-
position — bis zu langer als einer Woche
— Anlaß zu mancherlei störenden Ein-
wirkungen. Gegenyersuche mit anderen
Platten, als solchen von A. Lumiere
et ses Als in Lyon, gelangen nicht.
Letztere Platten zeigten sich (S. 17)
sogar gegen rotes lacht (in unmittel-
barer Nachbarschaft, des Fraunhofer-
äbhen a) empfindlich, versagen aber,
wie Kahlbaum fand, nach einigen Mo-
naten. Bei senkrechter Au&tellung,
wobei die Schwerstrahlen von der Erde
gleichartig angezogen werden, konnte
Oebhardt trotz vieler Versuche weder
bei gleichem Abstände zwei gleichmäßig
dunkle Platten bei gleichlanger Ein-
wirkung erhalten, noch fand der Ge-
nannte das von Kahlbaum beobachtete
cVorwiegen der Schwärzung nach unten
zu». Letzteres könnte bei der ballist-
ischen Flugbahn einer der Schwerkraft
unterworfenen Strahlung zur Wahrnehm-
ung gelangen.
Möglicher Weise wird bei sehr langer
Elzpositionszeit eine Platte von der
Schwere etwas verschieden beeinflußt,
je nachdem sie mit der empfindlichen
Schicht nach oben oder unten gekehrt
ist. Auch geringe, aber gleichgerichtete
elektrische Strömungen kommen in
Frage. Daß Elektrizität überhaupt auf
die Entstehung von Abbildungen Einfluß
ansflbt, zeigen die sogenannten cElek-
trolytischen Bilder». Diese ruft
man dadurch hervor, daß eine Mänze,
die durch eine Glimmerplatte getrennt
auf einem mit Jodkalium getränkten
Papiere liegt, auf diesem durch einen
überschlagenden Funken sich abbildet.
(Auch Karsten^^ Hauchbilder gehören
hierher.) Endlich ist zu bedenken, daß
eine lichterzeugende Oxydation — deren
Annahme hier nahe liegt — durch ganz
geringen Anlaß hervorgerufen werden
kann. So bewirkt nach Angabe von
Pflanzen-Physiologen bereits die Belicht-
ung durch ein angezündetes Streichholz
bei Algen in leuchtbakterienhaltiger
Nährlösung eine Sauerstoffentwicklung,
welche die Bakterien zu nachhaltiger
Xdchterzeugung anregt.
Bei der bisher nur geringen Ergiebig-
keit der Schwerstrahlen-Forschung er-
scheinen die von phantasiebegabten Be-
richterstattern versuchten Deutungen des
Wesens dieser Strahlung um so müssiger,
als die Natur der von Moser 1842 ent-
deckten Metallstrahlen (Pharm. Centralh.
38 [1897], 668) trotz Waidele's Erklär-
ungsversuch überhaupt noch dunkler,
als die anderer Strahlenarten, ist. Die
subjektive Wahrnehmung vermag, wie
insbesondere der Däne Alfred Lehmann
(Aberglaube und Zauberei, Stuttgart
1898, S. 474 f.) nachwies, keinerlei
Entscheidung zu geben. Denn manche
Menschen, die Sensitiven, erblicken, wie
Lehmann selbst, im vollständig verdun-
kelten Zimmer Odstrahlung! Auch die
Photographie ist hierbei unzuverlässig,
da nicht metallische Körper, z. B. Ho^
selbst ohne vorhergehende Belichtung,
zumal bei längerer Einwirkung, Abbilder
erzeugen und zwar bisweilen sogar durch
umkehrende üeberbelichtung Diapositive.
Brauchbarer erwies sich Jodkalium, das
von J. Blaas und P. Cxermaky später
eingehend von Franx Streintx in Graz
(Physikalische Zeitschrift 6 [1905], 764)
angewandt wurde. Dieses wird von
elektropositiven Metallen
(+ Mg,Al,Zn,Cd-)
reduziert, nicht aber von Eisen, Nickel,
Kobalt und allen elektronegativen Me-
tallen. Während nach KahUmum Eisen
und Blei auf die photographische Platte
wirken sollen, ist nach Streintx hierzu
ceine sehr lange Berührungsdauer er-
forderlich». — In üebereinstimmung mit
letzterem vermuthet Alfred Kalähne,
die Metallstrahlen wären durch lang-
same Oxydation bedingt ; letztere er-
zeuge ultraviolettes Licht und dieses
veranlasse die Ionisation.
In denVeröffentlichungenüberStrahlen-
forschung bedient man sich einer eigen-
artigen Terminologie. Die Fähigkeit
bestrahlter Körper, im Dunkeln photo-
graphisch wirksame Strahlen auszusenden,
nannten Blaas und Gxermaki «Pho-
techie», von rd (pdog {q?6(og, oder
(pa>s) Licht und Sx^tv halten, besitzen.
Abgesehen von der ungriechischen Form-
bildung «echie», würde das Wort zu-
»60
treffend sein, wenn man es nicht anch
auf Stoffe anwendete, die ohne vor-
herige Bestrahlung bei längerem Eon-
takte auf der Trockeaplatte in der
Dunkelkammer ein Negativ erzeugen.
— Ganz verfehlt ist die Bezeichnung:
tAktinautographie» (von: ij ä^xk,
später: äxrtvf der Strahl, und: td
aindygatpov, die eigene Handschrift) für
die Fähigkeit mancher Metalle, sich
selbst ohne Belichtung zu photograph-
ieren. Denn: «Strahlenselbst-
schreibung» zeigen andere Strahlen,
insbesondere das Licht in höherem Maße
als Metalle und letztere je nach der
Art der bonitzten Platte, wie oben er-
wähnt, in verschiedener Stärke.
Es liegt bezfiglich der Metall- oder
ifoser- Strahlen, die man als m-
Antipneumoooohina ist eine FHtarigkeit,
die eine Oalmnmf ormiat-Eiweißrerbindnng nnd
SulfodiondroitinBäure (OigH2iNS04) enthllt
Semprun (El SIgIo Medioo, 1906, 26.AQg)
will durch Einspritzen derselben eine Kalk-
durchtrftnkung des Tnberkelherdes enieleo,
bevor derselbe verkSst ist Die bisheriges
Versuche an Meersehweinohen lieferten gfia-
stige Erfolge. Ob aber eine Heilung enielt
werden kann, ist noch nieht sprudireif. Es
werden Versuche an Hunden und Ziegen
fortgesetzt. Der gesunde Mensch vertrügt
3 com täglich ohne Schaden.
Armadiphtherin ist ein Olycerinextrakt
aus Diohondra brevifolia. Nach Heurotin
(Joum. de Bruxelles 1906, Nr. 42) Ikbt 68
auf den Diphtheriebaallus tötliehen Einfloß
aus, während es dem lebenden Gewebe
gegenüber indifferent ist Seine Anwendung
Strahlen abkürzen kann, ebensowenig empfiehlt sich zur Abtdtung der noch lange
Anlaß zum Suchen nach einem griech- nach der Genesung in der Mundhöhle vor-
ischen Namen Tor, wie bei den X- oder handenen Bazillen.
Blondlot- und dergl. Strahlen. Als
Abkürzung ffir Schwerstrahlen ließe sich
p-Strahlen (pesante) oder g-Strahlen
(Gravidation) verwerten, da S bereits
ffir Sagnac's sekundäre, von absorbieren-
den Stoffen ausgehende Röntgenstrahlen
(Pharm, Centralh. 44 [i903], 888) be-
ansprucht worden ist, und es auch un-
angemessen erscheint, die Hypothese
eines Franzosen durch eine auf ein
deutsches Wort bezugnehmende Abkürz-
ung zu kennzeichnen. Heibig.
Neue ArzneimitteL
Antibex wird Extractum Serpylli sacchar.
atum Dr. Wangler genannt und haupL
saohlich gegen Keuchhusten empfohlen.
Bezugsquelle: Apotheke Sidler in Luzern,
Antiphymose. Mit diesem Namen wird
nach Mathieu (Berl. Klin. Woehensohr.
1906, 1417) physiologische Kochsalzlösung
belegt, wenn sie Tuberkulösen unter beson-
derer Inszenierung eingespritzt wird. Sie
wirkte durch Suggestion, indem sie die Eß-
Inst hob sowie den Husten, Auswurf und
Schweiß herabsetzte. Wurde sie bei Mor-
phinsQchtigen angewendet, so nannte man
sie Morphium B. Auch hier wurden aus-
gezeichnete Erfolge gezeitigt
Bau6r*8 Lithosaaol besteht angebM
aus: 25 g Fünffmgerkraut, 5 g Boebbart,
5 g Waoholder, 5 g Kamille, 5 g Stem-
anis, 5 g Condurango-Extrakt, 3 g Koch-
salz, 2 g freier Salioylsfture, 0,5 g Pfeffer-
ihinzOl, 20 g französischem Kognak und
15 g Kolaextrakt. Darsteller: Cäiemisoh-
pharmazentisohes Laboratorium Bauer m
Kötzschenbroda b. Dresden.
Calmyren smd Baldrian -KampherpilleiL
Anwendung : gegenNervenleiden und Hysterie.
Darsteiler: Apotheke zur Austria in Wien IX,
Währingerstraße 18.
Dulcinol-Schokolade besteht naeh DeatNh.
Med. Woehensohr. 1906, 1707 ans Kakao,
Mannit und emem sehr geringen Zusatz tob
Kochsalz. An löslichen Kohlenhydraten ent-
halt sie 6,1 pCt, an unlöslichen 3 pGt Sie
wird Zuckerkranken empfohlen. Darsteller:
J, D, Oroß in Berlin. Bezugsquelle: J.
D. Riedel in Berlin.
Formiatine ist angeblich ein Natriam-
formiat und Natriumphosphat eDthaltBodei
Elixir. Darsteller: Laboratoues Optima in
Brasset.
Fraserin (Dr. Fraser's Hish-Tablati)
sollen nach Sttdd. Apoth.-Ztg. 1906, 681
aus 0,023 g Monobromkampher, 0,026 g
Theobromin, 0,028 g SaUcylaäure, Pflanieii-
starke, Extraktivstoffen, Galeinmphoipba^
951
Eäaenoxyd nnd anderan Salzen bestehen.
Anwendimg: bei MigrSne, Eopfsohmerzen
OBW.
Helgotaa nennt Dr. Arnold Vbsimnkel
in Berlin W 57, KnrftJrstenstrafise 154 eine
Methylen-Tanninverbindang, die sdiwaoh ge-
färbt und in Wasser nnlOelich ist. Anwend-
ung: wie Tannoform.
Homoferrine ist ein Blntpräparat Dar-
steller: Laboratoires Optima in Brüssel.
Hydrozol - Präparate enthalten nach
Pharm. Ztg. 1906; 953 als wirksamen
Körper Wasserstoffperoxyd in sehr fester
Bindung. Es kommt eine Hydrozol-
Paste zur Hantbehandlong in den Verkehr,
deren Grundlage eine gelatinOse Masse ist,
welche das Wasserstoffperoxyd besonders
lange unzersetzt festhalten soll. Aus der
gleichen Blasse werdenHydrozol-Pastillen
ffkr den innerlichen Gebrauch hergestellt.
Durch Behandeln von gebranntem Gips mit
Wasserstoffperoxyd-LOsung erhält man eine
Masse, die sich gut zu Hydrozol-Zahn-
paste verarbeiten läßt und dauernd 1,5
pGt Wasserstoffperoxyd enthalten soll. Dar-
steller: Söhnlin dk Queisser in Altona.
Jodone (Pharm. Gentralh. 47 [1906],
149) ist nach der Heilkunde 1906, H. 8
die Lösung einer Verbindung von Albuminoid
mit Jod. Ein Tropfen enthält 0,002 g Jod.
Oabe: 10 bis 25 Tropfen.
Jon nennt Johann O, W, Opfermann
Jon-Fabrik in Aachen Eisenoxydulsaccharat
in flüssiger, haltbarer Form.
Xathannon enthält die wirksamen Be-
standteile von Hydrastis canadensis, Gaul-
{heria procnmbens, Hamamelis virginica, Phy-
tolacca decandra, Mentha arvensis, Thymus
vulgaris sowie 0,12 g Acidum boricum in
jeder Fluid-Unze (etwa 30 ccm). Anwend-
ung: mit 7 Teilen warmen Wassers ver-
dünnt bei Gervikalkatarrh. Darsteller: Ea-
tharmon Ghemical-Company in St. Louis, Md.
Korysaa ist der jetzige Handelsname für
Dr. Hofneyer'% kohlensaures Hämatogen.
Darsteller: Dr. Homeyer <Sb Co.j Fabrik
chem.-pharmazeut Präparate in Schöneberg-
Berlin, Hauptstraße 83.
Ktin, JeßneTy bereits in Pharm. Gentralh.
46 [1904], 766 besprochen, ist eine über-
fetteto Fettemulaion, der als serumartige
Flüssigkeit tfüch zugesetzt ist Bs bSdet
eine weiße, sich außerordentlich leidit ver-
reibende, haltbare, geruchlose, der Haut an-
gepaßte Masse von Salbenkonsistenz, die mit
der größten Mehrzahl von HeUmitteln ohne
weiteres verabreicht werden kann. Mit
reinem Mitin lassen sich Reaorcin, Eam-
pher, Ghloralhydrat, Menthol und Karbol-
säure nicht verarbeiten. In diesen FäUen
bedarf es eines Zusatzes von 20 pGt Gel.
Dagegen mischt sich das Resorcin mit der
Mitinpaste ohne weiteres.
Von Mitin- Präparaten sind zu er-
wähnen:
1. Mitinum cosmeticum(Mitincreme},
welches viel mehr emulgiertes Fett und dem-
entsprechend audi noch viel mehr serum-
ähnliche Flüssigkeit enthält und parfümiert
ist. Als Salbengrundlage eignet es sich zu
Zink-, Bor-, Salicyl-, Schwefel- und Teer-
salben.
2. Mitin - Hydrargyrum (Mitln-
Quecksilber, Mitinum mercuriale)
ist eine mit Mitin hergestellte, 337$ proc,
vorzüglich verriebene, QuecksUber enthaltende
Salbe.
3. Pasta Mitini (Mitinpaste) ist mne
Verarbeitung von Mitm mit Zink, Amylum
usw. Dieselbe besitzt eine gelbrötliche Farbe,
um auf der Haut verstrichen, von dieser
sich nicht abzuheben.
Heurofebrin ist nach O, dk R. Fritx
Neuronal-Antifebrin nnd wird zur Schmerz-
beseitigung angewendet
Pavykol (Pharm. Gentralh. 47 [1906],
808) wird angeblich hergestellt aus: Rhodo-
dendron ferrugineum, Syzygium Jambu-
lanum, Lappa officinalis, Acidum lacticum,
Hnctura Jodi, Extractum Opii und SaloL
Bicinile Delaore ist Ridnusöl, das ud ein
trockenes, etwas körniges Pulver von rosa-
grauer Farbe gebracht ist. Es besitzt einen
angenehmen Geruch sowie emen besonderen
nnd parfümierten Geschmack. Gebraucht
wird es wie BicinusOl. Man schüttet das
Pulver in eine Tasse und zerreibt es mit
wenig Flüssigkeit Nach vollständiger Misch-
ung fügt man den Best der Flüssigkeit
hinzu« Darsteller: Hofapotheker Delacre
in Brüssel.
952
Soharlaoh-Streptokokkeavaeoiiie. Lan-
gowoy verwendete nach Zentralbl. f. Bak-
teriologie Bd. XLn H. 4 n. 5 zwd Sorten
Vaocme. Nr. 1 ans einer Streptokokken-
Eultnr anf Traubenzaeker-Bonillon, Nr. 2
anf gewöhnlicher BonUlon. Die Oabe von
Nr. 1 betrag bei Kindern von zwei Jahren
0,3 ccm, steigend bis zu 0^8 com für 16-
jShrige. Die zweite und dritte Einspritzung
betmg das X'^j^t^^Ae. Nr. 2 wurde ohne
Rflcksicht auf das Alter zu 0,5 ccm fflr die
erste, 1 ccm fflr die zweite und 2 com fflr
die dritte Einspritzung verwendet Die
Wu*kung erschien gflnstig und ermutigend.
Vergl. hierzu Pharm. Gentralh. 47 [1906],
337 unter Streptokokken- Vaccine.
SolykriBpiUen bestehen aus 15 Teilen
Solveol, 5 Teilen Lysol und 2 Teilen Kreolm.
Anwendung: innerlich zur Verhütung und
Heilung von Eindbettfieber. Darsteller:
Karl Engelhard in Frankfurt a. M.
Thionol ist eb geruchloses Ichthyolpr&-
parat, Aber welches K. Dohi m Japan.
Ztschr. f. Dermatol. u. Urologie geschrieben
hat.
Tozi-oardine ist angeblich ein mit Con-
vallaria majalis, Flores Spartii scoparii und
Kola bereiteter Wem. Darsteiler: Labora-
toire Optima m Brüssel.
Tuberkuloalbumin-Dr. Piorkowski be-
steht aus einer Vereinigung der Stoff wechsel-
produkte von Menschen- und Rindertuberkel-
bazilien und ist nach einer Methode
gewonnen, die auf der Erfahrung der neu-
zeitlichen Bakterien -Therapie beruht Es
enthält die Heilfaktoren vorher genannter
Bazillen und ist giftfrei gemadit, indem die
Toxine in einwandfreier und durch den
Tierversuch erhärteter Weise entfernt worden
sind. Das Tuberkuloalbumin stellt eine
farblose, klare Flüssigkeit dar, die den Heii-
stoff m Wasser geltet sowie einen konser-
vierenden Zusatz enthält Am besten wird
es innerlich verabreicht, obwohl es auch
unter die Haut gespritzt werden kann. Man
reicht es täglich emmal morgens in einem
halben bis ganzen Eßlöffel Wasser oder
Zuckerwasser und zwar fieberlosen Erwach-
senen mit 5 Tropfen beginnend, täglich um
einen Tropfen steigend bis zu 40 Tropfen.
Weniger widerstandsfähige gehen bis zu
15 Tropfen. Erwachsene mit Fieber fangen
mit 3 Tropfen an, stdgen täglich um einoa
Tropfen bn zu 15 Tropfen. Bei dieser
Gabe wird geblieben, bis das Fieber sorflek-
gegangen ist Bei Mischinfektion der Tu-
berkulose bleibt man ebenfalls bei 15
Tropfen stehen oder vermindert bezw. ver-
größert die Tropfenzahl je nach dem Steigen
oder Fallen des Fieben. Kinder über adbt
Jahre ohne Fieber nehmen am ersten Tage
emen Tropfen und steigen täglich um einen
Tropfen bis zu 6 bezw. 10 Tropfen. Kinder
mit fleber oder unter acht Jahren gehen
zunächst nur bis zu 3 Tropfen und «halten
erst nach definitivem Gesunkensein des Fieben
mehr. Die Tropfenabmessung erfolge mittda
einer Kpette, eines Tropfglases oder Tropfen-
zählers. Die Aufbewahrung erfolge im
Kühlen und Dunkeln. Ei hält seh
ein Jahr lang. Vergl. auch Pharm. CentnülL
44 [1903], 36. Bezugsquelle: Dr. mei
Thamm, Berlin S. 14, Dresdner Straße 57.
TTnguentum saposalicylatum Bengen ist
nach TierärztL Wochenschr. 1906, Nr. 38
eme fiberfettete Seife mit 12 pGt Saliejrl-
säure und 12 pGt Salicylestem. Anwend-
ung: hauptsächlidi in der Tierheilkunde als
Ersatz ffir Ester - Dermasan. Darsteller:
Bengen & Co, in Hannover.
Virilin ist nach O. dk R, Fritz ein zu-
sammengesetzter Thymiansurup, dem solfo-
guajakolsaures Kalium und unterphosphorig-
saures Galdum zugesetzt sind. E, Men'xd.
Ueber Tulase,
das neue Behring'sdie TuberkulosekeO-
mittd, das bereits m Pharm. Gentralh. 47
[1906], 608 kurz erwähnt wurde, berichtet
Dr. Schmitz in Pharm. Ztg. 1906, 966
etwa folgendes:
Die Tulase bildet in remem Zustande
eme klare, mit dflnnflfissigem Honig zu ver-
gleichende Flfissigkdt, die alle Bestandteile
des Koch'Btiken Bacillus enthält Diese Uät
Behring in drei Hauptgruppen ein : 1. Die
lipoiden Substanzen (Neutralfette, Wad»
arten und Wachsdle), lOelich in Alkohol,
Aether, Aceton, Chloroform usw.; zu diesen
Körpern gehört auch die säurefeste Sub-
stanz. 2. Die aus den entfetteten Tnberkel-
bazillen mit destilliertem Wasser und mit
lOproc Kochsalzlösung extrahierteii Froteb-
verbindungeui die teOs ak NnkleoalbttM^
968
teils alB Olobnline zu bezeiehnen sind. 3. Die
den Hauptbestandteil der entfetteten nnd
von PlroteXn befreiten Taberkelbazillen (Rest-
bazillen) ansmadienden Proteide.
Die Darstellung der Talase ist sehr
kompliziert and geschieht durch Behandlung
der Bazillen mit Ghloral; wodurch das TG
der Bazillen (s. Pharm. Gentralh. 46 [1905],
825; 47 [1906], 568) in der Weise ver-
ändert wird, daß nach Einverleibung der
Tnlase, sei es subkutan, intravenOs oder
stomachal, die Zellen das TG au sich reißen
und es in die hypothetische Substanz TX
umwandeln. Diese vermittelt die Immunität
gegen Tuberkulose und die üeberempfindlioh-
keit gegenflber dem Koch'nAen Tuberkulm.
Bei nicht tuberkulösen ludividuen tritt
die durch Tulase erzeugte Immunität erst
nach etwa vier Monaten dn, während bei
Tuberkulosen und Tuberkulin-Üeberempfuid-
liohkeiten die TX-Bildung schneller vor sich
zu gehen scheint. Daher kann man auf
eine Heilwirkung der Tulase rechnen, wie
sie bereits bei Schafen mit lokalisierten
taberkulOsen Affektionen festgestellt ist.
Zur vorbeugen d en Behandlung mensch-
licher Säuglinge empfiehlt Behring die Ver-
abreichung tuberkulasehaltiger Milch, die nur
einmal oder mit adittägigem Zwisdienraum
zweimal gegeben werden soll. Da in den
angestellten TierversAchen die Immunität
erst nach mehreren Monaten emtrat, sind
die mit Tulase behandelten Säuglinge ebenso
sorgfältig vor tuberkulöser Infektion zu.
aehützen, als dies sonst zu geschehen hat
Auf schon bestehende tuberkulöse Herde
wirkt bei mtravenöser oder Haut-Einspritz-
ung die m der Tulase enthaltene Tuberkulin-
komponente in bekannter Weise ein. Außer
dieser akuten Wirkung besitzt die Tnlase
noch die allmählich eintretende, Immunität
erzeugende, Kraft des Somatin (= Endo-
toxin) der Tuberkeibazillen, welches von den
lebenden Zellen aufgenonmien diese toxo-
patisch macht, was m einer gesteigerten
Tuberkulin - Empfindlichkeit zum Ausdruck
kommt
Da beim Einnehmen der Tulase die
Tuberkulinkomponente fast gänzlich unwirk-
sam wird, kann man viel größere Tulase-
mengen bei Tuberkulösen anwenden, als
vom ünterhautgewebe und von der Blnt-
bahn aus.
Als Anfangsgabe werden 0,01 ccm em-
pfohlen, die an vier aufeinanderfolgenden
Tagen zu verdoppeln ist Nach zwei- bis
vierwöchentlicher Ruhepause wird die Be-
handlung in gleidier Weise wiederholt
Die Abgabe der Tulase erfolgt in Olas-
tuben als ein- und zehnproc Lösung in
Mengen von je 5 com. ünverdflnnt wird
die Tulase nur nach besonderer Vereinbar-
ung abgegeben. Als Verdflnnungsflflssigkeit
ist 0,5 proc. Sufonwasser (?)*) zu ve^
wenden.
Die Tulase kann auch als Ersatz ffir das
Tuberkulin zum Nachweis tuberkulöser und
tuberkuloseverdächtiger Individuen, wie audi
zu serodiagnostischen Zwecken Verwendung
fmden.
Daß man nicht allzuhohe Erwartungen
stellen darf, hat Bekring selbst schon an
verschiedenen Orten geäußert unter anderem
sagte er im Frühjahr d. J. im Deutschen
LandwirtBchaftsrate :
«Nicht von einem Schwindsuchtsmittel im
Sinne eines Heilmittels für die schon vor-
handene tuberkulöse Zerstörung von Lungen-
gewebe habe ich in Paris gesprochen, son-
dern von einem Tuberkulosemittel, welches
durch frühzeitige Verwendung bei jugend-
lichen Individuen die Schwindsucht verhüten
und ebenfalls auf die schon bestehenden
Tuberkuloseherde so em wirken soll, daß
ihre Selbstheilung mit Hilfe der natürlichen
Kräfte des Organismus nicht gestört wird
durch erneute tuberkulöse Infektion.»
Vorläufig wird die Tulase nur an solche
Kliniken (unentgeltlich) abgegeben, die einen
bakteriologisch gut geschulten Arzt mindestens
drei Monate lang nadi dem Marburger
Institut für experimentelle Therapie zur
Ausbildung in bezug auf die experimentellen
Grundlagen der immunisatorischen Tuber-
kulosetherapie entsandt haben und vorschrifia-
gemäß mit dem Marburger Institut m Ver-
bindung bleiben. H, M.
*) Bezugsquelle: Vereinigte Chemische Werke
in Charlottenborg.
964
Früfting der Folia Uvae Ursi in
bezug Echtheit auf chemischem
Wege.
Die hauptsäcUidiBten Verwecfaseliuigeii
bezw. Verfftlflehungen der B&rentranben-
bl&tter Bind bekanntlich die Blätter von
Büxhb sempervirens (Buehsbaum) und Vaocin-
him VitiB Idaea (Preißelbeere). Infolge
ihrer derben und lederartigen Beechaffen-
heit ähneln beide den Blättern der Bären-
tranbe, nnd sind VerweehBelnngen omsomehr
mOglicby als alle drei Pflanzen in denselben
Gegenden nnd an den gleichen Standplätzen
vorkommen. Preißelbeerblätter sind
leicht daran zn erkennen, daß sie am Rande
schwach gekerbt bis kleingesägt, deutlich
eingerollt nnd nntersdts rostfarben punktiert
smd;Bnohsbaumblätter dagegen an der(
Spitee etwas ausgerandet sind und sich längs der
Oberfläche Idcht spalten lassen. Alle diese
Eigenschaften fehlen den Bärentrauben-
blättern, die ganzrandig und oberseits rinnig
sind imd außerdem beiderseits netzartige
Vertiefungen aufwdsen. Ein weiteres Merk-
mal fflr die Droge besteht darin, daß die
Spitze des Bärentraubenblattes häufig zurQck-
gebogen erscheint So lange es sich also
um die ganze Droge handelt, bietet die
Identifizierung derselben keine besondefen
Schwierigkeiten. Gegenwärtig werden Folia
Uvae Ursi aber vielfach geschnitten be-
zogen, da sie nur^ in diesem Zustande ihre
volle Wbksamkeit zur Geltung bringen; m
diesem Falle ist die Diagnose weit schwieriger.
Sehr zum Vorteil gereichen hierbei die
neueren Untersuchungsresultate Tunmanri'B^
welcher von den chemischen Bestandteilen
der m Frage kommenden Blätter ausgehend,
neue Farbenreaktionen und somit
chemische Unterschiedsmerkmale geschaffen
hat Als Beagentien dienen VanillinsafasBäure
und FerrosulfatlOsung. Bärentrauben- und
Preißelbeerblätter enthalten nämGch in ihran
gesamten Mesophyll einen glykoodisdiea
Gerbstoff, welcher mit Vanillmsalzsäurs eine
karminrote ftlrbung gibt Daß diese Be-
aktion nicht dem «Arbutin» zukommt, geht
daraus hervor, daß die arbutinhaltigen Folia
Myrtilli dieselbe nicht zeigen.
Der besagte gljkosidische Gerbstoff fehlt
femer den Buohsbaumblättem gänzlich, so
daß diese zum Untersdiied bei Vanillinsals-
säurezusatz gänzlich ungefärbt bleiben. Folia
Uvae Ursi enthalten außer diesem EOiper
einen zweiten Bestandtdl, weldicor jedenfalls
als freier eisenbläuender Gerbstoff anzu-
sprechen ist, da Schnitte m einen Tropfen
frisch bereiteter Ferrosulf atiOsung gelegt, sich
schwarz färben, während der Tropfen selbst
dunkelviolett bis blauschwarz wird. GMeh
behanddte Preißelbeerblätter werden wohl
dunkel gefärbt, erteilen der ReaktionsflOsaig-
keit aber keine oder doch nur sehwach gelb-
liche Färbung, während bei den Buchsbaum-
blättem sowohl Präparat wie Flflssigkeit
völlig unverändert bleiben. Die Reaktionen
treten deutiich mnerhalb 1 bis 2 IGnuteo
eb. Auf diese Weise gelmgt es, Bärop-
traubenblätter von ihren Hauptverwechiel-
ungen selbst in sehr klein zerschnittenem Zn-
stande und ohne Mikroskop zn identifizicceB.
Für die Ausfflhrnng der Versuche gibt
Tunmann folgende Voisehrift: cMan legt
auf eine weifie Unterlage zwei Reihen Ob-
jektträger und bringt auf die einen je einen
Tropfen Vanillinsalzsäure^ auf die anderen
je einen Tropfen frisehbereiteter Fenosolfat-
15sung und legt alsdann die betreffenden
mikroskopischen Schnitte hindn. Hierbei
hat man noch den Vorteil, daß es auf die
Güte der Präparate (und ob Qne^ oder
Längsschnitte) absolut nicht ankonunt»
(Vergl. auch Seite 945.)
Eb i&rben:
Yanillinsaizsäure
Fenosulfatiösung
Präparat
ArotostaphyloB Uva Ursi .
Buxus sempervirens . .
Yacoinium Yitis Idaea . .
Vaoomium Myrtillus . .
Pharm. Ztg, 1906, 757.
karminrot
karminrot
kaum gefjirbt
schwarz
dunkel
dunkel
blausdhwan
hödhsienB
schwach gelbiioh
Neuerungea an Laboratoriums-
Apparaten.
Apparat zur Bestimmiing des Waasers
in der Butter. Wie Sjollema mitgeteilt
hat, kann man dorch Destillation der Butter
mit Xylol das in derselben enthaltene Wasser
quantitativ gewinnen. Aschmann und Arend
haben den m Bild 1 wiedergegebenen Ap-
parat angegeben, der die angedeutete Be-
stimmung leicht ausznfflhren gestattet (Pharm.
Ztg. 1906, Nr. 78). Das Eölbehen faßt
300 cem, der Hals ist 7 om
hing mit einem inneren Durch-
messer Yon 2 cm ; das Kflhl-
röhr ist mit emgeschliffenem
Stopfen aufgesetzt; die Vor-
lage besteht auseinemTrichter-
rohremit Einteilang ( V20 ecm).
Der Trichter der Vorlage faßt
80 com.
Vor der Destillation wird die
Vorlage bis an den Trichter
mit Qaeeksilber gefüllt, damit
kein Xjlol in die MeßrAhre
gelangt; 20 bis 25 g Butter
und 75 ccm Xylol werden
in das Eölbehen gegeben
und destilliert, anfangs lang-
sam, bis der größte Teil des
Wassers flberdestilliert 'ist;
dann wird stflrker destilliert,
wobei der Wasserbesdilag im
oberen Teil der Etihlröhre
verschwindet um etwa in
der Etlhhröhre sitzendeWasser-
tröpfchen zu entfernen und
dem Destillat in der Vorlage zuzufflgen, wird
das Eflhlwasser bis auf einen kleinen Teil
entfernt; nun können die heißen Xylol-
dämpfe die Wassertröpfchen herausspfllen.
Die hierdurch entstehende Trübung des
Destillates verschwindet beim Stehenlassen
während einiger Stunden (Die Destillation
selbst dauert 20 bis 25 Minuten). Ist das
Destillat geklärt^ so wkd das Quecksilber
abgelassen und die Wasserschicht in der
Röhre gemessen, um im Trichter sitzen-
bleibende Wassertröpfchen herabzustoßen, be-
dient man sich einer in Xylol getauchten
Federfahne.
Hersteller dieses Apparates ist Fr. Müller,
Dr. Oei/iler^B Nachf. in Bonn,
Bild 1.
VorriohtuAg zum scbaellen Füllen und
Entleeren von Pyknometern. Nach C,
V, Reinhardsiöttner, Bei chemischen Ar-
beiten hat man es von jeher schon als be-
sonderen üebelstand empfunden, die Pykno-
meter, besonders die allgemein gebräuch-
lichen mit zylmdrischem Hals, nicht schneller
füllen und entleeren zu können. In manchen
Fällen konnte man sich dadurch helfen,
daß man sich zum Füllen eines besonderen
feinen Eingußtrichters bediente, der aber
sehr zerbrechlich war und vor allen Dmgen
ein schnelles Entleeren nicht gestattete,
um nun beide Uebelstfinde zu beseitigen,
bedient man sich der in
nebenstehender Zeichnung
wiedergegebenen neuen Vor-
richtung. Dieselbe besteht
aus einem Röhrensystem,
welches durch em Zulauf-
Ablauf- und seitliches Ansatz-
rohr gebUdet wvd. (BUd 2.)
Zum Füllen der Pykno-
meter wird das mit Schliff
versehene Winkelrohr mit dem
Saugstück verbunden und
durch Saugen an dem mit
emem Schlauchstüok versehenenen Tubus
die Füllung m kürzester Zeit bewerkstelligt
Das Winkelrohr taucht hierbei m die zu
bestimmende Flüssigkeit ein.
Zum Entleeren des Pyknometers wird
das Wmkelrohr entfernt und durch Blasen
an dem Tubus die Flüssigkeit ausgetrieben.
Es ist darauf zu achten, daß das Einfüll»
röhrdien kurz unter der Eapillare des
Pyknometers endet^ was durch das das
Pyknometer mit dem Apparat verbmdende
Schlauehstück erfolgen kann.
Hersteller: Franx Etigershoff in Leipzig.
Bdd 2.
Die Lösllchkelt von Blei beträgt nach Ohl-
ndUler, Beise und Auerbach (Ghem.-Ztg. 1906,
Bep. 214) för lufthaltiges destilliertes Wasser
110 bis 115 mg in iL Wasser. Gebundene
Kohlensäure (als Hydrokarbonat) verringert die
BleilöBliohkeit, sodaß ein Wasser mit 8 mg
Sauerstoff und 40 mg Eohlendioxyd nur nooh
etwa den zehnten Teil an Blei löste, 1^ 10
bis 11 mg, weil statt des Bleihydrozyd jetzt
Bleikarbonat als Bodenkörper in Betracht konunt.
Freie Eohlensäare vermehrt die Loslichkeit des
Bleies. —hß,
956
Pharmakognostisohe Mittoilungeni
Verfälschter Storax und seine
Prüfung.
Der für mediziniflche Zweoke in Indien
verwendete Storax wurde von David Hooper
mit folgenden Ergebniasen nntenndit:
Bombay-
EaUmtta-
Storax
Storaz
Verlust bei 100^ 0
10,65 pCt
43,65 pa
Harze
88,74 »
55,02 »
Asohe
0,61 »
0,33 »
Säorezahl
57,04
55,10
Yeiseifiuigszahl
182,09
129,20
Jodzahl
63,6
54,6
Zimtsänre
21,8 »
2,2 »
Die Zahlen zeigen namentlich bei der
Probe ans Kalkutta^ wie kräftig der Storax
verfälscht war. Zwei andere Proben^ von
denen die eine ans der Türkei , die andere
ans Frankreich geliefert war^ gaben bei der
Untersuchung nachstehende Ergebnisse:
Flüchtige Bestandteile
Niohtflücht. Bestandteile
In Alkohol unlöslich
Asohe
Säurezahl
E^erzahl
Yeiseifungszahl
Jodzahl
In Petroläther löslich
In Petroläther unlöslich
Säurezahl des Petroläther-
extraktes
Zimtsäure
Die Menge des Petrolätherextraktes des
französ. Storax läßt einen Zusatz von mehr
als 50 pCt Koniferenharz als wahrschein-
lich gelten.
Die Bestimmung der ZimtsäurC;
von der nach Tschirch und ItdUie im echten
orientalischen Storax 23 pCt enthalten sind^
hat der Verfasser in folgender Weise aus-
geführt: Nach der Verseifung des Storax
mit alkoholischer Kalilauge wurde der
Alkohol veijagty der Rückstand m Wasser
gelöst, das Unverseifte mit Aether ausge-
schüttelt, die wässerigeFlüssigkeit mitSchwef el-
säure im Ueberschuß versetzt, der ent-
standene Niederschlag ausgewaschen, in
heißem Wasser gelöst, naeh dem Auskristall-
sieren getrocknet und gewogen. 2W.
Pharm, Jmum. 1906, 107.
Türldsoher
Französ.
Storax
Storax
40,0 pCt
31.5 pa
60,0 »
68,5 »
3,7 »
1,7 .
1,1 »
0,4 »
43,32
83,36
75,12
72,27
118,44
155,61
46,0
94,7
23,37 pCt
48,12pa
85,59 »
15,12 »
34,66
121,02
14,7 pa
4,0 pa
Chailletia tozicaria.
Naeh den Untersuchungen von Power
und TvMn enthält die Frucht von CSudlleüi
toxicaria, einer längst als wirksames Gift
bekannten Pflanze, die m Sierra Leone ab
Rattengift Verwendung findet^ weder ein
Alkaloid, noch ein blausäureabq^alteDdeB
Glykosid oder ein lösliches Proteid mit
giftigen Eigenschaften. Nach Entfemnng
des Fettes, das zu ungefähr 2 pa m der
Frucht enthahen ist und aus OleodlsteariD
vom Schmp. 43<^, Phytosterol (C26H44O)
vom Schmp. 135 bis 148^, Stearinslnre,
Oelsäure und kleinen Mengen Ameisensbire
und Buttersäure besteht, wurde durch Ex-
traktion der Frucht mit Alkohol 2,5 pCt
Extrakt gewonnen, aus dem kerne krisüU-
inischen Bestandteile isoliert werden konnten,
aber durch weitere nachfolgende Behandlung
der Frucht mit Ghloroform, Essigäther und
Alkohol wurden Körper von verschiedener
physiologischer Wirkung erhalten. Der
Ghloroform-Auszug hatte eine naikotiidie
oder paralytische Wu*kung, das Essigäther-
Extrakt rief DeUrium und Znekungen her-
vor, während das alkoholische Extrakt nicht
deutlich toxisch war. Der wässerige, von
Harz und Gerbstoffe befreite Auszug war
äußerst giftig und isnthielt viel Glykoee^
jedoch gelang es den Verfassern nidi^ den
Zucker vom Gift zu trennen.
Die Frucht enthält wenigstens 2 wirk-
same Bestandteile, von denen der eine
Gehimlähmung, der andere (jehhiierrQgnn&
die zu epileptischen Zuckungen führte ver-
ursacht If.
Pharm, Joum. 1906, 277.
Aus der Binde von Laadolphia FenM
gewann H. Jumelle (Chem.-Ztg. 1906, Bep. 78;
sowohl naoh dem rein meohanischea Verfahreiu
als auch naoh dem Verfahrea von Deiß durch
VerkohluDg der Rinde mit 45grfidiger Schwefel-
säure brauchbare Kautschuke, die mit dem va
der gleichen Pflanze durch Behandeln desl^tex
mit Schwefelsäure erhaltenen Kautschok fast
übereinstimmteD. Die mit SohwefelB&ore be-
handelten Proben zeigten höheren Hangehalt
als die meohai^isoh gewonnenen Proben. Au
der Rinde von Landdphia Perrien eihilt mu
mehr und harzärmeren Kautschuk als ans deo
Rinden von Mascarenhasia bngifolia. —Ae.
967
Ishwarg (Bliazya stricta Deon.).
Die Blätter dieses in BelndschistaD;
Afghanistall und Arabien einheimischen
Banmes finden nach Hooper in Indien
medizinischeVerwendangy besonders als T o n i-
k n m bei Fieber nnd allgemeiner Schwäche ;
in Beludschistan werden sie bei Einderkrank-
hdten^ gegen Schlangenbiß usw. angewandt.
Die Blätter enhalten reichliche Mengen
Alkaloide^ von denen das eine flüchtig
ist nnd Konüngemch aufweist Das nicht
flüchtige Alkaloid scheint eine der Basen
von Aspidosperma zn sein. Es löst sich
in Schwefelsäure mit roter Farbe und ent-
hält 8^01 pCt Stickstoff. 2V.
Pharm. Joum. 1906, 259.
XJeber die Stammpflanze der
M]rrrlie«
In ihrer Arbeit <Ueber die Herabol-
Myrrha» (Arch. d. Pharm. 1905^ 641)
hatten Tschirch und Bergmann die Stamm-
pflanze der offizineilen Myrrhe im Gegen-
satz zu den Pharmakopoen als unbekannt
bezeichnet und waren hiermit auch anderer
Memung als Holmes, der nur eine be-
stimmte Art als Stammpflanze gelten lassen
wollte. Holmes glaubt daher noch einmal
ausemandersetzen zn müssen ^ warum die
echte Myrrhe weder von Gommiphora
Playfairii oder 0. Abyssinica, noch von C.
Schimperi abstammen könne^ und bringt
den Beweis bei^ daß Balsamodendrum
Myrrha Nees (non Gommiphora Myrrha
Engler) die Stammpflanze der echten Myrrhe
ist
Daß Gommiphora Playfairii nicht die
Stammpflanze der echten Myrrhe sein kann^
ergibt sich aus der Form des Endokarps,
das einem Dreieck mit abgestumpften Kanten
gleicht^ dessen eine Seite fast flach ist,
während die beiden anderen ganz konvex
ersoheinen; nicht <ancipital und bikonvex»
wie bei der Stammpflanze der echten
Myrrhe. Das Endokarp von C. Abyssmiea
ist stumpf dreieckigy weich; mit einer hm-
teren und stark konvexen Seite, im Aeußeren
an die Form einer Lyoopodlumspore er-
innernd. G. Schimperi hat ein breit-eiförm-
iges^ fast plan-konvexeS; stark höckeriges
Endokaip.
Daffir; daß.Balsamodendram Myrrha Nees
die echte Myrrhe liefert, spricht nach Hol-
mes folgendes: Die Somalis nennen diesen
Baum cDidthin» und die davon abstammende
Myrrhe <Mulmul», wie durch 3 verschiedene
Sammler zu verschiedenen Zeiten festgestellt
ist; die Blätter waren mit denen von B.
Myrrha Nees identiach. Die Frucht bat
eine bikonvexe^ weiche Oberfläche, eine mehr
spitz zulaufende Form.
Nach dem Verfasser liefert femer Bal-
samodendrum Opobalsamum den Balsam von
Oilead, auch Mekkabalsam genannt; B.
Erythraeum var. glabresoens Engl, gibt
cHabaghadee» der Somalis («Bissabol» der
Araber), B. Playfairii das Gummiharz <Hotai»
der Somalis, B. Africanum das afrikanische
Bdellium. 2v,
Pharm. Journal 1906, 254
Napawsaw
(Piorasma Javanioa BL).
Dieser 80 bis 100 Fuß hohe und etwa
5 Fuß dicke Baum Indiens besitzt nach
Hooper eine aberaus bittere Kinde,
die als Fiebermittel anstatt Ghhun Ver-
wendung findet Die Rmde enthält einen
bitteren Stoff, der mit Quassiin verwandt
oder identisch ist, und hat vor Ghinarinde
den Vorzug, daß sie keinen Gerbstoff ent-
hält. Alkaloide sind nicht in der Rinde
nachgewiesen. Die Droge könnte als Tonikum
anstelle von Quassia ausgedehntere Anwend-
ung finden. 2V.
Pharm. Joum. 1906, 268.
Ealadana (Ipomoea liederaoea).
In den gepulverten Samen dieser indischen
Droge waren 14,4 pGt Gel und 8,2 pGt
Harz, welches dem Gonvolvulm der Jalapen-
knollen ähnlich ist, nachgewiesen worden.
Hooper teilt nun eine vollständige Analyse
der Samen mit, die relativ reich an stick-
stoffhaltigen Substanzen sind, aber infolge
der Gegenwart des ekelhaft schmeckenden
Fettes in der Medizin kaum Verwendung
finden. Procentische Werte der Analyse:
Wasser 9,40; Fett 14,02; Harz 8,05;
Eiweißstoffe 22,68; Kohlenhydrate 31,55;
Faserstoffe 8,4; Asche 5,9. 2y.
Pharm. Joum. 1906, 258.
Me
Photographisohe MJitleilungeni
Teflweises
Decken mit Negaüven.
Empfehlenswerter als das Auftragen von
Farben auf die Rttckseite der Platten ist,
wie «Der Amateur» berichtet^ das Färben
der Oelatbeschicht mittels eines roten Anilin-
farbstoffeS; z. B. Rabinanilin. Man stellt
sieh zwei LOsnngen her, eine sehr schwache,
womit ein Strich mit dem Pinsel auf einer
klaren Stelle des Negativs nur eine schwache
Färbung erkennen läßt und eine etwas
stärkere. Man arbeitet auf der trocknen
oder feuchten Gelatineschicht, stets zuerst
mit der schwächeren FarblGsung und nimmt
den Pinsel stets nur so voll, dafi die Feuchtig-
keit von der zu behandelnden Fläche voll-
ständig aufgenommen wird. Der Pinsel darf
(durch Hin- und Herfahren) nicht eher auf-
gehoben werden, als bis die Feuchtigkeit
von der Schicht fast ganz aufgesaugt ist
Durch wiederholtes , aufeinanderfolgendes
Bestreichen kann jede beliebige Deckung
erzielt werden; die Konturen kOnnen dabei
sehr gut innegehalten werden. Bm.
Ein sehr guter Entwickler
für Diapositivplatten (Chlorbromsiiberplatten),
der einen angenehm wirkenden, kalten, rein-
schwarzen Ton liefert, ist der folgende:
I. Metol 2 g, Natriumsulftt 20 g, Wasser
200 ocm.
n. Pottasche 6 g, Bromammonium 1 g,
Bromkalium 2,5 g, Wasser 200 ccm.
Diese beiden Losungen, die sich in gut
verschlossenen Flaschen sehr lange halten,
werden beim Gebrauche zu gleichen Teilen
gemischt Bm.
ApoUo Nr. 270^^
Putzpaste fäa Glasplatten.
Magnesiumkarbonat wird mit Benzin zu
einem Teig angerflhrt und rasch aufge-
strichen. Nach dem Verdunsten des Benzin
wird mit einem reinen Tuch gerieben. Dieses
Putzmittel ist besonders für Platten zu em-
pfehlen, welche zum Aufquetschen von Olas-
bildem verwendet werden sollen. Em,
Out IMU.
Ein Mittel bei XJnterezposition.
Hat man ein Negativ stark unterbelichtet^
so ist in den Sdiatten zu wenig und viel
zu dflnne Zeichnung vorhanden. Man pflegt
solche Platten mit Quecksilber zu verstiiken,
was aber leicht einen sdilimmeren Fehkr
herbeiffdirt Die Schatten kopieren jetzt
kräftiger, aber die lichter sind < zugegangen»,
d. h. nunmehr überm&ßig zugedeckt Du
Bild kopiert jetzt «hart» und em harmonischer
Abzug ist nur noch durdi umstlndliche
Kunstgriffe zu erzielen.
Das folgende Verfahren wird empfohleo,
das jedenfalls den Vorzug hat, das Original-
negativ keiner Gefahr auszusetzen: Man
bleicht das Negativ in der gewöhnlichen
Weise mit Quecksilber ganz durch, wischt
aus, und legt nun auf die Schichtseite em
reines schwarzes Papier. Von der OiasMite
aus erscheint jetzt das Negativ auf dunklem
Hintergrund lüs ein milchweißes Poaitiv; dai
gerade bei solchen unterbeliohteten Platten
feine und reichliche Einzelheiten aubuweisen
pflegt. Man stellt dieses Bild in guter
Vorderbeleuehtung auf und madit davon
mit der Gamera eine Reproduktion. Die neoe
Platte ergibt natürlich ein Negativ und diceefi
kann, wenn man es reichlieh beleuchtet and
entsprechend entwickelt; viel weicher ato dii
erste gemacht werden. Das erste gebMcbte
kann man dann auch noch, wie üblicb,
schwärzen (also die Verstirkung sn Ende
fflhren) nnd hat nun ^zwei Negative nr
Auswaihl. Das zwdte wird aber, wenn ei
gut gelungen ist, meist ein befriedigen
Bild geben. i9^
Der Liehtbüdk&nsÜer 1906, Nr. 7.
WeiBe Schrift auf Silberbüdem.
Man sehreibt mit folgender Mischling
auf das BUd: lg Jod, 10 g Kaliaffl^
Jodid, 30 ccm destUL Wasser, 1 g arabiMlifli
Gummipulver, welches erst' zagefQgt wirf,
nachdem sich das Jod gelM hat. Sobald
die Wirkung eingetreten ist, fixiert nnd
wfischt man aus. Bm.
Deutseher Photogr. Kai,
969
Büchersohau.
üeber die ArsAeiwiBseasoliaft. Von Anr
lus Cornelius CelsuSj in acht BQchern.
Uebersetzt and erkl&rt von Eduard
Scheller. Zweite Aasgabe von Walther
Friboes. Braansehweig 1906. Verlag
von Vieweg <t Sohn. Preis: geh.
18 Mk.^ geb. 20 Mk.
Es ist mit Freude zu begrüßen, da£ dieses
Mal ein Fachgelehrter auf dem von einem
Sprachforscher gelegten Grunde weiter baute
und, noch dazu unter den Augen eines Ge-
lehrten, dessen Ruf als Pharmakolog auf der
ganzen Welt unbestritten dasteht, das Eompen-
dium der Arzneiwissenschaft des «medizinischen
Cicero» des klassischen Roms neu herausgibt
und mit ausgiebigen, mustergiltigen Erläuter-
ungen versieht. Gewährleistet wird der Wert
der Arbeit weiter dadurch, daß sie sich auf die
von Daremberg durchgesehene Textausgabe
stützt und auf Vorstudieo, die ein leider zu
früh verstorbener italienischer Gelehrter ViUüi
hinterlassen hat.
Auf die romantische Geschichte des Werkes,
auf seinen Inhalt und Wert für die Geschichte
der Arznei Wissenschaften näher einzugehen, er-
übrigt nicht, ich würdigte es in meiner «Ge-
schichte der Pharmazie» auf 8. 166 und darf die
Leser, die sich für den Werdegang ihres Faches
interessieren, darauf verweisen. Hier sei kurz nur
der Inhalt der «Bücher» des wahrhaft die gesamte
Heil- und Arzneiwisseoschaft seiner Zeit umfassen-
den Buchs wiedergegeben. Im ersten Buch be-
handelt CeUm die Diät Gesunder und Kranker, im
zweiten, dritten und vierten die Erankheits-
lehre, im fünften bis siebenten zählt er die da-
mals gängigen Arzneien nach den von ihnen zu
bekämpfenden Krankheiten auf, er gibt also ein
DIspensatonum, angeordnet wie noch viele Jahr-
hunderte später (wohl ordnete schon Dioskorides
seine Arzneimittel nach pharmakognostischen
Merkmalen, das erste Arzneibuch nach unserer
Art war aber doch wohl erst das von Ole Barch
von 1658), und schließlich in den beiden letzten
Büchern Chirurgie und Anatomie. Von ganz
besonderem Wert aber in Friboes unendlich
fleißiger Arbeit sind die Erläuterungen, und für
den Arzneikundigen insonderheit die zu Bach Y,
die gestützt auf eine große Zahl, Eingangs ge-
nannter Vorarbeiten eine emgehende Schilderung
des großen, alphabetisch geordneten Arznei-
schatzes bringen, dann das Verzeichnis und eine
kurze Schilderung des Lebenslaufs der von CelstM
namhaft gemachten Aerzte und ein alphabetisches
Register derselben. Das Werk krönen sorgfältig
gearbeitete, gesondert deutsche, lateinische und
griechische Sachregister. Wie viel Stichworte
sie enthalten, auf wie viel Fragen sie Antwort
feben, wie unentbehrlich das Buch für den
'orsoher ist, erhellt aus der Anzahl von 69 be-
nötigten Seiten.*) Dia unendliche Mühe der
Herstellung würdigt nur der, der selbst solche
Arbeiten verrichtete.
Daß die Ausstattung des Werkes seinem Inhalt
entspricht, braucht bei einem Verlag wie Vieweg
if> Sohn kaum erwähnt zu werden. Sehelenx.
*) Das Werk yon Schelenx zählt deren I0&
Seiten. Die SekrifileUung,
Die BnohfUiraiig im Apothekenbetriebe
nach einfaehem System^ angewendet auf
mittlere und kleine Apotheken. Ein
Leitfaden zur Erlernung der Apotheken-
bncfaftthmng ftlr Apotheker und Stu-
dierende der Pharmacie. Von Dr. Josef
Barber, Apotheker und Gremialvorsteher
in Gzernowitz und Valerian SchestaubeTj
Lehrer der kommerziellen Fächer an der
k. k. Staatsgewerbeschule in Gzernowitz
nnd ständig beeideter Sachverständiger
für das Buch- und Reehnungsfach bdm
k. k. Landesgerichte daselbst Wien
nnd Leipzig 1904. Ä. Hartleb&n's
Verlag. Preis: geb. 3 Mark.
Die heutigen Zeitverhältnisse und das Handels-
gesetz erfordern, daß jeder Apothekenbesitzer
Bücher nach kaufmännischen Grundsätzen führt.
Leider wird die Eeontnis davon noch nicht gelegent-
lich der Vor- bezw. Hauptprüfung verlangt, doch
sollte dieser umstand kern Hindernis sein, sich die-
selbe anzueignen. Obwohl es schon eine ganze
Reihe von Lehrbüchern gibt, mit deren Hilfe es
möglich ist, sich mit der Buchführung, wie sie
für Apotheken erforderlich ist, yeitraut zu
machen, so wird es doch manchen Apoüieker
geben, dem die in denselben vorgeschlagene Art
der Darchführung nicht zusagt In vorliegendem
Leitfaden ist eine einfache, leicht zu erlernende
Methode erläutert, die außer den schon meist
vorhandenen HUfiBbüchem nur zwei weitere er-
fordert, so daß wir seine Anschaffung empfehlen
können. — te—
Anleitung zur Erkennung und Prüfung
aller im Arneibuoh fUr das Deutsche
Eeioh (vierte Ausgabe) aufgenommenen
Arzneimittel. Zugleich ein Leitfaden
bei Apotheken- Visitationen für Apotheker
nnd Aerzte. Von Dr. Max Bieehele,
Apotheker. Zwölfte, vielfach vermehrte
und verbesserte Auflage. Berlin 1906.
Verlag von Julius Springer. Preis:
gebunden 5 Mk.
In der zwölften Auflage dieses beliebten Büch-
leins haben wir seit dem Erscheinen der vierten
Auflage des Arzneibaches für das Deutsche
Reich bereits die dritte Ausgabe vor uns. Die
Notwendigkeit dieser letzten Auflage angesichts
960
des in absehbarer Zeit neu ersoheinendeo Arznei-
baohes sprioht eine beredte Sprache zn gunsten
der Anleitung. Die elfte Auflage wurde Pharm.
Gentralh. 48 [1902], 343 besprochen ; die in-
zwischen auf dem Gebiete der Arzneimittelpr&f-
nng erschienenen neueston Arbeiten wurden bei
Durchsicht des bereits vorhandenen Materials
eingehend berücksichtigt.
Neu aufgenommen sind eine Zusammenstellung
der Apparate und ütonsiUen,'- welchd "zur Prüf-
ung der Arzneistoffe erforderlich sind, auf Seito
5 und 6 und eine Anleitung zur Prüfung der
imprägnierton Verbandstoffe Seite 406 bis 410.
Es wurden berücksichtigt die Bestimmung von:
Sublimat, Borsäure, Karbolsäure, Salicylsäure,
Jodoformi, Dermatol und Eisenohiorid.
Bei den einzelnen Arzneistoffen sind die Prüf-
ungen mit einem Stern versehen, die sich in-
folge schneller Ausführbarkeit besonders zur
Vornahme bei Apothekenvisitationen eignen.
B. Tk.
Oesohiohte der Chemie von dea ältesten
Zeiten bis zur Gegenwart. Zugleich
Einfühning in das Studium der Chemie.
Von Dr. Ernst von Meyer, o. Professor
der Chemie an der Technischen Hoeh-
sohule in Dresden. Dritte verbesserte
und vermehrte Auflage. Leipzig 1905.
Verlag von Veit <Sb Co.
Das von Jfisyer'sche Werk steht m. W. einzig
da mit seiner dritten Auflage. Von Tk, Oerding'8
cGeschichte der Chemie» erschien 1869 eine
zweite Auflage (seiner wie Omelin's und anderer
verdienter Geschichtsforscher wird, soviel ich
sehen kann, nicht gedacht!), alle übrigen Ge-
schichtenbücher mußten es bei einer Auflage
bewenden lassen. Otnelin hat in drei dicken
Bänden eine Geschichte der Chemie in aller-
knappster Art, daneben allerdings eine bewun-
dernswerte Bibliographie geschaffen. Kopp
brauchte 4 Bände für seine Geschichte, daß
V, Meyer auf 576 Seiten nur einen Anhalt für
Geschichtsstudien, eben eine «Einführung in das
Studium der Chemie» bieten kann, liegt klar
auf der Hand. In dieser Beschränkung aller-
dings zeigt sich der Meister, und in ihr liegt
vielleicht auch ein großer Teil dos Erfolgs. Sie
trägt allerdings auch unzweifelhaft die Schuld
daran, daß manche Angaben fehlen (beispiels-
weise biographische, die man gern sähe).
Bei der großen Menge des Dargebotenen, bei
der erdrückenden Anzahl einzelner von dem
Geschichtsschreiber gar nicht an der Quelle
nachzuprüfenden, aus zweiten, sehr^häufig un-
genauen Vorarbeiten zu übernehmenden Daten
ist eine absolute Korrektheit selbst bei wieder-
holt «verbesserter*, Vollständigkeit bis in die
allemeueste Zeit selbst bei wiederholt «ver-
mehrter Auflage» nicht zu erwarten und nicht
zu erreichen. Gerade wenn man den Reindruck
aus der Druckerei empfängt, pflegt mit der-
selben Post irgend eine neue Arbeit einzulaufen,
die, nicht mehr benutzen zu können, das tiefste
Bedauern des Autors hervorruft, und unter
völliger Würdigung dieses Leidwesens und, dv
um für neue vierte Auflage ein kleines Scherf-
lein zur weiteren Vervollkommnung des vor-
trefflichen Buches beizutragen, seien einige
Bemerkungen in bezug auf Stellen ans meinem
Spezialgebiet gemacht. Ortolfs von Boferltmü
Kompilation zum guten Teil ans Megmberg's
Buch der Natur als «Erstes deutsches Arznd-
buch» aufzuführen, ohne die gedachte Quelle
anzugeben * und nähere Angaben zu macbeo,
dürfte am Ende doch Vermutun^n aufkommen
lassen, die nicht gerechtfertigt smd. M es dem
(das beiläufig im Sachregister vergessen ist)
gleich S tim m i , das dort ebenfsdls fehlt, ein Be-
stendteil des Fuch und Eohol (das ab Ahn
des AI- Eohol vielleicht auch erwähnenswert
gewesen wäre), oder mit ihm identisch, soll nach
Xaver Fischer doch Antimon, allerdings anch
gelegentlich mit billigeren Ersatzmittem ver-
fälscht, gewesen sein. Daß Böttger nicht der
Erfinder des Porzellans gewesen ist, sondern die
Ehre afti Tsehirnhaiu abtreten muß, von dem
er das Rezept nicht eben vorwurfslos erschlichen
hat, ist neuerdings durch Henn, PeUrs klar-
gelegt worden. Daß der merkwürdige (waram?)
Lebiane^ dem eben genannten nicht ganz un-
ähnlich, der Erfinder der Soda wurde, ist An-
fang dieses Jahres von PiUas m. E. einwands-
frei bewiesen, und ich habe u. a. in dieser
Zeitschrift von DM, dem wahren Soda-Erfinder,
Kunde gegeben (Pharm. Centralh. 47 [1906], 819).
Was den Le^ne-Prozeß anbetrifft, so hätte
m. E. des Verdienstes von Olauber gedacht
werden müssen, der die erste Phase des Pro-
zesses, die Umwandlung desSeesahEes in Solfit,
gelehrt, und Marggraf ^ der tatsächlich Nz-
triumkarbonat aus Seesalz daigeetelit bit.
von Meyer hat jedenfalls auf grund mcht zu
beanstandender Erwägung A. W, wm Hofnumns
Leben kurz dargestellt; es mutet aber sonder-
bar an , daß er a. a, 0. nur von Ä* W, Bof-
mann redet. Daß Friedrieh Mokr\ dessen
Verdienste im übrigen vollauf gewürdigt (er
wird allerdings nur als «Hanptförderer der
volumetrischen Methode», Oag^Luasoö als «Be-
gründer der Titrimetrie» angeeprochen! ) worden,
Geburtstag nicht genannt wird, teilt er mit an-
dern, die dieser Aufmerksamkeit vielleicht aach
würdig gewesen wären, und von Bunge, der
entschieden hochbedeutend war, erfthrt der
Leser auch nicht die knappsten Angaben über
sein Leben. Bei diesen geringfügigen Ausstell-
ungen mag es sein Bewenden haben. Sie be-
einträchtigen, wie gesagt, den Wert des vor-
trefflichen, übrigens gut ausgeetattoten Bachee
nicht. Ä S.
Preislisten sind eingegangen von:
Dr. Arnold Voewinkel in Berlin W aber
chemische Präparate.
H, Pesehken in Bremen über ohemiaofae nad
pharmazeutische Präparate, öpesialitätea.
G. äf B. FrU» in Wien über Drogen, Oienl-
kalien, pharmazeutische Präparate.
961
Arbeiten ans dem Phannaientischen In-
stitnt der üniversit&t Berlin. Heraus-
gegeben von Dr. H. ThomSj Professor
nnd Leiter des InstitntB. Erster
Band: umfassend die Arbeiten des Jahres
1 903. Zweiter Band : umfassend die
Arbeiten des Jahres 1904. Mit Text-
abbildnngen^ 1 lithographierten Karte
nnd 2 Tafeln. Berlin^ Verlag von
Julius Springer, Dritter Band:
umfassend die Arbeiten des Jahres 1905.
Berlin nnd Wien. Verlag von Urban
(6 Schwarxenberg. Preis: 4, 7, 5 Mk.
Am 27. Oktober 1902 wurde in Gegenwart
des zuständigen Ministers und einer ^ßeren
Anzahl geladener heryorragender GSste das neue
Pharmazeutisohe Institut der ÜDiyeiBität der
Hauptstadt des deutsohen Beiohs in Dahlem er-
öffnet und der Leitung ron Professor Dr. E.
Thoma^ der, aus dem Apothekerstand herror-
gegangen, sich desBufes eines fleißigen und er-
folgreioheo Forschers und YortrefEliohen Lehrers
erfreute, unterstellt. Mit 101 Praktikauten be-
gann Thams seine Tätigkeit, 1903 stieg ihre
Anzahl auf 109 und lia, 1904 betrug ne 109
und schnellte im Wintersemester plötzlioh auf
180 in die Höhe ~ ein deutlicher Beweis des
Einflusses der neuen Prfiiungsordnung und eio
Hinweis auf einen der Giünde für den Gehilfen-
mangel, — und 1905 erfuhr ihre Anzahl eine
weitere Steigerung auf 166 bezw. 212 Studierende;
von denen 163 resp. 186 pharmazeutisohe Chemie,
64 Nahrungsmittelchemie und Harnanalyse, 116
Toxikologie belegt hatten.
ürsprflnglioh wurden die Untersuchungen, die
im Institute von seinem Leiter und seinem
großen Stabe Ton Helfern vorgenommen wurden,
wie die, die seit 1904 auf grund eines Abkom-
mens mit dem Apothekerverein und mit dessen
pekuni&rer Beihilfe vorgenommen werden, in den
verschiedenen Zeitschriften veröffentlicht. Es
ist begreifhch und mit Freuden zu begrüßen,
daß ihre Fülle geradezu dazu drängte, sie ge-
sondert, ein Dokument für die Leistungen dieses
größten deutschen Instituts, herauszugeben.
Anftnglich teilte Ihoma die Arbeiten in
organisch-ohemisohe, in Prüfungen und Wert-
bestimmungen von Arzneimitteln, in Arbeiten
aus dem Gebiete der Nahrungs- und Genuß-
mittel und kolonialchemische und in Mitteilungen
aus dem Gebiete der Apparate. Mit den höheren
Zwecken wuchsen die verschiedenen Abteilungen.
Es kam eine solche über anorganisch-chemische
Themata hinzu, dann chemisch-pharmakognost-
isohe Arbeiten und solche über die Darstellung
galenisoher Präparate. Es wird dieses An-
waohsen der Arbeit dem Manne, naoh dessen
Ideen das Institut gebaut wurde, die steigende
Anzahl der Schüler, die bei ihm Belehrung
suchen, das Vertrauen, das sich dann zeigt,
vermutiioh ein i^eiohgroßer Lohn sein wie die Tat-
saohe, daß er vor kurzem als definitiver Leiter
der Anstalt, seiner Anstalt, ernannt wurde.
Auf den Inhalt der Yeröffontlichungen einzu-
Sehen, ist nicht möglich. Daß sie wertvoll sind,
aß der Apotheker und Nahrungsmittelohemiker
auf sie zurückgreifen muß, wenn er auf der
Höhe bleiben wfll, scheint unbestreitbar.
/9— ».
Deutseher Kamera -Almanaelt Jahrbuch
der Amatenr- Photographie, unter Ifit-
wurknng von bewährten Praktikern her-
9J}B^<^^heiiYonFritxLoe8cher. IL Jahr-
gang. Berlin 1906. Verlag von (?ti^tot;
Schmidt (vorm. Robert Oppenheim).
Preis: geb. 4 Hk. 25 Pf.
Dieser zweite Jahrgang hat eine Tondruok-
tafel, 47 VoUbUder und 107 Abbüdungen im
Text. Bei der großen Mannigfaltigkeit und
sorgfältigen Auswahl des Stoffes wird das Buch
jedem Anhänger der liohtbildkunst etwas
bringen. Der Verfasser will alljährlich die guten
Leistungen der Eunstphotographie in Wort und
Bild vor Augen führen und den vielen Photo-
graphierenden, die zu künstlerischem Schaffen
nicht veranlagt sind, zur Einsicht helfen, wie
sie ihre Arbeit mit der Kamera vertiefen und
sehenswert machen können.
Naoh einer sehr lesenswerten Einführung
durch den Herausgeber findet man noch fol-
gende Aufsätze in diesem zweiten Band: Camülo
Karl Schneider^ Wien, Bedeutung und Aufgaben
der Amateurphotographie; Prof. Dr. 0, Kasaner ^
Berlin, Atmosphäre und Landschaftsphotographie ;
Dr. Kuhfahlf Dresden, Hochgebiigsphotographie ;
Helene Liitmanny Wien, Motive und Druckver-
fahren; Bobert Demaehy^ Paris, Teleobjektiv
und Bildwirkung; Dr. Bichard Bloehmann^
Berlin, Photographische Uchthöfe; Prof. Dr. Q,
Äarland^ Leipzig, Die Dreifarbenphotographie;
Dr. K He g^ Bern, üeber die Schärfe der Ein-
stellung bei künstlerischen Photograpluen ; ProL
Dr. J. Sobatta^ Würzburg, üeber das Photo-
graphieren von Aquarien; Otto Ehrhardi, Cos-
wig, Vom Gummidruck ; Caeeüie Seier, Steglitz,
Die Photographie auf Forschungsreisen; Prof.
Dr. Edmund von SaUtcürk, Wiesbaden, Ortho-
chromatische und farbige Photographie ; C. Puyo,
Paris, Das Landschaftsobjektiv; Joaef Beck,
Wien, Photographieren im Süden; ProL Dr.
Otto MüUer, Chemnitr, Die Prüfung der Oeff-
nungszeit von Momentverschlüssen; Otto Ewel,
Dresden, Die Tonwerte; Agnea B. Warburg,
London, üeber den Platindruck; Dr. Emat JL
Eeimcmn^ Berlin-Charlottenburg, Die Wahl der
Handkamera für den Amateur; Wilhelm Wei-
mar^ Hamburg, Kamera-Aufnahmen kunstge-
werblicher Gegenstände; Chmnar Mdlmbwrg^
Stockholm , Lochkamera - Aufnahmen ; Leopold
Ebert, Wien, Die Herstellung von Diapositivea
zu Projektionszwecken; Frit% Löaeher^ Berlin-
Wilmersdorf, Wie ein Bild entsteht; ITieodor
Sehoh^ Wien, Gedanken. B. Th.
962
Verschiedene MJitleilungeni
Hygiene im Wirtshaus.
Im Anschlnfi an die Pharm. Gentralh 47
[1906], 841, gemachten Mitteilungen, wonach
Prof. von Esmarch zur zweckmäßigen
Reinigung und Desinfektion der £ß- und
TrinkgeBohirre in Heil- und Kuranstalten,
Hotels usw. eine 2 proc Sodalösung von
50^ C vorschlägt, sei auch ein kiemer
Artikel der cLeipz. N. Nachr.» unter obiger
Uebersohrift erwähnt. Danach hat ein Wirt
in Nymphenburg (bei Mflnchen) eine nach-
ahmenswerte Anordnung getroffen: in seinen
sämtlichen Gasträumen sind Zettel ange-
bracht, die besagen, daß Teller, die zum
FQttem von Hunden benutzt werden, m
das Eigentum des Besitzers des Hundes
übergehen und bezahlt werden mflssen.
Ffittem der Hunde von Tellern, die auch
von Gästen benutzt werden, ist erstens un-
appetitlich, aber vor allem gefährlich wegen
der möglichen Uebertragung von Wflrmern
Zu empfehlen wäre übrigens, den Hunden,
die mit m Restaurants gebracht werden,
stets einen besonderen Hundenapf hinzu-
setzen, der schon infolge seiner Form nicht
anderweit verwendet werden kann. Es wäre
gut, für diesen Zweck etwa tönerne oder
eiserne Näpfe, die in Glasur die Aufschrift
«Hundenapf» tragen, in den Handel zu
bringen. Wgl
Institute zwecks Kontrolle von
Pflanzenprodukten in Hamburg.
Die Verhandlungen auf dem letzthin in
Hamburg stattgefundenen Botanikerkongreß
(Pharm. Gentralh. 47 [1906], 913) haben
in rechter Weise gezeigt, von welch großem
Nutzen und hoher Bedeutung die angewandte
Botanik für den Handel, die Landwirtschaft
und das praktische Leben überhaupt ist.
Nur vereinzelt wird es bekannt sein, daß
die Hafenmetropole Hamburg einige wichtige I
botanische Institutionen beherbergt, die segens-
reiche Ziele verfolgen. Wer Hamburg als
Einfuhrsort der enormen Mengen ausländ-
ischer Früchte, Pflanzen, Kräuter, Hölzer
usf. kennt, dem wird es ohne weiteres ein-
leuchten, was die Botanik als überwachende
und prtLfende Hillswissenschaft hierbei dem
Handel für wesentliche Vorteile zu bi
vermag.
In Verbindung mit dem botaniaohen If ueom
und Garten besitzt Hamburg zunächst ome
Abteilung für Samenkontrolle, die sieh
namentlich auf die Handelssämereieny dem
Reinheit, Keimfähigkeit und dergl. entreekt
Als man seinerzeit diese Station einrichtete,
kam man einem langgehegten Wunsche der
am Samenhandel beteiligten Finnen und
auch der Handelskammer Hamburgs naeb.
Da Hamburg zu den ersten Märkten fflr
landwirtschaftliche Saaten zählt, liegt ein
groCer Vorteil in einer am Orte vorhan-
denen üntersuehungsstelle und vor allem in
einer «staatlichen» Anstalt, deren Gutachten
das erforderliche Ansehen genießen« Wenn
man z. B. nur der den Saaten anhaftenden
und durch diese weitverbreiteten Brand-
krankheiten, wie Steinbrand, OerBten-
und Weizenflugbrand, Haferbrand, Roggen-
stempelbrand usw. gedenkt, so läßt sieh der
Nutzen beurteilen, den eme fachmäoninehe
Samenkontrolle mit sich bringt.
Von nicht minderer Bedeutung iit die
zweite Abteilung für Pflanzenschnti)
welche man an geeigneter Stelle im Hafen
selbst am Versmannsquai untergebracht hat
Zur Verhmderung der Einsdileppnng der
Reblaus ist die internationale Reblaus-Kon-
vention geschlossen worden. Dieser traten
Deutschland, Oesterrdch-Üngam, Frankreieh,
Portugal und die Schweiz sofort bei, spUer
noch Luxemburg, Serbien, Belgien, die Nieder-
lande, Italien, Spanien und Rumänien. Send-
ungen bewurzelter Gewächse aus Lloden,
die dieser Konvention nicht angebönn,
werden im Hamburger Hafen auf das Ge-
naueste untersucht Es hat zu dieiem
Zwecke eine vollständige Ausleerung der
Verpackung stattzufinden, damit der Inhalt
auf das Vorhandensein von Reben oder
Teilen derselben, hisbesondere Rebwunela
nachgesehen und geprüft werden kann.
Seit der Zeit» als die St Jos^-Schüdians
in den Obetanlagen Nordamerikas so grofie
Verheerungen anrichtete (vergl. auch Pham«
Gentralh. 89 [1898], 104, 214), sieht bA
auch DeutBchland veranlaßt, einer Einsehl^p-
ung dieses gefährlichen Insekts vorzabeogen.
963
Es werden deahalb in besagter Station alle
lebenden Pflanzen^ die aus Amerika ond
Japan kommen , auch Pflanzenteile, wie
frische Frfiehte, Blätter nsw. einer ünter-
Buchong auf die St Jos^-Sehildlans hin
unterzogen. Aber nieht nnr auf Sehildlänse
wird geprüft, sondern auf alle mOgliehen
anderen Parasiten^ Milben^ PUze usw. Ver-
mittels dieser Maßregeln ist es bisher ge-
InngeU; ansteckende Krankheiten and gefähr-
liche Insekten, namentlich die St Jo64-Schild-
lans^ von unseren einheimischen Obstpflanz-
ungen fernzuhalten. Hieraus ist zur Genfige
erdehtlich, welch wichtige Aufgaben der
üntersuchungsstelle fttr Pflanzenschutz zu-
fallen. Jedenfalls besitzt Hamburg in dieser
eine Einrichtung, die man in gleicher Weise
anderswo in Europa vergeblich suchen dfirfte.
Nur das aus seinen Trümmern neu erstehende
San Frandsco besitzt oder besaß in ähn-
licher Weise eine Eontrolle der von aus-
wärts eingeführten Pflanzen und Früchte.
Mit [Beniäxung des Hamburger Oen,'Änx,
1906, Nr. 226. WgL
Preislisten sind eingegangen von:
OaeecMT ilb Laretx in Halle a. S. über Drogen
(Preisflnderungen zu der Buchliste vom September
1906).
Mannesmannliolit
ist ein unten brennendes Oasglühlicht,
das von der Sparlicht- OeseUschaft m. b, H.
in Remscheid in den Handel gebracht wird.
Es ist durch D.R.P. 1 261 35 vom 1 d.Febr.l 900
geschützt Das Eigentümliche des Apparates
beruht darauf, daß die äußere Verbrennungs-
luft einem in enger Säule in den Glüh-
strumpf einströmenden Oasluftgemisch ent-
gegengeführt wird. Es soll dadurch eine
vollkommenere Ausnutzung des Gases er-
folgen. Der kurze Glühstrumpf ist mit
emem geraden, kurzen, unten offenen Zy-
linder und der ganze Apparat mit einer
geschlossenen runden Glasglocke umgeben.
—he,
Einrichtung von Bäckereien betreffend.
Der Bundesrat hat nach gatachtliohem Gebor
der Nahrungsmittel - Indus&ie - Bern&genossen-
sohaft von den Bundesregiernngen zu erlassende
Vorschriften über die Einrichtung von
Bäckereien and solchen Konditoreien,
in denen neben den Eonditorwaren
auch Bäckerwaren hergestellt werden,
vereinbart. Diese Yorscbiiften sind am 26.
Oktober 1906 vom Ministerium des Innern für
das Königreich Sachsen eingeführt worden
und treten am 1. Janaar 1907 iu Kraft. — In
diesen Yorsohriften, welche 18 Paragraphen um-
faAen, wird den hygienischen Forderungen tun-
lichst Rechnung getragen. P. 8.
Briefwechsel.
Dr. H. H. in B« Zur Entfernung Ton
Kohlensaure (Stickluft) aus Oärkellern
soll sich der selbsttätige Apparat «Simplex» von
Eberhardt Bau in Bingerbrüok bewfthrt haben.
P. 8,
Herrn J« Baß, Schriftführer des Deutschen
Lehrerrereins für Naturkunde, Stuttgart, Silber-
hurgstr. 79, L Wir danken Ihnen fär Ihre
freundliche Zusendung, ans der wir das nach-
stehende gern zu weiterer Kenntnis bringen.
«Der Verein blickt auf eine nahezu 20jährige
gememnützige Tätigkeit zurück. Er hat in der
Sreuauflaffe der ^SSfurm'sohen Flora von
Deutschland ein Werk geschaffen, das
Tausenden von Naturfreunden ein Führer auf
botanischem Gebiet geworden ist. Für die Zu-
kunft wird der Verein ohne Erhöhung des jähr-
lichen Beitrags in einem Käferwerk, verfaßt
von Herrn Edm, Reütery Kaiserl. Rat, Bedakteur
der Wiener Entomoiogischen Zeitung in Paskau,
seine bisherigen Leistungen noch übertreffen.»
9,
Fr. Seh« in A« Das Kraut von Polygonam
dumetorum L — Heckenknöterich, ist wie
uns Herr Otto Tunmann freundUchst mitteilt,
zur Zeit nicht im Handel zu haben. Zu Ver-
suchszwecken wurde das Kraut in der Um-
gebung von Gera besonders gesammelt; die ge-
sammelten etwa 20 kg sind verbraucht. Vor
kurzem hatte die Kreuzapotheke von W. hraü
(Gera-Untermhaus) noch größere Mengen, die
zu Fluidextrakt verarbeitet werden sollten.
Vielleicht ist das Kraut dort noch zu haben.
Oaeeer db Loretx beabsichtigen, das Kraut im
nächsten Jahre in größerem Maßstäbe sanmieln
zu lassen.
Tsriegn': Dr. A* Betaeidtr, Dretdea und Dr. P. Sifl Dnidan-BlAMwits.
VenntwortUtther Ldtw: Dr. A« Sehnelder, Dresden.
Im BwAHhandul dnnh Jalini Springer, nvUn H., MonUJoaplati 8.
DiMk Tan Fr. Tittal Hftahf. (Knnftth ä Mfthlo), Dnadan.
964
Bei
Dysmenorrhoe
wird Yon eisten Autoren empfohlen
(KnoU)
ein üterines Haemostaticum und Sedativam, das sich
außer bei Dysmenorrhoe besonders bei starken men«
strnelieii Blatnngeii nnd unregelmttßlfeii Perloden
als wirksam erwiesen hat.
Rp. 1 Originafröhrchan ä 20 Tab/eften ä OflS: 3 mal tag/. 2—3 Tabletten,
XNOLL ft CO, Obein. Fabrik, Lidwigslttf n l RIl
ßaetnoalobin - Extrakte.
mininniniiDiNniminininin^^^
Sicco -Extrakt
D. R.-P. Alkoholfrei D. R.-P.
1 Kilo 6,— M.
3 » 18, — » franko, inkl.
10 » 57,— » » »
25 » 125,— > » »
Bei Jahresabschluß von 25 kg, abnehm- |
bar in Posten v. je 5 kg, pr. Kilo 5,— M.
i
[iiiiiiiiitUHUiiiiiliiBiiiRiiiitiitiiaiiiiDiiiHniiiiiiiiaEia in x -> jci
Extr. Haemogl. spirit
Glyoerinffrei
1 KUo 2,40 M.
4 > 9, — » franko, inkl.
12V2> 25,— » « »
23 * 45, — » » »
50 » 86,— » » »
**' (i t^ i=- 1- ==,^
■—**'£ "■ irs:— «ary.-" "
l'll1ll[|||IIIBIIIIl!l8.i.KliH
m
r
1
Extr. Haemogl. sacch.
(Haemoglobin-Extrakt-Slpup)
1 Kilo 5,- M.
3 » 15, — » franko, inkl.
10 * 47,— »
25 » 100,— > > »
I iiiiiiiiiiiiiii[ni'i:i!iiiTi;i.T; uiLiicnj i;r! ";; iiin n n :;i;i,iiiiiiiiii:iiiii)iiiiiiiiii]iiuiiniiii:iiiiif-iii^!!i'»
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$4licyUiurt, $alfcyuaurcs natrfuH,
$4licyUaurc$ (UUnut, $4lol, Soloeol,
Creosotal, Duotalf
Xtrofora, OrpM» Itrol, iKdllargol» JlcoiR,
Salocrtoi, ßalodal.
Sflirty beste Einreibung bei BheunatoBen,
Unguentum Heyden (Salbe ans Calomelol)«
dlskretw Ersatz der grauen Salbe (Ntißer),
MOVargaili «Ziir zeit bestes Mittel bei akater Gonorrhöe»,
OmOIH>l| nenee, tBIUk rtizlosM Silbeiproteinat zur lokalem Behandlnns von
Dlpbtkerle etc.,
Blonalj KohlenaäDreTBi bin dang des Santalols, Antlgonorrhvleiuii,
laltmiM Rincb, BüNut. tisalicyi., Bitaut. »itaMlc.
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peatiaehe Mitteiliioipeii. — Bflrheraehaii. — Versehledeii« MitiellBiisen.
Chemie und Pharmaciea
Ueber den
QuecksUberchloridgelialt und
die antiseptiBche Wirkung der
in der Kaiser!. Marine gebräuch-
lichen Sublimatverbandstoffe
verschiedenen Alters.
Von Dr. Walter Schmidt,
Marine- Apotheker beim Sanitätsdepot Wilhelms-
hayen.
Nachdem im Jahre 1886 die anti-
septischen (Sublimat-) Verbandstoffe bei
der Armee eingeführt worden waren,
ist in den daranf folgenden Zeitab-
schnitten eine große Anzahl yon Ab-
handlungen erschienen, yon denen sich
die Mehnsahl einerseits mit der HersteU-
ung dieses Verbandmaterials^), anderer-
seits mit den yerschiedenen Methoden
1) Bruherger: Die neue Beilage 5, § 63 d.
Kr. S. 0. und die zukünftige Gestaltung der
Eriegsantisepsis Deutsohlands. Deutsohe iKUlitär-
arztl. Zeitschr. 1886, Heft 7, S. 303.
2>. u. P. ; Ueber die Bereitung der Sublimat-
der Wertbestimmung2) des darin ent-
haltenen Sublimats beschäftigt. Die
schon damals bekannte Tatsache, daß
der Sublimatgehalt in den antiseptischen
Verbandstoffen mit deren zunehmendem
Alter eine stete Abnahme erfährt, bleibt
in der Mehrzahl der Abhandlungen un-
erwähnt, oder findet nur allgemeine
Berücksichtigung, ohne Zugrundelegung
eines genügenden Zahlenmaterials!
Eine in dieser Hinsicht erschienene,
sehr eingehende Arbeit^) befaßt sich
Verbandstoffe nach Beilage 5 d. Kr.S. 0. Deutsche
Militärärztl. Zeitschr. 1887, 8. 311.
2) Denner: Zur Bestimmung des Sublimats
in Verbandstoffen. Pharm. Centralh. 29 [1888 1,
207.
O. Kaßner: Zur Bestimmung des Sublimats
in den Verbandstoffen. Pharm. Centralh. SSd
[IhSS], 265.
JET. Beckurts : Die Wertbestimmung der Queck-
silberchlorid-Verbandstoffe. Pharm. Centralh. 30
[1889], 179.
3) Link und Voatcinkel: Ueber Sublimat- Ver-
bandstoffe. Pharm. Centralh. 41 [1890], 253
uüd 675.
866
mit der Ursache der Zersetzung des
Sublimats und der Erkenntnis der aus
diesem entstehenden neuen QuecksUber-
yerbindungeU; ohne näher darauf einzu-
gehen, inwieweit und in welcher Zeit
diese Zersetzimg stattfindet. Soweit mir
bekannt, finden sich lediglich in einer
wenig eingehenden Arbeit^) diesbezQg*
liehe Angaben, denen aber nur wenige
Versuche mit einem entweder nur Mo-
nate oder höchstens 2 bis 3 Jahre alten
Material zu gründe gelegt sind.
Bis zu welchem Grade eine Abnahme
des Sublimatgehalts auch nach einer
größeren Anzahl von Jahren und bei
einer wenig vorteilhaften Aufbewahrung
(unter Eünfluß von Hitze und Feuchtig-
keit usw.) stattfindet, darüber fehlen
bisher n&here Angaben, eine Erschein-
ung, die sich wohl aus dem Mangel
eines hierzu geeigneten Untersuchungs-
materials erklären läßt.
Arbeiten über die antiseptische Wirk-
ung der Sublimatyerbandstoffe im all-
gemeinen^), sind bisher vereinzelt er-
schienen, während das sehr interessante
Oebiet, inwieweit durch die Abnahme
des Quecksilberchlorid-Gehaltes die anti-
septische Wirkung der Verbandstoffe
herabgesetzt oder gänzlich aufgehoben
wird, bisher nur in einem mir bekannten
Falle Bearbeitung gefunden hat^). Auch
die in dieser Abhandlung genannten
Angaben stützen sich gleich den chem-
ischen auf Versuche mit einem frisch
hergestellten oder im Höchstfalle 2V2
-*) M, Haupt: Quantitativer Nachweis über
die allmfthliche Abnahme deb Sublimatgehaltes
in den Verbandstoffen. Pharm. Gentralh. 29
[1888], 457.
^) Sehlange: lieber sterile Verbandstoffe. Ar-
beiten aus der ohirurgisohen Klinik der Königl.
Universität Berlin. Herausgegeben von E, v.
Bergmann, 3. Teil.
Laplace: Saure Sublimatlösung als desinfizier-
endes Mittel und ihre Verwendung in Verband-
stoffen. Deutsche Med. Wochensohr. 1887, Heft
40, Seite 866.
Löffler : Vortrag über Sublimat-Vorbandstoffe.
Referat: Deutsche Militärärztl. Zeitschr. 1887,
Heft 7, Seite 351.
^) Pfuhl: Bakteriologische Prüfung der anti-
septischen Wirksamkeit der für den Feidgebrauoh
bestimmten Sublimatverbandstoffe. Deutsche
Müitärarztl. Ztschr. 1890, Heft 4, Seite 145.
Jahre alten Material. Ifi einzebei
Fällen wurden aach auf nat&rlichem
Wege im Sablimatgehalt zorfickgegan-
gene Verbandstoffe durch solche zu er-
setzen gesucht; die von yomherein mit
der dem erwünschten niedrigeren Sab-
limatgehalt entsprechenden, geringeren
Menge Quecksilberchlorid imprSgiüert
wurden. Ein solches Verfahren kuin
meines Erachtens den in den auf natfir-
lichem Wege im Sublimatgdialt zurflck-
gegangenen Verbandstoffen g^benen
Bedingungen nicht vollständig ent-
sprechen. Diese enthalten nämlich, wie
bereits früher und auch jetzt von mir
gefunden wurde, neben dem noch un-
zersetzt gebliebenen Sublimat noch die
dem zersetzten entsprechende Menge
Quecksilber In Form wasserunlöslicher
organischer Verbindungen, denen unter
Umständen auch antiseptische Eigen-
schaften zukommen konnten.
Wie schon JFywA/ erwähnt, wider-
sprechen sich die Ergebnisse der ange-
fahrten Arbeiten nicht unwesentlich.
Während nämlich Schlange und Laplace
die antiseptische Wirkung derauf Wan-
den gebrachten Sublimatverbandstoffe in
Frage und sogar in Abrede stellen,
treten die übrigen AutoroD, einen be-
stimmten Sublimatgehalt vorausgesetzt,
auf grund ihrer Versuche ffir eine solche
ein. Die negativen Resultate obiger
Autoren dürften wie Laplace bei seinen
Untersuchungen später auch selbst fest-
gestellt hat, durchgängig darauf zorfick-
zuführen sein, daß es sich bei den
untersuchten Verbandstoffen um k&nf-
liche handelte, die jedenfalls neben dem
Sublimat kein Kochsalz enthielten. Be-
kanntlich bilden sich ohne Zusatz des
letzteren aus Sublimat und den Eiweiß*
körpem der Nährflüssigkeit unlösliche
Quecksilberalbuminate, die jede anti-
septische Wirkung aufheben. Diese
Fällung des Sublimats tritt aber nicht
ein, sobald Eochsahs oder eine Säure in
der Flüssigkeit enthalten ist^).
Wie wohl selten anderswo bietet sich
in einem Marine-Sanitätsdepot Gfelegen*
7) Lühbert und A. Sehneider: Ueber Queok-
silberalbamiaatimdKoohsali-QaeokBilbersabliiittt-
Verband. Pharm. Centralh. 29 [1888], 165.
967
heit, antiseptische Verbandstoffe aller
Jahrgänge za sammeln. Das hier bei
Außerdienststellungen usw. zuräckge-
gebene Verbandmaterial hat zum teil
jahrelang sehr wenig vorteilhafte Auf-
bewahrnng gefanden. Einerseits haben
sich die außer Dienst stellenden Schiffe
oft sehr lange in den gemäßigten, sub-
tropischen und tropischen Zonen auf-
gehalten, wodurch die Verbandstoffe den
verschiedensten klimatischen Verhält-
nissen ausgesetzt gewesen sind, anderer-
seits ist auch an Bord selbst eine vor-
teilhafte Aufbewahrung in vielen Fällen
nicht zu ermöglichen. Bisweilen herrscht
in den zur Aufbewahrung dienenden
Räumen ziemlich hohe Temperatur, in
anderen Fällen ist es wieder die Feuchtig-
keit, unter der, wie zahlreiche hier
wieder abgegebene Pakete beweisen,
besonders die Packung, aber auch das
Verbandmaterial selbst leidet.
Ich stellte mir die Aufgabe, eine ge-
nügende Menge antiseptischer Verband-
stoffe, insonderheit solche, die unter
möglichst ungfinstigen Bedingungen auf-
bewahrt worden waren, zu sammeln,
um sie auf ihren Sublimatgehalt und
darauf auf ihre antiseptische Wirksam-
keit hin zu untersuchen. Entsprechend
diesen Prüfungen zerfallen die in Nach-
stehendem beschriebenen Versuche in
chemische und bakteriologische, von
denen ich zunächst die ersteren ein-
gehend behandeln möchte.
L Chemischer Teil.
Von den zahlreichen Vorschlägen, die
zur Bestimmung des Sublimatgehaltes
in antiseptischen Verbandstoffen gemacht
worden sind, und teils auf gewichts-,
teils auf maßanalytischen Methoden be-
ruhen, gelangt jetzt fast allgemein das
von Denner zuerst vorgeschlagene Ver-
fahren zur Anwendung, da es neben
dem VorzugTgroßer Genauigkeit noch
den besitzt, in verhältnismäßig kurzer
Zeit ausführbar zu sein.
Vntersuoliungsgang. Die wesentlich-
sten Punkte dieser in der Original-Ab-
handlung^) sehricingehend beschriebenen
Methode sind folgende:
8) Pharm. CentrallL. 29 [1888], 207.
Eine gewogene Menge des zu unter-
suchenden Verbandstoffes wird mit einem
bekannten Volumen 0,7proc. physiolog-
ischer heißer Kochsalzlösung ausgelaugt
und darauf in einem gewissen Teil der
abflltrierten Flüssigkeit nach schwachem
Ansäuern das Sublimat mit Schwefel-
wasserstoff als Seh wefelquecksilber nieder-
geschlagen. Hierauf erhitzt man zum
Sieden und trennt den Niederschlag
mittels Filtration durch Watte von der
überstehenden Flüssigkeit. Nach ge-
nügendßm Auswaschen wird das Schwefel-
quecksilber samt Watte in einen mit
Glasstöpsel versehenen Erlenmeyer^ sehen
Kolben gebracht und nach Zusatz von
einigen ccm Schwefelkohlenstoff mit
einer überschüssigen, genau bekannten
Menge Vi o'Normal- Jodlösung übergössen.
Es setzen sich dabei je 1 Mol. Schwefel-
quecksilber mit 2 Atomen Jod unter
Freiwerden von Schwefel und Bildung
von Jodquecksilber unmittelbar um. Der
Schwefel wird durch den Schwefelkohlen-
stoff gelöst, während das Jodquecksilber
mit Kaliumjodid die lösliche Verbindung
HgJ2 . KJ eingeht. Die im Ueberschuß
zugesetzte Vi o* Normal- Jodlösung wird
mitVio-Normal-Natriumthiosulfat-Lösung
zurücktitriert und aus der Anzahl der
zur Umsetzung des Schwiefelquecksilbers
verbrauchten ccm Jodlösung durch Multi-
plikation mit 0,01355 die Menge
des in dem untersuchten Teil der
Flüssigkeit gelöst gewesenen Sublimats
gefunden.
Auch ich bediente mich bei meinen
Bestimmungen, abgesehen von kleinen
Abweichungen der vorstehenden Methode.
Entsprechend den Angaben von Link
und Vosvrinkel (1. c.) benutzte ich nicht
heiße, sondern kalte Kochsalzlösung.
Die beiden Autoren haben nämlich ge-
funden, daß beim Auslaugen mit heißer
Kochsalzlösung weniger Sublimat in
Lösung geht, als dies mit kalter der
Fall ist. Die von den gleichen Autoren
gefundene Erscheinung, daß nach einer
sehr kurzen Auslaugungsdauer mehr
Sublimat gelöst werde, als nach einer
längeren, konnte ich, wie aus nach-
stehenden Versuchen hervorgeht, nich
beobachten :
968
2. MoU » 2
» 48
3. Wfttte » 2
> 48
1. Mull nach 28tÜDdigeiii AuBziehen 1,42 Prom.
> 24 » > 1,49 » j
» 0,88 . I
0,88 » ,
2,64 » '
2,70 » .
Durchschnittlich ließ ich die Verband- 1
gtoffe nnter öfterem Umschfitteln etwa
6 Standen ansziehen. Vor dem Ab- {
filtrieren gebrauchte ich die Vorsicht,
sie mit einem Holzstab innerhalb der
LOsangsflfissigkeit stark durchzupressen,
damit die etwa an verschiedenen Stellen
verschieden starke Flüssigkeit gleich-
mäßig verteilt wurde. Endlich ist noch
zu erwähnen, daß ich anstelle der von
Denner zum Abfiltrieren des Schwefel-
quecksilbers benutzten Watte ein kleines
Filter anwandte. In manchen Fällen
nändich, insonderheit bei Verbandstoffen
mit sehr zurfickgegangenem Sublimat-
gehalt ist der Schwefelqnecksilbemieder-
schlag selbst nach dem Kochen in der
FäUungsfiflssigkeit noch derartig fein
verteilt, daß er mit Watte allein nicht
getrennt werden kann. Aach ich brachte,
nachdem ich mich überzeugt, daß eine
Beeinflussung des Untersuchungsergeb-
nisses dadurch nicht erfolgt, den Nieder-
schlag mit Filter in den zur Titration
unmittelbar zu verwendenden Kolben.
Sublimatgehalt im Inneren und Aeafieren
der Pakete.
Die sämtlichen von mir untersuchten
Verbandstoffe befanden sich in Preß-
paketen, deren Packung, wie aus nach-
stehender Tabelle zu ersehen ist, zum
Teil durch äußere Einflüsse stark ge-
litten hatte.
Ursprünglich stellte ich den Sublimat-
gehalt sowohl in den äußeren, unmittel-
bar unter dem Pergamentpapier liegen-
den Schichten, als auch in denen des
Paketinneren fest, begnügte mich aber
später in der Hauptsache mit der Un-
tersuchung der letzteren, nachdem ich
des öfteren festgestellt hatte, daß ein
wesentlicher Unterschied im Sublimat-
gehalt an den genannten Stellen in der
Regel nur dann vorhanden ist, wenn
die Umhüllung entweder durch Aus-
bleichen, Feuchtwerden oder andere
äußere Einflüsse stark gelitten hatte.
Geringe Differenzen, bis etwa 0,5 Prom. '
können sich stets zeigen. Diese Er-
scheinung kann aber nicht in allen
Fällen unbedingt auf eine weniger gün-
stige Lagerung im Paketäußeren zurück-
geführt werden, vielmehr ist bei fast
allen antiseptischen Verbandstoffen der
Sublimatgehalt an verschiedenen Stellen
ein etwa in der genannten Grenze
schwankender. Dies ist hauptsächlich
darauf zurückzuführen, daß in den nach
dem Imprägnieren zum Austrocknen auf-
gehangenen Stoffen ein wenn audi nur
geringer Teil der Imprägnienmgsflüssig-
keit nach den tiefer gelegenen Stellen
zieht, die somit nach dem später er-
folgenden vollständigen Austrocknen ent-
sprechend sublimatreicher sein müssen.
Insonderheit gilt dies von der Watte,
bei der ich in einzelnen Fällen ganz
erhebliche Differenzen in einem Stück
feststellen konnte.
Besprechungen der in den Tabellen an-
geführten Untersuchungsbefunde.
Wenngleich sich der ursprüngliche
Sublimatgehalt der in nachstehenden Ta-
bellen aufgeführten Verbandstoffe meiner
Kenntnis entzieht, so ist doch mit ziem-
licher Sicherheit anzunehmen, daß dieser
der normale gewesen ist und mitbin
etwa 3 bis 4 Prom. betrug. Sämtliche
untersuchten Pakete sind nämlich noch,
wie bei den meisten auch schon aas
der Aufschrift ersichtlich ist, entsprechend
dem früheren Gebrauch in den damaligen
Schiffslazarett-Depots selbst hergestellt
worden. Diese Herstellung erfolgte so-
wohl in Wilhelmshaven als auch in Kiel
unter steter Aufsicht und von einge-
arbeitetem und geschultem Personal,
wodurch meines Erachtens für eine rich-
tige Zusammensetzung genügend Sicher-
heit geboten ist.
1. Watten. Beim Ueberblicken der
nachstehenden Tabelle tritt am auffallend-
sten die Erscheinung in d^n Vorder-
grund, daß die antiseptischen
Watten bei weitem besser ihren
Sublimatgehalt bewahren, als
diesbeiden antiseptischen
Müllen der Fall ist. Während Mnll
fast durchgängig bereits nach 7 jähriger
Lagerung nur noch einen Sublimatgehalt
969
A. Molle.
Jahr
der
An-
fertig.
Art
der
Ver-
paok-
nng
Aeai3eres Anasehen der
Packung
Snblimat-
gehalt pro
mille
Innen ! Außen
Menge des
naohweiflb.
Hg, be-
rechnet
auf HgOi«
Nachweisbarer
Verbleib
1
1890
20 m
2
1891
5 m
3
1891
5 m
4
1891
6 m
5
1891
5 m
6
1894
5 m
7
1894
5 m
8
1894
5 m
9
1894
5 m
10
1894
20 m
11
1894
5 m
12
1894
20 m
13
1894
6 m
14
1897
5 m
15
1898
20 m
16
1898
20 m
17
1898
20 m
18
1899
20 m
19
1899
20 m
20
1900
5 m
21
1901
20 m
22
1902
20 m
Papier stark gebleicht zum
teil zerrissen und sehr
schmutzig. Mull äußerst
unscheinbar.
gut erhalten, xmverletzt
desgleichen
desgleichen
Unscheinbar,
zum teil verletzt
gut erhalten, unverletzt
sehr unansehnlich, auBen
schimmlioh, scheinbar
feucht gewesen, unver-
letzt
Papier vollständig ver-
bleicht , Packung er-
halten
zum teil verletzt und
stark gebleicht
etwas lose, aber gut er-
halten
unverletzt, zum teil ge-
bleicht
Unverletzt
unverletzt , aber stark
schimmlig
unverletit , feucht ge-
wesen, Papier hat s&k
abgefärbt
gut erhalten
gut erhalten
zum teil verletzt
gut erhalten
gut erhalten
gut erhalten
gut erhalten
gut erhalten
0,47
1,22
0,68
0,8S
0,74
1,42
1,02
0,07
0,20
0,47
1,49
0,34
0,95
0,90
0,61
0,95
0,88
1,35
1,08
2,30
1,36
1,49
0,24
Quan-
titativ
nicht
nach-
weis-
bare
Spuren
0,81
1,22
284
2,02
Anfang der 90 er Jahre
2 Jahre zu Versuchs-
zwecken an Bord, seit-
her im Sanitätsdepot
dauernd an Bord (Tor-
nister)
desgleichen
unbekannt
unbekannt
desgleichen
desgleichen
etwa 5 Jahre an Bord
(Tornister)
desgleichen
dauernd an Bord (Tor-
nister)
unbekannt
dauernd an Bord (Tor-
nister)
unbekannt
unbekannt
unbekannt
unbekannt
unbekannt
unbekannt
unbekannt
unbekannt
unbekannt
unbekannt
970
B. Watten.
«■
&
Jahr
der
An-
fertig.
Art
der
Ver-
pack-
ung
Aeußeies Aussehen der
Packung
Sablimat-
gehalt pro
mille
Innen 1 AnCen
Menge des
nachweisb.
Hg, be-
rechnet
aofHgCl^
Nachweisbarer
Verbleib
2
3
4
5
6
7
8
9
10
11
12
13
14
16
Ib
17
18
180O
1891
1891
1891
1894
1894
1894
1894
1894
1894
1894
1897
1897
1897
1899
1900
1900
1901
500 g
125 g
126 g
125 g
125 g
125 g
125 g
125 g
125 g
125 g
125 g
500 g
500 g
125 g
500 g
125 g
500 g
500g
äußere Umhüllung zum
teil verloren, Farbstoff
der "Watte zerstört,
äußerst unscheinbar
gut erhalten
gut erhalten
gut erhalten
stark gebleicht, scheinbar
feucht gewesen
außen sehr stark gebleicht
gut erhalten, feucht ge-
wesen
stark gebleicht, zum teil
verletzt
sehr unscheinbar, feucht
geworden, Papier abge-
färbt, unverletzt
sehr unscheinbar, scbimm-
lich, aber unverletzt
Unscheinbar, unverletzt,
schimmlich
nicht gebleicht , außen
schiimnlich, unverletzt
i
gut erhalten
gut erhalten
gut erhalten
gut erhalten
gut erhalten
gut erhalten
0,95
0,14
2,57
2,10
•
2,10
—
2,23
—
1,08
0,44
0,54
0,34
0,61
—
0,41
—
1,42
—
2,26
—
1,16
—
1,60
—
2,17
11,64
—
2,57
—
2,37
—
3,93
—
2,57
2,4
3,00 prom.
Anfang der 90 er Jahre
2 Jahre zu Versuchs-
zwecken an Bord, seit-
her im Sanitätsdepot
dauernd an Bord (Tor-
nister)
desgleichen
d. sgieichen
etwa 5 Jahre an Bord
(Tomif^r)
deegleichen
desgleichen
desgleichen
unbekannt
bis etwa 1 Prom. aufweist, enthalten
selbst die ältesten untersuchten Watten
in der Mehrzahl noch mindestens 1,5
Prom., meist sogar über 2 Prom. Sub>
limat, abgesehen von Paketen, die durch
besonders ungünstige Lagerungsverhält-
nisse sehr stark gelitten hatten, wie
desgleicbeo
desgleichen
desgleichen
desglaicheD
desgleichen
desgieiGhen
desgleichen
desgleichen
desgleichen
z. B. B. l, 6, 7, 8. B. 1 betend sich
in einem cjfiir Versuchszwecke» signierten
Paket 2 Jahre an Bord der seinerzeit
in den afrikanischen Gewässern befind-
lichen «Hyäne» und lagerte nach dem
bis jetzt (etwa 13 Jahre) mit fast yoll-
ständig zerstörter [JmhUlang in einem
971
Schrank des hiesigen Laboratoriums,
so daß die Watte bei Vornahme
der Untersuchungen ein Äußerlich ziem-
Kch schmutziges und gebleichtes Aus-
sehen besaß. Die in ihrem Sublimat-
gehalt gleichfalls sehr weit zurückgegan-
genen Watten B 6, 6, 7, 8 entstammen
Paketen, die etwa 5 Jahre lang an Bord
und zwar zeitweise auch im Auslände
gewesen waren; sie wurden hierbei
ofiEenbar an feuchten Orten aufbewahrt,
denn ihre Umhüllung erwies sich meist
sehr gebleicht und stellenweise auch
verletzt.
Ein wesentlich anderes Ergebnis zeigt
die Untersuchung von Wattepaketen,
die gleichfalls viele Jahre lang, aber
unter gfinstigeren äußeren VerhUtnlssen
an Bord gelagert hatten; die UmhfiU-
ongen waren sehr gut erhalten, und
die in ihnen aufbewahrten Watten ent-
hielten trotz ihres hohen Alters noch
sämtlich Ober 2 Prom. Sublimat.
2. Mulle. Das im Vorstehenden über
die Watten Qesagte gilt im allgemeinen
auch für die Mulle, mit dem bereits
erwähnten Unterschiede, daß hier das
Zurückgehen des Sublimatgehaltes in
stärkerem Maße, durchschnittlich bis zu
einem Mindestgehalt von etwa 0,8 bis
0,5 Prom. stattfindet. Auffallend ist
hierbei besonders noch die Erscheinung,
daß die Abnahme in erster Linie in
den ersten 6 Jahren, etwa bis zu einem
Gehalt von 1 Prom. verhältnismäßig
schnell vor sich geht, um späterhin
dann nur noch sehr langsam fortzu-
schreiten^ und erst nach langer Zeit,
falls nicht sehr ungünstige Verhältnisse
vorliegen, die oben genannte Mindest-
zaU zu erreichen. Besonderes Interesse
bieten MuUe A 8, der in den an der
Außenfläche gelegenen Teilen quantitativ
bestimmbare Menge Sublimat überhaupt
nicht mehr enthielt, sowie A 1, in wel-
chem trotz der sehr ungünstigen Lager-
ung (wie B 1) noch 0,24 bis 0,47 Prom.
Sublimat zu finden war.
üeber die Art der ümsetznngsprodukte
des Sublimat.
Was die Ursache der in Vorstehen-
dem besprochenen Abnahme des
Snblimatgehaltes in den anti-
septischen Verbandstoffen anlangt, so ist
über dieses Gebiet bereits sehr viel
geschrieben worden, besonders eingehend
von Link und Vosioinkd (1. c). Wäh-
rend man früher an eine unmittelbare
Reduktion des Sublimat zu Ealomel
glaubte, nahm man später an, daß sich
das im Sublimat enthaltene Quecksilber
mit der Zellulose oder deren Bestand-
teilen zu komplizierten Verbindungen
organischer Natur umsetze, 'wodurch
eine Art Beizung der Zellulose statt-
fände. Diese Anschauung vertraten
auch die genannten zwei Autoren, welche
an der Hand eingehender Untersuch-
ungen gefunden haben, daß hauptsäch-
lich der in der Zellulose en^altene
Holzgummi als Ursache der Bildung
solcher Verbindungen anzusehen ist,
«indem nämlich Holigummi mit Sublimat
Xylose und andere noch nicht scharf
charakterisierte, organische Umsetzungs-
produkte liefert, die sowohl mit Queck-
silberchlorid als auch mit Quecksilber-
chlorür Verbindungen eingehen.»
Mir stand nicht genügend Zeit zur
Verfügung, um auch auf dieses Gtebiet
näher eingehen zu können, weshalb ich
mich mit der Vornahme einzelner für
die Zwecke meiner Arbeit wesentlicher
Versudie begnügen mußte. Zunächst
überzeugte ich mich, ob in den Verband-
stoffen mit sehr weit zurückgegangenem
Sublimatgehalt, die dem ursprünglichen
normalen Gehalt entsprechende Menge
Quecksilber nachzuweisen war, indem ich
durch Einleiten von Chlor die organ-
ischen Quecksilberverbindangen inQueck-
silberchlorid überführte, dieses aus der
erhaltenen Lösung mit Schwefelwasser-
stoff ausfällte und die Menge des er-
erhaltenen Schwefelquecksilbers auf Sub-
limat umrechnete, das Ergebnis war
folgendes :
Nachweisbarer
Nr. des Durschnitt- Queoksilbergehalt
Verband- Hoher Sub- auf Sabliüiat
Stoffes limatgehalt ' berechnet
A 1
A 8
B 1
0,35 Prom.
0,07 »
0,56 »
2,84 Prom.
2,02 »
3,00 »
972
XTeber die Eigeaschaftea der ümeetzangs-
produkte.
Weiterhin yersnchte ich noch fest-
zustellen, ob die in Rede stehenden
Umsetznngsprodukte wasserlöslich sind,
und ob sich aus ihnen das Quecksilber
mit Schwefelwasserstoff unmittelbar
niederschlagen läßt. Zu diesem Zweck
wurden je 50 g Mull (A 1) und Watte
(B 1) mit Wasser ausgelaugt und aus
einem gewissen Teil des Filtrats das in
Lösung gegangene Sublimat mit Schwefel-
wasserstoff gefällt. Das alsdann nach
dem Abfiltrieren des ausgeschiedenen
Schwefelquecksilbers erhaltene Filtrat
wurde nun in der Kälte und Hitze mit
Chlor behandelt und nach dem Verjagen
des Chlors mit Schwefelwasserstoff aber-
mals gesättigt. Es trat kein Nieder-
schlag auf, woraus hervorgeht, daß
die ümsetzungsprodukte inWasser
nicht löslich sind. Die oben ver-
bliebenen je 60 g der nachträglich'uoch
vollständig ausgewaschenen Verband-
stoffe bleiben im Schwefelwasserstoff-
strom unverändert, zeigen aber ein-
gehende Schwärzung, nachdem sie vor-
her mit Chlor behandelt worden waren.
Die Umsetzungsprodukte des Sublimat
sind somit nicht nur wasserunlöslich,
sondern auch mit Schwefelwasserstoff
nicht unmittelbar zu fällen, zwei Eigen-
schaften, deren Kenntnis namentlich fflr
den bakteriologischen Teil dieser Arbeit
von Wichtigkeit ist.
Endlich bleibt noch zu erwähnen, daß
ich auf mikrochemischem Qebiete
Reaktionen mit Verbandstoffen ver-
schiedenen Alters vorgenommen habe,
jedoch erwähnenswerte Erfolge nicht
erzielen konnte.
(Schluß folgt)
Neue ArameimitteL
Bellmaan's Sohutikörper enthält als
wirksame Körper in jedem Stttok 0,5 g
Borsäure, 0,15 g Alsol und 0,01 g Salz-
säure. Kakaoöl oder ein anderes Fett ist
zur Herstellung nicht verwendet worden.
Anwendung: zur Verhütung der Empfäng-
nis nnd von Gesohleehtskrankheiten. Bezugs-
quelle: Stephan, Stresemann und Zielke
in Dresden-A. und Erfurt.
Isn und nicht Jon (Pharm. CentraUL47
[1906], 951) nennt Opfermann, Aadien
sem ^isenoxydulsaoeharat
Aosaplast nennt Oeorg KÜhUg m Bfleke-
bürg ein auf Rosa- Gretonne gestricfaeneB
weißes Zinkkautsohukpflaster.
Tuberkulinin gewann M, O. Ba/ndran
nach Rev. de Therapeut 1906, 1. Sept,
indem er Tuberkelbazillen, nachdem er sie
lange mit kaltem Wasser gewasehen und
mit ausgeglühtem Sand zerrieben hatte^ mit
denselben Lösungsmitteln nnd auf die gleidie
Weise auszog, wie dies hA der Gewinnung
des Ergotinm der FaU ist (Essigäther) ab
mikroskopisdi feine Nadeln. Diese and in
Alkohol, Aether sowie Chloroform IMoh
und geben die Alkaloidreaktion. Die er-
haltene Menge betrug 0,06 bis 0,1 pGt
Das Tuberkulinin verhftlt sich wie eme Baie
und gibt mit Minerals&uren deren Sake, die
sich in Wasser IQsen, während es mit or-
ganischen Säuren haltbare Lösungen liefert
Löst man ein wenig TuberkuUnin in wenig
Aether und fflgt salpeterhaltige Sdiwefel-
säure zu, so erhält man eine rote, später in
Violett Übergehende Färbung. Tuberknünin
in Mengen von 0,0008 g Meersehwemehen
von mittlerer Größe eingespritzt, tötete diese
innerhalb 8 bis 15 Tagen, ohne daß
wesentliche Veränderungen der Organe so
erkennen waren, außer einer Hyperämie der
Niere und Nebennieren. Dieselbe Menge
tötete tuberkulöse Tiere während 12 bis 18
Stunden. Durch Behandlung des Tuberkolinin
mit Caldumpermanganat gewann Ver&aKr
em Antitnberkuiinin, das^ wie dnrdi
Tierversuche festgestellt wurde, die Tober-
kulininvergiftung aufhob. Tiere^ denen Ba-
zillen der Menschen- bezw. Rind^rtnberknloie
eingespritzt und welche dementq>rechend er-
krankt waren, erhielten jede Woche eme Ein-
spritzung von 1 ocm Antituberkulinin. Im Ver-
lauf von drei Wochen begannen die Krank-
heitserscheinungen zu verschwinden und naeb
8 Monaten zeigten sich die Tiere gesund
oder besaßen nur geringfügige Schäden in
der Leber. Die Einspritzung wird eehr
gut vertragen und veranlaßt niemab eine
Temperatursteigerung, eher eine Herabseti-
ung derselben. Venuebe an sich selbst
zeigten, daß die Eins{HJtzungen scfamenloB
und vöUig harmlos sind, selbst bei Wieder
bolungen in mehreren Wochen. H, Mentxei,
973
Nachweis von Tartraten,
Citraten und Malaten.
Gelegentlich seiner Arbeiten fiber die
Trennung von Nickel and Kobalt machte
Tocher emige interessante Beobachtungen;
die zu folgenden Unterscheidungen führten.
Beim Kochen einer alkalischen Kobalt-
tartratlösung entsteht eine tiefblaue Färb-
ung, die beim Abkühlen d^r Lösung ver-
schwindet und beun Erwärmen wieder er-
scheint. Setzt man aber überschüssiges
Alkali zu einer Mischung von Alkali ci trat
und KobaltsalZy so entsteht sofort eine tief-
blaue Lösung. Mit Brechweinstein gibt
alkalische Kobaltsalzlösung sofort bei ge
wohnlicher Temperatur eine tiefblaue Färb-
ung wie bei den Citraten; Verfasser sieht
hierin mit eine Stütze dafür, daß der B r e c h -
Weinstein kein Tartrat, sondern Ka-
liumtartrantimoniat ist.
Das Verhalten der anorganischen
Säuren gegenüber dem alkalischen Kobalt-
reagens hatte in keinem Falle Aehnliohkeit
mit den Reaktionen der Weinsäure und
Zitronensäure. Die tiefblauen Kobalt-
silikate werden beim Kochen mit Alkali
purpurrot; die blauen Kobaltphosphate
bilden mit konzentrierter Natriumkarbonat-
lösung eine weißliche gelatinöse Masse.
Kobalt Cyanide werden etwas dunkler rot
und geben eine gefärbte Lösung. Ammonium-
persulfat und Kaliumpermanganat
geben beide einen schwarzen schuppigen
Niederschlag von Kobalti-Kobaltooxyd. Die
Reaktion bei Zusatz überschüssiger Alkali-
löeung zu anorganischen Kobaltsalzen besteht
in der Abscheidung des blauen Hydrates,
das beim Schüttein oder Kochen die Farbe
verschieden verändert. Das Verhalten von
Essigsäure, Oxalsäure, Bemsteinsäure, Ameisen-
säure, Baldriansäure, Benzoösänre, Salicyl-
säure und Miichsäare war dem der anorgan-
isdien Säuren ähnlich; sie gaben alle anf
Zusatz von Alkali und Kobaltsalzen einen
bläulichen Niederschlag. Gallussäure, Gerb-
säure und Karbolsäure gaben eine purpnme
Lösung, einen weinroten bezw. grünlichen
Niederschlag. Apfelsäure verhält sich wie
Zitronensäure. Die eigenartige Reaktion
der Weinsäure, Zitronensäure und
Apfelsäure gegenüber Kobaltsalzen
und Alkalien scheint zu den Hydroxyl-
gruppen der Säuren in Beziehung zu stehen,
wird aber nicht durch die Asymmetrie der
Moleküle beemflußt.
Kurz zusammengefaßt ergibt sich für den
Nachweis von Tartraten, Citraten
und Malaten folgendes: Beim Erhitzen
mit konzentrierter Schwefelsäure liefert Wein-
säure eine verkohlte Masse, Zitronensäure
eine gelbliche Lösung, Apfelsäure eine dunkle
Lösang. Setzt man einige ocm Kobalt-
nitratlösung und darauf überschüssige Na-
tronlauge zu einer Weinsäurelösung, so ent-
steht zunächst eine rote Lösung, die mit
Natronlauge farblos wird, sich aber beim
Kochen tiefblau färbt und beim Abkühlen
wieder verblaßt. Zitronensäure gibt unter
den gleichen Bedingungen sofort eme tief-
blaue Lösung; beim Kochen der neutralen
Lösung mit Chlorcaldnm entsteht ein Nieder-
schlag. Apfelsänre gibt ebenfalls eine tief-
blaue Lösung; beim Kochen der neutralen
Lösung mit Chlorcaldum entsteht kein Nieder-
schlag ; beim Erhilzen mit verdünnter Schwefel-
säure und Kaliumdichromat entwickelt uch
ein Fruchtgeruch. 2V.
Pharm, Joum, 1906, 87.
Eine neue Reaktion auf mehr-
wertige Phenole
besteht nach P. Alvarex darin, daß man
in einer kleinen Porzellanschale 0,2 g
Natriumperoxyd, 0,02 bis 0,05 g des
Phenols und 5 ccm absolaten Alkohol mischt
und nach 5 Minuten 15 ccm kaltes destill-
iertes Wasser zugibt Dabei treten folgende
Färbungen auf:
Brenzkatechin: Der Alkohol wird
helh-osa gefärbt, die Farbe geht nach 5 Mi-
nuten über grün in braun über. Darch
Wasserzusatz erhält sich ein beständiges
Braun.
R es 0 rein: Der Alkohol ist blaßgelb
und wird grünlich, nach Wasserzusatz leb-
haft nnd beständig grün.
Hydrochinon: Der Alkohol ist inten-
siv orange und wird beim Daraufblasen am
Rande vorübergehend blau. Nach Wasser-
zusatz bleibt die orange Farbe bestehen.
A,
Joum. de Pharm, et de Ohim, XXm, 1906,
534.
974
■ ahrunosmitlsl-Oheiiiie.
Berichtigung zu den Bemerk-
ungen von Herrn Dr. C. C. Keller
betitelt: „Ueber den Gehalt des
EafFeegetränkes an Koffein und
Verfahren zu seiner Er-
mittelung'S
Herr Dr. C. C. Keller hat in Heft 41
der «Pharm. Centralh.> vom 11. Oktbr,
1 906 anläßlich eines in dieser Zeitschrift
(Heft 39) sich findenden Referates über
meine Arbeit betitelt: »lieber den Ge-
halt desEaffeegetränkes an Koffein usw.»
an den darin gemachten Angaben fiber
die von ihm herrührende Eoffeinbestimm-
nngsmethode Anstand genommen.
Da er anf die von Seiten des Ver-
fassers genannten Referates erfolgte
Klarstellung der Angelegenheit (Heft 42)
sich nicht veranlaßt gesehen hat, auf
seine Bemerkung zurückzukommen, sehe
ich mich meinerseits genötigt, die dies-
bezüglichen Stellen aus meiner Arbeit
hier anzuführen:
Es heißt darin auf Seite 316 von
Bd. XXin der Arbeiten aus dem Kaiserl.
Qesundheitsamte vom Jahre 1906:
«Hingegen ist in neuerer Zeit die
Literatur noch durch die bemerkens-
werten Arbeiten von C, C. Keller und
J. Katx bereichert worden. Erstere
behandelt zwar nur die Koffeinbestimmung
im Tee, ist aber wegen der Einfachheit
des Verfahrens bemerkenswert, und auch
für Bestimmungen von Koffein im Kaffee
vorgeschlagen und geprüft worden (ver-
gleiche J. Oadamer, Arch. f. Pharm. 1899,
S. 58).>
Femer auf Seite 320:
«Daß diese Methode, die zweifellos
für Tee und vielleicht auch für rohen
Kaffee zufriedenstellende Ergebnisse
liefert, für gerösteten Kaffee versagt,
ist erklärlich. Beim Rösten treten tief-
greifende Aenderungen in der Zusammen-
setzung der Kaffeebohne ein, wie Eilger
und Juckenack des Näheren festgestellt
haben. >
Hieraus geht hervor, daß die von
Herrn Dr. C. C. Keller gemachten Aus-
stellungen gegenstandslos sind, da die
von mir festgestellte Tatsache, daß die
Keller'sche Koffeinbestimmungsmethode
sich nidit zur Bestimmung von Koffein
in geröstetem Kaffee eignet, nicht die
MeÜiode und noch viel weniger ihren
Autor zu diskreditieren geeignet ist
Berlin, den 12. November 1906.
Dr. P. WaenHg.
Beiträge sur Kenntnis des
Kakao.
Eine Kritik emigerünterBiiGhangBmethodeD
des Kakao, an die noh einige AbftndenmgB-
vorschlftge knflpfen, lieferte ein Vortrag von
H, Matthes m Jena über seine diesbeiflg-
liehen in Gemeinschaft mit Fritz Müller
ausgeführten Arhdten. Die Verfaaaer wen-
deten sich gegen den Uberm&ßigen Gebranofa
der Gewürze bei der Darstellung der Kakto-
pnlver und Sehokoladen. Besonden bei den
geringwertigen Sorten wird oft der ipes-
Hsebe Gesohmaek des reinen Kakao vODlg
verdeekt von dem der Gewürze. Die Ver-
einbarungen sagen, daß bei Sdiokolade ein
Gewürzzusatz bis 1 pCt gestattet ist. Dar-
über hinausgehende Mengen dürften dem-
nach der Beanstandung unterliegen. Der
Nachweis ist dadurch zu erbringen, daß nu
1 g des Eakaopnlvers rasch drei- bis vier-
mal mit Aether abschlSmmt und den Rttek-
stand mit einem Aufhellungsmittel bebandeK
und mikroskopiert. Neben den Schalen ge-
lingt in dem so fast entfetteten aufgehellteD
Rückstande leicht der Nachweis der Gewfine
sowie fremde Mehlsorten. Eine einheitiiehe
Vorbereitung des Materials für die nükro-
skopische Prüfung (vergL auch Phaim.
Oentralh. 46 [1904], 938) halten die Ver-
fasser für sehr erwünscht
In der Fettfrage teilen dieselben nieht
den Standpunkt Juckenack% sondern treten
für die fettarmen Reickart'aAem Kakaoewteo
ein, znmal da bei dem Herstellongsverfahreo
nicht wie vermutet wurde, eine taHwein
Fettzersetzung Platz greife, sondern aiehdie
ermittelten Sfturegrade in gans nonnalea
Grenzen bewegten. Das Fett, so sagen sie,
mache den Gescbmadc des Kakao weieb-
lieber und setze ihn m dem Maße wie ein
Verdünnungsmittel herab, es sei niebt der
975
Tiftger des Aroma, sondern an ihm bleibe
nnr etwas Ton dem spezifisehen Aroma
haften.
Indem sie den Streit über die Bedentnng
des Fettgehaltes vor das Fomm der medi-
zinischen Physiologen verweisen, wenden sie
sieh der für den Nahningsmittelchemiker
wichtigeren Frage des Schalennaoh-
weises zn.
Die bereits besprochenen Arbeiten von
Dekker, R, Jaeger und Lilhrig (Pharm.
Gentralh. 47 [1906], 320), sowie die von
DuelavXj welche sich anf die Verschieden-
heit ün Enpfergehalt der Bohnen nnd
Schalen stützt, wurden gestreift und die
Ergebnisse der eigenen Prüfungen der Ver-
fasser, die sich mit der Rohfaser, dem Ge-
halt der Asche an wasserlOsUcher Phos-
phorsfture nnd an Kieselsäure und
£isen beschäftigten, mitgeteilt.
In der reichen filteren Literatur sind
leider die verschiedensten Berechnungen auf
fetthaltige und fettfreie Trockensubstanz usw.
anzutreffen. Um für die Zukunft zu ver-
gleichbaren Werten zu gelangen, schlagen
die Verfasser vor, daß die Analysenwerte
für Rohfaser, Stärke, Eiweiß und alkohol-
IMiche Phosphorsäure auf fett^ und alkali-
freie Trockensubstanz bezogen werden, die
Werte der Ascbenanalyse aber auf 100 g
Reinasche zu berechnen sind. In den Schalen
sind nur sehr geringe Mengen von alkohol-
lOflÜcher Phosphorsäure enthalten, während
die Eakaobohnenmasse reich an dieser ist,
doch bedürfen die bezüglichen Prüfungsver-
fahren und die Erfahrungen bei den ein-
zelnen Bohnensorten noch des Ausbaues.
Vorzuziehen ist die Bestimmung der lös-
lichen Kieselsäure in der Asche.
Der Oehalt an löslicher Kieselsäure wurde
als 20 mal geringer m der Asche der
Kakaomasse als in der Schalenasche fest-
gestelli Ebenso verdient der hohe Eisen-
gehalt der Schalen eine gewisse Beachtung.
Die Schalenasche enthält höchstens Spuren
von wasserlöslichen Phosphaten, während
die Asche der Bohnen 9,16 bis 13,11 pCt
davon enthält. Von dem gründlichen
Studium der angeführten Beziehungen, beson-
ders durch die Bestimmung der alkalilös-
liehen Eieeeisäure in Verbindung mit dei
Pentoeanbestimmung und der mikroskopischen
Analyse dürfte es, so hoffen die Verfasser,
gelingen, die Kakaosorten, die mit erheblichem,
aber sehr fehl vermahlenem Schalenzusatz
hergestellt sind, doch noeh vom Markte zu
verdrängen. —de/.
ZtseJir. f. Untersuch, d, Nakr.- u, Genußm.
1906, XU, 88.
Zucker-, Säure- und Tanningehalt
verschiedener Aepfelsorten.
Interessante Untersuchungen über die Zu-
sammensetzung der Früchte verschiedener
Kemobstsorten hat Hotter ^ angestellt, wie
Prof. Oro/i an der Deutschen K. K. Land-
wirtschaf tsakademie Tetschen • liebwerd mit-
tdlt.
Hoiter hat 148 Aepfelsorten und 27
Bimensorten in bezug auf den Zucker-,
Säure-, und Tannmgehalt des Fruchtsaftes
(Mostes) untersucht. Diese Untersuchungen
sind sehr wertvoll im Hinblick auf die Ver-
wendung einzelner Aepfelsorten zur Obst-
mostbereitung.
Die untersuchten Aepfelsorten teilt er
ein in:
Sorten mit hohem Zuckergehalt über 140 g C to
Sorten mit niederem Zackergehalt bis 100 g i3
Sorten mit hohem Säuregehalt 8 bis ^ g { ^
Sorten mit niederem Säuregehalt 0,6 bis 3 g | '^
Sorten mit hohem Tanningehait 1 bis 6 g [ *"*
Sorten mit niederem Tanningehalt 0,2 bis 0,6 g -S
Diejenigen Aepfelsorten, bei denen sich
Zucker-, Säure- und Tanningehalt in einem
mittleren Verhältnis findet, d. h. die bei
genügendem Tannmgehalt zuckerreich und
säurereich sind, liefern die alkohofareiohsten,
haltbarsten und würzigsten Obstweine. Aepfel
mit hohem Zuckergehalt, genügender Säure-
menge und nicht zu viel Tannin smd die
fernsten Tafeläpfel. Säure- nnd tanninreiche
Früchte liefern vorzügliche Scheidemoste,
zum Verschnitt für tanninarme Obstweine
geeignet. Die nebenstehende Tabelle dürfte
zur Verständlichmachung des eben Gesagten
dienen.
Hotter sagt, daß wenige Aepfelsorten
dadurch über andere hervorragen, daß sich
in ihren Früchten bezw. in deren Saft ein
oder mehrere chemische Stoffe übermäßig
anhäufen. Diese Aepfelsorten sind^dadurch
gekennzeichnet, daß sie unabhängig von den
Standorts- und klimatischen Verhältnissen
die Eigenschaft besitzen, einen oder mehrere
976
der wichtigsten ohemisehen Stoffe, wie Znoker,
Säure oder Gerbstoff in ihren Früohten anf-
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znspeiobeni; so daß man sagen kann, man
hat Aepfelsorten mit bestimmtem, der Sorte
unter allen Verhftltnissen dgentflmliehem,
chemisehen Oharakter. W, Fr.
Frühling' s Landw. Ztg. 1906, 9.
Ueber den Solaningehalt der
Kartoffeln.
In der Uteratur finden sieb venchiedene
ftltere Angaben aus denen unter anderem
hervorgeht, daß der Solaningehalt der Kar-
toffehi sieh auf 50 bis 680 mg in 1 kg be-
laufen kann, also ganz ungeheuer schwankt
In noch nicht völlig ausgereiften Früh-
kartoffeln fand O. Meyer (Archiv f. expeiim.
Patholog. u. Phannakolog. 36) 236 mg des
Glykosids in 1 kg. W&hrend der Kdmnng
wird stets eine gewisse, wenn auch geringe^
Zunahme beobachtet Bakterielle oder dnreh
parasit&re Pilze hervorgerufene Erkrankungen
der Kartoffel scheinen eine erhebliche Ver-
mehrung des Solaningehaltes hervorrufen %a
können. Wenigstens fand Schnell in rohen
Kartoffeln, die eine Erkrankung veranlaßt
hatten, 380 mg Solanin und selbst naeh
ihrer Abkochung noch 240 mg. Kranke
Gewebsteile enthalten im Durchschnitt 33
pOt mehr Solanin als die weißen gesunden
Teile. M. Wintgen hat nun emgehende
Versuche Aber den Solamngebalt gesunder
wie kranker Kartoffeln angeetelit und die
obigen Angaben nachgeprtlft. Er kommt
zum dem Schluß, daß normaler Weise die
in 1 kg Kartoffeln gefundene Solaninmenge
auch nicht ann&hemd so groß ist^ daß aie
eine Solaninvergiftung hervorzurufen ver-
möchte. Die verschiedentlich nach dem Ge-
nuß von Kartoffelsalat beobachteten Maaeen-
erkrankungen schemt man vielmehr auf an-
dere Ursachen als das Solanin, s. B. auf
das Ueberhandnehmen von Stoffweebsel-
produkten des Baoterium Proteus zurflok-
führen zu können. Der Solaningehalt der
Kartoffel ist bei den einzelnen Sorten dureb-
aus verschieden, im allgemeinen aber be
trächtlich kleiner als nach den Durchsdmitt»*
zahlen in der Literatur zu erwarten wire.
Wenn die Keime sorgfUltig entfernt wurden,
zeigten auch gekeimte Kartoffeb keine Zn-
nahme am Solaningehalt Ebensowenig
konnte Wintgen eine Zunahme bei erkrank-
ten Kartoffeln mit Sicheiiieit festateOen. Die
977
Solaninbildung auf kttottKohdii Kartoffel-
nUirMden, wie sie Weil nachgewieBon zu
haben glaubt, konnte der Verfasser nicht
best&tigen. — cfei.
Zt3ehr. f, Unters, d. Nähr.- u. Omußm, 1906,
Xn, 113.
Zur ohemischen Untersuchung
von Moselweinen.
Ueber die praktischen Ergebnisse der
dauernden Betriebskontrolle in einer der
größten Moselweinkeltereien beriehtet W, J,
Baragiola, Trarbach. Er bem&ngelt, daß
unter den verschiedenen Arten der Keller-
behandlung der sogen. «Umgärung» im
Weingesetz kaum Erwähnung getan wird.
Zur Darstellung der kleineren Moselweine
wird vielfach die ümgftrung herangezogen,
bei der Hauptgärung wird der natürliche
Säurerückgang der sauren Obermoseler ruhig
abgewartet und dann erst mit extrakt-
reicheren Weinen verschnitten und schließ-
lich die Verbesserung mit ZuckerlOsung vor-
genommen, natürlich innerhalb der gesetz-
lichen Grenzen. (In der Praxis höchstens
190 L Wasser auf ein Fuderfaß = 1200 L.)
Das zuckerfreie Extrakt des umgegorenen
Produktes entspricht zumeist haarscharf der
aus dem Extrakt des ursprünglichen Natur-
weines und der Verdünnung durch Zucker-
lösung berechneten Extraktmenge. Glycerin
wird sicher wohl auch bei der Umgärung
gebildet, doch spielt es für den Extrakt-
gehalt keine RoUe, da die Hefe zu ihrer
eigenen Ernährung fast die gleiche Menge
Extraktstoffe aufzehrt. Die Säure geht bei
der Umgärung etwas stärker zurück, als
gemäß der stattfindenden Verdünnung rech-
nerisch zu erwarten wäre. Obermoseler
Weine, die nicht schon im Naturzustand
bezüglich des Extraklrestes H dem Wein-
gesetze genügen, kann man, da stets eine
Abnahme des Extraktrestes bei der Um-
gärung stattfindet, überhaupt nicht umgären,
sondern sie müssen verschnitten werden mit
Weinen, die höhere Extraktreste haben. Dies
hat dazu geführt, daß jetzt beim Einkauf
förmlich der Extraktrest bezahlt wird, um
entsäuern zu können.
• Das Weingesetz ist für den Obermoseler
Bezirk jedenfalls nicht ohne gewisse Härten
und Verfasser hofft von der Einführung
einer physikalisch-chemischen Methode der
Säurebestimmung Abhilfe. Der Mineral-
stoffgehalt entspricht bei umgegorenen
Weinen stets der Berechnung. Nur um der
Aschengrenze zu genügen durften z. B. die
1904er Moselweine nur mit unzureichenden
Mengen Zuckerlösung verbessert werden,
wenigstens hätte die hohe Säuremenge eine
stärkere Verbesserung erfordert. Versuche
mit verschiedenen Heferassen ergaben in
chemischer Hinsicht bei der Umgärung keine
Unterschiede. Die ganze Umgärungsarbeit
läuft schließlich, so bemerkt *der Verfasser
selbst, auf ein Arbeiten auf analysenfeste
Weine hinaus. Die Strenge des Gesetzes,
das dem Chemiker eine zu maßgebliche Rolle
einräume, und die Eigenart der Eelier-
behandlung an der Mosel, die geradezu auf
extraktarme Weine hinarbeite, trage hieran
mit die Schuld.
Besondere Beachtung beanspruchen schließ-
lich die Ausführungen des Verfassers, die
sich auf die Probenahme erstrecken. Wieder-
holt hat er beobachtet, besonders in der
Versuchskellerei von Prof. Müller-Thurgau,
daß ganz beträchtliche Gehaltsnnterschiede
auftreten, je nachdem man die Ph>be von
der Oberfläche, aus der Mitte oder vom
Grunde eines Stückfasses (1000 Liter-Faß)
zieht. Für ein Fuderfaß betrugen diese
Schwankungen von der Oberfläche bis zur
Faßwand im Extraktgehalt z. B. 1,752 bis
1,767 g, für die flüchtigen Säuren 0,035 g
bis 0,044 g; m den großen Lagerfässem
des Großbetriebes sind diese Unterschiede
noch weit erheblicher. Zum Schluß wünscht
daher Baragiola in das Weingesetz Be-
stimmungen über die Probenahme auf-
genommen, --del,
Ztschr, f, Unters, d. Nähr,- u. Oenußm.
1906, xn, 135.
Pomrll ist kein Apfelsaft. Die Pomiilgeseli-
schaft hatte ihr Getränk «Pomril» als alkohol-
freien Apfelsaft» angepriesen. In einer hier-
auf bezüglichen Elagesache hat das Eammor-
gericht za Berlin n. a. ausgeführt, es komme
darauf an, was das Publikum unter «Apfelsaft»
verstehe, und hierüber bedürfe es gar keiner
Gutachten, denn Apfelsaft sei ein Yon Natur
gegebener feststehender Begriff. Pomril sei aber
kein aus Aepfeln gepreßter Saft und es sei die
Beklagte deshalb nicht berechtigt, ihr Produkt
(ein wässeriger kohlensäurehaltiger Auszug von
Dörräpfeln) als Apfelsaft zu bezeichnen. Es
erlolgte Verurteilung der beklagten Firma. Die
eingelegte Kevision wurde vom Reichsgericht
am 22. Juni 1906 kostenpflichtig zurtLokgewiesen.
978
Th»rap»utisoh» llitteilunosn.
Ueber Guatannin.
Winterberg hat das Präparat haupt-
sächlich in Pillenf orm angewendet ^ jede der
Pillen enthielt 0,05 g Onatannin. Er wählte
sich zu seiner Prüfung chronische Tuber-
kulosen mit katarrhalischen oder tuber-
kulösen Darmgeschwüren und auch Lungen-
tuberkulöse, die an heftigem Durchfall litten,
ohne daß man an Tuberkulose des Darms
etwa hätte denken mflsseu, femer Dickdarm-
katarrhe, von denen man weiß, daß öfters
Ereosotpräparate von Nutzen smd. Es ge-
hört nach Winferberg das Guatannin zu
jenen Ereosot-Zimtsäurepräparaten, denen
ein gewisser Nutzen bei Behandlung von
Lungentuberkulosen leichteren Grades und
solchen im Anfangsstadium unbedingt und
ohne jeden Zweifel zukommt A. JRn.
Tkerap. MoncUsh, 1906, 396.
Tuberkulol
empfiehlt Herrmann Frey nach 64 abge-
schlossenen Versuchen, die er als Kurarzt in
Daves anstellte. Das Tuberkulol ist ein ziem-
lich starkes «Tuberkulin>, stärker als die bisher
zur Verwendung gelangten Präparate. Seine
Hauptvortdle sind die Beständigkeit semes
Toxingehaltes und die dadurch bedingte
genaue Dosierbarkeit, seine große Haltbar-
k&t in trockenem Zustande sowie die Möglich-
keit, ganz hohe Gaben von Tuberkelbazillen-
tozinen in minimalen Flüssigkeitsmengen
dem Körper einzuverleiben. Das Tuberkulol
kommt in flüssiger und trockener Form in
den Handel und wird von der Firma E. Merck
m Darmstadt unter Leitung von Dr. Land-
mann hergestellt; es ist dies eine genügende
Garantie für die Gleichmäßigkeit des Prä-
parates. Die Gaben von 1 d. 1. bis 0,0001
d. 1. sind in zugeschmolzenen Ampullen er-
hältlich.*) Aus den Trockengaben werden
die Lösungen am besten mit sterilisierter
physiologischer Kochsalzlösung, der 0,5 pGt
*) d. 1. = dosis letalis ist die Toxin menge,
die notwendig ist, um ein gesundes Meerschwein
von 250 g Gewicht innerhalb 4 Tagen sicher zu
toten. Von dieser Einheit (1 d. 1.) aasgehend
wurden dann die dezimalen Verdünnungen her-
gesteUt und mit 0,1 d. 1.; 0,01 d. 1.; 0,001 d.i.;
0,0001 d, l. bezeichnet. Der Berichterstatter,
Phenol zugesetzt ist, hergestellt; sie bldben
auf diese Weise mehrere Monate haltbar.
Wie hoch soll man aber mit den Gaben
steigen und wie lange soll man emspritzes?
Landmann ist nach semen Mitteilungen
bis auf 5 d. I. Tuberkulol gestiegen; diese
Toxmmenge löste sich in 0,5 ocm physio-
logischer Kochsalzlösung und ist somit
auch bei diesen sehr großen Toxin-
gaben die Flüssigk^tsmenge eine ganz kleine.
So hohe Gaben werden selbstverständlich
nur in em- bis mehrwöchentlichen Intervallen
emgespritzt, und Frey hält es ffir angezeigt,
die Kur dann nach 2 bis 3 Monaten ab-
zubrechen , wenn auf die Einspritzungen
keinerlei Herderschemungen mehr auftreten.
Die in diesen Fällen errdchte Immunirienmg
wird dann sicher hoch genug sein, daß die-
selbe nicht sobald zurückgeht; Frey hit
bei hochimmunisierten Kranken noch nach
6 Monaten langer Pause nahezu den gleichen
Immunitätsgrad feststellen können, wie am
Schlüsse der Impfkur. Ist aber nach 2- bis
3monatlicher Anwendung hoher Tuberknlol-
gaben dne völlige Heilung des tuberkulösen
Krankheitsprozesses nicht erreicht, so ist es
am besten, mit den Impfungen 3 bis 4 Monate
auszusetzen und sodann mit mittleren Gaben
(0,001 d. 1., gegebenenfalls 0,01 d. I.)
wieder zu beginnen (Etappenbehandlnng).
Wien, min, Rundschau 1906, Nr. 14 u. 16.
SaUt
verwendete Oräser gegen iheumatisehe
Affektionen mit guten Erfolgen als Einreib-
ung und sah bisher m keinem Fall unan-
genehme Neben wvkungen, weder dordi
Geruch noch durch Hautreizung. Die Hint
wird gut gereinigt, mit Aether entfettet rmä
mit einer Mischung aus gleichen Teilen Salit
und Olivenöl eingerieben. Bei Bettruhe wird
auf die befallenen Stellen nodi mit Saüt
getränkte Watte aufgebunden. Die Wirk-
ung des Salit, hergestellt von der Oiemiadien
Fabrik von Heyden in Radebeul, zeigte
sich sehr rasch, und auch bei Verwendung
von unverdünntem Salit zu solchen Einreib-
ungen sah Oräser niemals Reizerscheinungen.
Jahresber. d, deutsch. Erankenh, in Neapd
1905/06. -^ ^
979
BOohsrsohaua
Die Holskonserviening im Hochbane, mit
besonderer BerticksichtigaBg der Be-
kämpftug des Hansschwammes von
Basilius Malenkovic, k. k. Hauptmann^
Rat des k. k. Patentamtes in Wien.
Mit 39 Abbildungen. A. Hartleben's
Verlag. Wien nnd Leipzig 1907. Preis:
geh. 6 Mk.; gebd. 7 Mk. 20 Pf.
Das Torliegende Werk stellt eine Erweiterung
and TÖllige Umarbeitung eines filteren Buches
des Verfassers «Zur Lehre und Anwendung der
HoIzkonservieruDg im Hoohbaue» dar. Das
Baoh ist fesselnd geschrieben uod entspricht
einem wirklichen Beduifnis weiter technischer
Kreise, da es nach dem heutigen Stande unserer
Kenntnisse über die holzserstörenden Pilze wohl
an der Zeit ist, auch nun in der Praxis aus
diesem unserem Wissen die nötigen Schluß-
folgeiuogen zu ziehen. Nicht mehr mit der
Lnprftgnierung der Eisenbahnschwellen dürfen
wir UDS begnügeo, wir müssen weiter gehen
und im Interesse des Nationalvermögens die beim
Hochbau verwandten Hölzer vor ihren mikro-
skopuohen Feinden schützen. Beim Kampf
gegen die Mikroorganismen ist noch stets die
Vorbeugung der Infektion die wirksamste Ab-
wehr gewesen und auch füi die Bauhölzer
scheint udb — das sei Yorausgeschickt — der
Verfasser diesen Orundsatz einführen zu wollen.
Doch das Werk wendet sich nicht nur an die
berufsmäiiigen Architekten und Baumeister, son-
dern auoh der Forstbotaniker uodMykoIoge, so-
wie der Chemiker werden bei der Lektüre auf
ihre ReehnuDg kommen.
Im ersten Abschnitt wird die Chemie des
Holzes behandelt und der Versuch gemacht, die
gesamten Kohlenhydrate nach neueren Anschau-
ungen übersichtlich nach ihren Eigenschaften zu
gruppieren. Der Verf. gibt kurz die Vorschriften
für die Darstellung derselben, z. B. des Mannan,
der Methyi-Pentosane, und Literaturnachweise
sowie Hm weise auf bestehende Meinungsver-
schiedenheiten. Er unterscheidet als Bestand-
teile des Holzes das Holzextrakt, alle in Wasser
loslichen Stoffe des Holzes und die Holzsubstanz,
die in Wasser, Alkohol und Chloroform unlös-
lichen Stoffe.
Der zweite Abschnitt ist den Reaktionen der
Holzsubstanz im besonderen ge¥ridmet, der dritte
fuhrt unter den Holzzersetznngen (Gärungen)
u. a. die aerobe und die anaerobe Zellulosegfirung,
die Einwirkung denitrifizierender Organismen,
Xylangärungen, solche des Holzextraktes und
der Holzsul»tanz auf. Unter den Zerstöruogg-
nrsachen werden die Atmosphärilien gewürdigt
und die Art des Zustandekommens einer Infektion
geschildert.
Der Physiologie der holzzerstörenden Pilze
sind die Abschnitte V und VI, der ADstomie
dieser Pilze Abschnitt VII gewidmet. Einen
breiten Baum (60 Seiten) nimmt der Me r u 1 i u s
lacrymans ein, weitere 40 Seiten befassen
sich mit den übrigen Holzzerstörern.
Im XII. Kapitel wendet sich der Verfasser
der Konservierung des Holzes zu, er
gibt die vorbeugenden baulichen Maßnahmen
gegen das Auftreten der Holzzerstorer an und
bespricht auf das genaueste die Anforderungen,
die man an ein für die Holzkonservierung be*
nutztes antiseptisches Mittel zu steilen hat, so-
wie die Prüfungsmethpden dieser Antiseptika in
der Praxis.
Im letzten Kapitel gibt er die Chemie nnd
die Beschreibung der bislang im Handel befind-
heben für die Holzkonservierung geeigneten anti-
septischen Stoffe, die Phenole, die Fioorverbind-
ungen und die unter besonderen Namen gehan-
delten Holzkonservierungsmittel. Die Verwendung
von Teer wünscht der Verfasser ausgeschlossen,
weil sie nicht zweckdienlich ist Teeröle sollen
Qiindostens 20 pCt Phenole enthalten. Will
man Flußsäure verwenden, so muß man eine
öOproc, d. h. etwa normale Säure gebrauchen.
Oleich empfehlenswert sind konzentrierte Lös-
ungen von Fluornatrium. Sehr günstige Re-
sultate halte der Verfasst3r bei der Verwendung
von Montaninfluat (Silicofluoride mit freier
Kieselflnßsäure) der * Montana*^ 0. m. b. H. in
Strehla a. d. Elbe. Der Oebiauch desselben
wird wegen seiner Preiswürdigkeit, der einfachen
HandhabuDg und der relativen üngiftigkeit auoh
zur Assanierung da, wo bereits Schwamminfek-
tioo stattgefunden hatte, besonders empfohlen.
Geheimmittel sind von der Holzkonserviernng
auszuschließen. Von den sonst im Handel be-
findlichen Mitteln fand der Verfasser, daß die
in den Gebrauchsanweisungen angegebene Kon-
zentiation meist zu niedrig sei. Neben dem
Montaninfiuat werden als wirksam erwähnt:
Antinonnin, Antigermin und Antipolypin.
Abbildungen, Papier und Druclt lassen nichts
zu wünschen übrig, und es ist dem Buche eine
weite Verbreitung auch unter den Fachgenossen,
die sich z. B. für Hausschwamm inteiessieren,
zu wünschen. H, EaupU
Sui colori degli Antiohi. Von Idlio
Ouareschi. Parte prima della remota
antichitii al seeolo XIV «De arte iUu-
minandi> V^ Storia della Ghimioa. Torino,
Novembre 1905.
Ouctresehi's Namen bürgt nachgerade allein
für die Vortrefflichkeit des neuen Werkes aus
seiner Feder. Gestützt auf eingehende Studien
an den Quellen, unter Berücksichtigung der über
Farben, Färben und Malen aufgehäuften neueren
Literatur gibt er in diesem Heft ein äußerst an-
schauliches und nahezu erschöpfendes Bild von
den Dokumenten, die bis zum XV. Jahrhundert
auf uns gekommen sind, und von den Kennt-
nissen, die sie uns übermittelten. Unterstützt
wurde dabei der Gelehrte von den reichen
980
Scbfttzen der Tarioer Bibliothek, die dem Brande
vor einigen Jahren, wenn auch arg geschädigt,
entgangen und dnroh Guaresehi selbst von den
Folgen dieser Schädigungen befreit worden waren.
Der Verfasser führt nns vor, welche Farben das
Pharaonenland, Assyrien, Phoenikien, Persien,
Indien, der Osten, auf denen die klassischen
Völker ihr Wissen anfbaaten, kannte und ver-
wandte, ferner a. a. die Angaben im Papyrus
Yon Leiden, der ältesten Handschrift, die auch
über Alchemie spricht, in dem Tract de Provi-
dentia von Theodoretus^ in den Schriften von
laidorua v. SevtUa^ in der Handschrift von
Lueea aus dem VIU. Jahrhundert, über das
Quareschi schon in der ^r«n^uoei-Biographi6
berichtete, in der speziell 0 o m p o s i-
tiones ad tingenda enthaltenden Mappae
clavicula ans dem X. Jahrhundert, und des
Reraelius Dichtung «De coloribus et artibus
Bomanorum aus dem X. bis XL Jahrhundert,
dann in des Theophilus Monaeus «Diversornm
artium schedula» und schließlich in der Schrift
«De arte illuminandi» aus dem X1V.(?)
Jahrhunderi-, das Quaresehi Töllig lateioisch
und in italienischer Uebersetzung wiedergibt
Eine genaue Besprechurg der einzelnen hier
genannten Farben schließt die fleißige Arbeit.
Zu erwähnen ist, daß Ouareseki sich auf ver-
dienstvolle Vorarbeiten einer Dame P, Ä, Merri-
•ßeld stützt, die nach langjährigem Aufenthalt in
Italien das Ergebnis ihrer eingehenden Studien
in einem, wie Ottareschi bezeugt, kritisch sich-
tenden vortrefflichen Werk «Original treatises
dating from the Xllth bis XVIIIth centuries on
the art of painting in oil miniature, mosaic etc.»,
London 1849, auf Staatskosten herausgab.
Hermann fkJielenx.
Brauchbarkeit gewonnen haben. — Zur Beort^-
ung der Zerverlässigkeit der Wiedergabe des
Sinnes war femer Nennung jedes üeber-
Setzers erforderlich. — Bei der Auswahl der
Anfübrangen wurden heilwissenschaftlicheSchiift'
steller eher vermieden, als bevorzugt, anscheinend
zur Vorbeugung der Gefahr, langweilig zq
werden oder einseitig zu erscheinen. Trotzdem
fällt auoh in pharmakologischer und toxikolog-
ischer Hinsicht die Ausbeute ziemlich eriieblidi
aus.
— y-
Moanmenta medica. EulturhlstorisoheB Bild
in launiger Darstellung von Dr. Schaefer.
Hamburg 1905. Verlag von Gebrüder
Lüdeking. 135 Seiten 12«. — Preis:
1 Mk. 20 H.
Das Büchlein gibt in einer nach dem Stoffe
alphabetisch geordneten Reihe mehr als hundert
«Originalstellen über Medizin aus den alten
Xlassikem in deutscher Uebersetzung.» Das
Launige, welches der Buchtitel erwähnt, be-
steht dabei — abgesehen von der Einleitung und
einigen Zwischenbemerkungen — in den Ueber-
schriften, unter denen die Anführungen einge-
reiht sind. So wird beispielsweise die Erzcühl-
uug Pluiarch'B von der Begegnung Älexander^B
des Großen mit Diogenes aus Sinope zu Eorinfh
unter : «Naturmensch», eine von Marcus Äureliua
{tcov eis iavxöv^ V, 8) erwähnte ärztliche Ver-
ordnung von Barfußgehen unter : * Kneipp» auf-
geführt. Bisweilen läuft auch zweifelhaftes, wie
plötzliche, beiderseitige Erblindcmg unter : «Netz-
hautblutung» unter. Irrig erscheint «Syngultus»
mehrmals als Schlucken für singultus.
Die fleißige Sammlung, die sich angenehm
liest, würde durch eine Anführung der Quellen, die
nur nach den Verfassemamen bezeichnet sind, und
durch ein Quellen-Register an wissenschaftlicher
Lehrbuch der allgemeinen, physikaUseheA
nnd fheoretisohen Chemie in elemen-
tarer Darstellung von F, W. Küster.
12 Lieferungen je 1 Bik. 60 Pf. Heidel-
berg. C. Winter.
Ursprünglich als theoretisoherTeil des Omdm»
sehen Handbuchs gedacht, hat sioh dieee Dar-
stellung der allgemeinen Chemie zu einem selbst-
ständigen Lehrbuch entwickelt und ist als solches
mit großer Freude zu begrüßen. Der Verfasser
macht sich zur Aufgabe, diesen Zweig der
Chemie, der doch schheßlich die Grundlage und
den Schlüssel zu den übrigen bildet, in all^unetn
faßlicher Form zu yerarbeiten. Er will eine
ausführliche, aber durchgehend elementare and
leicht Terständliche Darstellung der fdlgemdoeo
Chemie geben, in der Weise, dafi eingehende
mathematische Vorstudien für das Verständnis
der theoretischen Chemie entbehrlich sind. In-
sofera ist auch ganz besonders dem Apotheker
und dem Mediziner das Studium dieses Baches
zu empfehlen. Ä.
Die Herstellung photographischer Post-
kartenbilder. Nebst Anleitung zur
Prftparation lichtempfindlicher Postkarten
nach einfacheren Verfahren. Von Paul
Hannekey Herausgeber der cPhotogr.
Mitteilungen». Mit 11 Abbildungen nn
Text Berlin 1905. Verlag von Qustav
Schmidt (vorm. Robert Oppenheim)*
Preis: geh. 2 Mk.
In diesem 22. Band der cPhotogn^üuachen
Bibliothek» beschreibt der Verfasser die Kopier-
apparate, Postkarten mit auskopierbaren Silber-
schichten,Brom8ilber-Po8tkarten,Chlorbrom8Üt)er-
Postkarten, Eisenblau -Postkarten, Platin -Post-
karten, Kallitypie-Postkarten und im Anhang
einige seltener yorkommende Arten.
Wenn auch die Präparate eigentlich nichts
anderes sind als Kopierpapiere mit Postkarten-
auldruck auf der einen Seite, so hat dooh der
Verfasser nicht versäumt, Dinge hervorsuhebeo,
welche speziell für das PostkartenbUd von Belang
sind. Auoh läßt sich nicht leugnen, daß far
gewisse Kopieryerfahren, wie a. B. die Platino-
typie und die Kallitypie, die Selbstherstellaii;
des Materials sehr beliebt ist Ein alphabet-
isches Sachregister erleichtert das Nachsuchen
beim Gebrauch des Buches. R- 7%.
981
Diagnostisch-therapeutisches Lezikoii tttr
praktische Äerzte. Mit zahlreichen Ab-
biidnngen. Berlin nnd Wien 1906,
Urban dh Schwarxenberg. Lex, 8^.
1. lieferung, Seite 1 bis 79. — Preis:
1 Mk. 20 Pf. (des gesamten Werkes:
90 Kronen).
Das von K Bruhns^ S. QoUaehalk^ W, Kauseh
und J'". KlempercT zu Berlin, sowie A, Bum
und A. Strasser zu Wien herausgegebene Wörter-
buch ist aaf 60 Lieferungen zu je 272 Bogen
oder auf 3 Bände berechnet. Die Torliegende
Lieferung (Abasie bis Akne) umfaßt etwa S) auf
19 meist genannte Mitarbeiter verteilte Schlag-
worte und 9 Verweise. ~ Ein Urteil über das
Unternehmen läßt sich aus der vorliegenden
einzigen Lieferung nicht wohl bilden. Der Text
erscheint soigsam durchgesehen, die Ausstattang
dem guten Bufe des Verlages angemessen.
Unangenehm sticht die Vernachlässigung der
Bechtschreibung ab , so beispielsweise : ddtjv
(Spalte 36) , Akanis follikulorum (64), Akkou-
chement (72), ßletpagw (15), yQatpeiv (59),
jt€iQäodai (65), Zellulitis peritendinosa (30). Der
Ersatz des c durch k oder z, th dnrch t oder
d(^) usw. darf sich nicht auf rein griechische
oder lateinische Wortformen erstrecken; in
französischen muß folgerichtig auch ou durch
u, ch durch seh usw. ersetzt werden. Die
griechischen Accente können neuerdings in ärzt-
lichen Büchern mit Bücksicht auf £e Weiber
und Bealschüler wegbleiben, sollten aber im
Verwendungsfalle auf Bichtigkeit geprüft werden.
Das Erläuterungsbedürfnis erscheint zu wenig
beachtet. So bedarf bei Akinesia algera (65) die
dxivrjata^ Ünbeweglichkeit, als in jedem Wörter-
buche verzeichnet, keine etymologische Zerlegung,
während bei dem selteneren ouiyijQd^ die schmerz-
hafte, eine Erwähnung nötig gewesen wäre.
Sachlich vermißt man in einem therapeut-
ischen Lexikon unter den Schlagworten die
Bäder und klimatischen Kurorte. — y.
faßlicher Weise in das schwierige Gebiet ein-
führt.
Da es nun manchmal vorkommen soll, daß so
mancher Jüngling sich schwer in der Chemie
zurecht findet, vor allem aber ihr ganzes Wesen
so schwer zu begreifen scheint, so können wir
diesen jungen Leuten raten, sich mit dem
Studium dieses Buches zu befassen. Sie werden
sehr vieles leichter begreifen, allmählich fort-
schreiten und schließlich ihre eigentlichen Lehr-
bücher verstehen, so daß sie sich aus diesen
die verlangten Kenntnisse schließlich zu eigen
machen. — <*— -
Chemie flirs praktische Leben. Populäre
Darstellung und Anleitung zur Beobaoht-
ung nnd zum Verständnis der täglichen
chemischen Erscheinungen. Zum Selbst-
[ Unterricht nnd Schulgebrauch an der
Hand vieler '^[einfacher Versuche. Von
Professor W. Weiler, Mit 187 Ulustra-
tionen. Verlag von Otto Maier in
Ravensburg. Preis geh.: 7 Mk.
Wenn dieses Buch auch in erster Linie für
Solche geschrieben ist, die sich über die sie
umgebenden bezw. gelegentlich beobachteten
chemischen Erscheinungen in Gestalt eines fort-
schreitenden Studium unterrichten wollen, so
ist dasselbe mit einer solchen Fülle interessanter
Vorkommnisse [[ausgestattet, daß es den^ Chemie-
beflissenen in angenehmer, fesselnder und leicht
Der angehende Apotheker. Lehrbuch der
pharmazeutischen Hilfswissenschaften zum
Gebranch für den Unterricht der Eleven
von Prof. Dr. J. Berendes, Zwei
Bände. LBand: Physik und Chemie.
Mit 163 Holzschnitten und 1 Spektral-
tafel, n. Band: Botanik^ Pharm a-
kognosiC; Spezielle Pharmazie.
Mit 485 Holzschnitten nnd 6 botanlsch-
pharmakognostischen Tafeln. Dritte ver-
mehrte und verbesserte Auflage. Stutt-
gart. Verlag von Ferdinand Enke.
Preis L Band geh.: 12 Mk.^ ü. Band
geh.: 10 Mk. 60 Pf.
Nach einer längeren Pause ist von diesem
aUbekannten und geschätzten Lehrbuch die dritte
Auflage erschienen. Sie ist zu ihren beiden
Vorgängern nicht nur in ihrer äußeren Aus-
stattung geändert, sondern auch ihr Inhalt zum
teil wesentlich umgestaltet und vermehrt wor-
den. Bedingt wurden diese Aenderungen und
Erweiterungen durch die Neuerungen des
Deutschen Arzneibuches IV und die allgemeinen
Fortschritte der Naturwissenschaften, besonders
in der Physik und Chemie. Zur leichteren
Erlernung der systematischen Botanik und Drogen-
kunde sind dem zweiten Bande Tabellen ange-
fügt, die neben den botanischen Hauptmerkmalen
der Pflanzen auch ihre Verwendung als Drogen
anführen und zur Wiederholung dienen können.
Auch haben die wichtigsten gesetzlichen Be-
stimmungen und Vorschriften betreffend den
Handel mit Giften Aufnahme gefunden.
Dieses Lehrbuch , welches sich gleich bei
seinem eisten Erscheinen in weiten Kreisen
Anerkennung erworben und dauernd erhalten
hat, ist derart abgefaßt, daß es nicht allein den
Jünger der Pharmazie auf angemessene Weise
unterrichtet über Alles, was er für sein späteres
Fortkommen wissen muß, sondern es wird ihm
auch auf der Universität als Bepetitorium dienen.
Wir können daher unsere früheren Empfehl-
ungen mit gutem Gewissen wiederholen und
wir wünschen, daß das Buch sich einer er-
weiterten Verbreitung erfreuen möge. H, M.
982
Versohieden» llitteiluno»ii.
Bericht über die ohemisohe
Industrie.
Dem gelegenüioh der in Nürnberg vor
einiger Zeit abgehaltenen 29. Hanptver-
sammlang des «Vereins zur Wahrung der
Interessen der chemischen Industrie Deutsch-
lands» erstatteten Berichte sind folgende
allgemein interessierende Aeußerungen zu
entnehmen :
Die gewerbliche Tätigkeit im letzten Ge-
schäftsjahr (1905) hat einen außerordent-
lichen Aufschwung genommen. Insbesondere
steigerte sich der auswärtige Waren-
verkehr in einem Maße, wie niemals zu-
vor. Sowohl die Einfuhr als die Ausfuhr
chemischer Rohstoffe und Fabrikate über-
stieg die ^es Vorjahres um mehr als 14 pGt.
Allerdings war diese außergewöhnliche Zu-
nahme zum teil darin begründet^ daß die
Industrie vor dem Inkrafttreten der neuen
Handelsverträge und der dadurch be-
dingten ZollerhOhungen sich selbst oder die
ausländischen Abnehmer noch zu den nie-
drigen Zollsätzen möglichst reichlich ver-
sorgen wollte.
Entsprechend der lebhafteren gewerblichen
Tätigkeit der Betriebe im letzten Jahre stieg
auch die Rentabilität der chem-
ischen Industrie. Die Steigerung der
Rentabilität verteilte sich auf die einzelnen
Produktionszweige in verschiedenem Maße.
Am stärksten war die Teerfarbenindustrie
und — mfolge des ostaäatischen Krieges
— die Pulver- und Sprengstoffindustrie^ in
geringerem Maße die Industrie der künst-
lichen Düngemittel, die Großindustrie der
Alkalien und Mineralsäuren und die Zünd-
holzindustrie beteiligt Am wenigsten er-
höhte sich der Gewinn in der Industrie der
pharmazeutischen; photographischen
und technischen Präparate, weil hier in
vielen Fällen die Verkaufspreise infolge zu
starker Konkurrenz nicht in entsprechendem
Verhältnis zu der Steigerung der Roh-
materialienpreise und der Arbeitslöhne er-
höht werden konnten.
In bezug auf die Aussichten für die
weitere Entwickelung der chemischen
Industrie, die von manchen Seiten ab wenig
günstig hingestellt werden, indem nach deren
M^nnng die Aufgaben der Industrie in der
Hauptsache erschöpft, große epochemachende
Erfindungen also nicht mehr zu erwarten
seien und demnach ein Herabsinken der
Rentabilität eintreten müsse, lautet der Be-
richt durchaus beruhigend. Es wird darin
u. a. darauf hingewiesen, daß von einer
Erschöpfung der Aufgabt nicht die Rede
sein könne, daß vielmehr noch eine Reihe
großer Probleme an deren Lösung man be-
rdts erfolgrdch arbdte, neue reiche Ströme
dem Volkswohlstande zuführen werde. Ebeneo
wie die Krapp- und Indigokultnr durch die
künstlichen Teerfarbstoffe verdrängt worden
sei, so werde man in absehbarer Zeit die
Arbeit der Seidenraupe durch ein Geqpinit
aus Holzzellstoff vollständig ersetzen, den
stetig wachsenden Bedarf an Kautschuk
durch ein Produkt der Laboratorien befrie-
digen und den gebundenen Stickstoff der
atmoetphärisohen Luft an die Stelle des
natürlichen Salpeters in den Dienst der
Landwirtschaft und der Induatrie zwingen.
Noch unübersehbar seien die wirtschaftiidieB
Folgen, die die neuen Forscfanngen über die
Synthese der Eiweißstoffe der künftigen
Generation in Aussicht stellen. Die chem-
ische Industrie — so sagt der Bericht —
ist die «Industrie der unbegrenzten M9g-
lichkeiten> und darf als solche ruhig und
hoffnungsfreudig auch der künftigen Ent-
wickelung entgegensehen. Wgl
Das Alligatoröl
soll einen beträchtlichen Marktwert dar
stellen; es wurden 9 bis 13 Cts. für 1 Pfd.
bezahlt. Es wird auch « Jaoore»-Fett genannt
und gemeinschaftlich mit Fischölen, denen
es ähnelt, zur Sämischledergerberei verwendet
Es wird gewonnen durch Zerschneiden nnd
Auskochen des Fleisches, das dann als Dünge-
mittel verwendet wird. Das Alligator51 ent-
hält mehr feste Fette als die Fischöle. lo
einigen Drüsen des Alligators soll bA
Moschus finden, der in der Parfflmerie Ve^
wendet findet — Ae.
Chem.'Ztg. 1906, Rep. 206.
Vertofw: 11^, A* 8«IUi«ld«r, DnaAm and Ur» P. SiS Dmdui-BlMfliwtts.
VcraatwortUelMr Leittr: Dr. A» 8elui«td«r« Dretdea.
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Herausgegeben von Dr. A. 8ohii«id«r nnd Dr. P. Süss.
ZeitBehrift ffii wissenscliaftlielie und geBch&füiclie Interessen
der Pharmacie.
Gegründet von Dr. Hermaim Hsger im Jahre 1859.
Erscheint jeden Donnerstag.
BezngBpreiB yierteljährlioh: dnich Bachhandel oder Post 2,50 Mk., doroh GeeobitftB-
stelle un Inhmd 3,— Mk., Ansland 3^ Mk. — Einzebe Nnmmem 30 Pf.
Ans eigen: die einmal gespaltene Klein-Zeile 30 Pf., hei größeren Anzeigen oder 'Wieder-
holtingen Preisermäßigung.
Letter der 1 Dr. Alfred Sohnäder, Dresden-A. 21; Sohandaaer Str. 43.
Zettsehrlft: j Dr. Panl Süß, Dresden-Blasewitz; Gnstay Freytag-Str. 7.
OesehMfiBBteUe: Dresden-A. 21; Sohandaner Straße 43.
^48.
Dresden, 29. November 1906.
Der neuen Folge XXVII. Jahrgang.
xLvn*
Jahrgang*.
Inhalt: Chemie md Pharaaoie: Di« iwaeren ehemischen Untereochimgeii fiber dna Tannin. — Qaeekiilber«
Chloridgehalt and die antiaeptische Wirkung der in der Eaieerl. liarlne gebriLaehUchen SablimatrerbandstoÄ
▼eraehiedenen Alters. — Anwendungen von Farbftoffen bei Bodenantersachangen. — Gentlin. — Unguentam
Chrjearobini compositam Unna. — Neae Arsneimittel. — Aaalegang pharmaaeutisoher Geeetse. — Nene t^entiifnge
fOr Laboratoilen. — Herstellung der Yerbandbaumwolle. — Photomiphiiehe MltteilmnaeB. — Bteheneluui.—
YersehledeB« MitteilimceB. — Briefvreehsel.
Chemie und PharaiacMe.
Die neueren chemischen Unter-
suchungen über das Tannin.
Von Dr. Ä Franke.
Im Nachfolgenden soll die Rede sein
yon dem allgemein als wichtigsten Ver-
treter der Gerbstoffklasse hingestellten
Gerbstoff der Galläpfel.
Was sind Gerbstoffe? — Die
Frage ist oft aufgeworfen worden, und
man erhält yon den Verfassern der ver-
schiedenen ansführlicheren Lehr- und
Handbücher immer nur etwa die Ant-
wort, daß es sich um eine größere Reihe
von Körpern handelt, die gewisse ge-
meinsame Eigenschaften besitzen, z. B.
saure Reaktion und herbeui zusammen-
ziehenden Geschmack haben, mit Eisen-
lösungen schwarze oder grüne tinten-
artige Färbungen bilden, durch Alkal-
oide und Leim gefällt werden und Haut-
sabstanz in Leder überfähren.
Reinitxer^) steht auf dem Standpunkt,
daß die Gruppe der Gerbstoffe nur dann
Sinn und Berechtigung habe, wenn man
sie rein praktisch auffaßt, da es äußerst
wahrscheinlich ist, daß die einzelnen
Gerbstoffe später, nach Erforschung ihrer
Konstitution, in den verschiedensten Ka-
piteln der organischen Chemie unter-
gebracht werden müßten.
Diese Anschauung trägt sowohl den
Zwecken des Wissenschaftlers wie des
Tecknikers v o r 1 ä u f i gRechnung. c Gerb-
stoffe» wären danach ganz allgemein
Stoffe, welche imstande sind, die tier-
ische Haut €gar» zu machen, in Leder
zu verwandeln. Die Sprachforscher
leiten auch tatsächlich das Wort cGerben»
von €gar» ab.
Weshalb wurde nun aber gerade jener
Körper, der in den Galläpfeln und im
Sumacb enthalten ist, als eigentlicher
Vertreter der ganzen Gruppe von Ver-
bindungen betrachtet? — Wahrschein-
lich, weil die Chemiker glaubten, ihn
1) Ber. d. botan. Ges., Bd. 7, S. 187 (1889).
984
am leichtesten rein darstellen und
charakterisieren zn können. Denn seine
technische Verwendung tiitt im Ver-
gleich zn anderen Gerbstoffen, wie dem
der Eiche und der Fichte beispiels-
weise, sehr zurttck.
In der deutschen chemischen und
pharmazeutischen Literatur hat sich ffir
ihn jetzt der Name cTannin» einge-
bürgert. E^tymologisch betrachtet er-
weist sich aber auch «Tannin» als
nichts anderes als ein Sammelname ffir
«Gerbstoffe». Die Engländer und Ameri-
kaner sprechen von cTannins» (vergl.
die Monographie von Henry TVimble
«The Tannins», Philadelphia 1892, 1 894) ;
das englische ctan» bedeutet als Haupt-
wort «Lohe», als Zeitwort «^gerben».
Schon im Angels&chsiscben ist ctannere»
(Gterber), cgetanned» (gegerbt) nach-
gewiesen. Im Bretonischen heißt cEiche»
— «tan», die schon in den frfihesten
Zeiten wohl das wichtigste Gterbmaterial
lieferte.
Wie man sieht, hat eine vollständig
willkürliche Bezeichnnngsweise Platz ge-
griffen. — So lange aber das ganze in
Frage kommende Gebiet nicht besser
erforscht sein wird, mag nun für die
Gerbsäure der Galläpfel die Be-
zeichnung Tannin beibehalten
werden, während die übrigen Gerb-
säuren ihren Namen von den
Pflanzen erhalten, in denen sie
vorkommen; man spricht also z. B.
von Einogerbsäure, Eatechugerbsäure,
von Eichenholz- und von Eüchenrinden-
gerbsäure. Gerbstoff und Gerbsäure
werden häufig als gleichbedeutend ge-
braucht ; in vielen Fällen läßt sich wohl
folgerichtigerweise nichts dagegen ein-
wenden; hat sich aber in einzelnen
Fällen herausgestellt, daß die «gerbende
Substanz» aus einem Gemisch von -ver-
schiedenen Säuren besteht, so scheint
es ratsam, von ihr als von einem Gerb-
stoff zu sprechen. So ist der Myro-
balanengerbstoff als Gemenge von
Gallussäure, Chebulinsäure und EUagen-
säure aufzufassen.
Von älteren Forschem haben sich uoi
die Erkenntnis der chemischen Natnr
des Tannins vor allem Berxdius^
Strecker und Hlasiwetx verdient gemacht
Berxelius hat ein Verfahren znr Bein-
darstellung angegeben, nach dem der
Gerbstoff mit Schwefelsäore als — so
meinte Berxelius — cschw^elsam^r
Gerbstoff» von den übrigen pflanzUchen
Stoffen getrennt und mit Hilfe von Blei-
karbonat weiter gereinigt wird. F&r
das Tannin nahm Berxelms die Formel
Gjgn90i2 &n.
Pelouxe fand später aus der Analyse
des Bleisabses das Molekulargewicht des
Gerbsto&i zu etwa 2700.
Eine sehr ausführliche Arbeit über die
Galläpfelgerbsäure hat dann A. Strecker*^
verOffentUcht. Er stellte für die Gerb-
säure die Formel C54H44O34 auf ond
hielt sie für eine Zuckerverbindung nach
Art der Glykoside. Er vermutete, dafi
beim Kochen mit verdünnter Schwefel-
säure eine Zersetzung in Gallussäure
und Traubenzucker nach der Gleich&ng
C64H44O84 +8H2O = 6C7H(j06+2GsHiA
eintritt. Die quantitative Bestimmnn?
des Zuckers gelang indessen nicht, wo-
für aber Sirecker verschiedene Fehler-
quellen annahm ; nach diesen mußte es
überhaupt nur vom Zufall abhängen, ob
die richtige Zuckermenge gäondep
wurde. Zu kurzes Elrwärmen mit
Schwefelsäure ergab zu wenig Zucker,
da die Zersetzung noch nicht beendet war ;
zu lange erhitzt, konnte aber der be>
reits quantitativ abgespaltene Zucker
eine weitere Veränderung erfahren. Die
Zuckerbestimmung nahm Strecker in der
Weise vor, daB er die schwefetaäore-
haltige Fltlssigkeit zunächst mit Blei-
oxyd und darnach mit Schwefelwasser
Stoff behandelte. Das Filtrat vom
Schwefelblei wurde darnach eingedampft
und der Trockenrücüstand zur Wägnng
gebracht. Strecker fand 15 bis 28 pCt
Zucker, während nach seiner Theorie
29 pCt erhalten werden mußten.
2) PoggendorfB Ann. 10 (1827).
Lebibach 3. Aufl., 6, 8. 213.
3) Ann d. Ghem. a. Phann., Bd. 90, 165i
S. 328 ff.
985
Weiter sprach dann Elasiwetx^) die
Ansicht aus, daß auf analytischem Wege
die Glykosidnatur des Tannins sich nicht
erweisen lassen würde, daß aber viel-
leicht durch die Synthese ein Einblick
in die Natur des Gerbstoffs gewonnen
werden könnte. Rochleder hatte schon
früher behauptet, daß der Zucker von
einem Nebenbestandteil des Tannins
herrühre, und Stenhouse hatte durch
Verwendung einer hinlänglich verdünnten
Schwefelsäure oder Salzsäure das Tannin
fast quantitativ in O^lussäure umge-
wandelt. Hlasiwetx war der Meinung:
eist Tannin kein Glykosid, so könnte
es vielleicht Digallussäure sein.» Die
Beziehung der Gallussäure zum Tannin
würde sich dann durch die Formel
2C7H6O5 — H2O = Ci4Hio09
ausdrücken lassen.
Schifft) hat dann 1873 nachgewiesen,
daß tatsächlich Gallussäure beim Er-
hitzen mit Phosphoroxychlorid oder
Gallussäurelösung beim Verdampfen
mit Arsensäure unter Wasserabspaltung
in die Verbindung CuHioOg übergehe.
Die Konstitution des Tannin wurde dar-
auf von Schiff durch die Formel
C6H2
aH
Cg H
H.0 =
Cß H.;
COOH
COOH
erklärt.
Nach dieser Zusammensetzung muß
das Tannin beim Eihitzen mit Essig-
säureanhydrid in eine Pentaacetylver-
bindung übergehen, welcher Forderung
die Schiff'sche Digallussäure auch ge-
nügte.
Die üebereinstimmung der von Schiff
bereiteten Säure mit dem Tannin wurde
danach allgemein angenommen, bis 1896
F. Oünther^) darauf aufmerksam machte,
daß Tanuinlösungen die Ebene des po-
larisierten Lichtes stark nach rechts
ablenken. Das Tannin mußte demnach
ein asymmetrisches Eohlenstoffatom ent-
halten, konnte also unter keinen Um-
ständen mit der Schiff^schen Digallus-
säure identisch sein, die sich als optisch
inaktiv erwies. Von Waiden'^) wurde
dann 1897 gezeigt, daß die vielen ein-
ander widersprechenden Ansichten über
das Tannin nur darauf zurückzufuhren
seien, daß es sich um Gemische kom-
plizierter Körper mit hohem Molekular-
gewicht handle und «daß die Konstitution
des ganzen Gebildes uns nicht nur nicht
bekannt, sondern gegenwärtig noch
dunkler und verwickelter geworden ist».
Waiden zeigte auch, daß das Drehungs-
vermögen abhängig ist von der Art des
Lösungsmittels und ferner, daß die Be-
stimmung der Leitfähigkeit so niedere
Werte gab, daß von einer Säure nicht
mehr die Rede sein könne.
Die Arbeiten von Günther und von
Waiden haben in den neueren Auflagen
bekannter Lehrbücher vielfach noch nicht
Berücksichtigung gefunden ; es wird dort
immer noch die synthetische Digallus-
säure als mit dem Tannin identisch an-
gegeben.
Im Anschluß an diese heute nicht
mehr giltige Formel des Tannin als
einer Digallussäure mögen hier noch
Arbeiten von Etti^) erwähnt werden.
Derselbe kam bei seinen Arbeiten über
^) «Ueber die Beziehangen der Gerbsäuren,
Glykoside, Pblobaphene und Harze», Ann. d.
Chem. u. Pharm., Neue Folge, Bd. 67, 1867,
8. 290.
5) Ann. d. Chem. u. Pharm. 1873, 43. — Ber.
d. D. Chem. Ges. 1871, 1872, 1873, 1879, 1880.
ß) Ber. d. D. Pharm. Ges. V, 179.
'j Ber. d. D. Chem. Ges. 1897, S. 3151.
«) Wien. Akad. Ber., Bd. 81, 11, S. 495 ff.—
Bd. 88, U, S. 139 ff. — Bd. 98, IIb, ö. 636 ff.
986
die Natur der Gerbstoffe des Eichen-
holzes und der Eichenrinde zu dem
Schluß, daß diese als Derivate einer
Ketonsäure, einer Gallylgallassäure, auf-
zufassen seien. Die Ableitung derselben
von der Gallussäure wird durch die
Formel illustriert:
HO
H
r'^COiÖH
OH
-h/\
HO
OH
H
HOOG
OH
H
OH
H 0 OH
Ho/\— C —
OH
HO' .H HOOa .OH
OH H
Julius Löwe^) hatte 1873 den Gerb-
stoff des sizilianischen Sumachs dar-
gestellt. Aus der Analyse sowohl der
nach Möglichkeit gereinigten Substanz
als auch der Bleiverbindung schloß
Löive^ daß der Sumachgerbstoff identisch
sei mit dem Galläpfelgerbstoff. Schon
Stenhouse hatte früher auf die große
Aehnlichkeit zwischen beiden Substanzen
aufmerksam gemacht: «Der Sumach
scheint demnach den Galläpfeln näher
zu stehen als irgend eine der anderen
adstringierenden Substanzen. Diese
Tatsache ist den Türkischrotfärbem hin-
länglich bekannt, die schon lange den
Sumach als Ersatzmittel für Gdläpfel
mit Erfolg anwenden.»
Neuerdings meint aber Oschwendner^^)
nachgewiesen zu haben, daß zwischen
beiden Produkten Unterschiede bestehen :
die qualitativen Reaktionen mit Baryt-
wasser unterscheiden sich nach Oschwend-
ner in der Art, daß die dabei entstehende
Tanninverbindung dunkelgrün gefärbt
ist, während das Barytsalz des Sumach-
gerbstoffs hingegen ein csaftlges inten-
sives Hellgrün» zeigt. Femer hat
Oschwemlner hier die Gruppe Methoxyl
») Ztsohr. f. analyt. Cbem., XII (1873), S. 128.
^^\ B. Osckwendner^ ßeitiilj-f« zur Geibstoff-
frage. Inaug. Diss. Erlangen li)On, S. 04, 65, 66.
CH3O nachgewiesen und stellt schließ-
lich die Formel (CiiHi50io)2 für den
Sumachgerbstoff auf, wobei für das
Molekül eine Methoxylgruppe in betracht
käme.
Vor kurzem hat Dekker^^) für das
Tannin eine neue Formel vorgeschlagen :
HO
H
0
~c
OH
H OH
OH
H
^0H
OH
Die hydrolytische Spaltung wurde
sich im Sinne der punktierten Linie
vollziehen. Der Autor begründet seine
Ansicht mit folgenden Tatsachen : Die
Formel zeigt ein asymmetrisches Kohlen-
stoffatom, sie macht die von Nierenstein
früher beobachtete Bildung von Di-
phenylmethan bei der Zinl^taubdestfl-
lation verständlich. Sie enthält keine
Carboxylgruppe, was dem schwach sauren
Charakter des Tannin entspricht. Daß
bei einem Körper der obigen Formel
die C-C-bindung durch hydrolytische
Spaltung gesprengt wird, steht gleich-
falls im Einklänge mit der Tatsache,
daß Tannin nur langsam völlig in Gallos-
säure übergeht.
Nach Kunz'Krause^^ ist Tannin ein
Gemisch und zwar von mindestens zwei
Körpern wie durch Kapillaranalyse deut-
lich bewiesen wurde. Der eine dieser
beiden Körper konnte als die in Wasser
relativ schwer lösliche Gallussäure be-
stimmt werden. Der andere Bestand-
teil, das Tannin selbst, ist seiner Natnr
nach uns unbekannt. Aus. der Analyse
leitet Verfasser die Formel C54H50OSS
und das Molekulargewicht 1310 ab. Er
spricht den Körper als ein Oktogallyl-
tannoid an. Außer Gallussäure nnd
dem Oktogallyltannoid wies er als Be-
standteil der Galläpfel die Zyklogalliphar-
säure nach, eine kristallisierende Sub-
stanz von der Formel
1') «Ueber die Konstitatioiisforinel des Tannin*
von J. Dekker, Ber. d. D. Chem. (Jes. 1906.
S. 2497.
•2) Chem.-Ztg 1904, S. 942.
987
^oH34<coOH
Die analytische Bestimmung des
Tannin ^^) betreffend sind .einige neuere
Arbeiten zu nennen: Trotrnan und
Hackford bestimmen Tannin durch Fäll-
ung mit Strychnin. Olücksmann meint,
im Formaldehyd das geeignete Reagens
zur Wertbestimmung des Tannin ent-
deckt zu haben.
lieber die Darstellung und physiolog-
ische Wirkung einer Reihe von Tannin-
präparaten ^'^) wie Tannigen, Tannalbin,
Tannoform, Bismal, Methylentannincarb-
amid und Tannopin, die in der Therapie
Verwendung gefunden haben, wurde in
dieser Zeitschrift bereits früher aus-
führlich berichtet. Nachzutragen wäre
hier noch, daß sich unter dem Namen
Eut annin ^^) ein kristallisiertes Prä-
parat im Handel befindet, welches als
vorzügliches Darmadstringens empfohlen
wird. Nach Mitteilungen von Thoms
ist das Eutannin identisch mit der be-
reits früher in den Myrobalanen nach-
gewiesenen Chebulinsäure.
Ueber den
Quecksilberchloridgehalt und
die antiseptische Wirkung der
in der Kaiser!. Marine gebräuch-
lichen Sublimatverbandstoffe
verschiedenen Alters.
Von Dr. Walter Sekmtdt,
Marine- Apotheker beim Sanitätsdepot Wilhebns-
haven.
(Schluß von Seite 972 )
IL Bakteriologischer Teil.
Schon bald nach Beginn der chem-
ischen Untersuchungen beschäftigte mich
einmal die Frage, ob Sublimatyerband-
stoffe mit sehr weit zuräckgegangenem
Quecksilberchloridgehalt auch nach un-
vorteilhafter Lagerung noch keimfrei
geblieben seien und weiterhin diejenige,
bis zu welchem Mindestgehsdt an Sub-
'•♦) Pharm. Centralh. 1 906, S. 599 ff.
i<) Ebenda 8. 535 ff.
'ö) Zur Gerbstoffforschung von H. Thoms^
11. Mitteilung. Apoth - Ztg. 190G, lieber das
Kutauüin.
limat mit einer antiseptischen Wirkung
des Mulls bezw. der Watte gegenüber
den in erster Linie in betracht kom-
menden Bakterien gerechnet werden
darf.
Behufs Losung der ersten Frage ent-
nahm ich unter den Vorsichtsmaßregeln
der Asepsis beim Oeffnen der zur chem-
ischen Untersuchung herangezogenen
Pakete anfangs 2, später 1 Stück des
Verbandstoffes, trug diese in ein zur
Hälfte mit steriler Nährbouillon gefülltes
Kölbchen ein und setzte es 24
Stunden in den Brutschrank, um dann
an einer sich etwa zeigenden Trübung
der Nährfiüssigkeit zu erkennen, ob der
Verbandstoff keimfrei war, oder ob sich
Keime darin befunden hatten.
Die Versuche behufs Feststellung der
antiseptischen Wirkung (1er Ver-
bandstoffe wurden wie folgt ausgeführt :
Von den verschiedenen Bakterienarten
wählte ich auf Anraten des Vorstandes
der bakteriologischen Abteilung der hies-
igen Untersuchungsstation — Staphylo-
kokken, — weil diese als Eitererreger
in erster Linie in betracht kommen und
antiseptischen Mitteln und sonstigen
bakterientötenden Einflüssen gegenüber
als sehr widerstandsfähig gelten^). Sie
übertreffen bekanntlich an Widerstands-
fähigkeit die hier gleichfalls in betracht
kommenden Streptokokken um das mehr-
fache.
Daneben haben erstere für meine
Zwecke auch den Vorzug, durch eine
gleichmäßige Trübung der Nährbouillon
leicht erkannt zu werden. Bei der
Mehrzahl der Versuche verwendete ich
den Staphylococcus pyogenes albus.
Späterhin wurden auch noch einige der
Verbandstoffproben, und zwar insonder-
heit solche mit geringem Sublimatgehalt,
auf ihre Wirkung gegenüber einem aus
dem Blute eines Pyämischen gezüchteten
Stamme von Staphylococcus pyogenos
aureus erprobt. Während der ganzen
Dauer der Versuche wurden beide
^) Neißer und A, Lipatein: Staphylokokken.
Handbuch der pathogenen Mikroorganismen.
Banii 3, Seite 113 bis IIH.
988
Staphylokokken-Arten täglich in neue
Nährbouillon übergeimpft (2 Platindraht-
ösen anf etwa 15 g Bouillon), so daß
stets nur 24 Stunden alte Kulturen zur
Benutzung gelangten.
Bei der Ausführung der Versuche
selbst war ich gleich früheren Autoren
besonders darauf bedacht, den zur Er-
probung angewandten Bakterien nach
Möglichkeit die gleichen Bedingungen
zu gewähren, denen sie auf einer mit
antiseptischen Kompressen verbundenen
Wunde ausgesetzt sind. Um dies zu
erreichen, schnitt ich beim Oeffnen der
einzelnen Pakete von dem zu unter-
suchenden Verbandmaterial je 3, zu-
sammen etwa 0,5 g schwere, rechteckige
Stücke aus, in denen sich die Watte in
etwa 3 mm hoher Schicht, der Mull in
8 bis lOfacher Lage befand. Diese
Kompressen ähnlichen Stücke legte ich
in eine sterile Petn'&che Schale und
tränkte sie anfangs mit je 0,5 ccm
steriler physiologischer Kochsalzlösung
(0,75proc). Hierauf wurde das eine der
beiden Stücke mit 0,1 ccm , später
auch mit 0,2 ccm der erwähnten Bouillon-
kulturen geimpft, das zweite Stück mit
der angefeuchteten Seite darüber gelegt,
und die Schale 24 Stunden in den Brut-
schrank (37,5 0) gebracht. Nach Verlauf
dieser Zeit wurden beide Stücke nach
vorheriger Trennung in ein gemein-
sames, mit steriler Nährbouillon gefülltes
Reagensglas gebracht, dieses abermals
24 Stunden der Brutschranktemperatur
ausgesetzt und alsdann je nach dem
Klarbleiben, bezw. aus der Trübung der
Nährflüssigkeit erkannt, ob der unter-
suchte Verbandstoff seine antiseptische
Wirkung bewahrt oder verloren hatte.
Bei späteren Versuchen benutzte ich,
um den Bakterien noch günstigere
Wachstumsbedingungen zu bieten, zum
Anfeuchten der verschiedenen Probe-
stückchen neben der erwähnten Koch-
salzlösung auch sterile Nährbouillon, bei
noch späteren ausschließlich diese.
Das Ergebnis der Versuche ist aus
nachstehenden Tabellen zu ersehen. In
dieser bedeutet:
-t-: es trat Wachstum ein,
0: es trat kein Wachstum ein.
Ergebnis der Prüfung auf Keimfreiheit
Was zunächst die ersten Versuche
betreffs Keimfreiheit der Verbandstoffe
anlangt, so erweisen sich, wie ans den
zahlreichen, in vorstehenden Tabellen
wiedergegebenen Versuchen hervorgeht,
mit Ausnahme von Versuch D 2, sämt-
liche Verbandstoffe, deren Hülle unver-
letzt geblieben war, als keimfrei, selbst
diejenigen, bei welchen das als Ver-
packung dienende Pergamentpapier feucht
und sogar schimmlig gewesen oder aas-
gebleicht war, und die Probeentnahme
von den unmittelbar unter einer solchen
Hülle lagernden Verbandschichten er-
folgte (vergl. Versuch C 14, D 12 und
15). In allen den Fällen, wo eine Trüb-
ung der Bouillon bei wenigstens einem
der vorgenommenen Versuche eintrat,
war mit obiger Ausnahme, die vielleicht
auf nicht völlig sterile Entnahme des
Probestückes zurückgeführt werden kann,
die Hülle des Verbandstoffes verletzt
Erwähnt sei noch, daß bei diesen, be-
sonders mit den niedrigwertigen Ver-
bandstoffen angestellten Versuchen eine
antiseptische Wirkung wohl nur den
wenigsten Keimen gegenüber in betracht
kommen kann, da beim Eintragen des
etwa 0,5 g wiegenden Probestückes in
die Bouillon (25 g) diese einen Sublimat-
gehalt besitzt, der bei 1 prom. Verband-
stoffen etwa 1 : 50 000, bei V? V^^^-
sogar nur l : 100 000 beträgt, eine Ver-
dünnung, in der sich eine gioße Zahl
Bakterien nicht nur lebensfähig, sondern
auch lebenstätig erweist, vor allem die
in erster Linie in betracht kommenden
Eitererreger. Die im hohen Grade
widerstandsunfähigen vegetativen
Formen der Milzbrandbazillen wurden
bei diesen schwachen Konzentrationen
in der Mehrzahl der Fälle getötet worden
sein, ebenso wie umgekehrt bei diesen
Versuchen Milzbrandsporen noch wäh-
rend einer längeren Zeit als die von
mir beobachteten 24 Stunden lebens-
fähig geblieben sein könnten, ihre Ab-
wesenheit mithin noch nicht vöUig be-
wiesen war. Ich glaubte jedoch, wie
schon eingangs erwähnt, bei dieser
Prüfung von Bakterienarten absehen zn
dürfen, deren Vorkommen an Bord ak
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sehr unwahrscheinlich angesehen werden
muß.
Blinde Versuche.
Im Anschluß an diese Versuche führte
ich die gleichen unter denselben Be-
dingungen mit 3 Stficken entfetteten
Mulls aus, die 3 verschiedenen, schon
sehr viele Jahre hier lagernden Paketen
entstammten. Nur in einem Falle blieb
die Nährflfissigkeit klar, während in den
beiden fibrigen eine deutliche Trübung
eintrat, die durch teils bewegliche, teils
unbewegliche Stäbchen, deren Bestimm-
ung aus Zeitmangel nicht möglich war,
hervorgerufen wurde.
Ergebnis der Prüfung auf antiseptisohe
Wirkung.
Ich komme nun auf die Versuche über
die antiseptische Wirkung der Verband-
stoffe mit verschiedenem Sublimatgehsdt
zu sprechen, die in erster Linie dadurch
einen interessanten Ausgang genommen
haben, als sie mit einer Ausnahme
(Vers. C 16) sämtlich mit dem Ergebnis
endeten, daJB sowohl Miüle wie Watten
stets noch antiseptisch wirkten, auch in
Fällen, wo der Sublimatgehalt nur noch
0,2 Prom. betrug. Bei oben erwähntem
Versuch, der eine deutliche Weiterent-
wickelung der Staphylokokken erkennen
ließ, handelte es sich um einen Mull,
in dessen Gewebe teilweise Sublimat in
quantitativ bestimmbaren Mengen nicht
mehr nachzuweisen war. Trotzdem fand
ich, nachdem in Anbetracht des ab-
weichenden Ergebnisses zwei weitere
Stückchen des gleichen Mulls mit je
0,2 ccm der Staphylokokken -Kulturen
geimpft wurden, auf beiden kein Wachs-
tum, so daß insgesamt — ungeachtet
des nur noch sehr geringen Sublimat-
gebalts — unter 4 Fällen dreimal voll-
ständige Abtötung der Bakterien statt-
fand.
Erwähnenswert ist weiterhin Versuch
C 20. Bei diesem ist das mit 0,1 ccm
geimpfte Probestück unmittelbar unter
der gebleichten, bezw. beschmutzten
und schimmligen Hülle des Pakets ent-
nommen, trotzdem erwies es sich bei der in
diesem Versuch gegebenen Konzentration
als vollkommen antiseptisch. Weiterhin
bieten besonderes Interesse die Versuche
C 16, 16, 17 und D 13, 14, 16. Die
zu diesen verwendeten Probestücke sind
nämlich nicht unmittelbar nach dem
Oefibien der betreffenden Pakete steril
entnommen, sondern entstammen Ver-
bandstoffen, deren Hülle bereits vor
Jahresfrist zwecks chemischer Unter-
suchung geöffnet worden war. Seither
lagern die Pakete, nur oberflächlich
bedeckt, in einem Schrank des hiesigen
Laboratoriums, und waren mitMn jeden-
falls auch Träger anderer Keime. Dennoch
trat mit obiger Ausnahme (C 16), wo
der Sublimatgehalt teilweise gleich Null
betrug, stets Abtötung derStaphylokokken
ein. Ebensowenig kam es zum Wachs-
tum anderer Bakterien. .
Prüfung von Verbandpäckchen.
Bei den ebenfalls zur Untersuchung
herangezogenen Verbandpäckchen inter-
essierte in erster Linie die Frage, ob
auch der Cambric, der für diese Zwecke
früher gleich dem Mull mit Sublimat
imprägniert wurde, seine antiseptischen
Eigenschaften bewahrt hatte. Sämtliche
Versuche, auch die mit den ältesten
mir zur Verfügung stehenden Verband-
päckchen aus dem Jahre 1898 bewiesen
dies, nicht nur für den Cambric, sondern
auch für den in den Päckchen befind-
lichen Mull.
Prftftmg auf antiseptisohe Wirkung der
ümsetzungsprodukte des Sublimats.
Nachdem die vorstehend näher be-
sprochenen Versuche zu dem so einheit-
lichen Ergebnis geführt hatten, daß
selbst den ältesten untersuchten Ver-
bandstoffen ihre antiseptische Wirkung
erhalten geblieben war, lag die Vermut-
ung nahe, daß vielleicht neben dem
Sublimat noch die aus diesem entstehen-
den Umsetzungsprodukte, trotz ihrer
Unlöslichkeit in Wasser antiseptisch
wirken könnten und dadurch mit zu
dem so einheitlichen Ergebnis bei-
getragen hätten. Um dies festzustellen,
wusch ich sieben, im Sublimatgehalt
sehr weit zurückgegangene Verband-
stoffe so lange mit Wasser aus, bis
992
Sublimat in dem wässerigen Auszug
nicht mehr nachzuweisen war. Diese
ausgewaschenen Stficke wurden getrock-
net, hierauf ausgeschnittene Probestücke
mit Staphylokokken geimpft und wie
üblich weiter behandelt. Auf sämtlichen
Probestücken fand, obwohl darin nach
der Zerstörung mit Chlor noch über
2 Prom. Quecksilber nachgewiesen
werden konnte, Weiterentwicklung der
Staphylokokken statt, die in den meisten
Fällen bereits nach den ersten 24
Stunden auch schon makroskopisch auf
derPe^ri'schenSchale inForm eines weißen
Anflugs unter und seitlich der Probe-
stückchen zu erkennen war. Die mit
letzteren beschickte Bouillon zeigte nach
24 Stunden durchgängig sehr starke
Trübung. Den Umsetzungspro-
dukten des Sublimats kommt
somit an und für sich keine anti-
septische Wirkung mehr zu.
Blinde Versuche.
Ebenso wie auf den ausgewaschenen
Verbandstoffen zeigte sich auch auf
drei zwecks Vornahme blinder Versuche
geimpften Stücken entfetteten Mulls
(C 21, 22, 23) starkes Wachstum der
Staphylokokken.
KonzentratioBSverhältaisse des Sublimat
bei vorstehenden Versuchen.
Was endlich noch die Konzentrations-
verhältnisse des Sublimat anlangt, unter
denen die vorstehend aufgeführten Ver-
suche stattgefunden haben, so ist dar-
über folgendes zu sagen: Die den ein-
zelnen Watten bezw. Müllen entnommenen
Probestückchen wogen zusammen durch-
schnittlich 0,5 bis 0,7 g; zwecks voll-
ständigen Durchfeuchtens dieser Stück-
chen wurde stets 1 ccm Nährbouillon
verwendet, so daß das Verhältnis des
Verbandstoffes zur Flüssigkeit sich etwa
wie 1 : 2 verhielt. Der niedrigwertigste
Verbandstoff, der noch in allen Fällen
antiseptisch wirkte (C 1 7), enthielt noch
0,20 Prom. Sublimat, seine etwa 0,6 g
wiegenden Probestücke mitiiin 0,0001 g,
die mit 1 g Nährbouillon gelöst ein
Verhältnis von 1 : 10 000 ergeben, das
somit durchgängig zur AbtOtnng der
Bakterien genügt hatte.
Die Staphylokokken waren bei diesem,
sowie auch bei allen übrigen Versuchen
tatsächlich nicht nur in ihrer weiteren
Entwickelung gehemmt, sondern auch
abgetötet. Wäre letzteres nicht der Fall
gewesen, so hätte nach dem Eintragen
der Probestückchen in Bouillon, die
alsdann Sublimat nur noch in einem
Verhältnis von etwa 1 : 1 00 000 enthielt,
ungehinderte Auskeimung und weiteres
Wachstum erfolgen müssen. Es ent-
wickeln sich nämlich, wie meine später
ausgeführten Versuche ergeben haben,
beide Staphylokokken- Arten schon reich-
lich in einer Nährbouillon, dieSubUmat
im Verhältnis 1:20000 enthält
Da die Verbandstoffe aber auch mehr
Flüssigkeit als das obige Verhältnis
angibt, aufzunehmen vermögen, so wür-
den sich für Kompressen auf stark ab-
sondernden Wunden auch andere Zahlen
' ergeben. Das Verhältnis des Mulls bezw.
der Watte zur Flüssigkeit würde sich
dann im Höchstfalle etwa wie 1:5 ge-
stalten. Der soeben besprochene Ver-
bandstoff mit 0,2 Prom. Sublimat müßte
dann, um die gleichen Lösungsverhält-
nisse (1 : 10 000) des Sublimat wie bei
meinen Versuchen ergeben zu können,
die 2 V2 fache Menge Sublimat, mithin
0,5 Prom. enthalten.
Kontrollverauolie.
An letzter Stelle unternahm ich noch
Versuche, die in der Absicht ausgeführt
wurden, festzustellen, welcher Gehalt an
Sublimat in einer Nährbouillon nötig
sei, um die mir zu meinen Versachen
dienenden Staphylokokken- Arten nicht
zur Entwicklung kommen zu lassen,
bezw. zu töten. Ich stellte mir BonUlon
mit verschiedenem Sublimatgehalt dar.
impfte diese mit 2 Platindrahtöses
meiner Kulturen und stellte 24 Standen
in den Brutschrank. Während bei
einem Verhältnis 1:12000 stets noch
ein, wenn auch beschränktes Wachstum
stattfand, zeigte sich bei einem solchen
Verhältnis von 1 : 10000 in zwei Fällen
ganz schwache Trübung, in 4 dagegen
kein Wachstum. Im Verhältnis 1 : 800^3
993
blieb die Bouillon in allen Fällen und mit
beiden Staphylokokken-Arten vollständig
klar, so daß die Auskeimungsgrenze
für diese zwischen 1 : 8000 bis 10 000
liegt. Zur Abtötung in einer Sublimat-
bouillon 1 : 8000 war für den Staphylo-
coccus pyogenes aureus deren 48 stün-
dige, für den Staphylococcus pyogenes
albus sogar eine 96 stündige Einwirkung
erforderlich. Dagegen wurden beide
Staphylokokken-Arten in einer Bouillon,
die Sublimat im Verhältnis 1 : 6000 ent-
hielt, nicht nur in ihrer Entwicklung
gehemmt, sondern auch bereits nach 24
Stunden vollständig abgetötet. Hierbei
ist zu bemerken, daß bei allen diesen
Eontrollversuchen die Staphylokokken,
bedingt durch ein gewisses Züchtungs-
verfahren, ein Wachstum in dicken
klumpigen Trauben zeigten, welche das
Eindringen des Sublimats bedeutend er-
schwerten und damit zur Folge hatten,
daß zur völligen Abtötung der Bakterien
ein verhältnismäßig hoher Sublimatgehalt
erforderlich war. Bei späteren vom
Vorstande der bakteriologischen Abteil-
ung der hiesigen Untersuchungsstation
mit dem gleichen Staphylokokken-Stamm
vorgenommenen Versuchen waren die
Staphylokokken nicht zu dem erwähnten,
klumpigen Wachstum ängezüchtet, son-
dern wuchsen mehr diffus, d.h. in kleinen,
für das Sublimat leichter angreifbaren
Verbänden. Die Folge war, daß die
Staphylokokken schon bei einer gerin-
geren Konzentration (1:16000) völlig
abgetötet wurden, zumal der Bouillon
noch der Ealinmchloridgehalt zugefügt
worden war im Verhältnis wie er sich
in den Verbandstoffen befindet.
Das Verhalten beider Staphylokokken-
Arten deckt sich bei diesen Eontrolt-
versuchen somit im allgemeinen mit den
Ergebnissen, die beim Impfen genannter
Bakterien auf die verschiedensten Ver-
bandstoffe festgestellt wurden und zwar
scheinen bei diesen Versuchen, bei wel-
chen der Ealinmchloridgehalt der Bouillon
noch durch denjenigen des Verband-
stoffes erhöht wird, diejenigen Verhält-
nisse in betracht zu kommen, welche
oben an zweiter Stelle bei dem nicht
klumpigen, sondern diffusen Wachstum
erwähnt worden sind. Es spricht näm-
lich für diese Annahme der Umstand,
daß auch bei nur noch 0,2 Prom. Sub-
limat enthaltenden Verbandstoffen (im
Versuch gegebenes Konzentrationsver-
hältnis mithin = 1 : 10 000) stets voll-
ständige Abtötung der Staphylokokken
eintrat.
Endlich ist noch zu erwähnen, daß,
um Einwendungen zu begegnen, vom
Vorstand der hiesigen bakteriologischen
Abteilung gelegentlich auch die Wider-
standsfähigkeit der benutzten Staphylo-
kokken-Stämme gegenüber Sublimat ent-
haltendem, menschlichen Blutserum (KCl-
haltig) ausprobiert wurde. Diese Versuche
ergaben eine völlige Abtötung der
Staphylokokken bei einer Konzentration
von 1 : 7500, eine Entwicklungshemmung
bereits bei bedeutend niedrigerem Sub-
limatgehalt. Nebenbei sei bemerkt, daß
sich beide Staphylokokken-Stämme in
dem sublimatfreien Serum sehr reichlich
entwickelten.
Endergebnis.
Erhöht man nun das zum mindesten
erwünschte Konzentrationsverhältnis des
Sublimat zur Wundflüssigkeit auf
1 : 6000, so lautet das Ergebnis vor-
stehender Untei*suchnngen dahin, daß
sowohl Watten wie Mulle unter
den Verhältnissen, wie sie bei
einem Verbände in betracht
kommen, mit etwa 0,4 bezw. etwa
],0 Prom. Sublimatgehalt (je
nachdem sie wenig oder sehr
viel Flüssigkeit aufgenommen
haben) Staphylokokken gegen-
über noch vollständig antisept-
isch wirken, oder mit anderen
Worten, daß auch nach unvorteil-
hafter Lagerung Mulle noch
nach etwa 6, Watten selbst nach
10 und mehr Jahren genügend
Sublimat enthalten, um auch bei
sehr starker Durchfeuchtung
völlig ihrem Zweck, der Fern-
haltung von Eitererregern von
der Wunde, zu entsprechen.
Am Schlüsse dieser Abhandlung möchte
ich noch einige allgemeine Fragen über
994
die antiseptischen Verbandstoffe be-
rühren.
Wenn zn verschiedenen Malen Klagen
darüber laat geworden sind, daß Sab-
ümatyerbandstoffe reizend auf die Wanden
wirken, so ist hier zwar nicht der Ort,
um dieses Gebiet näher za berühren;
nur einen Umstand möchte ich nicht
unerwähnt lassen, der vielleicht teil-
weise dazu beitragen kann, die be-
sprochene Erscheinung zu erklären. Ich
habe nämlich im Verlaufe meiner Unter-
suchungen unter den antiseptischen
Verbandstoffen eines früheren Jahrgangs
auch einzelne gefunden, deren Gehtdt
an Sublimat den vorschriftsmäßigen
wesentlich überstieg. Diese entstamm-
ten sämtlich einer Fabrik, die jeden-
falls die zur Herstellung unbe-
dingt erforderliche Praxis noch nicht
besaß. Daß bei Verwendung solcher
Verbandstoffe ungünstige Ergebnisse zum
Teil nicht ausbleiben werden, ist erklär-
lich und der betreffende Arzt muß, da
ihm der bei weitem zu hohe Sublimat-
gehalt nicht bekannt, naturgemäß solche
Mißerfolge den Sublimat- Verbandstoffen
als solchen zuschreiben, während der
eigentliche Grund in der nicht sach-
gemäßen Herstellung zu suchen ist.
Yorsohläge zur Abäadenug der Eot-
fÄrbuag.
Als weiterer Uebelstand der antisept-
ischen Verbandstoffe ist oft deren
Eosingehalt genannt worden, weil
der Farbstoff ausgelaugt wird und dann
durch Rotfärbung der Wundränder zu
Trugschlüssen fUiren kann. Um dem
abzäielf en, wäre es vielleicht angebracht,
nur die Hälfte oder zwei Drittel der
bisherigen Menge Eosin, d. h. 0,75 bis
1,0 g anstatt 1,6 g auf 15 1. Impräg-
nierungsflüssigkeit zu verwenden, <Se
noch immer genfigen, um den Ver-
bandstoff deutlich rosa zu färben.
Noch einfacher würde diese Frage viel-
leicht dadurch zu lösen sein, daß man
von einer Botfärbung der anti-
septischen Verbandstoffe vollständig
absieht und sich zwecks Unterscheid-
ung vom fibrigen Verbandmaterial damit
begnügt, sie in rot gefärbtes Fergament-
papier einzuschlagen. Da wohl in allen
Fälen sowohl Mulle wie Watten nach
dem Oeffnen der Pakete auch wieder
in der ui'sprünglichen Hülle aufbewahit
werden, so dürfte durch deren rote
Farbe allein schon genügend Sichertieit
gegen eine Verwechselung mit entfetteten
Verbandstoffen geboten sein.
Anwendung von Farbstoffen bei
Bodenuntersuchungen.
Wie B. Sjollema mitteilt, lassen ach die
KoUcidsubstanzen des Bodens sehr leicht
mit Fuchsin, Methylviolett, Methylenblau und
anderen wässerigen Losungen Ton ver-
schiedenen Farbstoffen ohne Anwendung
irgend eines Zusatzes ftrben. Wird eme
solche Farbstoffltenng mit einigen Onmm
eines lehmigen oder tonigen Bodens ge-
schüttelt, so entfärbt sich die Flflssigkeit, m
färben sich die EoMdsubstansen, wihrend
die QnarzkOrper nngefSrbt bleiboi. Sand-
boden nimmt nnr wenig Farbstoff auf. Der
umstand, daß sich Kieselsänre, Tonerde,
AlnmininmsUikate gegen verschiedene Farb-
stoffe verschieden verhalten, gibt vielleicht
die Möglichkeit an die Hand, eme qoin-
titative Bestimmnngsmethode zn schaffen.
Ztaehr. /. angew. Ohem. 1906, 715. Bä,
Oentiin
ist nach Tanret ein Glykosid, das sidi io
den Mntterlangen des Qenttopikrin findet
Es smd kleme gelbliche Nadeln, die bei
270^ sohmefasen; die Formel ist G25H260h-
Mit Salpetersäure gibt es eine grfine, mit
Eisenchlorid eine grflnschwarze FIrbnng.
Durch verdünnte Schwefelaäore wird dieaeB
Glykosid gespalten in Glykose nnd (was beson-
ders bemerkenswert ist) in Xylose und Gen-
tianin. Dieses ist isomer out Gention
G14H10O5. Gentianm schmilzt bei 225 ^^
nnd wird durch Salpetersäure gelb geBrbt
Jowm, Suisse de Ckim. et Pharm. 1905, 635.
Unguentiun Chrysarobini
compositum Unna
besteht nach Monatsh. f. prakt. Dendttolog.
1906, 340, aus: Ohrysarobin, lehthjol
aa 5, Acidum salicylienm 2, Vaaelina flava 88.
R. 1».
995
Neue ArzneimitteL
Antivom nennt Dr. E, lUtsert, Pharm.-
Ghem. Institut in Frankfurt a. M. Anaesthesin-
Tabletten. Anwendung: bei nervöser Dys-
pepsie; Magengeschwfir, Breohreiz; Erbrechen
Schwangerer, Seekrankheit und nach Chioro-
fonnnarkose.
HygiopoA ist nach Dr. med. H. Zikel
(Pharm. Ztg. 1906, 1011) ein auf elek-
trischem Wege hergestelltes Eisenpräparat,
das sich durch seine elektrolytische Wirk-
samkeit auszeichnet. Das Eisen ist in feinster
Verteilung, zum teil mit Sicherheit un-
gebunden nachweisbar, in der goldbraunen
Flüssigkeit gelöst. Diese besitzt einen gall-
äpfelähnlichen, herzhaft^, nicht unangeneh-
men Qeschmack und chlorähnlichen Geruch.
Beim Erhitzen im Reagensglase geht die
Farbe in eine tief dunkelgoldbraune Aber.
Das Destillat zeigt eine schwache Cblor-
reaktion mit Jodstärkekleister. Leitet man
einen galvanischen Strom von mäßiger Stärke
und hoher Spannung*) ein, so tritt schon
nach kurzer Zeit eme hellg^ne Verfärbung
der Flüssigkeit auf. Gleichzeitig verändern
sich die physikalischen und physiologischen
Eigenschaften vollständig. Das Präparat ist
mit Wasser mischbar, aber die einzelnen
Tropfen sinken zunächst schwer zu Boden,
ehe sie' sich lösen. In alkoholhaltigen
Flüssigkeiten entstehen chemische und phy-
sikalische Veränderungen, ebenso verträgt
sich das Präparat nicht mit Milch. Das
spezifische Gewicht ist 1,205. Ein Tropfen
wiegt 37,5 mg und 1 g enthält etwa 27
Tropfen. Das Präparat ist im allgemeinen
gut haltbar, doch ist es vor direktem Sonnen-
licht und allzu hoher Wärme (Ofen) zu
schützen. Hygiopon wirkt tropfenweise ge-
nommen appetitanregend und als allgemeines
Kräftigungsmittel. In mittleren Gaben (wie
groß ? Der Berichterstatter) zeigt es keine
unangenehmen Nebenwirkungen.
Der Erfmder dieses Mittels ist ein un-
genannter Ingenieur der Berlmer elektro-
technischen Werke.
Menthol-Thymat hat A. Gaivalowski
nach einem besonderen Verfahren dargestellt.
Es ist nach Pharm. Nachr. 1906, 263 eme
*j 5 Mill.-Amp. + 120 Volt, Wechselstrom,
als Widerstand eine 16 kerzige Oläblampe für
elektrischen Stadtansohluß.
ölige Flüssigkeit, die geruchlos ist oder, je
nachdem ob freies Menthol oder Thymol
vorbei rscht, den dnen oder anderen spezi-
fischen Geruch besitzt Auf die feuchte
Haut gebracht, zersetzt es sich in seine
beiden Bestandteile. Anwendung: bei Zahn-
schmerzen und Gliederreißen.
Ozet-Bäder. Ein Badezusatz, der 22 L
ozonhaltigen Sauerstoff in brausender Form
liefern soll. Bezugsquelle: L. Elkan in
Berlin 0, Kampacbstraße 12 a.
Pertussin, Dr. Matte's ist in homöopath-
ischer Potenz 30, 50, 100, 200 und 500
auf Wunsch noch höher von A, Marggraf %
homöopathischer Offizin in Leipzig zu be-
ziehen.
Pisdn wird ein homöopathischer Ersatz
für Lebertran von Dr. med. Stäger genannt.
Er ist angeblich unübertroffen in der An-
wendung als völlig geruch- und geschmack-
loses Präparat in den Fällen, in denen
Lebertran des Geruches nnd Geschmackes
wegen oder aus Gesundheitsrücksichten nicht
genommen bezw. vertragen wird, üeber
seine Zusammensetzung ist zur Zeit nichts
bekannt. Darsteller: Homöopathische Zentral-
Apotheke von Professor Dr. Manch in
Göppingen in Württemberg.
Euhrserum wird nach L. Vaillard und
Ch. Dopter (Ann. de Tlnstitute Pasteur
1906, Nr. 5) von mit D3rsenteriebazillen
behandelten Pferden gewonnen. Es hat im
Tierversuch bakterizide und antitoxische
Wirkung, ist selbst in großen Gaben für
den Menschen unschädlich und wbrkt nur
auf Fälle von Baziilenruhr, nicht von
Amoebendysenterie, günstig, was durch das
fast augenblickliche Aufhören der Ruhrstühle
zu erkennen ist Auch in nicht mehr ganz
frischen Fällen wirkt es, aber nicht bei
chronischer Ruhr.
Tuberkulin Denys' wu*d in homöopath-
ischen Potenzen bis zur 1000. (1 : 100)
nach Hahnemann sowie die 10000. und
50000. nach Dr. Nebel von A. Marggraf %
Homöopathischer Offizin in Leipzig in den
Verkehr gebracht. Ueber Tuberkulin Denys'
siehe Pharm. Gentralh. 44 [1903], 911;
47 [1906], 424, 452.
Tuberkulin -Marmorek (Serum anti-
tuberculeux Marmorek) liefert A,
996
Jfar^^a/^sHomöopathisehe Offizin in Leipzig
In homöopatliischen Potenzen.
Werdmftller's Lebertranoreme mit Kalk
ond Natrinmhypophosphitsaizen wird als
beste Verabreichangsform des Lebertran von
A, 0. Werdmüller in Zflrich I, Bahnhof-
straße 108; empfohlen. e. Mentxel.
Tuberculoalbomin-Dr. Piorkowski. Hier-
zu bittet uns Herr Dr. Thamm am Auf-
nahme folgender Berichtigang:
In der Nr. 46 der Phann. Oentralh. vom
15. November 1906 fmdet sich Seite 952
unter : Tuberculoalbumin - Dr. Piorkowski
am Schluß der Vermerk: «Bezugsquelle:
Dr. med. Thamtrij Berlin S 14^ Dresdener-
straße 57.»
Hierzu bemerke ioh:
1. Ein Präparat «Tuberculoalbumin-
Dr. Piorkowski* ist mir vollständig un-
bekannt und habe ich mit demselben nicht
das Oeringste zu thun.
2. Mein eigenes; von mir selbst her-
gestelltes und nur von mur direkt erhält-
liches; seit 5 Jahren Tuberculoalbumin-
Dr. Thamm genanntes Heilmittel; ist nicht
identisch mit ad 1.
3. Mein Tuberculoalbumin - Dr. Ihamm
fflhrt;- um Verwechselungen unmöglich zu
machen; von jetzt an den Namen «Tuber al»;
welcher zum gesetzlichen Schutz angemeldet ist
Berlin, den 15. November 1906.
Dr. med. Thamm,
Zur Auslegung
pharmazeutischor Oesetze usw.
(Fortsetzung von Seite 1*29.)
267. Vergiftung durch Choleratropfen.
In einer Drogerie wurden Gholeratropfen
mit einem Gehalt von 10 pCt Opiumtinktur
verkauft. Der Empfänger trank dieselben
schluckweise; erkrankte danach und starb.
Gegen den Drogisten wurde wegen fahr-
lässiger Tötung Klage erhoben; es erfolgte
aber Freisprechung; weil die Sachverständ-
igen sich nicht darüber einigen konnten;
ob der Tod wirklich infolge des Genusses
der Gholeratropfen eingetreten sei. (Straf-
antrag wegen Uebertretung der Kaiser-
lichen Verordnung vom 22. Oktober
1901 scheint nicht gestellt gewesen zusein.)
(Apoth.-Ztg. 1906; Nr. 38.)
268. Nachahmung von Paip-Ezpeller
ist kein Vergehen gegen das Waren*
Zeichengesetz. Gegen den Apotheker &!/iü//f
in Gzask hatte die Firma Fr, Ad. Biehkr
dk Co. m Rudolstadt wegen Vergehens gegen
das Warenzeichengesetz geklagt; w«l Seh,
selbst dargestellten Pain-Ezpeller in einer
Packung verkauft; die der der Klägerin ge-
schfltzten ähnlich ist Die Klage war so-
wohl von der StaatBanwaltschaft; wie von
der Oberstaatsanwaltschaft abgelehnt und
erst auf Beschluß des OberlandesgeriehteB
erhoben worden. Auf Antrag der StietB-
anwaltschaft selbst erfolgte Frebpredinng,
weil der Angeklagte glaubhaft nachwieB,
daß; falls jemals Richter's Anker-Pain-£x-
peller in seiner Apotheke verlangt wurde,
dem Käufer sofort erklärt worden sei; dafi
dieser nicht geführt werde. (Apoth.-
Ztg. 1906; Nr. 27.)
269. Feilhalten von Sectios Emulsion
in Drogenhandlungen ist gestattet, Itot
Urteil des Kölner OberlandeBgerichtes vom
28. Aprit 1906; sobald festgesteUt ist, daß
sie nicht als Heilmittel feilgehalten oder
verkauft wird; sondern nur als Nähr-nnd
Stärkungsmittel. (Pharm. Ztg. 1906,
Nr. 37.)
270. Verurteilung eines Drogenhäad-
lers wegen Verkaufs von Hämatogen
als Heilmittel erfolgte durch das Schöffen-
gericht zu Monster i. Westf. Der Ange-
klagte behauptete; daß der Verkauf narsls
Kräftigungsmittel erfolgt wäre, dis
Gericht war aber der Ansicht; daO dann
mindestens eine Kenntlichmachung darefa
aufgeklebte Zettel erforderlich wäre; da sonst
Jedermann annehmen könnte; daß es tneh
als Heilmittel verwendet würde. (ApoÜL-
Ztg. 1906, Nr. 32.)
271. Validol- Ersatz, kein Vergehen
gegen das Warenzeichengesetz. F. Reichdt
in Breslau hat eine Beiohsgertchts-EntBcheid-
ung herbeigeffihrt; wonach es gestattet ist,
Mentholum valerianienm zu fabrizieren nnd
als Validol- Ersatz in den Handel zu brin-
gen; auch in Preislisten — die ja nv
für Sachverständige bestimmt sind — <^-
zugebeu; daß Mentholum valerianicom mit
Validol chemisch und therapeutisdi identiNli
ist (Apoth.-Ztg. 1906, Nr. 31.) A. St.
Eine neue Centrifuge für
Laboratorien.
Von Dr. TA. Körner.
lEhemft]. Ubemiker an der Deutscben Gerber-
schule zu Freibarg l 8.)
des Krdsels bekannten PräzesBions- nod
Nntationabewegangen auf, welche der Krei*
beweguDg einen mit der Geschwindigkeit
sich steigernden Wideretand entgegenaetzen.
Änlälilich einer UntersnchQQg Aber die Rl&r-
Die bisher im Laboratorinm gebrauch- '. nng von GerbatofflOsungen hatte jch Ver-
liehen Apparate zam Sedimentieren von antaasungen, mich mit dieser Frage n&her
Niederschlagen in Flüssigkeiten oder zum zu beschäftigen, nnd es gelang unter Be-
Trennen von zwei FJDflugkeiten vencbiedenen notznng vou Erfahrungen, welche auf dem
spezifischen Gewichtes mit Hilfe der Gentri- Gebtete der Milchcentrifugen vorliegen, eine
fugalkraft bestehen im wceentlichen ans
Vorrichtungen, hd welchen die zu cenlri-
fug^erende FlOssigk^t anf eine Zahl radial
angeordneter RChrohen verteilt wird. Diese
Konstruktion besitzt rerachiedene Nachteile.
Zunächst ist die quantitative Leistung etwas
besehränkl, sodann aber ist es fast unmög-
lich, die FOllnng'der Eöhrchen derart' gl ei ch-
mäKig zu verteilen, daB der Schwerpunkt
des ' Systems genau in" die Drehachse zn
liegen kommt. Dieser üebelsfand hat aber
zur |Folge, daß die Geschwindigkeit nicht
Über ane gewisse Grenze binans zu bringen
ist Es treten n&mlich durch die excenlrische
Lage des Schwerpunktes die aus der Theorie
Konstruktion austindig zn machen, welche
die genannten UebelstSnde vermeidet. Die
neue Centrifuge enthWt (vergl. die Abbild.)
eine geschlossene Trommel mit einem Loch
im oberen Boden, durch welches die zu
schlendernde Flüssigkeit eingefüllt wird.
Diese faCt je nach GrSfe 150, 300 und
500 ccm. Sie ist abnehmbar, verbunden
mit der senkrechten Schneckenrad welle, von
welcher sie in bekannter Weise angetrieben
wird. Die FlUssigkeit rückt beim Gange
der Centrifnge an die Wand der Trommel,
und ihre innere ßegrenzungsflSohe bildet
bekanntlich nadi den Gesetzen der Mechanik
einen Abschnitt önes Rotationsparaboloida,
998
welches sich mit steigender Geschwindigkeit
immer mehr einer Gylinderfläche nähert.
Durch das Loch wird ein dQnues Messing-
röhrchen eingeführt, an dessen einem, im
Innern der Trommel befindliehen Ende eine
horizontale halbkreisförmige Biegung an-
gebracht ist (in der Abbildung nicht sicht-
bar). Dieses Röhrchen ist durch Verbind-
ung mit einer Schraube in seitlicher Richt-
ung verschiebbar. Sobald die Centrifuge
samt Inhalt so lange gegangen ist, daß man
den Trennungsvorgang als beendigt ansehen
kann, schraubt man das Röhrchen nach der
Seite (in der Abbildung nach links). Das
im Innern der Trommel befindliche Ende
des Röhrchens taucht nun in die bewegte
Flüssigkeit, und diese wird durch die Centri-
fugalkraft mit einiger Gewalt in dem Röhr-
chen in die Höhe getrieben und fließt in
ein vor das andere Ende gestellte Becher-
glas ab.
Aus dieser Beschreibung geht hervor,
daß der der Trommeiachse zunächst lie-
gende Teil der Flüssigkeit zuerst heraus-
getrieben wird, während die an die Wand
geschleuderten suspendierten Teilchen dort
verbleiben. Handelt es sich um die Trenn-
ung einer Emulsion von spezifisch ungleich
schweren Flüssigkeiten, so wird die leichtere
zuerst kommen und so weiter. Die wichtigsten
Vorteile dieser Konstruktion vor den bisher
bekannten sind folgende: Das Fassungsver-
mögen ist größer, die Tourenzahl kann ohne
Bedenken bis auf 20 000 gesteigert werden,
und die Wirkung ist infolge dieser erheb-
lichen Steigerung der Centrifugalkraft eine
intensive und schnellere. Die Handhabung
und Bedienung ist, da man nur mit einem
Gefäße zu tun hat, einfacher. Da die Ent-
leerung noch während des Ganges der
Centrifuge erfolgt, so ist ein Wiederauf-
rOhren der abgeschiedenen Suspensionen
ausgeschlossen. Unter Umständen kann sie
sogar wie die modernen Milchcentrifugen zu
kontinuierlichem Betrieb benutzt werden,
mdem man die zu centrifugierende Flüssig
keit während des Ganges durch einen Trichter
nachgefüllt. Die Gentrifnge wird auch auf
Wunsch mit einer Siebtrommel aus per-
foriertem Blech ausgerüstet, so daß sie ohne
weiteres auch als FUtrier- und Trocken-
centrifuge benutzt werden kann zum Aus-
schleudern von Garuproben usw.
Die Centrifuge wird in bester Ausführung
in drei Größen von der Fiima Ärtkw
Meißner j Freiberg L Sa. geliefert
Zur Herstellung der Verband-
baumwolle,
welche ungefähr erst seit dem Jahre 1877
ein bemerkenswerter Handelsartikel geworden
ist, während schon im Jahre 1837 die
Baumwollwatte für medizinische Zwecke
vorgeschlagen wurde, eignen sieh nicht alle
Baumwollsorten gleich gut Die besten
Arten für den genannten Zwedc sind die
unter dem Namen Orleans, Texas, AUenseed,
Mobile und Benders bekannten BaumwoU-
Sorten.
Die Behandlung ist im wesentlichen fol-
gende: 1. Mechanische Behandlung I,
bestehend in Sortieren, Reinigen, Schlagen,
Krempeln oder Kardieren. Nach dem Krem-
peln wird die BaumwoUe in Form von
Tafeln gebracht 2. Chemische Behand-
lung. Dieselbe besteht in Wasehen, einer
Behandlung mit Alkalien, um Farbstoffe
usw. zu entfernen, ferner in Bleichen ond
Entwässern. Hierauf Säurepassage, Ent-
wässern, abermals Alkalienbehandlunp, Ent-
wässern, Säurepassage, Neutralisation und
wieder Entwässern. 3. Mechanische
Behandlung II, bestehend in Trockneu bei
105^, Ausbreiten, Krempeln, Aufwiekeln
auf Walzen, Sterilisation.
Bei der Herstellung von Verbandgaze
wird die Baumwolle zunächst gekämmt, ge-
streckt, gesponnen und gewebt, dann aber
der gleichen Behandlung unterworfen.
Die Verbandbaumwolle wird auch mm
Filtrieren von Milch, Oden, Sirupen, femer
in der Elektrizitätsindustrie, bei der Fabrik-
ation von Olühstrümpfen, in der Lackfarben-
fabrikation usw. benützt Für viele dieser
Verwenduugsarten werden Baumwollensorten
mit möglichst kleiner Asehenmenge ge-
nommen. Die Pharmakopoen dulden für
die Verbandbaumwolle eine Aschenmenge
von höchstens 1 pCt Die Asehenmenge
m den Baumwollensorten kann sehr wechselnd
sein. Das Mittel aus 10 Proben amwikan-
ischer Baumwolle betrug 1,37 pCt, das
Maximum 1,80 pCt, das Minimum 0,93 pa
Ztaekr. f, angew. Chem. 1906, 12<>8. BU.
999
Photographische Mitteilungen.
Die
Verbrennungsgeschwindigkeit
des Blitzlichtes.
Durch Abbrennen eines GemiscbeB von
Magneainm mit Brennstoffen wird das in
der Photographie vielfach verwendete «Blitz-
licht» erzengt, das eine so schnelle Beleucht-
ung ergibt, daß man deren Dauer nur auf
Vi 00 ^^ Vi 50 S^Isnnde sehätzte. Albert
Londe unternalim es, diese Dauer zu messen
und bediente sich dazu einer schnell be-
wegten lichtempfindlichen Platte, zu der das
Blitzlicht nur durch eine schmale Oeffnung
gelangen konnte, die von einer 1000 Schwing-
ungen in der Sekunde ausführenden Stimm-
gabel mitgeführt wurde. Es erwies sich,
daß die gewöhnlichen Blitzpulver eine viel
geringereVerbrennungsgeschwindigkeithatten,
als man vermutet hatte; sie schwankte
nämlich zwischen V« ^^^ V'20 Sekunde, nur
wenige brachten es auf 725 ^^^ ^^ ^
Pulver wurde gefunden, das weniger als
V30 Sekunde gab; die Mehrzahl schwankte
zwischen Ys ^^^ Vi 5 Sekunde. Auf die
Dauer der Verbrennung ist natürlich die
Zündung von Emfluß ; die. elektrische Zünd-
ung gab die größte Geschwindigkeit. Knall-
quecksilber kam der elektrischen Zündung
nahe, bei Zündung mit Streichhölzchen war
die Dauer der Zündung bedeutend größer.
Die Dauer der Zündung nimmt ferner zu
in demselben Maße wie die Pulvermenge
zunimmt Endlich zeigte sieh, daß die
aktinischeWirkung des Blitzlichtes sehr schnell
ihr Maximum erreicht, dasselbe eine merk-
liche Zeit beibehält und dann langsam bis
zum völligen Erlöschen absinkt Bm.
Das Weltall 1906, Nr. 24.
lange. Die Wirkung dieser Oelbscheibe
kann noch durch Anwendung- einer kleinen
Blende verstärkt werden, wodurch natürlich
die Belichtungszeit noch weiter vervielfacht
wird. Um dies zu vermeiden, kann man
auch den Umweg über ein, durch Oelbscheibe
kopiertes Diapositiv wählen, von dem dann
ein richtig abgestuftes Duplikatnegativ zur
Vergrößerung hergestellt wird. Bm.
Silber und Gold
lassen sich aus allen Bädern auch — nach
Ansäuerung mit Salzsäure — durch Ein-
stellen von Aluminiumblechen niederschlagen.
So ist auch das Gold aus alten Tonfixier-
bädern wieder zu gewinnen. Der Nieder-
schlag wird zunächst mit Salpetersäure be-
handelt, um das Silber abzusondern, das
übrigbleibende Gold dann durch Königs-
wasser gelöst und von dem Schwefelschlamme
abfiltriert. Bm,
DetUseh. Photogr. Kai.
Oute
VergröBerungen nach üauen
Negativen.
Hiertür empfiehlt «l'Art Photographique»
vor das zu vergrößernde Negativ eine in-
tensive Gelbscheibe zu schalten, dureh welche
die Kontraste m der Vergrößerung wesent-
lich gesteigert werden. Allerdings wird
dann die Expositionszeit etwa 120 mal so
Ueber eine neue Methode zur
Herstellung photographischer
Earrikaturen,
die den Vorzug haben, sehr ähnlieh aus-
zufallen, wird aus Amerika berichtet. Eine
Kollodiumplatte wird dem Einfiuß von Wärme
unterworfen, wodurch die Gelatine bis zu '
einem gewissen Grade geschmolzen bezw.
gelockert wird. Durch eine einfache Be-
arbeitung der Gelatine kann man einzelne
Teile des photographisehen Abdrucks ver-
längern oder verkleinern, ohne die Nachbar-
partien in Mitleidenschaft zu ziehen. Man
kann dabei eine Wange oder sonstigen
Gesichtsteil aufblasen oder sonstwie karri-
kierend verändern. Bm.
Eine vorzügliche Schwarzbeize fflr Metall-
gegenstände (Kassettenschieber , Objektivver-
schlüsse usw.) erhält man, wenn man 25 g
Kupfernitrat in 8 g Alkohol (OOproc.) bei gelin-
der Wärme löst. Für Aluminium und Nickel
ist diese Beize nicht verwendbar. Btn.
1000
BOcherscha
Beal-Enzyklopädie der Gesamten-Pharma-
zie. Handwörterbuch für Apotheker,
Aerzte und Medizinalbeamte. Begründet
von Dr. Ewald Oetßler und Dr. Josef
Moeller, Zweite, gänzlich umgearbeitete
Auflage. Herausgegeben von Prof. Dr.
Josef Moeller, Vorstand des pharma-
kologischen Institutes an der Universität
Graz und Prof. Dr. Hermann ThoTns,
Vorstand des pharmazeutischen Institutes
in Berlin. Mit zahlreichen Illustrationen.
Erster bis siebenter Band. A bis Kristalle.
Berlin und Wien 1904 bis 1906.
Urban & Schwarxenberg, Preis per
Lieferung 1 M. 20 Pf., für jeden Band
18 M.
Es treten in der Praxis obengenannter Kreise
oft Fälle ein, in denen man über irgend einen
chemischen Körper, ein Präparat, ein Heilmittel,
einen Fachausdruck, einen Apparat oder sonst
dergleichen mehr schnell und möglichst ein-
gehend aber kurz unterrichtet sein möchte, ohne
dabei gezwungen zu sein, entweder ein Werk
des Spezialgebietes heranzuziehen oder im Zweifel-
falle überhaupt ratlos dazustehen. Diesem Uebel-
stande will das vorliegende Werk, das 10 Bände
umfassen soll, abhelfen, und zwar dadurch, daß
es in einzelnen abgerundeten alphabetisch ge-
ordneten Aitikeln die gesamte Pharmazie und
deren Hilfswissenschaften behandelt. In der
gesamten Pharmazie werden sowohl Re-
zeptur und Defektur, Herstellung, Erkennung
und Prüfung der Arzneimittel, pharmazeutische
Chemie, Botanik und Pharmakognosie als auch
gesetzliche Bestimmungen, Handverkauf, Bach-
führang u a. m. besprochen. Hierbei wird
stets Bezug genommen in erster Linie auf die
deutsche und österreichische Pharmakopoe ucd
nötigenfalls auf die Pharmakopoen anderer
Länder. Die Hilfswissenschaften um-
fassen neben theoietischer und analytischer
Chemie, Physik, Mikroskopie auch die Grund-
lehren der Pharmakologie, Hygiene, Bakteriologie,
der Untersuchung von Nahrungs- und Genul'-
mitteln, sowie technische Prüfungen, gerichtliche
Chemie und Toxikologie. Des weiteren ist die
medizinische Terminologie erklärt und die wich-
tigsten Kurorte aufgeführt. Feiner haben die
wichtigsten Magistralformeln, die gangbaren Ge-
heimmittel und Spezialitäten sowie die volks-
tümlichen deutschen Namen der Arzneimittel
Aufnahme gefunden. Um diese stattliche Auf-
gabe im gewollten Sinne zu lösen, haben sich
die Verfasser genötigt befanden, eine Reihe von
Mitarbeitern zur Förderung des Werkes heran-
zuziehen, deren Namen in weiten Kreisen an-
gesehen sind.
Soweit dies Werk bisher erschienen ist, kann
man von demselben sagen, daß das gestcckto
Ziel erreicht ist. Die einzelnen Abschnitte sind
je nach ihrer Wichtigkeit mehr oder nuDder
ausgearbeitet. Einzelne von ihnen haben eioe
größere und vielseitige Abhandlung erfaihren,
wie z. B. der Arsennaobweis und die Ai^d-
bestimmang im allgemeinen, bei gerichtlich-
chemischen Untersuchungen und in den
Reagentien. Andere werden ganz kurz erläatert
wie: «Halopegen siud die natürlichen Koch-
Salzwässer.» Aufsätze, wie der über Arznei-
pflanzen, bringen Mitteilungen, die man in
Spezialwerken wohl nicht immer finden wird,
die aber jeder Fachgenosse eigentlich wissen
müßte, um auf der Höhe der Zeit zu stehen.
Die Zahl der behandelten Artikel ist eine ganz
bedeutende und zeugt von dem Fleiß, der schon
bei Aufstellung der Stichwörter verwendet worden
ist, wenn dieselbe auch einigermaßen nach dem
oben mitgeteilten Inhalte vorauszusehen war.
Zieht man nun noch in betracht, daß vielen
Artikeln, die Pflanzen, Chemikalien, Drogen,
Maschinen und Apparate behandeln, vorzügüche
Abbildungen beigegeben sind, so muß man xn
dem Schluß kommen, daß Verfasser und Ver-
leger alles aufgeboten haben, um ein Werk za
schaffen, das den heutigen Ansprüchen an ein
solches Genüge leistet. Wünsohenswen wäre
es gewesen, wenn in solchen Fallen, in denen
ein Eigenname im Genitiv erwähnt ist, wie z ß.
Kellern nicht so sondern Keller'^ geschrieben
worden wäre, da es dooh öfters vorkommt, da.J
Namen mit einem s endigen z. B. Kocks.
Hoffentlich bringen die weiteren Bände, die
wir einer weiteren Besprechung unterziehrn
werden, ebenso Vortreffliches, wie die bisher
erschienenen. Möge dieses Werk in den weitesten
Kreisen Eingang fmden zu Nutz und Frommen
aller derer, für die es geschrieben ist.
KM.
Jahreiberioht der Pharmazie, herausge-
geben vom Deutschen Apotbekerverein.
Bearbeitet von Dr. Heinrich Beckuris.
Medizinalrat u. o. Professor an der
Herzogl. technisohen Hoehschnle in
Braunschweig. Unter Mitwirkung von
Dr. G. Frericks, Assistent am pharm.-
chem. Laboratorium in Braunsehweig.
Göttingen 1902, 1903 und 1904.
Vandenhoeck dt Ruprecht
Wiederholt ist in Pharm. Centralh. so besondeni
in 41 [1900], 503 und 43 [1902], 401 auf den
hohen Wert dieser Jahresberichte venÄ'iefe^D
worden, so daß es unnötig erscheint, dies nuch-
mals hervorzuheben. In den vorliegenden Be-
richten finden wir im Pharmakognostischen Teile
zunächst fine größere Arbeit über das ATim-
buch für das Deutsche Reich, IV. Ansgal-^'.
vom Standpunkte des Pharmakognosten , vi«o
ICmst Öilg^ die auch in den Berichten der
Deutsohen pharm. Gesellschaft 1901 erschieneo
1001
ist, ferner eindn Bericht von Mcmsier über das
Trocknen der Pfianzendrogen und einen Auf-
satz Yon R. Prius8^ die bisherigen Ergebnisse
und Anssichten der dentsch-afrikaDischen Tropen-
kulti^ren behandelnd. In dem speziellen Teil wird
über eine stattliche Beihe 7on Pflanzenfamilien be-
richtet, denen sich der Arzneischatz des Tier-
reiches anschließt Diesem folgt, wie in den
früheren Jahrgängen die Pharmaceatische Chemie,
zerfallend in einen allgemeinen und einen
spezieUen Teil, darauf die organo-therapeutischen
und Semm-Präparate, die galenischen Präparate,
medizinische Chemie, demnächst die Chemie der
Nahmngs- und Genußmittel und zuletzt die
toxikologische Chemie.
Wegen Mangel an Platz ist es uns diesmal
leider nicht möglich, auf die vielen Einzelheiten
näher einzugehen» Wir können dies aber uoi
so eher unterlassen, da diese Jahresberieiite siob
schon längst eines guten Rufes erfreuen wie
auch andererseits die Namen der Yerfasber für
die Güte des Inhalts selbst sprechen. Wir
hoffen und wünschen, daß es den Yerfaasem
noch lange vergönnt sein möge, uns mit den
weiteren Jahresberichten in gleicher Weise zu
i beglücken. -*to —
Verschiedene Mitteilungen.
Bakterienbrand der Obstbäume.
(Berichti{^g.)
In dem Berioht über den von Herrn Geh.-Rat
Aderholt an! dem Botanikerkongreß zn
Hamburg gehaltenen Vortrag betr. «Bak-
terienbrand der Obatbftnme» in
vorliegender ZeitBchrift (Pharm. Centralb. 47
[1906], 913), befinden sieh einige Irrtflmer
insofern, als das, was daselbst von der
Herkunft nnd dem Vorkommen in Deutseb-
land gesagt wird, nioht anf den Bakterien-
brand der Öbstbftnme bezng hat, sondern
anf den amerikanischen Staohel-
beermehltan, eine für Dentscbland neue
Pflanzenkrankheit, die dureh den Pilz
Spbaerotheca mors nvae vemrsaeht wird.*)
Ueber diese Pflanzenkrankheit machte Oeh.-
^iAderhoU anf dem Botanikerkongreß eben-
falJaeinige Angaben. Nftheres über den Staohel-
beermehltan iat ans naehstehendem Referat,
welchem ein von Herrn Geh.-Rat Äderholt
frenndlichst zur Verfügung gestelltes Flugblatt
(Nr. 35)der Kais. BiologischenAnstaltfür Land-
und Forstwirtschaft zu gründe liegt, zu ersehen.
Der amerikanische Mehltau des
Stachelbeerstrauches ,
eine für Deutschland neue
Pflanzenkrankheit.
Die «Mehltaukrankheit» ist bei den ve^
schiedensten Kulturpflanzen, z. B. bei Apfel-
und Pfirsichbäumen, Rosen usw. bekannt
Die Krankheit wird von den sogenannten
Mehltaupilzen erzeugt^ deren es eine große
*) Das Referat in der Pharm. Centralh. ist
einer verbreiteten Hamburger Tageszeitung ent-
nommen worden, deren Gewährsmann sich dem-
nach gründlich verhört bezw. geirrt hat
Anzahl verschiedener Arten gibt, die aber
nur zum teil von einer Kulturpflanze auf
die andere übergehen kOnnen. So können
z. B. mehltaukranke Rosen benachbarte
Aepfel oder Stachelbeeren nicht anstecken,
ebenso Getreide nicht die Erbsen uaf. Da-
gegen kommt es vor, daß eine Knltnrpflanne
von mehr als einem Mehltau befallen wirdL
Dies ist bei dem Staehelbeerstrancfae der
Fall, welcher von den Mehltanpilzen Mieve-
sphaera grossnlariae iWallr.) lAv. und
Sphaerotfaeca mors nvae (Schwein.) Berlin
et Curt. befallen wird.
Yon diesen ist der erstere in Europa von
jeher vorhanden gewesen, der letztere jedoch
aller Wahrscheinlichkeit nach erst im letzten
Jahrzehnt aus Amerika nach Europa ver-
schleppt worden. Man kann daher zwischen
«europäischem» und «amerikanischem »Mehl-
tau unterscheiden. Letzterer ist, nachdem
er zuvor in Irland, Dänemark und Ruß-
land aufgetreten war, im vergangenen
Jahre zum ersten Male m Deutschland und
zwar im Reg.-Bez. Bromberg beobachtet,
nunmehr aber auch an zahfareichen anderen
Orten in West- und Ostpreußen, Mecklen-
burg nnd Waldeck mit Sicherheit nachge-
wiesen worden.
Während der europäische Mehltau sich in
der Regel auf die Blätter des Stachelbeer-
strauches beschränkt, befällt der amerikanische
sowohl Blätter wie junge Triebe und Früchte.
Beide überziehen die heimgesuchten Teile
mit dem charakteristischen zarten, weißen
Ueberzuge^ der aber bei dem amerikanischen
Mehltau auf den Trieben nnd Beeren sehr
bald kaffee- oder kastanienbraun und da-
bei verhältnismäßig dick, ledrig oder fihdg
1002
wird. Diese Verfftrbiing nnd Diolite der
üeberzüge antanseheidet ihn (neben mikro-
akopisehen Merkmalen) leicht von dem
enropSiflohen Mehltan, bei welchem dieselben
dauernd zart^ weiB nnd nur zuletzt mit
feinen^ zerstreuten , schwarzen Pfinktohen
bedeckt ersdieinen«
Wie fast alle Mehltaupilze verbreitet sich
die Sjdiaerotheca mors uvae sehr sdinell,
was dem umstände zuzuschreiben ist, daß
der Pilz auf den erkrankten Teilen der
Pflanze zunächst unz&hligey für das unbe-
waffnete Auge kaum sichtbare Sommer^
Sporen erzeugt, welche leicht durch Wmd,
Regen, Tiere und unbewußt auch durjoh
Menschenhände verschleppt werden« Der
Entwickelungsgang des amerikanischen Mehl-
taues ist analog dem des europäischen, nur
mit dem unterschied, daß sich, wie schon
erwähnt, die Filzfäden bm ersterem bräunen.
Der amerikanische Mehltau macht sidi
namentlich durch sein Auftreten auf den
Früchten recht unangenehm bemerkbar. Die
von ihm befallenen Beeren bleiben im
Wachstum zurflck, platzen vielfach auf und
fallen ab oder verderben durch hinzutretende
Fftulnispilze. In Amerika hat man Sphaero-
theca mors uvae sogar auf Johannisbeeren
und anderen Bibesarten beobachtet, wovon
in Deutschland bislang nodi nichts verlautet
Zur Bekämpfung des Pilzes wendet man m
Amerika Eupfervitriolbrühe oder noch
häufiger Sohwef elkaliumbrühe an
(300 bis 400 g in 100 L Wasser). Mit
der BrQhe werden die Sträucher m 8 bis
14 tägigen Zwischenräumen mittels Rebspritze
bestäubt In Deutschland sollte man, so
schreibt AderhoU, wo immer es nach um-
fang des Vorkommens des Pilzes mCgfich
ist, die erkrankten Sträucher sdiommgalos
ausroden und dem Feuer flbeiliefeni, im
womöglich der Weiterverbreitnng des lohld-
Hohen Pilzes Einhalt zu tun. Wo man adh
zum Ausroden entBchloasen hat, muß der
Wiederanbau des Beerenobstes zweekmUig
3 Jahre unterbldben, da erst dami mit
ttuiger Sicherfattt darauf zu rechnen ist, daß
der Pilz nicht wieder auftritt WgL
Hederioh-
Bekämpfiingsversuohe.
Nach Mittelungen von L. Hütner irt
die Bespritzung mit Eisenvitriol sor
Vernichtung des Hederichs auch in Bayen
allenthalben erfolgreich gewesen. Es han-
delte sich nicht um den echten
Hederich (Raphanus Raphanistnim),
sondern um den vielfach als Hederich beuieb-
neten Ackersenf (Sinapis arvensislf
welch* letzterer gegen Eisenvitriol noch viel
empfindlicher als Raphanus ist Mißerfolge
waren nur wenig und fast aaaschließtieh
nur dann zu beobachten, wenn nach der
Bespritzung zu rasch starker Begen emtnt
Ebenso erweisen sich Huflattig, Aekerdiitel
und Flohkraut als durch Eisenvitriol be-
kämpfbar. Beim Oetreide stellten sidi hM-
stens, sobald die Verteilung der Spritzflfing-
keit durch die Apparate ungenflgeDd war,
eine vorübergehende Verfärbung der Blatt-
spitzen ein, weitere erhebliche Beschädigangen
derselben wurden nicht beobachtet (Vergl.
auch Pharm. Gentralh. 47 [1906], 482.)
I Ztachr, f, angmo. Ckem. 1906, 718. Btt.
Briefwechsel.
Abonnent In Niederlanden, üeber die Her-
stellung von Sepia - Blitz - Papier for
Lichtdruck haben wir nichts in Erfahrung brin-
gen können, obwohl sich unser Herr Mitarbeiter
fär Photographisohes wirklich große Mühe ge-
geben hat Liegt nicht vielleioht eine irrtiim-
iiohe Bezeichnung vor? s.
Anfrage.
Welche Bestandteile enthalten die Fracht»
von OooouluB palmatua DC. (FruotnsCo-
lombo)? Stwa Gerbsäure und wieviel ü
Prozenten ?
1
Dr. A. 8chB«i4cr, DraidHi and Dr. P
YflBUktworaiQhflr Leitir: Dr. A. Sduelder.
Iii Bwunhaikli»! durah Jallai Spflagef , BsrUn V.. hw
Dnok TOB Vr. TUUl Vmmht. (KasAtk A MakU),
Phamiaceutische Centralhalle
für Deutschland.
Heraosgegeben yon Dp* A. Schneider nnd Dis P. Sflee.
»••
Zeitschrift fttr wissenschaftliche und geschäftliche Interessen
der Pharmacie.
Gegrttndet von Dr. Hermum Hager im Jahre 1869.
Enchemt jeden Donnerstag.
Besngspreis yierteljährlioh: dnroh Bnchhandel oder Post 2,50 Mk., durch Gescbäfts-
stelle ün Inland 3,— Mk., Ausland 3,60 Mk. — Einzelne Nummern 30 Pf.
Anzeigen: die einmal gespaltene Klein-Zeile 30 Pf., bei größeren Anzeigen oder 'Wieder-
holungen Preisermi&ßigang.
Leiter der \ Dr. Alfred Schneider, Dresden- A. 21; Sohandauer Str. A3.
Zeltsehrlft: J Dr. Panl Saß, Dresden-Blasewitz; Gostay Freytiig-Str. 7.
GesehiftssteUe: Dresden- A. 21; Sohandaner Straße 43.
M43.
Dresden, 6. Dezember 1906.
Der nenen Folge XXVIl. Jahrgang.
xLvn.
Jahrgang.
Inhalt: Chemie vnd Pharmaeie: Ueber du Tuoker'aohe Asthma-MitteL — Yertahren lur HenteUang einM fetten,
in Alkali lOsUchen Prodaktes aus Buch^nholateer. — Neue Arsneimittel. — Neue Arineimittel rom Monat No-
Tember. — Anslegung pharmaieatiseher Qeaetae. — Durch trockene i »estillation dargestelltes Terpentinöl. — Weri-
beatimmung der Chinarinde^ — SpesialitAten. — Aue E. Merck'e Jahreaberidbt 1905. — Nachwelt Ton NItrotolaol
in NItrobensol und von Tolnol In Benaol. ~ Bestimmuog des Antimongehaltet in Talkanitiertem Kautschuk. —
Bestimmung des Schwefels in Seifen. — BalpetersAurererfären aur Bestimmung des Strxchnin. — Nachweis toü
Antipyrin in Pyramidon. -^ BesÜmmung des Kantharidin in den Kantbariden. — Nitrate in Alkalijodiden. —
Untersuehunff Ton Amylalkohol. — Nachweis freier Mineralsftnren nebeti organischen Säuren. — NahrangaMlttel-
Oaemle. <— Therapevtlaehe Mitteilmiij^ii. — BflehenolMa. — Yenohiedene Mitleiluisen. — Biiefwoebtel.
Chemie und Pharmaoie.
Ueber das Tucker'sche Asthma-
HitteL
Von 0. ÄnselminOy Qreifswald.
Bis vor nicht allzu langer Zeit waren
die hanptsächlichsten Mittel zur Be-
kämpfung des Asthma und der dadurch
hervorgerufenen Beschwerden Salpeter-
papier^ Asthmapulver oder Räucher-
kerzen und Asthmazigaretten. Während
durch die Anwendung von Charta nitrata
in den meisten Fällen der Hustenreiz
nur noch vergrößert wird, haben die
anderen Räuchermittel immerhin einen
EMoIg aufzuweisen, dank des darin ent-
haltenen Stramonium; bei der unvoll-
kommenen Verbrennung geht ein sehr
großer Teil der Stechapfelalkaloide in
den Rauch über und dieser kann so
eine günstige Wirkung auf die Respira-
tionsorgane ausüben.
Eine zweite Reihe von Asthmamitteln
beruht auf der innerlichen Darreichung
große Anzahl von Qeheimmitteln und
Spezialitäten gehOrt in diese Klasse.
Besonders beliebt und nicht ohne Er*
folg sind Jodpräparate, dann allerlei
Narkotika wie Opium, Belladonna,
Stramonium, Lobelia, Digitalis u. a. Auch
Oleum Terebinthinae und Nitroglycerin
werden in den verschiedensten Misch-*
ungen empfohlen. Eine Heilung oder
dauernde Besserung der asthmatischen
Zustände können diese Mittel nicht be-
wirken, mit Ausnahme der Jodpräparate
in besonderen Fällen.
Die dritte Methode knüpft an die
Stramoniumräucherungen an, wählt aber
eine originelle Form für die Darreich-
ung minimaler Alkaloidgaben. Der Er-
finder dieses Verfahrens ist der Amerikaner
Tucker. Er läßt eine von ihm kom-
binierte Flüssigkeit in Form eines äußerst
feinen Nebels in die Nase zerstäuben
und dabei tief Atem holen. Die klin-
ischen Erfahrungen, die Aussagen der
'Poi'iAn^An b-KnTiA« itinmA«« nnn* utia/Iai* #1ia
1004
Vorzüglichkeit des Tucker'schen Ver-
fahrens ;loben, es hilft schuell und ans-
gezeichnety aach lange Jahre hindurch,
ohne daß sich der Asthmaleidende an
das Mittel gewöhnt, nur steht der all-
gemeinen Einführung etwas im Wege,
das ist der hohe Preis. Der Tucker^sche
Apparat kostet mit 4 Unzen (120 ccm)
Flüssigkeit 64 Mark! Die Vorzüglich-
keit der Methode und des Mittels ließen
eine Verbilligung natürlich wünschens-
wert erscheinen, eine Reihe von Nach-
ahmungen und Ersatzflüssigkeiten kamen
auf den Markt.
Zunächst die Apparate : Da der Heil-
erfolg von der möglichst feinen Zer-
stäubung abzuhängen scheint — ab-
gesehen von der Dosierung des Mittels
vergl. unten — , so können die von den
verschiedensten Firmen u. a. Evens
Pistor iSb Co.j Burrough, Wellcome <&
Co, gelieferten Apparate leidei* nicht
mit dem Tucker*^c\i&ti Zerstäuber kon-
kurrieren, die von ihnen erzeugten
Nebeltröpfchen sind viel zu groß. Nur
der neuerdings vom medizinischen Waren-
haus in Berlin konstruierte Apparat
kann als Ersatz des Original - ^oX:er-
schen in betracht kommen, doch arbeitet
auch dieser noch nicht so exakt und
gleichmäßig wie das amerikanische In-
strument. Diesem Mangel läßt sich
aber wohl durch eine andere Qualität
des Gummiballs abhelfen, sonst ist der
erzeugte Nebel womöglich noch feiner
und die zerstäubte Flüssigkeitsmenge
noch geringer. Bei meinen Versuchen
verloren die Apparate bei direkter
Wägung durch je 60, möglichst kräftige
Kompressionen folgendeMen gen (Wasser):
zu besprechenden Arbeit nur 0,0122 g
an, während sehr zahlreiche Versuche,
die Prof. Strübing in der Greifewalder
medizinischen Poliklinik ausführen ließ,
ergaben, daß bis zu 0,40 g in einer
Sitzung zerstäubt werden können. Diese
Zahlen müssen sehr berücksichtigt
werden bei der Beurteilung der Zu-
sammensetzung des Tucker^Hchen Mittels.
Es existieren zur Zeit zwei Analysen
der Tucker'scheu InhalatioDsfiüssigkeit :
eine von Aufrecht aus dem Jahre 1903
und eine von Bertram 1905, aber diese
Analysen widersprechen sich durchaus.
Aufrecht gibt als Bestandteile in ab-
gerundeten Zahlen folgende an:
KokaiQ hydroohlorid
1
pa
Kaliumnitrat
5
Glyoerin
35
ßittermandelwasEer
3ö
Wasser
25
PflaDzenextraktivutoffe
4
(yermutlioh ans Stramoniiimkraat',
Tucker
Med. Warenhaos
76 mg 41 mg
78 mg 44 mg
76 mg 40 mg
80 mg 49 mg
77 mg 49 mg
77 mg 44 mg
im Durchschn. 0,077 g im Darcbschiu 0,045 g.
Wenn man annimmt, daß bei einer
Inhalation 100 Kompressionen aus^geübt
werden, so werden mit dem Tucker'schen
Apparat rund 0,15 g Flüssigkeit zer-
stäubt. Bertram gibt in seiner unten
die Bertram* sehe Analyse dagegen:
Atropinsnlfat 1 pCt
Natriamnitrit 4 »
Pflanzenextrakt 0,52 >
gelöst Iq Wasser mit etwas Glyoeiin.
Bertram sagt femer ausdrücklich,
daß er keine Blausäure nachweisen
konnte, daß in seiner Flüssigkeit Nitrit
an stelle von Nitrat vorhanden gewesen
sei, und daß das Alkaloid, von dem in
beiden Fällen annähernd 1 pCt ange-
geben werden (der Bertram'sche Befund
berechnet sich auf 1,156 pCt Aropin.
sulfuric.) sicher Ati*opin und kein Eokaio
gewesen ist.
Zu diesen beiden Analysen ist fol-
gendes zu bemerken: Ich hatte im Fräh-
jähr 1904 Gelegenheit, das JV/dhr'sche
Mittel zu sehen, ohne es jedoch ein-
gehend prüfen zu können, soviel ist mir
aber mit Sicherheit im Gedächtnis ge-
blieben, daß die damalige Probe Blau-
säure enthielt und beim Kochen mit
Natronlauge den Greruch nach Benzoe-
Säureester entwickelte, also höchst wahr-
scheinlich auch Kokain darin enthalten
war. Die mir heute vorliegende Probe
enthält kein Bittermandelwasser, anet
keinen Salpeter, sondern Nitrit und ist
auch in der Menge des Alkaloides got
1005
flbereinstimmend mit der Bertram' scheu
Analyse. Daß Geheimmittel in der Zn-
sammensetzang verändert werden, ist
nun nichts neues und kaum erwähnens-
wert, doch kommt in diesem speziellen
Fall ein ganz besonderer Umstand hinzu.
Auf grund seiner Analyse schlägt Ber-
tram vor, anstelle der Originalflüssig-
keit eine einprocentige Atropinlösung
anzuwenden und zu verschreiben:
Rp. Atropini snlfurici 0,15 g
Natrii nitrosi 0,6 g
Glycerini 2,0 g
Aqaae destill, ad 16,0 g
M. D. in vitro fusco. S. In dem Tücher-
Apparate 3 Minuten lang zu zerstäuben und
einzuatmen.
Diese Vorschrift erscheint mir bedenk-
lich; wenn wirklich bei jedesmaligem
Gebrauch, wie Bertram angibt, nur
12 mg Flüssigkeit zerstäubt wfirden,
könnte die Prozedur 20 mal des Tages
wiederholt werden, ohne daß die Maximal-
gabe für Atropinsulfat (0,003 g pro die)
erreicht wfirde. Nun gab aber nach
meinen oben mitgeteilten Versuchen ein
Twcter- Apparat bei 100 Kompressionen
einen Verlust von rund 0, 1 5 g, was bei
Anwendung der Bertram^ sehen Flüssig-
keit 0,0015 g Atropinsulfat, also schon
dem anderthalbfachen der maximalen
Einzelgabe entspricht. Nach den An-
gaben von Strübing mit 0,4 g zer-
stäubter Flüssigkeit würden aber 4 mg
jedes Mal dem Organismus einverleibt
werden.
Schwere Atropinvergiftungen sind bis
jetzt bei Gebrauch des Tucker^schen
Originalpr¶tes nicht beobachtet
worden, bei lang andauerndem oder
übermäßigem Gebrauch dagegen des
öfteren leichte, bald vorübergehende
Intoxikationserscheinungen, wodurch auch
der physiologische Beweis, daß Atropin
in dem Originalpräparat enthalten ist,
erbracht ist. Aber die Menge beträgt
sicher nicht 1 pCt, sondern viel weniger,
und der weitaus größte Teil des Al-
kaloides^ist Kokain. Durch die spezifische
Wirkung des Atropins auf das Auge
und durch die Vitali'sthe Reaktion ist
Atropin als Bestandteil sicher ermittelt
Ebenso sicher ist aber auch die An-
wesenheit von Kokain, das durch die
Reaktion von Ooeldner (Blaufärbung
mit Resorcin und Schwefelsäure) identi-
fiziert wurde; auf Kokain weist femer
der bei dem alkalischen Ausschütteln
auftretende Geruch nach Benzoösäure-
ester hin, auch konnten beträchtliche
Mengen Benzoesäure isoliert werden.
Mit dem Nachweis von Kokain steht
nicht in Einklang die klinische Beob-
achtung, daß die Patienten, nach-
dem sie lange Zeit und mit Erfolg das
Mittel angewandt hatten, plötzlich und
unbeschadet diese Therapie abbrechen
können ohne die geringsten Anzeichen
einer Kokai'nangewöhnung.
So einfach der qualitative Nachweis
von Atropin und Kokain nebeneinander
zu führen ist^ so wenig leicht wird sich
eine quantitative Analyse beider ermög-
lichen lassen, einer quantitativen Trenn-
ung von Atropin und Kokain in so
kleinen Mengen scheinen unüberwind-
liche Schwierigkeiten entgegenzustehen.
Aus der vorstehenden Mitteilung geht
hervor, daß bei Verwendung einer ein-
procentigen Atropinlösung eine Vergift-
ungsgefahr nicht ausgeschlossen ist und
es wird sich empfehlen, eine derartige
Lösung zu gedachtem Zweck erst nach
Rücksprache mit dem Arzt abzugeben.
Andererseits wäre es aber auch sehr
erwünscht, das gegenseitige Verhältnis
von Atropin und Kokain zu erfahren,
damit dieses wirklich vorzüglich wir-
kende Präparat als ^ Geheimmittel ver-
schwinden kann und der Rezeptur zu-
gänglich wird.
Terfahren zur nenteUimgr eines bei ge-
wShnlieher Temperatar festen, in Alkali 19s-
lieben Produktes ans Buelienliolzteer. D. R. P.
163*46, Kl 12 r. Chemische Fabrik Flörsheim
Dr. E. Nordltnger^ Flörsheim. Man behandelt
rohen Bnchenholzteer unter Erwärmen auf etwa
120 bis 150^ so lange mit Luft, Sauerstoff oder
ozonisierter Luft, bis das zurückbleibende Pro-
dukt sich in verdünnten Alkalilösungen löst.
Das Produkt, das zur HersteUung von medizin-
ischen und pbarmazeutisohen Präparaten dienen
soll, bildet eine feste, spröde, glänzende Masse,
die nur wenig riecht und sich ohne Zusatz von
Seife oder Holzgeist in Alkalien löst. Ä, St,
1006
Neue Arsneimittel.
Beta-SnlfopyriSy dessen ZasammenBetz-
UDg unbekannt ist, wird von Ebert db
Meincke in Bremen gegen Jodisrnns,
Sehnnpfen und Influenza empfohlen. Tages-
gabe: 3 bis 4 g. Nicht zn verweehsehi
mit Sulfopyrin (Antipyrin - Paraamido-
benzylsnlfonat), das als Migränepnlver der-
selben Firma in den Handel kommt.
Blandinm nennt Apotheker A, Flügge
in Hannover ein Eisenkarbonatpräparat; das
naeh Pharm. Ztg. 1906; 1054, wie folgt,
dargestellt wud: Man reibt gepulvertes
Eisensttlfaty aus dem alle Luft dureh Kohlen-
säure ausgetrieben ist; mit etwas Olyoerin
oder einfaohem Shup zu einem dünnen Brei
zusammen und setzt das erforderliehe Alkali-
bikarbonat; ebenfalls von Luft befreit; unter
beständigem umrühren nach und nach hin-
zu; bb die Entwickelung von Kohlensäure
aufgehört hat. Die Bikarbonate können
hierbei zum teil durch die einfachen Kar-
bonate ersetzt werden. 100 Teile Eisen-
sulfatpulver erfordern etwa 80 Teile Kalium-
oder Natriumbikarbonat Der aus ESsen-
karbonat und Alkalisulfat bestehenden Masse
wird so viel mit Kohlensäure gesättigtes
Wasser zugefügt, als zur Auflösung des
schwefeteauren Alkali nötig ist. Nach dem
Absetzen hebt man die überstehende Flüssig-
keit soweit als möglich ab, bringt den
Niederschlag in eine Zentrifuge und schleu-
dert den Rest der Flüssigkeit vom Eisen-
karbonat ab. Man erzielt so auf kürzestem
und billigstem Wege ein völlig einwand-
freies Eisenkarbonat mit grünlich - weiüer
Farbe und mikroskopischer Feinheit; das zu
sogenannten Blaudiumpräparaten verarbeitet
wird. Das Verfahren ist patentamtlich ge-
schützt
Formysol ist dne flüssige Kali-Formalin-
seife mit starkem Alkoholgehalt und anderen
desinfizierenden sowie geruchzerstörcQden
Stoffen. Es ist eine angenehm riechende;
öligO; gelblich - grüne Flüssigkeit; die mit
einem Gehalt von 10 bezw. 25 pCt Form-
aldehyd in den Verkehr kommt. Anwendung :
zur Händedesinfektion. Darsteller: Theodor
Hahn dk Co, in Schwedt a. 0.
Liquor Ferri compositus laxaas ist ein
anderer Name für Gascoferrin (Pharm.
Centnüh. 47 [1906]; 46).
Vervolaa empfiehlt Apotheker 0. Braemer
in Berlm SW 11 gegen Nervenleiden, ohne
die BestandteUe anzugeben.
Novargaa n oder dunkel und Vovar-
gan III oder hell haben den gleichen Silber-
gehalt (10 pGt); wie das urqprüngUche No-
vargan; wirken aber gar nicht reizead,
besonders das Novargan HI ist zuver-
lässig und entfaltet auch adstringierende
Wirkung. Man kann letzteres auch in
höheren Konzentrationen anwenden, was
besonders zur Vorbeuge angezeigt ist Zorn
Unterschied von dem urqprünglichen No-
vargan kann das Novargan III oder hell
auf 40^ erwärmt und so zu Blasenspftl-
ungen benutzt werden. Da sich die Urteile
der Aerzte, die mit beiden obigen Mitteln
Versuche angestellt haben, auf das No-
vargan UI; als dem geeignetesten Präparat,
veremigten, wird dieses letzteres endgiltig
an stelle des ursprünglichen Novargan unter
derselben Bezeichnung «Novargan» von der
Chemischen Fabrik von Heyäerij A.-G. in
Radebeul-DresdeU; in den Handel ge-
bracht
- Subkutin wird ak
sterile Lösung in Glasröhrchen von Dr.
E. Ritsert, Chemisches Institut in Frank-
furt a. M. dargestellt Anwendung: alu
blutstillendes Anaesthesierungsmittd fflr
chirurgische und zahnärztliche Zwecke.
Sapoformy bereits in Pharm. GentnJb.
44 [1903]; 123 erwähnt; ist ein flüssiges,
reizloses und geruchfreies Antiseptikum und
Desinfektionsmittel; das nach Angabe des
Darstellers Bohny, HolUnger dt Ck>. i^
Basel 22;5 pOt Kresol und 44 pa Fona-
aldehyd (40proc.) als Kondensationq^rodokt
sowie neutrale Seife enthält Es miseht
sich mit Wasser klar und wird m 1- bis
5proc. Lösung verwendet
Tannisol (Pharm. Centralh. 47 [1906],
480; 563) ist ein rötlich braunes, geroeb-
und geschmackloses Pulver; das in Wasser,
Aether; Benzin und schwach angesäuerten
Flüssigkeiten unlöslich ist; sidi dagegen in
Weingeist; verdünnter Alkali- und Alkali-
karbonatlösung; sowie in AmmoniakflOssig-
keit leicht löst Beim Ansäuern dieser Los-
ungen scheidet es sich wieder aus. Längeres
Trocknen bei 100^ veranlaßt einen Ge-
1007
wichtsyeriiiBt von 12 pOt Wasser. Die
Daretellong erfolgt nach einem patentierten
Verfahren^ welches darin besteht, daß Gerb-
säure mit etwa 35proc. Formaldehydlösnng
im Dampfbade erwärmt wird, wobei ein
kräftiges Anfsohänmen statthat Die erhaltene
zähe Masse wu*d im Dampfbade völlig ans-
getrooknet, fein gepulvert und bis zur Ver-
fltlchtigung des flberschflssigen Formaldehyd
bei 40 bis 50^ erwärmt.
Wird nach Vierteljahrsschr. f. prakt. Pharm.
1906; 237 0,01 g Tannisol in einer mit
Schwefelsäure ausgespfllten Sehale in 5 ccm
konzentrierter Schwefelsäure gelöst, so nimmt
die . braungefärbte Lösung beim Erhitzen
eine grflne und später blaue Farbe an.
Wird die schwefelsaure Lösung vorsichtig
mit Weingeist verdtlnnt, so tritt, gleichgiltig
ob die Lösung grün oder blau gefärbt war,
eine schöne blaue Färbung ein, welche nach
einiger Zeit in Weinrot übergeht. Wird die
schwefelsaure Lösung mit verdünnter Natron-
lauge übersättigt, so entsteht eine gras-
grün gefärbte Fltlssigkeit.
Anwendung: innerlich bei Darm-
katarrhen und akuten Durchfällen, äußer-
lich bei Ausschlägen, Reizzuständen der
Haut, nassen Wunden usw. Besonders em-
pfeblenswerth ist es bei übermäßigem Schweiß.
Desgleichen findet es in der Tierheilkunde
innerlich wie äußerlich Anwendung. Gabe:
0,5 g, bei Kindern zu 0,1 bis 0,25 g.'
Ziethen*« Pulver gegen Wassersucht
nach Dr. Wendland besteht aus 15 Teilen
Extractum Ononidis, 10 Teilen Extraetum
Cortids Sambuci, 15 Teilen Arum maou-
latum, 5 Teilen Scilla maritima, 10 Teilen
Natrium sulfuricum siccum und 10 Teilen
Natrium sulfuricum pulveratum. Darsteller:
Apotheker F, Ziethen in Wismar.
B., Mentxel.
Neue Arzneimittel,
tlber welche im ITovember 1906
berichtet wurde:
Acidol-Pepsin
Antibex
Anti bleiseife
AntiphymoBe
Antipneamocochina
Antivom
Seite 910
950
928
950
950
»95
Armadiphtherin
Bauer's Lithosanol
Beütnann*ß Schutzkörper
Blntan
Borovertin
Calmyren
Dalcinol-Sckokolade
Ferocalettes
Fibrolysin
Formiatin
Fraserin
Fraser's Nish-Tablets
Guatannin
Helgotan
HomoferriDB
Hydrozol-Präparate
Hygiopon
Jodofan
Jodone
Irosyl
Isn
EatharmoD
Kephaldol
Korysan
Laxinkonftkt
Lithosanol, Bauer's
Lytrol
Menthol-Tbymat
Mitin
Mitin-Präparate
Nepenthe
Nearofebrin
Ozet-Bäder
Pavykol
Pertussin Malte's
Pisoin
Bicinile Delacre
i^tn^ar'sche Losung
Kosaplast
Bahrserum
Salenal
Saht
Sapene
Soharlach-Streptokok ken-Yacci ne
Sic
Sidiodal
SolykriDpillen
Syrocol
Theooacet
Thionol
Toxi-cardine
Triacetylmorphin
Taberal
Taberkollnin
Tuberkulin. Denya^
« Marmorek
Taberkulol
Talase
Ungt. saposalicylatam
Virilin
Werd7nüller'8 Lebertran-Creme
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952
996
Vergl. außerdem heutige Nummer Seite 1000.
H. Mentxel.
1008
Zur Auslegung
pharmazeuüsohor Gesetze usw.
(Fortsetzung von Seite f'96.)
272. Abgabe von Giften an Tierärzte
ist nicht als OroBhaadel zu betrachten.
Das Landgericht Dresden hatte einen Dro-
gbten^ der^ ohne im Besitz der Giftkonzession
zu sein^ verschiedene Gifte (Morphin^ Sub-
limat) an Tierärzte verkauft hatte und des-
wegen unter Anklage gestellt war, frei-
gesprochen, indem es annahm, daß Groß-
handel durch den Zwischenhandel bedingt
sei nnd der liege bei der Abgabe an Tier-
ärzte vor. Das Oberlandesgericht hob da-
gegen das Urteil unter Rttckverweisung an
das Landgericht auf, weil dieses Gericht den
Begriff des Großhandels verkannt habe. In
der RevisioDSverhandlung entschied nun das
Landgericht, daß hier Elemhandel vorliege,
weil die an Tierärzte in der Regel abge-
gebenen Giftmengen den Begriff «Groß-
handel» nicht rechtfertigen. (Pharm. Ztg.
1906, Nr. 12.)
273. Ankündigung von Kothe*s Zahn-
wasser ist strafbar laut Entscheidung des
Eammergeriehtes Berlin vom 1 3.Februar 1 905.
(Pharm. Ztg. 1905, Nr. 14.)
274. Vorbeugung smittel oder Heil-
mittel ? Ein Drogist war wegen Verkaufs
von Arzneimitteln, die dem freien Verkehr ,
entzogen sind, angeklagt, wurde aber vom
Landgericht Hamburg freigesprochen, weil ,
er erklärte, daß er die fraglichen Mittel nicht
als Heilmittel, sondern als Vorbeugungsmittel
verkaufe und auch in semem Gesdiäftslokal ,
ein bezügliches Plakat angebracht habe; |
die fraglichen Mittel würden in seinem Ge-
schäft nicht abgegeben, wenn der Käufer
auf eine Frage erklärte, daß er sie als Heil-
mittel benutzen wollte. (Pharm. Ztg. 1906,
Nr. 15.)
275. universal • Mag eatinktur. Das
Schöffengericht Mtlnchen I verurteUte einen
Kaufmann in München wegen FeUhaltens
von «Universal-Magentinktur» die er selbst
fabrizierte und die nur aus einem wässerigen
Auszug einer gerbstoffhaltigen Rinde besteht
(Apoth.-Ztg. 1906, Nr. 23.)
27 G. Ein Vasogenprozefi. Das Land-
gericht Graudenz hat am 7. April 1906
einen Apotheker von der Anklage des Ver-
gehens gegen das Warenzeichengesetz frei-
gesprochen. Der Angeklagte, dam&b
Besitzer in Neuenburg W.-P.^ stellte 1903
und 1904 Jod vasogen, SalicylvaBogen,Kreoeot-
vasogen, Jodoform vasogen selbst dar, teil-
weise unter Verwendung von Pearson'Bchem
Vasogen, und verkaufte dieselben unter den
angegebenen Bezeichnungen — allerdings
nur, wenn nicht ausdrQcklich ^Pearson*
verlangt wurde.
Nach dem Warenzeichengesetz ist es
unzulässig, einer mit dem WarenzeicheD ver-
sehenen Ware Teile zu entnehmen, sie mit
anderen Substanzen zu vermischen und dieses
Produkt unter Verwendung des geeehfltEten
Zeidiens zu vertreiben. Auch erstreckt sieh
der Schutz des Wortes «Vasogen» auch aaf
Kombinationen dieses Wortes mit anderen.
Dagegen ist Voraussetzung für die Straf-
barkeit, daß der Angeklagte die Vergehen
gegen das Warenzeichengesetz w i s s e n t li e h
begangen kat.
Das konnte aber durch die Beweisaufnahme
nicht erwiesen werden.
Es war nicht zu beweisen, dafi der An-
geklagte die pharmazeutische Fachzeitscbrift,
in der in den Jahren 1897, 1901 und 1903
über den Wortschutz für «Vasogen» ge-
schrieben wurde, regelmäßig gehalten oder
gelesen hat, auch war nicht zu beweisen^
daß der Angeklagte Kenntnis von den Y&'
öffentlichungen der Firma Pearson m Preisr
listen von Drogengroßhandlnngen gehabt
hat, ferner war nicht zu beweisen, ob die
vom Angeklagten von Pearson bezogenen
Originalpackungen Hinweise anf den gesetz
liehen Schutz getragen haben. (Pharm. Ztg.
1906, Nr. 36.)
277. Verkauf tob Lanseesiig, Xreu-
beersaft, Chinawein mit Eisen, aromat-
ischer Tinktur in Drogenhandinagen ist
nach Entscheidung des Landgerichtes Frank-
furt strafbar, obgleich der Sachveretind-
ige, Fachlehrer an der obligatorisdien Dro-
gistenschule, die Mittel nur als VorbeogongB-
bezw. Stärkungsmittel ansah, und dieseibeii
in der Kaiserlichen Verordnung nicht an»
drücklich als verboten angeführt sind.
(Apoth.-Ztg. 1906, Nr. 25.) A. St.
1009
Üeber das durch trockene
Destillation dargestellte Terpen-
tinöl, das sogenannte Eienöl
veröffentlicht E, Sundiviky HelsingforS; in
der Festschrift fflr den bekannten Professor
der physiologischen Chemie Olof Harn-
marsten eine größere Arbeit. Das Eienöl
wird in der finnischen und schwedischen
Sprache von dem dnrch Dampfdestillation
gewonnenen Terpentinöle nicht unterschieden
und deshalb auch häufig f Qr jenes verkauft^
obgleich es als medizinisches Hausmittel dem
Terpentinöle nicht gleichsteht. Das Eienöl
wird als Nebenprodukt bei der Teerfabrik-
ation in besonders konstruierten eisernen
Destillationsgefäßen gewonnen. Daraus er-
klärt sich der außerordentlich niedrige Preis
von 50 bis 60 Penni {•=! Centimes) für
1 kgy der bei dem hohen Preise des echten
Terpentinöls von besonderer Bedeutung ist
Da bei dem Teergewinnungsprozesse auch
Holzgeist und Holzessig gewonnen werden^
80 können diese Stoffe auch im Eienöle als
Beimischungen vorhanden sein.
Nach den Untersuchungen von Hjelt und
Aschan enthalten die Eienöle d-Pinen^
d-Sylvestren und Dipenten. Verf. suchte
festzustellen ; auf welchen Ursachen das
eigentümliche Verhalten des Eienöles beruhe.
Dies besteht darin, daß die Blaufärbung
mit Guajakharz nur sehr langsam oder gar
nicht eintritt, daß die Eienöle mit Jod nicht
oder nur schwach fulminiereU; daß mit Clhlor-
gas nur eine ganz geringe Reaktion eintritt,
und daß die Eienöle einen eigentümUchen
teerartigen Geruch besitzen. Zu diesem
Zweck nahm Verf. 10 L Eienöl in Arbeit,
die zunächst mit einer ziemlich konzentrierten
Lösung von Natriumbisulfit ausgeschüttelt
wurden. Dabei nahmen Oel und Lösung
eine gelbgrünliche Färbung an. Die Salz-
lösung wurde mitAether ausgeschüttelt und
filtriert, dann unter Schwefelsäurezusatz und
ein zweites Mal unter Sodazusatz der Dampf-
destillation unterworfen. Es wurden auf
diese Weise etwa 5 ccm eines Oeles ge-
wonnen, das als Furfurol erkannt wurde.
Als Destillationsrückstand blieb ein schwarzes,
harzartiges Produkt zurück, das nicht weiter
gereinigt werden konnte. Hierauf wurde
das Oel mit mäßig konzentrierter Natron-
lauge ausgeschüttelt, wobei unter Luftauf-
nahme eine starke Dünkelfärbung eintrat.
Die Natronlauge wurde mit Schwefelsäure
angesäuert und mit Dampf destilliert, dann
mit Aether ausgeschüttelt und aus diesem
ein bei 198 bis 205^ C siedendes, stark
nach Ereosot riechendes Oel in einer Menge
von etwa 30 ccm erhalten. Darin konnte
deutlich Guajakol nachgewiesen werden.
Auch etwas Phenylphenol war vorhanden.
Nach der DampfdestiUation des auf diese
Weise gereinigten Eienöles wurde der Geruch
angenehmer, ohne dem des französischen
Terpentinöls gleich zu werden. Bei jeder
Destillation bleibt ein durch Eondensation
der Terpene entstandenes Harz von schön
topasgelber Farbe zurück, das nach der
Lösung in französischem Terpentinöl mit
schwefliger Säure keine Färbung, ebenso-
wenig wie mit kalter Alkalilösung, gibt
Diese Verharzung ist dem Sylvestren und
Dipenten zuzuschrdben. Noch größer ist
die Verharzung bei längerem Schütteln des
gereinigten Eienöles mit einer kalten starken
Schwefelsäure (50 Vol. Schwefelsäure und
25 Vol. Wasser mit 100 Vol. Oel, wobei
das Oel schwarzbraun wird. Eine etwa
40proc. Schwefelsäure färbt sich mit dem
gereinigten Oele gelb, das Oel bleibt farb-
los. Dagegen färbt sich das gereinigte Oel
mit schwefliger Säure stark grüngelb. Bei
der fraktionierten DestUlation gehen unter
163^ nur ganz geringe Mengen Destillat
über, die Hauptmenge, ungefähr 60 pCt,
zwischen 163 bis 168^. Die letzten Reste
gehen bei 180^ über.
Nach diesen Ergebnissen begründet Verf.
das Verhalten der Eienöle folgendermaßen:
Die Dunkelfärbung mit Alkali beruht auf
der Gegenwart der brenzlichen und phenol-
artigen Eörper. Sie tritt bei dem gereinigten
Eienöle nicht mehr auf. Das Ausbleiben
der Reaktionen mit Jod und Chlor beruht
wahrschemlich auf der besonderen Struktur
der Terpene. Eine starke Verharzung be-
gtlnstigt den Eintritt der Reaktion. Das
Ausbleiben der Blaufärbung mit Guajakharz
ist möglicherweise auf die Gegenwart redu-
zierender Substanzen, der Aldehyde, zurück-
zuführen, nach deren Oxydation das Zu-
standekommen unbeständiger Sauerstoffver-
bindungen, der Sauerstoffüberträger, möglich
erscheint. Die Reaktion mit schwefliger
Säure (ff^-^/e/d'sche Reaktion) ist die
1010
cbarakteristiflche und sobeint niemals auszu-
bleiben, da sie auch in dem bestgereinigten
Oele eintritt. Sie kann deshalb auch nicht
durch die Gegenwart der phenolartigen
Körper oder eines anderen Körpers bedingt
sein, sondern scheint durch die Kondensation
eines Terpen verursacht zu werden, das
leichter als das Pinen verändert wird« Die
^erxfeld'Biäie Reaktion ist demnach ein
ausgezeichnetes Mittel zur Unterscheidung
von Kienöl und Terpentinöl. Verf. hat eine
größere Anzahl finnischer Kienöle unter-
sucht, deren Ergebnisse er in einer Tabelle
wiedergibt. Er macht darauf aufmerksam,
daß in minderwertigen Oelen größere Mengen
von Methylalkohol und Säuren vorkommen,
die sich vor allen Dingen durch Erniedrig-
ung des Siedepunktes bemerkbar machen.
Auch das speziHsche Gewicht erscheint er-
niedrigt, wenn die Oele nicht stark verharzt
sind. Der Siedepunkt des * Kienöles liegt
höher als der des Terpentinöls. Pyridin
und ähnliche Körper sind nicht gefunden
worden (Vergl. auch Pharm. Gentralh. 45
[1904], 859 und 1007.) ^he.
auch wesentlich erleichtert, wenn alle Spoien
des Ghloroforma entfernt sind.
Wie naohteilig auch nur in Spuren sieh
zersetzendes Chloroform fflr die Genauigkeit
der Bestimmung werden kann, geht ans der
Berechnung hervor, daß es nur der Zersetz-
ung von 0,0229 g Chloroform bedarf, um
0,12 g Alkaloid zu neutralisieren. Das
Chloroform läßt sich aber bei der Ans-
schüttelung nicht durch reinen Aether er-
setzen, weil Cinchonin nur 1 : 371, Gin-
chonidin 1:76 und Chinin 1 : 60 in reinem
Aether löslich sind.
Der Rückstand der oben erwähnten Aether-
lösungen wird in alkoholischer Lösung mit
Hämotoxylin und Salzsäure titriert
Die vom Verfasser des näheren nebenher
studierte rasche Oxydation des Chloroforms
zu Phosgen warnt immer wieder von neuem
vor der Anwendung der Chloroformnarkoee
bei anderem als elektrischem Licht. In der
Praxis, namentlich in der gynäkologischen
Hauspraxis kommen leider noch immer Nar-
kosen bei Gas- oder Petroleumlicht vor.
Schweix. Wockensckr. f. Ckem, u. Pharm.
1906, 580. -dd.
Zur Wertbestimmung der
Chinarinde.
Adalbert Panchaud hatte sich das Ziel
gesetzt, die Schwierigkeiten, welche einer
titrimetrischen Bestimmung der Chinaalkaloide
bislang noch immer im Wege standen, zu
beseitigen. Bei Ausftlhrung der Fromme-
sehen Methode, welche gestattet, auch grobes
und mittelfeines Rindenpulver zur Alkaloid-
bestimmung zu verwenden, darf man, falls
das titrimetrische Bestimmungs verfahren an-
gewendet werden soll, die Chloroform- oder
Chloroformätherlösung mit der schwachen
Ammoniakflüssigkeit ja nicht zu lange stehen
lassen. Es erfolgt sonst eine Umwandlung
des Chloroform in Phosgen und Salzsäure;
die Mischung zeigt stark saure Reaktion
und die gesamte Alkaloidmenge wird neu-
tralisiert. Man hat also bei der Fromme-
schen Methode rasch den Chloroformäther
von der wässerigen Lösung zu trennen,
ersteren völlig abzudestiliieren, den Rückstand
drei- bis viermal mit Aether zu behandeln
und diesen wiederum schnell zu verdampfen,
um alle Spuren von Chloroform zu besei-
tigen. Die FUtration des Alkaloids wird
Spezialitäten.
Comprlm^s de ohiorate de potasse ponr
rindustrie bestehen aus 89,80 pCt Ealium-
chlorat, 9,08 pCt Manganperoxyd und 1,12
Sand (als Verunreinigung) und befinden sich
in einer Papierhfllse. Sie dienen als Spreng-
stoff. ^
Petroklastit oder Haloklastit ist ein
Gemisch von 74 pCt Salpeter, 10 pCt
Schwefel, 15 pCt Steinkohlenpech ond
1 pCt Kaliumdidiromat.
Stek-0- ist ein gelblich- weißes Pulver von
ranzigem Gerüche, das als Klebestoff Ver-
wendung finden soll. Es besteht aus 0,65
pCt Fett, 1,00 pCt in Weingeist löslichen
Stoffen, 1,33 pCt Asche und im übrigen
aus Dextrin und St&rke.
Le Thermogäne ist eine in Pappkartons
befindliche Baumwollwatte, die mit Natron
und einer Abkochung von spanisohem Pfeffer
getränkt ist. Sie soll als Heilmittel gegen
Rheumatismus, Gicht usw. dienen und kosten
etwa 80 g davon 1,20 Mk. ; ist zoUtariferiseh
als Geheimmittel anzusehen.
Nachriehtenblatt f, d> ZolUteUm 1906, Nr. 2.
S. 25, 26, 27 und 44. P-
1011
Aus E. Merck's Jahresbericht
1905.
Addam jodieam nnd seine Salze: Acidnm
jodionm ist eio weißes iristallioisches Palver,
das sich bei 15 ^ C in der gleichen Menge Wasser
löst. In 2pTon]. wässeriger Lösaog eignet sie
sich nach W, Mackit zur Behandlnng übel-
riechender Wanden.
Calciam jodioam besteht ans farblosen,
in Wasser 1 : 400 löslichen Kristallen. Es eignet
sich vorzüglich zur Wundbehandlung, insbeson-
dere für schlecht heilende, eitrige Wunden und
zwar entweder in gesättigter, wässeriger Lösung,
4proc. Salben oder dproo. Oaze. Die Salben
leisten bei Ausschlägen der Kinder und die
wässerigen Lösungen bei der Mundpflege, als
Blasenspülungen bei tuberkulöser Blasenentzünd-
UDg und zu Scheidenausspülungen gute Dienste.
Natrium jodionm ist ein weißes Paiver
und löst sich m Wasser 1 : 20. <7. Rvhemann
hat es mit großem Erfolge bei einem an epidem-
ischer Gerebrospinal - Meningitis erkrankten
Knaben innerlich angewendet und zwar in Lös-
ung von 2,6 g in 150 ccm. Wasser. Er liefi
hiervon am ersten Tage zweimal, an den wei-
teren Tagen einmal einen halben Eßlöffel voll
nehmen. Dieses Präparat dürfte überhaupt
mehr Beachtung verdienen, da es wegen seiner
raschen Jodabgabe eine bemerkenswerte bakterien-
tötende Kraft besitzt. Es kann ein Eßlöffel
einer zweiprocentigen Lösung dreimal täglich |
gegeben werden. Unter die Haut lassen sich
gegebenen Falls 1 bis 2 ccm einer 5proc« Lös-
ung einspritzen. Auch bei Lumbalpunktionen
verspricht sich der Verfasser von emer gleich-
zeitigen Einspritzung von 0,16 bis 0,2 g Na-
triamjodat Erfolge.
Zincum jodionm stellt ein weißes, in
Wasser 1 : 100 lösliches, kristallinisches Pulver
dar und wirkt kräftiger als die Jod säure.
Aeidnm et Kalium tcUnrosum. Die tellu-
rige Säure stellt ein weißes, kristallinisches
Polver dar, das sich in Alkalilangen auflöst;
das Kalium teil urit ist ein weißes, amor-
phes, lösliches Pulver.
Das telinrigsaure Kalium hat sich nach Qosio^")
als Indikator auf Keimfreiheit in Serie und
Vaccinen bewährt, da es beim Wachstum der
Bakterien von diesen aufgenommen wird und
unter Reduktion zu einer Färbung (schwarz)
derselben Veranlassung gibt. Die höchste Menge
des Kaliumtellurit dürfte bei einer Einspritz-
ungsgabe von 10 ccm nicht höher sein als
1 : 26 000. Das zu verwendende Salz sei ein
ganz reines. Man stellt am besten eine ge-
sättigte Lösung dar, die bei großer Haltbarkeit
im Bedarfsfalle beliebig verdünnt werden kann.
BromIpiB. Von diesem Präparat sagt Böckel-
mann: Bromipin ist angezeigt bei allen durch
Bromsalz erzeugten Hautaffektionen, da sein
Gebrauch keinerlei »Störung der Haut hervor-
*) Ztsohr. f. Hygiene und Infektionskrankb.
1906, Bd. 51, Nr. I, 65 bis 125.
ruft. Durch Biomsalze verursachte schwere
Hautaffektionen verschwinden nach Bromipin-
anwendung verhältnismäßig rasch und vollständig.
Wird die innerliche Verabreichung, auch die
rektale nicht vertragen, so kann die Verwend-
ung von Emulsion von Nutzen sein, Auoh
Kapseln und Tabletten sind empfehlenswert,
wenn der Sesamölgesohmack unbeliebt ist. Als
Antispasmodikum reiht es sich den Bromsalzen
ebenbürtig an und ist denselben in manchen
Fällen Übel legen. Nebenwirkungen auf das
Zentralnervensystem können bei größeren Mengen
eintreten, werden aber durch dem Einzelnen
angepaßte Gaben vermieden. Sprunghafte Stei-
gerungen sind tunlichst zu unterlassen.
Caleiam ehloratum hat sich nach Cousin
und Netter gegen die nach Serumeinspritzungen
zuweilen auftretenden Ausschläge als nützlich
erwiesen. Diphtheriekranke Kinder erhielten am
Tage der ersten Einspritzung und an den beiden
folgenden Tagen je 1 g Galciumchlorid in Wasser
gelöst. Bei erneuter Einspritzung wurde diese
Behandlung wiederholt.
Carminfibrin ist eine dunkel kirschrot ge-
färbte krümelige Masse, die nach Vorschrift
Oriäxner's*) durch Färben gewaschenen Blut-
fibrins mit ammoniakalischer Garminlösung dar-
gestellt wird. Es findet Verwendung zu einer
einfachen und zuverlässigen quantitativen Be-
stimmung des Pepsin. Das Verfahren ist
folgendes :
Das in Olyceiin liegende Carminfibrin wäscht
man in Wasser aus, läßt es in Salzsäure von
0,1 pCt vollkommen aufquellen, zerschneidet es
fein mit einer Scbeere und verteilt gleiche
Mengen desselben in gleich weite Heagenzgläs-
chen von etwa 1,5 cm Weite, in welchen sich
mindestens je 15 ccm Salzsäure von 0,1 pCt
befinden. Das zu Boden gesunkene Fibnn soll
in allen Gläschen gleich hoch (1 bis 1,5 cm)
stehen. Werden jetzt die verschiedenen Pepsin-
lösungen hinzugefügt und die Gläschen von Zeit
zu Zeit umgekehrt, so tritt in den Gläschen mit
mehr Pepsin sehr bald eine Färbung der Flüssig-
keit ein und es zeigen diese im weiteren Ver-
lauf der Verdauung gesättigtere Farben, als die
mit wenig Pepsin, so daß man innerhalb weniger
Minuten auf das Deutlichste diese von jenen
unterscheiden kann. Mehrere mit verschiedenen
Mengen von ammoniakalischem Karmin und
Wasser hergestellte Farbmischungen in Reagens-
gläschen gleicher Weite, mit welchen man die
Flüssigkeit in den Verdauungsgläschen bei durch-
fallendem Licht vor weißem Seidenpapier zu
vergleichen hat, gestatten auch die Menge des
gelösten Fibrins und die relativen Pepsinmeogen
so genau wie irgend möglich zu bestimmen.
*) P. Orütxner: Ueber eine neue Methode,
Pepsinmengen kolorimetrisch zu bestimmen,
Pflüger's Archiv f. d. gesamte Physiol. 1874,
452. Neue Unters achungen über die Bildung
usw. Habilitationsschrift, Breslau 1875. Vergl.
auoh A, Rom^ Inaugural-Dissertation, Tübingen
1902.
1012
Cerlam salfurlcmn oxydatnm bildet rötlich
gelbe Kristalle, die sich in wenig Wasser und
in verdünnter Schwefelsäure anzersetzt, in viel
Wasser unter Absoheidung eines basischen Salzes
losen. Durch Reduktionsmittel wird das Prä-
parat in die Oxydulverbindung übergeführt, ein
Vorgang, der sich in wässeriger Lösung an der
Entfärbung der gelbgefärbten Cerisulfatlösung
erkennen läßt. Da diese Reduktion unter der
Einwirkung von salpetriger Säure bezw. der
Nitrite schnell und in der Kälte verläuft, benutzt
Q. Barbiert diesen Vorgang zur quantita-
tivenBestimmung der salpetrigen
Säure. Versetzt man eine Cerisulfatlösung
von bekanntem Gehalt so lange mit einer Nitrit-
lösung, bis Entfärbung eingetreten ist, so läßt
sich aus den Mengenverhältnissen von Ceri-
sulfut- uud Nitritlösung die vorhandene Menge
von Nitrit leicht berechnen, da 1 g Cerisulfat
0,070776 g salpetriger Säure entspricht. Den
Titer der Cerisulfatlösung stellt man auf jodo-
metrischem Wege fest oder man bestimmt die
Menge Jod, welche durch ein bestimmtes Vo-
lumen der Cerisulfatlösung ohne und nach Zu-
satz einer gemessenen Menge Nitritlösung aus
Kaliungodid abgeschieden wird und berechnet
aus der Differenz die Nitritmenge.
Getrarln, auch Cetrarsäure genannt, hat
sich nach Oigon bei Erbrechen auf tuberkulöser,
stomaohaler und hysterischer Grundlage und nach
der Chloroformnarkose stets erfolgreich erwiesen,
war aber auch bei Erbrechen Schwangerer und
bei Seekrankheit ein brauchbares Heilmittel.
Man soll mehrmals täglich 20 bis 30 Tropfen
einer alkoholischen Cetrarinlösung, deren Stärke
nicht angegeben ist, aber eine 2proc. sein düifto,
darreichen. Es sollen sich bis zu 200 Tropfen
ohne schädliche Nebenwirkung einnehmen lassen.
Cholesterin. Vor einigen Jahren hat F,
Ra/nsom festgestellt, daß durch Cholesterin die
Giftigkeit des Saponin bezw. Sapotozin für Blut
und den tierischen Körper aufgehoben werden
kann. W, Hausmann hat nun festgestellt, daß
die entgiftende Wirkung des Cholesterin auf
seiner Hydroxylgruppe beruht. Sobald letztere
substituiert ist, wird die entgiftende Wirkung
aufgehoben, während die Lösung der doppelten
Bindung des Cholesterin durch Chlor oder
oder Wasserstoff die Wirkung nur schwächt.
Auch fand der Verfasser, daß Phytosterine ver-
schiedener Herkunft ebenfalls gegen Sapotoxin
schützen.
Blastase absolut, 1 : 50 wird von Dr. von Oefele
in Form von Tabletten zu 0,1 g in allen den
Fällen, in welchen infolge mangelhaften Gebisses
ein ungenügendes Zerkauen der stärkehaltigen
Nahrungsmittel zu unzureichender Verdauung
und Ausnützung der Nahrung führt, als ein-
fachster Ersatz des natürlichen Speiohelfermentes
empfohlen. Man reicht deshalb während
oder sofort nach jeder Mahlzeit eine Ta-
blette. Wenn nötig, gibt man vorher ein Glas
kohlensäurehaltiges Wasser oder etwas Natrium-
bikarbonat zur Abstumpfung etwa im Magen
vorhandener überschüssiger Silzsäure. Ein weit
verbreiteter Irrtum ist die Ansicht, daß Malz
die gleichen Dienste leiste wie Dlastase. Dabei
wird vergessen, daß die Diastase nur aus ge-
keimter Gerste vor dem Darrungsprozeß dar-
gestellt wird, welch letzterer die wirksame aktive
Diastase in dio unwirksame Form überführt.
Besonders empfiehlt sich die Diastasebehandlung
während der Fertigstellung künstlioher Gebisse.
Bimethylglyoxim. Das a-Dimetbylglyoxim
bildet weiße Kiistalle vom Schmelzpunkt 240^ C,
die sich in Wasser sohwer, leicht dagegen in
Alkohol und Aether löaen. Nach L. Tsckugaeff
ist es ein äußerHt empfindliches Reagens auf
Nickel. Die zu prüfende Losung versetzt man
mit überschüssigem Ammoniak oder Natrium-
acetat, gibt etwas gepulvertes Dimethylglyoxim
zu und erhitzt die Mischung zum Sieden. Bei
Gegenwart von Nickel entsteht je nach der
vorhandenen Menge entweder sofort oder nach
dem Erkalten der Lösung ein schön acharlach-
roter Niederschlag. Auch das sich beim Er-
kalten ausscheidende Dioxym ist durch letzteren
deutlich rosa gefärbt. Die Empfindlichkeits-
grenze dieser Reaktion liegt bei einem Lösungs-
verhäitnis von weniger lus 1 Teil Niokel und
400000 Teilen Wasser.
Bei gleichzeitker Anwesenheit von Kobalt
besonders wenn KobaltsaLEO auf Nickel zu prüfen
sind, muß das angegebene Verfahren etwas ab-
geändert werden, da Kobalt mit dem Reagens
eine braune Verbindung eingeht In diesem
Falle schüttelt man die zu prüfende Löaong
mit einem großen Uebersohuß von Ammoniak
mehrmals um, wobei sich komplexe Kobaltsalie
bilden und führt mit der erhaltenen Lösung die
Reaktion aus. Beim Filtrieren der Reaktions-
flüssigkeit bleibt die rote Niokelverbindung auf
dem Filter zurück Sie löst sioh nach dem
Trocknen in heißer Chloroform- Alkoholmischuog
und bleibt nach deren Verdunsten in mikro-
kristallinischen Nädelohen zurück. Nickel soll
sich noch neben der öOOOfaohen Menge Kobalt
nachweisen lassen.
Fernun acetieiuii verwendet E, J. Bobstm
seit Jahren in allen Fällen von Lungenentzond-
ungen mit gutem Erfolge. Er verordnet d«
Eisenacetat in folgender Form :
Liquor Ferri sesquichlorati 0,9 g
Liquor Ammonii acetici 8,0 g
Aqua Chloroformii 15,0 g
Diese Menge ist Erwachsenen alle vier
Stunden zu verabfolgen, nötigenfiüls gibt man
sie alle sechs Stunden abwechselnd mit folgender
Mixtur:
Liquor Strychninae 0^ g
Aqua Chloroformii 15,0 g
Diese Darreichung wird bia zum Oeber-
stehen der Krise fortgesetzt, worauf obige Misch-
ungen in Zwischenräumen von 8 bis 12 Stuoden
gegeben werden. Chinin oder Antipyretika
hatte Verfasser bei dieser Behandlung nicht
nötig und nur selten Alkohol oder DigitiUs.
(Schluß folgt)
1013
Zum Nachweise von Nitrotoluol
in Nitrobenzol und von Toluol
in Benzol
verfahren P. N, Raikow und E, Uerke-
ivitsch (Ohem.-Ztg. 1906, 295) in der Weise,
daß trockenes, pulverisiertes Natronhydrat
(etwa 0,5 g) in einem Probierrohr mit 1 com
Gasolin überschichtet und dann 1 Tropfen
oder mehr des fraglichen Nitrobenzols zu-
gesetzt wird. Ist Nitrotoluol vorhanden, so
entsteht an der Oberfläche des Natron-
hydrats eine je nach der Menge des Toluol
mehr oder weniger intensive Gelbbraun-
färbung und das Natronhydrat nimmt eine
bläuliche Färbung an. Bei remem Nitro-
benzol entstehen diese Färbungen nicht.
Durch Vergleichsversuche mit bestimmten
Mengen Toluol läßt sich auch der Gehalt
an Toluol im Benzol kolorimetrisch annähernd
quantitativ bestimmen. Die Empfindlichkeit
der Reaktion findet ihre Grenze bei 0,0025
mg Toluol in 1 ccm Gasolin. Gleichzeitig
konnten die Verf. nachweisen, daß kristall-
isierbares Benzol noch Toluol enthält, das
durch weiteres EnstaUisieren nicht entfernt
werden kann. Dies gelang aber durch
fraktioniertes Nitrieren des Benzol, weil das
Toluol leichter nitriert wird, als Benzol.
— he.
Zur Bestimmung
des Antimongehaltes in vulkan-
isiertem Kautschuk
empfiehlt B. Wagnei^ (Ohem.-Ztg. 1906,
638) folgende Methode. In einem nicht zu
kleinen Porzellantiegel wird 0,5 bis 1 g
möglichst fein geschnittener Eautschukmasse
in der fünffachen Menge einer Mischung
von 1 T. Natriumnitrit und 4 T. Ealium-
karbonat gleichmäßig verteilt. Darüber
kommt noch eine 3 mm hohe Schicht des
reinen Salzgemischee. Dann erhitzt man
unter Auflassung des Deckels über einem
Pilzbrenner anfangs ganz gelinde. Es
destilliert zuerst Wasser, dann eine Flüssig-
keit aus Kohlenwasserstoffen ab. Nach
einiger Zeit verstärkt man die Hitze, bis
dicker weißer Rauch aufsteigt. Der Deckel
kann nun abgenommen werden, aber die
entweichenden Oase sollen nicht anbrennen.
Hat der Rauch aufgehört, so erhitzt man
noch höher bis zum beginnenden Schmelzen
des Salzes. Zur Verbrennung der noch un-
verbrannten Kohle gibt man 1 bis 2 Messer-
spitzen fein gepulverten, trocknen Salpeter
zu und erhitzt bei geschlossenem Tiegel bis
zum Schmelzen. Die erkaltete Schmelze wh*d
in Wasser gelöst, im bedeckten Becherglase
mit Salzsäure angesäuert, aufgekocht, von der
abgesehiedenenKieselsäure abfiltriert und warm
mit Schwefelwasserstoff gefällt. Der Nieder-
schlag wird im Asbestfilterrohr gesammelt,
im Kohlensäureetrom getrocknet und geglüht
und als Sb2S3 gewogen. Sind noch andere
Metalle zugegen, so löst man den Sulfid-
niederschlag in Schwefelammon und fällt
das Filtrat durch Salzsäure. Die Methode
gibt gut übereinstimmende Resultate, wenn
man darauf achtet, daß keine unverbrannten
Teile mehr vorhanden sind. ^he.
Zur Bestimmung des Schwefels
in Seifen
empfehlen J, Davidsohn und Ö. Webet'
(Seifenfabrikant 1906, 877) folgende Me-
thode. Der Schwefel ist in den Schwefel-
seifen als elementarer Schwefel, als Schwefel-
metall oder als Schwefelleber vorhanden ; es
können aber auch außerdem noch Sulfate,
z. B. Natriumsulfat in der Seife enthalten
sem. Man wägt 5 g Seife in einem
Erlenmeyer-Kolhen von etwa 200 ccm
Inhalt ab und gibt rote rauchende Salpeter-
säure hinzu. Es tritt eine heftige Reaktion
ein und die Fettsäuren scheiden sich ab.
Hat die Einwirkung nachgelassen, so setzt
man von neuem Salpetersäure zu und über-
läßt den Kolben eine Stunde bei gewöhn-
licher Temperatur sich selbst. Dann wh*d
er in ein kaltes Wasserbad eingesetzt und
dieses allmählich zum Kochen erhitzt, wobei
weitere Säure zugesetzt wird, damit der
Inhalt des Kolbens nicht trocken wird.
Man erhitzt soUinge, bis der gesamte, an-
fangs flockig abgeschiedene Schwefel oxydiert
ist. Dann wird mit Wasser und verdünnter
Salzsäure aufgenommen, erkalten gelassen,
filtriert und mit Wasser gut nachgewaschen.
In dem Filtrat wird dann die gebildete
Schwefelsäure mit Baryumchlorid gefällt und
zur Wägung gebracht. In einer weiteren
Probe wird ohne vorherige Oxydation die
Schwefelsäure der Sulfate bestimmt und von
der vorher erhaltenen Menge abgezogen.
Der Rest entspricht dann dem in der Seife
enthaltenen Sdiwefel. ^he.
. I
1014
Das Salpetersäureverfahren zur
Bestünmung des Stryclinm,
das in die U. S. Ph. Aufnahme gefunden
hat, haben Farr und Wright einer Naeh-
prfifung unterzogen und damit befriedigende
Resultate erhalten, indem sie folgendermaßen
verfuhren: Die in gebrftuohlicher Weise aus
5 com flüssigem Extrakt oder 25 ccm Tinktur
erhaltenen Alkaloide werden auf dem Wasser-
bade in 1 5 oem 3 proo. Schwefelsäure und
gelöst und die Temperatur der Lösung bei
50^ gehalten; dann werden 3 ccm einer
Mischung gleidier Teile Salpetersäure (spez.
Gew. 1,42) und Wasser hinzugefügt und
die Mischung 10 Minuten bei Seite gestellt
Hierauf bringt man sie in einen Scheide-
trichter, fügt 50 ccm EaiiumkarbonatlOsung
(Br. Ph.) hinzu und schüttelt zunächst mit
10 ccm Choroform und dann zweimal mit
je 5 ccm Chloroform aus. Die Ghloroform-
lösungen werden in einem gewogenen Por-
zellanschälchen; das 3 ccm Amylalkohol ent-
hält, gesammelt, das Gloroform im warmen
Luftstrom verdunstet und der Rückstand
schließlich auf dem Wasserbade getrocknet.
Das so gewonnene Strychnin bildet manchmal
ganz weiße, gewöhnlich aber leicht gefärbte
Kristalle. 2V.
Pharm, Joum. 1906, 83.
Nachweis von Antipyriu in
Pyramidon.
Nach Paul Bourcet löst man 0^01 bis
0,02 g des zu prüfenden Pyramidon
(Dimethylamidoantipyrin) in 4 bis 5 ccm
kaltem Wasser, fügt 2 Tropfen Schwefel-
säure (66^ B^ und 2 Tropfen einer ge-
sättigten Natriumnitritlösung hinzu und
schüttelt um. Bei reinem Pyramidon ent-
steht sofort eine intensive blauviolette Färbung,
welche, besonders bei einem Ueberschuß
von Nitrit; schnell verschwindet und in eine
farblose Lösung übergeht. Enthält jedoch
das Pyramidon Antipyrin, so entsteht zwar
anfangs auch eine blauviolette Färbung,
dieselbe geht jedoch beim Schütteln lang-
sam, besonders aber nach erneutem Zusatz
von Nitrit in eine sehr beständige blaugrüne
Färbung über, deren Stärke durch den
jeweiligen Antipyringehalt des Pyramidon
bedingt ist Auf diese Weise lassen sich
leicht noch 2 pGt Antipyrin in Mischung
mit Pyramidon nachweisen. Da das bei
der Reaktion entstehende Nitrosoantipyrin
nur geringe Löslichkeit besitzt, so kann
diese unter Umständen dazu dienen, das
Antipyrin quantitativ zu bestimmen. Bü,
Ztsehr, f. angew. Cham. 1906, 390.
die Bestimmung des
Eantharidin in den Kanfhariden
schlägt Siegftned anstelle des im Deutsehsn
Arzneibuch angegebenen Verfahrens du
folgende abgeänderte Panchatid'Bthe vor:
15 g Eantharidenpalver werden in elDem
Erlenmeyer-Kölbohen von 250 ccm Inhalt, mit
150 g Chloroform übergössen, dann 1 ccm Salz-
säure hinzQgefügt imd einige Minuten j kräftig
umgeschüttelt , sodann läßt man das Gemisch
während 24 Standen nnter häufigem Cm-
schütteln stehen, filtriert 100 g durch ein ^attes,
trockenes Filter von 18 cm Durohmesser (indem
man Sorge trägt, das Filter nach jedesmaligem
Aufguß zu bedecken) in ein Erlenm^er-KUhchen
von 200 ccm Inhalt und destilliert das Chloro-
form vorsichtig i m W ass e r b ad e bei .möglichst
niederer Temperatur ab. Auf den Rückstand
läßt man kräftig 10 ccm Petroläther fließen,
schwenkt gut um und filtriert durch ein ge-
wogenes, trockenes, glattes Filter yon 9 cm
Durchmesser. Den im KÖlbchen^verbliebenen
Rest spritzt man mit Petroläther auf das Filter,
spült Eölbchen und Filter noch einigemal mit
Petroläther nach und trocknet das Filter bei
500 G, Das Gewicht des Filterinhaltes betrage
mindestens 0,08 g, was einem Minimalgehalte
von 0,8 pCt an Eantharidin entspricht
Gießt man auf das unreine Kantharidin
einfach Petroläther auf, so resultiert oft
eine schmierige Masse, die sieh sehleoht aus-
waschen laut Dieser Uebelstand wird nach
Angabe des Verfassen yennieden, wenn mm
den Petroläther in kräftigem Stnhl auf den
Rückstand spritzt
Sehweix. Woehensehr. f, Ckem, u. Pharm,
190tJ, 342. J, K.
Nitrate in Alkalijodiden
weist E. Baroni (Bellet. Ghim. Farm. 1906,
529) folgendermaßen naeh : Zu einer LOsnng
von 1 g Alkalijodid fflgt man nach nnd
nach 20 ccm einer 5 proc Sublimatldsimg
hinzu, filtriert das gebildete Qneeksilb«r-
jodid ab und weist in dem FUtrat die
Salpetersäure durekt nach. Fflr diesen Fall
muß das Alkalijodid frei von jodsanrem
Salz sein.
1016
Zur Untersuchung von Amyl-
alkohol
benützt Utx das Befraktometer. Verschie-
dene Proben von Amylalkohol zeigen folgende
Werte bei 15 ^ C:
Amylalkohol, chemisch rein
1,4105
» technisch
1,4019
» forfarolhaltig
1,4098
» furfurolfrei
1,4102
» chemisch rein
1,4098
» technisch
1 .4083
» roh
1,4022
» pnrissimnB
1,4103
> purus
1,4079
Die Refraktion ist demnach nm so höher,
je reiner das betreffende Präparat ist Der
Einfluß von Aethylalkohol macht sich wie
folgt geltend:
Methylalkohol besitzt ein noch niedrigeres
BreohnngsvermOgen als Aethylalkohol, z. B.:
1,3318 - 1,3345 - 1,3328 (99/100) —
1,3321 — 1,3314 — 1,3320 (geruchlos)
— 1,3317 (0,1 pa Aceton) — 1,3318
(0,3 pOt Aceton). T,
Ällgem. Chem.-Ztg, 1906, 106.
Amylalkohol, rein (bei 16" C7)
mit 5 pGt Aethylalkohol
10
20
30
50
»
»
»
»
»
»
»
»
J,4102
1,4062
1,4042
1,8990
1,3966
1,3862
H. D, Richmond und J, A, Ooodson
(Analyst 1905, 77) haben öfters petroleum-
haltigen Amylalkohol im Handel angetroffen ;
diese Verunremigung führen sie auf die
Verwendung von Petrolenmf Sflsern zum Ver-
sand des Amylalkohols zurück. Da Petroleum
einen höheren Brechungsindex hat wie Amyl-
alkohol, so kann man natürlich auch einen
Gehalt des letzteren an Petroleum mittels
der Bestimmung des Brechungsindex nach-
weisen, z. B.:
Petroleum mit einer Refraktion 1,4564
Amylalkohol, rein 1,4098
» mit 5 pOt Petroleom 1,4129
» » 10 > > 1,4139
Utx zieht aus semen Versuchen folgende
Schlüsse:
1. Das Refraktometer eignet sich — natür-
lich neben den anderen Verfahren, also als
weiteres Hilfsmittel — auch zur Prüfung
und Wertbestimmung von Amylalkohol.
2. Em Zusatz von Aethylalkohol ernie-
drigt den Brechungsindex des letzteren und
zwar um so mehr, je höher der Qehalt an
ersterem ist
3. Umgekehrt wird die Refraktion von
Amylalkohol durch Verunreinigung bezw.
Verfälaehung mit Petroleum erhöht
Nachweis freier Mlneralsäuren
neben organischen Säuren.
Wie Schiff und Stenheuse gezeigt haben,
gibt Furfurol mit Aminen der aromat-
ischen Reihe gefärbte basische Verbindungen.
Ebenso bekannt ist es^ daß auf solchen
Farbreaktionen z. B. zwischen Furfurol und
Anilin der Nachweis von ersterem in Alkohol
nach Jorissen und lAndet beruht. Gelegent-
lieh tritt die Reaktion nicht ein, und auf
dem Grunde für dieses Ausbleiben baut sich
die Probe von Ottorino Carletti TBoUett.
Ghimico Farmac, Juni 1906) auf. Die Re-
aktion tritt nämlich nur auf, wenn Anilin
mit organischen Säuren, nicht aber wenn es
mit Mineralsäuren verbunden ist So geben
10 com einer Ipromille haltigen Anilinacetat-
lösung in Alkohol mit einer Spur Furfurol
eine intensive rote Färbung; ist aber eine
Spur Mineralsäure vorhanden, so tritt die
Rötung erst nach mehr oder weniger langer
Zeit ein.
Um diese Reaktion z. B. für Wein oder
Essig zu brauchen, wendet Carletti eine
Lösung von 5 g Anilin, 20 g konzentr.
Essigsäure auf 100 com in Wasser gelöst,
andererseits eine frisch bereitete Lösung von
1 g Furfurol in Alkohol von 9b^ zu 100
ccm gelöst an.
50 ccm Essig oder vorher mit Tierkohle
entfärbter Wein werden mit 25 ccm Alkohol
verdünnt. Zu 10 ccm hiervon werden
5 Tropfen von der ebengenannten Anilin-
lösung gebracht, gut geschüttelt und noch
5 Tropfen von der Furfuroliösung zugesetzt.
War der Essig oder der Wein frei von
Mineralsäure, so entsteht sofort eine Rot-
färbung, die in V2 Stunde am intensivsten
wird. Die geringste Spur anwesender Mineral-
säure verhindert die charakteristische Färb-
ung. S—^,
1016
■ ahrunosmitlel-Oheniie.
Zur FettbeBümmung in Milch-
pulvem.
Für die Schokoladenfabriken ist eine
Qaalit&tsbestimmnng der Milchpulver nicht
ohne Interesse, da die Milch- und Sahne-
schokoladen immer mehr Liebhaber finden.
Man wird berechtigt sem, an das getrock-
nete Milchpnlver, wenn es als «Volimilch-
palver» in den Handel kommt; die gleichen
Anforderungen zu stellen wie an die Trocken-
substanz einer wirklichen Vollmilch, d. h.
man wird einen Mindestfettgehalt von 20
pGt für das zucker- und wasserfreie Milch-
pnlver fordern.
Viele Vollmilchpulver des Handels
erfüllen diese Bedingung nicht und erweisen
sich als Qemische von Vollmilch- und Mager-
milchpulver oder sie und aus mehr oder
weniger entrahmter Milch hergestellt.
Eine schnelle und bequeme F e 1 1 -
bestimmungsmethode erschien daher
als ein gewisses Bedürfnis. Der Verfasser
prüfte die Anwendbarkeit des Fettbestimm-
ungsverfahrens von Oottlieb'Röse, für das
A. Röhrig eine bessere Art der Ausführung
gegeben hat (vgl. Pharm. Centralh. 46 [1905],
428); für Milchpulver, Sahnepulver
und feingeriebene Hartkäse. Die Ergeb-
nisse waren befriedigende, es wird im Durch-
schnitt 0,2 bis 0,4 pGt mehr Fett gefunden
als bei der Extraktion im Soxhlet-Apparsit
Man verfährt wie folgt: 1 g lufttrockene
Substanz wird in die Röhrtg'Bciie Steh-
bürette gebracht und mit 9 ccm warmen
Wassers 3 bis 5 Minuten lang kräftig ge-
schüttelt Nach Hinzufügen von 2 ccm
15 bis 20proc. Ammoniakflüssigkeit wird
abermals kräftig geschüttelt, bis fast völlige
Losung erfolgt ist. Nun werden 10 ccm
96proc. Alkohol hmzugefügt und wieder
geschüttelt Die vorher milchig-trübe Flüssig-
keit wird hierauf trübe-durchscheinend. Nun-
mehr werden 25 com Aether und nach dem
Umschütteki 25 ccm reiner Petroläther hinzu-
gefügt und 2 bis 3 Stunden bei Seite gestellt.
Alsdann wird der Stand der ätherischen
Schicht notiert, ein bestimmter Teil davon
abgelassen und der Aether-Petroläther ver-
dunstet, schließlich 10 Minuten bei 100^ C
getrocknet und gewogen. Die gewonnene
Fettmenge, umgerechnet auf das Oesamt-
volumen der ätherischen Flüssigkeiten, ist
der Fettgehalt von 1 g lufttrockenem Mileh-
pulver, der noch auf wasaer- und zneker-
freies Pulver umzurechnen ist. Die Höhe
des Zucker- oder Milchzuckerzusatzes sollte
dem Käufer bekannt gegeben werden.
Oleich brauchbare ErgebniBse wurden mit
dem obigen Verfahren bei der Untersuchung
von Fettkäsen erhalten. Haupt^ Bantzen.
ÄutorefercU a. d. Ztsehr, f. Unter.*, d. Nähr.-
u. Oenußm. 1906, XII, 217.
Die Fimisierung der Kaffee-
bohnen.
Nicht nur durch Ueberzüge von Zucker
oder Hmznfügen kleiner Mengen von Fett-
stoffen, z. B. Butter, versucht man in den
Großkaffeeröstereien im gebrannten Kaffee
die Aromastoffe vor dem Verdunsten va
schützen, sondern man ist, wie E. Schaer
an zwei Beispielen erläutert, dazu über-
gegangen, den Schellack hierzu zu be-
nutzen. Es ist unleugbar, daß verschiedene
Eigenschaften das Lackharzes (Sdiellaek)
gegenüber dem Koniferenharz oder anderen
Körpern, die zur Kaffeeglasur etwa benutzt
werden könnten, Vorzüge darstellen. Hienu
gehören die braune Farbe, welche die des
gerösteten Kaffees nicht beeinträchtigt ; femer
seme große Zähigkeit und Verteilbarkeit n
äußerst dünnen Schichten, die dennoch einen
gleichmäßig abschließenden üebermg bilden
und endlich seine beträchtliche Indifferenz
gegenüber der Euiwirkung ohemiBeher
Agentien. Schaer macht, ohne auf die
Frage näher einzugehen, ob der FSiniO-
überzug auf dem Kaffee die Vortänsdinng
einer besseren Beschaffenheit etwa bezwecke^
lediglich auf die Bedenken aufmerksam, die
sich vom hygienischen Standpunkt gegen
dieses Verfahren erheben. Die pharma-
kolo^schen Eigenschaften des indisehen
Lackharzes ismd- nämlich so wenig bekannt,
daß Vorsicht hier am Platze erscheint George
Watt hat früher darauf hingewiesen, daß
unter den Pflanzen, welche dnrdi den Stieb
der Cocciden Kömeriack oder Schellaek
1017
aussoheiden; sich auöb einige Enphorbiaoeen
und zwar Alenritesarten befinden. Bei den
bekannten drastischen Wirkungen^ die viele
Harze aus dieser Familie auszeichnen; dürfte
daher ein Verbot der Fimisierung des Kaffees
so lange am Platze sein, bis eingehendere
Untersuchungen die UnschSdlichkeit der
verwendeten Lackharze sicher dargetan
haben. —del.
Ztschr, f. Uniers. d, Nahr.^ u, Oenußm,
1906, XII, 60.
I-Eaffeeglasur.
In prismatischen Stficken von etwa 100 g
wird eine braune Masse von zäher Beschaffen-
heit, die auf dem Bruch kömig erscheint
und die schwach süß schmeckt, als Eiweiß-
Eaffeeglasur in den Handel gebracht.
22. Krxixa7i hat dieses neue Produkt, das
dem gebrannten Kaffee das Aroma erhalten,
ihm den beliebten «Hochglanz» verleihen
und das vor allem aber auch seinen «Nähr-
wert erhöhen» soll, analysiert:
Wasser
21,21 pCt
Albamiü!
32,40 «
Glykose
20,63 «
Dextrin
22,08 «
Asche
2,78 «
Borax
1,35 «
Teerfarbstoff vorhanden.
Der Zusatz von Borax und Teerfarbstoff
wurde beanstandet Letzterer, ein sogenannter
«Zuckerkouleurersatz», bestand aus einem
Gemenge von Ponceau CO, Sfturegelb R
und Indulin (wasserlöslich). Der Borax
entstammte dem Eiweiß, das konserviert zur
Anwendung gelangt war. Die vielen dieser
Glasur von ihrem «Erfinder» nachgerühmten
guten Eigenschaften, daß sie z. B. einen
großen Teil der nervenschädlichen Eigen-
schaften des Kaffee ausgleiche, daß durch
sie die Eiweißstoffe, welche beim Rösten der
Bohne verloren gehen, ersetzt werden und
der daraus bereitete Kaffee an Nährwert
gewinne, daß sich der Aufguß des letzteren
rascher kläre, wurden vom Verfasser genau
nachgeprüft Hierbei wurde z. B. fest-
gestellt, daß in der unglasierten gebrannten
Kaffeeprobe der Stickstoffgehalt 14,38 pCt,
in der glasierten 14,75 pCt betrug. Die
Erhöhung von 0,37 pCt ist praktisch natür-
lich vollständig wertlos, da sie einmal sehr
gering ist^ dann aber nicht etwa im Auf-
guß verbleibt, sondern im Bodensatz des
Getränkes. Die Anpreisungen sind also stark
übertriebene, und der «Eiweißglasur» kommt
neben der Zucker- oder Harzglasur kaum
ein besonderer Vorzug zu. —del,
ZteeliT. f. üntersueh, d. Nähr,' u, Oenußm,
1906, XU, 213. •
Zur Herstellung von DörrweiB-
kohl
ist nur gut ausgereifter Herbstkohl zu ver-
wenden, da der Frfihkohl sich seines hohen
Wassergehaltes wegen nicht zum Dörren
eignet. Der Dörrweißkohl wbrd entweder in
Blättern oder geschnitten hergestellt ; ersterer
ist bis zu 50 pCt teurer als geschnittene
Ware, weil die Herstellung größere Kosten
an Arbeitslohn und Dörrwärme verursacht
Der vom Strunk und den äußeren Deck-
blättern befreite Kohlkopf wird in zwei bis
drei Teile zerlegt und dann die einzelnen
Blätter abgelöst Die starken Blattrippen
werden entweder weggeschnitten oder em-
geschnitten. Dann werden die Blätter der
Kohlblattwalze zugeführt^ ein Teil des
Wassers ausgepreßt, dann blanchiert oder im
heißen Wasserbade vorgekocht und dann
auf Horden ausgebreitet und dem Trocken-
kanal zugeführt. Der geschnittene Kohl
wird auf der Schneidemaschine geschnitten,
vorgekocht und dann gedörrt. Der ge-
schnittene Kohl kann auch roh gedörrt
werden, was größere Ausbeute liefert, doch
zieht dieser leichter wieder Feuchtigkeit an;
auch ist die Farbe nicht so frisch und leb-
haft und geht nach und nach ins Graue
über. — Ä«.
Konserven-Ztg, 1906, 384.
Oiftige Onrken.
Nach dem Genasse von Gurken, die mit
Weinblättem eingelegt waren, denen noch die
gegen pflanzliche Parasiten aufgespritzte
Kupfer-Ealkbrühe anhaftete, erkrankte in
Henchelheim bei Bergzabern eine Familie lebens-
gefährlich. Man ersiebt hieraus, und wie auch
andere ähnliche in letzter Zeit bekannt gewordene
Fälle beweisen, daß Kupferverbindangen f iir den
Menschen doch nicht so unsobädiich sind, wie
Manche behaupten, und daß der § 1 des Keichs-
gesetzes vom 5. Juli 1887, betr. die Verwendung
gesundheitsschädlicher Farben usw., seine Be-
rechtigung hat. ^- S'
1018
Die Prüfung
und Beurteilung des Reintaeits-
zustandes der Gewässer.
In emem Vortrage betonte Oroj'e-Bohle,
GOln a. Rb.^ daß heutzutage ein wesentlicher
Umschwnng in dei^Prüfung des Reinheits-
zustandes der Gewässer erfolgt sei; neben
der Ortsbesichtigung nnd der chemischen
Untersuchung spielen die bakteriologische
und die biologische Methode eine gleich
wichtige Rolle. Man darf bei der chemischen
Untersuchung nicht schematisieren; sondern
hat nach dem Zweck die Methoden zu
wählen. So wichtig wie Kalk- und Magnesia-
bestimmungen z. B. ffir die Grundwasser-
untersuchung sind, so wenig Bedeutung haben
sie zumeist für Abwasser- oder Flußwasser-
untersuchungen. Hier kommen vielmehr
die Ermittelung der suspendierten organischen
und anorganischen Substanzen und der
Sauerstoffgehalt sowie die Sauerstoffzehrung
vornehmlich in Frage.
Bei Flußwasser mfissen zur Bestimmung
von Chlor und Salpetersäure verschärfte
Methoden; z. B. die Salpetersäure-
bestimmung nach l<!ollj herangezogen
werden. Man dampft 100 ccm Wasser bis
auf 10 ccm ein und bestimmt die Salpeter-
säure durch Zusatz von 20 ccm Brucin-
Sdiwefelsäure und Eingießen der Lösung
in einen Eehner'wAxeisy Zylinder; der 73 ccm
destilliertes Wasser enthält; und durch Ver-
gleich des Farbentones mit einer Salpeter-
lösung von bekanntem Gehalte, die in
gleicher Weise behandelt wurde.
Die suspendierten Stoffe sollten bei Fluß-
wasser stets direkt durch Abfiltrieren mehrerer
Liter Wasser bestimmt werden. Ffir Fluß-
wasser ist ferner die Bestimmung der Oxydier-
barkeit des unfiltrierten Wassers em-
pfehlenswert Bezüglich der Nomenklatur
tritt der Verfasser für die Bezeichnung
«Kaliumpermanganat» ein; die den Vorzug
verdient. Gegen den Ausdruck «Sauerstoff-
verbrauch» wendet sich der Verfasser, weil
dadurch zu leicht Verwechselungen mit der
« Sauerstoffzehrung » vorkommen könnten.
(Der Berichterstatter wiederum glaubt; daß
«Sauerstoff verbrauch» vorzuziehen sei; weil
viele andere Nationen ihre Angaben in mg
O maoheu; z. B. die Engländer und Amerika-
ner.
Die Bestimmung der Sauerstoffzehr-
ung zeigt schwache Verunreinigungen der
Gewässer nach Oroße- Bohle sicherer ao,
als die Keimzählung. Unter Sauerstoff-
zehrung versteht man das Verschwinden
dieses Gases. Wenn man z. B. verunreinigte
und bakterienreicheWässer; die zumeist keinen
freien Sauerstoff mehr enthalten; mit Lnft
schüttelt; so verschwindet der Saneistoff
daraus in kürzerer oder längerer Zeit je
nach dem Grade ihrer Verunreinigung.
Verfasser wendet sich alsdann zur bak-
teriologischen Untersuchung der OewSaaer
und betont; daß er im Rhein nach Regen-
fällen stets ein Ansteigen der Keimzahlen
um das Mehrfache beobachtet habe, während
bei fallendem Pegel auch die Bakterien-
zahlen sinken. Dies beweist; daß nicht ans-
schließlich die Abwasserzuflttsse maßgeblich
sind für die Menge der Bakterien im Flnß-
wasser; denn bei niederem Wasserstande,
wo die Abwässer also weniger verdünnt
werden; müßte sonst die Keimzahl steigen.
Im Vordergrund des Interesses steht znr
Zeit die biologische Wasserantersuchnng, die
in vielen Fällen selbst da noch wichtige
Aufschlüsse über die Verunreinigung der
Gewässer geben kanU; wo die chemischen
Hilfsmittel versagen; besonders bei period-
ischer Verunreinigung durch SchmutzwasBer-
Zuflüsse. Die pflanzlichen und tierischen
Kleinlebewesen des Wassers werden von
Kolckwitx und Marsson in Katharobien
— Rein Wasserbewohner und Saprobien —
Schmutzwasserbewohner eingeteilt Die letz-
tere Gruppe zerfällt in Oligo-, Meso- nnd
Polysaprobien. Ffir den Nachweis erheb-
licher Wasserverunreinigungen genügt die
Kenntnis gewisser charakteristisdier Arten
von Organismen. Mehr Beachtung wünscht
der Verf. auch den höheren Wasserpflanzen,
wie Elodea; MyriophyUum; Potamogeton-
Lemna-Arten geschenkt; die üppig in sanff-
stofffreiem; aber an organischen Stoffa
reichem Wasser wachsen ; jedoch ist bei der
Beurteilung nach ihrem Vorkommen zunächst
noch Zurückhaltung geboten. Znm Schlnae
erörtert Verf. die Frage, unter welchen Be-
dingungen die Einleitung von Abwässern in
die Flüsse zulässig ist
Ztschr. /. Unters, d. Nähr.- u. Oenußm.
1906, Xn, 63. -<W.
1019
Therapeutische Mitteilunoen.
Zur Behandlung mit Fittylen.
Bekanntlich ist Pittylen ein Kondensations-
produkt des Formaldehyd mit dem offizin-
eilen Holzteer (Pharm. Gentralh. 47 [1906],
129 und 741). Wählend aber dorn Teer
und manchem Teerpräparate noch der Mangel
anhing; daß entweder die örtlichen Reiz-
erscheinangen weiter gingen, als beabsicht-
igt war, daß sogar allgemeine Vergtftangs-
erscheinnngen eintraten, und daß der Gerach
oftmaki zu auffällig noch hervortrat^ ist in
dem gelbbraunen, amorphen Pulver, dem
Pittylen, ein recht brauchbarer und vielseitig
verwendbarer Teerkörper entstanden.
Die juckstilknde und hautregeneriorende
(keratoplastische) Wirkung des Teers ist
durch das Formalm vollständig erhalten und
gesichert worden, und das Pittylen bewährte
nach Qalewski (Arch. f. Derm. u. Syphilis,
1903, 88), Joseph (Derm. Centralbl. 1905,
Nr. 3, 66) und Trautwein die therapeut-
ischen Vorteile bei den chronischen Haut-
erkrankungen, wo Überhaupt der Teer an-
gezeigt ist, z. B. bei aUen chronischen
schuppenden und seborrhoischen Ekzemen,
bei Gewerbeekzemen, Schrandenbildung,
Nagelekzemen, Knötchenflechte, Kleienfiechte,
nesselsüchtigen Prozessen und bei chronischen
Hauterkrankungen der Kinder.
Die Verordnung des Pittylen und die
äuHere Anwendung desselben ist iu Form
von Streupulver, Scbüttelmixtur, von Pasten,
Salben, Tinkturen und mit Kollodium mög-
lich. Wir heben hier eine Vorschrift von
Joseph zum Bepinsein hervor: Pittylen 5
bis 10 g, Ricinusöl 3 g, Spiritus zu 100 g
oder anstelle des Spiritus mit Aceton oder
Gollodium elasticum zu vermischen.
I>a8 Ghemische Laboratorium von Lingner
in Dresden biingt aber noch bequeme fert-
ige Handelspräparate in den Verkehr, so
die Pittylen-Paraplaste (Pittyplaäte)
nach UnJia (10 bis 60proc.) und vor allem
auch die Pi ttylen-Seifen; diese sind:
Pittylen-Natronseife (2, 5 und lOproc), dio
Pittylen -Kaliseife (2, 5 und lOproc.) und
die flüssige Pittylen-Kaliseife lOproc. Ge-
rade die Kaliseifen verdienen hier besonders
für die Behandlung der Akne (Hautfinne,
Pickel) hervorgehoben zu werden; diePittyien-
Natron- und Kaliseife (2 proc.) empfehlen sidi
als Toilettenseifen; gmde auch bei Unrein-
heiten der Haut und zur Verhütung der
weiteren Bildung von Akneknoten. A. Rn.
Zur Nebenwirkung
der balsamischen Mittel.
In Nr. 29 der Allgem. Med. Central-Ztg.
1906 wenden sich Vieth und Ehrmann
gegen den Angriff, den Boß gegen ihren
Aufsatz «Beobachtungen über ältere und
neuere Balsamica» gerichtet hat. Ihre Be-
hauptung, daü Gonosan häufig Nebenwirk-
ungen hervorbringe, halten sie aufrecht, im
Gegensatz zum Santyl, von dem man Neben-
wirkungen bisher niemals sah. Die anästhet-
ische Wirkung des Gonosan rühre nicht von
seinem Kawa- Gehalt, sondern vom Sandelöl
her. Ihre Versuche mit reinem Kawa-
Harz bei Gonorrhöe fielen negativ aus,
ebenso wie die anderer Aerzte {Zeißl usw.).
Gänzlich unhaltbar sei die Behauptung von
Boßy daß die Salicylsäure bei Gonorrhöe
kontraindiziert sei. In den von ihnen an-
gezogenen Lehrbüchern von Mnger, Wos-
sidlo, Lang, Lesser u. A. fmdet sich genau
das Gegenteil von dem, was Boß sie sagen
läCt; die Autoren sprechen sich lebhaft für
den Salicylgebrauch aus. Die Vermutung,
daß durch das bekannte Santalolum salicyl-
icum (Santyl « Knolh) Salicyl-Nieren-
entzündnng hervorgerufen werden könnte,
sei deshalb nicht richtig, weil Santyl ein
salolartiger Körper sei und die abspaltbare
Menge von Salicylsäure weit unter der
Schädlichkeitsgrenze für die Nieren liege.
In Wirklichkeit sei auch noch kein Fall
von Nierenreizung in der Literatur ver-
zeichnet. A, Rn.
Quecksilber-Inhalation durch
die Nase
benutzte Thalmann in Dresden, um eine
Quecksilberbehandlung zu erzielen. Graue
Salbe mit 5 pCt Specksteinzusatz wurde
3 bis 4 mal täglich in emer Tagesgabe
von 2 g auf die Schleimhaut des Vorhofes
der Nase aufgestrichen. Die Kur dauerte
30 Tage und führte im Lazarett zu günst-
igen Erfolgen. Eine gleichzeitige Dar-
reichung von Jod ist zu unterlassen.
Med. Klinik 1906, Nr. 23. A. Rn.
1020
PhosphorwasserstofiF^ergiftung
durch im elektrischen Ofen her-
gestelltes Ferrosilicium.
Wahrend im schmiedbaren Eisen der Gohalt
an Siliciom nur wenige tausendstel Procente
betragen darf, kann man nunmehr im elek-
trisohen Ofen Eisensilieide mit einem Gehalt
von 80 pGt Silieium herstellen. Im Hoch-
ofen konnte man höchstens einen Gehalt
von 16 pGt Silieium erreichen, nur der
elektrische Ofen verfügt über die hohen
Temperaturgrade, welche zur Reduktion
großer Mengen Kieselsäure erforderlich sind.
Die außerordentlich günstige Wirkung auf
die Eigenschaften von Stahl und Gußeisen,
die ein Zusatz von hoohprocentigem Ferro-
silicium hat, führt zu seiner Anwendung in
den Industriezweigen der Stahl- und Eisen-
fabrikation. Die Darstellung wird vornehm-
lich in der Schweiz und Tirol unter Aus-
nützung der Wasserkraft betrieben, und als
Ausgangsmaterial verwendet man möglichst
reine Eisenerze oder saure Schlacken oder
metallisches Eisen mit Qaarz und Koks ge-
mischt. Aus den Verunreinigungen bilden
sich nun Nebenprodukte, auf deren giftige
Eigenschaften P. Lehnkering aufmerksam
macht. Durch Einwirkung von Wasser wird
nämhch aus dem rohen Ferrosilidum Phos-
phorwasserstoff abgeschieden, und zwar
konnte Lehnkering aus 1 kg Ferrosilicium
0,0227 g gasförmigen Phosphorwasserstoff
erhalten. Der Phosphorwasserstoff entwickelt
sich aus dem im elektrischen Ofen nebenher
gebildeten Phosphorcalcium, welches sich aus
dem Phosphorgehalt des Eisens und Kokses
sowie dem Kalkgehalt des Kokses bildet.
Diese Eigenschaften des Ferrosilicium, beim
Zusammenbringen mit Wasser geringe Mengen
von Phosphorwasserstoff abzugeben, hatten
den Tod zweier Kinder zur Folge, welche
sich auf emem Schiffe befanden, das Ferro-
silidum geladen hatte und m dessen Lade-
raum Wasser eingedrungen war. Bei der
Obduktion zeigten die Ijcichen das Bild des
Erstickungstodes ; weitere Besonderheiten
bietet die Phosphorwasserstoff Vergiftung nicht.
Hochwertiges Ferrosilicium bildet wegen der
Phosphorwasserstoffentwicklung auch eine
gewisse Explosionsgefahr und es ist bei
seiner Lagerung im großen Vorsicht geboten.
Ztschr, f. Unters, d. Nähr.- u. Qenußm,
1906, XU, 132. ^deL
Begulin zur Beförderung des
Stuhlganges.
Die Ursache der Stuhlverstopfung bt viel-
fach der Mangel an Kotmasse innerhalb des
Darmrohree. Adolf Schmidt bemfihte aieh
daher, eine Substanz zu finden, welche das
Volumen sowie den Wasserreichtum des
fortzubewegenden Darminhaltes genügend
groß erhalten sollte, ohne direkt einen
chemischen Heiz auf den Darm aoszufiben.
Es sollten in erster Linie die medianisehen
Reize, durch welche normalerweise die Fort-
bewegung der Eotsftule im Darme bewirkt
wird, und welche bei der chronischen Stnhl-
Verstopfung durch eine zu weitgehende Aus-
nutzung der Nahrung vermindert smd, ver-
stärkt und andererseits sollte der Kot ver-
möge seiner weicheren Konsistenz geeigneter
zur Fortbewegung gemacht werden. Eine
soldie Substanz ist nach Schmidt das Agar-
Agar. Dazu wurde ein Zusatz von wtaer-
igem Gascara-Extrakt gegeben, das sidi fest
an das Agar-Agar binden läßt. Dieses Prä-
parat, das Regulin der Chemischen Fabrik
E, Dieterich in Heifenberg, wurde täglich
einmal gegeben, und es ^folgten in den
meisten Fällen mehrere befriedigende Stflhle.
Therap. Monatsh. 1006, Nr. 4. Ä. Bn,
Temperatursteigerungen nach
Thiosinamingebrauch
wurde bei einem an Sklerodermie leidenden
Manne beobaditet, nachdem er 4 Injektionen
von Thiosinamin gut vertragen hatte. Bei der
fünften Injektion setzte eine bedeutende Tem-
peratursteigerung ein, die sieh dann jedes-
mal auch bei geringeren Gaben wiederholte.
Schließlich wurde das Mittel wieder besser
vertragen. Wir haben es aber hier aneh
mit einer «geweckten» Idiosynkrasie zn ton,
wie sie ähnlich beim Chinin, Morphm, Salieyl-
säure, Hydrastinin, Kaliumjodid, Natriomjodid,
Antipyrin und Quecksilber beobaditet wird.
Berliner Klin. Woekensehr, 1906, 104 L
Zitronensaft gegen YerglftuBgen darrk
Famextrakt ist eine altbekannte Tatsache. Man
reicht, nachdem das Extrakt etwa Vs Stande ein-
genommen ist, ein Glas naturelle Zitronenlimo-
nade oder einen Eßlöffel voll frisch geprefiten
Zitronensaft, falls üebelkeit oder Ohnmachtsanfall
sich einstellen sollten. Der Berichterstatter hat
auch beobachtet, daß, wenn dielFameztraktkapsehi
gleichzeitig mit Zitronenlimonade genommen wur-
den , beden kli che Nebenwirkungen ausblieben. P- S.
1021
Lokale Silbertherapie bei
Diphtherie.
Um auoh den Streptokokkentoxinen, so-
wie dem örtlichen Ansiedlnngsherd von
Löffler'Bchen Bazillen nnd den neb stets
mit diesen zusammenfindenden Streptokokken
im Nasenrachenraum beizukommen^ benutzte
Viett für die Pinselnngen der erkrankten
Rachenpartien znerst ein Gemisch von Itrol
nnd Actolpulver^ neuerdings aber^ da infolge
der Zersetzung dieser Silbersalze durch die
alkalische Mundflüssigkeit sich ein für die
Zähne verfärbender Niederschlag von Silber-
oxyd bilden kann^ das in Wasser unlösliche
0 m 0 r 0 1 der Chemischen Fabrik von Hey den
in Radebenl, ein Silberpr otel'nat von 10 pCt
Silbergehalt; das durch die alkalische eiweiß-
haltige Mundflüssigkeit nicht zersetzt, sondern
gelöst wird. Die Wirkung des Silbers auf
die diphtheritisch erkrankten Partien äußerte
sich folgendermaßen: Am zweiten Tag ist
der Belag meist ganz verschwunden, nach-
dem gelegentlich verfärbte Membranfetzen
ausgeworfen wurden. Das Allgemeinbefinden
hebt sich und die Temperatur sinkt. Das
Verfahren der Behandlung besteht darin,
daß nach Gurgelung, Remigung der er-
krankten Rachenpartien von Sdileim die-
selben mittels Oaze- oder Wattepinsel reich-
lich mit Omorol eingepinselt werden. Bei
tiefer sitzender Rachen- und bei Nasen-
diphtherie wird das Omorol mittels Pulver-
biäser aufgestreut. Gurgelungen sind bis zu
einer Stunde nach den Omorolanwendungen
zu vermeiden. Auch nach Verschwinden
der Membranen müssen die Omorolpinsel-
ungen noch 1 bis 3 Tage lang, etwa drei
Mal täglich, fortgesetzt werden. Die inten-
sive Wirkung des Omorol erklärt sich aus
seiner Löslichkeit in Sekret und Gewebs-
flüssigkeit. Eine erweiterte Gebrauchs-
anweisung ergibt sich im Medico 1906,
Nr. 21. Danach empfehlen sich nament-
lich bei Eehlkopfdiphtherie und bei kleinen
Kindern Inhalationen mit einer 3 proc Lös-
ung von Omorol in physiologischer Koch-
salzlösung. (Es ist nur merkwürdig, daß
Viett ebenso wie Boicget (Therap. Monatsh.
1906; Nr. I) glaubt, auf die Sernmbehand-
Inng dabei verzichten zu können. Der
Berichterstatter.) A. Rn,
Med, Klinik 1906, Nr. 17.
Ueber Bückenmarksnarkose mit
Tropakokain.
In der Zeit von Ende August 1901 bis
Mitte Februar 1906 hatte E, Slajrner
Gelegenheit; 1200 Fälle zu operieren^ bei
welchen die Rückenmarksabästhesie mit Tropa-
kokain im Krainschen Landesspitale zu
Laibach zur Anwendung gelangte. Zur
Einspritzung wurde die von E, Merck in
Darmstadt in sterilisierten Phiolen mit 0,6-
proc. Kochsalzlösung hergestellte Lösung
von Tropakokain verwendet und zwar
Phiolen von 0,05, 0,10 und 0,15 g Tropa-
kokain in 1 ccm der Lösungsflflssigkeit.
Slajrner verwendete in der Regel bei
Operationen vom Leistenbande abwärts nach
dieser mehr empuischen Methode 0,04 g,
ebenso bei Leistenoperationen sehr jugend-
licher Personen. Für aUe übrigen Operationen
0,07 g; jedoch wurde bei kräftigen Per-
sonen auch bis 0,1 g Tropakokain ge-
stiegen. Die Einspritzung wurde immer in
sitzender Stellung, mit stark vorn fiber-
gebeugtem Rumpfe gemacht, stets in der
Verbindungslinie der beiden Darmbeinkämme,
zwischen dem 3. und 4. Lendenwirbel. Bei
Laparatomien oder wenn aus irgend
einem Grunde eine andere Stelle erwünscht
ist, eher um 1 oder 2 Wirbellöcher höher.
Wenn man auch liest, daß Chaput
schon Ellbogenresektionen und Operationen
an oberen Extremitäten, Hals und Unter-
kiefer mit Rückenmarksanästhesie (Kokain)
ausgeführt hat, tut man doch besser, die
Rückenmarksanästhesie zunächst noch auf
Leistenbruch-, Blasen- und Mastdarm-
Operationen und auf solche an den unteren
Extremitäten zu beschränken; immerhin ist
dies schon an sich ein ansehnliches Gebiet.
A, En.
Wien. Med. Presse 1906, Nr. 22 u. 23.
Mittel gegen Läuse (Phthiriasis). Nach
den Monatsheften für prakt. Dermatologie 1906,
349 empfiehlt R, Labou/ravd^ Paris, eine Misch -
ucg von Xylol mit Spiritus aethereus zu gleichen
Teilen als sicherstes und bequemstes Mittel zur
Abtötang der Läuse und auch der Nisse.
R. Th.
1022
BOchepschau.
Repetitoriam der Pharmakogpuoaie in
Tabellenform. Mit besonderer Berück-
sichtigung des Arzneibuches für das
Deutsche Reich bearbeitet von Dr. A,
Linde. Mit 46 Abbildungen. Göttingen
1906. Verlag von Vandenhoeck
dt Ruprecht, Preis: geh. 4 Mk.^ geb.
5 Mk.
Dieses Bepetitoriam ist naoh der Angabe des
Verf. in erster Linie für die Yorbereitung auf
die pharmazeatisohe Yorprüfung bestimmt. Es
bebandelt dementsprechend die gebräaohliohsten
Drogen, ihre Abstammung, ihr Yaterland, ihre
botanische Beschreibung, Hauptbestandteile,
Verwechselungen und Verfälschungen, die An-
sprüche des Deutschen Arzneibuches an ihre
Güte, Reinheit, Aufbewahrung usw. und snletzt
die aus ihnen dargestellten Präparate. Geordnet
sind alle diese Angaben in Tabellenform und
eingeteilt ist der Stoff nach der vor einiger Zeit
vom Verf. yeröfFentUchteu üebersicbt, wonach
Drogen mit organischer Struktur, sodann Drogen
ohne organische Struktur aufgeführt werden.
Diese beiden Hauptabteilungen sind dann wieder
in einzelne Gruppen geteilt, wie z. B. Zell-
inbaltstofFe, Sporen, Niederbiätter, Laubblätter,
Blüten, Samen, Früchte usw. Jeder einzelnen
Gruppe ist ein allgemeiner Teil vorausgeschickt,
in dem die Morphologie und die gröbere Ana-
tomie der betr. Pflanzenorgane behandelt wird.
Einen besonderen Wert legt der Verf. auf die
richtige Aussprache der Kunstausdrücke und
wissenschaftlichen Namen, weswegen er überall
die Betonung durch beigesetzte Accente angibt.
Sehr zu bedauern iat, daiB der Verf. nicht
auch die hauptsächlichsten anatomischen und
histologischen Merkmale bei den Drogen an-
gegeben hat. Es hätte dies in kleinerer Schrift
geschehen können, wodurch schon allein an-
gedeutet wäre, daiB dieser Teil der Angaben
nicht für die Vorprüfung, sondern für die
Staatsprüfung bestimmt sei. Denn zweifellos
wird sich das Linde'sGhe Repetitorium sehr
bald auch bei den Kandidaten vor der Staats-
prüfang Eingang verschaffen, während das Buch
als Repetitorium für die Vorprüfung mir
etwas zu umfangreich erscheinen will. Man
wird z. B. in der Regel von einem Kandidaten
der Vorprüfung das Vertrautsein mit der Hand-
habung des Mikroskops nicht erwarten dürfen
und ohne praktische mikroskopische üebungen
dürften die gebotenen histologischen Angaben in
den allgemeinen Teilen nur ^dingten Weit be-
sitzen. Daß diohotome Verzweigungen, wie
Seite 72 angegeben ist, bei höheren Pflanzen
nicht votkommen, möchte ich nicht unter-
schreiben, denn dieselbe ist z. B. bei Famen
recht häufig und Farne dürften doch wohl zu
den höheren Pflanzen gerechnet werden.
Ganz vorzüglich zum Repetieren eingerichtet
ist der Allhang auf den Seiten 170 bis 187. Er
stellt gleichsam den eisernen Bestand dar, den
ein jeder Kandidat im Examen stets gegenwärtig
haben muß und es ist daher anzurateo, daß
dieser Anhang einfach mechanisch auswendig
gelernt wird.
Wenn nun auch schon in der yoriiegenden
Form das Ltnde*Bche Repetitorium s^r zu be-
grüßen ist und moherlioh viele Freunde sich
erobern wird, da es ja namentlich zur sohndien
Orientierung sehr geeignet ist, so mochte ich
doch für eine eventuell sich nötig machende
Neuauflage meinem dringenden Wunsch nach
ausgiebiger Berücksichtigung der histologischen
Merkmale hier nochmals Ausdruck geben. Durch
Benutzung verschiedenen Drucks würde Jeder
das für ihn Wichtigste sofort herausfinden und
das Buch wird dann sich ganz entschieden ebe
noch viel größere Verbreitung sichern, die ihm
wegen seiner üebersichtlichkeit schon jetzt n
wünschen ist. J. Katx,
Lebensrätsel. Der Menseh biologisch
dargestellt von Dr. med, Hermofin
Dekker, 2 Teile, 440 Seiten mit 59
Abbildungen. Jeder TeQ broschiert
2 Mk.; zusammen in einem eleganten
Lwbd. geb. : 5 Mk. Verlag von Ernst
Heinrich Moritz, Stuttgart 1906.
Ein großartiges Buch ! Ich muß gestehen,
daß mich selten ein Buch so gefesselt hat, wie
das Yorliegende 2>eA;X^sche.
Der Verf. behandelt in seinem Werk in un-
gemein ansiehender Weise die gesamte Biologie
des Menschen und weiß durch seine äußerst
klare, in knappe, prfignante Bätze gefaßte Vor-
tragsweise auch die schwierigsten Fragen und
Probleme dem Verständnis des Leaers ^em-
rücken. Behandelt wird nicht nur der Mensch
als Organismus selbst in seinen yieifachen Be-
ziehungen zur umgebenden Natur, sondern auch
in kurzen und doch ausreichenden Zügen die
Entwicklung des gesamten organisohen, pflanz-
lichen wie tierischen Lebens von derUrseileio.
Im Anschluß daran wird die Yon Darwin,
Eäckel u. A. ausgestaltete Desoendenatheone
dargelegt, ein Kapitel, das manchem gebildeten
Laien zur genauen Kenntnisnahme sehr em-
pfohlen werden kann, da ja leider in der Laien-
welt noch immer die absonderlichsten VorBtell-
ungen von der angeblichen «Abstammung des
Menschen vom Affen» verbreitet sind. Neben
vielen aus dem botanischen Kolleg von der
Studienzeit her geläufigen Tatsachen und An-
schauungen kann spezieil der Apotheker sich in
dem DflÜker'schen Buche über die hauptsäch-
lichsten Fragen der allgemeinen Zoologie wie
auch über die Orundlage s. B. der Bakteriologie,
Serumtherapie usw. orientieren, Gebiete, die dem
Pharmazeuten ja eigentlich nicht fremd sein
sollten, die es aber infolge unserer beschränkten
Studienzeit und infolge der allzu engen Be*
1028
grenzuDg unserer Stadienftoher leider sa oft
doch sind.
Als Beispiel für den gewandten Stil und die
Lebhaftigkeit der Schilderung, die dem Verf.
eigen sind, möge hier besonders auf die Gha-
rakterisxerung der einzeln lebenden Zellen
(Seite 72), die reizende, fast drollig zu nennende
Schilderung auf Seite 29 des U. Teiles (Gegen-
überstellung Yon Maschinen und Organismen)
hingewiesen sein.
£in Absatz allerdings hat mir in dem Dekker-
sehen Buch nicht gefallen, das ist der mit
«Gesund und krank» überschriebene. Dieser
Abschnitt läfit die leichtflüssige Form des
übrigen Buches yermissen, es finden sich darin
zu viel unnötige Wiederholungen, der Abschnitt
macht den Eindruck, als sei er nicht aus einem
OuB, sondern in Etappen geschrieben und was
der schlimmste Fehler ist, der Autor kehrt hier
allzusehr die Seite des dogmatischen Schul-
mediziners heraus. Weiter möchte ich den Aus-
spruch auf Seite 226: «Der Mensch entwickelt
sich körperlich nicht mehi> bezweifeln, er steht
auch allzusehr mit dem Grundgedanken der nie
aufhörenden Entwicklung im Widerspruch, wie
er sich durch das ganze Buch hinzieht und wie
ihm der Verf. so schön Ausdruck verleiht da-
durch, daß er sein Werk mit den Diohterworten
beschließt: «Die Welt wird schöner mit jedem
Tag, man weiB nicht was noch kommen mag,
das Blühen will nicht enden.»
Jedem Faohgenossen , einerlei ob er sich be-
reits mit der Biologie, diesem neuesten Zweig
unserer Naturwissenschaften beschäftigt hat oder
noch nicht, sei die Anschafifang des schönen
Z^ibber*schen Werkes eindringlichst empfohlen und,
da Weihnachten vor der Tür steht, so sei allen
Lehrherren geraten, ihren Eleyen die «Lebens-
rätsel» auf den Weihnachtstisch zu legen. Sie
dürfen überzeugt sein, damit keinen Fehlgriff
getan zu haben. J. Katx,
Sorö Apotek gennem 300 Aar (Zum Drei-
hundert-Jahrfest der Apotheke in Sorö in
Dänemark) von E. Dam, herausgegeben
von dem derzeitigen Besitzer H. ü. V,
Chusen, Sorö; 20 Marts 1906.
Es spricht sicher für den guten Gang der ge-
werblichen Pharmazie in Dänemark, daß ihre
Jünger, wie das yorliegende Werkchen wiederum
beweist, sich in die Kosten von Jubiläumschriften
stürzen können. Es spricht aber auch dafür,
und das ist das erfreulichste, daß sie Sinn für
die Geschichte ihres Faches haben imd pietät-
voll auf den Weg zurückschauen mögen, den
ihre Verweser bahnten, und «froh von ihren
Taten, ihrer GröiBe den Hörer unteihalten» mögen.
Yielleicht liegt solcher Drang auch in nordischer
Eigentümlichkeit, yielleicht auch pflegt sie die
räumliche und sprachliche Beschränktheit unserer
Btammyerwandten Nachbarn, die moderne, nicht
immer förderliche Freizügigkeit hintahhält Was
Dctrn Yon dem Leben der Apotheker erzählen
kann, ändert, wie zu vermuten war, das nicht,
was ich in meiner «Geschichte der Pharmade»
entwerfen konnte. «Nil humani» ist auch ihnen
erspart. Wir finden dieselben Plackereien, die-
selben üebergriffe seitens zünftiger Arznei-
beflissener aus der Rotte der Kurpfuscher und
Quacksalber, wie sie sich überall in Aeskulaps
Reich drängen; wir flnden selbstverschuldetes
HuDgerleiden und ehrenvoll erkämpften üeber-
fluß und, was von allgemeinem Interesse ist,
wieder Apotheker, deren Namen glänzend über
die ganze Welt strahlten, übrigens mit einem
Lioh^ das ihnen Deutschland lieh. In Deutsch-
land vorgebildet war der erste Apotheker-Arzt,
Professor der Medizin und Materia medioa zu-
gleich, erst an der Universität Kopenhagen, dann
an der Akademie in Sorö. In der alten Gister-
cienser-Kirche zeigt ein Leichenstein das Grab
des hochangesehenen Anders Giriaiensen (latein-
isch Andreca Ckristiantts), Sein Nachfolger
war der 1580 in Kamenz in der Oberlausitz ge-
borene Dr. Jociehim ßurser^ der nach dem
Studium der Medizin an verschiedenen Hoch-
schulen sich in Annaberg als Arzt niedergelassen
hatte und sich mit Vorliebe mit Botanik be-
schäftigte. iö26 wurde er Professor der Medizin
und Physik in Sorö und erhielt als Teil seiner
Besoldung das Privileg als Apotheker, zugleich
zum zollfreien Bezug von Weinen usw. Im
Dienste der scientia amabilis trug Burser (der
Pathe der Bursera) ein Herbarium zusammen,
das er Thomas Bartholintis zugedacht hatte,
das aber nach seinem Tode nach dem Kloster
von Ringstedt und dann durch die Ränke EorfUs
ülfeUTB^ des Schwiegersohns von Chrtiiian /F.,
nach üpsala kam, wo es noch als Schatz ge-
hütet wird. Am 28. August 1639 starb er und
wurde in derselben Kirche wie Ckristenaen be-
stattet Sein Nachfolger wurde sein Bruder
Eliaa. In Sorö verlebten auch die beiden
Oerstedt,, der berühmte Physiker Hans Christian
UDd der Minister Anders Sandöe einen Teil
ihrer Kindheit. Ihr Vater Sören Christian war
von RadkÖbing, ihrem Geburtsort, 1807 nach
Sorö gezogen und hatte die Apotheke mit dem
Recht, Gastwirtschaft nebenbei zu treiben, ge-
kauft. Nach vier Jahren übertrug er sie an
einen Apotheker Bans Egede Olahn, der sie
nach 4 jährigem Besitz seinem Sohn übergab,
der sie fast eben so lange führte. Seit 1893
ist sie im Besitz von Barald Clausen^ dem
Herausgeber des Schriftohens, das ihm und dem
fleißigen Verfasser alle Ehre macht.
Sehdenx,
Preislisten sind eingegangen von:
Lindner db Co, in Chemnitz über Sauger,
Milchflaschen, Miloh-Sterilisierapparate usw.
J. W, Schtcarxe in Dresden- A. über Drogen,
Chemikalien, Vegetabilien, Farben usw.
Basche db Woge in Hamburg über Chemikalien
und Drogen (Extraliste).
Dietx db Richter in Leipzig über Chemikalien,
Drogen, Spezialitäten, Farben.
1024
Verschieden» MHteilunoen.
Mittel Eui* Verhütuiig der
Ereuzottergefahr.
Gegen die Kreazottergefahr gibt Profeflsor
Klu7ixinger in den «Württembergsohen
Natarwissensobaftlichen Jahresheften 1906»
praktische Ratschläge, die weiteste Verbreit-
ung verdienen. Als Vorbeugnngsmaß-
regeln aligemeiner Art empfieht Klun-
xinger zunächst: Vermeiden berfiohtigter
Schlangenpiätze, Unterlassen des Barfuß-
gehens und Tragen von Handschuhen beim
Heuen, Holzmaehen, Erdbeersuohen usw. an
solchen Orten, Absuchen verdächtiger Stellen,
Belehrung in den Schulen, Prämien auf
gefangene Schlangen. Der Verfasser regt
an, daß sich vielleicht auch eine Art Immun-
isierung in Form der Impfung ermöglichen
lasse, speziell bei Leuten, die jahraus jahr-
ein in heißer Jahreszeit im Feld und Wald
ihre Arbeit verrichten mfissen.
Zur Heilung von Schlangenbissen
werden empfohlen: 1. Auswaschen und Aus-
dl ticken als erstes und wichtigstes Mittel. Aus-
saugen ist nicht immer ungefährlich, da die
MundschlelmhäuteVerletzungen haben können.
Auch ist nur der volle Magen ungefährdet
fQr das Schlangengift. 2. Aetzen, Aus-
brennen oder Ausschneiden der Wunde.
3. Abbinden des gebissenen Gliedes zwisdien
Wunde und Herz, damit das Gift nicht in
den Kreislauf eintritt. Dieses Mittel Ist in-
dessen insofern zweischneidig, da es Brand-
gefahr, Verlust des Gliedes usw. im Gefolge
haben kann. Bei starker Schwellung oder
UnempfindHohkeit des Gliedes ist jedenfalls
der Verband sofort zu entfernen. 4. Alko-
holische Getränke in großen Mengen, die
auffallend gut vertragen werden, ohne zu
berauschen. 5. Behandlung der Wunde mit
antiseptisohen Mitteln, besonders mit 2pnM.
KaliumpermanganatlOsung, 5proc Karbol-
wasser, £iisenchlorid oder Jodtmktor. (Am-
moniak soll sich nicht bewähren.) 6. Kalte
Umschläge, Klystiere, Opium, schweißtreibende
Mittel. Mit letztei:en Mitteln soll jedodi der
Laie recht vorsichtig umgehen. — Tonristea
sollen vor allem in sohlangenberüchtigten
Gegenden stets Wasser in der Feldflasche
mit sich ftlhren, femer ein Antiaeptiknm,
Verbandmittel und dergl. mehr. WgL
Deutsolie PlLarmaientisohe Gesellschaft.
A. Tagesordnoog für die am Donnerstag, den
6. Dezember 1906, abends 8 ühr, im RestaarsDt
«Zum Heidelberger», Berlin NW., Dorotheen-
straße stattfindende Sitzung:
Herr Professor Dr. E, ^TtZ^r - Steglitz - üeriin :
Die Ausbildung des studierenden Pharmazeuten
in der PharmiÜEOgnosie an den deutschen Hoch-
schulen.
Herr Dr. F. OMmann^Beilin : DemoDStration
eines Qftrungs - SaocharometeFS mit Olyoeiio-
Indikator.
B.Tagesordnung für dieHauptversammluDg
am Dienstag, den 11. Dezember 1906, abeods
pünktlich um 7 ühr, in Berlm, «Russischer Hof*,
Qeorgenstraße 21.
Bericht über die Kassen prüf ung. — Wahl des
Vorstandes und Ausschusses. — Erstattung ded
Jahresberichtes.
Bericht über die Arbeiten für die Herstellnog
eines Gesamtverzeichnisses des Inhaltes der
ersten 15 Jahrgänge der Berichte der Deatscben
Pharmazeutischen Gesellschaft
Proklamierung eines Ehrenmitgliedes.
Antrag des Vorstandes : Die Hauptversammiong
wolle sich damit einTerstacden erklären, daü
der Vorstand der Deutseben Pharmazeutischen
Gesellschaft die erforderlichen ICaßregoln ergreift,
um die Eintragung der Deutschen Phannazeat-
lachen Gesellschaft in das Vereinsregister be-
wirken zu können.
Besprechung der beabsichtigten Grüoduog
eines Vereinshauses deutscher Apotheker io
Berlin.
Briefwechsel.
B. B. in A* Das Vaselinlederfett
können Sie sich nach «Seifen fabrikant» 1904,
8. 1054, herstellen darch Schmelzen yon 5 bis
6 Tollen gelbem Vaselin mit 1 Teil Ceresin
oder yon 10 Teilen Vaselin mit 3 Teilen Wachs;
CS wird halberkaltet in die Dosen gefüllt. Die
FärbuDgen geschehen mit gelbem Ocker
• 1 Teil zu 260 Teilen Lederfett) oder mit
Lederingoib, wenn schwarz erwünscht :
mit 5 Toilcn Kionruß und 5 Teile Ber-
linerblau, gut yerrieben zu 130 Teilen
Lederfett, oder mit- Brillantsohwarz.
Die Anilinfarben können 8ie y ou SaUxer ^Vof'gt
in Ocker a. Harz, Friedr, db Karl Sessel, A.-U
in Nerohau b Leipzig oder von Wilhelm Brauns,
Quedlinburg a. Harz beziehen. Holzschad-
t e 1 n bekommen Sie ganz in Ihrer Nabe Ui
Herrn. Schmidt^ Thüringer Hokwav«mfabrik m
Eoburg oder bei /. W, Eramvkh fn VeHeo-
bach (ThüHttgen).' A. /?.
\ui%m^t I*«
litaM
*^i^A|U^^^^
Vorieger : Dr. A. Bohneider, Dniden «^i Piw JP. 84^ ^
TeimntwoitUeher Leiter: Dr. F. giB, In DiMden-J
Im Baefahaiidel dnreh Jnllni Springer, Beriln N., MonbUooplati 8.
" Fr. TItlel Na^ebfolger (Knaatb * Mablo) InDriiaw,
^j
ICHTHYOL
Der Erfolg des von ong hergeetellten speäellen SohwefelpiSparate hat
viele sogenanote Ersatzmittel herrorgerof en , welche ntelit loeitlMk mit
onsenm Piftparat sind und welche obendrein unter aioh vereohiedeo and,
wotür wir in jedem oinzeluca Falle den Beweis antreten können. Da dieae
angebliohen EräatzprB parate anaoheiDend unter Uifibianoh nnaerar Hukra-
Teohte auch manchinal fäJschJiaherweiae nüt
Ichthyol
oder
Ammonium sulfo-lchthyollcum
gekennzeichnet werden , trotidem nntei dieser Kencteichnnng nur anser
speaielles Enengnia, welches einzig and alleio allen klinisoheo Versuchea
EOgrande gelegen hat, verstanden wird, so bitten wir am sfttige Hitteilosg
zwecks gerichtliofaer Verfolgung, wenn irgendwo tatatohlton sulohe ünter-
sobiebnngen stattfinden.
lohthyol-Oesellsohafl;
Cordes, Hermanni & Co.
HAMBURG.
Lebende Projektion
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Herausgegeben von Dp. A. Sohneider and Dp. P. Süss.
• ■•■
ZeitBchrift fOr wissensehftftliche nnd geschäftliche Interessen
der Pharmaeie.
Qegrflndet von Dr. Hermaui Hager im Jahre 1859.
Erscheint jeden Donnerstag.
Bezugspreis vierteljährlich: durch Buchhandel oder Post 2,50 Mk., durch Gescbflfts-
stelle im Inland 3, — Mi., Ausland 3,60 Mk. — Einzelne Nummern 30 Pf.
Anzeigen: die einmal gespaltene Klein-Zeile 30 Pf., hei größeren Anzeigen oder 'Wieder-
holungen Preisermäßigung,
Leiter der 1 Dr. Alfred Schneider, Dresden-A. 21; Schandauer Str. 43.
Zeitsehrllt: j Dr. Paul Süß. Dresden-Blasewitz; Gustav Freytag-Str. 7.
Gesehftftsstelle: Dresden-A. 21; Schandauer Straße 43.
J2 50.
Dresden, 13. Dezember 1906,
Der neuen Folge XXVII. Jahrgang.
XLVIL
Jahrgang.
Inhalt: Chemie und Pharmacie: Vergleichende Untenachungen Ober die Bestimmung der Rohfaser. Versuche
mit Zellulose und Kakuo. — Beitrüge zur Kenntnis der Alkaloidreaktion« n. — Neue Arsneünlttel. — Ana E.
Merck's Jahresbericht l^Oö. - Nachweis Ton Unreinigkeiten in LOsungen fQr Hauteinspritsungen. > Safronal und
Malonal. — Untersuchungen tiber den roten Phosphor. Wasserstoffentwicklung im Marsh'schen Apparat. — Elektro -
Ijtlschea Csldnm. — Pulvis duodenalis. — Entgiftung des Solanin. — Japanisches Heringsöl. — Nahrani^fimittel-
Chemie. — Phamiakoanogtliche Mitteilnugen. — Tlierapeiitiiieh« HitteiliuiKen. — PhotoigrapliiBohe Mlt-
teUoBfren. — Büeheneliaii. — Yenehledene MltteUiingeii. — Briefweehtcr
Chemie und Pharaiacie.
Vergleichende Untersuchungen
über die Bestimmung der Boh-
faser, Versuche mit Zellulose
und Kakao.
Mitteilung aus dem Institut für Phaimazie und
NahruDgsmittelcbemie der Universität Jena.
Von E. Matthes und 0. Rohdtch.
Die Vereinbarungen geben an : «Unter
Rohfaser versteht man denjenigen Rest
organischer Substanz, welcher übrig
bleibt, wenn man 3 g der feingepulverten
Substanz — falls dieselbe sehr fettreich
ist, nach dem Entfetten — nach ein-
einander je V2 Stunde mit lV4proc.
Schwefelsäure und lV4proc. Kalilauge
kocht (Weender- Verfahren).» Aus dieser
Angabe ist klar ersichtlich, daß es sich
bei vergleichenden Untersuchungen Aber
Rohfaser in verschiedenen pflanzlichen
Stoffen nur darum handeln kann, beim
Arbeiten nach gleicher Methode einen
gewissen Rest von Substanz zur Wäg-
ung zu bringen.
J. König gab in seiner Arbeit «Ein
neues Verfahren zur Bestimmung der
Rohfaser in den Futter- und Nahrungs-
mitteln»^) einen Weg an, die Rohfaser
von den Pentosanen zu befreien.
Danach werden 3 g lufttrockene, eventuell
entfettete Substanz fcut verreiit mit 200 ccm
Glycerin vom spez. Gew. 1,23, das 20 g kon-
zentrierte Schwefelsäure im Liter enthält, ent-
weder 1 Stunde lang im Autoklaven bei ]37o
(= 3 Atmosphfiren) gedämpft oder ebensolange
am Büokflui^kühlei bei 133 bis ISö» gekooht.
1kl an verdünnt dann mit kochendem Wasser auf
etwa 450 bis 500 ccm und filtriert heiß durch
ein Asbestfilter vermittels Saugpumpe. Den
Bäckstaud wäscht man mit etwa 400 ccm heißem
Wasser, dann mit erwärmtem Alkohol, endlich
mit einem erwärmten Gemisch aus Alkohol und
Aether aus, bis das Filtrat farblos abläuft. Das
Asbestfilter mit dem Rückstand wird bis zur
Gewichtsbeständigkeit getrocknet, gewogen, ver-
ascht und abermals gewogen. Der Unterschied
zwischen beiden Wägungen gibt die Menge
asohefreier Bohfaser an.
1) Ztschr. f. Untersuch, d. Nabrungs- u. Ge-
nußmittel 1898, S. 4.
1026
Diese Methode wird häufig in den
Laboratorien angewandt, da sie einfach
und bequem auszuführen ist. J. König
ist aber der irrigen Ansicht, daß seine
Methode, die auf Versuchen an Futter-
mitteln aufgebaut ist, ohne weiteres auf
alle Nahrungs- und Genußmittel über-
tragbar sei. Der Eäne von uns zeigte
in Gemeinschaft mit Dr. Fritx MüUer,
daß man selbst bei Einhaltung sämt-
licher Vorsichtsmaßregeln nach der Vor-
schrift von J, König bei Kakao und
Schokoladenwaren zu hohe Werte erhält.
Die Färb- und Extraktivstoffe werden
durch die Glycerinschwefelsäure und das
nachherige Aufgießen des Alkohols auf
den festgesogenen Rückstand nicht völlig
herausgebracht, sondern müssen durch
Kochen der Kakaorohfaser mit schwach
schwefelsäurehaltigem, etwa 60 proc. Al-
kohol gelöst werden. Die Gegenein-
wände von J. König^) entbehren jeder
Berechtigung, wie an anderem Orte auch
durch Beleganalysen eines anderen
üntersuchungsamtes gezeigt werden wird.
Da aber die Rohfaserbestimmung nach
J. König eine Gruppe von Körpern, die
Pentosane, aus der Rohfaser aus-
scheidet, verdient sie die Beachtung
weitester Kreise. Eine notwendige Vor-
aussetzung ist dabei, daß man sie auf
ihre Anwendbarkeit für verschiedene
Stoffe prüft und eventuell entsprechend
anpaßt.
An dieser Stelle möchten wir noch
darauf aufmerksam machen, daß J. König
zwei Vorschriften mit verschiedener
Säurekonzentration angibt^). Das eine
Mal verwendet er ein Glycerin mit 20 g
konzentrierter Schwefelsäure im Liter,
das andere Mal ein solches mit 2 pCt
dieser Säure. Diese willkürlichen, aber
nicht unbedeutenden Unterschiede in den
beiden Methoden sind J. König an-
scheinlich ganz entgangen. Denn er
bemerkt ausdrücklich in seiner neuesten
Arbeit hierüber^), das Verfahren sei
gegenüber seinen früheren Angaben
2) Ztschr. f. üntersuob. d. Nahrangs- u. Ge-
nußmittel 190Ö, Bd. XII, S. 161.
8) Ztschr. f. Untersuch, d. Nahrungs- u. Ge-
nnßmittel 1898, ö. 4; 1903, S. 770 u. 1906,
Bd. XII, S. 38t;. ..
gleich geblieben. Die von uns in dieser
EDnsicht angestellten yergldchenden
Versuche ergaben allerdings, daß die
durch den verschiedenen Eonzentrations-
grad des Glycerinschwef elsänregomisches
heryorgerufenen Unterschiede praktisch
vernachlässigt werden können.
In neuerer Zeit ist von W, Ludwig^)
ein Verfahren zur Bestimmung der Roh-
faser angegeben worden. Diese Methode
ist recht umständlich und bringt gegen-
über dem Weender- Verfahren wenig
Neues. Man arbeitet danach, kurz in
folgender Weise:
Man kocht 2 g entfetteten Kakao mit 20 cem
ISproo. Natronlauge und 60 com Wasser Vi
Stunde zur Verkleisterung der Stftrke, neutral-
isiert mit Salzsäure (spez. Gew. 1,125), fügt
dazu noch 10 ocm derselben Säure und ioTertiert
damit während 2 Stunden mi kochenden Wasser-
bade. Nach der Filtration der noch heifieo
Flüssigkeit duroh ein Filter von 11 com Durch-
messer wäscht man mit heifiem Wasser aus —
eine ziemlich langwierige Arbeit, weno man sie
bis zum farblosen Ablauf des Fütrates aus-
dehnt. — Den Rückstand spült man in den-
selben Kolben und kocht ihn mit 1 g entwässertem
Natriumkarbonat bei 6ü bis 70 ccm Flüssigkeit
V4 Stunde lang. Nun wird abermals filtriert,
ausgewaschen, der Rückstand in den Kolben
gespritzt und V4 Stunde lang mit 5 com kon-
zentrierter Salzsäure bei Gegenwart von 100 ccm
Wasser gekocht. Diese Behandlung mit Kar-
bonat und Säure wird noch einmal wiederholt
und dann der Rückstand in einem getrockneten
und gewonnen Filter gesammelt, mit heiBem
Wasser, Alkohol und Aether gewaschen, ge-
trocknet, gewogen und verascht. Der Unter-
schied zwischen beiden Wägungen ist die asche-
freie Roh faser.
Da also Ludiaig, abgesehen von dem
2maligen Kochen mit Natriumkarbonat
eine doppelt so starke Lauge und auch
stärkere Säure verwendet, als das Ween-
der-Verfahien vorschreibt, so war an-
zunehmen, daß die «Rohfaser» erheblich
dadurch angegriffen wird, zumal Leh-
mann in seinen cMethoden der prakt-
ischen Hygiene» hervorhebt, daB die
Zellulose schon durch das Weender- Ver-
fahren gelöst werde.
Um ein Urteil hierüber zu gewinnen,
stellten wir vergleichende Versuche nach
*) ztschr. f. untersuch, d. Nahrungs- u. Ge-
nuBmittel 1906, Bd. XII, S. 3S6.
») Ztschr. f. Untersuch, d. Nahrungs* u. Ge-
nußmittel 1906, Bd. XII. S. 153.
1027
dem Weender-Verfahren, nach Königes
Originalvorschrift sowie mit der Abänder-
ung von Matthes und Mittler nnd nach
Ludwig an. Wir verwandten dazn
FUtrierpapier, von dem wir annehmen
konnten, daß es aus reiner Zellalose
bestand und dessen Mineralstoffgehalt
bekannt war bezw. festgestellt worde.
Stärke war in quantitativ nicht nach-
weisbaren Spuren vorhanden. Es han-
delt sich um das FUtrierpapier Nr. 417
Max Dreverho/fj Dresden, Nr. 589 von
Schleicher und SchiiU und um die Hilch-
flltrierpapierstreifen derselben Firma.
Die Resultate sind in folgender Tabelle
niedergelegt.
Die Verluste an Zellulose be-
trugen danach:
bei
nach Weender-
Yerfahren
> König
» Matthea uodl
MiOler ]
» Ludwig
Hieraus ist ersichtlich, daß durch die
Behandlung nach Ludtvig die Zellulose
erheblich angegriffen wird. Qualitative
Versuche ergaben, daß sich in den
sauren wie alkalischen Filtraten Fehling-
scheLösung reduzierende Stoffe
nachweisen ließen. Außerdem schied |
sich auf Zusatz überschüssiger Säure zu >
dem bräunlichgelbgefärbten Karbonat- 1
flltrat ein Niederschlag aus, der im;
Platin- Oooch-n^v^gA gesammelt wurde.
Der Niederschlag löste sich in
imoh-
filtrier-
Nr. 417
Nr. 589
papier
pCt
pCt
pCt
10,29
11.88
8,93
—
13,98
10,98
10,4
13,78
46,56
44,61
38,86
Kupfer Oxydammoniak- Lösung
{Schweizer^ %(i\i^m Reagens) und
schied sich daraus durch Hinzufügen
Uberschflssiger Säure in Flocken wieder
aus, ein Beweis, daß es sich um
Zellulose handelte. Gegenüber
diesem Verfahren bleiben sich die Er-
gebnisse nach König'» Originalvorschrift
und mit der Abänderung von Matthes
und Müller sowie nach dem Weender-
Verfahren annähernd gleich. Es kann
also unserer Ansicht nach das König'sche
Verfahren als Ersatz des Weender- Ver-
fahrens bei Berücksichtigung der spe-
zifischen E^igenschaften jedes Stoffes
angewendet werden.
Um die Werte, die man bei Kakao -
waren nach dem Ludtmg^schen Ver-
fahren erhält, kennen zu lernen — die
in den Kakaobohnen nnd -Schalen ent-
haltene Rohfaser konnte ja andere
Eigenschaften haben, als die Filtrier-
papierfaser — wurden einige Versuche
mit Kakaopulver angestellt. Die gleiche
Sorte wurde nach Königes Originalvor-
schrift und mit der Abänderung von
Matthes und Müller sowie nach Lvdioig
behandelt. Das Weender - Verfahren
brauchte in diesem Falle nicht als Ver-
gleich herangezogen zu werden, da ja
nach König und Ludwig pentosanfreie
Rohfasem einander gegenübergestellt
werden sollten. Alle Bestimmungen
wurden mit entfetteter Substanz aus-
geführt.
Die Werte sind in folgender Tabelle
zusammengestellt :
naoh König
1^98
fett-
freiem
fett-
haltig.
1903 u. 1^06
in
fett-
freiem
pGt
12,71
13,98
11,84
pCt
8,45
9.8
7,8d
pCt
12,08
13,31
13,24
12,07
fett-
haltig.
pCt
8,03
8,85
8,80
9,f»3
pCt
9,51
9,03
9,66
6,26
5,53
8,35
pCt
6,32
6,00
6,42
4,72
4,34
6,59
Kakao
Aus diesen Analysen
ersichtlich :
ist folgendes
pCt
7,46
7,81
5,09
4,88
6,ü9
6,66
pCt
4,96
5,19
3,84
3,83
5,2
5,26
}
Kakao mit 33,53 pCt Fett
»
» > 24,6 >
> » 21,6 >
\ Handelskakao mit 21,06 pCt Fett
1 . Das Originaly erfahren n ach J. König
liefert bei Kakao zu hohe Werte. Die
1028
Abänderung nach Maithes and Müller
ist unbedingt notwendig.
2. Das Verfahren nach Lttdmg greift
die Robfaser zu stark und verschieden
stark an; man erhält infolgedessen zu
niedrige Werte.
3. Die Ludtüig^Bche Methode ffihrt
einen neuen, unbestimmten Begriff ffir
die Bohfaser in den verschiedenen pflanz-
lichen Stoffen ein, wie die Unterschiede
in den Ergebnissen bei Kakao bezw.
Filtrierpapier nach dem Verfahren von
Ludtmg und dem von König zeigen.
4. Bei Angabe der Werte über «Roh-
faser» ist stets das angewandte Ver-
fahren zu nennen.
Beiträge zur
Kenntnis der Alkaloidreaktionen.
(Narceis.)
Von C. Retchard,
Nachdem das Morphin, Kodein und
Narkotin aus den Opiumauszügen ge-
fällt, und femer Thebaio und Papaverin
neben viel harzartigen Stoffen durch
Ammoniak abgeschieden sind, bleibt von
den hauptsächlichsten Alkaloiden noch
Narcein in der braunen Mutterlauge
zurück. Durch diesen Gang der Alkaloid-
isoliemng wird schon eine wesent-
liche Eigenschaft der Ietzt|;enannten
Base angedeutet, nämlich ihre verhältnis-
mäßig große Löslichkeit in Wasser bezw.
dessen alkoholischen Mischungen. Schon
der Umstand, daß Narcein in heißem
Wasser stark löslich ist, muß als wichtig
für die Diagnose angesehen werden,
besonders wenn es sich um eine Differenz-
ierung der Opiumalkaloide handelt.
Abgesehen von dem Kodein zeigt keine
der übrigen Hauptbasen ein derartiges
Verhalten zu Wasser, daß ihre Löslich-
keit beim Nachweis eine Rolle spielen
könnte. Eine zweite Eigentümlichkeit
des Narcein ist die, daß es in Aether
fast völlig unlöslich ist, während die
übrigen Opiumbasen — Morphin aus-
genommen — sich mehr oder weniger
in Aether lösen. ESn drittes Moment
betrifft die äußere Erscheinung des
Narcein, die z. B. in hohem Grade von
jener des kristallisierten reinen Morphin
und Kodein abweicht. Freies Narcein
erscheint als ein weißes Pulver, welches
sich gut vergleichen läßt mit venfittertem
Natriumkarbonat.
Noch auffallender ist folgender Ver-
such: Man bringt eine kleine Menge
von reinem Narcein auf eine Porzellan-
platte, fügt 1 Tropfen Wasser hinzu,
erhitzt bis zur Lösung und verdunstet
langsam zur Trockne. Der Rückstand
besitzt dann viel Aehnlichkeit mit Calcium-
karbonat, das in gleicher Weise behan-
delt wurde. Mit der Lupe sieht man
zwar kristallinische Bruchstücke, die man
aber nicht als Kristalle erkennen kann,
weil sie wie mit weißem Pulver fiber-
zogen sind — vielleicht kristallisiertes
Narcein ohne Kristall wasser?
Nach diesen einleitenden Reaktionen
wende ich mich der Säurereaktions-
gruppe zu, die nach den bisherigen Er-
gebnissen gerade bei den Alkaloiden
des Opium eine wichtige Rolle zu spielen
scheint. Da ist zuerst die konzentrierte
Schwefelsäure sowohl ein Nach-
weisungsmittel, als auch ein Unterscheid-
ungsreagens für das Narcein. Bringt
man zu reinem Narcein konzentrierte
Schwefelsäure, so entsteht sofort bei der
Berührung eine grünlich-gelbliche Färb-
ung, welche ganz schwach nachdunkelt.
Diese Reaktion setzt das Narcein in
Gegensatz zu Morphin, Kodein und
Thebain (vergl. Chem.-Ztg. 1904, Nr. 92
und Pharm. Centralh. 47 [1906], 624).
Beim Stehen an der Laft verblaßt in
6 bis 16 Minuten die gelbliche Farbe.
Erhitzt man von diesem Zeitpunkte an
langsam und vorsichtig, so nimmt die
Lösung, an den Rändern beginnend, eine
intensive blut- bis biraunrote Farbe an.
Die roten Farbtöne überwiegen dabei,
und erst nach einigem Stehen entsteht
eine mehr braune bezw. rotbraune Färb-
nng*).
*) Nach 12 stündigem Stehen an der Laft bat
sich die rote oder rotbraune Färbung der Flüssig-
keit zwar etwas abgeschwächt ; sie ist aber noch
ziemlich stark' vorbanden und dieses Verhalten
läßt sich zur Unterscheidung von Thebun Tor-
züglich gebrauchen. Letzteres ist nämlich unter
diesen Verhältnissen schwach gelblich geworden
und ohne jede Spur von der anfänglichen inten-
siven Rotbraunfärbung.
1029
Auf ein gemeinschaftliches ürsprnngs-
alkaloid der Opiumbasen — etwa Proto-
pin — weist die auffällige Uebereinstimm-
nng der Schwefelsäure-Reaktion bei
den Alkaloiden der Morphingruppe hin ;
das nämliche Verhalten zeigt auch das
Narcein. Ein Tropfen reiner farbloser
Salpetersäure erzeugt mit reinem Narcein
auf der Porzellanplatte sogleich eine
gelbe Färbung, die wie beim Kodein
keine Nebenfarbtöne besitzt und sich
dadurch vom Thebain unterscheidet.
Bringt man, wenn die Lösung aus-
getrocknet oder noch halbflüssig ist,
1 Tropfen 40proc. Kalilauge hinzu, so
verstärkt sich das Reaktionsgelb intensiv.
Zunächst aber tritt an jeder Stelle,
welche der Glasstab mit der Lauge be-
rährt, eine rote primäre Farbe auf,
namentlich an den Kristallen des sal-
petersauren Alkaloids, welche auf diese
Weise hervortreten. Als besonders em-
pfehlenswert erschien mir folgende Ab-
änderung der Arbeitsweise. Man läßt
die gelbliche Reaktionslösung von einem
Filtrierpapierstreifen einsaugen und
letzteren an der Luft trocknen. Hier-
auf betupft man stellenweise den ab-
geblaßten Farbstreifen mit der Kali-
lauge. Besonders ist zu bemerken, daß
nach der Behandlung mit Kalilauge so-
wohl auf der Porzellanplatte als im
Filtrierpapierstreifen der Trockenrttck-
stand in ein Gelblichgrttn mit vor-
waltendem Grün übergeht. Diese Färb-
ung ist beständig.
In bezug auf die Chlorwasserstoff -
säure ergab sich folgendes: 26proc.
Säure löst augenblicklich das reine
Narcein auf. Die Lösung aber ist und
bleibt wie beim Kodein farblos. Ob-
wohl also letzteres Alkaloid in bezug
auf die Salpetersäure- und Chlorwasser-
stoffsäurereaktion fast übereinstimmende
Reaktionen mit dem Narcein aufweist,
ist dennoch die Chlorwasserstoffreaktion
als ein vorzügliches Unterscheidungs-
mittel für die genannten Alkaloide zu
gebrauchen. Läßt man nämlich die
salzsaure Narceinlösung an der Luft
verdunsten, so bietet der Rückstand
einen scharfen Gegensatz zu dem des
Kodein in gleichem Falle. Der Kodein-
rückstand stellt eine schneeweiße Masse
dar, aus welcher deutlich die ungelösten
Kodeinkristalle hervortreten, besonders
bei Wasserzusatz.
Der Narceinrfickstand besteht dagegen
aus Kristallen mit glänzender Ober-
fläche. Es kommt auch noch folgendes
Moment in betracht. Während das
Narcein, wie oben bemerkt, sich sofort
in Salzsäure löst, ist das Kodein sogar
noch nach Stunden als farbloser Kristall
zu sehen und bleibt natürlich auch
ungelöst, wenn der Rückstand ein-
getrocknet ist.
Die Salzsäurereaktion des Narcein ist
ferner noch aus einem weiteren Grunde
zur Identifizierung des Alkaloids wichtig.
Man bedient sich zu diesem Versuche
der Lupe oder nötigenfalls des Mikro-
skopes (schwache Vergrößerung). Man
beobachtet da meistens 2 verschieden-
artige Kristallformen des salzsauren
Alkaloids. Einerseits scheint es körnige
Kristalle zu bilden, anderseits charakter-
istische Nadeln, welche wie beim Mor-
phinchlorhydrat Stern- oder strahlen-
förmig von dem Mittelpunkte ausgehen.
Nach Literaturangaben zeigt tatsächlich
das Narceinchlorhydrat Dimorphismus.
Das Narcein a c e t a t ist wenig charakter-
istisch und zu Erkennungszwecken nicht
geeignet.
Zu den nächstfolgenden Versuchen
benutzte ich die reaktionsfähigen Metalle
der Kupfergruppe. Ein völlig klarer
Kristall von Kupfersulfat wurde in
Wasser gelöst und eine Kleinigkeit
Narcein hinzugefügt, doch ohne Eriolg.
Nach Zufügen von 1 Tropfen 25proc.
Salzsäure trat zwar sofortige Grünfärb-
ung ein, jedoch muß letztere ledig-
lich der Anwesenheit des Kupfersalzes
zugeschrieben werden, weil die grüne
Färbung beim freiwilligen Trocknen an
der Luft gänzlich verschwand. Durch
dieses Verhsdten läßt sich das Narcein
von Narkotin, Papaverin und Thebain
unterscheiden, deren Grünfärbung unter
den gleichen Verhältnissen eine be-
ständige ist.
Die Versuche mit Quecksilbersalzen
ergaben folgendes Resultat. WirdQueck-
1030
Silber Chlorid mit Wasser und Narcein
erwärmt, so erhält man auch nach wieder-
holtem Ersätze des verdunsteten Wassers
keine auffällige Reaktionserscheinung.
Nach Zusatz von Salzsäure zum Trocken-
räckstande tritt sogleich eine gelbliche
Färbung ein. Mit dem freiwilligen
Trocknen an der Luft verschwindet die-
selbe allmählich und ist dann durch
erneuten Zusatz von Säure nicht wieder
hervorzurufen, jedenfalls ein Beweis da-
für, daß das gesamte vorhandene Alkaloid
an der betreffenden Beaktionszersetzung
teilgenommen hat. Bringt man zu dem
mit Salzsäure erhaltenen Trockenrück-
stand 1 Tropfen konzentrierte Schwefel-
säure, so erhält man eine recht charakter-
istische Reaktion ; der Trockenrückstand
färbt sich nämlich tief eigelb. Beim
Stehen an der Luft verschwindet letztere
Färbung in etwa 24 Stunden und nimmt
einen weißlichen Ton an.
Bei Anwendung des Quecksilber-
oxydulnitrat wurde folgendes fest-
gestellt. Mit Wasser reagiert dieses
Salz bei Gegenwart von Narcein nicht;
fügt man zu dem Gemenge konzentrierte
Schwefelsäure, so wird die Masse sofort
schwärzlich gefärbt, und nach 24stündig.
ruhigem Stehen an der Luft erscheint
die Reaktionslösung gelblich - rötlich
(vergl. hierzu Theba'inreaktion mit Queck-
silberozydulnitrat, Pharm. Centralh. 47
[J906], 626.)
Unter Bezugnahme auf das Ergebnis
der 3 folgenden Reaktionen empfehle
ich, letztere zu einem Gesamtreaktions-
bilde zu kombinieren , da vielfache
Versuche gezeigt haben, daß auf diese
Weise eine vorzügliche Unterscheidungs-
und Erkennungsmöglichkeit für Narcein
gegeben ist. Auf eine glasierte Porzellan-
platte bringt man je 1 Tropfen einer
konzentrierten Lösung von Wismut-
trichlorid, Zinnchlorür und von
Antimontrichlorid, sodann fügt
man zu jedem dieser Tropfen eine Spur
reines Narcein. Beiläufig sei bemerkt,
daß die Metalllösungen sämtlich über-
schüssige Säure enthielten. Der Alkaloid-
zusatz bewirkte, daß der Wismut-
tropfen sich sogleich intensiv gelb färbte,
während bei den beiden anderen keine
derartige Einwirkung zu beobachten
war. Allenfalls nimmt nach längerem
Stehen das Antimontrichlorid eine sehr
schwache gelbliche Färbung an. Die
Wismutfärbung verblaßt^ etwas beim
Stehen an der Luft,"^ üt^aber sonst be-
ständig und trocknet zu einem glän-
zenden gelblichen Firniß] ein. Aach die
anderen beiden Salztropfen Uefem einen
solchen, aber farblosen Rückstand. Aas-
drücklich bemerke ich, daß der des
Zinnchlorürs mit Narcein absolut farblos
bleibt ; letzterer Reaktionskörper ist anch
der wichtigste, wie das weitere Ver-
halten beweist. Wird nämlich zn^den
3 Trockenrückständen je 1 Tropfen
konzentr. Schwefelsäure hinzugefügt, so
erhält man folgendes Bild: Der fast
farblose Rückstand des Antimontrichlorids
färbt sich sogleich gelblich; diese^Färb-
ung verschwindet nach längerem Stehen.
Der^ Wismutsalzrückstand verliert dort,
wo die Säure hingelangt, alsbald die
gelbliche Farbe und wird farblos. Im
Gegensatze zu beiden nimmt der bisher
farblose Rückstand des ZinneUorBrs zu-
nächst eine schwach gelbliche, wohl von
der Säure allein herrührende Färbung
an, die aber bald verschwindet nnd
einem ^^eigentümlichen RöÜichgrau Platz
macht ; dies geschieht bereits bei gewöhn-
licher Temperatur. Beim schwachen
und vorsichtigen Erhitzen wird die
Lösung rötlich-schwarz und erinnert leb-
haft an ^ die Morphinreaktion, die^nnter
denselben Voraussetzungen erfolgt (vergl.
Morphin-Reaktionen, Ghem.-Ztg. 1904,
Nr. 92). Beim Stehenlassen zieht die
Masse Wasser an, und es bildet sich
nach 12 stündiger Ruhe eine fast farb-
lose Flüssigkeit, die beim Erwärmen
das ursprüngliche Reaktionsbild liefert
Die eben beschriebene Zinnchlorfir-
reaktion führte naturgemäß zu einem
Versuche mit Arsen. Dieses (Element
rief z. B. bei Morphin eine prachtvolle
Purpur - usw. - Färbung hervor. Es
wurde folgendes beobachtet Eän Ge-
menge von orthoarsensaurem Na-
trium und Narcein färbt sich auf Zu-
satz von 1 Tropfen Schwefelsäure nur
gelblich. Beim Erwärmen erfolgt Deber-
gangvon Gelblichgrün zu einem intensiven
1081
Rot; je nach dem Hitzegrade ist es
braanrot, schwarzrot, purpurfarben usw.,
das Rot bleibt aber die Qrundfarbe.
Nach 12 ständigem Stehen der ein wenig
erwärmten Alkaloid-Arsenmischung ist
die Färbung noch vorhanden und zwar
ist sie gelblichgrfin und geht dann bei
Steigerung der Temperatur in Rot aber.
Unter der Lupe erscheinen zweifelhaft
gefärbte Stellen meistens aufgelöst, z. B.
eine Schwarzfärbung als tief rotbraun.
Durch die zuletzt erwähnten Zinn- und
Arsenreaktionen des Narcein wird wieder-
um der konstitutionelle Zusammenhang
der Opiumalkaloide bezw. die gemein-
same Abstammung von einer Grund-
base oder einem Grundkeme wahrschein-
lich gemacht
Bemerkenswert ist auch folgende
Unterscheidungsreaktion, welche von
mir aufgefunden wurde, als ich eine
alkalische Zinnlösung in Anwendung
brachte. Erst kürzlich erhielt ich auf
ähnlichem Wege eine interessante Kokain-
reaktion. Ein Tropfen starke Zinn-
chlorfirlösung wurde mit Narcein
versetzt und einige Tropfen 40proc.
Kalilauge hinzugefügt. Bei gewöhn-
licher Temperatur reagierte die fast
farblose Flüssigkeit nicht, beim Er-
wärmen des Trockenrückstandes aber
nahm dieser eine schön gelbliche bis
gelbgrünliche Farbe an. Bisher habe
ich unter den von mir angestellten zahl-
reichen Reaktionen eine derartige Farben-
reaktion mittels Alkalien noch nicht
beobachtet. Wird das Erhitzen des
Trockenrestes gesteigert, so wird die
Reaktionsmasse fast schwarzgrün. Auch
in diesem Falle leistet die Lupe gute
Dienste, indem sie die Färbung als ein
einheitliches Grün ohne gelbe Farben-
töne erkennen läßt. Mb Identitäts-
reaktion wäre diese Alkali-Zinn-
Narceinreaktion in erster Linie zu
nennen und ich möchte sie als direktes
Erkennungsmittel des Alkaloides vor-
schlagen.
(Schluß folgt.)
Neue Arzneimittel.
Eorhostiii ist der jetzige geschützte Name
für Knapp'B Condnrango-Pepsin-
Essenz, welche 2 pCt Pepsin Witte
enthält. Darsteller: Dr. Th. Knapp in
Basel; Jora-Apotheke.
Ferrustaa ist ein nenes Heilmittel unbe-
kannter Zusammensetzung und Anwendung.
Musterole ist ein örtliches Hantreizmittel,
dessen Wirkung auf dem Gehalt an Senföl
beruht. Darsteller: The Masterole Ohemioal
Co. in Gleveland, 0.
Paraaephrin - Novo - Subcutin enth<
NovokaXn und wird znr zentralen Leitungs-
Anaesthesie und zn zahnarztliehen Zwecken
angewendet. Es wird als sterile L()snng in
Glasröhrchem von Dr. E, Ritserfs Pharma-
zeutischem Institut in Frankfurt tu M., Mosel-
straße 32 in den Handel gebracht.
Pyracetosalyl ist ein Migräninersatz.
Darsteller: Oehe db Co. in Dresden-N.
S6rum leuoooygdne de Raymond Petit
ist nach R6p. de Pharm. 1906, 455 Pferde-
serum, das einer zur Haltbarkeit notwend-
igen Behandlung unterworfen wurde und in
dem Institut Pasteur m Paris als Flflssig-
keit sowie als Pulver hergestellt wird. Das
Serum veranlaßt an der Einspritzstelle ein
lebhaftes Zuströmen von Leukocyten, welche
den Kampf gegen die Einwanderung von
Mikroben infolge der Phagocytose aufzu-
nehmen vermögen. Diese Wirkung wurd
benutzt zur Beseitigung von Eiterherden,
bei stark infizierten Wunden usw. Nach
Bellet soll das Serum bei gewissen Krank-
heiten vor dem sicheren Tode retten. Es
veranlaßt das Zurücktreten der Allgemein-
erscheinungen der Infektion, setzt die Tem-
peratur herab, verlangsamt den Puls und
heilt die Wunden.
Spiraein Knapp werden von Dr. Th. Knapp
in Basel, Jura- Apotheke, Tabletten aus Acetyl-
salicylsäure genannt.
Vaginol ist nach Ztschr. d. AUgem. österr.
Apoth.-Verrins 1906, 691 ein in Oelatine-
Suppositorienform gebrachtes Antiseptikum
fOr Frauen, von dem 10 Stück enthalten:
0,02 g Hydrargyrum oxycyanatum, 0,8 g
Natrium sozojodolicum und 0,2 g Alummol.
Darsteller : Apotheke zur Austria in Wien IX,
Wahringerstraße 18. H. Menixel,
1082
Aus E. Merok's Jahresbericht
1905.
(SchluB von Seite 1012.)
Haematoxylin. Ans diesem in der mikros-
Icospisohen Fär bungsteohnik viel verwiendetem
Stoffe stellt man nach F. C. C. Hansen folgende
Reagentien dar, die besondere für die Kern-
färbuDg von Bedentang . sein dürften.
Ferrohaemate'in. Man löst 1,355 g Ferri-
aramoninmsalfat in 40 com Wasser, mischt vor-
sichtig eine Lösang von 0,5 g Haematoxylin in
10 g Wasser sa, wodurch man nach einiger
Zeit eine violette Flüssigkeit erhält, aus der
sich ein schwarzer Niederschlag abscheidet.
Dieser ^eht auf Zusatz von 10 g Ferroammonium-
sulfat in 50 ccm Wasser in Lösung. Das
Heagens enthält alles Eisen in Oxydulform und
färbt schwarz bis soh warzviolett.
Ferrodioxyhaemate'in. Eine Lösung von
5,42 g Ferriammoniurasulfat in 100 g Wasser
gibt man bei gewöhnlicher Wärme unter Um-
rühren in eme Losung von 1 g Haematoxylin
in 50 com Wasser. Enthält letztere 8 ocm
einer 10 proc. Schwefelsäure, so bleibt der
nachher entstehende Farblack reiohlicher m
Lösung. Naoh längerem Stehen oder nach
kurzem Kochen ist kein Ferrisalz mehr nach-
weisbar. Dies Beagens färbt tiefer als das vorher-
gehende. Zur besseren Haltbarkeit kann man
demselben 0,73 g Ammoniumsulfat zugeben.
Trioxyhaematein. 1 g Haematoxylin in
50 ccm Wasser und 6,78 g Ferriammonium-
sulfat in 100 ccm Wasser werden nach dem
Mischen und naoh Zusatz von 8 ccm 10 proc.
Schwefelsäure so lange erhitzt, bis sich durch
Ealiomrhodanid kein Ferrisalz mehr nachweisen
läßt. Nach dem Abkühlen fügt man 0,93 g
Ammoniumsulfat zu. Dies Reagens färbt sehr
intensiv schwarz und ist die empfehlenswerteste
der drei Lösungen.
Chromalaundioxyhaematein. Man löst
10 g Chromalann in 250 g Wasser und kooht diese
LÖsui g, bis sie rein grün geworden ist. In der
heißen Mischung löst man alsdann 1 g Haema-
toxylin, läßt erkalten und fügt dann nach Zu-
satz von 6 com 10 proc. Schwefelsäure tropfen-
weise eine Lösung von 0,55 g Kahumbichromat
in 20 com Wasser zu. Alsdann kocht man die
Mischung unter umrühren einige Mmuten lang,
bis die Lackbildung vor sich gegangen ist Das
Beagens wird vor dem Gebrauch immer filtriert.
Es färbt tief braimschwarz.
Manganhaematein Zu einer Lösung von
5 g Mangansulfat und 1 g Haematoxylin in
200 ccm Wasser gibt man 0,18 g Kaliumper-
manganat, gelöst in 10 ccm Wasser, und erhitzt
zum Sieden. Man erhält eine braune Lösung und
einen schwarzvioletten Niederschlag. Letzterer
kann durch 1 com 10 proc. Schwefelsäure in
Ii>sung gebracht werden. Das Reagens färbt
Kerne tiefhraun. Bei Verwendung von 0,36 g
Kaliumpermanganat erhält man das Mangan-
dioxyhaematein.
HaemateSnlÖHung. Zu einer L9«img von
1 g Haematoxylin und 0,16 g Schwetolsiure in
50 ccm Wasser gibt man eine Lösuok von
0,18 g Kaliumpermangant in 60 ccm Wae«er
und erhitzt die Misohune kurz znm Siedeo,
worauf man in kaltem Wasser ahkiihlt Bei
Verwendung von 1 g Haematoxylin und 0.32 g
Schwefelsäure in 150 ccm Wasser und 0,36 g
Kaliumpermanganat in 150 ocm Wasser erhält
man eine Dioxyhaeroateiniösung.
Hydrargyrum byedatnm i^t nach Jseke ein
brauchbare» Heilmitiei zur DiphtbenebefaajidlnDg.
Neben Pinseluugen mit Zitronensaft , Prie -m x-
ümsch lägen, Gurgelungen mit oblorBaorem Kaiiom
und Emreibuntien von Jodyasogen wird folgeode
Mixtur empfohlen:
Hydrargyrum bijodatum 0,03
Kalium jodatum 0,02
Sirupus menthae 30,0
Aqua destillata ad 200,0
Erwachsene erhalten zweistündlich einen Eß-
löffel, Kinder entsprechend wemger.
Bei Syphilis wendet Penixoldi dieaes Salz
ebenfalls innerlich an.
iBopraL Bei dem unangenehmen Oescbmaok
des Isopral ist es von Wichtigkeit, daA es auch
bei äußerlicher Anwendung eine schlafenengende
bezw. beruhigende Wirkung entfaltet. Foerster
schlägt folgende Misohnng vor:
Isopral 30,0
Oleum Rioini _
Aloohol absolutuB aa 10,0
Da diese Lösung mit der Zeit an Wirksamkeit
zu verlieren scheint, ist es ratsam, nur eine
frisch bereitete oder doch nioht an alte Misehnng
zu verwenden.
Methylenaiur ist ein Oxydationsprodokt des
Methylenblau und entsteht ans letsteiem durch
Aufnahme von zwei Atomen Sauerstofil Es
bildet ah salzsaures oder jodwasseistoffiBaures
Salz ein dem Methylenblau ähnlich geOrbtes
Pulver, das einen messingartigen Olans besitzt
und in Wasser leicht löslich ist Anwendung
findet es zur Romanowsky'sdhGa Chromatio-
färbung.
Methylgrttn-Pyronln-BeageBS. Methyl-
grün, das Zinkchloriddoppelsals des ChJor-
methylhexamethyl-para-rosanilinchlorhydratB bil-
det grüne in Alkohol wenig, in Wasser sa
8 pCt mit grüner Farbe lösliche Kristalk
Pyronin ist das Chlorhydrat des Tetramethyl-
diamidodiphenylcarbidridoxyds. Es bildet grüo-
glänzende, in Wasser und Alkohol mit roter
Farbe löaliohe Kristalle.
Zur Darstellung von Plasmasellen empfiehlt
Unna folgende Mischung:
Methylgrün 0,15
Pyronin 0,26
Alkohol 2,5
Glyoerin 20,0
Karbolwasser (0,5 pGt) ad 100,0
Zur Färbung von Bakterien empfiehlt Saatkof
folgende Zusammensetzung:
1038
Methylgran 0,16
Pyronin 0,5
Alkohol (96 pGt) 5,0
Glycerin 20,0
EarbolwasBer (2 pCt) ad 100,0
Diese Mischang ist zu filtrieren.
Natrium benzoylsiilfoiileiim nennt L. Webster
Fox das ortbosulfamiDbensoeäaure Natrium,
welches farblose in Wasser sehr leicht lösliche
Eristalle darstellt. Er empfiehlt es an Stelle
des Sublimat in der Augenheilkunde.
Natrium iiypoBnlforosum eignet sich nach
Trouaseau als nicht reizendes Desinfektions-
mittel in der Augenheilkunde und kann man
sich seiner in 5 proo. Lösung bedienen.
Natrium monometiiylarseiiieleam (Arrhe-
nftl) benutzte D, Vitali in 1 proo. wässeriger
Lösung als Reagens auf Alkaloide, von denen
Tersohiedene in wässeriger Lösung mit demselben
kristallinische Niederschläge von charaktei istischer
Eristallform bilden. ..Stryohninsulfat gibt
noch 1 : 10000 gelöst mit dem Arrhenal gut
ausgebildete Nadeln, Cinohonin nadeiförmige
ErL)talle, Cinchonidiu Sphärokristalle, Chini-
din einen zuerst amorphen, dann kristallinisch
werdenden, Chinin einen amorphen Nieder-
schlag und Brnoin fadenförmige Nadeln. Auch
andere Alialoide können durch die mikrokristall-
inischen Formen ihrer monomethylarsensauren
Salze nachgewiesen werden.
Natrium santoninieum dürfte bei Lungen-
tuberkulose sowohl in bezug auf Temperatur-
steigerungen eine heilsame Wirkung zustande-
bringen, als auch infolge ihres Einflusses auf
die Atmung und die Leukozytose von nicht zu
unterschätzendem Werte sein.
Nitroglycerin. Die beste Darreichungsform
ist nach C. Binx die alkoholische Lösung zu 1
oder 4 pCt. Von einer 4 proc Lösung gibt
man täglich einen Tropfen, entsprechend 1 mg
Nitroglycerin, nötigenfalls kann man diese Gabe
langsam und vorsichtig steigern.
Nitren eignet sich nach Ä, Otäbier ganz
besonders zum Nachweis von Nitraten in
Wässern, wie dieselben auch mittels Nitren ge-
nügend genau quantitativ bestimmt werden
können. Als Reagens benutzt man eine Lösung
von 10 g Nitren in 90 g 5 proo. Essigsäure.
Wird mit demselben eine neutrale oder mit
Schwefelsäure schwach angesäuerte Lösung von
Nitraten versetzt, so entsteht nach der vor-
handenen Menge dieser entweder sofort ein
stärkerer oder geringerer kristallinischer, weißer
Niederschlag von Nitronnitrat, oder es kristall-
isiert letzteres im Verlauf von einigen Stunden
quantitativ aus. Die quantitative Bestimmang
wird, wie folgt, ausgefiihrt:
Die Substanz (mit einem Gehalt von etwa
0,1 g ^Salpetersäure) wird in 80 bis 100 ccm
Wasser gelöst, 10 Tropfen verdünnte Schwefel-
säure zugesetzt, nahe zum Sieden erwärmt und
die Flüssigkeit mit 10 bis 12 com Nitronaoetat-
LoBung versetzt Man läAt das Gefäß alsdann
IVt bis 2 Stunden in Eiswasser stehen, saugt
den entstandenen Niedersohlag im Neubauer'
Tiegel ab, indem man mit dem Filtrat nachspült,
und wäscht, nachdem die Flüssigkeit gut ab-
saugt ist, mit 10 bis 12 ccm Eiswasser nach.
Das Wasch wasser wird in kleinen Mengen auf-
gegossen, wobei man jedesmal wartet, bis dio
Flüssigkeit gut darcbgesaugt ist. Der Nieder-
schlag wird bei 110® getrocknet, wobei in »/^
Stunden Gewichtsbeständigkeit erreicht wird.
Das gefundene Gewicht an Nitronnitrat mal
63/375 ergibt die Menge der vorhandenen Sal-
petersäure.
Olenm Enealypti soll nach M* Hermann an
steile von fllixextrakt bei Ankylostomiasis gute
Dienste leisten. Neben Chloroform und Ricinus-
öl verwendete Verfasser Gaben von nicht melir
als 2 g, da es nicht als ganz harmlos bezeichnet
werden kann. Immerhin soll es besser ver-
tragen werden als das Filixextrakt. Ozonisiertos
Oel verwendete 0. Hall bei Typhus und gab
alle 4 Stunden 10 Tropfen.
Phenol - Natrinm snlforieinienm wendete
E, Baumgarten bei tuberkulösen Eehlkopfge-
schwüren, wenn Milchsäure nicht vertragen
wurde, und bei belegten Geschwüren besonders
vor der örtlichen chirurgischen Behandlung an.
Bei luetischen Geschwüren soll es in 50 bis
70 proc. Lösung gute Dienste leisten. Des-
gleichen hat es sich bei Stinknase und gewissen
Nasenleiden als unentbehrliches Heilmittel be-
währt.
Piienolphthaieln. Die diesen Körper ent-
haltenden Ablührtabletten (z. B. Purgen) müssen
nach F. Oundrum in zerkleinertem Zu-
stande eingenommen werden, oder der Kranke
muß sie auf der Zunge zerfallen lassen, bevor
sie verschluckt warden. Man kann sie auch
mit Flüssigkeiten anrühren. Ganz verschluckt
sollen sie ohne Wirkung sein.
Piiysostigminnm snifnrosnm ist ein weißes,
scheinbar amorphes Pulver, das sich iu Wasser
und Alkohol leicht löst. Seine Lösungen bleiben
wochenlang farblos. Nach den bisherigen phar-
makologischen Versuchen ist es bei gleicher
Menge von derselben Wirkung, wie das Eserin-
sulfat.
Protargol leistet bei der Behandlung von
Hautkrankheiten und Wunden in Salbenform
vorzügliche Dienste. A. Hopmann emfiehlt
folgende Vorschrift:
Protargol 1,5 bis 3,0 solve in
Aqua frigida 5,0 tere cum
Lanolinum anhydricum 12,0 adde
VaseÜDum flavum ad 30,0
m. f. UDgt.
Bliizophora Mangle« Die Rinde des in
Westindien und Südamerika einheimischen
Mangrovebaumes, die in ihrer Heimat als Wund-
und Fiebermittel schon lange Verwendung ge-
funden hat, ist nach M. Dtique und Ä. Moreno
ein spezifisches Heilmittel gegen die Lepra Dio
Verfasser gebrauchten die Rinde von mindestens
6 bis 6 Jahre alten Bäumen, die an freier Luft
sorgfältig getrocknet worden war. Aus dieser
1084
Binde wurde ein Fluidextrakt oder ein Eztractnm
spissum dargestellt, _ das neben der Bindenab- \
koohang innerlich wie äußerlioh angewendet >
wurde. *
Innerlich yerabreicht man anfangs früh
und abends einen KaffeelöfTel yoU des Fluid-
extraktes und steigt wöchentlich mit der Ta^es-
gab^ um einen Kaffeelöffel bis zu 12 Kaffee-
löffel auf den Tag. Vom Extraotum Bhixo-
phorae spissum gibt man auf den Tag bis zu
8 g in Lösung oder Pillenform. Diese Mengen
werden meistens sehr gut vertragen und er-
zeugen nur selten Schwindel, üebelkeit oder
Durchfall.
Aeußerlich sind Kompressen zweckdienlich,
die mit einer Mischung von 30 Teilen Fluid-
extrakt und 70 Teilen Wasser gfttrftnkt sind.
Auch verabfolgt man abends vor dem Schlafen-
gehen ein Bad von 38 bis 40® und 15 bis 20
Minuten Dauer, dem man bis zur Rotfarbung
des Wassers eine Rindenabkochung zugesetzt
hat. H. Mentxd,
Zum Nachweis von
Unreinigkeiten in Lösungen für
Hauteinspritzungen.
Bekanntermaßen ist wiederholt die Be-
obachtung gemacht worden, daß Haut-
einspritzungen Absoeflse, Eitenmgen auch
Starrkrampf, letzteren nach Gelatineeinspritz-
ungen, veranlaßten oder andere unerwflnsehte
Nebenwirkungen zeitigten. Trübheit der
Lösungen ist kein ausreichendes Erkennungs-
zeichen; denn die Lösungf^n chemischer
Körper sind immer klar, Lymphen stets
trflb und die Sera können durch gefällte
Globuline getrübt sein. Professor Oosio
und sein Assistent Oiorgi haben gefunden,
daß einige Salze des Tellur und Selen (be-
sonders Ealiumtellurit) durch entwicklungs-
fähige Bakterien reduziert werden und einen
schwarzen Niederschlag geben. Wie Ida
Sorgoni in Bollett Ghim. Farm. 1906, 403
mitteilt, übt dieser Zusatz auf die Wirkung
von Lymphen, Seris, Lösungen von Alkal-
oiden, grünem Eisencitrat, arsenigsaurem
Natrium, Gelatine sowie opotherapeutische
Präparate keinen Einfluß aus, sofern sie
nicht sauer reagieren.
Das Verfahren bat sich Oiorgi in Italien
patentieren lassen und der Verfasserin die
Erlaubnis zur Herstellung steriler Lösungen
zu Einspritzungen erteilt jj. m.
Safronal und Halonal
sind zwei neue Biedistoffe von unbekannter
Znsammensetzang, die von der (%einiBehen
Fabrik Dr. Schmitz ä; Co. iü Dflaseidorf
dargeatelit werden.
Das Safronal beritst nach cDer Beifen-
fabrikant» 1906, 1032 einen so durobdringen-
den und dabei angenehmen Gemeh, daß
bereits kleine Mengen genfigen, um einen
liebliehen Duft hervorzurufen. Wegen seiner
Billigkeit eignet es sieh aneh ffir einfache
Haushaltungsseifen. Es wird folgende
Vorschrift empfohlen:
Parfüm für Kokosseifen.
1,5 kg Terpineol,
1,5 kg 8afQ>iiai,
1^ kg Layendelöl,
0,6 kg Kassiaöl.
Hiervon nimmt man auf 100 kg etwa
400 bis 500 g oder aueh weniger, wenn
der Verkaufspreis geringer sein solL
Der Geruoh des Malonal ndgt zu dem
des Goldlack hin. Daher kann das Malonal
verschiedene Verwendung finden,
werden nachstehende Vorschriften:
Toiletteseife.
100 kg
60 g
200 g
15 g
80 g
30 g
60 g
5 2
(5 kg
Grundseife,
Feio-Rosa,
MaloDal,
künstliches Bosenöl,
Oeraniumöl,
Kunsthcher Moschus,
Linalool,
Bittermandelöl,
Inspulver.)
Bei Verwendung des letzteren empfiehlt
sich, als Farbe ein lichtes Brann
nehmen.
Poudre <la Parisienne».
1 kg
1 kg
2 l^g
0,5 kg
40 g
5 g
5 g
20 g
5
6
15 g
Reismehi,
Weizenmehl,
Magnesia,
Zinkweiß,
Malonal,
Künstl. Rosenöl,
< Moschus,
Bensoetinktur,
Qeraniumöl,
Künstl. Nerolifii,
Bergamottöl.
Sm M,
1035
Untersuchungen über den roten
Phosphor
hat Ä. Siemens im Kaiser]. GesnndheitB-
amt angestellt; da mit dem Jahre 1907 das
Verbot der Anwendung des gelben Phos-
phors in der Zttndhoizfabrikation in Kraft
tritt. Dieselben ergaben, daß die Mitscher-
licKwAi^ Probe nicht eindeutig zum Nach-
weis geringer Mengen gelben Phosphors im
roten Phosphor dient Die Ursache des Leuch-
tens ist sowohl beim gelben wie beim roten
die Bildung dnes flüchtigen niederen Phos-
phoroxydes, die Oxydationsgeschwindigkeit
des roten Phosphors ist aber erst bei 90^
so groß wie diejenige des gelben. Der rote
Phosphor wandelt sieh durch Erschütterung
nicht etwa in gelben um, sondern er wird
hierdurch wie auch durch Verreibung nur
feiner verteilt, so daß er löslicher und
reaktionsfähiger wird als der ursprünglich
rote Phosphor, was durch folgende Tatsachen
bewiesen würd: Die Erzeugung des leicht-
löslichen Anteils wird nicht durch die Schwere
der Verreibungskörper, wohl aber durch
ihre Scharfkantigkeit begünstigt Der Farb-
ton des - roten Riosphors wird beim Ver-
reiben heller und nähert sich dem des heli-
roten Phosphors. Der aus dem geschüttelten
oder verriebenen roten Phosphor in Lösung
gegangene Anteil scheidet sich bei anhaltender
Berührung mit grobem roten Phosphor teil-
weise wieder aus, was bei Lösungen des
gelben Phosphors nicht der Fall ist Das
Potential des roten Phosphors in Aceton
wird durch Verreiben erhöht, erreicht aber
bei weitem nicht das Potential des gelben
Phosphors. Lösungen von gelben und fein
verteiltem roten Phosphor unterscheiden sich
sowohl in ihrem Verhalten gegenüber Sal-
petersäure, wie auch beim Verdunsten im
Vakuum.
Zur Prüfung des roten Handels-
phosphors auf beigemischten gelben
Phosphor empfiehlt Siemens folgendes
Verfahren: 5 g roter Phosphor werden in
einem Erlenmeyer -Kolhea am Rückfluß-
kühler auf dem Wasserbade Y2 Stunde lang
mit 150 cem Benzol ausgezogen (gekocht).
Nach dem Erkalten der von dem roten
Riosphor abfiltrierten Lösung wird zu 1 ocm
derselben 1 cem ammoniakalische Silbei>
nitratlöenng (hergestellt durch Lösungen von
1,7 g SUbemitrat in 100 ocm Y^ -Normal-
Ammoniak vom spez. Gewicht 0,992) zu-
gegeben und nach kräftigem Umschfltteln
die Lösung hingestellt Während der ersten
halben Stunde darf sich nur eine Gelbfärb-
ung, nicht aber eine röUiche oder braune
Färbung bemerkbar machen. j. K.
Arbeiten aus dem Kaiserl, Oesundheitsamt
XXIV, Heft 2. (Verlag von Julius
Springer, Berlin. Preis: 2 Mk.)
Ueber die Wasserstoffentwiok-
lung im Marsh'Bohen Apparat.
Bei seinen Untersuchungen über den
Arsennaehweis prüfte Oeorg Lockemann
emgehend den Einfluß der verschiedenen
Aktivierungsmittel auf * die Arsen-
wasserstoffentwicklung. Während Ä, Oau-
Her dem I^atin den Vorzug gibt und
Zoltan de Vamossy Kupfer und Platin als
gleichwertig fand, aber, das Platin semer
schnelleren Wirkung wegen fflr geeigneter
hält, stellte der Verf. fest, daß die Arsen-
probe bei Anwendung von Kupfersulfat
als Aktivierungsmittel am empfindlichsten ist
Das Zink muß vor dem Einbringen in den
Apparat verkupfert werden, indem man die zer-
kleinerten Zinkstücke (je 1,2 bis 1,8 g) in
einer Porzellanschale mit verdünnter Kupfer-
lösung (1 Teil durch mehrmalige Kristall-
isation gereinigtes Kupfersulfat auf 200 Teile
Wasser) übergießt, etwa 1 Minute darin hin
und her rüttelt und dann mehrmals mit
Wasser alle anhaftende Kupferlösung gut
abspült, da sonst, wenn das Kupfersalz mit
der arsenhaltigen Flüssigkeit zusammen-
kommt, ein erheblicher Teil des Arsens, wie
Oautier beobachtete, zurückgehalten wird,
analog wie bei der Verwendung von Platin-
chlorid. Die schwarz überzogenen Zink-
stflckchen werden auf Fließpapier getrocknet
und in einem verschlossenen Gefäß für den
jeweiligen Gebrauch aufbewahrt Verfasser
erhielt bei Verwendung von dermaßen ver-
kupfertem Zink noch bei 0,0001 mg As
deutliche Spiegel, während bei platiniertem
Zink die Grenze der Empfindlichkeit auf
0,001 mg sank. Auch H. B. Bishopy wel-
cher die Methode des Verf. nachprüfte, ge-
langte mit verkupfertem Zink zu derselben
Empfindlichkeit von 0,0001 mg. Bei Ver-
wendung reinsten Kupfersulfates ist bei den
in betracht kommenden geringen Men^-
1036
Terh<nissen die Befttrohtnng aasgesQhloBseD,
daß doreh das Eapfer Spnren von Arsen
mit in den Apparat kommen könnten^ anch
erhielt Verf. bei zahlreichen Versaohen mit
verkupfertem Zink nie anch nnr den An-
fing eines Spiegels^ wenn er nicht vorher
abfflchtlich Arsen zugesetzt hatte. Aach
C, Mai und H, Hurt fanden unabhängig
vom Verf. Eupfersnlfat für die Aktivierung
des Zinks besser geeignet als Platinchlorid.
Ztsehr. /. angew, Chem. 1906, 1362. Bit.
Elektrolytisohes Calcium.
Einen brauchbaren Ofen für die elektro-
lytische Darstellung des Caldam beschreibt
Joseph H. Ooodwin. Der Ofen besteht
in einem hohen Gefäße aus Acheson-Graphit
als Anode und einem Eisenstab, der als
Eathode dient und durch eine Schraube in
dem Maße in die Höhe gezogen wird, als
sich Calcium abscheidet. Während der
Elektrolyse wird der Boden des Gefäßes
durch eine isoliert eingelegte Eupferröhre,
die von Wasser durchflössen wird, mit einer
erstarrten Chlorcalciumschicht bedeckt ge-
halten. Bei einer durchschnittlichen Spann-
ung von 17,7 Volt und bei 163 Amp.
wird eine durchschnittliche Stromausbeute
von 26,6 pCt Calciummetall in unregel-
mäßigen Zylindern von 4 cm Durchmesser
erhalten. Das Metall war 98 proc und ent-
hielt geringe Mengen von Si, Fe, AI, Mg,
Gl und 0. Wird das Metall in einer ge-
schlossenen Eisenröhre zusammengeschmolzen,
so entsteht eine kristallinische Masse, welche
91,3 pCt Ca, 5,3 pCt 0 und geringe
Mengen anderer Venmreinigungen enthält
Die Eristalle waren weich, zeigten gefeilt
oder geschnitten großen Glanz und gelb-
liche Farbe, ließen sich auch papierdünn
hämmern^ wobei häufig Explosionen beob-
achtet wurden.
Das Calcium ist härter als Na, Pb und
Sn, nahezu so hart wie AI, aber weicher
als Zn, Co oder Mg. Es kann wie andere
Metalle verarbeitet werden. Sei^e Spann-
kraft wurde zu 612 kg für den quem ge-
funden. Auf Rotglut erhitzt verbrennt es
nicht, in feiner Verteilung jedoch verbrennt
es bei hoher Temperatur mit weißem licht
wie Magnesium. Bei 300 bis 400^ wird
es weich wie Blei. Seine Dichte ist 1,5446
bei 29,2 <>. Calcium ist der fünfbeste Leiter
der Elektrizität und wird nnr von Ag, Co,
An und AI übertroffen. Btt,
Ztsehr. f. angew. Chem. 1906, 1109.
Pulvis duodenalis.
Nach Versuchen von Moore soll Darm-
schleimhautextrakt eingenommen Zuekerham-
ruhr günstig beeinflussen. Die wurksame
Substanz des Duodenum bildet nach Marsden
vielleicht den Typus eines ^P^äfe^mente8>,
das wahrscfaeinlicb unter Einwirkang von
Salzsäure in ein Ferment umgewandelt wird,
welches nach Resorption vom Pankreas von
hier aus die Pankreatinsekretion bewirkt,
auf welche die eigentliche Wirkung znrUd^-
zuführen ut Zur Gewinnung eines balt-
baren Präparates verfuhr Marsden folgender-
maßen: Der obere Teil des frisdien Duo-
denum vom Sdiwttn wurde abgeschabt,
zerkleinert und bei 70 bis 80 <> Canf Glas-
platten getrocknet. 3 Teile des so ge-
wonnenen Produktes wurden mit 1 T. Caleinm-
phosphat gemischt in gut verschlossenen
Flaschen aufbewahrt. Die Wirkung dieses
Produktes ist physiologisch noch nicht ge-
prüft. Ä.
Pharm. Joum. 1906, 166.
Ueber die Entgiftung des Solanin.
Nach Hausmann und Woxasek (Zentralbl.
f. PLysioL Nr. 9) wird durch Einleiten von
Kohlensäure in die wässerige Aubcbwemm-
ung von Solanin dessen hämolytische Wirk-
ung aufgehoben. Vertreiben der Kohlen-
säure durch Luft stellt sie wieder her.
Desgleichen wird das salzsaure und zitronen-
saure Solanin durch Kohlensänre entgiftet
und durch Luft die hämolytische Wirkung
wiederhergestellt Letztere tritt auch in saner-
stofffreier Atmosphäre auf. Demnadi ist die
Kohlensäurewirkung nicht auf Saaerstoff-
mangel zurückzuführen. Sapotoxin wird doreh
Kohlensäure nicht entgiftet
Japanisches HerIngsOL Das ziemlich seltco
an den (uropäischen Markt kommende japanische
Heringeöl hat C. E, Sage untersacht und fol-
gende Werte gefanden:
Farbe: hellbraun
Spez. Gewicht bei 20« C7 0,9116
Säurezahl 16,8
Verseifangszahl 193,7
Jodzahl 137,0. WgL
The Ohem. and Drugg. 69 (1906), Nr. 1389.
1037
■ ahrungsmittel-Ohemie.
Die Bestimmung des Fettes im
Kakao.
Aaye Kirschner in Kopenhagen teilt
mit, daß er bei Verwendung dee Oottlieb-
Röse'sdiGii Verfahrens zur Fettbeetimmnng
im Kakao vorzügfiehe Resnitate erhalten
habe. Er verwandte einen in halbe eom
ungeteilten Meßzylinder von 75 bis 100 oem.
In den Zylinder werden 20 ocm Alkohol
(50 Yol.-proe.) und 1^5 g Kakao gebracht
Der Kakao wird durch Schüttebi mit dem
Alkohol gut durchfeuchtet, 25 ccm Aether
hinzugefügt und während 15 Minuten ab
und zu gut durchgeschüttelt Es werden
25 com PetroUlther (Sdpt unter 80 <> C)
hinzugefügt und durch vorsichtigeB Schüttebi
gemischt Bei zu starkem Schütteln ent-
stehen leicht schwer trennbare Emulsionen.
Mit dem Heber werden nach dner Stunde
45 ccm der ätherischen Lösung abgehoben,
verdunstet und so verfahren wie es in
Pharm. Centralh. 46 [1905], 428 beschrieben
ist (Dem Verfasser scheint der einfache
verbesserte Apparat, der dort abgebildet ist,
entgangen zu sein.) Bei der Untersuchung
von Kakaopulvem wurden die folgenden
prozentualen Fettgehalte gefunden:
nach dem Extn
iktionsverfahi
en:
22,61
22,68
32,02
b2,99
20,50
—
19,21
20,31
20,28
nach Gottlieb'Röse :
22,6ü
22,60
22,64
22,70
32,80
32,80
32,98
—
20,47
20,45
20,44
20,48
19,23
19,11
—
20,27
20,33
20,29
—
Mit diesen Resultaten dürfte sich die vor-
treffliche Fettbestimmungsttiethode nach Oott-
Ueb'Böse ein wdteres Gebiet erobert haben.
Ztsckr, f, Unters, d. Nähr,' u, Genußm.
1906, XI, 450. -<fe*.
Der Nachweis von Zucker in
Macis.
Gfegen die Arbeit von Haupt und Lud-
vng (Pharm. Centralh. 46 [1905], 285) hat
E. Spaeth Einwendungen gemacht Er
macht geltend, daß er gar nicht behauptet
habe, daß die Macis keinen Zucker enthalte,
vielmehr sei schon von T. F. Hanausek an-
gegeben worden, daß 1,97 pCt Zucker in
der Macis enthalten seien. Spaeth meint
aber, daß bei genauer Befolgung des von
ihm vorgeschlagenen Prüfungsverfahrens in
reiner Mads dieser Zucker nicht stOrend zur
Geltung komme, weshalb das ältere Spaeth-
sehe Verfahren der von den erst erwähnten
Verfassern befolgten Methode vorzuziehen
sei. Spaeth geht von nicht entfettetem
Madspulver aus, da der Fettgehalt der Macis
die LOslichkeit des in ihr natürlich vor-
kommenden Zuckers veifaindere. Haupt
und Ludung gingen vom entfetteten
Pulver aus und gelangten so zum Nachweis
des Zuckers, der in der Mads selbst ent-
halten ist
Wendet man nach Spaeth das Chloroform-
Sedimentierverfahren an, so kann man sicher
den absichtlich hinzugefügten Zucker auf-
finden und das Resultat bleibt unbeeinflußt
vom natürlichen Zuckergehalt : Man behandelt
etwa 10 g Madspulver, das vorher durch
Behandlung mit Petrolftther von Fett befreit
sein kann, in einem 40 bis 50 ccm fassen-
dem Probierrohr in bekannter Weise mit
Chloroform. Die letzten Anteile des beim
Sedimente verbliebenen Chloroforms ver-
jagt man durch Erw&rmen auf dem Waaser-
bade, lOst den Rückstand in warmem Wasser
und spült in ein 50 ccm-Meßkölbchen. Man
fügt 2,5 ocm BleiacetatlOsung und 2,5 ccm
Thonerdehydratmischung hinzu, füllt auf 50
ccm auf und polarisiert das Filtrat Dieses
Verfahren hat den Vorzug der größeren
Kürze. Die Jodzahl und Refraktometerzahl
der Petroläthereztrakte der einzelnen Macis-
sorten ist bereits 1895 von Spaeth zur
Unterschddung von verschiedenen Mads-
sorten herangezogen worden. In gleicher
Weise bestimmt man den Zuckergehalt im
Zimtpulver.
Ztsehr, f. Unters, d, Nakr.- u. Qenußm.
1906, XI, 447 ff. — flW.
1088
Ergebnisse der Verhandlungen
des Weinparlaments.
Die TOD der Heichsverwaltung znr Beratung
der wichtigsten Tagesfragen auf dem Gebiete
der Weingesetzgebung berufene Sachverständigen-
Konferenz hat vom 8. bis 10. d. M. im Kaiser-
lichen Gesundheitsamt getagt Die Verhand-
lungen trugen, um eine rückhaIt!ose Aussprache
über die in manchen Funkten widerstreitenden
Interessen zu ermöglichen, vertraulichen Charakter
und führten, wenn auch Beschlüsse nach Lage
der Sache nicht gefaßt werden konnten, in den
Hauptpunkten zu folgenden Ergebnissen.
Der Vorschlag, die bestehende Sonderge-
setzgebung über Wein zu beseitigen
und den Wein ausschließlich dem Nahrungs-
mittelgesetze zu unterstellen, fand keinen An-
klang, dagegen wurden einzelne Ergänzungen
des Gesetzes vom 24. Mai 1901 als nötig be-
zeichnet. Bezüglich der Kellorbehandlung
wurde gewünscht, daß diejenigen Verfahren,
welche gestattet sein sollen, im Gesetz oder in
ergänzenden Bekanntmaohnnffen des Bundesrats
erschöpfend aufgezählt und sule nicht ausdrück-
lich zugelassenen Arten der Kellerbehandlung
verboten würden.
Die Mehrheit der Versammlung befürwortete
ein Verbot des Verschnitts von Weiß-
wein mit Rotwein und für den Fall, daß
dies nicht angängig sein sollte, Einführung des
Deklarationszwaoges für solche Verschnitte.
Ein Verbot der Zuckerung des Weines oder
die Einführung des Deklarationszwanges für ge-
zuckerte Weine wurde als zu weitgehend er-
achtet.
üeber die Frage, ob eine räumliche und
zeitliche Beschränkung des Zucker-
wasserzusatzes sich empfehle, waren die
Auffassungen geteilt. Die Mehrheit sprach sich
für solche Einschränkungen aus, wenn auch
über das zuzulassende Maß des Zuckerwasser-
zusatzes und die Zeitgrenze für die Zuckerung
die Meinungen auseinandergingen. Einer Mein-
ung waren die Befürworter der räumlichen Be-
grenzung darin, daß sie praktischen Erfolg nur
bei enger Bemessung der Grenze haben werde.
Die Grenz zahlen für den Gehalt an Ex-
traktstoffen und Mineralbestandteilen wurden
von der überwiegenden Mehrheit für unentbehr-
lich gehalten, solange nicht ein brauchbarer Er-
satz gefunden sei. Von einigen Seiten wurde
jedoch eine Nachprüfung der Grenzzahlen ge-
wünscht.
Einhelligkeit herrschte in der Versammlung
darüber, daß eine einheitliche, in allen Teilen
des Eeichs nach gleichen Grundsätzen zu hand-
habende Kellerkontrolle durch fach-
männisch gebildete Beamte anzustreben sei. Die
überwiegende Mehrzahl sprach sich für An-
stellung von Kontrolleuren im Hauptamt und
für Einräumung weitgehender Befugnisse an
diese Beamte aus, während eine Minderheit der
im Ehrenamt ausgeübten Kontrolle den Vorzug
gab. Ueber den Wert der Vorschrift einer
Lagerbachführung waren die Meinungen
geteilt, doch würde die Mehrzahl dann eine
wirksame Ergänzung und beachtenswerte Er-
leichterung der Kontrolle sowie ein sehr brauch-
bares Mittel zur Bekämpfung der Weinfälsch-
ungen sehen, während die Gegner die Durch-
führbarkeit mindestens in großen Betrieb 3n be-
zweifelten.
Zur Einschränkung der mißbräuchlichen Ver-
wendung der als Haustrunk, oder für
Brennzweoke hergestellten Weine
aus Tröstern und dergl. sowie der 0 b a t -
weine wurden verschärfte Kontrollmaßregeln
etwa auch dio Vorschrift der Kennzeichnung
der betreffenden Gebinde empfohlen, dagegen
fand der Vorschlag, den Obstweinhandel, nament-
lich den Vertrieb von Birneowein allgemein be-
schränkenden Maßnahmen im Handelsverkehr
zu unterstellen, keine Billigung.
Die fHnführung einer Weinsteuer fand
nur in Form einer Al^be zur Deckung der
Kontrollkoston oder in Form einer Besteuerang
der Wein Vermehrung vereinzelte Befürworter.
Strafverschärfungen für befftimmte Zu-
widerhandlungen gegen die Bestimmungen des
Weingesetzes wurden von versohiedenen Seiten
für nötig gehalten.
Fast ohne Widerspruch beklagte man, daß
sich bezüglich der Herkunftsbenennung
des Weines Mißstände durch eine zu weit-
gehende Verwendung von örtlichen Bezeich-
nungen als Gattungsnamen bemerkbar gemacht
hätten. Die Vertreter des Handeis bezeichneten
zwar die Verwendung solcher Gattungsnamen
im allgemeinen für unbedingt notwendig, doch
war man sich fast widerspruchslos darin einig,
daß Lagenamen namentlich in Verbindung mit
der Bezeichnung des Jahrganges als Herkunfts-
bezeichnungen im strengen Sinne angesehen
werden sollten; auch sprach man sich über-
wiegend dahin aus, daß Weine, die unter der
Bezeichnung eines bestimmten Weinbaugebiets
in den Verkehr gebracht werden, z B. unter
dem Namen cPfiüzer- oder Moselwein», diesem
Weinbaugebiet entstammen müßten. Bei Ver-
schnittwein hätte die Hauptmenge zu ent-
scheiden. Es wurde hierbei erörtert, daß die
Bestimmungen des Gesetzes zum Schutze der
Warenbezeichnungen schon jetzt eine Handhabe
biete, um Mißbräuchen entgegenzutreten.
Der Wunsch der Vertreter des Obstwein-
handels, daß Obst- und Beerenweine in
Zukunft unter Verzicht auf die einschlägigen
Bestimmungen des Weingesetzes nur dem Nahr-
ungsmittelgesetz unterstellt werden möchten,
begegnete dem Widerspruche von mehreren
Seiten.
Es wird nunmehr von zuständigen Stellen za
prüfen sein, inwieweit das Ergebnis der Ver-
handlungen eine ausreichende Unterlage für die
wirksamere Gestaltung des Vollzugs oder für
die Verbesserung des Weingesetzes bietet
(Vgl. auch Phann. Centralh. 47 [1906], 880.)
." *
1039
Pharmakognostische Mitteilungen.
Qewinnung und Handel mit
Kaurikopal In Neuseeland.
Eaarikopal; das Harz der Eaurifichte;
Agathis Australis, wird nur in Neuseeland
nnd zwar in der Provinz Auckland gefunden,
wo rund 850 000 Acker als kopalhaltig
bezeichnet werden können. Man unter-
scheidet drei Arten von Eopal, nämlich den
fossilen, den Bnschkopal und den von den
lebenden Eaurifichten abgezapften.
Der größte Teil des gewonnenen Eopals
ist fossiler Natur; es scheint im Alter
sehr verschieden zu sein, da er in 2, 3,
auch 4 über einander geschichteten Lagen
vorkommt. Der beste Eopal wird in den
beiden höchsten Lagen trockenen Landes
gefunden. Die Gewinnung des Eopals
geschieht durch Graben, wobei man sich
neben Schaufel und Hacke eines 1 bis 3 m
langen speerartigen Werkzeuges bedient, mit
dem der Eopalgräber den Boden durch
Hineinstechen auf Harzstüeke untersucht
Den aus den heutigen Eauriforsten stamm-
enden Bnschkopal, der sich meist zwischen
den einzelnen Wurzelstüoken der Fichten
findet, gewinnt man in gleicher Weise wie
den fossilen. Das dritte Verfahren zur
Gewinnung von Eopal, den lebenden
Fichten das Harz durch Anritzen der
Rinde zu entziehen, ist in neuerer Zeit ver-
suchsweise von der Regierung gestattet
worden.
Eopal wird in Stücken von der Größe
einer Haselnuß bis zu Blöcken von 50 kg
gefunden, die durch Abschaben von an-
haftendem Erdreich befreit werden und nach
Größe, Farbe usw. verpackt nach dem ein-
zigen Ausfuhrhafen für den Artikel, nach
Auckland, transportiert werden. Hier wird
dw Eopal teilweise einer zweiten Schabung
unterzogen, teilweise neu sortiert, wobei die
Farbe eine Hauptrolle spielt; je heller und
durchfflchtiger das Harz, desto höher der
Preis.
Die Vereinigten Staaten von Amerika sind
bei weitem die bedeutendsten Abnehmer von
Eaurikopal, das hauptsächlich in der Lack-
und Linoleumfabrikation Verwendung findet.
Der Seifmfabrikant 1905, 807. 2v,
Die mydriatisch wirkenden
Alkaloide der Datura-Arten
erfreuen sich dauernd des lebhaften Interesses
von E, Schmidt nnd seinen Schülern. Die
Isolierung und Identifizierung der Alkaloide
geschah bei Datura alba, und zwar bei
zwei von J. C. Schmidt in Erfurt als
Datura fastuosa flor. alb. plen. und D. fastuosa
flor. coerulea plen. bezogenen Samenmustern
in der bekannten Weise (Ausziehen mit
Alkohol, Eindampfen, Aufnehmen mit Wasser,
Entfetten mit PetroUther, Reinigen mit
Natriumbikarbonat und Ghloroformäther und
Aufnehmen mit sabssäurehaltigem Wasser)
die Trennung der Alkaloide Skopolamin und
Hyoscyamin mit Hilfe der verschieden leicht
löslichen Golddoppelsalze. Auf diese Weise
wurden in den Samen der D. f. fl. coerulea
0,216 pGt Skopolamin und 0,034 pOt
Hyoscyamin, in den Samen der D. f. fl« alba
0,20 pCt Skopolamin und 0,023 pCt
Hyoscyamin gefunden. Während nun in
Datura arborea von Kircher bei einer
früheren Untersuchung von noch in normaler
Entwicklung begriffenen Pflanzen fast nur
Skopolamin gefunden wurde, lieferte eine
abgeblühte, fast ganz entblätterte und im
Absterben begriffene . Pflanze von Datura
arborea bei der jetzt vorliegenden Unter-
suchung viel Hyoscyamin und nur sehr
wenig Skopolamin. Ebenso lieferten aus-
ländische Samen von Datura arborea ein
Alkaloidgemisoh ^on etwa 1 Teil Skopol-
amin und 4 Teilen Hyoscyamin. Es zeigt
sich also, daß außer den verschiedenen
klimatischen Bedingungen auch die ver-
schiedenen Entwicklnngsstadien der Pflanze
verändert auf die Art der gebildeten Alkaloide
einwirkt J, K,
Archiv der Pharm. 1906, 66.
Alpenpflanzen auf dem Brocken. Der
Göttinger Professor Peter^ welcher auf dem
Biooken einen Versuchsgarten unterhält, hat
Zeitungsnachrichten zufolge neuerdings mit der
£inrichtUDg pflanzengeographischer Gruppen be-
gonnen. Es sind bereits Abteilungen für Alpen-
pflanzen aus der Dauphlne, aus Graubünden,
dem Engadin, den Dolomiten angelegt worden.
Auch wurden auf dem Brocken Aussaatyersuche
mit Alpenpflanzen angestellt^ Wgl
1040
Therapeutische HHteiluRgeiii
Sulfonal
war das erste der langen Reihe von Schlaf-
mitteln, welche in nnnmehr fast 20 Jahren
die HauptreprSsentanten der chemischen
Schlafmittel bildeten. Gerade das von der
erstdarstellenden Fabrik (J, D. Riedel,
A.-G. in Berlin) in den Handel gebrachte
Snlfonal hat sich gemäß seiner in viele
hnndert Millionen gehenden Darrdchnng von
Einzelgaben durchaus als bewährt erhalten^
wofür z. B. Ä, Hahn durch seine in den
letzten 10 Jahren gerade mit cSuIfonal
Riedel» gemachten Erfahrungen Beweis er-
bringt. Es kommt ihm darauf an, zu be-
weisen, daß Sulfonal durchaus nidit etwa
mehr Nebenwirkungen hat als die späteren
Schlafmittel, daß es nur ganz im Anfang
seines Bekanntwerdens überflüssigerweise
oft in viel zu großen Gaben gegeben wurde,
daß es vielmehr fortgesetzt hintereinander,
Tag für Tag und Wochen auf Wochen
gegeben werden kann, sofern man sich von
vornherein durch eine kleine Anfangsgabe
davon überzeugt hat, ob überhaupt eine
Verträglichkeit für Sulfonal besteht. Ist
eine solche Verträglichkeit mit einet Anfangs-
gabe von etwa 0,5 g Sulfonal erwiesen, so
kann man schon am selbigen Abend mit
einer weiteren Gabe von 0,5 g fortfahren
und nun die nächsten Tage und Wochen
bei Männern bis 0,6 bezw. 1,0 g, bei
Frauen bis 0,4 bezw. 0,8 g und bei Kindern
dementsprechend die geringere Gabe am
Tage oder Abend geben. Der Vorsicht halber
wird man den Harn und die Magen- und
Darmtätigkeit im Auge behalten. Uebrigens
hat Rahn, wenigstens bd «Sulfonal Riedel» ^
niemals derartige Erscheinungen wie Häma-
toporpbyrinurie, Erbrechen, Kolik u. ä. be-
obachtet, obgleich sehr viele ueehe und ganz
erschöpfte Kranke unter seinen Beobachtungs-
reihen sich befanden. Hervorzuheben sind
einige Fälle von chronischen Nervenschmerzen,
wo Sulfonal monatelang gegeben und fort-
gesetzt sehr gut vertragen wurde, ohne in
der Wirkung nachzulassen; nicht einmal
eine Steigerung der hier meist 1 g betragen-
den Gabe war nötig. Sehr von Vorteil war
dabei die Darreichung der leichtlöslichen und
außerordentlich bequemen Tabletten zu je 1 g.
Sulfonal ist nach Rahn bisher m seiner
Wirkung und Zuverlässigkeit nicht fiber-
troffen, es ist zum mindesten frei von Neben-
wirkungen bd entsprechender Handhabung
und hat den großen Vorteil, als bewährtes
Mittel das biUigste zu sein. A. Rn.
DeuUehe ÄerxU-Zfg. L906, Nr. 5.
Pinselungs - und Qurgel - Kittel
bei der Diphtherie.
In den letzten Jahren behandelte Bourget
in der medizinischen Klinik zu Laosanne
seme Rachendiphtherie - Fälle ausschließlich
mit Pinselungen und Gurgelmitteln und kam
damit selbst in angeblich schweren FiOen
aus, ohne Serum anwenden zu mfissen. Die
Pinselung des kranken Rachens wurde mit
folgender Lösung vorgenommen: Liquor
Ferri sesquichlorati, Alumen pulv., Aeidom
boric, Olycerin je 2 g. Die Reinigung
geschieht so vollständig wie nur mOgfich
mittels kleiner, an einem Holzstäbchen be-
festigten Wattetampons, die nadi jeder
Pinselung fortgeworfen werden.
Die Eisenchloridlösung bewirkt Koagulation
und Schrumpfung der Fbeudomembranen,
die sich leicht abheben lassen. In dieser
Weise nimmt man jedesmal 5 oder 6 Pinsel-
ungen vor und zwar so oft es notwendig
ist, die Gaumenbögen und Mandeln aufis
sorgfältigste zu r^igen. Einige Minuten
hinterher gurgelt der Kranke mit einer
Mischung von Tinctnra Ratanhiae undOnajad
je 50 g (2 Kaffeelöffel voll in einem Glase
warmen* Wassers). In dieser Weise verfährt
man von neuem alle 2 Stunden und seihet
jede Stunde in den schweren Fällen. Es
macht sich schon nach ganz kurzer Zelt
eine Erleichterung des Kranken bemerkbar,
so daß derselbe von Selbst nach dieser Be-
handlung verlangt
(Eine solche Methode ist, wenn sie systemat-
isch nach .Btnir^e^'durohgeffihrt werden mA^
viel zu umständlich und fOr den meist un-
willigen und mfirrisdien« Diphtherie-Kranken
viel zu aufregend, so daß wohl die^bisher
als zuverlässig anerkannte Semmbehmndlung
die bei weitem einfachere ist; u
1041
aber sind die obigen Vorschriften neben
Sernm beachtenswert. Der Berichterstatter.)
Tkerap. Monatsk. 1906. Ä, Rn.
Eine
eigenartige Kombination der
chroniBchen Tripperbehandlung
ist durch Einträufeln von Silbemitratlösting
und nachfolgender Einführung eines Zink-
bougie gegeben. Bringt man auf lebende
Gewebe jene Silberlösung und berührt dann
mit metallischem Zink, so entsteht metallisches
Silber, eine Sübereiweißverbindung und
Spuren von Ohlorsilber, femer minimale
Mengen von Ghlorzink und Zinknitrat. Diese
energische und rasch eintretende Reaktion
benutzten F. Balxer und A, Tan -
sard zur Behandlung des chronischen und
auch des subakuten Trippers. Sie träufeln
je nach dem Krankheitssitz in den vorderen
oder hinteren Teil der Harnröhre 10 bis
20 Tropfen einer Iproc. Silbemitratlösung
ein und führen unmittelbar damaoh ein mit
Vaselin bestrichenes Bougie aus metallischem
Zink ein. Das Bougie, das vor der Ein-
führung in destilliertem Wasser ausgekocht
werden soll, bleibt 1 bis 2 Minuten liegen;
innerhalb dieser Zeit ist die Reaktion ein-
getreten, was sich durch Schmerzen, ins-
besondere aber durch Ausfließen schwarz-
gefärbten Vaselins anzeigt. Nach der Heraus-
nahme wird das Bougie sofort gereinigt und
mit Jodkaliumlösung abgerieben, nach wieder-
holtem Gebrauch muß es neu poliert werden.
Die Sitzungen sind in kürzeren oder längeren
Zwischenräumen zu wiederholen. A, Rn,
Ännales des maladiea des organes genito-
urinaires 1906, Heft 8.
Ueber die Wirkung des Citarin
auf die Hamsäureaussoheidung
ist bisher nichts bekannt Citarin ist eine
Verbindung von Formaldehyd mit zitronen-
saurem Natrium (Pharm. Centralh. 44 [1903],
151, 911). Das Mittel ist von den Elber-
f eider Farbwerken vorm. Bayer dt Co. auf
Anregung von His hergesteUt worden, welcher
darauf aufmerksam machte, daß es vor allem
erforderlich sei, die Harnsäure nicht in Form
von Salzen zu binden, sondern leicht lös-
liche chemische Verbindungen herzustellen.
Während 1 Teil reine Harnsäure 14000
Teile kaltes oder 1500 Teile warmes Wasser
zur Lösung braucht, ist das Lösungsverhältnis
der Diformaldehydharnsäure 1 : 300. Hinzu
tritt noch, daß die Diformaldehydharn-
säure durch verdönnte Säuren, im Gegen-
satz zur Harnsäure, nicht gefällt wird, so
daß sie, einmal im Organismus gebildet,
sowohl im alkalischen wie im sauren Harn
gelöst bleiben muß. Unterstützend bei
der Wirkung des Formaldehyds tritt das
zitronensaure Natrium hinzu, das wie manche
andere Fruchtsäure zu kohlensaurem Salz
verbrennt, dadurch die Alkaleszens des Blutes
erhöht und die Lösung der Harnsäure be-
günstigt. Beim akuten Anfall werden nach
der Vorschrift fünfmal täglich 2 g verabreicht,
in den nächsten Tagen dreimal 2 g. Die
bei der Darreichung von Citarin erhaltenen
Resultate sind noch nicht klar. Es macht
den Eindruck, als wenn eine stärkere Aus-
scheidung von Harnsäure trotz der sicher
hervortretenden günstigen Beeinflussung der
gichtischen Veränderungen an den Gelenken
dabei nicht erfolgt. Vielleicht wird unter
dem Einfluß des Citarin und andrer Form-
aldehydverbindungen die Umsetzung oder
Bildung der Harnsäure verändert. L.
Münekn. Med, Wochensehr. 1905, 2263.
Strychnin im Vogeltierkörper
wird nach Einführung durch den Mund
sehr langsam aufgesaugt. Es kann selbst
nach Verabreichung sehr kleiner Gaben im
Vogeltierkörper, das Huhn ausgenommen,
nachgewiesen werden. Im Blute des Huhns
wird es in einen Körper umgewandelt, der
keine Strychninreaktion mehr gibt Die
erhöhte Widerstandsfähigkeit des Huhns hat
ihren Grund wahrscheilich in einer verzögerten
Aufsaugung, bei gleichzeitiger Fähigkeit des
Körpers ins Blut gelangte Giftmengen zu
entgiften. L.
Deutsche Med, Wochensehr, 1006, 640.
Eine Vergiftung durch west-
afrikanisclies Satinholz
ist in Lancashire an 6 Webersohifferzengem
beobachtet worden. Sie starben alle plötzlich.
R, J, Earvey - Qibson (Chem.-Ztg. 1906, 716)
konnte feststellen, daß das verwendete Satinholz
bedeutende Mengen von Alkaloiden enthält, die
leicht von der Haut aufgenommen werden und
auoh in die Lunge kommen. Damit geimpfte
Tiere starben unter heftigen Krämpfen, —he.
1042
Photographische Mitteilungeii.
Retouche von Celloidinbildern.
Es ist nnmöglich, auf Celloidinpapier mit
glänzender Oberfiädie mit Wasserfarben zu
retonehieren, ohne daß man die Bilder einer
vorbereitenden Präparation unterwirft. Um
die Oberfläche zu befähigen, Aquarellfarben
anzunehmen, breitet man einige Tropfen
Terpentinöl auf den Bildern ans und läßt
den üeberschuß unter mäßigem Erwärmen
verdunsten. Damit die ßetouohe nicht stumpf,
sondern glänzend auftrocknet, mischt man der
Tusche einigeTropfengelOfitesOummi arabicum
oder Albumin bei. Um die Albuminlösung
herzustellen, bringt man das Weiße von
einem Ei in eine Flasche von 100 ccm
Inhalt, fügt 1 bis 2 ccm Ammoniakflüssig-
keit hinzu, füllt die Flasche mit Wasser
und schüttelt stark bis zur gleichmäßigen
Mischung. Bm,
Photogr, WochenbL 1906, 152.
Orangegelbe und grüne Tonung
von Bromsilberdruoken.
Die Vorschriften für die farbige Tonung
von Bromsilberbildem sind so zahlreich, daß
man damit hinreichendes Rezeptmaterial für
alle möglichen Farben erhielt. Dennoch
werden von Zeit zu Zeit neue Rezepte
bekannt, wie das nachstehende, von Prof.
Namias in der «Revue Suisse de Phot.»
empfohlene Verfahren für die Erzeugung
von orangegelben und grünen Tönen auf
Bromsilberkopien.
Namias weist darauf hin, daß er schon
1899 dne Methode zur Gelbfärbung von
Bromsilberbildem durch üeberführung des
Silbers des Bildes in Ferrocyanflrsilber mittels
einer ammoniakalischen Lösung von gelbem
Blutlaugensalz bekannt gab. Die Verbind-
ung wird dann durch ein 3ad von Vanadium-
chlorür weiter umgewandelt. Im Jahre 1902
veröffentlichte derselbe Autor noch eine
Modifikation eines so getonten Bildes durch
Behandeln mit Eisenchlorid, wodurch grüne
Töne entstehen. Nun hat er gegenwärtig
gelbe und grüne Töne durch em anderes
Verfahren erhalten, indem er das Bild mit
Bleichromat allein oder auch kombiniert mit
Blutlaugensalz behandelte. Die so erhaltenen
Bilder sind sehr schön und beständig. Im
allgemeinen sind bei dieser Methode dieselben
Prinzipien eingehalten, die schon vor
Dezennien Eden und Totk zur Grandlage
ihrer Publikationen nahmen.
Das von Namias benutzte Bad besteht
aus 2 Lösungen: a) gelbes Blntlaugenaalz
8 g, Wasser 100 ecm; b) Bidutrat 7 g,
Wasser 100 com.
Zum Gebrauch werden von beiden Flfisag-
kdten gleiche Teile gemengt nnd nach dem
Filtrieren dm'ge Tropfen Salzsäure zugesetzt.
Eine detaillierte weitere Beschreibung ist
wohl überflüssig, weil die Art der Tonang
von Bromffilberbildem bekannt ist Nidi
Erreichung der gewünschten gelben Ftrbnng
kommt das Bild in eine 1 proc Eafiom-
dichromatlösung und nach gutem WaBcfaen
in eine ^/^p^oe. Lösung von SdiwefeUliire.
Setzt man dem Bad von Kaliumdiehromat
(ohne Ammoniak) ein wemg einer VsP'^
Lösung von Eisenchlorid zu, dann entsteht
bei der Gegenwart des Bleiduromats eine
blaue Färbung, die mit dem Gelb kv-
sammen einen grünen Ton gibt. Bk.
Photogr. Ind.
Eine photographisolie Welt-
ausstellung
wird vom Mai bis September 1910 im
städtischen Aussteliungspalast zu Dresden
abgehalten werden. Diese Auastellang wll
sich nicht nur auf fertige ErzeugnisBe ans
den Gebieten der künstlerischen, teehniseheD
und wissenschaftlichen Photographie 6r-
strecken, sondern auch die photographiiebe
Industrie und Reproduktionstechnik im Be-
triebe zeigen. Veranstaltet wird die Ai»
Stellung gemeinsehaftlich von dem DeotsehoD
Photographenverein, der Dresdner Geeeil-
Schaft zur Förderung der Amateor-Photo
graphie und dem Vereine von FabrikanteD
photographischer Artikel in Berlin. Bm.
Apollo 22 Okt. 1900.
Farbe zum Abdecken der NegaÜTe (Himmel
bei Landschaften und dergleichen) erhJUt mw
durch Vermischen von Asphalüaok mit etvas
Kienroß. ^^
Deutsch. Photogr. Kai.
1043
BOchBPSohaH.
Arbeitsmethoden ftr orgamioh-ckemiflohe
Laboratorien. Von Prof. Dr. Lasrnr-
Cohn, Königsberg i. Pr. Vierte um-
gearbeitete und vermehrte Auflage. All-
gemeiner Teil. Hamburg u. Leipzig
1906, Verlag von Leopold Voß. Preia:
geh. 11 Mk., geb. 13 Mk. 50 Pf.
Schon nach dem kurzen Zeiträume von drei
Jahren erlebt das allgemein geschätzte Werk
eine neue Auflage. Der Herr Verf. hat diese
-Gelegenheit zu einer gründlichen Bearbeitung
und Ergänzung benutzt. Der umfang des vor-
liegenden Allgemeinen Teils ist ganz bedeutend
gewachsen, was wohl hauptsächlich auf die
genaue Berücksichtigang der Patenditeratur bis
zur Gegenwart zurückzufuhren ist. Auch ist
<ler Abschnitt über die Elementaranalyse, der
ursprünglich den Schluß des ganzen Werkes
bildete, in diesen Teil aaf genommen worden.
Die Benutzung des Buches ist durch Vervoll-
ständigung des allgemeinen und der kleinen
Teilregister erleichtert worden, eine besonders
wichtige Einrichtung für ein Nachschlagebuch,
das während der Arbeit auf allerhand Fragen
rasche und zuverlässige Antwort geben soll.
Durch Vermehrung der vorzüglichen Abbild-
ungen von 106 auf 160 hat die Verlagshandlang
für eine genügende Erläuterung des Textes ge-
sorgt und dem Werke eine angemessene würdige
Ausstattung gegeben.
Es ist zu erwarten, daß auch die neue Auf-
lage den Kreis der Benutzer des Werkes er-
weitem wird, insbesondere auf Hochschulen, wo
der Studierende oft ein Hilfsbuch wie^dji;^ vor^
liegende nötig braucht. Franx Zetüehf. ^
Bepetitorium der Chemie mit besonderer
Berücksichtigung der für die Medizin
wichtigen Verbindungen sowie des «Arznei-
buches für das Deutsche Reich» und
andere Pharmakopoen namentlloh zum
Gebrauche für Mediziner und Pharma-
zeuten bearbeitet von Dr, Carl Arnold,
Professor der Chemie in Hannover.
Zwölfte verbesserte und er-
gänzte Auflage. Hamburg und
Leipzig 1906. Verlag von Leopold
Voß. Preis: geb. 7 Mk.
Wiederum liegt uns eine neue Auflage, die 12.
seit dem Jahre 18S4, dieses vortrefflichen Repe-
titorium der Chemie vor, wohl an sich schon
ein genügender Beweis für die weite Verbreit-
ung des nun beinahe 700 Seiten umfassenden
Buches.
Welcher Chemiker, Pharmazeut oder Medi-
ziner hätte sich nicht daraus schon Rats erholt
oder seine Kenntnisse aufgefrischt. In seiner
knappen uud doch so umfassenden Bearbeitung
ist der < Arnold* ein Vorbild geworden für alle
ähnlichen bis jetzt erschienenen Repetitorien der
Chemie, aber von keinem ist es an Gründlich-
keit und Ausführlichkeit, ohne den Rahmen
seiäes Titels zu überschreiten, bis jetzt erreicht
worden. Immer den Fortschritten der Chemie
folgend — es sei hier nur die\Aufnahme der
neaen Forschungen auf dem Gebiet der Terpene
und Eampher erwähnt — ist uns der < Arnold»
oft schon auch als Naohschlagebuoh wertvoll
geworden. Dem Kapitel der Eiweißstoffe ist ein
viel größerer Raum zu teil geworden als früher,
was nur mit Freuden be^ßt werden kann.
Auf Seite 397 wäre beim Entwässern von
Alkohol anstelle von Calciumchlorid das frisch
geglühte Kaliumkarbonat und schließUch die
Destillation über Natrium zu erwähnen, auf
Seite 412 mu£ es Polypeptide heißen, auf Seite
475 hätten einige Worte über Fettsynthese ge-
sagt werden können ; die neuesten Zncker-
synthesen werden von Examinanden vermißt
werden. Besondere Sorgfalt ist wie bisher dem
Inhaltsverzeichnis wieder zugewendet worden ;
es enthält jetzt über 6500 Stichworte.
Daß bereits üebersetzungen ins Englische,
Französische, Italienische and gar Japanische
vorliegen, beweist weiterhin die öüte des Werkes,
und so wünschen wir, daß auch diese Auf-
lage ihren Zug durch die chemische Welt mache
mit den gleichen Erfolgen, wie sie alle vorher-
gehenden errungen haben. W. Fr.
Jahrbueh der Chemie. Bericht tlber die
wichtigsten Fortschritte der reinen und
angewandten Chemie. Unter Mitwirk-
ung von H. BecJcurtS'BrsinnBdtiweigf C.
■ -ä: iBischoff-BlgSL, Alfred CbcAw-Göt-
tingen^ M. Delbrück'herXm, J. M. Eder-
Wien, Th. Fischer -heAm, P. Fried-
laender-Wien, G. Haeussermann-QtaU'
gart, A. Herxfeld-BerWn^ K. A. Hof-
mann -München, W. ^ttö^^- Stuttgart,
J. Lewkowitsch -London^ A. Morgen-
Hohenheim, M. Nierenstetn-JAverpoo],
F. Quincke -LeyerkuBen herauagegsben
von Richard Meyer. XV. Jahrgang
1905. Braunschweig 1906. Druck
und Verlag von Friedrich Vieweg &
Sohn. Xn, 596 und 16 Seiten Lex.-
80. Preis: 14 Mk.
Wie sich aus vorstehendem Buchtitel ergibt,
schied von den Mitarbeitern des (Pharm. Centraih.
47 [1906J, 790) besprochenen 14. Jahrganges
A. Werner aus, für den K. A. Hofmann den
Bericht über: c Anorganische Chemie» über-
nahm. Neu hinzugefügt warde der 17. Ab-
schnitt: «Gerberei», dessen Daseinsberechtigang
der durch seine Arbeiten über die Eonstitutioo
des Qnebracho-GerbstofTes bekannte M. Nieren-
stein durch Reichhaltigkeit des beigebrachten,
sorgsam verarbeiteten und lesbar dargestellten
Stoffes erweist. -y-
1044
Verschiedene Mitteilungeii.
Billige Taschentuoliparfams.
Flieder.^ Terpineol 25;5 g, Vaniilin
0,75 g; Jasminöl 2,0 Tropfen, Geraniol 10
Tropfen, PalmaroBaöl 10 Tropfen, Bergamottöl
20 Tropfen.
Heliotrop. Heliotropin 2,3 g, Vanillin
0,4 g, Cumarin 0,25 g, MoBohnstinktnr 2,5 g,
Ylangöl 20 Tropfen, Oeraniol 10 Tropfen,
Benzaldehyd 2 Tropfen.
Maiblume. Linalo^l 6,0 g, Orangen-
bltttenöl 0,5 g, Jasminöl 1,0 g, Himbeer-
äther 20 Tropfen, Mosohustinktur 30 Tropfen.
Reseda. Geraniol 2^0 g, Orangen-
bifltenöl 2 g, Jasminöl 2,0 g, Tolubalsam
2,0 g, Pomeranzenöl 15 Tropfen.
Diese Misohungen werden in 1 kg SOproc.
Spiritus gelöst Die fertigen Parfflms füllt
man in braune FUschen ab, die man im
Winter einige Tage in geheizten Räumen
stehen läßt und dann wieder einige Tage
im kühlen Keller aufbewahrt Empfehlens-
wert ist auch der Zusatz von 5 Tropfen
Ammoniakflüssigkeit auf 1 L Parfüm, um
das Altem künstlich zu beschleunigen.
Ohem,'4echn, Ratgeber 1906.|
Konservierung von Früchten
erfolgt nach Bull. g^n. de Thdrap. 1906,
561 in England in neuerer Zeit dadurch,
daß man die Früchte 10 Minuten lang in
kaltes Wasser, das 3 pGt dner 40proe.
FormaldehydlOsung enthält, einlegt, dann
auf Horden abtropfen läßt und trocknet.
Früchte mit weicher Pulpa, die man ganz
verzehrt, wie Wemtrauben, Kbrsdien usw^
bringt man nach dem Eintauchen m das
Formaldehydwasser 5 Minuten lang in
reines Wasser und trocknet sie erst dann.
Letztere Wasserbehandlung ist bei Aepfeln
und Birnen nicht erforderlich. — ti—
Notlztttsehchen mit Kalender 1907. Die
Chemische Fabrik Helfen berg A.-O. vorm. Eugen
Dieterich in Helfenberg (äacbseo) wird auch
im nächsten Jahre gratis und franko an
sämtliche Herren Apothekenbesitzer ein äoßeist
praktisches and bequem in der Tasche zu tra-
gendes Notiztäsohchen mit Kalender veisendeD.
Ferner wird noch eine Anzahl Exemplare hier-
von zur Verteilung an die Herren AÄgestellteo
der betr. Apotheken zur Verfügung stehen.
Entsprechende Wünsche sind der Fabrik mit
deutlicher Namens- und Adressenaogabe einzu«
senden. Der Versand der Notiztäsohchen yoii
Helfenberg aus beginnt am 2. Januar 1907.
Briefwechsel.
Herrn H. Seh. in C. Wir bestätigen gern den
Empfang Ihier Mitteilung, daß in Stange' b cDie
Zeitalter der Chemie uswj» (Pharm. Centralh.
47 [1906], 840) auch Entlehnungen aus v, Meyer' %
«Oesohiohte der Chemie» enthalten sind.
Herrn Fr. W. in Au. Unter € physiolog-
ischer Strahlung» versteht man keineswegs
den tierischen Magnetismus, MesmervsmMB oder
dergl., sondern Erscheinungen — , die meist
durch Metalle hervorgerufen werden, — an
Pilzen. Insbesondere gehört hierher die von
Elfving beobachtete Neigung der Sporangien-
tr&ger von Mucor phycomyoes Mites Berkeley
(Phycomyces nitens Kunxe) gegen Eisen (aber
auon gegen Zink, Harze, Cellulose, Knochen,
Wolle, Kautschuk, Schwefel usw.); ferner die
sterilen, scharf begrenzten Ringe, welche eine
Goldmünze in einem festen Nährboden umgeben,
auf den eine Bakterienkultur ausgesät wurde.
Die ersterwähnte Erscheinung erklärte man
durch den negativen Hydrotropiflmus
des Schimmelpilzes, der sich den Stellen ge-
ringerer Feuchtigkeit zuwenden soll, die zweite
durch eine Wachstum hemmende Wirkung des
Kupfers, welche der ^c^tf/t'sohen loligo-
dynamischen Erscheinung» bei Algen entspräche.
Doch wurden gegen beide Oeutongsversnche
Einsprüche erhoben, gegen erstere neuerdings
von L, Errera im cBeoueil de i'institnt boti-
nique» (BruxeUes 6 [1906], 303 ff.). — Er-
wünscht wäre eine Wiederholung der einschläg-
igen, wenig kostspieligen Versuche durch &ch-
knndige Forscher.
Herrn H. H. in Dr. Die Bestimmung der J od-
zahl nach Jas. Bonus mittels Jodmono-
brom i d e s finden Sie in Pharm. Centralh. 4A
[1901], 705 referiert.
Äntnge.
Welche S terilisationsappar ate für
den praktischen Gebrauch in der
Apotheke haben sich bis jetzt am meisten
eingeführt ?
Verleger : Dr. A. Sehnelder, Dreeden und Dr. P. Sttfi, Dretden-BlMewlU.
VtnuDtwortitalMr Leiter: Dr. P. StB, in Dreeden-BlMewtts.
Im Buohheadel doroh Jaliue Springer, Berlin K., MenUkwpUU 8.
Draek tob Fr. Tittel Naehfolger (Knnath ft Mahlo) in Drtedem
Phannaceutische Centralhalle
für Deutschland.
Herausgegeben Ton Dp. A. Solineidep und Dp. P. Sflss.
Zeitschrift ffir wissenBchaftliche and gescbäftliche Interessen
der Pharmacie.
Oegrflndet von Dr. HarmaBS Hager im Jahre 1859.
Erscheint jeden Donnerstag.
Bezugspreis vierteljährlich: durch Bachhandel oder Post 2,50 Mk., dnrch Qescbäfts-
stelle im Inland 3,— Mk., Aasland 3^ Mk. — Einzelne Nommem 30 Ff.
An sei gen: die idinmal gespaltene Elein-Zeile 30 Pf., bei größeren Anzeigen oder Wieder-
belangen Preisermäßigung.
Leiter der I Dr. Alfred Schneider, Dresden- A. 21; Sohandauer Str. 43.
Zeltsehrift: j Dr. Paul Süß, Dresden-Blasewitz; Gustav Freytag-Str. 7.
Geschäftsstelle: Dresden-A. 21; Sohandauer Straße 43.
M 51«
Dresdeo, 20. Dezember 1906.
Der neuen Folge XXVII. Jahrgang.
XLvn.
Jahrgang.
Inhalt: Chemie und Pharmacie: ZuBammensetzuog der Kokosmilch. — Cornedbeef. — Kenntnis der Alkiiloid-
reaktionen. — Snlfogenol. ~ Die neuen chemischen Unters nohungen &ber das Tannin. — Neue Arzneimittel. —
Unter der Beieichnung Mose Ambrette. — Ueber Benzosalin, — Zur Auslegung pharmazeutischer Gesetze usw. —
Kolori metrische Bestimmung von Morphin. — Vergleichende Untersuchungen von Ichthyol und einigen Ersatzpro-
dukten. — Eingesogenes Diphtherie-Heilserum. ~ Geschäftsbericht Ton Caesar & Loretz. — Therapentisehe
HltteiliuiKeB. — Photographiliche Mittellnncen. — Bfieheraehan. — Verschiedene MitteiliuiKen. ~
Briefwechsel.
Chemie und Pharmacie.
Ueber die Zusammensetzung
der Kokosmilch.
Von Ä. Behre.
Mitteilung aus dem chemischen Untersuchungs-
amte der Stadt Chemnitz.
Nachstehend bringe ich einige Unter-
suchungensergebnisse über die Zusammen-
setzung der Kokosmilch kurz zur Kenntuis
der Fachgenossen, da m. W. über deren
Bestandteile recht wenige analytische
Angaben vorliegen. Diese Kokosmilch-
proben stammten aus je 4 Nüssen, als
deren Stammland Ceylon angegeben
wurde.
Nr. I
M;nge, aus 4 Nüssen
gewonnen 306 g
Nr. 11 Nr. III
In 100 com
"Wasser
Extrakt
Asche
Stickstoff snhstanz
Fett
277 g
waren
217 g
en t-
der Milch
halten :
92,25 g 93,55 g 94,20 g
7,746 g 6,447 g 5,797 g
1,000 g 0,802 g 0,665 g
0,441g 0,300 g 0,811 g
0,014 g 0,015 g -
Phosphorsäure (P2O5) 0,182 g 0,103 g 0,051g
Chlor 0,221g 0,220 g 0,158 g
Polarisation im 200 mm Rohr
a) vor der Inversion + 5« 10' + 4U2' + 3028*
b) nach der In Version — 2 > 25' — 2oi' — log
Spezifisches Gewicht
bei 15« C 1,0325 1,0269* 1,0244
Der verschieden hohe Gehalt an Ex-
traktivstoffen und Asche dürfte auf den
verschiedenen Reifezustand und auf die
verschiedene Größe der Nüsse zurück-
zuführen sein. Die festen Bestandteile
dieser pflanzlichen Milch bestehen zur
Hauptsache aus Rohrzucker und nur
zu einem sehr geringen Teile aus Fett.
Der Nährwert dieses Getränkes steht
nicht im Verhältnis zu dem hohen Preise,
welcher dafür auf unseren Jahrmärkten
bezahlt wird und jedenfalls weit hinter
dem des tierischen Sekretes gleichen
Namens zurück.
Chemnitz, im November 1906.
1046
Ueber Comedbeef.
Von Professor E, McUtkes^ Jena.
Die Verf älschang d es Cornedbeef scheint
in weit größerem umfang zu bestehen,
als allgemein angenommen wird. Es
scheinen sich hier Mißbrauche ein-
gebärgert zu haben, welche nor schwer
auszurotten sein werden. Um so schwerer,
weil ein Gericht in einem meiner An-
sicht nach recht schimmen Fall der
Verfälschung zur Freisprechung gelangte.
Es ist mir unverständlich, wie das Ge-
richt bei der ganzen SacUage zu einem
freisprechenden Urteil kommen konnte;
noch weniger verständlich erscheint es,
daß das Urteil rechtskräftig wurde. Da
aus dem Urteil des Hamburger Schöffen-
gerichts I vom 4. Mai 1906 das Nähere
ersichtlich ist, so soll es im Interesse
der Nahrungsmittelkontrolle kurz be-
sprochen werden.
Zunächst wurde festgestellt, daß das
von der beklagten Fmna vertriebene
Comedbeef zum Teil schweflige
Säure, Gelatine und Mehl enthielt.
In verschiedenen Fällen war der Inhalt
der Büchsen total verdorben.
Eine Verfolgung wegen des Gehaltes
an schwefliger Säure fand nicht statt,
weil, wie es in dem Urteil heißt, «jene
Uebertretung im Laufe des Ermittlungs-
verfahrens verjährt ist».
Ueber den Vertrieb des verdorbenen
Comedbeef geht das Urteil schnell hin-
weg.
«Bas Gericht hatte keine Veranlassung, das
Delikt ^Teiter aofzaklären, da es verjährt ist.
X. fabriziert und vertreibt jährlich etwa 360 000
lO-Pfand-Dosen Comedbeef. Wenn bierunter
einmal 6 Dosen gewesen sind, welche angeblich
durch Verschulden des Angeklagten verdorben
geliefert sind — X behauptet, das Verdorben-
sein müsse durch die Art der Aufbewahrung
der geöffneten Dosen bei B. oder dadurch ent-
standen sein, daß das verwendete Blech, was
sich beim besten Material niemals ganz ver-
meiden lasse, mikroskopisch feine Löcher gehabt
habe — , so liege ohne Zweifel ev. nur ein Fahr-
lässigkeitsdelikt gemäß N.-M.-G. § 10 , Ziff. 2 ,
und § 11 vor.»
Auch für diesen Fall wurde Verjähr-
ung angenommen. Ich möchte dazu
bemerken, daß es wohl keinem Kauf-
mann einfallen wird, alle 6 Dosen auf
einmal zu öffnen, und daß femer noch
an andere Stellen, z. B. nach Apolda,
verdorbenes Fleisch geliefert war. Die
anderen Fälle sind aber überhaupt nicht
beräcksichtigt.
Ueber die anderen Znsätze und ihre
Beurteilung seitens des Gerichtshofes
ftthrt das Urteil folgendes an :
cDcn sämtlichen Angeklagten wird weiter zur
Last gelegt, bei der Herstellung des Büchsen-
fleisches gemeinschaftlich Gelatine und em
Eiweißpräparat vorsätzlich verwendet
und dadurch zum Zwecke, der Täuschung im
Handel ein Nahrungsmittel verfälscht, — X
auch wissentlich dieses verfälschte Nahrungs-
mittel unter Verechweigung dieses Umstandes
verkauft zu haben. N.-M.-G. § 10, Zifif. 1 and 2.
Diese Anklage ist unbegründet.
Die Angeklagten sagen übereinstimmend aas,
daß auf Anordnung von X. und semes Ghemikara
und Betriebsleiters Dr. (7. dem verwendeten
kanadischen Fleische etwa 5 pCt Gela-
tine und bis zu Vt P^ Eiweiß -Prä-
parat zugesetzt worden sind und noch heute
zugesetzt werden. Dieser Zusatz sei not-
wendig, weil durch das starke
Salzen des Pökelfleisches dessen
Eiweiß und Bindestoff gerinnen
und daher^ um eine glatte, nicht
krümelnde Schnittfläche, wie sie
vom Büchsenfleisch verlangt werde,
zu erzielen, künstliche Bindo-
stoffe nicht zu entbehren seioo.
Der Tierarzt N. hat solches bestätigt. Bor
Sachverständige F., welcher als Konkurrent des
X selber Büchsenfleisch fabriziert, hat einen
Zusatz von Bindemitteln bis zu 5 pCt für eio-
wandfrei erklärt. Er selber verwende solche
nicht, weil er nur Muskelfleisoh nehme, das ge-
nügend natürliche Bindekraft besitze. Er fabri-
ziere aber nur Prima-Qualität, welche um 10
pGt teurer sei als die der übrigen Fabrikanten.
Die Frage ist sonach nichts weiter als eine
Qualitätsfjage. X stellt für das kleinere Publi-
kum eine möglichst billige Ware her. Daii er
dabei alles tierische Fleisch nach Ausschloß dor
Sehnen und (unleserlich) verarbeitet, kann ibp
nicht zum Vorwurf dienen. Wenn also ein
Zusatz von etwa 5 pCt Gelatine notwendig ist,
um billigere Qualitäten Büchsenfleisch herzn-
stellen, kann aus diesem Gesichtspunkte die
Angeklagten kein Vorwurf treffen. Einen höheren
Zusatz als 5 pCt haben auch die Untersuch-
ungen der verschiedenen Proben nicht ergeben.
Der Sachverständige Dr. B, hat sieh auf den
Standpunkt gestellt: der Zusatz von Gelatioe
sei überhaupt eine Verfälschung der ^ue.
Dem gegenüber ist zunächst auf das gewiß ein-
wandfreie Gutachten ^.*s zu verweisen, das ▼(»
C. bestätigt wird. B. hat die Gelatine urspräDg-
lioh nur deshalb beanstandet, weil sie Sporen
schwefliger Säure zeigte. Insoweit ist Anklage
nicht erhoben, da in unveqährter Zeit Ventöfie
gegen das Fleisohbeschaageeets bezw. § H
1047
N.-M.-O. nioht festgestellt worden sind. Daß
die Gelatine 'als solche schlechtweg zu be-
anstanden sei, bat ß. aaoh nioht behauptet,
nachdem die Anklage eine andere Richtung ge-
nommen hatte. B. beanstandet sie, weil die
Zeisetsbarkeit der Ware dadurch erhöht werde.
Die notwendige Bindekraft lasse sich auch duroh
Verwendung leimhaltigen tierischen Fleisches
z. B. Schwu^n erzielen. Diese Auffassung mag
richtig sein, begründet aber niemals den Vor-
wurf einer Verfälschung der Ware, einer Qualitäts-
verschlechterung. £s ist unerfindlich, welchen
unterschied es machen soll, ob der Fabrikant
das Bindemittel erzeugt durch Schwarten oder
die aus eben diesen Schwarten hergestellte
Gelatine ! Ein fremder Stoff gelangt damit nicht
in die Ware. Der Grad der Zersetzbarkeit
spielt femer gar keine Rolle. Tienscher Leim
erhöt die Zersetzbarkeit selbstverständlich nicht,
wenn er statt durch Fleisch durch präparierte
Gelatine in dem Büchsenfleisch auftritt, sofern
der Prozentsatz derselbe bleibt. Dr. B, hat
ferner die Verwendung des sog. Eiweiß-Präpa-
rates beanstandet. Er hat chemisch festgestellt,
daß es 77 pCt Stärke enthält. Stärke ist be-
kanntlich das beste Bindemittel. Das Pulver
ist sonach in demselben Sinne verwendet worden
wie die Gelatine. Was für diese gilt, gilt auch
für jene. In welcher Form ein an sich nicht
zu beanstandendes Bindemittel Verwendung
findet, ist gleichgiltig. Der Prozentsatz dieser
Verwendung spielt hier überhaupt keine Rolle.
Die Angelviagten behaupten unwiderle^t, höch-
stens Vi P^t verwendet zu haben. Wenn das
üntersuchungsamt zu J. 1,6 pCt reine Stärke
analysiert habe, so werde das Ergebnis daran
liegen, daß das beanstandete Fle seh nur aus
dem Grunde des Bottichs herstamme, auf wel- i
chem sich trotz stetigen ümrührens naturgemäß
die flüssigen Bindemittel konzentrierter sammelten, '
als in den oberen Schichten. Das erschien .
wahrscheinlich, umsomehr als die Untersuch- 1
ungen des H.'er Hygienischen Institutes nur
kleine gewi(;htsanalytisch nicht bestimmbare
Mengen Stärke, bezw. gar keine Stärke ergeben
haben.
Die Angeklagten waren daher freizusprechen^
weil die von ihnen angewandten Fabrikations- !
methoden in anbetracht der produzierten Qualität |
eine durchaus einwandfreie war. Aus diesem i
Grunde erschien es angezeigt, ihre notwendigen
Auslagen der Staatskasse aufzuerlegen^
Einige offenbar irrtümliche Auffaß-
ungen sind hier klarzustellen. Zunächt
möchte ich vorausschicken, daß ich nicht
als Sachverständiger zugegen war, auch
kein Assistent des Jenaer Untersuch-
ungsamtes zugezogen wurde, obgleich
wir verschiedene Proben aus verschie-
denen Städten beanstandet hatten.
Das Cornedbeef war als «Extra
prima Qualität, feinste schnitt-
feste Ware» bezeichnet. Daß es
sich um minderwertige Qualität handelt,
kann man meiner Ansicht nach nicht
aus dieser Anpreisung herauslesen. Weiter
preist die Firma an: «Bestes deut-
sches, von deutschem Vieh her-
gestelltesBfichsenfleisch.» Auch
hieraus ist nicht ersichtlich, daß es sich
um eine minderwertige Qualität handelt.
Wie aus dem Urteil ersichtlich ist, wird
in Wahrheit das Büchsenfleisch aus
kanadischem Fleisch hergastellt. Die
irreführende Art der Anpreisung ver-
stößt meiner Ansicht nach direkt gegen
das Gesetz betr. unlauteren Wettbewerb.
Würde die Firma tatsächlich deutsches
Fleisch verwenden, wie sie fälschlich
behauptet, so würde sie auch die Zu-
sätze 7on Bindemitteln nicht nötig
haben. Sie verwendet aber ein Fleisch,
welches teilweise zersetzt ist. Die Leim-
und Eiweißstoffe sind durch das scharfe
Pökeln in ihren chemischen Eigenschaften
völlig verändert. Sie sind nicht aus
dem Fleisch entfernt, sondern nur
chemisch und sicherlich auch physio-
logisch ungünstig verändert vorhanden.
Die Ausführungen in dem Urteil über
die Notwendigkeit des Zusatzes von
Gelatine sind in jeder Hinsicht voll-
ständig verfehlt. Der Prozentsatz an
Stickstoffsubstanzen wird durch den Zu-
satz von Gelatine entgegen den Aus-
führungen im urteil wesentlich erhöht
und es wird somit auch die Zersetz-
barkeit erhöht. Durch den Zusatz von
Gelatine werden aber die guteti Eigen-
schaften eines Cornedbeef, nach welchen
das Publikum die Ware beurteilen kann,
Schnittfestigkeit, Aussehen usw, minder-
wertiger Ware verliehen. 'E& wird der
Ware der Schein einer besseren Be-
schaffenheit zum Zwecke der Täuschung
verliehen. Diese Frage ist in dem
Urteil meiner Meinung nach nicht richtig
behandelt worden. Durch die zugesetzte
Gelatine werden femer große Mengen
Wasser gebunden. Das Gewicht kann
also in ganz erheblicher und unzulässiger
Weise vermehrt werden.
Unrichtig ist femer die Angabe, der
in Jena gefundene höhere Mehlgehalt
rühre davon her, daß sich das Mehl zu
Boden gesetzt habe. Die Gallerte wurde
1048
an verschiedenen Stellen des Büchsen-
Inhaltes nntersucht. Die gleiche Firma
vertreibt eben mehlhaltige und mehl-
freie Ware. Die mehlfreie Ware ent-
hält als Bindemittel Gelatine anstelle
des Hehles. Beide Zusätze zu gleicher
Zeit zu machen, würde ja auch keinen
rechten Sinn haben. Wir haben hier
verschiedene Proben der gleichen Firma
untersucht, welche kein Mehl enthielten.
Da die Firma «Pemitoie» aus In-
dianopolis ein Maispräparat verwendet,
so ist der Mehlgehalt vielleicht auch
durch Verwendung dieses Mittels zu
erklären. Die Anwendung derartiger
Präparate wie auch Proteid, Eiweiß-
AI then u. a. verstößt aber meiner
Ansicht nach gleichfalls gegen das
Nahrungsmittelgesetz, da der Ware, wie
bei Verwendung von Gelatine, der Schein
einer besseren Beschaffenheit zum Zwecke
der Täuschung (erhöhte Schnittfestig-
keit) verliehen wird. Femer wird es
ermöglicht, große Meugen Wasser zu
binden. Weiter tragen aber diese
mehlhaltigen pflanzlichen Eiweiß-
substanzen wesentlich zum schnellen
Verderben durch Säuerung des Kleisters
bei.
Der «Verein zur Wahrung der
gemeinsamen Interessen des
deutschen Handels und der In-
dustrie von FleiscIT- und Fett-
waren» teilte mir unter dem 14. Juli
1905 mit: «Wir sind ganz Ihrer Mein-
ung und halten jeden Zusatz zu Comed-
beef, sei es Mehl oder wie seinerzeit
Professor Lehmann in Göttingen den
deutschen Fabrikanten empfohlen hat,
Gelatine für unstatthaft». Auch nach
Bekanntwerden des eigenartigen Ham-
burger Urteils schrieb mir der genannte
Verein unter dem 6. November 1906:
«daß wir nach wie vor auf dem Stand-
punkte stehen, den unser inzwischen
verstorbener Geschäftsführer Ihnen mit
Schreiben vom 14. Juli v. J. mitteilte,
und können wir uns daher mit der in
dem Urteil vertretenen Ansicht nicht
einveretanden erklären. Wir schließen
uns vielmehr vollkommen dem in Ihrem
w. Schreiben vom 16. September d. J.
ausgedrückten Standpunkte an».
Es ist hieraus ersichtlich, daß von
autoritativer Seite das Urteil ebenfalls
nicht als einwandfrei anerkannt werden
kann.
Sache des Kaiserlichen Gesundheits-
amtes und der Staatsbehörden durfte
es sein, der Verwendung schweflige
Säure enthaltender oder auch reiner
Gelatine und . anderer Bindemittd, wie
mehlhaltige Eiweißpräparate, zur Her-
stellung von Büchsenfleisch mit allen
Mitteln entgegen zu treten. Die deutsche
Comedbeef'Fabrikation dürfte sonst in
argen Mißkredit geraten.
zur
Kenntnis der Alkaloidreakttonen.
(Barceüi.)
Von C, Reiehard,
(Sohloß von Seite 1031 )
Die Anwendung der Alkalien hat
gegenüber den Säuren (H2SO4!) die
Hdtbarkeit der Reaktionsfarbe voraus.
Letztere bleibt auch dann noch bestehen,
wenn das überschüssige Ealihydrat an
der Luft Wasser anzieht und infolge-
dessen die Masse einen feuchten Glanz
annimmt Ausnahmsweise ist die Arsen-
säure - Narcein - Schwefelsäure - Reaktion
haltbarer, als sonst zu beobachten war,
weil eine Art Sirup gebildet wird, wel-
cher die Reaktionsfarbe in ihrer Ur-
sprünglichkeit viele Stunden * hindurch
festhält. Unter dem Ezsikkator auf-
bewahrt zeigt die Masse nach mehreren
Tagen noch das anfängliche Farbenbild.
Bei diesen Farbreaktionen kann man
mit Vorteil sich auch der Filtrierpapier-
streifen bedienen. Dieselben sind be-
sonders in den Fällen angezeigt, in
welchen die Beständigkeit der Reaktions-
färbung infolge der Gegenwart von
wasseranziehenden Reaktionsmitteln
(H2S04,SnCl2,KOH usw.)
leidet oder in Frage gestellt ist.
Als Universalreagens für Alkaloide
wendete ich weiter das Ammoninm-
heptamolybdat bei Gegenwart von
Wasser an. Die feinzerriebenen Kom-
ponenten wurden wiederholt mit Wasser
befeuchtet ; im Verlaufe einiger Stunden
ließ sich feststellen, daß die Ränder des
1049
Trockenrfickstandes sich schwach gelb-
lich färbten (ReaktioD). Interessant ist
es, daß anch gebundene Molybdän-
säure mit freien Alkaloiden, die doch
alle mehr oder weniger schwer in Wasser
löslich sind, zu reagieren befähigt ist,
und daß dieses sogar ohne Zufühmng
von Wärme stattfindet. Zugleich ist aber
auch diese Beobachtung wiederum ge-
eignet, die von mir bereits wiederholt
vertretene Anschauung zu stützen, daß
man die bei einer Reaktion wirkenden
Verbindungen vorerst mit Wasser in
Verbindung bringen sollte und erst im
negativen Falle Säuren usw. zusetzt
(vergl. Ober Thebai'n- Kodein, Pharm.
Ctrlh. 47 [1906], 633,727), und daß man
vor allem den Reaktionen Zeit gewährt.
Bei der in den meisten Fällen großen
Reaktionsfähigkeit der Molybdänsäure
machte ich einen Reduktionsversuch mit
30proc. Essigsäure anstelle des
Wassers (1 Tropfen Essigsäure). Ob-
wohl das Narcein als Acetat weit
reaktionsfähiger sein mußte, als die
weniger lOsliche reine Base, und durch
gegenseitige Umsetzung auch die Molyb-
dänsäure energischer einwirken konnte,
trat merkwürdigerweise trotz wieder-
holten Zusatzes von Essigsäure kaum
die Wirkung zutage, welche das Wasser
ausgeübt hatte. Dieses Verhalten deutete
sowohl auf die geringe Reduzierbarkeit
des Narcei'n hin, als auch darauf, daß
sogar stärkere Säuren nicht intensiver
als die Essigsäure reagieren würden.
Das zeigte sich tatsächlich bis zu einem
gewissen Grade bei der Anwendung von
Cblorwasserstoffsäure. Ein Tropfen der
25proc. Säure wirkte auf dasQemenge
durchaus nicht sofort ein. Nach einiger
Zeit erst zeigte sich die beim Wasser
erwähnte gelbliche Färbung und nach
V2 bis ^4 Stunden wurde die Masse
schließlich ganz leicht hellblau. Obwohl
ich wiederholt die verdunstete Säure er-
setzte, nahm innerhalb einiger Stunden
dieser Farbenton an Stärke kaum be-
merkenswert zu. Die Reaktionsmasse
überließ ich der Eintrocknung, und es
hatte innerhalb 12 Stunden das Blau
an Intensität zugenommen. Nimmt man
anstelle der vorgenannten Säuren
1 Tropfen konzentrierte Schwefel-
säure, so bildet sich im Augenblick
der Berührung eine tief dunkelblaue,
fast schwarze Färbung der Gesamtmasse.
Läßt man die Mischung nun ruhig sich
entwickeln, so beginnt alsbald eine
dunkelblaue Flüssigkeit sich zu bilden,
und von diesem Zeitpunkte ab tritt als
Zone außerhalb des Dunkelblau eine
intensive Gelbgrünfärbung auf ; dieselbe
wird allmählich stärker bis zu einem
gewissen Höhepunkte, darauf nimmt sie
ebenso allmählich wieder ab und schließ-
lich verschwindet sie, indem das Dunkel-
blau vollständig an ihie Stelle tritt
Dieser Verlauf ist recht charakteristisch.
Die Reaktion ist selbst bei ganz kleinen
Mengen Narcei'n sehr empfindlich.
Empfehlen möchte ich, die Gesamt-
reaktion der Molybdänsäure mit Wasser,
Essig-, Salz- und Schwefelsäure bei
Prü&ng auf Narcein auszuführen, indem
das Reaktionsbild in seiner Gesamtheit
die sicherste Diagnose gewährleistet.
Um die nachfolgenden Reaktionen
kürzer mitteilen zu können, sei im Voraus
bemerkt, daß überall das zerriebene
innige Gemenge von Narcein und Re-
aktionsmittel auf glasierter Porzellan-
platte zur Anwendung kommt, wenn
nichts anderes mitgeteilt ist.
Die Untersuchung des Verhaltens von
Narcein gegen Chromsäure hatte fol-
gendes Ergebnis. In Anwendung kam
aus besonderen Gründen das salzsaure
Narcein. Eine Kleinigkeit des Alkaloids
wurde auf einer Glasplatte mit 1 Tropfen
sehr verdünnter Salzsäure in Lösung
gebracht und die Flüssigkeit an der
Luft verdunstet. In der Mitte des deut-
lich kristallinischen Chlorhydrats legte
ich einen ganz kleinen klaren Kristall
von Kaliumdichromat und fügte
1 Tropfen Wasser hinzu. Sogleich löste
sich das Chromat mit klarer gelber
Farbe und diese Lösung bewegte sich
infolge der zerstreut Jiegenden Alkaloid-
salzkristalle nach der Peripherie zu auf
allen Seiten. Durch Doppelumsetzung
trübte sich die Flüssigkeit auf ihrem
Wege und offenbar entsteht unlösliches
oder schwerlösliches Narceinchromat.
Nun aber beobachtete ich eine weitere
1050
Elrscheinang, die mir meiner ErinneruDg
nach noch nie vorgekommen ist. Die
gelbe trübe Lösung umzog sich nämlich
am gesamten Rande mit einem weiß-
lichen Saume, der vollständig über-
rascht^ da kein ersichtlicher Grund für
ei^e solche Erscheinung vorliegen dürfte.
Die Sache kann ich mir nicht anders
als in der Weise deuten, daß vielleicht
freie Base, die sich durch Wiederzersetz-
ung des Chromates ausscheiden könnte,
als weiße Substanz diese auffallend ge-
färbte Randzone verursacht. Durch
verschiedentliche Wiederholung gewann
ich die Ueberzeugung, daß diese sekun-
däre Reaktionserscheinung wohl kaum
auf Zufälligkeiten beruhen könnte. Viel-
leicht liegt die Ursache in dem Di-
morphismus des salzsauren Narcei'n.
Jedenfalls stellt die Chromatreaktion des
Alkaloides infolge ihrer Seltenheit inter-
essante Forschungsresultate in Aussicht. |
An dieser Stelle dreht sich die Frage ,
mehr darum, ob man darin eine beson-
dere Befähigung lediglich des Narcei'n
und somit eine ganz außerordentliche
Identitätsreaktion desselben zu erblicken
hat. Falls nicht anderweitig die Unter-
suchung des Gegenstandes aus Interesse
aufgenommen werden sollte, würde ichj
gelegentlich der Sache näher treten.
Einer weiteren charakteristischen und
als Identitätsreaktion für Narcei'n wert-
vollen Reaktion muß ich noch Erwähnung
tun. Die Reaktion als solche ist längst
bekannt und im Gebrauche, doch erhielt
ich diese Reaktion mit einfacheren
Mitteln. Nach Literaturangaben erzeugt
eine freies Jod enthaltende Lösung von
Jodzink und Kaliumjodid eine Fällung
in Narceinsalzlösungen. Dieselbe stellt
Nadeln dar, welche allmählich intensiv
blau werden. Es wurde nun folgender
Versuch angestellt. Auf eine Glasplatte
wurde reines Narcei'n gebracht und die
Platte auf eine weiße Unterlage gelegt.
Alsdann fügte ich zu dem Alkaloid
1 Tropfen sehr konzentrierter Natrium-
jodidlösung, die an der Luft längere
Zeit gestanden, stark gelb gefärbt war
und deutlichen Geruch nach freiem Jod
zeigte. Nach wenigen Augenblicken
bildete sich rings um die Narceinteilchen
ein ziemlich stark blau gefärbter Rand.
Diese blaue Masse verteilte sich lang-
sam auf die trübweißliche Flüssigkeit,
so daß die noch vorhandenen Alkaloid-
teilchen ihren blauen Rand verloren
und völlig weiß wie das ursprüngUche
reine Narcein erschienen. Je nachdem
man die Platte mit der Flüssigkeit
drehte, bezw. je nachdem auffallendes
oder durchfallendes Licht zur GeltuDg
gelangte, zeigte sich die in der Flüssig-
keit suspendierte Masse entweder gänz-
lich trüb-weißlich oder völlig mattblau
gefärbt. Besonders stark erschien diese
Farbenänderung am Rande des Tropfens,
der einmal als fast schwarzblau ge-
zeichnete scharfe I^ie hervortrat, das
andere Mal farblos war. An sich könnte
man sich nun mit dem geschilderten
Reaktionsbilde begnügen, da die Reaktion,
trotzdem nur einige Teilchen Narcein
angewendet worden waren, völlig be-
friedigt. Dessen ungeachtet erweiterte
ich das Reaktionsfeld, indem ich der
Flüssigkeit 1 Tropfen stark konzentrierte
Zinkchloridlösung hinzufügte. Alsbald
wurde die suspendierte Masse intensiv
dunkelblau gefärbt und nun konnte man
die Platte bewegen, wie man wollte,
immer wurde die blaue Masse sichtbar.
Durch den Zinkchloridzusatz wurde die
Stärke der Blaufärbung um mehr als
das 3- bis 6 fache erhöht. Es ist zur
Charakteristik der Jod-Narcein-Re-
aktion sehr empfehlenswert, dieselbe
genau in der hier beschriebenen Weise
auszuführen ; denn fügt man von Anfang
an Zinkchloriddoppeljodid zu dem AI-
kaloide, so geht die Beobachtung des
Farbenwechsels bei verschiedener Be-
lichtung verloren, und gerade in dieser
Farbenänderung erblicke ich wohl nicht
mit Unrecht ein Hauptmoment zur Cha-
rakterisierung und Identifizierung eines
Alkaloides aS Narcein.
So wünschenswert gerade bei vor-
stehender Reaktion die Anwendung der
von mir in letzter Zeit mehrfach em-
pfohlenen Filtrierpapierstreifen ist, so
wenig können sie unter diesen Verhält-
nissen ihre Nützlichkeit erweisen, denn
sie reagieren schon an sich auf eine
Befeuchtung mit Jod - JodkalinmlOsong
1051
dnrch EntwickluDg schOn rOtlichvioletter
FarbentOne.
Noch einer letzten Reaktion des Nar-
ce^'n will ich schließlich gedenken. Sie
betrifft die Einwirkung von gelbem
BlutlaugensalzaufdasreineAlkaloid.
Werden beide Substanzen innig ver-
rieben und dem Gemenge 1 Tropfen
kaltes Wasser hinzugefügt, so erhält
man nach kurzer Zeit eine schwache
graubläuliche Farbenreaktion, welche
offenbar von reduzierenden Vorgängen
abhängig ist. Zusatz von Salzsäure
bezw. Schwefelsäure verstärken die
Farbe, jedoch nicht gerade bedeutend
und ihrem Säurecharakter entsprechend.
Das wichtigste Moment ist jedenfalls
das, daß die Farbenreaktion bereits bei
gewöhnlicher Temperatur unter An-
wendung einer indifferenten Flüssigkeit
erfolgt. Auch das Papaverin zeigt die
nämlichen Eigenschaften, wenn es mit
Ealiumferrocyanid behandelt wird. Rotes
Blutlaugensalz reagiert kaum mit den
beiden Alkaloiden, weder unter Wasser-
noch SalzsäurezusatZ; wenigstes ist inner-
halb 3 Stunden nichts Wesentliches zu
beobachten. Auf das Verhalten der
Opiumbasen zu den erwähnten Cyaniden
werde ich gelegentlich in einer Sonder-
untersuchung zurückkommen.
Ueber SulfogenoL
Von Dr. Lüdy^ Burgdorf.
Als Ausgangsmaterial zur Darstellung
von Sulfogenol dient ein Oel, das aus
einem bituminösen Schieferstein her-
gestellt wird und Schwefel in natürlichem
Vorkommen enthält. Da die Schwefel-
menge variabel ist, so wird der Schwefel-
gehalt des Rohöles auf synthetische
Weise angereichert, so daß man zu
einem mit Schwefel vollständig gesättigten
Rohöl gelangt. Das so vorbereitete
Oel wird durch Behandeln mit Schwefel-
säure in die Sulfosäure übergeführt,
welche vollständig wasserlöslich ist.
Nach längerem Reinigungsprozesse,
durch welchen sie gernch- und ge-
schmackfrei gemacht wird, wird die
Sulfosäure in die Ammoniumverbindung
übergeführt. Diese Ammoniumverbind-
ung des nach obigem Verfahren her-
gestellten Sulfoöles kommt als «Sulfo-
genol» in den Handel.
Dem Sulfogenol kommen ähnliche
therapeutische Eigenschaften zu, wie
dem Ichthyol, ohne jedoch den unan-
genehmen Geruch und Geschmack
des letzteren zu besitzen ; auch die Ver-
wendungsweise ist analog derjenigen
von Ichthyol. Die mit Sulfogenol be-
schmutzte Wäsche kann mit Seife voll-
ständig gereinigt werden. Seine
resorptionsbefördemden, antiseptischen
und antiparasitären Eigenschaften wer-
den ihm zweifellos in kurzer Zeit in
Aerztekreisen Freunde erwerben. Sulfo-
genol ist vollständig ungiftig, so daß
es auch intern gegeben werden kann.
Da der natürliche Schwefelgehalt des
Rohöles auf künstliche Weise erhöht
wird, so ist es möglich, eine Sulfosäure
mit konstantem fest gebundenen Schwefel-
gehalt herzustellen.
Sulfogenol stellt eine sirupdicke, klare,
rötlichbraune Flüssigkeit dar. In Wasser
löst es sich in jedem Verhältnis klar
auf, die wässerige Lösung reagiert neu-
tral ; ebenso ist es löslich in verdünntem
Weingeist, femer in einem Gemisch aus
gleichen Teilen Aether, Alkohol und
Wasser, nicht klar löslich dagegen ist
es in einer Mischung aus gleichen Teilen
Aether und Alkohol. Beim Erwärmen
mit Alkalien entwickelt es sogleich
Ammoniak. Salzsäure fällt aus der
wässerigen Lösung eine harzige, dunkle
Masse, die freie Sulfosäure aus, welche
nach dem Auswaschen sowohl in Wasser,
als auch in einer Mischung von gleichen
Raumteilen Aether und Weingeist klar
löslich ist.
Beim Trocknen bei 100 o C hinterläßt
Sulfogenol einen Rückstand von 40 pCt.
Bei höherer Temperatur verbrennt es
unter Aufblähen und hinterläßt beim
Glühen eine Spur Asche. Der Schwefel-
gehalt beträgt 12 bis 13 pCt.
Sulfogenol ist unbegrenzt haltbar.
Sollte dasselbe durch längeres Lagern
dickflüssiger oder gar trocken werden,
so kann dasselbe durch einen Zusatz
von destilliertem Wasser leicht wieder
1052
auf seine frühere Konsistenz gebracht
werden. Da Solfogenol sirupflfissig ist,
so kann es leicht dispensiert und zn
Salben, Lösungen, Suppositorien, Pillen
usw. pharmazeutisch weiter verarbeitet
werden. Sulfogenol wird von der Firma
Lüdy & Co,, Chemische Fabrik Burg-
dorf (Schweiz), in den Handel gebracht.
Die neuen chemischen Unter-
suchungen über das Tannin«
(Berichtigung.)
Die von Dekker vorgeBohlagene neue
Formel fflr das Tannin hat (auf Seite
986) ^e nicht richtige Wiedergabe ge-
funden. Die im Text erwähnte OOBind-
ung ist yersehenüioh im Fonnelbilde nicht
angedeutet worden, dasselbe ist viehnehr:
H
j
0
HOl y-^0
-C
OH
X
./
0
OH
OH
^0H
OH
Dr. fl. Franke,
Neue Arzneimittel.
Chelafrinum muriatioum solutum. Unter
diesem Namen bringen Hoeckert & Micha-
lowsky in Berlin SW 48, Friedrichstraße
250 em Nebennierenpräparat, 1 : 1000 ge-
löst, in den Handel, welches in chemischer
und physiologischer Hinsicht einer gleich-
starken AdrenaiinlOsung entspricht.
Dieterle'i Valeriana-Bromid ist ein wohl-
schmeckendes Brausepräparat, das Brom-
Verbindungen und die wurksamen Bestand-
teile der Baidrianwurzel enthält. Darsteller:
Apotheker Dieterle m Oundelsheim a. N.
(Württemberg).
Epileptol Boienberg ist nach O, & R,
Fritx Amidoameisensäure.
Herm^syl nennt Apotheker Delpech m
Paris eine Ealomel-Lanolinsalbe. Anwend-
nng zur Vorbeuge von Syphilis. Vergl,
hierzu Pharm. Centralh. 47 [1906], 763.
NeurasiatabletteiL werden aus Brom-
salzen, Baldrian, Chinin, Salipyrin und
Guarana von Ed, Bamann in IJndenberg
(Schwaben) dargestellt. Anwendung: als
Migränin-Ersatz.
Sauquivimtabletten bestehen nach Apotb.-
Ztg. 1906, 1044 aus tierischem Eiweiß und
Zucker.
Tisopirin. Pastillen, von denen jede 0,1 g
Aspirin, 0,00025 g arsenige Säure und 0,1 g
Kamphersäure enthält. Anwendung: bei
Lungentuberkulose. Tagesgabe: vierStQck;
jeden vierten Tag um eine Pastille bis za
10 Stück auf den Tag steigend.
Dr. Weirs Nerven - Regenerationi-
tabletten enthalten Lecithin, Natriumglycero-
phosphat, Prof. Leube'B Magenpulver (?) and
Eisenlaktat.
Dr. Weirs Pulver gegen Epilepsie be-
steht aus 10 pGt Haemoglobm und Add-
aibumhi, 84 pGt Eisenbromide und 6 pCt
Enzianbitterstoffe. Bezugsquelle beider Prä-
parate: Schwanen - Apotheke in Frankfort
a. M. H, MetUxü,
Unter der Bezeiohnang Moso
Ambrette
kommt ein kflnstlicher Moschus in
den Handel, der von den anderen Sorten
den Vorzug besitzt, daß 25 g davon in 1 kg
96proc. Alkohol gelöst werden kOnnen,
würend bisher 6 g fflr 1 kg die Höchst-
grenze der Löslichkeit bildete. Man kann
daher diesen künstlichen Moeehus in wesent
lieh konzentrierterer Lösung zn Extnuti
d*odeurs verarbeiten. Ebensogut zu ver-
wenden ist das Erzeugnis zu Seifen, Kom-
positionsodeurs und Toilettewiasem. Trotx
des hohen Preises von 1000 fVs. fflr 1 kg
verschafft sich diese neue Sorte kflnstiidier
Moschus sohnell Eingang m die Parfflmerie.
Der künstliche Moschus hat sich flberhanpt
sehr schnell und in ganz bedeutendem Um-
fange in der Parfflmerie emgebflrgeri, so
daß es deutBoheFabriken gibt^ die bis za 200kg
fflr das Jahr absohliefien und verbraucbon.
Der SeifenfabrikatU 190G, 707.
-kf.
1053
Ueber Benzosalin,
das bereits in Pharm. Centralh. 47 [1906],
173 kurz besprochen worden ist^ berichtet
Dr. F. Zernik in Apoth.-Ztg. 1906, 963
etwa folgendes:
Die dem Benzosalin, BenzoyteaUcylsfture-
methylester, zu gründe liegende; bisher noch
anbekannte Benzoylsalicylsäure wird
nach D. R. P. 169 247 in derWeise dargestellt,
daß man Dinatrinmsalicylat mit der mole-
kularen Menge oder einem geringen Ueber-
Schuß von durch Benzm, Aether oder dergl.
verdünnten Benzoyldilorid behandelt und
aus dem erhaltenen benzoylsalicylsauren
Natrium die freie Säure zweckmäßig mit
Essigsäure abscheidet. Sie schmilzt bei
132 ^ und ist in kaltem Wasser fast unlös-
lich, schwer löslich in heißem, lacht in Aether,
Alkohol und Chloroform, nicht aber in Benzin.
Sie gibt in wässerig-weingeistiger Lösung
keine Salicylsänrereaktion, wird aber beim
Kochen mit Alkalien leicht m Salicylsänre
und Benzoösäure gespalten.
Die Benzoylsalicylsäure wird dann in der
üblichen Weise in den Methylester über-
geführt
Durch Erhitzen mit wässeriger Kalilauge
wird Benzosalin verseift unter intermediärer
Abspaltung von Salicylsäuremethylester, der
sich durch seinen Geruch leicht zu erkennen
gibt. Die Verseifung erfolgt nicht sehr
leicht. Um 0,5 g Benzosalin mit 10 ccm
Normal-Natronlauge zu verseifen, ist ein
etwa viertelstündiges Kochen am Rückfluß-
kühler erforderlich. Verdünnte Schwefel-
säure scheidet aus der alkalischen Lösung
ein Gemisch von Benzoösäure und Salicyl-
säure ab.
Dieses Gemisch durch Sublimation zu
trennen, ist untunlich, da beide Säuren sub-
iimieren. Dagegen gelingt der Nachweis
beider Säuren nebeneinander auf folgende
Weise: Das abgeschiedene Säuregemisch
wird nach gehörigem Auswaschen in einer
zur Lösung unzureichenden Menge ver-
dünnter Natronlauge aufgenommen; das
Filtrat von den ungelöst gebliebenen Säuren
versetzt man mit einem Tropfen Eisen-
chloridlösung. Es entsteht ein gelbbrauner
Niederschlag von basischem Ferribenzoat,
während die überstehende Flüssigkeit braun-
rot gefärbt ist Ans dem auf einem Filter
gesammelten Niederschlage läßt sich mittels
Salzsäure die Benzoösäure gewinn» und
identifizieren. Das Filtrat vom Benzoat
färbt sich auf weiteren Zusatz von Eisen-
chloridlösung tief violett.
Ebenso gelingt der Nachweis beider Säuren
auf folgendem Wege: Die auf die oben be-
schriebene Weise gewonnene neutrale Salz-
lösung wird mit überschüssigem Bromwasser
versetzt. Nach etwa 10 minutenlangem
Stehen filtriert man von dem entstandenen
weißen kristallinischen Niederschlage (Brom-
abkömmlinge der . Salicylsänre bezw. des
Phenol) ab, schüttelt das Filtrat mit etwas
Calciumkarbonat und filtriert abermals. In
dem nun erhaltenen neutralen Filtrat ent-
steht auf Zusatz von Eisenchlorid der be-
kannte Niederschlag von Eisenbenzoat
Auf grund der ausgeführten Untersudi-
ungen schlägt Verfasser zur Aufnahme in
das Arzneibuch folgende Fassung vor:
Methylium benzoylsalicylicum —
Benzosalin.
Weißes, kristallinisches Pulver von sehwach
aromatischem Gerüche und Oeschmacke.
Schmp. 84 bis 850. Es ist fast unlöslich
in Wasser, löslich in etwa 35 ^Teilen Wein-
geist, sehr leicht in Chloroform, etwas
schwerer in Aether.
Die weingeistige Lösung (1 + 49) soll
durch einen Tropfen Eisenchloridlösung nicht
violett gefärbt und nach Zusatz einiger
Tropfen Salpetersäure durch Silbemitrat-
lösung höchstens opalisierend getrübt werden.
0,5 g Benzosalin werden mit 10 ccm
Normal-Natronlange 3 mmutenlang gekocht;
nach dem Erkalten wurd filtriert und das
Filtrat mit veidünnter Schwefelsäure an-
gesäuert ; es scheidet sich alsbald ein wdßer
Kristallbrei aus, der auf einem Filter ge-
sammelt, ausgewaschen und schlielilich auf
demselben Filter mit 5 ccm ^iQ-Normsl-
Natronlauge übergössen wird. Das Filtrat
versetzt man mit 1 Tropfen Eisenchlorid-
lösung: es entsteht ein rotbrauner Nieder-
schlag und die Flüssigkeit färbt sich braunrot;
auf Zusatz weiterer Eisenchloridlösung geht
die Farbe in tiefviolett über. H, M.
1054
Zur Auslegung
pharmaseuüsolior Gesetze usw.
(Fortsetzung von Seite 1008.)
278. Die Verwendung der Bezeich-
nung «patentiert» für Auslandspatente
ist strafbar, denn es könnte der Glaube
geweckt werden, die betreffende Ware be-
sitze Schutz auch eines deutschen Reicbs-
patents; ein solches genießt aber im Handel
und Verkehr größeres Ansehen als
Patente aus anderen Ländern, in denen
keine Vorprüfung des angemeldeten Patentes
stattfindet, und die das Patent auf bloße
Anmeldung hin erteilen. (Apoth.-Ztg. 1906,
Nr. 21.)
279. AagebUeher Orofihandel. Ein
Drogist war wegen Feilhaitens von Mitteb,
die dem freien Verkehr nicht überlassen sind,
angeklagt, vom Landgericht aber freige-
sprochen, weil die Behauptung des Angeklagten,
er habe die betreffenden Mittel nicht an
Konsumenten, sondern nur an Wieder-
verkäufer abgegeben, nicht wiederlegt werden
konnte. Auf Revision der Staatsanwaltschaft
hat das Kammergericht das Urteil aufgehoben
und die Sache zur nochmaligen Entscheidung
an das Landgericht zurückverwiesen. Das
Landgericht habe den Begriff des Groß-
handels mit Arzneimitteln rechtsirrtümlich
verkannt und werde nochmals festzustellen
haben, wie der ganze Betrieb des Angeklagten
beschaffen sei, z. B. ob er die betreffenden
Mittel in großen Mengen ankaufe, welche
Preise er seinen Abnehmern berechne usw.
280. Zur Auslegung des Begriffes
«Krankheit». Wegen Ankündigung des
Haarwuchsmittels John Kraven Bürgleih'B
Haarwasser wurde der Berliner Vertreter
der Firma angeklagt und vom Landgericht
auf grund des § 4 der Polizeiverordnung
vom 21. August 1903 verurteilt. Nach
dieser Verordnung ist die öffentliche An-
kündigang von Mitteln zur Verhütung,
Linderung oder Heilung von Krankheiten
verboten, besonders wenn den Mitteln über
ihren wahren Wert hmausgehende Wirk-
ungen beigelegt wird oder das Pablikum
durch die Art ihrer Anpreisung belästigt wird.
Die erste Instanz, das Schöffengericht,
hatte angenommen, daß Kahlköpfigkeit keine
Krankheit sei, d. h. keine Abweichung
körperlicher Organe von der Besdiaffenheit
die zur Erhaltung des Organismus und seber
Leistungsfähigkeit erforderlich ist, vielmehr
lediglich einen Körperschaden vorstelle. Das
Schöffengericht stützte sich dabd auf em Urteil
des Kammergerichts vom 12. Januar
1899, indem es heißt, daß Kahlköpfigkeit ein
Schönheitsfehler oder Körperschaden, nnd
an sich keine Krankheit sd, wogegen das
Bei ohsgerioht jede Störung der
körperlichen und geistigen Gesundheit des
Menschen ohne Rücksicht auf die Besdiaffen-
heit der Ursachen dieser Störung ab Krank-
heiten ansieht
Die Berufungsinstanz, das Landgericht,
führte aus, es wird jetzt aUgemein in der
medizinischen Wissenschaft angenommen,
daß die Kahlköpfigkeit in den weit-
aus meisten Fällen auf einer Erkrankung
des Haarbodens und der Oewebezellen
der Kopfhaut beruhe, ein Haarwuohsmittel
bezwecke also in seinem Endziel die Be-
seitigung einer Krankheit und ihrer schäd-
lichen Folgen und wäre ein Heiimittel, das
eine den HaarausfaU bedingende Krankheit
beseitigen soll. (Apoth.-Ztg. 1906.)
A. St.
281. Verkaufskommissionftre von Wein
sind strafbar, wenn sie z. B. überstreekten
Wein in den Handel bringen; sie sind, wie
die Deutsche Wein-Ztg. 1906, 854 anführt,
nach einer Reichsgerichtsentscheidung als
Täter mitzubestrafen. P. S.
Eolorimetrisohe Bestimmung
von Morphin.
Nach Georges und Qascard sind die
gebräuchlichen Methoden der quantitatiren
Morphiabestimmung in der Toxikologie nicht
zuverlässig. Sie schlagen ein kolorimetriscbeB
Verfahren vor, begründet darauf, daß eine
schwach saure Morphinlösung durch Jod-
säure gelb bis rotgelb gefärbt wud; durah
Zusatz von Ammoniak bis zur sehwaeh
alkalischen Reaktion geht diese Farbe in
ein braungelb über, und zwar steht die
Stärke der Färbung im Verhältnis zur Menge
des in Reaktion tretenden Morphins. Nähera
muß im Original nachgeleaen werden.
Joum. de Pharm, et de Ohim. 1906, XXIII, 513.
1055
VergleiGhende Untersuchungen
von Ichthyol und einigen Ersatz-
produkten
hat R. Thal ansgefülirt und seine Befände
in Apoth.-Ztg. 1906, 431 ausführlich mit-
geteilt. Aus seinem Berichte ist hervorzu-
hehen, daß er folgende Präparate unter-
suchte: I. Ichthyol. IL Ammonium sulfo-
ichthyolicum der Gesellschaft für chemische
Industrie in Basel. III. Trasulfan. IV. Am-
monium sulfoichthyolicum von Liidy A Co.
in Burgdorf.
Bei der qualitativen Untersuchung
wurde folgendes gefunden: Die Reaktion
von I, II und IV war schwach sauer, von
III neutral. In einem Gemische gleicher
Raummengen Alkohol und Aether lösten
sich alle vier Muster fast klar auf, des-
gleichen m einem Gemenge gleicher Raum-
mengen Alkohol, Aether und Wasser. Das
durch Fällen einer Lösung von 1 Teil des
Präparates in 20 Teilen Wasser mit 4 Teilen
Salzsäure (spez. Gew. 1,124) erhaltene
Filtrat war bei I klar und fast farblos,
mit einem schwachen Anfluge graugelber
Färbung, bei Muster III klar und fast farb-
los, bei II und IV dagegen schwarzbraun
gefärbt. I, II und IV gaben bei Lösung
eines Teiles in 80 Teilen 20proc. Essig-
säure klare Lösungen, während III sehr
wenig löslich war.
Bei der quantitativen Untersuchung
wurde der Trockenrückst and bestimmt,
indem 4 g der Präparate in gewogenem,
verschließbarem, mit Glasstab versehenem
Trockengläschen auf dem Wasserbade mög-
lichst unter öfterem Umrühren eingetrocknet
und darauf im Trockenschranke bei 100^ C
bis zum beständigen Gewicht getrocknet
wurden. Er betrug bei I: 56,66, II: 54,48,
ni: 37,71 und IV: 39,83 pCt
Zur Bestimmung des Geeamtammoniak
wurden 5 g der Präparate m etwa 150
ccm Wasser gelöst, der Lösung ein abgemeß-
ener Ueberschuß von Vs-Normal-Lauge hin-
zugefügt und die Mischung gegen ^j^ Stunden
im Sieden erhalten. Nach dem Erkalten
wurde mit Wasser auf etwa 300 ccm ver-
dünnt, mit emigen Tropfen Fluoresceln-
lösung (0,4 g Fluoresceln, 50 g Alkohol
und 30 g Wasser) versetzt und der Laugen-
Überschuß mit Y2'^o'™^^^^ zurücktitriert
Aus der verbrauchten Langenmenge wurde
der AmmoniakicehaJt berechnet Er betrug
bei I: 3,15, II: 5,11, HI: 1,38 und IV:
3,32 pOt
Bestimmung des Gesamt seh wef eis:
Etwa 1 g der Präparate wurde nach dem
Eindampfen im Wasserbade zweimal nach
einander mit je 20 ccm rauchender Salpeter-
säure abgedampft, der sirupöse Rückstand
mit je 5 g eines Gemenges aus 3 Teilen
Salpeter und 4 Teilen wasserfreier Soda
versetzt, zur Trockne gebracht, der Rück-
stand verschmolzen, die Schmelze in Wasser
gelöst, die Lösung mit Salzsäure übersättigt,
zur Trockne verdampft und die Kieselsäure
in bekannter Weise ausgeschieden, worauf
die gebildete Schwefelsäure in üblicher Weise
bestimmt und daraus der Schwefelgehalt be-
rechnet wurde. Er betrug bei I: 9,70,
II: 9,42, III: 5,30 und IV: 5,75 pCt
Zur Bestimmung des Ammoniumsulfat
wurden etwa 5 g der Präparate in 250 ccm
Wasser gelöst, die Lösung in einen 500
ccm-Eolben gebracht, mit 80 ccm einer aus
gleichen Gowicbtsteilen Hühnereiweiß und
Wasser bestehenden Lösung versetzt, dann
5 ccm 25 proc. Salzsäure zugesetzt und mit
Wasser auf 500 ccm aufgefüllt Nach ge-
hörigem Durchschütteln wurde vom volum-
inösen Niederschlag abfiltriert und in 200
ccm des Filtrates die Schwefelsäure in der
Kälte durch langsames Zutröpfeln von
Baryumchloridlösung gefällt Aus der er-
haltenen Baryumsulfatmenge wurde die des
Ammoniumsulfat berechnet Gefunden wurden
bei I: 5,72, II: 12,94, III: 1,43 und IV:
8,05 pOt.
Weitere Befunde waren in Procenten:
In der organischen Trockensubstanz:
I II III IV
Ammoniak 3,36 4,28 2,48 3,93
GeBamtschwefel 17,68-15,14 13,66 11,95
Vom Schwefel waren:
snlfooisoh gebunden 6,32 8,04 4,66 7,38
sulfidisch » 11,36 7,10 9,00 4,57
— te—
Eingezogenes
Diphtherie-Heilserum.
Wegen Abschwäcbung ist zur Einziehung be-
stimmt das Diphtherie- Heilserum mit den Eontroll-
nummern 8^ 824, 82j, 826 und 934 aus den
Farbwerken zu Höchst a. M. und 162, 163 von
E, Merck in Darmstadt. ^
1056
Aus dem Geschäftsbericht von
Caesar & Loretz, Halle a. S.
Anfang September 1906.
Gortex Granatl. Als ganze Droge gelagerte
Warzelrinde ergab beim Eingang einen Alkaloid-
gehalt von 0,4^0 pGt and jetzt nach dreijähriger
Lagerung nooh 0,442 pCt, also nur einen Bück-
gang von etwa 10 pCt
Folia Belladonnae. Dr. 0, Fromme schreibt:
«loh habe schon des öfteren in diesen Oesohäfts-
berichten darauf hingewiesen, dafi stets ein
Unterschied in der Höhe des Resultates sich
zeigt, je nachdem die betreffenden Alkaloide der
ohlorophyllhaltigen Drogen durch Ausschütteln
des mit Alkali erhaltenen ätherischen bezw.
chloroformätherischen Auszuges mit einer be-
stimmten Menge Normalsäure und Rücktitrieren
der überschüssig angewendeten Säure bestimmt
werden (D. A.-B. lY-Methode), oder ob man
ihre Menge durch Ausschütteln aus dem äther-
ischen Auszuge mit Säure und aus dieser nach
Alkalisieren durch Ausschütteln mit Aether oder
Chloroform rein abscheidet und dann durch
Wägung oder Titration feststellt (Keller'sßhB
Methode). Ausnahmslos fallen die Resultate
nach der ersteren Methode höher aus, als nach
der zweiten. Ich habe der letzteren immer den
Vorzug gegeben. Der Einwand, der früher oft
schon gemacht ist, daß bei der Ausführung
der jSis^'schen Methode teilweise Zersetzung
der Alkaloide eintrete, kann schon um deswillen
nicht richtig sein, als die aus den hier in Rede
stehenden Drogen hergestellten reinen Alkaloide
eine solche Zersetzung bei gleicher Behandlung
nicht zeigen; ebenso lassen die nach der Keüer-
sehen Methode abgeschiedenen Alkaloide es ohne
Zersetzung zu, däL man sie wiederholt in Salze
überführt und aus den Salzen wieder die reinen
Alkaloide herstellt. Der Grund, daß nach der
ersten Methode höhere Resultate erhalten werden
als nach der £^^*sohen, wurde darin gesucht,
daß dabei Ammoniak als Alkaloid mitbestimmt
wird, sei es nun, daß dies Ammoniak trotz Ab-
dunsten der ätherischen Lösung vom Rück-
stande festgehalten wird, sei es, daß dasselbe
durch Zersetzung von Chlorophyll oder Alkaloid
entsteht Nach meinen früheren Untersuchungen
glaube ich auch heute noch, daß diese Annahme
wenigstens zam teil richtig ist , andemteils
glaube ich daß beim Schütteln der Pulver von
Blätterdrogen mit Alkalien und Aether oder
Aetherchloroform sioh aus den Gelen, Fetten
oder Wachs mit AlkaJi Seife bildet, die in Aether
usw. ja nicht unlöslich ist. Wird solche äther-'
ische Lösung zur Ueberführuog der in ihr ent-
haltenen Alkaloide in Salze mit Säure geschüttelt,
so wird ein Teil dieser Säure zur Zersetzung
der Seife verbraucht. Dieser Teil der Säure
wird nach obiger erster Methode als an Alkaloid
gebunden angesehen und gibt dadurch zu einem
höheren Analysenresultat Anlaß.
Es geht aus den weiteren Untersuchungen
hervor: 1. daß die Ueberführung des Alkaloides
in Salz und die demnächstige Rückverwandlung
in reines Alkaloid keine auch nur teilweise Zer-
setzung desselben bewirkt und daß Choroform
das Alkaloid vollständig aus alkalisch-wiBseriger
Flüssigkeit herausholt; ferner, daß das geringere
Resultat nach der KeUer^sohen Methode nicht
in einer Zersetzung des Alkaloides oder in dem
Unvermögen des Chlorofonns, dasselbe aus der
alkalisohwässerigen Lösung herauszuholen, be-
ruht, sondern in einem Fehler der
Methode. Dieser Fehler ist darin zu sucheo,
daß fremde Körper bei der Titration
als Alkaloid mitbestimmt werden
(Ammoniak oder in Seife enthaltenes Alkali).»
Folia Digitalis« Wie wir in unseren früheren
Berichten schon wiederholt betont haben, lassen
wir die Einsammlung der Digitalisblitter in den
für uns inbetracht kommenden Distrikten
immer erst von An&ng Juli ab vornehmen, da
nach unseren auf grund langjähriger Prüfungen
gesammelten Erfahrungen die Entwicklung der
Pflanzen erst dann eine solche ist, daß die
Blätter einen normalen und guten Wirkungswert
besitzen. Als Folge der nicht anhaltend warmen
Witterung machte sich bei den diesjährigen
physiologischen Prüfungen auch dorohweg ein
etwas geringerer Wirkungswert geltend, welcher
bis Mitte August zwischen F=4,G; 5,S; 5,5
bis 6,2 schwankte und gegenüber den letzt-
jährigen Zahlen immerhin nicht unerhebliche
M inderwerte ergibt, obwohl sich die Normal-
zahl von F=ö,0 auch diesmal nooh erreichen
ließ. Die Bedeutung der physiologischen Fest-
stellung des Wirkungswertes der Digitalisblätter
ist uns nach den bn unseren alljfthriioh fest-
gesetzten Prüfungen und den dabei erhaltenen
gleichmäßigen , übereinstimmenden Resultaten
immer mehr zum Bewußtsein gekommen, um
HO mehr als auch die von Dr. med. Foeke bei
Verwendung solcher geprüften Digitalisblättar
am Krankenbett beobachteten Wirkungen sich
vollkommen mit der nach seiner Methode fest-
gestellten Wirkungsstärke deckten. Durch diese
physiologischen Prüfungen hat man erst einen
klaren Einblick in den tatsächlichen Wert dieser
Droge als Herzmittel, in die früher unverständ-
lichen Abweichungen der Wirkung derselben,
in die Verschiedenheit der Handelssorten unter-
einander gewonnen und schließhch auch einen
rationellen für die Praxis gangbaren Weg ge-
funden, wie man eine zuverlässige Dioge too
immer normaler, gleichmäßiger Wirkung dem
Arzte zur Verfügung stellen kann. Die dafür,
inbetracht kommenden Hauptpunkte gipfebe
worauf wir schon wiederholt an dieser SteUfl
hingewiesen haben, in dem Standort, it
der Einsammlungszeit und in der Aig
und Durchführung der Austrooknun-
und Aufbewahrung der Digitalisr
blätter. Der Standort spielt je nach de
Bodenbeschaffenheit und Höhenlage eine gewiss^
Rolle, für die Einsammlungszeit sind die Ent'
Wicklungsstadien der Pflanze und die Witterangr
Verhältnisse von einer besonderen Bedeutung
und für die Erhaltung des Wirkungswertes der
unter den günstigsten Yerhältnissen einge-
sanunelten und normal befundenen Blätter ist
1057
das völlige, UDinittelbar nach der Einsammlung
vorgenommene Austrocknen der Droge und
die trockene Aufbewahrung derselben von aus-
schlaggebender Bedeutung. Auch bei unseren in
diesem Jahre wieder vorgenommenen Eontroll-
prüfungen hat sich ergeben, daß eine seit zwei
Jahren in gewöhnlicher lufttrockener Beschaffen-
heit in Saokverpackung bei uns gelagerte Digitalis
von ursprünglich sehr hohem Qehalt eine Herab-
minderung des Giftwertes um fast 50 pCt er-
fahren hatte, während ein auf etwa IV2 P^
Wassergehalt ausgetrocknetes DigitaUspulver
(unsere Folia Digitalis titrat. pulv. F=5,0)
auch nach mehijähriger Aufbewahrung in nor-
maler Glasverpackung noch genau denselben
Wirkungswert besaß.
Glandulae Lnpnli. Die Ph. Kederl. lY bat
für Lupulin den Aschegehalt auf höchstens 6 pCt
herabgesetzt, was unseren Erfahrungen nach
eine keinesfalls glücklich gewählte Forderung
ist. Der Aschegehalt der naturellen gesiebten
Lupulinsorten schwankt zwischen 14 bis 20 pCt
und durch die sorgfältigste mechanische Beinigung
ist ein niedrigerer Aschegehalt wie 10 pOt
eigentlich nie zu erreichen. Um eine den
Forderungen der Ph. Nederl. lY im Asche-
gehdt entsprechende Ware zu bekommen, muß
das Lupulin einem Sohlämmungsprozeß unter-
worfen werden, wodurch dasselbe aber sowohl
im Geruch wie in ' der Farbe eine qualitative
Verschlechterung erleidet, der gegenüber der
etwas niedrigere Aschegehalt durchaus keine
Verbesserung darstellt. Ein mechanisch ge-
reinigtes mit 10 pCt veraschendes neues Lupiüin
besitzt eine lebhfäte gelbliohgrüne Farbe
und einen frischen, kräftigen Geruch,
dieselbe Ware aber nochmals nachgeschlämmt
stellt eine bräunliche und übelriechende
Droge dar, welche ganz ähnlich sich repräsen-
tiert wie eine mehrjährig gelagerte Ware. Der
Gehalt von 10 pCt Asche, wie ihn andere
Pharmakopoen verlangen, ist eine erfüllbare und
im Interesse der Qualitätsbeschaffenheit des
Lupulin jedenfalls rationellere Forderung.
Laetuearliiin« Nach den niedrigeren Erlösen
der letzten beiden Jahre, welche den Anbau
des Qiftlattich und die Gewinnung des Lactu-
carium vollständig unrentabel für die Pflanzer
machten, hat man die Anpflanzungen in diesem
Jahre auf das äußerste beschränkt und der Ge-
samtertrag an Lactucarium beträgt kaum 1/5
einer normalen Produktion.
Opium. G, BerrUröm hat in Svensk Farma-
ceutisk Tidskrift Nr. 19 och 20, 1905 die Be-
sultate seiner die verschiedenen Morphin-
bestimmungs - Methoden vergleichenden Ar^iteii
veröffentlicht, und als Besultat derselben schlägt
Verf. folgende Aenderungen der Helfenberger
Methode vor: 1. Die Mischung ist nach dem
Schütteln 24 Stunden stehen zu lassen. 2. Das
Morphin ist gewichts- und maßanalytisch zu
bestimmen, wobei die immer ein wenig höher
ausfallenden gewichtsanalytischen Besultate nur
als Eontrolle dienen. 3. Die Besultate sind
auf wasserfreies Opium umzurechnen.
Dem Vorschlage ad 1 kann nicht zugestimmt
werden, dem ad 2 nur bedingungsweise, ad 3 ganz.
Semen Colehlol. Bei den besseren Partien
trockener Ware schwankt der Colchicin-
g eh alt zwischen 0,696 bis 0,901 pCt; der
Wassergehalt des Samens beträgt dabei nur
4,6 bis 5,2 pCt, wodurch eine gute Haltbarkeit
desselben auch bei überseeischem Transport
verbürgt wird.
Semen Sinapls. Der nach der Methode des
D. A.-B. IV ermittelte Oelgehalt schwankte
nach den diesjährigen Feststellungen bei unserem
Pulvis grossus zwischen 0,63 bis 0,88 pCt,
während das Arzneibuch einen Mindestgehalt
von 0,55 pCt verlangt.
Semen Strophanthl« Unter reinem offlzinellen
Kombe-Strophanthussamen verstehen wir
eine mit angedrückten weißlich glänzenden
Haaren bedeckte Droge von ziemlich gleich-
mäßiger, ausgeprägt lanzettlicher Form und
heller graugrünlicher Farbe, deren von der
äußeren Samenschale befreites Endosperm beim
Betupfen mit Schwefelsäure eine deuthche Grün-
färbung zeigt, die auch nachträglich nicht in Bot
übergeht. Wenn von 20 Samen 18 diese Färbung
erhalten, dann ist die Droge noch als eine gute
Handelsware zu bezeichnen.
Sowohl der chemische Gehalt wie der physio-
logische Wirkungswert des Samens stehen in
einem engen Zusammenhang, wie nachstehende
Zahlen beweisen.
Es ergaben:
^ physiologischer
13 • JS Wirkungswert
'S ^ 'S o nach Dr. Foike
g'3 *S g, der nach D. A.-B.
'S 'S ^ g IV aber TorauB-
g* tifi >§ 5 gegangener Ent-
^ GQ 'S lettnng des
GQ Samens herge-
pCt gr&n rot Ftellten Tinktur
reiner Eombe - Stroph-
anthus D. A.-B. lY,
unser elect Nr. 0,
1906 er 7,761 18 2 F=115
reiner Eomb6 - Stroph-
anthus D. A.-B. IV,
unser elect. Nr. 0,
1906er 8,057 19 1 F=120
Eombe - Strophanthus,
kurante Handelsware
Nr. I, 1905 er 2,432 6 14 F=94
Eombe - Strophanthus,
kuraote Handelsware
Nr. I, 1906 er 3,540 8 12 F=92
Eombe - Strophanthus,
kurante geringe Han-
delsware, Nr. U, 1905er 2,56 3 17 F=63
Eombe - Strophanthus,
kurante geringe Han-
delsware, Nr. II, 1906er 2,64 1 19 F=49
Bemerkenswert ist bei Eombe-Strophanthus
auch seine grofie Beständigkeit im chemischen
Gehalt und in seiner physiologischen Wirksamkeit.
{Schluß folgt.)
1068
Therapeutisohe Mitteilungen.
Ueber den Nachweis
von Bakterien im Blut und
seine Bedeutung.
Was die Technik der Untenaehnng an-
langt; so kommt zuerst die mikroskop-
ische Untersnchnng in Frage, wenn-
gleich sie wegen der oftmals geringen Keim-
zahl nnd der mOhseligen Absnchnng der
Präparate nicht von großer praktischer Be-
dentang ist Sicherer aber noch umständ-
licher ist die Methode mehrere ccm Blnt
aaf einmal zu verarbeiten, indem man die
zelligen Elemente und das Fibrin der Oe-
rmnsel durch Alkalilauge oder durch einen
künstlichen Magensaft zur Auflösung bringt,
dann zeotrifugiert und den Bodensatz mikro-
skopiert. Eine exakte bakteriologische
Diagnose läßt sich aber auf die mikroskop-
ische Untersuchung allein aufbauen beim
Tuberkelbacillus, der bereits morpholo^sch
genügend differenziert ist. Direkte Ver-
impfung des zu untersuchenden Blutes auf
Versuchstiere ist bei den übrigen Mikro-
organismen noch weniger als beim Tuberkel-
bacillus verwendbar. Manche Erankheits-
keime sind nur für wenige oder überhaupt
keine Tierarten pathogen, und außerdem
bietet die Tiervirulenz eines Bacterium
keinen Maßstab für seine krankmachenden
Eigenschaften gegenüber dem Menschen.
Die hauptsächlichste Methode zum Nach-
weise von Bakterien im Blute ist vielmehr
das Kulturverfahren.
Das unter aseptischen Kautelen aufge-
fangene Blut wird auf bereit gehaltene
Nährböden (Agar oder Bouillon) verteilt; in
geeigneten Fällen dürfte sich auch das An-
legen anaörober Kulturen empfehlen.
Vielleicht noch richtiger als die Kenntnis
der erforderlichen Methoden ist die der
Fehlerquellen. Erstens ist bekanntiich die
Haut recht schwer keimfrei zu machen.
Femer ist es sicher, zum mindesten an der
Leiche, daß Bakterien aus Lungen und Darm
ins Blut einwandern können, und zwar bei
hoher Außentemperatur schon nach wenigen
Stunden. Deshalb soll man auch an der
Leiche stets das Blut einer Armvene ent-
nehmen und erst in zweiter Linie aus dem
Herzen. Ein weiteres schätzenswertes' Hufs-
mittel ist femer die Aggiutininreaküon des
Blutes. Schon bald nach eingetretener In-
fektion zeigen sich bekanntiich im Blatsemm
des befallenen Organismus spezifische Aggla-
tinine. Man braucht also nur etwaa^von
dem Blutseram aufzuheben und auf seinen
Oehalt an Agglutininen gegenüber dem
isolierten Mikroorganismus, über dessen pa-
thogene Rolle man im Unklaren ist, zu
prüfen.
Die Blutuntersuchnng auf Bakterien ist
aber nicht nur in diagnostischer Bezidinng
wertvoll, sondem gibt auch für die Frognoee
wichtige Fingerzeige. Die Prognose wird
dann als schlecht anzusehen sein, wenn die
Keime sieb in größerer Zahl oder bei wieder-
holter Untersuchung in stdgenden Mengen
im Blute vorfinden. Femer hat sich gezeigt,
daß Fälle von Rose (ErysipeO^ von Funinkel
und Karbunkel, Influenza n. a. mit podtivem
Bakterienbefunde im Blute fast immer von
übelster Vorbedeutung sind.
Für das therapeutisohe Handeln sind ans
der bakteriologischen UntersuchnngJ^bisher
nur wenig unmittelbare Anregungen ge-
wonnen worden. Sobald aber die jetzt noch
in den Kinderschuhen steckende spezifisehe
Seramtherapie völlig ausgebaut sein wird,
wird die Blutuntersuchung ein unentbehr-
liches Hilfsmittel sein.
Ausführliehe Angaben findet man in der
Monographie von Canon »Die Bakteriologie
des Blutes bei Infektionskrankhdten».
Berliner Klin. Woehenaekr. 1906, 83. L.
Die Vibrattonsmassage mit dem
neuen Vibrator „Venivici",
Die Vibrationsmassage hat den Zweck,
jene Handgriffe, welche keine Palpaüons-
massage bedmgen, namentlich also die
Klopfung und Erschütterung des erkrankten
Körperteiles, auf masdiinellem Wege zn er-
setzen, ^was von um so größerem Vorteile
ist, weil gerade bei der manuell ausgeführten
Erschütterang die Hand des Masseurs sehr
rasch ermüdet und es demnach nnmö^ch
ist, längere Zeit huidnrch in stets gleich-
mäßigen und sehr rasch anf einander folgen-
1059
den Stößen das gewfliisohte Organ zu er-
schüttern. Die zur therapeutischen Ver-
wendang der Vibrationsmassage nötigen
kurzwelligen VibratorstOOe werden bei Yen i-
vioi durch eme Metallscheibe von 8 cm
Durchmesser erzielt^ welche'^^an die Achse
exzentrisch eingestellt 'und in beliebig, großer
exzentrisdier Stellung durch eine Schrauben-
mutter fixiert wfard. Die Achse wird durch
ein Räderwerk mit großer Uebersetzung
(eingeschlossen in einer Metallkapsel) ^in Ro-
tation versetzt^ sobald die Kurbel mit der
Hand bewegt wird. Die exzentrisch ein-
gestellte Scheibe versetzt den ganzen Apparat
in stoßweise Bewegungen von sehr schneller
Aufeinanderfolge und absoluter Gleichmäßig-
keit. Wird nun einer der zahlreichen An-
sätzC; mit denen der Apparat entsprechend
den verschiedenen zu massierenden Körper-
teilen ausgestattet ist, in ein unterhalb der
Scheibe befmdliches Gewinde eingeschraubt,
so übertragen sich die Vibrationsstoße auf
jenes Organ, auf welches der Ansatz ange-
legt wird. A. Rn.
Therap. MonaUh, 1906, 399.
Ueber kombinierte Verordnung
von Arzneimitteln.
Nach dem Vorgänge von L&pine hat
Kisch durch viele Jahre den Grundsatz der
kombinierten Verordnung mehrerer nach
derselben pharmakodynamischen Wirkung
hinzielenden Arzneimittel von kleiner Gabe
in einer großen Zahl von Fällen chronischer
Erkrankungen angewendet, wobei er dies
Prinzip ^noch durch die häufige Anwendung
solcher Arzneimittel in kurzen Zwischen-
räumen, statt in langen Zeiträumen erweiterte.
Ganz besonders bei Herzbeschwerden und
-erkrankungen sowie bei den vom weiblichen
Geschlechtsapparat ausgehenden Beschwerden
hat^^sich die Wirksamkeit dieser Methode
«vielfältig sehr gut, zuweilen überraschend»
bewährt
Wir heben hier folgende Verordnungen
heraus : Tinctura Digitalis 2 g, — Strophanthi,
— Convallariae majal. je 5 g, — Ghinae
compos. 25 g, stündlich 10 Tropfen zu
nehmen. Ferner: Dialysatum OoluXj Herba
Adonis vemal., Herba Convallariae majal. je
2,5 g; Tinctura Fern pomat 20 g, stünd-
lich 10 Tropfen zu nehmen. Bei Blutungen :
Tinctura haemostyptica Denxel, Extractum
Hydrastis Ganad., — Gossypii herbac, —
Hamamelis Virgin, fluid, je 10 g, halb-
stündlich 10 Tropfen zu nehmen (von der
Tinctura haemostyptica Denxel ist 1 g
Tinktur = 0,1 g Seeale.)
Bei Reizzuständen des Beckengewebes, des
Bauchfelles, zuweilen auch des Darmes fand
Kisch folgende Zusammenstellung von Wert :
Tinctura Opii simpl. 5 g, — Cinnamomi,
— Valerianae aether. je 10 g, stündlich 10
bis 15 Tropfen zu nehmen. Natürlich kann
auch hier nur die sorgfältig individualisierende
Beobachtung des Einzelfalles die Entscheid-
ung abgeben, ob derselbe für Anwendung
jenes Prinzipes geeignet ist. A. Rn,
Therap, d, Gegenwart 1905, 47.
Gegen erfrorene Hände
wendet neuerdings A, Hecht wieder folgen-
des von JadcLSSohn angegebene Verfahren
an: Die erfrorenen Hände bezw. Füße
werden ein- bis dreimal täglich in so heißem
Wasser, wie es gerade noch vertragen wird,
10 bis 15 Minuten lang gebadet, dann sorg-
fältig abgetrocknet und, wenn es sich nidit
um geschwürige Zerrissenheiten handelt, mit
Spiritus nachgewaschen. Am Abend werden
dann die Hände gründlich und längere Zeit
mit einer Salbe massiert (und schließlich
noch mit einer Schicht derselben bedeckt),
für die als Beispiel folgende Vorschrift gelten
kann: Ichthyol 1 bis 5 g, Resorcin 1 bis
3 g, Lanolin 25 g, Olivenöl 10 g, Wasser
zu 50 g Salbe.
Für leichtere Fälle genügt diese Behand-
lung meist vollständig. Die Zeit, welche
bis zum wirklichen Verschwinden der Frost-
beulen und der ausgebreiteten Rötung und
Schwellung vergeht, ist natürlich in den
einzelnen Fällen sehr verschieden. Kleinere
offene SteUen kann man für den Tag mit
einem indifferenten Pflaster bedecken, nach-
dem man sie vorher mit Streupulver, z. B.
Bismutum subnitricum, bestreut hat. Ueber
Nacht werden auch diese Stellen am besten
mit obiger Salbe eingerieben. Gelegentliche
Aetzungen mit dem Höllensteinstift oder mit
Jodtinktur zur Anregung der Granulations-
bildung vertragen sich gut mit dieser Be-
handlung. A, Rn.
Therap, MonaUh, 1906, 109.
1060
Photographische Mitteilungeiii
Matt-Genre für Porträt-Photo-
graphie.
Die Zeit der glänzenden Albumin- nnd
Gelloidin-Bilder ist vorbei; allgemein wird
auch von den Berufs- Photographen das Matt-
Genre vorgezogen; weil es gerade Porträts
ein weit vornehmeres; künstlerisches Gepräge
verleiht. Neben dem durch seine einfache
Behandlung und bei richtiger Anwendung
vorzügliche Resultate ergebenden Bromsilber-
papier sind es die sogenannten 0 a s 1 i c h t -
papierO; die der modernen Porträt-Photo-
graphie dienen. Einen hervorragenden Rang
unter ihnen nimmt das Satrap-Papier
ein. Von matten Auskopierpapieren eignet
sich für Porträts ganz besonders gut das
Matt- Albumin - Papier von Trapp
(& Münch, weil es ein fein abgestuftes und
künstlerisch vornehm wirkendes Bild ergibt.
Auch das Mattpapier van Bosch liefert
treffliche Resultate. Den sehr beliebten
granschwarzen Ton, in dem jetzt die meisten
Bilder der Fachphotographen gehalten sind;
erzielt man am ersten und besten mit der
Platintonung; für die es hmreichend gute
Vorschriften gibt. Bm
Unsichtbare Photographien
bilden den Gegenstand eines Vortrags, den
der englische Physiker Bull in London ge-
halten hat Er nannte die merkwürdigen
Erscheuiungen auch «Atembilder». Sie ent-
stehen auf irgend eine geheimnisvolle Weise
auf dem Glas photographischer Platten.
Wenn die lichtempfindliche Platte abgekratzt
und das Glas sorgfältig; sogar mit Zuhilfe-
nahme von chemischen Mitteln gereinigt ist;
vermag das Auge unter gewöhnlichen Um-
ständen nichts darauf wahrzunehmen. Wenn
man aber darauf haucht; so erscheint auf
dem Glas in matten grauen und weißen
Tönen das auf der lichtempfindlichen Schicht
aufgenommen gewesene Bild als Positiv.
Die Theoretiker haben sich über diese Tat-
sache sehr den Kopf zerbrochen und vor-
läufig keine bessere Lösung dafür gefunden;
als daß die Entstehung des verborgenen
Bildes auf der Glasplatte auf einer elektro-
chemischen Wirkung beruhe; wodurch ge-
wisse Molekularkerne erzeugt werden; um
die sich dann das sichtbare Bild der Ent-
wicklung nach und nach aufbaut Diese
Mitteilung von Tageszeitungen beruht auf
einem durch keine Sachkenntnis beeinflußten
Laienurteil. An alten Platten kann man
gelegentlich diese «phänomenale» Ersehein-
ung beobachten. Sie rührt entweder durch
Ablagerung zarter Schichten metallisehen
Silbers auf dem Glase her, oder entsteht
vielleicht durch die Säurewu*kung vom Fixier-
natron mangelhaft befreiter Negativschichten.
Wr, Fr, PhoL Ztg. Bm,
Eontrolle panchromatischer
Platten.
Eine große englische Trockenplatten-Fabrik
kontrolliert ihre panchromatischen Platten
auf Gleichmäßigkeit der Schicht in folgen-
der Weise: In einiger Entfernung von der
Dunkelkammerlaterne oder vor dem Fenster
wird ein dunkler Schirm angebracht; der
eine 2 cm breite vertikale Spalte hat; deren
Höhe gleich der Höhe der zu kontrollieren-
den Platte ist. Die Platte wird bei dem'
erleuchteten Spalt vorbeigeführt und in der
Durchsicht betrachtet; um etwaige dünne
Stellen herauszufuiden. Dabei ist nur an
kleiner Teil der Platte kurze Zeit dem Lichte
ausgesetzt; während die ganze übrige Flftdie
der Platte im Dunkeln liegt Es ist auf
diese Weise möglichst viel heUeres licht zu
verwenden; das bei der Kontrolle der ganz
unbedeckten Platte diese verschleiern würde.
Derselbe Handgriff ist sehr gut auch für
die Entwicklung panchromatischer Platten
zu verwenden. Em.
Phot. WochenbL 1906.
Zur Erzielung grüner Töne auf
Br omsilb er-Papier
schreibt C, Winthrope die Anwendung
folgenden Bades vor: Gesättigte Oxalsäure-
lösung 120 ccm; Vanadiumohlorid 2 g; Eisen-
Chlorid 1 g; Eisenoxalat 1 g; Wasser bis zu
2 L und rotes Blutlaugensalz 2 g.
Der grüne Ton wird nach 4 bis 5 Bünuten
erreicht. Die hierauf vorgenommene Wässer-
ung soll nicht länger als 10 bis 15 Minuten
dauern. Der besseren Haltbarkeit der Töne
wegen wird das Abreiben des Bildes mit
Gerat empfohlen. Bm,
1061
BOcherscha
AatfährliclieB Lehrbucli der pharmazeut-
iBohen Chemie bearbeitet von Dr. Ernst
Schmidt, o. Prof. d. pharm. Chemie
und Direktor des pharm.-ohem. Instituts
der Universität Marburg. Erster Band:
Anorganische Chemie. Fünfte,
vermehrte Auflage. Erste Abteilung:
Metalloide. Braunschweig 1906.
Verlag von Friedrich Vieweg & Sohn.
Preis: geh. 10 Mk.
Voa Sehmidt'a ausführlichem Lehrbuch der
pharmazeutischen Chemie, der «pharmazeut-
ischen BibeN, wie sie die Einen nennen
oder dem «dicken Schmidt*, wie sie der
Verfasser selbst scherzweise im ersten Eolleg
seiner Vorlesung zu nennen pflegt, ist eine neue
Auflage im Erscheinen begriffen und der erste
Abschoitt des ersten Bandes, die Metalloide be-
handelnd, liegt bereits vollendet vor. Bei der
Bedeutung, die das Werk seit seinem ersten
Erscheinen vor nunmehr 27 Jahren für die ge-
samte Pharmazie gewonnen hat, dürfte die Re-
gistrierung dieser Tatsache immerhin angezeigt
sein, wenn auch irgend eine weitere Empfehlung
überflüssig erscheint. Hat sich doch der «dicke
Schmidt* nicht nur bei den Jüngern der Phar-
mazie, sondern man kann sagen bei allen
Denen, die angewandte Chemie in irgend einer
Form betreiben, als nie versagender Ratgeber
und Freund in den Nöten des täglichen chem-
ischen Lebens stets aufs Beste bewährt. Mögen
immer an sie die verschiedensten Fragen auf
dem Gebiete der pharmazeutischen Chemie, der
NahruDgsmittelchemie, der analytischen Chemie
oder der Chemie des täglichen Lebens heran-
treten, in Schmidi^s Lehrbuch haben sie einen
treuen Führer, der sie durch die mancherlei
Klippen und Fährlichkeiten sicher hindurch-
geleitet.
Jedoch diese fünfte Auflage verdient noch
ganz besonders vor ihren Vorgängern genannt
zu werden. Denn in ihr hat der Verfasser zum
ersten Mal auch der modernen theoretischen
Physiko-Chemio eilten breiteren Raum zugewiesen
ohne dabei das Volumen des Buches wesentlich
zu vergrößern (die erste Abteilung des ersten
Bandes umfaßte in der vierten Auflage 496
Seiten, in der vorliegenden fünften 523 Seiten).
So sind beispielsweise in den Kapiteln über die
Lösungen (Seite 39 bis 46), über allgemeine
chemische Beziehungen (Seite 52 u. flg., nament-
lich bei den Kapiteln Säuren, Basen, Salze) über
Indikatoren (Seite 257) in sehr geschickter Weise
und an passender Stelle völlig neue Absätze
physikalisch-chemischen Inhaltes so eingeschoben,
daß trotzdem die Artikel wie aus einem Gusse
erschienen. Daß auch alle die neuen Einfüg-
ungen äußerst klar geschrieben sind und kurz
und prägnant nur den Kern der Sache heraus-
chälen, ist bei Schmidt's phänomenaler Begab-
ung als Lehrer nicht weiter verwunderlich.
Fast ganz neu sind auch die Kapitel überWasser-
stoffperoxyd und Flußsäure. Bei letzterem
Artikel findet man auch, entgegen der früheren
Geflogenheit, Literaturangaben, wenngleich hier
die gerade für die Praxis so sehr wichtigen
neuesten Arbeiten von Deussen noch nicht be-
rücksichtigt sind. Aber vielleicht geschieht dies
noch nachträglich bei den Artikeln «Eisen» und
«Zucker». Dagegen ist sogar der neuesten Ver-
wendung der Kieselflußsäure als « Montanin-
fluat» zum Trockenlegen feuchter Wände ebenso
wie der elektrolytischen Wiedergewinnung von
Zinn aus Weißblechabfällen Erwähnung getan,
was zum Beweise dafür erwähnt sein mag, daß
Alles für die Praxis Wichtige und Neue be-
rücksichtigt ist.
Eine Ungenauigkeit wäre vielleicht zu bericht-
igen auf Seite 41. Dort muß <es heißen: Die
elektrische Ladung der Baryumionen Ba" muß
somit in einer wässerigen Lösung doppelt so
groß sein als die eines jeden der beiden
Chlorionen.
Füge ich noch hinzu, daß auch die neuesten
Forschungen auf dem Gebiete der Edelgase
weitgehend berücksichtigt sind, so dürfte damit
darauf hingedeutet sein, daß neben der Praxis
auch überall der Theorie in vollem Maße Genüge
geleistet wird und Schmidt' 8 Lehrbuch daher
mit gutem Recht als das Lehrbuch der Chemie
für Apotheker und ähnliche Berufskreise be-
zeichnet werden darf. J. Katx,
Hermana Peters, Die neuesten
mittel und ihre Dosierung inklusive
Serum- und Organtherapie in alphabet-
ischer Reihenfolge. FQnfte Auflage.
Bearbeitet von Dr. med. J, Haendel,
Arzt in Bad Elster. Leipzig und Wien
1906. Verlag von Franz Deuticke.
Preis: geb. 8 Mk.
Seitdem sich die Arzneimittel in der Neuzeit
in Schrecken erregender Weise vermehrt haben,
so daß es schon för Denjenigen schwierig wird,
sich in dem allmählich entstandenen Wust zu-
recht zu finden, der sich mehr oder minder
mit den Neuerscheinungen beschäftigt, hat sich
auch das Schrifttum derselben angenommen und
über sie in verschiedenster Weise in Buchform
berichtet. Der eine Verfasser hat mehr Rück-
sicht auf den Arzt, der andere mehr auf den Apo-
theker genommen, während ein anderer darauf
bezug nimmt, inwieweit sich gewisse Atom-
gruppen physiologisch verhalten und welche
Wirkungen auf grund dieses Verhaltens beim
Aufbau eines neuen Arzneimittels zu erwarten
wären.
Bei der Abfassung der ersten vier Auflagen
des vorliegenden Buches hatte es sich der ver-
stoibene Sanitätsrat Peters zur Aufgabe gemacht.
1062
in erster Linie seine Kollegen nicht allein über
die neuesten Arzneimittel im allgemeinen Sinne
zu unterrichten, sondern ihnen in übersichtlicher
Weise alles das mitzuteilen, was in letzter Zeit
in den yerschiedensten Fachzeitschriften be*
lichtet worden ist. Diesem Bestreben hat sich
der jetzige Verfasser mit glücklichem Erfolge
zum Muster genommen und ein Buch geschaffen,
das sich zu seinen alten Freunden neue hinzu
erwerben wird. Wenn dies Buch, wie schon
gesagt, hauptsächlich für die Aerztewelt ge-
schrieben ist, so wird und sollte es auch in
Apothekerkreisen Eingang finden ; denn auch
sie werden Vieles finden, was im Schrifttum
zerstreut und schwer zu suchen ist, daB bei
denjenigen neuen Arzneimitteln, die bereits in
früheren Auflagen behandelt worden sind, in dieser
neuen gewissermaßen eine Fortsetzung erfahren
haben, so da£ die älteren Ausgaben nicht wert-
los geworden sind. Wenn man bedenkt, daß in
dieser Neuauflage 188 Mittel neu aufgenommen
und in Bücksicht daraufhin einige ältere gekürzt
worden sind, so sieht man einmal aus dieser
Tatsache, wie viel Neuerscheinungen Anspruch
auf Anerkennung in der Heilkunde erheben, und
zum anderen, welcher Fleiß bei Sichiung des
zu bearbeitenden Stoffes verwendet worden ist.
Zwar könnte es manchen Leser verwundem,
wenn er unter diesen neuesten Arzneimittel
Körper, wie z. B. Kamphersäure oder Karbol-
säure oder Präparate wie Brechnuß tinktur u. a.
findet. Wer jedoch genauer hinsieht wird die
Bemerkung machen, daß von allen diesen ^teren
Mitteln ein neues Verwendungsgebiet mitgeteilt
ist, so daß sie in gewissem Sinne ebenfidls zu
den neuesten Arzneimittein gezählt werden
können.
Die Anordnung der Arzneimittel ist eine
alphabetische, so daß ein Inhaltsverzeichnis
entbehrt werden kann und zwar um so mehr,
als unter Sammelbegriffen, wie z. B. Nephritis-
mittel, Neuralgiemittely Organtherapie und ähn-
liche die betreffenden Mittel einzeln genannt
werden, soweit sie in dieser Auflage enthalten
sind. Die Zusammensetzung eines jeden Mittels
wird, soweit sie bekannt ist, vom Verfasser
mitgeteilt. Hierbei ist ein Fehler untergelaufen.
Es wird nämlich vom Attritin auf Seite 91 ge-
sagt, daß dasselbe eine sterilisierte Lösung von
Natrinmsalicylat sei, auf weicht s Verfasser ver-
weist. An letzterer Stelle wird die von Mendel
in den Therap. Monatsh. 1904, Nr. 4 empfohlene
Lösung von 8,75 g Natriumsalicylat, 1,25 g
Koffein und destilliertes Wasser bis zu 50 g als
intravenöse Einspritzung bei akutem Gelenk-
rheumatismus erwähnt. Diese Lösung ist aber
Attritin und keine reine Natriumsalicylat-Lösung.
Daß das auf Seite 94 besprochene Basicin in
neuerer Zeit Corticin genannt wird, war dem
Verfasser wohl nicht bekannt, da er bei der
entwickelten Umsicht diesem Umstände sicher
Rechnung getragen hätte. Außerdem werden
die Darsteller, sowie die Ein- und Verkaufs-
preise mitgeteilt.
Nach alledem kann das vorliegende Buch
angelegentlichst empfohlen werden, besonders
aber Denjenigen, denen es nicht mögiioh ist,
das^Schrifttum andauernd zu verfolgen und das
fürlsie Wertvolle festzunageln. K Menixd.
GrnndriB der Physik fOr Studierende, be-
sonders für Mediziner nnd Pharmazenten
von Dr. med. Walter Outtmann. Ifit
132 Abbildungen. Vierte, verbeeaerte
Auflage. Leipzig 1906. Verlag von
Oeorg Thieme, Preis : 3 Mk.
Wenn ein derartiges Buch immer wieder neu
aufgelegt wird, so muß es brauchbar sein, und
als Bepetitorium kann es als eines der besten
empfohlen werden. Die Ausstellungen froherer
Besprechungen (Pharm. Centralh. 42 [1901],
643) sind ausgeglichen, aber für eine eventuelle
Erneuerung des Buches wäre noch mancher
Wunsch zu berücksichtigen. Eine Erweiterung
und Vertiefung des Inhalts kann durch knappe
Hinweise oder Stichworte ohne Volumenvermehr-
ung bisweilen erfolgen, z. B. bei «Lufttiiermo-
meter» müßte das Wasserstoffthermometer er-
wähnt werden. Eine Umarbeitung in Text und
Bild muß der § 94 über die Dampf dichte er-
fahren, wobei die Dumaa'Bdke Methode nicht
unterdrückt werden darf; sie könnte in diesem
Buch anstelle der Hofmanti'Bchen au^nommen
werden. Das Bild der Bestimmung nach
F. Meyer entspricht durchaus nicht der tat-
sächlichen Ausführung. Im Uebrigen erfüllt
das Buch seinen Zweck bestens. Ä.
Erldänuig ^ der technisohen Prftftuigs-
methoden des DentBohea Artnei-
bnches IV. Von Prof. Dr. Oeorg Heyl,
Obermedizinalrat in Darmstadt Dritte
Anflage. Berlm 1906. Vertag des
Dentseben Apotheker • Vereins. Plreis :
60 H.
Wir weisen nochmals — wie schon früher
geschehen — auf das zeitgemäße, für den
Gebrauch im Apotheken-Laboratorium ftuPerst
nützliche Werkchen hin und bemerken, daß in
der jetzigen Auflage eine Tabelle über die bei
verschiedenen Temperaturen eintretenden Ver-
änderungen der spezifischen Gewichte sowie ein
Verzeichnis der zur Untersuchung der Arznei-
mittel notwendigen Gerätschaften und Utensilien
aufgenommen worden sind ~ recht wertvolle
Ergänzungen! P. Süß,
Das nene prenBisolie Einkommensteaer-
gesets vom 19. Juni 1906 in der vom
Stenerjahr 1907 ab in Kraft tretenden
neuen Fassung. L. Schtoarx tt Co,,
Verlagsbuchhandlung, Berlin S.;Dreaden«'-
Straße 80. Preis: 1 Mk. 20 Pf.
1063
Bin HexenprozeB. Ein Kapitel aus der
Geschichte des dunkelsten Aberglanbens
von Lvdivig Günther, Gießen 1906.
Verlag von Alfred Täpelmann.
Es handelt sich hier um einen ProseB, der
gegen die Matter des berühmten Astronomen
Joh, Kepler^ Katharina geb. Qtddemann ange-
strengt wurde, und zwar in erster Reihe auf
grund von Handlangen, die, wie zumeist in das
Gebiet der HeiJkunst fallen. Sie war in dem
Hause ihrer Base erzogen, die sich ebenfalls
durch Quacksalbern verdächtig gemacht hatte
und als Hexe verbrannt worden war. Sie selbst
hatte als Söldnerfrau ihrem Gatten folgend, aufier
den der Base abgesehenen Eüosten einige me-
dizinische Kenntnisse aufgelesen, und einsam,
vom Gatten verlassen, hatte sie hie und da von
den Tränkchen, die sie aus selbstgesammelten
Kräutern gebraut, abgegeben. Daß sie nicht
immer geholfen, ja daß ein Kranker nach Jahren
üble Folgen zu verspüren meinte, waren ja Ver-
dachtsmomente genug. Dazu kam die Feind-
schaft einer ehemaligen Freundin und von deren
«Liebhaber, einem Apothekergesellen in Anspaoh,
der ihr bezeichnend genug auch in Leiden «in-
folge unmoralischen Lebenswandels Quecksilber
zu gebrauchen gegeben» und sich zu ihrem
«Ausspäher» gebrauchen ließ, außerdem die eines
neidischen Leibbarbieres. *K(UherichenT^^ wie
die Aermste genannt warde, wurde als <ün-
holdin» der Hexerei angeklagt, vor das «pein-
liche» Gericht geschleppt, und was der Ver-
theidigungsschriit des Schwiegersohns, eines
Pfarrers, nicht gelang, das gelang der von rühren-
der Sohnesliebe und vom unbefangenen urteil
des großen Forschers diktierten Schrift und dem
Eingreifen des großen Gelehrten. Aus der Folter-
kammer wanderte die fast zu Tode geängstigte
Greisin zum Liohte der Freiheit und neuen
Lebens. Das Bild des Forsohera gewinnt durch
die vortreffliche Darstellung Professor Oünther^B
neue sympathische Züge, und nicht nur für den
Kulturhistoriker, sondern auch für den Arznei-
kundigen ist seip Studium interessant und
fesselnd zugleich. Sehelenx.
Winke für die Ansftllirung chemiscli-
bakteriologiscker Arbeiten anf dem
Gebiete der Harn-, Spntnm-, Faecea-
naw. ünteranchnngen. Von Dr. Ernst
Kraft, G. A, Boxberger^s Apotheke
in Bad Eissingen. Berlin 1905. Ver-
lag des Dentsohen Apotheker -Vereins.
Preis: 1 Mk.
In dem Schriftchen werden dem Apotheken-
besitzer, der sich noch ein Nebeneinkommen
sichern will, recht pnüctische Batschläge erteilt
über die Einrichtung und die Arbeitsmethoden,
wie sie ein kleineres chemisch-bakteriologisches
Laboratorium erfordert Der Verfasser hat u. a.
auch in dem großen und bekannten Moskauer
Institut von Dr. Blumenthal gearbeitet und ver-
fügt daher über ausgedehnte praktische Erfahr-
ungen, die er in seinem Werkohen mit nieder-
I gelegt hat. P. Süß,
Verschiedene Mitteilungen
Neutrale schwimmende Seife
wird in der Weise hergestellt, daß man aus
pilierter neutraler Kernseife mit Hilfe einer
Formmaschine, in deren Mundstück ein ent-
sprechender Kern eingesetzt wurde, zylin-
drische oder prismatische Stücke formt, deren
Länge einem Vielfachen der Länge der ein-
zelnen Seifenstücke gleichkommt und die
einen dem Kerne entsprechenden Hohhranm
aufweisen. Dieser Hohlraum wird mit dem
bei der Herstellung von Glycerinseife ent-
stehenden Schaume in flüssigem oder er-
starrtem Zustande gefüllt, die einzelnen
Stücke geschnitten und durch Pressung der
Hohlraum an den Enden geschlossen. Diese
Art Seife ist der bisher erzeugten schwimm-
den Seife, die durch Auflösen von Seife in
Ghlomafrium- oder Kaliumkarbonatlösung
nnd Schaumschlagen erhalten wurde, insofern
überlegen, als sie ganz aus neutraler Seife
ohne Zusatz fremder Salze und Alkalien
besteht und zur Verminderung des spezifischen
Gewichtes keine anderen Gegenstände, wie
Korkholz, Eichenrinde oder hohle Bleoh-
kapseln darin sind. ^he.
Der Seifenfabrikant 1906, 450.
Kultur des Seifenbaumes in
Algerien.
Die getrockneten Früchte des Seifenbaumes,
Sapindus Saponaria, enthalten angeblich über
20 pCt Saponin, während Quillayarinde im
Höchstfalle 8 pGt enthält. Außerdem sind
in den Samen große Mengen Gel vorhanden.
Ein Baum liefert jährlich gegen 100 kg
Früchte im Werte von 6 bis 7 Mark. Das
Emteerträgnis geht fast vollständig nach
Deutschland, wo die Frucht teils zur Her-
1064
steUmig von reinem Saponin^ teils als Zn-
satz zn Wasehmitteln nnd znr Bereitung
von Kopfwaschwasser verwendet wird. Die
Enltnr des Seifenbanmes hält man daher in
Algerien fflr anssichtsreieh. WgL
Chem,'Zig. 1906, 1004.
Auf die verschiedene Verwende
barkeit des Tetrachlorkohlen-
stoffs
maeht die Chemische Fabrik Oriesheim-Eiek-
tron (Ghem. Industrie 1906, 231) aufmerk-
sam. Der Hanptvorteil bei der Arbeit mit
Tetrachlorkohlenstoff (anch kurzweg «Tetra»
genannt) ist die Feuer- und Explosionsricher-
heit Femer ist er seiner geringeren Ver-
dunstungwegen ökonomischer als das bflügere
Petroleumbenzin. Bei der Entfettung der
Rohknochen liefert er bessere Ausbeuten in
qualitativer und quantitativer Hinsicht Bei
der Extraktion von Lederleimrflckständen,
Fettrfiekständen, OelsaatpreßkucheU; Bleich-
erden aus der Pflanzenöl-, Ceresin- und
Paraffinindustrie; von gebrauchter Putz-
wolle wurd er mit Vorteil verwendet.
Ein besonderer Vorzug besteht darin, daß
auch vollkommen feuchte Materialien mit
Tetrachlorkohlenstoff vollständig entfettet
werden. In der Harz- und Lackindustrie
kann er zur Herstellung von Lacken und
Firnissen auf kaltem Wege dienen. Ebenso
gut ist er verwendbar als FleckreinigiiiigB-
mittel. . Seine narkotischen Eigenschaften
sind nicht größer als die des Benzin. Ein
gewisser Nachteil besteht darin, daß er
Eisenteile angreift und deshalb homogen
verbleite oder homogen verzinnte Gefäße
mit Spezialarmaturen notwendig sind.
-Ä4f.
Uranfünde in Südaustralien
sind kürzlich gemacht worden. Bei Olary
an der Broken Hill Eisenbahn wnrde
Garnotit gefunden, ein radiumhaltiges
Kaliumuranvanadat, das bisher nur in Kolo-
rado und den angrenzenden Teilen von Utah
gefunden wurde. Das Mineral war in der
untersuchten Oesteinsprobe nur in sehr ge-
ringer Menge vorhanden und von dem 6e*
stein schwer zu trennen. Es enthielt 62
bis 65 pCt Uranoxyd, 19 bis 20 pGt
Vanadiumsäure und Kali. Das Muttergestein
bestand in der Hauptsache aus Magneteisen-
stein mit Glimmer und Quarz und enthielt
das Garnotit als gelbe Inkrustation, teilweise
als Pulver. Die Hauptader war auf eine
Strecke von 200 Yards zu verfolgen; da-
neben lief eine kleinere Ader. Die Hanpt-
ader hatte eine Mächtigkeit von 2 bis 3^/^
Fuß. Es war nicht festzustellen, ob das
Erz auch in größerer Tiefe vorkommt, es
sollen aber Stollen angelegt werden.
Chem.'Ztg. 1906, Rep. 230. —he.
Briefwechsel.
Anfirage in Kr. 42^ Pelsetin ist eine
EräutermischaDg, die aus 78pGt Bohnenhülsen,
6 pGt Birkenblfittern, 4,8 pGt Maisnarben, 3,2
ZiDDkraat, 3 pGt BärentraubenblätteiD, 3,4 pCt
Löwenzahn bezw. Leinsamen, 1,6 pGt Ealmos-
wurzel und Bitterklee besteht. Sie kommt als
Tee oder grobes Pulver in den Handel.
3, M.
Erneuerung der Bestellung.
Zur Erneuerung von Zeitungsbestellungen bei der Post, welche Ende dieses Monats ablaufen
bedarf es der Vorausbezahlung des Betrages. Auf den ununterbrochenen und voll
ständigen Bezug der Zeitung kann nur gerechnet werden, wenn die Anmeldung recht
zeitig geschieht.
Der Postaufflage der heutigen Muminer liegt Bin
Post-Bestellzettel zur geffl. Benutzung bei.
V«liiwi I>r. A. Seha«ia«r
und Dr. F. 810, DraMton-BlMei
■ümri ur. A. Beui«lO«r, aavmmb nna ur. r. b«d, uwvtnma^
V«Milworllktar LMr: Sr. F. SftA, DrMdsn-BUMwIte.
"ki »aiiMMBail iu«k Jmllmi B»vliyr«r, B«IUi X., MMMIi
f«i fr. Y1M*1 Vsekl*lf «v (Kmaftlh ft MftkU)
iU.
8.
Pharmaceutische Centralhalle
für Deutschland.
Heraa8g;egeb6n von Dr. Jl« Sohneidei* und Di*. P. SOss.
ZeitBchrift fttr wissenschaftliclie nnd geschäftliche Interessen
der Fharmacie.
Qegrflndet von Dr. Hennaas Hager im Jahre 1859.
Erscheint jeden Donnerstag.
Bezugspreis vierteljährlich: dnrch Buchhandel oder Post 2,50 Mk., dnrch Qescbafts-
stelle hn Inland 3,— Mk., Ausland 3,50 Mk. — Einzahle Nmmnem 30 Pf.
Anseigen: die einmal gespaltene Klein-Zeile 30 PI, hei größeren Anzeigen oder ^ieder-
holnngen Preiserm&ßigong.
Leiter der I Dr. Alfred Schneider, Dreaden-A. 21; Schandaaer Str. 43.
Zettsohrlfl: J Dr. Panl Süß, Dresden-Blasewitz; Gostay Freytag-Str. 7.
Oeaehäftsstelle: Dresden-A. 21 ; Schandaner Straße 43.
Jfö52.
Dresden, 27. Dezember 1906.
Der neuen Folge XXVII. Jahrgang.
xLvn.
Jahrgang.
Inhalt: Chemie mnd Phttrmeoie: Vonehlag fttr die Neuaaegabe des Dentscben Anneibaebee, betr. Gen flant. —
Ersatz ffir TerpentiDOl. — Vorkommen Ton Caloiumoxalat in der Badix Colambo. — Darstellung einiger Bpiritos-
prftparate. — Neue Methode aar Bestimmung des Stiekstoffgehaltes der Nitroaellalose. — Bestimmung des freien
Fettes in Seifen. — Nachweis Ton Besordn. - Gescbäftsberidit von Caesar d: Lorets. — NehrnBcamlHel-Olieiliie.
- Therapentleelie Mltteiliiocen. — BÜeherseaan. — Yenehledene Mitteilansen. - Brlefweehicl.
Chemie iind PharaiacMe.
Vorschlag für die Neuausgabe
' des Deutschen Arzneibuches,
betreffend Cera flava.
Von Dr. P, Bohrisch, Dresden-A.
Obgleich ich bereits in der gemein-
schaftlich mit Rudolf Richter verfaßten
Arbeit «Zur Untersuchung Von gelbem
Wachs» (Pharm. Centralh. 47 [1906j,
Nr. 11 bis 16) die Angaben des Deut-
schen Arzneibuches IV einer kritischen
Besprechung unterzogen habe, ist es
doch vielleicht für die Arzneibuchkom-
miBsion von Interesse, wenn ich die
Abänderungen, welche mir bei dem
Artikel cGelbes Wachs» erforderlich
erscheinen, noch einmal zusammenfassend
wiedergebe und begrfinde.
Zunächst lasse ich den Artikel in der
Fassung folgen, wie er nach meinem
Dafürhalten a,m zweckmäßigsten in der
neuen Ausgabe des Arzneibuches zu
lauten hat:
«Bienenwachs wird durch vorsichtiges
Ausschmelzen der entleerten, von etwa
vorhandenen, aus Ceresin bestehenden
Eunstwaben sorgfältig getrennten Honig-
waben gewonnen. Gelbe oder graugelbe,
kömig brechende, bei 63^ bis 64^ zu
einer klaren, nach Honig riechenden
Flüssigkeit schmelzende Masse. Spez.
Gewicht 0,960 bis 0,970.
In ein auf die Hälfte seiner Länge
verjüngtes und am verjüngten Ende zu-
geschmolzenes Glasrohr bringt man 2
bis 3 Tropfen des geschmolzenen Wachses^
sammelt sie durch Neigen unmittelbar
über der Verengungsstelle und läßt
vollständig erkalten. Man läßt sodann
das Röhrchen mindestens 24 Stunden
liegen, stellt es hierauf in ein mit
kaltem Wasser gefülltes Becherglas, in
welches man zu gleicher Zeit ein Ther-
mometer eintaucht, und erwärmt mit
einer kleinen Flamme langsam, bis das
Tröpfchen herabzufließen beginnt Dieses
ist im Anfange des Schmelzens noch
1066
trüb. Erwärmt man dann weiter, so
soll die Temperatur, wenn der Tropfen
völlig durchsichtig erscheint, 63^ bis 649
betragen.
Mischt man 2 Teile Weingeist mit
7 Teilen Wasser, läßt diese Flüssigkeit
bei 15^ stehen, bis alle Luftblasen dar-
aus verschwunden sind und bringt kleine
Kugeln von gelbem Wachs hinein, so
sollen diese in der Flüssigkeit schweben
oder doch zum Schweben gelangen,
wenn durch Zusatz von Wasser das
spezifische Gewicht des verdünnten
Weingeistes auf 0,960 bis 0,970 ge-
bracht worden ist. Die hierzu erforder-
lichen Wachskugeln werden so her-
gestellt, daß man das Wachs bei mög-
lichst niederer Temperatur schmilzt und
dann mittels eines angewärmten Glas-
stabes derart in kalten Alkohol tropft,
daß der Glasstab mit dem Wachse die
Oberfläche des Alkohols fast berührt.
Bevor die so erhaltenen, allseitig ab-
gerundeten Körper zur Bestimmung des
spezifischen Gewichtes benutzt werden,
sollen sie 24 Stunden lang an der Luft
liegen bleiben.
Wird 1 g gelbes Wachs mit 20 ccm
Weingeist während einiger Minuten
gekocht und nach einer Stunde ab-
filtriert, so soll die erkaltete, fast farb-
lose Flüssigkeit blaues, mit Wasser an-
gefeuchtetes Lackmuspapier nur schwach
röten. Ferner soll 1 Teil des Filtrates,
mit der gleichen Menge Wasser versetzt
und nach einstündigem Stehen mit noch
3 Teilen Wasser gemischt eine Flüssig-
keit geben, welche weder stark getrübt
werden, noch weiße Flocken ausscheiden
soll.
Wird 1 g gelbes Wachs mit 10 ccm
Wasser und 3 g Natriumkarbonat bis
zum lebhaften Sieden erhitzt, so soll
sich nach dem Erkalten das Wachs
über der Salzlösung wieder abscheiden.
Diese selbst darf nicht mehr als opal-
isierend getrübt erscheinen.
Werden 4 g gelbes Wachs mit 80
ccm 96proc. Alkohol versetzt, einige
Minuten auf dem Wasserbade oder auf
dem Asbestdrahtnetze gekocht, wobei ein
etwa 1,5 m langes Glasrohr als Kühler
dient, und wird, nach Zusatz von 20
Tropfen Phenolphthaleinlösung, wein-
geistige Halb • Normal - Kalilauge zu-
gesetzt, so sollen zur Bötung 2,6 bis
3,1 ccm Lauge erforderlich sein. Die
Titration muß so schnell darchg:e-
führt werden, daß die Flüssigkeit
nicht erkalten oder sich trüben kann.
Hierauf fügt man weitere 30 ccm der-
selben Kalilauge hinzu, erhitzt die
Mischung 2 bis 3 Stunden im lebhaft
kochenden Wasserbade oder 6 bis 6 Stan-
den auf dem Asbestdrahtnetz unter An-
wendung der vorher angegebenen Kflhl-
vorrichtung und titriert mit Halb-Normal-
Salzsäure bis zur Entfärbung. Elrhitzt
man hierauf nochmals etwa 5 Minuten
zum Kochen, wobei die Rotfärbung
gewöhnlich wiederkehrt, und titriert
jetzt endgiltig bis zur Entfärbung, so
sollen zur Bindung der überschüssigen
Lauge 19,2 bis 19,5 ccm Säure er-
forderlich sein.»
Die Abänderungen, welche ich hier-
nach betreffs des Artikels «Gera flava»
für die Neuausgabe des Deutschen Arznei-
buches fordere, sind nicht unerhebliche,
und ich halte es infolgedessen für not-
wendig, sie im folgenden nochmals ein-
gehend zu begründen.
Auf die künstlichen, aus Ceresin be-
stehenden Kunstwaben hinzuweisen, halte
ich für sehr wichtig, da heutzutage fast
alle Imker zur Vermehrung der Honig-
ausbeute den Bienen künstliche Waben
in die Stöcke stellen. Eä kommt dann
sehr häufig vor, daß die Kunstwaben mit
den Naturwaben bei der Wachsgewinn-
ung zusammengeschmolzen werden.
Das jetzige Arzneibuch spricht von
einer gelben, kömig brechenden Masse.
Beines Bienenwachs braucht nicht immer
gelb auszusehen. Das Jungfemwachs
z. B. ist von schmutzig weißlichgelber
Farbe, ebenso gibt es genug notorisch
reine Wachse, welche von sehr aroma-
tischem Gemche sind, aber nicht gelb,
sondem graugelb aussehen.
Bezüglich des Schmelzpunktes erscheint
es zweckmäßig, für Wachs die Schmelz-
punktmethode nach Hager anzuführen,
da mittels dieser der Schmelzpunkt des
Wachses in einfacher und einwandfreier
1067
Weifse ermittelt werden kann. Die
Schmelzpunktbestimmung, welche das
Deutsche Arzneibuch IV in der Vorrede
fflr Fette und fettähnliche Substanzen
(und dazu gehört doch wohl das Wachs)
vorschreibt, ist für Wachs nicht zu
empfehlen.
Das zpezifische Gewicht des Wachses
soll nach dem Deutschen Arzneibuch IV
0,962 bis 0,966 betragen, doch dürften
sich diese Zahlen als kritische Grena-
zahlen kaum aufrecht erhalten lassen.
Fischer und Hartwich geben an, daß
die niedrigste Angabe in der Literatur
0,956, die höchste 0,975 ist. Budolf
Richter und ich haben ein notorisch
reines Wachs untersucht, welches das
spezifische Gewicht 0,958 besaß.
Z. Dieterich fand für unverdächtiges
Wachs in 767 Bestimmungen das spez.
Gewicht zwischen 0,960 und 0,968
liegend. Nach Hageres Handbuch der
pharmazeutischen Praxis bewegt sich
das spez. Gewicht des reinen Bienen-
wachses im allgemeinen zwischen 0,960
und 0,970, und ich möchte diese Zahlen
auch in dem neuen Arzneibuch angegeben
wissen.
Die Forderung des Deutschen Arznei-
buches IV, daß 1 g gelbes Wachs, wenn
es mit 20 ccm Weingeist während einiger
Minuten gekocht und nach 1 Stunde
abfiltriert wird, eine Flüssigkeit geben
soll, welche blaues Lackmuspapier nicht
röten darf, ist unerfüllbar. Auch reines
Wachs gibt mit blauem Lackmuspapier
eine schwache Bötung, von Spuren ge-
löster Cerotinsäure herrührend. Das
Deutsche Arzneibuch III ließ eine
schwache Rotfärbung zu und zwar in
ganz berechtigter Weise. Das Ver-
dünnen des alkoholischen Filtrats mit
Wasser zeigt, wenn es vorsichtig aus-
geführt wird, deutlich die Anwesenheit
von Kolophonium oder Stearinsäure an.
Setzt man dem alkoholischen Filtrate
1 Teil Wasser zu, läßt eine Stunde lang
stehen und fügt nun noch 3 Teile
Wasser unter Ümschütteln zu, so ent-
steht bei Gegenwart von Kolophonium
eine milchige Trübung, während sich
bei Anwesenheit von Stearinsäure aus
der stark getrübten Flüssigkeit nach
kurzer Zeit weiße Flocken abscheiden.
Durch die Alkoholprobe kann man also
wenn sie vorsichtig ausgeführt wird,
gegebenenfalls feststellen, ob ein Wachs
mit Kolophonium oder ob es mit Stearin-
säure verfälscht ist.
Die im Deutschen Arzneibuch IV an-
gegebene Vorschrift zur Ausführung der
von Hübrschen Probe gibt keine rich-
tigen Werte. Zunächst ist es unbedingt
nötig, mit möglichst hochprocentigen
alkoholischen Flüssigkeiten zu arbeiten
und einen reichlichen Ueberschuß von
alkoholischer Kalilauge anzuwenden.
Für 5 g Wachs genügen 20 ccm Halb-
Normal-Kalilauge nicht, wie schon K
Dieterich und nach ihm Werder und
Langkopf festgestellt haben. Femer ist
es unerläßlich, die Dauer der Verseif-
ung im kochenden Wasserbade nicht auf
eine halbe Stunde zu beschränken, son-
dern auf mehrere Stunden auszudehnen.
Rud. Richter und ich haben durch eigene
Versuche festgestellt, daß es nötig ist,
beim Einhängen des Verseifungskolbens
in das siedende Wasserbad 2 bis 3
Stunden zu erhitzen, während beim Er-
hitzen auf dem Asbestdrahtnetz über
freier Flamme in der Art, wie es Ragnar
Berjf vorschreibt (Chem.-Ztg. 1903, 753),
die Kochdauer 5 bis 6 Stunden be-
tragen muß. R. Berg selbst hält in der
Regel ein vierstündiges Erhitzen auf
dem Asbestdrahtnetz für nötig; bei
außereuropäischen Wachssorten fordert
er sogar 8 Stunden. Im allgemeinen
wird man bei der Wachsverseifuiig mit
2 stündigem Erhitzen im siedenden
Wasserbade, bez w. 4 stündigem Erhitzen
auf dem Asbestdrahtnetze auskommen.
Da aber bei dem Rückgange der Wachs-
produktion in Deutschland auch mit
ausländischen Wachsarten gerechnet
werden muß, erhitzt man vorsichtiger-
weise etwas länger. Bei Bestimmung
der Säurezahl ist eß von großer Wichtig-
keit, die Titration so schnell durchzu-
füren, daß die Flüssigkeit nicht erkalten
oder sich trüben kann. Ein nochmaliges
Erhitzen und Weitertitrieren ist un-
statthaft, da die Säurezahlen hierdurch
immer zu hoch ausfallen, vielleicht, wie
R. Berg annimmt, weil sich der
1066
trüb. Erwärmt man dann weiter, so
soll die Temperatur, wenn der Tropfen
völlig durchsichtig erscheint, 630 bis 64P
betragen.
Mischt man 2 Teile Weingeist mit
7 Teilen Wasser, läßt diese Flüssigkeit
bei Ib^ stehen, bis alle Luftblasen dar-
aus verschwunden sind und bringt kleine
Kugeln von gelbem Wachs hinein, so
sollen diese in der Flüssigkeit schweben
oder doch zum Schweben gelangen,
wenn durch Zusatz von Wasser das
spezifische Gewicht des verdünnten
Weingeistes auf 0,960 bis 0,970 ge-
bracht worden ist. Die hierzu erforder-
lichen Wachskugeln werden so her-
gestellt, daß man das Wachs bei mög-
lichst niederer Temperatur schmilzt und
dann mittels eines angewärmten Glas-
stabes derart in kalten Alkohol tropft,
daß der Glasstab mit dem Wachse die
Oberfläche des Alkohols fast berührt.
Bevor die so erhaltenen, allseitig ab-
gerundeten Körper zur Bestimmung des
spezifischen Gewichtes benutzt werden,
sollen sie 24 Stunden lang an der Luft
liegen bleiben.
Wird 1 g gelbes Wachs mit 20 ccm
Weingeist während einiger Minuten
gekocht und nach einer Stunde ab-
filtriert, so soll die erkaltete, fast farb-
lose Flüssigkeit blaues, mit Wasser an-
gefeuchtetes Lackmuspapier nur schwach
röten. Femer soll 1 Teil des Filtrates,
mit der gleichen Menge Wasser versetzt
und nach einstündigem Stehen mit noch
3 Teilen Wassei* gemischt eine Flüssig-
keit geben, welche weder stark getrübt
werden, noch weiße Flocken ausscheiden
soll.
Wird 1 g gelbes Wachs mit 10 ccm
Wasser und 3 g Natriumkarbonat bis
zum lebhaften Sieden erhitzt, so soll
sich nach dem Erkalten das Wachs
über der Salzlösung wieder abscheiden.
Diese selbst darf nicht mehr als opal-
isierend getrübt erscheinen.
Werden 4 g gelbes Wachs mit 80
ccm 96proc. Alkohol versetzt, einige
Minuten auf dem Wasserbade oder auf
dem Asbestdrahtnetze gekocht, wobei ein
etwa 1,5 m langes Glasrohr als KtUder
dient, und wird, nach Zusatz von 20
Tropfen Phenolphthalämlösung, wein-
geistige Halb - Normal - Kalilange zu-
gesetzt, so sollen zur Bötung 2,6 bis
3,1 ccm Lauge erforderlich sein. Die
Titration muß so schnell durchge-
führt werden, daß die Flüssigkeit
nicht erkalten oder sich trüben kann.
Hierauf fügt man weitere 30 ccm der-
selben Kalilauge hinzu, erhitzt die
Mischung 2 bis 3 Stunden im lebhaft
kochenden Wasserbade oder 6 bis 6 Stun-
den auf dem Asbestdrahtnetz unter An-
wendung der vorher angegebenen Kühl-
vorrichtung und titriert mitHalb-Normal-
Salzsäure bis zur Entfärbung. Erhitzt
man hierauf nochmals etwa 5 Minuten
zum Kochen, wobei die Botfärbung
gewöhnlich wiederkehrt, und titriert
jetzt endgiltig bis zur Entfärbung, so
sollen zur Bindung der überschfisdgen
Lauge 19,2 bis 19,5 ccm Säure er-
forderlich sein.»
Die Abänderungen, welche ich hier-
nach betrelFis des Artikels «Gera flava»
für die Neuausgabe des Deutschen Arznei-
buches fordere, sind nicht unerhebliche,
und ich halte es infolgedessen für not-
wendig, sie im folgenden nochmals ein-
gehend zu begründen.
Auf die künstlichen, aus Ceresin be-
stehenden Kunstwaben hinzuweisen, halte
ich für sehr wichtig, da heutzutage fast
alle Imker zur Vermehrung der Honig-
ausbeute den Bienen künstliche Waben
in die Stöcke stellen. Es kommt dann
sehr häufig vor, daß die Kunstwaben mit
den Naturwaben bei der Wachsgewinn-
ung zusammengeschmolzen werden.
Das jetzige Arzneibuch spricht von
einer gelben, kömig brechenden Masse.
Reines Bienenwachs braucht nicht immer
gelb auszusehen. Das Jungfemwachs
z. B. ist von schmutzig weißlichgelber
Farbe, ebenso gibt es genug notorisch
reine Wachse, welche von sehr aroma-
tischem Gemche sind, aber nicht gelb,
sondern graugelb aussehen.
Bezüglich des Schmelzpunktes erscheint
es zweckmäßig, für Wachs die Schmelz-
punktmethode nach Hager anzuführen,
da mittels dieser der Schmelzpunkt des
Wachses in einfacher und einwandfreier
1067
Weise ermittelt werden kann. Die
Schmelzpnnktbestimmung, welche das
Deutsche Arzneibuch IV in der Vorrede
far Fette und fettähnliche Substanzen
(und dazu gehört doch wohl das Wachs)
Yorschreibt, ist für Wachs nicht zu
empfehlen.
Das zpeziflsche Gewicht des Wachses
soll nach dem Deutschen Arzneibuch IV
0,962 bis 0,966 betragen, doch dürften
sich diese Zahlen als kritische Grena-
zahlen kaum aufrecht erhalten lassen.
Fischer und Hartwich geben an, daß
die niedrigste Angabe in der Literatur
0,956, die höchste 0,976 ist. B^dolf
Richter und ich haben ein notorisch
reines Wachs untersucht, welches das
spezifische Gewicht 0,958 besaß.
K. Dieterich fand für unverdächtiges
Wachs in 767 Bestimmungen das spez.
Gewicht zwischen 0,960 und 0,968
liegend. Nach Hageres Handbuch der
pharmazeutischen Praxis bewegt sich
das spez. Gewicht des reinen Bienen-
wachses im allgemeinen zwischen 0,960
und 0,970, und ich möchte diese Zahlen
auch in dem neuen Arzneibuch angegeben
wissen.
Die Forderung des Deutschen Arznei-
buches IV, daß 1 g gelbes Wachs, wenn
es mit 20 ccm Weingeist während einiger
Minuten gekocht und nach 1 Stunde
abfiltriert wird, eine Flüssigkeit geben
soll, welche blaues Lackmuspapier nicht
röten darf, ist unerfüllbar. Auch reines
Wachs gibt mit blauem Lackmuspapier
eine schwache Bötung, von Spuren ge-
löster Oerotinsäure herrührend. Das
i)eutsche Arzneibuch III ließ eine
schwache Rotfärbung zu und zwar in
ganz berechtigter Weise. Das Ver-
dünnen des alkoholischen Filtrats mit
Wasser zeigt, wenn es vorsichtig aus-
geführt wird, deutlich die Anwesenheit
von Kolophonium oder Stearinsäure an.
Setzt man dem alkoholischen Filtrate
1 Teil Wasser zu, läßt eine Stunde lang
stehen und fügt nun noch 3 Teile
Wasser unter Umschütteln zu, so ent-
steht bei (Gegenwart von Kolophonium
eine milchige Trübung, während sich
bei Anwesenheit von Stearinsäure aus
der stark getrübten Flüssigkeit nach
kurzer Zeit weiße Flocken abscheiden.
Durch die Alkoholprobe kann man also
wenn sie vorsichtig ausgeführt wird,
gegebenenfalls feststellen, ob ein Wachs
mit Kolophonium oder ob es mit Stearin-
säure verfälscht ist.
Die im Deutschen Arzneibach IV an-
gegebene Vorschrift zur Ausführung der
van Hübrschen Probe gibt keine rich-
tigen Werte. Zunächst ist es unbedingt
nötig, mit möglichst hochprocentigen
alkoholischen Flüssigkeiten zu arbeiten
und einen reichlichen Ueberschuß von
alkoholischer Kalilauge anzuwenden.
Für 6 g Wachs genügen 20 ccm Halb-
Normal-Kalilauge nicht, wie schon K.
Dieterich und nach ihm Werder und
Langkopf festgestellt haben. Femer ist
es unerläßlich, die Dauer der Verseif-
ung im kochenden Wasserbade nicht auf
eine halbe Stunde zu beschränken, son-
dern auf mehrere Stunden auszudehnen.
Rud. Richter und ich haben durch eigene
Versuche festgestellt, daß es nötig ist,
beim Einhängen des Verseifungskolbens
in das siedende Wasserbad 2 bis 3
Stunden zu erhitzen, während beim Er-
hitzen auf dem Asbestdrahtnetz über
freier Flamme in der Art, wie es Ragnar
Berjf vorschreibt (Chem.-Ztg. 1903, 753),
die Kochdauer 5 bis 6 Stunden be-
tragen muß. R. Berg selbst hält in der
Regel ein vierstündiges Erhitzen auf
dem Asbestdrahtnetz für nötig; bei
außereuropäischen Wachssorten fordert
er sogar 8 Stunden. Im allgemeinen
wird man bei der Wachsverseifuiig mit
2 stündigem Erhitzen im siedenden
Wasserbade, bezw. 4 stündigem Erhitzen
auf dem Asbestdrahtnetze auskommen.
Da aber bei dem Rückgange der Wachs-
produktion in Deutschland auch mit
ausländischen Wachsarten gerechnet
werden muß, erhitzt man vorsichtiger-
weise etwas länger. Bei Bestimmung
der Säurezahl ist eß von großer Wichtig-
keit, die Titration so schnell durchzu-
füren, daß die Flüssigkeit nicht erkalten
oder sich trüben kann. Ein nochmaUges
Erhitzen und Weitertitrieren ist un-
statthaft, da die Säurezahlen hierdurch
immer zu hoch ausfallen, vielleicht, wie
R. Berg annimmt, weil sich der
1068
Palmitinsänremyricylester etwas verseift.
Bei der Bestimmung der Esterzahl
genügt es nicht, nachdem man das
Wachs verseift hat, die ttberschfissige
alkoholische Halb-Normal-Ealilange mit
wässeriger Halb-Normal-Salzsänre zurück
zu titrieren, sondern es ist erforderlich,
nach dem Entfärben der Flüssigkeit
nochmals einige Minuten zu erhitzen,
wobei die rote Farbe fast stets wieder
auftritt, und dann entgiltig bis zur Ent-
färbung zu titrieren. Durch Versuche
haben R. Richter und ich festgestellt,
daß im allgemeinen ein nochmaliges,
5 Minuten langes Kochen genfigt. Bei
normalen Wachsarten braucht man zur
Eficktitration des wieder abgespaltenen
Aetzkali 0,2 bis 0,5 ccm Halb-Normal-
SaJzsäure, während bei Wachsen, welche
mit Kohlenwasserstoffen verfälscht waren,
bedeutend mehr Halb-Normal-Salzsäure
zum Zurücktitrieren verbraucht wurde,
üeber die Theorie des neuerlichen Auf-
tretens von Aetzkali, nachdem das erste
Mal zurücktitriert worden ist, hat sich
Kohn dahin geäußert, daß das Glas zu-
nächst Alkali als Alkalisilikat bindet
und daß dieses dann wieder abgespalten
wird, wenn andere Gleichgewichtszu-
stände in der Verseifungsflüssigkeit ein-
getreten sind. Ob die Kohn'sche Er-
klärung die richtige ist, oder ob ein
rein mechanischer Vorgang vorliegt,
will ich dahingestellt sein lassen. Auf
jeden Fall ist ein nochmaliges Erhitzen
und Zurücktitrieren bei der Esterzahl-
bestimmung unerläßlich.
Nach dem Deutschen Arzneibuch IV
sollen 6 g gelbes Wachs, mit 60 ccm
Weingeist auf dem Wasserbade bis zum
beginnenden Sieden erwärmt und nach
Zusatz von Phenolphthale'inlOsung mit
weingeistiger Halb - Normal - Kalilauge
versetzt, 3,3 bis 4,3 ccm Lauge zur
Eötung brauchen, was einer Säurezahl
von 18,6 bis 24,1 entspricht. Ferner
sollen nach Zusatz von weiteren 20 ccm
alkoholischer Halb-Normal-Kalilaugenach
beendeter Verseifung 6,5 bis 7,0 ccm
Halb-Normal-Salzsäure zur Bindung der
überschüssigen Lauge erforderlich sein,
entsprechend einer Esterzahl von 73,0
bis 75,8. Die Verseif ungszahl würde
sich hiemach zu 91,5 bis 99,9 berech-
nen, die Grenzen sind bei dieser aber
unbedingt zu weit gezogen, weil das
Maximum der Säurezahl zu hoch ge-
griffen ist. Hageres Handbuch der
pharmazeutischen Praxis, sowie die
Realenzyklopädie der gesamten Phar-
mazie geben für gelbes Wachs eine
Säurezahl von 20 und eine Verseifnngs-
zahl von 96 an. R. Berg fand bei 1427
von ihm untersuchten reinen deutschen
Wachsen im Mittel eine Säurezahl von
19,2 bis 20,4 und eine Verseifungszahl
von 92,0 bis 97,0. Bei 35 von Rud.
Richter und mir untersuchten reinen
gelben Wachsen betrug das Minimum
der Säurezahl 18,2, das Maxunum 21,9,
das Minimum der Verseifungszahl 91,4,
das Maximum 98,5. Ich schlage auf
grund des angegebenen Zahlenmaterials
vor, für die Säurezahl die Grenzwerte
18,5 bis 22,0 und für die Verseifungs-
zahl die Grenzwerte 92,0 bis 98,0 ccm
anzunehmen. Aus diesen Zahlen würde
sich eine Esterzahl von 73,5 (92,0 minus
18,5) bis 76 (98,0 minus 22,0) ergeben.
Uebrigens berechnen sich, genau ge-
nommen, für eine Säurezahl von 18,5
bis 22,0 nicht 2,6 bis 3,1 ccmHalb-Normal-
Kalilauge, sondern 2,63 bis 3,14 ccm,
für eine Esterzahl von 73,5 bis 76,0
nicht 19,2 bis 19,5 ccm Halb-Normal-
Salzsäure, sondern 19,18 bis 19,53 ccm.
Im allgemeinen genügen jedoch die auf
die 1. Decimale abgerundeten Zahlen.
Schließlich überlasse ich es dem Er-
messen der Arzneibuch- Kommission, die
Biichnerz^ in das neue Arzneibuch
aufzunehmen. Diese ist bei den sogen.
Wachskompositionen von großem Wert
Die Ausführung der BuchnerzM er-
folgt am besten nach der in der Pharm.
Centralh. 47 [1906], 277 angegebenen
Vorschrift.
Ein Ersatz fOr Terpentiiitfl wird unter den
Namen «Terabentine» yon der «Terabentine
Co.» in Philadelphia seit einiger Zeit in den
Handel gebraobt. Wie die Fabrikanten angeben
enthält dasselbe keine Naphtha, hinterlfidt keine
Fettflecken oder fettigen Bückstände, sondern
trocknet auf weißem Papier vollkommen rein anf.
Es ist frei von Säure, Alkali nnd Schwefel, greift
Farbstoffe nicht an und yennisoht sich leioht
mit Farben, Gelen and Firnissen. Auch mischt
es sich mit Alkohol und löst Eautsohuk auf.
Ztsehr. /. angew, Chem, 1906, 1144. Bit.
1069
Ueber das Vorkommeii von
Calciumozalat in der Radix
Columbo.
Von Dr. Tunmann,
Fast allgemein findet man in den
Lehr- nnd Handbächem der Pharma-
kognosie die Angabe, daß Oxalatkristalle
in der Radix Golnmbo nnr in den be-
kannten Steinzellen der Äußenrinde auf-
treten. So erwähnt Flückiger (Pharma-
kognosie des Pflanzenreiches 11, S. 382) :
«Die Sklerenchymzellen schließen zahl-
reiche, sehr gut ausgebildete Kristalle
ein», und Oilg (Lehrbuch der Pharma-
kognosie, S. 103) sagt : «Kristalle (Einzel-
kristalle) kommen nur in den Stein-
zellen der Rinde vor». Derselben An-
sicht ist auch das Arzneibuch, wel-
ches doch sonst das Vorkommen von
Oxalatkristallen bei den offizineilen
Drogen sorgfältig erwähnt.
Diese Angaben sind revisionsbedürftig.
Nicht nur die übrige Rinde, sondern
auch der gesammte Holzkörper führt
Oxalatkristalle. Diese treten naturgemäß
bei der Columbowurzel nicht auffällig
hervor, da sie durch Stärke verdeckt
werden und isind selbst in aufgehellten
Präparaten in großen Parenchjrmzelien
leicht zu übersehen; immerhin ist die
Droge als ziemlich reich an Oxalat zu
bezeichnen. Der Einwand, die Kristalle
wären beim Präparieren aus den Stein-
zellen in das benachbaite Gewebe über-
tragen, ist unbegründet, weil ja die
Steinzellenzone bekanntlich nahe dem
Kork liegt, und man mithin leicht Prä-
parate herstellen kann, welche die Stein-
zellen absolut nicht berühren. Um sich
von dem Oxalatgehalt zu überzeugen,
braucht man nicht einmal den Schnitt
aufzuhellen, denn bei Zusatz von konz.
Schwefelsäure wird sich fast jedes Prä-
parat nach einigen Augenblicken mit
den bekannten Gipsnadeln bedecken.
Die Anwendung von mäßig verdünnter
Schwefelsäure (2 Wasser + 8 Säure)
ist insofern vorteilhafter, weil alsdann
die Gipsnadeln schöner und größer wer-
den, während das Präparat selbst nicht
zerstört wird.
Während aber das CalcAimoxalat in
den Steinzellen in den bekannten schönen
klinorhombischen Kristallen vorkommt,
findet er sich außerhalb derselben in
überwiegender Mehrzahl in größeren,
undeutlich kristallinischen Klumpen,
welche in manchen Fällen der Zell wand
anliegen ; daneben kommen jedoch auch
kleine gut ausgebildete Einzelkristalle,
namentlich Nadeln und Prismen, vor.
Letztere finden sich öfters in größerer
Menge in der Innenrinde, in der Nähe
des Cambium, und diese sind es jeden-
falls gewesen, welche Bödeker (Ann. d.
Ghem. und Pharm. 69, 37 u. 47) s. Zt.
für auskristallisiertes G o 1 u m b i n
hielt.
Zur Darstellung einiger
Spirituspräparate.
Die spezifischen Gewichte für SpirituB
Cochleariae, Sp. Juniperi, Sp. Lavandulae,
Sp. Serpylli smd in der Ph. Helv. III nach
E. Beutiner irrtümlich als zu hoch an-
genommen. Der Verfasser weist daher auf
die Notwendigkeit hin, die spezifischen Ge-
wichte obiger und ähnlicher Präparate nach-
zuprüfen, auch wenn man letztere selbst
bereitet hat. Bei dem Verfahren nach
Ph. Helv. III, die Substanzen nach Mazer-
ation mit Weingeist und Wasser zu destill-
ieren, werden beträchtliche Mengen Wein-
geist und ätherische Oele zurückgehalten und
gelangen nicht in das Destillat. Die beste
Methode zur Gewinnung der Spiritnspräparate
ist die Dampfdestillation, bei der die zu
destillierende Droge mit der vorgeschriebenen
Menge Weingeist in der Blase mazeriert
wird; hierauf destilliert man den größten
Teil des Weingeistes über und leitet dann
Wasserdampf durch, bis das Gewicht des
Destillates erreicht ist. Die so erhaltenen
Destillate, deren Alkoholgehalt dem zur Ver-
wendung gelcommenen Weingeist völlig oder
fast völlig entspricht, sind reicher an aro-
matischen Stoffen und kräftiger im Geruch
und Geschmack. 2V.
Sehtoeix. Wochenackr, /". Ghem. u. Phcunn.
190H, 437.
10?0
Neue Methode zur Besttmmung
des Stickstofliselialtes der Nitro*
Zellulose.
Bei der Verseif ung der Kitrozeliuloae mit
NatronJange wird, wie Bäußermann fest-
Btellte, neben Nitrat infolge Reduktion durch
die organischen Stoffe auch Nitrit, Ammoniak
und eine geringe Menge einer stickstoff-
haltigen Substanz erhalten. Busch fand
liun in Gemeinschaft mit S, Schneider^
daß die reduzierende Wirkung des Zellulose-
tnaterials durch Zuhilfenahme von Wasser-
Stoffperoxyd soweit gemindert werden kann^
daß die Salpetersäure nur bis' zur salpetrigen
B&ure reduziert wird, so daß beim Kochen
Von Nitrozellulose mit Natronlauge bei Gegen-
wart von überschüssigem Wasserstoffperoxyd
ausschließlich nur Nitrat und Nitrit resultiert,
während die ZeUulose gleichzeitig durch
Hydrolyse vollkommen in lösliche Form
übergeführt wird. Die salpetrige Säure wird
Nitren in 5 proo. Essigsäure) versetzt ; man läßt er-
kalten und stellt das Oefäß darauf 1 V^ biR 2 Standen
an einen kahlen Ort, am besten in ELswasser.
Das Nitrat wird abgesaugt, mit dem FUtrat
nachgespült und sohheßlioh mit 10 com Eis-
wasser in 3 bis 4 Portionen nachgewaschen.
Dorch 8/48tÜDdige8 Trocknen bei 110^ erreicht
man Oewichtskonstanz
Die Resultate einer Reihe von Analysen
zeigen gute üebereinstimmung. Ein Vorteil
der Methode ist u. a. der^ daß ohne erheb-
lichen Aufwand an Zeit und Arbeit eine
größere Reihe von Analysen nebeneuiander
ausgeführt werden kann. BU.
Ztsehr. f. angew, Ckem, 19C6, 1329.
Zur BeBtimmuDg des freien
Fettes in Seifen
verfährt man in der Weise, daß 10 g der
Seife genau abgewogen und in 50 eem
neutralisiertem Alkohol gelOst werden. Das
freie Alkali wird dann vorsichtig mit Säore
iiÄT'bdm Äiiäü^ d^'ikaitadTeii' Ü^ peutralifflert und dann mit 10 oomjükohol-
ung, welche überschüssiges Wasserstoffper-
oxyd enthält, quantitativ zu Salpetersäure
oxydiert Auf diese Weise erhält man den
Gesamtstickstoff m Form von Salpetersäure,
welche hierauf mittels cNitron» (Pharm.
Oentralh.46 [1905], 889) gefällt und durch
Wägung bestimmt wird. Raschig weist
darauf hin, daß aus salpetriger Säure und
Wasserstoffperoxyd in erster Linie Ueber-
salpetersäure entsteht, die aber mit Wasser
sehr bald zu Wasserstoffperoxyd und Sal-
petersäure zusammentritt, so daß man an-
nehmen kann, daß, wie auch Busch er-
widert, da die Fällung mit Nitren stets in
heißer Lösung erfolgt, bei der Fällung alle
Uebersalpetersäure in Salpetersäure über-
geführt ist
Etwa 0,2 ^ Nitrozellulose werden in einem
nicht zu weiten ErUnmeyer-Koihen von 150
com Inhalt mit 5 com 30 proo. Natronlauge und
10 com 3 proo. Lösung von Wasserstoffperoxyd
(reines Iferdb'sohes Präparat) zunächst einige
Minuten auf dem Wasserbade erwärmt, bis (be
erste Sohaumbildung vorüber, und dann aaf
freier Flamme gekocht, wobei meist innerhalb
weniger Minuten Lösung erfolgt. Man fügt als*
dann noch 40 com Wasser and 10 com Per-
oxydlösung hinzu und läßt in die auf 50^ er-
wärmte Flüssigkeit mittels Pipette 40 ocm
5 proo. Schwefelsäare am Boden des Oefaßes
einlaufen. Nachdem die Flüssigkeit nunmehr
bis etwa 80 <> erwärmt, wird sie mit 12 com
Nitronaoetatlösung (10 proo. Lösung von
ischer Kalilauge verseift und mit Säure
zurücktitriert. Aus der verbrauchten Lauge-
menge kann die Menge des vorhandenen
Neutralfettes berechnet werden, wenn die
Art des verwendeten Fettes bekannt ist,
oder das Molekulargewicht der Fettsäoren
bestimmt worden ist —he.
Der Seifmfdbrikant 1906. 881.
Zum Nachweis von Besoroin
verwendet Ä. Carobbio (Bell. Ghhn. Farm.
1906; 365) eine Flüssigkeit, die er dorch
Zufügung von soviel Ammoniakflflssigkdt
zu Zinkchlorid bereitet, daß eine klare Los-
ung erhalten wird. Hiervon wud 1 com
in einem Reagensglase mit 1 bis 2 ocm
einer ätherischen Ltenng des zu unter-
suchenden Körpers Übersohichtet Bei Gegen-
wart von Resordn bildet sich an der Be-
rühmngstelle em gelber Ring, der schnell
in Grün, Blau und in wenigen Minuten
in Azur Übergeht Wird das Zinkehlorid
durch Alumininmehlorid ersetzt, so tritt
die Reaktion weniger rasoh und deutlich
ein.
Hydro chinon bildet einen gelben,
sich bald braunrot färbenden Ring, Pjro-
katechin dagegen sofort einen granat-
roten, --te—
lOTl
Aus dem Geschäftsbericht von
Caesar & Loretz, Halle a, S.
Anfang September 1906.
(Schluß von Seite 1057.)
Semen StrychnL G, Fromme berichtet: «In
der einschlägigen Literatur findet sich nirgends
eine Angabe über die Ursache der augenfälligen
Differenz zwischen dem auf titiimetrischem und
gravimetrischem Wege erbaltenen Resultate. Ein
und dieselbe Probe Strychnosamen zeigt z. B.
nach D. A..B. IV durch Titration 3.80 pCt
» KeUer » Wägung 3.39 »
» » » Titration 2,71 »
Welche von diesen Methoden zeigt den wahren
Alkaloidgehait an ? Ich habe versucht, diese Frage
zu beantworten, bin aber mit meinen Arbeiten
nicht ganz zum Ziele gekommen; doch habe ich
dabei Beobachtungen von allgemeinem Interesse
gemacht, die ich der Oeffenüichkeit übergeben
möchte :
Schüttelt man gepulverten Stiychnossamen mit
Aetherchloroform und Natronlauge und filtriert
alsdann die Flüssigkeit von dem Pulver ab, so
erhält man eine Flüssigkeit, die opalisierend trübe
ist und erst nach längerem Stehen unter Abscheid-
ung von Flocken sich klärt« Schüttelt man das
Filtrat mit wenig Wasser, so tritt starke Trübung
ein und das Wasser setzt sich zunächst als milch-
ige Flüssigkeit ab. Das nach £e^{er*scher Methode
übliche Klärungsverfahren (indem man das Gemisch
von Pulver, Aetherchloroform und Lauge mit etwa
ebensoviel Wasser schüttelt, als man Lauge ver-
wendet hat) versagt hier, weil dadurch starke
Trübung eintritt. Diese Beobachtung ei wähnte
meines Wissens zuletzt Panehofud in der Schweiz.
Wochenschr. f. Chem. u. Pharm. 1903. S. 526,
ohne hierfür aber eine Erklärung zu geben.»
Aus Frommes Untersuchungen ist folgendes zu
schließen :
1. Die Methode des D. A.-B. IV gibt, auch in
Modifikationen, zu hohe Resultate und
2. diese über den wahren Alkaloidgehait hinaus-
gehenden Zahlen sind zum teil bedingt dadurch,
daß Seife als Alkaloid mitbestimmt wird.
3. Die Alkaloide, auf Basis der JTe/^ar^schen
Methode bestimmt, geben durch Wägung höhere
Resultate als durch Titration.
4. Die durch Wägung erhaltenen höheren Re-
sultate sind einerseits durch Hineinschleppen von
Unreinigkeiten und indifferenten Körpern zu er-
klären, andererseits, wenn die Titration auffallend
viel niedrigere Resultate gibt als tiie Wägung,
durch teilweise Zersetzung der Alkaloide bei
Trocknung derselben in zu hoher Temperatur.
5. Wenn Unreinigkeiten möglichst fem gehalten
werden (z. B. durch vorheriges vollkommenes Ent-
fetten des Samenpulvers) und das Trocknen der
Alkaloide bei möglichst niederer Temperatur ge^
schiebt, so geben die D. A.-B. IV-Methode bei
Anwendung von Ammoniak statt Natronlauge und
die auf Basis der üS^tfor^schen beruhende Titratlona«
methode gut übereinstimmende Zahlen,
6. Die Bildung von Seife aus nicht entfetteten
Samen läßt die Verwendung von Natronlauge un-
tunlich erscheinen (auch deshalb, weil bei Aus-
schüttelung des chloroformätherischen Auszuges mit
angesäuertem Wasser letzteres nur schwer blank
zu erhalten ist).
7. Die Anwendung von entfettetem Samenpulver
gibt gut fibereinstimmende Zahlen sowohl nach
Wägung wie nach Titration einerseits und Verr
Wendung sowohl von Ammoniak wie Natronlauge
andererseits; es verbietet sich aber die Aufstellung
einer Methode, die ein lolches Pulver als Aus-
gangsmaterial verwendet, weil die vollkommene
Entfettung des Samenpulvers — und vollkommen
müßte sie sein! -— zu langwierig bt,
8. Es bleibt also nur übrig: Nicht entfettetes
Pulver mit Chloroformäther (reiner Aether
löst die Alkaloide zu schwer) und Ammoniak aus«
zuschütteln und den so erhaltenen Auszug ent«
weder a) den nach Abdestillieren des Chloroform»
äthers bei gelinder Temperatur erhaltenen Rück**
stand nach Auflösen in geringer Menge Chloroform
und Versetzen der Lösung mit Aether, Wasser
und Jodeosin zu titrieren oder b) mit saurem
Wasser und dieses nach Alkalisieren mit Chloro-
form auszuschütteln, die Alkaloide durch Abdestill*
ieren des Chloroforms zu isolieren, sie alsdann
durch Titration ihrer Menge nach zu bestimmen,
(Zu diesen Ausführungen Frcimne*% ist zu be-
merken, daß der Berichterstatter bereits im Jahre
1898 darauf hinwies, daß beim direkten Titrieren
von ätherischen Ausschüttelungen, welche aus so-
gar nur mit Natriumkarbonat alkalisierten fett*
haltigen Präparaten erhalten werden, infolge der
eintretenden theil weisen Verseif ung des Fettes und
Uebergehen eines Teiles der Seife in die Aether-
lösung zu hohe Alkaloidzahlen gefunden werden.
Dieses Uebergehen von Seife ist so augenschein-
lich, daß der Berichterstatter damals von weiteren
Beweisen völlig absehen zu dürfen glaubte (Archiv
der Pharmazie 1898, 85). Auf diesen Uebelstand
machte der Berichterstatter dann später (Pharm.
Ztg. 1899, 447) bei seinen Arbeiten Über die
Alkaloidbestimmung in Semen Strychni. Semen
Ignatii und Rhizoma Veratri mit folgenden Worten
nochmals aufmerksam : «Wenn man die Extrakte
oder die Abdampfrückstände der Tinkturen direkt
mit Natronlauge oder Natriumkarbonat alkalisch
macht und mit Chloroformäther ausschüttelt, dann
gehen wechselnde Mengen Seife mit in die Chloro-
formätherlösungen über und machen so natürlich
ein Titration der Alkaloide mit Jodeosin unmög-
lich, da Jodeosin eine stärkere Säure als die Fett-
säure ist, so daß viel zu hohe Werte gefunden
werden. Ich habe vergeblich versucht, die Seife
durch Schütteln mit Traganth oder Gummi arabi-
cum-Pulver zu entfernen. Auch Ausschütteln mit
Wasser führt nicht zum Ziel.» Und weiter unten
Seite 448 : «Die Prüfung der Drogen auf Alkaloid
geschah in der den betreffenden Tinkturen ent-
sprechenden Weise.» Ich glaube dadurch genügend
darauf hingewiesen zu haben, daß die Drogen und
Extrakte bezw. Tinkturenrückstände bei den
1072
Alkaloidbestimmangen dasselbe Verhalten zeigen.
Daß die Kommission zur Bearbeitung des Deut-
schen Arzneibuches diese meine Arbeiten nicht
berücksichtigt hat, ist sehr zu bedauern. Man
wäre sonst jetzt nicht genötigt, eine Verbesserung
der Prüfuogsvorschriften vorzunehmen.
Yoraehrlftoii und Methoden zur Wert-
besümmnng Ton Drogen.
Das für die Untersuchungen notwendige
Instrumentarium ist ein sehr einfaches :
es besteht aus den in jeder Apotheke vorhandenen
und vom Staate geforderten Utensilien, welche
durch folgende noch zu eigänzen sind:
Einige etwa 1,5 m lange und ^s ^^^ Vi ^^^
weite Glasröhre, die als sogenannte Rüdcfluß-
kühler vei wendet werden.
Ein Fläschchen Aetziinte, mit welcher Flaschen,
Kolben und glasierte Porzellanschalen mittels eines
Pinsels an passenden Stellen angeätzt werden, da-
mit auf ihnen Bleifedernotizen (Tara-, Brutto-,
Nettogewichte usw.) gemacht werden können.
Ein geräumiger Blechkasten mit dichtschließendem
Klappdeckel, der durch Einlegen von frisch-
gebranntem Kalk, welcher mit einem Brett oder
einer Weißblechplatte bedeckt wird, zu einem
Ezsikkator hergerichtet ist
Einige Arzneiflaschen von 60—100—150—200
-—250 und mehr ocm Inhalt, an denen mit Stahl-
feder und Aetztinte die Tara notiert und für Blei-
fedemotizen eine Stelle angeätzt ist, und schließ-
lich einige Arzneiflaschen von 10 und 20 ccm
Inhalt, die mit Stahlfeder und Aetztinte auf 5 — 10
— 15 und 20 ccm graduiert sind und die zum
Abmessen von Flüssigkeiten bei Ausschüttelungen,
bei denen es auf y^ ccm mehr oder weniger
nicht ankommt, dienen.
Bakuunnm Oopalyae« Kopaivabalsam ist eine
klare, mehr oder weniger dickliche, gelbbräun-
liche, gar nicht oder nur schwach opalisierende
Flüssigkeit von eigentümlich aromatischem Geruch
und anhaltend kratzendem Geschmack. Das spez.
Gewicht beti&^t 0 970 bis 0 990 bei W C. Beim
vorsichtigen Erhitzen über freier Flamme soll ein
Tropfen Balsam nicht nach Terpentin riechen und
ein hartes und sprödes Harz zurücklassen.
Wird 0.9 g Balsam und 0.1 g Kolophonium
in einem Reagensglas unter gelindem Erwärmen
gelöst, der Lösung 10 g Ammoniak Flüssigkeit
(lOproc) zugesetzt, das Gemisch stark geschüttelt
und verkorkt beiseite gestellt, so darf dasselbe
nach 24 Stunden keine Gallerte bilden (Prüfung
auf Kolophonium nach Bosettt)»
Zur Ausführung der Salpetersäureprobe,
durch die es u. a. auch möglich ist, das neuer-
dings unter dem Namen «synthetischer Peru-
balsam» in den Handel kommende Kunstpro-
dukt zu erkennen, werden 2 g Balsam in einem
Arzneifläschchen mit 10 g Petroleumäther kräftig
durchgeschüttelt, letzterer alsdann in eine zuvor
mit Schwefelsäure und darauf mit Wasser sehr
sorgfältig gereinigte trockene PorzelUnschale filtriert,
im Dampfbadt abgedunstet und das zurückbleibende
Cinname'in noch weiter 10 Minuten im Dam;:
bade erhitzt. Nach dem Erkalten setzt znan ibs:
5 Tropfen Salpetersäure, spezifiscfaea Gewici:
1,38, zu und mischt beide Flüssigkeiten rasch ulc
innig mit einem ebenfalls sehr sorgfältig gerelnigti-
Porzellanpistill. Reiner Perubalsam gibt gok-
gelbe Farbe.
Coeeionella. 1. Bestimmung des F e a c h -
tigkeiisgehaltes. 2. Bestimmung des
Aschengehaltes: Ausführung dieser Besümm-
ung wie bei Crocus.
3. Bestimmung der Färbekraf t: A) 1 g
gepulverte trockene Cochenille wird mit einer Lc^
ung aus 5 g Aetzkali und 20 g Wasser in einen
Meßkolben eine Stunde lang im Dampfbade er-
hitzt, nach dem Erkalten mit destilliertem "Wasser
auf 100 ocm aufgefüllt und gut dnrchgeschüttelL
abdaim durch einen Wattebausch filtriert.
B) Andererseits wird eine Lösung aus 0 316 g
Kaliumpermanganat und 1000 ccm desiilliertetsi
Wasser hergestellt und von dieser Lösung 12«:
ocm mit destilliertem Wasser in einem Glaszylind^
zu 100 ccm verdünnt.
Zum Vergleich färbt man in einem zweiten,
dem ersten in Größe und Form gleichen Glas^
Zylinder 100 ccm destillierten Wassers mit sovie!
der Lösung A, bis dasselbe den Farbton der Lös-
ung B erreicht. Bei normaler Beschaffenheit der
Cochenille sind hierzu 2,5 ocm erforderlich.
Oortex CotO« Qualitativer Nachweis von
C o t o i n : 10 g Rindenpulver werden mit 100 g
Aether in einer Arzneiflasche von 200 ccm Inhalt
bei einstündiger Mazeration öfters darcfascfaüttelt,
darauf der Aether in einen ErlenmeyeT'-K.olbcn
von 250 g Inhalt abfiltriert, diesem 60 g Wasser
zugesetzt und der Aether völlig abdestilliert. Nach
dem Erkalten des Kolbenitihaltes wird derselbe
mit 30 g Petroläther durchschüttelt, das Gemisch
in einen Scheidetrichter gebracht (ohne auf das an
der Kolben Wandung sich abscheidende Harz Rück-
sicht zu nehmen), die wässerige Schicht in eine
Porzellanschale filtriert und im Wasserbade ab-
gedampft Der Rückstand, in etwas Eisessig ge-
löst, muß auf Zusatz von 1 Tropfen rauchender
Salpetersäure sich blutrot färben.
Yerüeiliren zur Zeriegnngr lies Wollfettes
in einen Wasser leielit und einen Wasser
schwer absorbierenden Teil. D. R. P. 163 254,
Kl. 23 a. Dr. J. LifsekiUx, Berlin. Man löst
das Wollfett in Benzin oder Benzol und läßt die
Lösung in der Wärme über sorgfältig gereinigter
Knochenkohle stehen und nach einigen Stunden
ablaufen, wobei der Wasser leicht absorbierende
Teil von der Knochenkohle zurückgehallen wird.
Dieser Teil kann durch Ausziehen mit Alkohol,
Aether oder Lösungen von Alkalien oder Erd
alkalien erbalten und ans der Lösung in bekannter
Weise abgesehieden werden. 2 Teile davon
sollen 98 Teilen ParafHnsalbe eine hohe Wasser-
aufnahmefähigkeit erteilen. Ä, St.
107t
■ ■hrunosmittal-Ohamiai
KVerden bei der Herstellung der
Trockenmilcli Rindertaberkel-
bazillen abgetötet?
Naehdem im Jahre 1904 das Just-Hat-
makef^'Btbe Verfahren, Miloh za trocknen
und dadurch zu konservieren'*'), bekannt
wnrde, tauchte die Frage anf, ob Taberkei-
bazUlen in dieser kurzen Zeit der Aussetz-
ung hoher Temperaturen mit Sicherheit ab-
getötet wflrden.
Für gewöhnlich ist zur Abtötung von
Tuberkelbazillen in der Milch notwendig:
4 bis 6 Std. lange Einwirk. ein. Temp. y. 65^ C
1 » » * > » . ßO^O
10 «20 Min, » . . . , 700(7
5 » » » » » » 80 C
1 « 2 » * » s ^ . 90b. 95« 0
Stabsarzt Dr. W, Hoffmann untersuchte
nun das Just'Hatmaker'wiie Verfahren auf
seine Tiiberkelbazillen abtötende Wirkung,
indem er sehr virulente Tuberkelbazillen-
kulturen in steriler physiologischer Kochsalz-
lösung aufschwemmte, dieser Aufschwemm-
ung 6 L frische Marktmilch zugab, gleich-
mäßig durchmischte und die ganze Menge
mit Ausnahme eines kleinen Teils nach Just-
Haimaker auf Trockenmilch verarbeitete.
Dieser kleme TeU wurde zentrifugiert und
um den Beweis zu erbringen, daß es sich
wirklich um virulente Rindertuberkelbazillen
handelte, mit dem Bodensatz jedesmal ein
Meerechwemohen subkutan an der Bauch-
wand geimpft
Die erhaltene Trockenmilch und zwar
21,5 g wurde mit 150 ccm sterilem destill-
ierten Wasser von 40^ gelöst, zentrifugiert
und der Bodensatz wiederum einem Meer-
schweinchen subkutan eingespritzt Außer-
dem wurde der ganze Trockenmilchvorrat
nach und nach an die Tiere verfüttert.
Naehdem dnige der mit der rohen Milch
behandelten Versuchstiere gestorben bezw.
die übrigen mit Ohloroform getötet waren.
zeigten sich bei diesen überall in der Bmst-
und Bauchhöhle zahlreiche, teilweise kon-
fluierte Tuberkel. Die mit der Trocken-
milch eingespritzten und gefütterten Tiere
zeigten dagegen keine Krankhatserschein-
ungen; sie wurden nach 4 Monaten getötet
und erwiesen sich bei der Sektion frei von
Tuberkulose.
Durch die Versuche ist der Beweis er-
bracht, daß Rindertuberkelbazillen in der
Milch bei ihrer Verarbeitung zu Trocken-
milch nach dem System JusUHatmaker
abgetötet werden. Vom bakteriologischen
Standpunkt ist hiemach die Trockenmilch
zu empfehlen, da sidier auch andere Krank-
heitskeime (Typhus-, Ruhr- und Oholera-
erreger usw.) abgetötet werden. W. Fr,
Archiv /. Hygiene, Bd. 59, 1906, 216.
*) Das Verfahren beruht bekanntlich darauf,
dafi Milch über 2 auf HO» geheizte Hohi-
walzen fällt, die sich etwa 7 mal in der Minute
um ihreAzen drehen, und so binnen 5 Sekunden
ihr ganzes Wasser verliert und mittels eines
Abstreichers als dünne trockene, papierähnlicbe
Schicht von der Walze abgelöst wird.
Ueber Sardellenbutter.
Mit der Zusammensetzung der Sardellen-
butter des Handels, welche teils in Blech-
dosen, teils in Zinntuben zum Verkauf ge-
langt, beschäftigt sidi eine Arbeit von P.
Buitenberg und W, Stüber (Ztschr. f.
Unters, d. Nähr.- u. Genußm. 1906, XII,
340). Die Verfasser untersuchten diese
Fabrikate nach zwei Richtungen hin, ein-
mal darauf, ob Kuhbutter oder Fremdfette
verwandt worden waren, dann aber, ob
wirklich Sardellen oder ob billigere Fisehe,
wie Heringe, Sardinen oder Anchovis Ver-
wendung fanden. Die Unterlagen für die
Beantwortung dieser Fragen schufen sieh
die Verfasser selbst durch Analyse selbst
hergestellter Sardellenbutter und der be-
treffenden Fette aus vorgenannten billigeren
Fischen. Die Butter, welche nur zu etwa
15 bis 20 pCt in den käuflichen Eonserven
enthalten ist, wird als verhältnismäßig billige
Zutat selten durch andere Fette ersetzt
Ein etwaiger Ersatz durch Oleomargarin, Talg
oder Schweinefett wird an der niederen
Reichert' Meißl-ZM und an der fast nor-
malen Refraktometer- und Jodzahl zu er-
kennen sein. Die Fischfette selbst zeigen
niedere Reichert- Meißl- Zahlen (Heringe
etwa 0,5 bis 1,5, Sardellen als höchste Zahl
1,98) und hohe Jodzahlen, die — beson-
ders deutlich nach ISstUndiger Em Wirkung
1074
der HübV^^em JoäKSemig — bei den dn-
zeineo FischeD; wie eine Tabelle zeigt, ziem-
liche unterschiede aufweisen. An Hand der
Tabelle gelingt demnach der Nachweis der
Verwendung billigerer Surrogate anstelle der
echten Sardellen. Die Tabelle II zeigt, wie
durch die Verwendung anderer Fische die
Reichert'Meißl'ZBhl herabgedrückt wird,
während Refraktometer- und Jodzahl merk-
lich erhöht werden.
Sardellenbutter, bei welcher statt Sardellen
billigere gesalzene Fische oder statt Kuh-
fiutter Fremdfette Verwendung gefunden
haben, ist als nachgemacht zu beanstanden.
—del,
Eikonserve mit Borsäure.
Durch die Analyse einer Eigelbkonserve
des Handels zeigte Krxixan, wie hoch der
Borsäuregehalt in derartigen Präparaten an-
steigen kann, ohne daß hierdurch eine
völlige Sterilität durch das hygienisch be-
denkliche Konservierungsmittel erzielt wurde^
denn die erwähnte Eonserve erwies sich
stark verschimmelt, trotz eines Gehaltes von
mehr als 2 pCt freier Borsäure. Die Ana-
lyse zeigte einen Wassergehalt von 45,6
pCt und folgende Werte m der Trocken-
substanz :
Stickstoffsnbstanz 33,32 pCt
Aethereztrakt 66,60 »
» -Jo'Jzahl 79,3
» -VerseifQDgszahl 190,0
LecithiDphosphoisäure 1,69 »
Borsäure 3,49 »
MineralRtoffe 4,21 >
Teerfarbstoffe nicht vorhanden.
Der Verfasser suchte nun mit dieser aus
remem Eigelb bestehenden Eonserve auf
experimentellem Wege die Frage zu lOsen,
ob beim Schimmeln von mit Borsäure ver-
setzten stickstoffhaltigen und auch von stick-
stofffreien Stoffen sich flüchtige gasförmige
Produkte bilden, die Borsäure enthalten.
Das Ergebnis war wenigstens für Penicillium
glaucum ein negatives, hmgegen konnte
Krxixan feststellen, daß stets bei Zimmer-
temperatur aus einer am Boden eines Olas-
gefäßes befindlichen Borsäurelösung soviel Bor-
säure mit den Wasserdämpfen verdunstet, daß
sie auf dnem m das Gefäß heremgehangenen
Kurkumastreifen nachgewiesen werden kann.
Die Borsäuremen^e ist allerdings meist so
gering, daß die Reaktion erst eintritt, wenn
man den erwähnten Papierstreifen mit ver-
dünnter Salzsäure betupft. Hierdurdi ist
die Flüchtigkeit^der freien Borsäure — wenn
auch in sehr geringer Menge — schon bei
Zimmertemperatur bewiesen. Merkwürdig
ist, daß sieh die verfifiehtigte Menge in
Gegenwart organischer Stoffe wie z. B. ES-
gelb oder Stärkelösung zu vermehren sdieint.
Ztsehr. f. Unters, d. Nakr,- u. Qenußtn.
1906, XII, 224. —de/.
Lacto
ist dji Milchnährpräparat aus Kasein and
Serum von entfetteter Milch. Es ist eine
teigartige Masse von hellbrauner Farbe, be-
sitzt einen leicht an geröstetes Brot erinnern-
den Geruch und einen der Fleischbrfihe
ähnlichen Geschmack. Es ist leicht löalich
in warmem Wasser und vollkommen keim-
frei. Die procentische Zusammensetzung ist
folgende: 36,03 Peptone und andere Pro-
dukte der Digestion der Eiweißstoffe, 1,90
Tyrosin, 0,30 Amine und Lecithme, 0,673
Fett, 3,21 Milchzucker, 0,757 Milchsäure,
13,66 Earamell und stickstofffreie Extraktiv-
stoffe, 17,38 lösliche Salze (darunter 9,02
pCt Monokaliumphosphat), ' 5,82 unlösliche
Salze und 20,27 Wasser.
Es zeigte nach Ä. DelamUa (Chem.-Ztg.
1906, Rep.^233) ausgezeichnete Wirkung
auf den Ernährungszustand, bewurkte keine
Verstopfung oder Verdauungsstörungen, nie-
mals Reizerscheinungen des Herzens oder,
bei Anwendung als Klystier, des Darmes.
Der Appetit wurde bei Gebrauch des PHl-
parates durchgehends angeregt. - he.
Gelöstes Calelomphosphat enthaltender
Essig soll statt des gewöhnlichen Essigs als
Genußmittel dienen, um bei der Ernährung die
Umbildung der Caldumphosphate zu ermög-
lichen. Er wird hergestellt, indem zuniohst
Tricalciamphosphat in Salssäure gelöst wird and
dann gallertartig durch Zusatz von Ammoniak-
flüssigkeit bei niedrigerfTemperatur gefällt wird.
Dieses Hydrat wird ausgewaschen, von dem
mechanisch anhaftendem Wasser möglichst be-
freit und mit 'gewöhnlichem Essig zusamnen-
gebiacht. Man kann auch Bicaloiumphosphat
als trooknes Pulver in Essig auflösen. — A^
1075
Therapeutische Mitteilungen.
Ueber die Giftigkeit von Holz-
« geist.
BeeondeiB in den Vereinigten Staaten und,
wie Ströhmberg in der Petersborger Med.
VToöhenschr. berichtet; auch in Rußland
werden sehr viele VergiftungsAlle dnroh
Holzgeist beobachtet Gleichviel; ob der
Holzgeist zur Denaturierung von anderem
SpiiitoB oder ffir die Bereitung von Polituren,
Firnissen; Farben usw. angewendet wird,
jedenfalls muß die gr()ßte Vorsicht bei Ver-
wendung von Holzgeist beobachtet werden.
In Lftndem mit großen Holzbestftnden ist
die direkte Verwendung von Holzgeist zu
Brennspiritus viel größer als anderswo, und
speziell in Rußland wird der rohe Holzgeist
direkt getrunken. Es hat sich nun gezeigt,
daß vor allem das Sehvermögen des Menschen
durch die Einwirkung von Methylalkohol
ladet. So sind Fälle bekannt, daß Arbeiter,
welche methjlalkoholische Lacke und Firnisse
auf Möbel aufzutragen hatten, erblindeten,
ebenso eine Frau, die in ihrem Schlafzimmer
eine mit Methylalkohol gespeiste Lampe
brennen hatte. Eine Gesellschaft von Indianern
hatte von einer holzspiritushaltigen Flüssig-
keit genossen; es erkrankten alle^ viele
erblindeten. Die Zeitschrift der Aerztegesell-
scfaaft von Chicago veröffentlichte eine Unter-
suchung, die sogar von 235 solchen Fällen
spricht. In vielen Ländern ist der Gebrauch
von Holzgeist in der Lackindustrie verboten,
was flberall geschehen sollte, da der Methyl-
alkohol die gleichen Dienste leistet und nidit
erheblich teurer ist als Holzgeist. Schädlich
ist natürlich auch das Trinken von Methyl-
alkohol, und da dieser in Rußland viel billiger
ist als Aethyialkohol, so sind die Vergiftungs-
fälle audi dort besonders häufig. Bei einer
Hochzeit in einem russischen Dorfe wurden
35 Personen nach dem Genuß von Politur-
spiritns vergiftet. (Deswegen muß der jüngste
Erlaß, der in Deutschland die Verwendung
von denaturiertem Spiritus, welcher ja auch
etwas Methylalkohol enthält, zur Bereitung
von Trinkbranntwein verbietet, auf das
Lebhafteste begrüßt werden. Der Bericht-
erstatter.) W. Fr.
Schädliche Kaffee -Wirkungeii
konnte in vieljähriger Praxis A. Bahn
beobachten und beweisen. Seit den Be-
strebungen gegen den Mißbrauch geistiger
Getränke hat sich auch die Notwendigkeit
herausgestellt, gegen alle diejenigen Hans*
getränke und Genußmittel ins Feld zu ziehen,
die das im gewohnheitsmäßigen Gebraudie
unbedingt schädliche Koffein enthalten.
Kaffee, Tee (schließlich audi Tabak) sind die
Begleiter des Alkoholismus, wo der Alkohol
eine tagtägliche Rolle spielt Aber merk-
würdig langsam vollziehen sieh die Umwälz-
ungen auf diesem Gebiete wichtiger persön-
licher Hygiene. So mancher Gelehrte^ Arzt,
Hygieniker oder Naturwissenschaftler bricht
eine Lanze zu Gunsten aller jener Genuß-
mittel, weil er sich gerade dabei wohlfühlt,
und jeder hält seinen eigenen persönlichen
Standpunkt noch zu gern fest, weil ihm
noch augenfällige Beweise für die Schädlich-
keit des Alkohols, Kaffees usw. fehlen und
weil er nicht glauben will, daß heute die
Menschen viel mehr als früher, viel mehr
als die Gesundheit und die sozialen Verhält-
nisse es erlauben mit den Genußmitteln
wüsten.
Was bisweilen gerade auch im Mißbrauch
des Kaffee geleistet wird, konnte Bahn
vielfach beobachten. Es ist hier wie mit
dem «Sauren». Gerade das Saure bevor-
zugen bekanntlich alle anämischen und ner-
vösen jungen Mädchen, und Kaffee — in
allen Stärken — trinken gerade die blassen
aufgeschwemmten und entkräfteten Personen
gern: der Kaffee soU ein Anregungsmittel
sein, soU die Mahlzeit ersetzen und soll
immer eine kleine Abwechslung im Einerlei
des Tages bieten. Daß bei dieser Inan-
spruchnahme dem an sich meist schon sehr
reizbaren Individuum Koffein in großen
Gaben zugeführt wird, daß eine chronische
Schädigung des Magen, der ^Nerven und
Muskeln mit diesem Mißbrauche verbunden
ist, das sehen Viele erst dann ein, wenn es
gelingt, sie zum Gebrauche eines bekömm-
lichen Kaffee-Surrogats zu veranlassen.
Als ein solcher höchst wichtiger und voll-
kommener Kaffee - Ersatz ist der Malz-
kaffee zu betrachten. Nur muß man
107«
bei seiiier Zubereitung das eine beaehten,
daß er von vornherein gleich mit kaltem
frisohen Wasser angesetzt, dann frischweg zum
Kochen gebracht^ einige Mal kurz aufwallen
gelassen und dann durchgeseiht wird. Man
erhält auf diese Weise m sehr bekömmliches,
tiefsehwarz aussehendes, nach Kaffeearoma
duftendes — wenigstens bei dem Kathrmier-
schen Malzkaffee ist die tiefschwarze
Farbe und das kaffeeähnliche Aroma
(Oaffeon) ausgesprochen — und durststillendes
Getrftnk. Es mußte nun bei jedem Kaffee-
trinker erst die Probe aufs Exempel gemacht
werden : das eine männliche Individuum litt
an gänzlich unregelmäßiger Darmtätigkeit,
das andere weibliche an funktionellen Stör-
ungen der Menstruation, das dritte hatte
Kongestionen, das vierte nervösen Kopf-
schmerz und Schlaflosigkeit, das fünfte litt an
Hämorrhoidalbeschwerden usw. ; keine Person
wollte glauben, daß dies mit dem übermäßigen
Kaffeegenusse in Zusammenhang stünde. Erst
die Tatsadie, daß nach Einsetzen des Malz-
kaffee in die Diät die bisweilen sehr auf-
fälligen Beschwerden binnen einer Woche
schon merklich zurückgingen, war auch für
den zweiflerischen Kranken ein Bewds, daß
der Bohnenkaffee nachweisliche und deut-
liche Schädigungen an gewissen Organen
hervorbringt
Auch im Sinne des praktischen Eingreifens
gegenüber dem Alkoholmißbrauche wäre
der Malzkaffee ein einfaches und höchst
dienliches Hilfsmittel. Der Arbeiter kauft
sich den Schnaps im Winter zum Wärmen
und im Sommer dazu, um die meist reich-
lich genossenen kalten Getränke (Einfach-
bier, Weißbier u. ä.) bekömmlicher zu
machen. Reicht man im Winter warmen
Malzkaffee mit Zucker und im Sommer den
ausgezeichnet durststillend wirkenden Malz-
kaffee geklUilt in reichlicher Menge, dann
ist auch ein gutes Stück Arbeiterfttrsorge
gerade an einem sehr leicht einzusetzenden
Oebiete geleistet A, Rn.
Med. Woche 1906, Nr. 51.
Bomyval bei tuberkulösen Herz-
störungen
wurde von Elsässer in das Bereich der
Tuberkuloee-Behandlungsmittel gezogen und
zwar auf grund der Beobachtung, daß die
hohe Pulsfrequenz, die meist Hand in Hand
mit der Lungenerkrankung der TuberknlSoen
geht, unter Bornyval teilweise ganz merk-
lich und wesentiich herabgesetzt wird. Es
ist bekannt, daß die Unregelmäßigkeit nnd
Geschwindigkeit in der Schlagfolge des
Herzens dasselbe schnell abarbeiten nnd
gerade bei Tuberkulösen oft einen schnelloi
Herztod herbeiführen. Gegen die unter der
Giftwirkung und nervösen Erschöpfung
stehenden Herzbeschwerden der Lungen-
tuberkulösen wurde Bomyval (dargestellt von
J. D, Riedel in Berlm) in Eapeehi (3 Mal
täglich 1 Kapsel) mit dem Erfolge gegeben,
daß der Herzschlag ruhiger und gleich-
mäßiger und die Schlagfolge wesentlieh
herabgesetzt werde. Sonstige Herzmittel
hatten hier versagt^ selbst bei bestehendem
Fieber hatten die im übrigen mit Erfolg
gegebenen temperaturherabsetzenden Mittel
keinen Einfluß auf die flüditige und hastige
Pulsfrequenz.
Wahrschemlich spielt das Bomeol neben
der un Bomyval enthaltenen Baldriansftnre
eme große Rolle, wie das schon die neuer-
dings wieder bei Tuberkulösen von Alexander,
Volland u. A. mit Erfolg angewendeten
Eampheröleinspritzimgen andeuten.
Bemerkenswert ist noch, daß Bomyval
selbst bei Magensdiwäehe und nervösen
Magenbeschwerden sehr gut vertragen wurde
und daß letztere gleichzeitig sich besserten.
Da gerade die Herztätigkdt bei Tuber-
kulösen von größter Bedeutung für das
Befinden und die Prognose ist, so dürfte
das berohigend und tonisch wirkende Bomy-
val ein sehr vorteilhafter und wesentlicher
symptomatischer Behelf sein.
Ä Un
Ztsehr. /. Tuberkulose Bd. YUI, Heft' 3.
Sallcyl-Nierenreizang dureh Salleylslwe-
präparate. Ist durch Alkaligaben eine Ver-
hütung der Salioyl-Nierenreizung mögtioh ? Diese
Frage legte sich S, MoeUer ia der inneren Ab-
teiluDg des Städtischen Krankruhaoses in Altena
vor. I)iese Frage kann keineswegs eindeutig be-
antwortet werden, jedoch scheint es vorerst ganz
zweckmäßig, solchen Kranken, die unter hohe
Salicylgaben gesetzt werden, gleichzeitig Natrium -
bikarbonat zu verabreichen bis zur alkalischen
Reaktion des Harns (am ersten Tage dreimal
einen Teelöffel, an den folgenden Tagen je
Va Teelöffel voll). Durch alkalische Minenl-
quellen gelingt es nicht, den Harn bei gleich-
zeitigen Aspiringaben alkalisch zu machen.
Ther. d, Gegenw, 1906, 185. Ä. Rn,
lOTT
BOoharsohau.
Xehrbnoh der PharmakogAOBie von J)r. Jos.
Moeller , ord. Prof. d. Pharmakologie
an der Universität Graz. Mit 373 Ab-
bildungen. Zweite Auf läge. Wien 1906.
Veriag von Alfred Holder. Preis : geh.
12 Mk. 40 Pf.
Das Moeüet'Bohe Lehrbach derPharmakognosie,
das ans heate in zweiter Auflage vorliegt, weicht
insofern von den anderen pharmakognostischen
Lehrbüchern der Neuzeit ab, als in ihm der
Hauptwort auf die wirklich in der Praxis brauch-
baren Merkmale der Drogen gelegt wird, seien
sie nun makroskopischer oder mikroskopischer
Natur. Der Verfasser sieht daher von voll-
ständigen morphologischen und histologischen
Beschreibungen der Drogen ab. Es wird also,
die Botanik in dieser Pharmakognosie nur als
Hüiswissenschaft anerkannt, wiärend in der
aonstigen neueren pharmakognostisohen Literatur
gerade durch ausgiebige Berücksichtigung der
verschiedenen Zweige der Botanik ein groBeres
Interesse für die abgehandelten Pflanzen und
ihre Teile, wie sie in den Drogen vorliegen, zu
wecken versucht wird. Die Brauchbarkeit eines
Lehrbuches in der Praxis selbst wird auf dem
von Moeller gewählten Wege zweifellos gewinnen,
ob aber so auch eine Anregung und Aufmunter-
ung 2U selbständigem wissenschaftlichem Weiter-
arbeiten gegeben wird, ist eine andere Frage.
Den Beziehungen der systematischen Botanik
hat der Verfasser, der sein Buch nach äuSeren
Merkmalen der Drogen eingeteilt hat, also in
Blätter, Bluten, Samen, Früchte, Kräuter usw.,
dadurch Bechnung zu tragen versucht, daß er
dort, wo von einer natürlichen Pfianzenfamilie
das erste Mal die Bede ist, diese kurz charakter-
isiert und die in ihr enthaltenen Nutzpflanzen
anführt. Die vom Verfasser gewählte Einteil-
ung wird ja im großen und ganzen neuerdings
auch von Linde bevorzugt. Man dürfte aber
doch wohl über die Zweckmäßigkeit dieser oder
der nach den natürlichen Verwandtschaften der
Pflanzen geordneten Einteilung diskutieren
können.
Jedem Abschnitt (Blätter, Blüten usw) ist ein
allgemeiner Teil vorangestellt, der die allgemeine
Morphologie und Histologie der betr. PAanzen-
orgaoe behandelt. Die dem Buche beigpgebenen
Abbildungen sind durchweg sehr schön und
lassen die obarakteristisohen Merkmale leicht
erkennen. Die Abbildungen der Blätter sind
alles Naturselbstdrucke. Während nun die
meisten unter ihnen recht schön und instruk-
tiv sind, kommen gelegentlich aber auch recht
mangelhafte vor, wobei jedoch die Frage frei-
gelassen werden soll, ob nicht die Mangelhaftig-
keit auf Kosten des Verfidirens zu setzen ist,
das eben nicht immer und überall anwendbar
ist. Ich möchte hier z. B. auf das auf Seite
103 abgebildete Kirschlorbeerblatt verweisen,
wogegen der auf Seite 126 befindliche Natur-
selbstdrußk der Lindenblüten-Braktee geradeza
als itiealschön bezeichnet werden muß. Die
Angaben auf Seite 102: «Hazeline, eine amerikan-
ische Spezialität, ist im wesentlichen ein Hama-
melisextrakt» dürfte bei Apothekern (der Verf.
ist Mediziner) wohl auf Widerspruch stoßen.
Bemerkt sei nodbi, daß außer den eigentlichen
Pflansendrogen auch Pflanzenstoffe ohne organ-
ische Struktur wie Aloe-Harz, Benzoe-Harz,
Perubalsam und dergl., ebenso auch Drogen aus
dem Tierreich wie Kanthariden und Ameisen, ja
sogar lebande, zu arzneilichen Zwecken verwandte
Tiere wie die Blutegel abgehandelt sind. Wie
schwer es im übrigen ist, bei der vom Verf.
bevorzugten Einteilung des Stoffes die richtige
Grenze und Auswahl zu treffen, mag daraus er-
hellen, daß wohl Oleum Jeooris Aselli nicht aber
Oleum Olivaram und Amygdalarum als zur
Pharmakognosie gehörig betrachtet werden. Eben-
so ist Oleum Cacao nur in 2 Zeilen erwähnt.
Für die praktischen Zwecke des Apothekers
ist das Jfoe^i^'sohe Lehrbuch der Pharma-
kognosie zweifellos wie gesohaffen, und auch der
Studierende, der nur das fürs Examen notwend-
ige wissen will, wird sich stets gern des vorge-
nannten Werkes bedienen. J. EjiU%.
Der Beseptar. Ein Leitfaden zum Selbst-
unterricht für Aspiranten der Pharmazie
und selbstdispensierende Aerzte, bearbeitet
von Mr. pharm. J. Mindes. Mit 68
Abbildungen. Leipzig und Wien 1905.
Franz Deuticke'% Verlag. Preis: geh.
3 Mk. 50 Pf.
In älteren Vorschriften und auf älteren Be-
zepten findet man häufig den Ausdruck «misce
lege artis», der heutzuti^e nur noch selten an-
zutreffen ist Als Grund für die letztere Er-
scheinung kann man annehmen, daß die richtige,
also kunstgemäfie Ausführung der Vorschrift als
selbstverständlich angesehen ' wird oder eben
keine Kunst mehr zu sein scheint. In vielen
Fällen mag letzteres heutzutagB der Fall sein;
denn die heutige Versch reibweise erweckt den
Anschein, als ob die Anfertigung eines Rezeptes
garnichts Besonderes wäre, wozu gewisse Kennt-
nisse und Erfahrungen gehörten. Das dem nicht
so ist, hat wohl Mancher schon an sich selbst
erfahren. Man werfe nur einen Blick auf die
Fragekästen in den Fachzeitschriften. Wie ein-
fach erscheinen z. B. die sogenannten Lösungen
und welche Schwierigkeiten können sie uns be-
reiten. Es ist daher zu begrüben, daß der Ver-
fasser, der schon lange im praktischen Leben
steht, ein Buch über die Rezeptierkunst ge-
schrieben hat. Er hat in derselben auf alle
Möglichkeiten Rücksicht genommen und die ent-
sprechenden Winke gegeben. Es ist sehr zu
wünschen, daß dieser Leitfaden die weiteste
Verbreitung ßnden möge und nicht allein von
1078
den Eleven, sondern auch von den jüngeren
Assistenten möglichst oft zn Rate gezogen werde.
H. MentxeL
Amerikamaohea Koohaohulweaen. Ein-
drücke und Betrachtungen von Dr. W.
BöttgeTy Privatdozent an der Universität
Leipzig. Leipzig 1906. Verlag von
Wüh, Engelmann,
Der Verfasser versucht in dieser Broschüre
die Eindrücke und Beobachtungen in möglichst
objektiver Weise wiederzugeben, welche er ge-
legentlich eines einjährigen Aufenthaltes als
Besearch-Associate an dem Bostoner Institute of
Technology zu sammeln Gelegenheit hatte. Da
Böttger aus dem Apothekerstande hervorgegangen
ist und in den letzten Jahren die Vor- und
Ausbildungsfrage im Lager der Pharmazie ja
vielfach ventiliert ist und auch vorlfiufig noch
nicht zur Ruhe gekommen zu sein scheint, so
dürfte diese Schrift die Kollegen in besonderer
Weise interessieren.
Der Veifasser hat drüben gut und genau
beobachtet, das muß man ihm zugestehen, wenn
er auch nach Ansicht des Berichterstatters hier
und da die amerikanisohenVerhäitnisse vielleicht
etwas zu rosig ansieht. Allerdings warnt er ja
selbst davor, daß man etwa die amerikanischen
Einrichtungen direkt in unsere deutschen Hoch-
schulen übertragen solle.
Er beleuchtet nacheinander die in Amerika
schon sehr lange bestehenden Hochschuikurse,
die Vorteile und Nachteile der Staats- und
Privat-Üniversitäten, den Wert der durch die in
Amerika geforderte geringere Vorbildung be-
dingten regelmäßigen Prüfungen während
der Dauer der Hochschulstudien, der vielleicht
noch höher anzuschlagen ist, als es der
Verf. tut, sowie die anderweitigen wesentlichen
unterschiede, welche zwischen den deutschen
und den amerikanischen Hochschulen bestehen.
Trotzdem nach den Angaben des Verf. auf den
amerikanischen Uochschulen eine entschieden
besondere Begünstigung der Mittelmäßigkeit zu
beobachten ist, während in Deutschland mehr
auf die am besten Veranlagten und Tüchtigsten
durch den Zuschnitt des Unterrichts Rücksicht
genommen wird, sollen nach den Beobachtungen
Böttger*B die Abweichungen vom Durch schnitt
in Amerika größer als bei uns in Deutschland sein.
Daß sehr Vieles in den Einrichtungen der Hoch-
schulen Amerikas sicherlich besser ist als bei
ima, diese üeberzeugung wird sich einem Jeden
aufdrängen, der die Söttger'Bohe Schrift liest.
Da sind vor allem zu nennen die intensivere,
d. h. auf geringere Stundenzahl zusammen-
gedrängte Arbeit, die Vermeidung jeglicher
Ueberbürdung und die zweckmäßigen Ein-
richtungen, welche für die leiblichen Bedürfnisse
der Studierenden in Form von mit den Instituten
verbundenen, aber durchaus nicht obligatenSpeise-
häusem u. dergl. getroffen sind. Was die
körperliche Uebung anlangt, so dürfte bei uns
wohl gerade so gut wie in Amerika für das
Wohl der Studenten gesorgt sein. Insbesondere
glaube ich, daß für deutschen Sinn Turnen und
Waffen Übungen zweckmäßigere Mittel sind, als
die das Wesen und den Charakter verrohenden
verschiedenen Arten von amerikanisohem (und
englischem!) Sport.
Nicht einvei standen werden Viele (und auch
der Berichterstatter) mit der Ansicht des Verf.
sein über den Wert des Profeasorenaustanaohes.
Diese Institution dürfte vielmehr zu neunund-
neunzig pOt auf eine Verherrlichung der Ver-
anstalter und der durch die Einladung ausge-
zeichneten Hochschullehrer hinauslaufen, und es
dürfte wohl durch Stipendien an jüngere Ge-
lehrte zum Zwecke dee Eennenlernena fremder
Verhältnisse ein unermeßlich viel größerer Nutzen
zu stiften sein. Da könnte das kleine sohJaue
Japan dem Deutschen Reiche entschieden
als Vorbild dienen.
Von allgemeinerem Interesse, in Sonderheit
auch für Auswandemngslustige , dürften die
vom Verf. gemachten Angaben sein über wirt-
schaftliche Fragen, äußere Lebensbedingungen
usw. in Amerika. Ausführliche Tabellen in der
Schrift erleichtem zudem wesentlich alle in
derselben berührten und zahlenmäßig ansdrüok-
bare Fragen. J. Katt.
Erdmaxm Köbü('s OnuidriB der allge-
meinea Warenkunde unter BerQok-
sichtigang der Mikroskopie und Teohno-
logie. Für Handeteschulea und gewerb-
liche Lehranstalten sowie zur Weiter-
bUdung für Kaufieute und Techniker in
praktischen Betrieben. Vierzehnte, voll-
ständig umgearbeite Auflage von Prof.
Eduard Hafiauseky k, k. Schnlrat,
Vorstand des Laboratoriums für Waren-
kunde an der Wiener Handela- Akademie,
mit 416 Abbildungen. Läpzig 1906.
Verlag von Johann Ämbrosius Barth*
Preis: geh. 12 Mk. 50 Pf., geb. 15 Mk.
Es gibt wohl wenig Bücher, deren erste Auf«
läge vor 73 Jahren erschienen ist und die sich
derart bewährt haben, daß sie wie das vorliegende
Werk nicht allein verjüngt, sondern auch statt*
lieh gewachsen neu herausgegeben werden. Dieser
Umstand spricht am dentlichtsen für die Gediegen«
heit des Gebotenen, dem in unserer Zeitschrift
wiederholt in entsprechender Weise Bechnung
getragen worden ist. Die jetzige vierzehnte Auf-
lage hat gegenüber ihrem Vorgänger einen Zu«
wachs von fast 400 Seiten und etwa 140 Ab»
bildungen erfahren, ein Zeichen dafür, daß die
Errungenschaften der neuesten Zeit entsprechend
berücksichtigt worden und soweit nötig einge«
schaltet sind. Obwohl das Buch, wie der Tittel
sagt, zunächst für Handelsschulen, Kaufieute und
Techniker verfaßt ist, enth< dasselbe so vieler-
lei, das auch für den Apotheker und Nahrungs-
mitteldiemiker wissenswert ist, daß wir es auch
diesen Kreisen mit gutem Gewissen zur eifrigen
Benutzung empfehlen können. K A
1079
Leitfaden der qnalitatiTea
und quantitatiTan Harnanalyfte (nebst
Analyse des MagenBaftas) fttr Aerzte,
Apotheker nnd Chemiker von Dr. Sig-
mund Fränkel, Dozent für medizinische
Chemie an der Wiener Universität.
Wiesbaden 1904. Verlag von J, F,
Bergmann. 88 Seiten mit 5 Tafehi.
Preis: geb. 2 Mk. 40 Pf.
Dieser kleine Leitfaden ist nach Angabe des
Yerfa&sers aus Aufzeichnungen entstanden,
welche bei der Abhaltung pra'xtischer Kurse
der Harnanalyse bei der Wiener Universität
benutzt wurden. Obi^leich bereits eine ganze
Reihe von Büchern über die Analyse des Harns
geschrieben worden sind (von Neumann und
Vogel^ Spaeth^ Lassar-Cohk, Daiber u. a.) und
eine neue Abhandlung darüber überflüssig er-
scheinen könnte, hat der Leitfaden von Dr.
Fränkel dennoch volle Daseinsberechtigung. Es
sind in ihm nur die bewährtesten und einfachsten
Methoden angegeben, jedes unnötige Beiwerk ist
vermieden In wohltuender Kürzo sind die ein-
zelnen Reaktion beschrieben und erklärt.
Naoh einer Zusammenstellang der zur Harn-
analyse erforderlichen Reagentien folgt eine
Besprechung der allgemeinen Eigenschaften des
normalen Harnes. Das Kapitel «Gang der Harn-
untersuchung» ist in sehr anschaulicher und
leicht faßlicher Weise behandelt. £9 findet sich
unter anderem ein Schema für Harnanalysen
darin, welches für Outachten usw. von beson-
derem Werte sein dürfte. Der qualitative und
quantitative Nachweis von Eiweiß und Zucker
wird naturgemäß sehr ausführlich besprochen.
Mit Recht mißt der Verfasser der Gärprobe
keine ausschlaggebende Bedeutung bei. Bezüg-
lich des Acetonnachweises wäre es nicht unan-
gebracht gewesen, die Iiidigoprobe von BenxokU
zu erwähnen, da diese als eine der einwand-
freiesten Methoden zum Nachweise des Acetons
im Harn gilt. Der Untersuchung des Harns auf
Farbstoffe ist ein weiterer Absatz gewidmet.
Als neu ist eine Modifikation der Hupperf Rohen
Probe auf Bilirubin von Nakayama angeführt.
Ein kleineres Kapitel handelt von dem Nachweis
von Arzneimitteln im Harne. In dem Absatz
«Sediment» werden besonders Cholesterin und
Tyrosin eingehend besprochen. Auch über
organisierte Sedimente, über Zylinder, Spermato-
zoen und Mikroorganismen ist das Wissenswerteste
fesagt. Der folgende Abschnitt des Werkchens
ehandelt die quantitative Bestimmung des Stick-
stoff«, Harnstoffs, Schwefels, der Harnsäure usw.
Hier findet sich auch eine Beschreibung für die
Herstellung von Normallösungen mittels aräo-
metrischer Bestimmung, sowie zwei Tabellen
dazu, .ils recht gut kann das Verfahren der
HarnsäurebestimmuQg nach KjeldafU aus dem
nach Hopkins gewonnenen A.mmonurat bezeichnet
werden. Am Schlüsse des Abschnittes findet
sich eine Tabelle über die Normalmenge der
hauptsächlichsten Harnbestandteile in Harne von
24 Stunden. Ein kleiner Absatz über die Unter-
suchung von Harnsteinen nnd Eonkrementen
gibt eine praktische Anleitunjc für die chemische
Analyse dieser Körper. Den Abschluß des
Buches bildet eine Abhandlung über Magensaft-
untersuchungen. Es werden bewährte Verfahren
zur quajitativen und quantitativen Prüfung auf
Salzsäure, ferner zur Priifung auf flüchtige Fett-
säuren, aut Verdauungsfähigkeit und Pepsm, auf
Labenzym, auf Diastase und Blut beschrieben.
Dem Buche sind 5 Tafeln nebst Erläuterungen
beigegeben, von denen 3 vom Verfasser stammen,
während die beiden letzten dem Werke € Neubauer
und Vogel^ Analyse des Harnes» entnommen sind.
Für den praktischen Gebrauch im Laboratorium
ist der FränkerschB Leitfaden vorzüglicti geeignet
und kann die Anschaffung desselben besonders
den Fachgenossen, welche sich mit Harnunter-
suchungen zu befassen haben und Wert auf er-
probte Methoden und kurzgefaßte Erklärungen
legen, bestens empfohlen werden.
Dr. Bokrisck.
Kurzes Lehrbuch dar orgamscheu Chemie
vou Dr. Julius Schmidt Stuttgart
1906. Verlag von Ferdinand Enke,
Preis: geh. 18 Mk.
Wir verdanken dem Verfasser bereits eine
ganze Reihe wertvoller Werke, meist mono-
graphische Bearbeitungen einzelner Eörperklassen
aus dem Gebiete der organischen Chemie, welche
sich a.le durch große Klarheit und Prägnanz aus-
zeichnen. Dasselbe Urteil muB man auch dem
neuesten Werke von Julius Schmidt zuerkennen.
Nach dem Vorwort des Verfassers ist das vor-
liegende Buch als kurzes Lehrbuch der organ-
ischen Chemie zu betrachten und zwar nicht
mit Rücksicht auf seinen Umfang, sondern inso-
fern, als es nicht den Zweck hat, eine erschöpf-
ende Darstellung aller Ergebnisse der organisch-
chemischen Forschung zu Uef ern. Es soll vielmehr
den Studierenden mit den Haugteigebnissen der
letzteren nach dem Zusammenhang der Erschein-
ungen vertraut machen.
Für ein «kurzes Lehrbuch» scheint mir nun
allerdings der Umfang des Werkes etwas zu
dickleibig und ich würde die Bezeichnung ^kurzes
Handbuch der organischen Chemie» in diesem
Falle vorziehen, wenngleich in dieser Bezeichnung
gelegentlich eine contradictio in adjecto gesehen
werden kann.
Ln Gegensatz zu anderen Lehrbüchern ist in
diesem Lehrbuch ein Hauptaugenmerk auf mög-
lichst ausführliche Anführung von Quellenan-
gaben und Literaturzitaten gerichtet, um so dem
Studierenden Gelegenheit zu geben, durch eigenes
Quellenstudium die durch die mehr oder weniger
kurze Behandlang des Stoffes bedingten Lücken
auszufüllen. Es ist dies ein Moment von gamicht
hoch genug anzuschlagendem Wert, was Jeder
bestätigen wird, wenn er sich an seine eigenen
ersten Versuche im «Literatur- Wälzen« bei der
ersten selbständigen Arbeit erinnert. Und in
welcli' ausgiebiger Weise vom Verfasser die
1080
Literatomaohweise gegeben werden, das möge
man z. B. an den einleitenden Absätzen des
Kapitels «Eiweißstoffe ersehen, wo sogar schon
ein Vortrag mit verwertet ist, der von Pauli im
September dieses Jahres auf der Naturforscher-
yeisammlong in Stuttgart über die Eolloidreak-
tionen und elektrolytische Erscheinungen der
Eiweißstoffe gehalten wurde.
Eins allerdings ist mir bei dem Sehmidt^Bohen
Buche aufgefallen, das ist die nur recht spar-
same Berücksichtigung der physikalischen Chemie
und aus dem Satz auf 724 : «Das praktische Be-
dürfnis nach einer brauchbaren Methode zur
Ermittelung der Molekulargröße (nämlich der
Eiweiß körper) tritt aber hier klar zu Tage und
es dürfte Sache der physikalischen Chemie sein,
eine solche zu beschaffen», scheint mir hervor-
zugehen, daß der Verfasser auch für die Folge
möglichst für eine getrennte Behandlung der
organischen (sit venia verbo) und der physikalisch-
chemischen Forschung einzutreten gewillt ist.
Daß der Verfasser die Hnminsubstanzen, wenn
auch nur mit 4 Zeilen, so doch aber einzig und
allein nur bei den Proteiden erwähnt, scheint
mir nach der Entstehung dieser Körper, die
hauptsächlich aus Kohlehydraten erfolgt, eben-
falls nicht berechtigt.
Außerordentiich übersichtlich und klar sind
die Kapitel der über die einzelnen Körper-
klassen vorausgeschickten einleitenden Absätze
über Konstitution, Vorkommen und Bitdung.
Hier möchte ich als den Apotheker besonders
interessierend namentlich auf den Absatz «übei
die Methodik zur Erforschung der chemischen
Konstitution der Alkaloide» hinweisen, und
gerade in diesen didakiisch sehr hoch zu ver-
anschlagenden knappen und prägnanten Hmweise
für die bei der Forschung eingeschlagenen und
einzuschlagenden Wege^ glaube ich, liegt der
Hauptwert des vorliegenden Lehrbuches, das
besonders den Doktoranden und den sonst
noch selbständig wissenschaltiioh weiterarbeiten-
den Chemikern und Pharmazeuten eine schnelle
Orientierung ermöglichen wird. /. Katx,
Handbuch der aaalytiftohen Chemie von
Professor Dr. Ä, Glossen, Geh. Reg.-
Raty Aachen. I. Teil. Qualitative Ana-
lyse. Sechste; vermehrte u. umgearbeitete
Auflage. Stuttgart 1906. Verlag von
Ferdinand Enke. XIII und 341 Seiten
mit emer Spektraltafel. Preis: geh.
8 Mk.
Das Buch ist wiederholt in diesen Spalten an-
gezeigt und günstig beurteilt worden, besonders
weil es didaktisch wertvoll ist Dieser Vorzug
ist in der neuen Auflage noch beträchtlich er-
weitert worden durch die Einfügung von lonen-
gleiohungen und zwar in der richtigen Erkenntnis
einer rationellen Lehrmethode für den ersten
Unterricht nicht an Stelle, sondern neben den
tonst üblichen Formelgleichungen.
Der weitaus größte, anorganisohe Teil ist über
jedes Lob erhaben, was von dem organischen
Teil leider nicht gesagt werden kann. Pyrogallol
und Pikrinsäure unter die organischen Säuren
aufzunehmen, geht schließlich noch an, konse-
quenter Weise möchte Karbolsäure dann auch
dort zu finden sein, aber den Salicylaldehyd als
Salicylige Säure unter die Säuren einzureihen,
ist wohl etwas veraltet. Femer wird der Apo-
theker erstaunt sein, Kokain unter den Opium-
Alkaloiden vorzufinden, wie denn das ganze
Kapitel über die Alkaloide einer üeberarbeitang
bedarf, abgesehen von der Einteilung; es finden
sich unier den Alkaloiden stiokstofFreie Pflanzen-
stoffe erwähnt.
Obwohl die manigfachsten Reaktionen in aus-
führlicher Weise angegeben werden, läßt doch
die Vollständjgkeit zu wünschen übrig ; so heißt
es bei Atropin, daß besonders chariükteristische
Reaktionen nicht existieren — die VüalCwAi'b
Reaktion ist nicht erwähnt. Eine spätere Würdi-
gung dieser Hmweise würde den Wert des vor-
liegeoden Werkes sicherlich noch erhöhen.
A.
Führer Ar Püsfreunde. Die am hSnfig-
sten vorkommenden eßbaren, verdächt-
igen und giftigen Pilze. Von Edmtmd
Michael, Oberlehrer. Bfit 131 Pilz-
gruppen. Nach der Natur von Ä.
Schmalfuß gemalt und photomeohanisch
für Dreifarbendruck naturgetreu repro-
duziert. Dritter Band. Erstes Tau-
send. Zwickau 1905. Druck und Ver-
lag von Förster db Borries. Preis:
6 Mk.
Mit diesem dritten Bande hat das vortreffliche
Jft^Äa^sche Pilzwerk seinen Abschluß gefunden.
Wie die erste, so ist auch die letzte Pilzart ge-
nau mit derselben Naturtreue im tarbigen Bilde
wiedergegeben und darin liegt eben der große
Wert eines Pilzbuches, welches in erster Linie
für das Laienpublikum bestimmt ist. Die Aus-
wahl und die verschiedene Stellung der Pilz-
exemplare sind sehr geschickt getroffen und der
Text ist bei seiner Knappheit dennoch völlig hin-
reichend, um an Hand der künstlerisch ausge-
führten Abbildung eine bestimmte Pilzart identi-
fizieren zu können.
Der dritte Band zeigt unter den 131 Pilzarten
47 eßbare, das ganze Werk 307 Äxten mit 159
eßbaren, gewiß eine statUiche Zahl von E^zen,
die wohl oft infolge mangelnder Kenntnis der
Pilzfreunde dem Verderben anheimfallen. Daher
erscheint das MichaeTwhe Werk geradezu als
Helfer in der Not, dessen Hilfeleistungen selten
versagen werden.
Von dem Werke gibt es eine Ausgabe in Tafel-
form für Schulen, eine Ausgabe in Taschenformat
und eine Volksausgabe; letztere enthält nur 29
der wichtigsten Pilzgruppen aus dem ersten
Bande und kostet 1 Mk. 60 Pf.
1081
Kein Nahraogsmittelchemiker and Apotheker
sollte verabsäumeD, sich die Tasohenformatans-
gäbe (18 Mk.) anzuschaffea, aber auch der Arzt,
der Wohlfahrtspolizeibeamte und vornehmlich
dieYolksschale sollten das vom Verlag mit großer
Sorgfalt ausgestattete Michctellsohe Pilzwerk ihrer
Bücherei einverleiben. P. Süß.
Die direkten Steuern in FrenBen für den
Gebranoh der Apotheker be-
arbeitet. Einkommensteuergesetz^ nebst
Anldtung zur Selbsteinscbätzung. Er-
g&nzungssteuer. Gewerbe- und Betriebs-
steuer. Grund- und Gebändesteuem.
Gemeindesteuern. Ereissteuern. Vierte,
g&nzlioh umgearbeitete Auflage. Heraus-
gegeben vom Deutsohen Apotheker-
Verein. Berlin 1907. Selbstverlag des
Deutsehen Apotheker- Vereins.
Die Obstweinbereitung mit besonderer Be-
rücksichtigung der Beerenobstweine von
Max Barth. Eine Anleitung zur Her-
stellung weinartiger und schäum wein-
artiger Getränke ans den Früchten der
Gärten und Wälder. Sechste, ver-
besserte Auflage, bearbeitet von Dr. C,
von der Heide, Vorstand der önochem-
ischen Versuchsstation der Königl. Lehr-
anstalt für Wein-, Obst- und Gartenbau
zu Geisenheim a. Rh. Mit 26 in den
Text gedruckten Abbildungen. Stutt-
gart 1906. Verlagsbuchhandlnng Eugen
Ulmer. Preis: 1 Mk. 30 Pf.
Beim Durchlesen vorliegender Schrift merkt man
sogleich, daß sie aus der Praxis heraus ge-
schrieben ist. AuBer einer Einleitung, in welcher
das Obst und die Weinbereitung allgemein be-
handelt werden, findet man die Mostbereitung,
die Gärung, den Obstwein vom ersten Abstich
bis zur Flaschenreife, die Obstschaumwein-
bereitung und die Fehler und Krankheiten der
Obstweine in tunlichst kurzer, aber völlig aus-
reichender und gemeinverständlicher Weise be-
sprochen, insbesondere haben auch die. Verdün-
nung des Mostes, die Anwendung der Reinhefe,
der Zuckerzusatz, das Schönen usw. möglichst
eingehende Berücksichtigung gefunden. Wertvoll
ist die Anleitung zur Herstellung von Obst- und
Beerenweinen in Tabellenform auf Seite b2 und
33. Sie gibt vor allem dem Nahrungsm ittel-
ohemiker wichtige Anhaltspunkte für die Beur-
teilung dei Analysen werte, überhaupt findet jener
in dieser Schrift allenthalben recht willkommene
Angaben für seine Berufstätigkeit. Aber auch
der berufsmäßige Obstweinproduzent, noch viel-
mehr der Laie, werden aus der ĻWA'schen
«Obstweinbereitung» grossen Nutzen ziehen,
nachdem sie von der HMe, ein Fachmann von
bestem Rufe, mit den neuesten ErÜahrungen be-
reichert hat. P. Süß.
Taschenbuch der praktischen Photo-
graphie. Ein Leitfaden für Anfänger
und Fortgeschrittene von Dr. E. Vogel.
Bearbeitet von Paul Hanneke, Heraus-
geber der «Photographischen lütteil-
ungen»; 15. und 16. Auflage (51. bis
58. Tausend). Mit 127 Abbildungen,
15 Tafeln und 24 Bildvorlagen. Berlin
1906. Verlag von Ghustav Schmidt
(vorm. Robert Oppenheim). Preis geb.
2 Mk. 50 Pf.
Die neueste Auflage des beliebten Fo^e/'schen
Taschenbuches unterscheidet sich von ihrer Yor-
gängerin dadurch, daB der Kollodiumprozeß, der
heute fast nur noch von Beproduktionsanstalten
ausgeübt wird, weggelassen wurde; statt' dessen
wurde nicht nur das Kapitel über Apparaten-
kunde erweitert, sondern auch ein kurzer Abriß
über die Farbenphotographie gebracht. Der Ver-
fasser, Paul Eanfu£e^ weist auch im Vorwort
dieser neuen Auflage ausdrücklich darauf hin,
daß er nur solche Vorschriften aufgenommen hat,
die er auch wirklich praktisch erprobt hat. Die
übersichtliche Einteilung des Stoffes, die leicht-
verständliche Abhandlung und die Klarheit der
erläuternden Bilder seien zum Schluß noch ge-
bührend hervorgehoben. Man vergleiche auch
Pharm. Centralh. 42 [1901] 775. R. Th.
Chemiker -Kalender 1907. Ein Hilfs-
buch für Chemiker, Physiker, Mineral-
ogen, Industrielle, Pharmazetuten, Hütten-
männer usw. Von Dr. Rudolf Bieder-
mann. In zwei Teilen. 28. Jahrgang.
Berlin 1 907. Verlag von Julitcs Springer.
Preis: 4 Mk.
In dem neuen Jahrgang sind wieder eine
Beihe von Verbesserungen und ErgSnzungen
aufgenommen worden, insbesondere eine Methode
der elektrochemisoben Analyse in tabellarischer
Form, ferner haben die Abschnitte über Lös-
ücbkeit, Reaktionen der Säuren, Oasaoalyse,
Explosivstoffe, Leuchtstoffe, Farbstoffe Erweiter-
ungen erfahren. Sehr zu wünschen ist jedoch,
daß endlich die nahrungsmittelchem-
i s 0 h e n Abschnitte von einem Fachmann
einer zeitgemäßen Bearbeitung unterzogen
werden.
Für die Untersuchung von Butter, Margarine,
Wein usw. ^bt es gesetzliche Vorschriften, die
in erster Linie maßgebend sind. Der Abschnitt
«Milch» ist ganz lückenhaft. Bei fortlaufenden
Wasseruntersuohungen bedient man sich für
Salpetersäure der Indigomethode und für Sauer-
stoff des einfachen und zuverlässigen WinkUr-
sehen Verfahrens. Bei der Harnuntersuchung
fehlt die KLweißbestimmung. P. S.
1082
Varabhiedana Mittailungaii.
Bohnermasse für Linoleum.
Gelbes Wachs 100,0
Garnaabawachs 100,0
Weißes Ceresin 800,0
werden auf direktem Feuer in einem ge-
räumigen, hohen, eisenemailliertem Kessel
mit 200,0 Hallol*) zusammengeschmolzen,
darauf vom Feuer entfernt und mit Hallol
bis zum Gesamtgewicht von 3 kg ergänzt
Nach Zufügung von 1 kg Benzin wird die
Masse bis zum Halberkalten gerührt und
dann in Blechdosen von Y4 bezw. ^[2 kg
Inhalt ausgegossen. Die so bereitete Bohner-
masse ist gelblichweiß. Will man eine
orangegelb gefärbte Masse erhalten, so kann
das w'eiße Gereon durch Cent mineralis
(natur- oder orangegelb) ersetzt und die
Masse mit fetüöslichem Anilinorange oder
Sudangelb ^^) 0,8 g nadi dem Schmelzen
der Wachssorten gefärbt werden. //. M.
*) Hallol wird als bester und volIkommeDer
TerpenÜDÖlersatz für alle in Frage kommende
Zwecke von Dr. Leop, Halle^ Chemische Fabrik
in Berlin W, Schöoeberg empfohlen. Nach
Dr. Aufreeh* ist es klar, wasserhell, empyreama-
frei und besitzt charakteristischen Terpentinöl-
gerucb. Ihm ist eine hohe Trocken fähigkeit,
. leichtes Lösungsvermögen tür Harze. Oele, Lacke
usw. eigen, es hat denselben Siedepunkt und glei-
ches spezifisches Gewicht wie echtes Terpen-
tinöl.
**) Bezugsquelle: WÜh, Brauns in Quedlin-
burg.
neuer flüssiger Leim
wird erhalten durch Auflösen von 50 kg
(relaline in 50 kg Wasser auf dem Wasser-
bade. Dann wird unter weiterem Erhitzen
Y2 kg Zinkchlorid und nötigenfalls noch
weitere Mengen hinzugesetzt, bis dne Probe
sich bei völligem Abkühlen nicht mehr setzt.
Die Reaktion des Ldmes muß neutral sein,
ist sie alkalisch, so neutralisiert man vor-
sichtig mit Salzsäure.
Ckem.-Zig. 1906, Rep. 242. — /ic
Die Entfärbung
der alkoholisclien Farblacke
durch Sonnenlicht
beruht nach den Feststellungen von B.
Namias (Chem.-Ztg 1906, Rep. 148) auf
emer Einwirkung der zu den Lacken ver-
wendeten Harze und ist je nach deren Art
verschieden stark. Gummilack und Myrrhe
rufen die geringste Entfärbung am Lichte
hervor, Sandarak, Kolophonium und Dammar
zeigen eine mittlere Wirkung, während bei
Elemi und Mastix die Entfärbung am
schnellsten vor sich g^t Verf. nunmt eine
Oxydation der Anilinfarben an, indem die
Harze unter dem Einflüsse des lichtes Ozon
entwickeln. Es wurken aber audi noch
andere, bisher nicht erforschte Ursaiahen bei
diesen Vorgängen mit. -he.
Briefwechsel.
Herrn Dr. J. F. in M. üeber die Hersteli-
ungsweise der «Sanella» (vegetabil-
ische Margari ne, Ref orm- Bn tter -
e r s a t z ) , welche tierisches Fett Dicht enthält,
können wir augeoblioklich nur mn^maßen und
swar durfte Kokosfett mit mindestens 10 pGt
Sesamöl sowie anderen Oelen und Mandel-
milch gemischt und die Masse mit Buttergelb
gefärbt worden sein. Die Gesellschaft «Sana»
in Gleve brachte früher schon eine Maif^arine
in den Handel, welche Mandelmilch anstelle
von Kuhmilch enthielt (vergl. Pharm. Oentralh.
41 [19001 114)- •''• '^•
Anfrage. Woraus besteht Dr. WhM%
anaesthetic for painless oper-
jations? Wo ist dasselbe zu haben?
Da43 Register fiir den Jahrgang 1906 wird der Nr. 2 des
nächsten Jalirganges (1907) beigefügt werden.
Der Postaufflage der vorigen ■ummer lag ein
Post-Bestellzettel zur geffSliigen Benutzung bei.
Yerlefer : Dr. A. SdiBelder, Draden und Dr. P. 8tB, Dratden-BlaMirite.
V^-TBDtwortltelier Leiter: Dr. F. StA, in DrMden-BIaaewfts.
Im Baohhandel daroh Julias Springer, BerUn N.» MonbiloopUtc S.
Dmök TOB Fr. Titiel MAehfolger (KnnAili k. MAhlo) in Dretden.
von PONCET Glashütten - Werke
Aktiengesellschaft
BERLIN S. 0., P. A. lö, Köpnlcker- Strasse 54,
eigene GlashOttenwerke Friedrichshain N.-L
ftr
CmaiHoMcSmolMtrai uai
Se/tr i/fm alarti
m,-VLt O^lMm rnifl gn(rTi»n»m -Cl ■/■■■■
Fabrik und Lager
Oefftsse und Utensilien
■■■ pkBTMMCKtlMkMI OcbrUMh
«■iphhlan noh rar ToUsttndigen Einiiahtanx toh Apothekto, nwm cur Sigiunng euualnsi
. ÄUiarmU Äwtfnbtmmg *W ämrekaat bUU^tm PrwUmm.
aemoglobin-
M m Extrakte.
IV
Ueber
23000
Apparate
geliefert.
Dr.N.Gerber's .Originär
Centriftigen
zur
üntersnchtiDg
von Miloh und
MilchprQdiikten
Säure-
Yerfahren
Plan
Butyrometer
innen mnd
Soala flach und
breit
»Sal«
Säurefreis
Verfahren
für Milohhändler, Landwirte, Rittergüter,
Domänen, LAndwirtsohaftsschnlen und
Versachsstationen.
46 Medaillen.
2 Geldpreise d. D. MUchw. Vereinigiing.
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